Archiv für
slavische
WIVERSITYOFX^LITOMTO
ARCHIV
FÜR
SLAVISCHE PHILOLOGIE
UNTER MITWIRKUNG
VON
A. BRÜCKNER, A. LESKIEN, W. NEHRING
V. J A G 1 1
NEUNTER BAND
BERLIN,
WEIDMANN 8CHE BUCHHANDLUNG
f886.
LIBRARY
UK 1 V f? F < > • Digitized by
Lizenzausgabe der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung
1 Berlin 19 - Ebereschenallee 6
Reprint edition 1964
edited by EUROPE PRINTING The Hague, Holland
565, Meppelweg
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Inhalt.
Abhandlungen. Boiu
Beiträge zur litauischen Mythologie, von A. Brückner . . . . I
Die cechischen Marienklagen, von J. Knieschek |6
Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declination dee Kleinrusai-
■chen, von 8t. Smal Stockt j 68
Studien rar Kenntniaa des Iabornik Svjatoslava vom Jahre 1073 nebst
Bemerkungen an den jüngeren Handschriften, von L. Maaing . 77
Kritische Bemerkungen au altpolnisehen Texten, von A. Semeno-
vic 113, 529
Untersuchungen über den Versbau des südslaviachen Volksliedes,
von W. Wollner 177
Beiträge zur Erklärung des russischen Heldenepos, von A. Wesse -
lofsky 281
Der Grossvezier Mehmed Sokolovic und die serhischen Patriarchen
Makarij und Antonij, von C. Jirccek 291
Ein weissmssischer Codex miscollaneus der Gräflich-Raczynski'schen
Bibliothek iu Posen, von A. Brückner 345
Die dramatisirte Geschichte Joseph's i £ywot Jözefow vou Nicolaus
Rej, von W. Nehring 392
Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung, von V. Jagic* und
Fr. Mikulicic 444
Einige slavische Namen armenischer und türkischer Herkunft, von
J. Hanusz 471
Berichtigungen zum Reimser Evangelium, von J. Los 478
Eine serbische Evangelienhandschrift vom J. 1436 aus Zeta, von AI.
Ko tschnbinsk lj 580
Ein Textbeitrag zur Georgius-Legende. von V. Jagic 586
Ueber die Entstehung mancher Volkslieder, von 8t. Novakovld . 593
Ueber die Localendungen -h und -q der und o-Stäuime im Alt»
böhmischen, von W. Von d rak 605
Mythologische Skizzen, von Ed. Wolter 635
Anzeigen.
Untersuchungen Uber Quantität und Betonung in den slav. Sprachen.
I. Die Quantität im Serbischen, von August Leskien, angezeigt
vonT. Maretiö 129
Ortanamenforschungen, angez. von A. Brück ne r 140
Briefwechsel zwischen Dobrovsky u. Kopitar (1808 — 1828), herausg.
von V. Jagic, angez. von A. Brückner 298
Google
IV Inhalf.
&
Fr. Miklosicb, Die türkischen Elemente in den Südost- nnd osteuro-
päischen Sprachen, angez. von Theodor Korsch Fortsetzung
folgt) 467, «53
Oounau h ntcuH TypcuKHX*B cepfoin t;i, Jlpvspcut, Hneict, MopaBt H
2U6pt). H3T» nyreBtix-B aaimcoKT» H. C. ÄCTpeöOBa Jastrebov's
Sitten und Lieder der Serben von Prizren, Jpek, Morava und
Di bra) , angez. von L. Stojanovid 643
Dr. L. Geitler, Beiträge zur litauischen Dialektologie , angez. von
Ed. Wolter 6*2
Nouvcaux nie langes orientaux, angez. von J. Hanusz 687
Klein« Mitthellungen.
Eutbyinius von Trnovo, von P. Syrku 148
Wer ist Gertuka in Gorski Vijenac?. von V. Jagid 150
Komaj, von Henri Köhler 151
Zur glagolitischen Handschriftenliteratur, von Const. Jirecek. . 307
Eine Märchengruppe, von A. Wesselofsky 308
Zum russischen Bovo d'Antona, von A. Wesse lofsky 310
BcT^HHa oder Bfljmna?, von J. Grot und V. Jagid . . . 310
Philologie nnd Patriotismus, von V. Jagid 335
Die Ausdrücke cedpt, noiTeat und Mtpon'iuHia in der altserbischen
Ueberaetzung des Syntagma von M. Blaatares, von St. Nova-
koviö bll
Die Alexius-Legende als serbisches Volkslied, von V» Jagid. . . 523
Kracunt— korocunt, von Hugo Schuchardt 526
Eine Notiz zur slavischen Mythologie, von V. Jagic 528
Zum Aufsatz »Philologie und Patriotismus*, von V, Jagid . . . , 528
Londia (Jlcmaa), von St. Novakovid 691
Nochmals Kracuni» — korocuni.. von Oskar Äsböth . ...... 694
Eine illyrische [serbisch-kroatische Ueberaetzung der Reali di Fran-
cia, von V. J a g 16 699
Spuren der Convade in Weissrussland, von V. Jagid 70 1
Nachtrag zu .Seite 44 1 von W. N e h r i n g 702
Bibliographie.
Bibliographischer Bericht, von V. Jagid .151.315
Sach-, Namen - und Wortregister, von AI. Brückner 703
Prlnted in the Nethcrland» by
Drukkertj van Spflk - Venlo
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
Wie den Hauptinhalt litauischer Geschichte die Beziehungen
zu Polen nnd Rassen ausmachen . so verdanken wir auch unsere
Kunde derselben hauptsächlich wieder Polen und Russen und in
beidem ist der Antheil der Russen der ältere, aber geringere, der-
jenige der Polen der spätere, aber entscheidende. Ganz ebenso nun
hat eine vollständige Darstellung der Mythologie der Litauer, ein-
gehender und ausführlicher, als sie von jedem anderen Zweige der
ütuslaviscben Völkergruppe überliefert ist, erst der Edelmann aus
Kalisz gegeben, aber schon drei Jahrhunderte vor ihm hatte ein
Russe den ersten, doch kurzen Bericht über Götter und Glauben
der Litauer niedergeschrieben : einer Erörterung dieses .Berichtes
sind die folgenden Zeilen gewidmet.
Dieser Bericht, dessen in der deutschen wissenschaftlichen
Literatur meines Wissens nicht gedacht wird , ist von Polen und
Russen, seitdem ihn einmal Karamzin mitgetheilt hatte, vielfach
abgedruckt oder es ist auf ihn Bezug genommen worden, aber nur
einmal ward versucht, das darin überlieferte auch zu deuten: die
Deutung befriedigt wenig, vielleicht gelingt mir besser, das Räthsel
zu lösen.
Zuerst einige Auskunft über den Text, aus welchem der Be-
richt stammt, die sogenannte galizisch-worynische Chronik.
Unter den verschiedenen Redactionen russischer Annalen
nimmt diejenige, in welcher die galizisch-worynische Chronik er-
halten ist, eine wichtige Stelle ein. Diese Redaction beginnt mit
der Povestb vremem>nychi leb,, d. i. mit den sogenannten Annalen
des Nestor: es folgt eine Chronik Kiever Begebenheiten aus den
Jahren 1111 — 1199: endlich die Chronik gali zisch -woty nischer
Begebenheiten aus den Jahren 12D5 — 1292. Erhalten ist diese Re-
daction in mehreren Abschriften , von denen jedoch nur eine alt
ist, die Hypatiosabschrift, genannt nach dem Hypatioskloster in
IX. 1
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A. Brückner,
Kostroma, dessen Eigenthuni sie war : sie befindet sich beate in
der Bibliothek der kais. Akademie der Wissenschaften zu Peters-
burg und stammt »aus dem Ende des XIV. oder Anfange des XV.
Jahrhunderts a; die übrigen Abschriften, wie die Cblebnikowsche
oder Pogodin sehe, so nach ihren einstigen Besitzern genannt, ge-
hören in das XVI. Jahrhundert oder in noch spätere Zeit und be-
ruhen auf einer mit dem Hypatiostexte fast identischen Abschrift.
Herausgegeben wurde der Hypatiostext zuerst im zweiten Bande
des Pölnoe sobranie rasskictr* letopisej 1843, 1871 wurde der Codex
einmal photolithographirt und dann wieder von Palanzov abge-
druckt unter dem Titel Letopisb po ipatskomn spisku, izdanie
archeograficeskoj kommissii, Sanktpeterburgt 1871: ich citire
nach letzterer Ausgabe.
Die galizisch-wolynische Chronik, in der Hypatioshandschrift
Seite 487—612 umfassend, ist noch im XIII. Jahrhundert selbst
verfasst also von einem Zeitgenossen der geschilderten Begeben-
heiten, nach aller Analogie russischer Verhältnisse von einem Geist-
lichen aus dem Lande Halicz oder Wotyn , so weltlich auch der
Ton des ganzen Werkes klingen mag, von einem warmen Freunde
und Verehrer seiner Fürsten, welcher Einblick hatte auch in offizielle
Aufzeichnungen, Urkunden und Verträge, dessen einfache, aber
ausführliche, lebhafte und wahrheitsgetreue Darstellung, deren
stellenweise gehobene,, poetische Diction die engeren Formen russi-
scher Annalistik zu sprengen droht, uns die Schicksale der gali-
zisch - wolynischen Fürsten jener Zeit vollkommen erschliesst.
Durch die Beziehungen nun. in welche letztere und unter ihnen
besonders König Danito zu den westlichen Nachbarländern einge-
treten waren, gewinnt die Chronik auch für diese, namentlich für
Polen, Bedeutung, aber zu einer Quelle ersten Ranges wird sie für
unsere Kenntniss Jatwingiens und Litauens, des XIII. Jahrh. So
nennt sie die Namen der einundzwanzig litauischen Fürsten, welche
1215 mit den Russen Frieden seliliessen wollen: schildert ausführ-
lich die Kämpfe mit den Jatwingen; erzählt, wie Mendowg die
Alleinherrschaft begründet hat. von seiner Macht und seinem Falle,
von seinem Sohne, dem Fürsten und Mönche u. s. w.; die Ge-
nauigkeit dieser Angaben, das Interesse des russischen Chronisten
an denselben ist wohl erklärlich schon aus den verwandtschaft-
lichen Beziehungen, den mehrfachen Heirathen zwischen dem Hause
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Beitrüge zur litauischen Mythologie.
3
Danilo s und demjenigen ftiendowg's. Die philologische Ausbeute
dieser Angaben, die jatwingischen und litauischen Eigennamen,
welche in der Chronik vorkommen, werde ich in einem folgendeu
Aufsätze verwerthen, in welchem ich die Namengebung des alten
Litauen, bis 1569, behandele: hier bespreche ich die beiden auf
litauische Mythologie bezüglichen Berichte des Chronisten.
A. Der erste, in der Ausgabe von 1871 auf S. 542. im Polnoe
Sobranie II 187, lautet folgendermassen. Nachdem der Chronist
unter dem Jahre 1252 von der Annahme der Taufe durch Mendowg
gesprochen, fthrt er fort:
Kre&cenie ie ego lbstivo byste: irjase bogom-B svoimi vtajne.
pervomu N^nadeevi. i Teljaveli, i Diverik-Bzu, zaejacemu bogu,
i Mejdejnu : egda vyechase na pole i vybegnjase zajacb na pole, v
lesi, roscenija ne vochozase vnu i ne smeja&e ni rozgy ulomiti i bo-
gomb svoimb zrjase, i niertvycht telesa sozigase, i pogam»stvo svoe
jav§ tvorjase, d.h. Doch seine Bekehrung (Taufe) war trügerisch :
er pflegte seinen Göttern insgeheim zu opfern, zuerst dem N-tnadej
und der TeUawel' und dem Diwerix und dem Hasengott Mejdejn :
so oft er aufs Feld hinausritt und ein Hase aufs Feld hinauslief,
pflegte er in den Wald des Gehölzes nicht hineinzutreten, noch
wagte er auch eine Gerte abzubrechen, und er opferte seinen Göt-
tern und verbrannte die Körper der Todten und trieb offen sein
Heidenthum.
Ich habe zuerst einiges in der Uebersetzung zu rechtfertigen.
Zaejacemu bogu wird = zajaöemu bogu allgemein angenommen :
auch scheint die Partikel vor dasselbe gesetzt, zajafcemu bogu mit
Mejdenu verbunden werden zu sollen. Die Nominative der Götter-
namen sind aus den im Texte überlieferten Dativen nach slavisclieni
Sprachgebranch erschlossen, Diverikizu und Mejdejnu sind Dative
männlicher o-Stämme, 'Diveriks** und *Mejdejn'&, der Halbvocal
in der Form Diverikxzu hat lautlich nichts zu bedeuten, er trennt
nur nach kirchenslavischer orthographischer Weise eine unslavische
Lautverbindung und kann fortgelassen werden und fehlt wirklich
an einer zweiten Stelle, wo der Name wiederholt wird ; zu diesem
Wechsel der Schreibung vergleiche man in derselben Partie der
Chronik den Wechsel von vo djaveHtvfc (vom neuesten Heraus-
geber zu vodja yt> Litve verballhornt) und iz djavoltvy, die Schrei-
bungen zivin-Bbud-B, dovtsprunkL. mon^dunici» u.a.. vgl. Miklosich
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A. Brückner,
Gr. I. 140. Teljaveli ist Dativ eines weiblichen 1- oder ja-Stam-
nies : Nmadejevi eines männlichen jo- (je-) Stammes : Uber letzteres
konnten bei einem der Sache Unkundigen Zweifel entstehen, er
könnte in dem -dejevi, wie dies in der That geschehen ist, litaui-
sches dir was vermuthen, daher erwähne ich ausdrücklich, dasc
diese Möglichkeit sprachlich ausgeschlossen ist, man vergleiche die
zahlreichen Dative auf -evi von je-Stämmen, Eigennamen und
Appellativen aus demselben Texte : Andreevi Seite 206 und 507
i Nominativ Andrej), Burondaevi S. 560 Nom. Burandaj, Buranda
S. 562, 563), Trojdenevi zweimal S.575 und 577 (Nom.Trojdenij),
Menbgutimurevi 8. 575 Nom. Menbgutimen» ebds.) , ko Jurbevi
S. 583 und 61 1 (Nom. Jury), Nogaevi S.585 und 587 ;Nom.Nogaj),
Alguevi S. 591 Nom. Alguj) u. a. : von Appellativen: stryevi
8. 613. ko veprevi i ni k medvedeve S. 596, korolevi S. 507, boevi
8. 214 zu stryj, boj u. a., vgl. testevi S. 492 u. s. w. Roscenije
fasse ich gleich grossrnss. rosca Hain und berufe mich hierfür auf
die Stelle S. 265. wo die Lage eines Ortes angegeben wird: za
zverincemi» u roscenija, d. i. wohl »hinter dem Thiergarten am
Gehölz«.
In diesem Berichte nehmen wir eine gewisse Steigerung wahr :
sein Urtheil, die Taufe sei nur Trug gewesen, erläutert der Chro-
nist durch die Angabe heimlicher Götteropfer und Nennung der
betreffenden Götter: die Erwähnung des Hasen-, d. i. Wild- und
Waldgottes leitet zur Anführung der folgenden abergläubischen
Vorstellung Uber: der aus dem Gehölze herauslaufende und den
Weg des Fürsten kreuzende Hase dünkt ihm Werkzeug in der Hand
der Gottheit und das Gehölz gilt als heilig, für den Profanen nicht
zu betreten, noch weniger zu verletzen : derJße rieht gipfelt dann
in der Anklage offenen heidnischen Treibens, speciell dessen,
was den Christen am meisten hierbei verletzt«, der Götteropfer und
Leichenverbrennung. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass
der Chronist, respective sein Gewährsmann, keine schlimmere An-
klage zu erheben vermocht hat, er weiss offenbar von keinem
Menschenopfer, von keiner Verehrung »vierfüssiger Thiere, Vögel,
Kröten«.
Einzelne Punkte dieses Berichtes sind durch andere Quellen
wohl verbürgt; die Leichenverbrennung z. B. durch Drugosz im
X. Buche und Michajio, welcher die Ansicht, dass die Lituaui
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Beitrüge zur litauischen Mythologie.
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eigentlich Italiani wären, nicht nur folgert ex sermone nostro serai-
iatino. sondern auch ex ritibus Romanornm vetustis qui non ita
pridem desiere apud nos videlicet ex crematis buraanis cadaveri-
bus.... (Michalonis Lituani de moribus etc. fragmenta. 1615. S 23; ,
beiläufig sei bemerkt, dass die ganze Annahme von der Litua =
l'Italia, wie sie seit dem XVI. Jahrh. gang und gäbe wird, keine
Erfindung der Litauer , des Michajlo , sondern der Polen, speciell
des Diugosz gewesen ist und auf diese Weise mit den frttbesteu
Regungen des Humanismus bei den Polen zusammenhängt: von
der Leichenverbrennung bei den Preussen berichten Wulfstan und
Peter von Dusburg. Von heiligen Hainen (und Quellen ; der Preussen
berichtet Adam von Bremen , nach Peter von Dusburg haben sie
heilige Wälder. Felder, Gewässer, in denen sie weder Bäume
schlagen noch pflügen noch fischen dürfen: am ausführlichsten
schildert Diugosz diesen Aberglauben der Litauer, und ich will des
Vergleiches wegen die betreffende Stelle wiedergeben. Es sollen,
sagt er, die Litauer verehrt haben item siluas. quas vocabant sa-
crosanetas et quas ferro contingere profanum atque mortiferum
erat : omnes siquidem illas ferro contingentes et violantes Satanae
dolositas et versutia in manu, oculo, pede, aut aliquo membrorum,
ut cultores snos in fide sacrilega contineret, Deo permittente. ofFen-
debat, et non nisi arietum et vitulorum holocaustis placatus simu-
latam reddebat sanitatem. In siluisqu£ huius modi Deum silvarum
ceterosque Deos . . consistere putan t : in der zweiten Ausführung
sagt Dlugosz : Siluas etiam plerasque non secns quam sacrosauetas
colebant, quas et intrare C- per detruncationem aut arboris aut fron-
dis violare, capitale fuit. Detruncator enim frondium aut siivae in-
gressor aut iugulabatur a Daemone aut in aliqua mutilabatur cor-
poris parte.
Die Angaben Uber diesen, jedem Fremden sofort auffallenden
Baum- und Waldcultus der Litauer Hessen sich noch vermehren,
z. B. aus dem Berichte des Mönches und Missionärs unter den Xe -
maiten, Hieronymus von Prag , vom J. 1431. welcher die Heiden
den Baum eine sacra dei domus nennen lässt. in qua diyinam opem
petere consuevissent : inde pluvias, inde soles obtinuisse : nescire
jam quo in loco deum quaerant. cui domicilium abstulerint : abge-
druckt aus des Enea Silvio Beschreibung von Europa sammt wei-
teren Angaben bei W. Mannhardt. Der Baumcultus der Germanen
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A. Brückner,
und ihrer Nachbarstämme Berlin 1875; S. 36 f. Mannhardt er-
klärt auch die Unverletzlichkeit des Baumes oder Haines aus der
naiven Gleichstellung des wachsenden Baumes und lebenden Kör-
pers, wonach die dem heiligen Baume zugefugten Verletzungen an
den entsprechenden Gliedern des Verletzers gerächt wurden u.s.w.
— So ist auch die Angabe unserer Quelle zu verstehen , wobei je-
doch Unzusammenhängendes verwirrt scheint, nämlich die Unglück
verheissende Kreuzung des Weges durch einen Hasen und die Un-
verletzlichkeit des heiligen Haines. Das eigentliche Neue unseres
Berichtes liegt daher in den Götternamen, doch ehe ich diese selbst
m deuten versuche, theile ich die zweite auf litauische Mythologie
bezugliche Stelle mit :
B. Küssen und Litauer hatten ein Bundniss geschlossen; M en-
do wg hatte dem einen Sohne des Danüo, Roman, das litauische
Gebiet von Nowogrödek überlassen, 1255; für das Jahr 1258 war
eine gemeinsame Expedition angesetzt, man sollte sich vor der
Damlo unbotmässigen Burg WozwjagP, im Kiewer Fürstcnthume.
treffen. Zur anberaumten Frist erschienen nun vor Wozwjagl' die
Küssen unter Danüo. seinem Sohne Lew und seinem Bruder Wa-
silko . aber nicht die Litauer mit Roman; ohne deren Ankunft ab-
zuwarten, bemächtigte sich Danüo des Fleckens und zündete ihn
an, nachdem er die Einwohner herausgeführt und als Kriegsbeute
unter die Seinigen vertheilt hatte. Der Chronist fährt nun fort
Polnoe Sobranie II, 195, Palauzov 556) :
Romanovi ie prisedsu ko gradu i Litve, poteksi na gradi»
Litvfc, ni vedesa ni&bto ie, tokmo i golovnfc ti psy tecjusce po go-
rodiscu; tuzachu ze i plevachu, posvojsky rekusce: janda, vzy-
vajusce bogy svoja Andaja i Diviriksa, i vsja bogy svoja poinina-
jusee, rekomyja besi d.h. Als nun Roman und die Litauer zur Burg
;zura Flecken) gekommen und die Litauer auf die Burg gelaufen
waren, und sie wussten von nichts, nur Feuerbrände (waren da?)
und Hunde, die Uber die Burgstätte liefen; sie grämten sich nun
und spieen, indem sie nach ihrer Weise sprachen: janda, ihre
Götter aufriefen, den Andaj und Diwirix, und alle ihre Götter,
nämlich Unholde, erwähnten.
Die Uebersetzung bedarf kaum einer Rechtfertigung, statt ve-
desa ist vielleicht nach südrussischer Weise viddsa zu lesen, d. h.
sie sahen nichts ausser Feuerbränden und Hunden ; über ti »und«
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
7
vergleiche man z. B. Miklosioh in der Einleitung zum Nestor S. XV:
statt tecjusce hätte man tekusce erwartet, andere Formen, zu denen
tecjusce gehören wttrde. sind mir unbekannt :*die um ihre Aussicht
auf Beute gebrachten Litauer spieen unter Verwünschungen aus :
anders vermag ich plevachu nicht zu übersetzen .
In diesem Bericht ist der heimische" Ausruf der Litauer,
janda, eng verwandt mit einem Götteroamen, Andaj. und die Nen-
nung desselben führt dann die eines anderen Götternamens, Diwi-
rix, natürlich herbei. Auf diese Weise nennt der Chronist an dieser
Stelle zwei Götternamen. Vergleichen, wir nun in Bezug auf die-
selben diese Stelle, B. mit der vorhergegangenen. A. so zeigt sich
sofort, dass der Diwirix von B identisch ist mit dem Diweriks von
A und unwillkürlich steigt in uns die Vermuthnng auf, dass auch
znra Andaj von B eine Entsprechung in A vorhanden sein dürfte :
Mendowg's Schaaren können ja ganz wohl dieselben Götter verehrt
haben, wie ihr eigener Fürst. In A scheint nämlich der Chronist,
nach dem Ton der Stelle zu schliessen, alle litauischen Götter-
namen, die ihm überliefert waren, aufgezeichnet zu haben : in B
begnügte er sich mit der namentlichen WiederanfÜhrung zweier
derselben, indem er auf die Übrigen mit vsja bogy svoja. alle ihre
Götter, hinwies, während er in A vsja nicht gebraucht, sondern
statt dieser allgemeinen Wendung die einzelnen Namen wirklich
aufgeführt hatte. In welchem Namen von A wir den Andaj von B
zu suchen haben, darüber ist kein Zweifel gestattet : wie in B »An-
daj« vor Diwirix steht, steht in A Ni.nadej vor Diwirix ; Andaj und
Ninadej sind offenbar identisch.' Eis werden somit in B zwar keine
neuen Götternamen genannt, aber die Stelle behält für uns ihre
Wichtigkeit, wenigstens dadurch, dass sie eine neue Lesart liefert:
N-wiadej und Andaj einzeln genommen . scheinen sich aus dem
Litauischen nicht deuten zu lassen, aber »durch zweier Zeugen
Mund* können wir uns der Wr.hrheit zu nähern versuchen. Der
Halbvocal in Ntnadej kann an eine falsche Stelle gerückt sein, er
sollte wohl ursprünglich n und d trennen, Über welche Function
desselben wir bereits gesprochen haben, so ergiebt sich als gemein-
schaftliche Form ein .andej oder .andaj, den Anfangsconsonanten
lassen wfr vorläufig unbestimmt.
Es sind uns somit von dem Chronisten die Namen von vier
litauischen Gottheiten tiberliefert, .andej oder .andaj, Teljawelja
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b
A. Brückner.
oder Teljawelb (fem... Diweriks oder Diwiriks, Mfcjdejn. Offenbar
müssen wir zunächst fragen, ob sich nicht in demjenigen, was uns
sonst von litauischer Mythologie überliefert ist, Entsprechungen
dazu auffinden lassen: dabei denken wir natürlich hauptsächlich
an dasjenige, was Lasicki aus den Berichten des Laskowski uns
vermittelt hat.
Vergleicht man den Bericht des Laskowski mit der Angabe
der Chronik, so fällt sofort auf, wie wenig sie übereinstimmen :
aber es wäre gefehlt, wollte man diesen Umstand, da die Angaben
der Chronik ganz unverfänglich scheinen , zu einer Verdächtigung
des Laskowski schen Berichtes ausnutzen. Es ist ja bekannt, wie
misstrauisch man sich Einzelnheiten dieses Berichtes gegenüber
verhielt oder verhält, man sprach von Mystificationen , völligem
Unverständnis8 ; einzelnes musste in der That grosse Bedenken er-
regen, und so begann man den Werth dieser wichtigsten Urkunde
lituslavischer Mythologie zu unterschätzen. Aber die Angaben der
Chronik stimmen zu allem anderen, was uns von litauischer oder
preussischer Mythologie Uberliefert wird, nur noch weniger; ent-
täuscht vermissen wir vor allem jede Erwähnung der sogenannten
litauischen Hauptgottheiten, wie kommt dies?
Die Hauptmasse unserer Berichte Uber litauische und preussi-
sche Mythologie stammt aus dem XVI. Jahrh. , ist somit um drei
Jahrhunderte jünger, als die Angabe der Chronik, und zwar sind es
Jahrhunderte, in welchen der Einfluss christlichen Glaubens un-
verkennbar ist. so wird diesem die Ausbildung des Pykülas als des
bösen Geistes zuzuschreiben sein, wie dies auch beim Diabol der
Luticen der Fall war; derselbe Einfluss dürfte z. B. bei der Vor-
stellung von Auxtheias wissagistis, d. i. deus omnipotens atque
summ us mitgewirkt haben. Aber neben diesem Unterschiede der
Zeit ist derjenige des Ortes besonders zu berücksichtigen ; Brauch
und Glaube differirten bei Preussen, Litauern, Letten, wie wir dies
schon an den Namen der Gottheiten ersehen, die, Uberliefert bei
den einen, den anderen völlig unbekannt scheinen. Dieser Unter-
schied kann sich, wenn auch in geringerem Masse ^ in Litauen
selbst wiederholt haben, namentlich zwischen der Zemoite .und
AukBtotc, die nicht nur topographisch, sondern auch politisch ge-
trennt waren. Es bezieht sich nun der Bericht des samogitischen
Revisors oder Lustrators Laskowski ausschliesslich auf die Zemoite :
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Beitrüge zur litauischen Mythologie.
die Angabe der Chronik dagegen ausschliesslich auf die Aukstote,
denn Mendowg. von dessen Götterglauben sie erzählt, war ur-
sprünglich nur Stammftlrst in der Aukstote. welcher z. B. 1252 mit
den Zemaiten gekämpft, ihre Fürsten vertrieben hat. wie wir dies
aus der Chronik selbst erfahren. Endlich dürfen wir ohne Weiteres
annehmen, dass die Angabe der Chronik die Zahl der in der Auk-
stote im XIII. Jahrh. verehrten Götter nicht erschöpft.
Alle diese Umstünde zusammengehalten erklären somit die
mangelnde Uebereinstiramung zur GenUge. hierzu kommt, dass bei
näherer Prttfung dieser Mangel doch nicht so vollständig ist.
In einer »Gottheit« treffen nämlich Laskowski und die Chronik
sofort zusammen, der Hasengott Mejdeju der letzteren, der Haine
heiligt, wiederholt sich bei Laskowski in : modeina et ragaina syl-
uestres sunt dij (Ausgabe von 1615. S. 47 . Der Name ist klar;
lit.medis heisst Baum, aber in den übrigen Dialecten ist die ältere
Bedeutung Waid erhalten, lett. meis Wald, Gehölz Ulmann i. h. v.),
preuss. median Wald (Vocabular* ; lit. medinis, dem unser Mejdejn,
für 'Medejn verschrieben oder verhört, und Modeina fUr "Medeina
am nächsten kommen, bedeutet neben »hölzern« auch »im Walde
befindlich, wild«, daher medlue kiaüle Wildschwein, lettisch meza
(Genetiv von meis) cüka u. s. w.: vgl. im Lettischeu mezons oder
mezans ein Waldteufel. Der »Waldteufel« spukt noch im modernen
Litauen: in der Sammlung Veckenstedt's s. u. finden wir ihn
unter mehreren Namen und Gestalten, als medinis wälnis. als
Mann oder Frau medinis if medinö . als wilder Bock oder Ziege
medinis ozys. als zondis wegen seines starken Gebisses : er schützt
Wald und Wild: er jagt es: führt den Menschen im Walde irre
oder bannt ihn an und in einen Baum : befragt ihn Uber die Pflege
des Waldes , ringt mit ihm und zwingt ihn zu dienen : wohnt in
Höhlen, bei Metallen, daher sein Reichthum: hat übermenschliche
Kraft und Stimme : sein böses Wesen tritt besonders in der Nacht
hervor. Aus dem Volksglanben der Slaven bieten sich leicht Pa-
rallelen, z. B. der russische lesij: über das Wesen, die gemein-
schaftlichen Züge dieser Waldgeister vgl. Mannhardt a. a. 0.
Anf Grund dieser einen, klaren Uebereinstimmung versuchte
Mierz ynski (in dem Aufsatz : Jan Lasicki. Zrüdto do Mytologii Li-
tewskiej. im Rocznik ces. kröl. Towarzystwa naukowego krakow-
skiego. Krakau 1870. S. 1 — H)2) auch die übrigen Namen der
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10
A. Brückner,
Chronik mit den bei Lasicki angegebenen zu identificiren : er fol-
gerte aus Nuiadevi einen »Numadjewas Hausgott«, zu dem Haus-
gott nnmeias des Lasicki , und deutete Teljaweli als gleich dem
Tavvals deus auctor facultatum desselben , was wieder nur ein
tcwelis Väterchen sein sollte, etwa als Anrufung des göttlichen
Gebers duotojas. Damit ist nun wenig anzufangen, wir milssen es
anders versuchen.
Wir hatten oben eine Form . andej oder . andaj erschlossen ;
im Anlaute fanden wir daneben ein j in janda; Nmadej für Nan-B-
dej giebt keinen Aufschluss, ebensowenig giebt es irgend ein pas-
sendes litauisches Wort mit j oder a. Es bleibt nur eine Möglich-
keit, für den Anlaut g : vielleicht lässt sich gerade wegen der west-
russischen Aussprache des g als h das Schwanken im Anlaute er-
klären ; das so erschlossene G andej oder Gandaj können wir dann
in Lasicki auffinden. Nachdem derselbe berichtet hatte, dass die
männliche) Jugend dem Pizius bei der Zuführung der Braut opfert,
fahrt er fort : pnellae quoque quendam Gondu adorant et inuocant
8. 47 ; Angaben Uber den Gondu finden wir bei Veckenstedt I.
S. 154 — 156, doch mag ich dieselben nicht verwerthen, warum, ist
unten auseinandergesetzt. Wer diese mächtige Gottheit war, wird
sie doch, falls unsere Voraussetzungen nicht trugen, in der Chronik
vielleicht nicht bloss zufällig an erster Stelle genannt, darüber
könnte uns nur noch die Deutung ihres Namens belehren. Gand-
könnte im lettischen gods »Ehre, Ruhm; Ehrenhaftigkeit; Anstand,
Höflichkeit; Festigkeit, Schmaus« (Ulmann i. h. v.); güdät ehren,
verehren: güdigs ehrbar: güdiba Majestät u.a. wiederkehren, aber
/.emaitisches göda Lob, Ehre: god6ti ehren, preisen 'Nessel mann;
wiese hin, dass dieses lettische & nicht lit. an, sondern lit. ü ent-
spricht. Aus dem Preussischen ist uns ein gand- in einer Reihe
von Personennamen Uberliefert, Bezzenberger (Die Bildung der alt-
prenssischen Personennamen, Altpreussische Monatsschrift XIII,
Königsberg 1876, S. 31 des Abdruckes) fuhrt Gande, Gandiko,
Gandil, Gandit, Gandois; Genderik, Gändobxo ; lgande, Napra-
gando, Nergunde an ; Uber etwaige litauische Personennamen werde
ich an einem anderen Orte handeln. Dagegen tritt gand- im Li-
tauischen in der Zusammensetzung neganda oder negande oder ne-
gandasauf, »Unglück, Unheil, Unfall« (Nesselmann) »der Schrecken
oder eigentlich das was Schrecken verursacht« fKurscbat) ; daher
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
II
wollte Bezzenberger den Gondu de« Lasicki (bei Veckenstedt II.
S. 254 etwa als Gegensatz zn neganda »Unglück.« fassen. Dass
wir jedoch ein litauisches *ganda Schrecken anzusetzen haben, be-
weist das davon abgeleitete gandinti schrecken, straszyc, nugan-
dinti na straszyc-. perganditi przestraszyc. reflexiv iszsignstti ich er-
schrecke, iszgqstis Schreck, gandykle Scheuche; ich erkenne es
wieder in jenem janda, welches der Chronist die enttäuschten Li-
tauer ausstossen lässt. Eine Weiterableitung desselben *ganda
konnte dann der Name jenes Gottes sein, an den man sich um Ab-
wehr des Schreckens, Unheils wandte, also vielleicht eines Schick-
salgottes, bei dem auch Mädchen Glück fUr die Braut oder für sich
erbeten konnten. *Ganda hängt wohl nicht zusammen mit gendü
gedaü gesiu gesti »entzweigehen oder schadhaft werden, von einem
Mechanismus: euphem. tibertragen auf verwesen, vom mensch-
lichen Leichnam«, dazu das Causativ. gadinü »ein mechanisches
Werkzeug beschädigen«, vgl. ziegorius pagedes die Uhr ist schad-
haft und käs mano zicgoriu pagadino wer hat meine Uhr entzwei
gemacht? bei Kurschat i. h. v. : wozu hingehören könnte g&da
Scham, Schande, ged&tis sich schämen — poln. zadzic sin sich
ekeln, zadny hässlich. Oder soll man dieses Uganda und den
Götternamen von einander trennen, den Götternamen (sammt dem
lett. güds? mit slavisch god** xaiqog vergleichen; die Vocalver-
bältnisse wären dann aufzufassen, wie z. B. im Slavischcn selbst
zwischen *stqpi> Schritt und stopa (zu step- in stepeni>, lit. stipinis
Stollen, Stütze an einer Schleife, stiprüs stark u. s. w.) ?
Von den beiden übrigen Namen, offenbar Composita, weiss ich
nur je einen Theil zu deuten: in Diweriksi, liegt wohl diewas, in
Teljawelja vielleicht dasjenige wel- vor, zu dem vielona deus ani-
marum des Lasicki. wel£s »Subst. fem. Plur. , in Samogit. die
geisterhaften Gestalten der Verstorbenen, auch wohl überhaupt
geisterhafte Wesen wie die laümes. Bei Pilkallen wurde gesagt:
während die Wöchnerin ohne Licht schläft, werden die weles kom-
.raen und das Kind vertauschen« Kurschat vgl. welüs spät u. s.w.),
gehört oder das. in welinas (w^lnias weis) Teufel vorliegt. Rikst
kann ich nicht mit preussisch rikis Herr also »Götterherr«) ver-
knüpfen , weil die russischen Quellen den litauischen Auslaut des
Nominativus Sing, stets fortlassen, wir somit nach jeder Analogie
ein 'divirik-B erwarten würden; sollte hier eine sonst unerhörte
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12
A. Brückner.
Ausnahme oder eine Weiterbildung mit s vorliegen 1 oder ist es ein
*diewarykszte\ vgl. orarykszt* Regenbogen? oder hängt es mit
reiszkiu reiszkiau r&ksziu reikszti offenbaren durch ein *reiksztas
zusammen: was den Wechsel in der Stellung des Sibilanten rei
szkiau - reikszti betrifft . sei angemerkt . dass im Litauischen die
Lautfolge -szkt-, -szks- zu -kszt-, (-kszs-) -ksz- umspringt, z. B.
brekszta breszko breksz brekszti anbrechen, vom Tage, dienös
breszkimas Tagesanbruch, vgl. poln. brzask; trieszkiu triekszti
quetschen, pressen, vgl. poln. trzask; troksztu tröszkau dürsten:
bloszkiü blökszti zur Seite schleudern ; czerszkiu czefkszti schril-
lend tönen, ebenso bei s. z: dreskifi dreskiaü dreksiu dreksti mit
einem Ruck reissen ; mezgü mek sti stricken : teszkiü tokszti aus-
einanderspritzen u. 8. w. Was Teljawelja anbelangt, so könnte
allenfalls im ersten Theile kelias Weg stecken, einen kielu dziewos
als Wegegott nennt Stryjkowski (Kronika etc. I. 146 der Ausgabe
von 1846) ausdrücklich: kelun diewas und kelun welnis Wegegott
und Wegeteufel, kommt in der Sammlung Veckenstedt s, der dazu
aus Prätorius »kellukis. Schützer der Wege« citirt. mehrfach vor.
entweder als blosser Plagegeist, der Nachts den Wanderer durch
Blendwerk bis zum ersten Hahnschrei neckt und quält, oder als
gütiger, mächtiger Helfer, dessen Schutz durch ein Opfer erkauft
werden kann. Hält man dagegen an dem t fest, so dürfte man an
eine Zusammensetzung mit töli fern, denken, vgl. die griechischen
Composita mit t#]A« u. a.. dann ergäben sich fttr den zweiten Theil
wieder mehrere Combinationen.
So vermag ich keinen festen Anhaltspunkt zu gewinnen: es
wird wohl ein anderer glücklicherer Rather werden.
II.
Dasjenige, was uns bisher von der Mythologie der Litauer
Uberliefert war, wies, wie bei den Slaven, nur in wenigen Fällen
darauf hin. dass ihr Glaube bereits derartige anthropomorphische
Gebilde geschaffen hätte, welche in den Mythen anderer arischer
Völker, oft nachdem sie eine Reihe von Wandinngen durchgemacht,
den Mittelpunkt ganzer Sagenkreise ausmachen: das meiste uns
bekannte verrieth einen fast rohen Dienst der Natur, deren Kräfte
sich kaum von den Erscheinungen , in denen sie zu Tage treten.
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Beiträge zur litauischen Mythologie
losgelöst haben: daher aneh die Durchsichtigkeit und Farblosig-
keit der meisten Personificationen, nach Gestalt und Namen, z. B.
derjenigen, welche Lasicki angiebt ; so erscheint bei ihm und an-
deren neben einem Mediois = Silvanus ein Ezerinis, lacuum deus,
Upinis (dziewos) fluminum deus, Keliü dziewos viarum deus
u. dgl. m.; so gross auch die Menge von allerlei Uberirdischen
Wesen war, welche dem Litauer den Haushalt der Natur bevölker-
ten, die eigentliche Mythen und Sagen bildende Phantasie schien
ihm bisher in geringerem Masse verliehen gewesen. Dass diese
landläufige Ansicht irrthümlich wäre, sollte erst in der Gegenwart,
nachdem schon vier oder fünf Jahrhunderte seit der Bekehrung der
Litauer zum Christenthume verflossen sind, durch eine Sammlung
litauischer Mythen und Sagen aus dem Munde des Volkes erwiesen
werden. Wie mit einem Zauberstabe berührt, belebt sich auf ein-
mal vor unseren Augen der ganze litauische Olymp; Kämpfe der
Götter, Engel und Riesen erfüllen die Luft; der Donnerer wird
unter Gesang und Mosik von einem herrlichen Gefolge geleitet;
Himmlische erweisen Sterblichen ihre Huld, statten sie mit Ge-
schenken, Erfindungen aus, so kommt das Feuer auf Erden, so
lernen diese den Gebrauch des Pfluges; Götterschmiede, der Götter-
bote, Götteradler, Zauberrosse, Zauberwagen, Götterpaläste u. s.w.,
alles in prächtigen Farben, dass wir uns mitunter aus dein einför-
migen, dttsteren Norden in die ewig blühende und sonnige Götter-
welt der Griechen versetzt wähnen könnten. Ja, während bisher
von keinem sIr-vischen oder litauischen Volke eine Ueberlieferung
seines Ursprunges erhalten war, bekommen wir die ausführlichste
Stammsage der Zamaiten« und es scheint kaum zweifelhaft, »dass
dieselbe uns schmerzlich die poetische Form vermissen lässt, welche
sie ursprünglich gehabt haben wird«. Mit einem Worte : »mehr als
hundert Gestalten der iamaitischen Mythologie und Sagenwelt,
welche bisher der Forschung ganz unbekannt waren, oder von
denen man wenig mehr als den Namen wusste, sind der Wissen-
schaft erschlossen«. Wie ist nun dieser Schatz gehoben, wie das
Schweigen des Volksmundes gelöst worden ? wer der glückliche
Finder gewesen?
Alle diejenigen, selten Einheimische , meist Fremde, welche
bisher Ueberlieferungen aus dem Munde des modernen litauischen
Volkes, Lieder. Sagen, Märchen, Sprüche u. s.w. gesammelt haben,
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A. Bruckner,
haben uns fast stets nur Material geboten, zu dem die Parallelen
ans jedem anderen modernen Volkßthume sich ohne Weiteres nach-
weisen Hessen ; es war mit den geringsten Ausnahmen nur bekann-
tes, gewöhnliches Gebiet, auf dem wir uns hierbei bewegten, und
manches von demjenigen, das Uber dieses Mass hinausging, er-
weckte nur geringes Vertrauen, z. 6. die reichen Mittbeilungen des
Narbut ; sein Lied an die milenka Liethua, droga wolnosci, skryiai
si$ w niebios przestrzeniu etc. (L 55) oder an den Pilwitis (I. 51),
oder vom Kaunis (I. 92j u. a. ist als unecht abzuweisen gewesen.
Nach ihm war es einem Deutschen vorbehalten, diese Seite unseres
Wissens vom litauischen Volksthum in ganz erstaunlicher Weise
zu bereichern.
Dr. Edmund Veckenstedt war vor einigen Jahren mit einer
äusserst reichhaltigen Sammlung von Sagen und Brauchen des
Lausitzer Volkes, namentlich auch der dortigen Serben (Wendische
Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche, Graz 1880) aufge-
treten ; bei dieser Sammlung , welche im Verlaufe von Jahren er-
wachsen war, war er zuerst von seinem Heimathsdorfe Vehlitz bei
Leitzkau ausgegangen und hatte später einen ganzen Kreis von
Mitarbeitern um sich zu vereinigen gewusst, Serben und Deutsche,
Lehrer, Schüler und Bauern, indem ein jeder von ihnen den eigenen
Heimathsbezirk auszuforschen hatte und V. selbst das gesammelte
Material controlirte und ergänzte. Dieselbe höchst rationelle Me-
thode befolgte nun V. bei einer Sammlung litauischer Sagen; er
hatte eine Stelle am Nicolaigymnasium zu Li bau in Kurland ange-
nommen und, nachdem er von hier aus verschiedene Reisen im
Gouvernement Kowno unternommen und eine Reihe von Verbin-
dungen angeknüpft hatte, verfügte er bald über eine so stattliche
Zahl von Mitarbeitern, hauptsächlich Lehrer und Schüler, auch
Pfarrer und Gutsbesitzer, und in Folge dessen Uber eine solche
Fülle von Material, dass er »viele Hunderte von Varianten zurück-
behalten konnte«. So ist. nach fast vierjähriger Arbeit, als Gegen-
stück zu seinem Wendenwerke das Zamaitenwerk entstanden, auf
•welches »unsägliche Mühe verwandt worden ist«. Im Drucke er-
schien dasselbe unter dem Titel: Die Mythen, Sagen und Legenden
der Zamaiten (Litauer) . Gesammelt und herausgegeben von Dr.
Edm. Veckenstedt, Oberlehrer der alten Sprachen am Nicolai-
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Beitrüge zur litauischen Mythologie
15
Gymnasium zu Libau (Kurland). Erster Band, IV und 307 88.,
zweiter Band, IV und 345 SS. S°. Heidelberg 1883.
Diese Sammlung V.'s bietet nun, wie ich schon im Eingange
erwähnt habe, so viel Ueberraschendes, Ungewöhnliches, Neues,
dass . wer nur sich mit litauischer Mythologie beschäftigt, die Not-
wendigkeit fühlt, sich mit dem Inhalte dieser Sammlung auseinan-
derzusetzen, und damit verbinde ich einen Bericht Uber Art und
Stoff derselben.
Ein äusserer Umstand erweckt sofort unser Bedauern. Dem
in lateinischen Buchstaben gedruckten Wendenwerke V.'s waren
wenigstens im Anhange Sagen in serbischem Original beigefügt
worden ; das in deutschen Buchstaben gesetzte Zamaiten werk da-
gegen entbehrt auch eines solchen Anhanges. Der Grund, warum
V. , ausser blossen litauischen Namen und diesen wieder in deutschen
Buchstaben nichts im lit. Originaltext mitgetheilt hat, ist dieser,
-dass es in Russland geboten ist , Werke der litauischen Sprache
mit russischen Lettern zu drucken. Ein so gedruckter Anhang
würde das Werk nur vertheuern, für die meisten Leser verlorene
Mühe bedeuten .... endlich decken sich in der geforderten Weise
Lautwerth und Schriftzeichen mehr als unvollkommene«. Bei dieser
strengen Aechtung jedes lateinischen Buchstabens verzichtete daher
auf irgend welche Mittheilung eines litauischen Textes der Heraus-
geber , welcher seinem Buche auch in Russland Eingang zu ver-
schaffen wünschte , wo schon sein Wendenwerk solchen gefunden
hatte. — Ich habe den Verf. seinen Entschluss mit seinen eigenen
Worten motiviren lassen, aber seine Gründe scheinen mir eher Aus-
flüchte ; denn einmal werden in Russland litauische wissenschaft-
liche Sachen auch mit lateinischen Buchstaben gedruckt, ich er-
innere nur an die in Kazan und Petersburg gedruckten Sammlungen
der Brüder Juskevic; das allerdings unendlich beklagenswerte
Verbot lateinischer Schrift, an welcher der Litauer so innig hängt,
trifft nur die Literatur fürs Volk ; aber gesetzt den Fall, dass dem
Verf. Schwierigkeiten wegen des lateinischen Druckes gemacht
worden wären, so hätte er zur Grazdanka greifen sollen ; die Furcht,
ein so gedruckter Anbang würde eine »mit sieben Siegeln verschlos-
sene« Arbeit werden, ist ganz unbegründet, ich könnte denjenigen
Gelehrten — und nur für Gelehrte kann der litauische Originaltext
bestimmt sein — nur lebhaft bedauern , der sich durch nissische
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16
A. Brückner,
Lettern abschrecken Hesse. Dass ich nun den litauischen Text so
sehr vermisse , geschieht nicht aus blosser Liebhaberei : es wäre
zwar an und für sich erwünschter, z. B. der Originaltext als die
blosse Uebersetznng von dem Spruche an den Wegegott (II. 52)
»Lass mich nicht in diesem Unglück zu Grunde gehen; bin ich zu
Hause, so will ich dir auf dem Felde ein Feuer anzllnden und die
Flammen mit einem schönen Thiere spielen lassen« oder
von einem anderen Spruche, aber hierbei könnten wir uns ja noch mit
der deutschen Fassung allein begnügen, doch bedenklich wird dieser
Umstand dort, wo im deutschen Texte Dinge passiren, die
in einem litauischen wohl unmöglich wären. Z.B. 1. 154ff.
werden zwei Sagen von einem Gotte Namens Gondu mitgetheilt;
diese Form »Gondu« wiederholt sich nun vielfach als Nominativ,
einmal heisst es auch »von Gondu«. Wie verträgt sich nun diese
Form mit litauischer Sprache ? Ein Nominativ Sing, gondu ist ja
unmöglich: unter den verschiedenen litauischen Endungen des-
selben Hesse sich höchstens -ü vergleichen, von -n-, -r-. -s-Stäm-
roen; aber diese bleibt ü bei V., z. B. in Mienu. Unwillkürlich
erinnert man sich an den Gondu des Lasicki : von Lasicki aller-
dings erwartet und fordert man keine genaue Fixirung der En-
dungen, und so scheint auch sein Gondu irgendwie verderbt, was
bei V. ausgeschlossen ist : muss man da nicht unwillkürlich etwas
skeptisch werden, z. B. annehmen, dass »Gondu« erst aus dem
Texte des Lasicki in denjenigen V.'s gerathen ist?
Ebenso misslich finde ich den Umstand, dass den einzelneu Sagen
nicht beigefügt ist, aus wessen Munde sie stammen ; es entschuldigt
sich deswegen der Verf. (U. 249), indem er angiebt, dass mitunter
sein »Erzähler ausdrücklich verlangt hat, dass sein Ort nicht ge-
nannt werde, damit ihm aus seinen Mittheilungen bei etwaigen
Nachforschungen nicht etwa Verlegenheiten erwüchsen«. Aber mir
würde in diesem Falle — der Grund dieser Besorgniss ist übrigens
nicht klar, die Sammlung bietet kaum etwas verfängliches — die
Angabe : von x aus y, genügt haben, ich möchte nur der leichteren
•Controle halber erfahren, was alles dieser x erzählt hat, es sind ja
mitunter curiose Sachen dabei. Einmal (II. 244) giebt der Verf.
an, von wem schliesslich die »Stammsage der Zamaiten« erzählt
worden ist : sofort klärte mir diese Angabe vieles auf, was mir an
der Sage selbst aufgefallen war: wir werden darauf noch zurück-
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Heiträge zur litauischen Mythologie.
17
kommen. So wichtig wird es, zwischen den einzelnen Erzählern
zu unterscheiden ; in der Sammlung dagegen ist jeder Unterschied
vollständig verwischt, sie ist wie aus einem Gpsse gefertigt.
Noch ein äusserlicher Umstand sei erwähnt; der Verf. giebt
Erklärungen der litauischen Namen ; dieselben sind so lange richtig,
so lange blosses Aufschlagen des Nesselmannschen Wörterbuches
zur Uebersetzung des Namens genügt ; wo dies nicht hinreicht und
der Verf., nach Aufzählung der bisherigen Versuche, einen eigenen
wagt, mis8lingt er völlig: es hätte der Verf. offenbar darauf ver-
zichten sollen.
Gehen wir nunmehr auf den Inhalt der Sagen ein.
£in Theil derselben gestaltet sich zu einer förmlichen Recht-
fertigung oder Erläuterung der Angaben des Lasicki : mehrere von
Lasicki bloss genannte oder kaum characterisirte Gottheiten treten
nämlich in den Sagen V. 's auf, ihreAction gewährt uns den tieferen
Einblick in ihr Wesen, welcher uns bisher für immer verschlossen
schien — aber es geschieht dies zuweilen unter Umständen , die
auch den Unbefangensten befremden müssen. Beginnen wir z. B.
mit Gondu. lasicki nennt die von der männlichen Jugend bei der
Zuführung der Braut angerufene Gottheit des coitus und fährt
fort: puellae quoque qnendam Gondu adorant et inuocant. Bei V.
finden wir nun zwei Sagen von Gondu; in der einen bringt Gondu
ein Paar zusammen, er hält nämlich den armen Freier, dem die
reichen Eltern die Hand ihrer Tochter verweigert hatten, vom Ver-
suche des Selbstmordes zurück und verschafft ihm seine Geliebte ;
in der anderen erscheint Gondu selbst als Freier eines schönen Mäd-
chens and legt dabei sein Incognito mit den Worten ab : »Ich bin
Gondu: mir sind die Mädchen lieb und ich beschütze sie«. Man
wird mir wohl zugeben, dass diese Uebereinstimmung doch merk-
würdig auffällt, wobei ich ganz davon absehen will, was oben auf
Grund anderer Zeugnisse über diese Gottheit vermuthet worden ist.
Dieses befremdende Zusammentreffen wiederholt sich nun mehr-
fach : Lasicki erwähnt einen Alabathis quem linum pexuri in auxi-
lium voeant; bei V. finden wir I. 173 f. Alabatis und Alabata in
derselben Function, sie beschenken die fleissige Spinnerin, strafen
die mtissige; aber der Unterschied ist, dass die Un Verständlichkeit
dieses Namens bei Lasicki auch auf einer blossen Verhörung oder
einem Druckfehler beruhen kann , was bei V. ausgeschlossen ist.
IX. 2
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IS
A. Brückner,
Derfintos pacem conciliat heisst es bei Lasicki; daes der Name
irgendwie verderbt ißt, zeigt schon das nnlitanische f an, man ver-
muthetc dahinter ein derintojis conciliator, Veckenstedt selbst ver-
gleicht tarpininkas Vermittler) ohne zn beachten, dass in seiner
Sammlung der Gott als Derpintns auftritt, 1* 154 u. ö\, welcher
Feinde versöhnt, Friedfertige schützt n. 8. w., aber wie sollte der
litauische Gewährsmann Veckenstedt's gerade auf diese Form ge-
rathen, die bis auf das p statt des f an Lasicki mahnt ? Breksta
dea tenebrarum gab Lasicki an, wozu man das Verb, impers. brek-
sztaestagt, dämmert, stellt; Brekszta wird bei V., doch diesmal
ohne nähere Bestimmung, im Kampfe der Engel unter Unholden
und Gestirnen aller Art genannt. Doch das Unglaublichste wird
uns bei der Bezlea zugemuthet. Lasicki hat eine Bezlea dea vesper-
tina genannt; mit diesem Namen ist nichts anzufangen, Vecken-
stedt frägt, ob nicht »Einstimmung zu bezas der Böse, der Teufel
vorhanden« ist; am nächsten liegt die Vermuthung, dass das B aus
kr verdruckt oder verschrieben ist und lettisch kresla, kresls, kre-
sliba Dämmerung dahinter steckt. Wie dem auch sei , der Name
scheint jedenfalls in dieser Form verderbt. Nun wiederholt sich
zweimal dieselbe Form, die »Beslea«, in der Sammlung V.'s; ein-
mal (1. 87) wird sie unter diesem Namen in der Reihe der kämpfen-
den Engel bloss genannt, das andere mal jedoch (L 196 ff.) wird
in einer ausfuhrlichen Sage dieser ihr Name selbst gedeutet. Die
Tochter eines Königs der äamaiten wird nämlich allnächtlich von
einem Teufel entfuhrt; ein Fremder, Verstössen aus der Zahl der
Götter, erbietet sich, diesen ihren Gemahl zu ermitteln und sie
selbst für ihr Treiben zu bestrafen, um wieder unter die Zahl der
Götter aufgenommen zu werden ; es gelingt ihm dies, er schneidet
in der Hölle einem jungen Teufel, dem Sohne der Königstochter,
den Schwanz ab. »Der junge Teufel fiel sogleich um und war todt;
er ward so steif wie ein Balken und gewann ganz das Aussehen
eines solchen. Da sprach der Oberste der Teufel: der Todte war
der Sohn einer Zamaitin, er ist ein Balken geworden, folglich soll
er Baslis heissen« (dieser Teufel scheint in Szyrwid's Wörterbuch
sich berathen zu haben, wo wir finden: baslis ein Pfahl, ein Pflock,
aus Szyrwid bei Nesselinann) . Nachher spricht der Fremde zur
Königstochter : »Du hast von dem Obersten der Teufel einen Sohn
geboren, welcher nun eiri Baiken ist. Fortan wirst du nach
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
19
ihm den Namen Beslea führen. Dn wirst die Göttin des
Bösen sein. Wenn da von dem Finch erlöst sein willst, so musst
da dich in der Hölle auf den Balken setzen, zu'welchem dein Sohn
geworden ist, and so lange auf demselben sitzen bleiben , bis du
ihn durchgesessen hast ; erst wenn das geschehen ist, bist da er-
löst. Ich aber werde fortan mit den Göttern lebena. Darauf ent-
fernte sich der Fremde , die Königstochter aber ward zur Göttin
des Bösen and ward fortan Beslea genannt. Bei diesem Wandel
einer dea vespertina zu einer Göttin des Bösen wird dann natürlich
»der Begriff des abendlichen nnd nächtlichen Dankeis als der Zeit
des Unheils der gestaltende gewesen sein« (II. 259). So wäre die
Lesart des Lasicki in allen ihren Einzelnheiten — bis auf das e,
das naiver Weise stehen gelassen ist — erklärt und gerechtfertigt —
traget nur nicht, wie?
Neben den genannten bietet die Sammlung Vcekenstcdt's noch
eine ganze Reihe weiterer Parallelen zu den Angaben des Lasicki,
von denen wieder einige befremden können. Aigis, angelus sum-
morum deorum bei Lasicki, erscheint bei V. sehr häufig als Götter-
bote, er hat eine goldene Krone auf dem Haupte, in der Hand einen
Stab aus Silber, geleitet die Seele des Frommen in den Himmel :
so werden wir an den 'EQttrjg diaxvoQog erinnert. Für die Göttin
des Morgenlichtes bietet Lasioki Ausca, man nimmt allgemein au.
dass die 8 irgendwie aus auszra Morgenröthe verdorben ist, »allein
ich kann die ausca von Lasicius verbürgen, denn auch mir ist sie
in der Stammsage als synonym mit Auszra genannt worden«
(II. 271). Tiklis nennt Lasicki unter denjenigen Gottheiten, von
deren Wesen ihm nichts näheres mitgetheilt worden war; bei V.
I. 87 wird er bloss genannt unter den kämpfenden Engeln , aber
»nach meiner noch nicht veröffentlichten Sammlung von Sagen und
Mythen ist Tiklis ein Fischgott, welcher besonders mit dem Fisch-
netz zu schaffen hat. Vgl. somit tifiklas das Netz« (II. 270). Bei
Lasicki ist kremara (oder kremata?) porcorum ac suum deus: Kre-
matis erscheint bei V. 1. 176 f. als Hüter and Schützer der Schweiue.
Aas den Angaben des Stryjkowski begegnet uns bei V. wieder der
Regengott Lituvanis (I. 138 ff.) und der Viehgott, in der Form Go-
niglis II. -158 (bei Stryjkowski goniglis dziewos) und Gonyklis
L 174 ff. u. s. w.
Neben diesen uns bereits mindestens dem Namen nach be-
2»
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20 A. Brückner,
•
kannten Gottheiten linden wir in der Sammlung Ws eine ganze
Reihe göttlicher höherer nnd niederer Wesen, die zum ersten Male
genannt werden, nnd unter ihnen selbst die einen nach Wesen und
Namen sofort klar, desto sonderbarer die anderen. Zu letzteren
gehört vor allen «Damartus«. An diesen »Gott der Felder«, wird
erzählt, wandte man sich einst mit der Bitte, die Zamaiten zu lehren,
wie sie das Getreide säen sollen ; Damartus erhörte die Bitte, nahm
Gestalt und Kleidung eines Zamaiten an. fertigte einen Pflug und
unterwies die Bauern in dem Gebrauche desselben, dann kehrte er
•
in den Himmel zurück, aber die Zamaiten waren ihm sehr dankbar
und verehrten ihn fortan vor allen Göttern (1. 167). Die Geschichte
wäre noch hübscher, wenn die fatale Aehnlichkeit mit der Demeter
fehlte : zum Namen bemerkt V. n. 255 »zeme Erde, aru pflügen U
Dann »Zeste« oder »Zestis«, welche, uns bisher ebenso völlig unbe-
kannt wie der »Damartus«, eine noch bedeutendere Rolle gespielt
haben soll, denn sie ist das erste von Gott geschaffene Wesen, von
ihr stammen Engel . Riesen , Zwerge und Menschen , als sie einst
voll Zornes ihre Kleidung zerrissen und von sich geworfen hatte,
wurde ihr blaues Tuch zum Himmelsgewölbe, die Krone zur Sonne
n. s. w. (I. 234 f.): »Personifikation von eziestas und cziesas die
Zeit« fragt V. II. 260; ist das nicht Blech? (lit. zestis Blech). Oder
der Gott Artes, dem die Leitung des Baues der Erde übertragen ist
1. 214 ff. Oder Zalini, die jugendliche, stattliche, mit grünen Blät-
tern bekränzte, mit Blumen geschmückte Schützerin der Liebe, die
sich bei Verlobungen oder Hochzeiten einfindet, I. 156: II. 254 f.
bemerkt V. »in meiner noch ungedruckten Sammlung ist eine Ziline
enthalten, die Frühlingsgöttin oder Göttin der Jugend, welche Jüng-
lingen und Jungfrauen schöne Blumen bringt . . also zweifellos nur
andere Form des Wortes Zalini. . . . Hier habe ich auch den
mir als wesensgleiche Bezeichnung' genannten Namen
Dzidzilia zu nennen««. Letztere Bemerkung ist mir nicht klar ;
es soll wohl nur auf die slavisch-polnische Parallele hingewiesen
werden. Am interessantesten ist, was über die Einführung musi-
kalischer Instrumente bei den Menschen erzählt wird, in verschie-
denen Versionen. I. 156 f. sind es zwei Zamaiten, Parkenas und
Abulkis, welche durch die Laima, der sie opfern, die Leier, Lyra
und die Zither, konklas, erhalten, letztere stiehlt die Laima dem
Perkunas. »welcher im Besitz der musikalischen Instrumente aller
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
21
Art ist« (II. 255 bemerkt dann V.: »Parkenas . . ältere Form für
Perkunas f In meiner noch nngedrnckten Sammlung von Sagen und
Mythen wird Parkenas der ,Sohn der Musik' genannt« ). I 158 be-
suchen der Königssohn der Zamaiten und seine Gemahlin, eine
Göttin, den Himmel ; sie werden freundlich empfangen, Perkunas
lässt ein Festmahl anrichten, bei dem Engel herrlich musiciren : es
stiehlt nun die Göttin des Neides eine Leier und giebt sie dem
Königssohne auf die Erde mit. I. 1 59 werben alle Engel um die
Zamaite (s. a.)f die Entscheidung soll für sie ein frommer Hirten-
knabe treffen, den der Adler des Aukßtis in den Himmel holt : er
wählt den König der Zamaiten, ist bei dessen Hochzeit noch an-
wesend , erhält von diesem zur Belohnung die Flöte, pypinc, und
wird das Singen und Tanzen gelehrt, worauf ihn der Adler wieder
zur Erde trägt. Ebenso neu und räthselhaft ist der Pumpas. durch
welchen die Zamaiten in den Besitz der ersten Muhle kommen
(L 168); derMugisI. 299 u. a.
Anders verhält es sich mit einer ganzen Reibe namentlich so-
genannter Kulturdämonen, die uns vorher zwar ebenfalls unbekannt
waren, für deren Existenz im Volksglauben sich jedoch Parallelen
bieten , die alle ohne Weiteres verständliche Namen , sogar Lehn-
wörter aus dem slavischen, wie dies schon bei einigen Gottheiten
des Lasicki der Fall war, führen, und sich auch dadurch, falls sie
nur authentisch sind, bloss als neue Gebilde einer noch immer er-
regteren Volksphantasie, welche jede Erscheinung im Haushalt«
des Menschen oder der Natur als Ausfluss der Wirksamkeit eines
möglichst concreten Wesens auffassen möchte, erweisen: jede
weithergeholte Deutung dieser einfachsten Personificatiouen . wie
sie V. mitunter versucht, scheint verfehlt. So ist es mit der py-
raga, der besten Bäckerin, von deren Laune das Gelingen des Ge-
bäckes abhängt, die man nicht stören darf, indem man in den Ofen
hineinsieht, während das Gebäck in demselben ist, die ihren Theil
vom Kuchen holt; vgl. lit. pyrägas Weissbrod, Semmel, aus slav.
pirogT». Ebenso ist es mit dem pijokas (= poln. pijak), dem ersten
Zecher, der die Kunst des Braueus erfunden hat, Wasser in jedes
Getränk verwandeln kann, wenn man nur nicht auf das Betrunken-
sein schilt,- der in seiner Thätigkeit durch Hineinsehen in das Fass
während der Gährungszeit ebenfalls nicht gestört werden darf
(I. 170 f.): ob aber gerade, wie V. meint (I. 16), »der Pijokas, der
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A. Brückner,
Ganymedes der Z am alten, unter fremden Namen bei arischer
Ursprttnglichkeit seine iamaitische Nationalität birgt« , möchte
ich dahingestellt sein lassen. Das bezeichnendste Beispiel liefert
die Pypka (pypkes Tabakspfeife), die unermüdliche Raucherin im
Walde, über der sich eine ganze Rauchwolke bildet, die sterben
wurde, wenn sie eine Stunde ohne Rauchen bliebe, die denjenigen,
welcher Tabak und Rauchen lobt, beim Zusammentreffen auch mit
einem nie abnehmenden Quantum Stroh, das sich beim Pfeifen-
stopfen in Tabak verwandelt, beschenkt, dagegen den Spötter
straft: V. (I. IG) sieht darin wieder »unter jungen Namen alte
Personificationen des dampfenden Nebels auf Feld und Wiese , im
Wald und am Weiher, unheilbringend dem, welcher desselben
spottet <r, meiner Ansicht nach eine ganz willkürliche Deutung,
gegen welche schon der Name protestirt. Zwei Culturdämonen
waren dann Ugniegawas und Ugniedokas, die zauberkundigen
Schmiede, umgeben vom Flammenkreis, schmiedend unter der
Erde, die den Menschen das Feuer und die kunstvollsten Geräthe
gebracht haben, die das Feuer senden, wohin es ihnen beliebt
u. s. w. : ob wir hierin jedoch zwei alte Feuergottheiten der £a-
maiten erkennen sollen, ob wir dieses Material sofort zu Verglei-
chungen verwerthen dürfen, wie wirklich beabsichtigt wird (V. II.
249 f.), möchteich bezweifeln; an Ugniedokas knüpft sich übrigens
die einzige Nennung eines geschichtlichen Namens des alten Li-
tauens bei V., U. heiratbet nämlich die Tochter des Königs Olgerd,
welche die Hand des Perkunas ausgeschlagen hatte (1. 166). Ebenso
durchsichtig bleibt eine ganze Reihe ethischer »Gottheiten«, die
UJ.wijda, die Göttin des Neides, welche aus Aerger darüber, dass
an der Göttertafel alles herrlich hergeht und so schön musicirt wird,
einem Engel seine Leier stiehlt und dem Menschen giebt (I. 159),
oder der Rustybedokas. der Gott des Zornes und der Zwietracht
(l. 166), oder die Rustybe, Göttin des Zornes, sowie eine Reihe
anderer Personificationen, als der liga Krankheit, der kolera
I. 248 f.), der Pest märas, der Gesundheit sweikata, der Genesung
uzweikinas. des Schlafes miegas u. s. w.; derlei Personificationen
treten auch an Stelle gewöhnlicher Personen eines Märchens auf:
das Märchen von dem Mann, der auf dem Baume die unten reden-
den Thiere aushorcht und in Befolgung ihrer Angaben reich wird,
worauf ein anderer dasselbe versucht , aber von den argwöhnisch
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
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gewordenen Thieren zerrissen wird, ist hinlänglich verbreitet, dass
dagegen als die beiden Personen teisybe and kriwida, Wahrheit
and Ungerechtigkeit genannt werden, durfte weniger gewöhnlich
sein. Bekannter sind der Mittagsmann and die Mittagsfrau, pietü
wyras if pietuwiene, denen am Mittagszeit das Feld gehört, wäh-
rend welcher man auf demselben nicht arbeiten darf; der medinis,
der Waldmann, über den bereits oben gesprochen worden ist ; der
Windmann im Wirbelwinde, den man verwundet, wenn man in den
Wirbel ein offenes Messer hineinwirft, der in der Johannisnacht
*
den Menschen in die Windhöhle entfuhrt, wo dieser ein Jahr der
Windfrau dient und durch ein zweites den Windmann im Wind-
wagen begleitet ; dann die Abendleute , die dem Grase entsteigen
and dem Menschen verderblich werden können; die Nixe, Wasser-
mann und Wasserfrau, im blauen Anzug and rothen Käppchen, die
durch ihre schöne Erscheinung, unter Musik und Gesang, ins
Wasser locken, zumal Kinder ; ein »schwarzes Mädchen« oder ein
»weinendes Mädchen« künden Tod und Unheil an ; ein »weisses
Mädchen« wieder, mit der Pastauninke s. u.J zu identitieiren, ist
Flurgottheit ; der wilde Reiter treibt sein unheimliches Spiel, kämpft
mit dem Riesen Piktybe, dem »Bösen«, wie ein anderer Perkunas,
der ja anch den Teufel verfolgt u. s.w. Diese Thätigkeit der Volks-
phantasie, welche wie zu eigener Qual nicht genug namentlich
nächtlichen Spukes zu ersinnen vermag, wiederholt sich genau so,
z. B. bei den Slaven, statt alles anderen sei hier an die bekannte
vollendete Schilderung abergläubischer Vorstellungen des rassischen
Volkes im Beiirn, rag* des Turgenew erinnert. Offenbar kann uns
dies noch weniger bei den Litauern befremden , die das Christen-
thnm so viel später angenommen haben, bei denen noch im XVI.
Jahrb. heidnische Vorstellungen fast noch in voller Kraft fort-
lebten : dies ersehen wir ja nicht nur ans dem Berichte des Las-
kowski, oder aus einzelnen Angaben der Chronisten und anderer
Schriftsteller jener Zeit, sondern vor allen schon aus der Schilde-
rung, welche Moswidius im Eingänge zu seiner Uebersetzung des
Catechismus von dem Stande des christlichen Glaubens unter seinen
Landsleuten entwirft.
Daraas fallt theilweise indirect Licht auch auf den Bericht des
Lasicki. Wir verlieren nämlich nunmehr jeden Grand, seine An-
gaben von besonderen »Gottheiten« der Lämmer, der Brut, der
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A. Brückner
Hausgeräthe. des eingerührten Mehles. des Leines, des Herdfeuers,
der Hausecke, der Farben, des Geräusches, der Murmelnden u. s.w.
zu bezweifeln: auch sein Pizius litauisch *pisius). den man doch
stets zum Beweise, dass Lasicki sich hätte mitunter einfach foppen
lassen, anführt, braucht kaum noch verworfen zu werden, die Gott-
heit des coitus konnte nach litauischer Weise nicht passender be-
zeichnet werden : ja sogar der szltitrazis, der Besenstumpf, wegen
dessen man Lasicki ebenfalls so verspottet hat, könnte authentisch
sein : zwar will sich Herrn V. »der Badebesengott aus keiner my-
thologisch schaffenden Vorstellungskraft ergeben«« (II. 241 . aber
es scheint sich hierbei um einen Zanberbesen. der aus Mispeln oder
Wachholder u. a. verfertigt wird, zu handeln, vgl. Bezzenberger.
Litauische Forschungen S. 66.
Was wir auch bis jetzt bereits angeführt haben, erschöpft noch
immer nicht die Menge göttlicher Wesen, welche wir in der Samm-
lung V.'s vereinigt finden. Voran wäre Aukßtis zu nennen, der
Auxtheias des Lasicki, der gewaltige Riese, Bekam pfer des Per-
kunas. I. 120 ff. : V. I. 22 identificirt ihn mit Varuna, während wir
annehmen dürfen, dass der junge Käme vielleicht auch eine junge
Gestalt birgt. Dann Szweistiks, der Sonnenriese, der Hungersnotb
und reiche Ernte. Gesundheit und Krankheit auf die Erde sendet,
der Herr der Jahreszeiten : steigt ein Gewitter am Himmel auf, so
spricht auf dem Felde der Landmann mit entblösstem Kopfe : »Per-
kunas , du hast der Frau Erde schon genug gedroht . lass deinen
Bruder Schweistiks zwischen euch kommen und euch versöhnen»
(I. 126). Zur Zeit der Dürre wieder geht der Zamaite mit einem
Stück Speck (vgl. Lasicki! aufs Feld, hält es gegen die Sonne,
dass Fetttropfen niederfallen, und spricht: "Perkunas. dein Bruder
Szweistiks weilt zu lange bei der Frau Erde. Sein Gesicht ist so
glühend, dass heisse Schweisstropfen von demselben herabfliesseu.
Rufe ihn zurück. Die Erde wünscht dein kühles Gesicht zu sehen.
Deine kalten Schweisstropfen werden ihr wohlthun«. I. 128. Der
Herr der Winde ist Perdoytus, er hält sie in einem ledernen Sacke
eingesperrt, sie suchen zu entkommen I. 153: derselbe tritt auch
als Geber mancher Güter und Gott von Künsten und Erfindungen
auf; wieder stört die seltsame Namensform, die auffällige Ueber-
einstimmung: Perdoytus <j wird uns ja wie der vorhergehende
Sweixtix selbst unter den »preussischen Gottenz genannt. Gott der
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Beiträge zur litauischen Mythologie
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Feuchte ist Potrimpus, daher ist er zugleich Erd-, Feuer- und
Wasserkönig und Feind des Szweistiks, doch zeigten sich beide in
einer Gegend zusammen, so entstand daselbst eine grosse Frucht-
barkeit (I. 126). Flurgötter sind Pastauninkas und Pastauninke.
wieder mit slavischem Namen , sie bewässern die Fluren , helfen
bei der Feldarbeit, weisen die guten Stellen zum Anbau, strafen,
wer nicht richtigen Bescheid darüber weiss u.s.w. I. 180 ff. Höllen-
geister sind Peklus und Pykollis (lettisch Pikais) : die äemyne,
die Erdgöttin, ist Gattin oder Mutter derselben, wie im Mythus vom
Hades, erscheint als Schlange, vgl. die Schlange — ziemiennik bei
Stryjkowski I. 145 und 373. Ausserdem Bangputys, Giltine u. a.
Hier mache ich noch einmal auf einen wesentlichen Unterschied
aufmerksam; die Namen der jüngeren, meist von V. zuerst ge-
nannten «Gottheiten« tragen echt litauische Formen, Ugniedokas.
Ugniegawas, Uzweikinas, Düngis, Geras wyras, Pyraga, Pijokas.
Pypka, Pietü wVras, Balta mergele, Wäkaro zmönes, Wundininkas
u. s. w., diejenigen älteren dagegen, die sich in seiner Sammlung
bloss wiederholen, nicht mehr in diesem Masse, da kehren sofort
die unverständlichen, vielfach verderbten Formen des Lasicki u. a.
genau wieder, daher alle die Gonuu, Perdojtus, Derpintus, Lygis-
cus (vgl. Ligiczus bei Lasicki), Potrimpus, Beslea, Pykolis, Au-
trimpus (I. 87), welcher an den Antrimpus des Meletius, Audris
ebda. . welcher an Audros des £asicki erinnert. Es wird eine
Mutter des Perkunas genannt, Perkuna, vgl. Percuna tete mater
est fulminis etc. bei Lasicki: die Kobolde heissen berstukai, wieder
eine unverständliche Form , wie bei I^asicki, der von barstuccae
Erdmenlin spricht u. a. Dass unser Glaube an die Echtheit der
letzteren Reihe durch alle diese Uebereinstimmungen sehr erschüt-
tert wird, ist klar.
Neben diesen mehr oder minder auffallenden und ungewöhn-
lichen, oft geradezu höchst verdächtigen Angaben bietet ferner die
Sammlung sonst Bekanntes Uber die Läima, das Glück; über den
Äitwaras, den Alp oder fliegenden Drachen: die Kaukai, Alraune;
über Riesen und Zwerge, die Barzdnkai oder Karlükai (poln.
karzel,, die Fee und Hexe, Laume; den Kipszis, uns sonst als
Teufel hier speciell als Hüter der Fische (1. 177 f.) genannt; die
Draehen; der Währwolf, wilkatas. Daran reihen sich Sagen von
Irrlichtern, vom Wiesenfeuer; Thier-, Pflanzen- und Steinsagen,
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A. Brückner,
darunter namentlich Schlangensagen und Sagen von Menschen, die
zu Stein geworden ; dann Heiligenlegenden, von Maria, von Christus
und dem heil. Petrus, St. Johannes dem Täufer, St. Georg dem ge-
waltigen Drachentödter, St. Florian und dem Feuer, St. Anton, an
den sich der Bestohlene wendet, um sein Pferd wieder zu erlangen
u. a., die meisten kehren z. B. unter den Polen genau wieder:
sonderbarer scheinen mir dagegen die beiden Legenden , in denen
St. Kazimir auftritt: er schleudert vom Himmel Steine oder Eis-
stücke auf Riesen oder Heiden L 295 f. Ausserdem finden wir die
bekannten Erzählungen vom Däumling; äamaitenstreiche aller Art.
denjenigen der Schildbürger ganz. ähnlich, wie sie Wasser im Siebe
tragen oder Häuser ohne Fenster bauen oder Holz den Berg hinab-
tragen oder den See ausschöpfen, um binli herzukommen, oder die
Sichel für ein reissende s Thier halten u. 8. w. ; den Spassmacher,
sztukörius ; den Gutsbesitzer Wardauskis und seinen Pakt mit dem
Teufel, in jeder Einzelheit dem Pan Twardowski getreulichst nach-
erzählt; Schatz sagen; namendeutende Sagen u. s. w.
Mit der grossen »Stammsage der Zamaiten «, pasaka apie pra-
dejima. Ziamaicziu, beginnt die ganze Sammlung (L 31 — 94). Der
Inhalt derselben ist folgender : Gott hatte sich von der Schlechtig-
keit der Menschen überzeugt und Hess sie vertilgen ; gerettet wur-
den nur ein Paar Kinder, aufgezogen von einer stummen Jungfrau
aus Gold in einem Krystallpalaste, ausserdem in einem anderen
goldenen Palaste die wenigen guten Menschen und je ein Paar
Thiere. Nachdem nun die Erde verwüstet war, traten dieselben
aus dem goldenen Palaste, mussten aber vor den jetzt herein-
brechenden Wasserfluthen und Sturmwinden, welche die Erde
säubern sollten, in einer Nussschale sich retten, die an jenen
Krystallpalast herantrieb ; das dort unterdessen herangewachsene
Paar hatte ein Mädchen gezeugt, die Zeniaite, so genannt, weil sie
von Menschen der Erde (zeme) war geboren worden ; sie überliessen
dasselbe der Pflege jener Goldjungfrau und schlössen sich den
übrigen Menschen an, die bald wieder die Erde bevölkerten : die
Zemaite dagegen, im Himmel dem Perkunas zur Gemahlin ge-
geben, wurde ihm untreu, ihr Sohn Düngis im Himmel behalten,
sie selbst zur Strafe auf die Erde in den goldenen Palast verbannt,
wo ihr ein Mensch beigesellt wurde ; die Nachkommen dieser Ehe
sind die nach ihrer Mutter so genannten Zamaiten. Mit der Zeit
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Beiträge zur litnuischen Mythologie.
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wurde ihnen der Palast zu eng und sie wanderten aus. geschützt
von Engeln , die ihnen in allen Nöthen und Kämpfen beistanden.
Sie kamen so auch in das Land der Letten und mit diesen in das-
jenige der Preussen, endlich, nach vielen neuen Kämpfen in das
fdr sie bestimmte Land am Meere, wo sie sich niederli essen. Da
bat die Zemaite, welche nach dem Ablauf der Baun zeit in den
Himmel zurückgekehrt war, Gott um die Erlaubnis«, unter ihr Volk
zu gehen und dasselbe die Religion zu lehren, was ihr auch ge-
währt wurde. In einer Gewitterwolke stieg sie nieder, zwang die-
jenigen, die ihre Herrschaft nicht anerkennen wollten, zum Gehor-
sam , unterwies ihr Volk , zeigte ihm Hölle und Himmel , besiegte
seine Feinde und kehrte schliesslich in den Himmel zurück, nach-
dem sie ihre Krieger in einem Berge im tiefen Schlafe zurückge-
lassen hatte. Die Zamaiten vergassen aber bald auf ihre Lehren,
sie wurden schlecht und zur Strafe dafür von Feinden und Krank-
heiten schwer heimgesucht: nichts half ihnen der treue Beistand
der Letten und Preussen , ihre Noth war schon aufs höchste ge-
stiegen, da erbarmt« sich ihrer die Zamaite und mit Gottes Erlaub-
niss begab sich nunmehr jener Düngis als König der Zemaiten
unter seine Halbbrüder; er machte sie gesunden, er Hess sich als
Herrscher anerkennen und besiegte die Widerstrebenden mit jenem
Heere seiner Mutter, das nunmehr wieder erwacht war. Mit eben
demselben wollte er alle Feinde der Zemaiten vernichten, doch be-
durfte er hierzu einer Erlaubniss vom Himmel , Wo die Engel ge-
seilter Meinung waren und ihren Streit im furchtbarsten Kampfe
austrugen. Endlich besiegte Düngis alle Feinde seines Volkes,
herrschte milde und weise über dasselbe, belehrte es, zeigte ihm
die Schätze in der Erde, den von Nebel umgebenen Krystallpalast
der Jahreszeiten u.s. w., bis er durch Aigis in den Himmel zurück-
berufen wurde, wohin er auf einer Nebelwolke aufstieg, seine
Krieger in den früheren Berg in tiefen Schlaf bannte. Mit ihm
wich wieder das Glück von den Zamaiten, und noch viel schwerer
müssen sie heimgesucht werden, bis sich ihrer wieder ^amaite
und Düngis erbarmen, mit Gottes Erlaubniss unter Donner und
Blitz zu ihrem Volke zurückkehren , ihre Krieger aus dem Berge
holen, alle Feinde vernichten und das grösste und herrlichste Reich
auf Erden errichten werden. Eine ganze Reihe Episoden aller Art
sind der Kürze halber fortgelassen, so die Abderitenstreiche der
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A. Brückner,
Zamaiten, die sie beim Verlassen des Palastes and Betreten der
für sie neuen Welt verüben, ehe sie Schliff bekommen: die ver-
schiedenen Kämpfe mit den verschiedenen Ungethttmen. vielleicht
schlecht verkleideten Centaaren, Harpyien n. s. w.; die Qualen
der Verbannten in der Hölle , wobei wir ebenfalls gute alte Be-
kannte noch von der Schulbank her, einen Sisyphus, Tantalus u. a.
wiedererkennen u. s. f. Es sei noch erwähnt, dass der Anfang der
»Stammsage« an eine von Narbut bereits berichtete Sage lebhaft
erinnert, die beiden Riesen, Wind und Wasser, welche die Fluth
verursachen, die Nussschale, in der sich die Ueberlebenden retten,
und einiges andere wiederholt sich beiderseits.
Was sollen wir nun von dieser »Stammsage« halten, die »uns
schmerzlich die poetische Form vermissen lässt, welche sie ur-
sprünglich gehabt haben wird« fl. 8)? Zemaitc (zeme Erde und
Dnngis (dangüs Himmel) sind freilich dem Herausgeber »in letzter
Beziehung die Personification der Erde und des Himmels« J. 12)
oder »Himmel und Erde sind den Zamaiten nicht Vorstand des
Welthaushalts, sondern in herrlichen Personifikationen Ursprung
und Vorstand ihres Volkes selbst« (9) . Aber gegen diese Verknüp-
fung eines modernen Berichtes mit uralten Vorstellungen, immer
natürlich vorausgesetzt, dass derselbe wirklich aus dem Volks-
munde selbst stammt, protestirt der Kern desselben, denn iemaite,
die Hauptträgerin dieses vermeintlichen Mythus, ist nur für den
ersten Blick : Spross der Erde ; sie trägt zwar sogar einen einfachen
Namen: zamie, also wäre sie Erde selbst: aber dies ist blosser
Trug, denn Zemaitc ist offenbar erst aus dem Namen der Zemaiczei
abBtrahirt, wie die Lech. Czech, Rus, Krak, Kij u. 8. w. aus den
betreffenden Völker- und Ortsnamen ; aber Zemaiczei hiessen die
Litauer, nicht weil sie für Kinder der Erde sich hielten, sondern
diejenigen von ihnen, welche tief, zemai. in der Niederung sassen;
wäre uns eine derartige >» Stammsage « von ihren Brüdern, den
Aukaztocziei , überliefert . die »Stammmutter« würde Aukstote
heissen können, das ganze Verhältnis» einfach umgekehrt werdeu;
das« wir bei dieser Auffassung des Namens Zemaiczei nicht irre
gehen, beweist nicht nur die Angabe Witowt's, sondern auch der
Umstand, dass sich dasselbe Verhältniss bei den Letten wieder-
holt, wo wir ein Zemgals (Zimegola des russischen Annalisten,
d. h. Niedergegend, Niederung) und ein *Aukstgals. Hochgegend,
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Beiträge zur litauischen Mythologie
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wiederfinden. Zamaite ist somit kein mythologischer, sondern ein
junger geographischer Name, Düngis dazu wohl nnr erfunden.
Wer nun trotzdem in der Vorstellung von der Zamaite ein Residuum
uralter Auffassung von der Mutter Erde suchen will, dem kann ja
wegen des Zusammentreffens der Namen der Glaube nicht benom-
men werden: ich vermag in dieser trotz ihres grotesken Details
schliesslich ganz einförmigen Wiederholung von Geschicken. Wan-
derungen und Kämpfen in blauer Ferne, weil fast ohne irgend einen
localeu Hintergrund, nichts anderes als weitläufige Faselei eines
alten Mannes, der viel gehört hatte, dem sich hierbei vielleicht
auch ein und der andere alte Faden in sein Gewebe verflochten
hat. zu erkennen. Wir erfahren nämlich nachträglich II. 244) die
Provenienz der »Stammsage«, welche »in der vorliegenden Gestal-
tung, nur von mir durchstilisirt, die Erzählung einer Bäuerin und
ihrer beiden Söhne ist. Die Bäuerin erzählte, ihre Mutter habe
dieselbe oft von ihrem Grossvater gehört, welcher dieselbe vielmals
erzählt habe, da er in Folge des BranduuglUckes seiner Hütte er-
blindet gewesen und nichts habe schaffen können: in Folge
dessen habe er gern und viel erzählt, besonders gern und
oft aber die grosse Stammsage. Also auch der Homer der Za-
maiten blind«. Die Märchen, die der Mann in seiner Kindheit ge-
hört hatte, sind offenbar auf guten Boden gerathen ; Lust am Fabu-
liren, erregtere Phantasie. Concentrirung derselben nach innen in
Folge des physischen Unglückes erklären wohl, wie der Mann dazu
kam. das allerlei, was ihm aus Volk und Kirche bekannt war, die
einzelnen Geschichten, aneinanderzureihen : bei jedem Neuerzählen
wird die Geschichte zur Befriedigung der Zuhörer und« eigenster
Satisfactiou gewachsen sein. Woher in diese Erzählung die Letten,
besonders aber die Preussen — dass Litauer nicht genannt werden !
— gerathen sind, woher die lange Engelreihe, welche zu schön ist,
als dass ich sie für echt halten könnte, wer mag das wissen ? Man
höre nur : »Bald nahmen alle Engel und Engelinnen an dem Kampfe
Theil. Auf Seite von Aukßtis. Perkunas und der Äamaite stand
Perkuna. die Mutter des Perkunas. &emina, die Mutter der Ber-
stnkai, Beslea. Laiina. Ugnicdokas und Ugniegawas, Bangputis,
Potrimpus, Perdoytus, Lituwanis, Uzwcikinas, Aigis und andere
Engel und Engelinnen, zu Michael und Szwestiks hielten Gabriel,
Raphael. Giltine. Pikolis. Pest, Cholera, Tiklis, Audris, Autrimpus,
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A. Brückner,
Brekszta. Außra, Szwaigzdes, Mienn und andere Engel und Enge-
linnen« I. 87. Der brave Mann scheint sich vor seiner Erblindung
in Hartknoch, tasicki, Stryjkowski gut hineingelesen zu haben
oder es hat dies ein anderer für ihn gethan.
' Dem Herausgeber »giebt die grosse Sage auch willkommenes
Licht über das Wesen einer mythologischen Gestalt, . . Uber den
mythischen König der äamaitent (I. 10); er vergleicht mit dem-
selben den mythischen König der Wenden, Uber welchen er in
seinem Wendenwerke vieles zusammengestellt hatte: ja er meint,
»der Wendenkönig entspricht dem mythischen König der Zamaiten
in einer Weise, dass hier nur von arischer oder im Sinne von Fick
auch nur von europäisch-indogermanischer Uebereinstimmung nicht
wohl die Rede sein kann« (I. 18), dass hierin, wie in anderem, ein
Beweis für die alte Einheit von Slave und Litauer zu erkennen ist.
Wie leichten Sinnes der Verfasser solche Verwandtschaft von My-
then annimmt, sie auf die geringste, äusserlichste Uebereinstim-
mung aufbaut, dafllr zeugt eclatant folgender Fall. I. 17 lesen
wir: »Höchst merkwürdig ist die Einstimmuug von Geras Wyras
und seiner dämonischen Gemahlin zu dem Helden der Bylinen Do-
bryna Nikititsch und seiner wilden Gattin : hier decken sich nicht
nur Namen und Oharactere, sondern auch die Verhältnisse in einer
Weise, dass entweder Entlehnung anzunehmen ist oder man
muss zugeben, dass diese mythischen Gestalten geschaffen sind,
als Zamaiten und Russen noch eine sprachliche und ideelle Einheit
bildeten Die Einheit von Slave und Litauer . . . lässt sich
durch mein Werk noch mit anderen Beweisen als die Einstimmung
von Geras Wyras und Dobryna Nikititsch belegen« u. s. w. Nun
ist von vornherein der mythische Gehalt nissischer Bylinen äusserst
zweifelhaft; sie bieten ja in der Regel märchenhaften, nicht my-
thischen Stoff in historischen oder Sagenrahmen , aber abgesehen
von dieser principieilen Frage zeigt sich bei einer Vergleichung
beider Stoffe, dass ihre wichtigste »Einstimmung« biossauf dem
zufälligen Zusammentreffen in den Namen (Gutmann) beruht.
Geras Wyras (I. 146—153), der leicht beschenkt, heilt u. s. w.,
wenn man ihm gut begegnet, erscheint als Verkörperung des
Glückes, als eine männliche Parallele zur Laiina. und findet seinen
Gegensatz in seiner Frau, der verkörperten Bosheit, welche ihrer
Schlechtigkeit wegen von ihm erschlagen wird: was haben nun
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Beiträge zur litauischen Mythologie.
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damit zu schaffen Dobrynja und die Zauberin Mariska, der ihren
Geliebten tödtet, von ihr in einen Auerochsen verwandelt wird nnd
entwandelt ihr mit den drei Lehren den Tod giebt? vgl. die Analyse
der Dobrynjalieder bei Wollner, Untersuchungen über die Volks-
epik der Grossrussen, S. 47 — 70 ; der ganze Einfall, beide Paare
zusammenzustellen, war ebenso originell wie unbegründet. Auch
hier ist Veckenstedt wieder in denjenigen Fehler verfallen, den wir
sehon einmal, bei Besprechung der Pypka, S. 22, gerügt haben:
in einer, möglicherweise ganz modernen Ueberlieferung sucht er
and findet uralten , mythischen Kern , während nach unserer An-
schauung bei Litauern wie Ölaven zwischen uraltem Mythus und
moderner Tradition ein Zusammenhang nicht ohne Weiteres her-
gestellt werden darf. Wohl setzt bei beiden Stämmen alter heid-
nischer Brauch und Aberglaube sein Treiben fort, wohl bevölkert
Volkspbantasie auch nach der Annahme des Christenthums die
Natur mit allerlei, hauptsächlich Spukgestalten, aber durch die
Annahme des Christenthums, durch die zeitliche Entfernung, durch
das Eindringen vieler fremder Elemente in Sage (Märchen) und
Sitte wird die Continuität zwischen alten und neuen Anschauungen
zerrissen oder doch gelockert, nnd so bietet uns vielfach moderner
Aberglaube bloss verzerrte Abbilder mancher Einzelheiten alten
heidnischen Glaubens; letzteren bloss aus ersterem reconstruiren
zu wollen, bleibt stets äusserst misslich: zertrümmert ist die alte
Götterwelt, einzelne Scherbchen lesen wir hier und da auf, der Ein-
blick ins ganze bleibt uns wohl verwehrt: diesen Eindruck hat auf
mich auch Veckenstedts Sammlung gemacht, denn was in ihr
wirklich uraltes mythologisches vorhanden ist, scheint mir nach
allem bemerkten Gewähr der Echtheit nicht zu bieten. Die »Ge-
stalten der zemaitiachen Mythologie , welche bisher der Forschung
ganz unbekannt waren oder von denen man wenig mehr als den
Namen wusste«, welche durch diese Sammlung »der Wissenschaft
erschlossen« sein sollen, bleiben mir somit verschlossen wie zuvor,
"aber dankbar erkenne ich an, dass nach Abzug des vielen zweifel-
haften reichlich übrig bleibt, was unsere Kenntniss vom moder-
nen litauischen Glauben und Sage bestätigt und bereichert.
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A. Brückner,
in.
Gegen diese jüngste und grossartigste Vermehrung unseres
Wissens vom alten litauischen Mythus habe ich mich äusserst skep-
tisch verhalten, habe mir und vielleicht auch anderen die Möglich-
keit benommen, diese reiche Quelle voll auszunutzen : das nun fol-
gende betrachte ich als eine Art kleinsten Ersatzes.
Es ist zwar nichts neues, was ich zu bieten vermag, bloss
einige Stellen aus einem vor hundert Jahren gedruckten Buche.
Aber es scheint mir, dass dies Buch so gut wie verschollen ist, ich
erinnere mich nicht, dass seiner in der deutschen Literatur irgendwo
gedacht worden wäre und doch verdient es, der Vergessenheit ent-
rissen zu werden, es bietet einige glaubwürdige Beiträge zu Brauch
und Glauben Samogitiens und des lettischen Oberlandes.
Einige Jahre vor der Aufhebung des Jesuitenordens begann
ein Mitglied desselben in der litauischen Ordensprovinz, die ruhm-
volle Geschichte dieses Ordens in dieser Provinz — es gentigt, die
Namen eines Skarga und eines Sarbiewski hervorzuheben oder an
die Akademie von Wilno zu erinnern — niederzuschreiben. Das
Werk ist , vielleicht wegen der Stürme , welche so bald Uber den
Orden hereinbrechen sollten , nicht mehr zum Abschluss gebracht
worden, es erschien nur sein erster Theil unter dem Titel : Litua-
nicarum Societatis Jesu historiarum provincialium pars prima auc-
tore Stanislao Rostowski ex eadem societate et provincia sacerdote.
1768 Vilnae. F°. Der Verfasser hat das Provinzialarchiv des Ordens
benutzt, sein Werk hat daher den Werth einer Quelle und ist auch,
namentlich vom Grafen Dzieduszycki in seiner Biographie des
Skarga, vielfach in diesem Sinne herangezogen worden ; durch das
zuletzt genannte Buch bin ich selbst darauf aufmerksam gemacht
worden. Ich citire nun aus dem Werke die reichhaltigen Stellen in
deutscher Uebersetzung, indem ich meist nur für das wichtigste den
Originaltext behalte.
S. 11. Unterdessen, d. i. während der raschen Ausbreitung
der Reformation in Litauen, kehrte das Landvolk, vor allem in
Litauen, Saraogitien und Semgallen, in Vergessenheit oder Un-
kenntniss der christlichen Gebote, aus seinen Feldern in die alten
Wälder zurück, um nach heidnischem Väterbrauche seinen Eichen
und jenem Blitzesjupiter, den seine Vorfahren Perkunus nannten,
zu opfern.
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Beitrüge zar litauischen Mythologie.
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S. IIS, unter dem Jahre 1583, wird Samogitien, wohin eben
eine Jesuitenmission abgesandt worden war. folgendere assen ge-
schildert : äusserst kläglich war damals der Znstand der Menschen
in dieser Diöcese, in welcher man nämlich nicht viele auf dem
Lande hätte finden können, welche auch nur den Namen eines
christlichen Menschen gekannt hätten. Antiquae colonis supersti-
tiones: Jupiter ille fulmineus, vulgo Perkunas ; quercus annosae:
Szermuksznis sive Sorbus (vgl. szermnkszle und szermüksznc,
Eberesche, sorbus aucuparia); alibi Akmo, saxum grandius; ve-
teres illi gentis dii pluresque eius ordinis alii a rusticulis adhuc
colebantur .... Perkuno ignem in sylvis sacrum . . . perpetunm
alebant. Telluri porcam faciebant. Den Rest des Opferviehes be-
wahrten sie zu Hause auf, da sie meinten, dass dies zu ihrem Heil
und der Wohlfahrt ihres Hauswesens gehöre; daher scheuten sie
sich , es wegzuwerfen und von den unsrigen (den Jesni tenmissio-
näres) hierzu aufgefordert , verneinten sie , es wagen zu können,
wofern ihnen nicht von ihren Göttern irgend ein schweres Un-
glück zustossen sollte .... Praeter eos quos diximus Larem pagani
Dimstipam vernis suis dictum fumi focique Dominum colebant
Dimstipa ist vielleicht *Dimstipats, Hausherr, vergl. dimstis —
Wurzel dem — Hof, Gut) ; huic oblato gallinaceorum pari litaba-
tur: inde epulum, quo exoratus lar familiärem suam unicuique rem
fortunaret, cognati vicinique celebrabant. Dabei hüteten sie sich
sorgfältig, etwas von ihrem ganzen Mahle für den folgenden Tag
übrig zu lassen, denn davor scheute man sich; sogar das Wasser,
womit die Schüsseln gespült wurden, musste vom Feuer verzehrt
werden. Den Todten brachten sie Mahlzeiten zu den Gräbern am
Jahrestage; aus einem Becken wurde unter den Esstisch Wasser
gegossen, auf dem Tische wurden Löffel im Viereck aufrecht ge-
stellt, hierauf, vor den auch zur Mittagszeit herumgesteckten Lich-
tern, nannte der Götterwahrsager die Todten in bestimmten Wort-
formeln; nachdem er so zu den Manen gebetet hatte. Hess er sich
als Gast mit den Hausgenossen nieder und warf zuerst einen Kloss
unter den Dreifuss. — Nichts wurde ohne Anrufung der Genien
unternommen. War der Acker zu besäen, so brachten die Land-
leute Hahn und Henne zum Opfermesser ; war Jemandem sein Sohn
krank, so ging der Vater zum Wahrsager, dieser looste und opferte
dem Gotte ein Lamm, womit er das Haupt des Kranken loskaufte;
IX. 3
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34
A. Brückner,
war irgend ein Stttck Vieh in der Heerde ansehnlicher, so opferte
es sein Herr und bat um Fortpflanzung desselben . von den Schlacht-
opfern durfte ausser Eltern und Kindern Niemand auch nur kosten.
Zu Pfingsten bringen sie aus den einzelnen Familien Getreide zu-
sammen und brauen daraus einen Trank und kommen nach Verab-
redung zum Mahle zusammen, hierauf lagern sie sich, nachdem sie
einen Widder oder Ochsen am Ufer des Flusses geopfert haben.
Hier kostet der Wahrsager oder ein anderer älterer vom Opfer
vorher, hierauf die übrigen, indem sie um günstige Witterung und
Fruchtbarkeit bitten. Wenn die unsrigen in ihren Predigten derlei
Gebräuche angriffen, wenn sie Viehknochen und andere Abzeichen
dieses rauhen Glaubens (eins scrupeaj religionis) von den Thür-
pfosten und Wänden abrissen, mit den Füssen traten, auf den
Scheiterhaufen hinwarfen, wenn sie ihre göttlichen Eichen nieder-
hieben und die heiligen Schlangen, welche den Hauseltern und
ihren Kindern schon von der Wiege an vertraut waren, zerschmet-
terten, schrieen die Heiden, dass ihre Heiligthümer entweiht, dass
ihre Baum- uud Thon- und Felsen- und Gartengötter vernichtet
würden. Andere wunderten sich, dass die Heiligenschänder strat-
los in ihren Häusern und Hainen hausten, unterdessen fröre ihr
Perkunus, da das Feuer ausgelöscht wäre, und es hätten die übrigen
Götter mit ihm gar plötzlich ihre Kräfte verloren. Andere wieder
meinten, ihre Götter wären eingeschlafen und riefen sie unter Ge-
räusch und Geschrei auf und suchten die nichtigen Mächte zu er-
regen. Aber plötzliche Wirbelwinde, Erschütterung der Häuser,
das Knirschen und Bellen und Brüllen unsichtbarer Thiere. rührte
offenbar von Teufeln her, Schreckmittel, verächtlich für den starken
Geist, so dass endlich die Landleute selbst anerkannten und be-
theuerten, was sie gehört hätten, dass es nämlich irgend einen und
zwar stärkeren als die ihrigen Götter gebe; der von unseren Men-
schen aus handele.
S. 164 schreibt 1587 der Bischof von Samogitien, Melchior
Giedrojc an den Ordensvorgesetzten : in maxima episcopatus nostri
parte qui sit confessus in vita invenias nulluni : nullum, qui com-
munieaverit unquam : nullum. qui Pater noster aut signura Crucis
formare norit: nullum denique. qui aliquam Cognitionen! mysterio-
rum fidei habeat. uno hoc illi contenti. Lutherani nou sumus. carncs
die Veneris non eomedimus. Communiter sacrificare tonitribus.
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Beitrüge zur litauischen Mythologie.
serpentes colere. quercus ut sacras vencrari. Manibus mortuoruni
dapes offerre et similia multa ex ignorantia potins quam malitia
profecta portenta in peccatis non numerant. Es Ubernehmen nun
auf die Aufforderung des Bisehofs zwei Jesuiten die Mission mit
bestem Erfolg und so duldete es leichter das Volk, dass seine hei-
ligen Eichen niedergehauen wurden. Als an eine derselben unser
Priester unter Staunen und Furcht der Menge die Axt anlegte, flog
unter grasslichem Zischen aus der Höhlung des Stammes ein
scheusslicher Uhu hervor, in dem manche nicht grundlos den Bösen
vermntheten.
S. 270 unter dem Jahre 1618. Es sind durch die Ordensmit-
glieder in Krozy exsectae Perkuno Jovi illi Lituanico devotae quercus.
S. 271. Neque Vendenses (die Jesuiten in Wenden; sua ces-
sabant in vinea .... in pagis loca diis gentium devota lustralibus
Ecclesiae ritibus perpurgata. Saxa pro diis culta (quae illi lingua
patria Atmeschenes Viete adiectorum scilicet loca — eigentlich
adiciendi locus, lett. atmeschanas wieta — in quae civorum ana-
lecta pro libamine coniectabant : quibus caesorum animantium
cruorem aspergebant quaeque contingere ipsis fas esset victimariis;
sex inquam eiusmodi arae circum oppida, in primis Rositenum,
Duneburgum, Russonum, eversae caetusque Sacrificantium dissi-
pati. Arbores item evulsae stirpitus. tum quercus, quibus mares.
tum tiliae quibus feminae pullasträ pro frugibus et incolumitate rei
domesticae quasi diis faciebant. In eandem stragem Ceroklis ex
orco ille hospitalitatis deus, cui ex omnibus esculentis primas buc-
cas, primos ex poculentis haustu», stulta libabat plebes. actus est
securibus. (Eine der im Le.tischen häufigen Bildungen auf -klis.
Nomina instrumenti u. a., s. Bielenstein, Grammatik L 293 f.; ich
finde bei Bielenstein a.a.O. 296 ein »cerüklis, worauf jemand seine
Hoffnung setzt, z. B. das Kind, das der Eltern Hoffnung ist, von
zeret hotten.* = zereklis bei Ulmann : ein zeroklis oder zerökslis.
auch dzeroklis, dzerokslis und dzeloksnis bei Ulraann bedeutet
Backenzahn: man darf vermutben eine Ableitung von dzert = lit.
ge>ti »trinken, zechen, saufen«. In käzas (Hochzeit), kristibas (Tauf-
schmaus), beres (Trauermahlzeit) dzert wird das Wort noch sehr
allgemein iür feiern gebraucht, sofern dasselbe in Trinken besteht«.
Ulmann) .
Berlin. A. Brückner.
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Die cechischen Marienklagen.
Das mittelalterliche geistliche Schauspiel bei den Cechen be-
ruht, entsprechend dem Entwicklungsgänge der cechischen Lite-
ratur überhaupt, ebenfalls auf deutscher Grundlage. Die vorliegende
Untersuchung soll das Vcrhältniss der t echischen Marienklagen zu
den deutschen Quellen klarlegen, während ich mir den Nachweis
der Entwickelung der Oster- und Passionsspiele fllr später vor-
behalte.
Wir haben drei vollständige Bearbeitungen der Marienklage
und ein Bruchstück einer solchen r . Zwei derselben sind veröffent-
licht aus H86. der Prager Universitätsbibliothek n. zw. von Hanus2)
(im folgenden bezeichnet mit Pr,) und von SafaHk3, (Pr2), eine aus
der Königgrätzer Hs. von Patera •) (Hrj, ein Bruchstück endlich
aus zwei Blättern der Prager Capitelbibliothek (C) von Erben 5J .
Diese beiden Blätter enthalten nämlich unter anderen auch den
Schluss eines Passionsspieles und die letzten fünf Verse der einge-
schalteten Marienklage bilden den Anfang dieses Fragmentes. Es
sind die Worte des Johannes:
syn pükazal
a me tobe za syoa dal
a te mu matku nazval.
uciniz me zadanie :
podiz do m&sta nenie,
cekaj jeho skoncenie.
Et recedat Maria, cantet antiphonam de laudibus.
') Ich übergehe die wörtliche Uebersetzung cler berühmtesten lateinischen
Klage »Stabat mater* ; sie steht im Vybor I, 324, abgedruckt aus derselben
Iis., aus der auch Hanns seine Klage entnommen hat.
2; Im Maly vybor S. 56.
3) Im Ö&sopis cesk. Mus. 1846, Bd. 22, 2. Thl., S. 266.
4i In den Pamatky stare lit. cesk. Nr. VIII. Hradecky rukopis, Prag lS8t.
* Vybor IL S. 31 f.
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Die cechiachen Marienklagen.
a7
Was vorerst das Alter der einzelnen Stucke angeht . so stam-
men sie insgesammt ans Hss. des XIV. Jahrhunderts u. zw. Hr aus
der Mitte l), die anderen aus dem Ende desselben. C vielleicht auch
aus dem Anfange des XV. Jahrh. Die Königgrärzer Iis. ist jedoch
nach Patera a. a. 0. S. XIII u. XXVI entschieden schon eine Ab-
schrift aus älteren Hss. und so muss auch die Entstehung der Klage
Hr weiter zurückgesetzt werden, vielleicht in das erste Viertel des»
XIV. Jahrh. Dieser Datirung steht nicht im Wege, dass der latei-
nische Planctus, der dem cechischen Gedichte zu G runde liegt2),
in einer Iis. vom J. 1319 sich vorfindet. Ich werde unten nach-
weisen, dass dem Uebersetzer der lateinische Text in anderer Fas-
sung vorlag. Auch und.Pr, sind, wie ich unten darlegen will,
Abschriften.
In dem Gedichte Umuceni Pane der Königgrätzer Hs. :* nun
sind die Verse 596 — 599 direct aus Prt entlehnt. Sie lauten :
Matko mil&, nerod' plakati
rac ma slova zmuuenati,
budes Jana mne miesto sobe za syna jmieti
a ty, Jene, rac jej jako svej mateH prieti.
Die Verse stimmen wörtlich zu Prt 96—99, nur fehlen hier
in der dritten Zeile die Worte mne miesto. Erwägt man, dass
das Gedicht4) Umuceni Pane jedenfalls vor der Mitte des XIV.
Jahrb. entstanden ist und hier Pr, augenscheinlich direct benutzt
wurde, so wird auch die Entstehung von Prt weiter an den Anfang
des XIV. Jahrh. heraufgerUckt werden müssen. Nicht so sicher
bin ich, ob die Verse Umuceni Pane 277 f. zu gleichem Schlüsse
auf die Altersbestimmung von Pr2 berechtigen könneu. Es sind
die Verse :
*) Nach Patera a. a. 0. VI und XII; nach Dobrovsky, Gesch. d. bühiu.
Spr. u. Lit. 1818, S. 124 -aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrhundert*.
*) Abgedruckt von Patera a. a. 0., Anhang 8. 450 f.
3) Patera, Hradecky rukopis 8. 213 ff. Ich bemerke hier beiläufig, dass
jenes Fragment des Leidens Christi, das im Vf bor I, Anhang 8. 1 147 ff. ab-
gedruckt ist, demselben Gedichte angehört, aus dem Thomas v. Stitny iu
seinen rtei svatecni ( Vyb. I, 754) sein Citat entnommen hat. Man vergleiche
nur das Citat 755, 23 f. mit Bruchstück 1147, 27 f. tianus scheint dies in den
Dodavky k Jungm. hist. lit. 8. 4, Nr. 19, g\ durch Nebeneinauderstellung an-
gedeutet au haben. Sonst finde ich es jedoch nirgends ausdrücklich bemerkt.
«} Vielmehr ist es nur gereimte Prosa ohne rhythmischen Versbau.
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J. Knieschek.
Musit' sc to vsechno stati
coz Bnoh kazal o mn^ psati,
die bis auf ein Wort (sohe statt mne) genau mit Pr2 39 f. überein-
stimmen l). Soviel aber lässt sich mit Sicherheit behaupten, das»
l'r2 weit älter ist als die Hs., aas der Safari k sie abdrucken Hess.
Ich gehe zuerst an die Behandlung von Prt .
Diese Klage giebt sich sofort als dramatisch zu erkennen,
wenn sie auch in der Hs. mitten zwischen Gebeten erscheint. Die
Köllen sind vertheilt (Jesus, Maria, Johannes) , auch Anweisungen
für die Schauspieler finden sich, so nach 116 »I padne na zemi«
und nach 117 »A Jan vzpodvihaje matku bozie i die takto«. Frei-
lich sind die meisten derartigen Zusätze von dem Schreiber beseitigt
worden ; denn für sein Erbauungsbuch brauchte er ja nur Gebete
und Lieder 2) . Es ist mir nicht zweifelhaft, dass ursprünglich auch
') Ich wage aus dem Grunde nicht zweifellos an Entlehnung zu denken,
weil der erste der erwähnten Verse ganz ähnlich sich wiederfindet in Pr, 7.*
musilo sie jest to stati, ebenso Hr 329 a to se stati musilo.
Die auffallenden Uebereinsümmungen zwischen dem Plac sv. Marie und
den RadosU sv. Mafie derselben Hs. (Patera S. 175} beruhen wohl nicht auf
gegenseitiger Entlehnung, sondorn vielmehr auf der gemeinsamen Urheber-
schaft beider Gedichte. Man vergleiche :
Plne sv. M. 314-318 : und Radosti sv. M. 500—503 und 507 :
a to sc treti den stane A kdyz tfeti den vsta z mrtvych
a tva zalost' v»e prestane ; tehdy zby v»ech Jalosti sv yc h
neb jak« vstane, hned v tej dobe neb jaki brzo jest z mrtvych vstal,
slavne %b uka).e tob* tak se jej hned videti dal
tu pnjrae* veüku radost , prevolikü radost jmMa,
P!ju- 33« f. und 340: mit Radosti sv. M. 105 f. und 104 :
a jost pravy Buoh a <:lovek n jsa pravy Buoh a t lovek,
a bude vfedy na vecny vek . . . bude kralovati na vea\
a jest i boii syn i tvoj a budet' tvöj i bozi syn,
oder Pia«- sv. M. 7 und 8 : mit Radosti sv. M. 494 f. :
Vizte j'ho na kHii pniece naha na knii stojeco
ty teike muky trpiece. a t*ik6 muky trpiece.
Beide Gedichte zeigen auch sonst im Stile und Versbau grosse Achnlichkeit.
*; Darum ist wohl auch im Index der Hs. der ältere Titel My Johannes
planctü | tot' gest plaukt nebo ialoscenie matky bozye v welyky patek a gsut
gebo dobrzye cztyrzye lystowe durchgestrichen und dafür gesetzt : werssy-
kowe ot matky bozye.
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Die t echischen .Marienklagen.
vor V. K» Christus eines seiner letzten Worte sprach, ebenso vor
V. 69 und 84 : denn jedesmal bricht Maria in die Worte aus : »ich
höre klägliche Laute«.
Zu dem von Hanus besorgten Abdrucke des Textes bemerke
ich folgendes:
V. 105 ist in zwei Zeilen zu zerlegen und zu lesen :
/e tu mukn synu memu : zbo/nemn 104
bez viny trpieti {: nevidieti 106).
Schlechte Verstheilung findet sich auch 172 f.: es ist zu lesen
synu moj mily zaduci
auwech, kterak tvu jasnu oci i zrak stkvuci
truchle hledi na mnie, na svoji matku ! : dostatku ISO'
Vy kleti zide, eim jste jej vinili.
Z. 13 — 37 waren 6 Strophen zu 4 Versen herzustellen, jede
beginnt mit auwech doch mnss V. 32 Jczu Krista nebeskeho,
der ohnehin als dritter Reimvers erscheint , gestrichen werden.
Ebenso zerfallen die Verse 100 — 110 in vier 4 zeilige Strophen,
jede derselben fängt an mit ach. Da ich jedoch oben V. 105 in
zwei Verse zerlegt habe, 60 ist in der 2. Strophe ein Reimpaar aus-
zuscheiden. Ich schlage vor zu lesen :
V. 104 Ach auwech 1 ie synu memu bez viny trpieti ; denn sziel
sie niekomu zboznemu in V. 104 ist nur Wiederholung von V. 90.
Man ersieht übrigens aus diesen Bemerkungen, dass wir es
mit der Abschrift aus einer älteren Vorlage zu thun haben. Dafür
spricht auch, dass die Klage mitten unter Gebeten steht, während
sie doch für die dramatische Aufführung bestimmt war.
Das Stück zeigt ganz gleichen Bau mit den deutschen Marien-
klagen und ist offenbar eine Uebersetzung einer solchen 2; . Die
Zahl der Verse, die nicht mit deutschen Belegstellen versehen wer-
den können, ist äusserst gering, die Thätigkeit des Uebersetzers
beschränkt sich nahezu nur auf die Herstellung der Reime und Ver-
arbeitung überlieferter Gedanken.
Das Gedicht beginnt mit der Strophe »Mi Johannes planctum
»i Ganx ähnlich in der Erlauer Klage 225 f. Kammer, Erlauer Spiele,
Wien 1682.
- Die Redewendung jeui na kHfci stoji, die sich V. 5, -J7 und 61 unseres
■Stückes, aber in geistlichen Gedichten auch sonst findet, ist ein Germanismus,
entsprechend dem mhd an dem kriuze stan. Vgl. Benedictbeurer Osterspiel,
Fundgruben II, 8. 257.
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40
J. Knieschek,
move« etc. aus der bekannten lateinischen Sequenz »Planctus ante
nescia« worauf noch eine lateinische Strophe folgt *) :
Salutaris noster Jesus.
captus, raptus, fixus, cesus
et illusus alapis,
a Gehenne satrapis.
auctor vere lucis,
dies ista clauditur.
mortem vita patitur
mortem autem crucis 3).
Daran schliesst sich V. 1—5 des cechischen Textes eine wört-
liche Uebersetzung des »Mi Johannes, planctum move« etc.; C. 6-—
10 enthalten die Trostesworte des Johannes (zumTheil eine Ueber-
setzungdes lateinischen »o Maria Stella maris« etc.) ; daran schliessen
V. 11 und 12 die Worte Christi »Eli, Eli« etc. mit der cechischen
Lebersetzung derselben. Die darauffolgende längere Klage Marias
umfasst V. 13 — 73 4), woran sich die Trostesworte des Jüngers reihen
bis 83 : 84—93 enthalten eine neue Klage Maria's, 94 und 95 die
Worte Christi »fceno! aj syn tvoj« und »aj! matka tva«, 96—99 die-
selben in gereimter Form: in V. 100— MO folgt wieder eine Klage
Marias, dann V. 117 Christi Ausruf »Dokonano jest«, den Schluss
118 — 127 bilden abermals Klageworte Marias.
Von jenen deutschen Versikeln, die Schönbach R) als die Grund-
lage der deutschen Marienklagcn nachgewiesen hat, finden sich
noch folgende :
0. 13 f.«) Schönbach XVI.
Ach, auwech. auwech! jaz sly- ich hoßre einen grözen ruof
Ii blas daz ist Jhesus, der mich geschuof.
to jest bozi. jen-2 stvoril nas.
') Vgl. Schönbach. Die Marienklagen, Festschrift der Universität Graz
1874, S. 9 f.
Von Hanns gar nicht erwähnt.
3 Mit geringen Aenderungen stehen dieselben Verse auch in der Erlauer
Marienklagc, a. a. ü. S. 151.
« Mit Uurecht Hess sich Hanus durch die Hb. verleiten, die Verse 34—
dem Johannes in den Mund zu legen, sie gehören vielmehr noch zur Rede
Maria's.
ii A. a. 0. S. 2.
«) Wenig verschieden kehren die Verse wieder V. 43 f., ü9 f. und % f.
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Die cechischen Marienklagen. 4 ]
C. 38. Schönbach IX 3.
auwech ! ze mne nechcete zan und hietet benumen mir den lip.
umuciti.
C. 39. XI.
auwech ! srdce me smutne, ze se herze brich !
ve mnie nechces zpruciti !
Ö. 42. III 1 .
nastnpil mie truchly eas nü ist ze weinen mir geschehen.
= 65 jii sie pocne me plakanie
= 84 jii sie ma zalost pocina.
C.49f. (=139f. = 183). XIII 3. 4.
Ktera matie höre take denke eine muoter an die not
jmiela kdy pro sveho syna. ob ir liebez kint w«er tot.
Ö. 85. XV 4.
ja smntna matie jedina. und ich armiu muoter din.
C. 88 f. i] XV 2.
Ach ! nelzie za tie owe w»re ich vtir dich tot.
smrti mnie trpieti !
6.89. XIII 1.2.
Mili lide? mile panie! ir vrouwen, helfet mir ze klagen
sziel sie vam meho plakanie. minen jämmerlichen schaden.
V. 102. VI 1. 2. 4.
ach Simeon ! ostry mec tiezkc ein swert mir geheizzen was
bolesti von Simeönis munde . . .
tve proroctvie v me srdecko daz snidet mich ze stunde.
vstHelüo.
fc. 128. XVII 1.2.
Auwech! nastojte! an jiz skoncal owe mir, nü ist er tot,
tepruv sie moj smutek pocal! nü verniuwet sich mine uöt.
Ö. 131. XI 4.
paka sie skaly, smutno v&ie stvo- üf kliebent sich die steine,
fenie.
'} Diese beiden Verse sind von Hanus unrichtig in einen zusammen-
gezogen.
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42
J. Knieschek,
C. 132. Schimbach IX 4 .
Co do ninc sire bez tebe bude? öwc waz sol ich aroiez wtp '
C. 133 f. VII1.2. 3.
Smrti! pospiesi&kemnie vskoiie, owc tot, dise not
tikonciz raeho vclikeho horie. raaht dft mir wol enden
wilt dft von dir her ze mir.
<\ 13C 4*. VIII 2—4.
auwech ! iet mi i\ vie jest ostati tot, ml nim uns beide
j»o tobie ach ! moj tieäky osude ! daz er also eine niht
von mir werde gescheiden.
C. 171. V l. 2.
auwech ! kterak zbledielo tvu Owe kint, diu wengcl sint
licku stvienie. dir so gar erblichen.
C. 176 f. IX 1—3.
zide, cim jste jej vinili Owe waz hät er in getan t
ke jste mu tyto muky ucinili muget ir in niht leben lau
proe jste mne same nejieli. und bietet benumen mir den Itp*
Der lateinische Planctus, auf den jene deutschen Versikel
zurückgehen (bei Schönbach S. 6), liegt dem Cechischen nicht zu
Grunde; davon kann sich jeder durch Vergleichung der ent-
sprechenden lateinischen Verse überzeugen : die cechische Aus-
drucksweise steht in allen den angeftthrten Stellen dem Deutschen
näher als dem Lateinischen.
Was sonst die Uebereinstimmnngen mit deutschen Klagen be-
trifft, so weisen die meisten derselben auf Stücke, die auch ihrem
Fundorte nach unserem cechischen Werke nahestehen: dasselbe
zeigt Beziehungen zu der Prager (M) , Erlauer. Egerer L)
■j Die Siglen habe ich der schon mehrfach erwähnten Festachritt von
Schönbach entnommen. Die Erlauer Klage sowie das Lambacher Paasions-
spiel (ed. Sebastian Mayr, 33. Programm des OGymnasiums zu KremsmUnster
JS83) waren ihm noch nicht bekannt. In meiner Arbeit sind folgende Kür-
zungen verwendet :
D = Münchner Marienklage, herausgegeben von F. Pfeiffer in Haupt und
Hoffmann s Altdeutschen Blättern II, 373—376.
E — Trierer Klage, Fundgruben II, 260—279.
J = Marienklage, herausg. in den Fundgruben II, 281 — 283.
K = Gundelfingen Grablegung, herausg. von Mone, Schausp. des MA. II,
131—150.
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Die c echUchen Marienklagou.
43
Klage 1 , aber auch zur Münchner D und Trierer E) *}, sowie zu
der aus Tirol stammenden Marienklage mit den Propheten (V).
Doch auch aus anderen Klagen Hessen sich Belege zum cechischen
Texte beiziehen.
Die wichtigsten hiervon sind :
C. 7. 9 u. 10. K 309—312.
Netruchlej sobe. svietla ro2e, so soltu dich gehaben wol,
budes teto ialosti din laid dir fröd bringen soll,
ikoro zbavena a 8 nim kralovati. in dem aller heschten tron
für war wirst du sitzen schon.
Ganz ähnlich lauten die Verse des St. Stephaner Passions-
spieles 33$, Sp. 2, 35 f. ») :
C. 13 f. M9— 12.
Ach, auwech! jaz slysi hlas owe. owe. ich han gehöret einen
to jest boii, jenz stvoril nas ruf
ten jest nynie v hoii i v bolesti. daz ist Jbesus, der mich geschüf.
auwecb! nelzie sie zan pobfesti. owe, er laidet grozze not!
owe. und leg ich vor in tot.
Man vergleiche ausserdem D 5— 9: Erlau 116—119; T 22,
11—14: ü 33, 17—20 : St. Stephaner Pssp. 330, Sp. 2, 32.
(\ 17. M 17 (= J 282, 4;.
Ach! auwech! auwech! slysi ot owe, owe, ich höre der hamer-
klady vzvuk. siege tos
L n Egerer Passionssptel, herausg. von G. Milchsack, Stuttgarter lit. Ver.
lfcbl, 156. Pubiication.
M = Marienklage aus Böhmen, herausg. von Schünbacb, Ueber die Marien-
klagen, Anhang I.
0 = WolfenbUtteler Klage, berausg. von Sc hone mann, Hannover 1S55.
T = Marienklage des Sterzinger Passionsspieles , herausg. von Pichler,
Ueber das Drama des Mittelalters in Tirol. Innsbruck 1S50, 18 — 2J.
. U = Bruchstücke, zusammengestellt von Pichler a. a. 0. S. 31—35.
V »Marienklage mit den Propheten, herausg. von Pichler a. a. O.S. Ii 5—140.
») Bei Schimbach a. a. 0. S. 35 als böhmisch-schlesische Gruppe be-
zeichnet.
*i D und E stehen zur erwähnten Gruppe in näherer Verwandtschaft.
Schimbach a. a. 0. S. 33.
*l Herausgegeben von Camesina in den Mittheilungen des Wiener Alter-
thamsvereins Bd. 10, 1S69, S. 327 f.
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44
J. Knieschek
C. 48 (= 63; . J 292, 9.
auwech! kto mie sniutka zhoji. Der dise marter wende.
6, 68. Erlau 269.
kam sie ja sira podieji. wo sol ich hin cheren.
Vgl. D 90: V 140, 7; St. Stephaner Pssp. 330, Sp. 2. 2ü.
Die Trostesworte des Johannes C. 74 — 83 und 118 — 127 sind
so allgemein verbreitet, dass ein Hinweis auf ein besonderes deut-
sches Vorbild unnöthig ist. Man vgl. L 6446 f., V 127, 130 f.:
Lambacher Pssp. 146-149; Erlauer Kl. 364—379 u. a.
Ö. 92. E 264. 6— S.
vizi muciec mu vsi radost Eiä, waz sol ich armez wip,
syna mileho ! auwech . co mi Sint ich dich liebez kint min
zdieti ! Sihe Tiden also gröze pln !
C. 109—111. Erlau 357. 8.
Ach kterak jest zalostne postavy secht an, wi er an des chrauczes
tot on vsecko trpi za vy. ast
Kterak me srdce toho zapomienie. durch unser schuld gehangen ist.
Vgl. D. 76. 77. Erlau 244. 5.
nu wie sol ich vil armes weip
mein not Uberwinden.
C. 161—167. D 50—55.
tut jest muku za krestiany Hast du mein lait
trpiel, a proto slyste der cristenhait
svymi srdci snaznie vzdyste geben für all ir schwäre
se mnu v zalosti hoiiece. so ist pilleich
Jezu Kri8tu sie pokoriece das arm und reich
podiekuj miz jemu z toho dir dancken ymmer merc.
ze jest za ny trpiel mnoho.
Vgl. hierzu besonders St. Stephaner Pssp. 330, Sp. 1, 17 — 24
und V 123, M -16.
Ich habe hier, wie gesagt, nur die wichtigsten Stellen heraus-
gehoben, aber schon diese Belege erweisen die nahe Verwandt-
schaft des cechischen Gedichtes mit den in Böhmen und in den
benachbarten Ländern aufgefundenen Marienklagen ; und ein sol-
ches Stück aus der böhmisch-sch lesischen {Schönbach S. 35) oder,
wenn man einen umfassenderen Namen gebrauchen will, öster-
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Die Cechischen Marienklagen.
45
reicbisehen Gruppe lag dem cechischen Uebersetzer gewiss auch
vor. Die zur Vergleich ring nicht beigezogenen Verse der cechischen
Klage sind durchaus mehr oder minder freie Bearbeitungen auch
sonst in deutschen Klagen vorkommender Gedanken. Als wirklich
nen fielen mir nur auf V. 115. 116:
[Ach pro buoh ! postupajte k stranie,
dobri muzie, mile panie.
at na mie malo vietrik poviene
ciji mdloby k srdci jduce.
Die Hs. XIV. G. 17, aus der SafaHk die Klage Pr2 veröffent-
licht hat, war einst im Besitze des Peter Wok v. Rosenberg und ist
ein Sammelsurium von Blättern und Büchern verschiedenen In-
haltes, verschiedenen Alters. Fol. 126. 127 steht unser Planctus.
Sembera setzt ihn y) in die zweite Hälfte des XIV. Jahrb. Aber
auch dieser Theil der Hs. ist, nach den ihr anhaftenden Fehlern zu
schliessen, nur Abschrift eines älteren Textet». Die Klage hebt an
mit einer Aufforderung Maria's an die Töchter Jerusalems, ihre Lei-
den bejammern zu helfen, ihr liebster Sohn sei von Judas verrathen
und werde an das Kreuz geschlagen (1 — 8); dann wendet sie sich
an Johannes mit der Bitte, sie zu dem Kreuze zu führen (9 — 12).
Darauf die Antwort des Jüngers : »Wüsstest du, was er leidet, du
eiltest ihn zu beklagen«. Diese Antwort steht bei äafaHk erst nach
V. 33 und ist den V. 38 beginnenden Trostesworten des Jüngers
vorangestellt. Abgesehen davon , dass die Verse an dieser Stelle
sinnlos sind, so wird überdies auch ein Reimpaar dadurch zerrissen ;
denn lkati in V. 33 reimt auf plakati in V. 38. Die Antwort gehört
also nach V. 12. V. 13 — 15 enthält Maria s Mahnung an die Um-
stehenden, ihr Platz zu machen, daran schliesst sich V. 16 — 33 die
erste Klage : 38—40 folgen die Trostworte des Jüngers , 4 1 bis
zum Schlüsse erueute Klagen Maria's. Als Zuthaten des Schreibers
erscheinen mir V. 21 Umucen^ ach straduci (= 56) ; V. 24 Synu
mily , to mne znamo ; V. 27 4 alostemi nemalymi ; V. 68 Mr samu
jraete: V. 72 Boha praweho und V. 81 Jezu Krista nebeskebo.
In allen diesen Fällen bilden sie den dritten Reimvers. Ausser-
dem mu8s V. 46 des Sinnes wie des Reimes halber hinter 43 treten,
also zu lesen :
i Dejiny liter. ceske « S. 127.
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46
J. Knieschek,
Kdyz ja wizi swelio syua
Na ksiii stojiece
Na tw6 inuky ziieee.
V. 57 und 58 siiid erweitert durch die Worte srdce m6 hoH und
oci otwoii: es reimte ursprunglich jedinü : smucenü. Die beiden
gleich folgenden Zeilen 59 und 60
Na swu wehni smucenü
I pHclis pohubenü
sind nur Wiederholung der Worte in den unmittelbar vorangehen-
den Zeilen, wären also besser zu tilgen.
Die Verse 61 — 64 würde ich lieber nach V. 54 stellen; denn
sonst fehlt zu V. 62 kdy* ja vizi twoj bok proklany der Nachsatz.
Diese Klage enthält von den alten deutschen Versikeln nur
eine geringe Anzahl in wenig geänderter Form, nämlich
C. I f. Schönbach XIII 1.2.
Wy dcerky Jerozolemskä ir vrouwen. helfet mir ze klagen
Pyete smutka i zalosti me. minen jämmerlichen schaden.
c. 16. XV 3 (XVI 2; .
Toho, jemuz twoi-ec dtyi. vater. schepher bist dfi min.
C. 51 f. II.
Auwech. moje zalosti öwc der jämmerlichen klage.
I welik6 pakosti j
Juit ja höre niäm dosti. gröxer klage get mich not.
Zweifelhaft ist
C. 65. IV 1 .
Welike mäs räny. dlne wunden tuout mir we.
Vgl. PI. 12 !] torquent tua vulnera.
C. 67 f. IX 2. 3.
Jemu odpustite muget ir in niht leben lan
Me zan ukriinjte. und hietet benumeu mir den lipf
Vgl. pl. 60 Nato, quaeso. parcite
matrem crucifigite.
In diesen beiden Fällen Hesse sich auch an die Benutzung des
lateinischen Planctus denken.
Die Sequenz Planctus ante nescia bei Schünbach h. a 0. S. 6.
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Die c echischcn Marienklagen.
47
Noch enger an den lateinischen Text schliesst sich das Ccchi-
Khe in folgenden Fällen :
('. 19 kwietku stkwitei pl. 15 flos florum.
C. 20 Möj synaSku piezaduci
aud Ö .47 (=55) Synu möj jediny pl. 7 fili dulcor unice
C.56f. Kwietku niöj stradüci pl. 9 matrem flentem respice.
wezH na rae jedina
Na 8wü matku smucenü.
Möglich wäre es , dass der Dichter den lateinischen Planet u s
gekannt hat — er war ja ein Geistlicher — , aber nothwendig ist
diese Annahme nicht; denn anch in deutschen Klagen finden sich
dieselben Worte. Zu £ . 20 (= pl. 7) vgl. M. 201 0 suzzer sun vil
guter und St. Stephaner Pssp. 337, Sp. 2, 7 0 Lieber und anch
einziger Sohne Mein: zu 6. 56 f. (= pl. 9) vgl. M. 202 f. sich an
deine müter — und rüche dich erparmen — über mich vil armen.
Ausserdem Lambacher Pssp. 143 und Erlauer Kl. 296.
Gleicher Weise kann man zu den cechischen Versen, die mit
der Fortsetzung des Planctus (bei Schönbach a. a. 0. S. 9) ttber-
cin8timmen, Parallelstellen aus deutschen Klagen beiziehen, so:
C. 33. Schönbach S. 10.
Maria, nerod' plakati. o Maria, tantum noli lamentari.
Vgl. jedoch Erlaucr Kl. 170. 182 u. ö. Maria . . . la dein
weiuen also sere sein I
C. 41. Schönbach S. 10.
PlitcM raemu hodina. terapus est lamenti
Vgl. Erlau 162 wainen, chlagen ist nu zeit.
Aber selbst in dem Falle, als der cechische Verfasser den
lateinischen Planctus gekannt und benutzt haben sollte — was, wie
gesagt, durchaus nicht mit Sicherheit zu erweisen ist — selbst in
diesem Falle wird man nothwendig an der Annahme einer deutschen
Vorlage festhalten müssen. Dafür zeugen neben den schon ange-
führten Uebereinstimmnngeu mit den alten deutschen Versikeln
noch folgende Stellen :
C. 5 f. heisst es :
By jej Judas iidöm zradil,
Ach, kto mu na to poradil.
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4S
J. Knieschek,
Sw£ho tworce pro tHdceti
Penez dilti na kriz zpeti.
Die Verse sind von Wichtigkeit. Ganz ähnlich, allerdings
etwas erweitert finden sich dieselben im St. Stephaner Pssp. S. 337,
Sp. 3, 21 f. :
Juchts, du ungetrewer leib.
dass dn hast Mariae dem reinen weib >) .
gethan viel grossen Uberlast,
Jessum den du terratlten hast,
Ihr ansserwöhltes einiges Kindt,
und wie anss der massen blind
war dein sinn und auch dein muth,
dass du das unschuldige bluth
hast verkaufft umb dreyssig süberling.
Wenig verändert finden sich diese Verse auch in der Erlauer
Kl. 246 f. Sie gehören freilich ursprünglich in die Passionsspiele
und gehen auf lateinische Verse zurück 2J : aber an eine so compi-
latorische Thätigkeit des cechischen Uebersetzers zu glauben, dass
er bald aus einer lateinischen Sequenz, bald aus einem Osterspiele
und dann wieder aus deutschen Klagen Stücke entlehnt und zu-
ßammengeschweisst hätte, ist doch nicht möglich, vielmehr wird er
das alles in seiner Vorlage gefunden haben , die eben wegen der
bemerkten Uebereinstimmung von C. 5 f. mit dem St. Stephaner
Pssp. die Verwandtschaft mit den Marienklagen der österreichischen
Gruppe erkennen lässt.
Zum Nachweise noch folgende Belege :
C. 9. 11. 12. Erlauer Kl. 108—111.
Jene, möj rodice mily! Johannes, lieber freunt mein,
Pro buoh, dowed me tarn k nemu, gedenkch an di treue dein
Ar1 opatKm, co je jemu. und für mich an di stat
Vgl. noch M 29 ff. das ich sech, w! es fm ergat.
\ — -
') Johannes spricht hier.
*) 0 fallax Joda proditor
quem pro paucis argenteis
quod aeeepisti precium
mag istrum tradidisti
Jadeis vendidisti,
lieu michi, quid fecisti.
Im Myst v. Tours 254 f., Milchsack, Oster- und Passionsspiele S. 102.
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Die cechischen Marienklagen.
49
C. 20 and 22.
Erlauer Kl. 195 f.
wi ist erzogen mein chindelein
mit gerten unQ mit geisin sere.
Möj gynäckn pi-ezadüci
Sipcim hlozim telo drano.
Vgl. Lambacher Pssp. 64.
£. 39 f.
Lambacher Pssp. 30 f.
Die er da leydet ohne schnldt
damit die schlifft wirdt erfildt.
Tot1 se mnsilo wse stati
co buöh kazal o sob$ psati.
Vgl. noch M 24 nnd 225 f.
Ö. 54 (ähnlich 45) .
prestanüt' me wse radosti.
Lambacher Pssp. 86.
Mein freudt ist gancz vergangen.
Auch sonst könnte man Zeile fttr Zeile des cechischen Ge-
dichtes dnrch gleiche oder ähnliche Gedanken ans deutschen Klagen
belegen.
Wesentlich anders verhält es sich mit der von Patera ans der
Königgrätzer Us. herausgegebenen Klage (Hr . Sie ist in Reim-
paaren verfasst nnd. wie es in dem prosaischen Znsatze in der Hs.
heisst, zum Lesen oder Hören« bestimmt 1 ) , der dramatische Cha-
racter ist völlig verwischt *). Um so unbegreiflicher ist es daher,
wenn der Herausgeber S. XI bemerkt, »dieses Gedicht gehört in
den Cyclus der sogenannten Osterspiele, die bei uns im J. 1863 be-
bandelt hat J. Hanus in seiner Schrift ,Die lateinisch- böhmischen
>} Ea heisst hier n. a. : »a ktoi jej bude na kaady patek 8 näboienstvim
rüti nebo poslüchatt, vsechno obdrii u Bpha sk rzc krälovnu nebesk ü na vsech
miestiech, po vse casy a najviece na smrti na svej«. Aehnlich bestimmt der
Dichter von «Unser vrouwen klage« (ed. Milchsack in Paul u. Branne, Beitr.
V. 193} V. 65 den Zweck seines Gedichtes mit den Worten : »»wer et Ueet od
fort mit inht, dem teile, vrouwe, der seiden vruht«.
*) Die in dem lateinischen Originale unvermittelt neben einander stehen-
den Beden der einzelnen Personen sind hier in ganx epischer Weise aneinan-
dergefügt, das eine Mal durch die Verse 280-285 :
A jakoi najspiese skona,
hned svaty Jan promluvi k nej
ateieji, povede jej
velmi pokorne a tUe,
ialostivc srdcem vzdyse,
die beiden anderen Male durch Ueberschriften : nach 367 Tuto odpovieda
»▼ata Man svatemu Janu evandeliste, nach 413 Tuto jeat mluvil Jezua Kristua
k svej matoe dfieve nesli je st umfel.
4
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50
J. Knieschek.
Osterspiele des XIV.— XV. Jahrhunderts *}. Sie ist einfach ein
ErbauungBStUck.
Als Quelle dieses Gedichtes hat der Herausgeber eine Sequenz
entdeckt, die er im Anhange seines Buches S. 450 veröffentlicht
hat3). Sie beginnt mit den Worten des Jeremias (lament. I, 12}
Qai per viam pergitis etc. Str. 1—3 enthalten eine Aufforderung
an die Zuhörer zum Mitleide für sie selbst und ihren Sohn, Str. 4—9
verlangt Maria von den Juden eine Aenderung des falschen Urtheils
und heischt ihre eigene Kreuzigung, Str. 10 wendet sich Maria um
Hülfe an Johannes, Str. 11 und 12 wird Christus angeredet. Str.
22—24 tröstet Jobannes die Mutter Christi, Str. 25— 2s enthält die
Antwort derselben ; Str. 29 empfiehlt Christus seine Mutter dem
Lieblingsjünger; Str. 30 erzählender Schluss : Johannes nimmt die
Mutter Jesu in seinen Schutz. Die noch angefügte Str. 31 gehört
nicht mehr zur ursprünglichen Fassung des Planctus, sie enthält
eine Bitte der Nonnen an Christus um Verleihung des ewigen
Heiles »).
Merkwürdig ist diese Sequenz dadurch . dass eine Reihe von
Strophen entlehnt sind aus jenem bekannten Planctus. den Schön-
bach 4) als die Grundlage der deutschen Marienklagen nachgewiesen
*) Er schreibt dies Hanns nach (Maly Vy bor S. 56; , der seinerseits wieder
Ambros gefolgt ist (Sitzungsberichte d. böhm. Ges. d. Wiss. 1361, 2. April}.
*) Die Hb., ein Geschenk der Aebtissin Kuuhuta. der Tochter Ottokar's,
an das Frauenkloster zu St. Georg in Prag , befindet sich jetzt in der Prager
Universitätsbibliothek, es ist ein prachtvoll ausgestattetes Erbauungsbuch.
3j Qui pro nobis uoluit
mortem sustinero,
non sinat nos miseras
ignibus ardere,
sed cum suis ancillis
semper congaudere. Amen.
Patera hat nur die allergröbsten Verderbnisse der Hs. beseitigt. Ich be-
merke noch: Mit Ausnahme der Strophen, die aus dem alten Planctus ante
nescia entlehnt sind, waren alle übrigen sechszeilig herzustellen mit Reimen
in den geraden Verszeilen (2. 4. 6), während die anderen reimlos sind. Die
Hs. hat übrigens noch die erste Zeile einzelner Strophen zweimal gesetzt oder
dem Anfange benachbarter Strophen vorgestellt , so dass mitunter der Zu-
sammenhang unverständlich wurde, z. B. Str. 10 vertite iudicium !■» V. 1 in
Str. 4 und 5]. Mi Johannes proximos tuos deprecare, oder Str. 2t Ubi rex
amabilis (— V. 1 und 2 der vorangehenden Str.-, solus hic remansit.
«) A. a. 0. S. 0 f.
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Die cechischen Marienklagen.
51
hat, u. zw. Schönbach 55 — 59 als Str. 7 unserer Sequenz : 60 — 64
als Str. 8: 19—22 als Str. II; 7—10 als Str. 13: 11—14 als
Str. 14: 15—18 als Str. 15: 23—26 als Str. 16:„27— 30 als Str. 17:
70—74 als Str. 27 und 65—69 als Str. 2S.
Aber auch sonst finden sich noch Anklänge an diese Sequenz ;
man vergleiche nur V. 22 f. unseres Planctus || mit Schönbach
Quid commisit genitrix 55 f. Quod crimen, quae scelera
gens commisit effera
cur orbatur prole 4 f. orbat orbem radio
rae. Judaea, filio me Judaea filio
mundum priuas sole 79 Solem priuas lumine
patre pio pauperes 81 aegrum medicamine.
egros adintore.
Ferner erinnert Prager Planctus 148—153:
Sed doleo adeo.
quod deberem mori.
nec sie modo penitus
nunc pacerem ori.
nec doleo, quantum debent
crimina dolori
an Schönbach 70 f. :
Utinam sie doleam
ut dolore peream !
nam plus et dolori
sine morte more
quam perire citius ;
Pr. PI. 123 — 125: consolare domina
mater et regina
cur merore deficis
Stella matutinaf
an Schönbach S. 10: o Maria Stella maris, cur tarn grave con-
tristaris ; die Anfangsworte zweier Strophen Pr. PI. 10 und 25 »Mi
Johannes« gemahnen an die Fortsetzung des alten Planctus (Schön-
bach S. 9).
Auch mit anderen lateinischen Bearbeitungen der Marienklage
zeigt der Prager Planctus Verwandtschaft *) :
») Allerdings bringt schon die Gleichartigkeit des Stoffes manche Aehn-
lichkeiten mit sich.
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52
J. Knieschek,
V. 72 f. (33 f. = 1 13 f.) :
quem crucis patibnlo
video pendere
ist ganz ähnlich V. 66 des Planctus bei M«ne, Schausp. des MA. 1,
S. 42 : cum te pati video
crucis in patibnlo.
Hier wie dort sind übrigens auch die Worte Jerem. lament. 1,12
verarbeitet: Prager Planctus 1 f. und Mone V. 35 f.
Die Leipziger Hs. der Interrogatio Sancti Anshelmi ■) enthält
ebenfalls eine Stelle, die mit V. 135 des Prager PI. Aehnlichkeit
hat: Germ. 17, 233 et ipse videns me plus dolebat de me quam de
se und Prager Planctus : dolet tuus filius — magis te dolente —
sur8um tollit lumina — te respiciente *) .
Diese Darlegung soll nur beweisen, dass auch der lateinische
Prager Planctus mitten in der Reihe der lateinischen Dichtungen
steht, deren erste Glieder in Frankreich entstanden sind,, und die
auch in Deutschland sich reich entwickelt hat.
Wenn also die cechische Marienklage Hr zwar nicht direct
nach einem deutschen Originale verfasst ist , so ist sie doch auch
ein Product desselben Einflusses, der von Westen aus über Böhmen
sich verbreitet hat. Der Ceche hat seine Vorlage sehr frei behan-
delt , mit gefühlvoller Theilnahme an einigen Stellen , doch ohne
': Schröder in der Germania 17, 231 f.
*; Dem cechischen Uebersetzer lag offenbar eine andere Recension vor,
als die in dem lateinischen Erbauungsbuch der Prager Bibliothek enthaltene.
Dafür sprechen folgende Gründe: Einmal fehlen Str. 5, 17, 27 und 31 des
lateinischen Textes ganz, ausserdem je 2 Verse in Str. 9 (55. 56), in Str. 11
'66. G7) und 15 (84. %5 ); 3 Verse in Str. 25 (144—146), 4 Verse in Str. 2b
(150—153). Strophe 31 (s. o.) hat übrigens so specielle Beziehung auf die Be-
sitzerinnen des Gebetbuches, dass dieselbe wohl nur diesen zuliebe angefügt
worden sein mag. Dann erkennen wir aus den zahlreichen Entstellungen und
Lesefehlern in dieser Gestalt des Prager Planctus die Abschrift einer älteren
Vorlage; so steht V. 66 rugit für mit; 102 sero für coena; 153 dolere für
dolori u. a. V- 1 59 ist sinnlos abgeschrieben : Detur nunc mestissimae corpus
uel exanime, ut sie moriatur '!] minoratus. moriatur ist offenbar verlesen aus
mioormtus, das nachträglich doch richtig hinzugesetzt wurde. Endlich be-
stätigt die cechische Uebersetzung meine oben ausgesprochene Vermuthung,
dass, abgesehen von den aus dem alten Planctus ante nescia aufgenommenen
Strophen, die übrigen insgesammt sechszeilig waren. Es fehlen eben in der
cechischen Uebersetzung die erwähnten Wiederholungen.
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Die ccehischen Marienklageu
53
verständigen Ueber blick Uber das Ganze. Einzelne Zusätze, die er
im Verlaufe seiner Arbeit mit einfliessen lieas, brachten ihn in
Widerspruch mit dem Schlüsse derselben. Hier nämlich empfiehlt
Jesus seine Mutter dem Lieblingsjunger Johannes [wie in Str. 29
der lateinischen Vorlage; , Christus ist also noch lebend. Damit
stehen jedoch nicht im Einklänge die Verse Sl f.:
kosti zlamati käzali.
pak srdce kopiin proklali.
dann V. 131 (bych mohla vzlezti k synu svemu auvech nine' jii k
umrelemu 312 Vmrel cloveöskü nemoci.
Aehnlich verhält es sich mit 1 16 ff., wo Maria den Jttnger an-
redet mit den Worten :
k tobe se v mej nnzi vinu
vilu2 k nieniu synu mileinu.
myni milym synem k dauern u.
Ou mi te dal miesto sebe
und 269 ff. :
a dän mne jest (sc. Jan i za sluhu
i za syna za mileho
miesto srdecnäho meho.
Die Worte Christi, mit welchen Johannes und die Mutter ein-
ander empfohlen werden, finden sich jedoch erst am Schlüsse des
ganzen Gedichtes V. 418—425.
Aus anderen Zusätzen jedoch ersehen wir. dass dem reber-
setze r auch deutsche Marienklagen bekannt waren >).
Von entscheidender Wichtigkeit sind folgende Stellen.
Cech. 174 f. Ubereinstimmend mit.
Möj inily synu jediny
cwty. nieimi zlym nevinnV
»j Vielleicht auch lateinische. So lesen wir C. 30 znamenajte tiidovo
vis ttzky blud und ganz ähnlich bei Mone a.a.O. 8. 38, V. 21 Vos Judaei per
errorem occidistis redemptorem. C. 57 f. 0 vztekly üdovsky rode — slepy
zabyly närode and Mono a. a. 0. V. 25 6 gens caeca Judaeorum und Planctus
bei Schönbach a. a. 0. V. 91 gens caeca, gens flebilis. V. 116 gleitet der Ö.
offenbar verführt durch die Worte Mi Johannes seiner Vorlage (V. 58), hinüber
anf dieFortsetaung des Planctus ante nescia, bei Schönbach S. 9 Mi Johannes,
planctam move, woraus die 2 ersten Verse übersetzt werden, allerdings ziem-
lich breit, V. 117-122.
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54
J. Knieschek,
Erlauer Kl. 252.
wer boI mir trost geben nu?
= 0 382 =Uvkl (unser vrouwen
klage) 819.
0 396 Jammer had my umbevän
vseho dobräho preplny
ktoi me viec utesi jiny ?
Jilt' je8t ma ütecha stala
a vse ialost na me vstala
vse mi s£ tnha dostala
nelzfc mi jest, by pfestala.
Kto me zbavi me" 2alosti
•
kto me vrati k mej radosti,
jichz sem drieve jmcla dosti
z meho synät-ka milosti
a jiz sem v&ech ovsem zbyla
ßmrt' by mi milej&i byla.
fech. 31 3 f. (Johannes spricht) .
vstane z mrtvych boisku moci
a to se tfeti den stane
a t?a zalost' vse prestane (=319)
neb jakz vstane, hned v tej dobe
slavnc sc ukaze tobe,
tu prijmes veliku radost'.
V 120, 22.
Oder wo sol ich freud enpfachen
E 268, 27 f.
Do ich dich, liebez kint, enpfienc
Do wären vroelichiu dinc
Diu vreude is alle hingeieit
0 370. Nu sta ik aller vroide los
Erl. 2 53. ach tod. churz mein leben
V 120,24.Vielbe8ser, ich wärtodt.
Vgl.U.v.kl.849f. (Jesus spricht),
darnach sol ich mit wünne
erst&n unt erschinen
dir unt den jungern minen :
daz geschiht an dem dritten tagey
lä vrouwe, muoter, dlne klage.
und M 230 f.
Dar nach selde und wunne
schol erstan und erscheinen
dir und den jungern meinen
daz gesclriet an dem dritten tage
la vrouwe, müter, deine klage.
Vgl. St.Steph.Pssp. 338, Sp. 2, 29.
für wahr es wäre der weit noht,
dan die bittere Marter sein
hat Uns erlöst aus der höllenPeyn.
hett Er die Marter nicht gelitten,
für wahr der teüffel hett Uns er-
und Erlau 367 f. [stritten.
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Cech. 328 f.
Tot' jest jeho vol'ü bylo
a to 8& stati musilo
jinak by clovfck byl ztracen
ale takto jest vyplacen
ot d abla k Bohu navräcen
Die cechischen Marienklagen.
55
Cech. 162 ;= 144). Vgl. E 267, 18 f.
vse telo doldv letiece Owe\ wie er nlget
teikosti spadnüti chtiece. Owe\ wie er niderslget.
£ech. 165 '= 117). Vgl. Erlauer Kl. 269.
k komu se jaz viec pHvinu. wo sol ich hin cheren?
oder V 120, 21.
zu wem so 1 ich nu gachen f
Cech. 177. Vgl. 0 382.
ktoi me viec utesi jiny ? we schal nu m y tröst geven ?
= Erlau 252 = U.v.kl.819 u.a.
Ich hin natürlich nicht der Meinung, als hätte der Uebersetzer
alle zur Vergleichung beigezogenen deutschen Gedichte gekannt
und benutzt : vielmehr gilt es mir nur nachzuweisen, dass er auch
dort deutschem Einflüsse untersteht , wo er Uber seine lateinische
Vorlage hinausgeht; denn (ich wiederhole es) alle angeführten
Stellen sind seine eigenen Zuthaten. Auf welchem Wege diese
Reminiscenzen in sein Werk gerietben, ob durch directe Benutzung
oder durch Vermittelung einer cechischen Klage, das ist gleich-
gültig. An der Sache wird nichts geändert ; denn auch das etwa
angenommene cechische Mittelglied ruht dann auf deutscher
Grundlage1).
'i Aue den drei cechischen Marienklagen lassen sich in der That eine
Anaahl von Versen zusammenstellen, deren Aehnlichkeit der Annahme Raum
lassen, dass sie aus einem Gedicht in das andere übergegangen sind, aber
man findet dieselben Gedanken auch in deutschen Klagen wieder.
Hr 93 ganz ähnlich Prt 91. Vgl. 0 347.
yezriec na me zamücenie, viztez horie i mu zulost. Nu seit, weltlik iammer
na me velike salosti. dat mik nu nodet.
HrUO. Pr2 79 f. Vgl. 0 357.
pycte Tsichni se mnu Pycte v*ickni hofe m6ho belpet algemeine, trüt
jeho. Syna meho laskaveho. swester , mtnes sones döt
beweinen.
Ausserdem Erlauer Kl. 194 u.
Hr 157. Pr, 36. Prf 76.
juzt sem tühy dosdala. mnie priesmucenci ! dos- Kdy z sem toho doidala.
davso toho.
Vgl. Erlauer Kl. 345 (— 0 349) .
we du pitterleicber tag
das ich dein chund gewan !
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56
J. Knieschek,
Was endlich das erwähnte Bruchstück (C) der Marienklage
betrifft, so lässt sich auch hier der Einfluss deutscher Vorbilder
nachweisen. Die uns erhaltenen Verse zeigen nnverkennliche
Aehnlichkeit mit den Schlusszeilen des Lambacher Passionsspieles
196—201 :
syn prikäzal Dein kindt hat mich befolchen dir,
a mc tobe za syna dal also bat er dich auch mir,
a te mü matkü nazval. Wan mein schepffer Jesu Christ
ucini/ me zadänie : er befalch mich dir als die war-
podiz do m&sta nenie. heit ist.
cekaj jeho Bkonöenie. Darumb, Maria, gehab dich wol
ich bin, der dich trösten sol.
Weitere Schlüsse lassen sich wegen des geringen Umfanges
des Bruchstückes nicht ziehen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung Hessen sich in einzelnen
Punkten mit grösserer Sicherheit feststellen, wenn die Ueberliefe-
rung der fcechischen Texte eine bessere wäre, oder wenn wir eine
grössere Anzahl von Stücken erhalten hätten. Aber jenes Verhäng-
niss. das im XVII. u. XVIII. Jahrh. so viele Reste der alten cech.
Litte rat n r vernichtete, verschonte selbst jene poetischen Erzeug-
nisse nicht, die rein erbaulichen Zweck hatten: kaum dass sich
einige spärliche Reste in Erbauuugsbüchern erhalten konnten.
Noch auf einen Umstand will ich aufmerksam machen. Wäh-
rend sich in Deutschland die Marienklagcu in natürlicher, stufen-
weise fortschreitender Entwicklung ausgebildet haben, ver-
missen wir eine solche bei den Ceeheu. Dort stehen als älteste
Repräsentanten obenan Uebersetzungen und Bearbeitungen des
Hr 329. Pr, 75 und TS f Prs Sril.
a to Bv stati musilo imisiio sie jest tu statt,— Tot ab niusilo stati.
jinak by clovek byl ztra- aby jeho lid zvoleny
cen. nebyl v viecneui zatracen!
Vgl. Erlau 3G7 und 3 To oder B 6u und «3.
zwar es ist aller werlt not wi daz niht enwerre
wann wir müsten all sein verlorn. wir wern alle verlorn gar.
Hr. 346. Pro 40.
neb to v pisuie psano juiaji. co buöh kazal o sobe psäti.
Vgl. 0 1T3 Lambacher Pssp. 30 :
dar mede wert de scrift vorvult.
Die Beispiele sind hiermit keineswegs erschöpft.
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Die cecliiachen Marieuklageu.
57
lateinischen Planctus ante nescia. also Monologe, ein weiterer
Schritt fuhrt zum Dialoge, »durch die Einfügung der Worte Christi
erhalten wir drei Personen , das Hinzutreten der drei Marien , des
Petrus, schliesslich des Joseph und Nicoderaus vermittelt die Auf-
nahme der dramatisirten Marienklagen in die volksthttmlichen
Passionsspiele« l) ; hier im Cechischen haben wir nur Vertreter der
letzten Entwickelungsstadien : in Pr2 ist der Text auf 2 Personen
(Maria und Johannes) vertheilt2); in Pr, und Hr tritt Christus hinzu:
C ist schon ein Theil eines grösseren Passionsspieles ; Klagen in
monologischer Gestalt fehlen. Diese Thatsachc unterstutzt einmal
meine Beweisführung, d*ss die Muster fttr diese Dichtungen aus
Deutschland herübergenommen sind, andererseits ersehen wir
daraus , dass die Entlehnung erst zu einer Zeit stattfand , als die
dialogische Form fttr die Marienklagen schon allgemein ühlich war.
Unsere cechischen Stücke weisen an den Anfang des XIV. Jahrh.
und viel früher wird die Gattung Uberhaupt unter den Öeehen nicht
bekannt geworden sein. Wir haben hiermit zugleich einen Beweis
für die Richtigkeit der Ausführungen Schönbach's (a. a. 0. S. 52).
dass »die Entwickelung fortschreitet mit der geographischen Ver-
breitung«. In die deutsch -sla vi sehen Länder (also speciell Oester-
reich) traten die deutschen Marienklagen in dialogischer Form ein.
Dass es ausser den besprochenen Marienklagen noch eine Reihe
anderer gegeben hat, die uns entweder verloren gegangen oder
noch nicht veröffentlicht sind, lasst sich nicht bezweifeln. Be-
weisend hierfür scheint mir, dass sich — ganz ähnlich wie in den
einzelnen Gruppen der deutschen Klagen — Wortverbindungen und
ganze Verse gewissermassen als stets verwerthetes Gemeingut
herausgebildet haben.
Zu den oben S. 20 Anm. erwähnten Stellen füge ich noch
folgende hinzu :
») Vgl. Schönbach a. a. 0. S. 51 f.
*) Diesem Stücke muss demnach wegen der formellen Darstellung vor
den anderen grossere Alterthtimlichkeit zugesprochen werden: damit hat
natürlich das Alter der Überlieferung nichts zu thun.
Hr 195.
vseho sveta stvoHtele.
stvoril jest ves sviet.
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56
St Smal Stockij,
Pr2 31 f. Pr2 80 f. und 64.
syna meho jedineho Syna meho laskaweho
Jezu Krißta nebeskeho Jezu Krista nebeskeho
na kKzi rozpateho. Na kf-iü rozpiäte (stelo).
Pr, 34 f. Pr2 44.
Auwech tnho ma velika Tüho moje welika
jiz me vesele vse ponika. vesele me wse ponika.
Hr 181. Pr, 47.
Kto me zbavi me ialosti. Kto mie smutka zhoji i ialosti.
Pr, 74. Pr2 38.
Maria ! nerod' plakati Maria nerod* plakati
musilo sie jest to stati. Tot' se musilo wse stati.
Auf Zufall beruhen diese wörtlichen Uebereinstimmungen
sicher nicht.
/. Knieschek.
Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declination
des Kleinrussischen. ')
VI. Die Declination der consonantischen Stämme.
Ueber die Declinationen der consonantischen Stämme muss im
Allgemeinen bemerkt werden, dass von derselben nur einzelne
Trümmer übrig geblieben sind. Die einst hierher gehörigen Sub-
stantiva folgen jetzt, je nachdem das Genus derselben ist, der I.,
II. oder III. Declination. Am meisten hat sich noch die consonan-
tischc Declination bei den t-Stämmen erhalten, von denen das
Kleinrussische eine genug grosse Anzahl besitzt. Aber auch diese
wurden nicht von der überall Platz greifenden Analogie verschont.
Einzelne Fälle der Wirkungen derselben werden im Nachstehen-
den vorgeführt.
. ■ - —
i) Vergl. Archiv VIII, S. 409—432.
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des KleinniM. 59
1. v- Stamme.
Schoo im Altslovenischen weisen diese Stämme eine Verwir-
rung in der Flexion auf, indem sie als eigentliche u-Stärame ihre
Formen nach der Declination der a- und t-Stämme bilden. Im
Kleinrnssischen werden alle hierher gehörigen Substantiva jetzt
in der Regel nach der Declination der a-Stamme flectirt. Also :
nepKBa, sg. gen. uepKBH; sg. dat. nepKßi; sg. acc. uepKBy;
sg. instr. uepKBojy; sg. loc. uepKBi; pl.nom. n e p k b h ; pl.gen.
uepKOB und nepKuic ; pl. dat. ne p kb aM ; pl. acc. u,e p k h h ;
pl. instr. uepKBaMii : pl. loc. nepKuax. Am wenigsten wurde
von der Analogie der sg. nom. und acc. angegriffen, denn es finden
sich noch eben so häufig die organischen Formen: sg. acc. uep-
kob Tpy*. III. 131.215. —IV. 696; sg. nom. KoporoB Tpy*. III.
142: sg. acc. KoporoB ib. III. 273. 281. 467; sg. nom. mopkob
Toj. I. 197; jbyBOB ib. II. 322; — wie die analogen: sg. acc.
uepKByTpyA. III. 422.580. —IV. 657. — V. 356; und sg. nom.
uep kb a Tpya. 11.40; xoporBa Toä. IV. 355 ; KoporBy Tpyj.III.
295. 4 54: JtbyÖBa Toä. II. 322; Jbyöa ib. II. 350; 6pyKBy
Tpy*. II. 250. Ja dies blieb sogar nicht ohne Rückwirkung auf
die o-Stämme und wir finden dort diesen analoge Formen wie : sg.
nom. mojhtob HcTop. ntc. 184; kohobToj. 1.315. — III. 242;
nepe30B Tpy*. IV. 407, statt xojHTBa, kohbh, nepeaBa; sg.
acc. ro job Toji. I. 12. 25. 55. 140. — II. 23. 85. — IV. 27. 124 ;
KopoB Toj. III. 515; kohob Toä. I. 296. 315. —II. 476. —III.
242: statt: rojoßy, KopoBy, KinBy. Vgl. auch Cap. V. 2.
Zum Nachweis der organischen Genetivform habe ich nur ein
einziges evidentes Beispiel gefunden, nämlich: Jibyöoßi Tpy*. V.
2. 40. 244, welches neben jtyöoBH Tpy*. V.28. 41. 77. 155. 401 ;
jkyöa Tpya. V. 2; JbyÖBH Tpy*. V. 376 vorkommt.
Eben so selten kommt die organische Dativform jtyÖBH Toä.
III. 569 vor.
Sehr selten findet sich der organische Instrumental : m o p k o b j y
Tpya.V.562; jjbyöoßijy TpyA. I. 165; Jbyöoßjy Toji. III. 257;
— neben uepKBojy TpyA. 11.422. — V. 712; ijepKBejy ib. 192;
Koporsojy TpyA. III. 231. u. s. w.
Dasselbe gilt vom sg. loc. — uepKBH Toä. II. 710. — HJ. 250.
— IV. 105.276; aby6oBH Tpy*.V.352; wofür man öfters: nepKBi
Tpy^. V. 401. 475. Toi. I. 74. — III. 397. —IV. 403; jbyÖBi
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60
St. «mal Stockij,
Toji. I. 346: JibyÖOBi Tpy*. V. 141. 327: Koporßi TpyA. IV.
454 hört.
Im Piarai findet sich beinahe gar keine Spar von der conso-
nan tischen Declination der v-Stämme. denn der pl. gen. nepicoß
kann auch als von iiepKoa gebildet angesehen werden. Zu er-
wähnen ist auch der pl. gen. nepKBej , von welchem Osadca p. 64
behauptet, dass er öfters als uepKOB vorkommen sollte. Ich habe
diese Form nur an einer einzigen Stelle. TpyA. II. 106, gefunden,
und glaube damit die Behauptung des Osadca widerlegt zu haben.
Das Sub8tantivum npoB. asl. Kp^Bb. welches ursprünglich
auch hierher gehörte, bildet jetzt seine Formen nach V. 2. Also:
sg.gen.KpoBH, kh p b h {Tos. II. 705; und icpoßi (Äpar. 345. TpyA.
I. 121. —IV. 3. —V. 35S): sg. dat k p o b h (Kpoßi; : sg. acc.
KpoB; sg. instr. Kponijy, KpoßHjy (TpyA. V. 1053]: Kpoßjy,
Kpißjy (TpyA. III. 25) : Kpißjby (Toä. I. 363; : Kpoßojy (Toä. I.
95): KpoßjoB (HcTop. nie. 275): sg. loc. Kpo b h . Kpoßi >*pyBi
HcTop. nie. 59).
Ebenso wie im Kleinrussischen ist die besondere Declination
dieser Stämme auch im Neuslovenischen . Serbischen und Polni-
schen verloren gegangen. Vgl. Mikl. Vgl. Gram. III. 141. 213. 430.
Im Russischen, Cechisehen, Ober- und Niederserbischen besteht
dieselbe für sich, wenn auch in veränderter Gestalt.
2. n- Stämme.
a. Masculina.
Die im Altslovenischen hierher zu rechnenden Substantiva
folgen im Kleinrussischen dem Paradigma Kim. Nur spärliche
Ueberreste findet man in den Volksliedern vom organischen gen. :
Kopeue Toji. II. 52. 555: kqm6H6 TpyA- III. 27: no.io.Mine Toz.
II. 52. —III. 71: nojioMiHH To.i. III. 72. Natürlich existiren
diese Formen in der Umgangssprache nicht mehr und an ihre Stelle
ist getreten: KopeHba oder Kopinba vgl. Ha. 122. TpyA. III. 183.
-rY. 1028. —IV. 181: Kaiieiiba oder KaMinta Apar. 11. 54. 395.
Bta. 1.201. Ha. 39. Pva*i. 106. Toji. III. 418. — IV. 7. 220.
TpyA. II. 50 und sogar KaMenby TpyA. I. 142: nojiOMiuba Foji.
III. 180. Tpyx- III 315. Hierher ist auch zu ziehen das im er-
starrten Zustande uns erhaltene Ane in ceroAHe. Sonst findet sich
keine Spur von der einmal bestandenen Declination. Dieselbe ist
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinruss. 6 1
auch in allen slavischen Sprachen verschwanden, nnr haben sich
im fecbiscben mehrere Reste davon erhalten. Vgl. Mikl. Vgl.
Gram. III. 357.
b. Neutra.
Anch der Declination der neutralen /i-Stämme kann man kein
langes Bestehen prophezeien. Sie siedeln immer mehr zur II. De-
clination über. So wird der sg. gen. beinahe dnrcbgehends nach
der Declination der o-Stämme gebildet. Z. B. omm j a Tpy*. 1. 146.
— II. 503. —V. 1145; iMjaÄpar. 90; Bpeiijaib. 112.126.130.
391. Vgl. TpyA. II. 533. Dagegen habe ich den organischen gen.
nur einmal gefunden : BpeMeHbi Tpya. II. 178.
Ehen so lautet der sg. dat. nach der II. Declination wie : i >tj y ,
n.ieiijy u. s. w. Organische Form habe ich nicht gefunden.
Dasselbe gilt vom sg. instr.: iiijajf (iMjoM), njeMjaM, no-
jywja*, cTpeMjaM (HcTop. ntc. 187): dagegen CTpeMeneM HcTop.
nie. 192, welche Form von CTpeMiai, (masc.) stammt.
Im sg.loc. finden sich organische Formen . iiieHH Toj.I.36ö;
H3feni>i Tpyj. IV. 603. Es kommen aber auch Formen wie. iiijy,
iMji, nojy.Mji u. 8. w. ohne Zweifel vor.
Im Plural habe ich nur Formen wie : Bpexena, iwena (MeHa),
3HaMena gefunden. Es unterliegt aber gar keinem Zweifel, dass
auch Formen, wie sie Osadca 63 anfllhrt: iiwja, iitjaM, iMjaMu,
ixjax und dies vielleicht schon öfters, als die mit dem consonan-
tiBchen Stammauslaut vorkommen. Auf diese Weise kann man die
consonan tische Declination der n- Stämme für verloren betrachten.
In anderen slavischen Sprachen wurde wenigstens der ur-
sprüngliche consonantische Stammauslaut beibehalten, die Decli-
nation hat aber ihre Gestalt verändert.
3. 8 -Stämme.
Was von den neutralen n-Stämmen bemerkt wurde, das gilt in
noch grösserem Masse auch von den «-Stämmen. Auch diese sind
nunmehr vocalische Stämme geworden und folgen der Declination
der o-Stämme. Also: neöo, Herta, neöy, HeÖoM, Heöi: Herta,
Heö, HeöaM. He6 a m h . neöax. Ebenso *yAO, ahbo. Schon im
Altslovenischen bestehen neben den organischen manche der II. De-
clination nachgebildete Formen wie sg. gen. caoBa, T*.ia; sg.
instr. HeÖoMb, cjobomi, u. 8. w. Vgl. Mikl. Vgl. Gram. III. 42.
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62
St. Smat Stockij,
Nur selten kommt die organische Geneti vform zum Vorschein :
iiefiece To*. II. 570 und neßecn TpyA. III. 340, und zwar, wie es
leicht aus dem Inhalte entnommen werden kann, in der von der
Kirche beeinflussten Rede. Dies zeigt sich auch an der Genetiv-
form : Tbiieca Äpar. 35. Dasselbe gilt auch von der Locativform
iieöecii TpyÄ. III. 358 und ueöecbt ib. 340. 412, von denen die
letztere analog dem amim, asl. a*ä* ist.
Im Plural sind folgende Formen etwas häufiger: Heöeca To*.
IV. 136: qyAecaTpyA. I. 302: neöec Toji. IV. 21. TpyA. 1.166.
— II. 640; uyaec TpyA. I. 165. 166; TbUec ib. 165: HeÖecaMM
TpyÄ. I. 310. —II. 658. To*. II. 342; ciOBecaMH 3aimc. MaT.
33; neöecax Toji. II. 25. —IV. 22. 136; syAecax TpyA. 1. 165.
— II. 640. Charakteristisch ist die Genetivform neÖecHB TpyÄ. I.
166, denn sie zeigt, wie weit die Endung tc schon vorgedrungen
ist. Zu merken ist auch der pl. acc. Heöeca Tax. IV. 22 (durch
den Reim verursacht) .
Ursprünglich gehörten hierher auch die Substantiva oko, yxo :
doch jetzt gehen sie nach AbUo. Neben den Piuralformen nach
Abijio, welche selten vorkommen, bestehen für den Plural die alten
Dualformen osh (oqi), yum (yiui) , welche nach den b-Stämmen
declinirt werden.
4. t- Stämme.
Die Declination der f-Stämme hat von allen consonantischen
Stämmen am wenigsten unter der sich Uberall geltend machenden
Analogie gelitten ; wenigstens blieb der consonantische Stammaus-
laut von derselben verschont. Jedoch tritt sie auch hier zum Vorschein:
1. Im sg. gen., wo neben der organischen Form: AbißqaTe
Toä. 1.91; naHbaTH ib. 314: öoKJiaxaTH ib. II. 368:AHTbaTH
ib. HI. 356. TpvA.I. 83 302. —11.426. -r- IV. 23. 142. 215. 553.
683. —V. 166. 455; coKOAbaTH Toä. III. 539; iomaTH TpyÄ.
L 140; rycbaTH ib. I. 250; qenejibaTH ib. I. 297; nopocbaTH
ib. 1.298. —11.160; qopTbaTH ib. I. 302; Te*baTH ib. II. 627 ;
— III. 10; janibaTH ib. III. 10; cepAeHbaTH ib. III. 166. — IV.
683. — V. 254; naneHbaijbi ib. IV. 650; u. 8. w. — eine den
«-Stämmen analoge Form wie: KCbouxeHTa Tos. I. 35: und den
o-Stämmen analoge Form wie: ÄHTbaTba TpyÄ. IV. 296. Vgl.
Osadca 66 — vorkommen.
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üeber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinruss. 63
2. Im gg. dat., wo neben abtäte Yoa. IV. 323. 337. TpyA.
IV. 73. 96. 201. 218. 423. 660 viel häufiger Formen wie: ahtu-
Tbi TpyA- III. 325. —IV. 148.232.260.577.656.683. — V.1005:
A3fciman>i ib. IV. 316: TeAbaTbi ib. I. 297. 300. Pvaw. 39; ch-
poTbaTbi ib. IV. 683; BOBwaTbi Pva*. 121: AHCHMHHbaTbi Pvaw.
123; naabaTbi HcTop. nie. 19. 209; KHbamaTbi ib. 209 n. 8. w.
vorkommen. Diese letzteren Formen beruhen auf dem Streben des
Kl ein nissischen , den Dativ auf t anagehen zu lassen, worin man,
wie ich glaube, die Analogie von paöi, asl. pnöt zu erblicken ge-
neigt sein kann. Vgl. den Dativ aller Deklinationen. Durch die
mehr palatale Aussprache des h, asl. h, in Sttdrussland kann man
diese Formen nicht erklären, da sonst dort nur eine solche Aus-
spräche des h vorkommen mttsste.
Andererseits findet man die auf der Analogie der o -Stämme
beruhenden Formen wie: Apy«ojaTby Toa. IV. 434. Vgl. Osadca
66, ja sogar 3ajieHbaTOBi PyAw. 123. Vgl. asl. OTpo*i eTeBH.
3. Im sg. voc., wo die den »-Stämmen analoge Form wie:
k Hi> a jKa t y HcTop. irlc. 210; naneHbaTy ib. 215 vorkommt.
4. Im sg. instr., wo neben der organischen Form: AbißvaTe*
Toa. II. 605. 609. 611; noTbaTbOM ib. II. 386; ro.iy Ö AbaTbou
ib. 416; naHbaTOM ib. IV. 56: — viel häufiger und beinahe in der
Regel die den o-Stämmen analoge Form: AMuwaM Toa. IV. 100.
TpyA. V. 155. 1106; AHTbaM TpyA. HI. 324. 449. —V. 472:
TejbCM (dialectische Aussprache des TeAbaif) Toa. III. 213; tc-
jbaM TpyA- I. 92. 259. —II. 403. 461. —IV. 463. 579; AomjaM
TpyA. 1.92; ocjibaM ib. I. 92; nopocbaM ib. II. 159. —III. 484:
KoaeubaM ib. III. 484 u. s. w. vorkommen. Der sg. nom. hat die
Entstehung dieser Form bewirkt.
5. Im sg. loc., wo neben naHbaTH Toa. I. 71 auch ocbAbaTbi
TpyA. III. 339 sich findet.
Das Schema des Singular wird nun folgendes sein: TeAba,
T6Ab aTH , TeAbaTbi, TeAbaM, TCAbaTbi.
6. Der ganze Plural folgt mit Beibehaltung des consonanti-
schen Stammauslautes der Analogie der o-Stämme. Also: re-
AbaTä, TeAbaT, TeAbaTaM, TeAbaTaMB, TCAbaTax. Zu merken
sind die sporadisch vorkommenden organischen Formen wie : dat.
pl. AbiBiaTbiv (= eil) Foa. II. 77 und pl. instr. Te*baTB To.i.
1.47. — n. 213. 360. 597. — III. 215. —IV. 125. 338: janibaTH
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«4
St. Smal Stockij,
ib. I. 48. — H. 360. 597. —III. 224. —IV. 125; ryctaTH ib. I.
48: Ki3ai>aTH ib. II. 360. — IV. 125; a p o 6 j a t h ib. II. 561 u. 8. w.?
welche nnr in karpathischen Gebirgsidiomen vorkommen.
7. Zu merken ist der dual. aec. aepnbaTH TpyA- V. 1149.
1 1S2. Vgl. auch AMTHHbaTH Toji. II. 482.
Anmerkung. A^Bia wird femininum I\>a. II. 352 und so
sehr oft. Ebenso AHTkaTpyA. IV. 553. Vgl. dagegen Moro ah-
t h ii k ii TpyA- IV. 368; xHTba hat auch seinen Plural: AHThaTa
To.i. II. 31 ; AbiTbaT TpyA. IV. 265.
t
5. r- Stämme.
Im Altslovenischen gehören hierher zwei Stämme : MaTep und
jxuiTep. Von diesen ist der letztere im Kleinrussischen beinahe
ganz verschwunden. Es findet sich von diesem Stamme nur der sg.
nom. ao«iep TpyA- V. 39. 80. 592. 925; ao* ib. 556; der sg. voc.
AiniH TpyA. I. 173 (in einem Kirchenliede) und aoi TpyA. n. 176:
und der sg. acc. AO*iep TpyA. III. 278. — V. 925; und ao? TpyA.
V. 922. Toi. IV. 45. Der Stamm MaTep hat sich besser erhalten,
aber auch bei ihm sind grosse Veränderungen eingetreten. Der-
selbe wird im Kleinrussischen folgendermassen declinirt.
sg. nom.: m aTH TpyA. I. 160; MaTbi Yoä. III. 258 ; MaTb TpyA.
1.88. — V. 336. Tox. II. 231. — III. 455; Maiii, To*.
III. 117: Mau To*. III. 246.413; naTi>ip TpyA.I. 49. 150.
— ID. 253. —V. 899; MaTep TpyA. V. 448.
sg. gen. : MaTepe To*. II. 219. 555. 722 ; MaTepa TpyA. II. 358.
— V. 849. Tot. II. 699. 700. —HI. 131. 193. 316; va-
UbepnTpyA. IV.68; MaTepi TpyA. II. 73. —V. 369. 454.
233. — IV. 560. Tos. U. 735. Py** 83 : msth Tox. 1. 11.
— HI. 109.372. —IV. 338. TpyÄ.IV.431. — V. 69. 161.
641. 724. 885. 886.
sg. dat.: MaTepn Tox. II. 28. —III. 226. 345. 478. — IV. 103.
TpyA. IV. 94. 173. 559. —V. 876; MaTepi Toj. III. 104.
413. TpyA. II. 19. — m.76. —IV. 560. — V.104. PyA^.
83; MaTH To*. III. 171. TpyA. V. 125; Ma To*. I. 216.
TpyA. V. 1129.
sg. acc.: MaTbip Toa. II. 414. 797. —III. 176. —IV. 104.
TpyA. V. 96. 135. ßpar. 10. PyA*. 182; MaTH Tox. III. 59.
197. —IV. 543. TpyA. ü. 613. —IV. 488. Hj. 78; ian>
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinruae. 65
Tox. III. 454. Tpyx. V. 156; xa Tpyj. I. 90. — II. 109.
— m. 426. —V. 216.
sg. voc. : mstm Tpyx. V. 2. Toj. IV. 171 : Marubi Tpy*. IV. 652 ;
waTep TpyA. III. 20. Tox. II. 710.
3g. in8tr. : MaTepjy Tpy*. II. 8. — III. 177. Äpar. 130; Ma-
Tiipjy To*. III. 141. Yyxn. 96; MaTepijy Äpar. 130;
MaTeB Tox. II. 3S6.
sg. loc. : MaTepH Iox. II. 28: MaTepi Tpyx. V. 742.
pi. nom. : MaTepH rox. III. 110: m aTbipn Tox. II. 492: Ma-
Tepi TpyA. I. 284; MaTH To*. II. 273.
Die übrigen Casus kann ich nicht belegen. Sie lauten nach
Osadca: MaTepij, MaTepeM MaTepja*): MaTbipMH (naTep-
jaMH); MaTepex (MaTepjax).
Ans der angeführten Flexion des Stammes MaTep ersieht man
leicht, wie sehr derselbe der Analogie unterliegt. Das Merkwür-
digste daran ist aber, dass es beinahe in allen Casus MaTH gesagt
werden kann, also das Wort indeclinabel wird (vgl. auch das
Cechische, Mikl. Vgl. Gram. m. 360), und dass MaTH bereits als
Stamm dient zur Bildung neuer Formen. Vgl. MaTeß; pl. nom.
MaTH.
VII. Die nominale Declination der Adjectiva.
Die nominale Declination der Adjectiva hat sich im Kleinrussi-
schen in spärlichen Resten erhalten. Dieselben sind von Osadca in
der Gram. p. 76 und von Prof . Miklosich in der Vgl. Gram. III. 256
sorgfältig gesammelt und geordnet. Prof. Ogonowski hat in den
Studien diesbezüglich nichts neues vorgebracht Mir bleibt nun
übrig, darauf aufmerksam zu machen, dass die nominale Declina-
tion der Adjectiva in obliquen Casus, namentlich im gen. und dat.
nicht nur in den adverbiellen Ausdrücken sich erhalten hat, son-
dern auch, wenn ein Adjectiv mit einem Substantiv verbunden er-
scheint, vorkommt. Also:
1. sg. gen. masc. KaxHHOBa Tojk. I. 50. 141 ; uepKOBHaTox
11 497: xpyra Tox. m. 241. 445; KpyTa Tox. IV. 44; nine-
HH^Ha Tox. IV. 66; pyca Tpy*. I. 135; 6i*a Tpyx- V. 431. Zu
merken sind ausserdem die in Vertretung des acc. vorkommenden
gen.: Bopona Tox. II. 163; homh ja ib. 715; po3cyKHHa Tpyx.
Hl. 136: yxoBHHa Tpyx. V. 1071. Sehr häufig kommen solche
IX. o
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66
St Smal Stockij,
Formen in den Kirchenliedern vor, welche sich beim Volke einge-
bürgert haben. Z. B. Ja3apeßa Toi. III. 264; Öomija To*. IV. ,
279. TpyA- I. 178: poÄjeHHa TpyA. I. 172; rocyAapeßa TpyA.
III. 321; xhba ib. 338; für den aoc.: pacnjaTa TpyA. I. 165;
iKH b a ib. 179; ciaAKOciOBHa ib. 178; cbßjaTa ib. 168; co-
öpaßiua, noHBaBiua ib. 172; jeAHna, yja3BjeiiHa, oicpißaB-
jena TpyA. III. 19. Merkwürdig ist nana qicapoBa für nana
uticapja Toj. III. 130.
Ebenso findet sich der pg. gen. nentr. nicht nur in adverbi eilen
Ausdrücken, sondern auch in Verbindung mit einem Substantiv.
Also: ni^Hpa To*. II. 96; 3e.ieHa ib. IY. 66; naHtcica ib. IV..
204: CHHBaTpy*. V. 1042.
Auch für d*e Erhaltung des sg. gen. fem. findet sich ein Beleg
in TpyA. V. 407: ööatija. Zu vergleichen sind die Formen Öoxn
Toj. II. 243; KOTpa ib. 210. ueBe jh^kh für ÖoKoji, KOTpoji.
H6B6 JH^KOJ i.
2. Für den sg. dat. masc. bringe ich folgende Belege vor :
piAHy To*. I. 137; HHinny ib. III. 268; KHTajeBy ib. II. 33;
jeAHHy ib. IV. 297; Tenjy TpyA- IV. 424; Bpaacy ib. V. 576.
Ebenso findet sich der sg. dat. neutr. : 3aieonTbijy TpyA- I.
177; cHBy Tos. II. 263,
und der sg. dat. fem.: KpyTbi Foj. 11.409; BÖ03bi TpyA- V.
916. Bei dieser Gelegenheit muss bemerkt werden, dass man im
Kleinrussischen sehr oft im sg. dat. loc. fem. die Formen AoÖpi,
cHHfci zu hören bekommt. Vgl. Ogon. Stud. 134. TpyA- VII. 573.
Das sind aber keine nominalen, sondern aus den zusammengesetz-
ten entstandene Formen.
3. Im sg. instr, masc. merke man die Form: 3 chhom je-
AauiHOM TpyA. II. 718.
4. Im sg. loc. fem. merke man diö Form: jej Ha pyronbnbi,
jej Ha npaBeceHBUbi Toj. IV. 241.
5. Im pl. nom. merke man die Form: Kpombi von kpotok
TpyA. V. 1080. Ein dual. nom. kommt vor TpyA.V. 684. jeAam^a
xh odoje.
6. Im pl. instr. merke man: 3 A3WTKaMi MaabenbicaMi Ogon.
Stud. 135.
7. Ausserdem findet man im Kleinrussischen sehr oft bei-
spielsweise bopoh Kiiib so declinirt, dass das Bopon in allen Casus
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ücber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Klcinnus. 67
des Singular und Plural unverändert bleibt. Vgl. Ogon. Stud. 151.
Dieser masc. Ausgang bleibt auch im Femininum und man sagt
z. B. chb jyöpoßa: gg. acc. mojoa ro.ioBOHKy Toi. III. 47 ; b
:ejen MypaBOHbubi ib. u. 8. w. und im Neutrum : chb coKOjbaTa
Toj. II. 31 u. s. w.
Auf diese Reste nun bleibt die nominale Declination der Ad-
jectiva beschränkt. Dasselbe Schicksal hat dieselbe in allen slav.
Sprachen getroffen, indem sie uberall mehr oder weniger durch die
zusammengesetzte verdrängt wurde.
Vm. Die Declination der Pronomina personalia.
Die Declination der Pronomina personalia bietet für meine
Zwecke Weniges von Belang. Ich will aber einige merkwürdige
Formen dieser Pronomina anführen und die diesbezügliche Samm-
lung des Prof. OgonowBki (Stud. 129) vervollständigen. Es findet
sich nämlich im sg. dat. Mja Tpyj. V. 556; Tba ib. V. 69. 234;
sg.loc. Tba ib. V.315; sg.gen. Te = tui ib. VII. 554; Mja, Tba =
MeHbi, TOÖi = hm, Tbi = Mja (uba), Tba. (Vgl. den sg. acc.
aus Hba — nbi.) Ausserdem merke man den sg. dat. ue = tibi
Tai. m. 492 (vgl. auch acc. ue Ogon. Stud. 129); u.n ib. HI. 413;
com ms sibi Toä. III. 425; ceöc ib. III. 251. 414; sg. gen. ue =
sui Toä. III. 425; coöe Tpy*. V. 42; sg. instr. mhoJ Tpy*. IV.
495. Toj. 1.98; ToÖoj Tpy*. V. 302.314.504. IV«. 1.244. —II.
290 und so sehr oft. coöoj IV«. JL 121. — III. 7; den sg. acc.
ceoja Tpy*. V. 66, welche Form aus dem russischen Einfluss sich
erklärt.
B. Pronominale und zusammengesetzte Declination.
Vor Allem mnss hier gleich am Anfang bemerkt werden, dass
der Unterschied zwischen der pronominalen und zusammengesetz-
ten Declination im Eleinrussischen fast vollständig verwischt ist.
Sobald nämlich das Gefühl für die specielle Bedeutung eines be-
stimmten Artikels des am Ende der Adjectiva hinzutretenden j*
im Russischen verloren ging, und dadurch ein Unterschied zwischen
^oöpi und Ao6pT>H zu bestehen aufgehört hat, fing man an, die
Adjectiva ohne Unterschied der Bedeutung ausschliesslich in der
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68
St. Snial Stockij,
zusammengesetzten Form zu gebrauchen. Dies wurde dann durch
die Analogie auch auf die Pronomina übertragen und so entstanden
die analogen Formen Toj, Taja, Toje; jaKHj, j aKaja, j aicoje:
t aKH j , Tanaja, Tanoje u. s. w. Neben Taja, Toje u. 8. w. wer-
den aber auch die aus denselben verkürzten Formen Ta, Te ge-
braucht.
Nachdem nun einmal dieser Schritt gethan war, hat auch der
Ausgleichsprocess zwischen der pronominalen und der zusammen-
gesetzten Declination angefangen. Dabei haben die Pronomina den
ganzen Plural aufgegeben und sind der Analogie der zusammen-
gesetzten Declination gefolgt. Ausserdem wurde der organische
sg. instr. ma8C. neutr. TfcMb durch das auf der Analogie der zu-
sammengesetzten Declination beruhende tunb vertreten. Dagegen
haben die Adjectiva den sg. loc. masc. neutr. von der pronominalen
Declination genommen. Dies findet man schon im Altslo venischen.
Vgl. Mikl. Vgl. Gram. III. 60: Bi*nioMi>, rptiniiom, u. s. \r.
JIWTOH, HeAAÄbHOH.
Wie also daraus zu ersehen ist, hat der Sprachgeist nur die-
jenigen Formen, welche in beiden Declinationen verschieden lau-
teten, durch die Einwirkung der Analogie ausgeglichen. Die oben
nicht genannten Formen sind in beiden Declinationen lautlich
gleich. Somit besteht fUr das Ohr zwischen der pronominalen und
der zusammengesetzten Declination kein Unterschied , wenn auch
die Formen wie AOÖporo, Aoöpoaiy u.s.w. nicht aus der Analogie
der pronominalen Declination, sondern aus dobro +jeAo, dobro -f-
jemu erklärt werden. (Anders Leskien, Deel.) Ueberhaupt gelten
jetzt für die zusammengesetzte Declination nicht mehr diejenigen
Kegeln, wie im Altslovenischen und Altrussischen, nach welchen
an die nominale Form der Adjectiva, das Pronomen j«*, ja, je in
der entsprechenden Form hinzugetreten war, also eine Zusammen-
rückung beider Theile stattgefunden hat. Nur eine einzige Form,
nämlich der sg. acc. fem. Aoöpyjy hat sich bis jetzt aus der alten
zusammengesetzten Declination, unterstützt durch die noch vor-
kommende nominale Form Aoöpy unversehrt erhalten. Sonst hat
sich eine andere Kegel, welche aber im Altslovenischen schon in
ihren Anfängen war, gebildet, nach welcher an das Thema des
Adjectivs Aoöpo die Formen des Pronomens }i hinzutreten. Vgl.
Mikl. Vgl. Gram. I. 164. Diese Regel ist für alle lebenden slavi-
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinrus». 69
sehen Sprachen gültig. Die Bildung derselben hat wahrscheinlich
das Pronomen hervorgerufen.
Aus dem jetzigen Verhältniss der pronominalen und der zu-
sammengesetzten Declination zu einander können wir sch Hessen,
dass die Beziehungen beider schon in der frühesten Zeit sehr eng
waren. Und in der That finden wir Spuren davon in denjenigen
fünf Formen der zusammengesetzten Declination, welche nicht
dar eh Zusammenrückung entstanden sind. Sowie man nämlich alle
Formen der nominalen und der pronominalen Declination zwar un-
bewus8t, aber doch von einem Thema, an welches eine Endung
hinzutrat, bildete, so fing man an, auch in der zusammengesetzten
Declination auf dieselbe Weise zu verfahren. Der Anfang war mit
denjenigen Formen gemacht, welche für die Aussprache eine be-
sondere Schwierigkeit boten. Sobald aber das Gefühl für die be-
sondere Bedeutung der zusammengesetzten Formen sich abgestumpft
hatte und schliesslich ganz abgestorben war — und dies geschah
schon sehr früh — und man die zusammengesetzten Formen nicht
als zwei neben einander flectirte Worte, sondern als eine Einheit
ansah, gewann diese allgemein gültige Regel auch in der zusam-
mengesetzten Declination auf der ganzen Linie Oberhand, so dass
wir jetzt auch hier nur von einem Thema und gleichsam von einer
Endung, welche an dasselbe hinzutritt, reden können. Das Vor-
schreiten in der Bildung dieser Regel können wir schon an dem
Altslovenischen beobachten (vgl. cbatoto, sg. loc. fem. jhotoiI,
lieAAKfeHofi; gg. loc. masc. neutr. iit'nm mh, rptmHOMb u. s. w.
Vgl. Mikl. Vgl. Gram. III. 54. 58. 60. 61) und noch mehr in den
altrussischen Denkmälern. Mit dem Augenblicke nun, als die zu-
sammengesetzte Declination an diesen Punkt anlangte , war auch
der Ausgleich derselben mit der pronominalen vollzogen.
Ja sogar das Pronomen Becb, Bci»a, Bce, asl. blcl, welches
am längsten die pronominale Declination bewahrt hat, hat dieselbe
bei diesem Stande der Dinge nicht länger erhalten können. Davon
überzeugt uns der sg. nom. Bcej, BCboj — Bci»aja (To*. II. 102.
175. — HI. 102) — Bceje ; der sg. acc. Bcej (Tpy*. III. 362. — IV.
352. Tojt. IH. 41. 72. 85) — Bciyjy; der pl. nom. bcm. Man
merke den sg. nom. bccbb Tpy*. IV. 467. Dass bei diesem Worte
die pronominale Declination am längsten sich erhalten hat, erklärt
sich aus dem Gleichlaute der pronominalen Formen dieses Prono-
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I
70 St. Smal Stockij ,
mens und der zusammengesetzten Formen einer Kategorie der Ad-
jectiva, nämlich xHCBij, denn sowohl das Pronomen Beet, als
auch das Adjectivnm xhcmj lauteten im sg. instr. loc. bcmm,
BCLij — xhcmm. zHctij ; pl. gen. loc. bcmx — jHCBix ; pl. dat.
BciiM — jHCfciM: pl. instr. bcmmh — xhcmmh. Vgl. Osadca
Gram. 80. Ausserdem merke man den sg. instr. fem. ycbijejy,
ycbijy, BceB, BC&OB, bclom (roj. IV. 62. 28} T bcmm: den pl.
instr. yctiMa Tpy*. IV. 682. —V. 976. Toi. L 13. —II. 102.
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass der pl. instr. sowohl bei
den Pronom. als auch bei Adjectiv. sehr oft auf m a ausgeht. Z. B.
THMaToj. U. 39. 455; HHMa Fox. I. 149. — EL 119. — III. 229;
HHmHM a r<w. I. 337; CBojiiia Fox. II. 60; CTapmHMa Tpyx. V.
982; a o ÖpHM a Toä. IE. 511 u. s. w. Vgl. auch Tpyx. V. 976.
— IV. 682 und Ogon. Stud. 135.
Beachtenswerth sind ausserdem einige speciell kleinrussische
Bildungen auf dem Gebiete der Pronomina und der Adjectiva.
Diese sind:
1. Das Femininum des Pronomens Ta bildet seine Formen
auch vom Stamme t o j a. Also sg. gen. t oj e j i , Tijeji, t aj e j i ,
Tbijeji, Tejeji, Tteji, Teji, Tiji neben Toji, Toj (Tox. III.
422. Vgl. Hoj Fox. II. 6). Am meisten verbreitet sind die Formen
Toji und Teji. Sg. instr.: Tojejy, Tijejy, T&ijejy, THjejy,
Tl' ) Bj y ■ TeJ y neben Tojy. Dieselben Bildungen weist auch das
Pronomen ci>a auf. Also: sg. gen. cijeji, cejeji, cajeji, cijej
(Tpyx. V. 501), asl. cH«n; ctijeji, nij eji, n>ijeji, Kliji, u;eji
neben ceji, asl. cen, aruss. cot. cck: sg. instr. cijejy, cbi-
jejy, um j y , ncjy neben cejy (cob, cmdb}, asl. cei*. aruss.
ceio. Daran sch Ii essen sich die entsprechenden Formen von Bci»a
und oxna. Also: Bctijeji, oxnijeji (ßoxHHjeji Tpyx.II. 21) : —
ycbijejy , oxHnjejy. Zu merken ist de.r pl. gen. jojix Tox. II.
83, asl. hxi; pl. instr. hh statt hhmh, asl. ehe.
2. Die Pronomina possessiva bieten auch einige Eigentüm-
lichkeiten u. zw.:
a) Im sg. nom. und acc.. wo in manchen Gegenden die For-
men Moja, TBoja(cBoja) — Mojy, TBojy. cßojy zu Jia, tbji
(cßa); jiy, TBy, cßy: Moje. TBoje zu Me (rox. I. 245), tbo con-
trahirt werden.
b) Fttr Mojero, Mojeay. jiojiM, Mojix findet sich MojMy.
«
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Deciin. des Kieinruss. 7 1
MOMV, MHX. MHX. Vgl. TDHMH fÜr TBOji*H TOJI. L 346. Vgl.,
TpyA. VII. 557.
c) Für sg. gen. fem. Moj ej i findet sich stoj ir Mej i. Vgl. TpvA.
VfL. 557.
d) Für sg. dat. Mojij findet sich *oji.
e) Ftlr 8g. instr. fem. Mojejy. TBojejy. cBojejy findet sieb
Mojy Toä. I. 362. Mejy. TBojy Toz. 1.244. TBejy. CBojy TpyA.
II. 334. — V. 847. CBejy, cbcb Toä. IV. 432;
f) Für sg. loc. cßojiM? cßojij findet sich CBix Toji. I. 207.
Cßij Toä. I. 16.
g) Äßoje. oöoje, Tpoje. wemepo u. 8. w. sind eigentlich
nom. nentr. In den übrigen Casus werden sie regelmässig nach
Mij declinirt. Zu merken sind die Formen oöijox Toji. 1. 81. Tpi-
jex TpyA- HI. 372.
3. Bezüglich der Adjectiva ist die häufig genug vorkommende
Elision des o in der Endung des sg. gen. masc. neutr. zu merken.
Z. B. piAHor Toä. I. 28. 137. —IL 53; jaBopoBor ib. I. 130.
172. — II. 369; canor ib. II. 52: CHiibor ib. IV. 134; nonoßor
r«i. IL 92; BeiBKor ib. II. 482; chbot ib. II. 512; ygl. auch
Tor To*. I. 209; r1 (= ro) ib. I. 173. Man merke den sg. gen.
3aBTporo von 3aBTpa Tpyn. II. 214.
Merkwürdig ist folgende Verbindung: Aajyn» mcitm cto wep-
BiHbnbiB 3ojioTHji, Aaj \'tl Mciibi j napy k o h e j BOpOHnji. HauiMO
aeHbi napa nouej Boponaji? TpyA. 529 und dieser Uebergang na*
XpHCTOM HOBopoxAeHHHM, suiaAen^i yjacjn»i nojoxeHHOM
TpyA. IIL 339.
Im Anschlüsse an diese Declination müssen noch die eigen-
tümlichen Formen der Numeralia ABa, oöa angeführt werden.
Neben den regelmässigen Formen: Asar abi (auch für neutr. To*.
I. 301), o6a, o 6 i ; gen. loc. abox, oöox: dat. abom, oöom : instr.
abo xa, oöoMa findet sich der gen. otfex Toä. I. 189: instr. abomh
Tom. n. 702. Vgl. Ogon. Stud. 137. ABynja TpyÄ. V. 162: otfiMa
TpyA. UI. 378.
Analog dem Aaa, oöa werden auch die Numeralia Tpa, no-
TnpH (lHTHpjt . njaiL. miCTI». ch i m . BicMK. ACttjaTh. A6-
cbaTb, ABaAUbaTb (ABajuhaTb . dann TpHju>aTi> u. 8. w. decli-
nirt. Also: gen. Tpjox TpyA. L 5. —II. 264. To*. IV. 83 (rpix
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72
St. Sm&] Stockij,
TpyA- II. 5S7: ^ompex To«i. IV. 200: cbi»ox Tqj. III. 70: abs-
HaAUJ»aTOx TpyA. II. 238.
dat. abbh&aiib&tom TpyA. I. 122.
acc. MOTHpoxTpyA. II. 621; ceMix ib. IE. 321.
instr. TpeMa Toi. IV. 136: Tpoiia TpyA. III. 292. —V. 722.
To.i.II.30.65. TpiMaTpyA.V. 14; Tpjona Tpy*. IL 252:
305. —V. 9. Toji. I. 79. —IV. 5; m-riipMa TpyA. I. 306:
u niji m a Toj. I. 336. — III. 488. lOTHpeaia Toa.IIL 38;
njaTbMa TpyA. I. 136. —IV. 610. To*. II. 102. —IV.
102: uiicTLMa Toa. IL 206. raecTbMH TpyA. II. 648;
cbiMMa Toä. II. 556. 445. — IV. 507; ABanaAUbaTbMa
TpyA. IL 19. 179: ABauaAijbaTOMa TpyA. IL 175. 284.
loc. niecTbox TpyA. IV. 595.
Neben diesen Formen findet man auch, aber vielleicht seltener,
die organischen Formen wie :
gen. ceMH TpyA. IV. 231. 378; AecbaTH ib. IV. 422; OAHHaa-
m,aTH ib. II. 23; AßaHaAUbaTH ib. II. 285.
instr. AßaHaAUbaTby TpyA. II. 158. 161; njaTHaAUbaTby ib.
I. 314.
Zu merken ist der instr. AßanaAHbaTH TpyA. II. 260.
loc. njaTHTpyA. V. 20: ceMH ib. III. 321; BOCbXH ib. I. 306:
ABaHaAUbaTH ib. II. 439.
Ausserdem hört man nicht selten beispielsweise Ti njaTt
x.ionubiB folgend ermassen declinirt.
gen. thx njaTb xiomn>iB.
dat. thm njaTb xjonubaM.
acc. = gen.
instr. thmh njaTb xAomibaMH.
loc. thx njaTb xjonubax,
sodass das Numerale undeclinirt erscheint Vgl. TpyA. V. 1097:
»>a bcwm BicbiM (sc. CHHaM) uniacTba, AO.iby Aa-ia«.
C. Schluss.
Alles was wir jetzt Uber die Wirkungen der Analogie in der
Declination des Kleinrussischen im Besonderen vorgebracht haben,
bestätigt nur allzu nachdrücklich die Worte Leskiens, welche er
im Archiv I. 400 ausgesprochen hat: »Kaum irgendwo herrscht die
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Ueber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinrusa. 73
Neigung, ursprünglich verschiedene Formen eine nach der anderen
zu gestalten, wie in der Declination der neueren sl avischen Spra-
chen« — ich möchte nur noch sagen : wie in der Declination der
kleinrussischen Sprache. Und in der That. Das Streben nach Ver-
einfachung der sprachlichen Formen hat im Kleinrussischen dazu
geführt, dass die sechs DeclinationsclasBen, die einst im Russischen
bestanden haben, auf fünf, ja sogar, wenn man von einigen Ueber-
bleibsein der consonan tischen Stämme absieht, auf vier reducirt
wurden. Die Ursache dieser Reducirung liegt darin, dass das
früher so lebendige Gefühl für den Stammauslaut sich abstumpfte
und deshalb seine Einwirkung auf die Scheidung der Declinations-
classen verlor. Von diesem Momente an begann die Bedeutung
des Geschlechtes immer grösser zu werden, und dies offenbart sich
schon jetzt darin, dass das Sprachgefühl bestrebt ist, die Substan-
tiva desselben Geschlechtes, wenn auch verschiedenen Stammaus-
lautes, zu vereinigen und denselben Declinationsregeln zu unter-
werfen. Ist aber ;dies einmal vollbracht, so wird das Geschlecht
zum unterscheidenden Princip der Declinationsclassen. Jetzt ist
das zwar noch nicht der Fall. Es bestehen nämlich für die Sub-
stantiva feminina und ebenso für die neutra je zwei Declinationen.
Wenn wir aber die beiden Declinationen der Feminina mit einander
vergleichen, so sehen wir schon jetzt, dass sie Vieles sie Unter-
scheidendes eingebüsst haben, und dass ihnen eine gänzliche Aus-
gleichung bevorsteht. Dasselbe bemerken wir bei Vergleichung der
beiden Declinationen der Neutra. — Das wäre nun das eine sehr
wichtige Ergebniss der Wirkung der Analogie in der kleinrussischen
Wortbildung.
Das zweite eben so wichtige Resultat ergiebt sich aus der Be-
trachtung der noch jetzt bestehenden Declinationen. Dieselben
haben nämlich ihre ursprüngliche Gestalt bei weitem nicht bewahrt,
. und wenn man sie näher betrachtet, hat bei ihnen dasselbe Streben
nach Vereinfachung dahin gewirkt, dass sie sich in den Endungen
kaum merklich von einander unterscheiden. Ein Schema von
allen Declinationen der Substantiva mag uns das besser veran-
schaulichen.
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74
8t. S mal Stockij,
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ücber die Wirkungen der Analogie in der Declin. des Kleinruss. 75
Aus diesem Schema entnehmen wir vor Allem — was als ein
wichtiges Resultat der Wirkung der Analogie angesehen werden
mnss — , dass der Plural in allen Declinationen gleich ist, mit Aus-
nahme des Aom. acc. und voc, wo die Genusunterschiede schärfer
hervortreten, aber auch schon immer mehr sich verwischen. Dies
gilt auch in der pronominalen und zusammengesetzten Declination.
Diese Erscheinung hängt damit zusammen, dass in der Mehrheit
das Geschlecht sehr in den Hintergrund tritt und in Folge dessen
Substantiva die dasselbe characterisirenden Formen leichter auf-
geben und durch andere entlehnte ersetzen können. Merkwürdig
ist aber dabei der Umstand , dass gerade das Femininum einen so
durchgreifenden Einfluss gewonnen hat, dass das Masculinum und
Neutrum an dasselbe im dat. instr. loc. sich angeschlossen hat.
Dass im pl. gen. die markante Endung der Masculina iv fast bei
allen Substantiven durchgedrungen ist, erklärt sich aus dem leben-
digen Functionsgefuhle dieser Endung. Schwieriger fällt es uns
einen Grund anzugeben, warum und auf welche Weise die femin.
Endungen am, amy, ach bei Masculinis und Neutris Eingang ge-
funden haben, und ich glaube kaum, dass eine genügende Erklä-
rung dieser Erscheinung gegeben werden kann. Aber nicht nur im
Plural macht sich der Einfluss der Feminina geltend. Ich erblicke
denselben auch in dem bei allen Substantiven merklichen Streben,
den sg. dat. auf t zu bilden, und auch darin, dass viele Substantiva
masc. und neutr. ganz einfach Feminina werden. Dies Alles ist ein
Beweis, dass das Femininum einen hervorragenden Einfluss auf
die Umgestaltung der Declination im Kleinrussischen ausübt, und
das ist als das dritte wichtige Resultat unserer Betrachtung anzu-
sehen. In Folge dessen möchte ich den prac tischen Vorschlag
machen , dass bei der Behandlung der Declination des Kleinrussi-
schen die Feminina an die Spitze gestellt werden.
Im Singular dagegen , wo die Genusunterschiede scharf her-
vortreten, herrscht auch eine dem entsprechende Mannichfaltigkeit.
Aber dennoch finden wir auch hier schon Zeichen der Wirkungen
der Analogie, welche bestrebt ist, Alles zu vereinfachen und zu
verknüpfen. So merkt man unwillkürlich , dass der dat. bei allen
Declinationen einst auf t aaslauten wird; ebenso der loc, welcher
mit dem dat. gleichgemacht wird. Den instr. scheint auch das
Schicksal zu erwarten, nur auf om, e* auszulauten.
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76 St. Smal Stockij, Ueber die Wirkungen der Analogie etc.
Auf dem Gebiete der pronominalen nnd der zusammengesetz-
ten Declination hat auch die Analogie zu ähnlichen Resultaten
geführt.
In jeder lebenden Sprache, zu jeder Zeit, muss es aber Um-
bildungsprocesse geben, die nicht ganz abgeschlossen sind: Worte
und Wortformen im Uebergangszustande, die in der Umänderung
begriffen, aber noch nicht geändert: die noch nicht ganz veraltet,
die aber anfangen, sonderbar und gesucht zu erscheinen, da neue
aufkommen. Ebenso finden wir auch im Kleinrussischen, dass
neben den sich in der Declination herausbildenden Regeln auch
noch hie und da die alten bestehen, oder in Folge der Verwirrung,
welche in solchem Zustande auf diesem Gebiete einreisst, ganz
sonderbare auftreten, und so zu dieser bunten Mannichfaltigkeit in
der Wortbildung führen, wie wir sie bei der Betrachtung der For-
men gesehen haben.
Wien, November 1694.
Dr. Stephan Smal Stockij.
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Studien zur Kenntniss des Izbornik Svjatoslava vom
Jahre 1073 nebst Bemerkungen zn den jüngeren Hand-
schriften. *)
Die hier beigefügten Tabellen sollen Uber die Gliederung des
Stoffes in den verschiedenen Handschriften, wie sie in den Zählun-
gen der (vollen) Textabschnitte — im Texte selbst — und der
in den Indices noch besonders zusammengestellten blossen Ueber-
schriften, ferner in den Zählungen der aus den genannten Ab-
schnitten gebildeten Quaestionen Ausdruck gefunden hat, einen
leicht zu gewinnenden Ueberblick bieten. Wegen der grossen
Lückenhaftigkeit und anderer schwerer Gebrechen der Quaestionen-
zählung von S1, wo sie nur im ersten Theile begegnet, wie der-
jenigen von B (in den übrigen slavischen Handschriften ist ausser
einer Spur in Sl — vgl. die Anmerk. zu Quaest. 6 unten iu den
Tabellen — nichts von einer derartigen Zählung zu finden^ — ist
in den Tabellen, zur bequemeren Orient innig in dieser Beziehung,
eine Columne der Quaestionenzählung bei Migne eingeräumt.
lieber die Einrichtung der Tabellen sei hier nur Folgendes be-
merkt :
Die griechisch-slavischen Buchstaben bezeichnen die Num-
mern, die in den Handschriften den Abschnitten im Texte, den
L'ebcrschriften in den Indices. endlich den Quaestionen gegeben
werden. Diejenigen Stücke, deren Nummern auf derselben Hori-
zontalen stehen, entsprechen einander, die Text abschuitte (die ein-
fachen, wie die zu Quaestionen zusammengefassten; wenigstens
den Ueberschriften nach: in den allermeisten Fällen aber auch
nach dem übrigen Inhalt. Die wenigen mir aufgefallenen Ausnah-
men von dieser Regel sind in den Anmerkungen zu den bezüglichen
Stellen der Tabellen hervorgehoben.
i. Veigl. Archiv VIII, S- 357.
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78
L. Masing,
Das Fehlen der Nummer ohne Einschließung der Stelle m
einen viereckigen Rahmen deutet eben bloss das Fehlen der Zahl-
bezeichnung an. In Rahmen geschlossene Stellen ohne Nummer
aber besagen das Fehlen nicht nur jeglicher Zahlbezeichnung,
sondern zugleich auch des ganzen Wortlautes ; ist das die Folge
des Verlustes von Blättern der Hand sehr., so ist letzteres innerhalb
jener Rahmen noch besonders bemerkt.
Behufs Erleichterung des Auffindens sind von den wichtigsten
Handschriften, S1, K und R1, auch Blatt und Seite oder Co-
lumne, in einigen Fällen der Deutlichkeit wegen auch noch die
Z e i 1 e , a u f resp . i n denen die Textabschnitte beginnen , angegeben.
Im Uebrigen sind die die Tabellen begleitenden Anmerkungen
und, sofern nur die jüngeren Handschriften in Betracht kommen,
die obigen Darlegungen zu vergleichen. Hinsichtlich S1 ist im
Allgemeinen auf die neue photo-lithographische Ausgabe und die
Beschreibungen von Vostokov und namentlich von Gorskij und
Nevostrujev zu verweisen ; Näheres über dieselbe Handschr. ge-
denke ich im nächsten dem vorliegenden Thema gewidmeten Ar-
tikel mitzutheilen.
Tabellen zum Izfeornik, Theil I.
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
K K
Text
fol. 5 a
fol. 1«) d*
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Zahlen j Zahlen
K
Index
fol. 7 a
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Text
Zählung
der Quaestionen
in
B
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Migne
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*) Im Anfange von S1 fehlen 6 foll. Die richtige Reihenfolge der
erhaltenen nebst den fehlenden — letztere durch x! bis x6 bezeichnet —
ist für den Anfang der Handschr. diese: 1, 2, 3, 4, x1, X3, 5, 6, 7,
X', X«, 9, 10, 11, 12, X5, X«, 14, 15, 16, 8, 13, 17, 18, 19 u. s.w.
regelmässig bis 117.
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Studien zur Kenntniss de* Izbornik Svjatoalava vom J. 1073 etc. 79
gl
Text
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
H
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fol. 43 a
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Text
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der Qnaestionen
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fol. 04 a
vor dem rothen A ein gleichfalls rother Perpendikular-
s trieb ungefähr von gleicher Höhe mit dem A, doch, wie es scheint, ohne
Bedeutung und wohl nur ein Versehen des Schreibers.
") Dieses kleine Stück (ex *postolicis constitotionibus) fehlt bei Migne.
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J
Studien sur Kenntniss des Izbomik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 8 1
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zahlung
der Quaestionen
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fol. 7 b
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fol. 67 b
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fol. 68 a
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82
L. Murine,
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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Text
Zählung
der Quaestionen
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fol. 12 b
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fol. 14 b
fol. 14 b
fol. 15a
fol. 15
fol. 15 b
E
s
H
Kt
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*j Die Umkehr der Reihenfolge kommt daher, dass die Ueberschrif-
ten der entsprechenden Abschnitte Cyrilli Hierosolymitani ex catecheticis
capitibus (cf. S1 h) und S. Basilii ex o ratio no contra ebrios (cf. S1 Ha)
im Texte von K gegen einander vertauscht sind, so dass die letztere,
zufallig vorangestellte Ueberschrift mit der rothen Zahl h , die entere,
nachgestellte, dagegen mit der rothen Zahl Ha bezeichnet wurde. Die
schwarze Zahlenbezeichnung in K hält sich dagegen an den Sinn der
Lieber schriften, nicht an deren zufällige Reihenfolge. Der auf die im
Texte von K verstellten Ueberschriften folgende Inhalt der beiden Stacke
aber entspricht der Anordnung in S1 und den übrigen Handschriften.
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Studien iur Kenntniss des Izbornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 83
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählung
der Quaestionen
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fol. 80 a
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*; Rücksichtlich der Umkehr der Zahlenreihenfolge sei folgendes
bemerkt. Der hier (K fol. 77 a) mit rother Tinte als 8* vermerkte Ab-
schnitt »Et panio posta ist eigentlich, dem Sinne nach, gar kein selbstän-
diger Abschnitt, sondern nur ein Stück des erst wenige Zeilen vorher
angefangenen, mit derselben rothen Tinte als ho bezeichneten ex 8.
GregoriiTheologi oratione in novam dominicam. Der Schreiber der rothen
Zahlen nun nnterliess offenbar anfanglich die Zählung jenes »Et paulo
post« cet. als eines besonderen Abschnittes, indem er nach Bezeichnung
des aus Gregor dem Theologen genommenen als des 59. sogleich zu
dem Stücke Maximi ex capitibns asceticis (Kfol. 77 b) überging und letz-
teres als 60. notirte. Hinterher freilich erhielt das nun einmal in der
Schrift als besonderer Abschnitt characterisirte »Et panlo posta noch von
demselben Schreiber eine eigene Nummer, aber nun unwillkürlich und
irrthflmlich »äaa. Mit hören die rothen Texteahlen des ersten Theiles
überhaupt auf.
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L. Masing,
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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der Quaestionen
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fol. 64 b
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der Handschr. herausgerissen.
") Dieser kurze Abschnitt (S. Joanuis monachi ex scala) fehlt bei Migne.
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Stadien zur Kenntnisa des Izbornik Svjatoelava vom J. 1073 etc. y.i
Durchgehende Zählang der Abschnitte in
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übersehen ; die Bezeichnung an dieser Stelle fehlt daher anch in B. Da-
für ist in beiden Handschriften falschlich die nichstfolgende Quaestio als
13. notirt.
*•) IrrthümUche Wiederholung der voranstehenden Zahl, die auch
falsch ist.
Digitized by Google
1)2
L. Maaing.
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählang
der Quaestionen
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fol. 168 a
fol. 94 a
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•) Das u ist verschrieben fittr n.
**) IiTthümliche Wiederholung der voranstellenden Zahl , die auch
schon falsch ist.
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Studien zur Kenntnias des Izbornik Svjatoslava vorn J. 1073 etc. 93
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählung
der Quao»iionen
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7 * « -
*7 ?£ '
•J Hier and in den nächstfolgenden Zahlen ist irrthümlich o für c
eingetreten.
*•] Erscheint in der Handschr. nicht apart, sondern mit vorgeschrie-
benem c , also der Bezeichnung der durchgehenden Kapitelzahlung die-
nend. Der Schreiber der fortlaufenden schwarzen Zahlen des Textes
benutzte die bereits vor ihm geschriebenen 41 bis fl für seinen Zweck,
indem er vor jede dieser letzteren Zahlen ein c setzte.
Digitized by Google
94
L. Masing,
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der QuaeBtionen
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) Vergl. die Anmerkung auf der vorigen Seite.
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Stadien zur Kenntniss des Isbornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 95
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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•) In 8» folgen die Blätter von fol. 117 an richtig so: 117, 149, 150, 151, 152, 122,
123 u. a. w. regelmässig bis fol. 130. _
Also im Texte von K ist CKH zweimal gesetzt, das zweite Mal, um mit dem
Index wieder in Einklang zu kommen.
***) In die 20. Quaestio gehören nach der Anordnung des Stoffes bei Migne auch die
weiter unten bei der 21. namhaft gemachten Abschnitte.
+) Die zwei an dieser Stelle fehlenden Abschnitte (ex Theodore ti dubiis quaestionibus
and ex Cyrillo deadoratione in spiritu) finden sich jedoch im Beginne des zweiten Theiles
des Ixbornik, wie in S1 so anch in K, und in beiden Handschriften sowohl im Texte als im
Index (sub a und i). Am Bande des Index zum zweiten Theile findet sich in K auf fol. 199 a
mit schwarzer Tinte die Zahl »CK** von derselben Hand geschrieben, die die schwarzen
durchgehenden Kapitelzahlen neben dem Texte des ersten Theiles verzeichnete. Jene
Zahl (CK+) bezieht sich auf die zwei Zeilen niedriger befindliche Ueberschrift •iWA*pn-
TORoCQHfpaBtfUHU , auf die sich anch das rothe ä, in derselben Zeile rechts am Rande,
bezieht Der Schreiber der schwarzen fortlaufenden Kapitelzahlcn des ersten Theiles drückt
also noch auf fol. 199a durch die Zahl CK* das Streben aus, mit der Zählung des Index
zum ersten Theile in Einklang zu bleiben.
ff) Die vier Abschnitte pa— pA fehlen bei Migne.
'rr~; Diese Stelle gehört aber nicht zum ersten Theile vonK; sie findet sich zwi-
seben dem Inhalts Verzeichnis zum zweiten Theile und dem ersten gezählten Text-
ibschnitt des letzteren (ex Theodoreti dubiis quaestionibus).
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96
L. Masing,
Tabellen zum Izbornik, Theil II.
Durchgehende Zählung der Abschnitte in |
Zählung der
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*) Also die Zahl B ist einfach übersprungen worden, nm mit der
Zählung in 8* sogleich wieder in Einklang zu kommen. Den Sprung in
S2 ahmt B ohne Weiteres nach.
**) Wiederholung der vorhergegangenen Zahl. Die Quaestionen-
Zählung in B geräth hier nur weiter in Verwirrung.
*•*) Die grössere hintere Hälfte des Abschnittes A » die Abschnitte
f — ♦ und die grössere vordere Hälfte von i gehören nach Migne zu der
vorhergehenden (20.) Quaestio. Näheres hierüber später.
t) Diese Lücke findet sich zwischen foll. 130 n. 131. Bis fol. 148
gehen dann die Blätter in ungestörter Reihenfolge.
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Studien zur Kenntnis« des Iibornik Svjatoelava vom J. 1073 etc. 97
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•) Für den Schluss des Abschnittes M> findet sich bei Migne nichts
Entsprechendes.
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Studien
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Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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Studien zur Kenntnis» des Izboruik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 101
Durchgehende Zählung der
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*) Der griech. Text beiMigne ist bedeutend kurzer als der slavische.
**) Die hier angemerkte Zahl ist hinter der Zahl der thatsächlich
vorangegangenen Qnaestionen bereits so weit zurückgeblieben, das 3 sie
fast überhaupt nicht mehr hierher sn gehören scheint. Ausserdem ist sie
an jedenfalls unrichtiger SteUe angebracht, da es sich hier gar nicht um
den Anfang einer den übrigen coordinirten. Quaestio handelt. Vgl. die
folgende Anmerkung. Näheres später.
••*) Dieses 8tück (»Interrogatio. Servus cum regnaverit folg.«,
▼gl. Proverb. 30, 22) fehlt bei Migne ganz.
fj Die in den slavischen Texten den 3chlnss dieses Abschnittes [ex
constitutionibus apostolicis) bildende Scholie mit Auseinandersetzungen
Aber den Stier Apis, den Bock Mendes u. a. m. fehlt bei Migne.
Digitized by Google
102 L. Masing,
Durchgehende Zählung der Abschnitte in Zählung der
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') Die Zahlen § — §♦ kommen also im zweiten Theile von 81 durch
Versehen zweimal vor; der Fehler wiederholt sich natürlich in B.
**) Hier fehlt in allen Handschriften die zweite Hälfte der 48. Quae-
stio, ferner die Quaestionen 49, 50, 51 und der Anfang der 52. Näheres
später.
f) Bei Migne gehören die zwei Abschnitte: ex Basilio in Isaiam.
entspr. 81 04, und ex Chrysostomi oratione in Sanlem, entspr. S1 OB,
zur 53. Quaestio, während sie in der sla vi sehen Uebersetzung beide zur
vorhergehenden (52.) gezogen sind.
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Studien iut Kenntnis* des Iibornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 103
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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fol. 192 a
fol. 193 b
•) Bei Migne ist der Text dieser Quaeatio Quid factum est circumeiso
Domini praeputio?) etwas kürzer als in der sla vischen Uebersetzung.
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104
L. Masiug,
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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") Der griechische Text bei Migne entspricht aber nur der kürzeren
vorderen Hälfte des von den slavischen Handschriften gebotenen Inhalts
dieses in denselben irriger Weise mit der 151. Quaestio in eins zusammen-
gezogenen Stückes, das in Wahrheit den Anfang der 60. Quaestio (Quid
est, quod dixit »Si oculus tuus dexter vel niauus tua te scandalizet, ab-
scinde illam a te«?J enthält.
**} Das K verschrieben für r.
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Studien zur Kenntnis« des Izbornik Svjatoslavs vom J. 1073 etc. 1 05
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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fol. 203 b
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fol. 207 a
fol. 207 b
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fol. 212 a
fol. 212 b
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63
64
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106
L. Masing,
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählung der
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») Der griechische Text dieses Stückes (ex 8. Basilio de virginitaie)
bei Migne beträchtlich kürzer als der entsprechende slsriscbe.
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Studhn zur Kenntnis« des Isbornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 107
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählung der
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Hier fehlt aber nur die Ueberschrift (entspr. S» 213 d 4), wäh-
rend das 81 213 d 5— 19 entsprechende Stück selbst vorhanden ist.
Die Ueberschrift dieses Abschnittes, aber nur die Ueberschrift,
gehört schon zur 74. Quaestio. Das Nähere darüber später.
t) Hier ist indessen bloss die Ueberschrift (entspr. 8* 213 d 20. 21)
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108
L. Masing.
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
Zählung der
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vorhanden, die mit demS^lSdö — 19 entsprechenden Stück zu einem
Abschnitt (pÜA) vereinigt ist.
*) Hier fehlt in allen Handschriften gleichmässig das Ende der 152.
und der Anfang der 153. Qoaestio, vgl. Migne a. a. 0. Col. 809. Ge-
naueres später.
•*) «ei
M) sie! Das 4 von späterer Hand auf Rasur,
t) Schlussstück der letzten (154.) Quaestio.
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Studien zur Kenntnis* des Izbornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. J 09
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*) Irrthtimliche Wiederholung der vorhergehenden Zahl, statt p§r.
**) aic!
*) Diese Zahl ist im Texte wiederholt, um mit dem Index in Ein-
klang zu bleiben.
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110
L. Maaing,
Durchgehende Zahlung der Abschnitte in
Zählung der
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*) Also die Zahl pgo ist in der Reihenfolge übersprungen, nm mit
S1 in Einklang zn kommen.
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Studien zur Kenntnis« des Izbornik Svjatoslava vom J. 1073 etc. 111
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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Text
Zählung der
Quaestionen
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*) Irrthümliche Wiederholung der vorhergehenden Zahl.
°) Zwei Zahlen für den einen Abschnitt des Textes, nm mit dem
Index wieder in Einklang tu kommen.
_ f ] Die die sonstige Reihenfolge unterbrechende Bezeichnung pni —
pn* stellt für diese fünf Abschnitte die Uebereinstimmung mit der Zäh-
lung im Texte von S1 ganz unvermittelt wieder her.
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112 L. Maaing, 8tudien zur Kenntnis« des Izbornik Svjatoslava etc.
Durchgehende Zählung der Abschnitte in
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Zählung der
Qu&estionen
fol. 394 b
V; Der eine Abschnitt auffälliger Weise mit zwei Zahlen bezeichnet.
Vielleicht war die zweite (pnn) ursprünglich für den folgenden, dem-
selben Verfasser (Hippolyt) entnommenen Abschnitt bestimmt gewesen,
dann aber durch irgend welche Zufälligkeit schon beim ersten Abschnitt
mit verzeichnet worden. Das letzte Stück (Hippolyti de LXX apostolis)
findet sich thatsftchlicb in keiner Hand sehr, besonders gezählt.
L. Maring.
Digitized by Google
Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten.
Fortsetzung.; »;
X. Biblia krvlowej Zofü. Wydana przez A. Maieckiego. We Lwo-
wie 1871.
Wir wollen nun unsere Aufmerksamkeit dem umfangreichsten Denk-
mal der altpolnischen Sprache widmen. Der Text desselben ist, wie der
Text so vieler anderer altpolnischer Sprachreste, aus einem altcechischen
Codex geflossen, der wiederum auf ein lateinisches Original zurückgeht.
Um daher einzelne Worte und Stellen in der 8ophienbibel zu erklären,
sollten wir eigentlich den Text derselben vor Allem mit dem betreffenden
cechischen, den letzteren aber mit dem betreffenden lateinischen collatio-
niren. Auf diese Art wären wir wohl im Stande, das Meiste gehörig zu
erklären, was der Erklärung bedarf. Ein solches Unternehmen ist aber
leider unausführbar, denn einerseits ist es nicht ausgemacht, welche von
den cechischen Bibeln der Sophienbibel als Vorlage diente, und wenn es
auch ausgemacht wäre, so wäre die betreffende Handschrift dennoch für
uns unzugänglich; andererseits ist die Frage darüber, nach welcher
Abschrift der lateinischen Vulgata die cechische Bibelübersetzung zu
Stande gekommen , bis jetzt nicht einmal berührt worden. Wir sahen
uns daher genöthigt , den Text der Sophienbibel bloss mit sich selbst,
sodann mit dem Öechischen überhaupt und zuletzt mit der lateinischen
Vulgata ohne alle Vermittel nng zu vergleichen. Jedoch, um mit Maiecki
und anderen nicht in Einseitigkeit zu verfallen, haben wir nicht nur den
Textus receptus der lateinischen Vulgata benutzt, wie er z. B. in »Biblia
lacinsko-polska, wydanie Koziowskiego, Wilno 1861 — 64a und in »Biblia
hebraica cum vulgata interpretatione latina, Lipsiae 1868a vorliegt, son-
dern auch die Varianten der Editio Sextina v. J. 1590 (kurz: Var. S.),
der Biblia regia und anderer Ausgaben (kurz : Var. AI.) berücksichtigt,
wie selbe in der »Polyglottenbibel von 8tier und Theile, Bielefeld und
•) S. Archiv VII. 419—443.
IX. 8
Digitized by
A. fcemcnovi. .
Leipzig IST 5« angegeben sind l). Die auf diesem Wege gewonnenen
Resultate, die nebstbei auch zur Lösung gewisser allgemeiner die Sophien-
bibel betreffender Fragen dienen können, werden nun dem Leser
gruppenweise vorgeführt, wodurch auch eine systematische Ueber-
sicht erzielt und Wiederholungen vorgebeugt werden soll.
A. Ueber obseöne Ausdrucke.
Besondere Schwierigkeiten bereiteten dem frommen Uebersetzer die
sogenannten obseönen Ausdrücke. Männliche und weibliche Zeuge-
glieder, besonders letztere, die fleischliche Vermischung und dergleichen
werden schon in der lateinischen Vulgata nicht immer mit dem rechten
Namen bezeichnet, desto weniger ist dies in der Sophienbibel der Fall.
So lesen wir pag. 11, dassNoah, vom Weine trunken, aufgedeckt lag —
und da heisst es weiter: »Sem a Yozephat wlozysta plaszcz na swa ra-
myona a gydzeta a opatrzyta i przikrigeta nago&zcz oezcza swego.
muchi gego wy^coy nye wydzali« : »>Sem et JapJtetJi pallium imposuernnt
humeris suis, et incedentes retrormm operuerunt verendet patris sui,
faciesqtic corwn averxae crant. et patris vir Hin non videruut«. Vor
Allem fällt hier auf. dass 1 viril iau durch »muchy« wiedergegeben wird.
Sicher ist es von mucha = Fliege abzuleiten und ist Subject zu »wy-
dzali ' — widziaJy. daher -aJy. Nachdem Sem und Japheth den schlafen-
den Noah mit einem Mantel bedeckt hatten, konnten ihn die Fliegen
nicht belästigen, ja sie sahen ihn nicht einmal. So dachte sich der
fromme polnische oder vielleicht schon der cechische Abschreiber und
daher ist wohl »wyjfceyu hinzugefügt. Wie ist aber die Metamorphose
') Reicher an Varianten scheint die mir imbekannte Ausgabe des
Carolus Vercellone - Varia* foctiones VulgaUu lutinar Siblioruni editiou%$
Ranitic 18UO—18V4 a fönest ad IV Hegutu)« ,zu sein, denn, wie ans der »In-
troduetio in Sacram Scripturain anetore T. J. Larny, Mechlinae 1877«, I,
pag. lüS, zu ersehen ist, hat Vercellone »additis novis subsidiis« die Ar-
beiten der »congregationes Roinanae, corrigendae Vulgatae editioni praepo-
sitat benutzt, welche »conquisitis undique antiquissimis codieibus, varias
carum lectioncs notarunt et collegerunt«. Sollte es mir gelingeu, in don Be-
sitz dieser Ausgabe zu kommen, so werde ich nicht unterlassen, .derselben
dasjenige zu entnehmen, was für unsere Forschungen von Belang sein kann,
und später nachtragen. Es wird hier nicht überflüssig sein zu bemerken, da3S
die römisch-katholische Kirche Bibelausgaben mit Variauten uicht be-
günstigte, wesshalb es auch mit dem apparatus criticus der lateinischen Vul-
gata so schlimm steht.
Digitized by Google
Kritische Bemerkungen zu altpolniaclien Texteu. 1 1 r>
der Genitalia in Fliegen vor sich gegangen? Mir scheint, dass muchy
aus einem cechischen mnchy (ch = z). muschy, muszy. d. i. miui. ndj.
virilis, entstanden ist: es wäre buchstäbliche Ucbersetztrng des »virilia,.
Verderbt ist hier auch »opatrzyta«, wohl aus »opak patrzyta« eutstau-
den, dem »retroreum« und »facies eorum aversae erant« entsprechend,
.-opatrzyta« in der Bedeutung »sie besichtigten« wäre gerade das Gegeu-
theil von dem. was Sem und Japheth im Sinne hatten. Ueber Yozcphat
statt Yaphet wird weiter unten gehandelt werden (B. 14}. An dieser
selben Stelle wird »verenda« durch einen Ausdruck übersetzt, der au
und für sich eine andere Bedeutung hat und kaum an »verenda»
erinnert, und zwar »nagoszcz« = Nacktheit. — Dasselbe gilt von fotto,
eigentlich sinus = Busen, Schooss. welches um einige Zeilen höher
auch wer endo* wiedergiebt: »gdisz Cham uszrzal oezcza swego lono
nage«: »cum vidisset Cham cerenda patris sui esse nudata«. Ebenso
an einer anderen Stelle pag. 145, wo die Bedeutung von »verenda« noch
mehr hervortritt: »a chez^ez zona gedna viwadziez m^za swego s r^kn
sylnyeyszego, scz^gn^laby r^kjj y uchwacilabi lono gego« : »volensque
nxor alterius emere virum suum de manu fortioris, miseritque manum et
apprehenderit verenda eius«. Während Wnjek »muchy«, »nagoszcz« und
»lono« durch lono wiedergiebt. gebraucht er hier den Ausdruok »mezki
czfonek«. Auch »testiculi« = Hoden heissen lono pag. 142 : »nye wnidze
ezisezoni, albo zdawyone lono may^cz, albo ody^te albo odrzazane ma-
yjfcz, w kosezol bozi« : »non intrabit eunuchus attritis vel amputatis fesfi-
culis et abscisso veretro, ecciesiam Domini«. Nach odrzazano ist aus
dem vorhergehenden auch »lono« zu suppliren. so dass es hier noch »ve-
ntral« = Schaaroglied bedeutet. Sonst mlteste man annehmen, dass
derüebersetzer sich nicht Rath zu schaffen wusste und daher »vererruniv
im polnischen Text einfach wegliess. »testiculi« heissen sogar boiTlueren
lono pag. S8 : wszelki dobitezo starte albo stluczone, albo uczjftego al!>o
ody^tego lona» . »omne auimal quod vel contritis vel tusis vel sectis ab-
latisque testiculis est-. Wujek gebraucht für »testiculi«: iqdra und für *
»veretrura« : korzen . Die Bibel geht so weit, dass sie sich des Wortes
4ono« sogar für »caro praeputii« bedient. 8o pag. 19: obrzezal gich
lono*: »circumeidit carnem praeputii eonim. pag. IS: »obrzezecye
tysek lona waszego« : »circumeidetis camem praeputii vestri«. Man
vergleiche damit pag. 164 : »iakosz sj* sy^ zrodzili. (s) skorkami byli« :
»sicut nah* fherant, in praepntio erant«. ibid.: »m^sz, gegoz t o czyalo
nye bfidze obrzazano« : »masculus. cuins praeputii caro circumeisa non
3*
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J16
A. Semenovic,
fuerit. pag. 163: na pagorcze obrzazotvanya* : »in colle praeputio-
nmit'. pag. 19: »gdisz sytf ff est obrzazah : oquando circumcidü camem
praeputii suu. pag. 39 : <»gdisz w nawy^czszey boleszczy bily« : »quando
gravissimus vulncrum dolor erat«. Hier ist vulnerum weggelassen.
Wujek gebraucht für »praeputium« : odrzezek und flttr »caro praeputiia :
•cialo odrzezku«. Hier sei noch pag. 84 notirt : »odeymyecze pirtoe gich
otoocse* : »auferetis praeputia eoruma, wo von Bäumen die Rede ist und
wo möglicherweise praeputia mit primitiae verwechselt ist. Wujek über-
setzt diese Stelle so : wderzniecie iako rzecz nieczystq« und Luther :
sollt ihr derselben Vorhaut beschneiden«, lono = sinus finden wir
pag. 1 7 : *yacz yesm swjJ dzewk^ dala w twoge lono* : »ego dedi ancil-
lam meam in sinum tuum«. — Zu demselben Zwecke wird trzosfa =
Lenden gebraucht. So pag. 118: »przeklool obu spolu. m^za tesz y
zonp1: przesz gich trzoslav : »perfodit ambos simul, vir um scilicet et mu-
Üerem in loci* genitalibus«. Bei Wujek: oprzez skryte mieysca«. Vgl.
pag. IT>0 : »nad maczerznikim, genze vichadza s trzosl gich«: »super ..
illuvie secundarum, quae egrediuntur de medio feminum eius«. Bei
Wujek: *z posrzod iona iey«. Bei Luther: »zwischen ihren eigenen
Deinen«. Vgl. auch pag. 16: »genze winydze s twich lyp'dztcy« . »qui
egredietur de utero tue (von Abrami .
Man vergleiche mit den oben angeführten Ausdrücken Folgendes :
• iromotf brata swego wzyawyo: »turpitudinem fratris sui revelaverit«
pag. Sä. Anders pag. 142: »gdysz poymye m^sz zon^, a potem b^dze
yo" nyenavidzecz, vimislay^ na ny£/ sromotfi, prze ktor^sto by gey zbyl,
viny^J gimyenyem przezlim, a rzek^cz : T^toczem zon^ poyj^l, a
wszedw k nyey nye nalaszlem gey pann(/<'. In Vulg. . . . quaesieritque
0- casioncs etc. pag. 142 : »,gest nczinila nyecistoty a sromoto* w domn
utcza « : »fecit ncfas, ut forniearetur in domo patris«. Weiter pag. 85 :
gauyebnoscz swego czala odkrige«: ngnominium carnis suae nudavit«.
Ibid. : »wzyavi ganyebnoscz bliscosczy swey« : »revelaverit ignominiam
cognationis suaea. Ibid. : »ktos bi spal z maczochfj swyjf, a gloszil ga-
nyebnoscz oteza swego« : »qui dermierit cum noverca sua et revelaverit
ignominiam patris 9ui«. Bei Luther: »Vaters Schaam geblösset«. Ibid.:
opatrzilbi gaynbö gey, a ona opatrzilabi ganb$ bratow^ : »viderit tur-
pitudinem eins illaque conspexerit fratris ignominiam«. Vgl. pag. 39 :
»mszcz^cz gambi swey syostri« : »in nltionem stupri«. pag. 142: »zesta
8WfJ skaradoscz sobye wzyavilax : »quod turpitudinem suam mutuo re-
velaverint". Ibid.: skaradosezi mamki twey a czotki nye otkriway« :
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Kritische Bemerkungen zu alt polnischen Texten. j 17
.'turpitudinem materterae et amitae tuae non discooperies«. pag. 332 :
obnaziwszy byodt -fi panyensk^t : »denudaverunt femur virginis«. Bei
Wujek: 4ono panienskiev. pag. 251: »ot gich byodh: M natibtm.
Vgl. »zayste wydzalasm tuto. czsom poszjJdala wydzecz« : profecto hic
vidi posteriora videntis me.< pag. IS. Bei Wujek: >zaiste tum widziaia
tyl widzueego mie//.
*eunuchus+ ist mir au der oben angefahrten Stelle pag. 112 »czis-
czonü übersetzt, sonst heisst es pag. 207: »urzfldnika« : mntueftum* .
pag. 226 : igeszezci a urz$dnyck : wunuchi«. pag. 231 : »poddari» :
etmuclw. pag. 232 : »sluszebnyki« : mamehk. Bei Wujek Uberall
-rzez&niec«.
*zywoh heisst eigentlich venter und vita, wird aber auch für uterus
gebraucht, pag. 177 : »nye mamcy wyjfeey sinow w meu szywocye- :
»num ultra habeo filios in utero meo«. — »iywot* und »iywot zeiiskk
wird für »vulva« gebraucht, pag. 24 : zawarl bil bog kazdi zywot
zenski« : »concluserat Dominus omnem zuham«. pag. 33: »otworzyl
bog gey zytcoh : »aperuit rulcam eius«. — Auch von Thieren pag. 1 1 u :
bczosz koli sy^ napirwey przedrze (z) ziwota wszelkego dobitka lecz z
ludxi lecz s dobitka ■ : »quidquid primum erumpit e ttdca cunctae carnis
. . sive ex hominibus sive de pecoribus fuerit«. In demselben Sinne ;
»brzuc/io*. pag. 56. 57 : pyrworodzone, ktore odwyera brzucho* : »pri-
mogenitum, quod aperit tuham*. Vgl. czso szytcot odwyra id. 57. Bei
Wujek auch zywot, bei Luther: Mutter. — Menstrua pag. 20 : »y prze-
stala gey bila biwacz zenska nycmocz« : »et desierant Sarae fieri mulie-
briaa. Bei Wujek: bialoglowskie rzeczy. Vgl. pag. 35: »bocz my bz$
gestnynye podlug zenskyego obiczaya sstalo przygodzenye«. »quia iuxta
consuetudinem feminarum nunc accidit mihi. pag. S5 : »ktos sy^ zydze
8 zonjJ <iw<J (w) wiplywanyu zenskyey nyemoczi, a wzyavi nycmocz
gey, gdisz iest om nyemoczna bila, a odtworzila studnicz^ krwye
sweya : »qui coierit cum muliere in fixtxu meiistmo et Kvelaverit tur-
pitudinem eins, Ipsaque aperuerit fontem sanguinis dus«. Hingegen
fand keinen Anstoss pag. 87: »czirpy^cz mlanye szemyenya* . p«»*iens
fluxum scninis*. Ibid. : »od nyegos vichadza semy$ styczenyav : »ex
quo egreditur sertien quasi coittm. pag 84 : »acz bi spal z zonya shy
czenim szemyenym : »si dormierit cum muliere coifu seminis« — viel-
leicht weil -siemi^« au und für sich nicht anstössig ist. Vgl. pag. 143 :
»czlowyek. genzebi nocznim snem bü pokalam : »homo qui nocturno
pollutus sit somnio«. — Für »über« lesen wir »winoa pag. 43 : »poszeg-
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A. Semenovic,
nanym icyua i plodu» : Mbcnedictioiübus uherum et vulvae*. Bei Wujek .
«blogoslawicnstwy piersi y zyicota*. Wenn »uberum« dem Uebersetzer
nicht etwa in der Form »nvarum* vorlag, so ist »wynaa aas »wyniyenya«
verderbt. Vgl. pag. SS: »pod tvimyenycm maczerze« : snb uberc matris
vaccae) .
Der Beischlaf wird in der Vulgata oft durch »cognosccrc* ausge-
drückt. Das schien dem Uebersetzer nicht hinreichend nnd daher hat er
in einigen Fällen Worte hinzugefügt, die von »cialo« stammen. So pag. 4 :
-Adam poznal czxjclestnyc Gewf/« : »Adam cognovit Hevam*. pag. 5:
Kayn poznal czelnye sw^ szon^fc : wognovü Cain uxorem suam«. pag. 6 :
» Adam poznal czyclnye sw^ szonj/« : wognovit Adam uxorem suam<r.
Vgl. pag. 28 : »m^za nye znahw : »incognita viro«. pag. 175 : »szon(y),
gesz m^sze poznuli« : »midieres, quae cognoverant viros«. Ibid. : »trzi
sta dzewek, gesz nye znali m^skyego losza« : <>quadringentae virgines,
quae nescierunt viri t Horum - . Auch von der Sodomitensttnde wird poznac*
gebraucht pag. 21: »wiwyedz ge (m^ze) sam, acz ge poznanm : »educ
illos hac, ut cognoscamus eos«. Vgl. ibid. eine andere Stelle: »czebye
samego wy^cey, nysz ti mjfee ubygemü : »te ipsum magis, quam hos
uffligemm titnque faciebant Lot vehementissimetj wo der Uebersetzer
id'fligere« missverstanden hat. Eine Metathesis in »ubygemi« möchte ich
nicht annehmen. Vgl. auch pag. 85 : »kto bi spal z samczem slfazenim
zenskim : oba ucinilaata nyemy grzech« : »qui dormierit cum masculo
coitu foeinineo : uterque opcratus est ncfas*. — Sonst gebraucht die
Bibel »ingredi«, »ascenderea, »dormire« und »coire«, was in der Sophien-
bibel buchstäblich durch wnydz, wst^pycz, spacz, sznicz sy^ wiederge-
geben wird pag. 17, 22, 33, 42, 85, 140 etc.; letzteres so wie zchadzac
sit; und zchodzid sie. auch von Thieron 34, S4 und pag. 7 mit einem Zu-
satz : »potem sy$ znydfy w czyeleszenstwye syn boszy s szyostramy czlo-
wyeczymy« : »postquam ingressi sunt filii Dei ad filias hominum«. Hier
steht »syn« statt »synowye«. Uebrigens vgl/ pag. 142 : »lezal s nypf und
spal s ny^« : »concubuit cum ea«. pag. 314 : »ktorego s ny^ polozili« :
Mit ingressi fuissent ad eama und 319: »za ktore bila oddanm : »qui in-
gressi sunt ad eama. Unbeholfen ist pag. 319: »ale po trzecyey noci
b^dzewa w swem skladanyua : »tertia autem transacta nocte in nostro
erimus coniugio* und ibid. : »a nye mami sy$ pospolu tak sgyniotcacz« :
'et non possumus ita conuingi*.
mieczystotau ist eigentlich immunditia, so pag. 87, wird aber auch
von unerlaubtem Beischlaf gebraucht pag. 316: myeczistotu:
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Kritische Bemerkungen zu altpolnisehen Texter.. j { 9
rfwmtaUoHm, pag. 143: *nye bffözesz offyerowacz roboti swey nyc~
cUtoti* : »non öfteres mercedem prostibuli*. Bei Wujek: zaptaty wsze-
teeznice. pag. S4 : »nye poddaway dzewki swey ku nuccisfoczc* : >ne
pt'ostiiuas filiara tuam«. pag. SO : »kaplanyska dzewka ^disz bi poch wi-
czona bila w nyecistocze y poscutidzila ymjJ oteza«: »sacerdotis filia ei
deprehensa fuerit in slupro et violaterif nomon patris«. Auch von sünd-
hafter Begierde pag. 320 : »nye prze nyeczistotf poymam \$
syostr^« : »non hixuriae causa aeeipio sororem meam coniugem«. pag.
3t5: »alc mj/za 8 twj; boiasznyjf. nye 8W£/ tiyeczistotf przizwolylam po-
i^cz«: "virum autem cum tioiore suo, nou cum lihülinc mea, consensi
aeeipere«. pag. 333: »nye z nycrzistoti ale se czsuoti«: »nou ex libi-
{line, eed ex virtntc*. Bei Wujek. po»idliwosc. Vgl. pag. 3 IS: »swey
nycczistcy z$dzi dosycz czinyj* iako kon a mul«. »suae libidini vacant.
sicut equus et mulus«. pag. 316: »przimyesz pann^f . . wy^cey prze
myloscz sinow, nyszly prze lyuboscz cyelcstnfa : ;4iecipies virginem . .
arnore filiorum magi», quam libidine duetus«. Ebenso oft nieezyscil,
fornicari, so pag. IIS: »nyeczisczil iest lud z dzewkami Moabskimi« :
vfortticatus est populus cum filiabua Moab«. Bei Luther: huren. Daher
pag. 143: myecisti* : wcortalor*. Bei Wujek: nierzadnik. pag. 86 :
»poganbyoney y nyecistey y pokalaney nye. poymye* : »sordidam atqu<?
mereiricem non aeeipiet«. — violare ist weggelassen pag. 38 : »przeto.
ze rzeez uczynyl w Israhelu, a popelnyl skntck zapowyedni« : »eo
qnod foedam rem operatus esset in Israel et riolata filia Jacob rem illi—
citam perpetrassetu. Vgl. ibid. : »wsz^l yo* y spal b nyjj^ przesdzflcznye* :
«rapuit et dormivit cum illa, rt oppj-imens virginem«. Bei Wujek:
gwatt uczyniwszy pannie. pag. 21: »poz^daezye ly. iako syff warn
loby«: mbutimim eis (duabus filiabus), sicut vobis placuerit«. pag. 39 :
»prze nyepoioolenye , czsosz uczynyl naszey szestrze« : •> ob siuprum
gororis«. — moechari, moechus, adultera und adulterium wird in der
Sophienbibel, wie heutzutage durch cudzo*ozyc\ eudzoloznik, cudzoloz-
nica und cudzoiostwo wiedergegeben, so pag. 85. — zona bedeutet mulier
und uxor , jedoch auch coneubina pag. 26 : »zona Nachorowa« : coneu-
bina illius«. pag. 40: »spal z zotrf oteza swego« : »dormivit cum con-
eubina patris sui«. Vgl. pag. 237: nyeslyubna gego: coneubina eins,
pag. 17 ist zonjf weggelassen: «dala y$ swemut : »[Sara) dedit eam
(Agar) viro suo uxorem (= coneubinam;«. Vgl. synu tey szoni, iasz
mftaza kwapy^cz k sobye zdradza : fili mutiert's, virum nitro rapientis
1S6. Wujek: synu niewiaaty chlopa^o siebie cla^acey. — Wo von
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A. Semenoviü.
einem die Rede ist . der mehr als eine Frau hatte . wird in der Sophien-
bibel oft der 'Plural gemieden, so pag. 232: »zonfl iego« : ntxores eiaso.
pag. 36 : *gyirf zon$ poymyeszu : »introdoxeris alias uxores«. pag. 16 :
»Lota . . pobral, zon$ etc.a: »reduxit Lot, midieres etc.e Hingegen
pag. 236: »wyele myely zom. pag. 264: »oblyubyl gemu dwye ze-
nye* : »accepit ei uxores duas«. — niewiasta ist mulier, wird jedoch ein-
mal für scortum gebraucht pag. 118: »vnidze k mjewyescze Medianskey * :
»ad scortum Madianitidcm«. Bei Wujek hier und sonst : nierz^dnica,
wszetecznica. Vgl. pag. 142 : »vileganyecz , genze gest 's sprosney
nyewyasü urodzon«: »Mamzer hoc est de scorto natus . Bei Wujek:
Mamzer, to iest z nierzadnice urodzony. Bei Luther: Hurenkind, pag.
160: nnyetcyasti zley*\ »mulieris meretricis*. pag. 172: »sin szoni
zley*: »filius midieris meretricis*. pag. 143, 165 ter: »zla dzewka* :
*meretrix* und »mulier meretrix«. pag. 86 : *zle dzetcki a nyeuczci-
wey«: »scortum et vile jwostibulum«. Vgl. pag. 39: -aza s^ nasze
syostri we ziem zytcoczye bily?«: iNumquid ut scorto abuti debuere
sorore nostra?a. — pag. 118: »domu tiyepoczesiwgo« : »lupanar«. Bei
Wujek : nierzadnego gmachu. — *Effeminati«. bei Wujek > niewiesciu-
chowie«, bei Luther »Hurer«, in einer böhmischen Bibel »sodomäKe,
werden in der Sophienbibel durch »kapfa?ri modlebni> und »kaplani
modh ausgedrückt pag. 197, 198 etc.
Schwangerschaft und dergleichen : pag. 6S : »szonjf czyflszfyfy* ;
»mulierem praegnantem«. pag. 6S: »marticc dzecyfi urodzylabt V :
»abortivum feceriU. pag. 34: »a gdisz gest koly przyszedl czasz ow-
czam kotno bicz« : »postquam enim coneeptus ovium tempus advenerat .
pag. 33 : »gdisz rane owce poczynali kotni bicz« : quando aseendebantur
ovesa. Ibid. : »abi poczynali rodzycz plod«: »ut cotteipereiti [oves u.
Ibid. : »posdne owce plod myaii poczynacz« : > serotina admissura erat
et conceptus extremus«.
Natürliche Nothdurft: pag. 143: »b^dzesz myecz tichod przed
stani, k nyemusz przidzesz prze przirodzonQ przigodfi. nosz^cz kolek
na passze. a gdisz sy^dzesz, okopasz okolo czebye. a layna pyerscz^
przikrigesz na tem myesczu, na ktoremzesz obletczom : »habebis locum
extra castra, ad quem cgrediaris ad reqmsita natnrae. gerens paxillum
in balteo : cumque sederis, fodies per circuitum et egesta humo operies,
quo relevatus es«, pag. 211 : »uczinyly na tem myeszczczu zac/todi« :
»fecerunt pro ea latritias«. t&ero eig xojTQiova. Bei Wujek: »poczynili
z niego wychody«. latrina heisst Abtritt. Cloake und Bordell. — »smrod« :
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 121
»foeditas« pag. 143: »nizyjföni smrod nye pokaze syjj v nich (stanoch)«.
Ibid. : »ona (zona) nye naydze milosci przed gego oezima prze nyektori
smrod«. Bei Wujek: plugaatwo. — »mingent&n ad parietem«, bei
Wnjek ■ mokrz^eego nä säane«, bei Luther »der an die Wand pisset«
wird einfach durch »psa« von pies übersetzt pag. 196, 200 etc. Vgl.
psy: canes 196.
Aus dem oben Angefahrten ist klar, daas in der Sophienbibel ab-
sichtlich solche Ausdrücke gemieden werden, die man für obseön hält.
Dafür gebraucht sie solche, die zwar das Schamgefühl nicht verletzen,
dabei aber das zu Uebersetzende kaum andeuten. Man könnte versucht
sein anzunehmen, dass dies aus Klick sieht gegen die Königin Sophie ge-
schehen, für die eben die Bibel verfasst wurde. Diese Annahme könnte
eine Bekräftigung darin finden, dass andere Uebersetzer, z. B. Wujek
und Luther, wie aus den Ci taten zu ersehen ist, bei weitem nicht in dem
Grade rigoristisch verfahren. Indessen möchten wir uns nicht eben be-
eilen, dieser Muthmassung Geltang zu verschaffen, zumal da wir nicht
wissen , wie es in dieser Hinsicht mit den altböhmischen Bibeln steht.
Sollte es sich mit der Zeit herausstellen, dass der Sophienbibel als Ori-
ginal der sogenannte Leskowetzercodex diente, so durfte es mehr denn
wahrscheinlich sein, dass schon in der cechischen Bibel dasselbe Ver-
fahren bezüglich der unanständigen Ausdrücke herrschte, da doch die
Uebersetzung derselben einem Edelfräulein zugeschrieben wird, welches
später eine Nonne wurde. Aber auch ohne Rücksicht auf diesen Um-
stand dürfte es wohl keine Uebertreibung sein, wenn wir bemerken, dass
sich die Slaven überhaupt seit jeher von anderen Nationen durch einen
höheren Grad von Schamhaftigkeit auszeichneten, was sich auch in der
Uebersetzung der heiligen Schrift abspiegeln konnte. Wie dein auch sei.
unterliegt es doch keinem Zweifel, dass die obseönen Ausdrücke zu Ab-
weichungen von dem Original Anlass gegeben, worauf wir eben in diesem
Artikel die Aufmerksamkeit der Leser zu lenken suchten.
B. Ueber Eigennamen.
Auch Eigennamen, die im Alten Testament, besonders an gewissen
Stellen, so zahlreich, ja schaarenweise vorkommen, versetzten den Ueber-
setzer in eine recht schwierige Lage. Die Art und Weise, wie solche
Eigennamen geändert, verdreht und verderbt sind, beweist das zur
Genüge. Nicht minder schwierig ist die Lage desjenigen, der es unter-
nimmt, sich in diesem Chaos von allerlei Verstössen und Missverständ-
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122 A. Semcnovic,
nissen herauszufinden und darein Licht zu bringen. Wir wollen es ver-
suchen.
Vor Allem möge man sich wohl hüten, alle Abweichungen von der
Vnlgata in Schreibungen der Eigennamen für Fehler zu halten, denn die
Vulgata weist Varianten auf. wie ans dein Folgenden zu ersehen ist :
Oezue2SS. Vuig.Josue. Var. S. Jesue. — Obeth 269. Vulg.Oded.
Var. 8. Obed. — Sedechias 232, 283. Hol-— 302 etc. Vulg. Sedecias.
Var. .S. Sedechias an drei Stellen). — Kafie 284 bis. Vulg. Chaspbiae.
Var. S. Casphine. — Abyas und Abya, Abyaszem \instrum.) 197, 198.
Vulg. Abiam. Var. S. Abias. — Aylam 216. Vulg. Aelath. Var. S.
Aiiam. — Joyaden 206. Vulg. Joadan. Var. AI. Jojadan. — Avoth 171.
Vulg. Havoth. Var. S. Avoth. — Hery 119. Vulg. Her. Var. AI. Heri.
vgl. Her id. ibd. — Zonim 133. Vulg.Zomzommim. Var. AI. Zommim. —
Edom 162. Vulg.Adom. Var. AI. Edom s.Adam. — Sochot IS3. Vulg.
Socho. Var. AI. Sochoth. — Agarenskim 233. Vulg. Agareos. Var. S.
Agarenos. — do Reblata 127. Vulg. in Rebla. Var. S. Reblatha. —
Tersa 218 bis. Vulg. terra. Var. S. Thersa. Vgl. Tersa 217. Vulg.
Thersa. — Asab 236. Vulg. Hucac. Var. 8. Asach. — Achimaas 247.
Vulg. Jehias. Var. AI. Achimaas. — w Astaroth a Charnaym 15. Vulg.
Astaroth-carnaim. Var. S. Astaroth et Carnaim. — bogn israhelskemu
277. Vulg. Deo Jerusalem. Var. AI. Deum Israel. Vgl. w Jerusalem:
in Israel 84. — Auch ist die Bemerkung der Heransgeber der Polyglotten-
bibel nicht ausser Acht zu lassen , dass sie nämlich in der lateinischen
Uebersetzung die bloss orthographischen Abweichungen, wie Israhel,
Jhesus etc. nicht berücksichtigten. Umgekehrt : Bethel a Hay 168. Vulg.
Bethel et Hai. Var. AI. Bethaven.
Die eben angeführten Abweichungen in der Schreibung und über-
haupt in der Form der Eigennamen bilden nur einen sehr geringen Theil
im Vergleiche mit dem, was weiter unten angeführt werden wird, sind
jedoch hinreichend genug, um uns Winke zu ertheilen, dass wir andere
* derartige Abweichungen richtig beurtheilen und nicht Alles dem Ueber-
setzer oder Abschreiber zu Schulden kommen lassen. Wir wollen nun die
hier zu betrachtenden Eigennamen gruppenweise aufführen.
' 1. Im Gegensatze zu der Vulgata, wo die Eigennamen bis auf
einige derselben und bis auf einzelne Casus indeclinabel bleiben, werden
in der Sophienbibel die nomina propria, namentlich die mehr gebräuch-
lichen, immer., die übrigen aber sehr oft declinirt oder in Adjectiva pos-
sessiva, als Stellvertreter des Genetivs, umgewandelt. Dennoch giebt es
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Kritische Bemerkungen zu altpolniachen Texten i 23
gewisse Eigennamen, die auch im polnischen Text ihre lateinische
Casus form bewahrt haben, und zwar: us nom. sing.: Etheus, Jebu-
zeas, Amorcus, Cananeus: Hethaeus etc. 103. Vgl. sonst Etheyski etc.
Eliazer Damascus: Damascus Elieser (beiWujek: Damaszek Eliezer) 16.
Cyneus: Cineus, Cinaeus ISO. Vgl. czeraates: cerastes 43. — t gen.
sing.: Mambre Amorey : Mambre Amorrhaei 16 (beiWujek: Mambre
Amorevczyka) . — Terebynti: terebinthi 183. Priapy: Priapi 193. vgl.
Cyra: Cyri 304. Gedeye: Jedei 257. — o dat. sing. : rzeeze Saul Cy-
neo: dixit 8anl Cinaeo 180. — um acc. sing. : Cineum : Cinaeum 117.
na Karmt'lum : in Carmelum 181. Vgl. seeptrum nom. sing, seeptrum
109. coccin : coccum acc. sing. 111. — am acc. sing. : wszitk^ Appa-
myam: omnem Apameam 325. — e (= ae) gen. sing.: Melche : Äfel-
chae 13, 27. Vgl. Melcha nom. sing. 13. Bale: Balae 15, 40. Sale :
Balae 15. Gomore: Gomorrhae 16. Zelphe: Zelphae 40. Ane: Anae
Ebd. Joiade: Joiadae 242. Lye: Liae37. Vgl. Lyey id. 38, 40. Lewy:
Liae 40. Daläge: Dalaiae 295. Selemye : 8elemiae 292. Sarwye : Sar-
viae 189, 241. Ozie: Oziae 330. Basie: Basaiae 235. Maasie: Maasiae
202. Elchie: Helciae 221. Semeiae: Semeie 239. Caaaie: Casaiae247.
Jezie: Jesiae 257. Vgl. Jezia nom. sing. ibid. Safacye : Saphatiae 284.
Josfye: Josphiae ibd. Adame: Adamae 15 bis. Tgl. Adamy id. 152.
z 8abi : de Soba 251. Melchie: Melchia 257. do Mezopotamya 27. do
Mezopotanya 31 bis: in Mexopotamiam. do Mezopotamyey : in Mesopo-
tamiam Syriae 31. — e [— ae) dat. sing. : Azie : Asaiae 228. zonama
Ade a Seile : uxoribus Adac et Sellae 6. — t nom. plur.: Tekuey : The-
cueni 292. — e (= ae) nom. plur. : Chorite : Coritae 239. — os acc.
plur.: Choreos: Chorraeos 15. — w abl. plur.: na grodze Snzis: in
Susis Castro 289.
2. Öechische Casusform ist zu bemerken in Guele : Guel 102.
Jaziele: Jaziel 247. Jahiele, Jehiele: Jahiel ibd. Jehiele, Jahiele, Je-
hile: Jehiel ibd. üeberall ist -e cechische Genetivendung, statt der pol-
nischen -a. Ebenso: gymyal Matuzale : genuit Mathuaalam 7. vgl. po
narodzenyu Matuzaela : postquam genuit Mathuaalam ibd. In »bil zyw
Matuzale« : »vixit Mathusala« ibd. ist Matuzale cechischer Nominativ,
statt des polnischen -a. Vgl. mffze, krole etc. sub E).
3. Zwei Eigennamen sind in einen zusammengerückt:
Melatarem: Mellach, Harem 301. Melutare id. ibd. — Joyada: Lod
Hsdid 279. — Avotyayr: Havoth Jair 135. — Fethmoab, Fetmoabow,
Fetmoabovy, Fermoab: Phahath Moab 288, 291, 296, 302. — Anhe-
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124
A. Semenovic,
lvba: Ani et Eliab 24 7. vgl. Harne t, Eliab : Ani et Eliab ibd. Vielleicht
auch: do Mezopotamyey : in Mesopotamiam Syriae 31. vgl. do Mezopo-
tamya, do Mezopotanya: in Mesopotamiam 27, 31.
4. Umgekehrt, ans einem Namen oder ans einem Doppel-
namen der Vnlgata sind zwei Namen in der Sophienbibel entstanden,
ohne oder mit dem Bindewort a oder i : Melehne, Sabay : Mechnedebai
288. — Hema, Azayas: Maasiaa 247. — Jeddi a Helech: Jedihel 244.
— Mooly a Edera : Koholi Eder 257. — Arabs y Gozem : Gozem Arabs
[Wujek: Gosem Arabczyk) 291. vgl. Gozem Arabski id. 295.
5. Bruchtheile von Eigennamen sind selbständige Worte
geworden: Jamyn aChnb: Jamin Accub 298. — szonjj aElsbyeczyn^,
dzewkop/ a Mynadabow^: nxorem Elisabeth filiam vlminadab 46. — sy-
nowye a Arum : filii Aram 12. — Renm a Sebna: Rehum, Hosebua 302.
z myasta do Judowa pokolenya (?) : de ci vi täte David 292 aus Daui-
dowa. — potem od Ededoma a bracya gego a od Ededoma : porro Obed-
edom et fratres eins et Otadedom 248. od aus ob. — porodzyla Hus
pyrwssego, a po Hus brata gego Chamuela: genuit Hus primogenitum
et Bm fratrem eius et Camuel 26. — w Rebla, ta gesz gest w zemy
Emath: in Rebla, quae est in terra Emath 230. vgl. do Reblata: in
Rebla 127. Var. S. ReblaMa. — In »ksy^sz^fa Geiel a Setham a Geel.
trsye» : »princeps Jahiel et Zethan et Joel, tres« scheint »ta -f- Geiel =
Tageiela aus »Jahiel« verderbt zu sein. — Ebenso ist vielleicht in »krolya
Syrskego : regis ^ssyriorum« 222 das a von Assyriorum im a von krolya
zu suchen. Vgl. krolya Asyrskego id. ibd.
6. Umgekehrt sind selbständige Worte mit Eigennamen zu-
sammengerückt: Agom: et Gahom 26 aus: a Ga(h)om durch Con-
traction — Moyszesz Aaron: Moyses et Aaron 47 aus : a Aaron. — ku
Moyzeszovi Aaronovi : ad Moysen et Aaron 98. — - Achab : Achab tero
201 aus: a Achab. — Abisue: Abisue vero 234. vgl. a Ozi ibd. — z
Efrayma y z Manasse, Yzachara y z Zabulona : . . et Issachar 274. —
sf arci Judö Jerusalemsci : senes Juda et Jerusalem 228. — prziszli sj*
do Joieydo y esz do Medaba : pervenerunt in Nophe et usque Medaba
113.. ny esz do« scheint nur eine Wiederholung des »ydo = y do« mit
Zusatz von »esz« zu sein. — Ebenso ist wahrscheinlich »Dobibon« zu er-
klären: az do Dobibon : usque Dibon 1 13. vgl. Naama Av/araanycska :
Naama Ammanitis 197. — Was oben von a und t gesagt ist, gilt anch
von dem lateinischen et: Ham<tf, Eliab: Ani et Aliab 247. Harnet setzt
ein (H)ani + et voraus, vgl. Anhelyba gen. sing.: Ani et Eliab ibd.
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 125
In : Geribo/a a drugego Elnatama : Jarib, et altenim Elnathan 284 ist
wohl auch ein »et« zu suchen. — Ob in »Ota des »Otozias« : »Ozias rexv
268 »krol< versteckt ist. ist schwer zu sagen. Die Stelle lautet so : »Y
bil przeto Otozias tr^dowat: fuit igitur Ozias rex leprosus«. — In »Elea-
zar Fyneesow : Eleazar ßlius Phineas 285 ist vielleicht »sin« in »Fyn-ee-
sow« aufgegangen.
7. Eigennamen sind in andere Worte umgewandelt und
zwar : a) durch das Missdeuten des lateinischen Textes : a potem : et
Emim 15, wo Emim für enim genommen ist, welches auch sonst durch
*potem« übersetzt wird, bo pirwi s^ bili : Emim primi fuerunt 133. vgl.
Emym: Emim ibd. — w kraynach boszich: in finibus Dommim 183,
mit Domini verwechselt. — na genem polyu : in campo Ono, Var. S.
in Campoono 295, mit uno verwechselt. — b) durch das Missdeuten des
cechischen Textes : Ale potem Mezraym gymyal Ludzi : At vero Mesraim
genuit Ludim 12. — a braeya gich ale y ksy^aztfta : et fratres eorum Sel-
lum prineeps 239? wenn nicht »Sellum« mit »sed etiam« verwechselt ist.
— blogoslawyon b£/dz synu bozy : benedictus Dominus Deus Sem 11. —
myal syna pyrzwego swego: genuit Sidonem primogenitum suum 12. —
odydze do pokoyka nauezotiego, sina Elyazib : abiit ad eubiculum Joha-
nan filii Eliasib 287. — przeslysmi: transivit Israel 163. — y spal z
zon(/ oteza swego, ktoreyze to baba (!) rzekla: dormivit cum Bala con-
eubina patris sui 40. aus: ktoreyzeto Bala (tfi rzekly = cni Bala nomen
dixerunt. vgl. tey dzewcze s^ rzekly Ada ibd. gemusto drzewyey mo-
wyly Luza: quae prius Lusa vocabatur 32. vgl. 40: Bale gen. sing.
Balae. Uebrigens ist nicht ausser Acht zu lassen, dass in der Vulgata
nicht weit von dieser Stelle »dixitque obstetrix« zu finden ist. was in der
Sopbienbibel fehlt. Es ist also auch möglich, dass »Bala« in »baba rzekla«
aufgegangen ist. — c) durch Uebersetzung : udzala Nynywen, to myasto
y ulyce, a Chale, y rinek myedzi Nynywen a Chale : aedifieavit Niniven
et plateas civitatis, et Chale. Uesen quoque inter Niniven et Chale. Der
Urtext hat »1©^« (resen), als appellativum »Zaum, Kapzaum, Gebiss«.
Im Griechischen steht daoij. — udzalal teisokosez : aedifieavit Rama
198. przestaw icisokost y dzalacz : intermisit aedificare liama ibd. od-
noszily kamyenye teisokosey: tulerunt lapides de Rama ibd. Im He-
bräischen steht »man« (ramah) , als appellativum erhöheter Platz, Höhe.
Griechisch : 'Papa, deutsch : Rama, Wujek : Rä*mä\ — strzelce a sa-
mostrzelnykowe zast^pi : Cerethi et Phelethi legiones. Wujek : poezty
Cerethy y Phelethy. Öechisch: heytmany y drabanty. 212 etc. nad
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126
A. Semenovi«*,
zaat^pi strzckow a samostrzelnykoxc (bil) : super legiones CereÜti et
PhelethilbX. Griechisch: %ov Xofäi ym\ rbv'taotti. Im Hebräischen
bedeutet »pilajsi« und »kirajsi« die Leibwache von palas currere und
karas trucidare. — poszwyo'tnego myedzi braczyjy : Nazaraei iuter fra-
tres 43. tov t)yi]outo aöeXfptoy. na czemyenyu poswyaczonem : inter
verticem Nazaraei 157. Wujek : Nazareyczyka. — od boga dani: Adeo-
datus 252, Wujek: Bogdan, griechisch: 'EXiavttv, deutsch: Eihanan,
dem hebräischen ):rü» entsprechend, von Gott. — miasto palmotce :
Pälmiram 260, von palma abgeleitet. — d) durch die Schuld des Ab-
schreibers: we dwudzestu hjut Ozee sina gego etc.: vigesimo anno Joa-
tham filii Oziae 218. a dwye szenye: et David et duae uxores 190.
In den zwei letzten Citaten ist wohl »Joathama und »a Dauid« mit »lyat*
und »a dwye« vermengt worden.
8. Umgekehrt sind andere Worte in Eigennamen umgewan-
delt: wziwaycye my p1 Amata, to gest gorzka: vocatc meMara (id est,
amaram) 177. — Tersa 218 bis. Vulg. terra. Var. 8. Thersa. — na
tem wdolyu Terebynti: in vallem terebint/ii 183. iy t#J v.oi'kädi %rt$
dqvog, im Eichgrunde, vgl. na wdoly Terebynskem id. 188. — vrf-
szowyc Belyal: viri diabolici 205. vgl. dwa m^sza sini Belyal: duos
viros filios Belial ibd. dwa m^sza sini dyablotoa : duobus viris filiis dia-
boli ibd. dvo avÖQag vlovg Tiaoavotnov, zween lose Buben. Im Heb-
räischen b*?ba (blial) = Tiefe, Verderben, Sache, Mann, Zeuge des
Verderbens. — Loth, geszto bil 8 Abramem, myal Stada owyecz w abra-
moteye stanu : Lot, qui erat cum Abram, fuerunt greges ovium, et ar-
menta, et tabernacula 14. — ktorzisto bidlili w Seyr, zgladziw Hor-
reyske a zeniye gych poddaw gim, gesto bidlily az do Soioad. A Ewey-
tke, ktorzisto bidlili w Asserim az do Gazy etc. : qui habitabant in
Seir, dolens Horrhaeos et terram eorum illis Ladens , quam possident
usque in praesens. Hevaeos quoque, qui habitabant in Haserim usque
Gazam etc. 133. Maieck i bemerkt dazu folgendes: »Widoczne baia-
muetwo — nie ttömacza, ale przepisywacza ! Mialo by c ; »gdzie/to b y-
dlili az dot^do. Vgl. asz dot^d: usque praesens 48. Sonst »az do ni-
neyszego dnyaa 135 etc.
'9. Der Personenname ist ein Ortsname geworden:- abi
przewyeszly sobye s Mesopotanyey a z Syriey a z Maachi y z Sabi wozi
y geszece : ut conducerent sibi de Mesopotamia et de 8yria Maacha et
de Soba currus et equites 251. vgl. ibd.: y przywyeszly dwa a trszsy-
dzescy tysy^ezow wozow y krolya Maacha z gego lyndem : conduxernnt-
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Kritische liemerkungen zu altpolnischeL Texten 127
que triginta duo millia currnum et regem Mascha cum popnlo eius. Bei
Luther: aus Mesopotamia. aus Maecha undausZoba. »przewyeszly«. und
.przywyeszly« beweist, dass der Uebersetzer »conducere- missverstan-
den hat.
lu. Metathesis mit und ohne andere Lautveränderungen i3t an-
zunehmen in : Gregesea gen. sing.: Gergesaeum 12. Gregezeyska: Ger-
gesaeos 17. — Teglathfalazar , Teglatfalazar : Thelgathfalnasar 233,
234, 270. — Molossam: Mosollam 302. — Manuel: Namuel 119. vgl.
Naunuel, Namnelskich id. ibd. — Chamri : Charmi 166. vgl. Charmi id.
167. Karym: Charmi 46. — Benyauim : Beniamin 147. — Zadab:
Zabad 237. Iradab : Zabad 242. — Nabat: Nadab 240. — Lobyn :
Lobni 234. vgl. Lobni id. 234. Jabyn: Lobni 46. — Ardach: Achad
11. — Gegada : Jedaia 291. Joiada : Jedaia 239. — Zei : Zie 233. —
Balaida: Baaliada 245. — Amasia: Amasai 247. Amasiasow:
Amasai 271. — Masia: Maasai 239. — Atalya: Athalai 2SS. — Ma-
thanya: Mathanai 2SS. Mathanyay: Mathanai ibd. — Beseyda: Boso-
dia 291. — Senderow: Sedeur 99. — Haza : Ahaz 240. — Eynla :
Hevila 180. — Eyulat: Hevilath 3. — Almalata gen. sing.: Alamath
240. — Sochitski: Husathites 242. — Semyetskyego : Sichimonim 38.
Ilaylon: Ahialon 179.
Anders erklare ich : Anihel : Haniel 237. — Hyelon : Ihelon 40. —
Hieus : Jehus 236. Hyeeus id. 40. — Hyeu : Jehu 199. — Joha: Joah
271. vgl. Joathagen. sing. id. ibd. — Johae: Joahe 221. — Jeyhel :
Jehiel 247. — Haio: Ahio 240. — Abyahel : Abihail 233 und Abiabye-
low: Abihaiel 101. — Azahelowy dat. sing.: Hazael 202. In allen
diesen Fällen ist h bald weggelassen, bald hinzugesetzt. Es ist hier
demaich nur eine scheinbare Metathesis. So setzt Anihel ein Hanihel,
Hyelon — Hyhelon, Eveheus — Heveheus u.s. w. voraus. Siehe weiter
10, 12 und 13.
11. Es giebt Eigennamon, die in der Sophienbibel ohne h er-
scheinen, während sie in der lateinischen Vulgata mit h geschrieben
werden: Enoch: Henoch 5, 7. 46, 119. — Ebron : Hebron 15. 27. 40?
100, 234. — Ebrona: Hebrona 121.— Ebri: Hebri 257. vgl. Hebron :
Hebron 234. — Emor: Hemor 3S, 39. — Ewea gen. sing. : Hevaeum
12. — Eweow adj.: Hevaei 38. Eweycskich : Hevaeis 200 etc. —
Ethea gen. sing. : Hethaenm 12. Eteyczskich : Hethaeis 260 etc. —
Oreb: Horeb 63? 130. — Ezebon: Hesebon 113, 131. — Amul: Hamul
119. — Kgla: Hegla 120. — Esmona: Hesmona 120. — Asserot: 11a-
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12S
A. Seuaenovic,
serotb ibd. — Or: Hör ibd. vgl. Hör: Hör 156. — Elmondeblataym :
Helmomleblathaim 126. — Asserim : Hasc-ri m 133. — Ermen: Hermon
135. — Ebal : Hebal 147. — Acbile loc. sing. : Hachila 189. — Uram :
Hnram 238. — Otam : Hotbam 243. — Ezir: Hezir 257. — Iram :
Iiiram 260. — Ananyasza gen. sing. : Hananiae 268. — Anan : Hanan
297, 298, 301. Anany : Hanani 288. vgl. Anan: Hanani ibd. — Ema-
nouich: Heman 271. Emanowa: Heman 282. — Ozay: Hozai 279. —
Azra: Hasra 280. — Azabyas : Hazabias 281. — Arim : Harim 288. —
Azomowich : Hasom ibd. — Oronytski : Horonites 290. — Ananeelowi :
Hananeel 291. — Azebonyaszow : Haseboniae ibd. — Asub: Hasnb
291, 292, 302. — Asebyas : Hasebias 292. — Ananya : Hanania ibd. —
Aremovich: Harem 297. vgl. Aremouich : Arem ibd. — Arsa: Harsa
297. — Atyfa: Hatipba ibd. — Agaba: Hagaba ibd. — Abya: Habia
ibd. — Asum: Hasum 298, 302. — Taat: Thahath 126 bis 26. —
Thaas: Tahas ibd. — Aod : Ahod 46. — Naabbi : Nahabi 102. —
Seon: Sehon 113. — Ayram: Ahiram 120. — Raab: Rahab 160. —
Maalon: Mahalon 176. — Noesthan : Nohestan 221. — Jeroam: Jero-^
ham 234. — Noaa. Nohaa 238. — Aiud : Ahiud ibd. — Seoria: Seho-
ria ibd. — Jeu: Jehu 262. — Yzmaela gen. sing.: Ismabel 263. —
Jayel : Jahiel 275. — Naat : Nabalh ibd. — Gyon : Gihon 278. —
Joa: Joha 279.— - Jeiel : Jehiei 281, 288.— Azaelon: Azahel 288. —
Gaer: Gaher 297. — Reum: Reh um 292. — Neemyasza gen. sing.:
Nehemia 298 etc. — Aloes : Alohes 302. — Telarsa: Thelharsa 297. —
Fessnr: Pheshur 301. — Pbezurowich : Pheshur 288. — Fazurowich :
Phashur 297 etc. etc. Siehe 16. über Verwechselung einzelner Buch-
staben. — Aus den angeführten Beispielen ist zu ersehen, dass h sowohl
im Anlaut, als auch im Inlaut mancher Eigennamen fehlt, im letzteren
Falle nicht nur zwischen zwei Vocalen , sondern auch zwischen einem
Consonanten und einem Vocal. Da der Laut h der polnischen Sprache
fremd ist, so könnte man versucht sein zu glauben, dass das Weglassen
desselben im Geiste dieser Sprache geschehen ist. Ob dem so ist, werden
wir bald sehen.
Fortsetzung folgt.)
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Anzeigen«
Untersuchungen l) Uber Quantität und Betonung in den slavischen
Sprachen. I. Die Quantität im Serbischen. Von August Leskien.
[Erschienen in den Abhandlungen der philologisch - historischen
Classe der königl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften. X. Bd.)
Leipzig 1885.
Von wie hoher Wichtigkeit die Betonungs- und Quantitäts Verhält-
nisse der kroatisch-serbischen Sprache für die ganze Lautlehre nicht nur
dieser, sondern auch anderer slavischen Sprachen sind, das hat schon
vor 30 Jahren der verstorbene Dan ick' geahnt, indem er sich darüber
folgendennassen äusserte : »Wie diese Abhandlung (nämlich die über die
Betonung der Subst.-masc. gen.) eine Fortsetzung der schon oben ge-
nannten Abhandlung nämlich über die Betonung der Subst.-fem. gen.)
ist, ebenso wird sich ihr, so Gott will, eine andere anschlicssen, in wel-
cher gleichermassen andere Wörter untersucht werden sollen ; darnach
werden wir die Betonungsregeln der Derivata beobachten und
endlich die Hauptregeln ausführen, aus welchen die höchste
Wichtigkeit unserer Accente nicht nur für dio serbische
Grammatik und Lexicon , sondern auch für alle übrigen sla-
vischen Sprachen und zweifelsohne für die ganze weitere
Familie der 81aven sich ergeben wird« (rjacHHiCB apyacTBa
cpöcKe cxoBecHocTH. 1856. VIII. S 61).
Aus diesen Worten ersieht man zugleich, was alles der Begründer
l) Obwohl ich selbst bereits das Werk Prof. Leskiens im Archiv VIII.
S. 597 angezeigt habe, so dürfte es dennoch nicht überflüssig erscheinen, auch
diese Bemerkungen eines der serb. Betonung seine volle Aufmerksamkeit
widmenden jungen Gelehrten zu hören. Die Anzeige ist mir zugekommen, als
meine vorerwähnte bereits gesetzt war; wir arbeiteten also ganz unabhängig
von einander, was wegen des merkwürdigen Zusammentreffens unserer An-
sichten betreffs einiger Punkte der serbischen Quantität ausdrücklich erwähnt
zu werden verdient. V. J.
IX. 9
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I
130 T. Maretid,
der kroatisch-serbischen Betonungslehre schreiben wollte. Es war ihm
jedoch leider nicht gegönnt, alle seine Pläne zn verwirklichen, denn
seine umfangreichen Studien beschäftigen sich nur mit den Betonungs-
verhaltnissen in der Flexion der Nomina nnd Verba, ausgenommen eine
Abhandlung , welche der geschichtlichen Erforschung der kroatischen
Accentuation gewidmet ist (im XX. Bande des Rad jugoslavenske aka-
demije). In den letzten Jahren seines Lebens hatte der Verewigte so
grosse und schwere Arbeiten vor sich, dass dieselben seine ganze freie
Zeit, seinen enormen Fleiss und seine Ausdauer in Anspruch nahmen und
ihm weitere Forschungen auf dem Gebiete der Betonungslehre unmöglich
machten. 80 hat unser xokxivreQog die Betonung der Derivata und die
Pracisirung der Regeln der kroatisch-serbischen Accentuation Anderen
Oberlassen müssen. Um das letztere zu ermöglichen, ist die Erforschung
der Accentuation der Derivata eine unentbehrliche Vorarbeit, welche wir
bisher vermisst haben. Nun hat sich der berühmte deutsche Slavist der
Anfgabe unterzogen, diese Lücke auszufüllen, d. h. die kroat.-serbischen
Derivata betreffs der Betonung und Quantität zu untersuchen. Als das
Resultat seiner Arbeit ist das oben genannte Werk erschienen , welches
ich mit grossem Interesse gelesen habe. Der freundlichen Einladung
des verehrten Herrn Herausgebers dieser Zeitschrift folgend , will ich
hier einige meiner Gedanken, zu denen mich dieses Werk veranlasst hat,
mittheilen. In die eigentliche Kritik des Werkes kann ich mich nicht
einlassen , ich sehe auch keinen Grund dazu , weil die Zuverlässigkeit
des vom Herrn Verf. gebrauchten Materials ganz zweifellos ist, wie alles
sprachliche Material ans den Werken Vuk's nnd Danicic s ; und was die
Eintheilung des Materials anbelangt, so könnte man zwar verschiedener
Meinung darüber sein, ob die Eintheilung, welche Prof. Leskien ge-
troffen hat, die zweck massigste ist, aber ich lege gewöhnlich keinen zu
grossen Werth darauf, wie in einer an und für sich vorzüglichen Arbeit
der Stoff eingetheilt ist, weil solche Fragen in der Regel müssig sind.
In der kurzen allgemeinen Einleitung (Seite 3 — 6 des SA.) spricht
der Verfasser von der Notwendigkeit , mit alle den verschiedenartigen
Betonungen und Quantitatserscheinungen der slavischen Sprachen einmal
in s Reine zu kommen , sonst bleibt uns so manches in der slavischen
Lautlehre unklar. Man muss zuerst das ursprüngliche von dem unur-
sprünglichen scheiden, wenn man sich ein Bild der urslavischen Accen-
tuation machen will. In der speciellen Einleitung (8. 6 — 8) belehrt uns
der Verfasser in ganz allgemeinen Zügen über die Unterschiede zwischen
der stokavischen und der cakavischen Betonung resp. Quantität. Was
die cakavische Betonung betrifft, so wäre es sehr angezeigt, wenn uns
Jemand, z. B. Herr D. Nemanid selbst, die Unterschiede zwischen seinen
eigenen Angaben (in den bekannten Studien, gedruckt in den Sitzungs-
berichten der kais. Wiener Akademie, Bd. 104. 105. 108) und denen
A. Mazuranic**s (in der kroatischen Grammatik) erklären wollte. Die
Unterschiede bestehen < nicht nur in den untergeordneten Einzelheiten,
sondern mitunter in ganz wesentlichen Dingen. So redet z. B. Herr A.
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Anzeigen
131
Mazuranic von drei Accenten im Öakavischen *j , während Nemanic nur
zwei kennt, nach dem enteren kann eine Silbe auch hinter dem Hoch-
tone lang sein, nach dem letzteren nicht. Wir wollen glauben, dass die
besagten Unterschiede dialektischer Natur sind ; es mflsste nns eben das
dialektologische Bild des heutigen Cakavischen besser bekannt sein, als
es wirklich der Fall ist.
Von 8. 8 an beschäftigt Bich der Verfasser ausschliesslich mit der
Quantität (auch die Betonung wird aberall gebührend berücksichtigt,
wie es anders kaum möglich ist) der substantivischen und adjecti vischen
Derivata, welche nach den einzelnen Suffixen geordnet sind. Bei jedem
8uffixe werden wir eingehend über alles belehrt, was die Accentuation
der betreffenden Wörter anbelangt.
Bei den kroatisch-serbischen und überhaupt bei den slavischen De-
rivaten kann man ganz deutlich zwei Principien in ihrer Betonungsweise
unterscheiden. Das wollen wir jetzt in aller Kürze auseinandersetzen.
1. Das eine Princip ist, dass bestimmte Suffixe auch
bestimmte Accentuation 2 erfordern, wie z. B. die Augmenta-
tion auf etina: bradetina, vranctina, mjesetina, kl ade ti na, sjekiretina
u. s. w. (bei Leskien S. 37), — auf -urina : britvurina, vrec*ürina, gla-
vnrina, jamürina, djevojcurina u.s. w. (8. 37), — auf -ä£: brljae, vi-
käc, kopäc. docekäe, kazlväc, provaljlväc" (8. 141), — auf -ei : gra-
bet, ltfpez, starez, krpez. mätel u. s. w. (8. 145).
2. Das zweite Princip besteht darin, dass das Deriva-
tum betreffs der Accentuation von seinem Qrundworte
abhangig ist, wie z. B. viele Derivata auf -ica . bäbica-bäba, grii-
dica-gruda, pticica-ptica, sobica-soba, zemljiea-zeinlja, müsiea-müha,
ogTijica-öganj. lädjica-lädja, strazica-straza, crkvica-crkva, bätinica-
batina, kdsuljica-köaulja, pögacica-pögaca, lubenicica-lubenica, puta-
njica-putanja, planlnica-planlna, golübi&ca-golübica, göspodjica-gospo-
dja, jägodica-jägoda, öbrvica-öbrva (8. 101 ff.) ; — auf -ov : kumov-
kum, suncev-sunce, Märkov-Märko, brätov-brät, djedov-djed, öcev-
dtac, medvjedov-medvjed, gospodinov-gospodin, vräpcev-vrabac,
svircev-svirac u. s. w. (8. 13 f.), — auf -ost: müost-mio mila, starost-
star, lutrost-hitar, blägöst-Mag blaga , svatöst-svet svöta , hrabrost-
») Derselben Ansicht bin auch ich (vergl. Archiv VII. 491). Die .Erklä-
rung« D. Nemanic^s, in der II. Fortsetzung seiner »Öakavisch- kroatischen
Studien« muss ich dahin berichtigen, dass ich nicht gewohnt bin, Anzeigen
von Büchern zu schreiben, die ich nicht gelesen habe. Ich habe also auch
sein »Vorwort« zu/ ersten Studie gelesen, wo nicht deutlich genug behauptet
wird, seine Betonung ' falle mit Vuk's " zusammen. Er sagt nur, dass, soweit
er beurtheilen kann, die Betonung auf der ersten Hälfte der Silbe liegt.
Das involvirt allerdings eine nähere Verwandtschaft seiner Betonung ' mit
der Vuk'schen " als mit der Vuk'schen \ Allein was sich nahe liegt, braucht
noch nicht geradezu identisch zu sein. Uebrigens freut es mich, dass wir end-
lich und letztlich wenigstens in einem Punkte übereinstimmen. V. J.
*) Der Kürze wegen bezeichne ich mit diesem Ausdrucke nicht nur die
Betonung, sondern auch die Quantität
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132
T. Maretid,
hräbar , duznosi-düzan , prävedncet-prävedan , bezboznost-bezbozän,
bezazlenost-bezazlen, nemarljivost-nemärljiv u. g. w. (S. 122 f.).
Nun fragt sich , ob beide von den genannten Principien schon in
der slavischen Ursprache nebeneinander bestanden , oder ob nur eines
und zwar welches von beiden? Wie wir Oberhaupt von den ursprach-
lichen Dingen nur dann etwas zu vermuthen berechtigt sind, wenn wir
Anhaltspunkte dazu in der Vergleichung der verwandten Sprachen fin-
den, so ist es auch bei dieser Frage der Fall, und ich wage diese Frage
dahin zu beantworten, dass es mir wahrscheinlich ist, dass schon die
urslavischen Dorivata ihre Accentuation nach beiden Principien geregelt
haben , natürlich einige nach dem ersten , einige hingegen nach dem
zweiten Principe. Zu dieser Annahme drängt mich die Erscheinung, '
dass in den sla vischen Sprachen (es werden nur diejenigen slavischen D
Sprachen gemeint, welche bewegliche Accentuation haben) nicht ganz
selten solche Derivata sind, welche trotz desselben Suffixes in der Accen- 4
tuation doch verschieden sind. In Ermangelung entsprechender Samm- *
lungen muss ich auf das wenige, was wir bei K. Brandt in seinem Ha-
<iepTanie cjiaßflHCKOH aKiieHTOjorüi finden, hinweisen. Von Seite 273
an wird der Leser genug Bestätigungen dazu finden. Nehmen wir einige
Beispiele auf -ica. Wir finden, dass das Russische neben BOAHü,a, bao-
BHiia, opjmia, m< uc-ah na, pyicaBHiia — auch rpiuranna, CTapnua, x.rku-
iuma, >iy wcmuut. MeAßiAHija u. s. w. aufweist. Was bedeuten nun
diese Unterschiede? Offenbar nichts anderes, als dass die Betonung des
Grundwortes auch für das betreffende Derivatum massgebend gewesen :
BOfla, uAOßä, open (opja), mojioaoh (MojOAaH), pyKaBT>-pyKaB6, —
rpiiflHMH, CTaptm, xjiÖuuH, iiyna [itfim} , MeABXAi» (MeAß^Aa) u. s. w.
Dieselbe Erscheinung bemerken wir auch ün Kroatisch-serbischen , wo
wir — nm bei demselben Suffixe zu bleiben — bemerken : bäbica, grü-
dica u.s.w. (8. oben). Ebenso im Caka vischen: bäbica-bäba, kravica-
kräva, mürvica-murva, jelvica-jelva, dasfcica-daskä, zvezdica-zvezdä,
jägodica-jägoda , medvedica-medved medveda, otro&ca-otrok otrokä |
u. s. w. (aus D. Nemani<5, passim).
Diese verschiedenen Beispiele aus dem Russischen und Kroatisch- t
serbischen (stokavisch und cakavisch) sind für mich beweisend, dass
wir ein Recht dazu haben, das Princip der Accentuation nach dem
Grundworte auch der slavischen Ursprache zuzuschreiben. Aber auch
das andere Princip ist ebenso für die Ursprache anzunehmen , nämlich
dass bestimmte Suffixe auch eine bestimmte Betonung befolgen, unab-
hängig von der des Grundwortes. Man vergleiche: stokavisch kupäfe,
örac\ poslöväfc, pomägäc\ — völär, zvönär, gospödär, volüjär (gen. sing,
kopäca, oraca, posloväca, pomagäca, — volära, zvonära, gpspodära,
volujära); — cakavisch: kopäc, oräc, rogäc, zavijäc, otpeväc, — ko-
mär, volar, zvonär, postolär, gospodär (gen. sing, kopäca, oraca, ro-
gäcä, zavijäca, otpeväca, — komärä, volärä, zvonära, postolära, gospo-
därä] ; — russisch : Coranx, CHjdqt, <5opoAa*TB, — öyKBapb, ;snonäpi>,
rocuoAapb (gen. sing. 6ora^a, cnAaud, öopoAaua, — ÖyKBap^, 3Bouapa?
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rocnojiapH) u. 8. w. Dementsprechend auch im Slovenischen und Bul-
garischen R. Brandt, HaqepTanie 8. 274. 284).
3. Aber diese zwei Principien finden wir ganz selten rein waltend;
sie greifen vielfach ineinander und so entstehen viele Störungen, indem
manche Derivata das erste und andere Derivata mit ganz demselben
Suffixe das zweite Princip befolgen. So werden z. B. einige Derivata
auf -ur nach dem ersten Principe betont : vinogrädar. trpezar, koljev-
ear, pepeljär, grebenär u. s. w., und nach dem Russischen und Öaka-
vischen zu urtheilen, diese Accentuation ist bei diesem Suffixe die
regelmässige, aber sehr viele hierher gehörenden Substantivs habon
sich der Wirkung des ersten Principes entzogen und ihre Accentuation
nach den betreffenden Grundwörtern angepasst : köbilär, granicar, tam-
nicar, grösicar, novinär, öpstinär, prepelicar, näpolicar wegen : köbila,
granica. tamnica, grosic', novine, opstina, prepelica, näpolica u. s. w.
(Bei Leskien S. 19 ff.) Bei diesen Worten haben wir also ein Beispiel,
wie das zweite Princip über das erste den 8ieg davontragt. Auch das
umgekehrte Verhältniss kommt vor. Es ist z. B. als eine Regel zu be-
trachten, dass die Eigennamen auf -ovit, -cvü nach dem zweiten Prin-
cipe betont werden, also : Milutinovic, Stanimirovic*, Vladisavljevi<5, Ve-
selinovic . Jövanovic*, Lazarevic . Obradovu5, Stefönovil, Stojanovic*,
Mäksimovic, Vukasinovic, Milovanovic*, Milasinovil, Rudakovic' und so
werden sie in der That betont in Serbien, Bosnien und Herzegovina.
aber in einigen Gegenden, besonders in Kroatien, Slavonien. Bat ka und
Banat, hat sich eine andere Regel entwickelt, nämlich die, dass die vior-
und fflnfsilbigen *) Eigennamen auf der drittletzten Silbe den Accent '
bekommen, also: Milutinovic. Stanimirovic, Vladisavljevic\ Veselinovic*.
Jövanovic', Lazarevic, Obradovic*, Stefänovic, Stojanovic, Vukasinöviö,
Milovanovic, Milasinovil, Radakovic u. s. w. Diese zweite Betonungs-
weise hat Vuk im Vorworte zu seinen Spruchwörtern (CpncKe uapo^ue
nocjOBHije 1849, S. XLI1I f.) als eine fehlerhafte bezeichnet, indem er
der Meinung war, dass diese Aussprache ihre Entstehung entweder der
deutschen oder der russischen Sprache zu verdanken hat, da dieselbe
mehr in der Intelligenz als im Volke gewöhnlich ist. Ich glaube , dass
hier weder von der deutschen noch von der russischen Einwirkung die
Rede sein kann, da die beiden Sprachen blutwenig unsere Accentuation
beeinflußt haben und betrachte vielmehr die besprochene Erscheinung
als eine einfache Tonverschiebung und üniformirung nach unserem
ersten Principe. Dass gerade die Accentuation Milutinovic*, 8tojänovi^
u. 8. w. entstand, das ist wahrscheinlich solchen Eigennamen wie: No-
väkoviö, Zlatarovic, Marinkovid , Koväcevic u. s. w. zuzuschreiben,
Namen, welchen von Haus aus diese Accentuation zukommt; vgl. No-
väkov. zlatärov, Marinkov, koväeev (nom. sing. Növäk, zlätar, Marinko,
köväc, gen. sing. Noväka, zlatära, Marinka, koväca). *)
*) Die sechssilbigen sind sehr selten, z. B. Vodenicäreviö.
S) Die Eigennamen wie Milosevic, Radoaevid, Uröseviö werden meines
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T. MaretiC,
4. Damit sind keineswegs alle mögliehen Störungen abgethan ; es
giebt noch andere, von denen wir nur die besonders bemerkbaren an-
führen wollen. Wenn man sagt, dass ein oder das andere Derivatnm in
seiner Aceentnation sich an das Grundwort anlehnt , das ist allerdings
eine Art Analogie. Das Grundwort kann nun, und das geschieht in
allen Sprachen recht häufig , fehlen ; dann hat also die Betonung des
Derivatums freieren Lauf bekommen , — oder das Grundwort kommt
möglicherweise in der Sprache vor, aber nur ein Philologe kann zwischen
einem gewissen Derivatnm und seinem Grundworte den Zusammenhang
entdecken, nicht so leicht das Volk. In solchen Fällen ist es nicht be-
fremdend , wenn sich das betreffende Derivatum an ein anderes Wort
anlehnt, welches von derselben Wurzel ist, aber seinerseits selbst abge-
leitet ist. Prof. Leskien bemerkt z. B. (S. 73), dass die Betonung der
Wörter: pögodba, ügodba, üredba, näredba von den verwandten
Wörtern abhängig ist : pdgodan, ügodan, üredan, näredan. Dergleichen
finden wir noch, selbst dann, wenn das Grundwort vorhanden und ganz
geläufig ist. So sind zu deuten einige 8ubstantiva auf -onja wie z. B.
bälonja, bfkonja, zderonja, zCkonja, mddonja. Obgleich diese Substan-
tiva ihre Grundwörter haben : bäle , brk , *fcder (in hljebözder) , zec,
medvjed, so haben sie doch ihre Aceentnation nicht nach diesen Grund-
wörtern, sondern nach den Hypokoristicis : bälo, bfko, zdero, z6*ko,
mCdo. Ebenso glaube ich, dass man auch: rögo, Uro spricht, ersteres
von einem Ochsen und letzteres von einem Hunde oder Pferde, und da-
nach haben wir: rögonja, säronja (bei Leskien S. 48). Manche Sub-
stantiva für die Ortsbezeichnungen haben ihre Aceentnation nach einer
anderen Ortsbezeichnung und nicht , wie zu erwarten wäre , nach dem
betreffenden Orte selbst. Wir finden zwar : Bösnjanin-Bösna, R'isnjanin-
Risan, Pödgoricanin-Pödgorica, Köstajnicanin-Köstajnica, Trävnicanin-
Travnik, Vinkövfcanin-Vinkovei, Biögradjanin-Biögrad, Zägrepcanin-
Zägreb (Zägrebae) n. s. w., aber daneben auch: PodunäVljanin nach
Podunavac, Pomorävljanin nach Pomorävac, und für andere sind solche
Ortsbezeichnungen auf -avac (oder -ac) vorauszusetzen, also Kragujäv-
canin, Pozarevßanin , Karanövcanin, Konävljanin, Kikfndjanin nach:
♦Kraguje'vac , *Pozarevac, *Karanövac, "Konävae, *Kikfodac u. s. w.
(S. 28 ff.).
5. Manche Derivata, welche dasselbe Suffix haben, kommen hin-
sichtlich der Betonung in zweierlei Gestalt vor und zwar je nach der
zweifachen Bedeutung des betreffenden Suffixes. Eine solche Erschei-
nung gehört in das Gebiet des Differeozirungstriebes. welches in einem
noch höheren Grade verdient als ein psychischer Vorgang in der
Sprache bezeichnet zu werden, als andere Vorgänge, welche wir Ana-
logie, Formttbertragung, Systemzwang u. dgl. nennen. Ich glaube in
Wissens Uberall mit solcher Betonung ausgesprochen , weil die zu Grunde
liegenden Wörter Milos, Rädoä, Üros in den Casus obliqui paroxytonirt wer-
den: Milösa, Raddsu, Uröeem u. s. w.
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135
meiner Studie : 0 njekim pojavima kvantitete i akcenta n jeziku hrvat-
Bkom ili srpskom (gedruckt in Rad jugoslavenske akademye LXV1I)
nachgewiesen zu haben, dass die Länge des 8tammvocales im gen. plur.
deswegen bei den Subst.-masc. lang ist, weil das Bewusstsein der
Sprechenden eine Differenzirnng zwischen diesem Casus und dem Nora.-
sing, herbeiführen wollte nik-räkä, ötac-otaca, vjetar-vjetarä u. s.w.).
Ebenso aufzufassen ist der Unterschied, welcher bei vielen Substantiven
zwischen Dativ and Local sing, stattfindet: lcdu-ledu, nosu-nösu, vodi-
vodi, gradn-grädu, glavi-glävi, kamenu-kamenu, bolesti-bolesti u.s. w.
Vgl. im Russischen: ß,6.\ry-&oxrf, pÄAy-pnjy, Kpaio-Kpai6 u. s. w.
Beispiele des Differenzirungstriebes finden wir auch in der Accentuation
der Derivata, wie wir jetzt sehen werden. *)
Durch das Suffix -uia bildet die Sprache Substantivs von verschie-
dener Bedeutung, und es ist charakteristisch, dass die Abstracta von
Adjectiven in ihrer Betonung von anderen Substantiven mit demselben
Suffixe abweichen , indem sie auf der vorletzten Silbe den Accent 1
haben : debljlna, dubljlna, ostrina, tvrdina, vislna, matorina, pretilina,
velicina u. s. w. 8ubstantiva mit concreter Bedeutung sind hingegen
meistens von der Betonung des Grundwortes abhängig : brüsina, brdin, i
junäcina. komädina, pijäncma, ödlömcina, — ebenso djedovina, eäre-
vina u. s. w. (S. 31 ff.). Diese Unterscheidung geht so weit, dass es
einige Wörter giebt , die lautlich ganz gleich sind , aber die Betonung
ist je nach der Bedeutung verschieden : modrina (Bläue) — mödrina
(blaues Frauengewand), kisellna (Säure), kiseiina (saure Milch); ebenso
weiss ich, dass das Volk in 81avonien : starina und starina unterscheidet,
das erstere bedeutet: Alter, Alterthum, und das letztere: Greis. Das
Öakavische, insofern ich es aus den Nemanifschen Studien entnehmen
kann, kennt diese Unterscheidung nicht, wir finden z. B. brzina, du-
bina, mokrina, supina, vedrina — lauter Wörter mit abstracter Bedeu-
tung so betont wie : strplj Tna (terra, ubi arbusculae putatae sunt) , zivina
(animal); — ebenso daljina, drazina, rdrina, skomina, zarina (ab-
stracta) neben druzina , glavina, glusina , jancina, bencina (concreta)
u.s.w. (Nemanid, cakavisch-kroatische Studien 2. 46. 38). Nach dem
Verschiebungsgesetz der stokavischen Betonung gegenüber der ßakavi-
schen entsprechen die angerührten cakavischen Beispiele nicht den sto-
kavischen, was um so mehr befremdend ist, weil das Russische in Ueber-
einsümmung mit dem Stokavischen steht : öo^bimma, ÖMCTpiraa, rjy-
6raa, npH.MHna. BejHrana (abstracta) neben BepinnHa, äojhha, apyraiia,
ocbMHHa, nojoBHna u. s. w. (Brandt, HaqepTaiue 292).
Die Feminina auf -oia werden ebenfalls auf zweifache Art betont :
grjehöta, krasöta, milöta, strahöta. cistöta (abstracta] neben Vükota,
Zivota, Radota (Eigennamen) , vranota (schwarzer Ochs), bäljota (schwarz-
1 Beim Geait. plur. kann die Sache auch so aufgefasst werden, dass zu-
erst die Wurzelsilbe wegen des gekürzten Wertumfangs (gegenüber den übri-
gen Casus plur.) gedehnt wurde, also: v6ae, v6dam, vddama, vödami, aber
v6d, daher dann auch vöda. F. /.
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T. Maretiö,
köpfiger Ochs) u. s. w. (8. 52 f.). Instructiv sind solche Beispiele, wo
dasselbe Wort je nach der abstracten oder concreten Bedeutung ver-
schieden betont wird : dobröta (Gate) — Dobrota (Ortsname) , ljep^ta
(Schönheit) — ljcpota (schöner Ochs) . Das Rossische stimmt zum Stoka-
vischen: rjyxoTa, KpacoTa, .itnora, npocTOTa, TevHOTa (abstracta)
neben : öaeBÖTa, ntxoTa. xapKÖTa (concreto) n. b. w. (Brandt, Haqep-
Tame 288). Im Cakavischen: dobrota, lepota, mokröta neben dobrota,
lepota, mokrota (Nemanid, Studien 2. 39. 48).
Die drei- nnd mehrsilbigen Snbstantiva anf -ak haben auf dem
vorletzten Vocale den Accent ', wenn das Wort ein Deminutiv um
ist: golübak, djavölak, jelCnak, kragtijak, haljlnak, kaludjerak, siro-
mäsak, zalogäjak u. s. w., sonst ist die Accentnation verschieden, z.B.
öplecak, näviljak, östanak, pälucak, pärojak u. 8. w. (8. 78 ff.).
Die mehr als zweisilbigen Snbstantiva verbalia auf -nje sind in ihrer
Accentuation von der des Infinitivs abhangig, nur der dem -nje voraus-
gehende Vocal wird lang , also: bajanje-bHjati, banövanje-banövati,
besposlicenje-besposüciti, blebetanje-blebetati , brätimljenje-bnitimiti.
bübänje-bübati , dogradjivänje-dogradjivati , mdljenje-mdliti u. s. w.
Aber es giebt auch Abweichungen , welche ihrerseits eine Regel aus-
machen, wenn nämlich von einem Verbum perfectivum ein Substantivum
verbale gemacht wird — was allerdings nicht häufig geschieht — , dann
beruht der Accent ' auf der vorletzten Silbe ohne Rücksicht auf die
Accentuation des Infinitivs. Also : dopustCnje-dopüstiti, obedanje-obe-
cati, obrecc'nje-obrec'i, oprost^nje-opröstiti, pomisljCnje-pomisliti, pou-
6euje-poüciti , povrac*enje-povrätiti , poziactenje-poziätiti , prividje*nje-
prividjeti. Bei dem Worte krstenje ist mit der zweifachen Bedeutung
auch zweifache Betonung verbunden: krstenje = das Taufen, und
krstänje = die Taufe.
6. Unter 4 haben wir über die Anlehnung mancher Dotivata an
andere Derivata gesprochen; jetzt werden wir einige Fälle vorführen,
wo eine ganze Classe von Derivaten in ihrer Betonung von einer ganz
anderen Classe abhängig ist. Das geschieht entweder wegen der ähn-
lichen oder gleichen Bedeutung oder wenn die lautliche Form der be-
treffenden Suffixe derart ist, dass die Sprechenden sie leicht identificiren
können.
Die Deminutiva auf -ac werden nach dem Grundworte betont:
jezicac-jezik, könopac-könop, übrusac-übrus , aber bei weitem nicht
alle, denn es giebt viele, welche folgendermassen betont werden : halji-
nac, kosüljac, Maksimac, saränac, Vilipac, vinogrädac u. s. w. (8.128).
Ich bin der Meinung , dass die letzteren ihre Betonung im Anschluss an
die Deminutiva auf -ak (golübak. djavölak u. s. w.) bekommen haben.
Die wenigen Subst.-fom. auf -oba werden, wenn sie abstracto Be-
deutung haben, gleich mit den Abstractis auf -ota betont, also : gnu-
söba, grdöba, rugoba, tegöba, tjesköba, hudöba (8. 72). Vgl. grjehöta,
krasöta u. 8. w. Dio Wörter Radoba (Eigenname), utroba (Eingeweide)
sind concrei, und deshalb abweichend betont.
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137
Diese Parallelen halt zusammen ihre Bedeutung , bei anderen thut
es die Aehn liebkeit der betreffenden Suffixe. Die wenig zahlreichen
Subst.-maac. auf -ac haben den Accent' auf der vorletzten Silbe und
das a des Suffixes ist lang : Büral, glühäc, göla<?, pühäc\ rkäc*, srndär.
Stälä<5, stühäc*, zelenbäc. ervendae* (gen. sing. Buraca, gluhäca u. 8. w.
S. 55) . Auf die Betonung dieser 8ubstantiva haben gewiss die sehr
zahlreichen Wörter auf -ac eingewirkt: köpäc, öräc, posldväc (gen. sing,
kopäca, oräca, posloväea) u. 8. w. Nach Prof. Miklo&ich's Vergl. Gram-
matik 2. 187 ist das Suffix -a6 nur auf das Kroatisch-serbische be-
schrankt.
Die Eigennamen: Veselin, Vefcerin, Zivujin, Kostadin, Vukädin,
iivädin, Milädin, Dukädin, Vukäsin, Dobräsin, Gjurasin, Milasin, Ni-
käsin. Cvjetasin, Peträsin, Jelasin, Dragutin, MiHitin werden alle gleich
betont , obwohl sie nur das -in gemeinsam haben. Dieses -in und ihr
Gebrauch als Eigennamen haben ihre Betonung uniformirt.
7 . Ein gewisses Streben nach Proportion oder Symmetrie in den
accentologischen Verhältnissen ist der kroatisch-serbischen Sprache nicht
abzusprechen ; dasselbe liegt dann und wann so klar vor, dass man es
nicht leicht verkennen kann. Die kroat.-serb. 8prache scheut sich zwar
nicht vor langen Vocalen, und die Anhäufungen gedehnter Silben, wie
z. B. in : kömäraca oder sogar : nästojnikä gehören keineswegs zu den
grossen Seltenheiten. Aber es hat doch den Anschein, dass der Sprache
die Längen mitunter etwas unbequem sind, und dann tritt die Kürzung
ein. Von den Wörtern drug, grad, sin haben wir die Länge im ganzen
Singular : druga, drugu, drüze, drügu, drugom, sina, sinu, sinom,
grädu, grädom u. s. w., aber im Plural nicht mehr: *grädovi, *ainovi,
•drugovima, *drügove, sondern : griidovi, sinovi, drügovima, dri\gove.
Und der Grund davon? Ich glaube, dass die Kürzung deshalb einge-
treten ist, weil die Casus des Plurals bei diesen und ähnlichen Wörtern
um eine oder zwei Silben länger sind , als die Casus des Singulars l) .
Ebenso haben einige Subst.-fem. wie bräda. düsa, gläva u. s. w. in dem
einzigen Casus, welcher um eine Silbe länger ist, als die übrigen des
Singulars und Plurals, die Kürze statt der Länge: brädama, düsama,
glavama u. s. w. (s. bei Prof. Pavic*, Rad jugoslavenske akademije,
Bd. LIX, S. 18). Das Gegenstück zu dieser Erscheinung finden wir bei
vielen Substantiven auf -in oder -janin, welche bekanntlich im Plural
um eine Silbe kürzer sind als im Singular: grädjanin, gradjanina, gra-
djaninu, grädjanine, grkdjaninom, aber im Plural : gradjani, grudjana,
gradjänima, gTadjäne statt *grädjanini, *gradjaninima. Ebenso: Skä-
drani, pöhodjani, Kärlovcäni, varosani u.s. w. (s. bei Prof. Pavid, ibid.
66). In meiner obengenannten Studie (Rad LXVII, 10) habe ich die
•
l) Wenn die Substantiva wie kralj, stric, kljüc (gen. siqg. krälja, strica,
kljuca) im Plural: kralj*1 vi . stricevima, kljuceve lauten, so hat das seinen
Grund darin, weil auch die kürzeren Plurale: kralji, strieima, kljuce u. s. w.
ganz gewöhnlich sind, was von den oben angeführten nur ganz selten gesagt
werden kann.
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138
T. Maretid,
letztere Erscheinung (gradjäni statt *griidjanini) alseine Ersatzdeh-
n u Dg aufgefasst and beharre noch jetzt bei dieser Deutung, ja ich gehe
noch weiter und fasse die Erscheinung: griidovi statt 'griidovi, bradama
statt bradama als eine E rs atz kurz ung. Ich weiss wirklich nicht, wie
man anders die besprochenen Erscheinungen bezeichnen sollte, obgleich
mir eine gewisse Abneigung der neueren grammatischen Schule gegen
den Ausdruck »Ersatzdehnung« und der Grund dieser Abneigung wohl
bekannt ist l).
•) Ich hatte früher den Grund dieser Dehnung (d. h. der Paenultima in
gr&djänii anders aufgefasst (vgl. Archiv VIII, 605—6), gestehe jedoch selbst,
dass es näher liegt , auch diesen Fall unter die allgemeine Erscheinung der
Dehnung bei der Einbusse des Wertumfangs zu stellen. Bei dieser Gelegen-
heit sei auch erwähnt , dass Dr. Maretid (nach brieflicher Mittheilung} den
Uebergang von'" in*"* anders auffasst. Sie sagen, schreibt er mir, dass in
unserer (<T h. in der serbisch-kroatischen) Sprache das Bestreben nach dem
Uebergang aus der Betonung tara in tara (z. B. bei Vuk pisar und pisar) nach-
weisbar sei. Die Erscheinung selbst lässt sich allerdings nicht in Abrede
stellen, doch würde ich den Grund dafür nicht dort suchen, wo Sie ; ich würde
sagen, dass der Grund in der Länge des zweiten Vocals liegt. Auf diesen
Gedanken bringt mich die in einigen Verbalformen beobachtete Erscheinung.
Vergleicht man das russ. Mory-Möacemi, xoiy-xöiemi. mit unserem mögu-ruo-
ie», hodu-h&e», so stimmt alles aufs genaueste (die Dehnung 6s ist secundär];
allein dem russ. bo acy- boah m l , xi>ajuö-xuiinmi. entspricht im Kroat.-serb. \ 6-
dim-vcVlTs, hvalim-hvalis. So lange es in der 1 . pers. sing. Formen wie vodju,
hvalju gab, wird ohne Zweifel auch die Betonung derselben mit der russischen
BOJicy-xBajib gleich gewesen sein ; als die Personalenduug auf -u verloren ging,
da war die Betonung einige Zeit noch wahrscheinlich vodim, hvälTm (vielleicht
selbst vodim, hväliin), später aber, als das neue stokavische Tonverschie-
bungsgesetz sich geltend machte, wird zuerst vödim-hvalim gesprochen wor-
den sciu, dann erst unter dem Einflusso der Ultimalänge : vodim, hvälim.
Man könnte zvar sagen, dass hier die Betonung der übrigen Personalformen,
wo schon ursprünglich der Hochton auf der Paenultima Tag , auch die erste
Person mit sich gerissen hat ; allein wenn der Sprache nichts im Wege stand,
mögu von mozes, rudze, höcu von hoces, hoce auseinanderzuhalten, so glaube
ich nicht, dass die Betonung vodim. hvähm aus der Ausgleichung mit den
übrigen Personal formen hervorgegangen ist. [Ich möchte dennoch glauben,
dass im letzteren Falle wirklich nur die Betonungsübertragung aus den übri-
gen Personalformen in die 1. pers. sing, stattgefunden hat, man vergl. nur
velim neben velju, hier brachte es die 1. pers. sing, nicht bis zur Betonung
velim, offenbar nur darum nicht, weil es auch in der 2. und 3. heisat: velu,
vel!. V.J.) Dass wirklich die Länge den Uebergang von' in" hervorge-
rufen, das sieht man noch an der 2. und 3. pers. sing, des Aorists: wenn diese
Formen in der Ultima keine Länge haben, dann ist auch die Betonung dieser
Formen gleich allen übrigen; wenn jedoch die Ultima gedehnt wird, dann
kann auch iu der vorhergehenden Silbe nur " oder " stehen. Vergl. z. B.
trnuh-irnu-trnusino, z&ljeh-f<?0>-zelje8mo, pitah-/>tfa-pitasino u. s. w. , aber:
nösihr-now-nösismo. drzah-<frla-drzasrao, hvalih-AcS/t-hvalismo u s. w. Dass
man auch pekoh-/>ecfe-pekosmo, pletoh-/>&«-pletosmo spricht, das dürfte sich
aus der Analogie oder einem anderen Grunde erklären. Den Einfluss der
Länge in besagter Richtung zeigen noch solche Beispiele: Dit&m, pitas, pita,
STtamo, pitate, oiUyü oder lgram, igras , igra, igramo, lgrate, tgrqjü. —
Ibenso würde ich samdtok gegenüber tamntdk erklären, weil mir Ihre Erklä-
rung, nach welcher derVocal in Folge des Zweisilbenaccents etwas lang blieb,
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139
Wir haben unter 2 gesehen, dass die Derivata auf -ica häufig nach
dem Grundworte betont werden (bäbica-bäba, zemljica-zemlja n. b.w.).
Wenn wir nun von den Wörtern wie : bräda, gräda, kiima, övca, zvi-
jezda, rijeka die Deminutiva in der Form : brädica, gredica, kümica,
övcica, ivjezdica, rjeciea u. 8. w. (8. 101 ff.) finden und nicht *br*dica,
Vmlica, so ist das nichts anderes als Ersatzkürzung (man gestatte das
Wort) . Ebenso erkläre ich mir die 8ubst.-fem. auf -ica , welche nicht
wie die eben besprochenen Deminutiva sind, sondern Femininalbildungen
in den entsprechenden Mascnlinen, also: bazdärica-bäzdär-bazdära,
vidarica-vidär vidara, vracarica-vracar vraiära, drugärica-drugär dru-
gara, loncärica-ldncar lonfcira, gospodärica-gospödär gospodära, poga-
djäcica-pogadjär pogadjäca u. s. w. (8. 1 1 1 ff.) . Man vergleiche damit
auch ribarica-ribar fibära, kuhärica-kühär kuhära , puskarica-plUkär
püskära. Auf demselben Principe beruhen auch die 8ubst.-fem. auf
-akinj'a , denen Masculina auf -ah entsprechen : Bosnjäkinja-Bosnjäk
Bosnjaka. zemljakin ja-zemljäk zemljäka, prostakinja-pröstak prostdka,
sedmakinja-sedmäk sedmäka . desetikinja-desetak desetrfka u. s. w.
(8. 49).
8. Der Ausdruck »die kroatisch-serbische Dialektologie t ist zur
Zeit nichts anderes als die Bezeichnung eines Desiderat ums , denn da-
rüber haben wir so gut wie nichts , was die Wissenschaft verwerthen
könnte. Prof. Jagiö hat schon mehrere Male auf diesen wunden Punkt
in unserer Philologie hingewiesen, um die jüngeren philologischen Kräfte
in seiner Heimath oder in 8erbien dazu anzueifern, aber bis jetzt ohne
Erfolg. Einmal (Archiv VII. 490) hat derselbe seinen Wunsch geäussert,
von mir dialektologische Forschungen zu sehen. Indem ich dem hoch-
verehrten Professor meinen Dank für diese Aufmerksamkeit ausspreche,
will ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass es mir doch einmal
möglich sein wird, dialektologische Forschungen etwa in Slavonien oder
8yrmien anzustellen. Soweit mir die 8prache in 81avonien bekannt ist,
kann ich schon jetzt behaupten , dass vieles , was bei Vuk dittologisch
verzeichnet ist , auf Dialektmischungen — innerhalb des ätokavischen
selbst — beruht. Vuk schreibt s. B. im Wörterbnche dösjetljiv-dosjet-
\jiv, prevrtljiv-prevhljiv, und ich habe nur dosjetljiv, prevrtljiv gehört,
ebenso glaube ich nie im Volke ban bäna bänu, sondern nur bän bäna
bänu gehört zu haben, auch nie städo, sondern nur stado, nicht cövjek
covjeka oder cövjeka, sondern nur : cövjek cuvjeka u. s. w. Auch die
Derivata sind zum Theil dittologisch, und wenn uns alle betreffenden
Dittologien bekannt wären, dann wären uns auch die Gesetze der Accen-
tologie der Derivata um vieles verstandlicher; wir wüssten dann, dass
die Erklärung Dr. Maretid's ausreicht, nicht samo'tok gesprochen wird? V.J.)
Vielleicht könnte man auch den Grund des besagten Einflusses der Länge auf
die Betonung der vorhergehenden Silbe ausfindig machon : da nämlich ' etwas
länger (wenn auch nicht viel) tönt als " , so ändert mitunter die Sprache in der
vorausgehenden Silbe* in", um ein gewisses Vcrhältniss herzustellen. [Ganz
richtig so, dieser Ansicht bin auch ich. V. J.)
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1 40 A. Brückner,
manches, was wir jetzt als eine Ansnahme bezeichnen, nichts anderes
Ist als sozusagen eine Variante, und das* sich das »Regelmässige« beim
Volke auch findet. , ^ .
9 Dass vieles, sehr vieles auch in der Accentnation wegen der
Analogie entstanden ist, wer will und kann es leugnen? Dieselbe zum
Theil zerstörende, zum Theil schaffende Kraft, welche in der Laut- und
Flexionslehre so vieles umgeändert hat, hat sich in den Betonungsvor-
hältnissen der kroatisch-serbischen Sprache vielfach geltend gemacht.
Belege dazu kanu man fast auf jeder Seite der Leskien sehen Arbeit
finden. Ich werde nur einige Beispiele nehmen , nm das Walten auch
dieser Kraft zu zeigen. S. 55 : lüdost, mindest, svjetlost (statt »ludest,
•mläd6st, •svjetlostl gewiss im Anschlüssen die ^z/^elmÄ8S1^
vitkGst, milost, räd5stu. s. w - 8. 59: 7**6>J^>»™*f
'statt *brusi<5, *vräti<<) wegen der regelmässigen grmiö, krlzic\ pjctltf,
ammic" (die ersteren drei verdanken ihre Accentnation der Ersatzkürzung) .
i S 60 golübic, labüdic, obläcic (statt 'golubiö, »lübudic) wegen ba-
krätic junäetf, sesiric\ - 8. 113: golübica, labüdica, kurjäcma (statt
♦golubica, «läbudica) wegen bazdarica, vidarica vracÄnca. —
Schliesslich will ich einige Correcturen der Druckfehler mittheüen :
8. 20, Z. 12 v. o. dild-düda. - 8. 37, Z U. ojkwtfc». £ 8. 39,
Z. 5 v. u. hrvatski. - 8. 45, Z. 9 v. o. ^an-ifehk (nicht celica). -
S. 57, Z. 16 v. o. gräbic. - 8. 128, Z. 13 v o kolut - 8. 64 Z. 1 1
v o. lonciö. - 8. 69, Z. 7 v. o. väros. - 8. 77, Z. 14 v o. zupmk.
-1 8 66, Z. 6 v. o. pösao. - 8. 87, Z. 13 v. n. znojak, znoj . —
8. 88, Z/8 v. u. jarmaka. - 8. 91 Z. 9 v. o taljige. - 8. 102, Z. 3
v „ jiH _ 8 110. Z. 13 v. o. podvenca-podvei». — 8. Mi, L. b
v. o. dosköfcti. - 8. 124, Z. 2 v. o. möiio. - 8 130 Z. 9 t o. Pft-
trin:a g# 131, z. 16 v. o. muhämedovac-muhamedov. — ö. 14Z,
Z 4 v. o. bjelösljivaca-bjelösljiva. j
Hiermit scheide ich von dieser Abhandlung Prof. Leskien s in der
festen Hoffnung, dass er bald auch mit anderen aecontologischen Studien
aus dem Slavischen unsere Kenntnisse bereichern wird , denn die vor-
liegende Arbeit ist ja nach der Bezeichnung des Verfassers selbst nnr
ein Anfang zu den weiteren Forschungen.
Agram, Ende November 1885. Dr. T. Mareti6.
Ortsnamenforschungen.
Die slavischen Ortsnamen sind erst in den letzten Decennien ihrer
vollen Bedeutung nach gewürdigt worden; ich erinnere hier nur an die
grundlegende Arbeit von Wojciechowski, welcher an diesen Namen die
verschiedenen Siedelungsverhältnisse Altpolens darstellte. Noch grössere
Bedeutung kommt denselben in Ostdeutschland zu, hier müssen sie uns
neben den verschwindend wenigen Personennamen Sprachquellen ver-
schollener slaviscber Dialekte ganz ersetzen ; ausserdem zeichnet sie
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141
vorth eilhaft ihr ehrwürdiges Alter ans, schon ans dem X. Jahrh. ist uns
eine stattliche Zahl derselben überliefert, daher ihre Wichtigkeit für die
Geschichte altslaviscber 8iedelungen überhaupt. Freilich frühere dilet-
tantische, willkürliche Spielerei mit diesen Namen konnte weder für
Geschichte noch Sprache Resultate liefern ; es blieb Miklosich vorbehal-
ten, auch auf diesem Gebiete ein für alle mal der Forschung die sichere
Grundlage zu schaffen ; seine Abhandinngen über die Bildung der sla-
vischen Ortsnamen von 1865, 1872 und 1874 haben erst, zumal in
Deutschland, alle späteren ermöglicht, was ich so betone, weil einzelne
Erforscher dieses Gebietes ihre völlige Abhängigkeit von Miklosich zu
vergessen scheinen. Beiträge zu dieser Forschung sind nun in den letz-
ten Jahren in Programmen und Zeitschriften mehrfach erschienen , von
denen ich wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes einige hier zusam-
menfasse.
Zuerst sei ein Arohiv VI, 300 gegebenes Versprechen eingelöst.
P. Kühnel, über dessen Deutung slavischer Ortsnamen von Meklen-
burg-Strelitz V, 659 f. handelt, hat in den Jahrbüchern des Vereins für
Meklenb. Gesch. etc. XL VI »Die sla vischen Ortsnamen in Meklenburg«
behandelt und seine Arbeit mit Nachträgen unter demselben Titel be-
sonders erscheinen lassen, Neubrandenburg 1882, 18688.8°, vgl. Arch.
VI, 299. Nach Bemerkungen über die sla vi sehen Stämme Meklenbnrgs
und über die Bildung slavischer Ortsnamen, die nur aites kurz wieder-
holen, beginnt die eigene Arbeit mit dem Register der Ortsnamen
8. 2 1 ff. Ich habe das Register stellenweise auf Grund eigener Samm-
lungen nachgeprüft und sehe, dass es vollständig ist ; der Verf. hat sich
nicht entschlossen, seine Aufgabe, was ja so nahe lag, etwas zu erwei-
tern und zugleich alle urkundlichen Angaben über das Vorkommen von
Slaven überhaupt zu sammeln, wodurch erst die Arbeit vollständig wird ;
auch hätte er die Belege der Urkunden zuweilen ausführlicher geben
können, es steckt ja darnnter nicht uninteressantes Detail, z. B. unter
Golchen (8. 53) lautet es nur »1219 Golche, Cholche«. aber in der Ur-
kunde selbst : Cholche cum omnibns pertinentiis suis eodem iure ....
sicut etiam habebant Uli qui dicebantur Retiburize Ratiborici) ; oder
unter Wendisch Wiek, welcher Name ja als deutscher in dieser Arbeit
fehlen könnte , ist nicht aufgenommen der Beleg von 1316: ciuitas
(Rostock) comisit Tidemanno Bremer spacium unum supra Wich ubi
Slaui ponebant foenum etc. Was die Erklärung der Namen anbelangt,
so wäre dieselbe ohne den Nachtrag 8. 169 ff. wenig brauchbar: in
diesem habe ich nämlich S. 170 — 173 mehrere Hundert deutscher Na-
men , die K: als slavische erklärte, ausgeschieden , dann hat K. selbst
eine Reihe fehlerhafter Erklärungen berichtigt, so ist z. B. Bröbberow,
das er S. 29 unerklärt liess, S. 175 als bobrovo richtig bestimmt. Der
Grundfehler aller Ansehungen K.'s ist, dass er sich begnügt, den über-
kommenen Wortlaut slavisch meist buchstäblich umzuschreiben und ohne
jede Rücksicht auf Wahrscheinlichkeit zu erklären — ein unkritisches,
rohes Verfahren, z. B. der Buchstabe C beginnt folgendennassen [8. 32) :
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142
A. Brückner,
Ceglos 1178 (altsl. cegl* einzig), adjectiv. possessiv. : »Ort des
Oeglos«.
Cemecow, zwei kleine Seen 1264 (altsl. cem- Personennam.), ad-
ject. po8sess. : »Ort des Cemek«.
Cepitzco 1210 (altsl. cep-, vgl. neuslov. cep, cepika, Spross.fPfahl;
adject. -isk**) : »Pfahlorta. Ü. 8. w., u. s. w.
Die Zwecklosigkeit von derlei »Erklärungen« ist deutlich ; der Verf. ,
der sich die Arbeit so bequem macht, hat sich z.B. nicht einmal gefragt,
ob denn die c jener Belege nicht eher als k zn lesen wären? Von einer
methodischen Durchforschung der Formen, welche diese Namen im
Munde der Deutschen angenommen haben , ist ebensowenig die Rede,
nnd was diese zu bedeuten hat, will ich an einem Beispiele darlegen.
Bei meklenburgischen Ortsnamen fiel mir die grosse Anzahl von
Bildungen auf -entin auf, wie ich sie in dieser Menge in anderen Slaven-
gegenden nicht gefunden hatte ; es kommen nämlich vor die Namen
Beckentin Borrentin Bredentin Brückentiii Dersentin Gallentin Grapentin
Karpentin Kuppentin Mallentin Medentin Mentin Mödentin Nossentin
Parkentin Passentin Poppentin Reddentin Reppentin Roggentin Schalen-
tin Schmakentin Schorrentin Techentin Tressentin Varchentin Wessen tin
Zarrentin . Wenn man nun erwägt, dass daneben Namen auf -utin, -otin
etc. fast gar nicht vorkommen, ausser etwa Gneutin (Gnewotin) und Ma-
rntin, so kann man ohne weiteres bezweifeln, dass jenen -entin immer
nur ein slavisches tin oder -atin wirklich zu Grunde liege ; Ktthnel
freilich deutet alles frischweg als »Ort des BekeU Boreta Bredcta Bre-
geta Derz^ta GaleU Grapeta Karpeta elc.a Ich glaube, dass nur der
grössere Theil dieser Namen wirklich auf -etin, -atfn zurückgeht, vgl.
polnische Ortsnamen Mielccin, Raci^cin u. a., ein anderer Theil ist erat
in deutschem Mnnde ans -utin, -otin etc. entstellt, z. B. Brückentin ist
mir = Brochocin (mehrfach in Polen), im XIII. und XIV. Jahrh. heisst
es sogar Brenghentin, wo auch die erste Silbe nasalirt worden ist nach
der zweiten und dritten; Beckentin ist vielleicht = poln. Bogucin,
Varchentin ist = Wierzchucin , wie die Schreibung der Urkunden :
Wargutin neben Warghentin sichert; Zarrentin heisst 1194 Zarnethin
(vgl. Czarnocin) ; Techentin, 1219 Techutin (vgl. kaszub. Cechoceno)
etc. Dasselbe gilt für die Namen auf -enzin, welche auch nicht immer
auf ein -ezin, -azin zurückgehen müssen, Wulkenzin z. B. heisst 1 170
nnd 1182 Wolcazcin, Wolkazino, Wolcaz und kann auf keinen Fall
»Ort »des Volke^ta« heissen, was ja Wulkentin ergeben hätte; sogar War-
ren zin, so verlockend es auch sein mag, es mit dem poln. Ortsnamen
Waryzyn zu identificiren , möchte ich wegen der ältesten Schreibung
Warnizhine 1178, Warntzin und Warensin 1248, vielleicht unter warn-
stellen; Gramm er tin ist auch nicht »Ort des Gramorta« (S. 56): eines
der beiden r ist sicher unursprunglich (vgl. oben Bröbberow = bobrovo),
ich möchte an krom- denken, welches mir in Gramelow = poln. Kro-
moiuw (ausserdem in Schlesien Krom lau und Kramelau, vgl. auch Kro-
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143
molice und Kromolin), falls dieses nicht auf korm- beruht, nnd in Gram-
zow, vgl. poln. Kromszewice, wiederzukehren scheint.
Wie in den eben besprochenen Fällen ein r, n im deutschen Mnnde
vor- oder nachklingt, so giebt es noch andere lautliche Erscheinungen,
durch welche der slavische Name seiner Urform entfremdet wird, so wird
r + Zischlaut oft zu blossem Zischlaut, Daschow nnd Dassow lauten im
XIII. und XIV. Jahrh. Darsekow, Darsowe etc., ebenso ist es mit Be-
selin, Besitz, Bössow, Gewetzin und Giewiz, welche ich daher zu Jawor
stellen möchte (Jaworzec , Jaworce) , Ort Massow neben Ort Marsow,
Passow (1230 Parsowe), Schossin (seit dem XVI. Jahrh., aber 1230
Scarsin), Ort Stassow neben Ort Starsow, Waschow, Wessin (1391
Wertzin, 1572 Wessin) u. s. w. ; Beselin, 1321 Berzelin, enthalt viel-
leicht das ältere *berza (zur Bildung vgl. poln. Deblin, Grablin u. a.),
was allerdings sonst nur als breza vorkommt, wie in Breesen, Brezegore,
Bresenitz = Brze/nica, Bresewitz, vielleicht auch Bretzin = Brzezin,
nach K. 8. 29 »Ort des BrStaa, dann hiesse es ja Brettin ! Ebenso kom-
men Metathesen eines r vor, Dragun aus älterem Dargun, Barlin aus
Bralin, Perdöhl und Predole etc. ; Einschub eines r : Pernik heisst bis
ins XIV. Jahrh. hinein Ponek, Ponik ; Wechsel von r und 1, Warlow an
der Walerow scheinen mir beide = (V)orlov- ; Antreten von Consonan-
ten, z. B. Bresegard aus Brezegore, ebenso halte ich das d in Fahrbinde
wie in Warbende für secundär und erkläre beides sammt Farpen n
Wierzbno (bei Kühnel : »die Varb^ta, Verb^tao »Ort des Virpen, Ver-
penc 11) , ebenso dürften Goldenbow (Golebiowo) und Sildemow ihr d erst
von den Deutschen erhalten haben u. s.w. Die Wichtigkeit aller dieser
minutiösen Untersuchungen erhellt nämlich sofort, wo uns ältere urkund-
liche Belege fehlen, ein Ortsname erst im XIV., XV. oder XVI. Jahrh.
genannt wird ; da muss man alle ähnlichen Beobachtungen berücksich-
tigen, lange prüfen, ehe man den Fremdling adoptirt.
Auch zu anderen, wichtigeren Fragen geben die Ortsnamen Veran-
lassung, sie deuten mehrfach einen Wechsel slavischer Siedelungs- oder
Besitzesart an, z. B. »solitudinem que geresowe (Jaroszewo) uel chowale
dicitur« 1216 ; der Ort, 1 178 Clubuchziz genannt, heisst 1216 Clobotz- ,
co we, ebenso Dörgelin (1266 Dolgolin) , aber 1178 Dolgolize u.a.
Ueberhaupt ist dies alles ein gar reiches und dankbares Material , nur
will es mit sorgfaltiger Mühe behandelt sein ; die Erklärerei en masse
und über einen Leisten fördert wenig.
Wenn nun Kühnel trotz aller Mängel seiner Methode dennoch eine
grosse Zahl Namen ungefähr erklärt hat — ich sage ungefähr, denn
oft läast sich das Ergebniss sicherer präcisiren ; unter Ergebniss ver-
stehe ich allerdings nicht, wie K., die Uebersetzung des Namens ins
Deutsche — , so hängt der Erfolg zumal davon ab, dass in Norddeutsch-
land die slavischen Namen weniger gelitten haben, ziemlich erkennbar
geblieben sind. In Mitteldeutschland, Thüringen und Sachsen ~agegen
sind die alten Namensformen bei den Lauteigenthümlichkeiten dortiger
Dialekte erheblich mehr zerstört und die Reconstruction derselben
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144
A. Brückner,
schwieriger. Der Unterschied von Tennis and Media geht hier öfters
verloren , daher erscheint breza sowohl in Brösen Brösznitz Briesznitz
wie in Priesen Prösitz Priesznitz, Bardau heisst so nach der Parthe
u. s. w. ; unter dem einförmigen a des Aaslautes ist vielerlei verdeckt,
Zscheila z. B. heisst im XIII. Jahrh. immer Scilowe, Zschorna — 12S4
Schnrnowe, für Bockwa werden als altere Formen Bucwen, Bugkvau,
Bockwitz angegeben n. s. w. ; in dem für diese Gegenden ebenso cha-
rakteristischen tzsch stecken anch die verschiedensten Consonanten ; die
Weisseritz erkennt man zwar nach dem Beleg von 1 206 flumen Bistrice,
leicht wieder, aber der nach ihr benannte Ort heisst Pesterwitz l Zu alle
dem ist die üeberlieferung der Namen mehrfach jung, geht nicht über
die bereits entstellten Formen des XIV. Jahrh. zurück; so steht man
diesen Namen wie rathlos gegenüber und nimmt jeden Beitrag zu ihrer
Erklärung, der sich auf ältere Formen oder Beobachtung der Lage
stützt, dankbarst entgegen. Einen solchen hat Dr. G. Hey in dem 14.
Bericht d. kgl. Realschule in Döbeln iKgr. Sachsen) geliefert: Die sla-
vischen Ortsnamen des Königreiches Sachsen, 55 SS. 4°. Nach den ge-
wöhnlichen allgemeinen Vorbemerkungen über die Bildungsweise der-
selben 8. 1 — 10 folgen S. 10 — 44 150 Appellativa, unter denen die
betr. Ortsnamen aufgeführt werden, alphabetisch geordnet, von banja
bis kierz ; aus dem übrigen Material werden des beschränkten Raumes
wegen nur noch die Städtenamen Bautzen, Leipzig, Meissen etc. S.45 —
55 herausgehoben.
Leider tritt der Verf. , welchem die Elemente slavischer Grammatik
fehlen, mit grosser Anmassung auf, so Lehrt er uns, wie wir Krakau er-
klären sollen, stellt neue slavische Lautgesetze auf etc. ; indem ich ihn
hierbei natürlich nicht störe, beschränke ich mich auf seine Erklärung
der sächsischen Namen. Ein Hauptfehler besteht darin, dass H. die
Wort- und Lautformen, die er bei Miklosich a. a. 0. gefunden hat, also
auch süd- und ostslavische, ohne weiteres auf diese westslavischen Na-
men überträgt. So meint er erklärt zu haben »die Endungen -lin und
-ein, welche der Deutung bisher so viel Schwierigkeit in den Weg ge-
legt haben« (S. 8), indem er dafür süd- und ostslavische Formen wie
Dubljane, Lipovljani etc. heranzieht!! z. B. Döbeln, 981 Doblin ist
(8. 18) .dub -f- Suff, jani oder ljani, die Leute am Eichicht, Eichstädt;
ebenso Döbbelin bei Stendal, falsch gedeutet bei Brückner (Ansiede-
lungen etc. 66) — poin. Dohlin — böhin. Dobilfn — serb. Dubljane«,
aber poln. Dublin ist eine andere Bildung als serb. Dubljane und böhm.
Dobilin wie altmärk. Döbbelin hängen mit dub-r» nicht zusammen, alt-
märkisch würde es sonst Dammelin heissen. Ebenso müssen alle mög-
lichen Wortstämme zur Erklärung herhalten, Biesern wird natürlich zu
biserL Perle gestellt , allerdings mit einem Fragezeichen ; ohne dieses
wird Bretselin von bn>slem> Epheu böhm. brectan 1) , Pochra von bu-
kun. schön abgeleitet etc. Ein anderer Hauptfehler besteht in der ein-
seitigen Deutung der Ortsnamen aus Appellativen ; hatte Kühne! allzu-
viel Personennamen angesetzt, so operirt Hey viel ausschliesslicher mii
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Anzeigen.
145
Appellativen, doch giebt er sich wenigstens die Mühe, in der Lage des
Ortes etwas zur Erklärung seines Namens passendes aufzusuchen, was
jedoch leicht trügen kann. So lässt sich eine stattliche Anzahl dieser
Namen viel sicherer, ungezwungener aus Personennamen* deuten, z. B.
Vielau soll »fialava Veilchenort« sein können, es ist eher Wielewo ; Leu-
ben, 1069 Luvine, 1265 Lubene, ebenso Leuben, 1408 Luban, ist Lu-
bin, Lubien etc., sicher nicht = böhm. hlubina Tiefe. Koszwei n, 1221
Rossewin etc., soll 8. 51 böhm. ryzoväni Goldwäsche sein, allerdings
wird S. 54 zugegeben, dass es auch oberserb. wrjösowina Heidefeld sein
kann: ich vergleiche auch wegen des o den Namen Qrozwin. Roc blitz,
schon im X. Jahrh. Rochilinze, Rochelinze etc. kann unmöglich = vrt-
holim.ci sein , es müsste ja Vercholiz , Verchliz , Verchels lauten ; viel
eher könnte, wer wollte, das folgende Würzen mit oserb. wjerch zu-
sammenstellen. Tharandt, 1243 apud Tarantum »weist entschieden auf
poln. tarant Apfelschimmel, vielleicht ein altes Gestüt?«, leider ist das
poln. Wort spater entlehnt! Zwickau, 1118 Zwikowe etc. »ist = asl.
stvejkova, böhm. svejkova sorb. svikova Ort am Windberge, Wind-
hausen« [böhm. svejka Schneehaufen), während ein Personenname zu
Grunde liegt, vgl. böhm. zvlkov oder svihov u. a Das schlimmste je-
doch widerfahrt dem altehrwflrdigen Meissen , von welchem Thietmar
erzählt, sein Gründer, Heinrich I., de rivo qnodam qui in septentrionali
parte eiusdem (sc. montis) fluit, nomen eidem (sc. urbi) Misni imposuit;
Hey 47 lässt es von dem Berge benannt sein und als »Vorgebirgsstadt,
promuntorium, Ort auf und an der nach der Elbe vorspringenden Höhe«
von russ. mijcl (das böhm. mys ist ein Russismus I) stammen und stellt
auch gleich den Namen Mutschen, 1081 Musi tscin, 1206 Mutsin etc. als
»mysbcani die Leute auf der kleinen hervorragenden Höhe« hierher;
der Bach selbst, die Meisze »hat, ohne jede Beziehung zu Meissen, offen-
bar seine Benennung von mbzeti etc.« Dass Schandau, 1314 Sandow,
in welchem vielleicht irgend ein Personenname steckt, nur »nach dem
östlich davon gelegenen Berge Zschand, d. i. sadi. Gericht, Gerichts-
stätte« benannt sein kann, ist selbstverständlich ; dass es im Slav. schon
seit dem XI. Jahrh. Dialekte mit oder ohne Nasalvocale giebt, weiss man
ja nicht Zerbst, Zehren, Schieritz, Scheerau, Priesa (1371 Pryszer),
von denen die beiden ersten aus dem X. Jahrh. stammen , werden von
cer 'quercus cerrus' abgeleitet, obwohl das slav. Wort aus dem lat. ent-
lehnt , also kaum sehr alt ist. Auch werden deutsche Namen aus dem
slav. gedeutet etc. ; das aufgezählte erweist zur Genüge, dass die Ef-
klärerei des Verf. sehr unsicher ist, dass er in mehreren seiner Deu-
tungen, um seine eigenen Worte (8. 4) zu wiederholen, »aller Sprach-
wissenschaft Hohn zu sprechen sich erlaubt hat«. Angemerkt sei hier
noch, dass er über einen neuen slavischen Dialekt verfügt, den er »sor-
bisch« nennt, verschieden von ober- und niederserbisch; dieser Dialekt
hatte Wörter wie borno Lehm (S. 14) ; drezda drazda Hinterhalt nach
altslov. drezda insidiae, das Miklosich schon seit Decennien berichtigt
hat, daher Dresden »die Leute vom Lauerort, von der Warte oder Wart-
IX. 10
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146
A. Brückner,
bürg« »ein altslavischer befestigter Platz«, während es in der That nur
»Wäldlew bedeutet ; jizvor Quelle, nm Jesseritz zn erklaren , welches
nicht von jezero stammen kann, »da dort ein Teich sich nicht befindet,
wohl aber mehrere Quellen« 1; chosta Wald, Hag; mysk, mysny, s.
Meissen; sand Gericht, s. Schandau; slojata, slejata Scbieferboden etc.
Aber ich sehe bevor, dass dieser Dialekt von ßlavisten nicht weiter be-
rücksichtigt werden wird.
Wir haben uns bisher auf einst slavischem Boden, östlich der Elbe
und Saale, bewegt; die Abhandlung »Rheinische Ortsnamen« von H.
Marjan, 4. Heft, Aachen 1884, 39 SS. gr.-4°, fuhrt uns weit nach
Westen, zwischen Rhein und Mosel, auf den Hunsrück und die Eifel,
wo slavische Ortsnamen die einstige Existenz von Slaven bezeugen
sollen. Nun ist ja sicher, dass Slaven weit nach Westen verpflanzt wor-
den sind, s. B. ins Fuldaische, aber während wir hier an der Hand der
Urkunden slavische Familien in stattlicher Zahl nachweisen können,
fehlen slavische Ortsnamen, man wird sie daher noch so viel westlicher
noch weniger erwarten. Der Verf. bietet auch eine von diesen späten
Siedelungen unabhängige Combination (S. 13 f.) : »Um das Jahr 334 hatte
.. Kaiser Konstantin 300 000 Sarmaten ins römische Gebiet verpflanzt ..
als Sitze sarmatischer Ansiedler kennen wir das Gebiet der Lingonen
(Langres) und den Hunsrück . . wo sie Ausonius im Eingange seiner
Moseila nennt (arvaque Sauromatum nuper metata colonis) ... Das Gros
der westlichen Sarmaten war slavischer Nationalität ... Sprachliche
Spuren ihres Daseins haben wir auf dem Hunsrück in dem Gaunamen
desselben, Trechirgau; Trigorium bedeutet tri gory, ... drei Bergzttge,
zu bedeutender Höhe über die angrenzenden Plateau's sich erhebend,
zeichnen sich besonders aus . . . und finden sich hier noch zahlreiche Ort-
schaften, die ganz zweifellos nur auf das Slavische zurückgeführt wer-
den können.« Folgt eine Aufzählung derselben. S. 23 ff. wird dieselbe
slavische Besiedelung des unteren linken Moselufers, der Eifel, des Ahr-
thal es auf Grund von Ortsnamen angenommen. Das Interessanteste
bringt der Nachtrag S. 37 f. über die Abstammung des Samo, des »na-
tione Francus de pago Sennonagoa : »Der pagus Sennonagus ist offenbar
der p. Senonicus im Gebiete der Lingones, bei denen slavische Sarmaten
angesiedelt waren. Hier lag unter andern Sarmatenorten Sarmasia super
flu vi um Sedono in pago Senonico a. 877 {Heu dätruit im Canton Ligny,
der bis 17 89 zur Diöcese von Langres, also zum ehemaligen Gebiete der
Lingonen gehörte). In diesem gebirgigen Terrain hat sich das slavische
Volksthum gewiss 200 Jahre hindurch erhalten, so dass die sonderbare
Erscheinung und das Auftreten des Samo ihre Erklärung finden und
Fredegar's Angabe auf Wahrheit beruht.«
Wenn die Annahmen des Verf. sich bestätigen Hessen, würden wir
einen erheblichen Gewinn unseres Wissens zu verzeichnen haben ; leider
halten dieselben einer genaueren Prüfung kaum Stand. Dass die Slavität
der Sarmaten ein thema probandum ist, ist klar ; es muss daher zuerst
bewiesen werden, dass es Ortsnamen an der Mosel giebt, die nur aus
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147
dem Slavischen «weifellos erklärt werden können, nnd solche fehlen,
denn was der Verf. dafür ausgiebt , tauscht nur durch seinen Klang.
Z. B. »in Namedi steckt das slav. Nemet = Deutsch, es ist von den um-
wohnenden Slaven Deutsch(dorf ) benannt worden« ; »zwei Localnamen,
die auf uraltem slavischen Götterkultus basiren«, sind der Veitskopf
(Vit-Kopf, als ob eine slavische Gottheit Vit sicher überliefert wäre)
und die nahen Kuns, Kunks- oder Konksköpfe (angeblich Pferdeköpfe) ;
Nürburg, 943 mons Nore = nora ; Berg 8och = suh; Mückeln, in
dessen Umgebung eine Menge von heidnischen Grabhügeln, Tümmelchen
(tumnli) genannt, vorkommen, wäre Mogiiy, Mogilno; Sahlenburg im
Ahrthal, Safenberg 1080, soll £abno sein , Froschort, denn die Um-
gebung derselben charakterisirt der gespensterische Ton des Glockon-
frosches , welcher hier besonders häufig getroffen wird ; Sarmersheim
und Sarmersbach sind nach den Sarmatcn selbst benannt, deren Name
auch von Kühnel (Samoter-Krug , 1308 dorf Zarmoth) und Hey ver-
wertetet wird; Simmern, Simera 841, der Hochsimmer u. a. deuten bei
ihrer hohen Lage auf zim-, zimor-, welches deutschem Schnee- oder
Kalt- entsprechen würde etc. etc. Ich habe absichtlich diejenigen Zu-
sammenstellungen ausgewählt, welche zufallig in der Lage etc. des Ortes
begründeter erscheinen , kann aber die Richtigkeit keiner einzigen zu-
geben : in einem Gebiete, auf welchem celtische, romanische und deut-
sche Völker- uud Namensschichten seit Jahrhunderten über- und durch-
einander lagern, wird manches stets räthselhaft bleiben, also auch »sla-
visch« gedeutet werden können.
Zum Schlüsse eine Aufforderung : man beschränkt sich in der Regel
auf Sammlung der Ortsnamen und fügt die urkundlichen Belege hinzu ;
dies ist weder mühevoll noch verdienstlich, kann ebensogut z. B. in
Berlin gemacht werden ; was man jedoch nicht in Berlin machen kann,
was zwar äusserst umständlich , aber desto verdienstlicher ist , ist die
Sammlung der alten, heute immer mehr verloren gehenden Flurnamen
die an Ort nnd Stelle noch am ehesten ausführbar ist. Es wäre eine
schöne Aufgabe für die einzelnen historischen Vereine von Meklenburg,
Pommern, der Mark Brandenburg etc., durch ihre Mitglieder derartige
Erhebnngen in den einzelnen Provinzen machen zu lassen ; die polnische
wissenschaftliche Gesellschaft in Posen z B. hat eine Zusammenstellung
der Flurnamen unlängst in Angriff genommen und ich ersehe aus Zei-
tungen, dass ihr reiche Beiträge derselben fortwährend zukommen ; das
Beispiel sollte allenthalben nachgeahmt werden, vor allem jedoch in
Ostdeutschland selbst , wo oft in Orts- und Flurnamen allein die Spur
dahingegangener Völkerschaften erhalten ist; was früher schon z. B.
für die Altmark nnd das Magdeburgische Behrendt u. a. gesammelt haben,
zeigt die Wichtigkeit, ja Notwendigkeit dieses Unternehmens, welches
nicht mehr lange aufgeschoben werden sollte.
Berlin. A. Brückner.
10*
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Kleine Mittheilungen.
Euthymius von Tmovo. x)
Die literarische Tbätigkeit des letzten Tinover Patriarchen Euthymius
ist noch bei weitem nicht aufgeklärt. Man weiss noch immer nicht recht,
worin die Bedeutung der sogenannten »Trnover Texte« (rpi>HOBCKie «boam)
lag, deren Beschaffenheit von dem bekannten Grammatiker Constantin von
Kostenec dem Einfluss dieses Patriarchen zugeschrieben wird (vergl. V. J.
GrigoroviS's daTM KacawuüacH ädcbhäto cxob. nawita. Ka3aHB 1852, S. 27—28;
Danicid in Sterine 1.11—12). Ja es scheint, als ob wir nicht einmal im Stande
sind, alle Werke des Euthymius zu nennen; diess schliesse ich aus einer bis-
her fast ganz unbekannten, dem Euthymius zugeschriebenen üebersetzung des
»Typikon der göttlichen Liturgie des heil. Apostels Jacobus, des Bruders dea
Herrn« (OycTan, ÖOÄecrBeHHbii cjbäÖij CBAtaro anocroia IaKWBa 6paTa rocnoasa).
Vgl. bei Bisch. Porphyrius Uspenskij Bxopoe nyreinecTBie no cb. ropi Asohckok.
M. 1880, S. 197. Dieses »Typikon« fand ich in einer Handschrift russ. Redaction
des XVII. Jahrb., die sich in der Bibliothek der kais. Akademie der Wissen-
schaften zu St. Petersburg N. 26 fol.) befindet. Der Codex Miscellaneus ent-
hält hauptsächlich polemische Aufsätze gegen die »Lateiner«, namentlich "Axos
des Joannicius und Sophronius Lichudis. Am Schluss des Codex findet man
ausser dem Typikon des heil. Jacobus noch den Canon missae (sie) nach dem
lateinischen Ritus und den Canon der Verdammung der westlichen Kirche. Die
Liturgie des heil. Jacobus steht auf Bl. 120 — 132, mit folgender Nachschrift:
»Cia ct&a h ÖÄTBeuuaA jurrspria cTarur caaBHaruj h BcexBiiHaru? an^a
'laKU Ba Öpani taua, h n^puarw apxi'eriKna ctbhiiiIa 6ariA h bcihkia ie-
pocaJHMCKiA npKiu; ■ npeBeAeinia . EveHMieMii naTpldpxoM'B t^phobckhm'b.
3 rpeqecKarm na ciaßencKui u3Uitb, HcnpaBJieHa xe h HCJröAOBaiiHa
lepoMOiiaxosTB 'IuaHHKieirB rp^KujM'B«. Diese Notiz behauptet einerseits,
_ _ «
>) Herr P. Syrku hat ausführlicher Uber Euthymius gehandelt in einem
Aufsatz : »HtCKOJfcKo saMi-rotct o abvxx npoM3BeAeuiaxi T i.j ncicaro naTpiapxa
KoeuMifl«, welcher in dem zu Ehren Prof. Lamanski's herausgegebenen »Cöop-
iihkt, craxeM no cxaBaHOBtAtHiio«. CÜ6. 1883, S. 348 — 401, erschienen ist.
V.J.
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Kleine Mittheilungen.
149
dass die alav. Uehersetzung der Literatur des beil. Jacobus vom Euthymius
herrührt, andererseits, dass dieselbe von dem aus Griechenland nach Russland
eingewanderten Joannicius (cf. Kapterev in dem Werke Xapaio-epi, oTHonieHiü
Poccia k l npaBOCJLABHOMy BOCTOty. Moacsa 1885, S.. 168 — 171, 176 — 177) n> vi-
di rt worden ist. Worin bestand diese Berichtigung? Wahrscheinlich in einer
neuen Collation der Uebersetzung mit dem griechischen Original, die freilich
auch die Sprache des ersten Uebersetzers nicht unangetastet Hess. Es ist
wenig wahrscheinlich, dass wir selbst nach dem aus dem Süden nach Moskau
gebrachten Text, wenn er sich noch im Original irgendwo vorfände, im Stande
wären, die ursprüngliche Form der ersten von Euthymius herrührenden Ueber-
setzung wiederherzustellen : denn dem Griechen Joannicius wird wohl kaum
das Original des Euthymius, sondern eher eine spätere, sogenannte mittel-
bulgarische Abschrift vorgelegen haben. Aus der einzigen bisher bekannten
Abschrift des XVII. Jahrh. hebe ich a für das griech. Wort hoe hervor:
acnoxxä Jth Ätcnoxa (fol. 131). P. Syrku
Wer ist Gertuka in Gorski Vijenac 1
In dem herrlichen Gemälde, welches der montenegrinische Fürstbischof
Petar Petrovic* Njegus in seiner Dichtung »Gorski Vijenac« gezeichnet hat,
kommt nebst vielen anderen dunklen Stellen auch diese vor (im ersten Mo-
nolog Danilo's) : Svoju misli Brankoviö s Qertukom i
Muhamede to je za Gertuku I
Es fragt sich, wer mag hinter dem Namen Gertuka stecken? Dr. H. Eirste
in Wien, der jetzt den Gorski Vijenac ins Deutsche übersetzt und hoffentlich
nächstens herausgeben wird, gab sich viel Mühe, um Uber diese Frage ins
Reine zu kommen. Auch ich wurde um Auskunft gebeten, ohne sie geben zu
können. Zuletzt fand man in der Geschichte Serbiens von Raid (Ausgabe vom
J. 1794) III. B. , S. 209 einen Namen Gerluca (Cyrill, repjryna), der zur Situa-
tion zu stimmen schien, aber in der Form sonderbar abwich. Die serbischen
Freunde Dr. H. Kirste's verfolgten die Sache weiter , um Rai e s Bericht zu
controliren, schlugen sie in Karlowitz die dort handschriftlich bewahrte Chro-
nik des Despot Brankoviö nach und fanden im B. IV, S. 694 folgende Stelle:
■Gaxtaa* MexeMer* Bca npien 6ome xoxaraM ctbom i HOKoerw rpeiacKaro
uouexa asAanuHKa ÖBamarw BMeHBesiaro Tep^sua axa Kapaua, eroace no mbukb-
meMS speiieas pawMeBma CaxTaHT, McxcHer* , mkw * Ilajewjiora uapa 6*B*e
■3xauHEK*B 6am> Tepasua ui Kapaua bcjbkbmi toarwAcuiiMB Aapswma ce w6-
xepxHM-B öaaanie, Toro paxa nenepaoMB BaxaHcrBw «roBOMs a noaetfus Maais bm-
jutm ce noBcaeBi, CyaTaa-i , a tbko TepjBua aanpacHoio caMpTBB) norafaeaaio
npeaani 6bctb, Meiner* xe csaTaai uapcTBata euoerw aa KocTauTHHonaiL« k h
rpaa> BaapBBBB^, EoBwaae ca Kpoüeposn, acropaua ao sae caue caeÄCTea-
CTB8K)TV«
Da Herr Dr. Kirste die Güte hatte, mich Uber die bis hierher geführten
Resultate seiner Nachforschungen in Kenntniss zu setzen, so war es mir nicht
mehr schwer, noch folgendes zu constatiren. In Kromer's Histoiia Poloniae
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150
Kleine Mittheilungen.
(ed. Basileae anno salutis MDLV) liest man auf pag. 600 folgende Worte als
eine der von Brankoviö citirten Quellen: Nihilo Urnen minus Mahometee in-
sequenti anno eam urbera obaedit et acriter oppngnavit et post quinquagesi-
mum obsidionis diem Gerlucae cuiusdam Graeci proditione cepit et iniperato-
rem Constantinum Palaeologum fortiaaime dimicantem ad portain urbia inter-
fecit; nec multo poßt Gerlucae, cum cognovisset enm ab imperatore, quem
prodiderat, magnis benefieiis affectum fuisse, lüstern pruditionia mercedem
diro supplicio exolvit sedemque imperii Conatantinopoli posuit.
Es unterliegt demnach keinem Zweifel , daaa der in Gorski Vijenac ge-
nannte Gertuka mit dem hier erwähnten Gerluka identisch tat. Haben die
Herausgeber der im J. 1347 in Wien bei Mechitaristen erschienenen Dichtung
zweimal im Texte den Druckfehler repryxa (statt repjyita) übersehen? Das
scheint wenig wahrscheinlich zu sein. Näher liegt es jedenfalls anzunehmen,
dass der Dichter selbst falsch repryKa statt Tepjyxa gelesen. Wober mag er
die Notiz entlehnt haben? Aua Raid unmittelbar wohl nicht, denn da hätte er
ja repjyua gelesen und geschrieben.
Wer ist Gerluca? Darüber mag folgende Notiz meines Collegen Prof. Va-
silievskij Auskunft geben : Gerluka iat xvq Aovxäe. Darauf wird man durch
die folgende Stelle ana LeonardusChiensis bei der Auagabe Critobuli de rebus
gestis Mechmetis II. (in £. Millers Fragm. histor. graec. V. 1. 89) geführt:
Chirluca curae portus totiusque regionis maritimae invigilabat. Cf. Leonard ua
Chiensis de nrbis ConBUntin. jactura Loniceri Chronic, turcic. I. 254, Phran-
tzes p.254, Ducaa p. 283; Mordtmann, Belagerung etc. p. 47. Dieser Chirluca
hiess sonst *vq /lovnas b Noiaqäe. - V. Jag%6.
Komqf.
Dans les Kleine Mittheilungen du tome VIII0, fascicule I" des Archiv für
slavische Philologie, je Iis au sujet du mot komaj le passage auivant:
»Ich erwähne das Wort komaj, welches Daniciö unweit Pirofs gehört hat,
in der Bedeutung .beinahe, ungefähr'; gewöhnlich nimmt man an, daaa komaj
aus dem Deutschen entlehnt ist, weil es hauptsächlich bei den Slovenen zu
Hauee ist , was mir auch jetzt noch das wahrscheinlichste zu sein scheint,
trotzdem ich mir nicht erklären kann, wie es bis nach Pirot kam.«
II me seruble tres difficile que ce inot qui est frequemment employe ici
par le peuple, puisse provenir de l'allemaud. Le mot »no<na« employe dans
la litterature est ignore du peuple, et c'est celui de Ronan, ou bien kom&xäh
(ce mot a ete employe une fois dans le journal »Mapaoa«), t-lro-mbu (et -rueo
piiu), oKOMaH, qu'il emploie ordinairement a sa place :
KoMaü ci.M'h cBipnuu-b (j'ai presque fini). Ces variantes sont indifferement
employäes par le peuple, et toujours dans le sens de »beinahe, ungefähr«.
La presence du mot komaj 4 Pirot, s'explique donc plus tot par le fait
que la localite est bulgare.
Morse & Vassiliev dans leur Bulg. Dictionary indiquent les mota:
Man - almost
KoMaft = almost, nearly
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Kleine Mittheilungen- 15t
Boropo» donne Clement celui de m&m avec la signification de -environ , 4
peu prea«.
Si ™o-MaÄ prend son origine dn paleoslave rzraia, njrmo, — »omsä
pourrait bien etre le resultat du retrancheinent de U syllabe n, de m6me quo
ualk etrc ä son tour l'abreviation du mot komm.
Ce KOMak, au Heu de rwo-Maä est un type altere tres curieux.
Eu dehors du sens do -prcaque«, le mot koksu a ici eucore celui de mal-
gre que« .
Könau ary pacnpaBiinfc, a tom nan c-Uuajil aa Hrpao.
Philippopoli. Henri Ko*hUr.
Bibliographischer Bericht. »)
1. » Kimm s&kohhu*« — min.. A. IUbjofv CTL6. 1885, 80, 92 (Libri
legum. Artrussische Ueberaetsung mit griechischem Text und historisch-juri-
discher Einleitung versehen, herausgegeben von A. Pavlov).
Prof. A. Pnvlov, bekannt durch tüchtige Forschungen auf dem Gebiete
des canonischen Rechtes betreffs der byzantinisch-russischen Kirche, hat vor
mehreren Jahren ein für die russische Kirchengeschichte äusserst wichtiges
Quellenwerk herausgegeben, auf welches im Archiv V. 696 hingewiesen wurde.
Jetzt liegt uns ein neuer Beitrag von ihm vor, welcher mit seinem Vorhaben,
mit der Zeit einen Codex juris byzantini versionis palaeoslavicae herauszu-
geben, im Zusammenhang steht, das ist die Ausgabe einer slavischen Uebcr-
setzung verschiedener byzantinischer Gesetze, die in den russischen Hand-
schriften unter dem etwas sonderbaren Titel begegnen : -Gesetzbücher nach
denen, alle orthodoxen Fürsten eine jede Angelegenheit ordnen sollen«. Die
Handschriften reichen nicht über das XV. Jahrh. zurück, die gedruckten Aus-
gaben datiren aus den Jahren 1768, 1803. Prof. Pavlov gebührt das Verdienst,
bei der Herausgabe des slavischen Textes zuerst die Forderungen dor wissen-
schaftlichen Kritik berücksichtigt und in der Einleitung alle griechischen Be-
standteile der Compilation dargelegt zu haben. Es stellt sich heraus , dass
die besagte Compilation aus folgenden Bestandteilen zusammengestellt ist i
1) aus dem vopos yeot^yixoe (der slav. Text besteht aus 83 §§); 2) aus dem
39. Titel des Prochiron des Kaisers Basilius Macedonicus ticqI notvtor nebst
einigen Zusätzen (im slavischen 68 §§); 3) aus dem 11. Titel desselben Prochi-
ron rxsQi dutXvaeios yauov (im slavischen 20§§); 4) aus dem 27. Titel desselben
Prochiron n§Qi fut^r*?"" (im »l*vi««hen 31 §§). Es fehlen Anhaltspunkte da-
für, dass eine derartige Compilation von den Byzantinern selbst herrührt;
man muss also bei der Annahme bleiben, dass man es mit dem compilatori-
schen Uebersetzungswerk der Slaven zu thuir hat. Die nächste Frage lautet :
wo und wann kam das Werk in seiner jetzigen Gestalt zu Stande? Prof. Va-
■iltevskij vertrat in einer vor mehreren Jahren geschriebenen Abhandlung
(3axoaoAaTOjncT*o iKoaooopnera im X. M. H. Up. 0C. otx. 2, crp. 107—124)
i) Vergl. Archiv VIII, 8. 336.
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152
die Anrieht, dass wenigstens r6^ yt«^«^ schon der ältesten Kormcaja
einverleibt wurde. Diese Ansicht wird jettt von Prof Pavlov bekämpft und
eine andere dafür gesetzt , wonach aneh ropos yem$yutbe so wie die ganse
Compilation, deren einen Bestandteil es bildet, ungefähr zu Ende des XII.
oder spätestens zn Anfang des XIII. Jahrb. in Russland gemacht, eigentlich
aus dem Griechischen übersetzt worden ist Seine Gründe sind zum Theil
wenigstens unabweislich. Man muss ihm, glaub' ich, Recht geben, wenn er
die slavische Uebersetzung dieser Compilation vor das Ende des XIII. Jahrh.
setzt, da ja um jene Zeit ein Theil unserer Compilation schon in einer anderen
Uebersetzung (im sogenannten rpaxicras sskohi der serbischen Redaction au
Kormcaja) auch in Russland Verbreitung und offizielle Geltung gefunden
hatte. Prof. Pavlov hält es auch für unzweifelhaft, dass die Uebersetzung in
Russland zu Stande kam. Die heutige Gestalt des Textes ist in der That mit
so augenscheinlichen Russismen reich versehen, dass man sich a priori geneigt
filhien muss, dieser Ansicht beizupflichten. Ausdrucke wie uotat« äyeXeiy,
noK-iem, und noaxenma ttvxotpamr^ , avxo<parti* , xovmmu ßovXevtfc, ptn.
xoxof , vor allem aber xopomar« und noanopomsTM xXmyoxonstr tragen ein
entschieden russisches Gepräge an sich ; betreffs einiger anderer kann das
nicht mit gleicher Entschiedenheit behauptet werden, z. B. uotowth
ist schon in stidslavischen Quellen nachweisbar, ebenso ist poxa oder xaiom,
(d.h. xxaira) nicht speeifisch russisch, auch hcthhs — xstpekawr und xane (das
eigentliche Ding, um das es sich handelt) kennen die südslavischen Quellen
ebensogut wie die russischen. Man müsste also starke Veränderungen in
dem shi vi sehen Texte voraussetzen, wenn man alle Russismen in den lexika-
lischen Bestandteilen dieser Compilation beseitigen wollte. Was soll uns
dazu zwingen? Ich will nicht verhehlen, dass neben den soeben angeführten
Russismen doch auch einige recht merkwürdige Serbismen oder Bulgarismen
die Möglichkeit nicht ausschliessen , dass vielleicht die erste Uebersetzung,
wenigstens des vöpog yeuQyixbe, in viel frühere Zeit reicht und im slavischen
Süden, etwa bei den Bulgaren, bewerkstelligt wurde. Das Wort CTepuame vkr,
coqHBO oanqtov, xaxa uua-a, paso aqotqov, iptaa ayiXrj , aurBOTZHa xx^roe
(vergl. serb. iivotinja), orpaxa und sarpaxa fxäv&Q«, rocnoxapb xvqios , Bpaacoa
ix&Qoi (vergl. im Statut von Vinodol vraiba), othucthth ca ctBQela&at (vergl.
Joann. exarch. hex. 222 c), ct^hilhi imrjtctoe, — alles das erinnert stark an die
südslavische Sprachsphäre. Prof. Pavlov verkennt diese südslavischen Ele-
mente nicht (er rechnet sogar einiges zu den Serbismon, wo man die Sache
anders erklären kann oder muss, z. B. Moy^eTa für MoyxaTa ist kein Serbis-
mus, sondern einfach ein Schreibfehler; die Form tovjkab, oriToyauunn kann
zwar, muss aber nicht ausschliesslich als Serbismus gelten, es ist eben sttd-
slavisch ; thel statt thht. konnte ebenso im bulgarischen wie im serbischen
Denkmal stehen) , er meint aber, sie können in der Zwischenzeit (zwischen
dein XII. und XV. Jahrh.) in die russ. Uebersetzung eingedrungen sein, sei es
in Serbien, wohin der Text aus Pussland gekommen war, sei es in Russland
selbst unter der Hand eines serbischen Abschreibers. Das ist noch keine Er-
klärung, sondern nur ein Fall der Möglichkeit , dem ich mit gleichem Recht
einen anderen entgegensetzen könnte; ich könnte ebensogut sagen, dieUeber-
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Kleine Mittheilungen.
153
setzung sei schon sehr früh im Süden gemacht worden — die Brauchbarkeit
einer solchen für die beiden sttdslavischen Staaten im Laufe des XI.— XIII.
Jahrb. kann doch nicht in Abrede gestellt werden! — , sei aber bald nach
Russland gekommen, wo sie der russischen juridischen Terminologie gemäss
hie und da umgearbeitet wurde. In dieser Weise würden sich zwei entgegen-
gesetzte Ansichten gegenüberstehen, die Entscheidung muss von anderer
Seite abgewartet werden. Um zu dieser zu verhelfen, will ich noch eine Be-
merkung zur Einleitung Prof. Pavlov's machen. Mir scheint es, er habe mit
Unrecht jene zweite (serbische) Compilation mit Stillschweigen Ubergangen,
in welcher ebenfalls einige §§ des Nomos georgikos vorkommen (bei Hube und
Siegel). Schon die Thatsache, dass eine solche Compilation in den serbischen
Handschriften des XIV. — XV. Jahrh. begegnet, beweist, wie sehr man in
Serbien, und ganz gewiss noch mehr in Bulgarien, auf die byzantinische Ge-
setzgebung angewiesen war. Liegt da nicht sehr nahe die Vermuthung, dass
neben der bei Hube und Siegel abgedruckten Compilation auch diese andere,
die Prof. Pavlov als russisch darstellt, ebensogut südsla vischen Ursprungs
sein könnte? Spricht nicht die Anwendung des in den südslavischen Quellen
so üblichen Ausdrucks nepnepa (inignega) für das griechische yopiffpa in der
nicht ganz richtigen Form nepenept stark für den südslavischen Ursprung
auch dieser Compilation? Beachtenswerth scheinen mir auch die Varianten
der Handschrift K . , ich finde hie und da in dieser Handschrift Lesarten , die
einer vorauszusetzenden südslavischen Vorlage näher stehen. Es wird mir
also, glaub' ich, erlaubt sein, vorläufig noch die Frage als ungelöst zu be-
trachten.
Sehr dankbar sind wir Prof. Pavlov für die parallele Ausgabe des griech.
Textes, wozu er neben r'en gedruckten Ausgaben noch Moskauer Synodal-
handschriften benutzen konnte ; eine derselben , als der slavischen Ueber-
setzung besonders nahe stehend , wurde der Ausgabe selbst zu Grunde gelegt.
Durch solches Nebeneinander der Uebersetzung und des Originals wird die
Beurtheilung der ersteren wesentlich erleichtert. Es zeigt sich schon jetzt,
dass Prof. Pavlov beim Abdruck der slavischen Handschrift des XV. Jahrh.
etwas zu conservativ vorgegangen ist Ich will schon gar nicht davon reden,
dass man sich nicht traut, die unter den Tiden siehenden Buchstaben in die
Zeile zu setzen, während man den griechischen Texten gegenüber mehr Muth
besitzt — allein selbst offenbare Fehler der Abschreiber werden mit heiliger
Scheu durch den Druck verewigt, z. B. I. § 2 cejcm» statt ccjimiuio, § 3 mhxh
statt MeJKH, § "4 ocxenxeTL statt ocxenHera; II. § 56 HaFtToexi statt HaBtToyexL,
§ 27 Moyxera statt MoyauTa, u. e. a. Weniger kann man dagegen einwenden,
dass der Herausgeber die offenbar schlechtere Lesart seiner Handschrift im
Text belassen, trotzdem diejenige der anderen Handschrift den Vorzug ver-
diente, wie JL § 23 die Variante noraiäHera ist richtiger als das im Texte
stehende noroyöiro, § 30 BiTBia besser als b$tihh (es ist gen. sing, collectivi
BiiBMM gemeint), § 59 oyKpaAeHa beser als oyKpaae (der Ausfall der Silbe ea
erklärt sich aus der unmittelbar nachfolgenden Präposition aa), § 66 ucta3hth
richtiger als CTA3aTH (£f£ra£<u heisst aCTasarH, nicht c-btassth), § 66 ist ua no-
roy&ieaau das beste, minder richtig noroy6jieHie, am wenigsten das im Teste
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154
Kleine Mittheilungen.
stehende noroyftxeHu r § 82 ist pyinaraiii allein richtig, opynumil fehlerhaft.
Mac muss übrigens Prof. Pavlov die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass
er hie und da die offenbaren Versehen seiner Handschrift auf Grand der Va-
rianten berichtigt, so in I. $ 41, 71, 80, II. § 24, oder wenigstens in der An-
merkung den richtigen Text angedeutet hat. In dieser Weise ist für dio Mög-
lichkeit, den slavischen Text in richtiger Form zu lesen, hinreichend gesorgt.
Ich möchte nur noch bemerken, dass mir in I. § 6 die Lesart nonpiTaro xe
doch richtiger zu sein scheint, als nonpcaim. dor anderen Handschrift; wenig-
stens ist das eine Wort nachweisbar und kann hier einen erträglichen Sinn
abgeben, während das andere Verbum nonpewra (etwa zuvorkommen?) gar
nicht nachgewiesen werden kann. Die räthselhafto Lesart desselben § r» vruz>
könnte vielleicht als Wiedergabe des griechischen arrm/a>>- in adverbielier
Bedeutung 'orocnoxun, aufrecht erhalten bleiben. Wie viel man zuweilen den
Uebersetzern zumuthen muss, das zeigt auch der hier zweimal wiederkehrende
Uebersetzungsfehler no u-riu'iaio für fw&K [§ 22 und 26), wo man das Adver-
bium i'ü)!)ty (früh am Morgen) mit dem Perfectum tot9a verwechselt hat! Im
§ 26 die verdorbene Lesart wxpatb soll nicht in wxpAMtTH, sondern in oxp*-
hovth oder oip bmhov r h berichtigt werden , ich glaube, dass das bei Miklosich
aus dem Wörterbuche Vostokov's herUbergenommcne Verbum oxpahath von
dem anderen oxpimhatu nicht zu trennen ist. Im § 54 scheint doch vor dem
Ausdruck in. hciukui! v.U yi die Negation uo zu fehlen. Im § G3. 75 kommt
ein beachtenswerther Ausdruck K&iaui in der Bedeutung Hieb, Prügel,
Peitschenhieb (/ua*ri|) vor. Prof. Wesselofsky meint, man müsste darunter
das türkische Wort qolän (Sattelriemen) verstehen, welches im Serbischen als
kolan wohlbekannt ist; er vergleicht das französische sangle (cingula) mit
der Bedeutung des Verbums sangler = appliquer avec force un coup. Ist diu
Zusammenstellung richtig, so würde die Form k&äket. (gegenüber dem serbi-
schen und türkischen kolan) für die südgrossrusaische Aussprache des unbe-
tonten o = a sprechen , aber auch das Vorkommen des Ausdrucks in dem
Texte auf seiue Provenienz ein neues Licht werfen.
2. Stanislawa Skrodzkiego Porzadek prawa bartnego dla Starostwa bm-
synskiego z r. 1616 opracowal Adam Antoni Krynski. Kraköw 1885, S°, 41
(Stanislaus Skrodzki's Zeidlerrechtsordnuug aus dem J. 1016, herausgegeben
von A. Krynski).
Die Zeidler Polens hatten schon seit dem J. 1559 ihr gedrucktes Recht
(Prawo bartne rolnikom naleiace; , herausgegeben von Christ. Niszczycki,
allerdings nicht mit obligatorischer Geltung für alle Theile Polens. Wie der
Herausgeber in der Einleitung hervorhebt, konnte auch die allgemeine Gesetz-
gebung einen so wichtigen Zweig der Volkswirtschaft nicht ganz mit Still-
schweigen Ubergehen. Die vorliegende Redaction setzt die Bekanntschaft
mit dem Reglement Niszczycki's voraus, doch unterscheidet sie sich von jenem
in vielen Punkten, ist auch ausführlicher. Man muss es daher Herrn Krynski
Dank wissen für die Publication dieses neuen Rechtsdenkraals nach einer in
Privathänden befindlichen Handschrift. Zum Text gab er noch das Wörter-
buch, welches im IV. Band der Sprawozdaniu der Sprachlichen Commission
erscheint, dieser Band ist noch nicht zur Ausgabe gekommen. Hoffentlich
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Kleine Mittheilungen . \ 5 5
wird die getrennte Publication beiderTfaeile des Gamen den Werth der Arbeit
nicht beeinträchtigen.
3. Wroida, wroiba i pokora. Studium 1 historyi prawa karnego. War-
szawa 1884, 80, 23 (Eine Studie zur Geschichte des Criminalrechtes von
R(omuald) H(ube), über wroida, wroiba nnd pokora).
4. 0 pojednaniu w zaböjstwie wedhig dawnego prawa polskiego napissi
Adolf Pawinski. Warszawa 1884 , 80, 123 (üeber die Sühne des Todtschlages
nach dem alten polnischen Rechte).
Der Veteran der slavischen Rechtshistoriker und ein geachteter Geschichts-
forscher, beide Polen, behandeln su gleicher Zeit, unabhängig von einander,
denselben Gegenstand, die Sühne des Todtschlags nach dem slavischen, spe-
eiell polnischen Rechte. Sie stimmen im wesentlichen überein , namentlich
wird von beiden mit gleicher Entschiedenheit die Deutung des masowischen
wroiba , die noch unlängst Dunin in seinem Werke (Dawne mazowieckie prawo,
Warszawa 1881) befürworte te, zurückgewiesen. Senator Hube erzählt ver-
gleichend auch den Vorgang der Sühne nach dem böhmisch-mährischen Recht,
Prof. Pawinski kehrt mehr die geschichtliche Seite der Frage, aber mit Be-
schränkung auf Polen, hervor. Abweichende Auffassung glaube ich in beiden
Schriften betreffs des Ursprungs der Busse (pokora) su erblicken, Senator
Hube neigt zu der Ansicht hin (S. 23), dass die böhmische und polnische »po-
kora« der Nachahmung der deutschen Gebräuche, denen die öffentliche Busse
der Kirche zu Grunde liegt, ihren Ursprung verdankt, während Prof. Pawinski
aus dem kirchlichen Element, das später allerdings die Hauptrolle spielte, die
uralten Bestandteile nichtkirchlichen Charakters (das Uebergeben des
Schwertes in die Hände des beleidigten und grollenden Gegners) herausheben
möchte. Ich muss der letzteren Ansicht den Vorzug geben schon darum, weil
noch gegenwärtig in Montenegro die Beilegung der Rache unter sehr umständ-
lichen Ceremonien, die nichts Kirchliches an sich tragen, stattfindet (vergl.
•umir osvete* bei Medakovic* S. 115 — 122). Man muss also, wie es auch natür-
lich scheint, zugeben, dass »pokora« einen wesentlichen Bestandteil der
Sühne des Todtschlags auch dann schon bildete , als von der Ingerenz der
christl. Kirche noch keine Rede sein konnte, wenn man überhaupt zugeben
will, dass in so alten Zeiten der Tod tsch lag anders als durch die Rache , die
ebenfalls nur im Tod tsch läge bestand, gesühnt werden konnte. Nach sttdsla-
vischen Rechtsbegriffen erschien vraida viel humaner, als die Ermordung des
Mörders. Darum meldete auch der serbische Künig Uroi II. nach Ragusa,
von wo aus man unter dem Druck der Venetiani sehen Republik die Hinrich-
tung des Mörders verlangte : quod in hoc nullo modo assontiret et quod nole-
bat tpargere »anguinem suorum, sed toUbat eerxare et teuere antiquam coruuetu-
dmem vraedae {vergl. Puciö im II. Bande der serb. Denkmäler, S. 152—153,
und B. Petranoviö in »Rad« Band VI, S. 10). Man sieht schon daraus, wie
vorsichtig man bei der juridischen Deutung des etymologisch allerdings iden-
tischen Ausdrucks vraitda und poln. vroida oder vraHba und poln. vroiba
vorgehen muss: er hatte nach verschiedenen Entwicklungsstufen der Ge-
sellschaft und Geltung der staatlichen Gewalt sehr verschiedene Bedeutungen.
Das berührt auch Senator Hube auf S. 19 seiner Schrift, ohne es jedoch aus-
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156
Kleine Mittheilungen.
zufuhren. Die ausführliche Darlegung der polnischen Sühne des Mordes nach
verschiedenen Perioden oder Gegenden, wobei auch die vrozda oder vroiba
zur Sprache kommt, giebt jetzt Prof. Pawinski in der angeführten sehr hübsch
geschriebenen Monographie, deren Werth nicht unwesentlich dadurch erhobt
wird , dass in den Beilagen alle Documenta , auf die sich seine Darlegung
stützt, mitgetheilt sind, lieber die südslavische vraida kann ich einstweilen
auf nichts besseres verweisen, als auf meinen Commentar zum Statut von Vi-
nodol, den Senator Hube kennt; ich gebe ihm vollkommen Recht, dass jetzt,
nachdem man auch im masowischen Recht die Form wroiba nachgewiesen
hat, leein Anlass vorliegt, die kroatische Form vratba in vrazda zu corrigiren.
5. Bei dieser Gelegenheit mochte ich auf ein recht praktisches Unter-
nehmen aufmerksam machen, das bescheiden auftritt und als sehr nützlich
sich erweisen wird, wenn es in der bisherigen Weise fortgesetzt werden wird.
Die juridische Facultät der St. Petersburger Universität giebt seit dem Jahre
18S4 in zwanglosen Heften eine »juridische Bibliographie« heraus, in welcher
die Docenten der besagten Facultät Werke juridischen Inhalts sowohl aus der
russischen wie aus den übrigen europ. Literaturen mit ganz kurzen kritischen
Bemerkungen zur Anzeige bringen. Die Publica tion führt folgenden Titel :
TOpHAHiecicaji ÖHÖJtiorpa^iH, mjar.aoMaa »phähicckmmT) -»aKyjtLxoTOMT, c. ne-
TepdyprcKaro yHHBepcMTCTa. CII6. 1884 — 1885, Nr. 1 — 5, 8°, 264. Die ersten
3 Nrn. bilden den Jahrgang 18S4 und sind mit dem Inhaltsverzeichniss der
besprochenen Werke sowie der Rocensenten versehen. Nr. 4 u. 5 setzen die
Pagination fort. Jedes Heft ist einzeln zu haben, der Preis ist niedrig ange-
setzt, alle 5 Hefte zusammen kosten 1.65. In den bisher erschienenen 5 Heften
sind 155 Werke zur Anzeige gebracht, wovon etwa die Hälfte der russischen,
die andere Hälfte der deutschen, französischen, italienischen u. s. w. Literatur
angehört. Von den slavischen ist bisher nur die polnische Literatur mit einer
Nr. vertreten. Wollen wir wünschen, dass die weiteren Nrs. auch in dieser
Beziehung ein Fortschreiten des zeitgemässen Unternehmens bekunden
werden. V. J.
6. Marepiaxu jUfl ncropia 3<-m jtoujia.it. h in in. XIV siiri. 6. H. YcneHCKifi.
Oaecca 1883, S<\ 56 (Beiträge zur Geschichte des Grundbesitzes im XIV. Jahrb.
von Th. Uspenskij).
Prof. Uspenskij, der neben Vasilievskij mit reicher Kenntniss und Kritik
die byzantinische und südslavische Geschichte des Mittelalters erforscht
(vergl. über ihn zuletzt Archiv VII. 654. 657), theilt in der vorliegenden
Schrift (sie ist in den Odessaor Universitätsmemoiren und auch besonders er-
schienen) zwei slavische Rechtsdocumente mit, die in die Rubrik der Grund-
bücher oder Kataster gehören. Er fand sie in photograpbischer Aufnahme
des verstorbenen Sevastianov, theils in Moskau, theils in St. Petersburg —
die Originale müssen sich in Athos-Ktöstern befinden. — Das erste nennt er
das »Chilandarer Practicum« {nqaxrixov), weil dieser Ausdruck in dem Denk-
mal selbst vorkommt. Davon hat sich nur ein Bruchstück erhalten (oder ist
vielleicht von Sevastianov nur ein Theil des Ganzen photographisch aufge-
nommen worden?) , nach Uspenskij ein Zehntel des ganzen Documenta, dessen
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Kleine Mittheilungen.
157
Zweck es war , ein genaues Inventarium gewisser Ortschaften und allen In-
sassen derselben nebst ihrem beweglichen und unbeweglichen Vermögen und
der Grösse der zu zahlenden Abgaben anzulegen. Die Ortschaften bildeten eine
Schenkung an das Kloster Chilandar auf Athos, gemacht höchst wahrschein-
lich zur Zeit des Serbencaren Dusan ; sie lagen im Thema Thessaloniki. Der
slavische Text, obwohl in serbischer Fassung, wimmelt von Bulgarismen und
ist wahrscheinlich eine ziemlich späte Copte , die Gegend war übrigens stark
mit griechischen (vielleicht auch albanesischen) Elementen vermischt, daher
viele griechische Wörter, vor allem natürlich termini technici, deren rechts-
geschichtliche Bedeutung, zum Theil wenigstens, Prof. Uspenskij in gelunge-
ner Weise erklärt hat. Man muss übrigens auch seine Berichtigungen, die er
erst unlängst im russ. Journal d. Minist, für Volksaufklärung 1885 Juliheft
gegeben, gleichzeitig berücksichtigen, so z. B. unzweifelhaft richtig wird
jetzt der im ersten Document häufig gebrauchte Ausdruck seBrapi, im Sinne
•ein Paar Ochsen« oder »ein Pflug Ochsen* aufgefasst.
Beim Text, der nur nach einer Vorlage zugänglich ist, gelingt es nicht
gleich aufs erste Mal alles richtig zu lesen. Ich will einige Stellen berichtigen.
Zeile 2 u. 5 soll Hanp&Be und Hanp&Bov geiosen werden, denn HanpaBa ist ein
Wort, bedeutet instrumentum, Urkunde. Z. 51 — 52 bpltb nowh verstehe ich
nicht, soll nicht vielleicht bod&ab gelesen werden ? dann würde man darunter
einen mit Wassergraben versehenen Garten finden, denn boaobaai könnte ja
ganz gut für bo;iob&xa& oder BoaoBaha stehen. Z. 56 3stbk> muss in 3a th» ge-
trennt werden, d. h. für diese (nämlich für 30m) aer» eewAopt. Z. 112 muss
BTopoc&ji&Ho zusammengeschrieben werden, es ist ein Wort. In Z. 185 vergl.
mit Z. 193 scheint irgendwo ein Fehler zu stecken, oben steht rispam, unten
repaxi. Z. 341 muss iuxne in TOiivre berichtigt werden. Z. 343 ist natürlich
zu trennen in w sfopHuuixs, doch was mag es bedeuten? Z. 360 könnte man
zwar lesen : k(Ul MepeuL ho bhhi»ho, d. h. ein gemessener Kübel (des Getreides)
auf 3 Hyperpern, aber für die Weinabgabe (bmhbho) ein Mass (mctp») auf 1
Hyperpera, doch auch aiepcuLHo bhulho giebt guten Sinn, ein Kübel des Ge-
messenen (trockenen) gegenüber einem Mass des Weines (flüssigen).
Das zweite Document enthält Grenzbestimmungen der für ein Kloster
erworbenen Liegenschaften in der Gegend von Tetovo, die Aufzeichnung
stammt offenbar aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrh. Seinem Charakter
nach erinnert das Denkmal stark an den bekannten glagolitischen »Razvod
iatarski« oder an die von Fr. Racki in Surine XIII veröffentlichte Cyrill. Ur-
kunde. Die Sprache dieses Denkmals ist reineres serbisch, als jene des vorer-
wähnten. Ich vermuthe, dass auch hier der Text nicht im Original sich er-
halten hat i jedenfalls müssen einige Stellen anders gelesen werden, als sie
Prof. Uspenskij gedruckt hat. Z. 20 taq ce ctam-a (nicht cra* ia). Z. 23 npt-
höchst wahrscheinlich npte noyro, d. h. npfcn, noyr*, vergl. Z. 112—
113, oder vielleicht npte koyt*, vergl. aaKoyTH* 40. Z.34— 35 ist zu lesen npa
toh h . . und getrennt * zeu, vergl. Z. 165. Z. 51 Über upo/ia fehlt ein h, d. h.
es ist npoaaiia zu lesen. Z. 59 am Ende ist natürlich hs aoyöt gemeint. Z. 61
u. 62 ist oy jtnu zu trennen, d.h. das Substantiv lautet im Nom. sing, atma*
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Kleine Mittheilungen.
oder ainn«, vergl. Z. 3 n. Z. 28, wo wahrscheinlich jedenfalls aimB« stehen
soll. Z 82 ist zn trennen npoBO xa, hier ist nicht von npaaora die Rede. Z. 83
unzweifelhaft pcma (statt nemo) und Z. 90 cwUonm. Z. 87. 89 ist^so zu trennen :
0 C
BjiaKww niit, vergl. Z. 79; so auch Z. 82 ■ aaicie n nni, (statt annl). Z. 117 ge-
trennt nozh Mtxa, Z. 118 aa wbub a. Z. 124 oy 6paTBK Moy (nicht Öpara wuoy).
Z. 142 nauiora ist eine ganze Silbe ausgefallen, es ist zu berichtigen in naine-
Hora, Z. 147 wäre besser in Einern zu schreiben Meamoynoyruw, so auch Z. 72
MejKjioyÖpasAHi«, Z. 74 MC*Aoy6pa3AHieMB. Z. 151 kann nur aba<* Hanau gelesen
werden, übrigens ist mir der Frauenname Hanau (?) verdächtig. Z. 153 fehlt
über bhab der Buchstabe x, man muss bhabxb lesen. Z. 155 Bunoy könnte zwar
als BiiHHoy (in 6inem) erklärt werden, doch vielleicht ist es nur verschrieben
statt Huuoy. Z. 179 getrennt npH^oyna mji cc.
Die rechtliche Seite dieser zwei Documente gab Prof. Uspenskij Anlass
zu Einleitungen undCommentarien, unter anderem auch imWortindez. Eini-
ges, wie aöcjiouaxTO, bleibt dennoch unerklärt. Wegen aafrLu, dessen ange-
nommene Bedeutung (nach Daniciö) dem Verfasser nicht zu behagen scheint,
führe ich noch an aus Glasnik II. Abth., B. 12, S. 27: a apaBa niu ab auh m
aaötjii» 3HMOBJimo AoÖuT'Koy (vergl. ib. S. 96 Wiederholung derselben Worte),
Florinskij S. 64 . h a&Ac uapBCTBO mii xuauHHoy Kophthhkb aaöejit aptpoMt&n
uouxh, ibid. ccjia cia cb bbccbik mctbmh h npaBHHBMH, cb XHuaxaMM m c nacimn n
es axiuu h cb BBHorpaAH h cb 3b6cjibi ... Es unterliegt keinem Zweifel, dass
unter sa6Us bestimmte Waldstücke (Schonungen?) gemeint waren. Violleicht
rührt auch der Ausdruck davon her, dass man an Bäumen durch Abschälung
der Rinde die Grenzen eines solchen Stückes bezeichnete (cf. den noch jetzt
dafür üblichen Ausdruck zabijeliti). Ob die Massbestimmung *aMen* mit
mbtb sprachlich etwas geraein hat, wie Prof. Uspenskij vermuthet, das ist
doch sehr fraglich: denn mbtb wird immer mit b geschrieben und gen. plur.
lautet mbthh (vergl. Glasnik II. 12, S. 61 m'tmi n'ioeHmc, ib. 71 no mahom
mb im , dagegen von diesem anderen, immer mit e geschriebenen Wort, ist die
Form des gen. plur. aaateTB, folglich muss man Nom. sing. sanen» oder aatiera
ausetzeu. Unter hsboab ist jedenfalls ein aus einem Fluss oder Teich abge-
leiteter Wasserkanal zu verstehen. Statt koiumo s. v. ist aonuiB als Nominativ
zu nehmen, vergl. Glasnik II. 12, S. 23: a6paT Moy kouujh* (griech. xoneXo?),
ebenso ist im Wörterbuch Kpoyiua (nicht Kpoymo) die Birne zu setzen, demin.
KpoyniHua ib. KoyuoyjarB kommt auch bei Floriuskij vor S. 67, ebenso kov-
uobo. Im Nominativ heisst es nicht jihb&jl s. v., sondern jubbab, vergl. S. 37,
Z. 107 u juBBAy Koyna, 114 : c jibbabm h . So muss man auch wegen des Accus.
Btcrp» als Nominativ MOTpa schreiben. Zu opaxB s v. hätte man auch opamHie
hinzufügen sollen, vergl. im zweiten Doc. Z. 104. Statt namerB war, wie schon
oben erwähnt, uauieHorB (der Mann der Schwägerin) zu schreiben. Das Wort
nopMBMB oder nepHBOJB (ne^ßoXioy) lautet heute perivoj. Das Substantiv no-
jioyTBKB ist von nwoyKHMna zu trennen, polutak (auch polutka oder palutka)
bedeutet nichts weiter als Halbscheit. Zweifelhaft ist es, ob der Verfasser
das im ersten Documente häufig begegnende » uoabbbuh X. 67, * noAaBBne Z. 84.
124. 137. 150. 199. 205, bb noAasBne Z. 91, bb noABBBnt Z. 97, durch den Nomi-
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Kleine Mittheilungen.
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nativ no»nn richtig wiedergebt. Mir ist nicht einmal Bicher , ob dieses
Wort einen Ortsnamen bezeichnet, oder etwas anderes? Es kommt ja fast
immer unmittelbar hinter einem anderen Ortsnamen vor : b »m ■ noxasim
(lies b kshobh s hoabbluh) 67, de ksoobc bl noxasme 91, b Ksntae bl noAanmt
97, b xanoBc b noaaBmc 124. 137, b xsuiBC b noja»mc 199. 205, einmal b ups-
meBe b nüAaEme 150 und nur einmal ohne ein anderes Wort: wal npiKim wro
b noiaBLuc 84. Da sowohl b xpamcBe 91, als auch b kbuobc 182 ohne a uoAaxme
stehen , so muss man sich fragen , ob hinter dem räthsclhaften Wort nicht
ein Appellativ um nojuBmL oder noxaema (etwa der Patron? der Inhaber der
Pronia?) steckt, vergl. Z. 15 xobxb Ha Meere voyxjunti. Nicht irptaxaxL s. v. ,
sondern nptBxaxa ist im Nominativ zu schreiben. Das Wort pbbo, welches
der Verfasser in Z. 128 des zweiten Documenta vermuthet, ist mir sehr
verdachtig. Cbalhl s. v. ist zu streichen und unter das Wort BTopocaAtn* zu
setzen. Die Stelle w sfopamaxL bczx* ctbxl wird von Prof. üspenskij s. v.
coopame so erklärt, als ob cdopxme einem russ. cfopmarL gleichkäme, während
Böopame nur einen Versammlungsort, auch Versammlung, oder etwa das Sam-
meln selbst ausdrücken konnte. Sollte nicht in dieseu Worten ein Ersatz für
das oben Z. 334— 3:i5 erwähnte naxaHxeTpo enthalten sein, d. h. w Böopmuixk
Kto ctbxl die Abgabe für das Nutzniessungsrecht der Waldfriichte (z. B.
Eicheln, Kastanien) andeuten? Sprachlich wäre es am natürlichsten, an die
Abgaben, welche zur Zeit der Versammlungen gezahlt wurden, zu denken.
Unter cbciohh kl und cBCAemma werden wohl die in wilder Ehe lebenden Paare,
vielleicht auch die aus solcher Ehe entsprossenen Kinder gemeint sein. Statt
cBecTH hätte als Nominativ cbcctl gesetzt sein sollen, es ist das altslo venische
cblctl. Das zweimal erwähnte expeua ist natürlich der Käse, bulg. noch
heutzutage cxpeHe ; Danidic hat es s. v. cupeuxM schon richtig Ubersetzt. Zu
cxaxxua wäre vielleicht nicht Überflüssig gewesen die Bedeutung hinzuzufügen,
das südslavische cxauxHa ist auf das Schweinefleisch beschränkt. Wie schon
gesagt, oyxtmx ist zu streichen und unter x das Wort xiimiw zu setzen, vergl.
Giasnik II. 12, S. 58. 130. Dass ovtccl (so viel als OTiTeci) wirklich eine Par-
zelle des Grundbodens bedeutet, das zeigt auch das juridisch recht interes-
sante Verbum oyTecaTX (nerx>). Nicht xtztobo, sondern x-riTOBa ist als Nomi-
nativ zu setzen , das zeigt die Dcclination des Namens Z. 37. 40. 77 (es ist
xrtToaa p*xa). Warum xopa in dem zweiten der hier gedruckten Documenta
etwas ungewöhnliches bezeichnen soll, ist nicht leicht einzusehen | xopa be-
deutet auch hier nicht mehr und nicht weniger als eben — das Volk, das ge-
meine Volk, man zog je nach den Umständen ältere Leute heran, die sich alter
Zustände erinnerten und als boni homines ein vollgültiges Zeugniss abgeben
konnten. Für die Bedeutung celnik's in dem zweiten DocumenteZ. 161 wird
es vielleicht nicht überflüssig sein, die Stelle aus Glasnik II. 12, S. 131 zu
citiren x'TO Ooyxe C6 hxxl npxxxiiai ab ra CTaBiia iroyii'H* qex'uxxa aaiL
kpblmx, woraus zu ersehen ist, dass zuweilen h<~ilhbkl recht unansehnlich
war I Zu «piHxna bemerke ich, dass es im Bulgarischen Maulbeerbaum be-
deutet Htcj)l hätte man doch erklären sollen, d. h. andeuten, dass es nur
falsch geschrieben ist statt des üblichen Aha oder Rhu (was).
Im Wortindex vermisst man so manchen Ausdruck, der einer besonderen
160
Kleine Mittheilungen
Erwähnung werth wäre. So im ersten Document AeceroKB (decima) 327, xosb-
iiima 283 — 84 (scheint appellativ Waldung zu bedeuten), MeToxia366(^CTo/tor),
nepisB 271 (vergl. Starine XIII. 209 rpaiauie cb nepe3H, xoshk Hep*3B ist ent-
weder Flurname oder bedeutet es eine junge Anpflanzung?), wpHjmo 339
ioQioua , noKJTOHLii i. xpHCOBoyxB 6, uokxohbho wpasMO 339, nonajura 162, psAapB
160, chbxb 70.82. 108.286. 291.298, ctsbl 48. Als slavischer Ortsname: apoy-
mauc 354, als Flurname naaame 342. Unter fremdklingenden Eigennamen, wie
axxaAa 229, BpBAoyHapB 44. 179, kjobt&kia 219.231, Kxen-royxH 156, KOHBAorpaua
278 (vergl. bei Florinskij raHAaxopB 67), KVBapB 257, kukkphöobb 251, cTaMim
86. 254, cxava iiiKu 140, CTaMaTHXHSf 136, 307, CTacHBi 135, «poyrB 27. 181,
VMUb 12S, uuHnuu-ib (aus Janina) 188, begegnen auch slavische: wiKoua 126,
rpBAaHL 290, AoöpoMHpB 50, Aoopara 35 'vergl. im zweiten Document Z. 150),
AparoiB 299. 303, sopaua 168. 222, cmIako und cxiAaBB 265 (vergl. das serb.
adj. CMe^i), craaa 65. 211, craHs.ua 107. Interessant ist KoyKoyxejrB 69. 107.
111. 176, weil es an den Ausruf kuku lele erinnert. Vergl. noch Koyxr oyÖB
im Adjectiv Koyicoypoy6oBB 251; 6-Liuhb 229, bl3MH?b 41, xoyium> Ii 7 und
cpBOonoyxB 231.
Das zweite Document liefert hübsches Material für die Bezeichnung sla-
vischer Grenzmarken; systematisch angelegte Sammlungen werden fiir die
slavische Cultur- und Rechtsgeschichte von grosser Bedeutung sein. Hier
fungiren als Grenzmarken: 6pa3Aa 43. 49. 55. 58. 63, MejaAoyÖpasAH» 72; BpBöa
caxAeaa 52 ; aovob 59. 67, aovobub 26. 60 ; am 22, kxshb 120. 141, KpoymHua
23. 25. 40; Moruma 12. 15.49; miaiHna 39. 172 , m mit specieller Bezeich-
nung wessen : 58. 64. 120 u. s. w. ; orpaAa 1 ; usab 6 (im früheren Document
naAHve) ; noxe mit der Angabe des Besitzers z. B. cTpisoao 32 ; noyTB (näher
bestimmt durch das Adjectiv, z. B. nopoacxB vom Poroj 43 — 44 , npiiBHB
noyTB 9. 12. 60. 65. 126, xtmKB 17. 40. 46. 50. 70, napeBB 29 u. s. w.), oder
ksko 3axoAM noyTB 37, kako ce craie noyrB 70 u. s.w., auch pacnoyrme 1. 47. 75;
noroKB 118 oder rA* ce cranTa ABa noroica 22 ; piianc 100. 118. 147 und cptxo-
p£itB 24. 66; 6poAB, öpoABUB sammt npixoAB 21. 22. 37. 59. 140; ctovachbub
(mit näherer Angabe) 19; coyxata 9. 10 (wahrscheinlich gleich coyxa piaa?; ,
TpanB 8. 47; toiihxo 120; vergl. auch die Benennung ovbb petfpa 144. — Als
Flurnamen erwähne ich : royMHHme 127. 149, 3aKoyrHie 40, axoBaAuaua 41. 123,
axoBHiia 106, Koynxeuvua (neu gekauftes Land?) 26.45. 47. 99. 121, xbbcobkua
68, ccxume 163, TpBcriHHna 109, vergl. auch Ha KxioROBt 72. 73. 117 (man denkt
unwillkürlich dabei an den xXovxag des Constantin Porphyrogen.) und ctxbub
68. 126. 144. Als Gebirgsname: nxtniB 80. 81. 83. 86. 91; als Ortsnamen:
6aHHue2l, 6oyApMrB 114, BCXBromB 108. 111. 167, ap&hobbub 106, Aoy6paBa 56.
135, auch einfach Eichenwald 114, xoxmhb 37. 45. 46. 58. 110, xsxKORxuHe 78.
103. 105, ximaw 28. 61. 62. 131 (wo xtnuut wahrscheinlich zu lesen xtmha),
MOApifta 91, CBeTaHeAtxsi 154, ceAxapeBo 113, TptooniB 13. 14. 17. 142, das
Kloster hiess XTtroBa nach dem Flussnamen 40. 77. 87, es gab neben Bexnica
xrtTOBa auch einen kleinen xrtTOBimma 69, uöji an buk 29. Nach dem Personen-
namen ist die Niederlassung bezeichnet in hhkh#opobbhb 57. 66. 119. 129;
vergl. noch ueAb 139. 179. Rechtsausdrücke sind: ooxacrB 181, npasMaa 116,
3aKoynB 154, die Verba MeTexaxa 88, xapasarx 52, npixoaumi 6. 153. 183, aoy-
uiguizea Dy Vjüo
Kleine Mittheilungen
161
um, MtuHTH 11, astm m Aoymoy 16. 27 u. Oft. Endlich verdienen die Per-
sonennamen oder Familiennamen erwähnt zu werden : öparana 84, 6p*rauHt
64, (SpauiJio 45, 6panHCxaBi 104, (JoyAicxas* 56, Bexnixpt 47 w BHTOMMpfc 165,
axxxcaHi, 101. 103. 105, in» oder bjmuc 140. 167, adj. uuobl 120, uaAUfipi.
109, Boaxna 136, ruiHi 49, rxo6nua 11. 123, roncxaBi. 169, rpoaa 19, a»6mn
159 (nicht wie es im Wortindex steht «sämäb»), Aeciicxasi, 102, Artpau 4, xpe-
raax 135, Aparaia 152, apamu 143. 157, jpar'qo 10, xparoMam. 47, aparocxaii
157, xpaaao 147, xpiuaui. 111. 125, äjkXShukl 132, «oypaxo 48, KocTa 108. 167,
KpajrMHpL 163. 164, Kpaci» in Kpacem, 58. 110, aptucHa 4, xpasonopfc 3, x*xo 64,
MaHOTa 117, mui. 165, noxextit 30. 35. 136, noux»i 167, pajiiua 146, paAocjaaa
33, paAocjaBi 168, pajota 98, pajoyHfc 31, pajre 162, patf hb 143. 150, po6i 46. 55
oder ist es Appellati vuin?), conoTHXK* als adj. conoTHHKOBb 58. 120, ctsh'ro
45. 84, cxaanB 161, cTpfc» 159. 167, auch cxpia* 119. 122. 138. 157, adj. CTpf.-
90tt 32. 170, rpomauB 145, oyöncxaBfc 149, xaaxxnia 38, adj. XBaxaniKMX 51. 55.
70, xpaot 132, xpaHxcxaBB 172, 173. Griechisch sind, apnrpi 132, roni 128,
iainau 134, xeor gen. xeu 35. 165, vcrgl. xowbb 61, mujxmiov.il 62, lipo ro hl
82. 85, 88. 145, fremd auch KoyvaBB 142. 170, coyxraa 134, «panaxi 10. 111,
vaxauHM 178; Afterbildungen in xcopoxHa 142, ropon 66 u. s. w. Das mir un-
verständliche Ma3uin erinnert an ÄparxtH in Glasnik II. 12. 6.
Grammatisch merkwUrdig ist die Aoristform cfc6paxoy 89, phonetisch ap-
xanRApari 87, wo » in serbischer Weise das nasale a ersetzt.
7. Staroslovanske fady a obyceje sepsal Josef Perwolf, professor na uni-
versit* Varsavske. V Praxe 1885, 80, 60 (Altslavische Einrichtungen und
Gebräuche von Prof. Jos. Perwolf). SA. aus der in Prag erscheinenden Mo-
natsschrift -Slovansky sbornik«.
Prof. Perwolf hat schon durch eine Reihe von Schriften gexeigt, dass er
die Fragen über die inneren Zustände der Slaven im frühen Mittelalter mit
besonderer Vorliebe in den Kreis seiner Forschungen zieht. Ausgehend von
der schwer lösbaren Aufgabe betreffs der ethnischen Zusammengehörigkeit
der alten Völker des Nordens und Nordosten Europa s mit den heutigen Slaven,
worüber er zuletzt in unserer Zeitschrift handelte (Archiv VIII. S. 1 ff.), trachtet
er an der Hand der fremden Zeugnisse und einheimischen Quellen ein Bild
der ältesten slavischen gesellschaftlichen, politischen, Cultur- und Rech ts-
zustände zu entwerfen. Er thut das in der vorliegenden kleinen Schrift in
eiliger Kürze, indem er gleichsam aus der Vogel perspective einen flüchtigen
Blick auf die Erscheinungen wirft, die sich auf ungeheurem Raum innerhalb
vieler Jahrhunderte abspiegelten; man sieht es jedoch der Fülle von Anspie-
lungen an , dass sie auf einer weit reichenden Umschau beruhen und dass
recht viele Quellen zu diesem Zweck durchgearbeitet worden sind. Capitel 1.
-Slovanske osady« (Slavische Niederlassungen), S. 2—7, macht uns mit ver-
schiedenen Benennungen der Slaven in ihrer Eintheilung nach den Stämmen
bekannt Cap. 2. j»Slovanski rod« (Die slavische Sippe), S. 7—11, handelt
über die slavische Sippe und die sie zusammenhaltenden Rechtsinstitutionen,
über die verschiedenen Benennungen des Oberhaupts der Sippe oder des Ge-
schlechts. Cap. 3. »Slovanska obeo- (Die slavische Gemeinde), S. 11—21, be-
EX. 11
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Kleine Mittheilungen.
spricht die verschiedenen Formen und Benennungen, unter welchen die Ver-
einigung mehrerer Sippen zu einem Gemeinwesen stattfand. Cap. 4. »THdy
obyvateetva (stavy)« (Die Bevölkerungsclassen {Stände]), S. 21 — 31, schildert
die verschiedenen Abstufungen in der rechtlichen Stellung der Bevölkerung,
wobei die ursprunglichen von den entlehnten Zuständen auseinandergehalten
werden. Cap. 5. »Statin zrizeni« (Staatliche Einrichtungen), S. 31—42, be-
handelt die durch das Aufkommen der staatlichen Gebilde hervorgerufenen
Behörden , ihre Rechte und die daraus für das Land entstandenen Lasten.
Cap. 6. »Snemy« (Die Versammlungen), S. 42 — 47, erzählt von den verschie-
denen Volksvertretungen, die im Laufe von Jahrhunderten bei allen Slaven
constatirt werden könnon. Cap. 7. .Slovanskt pravo« (Slavisches Recht),
S. 47-50. Cap. 8. -Slovanske bajeslovi a basnictvi- (Slavische Mythologie
und Poesie), 8. 50—54. Cap. 9. »Slovanskf jazyk a pismo« (Slavische Sprache
und Schrift), S. 54—60. Selbstverständlich können so wichtige Fragen der
slavischen Alterthümer nicht auf 60 Seiten abgethan werden ; aber schon
diese gedrängte Schilderung legt den Wunsch nahe, dass der Verfasser bald
in ausführlicherer Weise auf diesen Gegenstand zurückkommen möchte.
Nach dem kühn entworfenen Plane des Begründers der slavischen Alterthü-
mer sind jetzt gerade diese Fragen an der Reihe. Prof. Perwolf geht etwas
zu weit in der Identificirung der Sarmaten, Scythen, Sveven, Veneten mit den
heutigen Slaven, sonst muss man seinen Combinationen Gerechtigkeit wider-
fahren lassen, sie sind nicht aus falsch aufgefasstem Patriotismus entsprungen,
sondern beruhen in der Regel auf soliden Grundlagen. Allerdings möchte ich
den Flussnamen Odra nicht mit lit. audra, griech. vJ&q, und auch das Suffix
-ava in Vitava, Sazava etc. nicht mit aqua, germ. -aha identificiren (S. 2).
Das Wort kirnet* scheint dennoch eher mit comes xöu- i als mit nwfilctrjs
in Berührung zu stehen (S. 9) ; zupa, supan würde ich mit dem germ. gau
etymologisch zusammenstellen. Obec, oÖLmnaa, vom adj. oäbnrri, wird wohl
kein vesti oder v&Ste in sich enthalten, sondern auf einer unmittelbaren Ab-
leitung von o6t (abhi-i beruhen, also uömuti. qui circum est (S. 12). Das Wort
vrv' (vwrv*) scheint doch nicht bloss die territoriale, sondern vor allem die
verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit (Band) ausgedrückt zu haben
(S. 12). Das russ. Wort derevna hat mit derevo keinen unmittelbaren Zu-
sammenhang, wie das Prof. Potebnja deutlich genug auseinandergesetzt bat
(S. 18). Die adelige Gemeinde Turopolje wählt noch immer selbst ihren comes
(S. 19), wenn er auch die alte Bedeutung verloren hat. Zu den Fremdwörtern
für Geldbezeichnung ist auch noch iuia hinzuzufügen, da es aus dem goth.
kintus (dieses aus quintus) entlehnt ist (S. 37). Auch das Wort meci, ist wohl
germanisch (S. 40) , während sablja aus dem Oriente stammt und von den
Slaven weiter dem Westen Ubermittelt worden ist. Das altcechische cüda hat
mit dem Verbum ociditi (oniaaTH) nichts gemein , auch das Polnische kennt
«cudzid: reinigen, striegeln. Matzenauer (PH. L VTI. 25) möchte das slav.
Verbum mit dem altind. cudh (purgare) vergleichen.
8. CöopuHKi. MaTcpitJOFB no 3THorpa*iM , ii:uanaeMi.iH npm AaniRoncKOMi
3THorpa»H*ecKoir* Myaet, no/n> pcASKuie» B. 0. Msjuepa. BwnycK* I. Mocaua
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Kleine Mittheilungen.
163
18S5, 80, 205 (Ethnographische Beiträge, herausgegeben von dem ethnogra-
phischen Daskov sehen Museum zu Moskau , unter der Redaction des Prof.
Vsevol. Miller. Heft I.)
In Bussland nimmt die ethnographische Forschung einen recht ange-
sehenen Platz ein , man Hebt derartige Publicationen , verschiedene Gesell-
schaften gewähren der Herausgabe derselben gern ihre Unterstützung, die
kais. Akademie der Wissenschaften und die kais. russische geographische
Gesellschaft obenan. Was die ethnographischen Sammlungen selbst anbe-
langt, so steht das ethnographische Museum Daskov's in Moskau unübertroffen
da. Seine herrliche Collection der russischen und »lavischen Völkertypen in
natürlicher Grösse, mit treuer Darstellung der Volkstrachten, macht auf jeden
Besucher einen nnvergesslich freundlichen Eindruck. Dem Eifer des jetzigen
Custos dieses Museums, Prof. Vsevolod Miller, der sich durch seine ausge-
zeichneten ossetinischen Studien schon einen Namen erworben, haben wir das
oben ci tirte Heft als den Anfang einer nenen periodischen Ausgabe ethno-
graphischen Inhalts zu danken. Prof. Miller wünscht darin namentlich die
Ethnographie der verschiedenen nichtrussischen Volksstämme des grossen
Reiches vertreten zu sehen, aus Kaukasus, Sibirien und Mittelasien. Dass er
auch die »benachbarten slavischen Volksstämme« dazu rechnet, ist zwar
eben so wenig nahe liegend, wie in der russischen Diplomatie die Errech-
nung der SUdslaven in das asiatische Departement, aber uns kommt es ja auf
die Sache und nicht auf die Form an, darum werden wir auch nichts dagegen
haben, wenn so wie in diesem ersten, auch in jedem folgenden Heft neben
den ethnographischen Schilderungen der Kaukasier oder Tataren auch die
Slaven der Balkanhalbinsel, der ungarischen Ebene oder der Karpaten u. s. w.
berücksichtigt werden. Iu diesem Heft findet man folgende Beiträge: Ki.
«pa^HOMy upaBy BoirapT» (Zum Eherecht der Bulgaren von Bonöo Nenkov
Bojev), S. 1—65. 3anacKH o Öwrfc OcewirK Csbbu Kotieaa (Notizen über das
Volksthum der Osseten von S. Kokijev), S. 67—112. OcceraHCKi« crmr* B.
6. Matena (Ossetinische Volksmärchen von V. Miller), S. 113—140. Oömia
oicpai apnÄHCKan» ckusokt, T. A. XaiaTiauna (Allgemeiner ümriss der arme-
nischen Volksmärchen von G. A. Chalatianec) , S. 141—172. KpecmuHbic
<rfp«jn»i JUTkimeii 6. Ä. TpeÄjaima (Taufritus bei den Letten von Th. J. Treu-
land), S. 173—205. Der erste Beitrag unter dem etwas vornehm klingenden
Titel »Zum Eherecht der Bulgaren« giobt nicht mehr und nicht weniger als
eine zusammenfassende Darstellung der bulgarischen Hochzeitsgebräuche,
aufgearbeitet in russischer Sprache nach den bulgarischen Schilderungen,
zumal nach dem in der bulgar. Zeitschrift •Hayna* enthaltenen Material. Die
hier gegebene Darstellung ist bei weitem nicht vollständig, doch giebt sie
einige neue Daten, z. B. das Uber »parateko« Gesagte (das griechische Wort
•parteka« kennen noch heute die nordwestliehen Kroaten, in der Bedeutung
•Waare«, das »anvertraute Gut«), die in Geld ausgezahlte Mitgift »zestra« (über
das Wort vergl. Crhac s. v zestre S. 472, doch ist mir seine Ableitung vom
slav. za-stroiti nicht einleuchtend, mein Freund A. N. Wesselofsky erinnert
noch an das ital. assestare, allein sesto liegt bei uns in mec/r* vor).
11*
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Kleine Mittheilungen.
■ •
9. Chata polska. Studyjum lingwistyczno-archeologiczne przez Jana
Kariowicza. Warazawa 1884, 8<>, 29 (Das polnische Bauernhaus. Eine lin-
guistisch-archäologische Studie).
Nach dem Vorgange Meitzen's, Hennings, Lipperts, Lund's u. a. — die
Literatur ist auf S. 2 — 3 angegeben — will Dr. Kartowicz das polnische Haus
in seiner ethnischen Stellung beleuchten, zum Theil im ausgesprochenen
Gegensatz zu Henning. Die sehr lesenswert h e Abhandlung ruht auf breiter
Grundlage der prähistorischen und ethnologischen Forschungen, mit deren
Resultaten der Verfasser nach den neuesten Forschungen vertraut ist. Er be-
ginnt mit den Hohlen und unterirdischen Wohnungen als dem ersten Stadium
der Culturentwickelung nach den Urzuständen, wo der Mensch noch im
Dickicht des Waldes oder auf den Aesten des Baumes Zuflucht suchte (Jaski-
nie i ziemianki, S. 1—8). Dr. Kartowicz glaubt, dass das poln. u. russ. Wort
ziemianka — seMJAHiea dieser primitiven Culturstufe seinen Ursprung verdankt.
In der That sieht man dem Worte nur so viel an, dass es eine Wohnung be-
zeichnete, bei deren Errichtung im Gegensatz zum Holz oder Stein die Erde
den Hauptbestandteil bildete. Wie weit dieser Bau ans der Erde hervor-
ragte oder in die Erde hineingegraben war, das lässt sich aus dem Worte zie-
mianka nicht bestimmen. Es gab auch ganze Städte, die «autm* hiesaen.
Zu Erdhütten dürfte das Verbuni z*dati als terminus technicus stimmen, weil
das litauischo Verbum iesti-iedziu formen, bilden aus Thon bedeutet,
also ist zi»dati ein Gegensatz zum späteren rubiti gorod*. Dr. Kartowicz
findet auch in strzecha (das Dach) Anspielung an das primitive Bedecken
der Oberfläche des unterirdischen Raumes mit Stroh : er leitet mit Miklosich
das Wort von erpt-TB (sternere) ab, also expixa « stramen, Stratum. Diese
Ableitung ist wegen der Abwesenheit des Volllautes in der russischen Form
zweifelhaft. Möglicherweise liegt sowohl dem Worte crpfcxa wie dem Sub-
stantiv CTpaxT» die Wurzel "s ireh zu Grunde. Für die Bedeutung des äusseren
herabhangenden Randes , der Traufe als einer rauhen, würde diese Wurzel
ganz entsprechend sein , doch die Schwierigkeit der lautlichen Form ist auch
damit nicht beseitigt. Am leichtesten käme man mit einer secundären Wurzel
'ströch zu st ri aus : dann würde erpixa freilich ganz im allgemeinen einen
Bau ausdrücken. Man sieht an diesem einen Beispiel, wie schwer es hält, auf
Grund der Etymologie Culturbilder zu schildern. Das auf S. 7 erwähnte Wort
buda kann mit dem Verbum boda nichts gemeinsames haben. Wenn es s la-
visch ist — die vielen Ortsnamen mit bud- Würden allerdings dafür sprechen,
es ist mir nämlich nicht ganz wahrscheinlich, dass in diesen Wörtern überall
nur das Verbum buditi von bi»dßti.vigilare steckt — , so muss es mit dem
deutschen Verbum bauen in Zusammenhang gebracht werden. Ein solches
Verbum könnten die Slaven ganz gut wenigstens in den Orts- und Personen-
namen auf bud- erhalten haben. Dann würden die Personennamen budimir
und budislav zu solchen Bildungen gehören, wie: domaslav, zemibor, krai-
slav, zdislav. Nicht wahrscheinlich finde ich die Annahme, dass das so weit
verbreitete Wort, wie kottci> (S. 7) aus dem deutschen kot, kote entlehnt sei ;
eher dürfte eine uralte Verwandtschaft anzunehmen sein, wie es auch Matze-
nauer wollte. Sollte die Erklärung des Namens Sarmaten vom eranischen
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Kleine Mittheilungen
165
cara und maetha (niedrige Wohnungen habend) von Dr. Kartowicz zuerst
vorgeschlagen worden sein (S. 7), so verdient sie wenigstens hier wiederholt
xu werden. Dass das altpoln. Wort kucza ein Lehnwort ist (aus dem Russi-
schen), daran zweifle ich nicht f8. 8). Nun kommt der Verfasset zum weiteren
Stadium der Culturentwickelung, das durch die Pfahlbauten und Wagenburgen
charakterisirt wird (Mieszkania nawodne i przenoane, S. 8—14). Hier spielt
eine wichtige Rolle das Verbum koczowaC. Dr. Kartowicz erklart es fUr fin-
nisch, mit Unrecht Schon Matzenauer hat, meines Erachtens richtig, auf das
türkisch-tatarische kocmek (migrare), köcemen, köcmen (nomades) verwiesen
(F11. listy VIII. 191). Verschieden davon ist kor*, kleinruss. kia, wozu vergl.
Matzenauer ibid. S. 208. Erst jetzt folgt das aus Holz gebaute Haus (Domy
y drzewa budowane S. 14—18). Was der Verfasser bei dieser Gelegenheit
über die Tragweite der linguistischen Paläontologie aussagt, findet meine
vollste Billigung. In der That kann man bei den auf Grund der Etymologien
oder der Fremdwörter gezogenen Schlüssen nie vorsichtig genug zu Werke
gehen. Viel zu leicht Übersieht man, dass auch im Leben der Sprache die
Mode keine geringe Rolle spielt. Das Volk ist nachahmungssüchtig, beson-
ders die Slaven, es liebt Fremdwörter nicht bloss dort, wo sie sich als unent-
behrliche Bezeichnungen für neue, bis dahin unbekannte Culturgegenstände
einstellen, sondern auch dort, wo es den' ihm schon längst bekannten Gegen-
stand in fremder Sprache anders nennen hört. Ich will ein solches Beispiel
aus der mir bekannten Gegend citiren. Das prächtige Agramer Gebirge ist
ungemein reich an Himbeeren, das Volk bringt sie korbweise zur Stadt und
du dort die deutsch redende Bevölkerung, welche den Käufer abgiebt, die
Frucht deutsch nennt, so hat sich jetzt schon auch das Bauern volk den Aus-
druck »imperi« so allgemein angeeignet, dass der eigentliche slav. Ausdruck
.maline* oder »kupine« in den Hintergrund tritt. Wie in diesem einen Falle,
so gehl es im sprachlichen Leben unzählige Male. Wenn man also dem pol-
nischen Hause den germanischen Ursprung anbinden will, — das ist das Re-
sultat der Forschungen Meitzen s und Henning's , welches Dr. Kartowicz be-
kämpft — so darf man sich nicht auf so schwache Beweise stützen , wie sie
einzelne betreffs des Hausbaues oder der Hausbestandtheile in der polnischen
Sprache vorkommende Fremdwörter bieten. Diese können ja auch einen spä-
teren nebensächlichen Einfluss, eine geringe Modification, einen späteren
Fortschritt u. dgl. andeuten, ohne die ursprüngliche Grundform zu berühren.
In der Tbat hat auch auf mich die Schrift Henning's, als ich sie las, keinen
befriedigenden Eindruck gemacht : ich fand in ihr nicht das bewiesen, was
betreffs des polnischen Hauses behauptet wird. Leider darf man nicht ausser
Acht lassen, dass auch in der Wissenschaft, wie im Kriege — es handelt sich
ja auch bei uns um den Kampf der Meinungen und Ansichten — sehr häufig
derjenige den Sieg davonträgt, der sich zuerst der günstigen Stellungen be-
mächtigt hat. Prof. Henning hat mit lobenswerthem Eifer die Erforschung
des Gegenstandes von seinem, germanischen, Standpunkte aus in Angriff ge-
nomineu. er ist den slavischcn Forschern, speciell Dr. Kartowicz, zuvor-
gekommen und hat sich in die ihm günstig scheinenden Resultate verschanzt,
aus denen es Mühe kosten wird ihn zu verdrängen. Ich läugne es nicht, dass
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Kleine Mittheilungen
Dr. Kartowicz einen wohlbedachten Angriff auf seine Beaultate gemacht hat,
doch ist er zunächst nicht ausgerüstet genug, um seinen Gegner zur Capitula-
tion zu zwingen. Dr. Kartowicz giebt das selbst zu (8. 22), er bedauert, noch
nicht Uber ein vollständiges Material betreffs aller Theile Polens zu verfügen, i
um diese Frage zur endgültigen Entscheidung zu bringen. Dennoch ist auch ■
das, was er auf S. 23—25 beibringt, sehr beachtenswert!) , und wird nicht ver-
fehlen, die Aufmerksamkeit eines Meitzen auf sich zu lenken. Schade nur, li
dass Dr. Kariowicz den Gegenstand zu summarisch behandelt. Man muas
auch dringend wünschen , dass die Erforschung des Gegenstandes auf slavi-
scher Seite nicht auf Polen beschränkt bleibt : leider sind bis jetzt wenig n
Aussichten dazu vorhanden. Wie wäre es, wenn Dr. Kariowicz selbst der
Frage, die ihn schon in dieser Schrift so erfolgreich anzog, noch weitere Stu- n
dien widmen wollte? — „
10. XxtÖi bi oÖpHAsn h ntcHan,. H. 0. CynuoBa. XapiKOBT, 1885, S°, 137
(Getreide und Brod im Brauch und Lied, von N. Th. Sumcdv).
Ganz abgesehen von der Ausführung lobe ich diese Monographie schon x
aus Grundsatz. Der Verfasser, bekannt durch frühere ethnographische Lei-
stungen, sieht richtig, dass nunmehr die Erforschung des Gegenstandes, den
man nach verschiedenen Gesichtspunkten bald als vergleichende Mythologie,
bald als vergleichende Ethnologie oder Culturgeschichte auffasst, nur durch
Einzeluntersuchungen gefördert werden kann. Das unbearbeitete Material
hat sich überall, namentlich betreffs der ethnographisch noch so frischen und
reichhaltigen Süd- und Ostslaven, bis zur Unabsehbarkeit angesammelt.
Dieser zerstreute und nicht immer zugängliche Reichthum muss jetzt schon
nach einzelnen Motiven kritisch gesichtet und bearbeitet werden. Nur so
kann man Uber das hinauskommen, was schon vor Decennien in den Werken
Terescenko's , Afanasjev's u. A. geboten wurde. Prof. Sumcov behandelt
den xjiU-b, d. h. Getreide und Brod — das mss. Wort vereinigt beide Bedeu-
tungen — er will sich die Rolle, die dieser Gegenstand in den slav. Volks-
bräucheh , Volksliedern , den religiös-mythologischen und rechtlichen Alter-
thümern spielt, klar machen. Das soll auf dem Wege der vergleichenden
Erforschung erreicht werden. Auf S. 3 liest man das wissenschaftliche Glau-
bensbekenntnis» des Verfassers in folgenden Worten ausgedrückt: man müsse
die ethnographische Art der Eintheilung der Getreidebräuche nach einzelnen
Völkern aufgeben, die Schilderung derselben in ihrer ethnographischen Be-
schränktheit könne nicht durchgeführt werden, weil es ungeheuer schwierig
sei , die grosso Anzahl der hierauf bezüglichen HUlfsmittel und Quellen zu
sammeln und durchzulesen. Diese Worte scheinen mir sehr bedenklich zu
sein. Ich gebe zwar gerne zu, dass die Vergleichung als methodisches Mittel
neue Gesichtspunkte eröffnet , den Blick für die Beobachtung im einzelnen
schärft nnd manche in ihrer Isolirtheit unklare Erscheinungen beleuchtet,
allein ich begreife nicht, nach welcher logischen Forderung man der Schwie-
rigkeit das vollständige Material innerhalb engerer ethnographischer Grenzen
zu beherrschen dadurch aus dem Wege geht, dass man die Grenzen noch mehr
erweitert, statt sie tu beschränken. Wenn der Verfasser nicht wagte, es auf
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Kleine Mittheilungen
167
einen Versuch Ankommen zu lassen, das ganze allerdings sehr reiche Material
betreff» der Getreidegebräuche bei allen Slaven zu bewältigen, so hätte ich er-
wartet, dass er uns sagen würde, er habe sich auf einen einzigen slav. Volks-
stamm, s. B. den russischen, oder gehen wir noch weiter in des Beschränkung
und sagen wir auf den gross- oder kleinrussischen, beschränkt, um nur desto
intensiver, desto kritischer vorgehen zu können. Statt dessen läset er uns so-
wohl bei dem Titel seiner Schrift wie bei der Behandlung des Gegenstandes
inüngewissheit darüber, wie und in welchem Umfang er eigentlich sein Thema
bearbeiten wollte. Einerseits bewegt er sich ziemlich allgemein, pflückt bald
hier bald dort ein Blümchen, um es in seinen ethnographischen Kranz von
Qetreidegebräuchen einzuflecbten, andererseits werden doch eigentlich nur
die russischen Slaven (vorzüglich Klein- und Weissrussen) berücksichtigt,
aber auch in dieser Beschränkung vermisst man das Streben nach der Voll-
ständigkeit der Beobachtung und nach der kritischen Sichtung des Materials.
So hat sich der Verfasser selbst um die Vortheile gebracht, die sich aus der
glücklichen Wahl eines beschränkten Themas ergeben, und hat eine Mono-
graphie geliefert , die in der Art der Behandlung von den Leistungen eines
Afanasj e v, Orest Müller u. a. nicht abweicht. Es ist kein gutes Zeichen, dass
der Verfasser so häufig das gewiss nichts weniger als kritische Werk Tere-
scenko's benutzt, er empfiehlt sich nicht damit, dass er bezüglich der Süd-
nnd Westslaven vielfach aus zweiter Hand schöpft und solche neueren Werke,
wie Bogisiö's Zbornik, wie die Krakauer Ausgabe Zbiör wiadomosci do antro-
pologii krajowej, wie Sobotka s Rostlinstwo u. s. w. gar nicht benutzt.
Bei ethnographischen Schilderungen ist man nicht selten um die Eintei-
lung, um die Herausfindung von Gesichtspunkten, nach denen man den
Gegenstand behandeln sollte, in grosser Verlegenheit. Der Verfasser glaubt,
dass die Rolle, welche das Getreide in der Form von Körnern in den Volks-
gebräuchen spielt, älter sein muss, als die andere, welche ihm in der Form
des Brodes zukommt So hat er sich einen Eintheilungsgrund geschaffen, der
nicht gerade immer stichhaltig sein wird. Für die Schilderung der ältesten
Cultarzustände der europ. Völker wird A. Pictet benutzt und daneben —
V. Hehn, beide widersprechen sich sehr häufig, gegenüber der etwas pessi-
mistischen Auffassung Hehns klingt die des französischen •Paläontologen«
entschieden zu optimistisch. Prof. Sumcov gefällt sie dennoch besser (man
vergl. S. 13 ff.). Den linguistischen Daten glaubt er zwar nicht viel (S. 17),
dennoch kann er sie nichjtganz entbehren, aber die Art und Weise, wie er
etymologisirt, zeigt deutlich, dass er in dieser Kunst schwach bewandert ist
und sie nicht an gehöriger S£ eile' anzubringen versteht. Z. B. was soll man
dazu sagen, wenn auf S. 15 behauptet wird : die Slaven haben den Ackerbau
schon sehr früh, vielleicht in ihrer asiatischen Urheimath kennen gelernt,
während es auf S. 22 heisst . Schon (!) im XU. Jahrh. habe man das Getreide
in Winter - und Sommersaaten getheilt. Wenn der Verfasser uns zugeben
muss, dass die erste Behauptung nur aus der »linguistischen Paläontologie«
gefolgert werden tönnte, so müssen wir ihn daran erinnern, dass dieselben
linguistischen Momente dringend fordern, die Unterscheidung zwischen dem
Sommer- und Wintergetreide nicht erst dem XII. Jahrh. zuzuschreiben, son-
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Kleine Mittheilungen.
dem mindestens um ein halbes Jahrtausend früher anzusetzen ! Zwischen der
Function des Getreides in der Form einzelner Körner und in der Form des
Brodes steht nach der Auffassung des Verfassers in der Mitte die Bolle der —
kasa, Grütze, Brei. Es ist fraglich, ob diese Auffassung kulturgeschichtlich
begründet werden kann, doch daran zweifle ich nicht, dass der Verfasser hier
vielfach christlich-kirchliche Einflüsse unberücksichtigt gelassen hat ; bei der
Erwähnung der kutja (kttia) und des kolivo (kojmbo) darf man nicht das
griech. xovxi (xovxxtoy, xoxxwv) und xoXvßoy ausser Acht lassen, vergl. Da
Cange s. v. Weiss man einmal das , dann wird auch die Erklärung solcher
Gebräuche wie »mojsmtl aamy« im religiös-mythologischen Sinne (= anrufen
die Sonnengottheit) S. 45 stark in Frage gestellt. Der hochzeitliche kravaj-
korovaj wird zwar ziemlich ausführlich behandelt (S. 59—66) , dennoch bei
weitem nicht erschöpfend. Eine Reihe von Fragen bleibt unbeantwortet, z. B.
das über die Ableitung des Wortes auf S. 123 Gesagte ist zum Theil ganz
überflüssig. Wozu jeden Unsinn, den man irgendwo lesen kann, wiederholen?
Wer korovaj vom Verbuni kroj-iti ableitet, beweist schon dadurch, dass er
von der siavischen Wortbildung keinen Begriff hat. Diese Etymologie ist
ganz jener anderen auf S. 124 erwähnten würdig, wonach das kleinr. Verbuin
6rara (bhati) von — bog (tari) abgeleitet wird ! Die richtige Deutung des
Wortes korovaj hat schon vor Jahren A. Potebnja im 3. Hefte seiner Beiträge
zur Geschichte der Laute (Warschau 1881, S. 65 — 66) gegeben. Auf die nicht
unwichtige Frage, welchen siavischen Volksstämmen korovaj-kravaj noch
heute bekannt ist, würde man hier vergebens eine bindige Antwort erwarten.
Betreffs der Serben z. B. erwähnen die gewöhnlichen Beschreibungen kravaj
nicht mehr, und doch kennt nach dem Zeugnisse Vuk's das Volkslied den
kravajuosa, und auch das Wort kravalj führt Vuk in seinem Wörterbuche an ,
ich kann sie allerdings augenblicklich nicht belegen. Was auf S. 117 von
Belun als Beibog erzählt wird, sollte entweder mit neuen Belegen gestützt,
oder als aus einer unlauteren Quelle geflossen endlich einmal aufgegeben
werden.
Diese Einwendungen sculiesson nicht aus, auch das Gute anzuerkennen,
das in dieser Schrift enthalten ist. Immerhin gebührt dem Verfasser das Ver-
dienst, einen Versuch der specialen Behandlung gemacht zu haben.
11. EoacecTsa jroeBHHM. ciau/ini.. lhr.it;ionauif> Ajl. C. $aMKHm>iH&. Bm-
nycin. I. CH6. 1884, 80, 331 (Die Gottheiten der alten Slaven. Forschung des
AI. S. Famincyn. Heft I.).
Die slavische Mythologie hat gleich vielen anderen Disciplinen schon
einige Male Ebbe und Fluth erlebt. Im vorigen und noch zu Anfang dieses
Jahrhunderts gingen diu Wellen der mythologischen Begeisterung recht hoch.
Man war besonders bemüht, den siavischen Olymp mit recht vielen Göttern,
die ihre bestimmten Namen und ihre bestimmten Gestalten hatten, zu bevöl-
kern. Da trat in Folge der Forschungen J. Grimme, später A. Kuhns. Max
Müller's u.a., durch welche neue Quellen der mythologischen Forschung, aber
auch neue Gesichtspunkte in der Auffassung des ganzen Gegenstandes er-
öffnet wurden, ein Rückschlag ein; die früher hochgeschätzton positiven
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Kleine Mittheilungen
169
Nachrichten Uber slavische Gottheiten, als Objecte religiöser Verehrung, mit
allen rituellen Einzelheiten, geheiligten Stätten u. dgl. mussten vor den neu
angestellten Beobachtungen Uber die im Volksleben und Volksbrauch, Volks-
dichtung und Volkssage fortlebenden Spuren alter Anschauungen auf die
Natur in den Hintergrund treten. Man besass auf einmal unendlich mehr oder
besser gesagt viel zu viel von den Resten alter Mythologie. Wo immer in der
Volksdichtung der Sonne, des Mondes oder der Sterne u. dgl. Erwähnung ge-
schah, tiberall glaubte man Residua des einstigen Volksglaubens vor sich zu
haben ; kein Spruch, kein Fluch, kein Brauch und keine Sage war vor der
mythologischen Deutung sicher. Wenn es dieses Impulses bedurfte, um mit
grossem Eifer möglichst viel ethnographisches Material zu sammeln, so kann
man mit den Resultaten dieser mythologisirenden Richtung der vierziger,
fünfziger und sechziger Jahre wohl zufrieden sein. Dass man ob dadurch bis
zu einer wesentlich erweiterten und befestigten Gestalt der slav. Mythologie
gebracht hat, das möchte ich in Abrede stellen. Die ganze Disciplin kam im
Gegentheil stark in Misscredit. Wenn man heute die Frage stellt, was man
Uber die slav. Mythologie wisse, so wird selbst bei den Männern vom Fach
die Antwort recht kläglich ausfallen. Gegen viele von den sehr bestimmt lau-
tenden Nachrichten uer einheimischen und fremden Geschichtsquellen ist man
mit Recht skeptisch geworden, man traut sich jnicht recht an den Svqtoviti»
oder Chnsx (Chors**) zu glauben, die Ziva hat man schon definitiv aus dem
Pantheon hinausgejagt, selbst dem Purum, macht der litauische Perkuns, dem
Volosi> der heil. Blasius die Herrschaft streitig. Der dafür gebotene Ersatz,
die reiche Fülle von Anspielungen an die Naturverchrung bei den alten Slaven,
bat bisjetzt nicht vermocht, sich über die ganz allgemeinen Behauptungen
emporzuheben.
Unter so ungünstigen Auspicien erscheint ein neues Werk Uber die slav.
Mythologie, das oben citirte erste Heft, umfassend über 300 enggedruckte
Seiten. Der Verfasser wollte eigentlich etwas ganz anderes leisten, aber
currente rota mythologia exit. Sein Fach ist die Geschichte der slav. Musik,
ihm war es wünschenswerth, die melodische Seite der alten, heidnischen Sla-
ven zu erforschen. Nach unserem Vorgang hätte es ihm wahrscheinlich ge-
nügt, sich in das Reich der Töne zu vertiefen, uui durch vergleichendes Stu-
dium derselben den alten Typus, die slavischen Urformen, zu gewinnen. Die
leicht verzeihliche Wissbegierde trieb jedoch den Verfasser weiter, er wollte
nach eigenem Eingeständniss vorläufig sich etwas näher die Bedingungen an-
sehen, unter welchen der heidnische Slave seine poetisch-musikalische Thätig-
keit entwickeln konnte und auch wirklich entwickelt hat ; er wollte alle die
Seiten des öffentlichen und Privatlebens kennen lernen, welche zum poeti-
schen und musikalischen Ausdruck der Gefühle Anlass geben, zum poetischen
und musikalischen Schaffen antreiben und die musikalische Ausübung, sei es
such in noch so elementaren Formen, hervorrufen konnten. Mit Recht wird
von ihm hervorgehoben, dass trotz der weiten Ausbreitung der Slaven und
ungeachtet der verschiedenen Schicksale, die die einzelnen Slaven im langen
Sonderleben begleiteten, noch heutzutage in vielen ihrer Lieder und Melo-
dien gemeinsame Züge verbleiben und eine gewisse, mehr oder weniger be-
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170
Kleine Mittheilungen.
merkbare Familienähnlichkeit hervorleuchtet. Er betrachtet es daher als die
Aufgabe eines Erforschers des alten Volkssanges — diese gemeinsamen Züge
wahrzunehmen und aus der Masse der jetzt au verschiedenen Enden und Ecken
der slaviscben Länder vom Volke gesungenen Lieder diejenigen herauszu-
heben, in denen sich solche Züge erhalten haben, die betreffenden Texte und
Melodien von den Schichten späterer Zeit rein zu machen und nach der Voll-
endung dieser vorläufigen Operation aus den Texten und Melodien das allge-
meine, fundamentale, den Urtypus des slavischen Volkssanges zu gewinnen.
Wer sollte nicht damit einverstanden sein und dieses Bestreben des Verfassers
billigen? Doch hören wir weiter. Nachdem einmal dieser Wunsch bei ihm
feststand, so sah er sieb genöthigt, um aus der Masse der noch heute vorhan-
denen Volkslieder diejenigen Bestandteile ausscheiden zu können , welche
der alten heidnischen Epoche.angehören, vorläufig sich mit der religiösen
Weltanschauung der alten Slaven bekannt zn machen. Dies schien
ihm um so unerlässlicher, da er die Beobachtung machte, dass gerade die äl-
testen bisher erhaltenen Volkslieder unter den rituellen zu suchen sind, deren
enge Beziehung zu den aus alten Zeiten vererbten religiösen Anschauungen
und Gebräuchen ausser allem Zweifel liegt.
Dieser Gedankengang brachte den Verfasser auf die Mythologie. Nun
hätte man allerdings erwarten können, er werde jenes vorläufige Studium der
slav. Mythologie, da es ihm unentbehrlich schien, auf Grund der ihm zugäng-
lichen Hülfswerke privatim für sich absolviren. Statt dessen entschloss er
sich, öffentlich als mythologischer Forscher aufzutreten und uns die Resultate
seiner Studien in recht ausführlicher Weise mitzutheilen. Wenn er es nöthig
fand, diese mühevolle Aufgabe auf sich zu laden, so wollte er offenbar damit
ausdrücken, dass ihm die bisherigen Forschungen nicht genügten und dass er
sich berufen fühlte, sie durch etwas besseres zu ersetzen. Leider zeigt seine
Leistung viel zu deutlich, dass er sich darin gründlich getäuscht nnd seine
Kräfte Uberschätzt hat. Es muss ihm zwar grosse Mühe gekostet haben, die
vielen Werke, aus denen er sein erstes Heft zusammengestellt hat, zu lesen
und zu excerpiren : diese Mühe wollen wir auch anerkennen. Allein nirgends
nnd am allerwenigsten in der Mythologie reicht der unverdrossene Wille aus,
um etwas befriedigendes zu Stande zu bringen, wenn die nothwendigen Vor-
bedingungen fehlen, wenn der Massstab für die kritische Beurtheilung abgebt.
Der Verfasser gehört zu solchen Dilettanten, die auf guten Glauben so ziem-
lich alles annehmen, was sie in verschiedenen Werken über ihr Thema finden,
ohne sich darum zu kümmern , ob die betreffenden Nachrichten aus reinen
oder trüben Quellen geflossen sind , ob sie Glauben verdienen oder nicht ,
diese im einzelnen zu prüfen, das vermögen sie schon darum nicht, weil sie
mit der Methode der Disciplin nicht hinlänglich vertraut sind. In unserem
Falle vermisst man ausserdem noch die unmittelbare Beziehung zu den Quel-
len und die Einsicht in die grosse Rolle der sprachlichen Seite. Die Verglei-
chungen des Verfassers gehen von dem äusseren Gleichklang aus.
Es wäre jedoch zu viel gesagt, wollte man dieses neueste Buch Uber die
altslavischen Gottheiten für ganz und gar unbrauchbar erklären. Der com-
pilatorische Fleiss des Verfassers hat uns ein Werk geliefert, in welchem sehr
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Kleine Mittheilungen.
171
viel Material zusammengetragen ist, beinahe alles, was bisher Uber das Thema
geschrieben worden ist. Es giebt allerdings auch Lücken, namentlich wo es
sich um Hillfsmittel handelt, die in slavischen Sprachen erschienen sind. Das
Buch gleicht einem reich assortirten Laden, in welchem allerhand gute utid
schlechte, brauchbare und unbrauchbare Waaren nebeneinander feilgeboten
werden : der Käufer darf sich nur nicht auf die Anpreisung des Verkäufers
verlassen , sondern in jedem einseinen Falle selbst zusehen und prüfen, was
er kauft. Nicht jedem ist es rathsam, einen solchen Laden su betreten. — Ich
achte su sehr den ernsten Willen des Verfassers, als dass ich mich in die Auf-
rahlung der zahllosen Miss Verständnisse seiner Combinationen einlassen
wollte, die ja für jeden Sachverständigen auf der Hand liegen : diese werden
auch manches gesunde Körnchen mit Dank annehmen.
12. Zur süd- oder kleinrussischen politischen, literarischen und Cultur-
geschichte :
a) Monorpa*ia no acTopia sanaxBOB u »rosanaxBoa Poccia B. E. Aurouomna
to vi, I. KicBi. 1885, 8°, 45o (Monographien zur Geschichte von West- und
Südwest-Bussland von V. B. Antonovic. Band 1).
b) SairtTKH no adopia jbtobcko - pyeexaro rocyxapcTBa. H. ÄamxeBBia.
KV Bi» 1885. 8°, 192 (Beiträge zur Geschichte des litauisch-russischen Staates
von N. Daikievic).
c) XapaKTepicTMKA »scaopyccxoÄ jaTepsrypw cenBaxuaTaro staa H. 0. Cyn-
aoiia. Kiei x 1885, 80, 18 (Charakteristik der südrussischen Literatur des
XVII. Jahrh. von N. Tb. Sumcov).
d) Ioaan BkuneHCxia, xmHopyccxia noaeMBcn» XVII b. H. 6. CyMnoBa.
Kien 1885, 80, 29 (Joannes Wysenskij, ein südrussischer Polemist des XVII.
Jahrb., von N. Th. Sumcov).
e) K% HCTopia x>acBopyccxoä aMTepaTypw ©enHaxuaTaro CTOjtria (Zur Ge-
schichte des südruss. Literatur des XVII. Jahrh.): Bunycxi, I. Jbuapi. Eapa-
bobbto. X aj>LKOBT> 1885, 8<>, 187 (Heft I. Lazar Baranovic). BwnycxT. II. Ioaa-
bmkü roiBTOBcxiu. Kieai» 1885, 80, 85 (Heft II. Joannicius Goljatovskij).
BunycBrb III. IIuoKeuiiii Tmaejäh. Kies* 1885, SO, 44 (Heft III. Innocentius
Gisel). Alle drei Hefte von N. Tb. Sumcov.
f) M&ieTi& CuorpaBKiM xara ♦Hjaiore,. HaxaMpa 3acaxxoBBia. ÜAoeca
1883 , 80, 204 (vergl. Archiv VII. 160).
g) KieBCRiu MBTponoaBTi» IIcTp-i Monua a cro cnoxBBBCBBKa. G. roiyöeßa.
Kien 1883, 8, 1162.
In der ersten, vormongolischen Periode der russ. Geschichte galt Kijev
als Mutter aller russischen Städte. Die Beziehungen SUdrusslands zu Polen
während dieser Periode behandelt eine, mit reichlicher Literatur versehene,
wenn auch nicht ganz von Fehlern freie Monographie Linnicenko's - BaaHmn.ifl
OTaomeaia Pyca a IIo.ii.uih xo nazoaaubi XIV ctoistih. HacjrixoBanie Hoana
AxBBBBeBxa. Hacro I. Pyci b Ilo.ii.ma xo xouua XII xtxa. Kiesi 1884, SO, 216.
24. — Darauf folgte eine lange Zeit der Trennung des Südens und Südwestens
vom Norden und Nordosten, in welcher nicht nur das einstige politische Band
zerrissen wurde und neue politische Combinationen zu Stande kamen, sondern
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Kleine Mittheilungen.
auch der kirchlichen Zusammengehörigkeit aller Rassen die Gefahr drohte, in-
sofern der Südwesten durch die Beeinflussung seitens Polens dem westlichen
Culturleben und der römischen Kirche näher gertickt wurde. Dieser nach-
mongolischen Periode Südwestrusslands ist der grössere Theil des ersten
Bandes der sub a) angeführten gesammelten Monographien V. B. Antonovie's,
eines bewährten Kenners der südrussischen Archäologie und Geschichte, ge-
widmet. Der Leser findet in diesem ersten Bande folgende selbständige Ab-
handlungen: Abriss der Geschichte des Grossfürstenthums Litauen bis zum
Tode Olgierd's (S. 1—132). Untersuchung über die Städte des südwestlichen
Russlands (133 — 194). Ein Beitrag zur Geschichte der städtischen Selbstver-
waltung in Kijev im XVI — XVII. Jahrh. (195— 220). Kijev, sein Schicksal und
seine Bedeutung im XIV.— XVI. Jährh. (1362—1569) (221—264). (Zu dieser
Abhandlung vergl. Kritische Bemerkungen Sobolevski's in den Kijewer Uni-
versitätsberichten für das J. 1885.] Umriss der Beziehungen des polnischen
Staates zur griechisch - orientalischen (orthodoxen) Kirche (S. 265 — 278).
Umriss der Lage der orthodoxen Kirche im südwestlichen Russland seit der
Mitte des XVII. bis zum Ende des XVIII. Jahrh. (279—342). Die ruhig-be-
sonnene und tief eindringende Darstellung des Verfassers ist schon längst all-
gemein anerkannt; man kann sich nur freuen, dass er sich jetzt entschlossen,
seine werthvollen Abhandlungen gesammelt herauszugeben.
Zur ersten Studie Antonovic's , nämlich zum Abriss der Geschichte Li-
tauens bildet eine wichtige Ergänzung die sub b) citirte Schrift Daikievica.
Prof. DaSkievic, der schon früher Beiträge zur BÜdwestrussischen Geschichte
geliefert hatte, legt die eben erwähnten Forschungen Antonovic's einer Reihe
kritischer Bemerkungen zu Grunde, in welchen er seine abweichenden An-
sichten über einzelne Punkte in der Geschichte des russ.-litauischen Staates
zur Geltung zu bringen sucht Die Bemerkungen des Verfassers begleiten das
Werk Antonovic's von Anfang bis zu Ende, natürlich so, dass er hauptsäch-
lich diejenigen Momente hervorhebt, wo er zu mehr oder weniger abweichen-
den Resultaten gelangen zu können glaubt. Der Inhalt t b eil t sich in folgende
Capitel : 1. Litauen und Russland vor Gedemin. 2. Die Vereinigung Südruss-
lands mit Litauen. 3. Die zwischen Litauern und Russen stattgefund?ne An-
näherung und der Einfluss der russischen Grundsätze auf den litauisch-russi-
schen Staatsorganismus. 4. Der Oultur- und Nationalitätenkampf im litauisch-
russischen Staate zur Zeit der dynastischen Union Litauens mit Polen. 5. Die
Union von Lublln und ihre Folgen. Die Auseinandersetzung Daakevic's,
gegenüber dem Werke Antonovic's voll des Lobes und der verdienten Aner-
kennung, sucht meistens durch Dialektik und besondere Gruppirung der That-
sachen einige Momente der litauisch-russischen Geschichte in seiner Weise
zu beleuchten. Dass man dabei viel subjectives, wenn man sagen will mo-
dernes, mit in Kauf nehmen muss , das versteht sich hier, wie Uberall, von
selbst. Ich halte mich nicht für berechtigt, darauf einzugehen, empfehle aber
die Schrift Daskievics gleich jener Antonovic's allen, die sich für die merk-
würdigen, Wechsel vollen Beziehungen Litauens zu Russland und Polen in-
teressiren.
Das Ende des XVI. und das XVII. Jahrh. bildet für Südrussland sowohl
-
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Kleine Mittheilungen.
173
in der politischen wie in der geistigen Bewegung einen Rückschlag : die Idee
der nationalen und kirchlichen Znsammengehörigkeit mit dem übrigen ortho-
doxen Russland fand mächtige Anziehungskraft in der immer mehr um sich
greifenden Macht Moskaus. Die verschiedenen Strömungen SUdrusslands
während dieser Zeit in einer Reihe von Einzeluntersuchungen darzulegen,
das ist die Aufgabe der unter c) bis g) angeführten Schriften. Das bedeu-
tendste leistet in dieser Beziehung unstreitig das unter g) angeführte Werk
Golubev's über die hervorragendste Persönlichkeit SUdrusslands in der ersten
Hälfte de« XVII. Jahrh., über Peter Mogila und seine Wirksamkeit auf dem
Gebiete der orthodoxen Kirche und Schule. Die Hälfte des über Tausend
Seiten zählenden ersten Bandes umfasst Quellen, zum grössten Theil unge-
druckte, die mit P. Mogila nicht immer in enger Beziehung Btehen. Die be-
treffenden Texte sind nicht gerade sehr sorgfältig abgedruckt. Die eigent-
liche Schilderung P. Mogila's und seiner Zeit ist etwas breit angelegt, darum
auch in diesem ersten Bande nur bis zur Erlangung der Metropoliten-Würde
geftihrt. Freilich werden wir dafür durch eine Fülle von neuen Thatsachen,
die auf die ganze Periode ein erwünschtes Licht werfen, entschädigt. Dio
sieben Capitel dieses Bandes behandeln den Gegenstand in folgender Reihen-
folge : 1) Uber den Ursprung der Familie Mogila, die Geburt und Erziehung
Peter Mogila's ; 2) über die Zeit und Umstände des Eintritts P. Mogila s in das
Kijewer Höhlenkloster; 3) Uber die Einigungsversuche der Uniaten und Ortho-
doxen, über Meletius Smotrickij und die Betheiligung P. Mogila's an seinen
Plänen ; 4} Uber die Zustände des Höhlenklosters vor der Uebernahme der
Verwaltung seitens P. Mogila's ; b) über die Culturzustände SUdwestrusslands
und Kijev's zu Ende des XVI. und zu Anfang des XVII. Jahrh., die Reform-
pläne P. Mogila's und die Wahl Is. Kopinski's zum Metropoliten , 6) Uber die
Tnätigkeit der polnischen Landtage in den J. 1632 u. 1633, die Verteidigung
der Interessen der orthodoxen Kirche seitens P. Mogila's und seine Wahl
zum Metropoliten; 7) die Einweihung des Metropoliten, sein Einzug in Kgev,
die ersten Schritte des neuen Metropoliten und seine Beziehungen zu dem ge-
waltsam entfernten Vorgänger.
Eine andere hervorragende Persönlichkeit zu jener Zeit war Meletius
Smotrickij, dem die sub f) citirte Schrift Zasadkievio b gewidmet ist. Nicht
die ganze Wirksamkeit Smotrickij 'a , sondern bloss seine Grammatik sollte
hier charakterisirt werden. Um diesen Zweck zu erreichen, musste der Ver-
fasser allerdings auf die Spuren des grammatischen Studiums der kirchen-
slavischen Sprache vor Smotrickij Rücksicht nehmen. Leider geschah dies
nicht in einer Weise, mit der man sich einverstanden erklären könnte. Zuerst
wird der Grammatik des Joannes Damascenus in der slav. Uebersetzung des
Joannes exarchus bulgaricus gedacht, auf die wichtigen Einwendungen der
gelehrten Verfasser des Onac&Hie cjsb/ihciuixi pyiconaceM mockobckoh chho-
xanaoH 6k&uot6kh gegen die Autorschaft Damascenus' und die Betheiligung
Exarch' s an der Uebersetzung wird gar nicht eingegangen , sie scheinen dem
Verfasser unbekannt geblieben zu sein ! Dass diese Grammatik nicht von
Joannes exarchus bulgaricus herrührt, das kann überzeugend nachgewiesen
werden. Darauf sollten die Spuren des Nachdenkens über die grammatischen
174
Kleine Mittheilungen
Fragen in den Azbukovniki und die Arbeit Konstantins u. 8. w. besprochen
werden, beides geschieht erst später, d. h. erst nach der sehr mageren Ana-
lyse der Grammatik Smotrickij's. Sowohl bei dieser wie schon bei den Vor-
gängern Smotrickij's vermisst man die Vergleichung mit den gleichzeitigen
grammatischen HUIfsmittetn der lateinischen und griechischen Sprache. Der
Verfasser hat sich offenbar Mühe gegeben, seinen Gegenstand ausführlich zu
behandeln, doch fehlt in seinem Werke jede selbständige Verarbeitung des
aus verschiedenen HUlfsroitteln von ungleichem Werth geschöpften Materials,
wozu offenbar die Kräfte nicht hinreichten.
Die unter c) d) e) citirten Schriften Sunicov's (zum Tbeil kurz, ausführ-
licher nur die über Baranovic) bezwecken die Beleuchtung des geistigen
Lebens SUdrusslands im Laufe dos XVII. Jahrh. auf Grund der Charakteristik
der literarischen Wirksamkeit einiger anderen hervorragenden Männer SUd-
russlands während jener Epoche. In der kleinen, übersichtlichen Abhandlung
subc) werden die allgemeinen Grundsätze, gewissermassen das Programm
aufgestellt, nach welchem Prof. Sumcov vorgeht. Er unterscheidet fllr die
von ihm umfasste Zeit zwei Hauptperioden {besser Strömungen) des literari-
schen Lebens SUdrusslands: eine griechisch-slavische und eine polnisch-
lateinische. Seine Hauptaufmerksamkeit ist nicht ausschliesslich auf eine
von den beiden Strömungen gerichtet, obwohl er der ersten vor der zweiten
entschieden den Vorzug geben möchte. Zur ersten zählen nach der Eintei-
lung Sumcov's Christophor Bronskij mit seiner »Apokrisis« (darüber Skabala-
novic, »OCri, anoapncuc* Xpacro+opa <l>u.Ta.in:v<. CII6. 1873), Zacharias Kopi-
stenskij mit seiner »Palinodia« (auch Uber dieses polemische Werk besitzt die
russische Literatur eine von der Kritik sehr gut aufgenommene Schrift Zavit-
nievic's »HajmiOÄifl 3axapia KonucreucKaro u ea Micro bt> ucTopia aaoaxHO-
pyccKoit nojieMH ku XVI h XVII bb.« BapmaBa 1883), ferner die Grammatik
Smotrickij's und das Lexicon Berynda's. Auch der sub d) vom Verfasser be-
urteilte Johann von Visnja (Visonskij) gehört in diese Gruppe. Dagegen
muss man Baranovic, Goljatovskij und Gisel, denen die Essays des Verfassers
sub e) gewidmet sind, nach seiner Eintheilung als die wichtigsten Repräsen-
tanten der zweiten Strömung (neben P. Mogila) ansehen. Ob diese Einthei-
lung der kleinrusB. Schriftsteller des XVII. Jahrh. in zwei Gruppen in der
That im Wesen der Sache, in dem Inhalt der Werke, begründet ist oder viel-
leicht vom Verfasser nach seinem voreingenommenen Standpunkte beantragt
wird, darüber muss erst eine eingehendere Beurtheilung, als ich Bie zu geben
im SUnde bin, das ürtheil fällen. Ich möchte nur hervorheben, dass Prof.
Sumcov selbst zum Theil wenigstens zugiebt, dass im Wesen der Snche die
spätere Gruppe ganz mit der ersten zusammenfällt. Er sagt S. 13 seiner
Schrift *c): »Obgleich Baranovic und Galjatovskij merkliche Abhängigkeit
von der scholastischen Schule zeigen, obgleich die polnisch-jesuitischen pä-
dagogischen Grundsätze einige nationale Charakterzüge derselben verdrängt
haben, so lebten und wirkten sie doch, gleich den Schriftstellern
erster Gruppe, unter den noch nicht erloschenen Einflüssen desjenigen
Typus des kleinrussischen Lebens, welcher zu Anfang des XVII. Jahrh.
durch die Phratrien geschaffen war.« Sumcov's Essays sind darauf gerichtet,
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Kleine Mittheilungeu.
175
den Leser nicht so sehr mit Einzelheiten zu belästigen, als vielmehr in grossen
Zügen ein Bild der Thätigkeit jener Minner zu zeichnen, die Grundgedanken
ihrer Werk« vorzutragen und den Einfluss ihrer Wirksamkeit auf die gleich-
zeitige Gesellschaft zu zeigen. Aus Joannes von Visnja hat er uns u. a. den
Passus mitgetheilt, wo der strenge Mönch die heidnischen Volksbrauche der
Kleinrussen geissei t (sub c) auf S. 9). Sehr eingehend und erschöpfend ist die
Monographie Uber Lazar Baranovic, sie liest sich leicht, ohne in die Uber-
flüssigen Phrasen zu verfallen, einige lyrische Accorde, wo von Kleinruss-
land die Rede ist(S. 126—127. 135. 167), konnten allerdings bei fanatischen
Verfolgern aller provinziellen Eigentümlichkeiten Anstoss erregen. Bei mir
gilt schon lange der Grundsatz, dass durch die Liebe zur engeren Heimath —
die Sache des Herzens — die treue Anhänglichkeit an das Ganze — die For-
derung des Verstandes — nicht ausgeschlossen ist Während die Monogra-
phie Uber L. Baranovic viel Biographisches enthält, musste der Verfasser in
der Schilderung der Wirksamkeit Galjatovskij's hauptsächlich auf den Inhalt
der Werke Gewicht legen : die Abhandlung hat dadurch nur gewonnen.
Prof. Sumcov zeigt sich der gestellten Aufgabe, die Literaturgeschichte
im innigsten Zusammenhange mit allen anderen Seiten des Volkslebens zu
behandeln, so sehr gewachsen, dass wir nur wünschen mUssen, er möge an
der Fortsetzung ähnlicher Essays unablässig arbeiten.
13. Der Text der Gnesener Predigten, kritisch beleuchtet. Einleitung
zur Abhandlung »Die Sprache der Gnesener Predigten«. Breslauer Inaugural-
dissertation. Von Boleslaus Erzepki. Posen 1885. 50 SS. 8<>.
Die Gnesener Predigten, aus der ersten Hälfte des XV. Jahrh., wichtig,
weil sie ohne böhmische Vermittelung auf ein lateinisches Original zurück-
gehen und gegenüber den meisten übrigen kleinpolnischen Denkmälern einen
grosspolnischen Dialekt wiedergeben, waren von Jagielski auf Kosten des
Grafen Dzialynski herausgegeben (Zabytek dawnej mowy polskiej, Posen
1857) und sind seitdem mehrfach erörtert worden, vgl. Archiv I. 256, VII.
419 ff. Mit einer kritischen Besprechung des Textes eröffnet Herr Erzepki
eine Abhandlung Uber die Sprache dieses Denkmals ; jedenfalls hätte er uns
einen viel erheblicheren Dienst geleistet, wenn dafür der berichtigte Text
selbst abgedruckt wäre, denn die Ausgabe von 1857 ist längst vergriffen und
die 18 Seiten, auf welchen er deren IrrthUmer verzeichnete, hätten fast den
gesammten Text aufgenommen. — Im ersten Capitel wird Uber die Hand-
schrift, im zweiten Uber die au das Denkmal geknüpfte Literatur gehandelt ;
das dritte bespricht die Frage seiner Selbständigkeit , der Verf. entscheidet
sich für die Annahme einer lateinischen Vorlage und weist für die apokryphen
Erweiterungen auf die Legenda aurea als Quelle hin ; im 4. finden wir einige
Bemerkungen Uber Schrift und Sprache des Denkmals, so Uber den — im äl-
teren Slavischen so gewöhnlichen — überflüssigen Gebrauch der Coniunctio
beim Particip , während doch a in arzekac wahrscheinlich vocalischer Vor-
schlag ist (arzkac und arzekac neben einander, Bibel von 1455 und die Vi tu
s. Blasii, vgl. böhm. arci?, arkuci im Igorliede und den Chroniken neben a
rekusce derselben). Das 5.Cap. berichtigt irrige Lesungen, Auslassungen etc.
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176
Kleine Mittheilungen.
des Jagielski ; wenn in der Hds. statt nigednogo nigedna mit übergeschriebe-
nem go sich findet, so werden wir doch nigedna als nominale Form nicht gel-
ten lassen, anch das Beispiel aus &wieto&law beweist es nicht; S. 40 glaubte
ich aus dem Facsimile etwas mehr herauszulesen , (gensecz) na suecze . . .
otho . . J.B
14. 0 stdsunku pokrewienstwa jezyktfw aryo-europejskich (Ueber die
Verwandtschaftsverhältnisse der ario-europäi sehen Sprachen). Napisai Roman
Zawilinski. Krakauer Gymnasialprogramm 1885. 33 SS.
Eine klare, fleissige Darstellung dieser einst so heftig ventilirten Frage
und der ihr gewidmeten Forschung, deren angeblich feststehende Resultate
die Historiker durch die Aufstellung von slavo-deutschen, graeco- italischen
u. dgl. Perioden lange — vezirt haben. Es werden besonders die neuesten,
bekanntlich durchweg negativen Ergebnisse hervorgehoben : auch schon das
letzte Kriterium für die »slavo-deutsche Periode«, die Gemeinsamkeit des m
gegenüber dem bh in einer Reihe von Casussuffixen, ist ja von Sievers-Osthoflf
eliminirt worden , durch die Vermuthung , resp. den Nachweis eines Instru-
mentalsuffixes -mi im Sanskrit (und Lateinischen). Der Verf. bringt nichts
neues bei ; ertzeigt sich nur in der Literatur des Tages wohl belesen , doch
irrt er , wo er von den «Umgestaltungen von Grund aus« spricht , welche die
Sprachwissenschaft momentan mehr als andere Wissenschaften erfahren soll ;
der Unterschied zwischen der neueren und der älteren Linguistik ist nur ein
Unterschied des Grades, nicht der Art ; nachdem die Blöcke aus dem Rohen
behauen worden sind, ist man eben an feinere Arbeit gegangen. A. B.
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Untersuchungen über den Versbau des slldslavischen
Volksliedes.
Einleitung.
Die Frage nach dem versbildenden Princip im Volkslied der
Sudslaven hat die einheimischen Gelehrten , seit der ersten syste-
matischen Anfzeichnnng der Lieder (Anfang unseres Jahrhunderts)
bis jetzt unausgesetzt beschäftigt. Wenn trotzdem die Gesetze des
Versbaus heute noch so wenig erkannt sind, als vor 70 Jahren , so
tragt die Hauptschuld daran die bisherige Methode der Metriker,
welche sich sämmtlich auf die Betrachtung des sprachlichen Theils
der Lieder beschränkten, ohne dem Rhythmus der Melodie die ge-
ringste Aufmerksamkeit zu gönnen.
Erst in letzter Zeit ist darin eine Besserung eingetreten. Das
Verdienst, bei der Untersuchung der serbischen Volksmetrik zuerst
die Gesetze der Rhythmik angewandt zu haben, gebührt P. Bud-
mani.
Die lange Reihe der Arbeiten seiner Vorgänger, die im serbi-
schen Vers bald das quantitirende , bald das accentuirende , bald
das syllabirende Princip zu finden glaubten, war in der Hauptsache
resultatlos geblieben. Die Quantitirenden und Accentuirenden wur-
den durch die Unzahl der unregelmässigen Verse erdrückt, die mit
ihrem Princip nicht stimmen wollten ; die Syllabirenden hatten zwar
mit weniger Ausnahmen zu kämpfen, da sie nur bestimmte Silben-
zahl und wiederkehrende Diärese verlangten, allein sie selbst gaben
zu, dass durch blosses Zusammenpferchen von Silben und einen
Einschnitt die Entstehung des serbischen Verses nicht genügend er-
klärt würde.
Auf die rhythmische Geltung der Verssilben wurde gar keine
Rücksicht genommen. Vuk hatte 1824 den Sechs-, Acht- und Zehn-
silbler als aus 3 , 4 und 5 trochäischen Füssen bestehend ange-
setzt, also:
Archir ttr slariache Philologie. IX. 12
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178
W. Wollner,
- ^ _ \-/ _ \>
und analog hatten auch seine Nachfolger diese Metra aufgefasst :
dass es nicht nnr in der klassischen Metrik, sondern anch in der
serbischen so etwas wie Katalexis geben könnte, dass z. B. die
letzten zwei Silben des Sechs- nnd des Zehnsilblers eine doppelte
Geltung haben könnten, und diese beiden Verse
nirht- - - - - - -
sondern: * - -i - + {ffff. I J J I)
anzusetzen sein dürften, daran hatte vor Bndmani kein serbischer
Metriker gedacht.
Man mag sich mit den Ergebnissen der Bndmani'schen Arbeit
einverstanden erklären oder nicht, jedenfalls mnss man ihre Be-
deutung für die Methode der südslavischen Metrik anerkennen. Da
die folgende Abhandlung die Frage nach den Bildungsgesetzen des
südslavischen Verses ebenfalls vom Standpunkt der Rhythmik be-
handelt, so will ich, bevor ich an mein eigentliches Thema gelange,
meine Stellung zu Budmani's und seiner Nachfolger Theorien kurz
bezeichnen. Auf die Ansichten seiner Vorgänger kann ich mich
nicht weiter einlassen ; eine dankenswerthe kritische Analyse der
meisten bisherigen Arbeiten über die serbo-kroatische Metrik hat
L. Zima geliefert in seinem Aufsatze: Nacrt nase metrike narodne
obzirom na stihove drugih naroda a osobito Slovenä Rad XLVm
S. 171 ff.
Budmani's Abhandlung: Josjedan pokuSaj o nasoj na-
rodnoj metrici, Gymnasialprogramm, Ragusa 1876, stützt sich,
nach des Verfassers Angabe auf den ersten Band der Vuk'schen
Sammlung, der gegen 800 lyrische Lieder in ziemlich allen üblichen
Versmassen enthält. Die Kunstdichtung ist von der Betrachtung
ausgeschlossen.
Nachdem im Eingang von der Poesie im Allgemeinen gesagt
wird, sie habe sich bei allen Völkern gleichzeitig mit der Musik
ausgebildet, wendet sich der Verfasser zu der serbischen Volks-
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Untersuchungen Uber den Versbau des südsltv. Volksliedes. 179
dich tung : im Folgenden wolle er die äussere Form derselben be-
trachten nnd die Gesetze untersuchen , nach welchen die einzelnen
Wörter zn einem poetischen Ganzen verbunden werden. Dieses
Ganze kann auch schon gesprochen unser m Ohre angenehm sein,
wurde aber thatsächlich, ursprünglich wenigstens, für den Gesang
gedichtet. Dasselbe stimmt mit der Musik im Rhythmus Uberein.
es lässt sich wie die Melodie in bestimmte Theile von gleicher Dauer
zerlegen , welche nach gewissen Gesetzen mit Betonung versehen
werden. Auf zwei Dinge ist also beim Rhythmus zu achten: auf
gleiche Dauer der Theile, aus denen ein poetisches (oder
musikalisches) Ganzes besteht und auf den Accent jener einzelnen
Theile.
Der kleinste in der Poesie berücksichtigte Theil ist die Silbe;
sie entspricht der einzelnen Note in der Musik. —
Obgleich im Serbischen lange und kurze Silben vielleicht nicht
weniger unterschieden werden , als im Griechischen und Lateini-
schen, so nimmt doch die serbische Poesie keine Rücksicht auf
diesen Unterschied: eine kurze Silbe dauert oft ebenso lange als
zwei andere, mögen diese lang oder kurz sein. —
Eine, zwei oder drei Silben bilden einen Fuss, dem in der
Musik der Takt entspricht. Für diesen gelten folgende Gesetze :
1) Alle Fttsse, ob ein-, zwei- oder dreisilbig, sind gleich lang.
2) Der Accent ruht auf der ersten Silbe jeden Kusses. In dem
Beispiel: Üstani | göre | Mlla- | ne , dauert der letzte einsilbige
Fuss ebenso lange wie der erste dreisilbige oder einer der folgen-
den zweisilbigen und der Accent ruht in den drei ersten Füssen auf
der ersten Silbe. Ausser den Silben ist noch ein Factor bei der
Versbildung vorhanden: die Pause (odmor [/_)). Während dieser
ruht die Stimme so lange als ein Fuss dauern würde. Wenn wir
z. B. die beiden Verse :
Ovaj | domor | dar
Ve\ji | Boiji | dar
so lesen, dass wir sofort nach Beendigung des ersten den zweiten
Vera sprechen , so ;st dies dem Ohre nicht so angenehm , als wenn
wir nach dem Worte »dam so lange pausiren, als wir Zeit zum Aus-
sprechen eines der drei FttBse gebrauchen würden ; und so sind in
jedem Verse nicht drei , sondern vier Füsse , von denen der letzte
durch die Pause gebildet wird, also :
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180
W. Wollner,
Ovaj | domov | dar | /_ \
Velji | Bozji | dar | / |. —
Am häufigsten findet sich in der Volksmetrik der zweisilbige Fuss
(dvoslovka). Er erscheint in jedem Verse, es giebt aber auch ganze
Verse, die nur aus zweisilbigen Füssen bestehen, z. B. :
Möja | rösna | kok- | tica u. s. w.
In diesem Fusse entfernen sich die Silben am wenigsten von der
Länge, die sie in der Umgangssprache haben; die zweite wird
ebenso lang gesprochen als die erste , der Unterschied liegt nur in
der Betonung der ersten. —
Der einsilbige Fuss hat dieselbe Dauer als der zweisilbige ;
er findet sich fast nur an letzter oder vorletzter Stelle der rhythmi-
schen Reihe, z. B. :
Oj ti | zrno | paenic- | no —
Vihor | dolom | du- | je.
In einem Verse bei Vuk steht ein solcher Fuss auch am Anfang :
R u - | za sam | ru- | ia —
Zu beachten ist, dass der letzte einsilbige Fuss nicht in der ganzen
Dauer eines Fusses ausgesprochen zu werden braucht, da am
Schluss auch eine Pause von einem halben Fusse eintreten kann.
Diese Pause kann auch im vorletzten Fusse eintreten, wenn die
Silbe von Natur kurz ist, wie z. B. das du in du-je. —
Im dreisilbigen Fusse dauern die drei Silben zusammen so
lange als zwei im zweisilbigen. Daher muss jede von ihnen nach
Verhält ni s s verkürzt werden. Der Accent steht auf der ersten Silbe.
Es wäre falsch diesen Fuss als dem griechischen Dactylus entspre-
chend aufzufassen. Besser entspricht er der Triole in der Musik. —
Der dreisilbige Fuss findet sich nur am Anfang der Reihe:
Sadila | Mara | vino- | grad. —
Durch die Verbindung von Füssen entsteht die rhythmische
Reihe (ritmtäki redak, niz), aus einer oder mehr solcher Reihen
entstehen die V e r s e.
Jede rhythmische Reihe besteht nur aus zwei
odervierFüssen. Dieses Gesetz, welches, soweit und bekannt,
bisher noch niemand beobachtet hat, ist das wichtigste in unserer
Volksmetrik, und vermöge desselben herrscht im Verse stets ein
gewisser Dualismus. Auf diese Weise theilt sich in der Musik die
Periode gewöhnlich in zwei Halbperioden, jede von diesen in zwei
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Untersuchungen über den Versbau des slldslav. Volksliedes. 181
Phrasen , jede Phrase in zwei Motive. So theilt sich der epische
Zehnsilbler. z. B. :
Boze | mili || na 8ve|mu ti | hvajla
in zwei rhythmische Reihen, die erste aus 2, die zweite aus 4 Füssen
bestehend. Das Zeichen (jl) trennt beide Reihen.
In der rhythmischen Reihe ragt ein Fuss Uber die anderen
hervor, wie im einzelnen Takte eine Silbe Uber die anderen . und
daher ist der erste stärker betont als der zweite, und der dritte
stärker als der vierte, was graphisch folgendennassen bezeichnet
werden kann :
Möja | rösna || kösu|tice. -
Es folgt nun eine Aufzählung der Reihen : •
A. Reihen von zwei Füssen:
I. — | — gleich theilige Dipodie (ravni dvostopak) .
II. — | — katalektische Dip. (osjeceni dvost.).
III. | — überzählige Dip. (prekomjerni dvost.).
B. Reiben von vier Füssen:
IV. - - | - - | - | - | gewöhnliche Tetrapodie (obicni cet-
verostopak).
V. - - | ~ - I — I Z katalektische Tetr. (krnji cetv.).
Die aufgeführten Verse sind folgende
Viersilbler — | — :
Gewöhnlicher Achtsilbler - -|--|| - -)--:
Zwölfsilbler --I--K--I--H--I--; (selten, zweifel-
haft.)
Siebensilbler - - | - - || - - | - :
Elfsilbler - - | - - \\ - - \ - - || - -. | - :
Sechssilbler — — | — H — — | — 5
Sechssilbler — | — | — | — :
Zwölfsilbler - -|--| — | — ||--|--| —
Zehnsilbler (epischer) --|--||--|--|_|-|;
Vierzehnsilbler - - | - - || - - | - - I - - | - - | - | - |;
Fünfeilbler - - | - - | — | / |;
Dreizehnsilbler - - | - - || - - | - --|| - - | - - I — | Z I;
Fttnfsilbler | - -:
Zehnsilbler-- - | - - || | --:
Achtsilbler | - - || - - | — :
Siebensilbler | — | — | — ; (nur in einem Liede.)
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182
W. Wolloer,
Zehnsilbler - - | - - || | ;
Elfsilbler I — II — | — I — t — ; (dv in einem Liede.)
Dann werden vier Arten Strophen angeführt, die je aas einem lan-
gem nnd einem kürzern Verse bestehen. Von ihnen entspricht
a) Achtsilbler -4- Fttnfsilbler dem oben erwähnten Dreizehnsübler ;
b) Achtsilbler + Sechssübler dem Vierzehnsübler; c) Gewöhnlicher
Achtsilbler + Achtsilbler der zweiten Art ist eine sehr seltne Com -
bination ; etwas häufiger d) Achtsübler 4- Sechssilbler (- - | — !|
--i-i).
Der grosse Vorzug der Budmani sehen Arbeit vor denen seiner
Vorgänger liegt, wie bereits hervorgehoben wurde, in der Betrach-
tang des Verses vom rhythmischen Standpunkt. Ihr Mangel be-
steht darin, dass der Verfasser nicht überall genügend Rücksicht
darauf genommen hat, ob die Gesetze, die er aufstellt, auch auf die
tatsächlichen Verhältnisse des serbischen Liedes passen. Trotz-
dem zu Beginn der Abhandlung der enge Zusammenhang zwischen
Poesie und Musik betont wird, wird späterhin an verschiedenen
Steilen dieser Zusammenhang zu wenig beachtet. Nehmen wir mit
dem Verfasser an, dass das Volkslied ursprünglich gleichzeitig mit
seiner Melodie entsteht, so ist die notwendige Folge dieser gleich-
zeitigen Entstehung eine nahe Zusammengehörigkeit von Text und
Melodie : wir müssen daher bei der Frage nach der Gliederung des
Verses auch die Gliederung des ihm gehörenden musikalischen Ab-
schnitts gebührend beobachten. Nun hat der Verfasser zwar auch
die Melodie berücksichtigt , allein, wie mir scheint, nicht in aus-
reichendem Masse. Auch kann ihm der Vorwarf nicht erspart
bleiben , dass er für den Volksvers verschiedene rhythmische Ge-
setze aufsteüt, die wohl für das Kunstlied gelten können, nicht aber
für das Volkslied. Es ist ein gefährlicher Irrthum, zu glauben, man
könne die uns aus der Kunstmusik -geläufigen rhythmischen An-
schauungen ohne weiteres auf die Volksmusik Ubertragen.
Nicht genügende Beachtung der Thatsachen sehe ich in fol-
genden Fällen :
1) Gleiche Dauer der einzelnen Theile des poetischen
(oder musikalischen) Ganzen.
Gleiche Dauer der einzelnen Takte eines Tonstückes lässt sich
weder allgemein als rhythmisches Gesetz aufstellen (vgl. Westphal,
Metrik d. Griechen, I, 501 ff.), noch findet dieser Satz bei der süd-
Digitized by VjOOQIc
Untersuchungen über den Versbau des slidslav. Volksliedes.
183
slavischen Volksmusik Anwendung. Wenn ich auch zugebe, dass
Taktgleichheit der häufigere Fall ist , so ist dieselbe doch keines-
wegs ein unbedingtes Erforderniss. So sehen wir in einem serbi-
schen Liede (Kuhac, 874) V4- und */i-Takt gemischt?
I
Pod
J J
»/« J J JVJ
gorom zelenom
(Befr.) Moja lepa Milko
V.J7JJJJ V.JJJ
Moja cernooka ubava
V* J J -T J |
vitom planinom |
'/< J J J
I pod naj-
Moja deverinko |
Milko mi djevojko
V,J J
1 1
%J J
i/. i i
J J
Nema
nema
moje
dike
nema
v.J J
J 1
IL J 1
J J
Nema
nema
nema
n Ba-
nata
In einem andern Liede (K. 60, Banat) tritt unter die 3/4-Takte der
Periode an zwei Stellen ein Vi-Takt :
JJ 1
hejl
hej!
Man vergleiche ausserdem folgende Lieder der Kuhac'schen
Sammlung, die gemischte Taktarten zeigen:
Vi- und Vi-Takt: 45. 60. 61. 113. 127. 169. 170. 241.
251. 381. 383. 388. 401. 430. 460. 502. 551. 569. 604. 739. 811.
908. 926. 956. 960. 967. 993. 1039. 1144. 1501. 1505. 1512.
Vi- und */4-Takt: 48. 68. 135. 162. 202. 203. 208. 227.
276. 692. 745. 786. 937. 965. 966. 998. 1278.
Vi- und »/i-Takt: 97. 141. 407. 453. 471. 6<tf. 727. 756.
825. 874. 892. 962.
Vi- und «/i-Takt: 256. 289. 799. 1233. 1536. — Vi- und
Vi-Takt: 873. 1445. — 8/4- und Vi-Takt: 406. 698. — »A"
und Vi-Takt: 931. 1479. — V4- und 7/4-Takt: 884. 1499.
— »/4-und V4-Takt: 232. — Vi- und 74-Takt: 87. — */4-
und 7/4-Takt: 365.
Diese Beispiele, die sich vermehren Hessen, zeigen, dass die
sttdslavische Volksmusik den gemischten Takt verwendet. Nach
Budmani wäre z. B. die allein regelmässige Form des Achtsilblers :
%J J
J J
j J
j J
Moja
rosna
koin-
tiee
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184
W. Wollner,
also vier einfache grade Takte. Nun kommt diese Form allerdings
vor, weit häufiger aber wird in der Kuhac sehen Sammlung der
zusammengesetzte grade Takt verwendet (also */§ $ / / / l
^///| oder V4 J J J Jl J J J J |), jedoch lege ich an
dieser Stelle darauf keinen Werth, da in beiden Fällen der Takt
beim Gesänge in gleiche Theile zerfällt. Dies ist die häufigste
Form, aber durchaus nicht die einzige. So gälten z. B. in einem
serbischen Liede (K. 399) :
tt/JJJIJ J J J
1
Oj za gorom I za ze- lenom
der dritte und vierte Fuss (nach Budmani's Eintheilung) einzeln so
viel, als der erste und zweite zusammen. Oder wo bleibt im Liede
K. 37 (Serbien):
1
j n
1
Oj djevoj-
ko
duso mo-
wo die Melodie mit der verlangten Eintheilung :
Oj dje- | vojka | duso | moja
nicht stimmt, die gleiche Dauer der Versfusse? Oder sollen wir
diese und ähnliche Formen einfach als unregelmässig Uber Bord
werfen? Dazu sind sie denn doch zu reichlich vertreten.
2) Wenn es weiter unten heisst, der kleinste in der Poesie
berücksichtigte Theil ist die Silbe, die in der Musik der ein-
zelnen Note entspricht, so ist mir der zweite Theil des
Satzes nicht recht verständlich. Soll dies vielleicht heissen: Eben-
so wie der Takt in der Musik in eine bestimmte Anzahl rhythmi-
scher Einheiten (Takttheile) zerfallt, so z. B. der 74-Takt in drei
Takttheile von je einer Viertelnote, — so zerfallt der Versfuss in
der Poesie in eine bestimmte Anzahl rhythmischer Einheiten , die
durch die Silben repräsentirt werden?. Oder meint der Verfasser
wirklich, im Volksliede entspräche der Silbe jedesmal eine Note
der Melodie? Uebrigens gilt der Satz in der Fassung, die ich ihm
gegeben habe, auch nur allenfalls für den gesprochenen Vers, nicht
aber für den gesungenen des Volksliedes. —
3] Wenn der Verfasser sagt, aus 1, 2 oder 3 Silben entstehe
ein Fuss, der in der Musik dem Takt entspräche, so wäre »ent-
sprechen kann« richtiger, denn thatsächlich entsprechen in der
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 185
Melodie nicht nur 1 , 2 oder 3 Silben einem Takt, sondern auch , und
zwar bei weitem am häufigsten, 4 Silben, sodass, wie bereits er-
wähnt , die gewöhnliche Form des Achtsilblers , der bei Budmani
ans 4 zweisilbigen Füssen besteht und also in der Melodie einem
Abschnitt von 4 einfachen graden Takten entsprechen wttrde, nicht.
2A J J J J J J J J
sondern:
Moja
koiu-
tice
resp.
Moja rosna koiutice
*U J J J J i J J J J I oder (seltner):
Vi J /J-JMJ /J /I tot-
4) Die Eintheilung des Verses, der als Beispiel für Taktgleich-
beit und Betonung der ersten Silbe des Fusses dient :
Üstani | göre | Mila- | ne
•timmt vortrefflich zu dem üblichen Rhythmus dieser Versgattung:
/* * * •
J J
J 1
1
a
Ustani
gore
Mila-
ne;
allein so will der Verfasser den Vers nicht aufgefasst haben, da der
erste dreisilbige Fuss nicht als Dactylus, sondern als 3 Triolen an-
gesehen werden soll, also :
% J J J
J J
J J
J
Ustani
gore
Mila-
ne.
Dieser Auffassung widersprechen allerdings nicht weniger als
sämmtliche Melodien dieses Rhythmus in der Kuhac'schen Samm-
lung. Gleiche Länge der ersten drei Silben kommt ja wohl vor;
dann ist der Takt aber nicht aus Triolen gebildet, sondern ein ein-
facher ungerader Takt (3/8, SA) so z- B- K. 139:
V«
8
0 4
Iva-
i
na.
h h h h
* 4 • 4 m
Budila majka
Ganz im Gegensatz zu Budmani's Ansicht entspricht der erste Takt
rhythmisch gewöhnlich genau dem griechischen Dactylus (— ^ =
5) Einen Fundamentalirrthum enthält der Satz, dass der zwei-
silbige Fuss der häufigste in der Volkspoesie und daher als der
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186
W. Wollner,
Normales anzusehen sei. Schon oben wurde bemerkt, dass statt
zweier 2/4-Takte gewöhnlich ein 4/s- oder Vj-Takt in der Melodie
vorkäme. Nach meiner Ansicht liegt gar kein Grund vor, diese
von der Melodie vorgeschriebene und offenbar vorgezogene Gliede-
rung des Verses :
Moja rosna kosutice
abzuweisen und dafür die weit seltenere, ausserdem den Text zer-
r eissende:
Moja rosna kosu-tice ..
einzuführen.
6) Ebensowenig kann ich mich mit Budmani's Behandlung der
Pause befreunden. Er giebt S. 24 folgendes Beispiel :
Ovaj | domov | dar | /
Vetfi | Boiji | dar | /;
das ist ganz richtig, nur hätte bemerkt werden müssen , dass statt
der Pause die letzte Silbe ausgehalten werden kann, und dass
statt: % «T } $ f | J l I sehr oft, wenn nicht öfter:
V« J j1 J1 JM J I **t
Nicht richtig dagegen ist die Einschränkung , dass bei zwei
aufeinanderfolgenden einsilbigen Füssen, nicht nur im letzten Fuss
eine Pause von der Dauer eines halben Fusses eintreten kann, son-
dern auch der vorletzte Fuss nicht in seiner ganzen Länge auszu-
sprechen sei, wenn die ihn bildende Silbe von Natur
kurz sei. Wodurch wird dies begründet? Wurde nicht am Ein-
gang gesagt, die serbische Volkspoesie nähme keine Rücksicht auf
die Quantitätsunterschiede der Sprache? Und nun soll die Kürze
des Silbenvokals eine kürzere Aussprache des Fusses bewirken?
Was kommt es denn Uberhaupt auf die Aussprache an ? Der Vers
wird doch nicht gesprochen, er wird ausschliesslich gesungen,
wenigstens vom Volke, und mit diesem haben wir es doch nur
zu thun. —
7) S. 26 stellt der Verfasser als das wichtigste und von ihm
zuerst beobachtete Gesetz die Behauptung auf, jede rhythmische
Reihe bestehe nur aus 2 oder 4 Füssen. Auf diese Weise theile
sich die musikalische Periode in Halbperioden, Phrasen und Motive.
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Untersuchungen über den Versbsn des südslav. Volksliedes. 1 87
Ebenso theile Bich der epische Zehnsilbler z. B. in 2 Reihen von 2
resp. 4 Takten:
Bose | mili || na ave- | mn ti | hva- | la.
Hierauf ist zu bemerken , dass die gewöhnliche Form des Zehn-
silblers dieser Gattung folgende ist:
Boie mili M svemn ti | hvaU,
also eine d reitheil ige Reihe. Der beobachtete Dualismus erklärt
sich einfach dadurch , dass des Verfassers Eintheilang des Verses
in Fusse ihn zwingt jeden 4/4- oder Vs-Takt in zwei Theile zu
zerlegen. Aber selbst wenn man diese Gliederung in »Fusse« bei-
behält, so bleibt es doch auffallend, dass trotz der geforderten
gleichen Dauer der einzelnen Theile des poetischen Ganzen , die
vom Verfasser aufgestellte Periode des Zehnsilblers so unsymme-
trisch getheilt ist, dass auf die erste Halbperiode zwei, auf die
zweite vier Füsse kommen , und so , mit anderen Worten , das Be-
dürfniss nach gleicher Dauer der Theile sich nur auf die Füsse
(Takte), nicht aber auf die grösseren Abschnitte der Periode er-
strecken würde. Auch kann ich das, was Budmani als Reihen be-
zeichnet nicht als solche anerkennen. So besteht der Achtsilbler
bei ihm aus 2 Reihen von je 2 Füssen (- - | - - || - - | - -), wäh-
rend richtiger der ganze Vers eine Reihe bildet. Bei der Aufstel-
lung ist er nicht immer consequent verfahren. Während nämlich
der Achtsilbler aus 2 Reihen besteht, wird der Sechssilbler ebenso
wie der Fttnfsilbler als eine einzige Reihe bezeichnet :
Achtsilbler : --|--||-_|--
Sechssilbler : — | — | — | —
Fttnfsilbler : | - - | — I Z
Fttnfsilbler : | - - (mlluHto heissen : — | - - |
— | — j), während alle diese Veree rhythmisch vollkommen gleiche
Geltung haben :
'Achtsilbler: ^//«M^///
Sechssilbler: JMJ J
Fttnfsilbler : /> } / | J
Fttnfsilbler : J } / | J J
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188
W. Wollner,
Der Grund dieser verschiedenen Behandlang liegt in der Diä-
rese, dieBudmani beim Achtsilbler anerkennt, beim Sechs- und
Fünfsilbler dagegen nicht findet (ausser in einer Art des Sechs-
silblers, der nach ihm aus 2 rhythmischen Reihen von je 3 Silben
besteht. Es ist der Vers :
I o- | ko I i ce j lo.) —
Dass schliesslich frühere Untersucher des serbischen Verses
denselben in trochaische, dactylische u. s. w. Fttsse einteilten,
ist ganz erklärlich: sie suchten ihn eben aus der Schulmetrik zu
erklären und beachteten die Melodie nicht. Aber diese Theilung in
Ftisse mu88 unbedingt verworfen werden , sobald man die Structur
des Verses mit Hülfe der Melodie erklären will. In diesem Falle
kann nur diejenige Ein theilung Sinn haben, die vom Volke selbst
herrührt. Wenn wir nun in den Melodien (wenigstens der Kuhae -
schen Sammlung) als häufigsten Takt nicht den einfachen ge-
raden, sondern den zusammengesetzten finden, so müssen wir
(vorausgesetzt dass der Herausgeber der Melodien dieselben nicht
willkürlich behandelt hat, was anzunehmen wir vorläufig kein Recht
haben) eine entsprechende Gliederung auch im Verse suchen. —
Die eben gemachten Einwände gegen Budmani s Abhandlung
gründen sich auf das Studium der Kuha£' sehen Melodiensammlung,
die 2 Jahre nach der besprochenen Arbeit zu erscheinen begann.
Hätte der Verfasser die Sammlung benutzen können, so wäre er
zweifellos auch in den Punkten, in denen meine Ansicht von der
seinigen abweicht, zu denselben Resultaten gelangt, wie ich jetzt. —
Von der Budmani'schen Abhandlung beeinflusst ist L. Zima,
der im dritten Theil seiner oben angeführten Arbeit (Rad XLIX,
S. lff.) über »die Formen der Verse in unseren (serbo-kroa-
tischen) Volksliedern und denen der anderen Slaven«
(Razni obrazei stiha u naäih i drugih slovenskih pjesmah narodnih)
handelt, nachdem er im zweiten Theile einen Ueberblick über den
indogermanischen Versbau (nach Westphal, Allgemeine griech. Me-
trik) und speciell über die deutsche Metrik (nach Westphal, Theorie
der neuhochd. Metrik) gegeben hat. Seine Ansichten sind folgende:
Der kleinste Theil des Verses ist die Silbe, die auch bei ihm
der einzelnen Note in der Musik entspricht.
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Untersuchungen über den Venbau des stidslav. Volksliedes. 189
Zwei Silben können einen Fuss bilden, ebenso wie zwei Noten
einen Takt. Der Accent liegt grösstenteils auf der ersten Silbe
des Fnsses. — Es giebt drei- und einsilbige Füsse, aber der zwei-
silbige ist der häufigste. Zwei Füsse bilden ein Metron oder
eine Dipodie, ebenso wie zwei einfache Takte einen zusammen-
gesetzten bilden. Nun heisst es weiter : »Wir halten es für ange-
messen (bequem, shodno) in unserem und Überhaupt im slavischen
Volksverse je zwei Fttsse als ein metrisches Ganzes (Metron , Di-
podie) zu rechnen, ebenso wie es die Griechen es bei trochäischen
and anapästischen Fussen thaten, weil im Gesänge gern
zwei einfache Takte als einer gezählt werden, ausser-
dem aber das Schlussmetron oft so stark verkürzt wird , dass ein
ganzer Fuss und mehr fehlt, wobei aber jenes Metron dennoch die-
selbe metrische Geltung bewahrt, wie ein vollständiges. a —
Ich verstehe nicht recht, was das heissen soll, dass das Volk
beim Singen 2 Takte in einen zusammenzieht: entweder ist ein
Takt vorhanden , dann ist es nicht richtig , aus dem einen zwei zu
abstrahiren, oder es sind zwei Takte da — nun dann singt eben
das Volk die 2 Takte und zieht sie nicht in einen zusammen. Die
ganze Sache ist die, dass der Verfasser sich scheut, die in der ser-
bischen Metrik traditionelle Eintheilung in Fttsse aufzugeben, ande-
rerseits aber diese »Fttsse« praktisch nicht verwerthen kann, daher
er denn gezwungen ist Dipodien daraus zu machen. —
Die Katalexis spielt bei Zima eine Hauptrolle : sie ist das nega-
tive agens bei der Versbildung, da nach ihm fast sämmtliche Metra
des slavischen Verses aus einem Grundmetrum von 16 Silben ent-
standen sind.
Um in der oben begonnenen Eintheilung des Verses fortzufah-
ren, so bilden 2 Metra eine rhythmische Reihe (KolonJ,
2 rhythmische Reihen eine Periode. Wir erhalten also folgendes
Grundschema :
Fuss! Fuss?) Fuss3. Fuss? | Fuss5 . FusstT | Fuss7. FulsS. |
Metron oder Metron oder I Metron oder Metron oder
Dipodie 1. Dipodie 2. j Dipodie 3. Dipodie 4.
>- ■ . j —
rhythmische Reihe (Kolon) 1. rhythmische Reihe (Kolon) 2.
Periode.
Aus diesem sechzehnsilbigen Urvcrse entstehen sämmtliche anderen
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190 W. Wollner,
Vergärten theils durch Katalexis, theils durch Halbirung. So ent-
steht z. B. der Achtsilbler einfach durch Halbirung des Urverses.
Abgesehen von der Willkur, als Urmetrum der Sudslaven eine
Versart aufzustellen, die nur durch wenige, wie es scheint auf eine
gewisse Localität beschränkte Lieder aus verhältnismässig später
Zeit bezeugt ist (die 2 ältesten Lieder sind im XVI. Jahrh. aufge-
zeichnet), so springt der Verfasser bei der Katalexis etwas sehr frei
mit den Oesetzen der Rhythmik um. Ein Beispiel genüge:
Der epische Zehnsilbler entsteht nach Zima dadurch, dass im
sechzehnsilbigen Verse das ganze zweite Metron wegfällt, was
daran zu erkennen ist, dass das erste Metron oft die Geltung der
beiden folgenden erhält, und vom letzten Metron fällt der letzte
Fuss weg, wodurch der vorhergehende entsprechend gedehnt wird.
Wir haben uns den Hergang also folgendermassen zu denken :
Metron 1. Metron 2. Metron 3. Metron 4.
Das Eingeklammerte fällt weg, dafür Ersatzdehnung; wir erhalten:
J ji J ji/>//i J J
Das wurde rhythmisch angehen. Nun heisst es aber weiter : oft
sei keine Spur mehr vom Metron übrig geblieben , und als Beispiel
wird aus einem mährischen Liede angeführt :
Das geht nun allerdings auf keinen Fall. In der Rhythmik geht
nie etwas in dieser Weise »spurlos* verloren. Das ausgefallene
Metrum würde eine ihm correspondirende Pause oder Ersatzdeh-
nung hinterlassen haben. Die zuletzt angeführte katalektische
Form mit ihren 3 Hauptaccenten kann nur auf eine ebenfalls drei-
gliederige Form zurückgehen, nie aber auf eine viertheilige. Der
Vers ist nicht aus dem viertheiligen Sechzehnsilbler hervorgegan-
gen, sondern aus dem dreitheiligen Zwölfsilbler, in dessen letztem
Takt die unbetonten Takttheile mit den betonten zusammenfielen,
also:
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Untersuchungen Uber den Versbau des südslav. Volksliedes. 191
Die andere Form aber ist ebenfalls nicht ans dem Sechzehnsilbler
abzuleiten, sondern sekundäre Bildung. Ueber sie wird weiter
unten gehandelt werden.
Die dreitheilige Form kann genetisch mit der viertheiligen
nichts zn thun haben. Sie aus dem viertheiligen Rhythmus herzu-
leiten ist ebenso unmöglich als den 3/4-Takt aus dem 4 rTakt ent-
stehen zu lassen. Ich muss allerdings con statiren . dass Zima dies
letztere in der That versucht. S. 32 heisst es von einer Gattung des
Zwöifsilblers:
»8) Es giebt Beispiele wo in allen 4 Metren (des Sechzehn-
silblers) je eine Silbe spurlos wegfällt oder es können auch alle
Füsse als hypermetrisch (prekomjerni) angesehen werden (?).«
Also :
*h J J J Ul I J J J U I J J J U I J J J [ J]
wird zu:
% j j j i j i 1 1 j j j i j j ;
Ein Missvers tändniss ist hierbei ganz ausgeschlossen , da der Ver-
fasser hierzu folgendes Beispiel aus Su&il's Mährischen Volksliedern
(581) anführt:
V« J J J JJJIJJJ JJJ
Zaieu mne iohajek daleko za hory.
Ich beschränke mich auf diese Angaben, die des Verfassers Methode
genügend kennzeichnen. —
Als ebenfalls der rhythmischen Richtung angehörend ist noch
eine kleine Schrift zu erwähnen, die sich mit dem epischen Verse
beschäftigt: Jos koja o desetercu. Pise F. 4. Miler. (Noch
etwas Uber den Zehnsilbler, von F. S. Müller.) Essek. Gymnasial-
programm 1882/83. Es ist eine durchaus dilettantenhafte Leistung.
Der Verfasser hält die Frage nach dem serbokroatischen Volks
metrum durch die Arbeiten Budmani's und Zima s in der Haupt-
sache für erledigt. Er hat die Melodien der Heldenlieder im vierten
Bande der Kuhac sehen Sammlung durchstudirt und gefunden, dass
sie mit beider Forscher Theorien übereinstimmen und will, zum
Belege dieser Theorien, sämmüiche Rhythmen der epischen Zehn-
silbler einzeln durchnehmen. Er bringt dieselben alle unter
2 Classen unter :
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192
W. Wolluer,
i. JJ^/M/^/JM J J
ILJJIJ JI/J^JIJJ
Dabei geht es ohne einige Gewalt nicht ab, so z. B. K. 1491, 1 :
% j^i/mim/
Hrani | majka dva ne- 1 jaka sina.
Ein sehr eigenthllmlicher Vers ! Der Verfasser weiss aber sofort
Rath. Die ursprüngliche Gestalt des Verses ist:
J Jl J JI/J/JM J JdasistH.
Daraus wird durch Umstellung des zweiten Theiles :
J Jl J Jl J Jl
die beiden mittleren Takte sind in einen » zusammengezogen « wor-
den und es entstand daraus der obige Vers:
(Dass dieser Rhythmus d reit heilig, der »ursprungliche« aber vier-
theilig ist, stört den Verfasser nicht im mindesten.) Zum Verse
K. 1491, 2: ^ ^ ^
ü zlo doba u gladne godine
bemerkte Muller : »Dieser Vers ist unregelmässig. Nur ist zu be-
merken, dass jeder Theil ein ganzes Metron eingebttsst hat und
dass die Melodie derjenigen eines Achtsilblere gleicht, der im
zweiten Theil 2 Silben (in unserem Verse die siebente und zehnte)
Überzählig hatte «
U. 8. W. U. S. W.
Was nicht hinpasst ist unregelmässig , oder es heisst wie S. 9
ad 1494: »Diese Melodie ist durch und durch recitativisch und lässt
sich nicht unter irgend eine Regel bringen.« — Die übrigen Verse
werden mit mehr oder weniger Anstrengung über die beiden Leisten
I und II gespannt. — ______
Es mögen hier zum Schluss noch einige Bemerkungen über
das dem Untersucher des sUdslavischen Verses zu Gebote stehende
Material Platz finden.
Ein vorzügliches Mittel um über die metrischen und rhythmi-
schen Verhältnisse des Verses ins Klare zu kommen wäre eine
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Untersuchungen über den Versbau des siidslav. Volksliedes. 193
Sammlung von Volksliedern, in welcher Text und Melodie eines
jeden Liedes zu gleicher Zeit während des Gesanges aufgezeichnet
worden wäre, nnd zwar womöglich nicht nnr einmal , •sondern zu
verschiedenen Malen, aus dem Munde verschiedener Sänger. Eine
solche Sammlung ' wie deren Anfänge für die Grossrussen von Mel'-
gunov bereits gemacht sind) existirt leider für das südslavische Lied
nicht. — Aber auch Sammlungen blosser Texte und blosser Melo-
dien wurden die richtige Gliederung des Verses erkennen lassen,
vorausgesetzt dass dieselben , frei von ästhetischen Rücksichten,
die Thatsachen photographisch getreu wiedergäben (Wortfolge im
Text, Dauer der Tüne in der Melodie) und dass ihr Material aus
Gegenden stammte, in denen sich die Volkspoesie und -rausik noch
verhältnissmässig unberührt und lebendig erhalten hätte. Allein
auch solche Sammlungen fehlen. Was die Texte anlangt, so sind
deren im Laufe unseres Jahrhunderts eine stattliche Menge zugäng-
lich geworden (die neueste Bibliographie des serbokroatischen
Volksliedes ") zählt 26 Sammlungen auf) ; es fragt sich nur ob dieses
Material bei Fragen rein technischer Art zuverlässig genug ist. Und
selbst die in ihrer Art klassischen Vuk'schen Sammlungen scheinen
mir keineswegs über diesen Zweifel erhaben. Sie sind in ihrer
Vollkommenheit mit der Grimm schen Märchensammlung zu ver-
gleichen : Hier wie dort die Absicht, dem Volke die Schönheit sei-
ner nationalen Dichtung zu erechliessen , daher hier wie dort das
Streben, inhaltlich wie formeil gleich vollendete Versionen zu geben :
in beiden kein Wort, das nicht direct aus dem Volke stammte, trotz-
dem aber manches Märchen und manches Lied, das seine letzte
Gestaltung erst der ordnenden und nachhelfenden Hand der Heraus-
geber verdankt ; in beiden endlich ein Zurücktreten des Idiomati-
schen : wie die Grimm sche Sammlung ein ideales Gesammtbild des
deutschen Märchens giebt, so die Sammlungen Vuk's ein solches
Bild^des serbischen, oder besser gesagt, des südslavischen
Liedes. So treu nun dieses Bild der serbischen Volkspoesie auch
in Beziehung auf Inhalt und sprachlichen Ausdruck ist , so scheint
es mir doch, was die rein formale Seite, die Versgliederung be-
trifft, nicht ganz vollständig zu sein. Ich mnss es sogar, auf die
*) 8vet. Vulovid, Prilog poznavanju sadasnjeg stanja usmene srpske poe-
rije. Godisnjica N. Öupida VII, 3. 1 ff.
Archir für »UvUche Philologie. IX. 13
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194
W. Wollner,
Gefahr hin der Ketzerei beschuldigt zu werden, aussprechen, dass
mir in dieser Hinsicht die Vuk sehen Lieder nicht durchaus zuver-
lässig erscheinen. Und zwar einfach deshalb, weil ich nicht glaube,
dass Vuk eine richtige Vorstellung vom serbischen Versbau hatte,
andererseits aber überzeugt bin . dass wenn er die Gliederung des
Verses richtig erkannt hätte, dies in der Form seiner Lieder zu
Tage getreten wäre.
Für Vuk bestehen die Verse aus Versfüssen , die er nach der
Terminologie der antiken Metrik als Trochäen und Dactylen be-
zeichnet. Selbst wo er vom gesungenen Verse spricht, giebt er
diese Ausdrucksweise nicht auf. Characteristisch hierfür ist fol-
gende Stelle ars der Vorrede zur 1824er Ausgabe seiner Lieder;
dort, im Abschnitte: »Von den Gesetzen unserer Volkslieder* sagt
er: »Alle unsere Heldenlieder bestehen aus 10 Silben oder 5
trochäischen Fussen und einem Einschnitte (caesura) nach dem
zweiten Fusse :
Podize se Crnojevic Ivo.
Allerdings findet sich in vielen Versen (der gesprochenen Rede
nach [prema govoru]) eine lange Silbe statt einer kurzen und eine
kurze statt einer langen, z. B. :
\J — w v> — _ v> W _ \J
I ponese tri tovara blaga
Ja kad tako svadbu uredise
So wird gesprochen, gelesen und recitirt : wenn aber gesungen
wird, so sind es alles Trochäen:
I ponese tri tovara blaga
_ W _ W I — w SJ
Ja kad tako svadbu uredise. «
Er meint hier betonte und unbetonte Silben. Wie wenig die Melodie
dem Begriffe eines trochäischen Metrums entspricht, geht aus der
folgenden (gewöhnlichen) Form der Reihe des Zehnsilblers hervor:
Wie wenig Vuk aber den eigentlichen (katalektischen) Rhythmus
erkannte, zeigt sich in seiner Auffassung des Zehnsilblers als aus
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Untersuchungen Uber den Versbau des sUdsUv. Volksliedes. 195
5 trochäischen Füssen zusammengesetzt. Ebenso besteht für ihn
der Siebensilbler »aus 3 Füssen: am Anfang 2 Trochäen, am Ende
ein Dactylus, die Cäsur nach dem zweiten Fasse z.B.:*
_ _ w — ^ *J
Oj ti zrno senicno.*
Gesungen wird dagegen :
Oj ti zrno fcenicno.
also auch hier ist die Katalexis am Schluss verkannt. —
Wie weit diese Nichtbeachtung des musikalischen Rhythmus
die Wortstellung der Vuk schen Lieder beeinflusst hat . wage ich
nicht zu entscheiden. Dass ein solcher Einfluss nicht ausgeschlossen
ist. scheint mir aus dem Folgenden hervorzugehen.
Yuk bevorzugte bei der Aufzeichnung der Heldenlieder die
Becitatoren vor den Sängern. In der erwähnten Einleitung findet
sich darüber folgende bezeichnende Stelle : »Obwohl es Leute genug
gjebt, die viele Lieder wissen, so ist es doch schwierig einen Men-
schen zu finden der seine Lieder schön und klar (jasno) kann.«
(Der einzige Sänger, der in dieser Beziehung Vuk's Ansprüche voll
befriedigte, war Tesan Podrugovic. Von ihm sagt er:) »Er konnte
sehr schon Gusla spielen, aber nicht singen (oder wollte es
nicht; , sondern sagte die Lieder her, wie aus einem Buche, und
für das Sammeln sind solche Leute die besten. Denn
sie achten besonders auf den Zusammenhang und Sinn. Die Sänger
aber, besonders diejenigen, die ausschliesslich Sänger sind, singen
oft gedankenlos und können nur im Zusammenhange singen , ver-
stehen aber nicht herzusagen;« und er fügt hinzu: »mit solchen
hatte ich manchmal meine Noth.« — Nun wissen wir aber von
anderer Seite, dass die recitirenden Rhapsoden ihren Text anders
behandeln als die singenden: dass während der Recitator das, was
ihm sprachlicher Wohllaut heisst, zunächst ins Auge fasst, der gute
Sänger dagegen die Wortstellung seiner Verse genau der Melodie
anpasst. Darüber belehrt uns u. A. die -Schrift Noviö's, aus wel-
cher Jagic in seiner Abhandlung »Die südslavische Volksepik vor
Jahrhunderten« (Forschungen auf dem Gebiete der slavischen Volks-
poesie III, Archiv f. slav. Philol. IV.) einiges mittheilt. Leider ist
mir Noviö's Arbeit selbst nicht zugänglich gewesen , aber schon
13*
196
W. Wollner,
Jagic's Auszüge gewähren so dankenswerthe Aufschlüsse über
manche Punkte des Volksgesanges, dass eine neue Herausgabe
dieser wie es scheint ganz verschollenen Schrift dringend zu wün-
schen wäre. Ich komme beim epischen Verse noch einmal darauf
zurück. — Novic also erzählt sein Zusammentreffen mit dem Sänger
Jovan von Gacko , dem er vorsingt : »Um doch seine meisterhafte
KenntnUs zu erproben , nahm ich einmal die Geige in die Hand,
fing an zu spielen und sang dazu:
Zakukala sinja kukavica,
er machte gleich die Bemerkung : »Siehst du nicht, dass dir die
Geige anders zeigt, als du singst ; nach der Geige sollst du singen:
Zakukala kukavica sinja;«
und da ich ihn abermals täuschen wollte und sang :
Poginu ti Stojan Jankoviöu,
sprach er sogleich, so tauge es nicht, ich verderbe das schöne Ge-
dicht, es müsse gesungen werden :
Poginu ti Jankovicu Stojan.«
(Archiv, IV. S. 236.)
Die Bedeutung dieser Correctur ist ganz klar: die Geige, d. h. die
Begleitung hatte in beiden Fällen den Rhythmus :
JJWIJ J
dem die Wortstellung Jovan' s entsprach :
Zakukala kukavica
Poginu ti Jankovidu
Bei Jovan correspondirten die Silbengruppen mit den Tongruppen,
Novit- dagegen beobachtete das Zusammenfallen von Wortende und
Taktende nicht.
Wenn man die Heldenlieder des zweiten Bandes der Vuk' sehen
Sammlung auf die Wortsteilung hin untersucht, so wird man finden,
dass fast ein Drittel sämmtlicher Verse, in ien 6 Silben nach der
Cäsur, auf ein zweisilbiges Wort ein viersilbiges folgen lässt, also :
, ____
2 4
Betrachtet man dagegen die Melodien zu diesem Versmasse bei
uiyi
xJ by Google
Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 197
Kuhac. so constatirt man ein bedeutendes Uebergewicht der rhyth-
mischen Form :
i
4
Dieser Widerspruch findet seine Erklärung, meiner Meinung nach,
darin, dass Vuk' s Recitatorendie Form 2-|-4 vorzogen, und er
selbst diese Form für die richtigere hielt und auch in den Liedern,
dieser von Sängern hatte, in vielen Fällen eine entsprechende
Umstellung der Wörter vornahm. Anders kann ich mir das auf-
fallende Zurücktreten der in den Melodien gewöhnlichsten Form
4 -f- 2 nicht erklären 1 ; . Dass Vuk Uberhaupt bei den Heldenliedern
der Melodie weniger Bedeutung beilegte als bei den lyrischen
(Frauen-) Liedern , zeigen seine Worte zu Beginn der erwähnten
Einleitung: »Die Frauenlieder werden ausschliesslich zur eigenen
Befriedigung der Singenden gesungen, die Heldenlieder sind meist
auf Zuhörer berechnet. Daher sieht man beim Singen der Frauen-
lieder mehr auf den Gesang als auf das Lied, beim Singen der
Heldenlieder aber hauptsächlich auf das Lied.«
Wie gross die Verlässlichkeit der lyrischen Lieder ist (abge-
sehen von den im Versmasse der Heldenlieder gedichteten und da-
her wohl auch vom Sammler nach denselben Gesichtspunkten be-
handelten Liedern) , ist ebenfalls nicht sicher festzustellen. Vuk
selbst scheint nicht daran geändert zu haben, was man daraus
sch Hessen kann , dass er fehlerhafte Verse . die nicht ins Schema
des Liedes passen, respectirt wie z. B. :
Popevajte mi pticice
Sad vam je vreme pevati u. s. w..
wo er als Schema angiebt: -v/w|-*/-v^ wo also im ersten
Verse die Cäsur mitten ins Wort popevajte fallt . was gegen die
Regel ist. Allein Vuk hat viele der Lieder nicht selbst gesammelt,
sondern von andern Sammlern erhalten. Wie steht es mit deren
*; Unter den 11036 Versen der 64 ersten Lieder des zweiten Bandes
zählte ich 3985, die nach der Cäsur die Verbindung eines zwei- und eines
viersilbigen Wortes zeigten. Die Stellung dieser Wörter war:
in 3097 Fällen 2+4
in 9SS Fällen 4 + 2.
W. Wollner,
Zuverlässigkeit? Und wie steht es . von Vuk abgesehen, mit den
späteren Sammlungen?
Was Inhalt und Behandlung des Stoffes anlangt, so darf man.
einzelne wenige Fälle ausgenommen, gewiss nicht an der Authen-
ticität der Lieder zweifeln; ob sie aber Air rhythmische Unter-
suchungen genau genug aufgezeichnet sind ist eine andere Frage.
Ich für meinen Theil würde mich bedenken, mich bei rhythmischen
Fragen ausschliesslich auf die Texte unserer Sammlungen zu ver-
lassen. —
VonMelodiensammlungen ist die bedeutendste und reich-
haltigste die von Kuhac-Koch: Juzno-slovjenske narodne po-
pievke (Chansons nationales des Slaves du Sud.) Vecim ih dielom po
narodu sam skupio, ukajdio, glasovirsku pratnju udesio, te izvorni
im tekst pridodao Fr. Kuhac. 'Grösstenteils selbst im Volke
gesammelt, in Noten gesetzt, mit Klavierbegleitung und ihrem ur-
sprünglichen Text versehen von F. h. K.) 4 Bände, Agram 1878 —
1881. Ihr Werth liegt vor allem darin, dass sie einen Ueber blick
über das ganze Gebiet des südslawischen Volksliedes ermöglicht.
Sie enthält 1600 Nummern, von denen, wenn man 51 Tänze und
6 Märsche ohne Text abzieht, 1543 Lieder sich auf sämmtliche sttd-
slavischen Völkerschaften : Serben , Kroaten . Bulgaren und Slove-
nen vertheilen. Am stärksten vertreten sind Kroatien und Slavo-
nien. Diese Lieder, unter denen ausser eigentlichen Volksliedern
auch populär gewordene Kunstlieder sind, stammen aus verschiede-
nen Zeiten : die ältesten aus dem XVI. Jahrh., die jüngsten aus der
neuesten Zeit (1878) . — Bei der RhythmisiruDg und Harmonisirung
der Melodien ist der Verfasser, wie aus seinen Angaben hervor-
geht, mit grosser Sorgfalt verfahren, weniger kann man sich mit
der Behandlung des Textes einverstanden erklären. Er selbst sagt
hierüber : » So oft ich zum Volke hinausging , um dessen Gesänge
aufzuschreiben, habe ich immer eine ziemliche Anzahl gedruckter
Textbücher (von Vuk, Kuku\jevtf, Vraz, Vrceviö. Petranoviö, Plohl,
Marjanovic, Dezelic u. s. w. u. s. w. « mitgenommen. Fand ich das
betreffende Lied, das man mir vorsang, in einem dieser Bücher, so
schrieb ich es nicht auf, ausser es wich der Text meines Sängers von
dem gedruckten Texte um ein Bemerkenswerthes ab.« 'Sachliche
Einleitung zu der Sammlung sttdslavischer Volkslieder von Fr. S
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Untersuchungen Uber den Versbau des südslav. Volksliedes. 199
Kuhac-Koch. Sep.-Abdr. a. d. »Agramer Zeitung«.] Agram 1873.
s.. is.j
Wie ans diesem Citat zn ersehen, ist die Bemerkung auf dem
Titelblatte der Sammlung: »mit ihren ursprunglichen Texten
v versehen« nicht wörtlich zu nehmen. Denn wenn der Herausgeber,
wie es in der Sammlung häufig genug geschieht, einer in den 70er
Jahren notirten Melodie einen in den 20er Jahren aufgezeichneten
Text unterlegt, so ist dieser Text eben nicht der ursprünglich zu
der von K. notirten Melodie gehörende. Dieses Verfahren des
Herausgebers gereicht der Sammlung nicht zum Vortheil. Bei allen
Untersuchungen, die sich auf das Verhältniss von Text und Melodie
beziehen, so bei der wichtigen Frage nach den Bildungsgesetzen
des südslavischen Verses , ist ein grosser Theil der Kuhac'schen
Lieder Uberhaupt nicht direct, der Rest nur mit Vorsicht zu be-
nutzen.
Das Verhältniss von Text und Melodie im südslavischen
Volkslied©.
Das sttdslavische Volkslied ist, wie überhaupt jedes Volkslied,
ursprünglich ausschliesslich für den Gesang bestimmt
Dieser Satz, der wie ein Gemeinplatz klingt, kann gleichwohl
überall da, wo es sich um den südslavischen Vers handelt, nicht
nachdrücklich genug hervorgehoben werden. Denn er findet bei
denen, die sich mit diesem Gegen stände beschäftigen, noch immer
nicht genügende Berücksichtigung. Und doch enthält er das A und
das 0 der Volksmetrik.
Die Gesetze des südslavischen Versbaues durch blosse Unter-
suchung des sprachlichen Theil es der Lieder finden wollen, ist ver-
gebliche Mühe. Das einzig sichere Mittel , um zu einer richtigen
Anschauung des Verses zu gelangen ist die Heranziehung der
Melodie.
Text und Melodie des Volksliedes sind für das Volk untrenn-
bar: dasselbe betrachtet den Text nicht als selbständiges Kunst-
werk. Das Volk singt seine Lieder, sie zu declamiren fallt
ihm nie ein. Den Begriff des »Gedichtes« lernt es erst auf einer
Culturstufe kennen , wo es selbst aufgehört hat zu dichten , wo das
Volkslied abzusterben beginnt.
200 W. Wollner,
Der Text des Volksliedes erhält seine Gestalt erst durch den
Rhythmus der Melodie. Je primitiver die gesungene Poesie eines
Volkes ist, um so genauer wird dieser Rhythmus in der Gliederung
des Verses hervortreten . um so kleineren musikalischen Abschnit-
ten werden die sprachlichen Abschnitte entsprechen: je mehr von
Kunstein Hussen berührt der Volksgesang ist, um so weniger wird
die musikalische Gliederung zu spüren sein.
Bei der Entstehung eines Volksliedes ist die Hauptsache das
Vorhandensein der Melodie , der Text bereitet dem Sänger keine
Schwierigkeiten. Die Sprache des Volksliedes ist die Sprache des
Volkes überhaupt. Der Unterschied zwischen der poetischen Rede-
weise eines culturlosen Volkes und seiner Umgangssprache ist sehr
gering und nicht dem Gegensatze vergleichbar, der die Sprache der
Kunstdichtung eines Cnltnrvolkes von der des täglichen Lebens
scheidet. Die Wortstellung ist im grossen Ganzen die des täglichen
Gespräches , das Formelhafte des Ausdruckes ist im Keime bereits
in der Prosa des Verkehrs als sprichwörtliche Wendung vorhanden
und wird im Liede nur weiter ausgebildet. Diese Sprache wird
nun der Melodie augepasst und in analoger Weise gegliedert
wie diese.
Den Text des Volksliedes haben wir uns ursprünglich der
Umgangssprache näher stehend und daher viel veränderlicher zu
denken als später. Die Menge der typischen Wendungen, der ste-
henden Epitheta, der wörtlich wiederkehrenden Schilderungen, die
wir heute im Volksliede finden, ist das Resultat lange andauernder
poetischer Uebung des Volkes . welches nach und nach unter den
verschiedenen wechselnden Ausdrucksformen eine bestimmte Aus-
wahl traf, die den Anforderungen seines Geschmackes durch alle
Zeiten hindurch Stich hielt. Diese in jedem Liede wiederkehren-
den Ausdrücke, diese stehenden Beiwörter und stereotypen Be-
schreibungen, die bereits nach den Bedürfnissen der Volksrhythmik
gegliedert sind und nur an die richtige Stelle geschoben zu werden
brauchen, sind dort wo die Volkspoesie noch lebendig ist, mehr
oder weniger das Eigenthum eines jeden der singt. Die techni-
schen Schwierigkeiten für den »Dichter« sind unbedeutend. Die
rhythmischen Formen . deren Anzahl beschränkt ist , sind in den
Melodien gegeben, das sprachliche Material ist zum grössten Theil
fertig bearbeitet vorhanden . Die Aufgabe des Dichters besteht
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Untersuchungen Uber den Versbau des stidslav. Volksliedes. 201
eigentlich nur darin, dieses Material der rhythmischen Form ent-
sprechend zusammenzusetzen. Eigenes wird er nur selten hinzu-
fügen, wohl nie bewusst; es würde ihm auch nichts helfen, da be-
reits nach wenigen Wiederholungen seines Liedes das ihm Indivi-
duelle entfernt sein würde.
Weil aber auf diese Weise das Herstellen eines Liedertextes
so wenig Mühe macht , so sieht das Volk darin ebensowenig eine
Kunst als im gewöhnlichen Sprechen, und der Dichter eines Liedes
ist so fern davon sich dessen zu rühmen, dass er, wie uns Sammler
von Volksliedern herichten, gelegentlich sogar geflissentlich läugnet,
das Lied verfasst zu haben und dasselbe für alt und aus der Vorzeit
überliefert auszugeben sucht.
Dieses Zurücktreten der Individualität des Dichters hat zur
Folge, dass der Sänger beim Vortrage eines Liedes sich eben-
sowenig streng an den Ausdruck seiner Vorgänger bindet, als er es
thun würde wenn er etwas ihm Mitgetheiltes weiter zu erzählen
hätte. Jeder Sänger bringt kleine Aenderungcn bei der Wiedergabe
eines Liedes an , die , je nach seiner Befähigung, Verbesserungen
oder Verschlechteningen des Textes sein können; an eine wörtliche
Wiederholung denkt keiner. Die Pietät gegen den Text , die wir
beim Auswendiglernen eines Gedichtes beobachten , ist dem Volke
fremd, da bei ihm die Form der Dichtung ihren Ursprung nicht der
besonderen Begabung eines einzelnen Individuums verdankt . son-
dern vom ganzen Volke geschaffen und daher jedem in gleicher
Weise geläufig ist. —
Für die Anpassung des Textes an den Rhythmus der Melodie
liefert das sttdslavische Volkslied zahlreiche Beweise. Oben sahen
wir wie nach Novid's Bericht der Sänger die Wortstellung nach der
Melodie änderte. Aber auch weitergehende Anpassung des Textes
ist überaus häufig. Hier mag ein Beispiel genügen : Eine Variante
eines sehr verbreiteten 13-silbigen Liedes ist folgende:
Devojiica ruiu brala na njib zaspa - la
- Kraj nje tfel mladi janak ki ju izbu - di
Dej so stane devojeice lepa devoj - ka
Rofce su ti povehnule kaj si nabra - la u. s. w.
Dieser Text wird einer ursprünglich zu einem 15-silbigen Verse
gehörigen Melodie angepasst und lautet nun folgendermassen :
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202
W. Wollner,
%j j j jij j j jij j j jijju
Djevojttca raie brala nanjih«i> aaspala
Krajnjiislo mlado moince ki je njn iz - budio:
Stani gore dovojcica lepa moja devojka.
Roie su ti (se) povenule ftoj* si ti nabrala u. s. w.
'KuhaS S52J
Man sieht wie leicht durch Einschiebung von Wörtern und Verände-
rung von Formen dies möglich war.
Die Anpassung kann auch auf andere Art geschehen, durch
Wiederholung von Verstbeilen oder Einschiebung einzelner mit dem
Sinn des Verses nicht im Zusammenhang stehender Wörter.
So wird ein Zehnsilbler durch Einschiebung zweier Wörter dem
Rhythmus des Vierzehnsilblers angepasst:
Moja mama lane mnje svemiprego- vara,
ein Achtsilbler durch Einschiebung dem Rhythmus des Zehnsilblers s
v«/J»//J J J J J J
Kad Beograd jWnu pobarase,
ein Zehnsilbler durch Wiederholung dem Rhythmus des Zwölf-
silblers :
J J
lada.
Die Einschiebung und Wiederholung geht selbstverständlich durch
den ganzen Text durch.
Hierher gehört auch der Refrain und ähnliche Erscheinungen.
Diese Unterordnung des Textes unter die Melodie ist wohl ins
Auge zu fassen, wenn man die Gliederung des südslavischen Verses
untersucht ; lediglich in dem Rhythmus der Melodie ist der Grund
der Versgliederung zu finden. Ebenso wie die Melodie, wenn man
sie in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt, aus einer Anzahl von
Motiven besteht, ebenso zerfällt der Text in eine Anzahl von
Silbengruppen, deren jede einem Motiv der Melodie entspricht.
Diese Silbengruppen können aus einem oder mehreren Wörtern be-
stehen, jedenfalls aber fallt im regelmässigen Verse das Ende jeder
Gruppe mit einem Wortende zusammen. Verse, in denen eine
Gruppe mitten in einem Worte endet, sind fehlerhaft. — Jede
J J
//// 1
Crna goro
crna
puna ti si ,
uiyiiizeo Dy
ioogle
Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 203
Gruppe steht unter dem rhythmischen Ictus des zu ihr gehörigen
Melodienabschnittes (Motive«) .
Beispiel: Der Siebensilhler besteht aus einer Gruppe von 4
und einer von 3 Silben. Richtig gebildet ist der Vers :
Oj ti kolo
veliko,
da hier die Schlusssilbe jeder Gruppe zugleich ein Wort schliesst,
fehlerhaft dagegen der folgende :
Ca ei se ie- | nit i&al,
da hier das Ende der ersten Gruppe mitten ins Wort zenit fällt.
Diese Eintheilung des Verses in Silbengruppen geht ursprüng-
lich durch das ganze Lied. Folgende Beispiele , zu denen kürzere
Lieder, oder wenigstens zusammenhängende Stücke aus Liedern
gewählt sind, mögen dies veranschaulichen :
t. Achtsilbler (4 -+-4).
2. Achtsilbler (3 4-2 4-3).
Moji rani
vinogradi
Zaprosi
mladi
Milenko
u majke,
Ni ragjeni
ni gragjeni,
Lijepu
Jane
Bosiokom
posagjeni,
Sva muje
brada
dadose,
A ruiicom
zagragjeni,
Ma neda
bratae
najmlagji,
Otudide
mladi Petro,
Najmlagji
bratac
Manojlo,
Nema kuda
konja provest',
I on se
u lov
spravljaae,
Provede ga
iz daleka,
Doziva
Janu
RARrnon *
Iz daleka,
preko mosta,
0 Jane,
moja
sestrioe !
Preko mosta
srebrnoga ;
Nikome
dvor ne
otvoraj,
u. s. w. VukI, 11 (30 Verse).
3. Fünfsilbler (3 + 2).
Biserna brada
Srebrna casa,
Biser so roni,
ü caiu pada,
Svako ga zrno
Po dukat valja,
A s Jeda brada
Tri b'jela grada.
VukI, 133 (8 Verse).
u. s. w. VukI, 421 (91 Verse).
4. Siebensilhler (4 4-3).
Zapovedi
0 vi moji
Tri nebeske
Sigj'te s neba
Sadeljate
Od suvoga
Papogjite
Kao pdela
Gospod Bog
angjelom :
angjeli !
vojvode!
na zemlju
guslice
javora
po Bvetu
po cvetu
u. s. w. VukI, 207 '123 Verse;.
iginzeo uy
Google
204
W. Wolluer,
5. Sechssilbler (4 + 2).
Ovde nama kazu
[Gjace samouce]
Samo knjigu
Njemu knjiga
Konja da ne
Sablju da ne
Vina da no
Dragu da ne
To gjace ne
Sto mu knjiga
Vi sie konja
Bolje sablju
Vecma vino
Vedma dragu
uci.
jase:
pase,
pijc,
ljubi;
slu*a
kaze,
ja*e,
pase,
pije.
ljubi.
Vuk I, 171 (14 Verse, von denen
einer unregelmässig).
6. Sechssilbler (4 + 3).
Sedila
Te kosu
Pak Boga
»Daj mi ti,
«Svekrve
»Devere
•Jetrve
»Zaovo
Kosaua,
cealjala,
molila :
oBoze'
kneginje,
levere,
gospogje,
vezilje.«
7. Zehnsilbler (4 + 4 + 2).
Zlu veceru
Suha kruha
Grohotom se
Stara ga je
Sto se suiijes
Jal' ubogoj
Jal' starosti
Xesmijem se
Nesmijem se
Kit se sniijem
VeC se smijem
Dok sani bio
Sasrctc me
A u mene
Do unjkesa
I u njozi
I dvie ploce
Sim ga udrih
Mrtvo Türe
Jos ja utislini
A to Türe
vecerao
i glavicu
nasmijao
upitala
uiojo cedo
vecerici
svoje stare
mila moja
vecerici
ja starosti
müa moja
ludo momce
poturica
od oruzja
i torbica
dvacst cetir
dobra konja
mila moja
crnoj zemlji
da se Türe
izkesilo
Marko,
luka,
Marko.
majka .
Marko?
svojoj?
majke*
majko!
svojoj,
tvojoj ;
majko!
mlado,
turska
nista
konjska,
cavla,
moga;
majko I
pade,
smije,
zube.
V.Pacel, Stih i naglas narodne pjesme.
Knjizevnikl, S. 31b. 21 Verse.)
VukI, 180 (8 Verse).
8. Zehnsilbler (3 + 2 + 3 + 2).
Izvedi,
Izveo
2ao ne
Izvesti
I nama
brate, sestruna ugled.-
bije, al'mije iao. —
iao, izvesü cei je,
des je, inama dati,
dati, i naSa biti.
Vuk I, 40 (5 Verse).
9. Elfsilbler(4 + 4 + 3).
Povila se b'jela loza vinova
Ispod b jela ispod grada Budima ;
To ne bila b'jela loza vinova
Vec to bio 1 jepi Jovo i Mara.
Oni su se iz malena gledali,
u. s. w. Vuk I, 554 ,22 Verse).
10. Zwölfsilbler (4 + 2 + 4 + 2)
Razbolje se
Pitala ga
»Ne pitaj me,
»Ukopaj me
»Kad Marina
Kad se Mara
Jovo jedini u majke,
majka «Sto je tebi, Jovo? -
majko, [hocu umrijeti;]
majka, kad Marina stana,
stana, gdjeno Mara spava :
budi, neka mene ljubi -
VukI, 347 6 Verse
igmzeci Dy
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 205
11. Dreizehnsilbler (4 + 4 + 4 + 1).
Diese stereotype Gliederung der Verse, die die Kunstdichtung
im allgemeinen vermeidet, da das gesprochene Gedicht durch
starkes Hervortreten der Scansion zu monoton wirkt , ist dagegen
im gesungenen Volkslied, wo die Abschnitte des musikalischen
Rhythmus scharf hervorgehoben werden , durchaus am Platz und
sogar nothwendig, wenn der Text dem Ohre deutlich vernehmbar
werden soll. Die Gruppentheilung ist nicht nur den Serbokroaten
eigentümlich , deren Volkspoesie die obigen Beispiele entnommen
wurden, sondern sie findet sich bei allen Südslaven (bei den Klein-
russen nur im lyrischen Liede) und bei den Westslaven (am meisten
bei den Bechen, Mähren und Slovaken, weniger ausgeprägt bei den
Polen) . Wie weit dieselbe in der gesungenen Poesie anderer Völker
zur Anwendung gelangt, ist mir nicht bekannt. Vigfusson (On the
old north ern and teutonic metre. Corpus Boreale I, 432 ff.) Consta-
tirt Gruppengliederung im altgermanischen Verse: »Every line of
old Teutonic poetry is a blank verse divideJ into two naives by
Posadi se domaöine neka ti je cast,
Megju braöom i drnsinom vazda posten glas !
VukI, 90 {12 Verse).
Öestito ti, domaöine, u dvor veselje ! —
Falatebe, siv sokole, bio sasreöom!
Vuk I, 13 (6 Verse).
13. Vierzehnsilbler (44-4 + 4 + 2).
Sve se njive zelene a alaske crne,
Alaskapu nakrivio, u meanu gledi;
Öunovi mu vodom plove, a ispolci zvece ;
Kesege mu kolo vode a grgeci glede ;
Kecikemu njivu oru amorune vlace ,
Somovi mu iito seju, ajeaetre ianju;
Linjaci mu slamu dele , a fctuke mu vrsu ;
Kada oni sve ovrsu, a alasi jedu.
Vuk I, 697 (8 Verse).
206
W. Wollner,
a line - pause, which always comes at the end of a word. Each
half is made up of a fixed number of nieasures, a measure
being a word, or number of words, of wbich the firet root-syllable
isstressed, A measure never ends nor begins in the
middle of a word, such affixes as ge-, for-, un-, be- being treated
as separate words in poetry ; Compounds and strong inflexions are
like separate words.« Ob das moderne germanische Volkslied
seinen Vers analog gliedert, ist meines Wissens noch nicht unter-
sucht.
Diese Theilung des Verses in, den musikalischen Motiven ent-
sprechende Silbengruppen ist von den südslavischen Metrikern bis
jetzt nicht berücksichtigt worden. Zwar hat V. Pacel in seinem
Aufsatze »Stih i naglas narodne pjesme (Der Vers und die Beto-
nung im Volksliede) Knjtäevnik I, S. 314 ff.«, bereits auf »harmo-
nisch« gebildete Lieder aufmerksam gemacht, deren Verse durch-
gehend gleich gegliedert sind, er hat aber weder den rhythmischen
Grund dieser Erscheinung erkannt , noch dieselbe als etwas dem
Volksverse eigentümliches angesehen : vielmehr scheint er darin
etwas Künstliches zu erblicken, da er die Bemerkung macht, diese
Vers theilung finde sich hauptsächlich in den sogenannten »städti-
schen Liedern (gradske pjesme)«. Nun ist es allerdings richtig, dass
in den städtischen Liedern diese Versabschnitte häufig deutlicher
erkennbar sind , als in vielen Liedern der Vuk schen und anderer
Sammlungen ; andererseits sind diese Lieder in Text sowohl als
auch in Melodie stark von Kunstpoesie und Kunstmusik beeinflusst,
sodass sie auf den ersten Blick wenig volksth Um lieh scheinen. Da-
gegen ist aber folgendes zu erwägen. Die Componisten und Ver-
breiter dieser Lieder sind zum grossen Theile die Tamburaspieler,
Naturmusikanten, ohne theoretisch-musikalische Bildung und auch
sonst wohl der Geistesentwickelung nach auf dem Boden des niedern
Volkes stehend und dieses nur durch musikalische Begabung über-
ragend. Diese Leute tragen ausser Opernpotpourris und anderer
Kunstmusik auch Lieder vor, deren Text und Melodie ihrem eigenen
Kreise entstammen. Text und Melodie zeigen häufig städtischen
EinflusB, sowohl Anklänge an Rhythmus und Melodik der Kunst-
musik, als auch die Sentimentalität der städtischen Lyrik , deren
Strophenform und den dem Volksliede fremden Beim ; allein die
Bildung des Verses ist volkstümlich geblieben , nämlich die ge-
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Untersuchungen Uber den Versbau des südslav. Volksliedes. 207
wohnliche sich an den Rhythmus der Melodie anschliessende
Gruppeugliederung , da sie die einzige war, die den rhythmischen
Bedürfnissen dieser Naturmusikanten genügen konnte. In der
Gliederung der Tambnristenverse darf man keinen fremden Ein-
fluss suchen. Ihre Melodien konnten sie fremden Mustern nach-
componiren , ihren Text mit Reim versehen und ihm die sentimen-
tale Färbung der lyrischen Gassenhauer gehen, aber in welcher
fremden Poesie fanden sie die Gruppenbildung als versbildendes
Princip? In ihrem eigenen Volksliede dagegen war dies Princip
das allein herrschende und ans ihrem Volksliede nehmen sie es
hinüber in ihre städtische Dichtung. Und so glaube ich , dass man
an den Tamburistenliedern, vorausgesetzt dass es sich nur nm tech-
nische Fragen handelt, ein ebenso verlässliches Material hat, wie
an den echtesten Volksliedern.
Während wir aber in den Tamburistenliedern die Gruppen-
gliederung finden, scheint sie bei einigen Gattungen echter Volks-
lieder zn fehlen. Zwar zeigen die meisten Lieder mindestens an
einer Stelle des Verses einen durch das ganze Lied gehenden Ein-
schnitt. Dieser Einschnitt ist von den sudslavischen Metrikern auch
bemerkt und mit dem Namen odmor (Cäsur, Diärese) bezeichnet
worden. (Was diese »Diärese« für eine Bedeutung hat, haben sie
meist nicht weiter untersucht. Nur Budmani , der sie Cäsur nennt,
sieht in derselben die Grenze zweier rhythmischer Reihen , ebenso
nach ihm Zima.) Allein es giebt Versarten, bei denen, in den
Samminngen wenigstens , der erwartete Einschnitt bald vorhanden
ist, bald nicht. In solchen Fällen leugnen die Metriker die
•Diärese«.
Budmani beobachtet folgende Cäsuren :
Achteilbier : — { — 1| — | — — Cäsur nach der 4. Silbe.
Zwölfsilhler: - _|--||--|--||--|- - nach der 4. und
8. Silbe.
Siebensilbler : — | — 1| — | — nach der 4. Silbe.
Elfsilbler: - -|--||--|--||--| — nach der 4. und
8. Silbe.
Sechssilbler : - - | — || - - I — nach der 3. Silbe (nach B. selten).
Zwölfeilbler: - -|--| — |—||--|--| — | — nach der
6. Silbe.
208
W. Wollner,
Zehnsilbler (epischer) : — | — || — | — | — | — nach der
4. Silbe.
Vierzehnsilbler: I || I l| | | — | — nach
der 4. und 8. Silbe.
Dreizehnsilbler: - -|--||--|--||--|--!-|/nach
der 4. und 11. Silbe.
Zehnsilbler: | - - || | - - nach der 5. Silbe.
Achtsilblcr: | — || — | — nach der 5. Silbe.
(Zehnsilblerl : - - | - - || | nach der 4. Silbe.
(Elfsilbler) : | — | — | — — | — | — nach der 4. Silbe.
Ohne Casur sind bei Budmani :
Der Fttnfsilbler: a) - - | - - | — | £.
Der • b) | - -.
Der Sechssilbler : — | — | — | — .
Zima unterscheidet Haupt- und Nebendiärese : die erste schei-
det zwei Kola , die zweite zwei Metra. So sagt er vom Sechzehn-
silbler: »In diesem Verse endet immer mit der achten Silbe ein
Wort; hierdurch wird er in zwei gleiche Hälften getheilt. Diese
Theilnng heisst Diärese Jede Hälfte theilt sich wieder auf
dieselbe Weise (wenn auch nicht immer) in zwei gleiche Theile.
So finden wir im ganzen Verse drei stehende Diäresen (tri stalne
dierese ili nlome). Die mittelste (d.h. diejenige , die nach der
achten Silbe steht) ist die Hauptdiärese (glavnad.). Die beiden an-
deren sind Nebendiäresen (pobocne d.). Die Gestalt dieses Verses
ist folgende :
| || | .
Für die Diärese gibt Zima folgendes Gesetz ; »Wenn beide Metra
eines Kolons [ | ] vollständig sind, oder wenn das
Metron 1 . Metron 2.
-
Kolon.
zweite Metron eineB Kolons nur um eine Silbe verkürzt ist, dann
werden in der Regel jene zwei Metra durch eine stehende Diärese
getrennt. Wenn aber das zweite Metron um mehr als eine Silbe
verkürzt ist , so steht zwischen den beiden Metren diese stehende
Diärese nicht (a. a. 0. S. 1 u. 2).
Demnach haben bei Budmani und Zima die zwei Arten des
Funfsilblers und der gewöhnliche Sechssilbler keine stehende Diä-
rese, d. h. sie sind ohne regelmässige Gliederung. Vom Sechs-
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Untersuchungen Ober den Versbau des sUdslav. Volksliedes. 209
silbler — | — || - - | — sagt B. S. 31 , er finde sich nur gelten
und dann vermengt mit andern Versen, im Refrain der Trink-
lieder, z. B.:
I o- | ko 1 i ce- | lo
. öve ti | bilo
Sveste- | nice
Vese- | lo || vese- | lo.
Ebensowenig erkennen folglich B. und Z. regelmässige Gliederung
der zweiten Hälfte des Zehn-, Dreizehn- und Vierzehnsilblers an
(s. o.). (Ich hoffe nachzuweisen, dass auch die letzteren Verse im
Anschlnss an die Abschnittte der Melodie regelmässig gegliedert
waren und dass also auch in ihnen ursprünglich Diärese, d. h.
Scheidung zweier Silbengruppen vorhanden ist.)
Vinko Pacel sagt S. 314 seines erwähnten Aufsatzes über die
Diärese folgendes: »Die Regelmässigkeit liegt darin, dass im Verse
eine Diärese vorhanden ist und zu Beginn des Verses und nach der
Diärese die erste Silbe betont ist, auch wenn dieselbe in Prosa nicht
betont wird oder wurde. So ist es im Fünf silbler, so im Sechs-
si 1 b 1 e r und in j edem Verse. Das Schema ist datier ;
1) Fttnfeilbler - - - | - wobei (-) die betonte Silbe bedeu-
tet, (^) die unbetonte und (-) die beliebig betonte oder un-
betonte - -.
2) Sechssilbler - * * * | -
3} Achtsübler - * * * I - * * *.t —
Ueber die Silbengruppen und die ihnen entsprechenden
musikalischen Motive ist folgendes zu sagen :
Die häufigste Gruppe im sttdslavischen Verse ist die Vier-
silbengruppe. Sie entspricht einem Motiv, das sich ursprüng-
lich auf einen zusammengesetzten geraden Takt (V4- oder 4/g-Takt)
beschränkt !), in der Weise; dass je eine Silbe auf je einen Takt-
theil (V4 beim «A-Takt, l/s beim Vs-Takt) kommt, oder anders aus-
gedrückt, die Viersilbengruppe besteht ursprünglich aus vier Silben
gleicher Dauer, z.B.:
») Den in dalmatinischen, slowenischen u. s. w. Liedern angewandten
•/s-Takt halteich flir nicht ursprünglich . sondern auf fremdem (deutschem,
italienischem) Einöuss beruhend.
Ar.-hiv für BUmöcbe Philologie. IX. 14
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210
W. Wollner,
de-voj-Si-ca
Ausser der Viersilbengruppe giebt es Drei- und Zweisilben-
gruppen und endlich kann auch eine Silbe die Stelle einer Gruppe
vertreten. Diese drei letzten Fälle sind rhythmisch als katalek-
tiscbe Viersilbengruppen aufzufassen.
Den Abschnitten der Melodie entsprechen die Gruppen in fol-
gender Weise :
1. In der Viersilbengruppe entspricht jede Silbe einem
Takttheil :
devoj - cic*
2. In der Dreisilbengruppe entsprechen 2 Silben je einem
Takttheil, die dritte zwei Takttheilen :
v. mj\ v. l
devoj - ka oder de - vojka
woraus gewöhnlich wird :
devoj ka oder de -vojka
(Für | gT / J | kann natürlich auch stehen | / / 1 | u. s. w.)
3. In der Zweisilbengruppe kommen auf jede Silbe zwei
Takttheile :
% v. j j i
mo - ja woraus gewöhnlich : moja.
4. Vertritt endlich eine Silbe die Stelle einer Gruppe, so ver-
einigt sie demgemäsB sämmtliche 4 Takttheile in sich r
4/ a h h h h I 4/11
dar öder dar u. 8. w.
Dies ist die einfachste, ursprünglichste und jetzt noch häufigste
Form des Verhältnisses zwischen Gruppe und Motiv. —
Aus der Verbindung von zwei oder mehr Takten entsteht die
rhythmische Reihe; es giebt zweitheilige, dreitheilige u. s. w.
Reihen ; wir werden uns hier mit zwei Arten von Reihen beschäf-
tigen, mit der zweitheiligen, aus zwei Takten bestehenden,
und mit der dreitheiligen, aus drei Takten gebildeten, die wir
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Untersuchungen über den Versbau des stidslav. Volksliedes. 21 1
beide als im ursprüglichen Zustande des sttdslavischen Volksliedes
annehmen müssen.
Im Text entspricht der rhythmischen Reihe gewöhnlich ein
dem Sinne nach in sich abgeschlossener Abschnitt, der in den
Sammlangen als Vers anfgefasst und im Drucke als solcher kennt-
lich gemacht ist. Dies geschieht regelmässig beim Achtsilbler,
beim Siebensilbler, beim (epischen) Zehnsilbler und beim Elfsilbler;
bei anderen Versarten schwankt der Gebrauch. So finden wir in
Vuk's herzegowinischen Liedern S. 242, Lied 225 :
Na Sitnici, na vodici
Bor sc zeleni !
Sto je mlado i zeleno
To zajedno spi. u. 8. w.
Seite 267, Lied 263:
Na vodici na Sitnici, bor se zeleni
U boru je slavuj tica, u pjesni veli :
§to je mlado i zeleno, nek zajedno spi.
Also zwei Varianten desselben Liedes, deren Metrum das erstemal
als Achtsilbler mit Fünfsilbler alternirend, das andere mal als
Langzeile von 13 Silben aufgefasst wird. — In der vorliegenden
Darstellung ist auf den Sprachgebrauch insoweit Rücksicht genom-
men, als das sprachliche Correlat der rhythmischen Reihe als ein
Ganzes, ein »Vers«, gefasstund zwar als einfacher Vers be-
zeichnet wird, dagegen Verse, die 2 rhythmische Reihen umfassen,
wie z.B. der oben erwähnte 13-silbler, als zusammengesetzte
Versarten gelten. —
Zwei oder uehr zweitheilige rhythmische Reihen bilden eine
Periode. Ebenso können zwei dreitheilige Reihen zu einer Periode
verbunden werden, es kann aber auch eine dreitheilige Reihe eine
selbständige Periode bilden.
Die einfachste und ursprünglichste Form der Periode entsteht
durch einfache Wiederholung der rhythmischen Reihe. Der Sänger,
ursprünglich zugleich Improvisator des Textes, singt eine Reihe
vor, die darauf vom Chor wiederholt wird. Es scheint mir un-
zweifelhaft, dass diese Art des Gesanges , bei welcher der Sänger
während der Wiederholung des Verses, den folgenden vorbereiten
konnte, die älteste Form des Volksliedes repräsentirt. Solcher
14»
I
212
W. Wollner,
Lieder bietet die Kuhac sehe Sammlung mehrere. So singen im
Liede 1050 (Reigen, kolo) erst die Mädchen zwei Vs-Takte :
äece Marko | Kraljevicu
dann die Barschen dasselbe nach derselben Melodie, dann wieder
die Mädchen den nächsten Vers n. 8. w. Vgl. 1047, 1049, 1042 u. a.
Dies ist überhaupt die Art, wie die von Frauen gesungenen lyri-
schen Lieder jetzt noch vorgetragen werden. In der späteren Ent-
wickelung des Liedes dehnt sich allerdings der Text und die Me-
lodie auf die ganze Periode und später auf mehr als eine Periode
aus, ohne dass aber der Text seinen stichischen Charakter einbüsst.
Hierher gehören die recitativisch mit Begleitung der gusle vorge-
tragenen Heldenlieder und Legenden. Von diesen sagt Kuhac in
der Anmerkung zu einigen im Rad XXXVIII mitgetheilten Liedern
S. 24 folgendes: »Hinsichtlich der Texteintheilung sei bemerkt,
dass bei solchen recitativiscben Liedern nicht immer die gleiche
Anzahl Verse zu einer Strophe zusammengefasst wird, sondern so
viele, dass der Sinn genügend abgeschlossen wird, also bald eine
grössere, bald eine geringere Anzahl. In solchen Fällen wiederholt
der Guslespider einen oder den anderen Abschnitt der Melodie,
oder lässt einen oder den anderen Theil der musikalischen Beglei-
tung (stavka) aus.« — Diese Form bildet den Uebergang zur abge-
schlossenen Strophe, in der eine bestimmte Anzahl Verse (gewöhn-
lich durch den Reim) zu einem Ganzen verbunden werden. Dies ist
das letzte Stadium der Entwicklung und in diesem befindet sich
das Volkslied der meisten europäischen Völker. Das Volkslied der
Südslaven aber liefert heute noch lebende Belege für alle Stadien
seiner Geschichte, und diese Erhaltung alterthümlicher Form neben
altertümlichem Inhalt macht seine Kenntniss für jeden nothwen-
wendig, der sich mit vergleichender Volkskunde beschäftigt. —
Die beiden Arten rhythmischer Reihen , die als ursprünglich
angenommen werden müssen, sind die zweitheilige und die drei-
theilige. Und in der That lassen sich aus diesen Verbindungen von
2 und 3 zusammengesetzten graden Takten alle Versarten des süd-
slavischen Liedes ableiten, ausser einer, die weiter unten besprochen
werden wird, und die so abgeleiteten Formen müssen ursprünglich
wie im Verse so auch in der Melodie bestanden haben, denn sie alle
lassen sich durch heute gesungene Melodien begründen.
Wir erhalten folgende Formen:
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Untersuchungen über den Versbau des stidslav. Volksliedes. 213
I. Zweiteilige rhythmische Reihe.
Porasle su do tri jele 2 vollst. Viersilbengruppen. Achttilbler.
4 4
V.U* » j.buk. M*. + Dwirilbengr. **r.
Grli - cica groe Viersilbengr. -f- Zweisilbengr. Sechttübler a.
v. v. J J I J^/^l
Gjaoe «udo^- uie Zweisilbengr. + Viersilbengr. StdurthUr b.
*• V. J / I J* / J I •• »•
Zaepala gospogja 2 Droiailbsograppen. StdutübUr e.
Ovi domoy dir Viersilbengr. + einsilb. Wort. Fünftübler a.
4k- v.J J*.M J J
Neka ih kiti Dreisilbengr. + Zweisifbengr. Fünftiibler b.
3 2
4«. VsJ J I J^J I n.s.w.
Kiti darove Zweisilbengr. + Dreisilbengr. Fünftiibler e.
2 3
Bumbulpjeva u ru-ii-ci ssba sora je. Ach ts. -h Fünft.*.
4 * 41 DreizehntilbUr a >
Eto tamo mila babo neka ih kiti. äAchts. -f- Fünft. K
3 2 Dreizehntübler b
Ustaj gore neve naio kiti darove Achte, + Fünft.«».
4 4 2 ,J t\_~: i. -fii fl
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214 W. Wolhier,
2- fcJ/J/l/JWlJ/'/JIJ J I
Devo^cica vodu^gaai nogejojse beje Achte. +Sechss.
(Ferner gehört hierher der Fttnfzehnsilbler [8-8. + 7-s.] , die
Verdoppelungen des Fünf- und Sechssilblers, sowie anderer Oom-
binationen.)
i. V.^/JMWJM W/M
(O.uvin.uo W. *» »kon ttj,., 3 Vi^i.beogr.
Zwölf »übler
Povila se b'jela loza vinova. 2 Viers.-gr. + 1 Dreia.-gr.
4 4 3 Elfsilller
Vezak vezla Bogdanova ljuba 2 Viers.-gr. + 1 Zweis.-gr.
4 4 2
Na cardaku usred Sara - jeva. Viers.-gr. +Zweis.-gr. 4- Viersgr.
4 2 1
Zehntübler b.
v.J^J*.MJ JJMJ^J I «-b.w.
Car ve-si-ra na divan pozi-va Viers.-gr. 4- 2 Dreis. -gr.
4 3 3 Zehnsübler C
(Hierher gehört auch der seltene Neunsilbler, dessen Form
Vi / / «P / I J J I J I jedoch auch als secundare Bil-
dung [aus Zehnsilbler b] aufgefasst werden könnte.)
Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich , entsprachen bis jetzt
die einzelnen Silbengruppen je einem Motive, das sich in den Gren-
zen eines Taktes hielt. Ich habe absichtlich am Anfang meiner
Darstellung den Ausdruck »Motiv« gewählt und den Ausdruck »Takt«
vermieden. Während nämlich, nach meiner Ansicht, die Silben-
gruppe durchweg einem Motiv entsprechen muss , so braucht da-
gegen das Motiv sich nicht ausschliesslich auf einen Takt zu be-
schränken. Ich weiss nicht, wie weit diese Ausdehnung des Motives
auf mehr als einen Takt der Üblichen musikalischen Terminologie
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Untersuchungen über den Versbau des lüdBlav. Volksliedes. 215
entspricht; nach Lobes Definition, im »Katechismus der Musik«, ist
das Motiv der Figureninhalt eines Taktes und kann entweder im
Raum einesTaktes liegen, oder reicht, wenn ein Auftakt vorhanden
ist, soweit in den folgenden Takt hinein, dass es den Auftakt zu
einem vollen Takte ergänzt. Z.B.:
Maj-ka Ma-ri ko-suple-la
wo jede Gruppe einem einen Takt ausfüllenden Motive entspricht,
und:
De-voj-6i-ca vo-du ga-^i no^-gejoj-se be - le
wo die 3 ersten Gruppen je einem Auftakte von 2 Achteln und dem
Stücke des folgenden Taktes, das die 2 Achtel zu 3 Vierteln er-
gänzt (also 2 Vierteln) entsprechen. Die Gruppe ist also gleich
ff\ J J | Das vierte Motiv hat im Auftakte statt zweier Achtel ein
Viertel und statt zweier Viertel im folgenden Takte eine halbe Note.
Die Stellung des Moti ves innerhalb der Periode zeigt folgendes
Beispiel :
Gau-de - a - mus i - iri -tur m - ve -nes dum su - mus.
Gau -de - a -
Motiv r
jj- gi-tM ju-ve-
Motiv2. ^Tlötiv3
su - mus.
Motiv 4.
Vordersatz.
Nachsatz.
Periode.
Dies wäre das Motiv nach Lobe's Definition.
Ich will nun an einem Beispiele zeigen , wie ich den Begriff
des Motives erweitert verstanden wünsche. In der bekannten Men-
delssohn sehen Composition des Liedes : »Es ist bestimmt in Gottes
Rath« lautet die 3. und 4. Periode folgendermassen :
l. 2. 3.
5
m
Wie wohl doch nichts im Lauf der Welt dem Her-zen ach so
4.
5.
m
7.
m
8.
X
aau-er fallt, als Schei - den
ja Schei - den.
uiyi
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216 W. Wollner»
Hier kommt dasselbe Motiv dreimal vor: in Takt 5 entspricht
es dem Worte »Scheiden« , im Takte 6 wird es in der Melodie ohne
Text wiederholt, Takt 7 and 8 zeigen abermals dieselbe musikali-
sche Figur, ^diesmal aber auf 2 Takte vertheilt. Trotzdem sind
meiner Meinung nach Takt 7 und 8 zusammen als ein Motiv zu
fassen.
Analog erweiterten Motiven werden wir als einer häufigen Er-
scheinung im slld 8 lavischen Volks Ii ede begegnen. —
Man braucht nur einen Band der Kuhac sehen Sammlung zu
durchblättern, um sich zu Uberzeugen, dass die oben gegebene
Uebersicht der Combinationen zweier und dreier Zusammengesetz*
ter grader Takte nicht die einzige rhythmische Form des südslavi-
schen Volksliedes repräsentirt sondern dass ein grosser Theil der
Lieder andere, auf den ersten Blick sehr mannigfaltige Formen
darbietet. Es sind da Lieder ohne Auftakt und solche mit Auftakt,
Lieder im zusammengesetzten graden und ungraden Takt (Vi , 4/g
und % Takt), im einfachen graden und ungraden P/4, s/i» %}>
gemischten Taktarten (2/4 + Vt, 4A + 5A *. m.).
Diese Mannigfaltigkeit ist durchaus erklärlich. Es ist eine
Sammlung populärer Lieder : sie enthält Volkslieder, Kunstlieder
und solche , die in der Mitte zwischen beiden Gattungen stehen,
wie die oben erwähnten »städtischen« Lieder. Nehmen wir die
Volkslieder für sich , so finden wir unter ihnen ursprüngliche und
unursprtingliche Formen, Altes und Neues, Nationales und Frem-
des, kurz, abgesehen von einzelnen, auf literarischem Wege aus
älterer Zeit Uberlieferten Liedern, giebt die Sammlung ungefähr
ein Bild von dem Liederschatze des Volkes, wie er sich im Laufe
der Jahrhunderte allmählich angesammelt hat. Was die Melodien
anlangt, so muss es der vergleichenden Musikforschung überlassen
bleiben, die einzelnen Schichten loszulösen und ihre chronologische
Reihenfolge zu bestimmen ; mir als Laien liegt eine derartige Unter-
suchung fern. Ich beschränke mich darauf, einige am leichtesten
in die Augen fallende rhythmische Formen, besonders solche, die
sich durch mehrere Versarten verfolgen lassen, anzuführen und
dieselben mit der von mir angenommenen Grundform zu ver-
gleichen.
Die Verschiedenheit der rhythmischen Formen bei den Liedern
der K. schen Sammlung ist weniger bedeutend, als es auf den
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Untersuch tragen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 217
ersten Blick scheint. Die meisten Lieder lassen sich unter wenige
Kategorien unterbringen.
Zwei Gruppen von Liedern fallen zunächst auf. Die einen
folgen mehr oder weniger dem oben aufgestellten Schema. Ihr
Vers ist reimlos [höchstens zeigt sich zufallige Assonanz) , von
fester Silbenzahl und in Gruppen getheilt ; sie sind nicht strophisch
gegliedert. Ihre Melodien beginnen mit einem schweren (betonten)
Takttheil. — Es sind dies die Lieder, die ihre ursprüngliche natio-
nale Form frei von fremdem Einfluss bewahrt haben und deren
Form ich fernerhin als »Grundform« bezeichnen will. —
Die Lieder der anderen Gruppe sind stark mit fremden Ele-
menten versetzt. Ihre Verse sind gereimt oder wenigstens regel-
massig assonirend, zeigen wie die deutschen Lieder nur eine be-
stimmte Anzahl von Hebungen, während die Anzahl der Senkungen
schwankt , und sind in Strophen getheilt , in denen längere und
kürzere Verse abwechseln. Ihre Melodien haben mit denen der
deutschen Lieder den Auftakt gemein, ja manche Lieder haben ihre
rhythmische Form einfach aus dem Deutschen entlehnt, wie z. B.
eine Art Urämischer Lieder, die genau den Rhythmus der Schnada-
hüpfln zeigen nnd auch inhaltlich denselben äusserst ähnlieh sind.
— Solche Lieder, zu denen die Mehrzahl der slovenischen gehört,
haben ausser ihrer (ebenfalls stark germanisirten) Sprache nichts
eigentümlich Slavisches mehr an sich. Sie können daher hier, wo
wir es mit der südslavischen Versbildung zu thun haben, einfach
übergangen werden.
Zwischen diesen beiden Formen, von denen die eine den Aus-
gangspunkt, die zweite den Endpunkt der En t Wickelung des süd-
slavischen Volksliedes repräsentirt, liegen, sich mehr oder minder
einem der beiden Grenzpunkte nähernd, alle übrigen Formen des
Liedes. Ein paar derselben will ich hier anführen und zwar diene
mir die rhythmische Reihe des Achtsilblers dazu, das Verhältniss
zwischen Melodie und Text zu zeigen. c
Der Achtsilbler besteht, wie wir oben sahen, aus 2 Viersilben-
gruppen , deren jede in der Grundform einem auf einen Takt be-
schränkten Motive entspricht. Auf jede Silbe kommt ein Takttheil.
Der Achtsilbler hat also die Form :
Oj devojko dnio moja
218
W. Wollner,
(Das Verbal brise der Motive zu einander ist — 1 : 1.)
Ans dieser Form entwickelt sich eine andere , sehr häufige,
dadurch dass der Sänger einem der Motive die doppelte Daner des
andern giebt, also :
v. J^/JM v« J J J Jl
Oj devojko du so moja
Hier ist in der zweiten Gruppe (dn&o moja) das Verhältniss von
Text und Melodie dasselbe geblieben wie in der ersten , nur dass
in der zweiten die Takttheile Viertelnoten sind, während sie in der
ersten Achtelnoten gelten. Gruppe 1 verhält sich demnach zu
Gruppe 2 wie eins zn zwei. In der Kuhac'schen Sammlung findet
sich diese Form folgendermassen notirt:
JIJ Jl
Oj devojko duso moja
ich halte aber meine Eintheilung für richtiger, denn wir haben
hier, wenn man es genau auffasst, gemischten Takt , nicht drei
Zweivierteltakte , sondern einen Vierachtel- und einen Vierviertel-
takt. Ich wtlrde vorschlagen, diese Form wie folgt zu bezeichnen :
v.+v* J^J*.M J J J Jl
Oj devojko dulo moja u. b. w.
Weit seltner scheint Dehnung des ersten Moti ves vorzukommen :
Oj devojko duio moja
Auch eine ganze rhythmische Reihe kann auf diese Weise doppelte
Geltung erhalten, z. B
% + V«J»JJ»JMJWJMY*J JJ JIJJJ Jl
Kolo kolo na okolo kolo kolo na okolo
V. J^JJM JJ^JM V. J J J Jl J J J Jl
nitro ljubno i veselo nitro ljubno i veselo
Eine andere Art der Motiverweiterung entsteht durch die im
sUdslavischen Volksliede sehr beliebte Hervorhebung des Motiv-
schlusses. Diese kann eintreten am Schluss einer aus mehreren
Perioden bestehenden Melodie, am Schluss einer Periode, am
Schluss einer Reihe und endlich an jedem Motiv einer Reihe. Mit
der Hervorhebung des Schlusses ist nicht nothwendig eine Erwei-
terung des Motives verbunden, so z. B. :
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 219
v«J J J JIJ J»/Jl
Oj devojko du so moja
wo im zweiten Motive nur der Sehl usston auf Kosten der vorher-
gehenden verlängert ist ohne dass dadnreh das Verhältnis« (1:1)
der beiden Gruppen geändert ist; wird aber das Motiv erweitert, so
ist die häufigste Form folgende : aus einem %-Takt | £ / |
werden zwei Takte, deren zweiter vom Schlusstone ausgefüllt wird ;
der dem Schlusstone vorhergehende Ton erhält eine Geltung von
zwei Takttheilen :
duäo mo - ja
Als Beispiel diene ein slavonisches Lied (K. 1485) :
Darujte me majko mila Majko mila sretna bila
I u yjeke iiva bila Vaia ruka sretna bila
A du&a vam sveta bila Koja bi mi darak da - la.
Hier ist im Schlusstakte der Melodie Motiverweiterung eingetreten.
Ich führe diese Form an, weil sie offenbar direct aus der
Grundform entstanden ist. Im übrigen ist sie, wie es scheint, nicht
bei allen Sudslaven gleichmäßig verbreitet , sondern gehört mehr
dem kroatischen, von fremden Einflüssen berührte ren Volksliede
an. Von der Grundform weicht sie darin ab, dass die Geltung der
einzelnen Silben in der Viersilbengruppe verschieden ist.
Eine Abart der Grundform finden wir in dalmatinischen und
slavoni sehen Liedern. Dieselben zeigen den zusammengesetzten
ungeraden f/s-JTakt, der bei den dalmatinischen Liedern auf dem
Einflüsse der italienischen Volksmusik (vgl. z. B. die istrianischen
Melodien im Anhang von Band IV der Comparetti'schen Samm-
lung) , bei den slavonischen Liedern auf deutschem Einflüsse zu
beruhen scheint. Hier kommen auf die betonte Silbe in der Gruppe
je 2 Achtel, auf die unbetonte je 1 Achtel :
% J / J «M J / J «M
Oj djevojko du so moja
220
W. Wollü6r,
Diese Umgestaltung des zusammengesetzten geraden Taktes in den
ihm nahe verwandten zusammengesetzten ungeraden ist eine Er-
scheinung, die auch das deutsche Lied aufweist, vgl. E. Stolte,
Metrische Studien über das deutsche Volkslied, im Jahresberichte
über das Realgymnasium zu Crefeld 1882—33.
Auch die Motiverweiterung und die Hervorhebung des Motiv-
schlusses kann an dieser Form beobachtet werden. Das Verhält-
nis s von Takt und Melodie ist bei den Liedern im %-Takt folgen-
des: Der Vs-Takt besteht aus 6 Takttheilen von je einem Achtel.
Inder Viersilbengruppe nun entspricht, wie bereits erwähnt,
jede betonte Silbe einem Takttheil :
VsJ.N'JM
djevoj-6ica
In der Dreisilbengruppe entsprechen 2 Silben 2 (betont) und
einem Takttheil (unbetont), die dritte 3 Takttheilen :
it r
J/J.I
djevojka und
J.J «M
djevojka
In derZweisilbengruppe kommen auf jede Silbe 3 Takttthelle:
% J. J. l
moja
Vertritt eine Silbe die Gruppe, so vereinigt sie sämmtliche sechs
Takttheile in sich :
Vs J. I
dar
Die Motiverweiterungen haben folgende Gestalt :
Der Motivverdoppeluug im zusammengesetzten geraden Takt :
4/a + Vi 0 I J J J J I entspricht hier nicht etwa eine
Verdoppelung sämmtlicher Noten des Taktes, also aus dem der
Viersilbengruppe entsprechenden Takte J J \ wird nicht
n/s J J J J I) sondern auf jede der 4 Silben kommen je 3 Takt-
theile, also :
% J. J. J. J.
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Untersuchungen über den Versbau dea sttdslav. Volksliedes. 221
Uebrigens ist hier diese Art der Motiv erweitern Dg nicht so häufig
wie in den Liedern in «/r oder V4-Takt.
Was die übrigen Motiverweiterungen anlangt, so entsprechen
sich:
v.j j j jrj//ji-%j/j jMAm i
Oj djevojko duio moja Oj djevojko duio moja
and:
Oj djevojko duso mo-ja Oj djevojko dnio mo-ja
Tch komme jetzt zn einer Form , die mit der Grundform nichts
gemein hat, als dass auch bei ihr die Silbengrnppen den einzelnen
Motiven der Melodie entsprechen und dass auch bei ihr das Motiv
in den Grenzen eines Taktes bleibt. Statt des zusammengesetzten
geraden Taktes finden wir hier den einfachen ungeraden
(3, 4-Takt . , statt dass in der Grundform die Dauer der Silben in der
Viersilbengruppe die Dauer der Silben gleich war, ist hier ein
anderes Verhältniss eingetreten. Die zwei ersten Silben stehen zu
den zwei folgenden im Verhältniss von 1 : 2. Das Motiv besteht
nämlich aus zwei Achteln und zwei Vierteln. Die zwei Achtel bil-
den gewöhnlich den Auftakt, sodass in diesem Falle der Ictus auf
dem der dritten Silbe entsprechenden ersten Viertel ruht:
*U J* I J J //I j jBeltner: %>/J J | > J» J J
Oj dje-vojko duso moja Oj djevojko duso moja
4 4 4 4
In der Dreisilbengruppe entspricht die dritte Silbe den zu-
sammengezogenen 2 Vierteln also einer halben Note :
* JJIJ J .NM.1 oder: J» / j
sel-ju-ju-öi bili tvoj ' 4 a
' 4 ' 3
in der Zweisilbengruppe kommen auf die erste Silbe die zu einem
Viertel zusammengezogenen 2 Achtel , auf die zweite die zu einer
halben Kote zusammengezogenen 2 Viertel:
JJMJJ JU
Gdami dimo dojdeS
Ein Motiv, dem eine Silbe als Gruppe entspricht, ist in dieser
Form ausgeschlossen.
222
W. Wollner,
Diese rhythmische Form , die sich wie die Grundform durch
fast alle Vergärten verfolgen lässt, ist aber im Sudslavischen lange
nicht so verbreitet wie die erstere. Sie scheint im Serbischen gar
nicht vorankommen. Das einzige (aus Achtsilblern bestehende)
Lied dieses Rhythmus, das ich bei Kuhac fand (Nr. 1589, ans De-
ielic's »Pjesmarica«), ist kein Volkslied. Ich setze die erste und
die letzte Strophe her :
Bojak biju Hercegovci
I sa njima Crnogorci
Sa cela im tec.e znoj
Lijuc krvcu za rod svoj.
Srbska slava pred ocima
Srbsko srdce n prsima
Podiie ga na taj boj
Da osveti narod svoj.
Von bosnischen ist mir ein einziges (811, in Zehnsilblern) bekannt,
von herzegovinischen keines, dagegen mehrere ans Kroatien, Sia-
vonien, der Militärgrenze, der Kroatischen Küste, Dalmatien,
Steiermark, Kärnten nnd Krain. Ferner überwiegt diese Form in
den cechischen nnd mährischen Liedern nnd ist anch im polnischen
Volksliede heimisch, wo allerdings die umgekehrte, auch den
Öechen, Mähren und Südslaven bekannte Form vielleicht noch
häufiger ist (>/4 J J J). Ob dieser Rhythmus, der auch im
deutschen Volksliede vorkommt, aus diesem ins Slavische hinüber-
genommen wurde, lasse ich dahin gestellt, jedenfalls ist er bei den
Slaven schon lange eingebürgert und beherscht, bei den Westslaven
wenigstens, vollständig das Volkslied. .
Dass der Auftakt dem südslavischen Liede ursprünglich fremd
ist, lässt sich aus dem Text der wirklichen Volkslieder, z. B. derer
der Vuk'schen Sammlung, erkennen. Im Deutschen ist er durchaus
natürlich. Der bestimmte und unbestimmte Artikel, das Betonen
der Stammsilbe, die Menge unbetonter Präfixe, alles dies giebt dem
Verse des deutschen Volksliedes schon von selbst die Eigenschaft
mit einem leichten (unbetonten) Takttheil zu beginnen. Im Serbi-
schen ist dies anders. Hier zwingt schon der Mangel des Artikels,
das weit- entbehrlichere Personalpronomen bei den Verbalformen
den Sänger, seinen Vers sehr häufig mit einem für den Sinn wich-
tigen Worte zu beginnen. Man vergleiche zum Beispiel die Vers-
anfange :
Könje jasu do dva pobratima —
(Rosse ritten zwei Gesellen)
uiyi
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 223
Sanak snila Ivanova majka —
((Einen) Traum träumte Ivans Mutter)
Vino pije bane Zadranine —
(Wein trinkt (der) Ban von Zara)
mit denen deutscher Lieder :
Es ritten drei Reiter znm Thore hinaus —
Ich häb' die Nacbt geträumet -
Es hatten drei Gesellen. —
So werden also die beiden Volker durch die Sprache schon ge-
zwungen, beim Gesänge einen verschiedenen Rhythmus zu wählen,
die Deutschen einen mit einem leichten Takttheil beginnenden, die
Südslaven und Westslaven einen mit einem schweren.
Wir haben jetzt drei rhythmische Formen des südslaviscben
Volksliedes kennen gelernt: die Grundform, die Form im 6/s~
Takt und die Form im Vi-Takt. Von diesen ist die Grundform
allein überall verbreitet , die Sechsachteltaktform ist eine Weiter-
bildung der Grundform , die besonders an der Küste gebräuchlich
ist. Die Dreivierteltaktform ist allerdings auf den Westen be-
schränkt, was auf fremden Einfluss schliessen lässt, ist aber in
ihrer jetzigen Gestalt insofern volksthümlich als auch sie , wie die
beiden ersteren Formen, das Princip der Gruppenbildung zeigt, sie
musste deshalb mit besprochen werden. Die übrigen Formen des
Volksliedes hier durchzunehmen wäre zwecklos. Sie kommen
einerseits viel seltener vor, andrerseits zeigen sie complicirtere und
daher unursprüngliche Gliederung. Sie sind für die Entwicklungs-
geschichte des südslaviscben Volksliedes natürlich von Wichtig-
keit, können aber hier, wo es sich nur darum handelt, die ursprüng-
liche Gestalt des Verses festzustellen , ohne weiteres übergangen
werden.
Man begegnet allerdings gelegentlich der Ansicht, als sei die
Complicirtheit der rhythmischen Form und die Unregelmässigkeit
der Verse ein Zeichen hohen Alters. So hat man aus der unvoll-
kommenen Form der uns handschriftlich überlieferten altkroatischen
Volkslieder in Fünfzehn- und Sechzehnsilblern geschlossen , diese
Lieder gehörten einer Periode an , in welcher das Volkslied seine
Form noch nicht ausgearbeitet hatte ; erst später habe es die Regel-
mässigkeit erlangt, die es heute auszeichne. Aehnlich sucht man
224 W. Wollner,
•
den mangelhaften Versbau der bulgarischen Lieder in den Samm-
lungen der Brüder Miladinov, Dozon's u. s. w. zu erklären. Diese
Ansicht ist durchaus falsch : es ist dies ein ganz unberechtigter
Analogieschluss vom Entwicklungsgänge der Kunstpoesie und
Kunstrnusik auf den der Volkspoesie und Volksmusik, Die Arbeit
eines Volkes bei der Herstellung seiner Lieder kann doch nicht mit
derjenigen eines einzelnen Individuums verglichen werden, das
z. B. ein Gedicht aus einer fremden Sprache in seine eigene Über-
tragt Und dem die Widerspenstigkeit der Sprache gegen den ihr
unbequemen Rhythmus und die Unzulänglichkeit der ihm zu Ge-
bote stehenden Ausdrucksformen tausend Schwierigkeiten bereitet,
von denen ein grosser Theil unüberwunden bleibt. Das Volk kämpft
beim Singen ebensowenig mit der Form wie beim Sprechen. Es
wählt für seine Lieder schon vonvornherein nur solche Rhythmen,
die seiner Sprache durchaus angemessen sind: eine Form, der sich
die Sprache nicht ohne weiteres mühelos fügte, würde von ihm so-
fort aufgegeben werden. So zeigt das Volkslied eine beschränkte
Zahl von rhythmischen Formen, zugleich aber, wo die Individuali-
tät des Sängers nicht verschlechternd einwirkt , die grösste Voll-
kommenheit in der Anwendung dieser Formen. Finden sich nun
in einer Sammlung von Liedern sowohl solche, die regelmässigen
Versbau zeigen, als auch solche, die aus unvollkommenen Versen
bestehen, so sollten doch nicht diese letzteren für die Beurtheilung
massgebend sein, sondern die regelmässigen, die den Beweis lie-
fern, dass in den Liedern des Volkes eine feste Form vorhanden
ist. Fast jeder Sammler von Volksliedern klagt darüber, wie schwer
es dem Singenden wird, den Text eines eben von ihm gesungenen
Liedes gesprochen zu wiederholen; und wie oft dabei eine Ver-
stümmelung der ursprünglichen Form eintreten mag , kann man
sich denken. Erwägt man ferner, dass nicht alle Sänger gleich ge-
schickt singen und nicht alle Sammler gleich geschickt aufzeichnen
und dass die Lieder einer Sammlung gewöhnlich von verschiedenen,
guten und schlechten Aufzeichnern und aus dem Munde guter und
schlechter Sänger herstammen , so wird der Grund der Unregel-
mässigkeit nicht in der zurückgebliebenen Entwicklung des Volks-
liedes zu suchen sein, sondern in der mangelhaften Ueberlieferung.
Wenn man versucht hat, die Verse verschiedener Länge in den
im XVI. und XVII. Jahrh. aufgezeichneten langzeiligen kroatischen
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Untersuchungen über den Verabau des uüdalav. Volksliedes. 225
Liedern der damals noch nicht feststehenden Form dieser Lieder-
gattung zuzuschreiben, so entsteht für jeden Unbefangenen die
Frage : wenn dieses, nach der Meinung der Forscher uralte, Vers-
mass, das notorisch zn Ende des XVII. Jahrh. nicht mehr volks-
tümlich war, im XVI. Jahrh. noch keine feste Form hatte, wann
soll es denn dann diese erhalten haben ? Oder sollen wir uns denken,
dass zu jener Zeit die Gesetze der Rhythmik im Volksliede über-
haupt noch nicht ausgebildet waren und erst in neuerer Zeit end-
gültig festgestellt wurden, also etwa, wenn man nach der Ent-
stehungszeit der Vuk'schen Sammlungen schliessen soll, im XVIII.
Jahrhundert? Nun haben wir aber ausser den langzeiligen Liedern
noch solche anderen Metrums aus dem XVL Jahrh. überliefert und
diese zeigen nicht nur in den Versmassen , sondern Uberhaupt in
der Behandlung des Textes, ganz dieselbe Gestalt, wie die der mo-
dernen Sammlungen. (Man vgl. z.B. das Lied in 13-silblern, Hek-
torovic, Ribanje, Prvi dan v. 227 ff. ; ferner die, allerdings etwas
überarbeiteten, aber doch noch den Volkscharakter zeigenden Lie-
der am Schluss der Gedichte Mencetiö's und Drzic's, Stari Pisci II,
505 ff.) . Sollen wir annehmen, dass der Mangel an fester Gestalt
sich nur auf die langzeiligen Lieder beschränkte?
Das ist doch äusserst unwahrscheinlich. Hierzu kommt noch,
dass die meisten Verse der langzeiligen Lieder nicht nur feste
Silbenzahl zeigen, sondern dass in ihnen auch die Gruppengliede-
rung als Begel nachzuweisen möglich ist, also dasselbe versbildende
Princip, wie in den modernen Liedern. Ich kann mich also nicht
entschliessen, die überwiegende Anzanl regelmässiger Verse zu
ignoriren und aus den zwischendurch vorkommenden fehlerhaft ge-
bildeten auf eine ursprüngliche Regellosigkeit dieser Dichtungsart
zu schliessen, sondern schreibe vielmehr alle Unregelmässigkeiten
der Lieder der mangelhaften Ueberlieferung zu. —
Ich wende mich jetzt zur Besprechung der Gruppenbildung in
den einzelnen Versarten.
I. Zweitheüige rhythmische Rei/ie.
A. Einfache Vergärten.
1. Der Achtsilbler, besteht aus 2 Viersilbengruppen.
2. Der Siebensilbler, besteht aus einer Vier- und einer
Dreisilbengruppe .
ArckiT fftr lUvische Philologie. IX. 15
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226
W. Wollner,
Bei beiden Versarten erkennen die südslawischen Metriker die
Diärese nach der vierten Silbe an ; diese aber bedingt das Vorhan-
densein zweier Gruppen im Verse. Zima nennt diese Diärese
»Nebendiärese« nnd sagt in der angeführten Stelle, sie käme nicht
überall vor. Das letztere bezieht sich anf den 16-silbler der alt-
kroatischen Lieder, die mehrfach fehlerhaft gebildete Verse zeigen,
was aber nur auf mangelhafter Ueberlieferung beruht. Jedoch auch
in diesen Liedern ist die Zahl der Verse in denen, die Diärese nach
der 4. und 12. Silbe mangelt, verhältnissmässig gering und die
weitaus überwiegende Zahl der richtig gebauten Verse beweist,
dass auch in diesen alten Liedern die Gruppenbildung herrschte.
In den modernen Sammlungen sind fehlerhafte Acht- und Sieben-
silbler, wo sie häufig vorkommen, ein Zeichen, dass das Volk das
nationale versbildendc Princip der Grnppentheilung aufgiebt und
sich dem accentuirenden Principe zuwendet. Vgl. die Kurelac' sehen
Lieder der Kroaten in Ungarn und die slovenischen Sammlungen
von Korytko mit den serbischen Vuk's , wo kaum ein falschgebil-
deter Acht- oder Siebensilbler zu finden ist.
Folgende Beispiele zeigen einige der häufigeren Formen :
Acht8ilbler.
Grundform :
lc6e Marko Kraljeviöu
Seöe Marko Kraljevicu
4 4
K. 1050.
Siebensilbler.
Opa cupa dragana
Opa cupa dijgana
4 K. 1131. ' '
Verdoppelung des zweiten Motives
Nemam mila nemani draga
%m/iv«j /jj
Ki co mene ugle-dati
4 4
K. 785.
Vri-V.J^JM V.JJJ I
Pu
Da bi Kust-e
4
Za b vo brige
bi zabil
3
u. 8. w. K. 1310.
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Untereuchungen Uber den Versbau des südslav. Volksliedes. 227
Verdoppelung des ersten Motives
%+y.J j J ji/^/JM
Jasammlada birta - sica
V« J JJ
Jasammlada birta - sica
4 4
K. 1114.
v.+v.jjj j i v.iT«rj i
Sadila sem bsiulek
L Sa-di-la sem
4
Vs 1 1
'* 4 4
(draga \juba)
4
0
ba-iu-lek
3
ii,
Motiverweiterung durch Hervorheben des Schlusses:
Svaka
Boga mo - Ii
4
Da ju svaler bolje vo - Ii
4 4
Sechsachteltakt:
Gdje si duso zviezdo moja
4 4
j-TJ^ijj^j-ri
Da t'poy ubim nsta ^d voja
K. 269 Syrmien.
Dreivierteltakt:
V« J* / 1 J J J* J* I J J
Ah sto sam ti
4
uci - nio
4
Ako sam te
4
polju - bio
4
K. 297 Slavonien.
V. J /J /I J J*J.I
Pade listak narand&i
J /J/l J J* J-l
Posred case junacke
4 3
K 1287 Militärgrenze.
Oj die - voj-ko
4
rodje - na
3
Biela lica
4
207 Slavonien.
V) Die Takteintheilung der 4 letzten Beispiele und die Bezeichnungen
4/s + Vi und Vi + 4/s rührt von mir her. Im Original ist in allen 4 Fallen 2/4-
Takt vorgezeichnet und entsprechend getbeilt.
15»
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228
W. Wollner,
Diese Beispiele mögen genügen. In ihnen allen läset sich er-
kennen, dass die Gruppen des Verses zn den Abschnitten der Me-
lodie passen. Um ein Beispiel eines der selteneren Rhythmen zu
geben, will ich hier noch die erste Periode des von Kuhac in 7/4-
Takt notirten Liedes 63 (Kroatien) geben :
% ///J» JJJj /JMJJ JJJJI
8 Bogom ostaj Zagreb varos Ki devojke M zlo spravljas
4 4 4 4
Hier scheint dem einzelnen Takte ein ganzer Achtsilbler zn
entsprechen. Sieht man aber näher zn, so besteht jeder Takt ans
2 Motiven: der ersten Gruppe, S Bogom ostaj, entspricht der Auf-
takt und die ersten zwei Viertel, der zweiten Gruppe, Zagreb varos,
die nächsten vier Viertel, der dritten wieder ein Auftakt -h 2 Vier-
teln und der letzten die letzten vier Viertel des zweiten Taktes.
Der 7 4 -Takt, dem ein Achtsilbler entspricht, besteht aus einem
Motiv der Dreivierteltaktform ( / ^ \ J J) und einem Motiv der
Grundform (J J J J ) und wir haben streng genommen gemisch-
ten Takt, % + Vi •
8-r/^J ji %j j j ji »a/jj ji vj j j ji—
4 4 4 4
3. Der Sechssilbler. Beim Sechssi lbler sind drei Gliede-
rungen möglich, die ich nach der Silbenzahl der Gruppen be-
zeichne als :
a) 4 -f- 2, b) 2 + 4 und c) 3 + 3.»)
Ausserdem kann dieser Vers aus 6 ungeteilten Silben be-
stehen, z. B. aus einem sechssilbigen Worte, aus 5 -f 1 Silben
u. s. w. Diese Form ist jedoch selten.
Von den Liedern in Sechssilblern der Vuk'schen Sammlung
lassen sich einige in durchgehende Gruppen theilen, z. B. :
a.
Prosa mi se biser
Po zlalemu brdu
Gdi car vino pije
u. s. w. I, 670
b.
Ovde nama kazu
Brata i sestricu
Seja na udaju
u. 8. w. I. 175
C.
Sedila Kosana
Te koau cesljala
Pak Boga molila
u. 8. w. I, 180
*) Budmani führt vom Sechssilbler nur die Formen a und c auf, letztere
als selten, Zima giebt ebenfalls nur zu a und c Beispiele.
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. ?29
allein solche Lieder bilden doch die Minderheit. Gehen wir die
Kuhac'sche Sammlung durch, so finden wir folgendes :
Eine Anzahl Melodien zeigt die durchgehende Form a: die
aus 2 Reihen des Sechssilblere bestehende Periode ist also folgende
in der Grundform :
Tavna noöi tavna zardestako proei K. 215.
vgl. 41. 42. 43. 56. 73. 129. 150. 195. 285. 456. 464. 487. 678.
711. 712. 714. 804. 860. 951. 964. 1109. 1295. 1326. 1342. 1343.
1360.
Die durchgehende Form b hat nur ein Lied in der Grund-
form. Dasselbe, Nr. 805, besteht aus zwei Perioden. Als Text ist
hier ein Lied in Zehnsilblern verwendet, das dem Rhythmus fol-
gendennassen angepasst wird. Der erste Vers lautet:
Dvi su druge lipo drugovale, daraus wird :
Dvi^su dvi sudruge dvi^su dvi su druge
Lino drugovale lino drugovale K. 805 Kroatien.
Statt dieser Grundform kommt eine gedehnte Form (Erweite-
rung des zweiten Motives) theils selbständig, theils in Verbindung
mit der Grundform vor, durch den ganzen Rhythmus gehend, aller-
dings nur in den Taktarten */A-, oder «/4-, oder -^-Takt vor, z. B.:
•ajj;.n jij mj ji
Sitna . kiaa pada hladan vjetar piri
2 4 2 4 542 Slavonien.
oder: !±i J J J|./4J j
Sad du ti povidat tu is - tinu pravdu
2 4 2 4
j I h h h h I iL J I h h J ! I
4 m 00*000 000^
Da si vec ne budiS trapil tvoju glavu
2 4 2 4 799 ung. Kroat.
vgl. Vi-Takt: 44; -^-2: 113.381; *IA: 542: 799.
Die durchgehende Form c zeigen mehrere Lieder in ver-
schiedenen Gestalten, mit und ohne Dehnung, z. B. :
oder:
230 W. Wollner,
^ Dremali^ ^ ipavala^ ^ ocl • Jlke^ ^ tanlala^ ^
3 3 3 3
J //I J //I J J*JM J //I •
Diks me budio u kosu ljubio
3 3 3 3 1119Slavonien.
Kitica zelena roiic» rumeu
Prevy aj se k meni ja sc bo - dem k tebi
3 3 3 3 K. 209.
vgl. 713. 856. 1305.
. JJJIJJ/I/JJI/JJM
O Jelo Jelica tu modra sne-iica (bie)
3 3 3 3 K. 330.
vgl. 397. 512. 625. (824).
Vgl. ferner 1314.1315.1352.— 247.609.663. — 194.543.—
516. 1212—15. 1546.—
In allen diesen Liedern kehrt in der Melodie dieselbe Gliede-
rung regelmässig wieder, sodass also der Text zn einer solchen
Melodie nur einfach gegliedert zu sein braucht.
Die grosse Mehrzahl der Melodien zeigt aber Verbindung
zweier, manche sogar aller dreier Formen, so z. B.:
b und a. Die Melodie des Liedes 431 . Als Text sind Zehn-
silbler angepasst, der erste Vers , Poletilo jato golubovo, erhält
folgende Gestalt :
v« j j i -r -r -r l j ji
Pole - po-le-ti-lo pole - po-le-ti -lo
2 4 2 4
j ji j^/i/^/u ji
Jato golu-bovo Jato golu - bovo
2 4 4 2
vgl. 131. 412. 413. (431). 749. 750. (1367). — 965. 966.
b gedehnt und a. Vgl. 842. 895. 896.
a und b gedehnt. Vgl. 170. 463.
a und c:
»ogle
Untersuchungen Uber den Versbau des siidslav. Volksliedes. 231
V./J^/l J Jl JWJMJ Jl
Po-si-ja-o M^o tunje^po o - boru
JW/M J JI/JOl/^JI -
Po-si-ja-o Mijo tunjo po oboru
4 2 3 3 K. 364.
vgl. 279, wo das letzte Motiv gedehnt (j / / | j J J), 832.
549. 788. 1324. 1262. 1323.
c and a:
uJJJIJJJIJJJJUJI
Dunave Dunave tiha voda ladna (bis)
3 3 4 2 K. 419.
vgl. 934. — 308. 420. 490. 1418. — 340. — 824. — 1258. —
1350. 1583.
c nnd b:
V. J //I J JJM J JI^JM
Cankova Cankova 8talno mjesto moje
J ft\ J //I J J»JM j //I
Vu tebi prebiva vse vesel - je moje
3 3 3 3 K. 91 ung. Kroat.
b, a nnd c:
Kada premisljavam cvetek rae mla- dosti
Ti povidat ne mrem skoro od Jalosti
4 2 3 3 K. 206.
Diese Rhythmenvermengong, der bei gntem Gesänge die Glie-
derung des Verses entsprechen muss, die dem schlechten Sänger
aber die regelmässige Bildung erschwert und daher wohl jetzt
von vielen Sängern ignorirt wird, ist der Grund, dass wir in den
Sammlungen so selten auf regelmässig gebildete Lieder ir Sechs-
silblern stossen. Die Verse sind zwar mit wenigen Ausnahmen nach
einem der drei Schemata gebildet, allein a,.b und c wechseln regel-
los miteinander ab. Bei manchen Liedern ist regelmässige Theilung
möglich, wird aber dadurch wieder illusorisch, dass sich sehr häufig
die Verse auf mehr als eine Art theilen lassen und den Sammlungen
232
W. Wollner,
gewöhnlich das Kriterium der Melodie mangelt. Folgendes Beispiel
macht dies deutlich; es ist das Lied Vuk I, 171.
Ovde nama kaiu 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Gjace samouce 2. 4.
2 4
Samo knjigu uci 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Njemu knjiga kaie 2. 4. od. 4. 2.
5 Konja da ne jase 2. 4. od. 4. 2. od. 3. 3.
2 112
Sablju da ne pale 2. 4. od. 4. 2. od. 3. 3.
2 112
Dragu da ne ljubi 2. 4. od. 4. 2. od. 3. 3.
2 112
To gjace ne slusa — — 3. 3.
12 12
oder wenn die Wortstellung dieses Verses geändert wird:
•Gjace to ne slusa 2. 4. od. 4. 2. od. 3. 3.
2 112
Sto mu knjiga kaie 2. 4. od. 4. 2.
112 2
10 Vise konja jase 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Bolje sablju pase 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Vecma vino pije 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Vecma dragu ljubi 2. 4. od. 4. 2.
2 2 2
Dieses Lied licssc sich, nach der Aenderung von Vers 8, durch-
gehend nach dem Schema b theilen ; nach Aenderung der Wort-
stellung in Vers 2 in : Samouce gjace, durchgehend nach Schema a :
wird Vers 2, so wie er bei Vuk gegliedert ist, beibehalten, so liessen
sich a und b alternirend herstellen, und so wären noch andere Com-
binationen von a und b denkbar. Wie die eigentliche Gliederung
der Verse ist, lässt sich aber ohne die hierher gehörige Melodie
nicht bestimmen.
Betrachten wir die Zusammensetzung obiger Verse nach der
Silbenzahl der einzelnen Wörter, so ergeben sich die Combinationen
2. 2. 2., 2. 4., 2. 1. 1. 2., 1.2.1.2., 1. 1 . 2. 2. , welche sich alle
in mindestens eines der Schemata a, b und c theilen lassen. Die
Gesammtzahl der Wortcombinationen , aus denen ein Sechssilber
bestehen kann, beträgt 32. Folgende Tabelle zeigt die möglichen
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Unterauchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 233
Fälle, zu denen die Beispiele, so weit es möglich war, dem ersten
Bande der Vuk'schcn Sammlung entnommen sind. Die bei Vnk
fehlenden Versformen sind der Kurelal'schen Sammlung von Volks-
liedern der kroatischen Kolonisten in Ungarn entlehnt , in welcher
der grösste Theil der Lieder aus Zwölfsilblem (= 2 Sechssilblern)
besteht. Dieselben sind durch cursive Schrift kenntlich gemacht.
Die mit kleinen Buchstoben beginnenden Verse sind zweite Halb-
Terse von Zwölfsilblern der Kurelac sehen Sammlung.
1.
6.
Ponajbogatije I, 174, 3.
1.
2.
5. 1.
DUeliniea je K. 264, 1.
3.
1. 5.
Nea udoveeromu K. '242, 10.
4.
4. 2.
Majstorova ljuba I, 172, 18.
a.
14.
5.
2. 4.
Dobra domalina 1. 160. 2.
b.
90.
4 1. 1
Golubica ne de I 167 9.
a.
4.
7 .
■ •
1. 1. 4.
Te on zapisuie I. 161. 10.
b.
18.
8
1 4. 1.
Va dvanadeetoi se K. 468. 2.
9
•* •
3 3.
Kraliice banice I, 159, 3.
c.
38.
10.
3. 2. 1.
Uboae maike ein K. 73. 1.
c.
It.
1. 2. 3.
Iz zlatna kondira I, 159, 21.
c.
60.
12.
3. 1.2.
Carica mu sluzi I. 159, 18.
a c.
25
13.
2. 1. 3.
Ustaj te pocetaj I, 159, 6.
b. c.
35.
14.
3. 1. 1. 1.
Pozabit te ne <*u K. 434, 14.
a. c.
15.
1. 1. 1. 3.
Jal je vi udajte 1, 161, 3.
b. c.
14.
16.
2. 3. 1.
hodi sprohudi nie K.
b.
17.
1. 3. 2.
U ovoga doma I, 160, 1.
n.
43.
18.
1. 3. 1. 1.
nitpoglednut täte K. 381, 38.
a.
19.
1. 1. 3. 1.
ca nit istitia ni K. 403, 7.
b.
20.
2. 2. 2.
Kral ja svjetli kralju I, 159, 1.
a. b.
66.
21.
2. 2. 1. 1.
Kada draga ne 6e I, 543, 30.
a. b.
2.
2*2.
1. 1. 2. 2.
Gdd car vino pije I, 159, 15.
a. b.
48.
23.
2. 1. 1. 2.
Öula ti se vala I, 162, 2.
a. b. c.
24.
24.
1. 2. 2. 1.
nsg jedem vetel glas K. 75, 1.
c.
25.
2. 1. 2. 1.
Jednuc krez mieee dan K. 84, 4.
b. c.
26.
1. 2. 1. 2.
Od dvora do dvora I, 159, 9.
c.
37.
27.
2. 1. 1. 1. 1.
Dralß mije $to krat K. 84, 1.
a. b. c.
28.
1. 1. 1. 1. 2.
Ne plat na mne kose I, 170, 7.
a. b. c
7.
29.
1. 2. 1. 1. 1.
Nejednotal dva krat K. 68, 5.
a. c.
30. 1
|l..l. 1. 2. 1.
A h ti hami grad K. 79, 5.
b. c.
31.
1. 1. 2. 1. 1.
Neg va uri ato krat K. 68, 5.
a. b.
32.!
Ii. 1.1. 1.1.1.
A ti sa ranom nc 6es I, J67, 15.
a. b. c.
1.
527.
Anm. Die Zahlen der letzten Eubrik zeigen, wie oft die betreffende
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234
W. Wollner,
Combination in den Sccheeilblern des ersten Bandes der Vuk'schen
Sammlung vorkommt Die Summe der Sechssilbler in diesem Bande
beträgt nach meiner Zählung 527. —
Die obige Tabelle und statistische Uebersicht beweisen , dass
zu der Zeit, in der die Vnk'sehen Lieder gesammelt wurden, das
Volk noch ein Gefühl dafür hatte , dass der regelmässige Sechs-
silbler ans einer der drei Gruppencombinationen 4 + 2, 2 + 4 nnd
3 + 3 bestehen musste , denn von den 527 Versen lassen sich 526
auf eine der drei Arten gliedern, ein einziger nicht. Und da
die Verse der Vuk'schen Sammlung sich in analoger Weise in
Silbengmppen theilen lassen , wie die vorhin betrachteten Kuhac -
sehen Melodien in Abschnitte (Motive), so lässt sich meines Er-
achtens daraus schliessen , dass einerseits auch die ursprünglichen
Melodien zu den Vuk'schen Sechssilblern und andererseits die ur-
sprünglichen, richtig gebildeten Texte zu den Kuhac' sehen Melodien
ebenfalls nach demselben Principe gegliedert sein mussten, nnd
dass in beiden Fällen Text und Melodie sich in derselben Weise
entsprachen, wie dies Text und Melodie des Acht- und Sieben-
silblers thun. Uebrigens muss hier erwähnt werden, dass in Serbien
und in der Herzegowina die Lieder in Sechssilblern an Zahl hinter
den übrigen weit zurücktreten. So sind von den 793 Liedern des
ersten Bandes der Vuk'schen Sammlang nur 35 in Sechssilblern
und 11 in Zwölfsilblern ; von den 302 der herzegowinischen Samm-
lung nur 5 in Sechs-, ein einziges in Zwölf silblern. Dagegen über-
wiegt der Zwölfsilbler in den Liedern der ungarischen Kroaten
(unter 712 Liedern bei Kurelac, 390 zwölfsilbige , 20 sechssilbige) .
Unter denen von der kroatischen Küste (in der von der Zeitung
Nasa Sloga edirten Sammlung), deren Gesammtzahl 215 betragt,
sind 51 in Sechs-, 40 in Zwölfeilblern. Bei den Westslaven sind
diese Versarten sehr verbreitet. Die Volkspoesie der Slovaken be-
steht grösstenteils aus 12 -silbigen Liedern, bei Bechen und
Mähren spielt ebenfalls der Sechssilbler eine grosse Rolle. Ich
führe hier einige cechische und mährische Lieder an, um an ihnen
zugleich au zeigen, dass die Westslaven ihre Verse ganz nach dem-
selben Principe bauen wie die Südslaven :
Sechssilbler a: cechisch:
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 235
V.///JMJ JI////I J Jl
Ja sem panna ruze Dokud nemain muie
///«m j'jiz/Wij'ji
AI budu mit mute Spadne 8 mene rftie. Erben 161.
4 2 4 2
mährisch:
V. ///JM J Jl//1//! J J
Povcz mn& ms mila kam na trävu chodii
J/JJM j'jl////! J*J
A ja tobe povim kam konicky vodim. Susi! 291, Var.
4 I 4 2
a und b: cechisch :
V.////I J Jl J JI////I
Puto-valo devee zPrahy do Morayy
A/V/NJU JI///JM
Melo modry o*i cely uplakany
JWJMj'jU JIJ»/j|J*l
Melo modry oci cely uplaka - ny. Erben 574.
4 2 2 4
a und c: mährisch:
V.///JM J JI////IJ Jl
Ach mamicko mamko srce sa mne zamklo
//jij /Vi j//jm j'j
Kdomneho odemkne? neni doma Janko. Susil 197.
3 3 4 2
c and a: cechisch:
v. //JI/J\JI ///JM J J
Jak se dam posekam ten zele-ny hajek
. //J l J/JI///JM J J
Abi ml zafoukal na mou milou chladek. Erben 173.
3 3 4 2
mährisch:
V.//JI//JI//JI J //
Konopja konopja sele-na konopja
3 3 3 3
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236
W. Wollner,
Kdo na naäi
Kdo na na*i
4
/.NU J/l
tei noci zakleDa
3
Su&il 326.
Erben 221.
J J
dv«H
/jl/jJI J
dveH tej noci zaklepa.
2 3 3
b and c: cechisch (mit Siebensilbler):
v, J J I /J^l J J l JJ/JM
Jsem jsem z Rakovnika mäm tarn milovnika
Jakyho hezkyho tovarySe krejMho.
3 3 4 2
mährisch ( Moti v v erdo p pel ung) :
% J JI/J^JM J Jl J/JJM
Dala sem ti pcrko jako galanovi
//J I J «N* I //J I J^J
Ty s'ho dal do hrantu vranemu kono - vi Suail 241.
3 3 3 3
Und so Hessen sich genug Beispiele aus allen Versarten beibringen.
Zu bemerken ist, dass die regelmässige Versbildung in den meisten
Fällen nur in der ersten Strophe der westski vischen Lieder erhalten
ist. Dies ist aber ganz natürlich. Wie jeder aus eigener Erfahrung
weiss, prägt sich gewöhnlich nur der erste »Verst eines bekannten
Liedes genau ins Gedächtniss und wird unentstellt gesungen , die
folgenden hat man wohl inhaltlich in der Erinnerung, aber nicht
formell. Daher wird man , wenn man darauf achtet, finden, dass
sich beim gemeinsamen Gesänge eines Liedes in den späteren
Strophen bemerkbare Textvarianten zeigen. Nun aber wird das
Volk den genauen Text des »ersten Verses t dort treu festhalten,
wo die Fähigkeit geschwunden ist, statt dieses Textes einen andern
von gleicher Güte zu schaffen, d. h. dort wo die Volkspoesie an-
fängt auszusterben und statt ihrer das Kunstlied das Uebergewicht
gewinnt,, nach welchem sich fortan der volksthümliche Dichter
richten wird, wenn er in die Lage kommt, seinen Reim zu schmie-
den. Und so finden wir denn an den Stellen der cechischen und
mährischen Lieder, die nicht mehr genau in aller Gedächtniss sind,
das Princip der Gruppenbildung aufgegeben und statt dessen das
accentuirende Princip der deutschen Poesie angewandt. Dasselbe
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Untersuchungen über den Versbau des sttdalav. Volksliedes. 237
ist in den meisten slovenischen Liedern, nur in weit stärkerem
Grade vor sich gegangen. Daher dürfen wir ans nicht wundern,
wenn eine rhythmisch complicirte Versart wie der Sechssilbler in
den sttdslavischen Sammlangen nicht regelmässig gebildet er-
scheint, da in allen den Gegenden, wo dieselbe dominirt, an der
Küste sowohl, als auch bei den angarischen Kroaten , die Volks-
poesie unter fremdem Eioflass steht and im Niedergang begriffen
ist . Allein nichts berechtigt ans , aas den anregelmässigen Versen
der Sammlangen auf ursprünglichen Mangel an regelmässiger
Gliederung des Sechssilhlers zu schliessen. Ein Vergleich der
Texte mit den Melodien zeigt ans vielmehr, dass anch dieser Vers
ursprünglich nach den Abschnitten seiner Melodie gegliedert wurde.
4. Der Fünf silbler. Beim Fünfsilbler kommen folgende
Formen vor:
a) 4 + 1, b) 3 + 2, C) 2 4-3.
Bndmani and Zima nehmen nur a and b an and leugnen einen
regelmässigen Einschnitt im Verse.
Die Form c kommt allerdings in der Kuhac sehen Sammlung
aar ganz vereinzelt and nicht durchgehend, sondern in Verbindung
mit anderen Versarten vor; dafür überwiegt sie aber in den Texten
nnd zwar im Dreizehnsilbler, der aus einem Acht- und einem Fünf-
silbler zusammengesetzt ist. Ich habe sie darum mit angeführt.
Die beiden Formen a und b finden sich in den Melodien mit
andern Versarten vermischt nnd selbständig.
Der Fünf- und Zehnsilbler gehören nicht zu den häufigen Vers-
arten. Unter 793 lyrischen Liedern bei Vuk finden sich 32 in
Zeh d silblern und einige wenige fünfsilbige. Auch die Zahl der
Melodien dieser Gattung ist beschränkt, an denen die Grundform
zu erkennen ist. Ich beschränke mich daher darauf, an einigen
Beispielen die verschiedene Gliederung zu zeigen, ohne weitere
Vennuthungen über Ursprtinglichkeit oder Unursprünglichkeit einer
der drei Formen anzustellen.
Die Form a ist gut durchgeführt in einem montenegrinischen
von 2 Chören gesungenen Liede (K. 1023):
Chor 1 . Chor 2.
%J/JMJ Ji IJI
Dala bih dala A sto more Sto
3 2 4 1
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238 W. Wollner,
Der Text geht weiter mit einem Sechssilbler im ersten Chore:
Chor 1. Chor 2.
Do dva vola plava Ne bi more ne
Da ne spavam sama Sto norece sto
I dva draga mrka Ne bi more ne
Za Jovova brka Drl je Joyo de
4 2 4 1
vgl. 255. 280. 322. 515. 1346., wo a mit anderen Verearten ver-
mischt vorkommt.
Die Form b:
% J J/l-J Ji J JJM J Jl
Oj a vekro babo biaerna brado
Biser se kruui u oasu truni
Popij se babo na dnu je zlato. K. 1246 Slavonien.
3 2 3 2
vgl. 568. 864—67. Die »/•- und 78-Taktlieder 436. 586. 1316. —
14. 65. 160. 188. 219. 265. 336. 360. 511. 5/0. 679. 1331 (letz-
tere mit anderen Versarten vermischt) .
Für die Form c bietet die erste Reihe in den beiden Perio-
den des Liedes 265 (Backa) ein Beispiel:
V. J JI/JJI/JWI/JJI
Kah nc lazi kazat 6a te materi
Kazi mar im ja zato moja mati zna
2 3 4 3
vgl. 515. 1101. 1125. 1331. 1364 (stets mit anderen Versarten ver-
mischt).
b nnd a:
V. J «fJM J JIJWJI Jl
Osvanu avezda na vedrom ne - bu. (biß) 1221.
3 2 4 l
vgl. das nnter a angeführte montenegrinische Lied, ferner 980.
981. 1545.
Neben diesen Formen finden sich auch solche , in denen der
Fttnfsilbler als eine Gruppe anfgefasst, einem einzigen Motive ent-
spricht , allein diese gehören unzweifelhaft späterer Entwicklung
an. Bei den Westslaven kommt die oben besprochene dreifache
Gliederung ebenfalls vor, aber auch sie haben daneben die Auf-
fassung des Fünfsilblers als eine Gruppe. —
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Untersuchungen Uber den Versbau des ßüdslav. Volksliedes. 239
B. Zusammengesetzte Versarten (Perloden).
1. Der Drei zebnsilbler. Die Periode des Dreizehnsilblers
besteht aas der Reihe des Achtsilblers und der des Fttnfsilblers und
zerfallt je Dach der Gliederung des Fttnfsilblers in 3 Klassen :
a) 8 + 5\ b) 8 -f- 5b. c) 8 + 5C.
Die häufigste Form bei Kuhac ist a, doch sind b und c, wenn
aoeh in nur wenigen Beispielen, ebenfalls vertreten.
In den Texten finden wir alle 3 Formen, z. B. :
a) Suncenamje
na zahodu
brzo de nam
zaö
A nevjesta
na othodu
brzo öe nam
poc
2ali nevu
stara m&jka
otkle iina
poö
Zatoneve
i ne ha jo
stoje majei
*o
Idem majko
dobro moje
brijeme je
poc
4
4
4
1
b) Povila se
zlatna iica
iz vedra
neba
Savila se
milom kuma
u svilna
nedra
To ne bila
zlatna / ica
iz vedra
neba
Veö to bila
lepa ruia
od dobra
roda
4
4
3
2
e) Listak pade
na livadu
cya'j
livada
Livada je
lepe Maro
al'jo
odbegla
Odbegla je
talosnice
caru
pod sator
Pa se igra
s careviöi
ipsod
satora
Car joj dajo
zlatnu bunnu
da s'njim
poigra
A carica
zlatnu krunu
da snjim
ne igra
4
4
2
3
Wenn in den Rhythmen bei Knhac die Form a vorwiegt , so
zeigen dagegen die Verse des Vuk'schen ersten Bandes überwiegend
die Form c. Es sind dies meist kurze Lieder von 2—14 Versen;
nur ein längeres, 755, zählt 48 Verse. In diesem lassen sich
2 Verse nach a theilen, 24 nach b und 29 nach c. Die Zahl sämmt-
licher Dreizehnsilbler im ersten Bande beträgt nach meiner Zählung
344. Ausserdem habe ich zu der folgenden Tabelle Vuk's herzego-
winische Sammlung und die der Zeitung «Nasa Sloga« (Istrien) und
das einzige dreizehnsilbige Lied der Mazuraniö'schen Sammlung
(Kroatische Küste) hinzagenommen. Das Verhältniss ist folgendes :
Die Zahl der im Fünfsilbler möglichen Combinationen 1-, 2-,
3-, 4- und 5-sübiger Wörter beträgt 16.
240
W. Wollaer,
V.
V.H.
N.S.
1.
0.
Paraske vija 1, 254, 8.
1.
4.
1.
2.
4. 1.
gizdareva der I, 593, 2.
a.
10.
8.
2.
3.
1. 4.
pod gjuvegjijom I. 71, 3.
13.
20.
2.
4.
3. 2.
okolo sebe I, 43, 3.
b.
8.
1.
2.
5.
2. 3.
Cijaj' livada I, 470, 1.
c.
103.
70.
28.
6.
3, 1. 1.
Briieme ie poc I, 59, 5.
a. b.
16.
8.
1.
7.
1. 1. 3.
AI je odbegla I, 470, 2.
c.
40.
51.
21.
8.
1. 3. 1.
i gospodin Bob: I, 54, 2.
i.
10.
9.
2.
9.
2. 2. 1.
Otkle ima po<5 I, 59, 3.
a. o.
6.
23.
2.
10.
1. 2. 2.
I z vedra neba I, 93, 1 .
b.
44.
20.
17.
IL
2. 1. 2.
Caru pod aator I, 470, 3.
b. c.
44.
23.
7.
12
2 111
Rrzo 6p nani za<5 I 59» 1
a. b. c.
13.
7
• •
4
13.
1. 1. 1. 2.
Da s' njim ne igra I, 470, 6.
b. o.
7.
11.
5.
14.
1. 2. 1. 1.
ne dao mu Bog I, 22, 5.
a. b.
13.
4.
1.
15.
1. 1. 2. 1.
Sto je majci S'o I, 59, 4.
a. c.
14.
8.
11.
16.
1. 1. 1. 1. 1.
a äto mi ti je I, 696, 6.
a. b. c.
2.
3.
4.
344.
270.
HO.
Von den 344 Versen ans Vuk I. lassen sich theilen.
ina: Nr. 2 — 10
inb: Nr. 4— 8
inc: Nr. 5-103
- 6 — 16
- 6 — 16
-7—40
- 8 — 10
-10 — 44
-9—6
-9—6
-11—44
- 11 — 44
- 12 — 13
- 12—13
-12— 13
- 14 — 13
-13— 7
- 13— 7
- 15 — 14
- 14 — 13
-15— 14
-16— 2
-16— 2
- 16— 2
84
147
229
in keine der drei Formen.
Nr. 1 — 1
- 3—13
14
Von 270 Versen der Vuk'schen herzegovinischen Lieder :
ina: Nr. 2— 8
inb: Nr. 4 — 1
in c: Nr. 5 — 70
-6—8
-6—8
- 7 — 51
-8—9
-10 — 20
- 9 — 23
. - 9 — 23
- 11—23
- 11—23
-12— 7
-12— 7
-12—7
- 14— 4
-13 — 11
- 13 — 11
-15—8
-14—4
-15—8
- 16— 3
- 16— 3
- 16— 3
70
67
196
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Untersuchungen über den Versbau des slidslav. Volksliedes. 24 1
in keine der drei Formen: Nr. 1 — 4
- 3 — 20
24
Von 110 Versen der Sammlungen Nasa Sloga und tfaiurank
ina: Nr. 2— 2
in b: Nr. 4— 2
1 VT r An
in c: Nr. 5 — 28
- 6- 1
- 6— 1
- 7 — 21
- 8— 2
- 10—17
- 9— 2
- 9— 2
-11—7
-11— 7
-12— 4
- 12— 4
-12— 4
-14— 1
- 13— 5
-13— 5
- 15—11
-14—1
- 15 — 11
-16— 4
-16— 4
- 16— 4
27
41
82
in keine der drei Formen:
Nr. 1 — l
- 13 — 2
3
Die Gasammtzahl der Verse beträgt
344
270
110
724
Davon lassen sich theilen:
ina: 84 inb: 147 inc: 229 nicht theilbar
70 67 196
25 41 82
179 255 507
Wenn wir von den 724 Versen die herausnehmen, die sich nur
auf eine einzige der drei Arten gliedern lassen, so erhalten wir fol-
gendes Resultat :
nur ina: Nr. 2 Vuk I. 10
- 8 10
20
nur inb: Nr. 4 Vuk I. 8
- 10 44
52
nur inc: Nr. 5 Vuk I. 103 Vuk H
- 7 * 40
143
A rotair für sUviiche Philologie. IX.
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242 W. Wollner,
Von 724 Versen lassen sich 313, also über % nnr in die
Gruppen 2 -f- 3 th eilen.
Wir sehen also im Texte die Form c vorwiegen, a und b da-
gegen zurücktreten. Der Rhythmus der Melodien zeigt das umge-
kehrte Verhältniss.
Die dominirende Form ist a (4 1), z. B.
Imam dragu u sokaku koju dobro znain (bis; .
4 4 4 1 148. Slavonien
oder *
5 * * 0 * 0 0 0 4 < 4) 4) 0) s <sH
Vu ne gore lepo drevce tenko viso - ko (biß).
4 4 4 1 149. Kroatien.
vgl. 17. 38. 93. 309. 310. 334. 341. 380. 482. 527. 576. 807. 851.
871. 897. 899. 1015. 1025. 1027. 1472. 1473.
Die Reihe des Ftlnfsilblers wird wiederholt:
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 I G 0 0 0 m o !
Posadi se doma-öine neka ti je cast neka ti je cast
Medju braöoro i drnzinom Vazda posten glas vazda posten glas.
1239. Konavljc.
vgl. 70. 358. 492. 808. 844. 846. 898. 1225. 1268. 1270. 1273.
Sechsachteltaktform :
I h I h I J h J h I J* I I J I
0 0 0 4 0 0 0 0 0 0 0 0 ■ V ■
Sinoc su mi Stafti doili da ja maSi - ram. 418. Kroatien
4 4 4 1
vgl. 1408 und 853 (Wiederholung).
Verdoppelung der Periode mit Ausnahme des letzten
Motives:
Djevoj-cica ruiu brala pak je zaspa - la
4 4 4 1
J JIJ JIJJIJ Jl J Jl J Jl Jl
Djevoj - cica ruzu brala pak je zaspa - la. 847. Slavonien.
4 4 4 1
vgl. 380. 848. 849. 854. 1015. — 401 zeigt die siebentheilige Pe-
riode ohne vorhergehende viertheilige.
Andere Formen Ubergehend komme ich zu b (3 4- 2) ■
Ein paar vereinzelte Lieder zeigen diese Form, so z. B. :
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Untersuchungen Uber den Versbau dea südslav. Volksliedes. 243
Druge n.oje se le-ni-le kada sani i ja.
4 4 3 2 491. Istrien.
oder
Dobro dosü mili gosti oj dobro dosli.
122* Slavon. Militärgrenze.
oder mit Dehnung:
'* 4 0) 0 0 * 4 * • i ^ 1
Snoste dojde ouzdi junak u nas na gosti u nas na gosti
/mim/im/uij ji J'ji j
kat'go vidje malka moma tja go zali - bi tja go zali - bi.
4 4 4 1 4 1
2o5. bulgarisch.
In einigen Liedern dieser Form wird jeder der beiden Be-
standteile des Verses, Achtsilbler und Fünfsilblei
wiederholt:
Stalscjesem ranovjutro stalsejesem ranovjutro
,VJI J JI//JIJ J!
4 4 4
!
I
Malo pred zorum malo pred zorum.
3 2 3 2 ÖOl.Vrabce.
vgl. 902. 903. u. 900, wo der 8-silbler dreimal gesungen wird.
a und b finden wir in einer eigentümlichen Form zusammen
im Liede 843 (Serbien) :
.H«J JIJ JIJ JiJ JIJ//IJ J
Devoj-ka je ruin brala pa je za - spala
%//JJI%JJIJJl/jl//lJI
Dovojka je ruzu brala pa je zaspa - la.
4 4 4 1
Hier ist aus der zweitheiligen Periode
J 0 I J J I durcn Verdoppelung der ersten Reihe (des Acht-
silblers) eine dreitheilige geworden J J J J | J J J J | J jN #* j J ; :
in der zweiten Periode ist ausser Motiwerdoppelung noch ge-
mischter Takt hinzugetreten. Dieselbe ist folgendennassen aufzu-
16*
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244
W. Wollner,
4 0 4 0 4 f« 0 J J J I J J J J f *
c erscheint in mehreren Liedern, so in 1207 (Slavonien :
ü livadi podjavorom voda izvi-ra (bia).
4 4 2 3
vgl. 1207. 1349. 1426 (Var. 1451). 1551.
Denselben Rhythmus hat das kroatische Nationallied: Jos
Hrvatska ni propala, dok mi üvimo (K. 1553). Der Text entstand
wie der Dichter, Ljudevit Gaj, selbst erzählt, anfeiner Fahrt, auf
welcher ihm von fern die Bassmelodie eines Tanzliedes in die Ohren
brummte. Sein Freund Livadiö hörte ihn gleich nach seiner An-
kunft, beim Aufschreiben der ersten Strophe, die Melodie summen
und harmonisirte dieselbe. (Vgl. Kuhac's Anmerkung zu 1554. IV,
8. 362).
c findet sich ferner im Liede 1439, nach einer Zwölfsilblerpe-
riode. 870 zeigt im zweiten Motive des Achtsilblers Dehnung und
im Fttnfsilbler Wiederholung des verdoppelten zweiten Moti ves :
KiSa pade travaras-te to je godina godi-na.
4 4 2 3 3
Diese Wiederholung des zweiten Motives ist zugleich ein Zei-
chen dafür, dass das Volk den Fttnfsilbler dieser Form nicht als
eine Gruppe fasst, sondern als zwei.
Zur Dehnung im Achtsilbler vgl. 343, wo die beiden Motive der
Achtsilblerreihe erweitert sind.
So haben wir denn in den Melodien des 13-silblers den Grund
zu der dreifachen Gliederung des Textes gesehen und sind daher
auch berechtigt, für den Text ursprünglich regelmassige Gliederung
anzunehmen. Die ältesten Dreizehnsilbler sind im 16. Jh. von
Hektorovic aufgezeichnet und im Gedicht Ribanje (der Fischfang)
verwendet. Dort singen ihm seine 2 Fischer einen Trinkspruch :
Paskoje: Nas gospodin poljemjizdi, jizda da mu je,
4 4 4.1
Nikola: Na glavi mu svilan klobuk, sinca da mu je,
4 4 4 1
i) Im Original zwei 2/i-Takte.
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Untersuchungen Ober den Versbau des südslav. Volksliedes. 245
[Paskoje:] U raci mu zlatne knjige. dru&ba da mu je,
4 4 4 1
N i kol a :] Prid nj im sluga pisan poje, na cast da mu je.
(Stari Pisci VI, S. 9. — Die eingeklammerten Namen fehlen bei
Hektorovic ; man darf aber wohl annehmen, dass die Verse von den
Sängern alterairend gesangen wurden und nicht der eine den ersten,
der zweite die übrigen sang.)
In der Komödie Dundo Maroje des Marin Drzic (Mitte 16. Jh.)
kommen zwei italienische Verse dieses RhythmuB vor:
Chi t'ha fatto quelle scarpe che ti stan si ben
4 4 4 1
Che ti stan si ben Gernieta che ti stan si ben.
4 4 4 1
(Act. HI, Sc. III, Stari Pisci VII, S. 290.»
Diese Verse sind einem ragusaner Bedienten in den Mund ge-
legt und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie aus einem ragusani-
schen italienischen Volksliedchen stammen (das vielleicht nach
slavischem Rhythmus gemacht wurde) . —
2) Der Vierzehnsilbler: Die Periode dieses Verses setzt
sich zusammen aus der Reihe des Achtsilblers und der des Sechs-
silblers. Seine gewöhnliche Form in den Melodien ist 8 + 6a,
z. B •
Divoj-Üca Dunavgazi noge ima biele (bis).
4 4 4 2 888. Bisag.
vgl. 15. 101. 145. 210. 274. 596. 886. 888.891. 1108. 1111. 1234.
1363. 1372. 1385. 1443. 1455. 1470.
Dieselbe Form mit Wiederholung des Sechssilblers:
y.////l////l///JKIJ JI/JJ/IJ Jl
Je H Maro raajke iao ito ti hoceS pojti Sto ti hocei pojti.
4 4 4 2 4 2
1255. Slavonien.
vgl. S87, 13 und 147, wo vor der Wiederholung ein Refrain einge-
schoben.
Die Sechsachteltaktform zeigen: 107.317. 1433; vgl. 387.
die Dreivierteltaktform das Lied 893 (Bocche) :
Devoj - cica vodu gasi noge joj se bele.
4 4 4 2
246 W. Wollner,
Za^mo^ ko*. JUe ^ gro-o - ton ee .cNjo.
Die For m b ist mir in der Melodie nicht bekannt, man müsste
denn die erste Periode des Liedes 825 (Bisag) als solche ansehen :
Snolka mi je pismo doMo spod be-loga grada.
Die Form c hat die Melodie eines bulgarischen Liedes, 154.
Der Text macht es aber zweifelhaft, ob wir hier wirklich eine Vier-
zchnsilblerperiode annehmen sollen, oder eine Weiterbildung des
Elfsilblers (Wiederholung des dritten Motives) :
Ogun^gori na planina Vidjeh go vidjeh go;
Daj mi manio vjeren eovjek Da idü da idü (bis/.
2 2 3 3
In den Texten dominirt ebenfalls die Form a. Von 185 Versen,
die ich untersuchte (es waren die Texte der Lieder: 15. IUI. 107.
147. 210. 274. 387. 596. 886 u. Var. 887 u. Var. 888. 891 Var.
S93. 1108. 1111 u. 1470) zeigten a: 144, in b Hessen sich theilen:
119, in c: 55.
Bei der Abwesenheit von Melodien der Form b und c, habe ich
vorläufig nnr die Form a in meine leb ersieht der zusammenge-
setzten Versarten aufgenommen. —
?) Andere Zusammensetzungen. Hierher gehören die
aus 2 rhythmischen Reihen gebildeten Perioden: des Sechzehn-
silblers (84-8) zu dem alle aus zwei Achtsilblem gebildeten Pe-
rioden gezählt werden können, des Fünfzehn silblers (8 -f- 7),
des Vierzehnsilblers (7 4-7), des Dreizehnsilblers(74-6),
des Zwölfsilblers (6 4- 6), des Elfsilblers (5 4- 6) und des
Zehnsilblers (5 4-5). Die aus den Reihen des Acht- und Sieben*
silblers zusammengesetzte Fünfzehnsilblerperiode können
wir Ubergehen, da für ihre Reihen dasselbe gilt, wie für den Acht-
und Siebensilbler, den Zwölfsilbler hatten wir bereits als Sechs-
silblerperiode, den Zeh ns übler als FUnfsilblerperiode. —
Der- Dreizehnsilbler (7 4-6) besteht ans einem Sieben-
silbler und einem Sechssilbler der Form a, z. B. :
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 247
Prevezi me Dunave Prevezi me preko. 235.
4 3 4 2 «
vgl. 76. 82. 220. 271. 355. 474. 528. 680. 681. 684. 1118. 1402.
1411. Im Sechsachteltakt 1304. 1340.
Der Elfsilbler hat 2 Formen: 1) 5» (3 + 2) + 6* (4 + 2),
V.J J/MJ Jl ■
Ah sto du ito du Sto ne spavam nodn. 65. Serbien.
3 2 4 2
vgl. 336. 360. 368. 511. 570. 619. — 368. 414. 932. 935. 1033.
2) 6* 4- 5» (gewöhnlich a) z. B. :
I* 4 4 4 4 \ 44\4444 ^
Sinod sam si samsje-de-dl misli - o. 562. Slavonien.
4 2 4 1
vgl. 1332. 1333. 1384. 1404. 1405. 1590.
Dag obige Beispiel giebt ein gutes Specimen eines Liedes, in
dem das des Singens nicht mehr kundige Volk den Zusammenhang
zwischen Rhythmus der Melodie und Gliederung des Textes ausser
Augen gelassen hat. Den Text bildet ein dreiteiliger Elfsilbler,
dessen Gliederung die folgende ist : Sinoc sam si sam sjededi
mislio.
3) 6* 4- 5°. Kommt nur in strophischen Melodien vor, ist
demnach modern. So z.B. 515, wo diese Form mit der unter 2) er-
wähnten und mit Zwölf- und Zehnsilblern vermengt ist. —
II. Dreitheüige rhythmische Reihe.
1) Der Z wölfsilbler besteht aus 3 Viersilbengruppen. Im
wirklichen Volksliede ist mir dieser Vers nur aus einem Beispiele
bekannt. In dem Liede Vuk I, 51 lauten der zweite und dritte
Vers:
(Poodi mili kume I vreme ti je)
Ostavi nam kolu dare zakon ti je
> 4 4 - 4
Ako Ii nam ne ostavis zazor ti je
4 4 4
Diese 2 Verse sind die einzigen Repräsentanten der Versart.
Ihr Rhythmus ist zweifelhaft. Wahrscheinlich ist er dem des Drei-
248 W. Wollner,
zehnsilblers a ähnlich (das Lied steht unter den Hochzeitsliedern
dieses Rhythmus) . Vgl.
Nu izlazi stari Brate brijeme ti je I. 52
4 4 4 1
und
I vodite mladu Maru u zakon vi je I, 54.
Ebenso wird wahrscheinlich in den beiden Z wölfsilblern eben-
falls die letzte Silbe der dritten Gruppe hervorzuheben sein, also
vielleicht folgendennassen :
4/. h h h h I r^hhM h h 1 1 I]
^ s ä * ä 0000 000a
Ostavi nun kolu dare zakon ti je.
4 4 4
also Erweiterung des letzten Motives der dreitheiligen Zwölfsilbler-
reihe.
Diese Form kommt in den Melodien wirklich nicht selten vor,
so z. B. in einem (gereimten) slavonischen StadÜiede K. 112:
Tanburica sitnim glasoin u-da-ra - &e
Nuz tanburu mlado momce popieva - se.
4 4 4
Durch diese Schlussdehnung verliert die Reihe natürlich ihren
dreitheiligen Gharacter. Erhalten ist die Dreitheiligkeit in den
2 ersten Perioden des Liedes 1233 (ung. Kroatien) :
J J J j i J j J J I J J J J l
Ljubljena vi bratja ka ste ovde spravna
JJJJIJJJJIJJJJi
Sada posiah - nuti budi - te pripravna
V« J J J J J J I J J J J J J I
Od evetoga hiitva hoce govor biti
- — - *
4 2 4 2
'/«JJJJIJJJJIJJJJI
Va koji mla - dici kann vastupiti.
4 2 4 2
Es ist dies ein Lied, das vom Schullehrer bei der Trauung in
der Kirche gesungen wird. Die Melodie vermögt für die beiden
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Untersuchungen Uber den Versbau des südalav. Volksliedes. 249
ersten Perioden einen dreitheiligen Text (4 + 4 + 4) für die dritte
einen zweitheiligen (6 -f- 6) nnd fttr die vierte wieder einen drei-
theiligen. Wie man sieht passt bereits der zweite Vers nicht zn der
Melodie, da er ans zwei Sechssilblern besteht.
Im Sechsachteltakt finden wir drei t heil ige Form in 1260
(Istrien), wo ebenfalls der Text nicht passt :
Stojte nam ve - selo stojte nam ve - selo.
— i — t — Ä — r
Eigenthttmliche Dehnung zeigt 1534 Küste) :
Fran se I - Ii - jani Fran se I - Ii - ja - ni
■ — - — ■■ - — ^ _-
///-N;;;;iji jij ji
Fran se I - Ii - ja - ni l kama - re ago-va-ra.
In den 3 letzten Beispielen waren es Sechs silbler die als
Text verwendet wurden . Auch Achtsilbler kommen vor, durch
refrainartigen Zusatz dem Rhythmus des Zwölfsilblers ange-
passt, z. B.
/^jm;»/ ji ji
Jur tri noöi iiisam spala (ttdna ro - ia).
4 4 4 312. ung. Kroatien.
Tkotikupi kolan^e to (haj ha ha haj*
?h:\ j Am j\tht\
Kolan-6e to (dy duto dq) kolan-ceto.
4 4 4 771. Hercegovina.
vgl. 82. 655. 879—81. 963. 1014. 1019. 1037. 1041. 1042.
In allen diesen Beispielen ist die Dreitheiligkeit allerdings
nicht immer erhalten, alle diese Formen aber lassen die ursprüng-
liche Dreitheiligkeit der Zwölfsilblerreihe noch deutlich erkennen.
Was den Text anlangt, so gehören hierher einige herzegovini-
sche Lieder in Achtsilblern mit viersilbigem refrainartigen Zusatz
nach jedem Verse z. B.:
O nevene moj nevenko (Ahjadi moj) Vuk H. 274.
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250
W. Wollner,
vgl. 285 and 286 (o müe moj).
Aus diesen Beispielen können wir auf die einstige Existenz
eines dreitheiligen Zwölfsilblers schliessen, der im Laufe der Zeit
durch die viertheilige Periode des doppelten Sechssilblers fast gänz-
lich verdrängt wurde. —
2) Der Elfsilbler. Er gliedert sieh regelmassig in 2 Vier-
und eine Dreisilbengruppe. Die stidsla vi sehen Metriker erkennen
die Diäresen nach der vierten und achten Silbe an, z. B. :
Izvilase sveta gora zelena:
To ne bila sveta gora zelena,
Veötobila sveta erkva Sonja;
Unjoj pojn sestokrilni angjeii, n. s. w. Vuk I, 202.
In der Melodie kommt Dreitheiligkeit gelegentlich vor :
%J J J JIJJ J JIJ J Jl
Za ito dragi zlobu tajnu provodis. 208. Easek.
oder:
V« J J I J J I J J I J J I J j !
i
Siro - tasam i sve mi se zalu - je.
4 4 3 585. Djakovo.
Gewöhnlich aber wird dnreh Verdoppelang oder Wie-
derholung des letzten Motives Viertheiligkeit oder
vielmehr Zweitheiligkeit erzeugt, z. B.:
fc/J/JI/JJ^Irw J JUI
Jasepopeh na pistanske plani - ne. 578. Slavonien.
vgl. 440. 587. 622. 909. 919. 1216; vgl. 910.
mit Wiederholung und Verdoppelung:
Djevojdica omilje brala vu baädi vu baiöi .
Jl Jl
I^jevojcica smilje^ brala vubai-di. 911. Zagorje.
vgl. 505. 910. 912. 914. 915. 917.
Wie hier die erste Periode durch Wiederholung den Rhythmus
des Vierzehnsilblers erhält , so wird im Liede 233 (Militärgrenze)
der Text dem Rhythmus des Fttnfzehnsilblers angepasst :
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Untersuchungen über den Versbau des slidslav. Volksliedes. 25 1
v. J j j Jlj j J Jlj j J Jlj j J
Vijala se biela loza 6t«Ja /ora vinova.
4 4 4 3
Die erste Periode des bosnischen Liedes 159 hat du i ch Mo-
tiv ve r d op pe 1 ung und ausserdemWiede r holung des ein-
fachen letzten Motives, das pentapodische Verhältniss 2:3
erhalten :
Vi J J J I J J J I J I • I I
* 4 4 4 4 4 4 4 4 rj ^ c 0 0
Od kako je Banjaluka posta - la postala.
4 4 3 3
Einfache nnd gedehnte Form zusammen zeigt 505
Syrmien) :
Jesi 1' bi-o tamo gore u dvoru
4 4 3
r> h h h I h h h h i 1 1 1 1
0 0 0 4 0 0 0 4 4 0 0 I
Jesi 1' cu-o 5ta o meni govo - ru. —
4 4 3
3) DerZehnsilbler: Budmani nnd Zima nehmen im Zehn-
silbler nnr einen regelmässigen Einschnitt nach der vierten Silbe
an: - - | - - | | - - | — | — |. Dies ist consequent, da sie
im Sechssilbler, dem ja der zweite Theil des Zehnsilblers ent-
spricht, ebenfalls die regelmässige Gliederung längnen. Auch das
Volk fasst, wie ans der Weiterentwickelnng der ursprünglichen
Form zu erkennen ist, die 6 Silben des zweiten Theiles, gegenüber
den 4 Silben des ersten, als Ganzes. Damit ist aber noch nicht ge-
sagt, dass innerhalb der 6 Silben keine weitere Gliederung statt-
findet. Zu untersuchen bleibt ferner ob das obige Schema (2 Vier-
und eine Zweisilbengruppe) die einzige Form dieser Versart ist.
Die Texte lassen uns bei diesen beiden Fragen vollständig im Stich.
Sie zeigen regelmässigen Einschnitt, mit wenigen Ausnahmen, nur
nach der vierten Verssilbe. Wir müssen daher bei den Melodien
nach Auskunft suchen.
Bei meiner Betrachtung theile ich die Zehnsilbler in zwei
Klassen, in lyrische und epische, und beginne mit der lyri-
schen Klasse.
Wir hatten oben 3 Formen des Sechssi lblers angenommen,
a 4 + 2), b (2 -h 4) und c (3 + 3). Ich will, der Kürze halber.
252
W. Wollner.
die verschiedenen Arten des Zehnsilblers nach der Gruppenforma-
tion seiner zweiten Hälfte bezeichnen als :
a) 4 + 4 + 2, b) 4-4-2 + 4, e) 4 + 8 + 3.
Die Melodien zum Zehnsilbler zeigen als häufigste Form a. die
in mehreren Liedern als Grundform erscheint, z.B.:
•v./^/1 i ^«r/^ i j j i
Uda - ralo u tamburu djace (ter). 619. Bosnien.
4 4 2
vgl. 67. 228. 273. 495. 656. 721. 730. 968. 1052. 1059. 1202.
Weit häufiger aber ist die dreitheilige Reihe der Grundform in
eine zweitheilige Periode umgewandelt worden. Dies kann auf
verschiedene Weise geschehen :
1) durch Motiverweiterung, wobei gewöhnlich die erste
Viersilbengruppe oder vielmehr das erste Motiv verdoppelt wird,
z. B. 51 (Fttnfkirchen) :
v.J Jl J J I JJ/JMJ Jl
Crna goro puna ti si lada
4 4 2
j j i j j i j^/» i j j i
Srce moje joipu-nye jada.
4 4 2
vgl. 7. 8 u. Var. 83. 163. 304. 316. 510. 773. 1060. 1082. 1089.
1091. 1092. 1097. 1113. 1123. 1205. 1224. 1236. 1376. 1431.
1435. 1450. 1459.
Eine andere Art der Motiverweiterung zeigt 298 (Bosnien) :
Teiko ce - kam da m' au-bo-ta avane.
4 4 2
Mehrfach findet sich Grundform und erweiterte Form in der-
selben Melodie, z. B. 33 (Slavonien) :
V. //^JM/^/l J Jl
Sadi I-vo bora tele - noga
J J l J J ; //// l J J l
Sadi ^ I-vo bora ^ zele - noga.
vgl. 305 642. 741.
Ferner :
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 253
Grundform (biß) -f- erweiterte Form: 620. 740. 1098. 1116. 1277.
Grundform (bis) -f- erweiterte Form + Grundform : 184.
Grundform (bis) + erweiterte Form (bis) : 1024.
Erweiterte Form + Grundform : 21. 24.
Auch das letzte Motiv kann erweitert werden, indem jede der
beiden Viertelnoten zu einer halben wird. So z. B. :
V.J JN J
Dievo die vo i»Sf mi Ijubav kratll
4 4 2
J Jl J Jl/J^/I j J
Zait' mi ^ljubav ljubavlju ne vratis
J/JJM J»J»J»/|J|J|
Vee* u-bi-jas srdce moje bol - no
4 4 2
Od ljubavi koje jest ne - voU - no.
4 4 2 245. Slavonien.
vgl. 827.
2) Die Dreitheiligkeit wird dadurch aufgehoben, dass der
Zelmsilbler dem Rhythmus einer anderen Versart ange-
passt wird, wobei der fehlende Text durch Wiederholung oder
Zusatz ergänzt wird. Am häufigsten kommt hier der Rhythmus
des Vi erzehnsilblers zur Anwendung. Folgende Fälle gehören
hierher:
a) Die erste Viersilbengruppe wird wiederholt:
Aus : Svekrvica nasu Ann kara wird:
tt/JWIJJJJM/W/l J Jl
Svekr-vica svekr-vica naSu Anu kara.
4 4 4 2 654. Slavonien.
vgl. 54. 140. 597. 815. 906. 1901—3. 1030. 1084—5. 1102. 1121—
1122. 1127. 1227. 1374. 1387; ferner 6/s- ™& »/rftkt: 54. 199.
273. 375. 656. 1209.
b) nach der ersten Gruppe des Zehnsilblers wird
eine Viersilbengruppe eingeschoben, z. B. (lane moje):
% J^i^l/W/U/WU Jl
Moja mama (lane tnqje) sve mi prego - vara.
4 4 4 2
86. Syrmien; ebenso 200 (*/«-T.).
254 W. Wollner,
Andere Einschiebsel: (oj fcalosti) 134; (bela lalo) 324
(3/4-T.): (trananina^ 536 (%-T.); (eto tako) 1362 («/»-T.).
Eine Viersilbengrnppe, am Schlnss angesetzt, zeigt 665
(Novigrad) :
% j /j /u /j /u /j/u j.i
Cvieöe moje i ja bi te brala (Cviet ze - Uni).
4 4 4 2
Neben dem Rhythmus des Vierzehnsilblere, wird auch der des
Zwölf silblers beim Zehnsilbler verwendet. Hier werden die 2
ersten Silben der ersten Gruppe zur Vervollständigung des Textes
wiederholt. Beispiele :
Zum Zwölfsilbler a-fa:
%/ZZZIJ JIZZZZIJ Jl
Crna goro crna puna ti si lada
4 2 4 2 52. Hercegovina.
V. ZZZZIJ JIZZZZIJ
Pasla pasla ovcc pasla pasla
Z///IJ JI////IJ J
Pasla twwia ovce Sujic-kinja Mara. 437. Sinj.
4 2 4 2
(hier ausserdem dreimalige Wiederholung des ersten Theiles.)
U. 8. W.
Zu b 4- b (mit Wiederholung des zweiten Theiles) :
Vs J JI////IJ Jl////
Ztoi «u dvi bu druge *« dvi bu druge
2 4 2 4
j ji////ij ji/;//
Xt|H> drugocale ttmo drugovale. 805. Kroatien.
Zu b + a :
% J Jl////l////i J Jl
Kolom *o/om vye Ziriö Ni-ko - di-je. 1029. Serbien.
2 4 4 2 vgl. 10*8.
Zu (b + b) 4- (b + a) . (Zweimalige Wiederholung der ersten
Silbe der ersten Gruppe. Zweimalige Wiederholung des ersten
Theiles.)
Vi J JI////IJ Jl////
Lje-lje - tfepe ti au lje-lje - ljepe ti bu
2 4 2 4
igiuzeci Dy
Google
Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 255
J JI/J^JM/^J/IJ Jl
Lje - lje - ljepe^ti su Cavtaj-ke dje - vo|ke. 258. Cavtat.
Aehnliche Beispiele 4dl. 700.
Die Form mit erweitertem Motiv (die ich hier e nennen will),
sowie die Vierzehnsilblerperiode (14) und die des Zwölfsilblers (IS,
finden sich auch zu einer Melodie verbunden. So entstehen fol-
gende Combinationen :
e + 14: 284, mit Einschiebung von (oj djevojko); 608 (ime
moje); 920. 606 (ime moje); 1061.
e*-f- 142i): 1293.
14 + e: 132. 653. 691. 718. 719. 720. 833. 907. 1083. 1099.
1448. 1527.
14 -f- e*: 481.
U. 8. W.
e -h 12 (b 4- ä) : 778, wo nach der ersten Gruppe (lane; ein-
geschoben.
14-4- 12: 1086 (Slavonien).
122 -f- 14 4- e:
• v. jjjj* u J i l J Jl
Majka majka Maru majka majka Munt
4 2 4 2
J*/J/ I J J I //jV I J J I
Majka majka Motu priko mors zvala
4 2 4 2
Kucko Mare kucko Marc jesi Ii o - prala
4 4 4 2
J Jl J J J
Kucko Mare jesi Ii o - prala. S29. Sinj.
4 4 2 J
b2+ 142^- 12: 1294.
Ausser diesen Formen kommtauch Wiederholung der zwei
letzten Gruppen (des Sechssilblers) in der 14-silblerpe-
riode, Dehnung der ersten Gruppe und der ersten 2 Grup-
pen u. dergl. m. vor, wodurch dann der zweitheilige Charakter der
») Die kleinen Zahlen oben bezeichnen, wie oft die betreffende Periode
wird, also e* + 14» - e + e + 14 + 14.
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256
W. Wollner,
Periode wieder aufgehoben wird. Ich übergehe diese Formen. Er-
wähnt sei noch, dass der Zehnsilbler durch Wiederholung dreier
Silben oder Einschiebung einer dreisilbigen Gruppe dem
Rhythmus des Dreizehnsilblers (7 + 6) angepasst werden kann,
z. B. 905 (ung. Kroatien) :
■ V.J/^/l/^JIJJ^IJ Jl
Oj Jelena Jelena jabuka ze - lena.
4 3 4 2
vgl. den Refrain von 1082;
oder:
v.J J I J JIJJJ/IJ Ji
Hvali - la se Radu-lova Ana
4 4 2
^//»IJ^JI/^/^l J JI
Hvalila ae iro^jena) Radu-lova Ana.
4 3 4 2 363.Spalato.
vgl. 423 (rodjena). 1126 (dikice). 1406 (mili moj).
Durch die obigen Beispiele wird klar, in welcher Weise das
Volk verfährt, wenn es bei der Anpassung eines Textes an einen
fremden Rhythmus die Lücken des Textes auszufüllen hat. Die
Einschiebsel sind oft ziemlich ausgedehnt. So z. B. werden in einem
bulgarischen Liede 7 Silben eingeschoben :
Ot kak sja e (müa moja mqjkole) zora zazorila.
In einem anderen Liede werdon dem Verse durch Wiederholung
und Einschiebung im Ganzen 1 3 Silben zugesetzt :
Izterale (djeie \juUm te) izterale Almaskinje eure (rano Pqjo).
Wie weit die Rücksichtslosigkeit gegen den Text gehen kann,
zeigt K. 1064. Dort wird als »erster Vers« nur die Hälfte des Zehn-
silblers gesungen, dann folgt die zweite Hälfte als zweite Strophe
u. 8. w. immer die Hälfte.
J J JI J JU
* Aj dje-dje - aj djevoj - ko
j JU7JJ*;
(Refrain) Aj dje - aj dje-voj-ko.
Der ganze Vers heisst: Aj djevojko draga duso moja. Der Text
der zweiten Strophe ist: draga duso moja. —
Noch will ich darauf aufmerksam machen, dass in allen Fällen
lylllZeO Dy
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 257
von Textergänzung die Veränderungen an den ersten 4 Silben vor
sich ging. Zusätze wurden nach der vierten Silbe eingeschoben,
die 6 Silben des zweiten Theiles dagegen bleiben stets unverändert,
da sie als Ganzes gefasst werden. (Sämmtliche Fälle bezogen sich
auf die Form a (4 -f- 4 + 2), mit Ausnahme von 805 (12 b + b) .) —
Von der Form b (4 4- 2 H- 4) finde ich Spuren in folgenden Lie-
dern:
1) in der Melodie zu 270 (Zagorje) als Grundform:
To6i-la de - vojka ruso vince (bis)
4 2 4
Refrain: M^|j J | / / / /
Sedeui tjeden danak ruso vince
4 2 4
Sedem tjeden danak ruso vince.
4 2 4
(Vgl. hierzu den Refrain von 1 114 (Petrinja) :
•*J JIJ JlslVJ^U J I J
Ja sam mlada birta - sica Ja sam mlada birU - sica
Refr. Sedamtjedan daoa birta -Sica
4 2 4
^^^^l i i i k k s s i
Sedamtjedan dana birta - Sica. )
4 2 4
Der Text zu 270 ist sehr unregelmässig. Während der erste
Vers zehnsilbig ist, ist die Grundform der folgenden achtsilbig,
darunter sind aber, wie dies bei kajkavischen Liedern häufig
vorkommt, Neunsilbler. Regelmässig achtsilbig ist die beigegebene
Textvariante aus Valjavec' Varasdiner Liedern, ebenso die Variante
Kurelac 440.
2) Sehr entstellt ist die Form mit Erweiterung des letzten
Motive s im Liede 321 (Glina). Dort sind nämlich die Verse:
Draga moja gdje si, kako Ii si?
Da t' nemogu cuti nit' viditi,
Nif po komu vjerno pozdraviti,
Archiv für •Uriich« Philologie. IX. 17
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258
W. Wollner,
Veö da bi te po zarkome suncu :
öunce moje pozdravi mi dragog t
in folgender Weise der Melodie angepasst :
Drag» moja ($w<y - Am divoj - iü»)
4 4 4
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 000^
Draga moja f n<ia mojaj gdje Bi kako Ii si.
4 4 2 4
Hier war die ursprüngliche Form der zweiten Periode
v.j jij jij ji/jjij
Draga moja gdje si kako Ii ei
also die Form b mit verdoppeltem ersten und erweitertem letzten
Motive. Das verdoppelte erste Motiv wird vermittelst Einschiebung
von (rnia moja) in zwei einfache aufgelöst (aus J J J j wird
#T f / / I JN gT f I ), während der zweite Theil, der Sechs-
silbler, unverändert bleibt.
Diese unveränderte Form des zweiten Theiles bestimmt mich
in dieser Melodie eine Umbildung der Form b zu sehen, da es, wie
wir sahen, die Regel ist, dass bei Veränderungen des Rhythmus
beim Zehnsilbler der zweite (sechssilbige) Theil unverletzt bleibt.
3) Die Form b angepasst der Periode des Zwölfsilblers,
erkennbar am unverletzt gebliebenen Sechssilbler :
Dvi su dvi su druge dvi su dvi su druge
Lioo drugo-vale lipo drugo-vale. 805. Kroatien
4) Die Form b mit erweitertem Schlussmotive ist mit
der Form a mit verdoppeltem ersten Motive verbunden in K. 53
(Essek) :
%j jij Jl jv;; i j Ji
Gusta goro puna ti si lada
Srdce moje jos pu - nije ja-da
4 2 4
uiyiiizeu
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 259
5) Die Form b durch Zusatz (oj radosti) der Periode
des Vierzehnsilblers (6 + 8) angepasst, in Verbindung mit
der gedehnten Form a.
Sinoö kasno pojdoh iz duöana (oj radoHi)
J J I J JI/JJ/IJ J
Sinoö kasno pojdoh is du öana. 133. Essek.
4 4 2
Dasselbe mit Dehnung des zweiten Motives:
fc/JWIJIJIJWJM
Cvet roiica kraj Sa-ve sto-li-ee. 287. Podusedo.
4 2 4
6) Die Form b durch Zusätze dem Rhythmus des Drei-
zehnsilblers (6 + 7) angepasst, in der zweiten Periode er-
kennbar :
v* J J J J I J J l J J J J i J J J l
Sinoö podjoh (Jfo«>; sinoö ^podjoh r*«n<»;
J J J Jl J JIJ j J JU JJI
Sinoö podjoh Sefte - Ii sokakom (i $rd-<x). 346. türk.
4 2 4 Kroatien.
■
7) Die Form b mit gedehntem ersten Motive
V. J Jl J Jl J Jl^/M
Koj ti kupi kolan - ceta Mari. 1032. Trnovo.
4 2 4
vgl. 49. 391 (gedehnt).
8) 745 (Novigrad). Dehnung des letzten Motives der
zweiten Reihe:
Da je meni koga bi ja rada
Vi j j/jm j j /jij Jl
Da je^ meni koga bi ja ^rada.
vgl. 545 (Vi-T.)- •
In diesen und ähnlichen Fällen scheint mir die Form b des
Zehnsilblers zu erkennen zu sein.
17»
uiyiiizeo
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260 W. Wollner,
Die Form c zeigt 499 (bolgar.) :
Uli-stala doli -na Uli - atala doli -na
Uli - stala serünko doli - na
4 3 3
K. 1244 Babina greda) :
Oj djevere «larfene prstene (bis)
4 3 3
K. 1140 ung. Kroatien):
O-br-ni so Mari-ca ru-Ü-ca (bis)
4 3 3
K. 1142 Tanzlied (Syrmien):
Majka Mfiru (hophophop) Majka Maru (cnpcnpcnp)
Majka Maru u kloitar je dala (hophophop)
4 3 3 3
Ferner zeigen diese Structur Lieder wie Vnk I, 678 :
Umre umre Rajole Rajole
4 3 3
Tngjoj majci na kriln na krilu
4 3 3
sowie Melodien wie K. 738 (Riaan) :
Momtid i-de strancicom stranMcom
4 3*3
Zaki-den je grancicom grancicom
4 3 3
also Siebensilbler mit Wiederholung der Dreisilbengruppe.
Aus den gegebenen Beispielen Iiis st sich erkennen, dass unter
den heute gesungenen zehnsilbigen Liedern einige sind, die die
Formen b und c zeigen, allerdings nur verschwindende Ausnahmen
unter der grossen Zahl der Form a. Dass ferner bei der Form a die
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 261
Fälle überwiegen, wo die Grandform aufgegeben wurde und dafür
die erweiterte Form eintrat, oder der Vera der Periode einer anderen
Versart angepasst wurde. —
Ich gehe nun zur Betrachtung des epischen Zehnsilblers
über :
Den Reigen der epischen Lieder bei Kuhac eröffnet eine höchst
ei gen th Um Ii che Composition (Voraus gehen 12 Takte Gusle Vorspiel) :
v« J. JH JW> I //// I
Hrani majkadvane - jaka eins
U zlo do-ba u gladne godine
//777 1 7)7// 1
Naprea-licu i deenicu ruku
Lepa ml je 1 - mena na-do-la
J J I }f ff I / 5) * J I J I
Jednom Predrag a dru - gom Ne-na-de K. 1491 Slav.
Schon die erste Reihe entspricht dem Bilde nicht, das wir bis-
her vom Zehnsilbler hatten. In allen den drei Grundformen, die
für den Vers aufgestellt wurden, sowie in den Weiterbildungen des
lyrischen Liedes fanden wir als erste Silbengruppe die Viersilben-
gruppe. Hier haben wir:
Hrani majkadvane - jaka sina
2 4 4
also genau die Umkehrung der Form a: statt der Gruppen
4 + 4 + 1:
//// 1 j^jj 1 j ji .
(Hrani majka dva nejaka sina)
die Gruppen 2 + 4 + 4. Dieselbe Formation zeigt die letzte Reihe
(so dass man die erste Reihe als Vordersatz, die letzte als Nach-
satz, die dazwischenliegenden 6 Takte als Mittelsatz der Melodie
fassen könnte). Der zweite Vers :
262 W. Wollner,
//.nr/l ////// 1
U z 1 o do - ba u gladne godine
4 3 3
zeigt Anschluss an die auf zwei Takte vertheilte Melodie. Vers 3
und 4 :
8 3
///// 1 777//
Napres-Hcu i desnicu ruku
777// I 7777/ I
Lepa mi je i -
6 3 2
zeigen Casar nach der fünften Silbe im vierten, Diärese im dritten
Verse, also die Theilung 5 + 5.
Wir sehen also im ersten nnd letzten Verse, statt, wie er-
wartet, Einschnitte nach der vierten und achten Silbe, solche nach
der zweiten und sechsten, im dritten und vierten solche nach der
fünften Silbe (im vierten und fünften Verse gar Casar statt der er-
warteten Diärese) . Mit andern Worten, es findet, ausser im zweiten
Verse, wo Text und Melodie zusammenstimmen (die Triolen des
zweiten Taktes fallen auf Dreisilbengruppen) , ein offenbarer Wider-
streit zwischen Melodie und Text statt, so dass man annehmen
mochte, zu dieser Melodie gehörte ursprünglich eine ganz andere
Versgattung als unser Zehnsilbler.
Kuhac bemerkt zu der Melodie, sie sei uralt (prastar) . Eine
nähere Zeitbestimmung giebt er nicht, es lässt sich wohl überhaupt
eine solche nicht geben. Als Text ist die Version Vuk II, 16 unter-
gelegt (daneben sind 10 Verse des ursprünglichen Textes gegeben,
die in der Gliederung mit denen, Vuk's stimmen).
Kuhac hörte das Lied, wie er glaubt, 1858, von einem 70-
jährigen Guslespieler, dem, wie er erzählt, Stimme und Gedächt-
niss öfters versagten.
Ein zweites Lied von höchst sonderbarem Rhythmus ist 1494
(Belgrad) :
/ij.///^7//Ji//Jfi]>rfr7JfJi.
Po - Se-ta-la ca^ri-ca Mi-li-ca Izpod gra - da bi-je-la Kru$ev-ca
4 3 3 4 3 3
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: h fTjT> iijjjjjijjjiji
4- 0 4 0 0 4 4 4 • 4 \ 0 4 0 0 00 4 0 0»
Snio-me he - 6u dviie mi-le kce-ri Vu-ko-sa-va 1 li-je-pa Mara
4 3 3 5 3 • 2
Der Rhythmus erinnert an K. 1491. Man vergleiche die Verse :
}} ftflff} ff}
üilo do-ba ugladne go-di-ne und
4 3 3
J7 ji7 ff} ffu
Izpod gra-da bi-je-la Kruiev-ca
4 3 3
in beiden die Triolen nnd die entsprechende Strnctur des Textos.
Ferner ist zn vergleichen :
(
mit
ff}
Na preß- Ii- cu i
5
Lepa mi je i -
5
JJJJJUJJ JL JL I
Vuko-sa-va i li-je-pa Mara
5 3 2
in beiden der Einschnitt nach der fünften Silbe.
Ich würde beide Lieder in dieselbe Entstehnngsperiode setzen,
nämlich in eine Zeit, wo der epische Zehnsilhler ganz recitativisch
vorgetragen wurde nnd sich der Rhythmus der Melodie nach den
Worten der Verse richtete und sogar nach dem Wortaccent. Daher
in 1494 der ungewöhnliche Auftakt:
}\i** ff} ff}
Po - ie-ta-la ca-ri-ca Mi-li-ca
4 3 3
ebenso wie man beim Sprechen betonen würde :
Po&etala carica Mflica.
Entweder nun sind diese beiden und ähnliche Melodien sehr
alt ; dann konnte man daraus schliessen, der epische Zehnsilhler
sei in alter Zeit rhythmisch anders behandelt worden, als die übri-
gen Versarten und habe einen recitati vischen ungebundeneren Cha-
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264
W. Wollner,
rakter gehabt, als später, and die heute vorkommenden rhythmisch
strafferen Melodien der epischen Lieder seien von den Melodien der
lyrischen Zehnsilbler beeinflusst worden.
Oder aber diese Melodien stammen ans einer Zeit, wo der Ge-
sang der epischen Lieder schon in Recitation (ohne Begleitung]
überzugehen begann, — dann sind sie Verhältnis« massig jung, da
das Hersagen der Lieder lediglich ans der Unfähigkeit entspringt,
sie zu singen und zn begleiten und demnach ein Symptom des Ver-
falles ist.
Welcher von den beiden Fällen hier zutrifft, wage ich nicht zu
entscheiden. Soll ich nach dem blossen Eindrucke schliessen, so
kommen sie mir schon ihrer krausen Form und der mangelhaften
Textgr uppirung wegen, nicht so alt vor , dass man in ihnen etwa
die ursprüngliche Form des epischen Liedes sehen dürfte, denn ich
glaube mit Westphal *) , dass je ursprünglicher der Rhythmus ist,
er um so einfachere Verhältnisse zeigen wird.
Uebrigens zeigen die meisten der epischen Lieder bei Kuhac
einfachere Formen. Am häufigsten ist auch hier die Form a.
Diese zeigen die Lieder: 1492. 1493. 1495. 1496. 1497. 1498.
1499. 1500. 1503. 1504. 1508. 1509. 1510. 1511. 1512. 1518. 1519.
1522. 1523. 1527. 1532. 1536. 1541. 1550.
Die Form b ist zu erkennen in 1520. — 1502. 1524.
Die Form c in 1504.
Von Veränderungen der Grundform a seien erwähnt :
Motiverweiterung im ersten Motive : z.B. 1492 (Bocche)
(wo zugleich das letzte Motiv verdoppelt ist), vgl. 1504. 1518.
1532. 1541.
Mili Bofce cuda veli - ko - ga
4 4 2
Die folgende Reihe hat pentapodische Gliederung:
j ji j ;jj j/u ji J ji
Mili Boie cuda ^ veli - koga.
Erweiterung des letzten Motives, z. B. 1493 (Serbien) :
i) Vgl. Bletrik der Griechen 1, 505, wo von der Taktgleichheit die Hede ist.
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8
I
Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 265
Car Lazare sjede na ve - teru
4 4 2
(Dieselbe Form fünfmal, dann:)
jj» jji
Sobom vodii sluge i voj - vode.
4 4 2
Anpassung an die Vierzehnsilblerperiode: 1523 (Senj)
vgl. 1527.
Sinoö küSDo «i'woc Äa*no sunee zapa - da-lo (bis).
4 4 4 2
Die Form b zeigt 1520 (österr. Albanien) in der Grundform:
J JIJWJI
Vino piju kotar - ski serdari
4 2 4
Viäe Zadra grada bi-je-lo-ga,
4 2 4
U. S. W.
Die Form b mit Verdoppelung des Sechssilblers, 1502
(Herzego vina):
% JIJIJ Jl J Jl
Vino pila do dya pobra - tima
4 2 4
M^l II II I IM Ii
Madjar Filip s Mi - trom od Ud - varja.
4 2 4
Mit Erweiterung des letzten Motives, 1524 Sinj :
v.mjMJ Jl JJJI Jl
Od kada je posta - la kraji - na
Sva krajina gornja a i dol - nja.
4 2 4
Die Form c bat 1507 (österr. Albanien) :
v8-r^^JsiJJs-ri-r-r jx-r* ^ i i
Sanak sniva O-sova kraljica
JWJM J J.M J*/jl/H
Viro-Unb. kr.» od E-p«-».
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266
W. Wollner,
Die Texte geben ein ganz anderes Bild vom Zehnsilbler, als
die Melodien. In den Melodien ist a die regelmässige Form, b
kommt nur ganz gelegentlich vor, in den Texten dominirt b. Von
7110 Versen der ersten 41 Lieder des Vuk'schen zweiten Bandes
lassen sich 4073 in b tbeilen, 2820 in a. Wäre es nnn auch mög-
lich, durch Veränderung der Wortstellung ans der Form b die Form
a herzustellen, so bleiben dann noch 815 Verse, die wieder nur in
c theilbar sind, Verse, deren sechssübiger Bestandteil aus zwei
dreisilbigen Wörtern zusammengesetzt ist. Die zuletzt betrachteten
Rhythmen zeigen aber immer nur einerlei Form, fast alle a. Es ist
also unvermeidlich, dass eine ganze Reihe Verse nicht mit der Me-
lodie stimmt.
Ein Grund für dieses Auseinandergehen von Text und Melodie
lässt sich vielleicht darin sehen, dass das Volk den zweiten Theil
des Zehnsilblers als Ganzes fasst. indem nach der volksthümiichen
Auffassung die dreiteilige Reihe nicht ans drei gleichen Theilen
besteht, sondern ans» zwei ungleichen im Verhältniss von 1 : 2
stehenden :
1 2
Ganz ebenso fasst das Volk den »/«-Takt auf. So sehen wir in
der Dreivierteltaktform folgende Vertheilnng der Viersilbengruppe :
V.//IJJ
Devoj - cica
1 2
also die zwei ersten Silben stehen zn den zwei folgenden im Ver-
hältniss 1:2. Es ist dies ganz dieselbe Auffassung, die die antike
Rhythmik vom dreitheiligen Takte hatte. Der obige 3/<-Takt ent-
spricht genau dem Jonicns a minore w — ) und auch der a ma-
jore (- - ^ *J ist in dem y4-Takt J J ^ im sttdslavischen,
ganz besonders im westslavischen Liede vertreten.
Diese Auffassung der Zehnsilblerreihe konnte dazu führen,
dass das Volk wohl die beiden Theile des Verses, die vier Silben
und die sechs Silben auseinanderhielt (die Diärese nach der vierten
Silbe wird streng beobachtet), die Gliederung des zweiten Theiles
aber, die ursprünglich vorhanden war, allmählich vernachlässigte
und heutzutage wenig mehr beobachtet. Dass Übrigens ein guter
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Untersuchungen über den Verebau des südslav. Volksliedes. 267
Sänger auch im zweiten Theile des Zehnsilblers die Wortstellung
nach der Melodie ändert, sahen wir in der, Einleitung, S. 196, citirten
Schilderung Novic's. Derselbe Novic sagt an einer anderen Stelle:
»Nach dem Spiel anf den Gusle richten die Sänger auch die
einzelnen Verse unserer Lieder ein, darum unterscheiden sich
solche Lieder stark von jenen , die nur prosaisch wie die Erzäh-
lungen hergesagt werden. Z. B. in dem Lied von der Hochzeit
Maxim Crnojevic's in den Versen:
Podiie se Craojevitf Ivo
i ponese tri tovara blaga
te otide preko mora sinja
da on prosi Hjepu djevojku
za Maksima za sina svojega
würde der Recitator den letzten Vers so ändern :
za Maksima za svojega sina,
weil es ihm in der prosaischen Wiedergabe so besser klingt und er
auf die Forderung des musikalischen Instrumentes keine Rücksicht
nimmt.« (citirt bei Jagiö, Die südslav. Volksepik vor Jahrhunderten,
Archiv f. sl. Phil. IV, 234).
Jagic bemerkt hierzu (a.a. 0. S.235) sehr richtig, der Recitator
begünstige augenscheinlich diese Wortstellung, weil durch sie
»zwischen den beiden Hälften des Verses eine Art Reim heraus-
klang, man vgl. :
Sve Urvinom | kraj mora planinom
Posrtati | suze prosipati
Za junakom | iao sarcu Markom
Ja od boga | krvnika staroga.«
Es ist schade, dass Jagiö in seinem Aufsatze nicht mehr Aus-
züge aus Novic's Schrift giebt. Ausser den von mir in der Einlei-
tung, S. 196, angeführten Beispielen wird nur noch eins von Novic"
gegeben :
Paranio Kraljevicu Marko
u negjeyu prije jarkog sunca,
pokraj mora Urvinom planinom.
kad je bio uz Urvinu Marko,
poce njemu sarac posrtati,
posrtati i suze roniti.
und ans demselben Liede :
268
W. Wollner,
I
{
2ali ßarac tebe gospodara —
und : Ja od boga od etarog krvnika —
Im ersten Beispiele haben wir in der zweiten Hälfte der Verse:
Crnojeyiö Ivo 4. 2.
— tri tovara blaga 4. 2.
— preko mora sinja 4. 2.
— lijepn djevojku 3.3.
— za sina svojega 3. 3.
also dreimal 4 + 2, zweimal 3 + 3. Im zweiten Beispiele :
— Kraljeviöa Marko 4. 2.
— prije jarkog snnca 2. 4.
— Urvinom planinom 3. 3.
— uz ürvinu Marko 4. 2.
— ßarac posrtati 3. 4.
— i snze roniti 3. 3
hier kehrt also, wenn dies richtig getheilt ist, die Gliederung fol-
gendermassen wieder : abc — abc .
Novic liest dem Sänger Jovan von Gacko Lieder ans Vnk vor,
unter anderen das Lied Gavran harambasa, welches Jovan sehr
lobt und für ganz fehlerlos erklärt (Jagte, a. a.O. S. 237). Der An-
fang des Liedes (Vuk HI, S. 300) enthält folgendennassen geglie-
derte Verse (ich führe nur die Gliederung der zweiten Vers-
hälfte an) :
1) 2. 4. b. 8) 3. 3. e. 15) 1. 3. 2. a.
2) 1. 3. 2. a. 9) 3. 3. c. 16) 4. 2. a.
3) 2. 4. b. 10) 3. 3. c. 17) 2. 2. 2. a od. b.
4) 1. 3. 2. a. 11) 1. 2. 3. c. 18) 2. 1. 3. b od. c.
5) 2. 4. b. 12) 3. 3. c. 19) 3. 3. c.
6) 1. 3. 2. a. 13) 2. 1. 3. b od. c. 20) 4. 2. a.
7) 2. 4. b. 14) 2. 2. 2. a od. b. u. s. w.
Die ersten 7 Verse machen einen ganz regelmässigen Ein-
druck : in ihnen alternirt b mita; dann aber kommt sechsmal c
u. s. w. Es ist zu bedauern, dass wir nicht die ursprüngliche Me-
lodie zu dem Liede haben; mit Hülfe dieser mttsste, da das Lied
fehlerfrei sein soll, es sich herausstellen, in welcher Weise ein guter
Sänger seinen Text richtig behandelt. —
Dass Aenderung der Wortstellung beim Singen stattfindet, zeigt
auch ein von V. Pacel, Knjiievnik S. 317, angeführtes Beispiel.
uiyi
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Untersuchungen über den Versbau des südsUv. Volksliedes. 269
Von dem Vuk'schen Liede :
Dva 6u bora uzporedo rasla,
Medja njima tankoyita jela :
To ne bila dva bora zelena*,
Ni medj njima tankovoha jela,
VeC to bila dva brata rodjena*,
Jedno Pavle a drngo Radule*
Medja njima Bestrica Jelica u. s. w.
sagt Pacel, er habe die mit einem Stern versehenen Verse folgender-
massen singen hören :
To ne bila dva zelena borka —
Vec to bila dva rodjena brata —
Jedno Pavle a Radule drngo —
so dass also die Strophe gegliedert war : a-a-a-a-a-a-c.
Die Frage ob ein guter Sänger heutzutage den Zehnsilbler auch
in dessen zweiter Hälfte nach der Melodie gliedert, ist mit Hülfe des
jetzt zu Gebote stehenden Materials nicht endgültig zu entscheiden.
Nur das eine muss ich hier noch bemerken, dass bei weitem die
meisten Verse der Vuk'schen Lieder sich auf eine von den drei
Arten gliedern lassen. Von den 7170 Versen der ersten 41 Lieder
haben in der zweiten Hälfte:
ein sechssilbiges Wort 9 Verse
ein fünf- 4- ein einsilbiges 4 -
ein einsilb. -+- ein funfsilb. 58 -
ein l-silb.-f ein 4-silb.-f- ein 1-silb. 7 -
78 Verse
so dass Gruppengliederung auch in dieser Versart angenommen
werden muss, wenn auch der eigentliche Zweck dieser Gliederung,
sich an die Gliederung der Melodie anzusch Hessen, aufgegeben
worden ist. —
Als letzte dreitheilige Reihe ist zu erwähnen:
Der Neunsilbler. Besteht aus einer Vier*, einer Zwei- und
einer Dreisilbengruppe. Seltene Versart. Hierher gehören :
1) Ungedehnt: K. 469:
VsJ^sMJ JI/JJ
Lepo moja gora ze-le-na.
vgl. 470. 913. 1034.
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270
W. Wollner,
2) Letztes Motiv gedehnt: 855 (Serbien) .
v. J J J J i J J I J J I m I
Morejesi Ii M na - epa - la. vgl. 1544.
3) Andere Dehnungsform: 1329 (Varasdin) :
Komu kompa-nija draga je. vgl. 138. —
Alle bisher betrachteten Versarten liessen sich ans einer rhyth-
mischen Reihe von 2 oä>r 3 zusammengesetzten geraden Takten
ableiten.
Es bleibt noch eine Versart zu besprechen übrig, eine zweite
Art des Achts Uhlers. Sie besteht aus den Gruppen:
3 4-2 + 3
von denen die zwei ersten oder die zwei letzten enger mit einander
verbunden sind , so dass man sagen kann , der Vers bestehe aus
5 + 3 oder 3 + 5 Silben. Die erste Form ist die häufigere und die
von Budmani und Zima berücksichtigte. Vuk kennt beide:
a) pöräni räno | nä vodu —
b) Pögledaj | vöjno pögledaj —
Die Melodien bestätigen Vuk's Beobachtung, sie zeigen eben-
falls zwiefache Theilung.
Dieser Achtsilbler erinnert in seinem Rhythmus an den Sieben-
silbler und wäre aus diesem zu erklären. Allein die Sache liegt
anders.
Wir haben es hier mit einem Versmass zu thun, das ursprüng-
lich nicht national südslavisch ist, sondern von ausserhalb impor-
tirt wurde und zwar von zwei Seiten : von Deutschland zu den
westlichen Slovenen und Kroaten, von Griechenland zu den
Bulgaren und Serben. In beiden Fällen liegt ihm ein jambisches
Versmass, der jambische Achtsilbler zu Grunde.
Im neugriechischen Volksliede findet sich das Metrum eben-
falls. In dem aus dem politischen Verse der Byzantiner hervorge-
gangenen Klephtenverse entspricht es dem ersten Halbverse. Im
deutschen Volkslied ist dieser Achtsilbler ebenfalls sehr häufig.
Die Theilung in 5 + 3 Silben wird durch den Auftakt hervorge-
rufen:
cO | VUfpiiOQ % 6 | Kiuaaßog
Es | steht ein Baum im | Odenwald.
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 271
Wir haben hier zwei Motive : das erste geht bis vor den zweiten
Auftakt, so dass streng genommen getheilt werden mttsste:
Klooaßog
Odenwald.
cO "OXv/utog x'6
Es steht ein Baum im
So scharf scheidet aber das accentnirende Volkslied die Motive
innerhalb der rhythmischen Reihe (Halbperiode) nicht ; der zweite
Auftakt wird znm vorhergehenden Takt geschlagen, und der zweite
Takt beginnt mit dem schweren (betonten) Takttheil. Und daher
wird der Achtsilbler als ans 5 -f- 3 Silben gebildet empfunden nnd
demgemäss gegliedert:
Klaaaßoq
Vogel drauf.
'Eyta '/uott %vag
Da sitzt ein schöner
Diese Theilung 5 4- 3 findet sich in den neugriechischen Lie-
dern sehr häufig. In Kind's Neugriechischer Anthologie zählte ich
sie in 29 Liedern unter 502 Versen 349 mal. Dieser achtsilbige
Halbvers zeigt übrigens häufig eine Wortbetonung, die den Vers-
icten des südslavischen Verses entspricht. Im politischen Verse (und
auch im Klephtenverse) , in welchem die Identität von Wortaccent
und Ictus nur am Ende jeder Reihe festgehalten wird und dessen
Schema daher die Gestalt hat:
> > >
oder : 5 O O O O w
(Westphal, Metr. d. Gr. II, S. 57), sind Verse häufig, die, um mich
kurz auszudrücken, statt der ersten jambischen Dipodie einen Cho-
riambus zeigen, wie z. B. :
Kovxxoi va firjv Xakrjaete —
Movov yvqevei Ttolepov —
u. s. w.
Ob die erste Silbe auch in der Melodie der neugriechischen
Lieder gelegentlich betont wird, weiss ich nicht. Mir ist von diesem
Veremass nur eine Melodie bekannt (Sanders, Neugriechisches Volks-
leben, Beilage VIII), in der dies aber nicht geschieht. DieVersthei-
lung ist, im Verhältniss zur Melodie, dieselbe, wie im Slavischen :
I
* /JJM JJIJJI JUJL I 2/«J JVlJ JIJJ
Bolinifjai vh £e- vi-xev - &w (Bu-di-la zora Laza-ra .
Von den Griechen bekamen diesen Vers die Bulgaren, die ihn
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272
W. Wollner,
als epischen Vera verwenden, denn der Achtsilbler ist das eigent-
liche epische Versmars der Bulgaren, den Zehnsilbler haben sie in
gewissen Liedern serbischen Ursprungs herübergenommen, wie man
ans den Sammlungen erkennen kann. Das Verhältniss des Zehn-
silblers zum Achtsilbler in der Miladinov'schen Sammlung ist fol-
gendes. Von 171 epischen Liedern sind 51 in Zehnsilblern, 56 in
Achtsilblern der eben besprochenen Art und 38 in gewöhnlichen
Achtsilblern, die Übrigen 26 Lieder sind 10-, 12-, 13-silbig u. s.w.
Unter den lyrischen Liedern dominirt der Achtsilbler (4 -+- 4) . Von
den 660 Liedern der ganzen Sammlung sind 293 achtsilbig (4 + 4) ,
1 43 achtsilbig (3 -f- 2 + 3) , 1 1 4 zehnsilbig. Von den Bulgaren kam
die Versart zu den Serben. Die westlichen Sudslaven mögen
sie durch Einfluss des deutschen Liedes erhalten haben, soweit
sie nicht von den Serben zu ihnen gedrungen war.
Beispiele der rhythmischen Formen :
1) 5 4-3. Die häufigste Form zeigen Lieder wie z. B. 320
(bulgarisch) :
v<mi j jij ji ji
I-vanka platno snove - te.
vgl. 480. 485. 525. 644. 748. 876. 959. 972. 983.984. 1380. 1539.
1565 u. A.
Nebenform im 74-, 8/s-Takt (sehr verbreitet im Westen;.
% J J J I J M 1 J I J l
Da mi je znati Boie moj. 457. Leaina.
vgl. 139. 1257. 1542.
Mit Wiederholung des letzten Motives 660 (Herzego-
vina): 2/ I h h I j | | j | | . I j mm
I* 4 4 4 0 # 0 m I a 1 4 4 ^
Prodje mi momce kroz se - lo kroz se - lo.
Das letzte Motiv kann auch die Form 1 1 J J | haben:
v4 ' KM JI I J fl \
tK • • 4 4 4 \ o 4 4 •
Cija je ono djevojka. 18. Serbien,
vgl. 246. £22. 526. 659. 1565.
Auch dreitheilige Reihe kommt vor :
Na üevoj strani u srca. 158. Slavonien
vgl. 28. 533—35. 957. 1377. 1543. 1548.
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Untersuchungen über den Versbau des siidslav. Volksliedes. 273
Eine eigenthl
"f" J J J J U. I «J J Ii
Car Murat Ma - ri du - ms - ii,
ebenso 960 (Bulgarien) :
VJ"J| J Ji JU Ji 4UI
Msms na Pen - ka duma - ü
' JJIJJU V.JJIJI
Penks - le mi - la ma-mi - no.
in beiden ist die Form 5 (4 + 1) + 3 in erkennen.
2) 3 -f- 5. Hierher gehören :
J 1 1 j !
ono djevoj - ka 19. Herxegoyina.
Ko-li - ko noö-ce noöas bi. 834. öster. Albanien,
vgl. 1235—37.
i+1 I ! J I I J h J I
Pod onom gorom selenom, 874. Serbien,
vgl. 872. 873. 875.
v« n J j I *
Cija je
Ans diesem AchtsUbler (3 -f- 2 + 3) ist anch ein SiebensUbler
erklärbar, der im Liede Vuk I, 376 vorkommt und vom gewöhn-
lichen SiebensUbler abweicht. Er zeigt die Gruppen 3 -f 2 + 2.
Kaioper Pero leljo
3 2 2
Kaioper Pet*>
äto zoves vita Jelo
3 2 2
äto zoves Jelo
u. s. w.
Der Rhythmus dieses Siebensilblers rist mit dem des eben be-
sprochenen Achtsilblers verwandt, in dessen letztem Motive
JJiJI
auf die zwei ersten Viertel eine Silbe kommt.
ArchiT für il »Tische Philologie. IX 18
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274
W. Wollner,
Achteilbler: J / M j J j J J j J |
Nasa se neve u-da-va
3 2 3
Siebensilbler: J j JM J J I JJ i J I
Kaioper Pero le - Ijo
3 2 2
K. 454 (Bosnien) zeigt eine Variante des Vuk'schcn Liedes :
f J JJQJJI iÄJIJ JJJZJJIJLjij.'l
Kaioper Pe-ro le - Ijo Kaioper Pe-ro le - ljo
3 2 2 3 2 2
5/ h h i i n hi | h h i ! n h «r I
f* 0 0 0 0 0 0 0 I 4 4 4 4 4ß 4 '
Ka- lo-pe-ro Pe-ro Ka-lo- pe-ro Pe-ro
Sto me ao-ves Je - lo.
(Ich habe hier die einzelnen Noten, die anf jede Silbe kommen,
mit angeführt, die in den Takten leljo, Jelo deutlich das letzte Motiv
des Achtsilblers J J | zeigen.)
Denselben Rhythmus bieten (mit geringen Abweichungen) eine
Reihe Varianten eines strophischen Liedes
S Bogom neharna duso —
Es sind die Lieder 627 (Slavonien), 628 (ebendaher), 629 (kroat.
Küste), 630(Sinj), 631 (Ragusa), 632 (ebendaher); ferner 633(Sinj)
und 634 (Lesina), 2 Varianten des Liedes: Evo ti kitu vracam.
Ich schliesse meine Uebersicht über die häufiger vorkommen-
den Versarten des stidslavischen Volksliedes mit einigen Bern er-
klingen über Vers und Strophe der sogenannten bugar-
«tice, der altkroatischen langzeiligen Lieder. Der Vera bietet
keine Schwierigkeiten : er besteht ebenso aus Silbengruppen, wie
die übrigen Versarten der Südslaven. Es sind zwei Verse, die hier
in Betracht kommen, der Fünfzehnsilbler (7 -f- 8) aus den Gruppen
4-f-3-f-4-f-4 bestehend und der Sechzehnsilbler (8 + 8) aus 4
Viersilbengruppen.
Die regelmässige Form dieser Verse ist :
Ide Busiö Stjcpane ljubi svoju rano budit
4' 3 4 4
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 275
für den 15-silbler und:
Eada mi se Radosave vojevoda odiljase
für den 1 6-si lbler .
Unregelmäßige Verse, kürzere oder falsch eingeteilte, kom-
men mehrfach vor, beruhen aber auf schlechter Ueberlieferung
dieses zur Zeit seiner Aufzeichnung bereits im Verfall begriffenen
Versmasses.
Die Strophenform, die mehrere dieser Lieder zeigen, ist fol-
gende :
Vrana konja jezdecl gizdav junak u pospjehu
Primorskoj dubravi,
U sve glase klikovase popjevkinju prem zamjernu :
Svemogudi vjecni Boze, koga vlas se svnd prostire,
Na umrlom s v jetu ;
6udnovata koja djela u dni moje vidjese se,
Djela koja vjerovana mucno bit1 ce u vremena,
Dosast'jeh unuka
Za sve od njih svjedok bjese iarko sunce od nebesi,
Car Mustafa Otmanovie" iudec' steöi ona mjesta,
Koja predn'jeh ljeta.
Vrli N'jemci osvojise u junackom vojevanju
Zace mislit' oholo, na koji bi mog'o nacin (stek'o)
Ime glasovito
Cica tega djelovanja nakon sehe ostaviti,
Nakon sebe ostaviti zemlje otete ugrabiti,
Iz njemackijeh ruka;
Po tom toga visaj svijet pod vlas svoju podloziti.
Misli ohole uputi put Ungarske put drzave,
Oholi Otmane,
Uzdajuö' se da 6e Seget moöi brzo osvojiti.
Na tu svrhu mos prostran wie vrhu Tise rike,
ü vrloj brzini,
Da bi mog'o priko njega svoju vojsku privestiti. BogiSiö, 37.
Das Strophenschema ist nach Miklosich, Bogi&iö und Jagic
folgendermassen aufzustellen : Die Strophe besteht aus 2 Haupt-
versen und einem kurzen Refrain. Die erste und letzte Strophe be-
steht aus nur einem Hauptverse ; der Refrain, den der erste Haupt-
18»
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276
W. Wollner,
vers hat, fehlt beim letzten (Bogi&ic, S. 3 der Einleitung zu seiner
Ausgabe der altkroatischen Lieder)..
Also wir haben folgendes Schema :
Strophe 1. (-) |
Strophe 2. (-) |
Hl
U. B. W.
Letzte Strophe. (-) |
Wenn wir die Bugarlticastrophe als Volksmetrum auffassen,
so werden wir uns billig über diese complicirte Form wundern
müssen, besonders wenn wir überlegen, dass diese Lieder gesungen
wurden und die Musik sich dieser unregelmässigen Strophe an-
schlicsaen musste, was bei der sonstigen Einfachheit des nationalen
Rhythmus einigermassen auffällig ist. Koch mehr : Nehmen wir
diese vorgeschlagene Strophentheilung an, so haben wir in einer
Bngarstica ein geschlossenes Ganzes : der erste Vers + Refrain
bildet den Eingang, dann kommen mehrere zweizeilige Strophen
mit Refrain und endlich als Schluss der letzte refrainlose Vers. —
Eine derartige Abgeschlossenheit eines längeren epischen Liedes
dürfte sich kaum in irgend einer Volkspoesie nachweisen lassen.
Für ein Kunstgedicht würde sie eher passen , wir haben es aber
hier, nach der bisherigen durchaus wahrscheinlichen Ansicht, mit
Volksliedern zu thun.
Diese Strophentheilung ist mit einem Worte falsch.
Meiner Ansicht nach ist die Bugarstica-Strophe vielmehr fol-
gende :
d. h. Langzeile -f- Refrain 4- Langzeile; und zwar aus folgenden
Gründen :
Erstens ist es die einfachste Eintheilung: Bei der anderen
bleibt ein Plus von einer Langzeile mit Refrain als Eingang, und
einer Langzeile ohne Refrain als Schluss des Liedes, was für ein
Volkslied, und als Volkslieder müssen wir die Lieder betrachten,
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Untersuchungen Uber den Versbau des slidslav. Volksliedes. 277
zu complicirt scheint. Die von mir vorgeschlagene Strophe geht da-
gegen ohne Rest in der Gesammtzahl der Verse anf.
Für mein Schema spricht zweitens die Reimstellun,g der
Kunstbugarstice, z. B. am Anfang von 77 (Mehmed pasa be-
lagert Cattaro erfolglos) :
| Zahvali se basa Mehme/ turske vojske vojvodarot,
l Carev Türkin basa ;
l Na 8ramotn da ce uzef plemeniti Kotor nami,
{I da ce ga podloztYt pod zapov'jed silna cara,
Gospodara svoga ;
Kotorane pogubttf i njih mila gospodara.
u. s. w.
Hier wird also die Strophe durch die beiden Reime begrenzt.
Dasselbe findet statt in der Osmanttbertragung des Bischofs Zma-
jeviC. Dieser machte aus den Achtsilblern Gundulas die Bugar-
stica- Strophe einfach dadurch, dass er je 2 Achtsilbler, also eine
halbe Osman-Strophe, zu einem Sechzehnsilbler verband und einen
selbstgefertigten Refrain zwischen die beiden der Osman-Strophe
entsprechenden Sechzehnsilbler setzte, also aus Gundulic's Strophe :
I tako se prem dogodi:
Jos Dubrovnik slavnom krunom,
Stoji cjeö vjere u slobodi
Medju lavom i drakunom
wird bei Zmajevic (ich nehme die folgende Strophe dazu) :
{I tako se prem dogoaY: joä Dubrovnik slavnom krwwom,
Slavni Dubrovnice
Stoji cjeö vjere u sloboot , medju lavom i drakwiom :
(JoS sred justa ljuta zmaja i nokata b'jesna laca
plemeniti grade
Oko tebe s'oba kraja slovinska je sva driaca.
Es ist den Vertretern des anderen Schemas, glaube ich, nicht
gelungen, das Verhältniss der Osman- zu dieser Bugarstica-Strophe
gleich befriedigend darzulegen. BogiSic (S.91) sagt: »Der Grund,
dass die gereimten Strophen anders vertheilt sind, liegt offenbar nur
darin, dass der Zusammensteller (der Bug.-Strophe) die Refrains
nach der Ordnung der Bngarstica setzen musste.« (Er musste also
seinen ersten Refrain nach der ersten Langzeile setzen, den zweiten
278 W. Wollncr,
nach dem dritten Vera u.s. w.) Jagic sagt (Archiv IV, 197) : »Man
sieht, dass die alternirenden Reime der Gunduliö'schen Strophe bei
dieser Umbildung nach Möglichkeit verwischt wurden, um das Lied,
so gut es ging, volkstümlich zu gestalten ; zu diesem Zwecke hat
Zmajeviö absichtlich die einzelnen Strophen zerhauen und die
refrainartige Wiederholung immer in die Mitte derselben einge-
schoben.« Und S. 235, wo von dem Reim innerhalb des Zehnsilblers
die Rede ist, den der Recitator bevorzugt, der Sänger dagegen ab-
sichtlich nicht anbringt, heisst es : «Ich verweise noch auf das oben
erwähnte Verfahren Zraajeviö's bei Gelegenheit der Umbilduag
einiger Episoden aus Gundulic's Osman, wo ebenfalls der Reim
vermieden wird.« Nun ich kann eben nicht finden, dass der Reim
von Zmajevic vermieden wird und bin auch fest davon überzeugt,
dass er nie daran gedacht hat, ihn vermeiden zu wollen.
Die beiden von Hektorovic aufgezeichneten Lieder,
6 und 49, liefern einen weiteren Beweis für die Richtigkeit meiner
Theilung. Beide sind in einer von den übrigen Bugarstice abweichen-
den Strophenform gedichtet. Ich setze die zwei ersten Strophen
von 6 her :
Dva mi sta siromaha dngo vrime drugovala,
Lipo ti sta drugovala i lipo se dragovala,
1 Lipo plince dilila i lipo se razdiijala,
v I razdiliv se, opet se sazivala. —
Vec mi nigda zarobise tri junaka dobre konje,
Dva siromaha,
Tere sta dva konjica mnogo lipo razdilila,
0 tretjega ne mogose junaci se pogoditi,
Negli Su se razgnivala i mnogo se sapsovala.
Ono to mi ne bihu, druiino, dva siromaha,
Da jedno mi bise vitez Marko Kraljevicu,
Vitez Marko Kraljevicu, i brajen mu Andrijasu,
Mladi vitezi.
Tuj si Marko potrze svitlu sablju pozlacenu,
Von diesem Liede und dem Liede 49 sagt Bogisic S. 25—26 :
»Sie haben beide den Refrain nach den 5 ersten, später nach je 6
Versen. Dies zeigt offenbar, dass, als die Refrains noch vollstän-
dig vorhanden waren, der erste nach dem ersten, der zweite nach
1.
i
2.
t
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Untersuchungen über den Versbau des südslav. Volksliedes. 279
dem dritten, der dritte nach dem fünften Verse stand. In den
Gruppen von 6 Versen braucht man nur je 2 weggelassene Refrains
zuzufügen, damit sie mit der Regel stimmen. Am deutlichsten be-
weist aber das Ende beider Lieder, das aufs Haar mit dem der
regelmässigen stimmt.« Dazu ist zu bemerken, dass wenn die Re-
frains früher vorhanden gewesen und vom Schreiber weggelassen
worden sind, es doch merkwürdig ist, dass die erhaltenen Refrains
in beiden Liedern an derselben Stelle beibehalten sind. Nun Hesse
sich schliesslich letzterer Umstand auf ein Symmetriebedürfniss des
Schreibers zurückführen. Es giebt aber eine einfachere Erklärung:
Weggelassen ist kein Refrain, sondern die Strophen hatten von
Anfang an folgende Eintheilung. Jede bestand aus 4 Langzeilen -f-
BugarStica-Strophe, also: abcd + erf. Dass dies die richtige
Eintheilung ist, beweist auf die einfachste Weise die von Hektoro-
viö dem Pelegrinovic übersandte Melodie zu Lied 49 (Stari pisci VI)
mit dem Text der ersten Strophe, die folgende Verse enthält:
Kada mi se Radosave vojevoda odiljase
Od svojega grada divno^a Siverina,
Öesto mi se Radosav na Siverin obziraäe,
Tere to mi ovako belu gradu besidjase .
»Ovo mi te ostavljam, beli grade Siverine,
Moj divni grade,
Ne znam veöe vigju Ii te, ne znam vece vidiS Ii me U
Das ist doch deutlich genug. —
Ich sagte, der Vers bestehe aus 4 Langzeilen + BugarStica-
Strophe. Hierfür spricht ausser der Melodie, die nach der vierten
Langzeile einen gewissen Abschluss zeigt, der selbständige Cha-
rakter dieser 3 Verse am Schluss beider Lieder.
Nr. 6:
{Vesel budi, gospodaru, i vesela ti druiina,
Nas gospodaru !
Ova pisan da bude tv6j milosti na poätenje ! v.v. 67—69.
Nr. 49:
A sada mi i vazda dobra srica 8 tobom budi,
Naä gospodaru !
I zdravo nam svuda hodi i vesel o domom dojdi. v.v. 88 — 91 .
also in beiden Fällen ist die Anrede an den Herrn in einer Strophe
erhalten.
280
W. Wollner,
Derartige Anreden an das Publikum kommen auch in anderen
Liedern vor nnd nehmen fast ausschliesslich eine oder einige ganze
Strophen ein. So zeigen drei Lieder mit geringen Veränderungen
folgenden Schluss :
Ovo mi je tada bilo, a gada se spomenujem
Moj vidovni Boie,
Ti mi Boze uspomeni i na moje dobro zdravlje !
7, 158—60. 60, 85— 87 (moj jedini B.)
Oto mi je prije bilo
nspomeni moj(e) dobro zdravlje ! 50. 88—90.
vgl. den Schluss von 52. 58. 59. 63. 65. 77.
Das Ergebniss der vorhergehenden Untersuchung ist folgendes :
Der Text des südslavischen Volksliedes entsteht in unmittel-
barem Zusammenhange mit seiner Melodie. Diejenigen sind im
Irrthum, die den südslavischen Vers als ein regelloses Conglomerat
von Silben, oder andererseits als ein bewusst aus abstrakten »Vers-
füssen« zusammengesetztes künstliches Gebilde ansehen. Im Texte
des Volksliedes herrscht weder Gesetzlosigkeit, noch gezwungene
Ktinstliehkeit: ihn bildet vielmehr die sich dem Rhythmus der Me-
lodie auf das Natürlichste und Zwangloseste unterordnende Sprache
des Volkes. Denn eine natürlichere Gliederung des Textes, als die
durch die einzelnen Wörter oder Wortgruppen, lässt sich nicht den-
ken. Und da ss diese Gliederung in der That stattfindet, hat, wie
ich hoffen darf, die vorliegende Untersuchung nachzuweisen ver-
mocht.
Wenn auch in den Textsammlungen nur die zwei Gattungen
des Achtsilblers und des Siebensilblers regelmässige, durch das
ganze Lied durchgehende Gliederung zeigen, dagegen der Fünf-
und Sechssilbler und die mit diesen beiden Versarten gebildeten
Versmasse einer solchen entbehren, so wurde doch, durch Herbei-
ziehung der Melodien offenbar, dass auch die letzteren Versgattun-
gen ursprünglich nach dem gefundenen Principe eingeteilt gewesen
sein müssen, und ihre jetzige unregelmässige Gestalt erst eine
Folge des Verfalles der Sangeskunst ist. Aber selbst diese Fünf-
und Sechssilbler der Textsammlungen und ihre Composita lieferten
den Beweis für die Gruppengliederung, denn wenn auch die durch
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Untersuchungen über den Versbau des sttdslav. Volksliedes. 28 1
das ganze Lied gehende einheitliche Gliederung fehlte, so wies
doch jeder einzelne Vers eine der in diesen Versarten möglichen
Theilungen auf, und diejenigen Verse, die andere Gruppen als 4,
3, 2, 1 zeigten, bildeten eine verschwindende Minderheit.
Ob nun diese Theilung des Textes in Gruppen das einzige vers-
bildende Princip der südslavischen Volkspoesie ist, oder oh da-
neben, innerhalb der einzelnen Gruppen noch Wortaccent oder
Quantität eine Rolle spielen, muss künftige Forschung entscheiden.
Jedenfalls wird eine solche Untersuchung nicht unterschiedslos von
den einzelnen Wörtern ausgehen dürfen, wie dies bisher, stets er-
folglos, geschehen ist, sondern wird die einzelnen den Vers bilden-
den Silbengruppen berücksichtigen müssen, mögen diese durch ein
einzelnes Wort oder eine Combination von mehreren Wörtern ge-
bildet werden.
Nachtrag zu S. 205, Z.5v. u. (Belege für Gruppengliederung im nicht-
sla vischen Volksliede).
Etwas der slavischen Gruppenformation Aehnliches bietet, wie mir Herr
Professor Adolf Ebert mitzutheilen die Güte hat, der italienische En-
de caaillabo, in dem die Gliederung 4 + 4 + 3 eine der häufigsten ist. Die
Glieder schliessen allerdings häufig nicht mit dem Wortende. Ich führe als
Beispiel den ersten Vers eines Liedes aus Istrien (Comparetti, V, 8. 88) an i
Dumandeme dumandeme ben meto. --
4 4 3
Unverkennbar scheint mir die Gruppengliederung im spanischen Ro-
manzenverse, wenn auch nicht in allen Liedern gleich gut erhalten, wie
im folgenden :
Por las sierras
Bovalias
siete vezes
y al cabo
que dexa la
de Moncayo
ha por nombre,
fuera Moro,
de las ocho
fe de Christo,
vi venir un
Bovalias
ywotras tantas
enganolo
la de Mahoma
renegado,
el pagano ;
mal Christiane,
supecado
ha tomado.
u. s. w.
Silva de romances viejos publicada por Jacob o Grimm.
Wien 1815. S. 233, No. XXVIII.
Das Lied hat 14 Verse, von denen 9 regelmässig theilbar sind. —
Auf die Gliederung 5 + 3 im neugriechischen und deutschen Achtsilbler
wurde oben bei Besprechung der zweiten Gattung dieses Verses hingewiesen.
Ueber die Gliederung des Verses im deutschen Volksliede vergl. die oben
citirte Schrift von E. Stolte : »Metrische Studien Uber das deutsche Volks-
lied-.
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Beiträge zur Erklärung des rassischen Heldenepos. ')
IT.
Das russische Lied von Sadko — Sadok.
Die Lieder von Sadko, die Trümmer einer älteren, wohl zu-
sammenhängenden Bylina, sind von Herrn Wollner (Untersuchun-
gen Uber die Volksepik der Grossrussen, p. 31 ff.) besprochen
worden, auf dessen Werk ich hiermit verweise und dessen Analyse
ich mich weiter bediene. Der Held— Sadko, Sadke, Sadok, Satok
mit Namen — hat die Gunst des Wasser - oder Meerkflnigs (mit
seinem Saitenspiel) erworben, der ihm zum Reichthum verhilft.
Entweder wettet er, auf Anweisung seines Gönners, mit den Kauf-
leuten von Novgorod, dass im Urnen-See Fische mit goldenen Flos-
sen lebten : er wolle seinen Kopf gegen sechs Buden mit Waaren
setzen, dass er es ihnen beweisen wurde — und er gewinnt die
Wette. — Oder es erscheint ihm ein Mann (der Wasserkönig) und
räth ihm, mit Arbeitern fischen zu gehen; Sadko fängt eine Menge
Fische, die er kaum bergen kann und die sich am folgenden Tage
in einen un ermessliehen Haufen Goldes verwandeln. — Nun las st
sich Sadko in die Gilde der Kaufleute aufnehmen und wettet bei
einem Gastmahl, sämmtliche Waaren zu Novgorod allein kaufen zu
können. Dies gelingt ihm nicht, und es folgt, ganz unmotivirt, die
Episode von Sadko 's Schifffahrt : er läset 30 Schiffe erbauen, sam-
melt eine Schaar Gefährten und fährt aus, Handel zu treiben. Mit
reichem Erwerb hat er bereits den Heimweg angetreten, da bleiben
plötzlich auf hohem Meere seine Schiffe unbeweglich stehen ; die
Wogen schlagen gegen die Seiten, die Segel reissen, die Schiffe
fangen an zu bersten. Da ruft er seine Gefährten zusammen und
sagt : so lange sie auf dem Meere umhergesegelt seien, nie sei es
ihnen in den Sinn gekommen , dem Meerkönig Tribut zu geben ;
deshalb sei er zornig. Er heisst eine Tonne voll Gold, Tonnen
voll Silber und kostbare Steine nacheinander ins Meer schleu-
») Vergl. Archiv VI. 393, 548.
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Beiträge zur Erklärung des russischen Heldenepos.
283
dem, aber die Schiffe kommen nicht von der Stelle ; es wird wohl
der Meerkönig ein Menschenopfer verlangen, sagt Sadko and
lässt Loose machen: ein jeder schreibt seinen Namen anf sein Loos
und wirft es ins Wasser ; wessen Loos untersinkt, der soll ins Meer
gelassen werden. Dreimal wird gelost und die Probe angestellt,
und jedesmal sank Sadkos Loos unter. Da lässt Sadko ein Brett
ins Meer hinab, besteigt es mit seinem Gusli, einem Muttergottes-
bilde und einigen Gefassen mit Gold und Edelsteinen, und wird
plötzlich wie vom Schlaf überwältigt. Während die Schiffe weiter
ziehen, erwacht er auf dem Meeresgrunde, in dem Palaste des
Meereskönigs, dem er die Frage lösen muss, ob Gold oder Eisen
thenrer sei, und dem er auf seinem Gusli vorspielt. Der Meerkönig
ist vergnügt, sein wilder Tanz treibt die Wogen hoch empor, in
denen unzählige Schiffe und Menschen untergehen ]) . Da steht plötz-
lich vor Sadko ein weisshaariger Greis, der heil. Nicolaus, und be-
deutet ihn, es sei genug des Spiels : er solle die Saiten des Instru-
mentes zerreissen und dem König sagen, er habe keine anderen;
zum Lohne dafür solle er aus dessen Gewalt gerettet werden. Als
dann der König den Sadko belohnen will und ihm anbietet — unter
seinen Töchtern ein Weib zu wählen , räth ihm der heil. Nicolaus
(nach einigen Varianten tritt an dessen Stelle die Meereskönigin
auf) , die letzte aus der ganzen, ihm vorgeführten Schaar, Cernava
mit Namen, zu nehmen und sie in der Hochzeitsnacht ja nicht zu
berühren, sonst bliebe er ewig auf dem Meeresgrunde. Sadko thut
wie ihm anbefohlen und findet sich beim Erwachen wieder in seiner
Heimath, am Ufer des Cernava-Flusses; auf dem Volchov kommen
soeben seine Gefährten an, die ihn mit Verwunderung begrüssen.
— Zum Danke für seine Rettung erbaut Sadko dem heil. Nicolaus
ein Münster, eine zweite Kirche der hochheiligen Mutter Gottes,
oder der Sophia ; auch einer Kirche d. heil. Stephan wird Erwäh-
nung gethan.
Soweit der Inhalt der Bylinen, der im Grossen und Ganzen ein
VfYgl. das altrussische Fragebiichlein bei TaxoHpaBOF*, ITrm. oTpei. pyccic.
.iHTupaT. , II. 456 : »Woher kommt die Dürre? Wenn der Wasserkönig in die
Tiefe herabsteigt, folgen ihm alle Gewässer nach, daher kommt die Dürre. —
Woher kommt das (Jngewitter ? Wenn der Wasserkönig aus der Tiefe empor-
steigt und alle Gewässer ihm nachfolgen und sich hervordrängen, aus Baum
und Stein und von allenthalben« (so3parB — Boapamro?).
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284
A. Wesselofsky,
älteres, besser geordnetes Original verräth. Die zwei, von den ver-
schiedenen Varianten überlieferten Wetten sind wahrscheinlich auf
eine einzige zurückzuführen, die wohl an der Stelle der jetzt zwei-
ten, der Meerfahrt Sadko's vorangehenden ursprünglich gestanden
hatte, nicht ohne eine gewisse Beziehung zur letzteren. Ich wage
diese Vermuthung auf Grund eines in der russischen Volksepik
auch sonst beliebten Motives : dem Helden wird angerathen , er
dürfe nicht bei Trinkgelagen mit gewissen Dingen prahlen ; er thut
es, und die Strafe bleibt nicht aus (vgl. die Lieder von Ivan dem
Kaufmannssohn, Djuk, Danilo). Ein gleiches Verhältniss mag in
dem alten Liede von Sadko gewaltet haben : Sadko wird reich mit
Hülfe des Meereskönigs, unter dem (vorausgesetzten) Verweis
— mit seinen Reichthümern nicht gross thun zu wollen; er vergeht
sich dagegen — und muss sich nun vor dem Meereskönig verant-
worten. Die Episode von den stillstehenden Schiffen und dem Ver-
sinken ins Meer erhielte dadurch eine gewisse Bedeutung im Zu-
sammenhange des Ganzen. Es ist eine verbreitete Ansicht, dass
das Meer einen Missetbäter und Verbrecher auf seinem Rücken
nicht leidet: entweder wird es stürmisch, oder es entsteht eine
Windstille, dass die Schiffe nicht von der Stelle rücken; Sturm und
Windstille legen sich, sobald der arme Sünder über Bord geworfen
wird. Russische und auch andere Gelehrte l) haben der Verbreitung
dieser Vorstellung nachgeforscht ; Sadko, nach meiner muthmass-
lichen Herstellung des alten Liedes, hat sich versündigt, wie
irgend ein anderer : daher die plötzliche Windstille nnd das Werfen
über Bord.
Freilich wissen die uns überlieferten Lieder nichts von solchem
Zusammenhange : Sadko spricht einfach von einem zu zahlenden
Tribut an den Meeresgott, einem von Indien und China bis nach
Russland nnd America bekannten Opferbrauch2). Eines solchen
vom Ladogasee hat Laistner 3; Erwähnung gethan : der Wasser-
mann, heisst es da, wohnt tief auf dem Grunde des Sees, und über
») Laistner, Ruodliebmärchen in Russland, in Zs. f. deutsches Alterth.,
XXIX. Bd., 4. Heft, p. 456 und die Anmerkung auf p. 465 (s. darüber meine
Anzeige im J. d. M. f. V.-A., 1886 Januar) ; R. Köhler bei Warnke, Die Lais
der Marie de France p. C — CIV.
2) Vgl. Melusine II, 188—89, 230—31, 334.
») Laistner, L c, p. 457.
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Beiträge mr Erklärung det russischen Heldenepos. 285
seinem Hause sieht man an der Oberfläche des Sees Wirbel und
Strudel. Geräth ein Fischer mit seinem Boot da hinein, so wird er
immer im Kreise herumgedreht und kommt nicht eher los, als bis
er eine Gabe in den See wirft, eine Brodrinde oder Salz oder was
er sonst gerade bei der Hand hat. — »Jal (Gloss. naut. p. 1405)
raconte d'apres S. Libero Barone (Commentarii della Moscovia
1496) qu'un equipage russe, assailli dans la mer Blanche par
une tempete en face d une haute montagne appelee Seines ne
pouvait plus avancer. Un marin monta sur le rocher et offrit au
genie de la montagne un gäteau de farine de seigle et de beurre.
A la suite de ce sacrifice le navire put continuer son voyage« *) .
Eine gleiche, christlich gefärbte Sitte finde ich an den Ufern des
Schwarzen Meeres, wo die Seefahrer den heil. Phocas aus Sinope
als einen Helfer aus der Noth verehrt haben : *Nai/xai 6k xal txXw-
t}]Q€Q ol navxa%ov, ov% ol xbv Ev&ivov 6ia7xX4ovxeg Hbvxovy
aXXa xal ol xbv Jidoiav xipvovxeg , xal VTxkq Aiyalov (ftQÖutvoi,
xal oaoi xbv 'Qxeavbv nXiovoi xbv loTxiqiov, xal xolg 'Eiaotg xoX-
ttoig lv&aXaxxevovoi1 ta owfj&r, xeXsva^iaxa, olg xov nXov %bv
tvovov nqooavarcavovoiv, eig xatvrjv xov lAaoxvQog }uxißaXov Iv-
tprjfiiav xal 6iä yXuxJorfi laxlv oXog 6 Owxag avxolg vnqöottwog,
knil xal lvaqyr\ naoi%Bi xijg ßorj&elag xä ovfißoXa' TtoXXdxig pkv
yaq UKp^ , vvv \ikv vvxxtao nqoooyxovfiivov xein&vog duyelqwv
xbv xvßeqvrjx^v nrjdaUy iTUWOxatovxa ' aXXoxe 6k naXiv xovg
xaXiog 6iax£lv(ov, xal xftg d&ovrjg kniete Xov^uvog , xal anb xrjg
nqtoqag ftQoometnov xä ßoaxrj ' o&ev xal vopog lyivtxo vavxatg
Oioxav %%eiv ovveoxiaxooa- xal krceidtj xbv vvv daut^iaxovj ovo-
aitov elvai xal xoivwvbv xQaTti^rjg atir\xavov na&exe
7tug aqa (piXevoeßrjg XoyiOftbg looqyloaxo xb d6vvaxov ' xa&* ixa-
oxrjv yao xrjv fftiqav xr\v xGjv oipwv fieolda 7ZQog loofioiqlav xiav
io&iovxwv uiToxhjQovoi T<jj iictQTVQi' xavxrjv de xig xutv daitiftoviov
liuvovfiBVog^ xb aqyvoiov xaxaxl&exai, xal xfj voreoalq aXXog, xal
äXXoze kxeoog- xal ovxog 6 xXrjQog xrjg ayooaaiag neqüuv anav-
xag, dldtooi xa&rjpiqav xr)g peQiöog xbv (bvrjxr]v Ineidav 6k öopog
avxovg VTXodi^qxai^ xal dg yr)v aqplxwvxai, fieol&xai xb aqyvQiov
xolg Tieiv&oi" xovxo rj peolg xov (Dcuxa, nevr\xiav eveoyeala 2) .
i) Melusine II, L p. 197.
»j A. A. SS. Sept. VI, ad. d. 22 Sept., nov. ed. p. 299.
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286
A. Wesselofsky,
Aus dem märchenhaften Inhalte unserer Bylina darf ein
christlich-legendarischer Theil ausgeschieden werden. Der
Name des heil. Nicolaus ist hier das Massgebende. Er ist be-
kannt, znmal in Russland, als ein Meeresheiliger xcrr l£o2$*9
wie die am Schwarzen Meere von Alters her verehrten Phocas und
Clemens, welch' letzterer, in Südrussland jetzt verschollen, im
Norden als ein (von den Varägern eingebürgerter?) Meeresheiliger
fortlebt. Unter den Wundern des heil. Nicolaus (man beachte nur
die Zusammenstellung bei Jacobus de Voragine) nehmen die Er-
rettungen auf dem Meere eine nicht unbedeutende Stelle ein. Auch
dem Sadko steht er bei mit weisem Rath und Mahnung, und der
Errettete baut eine Kirche ihm zu Ehren. Die-Vermuthung liegt
also nicht allzu fern, die Existenz einer localen Wundergeschichte
anzunehmen nach Art der folgenden — vom heil. Isidoras aus
Rostov: ein Kaufmann aus jener Stadt, wo der Heilige ansässig
war, begiebt sich auf eine Handelsreise; plötzlich steht sein Schiff
stille, die Wogen schlagen gegen die Seiten und die erschrockene
Mannschaft loost, um zu erfahren, wer unter ihnen an dem Unfälle
schuld sei. Das Loos fällt auf den Kaufmann, der auf einem Brett
ins Meer ausgesetzt und vom Strudel fortgerissen, den heil. Isidoras
anfleht. Da erscheint er auf den Wogen schreitend, hilft dem
Kaufmann das Brett wieder zu besteigen und fuhrt ihn unversehrt
bis zum Schiffe, das bereits weitergesegelt war *) .
Endlich noch der mutmasslich historische Bestand der
Lieder. Ihren Sadko den Reichen, den Stifter der St. Nicolaus- n.
Sophienkirche, hat man in dem Sotko dem Reichen wiederfinden
wollen, den die Chronisten von Novgorod als im XII Jahrh. lebend
und als Erbauer einer Kirche — zu Ehren der heil. Boris und Gleb
an Stelle der alten Sophienkirche kennen. Dieser Sotko mag ein
vielleicht zur bekannten St. Nicolaus-Gilde zu Novgorod gehöriger
Kaufmann gewesen und von ihm erzählt worden sein, wie er auf
einer Seefahrt aus höchster Noth durch die Vermittelung des heil.
Nicolaus errettet worden sei. Der Widerstreit der Bylina und der
Chronik in Betreff der Namen der Heiligen , zu deren Ehren die
») S. Eycjaer*, 0 HapoanoM nowiH fl ÄpeBHe-pyccKoÄ jwxeparypi (1859),
S. 24—25 des Anhanges (nach einer Hs. des XVII. Jahrh ). S. auch die Me-
nden des Demetrius von Rostov.
Beitrüge zur Erklärung des rassischen Heldenepos. 237
Kirche gestiftet worden ist, macht keine so grosse Schwierigkeit,
wie es scheinen dürfte. Den heil. Brüdern Boris und Gleb wird
zweimal im Jahre gefeiert: am 2. Mai (Tag des Märtyrerthums,
7 1015) und am 24. Juli (erste Ueberführung der Reliquien, a. 1072).
Der erste Tag wird, in Folge einer volksetymologischen Annäherung
(Bopnc-i = oapuura) im Volke als der Gewinn st- Tag bezeichnet
und von den Kaufleuten in Grossrussland für heilig gehalten:
wer ihn hoch hält, der hat Gewinn das ganze Jahr hindurch (Ka-
jraHciriH , IJepKOBHO-HCT. ütomecioTO Ha PycH, p. 400). Anderer-
seits erscheinen jene Heiligen am 24. Juli als die des Regens und
des Sturmes waltenden: daher ihre Beziehungen zur Ernte und
ihre Feier zur Erntezeit (TepemeHKo, E. P. H. VII, 47) . Wichtiger für
unseren Zweck ist ihre Erscheinung im Bunde mit dem heil. Nico-
laus, wozu die Kachbarschaft ihrer Festtage beigetragen haben
mag. In den von Nestor und dem Mönche Jacob verfassten Vitae
des Boris und Gleb heisst es von einer Frau, welche das Fest des
heil. Nicolaus nicht gehalten: als sie am besagten Tage, statt in
die Kirche zu gehen , zu Hause arbeitete, kamen drei Männer in
den Hof geritten, in weissen Kleidern; .... der eine war alt (= der
heil. Nicolaus), die jüngeren (Boris und Gleb) hielten sich an seinen
Seiten und redeten jene Frau an: wie gestehst du unseren Vater
Nicolau 8 zu beleidigen, indem du an seinem Namenstage arbeitest
und seine Kirche nicht aufsuchst? — Nachdem sie so gesagt, haben
sie das Hans zur Hälfte zerstört, die Frau aber halbtodt herausge-
schmissen, die von einer langwierigen Krankheit betroffen, erst
nach drei Jahren durch die Gnade des heil. Nicolaus geheilt wurde
(Cpe3HeBCKiH, CKa3ani« o cb. EopHcfc h Tifefo, p. 35, 78).
Die heil. Boris und Gleb sind also mit Nicolaus verbunden *) ; sie
geben Gewinn und walten des Sturmes; ob sie sonst in irgend wel-
cher Beziehung zum Meere vorgestellt werden — ist mir unbekannt ;
V.Miller (OqepKH ApiäcKOH MaeojoriH bt> cbh3h cb jpeBHiHineH vyih-
TypoH. t. I. AcBHHii-AiocKypu, p. 262 sqq.) hat ihre Identität
mit den Acvinen-Dioskuren, den Elmsfeuern u. s. w. vermuthet ;
letztere werden jedenfalls, zwar nicht in Russland, mit dem heil.
»j So noch in einem Wunder des heil. Nicolaus in /Kime h lyaeca cb. Hh-
eoj&ji MvpjBKi&cxAro, irccitAOBABie apxuM. Aeonm IUm. xpoBH. niicueHHocTtf,
1SS2, 8. 90).
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238
A. Wesselofsky,
Nicolaus in Zusammenhang gebracht (Melusine II, Nr. 5, p. 117;
Nr. 6, p. 138). Soweit sich die Sache Übersehen lässt, bildet also
der Unterschied der Heiligennamen keine so grosse Kluft zwischen
Lied und Chronik, dass sie nicht zu Überbrücken wäre. Wir hätten
es in jedem Falle mit einer von den vielen localen Wundergeschich-
ten zu thun, wie sich deren um populäre Heilige Uberall sammeln.
Diese locale Legende von Sotko wäre dann später mit einem Mär-
chens tofie vermengt worden, wie ihn unsere Lieder mit Abzug der
Nicolaufl-Episode bieten. Was mag dazu die Veranlassung ge-
wesen sein? Ob die Identität oder Aehnlichkeit des Namens zwi-
schen dem historisch beglaubigten Sotko und einem ähnlichen in
dem Märchen? Für den ganzen Inhalt jenes Märchens kann ich
dieses nicht verbürgen, aber wohl für eine Episode desselben, und
eine der wichtigsten. Man vergleiche :
Sadko hat sich versündigt; als er im Meere ist, stehen seine
Schiffe still ; es wird geloost, wer ins Meer geworfen werden muss ;
das Loos fällt auf Sadko. Dass sein Name kein echt russischer ist,
sondern eine volksetymologische Anlehnung an das russ. ca^t,
hat schon Be3coHOBi vermuthet. Der ursprüngliche wäre Sadok,
Zadok, hebr. = der Gerechte.
In dem franz. Prosa-Roman »Tristan leLeonoiSf, nach des
Grafen von T res 8 an Auszug l) , hat Sadoc , ein Neffe des Joseph von
Arimathia, seinen Schwieger-Bruder erschlagen, der seiner Frau
Gewalt angethan hatte. Er begiebt sich mit ihr auf ein Schiff, auf
dem man beide nicht kannte. Ein gewaltiger Sturm erhob sich und
das Schiff drohte unterzugehen. Ich gebe das weitere nach einer
Hs. des XIV. Jahrh. 2) : A lendemain quant il dut aiorner, dist un
vielz hom qui leianz estoit: Seignor mariniers, saches qne cest
orages et ceste tempeste qui si durement nos a travaillie, nos a Dex
envoie por le pechie d'aucun qui caienz demore entre nos ; et ea-
chiez que s' il i est longement nos sumes tuit torne a mort. Leianz
avoit un marinier sorcierre qui respondi a ceste parole et dist : Ce
savrai ie procainement. Lora fist ses charaies et ses coniuremenz
*) R. Köhler 1. c. p. C—CI. — Oeuvres choißles du Comte de Tressan
t. Vn (1788), p. 2*~24.
2] Britisch Museum Additional 23929. Die Abschrift verdanke ich meinem
Freunde Richard Lange.
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Beitrage zur Erklärung des russischen Heldenepos.
28&
einsinc qu'il le savoit faire la meemes oq il estoient en tel peril, et
apres redist: Voir aves dit, ear entre nos est caianz par cui eist
orages n eat sorvenus. Et tont Ii aatre s'aeordent adone que de
leianz fast maintenant gites qui qu'il fast, par cui cest domage ve-
uoit a tote la compaignie. Quant eist otroiement fu fait comune-
ment , maintenant recommence a sortir Ii marinier por trover celui
qui cest grant distorber lor avoit fait. Quant il ot gite ses sorsy il
trove que Sadoc lor avoit fet tot eist ennui et que cesti grande tor-
mente lor estoit avenue par son pechie. Si vienent maintenant a
lui et Ii dient: Is fors de ceste nef. Et il est molt esmaiez quant il
entent ceste parole , si lor respont : Si je m'en is , ou porai je aler
fors que sailir en la mer? — Sailir te i convient, font il, ou nus te i
giteron, car nus volons miels que tu perisses senls que nus tuit. —
Et il respont: Se je perie, ce n'est mie merveille, que je Tai ben
deservi, et je me acort ben a ce que vous me dites, qu'il est miels
droiz que je moire senls, que yus tuit. Mes por Den , puis que je
sui venus a la mort et il me convient morir por vos viez sauver, je
vos prie de ma ferne qui ei est: portez Ii honor et metez la a sau-
vete, car eile , est estraite de si hault lignage com cele qui fu fille
au roi de Babilloine. Et quant il a dist ceste parole, il se comande
a nostre Seignior, et eil le prenent maintenant et le gieterent en la
mer. Apres ce qu'il fu ensi gitez en la mer, il ne demora pas gran-
ment que la tempeste failli.
Wir wissen bereits, dass in den Erzählungen von Sündern auf
dem Schiffe — Sturm und Windstille gleichen Sinn haben. Somit
fällt die Episode des russischen Liedes, nach Abzug einiger Neben-
umstände, mit der Episode des französischen Romans, bis auf den
Namen des Haupthelden, zusammen. Wo wird man ihre gemein-
same Quelle suchen dürfen ?
Der vom Grafen Tressan nacherzählte französische Roman
bietet aber in der Fortsetzung unserer Episode noch einige andere
Züge, die dem Forscher im Gebiete der russischen Bylinen eigen-
tümlich erscheinen dürften. Sadoc ist nicht zu Grunde gegangen,
sondern hat sich auf eine felsige Insel gerettet , wo er bei einem
Einsiedler drei Jahre unter Busse und Fasten zubringt. Seine Frau,
Chelinde, eine babylonische Prinzessin, ist von ihm schwanger ge-
blieben und genest eines schönen Knaben am Hofe des Königs von
Cornwales, Thanor, eines der vielen Männer, die um Chelinde's
Archiv fftr slavuche Philologie. IX. 19
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290
A. Wesselofsky.
Liebe sich nacheinander bewerben. Der Knabe wird beim König
wie ein Sobn erzogen und erscheint später unter dem Namen
Apollo l'aventureux. Ein schlimmer Traum, den sich Thanor
durch einen Philosophen deuten lässt, prophezeit dem König, dass
jener Knabe sein Mörder sein würde, und so läset er ihn in einem
Walde aussetzen, wo er von einer Dame gefunden und auferzogen
wird. Aus den weiteren Schicksalen Sadoc'b und Apollo's entnehme
ich bloss Einzelnes : Apollo löst die Räthsel eines Riesen, der sich
als ein mit Incest und Vatermord behafteter Bösewicht ausweist,
und erschlagt ihn, als jener seinerseits die ihm vorgelegten Räthsel
nicht zu lösen vermag. Dann trifft er mit Sadoc zusammen, ohne
dass sich beide erkennen. Sadoc hat den Thanor verwundet und
geht seines Weges: da sieht er einen Ritter hinter sich reiten, der
die gleichen Abzeichen trug, wie jener König. Nun glaubt er,
Thanor sei erstanden und wendet sich mit Wuth gegen den An-
kömmling, wird aber von ihm erschlagen. Als Apollo erfährt, dass
er unwissentlich ein Vatermörder geworden, ist er verzweifelt und
ergrimmt vollends, als Thanor seinen Freund Luces erschlagt. Er
wirft sich auf den König und schlägt ihn zu Boden. Somit war der
prophetische Traum in Erfüllung gegangen. —
Wenn ich hinzufüge , dass Apollo später unwissentlich seine
Mutter heirathet, so haben wir verschiedene Elemente namhaft
gemacht, aus denen sich die mitgetheilte Episode zusammengesetzt
hat : Elemente der Sage von Apollonius von Tyra, die noch den
Namen des Helden — Apollo — hergegeben haben mag : die Le-
gende vom Blutschänder (Gregorius, Andreas, Judas, Vergogna
u. a. m.) , deren slavische Fassung ich neuerdings besprochen
habe *) ; endlich das epische Motiv vom Kampfe eines Vaters mit
seinem Sohn , worauf schon Köhler 2) hingewiesen. Das Motiv ist
bekanntlich auch den russischen Byiinen nicht fremd: in dem
Liedercyclus von Ilias tritt er als der unerkannte Vater auf , der
Sohn wird verschiedentlich benannt : Zbut Boris, der junge Königs-
sohn, der Falkner, Basilius, Peter ; nur in einer Variante bei Hil-
ferding Nr. 246 hat er einen Namen, den ich in meinen Unter-
suchungen über die sttdrussischen Byiinen 3) nicht zu deuten wusste :
i) Joura. d. Min. d. Volksaufkl., Tb. CCXXXIX, Abth. 2, p. 231 ff.
*) 1. c. p. XCIX.
3) KfcKiio-pyccKia Öm-suhm, bmii. II, <rrp. 816.
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Der Grossveiier Mehmcd Sokolovirf etc.
291
Apollo (Anojjoinime) , was wieder an den »Apollo l'aventu-
reux« des französischen Romans unwiderstehlich erinnert. Es ist
der Fall, die vorige Frage zu wiederholen : wie und auf welchen
Wegen ist dieses Zusammentreffen (denn von einem Zufall oder
vom Einfluss einer Tristan-Uebersetzung *) kann füglich nicht die
Rede sein) zu erklären? Wie der Einfluss zu deuten, den ein
Märchen des jüdisch-deutschen Maasebuches auf eine, in Prosa
aufgelöste Bylina von Aljoscha augenscheinlich ausgeübt hat 2J ? —
Wäre nicht der Name Sadoc's und das Märchen aus dem Maase-
buch auf eine Periode zurückzuführen , wo die Heräsie der Judai-
sirenden in Novgorod die Oberhand gewonnen und selbst im recht-
gläubigen Moskau Wurzel geschlagen hatte, während die altrussi-
sche Historienbibel (Palaea) neuen Zuflüssen aus dem talmudischen
Legenden- und Märchenschatze ihre Schranken Öffnete?
>) Der einzige mir bekannte altrossische Tristan kennt die Sadoc-Epi-
aode nicht.
«) 8. 1. c. p. 390 ff. und meine »Kleinen Bemerkungen tu den Bylinen«,
im Jonrn. d. M. der Volkaaufklärnng 1885, Dec., p. 166 ff.
AI. N. Wesselofsky .
Der Grossyezier Mehmed Sokolovic und die serbischen
Patriarchen Makarij und Antonij.
(Znr Textkritik nnd Interpretation der serbischen Annalen.)
In einem von V. Jagic (Archiv für slav. Phil. II, p. 101) ver-
öffentlichten und in der Sammlung von Lj. Stojanovic (Glasnik
Bd. 53, 1883, p. 113) reproducirten Text der serbischen Annalen
liest man eine Nachricht, die auf den ersten Blick nur eine unter-
geordnete Bedeutung zu besitzen scheint: im Jahre der Welt 7081
(1573) sei der serbische Erzbischof und Wiedcrhersteller der ser-
bischen Kirche (obnovitel pr€stola srbskago) Makarij gestorben
19*
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292 C. Jirecek,
(prestavi sej und schon im folgenden Jahre 7082 (1574) sei sein
Nachfolger Antonij gleichfalls gestorben (desgleichen: prestavi se).
Die Notiz enthält ohne Zweifel einen Fehler. Ein vorzüglicher
Kenner der serbischen Kirchengeschichte , der Archimandrit Darum
Ruvarac, hat in einer Abhandlung im Glasnik Bd. 47 (1879) 274
darauf hingewiesen, dass der Erzbischof Makarij noch ein Jahr
später lebte und nach einer zn Moraca in Montenegro befindlichen
Inschrift (Glasnik 43, 56 Anm.) erst am 23. October 1574 ans dem
Leben geschieden ist, was natürlich auch das Todesjahr seines
Nachfolgers weiter verschieben mnss nnd somit die Verlasslichkeit
beider Zeitangaben in jenem Annalentexte in Zweifel stellt. Das
ist allerdings richtig, jedoch scheint mir in der zweiten Notiz nicht
die Jahreszahl, sondern nur eine Präposition durch einen einfachen
»lapsus calami« verfehlt zu sein. Ohne Zweifel ist dort zu lesen
postavi anstatt prestavi, es ist also von der Einsetzung und
nicht von dem Tode des Antony die Rede; vgl. eine gleichartige
Notiz in denselben Annalen zum J. 1614 (bei Stojanovic p. 120;,
wornach damals der serbische Patriarch Joannes gestorben (pre-
stavi) und in demselben Jahre Paysij zu seinem Nachfolger erhoben
(postavi se) worden ist.
Die Sache, so geringfügig sie scheinen mag , hat ein Uber die
Grenzen der Bischofscataloge und das Bereich der »lectiones va-
riantes« und deren Emendation weit hinausreichendes Interesse.
Sie steht nämlich im Zusammenhang mit der Frage über das Ver-
wandtschaftsverhältniss der beiden genannten KirchenfUrsten mit
dem berühmten türkischen Gross vezier Mehmed Sokolovic und
Uber den Antheil, den derselbe an der damaligen Erneuerung des
Patriarchensitzes des heil. Sava genommen zu haben scheint.
Ueber die Herkunft Mehmeds fehlt es keineswegs an Nach-
richten. Schon im XVI. Jahrhundert nannte man ihn slavisch So-
koloviö, türkisch Sokolli. Die erste Form ist ein Patronymicon,
»Sohn des Sokol« (des Falken), die zweite aber ein topischer Aus-
druck, »der von Sokol«. Türkische Quellen (bei Hammer, Gesch.
des osman. Reiches, 2. Ausg. II, 205, 309) lassen den Vezier that-
sächlich aus dem herzegovinischen Schlosse Sokol. am Zusammen-
fluss der Piva und Tara abstammen (über die Lage des Ortes cf.
meine Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien
S. 33) . Nach dem Berichte des Venetianers Garzoni ;bei Zink-
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Dei Grossvezier Mohammed Sokolovfc etc.
293
eisen, Gesch. des osman. Reiches III, 92) stammte Mebmcd aus
Trebinje, war ursprünglich »ajuto del curato di S. Saba«. wohl
in dem damals allbekannten Kloster Mileseva 1 , und kam .durch
den Knabentribut (nel nnmero dei giovani della decima) in die
Pagenkammern von Constantinopel, wo er natürlich das Christen*
thnm verlassen mnsste. Nach Tiepolo (1574) war Mehmed, ein
Trebinjer, ursprünglich »zago« (djak) in einer Kirche (Ranke,
Serbien und Türkei, Leipzig 1879, S. 525). Dies bestätigt der
gleichzeitige Reisende Salomon Schweigger, der 1578 nach Constan-
tinopel gekommen war und von Mehmed folgendes berichtet : »in
seiner Jagend war er in der Kirchen der Christen ein Leser oder
Anagnostis, hernach ist er dem Türcken zur Schätzung geben
worden« (Reissbeschreibung aus Teutschland nach Constantinopel.
Nürnberg 1639, p.89). Der Ragusaner Giacomo Luccari, welcher
1570 sq. lange Zeit in Constantinopel, Philippopel u.s. w. verweilt
hatte, kennt auch den christlichen Namen des nachmaligen Veziers :
'■Mecbraet Sokolonich , nato in Dalmatia del padre christiano ed al
battesimo si chiamö Baice« (Annali diRausa, Venezia 1605, p. 148) .
Nach Ragazzoni (1571) soll sich Mehmed als Grossvezier mitunter
selbst für einen Nachkommen der Despoten von Serbien ausgegeben
haben (Zinkeisen I.e.). MehmedsCarriere ist wohlbekannt: 1546—
1551 war er fünf Jahre lang Kapudan Pascha (Admiral der Kriegs-
flotte). 1 551 — 1555 bekleidete er den wichtigen Posten eines Begier-
begs von Rumelien (mit der Residenz in Sofia) und zeichnete sich auf
den ungarischen und persischen Schlachtfeldern aus, 1555 wurde
er Mitglied des Collegiums der Veziere und endlich war er 1565 —
1579 durch 14 Jahre Grossvezier, bis zu seiner Ermordung durch
einen Derwisch aus Bosnien am 11. October 1579 (vgl. Hammer II,
213. 243. 266 u. s. w.).
In Mehmed' s Zeit fallt die Wiederherstellung der serbischen
autokephalen Kirche von Pec (1557). Das serbische Patriarchat
war nämlich, wie ein neuerdings von A. S. Pavlov entdecktes
(^TeHin wh min. otimecTB* HCTopiH, Moskau 1876, IV) und von II.
») »Un beau monastere de calci ers, nc-nime" Santo Saba de MUoseuo,
qui possede beaueoup de bien en fond de terre« liest man z. B. in der Reise-
besch rei buug des Des Hajes de Counnemin, Voyage de Levant, Paris 1629,
p. 492.
C. Jirecek,
Rnvarac (im Glasnik Bd. 47) commentirtes griechisches Document
klar zeigt, nach dem Falle des serbischen Despotats mit der älteren
antokephalen Kirche von Ochrid vereinigt worden. In den C ata-
logen der Erzbischöfe oder Patriarchen von Pec befindet sich dem-
nach eine hundertjährige Liicke, 1459 — 1557, die zum Theil dnrch
die Namen der damaligen Ochrider Patriarehen (Prochor f 1550
nnd Nikanor f 1557) ausgefüllt wird (vgl. den Pomenik im Glasnik
Bd. 42, p. 34).
Erst nach dem Tode des Patriarchen von Ochrid, Nikanor,
wurde die Kirche von Peö im J. 1557 wiederhergestellt. Der erste
neue Erzbischof Makarij verwaltete die Kirche des heil. Sava
1557 — 1574 und wird in den damaligen Drucken des Klosters Mi-
leseva (im Psalter mit Vorrede vom 4. November 1557), in den In-
schriften von Pec und Gracanica, sowie in dem genannten Annalen-
texte ausdrücklich als Wiederhersteller der serbischen Kirche ge-
nannt. Rnvarac macht dabei auf eine Bemerkung des allerdings
späten Chronisten von Tronosa aus dem vorigen Jahrhundert (Glas-
nik Bd. 5, p. 75) aufmerksam, wornach Makarij der Bruder des
damaligen Grossveziers gewesen sein und von demselben
(ot brata svojego velikago vezira turskago) einen Hattischerif mit
der Erlaubniss zur Wiederherstellung aller Klöster und Kirchen
erhalten haben soll. Die Erwähnung des Hattischerifs kann auch
eine dunkle Erinnerung an den Erneuerungsact für das Patriarchat
von Pec enthalten.
Makarij 's Nachfolger war sein Neffe Antonij. Eine Inschrift
im Kloster Gracanica vom J. 1570 meldet, die Kirche sei gemalt
worden auf Befehl des Patriarchen Makarij und auf Kosten des da-
maligen herzegowinischen Metropoliten Andon\j, dessen Bruders-
sohn (jemu ze byst bratanac, Glasnik Bd. 23, p. 245). Es unter-
liegt wohl keinem Zweifel , dass dieser Andonij , Metropolit der
Herzegowina, mit dem vier Jahre später genannten Erzbischof
dieses Namens identisch ist. Die Erhebung Andonij's fällt in den
Herbst des J. 1574, mag nun Makarij am 23. October d. J. oder
(nach Filaret, bei Ruvarac im Glasnik Bd. 23 1. c.) am 30. August
gestorben sein. Zu derselben Zeit, im September 1574, verzeich-
nete Stephan Gerlach, der 1573—1578 in Constantinopel lebte und
für kirchliche Angelegenheiten ein grosses Interesse hatte, in sei-
nem Tagebuch . (gedruckt in Frankfurt 1674, S.64) folgende Notiz:
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Der GroMveiier Mohammed Sokolovid etc. 295
»In diesem Monat, als ich kranck lag, ist des Meheraet Bassen
ädel<po7taiQ oder Bruders Sohn zn einem Ertzbischoff in der
Bnlgarey gemachet worden; hat seinen Sitz zehen Tagreiss von
Adrianopel, in der Stadt Ochrida, in den Gräntzen Epiri nnd
Servien (darinnen sich anch hält der Samsag-Beg) nnd hat etlich
nnd vierzig Bisthttmer nnter sich.« Ochrid ist hier jedoch nnr durch
einen Irrthum erwähnt, den Gerlach an einer anderen Stelle ver-
bessert, als er drei Jahre nachher Gelegenheit hatte, diesen Neffen
des Gros8vezier8 persönlich zu sehen. Er schreibt am 4. April 1577
(p. 329) : »Den 4. bin ich in dem Patriarchat gewesen, woselbsten
den Ertzbischof JiQxeriüv und Uber die gantze Bulgarey , einen
Mann von 50 Jahren in einem schlechten Mönchshabit, 2. den Me-
tropoliten von Rodis, einen Mann von 40 Jahren mit einem
schwartzen Bart, 3. den Ertzbischof zu Peckio und Uber
gantz Servien, von 40 Jahren und des Mehemet Bassen
nächsten Blutsfreund, gesehen.« Demnach war der 1574 ein-
gesetzte ade/.ffonaig und »nächster Blutsfreund« des Mehmed So-
koloviö Erzbischof von Pec und keineswegs von Ochrid, dessen da-
maliger Titular eine von ihm ganz verschiedene Person war. Ger-
lach kann sich im zweiten Falle um so weniger geirrt haben, da er
beide Kirchenfürsten mit eigenen Augen gesehen hatte, noch dazu
während der kirchlichen Ceremonien der Osterwoche, wo »der Ertz-
bischoff von Peckio« neben dem Patriarchen sass , und da er da-
mals dnrch einen bereits vierjährigen Aufenthalt im Oriente mit
den Verhältnissen besser vertraut war, als Anfangs. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass in beiden Fällen Antonij, Makarys Neffe und
Nachfolger, gemeint ist : die Zeit seines Antritts und die Zeit der
Verwaltung der Kirche von Pec stimmen überein. Dadurch ge-
winnt anch jene späte Nachricht, Makarij, Antonij 's Oheim, sei des
Grossveziers Bruder gewesen, einen viel festeren Halt. Antonij ist
nicht lange darauf gestorben : im Juli 1578 erwähnt Gerlach (S. 530)
bei der Durchreise durch Belgrad Geras im als Patriarchen von Pec\
Ruvarac hat diese Verwandtschaftsverhältnisse der beiden Pa-
triarchen unter einander und mit dem Grossvezier bereits in seiner
Abhandlung »0 katalozima Peöskih patriarhä« (Glasnik Bd. 23,
1868, p. 246) erwähnt, jedoch ohne Kenntniss von den Nachrichten
Gerlach s, sondern nur auf Grund jener Notiz in der Chronik von
Trocosa. In einem Nachtrag (Glasnik Bd. 47, 1879, S. 273) kommt
296
C. Jirecek,
er auf die Frage wieder zurück and stellt die Verwandtschaft bei-
der ErzbisehOfe mit dem Vezier ganz in Abrede , mit der Bemer-
kung, die Angabe der Chronik von Tronosa sei unzuverlässig, denn
sie betreffe wahrscheinlich den damaligen Erzbischof von Ochrid
und sei nur durch eine Verwechselung auf den von Pec Ubertragen
worden, besonders in Anbetracht jener ersten Stelle bei Gerlach:
die zweite viel klarere Nachricht Gerlach' s war Ruvarac unbekannt
geblieben . Dabei meint Ruvarac, es sei allerdings wahrschein-
lich, dass Mehmed Sokolovic, der einstige Djak oder Vorleser von
Milcseva und spätere Vezier, zur damaligen Wiederherstellung der
Kirche von Pec* beigetragen habe? umsomehr, da dieselbe in die
Zeit seiner Macht fällt.
Durch die zweite Stelle bei Gerlach und die angegebene Emen-
dation in dem Annalentexte im Vergleich mit den übrigen Nach-
richten , wird die Sache klar. Die ersten beiden serbischen Erz-
bischöfe oder Patriarchen nach der Wiederherstellung der Kirche
von Pec waren , wie aus den obigen Ausführungen ersichtlich ist,
unzweifelhaft Verwandte des Grossveziers Mehmed Sokolovic : Ma-
karij (1557—1574) war ein Bruder Mehmed's und Antonij (1574—
1578) ein Neffe oder Bruderssohn sowohl des Makarij, als des
Grossveziers. Dass Mehmed Sokolovic* an der Erneuerung des ser-
bischen Patriarchates im J. 1557 einen sehr grossen Antheil hatte,
wird dadurch mehr als wahrscheinlich gemacht.
Neben diesen hohen geistlichen Würdenträgern hatte Mehmed
auch mohammedanische Verwandte : Gerlach schreibt am 1 . März
1577 (p. 317): »Heut hab ich unter unser Pforten gesehen einen
langen ansehnlichen Mann aus Bosnia, des Mehemet Bassen
Vetter, der erst vor 2—3 Monden ein Türck worden. Seine
Freunde (d. h. Verwandten) kommen oft zu ihm (d. h. zum Gross-
vezier) und besuchen ihn, haben sicher Gelaid; wer ein Christ
bleiben will, der bleibet es«. Ein mohammedanischer Neffe Meh-
med's, Namens Mustafa Sokoloviö, war DeftAlar von Te-
mesvar, Sandiakbeg vön Fülek, Statthalter von Klissa und später
der Herzegovina, wo er z. B. die grosse Brücke von Goraida baute,
zuletzt 12 Jahre lang Statthalter von Ofen, bis zu seiner Hinrich-
tung am 10. October 1578 (Hammer II, 309—310. 469, vgl. Han-
delsstraßen S. 86, Anm. 298). *)
') Während des Druckes erhielt ich den neuesten (63.) Band des Glasnik,
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Der Grossvezier Mehmed Sokolovid etc.
297
Mehmed Sokolovic. den man bisher nur als türkischen Feldherrn
und Staatsmann kannte, war insgeheim anch ein serbischer Pa-
triot, allerdings nnr anf kirchlichem Gebiet nnd in Folge einer Art
Familienpolitik.
Das Verhältniss des Sokolovic zur Kirche von Pec' zeigt, dass
bei den mohammedanischen Serben des XVI. Jahrhunderts das
Bewußtsein des nationalen nnd religiösen Ursprungs keineswegs
erloschen war und dass dieselben ihren Einfluss bei der Pforte auch
zum Besten der Nationalkirche, des einzigen Ueberrestes des alten
einheimischen Staatsorganismus, anzuwenden sich bestrebten.
wo S. 197 eine Sanijever Handschrift erwähnt wird, geschrieben 1565 unter
Mustapha Pascha von Bosnien, einem Verwandten des Patriarchen
Makarij (velikomu Mustafa pasi, tbrodnik ie blagocistivomn kyr Makariu
etc.), was die obigen Ausfuhrungen nur bestätigt.
Prag. Constantin Jirecek.
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Anzeigen.
HCTOIHHKH JJlfl HCTOpÜl CiaBffHCKOH «uoiorin. Tojtl I. Il3Aanie
BTop. ot/tbj. Hirn. AKajesriH HayicB. Briefwechsel zwischen Do-
brovsky und Kopitar (1808—1828). Herausgegeben von ord. Akad.
V. Jagiö. Mit einem Portrait und zwei lithogr. Beüagen. St. Pe-
tersburg 1885. CVn und 751 SS. gr. 8°.
Eine Sammlung von Quellen zur Geschichte der slavischen Philo-
logie konnte nicht glücklicher begonnen werden , wie mit der Publica-
tion des Briefwechsels zwischen Dobrovsky und Kopitar, zwischen dem
»Patriarch der Slavisten« (8. 159) und seinem »besten Schüler« (590).
An die Namen beider sind so gediegene Leistungen und schöne Funde
geknüpft, beide haben der neuen Wissenschaft so klar die Bahnen ihrer
Entwickelung gewiesen, auf dieselbe so entscheidend eingewirkt, dass
es für die Epigonen von hervorragender Bedeutung ist, in die geistige
Werkstatt dieser Slavisten unmittelbar eingeführt zu werden. Es ge-
wahrt einen eigentümlichen Reiz, oft bei der Schöpfung jener Oedanken
wie zugegen zu sein, welche nachher zum Gemeingute der Wissenschaft
geworden sind , eine Tragweite erhalten sollten , die der Forscher mo-
mentan nicht voraussah ; es freut uns, Einzelnheiten unserer gramma-
tischen Terminologie, gangbare Worterklärungen, gelungene Deutungen
von Entlehnungen etc. bis in diese ihre Anfänge zurückverfolgen zu
können ; wir erhalten förmlich die Geneais des so bedeutsamen »Glago-
lita Clozianus« von 1836: vieles seiner Materialien, Gedanken, Ten-
denzen wird in diesem Briefwechsel durchgesprochen oder angeregt, hier
förmlich ein Commentar geliefert. Und nun das volle Licht, welches auf
die Persönlichkeiten, nicht nur der beiden Correspondenten, »usstrahlt:
wie müssen wir immer mehr bewundern zumal die umfassenden Kennt-
nisse, den klaren Blick, den besonnenen Tact eines Dobrovsky 1 manch
langwieriger geistiger Strauss wird in dieser Correspobdenz ausgefochten,
Dobrovsky behält gegen den Heisssporn Kopitar oft die Oberhand,
wenn auch mitunter erst die Zukunft voll zeigen sollt } , wie richtig er
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Anzeigen. 299
gesehen. Und wieder vertritt in anderen Hauptfragen der Jünger die
Sache der Wahrheit, bei aller aufrichtigen Verehrung seines Meisters
bengt er sich nie der blossen Autorität ; wo er besser informirt den Zu-
sammenhang erfasst hat, trotzt und pocht er förmlich auf das gute Recht
eigener Meinung, opfert sie keiner Vorliebe oder Schwache des Meisters.
Oft fallen Wünsche und Bemerkungen Aber Slaven überhaupt, ihren
Character. Geschichte, Politik etc. Worte, am Ausgange des XIX. Jahrb.
— leider! — von derselben Bedeutung wie zu Beginn desselben, Aus-
drucke der Resignation , trübe Ahnungen , namentlich seitens des be-
dächtigen, fast skeptischen Dobr. Aber das Hauptinteresse ist auf die
wissenschaftliche Forschung allein gerichtet , sogar die Wechsel vollsten
Ereignisse, wie der Kriegslärm der Jahre 1809 — 1 8 1 4 vermochten nicht,
die Correspondenz auf sich zu leiten ; jeder Anlauf zu einer Besprechung
der Tagesneuigkeiten wird sofort durch das stereotype »Ergo ad slavicaa
unterbrochen. Und auch wir wollen uns hier auf 8Iavica im engsten
8inne beschränken, wir scheiden alles sorgfältig aus, was auf die Per-
sonen, Wunsche, Pläne oder Erlebnisse dieser beiden und anderer 81a-
visten jener Zeit sowie fremder Gelehrten und Gönner Bezug nimmt, wie
sehr es auch locken mag, bei einer und der anderen Persönlichkeit zu
verweilen, wie sehr wir uns auch fast unwillkürlich z.B. von der präch-
tigen Gestalt des Baron Zois, der im ersten Theil der Sammlung so oft
genannt wird, oder von Anderem angezogen fühlen ; es hat nämlich be-
reits der Herausgeber diesen Theil der Arbeit in seinem H neaeme (s. u.)
vortrefflich ausgeführt. Ehe wir nun kurz zeigen, welche wichtigere
Fragen der Slavistik und in welcher Reihenfolge hier auftauchen , dis-
cntirt, fallen gelassen, oft wieder discutirt und dem Abschluss nahe ge-
rückt werden, gehen wir kurz auf Umfang und Abdruck des Mate-
rials ein.
Der ansehnliche, luxuriös ausgestattete Band bringt in dem Haupt-
theil (S. 1—626) den Briefwechsel von 1808 bis Ende 1828 ; ein Theil
desselben (8. 1—281) ist den Lesern des Archivs aus Band IV— VU
desselben bereits bekannt. Der Abdruck ist äusserst sorgfältig, zum
Theil nach den Originalen (Briefe des Dobr.), zum Theil nach einer mit
den Originalen verglichenen Abschrift (Briefe des Kop.) gemacht, die
wenigen Druckfehler sind grossentheüs 8. 747 f. berichtigt (lies: auch
statt auf 8. 30, Z. 15 v. u., facio statt facis 8. 542, Z. 2 v. u. etc.) ;
es wäre vielleicht wünschenswerth gewesen, die häufigen Abkürzungen
der Namen aufzulösen , etwa im Index , der aufmerksame Leser weiss
allerdings Bescheid , aber beim späteren Zurückgreifen auf die Samm-
lung vergisst man leicht den Zusammenhang ; auch einige Aufklärungen
über Sachen, Personen und Ausdrücke hätten an einer und der anderen
Stelle hinzutreten können , sollte z. B. der Verfasser des »Votum aus
Schlesien oder Pohlen« 8. 156 f. nicht Bandtke sein? Hoc opus, hoc
Studium etc. 8. 406 ist ein Citat aus Horaz u. dgl. m. Der Anhang
(S. 627 — 713) enthält eine Reihe von Briefen Dobr. und Kop. an Linde,
Koppen u. a., sowie ausführliche, vorzügliche Namen-, Wort- und Sach-
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300 A. Brückner,
register 8. 715 — 745. Die Einleitung besteht ins einem kurzen Be-
richte Aber Geschichte nnd Art der Ausgabe , in deutscher Sprache ,
8. III — VI, nnd einem BßeAenie b*l nepenncKy, 8. YII — CVU, in wel-
chem der Heransgeber die verschiedenen Persönlichkeiten , auf die in
der Correspondenz öfters Bezng genommen wird , nach den Stammen
nnd Völkern, denen sie angehören, sondert nnd in geradezu fesselnder
Weise vorführt nnd kurz aber treffend characterisirt. Eine besondere
Zierde der Pnblication bildet endlich das Portrait D ob rovskys von 1823,
mit seinen sympathischen, ehrwürdigen Zügen, und das Facsimile je
eines Briefes von Dobr. und Kop.
Ich bespreche hier nur den Haupttheii, 8. 1—626, doch erst von
8. 281 ab etwas ausführlicher. Die 245 Nummern dieser 8ammlnng
vertheilen sich ganz ungleich auf die einzelnen Jahre, den Brief Kop.
vom 30. 3. 1808 beantwortete Dohr, erst im Januar 1809; aus den
Jahren 1809, 1816 bis 1820 sind nur je 4 bis 9 Briefe vorhanden, doch
werden wir durch die Länge der meisten vollkommen entschädigt ; 1 82 1 ,
das Jahr des Wierer Zusammenarbeiten beider, ist durch keinen Brief
vertreten. Der Inhalt der 8chre:ben veränderte sich fortwährend; er
erweiterte sich zusehends; von den Spracheigenheiten eines einzelnen
Stammes wurde ausgegangen, um schliesslich die slavische Philologie
überhaupt zu umfassen. Nur als Vertreter und Kenner seines eigenen
Dialektes eröffnete Kop. die Correspondenz nnd erbot sich zu schnelle-
ren, treueren und unbefangeneren Rapporten Uber denselben, als Vodnik
sie geben konnte , aber gleich in den ersten Schreiben wurden schon
Fragen angeregt, welche Jahre lang das Hauptinteresse in Anspruch
nehmen sollten. Kop. entstammte einer Sprachgenossenschaft, welche
eher eine eigene Grammatik als eigene Schriftsteller besass ; bei dem
Mangel literarischer Tradition lag es dann nahe, zuerst an eine conse-
quente und radicale Aenderung der Schreibung zu schreiten, daher das
Drängen Kop.'s nach einer Umgestaltung der slavisch-lateinischen Or-
thographie überhaupt , welches desto ungestümer wurde, je reservirter
sich der in Aussicht genommene zweite Cyrill, Dobr., verhielt: Kop.
irrte eben darin, dass er neuslovenische Verhältnisse generalisirte, auch
an Böhmen und Polen dachte, als ob diese ihre durch den Gebrauch von
Jahrhunderten gesicherte Orthographie hätten aufgeben können ; ausser-
dem befehdete er allzu einseitig die Anwendung diakritischer Zeichen,
«die Bekleksungen des schönen Vacuums zwischen den Zeilen« (8. 142),
ebenso ist ihm noch im Glag. Cloz. die »vera angendi alphabeti ratio :
ipsius literae figura mutanda, non vero obsidenda vallandave apicibus«
(XXI); sogar, das cyrillische 14 benagte ihm nicht, weil es aus dem
Quadrat herausgehe. Und wieder welch starres Festhalten an der latei-
nischen Geltung der Zeichen, so wollte er c = u wegen des Latein,
nicht dulden , das q desselben nicht besonders verwerthen ; er dachte
immer daran, das latein. Alphabet um cyrillische Zeichen fn> die speciell
slavischen Laute zu bereichern und schrieb so mitunter, datier noch im
Glag. Cloz. Runumnov etc. , worauf dann freilich IHhuikobt. die An-
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301
nähme des ganzen cyrillischen Alphabetes vorschlagen konnte (8. 360).
Bald schrankte sich Kop. ein, »wenn der Pole zu kommod oder indolent
ist, für eine Universalverbesserung in erglühen, so wünschte ich, dass
wenigstens wir Cisdannbianer , die noch ohne Literatur sind , rem inte-
gram auf Jahrtausende hinaus weise instituirten« (8. 165], daneben
wieder die alte Klage, »ohne ein gleichförmiges Alphabet hinken wir
ewiga (8. 181) u. ö. Dobr. behandelt die Frage zurückhaltend, er
scheint auch Kop. zu kalt in dieser Angelegenheit (8. 277), er fixirt
gelegentliche Einfälle, solche wie die Verwerthung von Ziffern als Buch-
staben, bis Kop. die Ueberzeugung gewinnen musste, dass Dobr. nie die
verlangte Initiative ergreifen würde, daher seine eigene Abkühlung;
zwar sagt er 26. 9. 1812, »ich bin noch immer von der Notwendigkeit
und Thnnlichkeit der Sache überzeugt« (8. 288), vgl. die energischen
Aeusserungen 8. 324 u. 325, aber bald verschwinden diese Mahnungen
und Anspielungen aus den Briefen vor anderem, zweckmassigerem.
Seitdem Dobr. 13.3. 1809 gemeldet hatte, dass er an eine slavische
Grammatik nun im Ernste denke (S. 47), konnte Kopitar's »brennender
Eifer« das »Wann, wann?« (8. 130 oder 303) nicht genug beschleunigen;
wir können die zeitliche Genesis der Institutiones genau verfolgen, denn
Kop. kam auf dieselben fast in jedem Briefe zurück, oft in pathetischen
Ausdrücken; 27. 2. 1816 meinte er, »Quid novae literae? 8; quid in-
venisti, da; sin minus, nolim grammaticam turbari .... Ceterum, ut iUe
Carthaginem d elend am, sie ego praeter omnia Gramm, slavicam censeo
esse perficiendam etiam atque etiam«; vgl. 8. 438 z. E. vom 8. 5. 1818.
Wie hatte er bedauert, noch als W. v. Humboldt bei ihm slavischen
Sprachunterricht (1812) nahm, nicht die altslav. Grammatik des Dobr.
zu Grunde legen zu können ; wie oft schilderte er , dass Slaven und
Deutsche nur das Erscheinen dieser Grammatik abwarten, um sich in
das Studium der Sprache voll zu versenken 1 Aber auch als durch die
Institutiones Kopitar's sehnlichster Wunsch erfüllt worden war, hörte
das Thema von der Grammatik nicht auf : die Marginalien, welche Dobr.
seinem Exemplar beischrieb, reizten die Wissbegierde des Kop., sie soll-
ten bei einer zweiten Auf läge verwendet werden ; unterdessen drängte
Kop. wieder auf einen Auszug, welcher namentlich für die südslavischen
Schulen als Handbuch bestimmt w&re.
Südslavische Grammatik lag Kop. am nächsten; seine ersten Briefe
waren voll von Auskunft über neuslo venische Laute, Formen und Worte ;
er fügte Auszüge ans seiner eigenen Grammatik, S. 16 ff., 49 ff., sowie
ausführliche Besprechung fremder Leistungen, z. B. 8. 232 ff. für Dobr.
bei. Die Berührung mit dem Süden , der Verkehr mit Vuk brachten es
auch* mit sich, dass Kop. in einer Reihe principieller Fragen den rich-
tigen Zusammenhang ahnte oder wusste und ihn auch Dobr. gegenüber
energisch verfocht. So war ihm längst klar der Unterschied des ethno-
graphisch-sprachlichen und des geographischen Terminus «Kroaten«,
was Dobr. vollständig verwirrte ; schon 9. 2. 1809 schrieb Kop. »Wohl
mögen die obern und untern Winden (nach Trüber für Krainer, Kärntner
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302
A. Brückner,
Steirer einerseits, die heutigen Provinzialkroaten andererseits; der
Sprache nach zu einem genus gehören, nnr sollte dieses nicht nach den
Kroaten benamset werden , als welche in Dalmatien sind und nichts zu
der Benennung hergeben« und vertrat stets diese Wahrheit. Im Verlauf
desselben Schreibens blitzte ihm der so folgenreiche Oedanke zuerst auf,
welcher ihn schliesslich in schroffen Gegensatz zu Dobr. stellen sollte,
die Annahme der pannonietas linguae Slavorum sacrae, wie es im Glag.
Cloz. heisst; 1809 blieb dies freilich nur als grundlose Vennuthung
ausgesprochen : was schwitze ich etc. , unterbricht Kop. sich selbst,
8. 33. Aber schon Ende 1810 hat er Indicien, »Winke zu meiner Hy-
pothese Aber Method's Bibelsprache« S. 182, historische Erwägungen
und zufallige Erhaltung von Altert hümlichkeitcn wie jas = azx ; nach
Jahren belehrt er den schlecht unterrichteten Dobr. Ober die Stellung
des Bulgarischen, wobei die bedeutsamen Worte fallen »dialectus bulga-
rica . . et nunc differt a Serbica propriorque est slovenicae. Cyrill i lin-
gua aut Vindorum fuit vetus a t Bulgarorum« 2. 1. 1818 (S. 437). Bald
wird auch diese Alternative eingeschränkt: 25. 3. 1822 heisst es »wir
(Carnioli) sind ihr (der Sprache Cyrill^) auf jeden Fall die nächsten . . .
dass Cyrill . . ein Karantaner ist , bewiesen aus irpKOB** . nocrt und an-
dern Germanismen seiner Diöcesanen« (S. 467) und von dieser Position
lässt sich Kop. nicht mehr verdrängen, »auf Ihre Wiederlegung von
cerky, post, pop, xpbcrB, xpbCTHTfe als pannonische Germanismen bin
ich begierig« (8. 473) oder »mein stärkster und schlagender Grund sind
oltar, post, kr'stiti, cerky, pop, mnih, upvati . . cesar, Wörter die nur
von abendländischen deutschen Missionären herrühren können« (8. 506),
»noli reniti contra apertam veritatem« (8. 514), besonders 8. 516, »die
bulgarisch-serbisch-macedonische Mundart macht mich lachen . . Wenn
Sie die Germanität von upicu, Kpcri, ojrrapi», mhhxx. iioctb. roHeany,
ctojtb, pHMi), oynßaTH, neHe3 nun leugnen, weil sie Sie geniert« etc.
Dabei Klagen wie ©de bulgarica dialecto depone tuum praejudicium,
quod Vuk docet esse falsum« (8. 503) oder »de Bulgaricis tu ipse malus
iudex, quia remotus« etc. (8. 506), alles begreiflich, wenn man erwägt,
dass Dobr. noch 27. 3. 1826 wiederholte, »von Slawen serbischen Stam-
mes haben sie (die Bulgaren) doch slawisch gelernt, nicht etwa schon in
ihren alten Sitzen hinter der Wolga«, worauf Kop. sofort entgegnete,
»Slavos Bulgariae nil opus habuisse Serbis ad lingnam. Denken Sie nur
an die dort vorgefundenen 7 Stämme 1« (8. 538). Dagegen verwies
Dobr. in einem Briefe an Köppen 8. 677 auf einen angeblichen Dialer t
in Makedonien »der dem altslawon. am nächsten kommen soll . . ich habe
recht absichtlich den alten Bulg. serb. makedonischen Dialekt für die
Kirchen spräche erklärt. In Mähren ist sie nicht zu suchen, auch nicht
in Krain , weil Cyrill schon fertige Büch er mitbrachte und er seine Sprache
nicht in Laibach, sondern zu Thessalonich erlernt hat«. In diesem und an-
deren die Südslaven betreffenden Punkten hatte Kop. entschieden seinen
Lehrer überholt: auch den Werth der serbischen Volkslieder hatte Dobr.
nicht erkannt, »die serbischen Bänkelsänger«, Gefallen an »Aiduken-
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303
streichen«, »ungeheure Lügen und Prahlereien« sind Eindrücke einer
Lee türe , bei welcher wohl allzu einseitig »auf Spuren der alten Sprache«
geachtet worden scheint. Vuk fand ebenfalls nicht die gebührende An-
erkennung ; zwar sprach Dobr. den Wunsch aus, »möchten doch recht
viele Slawen für ihre Brüder so viel leisten« (wie Vuk) , aber die von
Kop. gehoffte Unterstützung , dass Dobr. Autorität für diese Reformen
eintreten möchte, blieb aus; freilich die Starrheit des Dobr. hatte einen
allgemeineren Grund, welchen Kop. zwar nie anerkannte, dessen be-
dingte Richtigkeit jedoch in der Zukunft selbst bewahrt werden sollte.
Beide gingen nämlich völlig auseinander in Bezug auf die Zul&ssigkeit
der literarischen Pflege der Dialecte: als Kop. einen Krieg mit den
»Slavenoserben (serbischen Macaronisten) c ankündigte, frug ihn Dobr.
»Wenn jemand den östreichischen jargon schreiben wollte, würden Sie
wider das Hochdeutsche anch zu Felde ziehen?« (8. 442), und statnirte
damit eine Analogie, die nicht zutraf. Aber gleicher Voreingenommen-
heit, nur nach der entgegengesetzten Richtung, machte sich Kop. schul-
dig, als er 1826 (S. 538) schrieb »Was würden Sie um eine ganze Zeile
slawisch, aus der Zeit Alexanders geben, wie sie commentiren ! und nun
wollen Sie dem slovakischen Dialecte ans Gnaden nur in Idioticis, nicht
in ganzen Büchern Platz gönnen ! und das, damit die Schulmeister es
bequemer haben!« als Antwort nämlich auf die — wir können heute
getrost sagen, prophetische — Warnung Dobrovsk^'s »Je mehr Dialecte,
desto besser, oja, in gewisser Hinsicht — für Idiotica, aber nicht
zum Unterricht für Schulen — Bernolak mag immer gedruckt wer-
den, d. i. sein Lexikon, aber seine slowakische Bibel möchte ich nicht
drucken lassen« (S. 536).
in rein wissenschaftlichen Dingen liess sich Dobr. nicht durch der-
artige Bedenken fesseln, er, der ja nach schriftlichen Denkmälern der
verschiedensten Dialecte stets so angelegentlich geforscht hatte. Von
solchen bietet auch die vorliegende Correspondenz eine stattliche Reihe,
von einem kroatischen Alexanderroman bis zu des Ansbertus expeditio
Friderici von 1190 und der neusloven. Ballade vom L am berger ; das
meiste Interesse war den Freisinger Denkmälern zugewandt. 22.7. 1811
meldete Dobr. an Kop. die betreffende Notiz aus dem neuen literarischen
Anzeiger von 1807, gab Proben und bestimmte den Dialect als »Krai-
nisch-Windisch« (S. 210 ff.) ; der hocherfreute Kop. drängte bald auf
»Nachricht wegen der Kroatischen Beichtformeln« (S. 243) , Dobr. be-
sorgte während eines Aufenthaltes in München ( 1 8 1 2) die Abschrift und
theilte sie Kop. mit, über den Eindruck, den »fieberhaften Freuden-
taumel«, in welchen dieser dadurch versetzt wurde, vgl. S. 286. Nun
ging es sofort an ein Interpretiren, die Edition sollte von Dobr. aus-
gehen, aber dieser wies sie von sich ab und »gebornen Krainern« zu
(S. 300), noch in demselben Jahre (1812) erhielt Kop. auch »ein voll-
kommenes faesimile« und meinte, »in 3 Monaten könnte das Ding im
Publiko sein«. Es sollte jedoch ganz anders kommen. Bald wollte Kop.
noch andere Stücke damit verbinden, vergebens mahnte Dobr. (8. 340)
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A. Brückner,
den erkaltenden Eiferer, die Arbeit blieb aufgeschoben ; Koppen , der
die Texte in München wieder abschrieb, und Vostokov sollten ihn ans
dieser Ruhe erwecken, 12. 11. 1826 nahm Kop. die Arbeit wieder auf,
bestürmte nun Dobr . mit Fragen und Zweifeln aller Art , welcher so-
fort, was Kop. für Bohemismen gehalten hatte, richtig bestimmte und
eine Reihe der wichtigsten Erklärungen gab, namentlich für das zpitni
(8. 574) und die Warnung »Nur müssen Sie nicht lange säumen. Sonst
kommt Ihnen jemand zuvor« (S. 567) , wieder vergebens, einflocht. Erst
im Glag. Cloz. erschienen die Texte, nachdem die Russen dieselben
schon 1827 veröffentlicht hatten.
Wie von den Freisinger Texten, liess sich Kop., ungewitzigt durch
diese Erfahrung, auch von dem Florianer Psalter durch andere ver-
drangen. Die erste Nachricht über denselben, seine Absicht der Herans-
gabe meldet er 15. 4. 1828, doch erlebte Dobr. nicht mehr die Aus-
gabe des Borkowski und die bekannten energischen Reclamationen Ko-
pitar's. Zwischen die Freisinger und Florianer Texte fiel die Auffindung
der vielumstrittenen Königinhofer und Grüneberger Handschrift, nach-
her die des Evangelienbruchstückes und der Glossen. Ein pgratulor de
poematis inventis ab Hanka nostro« des Kop. (vom 8. 5. 1818, S. 438)
brachte die erste Notiz darüber; die nächste folgte erst 9. 7. 1824:
unter den »Buben«, mit welchen sich Dobr. »gar nicht abgeben sollte«,
meinte Kop. Jungmann und seine Anhänger in ihrer Fehde gegen Dobr.
um die Echtheit der Ldbussa ; im folgenden Schreiben wurde Dobr. zum
öffentlichen Auftreten aufgefordert »Quid si Tu Libussae fragm. suppo-
sit. faceres repeti et convolveres funditus in forma recensionis« und im
nächsten heisst es schon »Also de codicis Reginohrad. (siel) authentia
nullum dubium? Quid si suppostor hino ineepisset? Tu vidisti codicem et
nec dubium subortum?« Kop. begnügte sich mit der blossen Verdächti-
gung, ohne Erwähnung irgend eines Indicium ; seine Meinung über die
Kgh. Hdschr. theilte bekanntlich Dobr. gar nicht, der z.B. 11.2. 1827 an
Kop. u. a. schrieb »Gäbe es doch mehr von ahnlichen Gedichten, als die
in der Kgh. Hdschr. sind« und ebensowenig hegte er einen Verdacht be-
züglich der Glossen; Kop. frug zwar 15. 4. 1828 »Sind Hanka's böh-
mische Glossen im Salomon (= Mater verborum) nicht seit dem Funde
etwa vermehrt worden ? Ihr werdet am Ende noch ein Fragment aus
Alexander d. Gr. Zeit entdecken i. e. fabriciren und sich und andere
damit plagen« , und als Dobr. darauf gar nicht reagirte, wiederholte er
seinen Verdacht nachdrücklicher (30. 5. 1828, S. 612) : ».. valde suspi-
cor ipsas has.glossas bohemicas esse recens omnes confictas et illatas in
codicem a noto et passionato falsario posito etiam, adfuisse ante
illum unam alteramve quis credat illum neglexisse tarn bellam occasio-
nem, augendi voter es glossas proprio marte. Fateor me nec Kralodvor-
skas nunc credere extra dubium positasl« Dobr. nahm auf letzteres
keinen Bezug, und auf das erstere erwiderte er : »Wegen der böhmischen
Glossen geht Ihre Zweifelsucht zu weit« etc. 8. 613; er hielt nur das
Evangeliumfragment und Libussa für unterschoben, von welcher Palacky
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Kop. 1826 versichert hatte »utinam haberemus hominem qui tarn divina
nnnc possit snbjioere« (S. 622), eine damals ziemlich allgemein getheilte
Ansicht, während der , durch einen peinlichen Zwischenfall mit Recht
aufgebrachte Dobr. von der tSchandthat Hanka's«, dem »Unheirdas er
gestiftet« sprach. Lange vorher hatte er an Linde (vom 24. 3. 1823)
darüber gesehrieben «Noch ehe ich es sah, errieth (ich) ans dem Tone,
aus den beigemischten russischen Wörtern , ans der affec tirten Ortho-
graphie, dass es nicht acht seyn möge. Als ich es sah und genauer
prüfte, konnte ich nicht anders urtheilen, als dass es ein Bubenstück
sey, womit man aus übertriebenem Patriotismus und Hasse der Deut-
schen andere unvorsichtige tauschen wollte« (8. 662). Als er Hanka
seinen »Unwillen mündlich bezeigte, dass man durch solche Unterschie-
bung die Welt tausche, äusserte sich Hanka mit diesen Worten : es wäre
wohl zu wünschen , dass die Böhmen so was Altes aufweisen könnten«
(an Kop., 28. 7. 1828, S. 616, eine jedenfalls sehr kleinlaute Aeusae-
rung). Dagegen irrte Dobr., wenn er meinte, »Es wäre genug zu er-
innern, auf welchem Schleichwege der Wechselbalg auf die Welt gesetzt
wurde, ohne sich in philologische Gründe einzulassen« (8. 617) ; schliess-
lich erzahlte er von dem ungünstigen Eindrucke , den die BiAtter auf
Wilken und Hormayr machten (ebds.) . Dobr. hatte das Evangelium-
fragment zuerst für echt gehalten und in diesem Sinne an Hormayr ge-
schrieben, er bat nun Kop. 19. 4. 1828, »um Alles in der Welt« »ihm
vorzustellen, dass ich mich eines Besseren (nach genauer Prüfung) über-
zeuget habe« und er legte die Ergebnisse dieser Prüfung bei ; noch 12.4.
hatte er Fessl in Wien von 4er wichtigen Entdeckung benachrichtigt und
eine Probe geliefert, ohne dass sich damals ein Zweifel bei ihm geregt
hatte. An Kop. meldete er nun seine ihm »sehr unliebe Ueb ereil ung«
und berichtete über Hanka »er ist auf das neue Machwerk, dessen Züge
glücklich nachgeahmt (man vgl. die Worte des Kop. 8. 597 .der scrip-
turae felix imitator Herr Hanka' vom 19. 2. 1827) mich anfanglich
täuschten , so versessen , dass er mein Zureden , nicht wieder zu einer
Fehde Anlass zu geben, gar nicht achtet, wiewohl ich ihm vorstellte, er
würde gegen sich den Verdacht erregen, von solchen schönen Sachen
der Fabrikant zu seyn« (8. 606). Auch in den wenigen noch folgenden
Briefen kommen Dobr. und Kop. auf die leidige Angelegenheit zurück,
»die Leutchen scheinen nur noch meinen Tod abzuwarten, um ungescheut
in die Welt zu bringen, was ihnen belieben wird« schrieb Dobr. 28. 7.
1828 (8. 617) ; so verdüsterte sich sein Lebensabend; später Boll auch
derjenige Hanka's ebendadurch verbittert worden sein.
Doch muss ich abbrechen , auch in der ausführlichsten Anzeige
könnte ich ja den Reichthum dieser Correspondenz nicht erschöpfen.
Nur einen Punkt hebe ich noch hervor : die bewunderungswürdige Pra>
cision, mit der Dobr. die Etymologie eines slavischen Wortes, seine
Verwandten im Lateinischen oder Deutschen (lange vor Bopp) oder end-
lich eine etwaige Entlehnung zu bestimmen weiss, daher gerade darin
Kop. so oft sich Käthes bei ihm erholte : von den räthseihaften Slove-
Archiv für .Uvieche Philologie. IX. 20
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A. Brückner,
nim> and Knigy an bis zu den entlehnten dize und coufati ; man prüfe
darauf bin nur z. B. den Satz anf 8. 380 (10. 4. 1814) »Land ist unser
lado, Kind unser cado, nerta unser pät etc., tango unser tknu, pingo
pictum unser pisati etc.« ßo sprudelt eine Fülle von Belehrung allent-
halben und der scharfe Contrast der beiden Correspondenten, des altern-
den Dobrovsky, des bedächtigen, kühlen, aber klaren und scharfen
Kopfes, von imponirendem Wissen und Tacte, sowie des oft hastigen
und brüsken, aber eifrigen und eindringlichen, nach Erkenntniss ringen-
den Eopitar erregt nur das Interesse des Lesers. Durch diese Public a-
tion hat der Herausgeber eine volle Würdigung Dobrovsky s und Kopi-
tar's erheblich gefördert, damit hat er unserer Wissenschaft wieder
einen schönen Dienst geleistet ; Dank gebührt auch der II. Abtheilung
der kais. Akademie, welche dieses Denkmal der Pietät gegen zwei
Koryphäen unseres Wissens ihrem CoopmncB so bereitwillig einge-
fügt hat.
Berlin. A. Brückner.
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/
Kleine Mittheilungen.
Zur glagolitischen Handschriftenliteratur.
Bei meinem letzten Besuche in Varna (1894) zeigte mir der dortige Kreis-
aehnlinapector Herr M. Radivojev eine in aeinem Besitze befindliehe kyrilli-
sche Handschrift , welche er in Kttstendil erhalten hat und die wohl aus Mace-
donien oder vom Berge Athos stammt.
Der voluminöse Codex in Holzeinband ist auf Pergament in zwei Spalten
geschrieben und enthält die Evangelien, die Apostelgeschichte und einige
kalendarische Zusätze. Derselbe ist nicht nur gut gehalten, sondern auch sehr
rein und fleissig geschrieben. Vergoldete Initialen vor dem Evangelium des
heil. Markus und bunte Felder vor dem Anfang eines jeden Evangeliums
(blaue Arabesken auf vergoldetem Grand) verleihen ihm ein prachtiges Aus-
sehen. Obwohl die Handschrift vollständig iu sein scheint, fehlt jede Notiz
Uber den Namen, den Ort und die Zeit des Schreibers.
Die kyrillische Schrift spricht für das XIII. oder dem Anfang des XIV.
Jahrhunderts. Die Recension der Sprache ist serbisch, wie man aus folgen-
dem Specimen ersehen kann (Apost III, 1 — 2! :
bk Koyn-fc Kf niTpK H lUMHk Bk^klAOCTA Bk HpKOKk Ha
uÄTBoy Bk roAHMoy •♦• h lenpk uoy^k XP0Utk HC tptR*
UTfpf cBCieie HOCHUk E*k, leroKi noAaraa\-oy no rci ahh »
nptAkJKpATkT UpKOBMhIHUH, pfKOUKIHUH KpACHklHUH , npO-
CHTH UATklHC (D BkAa^l|JH\'k Bk HpKOBk, H/Kf BH,VKBk flfTpd
M IWAHA X*T(m* BkHHTH etc.
Unter den Columnen Bind überall gleichzeitige von derselben Hand mit
rother Tinte geschriebene Hinweise auf die Lesungen an den einzelnen Sonn-
und Feiertagen. Dieselben sind sMmmtlich kyrillisch, bis auf eine Stelle zu
Matth. IX, 27, wo die Worte
w AB*fc*° CAtnktyoy
mit glagolitischen Buchstaben aufgezeichnet sind, von derselben Hand, wie
die ganze Handschrift i
20»
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308
Kleine Mitteilungen.
vir w C^Am^ShAT^y
Da der Codex der serbischen Recension angehört und glagolitische Zeilen,
soviel ich weiss, meist nnr in Codices der bulgarischen Recension vorkommen
und da ausserdem die Handschrift viel jünger ist, als bekannten gemischten,
kyrillischen mit glagolitischen Spuren, so glaubte ich die Sache einer Erwäh-
nung werth, obwohl dieselbe ausserhalb des Bereiches meiner Studien füllt.
t'rmst. Jirecek.
Eine Märchengruppe.
Rene Basset (Melusine II, Nr. 22, p. 508 sqq.) und Israel Levi (Rev. des
Etudes juives, t. XI, Nr. 22: Octobre — Decembre 1885, p. 209 sqq.) haben
einen Märchenkreis behandelt, auf den ich seit 1872 mein Augenmerk gerichtet
habe (Coiomoht. a KaroBpac*, p. 75 sqq.) ; letzterer mit einer Fülle aus der
jüdischen Literatur geschöpften Belege, wie ich deren nicht zur Verfügung
hatte, ersterer ohne auf dieselben überhaupt Rücksicht zu nehmen. Auf
Bassels Venn ut nun gen, dass der von ihm behandelte Marchens toff den Ungarn
durch die Tataren, den Sudslaven durch die Türken vermittelt worden sei,
gehe ich hier nicht näher ein ; der Vermuthungen konnten nooh viele aufge-
stellt werden. Indem ich von der Aufstellung einer neuen Marschroute ab-
stehe, begnüge ich mich mit der Zusammenstellung einer Märchengruppe, die
ganz bestimmt auf ein Prototyp zurückweist , man mag sich dessen Verbrei-
tung vorstellen wie man will.
In einem jüdischen Märchen (Tendlau, Fellmeiers Abende, p. 58 sqq.)
heisst es : In den Tagen Salomo's lebte ein braver Mann, der auf dem Sterbe-
bette seinen drei, durch Klugheit ausgezeichneten Söhnen sein Vermögen und
dazu ein verschlossenes Kästchen mit Gold und Geldeswerth vermachte.
Dasselbe durften sie nur im Falle der äussersten Noth und zwar gemeinsam
offnen ; bis dahin sollte es unter ihnen von Jahr zu Jahr die Runde machen
und ebenso der Schlüssel dazu, so dass der jedesmalige Besitzer des Käst-
chens nie zugleich den SchlUssel hatte. — Später verprasst der jüngere Bruder
seinen Erbantheil, lässt einen falschen SchlUssel machen zum Kästchen, als
es der Reihe nach in seine Hände kam, verthut das Geld, und als das Käst-
chen auf seine dringende Bitte von den Brüdern gemeinsam geöffnet worden
und sieb mit Steinen angefüllt erwies, beschuldigt er seine Brüder des Dieb-
stahls. — Alle drei begeben sich nach Jerusalem zum König Salomo, damit
er ihre Sache schlichte. Unterwegs kam ihnen ein Mann entgegen und fragte
sie, ob sie kein Pferd gesehen. — Ist es nicht weiss gewesen? Ist es nicht
auf einem Auge blind? Trug es nicht zwei Flaschen, die eine mit Oel, die
andere mit Wein? fragten die Brüder. — So ist's. — Es ist dort in den Wald
gelaufen, antworteten sie, obschon sie das Pferd mit keinem Auge gesehen
hatten. Im Walde aber war es nicht zu finden und da der Mann argwöhnte,
jene Leute hätten es ihm geraubt, begleitete er sie nach Jerusalem und trat
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Kleine Mittheilungen.
309
vor Salomo als Kläger gegen sie auf. Die Brüder bethenerten ihre Unschuld ;
die Merkmale des Pferdes haben sie ans gewissen Zeichen erschlossen i veil
an dem Zaume , den der Mann in der Hand hatte, weisse Haare hingen, schloss
der altere, dass das Pferd weiss war ; ich sah, sagte der zweite, auf dem Wege
mehrere Stellen, wo das Pferd geweidet hatte, da war die eine Seite immer
abgeweidet, die andere aber unberührt , da schloss ich , dass das Pferd auf
einem Auge blind sein müsse; ich habe, antwortete der jüngste, auf dem
Wege eine lange Strecke bemerkt, die auf zwei Seiten nass war ; die Feuch-
tigkeit der einen Seite war in die Erde eingedrungen, indess die andere noch
oben auf der Erde stand. Daraus erkannte ich , dass jene Wein , diese Oel
sein müsse. — Nun tragen die Brüder ihre eigene Streitsache dem Salomo
vor und er erzählt ihnen eine Novelle, deren Quellen ich im Qukasaptati und
dem Vetalapancavinsati nachgewiesen (s. jetzt Basset 1. e. p. 514) und deren
Inhalt dem Tuti-Nameh nacherzählt habe. Zu Ende der Erzählung befragt
Salomo die Brüder, wer von den in derselben auftretenden Personen eine
Öffentliche Belobung am meisten verdiene und urtheilt nach der Aussage des
jüngsten Bruders, dass er der Dieb gewesen sein muss, — was jener auch
eingesteht.
Das kirgisische Märchen (bei Radioff, Proben DI, p. 389 sqq. ; vgl. Co*,
i KrroBpacT., p. 77, Anm. 1) bietet dieselben Episoden, wie das jüdische:
1} DiebsUhl (der jüngste von den drei Brüdern entwendet 300 Rubel, die sie
zusammen vergraben hatten) ; 2) Episode vom Kameel, dem Pferde der obigen
Erzählung entsprechend. Folgen noch weitere Klugheitsproben , wie in den
meisten Märchen dieses Cyclus (s. die Nachweise bei Basset und Le>i ; s. noch
Minayef,- Indische Märchen und Legenden aus Kamadn. St. Petersburg 1877,
S. 61 — 71): das ihnen beim Fürsten vorgesetzte Schaafsfleisch erklären die
Brüder für Hundefleisch ; das Brot sei über Menschengebeinen gewachsen, der
Fürst — der Sohn eines Sklaven. — Nachdem sich dies Alles bewahrheitet,
erzählt 3) der ungenannte Fürst die bekannte eingeschaltete Novelle.
Die russische Palaea (Hs. des XV. und XVI- Jahrh.) verlegt wieder die
Handlung in die Zeiten Salomo" s : 1) Diebstahl : drei hebräische Männer
gingen einmal des Weges und hatten bei sich Säcke mit Gold. Am Sabbath
rasten sie und, nachdem sie mit einander Rath gehalten, vergraben sie die
Säcke, damit sie, im Falle eines Räuberangriffs, selbst entfliehen und das
Geld behalten könnten. Dieses wird aber von einem der Gefährten entwen-
det, und nun gehen alle zum König Salomo. — Nr. 2 (Kameel, Pferd) fehlt
(oder ist ausgefallen?). — 3) Folgt die eingeschaltete Erzählung 8alomo's.
Die Thataache der Inden drei Versionen eingeschalteten Novelle
und das Vorkommen — in zwei Versionen — von Salomo's Namen geben
Anrecht, dieselben in eine Gruppe zusammenzufassen und die Frage aufzu-
werfen: wie dieser Zusammenhang zu erklären sei?
A. Weueteftky.
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310
Kleine Mittheilungen.
Zum russischen Bovo dWntojia.
'S. Archiv VIII, 330—331.)
In dem allrussischen Bovo, den ich gegenwärtig zum Abdruck bringe,
giebt Drusiana dem Bovo ein Schwert: »xo6pua «en xrxajoanu», xoro-
puä 6ujit> aoöporo AjiiBf pa«. S. den venetianischen Bovo : v. 624 :
Si te darö Chiarenza, lo bon brand amolado,
Po' fo Alteclera dOliver laprexiado.
Vgl. Bovo ven. v. 1964:
Bovo tra Ciaren ca, chi 11 pende al costa
■= »Eobo BHio3t nozBaraji% xotipux Meq-t Krjipeumiio«, In einem dritten
Falle fehlt leider der italienische Text: als Bovo tum zweiten Mal mit dem
Pilgrim zusammentrifft, der ihn be stöhlen hatte, sieht er unter dessen Rocke
sein Schwert (Clarenca) hervorhängen: »y6*ii»ixi» noxz ryae» Mm, nosaara
caoa Min k r a a p e u um jo « . In der Erkenntaissscene zwischen Drusiana und
Bovo muss er ihr sein Schwert aufzeigen, und diesmal heisst es wieder »rii-
pemui — Bovo ven. v. 1231: Chiarenca, lo bon brand amola.
Also: Clarenca — KrupeimuA , xrxiieiiiUA, letzteres wohl in An-
lehnungen den Mcii-K.iajeueHx der russischen Märchen, den man gewohn-
lich mit Kiwi« Hort, Schatz zusammenbringt (AeaaacLeirB, Ilora. Boesp. 1,
275), dessen Etymologie und erstes Aufkommen aber einer weiteren Nach-
forschung bedarf. Vielleicht ist aber die umgekehrte Reihenfolge der Ablei-
tungen vorzuziehen: Clarenca — Kriipeu nui — xriixennui — xxa-
joueni. Aus den späteren russischen Bearbeitungen des Bovo wäre dann
KxaAeHeire, als Beiwort des Schwertes Uberhaupt, in den Märohenstil gedrun-
gen, wogegen die Bylinen, soweit ich sie zu Ubersehen vermag, das einge-
bürgerte Wort von sich fernhalten. A. Wessehfsky.
BeiMuna oder Bjtdnuna?
Ein jeder, mit der russischen Sprache praktisch vertrauter wird dieses
Wort, welches »gedorrtes und geräuchertes Schweinefleisch« bedeutet, nach
beiden Schreibarten vollkommen gleich aussprechen, weil die accentlosen e
und h ohne Unterschied durch einen dritten unbestimmten Laut wiederge-
geben werden, und das ä vor dem ? wie ein t lautet. Nun fragt es sich aber,
welche von den beiden Schreibweisen die richtige ist.
Es giebt drei verschiedene Meinungen Uber den Ursprung dieses Wortes.
In Linde's polnischem Wörterbuch (zuerst 1814 herausgegeben) wird unter
Wjednsc bemerkt, dass wiedty, wenn von Fleisch die Rede ist, getrocknet, ge-
räuchert (soviel wie wedzony) bedeutet, und dabei in Klammern hinzugefügt :
»Eccl. Bju«uina, rcTimia , sernina, skynka, cf. wiotchy«; unter letzterem
Worte kommen ebenfalls beide Formen des in Frage stehenden Substantivs
vor. Hieraus ersieht man, dass Linde zwischen zwei Erklärungsweisen des-
selben schwankte, dass er es nämlich einerseits, und zwar an erster Stelle,
von der Wurzel ba* ableitete, andererseits aber es auf das Adj. BexiiÄ zurück-
führen zu können glaubte
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kleine Mitteilungen.
311
Reiff, in seinem etymologischen Wörterbuche (8t Petersburg 1835), setzt
wnrai unter das Stammwort ss(x)syn und fligt es namentlich dem Zeitwort
BHJHTt an, welches, nach einem bekannten Lautgesetze der russ. Sprache,
das x vor x eingebüsst hat, und »an der Luft oder an der Sonne trocfnen« be-
deutet. Neben Beraraa setzt auch Reiff in Klammern BsjrviHa.
Der Verfasser des für seine Zeit (1842) bemerkenswerthen Etymologikons
(KopHecion) Schimkewitach ist bei diesem Worte Reiff gefolgt, jedoch mit
dem Unterschiede, daas er ein Zeitwort *ssxmtz erschliesst, um davon Bervna
abzuleiten.
Endlich hat auch Ifiklosich sowohl in seinen »Wurzeln des AI tslo veni-
schen« (Wien 1857), als auch in dem Lexikon dieser Sprache unter der Wurzel
baj das Zeitwort baahth, neusl. vöditi, poln. wedzic\ räuchern, neben bahvtt,
und Bum, zusammengestellt
Diese Ableitung scheint mir die natürlichste und die einzig richtige zu
sein, um so mehr, da man ja berechtigt ist, ein Adj . •Bajotift zu erschliessen,
aus welchem B*xwa hat ebenso entstehen können, wie aus piizia das noch
gegenwärtig gebräuchliche pijwHsa (s. Dahl's Toxkobuä ciosapz). — Die oben
benannten russischen Linguisten, welche diese Ableitung anerkannten wag-
ten es jedoch nicht, die alte hergebrachte Schreibart senna aufzugeben. Da
aber die russische Orthographie fast ausschliesslich auf etymologischer Grund-
lage fusst, so habe ich in dem von mir neuerdings ausgearbeiteten Handbuch
der russischen Rechtachreibung, um oonsequent zu sein, die Form Biupma,
als die mit jener Ableitung übereinstimmende, vorgeschlagen. Die meisten
meiner akademischen Col legen sind mit mir darüber einig geworden.
Diejenigen Sprachforscher, welche dieses Wort von Benin herstammen
lassen, müssen voraussetzen, dass das aus x ursprünglich entstandene m später
in * übergegangen ist, was wohl keine beispiellose, dennoch aber eine seltene
Erscheinung wäre. Diese Ansicht stützt sich hauptsachlich darauf, dass die
Form BennxHa sich ein paar Mal in dem AoifocTpov: nachweisen läset. Dagegen
ist aber einzuwenden, daas die Bedeutung von send« im Russischen (»alt« in
einer beschränkten Besiehung, nämlich abgenutzt, abgetragen) zu Benana
gar nicht passt, weil dieses nicht altes, sondern ausdrücklich geräuchertes
Schweinefleisch bezeichnet. Um die Ableitung von Benifi zu erhärten, weist
man auf die Benennung einer entgegengesetzten Art Schweinefleisch hin,
nämlich auf CBizuna (von cutzriä, frisch) hin ; unter cirizama versteht man
aber nicht gerade frisches , sondern überhaupt ungeräuchertes Fleisch , und
csizrii kann in diesem 8inne dem Berai* gegenüber , sogar wenn letzteres
überhaupt alt bedeuten sollte, nicht als Gegensatz gestellt werden.
Es ist indessen vollkommen begreiflich, dass so lange das Wort BeraHa
unerklärt dastand, es nach der Aussprache geschrieben und mit Hülfe der
Volksetymologie gedeutet, nämlich von Benin abgeleitet wurde. Diese Deu-
tung finden wir auch in der frühesten (1789 — 1794) etymologisch geordneten
Ausgabe des Wörterbuches der ehemaligen, sogenannten Russischen Aka-
demie und später ist sie auch in die zweite Auflage von Dahl's Toxkobwm CUo-
uapt aufgenommen worden.
Neuerdings ist noch eine dritte Erklärung des hier besprochenen Wortes
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Kleine Mitteilungen.
zum Vorschein gekommen. Herr Sobolovekij »J verwirft die Ableitung von
baa hauptsächlich aua dem Grunde, weil mit neniBi nicht jodet gedorrte oder
geräucherte Fleisch, sondern nur derartiges Schweinefleisch gemeint wird.
Es ist aber dem geehrten Professor dabei, entfallen, dass ja auch das poln.
wqdlina nur in diesem engeren Sinne gebraucht wird, obschon das Zeitwort
wedzid im allgemeinen räuchern bedeutet. Ebenso werden in mehreren Spra-
chen Wörter, welche zur Anwendung auch auf andere Thiergattungen be-
stimmtsind, speciell auf das Schwein bezogen. So im Deutschen Schinken,
im Französischen jarabon, im Englischen harn, im Russischen oKoporfc, welche
alle überhaupt soviel als Schenkel oder Dickbein bedeuten, aber überall nur
zur Bezeichnung des geräucherten Dickbeins vom Schweine dienen. Ebenso
verhält es sich mit dem italienischen prosoiutto (von sciugare, trocknen, russ.
B.unrT&), das sowohl seiner Bedeutung, als seinem Ursprünge nach ganz dem
russ. bhaibhs entspricht.
Eine andere Ursache, wegen welcher Herr Sobolevskij die Schreibart
BeAiHaa nicht anerkennen will, ist die, dass weder im Bussischen, noch in
irgend einer anderen slavischen Sprache die Wörter baakim, Bajpuro vorhan-
den seien. Nach dieser Bemerkung ist es im höchsten Grade befremdend,
dass er selbst gleich darauf ein viel unzulässigeres Wort, *Be?ixa oder *Beqtua,
erschliesst ; dazu verleitet ihn ein in Ulmanna lettischem Wörterbuch (Riga
1872) aufgefundenes Subst. weksis Halbschwein. Dieses sonderbar klingende
»Halbschwein«, das in keinem deutschen Wörterbuche, nicht einmal im
Grimm' sehen, zu lesen ist, soll ein nicht vollwüchsiges Schwein bezeichnen3;.
Wie aus einer Nachweisung im Lexikon hervorgeht , ist das entsprechende
lettische Wort nur in einer von Pastor Kawall mitgetheilten Handschrift eines
gewissen Allunan entdeckt worden; nach Herrn Sobolevskij s Meinung soll es
mit lat. vacca, altind. uk-shan (Ochse) wurzelverwandt sein ; aus *ne*iBK» sei
nun BenmHa, ursprünglich bcibibbb, entstanden. Wie aber eine auch bei den
Letten wenig verbreitete Benennung eines jungen Schweines ein Stammwort
für dio i*3 o ii Cj i cli n w w ^ il^ s ^crtLUclic-rtcii ^cfaw t int. fit^i&o Fiö8 ftb^^ot^oo konnte, ,
bleibt unerklärt. Aus einer sicheren Quelle ist mir indessen der Nachweis in-
gekommen, dass das Wort weksis in schlagender Weise dem bei den Letten
gebräuchlichen Lockruf der Ferkel (bäkcb) ähnelt.
In einer Anzeige Uber das vor kurzem erschienene, unter Miklosich's Mit-
wirkung ausgearbeitete seebssprachige Wörterbuch hat der verehrte Heraus-
geber des Arch. f. slav. Phil, die erste der hier auseinandergesetzten Ablei-
tungen, die er mir allein zuschreibt, -für falsch erklärt, ohne jedoch seine
eigene Ansicht Uber den Ursprung des Wortes bestimmt auszusprechen und
zu begründen. Aus seinen mündlichen Aeusserungen ist es mir aber bekannt,
dass er, hauptsächlich in Erwägung der im AoMocrpoM vorkommenden Form
BennHBa, sich der Meinung der Russischen Akademie und Dahl's anschliesst.
In jener Anzeige bemerkt Jagiö ferner, dass dem von mir angeführten poln.
i) PyccKiu $HJOJorB<iecKiu B£ctbuki 1885, Nr. 3.
*) Später habe ich das Wort Halbschwein doch in Sanders Wb. gefunden ;
nach seiner Erklärung soll es soviel als wildes Schwein und mehr oder minder
ähnliche Thiere bedeuten.
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Kleine Mittheilungen.
313
wedzina, w^dzonka im Russischen nnr die Form *VÄWa, *yxeHKBa entspre-
chen kOnnte. Indem ich gern zugebe, dass ich diese Gleichungen zur Deutung
von baavbh». nicht heranzuziehen brauchte, kann ich nicht umhin zu erwähnen
dass auch der hochgeehrte Meister der slawischen Philologie, wie schon oben
angedeutet, die erschlossene altslov. Form baabth, neusl. vöditi, unter der
Wurzel ba,i anfuhrt und mit russ. bh-ihtb, BairyTB zusammenstellt. Zugleich
muss ich Jagiö darauf aufmerksam machen, dass ich unmittelbar nach der von
ihm gerügten Gleichung anmerke: »Eine andere Wurzel wied, die unserem
baä noch mehr entspricht, hat im Polnischen folgende Ausdrücke hervorge-
rufen : wiedle mieso, wiedzyna ») (B/ueiioe, Kon^enoe iiaco)«.
Die Ursache des Widerspruchs, welcher der Schreibweise wwwes von
mehreren Seiten begegnet, ist keine andere, als die Neuheit derselben , die
Ungewohnheit sie zu sehen. Ich glaube dennoch, dass diese Form, wegen
ihrer unbestreitbaren Richtigkeit, mit der Zeit allgemeine Anerkennung finden
wird. Dafür haben wir in der Geschichte der russischen Orthographie viel-
fache Beispiele; ebenso haben die Schreibweisen: Bt.it, juraapL, itaa, Mejnrifi,
iiejunraa, npaaeatHwi, bcthh», nonepeKi (statt der in meiner Jugend üblichen :
bhtb, re&mapB, Mala, m-Lirim, Mt-immia, npxxfcjKHMM, hcthhhs, noneper*) all-
mählich über die letzteren gesiegt und sind jetzt die allein gebräuchlichen i
in einer Sprache , deren Orthographie in ttberwiegerdem Masse etymologisch
ist, dürfen schroffe Verletzungen dieses Princips nicht bestehen.
J. Orot.
Es freut mich, dass meine Behauptung, die Ableitung des fraglichen russ.
Wortes von b*a- sei unrichtig — diese Entgegnung hervorgerufen. Das Büch-
lein des Herrn Akademikers J. K. Grot »PyccKoe npaBouacaHie. Pykoboäctbo
cocTauicHHOC uo nopyqeoiio irroporo OTÄtaeaU Hiinep. axaxeMiii Hayici*. CII6.
1885 entspricht seinem Zweck in so ausgezeichneter Weise, dass Einwendun-
gen gegen Einzelheiten das grosse Verdienst, welches sich der Verf. nebst
vielen anderen durch diese letzte Leistung um die russische Sprache erwor-
ben, natürlich nicht im geringsten schmälern können. Dies vorausgeschickt,
will ich nun sagen, warum ich die hergebrachte Schreibart BCTqaiia der Form
BAjimia vorziehe. Dass es neben der Wurzelform aä, baa auch baa giebt,
das ist natürlich allgemein bekannt; es Hesse sich auch gegen ein anzuneh-
mendes Adjectiv "BA.TIKT» sprachlich nichts einwenden, folglich die Ableitung
* nAjiT.wHHa wäre nach der Wortbildung ganz richtig. Insofern lautete mein
Unheil, diese Ableitung sei falsch, allerdings zu hart; theoretisch Hesse sich
dagegen kaum etwas einwenden, ich hatte in der kurzen Bemerkung leider
unterlassen, dies ausdrücklich hervorzuheben. Wenn ich dennoch Bedenken
trage, diese Ableitung Grot's zu billigen, so liegen meine Gründe auf Seiten
der Geschichte der russischen Sprache. Erstens ist die Form des Adjectivs
*bax*bk*b, wenn auch möglich, doch nicht nachweislich, ich kenne wenigstens
1; Bei dieser Form setzt Herr Sobolevskij ein Ausrufungszeichen; ich
berufe mich auf Linde s Wörterbuch, wo dieselbe ein paar Mal angeführt ist.
Desgleichen bezweifelt mein Kritiker das von mir erwähnte ruthenische Wort
bydka (Schinken) : ich verweise ihn auf Partyckij's Wörterbuch.
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Kleine Mittheilungen
kein Beispiel dafür. Alle slavischen Sprachen begnügen sieh mit der Bildung
•üaaj-l , d. b. ihm. bhjmm. Doch auch dieser Umstand würde mich wenig
stören, wenn ich wenigstens ein Beispiel des Wortes ans der älteren rnss.
Sprache in der Schreibung, wie sie uns Orot empfiehlt, nachweisen konnte.
Vielleicht finden solche Belege Andere, dann werde ich bereitwillig die Ab-
leitung annehmen. Ich kenne bisher nur die Form des Wortes Bennau* und
Bemmia. Ausser den Stellen in Domostroj, auf die ich natürlich ein grosses
Gewicht lege, da ja dieses Denkmal für die Geschichte der rnss. Sprache nicht
minder wichtig ist wie für die rnss. Cnlturgeschichte , fand ich später noch
einige Male in den Texten des XVII. und XVIII. Jahrh. dieses Wort, aber
immer in der Form Beroraa. So in den Rechnungsbttchern der kaiserl. Tafel
für das Jahr 1647 (bei 3a6ixaH* 6un pyccam napea, Maiepiaju S. 89):
1297s nojOTi BenufHu . . . 667s uoiotb cBaaoro Maca botcbhu. In den »Aonox-
nou'ni k l ToMy III*J ÄBopnonbin. paapjuoB-i* CII6. 1854 ans dem »HmbobhuI
cnxcoKit cocTaBjouuuH no yxaay 21 Hosöpjx 1671ro roxa« citire ich folgende
Stellen (die Handschrift ist aus dem XVII. Jahrh.) : mSxbäo caHxpaxon csi-
jkmxt,, 6xbdxo caHxpHKOB-B in Bennau« 405, »cepexxa cuM uHii ki jcapsox, cepexxa
BeruHm ib., »oKopoin» BeTHHHti, oKopoK'B oBHHHHbi cBtxex« ib. In dem Werke
»BHyTpeHHiM 6uTh pyccxaro rocyxapcrBa ct» 17. okt. 1740 no 25 uoaöp. 1741«
(MocKBa 1881) wird in dem Capitel »IIpxÄBopHkLH croiv einigemale Berwaa
erwähnt, so auf S. 370 »Bei h «hu 15 «vitoh-b«, auf S. 372 »oxopox*B npoBtcaux'*
5, nex^Huw t&koh xe 3 nyx.«, auf S. 373 »BemiHU 36 ♦vxt.«, auf S. 377 .aeT-
hhhbi 5 ♦yHT.< auf S. 391 »npoBtcuue OKopoKJi ■ tbeah TKo BCTUBa«. Voraus-
gesetzt, dass alle diese Beispiele, wie ich sie den angeführten Werken ent-
nommen habe, wirklich in dieser Form auch in den Originalen gelesen werden,
woran zu zweifeln ich keinen Anlass habe — so darf ich behaupten, dass seit
dem XVII. Jahrh. ununterbrochen das Wort in der bisher üblichen Form Bex-
uHua fortgelebt hat.
Dass in der russischen Aussprache rm sehr gern in th Ubergeht, das kann,
durch viele Beispiele aus verschiedenen Texten des XVI.— XVTII. Jahrh.
dargethan werden. Ich erwähne bloss einige: Kotos ichin in seinem Werke
Uber Russland (0 Poccix bt» napcTBOBaxie Ajexcia MnagJOBirea. Hsxaxie Tperie.
CII6. 1884) schrieb: u Itih h iixbt. 14. In einer Urkunde aus dem Dwina-
Gebiete vom Jahre 1568 (axTM x>pxx.) liest man xodomli BCTiauu , in einer an-
deren vom J. 1612: nepeBexvH oa; ebenso daselbst noxpaxui (axTM npxx. )
217. 330). In den Berichten an den Kaiser Michael Feodorovio vom J. 1619
liest man : buictim, npxmorcx, nepeaexiH u. s. w. Das heute Übliche 6oraie
beruht ebenfalls auf 6oraT?e (so schrieb man im XVII. Jahrh.) statt Öoraraie,
und dieses gekUrzt (wie cTapime aus crapame, craptihne) aus öoraTiaine,
•öoraTxme, *6oraT&me, öoraimc. Man schreibt jetzt toraie eben so verein-
facht, wie nopyiHK-B statt des älteren nopynxxT, oder nopymxx-i. (von •nopy^iB-
mm). Statt MoxoxmiM liest man in der Urkunde vom Jahre 1574 moxoxuctb
(axr. x>p. 249).
Was bedeutet nun Be-ninaa, wenn es fUr BeTmana steht und von tmx-K
(comp. BerwnM) abzuleiten ist? Unstreitig lässt sich Grot von feinem Sprach-
gefühl leiten, wenn er sich sträubt, bei vorhandenem Ausdruck baxmh,
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Kleine Mitteilungen
315
liuoe muco, biliah pu6a u. 8. w. unser Wort von einer anderen Wurzel abzu-
leiten. Ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass eine Zusammenstellung
unseres Wortes mit der Wurzel bu (die in bjuux vorliegt, für unser heutiges
Sprachgefühl befriedigender ausfallen würde, als die Ableitung von wnn.
Allein die Belege aus der älteren Sprache , die für mich doch massgebend
sind, führen uns auf eine andere Zusammenstellung. Das Wort BernnHa be-
deutete, wie die oben citirten Belege es deutlich durchblicken lassen, im
Gegensatz zum frischen (csixiu) das alte, trockene Fleisch. In diesem Sinne
steht es auch im Domostroj bctihahom aanacx, d. h. alter (crapuft) Vorrath an
allen Hausmitteln, unter anderem auch an Fleisch. Wenn es daher in Do-
mostroj geschrieben wird uaca hjh Ber'niKHu, so ist unter erste rem offenbar
»mhco acflxoe cBixoe«, wie es an anderer Stelle heisst, gemeint, während durch
Ber'nuuia das andere Fleisch »mhco B*TpeHoe, noxreBoe x cokohsha« oder •mhco
coieao Ha npoBtcx« und in dieser Weise getrocknet ausgedrückt wird. Wahr-
scheinlich bediente man sich in älterer Zeit bei dieser Operation nur der
frischen, dem Windzuge ausgesetzten Luft, nicht des Rauches; im Domostroj
kommt der Ausdruck kohthtb, KonneHUM noch nicht vor. Da heisst es nur
mhco BSTpeHoe, mhco CBtacee ■ cojohhhh (d. h. mhco cojKHoe »Ha npoBxcx«) und
coaoHHHa BiTpeiiaH. Nicht nur das Fleisch, sondern auch der Speck war ge-
trocknet, darum liest man bctuhh Hoe canmo, d. h. getrockneter Schweine-
speck. Wenn daher an einer Stelle gesagt wird Rama ex böt ihhok> und auf
der anderen Kama ex c&homx, so ist das ungefähr dasselbe. Domostroj kennt
den Ausdruck bhhmh h bhiohuh , gebraucht ihn jedoch nur für den Fisch
(pwoa).
Was den von Prof. Sobole vskij herrührenden Erklärungsversuch anbe-
langt, so stimme ich ganz der Auseinandersetzung G rot 's bei. V. J.
Blaoiog-BoAOCb.
Professor Miklosich, in der Becension der Schrift Krek's »Einleitung in
die slavische Literaturgeschichte« (Jenaer Literaturzeitung 1875, Nr. 24,
S. 431), und nach ihm Prof. Wesselofsky (in de* Vorrede zum Aufsatze »Cna-
bhhckIh cKaaaHiH o Cohomoh* h KmroBpaci« S. XIV) leiten den heidnischen,
slavischen Volo» von der christlichen Legende vom heil. Blasius ab. Die der
sprachlichen Seite entnommenen Einwendungen Krek's (»Veles, Volos und
Blasius« im Archiv f. slav. Philologie I. 134—151), dass Volo» keinesfalls aus
BXa<iiost sondern nur aus BaXaog, BaXaios (s.S. 149—150), entstanden sein
kann, sind nicht ganz begründet, in Betracht der Beispiele der russischen
— .
X T
Chronik (der 1. Novgoroder nach dem Synodaltext) : Tomb hb. npecraBHca
HroyMeHX mohcbh. oy crun 6ua aHTOHOBe MaHacrapH. u nocTaMuia na mbctc
Mro BOHOca 94; oy6ama cfaunicoy bohocobhua 10S, Boioca 6.ioyTKHHHiu
Ha niu oytiama 220, aus denen deutlich hervorgeht, dass Volos auch als
christlicher Name anstatt Via» gebraucht wurde. Es nimmt daher Wunder,
dass Prof. Krek diese 3 Stellen der 1. Novgoroder Chronik unbeachtet liest
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316
Kleine Mittheilungen.
(sie Bind richtig gedruckt in der alten Aasgabe der Archäograph. Commission,
siehe : Die vollst. Sammlung der russ. Chroniken, Band III, 1841 , S. 19, 22, 46),
wenn er sagt: »Soweit man die Sprache zurück verfolgen kann, immer haben
die Bussen diesen Heiligen als VUutj oder höchstens Hat und auch nicht
partiell als Volosij oder Volos angerufen. Wer an der von uns bestrittenen
Herleitung festhält, wird uns somit auch zu erklären haben, wie es denn
komme, dass der ehedem angeblich als Volot allgemein verehrte Heilige in
dieser Form weder in der Schrift — noch auch in der Volkssprache eine Zu-
fluchtsstätte gefunden« (S. 150).
Wenn in dem sla vischen Originalworte das Entsprechen unseres olo dem
griechischen Xa sonderbar erscheinen müsste, so fällt das bei einem entlehn-
ten Worte gar nicht auf, vergl. KopoMucxo und das griech. notfiaarrjo (Miklo-
sich, »lieber den Ursprung der Worte von der Form trit u. trat, S. 23, Denk-
schriften der k. Akademie B. XXVIII). Das Entsprechen des kirohenslav.
bj&ci (crinis) dem russischen bo-ioc» und ähnlich in anderen Beispielen
konnte die Russen veranlassen, auch hier nach der Analogie boioc-l statt
Kiacx zu sprechen, womit ich natürlich nicht den Ursprung aus der christ-
lichen Legende auch der Benennung des Götzen Boioc* bestimmen will ; im
Gegentheil, es scheint mir, dass sein Vorhandensein auch dem christlichen
Namen die Volllautsform verliehen hat. Prof. Krek leitet das slavische Mjeci
(er hält diese Form für älter als bojioci) von b&ui ab und legt es folgender-
massen aus: nea-e-c* (vel-e-sü); Potebnja (siehe Cjobo o uoiKyHrop. 1878,
S. 22) führt beide Formen auf Bapo-ac zurück, womit er sanskr. varthos Regen,
vrthan regnerisch, befruchtend, und vria Stier u. s. w. vergleicht.
Bibliographischer Bericht. *)
15. Povijest razvitka naiega jeiika hrvackoga ili srpskoga od najdavnijih
vremena do danas, pise Mareel Kusar. U Dubrovniku 1885, 8©, 232 (Ge-
schichte der Entwicklung der kroatischen oder serbischen Sprache von den
ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart). Der Inhalt dieser Schrift wird durch
die Ueberschrift nur annähernd angedeutet. Richtiger wäre es gewesen zu
sagen, dass hier von den Lauten der heutigen serbischen Sprache in ihrem
Zusammenhang und allmählicher Ausscheidung aus der Gesammtheit des
indoeuropäischen Vocalismus und Consonantismus die Rede ist. Diesen
Zweck hat der Verfasser insofern vollständig erreicht, als er mit auerkenn ens-
werthem Fleiss sowohl die allgemeinen sprachwissenschaftlichen Werke wie
die speciell der serbischen oder kroatischen Sprache gewidmeten Forschungen
für seine Schrift ausgebeutet hat. In beiden Beziehungen zeigt er sich wohl
orientirt. Es werden allerdings fast ausschliesslich Ansichten anderer For-
scher wiedergegeben , doch in einer Literatur, die an solchen Werken sehr
arm ist, ist auch die gelungene Lösung einer solchen Aufgabe sehr verdienst-
«) Vergl. Archiv IX, S. 151—176.
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Kleine Mittheilungen.
317
voll. Man kann diese » Po vi j est« den Lehrern der kroatisch-serbischen Sprache,
den angehenden Philologen und allen, die sieh um die phonetischen Fragen
der serbischen Sprache vom allgemeineren sprachvergleichenden Standpunkt
ans interessiren, aufs wärmste empfehlen. Die Abhängigkeit des Verfassers
von seinen Quellen, welche er partienweise benutzte, verwickelte ihn dann
und wann in Widersprüche, die er, wo er sie bemerkte, nach Möglichkeit be-
strebt war su mildern. So s. B. anfangs (auf S. 10—13) wird mit grossem
Nachdruck von der «arischen Ursprache«, von einem vorgeschichtlichen oder
-embryonalen« Verlauf im Leben der Sprache, von der Periode des Wachs-
thums und des Verfalls gesprochen und nach der Auffassung Schleicher a u. a.
die arische Ursprache als vollständig in ihrem Bestände und abgeschlossen in
ihrer Wurzel- und Formbildung angesehen, allein einige Seiten später (auf
S. 15) muss in einer Anmerkfing diesen entschiedenen Behauptungen die
Spitze abgebrochen werden. Es steht zu erwarten, dass, wenn der Verfasser
im weiteren Verlaufe seiner Studien mit neueren Ansichten , wie sie durch
Johannes Schmidt, Hugo Schuchardt u. a. vertreten werden, sich näher ver-
traut gemacht haben wird , er auch betreffs der Stammbaumfragen , betreffs
der drei arischen Urlaute o, t, u, der ersten und zweiten Lautsteigerung, der
Wurzeln in der Form von p*, sli» u. dergl. mehr einer anderen Meinung sein
wird. Für jetzt stellt er sich die Aufgabe, den Abstand zwischen dem »Ari-
schen«, d. h. »Ursprachlichen«, nnd dem Serbischen su Überbrücken, etwas su
leicht ausführbar vor, während ja schon das »Urslavische« den Restauratoren
der Ursprachen viel Kopfzerbrechen verursachen muss. Ich gehe auf Einzel-
heiten nicht näher ein, weil ich sonst nicht die Ansichten des Verfassers, son-
dern jener Werke besprechen m (laste, denen er im einzelnen gefolgt ist und
die man jetzt schon vielfach fallen gelassen hat; z. B. die »Assimilation« bei
rabyni, slavisi S. 51, die »Dehnung« bei iim> S. 52, die Ableitung des raeiti
von rad, blazniti von blagzn* S. 56—57, die Meinung, als ob die alten Spra-
chen an der Analogie, Assimilation und Dissimilation wenig Antheil nehmen
S. 58, die Aufsteilung einer einzigen Formel tert, während alle slav. Sprachen
neben tert unbedingt noch tirt fordern S. 70, die Erklärung der altslo venisch-
bulgarischen Lautgruppe etf, Sd' durch Metathesis S. 128. Recht ausführlich
und klar sind die Erscheinungen des slavischen Palatalismus behandelt
(S. 154—166), hierüber hat der Verfasser auch selbständig nachgedacht. Doch
auch sein Versuch zeigt von neuem deutlich, dass man vom physiologischen
Standpunkte allein vielen Lautwechseln nicht auf den Grund kommt. Mag
man die Sache drehen, wie man will, physiologisch muss man zugeben, dass
*ki sowohl durch ii wie durch et" vertreten wird. Nicht die Physiologen, son-
dern die Sprachforscher haben es entdeckt, dass cc, & auf he, k\ und c4, ei
auf koi beruht. An diesem Resultate nicht der Physiologie, sondern der ver-
gleichenden Sprachforschung scheitern einige Combinationen des Verfassers
auf S. 155—157, während die auf S. 158 — 159 zusammengestellten Momente
für die Priorität des Ueberganges von k in c, gegenüber k in c richtig sind.
Auch in der Deutung der Formen peöi-nenrni, moöi-MoniTH hat er sich ver-
sacht S. 161—164, er legt nur zu wenig Gewicht darauf, dass 1) bei dem ab-
norm scheinenden Lautübergang die Hauptrolle dem Gutturallaut zukommt,
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Kleine Mittheilungen.
wäre kein k vor U, so würde eben U and tb bleiben ; nun musa 2) dieses k
wegen des snf ihn durch t einwirkenden VocsJs • gleich von vornherein Nei-
gung cor Erweichung zeigen, also sn k'~c hinstreben, an der En t Wickelung
des üblichen e musa es jedoch durch dag unmittelbar folgende t gehindert ge-
wesen sein, welches, in der Mitte zwischen k' und % stehend, nicht reines t
verbleiben konnte, sondern von k' die Erweichung t' ansog, also an < (d. h.
c, 6, e je nach. den einseinen slav. Sprachen) ist offenbar das geschwundene
k' schuld.
Als Anhang zur Auseinandersetzung über die Laute der serb. Sprache
berührt der Verfasser die Frage aber die anzustrebende Einheit in der serbo-
kroatischen oder kroato-serbisohen Literatursprache (S. 179-332). Hau be-
gegnet da vielen schönen und beherzignngswerthen Gedanken, aber einiges
finde ich doch auffallend. So vor allem die Uebertreibnng in dem phoneti-
schen Princip der Rechtschreibung. Der Verfasser huldigt wahrhaftig dem
•Dembelismue«, wenn er einem solchen Ideal nachjagt, nach welchem man
orthographisch richtig schreiben kann, ohne dabei etwas sn denken ! loh bin
kein Feind des phonetischen Principe, doch anch dieses hat ja seine Grenzen.
Ist ja doch Herr Kusar selbst wenig damit einverstanden, dass die Serben in
Serbien demselben »Dembelismus« huldigend den südlichen oder mittleren
jekavischen Dialect aufgegeben haben. Noch auffallender finde ich übrigens
seine Ansicht über den Gebrauch des cyrillischen Alphabets. Wie kann man
so die Thatsachen verkennen, nm den Spruch zn wagen : die glagolitische
Schrift ist die gern eins lavische, nicht die cyrillische (8. 219) 1 Weder dss eine
noch das andere. Richtig ist nur so viel, dass das Glagolitische schon vor
Jahrhunderten durch das Cyrillische verdrängt worden ist bis auf geringe
Ueberreste. Ferner weiss man, dass das Cyrillische durch alle Jahrhunderte
bei der grösseren Hälfte der Slaven die allein herrschende Schrift war und
bis auf den heutigen Tag noch ist. Endlich weiss man, dass die zur orienta-
lischen Kirche sich bekennenden Slaven an dieser Schrift mit religiöser Ver-
eh ang festhalten (das ist Thataache, mag man sie kritisiren, wie man will).
Wie kann man angesichts dieser geschichtlichen Wahrheiten zn dem Schloss
gelangen , es sei wünschenswerth , dass die cyrillische Schrift ans unserer
(d. h. serbisch-kroatischen; Literatur verschwinde? Dieser Weg führt nicht
zur Eintracht I Ein Freund des friedlichen Zusammenwirkens aller Serben
und Kroaten an den grossen Aufgaben der Literatur und Wissenschaft sollte
so was nie aussprechen, geschweige denn drucken.
16. 1) Lekcionarij Bernardina Spljecanina po prvom isdanjn od god. 1495.
Izdala Jugoslavenska akademija snanosti i umjetnosti (richtiger: za stampu
prigotovio Dr. T. Maretidj . U Zagrebu 1885, 80, XXVIII. 208.
2) Isvjeice kr. velike gymnasije na Rieci koncem skolske godine 1883/4.
Sadrzaj : Najstarija hrvatska goticom itampana knjiga, sto no se nalazi n
knjiznici franjevaokoga manastira na Trsatn kraj Rieke. Napisao R. Strohal.
U Zagrebu 1884, 8° 79.
Diese zwei Schriften ergänzen sich , sub Nr. 1 haben wir den Wiederab-
druck des Bernardinschen Lectionariums nach der ersten im J. 1495 gedruck-
ten Ausgabe, sub Nr. 2 die grammatische Analyse der Sprache dieses Lectio-
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Kleine Mittheilnmren.
319
nariums. Den Wiederabdruck sub Nr. 1 besorgte Prof. Dr. T. Maretrt mit
musterhafter Genauigkeit, wenn man sich mit dem Grundsatz einverstanden
erklärt, da» dieser alte Druck bei einer nenen Ausgabe in der Orthographie
geändert werden durfte. Ieh bitte freilich die Beibehaltung der ursprüng-
lichen Graphik befürwortet Eine neue Ausgabe dieses Buches hat ja nnr
sprach geschichtlich es Interesse. Für die Erforschung der Graphik aber (d. h.
der Anwendung lateinischer oder gothischer Buchstaben für die Laute der
kroatischen Sprache) ist die neue Ausgabe in ihrer gegenwärtigen Gestalt
ganz unbrauchbar, was man bei der grossen bibliographischen Seltenheit des
ersten Druckes (es sind im Ganzen nur drei Exemplare bekannt) nicht genug
bedanern kann. Nicht einmal ein Facsimila des Originals hat man uns ge-
gönnt ! Prof. Maretid bat mit grosser Genauigkeit den Text der ersten Aus-
gabe mit den Varianten der dritten, sum Theil auch der zweiten, versehen.
Wie Schade, dass er sioh nicht entschloss , in der Einleitung auch noch die
Graphik dieses ersten mit gothischen Buchstaben gedruckten kroatischen
Buches su behandeln. Seine Ausgabe setzt uns allerdings in den Stand, der
Doppelung der Buchstaben nachzugehen. Doch nur bei den Vocalen kann ich
diesem Umstand eine Bedeutung zuschreiben. Es scheint nämlich in der That,
dass öfters die Doppelung des Vocals der gedehnten Aussprache galt. Was
soll man jedoch su solchen Beispielen sagen, wie re<fe oder donete, wo man
jetzt nicht weiss, ob nicht vielleicht im Original das doppelte c oder das dop-
p)o 1 st^3 A* h mi tftifcdali Oas zur x^ozöicfarmn^^ € s 1 1 m oi toi* ölAvisclicr Xj&ut>o vo vv co de t
war. Der Herausgeber liess done#ah drucken, um das Original doneflah wie-
derzugeben, für prinefeff begnügte er sich mit dem einfachen prineses, d. h.
fand er im Original ff für unser s, so liess er s cursiv drucken, fand er dagegen
ff für s, so galt ihm die Doppelung des Originals für das einfache i. Mit wel-
chem Rechte? Wenn man, wie ich glaube, auch f für * findet, ferner wenn c
sowohl unser c wie unser o wiedergiebt, so war die Doppelung des Buch-
staben c. eben so viel oder wenig bedeutsam hier, wie bei S die Doppelung
des f, d. h. wenn man dufa und duffa ohne Unterschied durch duia wieder-
gab , so hatte man keinen Anlass , in der Transcription rece von recce su
unterscheiden. Das sind zwar Kleinigkeiten, sie beweisen jedoch, dass mau
sehr klug würde gehandelt haben, wenn man die alte Graphik gänzlich unan-
getastet gelassen hätte , in der Art, wie es die kleinen Beilagen zeigen. So
thun heutzutage Polen und Cechen , wenn sie sprachlich hervorragende Texte
der älteren Zeit neu herausgeben, ihrem Beispiele zu folgen wäre im gegebe-
nen Falle ganz am Platze gewesen. Schade auch , dass der Herausgeber,
nachdem er in der Einleitung ein Verzeichnisa der Episteln und Evangelien
in der Reihenfolge des Lectionariums gegeben, nicht noch einen zweiten In-
dex hinzugefügt hat, worin die Texte in der biblischen Reihenfolge aufge-
zählt'wären.
Was die Transcription anbetrifft, so ist sie in der That so genau und vor-
sichtig durchgeführt, dass man bis auf die oben berührte graphische Seite
alles andere so wiederfindet, wie es im Original steht, selbst f wurde beibe-
halten überall, wo man es im ersten Drucke liest, also z. B. fsi, ucenikof
u. s. w., wogegen nichts einzuwenden ist. Im Original steht freilich vielfach
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Kleine Mittheilungen.
f , wo die Aussprache an eine tonlose labiodentale Spirans nicht recht denken
lässt, z. B. in pozdraflenje. Hier und an anderen Stellen hat der Heranageber
cursives / drucken lassen , womit nach seinem Grundsatz die Doppelung des
Buchstaben (Urs Original angedeutet wird: in meinen Notizen und Auszügen
aus der ersten und zweiten Ausgabe steht dafür nicht ff, sondern uf, also :
pozdraufgiienye, Jachoufgli, poglaufye ; das ist doch etwas anderes I Kaum
wird es richtig sein, dass der Herausgeber hiza statt hiia transcribirt hat.
Steht ja doch im alten Druck zuweilen doppeltes z , also : hyzzo oder hizso,
ja sogar hyxa (vergl. S. 42), welches entscheidend ist. Für i im Lautwerth
unseres s giebt es Beispiele auf jeder Seite. Ebenso hatte ich mnofctvo oder
mnoi tvo (je nachdem im Original z oder f steht) der Transcription mnoztvo
vorgezogen, zumal ja im Original selbst mnozftuo nachweisbar ist, das ich
durch mnozstvo transcribirt hätte. Dieselbe Bemerkung gilt auch auf S. 23
für vitestva statt viteistva. Fraglich ist es auch, ob man das a vor r auslassen
durfte, im Original steht naturlich ne fardiiffe, fuarfeefie, vfcharfnee u. s. w.
Warum auf S. 22 odvrigoh für das odnirgoh des Originals gedruckt worden
ist, das weiss ich nicht Da auf S. 37 uivtii dem Original vzuij feij entspricht,
so auch an früheren Stallen, s. B. S. 5 uzviiiti gedruckt worden ist, so hätte
ich auch auf S. 11. 12 u. a. statt uzvisi Überall uzvisi transcribirt. Dagegen
war vielleicht auf 8. 45 srebe zu behalten, da ja im Original farebe steht An
solchen zweifelhaften Stellen hat der Herausgeber nie unterlassen, die Schreib-
art des Originals unter der Zeile genau anzugeben. Für diese Gewissenhaftig-
keit, sowie überhaupt für die nicht geringe Mühe, mit welcher er sich seiner
Aufgabe unterzog, sind wir ihm zu aufrichtigem Danke verpflichtet
Sehr erfreulich ist auch die Leistung sub 2 des Herrn Gvmnasialprofessors
Strohal aus Fiume. Solche Monographien eignen sioh besonders gut für Gym-
nasialprogramme, nur sollte man dafür Sorge tragen, dass sie später auch in
den Buchhandel kommen. Es wäre in der That Schade, wenn s. B. diese Ab-
handlung Prof. Strohal's nicht auch den weiteren Kreisen der sla vischen Phi-
lologen zuganglich wäre. Dass ich sie bekam, dafür hab' ich allerdings der
persönlichen Gefälligkeit des Verfassers zu danken. Prof. Strohal analysirt
die Sprache des Bernardin'schen Lectionariums nach Lauten und Formen, kurz
und knapp, aber mit Anführung recht vieler Beispiele. Es fiel mir nur auf,
dass er nirgends seines Vorgängers erwähnt, der vor vielen Jahren denselben
Text, nur nach der dritten Ausgabe studirte: das war bekanntlich Daniciö
im 9. Bande des Belgrader Glasnik. In seiner Abhandlung, die zuerst auf die
Eigentümlichkeiten des oakavischen Dialectes näher einging, bildete das
Lectionarium zwar nicht die einzige, aber die hauptsächlichste Quelle.
Die Abhandlung Strohal's giebt wenig Anlass zu Bemerkungen , da sie
sioh meistens mit der Aufzählung von Beispielen in schematisoher Uebersicht
begnügt , ohne auf die Gründe einzelner Erscheinungen näher einzugehen.
Einiges will ich dennoch hervorheben : vcara (S. 7) möchte ich mit Maretic
ucara lesen (ed. Maretid S. 141). In Formen wie porocanstvo statt des früheren
porooastvo eine Demonstrativwurzel na zu suchen , dazu gehört eben der
hyperkritische Standpunkt des verstorbenen Geitler. Die Formen wie ra-
spanfti, pocamie beruhen anf demselben Stamm, wie rekie u. s. w. Sehr me-
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Kleine Mittheilungen.
32 t
chanisch klingt es, wenn man behauptet, in Beispielen, wie; jisti, jidudi
stehe i für das »altbulgarische a« (8. 12) ; der Verfasser weiss es ja, daas das
einen anderen Grund hat Die Beispiele criki, drivo, driva (S. 18) beruhen
wohl auf uptic*, Äptso, nicht uym, apiso. In arvanja, arval ist keiifh ab-
gefallen (S. 18). Nicht lautlich, sondern graphisch ungenau sind usdisu, us Vi-
sen je, isvedoh (S. 27), in Wirklichkeit wurde hier gewiss nicht anders als uz-,
iz- gesprochen. Ebenso ist die ungenaue Graphik dafür verantwortlich , wenn
dann und wann ; nicht bloss für z und l , sondern selbst für c steht , es darf
dennoch nicht an die Möglichkeit einer Form, wie svidozastvo (S. 22) gedacht
werden. Es ist wenigstens überflüssig, vekom und vikom durch Analogie des
Uebergangs von domov zu domom zu stützen und als Genet. plur. aufzufassen
(S. 23), da wir ja schon im Kirchenslavischen die stehende Formel haben :
Ki> Bim Bt Komi, ; ganz verkehrt ist es natürlich , vikoma als Genetiv statt
vikova zu erklären. Dass man noch kein zdravlje etc. (sprich axpsBJb«) findet,
das hat denselben Grund, wie dass stvorenje als CTBopeuje, nicht als cxBop«e>e
gesprochen wurde (S. 33 — 34), was der Verfasser vergessen hat besonders zu
erwähnen. Er schreibt auch falsch auf S. 36 kriposlu, smarcu u. s. w., solche
Formen giebt es in dieser Sprache noch nicht. Auch die Form treti (S. 26)
sollte richtiger erklärt werden, und Fälle wie grozdje nicht mit rojen, datj in
gleiche Linie gestellt werden (S. 28). Ich glaube nicht, dass in pozna (ed. Ma-
retiö S. 110. 128) statt poznal etwas anderes, als ein Druckfehler der alten
Ausgabe vorliegt; ebenso ist in poko (ed. Maretic* S. 114) wohl nur im Drucke
die Silbe le ausgemllen. Genet. sing, o polnoca (oder polnocja) ed. Maretiö
S. 112 hat mit dem Subst noc* nichts zu thun, es ist vielmehr darunter gen.
HoniTHu gemeint (S. 32). Ich mochte wissen, wie es der Verfasser beweisen
kann, dass Nom. plur. otrove einem mascul. i-Stamme angehört? (S. 37) oder
das gen. plur. pohlepij gerade von pohlepa abzuleiten ist? Im letzten Falle
steht es im Text : od pohlepij putenih ki se riju, was ein mir nicht einleuch-
tendes Subst. masc. gen. voraussetzt. Die Behandlung der Formen sollte
Uberhaupt weniger mechanisch vorgenommen werden. Nicht dorthin gehören
sie im einzelnen, wo sie einst im Altslovenischen standen, sondern dorthin,
wohin man sie nach ihrer gegenwärtigen Gestalt einreihen muss. Was für
einen consonantischen Stamm hat man in pisma (S. 37) oder slovmi (S. 40) zu
suchen? Die Form dim (S. 58) ist nicht mehr und nicht weniger »bindevocal-
los« als znam (S. 59) und hoöei (S. 60) gehört mit gleichem Rechte in die IV.
Classe. Doch solche Ungenauigkeiten stören uns wenig; immerhin liegt uns
in dieser Monographie die Analyse der Laute und Formen dieses merkwürdi-
gen Sprachdenkmals vor.
17. Imperfekat i aorist s partikulama xir i av kod Homera i hrvatski
kondicional. Napisao August Musid. ü Zagrebu 1884, 8°, 79 (Das Imperfec-
tum und der Aorist mit den Partikeln xir und av bei Homer und der kroati-
sche Conditionalis). SAbzug aus dem Programm des Agramer Gymnasium*
für das J. 1883/4.
Ich bedauere sehr, dass ich so spät auf diese Schrift, voll feiner syntak-
tischer Bemerkungen, aufmerksam mache. Wahrscheinlich wurde sie bereits
in den der classisohen Philologie gewidmeten Zeitschriften nach Gebühr ge-
ArchiT für slftriick« Philoloffi«. IX. 21
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Kleine Mittheüungen.
würdigt. Sie behandelt ein schwieriges Capitel der griechischen Syntax mit
vollständiger Kenn tniss der betreffenden Literatur, und was besonders wichtig
ist, auf Grund sehr scharfsinniger eigener Beobachtungen, bei denen dem
Verfasser die reiche syntaktische Entfaltung der serbischen (oder kroatischen)
Sprache fördernd an die Hand ging. Es ist bekannt und war schon lange von
so wichtigen Vertretern der griechischen Grammatik, wie der verstorbene
Georg Curtius, anerkannt, dass die slavischen Sprachen beim Eindringen in
die Feinheiten des syntaktischen Gebrauchs der griech. Tempora und Modi
treffende Parallelen bieten. Prof. A. Musid hat es verstanden, dieses Mittel
bei seinem Thema in sehr gelungener Weise anzuwenden. Nachdem er in der
Einleitung die Literatur der Frage mit kritischen Bemerkungen dazu aufge-
zählt (S. 1—13) , stellt er folgende zwei Grundsätze auf, auf denen seine
Untersuchung beruht: 1) Die zusammengesetzten Sätze sind aus einfachen
hervorgegangen, man muss daher ihre Bestandteile selbständig auffassen und
zusehen, wie sie sich als solche entwickelt haben, bevor Bie Bestandteile der
zusammengesetzten Sätze bildeten; 2] handelt es sich um die Bedeutung
einer Partikel, so muss man sich umsehen, ob es nicht Beispiele giebt, wo der
Satz auch ohne Partikel dieselbe Bedeutung hat, wie mit ihr : dann muss man
nach dem Grund dieser Bedeutung fragen , der nicht in der Partikel liegen
kann ; endlich muss man die Bedeutung der Partikel bestimmen, indem man
sie als den Exponenten jener Bedeutung ansieht, die der Satz hat, während
sie in ihm vorkommt, aber auch ohne dieselbe haben kann. Der Verfasser
nennt die Methode «historisch«. Vielleicht ist diese Bezeichnung nicht ganz
zutreffend. Kritisch ist sie jedenfalls. Auf S. 14 — 20 wird das sogenannte
absolute Präsens des Griechischen beleuchtet, mit Parallelen aus anderen
Sprachen, namentlich der serbischen. Die Abhandlung des Verfassers, auf
die er sich dabei beruft, kenne ich nicht: ebenso scheint er die bekannte
Schrift Nekrasov s Uber das russische Verbum nicht zu kennen. Weiter folgt
»Das Imperfectum und der Aorist als Präterita des absoluten Präsens« (S. 20—
51). In diesem Theile liegt das Hauptgewicht der Beweisführung. Gegenüber
G. Curtius, der im griech. Augment »dann« die Bedeutung der Vergangenheit
Bucht, möchte der Verfasser die Bedeutung »des Momentes der Vergangenheit«
an die Spitze stellen. Er glaub t'dadurch leichter die Bedeutungen des Imper-
fects und Aorists als der Präterita des absoluten Präsens erklären zu können,
welche er so präcisirt: Dsb Imperfectum und der Aorist als Präterita des ab-
soluten Präsens zeigen an, dass der Beginn der Handlung als irgend jemanden
zukommenden Eigenschaft in die Vergangenheit fällt (S. 22). Das absolute
dabei besteht nach der Auffassung des Verfassers darin, dass die Handlung
dem Subject als Eigenschaft entweder in der Wirklichkeit zukam oder zuzu-
kommen pflegte oder zukommen konnte oder nahe daran zuzukommen, mit
anderen Worten die Modalität ist nicht ausgedrückt, sondern soll aus dem
ganzen Zusammenbange hineingetragen werden. Man könnte befürchten, dass
in dieser Weise der Verfasser den ganzen Unterschied zwischen Präsens und
Imperfectum oder Aorist verwischt. Dass das nicht der Fall ist, das ersieht
man aus seiner vermittelnden Stellung zwischen Moller und Frank in der
Streitfrage Uber den gnomischen Aorist (S. 29). Sehr richtig wird S. 41 auf
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Kleine Mittheilungen.
323
die Rolle des Tones für den Imperativ , den Optativ u. s. w. hingewiesen ;
dennoch möchte ich der Methode, die sich »historisch« nennt, n Liebe be-
haupten, dass ein »iivio« .nicht immer so, d h. ohne das Verbnm esse, den
Optativ auszudrucken im Stande war. Allerdings jetzt fühlen wir nicfft mehr
das Bedürfniss einer Ausfüllung der Lücke durch das Hülfsverbum »by».
Schön wird im letzten Theil der Abhandlung (S. 51—76) der »Exponent« *sV
durch das im Serbischen in ähnlicher Weise begegnende aaao und &r durch
oho, ho beleuchtet : in beiden Fallen kann natürlich nur von »ungefähr« die
Rede sein. Der Zweck dieser Zeilen ist nicht, die Abhandlung zu recensiren,
sondern nur auch innerhalb der slavisohen Grammatik auf sie aufmerksam zu
machen, sie verdient das in vollem Masse.
18. Prilozi za sintaksu jezika hrvatskoga. Priopcuje Ivan Bros (Beiträge
zur Syntax der kroatischen Sprache). U Zagrebu 1885, 8", 69.
Dieser hübsche Beitrag behandelt den Gebrauch des Imperativs und zwar
sowohl die eigentlichen Imperativ- (Optativ-) formen als auch die Umschrei-
bung des Modus vermittelst des Präsens mit verschiedenen HUlfspartikeln
oder vermittelst des Infinitivs und Particips. Auf die formale Seite der Frage
geht der Verfasser nicht ein , er lässt nur im Vorbeigehen die 2. Pers. sing.
uoBiau» aus vedjas entstehen. Bekanntlich ist die Silbe für die indoeurop.
Sprachen als lang, iis anzusetzen (E. Z. XXIV. 305), daher scheint mir nichts
übrig zu bleiben, als die Form ut*ui. durch Kürzung aus *BiacxH abzuleiten
(vergl. Archiv VII. 128). Auch die Pluralformen noBtAHM-» und noBtjurre be-
ruhen nicht auf •vedjam^vedjate, sondern auf •vedim-B, ♦vedite. Im Kroa-
tisch-serbischen folgte der Plural, ganz so wie im Russischen, der Analogie
des Singulars; also pletimo als Imperativ beruht nicht auf pletemi., sondern
auf Beeinflussung des Singulars pleti. Den vermeintlichen Abfall der Personsl-
endung für die 2. Pers. plur. erklärt der Verfasser richtig als durch den
Wechsel des Subjectes hervorgerufen (vergl., Archiv VI. 157). Die Polemik
gegen mich in der Anmerkung 6 ist insofern richtig, als ich in Knjiievnik II.
188 ungenau vom Gebrauch der 2. Person für die 3. sprach statt zu sagen,
schon ursprünglich seien im Slavischen die beiden Personen in einer Endung
zusammengefallen. (Ich schrieb jene Abhandlung vor — zwanzig Jahren. ) Es
lässt sich dennoch nicht in Abrede stellen , dass bei dem verhältnissmässig
am häufigsten vorkommenden Gebrauch der zweiten Person das Sprachge-
fühl jene gemeinsame Form als eigentlich der zweiten Person zukommend
auffasste. Die Form »ne budijem« als 1. Pers. sing, wäre nicht unmöglich,
einer unserer jungen Slavisten (Sljakov) fand im Psalt. pogod. und Psalt.
toi st. dafür die Form öajtsm» (auch 6 .hat ml An der Echtheit der Form 6a aa
für die 3. Pers. plur.Imper. (gleich 6a) ist nicht zu zweifeln, freilich lässt sich
diese Form nicht als Optativ erklären, wohl aber als ein Imperativ mit secun-
därer Personalendung ohne Augment, den man bald als unechten Conjunctiv
bald als Injunctiv bezeichnet. Optativisch klingt dagegen die Form budijo,
die übrigens etwas verdächtig aussieht Die zahlreichen Beispiele, die auf
S. 24—31 angeführt werden, beweisen allerdings, dass die Wahl des perfec-
tiven oder imperfectiven Verbums im Imperativ weder in bejahenden noch in
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Kleine Mitteilungen.
Bich die Richtigkeit der alten Beobachtung, dass in verneinenden Imperativen
den imperfectiven Formen der Vorzug gegeben wird, nicht in Abrede stellen.
Nur ist die kroatische oder serbische Sprache in diesem Punkte nicht mehr
so feinfühlig, wie z.B. die russische, wo jeder (nicht nur der befehlende) ver-
neinende Satz gegenüber dem bejahenden in der Wahl des Yerbums eine Ab-
weichung zeigt, die an das auf S. 30 citirte Beispiel erinnert : »Vratf se natrag
. . . ne vraöaj sc. Nachdem bis 8. 42 der sehr mannichfaltige Gebrauch der
echten Imperativform durch reiche Auswahl von Belegen aus den besten
Sprachdenkmälern verschiedener Zeitepochen klargelegt worden, werden von
S. 43 an die zum Imperativ hinzutretenden Partikeln der Reihe nach aufge-
stellt, und ebenfalls mit Beispielen belegt , wobei ich abermals Gelegenheit
habe zu constatiren, dass meine einstige Identificirung der Partikel haj (hajte),
hajde, haj da, hajdete mit hodi, homo, böte ich selbst schon seit langem auf-
gegeben habe (S. 53): haj, hajda kennt auch das Kleinrussische, das Rumä-
nische , das A Ibanesische und das Neugriechische (fiiVre, Jaunarakis s. v.
wohlan); das Wort ist wohl türkisch, wie es auch Cihac erklärt. Fremd ist
auch ela, elate etc. (8.52), vergl. Somavera iXa vieni, l\äu venite. Der letzte
Theil der Schrift bebandelt die für den Imperativ eintretenden Ersatzformen,
d. h. Präsens mit da, neka-naj, Infinitiv mit neka, nemoj, utij, Futurum und
Perfectum, endlich das Participinm auf -xi ohne und mit by. Ob bei der Op-
tativen Bedeutung dem Participium mit oder ohne das Hülfsverbum by das
höhere Alter zukommt, das ist nicht leicht zu entscheiden. Die Mehrzahl der
slav. Sprachen gebraucht das im heutigen Serbischen so übliche Participium
ohne Hülfsverbum nur sehr mäasig. Die Beispiele aus Codex suprasl. ver-
lieren stark an Beweiskraft, wenn man bedenkt, dass 1) dasselbe Denkmal
auch sonst häufig das Hülfsverbum auslässt (viele Beispiele dafiir vergl. bei
Lamanskij in seiner Abhandlung 0 cjai>: pyKonHCffx-i n Eijrpajt, 3arpe6i a
Bt.nt. S. 64—69), und 2) bei den optativischen Participien upoy und nma steht.
Darum kann ich noch jetzt nieine im Knjiievnik II. 195 — 196 gegebene Aus-
einandersetzung nicht ganz aufgeben, einer Erweiterung bedarf sie allerdings.
Die Fülle der Beispiele, mit welchen der Verfasser seine Abhandlung
ausgestattet hat, sowie die besonnene Auseinanderhaltung einzelner Fälle,
machen diese kleine Schrift zu einem sehr werthvollen Beitrag zur slav. Syntax;
auf dem Gebiete der serbisch-kroatischen Sprache ist sie um so willkommener,
als sie uns mit einem neuen tüchtigen Forscher bekannt macht, der sich mit
dieser ersten Schrift sehr ehrenvoll in die ohnehin nicht sehr grosse Zahl von
Fachgenossen eingeführt hat.
19. ÜporpaM cpncicc DexHKc ruMiiaaiije RapjioBaqxe aa maoicKy roAaay 1883/4
(Kaara XXV), aa roaniiy 1S84/5 (Kibara XXVI).
In diesen zwei Programmen begegnet man Aufsätzen des fleissigen Mit-
arbeiters an dieser Anstalt, Prof. Jovan 2ivanovie\ Im ersten Programm
liefert er »Äae TpH peia« (zwei— drei Worte) der Kritik Uber Jie altalovenische
Grammatik Stojan Novakoviös. Die Einwendungen fallen zum Theil mit
meinen Bemerkungen (Archiv VIII. 138) zusammen, vielfach kann ich sie je-
doch nicht gelten lassen, z. B. die Einwendungen auf S. 6 gegen das einheit-
liche Bildungsprincip der zusammengesetzten Declination der Adjectiva sind
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Kleine Mitteilungen
325
nicht überzeugend, oder was auf S. 7—« über das Imperfectnm gesagt wird,
findet nicht meine Billigung. Richtig ist das Part präs. pass. Aixa«in, er-
klärt (S. 8), aber raumr* aus *ibajhomx oder xoaati aus *xoabohtl abtulei-
ten, dafür liegt kein vernünftiger Grund vor. Nicht Uberzeugend ist die An-
nahme, HManiH beruhe auf Hicaamx (nachweisbar), aus axaaniB ; in diesem Falle
würde man wenigstens in der 3. Pers. plur. nicht hmatl, sondern nur zum^tt,
erwarten; solche Formen wie umatl, uckatl, partic. mtru, acra müssen als
sehr alt gelten. Die Schwierigkeit besteht in dem Unterschiede zwischen bcka
nnd HMam statt *an&. Der unlängst (KZ. XXVII. 559) gemachte Versuch,
uMa.Mi, auf immämi. aus *imnämi zurückzuführen, hat manches bedenkliche,
rückt dennoch die Frage um einen Schritt weiter. Das zweite Programm ent-
hält »Abs, rpa saxoaa aa Hayae o rjiacoBXMa cpncxra« auf — 3 Seiten.
20. Rjecnik hrvatskoga ili srpskoga jezika. Na svijet izdaje jugoslaven-
ska akademija znanosti i umjetnosti. Obragjuje P. Bndmani Svezak. 6 i 7 :
Drugoga dtfela 2 i 3. ü Zagrebu 1884-1885 Dali — 1. Do, 1 Do - 1 Dovesti.
Gr. lex.-8o, S. 241—720.
Von dem grossen Wörterbuch der kroatischen oder serbischen Sprache,
welches die südslav. Akademie der Wissenschaften herausgiebt, liegen mir
zwei weitere Hefte (6 u. 7) vor. Ich besprach zuletzt das 5. Heft (cf. Archiv
VHI. 153), an dessen Bearbeitung neben dem Begründer des Unternehmens,
Gj. Daniciö, noch M. Valjavec und P. Bndmani betheiligt waren. Die Hefte 6 u.
7 sind ganz aus der Feder P. Badmani's hervorgegangen und umfassen auf
30 enggedruckten Bogen des grossen Lexiconformats den Buchstaben D vom
Worte Dali bis Dovesti. Schon dieser äussere Umstand zeigt, dass das Unter-
nehmen auch nach dem Tode Dani£ic"s mit imponirender Ausführlichkeit vor-
wärts schreitet und an Gründlichkeit der Ausarbeitung keine Einbusse er-
litten hat. Um sich davon zu überzeugen, schlage man solche Wörter nach,
wie dän (12V« Seiten stark), dati (18'/, Seiten), davati (6 Seiten), dignuti
(7 V2 S.), djelo (5 S.), do (9'/s S. ], dobar 8* , S.), doöi (8 S.), dostojan (3«/« S.),
doßtojati (3 Seiten) u. m. a., die 2—3 Seiten umfassen. Die Vollständig-
keit des Wortvorraths bin ich nicht im Stande zu beurtheilen , das werden
erst spätere Generationen thun können ; ich sehe nnr, dass auch Ausdrücke
aus der lebenden Volkssprache, wo keine geschichtlichen Belege vorlagen,
Aufnahme fanden (z.B. daian, dascurina, daiba, depati-depnuti, desetar, do-
kriti etc.) , was man unbedingt billigen muss. Ein Volksausdruck ist zum
mindesten eben so viel werth, wie die ana$ atyipira älterer Lexicographen,
z. B. eines StuUi. Ich kann mir übrigens leicht vorstellen, dass gerade in
letzterer Hinsicht so manches hübsche Wort beim weiteren Sammeln (z. B. in
Bosnien und Herzegowina) wird nachgetragen werden können. Es entzieht
sich auch meiner Beurtheilung die Frage, in welchem Umfange die Nomina
propria locorum et personarum et cognominum berücksichtigt werden sollten :
mir fiel nur zufällig auf, dass z. B. auf S. 369 die Wörter dezma und deimati
stehen, der Familienname -Deiman dagegen fehlt. Ist es zufällig oder grund-
sätzlich ausgeblieben? Da das Wörterbuch ein genaues Inventar des ge-
sammten Sprachschatzes sein muss, so soll es den guten oder schlechten
Wortbildungen der Neuzeit eben so wenig aus dem Wege gehen, wie wenig es
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326
Kleine Mittheilunren
die Anführung Alter Soloeclsmen scheut. Der literarischen Kritik, nicht dem
Wörterbuche, bleibt es vorbehalten, Aber die Reinheit der Sprache Wache
i in halten. Darum billige ich z. B. nicht, dass unter dionik die Jahre lang in
Gebranch gewesene Bedeutung »Parücipium« ganz und gar ignorirt wird. Ob
es recht war, den lateinischen grammatischen Ausdruck so su übersetzen,
das ist eine andere Frage : in das geschichtliche Wörterbuch musste jeden-
falls auch diese Phase des Wortes eingetragen werden. So fehlt auch noch
mancher andere Ausdruck, namentlich der »Agramer« Sprache — mit Unrecht.
Z. B. da ich gerade beim dionik war, so schlug ich auch dionica nach und
fand dort die Bedeutung »Actie. nicht, das davon abgeleitete dioniear (Actio-
när) fehlt gänzlich. Wozu so ängstlich den Thatsachen ausweichen? Ich
glaube annehmen su dürfen, dass Prof. Budmani in diesem Punkt die An-
sichten Daniciö's nioht theilt ; darum würde ich wünschen, dass er solche ab-
sichtliche Lücken seines Vorgängers nach Möglichkeit ausfüllt. Im serbisch-
deutschen Wörterbuch Popovid s findet man sowohl xeoraua wie Aeoarop I
Die feine Ausarbeitung einzelner Wörter verdient grosses Lob. Man
überzeugt sich immer mehr, dass wenn den un vergeblichen Dani£id überhaupt
jemand ersetzen konnte, eben Prof. Budmani dazu berufen war. Seine ety-
mologisch-grammatischen Bemerkungen, die der Bedeutungsentwickelung
vorausgeschickt werden , gestalten sich zuweilen zu wahren Perlen. Man
vergl. z. B. die Bemerkungen zum Worte dan, dati , deset, devet, dignuti u. s. w.
Namentlich verdient die Vorsicht in der etymologischen Deutung hervorge-
hoben zu werden. An diese möchte ich einige Bemerkungen anknüpfen. Bei
daska bezweifelt Herr Budmani die Richtigkeit der gewöhnlichen Ableitung
von «f/trxor oder disc-tisc. Ich würdige seine Bedenken, glaube aber doch,
dass wenn man von den speciellen Bedeutungen, welche dem Worte xtcxa in
den Kitesten Denkmälern der slav. Sprache zukommen, ausgeht, der Zusam-
menhang desselben mit discus (Du Cange s. v., »mensa scribarum et notario-
rum«, »tabula ubi merces vendendas exponunt») aufrecht erhalten werden
muss. Das Wort scheint nicht durch das germanische Medium su den Slaven
gekommen zu sein. Zu davori möchte ich betreffs der Etymologie die Frage
aufwerten, ob das Wort nicht von derselben Wurzel herrührt, welche im
Griech. *mM« Sturmwind, die Bacchantin abgab, davon (mit dem
Suffix -on) , Vocat. davori (oder ist davori Imperativ eines davon abgeleiteten
Verbums?) , würde der »WUthende« bedeutend und zu der von den Lexico-
graphen angesetzten Bedeutung Mars gut stimmen. Das Wort daid möchte
ich nicht von der Wurzel duz (zu dugh) mit dem Suffix dB ableiten, sondern
von derselben Wurzel ausgehend ein wurzelhaftes duzg ansetzen, so dass mir
fürs Suffix nur ji, (= ins) übrig bleibt. Wenn die Magyaren das Wort deres
nicht besser erklären können, so könnte derei auch slavisch sein, vergl. russ.
xepaa das Prügeln ; die Slovaken sprechen freilich derei. Beim Verbum dig-
nuti (altslov. xBarBATB) hätte jedenfalls der Versuch, es -mit deutschem
zwingen zusammenzustellen, erwähnt werden können; lautlich scheint die
Zusammenstellung nicht unmöglich , wenn man an isto-iftese gegenüber lit
inkstas und Ist. ingpen denkt. Schwierig ist es , das Verwandtschaftsver-
hältniss zwischen dto (pars), dijel (propter) und djelo (opus) su bestimmen;
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Kleine Mittheilungen. 327
du germ. teil liest in dio (xirz) ein diphthonges i vermutheo , zu beiden will
du lit. dalis nicht stimmen, du aber an du rasa, xoji erinnert ; rar die Prä-
position djel, d.h. altalov. jtLim, xixzita, rass. xt*s, w, muss man wegen des
lit del' an i «= e festhalten, wozu auch djelo (x**o) stimmt, falls man es von
der Wurzel d6 «» dhe ableitet, allein hier widerspricht wieder du lit dsilns,
dailinti, welches t = ai voraussetzt. Zur letzten litauischen Wortgruppe ge-
hört unstreitig du serb. djeljati (dolare, scnlpere), und es wird gut thun,
diese Wörter von djelati, djelo etymologisch in trennen ; tum letzteren würde
nur du präpositioBsartige At-ia 'lit. del') gehören. Demnach hätten wir:
1) dio («*»): germ. dail-, 2) djelo -djelati) -dijel (-xtana) : lit. del', 3) dje-
ljati : lit dailüs, diilinti, 4) rnss. xoxs: lit. dalis. Merkwürdig ist du Verbum
•dirim«, welches ans den nicht echt serbischen Gegenden Serbiens belegt
wird. Ist es duselbe, wie du serbische dtram? (anrühren) oder steckt darin
du lit Verbum daryti, griech. fy™. Zum Worte djedak möchte ich hinzu-
fügen, dass man zn meiner Zeit in meiner Vaterstadt du Nahekissen dedak
(gen. dftdaka) nannte. Beim djetao (picns) fallt du unerwartete je auf, die
kaj-Kroaten sprechen, glaub' ich, detel, nicht detel , sowie detelina, nicht de-
telina , du letzte Wort ist sprachlich von dem ersten abgeleitet, folglich mnss
die Benennung des Vogels alter und vennuthlich nach der in dem Worte
steckenden Bedeutung bunt, gesprenkelt, auf die Pflanze übertragen worden
Min, man vergl. Specht und picus, du engl, bunting (Ammer) und deutsches
bunt. Leider vermag ich nicht eine entsprechende Wurzel für juTej? nach-
zuweisen. Im Worte dlaka könnte man geneigt sein, ebenso wie In mlijeko,
du Suffix -ka zu suchen, welches du einstige wurzelhafte Wort stützte und
etymologisch verdunkelte. Die Wurzel wäre dann vielleicht *d&lg mit der
Bedeutung »fest sein« oder act. »fest machen«, welche in dilg? (debitum) und
in dlaga (eech. dlaha) offener vorliegt. Bei dna hätte auf nicina, micina ver-
wiesen werden können, um zu zeigen, dass du Wort in der beutigen Sprache
als Demlnutivum noch lebt, cf. Archiv VII. 128. 130—131. Bei der Präposi-
tion do lag sehr nahe, die deutsche]» zu erwähnen. — Mit diesen Kleinig-
keiten möchte ich dem Verfasser für die vielfache Belehrung, welche ich aus
seinen reichhaltigen Bemerkungen] geschöpft, meine Erkenntlichkeit zeigen.
Unser aufrichtiger Wunsch, er möge rüstig an der grossen Aufgabe fortarbei-
ten, ist selbstverständlich.
21. a) Gramaticke zaklady juyka] slovinskeho , sepsal Fr. Vymual.
V Brni 1884, 8», 126.
b) Gramaticke zaklady jazyka srbskeho cili charvatskeho, sepsal Fr. Vy -
mazal. V Brne 1885, 80, 125.
C) x'ocatzy siovanntiny [aeveti reci spisovnycn) a iitevstiny, sepsal rr.
Vymazal. V Brne 1884, 16», 110.
Der Verfasser dieser drei kleinen'JSchriften hat durch eine Reihe recht
gelungener, prac tisch gehaltener grammatischer Leitfaden, von denen in un-
serer Zeitschrift gelegentlich die Bede war (man vergl. Archiv V. 171. 475,
VL 629, VIII. 144), einen so hohen Grad von Gewai ithcit erreicht, dus er in
dieser Beziehung unter allen Slaven als »Schnelllehrer« unübertroffen dasteht.
Er verdient für seinen regen Eifer um so mehr Anerkennung, als ja seine
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328
Kleine Mittheilungen.
Schriften in der That mit Sachkenntnis« geschrieben sind. So s. B. die Gram
inatik der slovenischen Sprache (hier sub a) führt dem Leeer die Haupteigen-
thümlichkeiten aus der Graphik, Laut- und Formenlehre vor und giebt ihm
außBerdem eine kleine Chrestomathie, die so angelegt ist, dass der Leser nebst
der Sprache auch manche Kenntnisse über die Literatur- und Cul turzustände
der Slovenen bekommt ! Aehnlich ist die Grammatik sub b) verfasst, sie geht
von dem allein richtigen Grundsatze aus, dass heute in literaturgeschichtlicher
und sprachlicher Hinsicht (wo es sich nicht um wissenschaftliche Forschungen
handelt) serbisch und kroatisch eine Sprache und eine Literatur büden —
allerdings mit zwei Centren der Thätigkeit, bei denen der provincielle Cha-
rakter noch nicht gänzlich abgestreift ist. Es wird aber dahin kommen trotz
den Bestrebungen verschiedener Gönner von hüben und drüben, die den ge-
schichtlichen (zwei Namen) und religiösen (zwei Confessionen) Dualismus im
Gegensatz zur ethnischen Einheit künstlich pflegen und grossziehen. Die
Grammatik Fr.Vymazal's trägt Rechnung dieser höheren Einheit bei doppelter
äusserer Form : aus ihr kann sich der Leser ein treues Bild des heutigen lite-
rarischen Zustande» schaffen. Der kleine Panslavist sub c) bezweckt nichts
geringeres als auf 110 Seiten Uber die IX slavischen »Schriftsprachen« (zum
Ueberfluss noch über das Litauische) in aller Kürze zu referiren. An der
Spitze steht das Altslovenische (Graphik und eine Textprobe S. 1 — 14), dann
folgen der Reihe nach das Russische (S. 15 — 33), das Polnische (S. 34 — 40),
das Serbisch-kroatische (S, 41 — 47), das Bulgarische (S. 48 — 57), das Slo ve-
nische (S. 58—66), das Kleinrussische (S. 67—74), das Slovakische (S.75— 84)
und das Lausitz-serbische (S. 85 — 91). Im Anhang findet man noch die An-
fangsgründe des Litauischen (S. 92 — 110)1 Schade dass der Verfasser in
diesem, den slavischen Studenten gewidmeten Vademecum das Böhmische
ausgelassen, er hatte freilich zunächst gerade nur die böhmischen Studenten
selbst vor Augen. Das Büchlein könnten übrigens auch andere recht gut
brauchen. Das Kleinrussische hätte doch wohl gleich hinter dem Grossrussi-
schen folgen sollen.
Es ist bezeichnend, dass die verhältnissmässig kleine böhm. Literatur
solche Werke aufweist, während in der polnischen oder russischen nichts
ähnliches vorkommt.
22. Grammatika jazyka starobulharskeho (staroslovenskeho). Sepsal B.
Popelka. V Bme 1885, 80 187.
Diese altslovenische (oder altbulgarische) Grammatik verfolgt ähnliche
practische Zwecke, wie die Leistungen Vymazal's. Letzterer hat sich auch an
dieser Schrift durch die literaturgeschichtliche Einleitung und durch eine Art
Chrestomathie betheiligt. Die ersten 92 Seiten des Buches gehören Vymazal
an, der grammatische Leitfaden rührt von B. Popelka her. Was zunächst
diesen letzteren anbelangt, sieht er etwas zerrissen aus. Zuerst werden die
Formen behandelt, dann folgt die Uebersicht der Lautlehre, zuletzt etwas aus
der Stammbildungslebre, während die Syntax gänzlich fehlt. Zu jedem ein-
zelnen Abschnitt Hessen sich "iele Einwendungen machen, offenbar fehlen
dem Verfasser die Vorbedingungen zur selbständigen Beurtheilung der alt-
slovenischen Grammatik. Wenn er z. B. auf S. 157 behauptet, das lit. galva
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Kleine Mittheilungen.
329
sei zuerat slav. golva geworden , so ist das ungefähr so , wie wenn jemand
sagte, aus dem russischen luuaiB sei im Serbischen Kojaq hervorgegangen.
Das ganze Capitel »Samohlasenstvi« in seiner jetzigen Gestalt ist veraltet,
aber auch in »Souhlasenstvi« klingt vieles ungenau, wie z. B. die Behauptung
auf S. 172 »ki (gi, chi) prechazi v ci (zi, si) anebo v ci (ii, Ii )«. Dass es dem
Verfasser in der Formenlehre gefallen hat, mit i -Stämmen anzufangen, daran
u-, a- und ä-Stämme anzuschliessen und die consonantischen zuletzt zu be-
handeln, dagegen will ich nichts einwenden, weil ja am Ende auf vielen
Wegen ein Ziel erreicht werden kann ; sonst ist die Formenlehre richtiger be-
handelt als die Lautlehre. Manches fehlt freilich auch hier, was doch hätte
erwähnt werden sollen, wie z. B. nom. plur. ÄiaaTexe, instr. sing. aHaMeamuiL,
aor. pin» (zu S. 135), die Formen des Imperfects auf -mexe (ib.).
In der Einleitung ist die Frage über die Abkunft der altslovenischen
Sprache nicht ganz genau auseinandergesetzt. Man spricht gern von der »alt-
bulgarischen« Sprache, als ob es im IX. Jahrb. einen einheitlichen Typus der
slavischen Sprache gegeben hätte, der die ganze Balkanhalbinsel (so weit sie
nicht serbo-kroatisch war) umfasste. Das ist entschieden unrichtig. Man ver-
giss t . dass es in der Grammatik des heutigen Bulgarischen Züge und Erschei-
nungen giebt, die keineswegs auf das Altslovenische zurückgeführt werden
können ; man beachtet nicht, dass so manche Eigentümlichkeit der altslo-
venischen Sprache noch heutzutage treuer im Serbisch-kroatischen als im
Bulgarischen wiederhalit. Man denke z. B. an die Aoristbildung. Daraus
folgt, dass die Grammatik des Altslovenischen Züge enthält, die ihm eine
Mittelstellung zwischen der Sprache der alten bulgarischen und der alten
serbo-kroatischen Slaven anweisen : das können nur die »Slovenen« Macedo-
niena oder Pannoniens gewesen sein. Nur innerhalb dieses engen Rahmens
kann sich die Streitfrage heute noch bewegen, und wenn man so die Frage
präcisirt, so liegt es nahe, Macedonien den Vorrang zu geben, was die laut-
liche und formale Seite der Sprache betrifft, während Pannonien hauptsäch-
lich lexicalisch (doch vielleicht nicht ausschliesslich) vertreten ist.
In der Chrestomathie billige ich die »normalisirten* Texte nicht: man
gebe das ehrwürdige Alterthum so, wie es auf uns gekommen ist.
23. Svjetski jezik (Volapük). Napisao prof. Juraj Bauer. Zagreb 1885,
80, 54. Dieses Panegyricum auf »Volapük« muss ich aus Höflichkeit erwäh-
nen, da es der Verfasser mir freundlich zugeschickt hat. Ernst nehme ich die
Sache nicht, und in einer der wissenschaftlichen Erforschung einer so herr-
lichen Gruppe von Sprachen, wie sie die slavischen darstellen, gewidmeten
Zeitschrift soll von einem Unternehmen gar nicht die Rede sein, bei welchem
man das geheimnissvolle Wesen der Sprache dem Individuum und dem ganzen
Volke gegenüber ungefähr so werthschätzt, wie einen Rock oder Mantel beim
einzelnen Menschen, den dieser nach dem Zuschnitt des Schneiders trägt und
Bich nach Willkür seiner entledigen und einen andern anziehen kann. Meine
Landsleute werden jedenfalls noch einige Zeit abwarten können, bis sich die
die Welt beherrschenden Engländer, Franzosen, Deutschen und Russen für
•Volapük« entschieden haben. Bis dahin rat he ich ihnen, recht fleissig statt
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330
Kleine Mitteilungen.
-Volnpük« die 8prmchen und Literaturen der vorerwähnten Völker zu itu-
diren.
24. Cp&BHjrrexiH&g xop*aioriii cxaBJUCXxn taiiKOVh. GovaeHie $paana
MiKJomna nepeB&n» Hmkoji&h IHjchkofi hoä*z peaaKuieM PoMaaa Epaugra.
Bunycn. EL Jbun c-soBeHcriÄ, fojrrapcaiÄ h cepocKift. Mockbs 1885, &. 165—
340. BfcinycKi» III. flau« MajopyccKifi ■ pyccadS. MocKBa 1886, 8. 341 — 482.
Das Unternehmen, die vergleichende Grammatik Miklosichs ins Russische
au übersetzen, nannte ich bereits beim ersten Heft, welches in unserer Zeit-
schrift B. VIII, S. 155—56 erwähnt worden ist, sehr Zeitgenosse und verdienst-
lich. Wenn auch die wissenschaftliche Erforschung der slavischen Sprachen
nach ihrer' grammatischen Seite nicht das einzige Ziel der slavischen Philologie
bildet, so muss man doch diese selbst sehr hoch stellen und zum Ausgangs-
punkt weiterer Forschungen nehmen, was man leider gerade in Bussland bis-
her nur in geringem Ifasse gethan hat Prof. Brandt begleitet auch die beiden
weiteren Hefte der Uebersetzung mit zahlreichen Anmerkungen unter der
Zeile, welche von der gross ten Aufmerksamkeit, die dem Originalwerke zu
Theil wurde, zeugen. Mit einigen radicalen Aenderungen, die im Texte selbst
vorgenommen worden sind , kann man doch nicht ganz einverstanden sein.
Zu solchen zähle ich namentlich bei der neuslcvenischen Sprache die Ein-
führung der griech. Buchstaben e und w, die im Original selbst nicht vorkom-
men. Ich glaube, dass dadurch die Sprache ein fremdartiges Bild gewinnt,
zn sehr abweichend von der in der Literatur üblichen Bezeichnung — aller-
dings ist das Werk rein wissenschaftlich gehalten, aber auch in solchen soll
man sich nicht ohne Noth von der in der Literatur üblichen Graphik ent-
fernen — . Andererseits ist ja die conseqnente Durchführung des Unterschie-
des doch kaum möglich. Ich befürchte daher, dass ungeachtet der reichlich
angewendeten Mühe seitens des Bedacteurs dieser Ausgabe die Sache da-
durch nicht wesentlich gefördert worden ist. Während aber im Slovenischen,
ohne besondere Vortheile zn erzielen, ein neues graphisches Element einge-
führt worden ist, fehlt im Serbischen die übliche Bezeichnung t, i, offenbar
nur aus — typographischen Rücksichten. Ich hätte an der Stelle des Bedac-
teurs darauf bestanden, dass die Typographie sich die betreffende Bezeich-
nung anschafft, denn c&u, pifta statt ceUa, pi56a u. s. w. ist und bleibt ein
Flickwerk. Im Principe bin ich natürlich mit der Einführung der Betonung
auch in die Formenlehre einverstanden und rechne dieses Verdienst den
Herren Sljakov und Prof. Brandt sehr hoch an. Sie haben dadurch den Werth
ihrer Ausgabe bedeutend erhöht, selbst wer das Original besitzt, wird ge-
zwungen, in vielen Fallen nach dieser Uebersetzung sich umzusehen. Für
mich persönlich gilt das namentlich gegenüber dem bulgarischen Theil.
Die begleitenden Anmerkungen des Herausgebers enthalten zum Theil
Berichtigungen der Druckfehler und anderer offenbarer Versehen des Origi-
nals, zum Theil Ergänzungen und Erklärungen des im Texte gebotenen —
beides sehr erwünscht ; nicht selten gestalten sie sich jedoch zu krit Protesten
des Herausgebers gegen die Erklärungen des Verfassers. Sehr werthvoll sind
die reichlichen Zusätze zu dem dritten Hefte, welches die klein- und gross-
russische Formenlehre behandelt Dieses Heft hat gegenüber dem Original so
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Kleine Mittheilungen
331
besondere aufmerksam zu machen.
In der Regel glaubt man bei der Besprechung eines Werkes die Pflicht
nicht ganz erfüllt au haben, wenn man nicht auch etwas auszusetzen hat. Ich
hätte nach dieser Seite hin bereits den Tribut gesollt, doch will ich den Be-
arbeitern meinen Dank noch durch folgende Bemerkungen bezeugen \
8. 167 Anm. 6. Ich glaube nicht, dass in pesek-peseka, sinek-eineka
irgendwelche Verwechselung der Suffixe vorliegt, das erste Wort kann im
Gegensatz zu pösek-pöska in den Casus obliqui e bewahrt haben, beim zwei-
ten war die Consonantengruppe schwerfällig : sinka unterlag dem näher an
den Nominativ sinek sich anschliessenden sineka.
S. 170 Anm. 3. Wenigstens in dem mir geläufigen kroatisch-slovenlschen
Idiom ist der Genetiv penes für pecuniae so häufig, dass ioh penezov «=
nummorum wahrscheinlich finde, obgleich mir die Belege dafür fehlen ; jeden-
falls würde man z. B. nur so sagen : nekuliko zlatih penezov — einige Gold-
stücke.
S. 172 Anm. 2. Volcje setzt doch kein «volSje «= amm voraus, sondern
nur »volcije statt volci, entstanden durch Analogie mit gostje, moije etc.
8. 186 Anm. 3. Woher e im pronom. 1. pers. sing, jez und jest? Ich ver-
muthe, es ist der 1. pers. und 3. pers. des HttUsverbums sein, je (jest) nach-
gesprochen.
S. 192 Anm. 2. Das Citat aus Preiern, welches M. im Texte anführt, fällt
mit dem von B. aus »Turjaska Rozamunda> mitgetheilten zusammen.
S. 193 Anm. 1. Das Fragewort kaj ist doch wohl nur ka mit Anfügung
des j — ebenfalls eines pronominalen Elementes — , wie in kdaj, tedaj; an
k&m ist schwerlich zu denken. Den Rückschlag aus c in k wird wohl auch
Mikl. nicht vorausgesetzt haben, er wollte nur sagen, gegenüber dem über-
einstimmenden c der übrigen Slavinen trete im Sloveni sehen nur k auf. Mit
ka-j vergl. kar und ar, wo gleichfalls die Grundformen auf a vorliegen. Da
die kroatischen Slovenen gda, teda (nicht gdaj, tedaj) aussprechen und doch
kaj statt ka wahren, so wird man allerdings versucht, im j einen wesentliche-
ren Bestandteil des Wortes zu suchen. Es scheint mir wirklich j in kaj viel
älter an sein, als in gdaj, tedaj.
S. 202 Anm. 2. ist so kurz gefasst und ausserdem mit einem Druckfehler
versehen {mo statt mo), dass sie schwerlich von jedermann verstanden werden
8. 204 Anm. 2. auch ich glaube, dass die Partie ipial form auf -Ü sozu-
sagen einen Casus generalis statt der einst declinirbaren Casusformen dar-
stellt, ohne gerade den bewuasten Zusammenhang dieses Auslautes -Si mit
dem Nom. sing, femin. für erweislich zu halten. Der Sprache lagen drei No-
minativformen vor auf -v, -vii, -vse, die zweite erhielt den Vorzug dann,
nachdem der alte Unterschied zwischen ihnen aus dem Sprachbewusstsein ge-
schwunden war.
8. 206 Anm. 3. Die Erklärung der Formen, wie gnetejo, govorijo ist an
sich richtig, doch sehr geschraubt in der Fassung. Warum soll man von der
»Einschaltung« des « oder i reden, nachdem dieses « oder » in allen übrigen
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332
Kleine Mittheilungen.
Personen vorhanden war. Ist es nicht richtiger zu sagen , das « nnd t der
übrigen Personen habe sich auch in der dritten plur. behauptet, wodurch die
Sprache zu der Analogiebildung nach dölajo gedrängt wurde.
S. 208 Anra. 1. Ich glaube, dass die Transcription der Form mos im des
Freisinger Fragmentes durch mojutmi , die Prof. Brandt dem Verfasser zu-
mnthet, in der That unrichtig ist. M. wollte, glaub' ich, Mosnra lesen. Er
behandelt ja die Form unter dem Imperativ. Man vergl. den Ausdruck mozbit
neben morebiti.
S. 210 Anm. 2. Wenigstens einige Wortbildungen auf -ec, wie bodec,
grizec, dereo könnten gleich dem Adjectiv domaci (von doma abgeleitet) ihre
Erklärung darin finden, dass man an die 3. pers. sing, als den Ausgangspunkt
dachte, also bodeci weil bode, grizeci weil grize, dereci weil dere.
S. 218 Anm. 1. Auffallend und nichts weniger als wahrscheinlich finde
ich die Vennuthung des Herausgebers , dass ofloyBein, statt •ofoBCire stehen
soll. Man beachte doch den Unterschied zwischen od-oyn und aa-famr in
dem Gewichte des Vocals ; oy ist Öü, v aber ü oder eu ; statt ofoyBeH* könnte
man vielleicht ♦ofoBein, erwarten (vergl. uoynoy-» und KonoB-axa), doch kaum
♦ofoBeiro.
8. 219 Anm. 1. Die Behauptung, dass den perfectiven Verben das Supi-
num gänzlich abgehe, scheint mir etwas zu streng zu sein.
S. 222 Anm. 1. Warum sollte zdi in godi geändert werden, da ja vom
Verbum zdeti se zdi se die Rede ist? Hat aber Prof. Brandt die Stelle im ge-
druckten Texte so gefunden, so war das Beispiel Uberhaupt zu streichen. In
der zweiten Anmerkung auf derselben Seite werden vizi, visite in Schutz ge-
nommen. Man sollte für solche Formen sichere Beispiele liefern, um sie
glaubwürdig zu machen. Mit dem Erklärungsversuch Brandts kann man sich
einverstanden erklären, nur ist vii wohl nicht aus vij, sondern aus vidj-vidi
hervorgegangen. Die kroatischen Slovenen sagen wirklich vii ga =» vidj ga,
doch nie vi ii I
S. 230 Anm. 1 u. 2 scheinen mir das richtige zu treffen.
S. 267 Anm. 1. Nach Herrn B. sollte dva sola Dual sein, weil dieselbe
Form als Plural eine andere Betonung bekommt: sela. Ich glaube jedoch,
dass in der Formenlehre der Form- und nicht der Betonungsunterschied den
Ausschlag giebt. In der dritten Anmerkung findet der Herausgeber meine
Erklärung des serbischen Gen. plur. auf-a unbefriedigend ; sie ist nicht so
unbefriedigend, wie sie es zu sein scheint, wenn man nur einzelne Worte aus
dem Contexte herausreisst. Ich brachte den Gen. plur. auf -S in Zusammen-
hang mit einer ganzen Reihe von Auslautserscheinungen des Serbischen, die
von der principiellen Inclination der Sprache zum vocalischen Auslaut Zeug-
niss ablegen. Das Bedttrfniss, das gestörte Gleichgewicht herzustellen, mag
vor allem bei solchen Formen wie sen, n6g u. s. w. gefühlt worden sein, wo
auch die Dehnung der Wurzelsilbe mit der Kürzung des Wortumfangs in Zu-
sammenhang steht. Die Einwendung, welche jetzt dagegen gemacht wird, als
wären bei meiner Erklärung auch die Nominative rod ötac unmöglich, legt
an die Spracherscheinungen einen ganz unmöglichen Massstab, sie verkennt
auch die eigentliche Tendenz meiner Erklärung. Ich habe schon durch die
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Kleine Mittheilungen
333
Aufzählung einzelner Fälle des Auftretens des a im Auslaute angedeutet,
dass meine Erklärung nicht so aausnahmslos« aufgefasst werden darf, als ob
im Serbischen Uberall beim consonantischen Auslaut ein a sich hätte ein-
stellen wollen. Beim Gen. plur. lagen genug Motive für das Hinzutreten des
a ausser der allgemeinen Tendenz des Dialektes sum yocalischen Auslaut
noch in den parallel daneben gehenden Genetivformen auf T (— y), auf ü und
in der im Vergleich sum Umfang aller übrigen Casusformen um eine Silbe ge-
machten Kürzung dieses einzigen Casus (nög, ten, rük) vor. Da schon der
cakavische Dialekt gegenüber dem Nom. sing, otac den Gen. plur. otac, gegen-
über sedlö und sedla den Gen. sedal, gegenüber sestra, sestri den Gen. plur.
sestar aussprach, so machte der stokavische Dialekt von dieser Aussprache
den vollen Gebrauch, die Betonung blieb auf der ursprünglichen Silbe, aber
diese selbst wurde zerdehnt in zwei Längen : otaca, sedalä, sestira, d. h. die
Länge des vorhergehenden a hat sich auch dem im Auslaut hinzutretenden a
mitgetheilt. Dass man *6na aber iäbä ausspricht, das dürfte mit dem oakavi-
schen Unterschied zwischen zen und tab — den übrigens Herr Nemaniö igno-
rirt — in Zusammenhang stehen.
In Zusammenhang damit will Prof. Brandt auch die serbischen Formen
auf -ima, -ama (S. 269 Anm. 1) lieber vom Dualis ableiten, als an ein »man
weiss nicht woher und wozu auftretendes« a glauben. Mir erscheint noch jetzt,
nach vielen Jahren, meine in der bekannten Abhandlung vertretene Ansicht
ganz plausibel.
S. 286 Anm. 4. Die Form nebi möchte ich ohne Weiteres als einen inde-
clinabel gewordenen Localis sing, auffassen, welcher neben der richtigen An-
wendung auch für andere Casusformen eintrat (für gen. dat. sing, instr. sing.).
Die Combinationen Danicic s und Brandt s haben für mich nichts ansprechen-
des. Wo die regelmässige Declination so deutlich vorliegt, nämlich nebo-neba
als Sing, und nebesa-nebes oder nebesa, nebesi als Plur., da halte ich es nicht
für rathsam, wegen der Form nebi einen z-Stamm nebb-nebi anzusetzen (mit
Danicic , und noch weniger kann ich die Erklärung Brandts billigen, der sehr
häufig in seinen wissenschaftlichen Operationen die Sprache so behandelt, als
wäre sie nach dem Programm des Volapük gebildet.
S. 291 Anm. 2. Als Dativus beruht tome* wohl auf Ausgleichung mit dem
Localis sing., in diesem Casus aber sowie im Instrum. sing, kann man das
auslautende e ganz gut als ein ausklagendes * der alten Formen tomz, rix*,
gelten lassen. Ein solches Residuum hat nach unserer heutigen Auffassung
der sprachlichen Vorgänge an sich nichts auffallendes und die Annahme des-
selben liegt gewiss näher, als die von Brandt vorgeschlagene Erklärung.
S. 316 Anm. 4 s Die Form ne moj (statt ne mozi) wird nicht so auffallend,
wenn' man sich der 2. Person sing, des Präsens erinnert, die äusserst häufig
statt moies bloss mos [man schreibt mot) lautet, vergl. Daniciö, Istorija oblika
S. 269.
S. 319 Anm. 2 u. 4. Statt des vom Herausgeber gemachten Zusatzes »a
uHoria m> pt« wäre es richtiger gewesen , die beiden Verba zazreti und preti
zu streichen. Ib. Anm. 6 ist bei Mikalja beide Male Druckfehler anzunehmen,
Svrriti, cvrrjeti steht gedruckt statt cvriti, cvrjeti, folglich ist die Infinitiv-
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334
Kleine Mittheilungen.
form cvfti ganz zu streichen. Wäre die erste Form wirklich vorhanden , so
würde sie Mikalja cvrritti, d. h. cvfti, geschrieben haben.
8 341 ff. Ich rechne es dem üebersetzer und Eedacteur dieser Ausgabe
zu nicht geringem Verdienst an, dass sie fürs Kleinrussische eine rationelle
Orthographie einzuführen bestrebt waren. So wie sie die feinen Lautschatti-
rungen des Kleinrussischen wiedergeben, kann in der That selbst der mit den
Eigentümlichkeiten dieses Dialektes wenig Vertraute Uber manchen Zweifel
aufgeklärt werden. In dieser Gestalt hat die kleinrussische Formenlehre
selbst im Verhältniss zur Originalausgabe insofern gewonnen, als sie ja
der factisch im Gebrauch stehenden Sprache als Literaturorgan entschieden
näher steht.
S. 348 Anm. 6 u. S. 353 Anm. 2. Den scheinbaren Widerspruch zwischen
loc. sing, kohh, ahhh (sprich koni, dini) und der erweichten Form gen. sing.
AHu'i oder Nom. plur. Kou'i, ähh i (sprich koni, dini) sucht Brandt in etwas
anderer Weise zu erklären, als Sobolevskij, ich mochte der letzteren Erklä-
rung, wonach KOH'i, .uu'i auf ROHt, Mini, zurückzuführen ist, den Vorzug
geben, allerdings fasse ich Kost, fnm\, als Gen. sing. u. acc. plur. nicht so auf,
wie Sobolevskij , der dahinter eine gemeinslavische Form vermuthet. Mir
scheint der Auslaut t statt a auf dem Bestreben der Sprache zu beruhen,
dem Zusammenfallen des Nominativs mit dem Genetiv sing, und weiter mit
dem Nominativ und Accusativ plur. vorzubeugen. Auch in der Natur kann
man täglich beobachten, wie z. B. ein Baumstamm, wenn seinem freien Em-
porstreben etwas im Wege steht , eine ausweichende und schiefe Richtung
einnehmen muss. Solche schiefe Richtung nahm im Russischen der Genetiv
sing, a-hhh ein, um nicht mit dem feststehenden Nom. a-hhu zusammenzufallen.
Was konnte s besser ersetzen als t, d. h. ein gedehntes geschlossenes 6? Mau
vergl. noMtHATH neben uomahats. Dieses * war der erste Schritt zur Aus-
gleichung des weichen Auslauts mit dem harten , t konnte in Folge seines
engen Klanges leicht in i Ubergehen. Ich will mit einem Worte auch den
Grund angeben, warum ich diese Vertretung des ursprünglichen Gen. sing,
auf a nicht für gemeinslavisch halte. Einer solchen Annahme widerspricht:
1 ) die südslavische Form (serbisch-kroatisch-slovenische) auf e, die nicht t,
sondern nur a voraussetzen kann j 2) die Ausdehnung dieser Erscheinung im
Russischen auch auf den Acc. plur., wo, um von dem räthselhaften Gen. sing,
abzusehen, der etymologische Ursprung der Casusendung unzweifelhaft auf
-i hinweist.
S. 395 ff. Die erweiternden Beiträge zur grossrussischen Formenlehre
sind so zahlreich und bedeutend, dass sie verdienen besonders besprochen zu
werden.
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Kleine Mittheilungen.
335
Philo loaie und Patriotismus
Getreu dem Grundsätze, alles was auf dem Gebiete der slav. Philologie
vor sich geht, nach Möglichkeit auch in unserer Zeitschrift zur Sprache zu
bringen, muss ich mit Bedauern Uber den Conflict referiren, in welchen vor
kurzem die Interessen der slaviachen Philologie mit dem, wie ich glaube sagen
zu dürfen, falsch aufgefassten Patriotismus gerathen sind. Das Thema ist
nicht neu und wird nicht jetzt zum ersten Male besprochen. Wer erinnert
sich nicht des Streites um die Echtheit oder Unechtheit der Königinhofer
Handschrift aus dem Ende der fünfziger Jahre? Damals standen sich die
Gegner nach Nationalitäten getrennt gegenüber und unter Tausenden gab es
gewiss kaum einen, der in dem literarischen Streit nicht das unlautere Motiv
des Nationalhasses zwischen den Deutschen und Böhmen erblickt hätte. Zum
Beweis dafür erwähne ich bloss die im J. 1860 (vom 22. Jäner» von P. J. Sa-
fari k gemachte Aeusserung : »Der neueste Angriff auf die Königinhofer Hand-
schrift von Seiten eines Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften ist ge-
eignet, selbst einem Blinden die Augen zu öffnen, wenn er nur sehen will,
was geschieht. Das ist keine Wissenschaft und so pflegt man die Wissen-
schaft nicht" (citirt in der »Politik« 1886, Nr. 82). Ich glaube nicht zu irren,
wenn ich unter dem Mitglied der Akademie der Wissenschaften Miklosich
verstehe, der damals seine Abhandlung Uber die Bildung der slavischen Per-
sonennamen herausgab, wo im Nachtrag gebeten wurde, Lubor, Zaboj und
Ludise zu tilgen, als »nicht hinlänglich verbürgt«. Man kann heutzutage
kaum fassen, dass diese wohlbegrtindete wissenschaftliche Vorsicht ein so
hartes ürtheil Safank's hervorrufen konnte. Offenbar galt selbst bei Safaiik
schon der blosse Verdacht gegen die Koniginhofer Handschrift als ein Act
der gegen die ganze böhmische Nation gerichteten Feindseligkeit I Bedenkt
man ausserdem, dass jenes Mitglied der Akademie der Wissenschaften ein
Slave war, so wird man die Aufregung und die Indignation äafaük's um so
erklärlicher finden!
Neben vielem UeberflUssigen und Gehässigen lieferte jener Streit auch
Abhandlungen, die bleibenden Werth haben, so die Schrift Feifalik's, die
Hanns allerdings noch im Jahre 1868 als sein schwächstes »bei schon voll-
ständig gebrochener Gesundheit« geschriebenes Werk bezeichnete, und die
Vertheidigungsschrift der BrUder Jirecek »Die Echtheit der Koniginhofer
Handschrift« Prag 1862. Damit war die erste Phase des Streites beendet, sie
schloss mit der Apotheose ab, die im Jahre 1S67 in Prag erschien unter dem
Titel »Dejiny kralovskeho venneho mesta Dvora Krälove nad Labern. K
oslavfe padesatilet£ pamatky nalezeni rukopisu Kralodvorskeho sepsal a vydal
Antonin Konst. Vitak«.
Nicht lange jedoch konnte man ruhig die Denkmäler gemessen, »welche
ein Volk als theuere Ueberreste des Culturlebens seiner Ahnen zu achten sich
gewöhnt hat« (J. Jirecek). Die wissenschaftliche Forschung machte Gebrauch
von dem Grundsatze, der in der vorerwähnten Schrift der Brüder Jirecek auf
S. 212 folgendermassen lautete: »Zweifel und Bodenken zu äussern steht
Jedermann frei, und soweit solche Aeusserungen zu weiterer Forschung an-
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Kleine Mittheilungen.
regen, wird man sie immer mit Dank entgegennehmen«. So brach der Kampf
um die Echtheit oder Unechtheit der K. H. u. Gr. H. von neuem aus. Die
zweite Phase des Streites unterscheidet sich wesentlich und zu ihrem Vor-
theil von der ersten dadurch, dass jetzt die nationalen Gegensätze der Strei-
tenden so ziemlich fern blieben : jetzt traten sowohl gegen wie für die Echt-
heit der Königinhofer Handschrift die böhmischen Gelehrten allein in die
Schranken. A. V. Öembera und A. Vasek auf der einen, V. Brandl, J. Masek
u. and. auf der anderen Seite. Zu ihnen gesellten sich, aber nur als Gegner,
auch andere slavische Gelehrte, so V. J. Lamanskij von Seiten der Russen
und ich von Seiten der Stidslaven. In dieser zweiten Phase war der Streit
nicht mehr so erbittert geführt, wie früher: entweder war man schon des
Kampfes müde oder man überzeugte sich bei ruhigerer Auffassung , dass die
Gegner der Echtheit am Ende doch von anderen Gründen, und nicht vom na-
tionalen Gegensatz oder Haas, geleitet werden. Noch eine zweite Seite will
ich hervorkehren, wodurch sich diese neue Phase vorth eilhaft unterscheidet
von der ersten : man fing endlich an, sich um die Sprache der Königinhofer
Handschrift etwas mehr zu kümmern als bisher. Für einen der ganzen Frage
fern stehenden, aber den Grundsätzen der philologischen Kritik huldigenden
Gelehrten mag es sonderbar klingen, wenn ich sage, dass man erst in dieser
zweiten Phase anfing, sich für die Sprache des Denkmals zu intereasiren.
Wie ist es Uberhaupt möglich, wird man fragen, über die Echtheit oder Un-
echtheit eines Literaturdenkmals zu urth eilen, wenn man nicht vor allem
seine Sprache genau untersucht! Das Erstaunen mag berechtigt sein und
doch ist die Thatsache richtig, dass man lange Zeit gerade dort keinen An-
stoss fand, wo man vor allem bedenklichen Erscheinungen hätte in Fülle be-
gegnen können. Diese auffallende Sache erklärt sich so : man nahm an der
Sprache der Königinhofer Handschrift keinen Anstoss hauptsächlich darum,
weil man eben vorzüglich auf Grund dieses Denkmals die Grammatik der alt-
böhmischen Sprache construirt hatte. Man drehte sich also wie im verzauber-
ten Kreise herum und vermochte nicht aus demselben herauszutreten. Es ist
das Verdienst des verstorbenen A. Vasek, zuerst in grösserem Massstabe auf
die auffallenden Seiten der Sprache der Königinhofer Handschrift aufmerk-
sam gemacht zu haben. Wenn man seinen kritischen Bemerkungen nicht das-
jenige Gewicht beilegte, welches sie in der That verdienten, so erklärt sich
das einerseits aus der minutiösen Beschaffenheit des Gegenstandes : Uber die
sprachlichen Fragen zu discutiren ist nicht Jedermanns Sache ; andererseits
war die grammatische Durchforschung der keinem Zweifel unterliegenden
altböhmischen Denkmäler damals noch nicht weit genug gediehen, um auf die
auffallenden Abweichungen der K. H. genug scharfes Licht zu werfen. Da
muss ich gleich die grossen Verdienste Prof. J. Gebauers hervorheben , der
seit mehr als einem Decennium diese Aufgabe, nämlich die allseitige Durch-
forschung der altböhmischen Sprache, ganz auf seinen Schultern trägt. Un-
sere Zeitschrift hat zu wiederholten Malen auf die vielen ebenso genauen wie
gewissenhaften Detailforschungen Gebauers auf dem Gebiete der altböhm.
8prache mit voller Billigung seiner Hauptresultate hingewiesen (vergl .Archiv
HI. 731, IV. 153. 697. 718, V. 432. 473. 484. 669, Vü. 675). Leider fand sich
-
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Kleine Mittheilungen.
337
in Prag selbst ein verbissener Gegner Gebauer's, der ans purer Eitelkeit und
grenzenloser Eigenliebe glaubte und noch jetzt glaubt, diesen Leistungen
jede Anerkennung versagen zu müssen. Obwohl die bisher laut gewordenen
Widersprüche dieses Gelehrten gegen die Forschungen Gebauer's in den Augen
aller Fachgenossen nichtig sind, so vermochten sie dennoch bei so subtilen
Fragen, wie die grammatischen Feinheiten der altböhmischen Sprache, in
weiteren Kreisen, wozu ja alle Patrioten Böhmens gehören, einen solchen
Eindruck hervorzubringen, als ob es sich bei Gebauer's Forschungen nicht
um die wirklichen Thatsachen der alten Sprache , sondern um irgendwelche
subjectiven Theorien dieses ehren werthen Gelehrten handelte! Nur so er-
klärt es sich, dass noch jetzt von einer »Normal grammatik« Gebauer's gleich-
sam von einer Taschenspielerei gesprochen wird. Der besagte Gregner, dem
es weder an witziger Satire, noch weniger an Grobheit fehlt, verstand sich
bisher in den Mantel der schweigsamen Autorität zu hüllen und seine Lands-
leute mit Versprechungen hintanzuhalten, die er gewiss nie erfüllen wird,
weü sie unerfüllbar sind. Man muss diese bittere Wahrheit rücksichtslos aus-
sprechen,' mag sie betreffenden Orts auch nicht gefallen. Ein verständiger
Mensch wird daraus nicht gleich eine Antipathie gegen die Böhmen heraus-
lesen, cuius causas equidem pocul habeo. Im Gegentheil ich bedauere sehr,
daas die wissenschaftliche Einsicht in die altböhm. Sprache bisher so geringe
Fortschritte gemacht hat, daas man noch im Jahre 1886 so abfällig über die
betreffenden Leistungen Gebauer's urtheilen kann, wie es die neuesten Streit-
schriften zeigen, statt sie rückhaltslos als Basis bei verschiedenen kritischen
Operationen, bei denen es auf sprachliche Kriterien ankommt, anzuerkennen.
Ich komme nämlich jetzt zur dritten und neuesten Phase des Streites.
Aufgefordert von Prof. Leskien, als Bedacteur des betreffenden Bandes der
Erseh-Gruber'schen Encyclopädie, schrieb Prof. J. Gebauer vor kurzem einen
Aufsatz für diese Encyclopädie, den man jetzt unter dem Schlagwort »Kö-
nigin hofer Handschrift« im 38. Theil der IL Section, S. 231 — 235 lesen kann.
In diesem Aufsatze giebt Gebauer kurz den Inhalt der ganzen Königinhofer
Handschrift an und bei jedem einzelnen Stücke weist er auf die möglichen
Quellen oder naheliegenden Parallelen hin. Nachdem er weiter von Hanka
als Entdecker gesprochen, sagt er wörtlich folgendes : «Mittlerweile ist Hanka
in Verdacht gerathen, altböhmische Texte gefälscht zu haben und es wurden
solche Fälschungen auch nachgewiesen. In Folge dessen ist die Kritik be-
rechtigt, ja verpflichtet, über die Echtheit oder Unechtheit eines jeden Textes,
dessen Provenienz mit Hanka zusammenhängt, also auch der Königinhofer
Handschrift, besondere Zeugnisse zu suchen. Diese Ansicht hat sich Bahn
gebrochen.« Dieses Urtheil ist vielleicht etwas zu streng, weil zu scharf gegen
die Person Hanka' s gerichtet. Wenn die K. H. nicht, selbst abgesehen von
der Person Hanka s, eine ganze Reihe von höchst auffallenden Erscheinungen
in der Sprache, im Stil und im Inhalt zeigte, der Umstand allein, dass Hanka
dabei im Spiele war, könnte ihr noch nicht gefährlich werden. Hat ja doch
Hanka auch sonst viele altböhmische Texte z B. in seinen Starobyla Skla-
danie herausgegeben, ohne dass es Jemandem bisjetzt eingefallen wäre, ihre
Echtheit schon deshalb in Verdacht zu ziehen. Man lasse also Hanka sn-
ArchiT für «lavische PhUolotf«. IX. 22
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Kleine Mittheilungen.
nächst ganz bei Seite und halte sich an die Sache , an das angebliche alte
Denkmal selbst. Wie urtheilt nun Prof. Gebauer Uber dieses? Er sagt uns,
es sei dabei dreierlei in Betracht zu ziehen : die Sprache, der Inhalt und das
M amt script. »Die Sprache weicht von dem gewöhnlichen und normalen Alt-
oöhmiscben stark ab ; unter den Abweichungen sind einige dialektische Spu-"
reu, die nach Mähren hinweisen.« Nach meinem Dafürhalten ist eine der-
artige Beurtheilung der Sprache der K. H viel zu milde. Wer so urtheilt,
dem genügt freilich das sprachliche Kriterium allein noch nicht. Darum sieht
sich auch Prof. Gebauer in diesem Aufsätze nach anderen Lösungsmitteln um.
Nun ist aber, wie ganz richtig bemerkt wird, »in Betreff des Inhalts auf die
U Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung der epischen Gedichte mit ge-
schichtlichen Berichten nur insofern Gewicht zu legen , als dieser Umstand
irgendwie sicheres Zeugniss zu liefern im Stande ist; im allgemeinen ist
Nichtübereinstimmung mit der Geschichte kein Zeugniss gegen die Echtheit».
Man muss also noch weiter greifen. Prof. Gebauer fährt also fort : »Wichtig
ist der alterthümliche oder neoterische Charakter der Dichtungen ; doch hat
hier das subjective Dafürhalten zu grossen Spielraum , dasselbe Gedicht
scheint dem einen altertümlich, dem andern modern». Ich glaube auch diese
Seite wird von Prof. Gebauer etwas unterschätzt. Ein vergleichendes Stu-
dium der alten Literaturdenkmäler, wozu allerdings eine auagebreitete Be-
lesenheit in verschiedenen mittelalterlichen Literaturen erforderlich ist, ver-
mag dennoch so manchen Grundsatz aufzustellen, der den subjektiven Ein-
drucken starke Zügel anlegen und sie zwingen wird, sich in bestimmten Rich-
tungen zu bewegen. Ich glaube schon jetzt eine derartige Studie von
berufener Seite versprechen zu dürfen. Vom Standpunkte Prof. Gebauer' s
blieb nach allen Prämissen natürlich nichts anderes übrig, als die meisten
Hoffnungen in die »chemische und palaognos tische Untersuchung des Manu-;
scripta» zu setzen. »Wird diese Untersuchung, so sagt er, ein sicheres Resultat
zu finden im Stande sein und wird sich das Manuscript hierbei als alt erweisen,
so werden die sprachlichen Abweichungen theils als dialektische Eigentüm-
lichkeiten Erklärung finden, theils als Probleme oder Fehler stehen bleiben«.
Wir sind hier an einem Punkt angelangt, wo sich nach meiner Ueberzeugung
die viel zu milde Beurtheilung der Sprache der K. H. an Prof. Gebauer selbst
rächt. Er giebt also in diesem Artikel zu , dass wenn die Herren Chemiker
und Paläographen zusammenkommen und erklären, sie haben kein Mittel, um
das präsumtive Alter (das XIV. Jahrh.) der K. H. festzustellen oder zu be-
kämpfen, sodann auch die slav. Philologen sich mit einem non liquet werden
bescheiden müssen. Mir will es aber scheinen, dass eine solche Bescheidenheit
seitens der Philologen ganz und gar nicht am Platze ist, ich billige sie auch bei
Prof. Gebauer keineswegs. Unsere Pflicht ist es, zunächst von den möglichen
oder unmöglichen Resultaten der chemischen und paläographischen Unter-
suchung gänzlich abzusehen und die Sprache der K. H. als solche zu prüfen. Ich
meinerseits bin, wie die aufmerksamen Leser unserer Zeitschrift es bereits
wissen, schon lange zur festen Ueberzeugung gelangt, dass die Sprache der
K. H. für dasjenige Jahrhundert, in welches sie nach dem äusseren Charakter
des Manuscripts versetzt wird, geradezu unmöglich ist (vergl. Archiv IV. 538.
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Kleine Mittheilungen.
339
718. 710, V. 174. 633. 670, VL <H>. 101. 139. 308). Das beständige Antreffen
solcher alter Sprachformen, die im XIV., ja schon im XIII. Jahrh. ganz ausser
Gebrauch gekommen waren, neben groben Fehlern in der Anwendung anderer
Formen, die sonst nicht nnr im Xffl, sondern noch im XIV. Jahrh. in echten
Denkmälern richtig gebraucht werden — ein solches disharmonisches Neben-
und Durcheinander kann dem Philologen nie und nimmermehr als eine »dia-
lektische Eigentümlichkeit« gelten : er darf sich mit einem so wohlfeüen
Auskunftsmittel nicht zufriedenstellen. So kann nur jemand geschrieben
haben, bei dem das lebendige Gefühl für die von ihm behandelte Sprache
schon längst abhanden gekommen oder überhaupt nie vorhanden gewesen
war, jemand der auf ganz besondere Weise aus Büchern verschiedener Jahr-
hunderte durch künstliche Zusammenstellung oder Nachahmung sich seine
eigene Sprache geschaffen hat I So und nicht anders muss das Urtheil des
slavisohen Sprachforschers betreffs der K. H. und der Gr. H. lauten.
Ich würdige vollkommen die Gründe, die Prof. Gebauer es rathsam er-
scheinen Hessen, in dem vorerwähnten Aufsatz die heiklige Frage Uber die
Echtheit oder Unechtheit der K. H. mit grosster Buhe und Objectivität nur
leise su berühren. Vielleicht wider sein Erwarten zog der Aufsatz dennoch die
Aufmerksamkeit auf sich. Der Herausgeber des böhmischen •Athenaeums*,
Prof. T. G. Masaryk , brachte ihn in seinem kritisch-literarischen Organ zur
Sprache; offen su den Zweiflern betreffs der K. H. sich bekennend, bat er
seinen Collegen in einem offenen Sendschreiben um näheres Eingehen auf
die Frage über die Echtheit oder Unechtheit der K. H. Das Sendschreiben
ging von einer wichtigen Voraussetzung aus, die sich leider später als trüge-
risch herausstellte: Prof. Masaryk glaubte, dass jetzt schon auch in der
böhmischen Literatur eine ruhige Discussion dieser Frage möglich sei.
Wenn er sich darin gründlich getäuscht hat, so gereicht diese Enttäuschung
nicht ihm cur Unehre. Er war eben in derselben, Illusion befangen, wie der
bekannte französische Literaturhistoriker und Kritiker Gaston Paris, der be-
reits vor sieben Jahren folgende hübsche und beherzigenswerte Worte aus-
gesprochen hatte, die leider selbst in sieben Jahren nicht vermochten in Prag
. feste Wurzel su fassen : Nous sommes heureux de voir des critiques slaves,
et notamment tcheques, porter dans l'etude de oes questions obscures et sur-
tout obscurcies une main si hardie et si ferme. Ze» tempt tont bim changj* ä
ravantage des icrivaint de la Bohime ... Aujourd'hui la bonne foi et la seien 06
brillent egalement dans les ecrits serieux , qui paraissent en tcheque sur ces
matteres et la partie eclairee de la nation se prepare 6 videmment ä un sacri-
fice dont la sincerite lui fait plus d'honneur que ne lui en promettaient !es
fabrications naives d une generation aujourd'hui disparue (Revue critique
1879, I. 378).
In dem Sendschreiben Masaryk's billige ich nicht nur den ruhigen, eines
echten Gelehrten würdigen Ton , sondern vor allem auch die Hervorhebung
der sprachlichen Seite als des wichtigsten und entscheidenden Kriteriums in
dieser Streitfrage. Traf. Gebauer ging auf den Vorschlag seines Collegen eiu
und schrieb für dasselbe Athenaeum eine besondere Abhandlung »Potfeba
dalsich zkousek rukon'su Kralovedvorskeho a Zelenohorskeho« (als SA. er-
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Kleine Mittheilungen.
schienen in Prag 1886, gr. lex.-80, 17). Hier wird dem Wunsche Maaaryks
gemäss auf die sprachliche Seite näher eingegangen and aas der langen Reihe
von sprachlichen Fehlern der K. H. {and der Orflnberger Handschrift] eine
Blumenlese zusammengestellt, die bei weitem nicht vollständig ist, doch auch
in diesem Umfange schon hinreicht, um auf das Denkmal den Verdacht
schlimmster Art au werfen. Leider brachte sich Prof. Gebauer auch hier um
einen Theil seiner Erfolge durch die auf die Spitze getriebene Aengstlichkeit.
Wenn alles das, was er auf 8. 3—9 aufzählt, richtig ist — und so ist es, ja
vieles fehlt noch — , so möchte ich fragen, wozu die Beschönigung auf 8. 12,
als ob solche Abweichungen auf eine andere Weise, mit Umgehung des Ver-
dachtes der Unechtheit, erklärt werden konnten? wozu unerfüllbare Hoff-
nungen erwecken, als ob es jemandem (doch wohl nicht Hattala?!) gelingen
konnte, alle diese Abweichungen wissenschaftlich zu erklären? Ich bin also
über die Unschlüssigkeit Prof. Gebauers nicht entzückt, sie hat auch ihm
schlechte Früchte eingebracht, sie gab nur den bisherigen Vertheidigern der
Handschrift , guten Patrioten aber schlechten Philologen , den trügerischen
Math und such Vorwand zu unberechtigten Angriffen, wie wir es gleich sehen
werden. Statt also schonend mit Dingen umzugehen, die nur entschieden ver-
dammt werden müssen, hätte er das verzweifelte ■altböhmisch« der K. EL (von
dem anderen, übrigens inhaltlich viel gelungeneren Falsificat der Grttnberger
Handschrift gar nicht zu reden) in seiner wahren Gestalt zeigen , d. h. das
ganze Corpus delicti in verschiedene Gruppen ei nth eilen, die Fehler nach ver-
schiedenen Kategorien ordnen sollen. Von richtigen aber falsch angewendeten
Fällen ausgehend hätte man zuerst zeigen können, dass in die K. H.
tendenziös viele Archaismen hineingebracht worden sind (z. B. der alte Accus,
sing. « Nominativ, die nominalen Formen des Adjectivs, die Form ce u. s. w.),
•die zu anderen Spracherscheinungen ganz und gar nicht stimmen wollen..
Daran würden sich die schon halb und halb falschen , d. b. gegen die Laut-
gesetze der altböhmischen Sprache verstossenden , wenn auch hie und da
nachweisbaren, Formen anreihen, wie z. B. tase statt tiese u. a. Hier würden
auch die vielen Verkehrtheiten in der Anwendung der Imperfectformen statt
des Aorists, des Präsens bist statt des Aorists u. s. w. am Platze sein. Zu-
letzt kämen die groben Fehler schwersten Kalibers zur Sprache, wie z. B. das
classische pizno und naiplznei (L. S. plzna !) oder das allerliebste bohovom
und das nicht minder curiose pohovte u. s. w. u. s. w. (Ich wähle absichtlich
andere Beispiele als dio von Prof.* Gebauer c Hirten , um zu zeigen, dasa wir
um die groben Sprachfehler nicht verlegen Bind.) Dass bei einer solchen
Blumenlese die Syntax nicht leer ausgeht und sich würdig an die curiosen
Formen anschliesst, das hat schon früher Vasek und jetzt Gebauer gezeigt.
Aber auch die Wortbildung prunkt mit solchen plumpen Epitheta ornantia,
wie «dluhopusty«, -sehodluhy« ! Prof. Gebauer kann sich doch unmöglich ver-
hehlen, dass wo in eiaein verhältnissmassig nicht umfängreichen Texte Un-
gereimtheiten aller Kategorien (nach Lauten und Formen, nach Wort und
Satzbildung) recht zahlreich vertreten sind , die sprachliche Echtheit eines
solchen Denkmals durch keine Ausreden aufrecht erhalten werden kann.
Von dem Mangel an der inhaltlichen Realität der sogenannten epischen
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Gedichte will ich gar nicht reden, da ja schon andere darüber mit gehörigem
Nachdruck gesprochen haben; ich verweise auf die bekannten treffenden
Einwendungen Feifalik's und Gaston Paris' in der Revue Critique 1866, II.
318—319.
Die nach meinei Ueberzeugung viel zu bescheiden auftretenden Zweifel
Masaryk's und Gebauer s haben leider in den patriotischen Kreisen Böhmens
auch jetzt wieder einen wahren Sturm der Entrüstung entfesselt ! Man wollte
sich nicht gedulden und nicht so tolerant zeigen, um abzuwarten, bis die
Fachmänner in den Fachzeitschriften die Frage allseitig besprechen. Nein,
man beeilte sich , in den politischen Tagesblättern Brandartikel gegen die
beiden ehrenwerthen Gelehrten zu schreiben, worin diese zu »herostratischen
Gernegrossen« gestempelt und als »pygmäenhafte Epigonen« Safarik's, Pa-
lack) s, Jungmann' s u. a. beschimpft werden. Um das Publicum bis in die
weitesten Kreise gegen sie aufzuhetzen und sie in den Augen selbst des
Prager Proletariats lächerlich zu machen, gab man ein Schimpflied heraus,
unter dem Titel »Nova pisen o hroznem sfalsovini starren pamatek, objeve-
n6m skrze dvi hvezdy ceskych a vysokych skol Prasskych«. Jener oben ge-
kennzeichnete Gegner war schlau genug dazu, um die nicht beneidenswerthe
Lage Gebauer' s, dessen langjährige grammatische Forschungen seiner Selbst-
gefälligkeit natürlich recht ungelegen sind, zu seinem Vortheil auszubeuten
und sich als den Hüter des nationalen Kleinods auszuspielen. Dafür wird
ihm natürlich jetzt reichlich Weihrauch gestreut, er heisa t nicht nur -slovutny
jazykozpytec« und »nad jine bystry filolog*, sondern er gilt jetzt bei allen
lieben Patrioten als die einzige und letzte Hoffnung (Mosime vysloviti sve
politovani nad tim, ie cela tiha obrany rukopisnych nasich pamitek pone-
chana na bedrach temtf jedineho, ucence prof. M. H — sagt Dr. Julius
Gregr). Wir gönnen diesem Casar die wohlfeil erworbene Popularität, die er
augenblicklich geniesst, möge sie seiner Gesundheit zuträglich sein und die
Beendigung der so oft schon angekündigten und namentlich jetzt von allen
Patrioten sehnsuchtsvoll erwarteten Apologie beschleunigen. Wir andere
sind freilich wenig neugierig, denn — dass etwas Witz nnd noch mehr bissige
Ironie darin zu lesen sein wird, dieses Zeugniss können wir dem Opus schon
jetzt ausstellen, aber ebenso mit Zuversicht behaupten, dass es die Unge-
reimtheiten der sogenannten altböhmischen Sprache der K.H. nie und nimmer
wird retten können. Wer die Ausgabe erlebt, der wird es ja sehen ! Also
nur zu, man Öffne das trojanische Ross I
Unter den Entgegnungen, die nicht bloss schimpfen, sind bis zur Stunde
nur wenige bekannt Auf zwei von ihnen hat bereits Prof. Gebauer in Nr. 6
des Athenaeums geantwortet in dem Aufsatze : Poznamky k diskussi o ruko-
pise Kralovedvorskem a Zelenohorskem (S. 192-201). Die Bemerkungen
Prof. Kolousek's in der -Osveta« 1886, S. 286-288 leiden an zwei Fehlern:
erstens ziehen sie Hanka zu viel in die Debatte, zweitens haben sie einen
Historiker zum Verfasser, von dem man natürlich nicht verlangen kann, dass
er mit allen sprachlichen Feinheiten vertraut sei. In der That, die von Ko-
lousek vorgeschlagene Erklärung des einfach unmöglichen (in Grünb. H.)
-bratry^'a oba« kann gar nicht in Betracht kommen. Aus der Abwehr der
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342 Kleine Mittheilungen.
Einwendungen eines anderen Herrn Ost'adal ersieht man, wie such Prof. Ge-
bauer mit Recht bemerkt, dass die Vertrautheit mit der Laut- und Formen-
lehre der echten altböhmischen Sprache ein ernstes Studium des Gegenstandes
voraussetzt, was nicht so leicht su haben und jedenfalls weniger bequem ist,
als das pathetische Kritisiren oder Schimpfen. Eine andere, für das
Publicum berechnete Vertheidigung ist mir vor einigen Tagen
sie rührt von einem eminenten Patrioten und Publicisten her — Dr. Julius
Gregr — dessen Namen wir bisher in der Reihe der slavischen oder böhmi-
schen Philologen nicht die Ehre hatten zu begegnen. Aufrichtig gesagt, es
hat mich auch gar nicht gefreut, als ich auf dem kleinen 52 Seiten zahlenden
Büchlein »Na obranu rukopisü kralovedvorskeno a zelenohorskeho« den Zu-
satz »napsal Dr. Julius Gregr« las. Der in den politischen Kämpfen tu
Gunsten seines Volkes so sehr erprobte nnd erfahrene, auch von seinen Geg-
nern hoch geachtete Mann hätte die Autorität seines Namens für andere
Dinge aufsparen und das Gewicht seiner Stimme nicht bei der Lösung einer
solchen Frage in die Wagschale werfen sollen , wo man ihm von vornherein
die Competenx entschieden absprechen mnss. Die Frage aber die Echtheit
oder Uneohtheit der Königinhofer Handschrift gehört nicht vor das Forum
der PubliciBtik , sondern vor das Forum der philologischen Kritik. Bei dieser,
mit Erlaubniss su sagen, hat Dr. Julius Gregr nicht mitzusprechen. Er macht
es swar der gesammten Intelligenz des böhmischen Volkes zur Pflicht, jene
unschätzbar theueren Denkmäler in Schutz zu nehmen, allen jenen, die an
den Gedichten der Königinhofer und Grttnberger Handschrift zum National-
bewusstsein erwachten, allen jenen, in deren Brost das Heldengedicht von
Zaboj die Kraft des patriotischen Stolzes anfachte (S. 52) — das ist aUes
recht schön gesagt und klingt sehr patriotisch, doch ich möchte fragen, wer
verwehrt es denn den Böhmen, auch in der Zukunft von Generation zu Gene-
ration sich an den patriotischen Schilderungen der K. H. zu begeistern?!
Prof. Masaryk und Gebauer wollen ja die K. H. weder vernichten oder ver-
unstalten , noch auch ihre Existenz in Abrede stellen. Sie wird ja bleiben
wie sie es nun einmal ist, nicht um ein Jota besser oder schlechter, mag auch
das Resultat der philologischen Kritik die Zeit ihrer Abfassung um einige
Jahrhunderte verschieben. Also nur zu, leset und begeistert euch an vielen
effectvollen Stellen der K. H., wir wollen euch diese Lust gar nicht benehmen,
seid nur auch ihr uns gegenüber gerecht, die wir nichts weiter von euch ver-
langen, als die ungestörte Freiheit der wissenschaftlichen Forschung. Prof.
Gebauer und Masaryk beanspruchten nicht, dass man die Resultate ihrer For-
schung (oder vorläufigen Prüfung) an die grosse Glocke hängen nnd durch
Zeitungsartikel popularisiren sollte ; sie hatten aber anch das volle Recht,
bei den Vertretern der böhm. Pubüoistik soviel Taet vorauszusetzen, dass
diese ihnen bei ihrer weder muthwillig
durchzuführenden Aufgabe nicht hindernd in den Weg
haben sie sich darin arg getäuscht!
Was besagt die Schrift Dr. Gregr's ? Zur Lösung der Frage trägt sie na-
türlich so gut wie gar nichts bei, als guter Dialectiker verstand der Verfasser
allerdings die oben auch von mir leise gerügte Bescheidenheit Prof. Gebauer' s
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Kleine Mittheilunren
343
alß ein Merkmal seiner schwachen, nicht stichhaltigen Argumentation darzu-
stellen und ihn in angebliche Widersprüche mit den Grundsätzen Masaryk's
an verwickeln. Für die Leute, die von der Philologie wenig verstehen, mag
dieser dialektische Erfolg von Werth sein ; uns andere wird er nicht irre
führen, wir wollen Dr. Gregr sammt seiner Broschüre ruhig zu jenen Millionen
patriotisch gesinnter (Jochen zählen, die, wenn es zur allgemeinen Abstimmung
käme, gewiss zu Gunsten der K. H. ihre Stimmen erheben würden ! Persön-
lich gereicht ihnen das sogar zur Ehre, insofern sie dadurch ihre Liebe zum
Vaterlande und allen seinen geistigen Schätzen kundgeben, — die kritische
Frage selbst wird dadurch freilich nicht im geringsten gefördert.
Einiges verdient aus diesem Plaidoyer dennoch herausgehoben zu wer-
den : 1) Betrefft der K. H. and Gr. H. beruft sich Dr. Gregr auf das Zeugniss
Dr. Celakovskys , nach welchem vor den J. 1817 und 1818 niemand solche
juridische Kenntnisse besessen hätte, wie sie in diesen Denkmälern zum Vor-
schein treten und niemand die ganze Reihe der juridischen Ausdrücke , die
in ihnen vorkommen , gekannt hätte. Man zeige uns diese angeblichen Vor-
züge und wir werden die Antwort nicht schuldig bleiben. 2) Betreffs der pa-
läographischen Seite der K. H. citirt Dr. Gregr die Worte Prof. J. Emiers :
er (Dr. Emier) habe an dem Alter der K. H. nie gezweifelt. Das Pergament
eei alt, mittelalterlich, die äussere Zubereitung desselben zeige nichts in dieser
Beziehung abweichendes von der üblichen Behandlung des XIII. und XIV.
Jahrh. , die Schriftzüge trügen den Charakter des XIV. Jahrh. und seien von
solcher Sicherheit und Gleichartigkeit, dass an eine Nachbildung nicht gut zu
denken sei. Darauf kann man den bekannten Satz anwenden : der Paläograph
ist zwar im Stande , mit voller Bestimmtheit von der Impostur zu reden , er
vermag aber nicht mit gleioher Sicherheit zu behaupten, das Manuscript sei
echt. Wir achten die üeberzeugung Emler's, bedauern aber, dass unsere aus
der Sprache geschöpften Argumente uns zwingen, betreffs der Provenienz und
des Alters der K. H. ganz anderer Ansicht zu sein. 3) Auch Dr. Gregr be-
fasst sich viel mit Hanka und stellt, um nur die Echtheit der K. H. und der
Gr. H. zu retten, betreffs der Auffindung dieser alten Schätze eine ganze
Theorie auf, die kurz so lautet ; Die K. H. und Gr. H. seien schon lange vor
dem J. 1817 bekannt gewesen, die pia fraus Hanka's habe darin bestanden,
dass er (oder Jemand anders) diese Fragmente aus einer öffentlichen oder
privaten Bibliothek entwendet und sie längere Zeit in dem engen Kreise der
böhm. Literaten und vertrauten Freunde auf bewahrt hat. Während dieser
Zeit habe er (Hanka) diese alten Schätze studirt und, beeinflusst von ihnen,
seine anderweitigen Falsificate gemacht und auch die Herausgabe der Staro-
bylä akladani begonnen. Und Königinhof? Dr. Gregr will dem berühmt ge-
wordenen Städtchen nicht zu wehe thun, er tröstet es mit der Versicherung,
dass man wirklich aus seinem Thurm e die K. H. zuerst ans Licht gebracht
hat, nur weiss man freilich nicht, wer sie dorthin absichtlich, wohl nur kurze
Zeit vorher, versteckt hatte I Also Dr. Gregr giebt zu, dass die ganze so rüh-
rend geschilderte Entdeckungsscene eine vorausberechnete Komödie war, die
Hanka musterhaft gespielt hat ! Mit Recht macht er auch (S. 38) auf den
schwer wiegenden Umstand aufmerksam (der auch mir schon vor Jahren auf-
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344
Kleine Mittheilungen.
gefallen war) , daas Hanka bereits am nächsten Tage nach der angeblichen
ersten Entdeckung der K. H. so genau Uber dieselbe an Dobrovsky an refe-
riren wusste, wie man es eigentlich nur bei Jemandem voraussetzt, der den
Schatz längere Zeit bei sich gehabt und genau durchstudirt hat! Wir nehmen
von diesem Zugeständniss Dr. Gregr's gerne Notiz. Was aber seine Theorie
von der Entwendung der K. H. und der Gr. H. anbelangt, so halte ich sie gar
nicht für möglich. Man sieht nicht ein, warum Hanka, wenn er die K H. schon
vor Jahren gekannt hat , während dieser ganten Zeit mit anderen altböhm.
Texten so eifrig beschäftigt war, und nioht gleich diesen Hauptschats heraus-
gab? Der Eifer dagegen, mit welchem er in den Jahreu 1815—1817 die echten
altböhm. Texte las und abschrieb, wird erklärlich, wenn man annimmt, dass
dieses vorbereitende Studium fttr ihn und seine poetischen Freunde unbedingt
noth wendig war, um sich in die altböhm. Sprache, in das altböhm. Lexikon und
in die alten Schriftzüge hineinzulesen. In der Regel vergisst man dabei einen
wichtigen Factor in Betracht zu ziehen, der wesentlich das Aufkommen der
K. H. und Gr. H. verschuldet hat. Ich meine das im Jahre 1814 zu Wien
fertig gewordene erste Bändchen der serbischen Volkslieder, welches unter
den Anspielen Kopitar's erschienen war und von Niemandem mit solcher Begei-
sterung gepriesen wurde, als von diesem scharfsinnigen Slavisten, mit dem
gerade damals auch Hanka in Wien verkehrte. Ich glaube nicht fehl zu gehen,
wenn ich behaupte , dass dieser Umgang Hanka's mit Kopitar und die von
Kopitar ausgehende Verherrlichung der Volkspoesie in der patriotischen
Brust Hanka's den ersten Wunsch aufkommen Hess, etwas ähnliches auch für
sein Böhmen zu schaffen ! Ich behaupte nicht, dass alles er allein wirklich
geschaffen hat, aber geistiger Urheber des Ganzen war jedenfalls er. Ob von
seiner Hand auch die Abschrift auf Pergament herrührt, das mögen andere
prüfen.
Ich kann es zu Ehren der Wissenschaft, die doch hoffentlich den Böhmen
unserer Tage nicht leerer Klang ist, nur aufrichtig wünschen, dass man die
Männer, die sich durch wissenschaftliche Vorbereitung dazu berufen fühlen,
unbehelligt an dieser kritischen Frage weiter forschen lasse, man zeihe sie
nicht gleich des Mangels an Patriotismus, wenn sie in ihren Forschungen zu
Resultatengelangen, die mit der sogenannten öffentlichen Meinung im Wider-
spruch stehen. Man vertheidige die Röniginhofer Handschrift, wir haben
nicht nur nichts dagegen, Sondern wir wünschen es recht lebhaft, nur komme
man uns nicht mit patriotischen Gefühlen entgegen dort, wo wir kritisch-
philologische, literaturhistorische und archäologische Gründe erwarten.
PS. Während diese Zeilen im Satze waren, erschien in Nr. 7 des Athe-
naeums ein weiterer Beitrag zur Lösung der Frage über die Unechtheit der
K. H. und Gr. H. Es freut mich, constatiren zu dürfen, dass auch in diesen
neuesten Aufsätzen des Athenaeums mit wissenschaftlichem Ernst vorge-
gangen wird : sie machen einen wohlthuenden Eindruck im Vergleich zu dem
nach Popularität haschenden Vortrag über die erotischen Momente der
Prags Meli
V^agit.
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Ein weissrussischer Codex miscellaneus der Grtflich-
Eaczynski'ßchen Bibliothek in Posen. -
Der Codex, dessen Geschichte, Sprache und Inhalt im folgen-
den erörtert werden soll, heute mit Nr. 94 der Handschriftensamm-
Inng bezeichnet (vgl. Sosnowski und Kurtzmann, Katalog der
Raczynski'schen Bibliothek in Posen, I, S. CLXXXVH, Posen
1885), ist anf litauisch-russischem Boden von einem Privatmann
etwa nm 1580 in weiss- oder litauisch -russisch er Sprache geschrie-
ben. Er enthält: ans einem »serbischem Bache den Prosaroman
vom Tristan und Ancelot sowie den vom Bovo, die »Geschichte
vom Attila« ans dem Polnischen des Bazylik (1574) und eine Chro-
nik des GrossfUrstenthumB Litauen nnd Samogitien, welche unter
1548 unvermittelt abbricht ; von anderen Händen sind hinzugefügt
Urkunden und Familienaufzeichnungen in weissrussischer und pol-
nischer Sprache, welche vier Generationen umfassen. Der Codex
gehört zu den interessanteren Codd. miscc. Russlands : der »Tristane
ist meines Wissens nur in dieser Abschrift erhalten, der Text des
»Bovo« noch in der Form des XVI. Jahrh. überliefert, beide weisen
• reichliche Spuren serbo-kroati sch e r Vermittelung eines italienischen
Originales auf und belehren uns somit Uber den Weg, welchen
diese Romane vor ihrer Aufnahme in die russische Litteratur zurück-
gelegt haben: eine früher bekanntlich unbeantwortet gebliebene
Frage. Zudem ist uns ihre westrussische Aufzeichnung desto wich-
tiger, weil nämlich die Litteratur der späteren mittelalterlichen Ko-
mane und Erzählungen hauptsächlich in ostrussischen Texten, zu-
mal solchen des XVII. Jahrh., vorlag, während wir jetzt ersehen
können, dass auch der Boden Westrusslands noch im XVI. Jahrh.
für derartige Stoffe empfanglich war: es wird nun eine empfind-
liche Lücke der litterarischen Geschichte Westrusslands durch den
Posener Codex ausgefüllt werden können. Zugleich wird durch
Archiv für »Uviache Philologie. IX, 23
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346
A. Brückner,
denselben der äusseret erwünschte Beweis dafür geliefert, dass
Polonismen eines russischen Textes, mögen sie noch so zahlreich
sein, allein nicht hinreichen, um uns sofort eine polnische Vorlage
für den betreffenden Text annehmen zu lassen ; der »Tristan« und
»Bovo« sind reich an allerlei Polonismen, ohne doch je durch eine
polnische Vermittelung hindurchgegangen zu sein. Ausser diesen
literarhistorischen Aufschlüssen, die sich für uns an den Posener
Codex anknüpfen , bietet uns derselbe noch den Text des »Attila«
in einer ursprünglichen Fassung, sowie den Text einer litauischen
Chronik, welcher für den Historiker nicht unwesentlich sein dürfte.
Vor allem ist aber das Denkmal auch als Sprachdenkmal interes-
sant : sein weltlicher Inhalt, wie der Bildungsgang des unbekann-
ten Schreihers haben eine so vollständige Emancipation von allen
Fesseln der Kirchensprache herbeigeführt, wie wir sie im XVI.
Jahrh. in Kussland kaum wieder finden ; somit wird unsere Keont-
niss der weiss russischen Schriftsprache, bei der wir für diese Zeit
meist auf die ü eher Setzungen des Skorina, auf »litauische« Chro-
niken, Statute, Urkunden und ähnliche Denkmäler angewiesen
waren, wesentlich erweitert. Allerdings ist die Sprache unseres
Denkmals nicht einheitlich, aus der serbo-kroati sehen Vorlage sind
beibehalten oder herübergenommen Laute, Wörter und Phrasen
wie rpa,yi» raac* :uaro r.iaua, 6e.*en> JHTpa Mopnapt, 3a*aieH0 th
oyAb u. ä. ; ungleich bedeutender ist der Zusatz des Polnischen,
schon im »Tristan« und »Bovo« und der »Attila« ist durch die Vorlage
fast nur noch eine weissrussische Transscription polnischer Worte
und Formen geworden, wie wir sie in so manchem westrussischen
Texte aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrh. wiederfinden; in der
»Chronik« treten die Polonismen etwas mehr zurück. Trotzdem
bleibt der Grundzug der Sprache in Lauten, Formen und Worten
weissrussisch, vermittelnd förmlich zwischen Klein- und Gross-
russisch, und doch weder mit dem einen noch mit dem anderen zu-
sammenfallend : wäre dies überhaupt nöthig, so konnte man auf
Grund dieses Denkmals allein die Selbständigkeit des Weissrussi-
schen evident nachweisen.
Aber nicht nur litterarisches und sprachliches, das Denkmal
bietet auch culturgeschichtliches Interesse ; es legt ja Zeugniss ab
von den geistigen Bedürfnissen des weissrussischen Kleinadels im
XVI. Jahrh. , in einer Zeit, da das Schwanken zwischen dem abend-
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Ein weissrussischer Codex miscellaneus etc.
347
läcdischen, polnischen Einflüsse nnd dem rassischen sich bereits
entschied. Der Schreiber des Denkmals selbst stand noch unter
beiden, er fand noch Interesse an der alten anspruchslosen Erzäh-
lungsliteratur des siavischen Südens und schrieb für sich -derlei
Texte ab; aber eben derselbe setzte sorgfältig die polnische, einer
anderen litterarischen Richtung zugehörige Historie vom Attila in
seinen Dialect um, so sklavisch genau, dass er nicht nur z. B. ihre
langathmigen Reden unverkürzt wiedergab, sondern auch, wo er
auf ein Fremdwort stiess und dasselbe augenblicklich nicht zu
übersetzen wusste, er einen leeren Raum übrig liess, um bei Ge-
legenheit die Lücke auszufüllen. Nachdem er so einer primitiven
Belletristik und der rhetorischen Modeliteratur gehuldigt, legte er
noch sein Interesse an vaterländischer Geschichte dar, indem er
eine von den zahlreich cursirenden Versionen litauischer Chronik
mit derselben Gewissenhaftigkeit in seinen Sammelband eintrug.
Seine Arbeit blieb nun nicht etwa verschollen, sie fand im Gegen-
theil fast durch ein volles Jahrhundert fleissige Leser, wie es die
vielen russischen und polnischen Marginalien verschiedener Hände
und die Verstümmelung der ersten Blätter der Handschrift trotz
ihres frühen Einbandes erweisen. Freilich vertheilte sich dies In-
teresse ungleich, die Romane wurden fast vernachlässigt, weniger
der »Attila«, die meisten Leser fand nur die »Chronik« , was leicht
zu begreifen ist
Dieser so lehrreiche Codex ist nun der gelehrten Welt schon
seit sechzig Jahren angezeigt gewesen, Abschriften einzelner seiner
Theile befinden sich in Petersburg und Lemberg ; die »Chronik« ist
bereits einmal wissenschaftlich behandelt worden ; in Kurzem wer-
den auch die Romane und der Attila im Cöophhkb der 2. Abtheilung
der kais. russ. Akad. der Wissenschaften, durch die bewährte Hand
von A. BecexoBCKÜ herausgegeben werden: nichtsdestoweniger
ist der Codex als Ganzes, nach seiner Geschichte und Sprache bis-
her unerläutert geblieben, welche Lücke im folgenden ausgefüllt
werden soll.
I. Zum ersten Male wurde eine Abschrift dieses Codex, als in
der Bibliothek der ehemaligen Universität W Uno befindlich, in dem
Zbiör pamictniköw nowych do dziejöw wcwn$trznych Polski etc.
•des bekannten polnischen Dichters und Historikers J.U.Nicmce-
wicz I. (1822), p. 392 erwähnt, wie ich aus T. Narbutt, Pomniki
23»
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A. Brückner,
do dziejöw litewskich (Wilno 1846), p.80 Anm. ersehe. Ein Frag-
ment, über die Liebschaft nnd heimliche Ehe Sigismund Angnst's
and der Barbara Radziwilöwna, hat M yxan obt in seinem Coop-
hhk*l (Moskau 1836), p. 140 — 141, Nr. 87 mitgetheilt, ans einem
Original des Radziwtt'schen Archivs, wörtlich übereinstimmend mit
S. 289 f. unseres Codex, wie aus dem Abdrucke bei Narbutt
a. a. 0. S. 79 f. folgt; Narbutt nahm an, dass dieses Fragment
dem verlorenen Schlüsse der von ihm herausgegebenen litauischen
Chronik angehöre. Die ersten Daten über unseren Codex selbst
gab 0. EoAflHCKÜ: auf einer seiner Studienreisen, im Sommer
1842, hatte er Posen und die Raczynski'sche Bibliothek besucht
und las über seine hier unternommenen Forschungen einen Bericht
am 28. Nov. 1842 der kais. Gesellschaft für russ. Gesch. u.Alterth.
an der Universität Moskau, abgedruckt in den ^Temn derselben 1846
(1, 1 ff. 0 noHCKaxt mohx'b m> iio3h&hckoh nyÖJ. ohöj.). S. 7 ff. sprach
er über die darin enthaltene lit. Chronik, gab die Capitelüberschrif-
tcn derselben und theilte Proben mit, den Anfang (S. 225 des Codex)
sowie den Bericht über die Eroberung von Kiev und das Schicksal
von dessen Fürsten Stanislav (S. 242 ff.). S. 27 ff. gab er Proben
aus den Romanen des Codex, aus dem Tristan (S. 14 f. u. 127 des
Codex), Bovo (S. 129), Attila I. Cap. (S. 173) und Schlussabsatz
(S. 224), merkwürdiger Weise, ohne zu erwähnen, dass dies der-
selbe Codex wäre, aus dem er die lit. Chronik vorher erwähnt
hatte; der Abdruck ist nicht genau, die Angabe (S. 32) über den
»starken Einfluss der Kirchensprache von S. 3 ab« unrichtig. Schon
damals dachte EoahhckIh an Abschriften dieses so wie anderer
russischer oder Russland betreffender Texte der Raczynski'schen
Sammlung und hatte gleich 1842 in diesem Sinne äafarfk an
IIoroAHHT, als Sekretair der Moskauer Gesellschaft schreiben
lassen , doch wurde sein Vorschlag damals zufallig nicht ausge-
führt. 1 857 wurde für das Ossolineum in Lemberg der Text der
»Chronik« allein facsimilirt, das Facsimile (Nr. 2070 der Hdschr.
des Ossol.) noch besonders verglichen durch Wagilewicz und
Bielowski; auf Grund dieser Copie handelte dann über den In-
halt der Chronik und ihr Verhältniss zu anderen verwandten Quel-
len Prof. Iz. Szaraniewicz in den Abhandlungen und Sitzungs-
berichten der Krakauer Akademie der Wiss., philos.-histor. Klasse
XV.Band 1882, S. 351—413. In der ersten Hälfte des Jahres 1858
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Ein weisaruMiacher Codex miscellanous etc. 349
befand sich der Codex in Petersburg, in den Händen des Akade-
mikers E. Kunik, welcher wieder von der »Chronik« eine Copie
nehmen liess und die Abschrift verglich, für die geplante Gesammt-
ausgabe der litauischen Chroniken. 1884 wurde eine Copie der
Romane und des Attila im Auftrage der Akad. d. Wiss. zu Peters-
burg angefertigt, welche der Pablication des Prof. BecexoBCKiü
zu Grunde liegt. Prof. Jagic hatte mich auf den Codex wie auf
den Bericht des Boauhckih gelegentlich aufmerksam gemacht und
Ende 1885 bat ich um Ueberschickung des Codex aus Posen nach
Berlin. Da das Statut der Raczynski'schen Bibliothek ein Verleihen
von Handschriften und Büchern ausschliesst, musste der Biblio-
thekar, Herr vonSosnowski, eine besondere Genehmigung des
Curatoriums der Bibliothek hierzu einholen , welche bereitwilligst
zugestanden wurde. Es gereicht mir zu besonderer Genugthuung,
meinen Dank sowohl dem Curatorium wie dem so zuvorkommen-
den Herrn Bibliothekar auch öffentlich aussprechen zu können.
IL Der Codex ist auf Papier in fol. geschrieben; die einzelnen
Papierlagen, von späterer Hand beim Einbinden auf dem ersten
oder letzten Blatte am unteren Rande mit arabischen Ziffern signirt,
sind von verschiedener Stärke , und zwar zählt die erste Lage 4
Bogen , die folgende (auf ihrem ersten Blatte mit 2 und auf ihrem
letzten mit 3 bezeichnet) 6 Bogen, die nächste (ebenso mit 4 und 5
bezeichnet) 4 Bogen, die als 6 bezeichnete 6 Bogen, die siebente
4 Bogen, die achte 6, die neunte 4!/2, die zehnte 5, die eilfte 3 Vi,
die zwölfte 6, die dreizehnte 6, die vierzehnte 6V2, die fünfzehnte
4, die sechzehnte 6, die siebzehnte, die letzte des ursprünglichen
Codex, nur soviel, wie der Schreiber zur Vollendung seines Pensum
zu benöthigen glaubte, 2 oder 2 \ 2 Bogen, ein 2 \, 2 findet sich nämlich
angemerkt auf dem Vorderblatte der später hinzugefügten 18. (und
19.) Lage; heute zählt sie nur 3 Blätter, das übrige, unbeschrie-
bene, ist längst ausgerissen ; das Papier der beiden letzten Lagen,
der 18. und 19., zeigt andere Wasserzeichen als das der früheren
und ist sehr morsch. Eine Hand des XIX. Jahrh. hat die Seiten-
zahlen bezeichnet, nach denen im folgenden crtirt wird.
Der Codex, welcher 344 Seiten zählt, ist vortrefflich erhalten,
bis auf die beiden ersten Blätter, deren rechte Hälfte stark beschä-
digt ist; ausserdem sind noch im XVII. Jahrh. nach S. 291 ein
oder zwei unbeschriebene Blätter herausgeschnitten und Blatt 331
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350
A. Brückner,
grossentbeils ausgeschnitten worden. Er war einige Decennien lang
ungebunden , daher bei dem Wandern von Hand zu Hand die Be-
schädigung und Bräune der ersten und letzten Blätter ; aber schon
im zweiten Viertel des XVII. Jahrh» ist er durch einen festen Ein- .
band in braunes Leder vor weiterer Unbill gesichert worden. Der
Inhalt desselben ist folgendermaasen vertheilt S. 1 — 127 »Tristan «,
S. 128 als Rückseite des Blattes leer; S. 129—171 »Boro«, Röck-
seite leer; S. 173—224 »Attila«; S. 225—291 »Chronik«, Rückseite
leer : hier hörte auf der Schreiber A: alles was folgt, ist von jünge-
ren Händen. So sind zwischen 1635 — 1656 eingetragen worden
zwei Urkunden in russischer Schrift und Sprache: S. 293 ff giebt
die Bestätigung, welche Wiadyslaw IV. 8. März 1635 in Warschau
ausfolgen Hess »ckhhti KaHnejapuH munoe ooimoe Bejoncoro khk3.
jht. eKCTpaKTeirb peecTp-B wnpaBU Aßopy aaxöo a&hhh'b ko-
pojM ero mhjocth KH3HMcpa npOÄKa Hainoro KnHaeM*, nanoMi,
ABOpaHOM'B H 3 e M M H 0 M 1) AaBSHUXI, «KOTOpOMT, po3ÄaßairMO B
TpoTexi» (lies rpomexT. , Tairaao Kony ckjooiobi nrro AasaHO AaBaiTBe
nOÄ'B OUTHOCTB 6 IX) KOp. Ml TU BJKC6XB BnCTptKOBC, T&ICB CVTL Ü'nH-
caiiLie, KOMy Aauaiio btuotoxi (!) , jooh. ABaanaT leTBepTua jem»:
Mhtkv BaOHHCKOMy mecra Kont rpoineE 3MtiTa jynicoro« etc. etc.
(folgen die Namen der betreffenden und wie viel und worauf jedem
angewiesen ist; wie aus der Schlussbemerkung erhellt, trug das
Original das grosse lit. Siegel und die Unterschrift des Kanzlere
A. St. Radziwii in russischer Schrift) . S. 301—328 folgt die zweite
Urkunde, die Einschätzung zur Landwehr des lit. Großsftlrsten-
thums, wie sie 1528 von König und Rath auf dem Landtag zu Wilno
festgesetzt worden war; S. 328 fügte dieselbe Hand aber in polni-
scher Sprache eine Erwähnung der Union von 1569 hinzu, ausser-
dem gab sie S. 333—335 »Urodzenie Panow Tryznow«, die Ver-
zweigung des Geschlechtes des. alten Tryzna und seiner drei Söhne,
Wasil, Jesif und Zacharia.
Die übrigen Aufzeichnungen betreffen die Familie Uniechowski
und sind, abgesehen von der Geschichte des Codex, culturhistorisch
nicht ohne Interesse , es läset sich an ihnen die Polonisirung einer
litauisch-russischen Adelsfamilie förmlich verfolgen. Solche Auf-
zeichnungen wurden in der Regel nicht nach jedem einzelnen Fa-
milienereigniss besonders gemacht, sondern es erfolgte eine Zu-
sammenstellung und Eintragung vieler Notizen auf einmal, die
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Ein weisaruBßischer Codex miscellanens etc.
351
vordem auf Raptularien oder sonstwo verstreut waren, bei einem
besonders wichtigen Anlass, es stellte z. B. beim Tode des Vaters
sein Sohn alle Angaben über Ehe und Kinder des Vaters zusammen,
oder der Mann beim Tode seiner Frau.
Die erste Eintragung geschah nun im Laufe des Jahres 1594
von der Hand des Hrehor Uniechovskij auf S. 340 — 344 ; er be-
nutzte zu derselben die letzten Seiten des Codex, er dachte viel-
leicht an Fortfuhrung der S. 291 unterbrochenen Materie oder an
irgend einen anderen Einschub. Kurz vorher war nämlich sein
Vater gestorben : (S. 343) Ilair* urreirB moh nain IIaB3jrB BIkobo-
bhyb J» HexoBCKHH ä&ELi&THXL aojtb cMcpTii poKy Mua AeicaÖpa
ABaAman» inocToro aha bhoa&ik) nepejoAHeirB etc. (16. 12. 1593 in
einem Alter von fast 79 Jahren), daher die ganze Eintragung, welche
S. 341 beginnt mit den Worten »PoKy a*MH Mecena rennapa «i aiia
(15*. 1548) wx3HarBce nanx arreiri moh bbtotb *iacB emt 6u.m wtt,
spox8H&H ero j4tb xt (33) a naHH Ma-ryxHe mooh 6hUo wn, nop%
X9HBH jtTL 81 (16) 6ui& nana 3axapH TpW3HLI HM6H61TL KaTa- '
puna (daher Einschaltung der Genealogie der Tryznas im XVII.
Jahrh.j. PomaHie jeTeS hx-b. PoKy a+Me Mcna reiraapai aha (8. 1.
1549) BOBTopoin» nepeAOAHeiTL poAHJCA m rparopun und nun folgen
nach Jahren die Geburts-, eventuell auch Todesdaten der zahl-
reichen Kinder dieser Ehe S. 341 — 343, der Tod der Mutter («caiia«)
bei einer Zwillingsgeburt 1571, der Tod des Vaters 1593; S. 344
fügt Hrehorij Angaben Uber sich selbst hinzu, wiederholt das Datum
seiner Geburt und fahrt fort: »a waamuairLce poicy ä»öä . . naneio
3o**eK> MHxaiOBHoro &iATOBCKoro KOTopan 6ma 3anaH0irB KapnoM*
Thuikobhwomt) poKi, wahttb. Später, um 1600, hat Hrehorij einige
Nach träge Uber die unterdess eingetretenen Todesfälle, z. B. seines
aTBOHCKa HaiHBaHKOBoro erschlagenen Oheims, oder Heiraten unter
die früheren Notizen eingerückt. Nach dem Tode Hrehorij 's (1606)
ging der Codex in den Besitz des ältesten Sohnes, Jan, über: dieser
selbst wahrscheinlich trug nun S. 344 den Tod des Vaters ein, die
letzte Eintragung im Codex in russ. Schrift und Sprache: 3bojih
h np33paHM nana Bora BceMorymoro nan-L wTeir* AoöpoAen moh nan'B
TparopuH üaBJiOBHTB ^HexoBCKHH aaiijaTHjT, Aom CMepTH pony axp
MUa anpajA a aha (1. 4. '1606) xhjt> Ha tovb CBOTe MraapHUMt totk-
poxdHM CBoero aers H3 (57) HueAejfc kcmi. Darunter folgt nun in
polnischer Schrift und Sprache die Angabe über die Ermordung
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352
A Bruckner,
»meineg leiblichen Bruders Herrn Jan Hrehorowicz Uniechowski«
in Nowogrödek 30. 6. 1615 im 43. Jahre seines Lebens; sein Mör-
der Jan Olszewski wurde den 10. 7. hingerichtet. Der die Notiz
eingetragen hat, giebt S. 337 — 339 über sich Bericht bei Gelegen-
heit seiner zweiten Verheiratung 1623, es war dies Pawel (Hreho-
rowicz) Uniechowski, geb. 1584, gest. 1651, ein Mann, wie es
scheint, von unverwüstlicher Lebenskraft, er hatte 1647 zum dritten
Male geheirathet, 1649 erkrankte plötzlich seine Frau, als er nun
aus geritten war, um Hülfe zu holen, fiel er mit dem Pferde, brach
Hals und Kippen, wurde wieder gesund und heirathete 1 650 zum
vierten Male. Von der Hand dieses Pawel stammen zahlreiche
Marginalien in polnischer Sprache der ».Chronik« , namentlich zu
Anfang und gegen Ende beigeschrieben; er war es wohl, der nach
1630 den Codex hat einbinden lassen. Nach seinem Tode ging die
Handschrift auf seinen 1612 geborenen Sohn Hieron im über, einen
fleissigen Leser unseres Codex, der z. B. dem Tristan mehrere,
auch naive Marginalien in polnischer Schrift und Sprache beige-
schrieben hat, der S. 301, bei der Urk. von 1528 »temu 128«, also
im J. 1656, notirte; Aufzeichnungen Uber seine Ehe, Geburt seiner
Kinder etc. befinden sich S. 328—332, die er nach dem Tode seines
Vaters eingetragen hat, die letzte Aufzeichnung betrifft die Ver-
heiratung einer seiner Tochter 1672.
So können wir den Codex durch 80 Jahre im Besitze einer
Familie verfolgen. Diese Familie, dem russischen Kleinadel der
Wojewodschaft Nowogrödek angehörig, wohnte um Stwoiowicze,
SJonim, Nowogrödek auf eigenen und auf gepachteten Gütern ; sie
wird von Paprocki in seinem Herby (1584) , der die »Dryznowiet
kennt, wie von Okolski in seinem Orbis polonus (1640 ff.) nicht
genannt, wohl aber von Niesiecki, dessen Angaben mit den Auf-
zeichnungen im Codex vollkommen übereinstimmen, aus Niesiecki
unter »Uniechowski, herbu Ostoja« füge ich hinzu : »Hrehory, poborca
w Nowogrodzkiem 1589, tenie podpisal tranzakeya. Bedzinskq« und
»Hieronim z Sapiens hetmanem po usarsku sfolyl , w expedycyi
Szejnowskiej postrzelony, w r. 1674 wojskim by* Nowogrodzkim«.
Für die weiteren Schicksale des Codex ist wohl massgebend
die äusserst undeutliche Einkritzelung aus dem XVIH. Jahrh. am
unteren Rande von S. 5 »No. 24 z biblioteki pana X . . . Rt; zwar
vermag ich das mittlere Zeichen nicht sicher zu lesen, aber X und
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Ein weissrusftischer Codex miscellaneua etc. 353
R weisen darauf hin, dass die Handschrift im XVIU. Jahrh. sich
im Besitze der Radziwiiy befand. Die Raczynski'sche Bibliothek
hat nnn eine grössere Anzahl Radziviliana; Graf Eduard Ra-
czyriski, ihr Stifter, bat dieselbe grossentheils von dem oben be-
reits erwähnten J. U. Niemcewicz 1835 erstanden (Katalog, etc.
I, S. 27 f.): vielleicht gehörte auch diese Hds. dazu, obwohl sie
freilich im Katalog a. a. 0. weder mit dem Vermerk »Zbiör reko-
pism J. U. Niemcewicza« noch »Aus der Fürstlich Radziwtt'schen
Bibliothek zuNie&wiez« bezeichnet ist; vielleicht sind die mittleren
Zeichen jener Eintragung als K zu lesen und darunter Karol Sta-
nislaw R. zu verstehen, der 1711 verstorbene litauische Kanzler,
dessen eigenhändige Excerpte die Raczynski'sche Bibliothek unter
den Handschr. Nr. 95 (Katalog I, S. CLXXXVH ff.) besitzt, oder,
wahrscheinlicher, Karol R., »König von Litauen«, gestorben 1790.
Durch Nachforschungen in Posen oder in der Arsenalbibliothek in
Petersburg, wohin die Nieswiezer Sammlung verschlagen worden
ist , liesse sich neben allem diesen auch noch feststellen , wessen
Hand folgende Aufschriften gehören: eine jüngere hat auf dem
Rücken des Einbandes angemerkt »od 1584 do 1651 Nr. 44a, eine
ältere (Niemcewicz?) auf der Vorderseite des oberen Einband-
deckels »Uiomek Dzieiöw dawnych po Rusku 0 Krölu Marku
Kornwo 0 Hrabi Gwidonie — 0 Attyli Krolu Wejgierskim tudziez
Zycia dawnych Xia&|t Litewskich« , wozu von einer anderen Hand
»Publicznycht hinzugefügt ist. Die wunderliche Bezeichnung »od
1584 do 1651« bezieht sich auf S.331 des Codex, wo diese Lebens-
dauer des Pawel Uniechowski (1584—1651) leicht lesbar ange-
geben ist.
UI. Wir kehren nunmehr zum Haupttheil unseres Codex (S. 1
bis 291) und seinem uns sonst unbekannten Schreiber A zurück.
A ist einige Male von einem B in seiner Arbeit abgelöst worden,
welcher zum ersten Male S. 17, Z. 12 v. o. einsetzte und die Seite
zu Ende schrieb; ebenso S. 96, Z. 1 — 6 v.o., S. 97, Z. 8 media —
29 media, S. 98, Z. 18 v. o. zu Ende und S. 99, Z. 1—25, endlich
S. 199, Z. 1— 972: B brach immer so rasch ab, vielleicht weil er
gegenüber dem sehr gedrängt schreibenden A unverhältnissmässig
breit schrieb. Die Schrift ist die Cursive, nur Aufschriften sowie
ein Citat aus dem Psalter S. 255 sind im YcTaB-B; sie läuft in einer
Columne, welche durch den leichten Eindruck von vier Linien her-
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354
A. Brückner,
gestellt ist und die Form eines länglichen Rechteckes bildet ; am
Anfang so wie zwischen S. 59—78 verengt sich die Columne gegen
ihr Ende zu nicht unbedeutend; am gedrängtesten dagegen wird
die Schrift in dem Texte von Attila, zumal auf den letzten Blättern
desselben. Die Zahl der Zeilen schwankt zwischen 32 und 39;
Ränder von mehreren Fingern Breite bleiben frei; innerhalb der
Zeilen finden sich vielfach Abstände wie auch Freilassen eines
Theiles der .Zeile, zumal nach grösseren Interpunctionen. Die Zeit
der Abschrift ist theilweise bestimmbar durch das Jahr 1574, in
welchem der Attila des Bazyiik erschienen ist, sowie durch 1594,
in welchem Hrehorij Uniechovskij seine Eintragungen begonnen
hat, dessen Hand ich fast für identisch mit der des B halten möchte,
ohne doch diese Vermuthung bis zur Gewissheit erheben zu können.
Die Abschrift ist eine sehr sorgfältige, fast fehlerfreie, an einzelnen
Stellen, namentlich im Tristan, sind einige Zusätze und Berichti-
gungen von einer fremden Hand eingetragen, welche den Eindruck
machen können, als wären sie noch nach der Originalvorlage des
A bewirkt; die Fehler des A sind meist ganz unwesentliche Ver-
schreibungen , so berichtigt er selbst noch S. 94 coaihuitb zu 3i>
u hlimtj, schreibt 109 3ocTarB nauHe für 3acT8un>, bö^bhxl ero BrpaAT»
cboh 3pajHe 118 für BBaÖHJTB, ocjh u snpomy cecrpe MO€e 105 für
cecTpu, uJAHoro iacy für araoro qacy 225, Ha rojOBO 234, ämjhiuo
zu ÄxriHmo verbessert 234, nepexuru für nepemexuai 236 etc.,
wiederholt ein Paar Mal Silben oder Wörter, bei Eigennamen, bei
der Uebertragung von der einen Seite auf die andere, so a Haut am
Schlüsse von S. 104 und am Anfang von S. 105 etc.: trotz dieser
leicht vermehrbaren Ausstellungen müssen wir A als verständigen
und sorgsamen Schreiber anerkennen, nur im Attila, wo er nicht
bloss abschrieb, sondern zugleich übersetzte, mehren sich etwas die
Fehler, worüber s. u. Während nun der Schluss des Tristan, Bovo
und Attila durch 3 Punkte und eine kleine Verzierung kenntlich
gemacht ist, ist der Schluss der »Chronik« nicht einmal mit einem
Punkte bezeichnet : offenbar gedachte A sie noch fortzusetzen.
Die Anfangsbuchstaben, mehrfach auch die Eigennamen, wer-
den einfach gross geschrieben; besondere Verzierungen erhalten
nur die Buchstaben des Titels und Einganges eines neuen Stückes
oder, wie im Attila und der Chronik, eines neuen Capitels. Ab-
kürzungen kommen nicht vor, ausser dass ein oder mehrere Vocale
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Ein wdMnissischer Codex miscollanens etc. 355
in Wörtern wie nainoro, kiia31», muocti», rocnoAap'B, ^ojOBtiCB, mh-
jocepjM übergangen werden. Ein oder zwei Consonanten, welche
die Silbe schliessen, werden meist dem Vocale derselben unter
einem Halbkreis überschrieben, selten ganze Silben, zumal am
AU pi»I JU
Zeilenende z. B. ko, Aa etc. auch hckuh: dabei gilt als Regel, dass
beim Ueberschreiben der Consonanten die Halbvoeale nicht mit
ausgedrückt werden, es heisst also; Aar* aber Aa, bht63i> aber
bhtc; die Schreibung Aai kommt nicht vor, *a sehr selten, etwas
häufiger wird der weiche Halbvocal mit über die Zeile genommen,
xajoTund saao geschrieben ; die Gencti vcndunger -oro, -ero wer-
r r
den mehrfach o, e geschrieben; alle diese Eigenheiten habe ich bei
Ci taten aus typographischen Rücksichten übergangen, ich schreibe
daher KOTopux'B coöp&rt ujahht» bht63i> für das KOTopuxi. coöpara
II 3
wm bht6 der Handschrift. Im Wortinlaute wird das den Endcon-
sonanten der Silbe begleitende •* oft, selten das i» vernachlässigt,
H
also nebeneinander nairiiia, nana und naima geschrieben, BueprocBH
und BuepKBH, mit nepuron vgl. coAepManuai S. 180, nap-Lcoße 181,
MorBiaBinu 187 (ncmoj'Liajra 205, Moj^aja 161), HTepineBiuw 204,
Top-LroBUM 147, TBep-BAO 252, aojmx> 23, Öopx3Ao 24, 3eirLjno 155:
in allen diesen Fällen ist t blosse orthographische Zuthat, die auch
sonst Consonanten begleiten kann, wie in bojtmcb 200, ro-rtA"* 284,
buk>ckvk> 213, 00.1x11^03288, JTMuene 48, Ao<M,Tnitnoro 196, at»m-
Öojt» 154, ai>mkoiuj 243; vgl. noch unmittelbar auf einander fol-
gende Schreibungen wie CaÖajrwinrL 182 und CafojH 183, kvaoöuh),
CT M"k
qaio und qacTuo 213, puckhh und puMCKoro 219 etc.; auf S. 161
finden wir dreimal jibbu jbBOB'B, fünfmal jbu aBa u. s. w. ; ich um-
Ä CT H CT x
schreibe ein Tpyno h ueöe'neuo noHJUH mit TpyAHOCTi» h ne6e3ne*i-
HT U
HOCTb noAHAJH, Bose mit bohtjcht» etc.
Die Wörter sind von einander getrennt, bis auf Conjunctionen
und Präpositionen , die mit den folgenden Wörtern zasa mm en ge-
schrieben werden : xaAUOMy ne^aji kcoö* npucTyrnrni ; Hnoexajt
wTTyje KOCBeTOMy ceMHwny usexaji, hBOAHiTB ropoA'B aHamcn» Bro-
poAe etc. Trennungszeichen der Silben im Zeilenende fehlen : an
Interpunction8zeichen kommt das Komma und ein oder, zumal am
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356
A. Brückner,
Schlüsse ganzer Capitel, drei Punkte vor. Das Alphabet des Schrei-
bers kennt für eine Reihe von Buchstaben Doppelzeichen, an welche
mitunter lautliche Varietäten geknüpft sind, der Brauch entfernt
sich nicht von demjenigen, den wir in Hdschr. der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrb. kennen, und ist kurz folgender. Bloss graphisch
ist dieser Unterschied bei a e (»weiches« e) shjotvm; neben e
o y werden nämlich, wenn diese Vocale im Wort- oder Silbenanlaut
stehen, e w » gebraucht; sehr selten erscheint s auch im Wortaus-
laut. Die Doppelheit der Zeichen für a 3 jl t und ftlr das dem
Vocal ttberschriebene h, welches meist j, sehr selten i aus-
drückt , und das ich h umschreibe , habe ich sowohl wegen ihrer
Irrelevanz als wegen Mangels entsprechender Typen unberück-
sichtigt gelassen. Der Unterschied von a (= ej und m wird in
Folge der Anlehnung an alte Uebung mitunter festgehalten, wie
in ca, onATL, ma, aber daneben finden wir a (ich), koha (gen.
acc. sing ), KKaMopi, ajm etc.; das Zeichen 9 dient ausschliess-
lich dem »harten« e. Die Vocale werden mit Punkten über der
Zeile versehen , w und u mit zwei , die übrigen , ausser 0 und y ,
mit einem, natürlich nur dann, wenn sie keinen Gonsonanten über-
schrieben bekommen, aber auch sonst wird bei a und h der Punkt
oft weggelassen, w und 10 sind am constantesten damit versehen,
dann u ; bei Citaten habe ich diese Punkte fortgelassen. Das Zei-
chen 1 kommt, ausser als Zahlzeichen, nur in m vor. Unter den
Consonanten bezeichnet die Ligatur m immer Sc, St wird aus-
schliesslich uit geschrieben.
IV. Eingehender verdienen die lautlichen Eigenheiten des
Textes dargestellt zu werden. Unter den Vocalen ist besonders der
e-Laut vielseitig entwickelt. Die Sprache des Schreibers kennt ein
hartes und ein weiches e, letzteres aus slav. e und *. Das harte e,
a, kommt einmal in den aus dem Poln. entlehnten Worten und
Formen vor, also in Worten wie pwipp^, nocaibcTBO 130 u. ö.,
6333UHUH 132, nrrepu 176, saJuniTb 177, KOireTy 189, mxAX3imi<
189, OBejpmrrfea .194, 3,n3cii3pau;3H 202, u'xdhaoähc 287, esibn 288,
H3BH6 41, xa£3Hi 78, T3AU 198, Kpara 205, öpaTspcKOK) 209, m>-
KrnjILHCH 209, B3C0.IT> 21 3, B3C3AI0 222, T3X.T, 145, U'6l»ID£tT3JeB'L 201,
*0pT3J6B^ 210, rSTMaHt 178, HeCMepT3JbHUH 177, MHCT3pCTBa 96,
6jia33B7B 109 etc.; in Formen wie 3ü .. naiumsBTB 207, cspitfin, 223,
ipcapara 225, CTapu3Mi 143, 3t AnypaTain 21, inaosA 191, ne m*h
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Ein weiaaruMischer Codex miacellaneus etc. 357
mh 3a 3 A3 26, ecT3in> 200, «CTdcb 116, uKa3£u:»cb 196; die 3 in frem-
den Eigennamen (TswAopmcB etc.) übergehe ich. In einheimischen
Wörtern und Formen ersetzt 3 das e nach allen harten Consonanten,
d. i. nach den 6- und c-Lauten und nach r, also in xotcmo 98, ra-
jtaHUH 245, nepuoe npupoz3H< 181, zb 183, uemoxswh 190, Mece-
lph 26, Kop3Hi,e 149, BUKopsHem, 199, mnißTi» 199, npaiiiipi 186,
ÄwrrpaeBHYB 260, Tpanoio 1 88, wnpnu 194, cpaöpo 99, B*a*BTb 111,
KpameHae 147, noBtTpa (powietrze) u. a., doch ist die Schreibung
völlig inconsequent, das Uberliefertee überwiegt entschieden, es
wird daher regelmässig peur* etc. geschrieben, sogar KrpeKoin» 177,
nocejocTBo 149 n. ö.
Aber üSB e des Schreibers ist nicht nur = slav. e und b, son-
dern auch = slav. e, daher das fortwährende Schwanken, Ver-
wechseln von e und 4 im Texte. Man findet mehrfach unmittelbar
nach einander mct* und aim» geschrieben, Mtc-rne und iiecTue,
neben Mtceuu Meceubi, bcbjt> und Bcej-b 156 und 157, a*th und Ae-
Tea 160, nt.ib3o 282, creny 139, creirb 166, iiohpmt. 40, H6B6irL 143
u. ö., po3ce'iLi 141, 3-LibA 149, öeaui 40, oft BeHeirb BeHibiKt, pbTb
undpeTb, 3Beparb220, Bepe 130, CHejane 120, üxcmt, 152, CBeijKHX'b
203, flfiÄX 88 neben a**a 51, 86, BeA^xe 224 u.ö., npunoßecTb 220,
npeHacjeAOBaj'b 217, TecHHHbi 213, npucnerb 92 etc. Namentlich
in den Stammsilben der Verba auf -e und in den Suffixen des Dat.
Loc. Sing., Nom. Acc. Dual, wiederholt sich das e, (bt>) -rfcje 222,
uoöopone 213 etc., Aue, uöe 147 u. ö., bhjcho 223, ßH,Te.Tr, 155, Tep-
nexH 201 etc.; nach harten Lauten wird auch dieses e durch a zu-
weilen ersetzt: TeuBTe 125, na pens 260, lyua 244, sexus 185, Aoopa
188, »napynB 159, 167, *Bo6e pyua 147, sBOAiioMt »lexoBeuB 13, mie
mbjäohub 87, jracuB 18, no bcjibub ahm 242 u. ö.; sbohup 191, biio-
AOH3p3UbH) 199, A03p3Tb 213 etc.
Endlich wird ja, sei es nun = slav. ja oder zumal in unbe-
tonten Wurzel- und Stammsilben, zuje(e) umgelautet, daher gleich-
falls oft e geschrieben, so -e«iw für -niu im Part.präs., npuxoAemj
MOBQibi cne«DJ CToe«nj (nyxe^u nocera ibme^bi TpyÖequ e3Aeibi Aep-
seu HopoBequ xBajeibi 6oe*ibicA paA^ibi etc. ; neben ständigem ca
ce 131, 199, neben ma mo 150; cßeTbiH cBeTäA ; es wird regelmässig
THceq- und Tbicei- geschrieben, Birresb doch 3bhtaäohuh 180, m*-
cen>, AeceTb, AeßeTAecATb, n*He3b; naMeTaioqu, naMeTKa; wr.ie-
Hyj'bCA, rjeAHTe, npbirxeAHnn» etc. aber srxAHeurb 196, rxAAe*ibi 38;
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358
A. Brückner,
noMenyrH vcnoMesyjr& aber noMABeTb : b633bi»a, ssesaia aber ba3ba
146; neTCTBO Gefangenschaft, selten iiatctbo 258; neTBaxuaTi» 80
u. ö. ; MecBHKH 272; EpocjiaBa 268. 270: noecu, ao no«ca, nptinoe-
cajrB 149; no Tpu eäuu 166; rpaaLcminx 167, xexaio häufig; 3a-
npueerajn 143. BTerayjB 241, CTerajo^ryio noBCTors btc BewTeraxH
ca7 63UKOMT» 199, noKieKByjrB , Bapexafi CA neben pmua ca 92,
TpecnyjiHCA 100, TpeceBMM-B 189, Aeicaio ca nepexeKayBrnu ca 18S,
3aeTpoHoro 196 etc.; in Ausgängen wie Öepeiie 137, khau und
KBAse wechseln ; ebenso die Silbe mh und oh: Khmbc aber IlepeM-
cja&ieHe243, Beto* jene 258, OpAeBA^ene 59, KopsoBaiene 23, abo-
penMH 136 etc.; man beachte uitfewa tuxh KiiAxaoLH 229 neben
KBexenn 232. Wegen ihres Zusammentreffens im e-Laute würden
auch * und h (a) verwechselt: «bbaaxb 18, bbjaxb 284, «par* 205,
240, BacjAAyioqu 225, doch können diese Schreibungen auch an-
ders erklärt werden; in snpaMWB 122 ist das u = 4 gemeinrussisch.
Dagegen wird dieser so ausgedehnte Bereich des 'e- Lautes
nach einer anderen Seite wieder eingeschränkt, nämlich durch den
Umlaut desselben zu *o, welcher zwar, wie im Grossruss. im Gegen-
sätze zum Po In., auch *e = h und auslautendes e trifft, sowie durch
den folgenden Consonanten nicht eingeschränkt ist, doch deckt sich
der Umlaut in unserem Texte nicht völlig mit dem grossruss., er
trifft auch unbetontes *e wie im kleinruss. nach den c-Lauten : in
manchem Falle dürfte wohl auch ein Polonismus zu statuiren sein;
der Schreiber blieb sich übrigens nicht consequent, stellte umge-
lautete und unumgelautete Formen oft dicht neben einander ; end-
lich, da ihm ein Zeichen für io fehlte, konnte er den umgelauteten
Vocal nur dann eintragen, wenn derselbe durch einen vorhergehen-
den c-, c- oder r-Laut zu o geworden war. Daher finden wir die
zahlreichsten Beispiele des lo im Part. prät. pass. nach einem eis
s(\ r, siobuh BecTpuxoHu urttaexoBa noMujOBa pyinontiH sTBepxoRU
nopaxoB'L urcaxoHLiMH uto^ohli npuMymoua uecKoimoRu aobobiobo
Baponyio 36ypoflU8 npepewBux'B WTBopoBU cojkäoht. cnycTOBiofla
etc., aber daneben pynieBu 212, poxent 143, 155 neben poxom.
135, 144, 154, peqeBUM 230, wTBopeBH 131 etc., natürlich immer
nur Hü,n>x iumimm (p. natchniony), po3rpoBteBMH, 3moiuichmmt>, no-
xeneBuxT., sbobtacbm, cnpaBA6BUx*B, scraBjeBi, 3BaieBM, sthcbc-
hmh etc. ; in den part. prät. act. moAinu bioat,, 3Woriunj noxor*,
no^OBBiu, npoqoTuoi, npoqoAx, hingegen npuTeicuiu 140, stckt» 141.
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Ein weissruwischer Codex mi9cellaneus otc.
359
Ebenso regelmässig WAOBih-i, doch qejOBen? 13, MOjfeneimikiH 193
(<10AO), MOTI.ipOMt 91, WTUpOX'B 140, *IOTUpLICTa 141, MOTLIpMa 155.
doch leTBepr* u. a., xona äohm »tone 1 14, aaqoxH, nopHim, doch
^epHABoro 178, wohob-l, äoatuh; ughout, 174, immer nainoro Ha-
moMy ete., niraoro nouy (aber leityci. 31), heiomi 179; le = b: no-
cjyuioffB HeMOuoin» baa^obtb oesneqom, HaöOÄom», qocTOBaBuiBi 230,
woctob&h,b 126, nouocroBUTH 44 ; ;e im Auslaute: cepuo 92, iueqol40,
154, iroucTamuuo neben npMCTauHJue 106, 107, b»o 99, 120, tuxxo
107, Mtcrno 190, npo3BHnjo 199, rocnoato 5, Hämo 30; *e = a, >ko-
Aaio; Ausdehnung des -ok> im Instr., ctopoxoio 249, npauoio u. a.,
des -ob- in der Stammbildung, hoiob&jqi, cnpauoBanBi, uapoBHa 146
neben uapeBHa etc. Dagegen Bcean, in diesem, soepu = p. ubiory
etc. wie oben B.aA'BxneHBiH etc. wegen mangelnden io-Zeichens; da-
her auch poln. io durch e wiedergegeben wird, 6Bmna = Jowisza
180, Toj63u = Tolozy 197, ATBUBAeB'B = Atylöw 180 u. ö\; Be-
coxi 32 ist eiu Polonismus. Im Volllaute : qepOBa 188 (neben svpeBe
77), weissrussisch wie 6irpo3a u. a. Archiv V, 560, o aus *o nach
r, wie in qoTBipox-B s. o., dagegen Tpexi 252.
Allgemeinrussisch ist der Uebergang des e zu i in ahta 129,
ahtath 7, aber, wie imGrossruss., a*th etc., AeTHiia 43, a*tkh miult
öbiah 262, vgl. 3acTyniLia nerewb 131 ; dagegen finden wir e (*) in
ceAej-L 95, ceAHTB 96. I für e und * erscheint in cHBep-B 276 u. ö.,
in noBeATua 13, noBeAMB 18, uobcahah 47, 188, tuTnoBiAHAT, 220,
neben sTypMe finden wir sTypara 146, dem noAaTBme neben noAa-
tbihh 228 könnte poln. po lacinie zu Grunde liegen. Neben russ.
-eu im gen. pl. ist einigemale kirchenslav. -hü erhalten, ahhh 84,
100, 117, 223 neben AHea 19, 103, 129, aioahh 189, kohhh 218,
naHHH 74. Man merke endlich ooraTecTBa 85, öoraTecTB^ 183.
I als Vorschlag finden wir innerhalb derselben Grenzen wie im
Kleinruss., vgl. Ogonowski Studien 55, also bei der Präp. itb, doch
nur dann, wenn auch das abhängige Nomen mit k anlautet, hkb
KOA&tie 55, htcb KopoAio 18, 91, 95 u. ö. ; h vor 3-b (= cb mit) ib-b
roBopnapoin 18, HCKopoAeBOH) 95, H3co6oio 132 u. ö\, rocTpeABÖHm.3
(auf Schussweite) 57 ; HaA* habbom-b 220, HABOBirea 256, MBBOBirqa
270. H für u in Haue, ao inmeniHero aha 148 (p.ninie) ; es überwiegt
THceTB, TUC6TB ist selten, aber tmccih 147 ; der kleinruss. Wandel
des i zu y ist dem Schreiber fremd. Fttr »Drache« kommt vor 3m*h
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360
und 3T.3MHe.MT, 118; für »Schlange« w/wy 3neio und nom. plur. 3mhh
146, 3MHM 106.
Die ans dem Kleinruss. (Ogonowski 37) nnd Weissruss. be-
kannten Fälle wie KpiBaBuÄ u. a. wiederholen sich sämmtlich in
unserem Texte, natürlich mit h nach p, also ifkplib&bbth 39, ktjh-
bebo 177, KpuBaßa 193, KpUBaBMira 189, dagegen wKpBamLTB 112;
TpiiBaTH 118, TpuBaia 100, 177, 224, xo BUTpuBaHA 195, kj bw-
TpuBanbio 213 n. ö., dagegen TpiBaiocn» 192; xpuxun» 199, xpw-
s&?oh 203 ; cTpuBOXOHU 214; opLinyw (p. brnac) 217; s xpuÖTe
141, wo sich auch in anderen slav. Sprachen h neben h wiederholt,
dagegen fällt durch seine Vereinzelung im Slavischen das h von
crpuMA auf, r. CTpeMH, p. strzemie, ctpijma 128, 130, 140, 153,
BCTpuMeHH 95, 139 aber npu ctpsmöhh und BCTpaiceHH 96.
Zusammentreffende t, des Auslautes der Präp. und h im An-
laute des zagehörigen Wortes ergeben u, wie in den Übrigen slav.
Sprachen (p. zyskac, r. paawrpaTt pa3UCKan> etc., aslov. bmha etc.,
zahlreiche Belege und Erörterungen s. bei Miklosich I3 155, Jagic
Mariencodex 420 f., 426), also slihwhmh 224, buhutldtb 214, su-
MajH 8, BUi-pe 55, sbuhtto 36mxk) 6 und »BUHmyio 36mxh) 23, «bu3-
Itaci 254, 3um4ha 240, 83hhth 235, shüxihca 239, cmhth 87, po3ii-
huhca 287, wxMÄMe 191, BJAinnox-B 81, wxumxa 288, wouxoxi 289,
naAHiuo.iT, 84, B3MUIOJT, 139. Ueber u für h und h für li s. u.
Ueber die a- und o- Laute bleibt wenig zu bemerken. Das für
das Weissruss. characteristische aitante ist aus unserem Texte kaum
zu ersehen, welcher beide Laute streng sondert; AmraxorB und
Ahuojot-l, Maxrapux und MajroptA , ApjieB7BX3HCKHH für wpxeBTB-
A3HCKHH 19, 64, und einige andere Eigennamen beweisen nichts als
Fremdwörter, wie auch HapocKOBfcA 231, ropoTHHCKHH 86 neben ro-
paTaHCKHH 103, ÖoropoxHjnn, und öoropaxHHicB 144, 149, 150, eho-
xoxhhicb und Hiiaxo^HHKT, 143. 156 u. ö. ; naramnn, 118, HaraBimy
142 sind wohl verschrieben ; 6oxt»ahuok> 149 für da-, dickes Keulen-
ende ; der Wechsel von noxan> und naiairi beruht auf dem Ein-
flüsse von serb. noxaqa und poln.palac; rapa3ÄT» »gut« 31, 248 weist
auch im Kleinruss. a auf, neben ropa3x^ 279: Vorschlag eines o
begegnet in dem weissruss. obtopokx Dienstag, »bobtopok-b 281,
289, Ha wBTopoirB 287, 30BTopica 287. 0 = % tritt im Auslaute von
Präpos. bei doppelconsonantischem Anlaut des Nomen ein, wie im
Russ.etc., HaxoMHOio 1.42, TOTOBCHxt 38, po30xpar* 141, po3o6paricA
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Ein weisaruBBischor Codex mißcellaneus etc. 361
78, BOAHH H BHO'ILI 221, WAOnXHyrB 2 1 , BOCHC 134, C0TH6Tb 116,
noAOHMe 195, noip McTHCxaBiein» 269, B30iiua u.a. Ueber den Um-
laut von ja (a) zu jä (ä) s. ab.
Anlautendes y und die Präpos. y sowie das b der Präpos. m>
(und viarh) erleiden Veränderungen, durch welche sie ihren Bereich
gegenseitig zu vertauschen scheinen. Das y- wird nämlich, zumal
bei vorangehendem Vocal, zu b-; das b- (re), zumal bei folgender
Consonanz, wird zu y- vooalisirt, bei folgendem Vocal erhält es den
Vorschlag eines y- , ebenso wird das b- von boci» behandelt. Daher :
bviheth (d. i. yoimmi) 129 u. ö\, BHero 96, btoix) 102, ne-
BirterB 115, HeBMteirb 170, bxb&tbjtb und BCTynaA 118, Brop^cracrB
185 u. ö. (ungrisch), bo bhokok) 186 u. ö., BA*AaiH 201, noBTeKara
206 u. Ö\, Bi.cnoKOH.rH (p. uspokoili) 209, saßxo 150, BpoxeHaM 151
u. 0., B3H&XB 256, BMHCTpa 257, naBpo^umaxT, 286, nauMt 5, Haßno-
koh 14, bt.thh rjaBy 76, Bnp3HMe 60 (p. uprzejmie), HaBTOuacA 60,
BMOptlTH 116, BMOpeTH 61, IiaBÖOiKUILI6 49, H6BH6Ja CA (d. i. VHA.ia
39 etc. ; vgl. arraMaHti und Aann bhhx-b ÖHpajtH «BOTaManoBT, 260.
8XB3XH 81VT*B (d. i. BXB3AH BT, IJVT>) 129, SCTUBUILI H SUIJa 8KO-
Mopy 131 (BCTaBUiH, BKOMopy), Bexaxi» «rpanx (b-bc. b«b r.) 131, bcbotb
KynnoMT, 135, seran 137, »boulto BuiaTep* 99, «cTan» erhob sich
104, B3rOJOBH> 106, 83J0XBLTB 109 U. 0., S3BOAM 83B6JH 115,
121 (neben baaioh'b 122 u. ü. . sähe hbhou»i 175, 8HHMaHA 178 (für
sonstiges BBjaiaHbe BHHMaTH etc.), 83pocTy 178, s3B0J0icia 92, scxo-
tatb 94, «exogen, u. o\, 83MOBAH, 94 u. Ö\, sAarn (poln. wdac) 197,
3OTopamHee neben B^opanraero 197, BrxAHeur* hineinblicken 196,
jöHOBBTB 198, «Beel» (joo-ffB) 205 u. b\, BAyHaä 208, «Byrpex'B 208
u. Ö\, bchxt, aller 210 u. ö\, totb ucxoAy (neben sonstigem bt^xoat»)
213, snpoxHeBaHBK) aßnoKoio 218, sero bohdp 220, s3Bapuxa (poln.
wezwrzaia) 222, BBeHmvi (bt. b^hmqi) 140, booh vcTynHAi 141, bbo-
AHy KOMopy 143, BByrxe 146, sbohth xropoA'i» 149, »BornoxB 151,
BHyTpu 156, BBoene 245, «BopAOBe rne3Ae 245, 8bo0ca"i. 264, sce
(ganz) 274, bcioäm 160, bbobtopokt. 281, ublihvio 3eMAH) 6, srpoöe
60, BABop* 61 etc.
Zuweilen erhält sich btj-, b3, B03BejnnoHo hma tbo« 1 16, bt>3-
pymaTH 185, B03Men. 239, raeMinu 62, 237, 250, aber W3MH 124,
w3Men» 130, w3Me 187, 219; eine Verwechselung möchte ich an-
nehmen in vbohth = poln. vydz 184, sbobchxt, ajoach (bei allen L.)
219, 8bobchxi> uapoAOBT, 221. 3aBTpa 158 etc. ist allgemeinrussisch.
AtcWt ttx slayi.che Philologie. IX. 24
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A. Brückner,
Auf die kleinruss. and serb. Parallelen brauche ich kaum hinzu-
weisen. — Für y finden wir k», wie im modernen Weissruss-., regel-
massig in thiochuh, raiocHocTb etc., vereinzelter in c-nojeHoc 222,
43.
Neben den entschieden überwiegenden Volllautformen mit epe,
opo und ojo finden wir aus der südslawischen Vorlage herüberge-
nommene pe-, pa- und ja- Formen, ausserdem, häufiger namentlich
im Worte Kpon>, polnisches po und ao, sogar in Kpojsna für Kpanma
124, z. B. boaocu . . hko moto 129, no3JOuoH*B 139 und noManoff*
141, häufig rjaßa, noßpo3u 95, BopoTa rpasy 115, no3ÄpoBiurB 134
u. ö., noA'B ropoAOiTL 126 und noAT, rpaaosn. 127, npa für nepe häufig,
KMpeTH 142 u. s. w. Vgl. hoaoma 189, boaowth 166, Hecnojioxari
(ca) 39, über iepoBa s. o. Dagegen heisst es constant xpadpun
sammt Ableitungen, unter denen xpaopanipie (Voc.)} xparjpeinrae,
xpaöpuiiH^e 136 hervorzuheben wäre, der Wechsel von u und e in
dem fremden Worte, wie z. B. in capansHmro 139, 14t u. Ö. und
capauuHCKHH 171, M&xropfcH und MazraptiH 168 u. a.
•b und i» haben keine vocalische Geltung, ausser einmaligem
(aus der Vorlage erhaltenen) tbcta 250 neben toct», sie dienen
der Bezeichnung harter und weicher Consonanz.
Unter den Consonanten fallen zwei Laute durch ihren plum-
pen graphischen Ausdruck auf, g und dz. Das r unseres Textes ist,
wie im Kleinruss., immer nur h, also reTMain, = p. hetman, repfo
= poln. herb etc. ; wo nun der Schreiber in fremden Worten und
Eigennamen das poln., lat. und lit. g ausdrücken wollte, griff er zu
der uns auch sonst bekannten Combination kt, also KraHOKi (ganek)
139 u. ö., KTBaiTOBaTH (gwaftowac) 138 u. Ö*., uevh KriApanmaio
140, ktäu (gdy) 134, cpoicrocTb 189 u. ö., nnriKroBe 174, RrpeKorc
177, 3KrpyHTy 183, OAOKrocAaBeHMH 206, ipKrejiMieH 209, ktboah
210, KyKTAtpu 216, He*OAKryio*ru 204, KrpoTomb (grot) 164, Ab-
KryniTiJH'B, Oakthpa'b, Micreibio etc. Zc(j wird zu zdz, was mit
ausgedrückt wird, AoxA^ry 23, 270, in den zahlreich vorkommenden
Ableitungen von *3ahth, esuiaxue 46 u. ö\, irpHeayr^aioqoiry 200,
awonaii 235, HaexAMajH 209, 3T»63M^aio (zyezdzato) 182 etc.
lieber die einzelnen Consonanten ist wenig zu bemerken. Es
ist ein Polonismus, wenn tj, dj vereinzelt zu c, dz werden, aräemiiAH
91 u. ö., no3Aanpira 141, iio3Aono]n> 139, heu3li 191, SHa/ooHid 177,
202, naA3Hoe 201 (nedza etc.) u. a. neben echtruss. cTpyqoHUH
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Ein weissrussischer Codex miscellaneus etc. 363
(stra^cony) 193, wäyxoBUH etc.; kirchenslav. isi das sc aus tj. coe-
meHHHuu 259, co cBemaMH 259 aber cb*«j 86; d ist eingeschoben
nach poln.Mnster in 3*p**He, 3ipa^a 58 neben spanne, spajna 132,
3paxaTH 107; statt oop3uä heisst es ausschliesslich oopaxuH nnd
<Jop^3AMH, oop3*o etc., wie bei Skorina n. a., vgl. den lit.-russ. Fa-
miüennamen Borzdobohaty ; uo3ho 244 ; cor*.
Die Labiale werden mitunter nach dem Poln. unmittelbar er-
weicht, wir finden tp&*jate neben Tpa*iTH, roöxanATH 119 etc.,
die rnas. Form ist die regelmässige, gen. plur. aeicA 126 etc. Xb
wird in der Regel zn * vereinfacht, ♦axes-i 12, ay*axo€ 19, «axATi,
20, mjmh 55, 3a»aieHo 94 n. ö., no*axu 117, «axux 180 etc.,
+iuk) 15, 223, 8«arajr& 39, nownuii 82, freilich kommen daneben
xBaxa, xüaTHTh (nnd xbhthtb nach dem Poln. 92) immer wieder
vor. B fehlt in nepiima 245 n. ö., qepxeHUH 262.
K in ran) wird zn x, xto 115, hxxto 92, 134, vgl. nrro 115,
HtmTo 189; r wird zn 3 verwandelt, x.3 in na IIoxob'B3A33 (!) 246 ist
polnisch.
Die poln. Nasalvocale werden mit sh, oh wiedergegeben, wxsb-
xoatne 287, b6bobtqxk) 189, bobtoxbbuh 215, SBOBTxeBix, 3bohtjchu
211 neben sonstigem 3bvtxbtb; der Grnnd des a von Hax3a and
Ableitungen ist mir unklar.
3 statt Ts. treffen wir regelmässig in den Ableitungen von 3lpi-
(poln. 2VCZ-), 3UqUTB 44, B63U?HTb 204, U03UTL 115 u. Ö\, 3inun
122, 3uuxbo 195, 3uqxHBuiyio 224; 3 statt c in Basui, = p. wairi.
185, 188; c der Präpos. «zum vor folgendem bjopbuitl mu-
• TOMT> 116.
Wichtiger als alle diese Einzelnheiten ist die strenge Sonde-
rung der Härte und Weichheit der Göns. , als deren eventueller
Ausdruck die Halbvocale dienen. Hart sind nicht nur Laute wie
t, d, 1, n, s, z, denen erweichte t\ d\ 1, n, s, z parallel gehen, son-
dern auch alle diejenigen, die unmittelbare Erweichung nicht ken-
nen, daher gelten c, 2, s, c, r als durchaus harte Laute, d. h. es
tritt nach denselben stets x für b, a für h, y für io, m für h, häufig
9 füre, s. o., ein. Daher die Schreibungen bot*, noMOTLio 217,
ninra, moux, moh-bio 217, Hapyn und Basosi (Waffenstttcke) 110,
xaayrocTBe 131, Kpuxx 109, 122, ext (isz!) neexi» 134, DHyrpi»
167, roßopy 93, napa 168 etc. ; in den gekürzten Imperativformen
«BajrLTe 192, Btybre 212, Beßtp-L 248. Der Schreiber behält nur
14»
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A. Brückner,
selten das -He der Subst. neutr., wie in BHjeHHe 96, HirfcHH« 1 OS,
BecejHe 148, Ha noräTpbiio 206, Kpamemie 147, pocnyTHe 90 n. a.,
er braucht meist die Suffixgestalt -be, dessen b nach den genannten
Lauten als t erscheint, wpynciri 114. Ich will hier vor allem
Beispiele nach r nennen, Fremdwörter sind derselben Regel unter-
worfen, daher heisst der Held des Romans Tpunuurb, Puqapxo 129,
Riuus altus wird Pbi«scb aabTycb 213, Äanaiöpbiro 131, ebenso nun
bMopa, HaMopu, noMopy 135, roBopaTb 123 u. ö., KpaTb 94 u. <">..
jtKapa 104, CTpacnyji'b 95, pocTpacx 151, 3opa 153, wnpaHyji 153,
bnpaMMH 122, ropaqocTb 178, dcypaHbcrb 174, SBeparb 205, BpaAbi
(d.i.ypHÄMl) 288, nopaxom (porzadek) 181 u.ö., pa^u (rzedy) 179,
pajHTH (rzadzi<5) 178, Bbipaxajn (wyrzadzali) 201, BHapaxeHbio
(w stroieniu) 178, nopaane (porzadnie) 209, HapajiLiHCA 272 wurde
zu Hapi^HJiH verbessert, cnpaTu (sprzety) 195, Ha Be^epy (d. i. Be-
^epio) und kl Be^iepu 120, roBopbiTb 151 u. ö. . »3pbiTb 149 etc.
Dass durch die Vorlage , durch Unaufmerksamkeit des Schreibers
die Regel vernachlässigt scheint, versteht sich von selbst, wir finden
rrpbiHtfflrry 29, aber das richtige npuntaina 61, nunpHCOBa 121, qo-
THpn (!) HejejH 55, qoTbipH pbmepbi 19, roBopHTH 77, shboto und
pyiHHTH 84, oto 134, cjryumTb 78, KyuiHH'B (nom. propr.) 38 etc.,
aber gegen die Masse von Schreibungen wie »ubuh, toihhth, bh-
.i.r'n.T. u.TTepeubT (Inf.), ee*ibi (cfcra), xeibi, cjyaibiTe. nphinixb, 3Be-
pbinHbiH, MaTepu, iiojKw (Instr.), scTamiii.i. hhhiumh etc. können sie
nicht in Betracht kommen.
Die Labiale im Auslaute gelten ebenfalls als hart, daher die
M-Endungen immer -mt, geschrieben werden, auch im Zahlworte,
270, ceMx 129 u.o. ; daher im gekürzten Imperativ mobx 129,
MOB-BTe 169, crrpaB*b 143; beim Subst. auf -ne, 3AopoBie 197; KpoB*b
Blut; dagegen im Inlaute erhält sich ihre Weichheit; ßaBHAOBy
255 zeigt ein kleinruss. Uebergreifen des u, wie auch JiaTbiHCKH6
108, .laTbiiiHHKOM'b u.ö. 108 ff. neben vereinzeltem jaTHHtHHqe,
nojaTbiiiH 228, ebenso im Grossruss.
Die Dentale behalten ihre Weichheit auch im Auslaute, daher
beim gekürzten Imperativ ÖyAbTe 150, nojbTe 192, e^b 132, noeabTe
125, caäJ» 124, 3anjiaTb 121 etc., daher lautet die 3. Sing, und Plur.
immer auf -Tb aus, die einzige Ausnahme bildet stets eerb (aber
AacTb 187, 349): -Tb kommt ausserdem vor beim Cardinale, ABaj-
uaTb 153, nATHaauaTbMa 166, TpwA'bnaTbMa 168, beim gekürzten
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Ein weisBrussischer Codex miscellmneuB etc. 365
Infinitiv, der namentlich im Attila nach dem poln. VorbUde häufiger
wird, also woTan» 102, woearr* 130, ÖuTb 188 u. 0., jan> 189,
ujÖBapoBaTK 201 etc. Eine Schreibung wie voserdjn» (könnet ihr) 87
ist als für Moraran» zu fassen. Die weissrnss. Aussprache des f , d'
als c, dz findet in der Schrift keinerlei Ausdruck, da dem Schreiber
jede Möglichkeit eines solchen fehlte, sein n;-Zeichen diente einem
harten Laute, vgl. die Schreibungen MapTamr* und Mapnumr* 1 81 :
derjenige, welcher z. B. e schrieb, wo er lo las, Obhut* für Jowisz
etc., konnte auch to-, je-, th-, ah- etc. schreiben, wo er ce, die,
ci, dzi las. Auffallend häufig kommt die Schreibung Btoiie vor,
Be33He etc.
Nach den Gutturalen- wird wie im Grossruss. ii zu h, daher
die Schreibungen 3jhhmh 140, janiryxH 152, rpeza 155, iaxh 262,
norafo 141, Run ne 243 etc.
Consonanten fallen ab : das r* im part. prät. nach dem Con-
sonanten des Stammes, daher regelmassig noöfcr* 134, nocTpun, ca
125, BMep-B 126, rreiTB 184, 3aTepi> 210, wdier* 213, 3buitl 219,
xorx 217, w6oäoki> 222, 3^oxx 223, 83pocL 156, noraö'B 141 etc.,
nur peicjrB kommt häufiger neben pein» vor; ausserdem mehrfach
das -tb der 3. Sing., noxe 93 (besonders häufig), a*e xcree lunne 96,
6y&e 133, Aapye 113, nparae 185, AOCTaae 191, Kaxe 212, HepaTy«
202 etc., npacTOH 121, im Attila werden die Fälle häufiger; oor-B
b-6 152; Ma 53 u. ö.
V. In dem Formenbestand ist die Emancipation vom Kirchen-
slawischen fast noch consequenter : so finden wir nur dreimal (in
der Chronik) den Gen. sing, adject. auf -aro, peienaro 238, neqep-
. exaro 259, Bejaxaro 263 ; kein einziges Beispiel eines Aoristes oder
Imperf., denn was als 3. aor. gelten könnte, z. B. h npuiUe Ciiep-
Aoxyra noramnrL sJoxnHiry k-b atone cbosh h pe*ie etc. 1 14 u. ö., ist
für den Schreiber 3. präs. ohne -Tb des verbum perfectivum in der
Erzählung, vgl. npumoxnunu 30 üxcKOBa bo3M6Tb ropo^T. IIojT,T9cirB
h no^HOTB etc. 239, sonst ist das Tempus der Vergangenheit das
part. auf -jtb (ohne ecn, cvtb) ; Dualformen des Verbums fehlen,
beim Nomen kommen fast nur die vor, welche noch im heutigen
Russ. erhalten sind.
Substantivum. Im gen. sing, der masc. nimmt die Endung -y
Ueberhand, vielfach geradezu als ein Polonismus, cnaiany . . H3-
3aniry> 134, Öoio 138, Temo 87, roöbreaio 104, TOBapy 108, KTBarry
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366
A. Brückner,
109, BMwcjy 116, poiry 118, 3Krpymy 183 etc. Im gen. sing, der
fem. wird das u (h) auch auf die ja-Stämme tibertragen, 3ÖpoH 130,
jiothm 115, cTeinnmu 111, nopsgrwm 108, 3pa*mj 164, 3eiUH 177,
bojh 203 etc., in Fremdwörtern, Mapua 205, bi $paHU3H 1 13, h3t>
Opuen^H 19, i3ckpuhh 39, jlo Krp3u>iH 224, KairapuH 16S etc.;
Formen wie c TypuHKnicH h PyioneS 182 sind polnisch. Die neu-
tralen n-Stämme wahren ihre alte Flexion, wie im Rnss. überhaupt,
daher gen. iliomohh 118, 129, KHAxani 129, oepeMemi 5, öpeiieHH
160, naiiATH 9, ahtath 7 ; dat. khajulth 156; loc. to KHAjtara 129,
Ha oepeMera 97, b-l 3BaveHH 119 (vgl. Ha neoecn 287), aber daneben
im Attila gen. hmcha 183, 210.
Im dat. der masc. breitet sich wieder im Attila die Endung -ovi
unverhältnissmässig aus, KopojeBH 194, 6h^obh 200, xynoBH 206,
TOÖuooeHnpBH 208, HenpuATeAeBH 212, uBcapoBH 222; bei den fem.,
naHBH 67, naneH EpyHopoBinrjj 76.
Der acc. belebter masc. ist höchst selten gleich dem nom., na
6opT,3AtiH Konb 130, Ha kohb 157 neben Ha koha 156 etc., Ha cbotuh
Marax* 285.
Der voc. fem. bleibt mehrfach gleich dem nom., nanna 115,
124 u. ö\, 3pawa 165. Ueber das o von Instr. wie 3pajworo 164,
cKOMoponmimoio 168 etc., vgl. o.
Der loc. der jo-Stämme schwankt zwischen der alten Form auf
-h (u) und der neuen auf -k>, Ha Mopu 1 35, Ha npaBoin aiequ 213,
Ha noAH 134, to KopoAH ApTH8mu 91, w KopoAH 173, no TypHaH 122,
123, na kohh 125, na ctoattjj 124 etc. neben no hoatd 112 (dat.?),
to no3Hanwo 98, no TypHaio 123, b*b Kpaio etc., sogar to nany Tpu-
inaHy 102 neben TpumaHe, na rexiry 111, Ha oepery 173, Ha impy
148, to poAy, b*b BOHcicy 137 neben 8 bohhp.
Korn. plur. masc. ist dem acc. meist gleich, abdah 140, 149,
lonaKH 136, CAOBaKH für Stowacy des Originals 180, ebenso Axan-
mukh = Achajczycy , MauBAOHU = Macedonowie etc. , daneben
ronairjj 141 u. a., u (h) gilt auch ftlr die jo-Stämme, also Kopoxa
(acc.) 185, Top'BroBniJ (nom.) 147 u. ö\ Formen wie wÖiraaTeAe,
xoAnep:.» (nom. 190, acc. 192) neben xoiHepu a TOBapumu moh. 189,
ryvbup nom. 193 u.ö.), unrBKTOBe 174, noTOMKOBe 224 etc. im Attila
sind wohl polnisch; nanoBe 135 u.ö. Für das fem. gilt ebenso aus-
schliesslich u (h), Mmepwuu 145, bch tokoaihus 3cmjh 171 etc., da-
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Ein weissrussischer Codex miscellaneus etc. 36 7
neben (mit e = a) naine 20, tu« nanee woe 171 etc. Zum Sing.
cy^HO Schiff, Plur. iraoro cy*i>A 102.
Die alte Form des gen. plnr. der masc. ist nur in bestimmten
Fällen, zumal nach dem Zahlworte, erhalten, sonst ist für die o-
Stämme -ob*b, für die jo-Stämme -ch (-hhJ Regel, doch Dicht ohne
Schwankungen; ceire>, TpuAuaTL nnd wn copoKa ro** 129, 132,
135, wm> cyc*Ä^J53, npoTHB-i, HenpuATexi 186, cewb acht» 259, ao
Tpex-L fßwh 252, Aewh 117; ÖanoBT,, pimapoiro, phmahob^ 176 u. ö.,
reTMaHOFB, npaxnotapom 189, xtirapoBT, 41, MemaHOB* 208, capa-
ipHHnoBi. 145, TOiOBiKOP* 162, 264, wn TUXL uacoBi, 253, ao cm
^acoBT» 262, Tpexx ÖpaTOBT» 124, 261 etc., sogar cnoumom, 125;
BHT636H Oft, BA3H6H 286, KOpafaeH 207, ILKW6H 178, rpOUien 262,
xoceä, WA6H6H, pucoH 226, Meceipü 26, THceieft 141 n. ö. (neben
THceTB), ah6h (neben ähhh, s. o.); kopoxoto 208 n. ö., *opT3xeB-i
210, 3yöpeFB ropHOCTasß^ poxaen-B 226, pyoxeB«* 263, CTyneHeBT,
146, wÖUBaT3jeFB 201, wöiwaew 181, «tcenoB'B 160, 6 o -t b a u ij o bt>
148, MxoAeHHOTO 27, BHTe3eB*B 71, Aner* 108 etc. Merke moxh-
tofl 131.
Dat. wie Instr. nnd Loc. weisen schon mehrfach a-Endnngen
anf, kt» BopoTairL 157, no cexairB nnd no coxojtb 271, 138, npjTaira
100 n. ö., peqasni 219, nexirpuMaMn 165. KOHHHKaxH 162, b*b Bopo-
Tax*, Ha Koxenax'i 83 etc., doch halten sich überwiegend die älteren
Formen auf -omt, (-ein,), -w (-h, -mh), -oxt, (-exr,), z. B. BHTe3Mn
79 u. 0., BCHMH BHTe3H 94, Hoxu 6ojH 159 (mit Messern), Bexmanra
BOpOTLI 134, TLIMH KH6X6HBH 232, 3MOHMH ABOpGHMH aÖO 3MOHMH XXO-
hath 136, no ropoAext 160, bt, Koxecexr, 119 etc. Instr. fem. auf
-H, BKpamono ropxu 102.
Nominale Formen des Adjectivum sind selten und auf die be-
kannten Fälle, Stellung im Prädicate oder im adverbiellen Aus-
drucke, Possessi vum, beschränkt, cTapr. Ömjb 129, btohio ero
. MepTBa 133 u. ö\, boxh ma xiiBa hjdtl MepTBa 97, BHxew KopoxA . .
sxsaieHa 167, 3naio Btpna ero 88; wtb Maxa h ao BexHKa 87 neben
wn BexHKoro h a.0 Maxoro 88, no Mopy h ho cyxy 87 neben cyxoir&;
TepHOFB Benenn 97, napcyna qexoBeqecica 1 09, nntTy uunpHcoßa 121,
xxa mhxöcth Bobobli 151, no npopoKa AaBLuouy cxoBy 255, Tue xBa
ATUxeBM cMHOBe 224 ; nox^TpeTH hoaIih 273; aus der serb. Vor-
lage stammen BtmHHXB Bexmeo p^ani,« 152, boxhitb rpfcx-i, Masun,
130, irtxa cuna MoxoAa h xpaopa 50, cyxHO bexheo 57. Die zu-
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A. Brückner,
sammengesetzten Formen überwiegen 80 »ehr, dass z. B. 202 poln.
nominales cieiek mit taäkhh wiedergegeben wird.
Pronomina. Unter den Formen der persönlichen seien die
häufig wiederkehrenden mh, th ; ma, ta genannt, sowie dat. loc . *
Toöe, cooe (vgl. kleinrnss.).
Unter den Formen der demonstrativen wie der übrigen Prono-
mina könnten genannt werden : masc. tot* 43, 37, 155 u. ö., cccb
37, WBUH, nentr. tog 38 u. o., who« 178, waho 135; fem. TaA 146
u. o.; gen. sing. fem. eA 170, cee ho^oj 134, Toe» wcera etc.; der
Unterschied zwischen der pronominalen und der zusammengesetzten
Deel, ist ausgeglichen, daher Instr. tujtb, Plur. nom. rat (für alle
genera), gen. und die übrigen Casus tuto tidtb tuxh, tijmh caobu
1 18 u. s. w., nur das Possessivum und Beet wahren ältere Formen,
daher bch tu« ptra 130, bch cboh chau ahtobckhs h pyciaie 241,
Hanoi Myxnue cnpaßu 191, bch wkoabhu6 36mjh 171. Das Adjecti-
vum wird nun flectirt: AoÖpun AOÖpoe AOÖpaif, Aooporo aoopoe (nach
Toe, Hamoe), Aoöpoiry Aoopofi, Aooporo etc. Aoöpyio (tvto, aber WAny
117). Ao6puM*B Ao6poK), AoCpoM-B AoöpoH ; plur. ftlr alle genera ao-
6pue Aoöpuxx (wahux'b 124) etc. Das neutr. hat für den nom. plur.
keine eigene Form mehr, ce*a moh 167, bch noAA 214, th« caobe
ÄaBUAOBU 206, CAOBa nycTaiHHKOBH 188, ahbe BeAHKHe 112, wcTpo-
KTOTBCKHe KHA2KäTft 181, BCH MtCTUa KOTOpUS My CA Tpa*AAAH 185
etc. Während Formen wie 3an,H3 tphsmhh 219, rHiocHS aöo hoa-
öaAiie xoAHepe 215 Polonismen sind, giebt es noch andere, alte e-
Formen, tboc moahtbu (nom.pl.) 202 (HHine cnpaTu 207), xoe
K)Han>i 163, roöa cßoe cmhli 168 (acc), äaa cboo ix>aobu (gen. sg.)
249, uK-poMt boah floate 188, Ha koaohh cboo 84, endlich gen. sing,
wie 3x CB06H rAaBLi 138 aus CBoee 36poH 96 u. ö. Besonders sei
hervorgehoben acc. sing. fem. ee 166, 125 u. o., Ha Hee 166, russ.
ee; kos in der Frage, ko« cfaHx TpwiuanoB'B 103; einmal rennl,
3eMAH reToe 35.
Dualformen. Nom. acc. Ana cKOKa(?) 120, wöa cboo clihli (acc.)
168, Ana ^OAOBeKH und Ttie u;6a 167, w6$ acbkh 109, »woe pyns 117,
wo^ABe BOHCKa 193, Ha uröe koa6hh 117, na koachh cboo 84, 137, na
KOAenH 143 (russ. koa*hh, dagegen na KOA6Ha99, 155, vgl. Ha koao-
uax T, 83). Gen. Loc. Ha Mimmy 137, 3o6yAByxB CTopoin, 176, Aspro
ÖHTB-L 177, JipOTHBt ABVXB piJippOF* 49, TaKHXB ABVXB ApyrOB%
156, no w6ewxT> pyKasTB (vgl. russ. o6*hx-b, irrig aufs Femin. be-
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Ein weissruMiacher Codex miscellaneus etc. 369
schränkt) 112, wö-feioxi. hii 77, 142, 306t wx-l cTopont 175, u-Öeiox-L
116. Dat. Instr. wtiiMa 134, wöeifa uuham-l 103, abvmx BBTedeirL
157, noAt u'öeMa 118, Vgl. aexu WÖOHMH (vgl. rU88.) 141, MOBna
unxuifa 37, rue^HMa h muTawi 100 u. 0., dagegen 3Öi.«,iMH pyicaMH
127 u. 8. w. Mit kojchh vgl. no Tpu «hum 166.
Numerale. Ueber die Flexion von oabttb ABa oöa 8. o.; Tpu,
lOTupu, gen. loc. Tpex*, woTupoxt, dat. qoTupoirB 91, instr. ho-
raxa qoTupiia 155, ABaAuaTbMa h TpeMH paiiaitH 222. Die weiteren
Zahlwörter behalten zum T heil ihre Rection als snbst. fem., cto als
subst. neutr., z. B. nonuni Apyra* cein 147 (zur Construction vgl.
TM« CTO KOHHHKOB'L 158, TUX'B WÖ06 A6T6H 160), 3a TyK) C61TL rOAT»
129, darnach auch bck> tvio ABaAnaTi, thcotb 141, Apyryi° AßaAuan»
inixb 153 ; no cry Bjrre3eH 1 71 , ao wcmh ahch 164, Wh AeBeTH Mtce-
noF* 160, ao AeceTH auch 103, famre AßaAuaTH 130, ujtt, comh äItl
105, daher auch tlixt, ioocth (acc.) 146, ACBOTHaAuaTH ctabbhi 147.
Daneben treten die bekannten Neuerungen auf: Ausdruck des Casus
des Numerale auch am Nomen, Fallenlassen der Casusbezeichnung
am Numerale, Uebertragung der Endungen von ABa, ujöa, z. B.
3ABaAUaTMa THceqeaia 139, SABavmaTLixa iiatlmu thcg^oh 224, absä-
naTMa ptnppoin» 147, tmmx mecTMa 147, 3-b cbohmh mTnaAuaTMia
-nicequ 166, TpuA'BU.aTMa h wym* ropoAOM-B 168, ceAxa roAU 275,
naAi ctomü bht63mh 79, 83 (neben naAT» cry bhtc3h und bhto3mh 79,
83, cry als allgemeiner Casus obliquus, wie im Poln.), 3% mecTMa
AeCATT» fipaTOB'B 224, WHUMH AÖCOTMa THCCWMH B030BX 188, inux CTO
KOHHHKaMH 162. Aehnlich werden einige Zahlsubstantiva und -ad-
jectiva behandelt, z. B. Tpoxa bleibt unflectirt, wie cto, ebenso
Mnoro, Tpoxa waten 115, wKpoin Tpoxa (»okrom trochy«) 177,
Tpoxa .. xbM.jvu (»trochy .. liac«) 175, Tpoxa BeAaTH 187, (»troche«)
HaMeHmyio Tpoxa 205 (ebenso), Ha MHoro MecTuaxx 183 (p. na wielu
mieysczach) Tain Miioro bbhtaäctbt, (durch so viele Siege, tak wie-
lem zwyciestw) 182, aber 3Mnonora naHOBi. (»z widern panowc) 182!
falsch : Tain mhöthxt. cnpaß** »tak wielem spraw« ; vgl. endlich wn
HCKOJKy ahch 89, BKOjncy mhjaxi 279. »Dreimal« TpexAu 140,
Tpeäqu 153. »Neunzig« wie im Russ., AeßeHOCTo a*tb 281. Ein
»Paar«: Kpoin, waho abos cKOTa 135, vgl. abobd 3Öpoio 110.
Verbum. l.Sing. auf -itb, npuHnairB 42,93, 103, HaAeßairB ca
81, 94, 3HaM*L 64, 109, Maro 79, 109, no3AopoBAAMi 81, Äy*airx 79,
BHHMaiTB 35, xeAaMT, 37, npucerain 50, noB^Aaro 61, nuTaarL 104,
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A. Brückner,
nojeigur* 160; stets nur ocmh (das h Dach ecii) 22 u. o. Ueber die
Endung der 3. sing, nnd plur. s. o. Die 1. plnr. lautet auf -m*b
oder auf -Mo aus, vereinzelt auf -mm, cohhcit* 96, *&*wh 47, aak-
yvwb 65 etc., xotomo 100, ecMO . . . Öhxmo 136, HeÖepMMO 135, «i-
cxlmo mn> olixmo 6m jm 102, mmcmo 6m 114, 30B6MO 224 etc. ; ne-
BtMM 70, oucmh 72 etc. Zur Flexion der Verba wie 6hth, uhth
vgl. noowri» 143, bo^&otb 244, bö-hoti» 159, Ö-lwim 281, HanLion»
68. Während lain alte Formen mehrfach bewahrt, *acH 108, Hexacn
138, xacn» 187, 249, neBMxacTe 148, koxh ca xaxmrB 71, noxaxHMt
108 neben jait 142, jaHTe 67, ist 6mth von den alten Normen er-
heblich gewichen, ecrt und 6m gelten nicht mehr nur als Formen
der 3., resp. 3. und 2. pers. sing., sondern es treten an dieselben,
nach der Analogie des zusammengesetzten Präteritums (octl, 6m
wird mit 6mxb gleichwertig) , volle oder gekürzte Formen von
ömth zur Bezeichnung der Person neu an; ist diese durch die
Setzung eines Personalpron. hinlänglich bezeichnet, so erhalten
eCTL und 6h keine weiteren Zusätze, z.B. n 6CFB 19,152, Heecr&H
98, tm «er* 121, xto «ct* tm 141, 152, WHH 6m ca toooto copoMexn
47 etc., daher ecn, beim plur., mro «ctb to6* tm« naan« 109 u. ö\,
CeCTpM MH eCTB 104, HX1 eCTB BGJMH ÄOÖpH« pMU9pM 21, HM OCT*
BHT63H sKopojx 93 : dagegen bbxxh ecn paHem> «ein 22 , «ctb «cmx
187, 205 (= p. jestem), ootb ecTe 204, 210 (== p. jestescie), a6u
ecH co6paxB 130. xota 6m ma «ch noexax* 96, aqeft 6m och .. CKa3HXT>
114, a koxh 6m «ch .. ytexHarB cx 156, aÖM «ch ramntan 187, ate-
Äa«TB aÖM «ch «ny jan, 145, aÖM «cto 6mxh 192, ax-LÖM ecTe exaxH
147, gekürzte Formen wie im Poln., tmcb 149, aoiic* 203, m6mm*
122, KOTopM«M% BMurefi noM6HHT& 185, wmevh ca lorfjaxa 142, no-
HeBaxeiTL 224, mmcmo 6mxh 114, ömcmm 202; Polonismen sind
Formen wie «ctsm** 25, 27 u.o., «ctsci» 116, wKsaaxaci» 196, «ctoci>mm
219 etc., aber weil poln. 9 russ. o entspricht, finden wir auch ein
noBejaxoM'L = powiedzialem (!) 182, 184, 188, ähnlich wird poln.
pustelnik einmal mit nycToxBHHKOBMxi, 180 gegeben; 6m gekürzt,
bmhlth6t, «cTe 72, i.axa6i Beet cbotb 83.
Imperativ. Gekürzte Formen wie Öyxi, Öyxvre sind häufig; in
den vollen kann das h des Sing, auf den Plur., umgekehrt * auch
auf Verba wie TepntTH ausgedehnt werden ; der alte Wandel der
Gutturale verliert sich, z. B. noM03H 130, 144, noM03HMo 168 neben
uomoäm 121, 130 ; hx^tc 22, hx*mo 24, Ten?Te 125, Tepn*Mo 71,
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Ein weisaruMiacher Codex miecellAneu» etc.
371
noBeaeTe 80 neben häufigerem oepirre 212, BiupuTe 205, noHAHiio
171 etc., gekürzt axfcii, . . h Kiemmo ca 93, »ctum, h Bepra 132,
noAHMo 71, noxixe 200, no^xe 192, W3m .. caai. 124, noexfcTe 125,
cnparo .. Hannmu 143 etc.; zu Verben wie <5hth, 6h ca 111, (m 21.
böh 39; npojra 68; exi 144, Heest 134; h&x.t> th 112 (da hast dn).
Parti c i pi e n . Ueber Formen wie pein neben penn» 8. o. ; Formen
auf -y%i (-eu), -m li sind indeclinabel, kohi» BXA&rc nana 3ie naxnn>i
155, (der König hörte Tristan) Tain roßopequ 24; Formen anf -m
(-a) nnd -yw wechseln, Öyxy ca npanoBaTH mit* uoryvvt 35, inro
Mora sroxarB 52, nepBO xoto iaTH tboä kohi» BHxenHe Harn, na no-
boxii HacTynaioqu hhxjh 6u etc. 96 nnd kohi» HacTynaM HanoBoxu
96; sonst vgl. He exA aim mm 134, uahht, na xpyroro HacKaKau 112,
noMnn*iBaH)w ca 252; namoj^mti (»nalazszy«) 194 ist fehlerhaft; zn
BATH (vgl. haxb koha 147, bueub hob auf 152, npuHATH 165) kann
das part. prät. I. noch auf alte Weise gebildet werden, npuHeMmu
138, Bsemuu 237, 250, habuili 247. Das Part, auf -jto lautet im
plur. für alle genera auf -h aus, unai BucKaicaxH 134, abo« meRAn.
npunura 134 etc. , während das Adjectiv im Pradicate auf u aus-
lautet, KOJH CtLIXMO 6l»LlH . . CyXOHU 6 LÜH ÖLICMLI IipOCTLI 72, Tt.ia
MepTBLixii He 6li.iii 3ixeHU (coxxxeHu) 235.
Infinitiv. Ueber Formen auf -tl neben -th s. o. ; kabcth 25
(fluchen), russ. kxhcth. Part. prät. pass., xocTaTii erobert 209.
Verbalstämme : cxuByn» 36, jhhyth ca 159; Iterativa : tohath
112, 3aroHHBajH 105, 3BOAoqi>iBarL 205, 271, no3aÖHBar& 146, xo-
xuBarB 154, 232 (npuxoxaia 42), 3anaxHBaTi» 225, HrpuBara 228,
HOinuBarB, KJaxuaarB 235, mnJBaxu 71, AaHBaiH 19, exxiUBax^
235, xuiraxH (brannten) 235, 3UBa*H 245, TbixaiH 254.
Adverbia: neben xoxoxe 133, wtkoxc 170, wtb cexe 116, wtb
cexA 67 — TOrryje 161, aotvju» 188, wTTyxi>*e 183, ajTxyxe 149,
arncyjA 57, wncyAi, 170, 116, noicyxi» 116, 133, wtcioxi, 190, wtu-
cioä 179, 192, das y vielleicht in Anlehnung an das y von doxa
136; ucioxij 160, 194, bcioau 222 (neben Be3xe 115, Bcerxu 154),
HHyxu 94 etc., cf. ce3xe 72; ronocxe 120 u. ö. und nocxe nachher,
nach, nocxe hxt. 115 u. ö. ; Ha3aBTp3« 175, 215, Ha3aBTpeH 18 u.ö.,
3Ha3aBTpeH 115; nocnoxe 42, nocnojL 74; wmi» bis, wäbxtl yxope
226, wxhx'l xoBeqopa 233 u. ö. ; nepuo hbcb vor uns 96, nepBO
hhlixtj 105; wxaxeH cyxHa 57; kbicb (KaKÜi) fehlen, werden wie
kleinruss. durch mit* (mkhh etc.) ersetzt; es wechseln xaTBe und
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372
A. Brückner,
jaTBo 192, ÄeNte und aoabo 194; adjectiva von adverbien gebildet:
ceroAHeinHUH achb 219, TyroniHero 150, 104, HHHemHero 189, b?o-
pamHero 195, TaMouimw 105, TaMonamTB 46; aojobt, herunter 92,
93; BepoTb traun (p. wieretf?) 138; no »ropcKM 178, no ahtobckhh
und no pycKHH 239, HenoxpecTHBBCKHH 254, worüber Ogonowski
Studien S. 191 bandelt; Partikel bei Anführung einer Rede, bhacxb
A6H 6cmh 245; Comparativ des- Adverbs, auch statt des Comparativ
des Adjectivs, wie im Russ., *opHue qopneH btoaba 164, sejennma
ooAmen hhä-jh HHue b**miu 60, nanu icparaeH Hamoe narae 72,
HsoTa Aa-ioKo uyAHeHineH too nanen 74; neben paArnen öojtmeH
kommen vor paAme und häufig oojiut., ne npomy ßojnn. 81 u. Ö\,
ygl. toÖli . . Ä^nurh 6hi ao 81 ; nymeH bcktb (mehr, ärger als) 47,
nenymeH wraa h MaTepu 129, vgl. ÖJHxen, jenen 119, jemnen und
nepBen (neben sonstigem nepBo) 115; beim super! . kommt na und
nan vor, Haöojen 103, Ha6op3AeH 40, HanoojtineH 40 etc. Con-
junctionen: 3aHK>n weil 119, 134 u. b\, ec*H wenn, heuh aber
134 u. ö., noKH bis 130, htk-l, hx3 und iuto, dass etc.; »es giebt
nicht«, ntTL 182, ntnn wAnoro bhtb3a 119; das relative Verhält-
niss wird durch kotopuh oder durch urro ausgedrückt.
Präpositionen. Ueber die Form von vl und y s.o., sowie über
hicb und ian, ; kb vor Vocalen, Ko<$*Ay o. o., es nimmt ausserdem oft
die Form icy an, kvbo.di 129, irycoöt 182 etc. Neben älterem Teöe
A*ja 51, Toro 86, ioro fßiA 88, 94 kommt auch ero a*a 150
vor und häufiger aja vor dem Gen., a*a Toro 143 etc. Zum Ge-
brauch von Ha, Kpojfc Ha tobt* ui.no6HJi 148, noAAKOBaxB Ha jacns,
cxyxöe 18, aaky«m f, th Ha abophocth 65, npomaeTB na ero nooHTLcra
jioach (für noAex^B) 145, hh3jkX5hxb Ha tostb 96. Ob kann vor an-
lautendem c- schwinden, z. B. cTaia 183 (flir c-BCTaia, p. sstala),
caat» (furcBCAA>) 140; man beachte po3jyquAH holt, 3% wpyjrB€irB
114. KpoM-B wird zum gen. oder acc. gefügt, kpom-b wahwb Tpu-
mam. 115, Kporc waho ABoe CKOTa a wAHoro Joa 135, WKpoMt bojh
oox'Be (»okrom woley Boiey«) 188, Kpoira u jnoro . . . kdoma wahoc
95; npoTHBT» zum gen. oder dat., npoTHB*B nenptiATej'B (im Original:
przeciw nieprzyiaciolom) 186, npoTHBKy hx* (przeciwko nim) 178,
npoTHBKO nuninLiMT, und npoTHB'B noKoputixi) 178, npoTHB'B Hbmijo bt»
182 (przeciw Niemcom), dagegen npoTHB'B BypKryHAOM-B $paHK0ir*
rajAHoirB BaHBAaiejrB 184, npoTHB-B eity 199, HanpeTHB-B hmt, 155;
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373
Mexu c. gen., mokli MyatBiKOFB h hcbbct-b 43, Mexu AByxi cTent
166, Mexu wtbbo 133, MexBi hx-b 270, npojiejKKy ceoe 272, 274.
Endlich seien angemerkt Wendungen wie kojh m chhm-b coh-
M6M t, 96, noe^bMO 3Haira (du mit uns) 90; iueMA . . . peicin 63,
cbbt-b ... xoqyrt 66, bohcko KecTyreBO nepeßesjHCA 251 , a JKomohtb
wtb HeimoBT, wTCTyintiH h npucTyniun etc. 241. Wie im Kuss.,
weist ero auch auf ein Neutrum zurück, so 193 ero auf bohcko (im
Original vszykowal ie) , ähnlich 197 hx b auf noTpoÖu (im Original
wieder : iesli ie bedziesz . . . przeklädal} . Das Reflexi vum wird
mehrfach zu Anfang des Satzes gesetzt und beim Verbum wieder-
holt, Kraue a TorAU cjohu? Ky3axoAs ckaohajioca 193 u. ö. Instr. :
He TyHtu KouejTB h 3ÖpoeK> 31 (sei nicht besorgt um, bekümmert
durch , whh 6h ca toÖoio copoMciH 47, mk-b MHoro mbicjhtb naH'B
Tpuaan-B noBBiineHeMB Ahhoaotobhm'b 107 (sinnt auf).
VI. Denselben echt russischen Gharacter trägt der Sprach-
schatz des Denkmals , doch kann nicht meine Aufgabe sein , ihn
irgendwie zu erschöpfen. Einzelne Russismen sind schon im Vor-
hergehenden genannt worden, wie ÖoxBAHua rapatfat aeßenocTo u.a.,
hier seien noch erwähnt Wörter wie koiihhkb (Reiter) 129 u. o., Jia-
syica (Spion) 133, Ha ja3yvBCTBe 130, pamraa (Morgen) 131, urrpy-
thth (vergiften) 131, hhxto ca mhb ho npoTHBHTb (ist Widerpart)
Binaxti 92, ygl. h ne mofb hmb npoTHBHA uuhthca 123, xto 6h 3HacB
Koro umaxH nonrpa.i i, 92, uito BaMB naAOÖeTB 53, naAOÖf 181, naAOÖH
178, MyatoBaj-B npoTHBB AByxT» pnuppoß-B 49, roAHna (Wetter) 54,
70, acyiiHna, caMH-B (Kleidungsstücke) 68, *opTyBmia (Unwetter) 148,
BuiupKH (Breite) 146, rynio 152, nyAKHH (kohb, scheu) 152, vgl.
nepenyxaBinu ca 181, jraHiryxn noKpuinH.rB 152 (zermalmte), Horm
srpy3H.n, 161, 3aMATHA (Wirren) 263, napyrea (Bürgschaft) 159, 167,
nponop'B (Fahne) 166, CKOMopouimma und cKOMopouiKa 168, 169, xo-
3k&iuh (Fahrender, sc. Ritter) 45, npoxajm 44, po3cep-BAHTHjBCA 2 1 ,
3MepKaTH 238, Ha 3MepKaiibH 42, MeTejHua 273, Teny»m (schlagend)
110, 6pa3KaTH (klirren) 111, cjiaByTHBiH 114, KonA cTpomujH (zer-
splittern) 113, MHTyc (wechselweise), h nojoÄHjT, hx-b MHTyc nepeA-B
coÖOBOHaKOHH 125, pyKH xncTKoe (»chybkieya) 178, b«b wrjryMenio
(»w oszukaniu«) 178, ao TpociiAry (»trzeina«) 215, öycejiB (Storch)
215, maMpeHBs (Murren) 214, jKOjniepuH-B (Soldat) 179 etc.
Wie schon erwähnt, sind im »Tristana und »Bovo« Spuren serbo-
kroatischen Sprachschatzes deutlich wahrnehmbar, Fremdwörter
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374
A. Brückner,
au 8 dem Italienischen, wie .nrrpa, npumuni Fürst, Mopnap-L Schiffer
u. s. w., dann Serbismen wie tiefen, Abzeichen, oey* hhoix) öejiera
59 für sonstiges 3B&M eim j Hemri schwach, h öllit» h^uitl paHeHT,
wn MeaBBejA AHKoro 73; neben jAKOBano th 6jm vjtl bcktl bh-
T63€h hei 88t es 3a*ajeHo th öväh BCHMH BHTe3H 94, 3a»ai6HOTH 6jAh
108 u. ö. ; öoropaAHHKT» und ÖoropoAHHici, z. B. Ooropo^HjurB wahht.
urro ca 30B6TI» neArpuifB 149 u. ö. ; iueiu. für po***, iucma .. peius
63 u. o., njieMeiiHAa für iueM6HHT& »nobilis«, häufig im »Bovo« von
der Königstochter gesagt, dasselbe was ppoBMna, ueiiemwa naima
137 = BpoxeHau namia 151 ; ckhipl «ch Kpy xkh xeJDLrL 65 wohl =
mpaHKH, das häufiger vorkommt; einigemale scheint serb. toct Ehre
behalten, BiacTHocTb «ajew oora 55, 3a qacn, ooäid 113, 100, 6j&
Basn, AAKa dito ma qacTyrre 106; wcßeTHTH CMepn, (rächen) 147;
.loata (Lager, fem.!) 153, 179 n. Ö. ; agcgtl rojea (Schiffe, golija
und galija) 160; KouryTa der Vorlage (Hirschkuh) ist vom Schreiber
nicht mehr verstanden, er schreibt dafür Konryoa 160; bokhhki»
(Krieger) 131 n. o.; smilj »gnapbarium arenarium«, *ia 6ora cohmh
3Hamoro nana KOpo.iA ApTHKca TepHOBi Beueiri h b3jo«u CMMHoro
97, ein bildlicher Ausdruck für: Kummer in Freude zu verwan-
deln; irqopHOMy rocTpoBy totokv: das zweite der Synonyma ist
serb. ; HHwro «cmh Tain npiuiraHoro (ähnliches) HeBHxexi 109 etc.
Unklar ist mir nynaBa, als Bovo den Mörder seines Vaters erblickte,
HCTymuTB 3jxua (verlor die Farbe, vgl. 3JHua cTymua 112 von Isolde
gesagt) aBMLiuHjT, ca 6jftxh ukt> nynaBa 165, vgl. 83 ö-rtaa hkt.
nanyra (ein ander mal wird Frauenweisse mit Papier verglichen),
die mit nynaBa lautlich vergleichbaren russ. und serb. Wörter passen
nicht in der Bedeutung. Ausserdem was ist Kpuuain, ujahht, 3pa*-
jihbhh KpusnaiCL 107? A«a ckokb 120?
Gegenüber den immerhin vereinzelten Spuren des Serbischen
war der polnische Sprachschatz unserem Schreiber eine reich flies-
sende Quelle jeglichen Ausdruckes. Viele, von der russischen
Grundlage oft grell abstechende Polonismen in Lauten, Formen
und Worten sind schon im Vorhergehenden genannt worden , hier
folge eine Nachlese: ich berücksichtige zuerst die Texte, den
»Tristan« und »Bovo«, deren Vorlage nicht polnisch war, da finden
wir Adverbien wie 3aHCTe 31, 134, a3aci> 31, hctotho 37, roBHe 41,
3aBXAU 79, 3aci» 110, 3an?mie 116, tsah 104, ktam 134 etc., Sätze
wie Hin» ecTL jemnuin. 3joto ujtt, cpsopa 99, He m*h n 3a a» 26 u.ö.,
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Ein weiMruwUcher Codex miscellaneus etc. 375
Wörter wie äwh-b 78, npuAio (przyiaie, häufig im Pohl, des XVI.
Jahrb. 75, u&iuh 84, tuhabhi» 28t, hh tluha 55, cmievHoc Micro
(stoieczne miasto] 54, KpeBHbrä 45, npenaxozjieMiinJH npozio 95,
6.ia33Hi> 109, BOÄJyn> 159 etc., Fremdwörter wie KyHurr* noKomro-
b&th ca lubipMeptcTBo MauiTajicp-B 07jiMapen (Schrank) MHCTepne etc.
Die polnische Vorlage des Attila bedingt natürlich eine Unmasse
von Polonismen, in einzelnen Wörtern wie in ganzen Fügungen,
dass das Ueberhandnehmen der loc. sing, auf -y, loc. plur. auf
-axi.. infin. auf -ti> etc. damit zusammenhängt, haben wir bereits
hervorgehoben, Worte wie HarrpoA'B cjohip BTapmeiie jamio 3aiiHbiH
nnuii BuiainKe no Manoqicy rmpxaTb HewrapHenu etc. Dass Schwan-
kungen und Mi sä Verständnisse vorkommen, ist erklärlich, die Par-
tikel abowiem wird wörtlich aöo B*AaK> 189, 190 übersetzt; zwy-
ci^ztwo zaczne (cz = c) wird mit 3bhtaäctbo 3aray übersetzt 190,
als stünde im Original zaczn?; neben o-öorjiaiowlica kommt roöa-
baat, ca vor, neben »ropcraiH srepcKra ; wQgierski) , poln. frasowac
si? heisst einmal xjonoTaTH ca und wieder 3a*paeoBaBinMCA, poln.
mieszkac zögern, bald wsuasth, bald MeinKaicrau etc. Beibehalten
wird die Fügung des acc. c. inf., AOBftAaBmucA bohcko HenpuAT6Ai>-
Clv'06 6 LI Tb A&ieKO (50.TUI06 HHXAH DepBOH MüHMaJIT. 188, MHHMaTH Selbst
mit zahlreichen Ableitungen (aombuihuui 118 etc.) ist ein Polonis-
mus statt bhemsth, das der Schreiber noch häufig anwendet; xoa-
HtpcKyio catälltb 191 ist wieder ein Polonismus, dieser substan-
tivische Gebrauch des Acc. Sing. Fem. des Adjectivums ist dem
Poln. des XVI. und XVII. Jahrh. sehr geläufig, zohiierskq sJuzyö
gebraucht Bazylik auch noch in seiner Uebersetzung des Modrzew-
ski; u7UKuyBBiucA (ocknawszy siej neben wtvthbuiu ca 222 etc. In
der litauischen Chronik endlich treten schon wegen der Beschaffen-
heit der Vorlage Polonismen zurück, ohne doch zu verschwinden,
neben boaikt, finden wir mk-bou cto bhabkob-b 245, auf derselben
Seite : nepinuMx bocboaoio, h mhopo BaiMCB mcb^tl a z&D-hmxa 3bi-
cKMua-Tb. »opTyHAUBe, S. 284 3buut& MCHOBanoro etc.
So viel über die Sprache des Denkmals ; um diesen Bericht
nicht noch mehr anschwellen zu machen, habe ich darauf verzichtet,
auf die gleichzeitigen litauisch-russischen Texte hinzuweisen, wel-
che dieselben Erscheinungen, doch oft mit geringerer Consequenz,
aufseigen.
Aus der literarhistorischen Besprechung des Denkmals muss
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376
A. Brückner,
hier vollständig aasgeschlossen bleiben die Frage nach dem Ver-
hältniss unseres Textes zu der sonstigen rassischen Ueberlieferang
des Bovo und Attila, was wohl Prof. BecexoBCKin erörtern wird;
überhaupt beschränke ich mich absichtlich auf Nennung der ent-
fernteren Quellen, resp. der unmittelbaren Vorlagen dieser Texte
und beginne mit dem Attila, für welchen mir das Material vollstän-
dig vorliegt: diesen Vorzug verdanke ich der ausserordentlichen
Liberalität der Verwaltung der Bibliothek zuKurnik, deren Director,
Dr. Z. Celichowski, meine Studien durch Uebersendung der
seltensten Polonica stets gefördert und mich zu grossem Danke ver-
pflichtet hat.
VII. Die HcTopuu w Atujh Kopojni «rop-LCKOiro (S. 173 — 224)
weist schon durch den Umstand auf eine gedruckte Vorlage hin,
dass die Blätter, die sie enthalten, im Gegensatz zu den vorher-
gehenden Romanen, die solchen nicht kennen, einen Columnentitel
tragen, der dem angegebenen Titel gleich lautet. »Historia o Atyli
Krolu Wejriersk:« ist nun der Columnentitel des Werkes »Historia
spraw Atyle Krolä Wqgierskiego. Z Lacinskiego iezyka nä Polski
przelozona przez Cypriana Bazylika. Cum Gratia et Priuilegio«,
kl. 8«, letzte Signatur H 6. Auf der Rückseite des Vorderblattes
das Wappen Gozdawa (Lilien) , hierauf Vorrede , gerichtet an den
Starosta Stepanski, Stanislaw Graiewski, der bei Niesiecki mit dem
Wappen Oliwa, Lilien und Rosen, als »dworzanin Zygmunta Au-
gusta 1565a genannt wird; Text des Attila; auf dem letzten Blatte :
Historyey o Atyli dokonczenie. W Krakowie. Drukowal Maciey
Wirzbi^ta etc. 1574 ; auf der Rückseite Bild eines Attila.
Das einzige in polnischen Bibliotheken (nach Estreicher) vor-
handene Exemplar dieses Werkchens ist dasKurniker, welches ich
benutzen durfte; leider ist dieses aus einem poln. Kloster stam-
mende Exemplar unvollständig, es fehlen die Blätter A3 — 6, welche
den Schluss der Vorrede und den Anfang des Textes enthielten,
sowie das drittletzte und vorletzte Blatt des Ganzen. Die Vorrede
enthielt eine der stereotypen humanistischen Anpreisungen des
Werthes der Geschichte auf Grund der bekannten Ciceronianischen
Phrase, woran Bazylik Angaben Uber seine Quelle oder andere auf
seine Arbeit bezüglichen Umstände geknüpft haben mag: der weiss-
rusßische Uebersetzer hat nämlich Titel und Vorrede fortgelassen,
während er sich sonst mit sklavischer Genauigkeit an seine Vorlage
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Ein weiMrusaischer Codex miscellanens etc. 377
gehalten hat. Ich fahre für dieselbe zwei kurze Stichproben an, die
(verstümmelten) Anfang und Ende des polnischen Textes und den
weissrnssischen, mit der Versicherung , dajs sich beide sonst
genau ebenso decken, und füge ausserdem das lateinische Ori-
ginal hinzu :
Pag. 175. # Pag. A7.
(Tok) nopaxKOH)) jooxy cBoero ludn swego Detryk
AdTpuin h MaTapHt 6jßjm>i ho- y Matern bedac nie pomahi za-
noMaxy aacMyqoHM, mlicjbjh w sm^ceni, myslili o thym we dnie
Tom s abh h wh hoto, worh 6u y w noczy, iakoby on$ podiefc*
urayro nojiBATyK) copoMory 3a- sromotQ zacnym iakim vczynkiem
Ohuvb hkbjtb »quBKOMT» 3aTepjB. zatarli. Zebrawszy tedy ostatki
3o6paBmu tzw wcTancB wHoro onego woyska, ktore byJy od po-
BOHCKa, KOTopue Cuah wtb no- razki zostary, wziawszj ktemu
paxKH aocTaiH, b3abusj RToicy zoinierze dla bronienia miasta
xoxflepu aaa öopoHentA vfccTa zosthawione y drugie na inszych
30CT aBieBLi 6 h jpyrH6 bä HBiiftErB mieyscach beda.ce , spräwiwszy
Mecmax-L ÖyAywe, cnpaBHBinu ie pirwey nizliby W^growie z
hxt, nepBea bjekjh 6hi XrpoBe 3-l onego vpracowania poprawiö a
umoro snpanoBaHBA nonpaBirni a pokrzepic sie mogU, vderzyli na
noKpemm> ca Nora, »AaptLiH Ha nie woney dolinie Tarnok.
HHXTE. BOHOH AOABHe TapBOKT.
Pag. 223. H 7 Rückseite.
• A Tain BOAAe npepeqoHoro A tak wedle przerzeczonego
paxyHKy KOTopo« ca ao npaBAU rachunku ktore sie do prawdy
ÖoAineH cTocye kojb Atllho ko- wiecey stosuie, gdy Atyle. kro-
pojeirL rcöpano, btotb ?acB 6My lern obrano, w ten czäs mu bylo
Öbuo ceMAecATB a*tb h ab*. Ot- siedmdzienia,t lat y dwie. Stad
rjxh oa t3am 3BaquTt hsi wwh sie tedy znaczy, iz on w ten
btotb raci> koxb XrpoBe c TaTap— czas, gdy Wejrrowie s Tatarskiey
cKoe seMAH BLimüH, BATiiAocATi» ziemie wyszli , pieödziesiat lat
MtJB a*tl m ab* , arro Bce «cati mial y dwie. Co wszytko iesli w
b-b ccAHy Airaöy 3Aoxunn,.noKa- iedne. liczbe. zfozysz, pokale sie,
xeTBCA 2ec Atblia Öbltb «uBi ie Atyla byl iyw lat sto dwa-
jstb cTOABaAnaTB h qoTtrpu dziescia y cfterzy . . .
Archiv für sUrüche Philologie. IX. 25
UlQltIZGÖ uy
378
A. Brückner.
Pag. 224.
ßWhMß noHOBaxeirL a nnwo
Aaiea nHcaTH Ha totl qaci» hgs-
mucjjltl iüäho ao) cMopTH Atli- smierci Atylowey, przeto, kthoby
jcbu, npoTO xtoom DiTo ACLicH ro czo däley o spräwach Wegier-
cnpaaaxi sropcram, B*AaTH xo- gkieh wiedzyec chcial, niechay
Ttji», HexaH bt> hx*b KpoHioma MW- w ich Kronicze czyta.
Ta«Tb.
Hac clade et internecione suorum Detricus et Maternus uehe-
menter perturbati uersabant dies et noctes animo, quo modo accep-
tam ignominiam insigni aliquo facinore delerent. Contractis igitur
qui adhuo a clade gupererant militibug, et hig ac omnibug aliis quo-
que qui in praesidio urbis atque aliis in locis erant. in ordinem re-
dactis, antequam Hunni vires reeenti caede fatigatas recnperare
possent eos in ipaa nalle Tharnok invadunt.
Secundum igitur gupputationem praedictam, qnae yeritati ma-
gig est conformig, dum creatug fuerat Athila in regem, geptuagesi-
mum secundum agebat aetatig annum. Hinc ergo liquet , enm eo
temporig quo Hunni Scythia egressi fuere natum fuisse quinquage-
simum secundum annum. Quae omnia si in numerum redigas,
Athilam vixisse comperieg centum et viginti quatnor: non, ut Sa-
bellicug tradit, quinquaginta gex annog.
Von dem 17. Cap. sind im polnischen Texte nur die oben ge-
nannten Schlussworte (gmierci Atylowey etc.) erhalten, nach dem
lateinischen Original beginnt dag 17. Cap.: Mortuo rege Athila,
duo legitimi , et animo et vi rtute nothis filiig praestantiores (alter
Chaba, ex Herrich e, Honorii Graecorum imperatorig filia: alter
AJadaricug, ex matre Kreinheiltz , filia ducig Bavariae, geniti) de
imperio certabant. Detricttg in Verona, qui neptim Athilae ex so-
rore, uxorem duxigge dicitur etc., im weiggrugg. Text »xBa Biacnais
cuHOBe ueaxacTiiue cliuli copipMT> h m y ücct b o mi»« etc. »Xaoa 3 t
reppbixH« etc. » A-iAAapum. 3T> KpaHBTBrHjrmp khaääth öaßapcKoro
AoqKH spoxenuHc etc. ; es folgt die Schlacht auf dem Felde von Si-
cambria, die Flucht des Chaba zu seinem auunculus — dag ent-
sprechende polnigche Wort igt im Weiggrugg. nicht übersetzt —
Kaiger Hoporius, Rückkehr deg Chaba nach Scythien, wo er noch
geinen Groggvater Beudegicz lebend traf, auf dessen Rath dnxit
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Ein weissrusaiacher Codex miacellaneua etc.
379
uxorem ex gente Corosmanorum (3Hapo*y KopociauioBT.), Scythiae
vicina, ortam. Ex qua duos suscepit filios, Edemen et Ed; seine
Ermahnungen an die Söhne, das frachtbare Ungarn zurückzuver-
langen, was ihre Nachkommen erst ausführten ; Tod des Chaba io
Scythien. Non de sunt autores qui a Chronico dissentiere s, de
Hunnico post Athilae mortem in Pannonia imperio, uaque ad Man-
ricy imperatoris fere tempora, meminerint. Non tarnen est instituti
nostri, bistoriam ultra Athilae mortem in praesentia producere :
quam sequentem, his qui me plus et ocij et virium habent, relinquo
describendam.
In Litteraturgeschichten (Wiszniewski, Macicjowski etc.) wird
die Angabe wiederholt, dass der polnische Attila ans dem latei-
nischen des berühmten italienisch-polnischen Humanisten Calli-
mach Übersetzt ist; irrig, wohl wird Callimach in diesem Texte
mehrfach citirt, aber nur um widerlegt zu werden.
C. Bazylik hat den Attila des Nie. Olahus Ubersetzt, indem
er sich strenge ans Original hielt, nur einzelne Randbemerkungen
oder ein griechisches Citat überging; das Schlusscapitel desselben,
das 18., als zum eigentlichen Thema nicht gehörig und den polni-
schen Leser nicht interessirend , es handelt von den Siebenburger
Szeklern als Abkömmlingen der Hunnen, hat er fortgelassen.
Der Primas von Ungarn, Nicolaus Olahus, stammte aus
der Wallachei (daher sein Name) , sein Vater war nämlich vor der
Tyrannei des Wojewoden Drakuljiach Siebenbürgen geflohen; der
Secretär König Ludwig's, ihm und seiner Gemahlin Maria treu er-
geben, begleitete letztere nach der Catastrophe von Mohacs und
den Wirren im Lande nach Belgien, wo er in Brüssel 1536 eine
Schrift über Ungarn in zwei Büchern auf das Drängen eines Freun-
des verfasste, im ersten Buche die Topographie Ungarns, im zweiten
Leben und Thaten des Attila schilderte, angeblich um das Bild
eines wenn auch barbarischen, doch tapferen, abgehärteten und
streng disciplinirten Heeres zu entwerfen, als Gegenstück zur
Zuchtlosigkeit der eigenen Nation, welche ja die Catastrophe
wesentlich verschuldet hatte. Dieses letztere Buch hat nun Job.
Sambucus der zweiten Ausgabe der Decaden ungarischer Ge-
schichte des Antonius Bonfinius beigefugt: Antonii Bonfinii re-
rum ungaricarum decades quatuor cum dimidia etc. Baaileae, ex
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officina Oporiniana 1568. Im 7. Bache der ersten Decade, un-
mittelbar nach des Bonfinius -Bericht vom Tode des Attila, folgt
p. 107—136 Nicolai Olahi etc. Atila und endigt: Hactenns Nicolai
OlahiAthüa: seqnitar Bonfinins >) .
Die Anregung zur Uebersetznng des Skanderbeg des Barletius
(1569, gewidmet dem A. t*ski) , wie des Attila gewann Bazylik
wohl in der Umgebung oder unter dem Einflüsse des Siradzer Woj e-
woden, Albrecht Laski ; wir überzeugen uns davon leicht aus einer
Stelle in der Widmung der »Chronologia de regibus Hungaricis«,
welche derselben Ausgabe des Bonfinius S. 897 — 920 beigegeben
ist. Der Verfasser derselben, Abraham Bakschay, ein Ungar und
Secretair des Laski, widmete seine Schrift dem Laski »ut qui inter
tot tamque graves cum pnblicas tum priuatas curarum occupationes,
inter belli cos tumultus, ant ab iis aliquantulum solutus ad tabulam
etiam . . ita concinne, ita perfecte et expedite, ita ad amussim, cum
incredibili grauitate, admirando consilio, Ylyssea facundia, lingua-
rumque variarum promptitudine, historias de quadruplici Monarchia,
*) Erst Adam Franc Kollar hat beide Bücher herausgegeben, Nicolai
Olahi metropolitae Strigoniensis Hangaria et Atila sive de originibus gentis,
regni Hnngariae situ, habitu, opportunitatibas et rebus bello paceque ab Atila
gestis libri duo nunc primum . . . coniunctim editi, Vindobonae etc. 1763, in-
dem er das erste Buch aus einer Wiener Handschrift, das zweite (den Atila,
p. 96 — 198) nach der Baseler Ausgabe veröffentlichte; dabei druckte er ab
p. 198—227 nach einer Wiener Handschrift, des Nicolai de Rosenberg »Poloiii
ex Accipitrinis, equitis Hierosolymitani Sereniss. Polonarum regi3 apud S.
Imperium oratoris« de situ moribus et diuersitate scythicarum gentium libellus
singularis, geschrieben und gewidmet 1499 an K. Maximilian, auf den Wunsch
des für Erdkunde sich lebhaft interessirenden Fürsten, der etwas über Ta-
taren erfahren wollte ; als nämlich der Verf. seine Zeit müasig yerflieasen und
das Werk, zu dessen Vermittelung er von König Johann Albert beauftragt
war, nicht vorrUcken sah, gedachte er auch mit dieser litterarischen Frucht
unwillkürlicher Müsse sein eigentliches Ziel, die Christenheit, namentlich
Deutschland, zum Kampfe gegen Tataren und Türken, zur Erleichterung von
Polen und Ungarn, aufzurufen, in etwas zu fördern; Verse des Alb. Montanus,
Secr. des Königs von Polen, des Magistei Bohuslaus Bohemus de Hassenstein
u. a. begleiten dasselbe. Ich vermisse dieses Schriftchen eines Polen in der
polnischen Literaturgeschichte, z. B. bei Wiszniewski , welcher nur eine
Rede des Rosenbergers an den Kaiser aus der Zeit dieser Sendung zu kennen
scheint; Uber die Familie berichtet Paprocki 129: Roiembarscy na Pod-
gorzu dorn dawny.
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Ein weiMnwsischer Codex misceil&neua etc. 381
de rebus et disciplinis militaribus Hungarorum .... felici memoria e
tuae iam dndnm optime mandatas, commemorare illisque eximia
^Lfitnoti ^5 c^iq clor t^^^^ii c x u o r^i 1 1*6 so 1 63^8 « ud timo BOlVKQPI
. . . vera quaedam Imperatoria dignitas in te eluceat« etc. (datirt
ans Ostrog in Wolyn 1567) . Diese Baseler Ausgabe nun , welche
auch noch den Attila des Callimach (p. 856 — 865), eine Exhortatio
ad milites des A. Laski vom J. 1561 (p. 921), Verse des Trzecieski
etc., enthält, hat dem Bazylik, vielleicht durch irgend welche Ver-
mittelang des Laski, vorgelegen.
Die Schrift des Olahus, ohne historischen Werth, bot eine ge-
drängte und einfache Uebersicht der Thätigkeit eines Barbaren,
welcher von der mittelalterlichen Legende mit den Attributen einer
Geissei Gottes war ausgestattet worden : die Anrede des gallischen
Einsiedlers an Attila (Gap. 6) setzte diese Bestimmung feierlich
auseinander, sie hätte (im Sinne des Verfassers) ähnlich an Soliman
gerichtet werden können, wenn man das Ungarn von 1526 an Stelle
des entchristlichten Galliens, das von Gottes Zorn heimgesucht
wird, substituiren wollte. Zu dieser mystisch-religiösen Auffassung
sind gesellt bedeutsame Erscheinungen von Märtyrern (Nicasius
und Eutropia in Rheims; die 1 1000 Jungfrauen in Köln), von Wun-
dern und wunderbaren Erscheinungen aller Art, Prophezeiungen
u. s. w., endlich ist das rhetorische Bedttrfniss des echten Huma-
nisten durch eine ganze Reihe schulmässig wohlaufgesetzter Reden
vollkommen befriedigt, die Schrift konnte gefallen. Der Ueber-
setzer entledigte sich seiner Aufgabe mit demselben Anstände, den
er bei seinen übrigen zahlreichen Uebersetzungen beobachtet hat :
vielleicht mehr als irgend ein anderer Schriftsteller des XVI. Jahrh.
hat er seinem Polnisch den feierlich schleppenden, der lateinischen
Phrase abgehörten Ton verliehen, sich so eng an die Vorlage ge-
halten, dass er nicht nur deren Wortstellung möglichst beobachtete,
sondern auch einzelne offenkundige Latinismen mit herüber nahm :
seine kühnste Aenderung bestand wohl in der Ersetzung der Illyrii
und Moesi des Originals durch Siowacy und Serbowie , der terra
Illyrica durch ziemia Siowienska; auch fügte er eine Einleitung
hinzu, die, nach dem Erhaltenen zu urtheilen, blosse Variation
eines locus communis der Humanisten war.
Mit derselben Gewissenhaftigkeit oder Unselbständigkeit ging
seinerseits der weissrussischo Uebersetzer ans Werk, nur dass er
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382
»
die Vorrede etwa als unwesentliche Zugabe ablehnte, denn dass
sein Exemplar unvollständig hätte sein können, ist nicht glaublich.
Den naiven und gläubigen russischen Leser konnte wohl in diesem
Attila vieles lebhaft anziehen, was ich schon hervorgehoben habe,
nnd irgend ein anderes, specielleres Motiv seiner Arbeit ist für uns
nicht mehr nachweisbar. Die Uebersetznng selbst befriedigt wenig,'
ein sklavisches Folgen dem polnischen Texte, eine unangenehme
Buntscheckigkeit seines Weissrussischen durch die vielen Polonis-
men, eine stattliche Reihe von Verseben in Folge des mechanischen
Drauflosttberserzens, sein Schwanken und seine Verlegenheit bei
so manchem Ausdruck zeigen deutlich, dass wir es mit dem ersten
Versuch einer Uebersetznng zu thun haben, dass der Verfasser
seiner Aufgabe nicht recht gewachsen war; eine Reihe von Bei-
spielen erläutere die beiden letzten Anschuldigungen.
Durch die Doppeldeutigkeit der poln. Adjectiv- und Pronomi-
nalformen auf -e (neutr. sing, und nom. acc. plur.) hat sich der
Uebersetzer öfters verwirren lassen, z. B. S. 212
(ktore . . . zwyklo), 183 CaicyaHM KOTopoe etc. (quos!), 178 mho-
atecTBo joc-flen . . . BUHeciue (mnostwo . . wyniosle) , während eben
zuvor derselbe Fehler: tob . . nancTBo . . naoirrue zu HatiuToe ver-
bessert war, ehe n8o bezieht sich S. 211 cbMow und noraama auf
naucTBo u. a. Dieselbe Verwirrung entsteht durch das poln. -ej,
Gen. und Dat. Loc. Sing, des Fem., daher S. 198 HOBiraa w toh
ÖHTBe KaTaiAsmmKOH Tain» cporcroe h KpBaßoe u. a., S. 220 KOTOpoe
bohhu statt des acc. plur. ; dass er aus Strassburg »co sie wyklada
zamek drogi« einen 3anoicB Aoporin 183 macht, verwundert nicht.
Dass er einen Druckfehler seiner Vorlage nicht zu berichtigen ver-
mag, ist selbstverständlich, S. 199 (Attila zieht gegen die übrigen
gallischen Städte) aou Ha ceöe He 36oji,mHjrB woum nepBeä crpa-
xojtb wöypuJTB == aby na sie nie z wietezim nizli pirwey strachem
oborzy*, es ist natürlich zu lesen : aby sie na nie etc., was das Ver-
hältnis von roÖypMXB zu oborzyi betrifft, so verwechselt der Ueber-
setzer wie schon die Polen selbst im XVI. Jahrh. o6-opnTn mit
o-6ypHTH, eine Verwechselung, durch welche das Poln. das alte
ophth, das es früher besessen, verloren hat, worüber nächstens
mehr in anderem Zusammenhange. Oder S. 201 Bo ktäw HeirfexB
Tpenhuxt w6hTB&T3ÄQBrb KOTopue wrh cTpaxy . . . «TeKaxH etc. = Bo
gdy nie miälo Treckich oby watelow ktorzi od strachu . . . uciekali
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Ein weiMrussiBcher Codex miscellAneuB etc. 383
na drodze vzrzal etc., es ist nie maJo zu lesen. Andere Fehler,
S. 216 noiieAaioqu xe bxo ooiunoio npaijoio TpyxHOCTfc h He6e3-
ne^EHOcTi» iioahajh, statt ÖojKinyK) npany, weil poln. wietsz;* praeq
sowohl Acc. wie Instr. ist; aas Wincencya. macht er S. 217 ein
B3H3UUK), erst im folgenden richtig Hhhlphuuh; ans Mntyn? S. 218
MypHHu; weil ihm die Zeichen Q nnd x ungeläufig waren, werden
bei ihm die Qwadowie zu (YWobc 212 o.Ö\, Lixow zn JÜHpoirB 183,
Saxony zn Capoiai 188; S. 178 unroio . . öucrpocn» . . MaioqoH für
oczu . . maiqcych ; dass sich ein lateinischer Acc. c. inf. durch das
Polnische des Bazylik ins Weiss russische fortpflanzt, ist erklärlich,
AOBtAaBmu ca bohcko HenpiJATejbCKoe öutl aaieKO tfojnjoe hhxjh
nepBOH MHHMai'B S. 188; cjaBe . . HaÖUToe 190; 3HaTi> = znac 192,
aber dieses ist kein inf, sondern zna ci 192; die Stelle Tain, ÄByxi»
öhtbt» nopamKOH) 3HaA30HU cma m. 6ma rasn-kia h »nana 177
lautet poln. tak dwn bitew porazkf* y znedzeni moc ich byiä zwa>
lala y vpadla, in der Handschrift des Bazylik stand wohl znedzeni,
d. i. znedzenim.
Ich will noch diejenigen poln. Wörter aufzählen, für welche
der Uebersetzer keinen passenden Ausdruck fand nnd einen leeren
Raum Hess, nm bei Gelegenheit die Lücke ansznfüllen. S. 177 ist
z wielka. pompq nnttbersetzt, während es an anderen Stellen dafür
noiecTHocTi» 194 oder nuxa 208 heisst; S. 178 w stroienin forUhw
und zäpalai sie ch<?ci^; 179 sladem iäloszki ränioney ; 181 woyna^
nie trctpili (aber Me^oirB TpamuH 174, an anderen Stellen wieder nn-
ttbersetzt gelassen, nnr 201 nnd 203 ymcKaTb dafür) ; 183 poräzü
y wyglädzil\ 184 nä tm, CO nowego kowac miah 201 zdrowie swe
opatrzyt ; 208 nie byi . . oszukan (178 dafür wr^yveHbe) , ebenso 214 ;
213 cofnqi ; 221 iesliby sie miat toolq ozenic, gdy sie Atyla waÄai;
222 mdcä6 \ an einigen Stellen ist die Lücke dnrch eine fremde
Hand ausgefüllt ; S. 178 przeciwko pysznym surowy KpHoÖpHiiä
(poln. krnqbrny) ; 186 aby ie nieopatrzne a nie gotowe zdybai aou
jetl HenjnaTpHHXT) aHenoroTOBy SÄMÖajri» ; 211 z Bozego zrz^dze-
nia 3Öoxoro Äonymeiibu. Dass der Uebersetzer einige Kenntniss
des Latein bereits besessen hat, zeigt vielleicht die Wiedergabe
des poln. w Kapitolinm rzymskim dnrch fb Maße pumckoh S. 222.
Endlich sei erwähnt, dass eine fremde Hand zn den ans dem
poln. Texte herübergenommenen Marginalien eine ganze Reibe
solcher Auszeichnungen des Inhalts nen hinzugefügt hat, z. B. auf
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384
dem Rande von 8. 214 Akbuhh Tpu i*Ta AOOUBajro; *opTe«>; Äy-
äocti» Anajra; oder 213 Kpyra saara, üancTBa h MtcTa 3(5ypoHiie ;
211 BucxaBJim» xjoxh cboh ; 216 MyxcTBo KopcieBCKo«, Tu« HeÖu-
BaiOTb 3aÖHBaHw, I^noTa ö&ioe roiOBU: 217 Hasica cko^ikomt», Koh-
KOpAU AOÖbLTL, CaiTB KOpOIB Ha MypX BCKO^KLIT», MtCTa ROTOpUe HO-
6parB etc. Der Apostrophe des Bischofs Nicasios an die Ungarn
iHnnnen) ist S. 205 von einer anderen, aber gleichzeitigen Hand
polnisch mit rother Tinte »cudne stowaa beigeschrieben: derselben
Hand gehören anch einige polnische Marginalien in der folgenden
Chronik Litauens.
VIII. Die grossen Sagenkreise des Abendlandes haben in ihrer
so interessanten Verbreitung von Volk zu Volk die Slavenwelt an
zwei räumlich und zeitlich weit von einander abliegenden Punkten
berührt, in Böhmen, wo dieser Contact mit Deutschland im XIV.
Jahrh. die Uebersetzungen oder Nachdichtungen des Tristan, des
Tandarias, des Rosengartens, des Reinfried Ton Braunschweig her-
vorrief, von denen jedoch nur das wenigste, z. B. der Braun-
schweiger, als Volksbuch Boden fasste; und im XV. Jahrh. auf
serbo-kroatischem Gebiete auf dem Wege Uber Norditalien. Ueber
Böhmen hinaus verbreitete sich der deutsche Einfluss nicht weiter ;
Polen, trotz seiner unmittelbaren Beziehungen zu Deutschland, die
im XIV. Jahrh. in der Litteratur den merkwürdigen, aber vollkom-
men isolirten Ausdruck im Waltharius fanden, nahm an roman-
tischer Welt gar keinen Antheil, denn als endüch auch sein Ritter-
thum sich zu grösserem Glänze entwickelt hatte, war Romantik
von Humanismus und Reformation längst zu Grabe getragen und
nicht einmal die zu Volksbüchern aufgelösten Stoffe haben in Polen
eigentliche Beliebtheit gefunden. Dagegen ist von den Südslaven
her einiges unmittelbar nach Russland eingeführt worden und die
Russen konnten sich noch im XVI. und XVU. Jahrn. an Dichtungen
erfreuen, welche allerdings alte Pracht und Fülle eingebüsst und
Zusammenhang und Bedeutung verloren hatten, um in der an-
spruchslosesten Form des Volksbuches fortzuvegetiren. Auf diese
Weise ist auch ein Bruchstück des karolingischen Sagenkreises,
die Episode vom Bovo d'Antona, in die russische Litteratur des
XVI. und XVII. Jahrh. eingedrungen und hat zugleich eine Be-
liebtheit erlangt, durch welche sie sich über alle anderen späten
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Ein weissniAsischer Codex miscellaneus etc. 385
Eindringlinge dieser Art weit erhebt. Prof. BecejOBciciä hat in
der zweiten Auflage von TajaxoBi , HcTopia pyccKoB cjobochocth,
C.IIeTepö. 1880 [t 460 f.) , die Spuren der Bekanntschaft mit Boro,
welche Bylinen , Märchen und Stic h i bieten , gesammelt und oben
(Archiv IX. 3 10) den Me^nv-iuaAeHen^ derselben mit dem Miro kjta-
peim>iB des Bovo zusammengebracht; IUmmn. hat in seinem
Oqepicb jHTepaTypHoä Hcropia etc., 3airacKH IV. 1858, Citate aus
der Litteratur des XVIII. Jahrh. gegeben > welche die Beliebtheit
des Bovo bezeugen, so die Aeusserung jenes Schreibers, welcher
den Bovo bereits vierzigmal copirt hat, weil dieser Artikel so gang-
bar ist u.a., Citate, welche man noch reichlich mehren könnte,
aus Kantemir, der seinen Versen droht, dass sie mit Bobo und Epiir*
zusammengerollt liegen bleiben werden, oder Deriavin (üojicaHa h
Boßy wra» I. 139); Puskin versuchte einen Bovo: eine Komödie
des Ostrowskij beginnt mit der Lecture des Bovo u. s. w.
Die Quelle des russischen Bovo hat BecejoBCKiS a. a. 0.
452 ff. nachgewiesen, den Inhalt des zu Grunde liegenden Gedichtes
ausführlich erzählt, und wird wohl bei der Publication des Posener
Textes auf das gegenseitige Verhältniss nochmals zurückkommen,
ich kann mich daher hier ganz kurz fassen. Unser im Gegensatze
zu den übrigen russischen noch aus dem XVI. Jahrh. stammende
Text, der S. 129 HcropuA w Kmuaani Ktbhaoh6 (Vater des Bovo)
beginnt und S. 171 A Tain» ca aokohiujio iracaHbe ro Bobo endigt,
bestätigt, dass einer serbo-kroatischen Uebersetzung der schrift-
liche Text eines Gedichtes vom Bovo vorlag, welches im XIV. Jahrb.
in venetianischer Mundart französischem Vorbilde nacherzählt war.
Ein derartiges Gedicht hat Pio Rajna (I Reali di Francia etc., I.
p. 491 — 566, Bologna 1872) aus einer Handschrift der Laurenziana,
die zwischen 1350 und 1450 fällt, abgedruckt, 2525 Verse, ohne
Anfang und Ende, mit Lücken in der Mitte. Die Uebereinstimmung
zwischen diesem Gedichte und dem weiss russischen Bovo ist eine
vollständige ; sie zeigt sich schon in den Eigennamen : diejenigen
des Gedichtes Blondoia (Bovo's Mutter, deren Namen die übrigen
russischen Texte bereits verloren haben), lo bosco de Sclaravena,
in dem Guido ermordet wird, Dan Albrigo (Dodon's Bruder) , die
Burg San Symon, Druxiana, el Soldan de Sadonia, sein Sohn Lu-
cafer, de Monbrand la forte cita, Orio, Angossoxo (Bovo's ange-
nommener Name), Gilberte, Ugolin, Malgaria (Tochter des Soldan),
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386
A. Brückner,
Troncatin (nevo del Soldan) und sein Bruder Abrayn, welche den
flüchtigen Bovo verfolgen n. s. w., entsprechen genau den weiss-
russischen EjaiiAOA 130, Bxyse wn CiuopaBeHA 129 (uyn qti
CiuapaBeHA 131), Aain» Ajöpwro öparB ^aohob-l 131 , cbathh rpajn
(eMHuin. 132, ^pyxHeHHa, jTyicanep'B BOAUKoro CarBAaiia cum» 138,
Atvahht, 139, MairapuA 145 (Mairoptii 168); ABa aajkobiwu 6pa-
TeiiHHU u7AHony kma TpftHKauum» a ApyroMy AÖpain, 147, CTBepxoro
MoMÖpaxa 153-, OpHXB 156, Ahtocl 162, TAHÖeprB 165 etc. Die-
selben Leidesbezeugungen bei traurigen Wendungen des Schick-
sals von Bovo, wie Dio que dol Vers 245 u. ö., Nennung der Mutter
Gottes, Santa Maria u. a. , oder Berufungen auf die Autorität der
Erzählung , wie S' el' e cossl vero como dixe lo cantar V. 445 =
1047 oder como lo libro conta u. a., wiederholen sich an denselben
Stellen im Weissrussischen Text, mn> micMO roBopun» 136 u. s. w.r
endlich derselbe Verlauf von Erzählung und Reden meist bis in die
geringsten Einzelnheiten, z.B. bei Zahlen. Aber der weissrussische
Text ist im Verhältniss zum italienischen erheblich knapperen Aus-
druckes, und zwar durchgängig, ausserdem Ubergeht er manches,
namentlich gegen Ende, z. B. die Erkennung Bovo's durch die
Gattin des Simbaldo, die an die Scene in der Odyssee erinnert,
oder den Kampf zwischen Bovo und lo re Passamont d'Ongaria,
der Überhaupt nicht besonders genannt wird und kurzweg als ko-
poAb »ropcKHH auftritt; endlich finden wir in ihm das Plus einer
oder der anderen Einzelnheit, z. B. bei der Erörterung der Uber
Blandoia verhängten Strafe ihres Verrathes am Gatten, Hexan Ha
Hee BCAKa MoicpoTa h cryAeiib najarn» a Hexan* ca ee noxon> racHTb,
Übrigens wird an derselben Stelle die Differenz zwischen dem ital.
tre onxe Ii faxea de pan dar und dem weissruss. no Tpu «hiiij auf
blosses Missverständniss des Schreibers zurückzuführen sein ; der
oben für nynaBa genannten Stelle entspricht im Italienischen (V.
2128 f.) Quando Bovo la vete tuto se tramuda El vene palido como
cenere lavä. Bei dieser engen Beziehung zum italienischen Urbild
fehlt natürlich dem Posener Texte jeder typische russische Zug,
welcher in den späteren Bovotexten eine und die andere Einzeln-
heit charakterisirt.
IX Ein völlig verschiedenes Loos war dem mit dem Bovo-
liede gleichzeitig hertt hergenommenen Tristanroman beschieden, er
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f^io 6 iss russisch Gr Codex misccll&QGus ctc» 38 V
blieb der rassischen Ueberlieferung fremd, denn der Poseoer Text
ist die einzige bis jetzt bekannt gewordene Abschrift desselben ge-
blieben; wenn BecejoBcxia bei raiaxoBt a. a. 0. S. 460 ohne
näheres Citat davon spricht, dass aus dem Polnischen 1677 über-
setzt wäre der Roman von der Melusine, der Roman von Tristan
und Isolde u.a., so beruht diese Angabe wohl nur auf dem Be-
richte von BoAflHCKiH, s.o. Es kann kaum blosser Zufall gewesen
sein, dass »Tristan« nicht ebenso eifrig copirt wurde wie »Bovo«;
der Mangel an Interesse für ihn lässt sieh wohl begründen. Bovo
ist eine wohlgefügte Erzählung, reich an Abwechslung und
spannenden Wendungen, ja an dramatischen Situationen, z. B.
wenn Bovo als Arzt am Lager des Mörders seines Vaters auftritt ;
der Held bleibt stets Mensch und kann leicht seinen Ueberwinder
finden, der Kampf mit Pulicane setzt ihn thatsächlich der äussersten
Gefahr aus und es rettet ihn nur der Einspruch der Geliebten,
welche den Unhold an die Wohlthaten erinnert , die er im Hause
ih res Vaters einst genossen ; alle Motive sind leicht verständlich,
natürlich, wie die sich aufopfernde Treue des Dieners gegen seinen
Herrn, die als Princip verkündet und belohnt, Venrath in jeder
Form, am Gatten, Herrn, Fremden, der immer bestraft wird, Liebe
und Hass verfolgen mit gleicher Ausdauer ihre Ziele u. s. w. Ganz
anders im »Tristan« dieser Fassung, der trockensten, in welcher je
ein Ritterroman ausgezogen worden ist, einer ununterbrochen ein-
förmigen Aufzählung von Kämpfen, in denen der Held zur Lange-
weile des Lesers immer Sieger bleiben wird, mag er nun beim
ersten Anrennen den Gegner aus dem Sattel heben oder in erbitter-
terem Fusskampfe den Schild über die Schulter werfen und zu
Streichen mit beiden Händen ausholen ; die Macht unwiderstehlicher
Leidenschaft, welche die Liebenden über alle Hindernisse hinweg-
zusetzen immer wieder zwang, ist hier kaum angedeutet und die
wesentlichste Seite des Romans völlig unausgefüllt geblieben ; die
Verquickung mit dem Roman von Lancelot bereicherte den unsrigen
nur um eingeschaltete, dürre Nebenbemerkungen; statt Characteren
und Situationen finden wir immer nur Namen und Facten ; endlich,
was entscheidet, ist der Roman unvollendet, der Bericht von der
schweren Verwundung des Helden endigt mit den Worten : h He-
BfclTB €C*H CTttTB paiTB B1J3 AOpOBOJTB , aöO TaiCB üMf j »1. IIoTyjI» W
nein nacaBo (S. 127). Der Gegensatz zwischen dem trockenen, auf
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\
388 A. Brückner,
eine prosaische Vorlage zurückgehenden »Tristane und dem ans
einem Gedichte übersetzten »Bovo« könnte schon ans dem beider-
seitigen Anfang erhellen, denn der »Tristan« beginnt (S. t) : IIoto-
Ham ca noBecTB w BHTeaen, ckhht'l cbpÖckhxt.. A 3Bxam* w
cxaBHOSTB punapu Tpucuaiie, w AiinaiOTe h w Eobo h w hhihmxt,
MBonn BHT63ex^ AOÖpiOT, worauf sofort znr Erzählung überge-
gangen wird, dagegen der »Bovo«: Mko iuicmo roBopun,, Aoöpufi
Myxy, 6oto th 6yÄ> na homotb, h BXOBaa ta um CMepTH h wtl 3jio«
npuroau. XoTy Bant nofeejaTH Aoöpyio noBecn» w KraaxoHe Ahtoh-
CKOMT» KHAXaTH H UJ 6 IX) CUH6 W HC1HKOMT» H CiaBHOlTB pMippy BOBP.
Der serbische »Tristan« gehört nicht derjenigen Redaction an.
welcher z. B. der böhmische sich zugesellt, der auf poetische
deutsche Ueberarbeitungen zurückgeht, sondern stammt durch
einen italienischen aus dem französischen Prosaroman. Vergleicht
man ihn mit einem französischen oder italienischen Texte, so zeigt
er sich als blosser unvollendeter Auszug, in welchem alles Schöne
und fast alles Characteristische gründlich verwischt ist. Eine ita-
lienische Vorlage von entsprechender Fassung ist mir unbekannt
geblieben, sie könnte vielleicht von der Art gewesen sein, wie es
diejenige zu sein scheint, welche Bandini in seiner Beschreibung
der italienischen Handschriften der Laurentiana (Band V der latei-
nischen Hdss.) auffuhrt und die in verhältnissmässig beschranktem
Umfang den Roman von Tristan und Ancelot erzählt. Von den ge-
druckten Texten verglich ich , da die k. Bibliothek keine der ur-
sprünglichen französischen, sondern mehrere der umgearbeiteten
Ausgaben (seit der Mitte des XVI. Jahrh.) besitzt, den Auszug,
welchen Comte de Tressan (Oeuvres choisies, VII, 1796, Corps
d'extraits de romans de chevalerie) gegeben hat, sowie einen ita-
lienischen, von Fil. Polidori veröffentlichten (La tavola ritonda
o Fistoria di Tristano . . . secondo il codice della Mediceo-Lauren-
ziana, Bologna 1864) : derHaupttheil des Posener Textes, p. 1 — 93,
entspricht etwa S. 35—59 des Tressan'schen Auszuges, oder den
Capp. 3, 12 — 41. des italienischen Romans, und ausserdem Capp.
63, 87, 113, 115 u. a. desselben. Nach der Erzählung von der Er-
mordung eines Vorfahren Tristan's, des Königs Apolon , wird die
Geschichte seines Vaters Meliadus und seine eigenen Jugenderleb-
nisse geschildert, was dem böhmischen Tristan ganz fehlt, darauf
die bekannten Ereignisse: Tristan's Kampf mit Amurat von Irland,
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Ein weissnissischer Codex misceil&neus etc. 389
die Heilung seiner Gift wunde durch Isolde von Irland, seine Wer-
bung um Isolde für Marko, der Genuas des Liebestrankes u. s. w.;
von den zahlreichen Versuchen des Königs Marko, seine Gemahlin
der Untreue zu überführen, finden wir in unserem Texte nur die
Scene im Garten, da Marko durch seinen Schatten verrathen wird;
der Text scheint gegen Ende ausserordentlich zusammengezogen.
Würde die Uebersetzung des Tristan von demselben herrühren, der
Bovo übersetzt hat, was in Anbetracht des wenig unterschiedenen
Ausdruckes möglich ist, so müssten wir schon der italienischen
Vorlage die sonderbare Red action des Tristan zuschreiben ; dagegen
bleibt die Vereinigung des Artuskreises mit dem karolingischen
eine ganz zufällige, auf die slavische Uebersetzung beschränkte.
X. Auch über den Posener Text der litauischen Chronik sollen
hier nur Andeutungen gegeben werden. Der JltTonHceivB b&ihkoix)
kha3ctba jHTOBCKoro h ÄOMOHTBCKoro (S. 225) endigt, wie sc hu Ii er-
wähnt, vollkommen abrupt, ohne Interpunctionszeiehen, mit dem
Berichte über die zweite Heirath Sigismund Augusts und den un-
günstigen Eindruck, welchen dieselbe allenthalben im Lande her-
vorrief: KOTOpOMyTO XUX9H6HLK) KOpOJieBCKOMy n&H0B6 H BCA UUfAXTS
pLHppT>CTBO (wnpOTB AOMy PaAHBHJOBOro) HeöbUIH pa^H H B6XLMH CMV-
th.ihca , axe Toro use miauen u'ämchhtl ne moimh (S. 291). Die
Chronik beginnt mit jener Herleitung des litauischen Adels aus
Italien, wie sie von Dhigosz war zuerst aufgenommen worden und
auf seine Autorität hin im XVI. Jahrh. als Dogma feststand, mochte
man nun die angebliche Flucht römischer Geschlechter aus Italien
auf die Zeiten Neronischen Wüthens oder auf den Hunnischen
Schrecken beziehen, oder mochte man den Namen Litua selbst als
lltalia deuten oder , wie in unserem Texte geschieht, aus lateini-
schem litus und tuba herleiten , denn jqoah ero th€ nrro 3a Bejieio
uctüH HrpHBaiH na Tpyöaxi a y (lacn tix't S. 228 und diese Messen
no xaTUHB tubae. Auf diesem fabelhaften Grunde wurden gleich
fabelhafte Fürsten- und Geschlechterverzeichnisse aufgebaut und
zur Deutung von Ortsnamen verwendet, aus denen sie selbst eben
erst abstrahirt waren. Diese natürlich erst im XVI. Jabrh. ver-
fasste Einleitung ist einer älteren Compilation russisch-litauischer
Nachrichten, wie sie in dem von Danüo wicz herausgegebenen
Jl*Tonnceiri b&xhkhx,l kha3bh jhtobckhx-b (1827) vorliegt, zugefugt
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390
A. Brückner,
worden; der Text bei Daniiowicz reicht bis 1446 und wurde (in
Wilno?) fortgesetzt. Der Posener Text bewahrt nur bis zum Tode
Witowtfs, dessen noxnaza hier ebenfalls wiederkehrt, irgend einen
Zusammenhang, um für da« übrige XV. Jahrh. meist in einige
wenige Daten von Regierungsantritten oder Todesfallen sich auf-
zulösen. Erst mit dem XVI. Jahrh. fli essen seine Angaben wieder
reicher, der Fall Glinskij, die Kämpfe mit den Russen werden
etwas ausführlicher erzählt, daneben haben wir wieder die ge-
nauesten Angaben Uber Lebensdaten der litauischen Grossfürsten
und einzelner Grossen, zuweilen sogar über Verleihung von Hof-
ämtern ; am umständlichsten verweilt die Erzählung bei der zwei-
ten Heirath Sigismund Augusf s. Eine mit der nnsrigen vielfach
identische, nur zu Anfang, in der Mitte und namentlich am Ende
lückenhafte Compi lation hat nach einer Copie in lateinischer Schrift
und kleinrussischer Sprache T. Narbutt in den oben genannten
Pomniki do dziejöw litewskich (1846) herausgegeben: beide Texte
ergänzen sich wechselseitig und unterscheiden sich von einander
einmal in der Einordnung des Stoffes, so werden die Podolischen
Händel in beiden an verschiedenen Stellen erzählt; dann ist die,
von Narbutt nach ihrem Besitzer benannte, Chronik des Bycho-
wiec auch für das XV. Jahrh. vollständig, d. h. begnügt sich nicht
mit dem blossen Auszug einiger die Fürstlichkeiten betreffenden
Daten, ist zudem überhaupt ausführlicherer Fassung und im Aus-
drucke altertümlicher, ihre kirchenslavischen Formen und Worte
sind im Posener Text durch weissrussisch-polnische ersetzt, z. B.
hramota durch jdictb, hod durch poitl, y paki wo swoia si wozwra-
tyBzasia durch HBepHyn ca bcboio 3eiuno, sowit durch cran,
oczepy durch zaH-Mryr«, isceli durch butoexi, y sporokow weli-
kich durch h 3b&ihkhxt> xfeji etc.
Von vielen Lesern dieser Chronik , welche ihre Aufmerksam-
keit durch zahlreiche Marginalien in weissrussischer und polni-
scher Sprache bekundet haben, hat ein und der andere Fehler des
Copisten verbessert oder einzelnes nach anderen Texten hinzuge-
fügt, z. B. S. 228 hat Montwi* zwei Söhne, Nemonos und Skirmont,
eine andere Hand bemerkt am Rande nomuR* BJrtToimcuorB und
fügt in den Text ein, an hhuiuxi tutläs aa3UBa : bhkchts a epx-
Boia; der Angabe einer Dauer von 90 Jahren (S. 281) finden wir
am Rande beigeschrieben, b^pohhhub noxcKOH cro (nämlich j*t%;
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Ein weift&russiacher Codex miscellaneua etc.
391
die Form KpoäHHKa für and neben Kporanca finden wir häufig im
Attila; sie stammt von polnischen Schriftstellern, welche in der
zweiten Hälfte des XVI. Jahrh. kroynika nnd kronika gebrauch-
ten, Bej, Bazylik n. a.).
Die eben erwähnte Modernisirung des altrussischen Textes im
Posener Codex werden wir, zumal bei der Beschaffenheit des-
selben in der Abschrift des Bychowiec, unbedenklich unserem
Schreiber selbst zuerkennen dürfen; eher Hesse sich darüber
zweifeln, wer die Dürftigkeit der Angaben für die beiden letzten
Drittel des XV. Jahrh. Verschuldet hat; dagegen scheint wieder
klar zu sein, dass die Vorlage unseres Schreibers nur bis 1548 ge-
reicht und dass er gehofft hat, den Bericht bis zu dem Tode des
letzten Jagelionen noch fortsetzen zu können, das letzte Heft zählt
darum die wenigsten Bogen, d. h. gerade nur so viel, als er für
diese beschränkte Aufgabe zu benöthigen glaubte; aber Aus-
bleiben des erhofften Materials, eigene Unselbständigkeit oder
vielleicht ein anderer, uns unbekannter Umstand Hessen den
Schreiber nicht einmal dieses nahe liegende Ziel erreichen. Darin
endlich, dass er keinerlei Andeutung über seine Vorlage, in der
Name und Zeit des Gompilators sehr wohl genannt gewesen sein
mag , beifugte , befolgte er nur dasselbe Princip , welches wir in
den vorangegangenen Partien wahrnehmen konnten, auch beim
Attila hat er ja jede auf seine Vorlage bezügliche Angabe ge-
mieden, jenes »ckhütb cepocran* auf dem ersten Blatte des Codex
ist die einzige, uns allerdings höchst erwünschte Ausnahme ge-
blieben.
Berlin. A. Brückner.
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Die dramatißirte Geschichte Joseph'ss Zywot Jözeföw
yon Nicolaus Eej.
I. Ueber einen der ältesten polnischen Dichter, Nicolaus Rej,
Bind unsere Kenntnisse bis jetzt noch unvollständig. Zwar ist in
der neueren Zeit Rej Gegenstand einer grösseren Aufmerksamkeit
geworden : Wojcicki machte den Anfang, indem er in der zweiten
Ausgabe der Biblioteka starozytna pisarzy polskich in 6 Bdn.,
Warschau 1853 ff., und zwar in Bd. IV vom Jahre 1854, das dra-
matische Stück Zywot Jözeföw ganz abdruckte , nachdem er in
Teatr staroiytny w Polsce 1841 nur Excerpte daraus mitgetheilt
hatte; Przyborowski stellte in Tygodnik Poznanski von 1862 das
Geburtsjahr Rej's fest ; Dr. Befcikowski schrieb in Pamie^tnik Nau-
kowy I, Warschau 1867, eine lesenswerthe Skizze der literarischen
Thätigkeit Rej's (Rej z Nagtowic, study um Uterackie); bald darauf,
1868, schrieb Tyszynski in der Warschauer Zeitschrift Biblioteka
Warszawska (Bd. II des genannten Jahres) eine Studie Uber Rej's
lehrhaftes Gedicht »Wizerunk« ; in den siebenziger Jahren gab die
Komiker Bibliothek in der bekannten uneigennützigen Weise die
Apocalyp8is Rej's v. 1565 in homographischem Druck heraus; seit
dem Jahre 1881 erscheint heftweise Rej's Wizerunk von 1558 (nach
der Ausgabe von 1560) in St. Petersburg und Warschau (bei Ge-
bethner, bis jetzt fünf Hefte, s. Anzeige von Jagic, Archiv V, 674) ;
der Herausgeber dieses selten gewordenen Werkes, Herr Ptaszycki,
hat mehrere wichtige Abhandlungen Uber Rej geschrieben : so Rej
z Nagtowic i Wereszczynski , Wilna 1 880 (siehe ebenda) ; Hhkoj&h
Pen, nojibcKiÄ nucaTejb XVI b. Petersbg. 1883 u. and.; im Jahre
1880 hat Herr Rybarski in der Warschauer Zeitschrift Ateneum
'UI, 371) biographische Notizen von Rej aus dem Archiv von Kiel ce
mitgetheilt, und'Herr Plenkiewicz in einem Aufsatz : Etyka M. Reja,
in der illustrirten Warschauer Zeitschrift »Klosyi 1880, Nr. 793 ff.,
Uber Rej und seine Bezugsquellen gehandelt; über Handschriften
der Werke Rej's brachte beachte na werthe Notizen »Wiek« 1883,
Nr. 56 und Wistocki's Przewodnik Bibliograficzny 1883, S. 79 ;
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I
Die dramatiairte Geschichte Josephs . 393
dieselbe Zeitschrift berichtete über ein Autograph Rej's 1883,
S. 209 ; Uber den vielumstrittenen Psalter Rej's, dessen Existenz
in Zweifel gezogen wurde, berichtete Zawilinski in Biblioteka War-
szawska 1884, III, S. 34 ff. ; über Rej's Thätigkeit als Landbote
schrieb W. Czajewski : Mikolaj Rej z Nagtowic na sejmach (cze&
obszerniejszej pracy), Warschan bei Paprocki 1885. Wenn ich
dann noch die fleissige Schrift von [Br. Zawadzki Uber Nie. Rej
(Mikoiaj Rej z Nagtowic), Lemberg 1875, nenne, so glaube ich
alles genannt zn haben, was nennenswerth ist. — Doch sind wir
Uber Manches wenig unterrichtet, so Uber den Psalter, den noch
Niemand hat untersuchen können, da das 1884 aufgetauchte ein-
zige Exemplar wieder unzugänglich geworden ; wir wissen wenig
Uber die Apocalypsis und deren Yerhältniss zu Bullinger, den Rej
als sein Vorbild nennt; Uber die Postille 1557, die sich anscheinend
einer grossen Verbreitung erfreut hat: über die Krotka rozprawa
etc. 1543; Uber das Verhältniss der Apophtegmata (Figliki) zu der
gleichartigen Litteratur ; und auch Uber Zywot Jöze&w 1545, sowie
über die möglicher Weise handschriftlich erhaltenen zahlreichen
Schriften Rej's , von denen gewiss nicht alles verloren gegangen
sein kann ; auch hat man angefangen, die seltenen kleinen Schrif-
ten Rej's uns wieder zugänglich zu machen, wie Przyczyna gniewu
Panskiego M. R. , reproducirt 1880 (siehe Przewodnik Bibuogr.
1881, 25). Zum grossen Theil ist an unserer beschränkten Be-
kanntschaft mit Rej schuld die Seltenheit und Unerreichbarkeit der
Werke Rej's : Zwierzyniec, Postylla, Zwierciadfo gehören zu den
grössten Seltenheiten : von Zwierciactto ist in unserer Zeit nur Zywot
poczeiwego czlowieka in Biblioteka von Turowski 1859 und in
Biblioteka Mröwki Bd. 110, 1881 in Lemberg wiederabgedruckt
und zugänglich gemacht worden, in derselben Biblioteka auch
Pisma wierszem von Rej Bd. 164 und 165, 1882.
Auch Zywot Jözeföw von Rej ist lange Zeit eine grosse Selten-
heit gewesen : Linde hatte ihn zur Hand, ohne ihn in lexicalischer
Hinsicht ausgiebig zu benutzen , auch Wiszniewski Hist. lit. pol.
(VII, 268) hatte ein Exemplar, aber Bentkowski, Juszynski und
andere kannten das Buch nicht; Wojcicki brachte in Teatr Staro-
iytny polski 1, 1841 zum ersten Male Auszüge aus dem Stücke und
die Inhaltsangaben der einzelnen »Handlungen«, und aus dieser
Quelle allein haben dann sehr viele ihre Kenntniss von Zywot J6-
AicUt ftr >UriMh« Philologie. IX. 26
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394
W. Nehring,
zeföw geschöpft, selbst Beicikowski noch im J. 1867. Erst in der
zweiten Ausgabe der Biblioteka starozytna pisarzy polskich 1853
druckte Wojcicki, wie oben bemerkt, das ganze Stück ab.
Zu einer besonderen Untersuchung über dieses polnische Jo-
sephspiel ist dieser Wiederabdruck bis jetzt nicht benutzt worden,
dies soll im Nachstehenden unternommen werden.
i£ywot Jözeföw z pokolenia zydowskiego sina Jakobowego,
rozdzielony w rozmowach person, ktory w sobie wiele cnöt i do-
brych obyczaiöw zamyka*1), — dies ist der Titel des in Rede
stehenden Stückes, welches in Krakau 1545 bei der Wittwe Fl.
Unglers herauskam. Da es anonym erschienen ist, so ist hin und
wieder die Autorschaft Rej's bezweifelt worden, man glaubte die
Meldung des Freundes und Biographen Rej's, nämlich Andr. Trzy-
cieski s, dass Rej auch das Leben Joseph s geschrieben habe (»pisal
tez zywot sprawy onego Jozefa zydowskiego patryarchy etc.) auf
eine ebenfalls anonym 1530 in Krakau erschienene Schrift beziehen
zu sollen, unter d. Tit. Istoria o s. Jozefie patryarsze, in Prosa.
Doch eine Aeusserung J. Kochanowski's in Eleg. III, 13, der Rej's
Buch Ton Joseph als ein poetisches Werk bezeichnet und die Sprache
des £ywot Jözeföw lassen keinen Zweifel aufkommen, dass Rej
das dramatische Spiel von Joseph geschrieben hat; dazu kommt
noch eine Aeusserung Trzycieski's und der Umstand (s. unt.), dass
in dem dram. Stück auf die Istoria nicht Bezug genommen ist.
Das Lesen des Abdruckes von Zywot in Biblioteka staroiytna
1854 2 wird durch die zahllosen Druckfehler verleidet, viele von
ihnen stören und zerstören gar den Sinn. Deshalb sei es hier zu-
nächst gestattet, die wichtigsten Fehler zu verzeichnen und die
versuchte Correctar beizufügen. Vieles kann ich übergeben , wie
die oft unrichtige Interpunction (man wird z. B. bemerken , dass
i) Eine Beschreibung der Ausgabe s. Wiszniewski 711,268. Nach Estrei-
cher Bibl. XVI stöl. 186 soll sie in 80 sein.
2 Es genügt, die für Rej's Stil charakteristischen Ausdrücke aus Wize-
runk in notiren, welche auch in Zywot Öfter vorkommen : zbhunid (verliebt
machen), zlotrzyd sie; , przes kij skoczyd (fehlgehen), na czem ohramaC, swej
woli sie, napiö, zie przypadio, zlego nam przesiadjo, aiedzieö na sparae
(w sparze) , szyiUa gol^, rozum ftroi ; die häufigen Redensarten mit kres, a. B.
z kresu wykroczyd, das häufige Bild by na lepie pt&cy u. s. w. Auch die Ge-
ringHchätifc^ der Bücherweisheit, z. B. Wiz. I, 335 : Knglarze . . . napisaJi s
ssnmnych ibow etc. (s. unt }.
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Die dramatisirte Geschichte Josephs.
395
nach der typographischen Gewohnheit des XVI. Jahrh. am Ende
der Zeile in der Regel ein Komma gesetzt wurde, welches anch im
Wiederabdruck steht und welches man sich oft wegdenken mussj :
auch an vielen anderen Stellen bedarf es nur eines aufmerksamen
Lesens, um durch Streichung, Hinzufagung oder Aenderung etwa
eines Buchstaben oder vielleicht einer Silbe dem Sinne gerecht zu
werden, wie z. B. stwoienie lies stworzenie, im Argument, uzyc
S. 279 1. uzycz, si 286 1. ci. stracze 286 1. strace., wspomnione 294
1. wspomnione. (die Lautgruppe mn in diesem Verb um kehrt immer
wieder), wieszmi 309 1. wierz mi, mit ose przypfynie 314 1. prze-
piynie, temu sfowy 322 1. temi, k tobie 359 1. k sobie, spetna. 375
1. spehia, Nie iednego 382 1. Nie ied., I tyc nasze wymöwki 402 1.
wasze, o swey przysrfey riosci 412 1. przesztey J) u. v. a. Manche
Fehler fallen wohl schon dem ersten Druck zur Last, wie eine Ver-
gleichung mit den Auszügen in Teatr staroiytny und bei Wiszniew-
ski zeigt; freilich war einiges schon Wiszniewski unverständ-
lich und er liess es aus. — Folgende Fehler erscheinen der Correctur
bedürftig, das etwas lange Register möge damit entschuldigt wer-
den, dass es sich hier um das erste grössere poln. Poem handelt :
In der Widmung an die Königin Isabella S. 276 steht rozmazac, lies roz-
mnaiaö. In dem Argumentum 278 : gdy sprawie dosnsia 1. sprawnie. Für
Z tey stabosci co w nim byia 1. z tey statotd. Przecisz 279 I. przeezeiss d. h.
przoczei-z lies durch. In dem Verzeichniss der Personen 280 steht : Oullofer
wiqzien Potipharöw, entweder ist stroi auagelassen, oder im Original stand
witzienny, oder aber wi^zien ist durch irgend ein Versehen für wieiny hinein-
gerathen , welches Wort im 2ywot in der zweiten Hälfte stets , wenn auch
öfter unrichtig gedruckt, gebraucht ist. Am Schluss des Personenverzeich-
fiisses steht : Osthatka sie, eziaez domyslay, 1. eztaez d. h. czta/5 lesend, po
s woiey chorobie 288 1. po swey, dies erfordert die Silbenzahl. lekl 289 1. lett.
Zy woli wzdy ci umario 290 1. sywo-li wzdy czy ; weiter . Juiby snadz d . h.
snadi) 1. Juibym, und sodann: by wiadomosc iako byla 1. iaka, obgleich iako
sich auch halten lässt. namietoze lekarstwo 293 1. nawietoze. A trudnoö mie.
ma roasmieliC 294 1. rozsmieszyrf, vgl. weiter : Chocias umie smetaie cienyi 1.
sm^tne, vgl. auch 8. 294 : Chyba by go znowu wskrzesü, toiby mie. sm$tni*
rozsmieszyl, auch S. 301 , V. 10 v. u. , rozsmieezyd erfordert überdies der Beim,
nie ma nie waskiego 295 1. wiqtszego. Bo wiecey zawzdy musi myilec* o swym
rodsie 297 1. wiezien. Ten wiecey zlosci warn mysl 298 l. zJos<<iwam d. h.
f) Die Umschreibung ist nach der jetzt üblichen Orthographie, nur die
Silben ie, ia, io etc. im Anlaut und im Inlaut nach Vocalen, sowie die Silben
*y> ey , oy etc. sind beibehalten, weil j (wenigstens der regelrechte Gebrauch
desselben) im XVI. Jahrh. nicht bekannt war.
26-
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396
W. Mehring,
zlosciw^. S. 299 am Rande steht: Prosteioie wdsieozne u Boga 1. Proste
serce mit Rücksicht auf prawe seroe im Text, indess kann es auch heiasen :
Proste seie d. b. der gerade Weg. S. 300, V. 12 nnd 11 v. u. sind gestört :
Bo iul Um wzdy wiee »awidy bitwa I bez baren bei wiesci, wahrscheinlich
ist wzdy, durch folgendes zawzdy veranlasst, überflüssig nnd I in unrichtige
Stell« gerathen : bez harcu i bei wiesci. frasunek 301 V.8 1. frasunk, vgl. wi-
zerunk u. and. ; in Teatr Star. I, 139 steht frasunk. S. 301 in Bo tak bywa a
pospolicie ist a zu streichen. S. 303 swowolnego pysku vielleicht swowolnemu
pysku guzy w zysku. S. 304 V. 6 ff . ist so zu interpungiren : Jeszczes snadi
byl tey nieenoty Nie skosstowai, aby w kacie Pletl lada co ; bo cit; tracej —
304 V. 12 ff. ist vielleicht so zu interpnngiren und zu lesen : Wszyscy swoy
stan pokrywamy, nie sie. nie baezymy (»baezmy«) sami, Nio do siebie, iako w
niebie tak sie nam wszystko widsi. S. 305 Cocz siq tei widzi s nami toczy?
tel ist wohl überflüssig, der Sinn erfordert : coc sie. widzi (ii) z nami toczy.
306 V. 1 Na drugim wiec by na pieh wdziai, Teatr Staro*. 140 auch drugim,
der Sinn erfordert na drugiey. 306 V. 2 v. u. zu interpungiren : A cot? iako
w klatkach ptastwo I 308 V. 10 zu interpungiren : Ale, wierq, jako raezq !
308 V. 16 na pJacz 1. na plao. 309 V. 9 ff. so zu setzen und interpnngiren :
A oo tobie to zawadzi (Wieleöby ich temuradzi!) Zblaznic kogo?! (verliebt
machen, vernarren) niech szaleie ! Ty Big imiey, od niechay mdleie r Wrze-
szczy, piska na ulicy ! Utywiemy tego wszyscy, Bo wiec, kiedye mu przy-
pieeze, Co ma, iako pezota wlecze. Wszak (z) sob* swiata nie wezmieez, To
twe wszystko, co zaiywiesz, etc. S. 311 ist zu lesen und interpungiren: Ano
k wierze nie podobno, I* (»ins«) o tem nie wie Przecz-ie sie tak sa podl*
masz? Nie lepieyte, (se) sie. smieiesz? 312 V. 1 Uzrzysz, ali MH nasz
ciajrnie (unser Mann macht sich an die Sache) . 312 V. 4 Uzrzysz, ie6 (»zeez«
mu ia przypiek?, iet musi w^drowaö po krys (»pokrys«). 312 V. 6 v. u. zu
interpungiren : Ach, niestotys ! ta mnie enota Dowodzi tego klopota bringt
mich zu Betrübniss. 313 V. 7 grodzysz 1. godzisz. 313 V. 17 zu interpung. i
Lecz ieszcze, com powiedaia, Ja sie k temu bqde znaia. 314 V. 10 das Komma
zu streichen, dwoia = z dwu stron. 315 zu lesen: Twoy ci grsech bedzie,
gospodze (»gospodzie«) , Gdyc* mu ta rzeez leb ogiodze (»oglodzie«) . 315 zu
lesen : Z tych frasunköw b^dziesz (»bedzie«) sie. smiaö, Boc* mu wnet za pa-
skiem (»piaskiem«) biegac. 318 V. 7 iaeno tobie we,drowac* 1. medrowac". 319
V. 2 t. u.: Strach zaymuie 1. zeymuie, so Teatr Star. 319 V. 9 Gospodzie 1.
gospodze, auch 356, 12 v. u. 321 V. 3 u. 10 Pana 1. pana. 324 Ale by sie,
ruszyla 1. cie, und in dem folg. Verse das Komma zu streichen. 324 Nie bede.
sto mowy misia l moey, folg. V. rozpiad 1. rozeiaö. 325 Cdi byi woli etynid
miala I. by wol<j. V. 7 zu lesen Bych tei z zwierzeciem möwila. 326 V. 12
v. u. Nie rzeczby 1. ied by. 328 V. 8 u. wedrowaC 1. medrowae*. 330 V. 12
bardzie kroczy 1. hardzie ; przyrodzone fortuny I. przyrodzenie. 332 V. 8 n.
A chociaby 1. A chociay (ohne b). 333 Przedsie, aobie. z tylu pala I. palcem.
333 V. 12 u. zbola 1. zgoia. 336 A to wniweez sie, ostawi vielleicht zu lesen :
w niweez le ostawi po sobie? 341 V. 15 wszeteczny 1. wszeteczni. 342 zu
lesen: Bych sie byla (»bylo«) nie wydarta (»wydarlo«), Möglby miq byi zbawiö
gardla (»garlo... 344 V. 1 ludzie 1. ludzi. 344 V. 4 zas 1. zai ob. 348 ChoC
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I
Die dramatiBirte Geschichte Joseph s. 397
sie. tknie slachetniey paniey l. coc* und slachetney. 348 Bardzo ciq drudzy
zdradzali 1. sie- 349 Przekai^ mi, ifc smiem 1. nie smiem rzec etc. V. 4 u
sobie 1. tobie. 350 V. 10 u. Bys mi iui 1. boc, V. 4 u. Choc sam 1. chöcU
aam komm' her. 354 Ale tu tradno wedrowae' 1. m^drowac. 355 I ta siq tak
lekka byla 1. ltjkla byJa. 358 V. 8 u. do ciebie 1. do siebte; V. 6 u. t* 1. t«f.
359 V. 8 pomnieö 1. pomnieö. 359 V. 10 u. ruszyla 1. ruszylo. 360 V. 9 u.
Przytacza mi swoie ztosci 1. przytaczainy, 2 Zeilen weiter: iawne licze. 1. lice.
363 Y. 11 ist so zu interpungiren : Gdy przyware. zostawisz Przy mnie,
wiera ml, czytcie sprawiaz, die letzten Worte sind ironisch: glaub mir, dann
bist du der mustergiltige Richter. Die dunkle Stelle 363 V. 12 u. lässt sich
vielleicht so verstehen : A mniemasz (»mnie masz«), by to ladaco wnet crfo-
wieka straciö? Bo wie« mi, se to wielki strach («straciö«) z swistymi sie zbra-
ciö, d. h. nach Rej's Ausdrucksweise : mit den Todten Gemeinschaft ein-
gehen. 364 A kto iul raz smie zie by<5 1. ziem f. zrym. 365 V. 1 1 co gi wen
sprawili zu verbessern in: co ge wen wprawili? 365 V. 13 u. odmawia l.
omawia. 365 V. 7 Tonern tek mial za wierne. u siebie zu lesen: zawiernie
fürwahr, im folg. Vers wohl z siebie für siebie. 366 V. 7 Rozmysl 1. Roz-
mysl; V. 10 Nie przechodzi 1. przychodzi; V. 12 u. A tak laszcze sam przy-
wieaö 1. kaszcze, d. h. kaicie. 367 bis wiqzienie cierpial 1. bys. 368 Nie tylko
by 6 w wie. zieniu vielleicht Nie tylo ; am Rande steht : Wstydliwa rzecz wi$-
zienie cnotliwe, vielleicht cnotliwemu. 369 V. 8 u. wswie 1. wzwie. 370
V. 13 u. ist das Komma zu streichen. 373 wyroslo piekne czny macice wohl :
wyroslo p. trzy in. , wobei das Neutrum beachte nswerth, wenn es nicht zu än-
dern ist in wyrosty. 373 V. 1 u. A tym 1. A tarn. 374 Aibych mial podawac
wohl: Iibyeh oder Aczbych. 374 Wiefny, so noch öfter 1. Wiezny, S. 379
steht in der Ueberschrift : wieinemu. 374 V. 10 u. sryszcie L sryszycie, der
Vers ist achtsilbig. 377 Okolo niey wszedy sie. trawa zieteniejac* 1. traw«?
zieleniac*, so Teatr Star. 151 , in folg. V. ist sie. hinzuzufügen. 377 V. 6 wy-
szry 1. wyszlo, wie in Teatr Star, des Reimes wegen. 378 am Rande: omylnit
przyiain niewiescie 1. na swiecie, wiejim Texte. 378 V. 8 Az dzis 1. Acz dzi*.
378 V. 13 Bocz nie zawzdy 1. Toc\ Der etwas dunkle Sinn der Stelle 379
V. 5 ff. lässt sich vielleicht so finden : Ale to krotka pamie/5 ; kogo szczescie
niesie (»uniesie«}, Jus patrzs. 'sobie röwnych oni pirwszy w lesie (— w losie ?
die Bevorzugten im Schicksal) ; A cot rzec? poyde. etc. 382 onakli to bedzie
1. inak-li. 383 V. 8 u. sie 1* ci*. 384 V. 1 u. mam 1. nam. 385 V. 9 u. urosla
1. urostq. 385 ktora sie 1. cie, . 386 Wszystkiego ma 1. mu. 386 Zwischen
V. 3 u. 2 u. acheint ein Vers ausgefallen zu sein. 387 sind die drei ersten
Zeilen so zu interpungiren : Tuö sie wiec wszystko sporzy, gdy kto s dobrey
woley Co od kogo przymuie, ginie, co z niewoley. 388 V. 2 u. wedrowarf 1.
medrowac. 389 tego spichlerze 1. iego. 391 V. 7 plenie L pilnie des Reimes
wegen. 394 V. 10 u. nie zgineji ostatek 1. zginie-li; V. 8 by nas iui zostal
ale dwie 1. zostala ledwie. 394 A ozasz sobie pomoiemy vielleicht A cos b.
p. ? 399 it milosC to tarn liehe iabie. 1. mOuie. 400 Pomy przedsie. 1. Podamy.
401 znaci l znaezy. 404 proino wedrowae" 1. medrowad; iedno czy przypadlo
L co. 406 V, 6 nam szaftüe 1. sam ; V. 12 prawe L prawie. 421 V. 9 sie i*t
zu streichen. 427 V. 7 mUe dziecie. i. dzieci. 430 ktopoty przeminete L prze-
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398
W. Nehring,
min^e. 432 Czyniac si«> iui 1. cie. 433 ku temu co szedl 1. czed*, hat gelesen.
434 Bo gdy* pocz^i 1. gdy*.
Zu den Fehlern ist auch zu rechnen, dass die »Handlung« III (sprawa
trzecia) zweimal in den Ueberschriften steht; das Stück zahlt also nicht 12,
wie man gewöhnlich wiederholt, sondern 13 »Handinngen«; wir werden uris
erlauben, die beiden mit III bezeichneten mit III* und nP> zu bezeichnen.
II. Rej 's Zywot Jözefö w tritt in einer stattlichen Reihe von gleich-
artigen und gleichbetitelten dramatischen Stücken des XVI. Jahrh.
auf, denn die Geschichte des Patriarchen Jacob und seines Sohnes
Joseph erfreute sich bei den dramatischen Schriftstellern jener Zeit
einer ebenso grossen Beliebtheit, wie die biblische Geschichte von
der Susanna, wenn auch vielleicht einer minder grossen, als die
Geschichte vom verlorenen Sohn und der bekannte Stoff Hekastus*
An die Spitze sei gestellt das lateinische Spiel von Crocus : Comoe-
dia sacra cui titulus Joseph, ad Christiauae iuventutis institutionem
iuxta locos inventionis veteremque artem, nunc primum et scripta
et edita per Cor. Crocum Amsterodami ludimagistrum , Coloniae
1537 ; die Widmung ist vom J. 1536, das Stück ist in Amsterdam
von den Schülern des Crocus 1535 gespielt worden (dann folgen
zwei Ausgaben in Antwerpen 1538 und 1546 und andere s. Goe-
deke II3). Aelter, abgesehen von einem in den Annal. Corb. s. a.
1264 erwähnten Josephspiel und von einem Lowener Stück »vom
Ertzvatter Jacob vnd sehn son Joseph« aus dem Jahre 1494 *), ist ein
Josephspiel , welches Joachim Greif zusammen mit G. Maior in
Magdeburg verfassten und in der Schule zur Aufführung brachten :
Ein lieblich und nützbarlich spil von dem Patriarchen Jacob vnd
seinen zwelff Sönen, Aus dem ersten buch Mosi gezogen vnd ge-
druckt zu Magdeburgk durch Büchel Lotther 1534, dann in dem-
selben Jahre noch einmal und 1535 wiederholt, zusammen mit Su-
sanna von Greif, ebenfalls in Magdeburg gedruckt 2) . Bald darauf
schrieb der Dramatiker, FhMolog und Pädagog Sizt Birck in Basel,
wo er seit 1534 Direktor des theologischen Seminars war, eben-
falls in deutscher Sprache, ein Josephspiel, welches erst 1539 in
>) Archiv für Literaturgeschichte IX, 29.
*) Siehe W. Scherer, Deutsche Studien III, Sitzungsberichte der phil-
hist. Cl. der Wiener Akad. d. Wiss. Bd. 90, 1878, S. 200 ff. ; vgl. Goedeke
Grundrißs in Bd. II*. — In den Ann. Corb. wird unt. 1264 eine »Sacra oomoe-
dia de Josephe- vendito et exaltato der Mönche in Heeresburg erwähnt. Ueber
G reff s Spiel s. unt.
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Die dramatisirte Geschichte Joseph 's.
399
Augsburg herausgegeben wurde ') ; in derselben Zeit wurde in
Bern gespielt und herausgegeben (Hans v. Rttte's) »Die Hystoria des
gote förchtigen junglings Josephs in dem ersten Buch Mosy etc. be-
schrieben, Ist zu Bernn durch junge Burger contrafetisch gespilU
153S; am Ende: gedruckt zu Bernn 1538 2). Wenig später er-
schien : »Ein httpsch nttwes Spil von Josephen dem fromen Jüng-
ling V88 etlichen Capitlen des buchs der Gschöpfften gezogene etc.
(von Jac. Rueff?) in Zürich 1540 3), und in demselben Jahre ent-
stand und wurde in Schlettstädt gespielt Thiebold Gart's Stück :
»Joseph, biblische Komoedie«, herausgegeben in Coeln 1540, in
Augsburg 1542 u. s. w. •); in das Jahr 1540 fallt auch das Erschei-
nen der : Comedia Joseph Des frommen und Gottes förchtigen Jung-
lings, wie er von seynen bruderen verkauft etc. in Cöln *). Im
Jahre 1544 erschienen: Andr. Diether's Historia sacra Joseph,
Quae nobis praeclarum diuinae prouidentiae et passionis Christi
redemptoris castitatisque Joseph pudieissimi adolescentis Exemplar
demonstrat etc. , und des ausgezeichnetsten lateinischen Drama-
tikers des XVI. Jahrb., des Verfassers des mustergültigen Spiels
»Hekastust, Macropedius (Lengveldt): Josephus etc. (Widmung von
Amsterdam v. 16. Aug. 1544) «). So entstanden in den drei Gentren
des neueren geistlichen Schauspiels: Magdeburg, den Niederlanden
und der Schweiz, gleichzeitig Josephspiele, zum Theil unabhängig
von einander : Diether ist mehr, Macropedius weniger von Crocus
abhängig; abgesehen von dem Magdeburger Spiel, zeigen die
deutschen Josephspiele einige Verwandtschaft mit dem Stück des
Crocus.
«) Allgem. Deutsche Biographie mit. Birck.
«. Siehe Weller, Dm alte Volkstheater der Schweix S. 163 ff., vgl. Weiler,
Schweizer Dramen in Germania XXV, 363.
1 Weller a.a.O. 8. 153.
«) Heu herausgegeben mit einer Einleitung von Erich Schmidt in Elaä&si-
Bche Litteraturdenkmller aus dem XIV.— XVII. Jahrh. Bd. II, Strasburg
1880 ; vgl. W. Seherer, Allgem. Deutsche Biogr. unt. Gart.
*) Weller, Annalen der poet. Nationallitt, der Deutschen im XVI. und
XVII. Jahrh. II, 246. Auf dem Titelblatte steht: Im Jair 1540 von etlichen
bürgeren und Jungen gesellen, Inn der Stadt Collen öffentlich gespielet ....
Burgermeistern und Rath von Cflln gewidmet von Peter Jordan, Buchdrucker
und Borger daselbst.
•) S. Allg. Deutsche Biographie, den Artikel Macropedius von D.Jaeoby.
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400 w- Mehring,
Dies sind die vornehmsten Vorgänger Rej 's, dessen ijwot J6-
zeföw 1545 erschienen ist. Dann folgten: Joseph von Mart. Balticus
1556 Adelpholae, drama comico-tragicum historiam Josephi com-
plectens Angsb. 1556, Joseph us 1579, vom Verf. selbst ins Deutsche
Übersetzt 1579); Jac. Schoepper's Enphemos s. fekcitatus Jacob,
1553; das Josephspiel von Brenner (Die schone biblische Historia
etc.) 1 566 ; Joseph von Leschke (Widmung zu Lauban vom 1 1 . Febr.
1671) »); die sgantze Historia von Joseph« von Christian Zyrl.
Strassburg 1573; die deutsche Uebersetzung der Comedia sacra
Joseph von Bitner 1583 (vgl. Goedeke II2) : Joseph von Aegidius
Hunnius 1586 ; die »Comedia von dem frommen Altuater und Pa-
triarch Jacob und von seinem Liebenn sone Joseph, von Pusch-
mann, Garlitz 1592 3): Joseph von Schonaeus 1592 und öfter; »die
gantze Historia von Joseph« von Joh. Schlayss, Tübingen 1593;
»Joseph« von Frischlin in drei Komödien, entsprechend dem Ennuchus,
Adelphus und Heautonti m orumenos von Terenz : »Joseph tragico-
micuB Comoedia von dem Patriarchen Joseph« von Gassmann, Leip-
zig 1810; Joseph von Rhodius, Anfang des XVH. Jahrh. : Joseph
von Goetze 1612, von Voidius 1619 u. s. w. Man sieht, wie beliebt
und zeitgemass der Josephstoff in der dramatischen Literatur des
XVI. Jahrh. war.
Zwischen Bej s Zy wot Jözeföw und den späteren Josephspielen
ist selbstverständlich kein unmittelbarer Zusammenhang, da das
polnische Stück ausserhalb der Grenzen Polens kaum bekannt war.
wohl aber kann die Frage entstehen, ob Rej seine Vorgänger
kannte. In dem Buche selbst finden sich keine Andentungen dar-
über : weder in der Widmung an die Königin Isabella von Ungarn
(polnische Prinzessin, Tochter Sigismunds I.) vom 26. Febr. 1545,
noch auch in dem Argument (Argument, to iest potofenie tey
sprawy, ktöra sie. zamyka w tych ksiaikach) findet sich eine Bezug-
nahme auf eine dramatische Bearbeitung der Geschichte von Jo-
seph oder auf Schulschauspiele Uberhaupt; das Stück selbst ist
nicht in Akte und Scenen, sondern in zwölf (eigentlich 13) »Hand-
*) W. Scherer, Deutsche Stnd. III a. a. 0.
. 2) Puschmann s Comoedia vom . . . Jacob . . . und Joseph wurde 1580 in
Breslau geschrieben und , nach Beseitigung von Schwierigkeiten seitens des
Pfarramtes, ebenfalls in Breslau 1583 »agiret« worden, wie es in dem Breslauer
hM.d,chriftUih.n E^ppUr heb* .
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s. 4ol
lungena (gprawa oder rozprawa) ei ngetbeilt , was auf das von P.
Jordan in Goeln 1540 veröffentlichte Stück hinweisen würde r was
aber, da ein Zusammenhang beider ausgeschlossen ist (s. mit; ,
nicht ins Gewicht fällt. Und doch können wir die oben gestellte
Frage schon ans dem Grunde nicht ohne weiteres abweisen, weil
Rej in Bezug auf seine späteren Werke eingestandenermassen oder
nach dem Zengniss seiner Zeitgenossen von anderen abhängig ist.
Wir wissen jetzt von ßej schon so viel, dass er nicht ganz un-
gelehrt war. Der Nimbus der Originalität, in dem Rej bis auf
unsere Zeit stand, fängt an niederzufallen und die Gestalt des »pol-
nischen Dante« ') tritt uns in kuhlerer Atmosphäre der Forschung
näher. Wir können die gelegentlichen Aeusserungen Rej's, die
Bücherweisheit sei eitel Thorheit, nicht mehr als Beweis seiner un-
bedingten Selbständigkeit gelten lassen. Er hatte als Student der
Krakauer Universität, in deren Album er 1518 eingetragen wurde,
noch mehr auf dem Hofe Tenczynskfs, Gelegenheit sich zu bilden,
war in den Schriften des Seneca, Cicero, Horaz, Tibull und in den
neueren lateinischen leidlich belesen, und wir lernen jetzt die latei-
nischen Bücher allmählich kennen, nach deren »dunklem Sinn« er,
wie sein Freund Trzycieski sich ausdrückt, öfter andere, vielleicht
auch Trzycieski, fragte, bis er »sich zuletzt mit ihnen befreundete«.
Dies zeigen besonders die zwei Hauptwerke Rej's : Wizerunk und
Zwierciadlo. Was für das erste als Vorbild gedient hat, wussten
schon die Zeitgenossen, denn J. Kochanowski sagt in der Elegie
III, 13 an Myszkowski (um das Jahr 1563), er folge als nationaler
Dichter dem Beispiele Rej's, Trzycieski's und Görnicki's :
Nec primus illas rupes peto. Reyus eandem
Institit ante viam ....
Et meruit laudem, seu parvum fleret Joseph
Letho fraterna paene datum invidia,
Sive Palingenix exemplum Musamque secutus,
Quid deceat, caneret dedeceatque viros.
Offenbar konnte Kochanowski nicht meinen, dass Rej den Zo-
diacus Vitae des Marcellus Palingenius (nach Facciolati ein Ana-
gramm aus P. Angelo Manzolli, die erste Ausgabe ist von 1537)
_ • ■ ■
V So nannte ihn sein Freund Trzycieski in der Empfehlung des Wiie-
runek: Reius Sarmatici splendor honesque soli,
Hic noster est Dantes .....
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402
W. Nehring,
etwa frei übersetzt habe, er stellte vielmehr Wizenmek dem Zo-
diacus vitae an die Seite , ebenso wie er selbst seine Szachy des
Vergleiches mit Vidas Scacchia ludus für werth hielt, indem er
gegen das Ende seines Gedichtes die Worte schrieb : Ü Wide, przey-
mowah denn er wusste am besten, wie sehr frei er mit seiner Vor-
lage verfahren ist Ein gleiches Verhältniss waltet ob zwischen
Rej s Wizenmek und des Palingenius Zodiacns vitae : ein directer
Znsammenhang beider Gedichte ist nur in dem allgemeinen Cha-
rakter zu bemerken ') , wie eine selbst flüchtige Vergleiohung der
Ueberschriften der 12 Gesänge in beiden zeigt (ich benutzte die
Ausgabe des Zodiacns von 1704, wo einem jeden Bache eine Sy-
nopsis vorangestellt ist); so haben es auch dargestellt Tyszynski
Uber Rej s Wizenmek in Biblioteka Warszawska 1868, III und Pta-
szycki in der Vorrede zu seiner Ausgabe; überdies mag sich Rej
auf die Leetüre des Zodiacns vitae nicht beschränkt haben, da er
sagt : trzeez zmyslona i z innych uczonych zebrana«.
Für Äywot poczeiwego cztowieka in Zwierciadlo ist eine be-
stimmte Vorlage nicht zu constatiren und nicht nur die einfache
Composition des Ganzen, sondern auch die Weltanschauung aus
dem Gesichtskreis eines polnischen Staatsbürgers mag Rej's eigen-
stes Werk sein, aber in den allgemeinen Gedanken und in Einzel-
heiten ist Rej durchaus von den Ansichten der alten *) Schriftsteller,
vornehmlich der Philosophen, abhängig. Wenn er in iywot poczei-
wego czlowieka (ed.Turowski S. 32) von den »weisen Philosophen«
spricht, die noch »heute von den Menschen bewundert und deren
») Die Eint hei hing in 12 Gesänge ist in beiden Gedichten eine gleiche,
wenn auch die Ueberschriften andere sind j der Gang der Belehrung und der
Inhalt derselben ist ein gleicher , in der ersten Hälfte mehr, in der zweiten
weniger , dabei in Wizenmek Breite , Wiederholungen und ungleicher Ton :
einmal ernste und geläuterte Lehre, das andere Mal wahrhaft naturalistische,
echt holländische Bilder des Lebens , die Lehren — der rothe Faden in beiden
Dichtwerken ist : durch Verstand und Uebung der Kunst die Natur und die
Leidenschaften zu meistern — werden In den Mund von Philosophen , sum
grossen Theil derselben, gelegt; gleichartig sind die Anachronismen und die
Vermischung heidnischer und christlicher Lehren , auch Ausfalle gegen die
Geistlichkeit s einige Abschnitte sind aus Zodiacns fast unverändert anfee-
nommen, z B. die Beschreibung der Libido und die Lehren des Epikur.
t) Plenkiewicz hatte in dem Aufsati: Etyka Beja in Klosy 1880 (s. ob.)
Lorichius als Vorbild im Sinne, Ptaazycki hat in Kaiendan Petersburski von
Glinski 1882, S. 104 ff. gezeigt, dass Rej sich an Seneca und Cicero anachloM.
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Die dramatieirte Geschichte Joseph e. 403
Schriften noch heute mit Wonne gelesen würden« , 00 hat er vor
allem Seneca und Cicero im Sinn, denn diesen beiden folgt er in
seinen Definitionen und allgemeinen Sentenzen.
So ist auch sicher zu vermuthen , dass Rej in iywot Jözeföw
nicht völlig selbständig ist. Schon die Wahl des Stoffes führt
darauf, dass er Kenntniss hatte von einem oder mehreren berühmt
gewordenen Josephspielen, denn die Heimsuchungen des Schick-
sals, welche die polnische Prinzessin Isabella (vornehmlich durch
den Einfluss und mit Hieronymus Laski und dem ehemaligen Prior
in Czenstochau, dem Kroaten Martinuzzi; in dem Kampf um die
ungarische Krone zu erleiden hatte , erinnern doch so wenig an
Joseph s Schicksale, dass sie unmöglich die Wahl des Stoffes be-
stimmt haben konnten , sie konnten nur dem zeitgemässen Stoff,
wenn auch in gesuchter Weise, als Hintergrund zur Anpreisung der
Sündhaftigkeit im Unglück und als Veranlassung der Widmung
an die unglückliche und standhafte Königin dienen.
Nach den Andeutungen Scherers, dass die Comoedia sacra
Joseph von Crocns für die Bearbeitung des Josephstoffes im XVI.
Jahrh. massgebend und typisch geworden, vermuthet man zunächst
einen Zusammenhang zwischen Crocus und Rej. Und in der That,
die Comoedia sacra des Crocus war Rej wohlbekannt! Auf den
ersten Blick möchte man an eine directe Beziehung kaum denken,
nur stellenweise glaubt man bei Rej in Situationen und Einzelheiten,
in Reden Anklänge an Crocus zu hören , aber die Rolle , welche
Achiza bei Rej (eine Zofe und Vertraute der Sephira, Frau des Po-
tiphar), eine Person, die Crocus gar nicht kannte, und die grosse
Verschiedenheit der Darstellung zwischen dem Terenzianer Crocus
und dem naturwüchsigen polnischen Autodidakten, der einmal Ovid
und Virgil »Schwätzer« (Fabulisten) nannte und der die Grenzen
Polens nie überschritten hat (»z granice polskiej mi]$ nigdziem nie
wyiechah), könnte uns zunächst verbieten, an einen näheren Zu-
sammenhang zu denken. Bei näherem Zusehen aber schimmern
durch die verschiedenartige Hülle in Darstellung und Ton eine
gleiche Anlage des Ganzen, gleiche Stimmung und gleiches Ver-
halten derselben Personen hindurch.
Zunächst mag als nicht unerheblich betont werden, dass die
handelnden Personen bei beiden Dichtern dieselben Namen haben :
Potiphar, seine Frau Sephira (bei Rej nach polnischer Orthographie
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404 iW. Nehring,
m
Zefira) Mago servolus bei Crocus und Magern thausknecht« bei
Kej, Hanno pocillator regius bei Crocus und Hanno podczaszy bei
Rej, selbst der Gefängnisswärter Gulofer bei Rej erinnert stark an
Gulussa bei Crocus ; Achiza freilieh, die Zofe bei Rej, oder viel-
mehr ihr erstes Debttt, ist bis jetzt nicht zu ermitteln; die
übrigen Personen haben (mit Ausnahme des Bäckers Zophar bei
Rej) keine bestimmten Namen. — Sodann ist die Reihenfolge der
Scenen nnd die Verkeilung des Stoffes bei beiden Dichtern {bei Rej
Handlang IIP, IIP und IV, er hat ja mehr, nämlich die ganze
Geschieh te) fast dieselbe, wobei wir -uns gestatten wollen, bei Rej
einen Scenen wechsel uns zu denken , wo eine neue Person auf die
Buhne tritt oder andere abgehen. Zuerst tritt in beiden Stücken
Mago in einem Monologe auf, bei Crocus überhaupt der Anfang des
Stückes : I, 1, dann folgt eine Scene zwischen Mago und Sephira,
worauf bei Rej eine recht anmuthende Unterredung zwischen Zefira
und Achiza eingefugt ist, ihr entspricht bei Crocus die vereinfachte
Scene I, 3, in welcher Sephira einen Monolog hält; sodann folgt
die entscheidende Begegnung zwischen Sephira und Joseph, die
formell von beiden Dichtern verschieden behandelt wird. Crocus
verlegt nämlich, nachdem die Liebeswerbung der Sephira auf der
Scene erfolglos geblieben, das Attentat auf Joseph hinter die Scene:
Sephira tritt, nach vergeblichen Schmeicheleien und Drohungen,
erregt und zornig in ihr Gemach, Joseph geht, nach einem Monolog,
in welchem er sich in seinen tugendhaften Ueberzeugungen ge-
stärkt hatte, zum Schluss des Aktes I »negotii causa« ihr nach, der
Vorhang fällt, am Anfang des Aktes U zeigt er sich, nachdem
hinter der Scene einige Worte und ein Aufschrei der Sephira gehört
worden, fliehend, ohne Mantel, auf der Scene und schildert in er-
greifenden Worten seine Lage. Diese Disposition ist bei Rej ge-
stört, weder zu Gunsten der Verständlichkeit, noch zum Vortheil
der scenischen Wirksamkeit, denn nach der Scene mit dem Mantel,
welche auf der Bühne vor sich geht, — man muss dabei annehmen,
dass Sephira Joseph am Mantel zerrte am Eingang in ihr Gemach
und dann darin verschwand , während Joseph gegen den Vorder-
grund der Scene floh , — überlegt Joseph , was er thunsoll, und
*) Ueber den Namen der Frau Potiphare in den verschiedenen Joaeph-
spielen s. Scherer, Deutoche 8tnd. III, S. 211.
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Die dramatieirte Geschichte Joseph s. 405
erst, als er im Selbstgespräch beschlossen hatte, an der Wahrheit
festzuhalten, schreit Sephira auf, lockt Achiza dadurch herbei und
giebt somit Joseph nochmals Veranlassung zu Betrachtungen; Rej
lässt also Joseph in recht ungeschickter Weise zweimal einen Mo-
nolog halten, nachdem er iseinen Mantel verloren, seine Unschuld
bewahrt hatte«. Aber im Grunde werden wir auch in dieser Partie
Uebereinstimmung zwischen beiden Dichtern finden. Dann folgt
bei beiden Dichtern, immer abgesehen von dem plus, welches bei
Rej in der Scenenökonomie Achiza verursacht : der Monolog des
sorgenfreien und sorglosen Potiphar, das Verhör Joseph's, seine
Verurtheilung, Abführung ins Qefangniss, zuletzt seine Befreiung
und Erhebung durch Vermittelung des Hanno.
Dass bei beiden Dichtern die Personen sich in gleicher Weise
verhalten, wurde anscheinend nicht auffallen, da die Josephspiele
des XVI. (auch des XVII.) Jahrb. sich an die biblische Ueberliefe-
rung halten, indess geht neben dieser gleichen Physiognomie der
Bollen bei Crocus und Rej eine gleiche Sprache und gleiche Argu-
mentation der handelnden Personen einher, nur dass jener, was
man nicht aus den Augen verlieren darf, im ganzen recht scharf,
klar und in markanten Gegensätzen die Gefühle der Personen zum
Ausdruck bringt, während Rej über uns einen Redestrom ergiesst,
in dem wir, ausser der Freude am Worte, vor allem Wiederholungen
-bemerken: man zähle nur z. B. nach, wie viele Male das Wort
wstyd (Schamgerohl, Schande) in seinem Stück, an geeigneten und
ungeeigneten Stellen, vorkommt I Dies ist freilich der Kernpunkt
des Stückes und es lag durchaus in der Art Rej 's , das als richtig
Erkannte stark zu betonen. — Die Aehnlichkeit zwischen der Co-
raoedia sacra und iywot Jözeföw in Bezug auf die Haltung und die
Reden der Personen ist zwar nicht eine durchgehende, stellenweise
auch nur verhüllt, aber im Grunde ist Rej's Zywot eine unmittel-
bar frei gestaltete Copie der Gomoedia sacra Joseph.
Man wird an ein Zwischenglied nicht gut denken können ; warum
sollte die wenigen Aenderungen nicht Rej selbst gemacht haben?
Wenn man bedenkt, wie frei dieser Dichter den Zodiacus vitae des
Palingenius in seinem Wizerunk nachgebildet hat, so wird man,
vielleicht noch mehr, für den älteren Zywot Jözeföw eine gleiche
Nachbildung der Comoedia sacra annehmen können. Ich will im
Nachfolgenden, weil die Aehnlichkeit des Inhaltes durch Ver-
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406
W. Nehring,
schiedenheit der Form and Darstellung verhüllt igt, eine mehr um-
ständliche Vergleichung durchführen nnd zu zeigen suchen, das*
die Comoedia Joseph von Crocus fast ganz in Sprawa III* n. s. w.
des Zy wot Jozeföw von Rej enthalten ist. (Citate nach Akten nnd
Scenen beziehen sich auf Crocus, Citate ans Rej geben die Seiten an).
In der Scene, in welcher Mago Uber seinen ärgerlichen Dienst
klagt, zeigt sich keine grosse Aehnlichkeit. Zwar trifft die Klage
des Dieners sowohl bei Crocus als anch bei Rej mehr die mürrische
Herrin als den Herrn, von jener wird gesagt, dass sie früher voll
Würde nnd Leutseligkeit war, sich aber geändert habe (aut bile
oportet aut amore percitam : alboc mit ose albo f ras unk, cos iey si$
w giowie kreci) ; auch wird sie hier nnd da genügend nnd in glei-
cher Weise charakterisirt als unruhig, herumspähend und zänkisch.
Aber während Mago bei Crocus sich darauf beschränkt, den Dienst
überhaupt, mehr noch bei einem verdriesslichen Herrn, am meisten
den bei einer zänkischen Herrin, wie die seinige, zu beklagen, nnd
während er nur mit wenigen Worten andeutet , dass seine Herrin
seit dem Eintritte Josephs ins Haus kopflos geworden, — ergeht
sich der Diener bei Rej nicht nur ausführlich über seine Lage als
Knecht , sondern auch über den Zorn der bösen Frauen nnd über
seine Herrin insbesondere, die ihren Mann in schlechten Ruf bringe,
weil sie fortlaufe (»pani wylatuiet ) ; indess müssen wir diese Ver-
dächtigungen vor der Hand auf sich beruhen lassen, da Mago bei
Rej merkwürdiger Weise von Joseph kein Wort spricht und da
beide Dichter sich vorläufig mit einer oberflächlichen Charakteristik
der Sephira begnügen ; das Herumspähen der Sephira (ich möchte
das wylatuie nur so verstehen) 1 ) soll vielleicht nur die Unruhe der
schuldbewussten Frau andeuten, die alle beargwöhnt, ihre Liebe
zu belauschen 2) ; bei Crocus spricht Mago weder von Argwohn
noch Klatsch, nur von iurgiis der morosa hera, erst I, 3 verräth
sich Sephira in einem Monolog. — Auch die folgende Scene (I, 2)
bietet nur im allgemeinen Uebereinstim mung : Sephira schilt nnd
l) In einer der folgenden Scenen spricht Sephira zu Achiza, dass sie wie
eine Einsiedlerin lebe (iako mniszkaj, dass ihr Dasein ein »würdevolles Nichta-
thun« aei S. 306], dass sie halbschlummernd und beschaulich ihr Leben dahin
schleppe (»To wszystko, co leiac wzdysze« 8. 307).
*) So versteht auch Achiaa die Lage ihrer Herrin* NUli tak dormo aza-
leiesz (8. 311,.
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Die dramatisirte Gesuchte Joseph 's.
407
nörgelt, Behebt ihren Argwohn dadurch verdecken zu wollen, dass
sie Mago Müssiggang vorwirft, ihn forttreibt, ihm mit Schlagen
droht (abi, ne velis oerebro heic tao vias dispergier : idi, bo ci$
tracej , aber wieder Bind die Personen bei Ctocüb wortarmer, als bei
Rej, der Mago beim Weggehen noch eine Rede über die Verblendung
der Menschen halten lägst. — Auch in der folg. Scene (I, 3) ist an-
scheinend zwischen Rej und Crocus keine Beziehung zu sehen,
vielmehr zeigt sich hier zwischen beiden eine bemerkenswerthe
Abweichung: Rej bringt Sephira mit einer Kammerzofe in einen
Dialog, während Crocus eine solche Person nicht kennt, auch tritt
bei Rej Sephira in dieser tranlichen Plauderei ganz unerwartet als
eine zwar von der Leidenschaft ergriffene, aber zurückhaltende,
auf Anstand, Tugend, Frauenehre bedachte Frau (sie achtet die
Tugend Joseph s, ihre Liebe will sie den Geboten der Tugend zum
Opfer bringen S. 314 — 315); erst durch die dreisten Reden der
Achiza wird sie allmählich umgestimmt, zum Liebesbekenntniss
bewogen und zum Angriff auf Joseph fast genöthigt }) , während sie
bei Crocus Joseph schon öfter mit ihrer Liebeswerbung bestürmt
hat (saepe praehensum solum adorta) und jetzt das innere Feuer
zum wiederholten Male durch glühende Worte kundgiebt (atqui
maiores hi sunt ignes, verbis quam qui extingui queant). Was sie
aber im Monolog bei Crocus von Joseph spricht, stimmt mit dem
tiberein , was sie bei dem polnischen Dichter zu ihrer Vertrauten
Uber den Gegenstand ihrer Liebe äussert :
T6i wiem zeby mi$ odprawil,
W wieczne zapalanie wprawil,
Bo wiem, ze w tym dobrym panie
Nigdy enota nie ustanie (S. 317)
*) Wenn wir im Argumentum lesen: Pani go dsiwnie zwodxila Z tey sta-
iosci (nicht siaboaci) co w nim byia , Nie go ta rzeez nie ruazyla , Zawzdy enota
sperna by*a, Potem etc. . . . und wenn Sephira S. 314 spricht: Alem tamtey
(enoty) iui doznala, so liegt darin gewiss ein Widerspruch (s. unt . , aber kurz
Vorher hatte sie doch zu Achiaa gesagt, sie solle den ungenannten Gelieb-
ten nicht schelten, er wisse von nichts : Nie myslai o tym iako tyw, womit
also Zurückhaltung und nicht Liebeswerbung gemeint sein konnte, und so
▼erstand es auch Achiza : Toc k szalonemu podobna, Ii o tem nie wie, powia-
dass; ygl. U sie, on poknsiö nü imiem \ Übrigens erhellt dies aus der ganzen
Anlage.
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408
W. Nehriag,
Bo tarn cnofc} n ad rabiai;* A tym si(? nie nie p^tai^.
Chociay by tei namniey byh), Coby z enoty wykroczyh) ;
Ach, niestotyz t ta mnie enota Dowodzi tego kiopota
Ii sie. on pokusic nie smiem (S. 312) ;
in gleicher Weise spricht Sephira bei Crocns :
Quae mentem animumque excantat mihi (virtus), prorsus ut
oblita sim mei,
Non ista volgaris, quae spe metuqne officium facit saum,
Verum germana, vero quae studio facit ,
Sed mihi nimium proba, advorsus animi sententiam mei ;
man vergleiche noch die Antwort der Sephira auf die Unterstellung
der Achiza, die »klobige Unschuld« würde sich bald am Gängel-
bande fuhren lassen , Joseph sei nicht etwa mit einem Klügling
(medrek) gleichzustellen, seine Tugend sei mit Verstand und Grad-
heit gepaart: dies entspricht der Meinung der Sephira bei Crocns:
mores divini, oratio cordata ... virtutem et naturam in hoc certasse
ornando. — Aber freilich, diese Aehnlichkeit ist eine geringe j es
läset sich in Zywot keine Stelle zeigen, welche direkt an Crocns in
dieser Scene anklänge, die Aehnlichkeit kann wegen des von Rej
hineingebrachten Motives der Zurückhaltung der Sephira und der
Kuppelei der Achiza nur eine allgemeine sein.
Dagegen finden sich augenfällige Berührungspunkte in der
Liebes- und Versuchungsscene , die weiter folgt (I, 4), man muss
dabei davon absehen , dass bei Rej Joseph von der Achiza unter
einem geschäftlichen Vorwande hergeholt wird, dies entspricht der
ihr nun einmal zugedachten Rolle. Der Ton ist zwar auch hier
wieder verschieden: bei Crocns gemessen und würdig, bei Rej
trivial, mitunter ordinär ; verschieden sind auch die Voraussetzungen
und das daraus sich ergebende Verhalten der handelnden Personen :
so gesteht im Eingang Sephira bei Rej, sie sei durch Liebe gewan-
delt und wiederholt Joseph, was sie früher der Achiza von Tugend,
Vernunft u. s. w. gesagt, alles habe über sie die Macht verloren,
worauf Joseph zunächst mit spottendem Unglauben antwortet, er
sei nicht so einfältig, um es zu glauben, während bei Crocns die
Situation gleich von Anfang an eine andere ist, weil hier Sephira
ihr Attentat von neuem wiederholt. Auch ist bei Crocus in dem
Kampf um Liebe und Tugend zwischen Sephira und Joseph eine
gewisse Ordnung und Steigerung der Argumente, des Angriffs und
Die dramatisirte Geschichte Joseph'».! 409
der Abwehr zu bemerken , während bei Rej Rede nnd Gegenrede,
freilich nicht ohne Wiederholungen, in freierem Wechsel Bich be-
wegen. Indess ist bei alledem der Inhalt des Gesprächs zum grosse»
Theil derselbe, nur bei Rej anders disponirt, — znm grossen Theil,
denn neben dem Gleichen läuft amch einiges Ungleiche her.
Selbstverständlich erscheint, dass Joseph bei beiden Dichtern
sich auf die Gebote der Tugend und der Pflichterfüllung beruft,
auch die Berufung auf Gott ist selbstverständlich (Deo Excelso fre-
tus : Nie wqtpi$ ia w Panu, — nicht w panu), nicht so in der Sache
begründet ist die Berufung Joseph's auf Standhaftigkeit (At decet
constantia, quae moribus convenit : A ta stsiosc' snac* przystoi sla-
chetney duszy S. 325) . In gleicher Weise gestaltet sich bei beiden
Dichtern der Angriff der Sephira als Herrin, als Verführerin und
als pflicht- und schamvergessene Frau, in gleicher Haltung die
Gegenwehr Joseph's. Sephira hält zunächst Joseph vor, sie sei seine
Herrin, er sei Knecht und müsse gehorchen :
... tum quod tibi Hera sum, quae imperare meo iure possum et
cogere,
Quae velim, ut facias; respice Servitutem tuam.
vgl. Pomnisz, zes tei cudzoziemiec .... Jeszcze k temu zniewolony,
Wielka cie, to rzecz potyka, Pani sie, twa o tym pyta,
Cözby wole, czyniö miala, A iakoöby pomagala (325).
Joseph antwortet; er sei nur leiblich ein Sklave, sein Geist sei frei,
sie möge Uber ihre Rechte und ihre Stellung als Herrin die Gebote
der Ehre setzen :
Equidem corpore servos sum, non item
Animo, hoc me haud illo metiri par est, et tuum quoque
Si respicias animum, potius illam ....
Conditionem herilem, et foeminae tibi laudem probae
Auferas etc.
Ja acz cierpie, swe wiezienie, tedy od czlowieka etc. 328
an denselben Gedanken streift Rej S. 327 : A piekne to wiezienie
iest poczciwey duszy .... Cudny wiezieä niewinna dusza w slachet-
nymciele; vgl. weiter:
I tybys chciata pomniec* na stan swey zacnosci 325
Nie chcesz pomniec* ani baczyö, w ktoremes iest stanie 328,
Iam iest shiga, a tyk pani . . .
A iiechmy iednak przed si^ oba niewolnicy 333.
Archiv für tUTiBche Pldlolofi«. IX. 27
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W. Nehring,
Ebenso wenig glücklich zeigt sich Sephira bei beiden Dichtern in
ihrer Verfuhrung, hier und da bietet sie dieselbe Ueberredangsknnst
auf, sie hält Joseph vor, er solle seine Jugend gemessen :
Si sapis, accipe, dum tibi copia est, dumque aetas fert tua,
Quae tua forma sit, vides.
A bacz wzdy na swa, urode, Ii z niey cierpisz wielka. szkod
A snadz to iest wielka strata, Za mlodu nie uiyc s wiata (324) :
er solle nicht blöde sein und solle zugreifen nach dem, was ihm
von selbst zufalle, die Herrin selbst biete sich ihm an ;
Et quod nitro defert domina, votis etiam . . .
Optandum, accipe ....
Quod gratis datur boni, amittere, Joseph, inscitia est.
Mily Jozef, oto nie plec, Gdy od szcze&ria co mozesz mieö,
A iz to darmo przychodzi (321) . . . Pani si$ twa o tym
pyta (325) A tobie to darmo przyszio (332) ;
dem Bevorzugten gezieme nicht Stolz :
haud decet istos mores tarn amabiles
... superbia, ne in principe quidem viro
Toleranda satis.
Wiesz tez, il podniosie mysli Zadnemu dobrze nie wyszty.
I w naznacznieyszym czfowieku Zawzdy to gania^ (330)
vgl. Bo srogosc twey osobie Barzo nie przystoi (331) ;
was sie sich und ihm wünsche, das thun ja alle !
At volgo id faciunt, vitium commune omnium . . .
Tez to dzis za zart u ludzi
A zwJaszcza w takowey rzeczy Nikt tego nie ma na pieczy (328)
Tak to pospolicie bywa . . . (329) ;
schliesslich führt Sephira Joseph zu Gemüth, seine Gefügigkeit
würde ihm Vortheile bringen :
At, quaeso, in rem hoc tuam erit ... .
vgl. . . . abi. nunquam cresces.
0 cieö, o samego idzie,
By tez przyczyna nie by*a, Sama by cie. zwyciezyla (334).
Gegen alle diese Schmeicheleien und Versuchungen hat Joseph bei
Rej im Grunde dieselben Gegenvorstellungen, wie bei Crocus:
Jugend und Schönheit seien vergänglich, Tugend allein gottgefällig
und dauernd :
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
411
Formae atque aetatis gloria
Fluxa et fragilis est, virtus demum una clara aeternaque
Vera forma est, quae oculis placet Dei quaeque provocat
Ad honestatem, non quae mentes lubricas mortaliom
Sauciat ...Si quid istiusmodi est, Dei munus id est, non mihi
Ad alienam datom iniuriam, sed ad honestatem propriam.
Przytaczasz mi urod?, iz iey nie uzywam,
Takiez i czas mlodoaci, w ktorey teraz ptywam,
Bacz, ze na drugu stron? to iest nam dano,
Nie zeby wszetecznosc iak^ po nas znano,
. . . ale na czesc Pann (326)
Bo ty male krotofile a krotkie rozkoszy etc. (336) t
A nie dai ci urody ku twoiey niecnocie etc. (326) ;
was der Augenblick Verführerisches in sich habe, sei zn prüfen,
damit man das Geschehene nicht später verabscheue, man solle das
Ende beachten, die verlorene Unschuld sei unersetzlich :
nec tarn considera,
In praesentia quid, quam quid Semper placitnrum siet,
Nunc velle invat , moz voluisse pigebit ;
Scitum est non admittere, quidquid corrigi nunquam potest.
Nulla reparabilis arte semel laesa ... pudicitia ; respice finem.
A gdy z czasem ustana iego miode zbytki,
Wstyd wiec, gdy ie wspomina, a mierzq go wszytki
Czego wiec z wielkim wstydem zaiuie po czasie; . . .
Na to pomniec przystoi, ku czemu przychodzi (326) ;
wiederholt versichert Joseph, dass nichts ihn von seiner Pflicht und
dem Weg der Ehrbarkeit ablenken könne:
Adeon' me ignavom .... pntes, nt (me) neqne pndor neque
Religio commoveat? neqne commoneat, ut servem fidem?
Bo chociay iuz czJowiekowi wszytko nie zaginie,
Qdy zupeinq czesc zachowa, przedsie. wszedy srynie (333) ;
er erinnert auch seine Herrin an die Pflicht der ehelichen Treue :
Gogita tibi matrimonii non violandam fidem . . .
.... talem etiam maritnm neutiquam
Fallendum tibi
Lecz ty od samego Boga daney (wiary), . . .
(Na ktoru$) ty dobrowolnie sama poslubüa,
A iakaz tu wiec wiara teraz w tobie byia?
27»
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412 W. Nehrtng,
rie solle rieh an so mancher trengebliebenen Frau ein Beispiel
nehmen :
Quam multas fuisse nobiles mafronas eredere est,
Qnae forma captae aliena tarnen animo temperarintl
Wieleö tych bialogJöw byto, co sie. unaszsiy,
Ale ... . przy enocie zostary (333).
Was schliesslich die durch Widerstand gereizte und allen Anstand
vergessende B uhlerin spricht, zeigt sich bei Bej und Crocns in
gleichen Einfallen und gleicher Stimmung, anch bei Joseph zeigen
sich gleiche Wirkungen. Der wiederholte Hinweis auf die Pflicht
der Tagend treibt Sephira zu dem Aussprach: Tugend sei veraltet,
jetzt herrschen andere Ansichten und andere Sitten :
Olim isti virtuti quondam fuit
Laus apud seculum prius, nunc hoc aliam iam vitam
Affert, alios mores postulat etc.
W czym sie. ludzie dzis kochaia. (322)
A day iuz tey enoeie pokoy , Co innego ze mna rokuy,
Bo kto iedno o tym gQdzie, Snadz nigdy wesoi nie bedzie (324) ;
Sephira beschwichtigt auch im Voraus die Rücksichten auf den Ehe-
mann, dieser würde nichts merken, dafür wolle sie schon sorgen :
at illum facile latebimua,
Ne quid te hoc sollicitet meticulose . . . ne quid vereare, mihi
Isthaec curae erit.
ChybaC by mu diabeJ krysüi, Toz ci by si? snadz domyslü (322)
A pusc to na nioie. pieeza. (330) . . .
Ktoz ma na cie. skarzyö przed nim, Ja iscie na si$ nie powiem
(329);
ebenso schamlos sagt sie. sie könnten stets unbeachtet der Liebe
pflegen:
.... frequens ... Solitudo'domi, illius absentia. Pax ....
Wszakies fiwiadom domu tego, Nie bedzie czasem zadnego etc.
(335) ;
ungehalten Uber die Gegenvorstellungen Joseph's, sagt sie ihm
einmal :
... (adle tu isthaec fabulare, ast ego sentio misera, non potis est...
... nam si tibi amari grave est,
Quid mihi sit amare, cogita;
sie wiederholt dann noch :
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Die dramAtisirte Gesohiohte Joeeph's.
413
Frustra tu iathaec fabulare, quae mihi animnm aocendunt magig.
Lacnoc tobie, dobry Panie, Ii ci zewszad rföw doetaie,
Ii ci$ ta neos nie dociska, Ktöra mnie dzis we tbie piska (323)
und dann wieder :
(by ci$ mtfo& ruszyia,) Wien mi, ieö by si$ zmieaiia
I ta my el i ta mowa, A kröcey by s stawil sfowa ;
sie kann nicht mehr glauben, das* Joseph ein menschlich Herz in
sieh schliesse, wobei die Worte des Crocus : Itane solido ex ada-
mante pectus est tibi? eine altclassische Reminiscenz sind (Ovid
Met. 614), wahrend Sephira bei Bej mehr trivial spricht: Wier* mi
sie. wierzyö nie chee, Abys miai ezfowieeze serce (334) und : 0 sro-
gie to serce twoie (335), vgl. Powiedasz, iem kamienny (337); sie
nennt Joseph auch bei Rej einen Henker :
Gdy eis tak znam iako kata (335),
wie sie auch bei Crocus ein solches Schimpfwort, carnufex, Sc. HI, 1
gebraucht. In ihrer Verzweiflung droht sie auch mit ihrem Tode :
Acerbum hero runus facies etc.
Tak mit iywo zagrzeiö raezysz ... und
Bedzieö kto rycWo w iaJobie (335) ;
derselbe Sinn ist in den Worten :
Tak mi sie. i zdrowia nie chee (335),
und als diese Drohung nicht verschlagen will, droht sie mit ihrer
Rache :
Tu n' me irridere inultam. Mortuam me .... Sed per
Deos ... cave, neu me adegeris, Ut talis in te fuero etc.
Bo ci? co ztego nie minie, A pewno z nas ieden zginie (336).
Joseph giebt zuletzt kurze und entschiedene Antworten, auch hier
finden sich bezeichnende Uebereinstimmungen : (Ja alle Vorstel-
lungen fruchtlos sind, so thut er einmal nur seinen Willen kund :
.... proinde etiam Exue mentem spemque consequendi omnem
ukrol t$ mysl w sobie (328) [abiiee.
A wiedz, ie ia sie w tem nigdy nie dam uwiesc* tobie ...
Owo krötko powiedaiac, nie miey w tym nadzieie (334) ;
auch seine schliessliche Abfertigung ist bemerkenswerth :
Quod ferendum . . . feram, animam Potius relinquam.
Snadz by k temu iui przy6ö mialo, by z enotq zginaö (336) .
Die Reihe und Oekonomie der Scenen, welche jetzt folgen, ist bei
beiden Dichtern, wie schon oben bemerkt, verschieden, doch sind
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414
W. Nebring,
die zwei Monologe, welche Joseph bei Rej und bei Crocua hält (bei
dem letzten vor dem Attentat nnd nach diesem, bei Rej aber beide
Male nach dem Attentat) nach der Reihe einander sehr ähnlich. In
dem ersten spricht Joseph Uber die Gefahren der Liebe :
II, 1) ut in sanum est amarel prohibeat
A me Dens tantam amentiam . . .
Bych sie, iey namöwiö da},
Bych tez mial (mialbych tei by6 , bylbym) srogim wieäriem , a
gortey nii w wieiy;
sodann darttber, wie schrecklich die Frau in ihrem Wahn nnd ihrem
Zorn sei :
novi probe Ingenium mulierum yehemens in utramque par-
tem nimis
Wiem tei, co iest, iako dziwnie srogi gniew niewiesci... (339)
... nad to zadne nie iest chytrzeysze stworzenie ...
Wozu aber Schreckbilder? Sünde sei das grösste Elend, Tugend
gerettet, nichts verloren :
.... praeter peocatum nihil grave :
Quidquid satius est perpeti, quam virtutem relinquere?
... z dwoya (zlych), co mniey szkodzi ...
Ano, co iest nagorszego, iedno cnote. stracie? (339);
die Begierde müsse unterdrückt werden und der Vernunft gehorchen :
... appetitus rationi pareat,
Voluptas virtuti, corpus animo ancilletur.
Nie kochay si$, iz wiec mtto& kr6tkt| rozkosz ptodzi ....
A niechay *) dato swawolne wzdy srochac* oney dusze,
Niechay wzdy rozum uiywa na wszem swey zwirzchnosci,
A ostrzega wolney mysli (340).
Was Joseph dann weiter bei Crocus Uber die Folgen der Liebe
spricht, dem entspricht die Parallelstelle bei Rej nur im allge-
meinen :
Amoris contra etiam mel, fei merum est, ex vero si aestumes,
Lubido, ut avaritia, inexplebilis est ...
Verum pudicitiam, simul Pudorem rectum ... Dei metum ... fidem
Bo snadi, ile iest wszech niecnöt, tarn sie; zbieiq wszytki,
Tarn nieprawda, tarn y zdrada...my£l szalona...swar a zwada,
niechad ist hier in der Bedeutung lassen, veranlassen zu nehmen.
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Die dramatiairte Geschichte Joseph'a.
415
auch hier erscheint die Scham, Gottesfurcht und Treue als der
sicherste Hafen.
Dann folgen bei beiden Dichtern, immer in gleicher Reihen-
folge der Empfindungen , abschreckende und belehrende Beispiele
aus dem alten Testament, bei Crocus mit genauen Ci taten am
Rande, bei Rej freilich nicht: die Erinnerung an Noe, Loth, Pharao,
Abraham, Sarah, Abimelech ; und zuletzt findet Joseph Trost in
dem Gedanken , dass er für seine Treue schliesslich belohnt sein
werde, auch wenn er Unrecht erleiden sollte :
feram usque et perferam ....
Malnm qui patitur, idem post potitur bono ...
.... a ia marnie nie zgine,
Chocbych si$ tez zanorzyt *), wzdyö kiedys wypryne;
Niechze sie, co chce, dzieie, ia przy cnocie stoi$.
Diese Gedankenharmonie ist wohl nicht zufällig, ebenso ist es wohl
nicht zufällig, dass in dem zweiten Monolog beide Dichter Joseph
in gleiche Stimmung versetzen und gleiche Erwägungen ihm ein-
geben. Dieser ergeht sich zunächst in allgemeinen Betrachtungen,
dass eine von böser Leidenschaft ergriffene Frau ihrem Opfer alles
zu rauben im Stande ist :
Procax et importuna lubido est, tum ... foemina, si perges advor-
Ex insana insaniorem facias (sie), sentium [sarier,
Similis est : quemquem attigerit, malo aut damno afficit,
A snadz nie iest na swiecie szkodliwieysza insza ;
I czegöz iuz to ona na mi$ nie wyrwala?
... y plaszcz ze mnie zdaria.
Der verlorene Mantel könne nicht in Betracht kommen, wenn nur
die Tugend bewahrt sei :
Vettern amisi, pudorem sed mecum extuli .
Nudus est, nisi culpa quem nudaverit,
Pudicitia decus ipsa suum est. Videhcet
Quae extra nos, nihil ad nos ; ammi demum bona
Solius et propria sunt et aeterna, fnerit
Sane, fuerit pacientiae tulisse etc.
Ale ta moia nagoiö snadz mie nie nie toadzi, ■
Bo to prawie odarty,.kogo wstyd szkaradzi,
,
»
») Büdlich gesagt, weil soeben von der Sintflnt die Rede war.
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W. Nehring,
Bo ietzcze ten kaidy ieat wzdy dobrey nadxieie,
Kto nad insze ubiory cnoty «tf odzieie ; -
Tei cierplitpoiö nie winna zawzdy ma swe miestee (945) .
Doch ahnt Joseph, daas er als Sklave seiner Herrin gegenfber, da
diese sicher zn Verläumdungen schreiten würde, einen schweren
Stand haben würde, er weiss zunächst nicht, was er thnn soQ :
Toll preces servitutis respectu meae, at oontumeliam ?
... mori satins est ... quam illa
De me iam confictnra hero estl ... qnid igitnr Faciam?
Ai miq strach ...
Trudno mnie, bedao shig$, tey rfey paniey sprostad,
Ktora na mnie roznmem tak si<; zasadzUa,
Aby miq sw* powiesci^ i z Swiata zgiadzüa;
Bo m mnie iscie zmyl* moie wszytki zmysly,
Gdy na mnie dziwnie przyda rozliczne wymysly,
A cöi czynid?
In dem Entschluss freilich weicht Joseph bei Rej vom Joseph des
Crocus ab, denn jener will beim Verhör seines Herrn den Weg der
Wahrheit beschreiten und seine Unschuld vertheidigen :
Ja sie. t$ (prawdaj bronic bed$, pöki mi iey stanie (345) .
A powiem mn prawdziwie tq nieszczesna. spraw? (346),
während dieser mit Rücksicht auf seinen Herrn sich Schweigen
auferlegen will ; ohne Aehnlichkeit im einzelnen sind auch diese
Stellen des zweiten Monologes nicht, aber sie fällt wenig ins Ge-
wicht, darin aber zeigt sich viel mehr Aehnlichkeit im ganzen, daas
bei Rej in dem weiteren Verfolg des Verhörs Joseph als zurück-
haltend erscheint, insbesondere hat Potiphar diesen Eindruck er-
halten (s. unt). Man wird auch auf diese neue Abweichung Rej's
von Crocus wenig achten, wenn man sieht, wie ihm dann weiter
Crocus wieder, fast mehr als bis jetzt, als Vorbild vorschwebt. Da
folgt die Scene, in welcher Potiphar einen Monolog hält (Croc. II, 2 ;
Rej S. 346 ff.); folgende Erwägungen bilden den Inhalt desselben :
Dem ist wohlgethan, der einen guten Diener hat :
Magnam sibi quietem comparavit, servom qui bonae
Frugi comparavit sibi ... quom Joseph meum
Emi, felix, de Ismaelicitis negotiatoribus ...
Osobna to itcie rzecz mieö shige. dobrego,
Jako ia dzis iScie mam J6zefa swoiego;
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s. 417
schlecht fahre der Mann, der einen schlechten Diener hat :
. . . contra i m p r ob um
Et servom frugi malae, nihil est negotii ubilibet
Nancisci...
Bo eo zasi? moie byc teskliwBzego,
Jedno gdy kto w domn ma sJuge. niewiernego;
ein anderes Got und Glück sei ihm beschieden, der eine gute Frau
habe:
Tum est et altera ra, nnde iure mihi piaceam,
Quod habeo uxorem, nt volo, placidam, probam etc.
Drug$ rozkosz dal Pan Bog moiemu iywotu ...
Mam tei ionke podciw^, wstydliwq, powolna^ etc.
Bei dem nun folgenden Verhör (Cr. m, 1 ; Rej 8. 348 ff.) ist Rej
umständlicher, Crocus gedrängter, aber die leitenden und entschei-
denden Momente finden sich in beiden in gleicher Weise an ent-
sprechenden Stellen wieder; Joseph ist sogar zurückhaltend, was
seinem Herrn auffallt und was ihn bestimmt, gegen jenen mild und
nachsichtig zu sein. Dass nun in dem Verhör der Mantel als Be-
weismittel gegen Joseph eine Bolle spielt, ist natürlich, auch ist in
der Natar der Sache begründet, dass Sephira sich auf ihren Hülfe-
ruf beruft:
vel hocce pallium . . . fuga ... et tota clamoris testis mei . . .
familia etc.
Bo ten piaszcz nie da figlowaö, Cos go w sklepie odbiezal . . .
sicher ist Rej von Crocus abhängig, wenn Potiphar dem Diener
Joseph vorhält, wie undankbar er sei für die von den Knaben-
jahren ihm erwiesenen Wohlthaten :
.... qui te paene a puero
Curavi sedulo, docui, monui, bene
Praecepi et feci Semper, quae potui, omnia ...
Azam ia by* tak ciebie wychowal z mlodosci ...
Ktorec (szczefcie) z mey mski tak barzo urosJo (353)
... co6 ty snadz miaJ mafo,
Jedno cöc sie. iey (czci) ze mnie kea b yh dostaio (354) ;
Potiphar ist darüber ungehalten, dass Joseph durch sein Verhalten
missachte:
Eho propudium, qui me stipitem
Haud hominem censes ...
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418
W. Nehring,
Faxo haud dicas nacturo. auem deride&s.
Ale ty mnie, z*y czlowiecze. iuz za pana nie masz etc.
Joseph dagegen versichert, er habe höchstens dadurch gesündigt,
das s er dem Herrn mehr zngethan gewesen, als sich selbst:
Nec peccavi, nisi peccare est hero magis
Fidum .esse, quam sibi.
Inney wiary ia nie bacz<j, moy panie, do siebie,
Jedno zem cie, müowai wiecey, nü siebie (358).
Sephira verlangt den Tod Joseph's und ist ausser sich , dass Poti-
phar nicht sogleich das Todesortheil spricht, er handle nicht wie
ein Mann:
Enimvero, si vir sies, dignum iam supplicium luat etc.
Za niewiaste. bych de. miaia, Ranie, gdybych to poznaia,
Abys iego pomscic nie miai (360).
A iaköz ci? za chiopa mieö ? (363)
Potiphar will es zunächst bei der Gefangnissstrafe bewenden lassen,
die schliesslich e Entscheidung solle vorbehalten werden :
. . . post statu am.
A w tych watpliwych rzeczach poczekad nie wadzi (366) ;
Sephira nennt Joseph, als er abgeführt werden soll, den Unseligen,
worauf dieser in bezeichnender Weise antwortet :
Infelix est, qui non accepit, sed qui facit
Iniurium, pulchrum est fidei vel mortem obire gratia,
genau in demselben Sinne antwortet Joseph bei Rej :
JeszczeC nie prawie nieszczesny, kogo krzywda trapi,
Ale to snadz nieszczesnieyszy, kto si? na niq kwapi ....
Sehr bezeichnend ist der Monolog, den Potiphar vor der Abführung
Joseph' s nach dem Gefangniss hält, er klagt Uber die Schlechtig-
keit der Zeit:
hoc saeculo sunt
Fermentata omnia, fides, fidelitas, amor, pietas,
Amicitia .... Sese omnes amant, sua quaerunt, sibi bene esse
Volunt ...
Tak sie. iuz wszedy na nim (swiecie) wszystko pomi^szalo,
A cokolwiek usiyszysz, wszedy prawdy malo,
Zaz gdzie wierna przyiazn? Jeden z drugim niewiernie,
Kazdy sobie gali (365) ;
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
419
er wundert sich, wie die ungewöhnliche Tugend Joseph's plötzlich
sich gewandelt haben sollte:
Tantam virtutem tarn subito degenerare potuisse.
Dziwno mi? temu srudze, ktoregom w cnocie znai,
By iey tak barao rychlo zapomnieö miai;
es fällt ihm aber auf, dass Joseph mit der Rede zurückhielt :
Uli sunt verbosi, qui turpia facta oratione
Dissimulant ...
Gdy sie. kto winnym czuie, wiec si^ chce wyprawiö,
A ten, co praw, milczeniem chce sw$ cnote. sprawiö;
er schreibt sich selbst die Schuld des gegenwärtigen Elends zu, da
er die Jugend ohne Aufsicht gelassen :
nec tarn imperitusfsum), ut quid amor valeat,
Nesciam, mea potius culpa est, qui nimium lubricae eius
Dederim aetati licentiae, cui tuta etiam timenda sunt omnia.
Sobiem snadi wiecey winien, ze mam te przygody,
iem obiema dopuscil za m*odu swobody ,
A niewierny to iest ströi miodo6c poczciwosci.
Joseph lobt die Entscheidung Potiphar s J), ihn im Gefängniss auf-
zuheben (IV, 1 ; S. 366) :
Here, animum istum laudo atque amo tuum ...
... casus humani oommunes sunt, non mihi
Primo neque soli neque Bolus hioce accidit. in re
Mala bonus animus dimidium adimit mali.
Chwal? iscie, moy panie, ty twoie rozmysly, ...
Lecz na smQtne przygody dobra mysl przystoi ...
Izaz to na pirwszego teraz przyszlo na mi§ ? etc.
Auch in dem Gespräch zwischen Joseph und den Häschern auf dem
Gange zum Gefängniss kann uns eine auffallende Aehnlichkeit
nicht entgehen (Croc. IV, 2; Rej S. 368) : Joseph sagt, nicht das
Gefängniss mache Schande, sondern das strafwürdige Verbrechen :
Non in carcerem eiici, sed carcere dignum admittere
Aliquid miserum est ;
• *
!) Bei CrocuB IV, 1 , hei Rej S. 366 ; hier muM man sich vorstellen, dass
Joseph während des Monologes von Potiphar hinter der Soene gebunden und
dann wieder vorgeführt werden sollte, in der bezüglichen Ueberschrift heisst
es anch : Ceklarse (die Hascher) Jözefa przy wiedli ; bei beiden Dichtern fällt
also der Monolog Potiphar's in durchaus gleiche sceniscbe Disposition.
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420
W. Nehriog,
wenn nun Rej Joseph sagen lagst:
Nie tylo (im Text steht tylko) byc w wiezieniu ma si<? czlowiek
1 wstydzid,
Lecz o tym podobienstwie iakoi strasznie szydzic,
so hat es fast den Anschein, als ob er das admittere und miserum
est nicht richtig verstanden oder nicht genau — behalten hätte.
Joseph vertraut auf Gott:
Dens, cui nota est caussa etc.
äyw ten Bog na niebie etc. ;
die Häscher loben seine Resignation , das Gefangniss habe des
Schrecklichen und Trostlosen genug:
Sapiß qui nec, praeter quas carcer habet, addas molestias
Et, quas habet, recte feras,
Joseph antwortet:
Nam si me afflictum, quid mihi
Lucri sit? nonne eadem sint ferenda nolenti tarnen? ...
.... ferendum est aequo animo ....
Equidem Semper ea volui et feci, ut non modo secunda mihi
Sperare, sed advorsa contemnere queam,
worauf die Häscher, gerührt, Thränen vergiessen bei der Erwägung,
dass das Sterbliche bald verblühe :
lacrumas excussit mihi ... quo redactus
Est, ut mortale nihil diu florere potest 1
Genau denselben Charakter hat dieses Gespräch bei Rej :
M^drze czynisz, Jözefie, \t si$ nie frasuiesz,
A iz dobn* nadziei? te_ o sobie czuiesz,
Bo iui samo wiezienie dosyc frasunku ma ....
worauf Joseph:
Snadz nie lepiey w przygodzie mysli swey uzywaö?
Bo na rzecz przymuszon^ iuz lekarstwa nie masz ;
Ciesz sie. kaidy, czem mozesz, a mysli nie nie strasz,
(trzeba myslec) gdy kto w szczeäciu prywa,
Jakoby mia* ucierpiec, gdy nieszcze&ae miewa,
und auch bei Rej erkennen die Häscher gerührt, unter Thrillen,
dass auf dieser Welt alles bald verblühe :
Nam si$ ai hy rzucily z takich omylnosci ...
A ü na swiecie^ nie kwitnajc* nie moie (369).
Auch der Monolog Joseph'e im Gefangniss, der unmittelbar auf
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Die dramatisirte Geschichte Joeeph's.
421
dieses sentenzenreiche Gespräch folgt (Croc. IV, 3 ; Rej S. 370), hat
bei beiden Dichtern dieselbe Physiognomie, es genügt darauf hin-
zuweisen , dass Joseph Gottes wunderbare Rath Schlüsse in seinem
Leben erkennt nnd anf Erlösung von ihm hofft:
Aspirier haee Dens, nam te nihil fallit; .... domi
l ertnli fratrum invidiam diu . . . Liioertatem commutavi anream
... res nova ... omnes mihi rationes conturbavit ... pro fide
Continentiaque hoc praemii fero etc.
Albowiem bez twey woley i wlos z gtowy nie spadnie ...
... uzytam i od swych srogosci .... bracia
Z oney slodkiey wolnosci w wieczna. niewoh* wdali ;
Teraz zasi?, co mi sie. tu nowo przytrefilo,
0 czym nigdy me serce snadz bylo nie myslilo,
Co dzis za sw* wiernosci* ucirpieö musz? srodze ;
zuletzt sucht er, was sehr bemerkenswerth ist, Trost, Hoffnung
und gute Vorbedeutung in seinem Namen :
Quod mihi refert Joseph esse nomen, nisi
Facto probo? homo sum, human i nil etc.
A szkoda, izby mie. tez snadz tym Jözefem zwano,
Gdyby we mnie tey cnoty i z stalosci^ nie znano.
Die Deutung ist bei beiden Dichtern nicht zutreffend (nach richtiger
Deutung soll es heissen : Jahve fügt hinzu) , aber die Berufung auf
den Namen ist bei Rej sehr bezeichnend.
Es hat sich so gefügt , dass durch diese Zusammenstellung,
die dem Gange der dramatischen Handlung folgt, die Anlehnung
des £ywot Jözefow von Rej an Comoedia sacra Joseph von Crocus
dem Leser immer deutlicher und eindringlicher vor die Augen treten
konnte, sie ist auch in der That desto grösser, je näher die Hand-
lung dem Ausgang zugeführt wird. Weiter dann, wo das drama-
tische Interesse , die Sentenzen, Erwägungen, Argumente in den
Dialogen mehr zurücktreten, lässt sich die Aehnlichkeit um so we-
niger bemerken, als Crocus in raschem Tempo dem Ende zueilt,
aber in dem Monolog und dem ganzen Verhalten des Mundschenks
Hanno treten uns wieder gleiche Gefühle und Stimmungen ent-
gegen. Hanno klagt über die Verderbniss der Zeit und über seine
eigene Schuld : den Mann, der stets so gütig gegen ihn im Gefang-
niss gewesen und der ihm seinen Traum so wahr gedeutet, Joseph,
habe er im Glück leichtfertig vergessen, jetzt wolle er mit der guten
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W. Nehring,
Botschaft nicht zögern ; schliesslich ruft er laut an der Pforte des
Gefängnisses, man solle ihm aufmachen :
... alba iam hominibus aris fides est, perfidia et ingratitado etc.
(V, 1)
A dziS takie na swiecie omylnoaci widzQ,
Iz poki sie. widximy, poty sie. snadz znamy . . . (378)
(Joseph) Qua non comitate sermonis ....
Sed u Ii täte levavit miseriam? quam solerti mihi
Coniectnra insomnii aperuit veritatem !
aber .... secnnda fortnna ebrio
Advorsae oblivio illiusque mihi obrepsit securitas ....
.... w wiezieniu iegom zyczliwoSc znal ...
Prawie mi z niedbaJoscia. wzgardzenie urosio ...
Ale to krotka pamieö, kogo szczescie niesie.
Sed quid cesso etiam adire eum
Hoc .... insperato .... gaudio etc.
Aperite ocyus hoc; heus, ecqnis heic est?
A coz rzec? poyde. k niemn, wszak z wdzieczna^ nowina. ...
Otwörz, otwörz, iest kto tarn? ...
Auch noch im Gespräch mit Hanno (Croc. V, 3 ; Rej S. 380)
regalirt Joseph bei Rej den Mundschenk mit demselben allgemeinen
Erfahrungssatz, wie bei Crocus, dass der Mensch im Glück ein
anderer sei, als im Unglück:
More hominum fit, Hanno, ut miserorum male
In foelicitate capiat oblivio.
Bo to dawna przewara w czlowieczym narodzie,
Ii kazdy w szczesciu buien, a krotek w przygodzie.
Was dann sonst noch folgt, zeigt keine Aehnlichkeit, bei Crocus ist
übrigens das Ende schon sehr nahe.
Man kann nicht sagen, dass Rej gedankenlos copirte, daas er
überall an den Gedankengang und das Wort sich klammerte, ob-
gleich er das auch nicht unterliess, aber er entlehnte seiner Vorlage
einen bedeutenden Theil des Gedankenvorraths und der bewegen-
den Motive. Dass er mit diesem fremden Gut frei verfuhr, haben
wir gesehen, nur kann man ihm das Lob nicht spenden, dass er es
besser machte, als sein Vorgänger. Dass er auch vieles unab-
hängig von Crocus hinzufugte, ist schon oben bemerkt worden und
wird noch berührt werden, ist auch natürlich bei einem so gedanken-
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Die dramatisirte Geschiohte Joseph'*.
423
und wortreichen Schriftsteller, wie Rej; des Crocus »Comoedia«
mochte ihm zu dürftig erscheinen.
in. Dieser Schaffens- and, ich möchte sagen, Schreiblast ist es
auch zuzuschreiben, dass Rej den Rahmen der dramatischen Hand-
lang za einem ganzen Lebensbilde des Patriarchen Joseph erwei-
terte, anf diese Weise konnte die Vergleich ung der Schicksale
Joseph's mit den Erlebnissen der Königin Isabella erst einen wirk-
samen Hintergrund erhalten. In dieser Erweiterung des »Joseph«
za einer »ganzen Historia« des Patriarchen Jacob und seines Sohnes
Joseph auf breiter epischer Grandlage und mit epischer Technik
hatte aber Rej schon Vorgänger, denn Greif und Maior, Gart,
Diether u. and. haben es auch schon gethan, ja die Beschränkung,
die sich Crocus zu Gunsten der dramatischen Wirksamkeit aufer-
legt hatte, hat wenig Anklang gefunden '). So wie Rej in der bis
jetzt besprochenen Partie seines Stückes einem Vorbilde folgte, so
ist auch für die übrigen Partien Aehnliches zu vermuthen, umso-
mehr, als in der poln. Literatur ein dramatisches Spiel ähnlicher
Art nicht vorhanden war. Man würde zunächst an Diether's Historia
sacra Joseph 1544 denken, weil sie lateinisch geschrieben war und
weil sie. an die Comoedia sacra des Crocus sich anlehnend, eine
Erweiterung derselben ist 2) , mdess ist selbst bei einer flüchtigen
») Des Maoropedius Stück : Josephus 1544, welches ebenfalls in dem be-
schrankten Rahmen des Liebesromans sich bewegt, scheint Rej entweder
nicht bekannt gewesen zu sein oder nioht zugesagt zu haben : es hat andere
Personen und zum Theil andere Situationen (s. Allg. Deutsche Biogr. Art. Ma-
cropediuB von Jacoby), man könnte zwar vermuthen, dass Rej sich die Rai-
sonnements der Acgla in der Verfllhrnngsscene : »Bist da fromm, so hilf mir.
Ist das Nächstenliebe, abzustossen? Hat Gott die Liebe nicht allen Wesen
eingeimpft?« in verwandter frivoler Färbung zn nutze gemacht habe, ich finde
aber in der sehr ausfuhrlichen Analyse Jacoby 's nichts, was diese Vermuthung
stützen könnte.
*} Dass Diether an Crocus sich anlehnte, ist schon von Scherer angedeutet
worden ; an manchen Stellen geschieht dies in auffallender Weise, wörtlich i
so lobt Potiphar den Joseph bei Diether II, 5: s^ucrsus nemini, ... composi-
tns, pudens, modestus, placidus . . . atque iniurias omnes conseruorum ferre
etc. ...prosperantem cuncta sub manibus eins sonst, dieselben Worte bei Croc.
H, 2; Sephira bei Diether lobt Joseph III, 1 ; Quam seruorum aliorum es dis-
afmilis ... Crodiderim uirtute simul Et naturae pugnam fuisse maxumam ... In
ornando te — oratio cordata etc., dieselben Worte bei Croc. 1, 3 ; bei Diether
sagt sie zu Joseph, wie bei Crocus: Quae tua forma sit, uides, und Joseph
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W. Nehring,
Vergleichtmg des Zywot mit Historia sacra ein Zusammenhang
beider nicht zu bemerken : dass in beiden die mildere Rolle Raben
zufällt, kehrt in den Josephspielen oft wieder; dass Diether die
Sephira nur einen einmaligen Angriff anf Joseph machen lässt
(dieser sagt selbst III, 2 : eins meutern remotam credidi Ab omnibns
libidinis affectibus. Sed experior miser diversnm), ist von keiner
Bedeutung, das thnn auch andere ; man könnte nur vielleicht mei-
nen, dass Rej ans Diether 's Stück Anlass genommen zn dem Gast-
mahl, welches Joseph seinen Brüdern vor der Erkennnngsscene
giebt (V, 1 : Ingredimini mecom viri, conuiuium Qnidem est para-
tum, laeti conninabimnr) , aber bei Diether fehlt das Gastmahl
selbst, und das Drama Dietberts ist durchaus anders angelegt, als
Rej 's Zywot: es ist ein schulmässig zugestutzter lateinischer
Phrasenschatz, in dialogischer Form und allegorisch gehalten:
in hac historia Christus nobis quam scitissime depictus est per Jo-
seph, beisst es im Prolog. — Von den beiden genannten Schweizer
Stücken benutzte und kannte wohl auch Rej »Ein httpsch nttwes
Spil von Josephen« (von Jao. Rueff) 1540 sicher nicht; dieses auf
zwei Tagewerke berechnete Stück mit 46 Personen hatte eine grosse
Mannigfaltigkeit der Scenen mit Priestern, Traumdeutern, Bauern,
Lustigmaohern, Kochen , in der Liebesscene wird die Sephira von
ihrer Dienerin gestört, alles Umstände, die sich Rej nicht hätte ent-
gehen lassen, wenn er dieses frisch und heiter angelegte Stück ge-
kannt hätte l) . Ueber das andere schweizerische Josephspiel, von
Hans v. Rttte im J. 1538 geschrieben und von Berner Bürgern ge-
spielt, steht mir kein Urtheil zu, es ist auch Weller unbekannt ge-
blieben2). — Auch Thiebolt Gart's Joseph 1540 übte keinen be-
antwortet ihr in beiden Gedichten in gleicher Weise : Fragiiis et floza est
omnis formae gloria ... fomo feruens flamm« proxuma etc.
!) S. Weiler, Das alte Volkstheater der Schweis 1863, S. 153, wo eine
ziemlich umfangreiche Inhaltsangabe mit Proben sich findet Es mttsste be-
fremden, wenn dieses volkstümliche und das Ernste mit dem Heiteren in
recht lebensvoller Mannigfaltigkeit bietende Stück bloss zum Lesen bestimmt
gewesen und auch scenisch unbenutst geblieben wäre; auf dem Titel steht:
»nützlich zeläsen« und Weller zweifelt auch (S. 154), »ob es überhaupt ge-
hlsten worden Ut« ; indess ist ja das Stück für zwei Tagewerke bestimmt und
Weller sagt selbst (S. 249) , es sei am 23. Februar 1556 auf dem Markte zu
St.GaUen in zwei Tagen gegeben worden.
«) Weller a. a. 0. 8. 63.
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
425
stimmten Einfluss auf Rej's Zywot ans : schon die verschiedenen
Namen und das Auftreten von Christus, Petrus, Paulus und der
Propheten im Hintergrunde der Scene bei Gart lassen nicht gut an
einen Zusammenhang denken , dazu kommt die verschiedene Be-'
handlang des Stoffes und das verschiedene Verhalten der Haupt-
personen : so hält Joseph bei Gart nicht die skrupulösen Monologe,
auch Potiphar hält keinen Monolog und lässt Joseph ohne Umstände
ins Gefangniss fuhren; in den Reden der Brüder Joseph's und
dessen Umgebung herrscht bei beiden Dichtern nur die herkömm-
liche, noth wendige Uebereinstimmung; der Charakter der Sophora
bei Gart, die nach innerem Kampfe allmählich der Leidenschaft
sich hiugiebt *), entspricht zwar dem uns schon bekannten Seelen-
zustande der Sephira bei Rej durchaus, indess ist die Liebesange-
legenheit bei Gart kurz und ganz anders behandelt, als bei Rej ;
bei diesen Abweichungen wäre es schwer, sich für die Vermuthung
zu entscheiden, Rej habe das Motiv des Gastmahls bei Joseph Gart
entlehnt. Nichtsdestoweniger sind diese Uebereinstimmungen be-
merkenswerth, so wie der Name Rameses bei Rej, der auch, wenig
anders klingend, bei Gart sich findet: Rej lässt Jacob und seine
Söhne nach »Rameses« in Aepypten ziehen, ein Name, der an den
des Traumdeuters Ramasses bei Gart anklingt. — UeberSixt Bircks
Josephspiel 1539 vermag ich nichts zu sagen, über »Comedia Jo-
sephs des Frommen« etc., von Peter Jordan in Cöln 1540 heraus-
gegeben, nur so viel, als Weller, Annalen II, 246 mittheilt, dass
* Jordan Buchdrucker und Bürger in Coeln ... diese seine Comoedie
nach Ueberlesung dreier ihm zugekommener Josephspiele gebessert
hatte«. Der Zusatz: »Zwölf kurze Akte mit 48 Personen« reicht
nicht aus, um uns irgend welche Vorstellung von dem Stücke, den
drei Vorbildern und den Verbesserungen zu machen.
Es bleibt noch das Stück von Greff und Maior : Ein lieblich
*) Gart V.6S6:
Wie wol mein brünnenU hertz verwund,
Zuweilen hrefftig widerstund
Den starcken waffen deiner lieb,
Da» ich mich jren Uberhieb
Vod mer, dann einem armen weib
Geblirt, ein hartes Üben treib.
Nun werd ich vberwundne fraw
ArchiT fftr «lavische Philologie. IX. 28
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426 W. Nehring,
»
und nützbariich Spil etc. zu besprechen. Rej's £ywot Jöieföw er-
innert an dasselbe einigennassen und zwar an das soeben genannte
in der ersten Bearbeitung, die uns durch Scherer's Deutsche Studien
III näher gebracht worden ist ; die zweite Bearbeitung, die nicht
erhalten ist, wich von der ersten, soweit ans Scherer's Mit-
theilungen nach einem erhaltenen Personenverzeichniss zu sehen,
nicht unbedeutend ab. Greftes Josephspiel war wohl mehr ver-
breitet und bekannt, als sich bis jetzt tibersehen lasst, vielleicht
weil es älter war als alle anderen, und wenn Scherer von Greif mit
Recht sagt, dass er für die Litteraturgeschichte eher eine Unbe-
quemlichkeit als eine Freude sei , so scheint sein zusammen mit
Maior verfasstes Schuldrama von Joseph den Zeitgenossen bequem
genug gewesen zu sein als eine brauchbare Vorlage für die drama-
tische Bearbeitung des zeitgemässen Stoffes. Das Stuck ist in dem
Jahre der Aufführung 1534 in Magdeburg zweimal und in dem
nächsten Jahre zusammen mit Susanna, ebenfalls von Lother in
Magdeburg herausgegeben worden !), es wurde vielfach benutzt *)
*) Die zwei ersten Ausgaben des Jahres 1534, unterscheiden sich ausser-
lich in der Veitheilang des Textes durchaus nicht, nur ist in der Ausgabe,
welche wohl für die zweite zu halten ist, die Interpunction sorgfältiger und
der Druck correcter, was auf dem Berliner Exemplar, — mir sind die drei
Ausgaben aus der Berliner Bibliothek gütigst zur Benutzung überlassen wor-
den — eine gleichzeitige Hand notirt hat; diese Ausgabe hat am Ende die
bekannte : »bitt zu Gott« mit dem Acrostiohon Georgias Maior etc., dann die
Worte: Gedruckt zu Hagdeburgk durch Michel Lotther 1534 (die andere
ebenso, aber : Sedruckt (sie) und Lother}, beide 5 Bogen, d. h. 40 Bl. ; Goe-
deke II' 357 kennt noch eine Ausgabe von 1534, 36 Bl. in 8°. Die Ausgabe
vom J. 1535, in der Zahl der Zeilen Seite für Seite mit den zwei ersten über-
einstimmend, enthält auf der Rückseite des Blattes 40 »Ein bitt zu Gott«
und auf dem folg. Bl. den Titel des zweiten Stückes »Susannae Historia« ; die
Worte «Gedruckt zu Magdeburgk« etc. finden sich weder am Ende des Jo-
seph, noch am Schluss der Susanna.
*; Es scheint ebenso grundlegend, vornehmlich für die «gantze Historia«
von Joseph gewesen. zu sein, wie Crocus für die Behandlung der Liebes-
werbung und deren Folgen. Abgesehen von der Anlage, kann gezeigt wer-
den, dass das Magdeburger Stück auch im Besonderen benutzt wurde, so von
Gart und Diether.
Greff-Maior V, 3 (Jacob spricht) :
Warumb den habt yhr das gethan
Das yhr ym habt gezeiget an,
Das yhr noch habt eyn bruder zu haus.
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Die dramatiairte Geschichte Joseph s
427
und hat sich auch nach einem ausdrücklichen Zeugniss sehr ver-
breitet. Der Herausgeber erklärt nämlich (ich citire nach der ersten
worauf Juda : Was solten wir anders machen draus,
Ehr forscht so gnaw von vns, vnd sprach :
Lebt denn auch ewer vater noch,
Habt yhr auch noch ein bruder mehr?
Wir sagte ns ym on als gefer,
Wye kundt wir nu gewissen das . . .
Was ehr mit vns wurd reden do etc.
Gart V, 1 (Jacob) : Warumb habt jr so übel than?
Das jr jm ye gesaget han etc.
Buben: Der mann forscht vatter so genaw etc.
Da sagten wir jm, wie er fragt,
Vnwissend, das er solt gesagt
Han, zu bringen jn mit vns hinab.
Nachdem der Becher bei der Revision — einzeln vorgenommen hier und
dort — bei Benjamin gefunden worden, sagt Joseph bei Oreff V, 6 :
Was sol mir das für ein meinung sein,
Wie habt yhrs so gerichtet an?
Wust yhr nicht, was ich wer für ein mann,
Der ich errathen kan viel sach?
Gart V, 3. Zaphnat (Joseph) :
Was ist das für ein hüpsche sach ?
WUast jr nit, das ein süllcher mann
(Wie ich) die ding erratten kann?
Als Juda erklärt, sie wollen alle jetzt mit der Knechtschaft bttssen. sagt Jo-
seph bei Oreff: »Das thu ich nicht, das wer nicht fein«, nur der, bei dem der
Becher sich gefunden habe, solle Wissen; bei Gart: Das sey ferr von mir,
o we nein, Bey dem der b&cher runden ist etc. Auch sonst finden sich Ueber-
ernstimmungen : vgl. Greif I, 3, Jacob : Was bedflnckest dich lieber son etc. ;
Gart I, 2 : Wie kan es Joseph mir gefalin? etc. — Was Diether anbetrifft, so
mögen hier folgende Andeutungen und Hinweise genügen. Bei Greif spricht
Jacob, nachdem er von dem Traum Joseph's gehürt hatte (I, 4 :
Was bedlinoket dich, lieber son,
Wolstu vbe r vns regiern nun ?
Vnd ich mich neygen solt vor dir?
Diether I, 2 : Quid volt sibi hoc instar monstri adeo somnium,
Quod videras? Num ego pater et mater tua
Fratresque tui adorabimus te ceu Deum? etc.
Der Monolog Josephs bei G reff IV, 1 hat folgenden Inhalt: was habe ich in
erleiden gehabt von den Brüdern, die mich verkauft, doch vertraue ich auf
Gott, dessen Schutz ich den Vater und mich selbst empfehle, »mein Dienst
möge meinem Herrn angenehm sein«, nun will ich aber an die Arbeit; den-
selben Inhalt hat Joseph's Monolog bei Diether II , 3, nur fehlt die Erwähnung
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428
W. Nebring,
Ausgabe) : Nachdem so viel fromer ehrlicher leute, welche y tzund . . .
von mancherley Landen vnd Stetten zu Magdeburgck eingekomen,
dis nachnolgent spiel, so einem Erbarn Radt doselbst vnd den
Frembden zu ehren gehalten, angesehen vnd gehördt, vnd dersel-
bigen so viel solches spiele abschrieb begerdt , das nicht möglichen
yren bitten vnd begern genttg vnd volge zu thun, Habe ich mit
schwerer bitt von denjenigen, so diese Historiam . . . verfasset, er-
langen müssen etc. Wenn nun unter den »mancherley Landen« und
»Frembde« auch ausserdeutsche zu verstehen sind, so kann das
Magdeburger Stück von Greif und Maior unmittelbar und direkt
nach Polen gebracht und dort — in protestantischen Kreisen —
bekannt geworden sein, eine solche Hindeutung auf Fremde würde
nmsomehr auf Polen hinweisen, als in den anderen fremden Lan-
den sich Niederschläge einer Bekanntschaft mit den in der Schweiz
und in Deutschland so beliebten Josephspielen nicht so sehr zeigen,
denn in der französischen und böhmischen Litteratur findet sich im
XVI. Jahrh. kein Drama von Joseph, ebenso besitzt die italienische
Literatur nur aus dem XV. Jahrh. zwei Josephspiele, eins in ita-
lienischer und eins in lateinischer Sprache, von Collenucci, erschie-
nen erst 1543, welche aber Niemandem bekannt sind. Man konnte
des Vaters. Potiphar spricht bei Qreff IV, 4 : Wolan, so laufft yhr alzemal,
Laufft hin vnd tüeht yhn vberal Vnd mercket das, so yhr yn findt, Das yhr
yhm all* viert bindt, Setzt yhn gefangen etc. Bei Diether III , 4 : Sublimem
intro hnnc rape, Quantum potes .... Cura ad seruandum, uinctum, atque au-
din\ quadruplem Constringito . . . Was Diether Joseph vor Pharao sagen laset
(suche einen Mann, dem du vertraust etc.) und was dann Pharao zu Joseph
sagt: du bist der Mann, von Gottes Geist beseelt etc., hat er zunächst aus
Greif ; auch jene schon erwähnte Vorhaltung Jacob s an die ohne Simeon zu-
rückkehrenden Sühne (IV, 5) : Hoc in miseriam meam Fecistis, ut indicaretis
s
ei habere uob Fratrem? und die Antwort Levi : Ipse interrogavit nos per ordi-
nem Nostram progeniem, num nam superesset pater, Num nobis essent plures
fratres ... Et nescivimus Quod esset dicturus, fratrem adducite etc. hat Die-
ther, so wie Gart, ebenfalls aus Greff, so wie auch die Einladung zum Gast-
mahl seitens Joseph s an die Brüder in denselben Zusammenhang fällt, wie bei
Greff, auch andere Einzelheiten, z. B. die Situation bei der zweiten Ankunft
der Brüder in Aegypten, stimmen Uberein, nur ist bei Greff alles mehr mensch-
lich gedacht, bei Diether viel mehr schulmässig trocken: so zeigt Joseph in
dem Vei kehr mit den Brüdern bei Greff mehr Rührung, so fragt er bei Diether
die Brüder bei der ersten Zusammenkunft nicht nach Vatar und Bruder, und
doch ist bei der Entschuldigung Ruben's (s. ob.) darauf Bezug genommen.
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Die dramatisirte Geschichte Joseph's.
429
also vermuthen, dass durch einen der »Frembden« das Magdeburger
Stück handschriftlich nach Polen gelangte, eine Vermittelung war
aber auch in anderer Weise möglich . Greif sagt in der Widmung zu *
»Mundus« 1537 an Sabinus, dieser habe ihn zu schriftstellerischer
Thätigkeit in deutscher poetischer Sprache angeregt (W. Scherer
a. a. 0. 196), Sabinus hatte 10 Jahre im Hause Melanchthons zu-
gebracht, war sein Schwiegersohn, später erster Rector der Uni-
versität Königsberg, hatte Verbindungen mit polnischen Gelehrten ;
so konnte das gedruckte Magdeburger Stück durch Königsberg nach
Polen gelangt sein, auch durch Danzig, vielleicht durch Jälbing,
wo gerade in den d reissiger Jahren (bis 1541) Gnapheus, der Ver-
fasser des Acolastus, wirkte, vielleicht durch Leipzig, wo die
Lotter'sche Buchhandlung mit Polen in Verbindung stand. Es ist
also wahrscheinlich, dass das Magdeburger Stück von Joseph in
die protestantischen Kreise nach Polen und zur Kenntniss Rej's ge-
langte, Rej war Protestant.
Eine Vergleichung des Magdeburger Josephspiels mit Rej's
Zywot Jözeföw spricht nicht gegen eine solche Annahme. Dieses
ist ebenso einfach gehalten , wie jenes , auf das Notwendige be-
schränkt, ohne Episoden und ohne andere Beimischungen. Nur der
Liebeshandel und seine Folgen bei Rej sind anders geartet, weil
Rej sich in dieser Partie an Crocus anschloss. Aber auch selbst in
der Liebes wei-bun^ begegnen gemeinschaftliche Züge, so in der
ungerechtfertigten Vereinfachung, dass Sephira, wie Mecha, Joseph
mit ihrer Liebeswerbung bloss einmal bestürmt, wobei Joseph bei
Rej zunächst auch, wie bei Greflf, verblüfft ist, eine Falle argwöh-
nend: Wie kumbstu darauff ymmerdar? Aniemacie*, gospodze,
co inszego möwic I mnimasz, by to dudka za wiechq ulowiö? Wenn
ferner Potiphar's Frau bei Greif zu Joseph sagt :
Vorwar, ich weis nicht was ich mach,
Mir leit (liegt) ym sinn ein seltzam sach,
Darmit ich lang bin gangen vmb,
Ich kan nur nicht darhinder kumb ...
(Joseph) leit mir stets ym sinn also
So m echt ig sehr .... Ich denck so mancherley bei mir ...
Ich werd zu letzt noch werden kranck, ...
so erinnert das an die bei Rej oft gemachte Schilderung der aufge-
regten Seelenstimmung der Sephira. Magon schildert sie. coa sie.
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430
W. Nehring,
iey w glowie kreci, Tak ci chodzi by szalona a prawie bez pami^ci ;
dasselbe sagt auch Sephira von sich : Mi lose nie wiele kunstnie,
Predko gtowe, zafrasuie, I w mey sie. teraz wierci, Nie nadziaiam
sie. do smierci, nnd: Barzo mi (J6zef) zakrecil gfowa. A dziwnie
mi nie, w niey kreci Prawie czasem od pamieci, vgl. die Liebes-
erklärung der Sephira S. 320; das in Rej anmuthende Hotiv, die
Liebe habe die Sephira verändert, findet sich auch schon bei Greff,
nur nicht so ausgeprägt, und wie Moecha bei Greff sagt (der Unter-
schied des Namens kommt nicht in Betracht) : Dan wo ehr mir nicht
wirt zu theyl, So ist dahin mein trost vnd heil, so spricht Sephira
bei Rej in gleicher Stimmung zu Joseph (S. 320) : A snadz mi z
tego kiopota Juz ni rozum ani enota Nie pomoze, und weiter: Bych
miaJa straciö i dusz?, Juz tak snadz müowaö musze.. Die Leiden-
schaft ist hier stärker ausgedrückt. — Auch die anderen Pcrtien
bei Rej zeigen den gleichen Charakter, wie bei Greff; es ist die-
selbe epische Einfachheit und Technik: »alles sehr kurz und
skizzenhaft aneinander gereihte, wie sich Scherer Ober das Magde-
burger Stück äussert ; auch im Einzelnen zeigt sich Uebereinstim-
mung. Rüben und Juda spielen dieselbe Rolle, sie sprechen gegen
das Ende der Verhandlungen mit Joseph bei Greff allein , wie sie
bei Rej überhaupt es thun; als Joseph von den Brüdern verlangt,
Benjamin zu bringen, sonst werde er sie für Kundschafter halten,
da erinnert Rüben die Brüder an die Misset hat, für die sie jetzt
büssten, auch sonst hat diese ganze Situation bei Rej manches, was
an Greff erinnert, so lässt Joseph einen der Brüder — es ist Simeon,
bei Rej ebenso eine stumme Person, wie bei Greff — greifen und
ins Gefangniss führen ; wenn Rej hierbei einen der Brüder sagen
lässt, es seien ihrer sechs anwesend, so zählt Greff V, 2 in der
Ueberschrift nur ihrer sechs auf ; bei Rej befiehlt Joseph S. 402 in
einem fort, einen (Simeon) gefänglich festzuhalten, den anderen das
Getreide abzumessen, genau so bei Greff; nach der Gefangen-
nebmung Simeon s machen sich bei beiden Dichtern Rüben und
Juda zu Herolden der Stimmung der Brüder, Rej theilt zwar Juda
eine mehr trostreiche Rolle zu, aber die Reden der beiden Sprecher
sind dieselben ; bei Greff lässt sich zunächst Juda vernehmen :
Wir haben das vorwar, vorwar
Vorwirckt an vnserm bruder zwar,
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Die dram&tisirte Geschichte Joseph s.
431
Do ehr vns doch so vleissig batt
Vnd vnser keinr kein mitleydang hat.
worauf Rüben spricht :
Hab ich das nicht znuor gesagt?
Wer war aber, der darnach fragt, ...
Wolan jtzonder knmpts daran,
Seyn blntt wirdt von uns gfoddert na.
bei Rej spricht diese Stimmung Rüben ans (S. 403) :
Hey, hey, bracia, pomnicie, iiem ia möwi* warn,
Ii nie rad kraywdy widzi Bog sprawiedliwy pan, ...
WszystkoC to za onego (brata), cosmy gi praedali,
A wie-i to Bog y z nami co sie, ieszcze stanie ...
• bei Greff schliesst Raben die Berathnng :
Wolan, yhr brttder, dencket zn,
Wie wöln wir aber bestehen nu,
Was wöln wir vnserm vater sagn,
Wenn er vns wird von Simeon frage,
Der man wird sehr betrüben sich ...
Es mag drang werden, was do kan,
Wir woms dem vater sagen so,
Wies nns ergangen ist aido.
bei Rej ist Juda der Rathgeber:
Acz nam to trndno praydzie, iscieC powiem tobie,
Kciec nam sie. y ociec nie raz w ieb zaskrobie (S. 403) ...
Jnzci prozno medrowac', iedno co przypadio ...
Jui rychley iedzmy k niemn, powiedzmy-2 mn wszytko (S. 404).
Bei dem zweiten Besuch in Aegypten ladet Joseph die Brttder mit
Benjamin, den sie ihm vorführen, zum Gastmahl ein:
bei Greff V, 4 : Ghet, fährt sie nein zu tisch yns haus,
bei Rej (S.411) : Dzia bedziecie zemna. iesc tarn w pokoiu moim,
worauf er dem Dispensator (podczaszy) den bekannten verfäng-
lichen Auftrag giebt; Rüben ist dabei guten Muthes :
bei Greff V, 5:
Vorwar, das ist ein frommer man ...
Bhftt lieber Gott, wie förcht wir vns .... vmbsunst ....
Nu woll wir, hoff ich, wol bestan ...
ungefähr ebenso spricht Rüben bei Rej (S. 412) :
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432 W. Nehrtng»
Nie tuszs ia bowiem ta uroda
Na wszystko dobre stworzona od Boga,
Aby on mial inak mysüd, nizli möwi z nami ...
Juda ahnt etwas Schlimmes bei Rej, was bei Greff nur angedeutet
ist. — Nachdem der Becher in dem Sack Benjamins gefunden wor-
den , sucht Juda durch eine Vorstellung des Herganges das Herz
Joseph1 s zu rühren, worauf dieser bei Greff V, 5 nach einer kurzen
Anrufung Gottes sagt, er könne sich nicht länger halten:
Geht yhr hinnein zusam yhns haus,
Ihr aber bleibt bey mir heraus.
Ihr seyt mein lieben br&der all ...
Diesen Wink scheint Rej (S.416) benutzt zu haben: er lasst Joseph
zunächst einen Monolog halten, er könne sich nicht länger bemei-
stern, dann ruft er seine Brüder auf sein Zimmer (Jozef braciey
woia do siebie na pokoy) , befragt sie über das Vergangene und
schliesslich entdeckt er sich ihnen. Auch die Monologe Joseph s
entsprechen einander bei beiden Dichtern einigermassen : Greff V, 2 :
Rej S. 398: Greff V, 4: Rej S. 416. Zuletzt erinnert die Schluss-
scene bei Rej an Greff, denn beide Dichter lassen den nach Aegyp-
ten ziehenden Jacob einen der Söhne (bei Rej den Juda) Joseph
entgegenschicken und beide begegnen sich im Freien.
Man kann wohl vermuthen, dass Rej von dem Magdeburger
Stück eine Kunde hatte, vielleicht aus zweiter Hand.
Wenn diese Vermuthung richtig ist, so wird man die Unbe-
fangenheit Rej's darin erkennen, dass er ebenso dem Protestanten
Greff, wie dem Jesuiten Crocus folgte.
Rej hatte, auch wenn man eine unmittelbare Anlehnung an
Greff nicht zugestehen wollte, mehr als ein Vorbild, so wie mancher
vor und nach ihm (Rueff, Jordan, Leschke) , nur bei einer solchen
Annahme lassen sich einige Widersprüche in Xywot Jözeföw er-
klären. Sephira erscheint in der Liebesscene mit Joseph ganz an-
ders, als vorher in dem Gespräch mit Achiza, ein solcher unausge-
glichener Gegensatz ist kaum auf einen einseitigen Einfluss zurück-
zuführen. Das Gespräch ^Blichen der Herrin und der Dienerin ist
eine ganz gut angelegte psychologische Skizze, eine Schilderung
der durch Liebe aufgeregten und halb schuldbewussten , durch
Stand, Weiblichkeit, Sitte zurückgehaltenen Frau, die ohne die
Vorführung der kecken Kammerzofe wohl ebenso natürlich sich be-
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s
433
herrscht hätte, wie sie noch vor kurzem arglos Uber die Liebe ge-
spottet hatte, sie sagt ja zu Achiza : Ale day wa temu pokoy, Bo
miiosc z czasem przepfynie, A z czasem tez sama zginie (S. 314).
Sie ist nicht die geile Frau der biblischen Ueberlieferung, nicht die
Moecha der verwandten Josephspiele, welche nach einem kurzen
Monologe Uber die Schönheit Joseph's und das Sichniehthelfen-
können gleich zum Attentat auf Joseph übergeht, selbst die mit
mehr Anstand auftretende Sopbora (Gart) Übertrifft sie an Gefühl
für Schicklichkeit und Rücksicht auf die eigene und Joseph's Tugend,
auch in ihrer Sprache zeigt sie gute Manier, und das einzige an-
stössige Wort : przekl?ty cudzoziemiec, welches sie von Joseph ge-
braucht, klingt nur uns nicht lieblich, — kurz, wir können ihr den
Vorzug eines wohlgebildeten weiblichen Herzens zugestehen, das
durch Liebe sich schuldbeladen und unglücklich fühlt, aber einen
ehrlichen Kampf mit sich kämpft. Man unterschätze den Werth
dieses Dialoges nicht: die Entwickelung der Liebe ist bei Rej
langsam und stufenweise von dem unbewussten Erwachen zum
stillen, aber in Zucht gehaltenen Begehren, das nur der Verwand-
lung und Unruhe sich bewusst ist und diese auch nicht zu verbergen
vermag; ferner zu Klagen, zu zaghaften Mittheilungen an die Die-
nerin, worauf dann allmählich das Schmelzen und Nachgeben folgt:
aber noch ist sie rein, erst das schamlose Vorgehen der abgefeimten
Dienerin führt zur Katastrophe, diese holt Joseph herbei und über-
lässt das Weitere der Flamme des Herzens. Aber, so wie Sephira
vor Joseph steht, ist sie völlig verändert: ohne Umschweife macht
sie eine Liebeserklärung, zeigt sich den gehabten Rücksichten
fremd und ist der biblischen lüsternen Frau verzweifelt ähnlich :
ohne Manier, zudringlich, stürmisch, sogar in ihren Ausdrücken
ordinär. Alles ohne Uebergang. Jene verführerischen Reden der
Kammerzofe fand Rej in Crocus nicht, er selbst erfand sie kaum,
er hätte sonBt die Begegnung der Sephira mit Joseph anders be-
handelt, er scheint sie in irgend einer uns unbekannten Quelle ge-
funden zu haben, das Hinüberspringen von dieser zu Crocus be-
wirkte den widerspruchsvollen Gegensatz.
Ein anderer Widerspruch liegt darin, dass Sephira bei Rej
einen einmaligen Angriff auf Joseph macht, während die Worte des
Argumentum: Pani go dziwnie zwodzüa .... Nie go ta rzeez nie
ruszyla, Zawzdy enota spelna byla, und die Worte der Sephira zu
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• W. Nehring,
Achiza: Alem tamtey (cnoty) iui doznala, weist auf eine andere
Anlage des Drama, welche Rej bekannt sein mochte und welche
er nicht vergessen hatte; Potiphar spricht anch einmal (S.356) von
diesem anderen Standpunkte: Za ty twoie wszetecznosci , kture
z dawna stroisz ...
Ferner zeigt auch Joseph nach der Abweisung der Sephira
zwei verschiedene Gesichter : er hat sich vorgenommen, bei dem
Verhör seine Unschuld zu vertheidigen , verhält sich aber in dem
entscheidenden Augenblick zurückhaltend (S. 345, 365, 367), wie
bei Crocus; auch hier möchte man neben Crocus einen anderen
Berather vermuthen. — Man könnte auch in der Rede der Sephira,
in welcher sie in frivoler Weise über Gottes Sorglosigkeit spricht,
den dunklen Nachklang einer vielleicht in einem Hekastusspiel ge-
lesenen und von Rej nicht recht verstandenen Rede vermuthen.
Eine Quelle hat Rej nicht benutzt : Istorya o Swyetym Jozefye
Patryarffe ftarego zakonu etc. Krakau 1530. Im Einzelnen ist
diese fast wörtlich an die Bibel sich anschliessende Geschichte von
der Darstellung Rej 's verschieden; der Name der Landschaft Gössen
wird hier in umständlicher Weise so oft und stets in der Form Jesen
genannt, dass eine Verdrehung in Rameses unmöglich war ; über-
dies hätte Rej wohl die Verlobung und Heirath des »reinen weiber-
scheuen Joseph« mit der »keuschen männerscheuen« Aseneth , die
hier in die biblisch gehaltene Erzählung im Anschluss an die we-
nigen Worte der Bibel eingeschoben ist, in sein »Leben Joseph'««
eingeflochten , wie das andere gethan haben (Macropedius) , sie
passte ja so gut in dieses Bild hinein.
IV. Was den Werth des Zywot Jözeföw anbetrifft, so wird man
ihm jedes Lob versagen müssen, wenn man ihn als dramatisches
Stück beurtheilt. Zur Aufführung war es kaum geeignet und ge-
wiss nicht bestimmt: es fehlt der Herold, der Verfasser wendet
sich im Argumentum an die Leser, nicht an die Zuhörer, es heisst
an zwei Stellen: kto chce przeczy^c* (wer durchlesen will), wszak
nie wadzi, und: Przeczcü (»Przecisz«), nie masz-li co czynte, ebenso
im Nachwort: ku'temu co czedt (»szedh) mala przemowa, und
gleich weiter: Juzes przeczedl (»przeszedfr), co cie pierwey dziaio;
nirgends findet sich eine Andeutung dafür, dass Rej einen Zu-
schauerkreis im Auge hatte. Ebenso bezeichnend ist auch das
Fehlen der scenischen Anweisungen, weder bei dem Verzeichnias
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Die dramatisirte Geschichte Joseph 8.
435
der handelnden Personen, noch anch im Stücke selbst sind Instru-
ctionen darüber zn finden, wie die Personen sich verhalten, geberden
sollen, nm anderes ganz zu geschweigen ; die bei den Kamen der
sprechenden Personen fast jedes Mal hinzugefügten Bemerkungen,
welche den Inhalt nnd die Stimmung der zu sprechenden Worte
angeben (z.B. Jözef acz ze strachem przekiada swa, krzywde. S. 359),
machen den Eindruck, als ob sie einem skizzirten Plan zu einem
Josephspiel entlehnt wären. Und in der That, wie sollte man sich
das Stück auf der Scene vorstellen ? Gleich die Handlung I mttsste in
s
eine auf dem Felde ; in der kurzen Schlusspartie der langen Hand-
lung IIP mttsste die Scene drei Mal sich ändern, in der Handlung V
vier Mal rasch hinter einander. Und wie mit der Einheit des Ortes,
so wird auch mit der Zeit umgesprungen : kaum hat in Handl. V
Joseph dem Gulofer den Auftrag zum Ankauf von Getreide gegeben,
so meldet dieser in derselben Scene, nach einem kurzen Gespräch
Joseph s mit dem Mundschenk, dass die Speicher schon vollgefüllt
sind. Wie Raum und Zeit verschwinden, ist z. B. aus Handl. VI zu
sehen, wo Judas und Rüben von Jacob Abschied nehmen und un-
mittelbar darauf die ' Stadt Aegvptent erblicken u. s. w. Das Un-
gewöhnliche in der Handl. XI, Begegnung Joseph' s mit Jacob, was
freilich auch schon Greif sich erlaubt hat, ist schon erwähnt worden.
Wenn nun Andreas Trzycieski, ein Freund Rej's, in der Bio-
graphie desselben (in ZwierciadJo) trotzdem erzählt, dass Joseph
aufgeführt wurde (anders können die Worte: »ktorego Jözefa ludzie
chetaie widzieli« nicht verstanden werden) , so ist mit diesen Worten
vielleicht ein Versuch der Freunde Rej's bezeugt, das Stück, viel-
leicht Handl. III* — Vinci., in einer Schule, nach dem Vorgange
vieler protestantischer Schulen in Deutschland, von Schulern, viel-
leicht mit Aenderungen, spielen zu lassen ; wiederholt wurde die
Aufführung nicht, sonst würden wir, meine ich, in Trzycieski's
Mittheilung den Ausdruck : cheüiie widali erwarten. Die didak-
tische, auf fromme und reine Gesinnung hinlenkende Tendenz des
Stückes wird mit Wärme und Behagen überall hervorgehoben,
ebenso wie bei Crocus, Macropedius, Diether u. and. Rej verspot-
tete in Zwierzyniec in zwei zotigen, an den bekannten Bubenstreich
Eulenspiegel's erinnernden Anekdoten die Passions- und Oster-
spiele, es ist möglich, dass er ein Muster eines dramatischen Stuckes
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W. Nehring,
nach zeitgemässem Geschmack schreiben wollte, wie denn Rej's
schriftstellerische Thätigkeit von reformatorischem Geist getragen
wnrde. Sein äywot Jözeföw ist ein zur Moralität hinneigendes zeit-
gemässes geistl. Spiel 1 ) , welches sich von den gleichartigen latein.
und deutschen Spielen eig. durch nichts unterscheidet (denn die Ein-
teilung in »Handlungen kam auch bei anderen vor), es theilt mit sehr
vielen von ihnen die Schwäche, dass es im Grunde viel mehr eine
Verbindung von- populär stilisirten Gesprächen darbietet, als drama-
tische Handlung; den überlieferten trockenen Schematismus in der
Behandlung des Stoffes hat Rej durch die ihm eigene Umständlich-
keit nur noch mehr verflacht. Dramatisch sind nur die Partien, in
denen Sephira auftritt, die Personen zeigen dann mehr individuelles
Leben, sprechen ihrem Charakter und der Situation gemäss, selbst
Sephira tritt in der VerfUhrungsscene, wo sie doch mehr Copie ist,
mit einer ungekünstelten Leidenschaftlichkeit auf, dass man sich
an ihre frühere Aeusserung erinnert, sie sei vom Dämon besessen
(Jedno mie. tak czart prawie zwiödl S. 311 ; vgl. Bo widzisz k cze-
muz iuz przyszlo, 2ec mnie barzo z kunsztu wyszto 336). Selbst
der »klobige« Joseph, wie ihn Achiza nennt, zeigt sich hier weniger
scheni atiseh als sonst : er brummt die Achiza an, als sie ihn holt,
angeblich der Wäsche und Garderobe wegen, ist anfänglich durch
die Reden der Herrin verblüfft, appellirt dann an das Schamgefühl,
er wolle nicht wie ein Hund seinen Blick vor der Sonne verbergen,
dann erst rückt er mit dem schweren Gewicht der langen Tugend-
argumente heraus und bleibt fortan undramatisch, sowohl in seinen
Monologen, als auch in seiner Vertheidigung. Recht lebendig ge-
berdet sich Achiza, auch Mago (der »Hausknecht«) spricht ganz
nach Dienerart, er hätte bloss gesehen, wie die Herrin und Achiza
weinten, Joseph halb caput gewesen , alle nur für sich gejammert
hätten. — Die Darstellung ist überhaupt populär gehalten, es fehlt
ihr auch in den ersten Partien der würdevolle Ton, abgesehen von
den Gebeten. Der volksthüm liehe und derbe Ton — iywot Jözeföw
ist eine förmliche Fundgrube von volkstümlichen Ausdrücken und
Sprüchen, die freilich nicht immer am rechten Platze sind — ist
l) Die Bezeichnung des Zywot Jözeföw als »eigentlich eine Trilogie»,
Biblioteka Warszawska 1868, II S. 42, ist mir unverständlich, es ist auch
kein Drama , wie es ebendaselbst bezeichnet wird , eher »ein dramatisches
Poem«, was uns aber keine Vorstellung von iywot Jözeföw giebt
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Die dramÄtislrte Geschichte Joteph s.
437
aber, der einfachen und kunstlosen Anlage entsprechend, tiber-
wiegend trocken und farblos. Von Volkswitz merkt man nicht viel:
einfältig ist der Zuruf der Brüder, Joseph würde in dem Brunnen
seine Träume besser deuten können, besser ist der Einfall des Juda,
Joseph würde in der Fremde Träume nach Herzenslust deuten kön-
nen, denn das klingt wie eine unbeabsichtigte Prophezeiung.
Die allgemeinen Sentenzen, mit denen iywot überladen ist,
sind wohl aus lateinischen Büchern geschöpft , die in Krakau er-
schienen sind, so z. B.Flores aus Seneca, Seneca: Formulae honestae
vitae 1541 u. and. Manches ist wohl, wie schon oben bemerkt,
Rej's eigenstes Gut, so z. B. Aez wiara iest niewiescie barzo cieikie
brzemie (S. 365) , der Hinweis auf die Notwendigkeit einer strengen
Jugenderziehung (S. 366) u. anderes. Einiges ist beachtenswerth,
zunächst ein juristischer Gesichtspunkt : Potiphar will nicht »gegen
das Gesetz« wegen des bloss versuchten Verbrechens richten (S. 363) ;
dann ist bezeichnend, dass Sephira so gut Bescheid weiss mit dem
göttlichen Regiment und den Weisungen der Philosophie (lepiey
Nacz inszego rozum chowaö, Bo ci co sie. nim sprawui*, Tez nam
tego zakazuift u. s. w. S. 328, 329) . Wenn Bej die letzte Stelle
nicht schon in einer Vorlage fand und sie vielleicht missverständ-
lich reproducirte, so läset uns das einen Blick thun in die Ansichten
Rej's von — der Bücherweisheit, die ihn auch sonst nicht sonder-
lich anspricht : vgl. in dem Monolog Joseph' s (S. 390) : zda sie.
chytry , (a) on biazen . . . Patrzy przed sie. w mantyk?, ludzkie sprawy
widzi, A swych wtyle zabaczyl , ü z nich kaidy szydzi. Bezeich-
nend für den Dichter ist auch die Stelle, in weleher Juda Jacob be-
zeichnet als einen jeden Amtes ledigen, freien Mann (S. 395) : Nie
byl zadnym urzednikiem, byt wolnym cziowiekiem .... Nie chcial
gi$ ten iscie nigdy w swieckich sprawach paraö etc., es hat fast
den Anschein, als hätte Rej sich selbst im Auge gehabt, Trzycieski
erzählt nämlich von ihm : A urzedem zadnym ziemskim nigdy sie. nie
chcial paraö, powiadai ze w zatrudnionym zywocie dwa co naszla-
-chetnieysze kleynoty ocia£one byö muszq, wolnosc a sumienie etc.
Wenn man bedenkt, dass Rej der erste polnische Dichter ist,
so wird man seiner poetischen Form in einem seiner ältesten Ge-
dichte, iywot J6zeföw, eine gewisse Anerkennung nicht versagen
können : er lässt eine wohlthuende Mannigfaltigkeit des Versmasses
(im weitesten Sinne des Wortes) mit einer gewissen Absicht walten :
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438
ff. n Bnriug ,
die Verse Sind 8-, 13-/14- und 16-silbig; es ist wohl nicht Zufall,
dass die Frauen (Rachel, Sephira, Achiza) in 8-silbigen Versen mit
trochäischem Tonfall sprechen ; was die längeren Verse betrifft, so
fällt die Cäsur in dem 13-silbigen Vers nach der siebenten, in dem
14- und 16-silbigen regelrecht nach der achten Silbe, so dass die
zweite Hälfte des Verses 6 oder wiederum 8 Silben zählt, üeber
die Verwendung dieser Formen läset sich nur so viel sagen, dass in
den erzählenden Beden die 13-silbige Zeile vorherrscht, sie kommt
yor in den Beden des Jacob, Buben, Juda, der Kaufleute u. sonst
noch ; Mago spricht in 15-silbigen Versen, Potiphar gewöhnlich in
13- silbigen, doch in dem Verhör vier Mal in 14-silbigen; was Jo-
seph anbetrifft, so spricht er zu Sephira anfänglich in 13-silbigen,
dann in 14-silbigen Versen, in dem Monolog I flieset seine Bede in
14- silbigen, in Monol. II in 13-silb. Zeilen dahin, dann schwankt
sein Bedefluss zwischen 13- und 14-silbigen Versen, ohne dass man
überhaupt sagen könnte, was stellenweise so scheint, dass die
ruhigere Bede in 13- und die bewegtere in 14-silbigen Versen da-
hinfliesse. Möglich ist, dass Bej in dem Wechsel der Versart sich
an den modernen lateinischen Dichtern , vielleicht an Crocus , ein
Beispiel nahm, bei dem die Gleichmässigkeit des Versmasses ziem-
lich oft unterbrochen wird. Bei Bej sind im Fluss der Bede ziemlich
häufig Unregelmässigkeiten zu bemerken, man lese z. B. den Mo-
nolog Joseph'sS. 4 16, der 7 Verse zu 13 und ebenso viele zu 14 Silben
in bunter Beihe darbietet ; im Uebrigen würde es zu langer, ermü-
dender Aufzählung führen, die einzelnen Verstösse gegen die Gleich-
artigkeit der Verse anzuführen. S. 333 sind Verse 10 und 8 v. unt.
12- silbige unter 14-silbigen, ohne dass eine Ergänzung noth wendig,
während V. 12 v. u. 15-silbig ist, wo man aber die Oonjunction i
mit dem schliessenden i des vorhergehenden Wortes zu einer Silbe
zusammenziehen kann: To obraia Boga, ludzi i wszytki stany
zgola (nicht zbola).
Freier noch, als die Versbildung in Bezug auf Silbenzahl, ist
die rhythmische Behandlung der Verse; die polnischen Dichter
zeichneten sich überhaupt nicht durch theoretische Regelmässigkeit
in dieser Hinsicht aus. Bej folgte in der Factur der Verse mehr
einem natürlichen poetischen Triebe und es kann bei ihm weniger
von einer zu Grunde liegenden Theorie die Bede sein, als bei
Kochanowski, Klonowicz und Szymonowicz. So ist in äywot J6-
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
439
zeföw im allgemeinen nnr zn bemerken, dass die längeren Verse in
zwei Halbzeilen (dieser Ausdruck sei in Ermangelung eines besseren
gestattet) zerfallen, indem die regelmässig an derselben Stelle
wiederkehrende Cäsur einen Einschnitt, mitunter nur einen ausser-
liehen, bildet, wobei zu bemerken, dass die Cäsur auf eine Senkung
folgt; Ausnahmen, wie S. 381 : Ktore zawzdy iako kröl | mozesz
miec w swey moey, oder S. 336 : Marnie straci na wieczny czas etc .
sind sehr selten. In den Achtsilbern herrscht zwar der trochäische
Tonfall vor, mit vier Hebungen, aber diese Regelmässigkeit, die
man zu beobachten meint, wird oft gestört dadurch , dass der Ton
sich auf die letzte Silbe verschiebt, z. B. S. 317 : nie wie nie ; S. 335 :
Jedno tu sama iako pien Czasem siedze, caty dzien ; S. 312 : bedzie
skakai iako Iis, oder dass der Ton auf eine bedeutungslose Silbe
fallen, dreisilbige Wörter zwei Accente haben müssten, die mit dem
natürlichen Wortaccente nicht zusammenfallen. Es wäre vergeblich
eine Theorie zu suchen, wo keine in bewusster Absicht lag.
Der Reim ist mit eben derselben Freiheit behandelt. Stumpfer
Reim ist seltener, als der klingende, iedoch kommen auch Reim 3
vor, wie: trwal : miai 278; rzec : strzec 282; w czas : nas 289;
krzyw : iyw 310: zart : czart 313; plec : miec 321 ; cheesz : wesz
329 ; rad : skiad 329 ; do* : wöl 331 ; pien : dzien 335; trway :
wday 340; wstydz : idz u. s. w. Häufig sind unreine Reime in
vocali scher Beziehung: mili : byli 295 ; frasowac : uzywac 306 ;
wiodl : zbadl (d. h. zbadl) 31 1 : zburzyl : stworzyl 340 ; pomiesza :
insza 345 ; uniesie : czasie, vielleicht für czesie, 384 ; wiele : do-
wiedzieli 392; mamy : wiemy 402; czynic : zmienic 408; häufiger
kommt die consonantische Unreinheit vor: Egipcie : obficie 277;
uroda : od Boga 282 ; odstaö : dziekowad 293 ; pobrac : szafowac*
293; szacowac : oddac 308; strzezesz : zrzeezesz 310; cudzozie-
miec : miodzieniec 313; potyka : pyta 325 ; darmo : sarno 325 ; lekoe :
depee 330 ; serce : nie chee 335; w geb$ : zagede. 343 ; ktopota :
chlopa 344 ; wyrwala : zdarla 345 ; rozmysry : przysziy 367 ; wyszlo
(iwysztyt) : pyszno 377 ; przemogry : wbodry 382 : dufac : prze-
shichaö 382; mogJo : bodlo 388; godne : osobne 396; przygoda :
boga 397 ; owee : kto chee 397 ; warn : pan 403 ; wezwal : nalewal
412; winien : pilen 414: zostac : dokonac 415; frasowac : zawo-
iac 416; podobna : godna 418: oddac : zakazowac 419; czynic :
mylic 421 ; pyszno : wyszlo 423. Noch zahlreicher sind die über
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440
W. Nehrin«,
alles Mass des Erlaubten gehenden Fälle der vocalischen und con-
sonantisehen Unreinheit zugleich, in denen nnr bei Annahme
stumpfer Reime der Schein noch gerettet ist, stellenweise auch
noch ein trttber, wegen des unreinen Vocals : braciey : cudzey 277 ;
widziai : stawial 283; znamie : powstanie 283; wiemy : syny 283;
zakryc : patrzec 288; nedznicy : wszytcy 290; podziai : pozal 291 ;
wiernemu : pokoleniu 300; wiozysz : plodzisz 305; widamy : z pa-
niami 306; waiyö : möwic 317; dziwy : wstydliwi 317; rosciac
(«rozpiaö«) : wyiaö 324 ; patrzy ; zlotrzy 327 ; — dann noch S. 343,
345 2 Mal), 348, 351, 353, 354, 367, 375, 384, 385, 392, 394
(2 Mal), 400 (2 Mal), 403, 411 (4 Mal), 412, 414 (2Mal), 415, 416,
417, 419 (2 Mal), 420, 422, 425, 428, 429. Zu den Unregelmässig-
keiten sind auch die Fälle zu zählen, in denen zwei Wörter einen
klingenden Reim bilden, härter für das Ohr sind die Fälle, wo ein
klingender Reim zum Schaden der Reinheit entsteht : maiych : na
nich 277 ; pomnieö : ma miec 292 ; cudzoziemiec : nie miec 325 ;
nie ci mi : pomseimy 342 ; przyprawiö : za nie 364 ; owee : kto chee
397. Dieser Schein, dass dem Dichter freistehe, stumpfe Reime
nach Belieben zu bilden, ist auch die einzige Entschuldigung für
solche Reime, wie przyitf : wzia* 277; rfosc : poczeiwosö 278;
czlowiek : wiek 289; masz : udziaiasz 303 u. and., deren ich im
ganzen 45 Fälle notirt habe, auch solche mitgerechnet, in denen
auch vocalische Unreinheit mit in das Spiel kommt : miec : pomscic
278; rzec : umrzec 294; mysliö : skryc 302; byö : rzadzic 304;
stawiö : nie 317; byi : zniewolü 337; möwic : nie 343; powie-
dzieö : byö 351 ; byö : möwiö 352; byö : kusiö 364 ; przyczynia :
ma 369; byt : wypuscii 379; byi : przekazil 418; auch mit con-
sonantischer Unreinheit: zakon : srom 331. — Die etwas umständ-
liche Aufzählung der einzelnen Fälle wird, wenigstens für Zywot
Rej's, gezeigt haben, dass man bei Rej nicht ohne weiteres Schlüsse
ziehen könne auf lautliche Beschaffenheit der Wörter , man wird
vielmehr dieses freie poetische Verfahren dem Dichter als seine
Eigentümlichkeit nachsehen, ebenso wie die reichen und gramma-
tischen Reime, z. B. odprawil : wyprawü 317; nad nimi : z nimi
318; zaymuie : odeymuie 319; powiesci : bez wiesöi 321 ; mimo
si? : o sie. 321; pusci : dopu&ri 326; swemu : swemu 327 j przy-
szio : wyszto 336 ; nadyma : ma 353.
V. Es ist bekannt, dass Rej auf seine Zeitgenossen einen
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
441
grossen Einfluss ausübte; dieser Einflnss lag in der Anregung,
die er als gedankenreicher Dichter nnd Schriftsteller gab. Unter
denjenigen , welche die polnische Literatur schufen, war Rej der
vornehmste Bahnbrecher : fruchtbar, wenn auch nicht schöpferisch,
hatte er den Muth, das, was er gestern gesehen, empfunden, ge-
lesen hatte, über Nacht zu gestalten, und er hatte den Muth, die
Sprache zu gebrauchen, wie sie in aller Munde war. — Dass auch
J. Kochanowski durch die poetische Thätigkeit Rej's angeregt und
beeinflusst wurde , ist ebenfalls bekannt, dabei bewahrten beide
Dichter, in weitem Abstände von einander, ihre Eigenart. Wir sind
berechtigt zu vermuthen, dass die Zeitgenossen zwischen ihnen
Vergleiche anstellten, wem von ihnen der Vorzug gebühre, wer von
ihnen »der erste« sei, nicht bloss der Zeit, sondern auch dem Range
nach. Trzycieski nennt Rej noch 1567, bei der Empfehlung von
Zwierciadto den ersten :
Rey bowiem, iako möwia,, ty sam w Polsce wodzisz,
W naszym polskim iezyku ty sam przodkiem chodzisz ;
Kochanowski selbst nannte sich in der Widmung des Psalters an
Myszkowski 1577 als den ersten polnischen Dichter, so nannten ihn
auch nach seinem Tode in Klagegedichten Klonowicz und andere,
und Herburt erzählte, freilich von Hörensagen, in der Empfehlung
des Herkules Stowienski von Miaskowski 1611, Rej habe, schon
vor 1557, in feierlicher Weise Kochanowski den Vorrang abge-
treten i). Thatsache ist, dass Rej im J. 1562 in Zwierzyniec Joh.
Kochanowski als Dichter Anerkennung zollte :
Patrzayze sie, co umie poczciwe cwiczenie,
Gdy szlaohetne przypadnie k niemu przyrodzenie,
Co rozeznasz z przypadköw postQpköw iego,
Tego Kochanowskiego, szlachcica Polskiego,
1 j Diese Erzählung Herburt's, welohe aus einer Handschrift zuerst Lelewel
in Ksiag bibl. dwoje I, 1822, S. 141 mitgetheilt hat, ist schon in dieser Zeit-
schrift von Brückner (VIII, 495) mit Recht fttr eine Legende erklärt worden.
Man beachte: Herburt hat die gemachte Mittheilung nicht aus Zamojski's
Munde selbst gehört, dieser klassische Zeuge soll darnach als etwa 15- oder
16-jähriger Jtlngling einer Versammlung des Sendomirer Adels beigewohnt
haben, während er studienhalber, im Auslande weilte. Den ersten Anlass tu
jener Erzählung mag vielleicht das oben angeführte lobende Carmen Rej's auf
Kochanowski gegeben haben.
ArckiT ftr ilaviache Philologie. IX. 29
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W. Nehring,
Jako go przyrodzenie 8 cwiczeniem sprawuie.
Co iego iciele pisma iasnie ukazuie.
MogJci Tybullus piörkiem przepierkowac,
Lecz nie wiem, umiaici tak cnoty zafarbowac .
Kochanowski nennt ungefähr in derselben Zeit, ca. 1563, Rej als
eines seiner Vorbilder : in einer der lateinischen Elegien an Mysz-
kowski IU, 13 sagt er, seine Muse werde die Ufer des Anio ver-
lassen undSannatien mit vaterlandischem Gesänge feiern, sie wolle
Laski besingen :
Nec primns rnpes illas peto, Beins eandem
Institit ante viam ...
Concinit acceptos snperis Trioesins hymnos
Lande sua neqne Gornicinm fraudavero, namqne nie
Orphea fingit etc. ...
Wenn das mehr als hohle Höflichkeit sein soll, so müssen sich in
den früheren Schriften Kochanowski's Anklänge finden an Rej's
£ywot Jözeföw 1545 und Wizerunek 1558. Die Anklänge sind anch
ohne Mühe herauszuhören. Wer sich die Mühe geben würde, Wize-
runek auf die zu Grunde liegende Weltanschauung und Lebens-
philosophie hin zu prüfen, würde aus dem Wust der moralisirenden
Beden und Betrachtungen dieselben Grundsätze zu Tage fördern,
die Kochanowski wiederholt pries und in ihrer schlichten Reinheit
vielleicht am erschöpfendsten ausdrückte in dem Carmen : Chcemy
sobie byc radzi! Bozkal Panie czeladzi etc. Kein Wunder, da beide
Dichter auf Seneca, Cicero und Horaz schwuren, die auch Bej als
seine Meister nennt oder ohne Kennung benutzt. Horaz citirt er in
Wizerunek mehrere Male in bezeichnender Weise, z. B. V, 631 :
Nadobnie Horacius rozkosz swiata tego Wypisai, a napirwey zaezql
i;j od tego, Gdy kto rownego dobra szczesciem przypaeßego Vzywa
8 poczciwoscüt wedle stanu swego. Nicht darin aber liegt die Ab-
hängigkeit Kochanowskis von Bej, sondern dass er ihm so manchen
Ausdruck , manches Bild entlehnt hat. — In gleicher Weise hat
Kochanowski schon Äywot Jözeföw aufmerksam gelesen, man wird
zu den nachstehend excerpirten Stellen ohne Mühe das Echo in
Kochanowski finden : auch Kochanowski sind geläufig Ausdrücke,
wie: czlowiek mdlego przyrodzenia, Dziwne Boskie sprawy, w
szczesciu (w fortunie) plywac\ wie sich Rej iywot 387 ausdrückt :
. . . w szczesciu i w nieszcze>ciu iakozkolwiek piywasz etc., u. vielen
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Die dramatisirte Geschichte Joseph s.
443
ähnl . : häufiger noch kommen glücklich ausgedrückte Sentenzen auch
hei Kochanowski wieder/ wie z. B. gdzie w zywocie rozkosz przy-
padnie, tarn pefaio klopotu S. 336; Ale my w roz koszach tak sobie
mnimamy, Ii iui 6wiat zaknpiony tak to wiecznie mamy 369 ; Pan
Bög, ktory dac moze, tez mn wolno p ob rar. Dziwnie on swemi
skarby tu raczy szafowac 293 ; Bo mlodoec bez rozumu , kto iq na
sröt pusci, Kaidey rzeczy swawolney cztowieka dopnsci 326 ; ... to
iest nawietsze lekarstwo w iaiosci Postanowic* swoy umys* w bez-
pieczney staiosci 293 ; selbst dieselben bildlichen Phrasen und
dieselben Reime bei Sentenzen kehren bei Kochanowski wieder:
wer wird nicht in den folgenden Stellen das Vorbild für Kochanow-
ski erkennen?
416. A iako sie. dziwnie Pan Bog tu z naszych spraw smiexe!
vgl. 287 und 292.
304. Tak nas wszystkioh ten swiat zbiazmi, iz w sobie nie nie
znamy ....
307. Zaz ieden okoto nas Modi vgl. 434.
345. Kto nad insze ubiory enotq Mf odziete.
369. Ano sadny nie wzwie ani tego zgadnie,
Qdy przygoda z nieszczefoiem na kogo przypadme.
374. Bo ktöz to wiasnie moze zrozumiec na htaecie,
Co sie wiec dziwnie komn przez sen we Ibie plecie.
W. Nehring.
29«
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung.
Einleitung.
Die Herausgabe eines nach Sprache und Innalt beachten swerthen
Textes der Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung verdanken
wir der freundlichen Zusendung des Herrn Pfarreverwesers Frans Mi-
kulicz (aus Sveti Jakov bei Kraljevica, im kroatischen Küstenland) . Er
fand den Text im Archiv des Domcapitels zu Frame, unter verschiedenen
Schriften des XVII. Jahrhunderts. Die Handschrift ist auf Papier ge-
schrieben, auf mehreren zusammengefalteten Bogen : der erste Theil,
der die Bekehrunrareschichte der heil. Katharina erzählt, entbehrt der
Pagination ; der umfangreichere zweite, unter dem Titel »Das Leben oder
die Legende«, umfasst achtzehn Seiten, die mit arabischen Ziffern 1—17
(Seite 18 blieb unbezeichnet) versehen sind. Es unterliegt wohl keinem
Zweifel, dass uns hier nur eine spätere Abschrift vorliegt, die nach der
Vermuthung des Einsenders von einem Jesuiten nach einer älteren Vor-
lage abgeschrieben wurde ; dafür spricht auch der Übliche Zusatz 0. A.
M. D. G. Die Handschrift scheint aus dem XVII. Jahrh. zu stammen.
Ob das ursprüngliche Original glagolitisch geschrieben war, wie es Herr
Mikulicz vermuthet, das muss ich dahingestellt sein lassen. Für die
grosse Popularität dieser Legende unter den Kroaten des ganzen (kroa-
tisch-dalmatinischen) Küstenlandes spricht nach dem Zeugniss des Ein-
senders der Umstand, dass man daselbst die Geschichte der Heiligen
nicht nur in Prosa zu erzählen liebt , sondern auch sehr häufig Verse
von der heil. Katharina singt. Herr Mikulicid hat selbst in seinem
Büchlein Narodne pripovietke i pjesme iz hrvatskoga primorja (u Kra-
ljevici 1876) auf 8. 139 ein solches Lied mitgetheilt und in den von
Vid Vuleti6-Vukasovi(5 herausgegebenen «Öakavske starinske pjesme«
u Zadru 1880) findet man auf S. 22—30 ebenfalls die Legende in die
Form eines Kirchenliedes gekleidet (zum Theil dialogisch gehalten) ;
endlich der bekannte bosnische Schriftsteller des XVI. — XVII. Jahrh.,
Matija Divkovic , t heilt in einem Büchlein , welches 1631, 1640 oder
1643 in Venedig erschien (vergl. Archiv VH. 416) dieselbe Legende in
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Katharinen-Legende In altkroatischer Fassung. 445
recht ausführlicher versificirter Fassung (in der Form einer Rappresen-
uzione mit, deren vollständiger Titel lautet: tfcvot svete Katarine,
slozen n verse, koje verse izpisavsi sarpski i izpravivsi mnoge stvari
bogoslovac Fra Matie Divkoviö iz Jelasak , iz provincie Bosne Argjen-
tine, prikaza svetomn dfioiu inkviiicioni aliti iziskovania. Sveto oficie
vidivai, da je stvar vele bogoljubna, aato dopnsti da se moze stampati« .
Es hat schon vor einigen Jahren Prof. Maretid die Vermnthnng ausge-
sprochen (Archiv VH. 416), dass Divkovic* diese »Verse« wahrschein-
lich nach einer alteren Vorlage nur umgearbeitet hat: ihre erste Ab-
fassung durfte in die älteste Periode der dalmatinischen kirchlich-mittel-
alterlichen Dichtung (XIV.— XV. Jahrh.) fallen. Wie ich weiter unten
zeigen werde, wenigstens an einigen Stellen steht der hier herausge-
gebene Text mit den Versen Divkovic" s in Zusammenhang, wahrschein-
lich setzen beide Bearbeitungen, die prosaische und die versificirte, eine
gemeinsame ältere Quelle voraus, die ohne Zweifel in Versen geschrieben
war. Ich erwähne noch, dass nach der Beschreibung der Bibliothek des
Franziskanerklosters zu Hagusa (Biblioteca di Fra Innocenzo Ciulich
nella libraria de' rr. pp. Francescani di Ragusa, Zara 1860) in der um-
fangreichen Sammelhandschrift Nr. 141 ebenfalls Verse (?) »n pohvalu
sv. Katarine Aleksandrinske die vice i mucenice« enthalten sind, über
deren Beschaffenheit wir nichts näheres wissen.
Noch mehr war die Erzählung in Prosa verbreitet. Das zeigt schon
jene im ersten Band der Agramer »Starine« (u Zagrebu 1869) von mir
nach einer Pergamenthandschrift des XV. Jahrh. herausgegebene Re-
daction, die als Officium in acht Lectionen eingeteilt, für die Nonnen
des Katharinenklosters zu Zara bestimmt war. Der hier erscheinende
Text weicht von jener Redaction durch grossere Ausführlichkeit ab, er
stellt offenbar eine andere, davon ganz unabhängige Arbeit dar, mög-
licher Weise eine Uebersetzung oder Umarbeitung eines lateinischen
Originals. Mit dem Inhalt der Legende wurde das Volk durch Predigten
bekannt, die das Thema häufig zu berühren pflegten. Ich will einige
solcher Quellen aus den vorigen zwei Jahrhunderten angeben. Giavinic*
in seinem Werke »Czvit szvetih to yeszt Sivot szvetih« (herausgegeben
im J. 1628) giebt eine kurz gehaltene Biographie der Heiligen auf
8. 383—387. Ob Kasic (Bartol.) in dem Büchlein »£ivdt od dvaes i pet
divica svetihf , welches 1625- in Rom erschienen sein soll, auch die
Katharinen-Legende erzählte, das kann ich nicht sagen, da ich das
Buch nie gesehen habe. Margitic theilt in seiner Schrift »Fala ot sreti'
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V. Jagid,
aliti govorenja ot svetkovina etc.« (u Mleci 1708, mit bosnischer Cyril-
lica gedruckt) eine kurze Lobrede »Ha cßenj KaTapimv ahbhub h mrae-
hiius" mit. Im Pabulum spirituale ovium christiananun a R . P. Stephano
Zagrabiensi (Pars II, Clagenfurti 1718) steht auf 8.520 — 538 eine recht
ausführliche Erbauungsrede auf die beil. Katharina, mit biographischen
Daten ausgestattet. Endlich auch in Gasparotti 's »Czvet Szvtteh«
(4. Theil, Wien 1761 erschienen) findet man auf 8. 454—468 »8itek
8z. Katarine devicze y muchenicze«. Man ersieht aus diesen Belegen,
die andere vermehren könnten, dass für die Verbreitung der Katharinen-
Legende unter dem Volke reichlich gesorgt war.
Der hier abgedruckte Text besteht aus zwei ungleichen Theilen :
im ersten wird erzahlt, «wie die heil. Katharina zum christlichen Glau-
ben bekehrt wurde«, im zweiten folgt »das Leben oder die Legende von
der heil. Katharina, Jungfrau und Märtyrerin Christi«. Die Bekeh-
rungsgeschichte kennt die Redaction der Legende, wie sie Metaphrastes
t. CXVI, pag. 275—302), oder wie sie bei Surius lateinisch erzählt
wird (Surius, Historiae seu vitae Sanctorum ed. Laurentii Gastaldi,
Augustae Turinorum 1879, tom. XI, pag. 664 — 677), nicht. Auch in
der Legenda aurea fehlt diese Einleitung (ed. Graesse, Lipsiae 1850,
pag. 789 — 797). Nach unserer Erzählung lebte ihr Vater (der König
Kosti genannt wird , wahrscheinlich ist Kosti Genetivform des Namens
Costus) in einer berühmten Stadt auf der Insel Cypern. Er stand unter
der Botmassigkeit des Kaisers Maxentius. Dieser, der Aber ganz Grie-
chenland und andere Länder herrschte. Hess einmal alle Grossen des
Reiches zu sich kommen. König »Kosti«, als er diesen Befehl bekam,
entschloss sich nach einigem Nachdenken, seine Frau und seine einzige
Tochter mitzunehmen und sein Königreich der Obhut der Baronen an-
zuvertrauen. Er kam auch wirklich mit Frau und Kind nach Alezan-
drien und wurde hier vom Kaiser freundlich aufgenommen. Da er sich
hier längere Zeit aufhalten musste, so liess er die Tochter »allerlei
Bücher und artes liberales« studiren, worin diese grosse Fortschritte
machte. König »Kosti« starb daselbst, Katharina aber glänzte schon im
14. Jahre durch grosse Klugheit und Gelehrsamkeit: vieler Könige
Söhne begehrten sie zur Frau. Kaiser Maxentius suchte die Witt wo
(Katharinens Mutter) zu bereden , die Tochter seinem Sohne zur Frau
zu geben, womit jene einverstanden war. Die Tochter jedoch weigerte
sich, darauf einzngehen, sie wollte ihre Keuschheit bewahren oder
i
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 447
wenigstens einen solchen heirathen, der weise, schön nnd reich wäre,
was sie betreffs des kaiserlichen Sohnes in Abrede stellte. Die Mutter
geriet h darüber in grosse Angst. Nicht weit von ihnen lebte ein frommer
Mann. Dieser Hess sich die Angelegenheit von der Mutter erzählen und
gab ihr folgenden Rath : sie sollen einen nicht fern weilenden Einsiedler
aufsuchen, der sich zum christlichen Glauben bekennt; dieser werde
• ihnen die einzig richtige Auskunft geben. Der Einsiedler, vom gött-
lichen Geist erleuchtet, ahnte die Zukunft, hielt mit Katharina geheime
Besprechungen, erzählte ihr von der Macht und Herrlichkeit Gottes und
seines Sohnes, Jesus Christus, den er ihr als Bräutigam schilderte.
Katharinens bemächtigte sich ein so grosses Sehnen nach diesem be-
gehrenswerthen Bräutigam, dass sie wissen wollte, wie Bie Bich seiner
wtlrdig zeigen könnte. Der Einsiedler gab ihr auf einer Tafel gemalt
das Bildniss der Mutter Gottes mit dem göttlichen Sohne in den Armen
nnd empfahl ihr fle issig zu beten, dass die Mutter Gottes ihr den Sohn
zeige. Nun kehrte Katharina mit ihrer Mutter heim, das Bild Maria '3
mit sich tragend. In der Nacht, als alle schliefen, zündete sie eine
Lampe vor dem Bildniss Maria" s und fing an zu beten, diese möchte ihr
den göttlichen Sohn zeigen. Sie schlief dabei ein und hatte im Traum
eine Vision: es erschien vor ihr die Mutter Gottes auf dem Throne,
mit dem Sohn in den Armen , ganz so wie es auf dem Bilde dargestellt
war ; doch je sehnsuchtsvoller sie nach dem Bilde blickte , desto mehr
wandte sich das göttliche Kind von ihr ab. Befragt von der Mutter, er-
klärte das Kind, Katharina sei noch nicht rein, noch nicht weise nnd
noch nicht reich. Um es zu werden, müsse sie zu jenem frommen Manne
gehen nnd sich von ihm belehren lassen. Als es Tag wurde, nahm Ka-
tharina mehrere Diener mit sich, ging zu jenem frommen Manne, Hess
sich von ihm den christlichen Glanben erklären nnd dann taufen. Nach
Hause zurückgekehrt, als sie in der Nacht wie eine christliche Jungfrau
betete, erschien ihr abermals die Mutter Gottes mit Christus in den
Annen, der jetzt sein Wohlgefallen an ihr fand. Auf Fürbitten Maria s
nahm er sie jetzt, ihrem Herzenswunsche entsprechend, als seine Braut
an und als sichtbares Zeichen davon steckte er ihr, nachdem er sie bei
der Hand gefasst, einen Ring auf den Finger. Dieser Ring werde, wie
die Legende behauptet, noch jetzt auf dem Berge Sinai in ihrem Kloster
sammt den Reliquien der Heiligen aufbewahrt.
Diese Erzählung berühren von den vorerwähnten Predigern Stepha-
nns Zagrabienais nnd Gasparotti, auch der Laibacher Prediger Rogerius
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448
V. Jagiö,
erwähnt sie in seinem Palmarium empyreum Pars II. Labaci 1743).
Einer von innen beruft sich dabei auf Ribadeneira vergl. Lee flenrs des
vi es des Saints recuillies par R. P. Ribadeneira. A Ronen 1704, II,
p. 519—522). Das Spiel bei Divkovic* (Katini Verai hebt gleichfalls
mit dieser Episode an, die bei ihm den ersten Theil der ganzen Erzählung
bildet. Einige Namen kommen hier vor , die der Finmaner Text nicht
kennt. Ich gebe kurz den Inhalt dieser Bekehrungsgeschichte nach Div-
kovid an: Nachdem Maxentius durch den Boten Marin der Königin-
Mutter Vener ina seinen Wunsch kundgethan, die Tochter aber den
Antrag zurückgewiesen hatte , bricht Maxentius in Drohungen aus (ich
transcribire lateinisch) :
Kunu ti se mojom krunom, Joste mojom vjerom punom,
Da 6e skoro poznati ona, ku vlast ima moc* siona,
Protiv kojoj rimske sUe joste takmene niesu büe.
Obje znaju Armenije, sto govoru da las nie . . . .
Die Mutter, ängstlich geworden, spricht zur Tochter:
8 vergl) u (Stegnu?) sarce moe gorcma cjeca tebe, Katarina.
Podjmo dakle sad k onomu pustinjaku pokornomu,
Koj od davna na onoj gori za griehe se svoe kori,
Jeda moju gorku starost razgovori njegova svjetlost,
Tere nieko vrieme mine tuga smartna tere gorkost.
Die Tochter ist damit einverstanden. Unterwegs hofft die Mutter :
Jeda ti se, kcerco moja, prosvietli pamet tvoja,
Da cesara ti onoga sad za muh uzmes tvoga,
Koga kralji mnogi zaju (? znaju?) i dohotke njemu daju.
Vor dem Einsiedler beklagt sich die Mutter :
Oce ja sam mnogo zena od ove kcarce uvreäjena,
Koju dizu oholosti cjec razuma i lieposti,
Ter je krepko odlucila i u sarcu sahranila,
Da onoga nece muiii svomu, ki njoj nie takmen u svemu,
U plemenstvu i liposti, i u svakoj nie kreposti . . .
Der Einsiedler versucht zu vermitteln, lässt Katharina reden, billigt
ihre Motive und erzahlt ihr von einem anderen König und Sohn und
seiner jungfräulichen Mutter. Sie bittet ihn :
Molim te, oce poljubljeni, gdi e ti kralj. povidj meni;
Bi 1' uzmozno vidjet mani obraz njegov taj suncani.
Za tiem mi se sarce zeze, jer me ljubav njegova steze . . .
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 449
Vom Einsiedler auf die Mutter Gottes angewiesen, hört sie von dieser
folgende Worte:
Evo gledaj Katarina, koga lelis, moga aina,
Nebo i zemlja koga dvori i angjeoski sveti kori,
Jel' istina ali lata, sto t' od njega sada kaiu.
Katharina antwortet :
Slavna divo i kraljice, ne govore polovice
Od lipote sinka tvoga, sad oftima gledam koga.
Za istinu mladost moja njemn sluzit nie dostojna.
Nista manje, gospo mila, ne bi Ii ga pomolila,
Da on mene sluzbenicu nzme za svoju viemion.
Die Mutter spricht darüber zum Sohne, doch Jesus erwiedert ihr :
Majko draga, tn divicu ja necu za mojn zarucnicu .
Jer nie liepa ni prikladna ni Iieposti mojoj skladna,
Ni mi e draga ni mi e mila, ni s njom meni nie dila.
Jetzt wendet sich der Einsiedler an die Katharina mit der Frage, ob sie
den göttlichen Sohn gesehen. Katharina antwortet entzückt nnd doch
zugleich betrübt:
HotjeU bin vidit njega za kraljevstva po mojega.
Prozor (?pozor?) njegov oni mili saroe moe kroz prostrili,
I bila bih ja blazena, da mn mogu biti zena . . .
Da nisto se na me sardi ter mi mladost kruto gardi,
Govoreci da sam gruba, zamiesena ja od utroba (?) .
Toj mi dosle nie nitkor tej grubocc bio prikor,
Ni uzbjeze moe mladosti cje<5 grübele ni gardosti . . .
Nun folgen die Fürbitten beim Sohne zn Gunsten Katharina s , allein
Jesus ist unerbittlich :
Goapoe majko i kraljice ne sporn in' mi tej divice
Nie dostojna nje grubost samo pozret moju liepost,
A neka Ii da e dostojna zaruenica biti moja.
Katharina klagt :
0 nesrecne Katarine, vece nego zene ine,
Da govori od moga tiela ka se zove tako liepa.
Vas sviet moji liepost hvali, a on da sam gruba. pravi.
U istinu ne znam uzrok, jer mi daje taki prirok.
Der Einsiedler :
Katarina sto se places i suzami lice smaces.
ü istinu stvar je nova, da te oni kralj opsova.
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V. JagW,
Er entdeckt ihr die wahre Ursache, belehrt sie kurz Ober den
Lebenslauf Jesu und tauft sie. Nun bittet Katharina die Mutter Gottes
von neuem um Gnade, diese verwendet sich bei ihrem Sohne, der jetzt
so zur Mutter spricht :
Ugodna mi e, majko moja, Katarina raba tvoja,
Jer je lipa i izvarsna i razuma svakie' puna.
Za to jn cu sarca rada parstenovati ju ovdi sada,
Da je moja viernica, tere prava ljubovnica.
Er wendet sich zu Katharina :
Pristup sjerao. uljndnice, ti pricista golubice,
Prim na ruku parsten ovi ter ljubovca moja se zovi.
Parstenak ti ovi kaze cjelovite vjere staze,
Da inoga \jubovnika ne pozelis u viek vieka.
Es folgt noch ein Dankgebet Katharina s zu Jesus, seine trostende
Antwort und die segnende Verabschiedung Katharina's mit dem Ein-
Bis hierher entspricht die dramatisirte Erzählung bei Divkovic dem
ersten Theil unseres Textes oder der Bekehrungsgeschichte. Der zweite
Theil, (in unserem Texte die eigentliche Legende genannt) giebt in den
Hauptzügen das wieder, was man nach Surius (lateinisch) und Migne
(griech. und lateinisch) als das Martyrium stae. Aecaterinae dem Meta-
phrastes zuschreibt. Allerdings stimmt der Inhalt nur in den Haupt-
zügen überein, in Einzelheiten ist die hier abgedruckte Erzählung viel
kurzer und schmuckloser, z. B. die Rede Katharinas vor dem Kaiser
und ihre Widerlegung der Philosophen lautet ganz anders. Offenbar
liegt unserem Text eine spätere lateinische Bearbeitung zu Grunde, die
mittelalterlich-mönchischen Charakter trägt. Z. B. statt der Reminis-
cenzen aus der griech. Mythologie und Literatur bei Metaphrastes heisst
es hier nur : »Katharina legte ihnen den Inhalt ihrer heidnischen Bücher
auseinander. Wisset ihr nicht, sagte sie, wie in euren Büchern Sibylla
spricht: Gesegnet jener Gott, der hoch auf dem Holze hangen wird«.
Die Begegnung der Kaiserin mit der Katharina wird in unserem Texte
so motivirt, dass Maxentius wegen Staatsangelegenheiten auf einige Zeit
aus der Stadt sich entfernen musste: seine Abwesenheit benutzte die
Kaiserin dazu, um mit Hülfe Porphyrions ins Gefängniss der Märtyrerin
zu gelangen. Die Worte, welche Christus zur Katharina sprach, um sie
im Glauben zu stärken, sind bei uns in Versen abgefasst, ebenso einige
Gebete der Märtyrerin und die Trostworte des Engels. Diese versificirten
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 451
-
Einschaltungen stimmen zum Theil wörtlieh mit Divkovi<5 überein. Am
Schluss der ganzen Legende heisst es : die Engel haben den Körper der
Märtyrerin an dem Orte niedergelegt, wo einst Gott dem Moyses Gesetze
gab : aus den heil. Reliquien ströme noch jetzt ein wohlriechendes,
wunderwirkendes Oel : man habe daselbst jetzt ein sehr schönes Kloster
auf den Namen der heil. Katharina gegründet. Das Wort jetzt be-
weist, dass die unserer Erzählung zu Grunde liegende Kedaction nicht
nur nach der Translatio der Reliquien nach Sinai hat abgefasat werden
können, sondern selbst erst nach der Erbauimg des Katharinenklosters
daselbst. Ich verweise bezüglich dieser Frage auf die neueste Zusammen-
stellung der Angaben bei Prof. Wassilievsky in IIpaBOCJaBHUH n&ie-
cTHHCKiii cöopnmr* IV. nun. 2 (CIT6. 1886), 8. 182—186, wonach die
Verehrung der Reliquien Katharina s auf Sinai noch zu Anfang des
XI. Jahrh. nicht sehr bekannt gewesen zu sein scheint.
Bei Divkovie* wird der weitere Verlauf der Legende so erzahlt :
Nachdem Katharina vom Einsiedler Abschied genommen und nach
Hause gekommen, zerstörte sie zuerst die Götzenbilder und setzte an
ihrer Stelle die Verehrung der Mutter Gottes und des Christuskindes,
ihres Bräutigams, ein. Darauf beweinte sie die zu Hause todt gefundene
Mutter. Jetzt folgt ein Einschiebsel im Namen des Dichters .
Dobri ljudi i vladike, ke ste tutak sve kolike,
Ne budite slusat liene od divice Katarine,
Ljubav, vjeru, razum, mudrost, stanovito joste smjernost.
Vidieste kako skoci prot cesaru ter ga roci,
Jer idole on stovaie a karstjane progonjase.
Vidjet cete po tom toga, gdje na pokom zove boga,
Da bi mnoge razumnike i njih mestar ucenike
Potlacila, njih nevjeru obrativsi na pravu vjeru.
I sa mnoziem tuj prizvan Porfirio taj kapetan,
Ki Isusa kad poznase, za svoj zivot ne hajase.
Vidjevsi se cesar sardit, on ju mukom hotje satart.
I koe endo tad se zgodi, kada ju cesar na muku vodi.
Nach dieser Unterbrechung, diesem eingeschalteten zweiten Prolog
setzt die Legende recht dramatisch fort: die Diener melden der Katha-
rina von der neuen, auf Befehl des Kaisers veranstalteten Götzen-
anbetung. Sie geht zum Kaiser und spricht (zum Theil übereinstimmend
mit unserem Text) :
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V. Jagic,
Pozdravljenie vam bih dala, aa istinu da bih znala.
Da jednoga boga ljubia ter idole nenavidis,
Ner suprotiv pravdi ciniä ter kon sebe ine hinjis.
Pozdravljenie necu t' dati, 8 tobom <5u se ja precati . . .
Ti cndis se templu ovomu, davas sada liepost komu.
Koja je stvar I velikiem strahom smiesati se semlji 8 prahom.
Pocudi se zemlji i morn i jostere neba ozgoru.
Öud' se joste tolikoe stvarmi koje a njih stoe.
Pocadi se joste dikom sunce, misec svoiem vikom .
Joste zviezde sve svjetluste ke 6e biti viek vjekuste . . .
Der Kaiser spricht zu ihr anwiliig :
Hoc" Ii jedno nas pustiti, posvetiliste uciniti.
A hocemo t' odgovoriti, sto nas budes upitati.
Den Dienern befiehlt er, Katharina ins Gefangniss zu werfen. Später
aber lagst er sie vor sich kommen and fragt sie nach ihrer Abstammung.
Sie antwortet wiederholt, doch mehr betreffs ihres Glaubens als betreffs
ihrer Person. Der Kaiser wird schwankend und spricht zu den Dienern :
Hote sjemo moe sluge, jer mi sarce kolju tuge,
Ne znam sto lu uciniti, jednoj zeni odgovoriti.
Na vam liste ter podjite ter vas sviet obidjite,
Man istucl priatelje od ovoga svita naucitelje,
Da odgovore ovoj zeni, doved'te i' barzo k meni.
Otpravte se vec* ne stojte tere s njimi barzo dodjte.
Die Diener sprechen zu den Lehrern (Weisen) und diese antworten.
Darauf vor dem Kaiser erschienen , fragen sie ihn , was er von ihnen
wolle und er antwortet ihnen. Die Weisen verlangen Katharina zu
sehen. Der Kaiser schickt nach ihr seine Diener. Katharina empfiehlt
sich Gott durch ein Gebet, vor ihr erscheint Raphael und spricht :
Ne strasi se Katarina, poslan jesam od bozja sina,
Prisao sam ti navjestiti, da bi krepka mogla biti.
Svieh des mudrost pridobiti i njih g bogu obratiti.
Poklen budes pridobiti, muceniei hoCe biti . . .
Folgen Reden und Gegenreden zwischen Katharina und den Weisen.
In ihrer Beweisführung beruft sich Katharina auf Plato, dem sie als
Glaubensgenossen betrachtet :
Na to sama vam ne velju, vase mudre napried stavlju,
Nasu vjeru ki slidise, mojn rieb postarnise (?potvardise?).
Jeste V kada Piaton' stüi, aU u njem kad vidjeli ....
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Katharinen-Legende in altkroatiecher Fassung. 453
Die Weisen erklären sich besiegt durch den Mnnd des Weisen,
Namens ürelio (AnreiinsT):
Stanovito svi ne umiemo ni pricat se s tobom smiemo.
Mndrostjn nas svieh nadhodis, n tancine gdi zahodiä.
Sviem jesi rekla cisto i vidimo da je iato.
Vec* ne smimo govoriti, dadosmo se zadobiti.
Der Kaiser, erzürnt Aber dieses Geständniss des »Urelio«, fordert
die anderen anf , das Schweigen sn brechen. Darauf antwortet ein
Weiser, Namens »Teonigus« :
Nek sada zna vasa svietlost, da nie mala u njoj mndrost.
Pnok neizmjerni potle varze, sviem nas sada nank razvarze.
Na avietu se nigdar nadje, nasu mndrost tko nadadje.
Divojcica sama ova gvozdjem jezik nam zakova . . .
Der Kaiser befiehlt den Dienern , den Scheiterhaufen anzuzünden
und die Lehrer darauf zu werfen. Katharina tröstet die Weisen, sie
antworten :
U yjeri smo krepci dosti, breza svake himbenosti.
Zu Katharina gewendet, sucht der Kaiser sie zu überreden, indem
er ihr verspricht :
Polag moga hoces stana bit kraljica druga zvana,
Gdi prilika tvoga mlada stavit ce se nasred grada :
I svak ce ti se tu klanjati i bozicom tebe zvati.
Als dies nichts half, befahl er den Dienern , sie ins Gefangniss zu
sperren und 12 Tage ohne Nahrung zu lassen. Die Kaiserin Faustina
erbarmte sich ihrer und brachte ihr Nahrung ins Gefangniss. Es ent-
wickelt sich ein Gespräch zwischen beiden Frauen , die Kaiserin geht
getröstet fort, die Diener des Kaisers nebst Porphyrion sprechen :
Ni mi njih böge ne stujmo, Isukarsta vjerujmo,
Njega cemo vjerovati i svi cemo karst priati.
Der Kaiser macht mit ihnen kurzen Process :
Porfiriu glavu odsiecte i s njim sluge sve posiecte,
Da ste barzo to stvorili ter i" barzo umorili ;
Takojer i cesarici mojoj veloj nevirnici.
Katharina tröstet den Porphyrio vor seinem Tode. Die Diener
führen sie abermals vor den Kaiser, er ist erstaunt über ihr Aussehen
und spricht :
To e sada u mojoj Bviesti, dali ste jo' sluge jesti.
Kako more ta stvar biti, da ju glad nie hotio umoriti.
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V. Jagid,
Sve na stranu sad ostavte, atrazane na muku dajte:
Oni joj su jesti dali i oni Jesu vjerovali.
Wiederholtes Zureden macht anf Katharina keinen Eindruck , sie
wählt die Martern, die ihr der Kaiser bereitet, indem er zu den Dienern
spricht :
Sve na stranu sad ostavte tere kola vi pripravte
Ostrie' britav na nje stavte ter i' kruto vi fcuva te,
Neka ona Jena na njih nmre, ka nas snima s naie vire . .
Die Erzählung wird hier unterbrochen durch folgende prosaische
Erklärung: Ovdi stavise Katarinu na kola britvena i dosavii angjeo
razgovori-u i pokriepi i tudie se kola aliti cekark raspade i pobi vece od
cetiri hiljade pogana.
Als der Kaiser dies sah, schrie er :
Nevjernicu uhitito ter joj glavu odsiecite
Ne valja nam se s njom pricati, jer nas nece poslusati. .
Katharina fleht zu Oott, die nachfolgenden Verse stimmen mit dem
Fiumaner Texte beinahe wörtlich (vergl. 8. 469—470) uberein:
0 lause svemoguc'i Katarinu poiri mrucl.
0 ufanie ti svakoga tko vjeruje tebe boga,
1 ti si njih zasticenie i njih dusa sahranjenie.
Ti si divicanska liepost i njih slava tere krepost.
Dobri kralju, moj Isuse, Katarine pozrie suze :
Tebi samu ljubav nosu i moledi sad te prosu,
Ucin boie krepost tvoja, da se slavi smarca moja.
Tko se meni priporuci, od sebe ga (corrig. statt gi) ne odluci.
Ki na smarti budu stati tere mene budu zvati,
Dopusti jim Gospodine, da od njih nitko ne pogine.
Joste tko se uspomene muka Btrasnie' ove zene,
Sve mu zlobe, boze, prosti i u tvoj stan ein dovesti.
Ucin boze krepost tvoja, da se ispuni molba moja.
Auch die Trostworte Christi wiederholen sich zum Theil wörtlich
in unserem Texte (vergl. S. 470) :
Katarine mladicioe, moja vjerna zaruenice,
Ne strasi se nista, ni boj, dobrovoljno smart prijat poj
Za vjernika tvoga slavna, koga gledas ovdi ranna.
Pozri moe rane, Kate, ke su meni dane za te.
Pozri moe ruke,' noge, i po kipu rane mnoge,
Koe za te ljubko primih, jur na kriiu kad te odkupih.
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 455
U me imaj sve ufauie, prieli hoces n moje stanie.
Ja te hoc'u uslisiti. koi me zovu ntisiti.
Ovo je oni dan obenan i, n koj rekoh prici slavni.
Kada tebe ja rukovah i o£ ito parstenovah.
Ovo je oni dan veseli, koga svaki pravovjerni knito zeli.
Ovo je oni dan ureseni, n ki hoces prici k meni.
Hodi k meni zarucnice, moja draga ti vjernioe.
Hodi uzivat u vik vikom s tvoiem dragiem zaracnikom.
Hodi k meni lipost tvoja, cista biela dusa tvoja.
Hodi k meni naresena od angjelov poljubljena.
Hodi k meni tvoe spasenie, kiem si dala okripljenie.
Hodi k meni moe blago, ti ncini sto mi e drago.
Hodi k meni moja divice, ti pricista golubice.
Hodi k meni divicka kruna, ti s' cistoce svake pnna.
Hodi k meni moja tradnice, da pocines uljudnice.
Hodi nfcvat moe lice, moja yjerna viernice.
Hodi jor da vjerajemo, n viek da se radujemo
U nebeskih gori polac, gdi se ne sna tnga ni plac.
Zato Kate jnr se digni ter pogj pod mac glavn prigni,
Da za mala kipa ialost n viek vikom primis radost.
Dusa t pridje n moe krilo, angjeli sranit tielo.
Vergleiche noch den Lobgesang Katharina s :
Fala t' budi, east i dika, sarncnice, toj velika.
Da se roci (!) i dostoja prici k meni milost tvoja.
Kako meni objetova, kadno mene pantenova.
Faln t' dadoh n mojn mladost, pomozi me tvoja krepost.
Za isto ti gospodine pnn milosti ter istine.
Ne üna nigda pomanjkanie tvoje sveto obecanie.
Ne zapustaj tvoje singe n nevolje ni n tilge.
Smart grem priat ja boleznn rado za tvojn ja Ijubeznu.
Da jnr s tobom podjem gori, gdi sn rajski sveti dvori.
aManigoldo« spricht zum Kaiser :
0 cesare. krnno slavna tere pravdo svieh obrana.
Pod nebesko krilo ho vik od mene nie veci karvnik,
Jere nikiem sarcem zivim smart zadati ljudem zelim.
Smicat, vjesat tere peci ne imara razgovor veci.
Lie istom da za trade kagod pla^a da mi bnde.
Jere prem ovoga godista da dobio niesam nisU.
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V. Jagiö u. Fr. Mikulicz,
Ne imam klieste, bradvu, konop ni banestre ni snop.
Zapovie' mi istom da im koiem nacinom ho6 da ranim.
Der Henker bringt den Kopf Katharinas vor den Kaiser und spricht :
Pogljedaje aad gospodine, jeli ovo glava Katarine :
One hude neviernice, ka ne ctova tvoe Lice,
ai prisviete viere nase, neg njoj protiv vrio stase.
8ad pribivaj jur u mim, kad ustvrdi nasu vjeru,
Ka po svietu svud ae alavi, kn vjeruje svaki pravi.
Der Finmaner Text dieser Legende ist im sogenannten caka vischen
Dialekte der kroatischen Sprache geschrieben, den bereits Prof. Leskien
im V. Bande unserer Zeitschrift, 8. 181 — 190, oharakterisirt hat. Man
kann behaupten, dass in einigen Kleinigkeiten geradeso die Finmaner
Eigentümlichkeiten zum Vorschein kommen, wie in der Metathesis zajik
für jazik (jezik). Der Dialekt dieses Textes ist nicht frei von einigen
Kajkavischen. Zu solchen zähle ich Wörter, wie deiela, raciti , toli-
kaise, die Aussprache des o als n in Beispielen wie: jednuc, kuliko.
neknliko, puli, das Umsichgreifen der Aussprache des * wie e (statt des
dalmatinisch-bosnischen nnd slavoni sehen i) , wie deva (neben divojka) ,
lepota (neben lip), sapove (neben zapovis), vreme (neben vrimena) n. s.w.,
den Abfall des anlautenden t, v in einigen Präpositionen: zvelicen,
zljubljeni, zroc\ zibrau*, vanka z grada, des v vor / in lada, sied ; Slo-
venismus ist auch prnesi (geschrieben pernesi, statt prinesi). Alter-
thümliches weist die Sprache nur noch wenig auf: upuleenia (b-mut*-
nrreHHH), upultil se, puok (muri), den Infinitiv vreä (Bpinmi). Ita-
lianismen begegnen : depengati, goveraati, disputati, kamera, kuntenta,
licenca (oder licenca?), devoto, pena. V. Jagic.
•
Kakofe Blaxena faeta Cattarina obrati na Veru Iffakerstouu.
Steffe u fuetem pifmu, da buducchi u Cipro iedan velle uelik i sirok
otok, u kern Otoku gie iedan Grad poftauglien mnogo zuifen, i pleme-
nit, ua kern billoy fedalafchie, illiti pribiuanie od kraglieftua ; ü kom
Gradu pribiuafhe iedan kragl imenon Kofti ; Ta imafhe iednu kher ime-
nom Cattarinu mnogo lipu, i ufkresenu. I tako toga kraglia Cesar
Makfencij , ki cesarouafe u ta urimena, i uzdigal befhe sfü Gersku ftran,
i kragliestuo Gerako, i uuladaf he ssemi stranami : Cini iednuc. k febe
prizuati ffi Vuladategli, i ffüü Gospodu od suogega Cesaraftua aapouida
(in
und Wortschats) zu dem
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 457
britko sfim tem dimagiu sfi prid gniega obraz priti. Bnducchi tada
prifli takoui lifti, tomn Kofti Ocu Cattarininemu, ke kako profTte mnogo
fe fmuti, raffmisgliagiuch kako ochie on fuoyiu plemenitu kraglicji, i ie-
dinn kher Cattarina fameh u tem kraglieftuu oftauiti i tako fam u febi
rafmifli d'ochie obe dne fobom popegliati toiest Xenu, i iedinu khericu.
Priporuci tada kragliestuo, i oftale potribe od kragliostua fuoyem fuet-
nikom, i Baron ora nika oni guuernayu doklefe ponrati. I tako uzamfhi
ßobom fuoyu glinbglienu Xenu. i iedinu khericu s mnogu druxbu poide
put Allesandrie, kadi Maksentio Cesar Cesaraftouaahe , ki Makaencij
velle vesel ofta, uidecchi gnih, i mnogo veselo gih pria. Kofti tada
kragl mnogo urimena ondi ftogiech, kasgniafhe uratitiffe u fuogu dexelu
od Allessandrie. I buduch fe fprauila sfa Gospoda, i Vladanci od sueta,
Cesar cinecchi Tuet mnogo urimena, i mnogokrat rasgouaragiuchife, cichia
toga kasgniafe Kofti uratitti fe opet u fuoge kraglieftuo, i tako kafnechi,
i ftogiecbi ondi Kofti kragl, ote dafse gniegoua nauci Cattarina sfakeh
knig, i nauka liberalfkoga, illiti slobodnoga; u keh naueeh ona veile
pomgniu(o) naftogiafe, i napredouafe. Zgodifse da kragl Kofti onde umre ;
i minucchi nikuliko urimena, Cattarina bif he od Leet 14. i bnducchi
mnogo naucena sfig nauk, i mudroftiu fuerhu sfeg oftaleg Diuogiak,
tako dafe nahagiafe rafumom, lepotu, naukom, i mudroftiu naucenia
nech ligo oftale Diuoike kefe sgniu ucahu ; I mnogo krat prosaku sini
mnogeh kragli imeti sebi sa xenu Cattarinu, i oftala mnoga, i fuelieena
Gospoda, i blaxen büse zual, ki bi bil raogal Cattarinu imeti za fuogu
xenu.
Mahxentij Cefar gnie Mäter, ka VdouiV'a bnducchi mnogo krat na-
gouarafhe, prosecniu da kher fnogiu Cattarinu dallabi (Inn gniegouomu
za xenu, a mat gniegia temu bifbe cuntenta, i uessela datgiu Sinu Ce-
sar ouomu za xenu. Tada Cattarina odgouori matese suogioy, i rece.
Pökle znafliaiko dame sfe Diuoike zuifugiu lepotu, naukom, plemenif-
kinu, mudroftiu, i oftalem blagom od ouoga fuita, i ßakem rafsireniem;
zato gia iefsam cjchia teh kripoft odlucila mogiu tellefnu (iftochiu sgra-
niti. Kiftarnemagnie ako bigfe otela oxeniti, necbiufe nigdar mogiu
uogliu k gniednomu Muxu prignuti, ni priftat , u kom ne bude takoua
krepoft, toieft dagie mudar, lip, i bogat ; a togagia nisb nenahagiam u
tem Cesarouem Sinu, akogie prem u plemenifkine rodom, i blagom
fuifsen , alli u rafnme , i u lipote nenahodife ; od toga gnie gouorenia
Mat gnieya velese fmuti kruto, i preftrafhi, bogiechi se rafergienia Ce-
sarouoga, oicbia takoue profgnie Cefaroue za fuogiega sina. I tada ie-
Arrbiv für »Uvuche PhUolofi«. IX. 30
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Fr. Mikulicz
dan caftan Mux , ki blifu guib stana pribivafhe rafumeufhi tu takouu
ftuar, i zaloft gniegie matere cichia rigci kherine, i takonfl potribu , i
smucengie; otaino ifpita ka bi ta takoua ftuar billa. Ku ftuar rafu-
mecchi i gnih caft i plemenskinu rafmisgliaincchi takouü ftuar, sfe po
redu gniemn pouedu, i odluke, Uli ricci ke gouorafe Cattarina, i takouu
tuerdu odluku, ku befhe ona odlucila : tako U mux da gim verbu togrA
iedan dobar fuet , gouorecchi : ocbief popi UiopL khieru Cattarinu na
iedno mefto ne uelie dugo odoule ftoieccki, kade prebiua iedan Eremita
Clouik fueta xiuota, ki derxi ueru keratiansku . on ochie tebi dati od
sfega takoua zgora recenoga ufroka Uli fuerhu sfeg teg ftuari praui put,
i fueti nauk. Tada mat Cattarinina pres sfakoga kasnienia pogiamfhi
kher fuoyu i poida toinu Eremite koga nafhadf hi, i poszdrauiga, za<,-
nemu pripouedati ufrok od gniegie prifatgia , i zverhu toga pocega pi-
tati prauoga fueta. AI ta Eremita dubom Bozgiem buducchi napugniem,
i pofnauagiucohi ca ima biti f toga napredak, poce fam s Cattarinu go-
uoriti otaino , i gniegie taina od serza tako ifpi teuati i ifiskouati uelle
dobro gniegie mi Jsal i gniegie uogliu ; zac kada fgniu otaino gouorafhe
fuemu poneda kako bifhe peruo i Matere rekla : koy re^e ta Eremita.
0 prelipa, i krafnofta, ako uerugiefli u Ifl'ukerfta, koga ochie f imet
Zarucnika, ki gie fplemenifcbinu , i ffakim rafiunom, lepotu, i boga-
taftuom, mnogo uechie od tebi fuerfenei i plemenitei, u iftinnu zac on gie
uecnoga Cefara sin , mnogo ieft rafuman , zag fuogem rafumom nebbo i
xemgiiu ftuori , more , i ffako zuerie i picchiu dagie sfim : lepotu gie
lipfi zac prorok od gniega gouori , krafneij i Lipfi odasfeg (Ini Cloui-
canfkih, i odgniega lepote funce. i Mefsec cudesse ; bogatei zac sfe ca
xemglia, i nebbesa okolo ufderxe sfe gie gniegouo: ke ric<;i flifagiucchi
Cattarina mnogo se zacudi. page vechie ligo se more uerouati, i uechie
gniegie ferce fe uafga u gniega gliubau ; I tu die pocne rafmifglieuati
doude nemore biti tako fuerfen , i cift Clovek , ki bi mogal imet ffe te
kripofti u febe. I rece tomn Eremite. Molim te ouo reccimi, ako bih
gia mogla uideti tako fuerfena, zuelicena i lipa Mladiccbia. od koga mi
tulike lipe ftuari gouorif. Tada rece Eremita, ti ga moref uidet, ako famo
ochies fuet moy poflufsati: Cattarina odgouori, znay oce dafan pri-
prauna ucinit sfe ono cami zapouif obf luxiti , famo da morem takoua
Mladiccbia puna sfeg teb krepoft, i tako f'velicenoga uideti.
Tada ta fueti Mux napugnien radoati . da gnioy iednu dafchiciu, na
koy befse depengana, illiti napifsana prilika Blaxene Deue Marie, Sina
fuoyega na rukah derxeccbi : i rece gnioy. Ouo khierice, ouo prilika
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Katharinen-Legende in altkroatiacher Faaaung. 459
Matere , i fina , od koga fam ti gia ta i tolika pouedal . I zato imegiu
ouü uecer deuoto moliti, d'ona tebbi raycj pokazati fina fuogega zgliub-
glienoga, i giachiufe meyü gniü , i meyü tobu poftauiti po fred gnih, i
ochiu gniü moliti zate, i ufam gniü date ochie uflifaati. I tako buducchi *
inr sfe tö fherfeno, naze licencu Cattarina. i poide 8 matern fuoyu opet
k" ftannu luoieniu , nofocchi fobom onn prilika od Blaxene Deai Marie.
I kadafe tö nrime noono ucini , kada afi od cuchie spahn Cattarina n
auoyoy camare uafganfhi fnetünik pred priliku Blaxene Deni Marie, kn
f nellkn caftiu fnogiem mefte nmefti, i poftaui b' nelikem Denotionom,
i ondefe nmiglieno pred gnin proftre , f ' nelichemi zuxami molecchigiü
da cjchia gnieye miloferia, i dobrote, racilabisae, i doftogiala gnioy po-
kafati fnetoga Sinka Hat koga. I tako a' mnogem zdihaniem i zlitemi
molitnami pred prilika Blaxene Goapogie za neliko xeglienie zaapa, i u
tem apaniü janUae gnioy Blaxena Deva Maria fedecchi na prelipem pri-
ftoliem, derxecchi na rukah Sina fuoyega, po on nacim, kako bilae de-
pengan n onoy daschice s1 gora recenoy , ku befse priela od onoga Ere-
mite mnxa Boxgiega, i mnogi nanki od gniega f lifsala, i priela kako bi
imela f luxiti Iaankeratn afemogincchiemn , ki gie za nafh fmert priel na
Dreüü fnetoga kriffa. I tako gliedagiucchi nele pomgnino f velikem
denotionom, i gliaban nideti toga, i takonoga Dcticchia, tada poce De-
tich obraf od gnie odnracbiati , ter ona tako xalofna buducchi , alifaa
Maikn Boxgiu k' finu gonorecchi. Sinko nenidisli Cattarinn kollko gie
lipa, i kako nelichu xegün xegli tebi nideti; odgonori Detich , i rece
Matere anoyoy : Maiko mogia draga, Cattarina gie uelle ftraana i meraka
nideti, pö ta nacin. da gia nikakore gnie nideti nemorem zac ni iofchie
cifta, ni nmiuena. Tada Maika odgonori, ono uidif koliko rafumna,
koliko plemenita, i koliko bogata afakim dobrom; odgonori Detich, i
rece predraga Maiko mogia , Cattarina gie beznmna , i uelle nboga , po
ta nacim da doklegoder bade n tom atangia nikakore lica moyga nechie
moch nideti. Tada Maika odgonori ö predragi Hnko moy, morel ona ku
ftuar ucinit, po koy bi mogia ona tebi nideti, i caftno lice tuoge, i fto-
bufe zarnciti, tere tnoya biti neueftica. Molim te zato Hnko predragi,
da* nanadif gnin ca bi imela ucinit da bi billa doftoyna uidenia od tuo -
gega prefuetoga lica i tebe prieti za zarucnika.
Odgonori ainak Matere, i rece, neka gre ona k onpmn alugu momn,
i tnoymu, ki cerafgni dan od mane, i od tebe gie a gnin gouoril, i pri-
liku tuogiu , i mogiu prikazal ieat gnioy, i kako giu on nauci da onako
ucini, i tako neka pride ona mane moch ochie nideti ; i to recuk(aict) to
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Fr. Mikulicz,
videnie delife kia od giüe. Tada Cattarina uernufifsa uafhe (zu lesen
uernunfhife na fe, n) mnogem ftrahe. i trepete cuiasheshe od teh ftuari
keg gie uidela, i fliffala u pameti fuoyoy. fue te ftuari rafmifgliagiucchi,
i tada oftali del nochi bdecchi, i f velikem xelengiem cekaiucchi dueva,
dabi gioy ouerfiti ouo 9a gie uidela, i flifsala onn noch. Iutro bndncchi
ucignieno naze za sobom nekeh sing i slnsbenik od dvora fuoga, i k' pre-
binanin toga Mnxa Boxgiega pöfyeeno ide, i proftreae pred noge gnie-
gove, fuxami nmiglieno poce gniemn pouedati sfe s" raflogom ono uidenie
ko befse uidela na onn noch koife befse gnioy giauilo, i prosech od
gniega facta, kakobi mogla nideti lioe Detichia onoga. i pridruxiti&e
k' gniemn, biti neueftica gniegona.
Tada ta Mux Boxgi vefselia napngniem, poce gnioy priponidat
tainoft uere, kerftianfke, i gnin nanciufhi velle pomgnino od uere ker-
ftianske, ki nank uelle dobre noglie pof lufaufi, i tako giu nanci u ffe ca
ima ueronat od clieni fnete uere Cattoiicanake, i onde gin kerfti na ime
nerafdigliene fnete TroiceOca, fina, i Duha fuetoga. I tako bndncchi ona
kerfciena poflagin opet n Dom fuoy, ncechigin da n molituah , i fluxbe
Boxyioy , i f denotionom proudigliugie, i tako pref sfake fumgnie ochie
biti doftoyna nideti xeleno obechanie, i doftoyna biti zarucnica finka
Dene Marie. Tada Cattarina fnite idolske ffe odnerxe od sebi, i ffa za-
blndenia Diaualska ; i fnitn od ffake ciftochie . i glinbani Boxgie oblece
raduinchife poide n Dom fuoy, i tako n noch onn bndncchi na molitne,
i mnogeh fluxbah Boxgieg u Camere fuoyoy nidi Blaxenn Denn Marin
k* gnioy pridfauf hi finkom fuogem prilipim , ki obraf fuoy preflauni
gliubefnino obrati k' gnioy, i ona bnducchiga uidela, Dufha gniege ra-
ftagliafefhe od uelikoga uesselia, i flifsa Cattarina gouorecchi Maiku
k* finku fnogemu oue ricci, ouo predragi finko moy flufbenica tuoya
Cattarina, nu sada giu poglieday. Tada rece Hnak Matere fuoyoy.
Draga mogia Mai ko Cattarina gie uelle lipa , mndra i krafna licem , a
krafenia, i lipglia neroiu, i mane gie fada uella ugodna, i draga. Tada
kragliza nebbeska potem gouoreniem finka fuoyega, poce Cattarine go-
uoriti: Diuoi;i9e premudra, kherice mogia pogliubgliena flifai, uiy i
prikloni uho tuogie, i opet finu fuoyemu rece. Sinko moy zgliubglieni,
pökle Cattarina lipa ftuorena iest, i proflaugliena pred ocima tuogima,
molimte da na toy gliubaui Boxgie primefgiu k' febe za zarucni^u. Tada
rece finak Matere : 0 Maiko mogia fnaf h da fferhu fega gliubin cifto-
chin, zato kada uideh gnin ocifchienu miloserdiem od kerschienia onde
iesam gnin zgliubil, i prieti giu za fuogu zarucnicu. I kada to Cattarina
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Katharinen -Leerende in altkroatischer Fassung. 461
flifha proftrefse, i pade lioem faoyem na xemgliu, i rece. 0 da bi to
moglo biti, da big gia flufbenica tuoya mogla biti, i umiuati noghe flu-
gam, i flufbenicam tuogim. I tada Deua Maria proftre ruku fuoyu, i
prie defnicu Cattarine, i defnicu finka fnogega poda gniog gouorecchi :
predragi finko moy nu iur perftenom ucri , zaruci gniu za uechnu zarti-
cnicu. I kada Qospogia to rece finak perftenom zlatim gniu zaruci, i
buducchi to ncignieno tud odoide i tada Cattarina uratiufifse uafhe
nayde perlten na perfte fuogem s' kern gniu Iasukeret perftenoua. I ta
ifti perften nahodise gios danafgni dan, na Gorre finaifhoy u gniege
Monafteriu kade gie tello gniege kofe krani, if oftalemi mochiami fuetemi :
potakou nacim ieft Cattarina k' fuetoy Uere obrachiena, i kerfchiena,
i perftenom Issukerftouem zarucena, komu zarucniku uerno ueru krani,
i fdruzena buducchi za iedno fgnim Idoli taschie ponixaiucchi, kra-
glieftuo ouoga fueta , i ITa ukrasena fuetouna, flauu , i bogataftua , za
gliubaüu fuoyega zarucnika oduerxe , i znenauidi , i gniemu samomu u
ciftochie pribiuashe ufagda.
Xiuot, Uli Legenda Blaxene fuete Catharine Deue, i Mucenice
lfsukerftoue.
Vato ureme Maxencio Cefar Maximiana Augufta Cesarouase. i bu-
ducchi Poganin , i Idolfki fluxitegl pof la lifti s voem pecatom zapeca-
chieni sfem od Cefaraftua fnogega Bogatim, i ubogem, da pridu k' gniemu
u Aleasandriu od sfeg ftran fuogih, i ffen zapoueda xiuinu, i oftalemi
auoyemi dari priti, za ufroch dafe gnih Bogom, i Idolom poklone, i ta-
koui dari prikafu, i kife nahagiahu onde od kerftian tako gnim zapo-
ueda pod pennu smerti, dafe i oni imagiu poklonit Idolom. I u tem if-
tem gradu befe fueta Catharina, ka imafe tada leet 18. i ta ua polare
Occ* fuoga p[o]rebiuafe, i flisaufhi rutie xiuine, i puka popiuaiucchi, i
mnogi glafsi, i sfake uerfti organi, i fuiral ua ufihiu gnieye. Tada Ca-
tharina uzme fobom nekuliko fing , i flufbenich fuogih , i tako poide k'
tomu Templu Idolfkomu, i nayperuofe fuetem krifom oburuxgia, i zla-
menoua ondi pride, i priftupi kade mnogi kerftiani radi ftraha boiechiae
fmerti fluzahu, i klagniagiufe Idolom. Tada Deua Bogu ugodna Catha-
rina od takoueh ftuari mnogo se rafboli, i zalofna bife na ferzu" fuogem,
i tako odverfe ffaki ftrah od febe priftupi pred Cefara kade feiaf he , i
gliedafe kadefe tem Idolom klagniahu, i dari prikafugiu, i rece : Po-
zdrauglienie tebi bih dala o Cefaru, kada to ca Vragom flufif, i tuliki dari
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Fr. Mikulicz,
prikafouati cinif, bif Bogu xiuomu, i iftinomu, i uecnomu prikazal, i od
teb tnoyeh Bogi da bife odnergal, od keb gouori fneti Prorok: uita
i mag iu a ne gouore, oci imagin a ne aide, i tako od sfeg gnib oftaleg
ndi . i ua niednoy ftuari , i potribe nemogn pomoch oneg ki gib flnfe.
Nu fada rafmifli , i pogliedaj oui Tempal meftrafkimi rakami uyignien,
rafmif Ii narefenia ffake nerfti od ouoga fue ta , to sfe kako prab iedan
pred licem uctra ocbie biti , rafmifgliay uaspet uele dobro narefeuie nebe-
sko, toieft funce, Mifez, zuefde, i oftala, rafmifgüaj gnih flnfbu, kako
od pocetka fueta, i dari do konza, dan, i nocb teku z' zapada, i opet fc
nrachiagiu na iftok fuoij, i zatofe nigdar ne ftrude; i kada te ftuari do-
bro rafmiflis, ki gie ta, ki gie lada ; i ki gie ta, ki gie to ucinil uebbo,
i xemgliu, i sfe ca se u gnib ufderxi, i tebe tolikaife na prilikn fuojia
prelipu ucinil. i ua tu oblaft gie tebe poftauil, u koij iefai ti. i na veliko
poftengie onoga fueta, i ti ga nechief sposnati : i kada rafmif lif (Te te ta-
kone ftuari upitaij giel uechiegi, aüi rooguehiegi on, alli oni tuogi Idoli,
keg ti cinif caftiti, i gnin flufsif : kada bi ti posnal lltuoriteglia tuoga
po gnegovem daru i gniega milofti , ti bis rafumel iftinim nacmom da
ni podoban gniemn, ni nä nebbn, i nä xemgiie, i zato gniemn Te po-
kloni, i gniemn cini pofuetilifchia, i gniemn flufi, i gniega flaui, zay on
gie praui i iftinni Bog uerhu sfeg Bogi, i Gospodin nerbn sfe Gospode:
i onde gniemu fueta Catharina mnoga ftolmacj od taianftua i od upul-
chienia od Issnkerfta Hna Boxgiega. Ki Cefar mnogo se zacudi, i niftar
ne ote i ne znafe nato odgouoriti; lego nafhe uernufife rece yoy: 0
Xeno pnfti naf h fada da fuerfimo ona pofuetilifcbia . a pak potlc ocbiemo
dati tebi na te ric,cj odgouor. I tndie zaponeda flugam fnogim daiu po-
pegliagin na Polacu gniegouu, i za ffu pomgnin daiu imagin cuuati ; $u-
dechiefe on nelikoy gniege mudrofti, i lepote gniege xinota, bif he iftinno
vele lipa, i ffen ki gin gliedahn ugodna. 1 kada inr (Jesar fnerfi ona
pofuetilifchia IdoUka, i sfe gnih slnsbe delifhe kia, i prifanfi na Polacu
fnogiu zapoueda Catharina k' febe pripegliati, i rece gnioij. Jefmo rafn-
meli tuoya gouorengia mnoga pred nami, od keh fmofe mnogo zacudili,
i tnoyu mudroft, rafmisgliaincchi nä nekem tuoyem dumbokem gonore-
niu, alle cjchia posuetilifchia , i slufbe Bogott naf hig , buducchi zader-
xani , nemogofmo üfega popunoma razumeti , fada zato ü naypernem
pocetkn ochiemo pofnati rod tnoy. Tada Catharina rece, pifano iest
dafe nimaf fam fuiffiti, ni pohuaüti, ni tolikaife sam febi pogerditi, ni
greh poftauiti, i to (ine keh flaua ouoga fueta muci ffe zamang. Ni-
ftarnemagnie gia ocbiuti pouedat rod moy , ne cjghia pohuaglienia mo-
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Katbarinen-rLegendc in altkroatischer Fassung. 463
«
giega : i zato da znafh da lau gia imenom zuana Catharina kchi Kofla
kraglia bnduchiega od kraglioftua Ciparskoga, ka ako fan prem u Pur-
purah, i ü mecbcinah rogiena, i slobodnih sfeg nanki ouoga fneta nau-
cena, znay da sfega toga fan fe oduergla, i Gospodina Issnkerfta iesam
priftupila i Idoli ffe oduergla, keh ti <;aftif, ki febe ni tebe pomoch ne-
mogn, i kada gib tt potrebe, i ü neuogliag zonu, tada gnih napomoch
ni, i kadafe k' febe zovn netefse ftati i na periculeg nemogu izbaniti
oneh ki gnim flnfe. Tada Cesar uafh fmuchien nefnafe gnioy odgouo-
riti, nidechi da tako rafumno gouori, i da od Iasukcrfta, 099a, i fina,
priponeduie, i gnih Bogi da fü Idoli, i Vrazi. Nikakore fe ni mogal Ce-
far raflogom niednem faprotiniti: zapoueda otaino piffati lifti faogim
pecatom zapecachieni pö svem derxaniu k (fem Nauriteglom. gramati-
con, Retorichon, da ffi berxo k' gniemu na dnor n Aleasandriu imagiu
priti, ki prifauf hi tudie gnim obechia mnogi dari od zlata i od zrebra,
ako oiii Catharinn (hogemi nanki premogn, keh Naucitegli bifhe priflo
od sfakeg ftran 50. Ki bihn ifbrani meg ffemi drngemi Nancitegii od
ffega fneta. Ki pitahn Cefara za ki ufroch gie gnih cinil prit od tnlikeh
dalikeh ftran. Cefar gnim 0 d gouori , i rece. Neka znate, da gie pnli
nafh iedna Dinoika tnliko nelika raznma, i mudrofti napngniena, ka ffi
Nancitegii, i Mndri ffega fneta pogarynie, i po tleh meehie, i giofchie
Bogi nafhi gouori dafu Demnni , kn ako gin premorete s' mnogen po-
steniem, caAn, i blagon, ochietefe nratiti na ftani fnogi. Tada iedan
od teh Nancitegii ferdechife rece : 0 cndnonati i veliki zuct Cefaroun,
ki radi iedne xene, illi Dinoike diapntania, ffcg onig Rafamniki, i Nan-
citegii küh cnet od drngeh Nancitegii od dalekeh fh-an fimo cini priti,
kada famo iedan od nafh gnin more fnogem nankom vele lahko predo-
biti , i gniege nafh nank , illi raflog po tloh nrecchi ; i rechofe tada,
dafe pripeglia pred gnih ta Dinoika, da kada bude primoxena od nafh
ochie ona pofnati, i gniege okolia da nigdare nefna ca gie mndroft, i
nigdare f mndremi ni gonorila, i gnih giof magnie nidela. Tada Catha-
rina nidecchi, i flifucchi te ricci, i bogi dnhonni od difpnte kirnte
ima ona f gnimi boriti sfase seryeno fuogemu Issnkerftn pripornci, da-
gin on uaugi mudrofti, i rafnma, da more zmochi teh Mudreg 50. i (Ta
fe fnetim ornxiem oboruxgia, i fnetim krifon zlamenona, i Issnkerftnfe
preporuci. I zatem dobri Angel pride, i gnin po<;e krepiti, da kripko
ftogi, i dafse nebogi, i dagin hefmogn ffi, ki fe suprotiua gnioy ftane,
nego da ona gib ochie zmoch, i po gnegem nanku ote oni bit ffi spafseni
i na neru obrachieni ote fmert i mnkn priati po gniegen naukn. I kada
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Fr. Mikuliciö,
bife pripegliana pred teh 50 Nancitegli rege : Ki nagiu fuda gie to da fu-
protiua icdnoy Diuoike 50 Nancitegli prifaal iefai da f gnu difputaju.
ken fi radi da me premogu ueliki dari obechial, i mane pref flakoga uf-
fania od niedne plachie silifme s' gnimi difputati, niftar nemagnie mane
ocbie biti Oospodin Iaaukerft plachia, i pomochnik moj, ki gie ffe uffanie.
i kruna onem, ki aa gniega fe bore. Kada oni Nancitegli pocefe gouo-
riti, da nigdar Bog fe gie Clonikom uginil, i da nigdar ni mnke niedne
terpel, ni magnie upultilfe na ntrobu Deui Marie. Tada Catharina nay-
pria gnim poce raflog od knig gnikoveb , t oieft od Poganskih kafati . i
gouoriti. II nefnateli na uasheg knigaL kade gouori fibilla. Blaxeni on
Bog, ki na uifine dreua bude uifeti, i tako gnim rece, da ie Iflukerft
mucen , i ifkerfnul od Martnih zä fpasenie Clouicanfkoga naroda. i
zaglinbau gnegonib uerneh umrcti iznoglil ieft . I pak Boxanftna radi
ufkarene treti dan, i mnoga gouorenia fuetoga pifma gnin f toi mag i tem
naginom, da gnioy sfi umuchnufe, i tako ftafe pred Cefarom. Tada Ce-
fa r velikem giadon, i gnieuon rece spniuchj gnih, zag iednoy xenskoj
gl. iui tako berzo umuchnuftc. i pridobiti gnioij fe dafte. I ono iedan naij-
uechi, i nayrafumnei meyn gnimi ftaufife rece Cefarn : Znay da ako ti
necbief ocHouat kö goder zlamenie , Uli endo od Bogi keh dofada po-
ftouafmo, pokern ae more pofnati gnih krepoft, Uli da bi mogli pomoch
dati onem, ki gih flnfe u potribag gnigoueh znay da mi ffi ochiemo uero-
nati ü Gospodina Issukerfta; zag znay da nigdare niedan fnprotiva
nam ni mogal premudroftu z'mochi lego ie ffaki bil premoxen od naf h,
a fada oua Diuoika, n koy na iftinnu Dnh fueti gouori tako nafb gie ua
ueliku Im u t gnu , i endo obratila. po on nagin da niedan od naf Ii na
gniege riggi odgouoriti nemore. Rafumecchi to nenerni Tiran velikem
giadon napugniem zapone dase ffi na fred Grada zafgü, keh Catharina
pomgniuo ua uere ukrepi, i nauej tuerdo ftati n gnigoueh mukah, i bn-
ducchi oni ua uelikoij feerbi, a to da nifu kerfchieni, i da pref kerfta
gredu od ouoga fueta. D'eua kerfltoua gnim rege : niftar za kerft ne
feerbi te. nife neboyte, zag ona uafha kernen, ku ui proligiete ona ochie
bit naf he kerfchienie, i nmiuenie naf he, i naf he. i kruna naf ha, famo
kada na fmert poydete nemoyte zabit fueti krif nafe ftauit. I tako bu-
dnechi nerzeni ü oggan muku fuerfifhe, i dufhe fuoge Bogn podafhe,
i po ta naejn buducchi u onem oggnu, ni telln ni fuitam ni ulafai gnih
netaenu oggan , i tako pak biku pokopani od uerneh kerftian. i potle
biku iur ti Nancitegli u oggan uerxeni rece Cefar Catharine : 0 Diuoiko
preflauna fuetuy fe, i ponüluij cuet diuojftua tuoyega, i budi priprauna,
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Katharinen-Legende in alt kroatischer Fassung. 465
i cuntenta pokloniti fe Bogom nafhim, i ochiute derxat za drugu Cefa-
ricu mogiu u Polare mogioy , ka ffa zlatom fia i dragim kameniem. i
tuoyu priliku ockiu cinit na fred Grada na pla.ce depengat, i ochiu
ffem gliudem zapouedat klagniatife tebi kako i Boxice. Koma Catharina
odgouori ; profinte Cefaru nemoy te rieci gouoriti ti neprudi. giä Tarn fe
lssuke iTtu momu obechiala , i dala , i on mane raf lienem perf tenom k'
febe zaueza , i zato on gie flaua mogia , on gie gliubau mogia , on gie
flatkoft mogia, i od gnegoue gliubaui niedan ftrah, niedna Muka, ni pre-
chienie, ni blago ni gliubau ouoga fueta neteme odneti, ni oduratiti.
Tada Cefar giada napugnien zapoue gniu flechi, i zapoueda da giu gne-
goue singe s'kerpioni, i bifci olounimi vele nemiloftiuo izbigiu. i tako
ragnienu, i bigenu u iednu tamnicu dafe poftaui za 1 2 dni, i uech za-
poueda da gioy fe niftar ne da gifti, i tako gladom, i xegiu muciti. I
tako Cesar radi nikeh potrib, Uli ufrok poyde uanka s' kunfina u drugo
mefto uladania fuoga , i meyü tem Xena Cefaroua mnogo urimena xe-
lecchi s' Catharinu gouoriti zapoue da fe ftrafhe od tamnice chia odpufte
i tako nayuechiega Poglauizu, illi Capitana od ffeg Vitezi po imenu
Porfiria cjni da poyde s' gnu k' Catharine ü tamnicu s' mnogemi dru-
gemi, i kada iur blifu tamnice bihu, ufriku veliku fuetloft ifhodechi s'
tamnice. i cudnouati uong od ffakoga mirifania ifhodafhe, i Angel i
Boxgi mazuecbi i Iecechi rane gnige. I poce Catharina k' Cesarice
mnoge ric^i od Iffukerfta pripouedati, i od kraglieftua Nebbefkoga
me yu mnogemi gouorecc h i : Ce farice budi krepkim ferzem po 6 dneg t*
ochies poyti ü kraglieftuo Nebbesko, ne f traf Life terpeti Muku, i dat
f ochie tebe kruna neifmirna; nebudi ti tefko odlucitife od Cefara
zemalf koga radi zuania Cefara Nebefkoga, i (Temogucchiega Boga, ki
pak tebe ochie dat plachiu neifmirnu, i radoft uecnu. Tada Voiuoda
Porfirig Catharine rece : Rolika iest plachia kü Issukerft dagie onem ki
gniemu f lufe ; a ona gniemu rece , uifgnia ulaft ponizuie oui fuet , rodi
eunce kade nochi nigdar nechie biti, ni niedna zloba nefkodi, akome
pitafh kakoua gie onde plachia, i bogataftuo, tö nikakore se nemore
s'rech ni pripouedati , ligo da fnafh da ffaka radoft i ueselie ko nemore
nikakor niedan zagich frech , ni niedni Mudri rafmif let ni uho slifsat,
ni ocho uidet, ni na serze Clouiku priti , ono 9a gie Issukerft obechial
onem, ki gniemu flufe, i ki ga gliube, i ueru gniegouu tuerdo derxe ; i
tako temi, i mnogemi nauki, s' kemi gnih ukrepi, i nauci uere Issuker-
ftoue, na ueru flaunoga Iffukerfta gib obrati, i nauefti gnin d' ote s'
palmu Make, krunu uecnoga xiuota prieti. I tako s' tem gouoreniem
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466
Fr. Mikulicic,
doydofe pol nochi; i kada to Porfirio rafume nadahgnien od Boga. pade
pred noge Catharinine, i onde prime ueru Issukerftouu i T gnjn 200 Vi-
tezi, i Uko odftupifhe od tamnice; a zac Ceaar bife zapouedal da 12
dni nima giofhe niftar dat giffi, Iffukerft na ti dni s* nebbes po iednoy
beloy golnbice pofigliafhe gnioy pichiu , i pak potle Gospodin Iffukerft
iauife gnioy s' mnofiin An gel i Nebbefkeg, i Diuojach gouorechi gnioy.
Issukerft Catharine gouori.
Sad za flauno ime boga : tobe muci Muka mnoga.
Ne ftrafhife niftar sada : giere hin biti s' tobom nazda.
Ifibrana mogia ieffi: sfe sterpglieno ti podnefsi.
Kako ti znaf Catharina : Neueftica Boxgia fina.
On gie otel k' tob« priti ; i na Mukah ukrepiti.
Jere za me ti fi ftala : i na pomocb mane znala.
V mogie ochies uefelie priti : i f mann ae nefeliti.
Qia chiu biti plachia tnogia: Neueftica draga mogia.
Gia obin Hann mogin poytf : n potribah t' ocbin doyti.
Stanonito gia ti pranin : nigdar tobe ne oftauin .
I potontoga bndnchi fe uratil Cefar od pnta, zapoueda preda fe Ca-
tharinu pripegliat, i uidechi gin da gie prelipa oblicia noch iigo perno
bi f he , miflechi inr mertnu , alli maloxinn nayti. I tako mnecbi da goy
gie kigoder nofsil gi fti Q tamni^n , poee mnyiti oneg ki fn gin euual i u
tamniee nele serditem nacinom. Tada Catharina Cefaru rece : znay da
gia nifsan pichie od Clouika priela, ligo moy Issukerft mane gie po An-
geln fuoyem pichiu pofhiglial. Koy Cefar rece: Jur te molin, i dobro
primi na pamet, i ncmoy naglemi beffedami odgonoriti. Ja ti gouorin da
znaf, i da rafnmef da tebe ne zolin,- i nechin da budef za f lnfbenicn n
Polace mogoy, Hg za mogin Gospoyn, i Cefaricu, i ochies bit na ffera
mognchia, i zibrana za sfaku lepotu, i blagom, po ffem Cefaraftnu mo-
gicm ochies kafati, i kraglienati, i za ffe to da san cinil nmoriti 50 Nan-
citegli, i saxgati, i (Te to ochin dole pnftiti, i zabit, ako ti ucinif noglin
mogin, a to da fe Idolom poklonif, i tako bndef mane izibrana mey
sfemi. Catharina rece Cefarn. I gia tolikaife molin tebe, da i ti nele
dobro rafmiflif, i rafumno raffndif, koga gia nechie iman gliubiti, Uli
izibrati, alli onoga uechnoga Cesara, afemogiucchiega, flannoga od nebba
i xemglie ; Alle nemochnoga, umerfoga, ni caftnoga, i grnboua. Tada
Cefar raferdife i rece. Nu fada od dueh ftuari febi iednn zberi, alle ucini
Posnechienie Bogom nafhim, alle ne z rafli^nemi Mukami ochief nmreti.
Catharina rece, kagoder mucenia, tili nafin od Muk, keb ti moref fmi-
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 467
flit, i nayti, te pernefi, gia fan priprauua sfc terpcti : za<,- ia tello . i
keruu mogiu Ifsnkerftn prikafaü xeliin , kako on gie za me famoga febi
prikafal Ogcu Nebbes ko ra u . za<; on gie Bog moy , gliubaa mogia , i za~
ruenik moy: i pota nagin be krepka ua gliubavi Boxgioy. I tako iur uidi
Cesar, da po niedan nacjn nemore yu obernuti , n i od glinbaiü Iffuker-
ftoue odazuati, zapouedafse naciniti 4. kola. i na sfakom da fanagil
biti troia platischia zelefna, i napani gih fekauac, cjaual i britaüü pre-
britkeb, i öftren, i tako bi ta ftuar priprauna, i nareiena : i pernefena
bifse da ftakouu ftrafnu Muku muce Catharinu . i rafdele na drobno gniege
tello ; a to da uidecchi oftali kifu kerftiani yuuaiu se i uftrepeckin boiechi
fe Cefara i gniegonu zapoued da (ine. I tako zaponed, illi meftria po oui
na^in od oneh 4. kol bifse naregiena da ftoge due da iedan kray
tnerdo, a dne fopet drughe kola fproti tem duem po ta nacm da ffe mefso
od kofti gniege na mali kufsi rafdrobe. Videcchi Deua Iflukerftoua da
ima inr priprannn tako oftru Muku, ku bi priprauna terpeti, nego cichia
Puka ki bifse onde da se obrati k' Iffnkerftu, pokleknu, i pomolife k'
Bogu, da ona huala, i na proflauglienie imena gniegoua, i cichia obra-
chienia gliudi okolo ftoiecheh da bi racil one naredbe , razmfiti , i raf-
ciniti , neka tako nidechi krepoft Boxgiu k' nere bife obrati I i , i tako
umiglieno gouorafe.
Catharitia gouort.
0 Ifluse uele alaue : sfemogoga tebe praiie.
Ne oftaui Catharine: iere uidif da fad gine.
8ad ukafi tuoyu krepoft : dase spofna ouih flepoft.
8' ku padagiu u uecne Muke: dafe fbaue Diaula ruke.
1 da znagiu tebe Boga: ftuoriteglia preflaunoga.
Za preflauno tuoge Ime : o Iffufe nflifime.
V ouoy Muke pomozi me : ku chiu terpet za tuoge ime.
V oueh koleg britke Muke : pomozite me tuoge ruke.
Da pofnagiu oui gliudi: zlobu fuogo tamne cbiudi.
I neuem da oftaue : tere tebe Boxe flaue.
Za tem Angel Boxgi pridfaufi z' nebef mec. nosechi u rukah V ue-
liku nagloftu, i ferditom rafbie, i zlomi ffa ona kola, illi sfe one naredbe
po ta nacm da od uelike kripofti odletagiuchi merue , i kusi od oneh
kol, i od oneh naredbi pobi 1000. sing i oneh gliudi Poganfkeg kife
klagniahu Idolom ; i mnozi pak uidechi to c,udo obratilifufe Gospodinu
nafhemu Ifsukerftu. I Buducchi takoua ftuar ucjgniena, Uli to cudo od
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Fr. Mikuli<Mc,
Angela, Catharina buduchi iur priuezana na kola priftupi Angel Boxgi
k' Catharine oslobodiiuchigiu, i pocnegiu krepiti uefelem glafsom gouo-
recchi.
Angel Catharine gouori.
Catharina ftan ae gori : Bog ti uelli ki te ftnori.
Mnogo gliudi gios te ceka : keh si uern ti dotekla.
Zato fada opräuife : i od tnda odelife.
Veruy Deno rici one: ki fad ftogira puli tobe.
San od Boga prifal k' tebe : da uernyes sfaka mene.
Od tebe ochiu fada poyti : opet k' tebe berfo doyti.
Mir tebe nafh nazda bndi: tuoga Ifsusa nezabudi.
Tada Catharina buduchi tako nkrepliena od Angela na kolena po-
klecnufi hualn ufda Bogu s' nelikem fcrnfeniem, i nmiglieniem gouorechi.
Stnoriteglin praui Boxe : tuoya krepoflt uelle moxe.
Tuoya miloft preuelika : ranam moyiem poda lika.
Va pomochi onda bife : kad me Mndri f'mochi ktife.
Sada mane od kol dnixe : iere samnon nazda bife.
Za tuoyu glinban ffe chin terpet: muke ke mi dagie oui fuet.
Pripranna fam kad ti drago : iere sfako mogie blago.
I kada fe (Te te rici fuerfifhe, i buduchi kola rafbiena, i Pogan tu-
liko mooftno pobigieno, buduchi neki giofche od fing Cefaroueg oftali
xiui , ki poydohu k' Cefarn preftrafni, i pocefe gniemn pouidati ffe to
endo, ko fe bife fgodilo onda, kad fu bili poftauili u kola Catharinu.
Cefar rafnme sfe takoue ftuari i od nelikoga giada pade kako raertaun. i
nefna ca odgonoriti. A xena Cefarona po imenn Fauftina uidechi takouu
ftuar , i mnoga druga endefa d' one dobe tailagie, da gie nern Iltnker-
ftonu priela, tud zayde Cefarn, i poeega karati od tulike nemilofti, ku
fnprotina Catharine Qigniafhe. Tade nide Cefar da Cefarica gniegona
ftogi na obranenie Catharine , i dafe gie obratila na uern Ifsukerftonu,
8* nelikim giadom, i ferditoftn zapoue da gioyfe imagiu nayperno fafgi
odrezat, a tim pak da giu nanca s' grada s'pegliagiu, i da gioy glauu
odzechin. A kada giu pegliahu na fmert mogliafe Blaxenu Catharinu
da ona moli za gniu Gospodina Iffukerfta. Catharina gnioy odgouori, i
rece, neböyfe pogliubgliena od Boga Ce fange, zag danafgni dan cichia
ouoga Cefaraftua xemalfkoga, ochief priti na Cefaraftuo Nebefko, i
ouoga umarfoga Cefara oftaugliaiuchi, imet ochief neumarfoga, i ueenoga
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Katharinen-Legende in altkroatischer Fassung. 469
Cefara. I zato uefelo i radoftuono za gniega giiubau na friert poydi. i
tada ona ukrepgliena buduchi mogliafe oneg mucüegli, i gou orale da
d' ono, nac. fu poflani da ne kafne. Tada finge Cefaroni popegliafhe giu
nanka s' grada, i zelefnemi grabgliami i kleskiami rafdrefe nanka fafci
gniege, i za tem glauu gnioy ufekofe, i oftauife tako lexecchi tello
gniege, ko Forfirio Capitan Cefaron cjni n xemglin pokopati . Drugi dan
budncchi gonorenie pred Cefarom kamo bi billo tello gniege , mnogey
cjni Ce far uhititi , otechi gnih cmit mucUi , a to da bi ponedali kamo bi
billo tello gnicgoue Cefarice. Tada Forfirio oftaugliaiuchi ffaki ftrah
Cefarouu buduchi on iur priel ueru Iflukerftouu glasno rece : Ja fan on,
ki fan flufbenicu Boxgiu pokopal, i ueru Ifsukerftouu prieh, a Idoli
ffeh pogergiugiem. Tada Maxentij uafh fe fmuti, i zabi. Pah pocne
uapiti od velikoga giada, i tufbenim glafom rece : Deh gia neuolgni na
ke sluge fam gia priffal , euo Porfirig ki bifse iedini obranitegl dufhe i
tella mogiega. i ffaki lipi moy rafgouor, i on gie fada prehignien. I
kada xalofno i tufbeno to gouorafhe fuogim oftalim Vitezom , a flß tudie
odgouorifhe, i rekofe. I mi ffi kerstiani iefmo, i priprauni smo sfi umriti
za ime Ifsukerftouo : Tada Maxentij kako mugnien i giadouato rege ,
dafe nay peruo Porfiriu glaua uflice, i pak ffem onem oftalem Vitezom,
i tella gnih psom zapoueda urecchi. I potontoga Catharinu dozua i rece
gnioy. Znay Catharina, da naf h iur uechie fnogimi cjarami, illi negro-
mancuuni, nechlef prebiniti , f kemi fi cinila Cefadyn, Porfiria i 200
Vitczi poglauiteh pogubiti, niftarodmagnie, ako ochies fada pofluffati, i
ftoriti ga ti uelim, znay <T ochief perua biti u Polace mogioy. Catharina
za ffen oduerfhefe, i pogerdi gniega gonorenie ; uafpet Maxentij serdito
rece : n ü fada se pokloni Bogom naf hem , alli fada glauu zgubgliaf . a
ona gniemu odgouori : ctoi sfe 9a si iur nam i fiel ochief me uideti sfakn
ftuar podneft, i terpet za gliubau Ifsukerftouu. Tada iur Cefar nemo-
gncchi daglie od giada, i nemoguchi gniu ni gerdemi ni lipemi befsedami
pregouoriti, ucini odlugu s'uerku gnie da gioise glaua ima ufecchi, i
poda giu u ruke ubogicam, i kada giu pegliahu na mefto od mucenja,
kade giofe imafe glaua ufecchi zduignu ogi k' nebbu , i ruke fuogie mo-
lechi nayperuo ubogicu onoga. ki otefe gnioy' glauu ufecchi dagiu malo
poceka, dokle fuogiu molituu uyini k Bogu, i tako pocne moliti, i gouo-
riti oue rictf.
0 Ifsuse sfemoguochi : Catharine pozri Muku.
Vffangie ti fi sfakoga: ki uerugie tebe Boga.
Tifi gresnich odkupglienie : i du f h uerneh zacifchienie.
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470
Fr. Mikulicid,
Tifi Boxe Deuic zuetloft : i gnih flaut i gnih krepoft.
Dobri kragliu moy Ifsuse : Catharine pozri fnfse.
Tebe iamu gliubau nofu : nmolifso ca te profh.
Vec.ro Boxe krepoft tnoya : dafe flaui fad fmert mogia.
Ki fe mane preporuci : od febega nerafluci.
Ki god na fmert bade ftati : tere mane poziuati .
Dopufti gnin Gospodine: od gnih nigdor da ne zgine.
Jofchie ki se ufpomene : od mnk ftrafneh oue xene.
Sfe mn Boxe zlobe profti : i u kraglieftno ti ga pufti.
Vecni Boxe kripoft tnoya: dase fpuni molba mogia.
Catharine tu day miioft : dafe flani tnoya kripoft.
Vfliffime Gospodine : za preflauno tnoge ime.
I kada Catharina to dofuerfi gouoriti, tndie sa tem cugiefe s' nebba
ueliki glas gouorecchi one ricci.
hstikerfi Catharine gouori.
0 Blaxena ma Deuice : i predraga zaru<;iiicie .
Od mane blagloflougliena : vech lego na fuet xena.
Ne ftraf hife ni fe ne boy : dobrouolgno priet fmert poy :
Ouoy on dan preuefeli: u ki ochief priti k' meni.
Kada tebe gia rukouah : i precifto perftenouah.
Hodi k' mane ma Deuiee : mogia draga zarncnice.
Tifai fnetig Denic krnna : za«; ctftochie fi (Take pnna.
Hodi k' mane zaru<;nice : mogia cifta Golnbiee.
Kadouatife ua uech uekom : fuogim draghem zarugnikom.
Hod uxiuat mogie lice : mogia draga neueftice .
Hodi inr da pridemo ; gdise ua uech raduiemo.
V nebbefkoy gore Polacj : gdife nefna tuga, ni placj.
Miioft ku Ti ti profila : fuetloft te gie mogia uflifhiU.
Obe^aie ouo ßme: ki poftugie tuoge Ime.
Da kigoder ufpomenu: tuoyu Mukn preblaxenn.
Proftit ochin zagresenie : i blaxeno dat xiuuglienie.
Zato Deuo rar se duigni : tere pod mec. glauu prigni.
Da za malo bipa xaioft : imet ochief na uech radoft.
I tako buduchi ta glas nebbeski dofuerfen, Catharina kleceochi, i
s' vclikem deuotionom, i Iii bogogliubftuom hualn ifda Bogu gouorecchi.
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Katharinen-Legende in altkroatiacher Fassung. 47 1
Catharina gouori.
Huala bndi caft, i dika : zarucniku ma uclika.
Da To ra$i i doftogia : priti po me miloft tuogia.
Kako mene obitona : onda kad me perftenoua .
X iftinnu Gospodine : puu milofti i iftinne.
Nima nigdar pomankanie : tuogie fueto obechianie.
Ne zapufchiaf tuoge fluge : u neuoglie ni n tuge.
Smert priati grem, i bolezam: rad tu uelu tnogin gliabezam.
Da iur s' tobom poydu gori : gdi Angelski iefu kori.
I tako zdaufi huala Bogu, rege k' ubogice, ki gnioy imafe glauu
ufechi, iur fada <;iui ono ca si odluril, i nac. fi prifal. i pollan. I tada
Boia neuemi gnioy glauu ufige, i tudie od tella gniege ftece mleko mefto
kerui, i tada fe ucjnife tmine. i magla u koy magli pridofe lueti Angeli
s' neb bes. i nfefe preblaxeno tello gniege, i ponefofega na Goru lionsku,
ka befse daleko od toga mefta 20 dni hoda. pogiuchi uefelim glasom i
hualecchi Boga, i gouorechi.
Angeli gouore.
Slaumo Boga (tuoriteglia : i grirnikom fpaffiteglia.
Slaumo kraglia Archangelou : Gospodina sfeg Angelou.
Slanmo fuetili ffe poftenie: ier ga flaui ffc ftuorenie.
Slaute ffake dufhe Boga : Issukerfta sfemogoga.
Slanmo gliudi sfeg uffanie : ki nam poda fuoge atanie.
0 Blaxena Catharina : ka ne oftaui Bozgia Tina.
Voli muke ffe terpiti : nere gniemn zagrefsiti.
I tada fneti Angeli poftauife $aftno tello gniege, u tem mertn, kade
gie Bog dal zakon Moysiu, s' mnogu caftgiu na iednn raquu kade do
danafhgniega dnena teye, i ploue fueto uglie; i ffig nemochniki, ki onde
prihode oda sfake nemoki ifeelugie, gdigie fada ucignien u Ime fuete
Catharine iedan uele lip kloftar , i na hualu Gospodina nafhega Ifsu-
kerfta. I tako be muye.na Blaxena, i preflauna fueta Catharina pod Ma-
xention Cefarom , ki za gniega kriuignie , i tamnofti od Boga befse ne
rafliynim na^nom narufen, i nakazan, kako fe fte na ftorie illi legende
od fuetoga krixa. I tako Mirena bi blaxena fueta Catharina teeucchi
letta Gospodinoua 310. Budi caft, i huala Bogu ffemoginechiemu ua sfe
ueki uekom. Amen.
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Einige slavische Namen armenischer und türkischer
Herkunft.
Die polnischen Armenier ') tragen meist slav. Familiennamen auf
-ovic, -evic, die sich oft von den gewöhnlichen poln. und kleinrnss.
Patronymica gar nicht unterscheiden. 8olche Namen sind z. B. Anto-
Gregorowicz, Hankietcicz, Iwaszkotoicz , Jakuboxcxcz. Janoicirz,
J^drzejouncz , Jozefowicz, Jurkowicz, Kasprowicz, Krzysztofotoicz,
Lazarowicz, Lukaxieimcz, Markiewicz, Michalewicz, Mtkofajetcicz,
Nestorowicz, Piotrowicz, PavAoxmcz^ Stefanowicz, Szymonotoicz,
Teodoroiüicz., Wasiloicicz, Zacharyasiewicz. Allen diesen Familien-
namen liegen — wie ersichtlich — die Taufnamen in der ursprünglichen
oder modificirten, in der poln. oder kleinrnss. Form zu Grunde. Ausser-
dem findet man bei den poln. Armeniern öfter als sonst alttestamenta-
rische Taufnamen und die von denselben gebildeten Patronymica, wie
Abrahamouncz, Dawidotoicz, Isakowicz u. dergl. Sonst haben unsere
Armenier noch eine Menge von Familiennamen aufzuweisen , denen
armenische und türkische, resp. auch persische und arabische Namen zu
Grunde liegen. Zu solchen Namen armenischer Herkunft, wenn auch
nicht immer zugleich armen. Ursprungs, gehören :
Abgarowicz von \>f-r Abgar (gen. Abgarü), arm. l£nmPkm%
Abgarean ;
Agopsowicz von Qwljnpnu Jakobos, Qml/ mp Jakoby westarm. Ha-
gopos, Hagop, also eigentlich für Hagopsoiricz (identisch mit
Jakobowicz) ;
') Das Material zur vorliegenden Untersuchung habe ich grösstenteils in
der Stadt K uty am Czeremosz, dem heutigen Hauptsitz der poln. Armenier
in Galizien, gesammelt. Ausserdem sind hier mehrere Namen zwei Werken
des Ks. SadokBaracz entnommen, nämlich : 4ywoty stawnych Ormian w
Polsce (LWöw 1866) und Rys dziejöw ormianskich (Tarnopol 1869). Mit Öaj.
bezeichne ich »Dizionario armeno-italiano, composto dal P. Emm. Ciakciak-
fVenezia 1837).
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Einige slav. Namen armenischer nnd türkischer Herkunft. 473
Aksentowicz für Auksentowicz von ftfufanfinu Öklistoitios ;
Amirotoicz, armen. \^iT/ipirm% Amiregn, von miTfipmj amiraj
(gen. amiraji) principe, prefetto, Gag.
Arakietouncz , arm. ^„u^^Au,*, Arakhelean , von mim^km^
arakheal (gen. ataklieloj) man dato, legato, Apostolo, Öa^.
Aswadurowicz von Aswadur für Asttoadzadur , kl. mmi».
rV <,,„„„ r cu/üacatür, dato da Dio, Diodato; somit identisch mit
Bogdanotoicz nnd Teodorowicz. vgl. noch Zaduroioicz;
Awakowxcz von Atoak, kl. «ri«»y «ray, grande, illustre ;
Awedykowicz von Awedyk, kl. unbu,fij> avetikh, nu6va, buona
nuova, promessa,nunziäto. Öa£.
Bachdasarowicz von Barkdwtar, kl. p^y,,,™,,«/^ Baitatar \
Bedrosowicz von <T}Zri/7,«„ Petros, westarm. Bedros;
Bohosiewicz von <T|o7„„ P<tto*, westarm. ifoyo«, Bohos;
Derbedraszetoicz (neben Bedrosowicz) von <T|£mr„, Pe-
/rw, westarm. <&r Berfroj (Herr Peter); so steht <#r, kl. .
/er, oft an der Spitze der Familiennamen, z. B. Deragopso-
wicz, Demorsesowicz, Dertorosowicz, Derjakubotoicz, Der-
szymonouncz, Derwa&zkiewicz ; vgl. auch Tergukasow !) von
*a{yr ^«^w« #r jUUa« (Herr Lucas; , «eri. Tepjryica = yr.
xve uiovnäg (Archiv IX. 150); poln. -armen, wäre J)erhuga-
sotoicz (pan-fcukasiewicz), vgl. %<m (fcukasz) ;
Domgietcicz von Z)om<7, vielleicht mo^( ttfmft, Diminntivnm zu
<f>oii Mn. festa, solennita, 0a*.
Donabiedowicz von Vonabied, kl. »h.U/^L/ tönapet , capo di
festa, maestro di solennita, Öag.
-Donowakowicz, richtiger vielleicht Donawakomcz von Donawak,
kl. muif «»uvf *<*w aray (grosses Festj ;
Giragosotmcz von ty/i«^»« Kirakos (Kvqiaxog) } westarm. (r*-
ro^o«;
Kajctanowicz von ,£«,0^»« GqjStanos, poln. arm. Kajetan ;
Kasparoictcz von ^ui«/^^» (Ja spar, poln. arm. Kaspar ;
Kirkorowicz von Kirkor, kl. 'f/'Aw' Grigor, westarm. Krikor;
Manugiewicz von Manug, kl. J'uiumlf manükt fanciullo, bambino,
Öa*. oder |J\»W££ ManüU, Emmanuel;
»
*) Den Namen des russisch- armen. Generals erklären sich die poln. Arme-
nier volksetymologisch so: ter gu-kät fJrn Ifm^.uu (noch kommst du) I
Archiv für hI »vi hc he Pkilologi«. IX. 31
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474
J. Hanusx,
Mardyrosiewxcz von Mardyros, kl. (f«r^r«. Martiros (jia^-
tvqos) ;
Minasowicz und M%nasiew%C2 von \J>W» Mww (gen. Minasaj);
Musesotcicz von Muses, kl. QV£»{» Movs#.s (gen. Movsesiu) ;
Nersesotoicz von 'iify"^ « Nereus (gen. -«tu), auch Norsesowicz ;
Ohanowuz und Ouxuriszevncz von Qi»^<*»ttr£» Jovhannes, somit
identisch mit Janowicz, Ivxmowicz ;
Sahagiewicz von JJm^m^ Sahak ; westann. Sahag, für
/«o/uf* (Isaac), somit identisch mit Isakowicz ;
SarkUiewicz von U«ty/'u (8ergins), westarm. Sarvfcw ;
Takwarowicz wahrscheinlich VOn pH mimp thagavor König ,
poln.-arm. thakavdr (König), thakavorkä (Königin);
Torosowicz und Torosiewicz von T/tords für fHi><p»/"«» 3TÄA>-
rforo«, oder lat. Tharasius ;
Wartanotoicz von ij ut[tqu$ü Vardan, westarm. Vartan \
Wartykowicz von Warty*, kl. i^»/»^ Farrft*, Diminntivum
zu // „r 7 t?ar</ (Rose) ;
H^artereaattw* u. W arter esiewicz von Warter es, kl. qtupri^PLu
vard-cres (Rose-Gesicht) ;
Zadurowicz für Dzadurowicz, von Dzadur, Edzadur für Astva-
dzadur, kl. muatnLm^imnn^t astüacatür von Gott gegeben ),
somit identisch mit Aswadurowicz , Bogdanowicz, Teodoro-
wicz und Torosowicz.
Zadygiewicz von Za<%, Ostern, kl. Za/t£, transito,
> passage, l uscita degli Israeliti dall" Egitto, Pasqua; Öa*.
Zerygieuncz von Zeri^r fttr Dzerig, <MrPPIf cer-ik (Greis) ;
Zimorowicz wahrscheinlich im Zusammenhang mit 2fT*«ib dzmetn
(gen. dzmeran) Winter, und slav. ztma.
Türkischer Herkunft sind z. B. folgende Namen auf -ovic> -evic:
Altunowiez von Aftun, türk. a/luft (Gold, Goldmünze);
A&lanowicz von Asian, türk. aslan, arslan (Löwe) ;
Atabiowicz, richtiger wohl Atabejotmcz, von atha-bej (Vater-
Fürst) ;
Azbcjowicz von -4*%', türk. <iz £<?/ (kleiner Fürst) ,
Balewicz vielleicht vom türk. 60/ (Honig) ;
Czobanotcicz von pers.-türk. rohan (Hirt) ;
Czukietcicz violleicht von türk. coX; (viel, Menge);
Eminowicz von 2sWw, arab.-türk. ent» (Aufseher) ;
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Einige slav. Namen armenischer und türkischer Herkunft. 475
Hadziewicz von Hadzi, arab.-türk. hadzb (der Pilger nach Mekka) ;
Izarowicz vielleicht vom türk. hisar (fest) ;
Jolbejoimcz von Joibej, türk . jol -f- bej (Herr des Weges) ;
Kieremowicz vom arab.-türk. kerhn (Adel, Edelmuth) ;
Misyrowicz vom arab.-türk. rm*br, rum. mutr (Egypten) ;
Muradowicz und Muratowicz vom arab.-türk. mtira* (begehrens-
werth) ;
Nurbegowicz von Nurbeg, türk. »«r -f- 0«^ (Herr des Lichtes) ;
Seferovoicz vielleicht vom arab.-türk. se/Vr (Reise) ;
SerebJcoiDicz vielleicht mit arab.-türk . herab (Tränt, Wein) im Zu-
sammenhang ;
Serjewicz kann mit pers.-türk. serai (Palast) im Znsammenhang
stehen, vgl. auch Sarajczuk\
Tumanowicz vielleicht vom nordtürk. tuman (Nebel), auch im
Poln. nnd Klruss. bekannt, oder auch von ffr«^«r«»» Thov-
mas (Thomas).
Viel seltener sind unter den poln. Armeniern die Familiennamen
auf -ski nnd -owski armenischer nnd türkischer Herkunft, wie z.B.
Andzvlowski von And zu t, arm. m/u An jL an-cofl (nicht trage) ;
Gamorki vielleicht im Zusammenhang mit arm. ^fn^ kamol
(willig), ^JTm^ kamacin (da libera volonta), poln.-arm.
gamädz (powolny) ;
Manczukowski von Manczuk, arm. JTm%imJi manfük (Knabe) ;
Werczireski wahrscheinlich vom arm. ijbP^JiVbu verd£-eres (Ende-
Gesicht) ; vgl. oben W arter esoxoicz u. Chaceres = f^m^Jkpkm
Xa%-ere& (Kreuz-Gesicht);
Spendowski vielleicht vom arm. »«y«fcf spand (Raute)» vgl. pCrs.
ispand, zd. spenta, oder auch m^m%^. spand (Opfer) ;
Skedzierski wahrscheinlich vom türk. Iskender (Alexander).
Es giebt auch manche Personennamen anf -ik (-yk), -ak, -uk derselben
orientalischen Herkunft; sie fungiren als Kose- oder auch als Spott-
namen. Zn solchen gehören z. B.:
Chaczyk von f*m^ x°£ (Kreuz), für XafcUür ;
Wartyk von */ 07»/. vard (Rose) , für Vardan ;
Warczyk vielleicht von flrpl verdi (Ende, letzter) , -für j^kpfkpkm
Verdier es, vgl. oben Wercziretki,
neben Kopczyk, Ririk, Fifik , Strnolik, Mimilik, Kowtalnik, C^L
Andoniak von Andon, kL y^u.nL Anton \
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476
Ciak wahrscheinlich von Cf, kl. Xf, dzi (Pferd),
neben Kislak, Krymczak, Kreczuniak, Czotyriak, hupulak, n. dgl. *
Derharuk von mkpji* jp tSr-hqjr, poln.-arm. dtr-här (Herr- Vater),
Pajliczuk vielleicht von j[n,3L phqjlümn (Blitz) , J&L
phajlel (blitzen),
Sarajtzuk wahrscheinlich vom per 8 -türk. serai (Palast),
neben fcowczuk, fcabonczuk, Kapitanczuk, u. dgl.
Freilich hat das Armenische ebenfalls die Suffixe ik, ak}
n.lf uk, welche Piminutiva nnd Kosenamen bilden (vgl. \^jme%tmAt
ftibuilfmii fhf.u.lfuAin.fJfn'i, mPff, Srnjlrpfr £*f»«£ II. 297 ff.), diese
aber lauten im Westarmenischen -ig, -agf -ug, z. B. Lusig, kl. /«t»^
lüsih (lumicino, lumetto), davon Lusigienc; oder iTm%mJi manük,
westarm Manug, davon Manugienc, Manugietdcz.
Sonst giebt es eine Anzahl von armen, u. türk. Namen, die auch
ohne die slav. 8uffixe als Beinamen fungiren, z. B. :
Vzerbig, arm. h'«^/^ barpik (industrioso, ingenioso),
Chaczeres, arm. fm^Jkpirm %ac-eres (Krenz-Gesicht) ; vgl. Ka-
czerisz (Kaczeris, Kaceris) Armenns, civis et mercator Leo-
poliensis (Uelcel, 8tarod. prawa pols. pomniki II. 4049. 4050.
4052, Jahr 1471) ;
Garabied, arm. l/mpmu/km karapet (Vorläufer) , so Johannes der
Täufer genannt ;
Kahist »od Polaktfw Kilian przezwany« Bar^cz 2yw. 159, arm.
ff Ulf 11 I II in galüst (il venire, arrivo) ;
Mechdesi, arm. ,r,ri,huff mXtesi, westarm. mydesi (Pilger);
Chynganos, arm. p/bt/mhmy %nkano$ (Rauchfass) , oder \n4b^p%nu
Xonginos (Longinus);
Pachneban, arm. p».T»'hku{mh balanSpan (Badeherr) ;
Sochtyr, eigentlich szxft>r, arm. fu„uu,r xstor (Knoblauch);
Tutum, arm. ,rfm.iT ddüm, westarm. ttüm (Kttrbiss);
Boston, pers.-tttrk. bostan (jardin potager) ,
Charyb, arab.-türk. %arib (fremd) ,
Koiczan, nordtürk. kolean (Köcher) ,
Madzar und Mondor, türk. madlar (Ungar) ;
Kutas, türk. hutas (Quaste) ;
Passakas, arab.-törk./Hw4-&w« Pascha, vgl. Zadygiewicz ; poln.
Volksetymologie »pas a kasa« (Gürtel und Casse) Baracz, 2yw.
257.
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Einige slav. Namen armenischer und türkischer Herkunft. 477
Pattach, türk. paÜaX (eclat, explosion);
Pila/f tflrk. pilav gekochter Reis) ;
Pencar, vielleicht pers. türk. pendzere (Fenster),
Soitan, arab.-türk. sültan (Sultan),
Telembas, tflrk. hdumbaz (Paukenschlager),
Zigrat, vielleicht tflrk. zügürt (arm),
Szadbej, türk. lad bej (froher Fürst),
Kutiubej] tflrk. kutlu bej (glucklicher Fürst),
Orumbey Armenum (Helcel, 8tarod. pr. pols. pomn. II. 4050),
sowie fast alle diese Namen, die den oben angefahrten Patronymica auf
-ovic, -evic zu Grunde liegen.
Feminina werden von solchen Namen gebildet gewöhnlich durch
Anfügung der slav. Suffire -ka, -echa u. dergl., z. B. AUunka, Der-
derecha. Für ^n^u^l Hriphsime4 fungirt als Kosename liypka
(polnisch, wahrscheinlich mit Anlehnung an rybka, Fischlein) un&Hopka
(armenisch). — Manchmal werden solche femin. Formen als mannliche
Beinamen gebraucht, z. B. Szerbülka (türk. corba, Suppe?), Kuczurka
u. dergl. Der Name Uachkaj (so geschrieben in den alten Metrical-
büchern) ist vielleicht aus Iläch-Häj (der Pole- Armenier) mit der An-
lehnung an Ilaehkä (die Polin) entstanden.
Die slav. Namen mit der armen. Endung sind äusserst selten;
wir finden z. B. Iwonuszkajenc neben Itoonuniettc , entstanden unter
dem Einflüsse solcher Namen, wie Angerienc von m%$kp an-ker (nicht-
essender), Bohosienc von <l|o7„» PöXos (vgl. Bohosiewicz) , Eszienc
von ki &l (Esel), Horajenc von jopmjjöraj (Stiefvater), Chulenc von
funy xul (taub) , Gognienc von Gogan , dial. tr,/r./b kokan (wilde
Zwetschke) , Lustiginienc von ^ jU lojs (Licht) -h u,/,///,^ tihin Frau ;
Manugienc vgl. Manugiewicz, Markojenc neben Markiewicz, Ohanienc
neben Ohanowicz, Sakojenc neben Sahagiewicz undlsakowicz, Tumanienc
neben Tumanowicz, Derderanc von Der der (Priester), d. h. mlp^kp
ttor-ttor (Herr-Herr) u. dergl. In der Form Mochienc von Moch haben wir
wahrscheinlich eine Anbhnung an das klruss. jmoxb (Moos), urgpr. aber
ist es wohl fl*^ Mol (eine armen Provinz). Sonst wurden die armen.
Endungen „kufu -ean, Jrut*üg~eanc fast ganz durch slav. -ovic und -evtl»
verdrängt. Die Namen, wie Hunanian, Sannsian (Bar^cz, Rys 141.142),
findet man sogar in den älteren Urkunden der poln. Armenier sehr selten.
Wien, April 1886. /. Uanusz.
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chtigungen zum Reimser Evangelium.
Sehr geehrter Herr Professor!
Bereite im Jahre 1882, als ich Ihre Vorlesungen besuchte, deren
Gegenstand eine Uebersicht Aber die Denkmäler der altslov. Sprache
bildete , kam ich auf den Gedanken , welchen ich erst jetzt ausfahren
konnte. Sie äusserten sich nämlich einmal darüber, dass die von Syl-
vestre de Sacy gelieferte Ausgabe des Reimser Evangeliums nicht ganz
fehlerfrei sei, und dass es nöthig wäre, dieselbe nochmals mit dem
Originale zu vergleichen. Auf der Reise nach Paris nun blieb ich zehn
Tage lang in Reims .nd machte mich an die von Ihnen angedeutete
Arbeit.
Die Handschrift, die sich in der Reimser Stadtbibliothek befindet,
fand ich in folgendem Zustande vor : sie ist in rot hes Saffianleder ge-
bunden, auf dem Deckel sieht man die Spuren des zur Zeit der Revolu-
tion ausgerissenen Edelsteines ; übrigens halten sich die zwei ziemlich
dicken Bretter des Einbandes noch gut und fest. Die Handschrift be-
ginnt mit zwei recht dünnen weissen mattglänzenden Pergaraentblättem
(aus demselben Pergament besteht der zweite Theil). Es folgen zwei
Hefte zu je 10 Seiten: auf der 1., 8., 9. und 16. Seite eines jeden
Heftes sind mit einem scharfen Messer Linien eingeritzt ; das Pergament
ist hier dick, hart, glänzend : die rothe und blaue Farbe der Initialen
ist nicht so groll, wie in de Sacy's Ausgabe. Der zweite glagolitische
Theil besteht aus 4 Heften ; hier ist das Pergament ganz anders : weich,
dünn, matt. Man sieht, dass das Buch erst nach der Niederschrift ein-
gebunden worden ist, das zeigt auch folgender Umstand : das erste cyril-
lische Heft ist mit ♦! bezeichnet, das zweite mit K, auf dem folgenden,
d. h. dem ersten glagolitischen, ist unten das Wort AiOKifTH mit glago-
litischen Buchstaben geschrieben ; dieser Umstand ist wichtig, da er be-
weist, dass schon zu Ende des XIV. Jahrb. , d. h. zur Zeit der Nieder-
schrift des glagolitischen Theils der Handschrift, nur zwei Hefte des
cyrillischen Textes übrig geblieben waren, und dass Karl IV. keine mehr
besass. Im zweiten Hefte ist bloss der obere Theil eines Wortes, wahr-
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Berichtigungen zum Roimser Evangelium. 479
schcinüch UUCAtTi erhalten, im dritten beinahe nichts mehr, und im
weiteren ist keine Spnr mehr übrig geblieben ; diese Zeichen sind also
wohl beim Einbinden beschnitten worden nnd nur das erste hat ein
glücklicher Zufall uns bewahrt. Am Schlüsse befinden sich noch 4 Bogen
weissen Pergaments.
Die Ausgabe des 8ylvestre ist mit Hülfe der Kalke^Balg) gemacht :
sie ist im ganzen reiner als das Original, die Farben sind frischer, die
Buchstaben sind in der Zeichnung regelmässiger, schöner, nnd das Format
der Ausgabe ist ein wenig grösser als das des Originals. Bedeutende
Fehler sind überhaupt nicht oder doch nur sehr wenige vorhanden, nur
an einigen Stellen sind die Buchstaben etwas verschoben, so dass in
Folge dessen Miss Verständnisse entstehen können. Im Folgenden zähle
ich die richtigen Lesarten aller derjenigen Stellen auf, die bei 8ylvestre
falsch gedruckt sind, indem ich ßeite, Kolumne und Vers anführe.
1. 1. 10. kk r. — l. n. 2. ^dntfrfcAA — l. IL 3. JupciKk. —
1. II. 9. RHAAHTf. — 1. IL 17. jAKOA. — 2. I. 5. HCIIOR'KCTk^—
2. 1. 19. Toro ii : — 2 Ii. 2. u iva Tro Rk si AHk na ctto i(nAa).
— 2. IL 4. HI|IH c*iuW;ä: — 2. IL 13. RAHUAT4. — 2. II. 16.
lUrii. — 3.1.3. RApkRpt. — 3. IL 7. RHA*. — 3.11. II. CkTROpk-
wx. — 3. II. 12. oyKO/ÄKUiMCM — 3. II. 16. unpou — 4. I. 9.
Uli, kAHTHC/fc. — 4. II. 4. CAHkllfK. — 4. II. 4. CA. — 4. II. 8.
ARO. — 4. II. 10. CA.— 4.11. 13. ^HATHf CT*kH . — -ji. II. 15. IT.—
5. L I. A H A h tu — 5. I. 3. nppKAk. — 5. I. 4. Hl: — 5. IL 3.
nocTARM. — 6. L 5. RO(Akl). — 6.1.9. (cr)0€A.— 6.1. 13. fl&jk,*.
— 6. 1. 15. udT**. — 6. L 19. ha(koka). — 6. U. 1. KpaTM^.—
6. II. 7. HAACOHk. — 6. II. 15. pOKoilld — 7. 1. 1. (HOaTVjU* das
in Parenthese gesetzte ist auf einer Rasur später hinzugeschr. — 7.1. 1 .
iW(dT«a)llk' in Parenth. ist später hinzugeschr. — 7. I. 11. caaa
(*)hhaa caaa(*)hhah das in Par. gesetzte ebenfalls später hinzugeschr.
— 7.1.20. uat #)ama (♦ ist später hinzugeschr.). — 1. II. 1. uat(+}ah
(♦ ist später hinzugeschr.). — 8. 1. 8. TRoIa — 8. I. 19. RAklMH**
(Hak). — 8. H. 16. hi',\aJv;*). — 8. IL 18. RkCROH. — 9. II. 15.
£RdAAl|JHH. — 9. II. 19. «MRÜvKXk. — 10. 1. 15. (CA)klUI4Rklllf . —
10. II. 4. AROJKf. — 10. II. 12. •MHlUfHMA. — 11. I. 7. MkCTi Rk
(m ist auaradirt).— 11.11.7. A$(kiRk).— 11. IL 10 ca.— 11. II. 15.
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4bo
J. Loi,
HaKkCTdHHi. — 11. II. 18. cauoH k üj* (in Parenth. ausradirt). —
12.1. 1. noUklUMlHHA — 12.1. 5 oben: CA. — 12. 1. 9. AlCATk —
12. I. 15. TKH. — 12. II. 11. AyTpkrH. — 13. I. 3. fpCAM(k). —
13.1. 17. A*AH. — 13. IL 3. (BH$Af)*Uk. — 13. II. 4. hcm )kl ...
(in Parenth. ausradirt). — 13. II. G. 4EpAi|Jf(Tf). — 13. II. 10.
nocAoyiiMKkiitiH. — 14. I. 10. (yrkBt)Tk. — 14. II. 2. II OH UM
— 15. I. 1. np'KA^'kjr^ — 15- 5- nppkuk. — 15. I. 8. pkiAA-
1
NHf . — 15. II. 2. upM Mk (anaradirt). — 15. II. 3. Mt[-— 15.11. 18.
AaMfAK'KM. — 16. I 12. 5Kf — 16. I. 16. H ? kNaBHHktliaCA (der
zweite Buchstabe ist durch Rasur verdorben). — 17. II. 10. ANk. —
17. n. IC. JMCA. — 18. L 8. akok ... (der letzte Buchstabe ist spur-
los ausradirt). — 18. II. 1. zwischen BAATk und sk ist ein Buchstabe
ausradirt. — 18. II. 15. iro. — 19. I. 14. H f (radirt). — 19. 1. 20.
notfCTki(HH). - 19. II. 1. zwischen B und *B ist ein Buchstabe aus-
radirt. — 19. II. 10. cr.of (statt C war ursprünglich t). — 19. II. 15.
das obere 0 ist später geschrieben. — 20. L 19. (Tpa^ONHTkCKO*.
— 21. I. 4. ih \-o v,^i|ihhuk — 21. I. C. H141AAHA. — 21. II. 1.
ca. — 21. II. 8. TBOpHTk. — 22. I. 9. (a)$k. — 24. I. 2. €r©. —
24.1. 16. MCKOyCM. — 24. II. 1. Bk^a. — 24. II. 2. H CKO\fllMA . —
21. II. 6. 0)B-k(i|Ja). — 24. II. 11. R3KMI. — 25. II. 2. ABAlk (h und
k zusammen). — 25. II. 15. Hf$«aAHIIAA. — 25. II. 20. CBtTk. —
26. I. 16. amiTOHkA war ursprünglich, aber später statt H ist k hin-
zugeschrieben. — 26. II. 2. fy<l>v-uiu zwischen <t> und dem zweiten y
ist ein Buchstabe ausradirt, so auch im 26. II. 4. in ov-hhukomk zwi-
schen U und k — 26. II. 9. BOAHTk. — 26. II. 10. (IJKpktTH. —
26.11. 11. kkch . .. der letzte Buchstabe ist ausradirt. — 26. II. 14.
UO& — 26. II. 16. i' cMk — 27. I. 11. *Ho£. — 27. I. 11. £pAa-
(Ma). — 27. I. 16. Otapkjk. — 27. II. 8. AKO...H (ein Buchstabe ist
verdorben). 80 auch in 27. II. 14. (lupfK cvtk — a. das obere c ist
wahrscheinlich später geschrieben. — 27. II. 15. TUjfk. — 28. I. 3.
Kail. — 2S. I. 6. hAhJ . — 28. I. 11. a«kKa : — 28. I. 12. rrpa. —
28. I. 13. K\-paTi. — 29. I. 10. baako. — 29. I. 10. ta*. —
30. II. 2. BkMfpa. — 30. II. 10. npHl. — 30. II. 12. hAhk. — 30.
II. 14. noCAABkABa. — 31. II. 3. (n)p*KA*- — 31. II. 3. tkohu k
— 31. II. 8. mAmA. — 31. U. 11. koami'^. — 31. II. 17. nach nppun
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Berichtigungen zum Roimser Evangelium. 481
ist ein Buchstabe ansradirt. — 32.1. 7. H echoi ein Bachstabe ist aus-
radirt. — 32. IL 7. (AfR)<fcT** das erste * ist ohne Zeichen. — 32.
II. 8. €AHH©Y*. — 32. II. lt. huk. — 32. II. 14. euoy — 32. II.
18. npHH UiTl : ein Buchstabe ist ausradirt.
Zweiter Theil.
Hier sind viele Ligaturen schlecht copirt : 1 . 1. 1 . k h ,\ a io (Ligatur
von haa). — 1. L 13. KnoAo K-k . — 1. II. 8. h^uc k^k (Lig. ;u).
— 1. II. 10. f^HKk. — t. II. 10. HcnkcTk (Lig. or). — 1. II. II.
rcar*k (Lig. AR). — 1. II. 18. r'rht imi-nic (Lig. r'r). — 2. I. 2.
MA*KT4. — 2. I. 4. ORÜlUfRA. — 2. L 15. TR(OM) (Lig. TR). — 2.
II. I. liRA-fc (Lig. Fl RA . — 2. II. 6. cKpv;©y. — 2. II. 10. R*KTRHf
(Lig. TR). — 2. II. 15. ^RAv;ov (Lig. 35R). — 2. II. 18. RHtlf . — 3.
I. 4. — RMk. — 3. L 10. ORSKI (Lig. k;k . — 3. II. 13. k p r h . —
3 II. 13. TROpl(Tl) (Lig. R*). — 3. II. 16. tJCTf. — 4.1.7. ttCTk.
— 4. II. 3. (np-K)ttA'fc (Lig.*A).— 4. II. 8. np'KHA'KTk. — 5.1.9.
HOTHpATH. — 5. I. 15. HCk pH f. — 5. II. 7. HTARC*,' (Lig. TAR). —
5. II. 8. M^MHRf Mk £. — 6.1.2. RUk. — 6.1. 12. CTRO pH\'k (Lig.
TRO).— 6.1. 14. TROpHTI (Lig. TRO). — 6. II. 5. K.Ullk - 6.11. 10.
cuatItk. — 6. II. 15. ui'AAtu (Lig. taa). — 6.II.20. npHCToynAk
(Lig. IIA). — 7. I. 3. ^paKk (Lig. 3p). — 7. II. 2. ov';tpn (Lig. ^p). —
7. II. 12. HUJA. — 7. II. 15. RRRACf. — 7. II. 17. 7/okh — 7. II.
19. HMCTOTM (ein Buchstabe ist ausradirt). — 9. II. 13. £ 9. II. 2.
TROpoy (Lig.TRO). — 11. I. 1. ccv.ttA uif Lig.)KÄ). — 12.11. 16.
oyuoc. — 14.11. 8. nponRA^ nRA)- — 14.11. 12. ahm» (rothes
A ohne Punkt). — 15. II. 3. ktoujka* (Lig- M^A)- — 15- H- *2-
lAHHOUk. — 16. am unteren Rande ist das Wort aiorhth geschrieben.
— 17.1.20. A4» (Lig. Aä). — 17.11. 15. R*Kp01f. — 18. I. 6. nR (Lig.).
— 18. II. 12. nouiAoy. — 18. II. 14. ooua. — 18. II. 18. (craH)
tactrorath (Lig. tror). — 19. 1. 4. ii 'k IKH-I k h (Lig. f r).
— 19. II. 1. RHfTRfTTARk. — 19. II. 11. RffRk. — 19. II. 1 1 . fc. —
19. II. 17. KHR-KH. — 20. I. 3. über f kein Punkt. — 20. I. 12.
RH*RMAHTf . — 22. 1. 4. ^ajfapH'K (ohne oberen Querstrich beim ersten
A , welcher p bezeichnet). — 22. I. 8. H^ARk (Lig.^AR). — 22.1.9.
CTROpH (Lig.TRO). — 22. I. 9. H^RRAf(HHf) (Lig. RA). — 22. 1. 11.
I1RAA (Lig. MRA . — 22.1. 15. O^AOR (HTM) . — 22. II. I. UpHAO/KM . —
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482
J. Loä,
22 II. 13. o. — 22. II. 17. TOM HCLjiH — 23. II. 15. AHjAk (Lig.
jA). — 23. n. 20. AMJAA (Lig. jA). — 24. U. 6. n/iTkHKp(Kk). — 25.
I. 12. CAKiiHfUk (Lig. ARN). — 26. I. 3. HpCTKO. — 26. I. 18.
np*KMApcTH (Lig. — 26. II. 4. ca^AATfAk (Lig. ^A). — 27.
II. 13. CfA'UJH. — 27. II. 15. uapra. — 28. L 1. OCTABH. — 28.
L 2. (ca*yJ*hth. — - 28. I. 5. uapTd. — 28. L 6. HUABHUJH (Lig.
UAB). — 28. L 14. OEAAUf. — 29. L 17. CAciiUH. — 29. II. 13.
CTOrf. — 30. L 18. [,\a k7\*i. — 31. II. 2. HkANk. — 31. II. 4.
npUApocTH (Lig. AP)- — 31.11. 15. cb(oii) (das erste anlautende
c ist ausgestrichen). — 32. IL 10. CTAflk (Lig. TA*). — 32. II. 12.
pac'HTiTk. — 33. 1. 16. u ak oy (Lig. MAB). — 33. II. 18. cKp >kih k .
— 34. I. 8. hui ff (das erste anlautende N ist ausgestrichen). — 34. I.
13. CKATACTR4. — 35. I. 16. Aü^AHk (Lig. $a). — 35. L 19. ca
BAA3KHAfTTf (Lig. TT) . — 35. II. I. 4 (3.8g.). — 35. II. 3. B*UrVH0V-
— 35. II. 8. (CkBAAJK) HAITTI (Lig. TT). — 35. IL 11. BKHBOTk
(Lig.B^C). — 36.I.9.^AIOT(iH4 (Lig. lOTpH). — 37. L 4. AHBAtiCl^f . —
37. II. 9. IAA (Lig. A4). — 37. II. 10. BTB*K (Lig. BT). — 38. II. 13.
A*KBjH(HHA). — 39. I. 17 und 18. ahjah (mit Punkt, Lig. jA, und
THTAO). — 39. II. 9. BRKH (Lig. BB). — 40. I. 8. flUABHH (Lig.
nUAB). — 40. II. 9. X*B^ (Lig. JfK)- — 41. I. 3. 6AT0AiTk. — 41.
1. 4. AflAk. — 41. EL. 9. pOAHCf (T ist ausgestrichen). — 41. II. 15.
IIOKTp(HH) (Lig. lOTp). — 42.1. 1. HUJrO BA. — 42. I. 3. OKpriUI
— 42.1.20. HBAKHiff (Lig. nBA). — 42.11. 12. AAR^ (Lig-AA*)- —
43. L l. BHCTttl. — 43.1.2. HCflANHUIfCf. — 43. L 6. HBsRCA"R)fk.
— 43. I. 7. B*. — 43. I. 13. ANjAk (Lig. jA). — 43. I. t7. AHjAk
(Lig.jA). — 43.11. 11. CABA (c ohne Zeichen). — 44. L 8. EA*Uk (Lig. BA)«
— 44. I. 8. 0YliB(4HHK) (Lig. IIB). — 44. I. 14. BHTA-KOUA (Lig.
TA). — 44. I. 17. nOA'BHr'UJfCf. — 45. 1. 1. nppBH. — 45. I. 18.
ANjAk (Lig.jA). — 45. II. 4. flOKAONtT'. — 46. I. 5. (OA'KjttA*
(Lig. 5*A)- — 46- k 18. JKBTk (Lig.JKBT). — 46.1. 19. XBTk (Lig.
JBBT).— 46. II. 1. HitOB**R (Tk) . — 46. H. 6. (CBA)TACTBOYITk. —
47.11.13. flAHk — 47.11. 14. B;p-KBk (Lig. K^p — 47.H. 19. OKpcTA
(Lig.Bp*). — 48.1.6. B'Hk. — 48. IL 5. Cf A. — 48. II. 1 5. KpKH. — 49. II. 4.
KfipBA*B (Lig.npBy\). — 49.11. 12. n©CTH(AHT*ci) (ctm ohne Punkt).
— 50. I. 12. BMAfKBk). — 51.1.2. NtnOflATH. ^- 51.1.5. CfUpT-
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Berichtigungen zum Reimser Evangelium. 483
(Maro). — 51. I. 17. caoykhtaa. — 51. 1. 19. ©ytbpa(hth). —
5i. II. 4. (HC)flBU'Cf. — 51. II. 19. TMCTk. — 52. II. 6. UAAHtUl-
chh (k ist ausgestrichen). — 52. IL 11. U4T"K*E. — 53. I. 4. (CAH)-
UMBKf (Lig. BJK). — 53. I. 12. TKOEO. — 53. I. 13. lippKUk. —
53. I. 16. k k^ahk^k. — 53. I. 18. HJKloyruciTk A. — 53. II. 4.
pMf. — 54. L 6. H-KK^paTHTHCf (Lig. Kj$pa . — 54. I. 10. RllpKBk. —
55. II. S. B'fpCAUt. — 54. II. 10. npBAHBk (Lig. npKA) — 54. II.
18. B B-BCT4H. — 56. L 8. oyroTOBAk (Lig. toba) . — 56. I. 9.
BC^k A. — 56. II. 12. HUJk. — 57. II. 6. (Btw)HAKTa (Lig. Hf\ —
57. II. 8. A*RA* (Lig. « — 58. I. 7. OEUHHA. — 58. II. 1. HÜ-
uoi|iHoe. — 58. II. 11. (NHKTO)Kf. — 59. L 5. KH^dHk (Lig. %a).
— 59. I. 15. KF/ioyKHMoy. — 59. II. 8. HHk pim. — 59. II. 17.
4M"(jAk). — 60. II. 2. KU, pht). — 61. I. 16. K-kHH.Uk A. — 61. U.
8. fjAMl (Lig. j*n).
Um da« Aufsuchen des Textes zu erleichtern , füge ich hier eine
genaue Bezeichnung aller Bruch stücke der heil. Schrift bei, mit Aus-
nahme derjenigen, welche als »knhi'h np1illoifAP*CTHt bezeichnet
sind, da ich letztere nicht finden konnte, obgleich ich mehrmals das
ganze alte Testament durchgesehen habe. Ich weiss bis jetzt noch nicht,
von woher sie genommen sein konnten; Bischof Krasinski sagte mir, sie
seien aus Joannes Damascenus abgeschrieben, ich hatte keine Möglich-
keit, dieses Buch hier zu finden, doch bin ich überzeugt, dass dies nicht
die flKHHTH nplulOYAP*CTHc sind. %)
Erster Theil.
1. Koy^Mki HAkftlkAHd : w UAT#t* (X. 1—8 inclusive).
2. uhi^h KapkKptc : f\,;a CD upK4 (V. 24 — 34).
3. NHKKAk'i : lya. CD. /AoyKki (VI. 17—23).
4. HrHdTHH BoroHOCki** : lya CD uapKa (IX. 32 — 40).
5. HfA- np*KAk pOKTBOUk )fKUk : fVa ^ uat+Hä (I. 1 — 25).
6. Bk H4BIMfp *B pOPKA^C JfBA : ÖD ACyKkl (II. 1—40).
■
t) Die betreffenden Lectionen sind aus den Sprüchen (Proverbia), aus
dem über Ecclesiastici und über Sapientiae; ich habe die Lücken des Ver-
fassers ausgefüllt. V. J.
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484
J. Loa,
7. Hü OV'TpkMH pOKkCTRA )fS4 ... HA AV' rpKTMl : i\fA (D UJ*
(n. i—i2).
8. HAOyTpHA pOJKTRd x"K<* : <Va ^ Ud* (n- 13 — 23).
9. cAxR-ra no p03KkCTK*k \'K*ti : lya CD uaT* (XII. 15 — 21).
10. OKplv^HH^ . lya Q) ayRü (II. 20—52).
11. CttRTA npt^Kf ROARAfHjfk : t\fd (D UaT* (III. 1—6).
12. hi\ np-k/K k r o r a f h ki ^ k : iya CD uapRa (I. 1 — 8).
13. Rk HaRfMfpHf CTkjfk RroARafHkix : «Va N (III- 1 — 18).
14. Ha CTOI RTOABAfHHf l iya CO UapKA (I. 9—11).
15. Ha Ayrpkr : iya CD UiiT*A : (III. 13 — 17).
16. Ha (OV)TpkA RrOABAfHklX : iya (ö haha (I. 29—34).
17. c*r no RroARAfH'f : iya CD lia* (IV. i— ll).
18. HfA no RTOARAiHkX : iya CD ua* (IV. 12 — 17).
19. iyfyuHa : iya (D ua-r*kA (XI. 27—30).
20. rpHropa RroRi^a : iya CD ui k^fA (IV. 25. — V. 1—12).
21. ckp*KTfHHi ra hjuj ijfa : tya CD aoyRki (II. 22 — 40).
22. CTrO HAHA npA**l H KpkCTHTAOy : 'Va " MaT^kA (XI. 2— 15).
23. M : CTfk : iya OJ uar* (XX. 1—8).
Zweiter Theil.
1. R HAAIO UK-kTH©y HTHHf MAHf RA. n(aRAA) an : KMHAHnH-
cHfu (II. 5—11).
ijAH-k o uat^M (XXI. 1—9).
2. R HfTRfTRk RAH : MT : in : RA : n : A : K ROpiHTHOUk (I. XI.
20—32).
f : 0 HRHa XIII. 1 — 15).
3. R CTOyiO CROTOy : MT : fH:RA: nR: AH: Rk ROAACHf Uk (in. 1 — 4).
i : o ua-rrt (XXVIH. 1—7).
4. r h^aio nacRH : mt : in. r. n. k k/hthuk (I. V. 7 — 8).
f : 0 uapRa (XVI. 1—7).
5. Hk KfhufHHf npKR-k : mt : KH>k anoRAHncHf ra : hrha : an
(XXI. 2—5).
f : O AOyKH (XIX. 1 — 10).
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Berichtigungen zum Reimser Evangelium. 4ST>
6. K *y"ropH a nncn* : ht : a*"hh anacKffk (XIII. 26—33).
f : 0 aovkh (XXIV. 36 — 47).
7. Hk B^HCNHI rm : HT : A*"HH dllAC (I. 1 — 11).
c : 0 uapna (XVI. 14—20).
8. B MAA» niTHKOCTMöy : HT I ,.\*k"kHH AR ACKJfk (II. 1 — 11).
f : 0 HR Ha (XIV. 23—31).
9. B HkCTk CTf TpOHI^f : HT : III : BA : IIB : d fl : Kk pHUAANOUk
(XI. 33—36).
f : 0 HBHA (XV. 26—27. XVI. 1—4).
10. uiua Tiaa \-Ka : HT : in : ka : nß : an : KkpNTHOUk (Ein
Vera. L XL 23).
f : 0 h RHd (VI. 55 — 58).
11. CTO MKHd K^CTHTAA : HT : HCdNf np : (XLIX. 1 — 7).
f : 0 AKH (I. 57—68).
12. nrpa h iiraa an : ht : a^ühh an (XII. 1 — 11).
f : o UdT'k-k (XVI. 13—19).
13. npoKona : ht : in : ea • ns : an : k piianouk (Fehler , ad Ephe-
sios. L 3—8).
f : 0 A oy k h (11/32— 34).
14. B^NCHHf Bpu^f : HT : KHTk np-kuÄpCTH (Ecclesiast.XXIV. 1 1— 20).
f : 0 aov'K h (X. 38 — 42).
15. pojkactko BpUf.-HT KHrk nptUApocTM (Prov.VIII. 22—35).
g : o uaTt-k (I. 1—16).
16. BKuJfCABa:HT:KN>k np-RUApocTH (Ecclesiaat. XXXIX. 6—13) .
I : 0 aov'kh (XIV. 26—33).
17. UMX'AHAa : HT : KHTk anOKA ! BA : HRHA : an: (XII. 7 — 12).
f : 0 uaT-kt (XVIII. 1 — 10).
18. fpONHUa : HT : KNTk i nptUApOCTH (Ecclesiaat. L. 6 — 13).
f : 0 AKH: (XI. 33—36).
19. A"k *CX> CBTMX'k : HT : KHTk aiiokaa : BA : MB : an : (VU.
2—12)
f : 0 UJTffc (V. 1 — 12).
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486 J. Berichtigungen tum Reimser Evangelium.
20. HA KHjANIO pO*ACTK4 X** ' MT in : K A ■ nR An KpNUAMMk
(I. 1—6).
f : 0 uaTtt (L 18—21).
21. HA p05KACTRO JfÄ© : HT : III : Kii: flß : an K THTWf (II. 11 — 15).
I : 1 AC^KH (II. 1 — 14).
22. Ha poJKACTRO JfBO: HT : ffl : BA : IIS : in : K THTOy (III. 4 — 7).
f : 0 AKH (II. 15—20).
23. K UHCH kahkoh : HT : III : BA nR an : K'fBp'KOUk (1. 1—12).
f : O HBHA (I. 1 — 14).
24. cfo CTHHA : HT : a^^hh aiiAcK^k (VL 8—10. VH. 54 — 60).
I : 0 UAT« XXIEL 34—39).
25. HBHA AnAA HIJAHCTA : HT : BHTk lip^UO^ApCTH .
f : 0 HBHA (XXL 19—24).
26. NA OKp^aHHi jfi© : HT : in : KA : ns : An : K pHUAHUk (VW.
1—4, XV. 8—9).
f : 0 AOVj*KH (II. 21).
27. HkOTHTAHHIO : HT : HCAHf np (LX. 1 — 6).
f : O UATfK (L 1 — 12).
28. B^H*BCf HHf rHf : HT : IIAAAjf Hf np : (III. 1—5).
f : o AoyKH (II. 22—32).
29. KoypHaa m uitovahi : HT KHTk nptUApocTH (Snp.X.17— 21).
f : 0 UAT-K-K (X. 37—42).
30. KtMAK TA : HT : KHrk np*kUApocTH (8up. X. 10. Ecclesiüst.
XLV. 3—9).
f : o uaptta (X. 25—31).
31. EArOBlUf HHf BpU/K UpHf : HT : HCAHf np: (VII. 10 — 15).
I : 0 aov'kh (I. 26—38).
32. fAHOro HcnBAHHKA hah Kckoyna : ht. Kiirk np-kUApcTH
(EccleaiMt XLV. 1—6).
Mit der grössten Hochachtung
Ihr ergebener Schiller
/. Lok.
Freibnrg i. Dr., 5. Juni 1886.
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Anzeigen.
Fr. Miklosich, Die türkischen Elemente in den Südost- nnd ost-
europäischen Sprachen (griechisch, albanisch, romanisch, bulga-
risch, serbisch, kleinrussisch, grossrussisch, polnisch). Wien 1884. *)
»balc ek . .. , barcak, Degengriff..., nord t. baldak Das erste
(= Schmutz^ Lehm) ist wohl nur ein Druckfehler statt balcak. Baldak
(Ring, Säbelgriff, die Kugel oder der Knopf auf demselben) ist freilich
ein damit verwandtes, aber nicht identisches Wort ; kirgisisch bedeutet
os anch Krücke = tobol. baltak. Hierher gehören russ. nabaldäcnik*
(vgl. Mat. 188, also nicht HaÖaJAamHHTTB , wie H. Grot zu schreiben
verordnet) und bald* Stockkopf.
i> bald an russ. baldyry'am . . . «. Das letzte ist eher aus
dem deutschen Baldrian entstanden.
»balg k . . . nordt. palyk . . . «. Diese Form ist speciell altaisch ;
sonst lautet das Wort auch im Nordt. mit b an, und diese Form kommt
hier allein in Betracht.
• baisam 0LAj pers., Balsam, bulg. ... serb. ... rum. ... alb
(»überall baisam* . kurd. balasan. grieeh. it;i äloauo pass. magy. bal-
zsam (»wohl balszam*). griech. ßalaa^tov aus dem arab. bala&än . . . a.
Das Wort heisst türkisch belesan, wie es auch arabisch oben geschrieben
steht, also wie im Arabischen. Daraus ergiebt es sich weiter, dass die
»pers.« (und die kurd.) Form mit der arabischen identisch ist. Mit den
übrigen, die alle m statt n haben, verhält es sich offenbar so: altgriech.
ßükoauov, welches seinerseits aus irgend welcher orientalischen Sprache
entlehnt ist, ging ins Latein als balsamum über ; dies wurde im Italieni-
schen zu balsamo , und hieraus ist die neugriechische Form geflossen,
welche die übrigen erzeugte.
»ban, van.... pers., urprünglich selbständiges Substantiv: Hüter,
Beschützer, bulg. ban ... serb.-kroat. ban .... Vergl. mgrioch. ftoedvog,
das freilich einen andern Ursprung, aus bojan, vermuthen lässt . . .«.
Ban erscheint im Neupersischen nur in Zusammensetzungen fast als
Suffix (vgl. z. B. oben bagci) und konnte somit den 81a von nicht von den
Türken vermittelt werden. Es liegt kaum etwas näher, als das Wort
eben aus bojan(x) oder richtiger aus dem ächten mongolisch-türkischen
bajan , welches z. B. bei den Avaren und Bulgaren wenigstens als Eigen-
name gebraucht wurde, abzuleiten. Mongolisch bedeutet bajan zwar nur
» .
i) Vergl. Archiv VIII, S. 637-651.
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488
Th. Korscb,
»reich«, aber das bei den Türken entsprechende baj kann anch den Sinn
von »Herr« haben ; vgl. noch jakut. bajanai »ein Schutzgeist der Jiger
nnd Fischer« (Böhtlingk), alt. pajana Gott, cuvas. pojan reich, Baj an
Namen eines Theils der Schor-Tataren in Altai (Radioff, Vergl. Gramm.
XXVIII) . Die Znsammenziehung der Vocale nach Ausstossung des hinter-
lingualen Reibelautes konnte sowohl im Mongolisch- türkischen, als auch
im Slavischen geschehen (vgl. serb. ban, gen. bäna). Boeavoq ist nach
dem slav. bojanx gebildet, in welchem, wie in allen alten Entlehnungen,
das unbetonte (kurze) a durch o vertreten ist.
• bar ... mahl ... serb. bar, Menge barom auf einmahl ...«.
Diese Zusammenstellung ist insofern misslich, weil das pers. bar bei den
Türken nur in gewissen , wiederum persischen Redensarten vorkommt.
Frei dagegen ist der Gebrauch von bar Bürde, und an dieses Wort dürfte
man hier vielleicht eher denken.
•barbunja ... bulg. barbun. griech. (ijtaQ/xrtovvi ... Das tür-
kische Wort stammt aus dem it.«. Und das bulgarische aus dem griech.,
wie auch die hier fehlenden russ. barbünja, barabünja, barabülbka.
bari einmal (eig. mal ein) war bei bar eher zu erwähnen, als bu-
bare, welches eine andere Bildung ist.
•baraKan klniss. bare hat, Sammt ...«. Dieses, welches auch
grossrussisch ist, gehört mit dem deutschen Barchent und wahrschein-
lich mit rum. bärsan, magy. bärsooy zusammen.
basgak (basqaq) ist nicht persisch, sondern türkisch — von bas *)
drücken, wie mong. daruga (etwa Polizeimeister) von dam (Infin. da-
rnqn) drücken.
Von basma ist das kleinrussische »baxaman, blauer Streif vom
Schlage« wohl zu trennen und mit dem poln. pasaman (= ital. pasaa-
mano — s. Diez I. s. v.) zu verbinden.
Das unter bas aus Mat. 31 citirte »russ. bahly* ist kein russisches,
sondern ein türkisches Wort und wird dort nur im Interesse der Etymo-
logie erwähnt. Ich erlaube mir hier die Frage, ob nicht russ. slyki
(Art Kopfbedeckung) aus baslyk* verkürzt ist (so schon Reiff).
Unter batsmah fehlen serb. pasmag und pasmaga, poln. baczmag.
Das russ. basmäk-i, kommt mindestens schon im XVI. Jahrb., nämlich in
Domostroj, vor.
• bat si>o pers., Ente. iL ar. , Ente, Gans. bulg. patfr . . .
patka ...«. Es ist ein und dasselbe Wort, nur im ersten Falle unrichtig
geschrieben. Auch ist es im Gespräche nicht gebräuchlich und konnte
dämm ins Bulgarische u.s.w. nicht tiberkommen. Uebrigens bezweifelt
der Verfasser selbst den Zusammenhang der hier angeführten Wörter. Was
seine Frage über den Ursprung des neugr. namiut (Ente) anbetrifft, so
ist das entsprechende krym-tatar. papi kaum von Belang ; interessanter
dürfte der kumukische Ruf babis sein, mit welchem man die Enten lockt.
») Türkische und mongolische Zeitwörter werde ich im Folgenden ohne
Endungen, also im Imperativ (= Stamm) anfuhren.
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489
*batak russ. batkakb nordt. bat vb. . . .«. Batqaq ist
eben die nordt. Form.
»bat man .... rusa. batmawb . . . Daneben bezmem . . . klruss.
bezmtn. poln. bezmian ... Haas, bezmem, (das poln. nnd das klruss.
setzt bezmem voraus) mag früher als batmam aufgenommen worden
sein«. Für die Geschichte der beiden Wörter liegen mir augenblicklich
leider nur drei Stellen vor — aus dem J. 1588 1) : a kto yMnen npo-
A&BaTH bt> po3BtcL, MeiniiH oyxa, nojiyn\Mo>n. h nojryöeaMeiioin» iuh
rpHBeiiKOK) (Aktlt Apxeorp. Siccne*. I, Nr. 338), aus dem J. 1663 —
1664 : erb Toro BejHKOBCKoro yxoxbfl ua roj-B no amiahuth 6aTMaHOB%
6ojramx% Ka3aHCKHX7>, eÄeroA> . . . (Aktm lOpa*. Nr. 202) und aus
dem J. 1675 — CoopniiirB MyxaHOBa (Hamm» TouapaM't) 356: a bt>
6e3MeHt 3-a ♦ysTa a Maiux-s xe rpHßeHOKi, wb (tonen* 5 rpHoenoicB.
Sollte die Folge der beiden Wörter in diesen Stellen zufallig sein, jeden-
falls hat H. M.'s Vermuthung aber die Zeit der Aufnahme schon darum
viel für sich, weil be/men h (oder bezmem,) ein allgemein gebräuchliches
Wort war und ist , während batmani immer ein fremdes Gepräge ge-
tragen zu haben scheint. Dass dieselben zwei verschiedene Gewichte
bedeuten ( bezmem, wiegt nur so viel, wie man auf einem »Beseiner«
wägen kann), das ist an sich nicht wichtig; aber lautlich sind sie weder
im Türkischen noch im Slavischen vereinbar. Tamm (Svenska Ord S. 8)
glaubt in bezmem, ein slavisches Wort zu finden und führt Kolbergs
Etymologie — von bez und mdna — an; doch klingt eine solche Zu-
sammensetzung ohne anderweitige Suffixe nicht slavisch und scheint
hier wohl nur in Folge der Volksetymologie stattzufinden. Ich möchte
das Wort vom arab. wäznä (s. bei H. M. >v£zne* . . . Wage, Gold wage«)
ableiten , welches zu den Türken mit der persischen Aussprache väznä
überging und bei diesen, deren viele das fremde v durch b ersetzen, zu
bäznä und dann durch Anlehnung an das Suffix der Vcrbalsubstantiva
-ma (-ml) zu bäzmä werden konnte. Das n kann sowohl russisch , als
auch türkisch sein; man vergleiche einerseits sarafam, aus särapafj),
andererseits kasanisch ütürmän neben ütürmä = russ. tjun>ma, altaisch
(bei den Tubatataren) parcan statt parca alle, üebrigens vgl. auch
cag. (sart.) wäzmin schwer, welches wohl vom arab. wäzn »Gewicht«
weiter gebildet ist. Nicht allein alt. päzibän, sondern wohl auch kirg.
bezben sind Rückentlehnungen aus dem Russischen.
•be" bürgt . . . . Damit vergleicht Danic. serb. baber . . . Vergl.
griech. ä^Tteqjto'i . . .«. Das oerbische Wort lässt sich vielleicht besser
mit be*be>ije\ türkischem Namen für Rosmarin, vergleichen, das griechi-
sche aber ist das persische ambär-boj (buj) , nach Bianchi »sorte de
bluet, de barbeau«, eig. nach Amber duftend, welches also unter 'amber
zu verzeichnen war.
>) Längere russische Belegstellen will ich fernerhin in der Urschrift
geben, da die Wiedergabe orthographischer, zum Theil nicht unwichtiger
Einzelheiten bei dor lateinischen Transscription bedeutende Schwierigkeiten
bietet.
Archiv f&r slivioct» Philologie. IX. 32
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490 , Th. Korach,
*bedi\... neu, selten, wunderbar, bulg. bet für russ. groznyj ...«.
Näher liegt das von H. M. oben erwähnte bed schlecht.
*bv dz , 6ec . . . Wien.. . . mm. beb . . . mag. bec$ . . .«. Wahr-
scheinlich ist die Wanderung des Namens in umgekehrter Richtung ge-
gangen, zumal da er im Magyarischen auch eine appellative Bedeutung
(Keiler) hat.
•bekar ^Uo, j^cj pers. , Junggeselle, müssig. bekurhk . . .«.
Hier sind zwei verschiedene Wörter vermengt, von denen nur das zweite
persisch ist, — bi kär eig. ohne Werk ; das erste aber stammt aus einer
arabischen Wurzel , die in bikr Jungfer, bäkär Verein von Menschen
u. a. erscheint. In der Ableitung davon erwartet man -lik, nicht -lek.
»bSklemek ... beXtdÜ, Httter ... Vergl. serb. be&Iija, Art tttrk.
Soldat ... rum. belli ... behlik, besleag ...«. BekUja steht auch unter
bis fünf (s. u.), und dort ist wohl auch sammt den angeführten rumä-
nischen Formen sein Platz Denn es sind lauter türkische Bildungen
von be*s, die etwas auf fünf bezügliches bedeuten. Besli Adjeetiv) ist
also vielleicht ein Soldat, dessen Gage ein beslik beträgt Das rum.
besleag scheint eben diese Benennung der Münze wiederzugeben und,
wenn so, macht es wahrscheinlich, dass jene Soldaten auch schlechtweg
blslik hiessen.
*b&la ... Unfall ... Vergl. ftTTeXiavQavrl^to, dtre importune' ...t.
Dies ist von bcljaje' ogradg (oder, nach H. M., ugrade, da er ugramak
schreibt) = hat einen Unfall erlitten.
»beli ... serb. besbeli ...«. Dies besteht aus dem pers. bäs (bes)
viel, sehr und türk. belli bekannt, gewiss.
»ber . . . pers., Laub und Frucht . . .«. Nur Frucht ; Laub heisst
berg. Ob das Wort dazu geeignet ist, um mit Daniel etwas serbisches
daraus zu erklären, ist höchst zweifelhaft.
» ber aber ... pers., gleich ... nordt. bareber ...«. Das letzte ist
echt türkisch : bare alles und ber (blr) eins.
»b erb ad ... pers., zerstört . . . rum. berbant . . . Vergl. it. bir-
bante«. Aber auch birbone; s. Diez I. s. v. Bribe.
*bett ... fünf. bulg. beslik, fünf Piaster ...«. Dies schon türkisch.
Hier, wie bei besparmak, fehlt die wegen des Russischen nöthige An-
gabe , dass diese Wörter sich auch im Nordtürkischen finden barmaq
Finger) .
Bei bezz fehlt russ. bjazb und — volksetymologisch — vjazb.
Vergl. im J. 1586: a cl kochku 6ä3H noiAeHra xi (Aktu Apxeorp.
3KciieA. I, Nr. 331), im J. 1601 : piou 6fl3Hiiiiu>i ßkaua (Aktu K)pm.
8. 38) .
Bei bicare fehlt russ. biccra Mat. 16. 83.
Die bei bicke als nordt. verzeichneten pycaq, pyckyu.^w. lauten
mit p statt b nur im Altaischen und in mit ihm verwandten Dialekten an.
*bilezik... Armband... nordt. bilätzik ... Vergl. aslov. behcu<p>
annulus ...« und ähnlicho Formen. Eine Entlehnung im Altslovenischen
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Anzeigen.
491
muss auf der Ältesten Form dos Wortes beruhen, und diese ist das cag.
biUwzflk (aus biläk Arm zwischen dem Ellenbogen und der Hand und
üzük Ring), welche zu beltcug-B wenig stimmt. Aber auch die Bedeu-
tung macht Schwierigkeiten, denn der Begriff »Arm« ist hier wesentlich.
Da sich nun im uns bekannten Türkischen kein entsprechendes Wort zu
finden scheint, so dürfte man vermuthen, dass es von der Wurzel böl
oder bil (im cag. böldürgä oder bildürgä Ring aus Riemen, Holz u. ä.)
eine Bildung mit dem weit verbreiteten Suffix -eug (-£üg) , -cyg (-&g) ,
also bölcüg, gab. Im Chalcha-Mongolischen soll nach Rlaproth, Asia
Polyglotta S. 281, byldvk Ring heissen.
nbtlm ez .... russ. behmevb . . . Vergl. dial. belerem .... halbes* . . .«.
Das letzte geht auf die kirgisische Form l; bilbes zurück, und belevesa,
wie auch das hier fehlende, obgleich Mat. ib. angefahrte, balovest,
scheint nur eine Verdrehung daraus zu sein.
Zu bir «ein« möchte ich russ. bin.ki (Plur.), bin.ka, birka (Zahl-
stabchen) stellen, indem ich diese Wörter, besonders angesichts der un-
organischen Erweichung in bin>ka, auf bir iki (eins — zwei) zurückzu-
führen wage.
*bir%et ... ar., Teich ... sp. alberca ...t, obgleich der Verf. ohne
Zweifel einsieht, dass das spanische Wort unmittelbar aus dem Arabi-
»birmek ... nordt., geben, bulg. bir für russ. puste, pozaluj ...t.
Unglaublich wegen der Herkunft, aber auch wegen der Bedeutung, da
das Türk, diesen Gebrauch des Imperativs bir (osm. ver) nicht kennt
lboj'lija, ein wahrscheinlich türk. in ßoilaöai, ßoliadiov bei
Theophanes, ßoliafwv bei Constantinus Porphyrogenitus steckender
Stamm, aslov. boljarim . . . Wie ist aber das Wort in das Russ. ge-
rathen? bojarim . . . Das Wort ist vielleicht mit türk. boj, Statur,
bojlu, hoch, verwandt«. Durch das vorausgesetzte, offenbar serbisch-
bulgarische bojlija lassen sich die angeführten Formen schwerlich er-
klären. Mit ßolkadcu ist das hier nicht erwähnte, im Altslovenischen
und im Igorliede vorkommende bylb (so H. M. im Lex. Palaeosl.) oder
bylja 2) schon langst zusammengestellt worden. Die Endung -gdai ist
») Nicht katschinisch. wie es Mat. 188 heisst, — s. Radi. § 186.
*) Aus den im Lex. Pal. erwähnten Stellen ergiebt sich die letzte Form
als die, welche mehr für sich hat, als die erste. Vergl. nämlich Cod. Supr.
168, 2: aramaBi» xo komhct» r.iac i. 3Btpnn oyöou ca h xorfcanie fttaeaui, u i\aa-
roia uAienurh He 6oh c*(,) 6wim, co 6o oy*o muBp&n,. Ib. 6 (Fortsetzung
desselben Gesprächs) : bhahiiiii ah (,) (hiju {,) nber» (?) ikuua. xaxo . . . M3Mi>-
pima. Ib. 170, 13 (dasselbe) : ce ace vt.\n 6<&ab (,) äreufu, uro pa6i Öoxuu ap-
tcmohi oriMBnrroni 6&&eTh. Also an allen drei Stellen Vocat Sing., freilich
mit einer befremdlichen Endung , die wohl der entsprechenden griechischen
Form ßotXü (ßoXiä) nachgebildet ist. Igorlied S. 8 Ticbonr. : cn> qepmroBi.-
ckxmm 6ujumi. Die übrigen Stellen sind verdorben. Chron. Malalae : oyöiieHi
6ucn 6buxn cbommh (etwa Öbuf mh?). Der Stelle Georg. Hamart. nach der Hs.
vom J. 1456: K«px cKopo nocsa 6i.uh CBoero k neMV entspricht nach Vostokov's
Angabe in Chron. Mal. tchg fiBytaxavta altov, also ist c-Boero ein Fehler statt
cboh (oder cboh, cbomxi).
32»
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Th. Korech,
griechisch und dient nur zur leichteren Bildung des Plurals (Sing, ßol-
Aäs . ßokiäg) ; wie ist aber das Slavische zn seinem -arin-L gekommen ?
Sabinin's Ableitung vom isländ. bölari Mat. 131 ist schon wegen des
slav. o statt des zu erwartenden u unannehmbar. Da nun boljarini» aus
bojärin'B leicht entstehen konnte (nämlich durch Anlehnung an bolü) ,
während das Umgekehrte höchst unwahrscheinlich ist, wird man sich
nach einer andern Ableitung umsehen müssen. Von der oben (s. han)
erwähnten Wurzel bai wird mongolisch das Verbum bajar »reich sein«
gebildet, welches wohl ein Denominativ ist, obgleich das entsprechende
Nomen bajar »Freude, Lüste bedeutet (vergl. beatus, ivdcuuwv. olßiog
u. s. w. = reich.. Was nun das eigentlich türkische Sprachgebiet an-
langt, so mag der Umstand, dass es im Kasanischen ein Wort bajar
»Edelmann« giebt, dem russischen Einflüsse zugeschrieben werden, aber
schwerer wiegt das Vorkommen desselben Ausdrucks mit der Bedeutung
»Vornehmer, Magnat« in Kokand. An bojärin'B schliesst sich das von
H. M. nicht berücksichtigte spätere bärin f> nebst barynja barysnja,
vergl. bojarynja, bojaiysnja) , welches sich zu demselben, wie bam, zu
bojam, verhält und die Alterthümlichkeit, wenn nicht die Ursprünglich-
keit der Form ohne 1 so gut als ausser Zweifel stellt
*bol ... weit, geräumig, reichlich ... rum belkug, buluk, Fülle.
belintya vb. ...«. Das zweite rum. Wort könnte freilich aus bolluq ent-
standen sein, ich finde aber für dasselbe nur die Bedeutung »rasch, plötz-
lich« ; das erste, von welchem das letzte abgeleitet ist, wird von Pont-
briant bilsugu auf magy. böseg zurückgeführt. Jedenfalls lässt es sich
aus dem Türkischen kaum erklären.
»boz ... grau. russ. buzan ciconia alba Matzen. 126.«. Der letzt-
genannte Gelehrte zieht dazu auch russ. büselb (g. v..), poln. busie*, lit.
busilas und russ. busyj, canus, glaueus, welches wohl schon im Igor-
Hede (toycuH) statt Öocuh jnm| S. 12 Tich. wiederherzustellen ist.
Dass er mit dem letzten Worte Recht hat. scheint angesichts der nordt.
Aussprache bus nicht zweifelhaft zu sein (vergl. Mater. 146 und 190).
Aber auch darin hat er Recht, dass er buzani> von buselb dem Ur-
sprünge nach nicht trennt. Nun aber kommt noch poln. bocian, cech.
bocan u. s. w., das von beiden Gelehrten ausser Acht gelassen ist, un-
bedingt in Betracht und, indem es seine Rechte auf Verwandtschaft mit
buzant und buselb geltend macht, scheint die Berechtigung jener Zu-
sammenstellung nicht unbedeutend zu erschüttern. Uebrigens hätte
neben buzam. klruss. buzbka erwähnt werden können.
Das unter bozmak erst dem Bulg. und dem Alb. zugeschriebene
balebozuk (eig. einen verdorbenen Kopf habend, verwegen) ist bereits
türkisch.
»bozusmak sich entzweien, bozustirmak, entzweien , bulg.
bozuxtisam, bozwtutvam verfeinde . . .«. Dies beruht nicht auf dem
Causativum hozusturmak (so), sondern auf bozustu, Präteritum von bo-
zusmak (s. unsere Einleitung, ; bulg. -ti- steht statt -tu- nach der Ana-
logie der Mehrzahl anderer Verba.
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Anzeigen. 493
»bud, but ... Schenkel ... mram. buturi ...«. Heust das letzte
auch »8cheiikelf oder Etwas «war verwandtes, aber doch anderes? Os-
manisch nennt man potur eine Art Hosen, die am Oberschenkel breit, .
am Unterschenkel aber sehr eng sind, anch, wie es scheint, das, was
franz. guetre heisst, als ein selbständiges Kleidungsstück. Dass das
Wort früher mit b anlautete, beweist altrnss. buturi yk-L »Beinschiene«,
welches, obgleich nur ans keinem tflrk. Dialekte bekannt, aber doch
ohne Zweifel türkisch ist. Osttürk, heisst dieses Waffenstück einfach
bnünq, butlyq.
»budala .... serb. ... bulandisati ...«. Das erste ist gleich cag.
butalaq dumm von bnta Klotz (so Vämbe>y, Etymologisches Wörterbuch
der turko- tatarischen Sprachen § 225), das zweite aber gehört zu bu-
lanmak (s. unten) . Fehlen neusloven. budalo, budalast.
Mit buga »Stiert vergleicht Reiff mss. (und allgemein») av.) oukb,
was nicht ohne Weiteres abzuweisen zu sein scheint, besonders wenn wir
die ältere türk. Form buqa und den Accent des slav. Wortes berück-
sichtigen (gen. ÖiJKa).
Dass die unter bujumak angeführten sl avischen Wörter, wie hu-
jati, bujstvo u. s. w. , wirklich dazu gehören und nicht mit altind.
bhüyas, bhfiyista u. I. verwandt sind, wird wohl bei vielen Zweifel er-
regen.
Das neben bulan erwähnte buUmmak heisst nicht »trüben«, son-
dern »sich trüben, getrübt werden«. Zum russ. vergl. Aktm K)pHA.
Nr. 422 : Mepura öyxairB (im J. 1570). Zum Verbum gehört wohl russ.
butyndatwja (und valandatesja?) sich beschmutzen u.ä. »Trüben« heisst
bulamak, tatar. (=.nord- und ostt.) bulgamaq, woher bulgaq trübe,
Unruhe, Aufstand — russ. bulgi" Unruhe, Wirrwar, buigäciti., bulgätite
in Unruhe u. s. w. bringen.
• bulava ... das Wort wird für tatarisch (türkisch) gehalten ...«.
Wohl mit Unrecht ; vergl. Diez, Wörterbuch I unter Bolla (»fr. bou-
lon nagel mit dickem knöpf, altfr. bolzen; ebenso heisst lat. bulla
knöpf des nagel s« u. s. w.).
»bulgar... türk., Bulgare, bulg. bl'Bgarin. serb. bugarin. magy.
bolgdr u. s. w. . . .«. Dass die Bulgaren ehemals Türken waren, ist
möglich , dass aber die osmanischen Türken , aus deren Sprache doch
der Name citirt wird, denselben von den Slaven und zwar wahrschein-
lich von den Bulgaren selbst erhalten haben, ist sicher.
Bei bundzuk, unter welchem nur klruss. buneuk angeführt ist,
fehlt eben die Bedeutung , welche für das letzte allein noth wendig ist,
nämlich die der Fahne. Russ. buncüki, Adj. bunc.ukövyj , wenn von
Kosaken, buncügi, Adj. buncüznyj , wenn von Türken die Rede ist;
poln. bunezuk. Cag. buneuq.
»Ä ur .. . pers., rothgelb, fuchsenroth. russ. voh>yburb izv. 270 (»?«).
klruss. buryj ...«. Das Wort ist auch neuruss. Im (Jag. giebt es auch
bur (als Subst. »Kreidec), tatar. burut, burty (mong. bugurui), es be-
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Th. Korsch.
deutet aber eine hellere Farbe. Uebrigens heisst buryj aueh nicht roth-
gelb, sondern braun. Vgl. auch mong. bttrflj dunkelfarbig.
* bürge, burgu ... Bohrer ... russ. buratrb, buravh wird mit Un-
recht hierher gezogen«. Das heisst, das Wort sei nicht türkisch (so z.B.
auch Matzenauer und sogar Radioff, Vergl. Gramm. § 48). Wenn es
aber wirklich vom skand. bor u. 8. w. kommen soll, woher die sonder-
bare Endung? Dagegen wird Alles klar, wenn wir es auf türkischem
Boden entstanden denken. Wie von der Wurzel bur »bohren« bürge ab-
geleitet ist, so muss von ihrer Nebenform bura das entsprechende Nomen
burage lauten , und diesos wttrde in vielen nördlichen Dialekten unbe-
dingt die Form buraw (burau) haben. Dass das letzte Wort, welches
eben in denselben Dialekten wirklich gebraucht wird, nichts weiter als
die Entstellung des rass. buravB sei, ist nichts weniger als bewiesen.
Lehrreich ist es , dass Giganov in seiner Grammatik des tobolischen
(lrtysch-) Dialektes (1801) 11, 8. 11 das tatar. ^ypam.« (nach seiner
unvollkommenen russischen Transcription) russisch durch Hanapbe über-
setzt; er scheint also das »russ.« burav* nicht einmal zu kennen. Im
aitruss burovx, z. B. Aktm lOpn*. 8. 92 (J. 1579) : Ana Öypona 6oj-
lJJHXT. und sonst, war der Accent wohl zurückgezogen, worin dessen o
seine Erklärung finden würde; vergl. bizovb aus kqzati.
»bur gut o^;jj nordt. ...«. Doch wohl bürgüt.
»buri ... hjure ...«. Richtig bttri, bürü.
c ab ata ist schwerlich pers., sondern scheint mit finnischen Wör-
tern für »Stiefel« (suom. sappika, wot. sappoga u. s. w. — s. Donner in
Techmer's Zeitschrift I 264) , also auch mit alt slow -russ. sapüg'L zu-
sammenzuhängen. Der Wechsel zwischen s und c ist den uraltaischen
Sprachen eigentbümlich, b zwischen Vocalen ist türkisch. Kuss. coboty
schon im J. 1509 (Cotfp. TocyA. TpaM. h Ror. Nr. 147).
Bei cader fehlt das wichtige kirg. sater. Das slavische satra fin-
det sein Analogon im osman. satra Marktbude (Rückentlehnung?).
Unter hakul fehlen nordt. saqal und russ. sakaK, cakalka (ce-
kalka) .
»cakiser ... russ. Hhciry ...«. Richtig cakfary, das unbetonte a
aber lautet im Russischen nach 6 immer wie e (vergl. das vorhergehende
Wort) , und dieses wird leicht mit i verwechselt. Uebrigens wird die
Schreibung mit t auch von H. Grot, aber ohne jede Erklärung empfohlen.
cal ist auch nordt. (tat.).
can scheint nur kasanisch und etwa mischärisch zu sein, darf da-
her als ein russ. Lehnwort gelten.
Neben iapak fehlt nordt. cabaq.
Unter capraz fehlt magy. csapraz.
Unter cardak füge aitruss. cardak'B (Zab$lin, AoMauraiH ömtt» 1.
MaTepiaju 8. 123) hinzu; aber Aktm Ka-wieua II, 8. 410 (J. 1697) :
bt» ca^y ^epAairfc *a Ko.iOÄe3b (etwa = Pavillon ; vgl. azerb. cardaq
Hütte) .
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Unter carfk fehlen russ. (nüegor.) car^k* Frauenstiefel, (sibir.)
earöki (Gen. carka) Art Schuhe.
carkula, welches der Verf. als Zusammensetzung aus car vier und .
külah Mütze wegen serb. dhxrkula, iarkula voraussetzt, würde türk.
*Sarkülah lauten und serb. etwa *eardula ergeben. Vgl. armen, sarltulaj,
sakulaj »cucullo dei dottori Armeni«.
ceüm&n ist auch nordt. (z. B. kasan. eikmän); von der Neben-
form sflkmän (cuvas. sugman) kommt russ. sukminx = »sukonnyj kaf-
tania Dahl s. v. sukno, dessen Verwandtschaft mit jenen türk. Wörtern
wohl denkbar ist, zumal da Bie auch Tuch aus Kamcelhaar (tob. eikmän
Tuch im Allgemeinen) bedeuten; Aktm lOpn*. Nr. 427 (aus dem Jahre
1671): cyKMairo» qepjeuoH KpacHOH. Poln. sukmana.
Unter ciri (sogar mit ceri bakq) steht nichts ausser kumanisch
ceryi (sie).
*cisidi qui a gonte*. rum. eihit Auswahl ...t. Das Wort ist
pers., lautet im Türkischen gewöhnlich cesit oder cesüt und bedeutet
»Muster« (ecbantillon) .
eift »Paar« heisst pers. eigentlich dzift oder dzuft, und bnlg. cuft
erhebt es über allen Zweifel, dass das Türkische auch ctift kennt. Mit
diesem Worte wird russ. jufti>, juchtb oder juchta »Juchtenleder« ver-
banden, »weil die Häute paarweise gegerbt werden« (Grimm), — »en
nppgift som vi ej knnnat kontrollera « , bemerkt dazu Tamm, Svenska
Ord S. 3. Indem ich mich in derselben Lage befinde, bin ich doch
durch eine freundliche Mittheilung in die Lage gestellt worden , einen
darauf bezüglichen Bericht in Lepjochin's Reise I, 8. 40 kennen zu
lernen , in welchem u. a. folgendes steht : O^epuyiTB uiepcTb CBfnMBa-
H)T*b K03KH nonapno h BtuiaJOTTb na uiecTax'b, npHA'BJiaHHMX'b in. kojoa-
uaMi TaK'L , mtoöm Koxa nen öbua bt» bo**, vro ohh npotfMBKOio
HaaunaiOTL. Ausserdem kann ich die Möglichkeit des Ueberganges des
anlautenden dz in j in mehreren türkischen Dialekten constatiren. Uebri-
gens, obgleich ht »en oslavisk ljudför bindeise« ist, braucht man das h in
juchtb nicht erst aus der Rückwirkung des Niederdeutschen zu erklären,
wie Tamm vermuthet, sondern aus der Abneigung der Slaven gegen f ;
vergl. aber auch kochti, nochti, chto statt kogti, nogti, kto. Diese Ety-
mologie wird durch das von H. M. besonders gestellte, aber nach seiner
eigenen Angabe mit diesem identischen
*cift ... Joch Ackerstiere, Juchert ...« fast sicher gemacht. Denn
dasselbe von ihm auch hier nicht berücksichtigte russ. juchtb bedeutet
nach Dahl auch alle drei Felder zusammen (bei dem Dreifeldersystem
des Ackerbaues, von denen aber nur zwei bearbeitet werden). Mögen
Pelzwaarenhändler entscheiden, welche Bedeutung das Wort in Aktm
Apxeorp. 3kcd. Nr. 331 (im J.- 1586) hat: A kto Kynu cb rocTHHa
ABopa noBe3eT*L k>*tämh jochhm, j höh um, necqu, poBAorn, cupoMHTH
h BCHKyio MejKyio pyxjHAb .... Noch dunkler ist mir juchtb in An-
wendung auf 8teine — Aktm Kaia^eBa II, S. 781 f. (J. 1690): b Ky-
nHTb Kh nepKOBnoMy KaMeunoMy flfcry naTb TMceib crynenHoro *o-
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Th. Korech,
öporo KaMemo ja nen» tuccil ioxtch apimmnoro h TpexroTBepTHoro
KaMeneH; ... 3a CTyneHHoS Karnem» sa cto no TpH pytfjra, a 3a ioiothoh
3a apuiHHiioii h TpexqeTBepTHOH 3a k>xti> no ABa py ujh. Zum Schlosse
muss ich mein Bedauern ausdrücken, in dem von Grimm eitirten Buche
von Stieler die Stelle 892 nicht nachsehen zn können : die ursprüngliche
(persische) Bedeutung des Wortes jufti» war ihm offenbar bekannt, wie
es aus seiner Erklärung erhellt : (corium) sie dictum, quod Semper bina
coniungantur convolvendo.
Zu cinar vgl. Zab&in ib. S. 111: aockh maxMaTHue unapoBU.
•Sing an 6 ... ralyyavog, das auf a&lyyavog beruht ...e. Viel-
leicht, nur abgesehen von a-, welches doch wohl ausschliesslich dank
der Anlehnung an &iyyavio zum ursprünglichen Namen hinzugetreten
ist. Fehlt russ., klruss., poln., sorb. cygan (deutsch »Zigeuner«).
*coban ... Hirt ... klruss. auch hölzernes Milchgeftas ung. ...«.
Das letzte ist gleich ebbarn», Cbvan'B.
corba ist ursprünglich ar. surbä Portion Trank, soviel man auf
ein Mal austrinkt; vgl. kerbet.
eubuk (oder cebeq) ist auch nordt.
Den unter cujen »Gnsseisen« angefahrten Entlehnungen steht cag.
eüjün näher. Das vorauszusetzende *cügün findet sich gewiss noch in
irgendwelchen Dialekten; vergl. nordt. tüjüm, tüjün Knoten — cag.
tflgQm, osman. dügttm (jetzt ausgesprochen dfljOm) ; nordt. kiiz Filz —
taranc. kigiz; kasan. ttjüm Haufe — cag. Ögüm aufgehäuft, riesenhaft';
nordt. ijä Herr — uigur. und tobol. igä (mong. edzen, welches für die
Ursprflnglichkeit des j spricht) .
Das neben ciirük (1. -k) stehende (j;>£- bedeutet curuk; beides
ist üblich, aber das zweite nur provinziell.
ndada, dudS ... Kindermagd, daje, daja ... tttrk. Amme ...«.
Das Wort für »Amme« ist pers.
Das neben daim angeführte daime ist nicht Ä+jb (Fem.), sondern
USto (Accus.) zu schreiben.
»daire ... Handtrommel ... Vergl. sorb. dairc, Art Zauber ...«.
Hier würde vielleicht die ursprüngliche Bedeutung »Kreis« besser passen ;
vergl. Qofifiog.
*dd% ... ar., der Rufende ... serb. dahija ... Die Zusammenstel-
lung ist zweifelhaft ...«. Gewiss; das serb. Wort ist wahrscheinlich
nichts anderes, als das echt türkische dai oder daj »Onkel von mütter-
licher Seite« : so nannten die Janitscharen ihre Vorgesetzten, worauf es
hier eben ankommt, und so wurde der »Doj« von Algier titulirt. Das
Wort ist im Fremdwörterbuche richtig bei »dajko« erwähnt.
Von dum <ja, tamga leitet der Verf. nach Frähn russ. denhgi ab,
und erst auf diesem Worte sollen die nordt. Formen beruhen. Dass die
letzten mit damga verwandt sind , ist wahrscheinlich, nur nicht durch
das Russische; denn tänkä, tängä (und wohl auch dängäj ist im ganzen
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497
Gebiete der nördlichen nnd östlichen Turksprachen verbreitet nnd findet
sich im Mongolischen wieder. Anch scheint es die palatale (weich-
lautige) Nebenform zum gutturalen hartUutigen damga, tamga zu bilden,
was natürlich nur innerhalb des Türkischen selbst denkbar ist. Für russ.
tamga 8. oben al\ daraus im J. 1497 protamgi, protamüh,, protamozi>e —
A ktm Apx. 3kch. I, Nr. 134. Im Öuvasischen (tomga) nnd im Votischen
hat das Wort schon die Bedeutung »Zoll« bekommen.
•das Gefahrte, serb. joldas ... türk. ajakdah ...« u.a. lauter
ttirk. Beispiele ; aber auch das serb. Wort ist ganz fertig aus dem Türk,
übernommen. Dass das nur ein Suffix ist, beweist Ostroumov 8. 27.
»deftdr . . . russ. devterb diploma . . .• und zwar quo stipendia
constitnuntur. Das Wort wurde russ. auch mit f , aber immer mit b,
nicht mit x, geschrieben, z B. Coöp. rocyx. rpaM. h AoroB. Nr. 6G
(J. 1447): apuUKH h Ae^Tepn; ib. Nrn. 52 (J. 1434), 53 (J. 1434):
hmuth blixoä'b no CTapuira At^TepeifB, ib. Nr. 56 (J. 1436): h. b. no
CT. AeBTCpCMT..
derbedir ist pers. [eig. »von Thür zu Thür«; vergl. iech. ode
zdi ke zdi »von Mauer zu Mauer«, d. h. Brandtwein). Statt des ange-
führten rum. deberdeu finde ich bei Pontbriant derbodeu.
Das unter dSrd erwähnte alb. dertimen beruht auf dorn fertigen
derdimend.
Zu derman »Heilmittel«, kasan. und baschkir. turman Pferde-
arzenei, gehört wohl russ. durmam, — etwa durch Anlehnung an du-
ritb, odnrjätb (wo es auch von Dahl untergebracht ist) — eine bethörende
Arzenei.
ndSve ... magy. tcvc. slov. tjava ...«. Das letzte offenbar aus
dem Magy. und dürfte für die Lautgeschichte dieser Sprache interessant
sein. Uebrigens stammt auch das magy. Wort wahrscheinlich nicht aus
dem Osmanischen.
• dimi ... Barchent... kl russ. dyma ... rum.dimikaton ... grioch.
öV/utos, dipiTvv ...<•. Fehlt russ. d^mka, welches aber, wie klrnss.,
einen leichten, durchsichtigen Stoff, etwa Gaze, bezeichnet und vielleicht
von dynr* abgeleitet ist. Das rum. ist russ demikotdm» (aber ausge-
sprochen ungefähr wie rum.), also = franz. demi-coton ; vergl. russ.
demiternö. Da nun der Stoff, den man in der Türkei dimi bezi nennt,
ans Lein und Baumwolle verfertigt wird, so ist es kaum zweifelhaft,
dass dieser Name auf das griech. Wort (aus di- zwei- und ftiros Faden)
zurückgeht.
»dinar . . . Goldmünze . . . Aus dem griech. drjvaQiov . . .«. Ja,
aber unmittelbar durch das Arabische und weiter durch das Aramäische,
in welch' letzterem zuerst die angegebene Bedeutung erscheint.
»div ... dSv pers. ... Vergl. russ. Divovna ...«. Wichtiger ist divt
im Igorliede, — wenn nur das Wort etwas mit dem pers.-türk. div zu
schaffen hat, woran ein Zweifel erlaubt ist; denn im XII. Jh. sprachen
die Perser nur dev aus.
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Th. Korecli,
»divan ... Hof, Rath, Versammlung ... gerb, divanana Altane ...
rasa, divam. poln. dyioan . . .«. Das ßerb. wiedergiebt divan *ane\
Fehlen die interessanten Bedeutungen des russ. (8ofa, wie kirg. diwan)
und des poln. (Teppich). Identisch mit diesem Worte ist
*divan ... Zollamt, Douane ... sp. aduana ...« u. 8. w. Der Form
nach steht den romanischen Wörtern kirg. duan Steppengericht (Radi.
§ 28, 2) und russ.duvam, Theilung der Beute, die Beute selbst (duvan*
duvanitt die Beute theilen) am nächsten. U fö r i vor v ist türkisch ;
vergl. z.B. duvar Mauer für pers. divär. özbeg. du van Derwisch = pers.
diväna verrückt , suamaq mit Kalk bestrichen = syvamaq , aber auch
wohl osman. dzuvab = dz et ab (welches s.), wie man aus bulg. dzu-
vap, tlzuap schliessen darf.
»dir if . . ., divid, devot ar. Schreibzeug . . . kuman. du et . . .«.
Aus ar. daw&t (woher tob. tawat) wird durch imäle (Aussprache des ä
wie 6) dawgt, woraus im Persischen, nachdem alle ö mit I zusammen-
geflossen sind, die Form mit i.
*dolanmak ... die Runde machen ... alb. dalendi Unruhe, dan-
lendis , tantis beunruhigen, griech. rralvri^io turbor. Vergl. bulg.
kopile daldisalo ...t. Unmöglich ; ich würde eher an osm. darel, Prftt.
dar§ld§ »in Zorn gerathen« denken, wozu auch die von H. M. nicht er-
wähnte Bedeutung des alb. dalendi »Aussersichsein, Enthusiasmus« besser
stimmt. Lautlich ist das griech. Wort = daldlzo, und im alb. Verbum
steht das erste n wohl nur durch Versehen.
»du du ... bulg. du dum meine Liebe ...«. Dies ist schon t. (mit
m — pronomen affixum 1. pers. sing.).
Unter du%an und duMun fehlen ncuslov. duhan (Tabackj und
ducan.
du man dürfte gestrichen werden, da es nur ins Knrd. überge-
gangen ist und das sonst allein in Betracht kommende tu man seines
Ortes erscheint.
» duracak ... wohl ,ein Stehender*, duredze. alb. duradlak Drei-
fuss ...«. Duradlak (nicht -cak) bedeutet »einer, der stehen wird« oder
»zum Stehen«, z. B. d. jer (Platz) = etwa pied-a-terre. Uebrigens heisst
dieses Gerftth türkisch (osm.) saf ajak.
ndurmak ... stehen, stehen bleiben ... Berb.jokturl nichts dal ...«.
Joktnr ist nicht mehr und nicht weniger serbisch, als z. B. servus oder
cau chorwatisch oder slovenisch, denn, wenn es gebraucht wird, so wird
es gewiss mit vollem Bewnsstsein gethan, dass man einen türkischen
Ausdruck verwendet. ■ Der Zusammenhang der Flectivendung tur oder
dur = »ista (als Copula) , obgleich auch von Radioff S. 53 als Thatsache
ohne Weiteres angenommen, ist wogen des pronominalen Charakters der
Endungen der übrigen zwei Personen sehr fraglich ; vgl. dagegen mong.
tere er.
Unter düdilk fehlt neuslov. dude Dudelsack.
»dülbend . . . russ. tjurbam . . .«. Dieses Wort würde passender
unter tülbend auftreten ; wenn es aber dort fehlt,. so wird es Niemand
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vermissen, da es (auch als turban*) unmittelbar ans dem Französischen
gekommen ist.
durpü hcisst auch tflrpn, woher eben das serb. turpya. Fehlt
russ. terptig-B von der älteren , vielleicht nicht belegbaren Form türpflg
oder törpüg.
Neben dü&elc fehlt trotz russ. tjufjakb jede Verweisung auf das
seines Ortes angeführte nordt. tjukjak (tüsäk).
• dz am' fuian 0Uüu^> dzemdan, dzamedan ^{JuL> ar. . . .«.
Persisch — dzämä-dän 0bx«L> eig. Klciderbehältniss ; ar. d&äm' be-
deutet türkisch und persisch fast nur »Haufen (Menschen u. s. w.)«.
Nordt. Ramadan.
Unter dzami fehlt neuslov. camija.
dzanbaz und dzeb%ane sind pers., das letzte von dem bei dem
Verf. eben erwähnten diebe Panzer.
dzejp »Tasche« hiess russ. nicht allein zepb, sondern auch zepx —
Aktm lOpHÄ. S. 80 (J. 1680) : dojokhjb Mnt cnporfe TBoeiny iieBt-
äomo kto bt* 3en-B HeTepToro TadaKy cupiry.
• dzevahqr ... plur. von dzevher, kev/ter ar — o vgl. ndzevher
... pers. ...« und •dzevherdar ... ar. pers. ...t. Das Wort ist pers.
und zwar mit g (nicht k), woraus ar. dz (aber -dar ist wirklich pers.).
dünn ist nicht Collect, von d&umi, welches das Adjectiv davon
ist, sondern der Sing. — ein Dämon.
»dziivan . . .jung, Jüngling, serb. adiuvan Liebling, Schand-
knabe ...«. Dies wohl aus h'azz dzttvan (s. zu bagee).
» e fendi . . . griech. kfpivryg aus av&ivnjg . . .«. Gewöhnlich
Witt (eig. älbättä) istar.
endaze ist nicht türk., sondern pers.
»enfije ... türk. Schnupftabak: ar. ew/Nase ...«. Auch die Bil-
dung ist ar.
• er gen ... ledig ... russ. irgenb Widder ...«. Das letzte, welches
nur ostsibirisch ist, kommt unmittelbar aus mong. irgen ; s. Mat. 195.
• etmeli ... Brot . serb. jemek Speise . . . « . Dies auch türk . jemek ,
was mit dem ersten Worte nicht zu verwechseln ist.
Das unter falaka erwähnte rum. ff lange ist lat. phalanga.
Unter »farfara ... Schwätzer ...o fehlen gr. (paqcpaqag Prahler,
tpaQqxxQi^ü) prahlen u. s. w. ; vergl. fr. fanfaron.
•f euer ... russ.ybw/rfc ... griech. yavctQi. (pavog. ipctQog ...«.
Wiederum ein Beispiel irreführender Vertheilung: denn russ. kommt
doch unmittelbar aus dem griech. ; (pccQog gehört nicht hierher.
•feres Pferd, Stute, altbulg.jfartlt». altserb. farija. farisb. pa-
rizb. altruss./on» Mat. 307. griech. (paQyg pass. mhd. värls. mlat.
farius. sp. alfaras ...t. Alle diese Formen ausser der sp. lassen sich
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500 Th. Korsch,
natürlich auf ar. faris »Reiter« zurückführen und zwar durch das Mittel-
griechische, nicht durch das Türkische, gegen welches als Quelle chro-
nologische, lautliche und lexioalische Gründe sprechen (föres ist nur in
Büchern gebräuchlich) . Da das g in (paQTjg als Nominati vendung ver-
standen wurde, so ist davon cpaqLov »Rosa« [yaqiov Zaum) abgeleitet ;
hiervon farija und fan>.
*fSslSKSn ... Alles aus dem griech. ßaotXixov ...«. Also gehört
dieses türk. Wort, wie auch fener und einige andere, in ein (noch zu
schreibendes) Fremdwörterbuch der türkischen Sprache. Nachzutragen
ist russ. vasiljök'B, welches übrigens ebenso wie das hier erwähnte klruss.
vasyljök Kornblume (Centaurea iacea) bedeutet (in ükraina volöska).
fttil,ßtil ist *t.
»fertena . . . Sturm . . . klruss. hvortuna , fortuna pisk. . . .«.
Wahrscheinlich aus einer anderen Quelle: chvortuna' (so, nicht hv-) ist
auch in der Bedeutung »Schicksal, Loos« den Kleinrussen wohlbekannt.
»fittmenk ... holländisch ... It. fiammingo..c. Gewiss nicht aus
dieser Quelle ; denn woher das ursprüngliche 1 ?
vfild&an ... findzan ... po\n. ß/iza?tka. klruss. ßnza. Tum.ßli-
dzjan. m&gy.ßnd&a ...«. Das Wort ist pers. pingän, daher ar. findzan
— türk. auch fildzan ; mm. und magy. aus dein türk., poln. aus dem
nun., klruss. (ungar.) aus dem magy. Aber klruss. in Galizien filizanka.
»firenZ ... Franke, Europäer ... ßrand&ela, frandhlle, fron-
dUla Art Weissbrot ... nun. frandzelf ... griech. (pQavttila ...
<PQcxyxic( pass. ...«. -ela ist romanisch, also ist das Rumunische die ge-
meinsame Quölle. Firänk, Oqavxia (oder (ÖQayy.ta eig. = Francia),
wie auch die hier fehlenden 0Qayxog, (pQayxixog, wären schon darum
besser besonders gestellt gewesen, weil sie viel älter sind als frandzela.
Das Fremdwort fisulia hat bei der Uebermittelnng des griech.
(paoulia zu den Russen (fastflj — gewöhnlich so , nicht fatoli) gar
keine Rolle gespielt.
»flordnca ...,fuluri ... bu\%. ßortni ...ßjorina ... aXb.ßori ...
griech. g>XußQt ... Das Wort ist ital. Ursprungs: florinus.«. Welches
von diesen Wörtern kommt ans dem Türk.? denn auch fulnri ist griech.
mit dem bei zusammengesetztem Anlaute gewöhnlichen Einschub des
Vocals.
Zu fodul gehört wohl russ. chodüli in der Bedeutung »Bombast«,
neben Adj. chodüljnyj.
fuci steht wohl mit slav. biiCbka fserb. bafcva) in Zusammenhang,
und zwar durch das hier fehlende grieeh. ßovxal.
Nicht zu fürst, sondern zu der gewöhnlichen und richtigen Form
farsi war bulg. forty a zu ziehen.
nffujda ... Hirtenflöte, tid um Dudelsack ... russ. ajda, adja
Die russ. Wörter sind = türk. heydi (nordt. hajda) , wo sie auch noch
einmal erwähnt sind. Fehlt neuslov. gajde. Wozu aber tulum?
*gajib g<y$b ar. Verlust; abwesend, unsichtbar ...«. Den
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501
beiden Bedeutungen entsprechen anch zwei verschiedene Wörter : gajb
(tflrk. auch kcjb) w*a* Sahst, nnd gaib yjli oder wJLc (so, nicht wie
oben) Particip.
»garb ... neuslov. grbin Südwest wind . . .«. Nach Janeztä's Wörter-
buch 'Dostavek) Nordwestwind.
»gelaf . . . ar. 8cheide. bolg. bahr . . . serb. kaluf ... rom. kilff
Oihac. kelef. alb. kelef ...«. Anch nach türk. Aussprache kelef, we-
nigstens in der Bedeutung /»Futteral«, die das Wort auch in den anderen
Sprachen hat.
»gfna, gana ... ar. Zufriedenheit. Vergl. serb. djene ziemlich.«».
Weder lautlich , noch psychologisch wahrscheinlich. Vielleicht würde
das jetzt nur ans dem Tatarischen belegbare g§na oder ginä — Conjunc-
tion »nur« und Deminutivsuffix — besser passen.
göc gehört nicht zu diesem g = sondern zum g = «i,
also weiter nach unten. Fehlen das allein nöthige »nordt.« köc, das nur
als kjuS (1. küc") unter d»m mit demselben unverwandten kok erscheint,
und poln. koczowac\ welches nbrigens möglicherweise ein Ku-sismus ist.
»grün, guruS ... bulg. serb. gros Piaster ...« u. s. w. Etwa um-
gekehrt, natürlich ausser kurd. kurs, welches einer nicht europäischen
Quelle entnommen ist. Fehlen russ. gros-r. und poln. grosz.
havudi griech. nicht allein xaßovr^i, sondern auch %ußov%LL
(neben ö*cn/x/).
• hemseheri ... pers. Mitbürger ... Vergl. türk. Umdivar Nach-
bar, hem%ane u. 8. w. ...«. Auch diese sind pers.
»hergele pers. ... kurd. geh ...«. Aber auch pers. gäila Heerde.
»hin tote ... Wagen ... Das Wort ist dunklen Ursprungs«. Jeden-
falls aber nicht türkisch.
hünir ist pers.
%Had le ... ar. Pilger ... kurd. hadz ... nordt. luidl ...«. Ar. auch
hädzdz (ein abschreckendes Beispiel der Consonantenhäufung in der
Schrift bei ungenügender Umschreibung). Da aber bei hadz die Bedeu-
tung nicht angegeben ist, so weiss man nicht, ob das eben angeführte
ar. Particip oder das 8ubst. h'adid* (neben h'idzdz und h'udfcdz) »Wall-
fahrt« damit gemeint sind.
»h'ajvan ... nordt. kajhan ...a und ebenso »tiakk ... nordt. Irak
...«, *h'al ... nordt. kal ...« u. a. — lauter Formen, die fttr des Verf.
Aufgabe keine Bedeutung haben und noch dazu weit davon entfernt
sind, allgemein »nordt.« zu sein.
Wenn unter h'aram klrnss. harem Bteht, so ist kein Grund er-
sichtlich, warum russ. garemi. fehlen sollte.
Karba und h'arbi sind ar. (wie übrigens fast alle Wörter mit h'} ;
so auch Haser.
»Kasab, h'aseb, h'asb h'isab ar. ...«. Dies sind drei ver-
schiedene, wenn auch wurzel- und sinnverwandte Wörter, von denen
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502 Th. Kersch,
nur das letzte (= Rechnung) in Betracht kommt. Da» in allen Entleh-
nungen wiederkehrende e der ersten 8ilbe muss bereits türkisch sein.
>hasad... ar. Neid. alb. hasetkjar Nebenbuhler...«. Dies muss
ein fertiges ar.-pers. Wort sein — h'asad-kär eig. Neidmacher.
» Haia . . . bnlg. hrh ne pravja, ne hvastam ...» — also ohne h'asa
wie auch ohne Citat.
»A'aia eig. ... gaHje ar. Decke, nordt. *a*a Satteldecke ....
In Bianchis Wörterbuch (Appendice) nur h'i&a. Ist es nicht ar h'isä
Plur. von h'asijjä Matrazze? Vgl. oben zu ana%tar.
Unter tiacz fehlt russ. chaüzx, kauzi» »Wasserbehälter (?) an einer
Wassermühle«, bei welchem das nordt k nicht überflüssig sein würde.
»h'az$r ... serb. ... hazur ala, kita i svatovi ...« n. a. vergl
*ZaJir »erb. hair alat was giebt s Gutes? was ist juk. 62 koje
je dobro? 019.«. Im letzten Falle sind die üebersetzungen ungenau und
die serbische Frage ist schwerlich otwas anderes als der gewöhnliche
türkische Wunsch *air ola «sei gut« (3. Pers.) mit den vorhergehenden
s&bahiniz »Ihr Morgen«, axsamynyz »Ihr Abend« als Subject, welches
che Serben fallen lassen, wie die Berliner umgekehrt »guten« vor »Mojn«
Mit der ersten serbischen Formel hat es wohl ungefähr dieselbe Be^
wandtniss.
Das unter %aber angeführte serb. und alb. haberdar ist bereits
türk. (pers. -dar habend) ; ebenso alb. /tajrsfz unter vajer (tttrk -svz
-siz ohne). v J
Unter Xakan fehlen altruss. kan*, spater nur cham,, poln. chan
altcech. cham u. a. ^ 1
*%alaika Xiulr> als sing. Sklavin, Dienerin, bulg. akg'lca .....
Das als Lemma stehende Wort ist mir nicht bekannt, das arabisch ge-
schriebene jaliqat (denn so ist es zu lesen) bedeutet im Arabischen »Ge-
schöpf, Wesen Natur«, ist also wirklich Singular; der Plural davon
lautet jaläiq ^±£> und wird im Türkischen als Singular in der Bedeu-
tung »Diener, Dienerin« gebraucht, da in dieser Sprache die Geschlech-
ter nicht unterschieden werden, während die Slaven bei der Beziehung
des Wortes auf ein Weib nicht umhin konnten, die Femininendung an-
zufügen. Dieselbe Bedeutung geben die Türken dem ar. yaliq urspr
»(dazu) geschaffen, geeignet, passend«. * '
Ausser XanSSr, XandiSr lautet das Wort auch *andzar, welche
Aussprache m den meisten Entlehnungen erscheint. Für russ. kinzah
sind kirg. qaldzan und mong. kingara von Interesse; kin- ist wohl An-
ehnung an qyn Scheide. Fehlt die in russischen Liedern gebräuch-
lichste Form cingälisce.
%ardal soll ar. sein (aber wohl nicht ursprünglich).
»Xardz ... russ. charh Für die Geschichte des Wortes vgl
Akt« Apx. 3KcneÄ. I, Nr. 31 1 , 1. (im J. 1 642) : a naray ohh npiixinje'
pflAHJH y BacHJibfl nx roTonofi xjtfa h b* xap%N '
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503
Bei char te ist durch Nichts angedeutet, dass es vom griech. xaQl*
kommt und nicht umgekehrt.
»X<z«m, hazm ... ar. Feind ...«. Das erste (^as>) bedeutet aller-
dings »Widersacher, Gegner«, das zweite aber [pxe&) ist ein grundver-
schiedenes Wort und bedeutet »Verdauung, Langmuth«. In den Entleh-
nungen erscheint nur das ernte.
Das pers. %a^Xa^ Mohn (nicht Opium — s. u. terjak) ist nicht
das ar. h'asis ein berauschendes Mittel aus Hanf.
Nicht mit %ataj y sondern mit dem im Russischen erscheinenden
Namen desselben Landes, Kitaj, gehören serb. kitalija und diteyka,
ross. (auch klruss.) kitajka u. s. w. zusammen ; wahrscheinlich ist es
sogar, dass das Russische die Quelle der von H. M. angeführten Entleh-
nungen war. Tobol. heißet dieses Zeug qytat eig. »Chinese, chinesisch«.
Nicht allein %att, sondern auch das als bulg. und rum. bezeich-
nete hatiserxf (eig. ^ätt-i serif) ist tflrk. (ar.).
*XavJ<*r ••• bulg. hajver ... serb. hajvar, ajvar. klruss. kavjar.
poln. hawiar, kawior. griech. %aßiaqi ...«. Die Formen mit h (ajvar
natürlich mitgerechnet) mögen türkisch sein, das poln. aber ist (unmittel-
bar) europäischer Herkunft, und das klruss. stammt aus diesem. Die
Metathese -ajv- statt -avj- muss schon türkisch sein.
Xazine, aber auch ^azana (ar.), wozu griech. ya^avag gehört.
Serb. hazna-odaja ist dem türk. ^azna-odase (s. unten oda) nachge-
bildet (-8§ ist pronomen aftixum 3. pers.).
» X tdm et ... xezme&ar • ■ • griech. x^ftcrxaQiog pass. . . .«. Das
erste ist ar., das zweite ar.-pers. (nach türk. Aussprache); das dritte ist
von Passow irrig aus dem Plur. %t£fiBT*.a(>ioi erschlossen, zu welchem
der Singular regelrecht x^CnerxaQrjg lautet.
Unter %%Vat fehlt russ. chalät'B Schlafrock.
*X<>dza ... Damit hängt wahrscheinlich russ. chozjaim, chozjaika,
klruss. chozjaxn ... zusammen ...«. Jeder Zweifel darüber muss vor-
schwinden, sobald wir erwägen, dass tat. ^odza in altrussischen Acten
regelmässig durch chozja wiedergegeben wird (vgl. »feradze" ... russ.
ferjazb*), wie auch andererseits im Nordtürkischen russ. kozjoh» als
kod&ol (Bocksleder), ozimh als odzim und dasselbe chozjaim. als qodzoim
(Kaufmann) ausgesprochen werden. In den türkischen Sprachen selbst
erscheinen dz und zj (oder dzj) als correlative Laute ; so auch cuv. xozja
Wirth. Der Polowzer Chan, der im Igorliede Gza (denn TaaKT. ist dem
Dat. T3t 8. 12 Tich. entsprechend als T3a kt, u.s.w. zu lesen, wie auch
8. 3 und 12, wo -kb wohl nur wegen des daneben stehenden KoHWft
hinzugefügt ist), in derlpatskaja Letopisb Kza(Patronym. Kzici») genannt
wird, hicss wahrscheinlich qodza (oder ähnlich) — russ. k-Bza. In cho-
zjaika sollte nach des Verf. Orthographie statt i j stehen. Klruss. in
Ukraina chazjain (wio harjaeyj, bahätyj, nahaj).
Bei xorata »Scherza hätte die griech. Herkunft ausdrücklich betont
sein sollen {x^u Stadt vergl. ameiug urbanusj ; xoratai^ze. ist QDer~
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Th. Korsch,
flüssig; rum. karagios ist türk. kara-göz (eig. schwarzäugig) Hans-
warst.
Die unter %orjad (das auch £orjat geschrieben wird) verzeichneten
Entlehnungen können unmittelbar aus dem Griechischen stammen.
n%uni ... griech. yuivl ... G riech, yuiviov, %u>vri.*. Kommt denn
das neugriechische Wort von dem (entlehnten) türkischen und nicht vom
altgriechischen ?
Das neben ic o ginne stehende ic aga beweist {wenn hier ein Be-
weis nöthig ist), dass man auch ic ogtan (ohne Pronomen nach Vocal
-se — vergl. zu %azini\ sagt, und hierauf beruht bulg. icolan.
»ijne, igtit ... Nadel ... kuman. ... nordt. ...« und keine Sprache
mehr. Beabsichtigte der Verf. damit etwa, wie Reiff, slav. igla zusam-
menzustellen?
• iktiza ... ar. Bedürfniss, Notwendigkeit, Vitijadze olmak be-
dürfen ... nordt. yhtyjac ...«. Das erste (ar. iqtidä) kommt von qada(j)
entscheiden, das zweite ar. ih'tijädzj von hädz bedflrfen ; tflrk. ih'ti-
jadzg (mit Pronomen -ej oldu (Priter. von olmak) bedeutet wörtlich :
seine Noth ist geworden, d. h. er ist in die Noth gekommen. Die Ent-
lehnungen haben nur mit iktiza zu thun.
ni'lam ... ar. Bescheid, Urtheil ... alb. ilm Weisheit ...«. Wenn
auch von e*iner Wurzel, sind es doch verschiedene Bildungen: i'läm und
'ilm (Wissen).
•imatS . . . ar. Tödtung. serb. ametli verstorben Danic.«. Eben
nur »ar.«, d. h. nicht in Verkehr, um von anderen Schwierigkeiten zu
schweigen.
»i'nad . . . *r. Halsstörrigkeit, Trotz, inaddle. bulg. inaet . . .«.
Formell steht ar. 'inäjät (türk. inaje*t) »Studium« gewiss näher. Wozu aber
inaddze?
Neben indzi setzt H. M. wegen serb. djindjuha, russ. zemcugi
u. ä. eine Form mit anlautendem j voraus ; und in der That giebt Vam-
be-ry, Etym. Wörterb. 35,11. cag.jinzü (=jinzü), karagass. (und teleut)
tind'i (= tjindji aus jinji) an. Fehlt russ. zencugt. iencjugr, findet
sich schon im Igorliede 57 Tichonr., zemcuznu dusu ib. S. 10.
r>xndzir ... Feige, russ. indlurb Mat. 324. mzirt 86. dial. inzirb
Weinbeere ...«. Die Citate siud richtig, aber das wnuderliche und mir
sonst unbekannte indzarc scheint nur ein Druckfehler statt indzir* zu
sein. »Weinbeere« ist eine wörtliche und doch ungenaue Uebersetzung
des russ. »vinnaja jagoda« : denn so werden gewöhnlich getrocknete
Feigen genannt, während das Wort inzirc für einen Provincialismus gilt
Indzir ist wohl pers.
Ist iskele wirklich die Quelle aller darunter eingereihten Wörter?
Uebrigens scheint »kele nicht allein mittel-, sondern auch neurum.
zu sein.
»isKcmle . . . Schemel ... bulg. skamlija . . . nordt. skjambja.
Griech. axaiw aus scamnum.«. Das türk. offenbar nicht aus dem
griech., woraus sich etwa eskamne, ergeben hätte (vergl. namle aus
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505
/.(tuvt , sondern wahrscheinlich ans einem slav. *skamljä, — also ur-
sprünglich iskäralä, wie nordt. skämbjä aus rnss. skambjä (das nicht
wnrzelhafte nnd sonst secnndäre e ist im Osman. überhaupt aus ä ent-
standen). Vergl. das Fremdwörterbuch s. v. skamija.
»itzek Schuh, russ. sapozota. russ. wfyt Mat. 324. nordt. itek
Ostroum.«. Itdzek, wenn es wirklich vorkommt, muss das Demmutiv
qben von itek (= itlk), also nicht weniger nordt. sein, als dieses; da
aber itlk (oder itük, idük, üdük, ätig, edik — nach Dialekten) Stiefel
heisst, so wird itdzek dasselbe bezeichnen, was die beigefügte russische
üebersetzung besagt. Sachlich entsprechen icigi (Plur.) dem türk. citük
oder einig Stiefel aus weichem Leder, über welche man beim Ausgehen
Galoschen (käus) anzieht (osman. codik Frauenpantoffel) , und so erklart
auch Machmudov in seiner tatarischen Grammatik (Kasan 1S57) S. 41
das Wort citük russisch durch »i&igi, i&itki«. Die letzte Form führt uns
zu den älteren — ^OHOCTpoä 8. 186: noramiuM, 5 MeTura (lies iree-
Tuni , ÖamMaKH; Zabelin a. 0. II. (MaTepiaju) S. 33: Hwrurii; ib.
S. 93: canor-H #a iraeflorH &a öaumaKH, ib. S. 104: iraeAOKH oÖojo-
qemj KaMKOK) icpBiaTOio rpaBHOio (also sachlich wohl etwa gleich
osman. cedik). Diese Formen legen uns den Gedanken nahe, dass die
beiden Wörter , das türkische und das russische , sich nicht allein be-
grifflich, sondern auch lautlich entsprechen. Woher aber das anlautende
i in icetygi u. 8. w.? Wenn wir uns den oben erklärten Gebrauch der
fcitük vergegenwärtigen, so werden wir kaum zweifeln können, dass U-
tük aus ic~itük »innerer Stiefel« verkürzt ist, wie z. B. osm. sydzak
»warm« aus yssydzak oder nordt. juqla »schlafen« aus ujuqla (Denom.
von *ujuq = ujuqu Schlaf). Die Vergessenheit der Etymologie liess
dasselbe ic in uckur.(a. unten) seinen Vocal an den des zweiten, be-
tonten Gliedes der Zusammensetzung assimiliren (ic-qur eig. innerer
Gürtel) ; ebenso im uigur. üiük Strumpf, wenn es nämlich aus ic und
ujuq dass. besteht, wo in diesem Falle die Annäherung auch seitens des
zweiten Gliedes stattfand (-ük st. -uq). Noch näher liegt stan oder getan
aus ic-ton, worüber später. Uebrigens heissen die Setük kirg. und tobol.
atu(w) — offenbar aus atyq (hart = ätig] entstanden, woran man wegen
icetygi auch denken könnte ; aber ic-atug oder ähnl. ist wenigstens nicht
bekannt.
»ja ... oder, serb./a-/* ... jal ...«. Aber auch ja, z. B. Udri,
ljubo, mene ja Turcina.
»jad-Kar vulgo jadigar, pers. Dies — eig. jädigär —
ist die alte, echt persische Aussprache; vergl. rözigar, böjftigäri und
vielleicht östadihä im mit hebräischen Buchstaben geschriebenen Qicca-i
Daniel (s. 8alemann im Literatur-Blatt für orient. Philologie II. 80) mit
Einschub des i zur Beseitigung der sonst entstehenden 'dreizeitigen
Länge, wie immer in persischen Versen. Serb. adidjar u. s. w. zeigen,
dass das Wort türkisch jadigar ( jadigjar) lautet.
•ja ftin... jafta pers . finden . . . « . Jenes ist Infi n . , dies Particip .
Praeteriti.
Archiv fftr lUrüche Philologie. IX. 33
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Th. K
jagma kommt auch rasa, vor, aber nur als ein tflrk. Wort —
JliTon. VIII, 8. 131 (die Türken schreien.) »ama, ama«, cnpfcqi» Ha
pa3rpa6jenie rpaaa (Constantinopel) ; ib. 8. 135: ho ja coTBopmrB
>irMyT hko h nepFfc«.
•jagmur lek ... Regenmantel ... Jagmur ... Regen lautet nordt.
iamger ostroum.«. So (d. h. dlamgyr) in Kasan, aber anderswo auch
jamgnr, jagmur u. a . was wegen der hier fehlenden rnss. jemurluki.
(Zab&in a. a. 0. 108) und poln. jarmuhik (»doppelter Barcan« Linde)
von Wichtigkeit sein kann.
ja man ist zwar türk., aber nicht os manisch.
•Jan ... ßeite. serb. jandal seitwärts ...«. Dies wohl vom Ablativ
jandan, als Adverb = »vorbei«.
Unter japundla fehlt russ. japon&ca Igorlied S. 3 Tichonr. Vgl.
noch rnioHiy Acc. 8ing. Cotip. roeyj. rpaM. h ^or. Nr. 132, nrocni
II
T Miui'fH T KeöenAKi! l< m rpoH S. 12S. Poln. opoheza offenbar aus
klruss. oponca.
Nicht jaralc, sondern jara ist als Lemma zu stellen.
Unter jar$k> welches ebenso erst nach yar hingehört, fehlt nen-
slov. und russ.yarii^a Igorlied 8. 2, 3, 6 Tich.
In jassak wäre ein s genug gewesen. Russ., also wahrscheinlich
ebenso nordtürk., bedeutet das Wort auch »Zeichen, 8ignal, Signal-
glocko, Brett um darauf zu schlagen«.
Unter jehi ceri fehlen poln. janezar Janytschare, janezarka Ja-
nytscharenflinte. Die Entlehnungen beruhen auf der älteren Form jany,
die sich jetzt nur noch in anderen Dialekten erhalten hat.
»j'Ster . . . genügend, griech. hiqi, ti^t gleich . . .«. Tiqi be-
deutet ein Glied im Paare, Genosse, Freund, Geliebter (oder Genossin
u. 8. w.) und könnte — geschrieben talqi — von halqog abgeleitet
werden.
»jogun ... dick ... serb. jogunast neben arum petr. ...«. Dies
etwa = türk. aruk, arek mager?
jok heisst nicht »nichts«, sondern «nein« oder »ist nicht da«. Ueber
serb.yoA: u. s. w. vgl. zu durmak.
j'urt »Wohnung« tf. s. w. — russ. nicht allein jurta, sondern auch
jurti» in allen Bedeutungen des türk. Wortes (s. Dahl), auch in der des
Ortes, wo ein Nomadendorf verweilt oder verweilt hat, z. B. Aktli
McTop. I, 8. 80 (Sendschreiben der russischen Geistlichkeit an den
Uglitscher Fürst Dmitrij Jurbjevicb im J. 1447 nach der Abschrift aus
dem XVI. Jh.) : A Toro ntKain. no3a6burb ecn, ne Ha tomt» jh ropTy
OTeUb TÜOH, KHH3b K)pbH ^MHTpieBHqi., 6bLTB y UapR , BT» Opjt, CL
BejHKHM'b KlIfl3eMl> BMtCTt, H Ha IIOUIJHHt CTOHJIH.
Zu/üä, russ. vbjukhy vergl. Aktu Apx. 3KcneA. I, Nr. 263 (aus
dem J. 1563): h Kanon TOBap-b hhöväh, na Bosfexi», hjh na BhiOKaxT»,
hjh bt» cyAHt . . ., cb B03a h ct. K>Ka ii ei. cyAHa . . . Also rnss. auch
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Anzeigen. 507
juki; ausserdem tjulrB = teleut. und karagass. tjük (vergl. zu ind&i).
Wozu aber jükdiül in den Entlehnungen kommt es nicht vor.
itkabak Kneipe nordt. ostroum. russ. kabakb*. Die Entlehnung
hat gewiss in umgekehrter Richtung stattgefunden : qabaq ist zwar ein
bei allen Türken verbreitetes Wort , bedeutet aber nach Dialekten :
Deckel, Zaun, Kflrbiss (s. bei H. M.). Gräte. Augenbraune, Stirn (azerb.
als Präposition »vor«), Schiessscheibe. Die Russen scheinen das Wort
vom Occident bekommen zu haben — s. Matzenauer, bei welchem aber
franz. cabaret fehlt.
Unter kaban fohlt klrnss. kaban.
ikabr ... Man vergleicht damit mrum. kimare. alb. kivur. griech.
xrjßovQi . ..«. KißotQi aus xtfiioQiov (s. Diez I. s. v. Ciborio), und von
jenem rum. und alb.
Das unter kabza »Handvoll, Griff, Handhabe« gestellte rum. kap-
dze »Feuerhaken« ist wohl aus türk. kapcak »Hacken, Harpune« ver-
kürzt; vergl. z. B. nss. kolpa aus kalpak.
nkadaif wojUo den Nudeln ähnliche Speise, rum. kaiaif . . .«.
Vergl. Bianchi: *UuUcü kathatf, s. p. (d. h. persisch). Espece de pa-
tisserie composee de fleur de farine, de miel et d huile de sCsame«.
Dass kadqrga »Galeere« überflüssig sein mag, giebt Verf. selbst
zu, da altserb. (oder »altslov., wie es an der zweiten ri teile heisst) ka-
tbrga u. 8. w. »unmittelbar aus dem Griech. entlehnt sein« könnten
(wegen t sogar müssen) , natürlich ausser russ. katert, welches ho Hand .
kotter ist. Doch mittelrum. katregu lädst sich mit seinem re statt er un-
gezwungener aus dem Slav. (mit r vocalis) ableiten.
kaftan heisst russisch gewöhnlich nicht haftam, sondern kaf-
tfni, früher auch icaoTaHi» (Domost r. S. 89 ; 90), KaBTaHi (Aktei Apx.
3kcii. I, Nr. 338) geschrieben. Daraus scheint russ. köfta »Jacke, Che-
misette« verkürzt zu sein. Unbegreiflicherweise hält Radi. S. 142 Anm.
(gegen VambOy) qaptal für »ein verdorbenes russisches Ka*Tani«, wäh-
rend das Wort in dieser Form einerseits am Altai, andererseits aber im
Caucasus gehört wird, was zugleich dafür zeugt, dass dasselbe bei allen
Türken zu Hause ist.
kaKpS ist ar. qah'bä.
*kaimt ... Vergl. russ. kqfma Rand ...«. Dies (eher = Bordüre)
ist türk. qaima von qai mit einer Bordüre versehen (dessen Passiv ka-
jr.lmak ist unten zu finden).
Mit qajd, qajda hat kd$da (qä'idä) nichts zu thun. Für poln.
kajdany beruft sich Verf. (nach Reiff) im Fremdwörterbuch auf den
Dual qajdäni; warum nicht auch hier? Russ. kandaly denkt er sich
wahrscheinlich, wie Reiff, als aus kajdany entstanden, was nicht unmög-
lich wäre; vgl. aber auch teleut. (alt.) qyndji Fessel, Fuss- oder Hand-
schelle, qyndjila Jemanien in dieselben schlagen, fesseln.
Das unter kajek erwähnte russ. kajukrt bedeutet jetzt einen Kahn,
früher aber scheint es ein anderes Fahrzeug bezeichnet zu haben —
33»
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Th. Korsch,
Aktu Xtnuen II, S. 529 (J. 1673): nocjauo cb uhm i, h3^ Kasan
in. AcTpaxaub . . . in. jo^bt ja in» Kaioicfc Boceifb cott, kmch h3B6cth.
*kaje& ... Riemen ... Vergl. kajas m. kajasa f. Gnrtriemen juk.
110 ...« (also serb.). Die Zutrefflichkeit dieser Znsammenstellupg wird
von Ü.M. mit Recht bezweifelt; vielleicht lässt sich hier ar. gijäc. (türk.
kejas) »La partie supOieure de la cuissea Bianchi (etwa Lenden ?) zu-
ziehen, denn echt türkisch muss es kajas lauten — s. für k ans g zu
gclaf und vergl. ausserdem kajri st. gajri, kajre*t st. gajr&t, kavga
Bt. gavga, kajib st. gajib, kondza st. gonce, kadde>3 st. gaddare,
kark st. gark, kafil st. gafil u. a. , besonders in den kleinasiatischen
Unterdialekten; für a st. e, s. zu ana%tar. Ein Beispiel für k statt
des älteren g ist wahrscheinlich auch
kajtan neben gajtan und serb. gajtan , russ. gajUuvb u. g. w.
Für das letzte vergl. Co6p. rocyj. TpaM. h ^or. Nr. 131 (aus dem J.
1503) : a& MaHncro (Ma-, nicht mo-?) na rauTairb.
kajmakam (welches bei H. M. natürlich über kajtan steht] ist
ar. und zwar eigentlich das, was im arabisch Beigeschriebenen die zweite
Stelle einnimmt, — qäim mäqäm Statthalter.
Von kal'a »8chloss« (Festung) lautet das Demin. kal adia, -Ja,
daher russ. kalanca Wachtthurm ; -n- kann auch türk. sein — vergl.
kirg. parandza %i. f trudle.
Mit kalfat, kalafat hängt wohl auch russ. konopätitb (mit An-
lehnung an konopljä, zusammen.
•I alias ... Schalk ... kurd. kajas ...«. Gehört nicht das letzte
zum ar. käjjis^schelmisch«?
»kalpak . . . russ. klobukb Mönchskappe . . .«. Heutzutage, ja;
aber nicht zu der Zeit, als es in Russland noch keine Mönche, aber ein
Volk Öbrnyi Kl-bbuci gab. Für die spätere Entlehnung vgl. Coöp. Toc.
Tpaif. h Aor. Nr. 131^aus dem J. 1503). KOJiuairB und gleich nachher
Ha tomi> Kaxnaict ; ib. 151 (J. 1523): ja Koöbijy TaTapbcicyio, a& po-
raTuuy, Aa KOJinairt OpAHiibcKOH. Wegen der Bedeutung interessant ist
JLiTOU. VIII. (IIckobck. I.) S. 232 (unter dem J. 1518): miriam» cy--
xapeu in, aiTbiiri» h öo-rfc. Fehlen balt. klübtik und poln. koipak, letz-
teres vielleicht aus dem Russischen, wie sicherlich lit. kalpohas (o aus
dem betonten a).
kalta (qaUa) ist in dieser Form nordt. (kasan. , kirg.), aber ur-
sprünglich ar. xarita Sack; die ältere türk. Form ist galiti (sart. jetzt
/altaj und, nach dem Zeugnisse des russ. kalita u. s. w., qalita. Die
Verkürzung wie in kalfa aus %al\fe, sart. ^alb aus kaleb, osman.
gölge Schatten aus (krim.) kölege, imittelasiat.) külänkä (alt. különgö).
Vergl. zu tursuk.
»kalura alter Schuh, bulg. kalevra Schuh, serb. kalacre Art
kurze Hosen ...«. Kalura findet im Türk, keine Ableitung; ist es auch
nicht vielleicht kalavra zu lesen, wogegen sich die ar. Orthographie (etwa
*jj}\j>) schwerlich sträubt? Ferner lautet nicht das bulg. Wort kalevra
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(e aus a) und bedeutet es nicht ebenso einen alten Schah, wie auch das
serb. erbärmliche, abgetragene Hosen? Wenn diese Fragen berechtigt »
sind, so würde ich an griech. xa^a^QCi denken , das mir zwar nur in
der Bodentang »Raine« bekannt ist , aber wahrscheinlich auch andere,
dem Gebrauche des Zeitwortes %alaui parallel laufende Begriffe aus-
drücken kann ; vergl. das davon nicht zu trennende %affßaXo¥ »Ruine,
Etwas zerfallendes, Lumpen«. Dann würde es sich aber ergeben, dass
das Wort nicht aus dem Türk., wo das % schwerlich verändert wäre, in
die übrigen Sprachen eingedrungen ist, sondern umgekehrt, wenn nur
es im Türk, wirklich vorkommt.
Mindestens ein Theil der unter kamara verzeichneten Wörter
kommt unmittelbar aus dem Griech. Fehlen poln. und klruss. komöra,
ru88. komörka, obgleich das erste im Fremdwörterbuche nicht vergessen
ist (wo neuruss. kämera von den übrigen Formen zu trennen ist) .
Auf kandil können altslov. kamdilo, bulg. kandilo u. s. w. doch
offenbar nicht zurückgehen ; im Fremdwörterbuche sind dieselben richtig
unmittelbar mit griech. xavrrjXi (xavdrjXa) verbunden.
•kanevat . . . , plor. von kanat . . . ar., Kanal. Russ. kanava
Canal, Graben Reiff 374 ..... Ar. qanät bedeutet .Wasserrohr (unter-
irdische Wasserleitung)« ; Canal heisst türk. su-arke,, wohl auch kanal,
z. B. Sivejs kanalg der Canal von Suez. Am nächsten liegt kanava von
Canal abzuleiten, obgleich v st. 1 allerdings sonderbar ist (zu demselben
Lautwechsel im Türk, vergl. unten pH tot). Leider ist mir die Ge-
schichte des Wortes unbekannt.
*kangal ... Rolle, Knäuel ... Vergl. serb. kanbelo Strähn, Bund
Zwirn . . .«. Matzenauers Etymologie (vom mittellat. can colli Art Garn)
hat mehr für sich.
Unter kantar »kurzes Leitseil« fehlt slovak. kantar (Brecbzaum?).
kapan ist zwar da (= qapqan), aber nicht in der Bedeutung von
Marktplatz , besonders für Korn (dies auch mittelasiat. qapan) , woher
vielleicht rum. kapanleu (= türk. kapanle) »altfränkische.
»kapanica . . . langes Kleid, neuslov. gaban. serb. kahanica.
it. gabbano ... türk. ica ist slav. ica ...«. Also ist das Wort wenigstens
in dieser Form nicht türk. und p ist hier wohl nur wegen der Anlehnung
an »kapama ... Art Kleid« oder sonst wie secundär aus b entstanden;
es heisst übrigens auch kabanice' (Galapelz mit langem, auf den Rücken
herabfallenden Kragen), und andererseits giebt es auch mittelgriech.
xanarrj (s. Matzen, s. v. gaban) Das Wort gehört zu türk -pers. qabä
(azerbaidz. haba), ar. abä »Oberrock«, woher griech. xaßadw (schon
bei Theodoras Prodrome») u. a. — s. kavad, welches nach des Ver-
fassers Geständniss »im Türk, unauffindbar« ist.
Das neben kara »Schwarza angegebene kara karga ist nicht Rabe,
wie es auch unter karga heisst, sondern Kornkrähe graculus (Rabe türk.
kuzgun). Bulg.c*re» kos »Amsel« ist vom türk. kara tauk ebensowenig
abhängig, wie russ. cornyj drozd-B: kos heisst, wie drozdi, sowohl
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Th. Korsch,
Amsel als Drossel, und dieser ist grau. Kara vcladz »Walachei« ist ein
Lesefehler — i • veladz st. i • velaj ulajf) , doch ist H. M. möglicher*
weise darin unschuldig, da in türkischen Wörterbüchern hie und da
solche Ungeheuer zu finden sind , wie bazdähüm jr\>j b st. jazdehüm
(T\>;Li »der eilfte«, bulbars ■ ^LJ %_j st. julbars w,^'^ Löwe« (doch wohl
»Tiger«) u. ä. Russ. nicht allein £ary, sondern auch (alt) karyj —
Aktm Kajia'itMia I, Nr. 82 (aus den J. 1391 — 1428): xepeÖmix bo-
poH'B Aa ko6i>u napyio (mit Cursivschrift bezeichnet der Herausgeber
die Stellen, wo Verkürzungen gebraucht sind) . Coöp. Toc. Tp. h Jlor.
Nr. 151 (aus dem J. 1523) : Koiib Kap i., aber daneben jouiajb Kapio,
was wohl dem Umstände zuzuschreiben ist , dass wir dieses Testament
nur in einer Abschrift besitzen. Karakula »Braunschecke«, karahdtp
s. kula\ Aktu Apx.3Kcn. I, Nr. 417 (aus dem J. 1518): kort, CTapoH
KapaicyJOH. 8erb. karamluk »Finsterniss« ist türk. karanlyk = »kuman.
karanluki (von karafi finster, dunkel). Fehlt kara als ehrenhafter Bei-
name, wie Kara Mustafa, serb. KaraDjurdji; vergl. alb. kara cUab
unter kitab. Fehlt auch anderes, z. B. mittelasiat. qara-kül Art
8chaafe mit schwarzer, stark gekräuselter Wolle — russ. karäkuli, das
vorauszusetzende kara das (eig. schwarzor Stein) — russ. karandasi
Bleistift (Reiff).
karanfel »Nelke« ist in dieser Form (eig. qaranful) arabisch.
Nordt. qanyfyr (oder ähnlich) erinnert sehr an russ. kanüperc», kanü-
ferB, kalüferB, serb. kaloper, rum. kaloper. Balsamita vulgaris (tana-
cctum balsamita Matzen. Kary^epi,). Fohlt neuslov. käranfil.
»kares ... Zank, Streit... Vergl. bulg. kares . . . karez Rache...«.
Dies war unter garaz (volksthümlich karez) »Haas« zu stellen; vergl.
zu kajes.
Unter karga »Krähe« fehlt russ. (sUraja) kargä Aeltsche — eine
Bedeutung , die wohl noch im Gebiete des Türkischen entstanden ist :
vergl. qary, qart, qargan (gealtert) alt, andererseits auch vfteo tag
Aoowvag fiefiiuxux; u. s. w.
An einen Zusammenhang zwischen nordt. karmak mit griech.
xa/uaxt u. s. w. glaubt Verf. selber nicht besonders, will aber auch (alt-)
griech. xa/icrf »Stange, Pfahl« der Bedeutung wegen nicht zu Hülfe
rufen. Und doch ist xojuaxt das regelrechte Deminutiv von diesem und
lässt sich als »Angelruthe« mit demselben verbinden.
Unter kasaba fehlt griech. y.aoafinäg »bourg, bourgade« J. Pio,
Contes populaires grecs S. 239, — eine Sammlung, die eine reiche Aus-
beute für H. M/s Werk hätte liefern können.
Unter kasd fehlt griech. %aarela »expres« J. Pio, ib. S. 255, aus
kasd ilC ispr. kästylja).
Nicht kastan, sondern kostan; denn Mat. 87 ist KaurraHt nur
ein Druckfehler — vergl. ib. 326 und Ostroumov.
tfkatil ... Mörder, serb. katal ferman ...«. Dies wohl von katl
(qätl) »Mord«; denn sonst wäre türk. ferman-i katil tqätil).
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I
Anzeigen. 511
kavata st. kovata ist mir sonst nicht bekannt.
wkaza . . . Richteramt. bnlg. kaza Gegend . . .«. Auch tflrk. =
Gerichtssprengel.
Unter kazak fehlt klrnss. und poln. kozak; vgl. unten zu ogul.
Uebrigens ist »nordt. kazak , kadak* ein Missverständniss, denn kadak
(qadaq) bedeutet »Nagel«.
Unter kazanmak ist kazcmdi ebenso überflüssig, wie unter ke z-
kanmak kezkandz ; denn die Entlehnungen sind vom Prater. auf -di
abgeleitet, worüber in der Einleitung die Rede war.
kazz p (1. jä) ist ar.
*kejmak, kq/tnak . . . tödten, verderben, bulg. kajdisam . . .«.
Kajmak (oder kaimak heisst »gleiten« ; fürs bulg. reicht die richtige
Form aus — vgl. »kfjmet ... bulg. kajmetlyja ...«.
•keife ... Säbel... bulg. ... sabja kalaklija 228...« (bei Milad.).
Begrifflich wenig glaublich, phonetisch vielleicht sogar unmöglich (denn
in kcUakcfja = tflrk. kglgccg liegt eine andere Lautverbindung vor) ;
vergl. unter kulac (s. unten) : »bulg. kolaklija etwas Krummes, etwa
der Säbel, sabja kulaklija ve\ 1. 64 ...«. Also ist der Vocal der ersten
Silbe verschieden , der der zweiten bleibt immer a ; dies führt uns eher
zum türk. kglagg »Spitze (des Säbels, Degens u. s. w.)« oder zu kulak
»Ohr« , welches einen Theil des Säbels (etwa am Geftsse oder Griff) be-
zeichnen mag.
kenamak heisst nicht sowohl »quälen«, als »schelten«, und schon
darum wäre es gerathener, serb. kxdisati »silovito napasti« u. s. w. zu
dem oben besprochenen kejmak zu ziehen.
ar. kenneb »Hanf« lässt sich mit bulg.« konop u. s. w. schwerlich
durch das Osmanische verbinden : der Zusammenhang ist zwar da, aber
sowohl geographisch, als auch zeitlich ein anderer. Warum sollen aber
rnss. konopljä, klruss. konop&j, cech. konop&, poln. konopie u. s. w.,
die hier unerwähnt gelassen sind, von konop getrennt werden? Serb.
auch kanap , dessen Aehnlichkeit mit ital. canapo (canape) nicht zu
übersehen ist. Von Interesse ist übrigens mittelasiat. qanab.
•kfr ... grau ... Vergl. poln. kir, kier schlechtes Tuch, Trauer-
flor...... Dies kann mindestens mit ebensoviel Recht zu kir gestellt
werden, das nicht allein »Schmutz«, sondern auch — wenigstens in an-
deren Dialekten — »(schmutzige) Wäsche« bedeutet.
kerbacz — poln. nicht allein karbacz, sondern auch korbacz.
nkergaul . . . t. nordt. rusB. kargah, karchtüb anas tadorna
Reiff 378 ...«. Die Bedeutung des Lemma ist, wie bei Reiff, nicht an-
gegeben ; dies ist aber »Fasan«, was für jene Ableitung verhängnissvoll
ist. Türkisch ist das Wort freilich, nur nicht im Gegensatz zum »nordt.«,
in welchem Zusammenhange es =s »osman.« ist, während in diesem Dia-
lekte der Fasan sügltin, süjlün genannt wird. Kargalk heisst russ. auch
krochall, und ist nach Dahl mergus merganser (so auch Reiff s. v. Kpoxä) .
»keUa ... Winterquartier ... russ. kaslatb sja überwintern (kf-
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Th. Korech,
slamak) Mat. 325 ...«. »Ueberwintern« ist in Mat. die Uebersetzung des
türk., nicht des rnss. Zeitwortes, welches etwa »wandern, unst&t hin
und her gehen« bedeutet. Dessen Stammwort ist wahrscheinlich rnss.
kaslo Ball, Kugel (wie z. B. im Kegelspiele) und Art Spiel damit.
»kez ... Tochter, Mädchen, bnlg. . . . kuzum .' . . . kez (na puska) ...«.
Kuzum (= kuzu -f pronom. affix. I. pers.) steht auch unter kuze
(1. kuzu) »Lamm«, und dies ist der richtige Ort. Kez ist ein grundver-
schiedenes Wort, welches dem Osmanischen jetzt abhanden gekommen
und nur in andoron Dialekten erhalten ist, — »Kerbe (am Pfeile), Korn
(am Gewehre)t , wofür in der letzten Bedeutung die Türken jetzt das
pers. nisangah gebrauchen.
kezqlbai war unter kezel zu stellen, nicht umgekehrt.
Mit hoc (== qüc) hat rnss. kticam unmittelbar nichts zu schaffen:
vgl. dagegen (nordjmong. quca(n) Widder — Mat. 196. 326 (wo chudia
wohl st. südmong. quea ist) , alt. quea.
Die unter kokola verzeichneten Wörter kommen direct aus griech.
xovxovla, xovxovXiov, xovxXl u. s. w. ; daneben auch xoirxla Puppe
mit Zubehör (s. kukla), denn es ist schwerlich richtig, die beiden
Wörter von einander zu trennen : der gemeinsame Begriff ist der des
Aufwickeins.
»kokona ... ist unbekannten Ursprungs ...t, doch jedenfalls nicht
türkisch.
Dass kok or os »Mais« türk. ist, bleibt zu beweisen; sonst heißet
es osman. mes§r bogdaje, ägyptischer Korn, vgl. kasan. kä/bä bu^dajl
Kaaba (= Mecca-)-Korn, griech. aQajcoolri — lauter Fingerzeige auf
die Provenienz. Im Fremdwörterbuche steht unter kukuruz u, 8. w.
an erster Stelle »vgl. rum. kukuruz«, welches hier fehlt.
Bei Gelegenheit von kolan »Gurt« (serb., aber auch türk., Sattel-
riemen^ theilt mir Prof. Jagi<5 die Meinung von Prof. Veselovskij mit,
damit sei das in altruss. Rechtsdenkmälern vorkommende kolant iden-
tisch; so z. B. Khbth 3aKonmiH, herausg. von Prof. A. Pavlov, 8. 60
(§ 75): KIIH'K KOy^lTK K4A4H0KTv TpMTl^^Tk = XV1ttiO$U) (l6-
OTiyag TQiaxovra (s. jetzt Aich. IX. 154).
kontoh Art Kleid« klingt nicht türkisch; bei Bianchi finde ich
die Bedeutung »Robe exterieure autrefois en usage chez les Polonais*.
Linde vergleicht med. xüvdvg, was vielleicht auch das Beste ist.
kordela ist im Türk, und im Rum. aus dem Griech.
r>koru ... kurudzija ...«. Dies mag bulg. oder serb. sein, türk.
aber lautet das Wort kurudzi.
koz »Trumpf« ist wohl rum. oder griech. ; russ. kozyrh ist cech.
koz^r (Kaiser?), wie krälja (neben dama), chlap-b (neben valeti) aus
cech. kräle (? sonst krälovä), chlap ; ebenso int tuz-i> ins Russ. aus dem
Occident eingewandert — poln. tuz aus deutsch, tüs. Daus. Das mm.
koz mag aus dem russ. közyrb entlehnt sein.
kubbt, kubbet ist zwar ar., aber kümbet (eig. gumbiö*) ist pers.;
übrigens erscheint das letzte in keiner Entlehnung.
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kubur lautet russ. gewöhnlich nicht kuburb, sondern kobürt.
kujan ist nordt.; rnss. (rjasan.) anch kujenb.
* kujruk ... Schwanz ... Vergl. aslov. horqgy ... mong. urungge
Fahne Mat. 325 . ..«. Entweder dies (eig. oronga) oder jenes, denn es
sind zwei ganz verschiedene Wörter (kujruk formell = mong. qudurga ')
Schwanzriemen). Mir scheint das mong. naher zn liegen ; die Aspiration
kann türk. sein — vergl. azerb. hOndQr »hoch« st. ündttr (mong. tlndttr,
Öndör), mittelasiat. hasand »leicht« st. pers. asän, harrt »Sage« st. pers.
ärra, krim. {und osman.?) heibette st. ar. älbätta (s. elbett). Fehlen
russ. chorjngovL Igorlied 8. 3 Tich. nnd griech. xovQiovxa Fettschwanz.
Lett. karüks ist wohl slav.
Unter kula »falb, fahl« fehlt griech. novkag Schecke, xovlog ge-
fleckt.
*kulad £ . . . Armvoll. Vergl. rnss. ktdakb Faust, poln. kuiak . . .«.
Diese mögen zwar allerdings mit türk. qol, qul »Arm, Hand« zusammen-
hängen, aber doch wohl nicht durch das im Lemma stehende Wort.
vkulan... Eselsfüllen, wilder Esel. mm. kulun ...«. Türk, kann
es auch so heissen. Fehlt russ. kulant Onager.
*kumas . . . Art Stoff . . . russ. kumah>. altruss. kumah . . .«.
Aber auch kumacb, z. B. Akth von Kalacow Nr. 86, IV. (Testament
aus dem J. 1696) : aa no KyMamo, *a no man**, Aa no 3anoraiTB (sie),
Aa no öauiMaKaMT, (was zu bahmak nachgetragen werden mag), a& no
capa*any, Aa no kotumi., wo kumacb Etwas aus diesem Zeuge ver-
fertigtes zu bezeichnen scheint. ^OMOCTpon S. 90 ist wohl KVMaino st.
Kyinaqno zu lesen.
In welchem Verhältniss nordt. hup sin »Krug« zum russ. kuv&im
steht, gesteht Verf. nicht zu verstehen. Soviel ist aber klar, dass kuv-
siiu. (oder kuksint) nicht türkisch, obgleich auch nicht ursprünglich
russisch ist.
»kuran 0!yj ar. Koran, bulg. cdkoran ...« u. s. w. Aber auch
türk. kann man alqur'an 2) (qUÜI) mit dem ar. Artikel sagen. Kuram,
auch russ., z. B. Aktu Apx. 3ncn. I, Katalog des kaiserlichen Archivs
für die J. 1575 — 1584, Kasten 218: Aa KypairB TaTapcKOH, na nowb
npHBOAflTB TaTapt itb inepTH; noch genauer ist die Wiedergabe in
CoopHHKL MyxanoBa (TIocojh»ctbo ao KopojiH üojbCKoro TaTapcwnrB
ijapem, 1479 — 1481) 8. 26 : TorAW ot-b npopona MaxMera n otb Kyp-
rana n otl kiihtb naniHxx OTpeicycb.
Das türk. (nicht »pers.«) kurd »Wolf« hat mit serb. durdija »kurzer
Pelzrock« u. s. w. nichts zu schaffen: dies ist türk. kürdye* »kurzer
Rock«.
t) Mongolisch sind q und g Reibelaute y), werden aber hier nicht als
solche gekennzeichnet, weil M. die türk. y und j (aus i) einfach durch g
wiedergiebt
») » J_ bezeichnet eine im Worte durch Stimm ritzen-Schluss eintretende
Pause. Radi. S. 1.
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Th. Korsch,
»kurkhane pers. monument funeraire. russ. kurgam Reiff 481 .
koman. kurgun XXX VI II. hurgan ist Barg, Festung ...«. Ergo — ist
russ. kurgan-b nicht kurkhane* (richtig gurrane* oder, wie im Fremd w.,
görkhänah, xj\j>jjf Gottesacker) , sondern türk. qnrgan — von qurga
»befestigen« und dies von qur, welches (als kurmak) anmittelbar folgt.
Vergl. Vsmbery, Etym. Wört. 86, L Fehlt poln. kurhan (offenbar aas
dem Klruss.).
Nicht das jetzige kursun, sondern das verschollene kureum liegt
allen Entlehnungen zu Grunde ; die ältere Form qugureum , qurgas vm
hat sich in östlichen 'Dialekten erhalten.
»kurtarmak ... befreien, kurtulmak passivisch, bulg . kurt uli-
sam . . . serb. kurtalisati . . . griech. xovQtaXi^uß. Matzen. 231 ...«.
Dieser Gelehrte macht S. 230 (sie) darauf aufmerksam, dass xovqto-
UCw (oder xovQtalCo) »anklopfen« bedeutet. Da aber die slavischen
Zeitwörter vom griechischen sich schwerlich trennen lassen, so scheint
nichts anderes übrig zu bleiben , als im letzten eine Veränderung der
Bedeutung etwa unter der Einwirkung von xovrovXiZw {xowovXü) ,
xovtQtCto »stossen« anzunehmen. Dann steht xovQxaXl^ut statt *xovq-
nr(;/tw. Bulg. u vor 1 ist w<»hl aus i, und dies aus a entstanden ; jeden-
falls ist an das türk. Passiv nicht zu denken. Uebrigens giebt es im
Osm. kurtules »Rettung, Befreiung«.
Unter kus »Vogel« ist russ. karaguh nach Reiff »ossifrage« über-
setzt, während unter kara demselben Worte die Bedeutung »falco chry-
sagtos« zugeschrieben war. Das letzte ist das Richtige.
Zu kutas »Quastet, russ. kutas* vergl. Zab&in a. a. 0. 8. 110:
KyracL necb mejKOBOH UBtTiioH, kocti» (khcti»?) eb sojiotoitb. Das
Wort scheint ins Russ. aus dem Poln. gekommen zu sein. Aus der leben-
digen Sprache kannte ich dasselbe in Anwendung auf geflochtene flache
Quasten aus Gold- oder Silberdraht, mit denen frühere Husarenmützen
geschmückt waren. Seitdem dieselben vom Kaiser Alexander Q abge-
schafft wurden, habe ich kutasi. nicht mehr gehört.
»kutu, kute . . . Schachtel . . . russ. kutejnikb . . .«. So, ohne
Uebersetzung und ohne kutbja, — wenn es anders nicht das bekannte
kutejnikx ist = 1) die Stelle in der Kirche, wo die kutbja steht, 2) der
Tag vor Ostern, vor dem Neujahr (Sylvesterabend) oder vor den heiligen
drei Königen, wo man kutbja isst, 3) Einer, der die kutbja isst, ironisch :
Geistlicher. Dass aber kutbja mit kutu in keinem Zusammenhange steht,
liegt auf der Hand. Zwar ist es klar., dass dieses Wort nicht slavischen
Ursprungs ist , aber über dessen Etymologie stimmen die Gelehrten nicht
flberein. Eine der unglücklichsten ist die neuerdings in Russland auf-
gefrischte Reiffsche — vom griech. xrjdela »Bestattung«. Aber auch
die, an welche Matzenauer denkt, von xvxetov »Mischtrank«, ist nicht
statthaft. Besser würde xvxela, etwa »Mischung«, passen, wenn nur
das Wort nicht so selten wäre. Hiervon ist das Cod. Supr. 31. 32 vor-
kommende ct> Koymnfc schwerlich verschieden, da der Nominativ davon
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nicht allein icoyn>, sondern auch Koymni lanten kann : dies leitet aber
H. M. a. a. 0. vom griech. %ov%tog mntüus ab, womit wir eine dritte
Etymologie zu constatiren hätten, wenn er sich damals des Zusammen-
hanges mit KoyTHts bewusst gewesen wäre. Man könnte noch vielleicht
an nengriech. xot/x/a Plnr. von xovxl «Bohne« denken Uebrigens
scheint das Wort anch don Türken bekannt zu sein — kasan. küdia,
misär. und tobol. küdä, alt. köcö * Getreidekorn , flüssige Grütze aus
Gerstenkorn u. s. w.«.
ka/ur ... Kampher ... russ. kamfora ...« u. ä. — gewiss nicht
durch das Türkische. fc
Unter kahruba fehlt griech. ytex^ifi/ragi.
Zu pers. kalak »missgestalteU russ. kalika, kalcka, rum. kalik
zu stellen, ist sehr bedenklich, zumal da es nicht ausgemacht ist, dass
kalika u. s. w. »lahmt oder Etwas ähnliches ursprünglich bedeutete.
Für das rum. Wort finde ich die Bedeutungen: Bettler. Herumtreiber,
Taugenichts, Knauser. Vgl. bei Matzenauer cech. kalis erro, per terram
vagans, kalisovati vagari (holländ. kalis »elovSk chudjK hladomHv^t)
und russ. (episch) kaliki perechozija.
Jcar%ane, wenn man es schon einmal nftthig findet, das Wort
auch in der Urschrift zu geben, ist xil^tf zu schreiben.
kariz ist pers.
nkatib ... Schreiber, bulg. kitxpin ...« — s. zu Int ah.
*kavkar wird mir als pers. bezeichnet . . . Vergl. griech. £evyd-
qwv.o. Es wird wohl pers. gäv-kär »durch Ochse bearbeitet, Feld« sein
und steht zum griech. in keinerlei Beziehung.
Heber ... ar. Kapern, russ. kapersy ...«. Vgl. ehor dän. kapers.
Unter kece fehlt griech. xeroig Filzmütze der Janitscharen.
Heb ernte" (Kdfcttrme*) »Ueberwurf« ist mir ebensowenig,
als dem von H. M. erwähnten Zenker, auch Bianchi und Budagov be-
kannt. Serb. djecerma, jecerma lässt gäce'rme' voraussetzen; aber auch
dies sieht ganz türkisch aus.
Mi/in und Ufil sind ar.
kelSb ist nicht türk., sondern pers. — käläb, also richtig v^r
zu schreiben.
Unter kelepir fehlt griech. xeX€7tovQi Fund.
Unter kelisa steht nur kurd. und weiter nichts.
»kemal . . . ar. Vortrefflichkeit. alb. Jg'emal (chiemal) uffiziale
che pubblicca il bando R...«. Wie ist der sonderbare Bedeutungsttber-
gang zu erklären ?
Rem an ist pers.
Unter Hirn kr »Gewölbe« ist kemerlemek (1. k — ) unnöthig, da
serb. öemerli = türk. kemerli »mit Gewölbe versehen, gewölbt« ist.
») So jetzt Archiv IX. 168.
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Th. Korsch,
kem%a lautet kirg. und alt. qamqa, woher russ. kamka — min-
destens seit dem XVI. Jh., z.B. AoMOCTpoH 8- 198 ; Aktu Apx. 3kch.
I, Nr. 331 (ans dem J. 1586; : a et Kam«, cb xoöpon h cb cepeAHea
h et xyAou, no ab* äviith (Zoll) ; Adject. kameat-r, — Aktu lOpni.
Nr. 248 (J. 1576) : jihthhkt, Kaimart; ib. Nr. 415 (ans dem Anfange
des XVI. Jh.) : xiTnuiTB Kami an. , auch im Domostroj n. ö.
kinef ist die tflrk. Aussprache des ar. kämf
*k6penek ...Art Regenmantel ... keperUdzek deminnt. ... klrnss.
hepen ... magy. köpöny, köpeny ... nordt. kipennek ...«. Das Demi-
nutiv kommt in keiner Entlehnung vor. Nach Bianchi auch »w&j*^
keupenek « (köpenek), was für magy. n. a. wichtig ist. Demselben Ge-
lehrten gilt das Wort für polnisch ; vgl. aber Sag. kipang, kipäk wohl
von kip, kib trocken werden. Nordt. (kasan.) ist ans kipenllk assimilirt,
kommt also, wie 11. M. selbst vermuthet , vom kipen = ar. ktf en.
Fehlen russ. kobenj&ki, köbka, alt auch kebenjaki,, tobenjaki, »Ober-
rock mit Caputze« — 8. das Citat zu japundia und Zabelin a. a. O.
II, 8. 51 : TeöeiimcL jimtobcküi.
keran »Rand, Schranke« ist pers. ; die dabei stehenden bulg. gje-
ranj und serb. djeram »Schlagbaum« könnte man zwar versucht sein,
auf pers. girän »schwer« zurückzuführen, vgl. jedoch unten zu gir.
kerS, kirre" ist ar.
*&erem . . . kurd. leerem, karim . . .«. Das letzte ist Adj. ki-
rim edel.
»keremit ... russ. keramida ... griech. xeqapida, xeQa/uidi ...
Griech. xeqaplg ...«. Die chronologische Folge ist — abgesehen vom
russ. — natürlich die umgekehrte.
Neben kervan war wegen bulg. karavansaraj u. s. w. tflrk. kar-
van serai zu erwähnen. Russ. auch karavansaraj. Klruss. karvasart
»Marktgericht« ist aas mm. karvasara entlehnt, dessen Bedeutung —
»Zollhaus« — angegeben zu sein verdiente.
*kese, kisS ... Beutel, kesidzi Beutelschneider ...t. Das letzte
ist nomen agentis von kes schneiden. Hierher gehören wohl russ. kisäfr*
»Tabacksbeutel« und griech. xearig = novyyi = 500 Piaster.
Unter kesir fehlen nordt. kaaär und russ. kosän».
nkSsime* ... festgesetztes Lösegeld, Bauschsumme, serb. kesim . . .
vergl. kupiti sto na cesam, t. j. na srecu ...«. Auch im Türk, soll es
die Form kesim geben. Für den letzten Ausdruck vgl. türk. bir belia
kesmök »einen Preis endgültig bestimmen«.
keif ist ar.
keten, kettan »Flachs, Leine ist nicht weniger »semitischen Ur-
sprungs«, als kotun fqutn) »Baumwolle«; denn es ist ar.; ob es aber
mit demselben verwandt ist, kann ich nicht entscheiden. Nordtürk. =
kasan. ziten (dzitln) ist aus zwiefachem Grunde überflüssig: 1) weil es
ein anderes Wort ist — jetin »Flachs«, wahrend kitin ausserhalb des
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517
Osman. meist »Leinwände bedeutet; 2) weil es in keiner Entlehnung
zum Vorschein kommt.
M%ibr, kibir . . . Stolz . . . alb. . . . kjibar an Aufwand gewöhnt,
kurd. kibir stolz ...c. Dieses ist das Adj. käbir »stolz« und das alb. —
dessen Plur. kibär.
»kilar ... Speisekammer ... russ. kelarnja ... Griech. xsllaQiov
cellarium.«. Das russ. ist von keUan, abgeleitet, und dies ist griech.
xeklctQiog, xellaQrjQ (%ov xoivoßlov) .
»kilid... Schlüssel. Kiliddzu ar. iklid ... Aus griech. xlelg ...«.
Das erste ist pers. und ebenso iklid, ar. iqlid, — alle drei unmittelbar
aus dem aramäischen iqlldä oder qlidä = xleig ; kiliddzi heisst »Schlös-
ser« und ist nicht nöthig.
Je Htm — griech. nicht allein v^iXlfu (so, nicht t^auh was wohl
nur Druckfehler ist] , sondern auch xiXtfii.
kira ... Miethe, Zins. bulg. kirya ...« und andere Wörter mit i
nach r — wohl von kirij »Miether«.
*kitab ... Buch. bulg. kitip Buch ... serb. ... datiba rjeenik ...«.
Dies ist katib (s. oben), jenes — kütüb Plur. von kitab, im Türk, als
Sing, gebraucht.
Unter köpek »Hand« fehlt die Bedeutung »Art Münze« (auch köpägij,
woher russ. kopejka stammen soll — s. Erdmann, Matacuenie h*koto-
pMXt CJOB'B, liepeUieÄUJHX'B H3T, BOCTOMHMXT. fl3UK0BT» BT» PocciHCKiM
(Mosk. 1 830) 8. 5 f. ; diese Etymologie wird auch von Reiff 8. 430 erwähnt.
kose eig. gtise »Winkel, Ecke« ist pers.
»köhk ex~*o Kiosk, Gartenhaus . . . rum. kmke Laubhütte der
Juden ... alb. kjose Balkon Die übliche Orthographie ist .
Das rum. ist bulg. kt&ta (altslav. KAiua) und bedeutet auch »Hühner-
käfig«, während Kiosk — nicht alloin »mrum.«, soudern auch jetzt —
kjosku (chioscu) heisst. Das alb. steht schon richtig unter kose mit
der Uebersetzung : »Winkel, Ecke, Kiosk«.
Neben kup (küp?) »Krug« hat das Demin. küpedzik etwa nur den
Sinn, dass es das ehemalige Vorhandensein eines osman. kttpe* voraus-
setzt; vergl. das dabeistehende eag. köpii »bauchiges Gefäss«. Dieses
heisst nordt. kübi (kirg. = Tonne), woher russ. kubynja, kub^ska
»bauchige Flasche« u. ä.
»kulac (kttlac?) ... Art Semmel, bulg. kolak . . . kurd. kuluc
gäteau saus levain ... Das Wort ist ursprünglich slavisch: kolafc. Vergl.
jedoch griech. xoXXd; . . .«. Also, wie es scheint, eina jener Wörter,
die man vorläufig »west- Östlich« nennen könnte. Das Bild wird noch
interessanter, wenn wir das mit xöXXi^, xoXXlxwv auch schon ver-
glichene russ. kulic-B hinzunehmen und nordt. Formen kömic (kirg. kö-
rnet, kömä£ (alt. kalas ist wohl russ.), die alle »Weizenbrodu bedeuten,
ins Auge fassen; vgl. auch bei Bianchi : »^Uj ktimcvh, s. p. (»d. h.
pers.«) Pain azyme« , also wie kurd. Da dieses türkisch nur kttlüe lau-
ten kann, so kommt es dem kulicr. so nahe als möglich. Aitgriech.
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Th. Korsch,
xokXtl; »rundes oder ovales Brod oder Kuchen« scheint in dieser Sprache
nur drei Verwandte zu haben, nämlich xoklaßog »Art Weizenbrod oder
-kochen« (vgl. russ. koloböki «kugelrundes Backwerk*), %a xokkvßa
»süsse Kuchen« (vgl. russ. kölivo »Honigteige) und xoIXvqol »grobes
Brod« (?) , von denen das erste auch = xöXXoxp »der Wirbel an der
Lyra« ist. Wahrscheinlich haben wir hier ein uraltes orientalisches Wort,
welches sich rings herum weit verbreitet hat. Dass kolacb und bulg.
kolak (dieses gewiss nicht aus külai) slavisch und etwa von kolo abge-
leitet sind , ist zwar nicht unmöglich , aber ebensowenig unmöglich ist
auch der Fall, dass sie sich an dieses Wort nur angeschlossen haben.
Mir ist das letzte um so wahrscheinlicher, dass ein koIacT, von kolo nicht
»kreisförmig«, sondern »mit vielen (resp. grossen) Kreisen (Radern) ver-
sehen« bedeuten wurde.
Ein Zusammenhang zwischen kupal »eiserne Keule« und bulg. ku-
prala »Gerte« findet schwerlich statt.
küfte wird pers. *J&jS geschrieben.
»kümS ... Erhöhung, Haufen. Vergl. serb. htma fasciculus (,fa-
stigium?'), crista ...«. Vergl. andererseits ital. eima, fr. eime aus xvue
»Welle« (Diez I), wobei das für das serb. vorauszusetzende kflma, kuma
das Mittelglied bilden könnte.
Mit kür 6k (nordt. kflrakj »8chaufel« stellt Reiff russ. kirki »Karst«
zusammen.
kür k , gürk ... pers. Wolf, Pelz ... Vergl. iurdija ...«. Dieses
serb. Wort haben wir oben mit kurd zusammengestellt gesehen. Ob
tttrk. kürk »Pelz« und pers. gurg(sic) irgendwie zusammenhangen, muss
ich dahingestellt sein lassen.
Ueber kürte spricht Erdmann a. a. 0. 8. 19 f.
g = £ (gj, j) war zum Unterschiede von dem oben durchgenom-
menen g — p (neugr. y) nach der Analogie von k = ^ durch g aus-
zudrücken.
ngilmek . . . kommen, impt. gel. bulg. . . . jela, jelate ; ela,
elate ... griech. t 'ka komme, kommet. Mit der interj. a ...«. Da einer-
seits 08m. g, wenn es, wie in dieser Wurzel, aus k entstanden ist, we-
nigstens im Anlaute nicht in j übergeht, andererseits die Slaven j im
Anlaute eher hinzuzufügen, als abzuwerfen geneigt sind, so können die
oben angeführten Wörter, wie auch das neugriech., nicht von gel stam-
men. Also ist iXat Plur. kläre, welches sich von kXainna (oft intran-
sitiv) nicht füglich trennen lässt, als deren Quelle zu betrachten. Die
ebendaselbst erwähnten bulg. gel »komme«, serb. aksam djeldi, djele-
djek dodji-podji sind rein türk. gel, aqsam geldi (der Abend ist gekom-
men) , &eledzek (Einer, der kommen wird oder muss) .
gergef — pers. kärgäh hat mit nordt. kejergec (kljerglc) Nichts
zu schaffen , da das letzte echt türk. ist — von kijar (osm. ger) ans-
einanderspannen.
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»gSvrSk ... Art Backwerk, »erb. <W*£ (man erwartet etwa öu-
rek) : vergl. russ. kovriga Art rundes Brot . . .«. Man erwartet serb.
eher dj-, als 6- (denn für düstere ist nicht güster <•', sondern ein kü-
stere* vorauszusetzen) ; das Wort entspricht aber dem türk. cürek »Mehl-
speise oder Kuchen mit Butter«. Den Vergleich mit kovriga habe ich
nur darum ausgeschrieben, um die Aufmerksamkeit der Kundigeren,
als ich, darauf zu richten.
Das unter gidi erwähnte russ. »prostrßH« ist wohl postrelii zu
lesen.
*gir . . . Brunnen, bulg.^tra», get an Brunnen, gjwanj Vinga.
serb. djeram Brunnenschwengel ...«. Vgl. griech. yeQavi Schlagbaum
am Brunnen, um Wasser daraus zu holen (auch russ. zurivlb, iuravecT»).
»girdab ... girdbad pers. Abgrund ...«. Das erste gird-äb eig.
Dreh- wasser) bedeutet »Wirbel«, das zweite (gird-bäd eig. Dreh-wind)
ist Wirbelwind« und erscheint in keiner Entlehnung.
gü> aber auch güdz, woher eben bulg. djudl.
Von gülab lautet das Adjectiv gülabi, und erst hieran schliesst
sich serb. djulabija.
ngumrük ... Zoll, Zollhaus ... mrum. k um er ha. alb. kumerkj.
kumerhjar H. griech. xouftiQxi. ytovfieQmaQtjt; . . . Das türk. Wort
ist das griech. nov^iQxt Zoll . . .•>. Natürlich; und ebenso verhalten
sich zum griech. das mittelrum. und das alb.
Unter gün ist wegen bulg. gjutidelikhija nicht gÜnWc (richtiger
<£ünlük), sondern gündeUikfa nöthig.
»gün ah dzunaH ... pers. Sünde, alb. ... dlünah. dzilnah-
car ... nordt. gönagja ostroum. ...«. Dzunah' ist das arabisirte gunäh
und bei den Osmanen im Gespräche nicht gebräuchlich. Albanisch steht
dz statt g z.B. auch in dzümrük neben dem normalen gjütnrük [s.güm-
ruh, wo sogar alb. ciümrükdiix zu finden ist). Dass dem wirklich so
ist, folgt schon aus d&ünah&ar, welches nichts anderes ist. als türk. gtt-
nahkar. Das nordtürk. ist wahrscheinlich der pers. Plur. gunähhä,
also wohl gönähä zu transscribiren.
guzin »erwählender ist nur als das zweite Glied der Composita üb-
lich und schon aus diesem Grunde für »bulg. guzen douteux. guzni je
me doute« untauglich.
Mit ladzüverd hängen griech. Xatovqtov , poln. lazur u. a.
(auch das fehlende russ. laztin,. welches sich an das griech. anschliesst)
nicht unmittelbar zusammen. Diez I. führt it. azurro u. s. w. auf ein
pers. lazür zurück.
• laf . . . griech. xo(preiv Xayia . . Ungenau, weil es im Neu-
griechischen keinen Infinitiv giebt.
lafz ist ar.
»lal ... Rubin ... russ. Iah ...«. Vgl. Coöp. Toc. TpaM. h J[or.
Nr. 39 (J. 1406; : Komin» 30Jiotb cl jkuiomt, a& c xenfiorH ; ib. Nr. 147
(J. 1509): Jieuinu.
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Th. Korach,
Pers. lebadi und kurd. (nrepr. ar.) libas sind nicht dasselbe ; li-
baci könnte freilich aus Libas + ce (Demin.) entstanden sein.
»lebiza nordt. Betrüger, russ. lebeza Mat. 326.«. Das nordtürk.
Wort habe ich sonst vergebens gesucht ; wenn es nur kasanisch ist, so
mag es ein Russismus sein, denn türkisch klingt es nicht (aber finnisch?).
Der Moskauer Litterat N. P. Gilarov erklärt in der Zeitschrift Pajryra
1885 russ. lebezitb aus »ich liebe Sie«. Also hält er das Verbum für
das Prius und zwar wahrscheinlich den Imprt. lebezi in der Bedeutung :
du magst zwar/ »ich liebe Sie« sagen.
nUjiik, laglaß, laUak 4jtfü ßtorch. laJclak Geschrei des Stor-
ches ... russ. ... lilokb caprimulgus europaeus ...«. Da mit 1 H.M. das
harte 1 (l) wiedergiebt, so entstehen hier untürkische Verbindungen von
la (hart) und k (weich). Der Storch heisst türk. legtek (ar. laqlaq),
lejlelc, sein Geklapper laklaka. Das russ. ist schon wegen der Bedeu-
tung damit nicht zu verbinden.
*leRen, lejen ... Kübel ... russ. lochanb ... griech. Xtyivi, Xa-
yrjvt ... nordt. lagtm ... Griech. Xsxavrj.*. Aber auch Xaywog (lat.
lagoenaj oder Xäyrjvog »Flasche«, woher das eben erwähnte neugr. Xa-
yrjvi. An Xaywog schliesst sich wohl das hier fehlende russ. lagun**,
lagünka »kleiner Eimer, meist für Theene = kas. diglt (aus russ. djö-
goti>) laguny. Sonst lautet das Wort bei den Türken lägän (sart. =
Präsentirteller), wahrscheinlich aber irgendwo auch lägin, woher altruss.
legim> — Piskarov, ^peBiiie rpaMOTU h uktu Ka3aHCKaro icpan (Petersb.
1854), S. 146 (J. 165!)): Kyiuenu MypOMCKHX'L 200 JenrawL Mejy
h mecn» nyA'B naroKH no 20 aiTunx.
nlevind pers. ... eig. Levantiner ... russ. dial. levenecb. klruss.
legyn . . . griech. X€ftiwrjg . . . Magy. legeny, bei Zriny leventa . . .«.
Sind hier nicht zwei verschiedene Wörter unter einem Lemma vereinigt?
limun (oder ilimon Vämbery, Et. W. 8. XVI) »Citrone« beruht
wohl auf griech. Xtiuwvi (oder Xeuovi) , nicht umgekehrt.
»lisan-üs-sevr ... Ochsenzunge (Pflanze). Vergl. aerb. lesandra
Pferdesiige smyrnum (»l. smyrnium») olus atrum ... Matzen. 240.«. Das
türk. Wort ist ar. (lisanu-^-^äwr) , das serb. aber geht wohl eben auf
olus atrum zurück mit derselben Erstarrung des ersten Gliedes, wie man
sie im lat. rosmarinus, sp. musaraha (fr. musaraigne) aus mus araneus,
it. melagrano (chorw. malogranj) etwa aus mala grani (jedenfalls nicht
gerade aus malum granalt/m) u. a. beobachtet. Die Endung -andra oder
-andro soll aus divÖQOv entstanden sein und wird gern in Pflanzennamen
gebraucht, z. B. spät-lat. lorandrum it. oleandro u. s. w. — s. Diez I)
aus rhododendrum, auch lat. coriandrum (it. coriandro oder coriandolo)
aus xoqIuwov, franz. pal issandre (Palissander- oder Palisanderholz:,
das ich nicht zu deuten weiss ; rum. miksandre (s. unter minifse).
lokma ist ar. (luqma).
(Fortsetzung folgt.)
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t
Kleine Mittheilungen.
Die Ausdrücke cedpb, noVTem> und irtponWHa in der altserbischen
Uebersetzung des Syntagma von M. Blastores.
Die oben citirten Ausdrücke sind in der slavischen Philologie ihrer Be-
deutung nach so ziemlich klar; dennoch halte ich es nicht für überflüssig,
einige Belege dafür aus der altserbischen Uebersetzung des Syntagma von
M. Blastares zu geben, wo man durch die Nebeneinanderstellung des griech.
Originals bestimmt sagen kann, welchen griechischen Ausdrücken jene slav.
Uebersetzung entspricht.
I. Das Wort ce6pi kommt zuerst im aioiXüoy x , xtqyaXator i des Syn-
tagma, in den Gesetzbeatimmungen gegen die Schändung der Grttber vor :
Hxe MomTH um kocth npiABHrinc, ceöpa oyöo coymre, apaan* TOMen, ce ;
TI 0 q'TCBH H «e Mb TLMMHUOy BIMZT&IOTI. Ce H.TU Bb pOyjUI DOCUMOTl» C6. — Ol
Xtitftara rj 6<na fuxaxirtjcarxts , evxeXetf piv ortet, xtfAtaoovyxat'
Irxipoi dl ntotooKovrai rj elf ftlxaXXa ntpnovxai (PaXXrj xat nbxXrj VI.
478). Das Gesetz ist den Basilicis entlehnt
Das zweite Mal begegnet das Wort ce6pa in axoixtlo» v, xe<paXatoy a,
in einer Criminalbestimmung, ebenfalls aus den Basilicis entlehnt . JKecroica
AOC*Ä» LII OTT. ilBt MJtB OTL BCIIITH Uli OTL MtCT& COyABTO CO , OTI. Allna, HTfßL
KHesoy umm öbismoiioy rocnOÄMHoy GoyAen; otb *icTa, nrt* bb noao-
paurra Btciici 3 pe iura ml ; otl bcuitm , nrxa a paaa foyien» ui ■ Jane oyasBiTb
ce. Tskobi an ha Bpsite aaTaaaiOTB ce , ue utKMie BBtfpaHKiOTB ce bcuith ,
noiiei'Hi coynire ; anrre o cboöoähh oyöo ooyAoyn», ceöpa xe, mvim&MB
aaeawaa ooyxoyn; amTe mm pa6a, öhiobh 6bmmk rocnoxiHoy xa OTAajoTL
ce. = 7/ xoaxeia hßqts rj ano xov noootonov r anb xov noayfiaxos rt ano xov
xonov xaroyitezai 1 ano nooaionov, bxav aqxovxt rt naxouvt yivtßac ano
xönov, bxav lv Üecciqh* näiTujy bqtivxtov' ano xov noäy^aiog , bxav xat xoavfia
yinjxat ij oxpn nXrryjj. ol xotovxot 17 nobf xatqbv l(ootCovxat r; xtvbf xoXvovxat
noaypaxoe, tvxtuoi bvxts ' ti dt IXtv&toot f*iv eltv, tvxtXetc dt, $onaXl-
{ovxat rt dt dovXot, tpouyysXtCöfiUvoi xy decnbxji anodidovxat (PaXXij xat
UbxXrj VI. 481).
ArchiT far «la>i*che Pailologie. IX. 34
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Kleine Mitteilungen.
Das dritte Mal findet man den Ausdruck ceöpi» in mm /tiov cp , xttpaX. pi ,
abermals in einer Criminalbestiromung, den Ba*ilicis entnommen: II ncn
bojmomov oyöiacTBoy TOM-iwuie : auuTe oyöo wctl boitchi oyÖHWH , pacH -
noymi ce, capim» CLsptuieHHoe noARMJiim paarpa&iKHie xxiHia; amTe m
CCÖpi,, MB<IK> H »BtpCMK npt4a*TL C6. = Ä'ffi tCTl XOV utv UoVOtOV #6rOV tl-
/MaQta, M piy iviipov tpoysv*avtoe, den oqxux ita y , rjxot xtXtia ftpevoir
Inl di täk tlxtXöy, to U<pn xai to^iote vrtoßXr^yat (PaXXrj xai H6xXti
VI. 494).
Man ersieht daraus, dass noiiTem dem -riech. Ausdruck h-tmoc ent-
sprechend, die Adeligen und überhaupt die Privilegien bezeichnete. Nach-
dem in Serbien die privilegirte Claase verschwunden war , musste auch die
juridische Bedeutung des Wortes noqvrcm verloren gehen, nom-rca polten
bedeutet jetzt nur noch ganz allgemein eiuen ehrlichen , verebrungswürdigen
Menschen. Im Gegensatz dazu steht ceöpi» als Bezeichnung des griechischen
BvtsXijt : aus der zweiten Stelle ergiebt sich, dass nicht alle Ccopu frei waren,
d. h. dass sich die Ausdrücke ce6p& und cboöoalhl nicht deckten. Der
Unterschied in der Bestrafung ist von der Art , wie wir ihn aus dem Gesetz-
buch Dusan's kennen.
II. Weniger klar ist die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks utpoa&xi»
und -m i.poiu.uiiiuu. Die Frage kann nicht anders gelöst werden, als durch all-
seitige Erforschung aller Gesetze und Bräuche betreffs der ökonomischen
Lage des Grundbesitzes und betreffs der Beziehungen verschiedener c lassen
der Bevölkerung im alten serbischen Staate zu einander. Einstweilen mögen
auch die unten folgenden Belege sich als nicht ganz überflüssig erweisen.
Das erste Mal begegnet Mtpon miHa in aroiXeloy n , xeqyaX. f. das Oster-
fest und die heil. Gaben betreffend, nach dem 14. Canon der Laodicaeischen
Concilbestimmun^en : HeTBpvroHaÄeccTOK xc coyrararo bb Jlsoamrin He mbhhti.
6 Li th hoaooho cnerw» Aapu , faarocaouoina Baciib p&in , bb Bptvic naexu ori
HCHTejiCTBa nocu.iaiH bi> * htcjctbo , pcKme Db Mepon'niHue; uko
ueatnoriio 6o u (aej fiiarooöpit'aa oöuian bb npaßjoy otb otbhb BB3öpaHKHB 6ucto.
Co Äe HUHU JMTHHH TliO|>OTB BB BpiMC HÄCXtl , pa3 jtj MX>UIT6 OnptCHBKM DO-
ri. i; im . :.i ocBoiHTu ce hmi. uko npoerb oyxpoyxB uapozoy Bceuoy. — <J di dt xije ir
.taodtxuiu oix ohxat dety xit ayia dütQa, tvXoyias drftey /o^c, xtp xoi naajtz
xaiQtb, anb naqoixla^ nipntiy ei% nuQoixiay * cu? ängenif yaq xai ovx evagt;-
fitoy i&of dixuito% nQo? rwj ntixiqtay xtxoXvtui. xovxo di ybv ot Aaxlyot notoi-
aty Iv T<b xtuyCo xov naowi imfieQtCoyxee xä a^Vfxa /uexa xb rtytaa&rjrat , *k
xoiyit i(;> dr,fno nuyxt {'PuXXrj x. IloxXrj VI. 42S).
Das zweite Mal wird Mtpon'iuuua in demselben exotf. n in xetfuX. r,i \
aber nur in der Ueberschrift erwähnt, denn betreffs des Textes wird auf
axmx. 6, xt<paX. tu verwiesen . 0 CTaptHniHHCTBaxB u npaBHHaxB kxü hmovtb.
apxiepeHK u uptKBH, ho m 1 p o n in h h a x b hxb. Hhith aY-rfl rxaaoy e-CBcraßa. «==
KttpäXaioy trj' . JUqt ima/Uiiay xai rtqoyofiidjy^ utv ijovaiy oi ao/uiuis xal ai
U*Xrt9l<tt, xai rteot xä>y naootxttöy aixiöy. f»/rei to ta xufalaiov xov c'
OTOt/CIOt>.
Darnach entspricht Mtpon uiHua dem griech. Ausdruck naooixia, folglich
Mtpontxi. dem griech. xuqoixo;. Allein in serb. Denkmälern kommt auch der
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-Kleine Mittheilungen
523
Auadruck napncs vor, offenbar « noQoixor ») . Darnach müasten die Aus-
drücke napiiKt und MtponLXL von gleicher Bedeutung sem und sich so zu
einander verhalten, wie z. B. uapaiioyHB und cipaaca und ähnliche Parallelen
zwischen einem entlehnten Fremdwort und der slav. Uebersetzung desselben.
Für jetzt so viel .
») Die Bedeutung des nuooixoc behandelt Prof. Wassiliewski im russ.
Journal des Min. der Anfiel. CC. II, 8. 125; vergl. id. ib. CCX. II, S. 372.
Belgrad, Juni 1886. St. Novakovü.
Die Alexius-Legende als serbisches Volkslied.
Herr Dr. F. S. Krauss theilt in einer wenig verbreiteten serbischen Zeit-
schrift »BpniiAH« (Jahrgang II. 1886, Nr. 4—7) ein serb.Lied mit, das die be-
kannte Alexius-Legende zum Gegenstande hat. Er behauptet, die Verse in
Bosnien, im Drinagebiet (Ort Rodevidi) von einem gewissen Mico Kosoviö,
einem alten Volkssänger, gehört zu haben. Es wäre jedenfalls wünschens-
werth, näheres darüber zu erfahren, ob nämlich diese Verse auch anderen
Volkssängern bekannt sind oder ob sie ein individuelles Eigentbum dieses
einen Gewährsmannes bilden. In der von Dr. Krauss mitgetheiltenForm bietet
die Legende allerdings manches auffallende, ausserdem ist sie zu Anfang und
auch sonst hie und da verstümmelt. Ob absichtlich? Trotzdem ich einige
Zweifel betreffs der Volkstümlichkeit dieser Verse hege , will ich sie den-
noch in unserer Zeitschrift wiederabdrucken, um dadurch andere zur weiteren
Kachforschung aufzumuntern. Die Serben sind an christlichen Legenden bei
weitem nicht so reich, wie die Russen: in Prosa wird die Alexius-Legende
jedenfalls auch in serbischen Handschriften vorkommen. Ich kann augen-
blicklich nur auf den in der Chludov sehen Sammlung vorkommenden serb.
Panegyrik aus dem XIV. Jahrh. hinweisen, in welchem nach der Beschrei-
bung Andr. Popov's S. 406 diese Legende wirklich begegnet und zwar, wie
er uns-versichert, in derselben altslovenischen Uebersetzung, die nach Srez-
nevskij in den russischen Texten bereits aus dem XII. Jahrh. belegt ist (Csi-
ÄtHiÄ h 3aMtTKH Nr. 31). Bezsonov theilt in seinem Kaxtica nepexo*ie L 163
auch eine serbische Redaction der Legende in Versen mit, die ein gewisser
P. Kirill Andrejevid in Altserbien aufgezeichnet haben soll (?). Mir ist es
augenblicklich unmöglich zu sagen, wie man zu dem Texte kam ; es wird nur
der Anfang mitgetheilt. Das Bruchstück erinnert stark an geistliche Verse,
wie sie in den bosnischen Büchlein (z. B. bei Divkoviö) vorkommen: auf
westlichen Ursprung scheint auch folgender Vers hinzudeuten: »Krsti njega
papa Inokentij« , wovon die kircbenslavische Legende nichts \weiss. Auf
8. 723—732 derselben K&xtKH nepexoxic theilt Bezsonov nochmals dieselbe
Legende in serb. Versen mit, diesmal mit einigen Aenderungen gegenüber
dem obigen Bruchstück, dafür aber dem vollen Inhalte nach. Hier wird als
Einsender ein Marko Vukovil genannt ! Hat dieser jenes Fragment Andreje-
vtfs nur fortgesetzt oder stammen beide Texte (das Fragment Andrejevics
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Kleine Mittheilungen.
und die ganze Legende VukoviCs)
die sie nicht für gut fanden anzugeben — das kann ich gegenwärtig nicht
mittein. Der Herauageber (P. Bezaonov» wich der Antwort sichtlich ans.
Nach Dr. Krause's Aufzeichnung lautet die Legende folgendermaaaen
isturi ga ka Kiliku gradu.
Kad u jutro jutro osvanulo,
uranio Jefimije kralje,
da mladjence vidi na odaji.
Kad tu sjedi lijepa djevojka.
mlada cura na noge skocila,
babu kralju poljubila ruku.
Pitao je Jefimija kralju :
kamo tebi, lijepa djevojko,
kamo tebi Aleksija sine ?
— Kralje babo, ocinjeg mi vida,
kad je noöi polo vina bila,
otiso je glavom po s vijetu ,
kako med na cela po c vijetu. —
Trazi njega Jefimije kralje
po gradovma i svjema palankam,
nikako ga naöi ne mogase.
Kraljske singe ka Kiliku dosle,
Aleksiju tu su nalazile;
iz ruke mu leturgjiju daju,
ali njega poznat ne mogaju.
Aleksija kazat se ne scaae. .
Tu je bio sedamnaes godina,
postio je sedamnes godina,
ftjem bozica u godini dana.
Pocese ga poznavati ljudi
i njegovoj pristupati ruci.
Stid bijase Aleksija sina.
Aleksija na noge skocio
pa uzeo v atrena vapora { I ?)
pa poseta morem sirokijem.
Tako njemu bog i sreca dala,
puknula je od neba fortuna (?),
isturi ga Ridu bijelome.
Progovara Aleksije sine :
Neka, neka, milom bogu fala,
kad ja dodjoh roditelju b vorne.
Pa izidje uz bijelu kulu,
pa tu nadje roditelja svoga,
roditelja Jeftimiju kralja:
— Molim ti se, slavan gospodare,
U starome Ridu (I)
a u Ridu Jefimija kralje.
£ena mu se Jaglajida zvaie.
Svilu i slato na sebi nosahu (!),
a od srca porod ne imahu.
U boga bu mladi zaprosili i
Daj nam, boie, ispuni zeljenje,
daji nama jednog nasljednika,
nasljednika jedno cedo ludo,
cedo ludo ali musku glavu.
Bog im dade jedno cedo ludo,
cedo ludo ali musku glavu,
pa i njima ispuni zeljenje.
Dovedose i popa i kuma (!) ,
pokrstise, ime nadjedo»e,
nadjedose ime Aleksije.
VUe cedo od godine dana,
nego drugo od dvije godine.
Kad mu bilo dvanaes godina,
odoäe mu traziti djevojku
po gradovma i svjema palankam.
Nadjoae mu lijepu djevojku,
Aleksiji posvema priliku.
Pilav bio puna tri mjeseca,
ondar vakat od rastanka bilo,
a mladjence svede na odaju (?) .
Kad je noöi polovina bilo,
Aleksiji spavat se ne more,
ve^ od zemlje na noge skocio,
a otpasa pojas nakiöeni,
a on skide prsten pozlaceni
pa ih dava svojoj zarucnici :
Naj to tebi moja zarucnice>
pa se nadaj suncu i mjesecu,
meni nikad za iivota svoga.
Pa on skide bogate haljine
a ni&tatne obuce haljine (?)
a za sebe nakupi novaca,
podje poljem dole niz jaliju,
moru dodje, sjede u galiju.
Od neba je puknula fartuna (?},
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Kleine Mittheilungen
525
imades Ii kakvu odajicu,
da prebivam ja kod tebe, kaie (?),
ko sirota bez nidje nikoga.
D'ako bog da i sveta nedilja,
aho koga na strani imades,
da ga brie vidis u odiaku. —
Jeftimiji suze potekose,
etacu mu se niz bijelo lice,
kano biser niz bijelu sviiu.
Progovara Jefimije kralje :
— 0 siroto bez nidje nikoga,
ja imadem ljepu odajicu,
radi boga i onog svijeta,
1 za zdravlje Aleksija sina
koji mi je negdje u svijetu. —
Aleksija s njime beajedase (?),
ali mu se kazat ne htijase.
I dade mu l'jepu odajicu,
na odaji dv'je sluskinje mlade (I),
da mu izmet eine na odaji.
Tu je bio dvanaes godina.
Kad je bilo dvanaes godina,
ondar im ae prestavio sine.
Od odaje vrata zatyorena.
Bas u jutro na vaskrsenije
uranio Jefimija kralje. —
Kad se sluii leturgjija slavna,
a dok nesto iz oltara viknu :
— Jeftimija, slavan gospodare,
ti potrazi jednog blagodata,
poneste ga u bijelu erkvu. —
Jeftimija sluge opremio,
one traie po cjelome carstvu,
nikako ga naei ne mogahu.
Opet sluge erkvi dolaiahu,
opet nesto iz oltara viknu :
— Jeftimija, slavan gospodaru,
ti potraii u tvojih dvorovih,
ti potraii dobra blagodata,
poneste ga u bijelu erkvu.
Marod otle na noge skocio,
eto ti jih u kraljske dvorove,
i dvorove svoje protraiise.
Nadjoie onu odajicu (?)
a u njojzi jedna sirotica.
Od odaje aatvorena vrata,
nikome se otvoriti nede.
Kad nastupi Jefimija kralje,
sama mu se vrata otvorise.
Tu je svetao Aleksije sine,
u ruci mu sitnoje zitije.
Svak prifaca sitnoje zitije,
nece im se otvoriti ruka.
Dok nastupi Jeftimija kralje,
sama mu se otvorila ruka.
On prifaca sitnoje iitye,
pa kad vidje tto mu knjiga kaie,
on ovako zadje besjediti :
— 0 narode, moja braCo draga,
dva su mi se dobra pridesila,
prideaila u odiaku mome :
da bi pjevo, pjevati ne mogu,
da bi plako, plakati ne mogu,
vidi' moga Aleksiju sina!
To zacula ostarjela majka :
— Propustite mene staru majku,
da ja vitlira blagodata svoga.
Propustio narod staru majku.
Ona vidje Aleksija sina.
Krajem njega pade na zemljicu.
Kako pade, nigdar se ne diie.
Zacula mu vjerenica ljuba:
— 0 narode, moja braco draga,
otstupite, da ja prodjem tamo,
da ja vidim blagodata svoga. —
Pa i nju su mladu propuscali.
A besjedi vjerena ljubovea :
— Jadna ti sam sinja kukavica.
od casa ti osU' udovica. —
Dok je narod mlogi navalio,
aavikao Jeftimija kralje :
— Otstupite, ako boga znate,
da nosimo u bijelu erkvu.
Ali narod otstupiti neöe.
On prosipa gotovinu blago,
ne bi Ii se narod rastupio,
a da nosi onog blagodata
Aleksiju u bijelu erkvu.
AI se narod otstupiti neöe.
AI zavika Jefimije kralje :
— A vi ajte u preb'jelu erkvu.
rauleta je za uedilju dana,
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Kleine Mittheilungen
pa cjelujte sveta blagodata ;
ondar demo u crk v u nosi ti .
Ondar mu se narod rastupio.
Odnijese do bijele crkve.
cjelivase sveta blagodata.
Unidjose u preb'jela crkvu.
Kako tada, tako i danaske,
i danaa je u bijeloj crkvi .
Tu muleta za nedilju dana,
Im Falle, dass dieses Lied wirklieh volksthümlich ist, kann man es nur
als einen sehr schwachen Wiederhall der griech.-slav. Legende gelten lassen.
In der That sowohl der altslovenische Prosatext wie auch die russische Dar-
stellung, in sogenannten geistlichen Versen abgefaast, beide seichnen sich
durch reichlichere Schilderung und einige wahrhaft poetische Momente aus,
die in diesem Liede fast gänzlich fehlen oder durch Gemeinplätze der serb.
Volksdichtung nicht immer auf die beste Art ersetzt sind. Aus der kirchen-
slaviachen Redaction haben sich nur wenige Wendungen erhalten : raesr* nep-
CT6HL CBOH MST* H nOMCT. ZÄ&Tb \ BSCMT. § 6or&TCTB& CBOerO . . Bjtfke BT, KOpa6.lt ;
in Kilik grad findet man Kilihkhm wieder, von welcher in der Legende neben-
bei die Rede ist ; die merkwürdigste Parallele bietet die Stelle oyc^mama
raac-B nvh oixapa.
Was Dr. Krause seinerseits Uber diese Legende spricht , das hier zu
wiederholen halte ich für überflüssig, nur muss ich seiner Ansicht, als ob die
Serben das Lied von den Bulgaren überkommen hätten, entschieden wider-
sprechen: ludo cedo und sitnoje zitije sind noch keine Bulgarismen.
Die Sprache bietet keine Schwierigkeiten, nur das Wort muleta, zweimal
vorkommend, das Dr. Krauas durch IpßoXiafAo* erklärt , würde ich eher mit
neugriech. fjtnokeu (ital. bulletta) als Freipaas in Zusammenhang bringen.
Im »Magyar Nyelvör« vom April d. J. steht ein Artikel von 0. Asboth
(S. 169 — 171), welcher sich mit der von mir im »Literaturblatt für genn. und
rom. Phil.« 1886 April veröffentlichten Etymologie : rumän. mtawn, -Weih-
nachten« Christi jejumum befasst, und zwar um sie als flüchtigen, keiner ge-
wissenhaften Prüfung unterworfenen Einfall zu kennzeichnen. Seine sehr
weitschweifigen nnd in wenig artigem Tone gehaltenen Bemerkungen beziehen
sich nur auf Secundäres, und enthalten durchaus keinen positiven Beitrag zur
Aufhellung des dunkeln Wortes; ich habe im Juniheft des M. Ny. ausführlich
darauf erwidert. Wenn ich hier in grösster Kürze die Angelegenheit zur
Sprache bringe , so geschieht es vornehmlich in dem Wunsche, seitens Be-
rufener und Unterrichteter verschiedene Zweifel gelöst und verschiedene
Lücken ausgefüllt zu sehen.
Gegen die bisherigen Herleitungen des slav. kratun u. s. w. aus dem 81a-
vischen machen sich sowohl in laut- wie in bedeutungsgeschichtlicher Hin-
sicht schwere Bedenken geltend, was bei der von mir gebotenen Herleitung
des rumän. craeüm aus dem Lateinischen nicht im Mindesten der Fall ist.
Die Art der Verbreitung und theilweise die der formalen Differenairung,
in welcher wir dies Wort bei den Slaven finden, spricht mir ebenfalls gegen
V. Jagii.
Kr a cum — korocum.
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Kleine Mittheilungen.
527
seine Slavicität. Wenden, Polen, Slovenen, Serbokroaten kennen es, so viel
ich sehe, nicht ; bei allen den Stämmen aber, bei denen es vorkommt, ist sein
Gebranch ein sehr eingeengter, Uberall erscheint ein anderes Wort als die
herrschende Bezeichnung für Weihnachten.
In welchen räumlichen und seitlichen Grenzen russ. Kopoiyai und Kapa-
m yHT, auftreten und in welchem Verhältniss diese beiden von Dahl angerührten
Formen (vgl. den KapaqyaemdM norocr* in Novgorod noch im XVII. Jahrh. ,
[Petruszewicz] Kopoiyrnr-Kpar*, Ahvon 1876, S. 9) zu einander stehen, be-
darf der Darlegung.
Das huculische KopoiyHi (a. a. 0. 8. 6) stimmt lautlich zum russischen
Wort; begrifflich nicht es ist »Advent«, wie das alban. k%rs%nd«U — Chrüti
nataUs). Man vergesse nicht, wie reich das Huculische an rumänischen Wör-
tern ist
Das kleinruss. Rcpeuyui hat rumänische Lautfärbung. Wo ist es im Ge-
brauch? Ruthenen aus verschiedenen Gegenden, die danach gefragt wurden,
kannten es nicht; in den Wörterbüchern vermisse ich es ebenfalls. Welches
ist die richtige Form, kerecwy vtüer, wie Miklosich bietet, oder Kqpeiym» Be-
nepi», wie Petruszewicz? Bei den ungarischen Ruthenen soll, wie ich durch
Vermittelung des Herrn Prof. Th. Gärtner erfahre, Kpyiyui eine ringförmige
Mehlspeise bedeuten , welche man am heil. Abend als erste Speise unter
gegenseitigen Glückwünschen geniesse (aber auch nach der Trauung). Hat
dies Wort etwas mit dem unseren zu thun ? «)
Auch wegen des slovak. kracün, das die Wörterbücher allerdings ver-
zeichnen, wurde vergeblich an Ort und Stelle nachgefragt ; es muss auf ge-
wisse Gegenden beschränkt sein ; Miklosich, »lieber die Wanderungen der
Rümunen« S. 23 führt es geradezu unter den Lehnwörtern aus dem Rumäni-
schen an. Ist in dem Ausgang der Form kracün (Loosj etwa Einwirkung der
magy . Form kardaony zu erblicken ?
In Bezug auf das Vorkommen des bulg. kratun, das meine lexikalischen
HUlfsmittel nicht haben, besteht ähnliche Ungewissheit.
Ein serbischer Ortsname KraSunisU beweist natürlich nichts für das Vor-
handensein eines serbokroatischen Appellativums Kraöun. Noch weniger der
moldauische Korocjunov kamen (rumän. Cräeiuna) .
Dass dieses Eindringen eines rumänischen Wortes in das Slavische be-
fremdlich ist, will ich nicht leugnen.
Das rumän. a (*) konnten die Slaven, welche ihr unbetontes a aus rumä-
nischem Munde als ä hörten, wohl durch a wiedergeben ; zudem kam gewiss
irgend welche volksetymologische Einwirkung ins Spiel. Auf russischem
Boden begegnet sich unser Wort mit KopOTyH* »Tod«.
Hugo Schuchardt.
») Zunächst allerdings nicht, da man Kpy^yira vom Verbum KpynrrH
drehen ableiten kann; es ist übrigens sehr wohl möglich, dass man erst
nachträglich den im Sprachbewusstsein verdunkelten Ausdruck Kp.m vu ?■ in
dieser Weise etymologisirte und verständlich machte. V. J.
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Kleine Mittheilungen.
Eine Notiz zur statischen Mythologie.
■
Um mit der Zeit den Weisen von der Spreu zu reinigen, muss man zu-
nächst Alles fleissig sammeln, was irgendwie zur Erforschung der slawischen
Mythologie beitragen könnte. Von diesem Grundsätze ausgehend, drucke
ich hier eine Notiz ab, die mir vor 4 Jahren der jetzige Director des Gymna-
siums su Kalisz, Herr Dr. A. Semenovie, die Gttte hatte mitzuth eilen. Er
stiess nämlich in einem im J. 1550 gedruckten polnischen Büchlein »Poviesc
rzeczy istey o zafoieniu klasztora na iysey gorze« auf folgende Stelle (S. 2 — t):
»Na tym tet miesen (i. e. na rysey gorze) byi koscioi trzech b&rwsnow, kthore
swano Lada, Boda, Leli. Do ktorych prosci ludzie schadzäli sie pierwszego
dnia Mali modle, im czy nid y ofiirowiö. Tedy Dabrowka przerzeezona, po-
kaziwszy ich botnice , kazsii zbudowäl koscioi y poswieöirf ku ezei y ku
chwale wielebney swietey Troyce.« V. Jagi6.
Zum Aufsatz *Phüohgie und Patriotismus*.
Im Athenaeum Nr. 8 — 9 u. 10 wird die Polemik gegen die K. H. u. Gr. IL
fortgesetzt. Ich will darüber später einmal ausführlicher referiren, nachdem
ich die Stimmen der neuesten Vertheidiger der Echtheit gelesen haben werde.
Mein Aufsatz wurde sowohl von Dr. J. Gregr (in NListy) als auch von J. Lepaf
(in der Politik) einer Antwort gewürdigt, die an persönlichen Ausfällen eben
so reich, wie an philologischen Gründen arm ist. 8o kommen wir freilich nie
zum Ziele. Schimpfen heisst noch nicht beweisen. Statt irgend welcher Ent-
gegnung lasse ich folgendes «Eingesendet« abdrucken :
1) Das Format der Königinhofer Handschrift erinnert an das Format fran-
zösischer Handschriften, die am Schlüsse häufig zur Einzeichnung von
Familienbegebenheiten leere Blätter haben: dergleichen leere Blätter
mögen für die Königinhofer Handschrift verwendet worden sein ;
2) die Verwendung von Blattgold kommt in alter Zeit nicht vor;
3) der Schreiber der Königinhofer Handschrift zeigt auf den ersten Blät-
tern eine gewisse Unsicherheit, die auf den folgenden mehr und mehr
schwindet.
(Bemerkungen eines Kenners von mittelalterlichen Handschriften. )
V. Jagü.
•
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Kritische Bemerkungen zn altpolnischen Texten.
(Fortsetzung.) »J
In Folge des ausgeflossenen h ist Contraction eingetreten in:
Moly : Moholi 46. vgl. Mooly id. 100, 256. Mooli id. 121. — Bethiera :
Bethlehem 40 etc. etc. vgl. Bethleem id. 41. — Nazonow^ adj. : Na-
hasson 46. vgl. Naazon id. 98. — Manath : Manabath 238. — Math :
Mahath 271. Matha id. 275. — Marai : Maharai 242. — Zaraia : Z*~
rahaia 235. — Saraima gen. sing. : Saharaim 238. — Ffyaroth, Fya-
roth, Fiaroth : Phihabiroth 58, 126.
Contraction nebst anderen Lautänderungen ist zn bemerken in : Ala :
Lahela 234. — Mabar : Mibahar 242. — Jezihel : Jebeziel 243. — Za-
del : Jahaziel 257. — Gedera : Jehedeia ibd. — Roboe : Rohobiae ibd. —
Roboia: Rohobia 256. Roboyaszowy adj. id. 256. — Nobat : Nebahaz
220. — Pet : Phahath 284. — In Rawel ans Rahuel ist u> wohl = n.
12. h bleibt A, doch selten: Heber, Hebera: Heber 12, 13. vgl.
Eber id. ibd. — Hur : Hur 63. — Horm*: Horma 105, 132. — Her,
Hery : Her 119. — Herin: Heran 120. Heran iczkich : Heranitarum
ibd. — Hered : Hered ibd. — Horreysci: Horrhaei 133. — Hay: Hai
166. — Habor : Habor 221. — Ahiezer : Ahiezer 99. — Rohob: Rohob
102. — Tehen; Thehen 120. Teheniczkich : Thehenitarum ibd.
13. Nicht selten werden manche Eigennamen in der Sophienbibel
mit h geschrieben, während sie in der Vulgata ohne h erscheinen: He-
bal . Ebal 12. — Helon: Elon 119. Heloniczkich : Elonitarum ibd. vgl.
Elenow a^j.: Elon 98. — Henan: Enan 127 bis. — Heia: Ela 200,
221. vgl. Ela: Ela 199. — Helym: Elim 60 bis, 61. — Helyas: Elias
201, 202. vgl. Elyas: Elias 201. — Haylath: Ailath 267. — Har : Ar
134. vgl. Bar id. 133. — Hyezera gen. sing.: Jezer 119. Hyezericz-
kich : Jezeritarum ibd. — Hiechelya: Jechelia 267. — Helkana : Elcana
234. vgl. Elchana id. ibd. bis. — Huhel : üel 288. — Johel : Joel 271,
») S. oben S. 113—128.
Arrbiv fftr slaYische Pkilolofi«. IX. 35
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A. SemeDOvi6,
288. — Natanahel: Natbanael 288. — Fedahel : Phedael 128. — Ys-
mahel: Ismael 18, 19, 31 etc. Yzmahel id. 288. Hysmahelowa adj.
id. 40. — Israhel, Israhela, Is rahein, Israhely, Israhelow, Israhelski etc.:
Israel 38, 40, 41, 42, 4C, 80, 136, 137, 139, 140, 147, 158 etc. vgl.
Israel etc. 41, 42, so, 147, 158 etc. Beim vierten Schreiber ist israel-,
bei den übrigen israhel- vorherrschend. — Adhuram : Adaram 12. —
Subhael: Subael 257. Subhaelowy adj. id. ibd. — h nebst anderen
Lautanderungen ist zu notiren in : Halis : Alns 126 bis. — Hesel: Asel
238, 240. Hezelovich id. 238. vgl. Ezeelowi adj. id. 240. — Haylon:
Aialon 270. — Helebath : Etzebad 243. — Helypheleth: Eliphaleth
245.— Hely : Eliel 234. — Helychech : Eliel 275. — Heel : Elia 288.
— Helycenay: Eliloenai 288. vgl. Elycenay id. ibd. — Ruhuhel : Ra-
hnel 239. Elnahen: Elnaem 243. — Adiehel: Jadiel 236.
Vergleicht man nnn das unter 11, 12 und 13 Angeführte mit ein-
ander, so wird man wohl nicht irren, wenn man behauptet, dass sich in
der Sophienbibel die verschiedenen Schreibweisen des Originals abge-
spiegelt haben und dass die entsprechenden Partien, sowohl des cechi-
schen, als auch des lateinischen Originals nicht von einer Hand her-
rühren.
14. In einigen Eigennamen bemerkt man gewisse Zusätze von
einzelnen Buchstaben oder gar Silben, wobei auch verschiedene Buch-
stabenänderungen eintreten können: a: Achiel: Hiel 201. — Aaior:
Sihor 245. — Utaya: Uthai 284. — Banya: Bani 288. — Besaya:
Besai 302. — Abiutha: Abiud 238. — Nabaya: Nebai 301. — Seba-
taya: 8ebethai 288. — Amaram: Amram 46. vgl. Amram id. ibd. —
Meucha: Methcha 126. — GabaeU gen. sing. : Gabeli 323. vgl. Gabela
id. ibd. ae ist nicht = e, denn ae als Diphthong ist nicht im Gebrauch.
— Ahaio: Ahio 238. — arabathitski : Arbathites 242. — Samaia: Sa-
mia 233. Baraia: Baria 237, 238. vgl. Baria id. ibd. — Elyasama :
Elisama 237. — Zabyana : Zabina 288. — Baalpharazaym : Baalphara-
sim 246. vgl. Baalfar'azim id. ibd. — Benyamyanowu a^j. 175. vgl.
Benyamyn- id. ibd. — Baala: Bala 233. Balaa id. 236. — Gabaa :
Geba 297. — Baama: Rama ibd. — Baasan: Basan 233. — Gaad,
Gaadowy: Gad 233, 234. — Aabramem instrum.: Abraham 95. —
Saama: Samaa 252. — Baana: Banaa 238, 240. — Abadia: Obdia
238, 240. — Amatuelow adj. : Bathuel 29. — Fellachia: Pheltia 302.
— Adonnyachamowich : Adonicam 284. — Asanaowy: Asnaa 291. —
araoherit8kego : Arorites 243. — Apheldomin: Phesdomim 241. — ad:
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 53 1
Rabaad : Rabba 252. Rabamt id. ibd. — an : Almatan : Almath 236. —
as, a-s: Absut: Sur 17. — Amasias : Maaaia 303. Ammziaszm gen.
sing.: Mamsime 268. Amaziaaza gen. = acc: Maasiara 279. Mazaiaeza
gen. = acc: Maasiam 247. — b : Beti : Ethi 243, vielleicht ans Hethi.
— c : Celam : Aelam 301. — ch : Chahamya : Ahava 284. Tgl. Ahamya
id. 285. Hamya id. ibd. — Chaylat: Ahilath 260. Jeriachu: Jeriaa
256. »eba ist hier Stellvertreter des »ho? — d : Adadie : Adaiae 263. —
e : YesraeU: Israel 100. vgl. Israel id. ibd. — Reeim: Reia 233. —
Elemmovich : Aelam 296. — Sebeia : Sebia 238. — Mezermeh : Nesroch
224. — g: Maggedo : Mageddo 230, 237. Begogay: Begoai 301. —
g = j . Gezechiel: Ezechiel 284. — ge — je . Geroboamowa adj.: Ro-
boam 197. — g-m : Gazam : Aza 237. — t, y: Marima . Marma 238.
— Barach ia : Baracha 243. — Sobnya : Sobna 221. — Olydie : Holdam
228. — Ezriel: Ezrel 288. — Colozmy, Kolozay : Cholhoia 291, 302.—
Joiada: Joada 238. — Hayla : Halm 221. — Jezechims: Ezechias 270.
— Jmfech : Aphec 192. — Jozimmow : Ozimn 257. — vgl. Ozimn: Osimu
ibd. — In den drei letzteren Worten, so wie oben in Gezechiel ist »j« zur
Vermeidung des vocmüschen Anlautes vorgesetzt. — ym: z Raphayma
pokolenya: de Rmphm Stirpe 252. vgl. Raphaymowy adj. id. ibd. und
z rodu Rmphmymowm : de genere Rmphmim ibd. — io, yo : Jozophonie :
Sophoniae 234. Geht »Joel« voran. — Yozephmr: Sephmr 12. — ia, ya:
Rmfmia : Rmphm 238. — FmUymym : Phalaia 301 . — w : Ammzias : Amasa
270. — k, c = k : Tekmm : Themm 297. — Baehaccar : Bmcbacar 239.
— I: Smlbmnya: Smbmnim 301. — Achismmelchowm adj.: Achismmech
73. vgl. Achismmechowa 77. — Baidan: Bmdmn 237. — Cmldemooh:
Cmdemoth 236.— Guzbmlml : Gurbmml 267. — m: ürim: üri 288. Geht
Bellum,' Tellern voran. — Durmm : Durm 336. — Abymm : Abim 234. —
Osmm, Ozmm: Ozm 227. — Neptmlym: Nephtmli 40, 43, 198, 235.
Neptalimowich adj. id. 98. Neptmlimowm id. 99 etc. — Samma : Smmm
238. — Ammon : Hmmon 236. — m-e : Samuel : Saul 179. — n : Onon :
Ono 238, 297. — Dennon : Benno 257. — Addonowy dmt sing. : Eddo
284. vgl. Edodovy id. ibd. — Anmnym: Anmim 302. — Rmryndym,
Rmphyndym : Rmphidim 63, 65. vgl. Tfrafymdym id. 63 und Rafidim id.
126. — Sunnrnm. Sunmm 191. — Johannmn: Johmnmn 234. — Bonni:
Boni 235. — Bmnny : Vmnim 288. — Odonym : Odmim 301. — Euflrmten-
skyey : Ephrmtme 41. vgl. do Effrmtmm : Ephrmtmm ibd. und ku Ef raten,
do Efratan id. 40. Hingegen: do Eu traten, podle Eufrmten: ad, iuxta
Euphraten 17, 282. — przed Mmnmssen instrum. sing. 42. Mmnmssen
35*
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A. 8emenovic,
acc. sing. 41, 278. Manaaen gen. Bing. 279. Manassena gen. sing. 41,
42. Manassenowy dat. wog. 42. Manassenowy* adj. ibd. In Vulg. überall
Manasse und 278 Manassen. vgl. Manases nom. sing. 278 nnd Manaae-
Bowy adj. 45. vgl. auch: Rapaacena gen. sing., Rapaacenowy dat. sing..
Rapsacenowa adj. 221, 222, 223. Rabsacen und Rapaaces nom. sing.:
Rabsaces 22 1 . — ne : Jordanenem : Jordanem 174. — non : pozarl Arnon
Moabitskioh y przebiwacze nawiasze Arnon : devoravit Ar Moabitaram et
babitatores excelsorum Arnon 113. — o : Moosa: Mosa 238. — carome-
litski : Carmelites 242. — Oddoar : Addar 238. — r : Machyrowa adj. :
Machi 1 02. — Samarias : 8amaias 243. — Noorari : Naarai 242 . vgl. Noorai
id. ibd. — s : Zebediaa : Zebedia 284. — Judas : Juda 288. — Rafayas :
Rapbaia 291.— Fateyas : Pheteia 257. — Yaaaris: Isaari 257. — Dos-
bora : Debora 40. — Sopbeth : Ephod 128. — Manales : Manasse 1 1 9 bis.
vgl.'Manasovi adj. 120. — Asser: Azer 292. — Assem : Hasem, Hessay :
Besai, Pbessaa: Phasea 297. — Jessem : Gezem 297. — Sissara: Sisara
ibd. — Ssus : Sur 240. — ssa: Abyssa : Abi 221. — t : Marath : Mara
60 bis. vgl. Mara id. ibd. — Masphat, Masfat: Maspha 173, 175. —
Sochot: 8ocbo 270. — Metathet: Methatha 288. — üratha: ürai 236.
— Samaritea a Amatia : Samaraeum et Amathaeum 12 . — Kalatynyech :
Chalanne 11. — Betbay: Bebai 284. vgl. Belbaiow adj. id. ibd. —
Betsay: Besai 297. — Betsechat: Besecath 227. — u: Juerusalema
gen. sing.: Jerusalem 273. — z: Arizel : Ariel 284. — sin Zamri : filius
Amri 291. — za : Azaziza: Aziza 288. — Azariasow: Araia 291. —
Azarowa adj.: Araas 228. — Yozaphat, Jozephat: Japbeth 8, 9, 11 bis.
vgl. Yapheth id. 7. Yafet id. 11 bis. Jafeta gen. sing. tl. Yofetowa
adj. 12 id. Ifatowi adj. id. 11.
15. Man vermisst einzelne Buchstaben und Silben, wobei
auch gewisse BucbstabenÄnderungen eintreten können : a : a Sannoch :
et Asarmoth 12. — sina Mazay: filii Amasai 234. — od Betsymon az
do Betsotym: de Bethsimoth usque ad Abelsatim 127. — do Semona:
ad Asemona ibd. vgl. z Elemona : de Asemona ibd. — Kariatym: Ca-
riathaim 236. — Ebyzab : Abiasaph 46. — Elizaf: Eliasaph 99, 100.
— Almoth: Alamoth, Aylon: Aialon, Michel: Michael 238. — Huri:
Hurai, Azbi : Asbai 242. — Amasy. Amasi: Amasai 234, 235. —
Azia: Asaia 228. — Azie : Asaiae ibd. .— Basie: Basaiae 235. —
Dalyau: Dalaiau 257. — Banyas . Banaias 275. — Endado w adj. :
Enadad 292. — Odya: Odaia 301. — Elysu: Elisua 245. — Kanaan:
Chanaana 207. — Johannow, Johanowa: Johanan 263, 270. — Yzar:
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 533
Isaar 256. — Masia. Maasia 298. — Mazaau : Maaziau 257. — Thara:
Tharaa 238, 240. — Achymas : Achimaas 180. — Balaamoui dat.
sing. : Baalim 269. — Nemam: Naaman 238. — Ytalla : Jahala 297.
— Etay : Echaia 302. — Amany : Hanania ibd. — ad : Benadowy dat.
sing. : Benadad 198. vgl. Benadab id. ibd. — a—da: Bynab: Abina-
dab 240. — b: Abynada gen. sing. : Abinadab 240. — Zamri : Zam-
bri 200. — Aio: Abio 238. — ba: Jeher: Jebabar 245. — c: Elaya:
Celaia 288. — ch : Roob : Rochob 236. — Aykam: Achicam 228. —
Thana : Thanach 237. — cha : Joas : Joachaz 279. — che : meratitski
Mecherathites 242. — d: Gedel: Geddel 297. — Aby: Abdi 235. —
de : Her : Heder 238. — e : Serebya : Serebeia 301. — Geramel : Jera-
meel 191. — Belmeon: Beelmeon 233. — Azbya: Hasebia 301. —
es: Isni: Jessni TM.— eth: Lech, Lecba (nom. sing.) : Leheth 255 bis.
— g: Aga: Agag 182. vgl. Agad id. ibd. — ha. Sabyasza gen. =
acc. : Haaabiam 285. vgl. Jabyasza id. 284. — hoch — t: Amon : Ha-
chamoni 241. — he: Zechi: Hezeci 238. — t: Saar: Isaar 234. —
Zachor: Issachar 40, 43. vgl. Izachar id. 43. — Adihel : Jadihel 236.
vgl. Adiel id. ibd. — Amra: Jamra 237. — Ether: Jether ibd. Elyel:
Jehiel 284. — Asar: Jeser 236. — Ayel: Johiel 288. — Ozeliczki :
Ozielitaa 100. — Salmas. Salmias 288. — Seleman : Selemiau" ibd. —
Jamne: Jabniae 267. — Jahel : Jahiel 271. — Bennn: Bennni 292. —
■
Belga: Belgai301.— Elioena: Elioenai 238. — k : Aknb: Accub 297.
— /: Fatiel: Phaltiel 128. — Amytha: Amital 232. — Gaal : Galal
239. vgl. Galal id. ibd. Ola: Olla 237. — Maceloth: Macelloth 238.
vgl. Machaloth, Macheloth id. 240. — Gaad: Galaad 233. — Mechizue:
Melchisna 240. — Yeday: Jedlaph 26. — m: Hereow: Herem 291. —
Aram:' Amram 234. vgl. Amram id. ibd. — Balaa: Baalam 236. —
Emer: Emmer 239. vgl. Emara id. 297. — Semoth : Sammoth 242.—
Amind, Amynd: Ammiud 237, 239. — Sama: Samma 182, 233. —
Jethremon : Gethremmon 236. — Amonyczski: Ammanites 265, 290,
291. — ma : Sematha gen. sing. : Semmaath 265. — n : w Ayocye:
in Naiot 184. s Ayot 185. vgl. w Nayot id. ibd. — Dodaym : Dodanim
It. — Getön: Genthon 301. — Banny : Bannni 296. — Nenuy : Ben-
nni 301. — Boni: Bonni 239. — Beennon: Benennom 278. — Fado:
Phadon 297. — na : Chana: Chanana 236. — Mahaym : Mahanaim 36.
— ne. Canayskym : Chananaeis 39. — no : Ffaraowyma adj.: Pharaonis
44. — o: Lebna: Lebona 175. — Mochri: Mochori 239. — ph: 8e-
tanow: Sephthan 128. — r: Aoer: Aroer 233. — *: Achar: 8achar
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534
A. Semenovid,
242. — Abayma gen. sing. : Sabaim 297. — Samari: 8amsari 238. —
Aryel: Asriel 120. — Aryeliczkich : Asrielitarum ibd. — Jesei : Jesesi
233. — Mafa: Maspha 2,91. vgl. Maswaid. ibd. — Mephat: Misphat
15. — Phasor: Phassur 239. — Metfya: Megphias 302. — sa: Ely-
phata gen. sing. : Elisaphat 263. — Azonthamar . Aaasonthamar 15. —
so: Nabuchodonor: Nabuchodonosor 283. vgl. Nabuchodonozor id. ibd.
— sit: Tala: Suthala 237. vgl. SathaTa id. ibd. — sze: Moyszewy dat.
sing. : Moysi 46. Sonst Moyszeszewy. — t: Sopha: Saphat 233. — io
nephatitski: Netophatites 242. vgl. netophatitski id. ibd. — u Odia:
Oduia 239. — Aswa: Hasupha 297. — z: Bethamoth: Bethazmoth
297. — Eriel: Ezriel 234. — Berelaymova : Berzeilai 297. vgl. Berze-
laymovich id. ibd. — za: Jedab: Jezadab 243. — ze. Fereycskich:
Pherezaeis 260.
16. Einzelne Buchstaben sind oder scheinen verwech-
selt zu sein: a : e: Yactan : Jectan 12 ter. — Pharezeyska:
Pherezaeos 17. — Rebaka: Rebecca 26. vgl. Rebeca, Rebeka id.
28, 29. — Malech: Melech 240. — Adramalech: Adramelech 220.
Abimalech, Abimalecho wa : Abi melech 171. vgl. Abi melech, Abi-
melechowj* id. ibd. Achimaleoh : Ach i melech 187. vgl. Achime lech
188. Achimelechn 187. — Estamo: Esthemo 235. — Naffeg: Ne-
pheg 46. — Elyazer: Eliezer 256, 288. Eiiazar, Elyazar: Eliezer
64, 256. vgl. Eleazarowy adj. id. 256 nnd Eleazar: Eleazar ibd. —
Salomyt: Selomith 284. — Jaddu: Jeddn 288. — Marimnth: Meri-
muth 292. — Samayaszowa adj.: Semaiae 295. — Sarabyä: Serabia
298. — Banaya: Banea 288. — Sechanyasowich : Seoheniae 284. vgl.
Seohenyasowich id. ibd. — Gazara: Gazera 246. — Abyal: Abiel 242.
— Saga: Sage ibd. — Fehlt Äunda: e: Aber: Heber 120. Abe-
ryczkich: Heberitarum ibd. — Apher: Hepher 242. — Ath: Heth 26.
vgl. Eth: Heth ibd. — e ; a: Medianskey: Madianitidem 118. vgl. Ma-
dyanskimi, Madyanska, Madyanskego, Madyansci id. ibd. — Gesa,
Gessa, Jesa. Jasa 134,* 173, 236. — Sebarim: Sabarim 166. — Achy-
noem: Achinoam 190. — Nabeiowa adj. : NabaP ibd. — Belzabub
Beelzebub 209. vgl. Beizebub id. ibd. — Sephan: Saphan 237. — Me-
raioth: Maraioth 239. — Semma: Samma 243. — Elamouich: Alam
284. — Beny : Bany 288.— Feros: Pharos 301. — Zoer: 8oar 46.—
Eleza: Elasa 238, 240. — Soem : 8oam 257. — Aden: Adan 284. —
Zabet, Zabed: Zabad 288. — Beisem: Belsam 296. — Semeya: Se-
maia 292. — Melchisue : Melchisua 238. Melchizue id. 240.— Japhie:
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 535
Japhia 245. — Fehlt h und e . a Meeleth: Maheletb 31. — Ane-
nyovy : Hanani 296. — Aaredon : Asarhaddon 224. — a : e and e : a :
Bale: Belm 120bis, 236. Baleniczkich : Belanitarum 120. — Besameth :
Basemath 40. Bethsameth id. ibd. — e : a und a : e: Mezelameth:
Messalemeth 227. — a : e und ch : s: Bethaameoh: Betbsemes 235.—
a .evnäm m: Racem : Recen 237. — a : e und r : /: Jahier: Jehiel
243. — a : e und t : r : Phatezeus : Pherezaeus 14. — Fehlt h, a : e
and t : c: Azetia: Hezecia 302. — a : «, m : im nnd r : 6: Samaar:
Sennmab 15. — e : a and e : g : Ezeadowich : Azgad 284. — e : a
und /: t: Efer : Ater 297.— 0 : a und 1:0: Deberith: Dabereth 236.
— e : a und m : n : Tepaam: Thapaan 217. — e : a nnd p : ph . 8e-
repti gen. sing. : Smrephta 201. Tgl. Sarepti id. ibd. — ah. Joaa :
Joah 234, 238. —t:*: Machmas : Maohmis 1 79. — a . i u nd a . e :
8amaron : 8imeron 236. — a : % nnd r : ar: Adorowa adj. : Idox 330.
— I : m: Aziaazoui dat. sing. : Aaaae 280. — a : o : Masoch : Mosoch
11. — Adollam: OdoUam 188. — Mazerot : Moseroth 126. — Sabi
gen. sing. : 8oba 251. — Abdanowy dat. sing. : Abdon 280. — Mera-
nathiezski: Meronathites 291. — Fehlt h und a : o : Chadorlaomor :
Chodorlahomor 15. vgl. Chodorlaomor, Chodorlaomorowy ibd. — Nae-
stha: NohesU 231. — a : o und b : d Sabab : Sobad 245. — a : 0,
c : ch, o : e: Faeerot: Fhoohereth 297. — 0 : a: Pharon. Pharan 24.
fgL Pharan id. 102, 130. — Athod: Atad 44. — Monaaxowich: Ma-
nasse 97... vgl. Manassowich 99 etc. — poleatynskyey : Paiaeatinorum
2 5 bis. Volksetymologie? — Geroboal: Jerobaal 17 1. — Nabotowa adj. :
Nabat 218 bis, 219. vgl. sonst Nabatowa. — Sophan: Saphan 233. —
Moloch: Moloch 235. — Laadon : Laadan 237. — Josiel: Jaaiel 243.
Josiel id. ibd. — SanaboUt: Sanaballat 290. vgl. Sanabalath id. 291.
— Fehlt h und o : a : Ozia : Hazia 303. — o : a, n : m: Aron :
Aram 12. vgl. Aram : Aram. — 0 : a, r : n : Aohor: Achan 166.
Achor, Achora, Achorovi : Achan 167. vgl. Achor : Achor ibd. — a : Ii :
Ffatyel : Phuthiel 47. — Dariasza, Darias* gen. sing. : Darii 304. vgl.
Daria id. nnd Darius nom. aing. ibd. — Saba : Suba 260. — Fehlt
a : u, a 1 •: Arafates . Hamphitea 243. — Fehlt h, u.a. Asebiu :
Hasebia 239. — aa .be . Asaal : Asbel 238. — am : ni: Baam : Bani
298. — ay :ae : Ciynayska: Cinaeoa 17. — Cenezayska.: Cinezaeos
ibd. vgl. Cetmoneyska : Cedmonaeos ibd. — Amorreyska : Amorrhaeos
ibd. — b : c : Elyaba gen. aing. : Eliae 182. — b : d: Elidab . Einlud
128. — Benadap : Benadad 198, 203. — d : b : Oddias: Obdias 301.
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536
A. 8emenovi6,
— b : e : Arib : Arie 218. — b : h : Abira: Abira 99. — Abyezer :
Abiezer 243. — b : Ä, a : e : Abimalech : Ahimelecb 256. vgl. Achi-
melech id. 257. — b :ht d : l: Mezezebedowa : Mesezehel 291. —
b i l : Ebul : Elul 296. — / : b : Lzbaal : Isbaab 257. — Lebay : Bebai
288. — b i phi Abyasab : Abiasaph 234. — ph i bi Calepb : Caleb
103. — Nadaph: Nadah 238. — Achitopb : Achitob 239. — b : r:
Baaya: Raaia 297. — Fehlt h, b : r: Boob: Rohob 301. — - b : r,
m : n : Bazim : Rasin 297. — 3 : t> : 8abe : Save 16. vgl. Sabye id. 15.
— ba : e, c : ch : Bazech : Esec 238. — be : : Abezes : Aphses
257. — be : r, y : et: Beemya: Rcmcia 288. — by :ma. Abyzai :
Amasai 243. — c : ch : Coneniaa : ChoneniaB 247. — Celmon: Cbel-
mon 329. — Melec: Melech 238. — Zecri : Zechri 239. — Camowy
adj . : Cham 11. — Cananeus : Chananaens 14. vgl. Chananeus id. 1 4 etc.
— Cananytszczi : Chananaei 12. — Canaan . Chanaan 1 1, 12. vgLCha-
naan id. 11, 13 etc. Kanaan id. 14, 38 etc. — Carmi: Charmi 119.
vgl. Karym id. 46. — Kaselonow adj. : Cbaselon 128. — Mykol : Mi-
chol 180. Mycol id. 184. — Okranow adj.: Ochran 99. — Jokabet:
Jochabed 121. — Fehlt h und c ich: Acelay : Hachelai 301. —
c : ch, t : c : CartamyB : Charcamis 282. — ch : c : Machelot : Maceloth
126. — Elyachim : Eliacim 221. vgl. Elyachym: Eliakim 283. — Ja-
chim : Jacim 256. vgl. Joachim : Joakim 231, 232. — Ezrichama gen.
sing. : Ezricam 269. — Klchan^ acc. sing. : Elcanam ibd. — Cheyle:
Ceilae gen. sing. 292. vgl. Cheyla: Ceilae id. ibd. — Chaynan: Cainan
6. — Chariathaym: Cariathaim 15. — Chamnela gen. sing. : Camnel
26. — Chore: Core 40, 46, 106, 119, 234. vgl. Cchore id. 46. —
Chaat: Caath 234. vgl. Caat id. ibd. — Chalyta: CaUta 288. — 8a-
doch: Sadoc 234. — Yaboch . Jaboc 37, 173. — Amalech : Amalec
63, 103. Amalechowy dat. sing. 63. — Jozedech : Josedec 234. —
Enachovi dat. sing.: Enac 102. Enachow adj. id. 103. Enachowa,
Enachovi adj. : Enacim 132, 133. — Bai ach . Balac 113. Balachowa
adj. id. 114. Baalachbvi dat. sing., Baiaach nom. sing. id. ibd. vgl.
Balakn voc. sing. 116. Balakovi dat. sing. 116, 117 bis. Balakowi
dat. sing. 115. Balaak 115 bis, 1 1 6 quinquies, 117, 118. Balaaka
gen. sing. 115. Balaakovi dat. sing. ibd. Balaag 114 — alles = Ba-
lac. — Bochru: Bocru 238. — Nechoda: Necoda 297. — Bercbos:
Bercos ibd. — Sochod . Socoth 56, 57. 8ochoth id. 38. — Sochot :
Soccoth 126. — Fehlt /<, chic: Elech : Helec 120. — Eichia : Heida
298. , Elchie : Helciae 221. — Elchias : Helcias 234, 280. — Ezechia-
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 537
sowa adj. : Hezeciae 297. — ch : c, n : m : Ezrichan : Ezricam 23S. —
c : g : Nafec : Nafeg 245. — c : h : Jecus : Jehus 238. — Canan : Ha-
rlan ibd. — h : c. r : s : Akhurowa adj. : Haccas 292. — c : t : 8afa-
cia : Saphatia 297. Safacye : Saphatiae 284. Zafacyova adj. id. 302.
— t : c : Äffet : Aphec 204. — Azbotow : Azboc 292. — t : c, e : o :
Tores: Oeros 297. — th : c, m : m : Mathemana gen. sing. : Maceniam
247. vgl. Macenyas id. ibd. — t : c, o : a : Getmaon : Jecmaan 257. —
t : cc : Atozowa adj. : Aecos 297. — cz : 8 : Czynea gen. sing. : Sinaeum
12. — ch : b : Sechenya : Sebenya 301. — ch : b} b :d: Achebouich :
Abed 284. — ch : g : Phalech : Phaleg 12, 13. Phalecha gen. sing. id.
13. — Saruch : Sarug ibd. — 8ycyelech : Sicelcg 190. — ch : hi . Je-
chel: Jehiel 233. — ch : k, ch : d : Chasech : Cased 26. — ch : k,
m : n : Tnbalchaym : Tubalcain 6. — ch : r : arachitski : Ararites242.
— ch : s, ch : c : 8echach : Sesac 197, 238. vgl. Sechat id. 238. —
ch . 8, t : 8 : Sechat : 8esac 238. — ch : t : Chelmon : Telmon 297. —
Machania : Mathania 239. — Achayas : Athaias 303. — Fehlt h und
ch : th : Naach : Nahath 234. — Achil : Hatil 297. — t : ch : Tamos :
Ohamos 113, 173, 229. — Metatovich : Machati 135. — Beter . Becher
120. — Betericzkich : Becheritarum ibd. — Farnatow adj. : Pharnach
128.— Telyon: Chelion 176.— Otozias: Ochozias 208, 209. Joatas:
Joachaz 211, 230 bis. Jezmathias : Jesmachias 275. — Talal: Chalal
288. — Zatay : Zachai 292. — Sophat : Sophach 251 . — Mataa : Maa-
«ha 21 8. — Atobar : Achobar 228. vgl. Atogor id. ibd. — t : ch, n : z :
Joatanowu adj. : Joachaz 266. Joathanow id. 267. — cht : cce : Achiz :
Accea 242. — eich : arc : Delchon : Darcon 297. — d : g : Gaddad :
Gadgad 126. — g : d \ Azgag : Azgad 301 . — dir: Adadezer : Ada-
rezer 250, 251. — r : d : Garerothitski : Gaderothites 243. — d : /,
e : a Dobyesz 290, 291, 292, 293, 295. Dobyesza gen. sing., Do-
byeszowy dat. sing. 295. vgl. Tobias ibd. — dz \ 88 : Gedzuri : Gessuri
191. — e : i: Ozee : Oziae 218. — Aser : Asir 234. — Sobochae :
ßobochai 252. — e : t, • : r : Bebai : Ribar 242. — e :%,<>: u: Edom-
sci : Idumaea 25 1 . vgl. Edom : Edom ibd. — y.e: Elyazara gen. sing. :
Eleazar 46. vgl. Eleazar 47. — Sychem : Sechem. — Fehlt h und i.e :
Gion : Gehon 3. — ea : ie : Eleazara gen. sing. : Eliezer 284. — ec :ie :
Echus : Jehus 238 . — cd : ach : Ared : Arach 11. — ey : u : 8eyr : Sur
212. — et : w : Naphei : Naphis 233. — el . z : Elechri : Zechri 238.
vgl. Zechri id. ibd. —e.o: Eschel : Eschol 16. vgl. Eschol id. ibd. —
Beteron . Bethoron 236, 237, 260bis. — Beterona gen. sing. id. 266. —
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A. Semenovic,
Fegor : Phogor 116, 118, 158. — 8emer: Somer 214. — Nega: Noga
245. — Eiielow a<y. : Oiiel 257. — Farexow : Pharoa 292. Phawao-
wioh id. 284. Farezovich id. 288, 296. — Seferet : Sophereth 297. —
Fehlt h und e : o : Elenow : Helon 98. — Edes : Hodes 238. — e : o
und 0:4: MesolUmoth : Mesollamith 239. — e : o, t : c: Sehet : So-
bec 302. — 0:0: Sodada : Sedada 127. — Natanmoloeh : Nathanme-
lech 229. — Bochor : Bechor 236. — Jomna : Jemna 237. — Farato-
nyczski : Pharatenites 242. — Moeolam : Mesollam 288. — Sebonya :
Sebenia 301. — Fehlt A, 0 : 0: Oxiel : Hesiel 255. vgl. Oliel : Oaiel
256. — Efforowa adj. : Hepher 121. vgl. Effer: Hepher 120. — 0 : n :
Sebuel : Subuei 256. — f : b : Kalefowi dat. sing. : Caleb 235. —
Elyaaif : Eliasib 288. Elyazifa gen. sing. id. 292. — / : Ä : Fadaya-
szowa adj. : Hadaia 227. — / : h, n : m : Snfan : 8nham 120. — Su-
faniczkioh: Snhamitarnm ihd. vgl. Sunamiczczi : Snhamitae ibd. —
Fehlt h und / : p : Offa : Hoppha 257. — / : 1 : Sarafar : Saraaar
224. — Refa: Ressa 126 big. Efer: Eier 237. — Fehlt h
nnd /: *: Afyr: Haair 302. — g : ch: Maog: Maoch 190. — $ : t:
Ga«er . Jazer IIS. — iig\ Raies : Rages 320. vgl. sonst Rages id. —
Jera: Gera 238 bis. — Jedeonow: Gedeonis 99. — Jerson : Gereon
100. Jersonovi adj. id. ibd. vgl. Gersona gen. sing. id. ibd. — Fehlt
h nnd ge . ia . Geyel : Jahiel 281. Geyelow adj. id. 284. — g : «;
Aga : Aza 297. — z : g, r : z : Zamro : Gamzo 270. — h 1 I: Jahel :
Jalel 1 19. — Jaheliczkich : Jalelitarum ibd. — l : h : Thalat : Thahath
237. — h : s : Hed : Seth 117. — s : h: Aser: Aher 236. — t : *:
Jeera : Beera 233. — y : U : Phylystvm : Philisthiim 267 etc. — t : 0 :
Isbaal : Esbaal 238. — Jernsaiymskim : Jerusalem 273. Sonst -em-. —
y : 0 : Tdnxnsky : Edom 267. — y 1 0, n z m : Sycheniczkich : Seche-
mi tarum 120. vgl. Syehem : Sechem ibd. — t : gy n : m : Jersonowich :
Gersom 271. — • : g, u : 0 : Jednr : Jedor 238. — i: h: Jezechiel :
Heseehiel 257.' — • : /: Jael: Lael 100. — y : l: Taabyn : Laabin
12. — i : t'i Madal : Madai 11. — Josala : Josaia 243. — / : j : Na-
baloth: Nabajoth 31. — 1 : 0 1 Arith : Arod 238. — y : o: Gerimyt:
Jerimoth 256. — t : r j Heimon : Hormon 234 : »as do Baal, Heimon a
Sanir a gori Ermon«. — y : r : Seiney : Semer 200. — r :j : Naba-
roth: Nabajoth 40. — t: w: Eliaai: Eluzai 243. — u : t: Asnr: Aair
234 bis. — Elyasub: Eliasib 288. — Senaehemb: Sennaeherib 221.
Senachernbye loc. sing. id. 224. vgl. Senacherib 224. Senacheribowa
223. — Adnnovich: Adin 296. — t : a: Jachar. Zacharias 257. —
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 539
i : z, e : a : Jabeth : Zabad 288. — t : z, o : e, m : n: Jotham : Ze-
than 236. — * : » : Baraza : Baraia 238. — Zerimoth : Jerimoth 236. —
# : t, / ; b . Jozaril : Joiarib 303. — z : t, n : ri: Zezaman : Jeaamari
238. — ya : u : Yazal : JJzal 12. — id : ra : Omidi : Omrai 239. —
Jaid: Jara 233. — yn \ m: Emyner: Emmer 257. — iph : er; Mi-
phibaal: Meribaal 238. — yen : m . Emyenerowich : Emmer 297. —
k : ch siebe c : ch. — k : o: Kolybama: Oolibama40. vgl. Colybama
. . id. ibd. — Fehlt h und k : t: Akthus ; Hattns 284. — Akkus id.
291, 301. — l :d: Jozabel : Josabod 288. — l : d, n : l : Gelden,
Jeddel 297. — / : r: Getel : Gether 12. — / : 8: Falga: Pbasga 135.
— l.z: Almoth : Azmoth 238. — z : l. Bezeleel : Beleleel 288. —
Mazoch : Maloch ibd. — Ich : sei : Elchie : Eseliae 279. — m h
Chamri : Chabri 331. Amynadaba gen. sing.: Abinadab 182. Amina-
dab id. 238. Amynadabowa adj. id. 245. vgl. Aminadabow adj. : Am-
minadab 98. — m : n : Kaym, Kayma gen. sing. : Cain 5. vgl. Kayn,
Kaynu voc. etc. ibd. — Aram, Arama gen. sing. : Aran 13. — Dam :
Dan 16. — Jachym : Jachin 46. — Jaohim id. 119, 239. Jachimicz-
kicb . Jachini tarum 1 19. — Semram : Semran ibd. — Beneyacam : Be-
neiaacan 126. vgl. Benyaeam id. ibd. — Iditum, Yditum . Idithnn 249,
271 . Yditumowa adj. id. 282. — Elnatama gen. sing. : Elnathan 2S4.
— Bennomy : Benoni 40. — Elomowaadj.: Elon 40. — Emanowa
adj. : Enan 330. — DoUym : Dothain 325. — Annon : Arnon 173. —
Razim : Häsin 218. — Gozam . Gozan 221, 234. — Ezrom : Esron 233.
— Balam : Balan 236. — Ozemsara : Ozensara 237. — Jemma : Jemna
ibd. — Jobamia : Jobania 239. — Leedam : Leedan 255. Leedamowieh
adj. id. ibd. vgl. Leedan id. ibd. — Seth am : Zethan ibd. — Aram : Aran
ibd. — Tamnam : Tamnan 270. — Chonemyas : Chonenias 275. vgl. Kone-
nyasza gen. sing. : Choneniae ibd. — Fehl t h und m : n : Aram : Ha-
ran 13 bis, 14, 31 bis, 32, 223. — Ezrom: Hesron 46, 119. — Amon,
Amona, Amonowy, Amonem : Hanon 251 etc. — Amanya: Hanania
288. — Anam : Hanan 302. — m : rm : Semaar : Sennaar 11,15. vgl.
Sennaar id. 12, 15. — Fehlt h und m : rm : Amiel: Hanniel 128.—
n : m : Mezopotany e gen. sing. , Mezopothanii loc. sing. : Mesopotamia
169, 170. Mezopotanyey gen. sing. 34, 40, 41, 251. vgl. Mezopota-
myey 38 etc. Mezopotany loc. sing. id. 326. Mezopotanyy loc. sing,
id. 40. — Philystini: Philistiim 12. — Cherubyn: Cherubim 4. —
Myanyn: Miamin 288. — Analechytskych : AmaleciUrum 15. — Eu-
fraten : Euphratem 17. — Ethan : Etham 57. Etan id. 126. vgl. Etam
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540
A. Semenovtt,
id. ibd. — Sufan : Supham 120. Sufaniczkich : Saphamitarum ibd. —
Sephan : Sepham 236. — Sefana Sephama 127. — Sichern Sichern
169. — Joathan: Joatham 171,268. Joatan id. 218. — 8anyr: Samir
ibd. — Melchon : Melchom 229. MelchoDOwi adj. id. 252. — Heman :
Hemam 234 — Gereon : Genom 235, 256. Gereon owy, Gersonowich
adj. : Genom 246, 256. — Anen : Anem 236. — Jebsen : Jebsem ibd.
— Aman : Aniam 237. — Helen: Helem ibd. vgl. Helem id. ibd. —
Yesphan : Jeepham 238. — Jesbaan : Jesbaam 241 , 243 . — bauranitski :
Bauramites 242. — Maynan : Mai man 257. — Amranowich : Amram
ibd. — Eden : Edem 271. — Jannor : Jammor 330. — Fehlt h nnd
n : m: üfan: Hupham 120. — üfanicakieh: Huphamitarum ibd. —
Manaen: Manahem 217. — Afan: Hapham 236. — Othan : Hotham
237. — n : m, c : ch: Nicol: Michol 247. — m : ei : Semma: 8emeia
298. — m : m: Gnm : Gnni 233. — m nu . Banym : Baninu 301. —
my : na: Semya: Senaa 297. — Fehlt h und my : na: Emydadow :
Henadad 292. — Fehlt h nnd m : vi: Emla: Hevila. — n : a:
Iznar : I&aar 46, 106. vgl. üsnar id. 46. — n : h: 8unamiczczi : 8uha-
mit&e 120. — Non: Hon 106. — n : t: Sechenna: Sechenia 257. —
n : r . Zana : Zara 234. — r : n : Aaariaszow : Aaaniae 30 1 . — r : n,
r : Barara: Banaia 242. — n : si: Mensabel: Mesizabel 302. —
n : u : Falniczkich : Phallnitarnm 119. — n : u, s : l : Jamnea : Jamnel
46. — n : v: Napsy: Vapai 102. — Fehlt h und n : v: Eneysk^
Hevaei 56. — ne : am : Achinone : Achinoam 180. — ny : m : Achy-
nyan: Achiman 102. — nie : moh. Nicola: Mohola 237. — nra : nni
Menrat: Mennith 174. — o : i: Oezia: Jezia 288. o : u: Netofa:
Netupha 297. — Odoya: Oduiae ibd. — Fehlt h und o : u: Anon:
Hanun 292. — u : o : Beguay : Begoai 296. — Adurama gen. = aoc. :
Adoram acc. 250. — Fehlt h und u : o: Aluesow: Alohes 291. —
u : o, cc : ch: Snbboccai : 8obbochai 242. — ob : ah: Jobat : Jahath
280. — an : ai : 8elmon: Seimai 297. — oni : sem : Asoni: Aseem
242. — p : b : Rapsaces etc. : Rabaaces 221 etc. — p : ph : Peldas :
Pheldas 26. — Opyr: Ophir 12. — Gepte: Jephte 172. — Jespa:
Jespha 238. — p : ph% e : a: Perida: Pharida 297. — p . ph, n \ m:
Neptuyn: Nephthnim 12. — p : ph> u : o, m : m: Capturyni : Caph-
torim 12. — r : « : Elyarib : Eliasib 257. — r : t : Anathor : Anathot
236. — Fehlt h und r : t: Atira: Hatita 297. — t : r: aratitski:
Ararites 242. — ri : n: Ben: Ben 247. — s : g: Serson : Gereon
234. vgl. Gereon id. ibd. — « : •: Serimot: Jerimoth 257. — § : t:
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Kritische Bemerkungen zn altpolniachen Texten. 54 1
Eliphales : Eliphalet 238. — 8 : x: Artaxersa gen. sing., Artaxersovo
adj. : Artaxerxis 284. — Artaxerse gen. Bing. id. 289. — Fehlt h und
s : ph: Ares: Hareph 301. — Fehlt h und ff : rh: Assur: Harhur
297. — 8a : ho: Saba: Hoba 16. — M : ta: Asserot: Astaroth 131.
— 8e : a : Semri : Amri 239. — 8 : «, cA : h: Sechielow : Jehiel 287. —
/ : b: Argot: Argot) 218. — t : c: Azeta: Azeca 183. — t : d: Cet-
moneyska : Cedmonaeos 17. — Arphaxat : Arphaxad 12. — Luth : Lud
12. — Zabath: Zabad 265 etc. etc. — t : h: Ation : ^hion 198. —
t : t: Tubal: Jubal 6. Folgt Tubalcbaym : Tubalchaim. — Tethrai:
Jethrai 234. — t : /: Nehelescot: Nehelescol 102. — Elphaat: El-
phaal 238. — t : n: Elyzaphatowich : Elisaphan 271. — t : rz: Geti:
Gerzi 191. — th : z: Elyphath: Eliphaz 40. — Azath : Azaz 233. —
Ahath: Ahaz 238. — tr : cc: Botry: Bocci 128. — um : in: Natu-
meysci: Nathinaei 292. Natumeyczskich id. ibd. — w : ph : Maswa:
Maspha 292. — z : z, ch : c: Exricham: Ezricam 240. — z : c: Ze-
fira: Cephira 297. — z : cc, m : n : Ezetamow: Eccetan 284. — z : et,
t : h: Gezetel: Jectehel 213. — z : d, ch : c : Azonichamovich : Ado-
nicam 296. — z : h : Zeber: Heber 233. — z : r: Faruzim: Pharurim
229. — Amazias : Amarias 256. — z : 88: Jezuy : Jessui 180. — e st.
ae, y st. i, g st. I, c st. k, s st. z, z st. s und dergleichen ist hier natür-
lich nicht angeführt.
17. Bedeutende Abweichungen sind: ügl: Hui 12. — Syren:
Seir 15. — Ceflinya gen. sing. : Chasluim 12. — tedi Abraham po-
klony sy^ y rzekl Abraham : adoravit Abraham . . et locutus est ad
Ephron 26. — lud szedl przecziwko Jordanovx . populus incedebat
contra Jericho 162. Auf dieser Seite kommt »Jordan« oft vor. — De-
feta: Daphca 126 bis. — A potem daley nye uzrzal Samuela Saul :
umgekehrt 182. — Mechabel: Ethbaal 201. — Joziades: Jozabad 214.
— Merodach Baidan sin Eladan : Berodach Baladan, filius Baladan 225.
— Azuba : Haphsiba 226. — Ezechias : Heicias. — Matanasse : Matha-
niam 232. — Arnonskich : Saron 233. — Beiychel: Eliel 234. —
Amasia: Asaia 234. — Chori: Thohu ibd. — Hyman: Jecmaam 236.
— Zanym : Zamira 236. — Chaizar : Ahisahar ibd. — Apphron: Hap-
phim 237. — Seph: Azoth ibd. — Lamaphed: Haimapher ibd. —
Occhora: Ahara 238. — Acobe: Ahoe, Sadochovi adj. : Ahod, Hoia:
Achiaibd. — Neptalim: Netophati, Achim: Accub 239. — Yzbaele :
Esbaal 240. — Hatoytski: Ahohites 241. — Afrai. Hesro 242. —
Sogar: Siza, Aziahel: Azareel, Chreyma gen. sing.: Carchim, Johedan:
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542
A. 8emenovic,
Joöla, Hyemmaa: Jeremias, Bahana: Machbana 243. — na myeacxee
Nachorowo: ad aream Chidon 245. — Moabakem: Medaba 251. —
Symeonoui adj. : Semei 255. vgl. Semeowy adj. id. ibd. bia. — Gech-
ram: Jeemaam 256. vgl. Hyman id. 236. — Hyenau: Jeaua 257. —
Oenadiar: Jahath ibd. — Othoziaa: Joachaz 861. vgl. Otozias: Ocho-
zias, Otoziasza gen. = acc, Ottoziaaouich, Ottosyasza: Ochoziae 262.
— Zachariaaza gen. = acc. : Azariam 263. vgl. Azariasza id. ibd. —
Adday: Abdi, Johiel; Jalaleel 271. — Zacharzow: Zarehe 284. — Jo-
sadech. Jozabed 285. — Semynerovich : Emmer 288. — Eleaxar
Elaaa, Geah: Jehiel, Zebeday: Zabbai, Molne: MeUuch, Remnm: Ben-
nni, Ceylan: Chelian ibd. — Fareaa gen. Bing.: Phaaea, Habnlow adj.:
Hnr, Aramatow: Haromaph, Ampny: Hanun, Batagalynowi adj.: Be-
thacharom 291. — Rechim : Bavai ; Seddo ain Emynerow: Sadoc filina
Emmer; Celonow: Seleph 292. — Jorelowa adj . : Area, Bananyaa:
Raarai as, Namyn : Nah um, vgl. Kamyn : Nahamani, Ebalowich : Bebai .
Bagozimaaovich: Begnai 296. — Gadimelonich : Cedmihel, Nymynr:
Munim, Rechne: Baebue, Afna: Hacupha, Betaich: Bealoth, Meyra:
Mahida, Kofay : Naaia, Ezefdama: Haabadana, Sefaya: Sephtai 297. —
Tebnala: Thelmela ibd. — Naama : Ania 298. — Ennadowich : Hena-
dad, Baum: Bonni 301. — Oedna: Jeddua, Faletrin: Phalea, Malchia:
Maaaia, Amalyceowa adj. : Malaleel 302. — Boos: Boaor 237. — Jozne
a Bany a Cedmyel, Reum (?) a Bany a Serebyas, Odayaa, Sebna, Fa-
taya: Josue et Bani et Cedmihel, 8abania, Bonni, Sarebiaa, Bani et
Chanani 299. »Reum (?) a Bany« entapricht wohl dem »Sabania, Bonni« ;
was »Odayaa, Sebna, Fataya« anlangt, so Bind diese Eigennamen wahr-
scheinlich der unmittelbar darauf folgenden Stelle entlehnt: »Jozne a
Cetmyel, Bany a Sebyas, Serabya, Odoya, Sebna, Fataya« : »Josue et
Cedmihel, Bonny, Hasebia. Serebia, Odaia, Sebnia, Phathahia«; »Bani
et Chanani« fehlt aber In der Sophienbibel ganzlich.
18. Endlich mögen hier diejenigen Abweichungen in der Form
der Eigennamen Platz finden, die sich in Ezdra II, pag. 304—310 vor-
finden, und die ich aus Mangel an einem lateinischen oder griechischen
Texte bloss mit dem Texte der kdrchenalaviachen Bibel vergleichen
konnte : podkrole Koelea w Syry a w Fenyci : enapxt KincvpiHCKw h
OimKÜCKiH 304. vgl. podkrolym Koelea Syrskim y Fenyozakim 308. —
Adduch: C&AyKOiro 305. — Farezowich: 3>iHeecoBtnn. 306. vgl.
Fareaouich: OopocomvrrL ibd. — ainow Syemarutouich Amenyua: cw-
hobt, IeaMapoBUx-B TaMaiÜLTB 306. — Akkus, ain Secelye: JlaTTyci,
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Kritische Bemerkungen zu alt polnischen Texten. 543
cutn» CexemeBt ibd. — sinow wodzcie moabylyonakego Zaraey : cu-
hob'L ^aae-B-Moaö^Kx-L Ejiaoma 3apeoBT> ibd. vgl. sinow Fet Moab,
Elyoeenay sin Zacharzow 284. — sinow Zachuesouich Jeconias Zechek-
kow: cuhob«b 3aeoeBUxi Cexenia 306. — sinow Saloma-
siasowich Gotholya: cuhoitl HjiaMOBim, Jecia ToeoorieB^ ibd. —
sinow Safasiasouich Azarias Mychely: cuhob-l Ca*aTieBMx-B 3apaia
MixamoirB ibd. — sinow Jobadiasooieh Gezely: cmhob'b JoaÖüori,
ÄBSjcia fauovft ibd. — Salynoch: AccaiiMoe-L ibd. — Beerouich :
BaBieBLDTB ibd. — sinow Aziochiotannes Acharie : cmhobt» AcTaeo-
Bun JoaHHTB AxaTaia, ibd. — Thia: Bepam. 306, 307. — Telom:
iAyixy, Maloban: AjraaeaHy, Ewaten: Mauere 306. — ku Lnddeoni:
in ÄoASeio 307. vgl. Budny: »do Addeusza« und Leopolita »do Lod-
deaa. — Asbyam a Arnum z sinow Cananey : Aceßiio h Aimya h Ocea
6paTa on» chhobt, XanyneeBbix-B 307. — Serebyama: Eceßpiro ibd.
— Marimotoui sinn Jori: MapMoe* CLiuy Ypinny ibd. — Medias,
Banny: Monet CaBamiieB'B ibd. — Jakonyas Zeely: Jexonia JeiueFi
309. vgl. Sechenyas sin Sechielow 287. — Jonasona adj. : JoaHana
309. — sina Nasaby : clihu ExiacißOBa 309. vgl. Elyazib 288. — Jo-
natas sin Ezelow: Jouaeaci cmbtl A3sjuob,b 310. vgl. Jonatan sin
Azaelow 288. — OziasThetam: E3eiria GoKaHyeB-L cum 310. vgl.
Jaazia sin Tekuow 288. — Bozaramns: Mecyjuajr* 310. vgl. Mozolam
288. — Satheus: CaBBaTifi 310. vgl. Sabataya 288. — Mazias: Ma-
esia 310. vgl. Maasia 288. — Elyzerus: Ejieasap^ 310. vgl. Elyezer
288. — Joribns: Jopin-L 310. vgl. Jarib 288. — Joiadens: Joaaam,
310. vgl. Godolya 288. — sinow Semeroaich : cuhob-l Ekmhpobux'b
310. vgl. sinow Semynerovich 288. — Maze&s 310. vgl. Maazia 288.
— - Esses 310. vgl. Elya 288. — Johelech 310. vgl. Jeiel 288. —
Azarias 310. vgl. Ozias 288. — sinow Fosore 310. vgl. sinow Fezu-
rowich 288. — Lyomasias, Yzmahelis a Natanee, Nysy^, Geddus a
Talsas : KrioHac*, Macia, HcMaiurB, Haeanaari h Oioähm'b, h Caioa
310. vgl. Elycenay, Maasia, Yzmahel, Natanahel a Jozabel, Eleazar
288. — Jozabdus: JoaaBaÄTb 310. vgl. Jozabeth 288. — Fokreas:
fcaeen 310. vgl.Fataya 288. — Kolnas: Jyaa 310. vgl. Judas 288. —
Helyonas: JoHa 310. vgl. Elyazer 288. — Bannas: BaaHea 310. vgl.
ßanya 288. — Jemebyas: Acißia 310. — Mycbelus: Maar* 310. vgl.
Myanyn 288. — Remias: JepMa 310. vgl. Beemya 288. — Forkosi:
fcopocoBinnb 310. vgl. Farezovich 288. — Kolbanes: ToxBair* 310.
vgl. Tellern a ürim 288. — 8allymus: CauryirB 310. vgl. 8ellum
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A. Semenovtt,
288. — Zakkurus . BaKxyp-B 310. — Jolanowich : HjaeBiro 310. vgl.
Elamouich 288. — Machanias : HaTeaBia 310. vgl. Matanya 288. —
Jezelia: JepeHXi 310. vgl. Geah 288. — Jobdius 310. vgl. Abdi 288.
— Elyaa 310. vgl. Heel 288. — Zadonouich : 3axoeoBLETB 310. vgl.
Zethua 288. — Tebeias : Capxeö 310. — Johannes: JoaBHt 310. vgl.
Johanan 288. — Bebezouich : BüBaeBUxi. 310. vgl. Lebay 288. —
Zabdias: Jo3ana^T> 310. vgl. Zebeday 288. — Banyn : HaHieBUxx
310. vgl. Beny 288. — Asabus. JacaüJTB 310. vgl. a Saal 288. —
Jobel: JyaxB 310. vgl.Huhel 288. — Afeaa: Jaceä 310. — Maluchua.
Haifyxi 310. vgl. Molne 288. — Kalemua: Jlsxywh 310. — Mattha-
tias: MaTeaaia 310. — Beseel: CeceaxB 310. vgl. Beseleel 288. —
Bonn us : BajniyH 310. — Nomas : Ejriona ibd. — Abramua : JeMaapi
310. vgl. Amram 288.
Aus den oben angeführten Gruppen , die sich leicht auf eine ge-
ringere Anaahl reduciren Hessen, sind diejenigen Gesichtspunkte zu er-
sehen, von denen aus die verschiedenen Formen der Eigennamen auf die
eine oder andere Weise erklart werden können. Am zahlreichsten ist
die 16. Gruppe. Verwechselung von Buchstaben gab seit jeher auch
sonst Anlass zur Entstehung von Varianten. Diese Gruppe ist mit dem-
jenigen zu vergleichen , worüber weiter unten sub O und P gehandelt
werden wird. Ebenso ist die 14. Gruppe mit der weiter unten folgenden
Abtheilung K und die 15. mit L su vergleichen. Bei dem Allen ist
Vieles nicht zu erklären und besonders schwierig wäre es Überall zu be-
stimmen, was der Pole an der cechischen, der Öeche an der lateinischen
und der Lateiner endlich an der ursprünglichen Form der Eigennamen
geändert hat.
Aus dem in der 3., 4., 5. und 6. Gruppe Angefahrten könnte man
mit grosser Wahrscheinlichkeit folgern , dass die cechische Vorlage der
Sophienbibel eine Abschrift war. Zum Theil aus der 6. und noch mehr
aus der 7., 8., 9. und 10. Gruppe ist gleichfalls der Schluss möglich,
dass die cechische Bibel als das alleinige Original der Sophienbibel zu
betrachten ist.
C. Ueber Numeralia.
..
Die Numeralia werden in der Sophienbibel theils durch Worte,
theils durch Zeichen ausgedruckt. In beiden Fällen bemerken wir hin
und wieder Abweichungen von der Vulgata.
1. In Zahlwörtern. Ziemlich oft begegnen wir der Zahl 3 statt 4
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 545
und umgekehrt : bilo pod trzydzeszczy dny : transierant quadraginta dies
9. vgl. cech. po ctyrech dcStech dni Archiv VI. 167. trzista lat a trzi-
dzeszczy: quadringentia triginta annis; trzy sta a trzi lata: quad rin-
gen tis tribus annis 13. trzysta lyat y trzydzeszczy : qnadringentornm
triginta annornm 56. trzi sta dzewek : quadringentae virgines 175.
trsy sta a syedmdzesy^t tisy^czow : quadringenta septnaginta millia
253. — cztirzi a pyjfoz dzessy#t tisyjjczow a cztirzista: qninquaginU
tria millia quadringenti 120. dwadzescya y cztirzi : viginti triam 230.
we cztyrzech a w cztyrdzeszczy leczyech: triginta quatuor annis 13.
bil we cztyTdzeszczy leczyech : vixit triginta annis ibd. dwa a czter-
dzesczi tiay^czow a dwyescze : triginta dno millia ducenti 97. czter-
dzesczi a dwa tisy^cza a dwesscze : triginta dno millia ducenti 99. dze-
wy^cz a py^czdzesy^t tisy^czow a cz*' rista: qninqnaginta novem millia
trecenti ibd. — Man merke hier aroh: bil we cztyrdzeszczy leczyech
bez gednego : vixit viginti novem annis 13. cztyrdzeszczy libr: viginti
novem talentornm 77.
Die Zahl 7 ist in der Sophienbibel einige mal dort anzutreffen, wo
die Vulgata 6, 8 bietet, und umgekehrt : sodmego lata : mecTaro xtTa
304. trzysta a szedm dzyeszy^t a py^cz : trecenti sexaginta 1 |uinque 7.
dzewy^cz set a sedmdzesy^t a dwye leczye : nongenti sexaginta novem
anni ibd. osm tisy^czow a sedmsed: octo millia sexcenti 101. seacz
set; septingenti 297. szedmset a szedm dzeszy^t a dwye lyecze : sep-
tingentia octoginta dnobns annis 7. szedm a szedm dzesy^t: centum
octogint* Septem ibd. w azedmy dzeszyjJd a we trzech lyeczyech : octo-
ginta trium annornm 47. osmy dnyoch: Septem diebus 10. osm atrsy-
dzescy : triginta et Septem 244.
Sonstige Abweichungen sind : a bil gest Noe w szeszczy dzesz^t
leczyech : eratque sexcentorum annornm 8 . lata szostego : anno sex-
centesimo ibd. kn trzem dzesz^t a ku 3 tu lat : centum decem et novem
annis 13. trzista a osmdzesz^t : trecentos decem et octo 16. slupow
dwadzeszczya : colümnae decem 77. dwnnascze: vigesimo 96. dva-
naczcye szely^gow: siclos quadraginta 294. dzewyjjcznaczcye : viginti
et novem 215. secz a seczdzesy^t tisyjJczow a py^cz 8ed : quadraginta
sex millia 99. seczdzesy^t a dwa tisy^cza a sedmdzesy^t: sexaginta
dno millia septingenti ibd. dwadzescya tysy^Jczow : decem millia 266.
dwye scye a XXII: centum viginti dno 297. sescz a osmdzesy^t: ac-
BflTbAeorrL mecTb 307. trsydzescy: viginti 329. szeszcz a trzydzesz-
czy a sto : centum triginta tres 46. ss^dow s mosy^dzu . . dwye scye
ArckiT fftr «lavi-che Philologie. IX. 36
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546 A. Semenovid,
vasa aeris duo 285. Geht voran: ss^dow sto. a zlota sto lyber. lyata
czwartego: anno quarto decimo 221. Best a pyrwe lata: sexcentesimo
primo anno 10. Ans szeszcz sott dwye szczye lat y dwa roky : dueeutis
novem annis 13. Da hier »lat« vorangeht, so ist »dwa roky« verdachtig.
Hie und da sind in der Sophienbibel Zn sitze von Nnmeralia zu
bemerken: dwye ksyjfezfJcy : prindpes 328. myal syni dwa: habnit
filios 1 19, was unrichtig ist, denn er hatte mehr, als zwei Söhne, nczi-
nyl dwye myescye : extruxit civitates 260. dwadzeszczya lyat y dwye :
viginti annis 35 bis. poymye s sob^ trzy brati : assnmptis fratribns suis
34, ans swe ? na cztirzech w^glech plasezowich : per angnlos palliorum
106. powyedzal sinom cztirzem Aaronowim: dixitqne filiis Aaron 272.
py^cz a czterdzesczi tisy^czow a py^cz sed: qnadraginta millia quin-
genti 97.
Vice versa: we dwndzestu lecyech: viginti dnornm annornm 279.
tyczto sf5 synowye Noego : tres isti filii sunt Noe 1 1 . sedmdzesz#t ti-
sy^czow a py^cz sed: septnaginta sex millia qningenti 119. ty yag-
ny^ta : Septem agnae istae 26. bicow dwadzeszczya : vaccas qnadraginta
et tau ros viginti 37. s tyszy^cza a s szedmy dzeszy^d a s py^czy : de
mille septvigentis et suptuaginta qninqne 77. secz sed tisy^czow a sedm
sed a trziuzesci: sexcenta millia et mille septingenti triginta 120.
2. In Zahlzeichen: ssinow gego XX a bracyey gego XVIII: filios
eins et fratres eins decem et octo 284. tich bilo XIIII : in Vulgata deest
271. dwa tisy^cza a dwa a LXXX a G : duo millia centum septnaginta
dno 296. LXXX: ceAMMecarx 306. XX a tisyftozow: decem millia
266. XXII a sto: centnm viginti tres 297. VI a XLII: sexcenti qoa-
draginta dno ?97. XXXI: viginti unns ibd. IX set a LXXII1I : non-
genti septnaginta tres ibd. tysyjfoz a XXVIII : mille decem et Septem
ibd. V set a XXXVI : septingenti triginta sex ibd. CC a VIII : ABaje-
cflTb ocMb 306. VII set CCC a XL : septingenti qnadraginta tres 297;
vgl. CCC sta trecenti.296 nnd CCC a XX: trecenti viginti 297.
Bemerkenswerth ist folgende Stelle pag. 257, wo ordinalia mit car-
dinalia vermischt sind, während die Vulgata nur ordinalia bietet : pyrw
(seil, lyos), .. drugy trzecy.., ..czwarti.., ..py^ti.., ..sosti..,
..syodmi.., ..osmi.., .. dzewyfti.., .. dzesyQti .., .. gedennaezye ..,
dwanwzcye . . , . . trzinaezeye . . , . . ezternaezeye . . , pyfftnaezeye . . ,
.. szeseznaezeye .., .. syedmnaezeye ... .. osmnaezeye .., dzevcyQti-
naezeye .., .. dwadzescya .., dwadzescya y geden .., .. dwadzescya y
dwa .., .. XXIII .., .. XXIIII. vgl. lyata XX 289. do XXXII lyata ibd.
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 547
myesy^cza dzewyjJtego dnya XX 309. trzecyego a dwadzescya dnya :
die vigesimo tertio 259. Die Zahlzeichen sind Überhaupt sehr selten,
sehr häufig jedoch pagg. 296, 297 und 262, 265, 266, 267, 268, 269,
271, 272, 284, 285, 306, 307.
Endlich beachte man folgende Varianten: dwadzescya a pyjfcz 216.
Vulg. quindecim. Var. 8. viginti quinque. — czternaczcye 235. Vulg.
tredecim. Var. AI. quatuordecim. — ku 3 tu a pyjJczdzesy^t tysy^czow
239. Vulg. ad centum quinquaginta. Var. 8. c. q. miilia. — a szescz
fnyast udzalal znowu 277. Vulg. et urbes aedificavit aibi. Var. 8. urbes
sex. — ode dwudzestu lyat 255. Vulg. a triginta annis. Var. 8. viginti
annis. — sto a dwadzescya ibd. Vulg. centum triginta. Var. AI. cen-
tum viginti. — dvye scye a trzsydzesny 246. Vulg. ducenti viginti.
Var. AI. ducenti triginta. — dwye scye a dwadzescya ibd. Vulg. cen-
tum viginti. Var. AI. ducenti viginti. — XXX ci tiay^czow 266. Vulg.
trecenta miilia. Var. 8. triginta millia. — syedmdzesyjft 268. Vulg.
octoginta. Var. AI. septuaginta. — tysypcz a VIII set a Lim 296.
Vulg. mille ducenti quinquaginta quatuor. Var. 8. octingenti. vgl. Vulg.
Genesis I. 11. 13: trecentis. Var. AI. quadringentis. Textus receptus:
t£t qccxöoicc und AFX : %B%qa%6aia TQiaxovra. — Vulg. Regum II.
10. 3: sex. Var AI. Septem etc.
D. Aehnliche und unähnliche lateinische Ausdrücke sind
oder seheinen verwechselt zu sein.
Die Uebersetzung aus dem Lateinischen durch Vermittdung des
Öechischen, wie sie uns in der Sophienbibel vorliegt, ist überhaupt skla-
visch. ' 80 heisst : aes alienum — cudze zboze, ins iurandum — prawo
przysieäne u. s. w. Um so mehr muBB es uns wundern, wenn wir in der
Sophienbibel mehr oder minder bedeutende Abweichungen von der latei-
nischen Vulgata bemerken. Für die meisten dieser Abweichungen von
dem Textus receptus der Vulgata möchten wir Varianten voraussetzen.
Manche Abweichungen verdanken ihren Ursprung einer irrthümlichen
Lesart oder einem Schreibfehler.
1. Ueber Verwechselung von ähnlichen lateinischen
Ausdrücken: w^sz bil gorocztzy : serpens erat callidior 3. vgl. cal-
lidus mit calidus. — w znamyenyoch wyelykich : in hidiciü magnis 46.
przez grosznaa znamyona : per iudicia maxima 47. vgl. indicium. —
Umgekehrt: nye tytozyely sfdzyl: nisi indicaverü 78. — w nyesto
36»
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548 A. Srmeuovir .
gdiaz uczecze sbyegli : in quibus cum fucrit profugus 128. gdisz bidü-
czele b^d^5 z nyego uczekacz: cum habiutores illiua fuerint 95. vgl.
fugerint. — ale was zatraczQ : vos autem dispergam 95. vgl. disper-
dam. — wszitko kroletcsttoo : omnem regiertem 134. vgl. regnom. —
zaeztoyrdzü atudnyczjJ: obturavit fontem 277. vgl. obduravit. —
zwyla sze gest Da puszczy drobn^ rzeez, yako kosmate : apparnit (man na]
in aolitudine minutum et quasi />t/o tusum (pilum = Mörser und tun-
dere = stossen) 61. vgl. pilosus, plins. Zn bemerken ist noch: »zwyla«
aus zyawyla und drobnfj = -na. — sgubües ludzi Tamos : pernsti, po-
puleChamos 113. vgl. perdidisti. — s boyaszni: per tumorem 137. vgl.
timor. — vibyerzesz wyelike kamyeuye : eriges ingentes lapides 147.
vgl. eligea. — pirzchliwoscz gego rozlege syfl w pomst^: furor eins /ta-
rnet et zelna 152. vgl. fandet. — szarjJ y gor^ezosez^ slunecznf 8zg#ca :
sulphure et salis ardore comburens 152. Wujek: aolm* goracotti*. vgl.
solia. — bo ty snadz roadzelia . . zerny^J : tu enim Sorte divides terram
159. vgl. forte. — pot: sudes 169. vgl. sudor. — s czudzoloszney
maeyerze: de altera matre 172. vgl. adultera. — bo rzeez moazeaz :
uut docere potes 173. vgl. dicere. bo aus albo. — abi Daoida tfli ; qui
raperent David 184. vgl. caperent. — pchli szxwey : pulicem wium
190. vgl. uiuum? — obrocyl sw^ woyskfi: direxit fadem suam 213.
vgl. aciem. — ganyebnoscy, gysz bily uczinyly . abominationes , quae
fuerant 230. vgl. fecerant. — Umgekehrt: a nyczso bilo, bi gemu nye
bih iawno : nec quidquam fuit, quod non perspieuum ei fecerü 261. —
sto tisyflei wlodnjfl : centum müitibus praeerat 243. vgl. millibus. —
oblisyl. deealeavit 251. vgl. decalvavit. — mylowal gy : direxit eum
267. vgl. dilexit. — to gdisz usliszi: quod cum Misset 276. vgl. au-
disaet. — rzemyfalnyk : aurifez 291. vgl. artifex. — rozdzelyly Je-
rusalem: dimiserunt Jerusalem 291. vgl. diviserunt. — bogaezstwem :
deliciis 300. vgl. divitiis. — 8 ktorychszeto geden s pyrwyeyszych obye-
tuye ayjJ panu: ex quibus nnus pro primitüs offeretur Domino 80. vgl.
primus. — slachczfnka. nubilis 84. vgl. nobilis. — szwy^*oszczy gen.
sing. : sacrificii 82. w swyftini: in sacrjficio 122, 124. szvyfczydlny
loc. sing. : sacrificii 83. rz^d szwyfity : ritus sacrificii 82. vgl. sacer
und ausserdem: modia, gewöhnlich idolum, dennoch: modlam dat.pl ur.
sacrifieiis 118. modl^: aacrileginm ibd. modUCm: luci8 265. modlf}:
fanum 264. — na offyerff zapaln^ albo na obyatfj viczfsznfl: in holo-
caustum sive in victimam 105. obyati palyone y wyczyQzne. holocau-
ata et victimas 258. vgl. victoria und obyatowaly obyati: immolabat
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten.
549
victimas 258. na skrzidlech przeg^daly a na wycyQznich gfalyach : in
citharis pro octava canebant epinicion 247. Wnjek : ni cyträch nä
octawe, grfli zwydi^sk^. — czasu radzfczego : tempore concüii 106.
rada : concilntm 107. vgl. consilium. — czucz w strozi: excubaie in
custodia 109. vgl. excubare. — mastnosczi oliwowe a winne y owo-
czowe: medullam olei et vini ac frumenti 110. vgl. fructus. — prze-
deydzy maludko : antecede populum 63. vgl. paninlnm? — zlupicze
czelcze a sochy slamyecze : confingite titulos et statuas comminuite 127.
vgl. vitulos. — opatrzcze . decemite 128. ogltrfdacz : decernere 287.
vgl. cernere. — nyemfldrych: insontxum 129. vgl. insipientium. —
gesto (myedze) s^ virili: quos (terminos) fixerunt 138. vgl. fodernnt.
— ale srebro w iamyeczem pirzczj* przisul : argentamqne fossa hnmo
operui 167. vgl. fo&sa substant. und fossa particip. — mscycyel: aetnu-
laior 170. vgl. nltor. — po nyem powstal. huic successit 171. vgl.
anrrexit. — gdi bidlyl w Gabaa na lesye, geszto slotcyc Rama : cum
maneret in Gabaa et esset in nemore, quod est in Rama 188. vgl. id est.
we trsyech dnyoch , to gest. myesy^cza dzewy^tego, we dwudzestn
dnyoch: tribus diebns (convenernnt) , ipse est mensis nonus, vigesimo
die mensis 287. Elaya (ten gest Chalyta): Celaia ipse est Calita 288.
— bo tich lyudzi nyewyernich bidlylo pelno : hi enim pagi habitaban-
tur 191. Var. AI pagi (s. vagi) habitabant. vgl. pagani. — szla do
myasta Sylo, y nalyazla dorn : abiit in Silo et vemt in domnm 196. vgl.
invenit. — zdzal gymyjJ myasta, gesz bil nczinyl, gymyenyem Semey,
gesz gest gora bosza, albo gora Samarska: vocavit nomen civitatis,
quam extrnxerat , nomine Semer domini montis, Samariam 200. vgl.
Var. S. Samariae ; domini ist mit Domini verwechselt worden. — w
Jerusalemye, gesz zwolyl ze wszech myast israhelskich : in Jerusalem,
quam elegi de cunctis tribubus Israel 226. vgl. urbibus. — Ebenso 278.
— umyely v odzenyu boiownem : instructi armis bellicis 244. umyely
sczitem a s kopym : instructi clypeo et hasta ibd. umyely or^szim
boiownim : instructi armis bellicis ibd. NB. instructos : versehen und
unterrichtet. — abi przewyezly sobye : ut conducerent sibi 251. przy-
vyyezly dwa a trzsy dzescy tysy^czow wozow : conduxerunt triginta duo
millia curruum ibd. NB. conducere : zusammenfuhren und dingen. An-
ders: to WBzitko, czso na koszdi dzen prziwozily ku sluszbye bozey :
quidquid per singulos dies conducebat in ministerio 275. — atak \ si-
quidem 263. vgl. bo tak: siquidem 272. vgl. sie quidem. — modlyly
sy$ bogu, raetycz : zyw bjJdz krolyu : imprecatique sunt ei (d. h. dem
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a. oemenovic,
neuerwählten König) ttqne dixerunt : VWat rex 263. Wnjek : winaao-
wali mn etc. vgl. preoari. — bronfj waln$ : portam vallis 267. vgl. val-
les und vallnm. — za tey burze \ ea tempestate 269. Wnjek: n& on
caas. — wiazedl w drogf woyski : egressus obviam exereitni 269. vgl.
ob viam. — w odzewnyci domn bozego : in vestibulo domus Domini
271. vgl. vestis. — srzebro . . zgromadzono. argentnm conßaremnt
280. Wnjek: zlali. — on a sinowye: ipae etj&ae 291. vgl. filii. —
gego drzwy : portas aedis 295. vgl. eins. — blogosiawcye gymyenyu
slawi twey z vnsokosry : benedicant nomini gloriae tnae excelso 299.
vgl. ex celso. — a k temn gwyazdi, yeszto $0 w stworzenyu : et Stellas.
Et posuit eas in firmamento 1 . Statt »posuit« ist ein »qnae sunt« voraua-
zu setzen. — pomazeczye na oba podwoya (krew): ponent super utrum-
que postem 54. vgl. linent. — myedzi umarlczi myesczan : in mortibu*
civium 86. vgl. mortuis. — syf wroczicz: venire 137. vgl. redire. —
a wszedl lud : ü^rwmtamen gentem ete. 17. vgl. venit tarnen? — vxta-
nye: risit 19. vgl. surrexit? — Chore y wszitko pokolenye: Core et
omni s congregatio eins 108. vgl. generatio. — sbawyczyel: satiator
60. vgl. salvator. — zgrzeszylesm otoa nynye: peecavi etiarn nuno 51.
vgl. ecce. — waszem pokolenyu y wszitkim bidhczelom wasim : in ge-
nerationibus cunctiaque habitaculis vestris 89. vgl. habitatoribus. bi-
dliczelom: locis 134. we wszech przybytczech w pokoleny^ waszem.
in cunctig habitaculis et generationibus vestris 89. w wszech narodzech
y w przebytczech waszich : in generationibus et habitationibus vestris
ibd. wszech przibitkow waszich : omnibus habitaculis vestris ibd. —
ku wsruszenyu przewyedzecze slub moy : ad irritum perducetis pactum
meum 94. wsruszony ucinil bich slub moy: irritum face rem pactum
meum 95. przykazanye gego zrusil . praeceptum illius fecit irritum
106. vgl. (abichom nye) ..pogardzily przikazanym twim : (ne) ..irrita
faceremus mandata tua 286. wzruszicze gy : irritetis eum 155. vgl.
diniere, — potem rzekl bog: interea locutus est Deus 39. vgl. poetea.
— wszitko sbosze, czsosz sjf gymyely gego ceiacz, y wszitek dobitek :
nniversam substantiam, quam possederant , et animas 14. vgl. animal
und day my düsse : da mihi animas 16. — abi syjJ wroczyly k nyemu :
ut diver t ermt ad eum 21. vgl. revertere. — bo gdi wszitci .. chodzily :
demque cum irent omnes 312. vgl. eoim. — koncze : confinia 127. vgl.
myedze id. ibd. myedze konyecznye : fines ibd. — zastawyal iest my-
escze: metatus est locum 132. vgl. castrametatus. — az do zemye Oes-
sury y Matatovich: usque ad terminos Gessuri et Maohati 135. vgl.
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Kritische Bemerkungen in altpolnischen Texten. 55 1
•
terra. — czyrzpyal gesm n$dz$ a mroz : aestu urebar et gelu 35. vgl.
egestas. — przebyxoanye . conversatio 131. NB. conversatio : Aufent-
halt und Umgang. — nye bfidze tobye k raysly : non sederit animo tuo
(mulier captiva 140. vgl. sederit. — oszobywszy sobye zaktyczc . et
u&urpaverunt de anathemate 166. wz^l gest nyoczso zaktytego . tulit
aliquid de anathemate ibd. wzffli sp* zaktytey rzeczy, y ukradli sj* . tu-
Ißruüt d© cmci t ^ i d^YirQt^ a^ui &ti sunt ll^^l« s^^i^k^^^f^^ ^ s&qcs*^^ • J t cyy\a
ibd. *o*#to rz«ßr : anathema ibd. vgl. czoßkoli zlota albo srebra tyJdze,
y sffdow myedzanich y zelasznich : bogu poswyfczono bfidze y polo-
zono w Bkarby gego: . . Domino consecretur etc. 165 bis. b^dze toto
myasto przektyte : sit civitas haec anathema 165. NB. anathema (dW-
y-itua\ Weihgeschenk und anathema [avä-3-eua] Bannfluch. — czucz
b^Sd^ slugy kosczelnye /W/e przikazanya twego ku wszemu dzalu sta-
nowemu a ku potrzebye : excubabunt Levitae ad praecepta tua et ad
cuncta Opera tabernaculi 109. do zagrodi: ad hortum 232. NB. ad =
ad. apud. —.przeto, acz bi ucinicz büo : pro hoc, si quid agendum erit
122. pochwiczon tyJdze przeto Agag: tolletur propter Agag 117. przi
tey studnyczi : pro puteo iuramenti 25. Wujck: o studnif przysi^gi.
przes myedze : extra fines 129. — gysz y ony prorokowaly: qui et
ipsi prophetaverunt 184. . bo czyfJ uszrzjj y rzety : et quod cum vi-
derint te, dictnri sunt 114. — richla nowyna syfJ roznyosla ysze mowyli :
velox apnd cunctos fama percrebuit, dicebantywe 177. czsosz wiswolyl
sobye Loth kray : elegityw sibi Lot regionem 15. — a nyczso Mio, bi
gemu nye bilo iawno: nec quidquam fuit, quod non perspicuum ei fe-
cerit 261. — ktorich gdi glowi pozloczyl: quas cum capitibus deaura-
vit 7 5. — ale tedy, gdiisz nawy^czey etc.: sed tnnc quam maxime
152. — *■ gdisz uslisz^ . . gdisz bi zbil . . a rzeklibi: ut audiant . . quod
oecideris .. et dicant 103 — 104. — I stalo syjf potem, gdisz Dauid po-
byl Fylystinske : factum est autem post haec, ut perenteret David Phüi-
sthiim 250. — telko cy samy acz wchodzfJ, gisz poswyfJceny: ipsi
tantummodo ingrediantur, quia sanetificati sunt 263. Die Conjunction
»Be, iza wird nie jiz geschrieben. — gerne ges y^ ponizil: quia humi-
liasti eam 141. Tgl. bo czosz koli tego iest, genzeto by slubü: quidquid
illud est, quod voveris 143. — obrza(za)l ge Josue, gisto iakosz sff &yfl
zrodzili, skorkami byli: circumeisi sunt a Josue; quia sicut nati fue-
rant, in praepntio erant 164. — geszto iest silnyeyszi mnye : quia for-
tior me est 113. — goscz, ktoris szemrz^ezi byl iest: peregrinus, quo-
niam rebellis fuit 106. vgl. bo: quoniam ibd. — a powyenv: ut indicem
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A. 8emenovic.
334. a . . nye nadmye ayjJ: ut (non) intumeacat 136. — a pozegna
tobye: ut benedicat tibi 143. — a wzhudzi cz/, sobyezalud: ti* ansehet
te sibi in popolnm 152. a tyJdfJ na znamye ut sit Signum 162. vgl et.
a wizwolyl lynd Jon&t^ , abi nye umarl : liberavit ergo populus Jon a-
tbam, ut non morereiur 180. ut ist hier consecntiv. — abiszczye wye-
dzely : et sciatis 52. abi bil stroszem mim: et aociua fnit itineris mei
39. abi odzerzeli: et possideant 135. abi sy^ poruszily: et perrexe-
nint 251 . abi prziwyedly : et adduxit ibd. abi wigechal : et egrederetnr
262. abi ayjj pokuayly apolu: et mutuoa sibi praebuere conapectus 267.
wigechal, abi boiowal : egressna est et pugnavit ibd. — abichom gy za-
bili: percuaaimua^ui enm 134. — arz ya urozumyem : et intelligam 28.
aez ncziny^ : et faciam 253. aez sy^ on nawroey : et revertetur 273. —
quapyl ay^, chczfcz przeez: festinavit, et transiit 163. — y viawoli
wasz : ut emat vos 139. y tyttzesz ziw : ut vivas 145. y ly^kly ByjJ :
ut timerent 296. — ysze tak usluchal gich: et tandem andita voce
eornm 192. podalbi ge nyeprzyiacyelyom, üzebi ge wyedly i^te: tra-
dideria hoatibua, et captivoa duxerint 258. zatworzilly bych nyebo,
yszebi deaez nye szedl : ai clauaero coclnm, et plnvia non fluxerit 259.
uze bich tak umarl: et moriar 22. — ysze nye mogly: nee poterant. —
a nye padnyecze: ne oorruatia 105. nye umrze przeto: Ergont morie-
tur 179. Maiecki bemerkt: powinno byd *czy umrze«; richtiger:
umrze/t.
Man merke folgende Varianten: Mossy: Spinae 69. Var. 8.
spicas. — dobre rzeezi krolyowy prorokuty; regi bona praedicant 207.
Var. 8. praedicunt. — apyewaki y sebranya: eantorea et tubas 212.
Var. AI. turbas. — kay^az^ta ricerstwa : prineipea millium 244. Var.
8. militum. — rjfita samego pana: manua solii Domini 63. Var. AI.
solius. — doyffyJd ayfJ nye wi8znayjJ aloaezi awich a zlego awego nye
wspomyonfl, gimzeto przeat^pili 80 przecziwko mnye : donec confitean-
tur iniquitatea auaa et maiorum auorum, quibua praevaricati sunt in me
95. Var. AI. maiorum auorum recordentur. — nye cheze brat m^za
mego wabudziez syemyenya brata awego : non vult frater viri mei auaci-
tare nomen fratria aui 145. Var. 8. 8emen. — mnye w malzensUco
prziyjfcz : me in coniugem 8umere 145. Var. 8. coniugium. — przyme:
absumat 152. Var. 8. assumat. — ia y gina wyelikoaez . . iczmdfl .
ego et reliqua multitudo accedemus 167. Var. 8. ascendemus. — y
unslatoyal nag czali dzen: et cecidit nudua tota die 185. Var. 8. ceci-
nit. *— wztfte: oblata 92. Var. AI. ablata. — wazitka czelacz gich :
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 553
cunctas seor surrt familias 109. Var. 8. eorum. — szQdlywyc. prono
animo 72. Var. AI. prompte, vgl. miszlyjj wyelmy gotow^: mente
promptiBsima 73. wiszly. egressuri erant 263. Var. 8. cgressi. —
narodow y wloscy : gentium atqoe regfiorum 276. Var. AI. gentium
atque regiottum. — myr : paxillus 286. Var. AI. pax Ulms. Wujek :
kolek. — nadzeifi: sepem 286. Var. AI. sperrt. — scziti przedaw-
czom: scru/a vendentium 292. Var. AI. scuia. — rzemyQslnyci : au-
rifices 292. Var. 8. artifices. vgl. sin zlotnykow: filius aurificia 292. —
w vynnyczach na genem polyn : in viculis in campo Ono 295. Var. 8.
in vitulis in Campoono. — przecz my w noci polozyl starey^T quare
imposuisH mihi? 33 NB. imponere alci: betrügen. Var. AI. quare
Liam imposuisti mihi (de Jacob et Laban) . — dusz^f sw^ polozil gest
tobye: auimam suam opposuit tibi 144. Var. 8. apposuit. — mnyey-
öim . paucis 127. Var. 8. paucioribus. — zlota albo srebra: auri et
argenti 165. Var. 8. out. — otoa, pan vibral cz^: Et Dominus elegit
te 146. Var. 8. En Dominus etc. — poczwirdzenye iest sbawyenye
wyeczne: pactum sali* est sempiternum 110. Var. AI. pactum pacis.
Vorauszusetzen: salutis. — wzgorjj ku bronye: sursum a porta 292.
Var. 8. ad portam. — bo naleszono gest do nyego wszitko dobre ku
pann bogu israhelskemu : quia inventus est super eo sermo bonns a Do-
mino Deo Israel 196. Var. AI. ad Dominum Deum. — przyszedl do
woyski: ascendit in exercitn 174. Var. AI. in exercitum. — iakosz byl
gemu Moyzesz roskazal: et dixerat ei Moyses 163. Var. AI. ut dixerat.
— ktora na obu stronn wchodu w stan czyny : quia inter utraque in-
troitum Ubernaculi fecit 77. Var. AI. quae ab utroque etc. Var. AI.
inter quae . . facit. — ktorzisz nye s$J policzeni : quia non sunt recen-
siti 121 . Var. 8. qui. — przycfey zolostni dnyu, zecz etc. : venient dies
lnctus . . et 31. Var. AI. venia* . . ut. —
2. Ueber mehr oder minder bedeutende Abweichungen
sonstiger Ausdrücke: bfJdzesz sobye chleba dobywacz: vesreris
pane 4; — z geyszeszto (szemye) uczynyon : de qua sumptus es 4. —
wszego shoorzenya czlowyeczego : cnnctorum mventium 4. — myjj
wirzuczy sz s pospohtica ludskycgo , a twego oblycza b0d0 sz^ kricz :
eiicies me a fade terrae et a facie tua abscondar 5. wiszedl Kayn s
pospohtvxz przed oblyczym boszym: egressus Cain a facie Domini 5.
— stalo szj* potem po malich dnyech : factum est autem post multos
dies 5. po malern czasu: post multum temporis 313. — mam od boga
plod czüwyeczy : possedi hominem per Deum 5. — i bil gest Adam ..
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554
A. Semenovic,
oszmset lat: et facti sunt dies Adam . . octingenti amii 6. wszech
lyat . omne tempus 6. — szwyatlo wy^czaze, abi dnyu sncyeczylo , a
szwyatlo ranyoysze , abi noczi szteyeczylo : laminare maius, ut praee&set
diei . et laminare minus, ut praeesset nocti 1 . Wujek : aby rzadzUo.
vgl. abi wlodly dnyem y nocz^: ut praeessent diei ac nocti ibd. —
tydzcye na rozeznanye czasom y dnyom y latom : sint in signa et tem-
pora et dies et annos 1. Wujek : na znaki, y czaay. — a bü gest ku
podobyenatxcu En och : et ambulavit He noch cum Deo 7. vgl. ibd. : a
chodzyl gest 8 bogem : ambulavitque cum Deo. — mynflli s0 wodi : tm-
minutae Bant aquac 10. — y nade wszfl ttoarzfl na zemy, czso zywo
gest: et omne, quod movetur et vivit 10. — kragyni luczskye : insulae
gentium 11. — s swim pokolenym : in naÜonibus suis 11. — mego *
icamy azlyubu na zemy : foederis inter me et inier terram 11. — tocz
gest czelacz Noego, a rozdzelona w wloszczy, ot nychze gest rozdzele-
nye pokolenya etc. : hae familiae Noe iuzta populos et nationes snas.
Ab his divisae sunt gentes 12. — slawymi swe gymy^, ktoresz bfidzemi
rozmnaszacz po wszech zemy ach: celebremos nomen nostram, ante-
qttam dividamur in uni veraas terras 12. — bo nye mogl przed g lodern
bicz w zemy : praevaluerat enim fames in terra 14. — uszrzal wszit-
kyey zemye wloszcz : vidit omnem circa regionem 15. — nyczy namny-
eyszey any wstfJgy nogawyczney : a filo subtegmmis nsque ad corriginm
caligae 16. — bog nawisszy : Dens excelsus 16. — czlowyek gnyew-
Hwy : ferus homo 18. — xcydzal gest trzi m^sze blisko syebye: appa-
ruerunt ei tres viri stantes prope eum 19. — angyol sy$J ukazal, a
rzecze : cogebant eum angeli dicentes 21. — w nyem syjJ skriczy : aal-
vabor in ea 22. — tamto b^dzeaz myeskal : salvare ibi 22. — bo znadz
y na gorach sy^ nye ukryyo' : nec possum in monte salvari 22. — spu-
szczyl gest deszcz knoaun a ogen plomyenni s nyeba ploit suiphur et
ignem a Domino de coelo 22. — potraczyl gest ti myasta, wsritty
wloszcz, a se toszitkym ludern, czsokoly gich tarn bilo, od malego do
wyo*czsego : aubvertit civitates has, et omnem circa regionem, nniversos
habitatores urbium , et cuncta terrae vxrentia 22. vgl. ot namnyey-
szego az do wy^czszego: a minimo nsque ad maximum (hominem) 21
etc. — dzyssza: hoc nöcte 22. tego wyeczora : nocte illa 22. tamo
staly : foris erant 2 1 . proch : favüla 22. Wujek: pera. vgl. s pro-
chu : de humo 3. — nasipawszi pyasku na syjJ: et humus snper eos
299. abi pomnyala, zesz w krzytodze naleszona: mementoque te de-
prehensam 23. Wujek: pamieUy, ze 6\$ doszio (Commentar: ze cl*
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 555
odkryto, i nie mozesz iuz udawac , 2es siostr^ , nie zms zonq Abrahama .
— przyszedl bog w voydzenyu: venit Dens per somnntm 23. — za
dllige dny: usque in praesentem diem 23. aaz dluge dny id. ibd.
vgl. za dinge dny : diebna mnltis 25. — posadzi dieciy^ pod drzewem :
abiecit pnernm subter unam arborem 24. — gdisz bil wyelbl^di osta-
tcyl. cnmqne camelos fecisset accumbere 27. — panye wyelky domine
mi 27. — gesto przisluchaiy do myasta: cnnctis qni intrabant portam
civitatis illius 27. vgl. przede wazemy, genzeto wssedl w to myasto id.
26. — odwazil gemn to srebro, za nyesto kupyl Efron : appendit pe-
cuniam, quam Ephron postulater at 27. — richlo# seymye wyadro s
pleczu. celeriter deposnit hydriam super uinam suam 28. vgl. richlo
synoswszy wyadro * pleczu : festinans deposnit hydriam de humero 29.
sprawyedUvyey myloszczy : misericordiam et teritatem 28. — nye
bjkty gesEcz drzewyey, alysz poselstwo sgednatn : non comedam, donec
loquar sermone* meos 28. — aon wzgljföal na nyfJ tagemnye: ipse
antem contemplabatnr eam taeitns 28. vgl. to tak gdisz gesm na swem
serczu myszlil: dnmqne haec tacitus mecnm volverem 29. — ktorey
rwekfl: audier it a me 29. vgl. ktorey ya rzekfJ: cni dixero 27. — pan
bog gest mego pana poszegnal y uczynyl gy panem przez liczbi: Do-
minus benedixit domino meo valde, maonjficatusque est 28. — bocz
my to yu8z drngi ras uczynyl : supplantavit enim me en altera vice 30.
— wydzfcz Ezan, yze etc. : approbans qnoque, qnod etc. 31. — tedi
kamyen odwalyly y napawaly oioce , a napogywszy etc.: devolverent
lapidem et refectis gregibus etc. 32. — wszitky stada: omnia pecora
32. — dalekoly gest geszce do wyeczyora : adhuc multum diei superest
32. — a gdisz mynye myesyfJcz temn: et postqnam impleti sunt dies
mensis unins 32. — doyjjd syj* . .nye sbyorj*. bo nye odwalymy kamye-
nya: donec . . . congregentur et amoveamus lapidem 32. — u nas : in
loco nostro 33. — ot gego szj* rosbogaczyl a oszlachczyl szf : de illins
facultate ditatns /actus est inclytus 33. — any mnye sen kyedi umdlyl.
fugiebatque somnns ab o cutis meis 35. — nye chczyalesz my dacz mich
dzewek a mich umfikow poczalowacz : non es passns, nt oscnlarer filios
meos et filias 35. swey dzewky y umo'kow : filios et filios snas 36. —
zaprawdfj, iaczbich mogl y nynye, czso bich chczyal, nad toty uczy-
nycz: vaiet manus mea r edder e tibi malum 35. — przemenyalesz
moy^ sluszoo1 dzeszjjcz krocz : immntasti mercedem meam decem vicibns
35. — wszitky stada, czsosz ti ymasz: greges tni et omnia, quae cernis
35. — uezynyly s^ . . stolecz : fecernnt tumulum 36. stolecz szwya-
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556
A. Semenovic,
decztwa : acenmm testimonii 36. — tu: et ecce 37. — to gdisz usly-
szal Jacob od swioh synow, geszto przyszly od dobitka : quod com au-
disset Jacob, absentibus filiis et in pastu pecorum occupatio 38. — nye
zamawyay syc tak: noli ita, quaeso 38. — przykazal: ait 39. y
uczinil tak Samuel, iako gemu bog przikazal: fecit ergo ßamuel, sicut
locutus est ei Dominus 182. — zagubcye swe bogi, czso sytf gym mo-
dlyczye : abiicite deos alienos, qui in medio vestri sunt 39. — zemrp
Egipsczy pyyjfcz wodjJ : affiigentur Aegyptii bibentes aquam 48. ov
öovrjaovrai ; den Egyptern wird ekeln, vgl. a nye mogly Egipsczy wodi
pycz : et non poterant Aegyptii bibere aquam 48. — na myasto Athod :
in Aream Athod 44. Wujek : plao A. — czsosz gradowye nye dobyly :
quae grando dimiserat 52. — wol rogaty : bos comupiea 68. vgl. wol
boctyczy id. ibd. — nye fyJdze chczyecz wroczycz: reddere non cogetur
69 . — pan msczyczyel gymy^ gego, bog gest obroncza: Dominns ze-
lotes nomen eius, Deus est aemulator 71. zdarzy bog, czso gest nye-
podobno: Numquid Deo quidquam est difficile 20. to czyosanyu albo
w kotoanyu : fabre 73. — kowanym y czyossanym robycz: fabre ope-
rari 73. — anyol, anyoly: Cherub, Cherubim 75. — zlotem: argento
78. — od vjylka : a bestia 80. vgl. od zwyerz^cza: a bestia 87. —
buday sgo1, slisz : ausculta, audi 116. — letnego czasu : vemo tempore
40. — to nyenawyszczy mnye tna : despectui me habet 17. — pagorek
szemsky: superßciem terrae 2. yako mosze bidlo statczycz: sicut üt-
dero parrmlos meos posse 38. Wujek: drobiö-Adzek. — chczjfcz opa-
trzycz ssw^J toardfof : ut videret mulieres regionis illius 38. Wujek:
niewiasty. — gest plod nyosla : germin abat 2. — nyeczky s przeszny-
czamy : canistrum cum azymis 81. s nyecek przesznyczioh : de canütro
azymorum 82. chlebi .. na nyeczkach : panes in canistro 82. — a nye
ostawyczye nyczs: nec remanebit quidquam 80. vgl. a ostanyely czso
id. ibd. — doy#d iest nyesdrow : donec sanetur 87. — slugy stanowe:
Levitae 98. Sonst slugy kosczelne. — ku uStawnemu swyczenyu za
obyczay : ad concinnandas lucernas iugiter 90. czecayfczi : patiens
104. geszto iest nyeuziteczno warn: quod vobis non cedet in prospe-
rum 105. bogu: Domino 105, 110. — oszla: asellum 107. w gnye-
wye Chorowem : in sedilione Core 108, 112. s krzikem gnyeumim:
versi in seditionem 112. w swadze Chore : in seditione Core 119. w
zxoadze Chore, iaszto iest wzbudzona przecziw panu za Chore : in sedi-
tione, quae concitata est contra Dominum sub Core 121. — zarzuczeni
z zemye : operti humo 108. — movit iest pan ku synom Israelskim:
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Kritische Bemerkungen zu alt polnischen Texten.
557
locutus est Moyses ad filios Israel 109. vgl. mowil iest pan ku Moyze-
szowi ibd. — padnye nagle na zemyfJ: cecidit proftus in terram 164.
padlasta nagle na zemyjJ: ceciderunt proni in terram 103. padlasta
nagle na zemi : corrnernnt proni in terram 112. padali nagle: cecide-
runt per prona 166. vgl. natichmyast padnye: pro nun cecidit ibd.
lezysz nagle na zemi : iaces pronus in terra 166. modlyl syjJ pann le-
sz^cz nagle na zemy : adoraverunt De um proni in terram 298 etc. —
dwu rowu: duarum maceriarum 114. — zawrze wszitki przisy^gi gey
y slowa: irrita8 faciet pollicitationes eins verbaqne 125. — przes
ktora myasta gdysz : ad quas pergere civitates 131. — mogli bichom :
debeamus 131. — gwyaat wyele : stellae plurimae 131. — iakos sy^
obikli pczfHi royczy : sicut solent apes per, sequi 132. — tymze cislem
dokona syfJ: aequali termino finietur 128. — baranow : pecora 135. —
przest^puy^cz gego przikazanye transgrediantur pactum illius 135.
przest^pylyscye przikazanye bosze : praevaricati estis 1 79. — popysze
sobye deutronomium, kxyo'gy prawa tegoto zbyerze 8 kxyQg kaplän-
niakich Levi pokolenya: describet sibi Deutronomiom legis huius in
volumine aeeipiens exemplar a sacerdotibus Leviticae tribus 136. —
genzeby obyatotoal syna swego, albo dzewkff swj5 wyod^cz przesz
ogyen: qui lustret etc. 137. — przespyeczni tyfdzesz : per f ectus eris
137. nye w przespyecznem syerezu : non in corde perfecto 266. —
zabil (by . nye chezf : percu&serit nesciens 138. — y wszego dobitka:
iumentis et caeteris 139. poy^l sobye zon^J a gesseze nye opezowal s
ny^: despondit uxorem et non aeeepit eam 139. vgl. gini . . poy^lby
yjj : alius aeeipiat eam ibd. — a Utk odnyeszecze . . a tak . . wzbogi
syjJ: ut auferatis . . et pertimescat 141. — a gdisz usrzisz volu albo
owczjJ bl^dz^cze . . nye minyesz gich : Non videbis bovem aut ovem
errantem . . et praeteribis 141. — ale aez nye iest : etiam si non est
141. — toyelkoscz myasta: viri 142. — nyekto z myasta: aliquis in
urbe 142. — ani gtyday gich dobrego: nec quaeras eis bona 143. —
ani czfl opusci: ne derelinquat te 143. — nye b^dzesz offyerowacz ro-
boti swey nyecistoti: non offeres mercedem prostibuli 143. — bo aez
by umarl: vel certe mortuus fuerit 144. — ani gemu ktorego posehttoa
roskazf poBpolitego : nec u quidpiam necessitatis iniungetur publicae
144. — wz#l (by) pen^dze : acoeperit pretium 144. — ust volowych,
gdysz mloczuz w gumnye uzitki twe : os bovis terentis in area fruges
tuas 145. — na chwalfJ y na slawj* ymyenyu swemu: in laudem, et
nomen, et gloriam suam 147. — w nyecütey rzeezi: in re funebri
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A. Semenowir,
146. — klfftwy, przecziwyayfJcz syfj tobye, snfldzf crf : maledictiones
persequentes apprebendent te 150. — obfitoacz wszego dobrego: rerum
omni um abundantiam 150. Tin« y ginego picza scze nye pili : vinum et
ticer am non bibistis 151. — as do progu nyebyeskyego : ad cardincs
coeli 153. Wujek: na kraie nieba. — voliszli: elige 154. — wszitczi
synowye Israhelsczy: cuncti ex Israel 154. syny Israhelskye : tribus
Israel 169. — kazal zivicz : fecit vivere 165. — w gednyey gtybokosci
zostanjj: in una mole consistent (aquae) 162. — polosz strozfl za mya-
stem : pone insidias urbi post eum 167. poloscze stroztf la myastem :
ponite insidias post civitatem 167. vgl. zaloga: insidiae 168. — nye-
prziaczele: insidiae 168. — potem obrocziuszy sy$ przesylnye syjJ
brali: contra persequentes fortissime restitissent 168. vgl. »ktorzisto
gonilia und »gesto sfJ gonili« ibd. — wikidnfll sy$ mozg gego : conf regit
cerebrum eins 171. — uczinyon wodzem . surrexit dux 171. — otpo-
wyedzal : locutus est 172. — a iuszescye przyszly ku mnye s potrzetyJ
przesdzflcznfl : et nunc ▼enistis ad me necessitate com puls i 172. — po
nychszeto wskazal : per quos mandavit 173. — y ponyszony sinowye
Amonowy przed sini Israhelskimi : humiliatique sunt filii Ammon a filiis
Israel 174. — dari y pokoyne obyati : holocausta et pacificas victimas
174. — dari swe y chwali y obyati: hostias et laudes, et holocausta
279. dari y pokoyne obyati y chwali : victimas, et pacifica et laudem
278.— mjfezow wibomich : viros robustissimos 175.- - als to pomny-
ecz macye: et hoc erit, quod observare debetitis 175. — £ wyelykfJ
szaloscyQ pocz^ly plakacz : magno ululatu coepernnt flere 174. — na
gorze Remmon : in petra Remmon 175. — bo wszitek Israhel : univer-
sus^we Israel 175. — gymf giaz: reliquis, qui 175. — wisokim rozu-
mem obmiszlycz mami : ingenti studio providendum est 175. — iuszem
staroscy^ nawyedzona . iam senectute confecta snm 177. — swadzbi
s nymy doczekccye: quam nubatis 177. — a tu uczintrf sobye myasto
pogrzebne: ibique accipiam locum sepulturae 177. — bila sy$ uparla
s nyfJ gydz: decrevisset secum pergere 177. — ku przistavxnoy , gen
za zenci stal: ütoem, qui messoribus praeerat 177. — chodzfcz za
zenci : sequens messorum vestigia 178. — nygdzey sy^ do domu nye
wraczaiffcz: et ne ad momentum quidem reversa est 178. — tak abi
nyszadni sy^ nye odchilyl od bozey sluszbi : ita ut nec puncto quidem
discederent ministerio 282. — aszesz opuscyla swe przyiacyele: et quod
reliqueris parentes tuos 178. — rowna: similis 178. — mamly boio-
voacz s Fylystinmy? Num persequar Philisthiim 179. vgl. boiowal:
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 559
pugnabat 180. — a nye cyognfll na Fylystini : nec persecutm est Phi-
listhiim 179. przecytcyl syfl gemn: insxdiatus est ei 199. Auch perse-
qui. vgl. SJ0 gemn przecywyl: restitit ei 179. — zgromaczcye sam lyud
ze toszech tytow : appücate huc universos angnlos populi 179. racz to
ukazacz . da ostensionem 179. day nyevnnnim ocziscyenye. d&satwti-
tatem 179. — y spadl lyos na Jonatyf: et captus est Jonathas 179.
Wujek : y padl los na Jonäthe. — uczin to nade mn^ pan , a tesz sy$
stan nade mn$ : haec faciat mihi Dens, et haec addat 179. — wiwyesyl
aobye na czescz chorfigew wycyo'sznf : erexerat aibi fomicem trium-
phalem 181. — sebranye lyuczskye : vtdgus 180. — gdisz ay^ sam za
malego polyczal : cum parvnlus esses in oculis tuü 181. — pobral lup
nalepszi owce a woli gich : tulit de praeda oves et boves, primitias
eomm 181. — any sy$ czego bofycz, swego zamisla ostanye, bo czlo-
wyekem nye gest, bi czso ucziniw zalowal : et poenitudine non flecte-
tur, neqne enim homo est, ut agat poemtentiam 181 — 182. — y obel-
szalo syfi Saulowy, a lekcey gemn bilo: et rofocülabatur Sani, et le-
viua habebat 183. vgl. okrzezwyal: refocillatns est 194. — rumyani
rufus 183. Wnjek: lisowati. — uzrzely zast^p prorokow chwalytfcz
boga : vidisset ennenm prophetamm vaticinaniium 184. — a potem sy$
ruszüy hu boin : motttm est autem rursum bellum 184. — y tropyl
duch boezi zli Sanla: et f actus est Spiritus Domini malus in Sani 184.
— kopye po stronye w scyanf? ntkn^lo : lancea casso vulnere perlata
est in parietem 184. Wnjek: bez uräzu. — zabyt tydzesz : morieris
184. — acz umrze : nt occidatur 184. — dreumo (eigentlich Holz-
scheit) : statua 184. simulacrum ibd. — scorjf hoszelcza : pellem capra-
ram 184. — nye sydzesz smyerczyo' : morieris 185. — to dobrze wye :
seit prqfecto 185. — bo richlo napelny syj* rzeez : profecto enim veniet
sermo 195. — tu nye strzali ale daley: ibi est sagitta porro 187. —
przecywo wschodu sluncza : ad Austrum 187. — bili ss^di mich slug
cziste : fueront vasa pnerornm saneta 187. — y pocznye sy^ przed nym
szalyonxm czinycz przes ubU: et immutavü os sunm cor am eis 188. —
vcziny vas wlodarzmy a sprawczamy : vos faciet tribunos et centuriones
188. — voignal bil s zemye «rszitki wyesczce: abstulit magos . . de
terra 191. — iaka twarz gego : qnalis forma eins 192. — A zgymato-
szi nyewyasti ypotfly . et captivas dnxernnt mulieres 193. — przy-
nyeszcz (poswy^tne mcho efod) : applicare (ephod) 193. — slugy fyly-
stinsci. satrapae 192. Wujek: ksiazeta. vgl. ksy^sz^ta: satrapae 193.
— panosz: servorum 261. — sini slyachetne : obsides 216. vgl. szlya-
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560
A. Semenowi6,
ckcyczow. tyrannos 336. — wszemu sposohyenyu nyebyeskemu :
omnem militiam coeli 135. — swyp'to: calendae 185, 186. — po go-
dzech: post cedendo* 186. — bog tego nye day : absit hoc a te 185.
— w syodmi dzen : in die, qua operari licet 186. — tobye przespy-
eczno: pax tibi est 186. — gydxi przeez . vade in pace 186. vgl. gydxi
w pokoiu id. 187. vgl. preez: foras 229. — syadlasta 8 obu stronu
pole krolya : sedit ex latere Saal 186. — nyechacz poydff : vadam cito
186. — zlego przislowya matki: ignominiosae matris 186. — aez gy
szmyercyfl zagubyfi-. quia ßlius mortis est 186. przeczbi ezmyercyö'
zagubyl gy . quare morieturJ 186. wiseye dostoyny szmyercy . filii
mortis estis 189. — nyemali ulomek fygow, a dwa swyjJzki soszonego
wyna : fragmen massae caricarum, et daas ligaturas uvae passae 194.
Wajek : »ulomek wiazanki fig« und »rozynkowt. — ale zasyfl : sed con-
trario 195. — iffez gdisz usliszal Achiaa gydpc : audivit Ahias sonitum
pedum eiuB 196. — drzewym rozdzanim : arbore frondosa 197. —
/wy : /ums 198 etc. vgl. lassy: lucoa 71. — narod Geroboamow : do-
mum Jeroboam 199. — s rodu Tzacharowa: de domo Iasachar 199. —
a przidzerazal sytf wszitkimy obiczaymy skutkow Geroboamowich
ambulavitque in omni via Jeroboam 200. a przidzerszawal sy$ wszit-
kimy czini drog Aza: et ambulavit in omni via Aaa 208. — po&zpyeaz
sy^ na dol. festina, descende 210. — zlorzeczü boga: benedixit Deum
205. — przeklynal boga: benedixit Deum 205. — przeto takeaz y ti
zrownay typ* s nymy : sit ergo sermo tuus similis eorum 207. — pokoia
tono'trzney komori : eubiculum intra eubiculum 208. — kto da ueyec :
quicumque fugerit 211. — starce y kaplani: senes de aacerdotibus 223.
— Bftez podbycy : humiles manu 224. — zamowyl bil syff s nymy, a
uczinyl bil smovrf 8 nymy, rzekffe: percusserat cum eis pactum et
mandaverat eis 220. — aez ge ony rozdxelyfj myedzi ti, gisz ... a tim,
gisz etc. : qui et distribuant eum his, qui .. et w, qui etc. 227. — gdi
przecyw gemu boiowal : cum vidisset eum 230. Ebenso pokasie*. — tfl
gy : vinxit eum 230. — przed nym : antea 230. — gdi bil vlozil zemy
pyeny^dze na wszelke lyato \ cum indixisset terrae per singulos (ho-
mines) 231. — lotri asyrske: latruneulos Syriae 231. — oblegly myasto
z dzali rozmaitymy. et circumdata est urbs munitiombus 231. vgl.
oblegly ge, a uezinyly okolo gego czwyrdze : circumdederunt eam, et
extruxerunt in cireuitu eius munitiones ibd. — y skaszono myasto : et
interrupta est civitaa 232. — wyoztf woz: minabat plaustrum 245. —
ssoUlow a skarbow: exedras et thesauros 240. Wujek: gmachow. vgl.
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten 55 1
w poswy^tnich komorach : in exedris 240. — rucho Lyalc . stola bys-
sxna 247. Wnjek: szäte. bisiorowa,. — w zwoncech, a rjfcznymy ro-
tamy zroumawatfc syp': cymbalis et nablis et citharis concrepantes
247. vgl. na zwoneczkoch myedzanich brznyely: cymbalis aeneis con-
crepantes ibd. uxmne obyatt : holocaustu 247. vgl. zazszone obyati
id. ibd. — raduyflcz syp1 temn: et congratulantes ei 250. — ti mny
masz, bi Danid prze mcp1 czescz poslal, abi cyfl ucyeszil nad sztnyercyp
oczcxa twego : tu foristan putas, qnod David honoris causa in patrein
tnnm miserit, qui cbnsolentur te 25 1. — szikowaw na bok gedtrf tcoysfy
abi s nymy boiouxd : et direxit ex adverso aciem, Ulis contra pugnan-
tibns 251. — zelyazni broni: trahas 252. Wnjek: sanie. — abi bily
■ebrany wsxitci wipowyedzeny z zemye Israhelskey : ut congregarentur
omnes proselyti de terra Israel 254. Wujek: nowonawroceni. Cechisch :
cyzozemce, prebywagjcy w zemi Izraelske. — tak isze trzecyego lyata
rozmaytim ubogym y goacyem y sioimp) wszitko dzesy^cynfJ rozdawal :
ita nt in tertio anno proselytis et advenis ministraret omnem decimatio-
nem 312. — wszitek zast^p Iudzski, tako kaplany iako nauczeny, iako
wszitek zast^p . . takesz przichodnyowye zemye Israhelskey y przebi-
wai^cich wluda: omnis turba Inda, tarn Sacerdotum et Levitarum,
quam nniversae frequentiae, qnae venerat ex Israel, proselytorutn quo-
qne de terra Israel, et habitantinm in Inda 274. — czyely^ tluste: vi-
tnlnm tenerrimum 19. — gen (lynd) bil ostal w Eteyczskich : qui de-
relictns fuerat de Hethaeis 260. — a nye uczinyly gemu lyud slawnego
pogrzeba podle obiczaya: et non fecit ei populus secandnm morem
combustionis exeqnias 262. — czinyly rozumnye: egerunt Industrie
265. — iszbi w moci wogenskey zalezalo wycyp'stwo boia : in robore
exercitus.bella consistere 266. — na wyrzch unsokey gofi: ad prae-
ruptum cutusdam petrae 266. — spichaly ge na dol z skali : prae-
cipitavernnt eos de summa in praeceps 266. — bily mdlego zytcota :
erant imbecille corpore 270. — bogom Damaskim, swich nyeprzyiacyol :
diis Damasci percussoribus suis 270. — kleynoti: vasa 270. — za
trynf : pro piaculo 272. — slugy bozego: hominis Dei 273. — doif/d
owszem nye toicziscyly : donec penitus everterent (seil, simulacra, alta-
ria, lncos) 274. — wszitty woysko1 obrocyl przecyw Jerusalem : totum
belli impetum verti contra Jerusalem 276. — a ztoolawszi $y$ k temu
wsxitci wirzeezenym, zgromadzily etc. : et hoc omnium decernenU sen-
tentia, congregavit etc. 276. — gdisz prsidjJ, a nye naydjj : ne veuiant
. . et inveniant 276. — a nye przepuscz^ zagyno'cz nogy Israhela: et
Archir für fUritohe Philologie. IX. 37
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562
A. Semenovii,
moveri non faciam pedem Isrnel 278. - pokolenye gich: genealogta
eorum 284. - ze wazech yy»*A ^oAo/eny izrahelekicb : de un.vcrau
reWw Israel 279. vgl. za zbitki iarahelake: pro reliqniis Iarael 280.
— czari zatracyl: rfefo&ro demolitus esset 279. — postawy na pa-
myöcz: statuit seorsum 25. vgl. geszesz to postawyl: quas-Btare fecuti
»eornm ibd. Wujek: osobno. — ktorich pyjfcz sBUwyp- fwpofa, »
gzeszcz gynich rozzdzyelnye estawyjj : qnorum quinque iunxit seorsum,
et »ex alia »eparatim 74. - abi aluaaily panu bog« awemu po wszitki
dny xiwota swego, a nye ortffpow.ly ot pana boga oczczow zvich : aer-
vire Domino Deo sno. Cunctia diebuB eins non recesBernnt a Domino
Deo patmm snornm 281. - w urzjHzech a rozdzelech: in dmmoiubus
singulorum 28 1 . — e pospolytich doobitkow : pecora cotnmtzttm -81.
_ w zakonye Moysesovye : in libro Moysi 282. Tgl. stoy w aakonye :
in lege »criptnm eBt ibd. - fataifcz roadawaly : festinato digtribnernnt
2b2 vgl. riehlo: festinato ibd. - gisz Byf) bogely pana boga: qui time-
bant verbum Dei 286. - owa tocz przed toty gesmi w gnesae naszem,
pod nymsze nye moze nyszndni ataca przed tob* : eoce coram te sumuB
In delicto nostro ; non «mm atari potest coram te super hoo. — bfH«
twe ucho nachilyono: Bant aures tuae auBonltantea 289. — myaato y
dorn pogrzebni : civitas domns sepulchrorum 290. — wydaily syfJ tobye
krolyu za podobne : Bi regt videtur bonum 290. vgl. wydzyly sy|J
dobrze krolyowy id. ibd. — bronf) ulycznf: porUm fontis 291. —
dzal.cz kamyenye z gromad popyelnich: aediBcare Upidez de ncervm
pulverte 292. - nie y Dobyesz Amonyczski * svün blysznym rzekl :
Ted et Tobias Ammanitea proximus ait 292-293. - (ab.) mielyly, *«-
kobi syö nam przecytcyly: (nt) molirentnr insidias 293 - kn <~**mu
sebranyu. ad reliquam pariem tulgi 293. vgl. (ku) ostat
lyudn id. ibd. - zboza gen. sing.: annonas 294. vgl. zbozo:
tum ibd Wujek rocznego obrokn. — gotovy bily ku dznlu: congrc-
oati ad opus erant 295. - czali vol : boB unus 295. - lyst . pya«ü
tymy slovi- epistolim . . .criptnm hoc modo 295. - skonm sy,* mur
L dvudzestu a tc ptfcy dnyoch myeeyjkz. Ebnl, . ve dwu a w py£y
dsesydt dnyoch: completus est murus vtgestmo gutnto rf.« mensis Elul
SuaginU duobua diebne 296. - viazly z idczstwa robotneyo : qu,
Lenderunt de captivitnte migrantiunt 296. - m^zotc z
Bethlehem 297. — Ezdrasowy m^drczoty: Esdrae scrtbae 298. —
EzdraB mfdrzecz id. ibd. vgl. Ezdras pyzarz id ibd. - ale ly*d zUl
kaszdi w svem rzfdze: populus autem stabat in gradu suo 298. -
Kritische Bemerkungen in altpolnischen Texten. 563
zatwardzily glovi : induraverunt cei'vices 300. vgl. zatwardzily sszige
8we id. ibd. — y nye chcyely tobye oddany bicz : et noluerunt audxre
300. — bo nauczeny b^dfj bracz : ipsi Levitae accipient 303. — xoszit-
kich gymch ay^ wyarni^ci : fugiebat comortia ommum 312. — czsoz
mogl, z gymyenya swego gym pomagal: dividebatque unicuique, prout
potuit, de facultatibus suis 313. — czao bilo potrzebno na drog^: quae
erant in via portanda 317. — nyoal . . taynye, abi . . taynye ge pocho-
wal : portavit .. occulte, ut .. caute aepeliret eum 313. — a iusz wzdi
martwe pochowavasz : et Herum sepeiis mortuoa 313. — ale iaze bll
Tobyasz na bodze amyerczy posz^dal, mai^cz za to, iszebi bil w proaz-
bye ualiszan; igitur, cum Tobiaa putaret orationem wuam exaudiri, ut
tnori potuiseet 315. — uezin dobrze, poczekay malo: auatine me.
obsecro 316. — ykz gedzini sin oczczow a macyerzyn: cum aim unicua
parentibus meis 318. — czsnego m^za : optimi viri 319. — Anni
gospodinyey swey: Ann am uxoretn auam 319. — swey gospodiny :
uxori suae 320. vgl. zona id. ibd. — zdrowe a krasznye : aalvoa et in-
columes 320. — bo sy$ barzo hol teyze przigodi: dicebat emm : Ne
forte simili modo evenerit 320. — dobitcz^U a alugi : animalia sive
servitia 320. — a tesz sam vydziaz: et certe vides 321. — przes prze-
stanya plakala: flebat irremediabiliter 321. — a patrzi .. a twe przi-
scye, wyelmy sy^ uraduge : et videbit . . et in conapectu tuo gandebit
322. — (slepi) podaw rflkfi vodzovy : data mann puero 322. — on a
matka : cum uxore 322. '■ — o polnoci. nocte 323. — b^dz podnoakyem
slugam : servus servorum erit 11. — tobye zrok nawrocyl: te videre
fecit Urnen coeli 323. — wszem kraynam: prorinciis Ulis 325. —
przes ktoreszbi mogla woyska cyfgnfcz: per quos viae tranaitua esse
poterat 325. Tgl. przes gesztobi droga wyodla id. ibd. — cyeszü ge
swf$ rzecz^ : allocutus est eos 326. — nyechawszi duchownioh obiczaiow
swich przodkow, geszto w naslyadowanyu xcyele bogow czinyly, genego
boga nyebyeskego naslyadowaly : deserentes ceremonias patrum
auorum, quae in multitudine deorum erant, unum Deum coeli coluerunt
328. — a pagorki ge ogradzai^ przeto radzi na wyrzch osadzaiff sy^ :
muniunt Ulos (filios Israel) coUes in praecipitio constituti 329. — gego
raczczam : satellitibus eins 329. — gisz gorlyly sy^ prze zakon twoy :
qui zelaverunt zelum tuum 332. — przebitka: oratorii 332: — ludu
mego: populo suo 85. vgl. Inda gego; Inda swego id. ibd. — otczow
mich: patrum vestrorum 42. — oblecz syo* w me odzenye: induere
vestibus tute 208. — a pan genze geet wodz twoy, on b^dze s tobjf : et
37»
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564
A. Semenovic,
Isominus, qui ductor est testet, ipse erit tecum 154. vgl. bo pan bog
twoy tenczi gest wodz twoy. a nye opusczi czebye: in Vulg. tuus 154.
— pana boga twego : Domini Dei nostri 315. — twemu rodu: genera-
tionibus suis 18. vgl. gich rod: in generationibus suis ibd. — slngam
twich bratow: servorum fratribua suis 11. — gestlybi wiazedl lyud
przecyw twim przecywnykom : si egressus fuerit populus contra adver-
sarios suos 258. — nad twp* gospodiny^ y nad rodzioy twimy : super
nxorem tnam et super parentes vestros 321. — braczey sioey : rratrum
tuorum 136. — pan bog nasz: Dominns Dens vester 273. — boga na-
szego : Dei vestri 155. — ziwota naszego . vitae tuae 159. — oczczow
naszich : patrnm vestrorum 269, 287. — bracya naszi y sinowye na-
szi: fratres vestri et filii 273. — waszey: tnae 92. — z pokolenya
waszego : de tribubna suis 131. — waszich kraynach: nostri» finibns
1 13. — wesczn waszem: introitn tuo 137. — grzechow waszich : pee-
cata iwwfra 269. — oczczowye uxtszi . . sinowye «xwzt y zoni toaste :
patres nostri . . filii nostri et ^/uh nostrae 271. — ^<?y gest brat :
frater esset patris sui 32. — i 8 gego pokolenym : in carne vestra 18.
— wrogowye w gego r^oe dany : hostes in manibns tuis sunt 16. — po
smyercy gey m^sza : post mortem viri tui 178. — possegnano b^dze w
tobye : benedicendae sunt in Wo 20. — wibawyl nas: liberavit t>os 64.
wiwyodl was: eduxit »o* 57. — nye chczyal was wypuazczycz: nollet
nos dimittere ibd. — poswyjfezam was : • sanctifico eos 86, 87. vgl.
sanctifico vos 88. — myedzi wami: inter eos 106.
Varianten dazu sind: strzech koscyelnich : sartatecta domus 213.
Var. AI. templi. — zrz^dzi dorn: praecipe domus 225. Var. 8. dispone.
— dorn genszesz udzalal gymyenyu memu : domum, quam sanctißcavi
nomini meo 259. Var. AI. quam acdific.avi. — w ksyfigach Moyseszo-
wich : in lege Moysi 264. Var. AI. in libro Moysi. — ale Ezechias etc.:
Ezecbias enim 274. Var. AI. Ezechias autem. — zeczem vilozil ziwot
warn, y dobre pozegnanye y klfftfß : quod propösuerim vobis vitam et
mortem, benedictionem et maledictionem 154. Var. AI. vitam et bonum.
— vgl. czso dzysz vilozilem w vidzeniu twem ziwot a dobrotf, a prze-
cziw temn smyercz a zloscz : quod bodie propösuerim in conspectu tuo
vitam et bonum, et e contrario mortem et mal um 153. — krolyu nasz :
Dominus noster 183. Var. AI. Dominus noster res. — yasz yesm
dzewka Batuelowa, syna Nachorowa, gegosz Melcba nrodzyla: filia sum
Bathuelis, filii Melchae, quem peperit ipsi Nachor 28. vgl. gesm dze-
czyjj Batuelowo, syna Nachorowa, gegosz Melcha porodzyla : filia Ba-
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 565
thuelis sum, filii Nachor, quem peperit ei Melcha 29. In der Editio
Sextina ist kein Unterschied zwischen diesen zwei Stellen. — ku bogo-
slawyenyu bozemu: ad benedicend um p opulo 147. Var.Al. ad benedi-
cendum Domino. — ray bffclzem nyevinni: nos er i raus alieni 161 . Var.
AI. irmoxii. — to my bosze day: haec mihi faciat Dominus 177. Var.
8. Dens. — poradzil syfJ z bogem: consuluit Dominum 1 79. Var. AI.
Deum. — bogu: Domino 248. Var. 8. Deo. — dnch boszi: spiritns
Domini 184. Var. AI. Dei. — dnch boszi zU: spiritns Domini malns
183. Var.Al. Dei. — panu. Deo 249. Var. 8. Domino. — nawroczi
cz$ pan bog twoy z wy^zenya twego : redncet Dominns Dens taus cap-
tivitatem tuam 153. Var. 8. te .. de captivitate tna. — iest poswy^-
czono panu: consecratnm» est tibi 110. Var. AI. Domino. — on ff est
pan bog wasz : ego sum Dominus Dens vester 151. Var. 8. ipse est. —
praymye kapl'an wyeko z rjJki gego : snscipiensque sacerdos cartallum
de mann tua 146. Var. 8. de mann eius. — bog oczcza twego : Dens
patris vestri 35. Var. 8. patris tut. — poloszila dusz^ m^ w r^ce ttoey:
posui animam meam in mann mea 192. Var. 8. in manu tua. — sye-
myenya twego : seminis sui 155. Var. AI. tui. — otczom twim: patri-
bus suis 159. Var. 8. tuis. t- pmnu stoemu : domino meo 37. Var. 8.
suo. — boga naszego: Dei vestri 264. Var. 8. nostri. — blogoslawcye
panu bogu naszemu: benedicite Domino Deo vestro 299. Var. AI.
nostro. — pan bog wasz da warn : Dominus Dens noster daturus est
nobis 131 bis. Var. AI. vester — vobis. — na pusci Syn : deserti Sin
122. Var. AI. deserto s. in deserto.
E. Öectiische Ausdrücke sind hie und da missverstanden
und verderbt worden.
Der Einfluss des Öechischen auf den Text der Sophieubibel ist so
bedeutend, dass Malecki hier eine Transscription, nicht eine Ueber-
setzung aus dem Öechischen annimmt. In den meisten Fällen ist den-
noch das Polonisiren des cechischen Textes gelungen, Formen, wie:
wchazies: ingredieris 245, mlysta: civitatis 187, rzeku: dixerunt 192
n. 8. w. sind überhaupt nicht gar häufig und der Streit darüber, was in
der Sophienbibel echt polnisch und was nur polonisirt ist, ist bei der Ge-
meinsamkeit des Sprachschatzes in vielen Fällen kaum zu entscheiden.
Um so bemerkenswerther sind die übrigens nioht gar zahlreichen Stellen
in der Sophienbibel , wo die cechischen Ausdrücke mehr oder weniger
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A. Semenovi^,
verderbt sind. Ich möchte nicht eben behaupten, dass der polnische
Transscriptor überall den cechischen Ausdrnck mißverstanden hat,
wo er nur verderbt vorliegt, denn einerseits konnte der betreffende Aus-
druck schon von den cechischen Abschreibern verdreht worden sein,
andererseits aber konnte der polnische Abschreiber geirrt haben. So
a. B. lesen wir pag. 308 : »y cy z ukraynyey narod y narodowye xemscit
und auf derselben Seite: *cziudzokraynow zemye*. In der ersteren
Stelle ist »cy z ukraynyey« zusammenzuschreiben, woraus ein Composi-
tum »cyzukraynyey«, richtig: »cizokrajny« fremdländisch, entsteht und
vom cechischen »cizy«, polnisch »cudzy« abiuleiten ist. In der letzteren
Stelle ist hingegen das cephische »cizo-a richtig durch »cudzo« wieder-
gegeben und dient zum Beweise, dass die Vei'derbtheit des »cy z ukray-
nyey« nicht aus Mangel an Kenntniss des Öechischen herrührt. — In :
»nad bronfJ y helmi (?) a nad bronjf walnjfc : super portam anyuli et
super portam vallis 267 — ist »y helmi« aus ühelni entstanden, polnisch,
wegelny. — Das cechische »vece« erscheint in verschiedener Form:
przecz wyqczey trzeczey bygesz: cur, inquit, tertio verberas 115. tedi
natichmyast Moyzes powyedzal : Obleczcze syj* wyqczey w odzenye
m^ze . starimque Moyses. Armate, inquit, viros 126. »powyedzal« und
»sy**« sind Zusätze, i rzekl gest mnye pan wyelky : et adiuravit me do-
minus mens dicem 29. vgl. i zgladzi bog wszitek wyek zytci: et delevit
omnem substantiam 9. Cechisch: I shladi Boh vsickn vec fcivu Archiv
VI. 167. In: y opyacz: w tem zwyecze, ze etc. et rursum: In hoc, wi-
qutt, scietü, quod etc. 162 — ist «voce« von »zwyecze« absorbirt wor-
den, atiuczyn, ynkochcesz : fac, ut locutus es 19. otpowye gemu
gospodarz rzetycz: czso chczesz: respondit ei: Loquere 28. — Das-
selbe Schicksal hat »cesta« erfaliren : prawd^ czysty : recto itinere 28
29: pravdnu czyestu Archiv VI. 174. a tw^ czyeszcz sposoby: et di-
nget vtam tuam 29. gdiszesm zezrzal [T] gey czeszcz, yam tesz w nyey
nynye. si direxisti txam meam, in qua nunc ambulo 29. czczy : viae
38. In: abi ostrzegali chwaU bozey a czynyly prawd^J y mylosyerdze .
ut custodiant vtam Domini et faciant iudicium et iustitiam 20 -- scheint
das aus »cesta« entstandene »czes<<« durch »chwala« ersetzt worden zu
sein, czyfazczy 32, czyfazczy? 36 = via ist natürlich auch aus cesta
verderbt worden. - pluy, plugu, plugy, plugowye, phigoma: turma
etc. 36, 38 ist cech. pluk. polnisch : puik, polk, poJek. — a tento ka-
myen . . b^ze zloti dorn: et lapis iste . . vorabitur domus Dei 32.
cech. slotiti, poln. sly<<. Hierher gehört auch : Nygdi yuze *lug$ (V nye
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 507
bjxlzr-sz Jacob, alyc lsrahel twe gymy$> b^dze : nequaquam Jacob appel-
labitur nomen tuum, sed. Israel 37. vgl. Archiv VI. 174. — wspo-
myoo^l na Abrama, yze proszyl gest Lota z przepadnyenya myasta :
rocordatus est Abrahae, liberavit Lot de subversione urbium 22 : aus
y szproszczyl = i sproscil. vgl. cech. prostiti : befreien. — potem gdisz
prziszedl bil geden swy^ta bozego: post haec vero, cum esset dies festus
Domini 313. vgl. cech. den: dies. — prorokowawszi gym rzekl : w-
crepabat eos dicens 314. vgl. fcecb. porokovati: schelten. — poa'awy^
ducha w nyebyeskich obloczech : arcum meum ponam in nubibns 1 1 .
ukasze sz^ dusza w obloce: apparebit arcus in nubibus 11. vgl. cech.
dnha : Regenbogen. — - bo gednego czuyf, y rzekl, bjfcty mowycz : quia
semel, ait, coepi, loquar 21. boczyem gednego poczul : quia semel
coepi 20. vgl. cech. pocal. — ale robota (?) toasz, o nichcze movil (?):
parvulos au tum vestros , de quibus dixistis 104 = ale robota wasza , o
nichszescze movili. vgl. cech. robe, -ete: Kind. russ. peöjrra. — zna-
1113-0 ua nyeskromna : signa ingentia 170. vgl. cech. neskrovny. un-
massig. — czlowy ek geno czso to nyey gest , wydzi , ale bog , ten w
syerce patrzi : homo enim videt ea . quae parent, Dominus autem intue-
tnr cor 182. Var.8. apparent. Richtig: wnyey = wnie+j. vgl. fach,
vnä : aussen, russ. bh*. — gnyewyvoscz: fitror 280. vgl. hnevivost'. —
wyezjJ toapyenycznfl : inrrimf urnorum 291. Wujek: wiez^piecow. vgl.
cech. näpec f. Ofen. — tyste 329 = ty 'ste = ty iste (von ten isty)
kommt im Altcechischen vor. — konyecz wszego stworzenya przydzy-
czye przed myfJ : finis universae carnis venit coram me 8. poydzeczye
w lud wyelyky : futurus sit in gentem magnam 20. nye odl^cziczye sy^
308. In allen diesen Fallen ist czye = cech. tye, te, Nebenform zu ti,
t\ polnisch : ci, 6. — rodziczne robaczstwo, ysto szp* plodzi po szemy :
omne reptile terrae 2. cech. gessto se plazie Archiv VI. 166. vgl. ro-
baky: reptilia 2. wszitko ploz^ce, geszto plozy po zemy: omnium rep-
tilium, quae reptant super terram 9. wszemu uczynyenyu trwayQ-
czemu : omni reptUi 2 . wsploczczye wodi 8 szebye plod ribni, dusze
zywne i plod latay^czi : producant aquae reptile animae viventis , et
volatile l — 2. — atworzmye ßrmamentum 1, 2, 36. cech. stwrzenye
Archiv VI. 165. vgl. w tczwyrdzi : in castris 37. — w swem porodzye:
in genere suo 2. cech. w swem porzadzye Archiv VI. 166. vgl. wszitko
•emskye poroze: omnes nationes terrae 20. — a duch boszy naszwe-
czye nad wodamy: et Spiritus Dei ferebatur super aquas 1. cech. duch
bozy nassiesse sie nad vodami Archiv VI. 165. .wszelky zytoyol: nni-
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568
a. öemenovic,
versis reptilibus 10. cech. vselikych ziuzal. Archiv VI. 167. — h^dz
skrussoni (?): esto perfecta* 18. cech. svrsseny. Archiv VI. 173. —
s(J weszly seszczyo" w moy dorn : in^ressi sunt *u6 umbra culminis mei
21. cech. vestin = ve stfn. Archiv VI. 175. — mnogy mens 16, .18.
ustawyj* szlyub mnogi s wamy : ego statuam pactum meutri vobiscum
10. vgl. nstawyjJ slyub moy rayedzy wamy id. ibd. iech. muogy.
Archiv VI. 173. — Bemerkenswerth ist : dzeczy myewacz : filias pro-
creare 7. uszrzewszy syn bozy dzeczy czlowyecze : videntes filii Dci
filias hominum ibd. Nach Nehring (im Archiv VI. 164) ist hier dzeczy
= dzewy. Das ist wohl nicht richtig, wie ans dem Folgenden zn er-
sehen ist: sostra my yest, dzeczyQ mego oczcza, ale nye dzeczyQ mey
maczyerze: soror mea est, ßlia patris mei, et non fUia matris meae 23.
czyge gesz dzeczy^ cnius es filial 29. gesm dzeczyp' Batuelowo fiUa
Bathnelis snm ibd. vgl. czyyasz ty dzewko 28. yacz yesm dzewka
Batwelona 29. Nehring hat ausser Acht gelassen , dass »dziewa« im
Öech. Mädchen, nicht Tochter bedeutet; im Altpolnischen kommt aber
nur »dziewka« vor = puella und filia. Man könnte mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit an das altecchische »dcit = filia denken, vgl. noch : dwye
zenye y gich dzeczy : dnas uxores et totidem famulas 37. Im psalter.
Wittenberg, dzeczy = filii, in der Sophienbibel hingegen synowieN=
liberi 13, 67, 174. 176. vgl. dzewky y synowye: üben 67. — rzekl
Abimelech ku Aficol: xoyvoyoty woysky gego k l Abrahamowy : dixit
Abimelech, et Phicol princeps exercitus eins, ad Abraham 24. potem
wstaw Abimelech a Ficol, y wiwyodQ ricerstwo gego: surrexit autem
Abimelech, et Phicol princeps exercitus eins 25. cech. vevoda, voj-
voda : Feldherr, Herzog. — a tuk genze bil nadrobyl y syatk^ wtjJ-
trzn^: adipem vero, qui erat super vitalia et reticulum iecoris 82. vgl.
y wszystek tuk, ktoryszto przykrywa droby y syadk^ wn^trzn^ : omnem
pinguedinem, quae operit intestina, reticulumque iecoris ibd. cech.
dvob, pl. droby: Gekröse, »nadrobyl« aus »na drobech«. Hierher gehört
auch : Y dadzjj kaplanom plecze, y dobree pirwey urodi uzitki vinnee
y oleyowe: dabunt sacerdoti armum ac ventriculum] primitias frnmenti,
vini, et olei 1-37. — oszoczczp': criminator 83 ist nicht »osadzcat zu
lesen, wieMaiecki meint, sondern »osoczca« von osoczca, osoczyc', cech.
osociti : verleumden. — puste swey : solitudinis suae und puste swe id.
cech. pusta: Wüste. — tyfdfJ czudzy na strozy stanu: excubabunt in
custodia tabernaculi 98. vgl. czucz tyty* id. 109. vgl. cech. cziuti. —
po rodzech sing kosczelniich a po zastyjpyech : per officio, Levitarum et
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 569
tarmas 99. cech. rad. vgl. ale kaplany staly w rzfidzech swich: sacer-
dotea autem stabant in officiis suis 259. nye twoy to rz$d : non est tui
ojficii ibd. — A y zadni nye ostal 121 : nullusqne remansit 121 . cech.
izädny — nizädn^. — obyata usUtwyona iest: holocaustum iuge est
122. cech. ustavny: beständig. — A Saul postal wtore abi powyedzely
Dauida: rursumque misit Saul nuncios, ut viderent David 184. cech.
povideti: sehen. — abi gedly rano: ut prqficiscerentur mane 193.
cech. jeti : fahren.
Hiermit ist dasjenige erschöpft, was keinem Zweifel unterliegt,
Zweifelhaftes wird weiter nnten sub 0 und P behandelt werden. Was
hier noch erwähnt zu werden verdient, betrifft einige Declinations- und
Conjugationsformen , welche zu Missverständnissen Anlass gegeben
haben oder geben konnten. Dazu gehört vor Allem die cechische En-
dung -e, polnisch -a: oponi przy strzesze: cortinas atrii 72. opon^
we dzwyrzach przy sztrzesze: tentorium in foribus vestibuli ibd. kolky
stanowe y przy strzessze: paxillos tabernaculi et atrii ibd. Ueberall
ist »przy« mit »strzessze« zu einem Worte zu verbinden: przystrzesze,
Genetiv mit cechischem Auslaut von pHstresl : Vordach, statt des poln.
przystrzesza. Ebenso: mazanyc oley: unctionw oleum 81. vgl. oley
mazanya 86 bis und mazanye oleyne id. 81. asz do ginego dnya napel-
nyenye : usque ad alteram diem expletionw 89. przikazanya k aplan -
skyego a vidanye sjJdowe: imperio sacerdotis et decreto iudicis 136.
lyato zemye odp ociny en ye : annus r eq uie tioniÄ terrae 9 1 . smilowanyc
czaszu : propitiationt* tempore 92. gdisz b^dze milosciwe, to iest \>y</-
czidzessy^t lat przepusczenye przidze : cum iubilaeus id est quinqna-
gesimus annus remissionts venerit 129. w uony^ ch^tn^ kadzenye : in
odorem suavissimum incen« 122. krole: regis 164, 167. samego krole
168. Joa, sina Joas, kanczlerzi: Joha filium Joachaz a commentariis
279. mpze: virum 142. mflze swego 125. zorze wschodzi: aurora
ascendit 37. Ueber -e als Auslaut des Nominative s und Accusativus
pluralis siehe F. 1. — In: sliscze nyebyosa, czso movim : audite coeli,
quae loquor 156 — ist movim = cech. mluvim. Ebenso in: ustavim
nad sobj* krola : constituam super me regem 136. vgl. bidlimy: habito
u. s. w. sub F. — Die Verwechselung des Singular mit dem Plural in
bidli: habitant, urodzi : genuerint, syjf .. ogarnye: claudentur, pokaze :
expandent, polozy : ponent u. s.w., worüber noch sub F gehandelt wer-
den wird, scheint auf der cechischen Endung der 3. Person Pluralis -ie,
-i zu beruhen. — Nicht unwahrscheinlich ist es auch , dass die Ver-
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570
A. Semenovii,
wechselung der Tempora, worüber sub H, missverstandenen cechischen
Conjugationsfonnen zuzuschreiben ist.
F. Abweichungen im Numerus.
1. Singular statt Plural in Nominibus und Pronomini-
bus: przicazanya mego: mandata mea 94, 289. przikazanya twego:
mandata tua 146, 289. vgl. mandatum tuum 289. przikazanym twim:
mandata tua 286. wszitko przikazanye: universa mandata 153. wszistko
przikazanye: omnia mandata Mb. przikazanye acc. plur.: praecepta
315. przikazanye a sfJdi: mandata et iudicia 256. — tocz gest poko-
lenye Sem: hae sunt gener ationes Sem 13. tocz gest pokolenye Thare
ibd. wszitko ludzskye pokolenye: cunctae tribus terrae 31. ludskye
pokolenye : gentes terrae 26. fc^dze pozegnano wszitko zemskye poko-
lenye: benedicentur universae cognationes terrae 13. ze wszego poko-
lenya: ex omnibus tribubus 152. se wszego pokolenya: de universis
tribubu8 174, 175. ze wszego pokolenya: de cunctis tribubus 137. z
pokolenya waszego : de tribubus suis 131. dzewy^czi pokolenyu a pol
pokolenyu: novem tribubus et semis tribui 127 — 128. pokolenyu y
czeladzam: tribubus et familiis 120. po pokolenyu y po czeladzach:
per tribus et familias 127. w swem pokolenyu y w czelyadzach swich :
in cognationibus et familiis suis 256. w swem pokolenyu a w swem
rodu : in cognationibus et generationibus 12. — tocz ieat czeladz Levi:
hae sunt familiae Levi 121. po czeladzi: per familias 97, 98. po cze-
ladzi swey: per familias suas 120. vgl. po czeladzach swich id. ibd.
czelyadz swfj: familias suas 46. tocz gest czelacz Noego : hae familiae
Noe 12. — sluzycz tobye bfldfi rod ; serviant tibi populi 30 . gich rod :
in generationibus suis 18. twemu rodu : generationibus suis ibd. rodu:
tribuum 10t9, 125. any w ktorem rodu: nec in ullis gentibus 71. po
rodze swem: per cognationes suas 119. — po rodxynye. per genera-
tiones 97. vgl. po rod zy nach id. ibd. — toto przirodzenye : hae cogna-
tiones 120. to to szfJ porodzenye nyeba: istae sunt generationes coeli
2. — lyudwst. : poptäos 42, 259. lyudu gen.: populorum 80. vgl.
lyuduibd.: populo. ludn dat. : populis 156. lyud mnogy: multos po-
pulos 44. — w doom Ffaraonow: in domos Pharao nis 49. — syna:
filios 26. uszrzewszy syn bozy dzeczy czlowyecze: videntes ßlii Dei
filias hominum 7 . — rzekl ku swemu zflczyu, genzeto myal poy^cz gego
dzetcfy : locutus est ad generös suos, qui accepturi erant filias eins 21 .
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Kritische Bemerkungen zu altpol machen Texten.
571
sweydzewky: filias tuas 35. swey dzewky y wn^kow ; filios et filiaa
suas 36. za dzewkfJ : pro filiabus 35. bichom mlodsyjJ pyrwey widaly
za m^z: nt minores ante tradamus ad nuptias 33: in der Vulgata auf
die Gewohnheit überhaupt, in unserer Bibel auf Rachel bezogen. Uebri-
gens in Formen mit *fa kann ^ = y = e angesehen werden : swyekri
swrj: ;suo8; soceros 322. Ebenso ist es möglich, »y« in »swey« als einen
Zusatz anzusehen. — gdisz sfidza nad lyudem bil: quando iudices prae-
erant 176. — a nye ostawyl s nyego any psa, ny blysznyego, ny przy-
iacyelya gego . et non dereliquit ex ea mingentem ad parietem, et pro-
pinquo8 et amicos eins 200. — od rozpratoce domu boszego: &prae-
fectis operum templi Domini 228. vgl. prze sprawee domu boszego:
per praepositos domus Domini 227. — przes kaplana: per sacerdotes
109. synow Aarona kaplana: filiorum Aaron sacerdotum 100. — an-
gyol syjJ ukazal, a rzeeze: cogebant eum angeli dicentes 21. vgl.
weiter 22 : wsz^l gi . . . y mowyl : apprehenderunt (angeli] eum ... et
locuti sunt — und : y rzekl gest k nyemu : Prosz^J czyebye, myli panye
. . . : dixitque Lot ad eoi (angelos) : Quaeso Domine mi. Ist nicht der
Numerus von Domine, welches sich auf Gott bezieht, beeinflusst worden?
dzeszftek ze wszego: deeimas ex omnibus 16. — szjJ gest geszczye nye
dokonala Amoreyskich sloszcz: needum cvmpletae sunt Iniquität es
Amorrhaeorum 17. — myasta, w gemzeto gest bidlil: urbium, in qui-
bus habitaverat 22. — sflfld: iudicia 54. — rucho: vestimenta 82.
vestes ibd. — poliezoni sjJ gymyenyem : recensiti sunt per nomina 97,
98. vgl. po ymyonach 97. — chor^kgtoi loc. sing.: vexüla 98. —
kadzidlnicz$, tarlfy, a czasftl, a zlotniczfl : thuribula et mortariola,
eyathos et crateres 102. — stfdovi swyatnemu: vasa Sanctuarii 109.
— 8 pokarma toaszego: de eibis vestris 105. — 0 rzeez: sermones
ist os 188. — rzeezi bozey: sermonum Dei 117. vgl. rzeezi bozich id.
ibd. — grzech: peccata 123. — slubu gen. sing. : vota 125. vgl. slubi:
vota ibd. — wszey ganyebnosezi cunetas abominationes 140. — prze-
ktycze : maledictiones 153. — daez pozegnanye Abrahamovo: det tibi
benedictiones 31. poszegnanya gen. sing, bis und poszegnanym instrum.
sing, ter: benedictiones 43. — zgromadzenye wod: congregationes
aquarum 1 . — zalobQ . . . , gimisto semrzfl : querimonias, quibus nmr-
murant 109. — z gort . de montibus 115, 325. s gori Abarim : de
montibus Abarim 127. na gorze armenskyey : super montes Armeniae
9. — chleb: partes 87. vgl.chlebow id. ibd. podpopyelny chleb prazny :
anbeinericios panes azymos 56. uezyn potplomik chleba: fac subeineri-
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572
A Semenovie,
cios panes t9. — napomynaftya naszego: monita nostra 141. — na
podolcze. in fimbriis 141. — skaly gen. sing.: saxa 147. — prze dlugy
obonhod drogy : per longissimos viae circuitus 163. — chwyle < zasu :
spatia temporum 262. — swyadeczatwa, gymsze swyatczil k nyni : testi-
ficationes, quibus con testatus est eos 219. — wszitfy woysh fi : omnts
fort es exercitus 231. — w tvrf rfify : in manus tuas 189. w w&sz^
rfkfi: in manus vestras 255. wyjJcey posylyalem rfla swey: magia
confortavi manus meas 295. — w przistrzeszu : in atrns 263. — prze-
bitck: mwisiuticulas 8. — zgynjfly od myeeza: corruerunt gladiü
271. — podle dobrodzeystwa : iuxta beneficia 277. — udzalal ol/arz
Baalimowy: extmxit aras Baalim 278. vgl. oltarze acc. pl. altaria.
na oltarzu: in altaribus 279. — w wibornem grobye pogrzeb swego
umarlego : in electis sepufchris nostris sepeli mortunm tu um 26. vgl.
ibd. : bi w gego grobye nye pogrzebl swego umarlego: quin in monu-
mcnto eins sepelias mortuum ruum 26. — bronfl acc. sing. : portas 290.
— polovycza z nas dzerzcye kopye. media pars nostrum teneat lanceas
293. — naszey roboti: nostrorum operum 303. — Ucoyfi byacfy i
aeiumnas tuas 4. — ku boiu. ad Deila 97, 98 quater. vgl. ku boyom
id. 97. — ku polyu: in campestribus 203. vgl. na polyoch id. ibd. —
b^dz twe ucho nachilyono a oczi twy otworzoni: Gant aures tuae auscul-
tantes et oculi tu i aperti 289. vgl. tyJdz ucho twe czuy^ce: sit auris
tua attendens ibd. — o mylosyerdzu gego, gesz przikazana : misericor-
diarura eius, quae praecepta sunt 283. podle wyelykego mylosyerdza:
secundum miserationes multas 301. — tcyet : vi /las 135. — przed-
myescze: suburbatia 128. Gabaona a Gabee a przedmyescye gich:
Gabee et suburbana eins 235. — abi nye bil lud bozi, iako owcza przes
pastirza: ne sit populus Domini sicut oves absque pastore 122. — do-
bytek-. iumenta 112. dobitca gen. sing., dobitku dat. sing., dobitku
loc. Bing., dobitek acc. sing.: iumenta 50, 51 ter, 63, 91, 134. vgl.
dobitky nom.pl. iumenta 50, 112. dobitkow gen. plur. id. ibd. — da-
wam tobye w mocz : manui vestrae traditi sunt 10: in Vulg. auf Noe
und seine Nachkommen, in der Sophienbibel nur auf Noe bezogen. —
przemogl gy : vicit eos 269 : in der Sophienbibel auf den König der
Feinde, in der Vulg. auf die Feinde selbst bezogen. — przed nym:
coram m 18h: in der Sophienbibel auf Achis, in Vulg. auf Bervi be-
zogen. — rzekl gest k nyemu : dixit Lot ad eos 22. vgl. oben : angyol
u. s. w. podle gego : iuxta eos 291 : in Vulg. auf Sadoc und die früher
genannten , in der Sophienbibel bloss auf Sadoc bezogen. — odserzisx
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Kritiscne bemerkungen zu altpolnischen Texten. 573
y$ . pos aide bis eas 154. — k gynemu, ktoresto gey bliska pola: ad
caetera qnae ei proxima sunt campestria 131. vgl. zalotyf, gimisto
semrzjJ: querimonias, quibus rrjurmurant 109. rodu, geato okolo was
ajj : de nationibus, quae in circuitn vestro sunt 93. lyud .. pokalanye :
homines pollutos 112. prze twe wimislenye nagorsze, w ktorichzesto
oatal gego: propter adinventiones tuas pessimas, in quibns reliqnisti me
148 — 149. Hierbei ist nicht ausser Acht zn lassen, dass im Altcech.
der Nominativ us und Accusativus Pluralis von Worten, wie hnutie, Hce
u. s. w. sowohl -ia, als auch -v, -ie lautet
2. Pluralis statt Singularis in Nominibus und Prono-
minibus: s cyebye poszlich sinow any dzetoek: ex te filium aut filiam
314. pobyerzemi swe dzewky: tollemus filiam nostram 39: in Vulg.
auf Dina, in der Sophienbibel auf alle Töchter bezogen. — (wich prze-
czivmxkow : adversarii gen. sing. 139. — samczotc a samycz: mascu-
lum et feminam 8. vgl. samcza a samycz^ id. ibd. — b^d^li przebiwacz
przichodnye, nye ur^gayczer gemu. Ale b^dze . . . a miluycze gy : si
habitaverit advena . . non exprobrabis ei, sed sit . . et diligetis eum 84.
— czudzi, Ktorzüzbi . . przist^pili, umr^ : externus, qui . . accesserit,
mo riet uv 100. vgl. ktoriskoli ezuez przist^pilby, umrze: quisquis alienus
accesserit, morietur 101.— dusze, ktoresz ucinyj* nyeczo : anima, quae
aliquid commiserit 106. wszech dusz: omnem animam 10. — Amo-
niezsei a Moabisci takyesz . . nye wnidze w kosezol: Ammonites et
Moabites etiam non intrabunt ecclesiam Domini 142. vgl. Amalechitski
a Cananeyski: Amalecites et Chananaeus 105 und: Amcdechitczi a
Cananisci id. ibd. s Madyanskimi : cum Madianitide 118. — geden
z lyudzi: unus de populo 178. przed lyudzmy israhelskimy : coram
Israhel 182. — s guszlnyky sy^ radzil: pythonissam consuluit 241. —
zabyl wszelkego mjfeza . . y k*yfoz$tu woyski : percussit omnem virum
. . et prineipem exercitus 277. vgl. fcech. knizete gen. sing. — przi-
wyedly nam slugy . . mflze przeuezone s sinow Mooly : adduxerunt no-
bis . . virum doctissimum de filüs Moholi 284. — geden iako drugy s
svimy panoszamy ostan: unusquisque cum puero suo maneat 293. —
krolewsttoa (acc. plur.) gego: regnum eins 218. — vloszil vroki na
zemye: imposuit muletam terrae 231. — wszitki zemye: terram 113. —
we wszich szemyach EgipBkich: in omnem terram Aegypti 49. —
opatrzieze zemye, kakye s^: considerate terram, qualis sit 102. —
tiustosczy zemskye acc. plur. : de pinguedine terrae 30. — przelyczne
op/ttoszczy: abundantiam 30. — wszitki mastnosezi: omnem medullam
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574
A. Semenovtf,
110. — po wszitki czaszy: omni tempore 138. — stopam dat. plnr.:
calcaneo 4. — wszitki myasta: omnem civitatem 135. — czynyjfcz
oxcocze : faciens fructum 1. Wujek: owoc. — promyenye wodne waply-
wali: fons asce ndebat 2. — urzaswszy ay^ ttrachi: timore perterriU
20. — polosz rfikfy 3Wfy pod byodra ma pone man um tuam sab femore
meo 41. vgl. polosz rfJkfJ swjj pod me ly^dzwye subter femur meam
27. — 8 byodr gego: de femore eius 43. — na siavxuüach iodz: in
statione navium 43. — rzeky nom. und acc. plur. fluvius 48 ter, 63. —
na wszitky szyola. super omnem herbam 51. — gromowye a grado-
toye: tonitrna et grando 51 bis. — czsosz gradowye nye dobyly: quae
grando dimiserat 52. — prsestaly dszdzye . cessasset pluvia 51. —
przebiwai^ w $tanyech : habitant in tabernaculo 61. — prze nyedo-
statky wod: prae aquae penuiia 63. — sztrzechy y przykryczya acc.
plur. : tectum et operimentum 72. — gory dimy^foze sze acc. plur. :
montem fumantem 67. — nagorach: in monte 22. — placzky acc.
plur.: laganum 82. — nad umarlimi : super mortuo 84. — szadim
glowam: cano capite 84. — dobitczQta : iumentum S6. — snopi: ma-
nipulum 89. — swyeczidlmkow. candelabrum 101: folgt oltarzow,
ss^dow. — dzedziny, uziteczneli , czili nyeuziteczne : humus, pinguis an
steril ia 102. — grzechi: peccatum 104. — grzeszech : peccato 200.
vgl. grzeszech : peccatis ibd. — grzeebow: peccati 293. — nyecistoti
wasze: fornicationem vestram 104. — ze zloscy naszich : de iniquitate
nostra 286. — offyerowal y skopy : obtulit et arietem 82. vgl. samego
skopu id. ibd. — abi .. skopi ofyerowaly : ut arietem offerrent 288. —
po scopyech: per arietem 124: czelczoch gebt voran und baranoeb
folgt. — offyery me: oblationem meam 122. — abi posluehali gego
wszitka szebranya . ut audiat eum omnia aynagoga 122. — s liszicz .
de torculari III. vgl. z liszicz : de torcularibus ibd. vgl. s gumna : de
area, 8 gumyen : de areis ibd. — rosgi Aaronovi bi bili sebowani : vir-
gam Aaron ut servetur 109. — brzemyon: pondus 131. — potrzeb. y
brzemyon y karcenya : negotia . . et pondus ac iurgia 131. — oltarze
acc. plur. : altare 81. — tyto rzeezi: nanc rem 144. vgl. t^to rzeez id.
ibd. — z gego nog : de pede eius 145. — st^panyu nog twich : vestigio
pedis tui 151. — wagt sprawyedlive acc. plur.: pondus iustum 145.
vgl. rosmagitey wagy gen. sing. : di versa pondera 145. — weazrzawszi
na nasze pokori: respezit bumilitatem nostram 146. — po wszitkieb
drogach: per omnem vi am 161. — na wszitkieb drogach : in omni via
170. — bili na posrotku doli: erat vallia media 168. — zamo%ot gesz
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Kritische Bemerkungen in »kitpolnischen Texten. 575
ayj* zamowyl s gych oczci : pactum, quod pepigit cum patribus eorum
219. — wspomynaycye .. «faWgego, rzeczi, ktore przikazal: reco r da-
min i pacti eius; sermonis, quem praecepit 248. — kobükam : locus tae
dat. sing, collect. 259. — dzersz^cz kopye a ecziti: et tenerent hastam
et clypeum 266. — mury acc. plur. : mumm 267 ter. — murzech :
muro 269. — bogy y modli . deos et simulacrum 278. — odeszly na
swa gymyenya : abierunt in possessionem suam 176. — czyelestnich
sercz : humani cordiB 10. — dari y pokoyne obyati y chuxUi: victimas,
et pacifica et laudem 278. — pamy^tay slowa iwa, iaszesz przikazal :
memento verbi, quod mandaati 289. — lyazki, gdisz przicyofyJ, prze-
lyaz^J gich mur: si ascenderit vulpes, tranailiet murum 293. — tak pole,
yako yaskynye: tarn ipse (ager), quam spelunca 27. — studnyce acc.
plur.: fontem 329. — naszenya uxuza: segetem terrae veatrae 89. —
dzurx muru acc. plur. : cicatrix muri 293. — Dual : rflcze twogy : ma-
Dua tua 42. — przez rjteze Moyseaovi: per manum Moysi 51, 130. —
w twoyu r^ku : in manu tua 17. — w rjflra twu : in manu tua 57. vgl.
w r^cze twey id. ibd. — z r^ku Egipskich a z r^ku Ffaraonowich : de
manu Aegyptiorum et de manu Pharaonis 64. — na pleczoma : in sea-
pula 28. — Pronomina : kto wzbudzi ge : quis suscitabit cum (seil, leo-
nem) 42 : in der Vulg. nur auf leo, in der Sophienbibel auf lew und lwica
bezogen. — ge : eum 84, 86, 116. — od virzchu zemye az do krayow
gich : .. usque ad terminos eius (terrae) 151. — wszistek Israhel b mW:
. . cum eo (seil. Josue , in der Sophienbibel ; Achan und die Seinigen. —
wirzucyl narodi przed gich oezima, geszeaz z Egypta wizwol(il) : eiieeret
nationea a facie eius (seil, populi), quem de Aegypto liberabat 250 : in
der Vulg. auf Israel, in der Sophienbibel auf die Israeliten bezogen. —
mowyl gym : locuti sunt ad eum 22 : in der Vulg. auf Lot, in der So-
phienbibel auf Lot und die Seinigen bezogen. — s nymy gest ramyjJ :
cum illo est brachium 276 : in der Vulg. auf Sennacherib, in der So-
phienbibel auf die Assyrier bezogen. — pobygesz ge : percuties eam
215 : in der Vulg. auf Syria, in der Sophienbibel auf die Syrier bezogen.
— aez wasz takesz y s nym nye obly^g^ : ne forte involvam te cum eo
180 : in der Vulg. auf Cineua, in der Sophienbibel auf seine Leute be-
zogen; »takesz« ist nicht » forte t. — ukasz nam. indica mihi (seil.
Josue, mit dem auch Andere standen) 167 — przecyw nam : ad versus
me (seil. Dauid mit seinen Leuten) 191. — ktorzy semrzffcz . . mowyly :
day nam etc. : qui (populus) iurgatus . . . alt: Da nobis etc. 63.
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576
3. Singularis statt Plu ralis in Verben : tako sy^ obroczyw-
szy i gidze : converteruntque se et abierunt 20. — & gdisz prziszla . .
naydze Oziasza: cumqne venissent . . invenerunt Oziam 333 : in der
Vulg. anf Judith nnd ihre Dienerin, in der Sophienbibel auf Judith allein
bezogen. — b$dze na glowye : fiant in capite 43. — offyerowacz b^dxe :
Offerent 86. — nye b^dze gescz, abi syj* nye pokalal : non comedent.
nec polluentnr 87. — to rzety y bfjdze mowicz, przicziny gine : bis
dictis addent reliqna et loqnentnr 139. — gdisz usrzi, wspomyenye . *.
a nye bfldze nasladowacz . . y bfcty : cum viderint , recordentnr . . nec
seqnantnr .. sintqoe 106 : also Piarai neben dem Singular. — Ebenso :
prziwyodff . . y powye k nim : ducent et dicent ad eos 1 4 1 . — czogn^
sy$J .. a .. syp* ogamye : tendent .. et elaudentur 127. — a ktores na-
blisse z nich usrze ten (?) starszi z myasta ivyeszmye ialovicz^ : et quam
viciniorem caeteris esse perspexerint, seniores civitatis illius tollent vi-
tulam 140. — usrzi lud ze wszech zemy : videbunt omnes terrarum po-
puli 148. — b^dzeli prza myedzi nyektorima, a viproszi sobye sfldztf :
ktoregosz s nich sprawyedliwego usrzfi etc. : si fuerit causa inter aliquos
et interpeüaverint tudices: quem iustum esse perspexerint etc. 145.
vgl. ibd. : a iestli usrzy . . kazi byoz : sin autem viderint . . fadenl
verberari 145. — pochvxüy boga (seil. Tobias) : glorificabant Deum
(seil, omnes) 323. — synowye Ezau, ktoriszto bidli w 8eyT: flKi Esau,
qui habitant in Seir 134. — urodzi. genuerint 141. — odsfdzi : con-
demnabunt 142. — ueziny: fecerunt 319: in der Vulg. auf Raguel,
Tobias und Raphael, in der Sophienbibel bloss auf Raguel bezogen. —
polozy: ponent 157. — odplaczi: reddent 139. — posli: mitten t 138.
— pokaze rucho : expandent vestimenta 142. — opyta: interrogabunt
145. — oliwy tytözesz myeez . . a nye tytözesz sy(J mazaez olegem, bo
ikapye a sgynye : Olivas habebis . . et non ungeris oleo, quia defluent
et peribunt 149 : olivae und oley. — przeedzesz und przeydzesz: trans-
ieritis 147. — slisz Israhel, dzysz . . boy toeszmyesz : audi Israel . .
vos hodie . . pugnam committitis 139. vgl. ne straseze syjJ etc. ibd. —
wywyecz e sobff a toistflp : educ tecum et ingredimini 1 0 : Noe und die
Seinigen. — tycz swy^t : sint saneti (sacerdotes) 86. — wznyesz : eri-
gite 147 : folgt »spogeszr = laevigabis. — gdisz raezysz . . uczynycz,
day my to wyedzecz . . powyecz my to : si facitis . . indicate mihi . .
dicite mihi 29: einerseits Laban allein, andererseits Laban und Ba-
thuel. — bosz urazyl my^: quia offendistis me 121. — preeeze«; tey-
wyodl : cur eduxistis 112. vgl. przeez cze nasz viwyodli : quare nos
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 577
feeistis aacendere ibd. — anysz syfl chczal poswy^cziicz mnye przed
nimi: mc sanctificare me voluistis coram ea 121 — 122. vgl. biscze
poswy^cili mnye przed synmi Israel skimi 112. — nyczegosz syfl nye
pokusyl: nihil tentastis 174. — pneczesz nye udzalal seil, s^dzya) :
quare non aedificastis (seil. Israeliten) 249. — a s tym szedl do myasta
y motryl (nämlich Sichern) : ingresstque portam urbis loeutt sunt (Si-
chern und sein Vater). — otpowyedzal przede wszemy, genzeto xeszedl
(seil. Ephron) : respondit cunetis audientibus, qui ingrediebantur (seil,
omnes) 26. — doyjfoz syjj nye wroczyl (Jacob) : donoc redirent (Jacob
filii) 36. — a gdisz syadl (seil, prorok) ku stolu : cumque seder ent ad
mensam (beide Propheten) 195. — postauil \fi (Joas — oder i von i^
gehört anch zu postauil?): posuernnt eam^264. — a wznyosw swoy
rjJce a sklonyw sy^, modlyl sy^ pann : elevans manne snas, et ineurvati
sunt et adoraverunt Denm 298. — prziszedl Dauid a Abyron : venei-unt
David et Abiron 189. — a gdisz syjJ bogu pomodlyl a dzjJki gemn
wsdal, posadzü syff (seil. Tobias maior) : cumque adorassent Denm, et
gTatias egissent, consederunt (seil, omnes) 322. — obyetovoal (seil.
David): obtulerunt (seil. omnes) 247. — gdisz wloszyl Aaron a synowe
gego rjfcze swe, obyetotoaly ge . . y wiege krew etc. : cum imposuüsent
Aaron et filii eius manus suis, immolavit eum et fudit sanguinem 82 :
also Singular statt Plural und vice versa. — a gdisz geseze przi tem
gesm stal (seil. Nehemias) : cumque adhuc assisterent (seil, incolae)
296. — porodzila (scil. uxor Abimelech) : pepererunt (seil, nxor et an-
cillae eius) 24. — gdisz sy^ takyesz poklonyla (seil. Lia) : cum similiter
adorassent (seil. Lia et eius liberi) 38. — posadzi dzeczy^ pod drzewem,
gez tarn bilo : abiecit puerum subter unam arborum, quae ibi erant 24.
— test pbswy^czon (scil.sacerdos) : consecrati sunt 86 : scil.sacerdotes.
4. Pluralis statt Singnlaris in Verben: dzewky Chananey-
gkich. myedzy gymyszto bidlimy . de filiabus Chananaeorum, interquos
habito 'sagt Abraham zum servus senior) 27. Ebenso: z dzewek Oha-
naneyskich , w gichszeto zemy przebiwami : de filiabus Chananaeorum,
in quo r um terra habito 29. — y^sztosmt wz$li (Jacob und die Seinigen) :
quam tuli (Jacob) 42. — aez przedzemi: ut transeam 173. — wixeye-
dzeeze : eduxeris 112. — znal iest drog^ ttofl. kaco przeydzecze pusezfj :
novit iter tu um, quo modo trans ieris so Ii tu dinem hanc 133. — przeto
dzalarye mur. ysze sy^J cheesz poviaajcz : propterea aedxfices marum,
et levaro te velis 295: einerseits alle Juden, andererseits Nehemias
allein. — abyseze sgin^li i zemye , j§ nyeyzeto umidzeeze kn gimye-
»rchiv für ^laviich« Philologe. IX. 38
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578
A. Semenovic,
nyu : ut auferamini de terra, ad quam ingredieris possidendam 151. —
pamyQtayczye , abiszczye nye oglyfldali : salca animam tuam, noU
respicere poat tergum 22 : einerseits Lot und die Seinigen, andererseits
Lot allein. — boycze syj* boga : metnito Deum 93. — njt'boycze sy$
tmfykaycze: noli timere nec paveas 154. vgl. ibd. : nye boycxe syf*
ani lffcaycze : nolite timere nec paveatis. — przytoyeczczye ge: adduc
eos 41: in der Sophienbibel anf Joseph nnd die Anwesenden, in der
Vnlg. bloss anf Joseph bezogen. — wezmicze : tolle 101 sagt Gott an
Moyses nnd Aaron. — nye raczcze syjJ strachowacz : noli timere 131.
— a przeto pozrzicye : nunc ergo vide (anf Abner allein , in der 8o-
phienbibel anf Alle bezogen) 189. Man merke, dass im Alteechischen
das enklitische ti, t' auch in der Form tie vorkommt nnd, mit dem
Singnlar verbunden, einem Plural ähnelt. — sstawyf : wnxit 74. —
uczytttrf : fecit 74 bis. vgl. uczynyl id. ibd. und udzalal id. 75. —
ktorzy offyeruyf .. acz offyerttyf : qui offert, .. oferat 80. — bfäty:
erit 56. — sczepyon bfidzc a przebiwacz bfidfl w nyem : plantabitur et
habitabü in eo 249. — nye bflcfy myecz : non habebit 136. — ienze
panowacz b^dze, a zatraczQ : qui dominet ur et perdat 117. — rzekli
k nyemu: dixit ei (Abraham ad Saram) 19. Es geht ein wirklicher
Plural »rzeklyt voran : szyedzeli: sedit (Joseph) 43. Es gehen Plurale
voran und folgen : zawydzely . . rospadli sze. — twarly wozy . .
poyfly . . y wszfäl gest : iunxit currum: assumpsü tulitque 58. —
ktorym poszpyewowaly : quibus praecinebat 60, — poganiH : contami-
navit 85. — abi nyecisdli: ut fomicaretur ibd. — pobral .. skarbi ..
y stlukly ss^di: protulit thesauros . . et concidit vasa 231: in der
Vulgata auf Nabuchodonosor, in der Sophienbibel auf seine servi be-
zogen. — gescze gdisz ucyekaly: cum adhuc fuge rot (seil. David, in
der Sophienbibel falsch auf die boiownyci bezogen) 243. — Oonenias,
ksy^sz^J .. nad proroestwem bily : Chonenias autem prinoeps .. prophe-
tiae praeerat 247. vgl. weiter ibd. bil. — • a zwolawszi syjJ k temu wszitei
wirzeezenym , zgromadzily wyelyke sebranye : et hoc omnium decer-
ne entsententia. congregavit plurimam multitudinem 276. Es wird hier
wohl am Platze Bein zu bemerken , dass der Plural in der 8ophienbibel
oft den Dual vertritt. Beispiele, wie : Aaron a Hur podpyeraly rjfcze
gego 63. szly do myasta a sbykuta 39* — sind häufig. In : noczleg
tnyalasta : mannt mansione 317 ist der Dual auf Tobias und den Engel
bezpgen.
Varianten dazu sind: prze slugfi boszego : servis Dei 44. Var.
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Kritische Bemerkungen zu altpolnischen Texten. 579
8. S6Tvo Dei. — hudzydln€ rzeczy \ thytnuwia 76. Var. AI. thymia-
mata. — wklatw czelcze y scopi: impoaitia vitulo atque ariete 116.
Var. 8. vitulis atque arietibus. — ku brodom Jordanovim : ad vadum
Jordania 160. Var. AI. vada. — mcoce acc. plur. : fructum 224. Var.
AI. fructnfl acc. plur. — ale bracya aina Abdiel, slna Gnm, ksyfazftu
domo* po czelyadzach gwich: fratres quoque filii Abdiel, filii Gnni,
prxriceps domus in familiia suis 233. Var. AI. principe* . — Joyada
byakup a smotoye gego : Joiada pontifex et filiua eins 263. In Vulgata,
edita Vilnae : filii eins. — synowye y zoni wasze, przicAodnyotvye, gisto
• tobff przibyway$ : liberi et mores vestrae et adcena, qni tecnm mo-
ratur 152. Var. 8. advenae — morantur. — toecze samt vydzeli . xpse
vidistx 152. Var. 8. ipsi vidi*ti*. — rflcze nye dodhrf aze : manu»
non fanget 65. Var. AI. tangent. — uezincze . fades 105. Var. AI.
facieti*. — dasz yfi Eleaxarovi: tradeÜ* eam Eleazaro Iii. Var. AI.
trade*. — przydzy zaloatni dnyu , zecz etc. : venient die* luotns . . et
31. Var. AI. veniai . . . ut. — urodzi a nyey syny : genueriniqw ex
eo liberoa (seil, mores ex marito) 141. Var. 8. genuerit ex eis. — tento
stal . . a obronyly gy : hi steterunt et defenderunt eam 242. Var. AI.
hic stetxt etc. — vifotpü : redemerant 101. Var. 8. redemerat. —
otpoxoyedzal Laban, ayn Amatnelow : respondernnt Laban et Bathnel
20. griech. Yar. an oxq ivivteg und AB. anox<)i$eig.
(Fortsetiung folgt.)
Dr. A. SemenoviS.
38*
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Eine serbische Erangelienliandschrift Tom J. 1436
aus Zeta.
Die verhältnissmassig geringe Anzahl von datirten Cyrill. Hand-
schriften des XV. Jahrhunderts, welche von Serben im Bereich der ser-
bischen Zunge geschrieben sind, wird nm ein »Tetraevangelium« ver-
mehrt, das vor kurzem dem Schreiber dieser Zeilen von Herrn Baklanov,
Singer der Pfarrkirche der Altgläubigen zn Odessa, znr Ansicht vorge-
legt wurde. Die Handschrift ist auf Papier geschrieben und hat sich
sonst gut erhalten, nur geht ihr am Anfang und am Schiusa einiges ab;
die Einbanddeckel sind nicht mehr vorhanden, die abgerissenen Stücke
der seidenen (grttn-rothen) Einbandschnur lassen auf einen Prachfein-
band sc hl i essen. Die letzte Provenienz der Handschrift konnte ich beim
bekannten Misstrauen unserer Altgläubigen nicht herausbekommen.
Die Handschrift besteht aus Quaternionen grossen Formats, das Papier
ist dick , glänzend , mit entlang laufenden Wasserzeilen versehen , hat
vom Gebrauch eine dunklere Färbung bekommen und ist vielfach mit
Wachstropfen belegt. Nach der Bezeichnung der Hefte zu urtheilen.
bestand die Handschrift ursprünglich aus 34 <\\ Heften, die Signatur
der Hefte ist doppelt, auf der ersten und letzten Seite eines jeden Heftes
unten, beim Bug des Blattes.
Die Handschrift beginnt mit »0iof HA4KT4 apjfifn. EAkrapcicaro
ftptAMCAORHie — i, worauf das übliche Capitelverzeichniss des Evang.
von Matth aeus folgt, fol. 1 — 4. Unmittelbar darauf schliesst sich das
1. Blatt des vierten (a) Heftes an, welches mit den Worten beginnt:
»... p4AH IttKH+a UÖVftta lUpiHNA. H3NI6IKI p<$AHCI IC, IMI6U?K
X\ : Bkc-kXk Oy«5* P*A«^ aspaaua a* A*A4, P«A«i" A» .••«,
d. h. vom Evangeliumtexte fehlt ungefähr ein Blatt, vor demselben etwa
21/? Hefte. Im weiteren Verlaufe des Evangeliumtextes begegnet keine
Lücke mehr, bis gegen das Ende der Handschrift, wo im 34. Hefte das
3. Blatt verloren gegangen ist, auf welchem die Schlussverse des Jo-
hannesevangeliums standen ; die Handschrift schliesst nämlich mit den
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AI. Kotschubinskij, Eine serbische Evangelienhandschrift etc. 581
Worten: ... BKA** o\,*mihhkj, Kroau AiOBAiiujf ft Hr\o\>i\iA Bk
ca"kri> H ßk3A(JKi, es fehlen etwa 19,(2 Zeilen nach der Berechnung
des Marienevangeliums. Das letzte Heft — <\,\ — enthält auf dem 4.
Blatte (d.h. unmittelbar nach dem auf dem verloren gegangenen 3. Blatte
abschliessenden Evangelium texte) folgenden, mit etwas kleinerer Und al-
achrift, als der gewöhnliche Text, geschriebenen Epilog :
H3B0AI6HHI6Uk Wl\A H MOCntUJI Hltrfaifc
CH*a. H CkKpküHHHf+Uk CTTO ,\\A.
Hanncaci cia cta h oktbhA KHHra.
PIKOMH TITpO f\\\k. Bk ^HH EAfO
HkCTHBirO H JfOAlOEHBAPO rHA ,\f
CH0T4 rwpra. 43k pifik B2KIH CUk
pfHIH Bk HMOl^\-k IfpOUOHA^k pOUA
Nk. BkiBiuöv uh Tora H>o\-uiHoy
Bk XpaiTK CTTO HHKOAH. H3KI 16 Bk
BpaHHH-E. M KMA^KllJOV UH Ü'CKOy.
A*BHHI6 CTkJUk TITpOCyAOUk,
TÖro BcicTro itecta. A3 au üko
MAKk CkUpkTkHk, CD Cft O COV'f T Ha
ro H UAAO Bp-kufHHiro B*KKa np'fc
li^O^k. h uaao H m Rh la CD hUth
ijjo Huä\'k CD Tpoy\M uora. nptAO
3KH NA fKAHApx"OY nc*noY riepacHiicv.
H HA IWAHNOY A*4 HOCTABf cYlO KHHl 8
Bk \-pau-k rrro HHKOAH HA CT*KUk
JKpkl BkHHi;-k. H KAfTBO 3aK/\l\'k
flAMI H npÖKAf TKO K> KH3 CDlillHTH H
CDctabhth CD cirAH vbcta ,\a « npo
KAfTk CD ri ka ri CD np-BsTUte i'ro
Kro UTpf. h 05 Krkyk c rkj\'k. h aa Ufc>
16 coynkpHHua npHTA, h ctw hhko
A4« Bk AHk CTpAUJHArO COVfA**-
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582
AI. Kotschnbinskij,
fl sack MkTw,'i|iiM)Ck uoak» UfNf rpt
uiHiro pasa skia iiuoHa^a pouaHd
npH AOJKHBUjaro c!» khhtÖ no"*M*HTf.
ll npOCTMTI. a sä 6k A4 npocTMTk iuHH
Um zwei Zeilen tiefer wird mit noch kleineren Schriftzugen fortgesetzt :
R-k At Um a UM uap*4, A*"Hca cf cta
KHHra : a flHca UHoro rptllJHIl jf oy pAEk
ifpucHa^k iiiina. ri sack HToyiiitM* uoa».
at|if mt* h norptuiHAk k*a* MiAocTATk
HCT BC UOHUk. a RH HT8l|Jf HCflpAAU
•iTf OyMOUk RA LÜH* H Hf KAkHtTf. Hk
naMI KAKAHHTf. A BA 6k A* npOCTHTk AUHNk —
Das Jahr 6944 ist 1436 nach Chr. Geburt Despot Gjnrgj ist der
bekannte Gjurgje Brankovi<5, der zu Smederevo an der Donau residirte,
unter seine Herrschaft gehörten auch Primorje und Zeta; im J. 1439
wurde er von den Türken aus seinen Ländern vertrieben und starb 1456
in 8erbien. Vranjina (BpaiMHa s. v. im serb. Wörterbuch Vuk 8t. Ka-
radiic s) ist die noch jetzt bekannte Insel auf dem See von Scutari, und
die Klosterkirche d. heil. Nicolaus, von welcher im Epilog Erwähnung:
geschieht, war auf dieser Insel bereits zu Zeiten des serb. Reformators,
heil. Sabbas, vorhanden, gegründet von Ilarion1), dem Bischof von
Zeta : anf Bitten des letzteren wurde die Kirche von der Herrschaft der
Bischöfe von Zeta befreit und unmittelbar dem Erzbischof untergeordnet.
In alten serbischen Urkunden wird das Kloster des heil. Nicolaus so ge-
nannt2) : »UOHaCTHpk CR . NHKOAf WA BpAHHHf , KOH HfCT * B A AT S
CKaAApCKOUtff.
Der Ort, wo die Handschrift geschrieben worden ist, und noch
mehr die Sprache des Epilogs setzen es ausser allen Zweifel , daas wir
es mit einem Denkmal der serb. Sprache und Literatur zu thun haben
») Vergl. Golubinskij, Kp. oiepn acropfai npaBOGias. nepioei pag. 466.
Der verdienstvolle Verfasser hat gewiss schon längst selbst das Versehen be-
merkt, durch welche« er a. a. 0. Kovceiid für den Namen des Autors statt
für den Titel des Werkes ansah.
*) Vergl. AiHireHh, Pje*MR w km*. crapiHa I. s. v. tpaina.
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Eine »erb. Evangelienhandschrift vom J. 1436 ans Zeta. 583
(vergl. die Wortformen : HKTki, llöra, KAITBOM, 34KAfy;K, TK0-KI6
WTkHUMTH, OTk ciran u. b. W.)« Du bestätigen auch die ortho-
graphischen Eigenthüolichkeiten des Evangelientextes, wovon gleich
die Rede sein wird. Zuletzt besengt die Angehörigkeit der Handschrift
zur serbischen Literatur noch die Erwähnung der serb. Heiligen Symeon
und Sabbas im Synaxarion : andere slavische Heilige kommen nicht vor,
nicht einmal Cyrill und Methodius. Das Synaxarium ist ganz kurz,
nicht einmal auf jeden Tag, es steht ganz am Ende der Handschrift,
nach dem Epilog und dem Register der Lectionen (welches nicht voll-
standig ist); man liest in demselben unter dem 14. Januar: tBk Tk
AHk Httf Bk CTki Wi\a Mauifro GdBRki npkRaro apxifnKona
cpkECKaro. CAeysa noie Fit; unter dem 14. Februar: »Bk tk ank
npnoKHaro wi^a Hauiiro cvfmwHa cpkBCKaro, ho Karo uypo-
TOHi^a. tyr. ha oypHm u*. ra. ffr. Ha AH-rypriH u*. ra. ah.
Die Handschrift, für ein serbisches Kloster bestimmt, befand sich
lange in den serb. Landern, wahrscheinlich den südlichen, wofür auch
ein directes Zeugniss angeführt werden kann. Man liest nämlich in einer
späteren Notiz (des XVH. Jahrh.) : a3k paBk jfBk non* Boy*0**4
EfAwnaBAM (Heft 15, fol. 6* oben). Belopavltä sind ein bekanntes
Geschlecht im heutigen Montenegro, der alten Zeta.
Die Schrift ist die später übliche ünciale, mit schwarzer Tinte
geschrieben, die Anfangsbuchstaben roth. Die Vignetten und einige
Initialen zeigen sehr einfache und rohe Ornamentik. Was die Graphik
anbelangt, so erwähnen wir • in dem Worte «ko , und wenn das Wort
in der Dualform angewandt wird, so wird derselbe Buchstabe gedoppelt,
oder aber im Inneren mit zwei Punkten versehen. Das doppelte o (doch
ohne die Punkte im Inneren) findet man auch in btoo, mtoo, BkcaKoo.
Im Anlaute begegnet gelegentlich w, auch abgesehen von (D. Dann und
wann kommt »vor, s nur in dem Worte stao. v|' in dem Ausdruck
\('0Uk. Die Betonung wird durch den Acutus bezeichnet: npHKica-
THCf , BAA'A<YMI*Y> BAkCBkl, BIM AM, TKÖpoy, BkSOyflHCTA, &6ul ;
übrigens nicht immer steht der Acoent auf der erwarteten Silbe : OEpt-
i|if Tk, KOKÖujk ; es giebt auch Fälle mit dem Gravis auf der Ultima :
«yBO, p^AOBk. Vor denVocalen, aber auch sonst, steht I: ©pcy-
xrfaUM, fioctarih , lAicasiTk. Das DoppeLzeichen findet man in
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584
AI. Kotschubinskij.
Beispielen, wie jkmio. Der Spiritus lenis, in der Form steht auf den
anlautenden Vocalen f. h. im und y, auch im Inlaute auf M wenn es
nach einem Vocale folgt: MUA , HUfHt, whchuh . uko a,VUA
nouf h8 HTf , uoHUk Der Apostroph deutet den ausgelassenen Halb-
vocalan: ^okoa'm k, rKHHcapiTCKOio.
Die Orthographie ist Berbisch, also k für beide Halbvocale selten
findet man k : Bp'kTorik). kj wechselt mit h : ba a ahkjx^ w wrpo-
MfTKJ. ohki >ki püujf . Neben dem Üblichen pk, Ak liest man doch
auch H CkTBOpH Kpf Nif CD flAlOHOBIHta H nOU434 BpkHHI€Mk **MN
. . fr'a Kpf Nif ckTKOpH . . ßpfHIf noaokh (im 9. Cap. Johannis' .
Die Anwendung des 1t statt * begegnet (auf Grnnd falscher Schluss-
folgerungen) in c-EA'Tk, npoctASV™ und ©Bp"fci|liTk. Das Ad-
verbium HUHU wird beständig mit w geschrieben. Nach p wird das
jotirte u durch das einfache a ersetzt: cutpaiBM Cl, TKOpaujf na-
CTkipa; auch sonst bleibt hier die Jotation aus : uopcy. ckTROpov
So liest man auch regelmässig BcaKk, BkcaKOO. Das jotirte ks wird im
ganzen richtig angewendet, nur selten ersetzt es im Anlaute f : f uoy;>m .
In den Fremdwörtern steht nach r, k das jotirte K> : rieiHa, rteHNca-
piT CKoyio, KiecapiBU, Biecapoy, doch auch ; soaNiprick, Kicapme.
Bei den Adjectiven und Participien kommt sehr häufig die Reduplication
des Consonanten M vor. BpfUfHHaro BüKa, nätkün Hey. Statt hh
begegnet fH (wohl fflr kN): pOK^CH Cf lipk , Bf AM; 0 statt k in
KHHroMHiB; K K3'kiiNTN wird beständig durch Rk3cynHTH ersetzt
(weil man B'kfiHTH in serbischer Weise als oyriNTN aussprach). Man
beachte aonoTa (Schreibversehen?} statt AonaTa.
Aus der Formenlehre sind erwähnenswerth : Accus. H po^HUlH
cwNk, Vocativ MaAOB-Epf, Genetiv Hfco, Loc. Bk ; die Dual-
formen: Bk cum-: io ,\kok> 3anoB*kAHio, HapfMi Hua HUfiit; der
Instrumentalis Ck opoyjfüaUH. Die Declination der Numeralia wird
adjectivisch : CD cfAUw. A"fTH u k A*BaUk, no AHÄXk "»«Tltajk,
0 w&tTk A«it'ih. In der zusammengesetzten Declination kommen
durchwegs zusammengezogene Formen vor : (0 AoyKaearo. So auch in
der Conjugation bei dem Imperfectum : TBOpatiif . HCKaiAJf . Die älteren
Formen des s-Aoristes oder der einfache Aorist — kommen nicht vor,
auch das Supinum wird vernachlässigt: nptHAO)fOUk nÖKAOHMTH «.
Für die Konditionalsätze kommt kh\-k in Anwendung.
Aus der8yntax erwähnen wir den Ueberrest der alten präpositions-
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Eine 6erb. Evangelieiihandsehrift vom J. 14:*6 aus Zeta. 585
losen Anwendung des Localis : HCKatllf npmcacaTHCf 1611k, npHKa-
caieTci leiik, npajfk npHAkiiuiH Nack, npHAistca leiik.
Aus dem Wortschätze heben wir hervor : BtttkCTKO (Mar. ev.
KtCTRO , KtAHAkHHKk (Mar. ev. rHaffH], RHHapk, KIITJAkHHUa
(Mar.ev. ORHT*KAkj , KHHrOMIH, KOKOUJk, U4TH3Ua, ONCMl** (Mar.
ev. iTipV . caTO (caTa TpM — so auch Mar. ev.), CKcnkü> (Mar.
ev. K^fHHK k , cniKOvaaTOpk (Mar. ev. kohhk), oyKHica (so auch
Mar. ev.;, «AM-
Die Uebersetzung im allgemeinen betreffend , war schon oben auf
die nahen Beziehungen dieses Tetraevangeliums zu dem Mariencodex
hingewiesen. In der That, wenn man von den Abweichungen in den
neueren Sprachformen und einigen Einzelheiten (wie z.B. das Vermeiden
des Ausdrucks i»a*h , wofür immer »ha^ gebraucht wird) absieht,
so hat der Abschreiber des Tetraevangeliums vom J. 1436 die älteste
Form, wie sie uns im Mariencodex vorliegt, auffallend treu erhalten.
Nehmen wir z.U. die Stelle Luc. VI. 38: sie lautet im Mariencodex
folgendermassen : ufcp* a*kP* NaT'kKaH« h noTp*CkH* h fiptt-
iWfebKUlT* CA fvvv*TTk, der Abschreiber des XV.Jahrh. hat dafür:
irfcpoY a°kP°V H HaTKaHHoy h noTpttcHOtf h hp1vahrak>hioy ci
A^AITk *lso nur A*Bpc wurde im Laufe der Jahrhunderte in aokP°V
verändert und dann nothwendiger Weise die Conjunction H eingeschoben.
Im Gebete des Herrn liest man ffatEk Hauik MacotftiikCTKkHlfH (Mar.
ev. HacKiUTkH'kt) , aber <Q AoyiUKaro (statt ot-k hi npHti3NH),
Luc. III. 20 statt des alten 34KA<Hf steht hier saTBoptt.
Es entsteht die Frage, auf welcher Vorlage dieses Tetraevangelium
des XV. Jahrh. beruhen mag? Die Formen rakBkiHH Sfliau, hhb,
Bp*kTOnk konnten in weiterer Entfernung auf ein bulgarisches Original
hinweisen.
Odessa, 14. Febr. 1SS6. AI. Kotschubirukij.
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Ein Textheitrag zur Georgius-Legende.
Der heil. Georgias in der Legende und Volkssage, in der Kunst
und Volksdichtung — bildete den Gegenstand einer Monographie Prof.
Kirpicniköv's, Aber welche ich kurz im Archiv Bd. IV, 8. 169 berichtet
habe. Vervollständigend und zum Theil berichtigend die Zusammen-
stellungen Kirpicnikov's behandelte bald darauf dieselbe Frage Prof.
A. Wesselofsky in seinen »PaaucKamn vh oö^acni pyccracn, Äyxon-
HLCT& CTHXOBt« (Forschungen auf dem Gebiete der russischen »geist-
lichen Verse«), Nr. II: »Cb. TeopriH bt> jeremfe, itbch* h oopaxic
(Heil. Georgins in Legende, Lied und Ritus), CH6. 1880 (im 37. B.
der akademischen »3airacKH« oder 21. B. des »CkSopiunrL«) . Zur selben
Zeit erschien ausserdem noch im XII. B. der Agramer «Starine« eine
Studie von St Novakovic* : »Legenda o sv. Gjnrgju n staroj srpsko-slo-
venskoj i u narodnoj usmenoj literatnri« (Die Legende vom heil. Georgins
in der alten serbisch-slovenischen und der mündlichen Volksliteratur),
in welcher nebst der literaturgeschichtlichen, hauptsachlich auf Grund
der Monographie Kirpicniko v's verfassten Einleitung ein serbisch-slove-
nischer Text der Georgins-Legende abgedruckt ist. Wer anf diesen
Gegenstand , der in der mittelalterlichen Literatur Europas nicht die
letzte Stelle einnimmt, näher eingehen will, kann die vorerwähnten drei
Schriften keineswegs entrathen, namentlich die Studie Wesselofaky 's
bietet eine grosse Fülle von Vergleichen und Zusammenstellungen aus
verschiedenen Literaturen des germanisch-romanischen Westens, und in
der Beilage auch einige Texte (griechische, lateinische, einen serbisch-
slovenischen).
Es liegt nicht in meiner Absicht, sei es auch nur in aller Kurse,
hier das zu wiederholen, was der Leser in den vorerwähnten Schriften
finden kann ; ich mochte bloss zu dem daselbst gebotenen Material einen
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V. Jagid, Ein Textbeitrag zur Georgine-Legende. 587
weiteren Beitrag liefern, in der Form eines bisher noch nicht heraus-
gegebenen serbisch -Bloveni sehen Textes. Es handelt sich um die be-
kannte, äusserst populäre Episode vom heil. Georgius als dem Drache n-
tödter. Diese Episode ist in den kirchenslayischen Texten , nach den
Ausfuhrungen Kirpicnikov's , in zwei verschiedenen Redactionen vor-
handen: die erste verlegt das Wunder vor das Martyrium des heil.
Georgius, die zweite lisst das Wunder nach dem Tode des Heiligen ge-
schehen sein (Kirpicnikov S. 57). Die letztere nun — wie es scheint
die am meisten verbreitete, wovon Prof. A. Wesselofsky einen sehr nahe
verwandten griechischen Text a. a. 0. 8. 200 — 208 mittheilt — liegt
mir in einer serbischen Redaction vor, die wie ich glaube verdient her-
ausgegeben zu werden. Den Text fand ich in einem serbischen Menaeum
saec.XVI, ganz am Schluss der Handschrift, er lautet folgendennassen .
H*A* CT PO BfAHKOUNHKA H Fl 0 R * A<> H OC U, A £BA rtwp-
rTA W 3 II H H KAKO rpaAk OVfßtpkl ©Mf BA°BH :~
KaKO H3piKÖ CTpilUMÖK. CIW H np-kCAABHtflO TAMH*; MTO
AH K k 3 V A K* HAH MTO nOUkJWAlO, HAH KAKO MAHHÖ ROR^A^TH
AHBHOf CAkJUlAHif ; WBAMf 43k rp^UJHki fC Uk MAKk , HK HA-
A*» Cf ha UApAHaro hakoaiog ha ba h CTpACTOTpkn'tyA £BA
rfWprYA, H3B*E1|1AI0 BA HK>AO H3Rp4NH0 Bk BCfc Mk\\fa frö
H E& Bk Bp*KUf TO. B*BUJf rp4Ak HApHU,Af UkJH APABk Bk
CTpAH*K HAAf CTHH'CKÖH ' H Tk B'B Bf AHKk rp^k, H UHWrO AK»A'lH
Bk HIBUk, A BkCH BtpOBAyS Bk HAOAkl, MkT*UJf H^k F10 np^A-
hiw h no nosf a-rhYio hpkckö ■ {QcTgnHUjf CD eä khba A Bk ÜDctö-
n H (D HkJ BAH3* 3Kf rp4A<* TÖrO 1 3fp0 Bf AHKO, H U'klllf 5KI BOA*
uhop». no B-cpf* rci A no Ajfk Rk3Aa riftik Bk. A kkj 3uYh
Bf AHKk Bk f3fp*B TO, HC^OA« A3* «3fp4 TOTO Hf U4A0 MAKk
CD rpiA^ top© hh'ma« a hhki CD paaca cbhiuahYa iro H3Upi ujf,
A AP*™ Bk f3fp0 BAfMAUlf. H B&Ulf flAAHk H CKpkKk Bf AHKk
B*k rpAA*K © 3R*Kpkl TÖUk. A Bk f AHHk AM"k CkBpAUJf Cf BkCf
aioa'ih rpiA^ Töro, haoiih Kk uiptf h rÄAWf fug* mto CkTRO-
pHUk ; A r A4 Auk u,ipk • A3k nouÄw cf 6©>w, A mto uh pi k8
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588 V. Jigtt,
TO Bk3B?l|jtf RA. r\A CkTBÖpH CkRliTk CkH* HO BkCf AHM KkKA*
ba aj noAJ chä croiYo 3U*to nah A^uVpk no p«'aö A^h'A**1
npIMAiTk MHCAO HJ Uf Aa M 43k t A H H S-H f ah8io A"JJ<pk uoib.
H ÖyrOAlHk Bkl CkRVlk CkH BkCt A»A«. M (T'RtljJdUK RkCf
AI^ATl^ piKOUlf Kk nipS* Bk HCTMHS CpV TCOf MA pgKAfk
K/KIH f, KArOA'tTk Kf SOrW HAUIHU, (DKpkJUJf TfR*K CkR<KTk
CkH. Ulk A MK TBOpAAJftt flOBf A*KHIf U,apf RO. HAMkH'llIf CD RfAHKkl
KHfSk H A° MÜAM. A^KAA\'8 CROA Mf AA HO RkCf A"" 3U?fRU
HA CkNfA<HTf, H nOCTARABI01|JH NA KpAH f3fpA CHkJ CROf M £k-
UJfpH CROf OyKpaillfHkl, KpHHÖlUI H flAAHlOUJfH CS. HC\-ÖA«MJI
3MiH. RkC\*UI|JAUJf H Ü,\i\llt H. H trr\A Kf CC'Aaä^b CROA MfAi
Kk)KAO no pf'A», a*»W P«Ak h ao uapA. u,äp npHBBA
Akl|lfpk CBOIO f AHHOHf AH$ M OEA*KHf 10 Rk OAOKA* CBtTAtf M
U/KKOBABk 10 H flAAKA Cf 110 pa AH JKAAOCTHO, H KiH 110 HAH,
MIAO UOf CAAAKOf, ÄUJI H CpU,f UOf, M3RI tI HUt CK*KTASk>
AAUEAA* K-k nOAAT-K UOfH H CB*KTk iOmIIO UOflO. KÖ>0 MfAO
uoi Rk3p8 h oy t*Kuj8 cpn* UOf ; hah (D wsi»c uof io kto uo-
KfTk OyCTARHTH HCTOHHHKA CAk3HA*T0 ; HKf )C<>UJS HB AH RATH
nO BkCf AHM A° CKOHMAHYf KHBOTA UOftTO , HÖH AM Hf^O UOf
CAAAKOf HA CkN-KAiVlf BUIfKkl. H Rt^AOUlf 10 H flOCTABHHJf 10
npH KpAH I3f'pa. Otwh Kf UHHKk JfBk rfWrif, HOMkTfHH HEHArO
Hpa BOH, H3Kf nO CkUpkTH JKHRk CkJ Cldf H 10 A* CH , no CkUO-
TpIHlW K3KH0 JfOTf CTkJH H3BABHTH TpA^k CD TOAHKklf Kt^kl.
Bk TO MACK Hp-KCTa HA UtCTfC TO, U RH Cf HKO rpf AkJH CD
pdTH H M A f Bk CBOf CDHkCTBO Ck Tkl|JAHIfUk. H RkJCTk HA
UHCTt TO. H BHA*R OTpOKÖBHU,» H RknpÖCH NSIO , rAM5* MTO
C'kAMUJH 3A^ OTpOKOBHU^f; OHA 9Kf pf Kk HH3US CDHAH rifl6
UOH CKÖpO CD C»A^- !" 3A-K O^Up^lUH. (CRlwUJaR? 3Kf CTkJH
OTpOKORH^H' MTO FÄMUIN J pA3E0HHHU,H AH C«Tk 3^f HAH 3AO-
A^«Kf; OTpOKORHUa pf' HH, rOCMOAMMf UOH, Hk 3UtH AWTk
f RfAUH, rH*R3A« Cf Rk f3f>f CkUk. A HHU OyRO ÜÄ* TH Cf,
»HAH CD C»A^. RM}K$ A^KpÖTH TROf Kk3paCTk, CB-kTAÖCTk
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Ein Textbeitrag »ur Georgiua-Legende. 589
AHI44 TROf'rO, UAK> TH Cf £4 Nf 0\f3pHUJM CkUpkTH. H fÄÄ
ctki niJrYf • 4 tiS^ito ci ahuih sa* i Hf CDhaiujh ; h rÄa OTpo-
KCBHU,a ' UHWTO f CAOKICk H3piUJH UH H CKI34TH ö*l 6 UHU,
h i>Aa KÖrw npiHA'Tk suYh h KRt no^ÜTHTk ck uhow. h
fÄa CTklH pK UM UH, Tl Hf OCTaRAW. H CÜK-fcl|]a ARU41 Tpf-
nltuBlUH rÄKT RHAHUIH AH, rilOAHNf, BKO TpJA^ CkH BMHKk
H OyroK 3<Hk H HIJfOlJIIT K 0>U> UOH (DCTbnHTH (D HtfTO. M
I »Cf 3UYH Bk !3lpH TO, CH*kAi(Tk AK>AH. H CkRIlJiailll Cf Ak\\H
Ck OU>Uk UOH, Ck U,api, H A^B^Ö KkJKO H\'k A^TH CROf HA
chü ai h 11 suYikh no BkCf Ähh no pi a*. npfHAf *f pf A* Ha o^ä
uof'ro uapa, ri ufHf riu-fcujf iahhS-hiahSw AbUJfpk, d Hf von
f \
p430pHTH nORfA-EHYA CBOiro, H HOB! A* A^TH Uf HA CHliAIHif
3UY*. o\f>Ki th, ronÖAHHi uoh, Rci HcnoRfAa, CDhah cKopo
CD UIHI, lip*kttf t\AM Hf lipfHAfTk 3UYH H RkC^kJTHT' Tf. Oakj-
WAR >KI CTkl UHHKk VRk TIWrYf. Ü FÄA Kk HKSH " Hf ROH Cf,
OTpOKORHU,f , TkKMO RtipÖH Rk3plR 9Kf HA HRO ri plHf, UAf Cf
Cf, HdMIAHklH Bf ri /KHR0H4MIAH KJM RkCfTO UHjA , Hf HUtt
KÖHIV» H IIOAOSKHBklH RpliUI A-RT», CAh'ÜI HA OKAd AHH H Atta*
ha npocB*kt|jfHYf höiuh. nocASiuisk cTkTx" anÄk ri nocaaRk riuk
Ä£k TBOH CTklH, nOCA^UlAH UfHf 0AKA TROfTO, nOKASKH UH
üätrS TBOff uath, noKÖpH AioTaro ciro 3uYa no hös* uoh,
M RHAITk H B*Kp8 riuSTk RkCH A K» A I f , BKO Tkl ICH Bk f AHHk
H pa3R-i Tfßi HHÖro nie. H cl piKk ctkjm rf&rff, npYHAf iu*
raa ck HBCf rÄle- ap^Ah nwrii, Hf (Crpatm cf r/Tk tboh
TkUJk f)Kf aiUf Bk3rÄl6UlH. OTpOKORHlU 7K9 B*k3BnH, rAK>L|IH
(Cham CD uihi, i^houji . 3uYio cbhiua HA*Tk. ri arii nocTSnHBk
uaao ctüh rfwrYf ri cp-fcn 3uYa pkiKatotuaro, ri pf ctkjh s*k
HUf ra iv'X'a noKopH cf, ak>th 3Uik>, h höh ah Rkca*kAk ufaf.
h asif k/kViw chaoio ri üätboio ctto uhhka nvvna naAk no
HÖraua iro suYh riahkkj. ri pt ctüh OTpoKOBHi^H* (Dpiiun
noack crom h 3aoy3AaH ff crijrh suYa 3a raaB» ri ba*kuh Bk
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590 V. J*gte,
rpAA,k Ü'HA 2Kf CTvTKCp'UJH no FÄ» CTTO, UKOttl flOBfA-fc |£h, H
R K CA k ,\k H3IO HAf'üJI 3UIH, npÜCUHKAI Cf nO 3IUAH ikO IVB MI
Hd 3AK0AHiHil . lVTpOKORHU,a 3Kf RAIMAUJI ßA\ft Cf. l*pk HU H*
BkCH /\K\\if Bk TkM ÄHk pu r\aa\'S maakaa)^ ci pa^H OTpO-
kcrhuS (sie!). h1 BkHfsaanS BHA/fcB'ujf otpokörhh» ra-Kr^h
3 Ufa m HiÖAOTBopHa rtwcU Bknp*AU H\\8i|ia ^f\fi\it, h
oyttacöiui cf, Hasfuif kktath . Gtkjh au ni&rii Bk3knH räie-
Hl KOHTf Cf, ai|Jf BtpgfTf Bk HfrOKf a3k R^pölC, 0y3pHTf
cnfNif cBOf. uapk ttf cp^Tf rrro i ah* iu* kako HapHuarr' cf
Hilf TBOf ; oh1 >ki pi hi iu» a*3k icuk riwriH NapHuaio (sio!) Cf.
rör^a Bk3tffiHuif fAHHf raacS rch c toeok» B-fcptffUk BkCH Kk
lAHHoro sä BkCf ApkxeNTfaa ii Bk i AHHOpÖAHaro cmüä iro Bk
rä Nauifrir h" rrro ÄIC4- To>a* CTkiH nwrii npocTfpk
pÖK8 ti H3RAIMI U KM K ll CßfEHf rAARÖ AtOTATO SUU. TörAA
UApk h BkCH ak»aU npHCTönAkiui noKaoHHüif (cf) f utt, x"Baii9
Bk3auif b« h noBfa-k jü^pk cosa^th üpkosk Bk hui np-kcA ar-
Haro riahrouhhka nufria h oyKpacH k saaTO h cpiupS no-
Bfa* naufT iro tbophth uu,a anpHaTa. kt. Ä*Tk. bha*b' xu
BaSKfHH RUptf HXk, URO BkClf Cpl^fMk RlipölOTk Bk ?! H AlllirC
nrjfa, h räa Kk HHUk noBf AatoiUH chaö ra" Hauifro ra BkCf Apt-
JKHTIAK ll trf\A CK3AHA EklCTk UpKOKk 4 nOCAA MUk l|JHTk
cboh d noBfatc iro ivkichth RpkyB cTkif Tpanfou. cAaoio m$
RJRIIO ll A^ ÄHklllHyrO ÄHf BHCHTk Hf AP^HUk HHMHUk Ha
Bk3AtfC* Ha R-KpH HfB*EpHH. TAKORA CÖTk CTpAUJHA A CAARHA
MIOAfCa nptCAARHArC U4HHKA nwpria. Hf TkKIIO Kf elf
TAHHkl Ci, Hk H CTklUk HUlHf Uk fYo HCI4*BilNiHTa UHOra
TBOpfTk Kk MATRAUH npH^OA<l|JH)f k Bk UpKORk frd. ypOUkl
X"CA« [Tk, CAtinkl np03H'pAK>Tk, rA»^" CAkJUJITk, pA3 CAAKAKEH II
*3ApaB?f np?fuaK>Tk, cTpaattfiuf CD A^X"^Kk HfiHCTHjf cro-
KOJKAWTCI UHOrÄ fiA AO RkJRAITk 110 BkCf AHH MIOAOA^HTfUk
iro. um jki, KpATii, cakiujfUJf eff BkiaA" X*BaaH mapahouö
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Ein Textbeitrag zur Georgine-Legende. 59 1
ri ctü8 riwpn», a* B-tMHu noAÖMHUk KÄFk 6 rS iV rfc ha-
im i US ;«< C/AtSKd h APW^iaa Ck Bf3HAHfAHki iro Oi^Uk h ck
np'ccTki AX"^ HHU npNO h* rk b*ku b*bkw. IImnn.
Drei russ. Handschriften der Pogodinschen Sammlung der kais.
Bibliothek zn St. Petersburg, Nr. 800, 801 und 808, geben im ganzen
denselben Text wieder, nur fehlt bei ihnen die Klage des Vaters, wah-
rend er von seiner Tochter Abschied nimmt, es heisst nur »H noBfAtL
RfCTH f A Ha HOrHBfAk KO 3UHW, fipHUIflUf 3KI H nOCTABHUJA 10
etc.a. Auch die Frage der Stadtbewohner, was sie thun sollen, und die
Antwort des Fürsten lautet etwas anders : »Hto CTBOpHU*k hko no-
rHKdf Ulv 3A* CD 3UHA CirO. fÄÄ HU k lipk A3 fttf UH tfBHUJA
B03H, TO H B03B*Kl|IAI0 BAU*k. r\A COTROpHUTv OyBO ...« End-
lich ist noch abweichend folgende Wendung, die in den russ. Texten
nach den Worten »HcjfoacAUJf 3UiH h BOCjfHtjJAiiJf h ttA<*uif« ein-
geschaltet ist : ÜBlf npHUJflllf piKOUJA KO l(pW BAKO BCH II kl CC'AJ-
J^ou-k cboa haaa fAHH*k CD ApSraro. ko*a* ha no p^A*' hto
OtfEO BfAHUIH no CM; H (0Bft|jÄ u7lk H piHf Aa * **** IAMHO-
P0H»I0 UOK> AUJfpk H no ch f>Kf UH HRAT Bl3CMipTHIH BOSH,
TO nAKH H COBtlllAflTk.
Von dem griechischen Text (bei Wesselofeky a. a. O. 8. 200 ff.)
unterscheidet sich unsere Redaction durch mehrere Abweichungen.
Die Stadt, in Palastina gelegen, heisst bei uns Agay, in mehreren
russischen Texten dieser Redaction Geval oder Nagav, bei Byckov
(OimcaHie pyKoiracHUX'L cÖophhkofb) S. 236 flrA*, S. 222 HKf HA-
pHiiAUJfCA AawcU itti rAfTCA flrdß'K ; im griech. Text wird die
8tadt nicht genannt. Dafflr fehlt in der serb. Redaction der Name des
KOnigs, welcher im Griech. Zikßwg heisst. Der rathselhafte Name
Agaf oder Agay, wenn er wirklich auf Laosia oder Lasia Bezug nimmt,
konnte auf dem griech. Adjectiy äyctxh) beruhen; es ist nicht unmög-
lich, dass dieses Agaf-Agav weiter auf den Namen des Königs über-
tragen wurde, woraus sich dann jener Agej, Agapij, Agafin u. s. w.
erklären wurde, der in den russ. geistlichen Versen als Vater der »Jeli-
savat, der »carevna Lisafeta« güt (yergl. Kirpienikov S. 177, Wesselof-
sky 8. 83. 133). Im griech. Texte ist vom Versuche des Königs, den
Drachen zu tOdten, die Rede, in unserer Redaction aber nicht. Eben
so wenig kennt unsere Erzählung das Anerbieten des Königs an das
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592 V. Jagid, Ein Textbeitrag zur Georgius-Legende.
Volk , ihn fürs Geld mit seiner Tochter von dannen ziehen zu lassen.
Das Auftreten des Heiligen als eines heimkehrenden Kriegers ist im
griech. Texte mit mehreren Einzelheiten ausgestattet, die in der slav.
Erzählung fehlen. Diese kennt auch die Frage des Heiligen, betreffs der
Gottesverehrung an die Tochter gerichtet, nicht. Der Schluss der Er-
zählung bei uns lautet ganz anders : es fehlt die ausdrückliche Erwäh-
nung von der Taufe , dagegen lasst der Heilige in der ihm geweihten
Kirche einen Schild auf wunderbare Weise ober dem heil. Altar hangen:
im griech. und latein. Texte ersetzt dieses Wunder eine heilspendende
Quelle.
V. Jagte.
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Ueber die Entstehung mancher Volkslieder.
Oftmals wird in literarisch-historischen Forschungen behauptet,
dass der nnd der Gegenstand in der mündlichen Volksliteratnr ans
der geschriebenen Literatur entnommen sei. Auch viele Gebräuche,
besonders im Volksrecht, sind auf diese Weise entstanden. Man
kann nachweisen, dass dieses oder jenes zuerst ein geschriebenes
Staatsgesetz war und späterhin eine Rechtssitte im Volke wurde.
Im Mittelalter ist vieles aus den damaligen Uebersetzungen in die
Volksgesänge und Predigten Ubergegangen, und aus derselben
Quelle ist es in der Neuzeit, natürlich modificirt, in die geschriebene
Literatur wieder aufgenommen worden. In einer Mittheilung im
ES. Bande dieses Archivs (S. 523 f.) wird vom Herausgeber selbst
ein literarischer Gegenstand aus der mündlichen Volksliteratur ge-
nauer auseinandergelegt, an dem man, so zu sagen, augenscheinlich
sieht, wie die mündliche und geschriebene Literatur, wenn nur der
Gegenstand in seinem Wesen entsprechend ist, einander berühren
und eine in die andere übergehen.
Der Gegenstand, von dem wir reden, ist eine Mittheilung unter
dem Titel: »Die Alexius -Legende als serbisches Volkslied«. Hier
wird berichtet, dass Dr. F. S. Krauss im »Brsljan» : 1886 Nr. 4—7)
ein Volkslied von Alexius, dem Mann Gottes, herausgab, welches er
von einem alten Volkssänger Mico Kosovic aus Rocevici in der Dri-
nagegend in Bosnien gehört hatte. Mit dem ihm eigenen Tact. das,
was er nicht bei der Hand haben konnte, rein ahnend, (da es auch
hierorts, sozusagen, schon vergessen ist,) fügt Prof. Jagic hinzu :
Es wäre doch wünschenswerth , näheres darüber zu erfahren, ob
nämlich diese Verse auch anderen Volkssängern bekannt sind, oder
ob sie ein individuelles Eigenthum dieses einen Gewährsmannes
bilden? In der von Dr. Krauss mitgetheilten Form bietet die Le-
gende allerdings manches auffallende, ausserdem ist sie zu Aufang
Archiv für alarische Philologie. IX. 39
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594
St. Novakoviö,
and auch sonst hie und da verstümmelt. Hierauf führt Prof. Jagic
an, dass auch Bezsonov in Kaleki perehoiie an zwei Stellen
die Legende von Alexias, dem Mann Gottes, erwähnt. Eine Ab-
schrift der Legende schickte dem Bezsonov Kirill Andrejevic ans
Alt-Serbien and eine andere ein gewisser Marko Vttkovic. Alles
soeben angeführte kann man folgeodermassen zusammenfassen :
Der Gegenstand der Legende yon Alexius, dem Manne Gottes, ist
in den serbischen Gegenden an drei Orten als Volkslied aufgefunden
worden. Zuerst hat ihn Bezsonov in den Jahren 1860 — 1864 ge-
funden, als er ihm von Kirill Andrejevic und Marko Vukovic ge-
schickt wurde, und endlich in neuerer Zeit fand ihn F. Krauss in
Bosnien. Diesen letztern Text führt Prof. Jagiö in seinem Archiv
an der oben erwähnten Stelle an.
In der serbischen Literatur des Mittelalters ist diese Legende
sehr gut bekannt. Prof. Jagic* hat einen serbischen Text der Chlu-
dov'schen Sammlung (in der Beschreibung Andrej Popov's, S. 406)
aus dem XIV. Jahrhundert angegeben, der gleich zu sein scheint
mit einem noch aus dem XII. Jahrhundert stammenden Text, wel-
chen J. J. Srezn jevski in seinen CBeAiHi* h aairtTKH Nr. 31 mitge-
theilt hat. Mir sind drei Abschriften der Legende bekannt :
Eine leider unvollständige befindet sich in der Handschrift
Nr. 104 (nicht 134, wie es in meinen »Beispielen in Folge eines
Druckfehlers steht) der National-Bibliothek zu Belgrad, diese Hand-
schrift stammt bekanntlich aus dem XIV. Jahrhundert und zwar
aus der Mitte oder aus der ersten Hälfte desselben. Eine zweite
Abschrift steht in der Handschrift Nr. 34 der National-Bibliothek
zu Belgrad und eine dritte in der Handschrift Nr. 147 der Samm-
lung der serbischen gelehrten Gesellschaft. Diese beiden letztge-
nannten Handschriften sind junger als die Handschrift Nr. 104,
aber in allen befindet sich dieselbe Uebersetzung. Diesen Text
habe ich in den «Beispielen aus der alt- und serbisch -sloveni-
schen Sprache und Literatur« (Primjeri knjizevnosti i jezika staroga
i srpsko-slovenskoga) Belgrad 1877 auf S. 396 gedruckt. Als ich
jetzt diesen Text mit dem oben genannten von J. J. Sreznjevski in
seinen CBi/tf&nia h 3aMi>TKH herausgegebenen verglich , gelangte ich
zu der Ueberzeugung, dass der Text, welchen ich in dem erwähn-
ten Buche abgedruckt habe , eine andere Uebersetzung ist als der-
jenige bei J. J. Sreznjevski. Wenn nun der Text aus der Chludov'-
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üeber die Entstehung mancher Volkslieder. 595
sehen Sammlung (die Beschreibung A. Popov's habe ich nicht bei
der Hand, um mich davon zu überzeugen) wirklich mit demjenigen
bei J. J. Sreznjevski gleich ist, dann hat unsere mittelalterliche
Literatur zwei Uebersetzungen der Alexius-Legende. l)
Ist das die Quelle, welche die Volkssänger benutzt haben?
Es giebt in der Volkspoesie Gegenstände, von denen man mit
Bestimmtheit sagen kann, dass sie solchen Uebersetzungen von Le-
genden in unserer mittelalterlichen Literatur entnommen sind. In
diesem Falle liegt die Quelle der oben angeführten sogenannten
Nationaldichtungen der Alexiuslegende viel näher, sie befindet sich
in der gegenwärtigen, neuen serbischen Literatur.
Die neue serbische Literatur weist gleich im Anfange eine be-
sondere Art von Schriftstellern in Versen, um nicht zu sagen Dich-
tern , auf, welche in Versen eine Reihe von Schriften im Geiste
der Volkspoesie geschrieben haben, einfach religiös -idyllisch, in
der Form aber etwas mehr literarisch gehalten als es in den Volks-
liedern der Fall ist. Diese Reihe von Schriftstellern eröffnet mit
Ruhm der berühmte serbische Historiker Jov. Rajiö mit seinem Ge-
dichte »Eoh 3m&h ca opjoBH» (1791), in weichem er den damals ge-
rade beendeten Krieg Russlands und Oesterreichs mit der Türkei
(1788 — 1791) besingt. In derselben Form, nämlich in einer Art
von Dy stichen des volkstümlichen , zehnfüssigen Metrums, hat
auch Dositije einiges geschrieben. Dieselbe Richtung haben mit
grösstem Erfolge zwei Semliner eingeschlagen, der Buchbinder
Gavrilo Kovaceviö, welcher den serbischen Aufstand unter Kara-
gjorgje im Jahre 1804, die Niederlage der Serben bei Kosovo,
ferner Adelaide, die Alpenschäferin, und einige Legenden vom hl.
Sava, Daniel, Hieronimus besungen hat. Für den Zusammenhang
und die ursprüngliche Eingebung dieser Richtung ist es wichtig
hervorzuheben, dass derselbe Gavrilo Kovacevic im Jahre 1818
Kaciö neu herausgegeben hat. Dieselbe Form wandte auch Vic.
') Die Identität der Blavischen Kedaction dieser Legende nach der Chlo
doVschen Handschrift mit jener bei Sreznevskij wird vom Beschreiber derHanff
echrift, A. Popo*. ausdrücklich betont, «Herdings mit dem Zusatz »ho ecr*
jHTopecHu* paaiiovxeHU«. Dass der in der Chludov 'sehen Handschrift vorfind-
liehe al teerbische Text als Abschrift auf einer älteren vielleicht in bulgarischer
Beeension abgefassten Vorlage beruht, das beweist eine Bandbemerkung des
serbischen Abschreibers, welche A. Popov mitgetheilt hat. V. J.
39»
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596
St. Novakovid,
Kakic an in seinen Büchern : « JKepTaa ABpaaoBa h cofociAOBairie
rptinHHKa ci öoroMaTepiiot (die erste Ausgabe 1799, die weiteren
1811, 1833, 1835, 1863, nnd 1869 mit lateinischer Schrift — ans
dem Griechischen übersetzt); rflicHL HCTopnecKaa o wxrw cBHTaro
h npaseAiiaro AieKcia qcioBiKa öoxia» (die erste Ausgabe 1798, die
nächsten 1828, 1835); »TIyAeca Eoropo^iraHao (lauter legendarische
Erzählungen in Prosa, gedruckt in Venedig 1808 und in Belgrad
1837); »HcTopU o nocjeAHiire, pa3opeHia ceeTora rpajia Epycairaa
h o y3ehy KoHCTaHTimonoxHt (die erste Ausgabe davon 1801 in Ve-
nedig, die zweite 1854 in Belgrad) ; ijKjiTie
Eycraeifi ILiaiciAH h cBATaro CrrapiAOBa TyjOTBopnac (Budim 1 803) ;
»vKiiTie CBHTaro h npaBCAuaro Iocroa« (Venedig 1804); »jKarie rrpe-
noAOÖHaro CTeoaua nepBOB-feinianaro, Kpaifl cepÖcKaro, HapeqeHHaro
b-b Huoiri... CiMona, coTOHeHnoe cTixaMH b-l IüaÖiri, j*Ta 1791, hmh*
xe AonojHeno bt> MOHacTwp* $eHeK4, Ha3axTeBaiiieMeAeTU HnKiiiHwa,
apxiiiaHApiTa cTyAemrncaro, huh* «^enewaro « (Budim 1813). Das
welcher ausserdem noch viele, hauptsächlich theologische Schriften,
herausgegeben hat (v. »Serbische Bibliographie« von St. Novako-
vic und »Katalog der serbischen Nationalbibliothek in Belgrad III.
Serbische und kroatische Literatur«, Belgrad 1886, unter Rakic
Vik.) Denselben Gegenstand haben auch andere gepflegt. Eosta
Marinkoviö, ein serbischer Geistlicher aus Novi Sad, schrieb Fol-
gendes : D ILiaTL PaxujiH hah H3<5ieHie luaAeHneBT, na noBeatuie HpoAa
uapa IyAeäcKaro« (die erste Ausgabe in Budim 1808, die zweite in
Belgrad 1857). Milovan Vidakoviö hat mit seiner romantisch-idylli-
schen Prosa diese Schriftsteller abgelöst, indem er derselben lite-
rarischen Geschmacksrichtung eine andere, reichlichere Unter-
haltung bot ; es ist jedoch charakteristisch, dass auch er sein erstes
Werk » Ictop i ?i a npeKpacHoira Iwch*s« in derselben Weise geschrieben
hat. Dieses Werk ist in Budim das erste Mal im Jahre 1805 ge-
druckt worden und hierauf in den Jahren 1810, 1833, 1844 nnd
zuletzt 1868 mit lateinischer Schrift. Ein anderes Werk Vidakovic's
in derselben Art ist »Masah Tobiä« (Der junge Tobias) 1825.
Ich glaube, dass erst die Romane Vidakovic's diese poetisch-
legendarische Richtung aus der neuen serbischen Literatur ver-
drängt haben. Aus allem aber sieht man deutlich, dass diese Art,
die iegendarischen Stoffe literarisch zu behandeln, sich eine eigene
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üeber die Entstehung mancher Volkslieder. 597
Form der poetischen Darstellung in der Volkssprache geschaffen
hatte. Da diese Art der Literatur dem Geschmacke des Volkes
für das Romantisch -Idyllische und Religiöse Rechnung trug,
so eignete sich auch das letztere rasch und gern die literarischen
Erzeugnisse dieser Art an. Ueber den Gegenstand , von welchem
im , Anfange die Rede war, nämlich die Alexiuslegende von Vic .
Rakic, kann ich sogar aus dem Lehen erzählen. Das Büchlein
wurde sehr gern gelesen , auswendig gelernt und abgeschrieben.
Prof. Sv. Vuloviö besitzt eine Abschrift, die aus dem Jahre 1840
stammen soll. In einer bürgerlichen Kaufmannsfamilie in Belgrad,
in welcher der Unterzeichnete geheirathet hat, wurde dieses Ge-
dicht Rakiö's noch nach dem Jahre 1850 abends im Familienkreise
vorgelesen. Die ältere Schwester wusste die ganze Legende aus-
wendig und pflegte sie zu recitiren, während ihr die andern Fami-
lienmitglieder zuhörten. Auf diese Weise ging das Gedicht aus der
Literatur in das Volk über. Nur dass unsere heutigen Volksimpro-
visatoren nicht mehr so begabt und mächtig sind, als diejenigen der
früheren Jahrhunderte, und es nicht mehr verstehen, den Gegen-
stand ganz zu beherrschen und ihn selbstständig und gefallig in
die improvisatorische Form zu kleiden. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass alle drei Versionen, sowohl die von Krauss, welche
in diesem Archiv abgedruckt ist, als auch die beiden andern, um
welche Bezsonov und Sreznjevski wussten (der letztere gewiss
wiederum durch Bezsonov) , nur Versionen der versificirten Legende
von Viö. Rakiö sind.
Damit man sieht, auf welche Weise manchmal Volks-
lieder entstehen, (denn dergleichen geschah auch bei andern
Gegenständen und in andern Zeiten nur mit grösserem Erfolge,)
geben wir hier den Text Vic. Rakiö's vollständig und daneben
das Volkslied von Krauss. Wer diese beiden Texte miteinander
vergleicht, muss sogleich sehen, wie sie sich zu einander ver-
halten.
Am Ende des Liedes von Alexius, dem Manne Gottes, steht :
n. b. p. n;. 3. (npeßexe Bekchtih Faradn, napoxi nepKBe aeuyncKe) ,
dies ersieht man daraus , dass unter einer anderen versificirten Le-
gende »IlicHB c. b. My^enHUbi BapBapuc, welche in der Belgrader
Ausgabe vom Jahre 1835 neben dem Liede von Alexius gedruckt
ist, Folgendes steht: iIIpeBexe h cocraBH na crixoBe H3i Manea
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598
8t NovakoTiö,
BmceirriH Paraln,, Import maÖamdM «. In dieser Nachschrift giebt uns
Vic. Rakic selbst die Quelle an, die er benutzt hat. Im Drucke
haben wir nur die alte Orthographie durch die neue ersetzt, sonst
aber nichts geändert.
Vi6. Rah ii- , Verse. Kraufi's Gedicht.
y cTapoMe Phm y B&mcoMe
IIpn OnopHj' uecapy pHXCKOMe,
CjiaBaH 6oraT En*HMHjan öeme,
>Kena m y ce Arjaiua 3Bame.
MHore cxyre y ÄBopy öejay,
CBHjy, 3JiaT0 ua ce6n nomay.
Mmocthbh oooje cy Öhjh
H XpHCTjaHCKH ÄHBOT npOBOAlUH.
TpH Tpne3e CB&rAa cy hmjuih ,
CHpoTana ohh nocTan.ba.in .
Arjama HepoTKHaa oeme,
H oa cep/wa CBarAa y3AHcaine;
Eoine mhjih, aaj Ha* HacAe^HHica,
Hjh Khepiry, hjh je^Hor CHHKa.
Bor ce ckjohh H>HMa Ha npomeae
Te HcnyiiH ähobo »eaa&e.
Te poAHine oho Jiyimco wo,
KaKo ony ca netieca 3Be3Ay.
Kpcni H>era nana HnoKeHTHj
ÜMe aeary Hapere AjeKcnj.
KaA je A©Te Öhjo oa uiecT a>eTa,
AaAouie ra na kh.hi v Tor AeTa.
Ha «pHunco je kilhi-v H3y>rao,
H MyApocTH cßaKe AOKyrao.
KaAa AeTe 3a acenHAÖy 6eme,
PoAHTeAH AOßojKy My Tpaate
IIo cBeM Pmiy h Apyrn rpaAOBH,
Y XU ÖH HaiUJH nO H>HOBOj BO.bH.
Eor hm A&Ae, Ha^ouie ACßojicy,
AjeKcnjy no CBeaiy npnjiHKy,
Becc^e cy bcihko *ihhhjh,
Cßy rocnoAy Ha CBaAÖy ca3Bajra.
KaA je öhjio Bpesie o Be?epn,
MjiaAenne cy y aoÄHHiry cbojh.
U starome Ridu yelikome
a u Ridu Jefimija kralje.
ftena mu se Jaglajida zrase.
Svilu i zlato na sebi nosahu
a od srca porod ne imahu.
U Boga su mladi zaprosili :
Daj nam, Boie, ispuni zeljenje,
daji nama jednog nasljednika.
nasljednika iedno cedo ludo,
cedo ludo, au musku glavu.
Bog im dade jedno cedo ludo,
cedo ludo, ali musku glavu.
pa i njima ispuni ieljenje.
Doveaose i popa i kuma,
pokrstise, ime nadjedose,
nadjedose ime Aleksije.
Vise cedo od godine dana
nego drugo od dvije godine
Kad mu bilo dvanaest godina,
odose mu traiiti djevojku
po gradoyma i svjema polankam
Nadjose mu lijepu tfjevojkn.
Aleksiji posvema priliku,
pilav bio puna tri mjeseca
Ondar vakat od rastanka bilo,
a mladence svede na odaju.
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üeber die Entstehung mancher Volkslieder.
599
AjeKCHje cKHAe npcTen noaxaheHH
M omaca nojac naiaiheHH.
IIa oh A&Ae CBoJoj aapyroHUH :
xIy ßaj tu to, Moj a AyooBHHne !
C EoroM ocTaj b Bor Övähc tooom,
^ok c' HCiryHH 6oxj a BOAa ca mhom I
IIa oh o*e y Apyry KOMopy,
Onpajba ce nyTOBaT' no Mopy.
IIa oh c&iau 6oraTe a^mie.
Te o6jaun imuiTexne a^Biie.
Ha nyT yse oh cooh HOBana,
K' Mopy Hje, aok je TaMna Hohna.
JHo^e k Mopy, ce*e y rajHjy,
0ab636 ce y JlaoAHKHjy.
Oh ce Kpemto cbomo TBopny mojh;
#a CBe övag no B>erOBoj boa>k.
KaAa AOHe rpa^y üaoAHKij
Oac cyBBH k MeconoTaMHje,
Y MaHacTHp EAecKora rpaAa,
Äa koa H>era nocTHroecKH cTpaAa.
0ha6 öeuie Mapaaia XpncTOBa,
HepynoTBopHor oopa3a Cnacoßa.
Cbo yTBapn y MaHacTHp aw,
HIto y HOBuy, CHpOTaM pa3AW.
CaM ce OHAe npocHjaK yroni,
Te oj nponnte ceöe ohao pam.
OcyinH ce oa Bexaica nocra,
Cbmo kocth h Koata kj ocTa.
Km y jyrpy oeo Aan ocßany,
OAe Majna MÄAßfiWßn nopaHO.
Aj' HOBjecra y jioxhhqh ruaqe,
3a xeHHKOü oa cepna jayqe.
V36yHH ce no njejioMe ÄBopy,
H no Aßopy h no CBeicy Prary.
EB*HBTHjan um j>e Ha cbo CTpaHe,
CiaTKO toao no cBeTy Aa Tpaae.
Kad je noci polovina bilo,
Aleksiji spavaf se ne more,
vec od zemlje na noge skocio,
a otpaaa pojas nakiceni,
a od skide prsten pozlaceni,
pa ih dava svojoj zarucnici :
Naj to tebi, moja zarucnice,
pa se nadaj suncu i mjesecu,
meni nikad za Zivota svoga.
Pa on skide bogate haljine
a nistatne obuce kaljine,
a za sebe nakupi novaca,
podje poljem dole niz jaliju,
moru dodje, sjede u galiju.
Od neba je puknula fartana,
isturi ga ka Kiliku gradu. l)
Kad n jutro jntro osvanulo,
uranio Jefimije kralje,
da mladjence vidi na odaji.
Kad tu sjedi lijepa djevojka
mlada cnra na noge skocila,
babu kralju poljubila rnkn.
i) Die Stadt »Kilik« und die »Frtana« werden im Original etwas später
erwähnt. Der Volkssänger hat hier den Faden der Erzählung etwas verwirrt
Motiv zu früh zur Sprache gebracht.
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600
8t. Novakoviö,
Hain My ce aaTBopa y cooy,
ßa npoBOAH oHÄe CBojy »noy.
Hehy , peqe, H3hKh o^aBAe,
BeK ja jahy obah Moje jaie.
Ü,ok He vyjex 3a Mor cjancor cmia.
H H>eroBa cjiaTKora HMeHa.
HeBjecTa ce 3aTBopH y Apyry,
£a Tyryje h moah ce Bory.
rp.iHUu caai ja ja^Ha noAoöua,
Heßeee.ia, Tyauia, h xajocTna,
ÜTima ona KaA H3ry6H Apyra,
Ona H*e oa Jryra ao xyra.
Ca ApseTa ao CHH»a KaMena
üpeöiga ce necpehiuma OHa.
Ha cße CTpaHe nmi>e poAHTej>y,
ßa 6h iry Bor HcnyuHo Äe.by.
üocjaHHUH y E*ec cy aoihah,
AjieKcnja y E*ecy HaniJH,
MiuocTHH>y H3 pyicy My i;un.
Ajh HHcy ÖjaaceHor no3najiH.
A CB6TH je ciyre normanao,
MiLiocTHH.y oa carry npiiMao.
Oa cepua je Bory saxBa&Hß'o
UTro j' oACBojH MHJfocTHH,y npmi'o.
CeAaMHaecT TaMO AeTa deine.
Kao CHpoTa ohao yxHBaiue.
Bor npoaiaBH aera y E*ecy,
Iloqe TiHHHT oh TaMO qyAcca,
OÖjaBH ra casia BjaAJnnma,
MaTH 6o»ja, tfaui BoropoAHHa.
^yAeca je MJiora Ty tohho,
BojecTHHKe Mjore ycuejrao.
üoieine ra BeK ayah cjiaBHTH,
Oh HaMHara OAaHAe othth .
£a H36erae oh oa AyACKe waue.
y E*ecy BHUie ce ne jani.
Beh HaMHCJH htm k Kjlihkhjh,
H oh no^e MopeM Ha rajujH.
TIpoTHB nyry cjuhh BjeTap Ayny
Eoxja BOJ>a noAHxe *pTyHy,
Te He AaAe k KniHKHjH hth,
Behe y Phm rainjy npesTH.
Ka&e k PHMy rainja Beh Aobe,
AjencHje k CBOMe ABopy no$e.
Pitao je Jefimija kralju :
kamo tebi, lyepa djevojko,
kamo tebi Aleksija sine?
Kralje babo ocinjeg mi vida,
kad je noci polovina bila,
otiso je glavom po ß?yetu,
kako medna cela po cvijeta.
Trazi njega Jefimya kralje
po gradovma i svj ema palankam,
nikako ga naci ne mogase.
Kraljske singe ka Kiliku dosle.
Aleksiju tu bu nalazile ;
iz rnku mu leturgija daja.
ali njega poznaf ne mogaju.
Aleksija kazat' se ne scaie.
Tu je bio sedamnaes godina,
postio je sedamnes godina,
sjem boiica u godini dana.
Pocese ga poznavati ijudi
i njegovoj pristupati ruci.
Stid biiase Aleksija sina.
Aleksija na noge skocio,
pa uzeo vatrena vapora,
pa poseta morem 1
Tako njemu Bog i sreca dade,
puknula je od neba fortuna,
lsturi ga Ridu bijelome.
Progovara Aleksije sine:
Neka, neka, milom Bogu fala,
Kad ja dodjoh roditelju
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Ueber die Entstehung mancher Volkslieder. 60 1
BOJHM CB0M6 pOXHT6J»y HTH,
Hero ApyroM Ha AoeaAH (Seth.
HacpeA rpa^a poAHTe^a Ha^e,
IIoKJia&aT' ce oh npeA aine no^e.
Moahm th ce, muH rocnOAHHe,
IIpHMH Mene th, y ooxje Hxe,
^a npefjyAeM yxpaj ABopa TBora
Kao cHpoTa, xoja homh CBora,
Ako Kora th Ha CTpaHH main,
ßa th Bor Aa, Aa ra CKopo bhahdx
KaA cacjynia pera poAHTej>y,
Oh cyaaiia nojiHBame 3eMAy«
IIa ojBeae CHporany OHy,
IIa My AP oh coömry jeAHy,
JeAnoM peqe oa cxyry »eroBMX :
Th a& cjyxjnii cHpoTHiry ony.
CßaKH Aan My oh imiAe oa jeza,
AjeKCHjy HHje Ha to ate^a,
Beh oh nocTH cae ao TaBHe Hohn
CyB xj>e6 jeAe oh y canoj HohH.
ilaTep CBOjy oh rjieAH na ncHuep,
H HeBjecTy c MaTepoM Tanofyep,
I?ah Kyxajy KaHO KyicaBime,
IIpHBHjay KaHO jacTaBHue .
Oh ce Bory mo.ih nenpecTanne ,
J1& r yKpjenH npeTpnHT' ao KOHua.
Pa izidje nz bijelu kulu,
pa tu oadje roditelja ßvoga,
roditelja Jeftimij u kralj a :
Molim ti se, slavan gospodare,
imadeS Ii kakvu odajicu,
da prebivam ja kod tebe, kaie,
ko sirota bez nid je nikoga.
D'ako Bog da i sveta nedüja,
ako koga na Storni imades,
da ga brie vidis u odiaku.
Jeftimiji suze potekose,
atacu mu se niz bijelo lice
kano biser niz bijelu svilu.
Progovara Jefimije kralje:
— 0 siroto bez nidje nikoga,
ja imadem l'jepu odajicu,
radi Boga i onog syijeta
i za zdravlje Aleksija sina
koji mi je negdje n sviietu;
Aleksije 8 njime besjedjase,
ali mu se kazatf ne htijase.
I dade mu l'jepu odajicu,
na odaji dvje sluskinje mlade,
da mu izmet eine na odaji.
Taico ähbh ceAaMHaecT jeTa,
PoAHTeA>eM He A&A6 OTßjeTa.
Cryre H>eMy iraoro Aocafyyjy,
Ha rjaßy iry cbo noiraje .rajy.
Cße oh Tprin, rhkom ce He TyxH,
Be!)e KpjeriKO BHnraeMEory cjyxn.
ITo iijexy noh Ha mojhtbh ctoJh,
Ü3 cßercepAua BHinaeMEory nojn.
KaA ce aene itphÖ.thxhao Bpeue,
Aa ocTaBH oh TjejiecHO öpeMe,
Bor je H>eMy narrpeA oÖ3HaHHO,
IT na Heöo nyx My oojaBHO.
Oh oa cjyre aaHCKa xapTHje.
ßa Hanrnne oh CBoje atHTHje,
H o«3HanH CBOMe poAHTcy,
H Ha KOHny HcnyHH My ate^y,
H oa H>era Hurre onpomTease
3a aeroBO mbjo norpemeae.
Tu je bio dvanaest godina.
Kad je bilo dvanaest godina,
ondar im se prestavio sine.
Od odaje vrata zatyorena.
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602
8t. Novakovfc,
Ilana 6eme c HapOAOM y itokbh, Bai u j utro na vaskrsenije
Y ABanaecT anocTOji xopyrra, uranio Jefimija kralje.
r.iac hm Ao\)e vynaH ira oxrapa, Kad se sluü letnrgija ßlama,
063HaH>yjyh Tor Eoxajer Aapa. a dok nesto iz oltara viknn :
»Oah k MeiiH, cjaBHH yroAHine, — Jeftimija, slavan goapodare.
H BeiHKH phmokh cujeTHJiHHMo ! « ü potraii jednog blagodata,
H Äpyni nac oa ojTapa Ao^e : pones'te ga u bijelu crkvu.
»CaAHafie6o»iejoBjeK6omjHno^e.t Jeftimija singe opremio,
Uap h nana no cbom Pimy Tpaxe, one traie po c'jelome caretvu.
Ha cbo cTpaHe onpaanme cTpaxe. nikako ga naci ne mogahn.
KaA je 6bjo wTBpTaK y boto, Opet singe crkvi dolazahn,
CaB ceHapoAK cBeToj itoicbm cTeqe. opet netto iz oltara viknu
Te cTaAome cßy hob na äAjemije, — Jeftimya, slavan gospadaru.
Äa hm TocnoA to itvao oTKpHje. ti potraii n tvojih dvorovüi,
KaA je öhao y neTaK y jyTpy. ti potraü dobra blagodata,
rjac oejame y ito'kbh ynyTpa: pones'te ga n bijelu crkvn.
Tpax'Te Öoacjer ^ejonjena y AOMy
EB<t>HMIljaHy MHHHCTpy pHMCKOMy.
IJap KaA to vy, h nana My peie :
3a iiito Taxo th mhhhui, qoBe*ie,
Te He Kaxem Hana th oAaBHO,
TU BHAHMO vyAO 6oix>AaHO.
EB^HMHjaH thxo OAroBapa,
oh HCMa TaKOBora Aapa.
Cbh 3ajeAHO H3 upkbo no^ome,
H ao ABopa aeroßa Ao^ome. Narod otle na noge skocio,
EB<t»HMHjan 3anHTyje cjryre, «to ti ih u kraljske dvorove,
3naAy a' ohh Tor mcV aiDiaApyra. i dvorove tvoje protraiiae
JeAan oa h>h noqe Ka3HBaTH, Nadjose onn odajicu,
AjeKcnja Ajeja oTKpHBani, a n niojzi jedna sirotica.
IIIto oa cjyry oh npeTpiiHBanie, nikome se otvoriti nece.
Kano je oh tbpao ce nocTHo, Kad nastupi Jefimija kra^e,
H no cßy Höh Bory ce moaho. sama mu se vrata otvorise
KaA cacxyma pera Eü^HMiijan, Tu je svetac Aleksije sine
K ÄAeKCHjy oh oTHAe jeAan, U rnci mu sitnoje ätije.
Ha^e n>era Ha KpeBeTy MpTBa,
Ha mry My 6eia cTojH Kpna.
Tp»e Kpny, h OTicpH My Anne,
3acnja ce coÖa Kao cynne.
Y AecHHUH apngy Apsame, Svak prifaca sitnoje ütije,
£B«HMHjaH Aa je ygmc harne. nece im se otvoriti ruka.
*H>eMy cboth apTHjy He nycTH, Dok nastupi Jeftimija kralje,
Beh H3H^e Ha no*>e 6c3 cbocth. sama mn se otvorila ruka.
Kaaa napy h nanu bgjhkom, On prifaca sitnoje zitije.
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üeber die Entstehung mancher Volkslieder.
603
Y^e k aeiry nana ca necapoM.
Uap h nana k Horana na^ome,
YroAHHKa h Bora Moxniiie,
IlaK noBHKa nana ca cy3ana:
YroÄHjrae, nocjyuiaj iiac caao,
H noAaj Hau ro pyne apnrjy,
Äa c' paayMOMO y tbomo XHTBjy.
To H3pe^e, nponie&e nojryra,
Ctmo wraT* HapoAy y ora.
K&a pa3yine EB+mrajaH vre&e,
Tawa pASApe na ceön aAirae,
IIa oh na^e CBeTOMy Ha mohith,
CeÖH ohe Aa raÖHje om
CjaTKH CHHG, II1TO CH yTIHHH0,
Th ch Moje cpwe pacnenno.
CeAaxHaecT ibeTa CHpoTyjem,
IIIto 6' Ba^ajo Aa th rocnojyjem.
CeAaMHaecT na cTpaHH Aajeico.
TpHjecT h qeTHpH, TyAO je bcjhko.
Ja Te Tpasmi no nj&iOMe cßjeTy,
A th CTpa^am koa Mene y KJery.
lUra 3HaM caAa ja, hoao, hovoth,
ILiaKaTH jh, üji ce b6C6jhth.
jXnoje mh ce caAa AOrOAHXO,
Fopna s&iocT h TyxHO Bece^e.
CaA Te na^o, caA Te h H3ry6H,
JKaiocT mh ce obäo ycyryön.
KaA je vyzfk xaiocTHima Majica,
^a je nanua CBor pofyeHor CHHKa,
Ohh Tp^m y coöy 6e3 Ayme,
Chh& CBora in Aaieica 3Bauie :
Cime mh.ih, AjeKCHje toao,
KaKBO AaHac MajKy nahe qyAO !
Oa HapoAa ne Moxe Aa Aoi>e,
IIa k napOAy tobophth no^e :
O HapoAe, Öpaho noja Apara,
OACTynHTe bh oa siora ÖJiara,
Äa ra bhah MajKa KyKaBima,
C-iaTKO qeAo jaAHa iiecpeTiraua.
K aeMy HAe, BAacH CBoje Tp3a,
IIpcH ÖHje, k ciray HAe 6p30.
KaAa Ao^e, Ha npcn My naAa,
Mblih Boxe, roaeMora jaAa !
Pa kad vidje sto mu knjiga kaie,
on ovako zadje besjediti :
0 na rode, moja braco draga,
dva sn mi se dobra pridesila,
pridesila u odiaku mome ;
da bi pjev o, pjevati ne mogu,
da bi plak'o, plakati ne mogu,
vidi moga Aleksiju Bina!
To zacala ostarjela majka :
Propustite mene starn majku,
da ja vidim blagodata svoga.
Propustio narod starn majku,
Ona vidje Aleksija sina.
Krajem njega pade na zem^icu,
Kako pade, nigdar se ne diie.
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604 St. Novakovic, üeber die Entstehung mancher Volkslieder.
3a vbom» n*e xaiocTHa neBecTa.
Hhtko Taxa 6e3 cy3a He ocra.
Ka* aanoqe HeBecra iuaKaTH.
Tenncy ataiocr oejaine rjewni :
AjeKcnje, mhjh rocnoÄHHe,
3a uito TaKO y 4hhh o* Mene?
^eBojqaHCTBO HHcajf ocTaB&ia,
VjoBjma oä iaca nocraia.
KaK oj n.iaTa khbot Hsramiraje,
Uap h Ilana upKBH ra noHeuie.
Oä Hapoja ne Mory hh nohn
A KÄMO JH CBBTOj ITOKBH JOnH.
Uap hm peqe HOBue npocnnaTH.
Ha b>h nehe hhtko hh me^ani.
Ooeha hm nape äPäbth ra
JIok He 6yiy cbh n&iHBaTH ra,
Te je mojto h apo & ycTynno,
Cbctom Tjejy iryr ee y^HHiio.
^oh eine ra y iqpKBy caoopHy,
/XonycTHiue CBHMa, 6e3a3opHO.
TIok.iohht' ee, naK h uejiiuaTH,
Hcujejeibe CBaKH AOOHBaTH.
^yaeca ce MHora yranHiiie,
Eojeciunm MJiorH hc ojemine
Pomh xoje. a H>eMH roBope,
TxyBH Tyjy, a CAeira nejajy.
AjeKCHje, öoacjn yro^HH~qe.
Mojh Bora 3a nac, npaBejHHie !
Belgrad.
Zacula mn vjerenica ljuba :
0 narode, moja braco draga,
otstupite, da ja prodjem tamo,
da ja vidim blagodata svoga.
Pa i nju su mlada propascali.
A besjedi vjerena ljubovca:
Jadna ti sam sinja kukavica,
(ricaaatiosta'udovica!
Dok je narod mlogi navalio,
zavikao Jefimija kra\je :
— Otstopite. ako Boga znate,
da nosimo u bijela crkvu .
Ali narod otstapiti nece.
On prosipa gotovinu blago,
ne bi Ii se narod rastapio,
a da Dosi onog blagodata
Aleksiju u bijela crkvu.
AI' so narod otstapiti nece.
AI' zavika Jefimije kralje :
— A vi ajte u preb'jeln crkvn,
mnleta je za nediljn dana,
pa cjelnjte sveta blagodata :
ondar cemo u crkvn nositi.
Ondar mu se narod rastupio.
Odnijese do bijele crkve.
Tu mnleta za nediljn dana,
cielivase sveta blagodata.
Lnidjose n prcb'jela crkvn,
Kako tade, tako i danaske,
1 danas je u tojeloj crkvi.
St. Novakovü.
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■
Ueber die Localendungen -6 und -u der und o-Stämme
im Altböhmischen.
Von der ursprünglichen Endung -h der harten i- und o-
Stämme sind später die sla vischen Sprachen entweder ganz oder
nur t heil weise abgegangen, indem sie die Endung -u bevorzugten.
Dieses spätere -u kann in den meisten Fällen als identisch mit der
Localendung der u-Stämme angesehen werden; dass es aber nicht
immer angeht, dieses u nur ausschliesslich so zu erklären, werden
wir aus der Sprache der altböhmischen Denkmale ersehen.
Das Altsloyenische hatte 6 : boze, sele. Das Neuslovenische
hat zumeist u: robu, konju ; sein, polju. Hier haben also auch die
weichen Substantiva u. Ebenso im Serbischen: robu, konju; sein,
polju. Im Klein russischen neben parii, kony ; seli, poly auch eoio-
viku, vrahu und ucbu etc. Im Russischen neben rabe, konS, sele,
pole auch na verchu, vb kraju etc. Im Polnischen kommt neben
chlopie auch krölu und neben dziele auch polu vor : ausserdem noch
andere Substantive mit u. Aehnliches haben wir auch im Ober- und
Niederserbischen.
Im Böhmischen haben wir nun bei den harten und o-Stäm-
men ebenfalls neben der Endung e (e) auch die u- Endung. Die
letztere tritt in bestimmten, in den Grammatiken angegebenen
Fällen, im grossen Ganzen sehr häufig, jedoch nicht immer in be-
stimmten Fällen noth wendig, auf. Dass dem einmal nicht so war,
werden wir aus den altböhmischen Denkmalen ersehen.
Ueberraschend gross ist verbältnissmässig die Anzahl der
Locale auf u schon im fcGloss. Man hat hier: r blesketu Cant.
Hab. V. 11 (fcWittb. ebenso); v Cedaru Ps. 119 V. 5 (dasselbe
im iWittb.); v hluku 117, 27 (iWittb. hier v hlasu): v hnusu
Cant. Deut. V. 5. Ebenso fcWittb. : zi-iecku (na krallkovi i
zHecku) 90, 13; tm sboru 105, 17 (ebenso fcWittb.); v... 110. 1
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W. Vondrik,
(£ Wittb. ve sboru) ; u vxniku (statt v usniku) 77, 13. Ferner ge-
hört hieher noch: Füihtinu (st. -mu) Cant. Moys. 14 (i Wittb. n
Filistimu) . Dagegen haben wir in v skrytu burnem (in der Hand-
schrift wfkiritu) 80, 8 keinen Local auf u von einem harten
Stamme vor uns, vielmehr ist es eine unrichtige Transcription des
ungenauen Originals, welches hier mit v skrytiu (skrytju) wieder-
gegeben werden sollte. Dafür spricht der Umstand, dass wir im
iPod. v skryti und im fcTruh. v skrytiu Ps. 138, 15 haben. Im
£ Wittb. ist demnach wfiritu ebenfalls als skrytiu aufzufassen.
Aehnüche ungenaue Schreibweisen haben wir ja viele sowohl im
iGloss., als auch im t Wittb.
Auf e endigen hier nur fünf Locale: u bubne 149, 3 (ebenso
t Wittb. und fcKL); upf-ievale 71, 6 (ebenso Wittb.); po chlebe
(in der Handschrift chlebe) Cant. An. V. 5 (i Wittb. ebenfalls];
na üwiii 118, 148 (wie auch im t Wittb. und ftKlem). Ausserdem
gehört hieher wohl auch v Endofo 82, 11, weil im latein. Text in
endor steht. Dasselbe hat auch t Wittb.
Die älteren Localformen auf e sind hier demnach entschieden
in der Minorität. Eine Localform hat hier auch ovi: kralikovi
90, 13.
Was nun die Localformen der o- Stämme anbelangt, so fin-
det sich schon hier ebenfalls eine Form auf u : o svedecstvu (in der
Handschr. fwiedeczftw, w hier statt vu, wie auch sonst) 118, 152.
Hier will ich nun gleich von Localen wie mdaiecu, licu etc.
sprechen. Wir finden nämlich solche Locale in allen grösseren tuid
zumeist auch in den kleineren Denkmalen vom XM. Jahrhundert
an bis in die zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts. Gebauer hat
in seiner Abhandlung »Ueber die weichen a-, o- und u-Silben im
Altböhmischen» (Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie d. Wissen-
schaften in Wien, 1879 S. 299 — 354) diese Localformen nicht unter
jene Fälle eingereiht, wo das u oder ju statt eines zu erwartenden
i (1) steht, und die er S. 348 sub l anfuhrt. Vielmehr hat er S. 348
den Local der j -l- Stämme dem Dat. derselben gleichgestellt, ebenso
auch S. 317 bei den jo-Stämmen und schliesslich S. 318 bei den
§ ijo-Stämmen. Allerdings bildet den Hauptgegenstand dieser Ab-
handlung die Frage, welche Geltung das dem u in diesen Fällen
vorhergehende j (y) habe. Wir müssen unbedingt das in diesen
Formen auftretende u, wenn wir die anderen sla vi sehen Sprachen
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Ueber die Localendnngen -8 und -u der und o-Stämme etc. 607
und namentlich das Altsloveuische berücksichtigen, als unorganisch
ansehen, da es ursprünglich nicht vorhanden war nnd da vod i zu u
wohl im Altböhmischen kein lautlicher Weg führt. Unter den weiter
unten folgenden Formen wird es mehrere geben , die schon von
Gebauer S. 316 — 318 citirt werden. Doch beschränken sich die-
selben nur auf 2Gloss., ApD., Ap§., Alx., Mast, und auf die
Judaslegende; ich habe auch noch andere zumeist aus der zweiten
Hälfte des XIII. und aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts stam-
mende Denkmale, die seither bekannt wurden, mit in Rechnung
gezogen. Von den Localen nun, um die es sich handelt, kommen
imiGloss. folgende vor: v tancu Ps. 150 V. 4; t> hzicu Joh.
bapt. V. 4 (das Wort joxhuc, lectulus wird auch in Miklosich's
Lexicon ans einer bulg. Quelle citirt); u vyitiu (wiftu) Ps. 143
V. 13; 104, 38; v jednomysliu 54, 15; v opraveniu (u opro-
wanyu) 118, 7; pokoleniu 144, 13; na poVu 77, 43; c roztire-
niu (wrofirzenyu) 118, 45; na skonceniu (fköcienn) 139, 12;
v ikrytiu (fkiritu) 80, 8; ve animaniu (fnimanyu) 101, 23; v uH-
neniu 91, 5; ustdvaniu 141, 4; v staveniu (ftauenu) 43, 18. Wie
man ersehen kann, wurde häufig in den angeführten Beispielen
die Erweichung vor der u- Endung un bezeichnet gelassen oder,
wenn man will, der auslautende Diphthong nicht angedeutet- Das-
selbe bemerken wir auch im Dat. Sg. z. B. kzabitu (= zabitiu) 43, 22 ;
ku pofluchanu 102, 20; ku poyhrauanu 103, 26 etc. neben k fwa-
zanyu 149, 8; chwalenyu 118, 62 etc. Dagegen findet man den
Nom., Acc. und Gen. Sg. solcher Wörter in der Regel mit ie ge-
schrieben: fazenie 143, 12; flanie 77, 49; fedienie 138, 2; fbozie
77, 48 u. s. w. gegen napite Joh. bapt. V. 6 und natürlich auch
nafile 102, 6 und ufile 77, 51 etc.
Die erwähnten Locale sind im iGloss. fast ausschliesslich im
Gebrauche, so dass man den regelrechten Local v bezuodi 77, 17
(auch fcWittb. ubezwody) eigentlich als eine Ausnahme ansehen
muss. V zabreidenie 138, 9 ist der Acc. statt des Locals (diluculo).
So auch im iWittb. 138, 9 und 56, 9. Aber auch in den anderen
Denkmalen aus dieser Zeit finden wir ähnliche Formen ; so z. B. in
den &ipy z Toulce sv. Boiiaventury (einem Münchener Fragment
im ÖÖMus. 1879, 576 — 580): na nebu Fol. 12b; o fpa-
senu Fol. 24a; toe bdienu Fol. 25 b; na fyrdcu Fol. 56a neben
v piti Fol. 25b. Auch hier sind ähnliche Substantiva in den ent-
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608
W. Vondrik,
sprechenden Fällen immer mit -ie oder -ye gesehrieben, ausge-
nommen wieder, wie auch in anderen Denkmalen, utyle Fol. 30b
nnd F. 72 a.
In der Legende ApD.: prsi nepocogiu b 16, ja sogar auch
prsi hlupcm zxciersiu a V. 18 reimt mit wiersiu. Im zweiten
Bruchstücke ApS . : r celovanu 3 V. 1 9 ; na krxzu 6, 4 (reimt mit
blizju) ; po Heu 6, 16 und dasselbe 6, 18 (reimt mit tscieju). In
den Opa tovicer Glossen (ÖCMus. 1880, 114 — 118) sind nur drei
Locale vorhanden , welche folgende Schreibweisen aufweisen : toe
cr/ceni (- krsceni) 152a, 18; torojüdenßui 153b, 1 (dieses
soll eine schlechte Wiedergabe des Textes sein, Gebauer meint,
dass hier etwa rozsrdenstvi, wörtlich für das lateinische discordia,
zu lesen sei; Athenaeum III 389 Anm.) und w cloutve (= v kra-
lovstvie) 154 a, 5. Die letztere Form könnte zwar auch als der Local
von kräl ovs tvo gelten, also als kralovstvö (krälovstvo kommt häufig
vor z. B. in den §ipy z T. bv. Bon. Fol. 91a, Anselm (ÖÖMus. 1880,
349) und in der Alx. V. 949 etc., überhaupt ist im Altböhmischen
in solchen Fällen grosses Schwanken bemerkbar, dasselbe Wort
endet auf o und ie); — doch kommt hier aber auch im Nominativ
cralou/tue 152 a, 19 vor. In diesem Denkmale haben wir dem-
nach noch keine solche Form auf -u. Es hat Uberhaupt manche
Eigentümlichkeiten , die auf ein höheres Alter sch Ii essen lassen.
So macht es z.B. von der Erweichung bis auf einen vereinzelten
Fall noch keine Anwendung ; ebenso wird hier e und ie als e ge-
schrieben und dass wir den Local krsceni für älter halten müssen
als krsceniu, leuchtet wohl ein.
Die erwähnte Local form gewinnt um so mehr an Interesse, als
wir in den Glossen zu den Dialogen des heiligen Gregorius aus dem
Ende des XI. oder Anfang des XII. Jahrhunderts ähnlichen For-
men begegnen. Es finden sich nämlich hier ÖCMus. 1878, 545 bis
557) folgende drei scheinbare Locale: umezicafe (perintervallatem-
poris) 648 ; v poznane in cognitione 555 und u rozlozene (in exposi-
tione) 556 Z. 25. Es geht hier schwer an, anzunehmen, dass wir es
hier mit regelrechten Loealformen zu thun haben, denn es muss die
Thatsache berücksichtigt werden, dass wir in anderen Denkmalen
zumeist die regelrechten auf i, oder solche auf u auslautende, also
analogisch gebildete Loealformen, neben welchen Formen wie v
rozloiene um diese Zeit nicht bestehen können, vorfinden. Auch in
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Ueber die Localendungen -fe und -u der und o-Stämme etc. 609
dem Liede Slovo do sveta stvoHtm (ÖÖMus. 1878 S. 293) aas dem
XIII. Jahrh. findet sich ein ganz regelrechter Local: v boftui. Ich
glaube demnach, dass wir es hier in allen drei Fällen mit der Prä-
position v(u; und dem nachfolgenden Accusativ zu than haben nnd
dass es demnach keine Localformen sind. Die Präposition v mit
dem Accusativ tritt nämlich oft dort auf im Altböhmischen, wo wir
den Local erwarten würden oder wo, wenn es sich nm eine Ueber-
setzung handelt, im Original derselbe steht. So z. B. im i Wittb. :
v löno in sinn 78, 12; n meru in mensura 79, 6 (anch im iGloss.);
u bezvodie in solitudine 77, 40 v zabrezdenie 138, 9 nnd 56, 9; vgl.
anch y zof e 45, 6 (in Miklosich's Lexicon : n% sopo in dilncnlo, wie
hier).' Wahrscheinlich gehört hieher anch v temnicn (in carcere) im
Münchener Cisiojanus (ÖÖMus. 1853, 418).
Anch von v kralovstve in den Op. Glossen kann dasselbe
gelten. Es werden ja in beiden Denkmalen der Nominativ und Acc.
Sg. dieser Wörter mit blossem e geschrieben z. B. in den Op.
Glossen ponuchene (- admonitionem) 151 b 16; hier auch der Gen.
so geschrieben: preluzene (sine fraude) 152a 10; bez preftauane
(sine cessatione) 153 a 2. Ebenso auch in den Gregoriasglossen:
na zauracene (= ad perversitatem) 555 ; nal'te (aditum) 548 etc. Die
betreffenden Genitivformen kommen hier noch ohne Umlaut vor
Anders kann man schwerlich diese Formen erklären und wollte
man sie dennoch als Locale gelten lassen , so mttsste man anneh-
men, dass es damals schon einen Dialect gegeben hätte, in welchem
das ie der angeführten Substantiva schon in i zusammengezogen
war, dass man aber dennoch, einer älteren ungenauen Schreib-
weise folgend, noch das e schrieb und dass dieses e sich dann auch
in Folge einer falschen Analogie im Local geltend gemacht hätte.
Diese Annahme kann wohl nur einen geringeren Grad von Wahr-
scheinlichkeit beanspruchen.
In dem Fragmente der Dialoge Mariae mit Anselm
(6ÖMus. 1880, 347—353) Bind überhaupt keine Localformen,. die
hier in Betracht kommen, enthalten.
In dem Bruchstücke eines gereimten Marienlebens (CCMus.
1879, 118 — 120) sind zwei Locale. w yunoffztwie V '. 14 und
w powietrsie V. 55, die wie jene in den Gregoriusglossen zu be-
nrtheilen sind. Das auslautende ie ist hier nicht etwa eine graphi-
sche Darstellung des langen t, da dies hier immer pis t geschrieben
Archiv für nUvische Philologie. H. 40
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610
W. Vondrik,
wird z. B. gims (- jimz) V. 8 und 10; zzedi (= sedi) 41 und Aehn-
1 ich es etwa sechsmal. Freilich muss hier auffallen, dass nach
v povetüe gleich im nächsten Verse t> skahvjch brziech, also ein
Local vorkommt. Man kann es etwa so deuten, dass bei den
Neutris auf ie der Aceusativ statt des Locals aus lautlichen Grün-
den eher eintreten konnte, indem vielleicht damals schon der Un-
terschied zwischen dem ie des Nominativ etc. und dem t des Locals
in der Aussprache kein bedeutender war.
In der AlxH. dagegen finden sich schon wiederum hieher ge-
hörende Formen : poprzirozenyu V. 204 ; w sirdezu 298 ; (. . r pjolu 354
reimt mit koly 353 (derselbe Reim kommt auch in der A 1 x V. : v polyn
2315 mit koly 2314 vor) und prz(imiezi)eczu 465 (reimt mit dem Dativ
svieci 466; . Neben diesen Localen kommen hier auch regelmassige
Formen vor: kameny84 reimt mit znameny 85 ; odienyl24 (imR.);
v milozirdy 206 etc. Auch in der AlxB. : boyu 148; w. . .ztrße-
leny(u) 46. Hier ist das u ausradirt wie auch z. B. im Dativ kralin
V. 97; 122 und in mehreren Fällen. In anderen blieb es dagegen
z. B. zimiu 135; zboziu 205. Die regelrechten Locale sind hier
häufiger: na hnany reimt mit wczekczowany 43, posfzety (= scesti)
80 (im R.) etc. In der AlxBM. kommt nur ein hier in Betracht
kommender Local vor und lautet tc . . . lieziu 32S, reimt mit dem
Dativ dyedycziu 327. In den anderen kleineren Fragmenten Alx§.
und AlxM. ist nichts zu finden. In dem umfangreichsten unter
diesen Fragmenten, nämlich in der AlxV. sind solche Formen eine
Seltenheit: o bogyu 2231 reimt mit knepokoyy, und das früher
schon erwähnte polyu 2315, doch stammt diese Handschrift aus
einer späteren Zeit und kommt hier demnach gar nicht in Betracht.
In der Judaslegende (Listy fil. a p. V. Ukazky 19—22)
kommt t> zzbosiu V. 1 26 neben po vzdychany 164 (im R.) vor. In
Umu6eni Päne (Vyb. I 1147—1150): w obyceju 1148 V. 5. In
dem Dalimil - Fragmente des Hanns (Maly V^bor ze stc. lit.
v Praze 1863 S. 1 — 4 und 6—9) kommt nur ein solcher Local na
ztraceiiiu 6 V. 9 vor. Dass man nun auch in anderen und selbst
in späteren Denkmalen solche Formen findet, darf uns nicht Wun-
der nehmen. So z. B. in der KRpSmb., die um das Jahr 1360
geschrieben wurde, deren Original jedoch viel älter sein musste
na flozito § 30; na fteem dyedyczfttoyu 250 etc. Allein diese
spateren Denkmaie haben für uns in diesem Punkte keine so grosse
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üeber die Localendungen und -u der und o-Stämme etc. 61 1
Bedeutung. Es handelt sich nämlich darum, ob diese Formen auch
so ausgesprochen wurden, wie sie geschrieben sind, d. h. ob man
wirklich z. B. Heu sagte, oder ob es nur eine falsche Auffassung
von Seite der Schreiber war, die in vielen Fällen in der Aussprache
ein t voraussetzten, wo noch ein u geschrieben wurde und die
diesem Usus dann auch in die erwähnten Localformen übertragen
hätten. Wenn wir die Denkmale aus der Mitte und aus der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts prüfen, so werden wir allerdings
finden, dass hier in Folge dieser falschen Analogie häufig ein u ge-
schrieben wurde, wo wir unmöglich auch an eine derartige Aus-
sprache denken können (vgl. die schon erwähnte Abhandlung Ge-
bauers » lieber die weichen a-, ... etc.« S. 348 ff.), allein die
Denkmale aus dem XIII. und aus dem Anfange des XIV. Jahr-
hunderts unterscheiden sich auffallender Weise von den späteren
dadureh, dass dieses unorganische u hier vor Allem nur in den be-
sprochenen Localformen statt eines erwarteten i auftritt und sonst
gar nicht oder äusserst selten. Man denke z. B. an den i Gloss.,
wo sonst dieses u nicht vorkommt. Durch diesen Umstand wäre
man sehr leicht zur Annahme verleitet, dass das u in diesen Fällen
auch wirklich durchwegs ausgesprochen wurde. Diese Annahme
würde darin ihre Stütze finden, dass im XIII. Jahrhunderte, wie
wir schon aus einem Denkmale ersehen haben, die Localendung u
bei den harten und o-Stämmen sich schon sehr häufig zeigt.
Diese hätte dann auch bei den weichen und o- Stämmen Ein-
gang gefunden.
Andejre sind wiederum der Ansicht, dass man es hier nur mit
falschen Schreibweisen zu thun habe und dass hier demnach in der
Aussprache nie ein u vorkam. So sagt Miklosich (Vgl. Grammatik
m 2, S; 344) : »Wenn im acech. sg. loc. wie mofru, sluncu, srdcu
vorkommen, so sind sie so zu erklären, wie trojuci. tjusjüc für
trojici, tisfe.« Gebauer will dagegen dem yu oder in in solchen
Fällen eine bestimmte Geltung geben (»Ueber die.... etc.«, S. 54):
er meint, der Laut, der hier zum Ausdrucke gebracht werde, sei
weder u noch t, sondern eine Uebergangstufe zwischen j u und t\
Wenn wir das gesammte Material (es handelt sich hier natürlich
nur um die Denkmale aus dem XIII. und aus dem Anfange des
XTV. Jhd.) prüfen, so müssen wir zum Resultate kommen, dass eine
bindende Regel , weder nach der einen , noch nach der anderen
4u-
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612 W. Vondrak,
Seite hin sich aufstellen läset. Wenn wir z. B. in der AlxH. im
V. 354 : (...▼ pjolu, das mit koly V. 353 reimt, finden, so ist hier
natürlich die Aussprache des u des Reimes wegen in der Zeit, in
welcher die AlxH. entstand, ausgeschlossen und wir haben es
hier nur mit einer falschen Schreibweise zu thua. Dasselbe be-
merken wir in prz(i miezi) eczu , V. 465 , das mit p(roti zwjiecy
466 reimt Auch hier ist sie ausgeschlossen. In anderen Fällen
scheint wiederum die Aussprache des u des Reimes wegen noth-
wendig, so z. B. im Mast, im V.384 : fw (=svü) przyeflyczu, reimt
mit po ttcem fyczu 385, denn dass hier der Umlaut schon durch-
geführt wäre, ist nicht möglich. Zum Schlüsse werde ich den Be-
weis zu erbringen trachten, dass dieses u in einzelnen Fällen wirk-
lich auch ausgesprochen wurde und wir werden annehmen müssen,
dass die sprachliche Geltung des u in diesen Fällen facultativ war,
was auch der Schreibweise der Denkmale entspricht, da wir in
keinem von ihnen festgestellte Normen in dieser Hinsicht finden.
Selbst im ÄGloss., der in seiner Vorliebe für die Localendung yu in
den entsprechenden Formen, wie wir gesehen haben, am weitesten
ging, fanden wir eine Form auf i : u bezvodi 77, 17. Andere wie-
derum, wie die AlxB, ziehen die letztere vor1).
Etwa in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts, also um
eine Zeit herum, in welcher der Umlaut des u nach weichen Con-
sonanten, wenn auch langsam, sich zu vollziehen begann, traten in
der altböhmischen Sprache solche Locale auf, ohne jedoch vollends
zum Durchbruche gelangen zu können: es blieb vielmehr beim
blossen Versuche. Diese Formen waren nicht lebensfähig, denn
bei der fortschreitenden Entwickelung des lautlichen Processes,
nach welchem das u in weichen Silben in t überging, mussten anch
diese Locale demselben nach einem kurzen Bestände unterliegen
und zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehren. Da nämlich schon
um die Mitte des XIV. Jahrhunderts dieser Umlautsprocess bereits
sehr weit vorgeschritten war, ja auch in Fällen zu wirken begann,
in welchen später gegen den Umlaut eine Reaction eingetreten
ist, so können wir annehmen, dass, wenn auch um die Mitte des
»; Ich finde es beachtenswertn, dass nach der Darstellung Danicics auch
im Altserbischen die Endung » gerade bei den Neutris auf an schon mit dem
XIV. Jahrhundert vorwiegt (vgl. Hcxopiija (XJjhka, S. 4S u. 49—50). V. J.
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Ueber die Localendungen -« und -u der -h- und o-Stümme etc. 613
XIV. Jahrh . in Denkmalen noch solche Local formen mit u auftreten,
sie in der lebenden Sprache nicht mehr vorhanden waren. Und
selbst auch in den Denkmalen aus der früheren Zeit, wie z. B. in
dem fcGloss. bietet sich uns der wahrhafte Reflex der lebenden
Sprache wahrscheinlich 'nicht, da wir hier fast ausschliesslich For-
men mit yu finden , die doch nur lacultativ waren nnd wahrscheinlich
nie zur vollen Geltung gelangten. Es gab jedoch Fälle, in denen
solche Formen dennoch eine gewisse Berechtigung besassen und
daher dort auch, wie wir aus den Denkmalen ersehen werden, am
häufigsten vorkamen. Diese Fälle sind wohl die ältesten, in
welchen ein [y)u im Local auftrat und von diesen aus machte sich
dann die Tendenz geltend auch in anderen Fällen {y u auftreten
zu lassen. Doch von dieser Erscheinung will ich erst am Schlüsse
sprechen, da sie mehr einen allgemeinen Charakter hat. Wir
wollen nun unsere Betrachtung der Denkmale bezüglich der Lo-
cale auf u fortsetzen.
In ApD. finden sich nur: w zztdtye a. V. 6 : na porodye b, 8:
i£ zzklepie c, 15; dagegen aber auch schon po mSzztu b, 10 im R.)
neben w tom miezztye c, 1. Im anderen Fragmente Ap&.\ pi-i
bhketu 2, 13 ; kostelu 2, 15 ; v necasu 5,11 (im R. neben rove 2, 18 :
2,20; 3, 1 (im R.) und po trude 3,31 (imR.). Derselbe o-Stamm
erscheint hier, wie oben, mit der u-Endung: po mestu 4, 28 (imR ),
sonst ist bei diesen Stämmen hier 4 : slovfc 2, 10 ; osidle 3, 9 (im R.) :
bydle 3, 27 (im R.) ; löne 3, 35 (im R.)
In den Sipy z Toulce sc. Bon. findet sich schon ebenfalls ein
Local auf u: v svdru Fol. 25b (S. 578) neben na svete Fol. 12b
(zweimal) und Fol. 25b; t> kldhttH Fol. 24a; o bozb Fol. 24 a:
© hneve Fol. 25 b. Im Alb. Boh. (dem zweiten Münchener Fragment.
c£Mus. 1879, 581—585) steht nur we sude (= sude) 581. In den
Opatovicer Glossen finden wir keine Locale, die hierher gehören,
wie auclr im Fragm. des Marienliedes. In dem Frag, der Diai.
Marias mit Anselm kommen nur zwei Locale der »B-Stämme vor
und zwar beide mit e: v zalmS 348 : u boze 349. Diese Formen
kommen auch in einer etwa aus den ersten Jahren der 2. Hälfte des
XIV. Jahrh. stammenden Abschrift desselben Denkmales vor.
In der Judaslegende sind zwei Locale auf u: v sadU V. 89 und
9 rot?i<113 neben na...svete 15 (imR.) : v roce 77 (imR.) und vstavc
156; dann'auch nach Hattala (»PHdavek....*, S. 11): zxtatczieY, 57,
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614
W. Vondrak,
wo Gebauer und Vyborl. (171, 30) starce gelesen haben. In Umu-
ceni Pätw: na osldtku 1 148, 3 neben v clovece* 1 150, 5.
Alle bisher erwähnten Denkmale gehören dem XIII . Jahrh.
oder dem Anfange des XIV. Jahrh. an. Ans ihrer Betrachtung er-
giebt sich die unzweifelhafte Thatsache, dass im XIII. Jahrh. die
Locale auf u der Stämme den Schreibern schon sehr geläufig
waren. Selbstverständlich müssen diese Locale auch in allen Denk-
malen, die zwar im XIV. Jahrh. geschrieben wurden, deren Originale
aber älter sind , vorkommen. Prüfen wir z. B. die verschiedenen
Fragmente der Alexandreis. Als die älteste müssen wir die AJxH.
anerkennen. Es finden sich darin folgende Locale auf u : na pfedku
74 reimt mit na prosredku 75; v ledu 188 (im R.) ; po... dnu 234
soll offenbar dnu heissen ; po (s)ledu 351 {im R j . Auf h dagegen:
na stete 64 : tote 49 ; 78 ; 94 ; pH dvoN 102 (im R.) ; ü... ohrome
192 (im R.) ; v pohlade1 245 im R.) ; pH... skutce 279 reimt mit
o smutce 280: v snope 307 im Ii. . Die o- Stämme haben hier
in zwei Formen e. In der AlxBM. finden Bich auf 6: na voze 31;
reimt mit o bozi 32 : v hnevS 163 : pH citie 1 70 (im R.) ; v... rozprake
184 (im R.) ; v... zdpade 262 (im R.) ; t>... pobizt 269 reimt mit na
bteze 270; pH Mi 319 (im R.) ; dagegen r... Ünu 256 (im R., V.
170 : eine) und r... zdpadu 284 (im R.) . Im V. 222 kommt vor po zisku,
doch folgt auch diePraep. die nach, 80 dass es auch von dieser als
Gen. abhängig sein könnte. In da- Ate B. sind sieben Locale auf e :
na velblüde 76 (im R.); na Bucifah 78 (imR.) ; v Hx>oti 124 ; v svete
21 3 ; na mo[t)cS 240 ;im R.) ; o roze 253 und v Babylone 270 (im R.)
und nur ein Local auf u : poprachu 134. In den beiden letzten Frag-
menten scheinen die Locale noch nicht in dem Verhältnisse, das wir
erwarten, vorhanden zu sein, was uns befremden könnte, wenn wir
die erste Handschrift (AlxH.) beachten. Doch sind in der AlxB. da-
runter Formen, denen wir auch in anderen Denkmalen zumeist
begegnen. In der AlxM. sind schon mehrere solche Locale : v platu
55 im R.) ; pH com 57 ; po ledu 69 (im R.) und nur ein Local auf e : .
v poklade 55. In der Älxk. findet sich nur ein Local und zwar auf u :
na svetu 49 (im R.). Es ist dies also eine Form, die in den älteren
Denkmalen seltener vorkommt. Freilich ist sie hier gerade durch
den Reim hervorgerufen.
! Das umfangreichste , jedoch erst aus der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrh. stammende Fragment der Alx., die Ate V.} enthält
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üeber d'* Localendungen -e und -u der x- and o-StKmme etc. 61 5
folgende Localformen auf u: na... hradu 101 (im R.) ; na viem sretu
517 im R.): po...U)2S: 2349 ; pH brehu 57G (imR.) : fia^erfyfcw 1239
reimt mit o prosredku 1240; t> A/uAti 1638 (im R.) ; po vrchu 1686
(im R.) ; o cepu 2247 (im R.) ; po sledu 2312 (im R ). Ferner noch
domu 107; 401 (im R.j ; 1006 (im R.j ; 1022 (im R.) und 2451
(ebenso). Ausserdem erscheint hier noch ein o - Stamm in der
u-Form : po tvton prdvu 71. Die hier auftretenden Localformen auf
der Stämme sind folgende : v miU 84 ; po... case 94 (im R.) ;
v smutce 109; na statte 185 (imR.) ; na stolc 293 (imR.); 1941 (im
R.) ; o«>#c 305' 792; na... 1231 ; 0... 2341; pobozSMl; pH
breze 528 (im R.) ; tu. 582 (im R.) ; 1820 (imR.); na... 1827; lese
728; 2195; 2315; vesne 768; 918 (imR.); 1334; 1343; t>aafl218;
1243; v zästupe 1259 reimt mit v slüpe 1260; na potkoci 1513 (im
R.) ; na helmi 1550 j v lux* 1623 : 9 poik 1699 (im B.) : o pobize
1771 ; 1819 (imR.) ; v ohrome 1904 (im R.) ; na po&dtce 1943 (im R.) ;
po posle 1987 ; v snope 2027 (im R.) ; o... 2246 (im R.) ; na lepe 2045
(imR.); f>a"«W2170; piesce 2185 und 2189.
Es stehen hier demnach elf, oder wenn man die Locale domu
dazu zählen will, sechzehn Locale auf u 41 Locale n auf e gegen-
über. Eine wichtige Frage drängt Bich hier auf, nämlich die, in wie
weit in der neueren Bearbeitung, wie sie sich uns in der AlxV. dar-
bietet, das alte Sprachmaterial des ursprünglichen Textes erhalten
blieb. Um die Frage bezüglich unserer Locale beantworten zu
können, ist eine Zusammenstellung der betreffenden Formen in der
AlxH. und der correspondirenden des jüngeren Textes in der AlxV.
noth wendig. Es Corres pondiren folgende Parthien :
In diesen Versen stehen folgende Locale einander gegenüber :
AlxH. AlxV.
1—164 mit 1170—1295
165—233 „ 1892—1936*
234—328 „ 1964—2064
329—493 „ 2295-2430.
na predku 74 reimt mit
prosfedku 75
AlxH.
voze 49
sv*t* 64
AlxV.
voze 1218
ev6te 1231
na predku 1239 reimt mit
prosfedku 1240
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616
W. Vondrik,
AlXo.
AlxV.
voze 78
vozfc 1243
vozfc 94
•
dvofe 102
•
(stlüpem reimt mit
zastupe 1259 reimt mit
zästupem 107)
glupe 1260
v ledu 18S
— — — —
ohrome 193
ohrome 1904
po dnn (lies dnu) 234
po... dni 1964
v pokladfc 245
— — —
(odposla271)
po posle 1987
skutcS 279 reimt mit
—
Binutce 280
— — —
v snope 307
v snope 2027
(k lepu 3i:v
lepe 2045
sledu 351
sledu 2312
v les(t...) 354
v lese 2315
v svete 2341
svätu 2349.
Da die AlxV. jünger ist. so wurden wir von vorneherein eine
grössere Anzahl von Localen auf u erwarten. Aus dieser Zusammen-
stellung ersehen wir aber, dass die AlxV. an den alten Localen auf
6 festhielt und dass sie nur diejenigen auf u ausgehenden aufnahm,
die sich schon auch in der AlxH. zeigen. Sie zeigt uns kein Plus
der Locale auf u als die AlxH. Alle Übrigen Locale auf u, die in
der AlxV. vorkommen und die wir früher aufgezählt haben, mussten
schon demnach gewiss auch in der ursprünglichen Bearbeitung der
Alexandreis im XIII. Jahrh. vorhanden gewesen sein. Namentlich
ist hier das Reimpaar predku und prosf edku auffallend, da hier die
u-Enduug durch gar nichts bedingt ist, indem ja der Reim ebenso
gut pfedc6 — prosiredce lauten könnte. Der Verfasser der altb.
Alexandreis hatte demnach im XIII. Jahrhunderte keine merkliche
Abneigung gegen die neue u-Endung in den betreffenden Localen. -
da er sie auch dort setzte, wo er, ohne den Reim und Vers ändern
zu müssen, die alte Loealendung e -gebrauchen konnte. Freilich
kommt in den meisten Fällen diese letztere hier noch vor.
Den Local dnu in AlxH., V. 234, glaube ich als dnn aufTassen
zu müssen ; die Erweichung wurde hier ebenso wenig angedeutet
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üeber die Loctlendungen -8 und -u der und o-Stämme etc. 617
wie in w nus (= v nui) V. 125 ; 313 etc. Er wäre demnach ebenso
zu beurth eilen wie der Loc. prz(i miezi)eczn 465; (v p olu 354 etc.
(Vgl. z. B. im iWittb.: v stienu (= stienu) 106, 10, freilich ißt
stien ein anderer Stamm.) Dass dnn nicht zu lesen sei , sondern
dnu, dafür spricht die entsprechende Form in der AlxV. . die
dni lautet, und anch der Nom. den.
In dem Dalimilfragmente d. Hanns kommt vor: v skutku, S. 2.
Z. 5; po feSniku 3, 46 neben napraze 2, 32; napotoci 7, 4; po
sveti 7, 42 nnd klähteri 8, i.
In der KRozmb. sind die neneren Local formen selten; es findet
sich hier nämlich nur : o be/iuXl (Aufschrift) ; o fwodu § 209 : ferner
po prdvu § 29 und 47. Letztere Form wird schon um diese Zeit
nicht mehr als Dat., sondern als Local aufgefasst, wie aus Mast. 31 5:
po svem prdvu folgt. Sonst kommt diese Form auch noch vor. Ausser-
dem kommt hier der Local domu vor in 26 (zweimal); 231; 232
(zweimal) ; 233 (zweimal) ; 234 ; 235. Die anderen Locale haben
hier die Endung e: pohone 9, 24, 25, 40 (zweimal) ; 42, 94, 196,
197, 284 ; hradi 18, 29, 30, 47, 61 , 62, 64, 81, 101, 202 (zweimal).
213; po... liste 20; na spolce 53; dvoH §\ (zweimal). 62, 64, 264:
vklakUU 65; 0ttf*K7O, 217; nasudSSi; naroce 108, 218; v slibi
229; na $pa$i21\.
Im Mast. : u> tylu (imR.), V. 122, neben dem schon erwähnten po
/wem prauwMb. Ausserdem sind hier etwanoch 9 Locale auf S der t&-
Stämme. Zur Form po hrzyechu 1 48 werden wir noch zurück kommen.
Nachdem wir im 2G1oss. viele Local formen auf ti gefunden
haben, darf es uns nicht wundern, wenn wir im ZWittb. ebenfalls
viele solche Formen finden; immerhin würden wir aber hier ein
solches Verhältniss nicht erwarten, nachdem es bekannt ist, dass die
Sprache von Denkmalen religiösen Inhaltes gegen Neuerungen mehr
widerstandsfähig ist und nachdem wir aus dem i Gloss. wegen seiner
Unvollständigkeit auf die ursprüngliche Quelle einen Schluss nur
schwer ziehen wollen. Da das Denkmal aus einer späteren Zeit
(etwa aus den ersten Jahren der 2. Hälfte des XIV. Jahrh . stammt,
so wollen wir uns hier der Transscription, die ab und zu auch schon
früher, wo die genaue Wiedergabe des Textes nicht nothwendig
war, angewendet wurde, bedienen. Es kommen hier folgende Locale
auf« der i»- und u- Stämme vor: Sionu Ps. 9, 12; 75, 3; 83, 8:
stanu 14, i: 30, 21: 60, 5: jazyku 14, 3; 38, 5; 138. 4: *<wt<20,
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618
W. Vondrik,
10; 103, 19; 118, 20; hnetu 20, 10; 77, 17: 77, 40; hotpodinu
21, 9; 20, 4; 31, 11; 23, 1; 33, 3: 34, 9: 36, 4; 63, 11; Cant.
An.l; 96,12; Hab. 3, 18 (zweimal) ; 103,34; 117,9 ; 145,5; sboru
21, 26; 32, 7; 34, 18; 39, 10; 81, 1 (hier fehlerhaft boni) ; 88,6;
105,17; 105,18; 106,32; 110,1; vsudu2i.9; v snatJcu 25, 4 ;
v stdnku 26, 5 ; 26, 6; u miru 28, 11 ; 54, 19 ; 75, 3 ; bohuM, 3: 55,
11 (hier vor and nach einem boz6) ; 72, 28 ; 83, 3 ; 145, 5 ; v duchu
31,2; 47,8; Cant.Moys. 15,8; uposiuZA, 13: Hdu (l'udu) 34; 1 S ;
105, 40; 149, 4; hlasuU, 5; 41, 8; 46, 2; 46, 6; 117, 27; 129, 2;
uprachu -13, 2;>; v ndrodu 4 4 , 1 8 ; vprandrodu 44, 1 8 ; v sTubu 55,
9 ; 68, 3 ; e *4*o*« 77, 10 ; o... 93, 12 ; v koiniku (st. usnikii)
77, 13; «a cherubinu 79, 2; 98, 1 ; Philütmu Cant. Moys. 14;
o rot>t* 87, 12 ; na hadu 90, 13; v blesketu Hab. 3, 11 ; v Orebu 105,
19 ; v rodu 105, 27 ; v hnxsu Deut. 32, 5 ; v Cedaru 1 19, 5 ; v strachu
118, 38; v rozumu 135, 5; na pocdtku 30, 6; der i-Stamm loket
(aslov. joicltb) hat hier einmal . loktu 135, 12, sonst lokti, z.B.
76, 16 ; der consonantische n-Stamm fernen aslov. peitem») hat hier
i-emenu Deut. 33, 11. Ausserdem kommt hier noch vom u-Stamm
ton dornt* vor in 22, 6; 26, 4; 51, 10; Ezech (Isa.) 38, 20; 54,
15; 67,7; 83,5; 83,11; 111, 3; 112,9; 133,1; 134,2; Cant.
Zach. 1, 69. Nur ein einziges Mal kommt hier v dorne im Ps. 95,
V. 9 vor. Ich habe daher in den Listy fil. XII, S. 264, unrichtig
angegeben, dass im t Wittb. der Loc. dorne nicht vorkommt Diesen
angeführten Localformen auf w stehen folgende auf e gegenüber:
zäkotU 1, 2 zweimal); 118, 1; 118, 18; mde 1, 5; 9, 8; 71, 2;
111, 5; 121, 5; hnevS 2, 5; 6, 2; 7, 7; 17, 9; 26, 9; 30, 10;
34, 20; 37, 2; 54, 4; 55, 8; 76, 10; 89, 7; 89,9; 82, 16; 94a,
11; boze3y:\: 17,30; 41,6; 41,12: 43,9; 55, 5 (zweimal);
55, 11 (zweimal); 59, 14; 61, 8 (zweimal); 62, 12; Cant An. 1;
68, 4; 77, 7; 77, 19; 107, 14; Symb. Äthan., S. 171, 31; Magn.
Luc. 1, 47; smuicS 4, 2; 9, 10; 9, 22 (10, 1); 17, 7; 117, 5;
»ftfifelO, 3; vchrdmi \0}S; 26,5; 28,9; HvotS IG, 14; 48,19;
50,12; 62,5; 103,33; 145,2; «><W32,8; 48,2; 72,12; Hymn.
Ambr. ; t> clovice 36, 7 ; «. obraxi 38, 7 ; v ndrodS 47, 14 ; 149, 7 ;
naüsviti 62, 2; 118, 148; chrbete 65, 11; 128, 3; v zdmutce 65,
1*4; 90, 15; v Salmone 67, 15; po chhbe C. An. 5 ; v pHevale 71,
6; v lest 73, 5 ; v oblace 77, 14; rozume (in der Handschr. roz-
wynye) 77, 72; v EgypU 77, 43; 105, 7; 105, 21 ; Kanone Cant
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Ueber die Localendungen -8 und -u der *- und o-Stämme etc. 619
Moys. 15; u prostredce 81, 1; na potoce 82, 10; Endore 82, 11;
«98,2; 101,22; pocdtce 101 , 26 ; 118, 152; rWe/e 149,1;
o MV 149, 3; 150, 4 ; u bubne 149, 3 ; 150, 4; r> zvuce" 150, 3.
Von den o- Stämmen kommen hier folgende Localformen
anf u vor: po mestu 58, 7 nnd 58, 15; t> obiisteu 77, 25 ; t> fyctft*
Cant. Moys. 17; Tyrsku (w ftirzfku, lat. Tyrum) 82,8; vjezeru
87, 7 ; 00 mnozstvu 68, 14 ist nicht ganz sicher. In posuchu Cant.
Moys. 19 haben wir noch die Dativendung, ebenso ist in oblizu 21,
12 eine alte Präposition erhalten, die auch im Aslov. (ünooy) vor-
kommt. Ausserdem kommt hier der Local jmenu vom conson.
n- Stamme jme (hma) an folgenden Stellen vor: 19, 6; 19, 8; 32,
21; 43, 6; 43, 9; 62, 5; 88, 13; 88, 17; 88, 25; 104, 3; 117,
26; 123, 8. Der Local jmeni, den wir z.B. noch inAp§ 6, 5 finden,
kommt hier nicht mehr vor. Hierher gehört noch na ramenu stSm
(lat jedoch in humeris), Deut. 32, 11.
In Folge der Attraction kommen hier auch Fälle vor, wo das
Adjectivum unbestimmter Endung bei dem Local auf u ebenfalls
die Endung t# (st. 6) annahm, z.B. v domu hospodinovu 26, 4; 134,
2 neben t> domu hospodinote C. Ezech. (Is. 38, 20) ; 133, 1 ; v domu
Davidovi Cant. Zach. 1 , 69 ; ve jmenu hospodinovu 19,8; 117, 26 ;
123, 8 neben u meste hospodinove~ 47, 9; na aboru Abironovu 105, 17.
Wenn wir alle Formen zählen, so finden wir, dass hier bei den
i- Stämmen etwa gegen 90 auf u einer Anzahl von fast 100 Lo-
yalen anf 8 gegenüberstehen. Alle Locale auf u, die wir im ZGloes.
gefunden haben, sind auch im £ Wittb. vorhanden, und welche Lo-
cale im ÄGloss. auf 6 endigen, die finden sich im ÄWittb. wieder.
Man kann daraus schliessen, wie streng sich bei diesem Denkmale
der Schreiber an sein Original hielt.
Eingehender soll hier noch das Verhältniss unserer Localformen
in der Kttniggrätzer Handschrift (Hrad.), welche um die Mitte des
XIV. Jahrb. geschrieben wurde, deren einzelne Textstücke aber
ältere Originale voraussetzen, besprochen werden.
In der Legende vom heil. Prokop finden wir folgende Locale
auf S: t>ca**V.69(imR.); t> tofcf 86 (im R.) ; 114fimR.); naVyhe-
hrade 96 (im R.) : 117; v tdkoni 139 (im R.) ; v hlucS 420 (im R.) ;
Prokope 457 ; 571; 927; t> rocS 551 (im R.) ; po kumpleü 837
(im R.) ; v pokrmc 952; na svcte 994; v kostele 1030; ausserdem
noch v dorne 891 (im R.). Po boze 47, jazyce 66 und zakone 68
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620
W. Vondrik,
kommen in der von Hank a herrührenden Interpolation vor. Um seinen
Elaboraten einen möglichst alterth timlichen Anstrich zu verleihen,
gab er seinen Localen — freilich unrichtig — meist ausschliesslich
die Endung e, wie wir auch bei der Königinhofer Handschrift sehen
werden. Diesen 1 6 Local formen auf S stehen folgende 8 auf u gegen-
über : u spechu 448 (im R.) ; o Prokopu 559 ; po kldsteru 546 ; po
svetu 649; pri casu 1107 (im R.) ; ausserdem noch po hHechu 538;
568; 689 (im R.). Letzteres ist hier, wie auch in anderen Denk-
malen, wie wir sehen werden, schon als Local aufzufassen. Auf
-ot>* kommen hier drei Localformen vor: odediceviZ; o Prokopovi
4 und po Brccülavovi 784. Die o- Stämme haben hier nur eine
Local form auf u : po telu 740. Hier ist auch die Form ve mnozi
zemiech 267 zu beachten.
In der Legende von Maria Magdalena : v rovi 55, 81, 147,
254, 411 (imR.); 684, 694, 696, 938, v mM 296, 562, na... 379,
eomyle 677, vbludSltf, gegen v casu 310 (imR.), popohrebu 690,
po rozumu 857 (im R.), po prostranu 939 (im R.) nebst domu 40
(imR.) und 776 (imR.). Von den o- Stammen: v srdecku 618.
Jmene 799 (im R.) ist eine nach den o- Stämmen gebildete Form.
Beachte nswerth ist auch zalosti ve mnozi 406 (imR.).
Im Pldc svatc MaHe kommt nur u bozi 353 und po syndeku
383, das mit pojedindcku 384 reimt, vor.
In den Radosti svatS MaHe ist nur domu 320 und * chrdmu
440 ; alle übrigen Localformen haben h : o druzS 33 ; «... ttave 154
(imR.); na svetS 213; 363; t> bozi HS; 300; 429; na snatee 448
reimt mit pH... svdtcS 449 ; na nocleze 454 und v Nazarete 488 (im
R . ) . Ferner na krätcS 151.
In Umuheni Pdne : domi 11 (im R.); na uklide 41 reimt mit
v lide 42; t>... zdkonS 71 ; 609; na... Hole 73 (imR.); köfe 156
(imR.); t>...dx>oU 197 ; vJerusalemi 400; v fw<&*612 (imR.) und ve
mnoze 405 neben na üporu 177 (im R.) ; v tomdvoru 197 ; po malern
c<wm356; po... svetu 612; ausserdem noch posvSm prdvubZd (imR).
In Desatero kdzanie boHe : o boze 83 ; o smutee 426 ; v... rode
505 (im R.) ; pH dvori 620 ; v ttvote 696 ; v smysli 699 ; na pH-
J&ovi 7 19 reimt mit v rove 720; v zdkone 743 ; 1151; ve mlyne 928 ,
o...susede 1069 (imR.); popuolroce 1085 (imR); v sude 1105
gegen v... casu 465 ; na vosku 7 19 ; o pHkrovu 725 ; po hHechu 912,
1 1 45 ; po nasem hHechu 1155; u postu 965 ; ausserdem noch v domu
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Ueber die Localendungen -S nnd -u der und o-Stämme etc. 621
466 (im R.); 727; 964; 1067 (im EL); 1076 (im R.). Von den
o-Stämmen : o telu 314 nnd na srdecku 444.
In Zdrävas Ma ria sind zwei Formen auf c : vbozebl; nasvStilA
und zwei auf u: na pocdtku 49 (im R.) und na«., ras« 45 (imR.). In
Svatylan. apohtol. : pristolel (im R.) ; na dl 'uze S (imR.) u. vdomu 12.
In den Satiren: na roce (o konselech) 27 (im R.) ; /w c6eaV
(opek.) 23 gegen pohHechu (kons.) 5 und 65 und in 0 sladovnlcich,
V. 7 ; t? (o pek.) 33. Ferner noch: v... domu (o sevcich) 113
u.118. In der Fabel Otäce* a obbdnu ist obbanu auch ein Local auf w.
In dem Gedichte O bohatä finden wir : na sem svSte 31 : o £oz^:
128; 150; 202; v nose 222. Diesen Localen stehen gegenüber:
o 6o/*u 108 (im R.); malern com 317 (im R.) und «... (/owiw 143.
Mit diesem Gedichte schliesst unser Denkmal. Andere wollen
wir auch nicht vorläufig prüfen, sondern gleich zu einer wichtigen
Frage übergehen. Eb handelt sich nun noch darum, die näheren
Umstände, welche das Aufkommen der Localformen auf u ver-
anlassten oder begünstigten, anzugeben und auch, wo möglich, die
zeitlichen Grenzen dieses Processes näher zu bestimmen.
Was nun die erste Frage betrifft, so müssen die schon früher
erwähnten Locale na pol'u etc. auf gleiche Stufe mit den Localen
bohu, casu etc. gestellt werden, d. h. das u der ersteren hat keine
andere lautliche Geltung als das u der letzteren. Ich verstehe hier
unter den angeführten Localformen der ersteren Art freilich nur
solche, die in den Handschriften aus dem XIII. und aus dem Anfang
des XIV. Jahrh. stammen und selbst bezüglich dieser kann man die
Sache nicht allgemein nehmen. Da es wir zwischen na poVu und
bohu etc. keinen Unterschied bezüglich des u machen können, wird
sich au 8 der nun folgenden Betrachtung ergeben. Es ist bekannt,
das8 die u-Stämme im Loc. Sg. ursprünglich die u-Endung hatten :
aslov. cuHoy, inmoy, piAoy, Aonoy etc. Es lässt sich nun nach-
weisen, dass im Altb. dorn (neub. dum) in der Regel ebenfalls noch
die n-Endung hatte. Dome fanden wir nur einmal im Z Wittb., wo
domu 13 mal vorkommt und im Hrad. fanden wir es 2 mal, dagegen
11 mal domu. Ebenso findet sich im Altb. nur immer der Local
vrehu. Gebauer behauptet im Athenaeum 1886, S. 384, dass ihm
für einen Local auf e hier kein Beleg bekannt ist. Von anderen
u-Stämmen ist es schwer nachzuweisen , dass sich im Altb. ihre
ursprüngliche Form noch erhalten hätte.
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622
W. Voodrik,
Das ist nun ein Umstand, der das Aufkommen anderer Locale
anf u unterstützen konnte; man kann hier auch das hervorheben,
daas der Loeal domn in der Sprache gewiss häufig vorkommt
Selbst in den Denkmalen fanden wir es häufig. Doch dieser Um-
stand war nicht allein massgebend; man kann hier weiter fragen,
ob man auch bei diesen Substantiven, bei welchen ursprünglich ein
e-Local war und bei denen er später von einer u-Form vertreten
wurde, nicht eine lautliche Uniformirung in der Declination an-
gestrebt hatte. Wenn wir s. B. das Substantivum böh nehmen,
so hatte es im Local boze, entschied man sich jedoch für die u-En-
dung, so brauchte mit dem auslautenden Consonanten keine Ver-
änderung mehr vorgenommen zu werden. Wenn dem so wäre, so
mttssten wir in den Denkmalen aus der Zeit, wo die u-Locale auf-
zukommen beginnen, zumeist bei solchen Substantiven u-Locale
finden, die auf die Gotturallaute h, cA, k und etwa auch auf r aus-
gehen. Allein das haben wir weder in den älterer noch in den
jüngeren Denkmalen, die von älteren Originalen herrühren , als
allgemein geltend gefunden . Wählen wir ein umfangreicheres Denk-
mal, in welchem sehr viele Locale der verschiedensten Art vor-
kommen, also z. B. den zWittb. und stellen alle gleichartigen
Locale zusammen, so erhalten wir folgende Tabelle :
h
bohu (5)
gegen :
boze (19)
ch k
duchu (3) jazyku (3)
prachu (1) snatku (1)
strachu(l) stanku (2)
koiniku (1)
pocatku (1)
Brautee (5)
clovecö (1)
aamutee (2)
oblace (1)
prostredee (1)
potoce (1)
poeatee (2)
zvuee (1)
sboru (10)
miru (3)
cedaru (1)
Endo« (1)
k6tt (2)
Sionu (3)
stanu (3)
hospodinu(5)
zakonu (2)
Cherubinu (2)
f ernenn (l)
zäkone (4)
Salmone (l)
Kanane (1)
Sione (2)
bubne (2)
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üeber die Localendungen -8 und -u der und o-Stämine etc. 623
b
slabn (1)
Orebu (1)
gegen:
cbleb*
v m 1
hnevu (3 Philistimu (1) jilu (1)
rovn ()) rozumu (1)
gegen
bneve (15 chrame (3)
rozume (1)
z d
südu (1)
lida »3j
narodu (1)
pranarodu (1)
badu (1)
rodu (1)
tüle (1)
pHvale(l)
kos tele (1)
postu (1)
bleskctu (1 )
loktu (1)
8
casu (3)
hlasu
bnisu (1)
les6 (1)
obraze (l)
südfc (5;
nurode (2j
ÜYOtk (6)
svetö (4)
usvite (2)
chrbete r>)
Egypte (3)
[Eufrate
Die Zabl in der Klammer bezeichnet , wie oft die betreffende
Form im Ganzen vorkommt. Aus dieser Znsammenstellung er-
sehen wir, dass wir hier allerdings 5 Locale auf u von Substan-
tiven auf ch haben, denen kein Local auf i gegenübersteht, aber es
sind hier 14 Locale auf 6 von Substantiven auf k gegen 8 Locale
auf « und bohu ist hier nur 5 mal gegen boze, das 19 mal vorkommt.
Diese Form hat im Altböhmischen überhaupt gegen bohu die Ma-
jorität. Bei r könnte man allerdings, ebenso wie bei », sagen, dass
die Formen auf u vorgezogen wurden, indem hier von den ersteren
14 Locale anf u 3 Localen auf 6 und von den zweiten 26 Locale auf
u 1 0 Localen auf 6 gegenüberstehen. Aehnliche Verhältnisse zeigen
sich im Ganzen auch in den anderen Denkmalen. Wir können
also kaum zur Ansicht gelangen, dass das Streben nach der Uni-
formirung in der Declination hier im Allgemeinen von entscheiden-
dem Einflüsse geweßen wäre, wohl aber war dies, wie wir sehen
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624
W. Vondrük,
werden, in der späteren Periode der Fall : höchstens können wir es
bei den anf ch ausgehenden Stämmen (hriech ausgenommen) auch
für eine frühere Periode annehmen. Auch bei den Deminutiven
werden wir wohl einzig aus lautlichen Gründen die u-Endung er-
warten und dieser Erwartung entsprechen auch die Handschriften,
da wir hier nur Formen mit u (syna6ku, jedinacku, srdecku etc.)
finden. Der Grund ist klar; die regelrechten Formen wie synacce
etc. enthalten ja Consonanten, die von Natur aus nicht zu den har-
monirenden gehören. *
Auf einen anderen Umstand machte nun schon SafaKk (Pocat-
kove staroceske mluvnice, § 19, entschiedener aber § 31) im Jahre
1845 aufmerksam. Er meinte nämlich, dass durch eine Verwechs-
lung des Dativs und Locals im Gebrauche der Präpositionen und
namentlich der Präposition po auch eine Verwechslung in den En-
dungen herbeigeführt werden konnte. Er hat hier eine Ansicht aus-
gesprochen, für die er keine Beweise erbracht hatte, zumal es ja
bei dem damaligen Zustande der altböhmischen Literatur nicht so
leicht war. Im § 19 spricht er nebenbei noch eine andere Ansicht
aus, dass die Localendung u bei den weichen Stämmen ebenso auch
durch einen noch unergrttndeten Einfluss der polnischen Sprache
oder eines dieser Sprache verwandten Dialectes aufkommen konnte.
Merkwürdiger Weise lassen sich wirklich in den altböhmischen
Denkmalen dafür Belege finden , dass nach der Präposition po zu-
meist in einzelnen Wendungen Locale mit der u-Endung stehen.
So finden wir in ApS.\ po kostelu 2, 15; po in&stu 4, 28; po licu
6, 16 und 6, 19. Freilich sind diese Belege hier nicht so sehr be-
weisend, weil, wie wir sahen, auch nach anderen Präpositionen die
u-Endung hier auftrat. Anders verhält es sich jedoch bei bestimm-
ten Wendungen und namentlich bei der Wendung po svetu. Es ist
auffallend , dass nach der Präposition po zumeist der Local auf u
von diesem Substantiv auftritt, ja in manchen Denkmalen aus-
schliesslich , während nach anderen Präpositionen die Form svete
vorherrscht. Am auffallendsten ist dies z. B. im Pass. So finden
wir in dem in den Listy fii. a p. XII, S. 291—306 veröffentlichten
Xheile: po svetu, S. 295, Z. 30; po vketn svetu 304? 30 und das-
selbe 305, 14—15, dagegen na svete 299, 17; 299. 19; 300, 14;
mit der Präposition po steht hier noch: po svatem Petru 303, 16.
(Andere Locale auf u sind hier noch: hrobu 291, hospodinu 292,
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Ueber die Localendungen - e and -u der -v- and o-StÄmme etc. 625
u postu 296 ; sadu 296 ; pHebytku 297 ; stavu 298, 299 ; huhu 299 ;
* pokojiku 300 und (fom« 294, 4 und 6 ; 297; 298; 299 gegen
sbore 291, 5 ; zdmutce 394 ; obraze 296 ; />f 299, 2 ; &o*J 300,
17 ; 300, 46 und mehrere noch, die auch jetzt gebräuchlich sind.)
In dem im selben Jahrgang, S. 419 — 422, vorkommenden Theil
ist nur ein Local: v pHebytehku 422, 4, der nach der früheren Dar-
stellung angeführt zu werden verdient.
In der in den Listy IL a p. XIII, S. 55—61 vorhandenen Fort-
setzung: po vkem svetu 57, 46; po svetu 58, 15; 58, 21 ; 59, 5 ;
59, 27 gegen na svete 56, 19; ausserdem noch: po malern hau 59,
47. (Andere Locale auf u: vdetinstvubö, o... Dominikubb and 61;
zdkonu 59, 6; na... synu 59, 14 und v domu 60, 1 gegen zähme 56,
15; 59, 13; napocdtce 58, 30; stave Q0 ; bludt 60, 46 und andere.)
Im selben Jahrgang, S. 232—238 : po vkem svStu 235, 46 gegen na
svete 235, 9. (Andere Locale auf w : na vrchu 234, 41 und na osliku
237, 10 gegen na boxe 232, 5; «... 233, 15; 236, 5; v km 233,
42 und andere.) In einer anderen Parthie, die in den Ukazky zu
den Listy fil. a p. V, S. 1—19 vorkommt: po svetu 10, 3 und 17,
35 gegen na svete 7 39. Ausserdem po mestu 6, 41 und 7, 3 gegen
ernste' 6, 13; 13,19; 13,20; 18, 44; po deidtku 12, 3; poJezu-
kristu 1 3, 23 (dieser Local kommt jedoch auch ohne po häufig vor) ;
dagegen : po ostrove 12, 39 und po nekolice denech 10, 29, wo wir
demnach nekoliku erwarten könnten. (Andere Locale auf u : o so.
ProkopuX, nacasub, 40; upostu7,9; na listku 1 , \1 ; o...Petru
11,20; o*f*<16,9; uhuhu 17, 1 ; o... apostolu \1 ,22 - Damakku
18,44; 19, 5 und efemu 5, 34; 6, 45; 7, 5; 7, 7; 7, 26; 7, 31;
8, 20 ; 18; 29 und auch na telu 8, 22. Diesen Localen auf u stehen
folgende auf e gegenüber : bfexe 2, 17; boxe 3, 21; 3, 23; 3, 30;
3, 39; 12, 13; 13, 1; v kostete 4, 15; 6, 34; »bore 4, 37; oW
5,15; 1^5,28; 11,11; (fc*rV5,30: *a m*w><* 12, 24 ; 12,39;
t>c*rdW 15, 7; 16, 19; 16, 20; 16, 23; 16, 35; pH smysle 15,
44; pHkladd 17, 21 und $taii 18, 5. Hier wurde die Vollständig-
keit angestrebt, um das Verhältniss beider Arten von Localen im
Pass. zu veranschaulichen.) In dem als Beilage zur Abhandlung
Uber die weichen e- Silben im Altb. von Gebauer beigegeben Theile
(Separatabdr. S. 55 — 76): po svetu 55, 6 und 55, 29 gegen na
svSte 59, 38; 60, 1; 68, 29; 69, 33; 75, 6. Von anderen
wichtigen Localen auf u kommen hier vor : opoidtku 55, 2 ; v domkm
Archiv ftr «liviiche Philologie. IX. 41
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626
W. Vondrik,
56, 32; carodtjniku 63, 14; o Pavlu 6, 25. Auf«: ve sne 56, 3;
po tomto tivoti 58, 12 (diese Form behauptet sieh fast Überall im
Altb.j ; boxe 68, 27; 73, 28; na pocdtce 74, 26; v smysle 74, 30.
Vgl. auch po nkkolici 57, 38. In den Listy fil. a p„ VHI, S. 309
bis 319, ist nur po malern casu 315, 14, ausserdem neben anderen
noch v bHiku (o-Stamm) 311, 10; 311, 12; 311, 16; 311, 22;
311, 26; r duchu 312, 2; 318, 1; v rddu 312, 4; 312, 6; 312, 7;
312,23; 312,31; o synu 312, 38; 312, 14; 312,42; o Janu 312.
38; 312,43; f>«torc314, 38; na ddblu 318, 31 , und natürlich auch
domu, das hier 4 mal vorkommt. Auf e: na pocdtce 312, 36; 312,
44; na Wtf310, 32; 310, 33; 316, 9; na... 316, 22 etc. Inder-
selben Zeitschrift, Jahrgang IX, S. 129—147, kommt einmal svetu
auch nach einer anderen Präposition vor: v tomto svetu 130, 43,
sonst ist hier Uberall e : na svM 130, 40; 131, 23; 140, 34; 140,
37. Auf u noch : v casu 130, 29; po poslu 136, 34; r duchu 135,
28; na katu 138, 9. Auffallend ist aber wieder: po vsem mistu
144, 35, da sonst überall hier 6: v meste 144, 16; 146, 30 etc.
Vgl. auch po stu 132, 24. Auf e : boze 132, 23; 135, 27; 140,
7; 142, 21; t> umy*& 141, 4; na... 141, 24; na Mite 142, 2;
t? omy/e 145, 41.
Aus diesen Belegen folgt unzweifelhaft, dass in den erwähnten
Parthien des Pass. nach der Präposition po der Local svetu aus-
schliesslich angewendet wurde, während nach anderen Präpositionen
die Form stete und nur einmal svetu auftritt. Aber auch andere
Substantive erschienen nach dieser Präposition häufig in der u- Form.
Wenn nun dieser Beweis sich bloss auf das Pass. beschränken
würde, so könnte es höchstens nur als eine Eigentümlichkeit seiner
Sprache aufgefasst werden, die sonst keine weitere Bedeutung hätte.
Es lassen sich jedoch die Belege dafür auch weiter aus anderen
Denkmalen anfuhren. In den erwähnten Ukazky haben wir S. 25,
V. 87 : svetu po vsem und S. 33, V. 14, in dem Bruchstücke des Dal. :
po svetu, das mit osvetu reimt. Im Mast. : po svim prdvu 315 und
po tvem licu 385; dagegen aber: po vhem sviti V. 55. Freilich ist
diese Form hier durch den Reim hervorgerufen, da svetie vorher-
geht. In der KRokmb. : po prdvu 29 und 47. Im iwittb. hatten
wir einmal po vsem svSte (Hymn. Ambr.) und svM mit den Prä-
positionen na und v dreimal. Hier kommt auch po chlebi, Gant.
An. 5, vor. Dagegen muss hier auf po mistu 58, 7 und 58, 15
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Ueber die LocalenduDgen -e and -a der v- and o-Stümme etc, 627
aufmerksam gemacht werden, da sonst überall nach anderen Prä-
positionen meste steht (z.B. 47, 9; 67,6; 72,20; 83,7; 118, 54 etc. ).
Im Hrad. : po svetu (Prok .) , V. 649, gegen na svete 994 n. po
vsemteluliO gegen na tele US u. 9 tf&613, 904. Ferner pokldsteru
Ö46, aber />o «>atfm Prokops 927. Mar. Magd. : po Mm poUebu
690 ; po rozumu 857 und po prostratlu 938, aber po jmene 799 (im
R.). Belehrend wäre hier auch der Reim po jejie vzvolenjü 313
mit k ute&enjü 314, doch kommen ähnliche Schreibangen, wie die
des Locals, hier noch einige mal im Texte vor, z. B. V. 896 ; 909 :
349. Im Umucent: po malern öasu 356 und po vSem svetu 6\2 , ausser-
dem po svem prdvu 533. Desat. : po mdlu 938 (kann auch der Dativ
sein, doch nach dem jetzigen Sprachgebrauch erwarten wir hier den
Local) ; po naiem hHechu 1 155 und po hriechu 912 und 1 145. Aus
dem V. 1155 ersieht man also, dass hriechu in der Wendung po
hriechu in der Zeit, wo unser Denkmal abgefasst wurde, schon als
Local aufgefasst wurde. Dass dies jedoch ursprünglich nicht der
Fall war, dafür spricht der Umstand, dass wir nirgends im Altb.
die Form po hfiesi finden, während der Local hrte&e. wie wir sehen
werden, selbst noch bei Stitnf undHus vorkommt. Es ist demnach
dieses hriechu ursprunglich eigentlich ein Dativ, der erst später als
Local aufgefasst wurde. Dasselbe gilt auch von der Wendung po
prdvu, die wir schon mehrmals vorfanden. Po hriechu ist schon
ebenfalls mehrmals citirt worden. Es kommt noch vor im Mast,
V. 148; im Alz V. 252, 1649 etc. Im Gedichte 0 bohatci kommt
noch po maUm casu, V. 317 (im R.) vor.
In der AlxV. : po vsem svitu 1028 ; svitu po vsem 2349 gegen
v svete 305 ; 792; 2341 und na svete 1231 ; na svetu 517 ist durch
den Reim bedingt ; ferner po sledu 23 1 2 (im R. ) ; po svem prdvu 7 1 ;
dagegen aber auch po mdlem base 94 (im R.) ; po boxe* 321 ; po posle
1987 (im R.) ; in AlxH. ; (po s)ledu 351 (im R.) ; vgl. auch pojednom
<fttt<234; imAlxBM. : pozisku 222 (jedoch zweifelhaft) ; in AlxB. :
po prachu 134 und ÄlxM. : po ledu 69.
In der Kot. : po vsem svitu 1988 gegen sveti mit anderen Prä-
positionen 40; 120; 221; 388; 461; 1333; 1780; 1982; 2028:
3484; po ücinku 2939 (im R.) ; po vkem viku 1673 (im R.) ; po osudu
1694 (im R.) und po hHechu 1835; po licku 698 (im R.) ist der
Dual, wie das ihm vorhergehende Adj. zeigt; na licku 879 (iniR.)
könnte der Loc. Sg. sein; po prdvu 1341 . Dagegen aber: po slu-
m 41*
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628
W. VondrAk,
necnem zdpade 3221 (im R.j . Andere wiebtigere Loeale anf u hier :
na trdecku 741 und 2392: na vrchuWU (imR.) und selbstverständ-
lich auch domu 909 (imB.) ; 1876 (imR.) ; 3366; 3370 (imR.). Von
denen anf e verdienen hervorgehoben zu werden: smysle 101 (im
R.) : 602 ; 953; 2147 (imR.) und rozmysle 1400 (imR.); boze 1415
(imR.); 1659 etc.
Im Alan (Svatovitsky Rukopis. Kvydanf npr. A. Patent., V.
Praze 1886), S. 1—57 : po v*em svetu V. 43; 105 ; po svetu 111;
250 gegen na stete 565; 1448 ; na vkem stete 623 (hier noch neben
anderen: v auchu 1087; v oblaku 873 (imR.) etc.
Es läast sich demnach nachweisen, dass nach der Präposition
po, die in diesen Fällen ursprünglich den Dativ bei sich hatte, am
ehesten, der Local auf u in Folge der Verwechslung des Dativs mit
ihm folgen konnte. Dies zeigte sich am deutlichsten in der Wen-
dung po svetu.
Um nun den weiteren Verlauf der Beeinflussung der e-Formen
durch die u-Formen verfolgen zu können, müssen wir ein Denkmal
aus der späteren Zeit nehmen. In dem Bruchstücke aus den > Knihy
uceni kfeslanskeho« von ÖtftnfV^b.I, S. 675—744, aus der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrh., tritt folgendes Verhältniss zu Tage: zdkone
678,14; 741, 37; po boze 679,35; r... 690, 12; 696,13; «...702,
7; nasvetfföS, 13; 700,18; 717,1; o hKM 701, 2; x> iivoii
711,17; u purputi 737, 1 1 . Dagegen kvasu 687, .19: 734,3;
po svetu 688, 9; stavu 690, 20; 734, 24; sudu 693, 9; 709, 5;
709, 33; klamu 697, 28; hnevu 697, 29; o bohu 698, 30; 699, 8;
proroku 705, 37 ; po svem simyslu 708, 7; koru 716, 37 ; 719, 1 ;
*rī722, 37; 726, 17; pohnechu 727, 7; listu 727, 25 ; synu 729,
33; stanu 730, 30; obrazu 730, 36: bysu 737, 12. Nattirlich domu
auch überall: 677, 2; 683, 20 etc. Die Loeale auf u bilden dem-
nach hier eine grosse Majorität. Nicht so die Neutra, bei denen
die Form auf 4 vorherrscht. Mit der u-Endung finden wir hier :
po oku 684, 14 ; o desateru 692, 21 ; na slovu 712, 5 : v präcu 714,
15; po... 715, 5 und 743, 7; mhtu 732, 8; po... ruchu 737, 26;
t>... 737, 31; 738, 2, sonst überall ruli.
Die Tendenz, die nun in der neuböhmischen Sprache fast zum
vollen Durchbruche gekommen und die darin besteht, an das Thema
nur solche Endungen zu setzen, die seinen auslautenden Consonant,
namentlich wenn er ein Gutturallaut ist, nicht ändern, zeigt sich hier
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üeber die Loctlendungen -g und -u der und o-Stämme etc. 629
schon ganz deutlich. Nor die Form boxe hat noch mit Erfolg wider-
standen , da sie noch dreimal vorkommt, wogegen bohu hier nur
zweimal auftritt. Auch hrieke ist noch nicht unterlegen. Diese Form
zeigt sich noch in den Schriften des Hus. Wir finden hier (Vy b. II,
S. 181—228) folgende Locale auf i: priklade 181, 5; zivote 184,
35; 1B7, 25; 194, 9; 213, 31; 213, 36; v hheU 196, 33; 201,
21; 214, 21; 217, 5; t> Aimi 198, 30; zäkoni 199, 2; 223, 11;
povhemsviti 199, 36; «... 212, 6; 213, 9; ümysle 217, 28 gegen:
skutku 182, 27; 184, 20; osliku 184, 8; 189, 17; 190, 20; pri-
chodu 186,4; krstu 189, 3; 189, 4; 189, 6; po&tum, 18; duchu
192,5—6; 192,25; 192,33; hodu 193, 25: 198, 26; clovcku
209, 7; cfodmu 209, 36; po com 212, 32; 213, 12; pdnu 321, 4;
223,4; sboru 226, 14 und mistru 226, 34. Von den o-Stämmen:
slovu 186, 30; 199, 6; 203, 31; osldtku 189, 28. Hier kommt
auch onasyceniKrisiovu 191, 35 vor, also eine Form, die uns schon
aus dem i Wittb. bekannt ist.
Die Erscheinung des Ueberhandnehmens der Localformen auf
u erkläre ich mir demnach, wenn ich nun Alles zusammenfasse, auf
\*1
u-Declination auf u, wie vrcbu, domu. Ausserdem wurde noch
häufig die Präposition po mit dem Dativ construirt. Belege dafür
haben wir z. B. in po podanemu in den Gregoriusglossen, pojaxyku
svemu und posvatym Dal. po tfem siom KRozmb. etc. Ebenso ist po
suchu, 2Wttb., ein Dativ. Im XIII. Jahrh. masste dieser Gebrauch
des Dativs noch sehr im Schwünge gewesen sein. Man hatte dann vor
allem Wendungen wie po hHechu, po prdvu, po svetu, po licu etc.
Die beiden enteren möchten offenbar zu den bei Miklosich (Vgl.
Gramm. IV 2, S. 628 sub d) bezeichneten Dativ der Angemessen-
heit gehören und po hfiechu wäre ursprünglich nur nach bestimmten
Zeitwörtern, wie etwa 2iti po hHechu etc. möglich gewesen. Wenn
es nun auch eine bekannte Thatsache ist, dass in den anderen sla-
vischen Sprachen der Local nach po statt des Dativs insbesondere
wie auch überhaupt die Localendungen u sich geltend zu machen
suchte, so muss wohl zugegeben werden, dass im Altb. die Locale
domu, vrehu und vielleicht auch noch andere die Auffassung, po
svfctu etc. sei auch ein Local, sehr leicht fördern konnten. Daher
po svöm pravu, po nasem hHechu, po vsem svetu, das wir in den
älteren Denkmalen fanden. Wie leicht der Dativ mit dem Local
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630
W. Vondnik,
seine Rolle vertauschen konnte, geht auch ans dem Umstände her-
vor, dass wir schon in den altböhmischen Denkmalen Localformen
mit der Endung ovi, die also ursprünglich dem Dativ angehört,
vereinzelt vorfanden, so z.B. nakralikovi, 2Gloss. 90, 13; v hos-
podinovi 30, 7 und po haziliSkovi, ÄWittb. 90, 13; o Prokopovi 4,
o dedifcevi, po Bfecislavovi 784 im Hrad. Prokop, o sv. Nazarovi,
Pass. Listy fil. 294 ; v hromovi, Alan 535 n.s. w. Anch kann das
mit berücksichtigt werden, dass z. B. bei den Femininis der Dativ
immer gleich ist dem Local im Sg.
War nun also der Gebrauch des Locals auf u ausgedehnter, so
konnte er auch seinen Einfluss auf andere Fälle, wo auch selbst
die Präposition po nicht vorkam, erstrecken ; daher dann v blesketu,
na svetu etc. Dass er sich vor Allem in Deminutiven auf -cek,
-cko und überhaupt in Substantiven, die vor der Endung e zwei
Consonanten hatten, von denen der zweite verändert werden musste
und dann mit dem vorhergehenden eine nicht ganz vertragliche
Combination bildete, eingebürgert hatte, müssen wir zugeben, da
wir in solchen Fällen in den Denkmalen immer nur u fanden :
zKecku, zGloss. ; jedinäcku etc. statt zrieccS. Jetzt vermeidet die
Volkssprache diese zwei Consonanten in Fällen, wo eine substitui-
rende Endung nicht eintreten kann, auf eine andere Art, indem sie
z.B. statt zebracce : iebrajce sagt, ein Mittel, das auch der poln.
Sprache bekannt ist, natürlich in bestimmten Fällen. Dieser Process
der sich ändernden Auffassung, als sei po svetu ein Local, kann
wohl in das XIII. Jahrh. versetzt werden, wenn wir die Denkmale
aus dieser Zeit prüfen. Dass ihre Anzahl leider eine nicht sehr
bedeutende und dass sie selbst nicht umfangreich sind, mit Aus-
nahme einzelner, deren Abfassungszeit in das Xm. Jahrh. fallen
muss, deren Abschriften uns aber erst ans dem XIV. Jahrh. erhalten
sind, ist bekannt.' Um sicherer hier urtheilen zu können, mtlssten
wir demnach mehr Material haben. Wir werden jedoeh kaum fehlen,
wenn wir annehmen, dass die Locale auf u im XIII. Jahrh. schon
in einer beträchtlichen Anzahl auftreten, dass sie aber dennoch denen
auf e gegenüber zumeist in der Minorität sind. Eine Ausnahme
bildet z Gloss., da sie hier in der Majorität sind. Bei solchen For-
men, die noch nicht vollends zur Geltung gekommen sind, kommt
freilich sehr viel auf die Individualität des Schreibers an. So war
wiederum die Anzahl der Locale auf u in der KRoimb. eine schein-
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Ueber die Localendungen -e and -u der t>- and o-Stämme etc. 631
bar viel zu geringe. Freilich kommen hier nur 1 1 i- Stämme mit
der Localendnng e, wovon eich einzelne häufig wiederholen. Viele
davon können auch jetzt noch mit der e-Endung auftreten. Von
dieser individuellen Freiheit müssen wir natürlich jene Falle, in
denen wir im Local unbedingt ein u erwarten und die auch genannt
wurden, ausschliessen.
Erst später im XIV. Jahrh. und namentlich gegen sein Ende,
wurde der Gebrauch der Locale auf u allgemeiner, was darauf
zurückgeführt werden mnss, dass die u-Endung keine Veränderung
des vorhergehenden Consonanten verlangte, weshalb sie die Sprache
namentlich bei den Gutturalen bevorzugte. Dadurch wurde all mal ig
jenes Verhältniss der beiden Locale angebahnt, welches in der
heutigen Sprache noch geltend ist.
Wenn weiter in dem Umstände, dass nach der Präposition po,
die ursprünglich hier den Dativ bei sich hatte, dieser später als
Local aufgefasst wurde, das Aufkommen der Localendnng u wesent-
lich seinen Grund hatte, so folgt für mich daraus, dass in den Ideal-
formen wie Heu, mesiecu das u eben als solches zumeist zu lesen
sei und dass wir es hier nicht immer mit analogen Schreibweisen
zu thun haben. Dass hier jedoch nur an solche Denkmale zu denken
sei, die aus dem XIII. und aus dem Anfange des XIV. Jahrh. stam-
men, habe ioh schon oben erwähnt. Wenn nämlich das Umlaut-
gesetz des u erst in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrh. etwa zu
wirken begann, so wurden gewiss noch die meisten Dative wie
mesiecu, liou etc. in dieser Zeit auch so ausgesprochen. Aus dieser
Zeit, ja vielleicht noch aus einer früheren, stammen nun die er-
wähnten Looalformen und mussten demnach zumeist auch so aus-
gesprochen werden. Erst als der Umlaut vorgeschritten war, da
erst kann man wohl annehmen, dass häufig noch ein u geschrieben,
wo schon ein t ausgesprochen wurde.
Für die Aussprache des u spricht auch der Umstand, dass solche
Formen noch jetzt im Polnischen, Ober- und Niederserbischen, also
in Sprachen, die doch mit dem Böhmischen so viel gemein haben,
ganz regelrecht sind. Die angegebenen Erklärungen würden uns
die Annahme eines eigenen zwischen u und % stehenden Lautes,
wenigstens für die frühere Periode, als überflüssig erscheinen
lassen. Für die spätere Periode will ich es vorläufig nicht
behauptet haben.
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632
W. Vondrik,
Und nun wollen wir znm Schlüsse untersuchen, wie ein Denk-
mal, über dessen vergilbten (?) Pergamentblättern die Wogen philo-
logischer Proteste schon zusammen zu schlagen drohen, sich unseren
Localformen gegenüber verhalte. Es ist dies die bekannte Königin-
hof er Handschrift, das nunmehrige Schmerzenskind Hanka's in der
böhmischen Literatur.
Von den Localen der ^(u) -Stamme auf e haben wir hier
folgende (ich benutzte die photographische Ausgabe von Vrlatko):
c***«la22; 12b 8; na vrse In 22; 6b 28: v lese lbZZ; 5al2:
Cal; 6b 12; po... 12a 13; v mirS 2a 27: 7b 29; na zächode
2a 32 ; 2b 17— 18; 12a 7; v zlatohlave 2 b S : t> 3b 3 ; 4b
22; na vzchode 3 h 31 ; v täbore 4 a 27; na chlumce 4b 1 5 ; na
hradefa 12; t>... 6a 30; na... Ha 12; «... IIa 32; IIb 4; vkroce
6b 5; vptede 6b 20; 6b 30; 7a 17; t> uvale 6b 32; t>*roc* 7a
22; poräzeS&lb; r sHte 10a 2; /w> Jct'fcf 10a 8 ; vroz« 10a
16; t>A/w*? 10b 25; © pochladecce IIb 26; IIb 29; v borecce (eig.
borece) IIb 26—27 ; »a palüce IIb 28 ; t> fcorc* IIb 30; na konice
12a 3; nadubS 12a 31; r sade 12b 15; c stozc 12b 16; v rovecce
(eig. -ece 1 2b 22 und ausserdem auch der o- Stamm po zalnem srdecce
(eig.-ece) 12a 25. Auf u haben wir hier nur zweiLocale, nämlich na
vrchu 6b 1 9, doch ist die Endung ausradirt und nach der photograph.
Ausgabe ist es hier unmöglich, ein u oder e zu finden Jirecek hat
in seiner Ausgabe von 1879 und auch Vfb. I 23, V. 17: vrcÄu, im
selben Gedicht haben wir 6 b 28 : vrse, das ausserdem noch einmal
sich wiederholt, la22) und dann r pfedu lb32. Doch ist der Grund
ganz einleuchtend, warum der Local auf u hier endet. Der ganze
Vers lautet nämlich : Henes, Benes v pi edu jede. Wenn wir vprede
hineinsetzen, so haben wir : Benes, Benes v prede jede, es hätte
hier demnach jede Silbe einen e-Laut und die vier letzten würden
gar einen schlechten Reim bilden, was offenbar dem modernen
Dichter auch schon nicht gefallen konnte. Es sind hier also 28
^-Stämme (wenn wir auch denu-Stamm vrch dazu rechnen) in 46
Localformen auf e und nur zwei Local e auf w, von denen noch der
eine nicht sicher ist. Ein solches Verhältniss haben wir in keinem
altböhmischen Denkmal, selbst nicht in der KRoimb., die am
meisten die S-Formen bevorzugte, gefunden. Hier kommen aller-
dings nur 2 Localformen (wenn wir domu nicht dazu rechnen) gegen
3$ Localformen vor, aber sie gehören nur 11 Substantiven an und
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Ueber die Localendungen -e und u der V und o-Stämme etc. 633
die meisten davon können noch jetzt gebraucht werden. Etwas
anderes haben wir in der Königinhofer Handschrift. Es sind hier
zwar auch Locale, die jetzt noch gebraucht werden, aber die
ändern an der Sache gar nichts. Wir würden hier vor Allem
einen Local vrs& gar nicht erwarten. Ferner, die Deminutiva
sollten ein t# haben, welches wohl auch hie und da nach [der Prä-
position pOj die hier in solchen Fällen 5 mal und bei den Neutris
etwa 2mal (potvemslove lal4; pojutre la28— 29) stehen könnte.
Von Localen, wie mesiecu, Heu etc., die wir so häufig antrafen, ist
hier keine Spur, sondern es kommt hier nur po vsem nebi 1 b 69;
po nebi 2a 7 ; 4 b 30 etc., v hofi 8b 30 ; na jednom lozici 1 1 b 10
(dieses Wort kommt auch im i Gloss. vor) ; v poli 1 2b 12; 12b 14
u. s. w. Ich will jedoch auf Letzteres kein besonderes Gewicht
legen, da man mir sonst vorwerfen würde, ich suche die Echtheit
der Kön. Handschrift dadurch zweifelhaft zu machen, dass ich be-
haupte, keine falschen Formen darin finden zu dürfen. Die Er-
fahrung hat leider gelehrt, dass man den Verth eidigern solche Ver-
drehungen znmuthen kann. Es ist überhaupt zu wünschen, dass
die überheizten journalistischen Köpfe weniger ihre Thätigkeit, als
es leider bis jetzt zumeist der Fall war, hier concentriren. Ihnen
bleibt ja ein anderes Terrain noch ganz offen, die Königin hofer
Handschrift retten sie nicht; sie strotzt von Ungereimtheiten, die
sich einfach aus dem Zustande der altböhmischen Literatur nicht
erklären lassen.
Und die Chemiker? Die werden sich's wohl, bevor sie mit den
versprochenen Beweisen vor die Oeffentlichkeit treten , überlegen,
ob sie ihre Wissenschaft, oder ob sie die Königinhofer Handschrift
retten sollen.
Literatur und Abkürzungen.
Alz. mm Zbytky rymovanych Alexandreid staroceskych. Vydali Martin Ha ttala
a Adolf Pate ra. VPraze 1881. Die einzelnen Fragmente . AlxB. Bit-
weiser Fragment, 8. 72—80 ; AUBM. mm einst der Stadt Bndweis, jetzt
dem böhmischen Museum in Prag gehörendes Fragm., S. 81 — 89 ; AlxH.
= Neuhauser Fragm., S. 60 — 71 ; AlxM. = ein anderes Fragm. im Mo«
senm, S. 90— 93; Alxk. — äafsüks Fragm., 8. 94 —96 und schliesslich
AlxV. = St. Veiter Fragm. in der Bibliothek des Domkapitels su Prag,
S. 1 — 59.
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634 W. Vondrak, üeber die Localendungcn -« nnd -u etc.
APD. - Dobrovsky's Bruchstück der Apostellegende in Listy fil. a p. VI,
8. 140—142.
APs. -= SafaKks Bruchstück derselben in Vyb II, 8 1—6.
CCMu». = Öasopis Öesk6bo Mnsea.
Hrad. mm Ilradecky rukopis. Vydal A. Patern. V Praae 1881.
Kai. mm &\v0t sv. Ksteftny. Vyd. J. Pecirka a K. J. Erben. V Praae 1860.
KRoimb. — Kniha Roimbereka in den Listy fil. a p. VII, 8. 363—292.
Matt. — M&sdckaf, Fragm. des Quacksalbers in Listy fil. a p. VII, S. 91—105.
Post, mm Passionale (der ältere Theil) ; Bruchstücke daraus in den Listy fiL
a p. nnd in Gebauer s Abhandlung . lieber die weichen e-Silben im Alto..,
wie oben angegeben.
Vyb. I mm Vybor z lit ccske. Dil prvni. V Praae 1845.
Vyb.IImm M „ M „ drnhy. OdK.J. Erbena. V Praae 1 857 u. f.
ZGloss. - 2alta* glossovany v. Patera in CÖMua. 1879, 405-417 u. 481-533.
Ausserdem noch : &Klem. — 2altai klemenünsky, ungedruckt, £Pod,
- iPodebradsky aus d. J. 1396; ZTruh. - v. Truhlaf aufgef. in Listy
fil. a p. VIII, 8. 142—147 und vor Allem
iWiÜb. mm ialta* Wittenbersky. K tisku pfipravil Dr. J. GebaneT.
V Praze 1880.
Die anderen Quellen werden im Texte vollständig ciUrt.
W. Vondrdk.
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Mythologische Skizzen.
In meinem Lihgoartikel ') (Archiv VIII, 629—639) glaube ich
bereits die Wichtigkeit ethnographischer Beobachtungen für die
Erforschung letoslavischer Mythologie bewiesen zu haben. Eine
Hauptaufgabe der «niederen« Mythologie ist es gerade, historische
Zeugnisse über Götter und Mythen nachzuprüfen und sozusagen zu
localisiren. Wie es bei Herausgabe alter Texte unmöglich ist, nach
Massgabe dieser Literaturdenkmäler sich ein vollkommenes Bild
zu machen von dem Leben der Sprache jener Zeit, ohne dass man
heutige Dialektkunde zu Rathe zieht, so müssen auch die zerstreuten
Kachrichten zur slavischen und litauischen Mythologie aus früheren
Jahrhunderten in den Ueberresten mythologischer Anschauungen
von heute ihre Erklärung oder sogar Bestätigung finden.
Die folgenden Bemerkungen sind russischen Quellen zur My-
thologie der Litauer, sowie weissrussisch-lettischen Göttern und
mythischen Liedern gewidmet.
I.
Litauische Götter in Joh. Malalu s Chronograph russischer
Redaction vom Jahre 1261,
A. Brückner hat in seinen »Beiträgen zur litauischen Mytho-
logie« den Bericht der galizisch-worynischen Chronik über Götter
und Glauben der Litauer zu localisiren gesucht, um hierin auch eine
Erklärung für die mangelnde Uebereinstimmung zwischen dem Be-
*) Cf. die Discussion hierüber in der lettisch-literarischen Gesellschaft zu
Mitau im Jahre 1884 (Magazin d. Ges. 17, 2. pag. 287/88 und 336). Nachtrage
und neue Belege lassen sich in Fülle ans dem lettischen Volksliede anführen.
Beachtens werth ist auch das 10. Lied bei Juikevic, in seiner mit russischen
Lettern gedruckten Liedersammlung (JübtobckU h&poahmii ntcBH ct. nepeao-
äomt, Ha pyccKifi usuki», St. Petersburg 1867, pag. 16), wo es heisst:
Bienehen Hugo ! (schwinge dich)
Biene Hugo, liuago 1
Der Refrain liugo ist dasselbe, was im Lettischen ligo (leigo). Das Lied stellt
einen alten Flachszauber dar. Das Wort linago ist mir unverständlich , kommt
aber als Refrain auch in einem Georgsliede (?) p. 13 vor, gesungen nach der
alterthUmlichen Kanon weise, litauisch »Keturine« genannt.
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636
Ed. Wolter,
rieht des samogi tischen Lustrators Laskowski und den Angaben
der Chronik zu finden. Eine Ergänzung dieser Angaben findet man
noeh in dem Chronographen des Johannes Malala russischer Re-
daktion in dem Capitel Uber den heidnischen Irrglauben in Litauen
und die Volker, welche den »Sowija« (Sabas) einen Gott nennen.
Auf diese für die litauische' Mythologie wichtigen Angaben eines
offenbar westrussischen Abschreibers des Chronographen machte
im Jahre 1851 Fürst M. Obolenski in der Einleitung zu seiner
Ausgabe l) des »JftTomiceiri HepeHCjiaMÄ-CpAaACKarot p. XIX —
XXH aufmerksam. Dieselbe Stelle hat auch F. Dobranskij in
seiner »Beschreibung der kirchenslavischen und russischen Hand-
schriften der Wilnaer Öffentlichen Bibliothek« 2; auf S. 49 und 50,
nach einer späteren Abschrift des Chronographen aus dem XVII.
Jahrhundert veröffentlicht, ohne jedoch auf die schon bei Obolenski
gegebene Probe Rücksicht zu nehmen. Im folgenden gebe ich die
auf Litauens Götter bezügliche Stelle nach der in Wilna aufbe-
wahrten, jedoch aus Suprasl stammenden, Handschrift wieder und
füge dem eine Interpretation bei. Die Wilnaer Suprasl'sche Redaction
ist offenbar vollständiger, als die Moskauer aus dem XV. Jahrb.
Dies Capitel ist überschrieben »CicaxeirB noraHBcicui np&iecTH
ölith eine Bo h b äwtb^ HauieH«. Am Rande steht eine offenbar spä-
tere Bemerkung : ce eerb npe*ecn> norairBCKan h bhähioh äktbI toc*
boajuo 3joe «irLio h ao BnTOBTa, 6o Bhtobtobv xony bo Hp>ncoje co-
xr.ni no CMepni h noTOirB no^iajra nepecTaßaTH Äeqnca. Das ist der
heidnische Irrglauben, in unserem Litauen waren diese bösen Dinge
(Sitten) Brauch auch bis auf Witowt, denn Witowt's Frau ver-
brannte man nach ihrem Tode in Ir'akola *) . Darnach aber hörten
sie auf, sich zu verbrennen.
COBIH 6t MCJIOBtKT» , OyjlOBIBUrS SMOV AHBlfl BSnpl». H3eMI>Ä(e} H3
Hero + caie3emmi>. h BjacTb 6 (Ob. efi) Hcne^ni poxeHUM <B Hero
A*T€M (fehlt bei Ob.) wHiMtx(e) mejwai «. pa3nrBBaBCA na poxb-
ÄnriHxcA Herw Ä*Teä noKwnamecA chhth b* aa*. wcMepMmi Bpanj
*) Im »BpeMeHHÄK* Hmu. MocKOBCKAro 06m. Hct. ■ ÄpeBHOCTeä Poccii-
ci*x*«, 1851, Buch 9, MateriaiL...
*) »OnüCAHie pyKonxcex Bu6hcko& ny&H?Hoi EaÄJioTOM uepKorao-
caiocim i pyceara«, 2. Aufl., Wilna, bei Syrkiu. (XXI + 533 pag.)
») D. i. IragoU oder Eiragola; g unaspirirt su sprechen, wie noch heute
im Troklachen Uiugost fast wie ütukost gesprochen wird.
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Mythologische Skiwen.
637
ne FB3Mwr ä«bathmh xortme cbo« oynojsTOB'L. HiKOTopoM» (dies
Wort fehlt bei Ob.) poxenoii* ffl Hero peicuie chh« ero cKa3aßuiK)
«M« noyT (fehlt bei Ob., der bloss »poxernjirB ort nero , pewiie
ctiHOJTi« hat). opa-ria xe ero HeroAOBaBinra Hanb oycnpocHCA oy hhx
AOUieA u3Bims WTUfr cbo ero, h npiiu8 (Ob. npiHAe) dt. a£%. ucrirfo xe
ero (Ob. fehlt) Beq(e)pABuno ckhm, ciTBopH 6 .ms jojkc h norpe<5e h
B36MJH. Ha oyTpie FBirpocH ero BicTaßmiMa, Aoopo jh noKomue hm£a-l
ecH. uraoMO»Ä(e) Fwonißuiio, wx, qepßBMH h3*ä6H 6ux h raAU, na-
KLiÄ(e) na oyTpin CTBopn cmh Beqepio h baoäha'b ero bo ckphhio
ApeBAH« (Ob. BAOÄBmeMy h b-l Apeßo) h nojOÄiu('B) h (cnan,). Ha
oyrpie BinpocH h, tth'l x(e) peq(e) ako 6vez2M* n KOMapw mhoitjmh
c n%ien 6va , oyxi mh , ako taqiko cnax. naiai s (e) Ha oyrpie ct-
TBOpHBT, KpaAS UTHLHIA B6AHKV H BpX/Ke H BT> WTUh. Ha OyTpie X6
BT.ripocn ero, Ao6pt ah nomiA('B) ecH. wHOMoyat(e) peKimo ako
4tTBJH> BKOjuÖejH cabako cnax. w BOAHKaa nptAecTB AiaBOACKaa,
AÄ-e) in-Be^e bi ahtobcku poA, h b*b atb*3h, h bt, npscu, h bt> enx,
H Bt AHÖT», H HHUa MHOna A3UKU, HX(e) COBHUCK) HapH»HOTCfl. MHAHfö
h A(s)iuaM cbohmb csuja npoBOAHHKa bt> a^x, CoBBA, ÖMBineM» BAtTa
ABHMeAexa. H»(eJ h ni].i nf. m V pTBa TeAeca cboa ctaLnraiOT na Kpa-
Aax, AKoac(e) Axhabujc h BaiiTt, h hiuh nopAAy Gaihh. Ciio npi-
.iecTE Coßiio (Ob. Coßifi) BtBeAe bh*, hä itphhochth jkd'btb» cKBep-
hmm Ö(o)r(o)Mi ÄHAießt (Obol. AnAaeBn) h HepKifHOBH peKnie
rpomr, Hie bo P»h*, perane cyne (Ob. h jKßopoyH* perane Coyirfe)
h TejA BeAHKB KyaHeir* (Ob. h TejflßeAH h cb Koy3Heio), cKOBaßuie
eMB c(o)AHne, ako cb-bthth no 3eMAH , h ßraBepnino en» na ne(5o
c(o)AHue. ch Ä(e) npeAecTB cKBepHBA npüue bhe ujt Gahux. a$t xe
hjtIiot wt AßiMejexa, h MHororro poA» cKßepnaro Cob$a, ao cero A*Ta
BHAxe naqaxosi nncaTH khhtm ch, ecTb a*t *r h y h II h s a4t
Toe 6ujo.
Sowij war ein Mensch. Derselbe fing einen wilden Eber nnd
nachdem er 9 Milze aus demselben herausgenommen hatte, gab er
dieselben seinen von ihm gezeugten Kindern zu braten. Als sie aber
dieselben verzehrten, erzürnte er sich auf die von ihm erzeugten
Kinder und versuchte in den Hades ;u i.. Hölle) einzudringen.
Durch acht Pforten konnte er dies nicht, in der neunten erlaogte er
die Erfüllung seines Wunsches, indem ein von ihm gezeugter, wie
man sagt, Sohn ihm den Weg wies. Seine Brtide- aber zürnten
ihm. Und er forschte sie aus. Angekommen suchte er seinen Vater
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638
Ed. Wolter,
auf. Und sie kamen (Vater und Sohn) in die Hölle. Nachdem aber
sein Vater mit ihm zusammen zu Abend (Vesper) gegessen, bereitete
er ihm ein Lager und begrab ihn in der Erde. Am Morgen, als sie
beide aufstanden, fragte er ihn : hast du gut geruht? Als er aber
aufseufzte: »Och, ich ward von Würmern zerfressen und Unge-
ziefer«, so bereitete er am andern Tage (r. Morgen) wieder das
Abendmahl, legte ihn in einen hölzernen Schrein hinein, und legte
ihn schlafen . Am Morgen fragte er ihn und er sprach : Ich war von
Bienen und Mücken zerfressen, sodass ich schwer schlafen konnte.
Abermals Morgen errichtete er einen brennenden Scheiterhaufen und
warf ihn ins Feuer. Am Morgen fragte er ihn, hast du gut geschlafen ?
Er aber sprach : wie ein Kindlein in der Wiege süss habe ich ge-
schlummert. 0 des grossen teuflischen (diabolischen) Wahnes, den
man einführte (einbürgerte) im litauischen Stamm (wörtlich Ge-
schlecht), und bei den Jatvezi, und bei den Prasy, bei dem Jem,
und bei dem Lib (sc. Stamme) und bei vielen anderen Völkern,
welche Sowica heissen : die da glauben, dass Sowija ihren Seelen
Wegweiser (Pfadfinder) ist, während er Zeitgenosse des Abimelech
war. Und dieselben (sc. die genannten Völker) verbrennen auch
heute ihre Todtenkörper auf Scheiterhaufen, gleichwie AchileoB
und Eant und andere nach Brauch der Hellenen. Diesen Wahn-
glauben führte Sowij bei ihnen ein, sie die Opfer bringen den
scheusslichen Göttern, dem Andij (Andyevfc, nach Obol. Andajewi)
und dem Perkun das ist dem Donner, und der äevoruna d. i. der
Hündin, und Telvelik der Schmied, der ihm die Sonne schmiedete,
wie sie leuchtet auf Erden und der die Sonne auf den Himmel ge-
setzt hat. Dieser böse Wahn kam zu ihnen herein von den Hellenen.
Der Jahre aber sind von Abimelech an und dem reichen Geschlecht
der üblen Sovej bis auf unsere Zeit (auf das Jahr), in der wir an-
fingen diese Bücher zu schreiben 3446.
Diese von uns hier angeführte Stelle aus der Chronik des Ma-
lalas ist nicht bloss wichtig als Quelle litauischer Mythologie, son-
dern auch für die Zeitbestimmung der Handschrift von Werth. Auf
S. XXI und XXII der erwähnten Vorrede sagt M. Obolensky hier-
über folgendes : Aus den letzten Zeilen der eben angeführten Stelle
ergiebt sich eine interessante Nachricht. In ihnen hat sich die Be-
merkung eines altrussischen Abschreibers der bulgarischen Ueber-
setzung des Malala erhalten darüber, dass von Sowij's, des Zeit-
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Mythologische Skiizen.
639
genossen Abimelech's, Zeiten her bis anf den Zeitpunkt, wo er
diese Bücher abzuschreiben begann, 3446 Jahre verflossen seien.
£8 ist bekannt, dass Abimelech, der König von He rar, Zeitgenosse
Abrahams war. Nach der Zeitberechnung Nestors sind von Adam
her bis zur Sintfluth 2242 Jahre vergangen, von der Sintfluth bis
auf Abraham 1082 Jahre: von Adam an gerechnet bis auf Abraham
3324 Jahre. Wenn man jetzt 3446 Jahre, die Zeit von Abimelech
her bis auf das Jahr, wo man die russische Copie der bulgarischen
Malala-Uebersetzung zu schreiben begann, hinzurechnet, so kom-
men im Ganzen 6770, von der Schöpfung der Welt an gerechnet,
heraus. 6770 ist 1261 von Christi Geburt her und mithin das Jahr
bestimmt, in welchem der russische Abschreiber die bulgarische
Uebersetzung der Chronik des Malala abzuschreiben begann.
Die Moskauer (aus dem XV. Jahrh.), wie die Wilnaer Ab-
schrift (aus dem XVII. Jahrh.) sind getreue Copien der ältesten
russischen Redaction.
Kehren wir zu den Göttern 'zurück . so ergiebt sich aus dem
Vergleich mit den betreffenden Stellen der Hypatiuschronik eine
neue Göttergestalt mehr, welche die Chronik nicht kennt, nämlich
£ vom na d. i. die Hündin, oder nach der Wilnaer Version Ze vo-
runa. Zu den von Herrn Prof. Brückner erschlossenen Formen
Andaj , Jandaj , Gandaj und daneben Andej gesellt sich aus der
Wilnaer Handschrift Andy, welche in der Moskauer Andaj lautet.
Ebenso weicht die spätere Wilnaer Redaction von der Moskauer
Version in Tel aveli ab und hat Herr Dobransky Telavelikü heraus-
gelesen. »£voruna« erwähnt schon Prof. Miklosich, nach der Lesart
Obolenski'8, seltsamerweise als dea quaedam slavorum. Dieselbe
Stelle wird im Lexicon palaeosloven. p. 902 unter coyica f. canis
femina angeführt. Herr Dobr'ansky hat h xe bo Poyicfe getrennt,
ohne eine Erklärung des Sinnes zu geben. ivoruna, ievoruna d. i.
Hund erinnert frappant an »Zwerinne , der Abendstern , weil bei
seinem Erscheinen der Wolf ausgeht, vgl. die franz. Phrase entre
chien et loup, d. h. in der Dämmerung« (Nesselmann). Also etwa
Hundsstern. Üevoruna könnte jauch gleich "iiüruna sein und von
zioröti (Kurschat) glänzend strahlen herkommen
() Nach brieflicher Mittheilung ans Kon'avä. im Lydaschen (Gouv. Wilna)
heisat dort der Abendstern Zeri ne z vaigzde, oderZerniga. ierine wäre
also etwa aus'zuerinse entstanden.
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640
Ed. Wolter,
Zur Erklärung des Andej hat Herr Prof. Brückner die Ganda,
Gonda (etwa ein Schreckgespenst ä la baidikle) zu Hülfe genommen.
Dass der offenbar westrnssisehe Schreiber nnd Verfasser der Kach-
richten Uber litauische Mythologie g zu j gewandelt habe, oder ein-
fach weggelassen hätte (NB. im XIII. Jahrh.) , will mir nicht ein-
leuchten (dafür spräche also nur gintaras, *hentar, jantar'), zumal
da ein anderes Wort näher liegt , für Leute, welche auf die Burg
gelaufen kamen, »nur Feuerbrände und Hunde, die über die
Burgstätte liefen, sahen; die da spien (sich grämend) und nach
ihrer Weise sprachen : janda« u. s. f. Dies Wort scheint mir das
preussisch-litauische »atwis, nach Kurschat, eine Natter, irifiuce
Schlänget zu sein. In Zemaitien freilich kommt dieses Wort gar
nicht vor und hat daher Juskevic *) in seinem •litauisch-russisch-
polnischen Lexicon« angis, yzcz, wai nur aus Kurschat citirt.
Nach den von mir eingezogenen Erkundigungen kommt aber eine
Form ange (also wie lettisch odze) noch heute vor im Suwalkischen
Gouv., im Kreise Kalvarija, in Bul'beriski bei Preny. Andij, An-
dej könnte leicht aus einem Aug' d'ew, Ange-Dewe, entstanden
sein, was wie Jonde (Herr Gott) zeigt, zu Ande wurde. Dass das
Wort Ange in Zemaitien nicht vorkommt, will wenig besagen, da,
wie Brückner 1. c. p. 8 genügend betont hat, der Unterschied des
Ortes zu berücksichtigen ist und Mendowg Stammfttrst von Nowo-
grudok-Kernowa war.
Es bleibt der Tel'avelis noch, der nach dem Bericht der Chro-
nik ein Himmels8chmied ist, »cKOBamne e*v coxane, ako cfLthth no
3eiuai h BX3Bepruno ew* Ha Heoo cojaue«. In der Wilnaer Redaetion
heisst es Teljacelik. Ueber den Himmelsschmied ist das von Mann-
hardt »lettische Sonnenmythen« 2) Gesagte zu vergleichen. Da aber
das vom Sowij Erzählte nicht der litauischen Volksüberlieferung
entstammt, sondern Sabäer- und Phönixsagen entspricht, so könnte
Tel'avelis eine einfache Uebersetzung nnd Litnanisimng des('Hg>ai-
<nog sein. Ein Kalwis, deminutiv kalweits, kommt im inflän tischen
Liede und überhaupt im Lettischen vor (cf. Mannhardt 1. c. Lied
Nr. 37, pag. 79). Der inSäntische Text lautet in Kolup, im Dllna-
feurgschen, folgendermassen :
*) Von diesem Lexicon liegen bis jetzt 160 Seiten vor.
*} Zeitschrift für Ethnologie, 1875, Bd. 7, pag. 73 ff.
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Mythologische Skizzen.
641
Katiweite koia debesis
Üglis byra Danguwös ;
Äs pakloju wilnoneite
Man pibyra sudobra.
Das litauische; Deminutiv wäre etwa mit dem Suffix -elis von kal-
wis abgeleitet worden.
Da die oben citirte Stelle, abgesehen von den auf die litauische
Mythologie bezüglichen Worten, auch im allgemeinen einige
Schwierigkeiten der Interpretation darbietet, so halte ich es für
angemessen, aus einem unter der Presse befindlichen Werke des
Herrn Akademikers £. Kunik folgendes über den Sowij und So-
witza zu reproduciren. i
Meines Wissens liegt bis jetzt in keiner slavischen Literatur
eine Erklärung jenes räthselhaften Sowi und dem davon gebildeten
Collectivum Sowica (CoBima) vor. Miklosich hat in seinem Lexicon
zu beiden Ausdrücken nur die Bemerkung: sensus ignotus hinzu-
gefügt. Neuerdings hat Kunik sich veranlasst gesehen, seine Mei-
nung darüber in Form einer Hypothese auszusprechen und zwar in
einem Nachtrage (;Xono.inHTe.ihm,i « 3aMfcTKir) zu dem in den Zapiski
der russischen Akademie der Wissenschaften gedruckten Aufsatze
Uber den Untergang der russischen Fürsten in Rothrussland und
Wolynien im XUI. Jahrh. Nach dem genannten Forscher wären
gewisse erklärende Zusätze zu der altslavischen Uebersetzung des
Malala in Südwestrusslaud niedergeschrieben worden, wo auch,
nach mehreren Spuren zu urtheilen, die slavischen Götternamen
Svarogu (russ. Cuapor*; in rnmynischer Entlehnung svarogu und
sfarogu-1) and Daidibogü (russ. Äaopoort, poln. Dadzibog) sich
länger als anderswo erhalten hätten.
Sowi (nach byzantinischer Transscription 2aßu; oder -cr/tyg
für Sobi) ist Kunik geneigt, für eine, sei es aramäische oder sla-
vische, Vergröberung aus einem altsüdarabischen Sabi anzusehen,
indem er dabei von dem von Plinius verzeichneten mythischen
Namen Sabis und der — möglicher Weise technischen — Bezeich-
nung cumulus sabaeus bei Glaudianus ausgeht. Unter Sowica wür-
den demnach diejenigen heidnischen Völkerschaften (litauischer
und finnischer Herkunft) zu verstehen sein, welche länger als Sla-
ven und andere christliche Völker an der Sitte der Leichenver-
brennung festhielten, — eine Sitte , welche in dem vielleicht aus
Arckir för ilavische Philologie. IX. 42
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642 Ed. Wolter, Mythologische Skizzen.
den Arabicis des JlalaUpazoq entlehnten Capitel bei Malala auf
Sobi zurückgeführt wird. Eine Stütze für diese Ansicht findet
Kunik in einer Version der Sage vom Vogel Phoenix, nach welcher
derselbe seinen verendeten Vater ans Arabia felix nach der S o n n e n -
Stadt (Heliopolis) in Aegypten trägt, nm ihn dort zn bestatten,
d. h. zn verbrennen.
Uebrigens macht Kunik die Erledigung der Frage über Sowi
abhängig von einer umständlichen Erforschung der bereits so zahl-
reichen altsüdarabischen Inschriften und den Denkmälern der ägyp-
tischen Literatur. In der letzteren finden sich unter anderen auch
Anklänge an jene bei Malala erwähnten Thore der Unterwelt, wo-
bei man auch an die 9 Welten der nordischen Mythologie und den
Eber, als Symbol der Sonne, erinnert wird.
St. Petersburg, im Mai 1886. Eduard Wolter.
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Anzeigen.
OÖLman h ntcHH TypeqKHXT, ceptfoirc, (bt, üpiopeH*, HneKi, Mopaßf,
h ^HÖpt). Hai nyTeBLixi, 3anHC0K*L M. C. HcTpeöoBa. CIIeTep<5yprB
1886. 8°. VII. 498.
Wenn bisher Jemand auf den Gedanken gekommen wäre, Uber die
Sitten nnd Gebräuche sowie Aber die Volkspoesie der Serben nach ver-
schiedenen, von ihnen bewohnten Provinzen nnd Gegenden vergleichende
Forschungen anzustellen, so hätte er Altserbien wegen Mangels an zu-
verlässigem Material ausser Acht lassen müssen. Denn während Uber
alle anderen Gegenden, wo Serben wohnen, mehr oder weniger voll-
ständige, von einem oder mehreren Sammlern herrührode Schilderungen
der verschiedenen Volksgebräuche und Samminngen von Volksliedern
vorliegen, war man bis jetzt betreffs Altserbiens einzig und allein auf
das übel berüchtigte Buch M. S. Milojevics angewiesen. Dank dem
oben citirten Werke ist es nun auf einmal ganz anders geworden:
Herr LS. Jastrebov, ohne Zweifel der competenteste Kenner der Eth-
nographie Altserbiens und Jf acedoniens, hat durch sein Werk Altserbien
nicht nur aus der Dunkelheit hervorgezogen, sondern ihm geradezu den
ersten Platz unter allen Provinzen Serbiens angewiesen. Es mag immer-
hin der eine oder der andere Brauch betreffs einer anderen serbischen
Gegend von anderen Ethnographen ausführlicher behandelt worden sein,
doch das Gesammtieben des Volkes in systematischer Behandlung tritt in
diesem Werke in Bezug auf Altserbien in einer solchen Vollständigkeit
cum Vorschein, dass wir ihm, was andere Gegenden oder Provinzen be-
trifft, kein ähnliches zur Seite stellen können.
Die Hochzeitsgebräuche sind in dem Werke fastrebov's mit solcher
Vollständigkeit beschrieben, dass man seine Darstellung füglich als
Muster für die späteren Ethnologen aufstellen kann. Mit photographi-
scher Treife schildert er selbst die unbedeutendsten Kleinigkeiten , die
Vorgänge eines jeden Tages, ja einer jeden Stunde, die im Hause der
Braut oder des Bräutigams, von der Freiung angefangen bis zur Hoch-
zeit, die am zweiten, zuweilen am dritten Tage ihren Abschluss findet,
vor sich gehen, werden mit der grössten Genauigkeit verfolgt und be-
obachtet. Der Leser sieht sich in die Mitte der handelnden Personen
versetzt und nimmt an Allem den lebhaftesten Antheil. Nicht umsonst
hat der Verfasser diesem einen Brauch soviel Raum gewidmet, wie allen
Übrigen zusammengenommen (bei 160 Seiten).
Mit ähnlicher Genauigkeit sind die vier Hauptfeierlichkeiten des
Jahres beschrieben: die Slava, das Weihnachtsfest (bozid), die Ostern
und der Georgstag — sie umfassen die Hälfte des Umfangs aller Übrigen
Volksgebräuche nebst der Hochzeit (ca. 80 Seiten) .
Von den übrigen Gebräuchen sind beschrieben : der Tag des heil.
Ignatius (20. Dec), die Koleda, das Epiphanienfest (6. Januar), der
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644
I
L. Stojanovic,
Johannestag (T. Jan.). der weisse Sonntag, die grossen Fasten , Lasars
Sonnabend, die Charwoche, der Tag des beil. Jeremias (1. Mai), die
Dodole, der Tag des beil. Veith (vidov dan, 15. Jim. . die Ernte, die
Gebräuche bei der Geburt, beim ersten Haarschneiden und beim Be-
gräbniss — 'alles zusammen Aber 70 Seiten).
Nichts liegt näher als die Vergleichnng der in Altserbien herrschen-
den Gebräuche mit den ihnen entsprechenden aus anderen Gegenden
Serbiens nach der Schilderung Vnk's in dem bekannten Werke »fciTot
i obicaji naroda srpskog«. Wir heben einige Momente hervor. Nach
Vnk hielten die Koledjani ihren Umzug nur am Voraberde der Weih-
nachten, jetzt kommen sie überhaupt nicht mehr vor; in Altserbien hat
sich der Brauch noch erhalten und die Koledjani halten ihren Umzug in
die Häuser einen Monat lang: vom Nicolaustag (6. Dec.) bis zum Epi-
phanienfeste (6. Jan.). Allein Vnk führt 19 Calendenlieder aus dem
Pozarevacer Kreis in Serbien an, Jastrcbov hörte im ganzen nur 5. Um-
gekehrt wird bei Vuk nur ein einziges Lazarus- Volkslied aus Sirmien
mitgetheilt, während uns Jastrebov jetzt nicht weniger als 48 aus Prizren
anfuhrt. Ja Herr Jastrebov hielt es für überflüssig, weitere Stücke aus
dem Prizrenei' Kreise mitzutheilen, weil sie schon bei Milojevic' vorkom-
men (über 30); er constatirt nur, sie selbst gehört zu haben, allerdings
ohne solche Zusätze, wie »Jarilo« und »Bozilo«. Ausserdem theilt Herr
Jastrebov eine ziemliche Anzahl von Volksliedern über Ostern und
Georgsfest mit, wovon bei Vuk nichts vorkommt. Endlich erwähnt Vuk
mit keinem Worte die Volkslieder oder Gebräuche zum Johannes- und
Veitbstag. Dafür fehlt andererseits bei Jastrebov jede Erwähnung von
Volksbräuchen oder Volksliedern zu folgenden Jahresfesten : zu Christi
Himmelfahrt, zum heil. Johannes dem Täufer, heil. Petrus und heil. Elias.
Namentlich fällt es auf, dass bei Jastrebov auch die sogenannten »Kraljice«
zu Pfingsten gesungen) gänzlich fehlen, während Vuk 25 Volkslieder
dieser Art mittheilt. Bei der sonstigen Genauigkeit der Beobachtungen
Jastrebov's wird man geneigt sein anzunehmen, dass dieser Brauch sammt
den Volksliedern in Altserbien nicht mehr existirt. Zwar behaupte:
S. Milojevic, dass auch in Altserbien sowie in Sirmien die »Kraljice«
vorkommen, doch der blossen Behauptung eines so unzuverlässigen
Berichterstatters wird man kein Gewicht beilegen.
Herr Jastrebov hat in seinem Werke über 570 Volkslieder *) abge-
druckt und doch spricht er in der Vorrede, dass er seine Sammlung bei-
nahe auf die Hälfte abkürzen musste, weil er viele Lieder bereits bei —
Milojevic vorfand. Als gewissenhafter Sammler glaubte er es nicht ver-
antworten zu können, wenn er das bereits Gedruckte wiederholen sollte,
trotzdem er wusste, dass wir den Aufzeichnungen MilojevieMs keinen
»I Nach den Gegenden vertheilt sich der Stoff wie folgt: Aus Dibra 236
Volkslieder, aus Prizren und Umgebung 162, aus dem Kreise von Sredsk und
Sirinica 50, aus Morava 46, ans Gilan :t5, ans Pec* (Ipek) 29, aus Kosovo 13,
aus Tetovo 1 . (Sredsk wird auf der oesterr. Generalstabskarte Strecka, für
Sirinika aber Serinica geschrieben. V. J:)
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Anzeigen.
645
grossen Glanben schenken. In der That hat er damit in unseren Augen
Milojevic nicht gerettet, sondern uns nnr anf einige Zeit den Genuss
vieler Volkslieder ans Altserbien entzogen. Ich sage auf einige Zeit,
denn für eine nene Auflage seines Werkes, welche allerdings von der
Aufnahme abhängt, die das Buch bei den Russen und Serben finden
wird, hat der Verfasser dem Referenten gegenüber das Versprechen ge-
geben, nicht nur das Ausgelassene nachzutragen, sondern sogar noch einige
Bogen Prosa aus der Gegend von Dibra hinzuzufügen , was in sprach-
licher und ethnographischer Hinsicht vom grössten Belang sein würde.
Glücklicherweise hatte Herr Jastrebov, als er sein Werk redigirte,
das zweite Heft Milojevic's nicht zur Hand. Diesem Umstände ist es zu
verdanken, dass die Hochzeitslieder unverkürzt in sein Werk Aufnahme
fanden, trotzdem sie zum Theil schon bei Milojevic* begegnen. Von den
betreffenden etwa 230 Volksliedern fanden wir bei Milosevic* ungefähr
25 wieder, aber in der Regel abweichend und zwar, wie es sich bei
näherer Vergleichung leicht herausstellt, bei Milojevic* mit willkürlichen
Interpolationen ausgestattet. Um das Verfahren Milojevic s in dieser
Beziehung zu veranschaulichen, wollen wir einige Parallelen anfuhren :
1) Jastreb. 8. 298 : Milojevic* II, S. 91, Nr. 169 :
CanaK mh cmua AeBojica : CanaK mh cmua aeBojica
*IyAaH mh cauaK cacHKia.
^yjan mh h jnyen caHaK :
y neran y boak npa3HHK,
IleTKy ne^e-umy Majicy.
y CaHKy T0M6 BHAHia
y noA>y (Seie Aßopoße, Y no.i>y öejie ABopoBe,
V ÄBope 3jaTHe ctoaobc. Y Aßopoße 3JsaTiie CTOjioBe
etc. etc.
Die bei Jastrebov fehlenden Verse sehen in der That ganz wie Ein-
schaltungen aus. Ebenso bestimmt kann man folgenden Zusatz ver-
urteilen :
2) Jastreb. 29S : Mil. II, 8. 105, Nr. 204:
CecTpa öpaTa ua cynue A03HBa : CecTpa ÖpaTa Ha cyHiie no3HBa,
Mma ceja H3 OpHAa rpaja,
Cßora ÖpaTa H3 IIpH^pena 6eAa,
Ü3 üpH3peHa rpaAa ijapnrpaAa
Ao3HBajvh H>6My roBopHAa :
— »oah, öpaTe na obo Bpyhe cyHije, »Xoah CpaTe Ha to japKO cyHue
etc. etc.
Weiter ist bei Milojevic' der 8inn des Ganzen entstellt:
3) Jastreb. 342 : Mil. U, 8. 144, Nr. 272 :
Bejia Bua rpaa rpaAHja Eeja uH.ia rpaA rpaAHAa,
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646
L StojanoTtt,
Hh hä Heoy, hh Ha 3eMAM,
Ho Ha rpaim oa oÖjaKa,
mh coko rae3A0 Bije,
rHe3AO BHje Jieno noje,
H Ty cy hh äo TpH BpaTa :
Je^Ha BpaTa ro*' 04 3ÄTa
Äpyra BpaTa oa AyKaTa
Tpeha BpaTa oa oacepa.
Ty mh najica paAocT *hhh,
PaAOCT tiHHH CHHa /Kt'HH.
y ABOpHJia 3AaTHH CTOJH,
y CTO.IHMa CBH CBaTOBH,
Me^y lbHMa MH-ia Majica,
Maja Majica MAaAOxe&e.
y pyKe joj khtha 3ApaBKa,
H>om na3ApaBAa MBjy KyMyy
OßaKO My napy^yje
Kyne 1
IIoja3HTe, nooAHTe,
HhnkeTe y cBaTOBe,
y CBaTOBe 3a AeßojKy,
#a cBeTyjeni Mja^oxeity,
rpaA rpaAHja oa 6iu>ypa,
Hh na Heoy, hh Ha 3en u,
Hh Ha UlapH Toj iuhhähh,
Beh Bxui Hlape v oojaicy,
Ho na rpa&y oa oo* jaica,
y oöjany Tpojny 3pairy.
Ty mh Majna chhi
CHHa xeHH BejeinoBa,
y 3*aheHe cTOie ccah,
y pyrce joj Apara rama,
Oa Aparora Tor KaneHa,
A y nainy pyjHO bhho.
Hy Aa BHAHm öexy BRiy,
Ja KaKBa je oejia B&ia :
Ha H>oj3H je Ta a^ana,
Ta a.bHiia npasa apeja,
Oa CB6TJ0CTH npeÖHje.ia,
Ha a.bHHH pyroH nojac,
PynaH nojac IIpeA3opHne.
Ha Mejy joj japico cyime,
y HeApHxa cjajaH Mecen,
IIoa rpjoM th Ta AaHHua,
Ha rjara joj pyca xoca,
Koca pyca oa -iasypa,
Omh iLiase oa Hetieca.
Ha3ApaBibyje muy xyxy
Maiy KyMy h jeßepy •
3Apas mh öyAH, mhjh KyMe.
Mhjh KyMe h Aoaepe
A h CBa TpH noopaTHMa !
KaA hein 6hth ÖJH3y Aßopa,
LjH3y Aßopa AeBojawor,
CBeTyjTe mh MjaAo»ej»y
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Anieigen.
647
£a k'ä öy*e Öjroy ABopa,
BjH3y Aßopa AeBojianior,
Hyxpo a' tho a' 3ÖopH,
He rxefl» y AapoBe,
ÄapoBe je CB6T rpaAHO,
Ho Aa rjeAa y AeBojny
Ja jh poAa rojeifora,
Ja jra coja rocnoacKora.
Ko roA bhxh MiaAOxe&y,
CoaK ra »an, Aa He KyxH.
Ejaro Maj kh nrro ra po/pua !
Ejaro ony nrro ra Hval
Kiaro cecTpH nrro ce Kyne !
Kiaro AyÖH nrro he Ayorr !
Äa He neßfik y Komyjby,
Hero Hexa rjce^a Moanie,
Heica rje*a y AeßojKy ,
Äa je 6e*a h pyiieHa,
£a £ je TaHKa h bhcomi,
*' je po*a rocnoACKora,
^iHCTa jrana naTKi
I\iaTKa wa BHCoKora,
Äyra Hoca h oöpaaa
TaHKa BpaTa h Tor cTaca,
A mnpoKHx noacTacHiia
H b e jihkh x jaKHX rpyjH
4) Jastreb. 8. 351:
CTaMÖojcKa ce BpaTa OTBopnnie,
Yieronie khKghh CBaTOBH,
,1a H3BCAeB cTaMÖojcKy ÄeBojicy.
T'ä roBopH XeBojKHHa Majica:
— »^yjem ja mo, 3eTe ^yBeraja !
ilepica mh je mhoto auaarnja,
Heiaoj mb ry OABimie AyÖHTH.«
ToBopH 36T6 ^yBernja :
— »^yjem jol He AOBojKHHa mbjko !
Ako th je hepa anaraja,
KoBahy ry oa cpeopa Kaiemcy,
^aaoü hy ry y KOJferary jyjaT,
Mil. H, 8. 141, Nr. 267:
CTaiißo jcKa ce BpaTa OTBOpsnie,
A KOOS BpaTa AGBJ H3BeA011IC.
IIoä h»om öpaha $ora npHApmyjy,
Ee-ra ^ora cbo y ^hctom axa-ry,
A nOA OpMOM pyjHOM H HpB6H0M
3a H.OM 6a6a Ha BpaTH H3ia3H,
IIa A03HBa rocTa ^yBenijy,
Ä03HBAyhH aeiry roBopHjo :
^yjein jm Me 3eTe ^yBenyo?
»flepKa mh je Miaja anaMaja
^yBaj hepKy na oih y naBH,
Hej>yÖH je h He MHjyj 3CTe,
A 3a nyHHx TpH roAHHe Aaua?«
Taaa 3CTe cTapny roBopHjo :
^yjem .th mc th Moj cTapn agao !
Ako th je TBoja Mma hepna,
Ako th je MjaAa auasraja,
KoBaKy joj oa cpeopa öenuiKy ,
JüfiJbj hy je y ÖemHxy H>mnaT,
Digitized by
648
L. Stojanovic,
Hohox hy ry y
>yÖHT.« A nohy je y ayineicy avoht
Hnje Maja oa neTnee ro^HHa,
Moja Main koa ce ysaBaxa
Hh j' Hxaja hh nemaec iivhhx !■
5) Jastreb. S. 365 :
3acnaxa MOMa Kpaj Mopa
Maie ae Moja ! 1 j
IIoa j caho ApBO VaCJHHO.
JI,yxHy mh imjop oa Mopa,
Te CKpum rpaHy Macjunry,
Te *pcny MOMy no jrairy.
ibyTo ra Kylie AeßojKa :
Bor Aa Te yteje uaii BeTpe !
Cm Jh mh nai>e Aa Ayxain?
TI yaan th caHaK ja ciiHBax !
Ha caH mh TpojBna AO^ome :
Je^aH mh AaAe jaÖyKy,
Äpyrn mh AMe 3xaT npcTeH,
Mil. U, S. 14S, Kr. 279:
3acnaia je Mona Kpaj Mopa
IIOA jeAHO APBO MaCJMHO.
y Apaiu rpaAa npHMopcKa.
BeTap mh xyxHa H3 Mope
Te mh HCKpinH rpaHTOiry.
Ony mh Mjaav BeTKHirr%
Te MOMy yApn no .iHuy.
CTaAe mh MOMe Aa Kyna:
Bor Te yÖHO xjap BeTap,
CaA xh mh ha}e Aa Ayxam,
JI& 6opy TBOMe ycjyjKHui,
UpHOMe 6opy BHXopy,
H H»eroBy BoAany,
BoAaHy (Sopy BOAeny ?
Ä&K& can caua cac mua :
Äa Tpojima Aoj^ome,
KaKo mh ohh Aoj^ome,
TaKO mh Aapa AaAome.
IHto ho mh momto ÄyönHqe,
H3 ÄyÖHHue Tor rpaAa,
Ha öexy Koay BcuiKy,
V öeJOj CajH AO 3631.66,
II AOJaMH AO 36M»b€ .
HpueKHM nacoM onacaH,
UpBeiiH KainaK Ha rxaBH,
Äyßiunie AaAe jaöpcy.
Äpyrn mh Aapa AapHBa,
Ot CojyHa Toj rpaAa
IHto ho mh <5enie Ha Bpairy,
Ha Bpany Koay Banncy,
Mop AOJiaMy HMenie,
Mop AOJiaMy ao 3eMJ>e,
U,puenn nojac aoßpx H>e,
Kajuana cypor hm eine,
BeJie »laKuinpe hm eine.
Coxynau. Aaje npcTeHa.
*) Wiederholt sich nach jedem Vers.
Digitized by
Anzeigen.
649
Tpehe mh Mojwe IInpoTqe,
UpBen Ä««aMy HMeuie.
Cyp Kajnaica Ha rjiaBa,
AopaTa KOH»a hm eine.
ÄopaTa KOH>a yÖojHa,
TpehH mh Äimß o6.byÖH. Oh mchh jnme no*yÖH.
AeoojKa caMa roBopH :
Taj niTO mh AaAe jaöyicy, »Taj idto äW jaöyiry,
Oh he mh ÖHAHe mhji KyMe. Oh he mh 6hth mh.i ACBep.
Taj uito mh AaAe 3ji ar npcTen, Taj dito mh npcTen noK.iomi,
Oh he mh 6n,we mhji ACBep. Oh he mh 6h th mhjh ktm.
Taj uito mh .Time oö.byfiH. Taj hito mh jhuc no.byoH,
On he mh ÖHAiie mm Aparu ! Oh he mh 6hth mh.i Aparn.«
Tano mh Aeßa npecyAH.
TaKO mh <ma pacyAH.
Doch unter allen Interpolationen fallen folgende zwei am meisten auf:
6) Jastreb. 301: Mil. II, S. 177, Nr. 325:
IleTap npocH y KpaAa AeBojicy. IleTap npocn y Kpa*a AeBojicy,
y cpöcKora Kpajba oa IlnpoTa.
KpaA je Aaßa, KpajbHna He Aaßa. Kpaj> je Aaßa KpaAima ne Aaßa.
To je Kpajby Bpjio Myroo Öiuo,
IIa mh s6opn Kpate rocnoAape : IIa Kpa&HUH Tnjo roBopnjo :
— »Oj KpaAHHe, jiHjena rocno^o ! »0, Kpajbmje th Moja rocno^o!
HIto Öeane *) th IleTpy naoAinn? IUto uaoAHUi th na IleTpy MaHe?
IleTap HMa acbct mhjh ÖpaTa : IleTap HMa ac bct mbjih ÖpaTa :
ÄBa ÖpaTa cy ü.apy a3HaTapH, ÄBojHua cy y IIpH3peHy rpaAy,
06a cy My n,apy H3 MeTapn ,
A ABa 6paTa nauiH Moa^apH 2) ABojmia cy y cojyucKOM no.ty,
06a cy My uapy roßeAapH.
A A8a öpaTa CHTHe kh>ht6 rramy.
Jom ABa 6paTa y Bochh cnanje, H ABojinja Ha Ecchh BanoBH
06a ohh napy cjyre Bjepne,
H ABojHua uapcKe BojeBOAe,
y JeApeHy b&ihkomo rpaAy,
Te <ryBajy uapeBe Kpajune,
Cbc uito cTeny ÖpaTy IleTpy Aajy
IleTap caMO na rocnocTBy coah.« A caM IleTap impy ao KOAena
y3e Kpa^e ahbht h apTHjy,
IIa mh imiue ony CHTHy KH»Hry
etc.
Bei Jastrebov wird das Lied vollständig gegeben, während ihm bei
Milojevie' das Ende abgeht. Milojevic" bemerkt zu dem Liede folgendes:
I) um, HeÄoertxaK, Fehler. *j ♦aöpHKAHTM cyKHa, Tuchfabrikanten.
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I
l. stojanovic,
»Bhah ce Aa ob& necMS Haje cBpuiena, Beh ce cano y HeKOXnco cnoMHae
KpaA cpöCKH oä IlnpoTa. Ko je, kw je, y Koje BpeMe, Önjo Taj Kpa*
CpÖcrai y ÜJipoTy, Haina HCTopaja ne sna Aa Kaxe, a ynpaBO ■ Henau o
je HHKa.KBe . OcTaje ab ce AouHHje M3HB^y HCTopnraH cnoMeHHUH, h ab
Haina HCTopnja nocraHe seh je*HOH HCTopHjat.
Mü. m, 8. 182, Nr. 313:
3juaite OpHACKor rpaia
(MHTOJOUIKa).
3 HC MH 3H3Aaje 9. MajCTOpH.
Afeno 3iuaje, a Hoho ro najoje.
Ce 3avyAHa 9. najcTope,
Ce 3aT\rAHa, nrro *a npasaT ?
Ü3BHKHa 6eia Bma H3 Ulapa :
»He xb ce 3H3ja Kaie opHACKO,
Aok hc B3H3AeTe je Ana HOBecra,
Je*Ha HeBecTa oa aobct Öpaka!«
Ce 3aiyA*a h ce ooioxHa :
CHTe nojÄOBa AOMa Ha aboph.
7) Jastreb. 8. 455 :
3hc mh 3Hjiaje acbot MajcTopn,
Ae&a 3H3Aaj ro ; a noha nahaj (?) .
Ce savyAHje agbbt MajcropH,
Ce aa^yÄHje, ce ooiomaje :
Koj ha nojeMe AOMa na ABopje,
Aa He KaxeMe na neuecTHTe.
Aa He KaxeMe na hcbocth
Crre nojAoje h ch xasaje,
MapKO luaA MajcTop Bepa AOApxa,
Bepa AOApata h ch He Kaxa,
H ch He Kau Ha HeBecTBTa.
Ot mh je ctbhb 6pej MapKOBHue,
Ot mh y MecH 6eia noraqa,
Mnje hbtoto abo icapni bhho,
Mnje othac npn MajcTopn tc
Kora BHAeje acbot MajcTopn,
•
Ce 3aTyAHje, ce noACMejaje.
A MapKO, maba Majcrop
B 3CMH CH OnyJH H CI3H nopOHH,
Mh ja KJBAoje TeMei Aa Öhaot
H ch Kaxea HB CBoja
MapKO mjba cano He
Cbm ho Kaxa, Bepa Aa OApxa.
Aa H3roBapa Mapico mjba Majcrop :
»Aa, th Teöe C*rpyMKO ueBecro !
Tu Aa mh MecHHi 6ejH nora^n,
Aa mh yroTOBHiii ohb czbakh pyn>K ,
Aa Aonecam Kyia Cfrumpa,
CHHHiiiHHa Kyxa BO OpHAB,
Ha kaoto to opHACKO jeaepolt
Ot mh je CTaia CrpyMKa neBecra,
Aa mh y MecH 6eia norara,
Aa mh sroTOBH cianca pyqica,
Aa mh oAnece do OpHAa rpaAa,
Bo Kaie to napa CHHHma.
Ona Hece Ha MajcTopn Te.
Ce aneAaje 9. MajcTopn,
AeßeT MajcTopn acbot Öpaha.
Mh je 3eMaje mibab HeBecTa
MHja, Koa aoj'abt, T6M6.& ab 6hah&
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651
Mh ja Bproje b rpaaa TeMej>a,
Mnje CTaHa ijbh j>6a Mjaje HeBecTe :
»Aj, jeje, jeje, Aypn ao 6ora!
IIIto he ce mia 3a Moynnco wo,
3a Moynreo qe^o oa 3. MeceuM?«
Aj' aöopyßaT THja Majcrope,
Ocbm MajcTopH 8. AeBepH :
»He »inj, rajje, 3a MoyuiKO hcao,
3a MoyuiKO vexo of\ 3. Meceim lt
Ü3roBapa CTpyMKa neßecTa :
Aj je je, je Je. Aypn ao öora !
IlyurrajTe mh ro bo jecna poyxa
ßa ro 3aj>yina Ha MoyuiKO AeTe,
Ad ro 3aj>yma u Aa ro sauHua !a
ITyiHTHiue My ro to MoyuiKO Me^o»
H ro 3aj>yuia u ro aaipma,
H ce nanpaBH Haje opHACKO,
II ce HanpaBH h BHja othä6.
Cbra ce bhaht ipma iießecTH,
KojH H6 II MUT BO UH1UI MJ6K0,
Ot Toja 3H3Aana CTpyMKa nenecTa.
Offenbar hatte hier Milojevic* das bekannte herrliche Volkslied »3h-
,vd\i,e CKaApac von der Erbauung 8kutari's vor Augen.
Mit mehr oder weniger Abweichungen begegnen noch folgende
Lieder bei Milojevic* und Jastrebov : Jastr. 8. 300 (Bpanau koii.hu pocHy
Tpasy nace), Mil. II, 8. 62, Nr. 110; — J. 310, M. II, 141, Nr. 268
u. Nr. 264; — J. Sil, M. II, 142, Nr. 269; — J. 330, M II, 150,
Nr. 283; — J. 333, M. II, 145, Nr. 273; — J. 341 u. 398 (Pamua
MOMa cjaBeja), M. II, 39, Nr. 61 ; — J. 349 (IIIto jeno iioa Höh no-
rjeaaTH), M.II, 91, Nr. 168; — J. 350, M.II, 94, Nr. 174; — J. 397
Hayn ch *pjH KO*HJ>e). M. II, 49, Nr. 75 ; — J. 397 (O MjaAOxe&o
ne maral), M. II, 49, Nr. 77 ; — J. 498 (Bitkhh, AOBojxo, Te n-iaun),
M. II, 39, Nr. 59; — J. 399 (Coko ce BHje no neöy). M.II, 51, Nr. 80;
— J.401, M. II, 54, Nr.92; — J.402, M.II, 80, Nr. 147; — J. 404,
M . II, 101, Nr. 192; — J. 435 (HeheT mh 3eT 6ep6ep ja ro Öpirarr,
h— h !} , M. ü, 49, Nr. 75; — J. 441 (JyHase, Mope, jynaie!), M. II,
S6, Nr. 157; — J. 446, M. II, 119, Nr. 229, u. 121, Nr. 234.
Bei einigen von den hier erwähnten Parallelen mögen nicht gerade
Interpolationen, sondern wirkliche Varianten der Volksflberlieferung
vorliegen : im einzelnen ist die Entscheidung nicht immer leicht.
Auch unter den nichtrituellen Volksliedern (es giebt über 100
solche Lieder) begegnen einige Parallelen zu den älteren Aufzeichnungen
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Ot Mnje mma öpej MapKOBHua,
Äa aj bh BaMH AeßeT MajcTopH.
He j' nyuniHTe mh AecHana poica,
4,ecHaba poKa, Aecna najyßa,
#a co iiajoja mouikoho Aere.
652
L. Stojanovid,
Vuk's. Nur ganz selten hat sich das Motiv besser erhalten in der Re-
daction J »streb ov 's. als bei Vnk, so z. B. bei dem Volkslied »Cecrpe
rpaAHJie ÖpaTa« (Jastr. 79, Vnkl, Nr. 307) nnd »Eojsh ÄojqHH« Jastr.
S. 60, Vnk II, 460J. Im enteren Volkslied hat die Bedaction Vuk's
keinen vollständigen Abschluss, der bei Jastrebov folgendermaßen lautet ;
»Aj th Teöe, HaniH mhjh 6paTe,
Co ceM mh TeÖe AorpaAHBMe,
Vera neMäui uu nporoBopmnc .
Tora Bory *y ee aoscsjulko,
H mh iipam aub-i1 oa neöecH,
Äyma ,vi,v\ 6paTa hm ro Kpena.
To KpcTHje ÖpaTa j^HMHTpnja,
Hm ÄHyua (auraya?] TpH^eceT roAHHH.
MHory cecTpH mh ce 3apa,;uaje :
— »Aj^e, öpaTe, xa Te 3aupinHMe It
A 6paT ueheT ah mh ro aaBpuiHT.
Mh cTaHaje ao abo mhah cecTpn,
Mh CTaHaje mh ro 3aBpinHje.
Ot mh yMpe ÖpaTa ÄHMHTpnja,
Ce OTenaje ao abc mhah cecTpH.
In dem anderen Liede schickt Dojcin seine liebe Schwester (nicht
Geliebte) nicht nnr das Ross zu beschlagen , sondern anch den Säbel zn
schärfen, nnd ttberall begegnet ihr dasselbe Schicksal. Dojcin, als er
gegen den Araber ziehen soll, hant zuerst seine Wahlbrflder nieder nnd
dann begegnet er im Kampffelde dem Araber, den er niedermetzelt.
Auch das bei Vnk im III. Bd. Nro. 5 t abgedruckte Lied »Mali
Radojicaa wird bei Jastrebov S. 247 etwas abweichend und nicht zum
Nachtheil erzählt.
Beinahe wörtliche Uebereinstimmung findet man zwischen dem
Volksliede »Marko Kraljevic i vilac bei Vnk II, 215 und bei Jastrebov
S. 209. — Sehr ähnlich sind sich die beiden Varianten von »Prodaja
Crnjicec bei Vuk III. Nro. 2 und bei Jastrebov S. 234. — Das Volkslied
bei Jastrebov »Mapico KpaybeBHh h Kopyn pa3ÖojnHKt (S. 58) ähnelt dem
»Marko Kralj evic i Musa kesedzijat bei Vuk , nnr dass Korun zwölf
Herzen hatte, Musa dagegen bloss drei.
Nicht so gnt haben sich folgende Volkslieder nach der Redaction
Jastrebov' s erhalten : »Mapico Kpa^ennh h <hunn MauapHHt (Jastreb.
S. 50 vergl. Vuk U, 348), »nonoBHh llnan h Kopyn paaoojHHK (Jastreb.
S. 67) neben Vuk's »Henjepa Ä>y6e rpyjH*mHet EQ, Nro. 7 ; »Mombuo
BojBOAa, iLcrooa xena h Kpa/b ByicanraH« (Jastreb. 70) neben Vuk's
»meiiHAOa Kpa.v.a ByicaniHHaa U, 104 ; »3HAan>e AeqaHaa (Jastreb. 230)
neben Vuk's »3iuaH>e Paßamme« II, 198 ; »3aono h CHaxat Jastreb. 54
noben Vuk's H, Nrn. 5.
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653
Wir wollen nur noch nach den Angaben des Herausgebers zn
einigen Volksliedern die Gegenden bezeichnen, wo sie gesungen werden,
was ans Versehen in dem Buche selbst fehlt: Die Lazaruslieder (8. 97)
werden in Prizren gesungen, ebenso auch das Kinderlied auf 8. 458
Das erste Lied auf den Jeremiastag (8. 164} wird überall in Altserbien
gesungen, die übrigen in Dibra. Das Dodolalied (8. 167) ist aus Guman.
8t. Petersburg. L. Stojanotid.
P. 8. Der Hon* Referent unterliess es, auf die sprachliche Seite des
in besprochenem Werko enthaltenen Materials näher einzugehen und doch
bietet das Bnch Jastrebovs auch in dieser Beziehung viel Merkwürdiges.
Die hier mitgetheilten Volkslieder können in sprachlicher Beziehung zum
Thcil als serbisch. zumTheil als bulgarisch (macedobulgarisch) bezeich-
net werden, es bleibt jedoch eine nichtgeringe Anzahl von Texten übrig,
deren Sprache nicht anders denn als ein Uebergangsdialect vom Ser-
bischen zum Bulgarischen, oder als eine bulgarisch-serbische Misch-
sprache charakterisirt werden kann. Vielfach beobachtet man dasUeber-
gewicht des Serbischen in lexicalischer und phonetischer Beziehung,
während die Störungen in dem Formbcstande die Nachbarschaft des
Bulgarischen verrathen. Es wäre äusserst wünschenswerth zu erfahren,
ob diese Erscheinungen auch in der gewöhnlichen Umgangssprache der
betreffenden Gegenden vorkommen oder bloss auf das sprachliche Ma-
terial ihrer Volksdichtung beschränkt sind. Damm erlaube ich mir im
Namen der Wissenschaft, die von den patriotischen Aspirationen eines
Panbulgarismus dcsPanserbismus ganz absieht, den verehrten Verfasser
auf das oben in der Anzeige berührte Versprechen zu erinnern und an
ihn öffentlich die Bitte zu stellen, er möchte uns möglichst bald noch
Proben der echten Volksprosa aus denselben Gegenden in der Form von
Volkserzählungen, Sprichwörtern u. dgl. zugänglich machen. V. J.
Fr. Miklosich, Die türkischen Elemente in den Südost- und ost-
europäischen Sprachen [griechisch, albanisch, rumunisch, bulga-
risch, serbisch, kleinrussisch, grossrussisch, polnisch). Wien 1684. »)
»magbut ... glücklich. Vergl. alb. maghbul bene Dies ist
ar. (türk.) maqbül angenehm.
»magdanos ... griech. (.ictv.edovioi ... Griech. fiextdovrjoiov.«.
Also das neugriech. offenbar direct aus dem altgriech.
nmahana jüI^* ar. Vor wind. bulg. maana Mangel kac. serb.
mahat%a Fehler ... mummt i zu tadeln finden ... (otürk.») behane (vulg.
mediana).«. Dieses, um so zu sagen, falsche mahana bedeutet freilich
i) Vergl. oben S. 487—520.
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654
Th. Korsch,
»Vorhand« ; es gicbt aber auch ein echtes mahana = ar. mähänä, d. h.
eben das Wort, welches neben dem Lemma arabisch geschrieben steht,
nnd dieses heisst »Erniedrigung, Verachtung«, womit wegen der Bedeu-
tung vgl. vor Allem manisati.
mahmuz ist ar., eig. mihmäz.
mahrama oder eig. mäqr&ml (dies bei H. M. nur in der ar. Ur-
schrift) ist ar. Die Angabe »russ. bachroma für tnochry« ist mir nicht
klar; jedenfalls mnss b für m bereits türk. sein.
»maxaridi ... ar.- Ausgaben, Kosten ... Das ar. Wort ist viel-
leicht den Bulgaren durch die Türken, in deren Sprache es jedoch bis
jetzt nicht nachgewiesen ist, und von diesen den Serben und den Russen
mitgetheilt worden ...«. ßoviel ich deutsch verstehe (denn die deutsche
Sprache ist mir fremd) , lehrt hier nur der Zusammenhang , dass die
Worte »in deren Sprache« sich auf das Bulgarische beziehen. Die »an-
zunehmende Wanderung des Wortes« findet der Verf. bedenklich , wo-
nach es nur natürlich scheinen mnss , dass ich darin auch keinen Rath
weiss. Nur Eins möchte ich im Interesse dieser Frage hervorheben,
nämlich das g des altserb. magoryh, russ. magorycb u. s. w. : warum
nicht ch? Jedenfalls ist magarye" (-ys) gerade diejenige Form, die das
ar. Wort in gewissen nordtflrkiscben Dialekten annehmen mflsste. Zu
mogorecb Lohn« s. Aktu Hcrop. I, S. 14S (Brief von dem Novgoroder
Erzbischof Gennadius an den Metropoliten Simon zwischen 1496 nnd
1505): A ce mvhchkh neBtatn yuHTB (sie) poö/rrB an p**n> ejry nenop-
thtt> , Aa nepßoe H3yMHT*B esty ne<u>pn io , hho to MacTepy npmiecTii
Kaum aa rpnBna Aenenb, a 3aBTpeH* TaKxe a h cBLiuie Toro, a ^acu
to ocoÖno , Aa tb (AaTH H. Schachmalow sehr ansprechend) iiomhhkh
onpoMe Moropija, *rro pjiAiui otb nero.
maja ist ar. — inäijä ä-JU.
majasql ist zwar ar., lautet aber ursprünglich b&wäslr, Plur. von
•bäsür oder büslr, woher nordt. babasyr oder babasyl.
makas ist ar. — rniqa^.
mal ist zwar ar., aber maldar ar.-pers. — mäl-där.
»malluta ... Oberkleid ... serb. mavluta ... Griech. uakluxi*.
prjXcuTq ...«. Wie ist das zu verstehen? denn das erste griech. Wort
kommt von {talkog »Zotte«, das zweite von ftijkov »Schaafc her, somit
sind sie von einander formell verschieden. Freilich konnten später die
beiden in der Bedeutung zusammenfassen, wie dies mit den hier fehlen-
den (und zwar mit Recht) nun. malotea und milota geschehen ist, welche
beide »Frauenpelz« bedeuten sollen. Das v im serb. ist wohl aus der er-
folglosen Bemühung, das doppelte harte 1 nachzuahmen, entsprungen.
»mandra ... Hörde ... griech. i/oVdocr, uavrQa Atacta V. 1. 185.
iKijnor pass. Noch deutlicher im Fremdw. : mgr. fiavÖQav. Das
Wort ist ab bereits altgriech. ; also gehört der ganze Artikel etwa in
ein türkisches Fremdwörterbuch. MdvTQt steht zwar bei Passow im
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655
Glossar, ist aber im Texte nicht zu finden. Mir ist nur uaydoi (uqvxqI)
bekannt, z. B. ib. DVD, V. 41 flammt Varianten.
marol, marol »Lattich« ist ans griech. fiiaQovlt gemacht, nicht
umgekehrt, da ficcQovhov (statt des älteren &Qidaxivr)) schon im spä-
teren Altgriechisch vorkommt. Die übrigen Entlehnungen gehen alle
auf das nengr. zurück ausser dem rum. mar oh mit seinem o.
*marpic, marpuk... (schlangenbekleidet) Schlauch der persischen
Wasserpfeife ...«. Verschiedene persische Wörter: mär-pic »wie eine
Schlange gewundene und mär-püs »schlangenbekleidetc. Wegen der
einzigen Entlehnung, rum. marpic, ist nur das erste in der Bedeutung
des biegsamen und bei dem Ausgange aus dem als Pfeifenkopf dienen-
den Gefasse mehrfach gewundenen Pfeifenrohrs.
ma8%ara »Gespött« ist ein in seiner Geschichte recht interessan-
tes, aber auch dnnklesWort: Tgl. it. maschera »Maske« ; darum können
einige an dasselbe anklingende europäische Wörter auch occidentalischen
Ursprungs sein, so vor Allem russ. muskaradnyj u. ä. wegen des d.
welches wohl romanisch ist (fr. mascarade).
masur »Rohr« und kurd. nuuur »enflure« (Geschwulst) sind nicht
dasselbe ; das letzte steht für ar. näsQr »Eiterung der Schleimhaut«, im
Türk, anch »unheilbare Wunde«, gewöhnlich »Hühnerauge«.
Zu mavi »blau« und zwar zu dessen verstärkter Form mas-mavi
gehört wohl das in weissrussischen Liedern vorkommende päva razma-
vista, also etwa »himmelblaues Pfauenweibchen«.
medZidije bezeichnet eine Münze nicht erst im Alb., sondern
bereits im Türk.
Zum pers. meger »wenn nicht, ausgenommen dass« u. s. w. wer-
den von H. M. bulg., serb., rum. makar, griech. ftrj'/aqi, ftcc/MQi,
uayccQi, it. macari gestellt, die also fast ausschliesslich k, nicht ghaben.
Mrjyaqi ist natürlich das alte firj yaQ num enim (deutsch Frage mit
»sollen« oder »etwa«) ; fiayaqi ist eine Contamination aus diesem und
ans f.icmaQi. Das k ist mittel-persisch , und somit ist die Conjunction
aus dieser Sprache ins Mittelgriechische, wie darjinv »Silber« (pehlevi
asim . dvaxagadeg (s. nakara) und wohl xaßadw (s. zu kapa-
nica) , unmittelbar eingedrungen, während mäglr neu-persisch ist.
Zu milhSm »8albe« stellt Reiff russ. (rjazan.) malbchänx »Salbe,
Pflaster, Qnacksalber«.
»merak Leidenschaft för eine Sache, Passion ... Man ver-
gleicht paQyog.«. Dagegen Bianchi: merüqq, s. a. pl. de (jy*
meraqq. Parties les plus dälicates du bas-ventre.«. Zur Bedeutung vgl.
ib.: »PjJ beukr, s. t. Hypocondre, parties laterales de la region su-
perieure dn bas-ventre«.
Zu mezdied , russ. mecetb, mxzgitb vgl. Akt« HcTop. I, Nr. 78
(Sendschreiben des Metropoliten Theodosius nach Novgorod und Pskov
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656
Th. Korsch,
im J. 1464) : h eauina o tomt, ropAUH c&iTturL EraneTCiaH . . . h no-
MUuiJiHiiie Ha >itcTt tomtj (des heiligen Grabes) nocTaBHTH cboh) mto-
rHTb und Äiron. VIII, S. 63, wo unter dem J. 1393 von mezgiti, die
Rede ist.
mevla und mezad sind ar.
Neben mezar war wegen russ. mazarki die nordt. Form mazar
zu erwähnen.
ntnesr . . . Aegypten, meser tauk. . . . alb. misser Getreide, be-
sonders Mais Bei meser tavugU (sol) fehlt die Uebersetzung »Trut-
hahn<r steht aber unter tauk). Für das alb. vgl. oben zn kokoros.
Nicht minaret, sondern das gewöhnlichere unnare* ist in den
Entlehnungen vertreten. Fehlt russ. minaröt-B. welches Übrigens nicht
aus orientalischer Quelle geschöpft zu sein scheint.
minder ist anch russ., z. B. ^OMOCTpou 8^129 : asih, i orjodjH^
l T m p t "e
i MHHjepn; ib. S. 168: üb cann nojoi&H nojsKa Öaxamu , ejh ff ja
so.iono na MiUepii; Zab&in a. a. 0. II, 8. 57 : j.a Ha MHiiaep-B mecTi»
ca^baiiOB-B lepßqaTux'B.
»mokaddim . . . vorziehend, Vorgesetzter . . .«. Also Activ und
Passiv; das letzte lautet aber mokaddem (eig. muqäddäm), und dies ist
allein nöthig; denn serb. mukadin ist slavisirt. Für die Bedeutung des
m
serb. tnukadem pojas s. Bianchi: »fJdU mouqaddem ... 3. 8. Espece
d Ctoffe de soie employee pour les turbans et les ceintures.».
mor »dunkelblau« (nach Bianchi »1. Violet. 2. So dit en general
des couleurs sombres«) ist schwerlich ursprünglich tflrk. , da es sich nur
im Osmani sehen zu finden scheint ; vgl. Matzenauer s. v. Mur. Rum.
marmaziü »violett« ist vielleicht türk. mor mavisi (s. oben mavi etwa
»dunkelblau«; vgl. türk. stld mavisi eig. »milchblau«.
*mosel ... die Stadt Mosul ... bezi Musselin ... Was aus dem Tflrk.
entlehnt ist, ist schwer von dem unmittelbar aus europaischen Sprachen
stammenden zu unterscheiden«. Jedenfalls finden wir im romanischen
Suffix -ina, z. B. griech. novoeXlva, ein sicheres Merkmal.
mostra »Muster« bedeutet für serb. mustra schwerlich mehr, als
für die unerwähnt gebliebenen poln. musztra (daher auch russ. mustra.
mustroväU), neuslov. mustrati mit ihrem süddeutschen s.
»muamele... Handel, Wucher, rum. memular, mameledztu
Krämer ...«. Diese von den. vulgären Formen marnele (mamala), maml-
lCdii, worauf auch die hier fehlenden griech. uaualäg »Wuchert und
uctfiakavtZfjQ »Wucherer« beruhen.
An einen Zusammenhang zwischen ar. muh'assal »versammelt,
erworben« und altslov. mtäeh »aloxQOV xiqdog*,. tmieh »t/Aip will der
Verf. selber nicht glauben. Die Zusammenstellung ist mir sonst aus Reiff' s
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657
Wörterbuch bekannt. Vergl. nun. migell (misellu) aniedrig, tückisch,
Taugenichtse, welches Pontbriant ans lat. misellus ableitet. Rnss. »ob-
michnutb sja, obmeselitb sja, obmüenitt sja sich täuschen« (genauer :
sein Ziel verfehlen) gehören nicht hierher , sondern zu miseni», s. unten
niian.
mukajjed ist ar. — muqajjäd.
mürdar ist pars.
Unter musmula fehlt russ. musmuU.
mutab »Rosshaarfl echter« ist nicht ar., sondern pers. — aus mü
»Haar« und tab, Wurzel von täftan »flechten«.
nm ülazem ... fest anhangend, fleissig, Adjutant, bulg. mulja-
zimin Candidat ...c. Das ar. Wort (türk. ausgesprochen müljazim) be-
deutet im Türkischen etwa »attachirtt, daher: 1) Lieutenant, 2) einer,
der seine Studien im geistlichen Seminar absolvirt hat [softa — s.
so%t&) und kraft dessen Candidat auf die erste Stufe eines ahm »Ge-
lehrten« ist, nämlich anf die Stelle des Bezirks-kad§. Adjutant heisst
meines Wissens javer-i h'arb oder schlechtweg javer.
münaaib ist ar.
nmüsellem ... zugestanden, anerkannt, privilegirt. serb. tnuse-
lim Art türkischer Oberprofoss ... griech. uovot 'Uur^ ...«. Im Lemma
steht das passive (ar.) musälläm, die Entlehnungen deuten auf das active
musällim »rettend, erhaltend«, und so — müsellim — heisst wirklich der
türkische Beamte, der dem kajmakam (s. oben) in die dem letzten be-
schiedene Provinz vorausgeschickt wird.
Neben müsülman fehlt das echte ar. muslim, worauf sich russ.
musljurm und das hier nicht erwähnte griech. ^lovasUfirjg (also nicht
allein in der eben besprochenen Bedeutung) stützen. Griech. auch y.ov-
oovkuävog. Russ. ausser den angeführten Formen auch 6ecepMe.nn
(Plur.) Co(5p. Toc. TpaM. h Ror. II, Nr. 27, oecypMeiiHH'B Jlaup. ütTon.
(Ausg. 1872) S. 453 (unter dem J. 1262). Gewiss ist es Akth Apx.
9kch. I, Beschreibung des kais. Archivs für die J. 1575 — 1584, Kasten
101 : A b*b' ho mi» rpaMOTu mepTHue KpuMcirie . . . oecepMeHCKmrL (st.
6eaepMeHCKHMx) hhcmom,b zu lesen.
Unter mÜiavSre fehlt griech. 6 ^tovaaßeqig (nicht tb povoa-
ßeQi, wie Passow im Glossar unter Verweisung auf 191, 9 irrthümlich
angiebt, wo der Accusativ steht mit %b = tbv).
Unter müSemma fehlt griech. fiovaaf.täg.
»müzarf* ... Bewirth schafter eines Feldes. Vergl. russ. maiary
für zasejannyja polja Mat. 87 ...«. Im Lemma steht das active Particip
»der Besäende«, während das russ. Wort auf mäzäri', Plur. von mäzrä'
oder mäzrä' ä »besätes Feld« zurückgeht ; und dies ist auch an der citir-
ten Stelle der Mat. von meinem seligen Lehrer Prof. Petrov ausdrück-
lich angegeben. Die Russen haben das Wort von den Krim-Tataren
bekommen, bei denen mazary »urbares Lande bedeutet.
Archiv für slawische Philologie. II. 43
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G58
Th. Korsch,
»nabz ... Pulsschlag .. . kurd. tiefes Athem ...c. Dies ist ar. nafts
(vgl. unten zu tengnifes).
najbe ist ar. — näiba.
Unter nakara »Kesselpauket fehlt altrnss. nakra daas., nakraeej
»der darauf schlägt« — nordt. naqarace (?).
unale . . . ar. nah: munafiu! möge er seine Wünsche erlangen 1
Vergl. bulg. nali ne für rnss. razvß ne ...t. Jene ar. Formel ist bei den
Türken schwerlich so üblich, dass sie bei den Balgaren zu einer ein-
fachen Fragepartikel geworden sein könnte. Ausserdem sieht nali sehr
slavisch aus; vgl. russ. ali, welches genau dasselbe bedeuten kann.
name ist pers.
nana xiü ist das ar. nana" nur falsch geschrieben.
naz und nekes oder nahes (welch' letzteres richtiger ist) sind pers.
Die unter nene »Matter, Grossmutter« zusammengestellten Wörter,
lauter Kosenamen für verschiedene Verwandtschaftsgrade (zu welchen
auch russ. njänja »Wärterin« hätte hinzutreten können), sind vielleicht
von einander ganz unabhängig oder, richtiger gesagt, hängen zwar mit
einander zusammen, aber nicht als Entlehnungen, sondern als selbstän-
dige Variationen eines Naturlautes, was die am Ende des Artikels hin-
zugefügten türk. nanu, neni} mm »Wiegenlied« nur zu bekräftigen ver-
mögen. Vergl. nur altgriech. vavvag oder vivvog »Onkel«, vavvi] oder
vir vrt »Tante«, vavvog »Zwerg (latnanus), Kindlein, Puppe«, neugriech.
vavvr\ »Tante«, vawa (auch it. ninna nanna) = lat. lalla, poln. luli
»eia popeiä«, vavvaQiOfia »Wiegenlied« u. i. w.
»nerdzis ... Narzisse ... Vergl. griech. veQOioav für ua.raXa
&og nach Atacta V. 1. 26 . . .«. Wenn aO7rakad'0g mit »partium spi-
nosnm (Linne*) »Rosenholz« richtig identificirt wird — und ein axav&ü>-
deg (pvtbv war es jedenfalls — , so moss die zarte Blume Narzisse aus
dem Spiele bleiben. Eher könnte man schon etwa an türk. (ar.) nesrin
»Art wilde Rose« denken, obwohl -aap dabei ebensowenig klar bleibt.
Aber, offen gestanden, sieht veqaiaav ohne die zu erwartende Endung
. -i(ov) sehr sonderbar aus.
Unter n$8ad$r »Ammoniak« fehlen nordt. nysatyr, griech. vioav-
ii)Qi, viaavÖlqi. .
vnisan . . . Zeichen, Fahne, Zielscheibe . . . russ. müenb Scheibe
zum Schiessen . . .«. Aber altruss. = »Zeichen, Siegel« und zwar als
mascul. (jetzt femin.), z.B. Co6p.roc.rpaM. h ßor. Nr. 147 (J. 1509):
Aa Ana ÖJiiOAa rycniu, oaho i\iaAKo, a na ApyroK** wrupe mhui6hh ; a
na ruTH (= mecTn) MHcaxt Ha Kpaex-B no Mmneiury no BUÖOH^aTOMy ;
a na Anyat-B mhcoxt, no MHuieHH no ähtobckomy ; Aa nepennma . . . a
na Airs TpH Mmnenn soJoqoHU. Daher mh nie hu an rpaMOTa als Ueber-
setzung des tat. nisanly jarlyq , z. B. in den beiden Jarlyks des Chans
TVjdulla (nm die Mitte des XIV. Jh.) ib. II, Nr. 9 und Nr. 10. In der
Originalform litauisch-russisch bei Muehanov (s. oben zu kuran) S. 24 :
Anzeigen.
659
h Ha to eemo (s) cbohmT) HHüi&HosrB epiinc* nopain ; 8. 27 : 3 CBOmn,
HHinaHOMT, ; 8. 37 • 3 HumaHoiri; 8. 38: 3 nepcTeHHUirB HumaHoin.
»nizam. . . Ordnung . . . alb. nizam türkische Linientruppe. . .«.
ßo schon türk.
nur ist ar.
»oda ... Zimmer, Wohnung, Hans, Kameradschaft beisammen lie-
gender Soldaten ... kurd. ... otag ...«. Dies ist alt türk. Daher viel-
leicht russ. vataga »Genossenschaft (besonders der Fischer), Haufen von
Menschen«, — so schon Aktu Apx. 9iccn. I, Nr. 1 (ein -Schriftstück
aus der Zeit zwischen den Jahren 1294 und 1304, aber nach einer im
XV. Jahrh. verfertigten Abschrift) : xoähth Tpejn, BaTarairB mohm-b Ha
Hope, a BaTaMMan-B OHApefi KpHTirjaiH ; ib. Nr. 39 (Diplom des Fürsten
Jurij Dmitrevie an das Kloster der Verkündigung vom J. 1446) : A kvau
apxHMaHApHri nomieTB na MOHacTupcKyio dyacöy cTapijOB'L cbohx*b,
hü föjnjOBB, na BaTary hjih Ha rnryio cjyxöy ; Aktu HcTop. I, Nr. 70
(Diplom des Grossfursten Vasily Vasil'jevic an das Spaso-Evthimijev-
kloster — vor dem J. 1462): *Ito hx-b BaTara na TopoxOBnH, Mona-
crupi» Cbatuh BacH^en; ib. Nr. 96 (Diplom des Grossfursten Ivan
Vasil'jevic an dasselbe Kloster) : h itaB ext» bojtb ho jobhtb HHKosty
onpHTb hxt> h BaTarosn. ne ctohti», woher vataz&cikb — Aktu Ka-
JSMeßa I, S. 723 (J. 1500): cb Kacs/nioirc. K&iapeirb ja ct> Ilapee-
HOMT> CT» BaTaJKJHHKOM'L ,\<X CB CepaiUOHOlfB CB Tpane3HHKOMT> , H CO
BceK) öpaTbeio... (also in einem Kloster); aber altruss. auch etwa »Zelt,
Nomadenhaus« (jetzt mittelas. otäw), z. B. Mimt. .ItTon. (Ausg. 1871)
8. 450 (unter dem J. 1 190): ȟojobhh ... B03BpaTmnacH kb BaTarajTB
cbobjtb '). Va- statt des regelrechten 0- lässt in der unmittelbaren
Quelle des russ. Wortes denselben Anlaut vermuthen: vgl. cuvas. vak
»Loch im Eis« — alt. ojyq, valja »Theil« — alt. ülü, var »Thal« — türk.
or »Grab« (oder, nach Zolotnickij, üzäk »Flüsschen, Bach«?), vat »Galle«
— türk. öt u.b.w., vor Allem aber das freilich nicht türk., doch wahr-
scheinlich aus türk. Quelle entlehnte votische vataga »Familie«.
Unter od iah »Heerda ist griech.vraoxt Passow's Glossar entnom-
men, wo das Citat »215. 10« lautet; da aber an dieser Stelle to vracmi
steht, so ist Grund genug vorhanden, diese Apokope für unbewiesen zu
halten und x ovroaxi abzutheilen.
Neben ogul, oglan fehlt nordt. ulan »8ohn (so z. B. kumuk.),
Jüngling«, ferner »Guarcüst, Leibwache« oder ähnlich. In russ. Liedern
werden neben den Chanen Myp3U, yxaHOBBA erwähnt, und ebenso leistet
im J. 1508 der Kasaner Chan c Abdu-l-latif dem Grossfürsten Vasilij
!) Vgl. ib. S. 429 (unter dem J. 1184): Kosiaro «e cto/ui y jryBt, ero ate
•fcayme no maiOMeiw oMunyuui , HHue ace BaraTU (Var. bt» raru und ct. b&icotu)
-pptnuie, yAapima aa nuxh, wo ich naiaru zu lesen vorschlage, und dies mit
desto grösserer Hoffnung, das Richtige getroffen zu haben, als, wie ich aus
den Materialien der Petersburger Akademie ersah, auf dieselbe, von mir ganz
selbständig gemachte Conjectur bereits Cernysevskij verfallen ist.
4o»
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660
Th. Korech,
Ivanovi£ seinen Eid e cbohmh yjanu h co KH3MH h co bc£mh c beihhxh
K&3&KH (CoÖp. Foc. TpaM. h Ror. H, Nr. 27).
oordu ... Lager ... nun. ordije. enrop. oarde . . .0. Hier steckt
Etwas für mich unverständliches, vielleicht Druckfehler ; denn »enrop.«
ist ebenfalls rum.
Unter orman »Wald« fehlt griech. Qovfiavi.
nortak ... Gesellschafter ... Vergl. rnss. arteh ...«. Wie mich
mein College Prof. Schwarz aufmerksam macht, hat Hr. Rovinsky zuerst
nachgewiesen, dass das rnss. Wort vom it. artieri, Plur. von artiere
»Handwerker« kommt.
päd ah (pädas) heisst pers. »Vergeltung«, aber in der Bedeutung
»Gefahrte« scheint es ein hybrides, nach tflrk. ajak-das gebildetes Wort
zu sein — aus pers. pä = türk. ajak »Fuss« -f- das s. oben).
»paj ... Theil ... klru&s. paj ...«. Auch grossruss.
»paj ende . . . dauerhaft, serb. pqjanta, pajvanta Latte, mm.
paj ante Mauerfachwerk ...«. Rum. auch pajentg. Aber sowohl die Be-
deutung, als auch die Lautform — nämlich t st. d in allen Entlehnungen
und das überschüssige v im Serb. — lassen eher an pers. päjvänd »Band«
denken, welches im Türk, mit pers. päjvänd oder päbänd »Fussfessel,
Fessel« (s. pabind) verwechselt und also auch pajvant ausgesprochen
zu werden scheint.
»pala ... t. kurzer Degen, Dolch ... serb. palos. rnss. palah.
magy. pallos. kurd.... palos ... It. paloscio.«. Pala kann it. (lat.) pala
»Spaten« sein ; vgl. zur Bedeutung altgriech. ona&q »8patel, Weber-
spatel«, aber auch eine schneidende oder stechende Waffe (bei Alkuins,
vgl. OTca&q' itäxctiQa, giyog Hesych.), woher neugriech. oita&i(ov)
»Säbel« und roman. spada »Degen«. Dass die Formen auf -os, -as, wie
H.M. voraussetzt, magy. Ursprungs sind, ist wahrscheinlich; aber kurd.
palos lässt das Vorhandensein dieses Wortes auch im Osmanischen ver-
muthen. Ins Russ. ist die entsprechende Form zusammen mit Cuirassiren
aus Deutschland gekommen (Pallasch). Uebrigens heisst das Wort it.
gewöhnlich palascio.
palamar »Tau«, griecb. tteilauaQi, ist wohl zuerst griech. und
dann erst türk.; vgl. griech. Tvakaiit^io, mittellat. palmisare, it. spal-
mare »betheeren, kalfatern«.
palanga AÜi^Li Planke. Palanke ... Vergl. serb. palanga Stange
. . . Matzen. .4 00 . . . Das weitverbreitete Wort ist deutschen Ursprungs.«.
Warum denn nicht, wie bei Matzenauer, romanisch, nämlich it. palanea
»Stange«? vgl. Diez I Pianca, wo man sehen kann, dass planca nicht
erst mittellat., wie im Fremdwörterbuche angegeben steht, sondern ein-
fach lat. ist, wenn auch vielleicht nicht classisch: denn das Wort ist
von Diez aus Festus (230, 12 vgl. Paulus 231 M.) und Palladius belegt,
findet sich aber auch bei Placidus. Ob nun aber planca (deutsch Planke,
und hierauf zielt H. M/s Vermerk »deutschen Ursprungs«) und palanea
dasselbe Wort sind, ist für mich fraglich: denn während das letzte sich
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661
von phalanga nur durch eine unbedeutende Abweichung in der Aus-
sprache unterscheidet, wird plancae bei Paulus folgendennassen erklärt :
tabulae planae, ob quam causam et planci appellantur, qui supra modum
pedibns plani sunt, also mit planus verbunden, woher auch die Bedeu-
tung verschieden ist. Auf lat. phalanga (s. zu falaka) geht das serb.
zurück. Türkisch aber lautet das Wort palanka, wie es auch oben ar.
geschrieben ist, nicht palanga; im Fremdwörterb. »palanqa«, woraus
dieses' verdruckt zu sein scheint.
Von den unter *pambuk (j>*b pamuk ... Baumwolle« verzeich-
neten Wörtern sind die mit a in der zweiten Silbe, wie griech. ßccfißccyti,
unmittelbar oder mittelbar auf mittelpers. pambak (arm. bambak, p'am-
bak, osset. bämpag) zurückzuführen. Bulg. bubak, russ. bumaga (neben
serb. bumbak, bombak u. s. w.) scheinen auf Formen mit a zu beruhen.
Uebrigens drückt das ar. geschriebene Wort nicht die im Lemma stehende,
sondern die nachfolgende Form aus.
*panaj$r ... Markt, mrum. panijiru. alb . panigjir . . . griech.
TtavriyvQi ... Griech. navriyvQi$.*. Die chronologische Ordnung ist
beinahe die umgekehrte.
*panukla . . . Pest. bulg. panttkla. griech. 7tavovxla . . .
Dunklen Ursprungs.«. Im Fremd w. vom lat. panncula (auch panicnla);
aus dem Lat. ging das Wort ins Griech. über und hieraus weiter 1).
Unter papus (u~>jb, nicht »u^bb«) »Pantoffel« fehlt russ. ba-
büsa, das vom fr. babouches unabhängig sein muss: hier ist es ar., dort
nordtürk.
para »Stück .... Geld« ist pers. Wegen serb. paradiik, rum. pa-
raltk und paraleu waren türk. paradzek (Demin.), paralek, parale an-
zuführen.
Dagegen steht bei parca parcadzek ohne Noth. Russ. parca ist
nicht einfach »seidenes Gewebe«, sondern mit Gold- oder Silberfaden —
wahrscheinlich dasselbe, was früher izarbafx genannt wurde ; s. unten
zu zerbaf.
Unter pars »Leopard« u. s. w. stehen nur russ. barn und nordt.
bars, bar$s; also ist die osman. Form überflüssig. Fehlt russ. (caucas.)
byrsb »Hyäne«.
pastrrma griech. auch TtaarovQ^äg.
paha (lib, nicht »Üb«) ist ursprünglich pers. — pädsäh (%.pa-
disah). Fehlt russ. pasa, poln.basza (aber klruss. basa ist angegeben).
Das letzte, welches mit der ar. Aussprache des Wortes zusammenfallt,
scheint auf Missverständniss zu beruhen, da mit basa (als Voc. — s. bat)
*) Sprichwort: ani$a> xovxXa, iuiiaü navovxXa. Da icli dasselbe nicht
aus einer gedruckten Quelle, sondern aus mündlicher Mittheilung kenne, so
dürfte es nicht allgemein bekannt und darum den Liebhabern der neugriech.
Volksliteratur willkommen sein.
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662
Th. Korsch,
die Janitscharensoldaten angeredet zu werden pflegten. Auch griech.
wird luiaoag {[Anaoiäq) statt naaäg gebraucht (vgl. zu piktaxta).
»pedavra ... Latte, dünnes Bret. alb. petavre ...«. Das Wort
ist griech. nHavqov »Latte, Blech- oder Zinnplattet (altgriech. »Stange«
n. &.), woher das rum.
peksimat , peksimet »Zwieback« geht anf nengriech. ftagifidri,
-adi zurück, nicht umgekehrt, da na^i^ädiov schon altgriech. ist; s.
Matzenauer s. v.Peksimet. Mrum. poksimadhe, alb. pafoimadhi offen-
bar aus dem Griech.
pSmbe (iuJo, nicht »iu^j«) und pembe-reng sind pers.; doch be-
deutet das Compositum nicht »blassrothe Farbe«, sondern etwas, was
diese Farbe hat.
pinbi ist pers. — pändzä, türk. auch pendze, welche Form wegen
serb. pandia u. a. erwähnt zu sein verdiente.
p Srcin ist pers.
»Partie1 plur. pSrdiha ...«. Wozu dies?
p&rgel, richtiger per gar, »Zirkel« ist pers. Ich erwähne hier als
ein abschreckendes Beispiel für Mitforscher, dass ich eine starke Ver-
suchung fühlte, rum. pgrgja (ptrghia) »Hebel, Wagebalken« hierher zu
stellen, bis ich bei Ducange den Artikel entdeckte: »Perguia. Trabe-
cula in aedibus sacris, ä qua pendent Lychnuchi«.
Ein Zusammenhang zwischen ptriian »zerstreut« (d. h. zerstoben,
auseinander geworfen, in Unordnung gebracht, metaphor. bestürzt,
traurig) und »bulg. ruka perüana für russ. ladonb« scheint mir zweifel-
haft zu sein. Eher lässt sich serb. perisani »Art weiblicher Kopfschmuck«
unter dieses Lemma bringen.
pirvaz »Rahmena ist wohl pers.
pisdSl (wohl pestel ausgesprochen) »Art süsse Speise« flammt serb.
bestilj »Pflaumensyrup« erinnern sehr an it. pastillo.
ipthKis ... russ. pa&keh mat. 89 ...«. Freilich ist das Wort dort
so gedruckt ; da es aber zwischen perecarx und plav* steht, so ist offen-
bar eine der auch sonst bekannten Formen peskeirB oder piskes'B ge-
meint.
pestemal ist pers.
perazvani ist pers.
*pirindz ... Messing... griech. urcQo v vrCog ... Wahrscheinlich
aus it. bronzo.«. Und das griech. sicherlich.
piruze »Türkis« russ. nicht allein birjuza, sondern auch berjuza
(vgl. kirg. bertize) — Coöp. Toc. rpaii. h ßor. II, Nr. 147 (J. 1509).
piskar und piiman (urspr. päslmän) sind pers.; aber »nordt.
po.s trauern« ist einheimisch und lautet bei anderen Türken bos (bosan,
bosuq) .
, Wenn pihta%ta einmal »pers.« ist (aus pls »vor, vorder — * und
iaxta), so hätte Korais' Ableitung (von bes\ unberücksichtigt bleiben
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663
können: fineoTaxTag beweist nicht mehr als uritxXeßavr^ (s. zu ba-
laban), fxnBQÖig (s. perdS), fiftiaiov = lat. pisnm.
Von pistov »Pistole« können bulg. pütol, herb, pistofj nicht kom-
men und hängen mit dem hier billigerweise unerwähnt gebliebenen
griech. matoXi zusammen, welches unmittelbar (doch vielleicht als
*nun6Xa) auf it. pistola zurückgeht, s vor t ist slav. ; vgl. pistalb
(russ. piscält Luntenflinte).
»polica ... polisa Wechselbrief, bulg. serb. pohca ... alb. po-
Utsa R. griech. nbUz^a ... Diez, Wörterbuch: polizza.«. Ein Beitrag
zu einem türk. Fremdwörterbuche ; wegen l vgl. oben zu kapanica.
Statt pul ad »Stahl, Klinge*» wäre wegen aller Entlehnungen ausser
kurd. puld (pulad?) nordt. bulat anzusetzen gewesen.
ypupla ... türk. Flaumfedern, kroat. poplun Decke, nsiov. pop-
lun tegumentum turcicum habd. klruss. papian. rum. paplon. magy.
papian. griech. TtanXta^a Bettdecke ...a. Unter »klruss.« ist hier
wohl ungar. -klruss. gemeint , wodurch die Form mit a in der zweiten
Silbe auf eine Sprache, die magyarische, beschränkt wird; in den
Übrigen, wie auch im hier fehlenden altruss. papoloma (schon im Igor-
liede), erscheint o oder u. Nun aber ist ;iä;xh)ua im Griech. älter,
als alle TOrken in Europa , da es auf dem zwar nachclassischen , aber
doch altgriech. ig. ankw^ta »das darüber Ausgebreitete« beruht. Pupla
ist wiederum nur im Osman. bekannt, also wohl erst in Europa in das-
selbe eingedrungen und zwar höchst wahrscheinlich wiederum aus dem
Griech. , wo Flaumfedern jetzt iiov7tovXov (Plur. novnovXa) heissen.
Wenn pusu »Hinterhalt« serb. und nslov. busi/a lautet, so ist es
ein Beweis, dass das Wort früher auch im Osman., wie jetzt in dem hier
nicht zugezogenen Nordt. (und Ost! mit b anlautete.
Pers.pus (püs) »bedeckend« u. s. w. wird nicht aHein bulg., serb.,
griech., sondern auch türk. mitunter mit o ausgesprochen; vgl. oben zu
afijun.
raf vjj. »Brett an der Wand« ist ar. räff \3} »gewölbtes Fenster«.
raHatlakom (»Art süsse Speise aus raliat ul-h'alkum«) wird
türk. gewöhnlich rah'atlukum ausgesprochen (russ. rachatlukümx). Das
Wort ist ar. — räh'ät äl-h'ulqüm eig. Vergnügen der Kehlen.
i> rah'm an ... Erbarmer, rah'mani divin. russ. dial. rachmatiyj
... fröhlich, mitleidig mat. 89. klruss. na Jura-Ivana, na rachmamkyj
velyk den ad calendas graecas ... Die Zusammenstellung des rachma-
nyj mit ,Brahmanen' ist grundlos.«. Ungefähr so schon im Fremd w.
Was sagen Literaturhistoriker dazu? Uebrigens ist das Wort auch poln.
— rochmany »zahm«, davon rochmanic" »zähmen«, nach Linde besonders
an der türkischen Grenze gebräuchlich, — eine Angabe, die verificirt
zu werden verdient, ob sie nicht vielleicht durch die auch Linde be-
kannte Ableitung vom ar. rah'män beeinflusst worden ist. Wenigstens
ist das Wort in Russland an keine Grenze gebunden, sondern durch
viele Gegenden verbreitet oder eher zerstreut.
664
Th. Korsch,
ra%t ist pers., rahm ist ar. (räqm).
uramazan 0Ua^ ar. Fastenmonat der Mohammedaner... alb. ...
ramadan ...«. Auch diese Aussprache mnss tflrk. sein; denn wo sonst
hätte das Wort ins Alb. herkommen können t ^ (däd) hat im Ar. min-
destens eine zwiefache Aussprache: nämlich lautet er z. B. in Syrien
wie ein emphatisches d, in Nedzd und vielleicht auch sonst in Arabien
wie ein ebenfalls emphatisches, aber auch zugleich interdentales d mit
sehr schwacher Affriction. Ans dieser letzten, doch wahrscheinlich
stärker aflricirten Aussprache hat sich die der Türken und Perser ent-
wickelt , bei welchen (j» wie z gelesen wird ; aber auch von der ersten
finden sich im Osman. einzelne Spuren, z. B.fodul, kadf.
ravSnd »Rhabarber«, serb. reved, russ. revenb u. s. w., lautet
nach Budagov anch ttlrk. revend. Russ. wohl aus dem Griech.; vgl.
oben levend.
razakij, ar.räzäqij, »Art Weintraube« scheint am Ende auf pers.
räz »Weintrauben«« zurückzugehen.
rende ist pers., ridza ar.
Vom ar. Plur. ridzal (ridzäl) »Mannen, die Grossen und Ange-
sehenen« lautet der Singular nicht reMzl, was ein anderes Wort ist, son-
dern radzul.
»ruba ... uruba Kleid, Kleidung, bulg. rubo ... ruco ... 81av.
ist ruho ... und daraus rufo ... serb. ruba ... Man beachte griech.
(tov%ov De. pass., das sich altslov. und sonst findet ... It. roba, das
deutschen Ursprungs ist.«. D. h. vom ahd. roub »Raub« u. 8. w. — a.
Diez I s.v. Roba. Die Türken haben eigentlich keine Wörter mit r- An-
laute, und wenn sie sich auch ein solches aus einer fremden Sprache
wirklich aneignen, so schlagen sie demselben in der Regel einen Vocal
vor ; wenn aber uruba unmittelbar aus dem Ital. entlehnt wäre, so wurde
man oroba oder doch oruba erwarten : vgl. orudz, oruspu (bei H. M.
sogar orospu unter rospu), die iranisch zu Bein scheinen '). Bulg. ruvo
steht vielleicht statt rufo, ruho. Wie ist aber der Ursprung dieses letz-
teren nach den oben angeführten Worten des Verf. zu erklären ? ist es
slav. oder griech.? Im Fremdw. ist diese Frage unentschieden gelassen,
nur wird dort noch ahd. roch, mhd. roc verglichen.
*ruj. ru . . - pers. Gesicht, Aussenseite. russ. ruxb f. Antlitz.
maruZi von aussen mat. 89. rola Gesicht, naruia das Aeussere . . .
Das pers. Wort wurde den Russen durch jene Türken vermittelt, die j
in £ verwandeln Radi. 113. Man vergleiche bei Ostroumow die mit £
anlautenden Wörter.«. Ja, eben lauten dieselben so (d. h. mit dz) an,
und auch Radi. a. a. 0. spricht nur vom Anlaute. Ausserdom ist ruj bei
t) rö spi (denn -u ist tflrk.) muss nach Ausweis des kurd. ru spl (pers. rü-i
säfid) »weisses Gesicht« bedeuten , nun aber bezeichnet, wie mir mein College
Prof. Vs. Müller mittheilt, in der Sprache der kaukasischen Juden (Tat-Dia-
lekt) das entsprechende sib-rä ru T dasselbe, was osm. rospu, nämlich meretrix .
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665
den Türken sehr wenig und zwar nur in gewissen persischen Redens-
arten gebräuchlich, den meisten aber völlig unbekannt. Trotzdem also
diese Etymologie sogar an zwei Stellen der Mat. — 89 von Petrov und
328 von Prof. Berezin — vorgeschlagen ist, scheint es rathsam zn sein,
sich nach einer anderen umzusehen. Ich kann freilich nur an neuslov.
rüziti. chorw. ruigjiti »enthüllen« Archiv VIII. 175), neuslov. ruzina
»Schale« erinnern, mit welchen ich noch vielleicht roman. ruga, neu-
griech. §ovya »Strasse« in Zusammenhang bringen wurde, falls ich den
Ursprung dieses Wortes kennte. Röza »Fratze« ist von demselben Worte
in der Bedeutung »Rose« sowohl als Blume (klruss.) , wie als Krankheit
(erysipelas) im Grunde kaum verschieden.
Unter sab ah »Morgen« war wegen serb. sabaile »früh am Morgen«
tttrk. sabah' ile* »bei Tages Anbruch« anzugeben.
Zu sabr »Alo£«, russ. saburt vgl. Muchanov S. 354 (J. 1675) :
Hrnp'B Kopem>e, caöyp'B, arapnin.
Unter sabun »Seife« erscheinen mit Ausnahme des Kurd. (und des
Nordtürk.) lauter Formen mit p, von denen griech. aa7tovvt unmittel-
bar auf it. sapone, die übrigen ausser magy. szappan (mit a aus o, wie
auch sonst) auf das Griech. zurückgehen, »nordt. saban ostroum.« (neben
»sabyn Radi. 208«) ist nur Druckfehler in der Quelle : saban (st. sabyn)
steht dort nämlich zwischen saban »Pflug« und sabyT. Ins Türk, ist
sabun, sabyn aus dem Ar. (cabün) herübergekommen. Im Fremdw.s.v.
sapun-L steht das türk.Wort nur unter Entlehnungen aus dem Ital., was
also auch nicht ganz richtig ist.
Unter sacak »Franse« fehlt nordtürk. cacaq »Franse, Quästchen«,
woher altruss. cocak* — Co6p. Toc. TpaM. h ßor. I, Nr. 26 (J. 1356):
TOiaicB soVb c KaMeni.eM'B. c jKeiwyTH (bis).
Zu sag d ah (?sagadak) »Köchera (auch: Bogen und Köcher zu-
sammen), russ. sagajdakb, sajdakb vgl. TpaMOTH JIhto bckhx'b Bejra-
khxt> KHH3GH h3ä. no^t peflaKirjeH AHTOHOBHia h KoMOBCKaro (KieirL
1S68) S. 120 (J. 1568): 3 raKOBHHuajrn , 3 py^imuaMH, 3 caraiUaKH,
3 jyKH ; ib. 123: 3t caraiUaKaMH; ÄOMOCTpoü S. 90: hjh Kante kojkh
KpoHTii Ha caa/ta, i na ce/yib i omotio ; ib. 8. 128 : T ctaa, i caB^aKH
(zu lesen caa^aKH, wie man aus den Errata ersieht) ; Aktu lOpux S. 50
(J. 1547): ABa corajaKa neben caroflaicB (sind die o und die a richtig
gedruckt?); ib. Nr. 421, L (J. 1568 — 1570): ä» nanctipt, Aa 6exTe-
peiri, ah uiojomt», /ja napy^u, Äa ca^ain, aa ca6\iK> *3AOByio. Die-
jenige Abtheilung des Kitaj-gorodt in Moskau, wo man Waffen ver-
kaufte, hiess nach Jesipov, Taatejan naMHTL npoimaro (Petersb. 1885)
8. 306, noch im XVIII. Jahrb. caHAamuMH p>i,vt; einen solchen gab es
auch in Novgorod — Aktu Kaj. II, S. 508 (J. 1612): fb caa^aq-
sagmak »melken« ist nicht allein »nordt.« (wo es theil weise saw-
maq lautet), sondern auch osman. , wie auch das im Bulg. ge-
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666
Th. Korsch,
brauehliche sagmal in der Bedeutung »aus Vieh bestehender Besitz«.
Dagegen tttrk. »sagen Milch gebendes Schafa ist mir nicht bekannt.
Wegen sa%tian, russ. sqfyam, s. »u minder. Das Wort soll
pers. sein.
sajeban ist pers. — säjä »Schatten« + bän (s. oben).
sajgak •Antilope« ist / zu schreiben.
Unter sakage »Kehlsucht« (ein mir sonst unbekanntes Wort) wird
sokak »Kehle« wohl nur ein Druckfehler sein statt sakak (besser saqaq
»Adamsapfel« — nicht osm.), was dem ar. Beigeschriebenen nicht wider-
streitet; sokak heisst »Strasse«, wie es auch von H. M. seines Orts
richtig angegeben ist.
sakat ist ar., wird aber besser mit saqat JaÄ**, als mit säqit
J25L*, wie es bei H. M. geschrieben steht, identificirt.
*saksar m >rdt. Lammsfell. russ. saksjurka mat. 323. saksurki
... Reiff.». Diese sind mong. sftksOrgä — s. Mat. 196 und 379.
salin steht nicht auf der richtigen Stelle.
Ob ar. sa feit »schweigsam« mit rum. sankiü Etwas zu schaffen
hat , daran scheint Verf. selbst zu zweifeln ; -iü ist lat. -ivus oder
8lav. -ivL.
saleb klingt nicht türk.
nsalxane : . . . ar. Schlachthaus: sale% Schinder und jane* . . .«.
Also nicht ganz ar., da nur der erste Theil (eig. sali*) *r. ist, das
zweite aber pers. Das rum. zalhana lässt den Anlaut z (neben s) be-
reits im Türk, vermuthen; vgl. die Entlehnungen unter sana'at und
saref und dazu osman. zindlab (zindzef) neben sindzab [sind&6f)y
zümbiü neben sümbül , zurna neben sürna, zokak (auch ar., z. B.
äz-zuqaq die Meerenge von Gibraltar) neben sokak, zengin ans pers.
sangin »schwer (wiegend . zügürt nach Vambory Et. W. 199 III von
sögmek »schimpfen«, zyrtlan neben syrtlan »Hyäne«, zadz aus ar. sadz
»indisches Ebenholz«, zelber aus pers. särbär »Ueberschuss in einer
Bürde«, krim. zibir st. sibir »Sibirien«, Özbeg. zülük sonst stilük (alt.
Hülflk) »Blutegel«, zärän neben sftrftn »geizig«, bei welchem letzteren ich
freilich nicht bestimmen kann, welche Form die ursprüngliche ist.
Mit sandiak ist der Name eines Ranges sandzak-begi (-beji) zu-
sammengesetzt, woher russ. in ÜOBicTb o pa3opeHiH P/nanu BaTwem»
(Cpe3HeBCKlH, ( ' i;1at.lU;i H ;>U>t1.T!v'll O MaJ0H3BtCTHIJX1 H HeH3B*CTHMX'B
naMHTHHKax'B Nr. XXXIX) : I^apb noeja no Mypau h no khä3h (opijm-
cioh) h no camiaKÖlw.
An sare »gelb, blond, -fahl« nhliesst sich vielleicht russ. saranca*
und (wohl erst hieraus) poln. szarancza »Heuschrecke« (gewöhnlich col-
leCtiv) ; vgl. alt. sary mangys (oder schlechtweg mangys) dass. und die
(wohl nur volksetymologische) Notiz bei Linde: imie. maja. od koloru
swego szarawego. Und zwar könnte man sich ein sarydza, etwa »fahles
Thierchen«, denken; vgl. qaradza (von kara, qara) »Hirsch« , qaryndza
»Ameise«. Russ. saranä ist wohl eine secundare Bildung.
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667
Unter saref (wo OjLo ein Druckfehler statt (J^U> ißt) kommen
alle Eni eh nun gen von sarraf (o^) her.
nsarek ... Turban ... nordt. ist sarek Schaf ostroum. : der Tur-
ban mag ein Schaffell gewesen sein ...«. Osm. sarek ist von dem unten
stehenden sartnak abgeleitet, welches nicht allein »einhüllen«, sondern
auch »umwinden« bedeutet.
sater (urspr. sätür) ist ar. Fehlt griech. aatLqi.
sazan ist auch nordtürk.
r>se bSt ... kurd: sebit, sabit kirin ...«. Dies ist nicht das Subst.
#äbt (welches meines Wissens türk. sebt lautet) , sondern das Partie. -
Adject. £äbit »fest«.
seftthht freilich ar. Ursprungs, aber aus istiftäh' verdreht.
Sowohl unter sehr, als auch unter sej'ir ist serb. sehiriti und
ebenso unter sSj'ir und sejran griech. aeQytdvi angeführt. In der
Wirklichkeit ist das erste Lemma überflüssig, sehiriti ist vom serb. sehir
= türk. sejir gebildet, oeqyiavi giebt türk. sejran wieder. Wahrschein-
lich aber wird das letzte Wort auch von den Türken mitunter serjan
ausgesprochen, vgl. osm. (und theils azerb.) armud neben amrud,
barjak neben bajrak (was oben nachzutragen ist), kirbit neben kibrit,
körpü neben köprü, irfit neben ifrit, jarpak neben japrak, wie freilich
auch umgekehrt devrend neben dervend aus d erbend, devris neben
der vis, x°jrÄ* nohen %orjad, kiprik neben kerpik, tobra neben
torba (wenn nur das erste nicht das ursprüngliche ist), bojras aus
griech. ßoQtäg (zweisilb.), um nur bei der einfachen Metathese des r
und in den Grenzen tiner Sprache zn verbleiben.
Statt sejsanS giebt Bianchi seksane an, was wegen bulg. sej'ksana
u. s. w. zweckmässiger wäre. Mit ar. Buchstaben ist es doch wohl der
Etymologie, nicht der Aussprache gemäss, d.h. xiL^u^L» säis^äne aus
sejis (eig. säis) und %ani zu schreiben.
»selam ... selam 'aleik ... serb. selam alekxm ... selam aleötm
... selamalecin ... nordt. saljam ... dljajkjum ostroum. ...f. Ar. sä-
läm 'alejk (j, nicht i, hätte auch H. M. nach seiner Transscription setzen
sollen) heisst wörtlich »Friede auf dich«, säläm 'alejkum »Friede aof
euch (8ie)«.
Unter semer »Saumsattel« sind rum. segmariu (1. segmariu und
mrum. sumaru wohl zu streichen, da sie sich unmittelbar an die euro-
päische Wortsippe — lat. sagma, salma (ahd. soum, woher russ. sumä,
poln. sumki), griech. oäyua (oayfictQiov) anzuschliessen scheinen (s.
Fremdw. s.v. samar). Der Ausfall des g kann griech. sein, wie z. B.
in ftaXctfia, ngaua ; aus dem so vorauszusetzenden oa^oQi(ov) kommt
wohl osm. &emer, urspr. sämär (s. oben zu iskSmle) her, welches dann
nach Nordost als samar überging; vgl. mittelas. längär — osm. län-
ger — it. l'ancora, brindz — osm. pirindi (früher gewiss birindz —
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66 S
Th. Korsch,
vgl. oben zu pusu) — it. bronzo, fanus Laterne — osm. ebenso oder
fanos — griech. <pavoq, wohl anch lägän — osm. Uliin (s. oben).
simid »Weissbrod« ist wohl unmittelbar das ar. sämlö*; weiter soll
es indisch sein, worauf wohl altgriech. oepldafag zurückgeht.
semt ist ar., 8er ai (L se'raj) und sirbest sind pers., serh'add
pers.-ar. (st r -f- h'add Grenze).
Ist nicht eher türk. 8er Ken aus dem Albanischen, als alb. ser&en
aus dem Türkischen entlehnt ?
»sevmdk ... lieben, bulg. sevdim! meine Liebe 1 ... russ. dial.
otmmivatb abwendig mächen mat. 327 wird auf tat. sjujmek lieben
zurückgeführt . . . nordt. sacmak Z. 494. 4.t. Das bulg. Wort kann
schwerlich vom Verbum kommen — denn türk. sevdim heisst »ich habe
lieb gewonnen, mich verliebt«, woher serb. sevdisati — , ist aber viel-
leicht sevgi (sevgü) »Liebe« + -m »mein«. Das russ. Wort, falls es
wirklich türk. ist, könnte vom alt. sum »Liebet abgeleitet sein. Was soll
hier aber »tat.« neben »nordt.«? Jedenfalls ist savmak unerhört, wofür
übrigens nicht H. M. verantwortlich zu sein scheint.
»sidzill ... Register, Protokoll, plur. sidzillat ... Griech. lat.«.
Diese als Quelle bezeichnete Form ist nicht angegeben. Wie dem aber
auch sei, ist das türk. Wort dem Arab. entnommen, wo es ausser sidzill
mit dem Plur. sidzillät auch sid&dzil »Schrift« giebt und das Verbum
sadzal u. A. »schriftlich aufzeichnen« bedeutet — Alles mit Anwendung
auf gerichtliche Thätigkeit. Hängt nicht mit diesen Wörtern chald.
sgullä »Eigenthum« zusammen?
Neben siledliH war wegen serb. sildisati das Verbum sil-mek
»wischen« anzuführen.
Das neben sin dz ab erwähnte sindzef scheint als »Verbrämung
mit Pelzwerk« etwas zu eng definirt zu sein. Fehlt serb. sindzef »Ver-
brämung mit Leinwand« (wenn diese Definition nicht an demselben
Mangel leidet) .
sinor »Grenze« ist im Fremdwörterbuche nicht einmal namhaft ge-
macht und bulg. serb. alb. sinor unmittelbar mit griech. ovvoqov ver-
bunden ; und in der That ist das türk. Wort eher aus dem 8iav. entlehnt,
als umgekehrt.
8of und soh'bet sind ar.
»sorka nordt. ostroum. russ. surokb mus marmotta. Reiff 312
erinnert an schwed. sort (»1. sork«) , lat. sorex, griech. t^crf . Das Wort
ist vielleicht aus dem Russ. in die Sprache der Kazanschen Tataren ge-
drungen.«. Das letzte ist sehr wahrscheinlich: vgl. tat. zadatqa ans
russ. zadätok'B Gen. zadätka (wie auch surükx Gen. surkä; ; auch haben
die übrigen Nordtürken für das Murmelthier eigene Wörter, nämlich
süwPr und (alt.) tarbagan (wenn das letzte nicht ein ähnliches, aber
doch verschiedenes Thier bezeichnet) . 8flwür soll nach Klaproth, Asia
Polygl. 8. 226, bei Tschulym-Tataren sur (wohl sur) lauten , was noch
mehr als die uncontrahirte Form an surok'B (d. h. sür-^kt) erinnert.
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669
Koch näher als nordt. soro steht zum bulg. suri, serb. sur u. |. w.
mittelas. sur »mausgrau«. Fehlt russ. süryj.
*8u%ari . . . tflrk. Zwieback, rasa, suharh (»1. sucharu) Stück
trockenes Brot, cech. suchdr ist slav., Z. 576. 2.«. Gewiss, ebensogut
wie das ttirk. (eig. Plnr. vom russ. suchäri» »Zwieback«, — eine Speise,
die die Türken wohl erst von rassischen Soldaten kennen gelernt haben) ;
warum aber stehen diese Wörter sammt Lemma hier?
»sul am ak ... bewässern. Vergl. serb. sulaisati glätten z.B. eine
Mauer . . .«. Das türk. Verbum hätte serb. wohl *suladisati ergeben,
welches aber schwerlich eine vom Türk, abweichende Bedeutung haben
würde. Ausserdem erklärt Vuk sulaisati durch ugladiti, nicht durch
uglacati ; somit ist s- Präposition, und das übrig bleibende ulaisati (statt
dessen vielleicht nur sulaisavati gebräuchlich ist) scheint mir vom griech.
bkoiawg »ganz eben« abgeleitet zu sein.
sültan (kein Druckfehler) ist sultan zu lesen. Fehlt russ. sultam,,
älter sal-Ltani, z. B. Igorlied 8. 9 Tich. vgl. zu mtzdied.
Das unter tülemin angebrachte russ. sulema kommt unmittelbar
vom griech. oovkifiag her.
Von sur na kommt nordtflrk. surnace »Pfeifenspieler«, daher russ.
3anHCKH ^KeJTHÖyÄCKaro 4, 255: »HHuqapcKHX'B cypHaweeß-L«.
»siivar ... reitend, Reiter ... alb. suvari ...«. Auch türk.
Unter sabah »schönt« wird das gleichlautende Wort im Elruss.
durch »genug!«, im Russ. durch »Ruhe« übersetzt; aber (gross)russ. Sa-
bdh heisst genau dasselbe, was kl russ., woher pasabäsitb »zu arbeiten
aufhören«.
»iabka ... Hut ... kurd. capka . . . nordt. lakpa Radi. 225 . . .
Vergl. mlat. cappa, das gemeineuropäisch geworden ist.«. Hieraus
könnte man schliessen, dass bulg. kr. (= neuslov.?) russ. klruss. ram.
magy. sapka aus dem türk. Worte stammen , welches seinerseits aufs
mittellat. zurückgehe. Aber s ist überhaupt schwerlich ein ursprüng-
licher türkischer Anlaut, und wo er ausnahmsweise erscheint, so ist es,
ausser etwa im Pronominalstamm su »jener« und in Schallwörtern, wohl
nur in einzelnen Dialecten, während die übrigen meistens Parallelformen
mit l oder s bieten. Besonders verdächtig sind solche mit s anlautende
Wörter, in denen dasselbe nicht unmittelbar vor i, ü oder nicht mittel-
bar vor s, 5 steht. Freilich, wenn Vambery darin Recht hat, dass er s-
und k- Anlaut als correspondirend behandelt, wird eine Anzahl auch
solcher Wörter für echt türkisch gelten können, — natürlich wo dieser
Uebergang auf türkischem Boden geschehen ist. Mit sapka aber ist es
um so weniger der Fall, als es im Türk, ganz vereinzelt dasteht. Höchst
wahrscheinlich ist es dort ein slavisches Lehnwort. §aqpa beweist
nichts, da es nur altaisch ist (sonst nordt. sapqa) und bietet die dieser
Dialectgruppe auch in Lehnwörtern eigenthümliche Metathese, wie z. B.
laqpa aus russ. lävka. Das echMürk. Wort für Hut, Mütze ist börük
von bör »decken«. Was aber das slav. Wort betrifft, so wird es im
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Th. Korsch,
Fremdwörterbuche mit mhd. schapel , tschapel (und durch dieses mit
mlat. cappa) zusammengestellt, und dies, mein' ich, mit Recht, obgleich
natürlich theils einige vermittelnde Glieder (z. B. zwischen lat. und mhd.
das altfr. chapel) , theils etwas verschieden gebildete Formen in jener
Wortkette vorauszusetzen sind. Fehlt poln. czapka mit seinem auch
sonst in dieser Sprache statt s auftretenden c.
Nordt. sadra bedeutet nicht »gescheckt*, sondern »pockennarbig» ;
dadurch wird die sehr problematische Zusammenstellung mit bulg. kal-
dervan »bunt* noch problematischer. Für Türkologen sei es bemerkt,
dass mit Zu hü Ifen ahme der eben erwähnten Hypothese von Vämblry
sadra mit qodur »schäbig , krätzige in Zusammenhang gebracht werden
könnte.
saht er 4 ist pers.
Unter sajka »Barke, bulgarischer Donaukahnc fehlt neuslov. sajka,
cajka. Russ. bedeutet sajka einen niedrigen hölzernen Eimer zum Ba-
den oder auch eine Bande, z. B. sajka razbojnikovB Räuberbande. Wie
und ob alles dies zusammenhängt, weiss ich nicht; nur scheint das Wort
nicht tttrk. zusein, wenn es nicht, wie Einige glauben, aus kajek
»Barke, Kahn« durch einen für mich noch nicht ausgemachten Laut-
wandel entstanden ist. Aber auch so würde die Bildung slav. sein. Bei
Reiff ist auch russ. kajka in derselben Bedeutung zu finden, wo er es
aber her hat, weiss ich nicht.
saka »Scherz« und i am ata »Lärmt, welche für tflrk. zu gelten
pflegen, sind im Ar. wiederzufinden, wenn auch mit abweichenden Be-
deutungen : saqä »Unglück« und sämätä »Schadenfreude« (ar. beide genau
so geschrieben, wie bei H. M.). Man denke nun aber an die sonder-
baren Bedeutungen, die manchen Fremdwörtern von den Ungebildeten
aufgezwungen werden, wie z. B. russ. proklamäcija = »leeres Geschwätz,
lange Procedur, Scandal« oder berliner, partout = »auf jeden Preise.
»salbak nordt. Dummkopf, russ. Salapam mat.92.«. Vgl. ozbeg.
salpan »herabhangende Ohre habend«, salpar »faul, träge«. Russ. auch
salopäj, nach Einigen von fr. chenapan.
Unter kam ... Damascus, Syrien, Samt Art seidener Stoff« war es
für Laien nicht überflüssig zu bemerken, dass im bulg. alsamija das
Adj. al steckt und dass serb. samaladia auf tflrk. sam aladiase (s. oben
aladza) zurückgeht. Druckfehler »zena« st. zena. .
sam 'edan »Leuchter« ist nicht ar., sondern ar.-pers. Die Ent-
lehnungen beruhen theilweise auf der Form samdal, die mir zwar nur im
Kordtürk, bekannt ist, aber nach bulg. s an dal u. s. w. auch im Osman.
vorhanden sein oder gewesen sein muss. Altruss. s. Coöp. Foc. Fpax.
h Jlfir. Nr. 147 (J. 1509) : & AecATb maiiAaMOB-L cepeopamrjra.
•hart ... Vertrag ... russ. Sertb Eid (der Mohammedaner) ...«.
Die Bedeutung »Eid« hat auch alt. sert. Vgl. oben zu hur an und zu
müsülman.
sebeJce ist ar.
Wegen sehid, Sahid . von denen nur das zweite in arab. Schrift
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beigefügt ist, und der hierunter angeführten Entlehnungen ist es zu be-
merken, dass es im Arab. zwei verschiedene Bildungen giebt — sähid
(iV.»{ &) und sähid.
Unter hehr ist nordt. hjagjar sähär zu lesen; übrigens wird es
auch sahr ausgesprochen.
sej'% ist ar.
Von den unter he Meer »Zucker« angebrachten Wörtern geht ein
Theil auf griech. ^a%aqi u. s. w. und dies auf altgriech. aaxxoqov
zurück ; span. axuear ist ar. äs-sukkär (mit dem Artikel); serb. cu&ar
und türk. suKker (1. sflkkgr) stammen nicht ans dem Franz,, sondern
das erste ist deutsch, das zweite ar.
Unter helvar (was ar. ;JJL^ zu schreiben ist) »Pumphosen« fehlt
nordt. cambar, cymbar, woher russ. cembäry »breite Hosen aus Leder
oder Leinwand, die Uber das Oberkleid getragen werden«. Ein Theil
der Entlehnungen ist älter als das türk. : vgl. altgriech. oaQaßaQOL,
oaqaßaXXa u. s. w. bei Erdmann a. a. 0. 8. 15 (zur Bedeutung vgl.
Dehner im Archiv für lat. Lexicographie II. 612).
serbe" t ist auch russ., wird aber nur auf den orientalischen Trank
angewandt.
Das neben her tat gestellte heraat bedeutet »Tapferkeit«.
ses%anc ist pers.
»iik ein dunkles Wort: die Sprachen, in denen es vorkommt,
lassen türk. Ursprung vermuthen. bulgJikosan vergoldet, versilbert ...
serb. sik Knister-, Rauschgold, poln. szych ...tu. s. w. ; aber im Griech.
und Alb. ist das Wort ebensowenig zu finden, wie in allen türk. Spra-
chen. Vgl. catalan. xic, chic klein, gering, fr. chiquet Bisschen, chicot
Splitter, welche auf lat. ciccum zurückgehen (Diez I Cica).
hiHar und hiJcimbe sind pers.
MStm: himdi ... jetzt ...«. Lässt sich sim irgendwo entdecken?
hiri ist pers., hirrSt ar.
Neben jti »8piess, Bratspiess, Stossdegent war wegen russ. hahlykb
nordt. syslyq »am Spiesse gebratenes Fleisch« zu erwähnen. §ys heisst
auch »Geschwulst, Beule«, woher russ. sfska dass. (so schon Reiff) und
wohl auch sib-b »eine beleidigende Geste mit dem Finger«. In diesem
zwei ganz verschiedene Grundbedeutungen verbindenden türk. Worte
scheint eine alte Verwechselung zweier Wörter, etwa sis und lyl (cys
alt. Riegel nach Radi. § 229), vorzuliegen (s. ib. § 199).
HU ist pers.
huga »Krätze«, welches nach des Verf. Angabe bei Hindoglu und
Zenker fehlt, habe ich auch bei Bianchi, Budagov und sonst vergebens
gesucht. Krätze heisst osman. ujuz, nordt. qycu u. a.
küphe »Zweifel« ist ar. — eig. subhä (bei H. M. ist das ar.
verdruckt) . Ob »klruss. hup* (»sie«) mysl-L (»1. myslb«), hupyty smyslitw
damit zusammenhängt, dürfte mehr als fraglich sein.
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672
Th. Korsch,
tabak oder eigentlich dabbag wird ar. ell> geschrieben.
Das bei taban »Sohlet arabisch geschriebene ist zu taban »glän-
zend« zu setzen and umgekehrt.
Unter tabar »Hacket n.s.w. fehlt griech. rorty (Destunis Mater.
V. 249).
»tabor ... christliches Feldlager, Barrikade .... russ. taborb, to-
tem» Feldlager, Zigeunerlager ...f. Bei den russ. Wörtern gehört die
zweite Bedeutung zu dem ersten, die erste zu dem zweiten, welches sich
aber schwerlich von tovan, »Wagenburgc (s. unten) trennen laset, zumal
da beide im Altruss. neben einander vorkommen ; der Unterschied in
der Betonung, den Verf; anzunehmen scheint, ist mir nicht bekannt.
Vgl. kirg. tubur Baracke.
Neben ta%t »Thront fehlt (pers.) tajt-i revan »Sanfte, Palankint,
woher serb. tetrlvän.
Neben ta%ta «Brett« war wegen bulg. tahtaba »Wanze« ta/ta biti
(eig. Brettlaus) »Wanzet zu erwähnen.
taife ist ar.
Unter takije »Mütze« fehlt russ. tafjä A.t kleine Mütze, von Jo-
hannes IV. und seinen »oprieniki« beliebt, Aber die aber im CTorjam»
(nach der Hdschr. des XVII. Jahrb.) verordnet wird (Buslajev's Hcto-
pHvecKaa xpecTOMaTia S. 807): a TaebH <5ii hu*, BT>rrp6(a,b , Ha
bcI rrpanoc.Tanni.ix7, xpTYanf>x7.T HÄKorjaxe hchbja.th. h nonpanu
6hun ao Konua. 3aH6xe qtbxe e npanoaiannuMT, TaKOBOe hochth 6e3-
fJoxnaro MaxoMOTa npeAanle. Der Laut f weist wohl auf tflrk. % hin.
Das unter talan »Beute« angeführte talam ist nicht allein alt-,
sondern auch neuruss. ; ebenso ist beztalannyj nicht allein klein-, son-
dern ebensogut grossruss.
»tarn am ... ganz ... richtig, genau, gerade ... nordt. taman ...t.
Das Wort ist ar. tämäm. Fehlt russ. pritamanno (Adverb) »genau«.
»tambur ... griech. ... xov^rcavov ...t. Natürlich ist das letzte
vom altgriech. xv^ntavov nicht verschieden.
tan 6 oder richtiger dant ist pers.
»tangmak . . . nordt. . . . bulg. tanadisam . . . nordt. tane . . .«.
Was soll die Wiederholung des nordt., zuerst im Infinitif, dann im Im-
perativ (Themaform)? Uebrigens ist das Wort ebensogut osman. (ij*i\lo
geschrieben) .
Neben tarak fehlt tarakle »zackig« als Benennung eines so ge-
färbten Zeuges — griech. bei Passow DCXL 1, 29 : tpovaxavi ra^axli.
tartmak ist in der Bedeutung »wägen« nicht allein nordt, son-
dern auch osman. (J+ijUo geschrieben).
»tasa . . . Tasse . . . russ. tazb . . .t. Schon äomoctpoh 8. 174 :
b. Ta3ä.
tasma »Bindet u. s. w. lautet in anderen Dialecten auch täsmä,
worauf eben russ. tenma (richtiger tjastma trotz H.Grot) beruht. VgL
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Co 6p. Toc. rpaM. h &or. Nr. 96 (J. 1472): a& hohcl 30iorB Ha chh£
THCTt; ib.: Ha qepüwfc mhcm* ; ib. Nr. 147 (J. 1509): Ha thcm* na
qOpHOH.
»tavla . . . Pferdestall ... Ist wie istabü auf stabulum, m griech.
ataßlog zurückznftlhren . . .t. Nicht zu übersehen ist eine andere Er-
klärung— tavila dass., eig. ar. tawilä »Strick zum Anbinden des Pferdes
bei dem Weiden« (Femin. von tawil «lange) .
tedarük ist ar.
Pen. t&dxr&v »Fasan« findet im Slavischen Verwandte unab-
hängig vom Türk. : man vgl. nur *tetervB, teterja mit den von H. M.
angefahrten griech. %£tqi£ (vgl. ar. tädrug, tädrudi), Tergaotr (aus
♦tetj-vön?) u. a. Es braucht aber das europäische Wort auch nicht
gerade aus tCdzrev gebildet zu sein , welches sich durch sein dz (oder
den dem neugr. ö ahnlichen Laut) als eine spätere Form bekundet,
wogegen altind. tittira das inlautende t auch für Asien bezeugt. »Weiss-
russ. cecer. ceceruk* sind jedenfalls nicht normale Formen : man erwartet
cecer, öeceruk. Nebenbei sei bemerkt, dass die Slaven *tötervL betonten
(vgl. rass. tCterevB, serb. tetrijeb), wahrend altnord. thidurr mit seinem
d auf die Betonung der zweiten Silbe hinweist, wie im russ. tete*rja (te-
te>jka oder tetjörka beweist nicht viel, da es die in dieser Bildung
vorwiegende Betonung auch analogisch bekommen haben kann).
Neben teftis ist tefüsdli für keine Entlehnung nöthig.
»ttgajür Lfü ar. bei Hind. Veränderung, bei Z. gegenseitige
Eifersucht . . .«. Das letzte ist wohl eine andere Bildung, nämlich tägäjur
yUi\ Rum. tehuj »erstaunt« lässt sich aber aus keiner von beiden er-
klären, sondern erinnert eher an ar.täh'äjjur »Verwunderung, Staunen«.
tSkrar ist nicht »neuerdings«, sondern 1) »Wiederholung«, 2) »von
Neuem, wieder«.
Ausser an tel »Draht« könnte man bei bulg. telosan »vergoldet«
und serb. telej »Rausch-, Flittergold« an tyla (ar.taläj »Gold, besonders
zum Vergolden« (vom Verbum talä ubertünchen, bestreichen) denken.
temH »Grund« scheint aus dem Griech. ins Türk, durch das Slav.
gekommen zu sein.
tinbil ist, wie mich Prof. Vs. Müller belehrt, pers. — tän-bäl
»sein Leib nährend, pflegend« (bälldän »nähren«); vgl. tän-där »Leib
habend, beleibt«.
tenef, richtig tynab, ist ar.
tingnife'8 ... ar. Engbrüstigkeit, Asthma, teneffils ...«. Das
erste ist pers.-ar. (täng eng -f- näfas Athem) »kurzen Athem habend«,
das zweite ar. — tänäffus »Athem, Athemholen«.
mt er aiiä ... Lied, Melodie, Triller. Vergl. nun. tererem fredon...«.
Vgl. aber auch griech. t^etIloj (schon altgriech.), re^iCiü , xbqbv-
tl£ü>, TEQvtQltio trillern.
te'razu ... Wage... russ. tereza...«. Vgl. Arth lOpn*. Nr. 317
(J. 1651): Tepe3H h rapn.
AtjWt für lUrUeb« Philologie. IX. 44
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Th. Korsch,
Neben tirbijet ist UrbyH-kerdi überflüasig.
terdiüman ist ar.
UrkH »Köcher« ist pers. tlrkäs. Da« Wort ist (als tarcasso,
carcasso u. s. w.) in den romanischen Sprachen so verbreitet, dass es
noch während der Kreuzzüge durch die Seldschnken übermittelt zu sein
scheint.
Bei t er Iii fehlt die Bedeutung »Art Veete« und altrnss. terük-L.
welches anch etwas Ähnliches bezeichnet: vgl. Aomoctdoh 8. 89: Ha
KaeTaHM, i Ha capa*aHM, \ Ha TepjHKH; ib. 6. 90 : uh m«6a, i Kae-
TaH'B, i TepjDDTB, oAHopairH . . . ; ZabSlin a. a. 0. I, MaTep. 8. 108 :
03/nrB, 3HnyHTb, TepJHKH, ÖtnTMeTb, eicypxyTrB.
Für tSsbih' ist die Bedeutung »Rosenkranz* nicht erst serb., son-
dern bereits türk. (ebenso ar. nnd pers.).
Bei teste" wäre die Verweisung auf ddstS zweckmässig gewesen.
te stire, richtiger disteri (däst Hand + *rrä Säge), ist pers.,
ebenso testi nnd tistirt richtiger desti nnd destur.
Neben tizik »Mist« fehlt nordt. tizäk, woher rnss. kizjäTr*, ti-
zjäk-B, tizdki »Ziegel ans getrocknetem Mist zum Heizenc.
»tekadi... Schlägel, Pfropf, 8pnnd. Vgl. («alb.») dah& Hammer
H. ...«. Freilich steht das alb. Wort anch bei Hahn; vgl. aber *bekib
... cakudz pers. Hammer ...«.
ttilmak (jJL» nordt. bitten, bnlg. deljazi für türk. teldzi, de-
ledii Bettler Bezs. 1. 243. t. Nordt. lies: tilmäk (oder *)ULä —
gewöhnlich tilämäk) = osm. dilemek. Bettler heisst osm. dilendii (teldzi
ist Drahtmacher — von tel).
Bei tjuhjah (d. h. tüsäk) ist der Vermerk »nordt.« ausgefallen.
Russ. ausser dem jetzt allein üblichen (?) tjufjakb s. Zabelin a.a.O. II.
MaTep. 8. 141 : a noA'B toti Kouep-B nocTjaTB nomaveirB hjh hojicti».
Statt nordt. toj »Gelage« n. s. w. würde ich für nun. toj »Schwann«
osm. toj um (dojum) als Etymon vorschlagen, welches ausser »Beute«
noch »grosse Anzahl« bedeutet.
»totnruk ... Fussschellen . . . griech. rovftTTQovKi truncus . . .«.
In dieser Bedeutung auch türk.
Unter torffa ist auch kurd. »tur, turik besace« — freilich mit
einem »vergl.« — erwähnt; dies gehört aber eher zu türük (osm. düruk)
»zusammengebogen, -gerollt, Rolle, Paquet«, woher ruas. tjurjükB —
Mai 332.
Unter nordt. tovar »Vieh, Habe, Waare« ist die letzte Bedeutung
nur dem klruss., nicht aber zugleich dem (gross)rus8. tovarb beigeschrie-
ben, während sie jetzt in dieser Sprache die herrschende ist Altrusa.
= »Gepäck, Wagenburg«, in den von Prof. A. Pavlov herausgegebenen
Khhth 3aK0HHua = nqay\ioi, »Mobilien« (s. Einleitung 8. 17). Gegen
seine frühere Meinung (s. Fremdwörterbuch) bemerkt jetzt Verf. : »Un-
abhängig von tovar ist das dunkle russ. tovariicb Gefährte, klruss. to-
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varyk u.S.W. — fehlt poln. towarzysz, cech. slovak. tovarys ; neuslov.
auch tovärs. Ausser »Gefährte« bedeuten alle diese Wörter »Genosse,
Kamerade, was cuvasiach tavras heisst Das letztere von tavr »wenden«
abzuleiten oder als ein rnss. Lehnwort anzusehen ist doch misslich.
Eher scheint es darauf hinzuweisen, dass es ehemals im Türk, eine fest-
stehende Verbindung tovar esi (es, is »Genosse« u. 8. w.) oder auch ohne
Pronomen — tovar ei (vgl. oben zu ic oglane) gegeben hat, deren
Bedeutung von der des Wortes tovar abhängen musste, aber jedenfalls
den Antheil oder die Kameradschaft in Etwas besagte. Ob aus dem
Vorhandensein des Wortes toväris im Neuslov. der Schluss zu ziehen ist,
dass tovar esi auch dem Osm. nicht fremd war, oder ob die Slovenen
das Wort von anderen Slaven bekommen haben, wage ich nicht zu ent-
scheiden, halte aber das letzte für wahrscheinlicher, indem ich dabei an
die in transleitanischen Regimentern dienenden Slovaken denke. Aber
auch magy. tärt muss ja doch früher tovars gelautet haben. Seit wann
kommt das Wort im Neuslov. vor? Zum Schluss eine Bemerkung un-
schuldigerer Art: im poln. Citat ist krajow statt krajöw gedruckt.
»tugra ... Monogramm des Sultans ... Serb. bedeutet tura auch
, Bündel' . ..«. Dies ist türk. tura, welches also als ein besonderes Lemma
zu setzen ist. Zu tugra gehört wohl russ. tavrä, tavrö «Brandmal (am
Vieh)«: g (türk. = dem tönenden ach-Leut) geht im Türk, selbst viel-
fach in w oder v über.
Mit tu tum »Schlauch« {Ledersack) lässt sich wohl poln. tiumok
(tfomok) »Ranzen, Reisesack« verbinden.
turfanda oder türvende »Erstlingsfrucht« ist nicht griech. 71010-
TO<pavrjQ, sondern pers. turvändä, vielleicht combinirt mit ar. turfat
»Etwas neues«, welches, wie türk. fursant statt ar. furcat, ein unorga-
nisches n bekommen könnte.
tursuk heisst nicht allein »lederner Schlauch«, sondern auch, nach
Pavet de Courteille, »frange enjolive* que I on fait passer sur le devant
de la ceinture*des deux cötes du vßtement«. Vgl. Coöp. Toc. rp. h ßor.
I, Nr. 34 (J. 1382) : noflCB 30*0 c KaiHTOio aa c Ty3jryKH. Dieses letzte
Wort kann nicht mit tuzluq »Salzfass, Laiche« (s. tuz) zusammenge-
hören, wohl aber mit kirg. tüzluk »lederner Sack förs Wasser«, welches
sich zu tursuk genau so verhält, wie dieses zu Ty3jyK-&.
r>tu8tagan Becher. Vgl. russ. stakam Becher, nordt. ttistagan
ostroum.«. Der Schluss, den man aus diesem Artikel ziehen möchte,
dass nämlich das Lemma osm. sei, wäre irrig: das Wort ist dem Osm.
fremd. Altruss. dostokanx lässt ein nordt. dostaqan vermuthen. S.CoÖp.
Toc. Tp. h ßor. I, Nr. 26 (J. 1356) : aoctok&h'b ijpi, ropocKHH 3orowb
KOBani» ; Zabel in a. a. 0. I, MaTep. 11-0: AOCTOKani und cTOKairB;
ein Inventar aus dem J. 1601 in Hreimi rt, Oöm;. KcTop. h ^peBH.
Pocc. 1879 I, S. 40 : 10 AOOTOKaHrjeB'i. Daher später doskancy »Käst-
chen, Tabacksdose« u. ä. Dass dostokam» ein Trinkgefass bezeichnete,
44»
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676
Th. Kor ach,
ist sicher; wie es aber aussah, ist eine andere Frage. Tustygan heisst
jetzt bei den Nordtürken die Schopfkanne (rnss. koro) ; für Glas ge-
brauchen sie das ans dem Rnss. zurückbekommene staqan (dasselbe be-
deutet auch russ. stakan-B, nicht »Becher«). Das Adjectiv Cotfp. Toc.
Tp. n Äor.I, Nr. 147 (J. 1509): ja cem,HawaTL kvokobb soxmomm
po3HUx*B ers nymimH h cb TpauaMH h erb ÄocroKanoBbiMT, ;r£join>.
Was bedeutet aber dieser Ausdruck ? Dem Zusammenhange nach scheint
er fast mit cKan;ii)oe pfaio »Filigranarbeit« synonym zu sein. Dunkel ist
mir auch AOCTOKairB Kauen* bei Muchanov 8. 353 nnd 360 (üaiuiTfc
TOBapau'B aus dem J. 1675).
tüfSnlc »Rohr, Flinte« scheint pers. zu sein. Fehlt altruas. tju-
fjakt, welches eine Maschine zum Abschiessen mehrerer Pfeile auf ein-
mal bedeuten soll. Vergl. Jüfrron. Vm, 8. 44 (J. 1389): Apyaiii xe
tio*äkh nymaiome Ha hhxb, a hiuh caMOCTp&m nanHHaiome rrymaxy
h nopoKH nyiuaxy, a nrnn BejHKiü nyinm nyiuaxy; ib. 8.83 (J. 1408):
h et rryniKaMH h erb tjo*hkh h ct. caMOCTp&ra h co net mh cocyAU rpa-
aoöihhlimh : ib. 8. 94 (J. 1 428) : h rryinKH h tk)*hkh h mnnajH. Unge-
fähr dieselbe Bedeutung ronss auch das alte ostttlrk. tüfak gehabt haben
(fehlt bei Pavet de Courteille) . Osm. hicss ehemals tfifenk die Armbrust.
Nach ttirlü ist r)y ausgefallen.
»türH ... turku sauer, saure, in Essig eingelegte Früchte, Sauer-
kraut . . . kurd. trrs aigre. terti verjus. nordt. turh Radi. 195 . . .c.
Das Wort ist pers. — tursT »Sfture« von ture »sauer«. Derselbe Unter-
schied wird also auch im Kurd. beobachtet. Ebenso lautet im Azer-
baidzanischen (nicht Nordtürk., wie es oben heisst) das Adjectiv turs
(wohl tflrs) ; und nicht anders osm an., wo man übrigens statt tflrs ge-
wöhnlich eüki sagt; ttirsfl aber, obgleich z. B. xejar tttrsflstl deutsch
durch »saure Gurken« zu Übersetzen ist , wird dadurch noch nicht zu
einem Adjectiv, sondern bleibt Substantiv (»Marinade«), was man auch
aus der Construction ersieht (vgl. oben zu %az\n&).
türündz ist pers.
nubf r nordt. Hexe ... das Vernum lautet up, upmak verschlingen
... abaktr. vyämbura-d&evsL. Das dem bulg. fremde vampir wird durch
verkolak ... erklärt ... : bei bog. liest man jedoch mpiri lemures, bei
ger. 370. camptrSsvam sef vepirSsvam se. russ. uptrh . . . upyrh . . .
klruss. upyr . ..«. Es werden also zwei Etymologien auf einmal gegeben ;
denn verbinden lassen sich das nordt. und das altbaktr. Wort auf keine
Weise, indem beide offenbar ganz unabhängig von einander entstanden
sind. Was das Balg, anlangt, so belegt Prof. Duvernoy in seinem jetzt
in Moskau erscheinenden CjOBapt (Soarapcicaro fl3inca sowohl BamrapB,
als BaMirapHCBairB ch (und noch dazu Bamip^), in welchen die Kanali-
sation (= %m?) wohl dialectisch ist, wie in bindern, ranka neben
b-td**, rika u. s. w. Da nun die Grundform aj>yn> als für das 81av.
feststehend gelten darf, so muss das türk. Wort ans dem Spiele bleiben,
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677
und nur das altbaktr. , nämlich dessen zweiter Theil, verdient berück-
sichtigt sn werden.
T>uckur (4. Hosenband . . . rnss. oSkurb . . .«.
Aber auch uftkür*.
tugramak ... ogramak anstossen ... serb. ograsje Kampf ...«.
Dies unmittelbar ans ograse. »Treffen«.
»*ulsma Uit plnr. von +±U nnd ^ , im tflrk. sing. Gelehrter
...«. Das Wort ist ar. und zwar Plural zu ^JLc 'allm, doch nicht auch zu
^ 'Um, weiches *das Wissent bedeutet, wohl aber zu jJLc 'älim, welches
dem 'alim synonym ist — »Gelehrtera.
^ulu/S »Sold« ist nicht »plur. von Wi/V, sondern ein besonderes
Wort — ulufä — mit dem Plur. 'ulüfat; von 'äiäf aber lautet der Plnr.
uluf , "iläf oder a'laf. Bnss. lafa bedeutet jetzt nicht allein »Vortbeil«,
sondern, und zwar gewohnlich, »die Möglichkeit behaglich zu leben und
frei zn schaltena , ist also Synonym zu razdölbje (oder, richtiger ge-
schrieben, rozdobje, denn es giebt im Russ., trotz H. Grot s Regel § 32,
nur roz-). Altrnss. alafa »8old«r (s. Erdmann 8. 26 ff.) unmittelbar aus
der nordt. Form, die mit kleiner Veränderung im kasan. baskir. alapa,
alaba vorliegt.
SuHak ... plur. von 'afyk ar. der Verliebte, serb. ehak Ausser-
siehsein . . .t. Nicht allein die Bedeutung, sondern auch die Form des
serb. Wortes sträubt sich gegen diese Zusammenstellung, da der Genetiv
davon eska lautet. Lftsst es sioh nicht vielleicht eher mit it. escire ver-
binden ?
^utarid . . . Quecksilber. Vergl. russ. rtut* . . Dieser mir
schon aus Reiff bekannten Etymologie scheinen ausser den lautlichen
Schwierigkeiten noch die der Bedeutung entgegenzutreten; denn ar.
'utärid bedeutet zwar »Mercur«, aber vor Allem als Planet, während das
gleichnamige Metall türk. zive* oder ziva genannt wird.
üstübedz ist pers. — isfidädz.
»ütü ... Bügeleisen ... russ. utjug* ...«. Dies aus nord tflrk. fltüg.
ZabSlin II, S. 113: ynoro. xejfe3HOH.
hü zürn . . .j'üzüm Weintraube . . . nordt. Zözöm ostroum. . . .«.
Diese Form (richtig dzuzttm) ist kasanisch; sonst wie im Osman.
9t> a'fz ... Ermahner ... serb. vaiz ...«. Genauer für beide Spra-
chen. Prediger.
»oar geh von varmak . . . gehen, bulg. varaj ... für russ. aclra,
uvy; serb. cuj, pazi gieb Acht ...«. Also serb. dasselbe, was neuslov.
varuj, an welches ich auch sogleich unwillkürlich dachte.
Mvarqlmak ... von varmak gehen. Vergl. serb. havrljati vagari
danic.t. Schon darum unwahrscheinlich, dass vareimak Passivum wäre
— von einem intransitiven Verbum.
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678
Th. Korsch,
tvarmak . . . gehen, ankommen. Vergl. »erb. uvarisati errathen.
ovarisati sich einüben . . .«. Mir würde es natürlicher scheinen, wenn
Jemand die serb. Wörter vom ar. farih »geistreich, geschickt« oder, was
vielleicht besser wäre, vom ebenfalls ar. fand, nach türk. Aussprache
fariz, »Kenner der Glanbensgesetze« ableiten wollte. Im letzten Falle
würde in den beiden Verben wohl ein Bisschen Ironie stecken. Verba
ausländischer Herkunft anf -sati sind im Serb. so gewöhnlich, dass der
scheinbare Uebergang des z in s in der Wirklichkeit gar kein Ueber-
gang wäre.
vatan ist ar. — watn.
vattas . . . Hirt, Schäfer. Vergl. klruss. vatah Oberhirt, Senne;
Räuberhaupt mann . . . vataha Schafheerde, grosse Masse, Bande . . .«.
Das Wort ist ar. — wattäs (eig. plagosusT). Ueber vataha s. oben zu
oda. Im Fremdwörterbache ist vatah vom nun. vttav (vätafnj dnx
(auch Aufseher , Verwalter) abgeleitet , und diese Etymologie hat von
lautlicher Seite offenbar mehr für sich, als die jetzige. Denkbar ist aber
auch ein anderer Hergang : es giebt nämlich im Rum. ein Wort der-
selben Herkunft, wie vätafu (vgl. it. guatare, fr. guetter = ahd. wahta,
wahtln), ich meine vätasu »inspecteur des bohemiens« (Pontbriant) , wo-
her vätasl »auf der Nachtwache stehen«. Wie nun deutseh Flasche im
Rusb. das Deminutiv fljäzka ergab und daraus als das Primitivum fljäga
erschlossen wurde, ebenso konnte aus vätasu vataiökrB, welches auch
wirklich existirt, und aus diesem vatägr, vatäh gebildet werden. Jeden-
falls aber ist es nicht leicht, vatagB mit vataga zu verbinden.
vSrSm »Pthiaist ist ar. — wäräm, eig. Geschwulst, Geschwür.
vizni ist ar. — vgl. oben zu batman.
viran ist pers.
»zabit, tobet, zabt Jagte ar. Ergreifung, Beherrschung, Obrig-
keit . . . bnlg. . . . zaptija ...« u. s. w. Die beiden ersten Formen sind
ar. dabit JsuLa »Beherrscher, Verwalter, Beamter, Offi eiert, die dritte
— ar. (labt, wozu das arabisch Geschriebene und die Uebersetzung ge-
hören, bulg. u. s. w. zaptija — ar. dabtijä »Polizei, Gendarme«. Die
übrigen vom Verf. angeführten türk. Derivata sind überflüssig, darunter
wohl auch zabtx (1. zabti).
Unter zabun fehlt griech. tafiTtovvrjg mager, krankhaft, schwach.
za'feran und zaman sind ar., wohl auch zambak, obgleich
das letzte ursprünglich pers. [jetzt zämbä) zu sein scheint. Uebrigens .
bedeutet ar. zänbäq nach Kazinürski »Lilas« (spanischer Flieder) , nach
P.deLagarde, Nachrichten zu Götting. 1886, 8. 140 »Lilie aller Farben,
Maiblume, Jasmine, griech. ^aftßaxi nach Ventotis »souci«, nach Kind
»Lilie«.
zarar und zarf (das Ar. 1. sjjb) sind ar., t*rb%ane — ar.-
•persisch.
y zeh, zih ... Band, Draht. Vergl. nun. za Ring . . . zale Kette.
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Anzeigen.
679
zaof Panzer . . . alb. zavf Schnalle, griech. £aßa . . . Man fuhrt ein
mlat. zava an.«. Das Wort iit pers. und bedeutet vor Allem die Sehne,
Bogensehne, passt also keineswegs zur Bezeichnung des Ringes und der
ans Ringen bestehenden Sachen. Zaba oder zava, mittelgriech. £a/fo,
steht wirklich bei Dncange und wird dort als Panzer erklärt. Schwer-
lich ist es Etwas anderes, als pers. diaba dass. (s. dz ehe . Für das
alb. mag man griech. £a/?og hinzuziehen, welches nicht allein in über-
tragener,, sondern wohl auch in der ursprünglichen Bedeutung für den
Begriff »verkehrt« gebraucht wird und nach Ae£i%bv fanctUbv arzloirv
. . . JeKCHKOH»* npocTaro rpe*ecicaro samca [Moskau 1783) sogar »ge-
bogen, gekrümmt« bedeutet.
zehir, richtiger zShr, und z&hRir, richtiger zihgir, sind pers.,
wie auch wohl zinbil ; zijtun ist ar.
*zSrbaf . . . Brocat. russ. izarbatb Reiff 348.«. Das Wort ist
pers. Im Altruss. (s. oben zu parba) kann ich nur die Form mit f (e)
oder v belegen, und zwar Buslaje v'a HcropireecKaa XpecTOMaTin 8. 1 1 7 1
(Bldcoäu rocy^apeH) : KaOTaHi &3aoboh hoboh, 3ap6aBi no sojothoh
sevxi, wozu 8. 1176 die Erklärung des Herausgebers: »3ap6aB%
HHaro H30p6a«'L — pox% napini«; Zabelin a. a. 0. I, MaTep. 552:
CTMxapi ABflKOHCKOH ircaptfaeHOH KpacHoi TpaeqaTUH.
zerdalü und zerde sind pers.
Unter zfbun »Unterjacke« fehlt russ. zip um, — vielleicht nicht
zuflülig? Jedenfalls kommt das Wort z. B. schon äomoctPoh 8. 186 :
3m5 (ib. 8. 183) smrsiioir*), Buslajev a. a. 0. 8. 1172, Zabelin a. a. 0.
I, MaTep. 8. 1ÖB vor und bezeichnet ein gewisses mehr oder weniger
prachtiges oder doch schmuckes Kleidungsstück, wahrend jetzt der un-
mittelbar über dem Hemd getragene grobe Bauernrock so genannt wird.
zfndan ist pers., zift ar.
* zuhur ar. Glanz, Schönheit, serb. zuhur für samovoljan
eigenwillig juk. 621. bete se je zuhur ucinio 491 . . Dies zuhur
scheint im Türk, nicht gebräuchlich zu sein ; dagegen gewöhnlich ist
zuhur = ar. zuhur JL^> »Erscheinung« und zwar u. A. in der Verbin-
dung zuhur 6tm6k eig. »Erscheinung machen«, d. h. »erscheinen«, was
an das serb. Beispiel lebhaft erinnert.
»zulam in gedrückter Lage befindlich« habe ich sonst nirgends
finden können; es ist übrigens auch nicht nöthig, da das daneben an-
gefahrte bulg. zalami (Plur.) offenbar ar. zalam »Bedrückung, Qe-
waltthatc von zu Im (s. unten).
zu //"ist pers.
Ob zulm auch zülüm Unten kann, ist fraglich.
zümrüd ist pers. Im russ. izumrud fehlt gegen H. M.'s sonstige
Schreibweise das Auslauts-*. Altruss. mit t — Coop. Toc. rp. h ßor.
Nr. 86 (J. 1462) : HKona 30J0Ta Ha KsyMpyrt; ib. Nr. 147 (J. 1509) :
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680
Th. Korsch,
ABaTljaTL H TpH 5KHK0 BHHBI XeilCKKTB CB iECOHTIflJ H CT» J&IUM H CL
HayifpyTU. 8päter aber, im J. 1675, Muchan. S. 353: raoMpyxB.
Somit bin ich mit meinen Bemerkungen zu den in H. M/s Werk
vorhandenen Lemmata fertig; bevor ich aber zn anderweitigen Ergän-
zungen übergehe, kann ich mich nicht von dem lehrreichen Buche tren-
nen, ohne auch zu seiner äusseren Vervollkommnung mein Scherflein bei-
zutragen. Ich meine die mehr frucht-, als genussbringende Druckfehler-
jagd, der kein Recensent eines wissenschaftlichen Werkes entgehen
darf. Hie und da habe ich schon Berichtigungen typographischer Art
eingestreut, aber fast nur bei Gelegenheit eines von mir aus anderen
Gründen besprochenen Artikels. Hier lasse ich die von mir oben nicht
berücksichtigten Druckfehler folgen, wobei ich nur von dem einige male
vorkommenden e statt e* in türk. Wörtern absehe, und dies um so lieber,
als der Accent in diesem Falle meines Erachtens überflüssig ist. Da-
gegen bedauere ich das Fehlen eines Erweichungszeichens, z. B. des-
jenigen, dessen sich H. M. fflr k = kj bedient, auf dem weichen g 's.
oben zu diesem Buchstaben), denn ein hing an e (st. cingane) giebt einen
sehr ungenügenden, um nicht zu sagen falschen, Begriff von der wirk-
lichen Aussprache, die doch bei der Wortentlehnung eine hervorragende
Rolle spielt.
Unter 'arab ist gedruckt ä^an^g lies afcwrifs
'aikiU
atek
av
jr
J
badana
J&>Ü
bajat
bah
baslykb
bahlykb
b eklem ek (im Lemma selbst)
beklemek
ber
bestimmte
bestimmter
btrabdr
nordtt.
nordt.
birhej
LT"*
bogaz
bok
büz
MMW
buzluki
cakmak
cark
carkula
cekic (und ebenso
unter isleme'
cekanmjja
cekannye
cürük (jjyt? (im
Lemma)
cürük djyz
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Anzeigen.
681
cizme (and sonst)
kostnmy
ko8tjumy
dar
ae s
dehara
dlübbet
• •
SrgSvan
ferfirit
M l l
w
w
füek
.V «
Ji AI
%al%al
*» ^ —
Xaztne
%ohab
ih oglanq
" & ••
jaratmak
f*ti m r u k
£ \mttwt «#/»
rillt v ü
kalyp-b
kalypb
kanad
JOS
fgewöhnhoh) ^us
kandil
kandeh
kanaelb
kapama
1 u
jmUs
kavuk
xaßovxi
/.CXOOVAL
kaza
Loa
kafir
VYictovpideQ
yxtaovQideg
keci
Uta
.1 V <^
aetn
aemi
a u ?'a fim Leu
tma!
gümtii
ä omos
güvez
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mm r KT fc*
nakd
v s;
MW
namu8
pafta
•
ll
V
p eh Ii van
TtertlißavrjQ
pilav
pita
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682
Ed. Wolter,
rizil
Mb
•
o~jU> (odei
simsar
HJcaji
kimsir
JH ■ v
taban
.•JUS
u •
t ahan
o •
tal
*
tarvana
>
taru matt
lnterüer
intender
tazi
sJti
tcrs%ane
(jedenfalls besser)
vakf
>>
&
varis
Zum Schluss bitte ich den geneigten
Lew, in meinen ei|
unter 'akf l »verstandigu st. »verständlich«,
(8. 651, Z. 24 v. o.) »bltvanta st. »bl-Lvana za lesen, unter ana%tar
pontisch-griech. bvsyäQw »Schlüssel« (von avolyw) hinzuzufügen.
(Schluss folgt)
Dr. L. Geitler, Beiträge zur litauischen Dialektologie. Wien 1885.
70 SS.
Diese Beiträge bilden die Fortsetzung und leider auch den Schluss
der Litauischen Studien desselben Verfassers. Der früh verstorbene
Gelehrte behandelt auf S. 1 — 15 die Sprache Ssyrwid's, und zum
Schluss ausführlich den Dialekt der »Bud^ senowes« deB Simon Dowkont .
Ueber den ersten Theil haben wir gelegentlich Qarbe's neuer Ausgabe
der Punktay Sakimu schon einiges mitgetheilt. Zur Ergänzung gebe
ich dasjenige, was ich in diesem Sommer selbst an der Sprache der
Wiliiaer Litauer beobachtet habe, und mache das Verhältniss zu N.
Dauksza klar.
Ueber Simon Dowkont wird gesagt: er stammte aus dem nördlichen
äenjajtien , aus der Gegend von Tetezei , und verfasste in dem eigen-
tümlichen, kernigen Dialekte jener Landschaft den Budas. Das ist doch
wohl ungemau. In der in Tilsit erscheinenden nationallitauischen Zeit-
schrift Auszr« Nr. 1,2 u. 8, 9, 10 vom Jahre 1883 finden wir unter
Anzeigen
68&
anderem auch eine Biographie dieses so fruchtbaren litauischen Schrift-
stellers. Darnach ist derselbe im Jahre 1793 im Dorfe Kiwili, in dem
Inlaki'schen (Iloki?) Kirchspiel, also an der Grenze Kurlands, freilich
zum Telscher Kreis gehörig, geboren. Ausser seinem Hauptwerk, dem
Budas, verfasste er eine Reihe practischer und noch heute für die Ver-
breitung von Volksbildung werthvoller Broschüren. Er scheute sich
auch durchaus nicht, russische Schriften zum Muster zu nehmen, wie
auch seine Abecieia vom J. 1842 auf 8. 57 — 80 eine russische Fibel
enthalt.
Der Überwiegende Theil des Geitler'schen Werkchens Aber litauische
Dialektologie ist nicht der Lautlehre , sondern dem Lexikon gewidmet.
Als Proben eines der Szyrwid'schen Sprache nahestehenden Dialektes
lassen sich noch die Originalausgabe von Untan Drazdawskis »Giesmie»
Bwietiszkas ir szwintas«, Wilna 1814 und die wenig bekannten Verse Aber
Linkmeng 8 *) vom Jahre 1870 namhaft machen.
Aus dem letzteren, welches das Motto tragt :
»Oi t&s sznapsztas ta dektine
Visus Linkmenis sutrine«,
seien noch die launigen Schlussverse auf 8. 16 angeführt:
0 valunda nelajminga,
Da ir takiu nebestinga.
K\\ ir patis galq gauna,
Ti kur weiöj karalauna.
0 tu Warna, newarnake',
Nama griidams tik dabakö,
Kad laazmenin nö inlisti,
Su wajkelu nenuskisti —
Ir tejp wakar szwinta buwa,
Dang skatika Judams kluwa,
Ir iüdasei apsilape,
£ tau Dewe\ tiktaj sapel
Kq aidirbai wakar Tujej.
Indem ich den Leser auf meine Anzeigen der Garbe' sehen Szyrwid-
ausgabe verweise, bemerke ich zum so n an tischen n, dass dasselbe auch
in Dauksza s Katechismus vom Jahre 1595 vorkommt. Z. B. auf S. 10,
Zeile 29 drauge»fn, S. 33, Z. 18 namftfn', 8. 38, Z. 1 tokiofn nüde-
mefn. Zum Wechsel von o — a in aiukas (S. 5) neben oifs sei auf ein»
ähnliche Lauterscheinung in Kukutiski im Swenc'anschen und anderen
Wolosten des Wilnaer Kreises verwiesen, wo es heisst: zmanü Gen. pl.
aber Acc. pl. zmönis; ponas, panaitis dem. ; Döwidas, Dawidzükas;
böba bab&a u. s. f. Gehen wir in den lexikalischen Beitragen über,
UflZ U S ^Z^3 H y ^1 S C^l^tQP l[t HAU IflBH j ^1 ^^^5 ^1 ^1 ^^^^ a^ia s^^^r flkH ^1 s^jl^n
>) Linkmenös, d. i. JuHrM«m,i, Name einer relnlithauischen Wolost'
im Swencanschen Kreise des Gouv. Wilna.
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684
Ed. Wolter,
liehe litauisch-polnische Lexikon von Sutkewicz benutzt worden sind.
Für aigoti, das Bezzenberger in seinen Lit. Forsch, p. 95 ebenfalls,
wie früher Geitler, »nennen heissena übersetzt, wird eine verbesserte Be-
deutung »fttr etwas halten, schätzena gegeben. In Daukszas Katechis-
mus vom Jahre 1595 ist nur die Bedeutung »nennen, heissen« in Ge-
brauch. Z. B. p. 16, 20 : Kämug äigame Diewa. Tewu? In der Mar-
ginalnote wird gesagt : wadiname. Die Antwort lautet : Aigödami ii ; = ji )
tft wardti .... Ebenso p. 1 9, 20, 2.1 u . sonst häufig. — drin-to für todrin
ist mit »drin* apsaugoiimo ßirdeas« bei D. p. 27, drin' atiaidimo nüdemiu
mufft} ib. p. 30, 7 und 30, 21 drin yzpaiinimo zusammenzubringen.
Auf 8. 39, 28 — 30 lesen wir drin' paties Diewo, : bat kita drin
paproezio, kita wer, driritö, iog ... arba drin* kito kokio ätzwilgio fawo
und sonst sehr häufig. Statt ttgahikeimas lesen wir bei Dauksza Katech.
p. 33 Hgrnkeimas in derselben Bedeutung, ikmetis zeitlich erinnert an
ostlitauisches »jau mets ait' namon« yace nopa hath aomoh, welche Be-
deutungsnüance von mets übrigens bei Kurschat fehlt. Pratetoas Er-
scheinung findet sich bei Kurschat als prajowas Wunder, Monstrum in
Klammern» also wohl russ. -litauisch. In ZosVi im Trokischen Kr. des
Wiln. Gouv. hörte ich prajüwei, kuT tepui ne gerel padarita es ist klar.
Vergl. noch bei Mikucki aus Daukszas Postille vom J. 1599 »tikejos
regStuwe nug jo kokio prajhoo.
Gehen wir zum Dialekt des Budas über, so ist in der Orthographie
Dowkont's manches , was an die Manier Dauksza's, der ja auch citirt
wird von ihm, erinnert. So z. B. in Betreff zweifelhafter Nasalirung im
Gen. sing, der femininalen 6-Stämme (Geitler, p. 37) kommen Schrei-
bungen des Katechismus wie »ant parodimn antros siaptes p. 7, 1 ; tarp
fawfs S. 13, 31 und sonst mehrfach in Betracht.
üeber den lautgesetzlichen Wechsel von X zu I (Dowkont) respective
d, einem zwischen e und » stehenden Laut, sowie von ü zu d ist zu ver-
gleichen was Bezzen berger in seinen Aufsätzen »Zur litauischen Dialekt-
forschung« über das Nordlitauische eruirt hat (Beiträge z. K. der indo-
germ. Spr. VIII, 98 — 142) und speciell über die durchgehende Erschei-
nung des Lautwandels von ü, I, ei zu ä, ö, ä. Was die Frage nach der
cz-grenze anlangt, die nach Bezzenberger I.e. 142 Anm. und 99, etwas
untergordnetes ist und bisher eine übertriebene Rolle gespielt hat —
ist zu beachten, dass im WilnaeT Gouvernement es nicht wenig Bezirke
giebt, wo tj, dj zu t', d', oder gar ts, ds wird. Ich verweise nur auf
pecei, zodzei der Swenc'aner Litauer und auf medzas Wald, medzegä
Baum im Lydaschen Kreise. Der Plural von zödis lautet in Konewa,
einer Wolost des eben genannten Kreises, zödei, zod'ü, zodiam, zodzus,
su zodiimi, iodüsa. Im Uebrifcen wird an gesprochen, jedoch sind
Worte wie üksme statt unksnis, sowie häielis roin fcemaitisch. Originell
ist ebendaselbst im Lydaschen der Gebrauch von deweicis (deweitis) für
mendlis Mond. — Ausschlaggebend sind diese Momente an sich allein
für die Grnppirung der Dialekte nicht , sondern kommen nur secundär,
im Verein mit dem Vocalcharakter der betreffenden Mundart in Betracht.
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685
Endlich vergleiche man znr Sprache Dowkont's auch Bezzenbergers
Bemerkung in den Göttinger Nachrichten 1885, Nr. 4 »Die indogermani-
sche Endung des Locativ-Sing. der u-Declination«. Es wird dort noch
gesagt p. 162: »Gegen die Sprache Dowkont's ist man im allgemeinen
misstranisch und dies Misstrauen ist nicht ohne Berechtigung. Es sollte
aber nicht so weit getrieben werden, dass man seine Schriften überhaupt
nicht liest, oder dass man Formen, die man nur ?n ihnen findet, einfach
ignorirt.« Am wenigsten ist natürlich dies Misstrauen gegen die Laut-
züge gerechtfertigt. Anders verhält es sich mit gewissen Worten , die
absolut falsch etymologisirt sind, wie z. B. seklica, das angeblich sau
kliecza lauten und sau + kliesti gleichkommen soll. Warum Geitler
dies acceptirte, verstehe ich nicht, wo doch der Ursprung aus dem russ.
cßtTjuma, *CB*Kjnma so evident ist. Ebenso zweifelhaft ist uksxne arba
jouda jura (evgivog) . traktis soll fürtrauktis stehen, während doch TpaKTt
im Weiss- und Kleinrussischen gewöhnlich ist (no 6o.ii>uioMy Tparry).
Ich gehe zu den Einzelheiten der Geitler sehen Erklärung von Dow-
kont's Wortschatz über. p. 40 aapöszrotas eine Baumart«: ist wohl eher
collectivum von apusze, also etwa ochhhhkt.. p. 45 »ikdrie Feier des
Einzuges in ein neues Haus« : ist mit swözäkorls Neuer Einwohner,
prasiküre 3axHJTB xopoino, wie man im Wilkomirschen sagt, zusammen-
zubringen, isz-pejzoti verspotten (S. 47) findet man auch in Daukszas
Kat. p. 40 peiezine.
Zu kanakadös (S. 47) cf. Gotting. Gel. Anz. 1885, Nr. 23, p. 927.
Noudieme (3. 53) ist ein Terminus, den Dauksza eingeführt hat, und
in den Marginal not en des Katechismus als nufideiimas erklärt wird.
Z. B. 18: Kuri yr didze*ufia. piktibe iz' wisso pikto? Nudeme. Warum
vksme wieder einmal in verbesserter Bedeutung angefahrt ist, ist un-
verständlich, uksme ist Schatten, kühler Ort, rrpox.ia4a. Aus Dowkont's
(Pseudonym. Jonas Purwys) »Pamokinu* kajp rinkti medines sieklas
pargu*d? Isz Gudü kaibos 1849. Petropilie« seien hierfür folgende Stellen
angeführt: p. 35: 8örinkös siekJas, Issklejd jes pfonaj i wiem* stouksnj
uksmief sausoji wietojl. p. 25: sieklas kou grejtiausej rejk ant öro
skleistl, uksmieie ne sauliekajtoie. p. 17: wasaros lajkö saule . . .
tespindiejo Ir tujeau media uksme o£stojo.
waras Gewalt ist Letticismus: cf. wara Macht, waren* gewaltig
stark, prenss. warrin. zala ist bei Dauksza Kat. 27, 15 in der Mar-
ginalnote mit ißkada erklärt. Zu wajstieti heilen ist nachzuholen ans
Danksza Kat. : koky waista turime, 27, 5 ; drin izwaistimo ib. 27, 22;
ant izwäisteiimo erklärt in der Marginal note als izgidimo 38, 4 ; po izwai-
fteiimn 45, 30 ; nugwaistitoians = giditoio arba liekorens 45, 31 u. s. f.
Hiermit breche ich meine Bemerkungen ab und wünsche nur, dass
die Tilsiter Litauisch-literarische Gesellschaft für die Litauer eine neue
kritische Ausgabe des Budas, von welchem sie im 1 0. Heft der Mitthei-
lungen Proben gab 1), veranstalte. Die sonstigen Lauteigenthümlichkeiten
i) cf. p. 1—7, 238—249 und p. 299.
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686
Ed. Wolter,
Dowkonts verdienten eine Nachforschung an Ort und Stelle, welche mir
bis jetzt nicht möglich war. Besonders dankbar aber werden die Litauer
selbst, welche Ihre Nation schätzen, dem verstorbenen Gelehrten für
diese erste ausfuhrliche Besprechung des Dowkontachen Dialektes sein
müssen. Ist ja doch gerade Dowkont so riemlich der einzige we Wiche
Schriftsteller seines Volkes, der es zndem zuerst versucht hat, in litaui-
scher Sprache die Geschichte, Cftltur nnd Lebensweise seines Volkes zu
schildern. n
Für die litauische Lexicologie hat Geitler einen neuen Beitrag ge-
liefert; dieMaterialien, welche wir heutzutage für ein rassisch-litauisches
Lexikon haben, wären überhaupt folgende:
l Mezitowicz (Mezinys^ Litauiach-lettisch-russisch-polmsch-
dentsches Lexikon : gegenwärtig in der Redaction der litauischen Zei-
tung Auszra vorhanden, welche es übernommen hat, dasselbe heraus-
Das Wilnaer litauisch-polnische Lexikon von Dominik 8utke-
vicz »'äodinikas Letuviszkaj Lenkiszkas SWwnik Litewsko-Polski«.
4 Quartbände, enthaltend Citate aus den Werken Szyrwid s, aus Dauk-
aza's Postilla (1599), u. anderen.
3. Bezzenberger's Litauische Forschungen und seine Anzeige des
Kurschat' sehen Lexikons, wobei noch zu erwähnen ist, welche Ent-
täuschung dies Lexikon in Kowna hervorrief : Knrschat wurden während
seines Aufenthaltes daselbst von A. Baranowski und seinen Kienkern
eine Masse neuer Worte zur Verfügung gestellt, zum Abdruck kamen sie
aber nicht, KrUi8che Besprechung des handschriftlichen
Lexikons von Gii'us, verfasst im Auftrage der kais. Akademie der
Wissenschaften zu St. Petersburg im Jahre 1884.
5. ÄHTOBCKO-nojbCKiä jieKCHKOin, XittxeBCKaro cf. meinen »Ot-
o peavabTaTaxT, 3THorpa*H*iecKOH nofctfKH k-b rrpyccKHMT, Jürron-
w. p. 2, Anm. 2 (Man. H. P. Teorp. 0. Bd. 21, 2).
6 Lexicalische Beiträge aus dem Schadowschen und überhaupt
Schaulenschen in den Mittheilungen der Litauischen Literarischen Ge-
7. 8. Litauisch-Polnisches Lexicon des Christofor Dauksza,
eebürtigt ans Birzen im Ponevez-schen , und L. Iwinski, Polnisch-
litauisches Lexikon. Ersteres hat Herr lükucki 1866 in Händen gehabt,
Theile des letzteren bewahrt Herr Kraucunas in Manampol, im Suwal-
kischen Gouv., auf.
Auch wäre es endlich wohl zeitgemäss, bei der Abfassung eines neuen
Lexikons, das Lettische und Altpreussische consequent zu berück-
sichtigen und die w eissrussischen, sowie die deutschen Entlehnungen kurz
zu bezeichnen. Wie wenig genaue Kenntniss des Litauischen verbreitet
ist, zeigen einige Beispiele von etymologischer Erklärung der Ortenamen.
Dr. J. Karlowicz hat in seinem Aufsatz »Czterysta kilkadziesijt na-
miejscowosci litewskich« nach berühmten Mustern die Haupt-
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A DZ61 £611 .
687
Stämme, die wir in litauischen Ortsnamen finden, aufgezählt. Unter
sala heiBst es : Bedeutung Insel. Nun giebt es aber im Wi Inaer Litaui-
schen und ebenso im Nowoaleksandro wachen Kreise Gegenden, wo saia,
wie im Inflftn tischen, nicht Insel, sondern Dorf bedeutet In der Twe-
recschcn Wolost im Swenc ansehen Kreise giebt es Ortsnamen wie Dideia
Saia, was die Generalstabskarten bereits polonisirt Velka Ves" und nicbt
Eoiwnoe Cejio wiedergeben. Dies erinnert an einen andern Schnitzer
der Generalstabskarte, wo ein Dorf in der Gegend von Kupiski »Yjuns*
heisst. Nun bedeutet aber in manchen Gegenden, so auch dort, ulycze
Dorf überhaupt. Herr J. Sprogis, dessen Etymologien in den Ausgaben
der Wilnaer iGelehrten Commission zur Durchsicht historischer Acten«
ich früher zur Sprache brachte, verdeutscht Troki, es von lettischem
traks , trakot tollen , übermflthig sein vor Freude ableitend , mit dem
Ausdruck »Ort der Freude«. Dabei blieb ihm unbekannt dass trakas noch
heute in den Kreisen Wilna und Wilkomir etwas ganz anderes bedeutet,
»eine hochgelegene, ausgebrannte Stelle, wo früher Wald war, heute
schlechte Wiese und nur wenig Gestrüpp ist«. In Preussen nennt man
solche Stellen auch ( Frisch bi er, Preussisches Wörterbuch) Paine,
wohl von palit' brennen abzuleiten.
St. Petersburg, Jan. 1886. Ed. Wolter.
Nouveaux melanges orten taux. Memoires, textes et traductions
pnblies par les profcsseurs de l'ecole speciale des langnes orientales
Vivantes, & Foccasion dn septieme Congres international des Orien-
talist es renni & Vienne (Septembre 1886). Paris. Imprimerie natio-
nale. MDCCCLXXXVI. pag. XIV. 600. IV.
Das stattliche Werk, welches der Delegirte Frankreichs, membre
de 1' Institut, Charles Schefer, neulieh dem Orientalisten- Congresse in
Wien feierlich dargebracht hat, enthalt manches Interessante auch für
die Slavisten. Solches findet man z. B. in den Voyages de Basile Vatace
[BaaiXelov Baxav^ 7Xsoir\yr\xix6v) , welche hier der bekannte E. Le-
grand zum ersten Male veröffentlicht hat (8. 183 — 295).
Basti Vatacis, geboren 1694 in Therapia bei Konstantinopel, war
ein junger griechischer Kaufmann, welcher in Handelszwecken mehrere
Reisen in die slavischen Länder und weit hinaus nach Osten und Westen
unternommen und dieselben später in griechischen Versen beschrieben
hat. Diese Beschreibung besteht aus zweiTheilen, deren erster 920 und
deren zweiter 1144 Verse enthält. Zuerst erzählt er uns, dass er bereits
in seinem 14. Lebensjahre von den Eltern Abschied nahm, um sich nach
Moskau, elg yr\v Uyoj öo&odogav nov Xapnei Uxkrjola, zu begeben.
Nach einigen Tagen verlässt er die Grenzen des türkischen Reiches und
kommt Über Rumänien ins Land der Kosaken, welche nlvovv 7tolXrjr
XOQÜLxa.
6S8
J. Hanußz,
Er bewundert Kiew :
xaoTQOv bnov xb aißexai arraoa rj 'Pwooia
Öia xa Syia lelipava no%ovv oxhg kxxlrjalag
xal ttXXa no&yiiaxa xaXa tigia laxoolag\
und besucht andere Städte Ukraina's. Er kommt dann nach Sevsk an
der russischen Grenze, wo xbv xä&e av$Qunzov xakä %bv £f€Tct£ow,
und geht dann über Karacov, Riljov und Kahiha nach Moskau (Moo-
%oßia) . Diese Stadt mit ihren zahlreichen Kirchen macht auf den jugend-
lichen Griechen einen gewaltigen Eindruck ; er weilt hier drei volle Jahre,
macht glänzende Geschäfte und dann, von Heimweh getrieben , kehrt
er über Kiev, Kamienieo, Bukarest und Adrianopel nach der Heimath
zurück. Nicht lange aber bleibt er zu Hause. Er macht sieh wiederum
auf den Weg und geht diesmal Aber Siebenbürgen nach Polen. Im Kar-
pathengebirge sammelt er wunderschöne Steine von grossem Werth e und
kommt dann nach Aioßi [Lemberg), xtk HohavLag anaaag l^algexog
elv' noXy. Nachdem er dort seine Geschäfte besorgt hat, begab er
sich nach Aiov^inXovvL (Lublin) , xqixt^qwv xwv olaxxiw, und von da
nach Warschau [Baooaßla), wo ihn die Handelsgeschäfte gar nicht
gehindert haben, auch den Manövern beizuwohnen. Er äussert sich
darüber folgender Massen :
i ' i%€l kxa^ldevaa dt' hfinooixig ^(>£<ac,
f.ta elöa xi älka Tcoaynaxa eistet iaxoolag'
y.exaua 7t€Qirjyrjaiv ttlrj&og avd-^umwv rr?a£etg,
itokXCtv v4(t>v OTQttTitüTury tag ivQvöuovg xtav xatjetg.
Von Warschau kehrt er nach Lemberg zurück und von dort geht
er über Dubno, Brody und Kiev zum zweiten Male nach Moskau. Er
bleibt dort einige Zeit und bekommt auf einmal Lust eine Orientreise zu
unternehmen. Zunächst will er sich nach Persien begeben. Er geht
also nach Nizni Novgorod und von dort auf der Wolga nach Astrachan,
wo er über das Kaspische Meer nach Persien gelangt. Weiter aber geht
er nicht ; er besorgt nur seine Geschäfte in Samachi und kehrt denselben
Weg nach Moskau zurück. Nachdem er von hier einen Ausflug nach
Ukrain gemacht hat, begab er sich dann zum ersten Male nach Peters-
burg (IlexQovTtolig} . Der Beschreibung dieser Stadt widmet er dreissig
Verse. Ohne sich hier länger aufzuhalten, kehrt er nach Moskau zurück,
von wo er die zweite Reise nach Persien unternimmt. Diesmal geht er
bis nach Ispahan, welches Ereigniss er genau datirt : es war nämlich
das 1716. Jahr des HeUes und das 21. seines Lebens. Zurück nach
Moskau und Petersburg und dann über Kiev und Rumänien kehrt er in
seine Heimath wieder, wo er seine bisherigen Reisen selbst beschreibt
(um* das Jahr 1720). Es sind zwölf Jahre verflossen, seitdem er zum
ersten Male das väterliche Haus verlassen hat, und während dieser Zeit
war ihm das Glück ziemlich veränderlieh. Er sohliesst diesen Theil seiner
Odyssee mit einem Akrostychon : BA2IAEI02 BATATZH2.
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6S9
Der umfangreichere zweite Theil ist fast ausschliesslich seinen Reisen
im Orient gewidmet. Im Jahre 1727 geht er wiederum nach Moskau
und von da Aber Astrachan nach Persien. Dort reist er drei Jahre und
behauptet sogar das Aralische Meer entdeckt zu haben :
Typ 6** avxrp j^vldQakixrjv Trp> &&Xaooav Vjv fytjv
StQÜrog t^v kqtaviqwoa lyu elg tt/v EdQUß7t¥jv.
Nach seiner Rückkehr macht er eine Reise im Westen bis nach Paris
und London , wo er i. J . 1732 eine Karte seiner asiatischen Reisen drucken
lässt (diese Karte wird uns hier von Legrand in einem guten Abdrucke mit-
getheilt). Von England kehrt er schliesslich nach Moskau zurück, wo er
dann wahrscheinlich den 2. Theil seines IleQirjyqTixöv geschrieben hat.
Freilich ist diese Reisebeschreibung nicht so trocken, wie der kurze
Inhalt, den wir hier mittheilen. Im Oegentheil findet Vatacis immer etwas
Interessantes, was er für werth hält seinen Lesern mitzutheilen. Ohne
grosse Bildung, aber mit angeborener Intelligenz erkundigt er sich wiss-
begierig nach Allem, was ihm ins Auge fällt . Er schildert uns also leb-
haft Städte und Länder, die er besucht und spricht Aber die Leute und
Völker, mit denen er in Berührung kommt. Er trachtet ihre Gebräuche
und Sitten kennen zu lernen und theilt uns immer das mit, was ihm das
meist Charakteristische zu sein scheint. Daher ist seine Beschreibung
auch voll von Fremdwörtern, die er unterwegs gelernt hat. Was seine
Sprache sonst anbelangt, so ist es das Altgriechische der Liturgie mit
dem Neugriechischen vermischt, ein künstliches Gemisch, welches damals
gewiss von Niemandem weder gesprochen noch geschrieben wurde. In
der Wort- und Satzbildung verfahrt er oftmals ganz willkürlich, entweder
aus Unwissenheit oder wohl absichtlich um des grösseren Effectes willen.
Für uns ist es interessant, wie er verschiedene slavische Wörter in
griechischer Schreibung wiedergiebt. So hahen wir hier z. B. russ.
Auxoßoxa bTiQa, KötXiv tiorooy) ; klruss. xoqlXxa (roplnca, Brannt-
wein); poln. %6Tfiavog (hetman, Feldherr), oXäxra (szlachta, Adel),
rtQ7tovv6oi (t'rybunal, Gerichtstribunal), yQavlt£a (granica, Grenze).
Unter den topograph. Benennungen finden wir Ländernamen: BovX-
ya^/cr, Ka^cnda und 'Ixoatva, ZcmoQÖya, JloXcJvla und At%ia,
* luvtet, cPu)oola, 2iU7u\)iit (Sibirien) , Ovyyaoia, 'EgdeXla, MoXSo-
ßla und BXaxla, Oiyyooßla%la\ Flussnamen: Joiwaßig (Donau),
Nlatoog (Dniestr), BlaXa (Weichsel), Nißa, B6Xya\ das Gebirge
MTzeoxldia (Beskiden) und zahlreiche Städte, wie 2oq6xcc in Rumänien;
NetttQoßct, JlavXoßlt^i, Kioßia, Nl£va, T&ovioßo, IhuiaoXaßo,
STCtQccTovoa, Mnooo^ovö, 26oviT%a, MTtarovQva, Mneoltyct,
NoßopXivT], *AX%lvov<pxa, (offenbar nach der poln. Aussprache) , Klq-
X6q>tttj neoXovxa, rXotixoßo in Ukrain; 2e0xci, KaQ6v£oßo,
JlöXxoßo, MmXi6ßa nach der klruss. Aussprache |, KaXovxct, Moo-
Xoßia, BXadmiQi, Noßoyoadia, Ka£6vi, Zaoaroßo, TCa<>iz£<x,
TtoQpoyidtQi, IdOTQCtxävi , lleTQovfroXtQ in Russland; Ka^viila,
uliößi (Lemberg), AiovunXovvi (Lublin) , Baqoaßla, Kau/iiyi,
Archiv f&r nlnvisehe Philologie. II. 45
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J. Hanns*, Anzeigen
Ntoviinva (Dubno , Mnodxr] (Brody) in Polen; TovQvdßo (TirnovO;,
~iOT(rißioy 'Avdqiavov nölig in Bulgarien, und andere.
Den Text hat Legrand nach einer Athener Handschrift ans der Mitte
des vorigen Jahrh. veröffentlicht. Ansserdem hat er als kritischen Ap-
parat die Varianten einer Londoner Handschrift in Noten angeführt und
über eine noch vorhandene Konstantinopeler Handschrift giebt er uns
Auskunft in seinen trefflichen Vorbemerkungen. Da er sich nicht ge-
traut , diesen Text wortgetreu zu tibersetzen , so giebt er eine genaue
Analyse desselben, in welcher jedoch Manches zu berichtigen wäre.
80 z. B. Xzovu/rva bedeutet Dubno (nicht Dumba), MnegiCva Be-
rezna (nicht Borsna) , Mnooo^ovö schwerlich Voronov (vielleicht
Borzna), K iqköq>zti wahrscheinlich der heutige Krolovec (nicht Luj'ki) .
Sraoarovaa hat wohl richtig Legrand Starodub u . 2evna Sevsk gelesen.
Daran schliesst sich in den »Nouveaux mälanges orientaux« eine
Arbeit von A.Doson, dem bekannten Kenner der Balkan Völker, betitelt:
» Les noces de Maxime Tzernolevitcht. Es ist eine Prosa-Übersetzung des
bekannten serbischen Volksliedes: ÄemiAÖa MaKcmia IfyHojeBHha (Ka-
radzic* II, 89) mit einigen historischen und literarischen Vorbemerkungen.
Die Uebersetzung kann man als wohlgelungen erklaren, obwohl der
französische Leser daraus nur den Inhalt, nicht aber die Form des
epischen Gedichtes erkennen wird. 80 z. B. fehlen hier oftmals die
Epitheta ornantia, vgl. Miua3eTaTBora==tongendre, CBojeojexeABope
= sa demoure, XApaja Kouja = son cheval, sonst sjqp&x = coursier.
Die echt volkstümlichen Wiederholungen werden hier zusammengezogen ,
z.B. : Cuaxy npocH Tpu nyne rOAinie, cnaxy 11 p och a rrpocHiLbe 6jaro,
übersetzt Dozon : trois annites entieres il sollicite, et prodigue ses tresors;
obgleich nicht immer, vgl. : il ne se trouvera pas un plus beau jeune
homme que Maxime, que mon fils, mon fils et tongendre ; oder: ton eher
pere qui arrive, ton pere, mon seigneur. Die sprichwörtliche Kürze er-
scheint im französischen Gewände manchmal sehr lang, z. B. : Hje
My/qpo, nporoBopH sjao = jusque-lä il avait agi sageinen t, nne parole
imprudente lni (knappe. In kurzen Notizen giebt Dozon auf jeder Seite
seiner Uebersetzung Auskunft darüber, was sogar für den französischen
»esprit« schwer zu errathen wäre. Das Sprichwort : »eile qui a les che-
veux longs et l esprit court« findet sich nicht nur bei den Balkanvölkern
(8.317); es ist den Polen und Ruthenen auch ganz geläufig.
Im Verzeishniss der Bücher (8. 529 — .560), welche aus der Typo-
graphie des rumän. Metropoliten Anthimos von Ivir in den Jahren
1692 — 1716 herausgegeben sind, finden wir auch einige kirchenslav.
Gebetbücher. Sonst wird hier wohl der slav. Historiker die Abhandlung
von A . C. Barbier de Meynard : »Con silierst ions sur l'histoire Ottomane
il' apres un document turc « gerne lesen. Der Verfasser giebt hier einige
Auszüge aus der Geschichte der Türkei von Dzevdet-pasa. Andere Ab-
handlungen, die wir in diesem neuesten Prachtwerke der französischen
Orientalisten finden, sind dem weiteren Morgenlande gewidmet.
Wien, October 1886. /. Hanusz.
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Kleine Mittheilungen.
■
Londia (lonva).
In Vuk's Würterbuch steht bei dem Worte lotu&a (Jon?*) :
1. dass das Wort türkisch sei ;
2. dass es in der Sprache der Volkslieder die Terrasse (auf dem Dache}
bedeute; als Beweis hierfür dient folgendes Beispiel: Ha johbi Je
cexaMuaecT ara;
3. dass eine andere Bedeutung dieses Wortes vijece (Bijeho) — Con-
ferenz, Berathschlagung, deliberaüo, sei. Wieder wird ein Beispiel
aus den Volksliedern des Westens angeführt : Mefcy h> h m & oa Y&6uihe
3yKo, y noaoha v^ühho jouuy. Daneben wird noch das Vernum «
löndsati (.sonuaT«) in gleicher Bedeutung mit vijecati (Mjehani) und
das Verbalsubstantiv löndzanje (jÖHAuaac) gleichbedeutend mit vije-
Canje (Bijehaibe) genannt.
Dieses findet man bei Vuk, und man könnte demnach leicht glauben, dass
das Wort nur in den westlichen Gegenden bekannt sei.
Hierzu bemerken wir noch Folgendes :
Das Wort ist in ganz Serbien bekannt oder vielmehr in allen serbischen
Gegenden. Das Zeitwort wird reflexiv : londiati se (.lOHoaTi ce), oder auch
in zusammengesetzter Form: slondsati (cjohubth) und slondiati se (cjioHQaTH
ce) angewendet, immer in gleicher Bedeutung mit den Verben : sastajati se
(cacrajaTH cc], sastati se (cacTara ce) und auch savetovati se (caBe-roBaTH co),
dogovaratise (xoroBapaxa ce). Demnach ist auch das Wort londla (joona) gleich-
bedeutend mitsastanak, savet, dogovor (cacxaHaK, caBex, AoroBop). Als Beweis
hierfür möge das folgende Beispiel aus dem dritten Buche der Volkslieder
(Belgrad 1870}, welche B. Petranoviö in Bosnien gesammelt hat, dienen; auf
S. 59 steht : Ilaa ApanH Jioany aarypHnio
H cjeÄoine xjbäuo hbtd bhho.
Ein ähnliches Beispiel finden wir auf Seite 504 :
IHto Ha* Myja na jioüuh H3pe<ie,
ÄaHac My ce Ha i.iiahk y cTeqie.
Nach dem, was ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern kann, fällt
dies Wort der Gruppe der kaufmännischen und gewerblichen Wörter zu und
bezeichnet ein Handwerk. Jetzt habe ich mich von neuem durch Nach-
forschungen Uberzeugt, das dies seine erste, ursprüngliche Bedeutung ist, aus
welcher sich alle übrigen entwickelt und ausgebildet haben.
45»
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692
Kleine Mittheilungen.
Die erste Bedeutung des Wortes londia (johw), welche Vuk anfuhrt,
nämlich die Terrasse auf dem Dache, steht im Zusammenhange mit den älteren,
architektonischen Formen auf der Bslksnhalbinsel, die schon sehr gehütet
werden müssen, da sie immer mehr und mehr verschwinden. Die Häuser wur-
den derartig gebaut, dass auf dem Dache ein breiter, freier Platz blieb, der
zum Sitzen, Schlafen, und zwar hauptsächlich im Sommer , benutzt wurde.
Solche Häuser waren auch hier in den serbischen Gegenden zu finden , man
weiss jedoch, dass es deren weit mehr in den südlicheren Theilen der Balkan-
halbinsel gab. Jener freie Platz auf dem Dache wird eben londia (jonna) ge-
nannt. Prof. Miklosich führt das Wort in seinem »Etymologischen Wörter-
buche der slavischen Sprachen«, Wien 1886, in der Bedeutung von Terrasse
an. In dem Werke: »Die türkischen Elemente in den Südost- und o*t -euro-
päischen Sprachen « Wien 1884, II, bemerkt (meint) Prof. Miklosich, daanlondia
(johqs) Porticus, Ort der Zusammenkunft, Sitzung, bedeute. B. Popovic" hat
in seinem Werke : »Typcitc h Apyrc HCToiaucicc pc<iu y lauen jeanicy (Türkische
und andere oriental. Wörter in unserer Sprache [Glasnik 59, 8. 136]), Folgen-
des: Londia (JOHna), ein türkisches Wort, bezeichnet eine Versammlung,
Zusammenkunft; einen mit Säulen umgebenen Ort zum Spazieren; einst
wurde auch die Versammlung der Janitscharen so genannt.« [Aouv&, f., Typcica
1>ch, 3HaiH ckvh, aöop; wecTO noicpiTBCHO Ha crynoBe, 3a mcTH»y; Heicaa ce Taico
uapowo BBajia CKynuiTHHa jamnapcica.} Die älteren Lexikographen, Mikalja,
Voltiggi, Stuliö haben nicht das Wort londia .ioHqa). Unter den neueren er-
klärt Farcic welcher das slovenisch- italienische Wörterbuch ausgearbeitet
hat, das Wort italienisch als: balcone, altane; conferenza. Interessant ist
dabei, dass es auch er für ein türkisches Wort hält.
Von entscheidender Bedeutung und belehrend für dies Wort ist eine Stelle
in einem byzantinischen Denkmale vom Jahre 1451. Das ist dasChrysobullium
des byzantinischen Kaisers Konstantin Paleologos an dio Ragusaner. ' Zuerst
gaben es Tafel und Thomas in den Sitzungsberichten der Ii. k. Academie der
Wissenschaften heraus (Band VI, 1851, S. 529) und späterhin druckte es
C. E. Zachariae v. Langenthal in seinen »Novellae constitutiones« des byzan-
tinischen Rechts ab. (Jus graeco-romanum. Pars III. Lipsiae 1857. S. 715.)
In diesem Denkmale wird erzählt, wie die Abgesandten von Ragusa, als sie
nach Constantinopel kamen, einen Platz begehrten , 'jouua,
XoyrCay) darauf zu errichten, die als Aufenthaltsort ihres Konsuls dienen
könnte, in der sie, wenn es ihr Wunsch sein würde, ihre Kirche haben und
sich diejenigen unter ihnen aufhalten könnten, die der Heilung bedurften, wo
sie ausserdem auch ihre Sachen aufbewahren würden.
Weiterhin wird in drei ausführlicher durchgeführten Punkten auseinander
gesetzt, wie der Kaiser den Ragusanern alle diese Rechte in dem genannten
Chrysobulliura gewährte.
Hieraus sieht man, dass londia (jiouua) dasselbe war, was das Gemeinde-
haus der Ragusaner Kolonie in Constantinopel. Auch heutzutage giebt es
noch in vielen dalmatinischen Städten eine lodia (loggia — londia), worunter
man das Gemeindehaus oder den Versammlungsort (zur Berathung) verschie-
dener gesellschaftlicher und localer Bedürfnisse versteht. Aus den oben an-
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Kleine Mittheilungen. 693
geführten Beispielen aus der Volkssprache ersieht man wiederum, dass londla
(jtoHya) eine Herberge oder ein Handwerkerhaus oder Uberhaupt einen Ort für
Versammlungen bezeichnet, und daraus hat sich dann die Bedeutung der
Zusammenkunft und hieraus wiederum diejenige der Beratschlagung oder
Besprechung gebildet
Ist londla (johu») ein türkisches Wort?
Unsere Lezicographen hatten es dafllr, doch man wird gleich sehen, dass
eine solche Erklärung des Wortes vollständig unbegründet ist. Schon der
Umstand, dass londla (jonua) als ragusäisches Wort in einem byzantinischen
Denkmale des Jahres 1451 erwähnt wird, spricht entschieden gegen die Ent-
lehnung aus dem Türkischen. Dem Prof. Miklosich ist diese Stelle aus dem
byzantinischen Denkmale nicht unter die Augen gekommen und doch ist auch
er dafür, dass londla vom italienischen Worte loggia kommt; dass die Form
londla unter den Türken entstanden ist und dass die Serben das italienische
von den Türken auf diese Weise modifizirte Wort von den letzteren an-
genommen haben ; kurz, Prof. Miklosich ist der Meinung, dass londla eine Ent-
lehnimg aus dem Italienischen durch Vermittlung des Türkischen sei.
Es ist klar, dass joüua vom italienischen Worte loggia kommt, wo es Altan,
gedeckter Gang, Wohnung bedeutet. Was die französische Form löge an-
belangt, so weiss man, welche Bedeutung dem Worte heutzutage zugeschrieben
wird. Meiner Ansicht nach berechtigt uns die genannte Stelle aus dem byzan-
tinischen Denkmale zu der Meinung, dass man zur Erklärung dieses Wortes
nicht die Vermittlung des Türkischen zu Hülfe zu nehmen braucht, sondern
dass es durch Vermittlung unseres Küstenlandes und Ragusa's (was auch na-
türlich ist) in unsere Sprache kam. Die Geschichte de* Handwerks und Hand-
werks-Einrichtungen in Italien ist uns nicht bekannt, und wir haben weder
die nothigen Quellen noch die Zeit, um sie näher zu ergründen (uns näher da-
mit zu beschäftigen). Doch man konnte glauben, dass das Wort durch die
kaufmännisch-gewerblichen Einrichtungen aus Ragusa zu uns gebracht wurde.
Aus lödla (joqa) konnte leicht londla Uomia) entstehen, gerade so , wie aus
velicaatvo, svedocastvo — velicanstvo, covecanstvo u. s. w. entstanden ist.
Wenn sich die Behauptung von der Entlehnung des Wortes mittelst des Tür-
kischen bekräftigen Hesse, dann würde es unerklärlich sein, wie die Ragusaner
schon 1451 das Wort, zweifellos als älteres und schon aus dem früheren Handels-
leben bei ihnen wohl bekanntes, nach Constantinopel bringen konnten. Und
so wird es am wahrscheinlichsten sein, wenn man annimmt, dass londla ein
italienisches Wort ist, welches sich mit einer kleinen Veränderung bei uns
eingebürgert hat und das dann die Türken von uns angenommen haben. Diese
Meinung wird durch das Werk Dr. 0. Blau s : »Bosnisch-türkische Sprach-
denkmäler«, Leipzig 1868, bekräftigt, worüber ein Referat von mir imGlasnik
XXVI, S. 220-225, gedruckt ist.
Belgrad. St. Kovakoviö.
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694 Kleine Mittheilungen.
Nochmals Kracwn — korocum.
Auf S. 526 f. dieses Bandes hat H. Schuchardt die durchaus nicht miissige
Frage aufgeworfen, wie es mit der Verbreitung des Wortes Kratum beziehungs-
weise seinen Reflexen in den verschiedenen sla vischen Sprachen bestellt sei.
In der That finden wir Uberall mehr oder weniger dieselben Daten, zum Theil
entstellt durch Druckfehler oder Unachtsamkeit der Autoren und erfahren nir-
gends, woher diese Daten ursprunglich geschöpft sind.
Gleich beim bulg. krae*un% das man an erster Stelle anzuführen liebt, stossen
wir auf einen seltsamen Umstand. Der Bulgare Karavelov kennt gerade den
bulgarischen Ausdruck nicht (II&mathekh uap. öojir. lim I, Mocrba 1861, p.
279}, während Miklosich in den verschiedensten Werken ein b.kratun nativitae
ChrUti anfuhrt, das auch Matzenauer, Petruszewicz u. a. wiederholen. Auch
davon weiss der Bulgare Karavelov nichts, dass bei den Bulgaren jeder, der
um 25. Dezember geboren ist, kraettn heisst, wir müssen das von Afanasiev
Hoaraiccici« B033ptaia Cjsb. III, MocitBa 1869, p. 760, 2) erfahren , dem es
wieder Petruszewicz getreulich nachschreibt.
FUr das angeblich Uruse. kereem tecer schreibt Miklosich nur einmal kerc-
om veter (tröt. trat, p. 22) mit einem n, vielleicht irregeführt durch Petrusze-
wicz und Sncgirev, die er daselbst citirt und die dieselbe Schreibweise haben.
Die nähere Bestimmung der räumlichen Verbreitung dieses Ausdruckes finden
wir bei Miklosich gerade auch nur a. a. 0., wo es heisst, »bei den Kleinrussen
in Ungarn«, was wir hiernach wohl auf Petruszewicz s : »Y 3aicapnaTcmnr*
PyccoBi« zurückfuhren dUrfen. Einen unbestimmten Ausdruck gebraucht
Miklosich in seiner christlichen Terminologie, »in den Karpathen« sagt er da-
selbst, wie Snegirev y Kapna-ropoccoBi. Sonst lesen wir überall das farblose
»kleinrussisch«. Soviel ich habe erfahren können, ist den Kleinrussen in Un-
garn der Ausdruck kerceun veter vollkommen fremd, dagegen kennen sie in
Gegenden, wo sie sich mit Slovaken berühren, den Ausdruck kra&tn.
Dies slovak. kraeün bedarf auch noch der genaueren Fizirung. Miklosich
selbst nennt es bald slovakisch, bald oechisch, hat einmal kurzes, ein anderes
Mal langes u, für gewöhnlich die Einzahl, in seiner Abhandlung Uber tröt-trat
dagegen die Mehrzahl (£ na kratüny zu Weihnachten) . Zu diesem schillernden
Schwanken kommt noch die Form kralün mit palatalem n, die auch Sch. aus
Loos' Wörterbuch anführt und die wir auch in den von der Slavia in Prag 1879
herausgegebenen Pisnfc slovanske und sonBt finden. Ueber die factisch ge-
brauchte Form habe ich nichts Näheres erkunden können, was aber die räum-
liche Verbreitung anbelangt, glaube ich schon jetzt sagen zu können, daas das
Wort im östlichen Gebiet der slovakischen Sprache gang und gäbe ist, wäh-
rend wir in den westlichen an dessen Stelle vianoce antreffen.
Aus alle dem geht hervor, dass eine gründliche Revision des Materials,
das sich aus einem Werk in das andore verschleppt hat, im höchsten Grade
wünschenswerth ist.
Gleichwohl glaube ich, lässt sich auch bis dabin Eins und das Andere ins
Reine bringen. Und da doch schon Schuchardt unseren kleinen Zusammenstoss
aus dem engen Rahmen einer wenig gelesenen ungarischen Zeitschrift vor das
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Kleine Mittheilungen
G95
Forum aämmtlicher Slavisten gebracht hat, so sei mir gestattet, mich kurz
über einige Punkte der Frage auszusprechen.
Ich finde bei all der Unzuverlässlichkeit der Ueberlieferung zwei fixe
Punkte, an denen sich schwer wird rütteln lassen, ich meine das altrussische
jropovoK» uud das ungarische kardcson.
Fangen wir mit dem altrustischen Kopo%Km% an ! In der ersten Novgoroder
Chronik lesen wir unter dem Jahre 1143 (GG51) folgende seltsame Nachricht:
»Orourne sca oceaaua A^ameaa orc, rocnoauma am äo Kopotroua, renso, AT»xn,; ■
(rn boaa bcjuks bcjluh bt» Uo.ixüdc h bcioao« *). Uu3 intcressiren hierbei zwei
Fragen : was habeu wir unter kojxwo** zu verstehen und aus welcher Zeit
stammt diese Aufzeichnung des Wortes? Kopoq»in> kann als terminus ad quem
dem ort TocnoxiiHa ahh als terminus a quo gegenüber nichts bedeuten , als
einen gewissen Tag des Jahres, und wir haben das Recht, ihn mit dem heu-
tigen Kopoqym. — KapayyiiV-', zu identificiren, von dem Dahl in seinem Wörter-
buche unter anderem sagt: Cojhobopot%, Aeai 12 Aefcaöp/i, cnapnAouier& ächb,
nur dass wir die 12 Tage, um welche die russische Zeitrechnung hinter der
unsrigen zurückgeblieben ist, hinzuzurechnen haben, sodass wir im kopohohi
den 24. December zu suchen haben. Was aber den Zeitpunkt dieser Ausdrucks-
weise anbelangt, so dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit an dem Jahre der
Chronik, also an dem Jahre 1143, festhalten. Die erste Novgoroder Chronik
ist uns allerdings nur in später Abschrift erhalten 3), aber die erwähnte Nach-
richt trägt so unverkennbar den Stempel der Unmittelbarkeit an sich, dass wir
wohl nicht irren, wenn wir annehmen, dass sie auf gleichzeitige Aufzeichnung
zurückgeht. Demnach hätten wir schon aus der ersten Hälfte des XII. Jahr-
hunderts ein Zeugnics dafür, dass im fernsten Norden des grossen russischen
Reiches der Ausdruck kopoiioht. «= 24. December bekannt war. Dass das Wort
nicht an dem christlichen Fest, soudern an dem Kalendertag, respective an
der Naturerscheinung haften blieb» dass also r. KopoiyH* — Kapaqyux nicht
mehr den Tag bezeichnet, an dem die Russen Weihnachten haben, sondern
an dem wir sie haben, dass der Ausdruck die Wintersonnenwende bezeichnet
und nicht Weihnachten, hängt vielleicht bloss mit der Erscheinung zusammen,
dass die steifen officiellen Ausdrücke der Kirche die volksthümlichen Namen
der Festtage auch sonst in den Hintergrund gedrängt haben — vgl. z. B. Aus-
drücke wie r. na \ i Ostern, So mag das alte kopohoh-l von dem kirchlichen
posKAecTDO tu ysvi&Xta verdrängt worden sein. Dass es aber einst Weihnachten
geheissen hat, dass auch ein ihm lautlich genau entsprechendes asl. Kpaiyin.
i) n&i. coön. P. A. III, p. 9. Ich citire diese Stelle, da ich das Original
nicht zur Hand habe, aus Petruszewicz Koponynx-KpaKi,, p. 6. (Ich habe das
Citat nach der homographischen Ausgabe berichtigt. V. J.)
l) Dahl verweist von Kopoiyni» auf KapaiyHi». Mit letzterer Schreibung
ist vielleicht nur die nach a tönende Aussprache des unbetonten « gemeint und
dann hätten wir sie so aufzufassen, dass das Wort nach Dahl's Erfahrungen
»räumlich « auf das Gebiet des Moskauer Dialee tes beschränkt ist. Eine andere
Vermnthung hat Scb. ausgesprochen, (a für o kann bekanntlich auch auf das
weissrussische Gebiet hinweisen. V. J.)
3) Doch nicht so gar spät, dieser Theil der Chronik kann in der Synodal-
handschrift aus dem XIII. Jahrh. herrühren. V. J.
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696
Kleine Mitteilungen.
mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dafür spricht anch
der ungarische Ausdruck karäcson, Weihnachten.
Um die Bedeutung, die das ungarüehe Wort karäcson für diese Frage hat,
in das rechte Licht zu stellen, muss ich kurz zusammenfassen, zu welchem
Resultat mich eine gründliche Untersuchung der christlichen Terminologie der
Ungarn geführt hat1). In Uebereinstimmung mit den Historikern, die bei der
endgültigen Bekehrung der Magyaren unter Geysa und Stephan dem Heiligen
den Slaven, speciell den Böhmen, die Hauptverdienste zuerkennen2), haben
auch die Philologen die unverkennbaren Spuren des entscheidenden slavischen
Einflusses bei der Bekehrung der Magyaren in deren christlicher Terminologie
aufgedeckt. Ich bin diesen Spuren nach Möglichkeit nachgegangen und habe
die Fälle in systematische Ordnung zu bringen versucht. Mit Weglassang aller
der Fülle, wo das ungarische Wort den slavischen Formen zwar genau ent-
spricht, sich aber ebenso leicht aus dem Lateinischen oder einer anderen
Sprache deuten lässt, führe ich hier nur ganz Sicheres an. Slavischen Ursprungs
sind folgende , zum Theil die allerprimitivsten christlichen Begriffe bezeich-
nenden Wörter : kereszt Kreuz und das daraus nach slav. Muster (aalov. apBcximi)
abgeleitete keresztelm "taufen {keretzteUs Taufe), koma Gevatter und Gevatterin
(aus kunn kuma ohne Berücksichtigung des dem Ungarischen ganz fremden
grammatischen Geschlechtes j heutiges o ist eine regelmässige Entwicklung
aus altem u, vgl. nolga aus cxyra), birmälni firmeln, szent heilig, oltdr Altar,
znoltdr Psalter, hdla Dank8), $toloz$ma (spr. solosma) aus cjyatöa Gottesdienst
und cecternye Vesper. veternye Frühmette, pogdny Heide, eretnek Ketzer, pap
Geistlicher. (Das tiefe ung. gegen o hin tönende a beruht in den meisten Fällen
auf älterem o, während slav. a durch langes, helles a reflectirtwird, so erklärt
sich : apat aus onan>, apäca aus onaTana, barät Mönch aus 6pan. Doch ich
breche ab, um mich den Ausdrücken zuzuwenden, die mit karäcson in engerem
Zusammenhange stehen, den Namen der Festtage. Vorher sei mir jedoch ge-
stattet zu erwähnen, dass auch die Namen der Wochentage slavisch sind oder
doch unverkennbar auf ein slavischcs Muster hinweisen: tzerda Mittwoch,
csöUJrtök Donnerstag, pinUk Freitag, szombat Sonnabend, Kcdd soviel wie
■ •
') Siehe meine Abhandlung »Slavisches« in der ungarischen christlichen
Terminologie (Szlavsag a magyarkereszteny terminologiaban), welche in Nyelv-
tudomanyi KÖzlemenyek XVIII, p. 321 — 427, erschienen ist.
*) Ich vejweise vor allem auf die vorzügliche Studie F. Knauz' in dem
I. Band der Montfmenta ecclesiae Strigoniensis, 1874, p. 1—43, und erinnere
an W. Giesebrecht's Worte : »Obwohl er — es ist von Stephan d. H. die Rede —
durch Deutsche erweckt scheint, waren es doch nicht vorzugsweise Deutsche,
welche die römisch- christliche Kirche in seinem Reiche begründen halfen,
sondern Böhmen.« Geschichte der deutschen Kaiserzeit, 3. Aufl., I, Braun-
sen weig 1863, p. 739 f.
a) Hdla aus xBaja drückt im Gegensatz zu Köszönet Dank {köszönihn ich
danke) ein innigeres, tieferes Gefühl aus, und wenn von dem Danke die Rede
ist, den wir Gott zollen, kann nur das Wort hdla gebraucht werden, von dem
auch das Wort für Dankbarkeit {häladatoszäg) , als einer christlichen Tugend,
abstammt. Dem deutschen »Dank sagen« steht ein genau entsprechendes
»köszünetet mondani* gegenüber, während es mit hdla ganz wie im asl. ieua
u-MAaTH »Dankten« [hdldt adni) heisst.
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Kleine Mittheilungen.
697
» der Zweite * ist die Uebersetzung des slav. b-btopliihk-l und der Name des Mon-
tags httjn (h6t = Woche, fb «= Haupt) beruht ebenfalls auf slavischer Auf-
fassung, wonach der Dienstag der zweite, der Donnerstag der vierte, der Frei«
tag der fünfte, der Montag also der erste Tag der Woche, das Haupt, der
Anfang derselben ist Ich erwähne das deshalb, weil die Benennung der
Wochentage vielleicht auch erst in Begleitung des christlichen Cultus in die
Sprache Eingang fand ; die Einteilung der Woche hängt ja aufs innigBte mit
der Kirchenordnung zusammen.
Was nun die Namen der Festtage anbelangt, ist die Ausbeute gering genug,
und das hat seine guten Gründe. Festtage sind erst späteren Ursprungs und
kommen daher hier nicht weiter inBetracht, fürandere Hessen sichzwar leicht
slavische Vorbilder finden, aber da wir es hier fast durch gehends mit ursprüng-
lich ungarischen Wörtern , d. h. also mit lieber Setzungen zu thun haben, läset
sich in den wenigsten Fällen entscheiden, ob der ungarische Ausdruck unter
dem Einfluss der einen oder der anderen Sprache entstanden ist. Gleichwohl
finden wir auch hier deutliche Spuren des slavischen Einflusses. Das Fest der
heiligen drei Könige heisst vizkereszt. Viz heisst Wasser, kereszt haben wir
oben in der Bedeutung »Kreuz« kennen gelernt; abgesehen von der unpassen-
den Bedeutung erkennen wir also ganz deutlich in dem ung. Wort den Reflex
eines asl. bojorpbct* *) (vgl. kroat.-slov. vodokrst u. s. w.). Nun haben wir aber
schon oben gesehen, dass aus kereszt Kreuz keresztelni taufen, ktreszteUs Taufe
hervorgeht, ausserdem finden wir aber auch das Wort kereszt selbst in Zu-
sammensetzungen sehr oft dem deutschen Tauf- gegenüber, worin wir wieder
eine rein slavische Anschauung erblicken können : keresztapa Taufpathe {apa
» Vater), keresztanya Taufpathin {anya « Mutter), keresztßü und kereszleämj
{ßü = Knabe, Sohn; leäny= Mädchen, Tochter) heissen die Täuflinge, kereszt-
levil Taufschein Brief) , keresztviz Taufwasser, ksresznev Taufname.
Damit sind slav. Ausdrücke wie r. Kpecrnwä zu vergleichen. Die Fast-
nacht, der österreichische Faschingsdienstag, nennt der Ungar hüsJutyyo kedd,
Floischlasser-Dienstag. Dieser Ausdruck entspricht vollkommen den slavischen,
r. >mconycn»u. s. w. und ist jedenfalls nichts anderes als eine wörtliche Ueber-
setzung auB dem Slavischen. Als Gegestück dazu haben wir die Wieder-
aufnahme des Fleisches — Ostern, hüsvH [hüs Fleisch, venni nehmen, vit die
»Nähme«). Mit P. Hunfalvy in den soeben erwähnten ungarischen Ausdrücken
hüshagyo und hüsvit uralte, aus der gemeinsamen Heimath der ungarischen
Völker mitgebrachte Ausdrücke zu sehen1], wird sich wohl schwer jemaud
entschli essen können. Wir finden allerdings in dem Estnischen lihaheite und
lihavote) ganz dieselben Zusammensetzungen mit ganz derselben Bedeutung.
Aber gerade diese auffallende Uebereinstimmung muss uns stutzig machen.
Sollten in der That diese Ausdrücke seit uralten Zeiten in den u gri sehen
Sprachen vorhanden gewesen, in allen anderen verloren gegangen, nur in dem
Ungarischen und dem mit demselben nicht einmal in einer engeren Verwandt-
schaft stehenden Estnischen bewahrt worden und dann bei der Aufnahme des
ChriBtenthums mit so überraschender Einmüthigkeit an zwei so entfernten
») Die Ungarn oder Magyaren, Wien u Teschen 1881, p. 51.
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698 Kl^ne Mittheilungen.
Punkten zur Bezeichnung ganz derselben christlichen Begriffe verwendet
worden sein ? Sollten dio christlichen Missionäre an zwei so entfernten Punkten
ganz ohne Vorbild das grosse Fest der Ostern gleichmässig mit einem und dem-
selben, durch einen, sonderbaren glücklichen Zufall in diesen zwei Sprachen
vielleicht tausend und mehr Jahre bewahrten Ausdruck »Fleischaufnahme«
benannt haben? Das hat doch nicht die allergeringste Wahrscheinlichkeit für
sich. Ich orblicke vielmehr gerade in der Uebereinstimmung zwischen dem
estnischen und dem ungarischen Ausdruck für Ostern einen Beweis mehr fiir
die Berechtigung der Annahme, daas in den slavischen Sprachen — zunächst
in dem Altslovenischen, das auf das Ungarische gewirkt, und im Russischen,
das die christliche Terminologie der Esten in sehr alter Zeit influencirt hat —
ein Wort fiir Ostern im Gebrauch war, das das Osterfest als eine Rückkehr
zum Fleischgenusse auffasste. Das fast gänzliche Zurücktreten dieses volks-
thUinlichen Ausdruckes erkläre ich aus Gründen, die ich schon oben bei ar.
KoponoBt — poxjiecTBo berührt habe. Ich bemerke daher mit Freuden, dass
Miklosich zu seiner alten Erklärung des kroat. vazam zurückgekehrt ist:
»Vielleicht, sagt er darüder in seinem etym. Wörterbuch, asl. vwbm-s, eig.
das Nehmen des Fleisches, das .nach vierzehntägiger Faste wieder gegessen
wird. Vgl. mesopusU, eig. das Lassen des Fleisches, gr. anoxQewr , mlat.
carnisprivium, mag. hüshagyö.«
Und nun kann ich den Schluss aus alle dem ziehen, ich glaube er drängt
steh uns mit unabweisbarer Macht auf: Im Zusammenhang mit all diesen That-
sachen und Erwägungen und mit speciellem Hinblick Janf das ar. Kopoiioai»,
kauu man das ung. kardeson gar nicht anders woher als aus dem Slavischen
ableiten, mag das Wort seiner Etymologie nach ursprünglich wohin immer ge-
hören, mögen die slavischen Sprachen das Wort woher immer bekommen haben.
Die blosse Möglichkeit, man habe den Zusammenhang zwischen dem ung. kardc-
»on und ar. KOpown sich so zu denken, dass das ung. Wort aus dem Slav. ent-
lehnt ist, wird auf dioser breiten historisch- philologischen Basis zur GewisheiL
Was den erweichten Auslaut des ung. kardesony und des klr. ktrecuA
(vec$r) anbetrifft, so lüsst es sich auf dem Sondergebiet der betreffenden
Sprachen ganz gut erklären. Die kleinrussische Form brauche ich den Sla-
visten nicht weiter zu erklären, ich will nur bemerken, dass, wonn sich neben
dem alleinstehenden kei-e$un Weihnachten ein kerecun vecer Weihnachtsabend
wirklich als eine echt volksthümliche, gebrauchte Form herausstellen sollte,
dasselbe wahrscheinlich als sehr alt zu betrachten wäre, wenigstens was den
Auslaut des Wortes anbelangt, denn so viel ich weiss, hätte sich in neuerer
Zeit aus kerecun kein adjectivum possessiv um so einfacher Bildung entwickeln
können. Doch muss jedenfalls vor allem constatirt werden, ob und wo der
Ausdruck gebraucht wird. Viel besser sind wir mit dem Ungarischen daran,
da kann an der wirklichen Existenz der Form kardesony neben kardeson gar
nicht gezweifelt werden, es ist aber auch gar nichts leichter als diese Neben-
form mit dem palatalen ny zu erklären. Sie hängt auf das innigste zusammen
mit der weit greifenden Lautneigung ungarischer Dialekte, die Consonanten
im Innern des Wortes und im Auslaute zu palataMsiren. In der Schriftsprache
äussert sich diese Neigung allerdings in sehr beschränktem Masse, aber gerade
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Kleine Mittheilungen.
699
Fonnenpaare wie karatson — karäctony sind äusserst zahlreich und bilden eine
jedermann wohlbekannte Erscheinung. So sagen wir, um nur einige leichter
verständliche Beispiele anzuführen, neben dem slovak. Poiun, Fozton und
Fouony Pressburg, aus dem serb. 3euyH hat sich ganz regelrecht das ungar.
Zimony entwickelt, das ich nie anders als mit palatalem ny gehört und gelesen
habe, Oedenburgheisst Sopron oder Soprony, Wiesel bürg Moton u. Motony, die
Seife sxappanu. ttoppany, aus dem tlirk. duxan ist dohany Tabak geworden etc.
Budapest. Dr. Oskar AMth.
Eitie illyrische (serbisch-kroatische) Uebersetzung der Reali
di Francia.
In der reichhaltigen, noch immer zu wenig ausgebeuteten Franziskaner-
Bibliothek zu Ragusa befindet sich nach dem vom verstorbenen Dr. A. Kazna-
eic zusammengestellten Katalog unter Nr. 186 eine illyrische '= serbisch -
kroatische) Uebersetzung des bekannten Werkes I Reali di Francia. Die
Uebersetzung hat sich nicht vollständig erhalten, am Anfang fehlen die ersten
zwei Capitel des ersten Buches, es geht aber auch der Schluss der Handschrift
ab. Vielleicht ist es diesem Umstände zuzuschreiben, dass wir den Namen des
Ucbersetzers nicht kennen. Die Uebersetzung scheint, nach der Sprache zu
urtheilen, nicht alt zu sein, etwa aus dem XVIII. Jahrh. Der Güte des Herrn
Prof. L. Zore in Ragusa verdanke ich die genaue Abschrift der ersten Capitel
des ersten Buches, die ich zur Ansicht hier mittheile, damit man sich über
den Werth der Uebersetzung und der Sprache ein Urtheil bilde.
....daga Kostantin zessar htiasee muciti i zadatimu smart, i tako sliavgli-
asce i hvagliasce Bogga i pokropglivasce gniegove drughe, dasce nebi boiali
smarti sa gliubav Bosciu.
Kakko Sü Silvestro karsti Kostantina u Rimu. Pog nj.
Kada Lucio uzide na gorru s' ostalom cegliadlm, dosciavsci na sred gnie,
ostavi drusclnu, i otido do malahna pribivaliscta Sa Silvestra i sretnusciga,
na varh gore, upitaga tko biesce od gnih Silvestro. I on odgovori. Jasam
istij. Lucio AI bonio reeco. Kostantin posciglie po tebbe: Silvestro recce,
mennie drago, mate molim, dame prie pustisc za rieti Missu. Odgovori, do-
brovoglno; iosetera mollij dabi dopustio da gniegova druseba mosce otiti i
daie pustij, i tako obeebia; i uhiti paka S. Silvestro fa ruku Albonia, i pove-
dega u iedan gniegoh malahan vartaz i usia nieka siemena riepe i pokrij i
prikarstij i priporucij Boggu i otide rieti Missu i kada posvetiliscte ucciuij :
S. Lucio Albonio vidie Issukarsta na kriscu viscie Hostie, kakko biesce cuo
govoriti da biesce propet u Jerusalemu. Reknusci Missu Silvestro, obratiso
k* Luciu i reeco : usmi iednu od onieh riepa i ispecie na oghgniu a paka
chiemo otiti. Cuidcchijse sluga, recce a koie si tada ti possiao, cemume va-
rasc. Silvestro recce. Poghi slugo Boscia, ilii niedna stvar ies nemoguchia
Issukarstu. Sluga otide s' krotkom vierom, i naghiehi debele kako hliebbe.
Tada donese iednu Klcknuvsci prid Silvestra, pita karsetegnie, i recce kako
biesce vidio Issukarsta i k' tomu videchi euddo od riepa i karstise i mollij S.
Silvestra da nebi rekao Konstantinu i odielivscisö iz Aspromonte otidosce i
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700
Kleine Mittheilungen.
doghiosce u Rim u mallo dana. i prikasavscise prid Kostantina upitaga scto
botiasce. Kostantin recce scto bieace vidio u obiavglieniu i recce, ucini da
ia imam one vode ku ti nmiesc ciniti. Odpovori S. Sil vestro. Voda ku ja
umiom ciniti les voda svetoga Karsctegnia, ako tij hoch osdraviti, potrebnoje
da se ti j karstisc, i doghiesc na vieru Jessusa Issukarsta , i pripoviedamu , i
reccemn , da Issnkarst bij na ovoinu svietu, i kakko S. Petar bij iedan od
dvanaies gnegovieh uccenika i kose S. Pavo obrati, i kako Vespasian ucini
osvetu. Tadasce Kostantin savietova akoga Issukarst osdravgliasce sa ne
klagniatise inomu Boggu i ciniti karstiti vas Rim. Sil vestro recce. Dvigh-
nise gori is odra po kroposti Jessusa Issukarsta. Vdiglie Kostantin iside is
odra. A Silvestro karsti ga, u iednomu veüku bacilu, i kakkomu lievaace
voddu nagn, svase guba dvisasce, a gniegovo tielo osta cisto koliko od ied-
noga dietecza od godiscta. Tada Kostantin cinij karstiti svu gniegovu op-
chinu, ma dva gniegova sina, kij iedan imaace imme Kostantin ko i chiaiko.
nehotiascese karstiti, ina utece u spilu, paka bij od dva svoja nepriateglia
ubien. drugghij sin, kij so svaace Kosto, kose svaace gniegov dundo, i ovi
pobiesce u Zarigrad i u malo dana umrie. A trechi sin svascese Kostanzo, i
sa slobbe ke u gniemu kmglievahu, biesce svan Fior di Monte, i karsti se, i
biesce ovij od dvadesti godiscta, oko tako. Ucini paka karstiti vas Kim i
darovu zarqvu Bosciu, sa dobru vieru i gniegovo obechiagnie. Poslie ovoga
bij ucignien Silvestro od Kostantina Biskup od Rima, i bij visce svieh osta-
1 i eh biskupa od svieta scto mi zovemo Papa iere snae da u Rimu, sovese
Biskup od Rima. Ucinij iosc nachi Kostantin glave S. Petra i svetoga Pavla
i cinnij vciniti zarqu od S. Petra i od s: Pavla i parvij kamini u fundamentu,
mstnu S. Silvestro i Kostantin, i mnoggo slata i srebra, bij od gnih metnuto i
od ine cegliadi i mnogghe ine zarqve cinnij uciniti.
Kakko Saleon da Kostanzu, kisc svaace
Fior di Monte iednu sauscnizu prid
hipom Kostantina gniegova otza. Pog. IUI.
Dobro da Kostantin biesce ucinio karstiti vas Rim i svu baruniu, ma biesce
iedan Gaik, kijse svasce po immenu Saleon; gospodar od mnoggo darscava
od Grecie, i biesce velik priategl Kostantinov, i niese hotio karstiti, i biesce
malo u rodu s' Kostantinom, i, stavsci Saleon na korti, alliti meghiu drusc-
bom od sluga zessarovieh, sgodise iedan dan, iedna smieacna sgoda. Kos tan-
tin stoiechi u soll , buduchi velika vruchina , pitascese napiti , i , nebuduchi
ondi slughe, alliti peharnika, Kostanzo ki bij svan na Karsctegniu Fiovo, use
pehar, allitij ciasciu, i odnie dat se napit chiachku svomu, 1, kada chiachko
gniegov biescese napio vratimu ciasciu prasnu, a Fiovo, odielise. u ovo u ko-
likose on obratij, sasvaga chiachko, i obrativscise k' ozu i isvratij ciasciu, i
osta tako od vina prolit po plaschu Saleonovu, od cessa Fiovo nebiesceae sta-
vio. Saleon szienechi da Fiovo to. biesce ucinio hotechise gnime rugat, pota-
knut na sarscbu, damit iednu veliku sauscnizu psuiuchiga, i govorechi: da ja
negledam na posctegnie tvoga oza uzobihti scivot. Fiovo odielise is sele
veoma bollest i otide u kamaru placiucchi, vccchie sa ziechia miesta, ne-
goli sa inno, i, ioscmuse gorre cigniasce , iere vigiasce dasse Kostantin ne-
kaiasco od toga, toliko gliubliasce Saleona.
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Kleine Mittheilungen.
701
Kako Giovan Baron djed Fiovov
doghie na kortu i aapovigie Fiovu
dabise osvetio, i da nacin. Pog. v.
Stoiechi Fiovo u kamari, doghie na kort Giovan Barun gniegov died, to iea
musc babe od hragniegnia koi biesce od karvi i od roda od Scipiuna od
Rima i biesce od mala dieteta alevao Fiova, i veomaga gliubgliaace. I dosci-
avsci, u selu upita gdie Fiovo. Bimu odgovoreno daie otisciao u kamaru,
uagbiega placciuchi, upitaga od usroka, a kada saciu ovu stvar Giovan Barun
recce, ludiace, seto si bien i od acta placesc. Dakle ti kij si sijn Konstanti-
no v, koij pridobij s' orusciem trij Zessara, i use zessarstvo od Rima, po gnie-
govvi kreposti, i tijmu nech bochict zadat iedniem noscem smart na onomu
istomn miestu, gdie on tebbe oparrio. Dake iedan pas ne moscese ciniti, daie
isbio Sina Kostantinova. Fiovo usamsci animo, iurbi se krenuo na to, ma
Giovan Harun, recce, nemo tako uciniti, cekai brieme. Ucini na ovij nacin.
Jachiu otiti rieti vratarom da kada tij utecese i kako budesc isisciao na dvor,
da satvore vrata, da tij nebi bio uhichien. I kakkoga tij ubiesc, vratise u
kuchiu moiu, iorcbiu ti ia pripraviti tvoia oruscia i poghi u Franzu gdjechieti
biti ucigniena velika cias. Reknnsci ovo poghie u selu, i postavsci mallo, sa-
povigbie vratarom potaino pod pienu od viescala od strane zessarove da kada
Fiovo utece is sele, udiglie damu satvore vrata sa gnime, da nebi bio slie-
dien, i tako bij posluscano. I davsci nacin, recce Fiovu da bi otisciao svar-
sciti ovij posao, i damu nacin od tri mieseca kada imasc minuti.
V. J
Spuren der Couvade in Weissrussland.
Ein begeisterter Schüler Buslajev's, HerrV. N.Dobro voiskij , der sich
die allseitige ethnologische Erforschung seiner Heimathsgegcnd , des Gou-
vernement Smolensk, zur Aufgabe gestellt und in dieser Richtung bereits
sehr reichhaltiges Material gesammelt hat, hielt in diesem Sommer in St. Pe-
tersburg einige recht interessante Vorträge, in welchen er Uber seine bisheri-
gen Forschungen und Sammlungen Bericht erstattete. Aus der Fülle von
merkwürdigen Gebräuchen des weissrussischen Volkes bin ich durch seine
freundliche Mittheilung in die Lage versetzt, folgendes mitzutheilen (ich
übersetze seine Notiz wörtlich) .
Im Dorfe Rudno, Bezirk Jelnja, Gouv. Smolensk, bestand noch unlängst
(also jetzt nicht mebr ? V. J.) folgender Brauch : Zur Zeit der Niederkunft der
Frau hielt es der Mann für seine Pflicht, ihre Wehklagen nachzuahmen ; da-
mit nahm der Mann gleichsam die Schmerzen der Niederkunft auf sich. Die-
sem Brauch ging ein anderer voraus. Während der Hochzeit, wenn das An-
sehen der Braut jenes des Bräutigams übertraf (ist nicht ganz klar ausge-
drückt, V.J), erlaubte beim ersten Beilager der Neuvermählte seiner Frau,
dreimal Uber ihn hinwegzugleiten ; damit war die Verpflichtung eingegangen,
während der Niederkunft der Frau zu stühnen und die Schmerzen der Nieder-
kunft auf sich zu laden.
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702
Kleine Mittheilongen.
Herr Dobrovolskij citirt dazu folgendet Lied:
A ckaihja xa Xpy3LiiKa
>'n ac* new ha no«,
Hha xa
Hm BKjmdä tu
CbOM CHBÜf
Hki öyxy a Ha
ByXMini jra na Mut MueHLKiH
H.ibnaru, HJiuam, anaan! . .
A y.iajKHjn. TU MEt y rajaiiy
CrtiruauHÄ, CTLirHAHH*,
CrbirnainiH, CTurHaaaa I . . .
(Chruzicka sprang vom Ofen anf den Boden, sie verbeugte sich vor dem Iva-
nicka, bis zu den Füssen : Ivanicka Pavlovid, du bist ja kein grosser Herr,
zieh' ans du, Ivanicka, deinen blauen zupan (Bock). Während ich auf dem
Bette stöhnen, ja stöhnen werde, wirst du mir, mein Lieber, nachstöhnen, ja
nachstöhnen ! Du hast ja mir in den Kopf versetzt das Stöhnen, das Stöhnen).
Soweit die für unsere Zeitschrift mitgetheilte Notiz des Herrn Dobrovol-
skij. Ich erlaube mir dazu folgende Frage zu stellen: kennt der Einsender
den Brauch selbständig ohne das Lied? oder hat er erst aus dem Inhalt des
Liedes auf den Brauch geschlossen? Die Frage ist, wie ein jeder, der sich
mit solchen Forschungen abgiebt, es weiss, gar nicht mttssig. Werden aus
dem Inhalt des Liedes Schlüsse gezogen, so kann man auch fehl gehen oder
wenigstens nicht wissen, fiir welche Zeit, für welchen Ort und in welchem
Umfang das darin enthaltene als tbatsächlich angenommen werden soll.
T. Jogii.
Kachtrag zu Seite 441.
In der Abhandlung Uber Rej 's Josephspiel ist S. 441 gesagt, Lelewel habe
die dort angeführte Erzählung von Kochanowski's Lied : Czegochceszodnasetc.
»aus einer Handschrift« des Herkules Slowionski genommen. Dies scheint
nicht richtig zu sein, wie Prof. Przyborowski mir schreibt, und ich beeile mich
mitzutheilen, dass nach einer wahrscheinlicheren Annahme Lelewel diese Nach-
richt der gedruckten Ausgabe des Herkules Slovienski vom J. 1612 oder 1616
entnommen, welche beido er in Ksiag bibliograficznych dwoje beschreibt. —
Bei dieser Gelegenheit wird BUcherlreunde die Mittheilung interessiren, dass
Prof. Przyborowski die von Lelewel indem citirten Werke angezweifelte Aus-
gabe,; 61 3 besitzt. Sie enthält: Wizerunek utrapioney Rzeczypospolitey y
naprawaPiotraQrzegorzkowica, — woadealeem: Herkules Slow iefiski Kaspra
Miaskowskiego, mit dem Zusätze: TenieDD (dziedzic Dobromilski d.h. Her-
burt) w Dobromilu R. P. 1613 (66 Seiten in Q.). TT. N.
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Sachregister.
Accent, 8. Serbo-chorwatiBch.
Alexius lebende , be i den Serben, mittel-
alterliche Texte 594, im Volkslied
523 f. , Abdruck dess. 524 f. , Beine
Quelle 597 ff.
AI tslo ven i ach , Fixir ung seiner Heimath
302, 329.
Analogie, ihre Wirkungen in der klein-
russ. Declination 58 ff., in den serb.
Accentverhältnissen 140, im Impe-
rativ 323, Einzolnheiten 333.
Armenier, polnische, ihre Namen 472 ff.
Atila, Geschiebte desselben von Olahus
379, Ubersetzt ins polnische 376, ins
377 ff.
Bibliographie, Berichte 151 ff, 316 ff.;
juridische 156; kirchenslav. Gebet-
bücher aus einer rumänischen Dru-
ckerei 690.
Blas ta res, sein Syntagma in altserb.
Uebersctzung 521 f.
Böhmisch, Aechtheitsein. altenSprach-
denkmäler304 f u. vgl. Königinbofer
Handschr. ; Marienklagen, Verhält-
niss zu den Deutschen 36 ff. ; Ein-
fluss auf die poln. Bibel 113 ff , 529
ff., der Lesko wetzer Codex 121 ; Lo-
cal auf e und u der t>- und o-Stämme
im Altböhm. 605 ff.
Boris und Gleb , Verbindung mit dem
h. Nikolaus 287.
Bovo d Antona 310 ; Quelle des russ.
385 f., weissruss. Abschrift des XVI.
Jahrb. 345 ff., Beliebtheit 385, 387.
Bylinen, das Sadkolied 282 ff., Schei-
dung der Bestandteile 286 ff., Mo-
tiv des Kampfes von Vater und Sohn
290, judaisirende Elemente 291.
Chronik des Despoten Brankoviö 149;
Wolynische Chronik 1 ff. ; zu serb.
Annalcn 293.
Chronograph des Malalas, russ. Ab-
schriften 636, Datum ders. 638 f.
Codex suprasliensis, zur Syntax dess.
324.
Culturgeschichte , altalav. Zustände
1 61 f. ; urkundliche Beiträge zu den
Bodenverhältnissen im Mittelalter,
Kataster vonChilandar 156 f. , Grenz-
bestimmungen 157 f.; Geltung der
Ausdrücke meropsina , pociteni,
sebn. 521 f., zur Rechtsgeschichte,
Sühne des Todschlages 155 f. , pol-
nische Z eidler Ordnung v. 1616, 159,
das polnische Bauernhaus 164 f.
Dialect und Schriftsprache 303; zur
litauischen Diabetologie 682 ff.; Dia-
leetmischung im Stokavischen 139,
in Altserbien 653 ; Fiumaner Dialect
456.
Dobrynja 30 f.
Eigennamen, südslavische, 160 f.
Ethnographie, russische Beiträge 163 ;
aus orientalischen Quellen, Reisen
des Vatacis im XVI II. Jahrb. 687 ff. ;
Couvade in Weissrussland 701 f.; Be-
schreibung der Gebräuche in Alt-
serbien 643 ff.
Euthymius von Trnovo 148 f.
Evangeliencodex serbischer Recension
307 f. ; der reimser 478 ff. ; Hand-
schrift aus Zeta von 1436, 580 ff.,
Schrift 583, Orthographie 584, For-
men und Worte 585.
Florianer Psalter 304.
Freisinger Denkmäler 303.
Georgiuslegende.neueste Arbeiten 586,
Abdruck eines serbisch-slov. Textes
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704
Sachregister.
von G.als Drachentödter 587 ff.,
Texte 591 , Abweichungen v. griech.
591 f.
Gjurgi Despot 582.
Glagolitische Zeile e. serb. Codex 307 f.
Gorski viienac 149 f.
Grammatik des Altbulg. 328 f., des
S luven. , Serb. oder Chorwat. 327 f.,
von 9 Slavinen 327 f., Formenlehre
von Miklosich in russ. Uebertragung
330 ff.; Institutiones des Dobrovsky
301 ; vgl. Syntax etc.
Herkules Slowienski,
702.
Himmelschmied 640 f.
Jesuiten in Litauen 32 f.
Josephs Leben, dramatische Bearbei-
tungen des beliebten Stoffes in deut-
scher und latein. Spr. , 398 ff. , des
Crocus403 ff., des Greff426 ff., poln.
des Rey 392 ff., in Prosa 434.
Izbornik des Svjatoslav von 1073, Ta-
bellen der Capitel in den Handschr.
77 ff.
Kartennamen, Herkunft aus d. Westen
512.
Katharinenlegende, Verbreitung der-
selben bei den Kroaten in Vers,
444 f., und Prosa, 445 f., altkroa-
tischer Prosatext, 456 ff. abge-
druckt, Vergleich dess. mit den Ka-
tini versi des Divkovic, der Bekeh-
rungsgeschichte 448 f. , des Marty-
riums 450.
Kleinrussisch, Formenlehre 334; Ana-
logiebildungen in der Deelination der
consonant. Stämme 59 ff., deradject.
nominalen 65 f. , der pron. person.
67, der pronominalen u. zusammen-
gesetzten 67 ff., Schlussfolgerungen
73 ff.; zur kleinruss. Literaturgesch.
171 ff.
Kochanowski, Anklänge an Roy 442 f.
Königinhofer Handschrift, Streit Uber
deren Aechtheit 304 f., 333 ff., 528 ;
ihre, Locale auf h und u 632 f.
Konstantin der Grammatiker 148.
Lectionarium des Bernardin von 1495,
Neudruck 318 f., Untersuchung sei-
ner Sprache 320 f.
Lebenden, 8. Alexius, Georgius,
tharina.
Lexicologie , litauische , Sammlungen
686f.; bulgarisches Wörterbuch 676;
b. Serbo-cborwatisch.
Libri legum in altruss. Übersetzung
151 ff.
Litauisch, Mythologie, Angaben der
Wolynischen Chronik 1 ff., des
Chronographen 635 ff., von Jesuiten-
missionären 32 ff., moderne z. Th.
apokryphe 13 ff.; Litauer und Sa-
bäer 637 , 641 ; litauische Chronik
345 ff. und 389 f., zur lit. Geschichte
171 f.; vgl. Dialect, Lexicologie.
Mcn> uueHem der russ. Märchen
310.
Mehmed , Sokoloviä , Abstammung
dess. 291 ff.
Mendowg 2 f.
Mythologie s. Litauisch; über sla-
vische 169 f. ; lada, boda, leli als
poln. Götternamen 528.
Olgerd 22.
Orthographie, Umtrestaltune der sla-
vischlatein., 300 f. ; russ. , Handbuch
ders., 313, bestrittene Schreibungen
310 ff., 487, 672, Aenderungen neue-
rer Zeit 313 ; vgl. weissruss., Evan-
gelien.
Ortsnamenforschung, in Meklenburg
140 ff., in Sachsen 144 ff., imPoaen-
schen 147 ; südslavische Flurnamen
160 f.
Participium auf — Si 331.
Patriarchat, serbisches, Wiederher-
stellung dess. 293 f., Patriarchen
Makarij und Antonij 291, 294.
Polnisch, Gnesner Predigten, Kritik
des Textes 175; Sophienbibel,
Uebersetzung obscöner Ausdrücke
114 ff., Eigennamen 121 ff., 529 ff.,
ZahlausdrUcke 544 ff. , Verwcchlung
ähnlicher lateinischer Ausdrücke
547 ff., böhmischer 565 ff., Abweich-
ungen in Numerus 570 ff.; vgl.
Atila, Kochanowski, Rey.
Raczynskische Bibliothek 345 f.
Reali di Francis, serb.-kroat. Ueber-
setzung des 18. Jahrh. 699 f., vgl.
Bovo d'Antona.
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705
Evangelium , Handschrift
478, Berichtigungen des Textes
479 ff. , Aufzählung der Lectionen
483 ff.
Rey , neuere Litteratur Uber ihn 392 ff.,
sein Leben Josephs, Kritik des Neu-
drucks 394 ff., Berührung mit der
Comoedia sacra des Crocus 403 ff. ,
Vergleich beider 406 ff. , anderer
Josephsspiele 423 ff., des Greffschen
426 ff., mehrere Vorbilder für Rey
432 f., Werth des Gedichtes 434 ff.,
Versmaasse und Reim 438 ff. j Rey's
Gelehrsamkeit 401 ; Ein flu ss auf
die Zeitgenossen 441, auf Kocha-
nowski 442 f.
Romane, mittelalterliche, bei den
Slaven 384.
Russisch, Formenlehre 330; s. Klein-
russ., Weiss russ., Byline, Chrono-
graph, Ethnographie, Orthographie
etc. etc.; Wandel von Ü zutc, 6314.
Sadko-Zadok 288 ff.
Salomo in einer Märchengruppe 308 f.
Sennonagus, Samos Heimath, 146.
Serbokroatisch, zu Accent und Quan-
tität 129 ff. , Betonung der Derivata
131 f., Störungen 133, Differenzi-
rungen 135, Strebennach Symmetrie,
Ersatzkttrzung 137, Analogie 140 ;
Geschichte der Laute 316 f.,
Formenlehre 330, Erörterung von
Einzelheiten 331 ff. (gen. plur. auf
dii
— ä 332 f.), Compendium der
Grammatik 327 ff.; Wörterbuch
der Akademie 325 ff. ; Einheit der
kroatoserbischen Literatursprache
318, 228.
zur Kunstlitteratur 595 f. , Ein-
fluBß ders. aufs Volkslied 593 ff.,
Bräuche und Lieder aus Altser-
bien 643 ff., französische üeber-
setzung des Liedes vom Crnojewirf
690;
s. Volkslied, Legende etc. etc.
Slaven zwischen Mosel und Rhein?
146 f.
Slovenisch, Grammatik 327 f., For-
menlehre 330, Einzelnheiten 331 f.
Sokol, Lage desselben 292.
Sotko der reiche 286.
Spiele, s. Josephsleben, Katharinen-
legende.
Syntax, Beiträge zur croatischen
323 f., Conditionalis ders. 321 f.,
Imperfect u. Aorist mit xiv, &v bei
Homer 321 f.
Tristanroman, Zusammentreffen mit
demSadkoliede 288 ff., geringe Ver-
breitung im Russ. 291, 387, ein russ.
Text 345 ff., Quellen deas. 388.
Türkische Elemente in den SUdost-
u. Osteuropäischen Sprachen 487 ff.,
653 ff.
Ungarn, slavische Elemente ihrer
christlichen Terminologie 696 f.;
Palatisirung auslautender
nanten 698.
Volapük 329.
VolkBlied, Versbau des südslavischen,
Vorbemerkungen 177 ff., Verhält-
nis von Text und Melodie 199 ff.,
Gruppengliederung des Textes 202
ff., rhythmische Formen 2 11 ft% zwei-
theilige Reihe , einfache Versart
225 ff., zusammengesetzte 239 ff.,
dreitheilige Reihe 247 ff., der ly-
rische Zehnsilbler 251 ff., der epische
261 ff., die bugarStice 274 ff, Er-
gebnisse 280 f.
Lieder aus Altserbien, 643 ff.,
über die Sammlung des Milojeviö
645 ff.
Rolle von Getreide und Brot im
Liede 166 f.
Vranjina 582.
Weissrusslsch, ein wr. Codex miscel-
laneus des XVI. Jahrh. aus Posen,
Bedeutung dess. 345 f., Geschichte
des Codex 347 f., Schrift 353 f., laut-
liche Eigenheiten 356 ff, Formen
und Function derselben 365 ff.,
Wortschatz 373, Serbismen 374, Po-
lonismen 375, seine Bestandteile
und deren Quellen 376 ff.
Archiv für olaTische Philologie. IX.
46
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706
Namenregister.
Namenregister.
Andre jevic 523.
Antonovic 111 f.
Äsböth 626^ 694 ff.
Baklanov 5SJL
Bakachay 3M.
Balticus 404L
Bandini 3.8JL
Bandtke 299.
Baracz 472.
Baranovic Laz. 171, 17S.
ßaranowski 666.
Barbier de Meynard 690.
Basset 308.
Bauer 329,
Bazylik Cypr. 316 ff.
BcJcikowski 292,
Beryuda 174.
Bezsonov 523, 594.
Bezzenberger 10,694,666.
Bianebi ß5Ji ff.
Bjelowski 34b.
Birck 398, 425.
Blau 693,
Bodjanskij 348.
Bogiiid 215 ff.
Bontinius 149, 319.
Brandl 3_3JL
Brandt 1 32 f. , 136, 330 ff.
Bronskij HL
Broz 323 f.
Brückner 1 ff., 141 ff., Iii
f., 345 ff., afifi ff., 635,
6JÜL
Budmani 177 ff , 325 f.
Buslajev 286, 701,
Bychowiec 390.
Byckov 591.
Callimach 319,
Öelakovsky 343.
Celichowski 326.
Cerny sevskij 659.
Chalatianec 1 03.
Chmfclevskij 686,
Ciakciak 411 f.
Collenncci 42k
Crocua 398, 403 ff.
CurtiusUeorg 322.
Czajewski 393.
Dahl 3JL
Danictel29ff.,320,325f.,
i IS
DanWowicz 389.
Da.sk evic 171 f.
Daskov 1Ü3.
Dauksza Chr. ßSfL
Danksza Nik. 6S2 ff.
Dicther 399, 423 f.
I Divkovi21Q4 f.
I Dhigosz 4 .
I Do brjanski i 636, 639.
| Dobrovoljskij 701 ,
Dobrovaky 29£ ff.
Donner 494.
Dositije 595*
Dovkont 682 ff.
Dozon 690.
Drazdawskis 683.
Driid 24i.
Dunin 16V
Duvernoy 676.
Dzialy nski 175.
Dzieduszycki 32.
'Gisell"!, IM.
Glavinic 445.
Gnapheus 429.
GoUitovskU 171. 174 f.
Golubev 171.
Golubinskij 562.
Graiewski 376.
Greff 398, 425 f.
Grtgr 341, m
Grot 313.
Ebert 2£L
Emler 34JL
Erben 36 ff.
Erdmann 51 L
Erzepki 175.
Famincyn L68 f.
Fcifallk 335, 34L
Feasl 305.
Gaj 241.
Galachov 3&5.
Garbe 662, f.
Gart 399, 424.
Gärtner 52L
Gasparotti 446.
Gebauer 336 ff. , 606 f.,
611. 621, 634.
Geitler 320, 682 ff.
Gerlach 294 f.
Giedrojc* 34.
Giesebrecht 696,
Giganov 4M.
Gilarov 520.
Gilius ßÄfi.
Hank* 304 f., Mit
Hanns 36 ff., 335.
Hanusz 422 ff., 68_I ff.
des Hayes 293.
Hehn 167.
Hektorovid 244, 27Js.
Henning 164.
Herburt 441, 702,
Hey 144 m
i Hieronymus Pratensis 5.
' Hormayr 305,
Hube 153, L5JL
v. Humboldt, W. 3i)l.
Hunfal vy 091.
Jag« 129, 131, 135. 139,
l4S,149f„ 151 ff, 195177
276, 291, 2jjS ff., . 313f77
316flT7335ff., 349, 444
ff. ,483, 523 ff, 527,528,
5Mff, 593 f., 595, 612,
644, 653, 695, 699 f.,
I0J f.
Jagielski 175.
Jal 2Ü5.
ff,
i
Jastrebov 643 ff.
Jesipov 665.
Jirecek Const 291
306 f.
Jirecek J. 335 f. , 634.-
J oannes Damascenus 1 73.
Joannes exarchus bnlga-
ricus 173.
Joannicius 149.
Jordan 401.
Isabella von Ungarn 403.
Jungmann 304.
Juikevic 15, 635, 640,
I winski 686.
/ Google
Namenregister.
707
Kacic 595.
Kalinskij 2ÄL
Kapterev 149,
Karavelov 694.
Kariowicz IM f., 066.
KaSid^ük
Kirpicnikov 5S6
Kirste UiL
Knauz ÜiüL
KniescheH 3_fi ff
Kochanowski 394, 4ÜL
Kocubinskij 580 ff.
Koehler, Heinrich 150 f.
Koehler, R. 284,
Kokijev IM,
Kolberg 4ML
Kollar, A. 38iL
Kolonsek 341.
Kopinaki 173.
Kopitar 298 ff., 3_LL
Koppen 293.
Kopystenskij 174.
Korsch 4SI ff. , 653 ff.
Kosovic 523.
Kovacevic 595.
Koziowski 1 13
Krasinski 482.
Kraucunaa 686.
Krauss 523.
Krek 315 f.
Krumer 1
Kryhski IM.
Kuhac-Koch 188* 12&
KUhnel Iii ff.
Kunik 349, Oü f.
Kurelac 2XL
Karschat ftSo.
Kurtzmann 345.
Kusar 21fi ff.
Laistner 281,
Lamanskij 324, 336.
Lamy 1LL
Lange Rieb. 2SS.
Lasicki 8 ff.
Laski 380.
Laskowski 8.
Logrand 687, 69U.
Lelewel 441, Uli.
Lepaf 528.
Lep iocbin 495.
Leskien 12 f., 129 ff., 337,
ISA.
Levi 308.
Ljapanov 311 f.
Libero Barone 235.
Linde 310. 393.
Linnicenko HL
Li vadic 244k
Lobe 2JJL
Los 418 ff.
Lotter 416, 429,
Luccari 222,
Machmudov .")<),'>.
Maciejowski 379.
Macropedius 399, 42JL
Maior 398, 425 f.
Maiecki UL
Mannhardt 5, 640.
Manzolli 401,
Maretid 128 ff., 318 ff.,
Margitic 445 f.
Marfan 146 f.
Marinkovid Kosta 596.
Masaryk 339 ff.
Masek 336 ff.
Masing L. II ff.
Matzenauer 16J f., 48J ff.,
660 ff.
Mazuraniö 120 ff.
Meitzen IM f.
Mezitovic 68JL
Miaskowski 441 ,
Micbalo Lituanus 4 f.
Mierzynski
Mikiosich 7, flu, ff.. 137,
141, 144, 145,311,313,
315, 335, 487 ff., 527,
639, Ü5J ff., 092, 695,
628,"
Mikucki ßSl
I Mikulicid 444,
| Miladinov 212,
J Miler, F. Z. 14L
| Miller, Vsev. 163, 2SJ\
664.
• Milojevid 643 ff.
Moswidius 23,
Muchauov 3 IS.
Musid 22L
Narbutt 14, 347, 29JL
Nehring 392 ff , 56S, 702.
Neman id 120. ff.
Njegus, Petar P. 148,
Niemcewicz 347, 353.
Kiesiecki 352.
Niszczycki 154.
Novakovid 324^ 5£1 f.,
586. 593 ff., 691 ff.
. Xovic 195 f., 2liL
Obolensky 036, Ü3JL
Okolaki 35JL
Olahus 2JJL
Osadca 60, 1ÜL
[ Os t adal 342,
Pacel 206. 209. 268 f.
Palacklj 3 OL
Palauzov 2.
Palingenius 401.
Paproeki 352,
Parcid 622.
Paris, O. 339, 3AL
Passow 651 ff.
Paters 36 ff. , 633 f.
Pavid 137.
Pawihski 155 f.
Pavlov A., J5J ff., 2iKL
Perwolf llil f.
Petranovid 6iLL
Potrov 657, 6£5.
Petruszewicz 527. 694 f.
Pictet IÜI.
Piskarov 529,
Plenkiewicz 392, 402,
Pogodin 24g,
Polidori 288.
Popel ka 328 f.
Popov. A. 523.
Popovid 326, 092.
Potebnja 168, 316.
Przyborowski 392, 7ü2.
Ptaszycki 392, 402.
Puschmann 400.
! Purwys 6Ji5,
Pypin 385,
Raczynski 353,
Radivojev 30L
Radioff 49L 498.
Radziwii 353.
Kajic 595.
Rajna 385,
Rakid 596,
Reiff 3TL 4M, 493,
Ribadeneira 448.
Rogeriiis 447.
vou Rosenberg, Peter
Vok, 15,
Rostowski 32 ff.
Rovinsky 6üiL
Rozembarski 380-
Rueff 399, 424,
Ruete 399, 424,
Ruvarac 292, 294,
Rybarski 292,
46»
i Google
708
Wortregister.
Sabinin 492.
SabinuB 428.
Sachmatov 654.
de Sacy, Silv., 42Sff.
Aafarik aß ff., 335, 348,
629.
Sambncns 379.
Sarbiewski 32,
Schefer fifiL
Scherer, W., 398, 400,
403 f., 429,
Schimkewitsch 311.
Schleicher 3.12.
Schönbach 4L» ff.
Schuchardt 52Ü f., 691.
Schwarz 66Q.
Schweigger 2&L
Scmbera 45, 23JL
Seme no vic U3_ ff., 528,
529 ff.
Sevastianov 156.
Siegel iäL
Skarga32.
Skabalanovic 174.
Skrodzki 154.
äljakov 323, 331L
Smotrickij 111 ff.
Sobolevskij 172. 312 f..
334.
Sosnowski 345, 347,
Sprogis 681.
Sreznevskij 594 f.
Stephan us Zagrabiensis
44JL
Stitny 31.
Stockij 58 ff,
Stojanovid 292 f., S43 ff,
Stolte 2&L
Strohal 312.
Stryjkowski 12.
Sumcov 166 ff. , 111 ff.
SuriüB 446.
Sutkiewicz 684, 6S6.
Syrku 143 f.
Szaraniewicz 348.
Szyrwid 682 f.
Tamm 489.
Tercscenko lfifi f., 2£L
Tressan 288, 388.
Tryzna 35iL
Trzycieski 381, 401,435.
Tyszynski 392.
Uniechowski 350 f.
Uspenskij 156 ff
Wagilewicz 24$.
Valjavec 325.
Vambäry 493, 666, 669.
VaSek 338 f
Vasilevsky 150, 111 f.,
451, fi*£
Vatacia 681 ff.
Veckenstedt 9 ff.
Vercellone 114.
Veselovsky 154, 163, 2S2
ff., 308 f., 310,315,347,
34973767 385. 387, 5JBC
Westphal 188 f.
Vidakoviö 59«.
Vigfusson 205.
Wiszniewski 319 f., 293,
Vittk32i
Vodnik 300.
Wöjcicki 392.
Woiciechowski 1 40.
Wollner 122 ff., 2S2.
Wolter 635. ff., 8S2 ff.
Vondrak 605 ff.
Vrtatko 632,
Wujek 115 ff.
Vuk 130, 133, ITT, 19J ff.,
303, 644.
Vukovid 52i
Vulovie* 183, 597.
Vymazal 327 f.
Vysenskij 111 f.
Zabelin 494 ff.
Zachariae von Langenthal
692,
Zasadkevic HL
Zawadzki 393.
Zawilinaki 393.
Zavitnevic 174.
Zima 178. ISS ff.
Zivanovic 324,
Zore 699.
Wortregister,
AbulkiB 2AL
Agaf 59L
Alabatis IL
Aigis HL
algoti 684.
Andaj ß ff., 639 f.
angis 640.
arteh. 660.
Atm eschenes viete 3,V
Auksztis, Auxtheias 2 L
Ausca ÜL
budi>, Imperativ 323.
bodem* 323,
bajan 1&7 f.
baldi4&L *
ban 487.
barbünja 488.
barchat 488,
barstuccae 25.
Beckentin 142.
boltcugT, 490 f.
Beselin 141,
besenneni 657.
Bezlea IS f.
liezmen 489."
bjazt 490.
blriki ÜL
bocian 492.
bogaee 314.
boiarin 491 f.
boldyca 360,
borzdyj 363.
Breksta 18.
Bretzin 143.
Bröbberow 14L
BrUckentin 142.
buda 164.
bulgä4ICL
bumaga 661.
burav 494.
busei 373.
busyj 492.
byk49i
byli» 491 f.
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Wortregister.
709
eccak 66JL
6elnik 159.
cembäry 671.
Ceroklis Iii.
cesta 566.
charct 561 .
chystkij 37JL
choduli 500.
chora 159.
chozjain 503.
ciccuin üil .
cingalisce 502.
cräciun 526 f.
cüda 102.
Damartus 20.
davori 326.
daid 326,
deften. 497.
de!32L
dfclja 327,
d£lo 327.
dolja 321.
Derfintos 1&.
dqteH 327.
deweicis 684.
Dirastipas 3JL
dirim 327.
Diveriks 3 ff.
divi 497.
dlaka 327.
Döbeln Iii,
dostokan 675.
Dresden 145 f.
drin to 684.
droby 568,
Dflngis 26 f.
durman 497.
du van 498.
dvignqti 376.
dymka 497.
dzeczy 568.
d-uka 327.
€1* 324, 519,
Fahrbinde 143.
fortuvina 373.
gandinti LL
garazd 360,
geda LL
gen du IL
Gertuka 149 cf. 413.
Goldenbow 14JL
göds 10.
Gondu 10. 630,
j Goniglis 19,
Grammertin 112.
! Gza 503L
i
ihai324,
; hala 691.
; hÜ8hagyö, kedd 69JL
hüsvet 69L
jagma M1L
tanda &ÜL
japonea SjiiL
icetvgi 3Q5.
icigi 505.
ikmetis üM.
imauab 325.
imperi 165.
juchtt 495.
juk 5M f.
jurt m
izumrut 679.
kaj 33_L
kalant154, -312.
kalanca 508.
kamka 516.
karacson 696.
karakuli 510.
karandas 510.
karga 510.
kam 510.
kasljatBsia 511.
kaslo Sil
kitaj 503.!
koczowac 16 >.
kofta 507,
kola£ 517.
kolpak 508,
koniai IM f.
kop£j ka 517.
opil m
oroeun 527, 695.
koromyslo 316.
korovaj 168.
körtet 164.
kracun 516 f., 691.
! kremara 15»
kresla UL
kroynika 391 .
kryznak 374.
kulic 517.
j kumaci 513.
kuran 513.
! kutüs 514.
| kutejnik 514.
| kutBja 168. Mi f.
lafa 614.
lagun 570.
Ial52fi.
lebezitL 520.
Leaben 145.
linago ftik
Lituvanis 19,
loggia 632.
londza Q9J ff.
londaati se £9L
lono 11L
raaUchän 655
Mcjdejn 3 ff.
Meissen 145.
m&ropthi 522,
minder 656.
misent 658.
mitus 373.
mizgitt 656.
mogorec 654.
mucha 114 f.
muleta 526.
nabaldacnik 486.
naprawa 157.
nebi m
neganda Iß f.
ne moj 333.
nieczvstota 118 f.
noudieme 6S5.
Ntnadej 4 ff.
obec 162.
ochrenati 154.
osoczca 568.
Palye 687.
paramun* 523.
parateko lb3.
parik 523.
Parkenas 20 f.
Perdoytus 21.
pereper IM,
pergula 262.
penvoj 15S.
pijokas 21,
Planke 660,
plozy 567.
podavLCB 159.
polutak L5JL
posten 521 f.
Potrimpus 25.
praiewas 684.
prorokowawszi 567.
przystrzesze 569.
pupava 3IL
H
7fQ
Wörtrtgfcter.
puata 561L:
Pvpka n.
pyraga -
raclimanyj 614,
razmavista 655.
robota 567.
BochliU 145,
Roaswein 143,
rosa 661:
aagajdak 665.
sata b87.
Samrenie 373.
aancakbei 666,
sapka 663 f.
sapog 494.
sarancä 666.
Sarmaten 165.
Schandau LLL
sebri 521 f.
seklicza 685.
sevdiaati 668.
iiSolL
akok 314,
«lyk 488,
Sowija 636 flf.
stakan 675.
stopa LL
8 try raj a 3G<>.
strzecba 164.
sukuana 495,
sulaisati 669.
suraa 667.
aurok 669.
Hzlütraiis 24.
Szweistiks 24.
tafja 672,
ftamga 49L
tavrö 61£,
Teebentin 142,
Teljavelb 4 ff., 640.
terlik Sil.
♦teterv-a 673.
tiaamä6I2. ,
Tiklis ISL
tjufjak 676.
t6m% (dat.) 333,
tovar 674.
to varisc 675.
traktis 685.
Trokf 6b 7.
tuzluk 675.
T wardowski 2JL
ttkomaj 151.
Ugniedokas 22.
Ugniegawas 22,
uksine 685.
uksme 685.
ulan 659.
ulycae 687.
utes 159.
Uiwyda 22.
wajstieti 681
waras 6b5,
Varcbentin 14'?.
Warrenzin 142,
vAHilekx 500.
vataga 659, cf. 678.
vazam 698.
Weiaaeritz 144,
weksis 312.
wiles LL
velesi. 216.
veUina 310 ff.
vjadeina Hü ff.
vjazi» 490.
Vielau UtL
vielona LL
via 332,
vis kerest ü'< 7,
Volosi, älä f.
wrozba L55 f.
wrozda 15ä f.
Wulkenzin lü
3aötj* 15S.
iadny LL
zadzic sie. IL
ialini 20,
zaiuett 15S.
zarbav 67'J.
Zarrentin 142,
Zemaite 26 ff.
zemeug 504.
zep 499.
iestie 20,
zestra 163.
zevgan» 157.
Ziemiennik 25
Zimegola 28.
zipun 679.
iona 119.
fupa 162.
xurävh. 519.
iverine 635,
Zwickau 145,
2 voruna 637, 539.
tywot 217.
ztdati 164.
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