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Full text of "Archiv für slavische philologie ... 1.-42 bd.; 1875-1929"

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Archiv  für 
slavische 


WIVERSITYOFX^LITOMTO 


ARCHIV 


FÜR 


SLAVISCHE  PHILOLOGIE 


UNTER  MITWIRKUNG 


VON 


A.  BRÜCKNER,  A.  LESKIEN,  W.  NEHRING 


V.  J  A  G 1 1 


NEUNTER  BAND 


BERLIN, 

WEIDMANN  8CHE  BUCHHANDLUNG 

f886. 


LIBRARY 

UK 1 V  f?  F  <   >  •  Digitized  by 


Lizenzausgabe  der  Weidmannschen  Verlagsbuchhandlung 
1  Berlin  19  -  Ebereschenallee  6 

Reprint  edition  1964 

edited  by  EUROPE  PRINTING  The  Hague,  Holland 

565,  Meppelweg 


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Inhalt. 


Abhandlungen.  Boiu 

Beiträge  zur  litauischen  Mythologie,  von  A.  Brückner    .    .    .    .  I 

Die  cechischen  Marienklagen,  von  J.  Knieschek   |6 

Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declination  dee  Kleinrusai- 

■chen,  von  8t.  Smal  Stockt j   68 

Studien  rar  Kenntniaa  des  Iabornik  Svjatoslava  vom  Jahre  1073  nebst 

Bemerkungen  an  den  jüngeren  Handschriften,  von  L.  Maaing  .  77 

Kritische  Bemerkungen  au  altpolnisehen  Texten,  von  A.  Semeno- 

vic  113,  529 

Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslaviachen  Volksliedes, 

von  W.  Wollner   177 

Beiträge  zur  Erklärung  des  russischen  Heldenepos,  von  A.  Wesse  - 

lofsky   281 

Der  Grossvezier  Mehmed  Sokolovic  und  die  serhischen  Patriarchen 

Makarij  und  Antonij,  von  C.  Jirccek   291 

Ein  weissmssischer  Codex  miscollaneus  der  Gräflich-Raczynski'schen 

Bibliothek  iu  Posen,  von  A.  Brückner   345 

Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph's  i  £ywot  Jözefow  vou  Nicolaus 

Rej,  von  W.  Nehring   392 

Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung,  von  V.  Jagic*  und 

Fr.  Mikulicic   444 

Einige  slavische  Namen  armenischer  und  türkischer  Herkunft,  von 

J.  Hanusz   471 

Berichtigungen  zum  Reimser  Evangelium,  von  J.  Los   478 

Eine  serbische  Evangelienhandschrift  vom  J.  1436  aus  Zeta,  von  AI. 

Ko  tschnbinsk  lj   580 

Ein  Textbeitrag  zur  Georgius-Legende.  von  V.  Jagic   586 

Ueber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder,  von  8t.  Novakovld  .  593 

Ueber  die  Localendungen  -h  und  -q  der      und  o-Stäuime  im  Alt» 

böhmischen,  von  W.  Von d rak   605 

Mythologische  Skizzen,  von  Ed.  Wolter   635 


Anzeigen. 

Untersuchungen  Uber  Quantität  und  Betonung  in  den  slav.  Sprachen. 
I.  Die  Quantität  im  Serbischen,  von  August  Leskien,  angezeigt 

vonT.  Maretiö   129 

Ortanamenforschungen,  angez.  von  A.  Brück ne  r   140 

Briefwechsel  zwischen  Dobrovsky  u.  Kopitar  (1808 — 1828),  herausg. 

von  V.  Jagic,  angez.  von  A.  Brückner   298 


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IV  Inhalf. 


& 

Fr.  Miklosicb,  Die  türkischen  Elemente  in  den  Südost-  nnd  osteuro- 
päischen Sprachen,  angez.  von  Theodor  Korsch  Fortsetzung 
folgt)   467,  «53 

Oounau  h  ntcuH  TypcuKHX*B  cepfoin  t;i,  Jlpvspcut,  Hneict,  MopaBt  H 
2U6pt).  H3T»  nyreBtix-B  aaimcoKT»  H.  C.  ÄCTpeöOBa  Jastrebov's 
Sitten  und  Lieder  der  Serben  von  Prizren,  Jpek,  Morava  und 
Di bra) ,  angez.  von  L.  Stojanovid   643 

Dr.  L.  Geitler,  Beiträge  zur  litauischen  Dialektologie  ,  angez.  von 

Ed.  Wolter   6*2 

Nouvcaux  nie  langes  orientaux,  angez.  von  J.  Hanusz   687 

Klein«  Mitthellungen. 

Eutbyinius  von  Trnovo,  von  P.  Syrku   148 

Wer  ist  Gertuka  in  Gorski  Vijenac?.  von  V.  Jagid   150 

Komaj,  von  Henri  Köhler   151 

Zur  glagolitischen  Handschriftenliteratur,  von  Const.  Jirecek.    .  307 

Eine  Märchengruppe,  von  A.  Wesselofsky   308 

Zum  russischen  Bovo d'Antona,  von  A.  Wesse lofsky   310 

BcT^HHa  oder  Bfljmna?,  von  J.  Grot  und  V.  Jagid  .    .  .   310 

Philologie  nnd  Patriotismus,  von  V.  Jagid   335 

Die  Ausdrücke  cedpt,  noiTeat  und  Mtpon'iuHia  in  der  altserbischen 
Ueberaetzung  des  Syntagma  von  M.  Blaatares,  von  St.  Nova- 

koviö   bll 

Die  Alexius-Legende  als  serbisches  Volkslied,  von  V»  Jagid.    .   .  523 

Kracunt— korocunt,  von  Hugo  Schuchardt   526 

Eine  Notiz  zur  slavischen  Mythologie,  von  V.  Jagic   528 

Zum  Aufsatz  »Philologie  und  Patriotismus*,  von  V,  Jagid  .    .    .    ,  528 

Londia  (Jlcmaa),  von  St.  Novakovid   691 

Nochmals  Kracuni»  —  korocuni..  von  Oskar  Äsböth  .   ......  694 

Eine  illyrische  [serbisch-kroatische  Ueberaetzung  der  Reali  di  Fran- 

cia,  von  V.  J  a  g  16   699 

Spuren  der  Convade  in  Weissrussland,  von  V.  Jagid   70 1 

Nachtrag  zu  .Seite  44 1  von  W.  N  e  h  r  i  n  g   702 


Bibliographie. 

Bibliographischer  Bericht,  von  V.  Jagid   .151.315 


Sach-,  Namen  -  und  Wortregister,  von  AI.  Brückner   703 


Prlnted  in  the  Nethcrland»  by 
Drukkertj  van  Spflk  -  Venlo 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


Wie  den  Hauptinhalt  litauischer  Geschichte  die  Beziehungen 
zu  Polen  nnd  Rassen  ausmachen .  so  verdanken  wir  auch  unsere 
Kunde  derselben  hauptsächlich  wieder  Polen  und  Russen  und  in 
beidem  ist  der  Antheil  der  Russen  der  ältere,  aber  geringere,  der- 
jenige der  Polen  der  spätere,  aber  entscheidende.  Ganz  ebenso  nun 
hat  eine  vollständige  Darstellung  der  Mythologie  der  Litauer,  ein- 
gehender und  ausführlicher,  als  sie  von  jedem  anderen  Zweige  der 
ütuslaviscben  Völkergruppe  überliefert  ist,  erst  der  Edelmann  aus 
Kalisz  gegeben,  aber  schon  drei  Jahrhunderte  vor  ihm  hatte  ein 
Russe  den  ersten,  doch  kurzen  Bericht  über  Götter  und  Glauben 
der  Litauer  niedergeschrieben :  einer  Erörterung  dieses  .Berichtes 
sind  die  folgenden  Zeilen  gewidmet. 

Dieser  Bericht,  dessen  in  der  deutschen  wissenschaftlichen 
Literatur  meines  Wissens  nicht  gedacht  wird ,  ist  von  Polen  und 
Russen,  seitdem  ihn  einmal  Karamzin  mitgetheilt  hatte,  vielfach 
abgedruckt  oder  es  ist  auf  ihn  Bezug  genommen  worden,  aber  nur 
einmal  ward  versucht,  das  darin  überlieferte  auch  zu  deuten:  die 
Deutung  befriedigt  wenig,  vielleicht  gelingt  mir  besser,  das  Räthsel 
zu  lösen. 

Zuerst  einige  Auskunft  über  den  Text,  aus  welchem  der  Be- 
richt stammt,  die  sogenannte  galizisch-worynische  Chronik. 

Unter  den  verschiedenen  Redactionen  russischer  Annalen 
nimmt  diejenige,  in  welcher  die  galizisch-worynische  Chronik  er- 
halten ist,  eine  wichtige  Stelle  ein.  Diese  Redaction  beginnt  mit 
der  Povestb  vremem>nychi  leb,,  d.  i.  mit  den  sogenannten  Annalen 
des  Nestor:  es  folgt  eine  Chronik  Kiever  Begebenheiten  aus  den 
Jahren  1111 — 1199:  endlich  die  Chronik  gali zisch  -woty nischer 
Begebenheiten  aus  den  Jahren  12D5 — 1292.  Erhalten  ist  diese  Re- 
daction in  mehreren  Abschriften ,  von  denen  jedoch  nur  eine  alt 
ist,  die  Hypatiosabschrift,  genannt  nach  dem  Hypatioskloster  in 
IX.  1 


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A.  Brückner, 


Kostroma,  dessen  Eigenthuni  sie  war :  sie  befindet  sich  beate  in 
der  Bibliothek  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Peters- 
burg und  stammt  »aus  dem  Ende  des  XIV.  oder  Anfange  des  XV. 
Jahrhunderts a;  die  übrigen  Abschriften,  wie  die  Cblebnikowsche 
oder  Pogodin  sehe,  so  nach  ihren  einstigen  Besitzern  genannt,  ge- 
hören in  das  XVI.  Jahrhundert  oder  in  noch  spätere  Zeit  und  be- 
ruhen auf  einer  mit  dem  Hypatiostexte  fast  identischen  Abschrift. 
Herausgegeben  wurde  der  Hypatiostext  zuerst  im  zweiten  Bande 
des  Pölnoe  sobranie  rasskictr*  letopisej  1843,  1871  wurde  der  Codex 
einmal  photolithographirt  und  dann  wieder  von  Palanzov  abge- 
druckt unter  dem  Titel  Letopisb  po  ipatskomn  spisku,  izdanie 
archeograficeskoj  kommissii,  Sanktpeterburgt  1871:  ich  citire 
nach  letzterer  Ausgabe. 

Die  galizisch-wolynische  Chronik,  in  der  Hypatioshandschrift 
Seite  487—612  umfassend,  ist  noch  im  XIII.  Jahrhundert  selbst 
verfasst  also  von  einem  Zeitgenossen  der  geschilderten  Begeben- 
heiten, nach  aller  Analogie  russischer  Verhältnisse  von  einem  Geist- 
lichen aus  dem  Lande  Halicz  oder  Wotyn ,  so  weltlich  auch  der 
Ton  des  ganzen  Werkes  klingen  mag,  von  einem  warmen  Freunde 
und  Verehrer  seiner  Fürsten,  welcher  Einblick  hatte  auch  in  offizielle 
Aufzeichnungen,  Urkunden  und  Verträge,  dessen  einfache,  aber 
ausführliche,  lebhafte  und  wahrheitsgetreue  Darstellung,  deren 
stellenweise  gehobene,,  poetische  Diction  die  engeren  Formen  russi- 
scher Annalistik  zu  sprengen  droht,  uns  die  Schicksale  der  gali- 
zisch  -  wolynischen  Fürsten  jener  Zeit  vollkommen  erschliesst. 
Durch  die  Beziehungen  nun.  in  welche  letztere  und  unter  ihnen 
besonders  König  Danito  zu  den  westlichen  Nachbarländern  einge- 
treten waren,  gewinnt  die  Chronik  auch  für  diese,  namentlich  für 
Polen,  Bedeutung,  aber  zu  einer  Quelle  ersten  Ranges  wird  sie  für 
unsere  Kenntniss  Jatwingiens  und  Litauens,  des  XIII.  Jahrh.  So 
nennt  sie  die  Namen  der  einundzwanzig  litauischen  Fürsten,  welche 
1215  mit  den  Russen  Frieden  seliliessen  wollen:  schildert  ausführ- 
lich die  Kämpfe  mit  den  Jatwingen;  erzählt,  wie  Mendowg  die 
Alleinherrschaft  begründet  hat.  von  seiner  Macht  und  seinem  Falle, 
von  seinem  Sohne,  dem  Fürsten  und  Mönche  u.  s.  w.;  die  Ge- 
nauigkeit dieser  Angaben,  das  Interesse  des  russischen  Chronisten 
an  denselben  ist  wohl  erklärlich  schon  aus  den  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen,  den  mehrfachen  Heirathen  zwischen  dem  Hause 


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Beitrüge  zur  litauischen  Mythologie. 


3 


Danilo  s  und  demjenigen  ftiendowg's.  Die  philologische  Ausbeute 
dieser  Angaben,  die  jatwingischen  und  litauischen  Eigennamen, 
welche  in  der  Chronik  vorkommen,  werde  ich  in  einem  folgendeu 
Aufsätze  verwerthen,  in  welchem  ich  die  Namengebung  des  alten 
Litauen,  bis  1569,  behandele:  hier  bespreche  ich  die  beiden  auf 
litauische  Mythologie  bezüglichen  Berichte  des  Chronisten. 

A.  Der  erste,  in  der  Ausgabe  von  1871  auf  S.  542.  im  Polnoe 
Sobranie  II  187,  lautet  folgendermassen.  Nachdem  der  Chronist 
unter  dem  Jahre  1252  von  der  Annahme  der  Taufe  durch  Mendowg 
gesprochen,  fthrt  er  fort: 

Kre&cenie  ie  ego  lbstivo  byste:  irjase  bogom-B  svoimi  vtajne. 
pervomu  N^nadeevi.  i  Teljaveli,  i  Diverik-Bzu,  zaejacemu  bogu, 
i  Mejdejnu :  egda  vyechase  na  pole  i  vybegnjase  zajacb  na  pole,  v 
lesi,  roscenija  ne  vochozase  vnu  i  ne  smeja&e  ni  rozgy  ulomiti  i  bo- 
gomb  svoimb  zrjase,  i  niertvycht  telesa  sozigase,  i  pogam»stvo  svoe 
jav§  tvorjase,  d.h.  Doch  seine  Bekehrung  (Taufe)  war  trügerisch : 
er  pflegte  seinen  Göttern  insgeheim  zu  opfern,  zuerst  dem  N-tnadej 
und  der  TeUawel'  und  dem  Diwerix  und  dem  Hasengott  Mejdejn : 
so  oft  er  aufs  Feld  hinausritt  und  ein  Hase  aufs  Feld  hinauslief, 
pflegte  er  in  den  Wald  des  Gehölzes  nicht  hineinzutreten,  noch 
wagte  er  auch  eine  Gerte  abzubrechen,  und  er  opferte  seinen  Göt- 
tern und  verbrannte  die  Körper  der  Todten  und  trieb  offen  sein 
Heidenthum. 

Ich  habe  zuerst  einiges  in  der  Uebersetzung  zu  rechtfertigen. 
Zaejacemu  bogu  wird  =  zajaöemu  bogu  allgemein  angenommen : 
auch  scheint  die  Partikel  vor  dasselbe  gesetzt,  zajafcemu  bogu  mit 
Mejdenu  verbunden  werden  zu  sollen.  Die  Nominative  der  Götter- 
namen  sind  aus  den  im  Texte  überlieferten  Dativen  nach  slavisclieni 
Sprachgebranch  erschlossen,  Diverikizu  und  Mejdejnu  sind  Dative 
männlicher  o-Stämme,  'Diveriks**  und  *Mejdejn'&,  der  Halbvocal 
in  der  Form  Diverikxzu  hat  lautlich  nichts  zu  bedeuten,  er  trennt 
nur  nach  kirchenslavischer  orthographischer  Weise  eine  unslavische 
Lautverbindung  und  kann  fortgelassen  werden  und  fehlt  wirklich 
an  einer  zweiten  Stelle,  wo  der  Name  wiederholt  wird ;  zu  diesem 
Wechsel  der  Schreibung  vergleiche  man  in  derselben  Partie  der 
Chronik  den  Wechsel  von  vo  djaveHtvfc  (vom  neuesten  Heraus- 
geber zu  vodja  yt>  Litve  verballhornt)  und  iz  djavoltvy,  die  Schrei- 
bungen zivin-Bbud-B,  dovtsprunkL.  mon^dunici» u.a..  vgl. Miklosich 


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A.  Brückner, 


Gr.  I.  140.  Teljaveli  ist  Dativ  eines  weiblichen  1-  oder  ja-Stam- 
nies :  Nmadejevi  eines  männlichen  jo-  (je-) Stammes :  Uber  letzteres 
konnten  bei  einem  der  Sache  Unkundigen  Zweifel  entstehen,  er 
könnte  in  dem  -dejevi,  wie  dies  in  der  That  geschehen  ist,  litaui- 
sches dir  was  vermuthen,  daher  erwähne  ich  ausdrücklich,  dasc 
diese  Möglichkeit  sprachlich  ausgeschlossen  ist,  man  vergleiche  die 
zahlreichen  Dative  auf  -evi  von  je-Stämmen,  Eigennamen  und 
Appellativen  aus  demselben  Texte :  Andreevi  Seite  206  und  507 
i Nominativ  Andrej),  Burondaevi  S.  560  Nom.  Burandaj,  Buranda 
S.  562, 563),  Trojdenevi  zweimal  S.575  und  577  (Nom.Trojdenij), 
Menbgutimurevi  8.  575  Nom.  Menbgutimen»  ebds.) ,  ko  Jurbevi 
S.  583  und  61 1  (Nom. Jury),  Nogaevi  S.585  und  587  ;Nom.Nogaj), 
Alguevi  S.  591  Nom.  Alguj)  u.  a. :  von  Appellativen:  stryevi 
8.  613.  ko  veprevi  i  ni  k  medvedeve  S.  596,  korolevi  S.  507,  boevi 
8.  214  zu  stryj,  boj  u.  a.,  vgl.  testevi  S.  492  u.  s.  w.  Roscenije 
fasse  ich  gleich  grossrnss.  rosca  Hain  und  berufe  mich  hierfür  auf 
die  Stelle  S.  265.  wo  die  Lage  eines  Ortes  angegeben  wird:  za 
zverincemi»  u  roscenija,  d.  i.  wohl  »hinter  dem  Thiergarten  am 
Gehölz«. 

In  diesem  Berichte  nehmen  wir  eine  gewisse  Steigerung  wahr : 
sein  Urtheil,  die  Taufe  sei  nur  Trug  gewesen,  erläutert  der  Chro- 
nist durch  die  Angabe  heimlicher  Götteropfer  und  Nennung  der 
betreffenden  Götter:  die  Erwähnung  des  Hasen-,  d.  i.  Wild-  und 
Waldgottes  leitet  zur  Anführung  der  folgenden  abergläubischen 
Vorstellung  Uber:  der  aus  dem  Gehölze  herauslaufende  und  den 
Weg  des  Fürsten  kreuzende  Hase  dünkt  ihm  Werkzeug  in  der  Hand 
der  Gottheit  und  das  Gehölz  gilt  als  heilig,  für  den  Profanen  nicht 
zu  betreten,  noch  weniger  zu  verletzen :  derJße rieht  gipfelt  dann 
in  der  Anklage  offenen  heidnischen  Treibens,  speciell  dessen, 
was  den  Christen  am  meisten  hierbei  verletzt«,  der  Götteropfer  und 
Leichenverbrennung.  Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass 
der  Chronist,  respective  sein  Gewährsmann,  keine  schlimmere  An- 
klage zu  erheben  vermocht  hat,  er  weiss  offenbar  von  keinem 
Menschenopfer,  von  keiner  Verehrung  »vierfüssiger  Thiere,  Vögel, 
Kröten«. 

Einzelne  Punkte  dieses  Berichtes  sind  durch  andere  Quellen 
wohl  verbürgt;  die  Leichenverbrennung  z.  B.  durch  Drugosz  im 
X.  Buche  und  Michajio,  welcher  die  Ansicht,  dass  die  Lituaui 


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Beitrüge  zur  litauischen  Mythologie. 


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eigentlich  Italiani  wären,  nicht  nur  folgert  ex  sermone  nostro  serai- 
iatino.  sondern  auch  ex  ritibus  Romanornm  vetustis  qui  non  ita 
pridem  desiere  apud  nos  videlicet  ex  crematis  buraanis  cadaveri- 
bus....  (Michalonis  Lituani  de  moribus  etc.  fragmenta.  1615.  S  23;  , 
beiläufig  sei  bemerkt,  dass  die  ganze  Annahme  von  der  Litua  = 
l'Italia,  wie  sie  seit  dem  XVI.  Jahrh.  gang  und  gäbe  wird,  keine 
Erfindung  der  Litauer ,  des  Michajlo ,  sondern  der  Polen,  speciell 
des  Diugosz  gewesen  ist  und  auf  diese  Weise  mit  den  frttbesteu 
Regungen  des  Humanismus  bei  den  Polen  zusammenhängt:  von 
der  Leichenverbrennung  bei  den  Preussen  berichten  Wulfstan  und 
Peter  von  Dusburg.  Von  heiligen  Hainen  (und  Quellen  ;  der  Preussen 
berichtet  Adam  von  Bremen ,  nach  Peter  von  Dusburg  haben  sie 
heilige  Wälder.  Felder,  Gewässer,  in  denen  sie  weder  Bäume 
schlagen  noch  pflügen  noch  fischen  dürfen:  am  ausführlichsten 
schildert  Diugosz  diesen  Aberglauben  der  Litauer,  und  ich  will  des 
Vergleiches  wegen  die  betreffende  Stelle  wiedergeben.  Es  sollen, 
sagt  er,  die  Litauer  verehrt  haben  item  siluas.  quas  vocabant  sa- 
crosanetas  et  quas  ferro  contingere  profanum  atque  mortiferum 
erat :  omnes  siquidem  illas  ferro  contingentes  et  violantes  Satanae 
dolositas  et  versutia  in  manu,  oculo,  pede,  aut  aliquo  membrorum, 
ut  cultores  snos  in  fide  sacrilega  contineret,  Deo  permittente.  ofFen- 
debat,  et  non  nisi  arietum  et  vitulorum  holocaustis  placatus  simu- 
latam  reddebat  sanitatem.  In  siluisqu£  huius  modi  Deum  silvarum 
ceterosque  Deos  . .  consistere  putan t :  in  der  zweiten  Ausführung 
sagt  Dlugosz :  Siluas  etiam  plerasque  non  secns  quam  sacrosauetas 
colebant,  quas  et  intrare  C-  per  detruncationem  aut  arboris  aut  fron- 
dis  violare,  capitale  fuit.  Detruncator  enim  frondium  aut  siivae  in- 
gressor  aut  iugulabatur  a  Daemone  aut  in  aliqua  mutilabatur  cor- 
poris parte. 

Die  Angaben  Uber  diesen,  jedem  Fremden  sofort  auffallenden 
Baum-  und  Waldcultus  der  Litauer  Hessen  sich  noch  vermehren, 
z.  B.  aus  dem  Berichte  des  Mönches  und  Missionärs  unter  den  Xe  - 
maiten,  Hieronymus  von  Prag ,  vom  J.  1431.  welcher  die  Heiden 
den  Baum  eine  sacra  dei  domus  nennen  lässt.  in  qua  diyinam  opem 
petere  consuevissent :  inde  pluvias,  inde  soles  obtinuisse :  nescire 
jam  quo  in  loco  deum  quaerant.  cui  domicilium  abstulerint :  abge- 
druckt aus  des  Enea  Silvio  Beschreibung  von  Europa  sammt  wei- 
teren Angaben  bei  W.  Mannhardt.  Der  Baumcultus  der  Germanen 


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A.  Brückner, 


und  ihrer  Nachbarstämme  Berlin  1875;  S.  36  f.  Mannhardt  er- 
klärt auch  die  Unverletzlichkeit  des  Baumes  oder  Haines  aus  der 
naiven  Gleichstellung  des  wachsenden  Baumes  und  lebenden  Kör- 
pers, wonach  die  dem  heiligen  Baume  zugefugten  Verletzungen  an 
den  entsprechenden  Gliedern  des  Verletzers  gerächt  wurden  u.s.w. 
—  So  ist  auch  die  Angabe  unserer  Quelle  zu  verstehen ,  wobei  je- 
doch Unzusammenhängendes  verwirrt  scheint,  nämlich  die  Unglück 
verheissende  Kreuzung  des  Weges  durch  einen  Hasen  und  die  Un- 
verletzlichkeit des  heiligen  Haines.  Das  eigentliche  Neue  unseres 
Berichtes  liegt  daher  in  den  Götternamen,  doch  ehe  ich  diese  selbst 
m  deuten  versuche,  theile  ich  die  zweite  auf  litauische  Mythologie 
bezugliche  Stelle  mit : 

B.  Küssen  und  Litauer  hatten  ein  Bundniss  geschlossen;  M en- 
do wg  hatte  dem  einen  Sohne  des  Danüo,  Roman,  das  litauische 
Gebiet  von  Nowogrödek  überlassen,  1255;  für  das  Jahr  1258  war 
eine  gemeinsame  Expedition  angesetzt,  man  sollte  sich  vor  der 
Damlo  unbotmässigen  Burg  WozwjagP,  im  Kiewer  Fürstcnthume. 
treffen.  Zur  anberaumten  Frist  erschienen  nun  vor  Wozwjagl'  die 
Küssen  unter  Danüo.  seinem  Sohne  Lew  und  seinem  Bruder  Wa- 
silko .  aber  nicht  die  Litauer  mit  Roman;  ohne  deren  Ankunft  ab- 
zuwarten, bemächtigte  sich  Danüo  des  Fleckens  und  zündete  ihn 
an,  nachdem  er  die  Einwohner  herausgeführt  und  als  Kriegsbeute 
unter  die  Seinigen  vertheilt  hatte.  Der  Chronist  fährt  nun  fort 
Polnoe  Sobranie  II,  195,  Palauzov  556) : 

Romanovi  ie  prisedsu  ko  gradu  i  Litve,  poteksi  na  gradi» 
Litvfc,  ni  vedesa  ni&bto  ie,  tokmo  i  golovnfc  ti  psy  tecjusce  po  go- 
rodiscu;  tuzachu  ze  i  plevachu,  posvojsky  rekusce:  janda,  vzy- 
vajusce  bogy  svoja  Andaja  i  Diviriksa,  i  vsja  bogy  svoja  poinina- 
jusee,  rekomyja  besi  d.h.  Als  nun  Roman  und  die  Litauer  zur  Burg 
;zura  Flecken)  gekommen  und  die  Litauer  auf  die  Burg  gelaufen 
waren,  und  sie  wussten  von  nichts,  nur  Feuerbrände  (waren  da?) 
und  Hunde,  die  Uber  die  Burgstätte  liefen;  sie  grämten  sich  nun 
und  spieen,  indem  sie  nach  ihrer  Weise  sprachen:  janda,  ihre 
Götter  aufriefen,  den  Andaj  und  Diwirix,  und  alle  ihre  Götter, 
nämlich  Unholde,  erwähnten. 

Die  Uebersetzung  bedarf  kaum  einer  Rechtfertigung,  statt  ve- 
desa ist  vielleicht  nach  südrussischer  Weise  viddsa  zu  lesen,  d.  h. 
sie  sahen  nichts  ausser  Feuerbränden  und  Hunden ;  über  ti  »und« 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


7 


vergleiche  man  z.  B.  Miklosioh  in  der  Einleitung  zum  Nestor  S.  XV: 
statt  tecjusce  hätte  man  tekusce  erwartet,  andere  Formen,  zu  denen 
tecjusce  gehören  wttrde.  sind  mir  unbekannt  :*die  um  ihre  Aussicht 
auf  Beute  gebrachten  Litauer  spieen  unter  Verwünschungen  aus : 
anders  vermag  ich  plevachu  nicht  zu  übersetzen . 

In  diesem  Bericht  ist  der  heimische"  Ausruf  der  Litauer, 
janda,  eng  verwandt  mit  einem  Götteroamen,  Andaj.  und  die  Nen- 
nung desselben  führt  dann  die  eines  anderen  Götternamens,  Diwi- 
rix,  natürlich  herbei.  Auf  diese  Weise  nennt  der  Chronist  an  dieser 
Stelle  zwei  Götternamen.  Vergleichen,  wir  nun  in  Bezug  auf  die- 
selben diese  Stelle,  B.  mit  der  vorhergegangenen.  A.  so  zeigt  sich 
sofort,  dass  der  Diwirix  von  B  identisch  ist  mit  dem  Diweriks  von 
A  und  unwillkürlich  steigt  in  uns  die  Vermuthnng  auf,  dass  auch 
znra  Andaj  von  B  eine  Entsprechung  in  A  vorhanden  sein  dürfte : 
Mendowg's  Schaaren  können  ja  ganz  wohl  dieselben  Götter  verehrt 
haben,  wie  ihr  eigener  Fürst.  In  A  scheint  nämlich  der  Chronist, 
nach  dem  Ton  der  Stelle  zu  schliessen,  alle  litauischen  Götter- 
namen, die  ihm  überliefert  waren,  aufgezeichnet  zu  haben :  in  B 
begnügte  er  sich  mit  der  namentlichen  WiederanfÜhrung  zweier 
derselben,  indem  er  auf  die  Übrigen  mit  vsja  bogy  svoja.  alle  ihre 
Götter,  hinwies,  während  er  in  A  vsja  nicht  gebraucht,  sondern 
statt  dieser  allgemeinen  Wendung  die  einzelnen  Namen  wirklich 
aufgeführt  hatte.  In  welchem  Namen  von  A  wir  den  Andaj  von  B 
zu  suchen  haben,  darüber  ist  kein  Zweifel  gestattet :  wie  in  B  »An- 
daj« vor  Diwirix  steht,  steht  in  A  Ni.nadej  vor  Diwirix ;  Andaj  und 
Ninadej  sind  offenbar  identisch.'  Eis  werden  somit  in  B  zwar  keine 
neuen  Götternamen  genannt,  aber  die  Stelle  behält  für  uns  ihre 
Wichtigkeit,  wenigstens  dadurch,  dass  sie  eine  neue  Lesart  liefert: 
N-wiadej  und  Andaj  einzeln  genommen .  scheinen  sich  aus  dem 
Litauischen  nicht  deuten  zu  lassen,  aber  »durch  zweier  Zeugen 
Mund*  können  wir  uns  der  Wr.hrheit  zu  nähern  versuchen.  Der 
Halbvocal  in  Ntnadej  kann  an  eine  falsche  Stelle  gerückt  sein,  er 
sollte  wohl  ursprünglich  n  und  d  trennen,  Über  welche  Function 
desselben  wir  bereits  gesprochen  haben,  so  ergiebt  sich  als  gemein- 
schaftliche Form  ein  .andej  oder  .andaj,  den  Anfangsconsonanten 
lassen  wfr  vorläufig  unbestimmt. 

Es  sind  uns  somit  von  dem  Chronisten  die  Namen  von  vier 
litauischen  Gottheiten  tiberliefert,  .andej  oder  .andaj,  Teljawelja 


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b 


A.  Brückner. 


oder  Teljawelb  (fem...  Diweriks  oder  Diwiriks,  Mfcjdejn.  Offenbar 
müssen  wir  zunächst  fragen,  ob  sich  nicht  in  demjenigen,  was  uns 
sonst  von  litauischer  Mythologie  überliefert  ist,  Entsprechungen 
dazu  auffinden  lassen:  dabei  denken  wir  natürlich  hauptsächlich 
an  dasjenige,  was  Lasicki  aus  den  Berichten  des  Laskowski  uns 
vermittelt  hat. 

Vergleicht  man  den  Bericht  des  Laskowski  mit  der  Angabe 
der  Chronik,  so  fällt  sofort  auf,  wie  wenig  sie  übereinstimmen : 
aber  es  wäre  gefehlt,  wollte  man  diesen  Umstand,  da  die  Angaben 
der  Chronik  ganz  unverfänglich  scheinen ,  zu  einer  Verdächtigung 
des  Laskowski  schen  Berichtes  ausnutzen.  Es  ist  ja  bekannt,  wie 
misstrauisch  man  sich  Einzelnheiten  dieses  Berichtes  gegenüber 
verhielt  oder  verhält,  man  sprach  von  Mystificationen ,  völligem 
Unverständnis8 ;  einzelnes  musste  in  der  That  grosse  Bedenken  er- 
regen, und  so  begann  man  den  Werth  dieser  wichtigsten  Urkunde 
lituslavischer  Mythologie  zu  unterschätzen.  Aber  die  Angaben  der 
Chronik  stimmen  zu  allem  anderen,  was  uns  von  litauischer  oder 
preussischer  Mythologie  Uberliefert  wird,  nur  noch  weniger;  ent- 
täuscht vermissen  wir  vor  allem  jede  Erwähnung  der  sogenannten 
litauischen  Hauptgottheiten,  wie  kommt  dies? 

Die  Hauptmasse  unserer  Berichte  Uber  litauische  und  preussi- 
sche  Mythologie  stammt  aus  dem  XVI.  Jahrh. ,  ist  somit  um  drei 
Jahrhunderte  jünger,  als  die  Angabe  der  Chronik,  und  zwar  sind  es 
Jahrhunderte,  in  welchen  der  Einfluss  christlichen  Glaubens  un- 
verkennbar ist.  so  wird  diesem  die  Ausbildung  des  Pykülas  als  des 
bösen  Geistes  zuzuschreiben  sein,  wie  dies  auch  beim  Diabol  der 
Luticen  der  Fall  war;  derselbe  Einfluss  dürfte  z.  B.  bei  der  Vor- 
stellung von  Auxtheias  wissagistis,  d.  i.  deus  omnipotens  atque 
summ us  mitgewirkt  haben.  Aber  neben  diesem  Unterschiede  der 
Zeit  ist  derjenige  des  Ortes  besonders  zu  berücksichtigen ;  Brauch 
und  Glaube  differirten  bei  Preussen,  Litauern,  Letten,  wie  wir  dies 
schon  an  den  Namen  der  Gottheiten  ersehen,  die,  Uberliefert  bei 
den  einen,  den  anderen  völlig  unbekannt  scheinen.  Dieser  Unter- 
schied kann  sich,  wenn  auch  in  geringerem  Masse ^  in  Litauen 
selbst  wiederholt  haben,  namentlich  zwischen  der  Zemoite  .und 
AukBtotc,  die  nicht  nur  topographisch,  sondern  auch  politisch  ge- 
trennt waren.  Es  bezieht  sich  nun  der  Bericht  des  samogitischen 
Revisors  oder  Lustrators  Laskowski  ausschliesslich  auf  die  Zemoite : 


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Beitrüge  zur  litauischen  Mythologie. 


die  Angabe  der  Chronik  dagegen  ausschliesslich  auf  die  Aukstote, 
denn  Mendowg.  von  dessen  Götterglauben  sie  erzählt,  war  ur- 
sprünglich nur  Stammftlrst  in  der  Aukstote.  welcher  z.  B.  1252  mit 
den  Zemaiten  gekämpft,  ihre  Fürsten  vertrieben  hat.  wie  wir  dies 
aus  der  Chronik  selbst  erfahren.  Endlich  dürfen  wir  ohne  Weiteres 
annehmen,  dass  die  Angabe  der  Chronik  die  Zahl  der  in  der  Auk- 
stote im  XIII.  Jahrh.  verehrten  Götter  nicht  erschöpft. 

Alle  diese  Umstünde  zusammengehalten  erklären  somit  die 
mangelnde  Uebereinstiramung  zur  GenUge.  hierzu  kommt,  dass  bei 
näherer  Prttfung  dieser  Mangel  doch  nicht  so  vollständig  ist. 

In  einer  »Gottheit«  treffen  nämlich  Laskowski  und  die  Chronik 
sofort  zusammen,  der  Hasengott  Mejdeju  der  letzteren,  der  Haine 
heiligt,  wiederholt  sich  bei  Laskowski  in :  modeina  et  ragaina  syl- 
uestres  sunt  dij  (Ausgabe  von  1615.  S.  47  .  Der  Name  ist  klar; 
lit.medis  heisst  Baum,  aber  in  den  übrigen  Dialecten  ist  die  ältere 
Bedeutung  Waid  erhalten,  lett.  meis  Wald,  Gehölz  Ulmann  i.  h.  v.), 
preuss.  median  Wald  (Vocabular* ;  lit.  medinis,  dem  unser  Mejdejn, 
für  'Medejn  verschrieben  oder  verhört,  und  Modeina  fUr  "Medeina 
am  nächsten  kommen,  bedeutet  neben  »hölzern«  auch  »im  Walde 
befindlich,  wild«,  daher  medlue  kiaüle  Wildschwein,  lettisch  meza 
(Genetiv  von  meis)  cüka  u.  s.  w.:  vgl.  im  Lettischeu  mezons  oder 
mezans  ein  Waldteufel.  Der  »Waldteufel«  spukt  noch  im  modernen 
Litauen:  in  der  Sammlung  Veckenstedt's  s.  u.  finden  wir  ihn 
unter  mehreren  Namen  und  Gestalten,  als  medinis  wälnis.  als 
Mann  oder  Frau  medinis  if  medinö .  als  wilder  Bock  oder  Ziege 
medinis  ozys.  als  zondis  wegen  seines  starken  Gebisses :  er  schützt 
Wald  und  Wild:  er  jagt  es:  führt  den  Menschen  im  Walde  irre 
oder  bannt  ihn  an  und  in  einen  Baum :  befragt  ihn  Uber  die  Pflege 
des  Waldes ,  ringt  mit  ihm  und  zwingt  ihn  zu  dienen :  wohnt  in 
Höhlen,  bei  Metallen,  daher  sein  Reichthum:  hat  übermenschliche 
Kraft  und  Stimme :  sein  böses  Wesen  tritt  besonders  in  der  Nacht 
hervor.  Aus  dem  Volksglanben  der  Slaven  bieten  sich  leicht  Pa- 
rallelen, z.  B.  der  russische  lesij:  über  das  Wesen,  die  gemein- 
schaftlichen Züge  dieser  Waldgeister  vgl.  Mannhardt  a.  a.  0. 

Anf  Grund  dieser  einen,  klaren  Uebereinstimmung  versuchte 
Mierz ynski  (in  dem  Aufsatz :  Jan  Lasicki.  Zrüdto  do  Mytologii  Li- 
tewskiej.  im  Rocznik  ces.  kröl.  Towarzystwa  naukowego  krakow- 
skiego.  Krakau  1870.  S.  1  — H)2)  auch  die  übrigen  Namen  der 


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10 


A.  Brückner, 


Chronik  mit  den  bei  Lasicki  angegebenen  zu  identificiren :  er  fol- 
gerte aus  Nuiadevi  einen  »Numadjewas  Hausgott«,  zu  dem  Haus- 
gott  nnmeias  des  Lasicki ,  und  deutete  Teljaweli  als  gleich  dem 
Tavvals  deus  auctor  facultatum  desselben ,  was  wieder  nur  ein 
tcwelis  Väterchen  sein  sollte,  etwa  als  Anrufung  des  göttlichen 
Gebers  duotojas.  Damit  ist  nun  wenig  anzufangen,  wir  milssen  es 
anders  versuchen. 

Wir  hatten  oben  eine  Form  .  andej  oder  .  andaj  erschlossen ; 
im  Anlaute  fanden  wir  daneben  ein  j  in  janda;  Nmadej  für  Nan-B- 
dej  giebt  keinen  Aufschluss,  ebensowenig  giebt  es  irgend  ein  pas- 
sendes litauisches  Wort  mit  j  oder  a.  Es  bleibt  nur  eine  Möglich- 
keit, für  den  Anlaut  g :  vielleicht  lässt  sich  gerade  wegen  der  west- 
russischen Aussprache  des  g  als  h  das  Schwanken  im  Anlaute  er- 
klären ;  das  so  erschlossene  G andej  oder  Gandaj  können  wir  dann 
in  Lasicki  auffinden.  Nachdem  derselbe  berichtet  hatte,  dass  die 
männliche)  Jugend  dem  Pizius  bei  der  Zuführung  der  Braut  opfert, 
fahrt  er  fort :  pnellae  quoque  quendam  Gondu  adorant  et  inuocant 
8.  47 ;  Angaben  Uber  den  Gondu  finden  wir  bei  Veckenstedt  I. 
S.  154 — 156,  doch  mag  ich  dieselben  nicht  verwerthen,  warum,  ist 
unten  auseinandergesetzt.  Wer  diese  mächtige  Gottheit  war,  wird 
sie  doch,  falls  unsere  Voraussetzungen  nicht  trugen,  in  der  Chronik 
vielleicht  nicht  bloss  zufällig  an  erster  Stelle  genannt,  darüber 
könnte  uns  nur  noch  die  Deutung  ihres  Namens  belehren.  Gand- 
könnte  im  lettischen  gods  »Ehre,  Ruhm;  Ehrenhaftigkeit;  Anstand, 
Höflichkeit;  Festigkeit,  Schmaus«  (Ulmann  i.  h.  v.);  güdät  ehren, 
verehren:  güdigs  ehrbar:  güdiba  Majestät  u.a.  wiederkehren,  aber 
/.emaitisches  göda  Lob,  Ehre:  god6ti  ehren,  preisen  'Nessel  mann; 
wiese  hin,  dass  dieses  lettische  &  nicht  lit.  an,  sondern  lit.  ü  ent- 
spricht. Aus  dem  Preussischen  ist  uns  ein  gand-  in  einer  Reihe 
von  Personennamen  Uberliefert,  Bezzenberger  (Die  Bildung  der  alt- 
prenssischen  Personennamen,  Altpreussische  Monatsschrift  XIII, 
Königsberg  1876,  S.  31  des  Abdruckes)  fuhrt  Gande,  Gandiko, 
Gandil,  Gandit,  Gandois;  Genderik,  Gändobxo ;  lgande,  Napra- 
gando,  Nergunde  an ;  Uber  etwaige  litauische  Personennamen  werde 
ich  an  einem  anderen  Orte  handeln.  Dagegen  tritt  gand-  im  Li- 
tauischen in  der  Zusammensetzung  neganda  oder  negande  oder  ne- 
gandasauf,  »Unglück,  Unheil,  Unfall«  (Nesselmann)  »der  Schrecken 
oder  eigentlich  das  was  Schrecken  verursacht«  fKurscbat) ;  daher 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


II 


wollte  Bezzenberger  den  Gondu  de«  Lasicki  (bei  Veckenstedt  II. 
S.  254  etwa  als  Gegensatz  zn  neganda  »Unglück.«  fassen.  Dass 
wir  jedoch  ein  litauisches  *ganda  Schrecken  anzusetzen  haben,  be- 
weist das  davon  abgeleitete  gandinti  schrecken,  straszyc,  nugan- 
dinti  na  straszyc-.  perganditi  przestraszyc.  reflexiv  iszsignstti  ich  er- 
schrecke, iszgqstis  Schreck,  gandykle  Scheuche;  ich  erkenne  es 
wieder  in  jenem  janda,  welches  der  Chronist  die  enttäuschten  Li- 
tauer ausstossen  lässt.  Eine  Weiterableitung  desselben  *ganda 
konnte  dann  der  Name  jenes  Gottes  sein,  an  den  man  sich  um  Ab- 
wehr des  Schreckens,  Unheils  wandte,  also  vielleicht  eines  Schick- 
salgottes, bei  dem  auch  Mädchen  Glück  fUr  die  Braut  oder  für  sich 
erbeten  konnten.  *Ganda  hängt  wohl  nicht  zusammen  mit  gendü 
gedaü  gesiu  gesti  »entzweigehen  oder  schadhaft  werden,  von  einem 
Mechanismus:  euphem.  tibertragen  auf  verwesen,  vom  mensch- 
lichen Leichnam«,  dazu  das  Causativ.  gadinü  »ein  mechanisches 
Werkzeug  beschädigen«,  vgl.  ziegorius  pagedes  die  Uhr  ist  schad- 
haft und  käs  mano  zicgoriu  pagadino  wer  hat  meine  Uhr  entzwei 
gemacht?  bei  Kurschat  i.  h.  v. :  wozu  hingehören  könnte  g&da 
Scham,  Schande,  ged&tis  sich  schämen  —  poln.  zadzic  sin  sich 
ekeln,  zadny  hässlich.  Oder  soll  man  dieses  Uganda  und  den 
Götternamen  von  einander  trennen,  den  Götternamen  (sammt  dem 
lett.  güds?  mit  slavisch  god**  xaiqog  vergleichen;  die  Vocalver- 
bältnisse  wären  dann  aufzufassen,  wie  z.  B.  im  Slavischcn  selbst 
zwischen  *stqpi>  Schritt  und  stopa  (zu  step-  in  stepeni>,  lit.  stipinis 
Stollen,  Stütze  an  einer  Schleife,  stiprüs  stark  u.  s.  w.)  ? 

Von  den  beiden  übrigen  Namen,  offenbar  Composita,  weiss  ich 
nur  je  einen  Theil  zu  deuten:  in  Diweriksi,  liegt  wohl  diewas,  in 
Teljawelja  vielleicht  dasjenige  wel-  vor,  zu  dem  vielona  deus  ani- 
marum  des  Lasicki.  wel£s  »Subst.  fem.  Plur. ,  in  Samogit.  die 
geisterhaften  Gestalten  der  Verstorbenen,  auch  wohl  überhaupt 
geisterhafte  Wesen  wie  die  laümes.  Bei  Pilkallen  wurde  gesagt: 
während  die  Wöchnerin  ohne  Licht  schläft,  werden  die  weles  kom- 
.raen  und  das  Kind  vertauschen«  Kurschat  vgl.  welüs  spät  u.  s.w.), 
gehört  oder  das.  in  welinas  (w^lnias  weis)  Teufel  vorliegt.  Rikst 
kann  ich  nicht  mit  preussisch  rikis  Herr  also  »Götterherr«)  ver- 
knüpfen ,  weil  die  russischen  Quellen  den  litauischen  Auslaut  des 
Nominativus  Sing,  stets  fortlassen,  wir  somit  nach  jeder  Analogie 
ein  'divirik-B  erwarten  würden;  sollte  hier  eine  sonst  unerhörte 


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12 


A.  Brückner. 


Ausnahme  oder  eine  Weiterbildung  mit  s  vorliegen  1  oder  ist  es  ein 
*diewarykszte\  vgl.  orarykszt*  Regenbogen?  oder  hängt  es  mit 
reiszkiu  reiszkiau  r&ksziu  reikszti  offenbaren  durch  ein  *reiksztas 
zusammen:  was  den  Wechsel  in  der  Stellung  des  Sibilanten  rei 
szkiau  -  reikszti  betrifft .  sei  angemerkt .  dass  im  Litauischen  die 
Lautfolge  -szkt-,  -szks-  zu  -kszt-,  (-kszs-)  -ksz-  umspringt,  z.  B. 
brekszta  breszko  breksz  brekszti  anbrechen,  vom  Tage,  dienös 
breszkimas  Tagesanbruch,  vgl.  poln.  brzask;  trieszkiu  triekszti 
quetschen,  pressen,  vgl.  poln.  trzask;  troksztu  tröszkau  dürsten: 
bloszkiü  blökszti  zur  Seite  schleudern ;  czerszkiu  czefkszti  schril- 
lend tönen,  ebenso  bei  s.  z:  dreskifi  dreskiaü  dreksiu  dreksti  mit 
einem  Ruck  reissen ;  mezgü  mek  sti  stricken :  teszkiü  tokszti  aus- 
einanderspritzen u.  8.  w.  Was  Teljawelja  anbelangt,  so  könnte 
allenfalls  im  ersten  Theile  kelias  Weg  stecken,  einen  kielu  dziewos 
als  Wegegott  nennt  Stryjkowski  (Kronika  etc.  I.  146  der  Ausgabe 
von  1846)  ausdrücklich:  kelun  diewas  und  kelun  welnis  Wegegott 
und  Wegeteufel,  kommt  in  der  Sammlung  Veckenstedt  s,  der  dazu 
aus  Prätorius  »kellukis.  Schützer  der  Wege«  citirt.  mehrfach  vor. 
entweder  als  blosser  Plagegeist,  der  Nachts  den  Wanderer  durch 
Blendwerk  bis  zum  ersten  Hahnschrei  neckt  und  quält,  oder  als 
gütiger,  mächtiger  Helfer,  dessen  Schutz  durch  ein  Opfer  erkauft 
werden  kann.  Hält  man  dagegen  an  dem  t  fest,  so  dürfte  man  an 
eine  Zusammensetzung  mit  töli  fern,  denken,  vgl.  die  griechischen 
Composita  mit  t#]A«  u.  a..  dann  ergäben  sich  fttr  den  zweiten  Theil 
wieder  mehrere  Combinationen. 

So  vermag  ich  keinen  festen  Anhaltspunkt  zu  gewinnen:  es 
wird  wohl  ein  anderer  glücklicherer  Rather  werden. 

II. 

Dasjenige,  was  uns  bisher  von  der  Mythologie  der  Litauer 
Uberliefert  war,  wies,  wie  bei  den  Slaven,  nur  in  wenigen  Fällen 
darauf  hin.  dass  ihr  Glaube  bereits  derartige  anthropomorphische 
Gebilde  geschaffen  hätte,  welche  in  den  Mythen  anderer  arischer 
Völker,  oft  nachdem  sie  eine  Reihe  von  Wandinngen  durchgemacht, 
den  Mittelpunkt  ganzer  Sagenkreise  ausmachen:  das  meiste  uns 
bekannte  verrieth  einen  fast  rohen  Dienst  der  Natur,  deren  Kräfte 
sich  kaum  von  den  Erscheinungen ,  in  denen  sie  zu  Tage  treten. 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie 


losgelöst  haben:  daher  aneh  die  Durchsichtigkeit  und  Farblosig- 
keit  der  meisten  Personificationen,  nach  Gestalt  und  Namen,  z.  B. 
derjenigen,  welche  Lasicki  angiebt ;  so  erscheint  bei  ihm  und  an- 
deren neben  einem  Mediois  =  Silvanus  ein  Ezerinis,  lacuum  deus, 
Upinis  (dziewos)  fluminum  deus,  Keliü  dziewos  viarum  deus 
u.  dgl.  m.;  so  gross  auch  die  Menge  von  allerlei  Uberirdischen 
Wesen  war,  welche  dem  Litauer  den  Haushalt  der  Natur  bevölker- 
ten, die  eigentliche  Mythen  und  Sagen  bildende  Phantasie  schien 
ihm  bisher  in  geringerem  Masse  verliehen  gewesen.  Dass  diese 
landläufige  Ansicht  irrthümlich  wäre,  sollte  erst  in  der  Gegenwart, 
nachdem  schon  vier  oder  fünf  Jahrhunderte  seit  der  Bekehrung  der 
Litauer  zum  Christenthume  verflossen  sind,  durch  eine  Sammlung 
litauischer  Mythen  und  Sagen  aus  dem  Munde  des  Volkes  erwiesen 
werden.  Wie  mit  einem  Zauberstabe  berührt,  belebt  sich  auf  ein- 
mal vor  unseren  Augen  der  ganze  litauische  Olymp;  Kämpfe  der 
Götter,  Engel  und  Riesen  erfüllen  die  Luft;  der  Donnerer  wird 
unter  Gesang  und  Mosik  von  einem  herrlichen  Gefolge  geleitet; 
Himmlische  erweisen  Sterblichen  ihre  Huld,  statten  sie  mit  Ge- 
schenken, Erfindungen  aus,  so  kommt  das  Feuer  auf  Erden,  so 
lernen  diese  den  Gebrauch  des  Pfluges;  Götterschmiede,  der  Götter- 
bote, Götteradler, Zauberrosse,  Zauberwagen,  Götterpaläste  u.  s.w., 
alles  in  prächtigen  Farben,  dass  wir  uns  mitunter  aus  dein  einför- 
migen, dttsteren  Norden  in  die  ewig  blühende  und  sonnige  Götter- 
welt der  Griechen  versetzt  wähnen  könnten.  Ja,  während  bisher 
von  keinem  sIr-vischen  oder  litauischen  Volke  eine  Ueberlieferung 
seines  Ursprunges  erhalten  war,  bekommen  wir  die  ausführlichste 
Stammsage  der  Zamaiten«  und  es  scheint  kaum  zweifelhaft,  »dass 
dieselbe  uns  schmerzlich  die  poetische  Form  vermissen  lässt,  welche 
sie  ursprünglich  gehabt  haben  wird«.  Mit  einem  Worte :  »mehr  als 
hundert  Gestalten  der  iamaitischen  Mythologie  und  Sagenwelt, 
welche  bisher  der  Forschung  ganz  unbekannt  waren,  oder  von 
denen  man  wenig  mehr  als  den  Namen  wusste,  sind  der  Wissen- 
schaft erschlossen«.  Wie  ist  nun  dieser  Schatz  gehoben,  wie  das 
Schweigen  des  Volksmundes  gelöst  worden  ?  wer  der  glückliche 
Finder  gewesen? 

Alle  diejenigen,  selten  Einheimische ,  meist  Fremde,  welche 
bisher  Ueberlieferungen  aus  dem  Munde  des  modernen  litauischen 
Volkes,  Lieder.  Sagen,  Märchen,  Sprüche  u.  s.w. gesammelt  haben, 


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14 


A.  Bruckner, 


haben  uns  fast  stets  nur  Material  geboten,  zu  dem  die  Parallelen 
ans  jedem  anderen  modernen  Volkßthume  sich  ohne  Weiteres  nach- 
weisen Hessen ;  es  war  mit  den  geringsten  Ausnahmen  nur  bekann- 
tes, gewöhnliches  Gebiet,  auf  dem  wir  uns  hierbei  bewegten,  und 
manches  von  demjenigen,  das  Uber  dieses  Mass  hinausging,  er- 
weckte nur  geringes  Vertrauen,  z.  6.  die  reichen  Mittbeilungen  des 
Narbut ;  sein  Lied  an  die  milenka  Liethua,  droga  wolnosci,  skryiai 
si$  w  niebios  przestrzeniu  etc.  (L  55)  oder  an  den  Pilwitis  (I.  51), 
oder  vom  Kaunis  (I.  92j  u.  a.  ist  als  unecht  abzuweisen  gewesen. 
Nach  ihm  war  es  einem  Deutschen  vorbehalten,  diese  Seite  unseres 
Wissens  vom  litauischen  Volksthum  in  ganz  erstaunlicher  Weise 
zu  bereichern. 

Dr.  Edmund  Veckenstedt  war  vor  einigen  Jahren  mit  einer 
äusserst  reichhaltigen  Sammlung  von  Sagen  und  Brauchen  des 
Lausitzer  Volkes,  namentlich  auch  der  dortigen  Serben  (Wendische 
Sagen,  Märchen  und  abergläubische  Gebräuche,  Graz  1880)  aufge- 
treten ;  bei  dieser  Sammlung ,  welche  im  Verlaufe  von  Jahren  er- 
wachsen war,  war  er  zuerst  von  seinem  Heimathsdorfe  Vehlitz  bei 
Leitzkau  ausgegangen  und  hatte  später  einen  ganzen  Kreis  von 
Mitarbeitern  um  sich  zu  vereinigen  gewusst,  Serben  und  Deutsche, 
Lehrer,  Schüler  und  Bauern,  indem  ein  jeder  von  ihnen  den  eigenen 
Heimathsbezirk  auszuforschen  hatte  und  V.  selbst  das  gesammelte 
Material  controlirte  und  ergänzte.  Dieselbe  höchst  rationelle  Me- 
thode befolgte  nun  V.  bei  einer  Sammlung  litauischer  Sagen;  er 
hatte  eine  Stelle  am  Nicolaigymnasium  zu  Li  bau  in  Kurland  ange- 
nommen und,  nachdem  er  von  hier  aus  verschiedene  Reisen  im 
Gouvernement  Kowno  unternommen  und  eine  Reihe  von  Verbin- 
dungen angeknüpft  hatte,  verfügte  er  bald  über  eine  so  stattliche 
Zahl  von  Mitarbeitern,  hauptsächlich  Lehrer  und  Schüler,  auch 
Pfarrer  und  Gutsbesitzer,  und  in  Folge  dessen  Uber  eine  solche 
Fülle  von  Material,  dass  er  »viele  Hunderte  von  Varianten  zurück- 
behalten konnte«.  So  ist.  nach  fast  vierjähriger  Arbeit,  als  Gegen- 
stück zu  seinem  Wendenwerke  das  Zamaitenwerk  entstanden,  auf 
•welches  »unsägliche  Mühe  verwandt  worden  ist«.  Im  Drucke  er- 
schien dasselbe  unter  dem  Titel:  Die  Mythen,  Sagen  und  Legenden 
der  Zamaiten  (Litauer) .  Gesammelt  und  herausgegeben  von  Dr. 
Edm.  Veckenstedt,  Oberlehrer  der  alten  Sprachen  am  Nicolai- 


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Beitrüge  zur  litauischen  Mythologie 


15 


Gymnasium  zu  Libau  (Kurland).  Erster  Band,  IV  und  307  88., 
zweiter  Band,  IV  und  345  SS.  S°.  Heidelberg  1883. 

Diese  Sammlung  V.'s  bietet  nun,  wie  ich  schon  im  Eingange 
erwähnt  habe,  so  viel  Ueberraschendes,  Ungewöhnliches,  Neues, 
dass .  wer  nur  sich  mit  litauischer  Mythologie  beschäftigt,  die  Not- 
wendigkeit fühlt,  sich  mit  dem  Inhalte  dieser  Sammlung  auseinan- 
derzusetzen, und  damit  verbinde  ich  einen  Bericht  Uber  Art  und 
Stoff  derselben. 

Ein  äusserer  Umstand  erweckt  sofort  unser  Bedauern.  Dem 
in  lateinischen  Buchstaben  gedruckten  Wendenwerke  V.'s  waren 
wenigstens  im  Anhange  Sagen  in  serbischem  Original  beigefügt 
worden ;  das  in  deutschen  Buchstaben  gesetzte  Zamaiten werk  da- 
gegen entbehrt  auch  eines  solchen  Anhanges.  Der  Grund,  warum 
V. ,  ausser  blossen  litauischen  Namen  und  diesen  wieder  in  deutschen 
Buchstaben  nichts  im  lit.  Originaltext  mitgetheilt  hat,  ist  dieser, 
-dass  es  in  Russland  geboten  ist ,  Werke  der  litauischen  Sprache 
mit  russischen  Lettern  zu  drucken.  Ein  so  gedruckter  Anhang 
würde  das  Werk  nur  vertheuern,  für  die  meisten  Leser  verlorene 
Mühe  bedeuten  ....  endlich  decken  sich  in  der  geforderten  Weise 
Lautwerth  und  Schriftzeichen  mehr  als  unvollkommene«.  Bei  dieser 
strengen  Aechtung  jedes  lateinischen  Buchstabens  verzichtete  daher 
auf  irgend  welche  Mittheilung  eines  litauischen  Textes  der  Heraus- 
geber ,  welcher  seinem  Buche  auch  in  Russland  Eingang  zu  ver- 
schaffen wünschte ,  wo  schon  sein  Wendenwerk  solchen  gefunden 
hatte.  —  Ich  habe  den  Verf.  seinen  Entschluss  mit  seinen  eigenen 
Worten  motiviren  lassen,  aber  seine  Gründe  scheinen  mir  eher  Aus- 
flüchte ;  denn  einmal  werden  in  Russland  litauische  wissenschaft- 
liche Sachen  auch  mit  lateinischen  Buchstaben  gedruckt,  ich  er- 
innere nur  an  die  in  Kazan  und  Petersburg  gedruckten  Sammlungen 
der  Brüder  Juskevic;  das  allerdings  unendlich  beklagenswerte 
Verbot  lateinischer  Schrift,  an  welcher  der  Litauer  so  innig  hängt, 
trifft  nur  die  Literatur  fürs  Volk ;  aber  gesetzt  den  Fall,  dass  dem 
Verf.  Schwierigkeiten  wegen  des  lateinischen  Druckes  gemacht 
worden  wären,  so  hätte  er  zur  Grazdanka  greifen  sollen ;  die  Furcht, 
ein  so  gedruckter  Anbang  würde  eine  »mit  sieben  Siegeln  verschlos- 
sene« Arbeit  werden,  ist  ganz  unbegründet,  ich  könnte  denjenigen 
Gelehrten  —  und  nur  für  Gelehrte  kann  der  litauische  Originaltext 
bestimmt  sein  —  nur  lebhaft  bedauern ,  der  sich  durch  nissische 


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16 


A.  Brückner, 


Lettern  abschrecken  Hesse.  Dass  ich  nun  den  litauischen  Text  so 
sehr  vermisse ,  geschieht  nicht  aus  blosser  Liebhaberei :  es  wäre 
zwar  an  und  für  sich  erwünschter,  z.  B.  der  Originaltext  als  die 
blosse  Uebersetznng  von  dem  Spruche  an  den  Wegegott  (II.  52) 
»Lass  mich  nicht  in  diesem  Unglück  zu  Grunde  gehen;  bin  ich  zu 
Hause,  so  will  ich  dir  auf  dem  Felde  ein  Feuer  anzllnden  und  die 
Flammen  mit  einem  schönen  Thiere  spielen  lassen«  oder 
von  einem  anderen  Spruche,  aber  hierbei  könnten  wir  uns  ja  noch  mit 
der  deutschen  Fassung  allein  begnügen,  doch  bedenklich  wird  dieser 
Umstand  dort,  wo  im  deutschen  Texte  Dinge  passiren,  die 
in  einem  litauischen  wohl  unmöglich  wären.  Z.B.  1. 154ff. 
werden  zwei  Sagen  von  einem  Gotte  Namens  Gondu  mitgetheilt; 
diese  Form  »Gondu«  wiederholt  sich  nun  vielfach  als  Nominativ, 
einmal  heisst  es  auch  »von  Gondu«.  Wie  verträgt  sich  nun  diese 
Form  mit  litauischer  Sprache  ?  Ein  Nominativ  Sing,  gondu  ist  ja 
unmöglich:  unter  den  verschiedenen  litauischen  Endungen  des- 
selben Hesse  sich  höchstens  -ü  vergleichen,  von  -n-,  -r-.  -s-Stäm- 
roen;  aber  diese  bleibt  ü  bei  V.,  z.  B.  in  Mienu.  Unwillkürlich 
erinnert  man  sich  an  den  Gondu  des  Lasicki :  von  Lasicki  aller- 
dings erwartet  und  fordert  man  keine  genaue  Fixirung  der  En- 
dungen, und  so  scheint  auch  sein  Gondu  irgendwie  verderbt,  was 
bei  V.  ausgeschlossen  ist  :  muss  man  da  nicht  unwillkürlich  etwas 
skeptisch  werden,  z.  B.  annehmen,  dass  »Gondu«  erst  aus  dem 
Texte  des  Lasicki  in  denjenigen  V.'s  gerathen  ist? 

Ebenso  misslich  finde  ich  den  Umstand,  dass  den  einzelneu  Sagen 
nicht  beigefügt  ist,  aus  wessen  Munde  sie  stammen ;  es  entschuldigt 
sich  deswegen  der  Verf.  (U.  249),  indem  er  angiebt,  dass  mitunter 
sein  »Erzähler  ausdrücklich  verlangt  hat,  dass  sein  Ort  nicht  ge- 
nannt werde,  damit  ihm  aus  seinen  Mittheilungen  bei  etwaigen 
Nachforschungen  nicht  etwa  Verlegenheiten  erwüchsen«.  Aber  mir 
würde  in  diesem  Falle  —  der  Grund  dieser  Besorgniss  ist  übrigens 
nicht  klar,  die  Sammlung  bietet  kaum  etwas  verfängliches  —  die 
Angabe :  von  x  aus  y,  genügt  haben,  ich  möchte  nur  der  leichteren 
•Controle  halber  erfahren,  was  alles  dieser  x  erzählt  hat,  es  sind  ja 
mitunter  curiose  Sachen  dabei.  Einmal  (II.  244)  giebt  der  Verf. 
an,  von  wem  schliesslich  die  »Stammsage  der  Zamaiten«  erzählt 
worden  ist :  sofort  klärte  mir  diese  Angabe  vieles  auf,  was  mir  an 
der  Sage  selbst  aufgefallen  war:  wir  werden  darauf  noch  zurück- 


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Heiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


17 


kommen.  So  wichtig  wird  es,  zwischen  den  einzelnen  Erzählern 
zu  unterscheiden ;  in  der  Sammlung  dagegen  ist  jeder  Unterschied 
vollständig  verwischt,  sie  ist  wie  aus  einem  Gpsse  gefertigt. 

Noch  ein  äusserlicher  Umstand  sei  erwähnt;  der  Verf.  giebt 
Erklärungen  der  litauischen  Namen ;  dieselben  sind  so  lange  richtig, 
so  lange  blosses  Aufschlagen  des  Nesselmannschen  Wörterbuches 
zur  Uebersetzung  des  Namens  genügt ;  wo  dies  nicht  hinreicht  und 
der  Verf.,  nach  Aufzählung  der  bisherigen  Versuche,  einen  eigenen 
wagt,  mis8lingt  er  völlig:  es  hätte  der  Verf.  offenbar  darauf  ver- 
zichten sollen. 

Gehen  wir  nunmehr  auf  den  Inhalt  der  Sagen  ein. 

£in  Theil  derselben  gestaltet  sich  zu  einer  förmlichen  Recht- 
fertigung oder  Erläuterung  der  Angaben  des  Lasicki :  mehrere  von 
Lasicki  bloss  genannte  oder  kaum  characterisirte  Gottheiten  treten 
nämlich  in  den  Sagen  V. 's  auf,  ihreAction  gewährt  uns  den  tieferen 
Einblick  in  ihr  Wesen,  welcher  uns  bisher  für  immer  verschlossen 
schien  —  aber  es  geschieht  dies  zuweilen  unter  Umständen ,  die 
auch  den  Unbefangensten  befremden  müssen.  Beginnen  wir  z.  B. 
mit  Gondu.  lasicki  nennt  die  von  der  männlichen  Jugend  bei  der 
Zuführung  der  Braut  angerufene  Gottheit  des  coitus  und  fährt 
fort:  puellae  quoque  qnendam  Gondu  adorant  et  inuocant.  Bei  V. 
finden  wir  nun  zwei  Sagen  von  Gondu;  in  der  einen  bringt  Gondu 
ein  Paar  zusammen,  er  hält  nämlich  den  armen  Freier,  dem  die 
reichen  Eltern  die  Hand  ihrer  Tochter  verweigert  hatten,  vom  Ver- 
suche des  Selbstmordes  zurück  und  verschafft  ihm  seine  Geliebte ; 
in  der  anderen  erscheint  Gondu  selbst  als  Freier  eines  schönen  Mäd- 
chens and  legt  dabei  sein  Incognito  mit  den  Worten  ab :  »Ich  bin 
Gondu:  mir  sind  die  Mädchen  lieb  und  ich  beschütze  sie«.  Man 
wird  mir  wohl  zugeben,  dass  diese  Uebereinstimmung  doch  merk- 
würdig auffällt,  wobei  ich  ganz  davon  absehen  will,  was  oben  auf 
Grund  anderer  Zeugnisse  über  diese  Gottheit  vermuthet  worden  ist. 
Dieses  befremdende  Zusammentreffen  wiederholt  sich  nun  mehr- 
fach :  Lasicki  erwähnt  einen  Alabathis  quem  linum  pexuri  in  auxi- 
lium  voeant;  bei  V.  finden  wir  I.  173  f.  Alabatis  und  Alabata  in 
derselben  Function,  sie  beschenken  die  fleissige  Spinnerin,  strafen 
die  mtissige;  aber  der  Unterschied  ist,  dass  die  Un Verständlichkeit 
dieses  Namens  bei  Lasicki  auch  auf  einer  blossen  Verhörung  oder 
einem  Druckfehler  beruhen  kann ,  was  bei  V.  ausgeschlossen  ist. 
IX.  2 


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IS 


A.  Brückner, 


Derfintos  pacem  conciliat  heisst  es  bei  Lasicki;  daes  der  Name 
irgendwie  verderbt  ißt,  zeigt  schon  das  nnlitanische  f  an,  man  ver- 
muthetc  dahinter  ein  derintojis  conciliator,  Veckenstedt  selbst  ver- 
gleicht tarpininkas  Vermittler)  ohne  zn  beachten,  dass  in  seiner 
Sammlung  der  Gott  als  Derpintns  auftritt,  1*  154  u.  ö\,  welcher 
Feinde  versöhnt,  Friedfertige  schützt  n.  8.  w.,  aber  wie  sollte  der 
litauische  Gewährsmann  Veckenstedt's  gerade  auf  diese  Form  ge- 
rathen,  die  bis  auf  das  p  statt  des  f  an  Lasicki  mahnt  ?  Breksta 
dea  tenebrarum  gab  Lasicki  an,  wozu  man  das  Verb,  impers.  brek- 
sztaestagt,  dämmert,  stellt;  Brekszta  wird  bei  V.,  doch  diesmal 
ohne  nähere  Bestimmung,  im  Kampfe  der  Engel  unter  Unholden 
und  Gestirnen  aller  Art  genannt.  Doch  das  Unglaublichste  wird 
uns  bei  der  Bezlea  zugemuthet.  Lasicki  hat  eine  Bezlea  dea  vesper- 
tina  genannt;  mit  diesem  Namen  ist  nichts  anzufangen,  Vecken- 
stedt frägt,  ob  nicht  »Einstimmung  zu  bezas  der  Böse,  der  Teufel 
vorhanden«  ist;  am  nächsten  liegt  die  Vermuthung,  dass  das  B  aus 
kr  verdruckt  oder  verschrieben  ist  und  lettisch  kresla,  kresls,  kre- 
sliba  Dämmerung  dahinter  steckt.  Wie  dem  auch  sei ,  der  Name 
scheint  jedenfalls  in  dieser  Form  verderbt.  Nun  wiederholt  sich 
zweimal  dieselbe  Form,  die  »Beslea«,  in  der  Sammlung  V.'s;  ein- 
mal (1. 87)  wird  sie  unter  diesem  Namen  in  der  Reihe  der  kämpfen- 
den Engel  bloss  genannt,  das  andere  mal  jedoch  (L  196  ff.)  wird 
in  einer  ausfuhrlichen  Sage  dieser  ihr  Name  selbst  gedeutet.  Die 
Tochter  eines  Königs  der  äamaiten  wird  nämlich  allnächtlich  von 
einem  Teufel  entfuhrt;  ein  Fremder,  Verstössen  aus  der  Zahl  der 
Götter,  erbietet  sich,  diesen  ihren  Gemahl  zu  ermitteln  und  sie 
selbst  für  ihr  Treiben  zu  bestrafen,  um  wieder  unter  die  Zahl  der 
Götter  aufgenommen  zu  werden ;  es  gelingt  ihm  dies,  er  schneidet 
in  der  Hölle  einem  jungen  Teufel,  dem  Sohne  der  Königstochter, 
den  Schwanz  ab.  »Der  junge  Teufel  fiel  sogleich  um  und  war  todt; 
er  ward  so  steif  wie  ein  Balken  und  gewann  ganz  das  Aussehen 
eines  solchen.  Da  sprach  der  Oberste  der  Teufel:  der  Todte  war 
der  Sohn  einer  Zamaitin,  er  ist  ein  Balken  geworden,  folglich  soll 
er  Baslis  heissen«  (dieser  Teufel  scheint  in  Szyrwid's  Wörterbuch 
sich  berathen  zu  haben,  wo  wir  finden:  baslis  ein  Pfahl,  ein  Pflock, 
aus  Szyrwid  bei  Nesselinann) .  Nachher  spricht  der  Fremde  zur 
Königstochter :  »Du  hast  von  dem  Obersten  der  Teufel  einen  Sohn 
geboren,  welcher  nun  eiri  Baiken  ist.   Fortan  wirst  du  nach 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


19 


ihm  den  Namen  Beslea  führen.  Dn  wirst  die  Göttin  des 
Bösen  sein.  Wenn  da  von  dem  Finch  erlöst  sein  willst,  so  musst 
da  dich  in  der  Hölle  auf  den  Balken  setzen,  zu'welchem  dein  Sohn 
geworden  ist,  and  so  lange  auf  demselben  sitzen  bleiben ,  bis  du 
ihn  durchgesessen  hast ;  erst  wenn  das  geschehen  ist,  bist  da  er- 
löst. Ich  aber  werde  fortan  mit  den  Göttern  lebena.  Darauf  ent- 
fernte sich  der  Fremde ,  die  Königstochter  aber  ward  zur  Göttin 
des  Bösen  and  ward  fortan  Beslea  genannt.  Bei  diesem  Wandel 
einer  dea  vespertina  zu  einer  Göttin  des  Bösen  wird  dann  natürlich 
»der  Begriff  des  abendlichen  nnd  nächtlichen  Dankeis  als  der  Zeit 
des  Unheils  der  gestaltende  gewesen  sein«  (II.  259).  So  wäre  die 
Lesart  des  Lasicki  in  allen  ihren  Einzelnheiten  —  bis  auf  das  e, 
das  naiver  Weise  stehen  gelassen  ist  —  erklärt  und  gerechtfertigt  — 
traget  nur  nicht,  wie? 

Neben  den  genannten  bietet  die  Sammlung  Vcekenstcdt's  noch 
eine  ganze  Reihe  weiterer  Parallelen  zu  den  Angaben  des  Lasicki, 
von  denen  wieder  einige  befremden  können.  Aigis,  angelus  sum- 
morum  deorum  bei  Lasicki,  erscheint  bei  V.  sehr  häufig  als  Götter- 
bote, er  hat  eine  goldene  Krone  auf  dem  Haupte,  in  der  Hand  einen 
Stab  aus  Silber,  geleitet  die  Seele  des  Frommen  in  den  Himmel : 
so  werden  wir  an  den  'EQttrjg  diaxvoQog  erinnert.  Für  die  Göttin 
des  Morgenlichtes  bietet  Lasioki  Ausca,  man  nimmt  allgemein  au. 
dass  die 8  irgendwie  aus  auszra  Morgenröthe  verdorben  ist,  »allein 
ich  kann  die  ausca  von  Lasicius  verbürgen,  denn  auch  mir  ist  sie 
in  der  Stammsage  als  synonym  mit  Auszra  genannt  worden« 
(II.  271).  Tiklis  nennt  Lasicki  unter  denjenigen  Gottheiten,  von 
deren  Wesen  ihm  nichts  näheres  mitgetheilt  worden  war;  bei  V. 
I.  87  wird  er  bloss  genannt  unter  den  kämpfenden  Engeln ,  aber 
»nach  meiner  noch  nicht  veröffentlichten  Sammlung  von  Sagen  und 
Mythen  ist  Tiklis  ein  Fischgott,  welcher  besonders  mit  dem  Fisch- 
netz zu  schaffen  hat.  Vgl.  somit  tifiklas  das  Netz«  (II.  270).  Bei 
Lasicki  ist  kremara  (oder  kremata?)  porcorum  ac  suum  deus:  Kre- 
matis erscheint  bei  V.  1. 176  f.  als  Hüter  and  Schützer  der  Schweiue. 
Aas  den  Angaben  des  Stryjkowski  begegnet  uns  bei  V.  wieder  der 
Regengott  Lituvanis  (I.  138  ff.)  und  der  Viehgott,  in  der  Form  Go- 
niglis  II. -158  (bei  Stryjkowski  goniglis  dziewos)  und  Gonyklis 
L  174  ff.  u.  s.  w. 

Neben  diesen  uns  bereits  mindestens  dem  Namen  nach  be- 

2» 


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20  A.  Brückner, 

• 

kannten  Gottheiten  linden  wir  in  der  Sammlung  Ws  eine  ganze 
Reihe  göttlicher  höherer  nnd  niederer  Wesen,  die  zum  ersten  Male 
genannt  werden,  nnd  unter  ihnen  selbst  die  einen  nach  Wesen  und 
Namen  sofort  klar,  desto  sonderbarer  die  anderen.  Zu  letzteren 
gehört  vor  allen  «Damartus«.  An  diesen  »Gott  der  Felder«,  wird 
erzählt,  wandte  man  sich  einst  mit  der  Bitte,  die  Zamaiten  zu  lehren, 
wie  sie  das  Getreide  säen  sollen ;  Damartus  erhörte  die  Bitte,  nahm 
Gestalt  und  Kleidung  eines  Zamaiten  an.  fertigte  einen  Pflug  und 
unterwies  die  Bauern  in  dem  Gebrauche  desselben,  dann  kehrte  er 

• 

in  den  Himmel  zurück,  aber  die  Zamaiten  waren  ihm  sehr  dankbar 
und  verehrten  ihn  fortan  vor  allen  Göttern  (1. 167).  Die  Geschichte 
wäre  noch  hübscher,  wenn  die  fatale  Aehnlichkeit  mit  der  Demeter 
fehlte :  zum  Namen  bemerkt  V.  n.  255  »zeme  Erde,  aru  pflügen  U 
Dann  »Zeste«  oder  »Zestis«,  welche,  uns  bisher  ebenso  völlig  unbe- 
kannt wie  der  »Damartus«,  eine  noch  bedeutendere  Rolle  gespielt 
haben  soll,  denn  sie  ist  das  erste  von  Gott  geschaffene  Wesen,  von 
ihr  stammen  Engel .  Riesen ,  Zwerge  und  Menschen ,  als  sie  einst 
voll  Zornes  ihre  Kleidung  zerrissen  und  von  sich  geworfen  hatte, 
wurde  ihr  blaues  Tuch  zum  Himmelsgewölbe,  die  Krone  zur  Sonne 
n.  s.  w.  (I.  234  f.):  »Personifikation  von  eziestas  und  cziesas  die 
Zeit«  fragt  V.  II.  260;  ist  das  nicht  Blech?  (lit.  zestis  Blech).  Oder 
der  Gott  Artes,  dem  die  Leitung  des  Baues  der  Erde  übertragen  ist 
1.  214  ff.  Oder  Zalini,  die  jugendliche,  stattliche,  mit  grünen  Blät- 
tern bekränzte,  mit  Blumen  geschmückte  Schützerin  der  Liebe,  die 
sich  bei  Verlobungen  oder  Hochzeiten  einfindet,  I.  156:  II.  254  f. 
bemerkt  V.  »in  meiner  noch  ungedruckten  Sammlung  ist  eine  Ziline 
enthalten,  die  Frühlingsgöttin  oder  Göttin  der  Jugend,  welche  Jüng- 
lingen und  Jungfrauen  schöne  Blumen  bringt  . .  also  zweifellos  nur 
andere  Form  des  Wortes  Zalini.  .  .  .  Hier  habe  ich  auch  den 
mir  als  wesensgleiche  Bezeichnung' genannten  Namen 
Dzidzilia  zu  nennen««.  Letztere  Bemerkung  ist  mir  nicht  klar ; 
es  soll  wohl  nur  auf  die  slavisch-polnische  Parallele  hingewiesen 
werden.  Am  interessantesten  ist,  was  über  die  Einführung  musi- 
kalischer Instrumente  bei  den  Menschen  erzählt  wird,  in  verschie- 
denen  Versionen.  I.  156  f.  sind  es  zwei  Zamaiten,  Parkenas  und 
Abulkis,  welche  durch  die  Laima,  der  sie  opfern,  die  Leier,  Lyra 
und  die  Zither,  konklas,  erhalten,  letztere  stiehlt  die  Laima  dem 
Perkunas.  »welcher  im  Besitz  der  musikalischen  Instrumente  aller 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


21 


Art  ist«  (II.  255  bemerkt  dann  V.:  »Parkenas  .  .  ältere  Form  für 
Perkunas  f  In  meiner  noch  nngedrnckten  Sammlung  von  Sagen  und 
Mythen  wird  Parkenas  der  ,Sohn  der  Musik'  genannt« ).  I  158  be- 
suchen der  Königssohn  der  Zamaiten  und  seine  Gemahlin,  eine 
Göttin,  den  Himmel ;  sie  werden  freundlich  empfangen,  Perkunas 
lässt  ein  Festmahl  anrichten,  bei  dem  Engel  herrlich  musiciren :  es 
stiehlt  nun  die  Göttin  des  Neides  eine  Leier  und  giebt  sie  dem 
Königssohne  auf  die  Erde  mit.  I.  1 59  werben  alle  Engel  um  die 
Zamaite  (s.  a.)f  die  Entscheidung  soll  für  sie  ein  frommer  Hirten- 
knabe treffen,  den  der  Adler  des  Aukßtis  in  den  Himmel  holt :  er 
wählt  den  König  der  Zamaiten,  ist  bei  dessen  Hochzeit  noch  an- 
wesend ,  erhält  von  diesem  zur  Belohnung  die  Flöte,  pypinc,  und 
wird  das  Singen  und  Tanzen  gelehrt,  worauf  ihn  der  Adler  wieder 
zur  Erde  trägt.  Ebenso  neu  und  räthselhaft  ist  der  Pumpas.  durch 
welchen  die  Zamaiten  in  den  Besitz  der  ersten  Muhle  kommen 
(L  168);  derMugisI.  299  u.  a. 

Anders  verhält  es  sich  mit  einer  ganzen  Reibe  namentlich  so- 
genannter Kulturdämonen,  die  uns  vorher  zwar  ebenfalls  unbekannt 
waren,  für  deren  Existenz  im  Volksglauben  sich  jedoch  Parallelen 
bieten ,  die  alle  ohne  Weiteres  verständliche  Namen ,  sogar  Lehn- 
wörter aus  dem  slavischen,  wie  dies  schon  bei  einigen  Gottheiten 
des  Lasicki  der  Fall  war,  führen,  und  sich  auch  dadurch,  falls  sie 
nur  authentisch  sind,  bloss  als  neue  Gebilde  einer  noch  immer  er- 
regteren Volksphantasie,  welche  jede  Erscheinung  im  Haushalt« 
des  Menschen  oder  der  Natur  als  Ausfluss  der  Wirksamkeit  eines 
möglichst  concreten  Wesens  auffassen  möchte,  erweisen:  jede 
weithergeholte  Deutung  dieser  einfachsten  Personificatiouen .  wie 
sie  V.  mitunter  versucht,  scheint  verfehlt.  So  ist  es  mit  der  py- 
raga,  der  besten  Bäckerin,  von  deren  Laune  das  Gelingen  des  Ge- 
bäckes abhängt,  die  man  nicht  stören  darf,  indem  man  in  den  Ofen 
hineinsieht,  während  das  Gebäck  in  demselben  ist,  die  ihren  Theil 
vom  Kuchen  holt;  vgl.  lit.  pyrägas  Weissbrod,  Semmel,  aus  slav. 
pirogT».  Ebenso  ist  es  mit  dem  pijokas  (=  poln.  pijak),  dem  ersten 
Zecher,  der  die  Kunst  des  Braueus  erfunden  hat,  Wasser  in  jedes 
Getränk  verwandeln  kann,  wenn  man  nur  nicht  auf  das  Betrunken- 
sein schilt,- der  in  seiner  Thätigkeit  durch  Hineinsehen  in  das  Fass 
während  der  Gährungszeit  ebenfalls  nicht  gestört  werden  darf 
(I.  170  f.):  ob  aber  gerade,  wie  V.  meint  (I.  16),  »der  Pijokas,  der 


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A.  Brückner, 


Ganymedes  der  Z  am  alten,  unter  fremden  Namen  bei  arischer 
Ursprttnglichkeit  seine  iamaitische  Nationalität  birgt« ,  möchte 
ich  dahingestellt  sein  lassen.  Das  bezeichnendste  Beispiel  liefert 
die  Pypka  (pypkes  Tabakspfeife),  die  unermüdliche  Raucherin  im 
Walde,  über  der  sich  eine  ganze  Rauchwolke  bildet,  die  sterben 
wurde,  wenn  sie  eine  Stunde  ohne  Rauchen  bliebe,  die  denjenigen, 
welcher  Tabak  und  Rauchen  lobt,  beim  Zusammentreffen  auch  mit 
einem  nie  abnehmenden  Quantum  Stroh,  das  sich  beim  Pfeifen- 
stopfen in  Tabak  verwandelt,  beschenkt,  dagegen  den  Spötter 
straft:  V.  (I.  IG)  sieht  darin  wieder  »unter  jungen  Namen  alte 
Personificationen  des  dampfenden  Nebels  auf  Feld  und  Wiese ,  im 
Wald  und  am  Weiher,  unheilbringend  dem,  welcher  desselben 
spottet  <r,  meiner  Ansicht  nach  eine  ganz  willkürliche  Deutung, 
gegen  welche  schon  der  Name  protestirt.  Zwei  Culturdämonen 
waren  dann  Ugniegawas  und  Ugniedokas,  die  zauberkundigen 
Schmiede,  umgeben  vom  Flammenkreis,  schmiedend  unter  der 
Erde,  die  den  Menschen  das  Feuer  und  die  kunstvollsten  Geräthe 
gebracht  haben,  die  das  Feuer  senden,  wohin  es  ihnen  beliebt 
u.  s.  w. :  ob  wir  hierin  jedoch  zwei  alte  Feuergottheiten  der  £a- 
maiten  erkennen  sollen,  ob  wir  dieses  Material  sofort  zu  Verglei- 
chungen  verwerthen  dürfen,  wie  wirklich  beabsichtigt  wird  (V.  II. 
249  f.),  möchteich  bezweifeln;  an  Ugniedokas  knüpft  sich  übrigens 
die  einzige  Nennung  eines  geschichtlichen  Namens  des  alten  Li- 
tauens bei  V.,  U.  heiratbet  nämlich  die  Tochter  des  Königs  Olgerd, 
welche  die  Hand  des  Perkunas  ausgeschlagen  hatte  (1. 166).  Ebenso 
durchsichtig  bleibt  eine  ganze  Reihe  ethischer  »Gottheiten«,  die 
UJ.wijda,  die  Göttin  des  Neides,  welche  aus  Aerger  darüber,  dass 
an  der  Göttertafel  alles  herrlich  hergeht  und  so  schön  musicirt  wird, 
einem  Engel  seine  Leier  stiehlt  und  dem  Menschen  giebt  (I.  159), 
oder  der  Rustybedokas.  der  Gott  des  Zornes  und  der  Zwietracht 
(l.  166),  oder  die  Rustybe,  Göttin  des  Zornes,  sowie  eine  Reihe 
anderer  Personificationen,  als  der  liga  Krankheit,  der  kolera 
I.  248  f.),  der  Pest  märas,  der  Gesundheit  sweikata,  der  Genesung 
uzweikinas.  des  Schlafes  miegas  u.  s.  w.;  derlei  Personificationen 
treten  auch  an  Stelle  gewöhnlicher  Personen  eines  Märchens  auf: 
das  Märchen  von  dem  Mann,  der  auf  dem  Baume  die  unten  reden- 
den Thiere  aushorcht  und  in  Befolgung  ihrer  Angaben  reich  wird, 
worauf  ein  anderer  dasselbe  versucht ,  aber  von  den  argwöhnisch 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


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gewordenen  Thieren  zerrissen  wird,  ist  hinlänglich  verbreitet,  dass 
dagegen  als  die  beiden  Personen  teisybe  and  kriwida,  Wahrheit 
and  Ungerechtigkeit  genannt  werden,  durfte  weniger  gewöhnlich 
sein.  Bekannter  sind  der  Mittagsmann  and  die  Mittagsfrau,  pietü 
wyras  if  pietuwiene,  denen  am  Mittagszeit  das  Feld  gehört,  wäh- 
rend welcher  man  auf  demselben  nicht  arbeiten  darf;  der  medinis, 
der  Waldmann,  über  den  bereits  oben  gesprochen  worden  ist ;  der 
Windmann  im  Wirbelwinde,  den  man  verwundet,  wenn  man  in  den 
Wirbel  ein  offenes  Messer  hineinwirft,  der  in  der  Johannisnacht 

* 

den  Menschen  in  die  Windhöhle  entfuhrt,  wo  dieser  ein  Jahr  der 
Windfrau  dient  und  durch  ein  zweites  den  Windmann  im  Wind- 
wagen begleitet ;  dann  die  Abendleute ,  die  dem  Grase  entsteigen 
and  dem  Menschen  verderblich  werden  können;  die  Nixe,  Wasser- 
mann und  Wasserfrau,  im  blauen  Anzug  and  rothen  Käppchen,  die 
durch  ihre  schöne  Erscheinung,  unter  Musik  und  Gesang,  ins 
Wasser  locken,  zumal  Kinder ;  ein  »schwarzes  Mädchen«  oder  ein 
»weinendes  Mädchen«  künden  Tod  und  Unheil  an ;  ein  »weisses 
Mädchen«  wieder,  mit  der  Pastauninke  s.  u.J  zu  identitieiren,  ist 
Flurgottheit ;  der  wilde  Reiter  treibt  sein  unheimliches  Spiel,  kämpft 
mit  dem  Riesen  Piktybe,  dem  »Bösen«,  wie  ein  anderer  Perkunas, 
der  ja  anch  den  Teufel  verfolgt  u.  s.w.  Diese  Thätigkeit  der  Volks- 
phantasie, welche  wie  zu  eigener  Qual  nicht  genug  namentlich 
nächtlichen  Spukes  zu  ersinnen  vermag,  wiederholt  sich  genau  so, 
z.  B.  bei  den  Slaven,  statt  alles  anderen  sei  hier  an  die  bekannte 
vollendete  Schilderung  abergläubischer  Vorstellungen  des  rassischen 
Volkes  im  Beiirn,  rag*  des  Turgenew  erinnert.  Offenbar  kann  uns 
dies  noch  weniger  bei  den  Litauern  befremden ,  die  das  Christen- 
thnm  so  viel  später  angenommen  haben,  bei  denen  noch  im  XVI. 
Jahrb.  heidnische  Vorstellungen  fast  noch  in  voller  Kraft  fort- 
lebten :  dies  ersehen  wir  ja  nicht  nur  ans  dem  Berichte  des  Las- 
kowski,  oder  aus  einzelnen  Angaben  der  Chronisten  und  anderer 
Schriftsteller  jener  Zeit,  sondern  vor  allen  schon  aus  der  Schilde- 
rung, welche  Moswidius  im  Eingänge  zu  seiner  Uebersetzung  des 
Catechismus  von  dem  Stande  des  christlichen  Glaubens  unter  seinen 
Landsleuten  entwirft. 

Daraas  fallt  theilweise  indirect  Licht  auch  auf  den  Bericht  des 
Lasicki.  Wir  verlieren  nämlich  nunmehr  jeden  Grand,  seine  An- 
gaben von  besonderen  »Gottheiten«  der  Lämmer,  der  Brut,  der 


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A.  Brückner 


Hausgeräthe.  des  eingerührten  Mehles.  des  Leines,  des  Herdfeuers, 
der  Hausecke,  der  Farben,  des  Geräusches,  der  Murmelnden  u.  s.w. 
zu  bezweifeln:  auch  sein  Pizius  litauisch  *pisius).  den  man  doch 
stets  zum  Beweise,  dass  Lasicki  sich  hätte  mitunter  einfach  foppen 
lassen,  anführt,  braucht  kaum  noch  verworfen  zu  werden,  die  Gott- 
heit des  coitus  konnte  nach  litauischer  Weise  nicht  passender  be- 
zeichnet werden :  ja  sogar  der  szltitrazis,  der  Besenstumpf,  wegen 
dessen  man  Lasicki  ebenfalls  so  verspottet  hat,  könnte  authentisch 
sein :  zwar  will  sich  Herrn  V.  »der  Badebesengott  aus  keiner  my- 
thologisch schaffenden  Vorstellungskraft  ergeben««  (II.  241  .  aber 
es  scheint  sich  hierbei  um  einen  Zanberbesen.  der  aus  Mispeln  oder 
Wachholder  u.  a.  verfertigt  wird,  zu  handeln,  vgl.  Bezzenberger. 
Litauische  Forschungen  S.  66. 

Was  wir  auch  bis  jetzt  bereits  angeführt  haben,  erschöpft  noch 
immer  nicht  die  Menge  göttlicher  Wesen,  welche  wir  in  der  Samm- 
lung V.'s  vereinigt  finden.  Voran  wäre  Aukßtis  zu  nennen,  der 
Auxtheias  des  Lasicki,  der  gewaltige  Riese,  Bekam pfer  des  Per- 
kunas.  I.  120  ff. :  V.  I.  22  identificirt  ihn  mit  Varuna,  während  wir 
annehmen  dürfen,  dass  der  junge  Käme  vielleicht  auch  eine  junge 
Gestalt  birgt.  Dann  Szweistiks,  der  Sonnenriese,  der  Hungersnotb 
und  reiche  Ernte.  Gesundheit  und  Krankheit  auf  die  Erde  sendet, 
der  Herr  der  Jahreszeiten :  steigt  ein  Gewitter  am  Himmel  auf,  so 
spricht  auf  dem  Felde  der  Landmann  mit  entblösstem  Kopfe :  »Per- 
kunas ,  du  hast  der  Frau  Erde  schon  genug  gedroht .  lass  deinen 
Bruder  Schweistiks  zwischen  euch  kommen  und  euch  versöhnen» 
(I.  126).  Zur  Zeit  der  Dürre  wieder  geht  der  Zamaite  mit  einem 
Stück  Speck  (vgl.  Lasicki!  aufs  Feld,  hält  es  gegen  die  Sonne, 
dass  Fetttropfen  niederfallen,  und  spricht:  "Perkunas.  dein  Bruder 
Szweistiks  weilt  zu  lange  bei  der  Frau  Erde.  Sein  Gesicht  ist  so 
glühend,  dass  heisse  Schweisstropfen  von  demselben  herabfliesseu. 
Rufe  ihn  zurück.  Die  Erde  wünscht  dein  kühles  Gesicht  zu  sehen. 
Deine  kalten  Schweisstropfen  werden  ihr  wohlthun«.  I.  128.  Der 
Herr  der  Winde  ist  Perdoytus,  er  hält  sie  in  einem  ledernen  Sacke 
eingesperrt,  sie  suchen  zu  entkommen  I.  153:  derselbe  tritt  auch 
als  Geber  mancher  Güter  und  Gott  von  Künsten  und  Erfindungen 
auf;  wieder  stört  die  seltsame  Namensform,  die  auffällige  Ueber- 
einstimmung:  Perdoytus  <j  wird  uns  ja  wie  der  vorhergehende 
Sweixtix  selbst  unter  den  »preussischen  Gottenz  genannt.  Gott  der 


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Feuchte  ist  Potrimpus,  daher  ist  er  zugleich  Erd-,  Feuer-  und 
Wasserkönig  und  Feind  des  Szweistiks,  doch  zeigten  sich  beide  in 
einer  Gegend  zusammen,  so  entstand  daselbst  eine  grosse  Frucht- 
barkeit (I.  126).  Flurgötter  sind  Pastauninkas  und  Pastauninke. 
wieder  mit  slavischem  Namen ,  sie  bewässern  die  Fluren ,  helfen 
bei  der  Feldarbeit,  weisen  die  guten  Stellen  zum  Anbau,  strafen, 
wer  nicht  richtigen  Bescheid  darüber  weiss  u.s.w.  I.  180  ff.  Höllen- 
geister sind  Peklus  und  Pykollis  (lettisch  Pikais) :  die  äemyne, 
die  Erdgöttin,  ist  Gattin  oder  Mutter  derselben,  wie  im  Mythus  vom 
Hades,  erscheint  als  Schlange,  vgl.  die  Schlange  —  ziemiennik  bei 
Stryjkowski  I.  145  und  373.  Ausserdem  Bangputys,  Giltine  u.  a. 
Hier  mache  ich  noch  einmal  auf  einen  wesentlichen  Unterschied 
aufmerksam;  die  Namen  der  jüngeren,  meist  von  V.  zuerst  ge- 
nannten «Gottheiten«  tragen  echt  litauische  Formen,  Ugniedokas. 
Ugniegawas,  Uzweikinas,  Düngis,  Geras  wyras,  Pyraga,  Pijokas. 
Pypka,  Pietü  wVras,  Balta  mergele,  Wäkaro  zmönes,  Wundininkas 
u.  s.  w.,  diejenigen  älteren  dagegen,  die  sich  in  seiner  Sammlung 
bloss  wiederholen,  nicht  mehr  in  diesem  Masse,  da  kehren  sofort 
die  unverständlichen,  vielfach  verderbten  Formen  des  Lasicki  u.  a. 
genau  wieder,  daher  alle  die  Gonuu,  Perdojtus,  Derpintus,  Lygis- 
cus  (vgl.  Ligiczus  bei  Lasicki),  Potrimpus,  Beslea,  Pykolis,  Au- 
trimpus  (I.  87),  welcher  an  den  Antrimpus  des  Meletius,  Audris 
ebda.  .  welcher  an  Audros  des  £asicki  erinnert.  Es  wird  eine 
Mutter  des  Perkunas  genannt,  Perkuna,  vgl.  Percuna  tete  mater 
est  fulminis  etc.  bei  Lasicki:  die  Kobolde  heissen  berstukai,  wieder 
eine  unverständliche  Form ,  wie  bei  I^asicki,  der  von  barstuccae 
Erdmenlin  spricht  u.  a.  Dass  unser  Glaube  an  die  Echtheit  der 
letzteren  Reihe  durch  alle  diese  Uebereinstimmungen  sehr  erschüt- 
tert wird,  ist  klar. 

Neben  diesen  mehr  oder  minder  auffallenden  und  ungewöhn- 
lichen, oft  geradezu  höchst  verdächtigen  Angaben  bietet  ferner  die 
Sammlung  sonst  Bekanntes  Uber  die  Läima,  das  Glück;  über  den 
Äitwaras,  den  Alp  oder  fliegenden  Drachen:  die  Kaukai,  Alraune; 
über  Riesen  und  Zwerge,  die  Barzdnkai  oder  Karlükai  (poln. 
karzel,,  die  Fee  und  Hexe,  Laume;  den  Kipszis,  uns  sonst  als 
Teufel  hier  speciell  als  Hüter  der  Fische  (1.  177  f.)  genannt;  die 
Draehen;  der  Währwolf,  wilkatas.  Daran  reihen  sich  Sagen  von 
Irrlichtern,  vom  Wiesenfeuer;  Thier-,  Pflanzen-  und  Steinsagen, 


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A.  Brückner, 


darunter  namentlich  Schlangensagen  und  Sagen  von  Menschen,  die 
zu  Stein  geworden ;  dann  Heiligenlegenden,  von  Maria,  von  Christus 
und  dem  heil.  Petrus,  St.  Johannes  dem  Täufer,  St.  Georg  dem  ge- 
waltigen Drachentödter,  St.  Florian  und  dem  Feuer,  St.  Anton,  an 
den  sich  der  Bestohlene  wendet,  um  sein  Pferd  wieder  zu  erlangen 
u.  a.,  die  meisten  kehren  z.  B.  unter  den  Polen  genau  wieder: 
sonderbarer  scheinen  mir  dagegen  die  beiden  Legenden ,  in  denen 
St.  Kazimir  auftritt:  er  schleudert  vom  Himmel  Steine  oder  Eis- 
stücke  auf  Riesen  oder  Heiden  L  295  f.  Ausserdem  finden  wir  die 
bekannten  Erzählungen  vom  Däumling;  äamaitenstreiche  aller  Art. 
denjenigen  der  Schildbürger  ganz. ähnlich,  wie  sie  Wasser  im  Siebe 
tragen  oder  Häuser  ohne  Fenster  bauen  oder  Holz  den  Berg  hinab- 
tragen oder  den  See  ausschöpfen,  um  binli herzukommen,  oder  die 
Sichel  für  ein  reissende  s  Thier  halten  u.  8.  w. ;  den  Spassmacher, 
sztukörius ;  den  Gutsbesitzer  Wardauskis  und  seinen  Pakt  mit  dem 
Teufel,  in  jeder  Einzelheit  dem  Pan  Twardowski  getreulichst  nach- 
erzählt; Schatz  sagen;  namendeutende  Sagen  u.  s.  w. 

Mit  der  grossen  »Stammsage  der  Zamaiten  «,  pasaka  apie  pra- 
dejima.  Ziamaicziu,  beginnt  die  ganze  Sammlung  (L  31 — 94).  Der 
Inhalt  derselben  ist  folgender :  Gott  hatte  sich  von  der  Schlechtig- 
keit der  Menschen  überzeugt  und  Hess  sie  vertilgen ;  gerettet  wur- 
den nur  ein  Paar  Kinder,  aufgezogen  von  einer  stummen  Jungfrau 
aus  Gold  in  einem  Krystallpalaste,  ausserdem  in  einem  anderen 
goldenen  Palaste  die  wenigen  guten  Menschen  und  je  ein  Paar 
Thiere.  Nachdem  nun  die  Erde  verwüstet  war,  traten  dieselben 
aus  dem  goldenen  Palaste,  mussten  aber  vor  den  jetzt  herein- 
brechenden Wasserfluthen  und  Sturmwinden,  welche  die  Erde 
säubern  sollten,  in  einer  Nussschale  sich  retten,  die  an  jenen 
Krystallpalast  herantrieb ;  das  dort  unterdessen  herangewachsene 
Paar  hatte  ein  Mädchen  gezeugt,  die  Zeniaite,  so  genannt,  weil  sie 
von  Menschen  der  Erde  (zeme)  war  geboren  worden ;  sie  überliessen 
dasselbe  der  Pflege  jener  Goldjungfrau  und  schlössen  sich  den 
übrigen  Menschen  an,  die  bald  wieder  die  Erde  bevölkerten :  die 
Zemaite  dagegen,  im  Himmel  dem  Perkunas  zur  Gemahlin  ge- 
geben, wurde  ihm  untreu,  ihr  Sohn  Düngis  im  Himmel  behalten, 
sie  selbst  zur  Strafe  auf  die  Erde  in  den  goldenen  Palast  verbannt, 
wo  ihr  ein  Mensch  beigesellt  wurde ;  die  Nachkommen  dieser  Ehe 
sind  die  nach  ihrer  Mutter  so  genannten  Zamaiten.  Mit  der  Zeit 


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wurde  ihnen  der  Palast  zu  eng  und  sie  wanderten  aus.  geschützt 
von  Engeln ,  die  ihnen  in  allen  Nöthen  und  Kämpfen  beistanden. 
Sie  kamen  so  auch  in  das  Land  der  Letten  und  mit  diesen  in  das- 
jenige der  Preussen,  endlich,  nach  vielen  neuen  Kämpfen  in  das 
fdr  sie  bestimmte  Land  am  Meere,  wo  sie  sich  niederli essen.  Da 
bat  die  Zemaite,  welche  nach  dem  Ablauf  der  Baun  zeit  in  den 
Himmel  zurückgekehrt  war,  Gott  um  die  Erlaubnis«,  unter  ihr  Volk 
zu  gehen  und  dasselbe  die  Religion  zu  lehren,  was  ihr  auch  ge- 
währt wurde.  In  einer  Gewitterwolke  stieg  sie  nieder,  zwang  die- 
jenigen, die  ihre  Herrschaft  nicht  anerkennen  wollten,  zum  Gehor- 
sam ,  unterwies  ihr  Volk ,  zeigte  ihm  Hölle  und  Himmel ,  besiegte 
seine  Feinde  und  kehrte  schliesslich  in  den  Himmel  zurück,  nach- 
dem sie  ihre  Krieger  in  einem  Berge  im  tiefen  Schlafe  zurückge- 
lassen hatte.  Die  Zamaiten  vergassen  aber  bald  auf  ihre  Lehren, 
sie  wurden  schlecht  und  zur  Strafe  dafür  von  Feinden  und  Krank- 
heiten schwer  heimgesucht:  nichts  half  ihnen  der  treue  Beistand 
der  Letten  und  Preussen ,  ihre  Noth  war  schon  aufs  höchste  ge- 
stiegen, da  erbarmt«  sich  ihrer  die  Zamaite  und  mit  Gottes  Erlaub- 
niss begab  sich  nunmehr  jener  Düngis  als  König  der  Zemaiten 
unter  seine  Halbbrüder;  er  machte  sie  gesunden,  er  Hess  sich  als 
Herrscher  anerkennen  und  besiegte  die  Widerstrebenden  mit  jenem 
Heere  seiner  Mutter,  das  nunmehr  wieder  erwacht  war.  Mit  eben 
demselben  wollte  er  alle  Feinde  der  Zemaiten  vernichten,  doch  be- 
durfte er  hierzu  einer  Erlaubniss  vom  Himmel ,  Wo  die  Engel  ge- 
seilter Meinung  waren  und  ihren  Streit  im  furchtbarsten  Kampfe 
austrugen.  Endlich  besiegte  Düngis  alle  Feinde  seines  Volkes, 
herrschte  milde  und  weise  über  dasselbe,  belehrte  es,  zeigte  ihm 
die  Schätze  in  der  Erde,  den  von  Nebel  umgebenen  Krystallpalast 
der  Jahreszeiten  u.s.  w.,  bis  er  durch  Aigis  in  den  Himmel  zurück- 
berufen wurde,  wohin  er  auf  einer  Nebelwolke  aufstieg,  seine 
Krieger  in  den  früheren  Berg  in  tiefen  Schlaf  bannte.  Mit  ihm 
wich  wieder  das  Glück  von  den  Zamaiten,  und  noch  viel  schwerer 
müssen  sie  heimgesucht  werden,  bis  sich  ihrer  wieder  ^amaite 
und  Düngis  erbarmen,  mit  Gottes  Erlaubniss  unter  Donner  und 
Blitz  zu  ihrem  Volke  zurückkehren ,  ihre  Krieger  aus  dem  Berge 
holen,  alle  Feinde  vernichten  und  das  grösste  und  herrlichste  Reich 
auf  Erden  errichten  werden.  Eine  ganze  Reihe  Episoden  aller  Art 
sind  der  Kürze  halber  fortgelassen,  so  die  Abderitenstreiche  der 


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A.  Brückner, 


Zamaiten,  die  sie  beim  Verlassen  des  Palastes  and  Betreten  der 
für  sie  neuen  Welt  verüben,  ehe  sie  Schliff  bekommen:  die  ver- 
schiedenen Kämpfe  mit  den  verschiedenen  Ungethttmen.  vielleicht 
schlecht  verkleideten  Centaaren,  Harpyien  n.  s.  w.;  die  Qualen 
der  Verbannten  in  der  Hölle ,  wobei  wir  ebenfalls  gute  alte  Be- 
kannte noch  von  der  Schulbank  her,  einen  Sisyphus,  Tantalus  u.  a. 
wiedererkennen  u.  s.  f.  Es  sei  noch  erwähnt,  dass  der  Anfang  der 
»Stammsage«  an  eine  von  Narbut  bereits  berichtete  Sage  lebhaft 
erinnert,  die  beiden  Riesen,  Wind  und  Wasser,  welche  die  Fluth 
verursachen,  die  Nussschale,  in  der  sich  die  Ueberlebenden  retten, 
und  einiges  andere  wiederholt  sich  beiderseits. 

Was  sollen  wir  nun  von  dieser  »Stammsage«  halten,  die  »uns 
schmerzlich  die  poetische  Form  vermissen  lässt,  welche  sie  ur- 
sprünglich gehabt  haben  wird«  fl.  8)?  Zemaitc  (zeme  Erde  und 
Dnngis  (dangüs  Himmel)  sind  freilich  dem  Herausgeber  »in  letzter 
Beziehung  die  Personification  der  Erde  und  des  Himmels«  J.  12) 
oder  »Himmel  und  Erde  sind  den  Zamaiten  nicht  Vorstand  des 
Welthaushalts,  sondern  in  herrlichen  Personifikationen  Ursprung 
und  Vorstand  ihres  Volkes  selbst«  (9) .  Aber  gegen  diese  Verknüp- 
fung eines  modernen  Berichtes  mit  uralten  Vorstellungen,  immer 
natürlich  vorausgesetzt,  dass  derselbe  wirklich  aus  dem  Volks- 
munde selbst  stammt,  protestirt  der  Kern  desselben,  denn  iemaite, 
die  Hauptträgerin  dieses  vermeintlichen  Mythus,  ist  nur  für  den 
ersten  Blick :  Spross  der  Erde ;  sie  trägt  zwar  sogar  einen  einfachen 
Namen:  zamie,  also  wäre  sie  Erde  selbst:  aber  dies  ist  blosser 
Trug,  denn  Zemaitc  ist  offenbar  erst  aus  dem  Namen  der  Zemaiczei 
abBtrahirt,  wie  die  Lech.  Czech,  Rus,  Krak,  Kij  u.  8.  w.  aus  den 
betreffenden  Völker-  und  Ortsnamen ;  aber  Zemaiczei  hiessen  die 
Litauer,  nicht  weil  sie  für  Kinder  der  Erde  sich  hielten,  sondern 
diejenigen  von  ihnen,  welche  tief,  zemai.  in  der  Niederung  sassen; 
wäre  uns  eine  derartige  >» Stammsage «  von  ihren  Brüdern,  den 
Aukaztocziei ,  überliefert .  die  »Stammmutter«  würde  Aukstote 
heissen  können,  das  ganze  Verhältnis»  einfach  umgekehrt  werdeu; 
das«  wir  bei  dieser  Auffassung  des  Namens  Zemaiczei  nicht  irre 
gehen,  beweist  nicht  nur  die  Angabe  Witowt's,  sondern  auch  der 
Umstand,  dass  sich  dasselbe  Verhältniss  bei  den  Letten  wieder- 
holt, wo  wir  ein  Zemgals  (Zimegola  des  russischen  Annalisten, 
d.  h.  Niedergegend,  Niederung)  und  ein  *Aukstgals.  Hochgegend, 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie 


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wiederfinden.  Zamaite  ist  somit  kein  mythologischer,  sondern  ein 
junger  geographischer  Name,  Düngis  dazu  wohl  nnr  erfunden. 
Wer  nun  trotzdem  in  der  Vorstellung  von  der  Zamaite  ein  Residuum 
uralter  Auffassung  von  der  Mutter  Erde  suchen  will,  dem  kann  ja 
wegen  des  Zusammentreffens  der  Namen  der  Glaube  nicht  benom- 
men werden:  ich  vermag  in  dieser  trotz  ihres  grotesken  Details 
schliesslich  ganz  einförmigen  Wiederholung  von  Geschicken.  Wan- 
derungen und  Kämpfen  in  blauer  Ferne,  weil  fast  ohne  irgend  einen 
localeu  Hintergrund,  nichts  anderes  als  weitläufige  Faselei  eines 
alten  Mannes,  der  viel  gehört  hatte,  dem  sich  hierbei  vielleicht 
auch  ein  und  der  andere  alte  Faden  in  sein  Gewebe  verflochten 
hat.  zu  erkennen.  Wir  erfahren  nämlich  nachträglich  II.  244)  die 
Provenienz  der  »Stammsage«,  welche  »in  der  vorliegenden  Gestal- 
tung, nur  von  mir  durchstilisirt,  die  Erzählung  einer  Bäuerin  und 
ihrer  beiden  Söhne  ist.  Die  Bäuerin  erzählte,  ihre  Mutter  habe 
dieselbe  oft  von  ihrem  Grossvater  gehört,  welcher  dieselbe  vielmals 
erzählt  habe,  da  er  in  Folge  des  BranduuglUckes  seiner  Hütte  er- 
blindet gewesen  und  nichts  habe  schaffen  können:  in  Folge 
dessen  habe  er  gern  und  viel  erzählt,  besonders  gern  und 
oft  aber  die  grosse  Stammsage.  Also  auch  der  Homer  der  Za- 
maiten  blind«.  Die  Märchen,  die  der  Mann  in  seiner  Kindheit  ge- 
hört hatte,  sind  offenbar  auf  guten  Boden  gerathen ;  Lust  am  Fabu- 
liren, erregtere  Phantasie.  Concentrirung  derselben  nach  innen  in 
Folge  des  physischen  Unglückes  erklären  wohl,  wie  der  Mann  dazu 
kam.  das  allerlei,  was  ihm  aus  Volk  und  Kirche  bekannt  war,  die 
einzelnen  Geschichten,  aneinanderzureihen :  bei  jedem  Neuerzählen 
wird  die  Geschichte  zur  Befriedigung  der  Zuhörer  und«  eigenster 
Satisfactiou  gewachsen  sein.  Woher  in  diese  Erzählung  die  Letten, 
besonders  aber  die  Preussen  —  dass  Litauer  nicht  genannt  werden ! 
—  gerathen  sind,  woher  die  lange  Engelreihe,  welche  zu  schön  ist, 
als  dass  ich  sie  für  echt  halten  könnte,  wer  mag  das  wissen  ?  Man 
höre  nur :  »Bald  nahmen  alle  Engel  und  Engelinnen  an  dem  Kampfe 
Theil.  Auf  Seite  von  Aukßtis.  Perkunas  und  der  Äamaite  stand 
Perkuna.  die  Mutter  des  Perkunas.  &emina,  die  Mutter  der  Ber- 
stnkai,  Beslea.  Laiina.  Ugnicdokas  und  Ugniegawas,  Bangputis, 
Potrimpus,  Perdoytus,  Lituwanis,  Uzwcikinas,  Aigis  und  andere 
Engel  und  Engelinnen,  zu  Michael  und  Szwestiks  hielten  Gabriel, 
Raphael.  Giltine.  Pikolis.  Pest,  Cholera,  Tiklis,  Audris,  Autrimpus, 


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30 


A.  Brückner, 


Brekszta.  Außra,  Szwaigzdes,  Mienn  und  andere  Engel  und  Enge- 
linnen« I.  87.  Der  brave  Mann  scheint  sich  vor  seiner  Erblindung 
in  Hartknoch,  tasicki,  Stryjkowski  gut  hineingelesen  zu  haben 
oder  es  hat  dies  ein  anderer  für  ihn  gethan. 

'  Dem  Herausgeber  »giebt  die  grosse  Sage  auch  willkommenes 
Licht  über  das  Wesen  einer  mythologischen  Gestalt,  .  .  Uber  den 
mythischen  König  der  äamaitent  (I.  10);  er  vergleicht  mit  dem- 
selben den  mythischen  König  der  Wenden,  Uber  welchen  er  in 
seinem  Wendenwerke  vieles  zusammengestellt  hatte:  ja  er  meint, 
»der  Wendenkönig  entspricht  dem  mythischen  König  der  Zamaiten 
in  einer  Weise,  dass  hier  nur  von  arischer  oder  im  Sinne  von  Fick 
auch  nur  von  europäisch-indogermanischer  Uebereinstimmung  nicht 
wohl  die  Rede  sein  kann«  (I.  18),  dass  hierin,  wie  in  anderem,  ein 
Beweis  für  die  alte  Einheit  von  Slave  und  Litauer  zu  erkennen  ist. 
Wie  leichten  Sinnes  der  Verfasser  solche  Verwandtschaft  von  My- 
then annimmt,  sie  auf  die  geringste,  äusserlichste  Uebereinstim- 
mung aufbaut,  dafllr  zeugt  eclatant  folgender  Fall.  I.  17  lesen 
wir:  »Höchst  merkwürdig  ist  die  Einstimmuug  von  Geras  Wyras 
und  seiner  dämonischen  Gemahlin  zu  dem  Helden  der  Bylinen  Do- 
bryna  Nikititsch  und  seiner  wilden  Gattin :  hier  decken  sich  nicht 
nur  Namen  und  Oharactere,  sondern  auch  die  Verhältnisse  in  einer 

Weise,  dass  entweder  Entlehnung  anzunehmen  ist  oder  man 

muss  zugeben,  dass  diese  mythischen  Gestalten  geschaffen  sind, 
als  Zamaiten  und  Russen  noch  eine  sprachliche  und  ideelle  Einheit 

bildeten  Die  Einheit  von  Slave  und  Litauer  .  .  .  lässt  sich 

durch  mein  Werk  noch  mit  anderen  Beweisen  als  die  Einstimmung 
von  Geras  Wyras  und  Dobryna  Nikititsch  belegen«  u.  s.  w.  Nun 
ist  von  vornherein  der  mythische  Gehalt  nissischer  Bylinen  äusserst 
zweifelhaft;  sie  bieten  ja  in  der  Regel  märchenhaften,  nicht  my- 
thischen Stoff  in  historischen  oder  Sagenrahmen ,  aber  abgesehen 
von  dieser  principieilen  Frage  zeigt  sich  bei  einer  Vergleichung 
beider  Stoffe,  dass  ihre  wichtigste  »Einstimmung«  biossauf  dem 
zufälligen  Zusammentreffen  in  den  Namen  (Gutmann)  beruht. 
Geras  Wyras  (I.  146—153),  der  leicht  beschenkt,  heilt  u.  s.  w., 
wenn  man  ihm  gut  begegnet,  erscheint  als  Verkörperung  des 
Glückes,  als  eine  männliche  Parallele  zur  Laiina.  und  findet  seinen 
Gegensatz  in  seiner  Frau,  der  verkörperten  Bosheit,  welche  ihrer 
Schlechtigkeit  wegen  von  ihm  erschlagen  wird:  was  haben  nun 


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Beiträge  zur  litauischen  Mythologie. 


31 


damit  zu  schaffen  Dobrynja  und  die  Zauberin  Mariska,  der  ihren 
Geliebten  tödtet,  von  ihr  in  einen  Auerochsen  verwandelt  wird  nnd 
entwandelt  ihr  mit  den  drei  Lehren  den  Tod  giebt?  vgl.  die  Analyse 
der  Dobrynjalieder  bei  Wollner,  Untersuchungen  über  die  Volks- 
epik der  Grossrussen,  S.  47 — 70 ;  der  ganze  Einfall,  beide  Paare 
zusammenzustellen,  war  ebenso  originell  wie  unbegründet.  Auch 
hier  ist  Veckenstedt  wieder  in  denjenigen  Fehler  verfallen,  den  wir 
sehon  einmal,  bei  Besprechung  der  Pypka,  S.  22,  gerügt  haben: 
in  einer,  möglicherweise  ganz  modernen  Ueberlieferung  sucht  er 
and  findet  uralten ,  mythischen  Kern ,  während  nach  unserer  An- 
schauung bei  Litauern  wie  Ölaven  zwischen  uraltem  Mythus  und 
moderner  Tradition  ein  Zusammenhang  nicht  ohne  Weiteres  her- 
gestellt werden  darf.  Wohl  setzt  bei  beiden  Stämmen  alter  heid- 
nischer Brauch  und  Aberglaube  sein  Treiben  fort,  wohl  bevölkert 
Volkspbantasie  auch  nach  der  Annahme  des  Christenthums  die 
Natur  mit  allerlei,  hauptsächlich  Spukgestalten,  aber  durch  die 
Annahme  des  Christenthums,  durch  die  zeitliche  Entfernung,  durch 
das  Eindringen  vieler  fremder  Elemente  in  Sage  (Märchen)  und 
Sitte  wird  die  Continuität  zwischen  alten  und  neuen  Anschauungen 
zerrissen  oder  doch  gelockert,  nnd  so  bietet  uns  vielfach  moderner 
Aberglaube  bloss  verzerrte  Abbilder  mancher  Einzelheiten  alten 
heidnischen  Glaubens;  letzteren  bloss  aus  ersterem  reconstruiren 
zu  wollen,  bleibt  stets  äusserst  misslich:  zertrümmert  ist  die  alte 
Götterwelt,  einzelne  Scherbchen  lesen  wir  hier  und  da  auf,  der  Ein- 
blick ins  ganze  bleibt  uns  wohl  verwehrt:  diesen  Eindruck  hat  auf 
mich  auch  Veckenstedts  Sammlung  gemacht,  denn  was  in  ihr 
wirklich  uraltes  mythologisches  vorhanden  ist,  scheint  mir  nach 
allem  bemerkten  Gewähr  der  Echtheit  nicht  zu  bieten.  Die  »Ge- 
stalten der  zemaitiachen  Mythologie ,  welche  bisher  der  Forschung 
ganz  unbekannt  waren  oder  von  denen  man  wenig  mehr  als  den 
Namen  wusste«,  welche  durch  diese  Sammlung  »der  Wissenschaft 
erschlossen«  sein  sollen,  bleiben  mir  somit  verschlossen  wie  zuvor, 
"aber  dankbar  erkenne  ich  an,  dass  nach  Abzug  des  vielen  zweifel- 
haften reichlich  übrig  bleibt,  was  unsere  Kenntniss  vom  moder- 
nen litauischen  Glauben  und  Sage  bestätigt  und  bereichert. 


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32 


A.  Brückner, 


in. 

Gegen  diese  jüngste  und  grossartigste  Vermehrung  unseres 
Wissens  vom  alten  litauischen  Mythus  habe  ich  mich  äusserst  skep- 
tisch verhalten,  habe  mir  und  vielleicht  auch  anderen  die  Möglich- 
keit benommen,  diese  reiche  Quelle  voll  auszunutzen :  das  nun  fol- 
gende betrachte  ich  als  eine  Art  kleinsten  Ersatzes. 

Es  ist  zwar  nichts  neues,  was  ich  zu  bieten  vermag,  bloss 
einige  Stellen  aus  einem  vor  hundert  Jahren  gedruckten  Buche. 
Aber  es  scheint  mir,  dass  dies  Buch  so  gut  wie  verschollen  ist,  ich 
erinnere  mich  nicht,  dass  seiner  in  der  deutschen  Literatur  irgendwo 
gedacht  worden  wäre  und  doch  verdient  es,  der  Vergessenheit  ent- 
rissen zu  werden,  es  bietet  einige  glaubwürdige  Beiträge  zu  Brauch 
und  Glauben  Samogitiens  und  des  lettischen  Oberlandes. 

Einige  Jahre  vor  der  Aufhebung  des  Jesuitenordens  begann 
ein  Mitglied  desselben  in  der  litauischen  Ordensprovinz,  die  ruhm- 
volle Geschichte  dieses  Ordens  in  dieser  Provinz  —  es  gentigt,  die 
Namen  eines  Skarga  und  eines  Sarbiewski  hervorzuheben  oder  an 
die  Akademie  von  Wilno  zu  erinnern  —  niederzuschreiben.  Das 
Werk  ist ,  vielleicht  wegen  der  Stürme ,  welche  so  bald  Uber  den 
Orden  hereinbrechen  sollten ,  nicht  mehr  zum  Abschluss  gebracht 
worden,  es  erschien  nur  sein  erster  Theil  unter  dem  Titel :  Litua- 
nicarum  Societatis  Jesu  historiarum  provincialium  pars  prima  auc- 
tore  Stanislao  Rostowski  ex  eadem  societate  et  provincia  sacerdote. 
1768  Vilnae.  F°.  Der  Verfasser  hat  das  Provinzialarchiv  des  Ordens 
benutzt,  sein  Werk  hat  daher  den  Werth  einer  Quelle  und  ist  auch, 
namentlich  vom  Grafen  Dzieduszycki  in  seiner  Biographie  des 
Skarga,  vielfach  in  diesem  Sinne  herangezogen  worden ;  durch  das 
zuletzt  genannte  Buch  bin  ich  selbst  darauf  aufmerksam  gemacht 
worden.  Ich  citire  nun  aus  dem  Werke  die  reichhaltigen  Stellen  in 
deutscher  Uebersetzung,  indem  ich  meist  nur  für  das  wichtigste  den 
Originaltext  behalte. 

S.  11.  Unterdessen,  d.  i.  während  der  raschen  Ausbreitung 
der  Reformation  in  Litauen,  kehrte  das  Landvolk,  vor  allem  in 
Litauen,  Saraogitien  und  Semgallen,  in  Vergessenheit  oder  Un- 
kenntniss  der  christlichen  Gebote,  aus  seinen  Feldern  in  die  alten 
Wälder  zurück,  um  nach  heidnischem  Väterbrauche  seinen  Eichen 
und  jenem  Blitzesjupiter,  den  seine  Vorfahren  Perkunus  nannten, 
zu  opfern. 


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Beitrüge  zar  litauischen  Mythologie. 


33 


S.  IIS,  unter  dem  Jahre  1583,  wird  Samogitien,  wohin  eben 
eine  Jesuitenmission  abgesandt  worden  war.  folgendere assen  ge- 
schildert :  äusserst  kläglich  war  damals  der  Znstand  der  Menschen 
in  dieser  Diöcese,  in  welcher  man  nämlich  nicht  viele  auf  dem 
Lande  hätte  finden  können,  welche  auch  nur  den  Namen  eines 
christlichen  Menschen  gekannt  hätten.  Antiquae  colonis  supersti- 
tiones:  Jupiter  ille  fulmineus,  vulgo  Perkunas ;  quercus  annosae: 
Szermuksznis  sive  Sorbus  (vgl.  szermnkszle  und  szermüksznc, 
Eberesche,  sorbus  aucuparia);  alibi  Akmo,  saxum  grandius;  ve- 
teres  illi  gentis  dii  pluresque  eius  ordinis  alii  a  rusticulis  adhuc 
colebantur  ....  Perkuno  ignem  in  sylvis  sacrum  .  .  .  perpetunm 
alebant.  Telluri  porcam  faciebant.  Den  Rest  des  Opferviehes  be- 
wahrten sie  zu  Hause  auf,  da  sie  meinten,  dass  dies  zu  ihrem  Heil 
und  der  Wohlfahrt  ihres  Hauswesens  gehöre;  daher  scheuten  sie 
sich ,  es  wegzuwerfen  und  von  den  unsrigen  (den  Jesni tenmissio- 
näres)  hierzu  aufgefordert ,  verneinten  sie ,  es  wagen  zu  können, 
wofern  ihnen  nicht  von  ihren  Göttern  irgend  ein  schweres  Un- 
glück zustossen  sollte  ....  Praeter  eos  quos  diximus  Larem  pagani 
Dimstipam  vernis  suis  dictum  fumi  focique  Dominum  colebant 
Dimstipa  ist  vielleicht  *Dimstipats,  Hausherr,  vergl.  dimstis  — 
Wurzel  dem  —  Hof,  Gut) ;  huic  oblato  gallinaceorum  pari  litaba- 
tur:  inde  epulum,  quo  exoratus  lar  familiärem  suam  unicuique  rem 
fortunaret,  cognati  vicinique  celebrabant.  Dabei  hüteten  sie  sich 
sorgfältig,  etwas  von  ihrem  ganzen  Mahle  für  den  folgenden  Tag 
übrig  zu  lassen,  denn  davor  scheute  man  sich;  sogar  das  Wasser, 
womit  die  Schüsseln  gespült  wurden,  musste  vom  Feuer  verzehrt 
werden.  Den  Todten  brachten  sie  Mahlzeiten  zu  den  Gräbern  am 
Jahrestage;  aus  einem  Becken  wurde  unter  den  Esstisch  Wasser 
gegossen,  auf  dem  Tische  wurden  Löffel  im  Viereck  aufrecht  ge- 
stellt, hierauf,  vor  den  auch  zur  Mittagszeit  herumgesteckten  Lich- 
tern, nannte  der  Götterwahrsager  die  Todten  in  bestimmten  Wort- 
formeln;  nachdem  er  so  zu  den  Manen  gebetet  hatte.  Hess  er  sich 
als  Gast  mit  den  Hausgenossen  nieder  und  warf  zuerst  einen  Kloss 
unter  den  Dreifuss.  —  Nichts  wurde  ohne  Anrufung  der  Genien 
unternommen.  War  der  Acker  zu  besäen,  so  brachten  die  Land- 
leute Hahn  und  Henne  zum  Opfermesser ;  war  Jemandem  sein  Sohn 
krank,  so  ging  der  Vater  zum  Wahrsager,  dieser  looste  und  opferte 
dem  Gotte  ein  Lamm,  womit  er  das  Haupt  des  Kranken  loskaufte; 
IX.  3 


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34 


A.  Brückner, 


war  irgend  ein  Stttck  Vieh  in  der  Heerde  ansehnlicher,  so  opferte 
es  sein  Herr  und  bat  um  Fortpflanzung  desselben .  von  den  Schlacht- 
opfern durfte  ausser  Eltern  und  Kindern  Niemand  auch  nur  kosten. 
Zu  Pfingsten  bringen  sie  aus  den  einzelnen  Familien  Getreide  zu- 
sammen und  brauen  daraus  einen  Trank  und  kommen  nach  Verab- 
redung zum  Mahle  zusammen,  hierauf  lagern  sie  sich,  nachdem  sie 
einen  Widder  oder  Ochsen  am  Ufer  des  Flusses  geopfert  haben. 
Hier  kostet  der  Wahrsager  oder  ein  anderer  älterer  vom  Opfer 
vorher,  hierauf  die  übrigen,  indem  sie  um  günstige  Witterung  und 
Fruchtbarkeit  bitten.  Wenn  die  unsrigen  in  ihren  Predigten  derlei 
Gebräuche  angriffen,  wenn  sie  Viehknochen  und  andere  Abzeichen 
dieses  rauhen  Glaubens  (eins  scrupeaj  religionis)  von  den  Thür- 
pfosten und  Wänden  abrissen,  mit  den  Füssen  traten,  auf  den 
Scheiterhaufen  hinwarfen,  wenn  sie  ihre  göttlichen  Eichen  nieder- 
hieben und  die  heiligen  Schlangen,  welche  den  Hauseltern  und 
ihren  Kindern  schon  von  der  Wiege  an  vertraut  waren,  zerschmet- 
terten, schrieen  die  Heiden,  dass  ihre  Heiligthümer  entweiht,  dass 
ihre  Baum-  uud  Thon-  und  Felsen-  und  Gartengötter  vernichtet 
würden.  Andere  wunderten  sich,  dass  die  Heiligenschänder  strat- 
los in  ihren  Häusern  und  Hainen  hausten,  unterdessen  fröre  ihr 
Perkunus,  da  das  Feuer  ausgelöscht  wäre,  und  es  hätten  die  übrigen 
Götter  mit  ihm  gar  plötzlich  ihre  Kräfte  verloren.  Andere  wieder 
meinten,  ihre  Götter  wären  eingeschlafen  und  riefen  sie  unter  Ge- 
räusch und  Geschrei  auf  und  suchten  die  nichtigen  Mächte  zu  er- 
regen. Aber  plötzliche  Wirbelwinde,  Erschütterung  der  Häuser, 
das  Knirschen  und  Bellen  und  Brüllen  unsichtbarer  Thiere.  rührte 
offenbar  von  Teufeln  her,  Schreckmittel,  verächtlich  für  den  starken 
Geist,  so  dass  endlich  die  Landleute  selbst  anerkannten  und  be- 
theuerten, was  sie  gehört  hätten,  dass  es  nämlich  irgend  einen  und 
zwar  stärkeren  als  die  ihrigen  Götter  gebe;  der  von  unseren  Men- 
schen aus  handele. 

S.  164  schreibt  1587  der  Bischof  von  Samogitien,  Melchior 
Giedrojc  an  den  Ordensvorgesetzten :  in  maxima  episcopatus  nostri 
parte  qui  sit  confessus  in  vita  invenias  nulluni :  nullum,  qui  com- 
munieaverit  unquam :  nullum.  qui  Pater  noster  aut  signura  Crucis 
formare  norit:  nullum  denique.  qui  aliquam  Cognitionen!  mysterio- 
rum  fidei  habeat.  uno  hoc  illi  contenti.  Lutherani  nou  sumus.  carncs 
die  Veneris  non  eomedimus.   Communiter  sacrificare  tonitribus. 


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Beitrüge  zur  litauischen  Mythologie. 


serpentes  colere.  quercus  ut  sacras  vencrari.  Manibus  mortuoruni 
dapes  offerre  et  similia  multa  ex  ignorantia  potins  quam  malitia 
profecta  portenta  in  peccatis  non  numerant.  Es  Ubernehmen  nun 
auf  die  Aufforderung  des  Bisehofs  zwei  Jesuiten  die  Mission  mit 
bestem  Erfolg  und  so  duldete  es  leichter  das  Volk,  dass  seine  hei- 
ligen Eichen  niedergehauen  wurden.  Als  an  eine  derselben  unser 
Priester  unter  Staunen  und  Furcht  der  Menge  die  Axt  anlegte,  flog 
unter  grasslichem  Zischen  aus  der  Höhlung  des  Stammes  ein 
scheusslicher  Uhu  hervor,  in  dem  manche  nicht  grundlos  den  Bösen 
vermntheten. 

S.  270  unter  dem  Jahre  1618.  Es  sind  durch  die  Ordensmit- 
glieder in  Krozy  exsectae  Perkuno  Jovi  illi  Lituanico  devotae  quercus. 

S.  271.  Neque  Vendenses  (die  Jesuiten  in  Wenden;  sua  ces- 
sabant  in  vinea  ....  in  pagis  loca  diis  gentium  devota  lustralibus 
Ecclesiae  ritibus  perpurgata.  Saxa  pro  diis  culta  (quae  illi  lingua 
patria  Atmeschenes  Viete  adiectorum  scilicet  loca  —  eigentlich 
adiciendi  locus,  lett.  atmeschanas  wieta  —  in  quae  civorum  ana- 
lecta  pro  libamine  coniectabant :  quibus  caesorum  animantium 
cruorem  aspergebant  quaeque  contingere  ipsis  fas  esset  victimariis; 
sex  inquam  eiusmodi  arae  circum  oppida,  in  primis  Rositenum, 
Duneburgum,  Russonum,  eversae  caetusque  Sacrificantium  dissi- 
pati.  Arbores  item  evulsae  stirpitus.  tum  quercus,  quibus  mares. 
tum  tiliae  quibus  feminae  pullasträ  pro  frugibus  et  incolumitate  rei 
domesticae  quasi  diis  faciebant.  In  eandem  stragem  Ceroklis  ex 
orco  ille  hospitalitatis  deus,  cui  ex  omnibus  esculentis  primas  buc- 
cas,  primos  ex  poculentis  haustu»,  stulta  libabat  plebes.  actus  est 
securibus.  (Eine  der  im  Le.tischen  häufigen  Bildungen  auf  -klis. 
Nomina  instrumenti  u.  a.,  s.  Bielenstein,  Grammatik  L  293  f.;  ich 
finde  bei  Bielenstein  a.a.O.  296  ein  »cerüklis,  worauf  jemand  seine 
Hoffnung  setzt,  z.  B.  das  Kind,  das  der  Eltern  Hoffnung  ist,  von 
zeret  hotten.*  =  zereklis  bei  Ulmann :  ein  zeroklis  oder  zerökslis. 
auch  dzeroklis,  dzerokslis  und  dzeloksnis  bei  Ulraann  bedeutet 
Backenzahn:  man  darf  vermutben  eine  Ableitung  von  dzert  =  lit. 
ge>ti  »trinken,  zechen,  saufen«.  In  käzas  (Hochzeit),  kristibas  (Tauf- 
schmaus), beres  (Trauermahlzeit)  dzert  wird  das  Wort  noch  sehr 
allgemein  iür  feiern  gebraucht,  sofern  dasselbe  in  Trinken  besteht«. 
Ulmann) . 

Berlin.  A.  Brückner. 


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Die  cechischen  Marienklagen. 


Das  mittelalterliche  geistliche  Schauspiel  bei  den  Cechen  be- 
ruht, entsprechend  dem  Entwicklungsgänge  der  cechischen  Lite- 
ratur überhaupt,  ebenfalls  auf  deutscher  Grundlage.  Die  vorliegende 
Untersuchung  soll  das  Vcrhältniss  der  t  echischen  Marienklagen  zu 
den  deutschen  Quellen  klarlegen,  während  ich  mir  den  Nachweis 
der  Entwickelung  der  Oster-  und  Passionsspiele  fllr  später  vor- 
behalte. 

Wir  haben  drei  vollständige  Bearbeitungen  der  Marienklage 
und  ein  Bruchstück  einer  solchen  r  .  Zwei  derselben  sind  veröffent- 
licht aus  H86.  der  Prager  Universitätsbibliothek  n.  zw.  von  Hanus2) 
(im  folgenden  bezeichnet  mit  Pr,)  und  von  SafaHk3,  (Pr2),  eine  aus 
der  Königgrätzer  Hs.  von  Patera •)  (Hrj,  ein  Bruchstück  endlich 
aus  zwei  Blättern  der  Prager  Capitelbibliothek  (C)  von  Erben  5J . 
Diese  beiden  Blätter  enthalten  nämlich  unter  anderen  auch  den 
Schluss  eines  Passionsspieles  und  die  letzten  fünf  Verse  der  einge- 
schalteten Marienklage  bilden  den  Anfang  dieses  Fragmentes.  Es 
sind  die  Worte  des  Johannes: 

 syn  pükazal 

a  me  tobe  za  syoa  dal 

a  te  mu  matku  nazval. 

uciniz  me  zadanie : 

podiz  do  m&sta  nenie, 

cekaj  jeho  skoncenie. 

Et  recedat  Maria,  cantet  antiphonam  de  laudibus. 

')  Ich  übergehe  die  wörtliche  Uebersetzung  cler  berühmtesten  lateinischen 
Klage  »Stabat  mater* ;  sie  steht  im  Vybor  I,  324,  abgedruckt  aus  derselben 
Iis.,  aus  der  auch  Hanns  seine  Klage  entnommen  hat. 

2;  Im  Maly  vybor  S.  56. 

3)  Im  Ö&sopis  cesk.  Mus.  1846,  Bd.  22,  2.  Thl.,  S.  266. 

4i  In  den  Pamatky  stare  lit.  cesk.  Nr.  VIII.  Hradecky  rukopis,  Prag  lS8t. 

*  Vybor  IL  S.  31  f. 


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Die  cechiachen  Marienklagen. 


a7 


Was  vorerst  das  Alter  der  einzelnen  Stucke  angeht .  so  stam- 
men sie  insgesammt  ans  Hss.  des  XIV.  Jahrhunderts  u.  zw.  Hr  aus 
der  Mitte l),  die  anderen  aus  dem  Ende  desselben.  C  vielleicht  auch 
aus  dem  Anfange  des  XV.  Jahrh.  Die  Königgrärzer  Iis.  ist  jedoch 
nach  Patera  a.  a.  0.  S.  XIII  u.  XXVI  entschieden  schon  eine  Ab- 
schrift aus  älteren  Hss.  und  so  muss  auch  die  Entstehung  der  Klage 
Hr  weiter  zurückgesetzt  werden,  vielleicht  in  das  erste  Viertel  des» 
XIV.  Jahrh.  Dieser  Datirung  steht  nicht  im  Wege,  dass  der  latei- 
nische Planctus,  der  dem  cechischen  Gedichte  zu  G runde  liegt2), 
in  einer  Iis.  vom  J.  1319  sich  vorfindet.  Ich  werde  unten  nach- 
weisen, dass  dem  Uebersetzer  der  lateinische  Text  in  anderer  Fas- 
sung vorlag.  Auch  und.Pr,  sind,  wie  ich  unten  darlegen  will, 
Abschriften. 

In  dem  Gedichte  Umuceni  Pane  der  Königgrätzer  Hs. :*  nun 
sind  die  Verse  596 — 599  direct  aus  Prt  entlehnt.  Sie  lauten : 

Matko  mil&,  nerod'  plakati 

rac  ma  slova  zmuuenati, 

budes  Jana  mne  miesto  sobe  za  syna  jmieti 

a  ty,  Jene,  rac  jej  jako  svej  mateH  prieti. 
Die  Verse  stimmen  wörtlich  zu  Prt  96—99,  nur  fehlen  hier 
in  der  dritten  Zeile  die  Worte  mne  miesto.  Erwägt  man,  dass 
das  Gedicht4)  Umuceni  Pane  jedenfalls  vor  der  Mitte  des  XIV. 
Jahrb.  entstanden  ist  und  hier  Pr,  augenscheinlich  direct  benutzt 
wurde,  so  wird  auch  die  Entstehung  von  Prt  weiter  an  den  Anfang 
des  XIV.  Jahrh.  heraufgerUckt  werden  müssen.  Nicht  so  sicher 
bin  ich,  ob  die  Verse  Umuceni  Pane  277  f.  zu  gleichem  Schlüsse 
auf  die  Altersbestimmung  von  Pr2  berechtigen  könneu.  Es  sind 
die  Verse : 


*)  Nach  Patera  a.  a.  0.  VI  und  XII;  nach  Dobrovsky,  Gesch.  d.  bühiu. 
Spr.  u.  Lit.  1818,  S.  124  -aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhundert*. 

*)  Abgedruckt  von  Patera  a.  a.  0.,  Anhang  8.  450  f. 

3)  Patera,  Hradecky  rukopis  8.  213  ff.  Ich  bemerke  hier  beiläufig,  dass 
jenes  Fragment  des  Leidens  Christi,  das  im  Vf bor  I,  Anhang  8.  1 147  ff.  ab- 
gedruckt ist,  demselben  Gedichte  angehört,  aus  dem  Thomas  v.  Stitny  iu 
seinen  rtei  svatecni  (  Vyb.  I,  754)  sein  Citat  entnommen  hat.  Man  vergleiche 
nur  das  Citat  755,  23  f.  mit  Bruchstück  1147,  27  f.  tianus  scheint  dies  in  den 
Dodavky  k  Jungm.  hist.  lit.  8.  4,  Nr.  19,  g\  durch  Nebeneinauderstellung  an- 
gedeutet au  haben.  Sonst  finde  ich  es  jedoch  nirgends  ausdrücklich  bemerkt. 

«}  Vielmehr  ist  es  nur  gereimte  Prosa  ohne  rhythmischen  Versbau. 


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J.  Knieschek. 


Musit'  sc  to  vsechno  stati 
coz  Bnoh  kazal  o  mn^  psati, 
die  bis  auf  ein  Wort  (sohe  statt  mne)  genau  mit  Pr2  39  f.  überein- 
stimmen l).  Soviel  aber  lässt  sich  mit  Sicherheit  behaupten,  das» 
l'r2  weit  älter  ist  als  die  Hs.,  aas  der  Safari k  sie  abdrucken  Hess. 

Ich  gehe  zuerst  an  die  Behandlung  von  Prt . 

Diese  Klage  giebt  sich  sofort  als  dramatisch  zu  erkennen, 
wenn  sie  auch  in  der  Hs.  mitten  zwischen  Gebeten  erscheint.  Die 
Köllen  sind  vertheilt  (Jesus,  Maria,  Johannes) ,  auch  Anweisungen 
für  die  Schauspieler  finden  sich,  so  nach  116  »I  padne  na  zemi« 
und  nach  117  »A  Jan  vzpodvihaje  matku  bozie  i  die  takto«.  Frei- 
lich sind  die  meisten  derartigen  Zusätze  von  dem  Schreiber  beseitigt 
worden ;  denn  für  sein  Erbauungsbuch  brauchte  er  ja  nur  Gebete 
und  Lieder  2) .  Es  ist  mir  nicht  zweifelhaft,  dass  ursprünglich  auch 


')  Ich  wage  aus  dem  Grunde  nicht  zweifellos  an  Entlehnung  zu  denken, 
weil  der  erste  der  erwähnten  Verse  ganz  ähnlich  sich  wiederfindet  in  Pr,  7.* 
musilo  sie  jest  to  stati,  ebenso  Hr  329  a  to  se  stati  musilo. 

Die  auffallenden  Uebereinsümmungen  zwischen  dem  Plac  sv.  Marie  und 
den  RadosU  sv.  Mafie  derselben  Hs.  (Patera  S.  175}  beruhen  wohl  nicht  auf 
gegenseitiger  Entlehnung,  sondorn  vielmehr  auf  der  gemeinsamen  Urheber- 
schaft beider  Gedichte.  Man  vergleiche : 

Plne  sv.  M.  314-318 :  und  Radosti  sv.  M.  500—503  und  507  : 

a  to  sc  treti  den  stane  A  kdyz  tfeti  den  vsta  z  mrtvych 

a  tva  zalost'  v»e  prestane ;  tehdy  zby  v»ech  Jalosti  sv yc h 

neb  jak«  vstane,  hned  v  tej  dobe  neb  jaki  brzo  jest  z  mrtvych  vstal, 

slavne  %b  uka).e  tob*  tak  se  jej  hned  videti  dal  

tu  pnjrae*  veüku  radost ,  prevolikü  radost  jmMa, 

P!ju-  33«  f.  und  340:  mit  Radosti  sv.  M.  105  f.  und  104  : 

a  jost  pravy  Buoh  a  <:lovek  n  jsa  pravy  Buoh  a  t  lovek, 

a  bude  vfedy  na  vecny  vek  .  .  .  bude  kralovati  na  vea\ 

a  jest  i  boii  syn  i  tvoj  a  budet'  tvöj  i  bozi  syn, 

oder  Pia«-  sv.  M.  7  und  8 :  mit  Radosti  sv.  M.  494  f. : 

Vizte  j'ho  na  kHii  pniece  naha  na  knii  stojeco 

ty  teike  muky  trpiece.  a  t*ik6  muky  trpiece. 

Beide  Gedichte  zeigen  auch  sonst  im  Stile  und  Versbau  grosse  Achnlichkeit. 

*;  Darum  ist  wohl  auch  im  Index  der  Hs.  der  ältere  Titel  My  Johannes 
planctü  |  tot'  gest  plaukt  nebo  ialoscenie  matky  bozye  v  welyky  patek  a  gsut 
gebo  dobrzye  cztyrzye  lystowe  durchgestrichen  und  dafür  gesetzt :  werssy- 
kowe  ot  matky  bozye. 


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Die  t  echischen  .Marienklagen. 


vor  V.  K»  Christus  eines  seiner  letzten  Worte  sprach,  ebenso  vor 
V.  69  und  84 :  denn  jedesmal  bricht  Maria  in  die  Worte  aus :  »ich 
höre  klägliche  Laute«. 

Zu  dem  von  Hanus  besorgten  Abdrucke  des  Textes  bemerke 
ich  folgendes: 

V.  105  ist  in  zwei  Zeilen  zu  zerlegen  und  zu  lesen : 
/e  tu  mukn  synu  memu  :  zbo/nemn  104 
bez  viny  trpieti  {:  nevidieti  106). 
Schlechte Verstheilung  findet  sich  auch  172 f.:  es  ist  zu  lesen 
synu  moj  mily  zaduci 

auwech,  kterak  tvu  jasnu  oci  i  zrak  stkvuci 

truchle  hledi  na  mnie,  na  svoji  matku  !  :  dostatku  ISO' 

Vy  kleti  zide,  eim  jste  jej  vinili. 

Z.  13 — 37  waren  6  Strophen  zu  4  Versen  herzustellen,  jede 
beginnt  mit  auwech  doch  mnss  V.  32  Jczu  Krista  nebeskeho, 
der  ohnehin  als  dritter  Reimvers  erscheint ,  gestrichen  werden. 
Ebenso  zerfallen  die  Verse  100 — 110  in  vier  4 zeilige  Strophen, 
jede  derselben  fängt  an  mit  ach.  Da  ich  jedoch  oben  V.  105  in 
zwei  Verse  zerlegt  habe,  60  ist  in  der  2.  Strophe  ein  Reimpaar  aus- 
zuscheiden. Ich  schlage  vor  zu  lesen : 

V.  104  Ach  auwech  1  ie  synu  memu  bez  viny  trpieti ;  denn  sziel 
sie  niekomu  zboznemu  in  V.  104  ist  nur  Wiederholung  von  V.  90. 

Man  ersieht  übrigens  aus  diesen  Bemerkungen,  dass  wir  es 
mit  der  Abschrift  aus  einer  älteren  Vorlage  zu  thun  haben.  Dafür 
spricht  auch,  dass  die  Klage  mitten  unter  Gebeten  steht,  während 
sie  doch  für  die  dramatische  Aufführung  bestimmt  war. 

Das  Stück  zeigt  ganz  gleichen  Bau  mit  den  deutschen  Marien- 
klagen  und  ist  offenbar  eine  Uebersetzung  einer  solchen  2; .  Die 
Zahl  der  Verse,  die  nicht  mit  deutschen  Belegstellen  versehen  wer- 
den können,  ist  äusserst  gering,  die  Thätigkeit  des  Uebersetzers 
beschränkt  sich  nahezu  nur  auf  die  Herstellung  der  Reime  und  Ver- 
arbeitung überlieferter  Gedanken. 

Das  Gedicht  beginnt  mit  der  Strophe  »Mi  Johannes  planctum 

»i  Ganx  ähnlich  in  der  Erlauer  Klage  225  f.  Kammer,  Erlauer  Spiele, 
Wien  1682. 

-  Die  Redewendung  jeui  na  kHfci  stoji,  die  sich  V.  5,  -J7  und  61  unseres 
■Stückes,  aber  in  geistlichen  Gedichten  auch  sonst  findet,  ist  ein  Germanismus, 
entsprechend  dem  mhd  an  dem  kriuze  stan.  Vgl.  Benedictbeurer  Osterspiel, 
Fundgruben  II,  8.  257. 


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40 


J.  Knieschek, 


move«  etc.  aus  der  bekannten  lateinischen  Sequenz  »Planctus  ante 
nescia«     worauf  noch  eine  lateinische  Strophe  folgt  *) : 

Salutaris  noster  Jesus. 

captus,  raptus,  fixus,  cesus 

et  illusus  alapis, 

a  Gehenne  satrapis. 

auctor  vere  lucis, 

dies  ista  clauditur. 

mortem  vita  patitur 

mortem  autem  crucis  3). 
Daran  schliesst  sich  V.  1—5  des  cechischen  Textes  eine  wört- 
liche Uebersetzung  des  »Mi  Johannes,  planctum  move«  etc.;  C.  6-— 
10  enthalten  die  Trostesworte  des  Johannes  (zumTheil  eine  Ueber- 
setzungdes  lateinischen  »o  Maria  Stella  maris«  etc.)  ;  daran  schliessen 
V.  11  und  12  die  Worte  Christi  »Eli,  Eli«  etc.  mit  der  cechischen 
Lebersetzung  derselben.  Die  darauffolgende  längere  Klage  Marias 
umfasst  V.  13 — 73 4),  woran  sich  die  Trostesworte  des  Jüngers  reihen 
bis  83 :  84—93  enthalten  eine  neue  Klage  Maria's,  94  und  95  die 
Worte  Christi  »fceno!  aj  syn  tvoj«  und  »aj!  matka  tva«,  96—99  die- 
selben in  gereimter  Form:  in  V.  100— MO  folgt  wieder  eine  Klage 
Marias,  dann  V.  117  Christi  Ausruf  »Dokonano  jest«,  den  Schluss 
118 — 127  bilden  abermals  Klageworte  Marias. 

Von  jenen  deutschen  Versikeln,  die  Schönbach R)  als  die  Grund- 
lage der  deutschen  Marienklagcn  nachgewiesen  hat,  finden  sich 
noch  folgende : 

0.  13  f.«)  Schönbach  XVI. 

Ach,  auwech.  auwech!  jaz  sly-  ich  hoßre  einen  grözen  ruof 

Ii  blas  daz  ist  Jhesus,  der  mich  geschuof. 

to  jest  bozi.  jen-2  stvoril  nas. 

')  Vgl.  Schönbach.  Die  Marienklagen,  Festschrift  der  Universität  Graz 
1874,  S.  9  f. 

Von  Hanns  gar  nicht  erwähnt. 

3  Mit  geringen  Aenderungen  stehen  dieselben  Verse  auch  in  der  Erlauer 
Marienklagc,  a.  a.  ü.  S.  151. 

«  Mit  Uurecht  Hess  sich  Hanus  durch  die  Hb.  verleiten,  die  Verse  34— 
dem  Johannes  in  den  Mund  zu  legen,  sie  gehören  vielmehr  noch  zur  Rede 
Maria's. 

ii  A.  a.  0.  S.  2. 

«)  Wenig  verschieden  kehren  die  Verse  wieder  V.  43  f.,  ü9  f.  und  %  f. 


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Die  cechischen  Marienklagen.  4  ] 

C.  38.  Schönbach  IX  3. 

auwech !  ze  mne  nechcete  zan  und  hietet  benumen  mir  den  lip. 
umuciti. 

C.  39.  XI. 

auwech !  srdce  me  smutne,  ze  se  herze  brich  ! 
ve  mnie  nechces  zpruciti ! 

Ö.  42.  III  1 . 

nastnpil  mie  truchly  eas  nü  ist  ze  weinen  mir  geschehen. 
=  65  jii  sie  pocne  me  plakanie 
=  84  jii  sie  ma  zalost  pocina. 

C.49f.  (=139f.  =  183).  XIII  3.  4. 

Ktera  matie  höre  take  denke  eine  muoter  an  die  not 

jmiela  kdy  pro  sveho  syna.  ob  ir  liebez  kint  w«er  tot. 

Ö.  85.  XV  4. 

ja  smntna  matie  jedina.  und  ich  armiu  muoter  din. 

C.  88  f.  i]  XV  2. 

Ach !  nelzie  za  tie  owe  w»re  ich  vtir  dich  tot. 
smrti  mnie  trpieti ! 

6.89.  XIII  1.2. 

Mili  lide?  mile  panie!  ir  vrouwen,  helfet  mir  ze  klagen 

sziel  sie  vam  meho  plakanie.  minen  jämmerlichen  schaden. 

V.  102.  VI  1.  2.  4. 

ach  Simeon !  ostry  mec  tiezkc  ein  swert  mir  geheizzen  was 

bolesti  von  Simeönis  munde  .  .  . 

tve  proroctvie  v  me   srdecko  daz  snidet  mich  ze  stunde. 

vstHelüo. 

fc.  128.  XVII  1.2. 

Auwech!  nastojte!  an  jiz  skoncal  owe  mir,  nü  ist  er  tot, 

tepruv  sie  moj  smutek  pocal!  nü  verniuwet  sich  mine  uöt. 

Ö.  131.  XI  4. 

paka  sie  skaly,  smutno  v&ie  stvo-  üf  kliebent  sich  die  steine, 
fenie. 


'}  Diese  beiden  Verse  sind  von  Hanus  unrichtig  in  einen  zusammen- 
gezogen. 


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42 


J.  Knieschek, 


C.  132.  Schimbach  IX  4 . 

Co  do  ninc  sire  bez  tebe  bude?     öwc  waz  sol  ich  aroiez  wtp  ' 

C.  133  f.  VII1.2.  3. 

Smrti!  pospiesi&kemnie  vskoiie,  owc  tot,  dise  not 
tikonciz  raeho  vclikeho  horie.       raaht  dft  mir  wol  enden 

wilt  dft  von  dir  her  ze  mir. 

<\  13C  4*.  VIII  2—4. 

auwech !  iet  mi  i\ vie  jest  ostati    tot,  ml  nim  uns  beide 
j»o  tobie  ach !  moj  tieäky  osude !  daz  er  also  eine  niht 

von  mir  werde  gescheiden. 

C.  171.  V  l.  2. 

auwech !   kterak  zbledielo  tvu  Owe  kint,  diu  wengcl  sint 
licku  stvienie.  dir  so  gar  erblichen. 

C.  176  f.  IX  1—3. 

zide,  cim  jste  jej  vinili  Owe  waz  hät  er  in  getan  t 

ke  jste  mu  tyto  muky  ucinili  muget  ir  in  niht  leben  lau 

proe  jste  mne  same  nejieli.  und  bietet  benumen  mir  den  Itp* 

Der  lateinische  Planctus,  auf  den  jene  deutschen  Versikel 
zurückgehen  (bei  Schönbach  S.  6),  liegt  dem  Cechischen  nicht  zu 
Grunde;  davon  kann  sich  jeder  durch  Vergleichung  der  ent- 
sprechenden lateinischen  Verse  überzeugen :  die  cechische  Aus- 
drucksweise steht  in  allen  den  angeftthrten  Stellen  dem  Deutschen 
näher  als  dem  Lateinischen. 

Was  sonst  die  Uebereinstimmnngen  mit  deutschen  Klagen  be- 
trifft, so  weisen  die  meisten  derselben  auf  Stücke,  die  auch  ihrem 
Fundorte  nach  unserem  cechischen  Werke  nahestehen:  dasselbe 
zeigt  Beziehungen  zu  der  Prager  (M)    ,  Erlauer.  Egerer  L) 

■j  Die  Siglen  habe  ich  der  schon  mehrfach  erwähnten  Festachritt  von 
Schönbach  entnommen.  Die  Erlauer  Klage  sowie  das  Lambacher  Paasions- 
spiel  (ed.  Sebastian  Mayr,  33.  Programm  des  OGymnasiums  zu  KremsmUnster 
JS83)  waren  ihm  noch  nicht  bekannt.  In  meiner  Arbeit  sind  folgende  Kür- 
zungen verwendet : 
D  =  Münchner  Marienklage,  herausgegeben  von  F.  Pfeiffer  in  Haupt  und 

Hoffmann  s  Altdeutschen  Blättern  II,  373—376. 
E  —  Trierer  Klage,  Fundgruben  II,  260—279. 
J  =  Marienklage,  herausg.  in  den  Fundgruben  II,  281 — 283. 
K  =  Gundelfingen  Grablegung,  herausg.  von  Mone,  Schausp.  des  MA.  II, 
131—150. 


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Die  c  echUchen  Marienklagou. 


43 


Klage  1  ,  aber  auch  zur  Münchner  D  und  Trierer  E)  *},  sowie  zu 
der  aus  Tirol  stammenden  Marienklage  mit  den  Propheten  (V). 
Doch  auch  aus  anderen  Klagen  Hessen  sich  Belege  zum  cechischen 
Texte  beiziehen. 

Die  wichtigsten  hiervon  sind : 

C.  7.  9  u.  10.  K  309—312. 

Netruchlej  sobe.  svietla  ro2e,      so  soltu  dich  gehaben  wol, 
budes  teto  ialosti  din  laid  dir  fröd  bringen  soll, 

ikoro  zbavena  a  8  nim  kralovati.  in  dem  aller  heschten  tron 

für  war  wirst  du  sitzen  schon. 

Ganz  ähnlich  lauten  die  Verse  des  St.  Stephaner  Passions- 
spieles 33$,  Sp.  2,  35  f.  ») : 

C.  13  f.  M9— 12. 

Ach,  auwech!  jaz  slysi  hlas  owe.  owe.  ich  han  gehöret  einen 
to  jest  boii,  jenz  stvoril  nas  ruf 

ten  jest  nynie  v  hoii  i  v  bolesti.  daz  ist  Jbesus,  der  mich  geschüf. 
auwecb!  nelzie  sie  zan  pobfesti.  owe,  er  laidet  grozze  not! 

owe.  und  leg  ich  vor  in  tot. 

Man  vergleiche  ausserdem  D  5— 9:  Erlau  116—119;  T  22, 
11—14:  ü  33,  17—20  :  St.  Stephaner  Pssp.  330,  Sp.  2,  32. 

(\  17.  M  17  (=  J  282,  4;. 

Ach!  auwech!  auwech!  slysi  ot  owe,  owe,  ich  höre  der  hamer- 
klady  vzvuk.  siege  tos 


L  n  Egerer  Passionssptel,  herausg.  von  G.  Milchsack,  Stuttgarter  lit.  Ver. 

lfcbl,  156.  Pubiication. 
M  =  Marienklage  aus  Böhmen,  herausg.  von  Schünbacb,  Ueber  die  Marien- 
klagen, Anhang  I. 
0  =  WolfenbUtteler  Klage,  berausg.  von  Sc  hone  mann,  Hannover  1S55. 
T  =  Marienklage  des  Sterzinger  Passionsspieles ,  herausg.  von  Pichler, 
Ueber  das  Drama  des  Mittelalters  in  Tirol.  Innsbruck  1S50,  18 — 2J. 
.  U  =  Bruchstücke,  zusammengestellt  von  Pichler  a.  a.  0.  S.  31—35. 
V  »Marienklage  mit  den  Propheten,  herausg.  von  Pichler  a.  a.  O.S.  Ii  5—140. 
»)  Bei  Schimbach  a.  a.  0.  S.  35  als  böhmisch-schlesische  Gruppe  be- 
zeichnet. 

*i  D  und  E  stehen  zur  erwähnten  Gruppe  in  näherer  Verwandtschaft. 
Schimbach  a.  a.  0.  S.  33. 

*l  Herausgegeben  von  Camesina  in  den  Mittheilungen  des  Wiener  Alter- 
thamsvereins  Bd.  10,  1S69,  S.  327  f. 


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44 


J.  Knieschek 


C.  48  (=  63; .  J  292,  9. 

auwech!  kto  mie  sniutka  zhoji.    Der  dise  marter  wende. 

6,  68.  Erlau  269. 

kam  sie  ja  sira  podieji.  wo  sol  ich  hin  cheren. 

Vgl.  D  90:  V  140,  7;  St.  Stephaner  Pssp.  330,  Sp.  2.  2ü. 

Die  Trostesworte  des  Johannes  C.  74 — 83  und  118 — 127  sind 
so  allgemein  verbreitet,  dass  ein  Hinweis  auf  ein  besonderes  deut- 
sches Vorbild  unnöthig  ist.  Man  vgl.  L  6446  f.,  V  127,  130  f.: 
Lambacher  Pssp.  146-149;  Erlauer  Kl.  364—379  u.  a. 

Ö.  92.  E  264.  6— S. 

vizi  muciec  mu  vsi  radost  Eiä,  waz  sol  ich  armez  wip, 

syna  mileho !   auwech .   co  mi  Sint  ich  dich  liebez  kint  min 
zdieti !  Sihe  Tiden  also  gröze  pln ! 

C.  109—111.  Erlau  357.  8. 

Ach  kterak  jest  zalostne  postavy  secht  an,  wi  er  an  des  chrauczes 

tot  on  vsecko  trpi  za  vy.  ast 

Kterak  me  srdce  toho  zapomienie.  durch  unser  schuld  gehangen  ist. 

Vgl.  D.  76.  77.  Erlau  244.  5. 

nu  wie  sol  ich  vil  armes  weip 
mein  not  Uberwinden. 

C.  161—167.  D  50—55. 

tut  jest  muku  za  krestiany  Hast  du  mein  lait 

trpiel,  a  proto  slyste  der  cristenhait 

svymi  srdci  snaznie  vzdyste  geben  für  all  ir  schwäre 

se  mnu  v  zalosti  hoiiece.  so  ist  pilleich 

Jezu  Kri8tu  sie  pokoriece  das  arm  und  reich 

podiekuj miz  jemu  z  toho  dir  dancken  ymmer  merc. 
ze  jest  za  ny  trpiel  mnoho. 

Vgl.  hierzu  besonders  St.  Stephaner  Pssp.  330,  Sp.  1,  17 — 24 
und  V  123,  M  -16. 

Ich  habe  hier,  wie  gesagt,  nur  die  wichtigsten  Stellen  heraus- 
gehoben, aber  schon  diese  Belege  erweisen  die  nahe  Verwandt- 
schaft des  cechischen  Gedichtes  mit  den  in  Böhmen  und  in  den 
benachbarten  Ländern  aufgefundenen  Marienklagen ;  und  ein  sol- 
ches Stück  aus  der  böhmisch-sch lesischen  {Schönbach  S.  35)  oder, 
wenn  man  einen  umfassenderen  Namen  gebrauchen  will,  öster- 


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Die  Cechischen  Marienklagen. 


45 


reicbisehen  Gruppe  lag  dem  cechischen  Uebersetzer  gewiss  auch 
vor.  Die  zur  Vergleich  ring  nicht  beigezogenen  Verse  der  cechischen 
Klage  sind  durchaus  mehr  oder  minder  freie  Bearbeitungen  auch 
sonst  in  deutschen  Klagen  vorkommender  Gedanken.  Als  wirklich 
nen  fielen  mir  nur  auf  V.  115.  116: 

[Ach  pro  buoh !  postupajte  k  stranie, 

dobri  muzie,  mile  panie. 

at  na  mie  malo  vietrik  poviene 

ciji  mdloby  k  srdci  jduce. 
Die  Hs.  XIV.  G.  17,  aus  der  SafaHk  die  Klage  Pr2  veröffent- 
licht hat,  war  einst  im  Besitze  des  Peter  Wok  v.  Rosenberg  und  ist 
ein  Sammelsurium  von  Blättern  und  Büchern  verschiedenen  In- 
haltes, verschiedenen  Alters.  Fol.  126.  127  steht  unser  Planctus. 
Sembera  setzt  ihn  y)  in  die  zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahrb.  Aber 
auch  dieser  Theil  der  Hs.  ist,  nach  den  ihr  anhaftenden  Fehlern  zu 
schliessen,  nur  Abschrift  eines  älteren  Textet».  Die  Klage  hebt  an 
mit  einer  Aufforderung  Maria's  an  die  Töchter  Jerusalems,  ihre  Lei- 
den bejammern  zu  helfen,  ihr  liebster  Sohn  sei  von  Judas  verrathen 
und  werde  an  das  Kreuz  geschlagen  (1 — 8);  dann  wendet  sie  sich 
an  Johannes  mit  der  Bitte,  sie  zu  dem  Kreuze  zu  führen  (9 — 12). 
Darauf  die  Antwort  des  Jüngers :  »Wüsstest  du,  was  er  leidet,  du 
eiltest  ihn  zu  beklagen«.  Diese  Antwort  steht  bei  äafaHk  erst  nach 
V.  33  und  ist  den  V.  38  beginnenden  Trostesworten  des  Jüngers 
vorangestellt.  Abgesehen  davon ,  dass  die  Verse  an  dieser  Stelle 
sinnlos  sind,  so  wird  überdies  auch  ein  Reimpaar  dadurch  zerrissen ; 
denn  lkati  in  V.  33  reimt  auf  plakati  in  V.  38.  Die  Antwort  gehört 
also  nach  V.  12.  V.  13 — 15  enthält  Maria  s  Mahnung  an  die  Um- 
stehenden, ihr  Platz  zu  machen,  daran  schliesst  sich  V.  16 — 33  die 
erste  Klage :  38—40  folgen  die  Trostworte  des  Jüngers ,  4 1  bis 
zum  Schlüsse  erueute  Klagen  Maria's.  Als  Zuthaten  des  Schreibers 
erscheinen  mir  V.  21  Umucen^  ach  straduci  (=  56) ;  V.  24  Synu 
mily ,  to  mne  znamo ;  V.  27  4  alostemi  nemalymi ;  V.  68  Mr  samu 
jraete:  V.  72  Boha  praweho  und  V.  81  Jezu  Krista  nebeskebo. 

In  allen  diesen  Fällen  bilden  sie  den  dritten  Reimvers.  Ausser- 
dem mu8s  V.  46  des  Sinnes  wie  des  Reimes  halber  hinter  43  treten, 
also  zu  lesen : 

i  Dejiny  liter.  ceske «  S.  127. 


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46 


J.  Knieschek, 


Kdyz  ja  wizi  swelio  syua 
Na  ksiii  stojiece 
Na  tw6  inuky  ziieee. 
V.  57  und  58  siiid  erweitert  durch  die  Worte  srdce  m6  hoH  und 
oci  otwoii:  es  reimte  ursprunglich  jedinü :  smucenü.  Die  beiden 
gleich  folgenden  Zeilen  59  und  60 

Na  swu  wehni  smucenü 
I  pHclis  pohubenü 
sind  nur  Wiederholung  der  Worte  in  den  unmittelbar  vorangehen- 
den Zeilen,  wären  also  besser  zu  tilgen. 

Die  Verse  61 — 64  würde  ich  lieber  nach  V.  54  stellen;  denn 
sonst  fehlt  zu  V.  62  kdy*  ja  vizi  twoj  bok  proklany  der  Nachsatz. 

Diese  Klage  enthält  von  den  alten  deutschen  Versikeln  nur 
eine  geringe  Anzahl  in  wenig  geänderter  Form,  nämlich 

C.  I  f.  Schönbach  XIII  1.2. 

Wy  dcerky  Jerozolemskä  ir  vrouwen.  helfet  mir  ze  klagen 

Pyete  smutka  i  zalosti  me.  minen  jämmerlichen  schaden. 

c.  16.  XV  3  (XVI 2; . 

Toho,  jemuz  twoi-ec  dtyi.  vater.  schepher  bist  dfi  min. 

C.  51  f.  II. 

Auwech.  moje  zalosti  öwc  der  jämmerlichen  klage. 
I  welik6  pakosti  j 

Juit  ja  höre  niäm  dosti.  gröxer  klage  get  mich  not. 
Zweifelhaft  ist 

C.  65.  IV  1 . 

Welike  mäs  räny.  dlne  wunden  tuout  mir  we. 

Vgl.  PI.  12  !]  torquent  tua  vulnera. 

C.  67  f.  IX  2.  3. 

Jemu  odpustite  muget  ir  in  niht  leben  lan 

Me  zan  ukriinjte.  und  hietet  benumeu  mir  den  lipf 

Vgl.  pl.  60  Nato,  quaeso.  parcite 
matrem  crucifigite. 

In  diesen  beiden  Fällen  Hesse  sich  auch  an  die  Benutzung  des 
lateinischen  Planctus  denken. 


Die  Sequenz  Planctus  ante  nescia  bei  Schünbach  h.  a  0.  S.  6. 


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Die  c  echischcn  Marienklagen. 


47 


Noch  enger  an  den  lateinischen  Text  schliesst  sich  das  Ccchi- 
Khe  in  folgenden  Fällen  : 

('.  19  kwietku  stkwitei  pl.  15  flos  florum. 

C.  20  Möj  synaSku  piezaduci 

aud  Ö  .47  (=55)  Synu  möj  jediny  pl.  7  fili  dulcor  unice 

C.56f.  Kwietku  niöj  stradüci      pl.  9  matrem  flentem  respice. 
wezH  na  rae  jedina 
Na  8wü  matku  smucenü. 

Möglich  wäre  es ,  dass  der  Dichter  den  lateinischen  Planet u s 
gekannt  hat  —  er  war  ja  ein  Geistlicher  — ,  aber  nothwendig  ist 
diese  Annahme  nicht;  denn  anch  in  deutschen  Klagen  finden  sich 
dieselben  Worte.  Zu  £ .  20  (=  pl.  7)  vgl.  M.  201  0  suzzer  sun  vil 
guter  und  St.  Stephaner  Pssp.  337,  Sp.  2,  7  0  Lieber  und  anch 
einziger  Sohne  Mein:  zu  6.  56  f.  (=  pl.  9)  vgl.  M.  202  f.  sich  an 
deine  müter  —  und  rüche  dich  erparmen  —  über  mich  vil  armen. 
Ausserdem  Lambacher  Pssp.  143  und  Erlauer  Kl.  296. 

Gleicher  Weise  kann  man  zu  den  cechischen  Versen,  die  mit 
der  Fortsetzung  des  Planctus  (bei  Schönbach  a.  a.  0.  S.  9)  ttber- 
cin8timmen,  Parallelstellen  aus  deutschen  Klagen  beiziehen,  so: 

C.  33.  Schönbach  S.  10. 

Maria,  nerod'  plakati.  o  Maria,  tantum  noli  lamentari. 

Vgl.  jedoch  Erlaucr  Kl.  170.  182  u.  ö.  Maria  .  .  .  la  dein 
weiuen  also  sere  sein  I 

C.  41.  Schönbach  S.  10. 

PlitcM  raemu  hodina.  terapus  est  lamenti 

Vgl.  Erlau  162  wainen,  chlagen  ist  nu  zeit. 

Aber  selbst  in  dem  Falle,  als  der  cechische  Verfasser  den 
lateinischen  Planctus  gekannt  und  benutzt  haben  sollte  —  was,  wie 
gesagt,  durchaus  nicht  mit  Sicherheit  zu  erweisen  ist  —  selbst  in 
diesem  Falle  wird  man  nothwendig  an  der  Annahme  einer  deutschen 
Vorlage  festhalten  müssen.  Dafür  zeugen  neben  den  schon  ange- 
führten Uebereinstimmnngeu  mit  den  alten  deutschen  Versikeln 
noch  folgende  Stellen : 

C.  5  f.  heisst  es : 

By  jej  Judas  iidöm  zradil, 
Ach,  kto  mu  na  to  poradil. 


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4S 


J.  Knieschek, 


Sw£ho  tworce  pro  tHdceti 
Penez  dilti  na  kriz  zpeti. 
Die  Verse  sind  von  Wichtigkeit.   Ganz  ähnlich,  allerdings 
etwas  erweitert  finden  sich  dieselben  im  St.  Stephaner  Pssp.  S.  337, 
Sp.  3,  21  f. : 

Juchts,  du  ungetrewer  leib. 

dass  dn  hast  Mariae  dem  reinen  weib  >) . 

gethan  viel  grossen  Uberlast, 

Jessum  den  du  terratlten  hast, 

Ihr  ansserwöhltes  einiges  Kindt, 

und  wie  anss  der  massen  blind 

war  dein  sinn  und  auch  dein  muth, 

dass  du  das  unschuldige  bluth 

hast  verkaufft  umb  dreyssig  süberling. 
Wenig  verändert  finden  sich  diese  Verse  auch  in  der  Erlauer 
Kl.  246  f.  Sie  gehören  freilich  ursprünglich  in  die  Passionsspiele 
und  gehen  auf  lateinische  Verse  zurück  2J :  aber  an  eine  so  compi- 
latorische  Thätigkeit  des  cechischen  Uebersetzers  zu  glauben,  dass 
er  bald  aus  einer  lateinischen  Sequenz,  bald  aus  einem  Osterspiele 
und  dann  wieder  aus  deutschen  Klagen  Stücke  entlehnt  und  zu- 
ßammengeschweisst  hätte,  ist  doch  nicht  möglich,  vielmehr  wird  er 
das  alles  in  seiner  Vorlage  gefunden  haben ,  die  eben  wegen  der 
bemerkten  Uebereinstimmung  von  C.  5  f.  mit  dem  St.  Stephaner 
Pssp.  die  Verwandtschaft  mit  den  Marienklagen  der  österreichischen 
Gruppe  erkennen  lässt. 

Zum  Nachweise  noch  folgende  Belege : 

C.  9.  11.  12.  Erlauer  Kl.  108—111. 

Jene,  möj  rodice  mily!  Johannes,  lieber  freunt  mein, 

Pro  buoh,  dowed  me  tarn  k  nemu,  gedenkch  an  di  treue  dein 

Ar1  opatKm,  co  je  jemu.  und  für  mich  an  di  stat 

Vgl.  noch  M  29  ff.  das  ich  sech,  w!  es  fm  ergat. 

\ — - 

')  Johannes  spricht  hier. 

*)  0  fallax  Joda  proditor 

quem  pro  paucis  argenteis 
quod  aeeepisti  precium 
mag istrum  tradidisti 
Jadeis  vendidisti, 
lieu  michi,  quid  fecisti. 

Im  Myst  v.  Tours  254  f.,  Milchsack,  Oster-  und  Passionsspiele  S.  102. 


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Die  cechischen  Marienklagen. 


49 


C.  20  and  22. 


Erlauer  Kl.  195  f. 
wi  ist  erzogen  mein  chindelein 
mit  gerten  unQ  mit  geisin  sere. 


Möj  gynäckn  pi-ezadüci 
Sipcim  hlozim  telo  drano. 


Vgl.  Lambacher  Pssp.  64. 


£.  39  f. 


Lambacher  Pssp.  30  f. 
Die  er  da  leydet  ohne  schnldt 
damit  die  schlifft  wirdt  erfildt. 


Tot1  se  mnsilo  wse  stati 
co  buöh  kazal  o  sob$  psati. 


Vgl.  noch  M  24  nnd  225  f. 


Ö.  54  (ähnlich  45) . 
prestanüt'  me  wse  radosti. 


Lambacher  Pssp.  86. 
Mein  freudt  ist  gancz  vergangen. 


Auch  sonst  könnte  man  Zeile  fttr  Zeile  des  cechischen  Ge- 
dichtes dnrch  gleiche  oder  ähnliche  Gedanken  ans  deutschen  Klagen 
belegen. 

Wesentlich  anders  verhält  es  sich  mit  der  von  Patera  ans  der 
Königgrätzer  Us.  herausgegebenen  Klage  (Hr  .  Sie  ist  in  Reim- 
paaren verfasst  nnd.  wie  es  in  dem  prosaischen  Znsatze  in  der  Hs. 
heisst,  zum  Lesen  oder  Hören«  bestimmt 1 ) ,  der  dramatische  Cha- 
racter  ist  völlig  verwischt *).  Um  so  unbegreiflicher  ist  es  daher, 
wenn  der  Herausgeber  S.  XI  bemerkt,  »dieses  Gedicht  gehört  in 
den  Cyclus  der  sogenannten  Osterspiele,  die  bei  uns  im  J.  1863  be- 
bandelt hat  J.  Hanus  in  seiner  Schrift  ,Die  lateinisch- böhmischen 


>}  Ea  heisst  hier  n.  a. :  »a  ktoi  jej  bude  na  kaady  patek  8  näboienstvim 
rüti  nebo  poslüchatt,  vsechno  obdrii  u  Bpha  sk  rzc  krälovnu  nebesk  ü  na  vsech 
miestiech,  po  vse  casy  a  najviece  na  smrti  na  svej«.  Aehnlich  bestimmt  der 
Dichter  von  «Unser  vrouwen  klage«  (ed.  Milchsack  in  Paul  u.  Branne,  Beitr. 
V.  193}  V.  65  den  Zweck  seines  Gedichtes  mit  den  Worten :  »»wer  et  Ueet  od 
fort  mit  inht,  dem  teile,  vrouwe,  der  seiden  vruht«. 

*)  Die  in  dem  lateinischen  Originale  unvermittelt  neben  einander  stehen- 
den Beden  der  einzelnen  Personen  sind  hier  in  ganx  epischer  Weise  aneinan- 
dergefügt, das  eine  Mal  durch  die  Verse  280-285 : 


A  jakoi  najspiese  skona, 
hned  svaty  Jan  promluvi  k  nej 
ateieji,  povede  jej 
velmi  pokorne  a  tUe, 
ialostivc  srdcem  vzdyse, 


die  beiden  anderen  Male  durch  Ueberschriften :  nach  367  Tuto  odpovieda 
»▼ata  Man  svatemu  Janu  evandeliste,  nach  413  Tuto  jeat  mluvil  Jezua  Kristua 
k  svej  matoe  dfieve  nesli  je  st  umfel. 


4 


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50 


J.  Knieschek. 


Osterspiele  des  XIV.— XV.  Jahrhunderts  *}.  Sie  ist  einfach  ein 
ErbauungBStUck. 

Als  Quelle  dieses  Gedichtes  hat  der  Herausgeber  eine  Sequenz 
entdeckt,  die  er  im  Anhange  seines  Buches  S.  450  veröffentlicht 
hat3).  Sie  beginnt  mit  den  Worten  des  Jeremias  (lament.  I,  12} 
Qai  per  viam  pergitis  etc.  Str.  1—3  enthalten  eine  Aufforderung 
an  die  Zuhörer  zum  Mitleide  für  sie  selbst  und  ihren  Sohn,  Str.  4—9 
verlangt  Maria  von  den  Juden  eine  Aenderung  des  falschen  Urtheils 
und  heischt  ihre  eigene  Kreuzigung,  Str.  10  wendet  sich  Maria  um 
Hülfe  an  Johannes,  Str.  11  und  12  wird  Christus  angeredet.  Str. 
22—24  tröstet  Jobannes  die  Mutter  Christi,  Str.  25— 2s  enthält  die 
Antwort  derselben ;  Str.  29  empfiehlt  Christus  seine  Mutter  dem 
Lieblingsjünger;  Str.  30  erzählender  Schluss :  Johannes  nimmt  die 
Mutter  Jesu  in  seinen  Schutz.  Die  noch  angefügte  Str.  31  gehört 
nicht  mehr  zur  ursprünglichen  Fassung  des  Planctus,  sie  enthält 
eine  Bitte  der  Nonnen  an  Christus  um  Verleihung  des  ewigen 
Heiles  »). 

Merkwürdig  ist  diese  Sequenz  dadurch .  dass  eine  Reihe  von 
Strophen  entlehnt  sind  aus  jenem  bekannten  Planctus.  den  Schön- 
bach 4)  als  die  Grundlage  der  deutschen  Marienklagen  nachgewiesen 

*)  Er  schreibt  dies  Hanns  nach  (Maly  Vy bor  S.  56; ,  der  seinerseits  wieder 
Ambros  gefolgt  ist  (Sitzungsberichte  d.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  1361,  2.  April}. 

*)  Die  Hb.,  ein  Geschenk  der  Aebtissin  Kuuhuta.  der  Tochter  Ottokar's, 
an  das  Frauenkloster  zu  St.  Georg  in  Prag ,  befindet  sich  jetzt  in  der  Prager 
Universitätsbibliothek,  es  ist  ein  prachtvoll  ausgestattetes  Erbauungsbuch. 
3j  Qui  pro  nobis  uoluit 

mortem  sustinero, 
non  sinat  nos  miseras 
ignibus  ardere, 
sed  cum  suis  ancillis 
semper  congaudere.  Amen. 
Patera  hat  nur  die  allergröbsten  Verderbnisse  der  Hs.  beseitigt.  Ich  be- 
merke noch:  Mit  Ausnahme  der  Strophen,  die  aus  dem  alten  Planctus  ante 
nescia  entlehnt  sind,  waren  alle  übrigen  sechszeilig  herzustellen  mit  Reimen 
in  den  geraden  Verszeilen  (2.  4.  6),  während  die  anderen  reimlos  sind.  Die 
Hs.  hat  übrigens  noch  die  erste  Zeile  einzelner  Strophen  zweimal  gesetzt  oder 
dem  Anfange  benachbarter  Strophen  vorgestellt ,  so  dass  mitunter  der  Zu- 
sammenhang unverständlich  wurde,  z.  B.  Str.  10  vertite  iudicium  !■»  V.  1  in 
Str.  4  und  5].  Mi  Johannes  proximos  tuos  deprecare,  oder  Str.  2t  Ubi  rex 
amabilis  (—  V.  1  und  2  der  vorangehenden  Str.-,  solus  hic  remansit. 
«)  A.  a.  0.  S.  0  f. 


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Die  cechischen  Marienklagen. 


51 


hat,  u.  zw.  Schönbach  55 — 59  als  Str.  7  unserer  Sequenz :  60 — 64 
als  Str.  8:  19—22  als  Str.  II;  7—10  als  Str.  13:  11—14  als 
Str.  14:  15—18  als  Str.  15:  23—26  als  Str.  16:„27— 30  als  Str.  17: 
70—74  als  Str.  27  und  65—69  als  Str.  2S. 

Aber  auch  sonst  finden  sich  noch  Anklänge  an  diese  Sequenz ; 
man  vergleiche  nur  V.  22  f.  unseres  Planctus  ||  mit  Schönbach 

Quid  commisit  genitrix      55  f.  Quod  crimen,  quae  scelera 

gens  commisit  effera 
cur  orbatur  prole  4  f.  orbat  orbem  radio 

rae.  Judaea,  filio  me  Judaea  filio 

mundum  priuas  sole  79  Solem  priuas  lumine 
patre  pio  pauperes  81    aegrum  medicamine. 

egros  adintore. 
Ferner  erinnert  Prager  Planctus  148—153: 

Sed  doleo  adeo. 
quod  deberem  mori. 
nec  sie  modo  penitus 
nunc  pacerem  ori. 
nec  doleo,  quantum  debent 
crimina  dolori 
an  Schönbach  70  f. : 

Utinam  sie  doleam 
ut  dolore  peream ! 
nam  plus  et  dolori 
sine  morte  more 
quam  perire  citius ; 
Pr.  PI.  123 — 125:  consolare  domina 

mater  et  regina 
cur  merore  deficis 
Stella  matutinaf 

an  Schönbach  S.  10:  o  Maria  Stella  maris,  cur  tarn  grave  con- 
tristaris ;  die  Anfangsworte  zweier  Strophen  Pr.  PI.  10  und  25  »Mi 
Johannes«  gemahnen  an  die  Fortsetzung  des  alten  Planctus  (Schön- 
bach S.  9). 

Auch  mit  anderen  lateinischen  Bearbeitungen  der  Marienklage 
zeigt  der  Prager  Planctus  Verwandtschaft  *) : 

»)  Allerdings  bringt  schon  die  Gleichartigkeit  des  Stoffes  manche  Aehn- 
lichkeiten  mit  sich. 


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52 


J.  Knieschek, 


V.  72  f.  (33  f.  =  1 13  f.) : 

quem  crucis  patibnlo 
video  pendere 

ist  ganz  ähnlich  V.  66  des  Planctus  bei  M«ne,  Schausp.  des  MA.  1, 
S.  42 :  cum  te  pati  video 

crucis  in  patibnlo. 

Hier  wie  dort  sind  übrigens  auch  die  Worte  Jerem.  lament.  1,12 
verarbeitet:  Prager  Planctus  1  f.  und  Mone  V.  35  f. 

Die  Leipziger  Hs.  der  Interrogatio  Sancti  Anshelmi  ■)  enthält 
ebenfalls  eine  Stelle,  die  mit  V.  135  des  Prager  PI.  Aehnlichkeit 
hat:  Germ.  17,  233  et  ipse  videns  me  plus  dolebat  de  me  quam  de 
se  und  Prager  Planctus :  dolet  tuus  filius  —  magis  te  dolente  — 
sur8um  tollit  lumina  —  te  respiciente  *) . 

Diese  Darlegung  soll  nur  beweisen,  dass  auch  der  lateinische 
Prager  Planctus  mitten  in  der  Reihe  der  lateinischen  Dichtungen 
steht,  deren  erste  Glieder  in  Frankreich  entstanden  sind,,  und  die 
auch  in  Deutschland  sich  reich  entwickelt  hat. 

Wenn  also  die  cechische  Marienklage  Hr  zwar  nicht  direct 
nach  einem  deutschen  Originale  verfasst  ist ,  so  ist  sie  doch  auch 
ein  Product  desselben  Einflusses,  der  von  Westen  aus  über  Böhmen 
sich  verbreitet  hat.  Der  Ceche  hat  seine  Vorlage  sehr  frei  behan- 
delt ,  mit  gefühlvoller  Theilnahme  an  einigen  Stellen ,  doch  ohne 


':  Schröder  in  der  Germania  17,  231  f. 

*;  Dem  cechischen  Uebersetzer  lag  offenbar  eine  andere  Recension  vor, 
als  die  in  dem  lateinischen  Erbauungsbuch  der  Prager  Bibliothek  enthaltene. 
Dafür  sprechen  folgende  Gründe:  Einmal  fehlen  Str.  5,  17,  27  und  31  des 
lateinischen  Textes  ganz,  ausserdem  je  2  Verse  in  Str.  9  (55.  56),  in  Str.  11 
'66.  G7)  und  15  (84.  %5 );  3  Verse  in  Str.  25  (144—146),  4  Verse  in  Str.  2b 
(150—153).  Strophe  31  (s.  o.)  hat  übrigens  so  specielle  Beziehung  auf  die  Be- 
sitzerinnen des  Gebetbuches,  dass  dieselbe  wohl  nur  diesen  zuliebe  angefügt 
worden  sein  mag.  Dann  erkennen  wir  aus  den  zahlreichen  Entstellungen  und 
Lesefehlern  in  dieser  Gestalt  des  Prager  Planctus  die  Abschrift  einer  älteren 
Vorlage;  so  steht  V.  66  rugit  für  mit;  102  sero  für  coena;  153  dolere  für 
dolori  u.  a.  V-  1 59  ist  sinnlos  abgeschrieben :  Detur  nunc  mestissimae  corpus 
uel  exanime,  ut  sie  moriatur  '!]  minoratus.  moriatur  ist  offenbar  verlesen  aus 
mioormtus,  das  nachträglich  doch  richtig  hinzugesetzt  wurde.  Endlich  be- 
stätigt die  cechische  Uebersetzung  meine  oben  ausgesprochene  Vermuthung, 
dass,  abgesehen  von  den  aus  dem  alten  Planctus  ante  nescia  aufgenommenen 
Strophen,  die  übrigen  insgesammt  sechszeilig  waren.  Es  fehlen  eben  in  der 
cechischen  Uebersetzung  die  erwähnten  Wiederholungen. 


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Die  ccehischen  Marienklageu 


53 


verständigen  Ueber blick  Uber  das  Ganze.  Einzelne  Zusätze,  die  er 
im  Verlaufe  seiner  Arbeit  mit  einfliessen  lieas,  brachten  ihn  in 
Widerspruch  mit  dem  Schlüsse  derselben.  Hier  nämlich  empfiehlt 
Jesus  seine  Mutter  dem  Lieblingsjunger  Johannes  [wie  in  Str.  29 
der  lateinischen  Vorlage; ,  Christus  ist  also  noch  lebend.  Damit 
stehen  jedoch  nicht  im  Einklänge  die  Verse  Sl  f.: 

kosti  zlamati  käzali. 
pak  srdce  kopiin  proklali. 
dann  V.  131  (bych  mohla  vzlezti  k  synu  svemu  auvech  nine'  jii  k 
umrelemu    312  Vmrel  cloveöskü  nemoci. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  1 16  ff.,  wo  Maria  den  Jttnger  an- 
redet mit  den  Worten : 

k  tobe  se  v  mej  nnzi  vinu 

vilu2  k  nieniu  synu  mileinu. 

myni  milym  synem  k  dauern u. 

Ou  mi  te  dal  miesto  sebe 

und  269  ff. : 

a  dän  mne  jest  (sc.  Jan  i  za  sluhu 
i  za  syna  za  mileho 
miesto  srdecnäho  meho. 
Die  Worte  Christi,  mit  welchen  Johannes  und  die  Mutter  ein- 
ander empfohlen  werden,  finden  sich  jedoch  erst  am  Schlüsse  des 
ganzen  Gedichtes  V.  418—425. 

Aus  anderen  Zusätzen  jedoch  ersehen  wir.  dass  dem  reber- 
setze r  auch  deutsche  Marienklagen  bekannt  waren  >). 
Von  entscheidender  Wichtigkeit  sind  folgende  Stellen. 

Cech.  174  f.  Ubereinstimmend  mit. 

Möj  inily  synu  jediny 
cwty.  nieimi  zlym  nevinnV 


»j  Vielleicht  auch  lateinische.  So  lesen  wir  C.  30  znamenajte  tiidovo 
vis  ttzky  blud  und  ganz  ähnlich  bei  Mone  a.a.O.  8.  38,  V.  21  Vos  Judaei  per 
errorem  occidistis  redemptorem.  C.  57  f.  0  vztekly  üdovsky  rode  —  slepy 
zabyly  närode  and  Mono  a.  a.  0.  V.  25  6  gens  caeca  Judaeorum  und  Planctus 
bei  Schönbach  a.  a.  0.  V.  91  gens  caeca,  gens  flebilis.  V.  116  gleitet  der  Ö. 
offenbar  verführt  durch  die  Worte  Mi  Johannes  seiner  Vorlage  (V.  58),  hinüber 
anf  dieFortsetaung  des  Planctus  ante  nescia,  bei  Schönbach  S.  9  Mi  Johannes, 
planctam  move,  woraus  die  2  ersten  Verse  übersetzt  werden,  allerdings  ziem- 
lich breit,  V.  117-122. 


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54 


J.  Knieschek, 


Erlauer  Kl.  252. 
wer  boI  mir  trost  geben  nu? 
= 0  382 =Uvkl  (unser  vrouwen 

klage)  819. 
0  396  Jammer  had  my  umbevän 


vseho  dobräho  preplny 
ktoi  me  viec  utesi  jiny  ? 
Jilt'  je8t  ma  ütecha  stala 

a  vse  ialost  na  me  vstala 
vse  mi  s£  tnha  dostala 
nelzfc  mi  jest,  by  pfestala. 
Kto  me  zbavi  me"  2alosti 

• 

kto  me  vrati  k  mej  radosti, 

jichz  sem  drieve  jmcla  dosti 
z  meho  synät-ka  milosti 

a  jiz  sem  v&ech  ovsem  zbyla 
ßmrt'  by  mi  milej&i  byla. 

fech.  31 3  f.  (Johannes  spricht) . 
vstane  z  mrtvych  boisku  moci 
a  to  se  tfeti  den  stane 
a  t?a  zalost'  vse  prestane  (=319) 
neb  jakz  vstane,  hned  v  tej  dobe 
slavnc  sc  ukaze  tobe, 
tu  prijmes  veliku  radost'. 


V  120,  22. 
Oder  wo  sol  ich  freud  enpfachen 

E  268,  27  f. 
Do  ich  dich,  liebez  kint,  enpfienc 
Do  wären  vroelichiu  dinc 
Diu  vreude  is  alle  hingeieit 

0  370.  Nu  sta  ik  aller  vroide  los 
Erl. 2  53.  ach  tod.  churz  mein  leben 
V  120,24.Vielbe8ser,  ich  wärtodt. 

Vgl.U.v.kl.849f.  (Jesus  spricht), 
darnach  sol  ich  mit  wünne 
erst&n  unt  erschinen 
dir  unt  den  jungern  minen : 
daz  geschiht  an  dem  dritten  tagey 
lä  vrouwe,  muoter,  dlne  klage. 


und  M  230  f. 
Dar  nach  selde  und  wunne 
schol  erstan  und  erscheinen 
dir  und  den  jungern  meinen 
daz  gesclriet  an  dem  dritten  tage 
la  vrouwe,  müter,  deine  klage. 

Vgl.  St.Steph.Pssp.  338,  Sp.  2, 29. 
für  wahr  es  wäre  der  weit  noht, 
dan  die  bittere  Marter  sein 
hat  Uns  erlöst  aus  der  höllenPeyn. 
hett  Er  die  Marter  nicht  gelitten, 
für  wahr  der  teüffel  hett  Uns  er- 
und  Erlau  367  f.  [stritten. 


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Cech.  328  f. 
Tot'  jest  jeho  vol'ü  bylo 
a  to  8&  stati  musilo 
jinak  by  clovfck  byl  ztracen 
ale  takto  jest  vyplacen 
ot  d  abla  k  Bohu  navräcen 


Die  cechischen  Marienklagen. 


55 


Cech.  162  ;=  144).  Vgl.  E  267,  18  f. 

vse  telo  doldv  letiece  Owe\  wie  er  nlget 

teikosti  spadnüti  chtiece.  Owe\  wie  er  niderslget. 

£ech.  165  '=  117).  Vgl.  Erlauer  Kl.  269. 

k  komu  se  jaz  viec  pHvinu.         wo  sol  ich  hin  cheren? 

oder  V  120,  21. 
zu  wem  so  1  ich  nu  gachen  f 

Cech.  177.  Vgl.  0  382. 

ktoi  me  viec  utesi  jiny  ?  we  schal  nu  m y  tröst  geven  ? 

=  Erlau  252  =  U.v.kl.819  u.a. 

Ich  hin  natürlich  nicht  der  Meinung,  als  hätte  der  Uebersetzer 
alle  zur  Vergleichung  beigezogenen  deutschen  Gedichte  gekannt 
und  benutzt :  vielmehr  gilt  es  mir  nur  nachzuweisen,  dass  er  auch 
dort  deutschem  Einflüsse  untersteht ,  wo  er  Uber  seine  lateinische 
Vorlage  hinausgeht;  denn  (ich  wiederhole  es)  alle  angeführten 
Stellen  sind  seine  eigenen  Zuthaten.  Auf  welchem  Wege  diese 
Reminiscenzen  in  sein  Werk  gerietben,  ob  durch  directe  Benutzung 
oder  durch  Vermittelung  einer  cechischen  Klage,  das  ist  gleich- 
gültig. An  der  Sache  wird  nichts  geändert ;  denn  auch  das  etwa 
angenommene  cechische  Mittelglied  ruht  dann  auf  deutscher 
Grundlage1). 

'i  Aue  den  drei  cechischen  Marienklagen  lassen  sich  in  der  That  eine 
Anaahl  von  Versen  zusammenstellen,  deren  Aehnlichkeit  der  Annahme  Raum 
lassen,  dass  sie  aus  einem  Gedicht  in  das  andere  übergegangen  sind,  aber 
man  findet  dieselben  Gedanken  auch  in  deutschen  Klagen  wieder. 

Hr  93  ganz  ähnlich  Prt  91.  Vgl.  0  347. 

yezriec  na  me  zamücenie,  viztez  horie  i  mu  zulost.  Nu  seit,  weltlik  iammer 

na  me  velike  salosti.  dat  mik  nu  nodet. 

HrUO.  Pr2  79  f.  Vgl.  0  357. 

pycte  Tsichni   se  mnu  Pycte  v*ickni  hofe  m6ho  belpet  algemeine,  trüt 

jeho.  Syna  meho  laskaveho.  swester ,  mtnes  sones  döt 

beweinen. 

Ausserdem  Erlauer  Kl.  194  u. 

Hr  157.  Pr,  36.  Prf  76. 

juzt  sem  tühy  dosdala.     mnie  priesmucenci !  dos-  Kdy z  sem  toho  doidala. 

davso  toho. 
Vgl.  Erlauer  Kl.  345  (—  0  349)  . 

we  du  pitterleicber  tag 
das  ich  dein  chund  gewan ! 


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56 


J.  Knieschek, 


Was  endlich  das  erwähnte  Bruchstück  (C)  der  Marienklage 
betrifft,  so  lässt  sich  auch  hier  der  Einfluss  deutscher  Vorbilder 
nachweisen.  Die  uns  erhaltenen  Verse  zeigen  nnverkennliche 
Aehnlichkeit  mit  den  Schlusszeilen  des  Lambacher  Passionsspieles 
196—201 : 

 syn  prikäzal  Dein  kindt  hat  mich  befolchen  dir, 

a  mc  tobe  za  syna  dal  also  bat  er  dich  auch  mir, 

a  te  mü  matkü  nazval.  Wan  mein  schepffer  Jesu  Christ 

ucini/  me  zadänie :  er  befalch  mich  dir  als  die  war- 

podiz  do  m&sta  nenie.  heit  ist. 

cekaj  jeho  Bkonöenie.  Darumb,  Maria,  gehab  dich  wol 

ich  bin,  der  dich  trösten  sol. 

Weitere  Schlüsse  lassen  sich  wegen  des  geringen  Umfanges 
des  Bruchstückes  nicht  ziehen. 

Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  Hessen  sich  in  einzelnen 
Punkten  mit  grösserer  Sicherheit  feststellen,  wenn  die  Ueberliefe- 
rung  der  fcechischen  Texte  eine  bessere  wäre,  oder  wenn  wir  eine 
grössere  Anzahl  von  Stücken  erhalten  hätten.  Aber  jenes  Verhäng- 
niss.  das  im  XVII.  u.  XVIII.  Jahrh.  so  viele  Reste  der  alten  cech. 
Litte  rat  n  r  vernichtete,  verschonte  selbst  jene  poetischen  Erzeug- 
nisse nicht,  die  rein  erbaulichen  Zweck  hatten:  kaum  dass  sich 
einige  spärliche  Reste  in  Erbauuugsbüchern  erhalten  konnten. 

Noch  auf  einen  Umstand  will  ich  aufmerksam  machen.  Wäh- 
rend sich  in  Deutschland  die  Marienklagcu  in  natürlicher,  stufen- 
weise fortschreitender  Entwicklung  ausgebildet  haben,  ver- 
missen wir  eine  solche  bei  den  Ceeheu.  Dort  stehen  als  älteste 
Repräsentanten  obenan  Uebersetzungen  und  Bearbeitungen  des 

Hr  329.  Pr,  75  und  TS  f  Prs  Sril. 

a  to  Bv  stati  musilo  imisiio  sie  jest  tu  statt,—  Tot  ab  niusilo  stati. 

jinak  by  clovek  byl  ztra-  aby  jeho  lid  zvoleny 

cen.  nebyl  v  viecneui  zatracen! 

Vgl.  Erlau  3G7  und  3 To  oder  B  6u  und  «3. 

zwar  es  ist  aller  werlt  not  wi  daz  niht  enwerre 

wann  wir  müsten  all  sein  verlorn.  wir  wern  alle  verlorn  gar. 

Hr.  346.  Pro  40. 

neb  to  v  pisuie  psano  juiaji.  co  buöh  kazal  o  sobe  psäti. 

Vgl.  0  1T3  Lambacher  Pssp.  30  : 

dar  mede  wert  de  scrift  vorvult. 
Die  Beispiele  sind  hiermit  keineswegs  erschöpft. 


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Die  cecliiachen  Marieuklageu. 


57 


lateinischen  Planctus  ante  nescia.  also  Monologe,  ein  weiterer 
Schritt  fuhrt  zum  Dialoge,  »durch  die  Einfügung  der  Worte  Christi 
erhalten  wir  drei  Personen ,  das  Hinzutreten  der  drei  Marien ,  des 
Petrus,  schliesslich  des  Joseph  und  Nicoderaus  vermittelt  die  Auf- 
nahme der  dramatisirten  Marienklagen  in  die  volksthttmlichen 
Passionsspiele« l) ;  hier  im  Cechischen  haben  wir  nur  Vertreter  der 
letzten  Entwickelungsstadien :  in  Pr2  ist  der  Text  auf  2  Personen 
(Maria  und  Johannes)  vertheilt2);  in  Pr,  und  Hr  tritt  Christus  hinzu: 
C  ist  schon  ein  Theil  eines  grösseren  Passionsspieles ;  Klagen  in 
monologischer  Gestalt  fehlen.  Diese  Thatsachc  unterstutzt  einmal 
meine  Beweisführung,  d*ss  die  Muster  fttr  diese  Dichtungen  aus 
Deutschland  herübergenommen  sind,  andererseits  ersehen  wir 
daraus ,  dass  die  Entlehnung  erst  zu  einer  Zeit  stattfand ,  als  die 
dialogische  Form  fttr  die  Marienklagen  schon  allgemein  ühlich  war. 
Unsere  cechischen  Stücke  weisen  an  den  Anfang  des  XIV.  Jahrh. 
und  viel  früher  wird  die  Gattung  Uberhaupt  unter  den  Öeehen  nicht 
bekannt  geworden  sein.  Wir  haben  hiermit  zugleich  einen  Beweis 
für  die  Richtigkeit  der  Ausführungen  Schönbach's  (a.  a.  0.  S.  52). 
dass  »die  Entwickelung  fortschreitet  mit  der  geographischen  Ver- 
breitung«. In  die  deutsch  -sla  vi  sehen  Länder  (also  speciell  Oester- 
reich) traten  die  deutschen  Marienklagen  in  dialogischer  Form  ein. 

Dass  es  ausser  den  besprochenen  Marienklagen  noch  eine  Reihe 
anderer  gegeben  hat,  die  uns  entweder  verloren  gegangen  oder 
noch  nicht  veröffentlicht  sind,  lasst  sich  nicht  bezweifeln.  Be- 
weisend hierfür  scheint  mir,  dass  sich  —  ganz  ähnlich  wie  in  den 
einzelnen  Gruppen  der  deutschen  Klagen  —  Wortverbindungen  und 
ganze  Verse  gewissermassen  als  stets  verwerthetes  Gemeingut 
herausgebildet  haben. 

Zu  den  oben  S.  20  Anm.  erwähnten  Stellen  füge  ich  noch 
folgende  hinzu : 


»)  Vgl.  Schönbach  a.  a.  0.  S.  51  f. 

*)  Diesem  Stücke  muss  demnach  wegen  der  formellen  Darstellung  vor 
den  anderen  grossere  Alterthtimlichkeit  zugesprochen  werden:  damit  hat 
natürlich  das  Alter  der  Überlieferung  nichts  zu  thun. 


Hr  195. 

vseho  sveta  stvoHtele. 


stvoril  jest  ves  sviet. 


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56 


St  Smal  Stockij, 


Pr2  31  f.  Pr2  80  f.  und  64. 

syna  meho  jedineho  Syna  meho  laskaweho 

Jezu  Krißta  nebeskeho  Jezu  Krista  nebeskeho 

na  kKzi  rozpateho.  Na  kf-iü  rozpiäte  (stelo). 

Pr,  34  f.  Pr2  44. 

Auwech  tnho  ma  velika  Tüho  moje  welika 

jiz  me  vesele  vse  ponika.  vesele  me  wse  ponika. 

Hr  181.  Pr,  47. 


Kto  me  zbavi  me  ialosti.  Kto  mie  smutka  zhoji  i  ialosti. 

Pr,  74.  Pr2  38. 

Maria !  nerod'  plakati  Maria  nerod*  plakati 

musilo  sie  jest  to  stati.  Tot'  se  musilo  wse  stati. 

Auf  Zufall  beruhen  diese  wörtlichen  Uebereinstimmungen 
sicher  nicht. 

/.  Knieschek. 


Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declination 

des  Kleinrussischen. ') 


VI.  Die  Declination  der  consonantischen  Stämme. 

Ueber  die  Declinationen  der  consonantischen  Stämme  muss  im 
Allgemeinen  bemerkt  werden,  dass  von  derselben  nur  einzelne 
Trümmer  übrig  geblieben  sind.  Die  einst  hierher  gehörigen  Sub- 
stantiva  folgen  jetzt,  je  nachdem  das  Genus  derselben  ist,  der  I., 
II.  oder  III.  Declination.  Am  meisten  hat  sich  noch  die  consonan- 
tischc  Declination  bei  den  t-Stämmen  erhalten,  von  denen  das 
Kleinrussische  eine  genug  grosse  Anzahl  besitzt.  Aber  auch  diese 
wurden  nicht  von  der  überall  Platz  greifenden  Analogie  verschont. 
Einzelne  Fälle  der  Wirkungen  derselben  werden  im  Nachstehen- 
den vorgeführt. 
.  ■  -  — 

i)  Vergl.  Archiv  VIII,  S.  409—432. 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  KleinniM.  59 

1.   v- Stamme. 

Schoo  im  Altslovenischen  weisen  diese  Stämme  eine  Verwir- 
rung in  der  Flexion  auf,  indem  sie  als  eigentliche  u-Stärame  ihre 
Formen  nach  der  Declination  der  a-  und  t-Stämme  bilden.  Im 
Kleinrnssischen  werden  alle  hierher  gehörigen  Substantiva  jetzt 
in  der  Regel  nach  der  Declination  der  a-Stamme  flectirt.  Also : 
nepKBa,  sg.  gen.  uepKBH;  sg.  dat.  nepKßi;  sg.  acc.  uepKBy; 
sg.  instr.  uepKBojy;  sg.  loc.  uepKBi;  pl.nom.  n  e  p  k  b  h  ;  pl.gen. 
uepKOB  und  nepKuic  ;  pl.  dat.  ne  p  kb  aM ;  pl.  acc.  u,e p k h h  ; 
pl.  instr.  uepKBaMii :  pl.  loc.  nepKuax.  Am  wenigsten  wurde 
von  der  Analogie  der  sg.  nom.  und  acc.  angegriffen,  denn  es  finden 
sich  noch  eben  so  häufig  die  organischen  Formen:  sg.  acc.  uep- 
kob  Tpy*.  III.  131.215.  —IV.  696;  sg.  nom.  KoporoB  Tpy*.  III. 
142:  sg.  acc.  KoporoB  ib.  III.  273.  281.  467;  sg.  nom.  mopkob 
Toj.  I.  197;  jbyBOB  ib.  II.  322;  —  wie  die  analogen:  sg.  acc. 
uepKByTpyA.  III.  422.580.  —IV. 657.  —  V.  356;  und  sg. nom. 
uep kb a  Tpya.  11.40;  xoporBa  Toä.  IV.  355 ;  KoporBy  Tpyj.III. 
295.  4  54:  JtbyÖBa  Toä.  II.  322;  Jbyöa  ib.  II.  350;  6pyKBy 
Tpy*.  II.  250.  Ja  dies  blieb  sogar  nicht  ohne  Rückwirkung  auf 
die  o-Stämme  und  wir  finden  dort  diesen  analoge  Formen  wie :  sg. 
nom.  mojhtob  HcTop.  ntc.  184;  kohobToj.  1.315.  — III.  242; 
nepe30B  Tpy*.  IV.  407,  statt  xojHTBa,  kohbh,  nepeaBa;  sg. 
acc.  ro job  Toji.  I.  12.  25.  55.  140.  —  II.  23.  85.  —  IV.  27. 124 ; 
KopoB  Toj.  III.  515;  kohob  Toä.  I.  296.  315.  —II.  476.  —III. 
242:  statt:  rojoßy,  KopoBy,  KinBy.  Vgl.  auch  Cap.  V.  2. 

Zum  Nachweis  der  organischen  Genetivform  habe  ich  nur  ein 
einziges  evidentes  Beispiel  gefunden,  nämlich:  Jibyöoßi  Tpy*.  V. 
2.  40.  244,  welches  neben  jtyöoBH  Tpy*.  V.28.  41.  77.  155.  401 ; 
jkyöa  Tpya.  V.  2;  JbyÖBH  Tpy*.  V.  376  vorkommt. 

Eben  so  selten  kommt  die  organische  Dativform  jtyÖBH  Toä. 
III.  569  vor. 

Sehr  selten  findet  sich  der  organische  Instrumental :  m  o  p  k  o  b  j  y 
Tpya.V.562;  jjbyöoßijy  TpyA.  I.  165;  Jbyöoßjy  Toji.  III.  257; 

—  neben  uepKBojy  TpyA.  11.422.  — V.  712;  ijepKBejy  ib.  192; 
Koporsojy  TpyA.  III.  231.  u.  s.  w. 

Dasselbe  gilt  vom  sg.  loc.  —  uepKBH  Toä.  II.  710.  — HJ.  250. 

—  IV.  105.276;  aby6oBH  Tpy*.V.352;  wofür  man  öfters:  nepKBi 
Tpy^.  V.  401.  475.  Toi.  I.  74.  —  III.  397.  —IV.  403;  jbyÖBi 


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60 


St.  «mal  Stockij, 


Toji.  I.  346:  JibyÖOBi  Tpy*.  V.  141.  327:  Koporßi  TpyA.  IV. 
454  hört. 

Im  Piarai  findet  sich  beinahe  gar  keine  Spar  von  der  conso- 
nan tischen  Declination  der  v-Stämme.  denn  der  pl.  gen.  nepicoß 
kann  auch  als  von  iiepKoa  gebildet  angesehen  werden.  Zu  er- 
wähnen ist  auch  der  pl.  gen.  nepKBej ,  von  welchem  Osadca  p.  64 
behauptet,  dass  er  öfters  als  uepKOB  vorkommen  sollte.  Ich  habe 
diese  Form  nur  an  einer  einzigen  Stelle.  TpyA.  II.  106,  gefunden, 
und  glaube  damit  die  Behauptung  des  Osadca  widerlegt  zu  haben. 

Das  Sub8tantivum  npoB.  asl.  Kp^Bb.  welches  ursprünglich 
auch  hierher  gehörte,  bildet  jetzt  seine  Formen  nach  V.  2.  Also: 
sg.gen.KpoBH,  kh p b  h  {Tos.  II.  705;  und  icpoßi  (Äpar.  345.  TpyA. 

I.  121.  —IV.  3.  —V.  35S):  sg.  dat  k p o b h  (Kpoßi; :  sg.  acc. 
KpoB;  sg.  instr.  Kponijy,  KpoßHjy  (TpyA.  V.  1053]:  Kpoßjy, 
Kpißjy  (TpyA.  III.  25) :  Kpißjby  (Toä.  I.  363; :  Kpoßojy  (Toä.  I. 
95):  KpoßjoB  (HcTop.  nie.  275):  sg.  loc.  Kpo b h .  Kpoßi  >*pyBi 
HcTop.  nie.  59). 

Ebenso  wie  im  Kleinrussischen  ist  die  besondere  Declination 
dieser  Stämme  auch  im  Neuslovenischen .  Serbischen  und  Polni- 
schen verloren  gegangen.  Vgl.  Mikl.  Vgl.  Gram.  III.  141. 213. 430. 
Im  Russischen,  Cechisehen,  Ober-  und  Niederserbischen  besteht 
dieselbe  für  sich,  wenn  auch  in  veränderter  Gestalt. 

2.  n- Stämme. 
a.  Masculina. 

Die  im  Altslovenischen  hierher  zu  rechnenden  Substantiva 
folgen  im  Kleinrussischen  dem  Paradigma  Kim.  Nur  spärliche 
Ueberreste  findet  man  in  den  Volksliedern  vom  organischen  gen. : 
Kopeue  Toji.  II.  52.  555:  kqm6H6  TpyA-  III.  27:  no.io.Mine  Toz. 

II.  52.  —III.  71:  nojioMiHH  To.i.  III.  72.  Natürlich  existiren 
diese  Formen  in  der  Umgangssprache  nicht  mehr  und  an  ihre  Stelle 
ist  getreten:  KopeHba  oder  Kopinba  vgl.  Ha.  122.  TpyA.  III.  183. 
-rY.  1028.  —IV.  181:  Kaiieiiba  oder  KaMinta  Apar.  11. 54. 395. 
Bta.  1.201.  Ha.  39.  Pva*i.  106.  Toji.  III.  418.  —  IV.  7.  220. 
TpyA.  II.  50  und  sogar  KaMenby  TpyA.  I.  142:  nojiOMiuba  Foji. 

III.  180.  Tpyx-  III  315.  Hierher  ist  auch  zu  ziehen  das  im  er- 
starrten Zustande  uns  erhaltene  Ane  in  ceroAHe.  Sonst  findet  sich 
keine  Spur  von  der  einmal  bestandenen  Declination.  Dieselbe  ist 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinruss.     6 1 

auch  in  allen  slavischen  Sprachen  verschwanden,  nnr  haben  sich 
im  fecbiscben  mehrere  Reste  davon  erhalten.  Vgl.  Mikl.  Vgl. 
Gram.  III.  357. 

b.  Neutra. 

Anch  der  Declination  der  neutralen  /i-Stämme  kann  man  kein 
langes  Bestehen  prophezeien.  Sie  siedeln  immer  mehr  zur  II.  De- 
clination über.  So  wird  der  sg.  gen.  beinahe  dnrcbgehends  nach 
der  Declination  der  o-Stämme  gebildet.  Z.  B.  omm j  a  Tpy*.  1. 146. 
—  II.  503.  —V.  1145;  iMjaÄpar.  90;  Bpeiijaib.  112.126.130. 
391.  Vgl.  TpyA.  II.  533.  Dagegen  habe  ich  den  organischen  gen. 
nur  einmal  gefunden :  BpeMeHbi  Tpya.  II.  178. 

Ehen  so  lautet  der  sg.  dat.  nach  der  II.  Declination  wie :  i  >tj  y , 
n.ieiijy  u.  s.  w.  Organische  Form  habe  ich  nicht  gefunden. 

Dasselbe  gilt  vom  sg.  instr.:  iiijajf  (iMjoM),  njeMjaM,  no- 
jywja*,  cTpeMjaM  (HcTop.  ntc.  187):  dagegen  CTpeMeneM  HcTop. 
nie.  192,  welche  Form  von  CTpeMiai,  (masc.)  stammt. 

Im  sg.loc.  finden  sich  organische  Formen  .  iiieHH  Toj.I.36ö; 
H3feni>i  Tpyj.  IV.  603.  Es  kommen  aber  auch  Formen  wie.  iiijy, 
iMji,  nojy.Mji  u.  8.  w.  ohne  Zweifel  vor. 

Im  Plural  habe  ich  nur  Formen  wie :  Bpexena,  iwena  (MeHa), 
3HaMena  gefunden.  Es  unterliegt  aber  gar  keinem  Zweifel,  dass 
auch  Formen,  wie  sie  Osadca  63  anfllhrt:  iiwja,  iitjaM,  iMjaMu, 
ixjax  und  dies  vielleicht  schon  öfters,  als  die  mit  dem  consonan- 
tiBchen  Stammauslaut  vorkommen.  Auf  diese  Weise  kann  man  die 
consonan tische  Declination  der  n- Stämme  für  verloren  betrachten. 

In  anderen  slavischen  Sprachen  wurde  wenigstens  der  ur- 
sprüngliche consonantische  Stammauslaut  beibehalten,  die  Decli- 
nation hat  aber  ihre  Gestalt  verändert. 

3.  8 -Stämme. 

Was  von  den  neutralen  n-Stämmen  bemerkt  wurde,  das  gilt  in 
noch  grösserem  Masse  auch  von  den  «-Stämmen.  Auch  diese  sind 
nunmehr  vocalische  Stämme  geworden  und  folgen  der  Declination 
der  o-Stämme.  Also:  neöo,  Herta,  neöy,  HeÖoM,  Heöi:  Herta, 
Heö,  HeöaM.  He6 a m h .  neöax.  Ebenso  *yAO,  ahbo.  Schon  im 
Altslovenischen  bestehen  neben  den  organischen  manche  der  II.  De- 
clination nachgebildete  Formen  wie  sg.  gen.  caoBa,  T*.ia;  sg. 
instr.  HeÖoMb,  cjobomi,  u.  8.  w.  Vgl.  Mikl.  Vgl.  Gram.  III.  42. 


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62 


St.  Smat  Stockij, 


Nur  selten  kommt  die  organische  Geneti vform  zum  Vorschein : 
iiefiece  To*.  II.  570  und  neßecn  TpyA.  III.  340,  und  zwar,  wie  es 
leicht  aus  dem  Inhalte  entnommen  werden  kann,  in  der  von  der 
Kirche  beeinflussten  Rede.  Dies  zeigt  sich  auch  an  der  Genetiv- 
form :  Tbiieca  Äpar.  35.  Dasselbe  gilt  auch  von  der  Locativform 
iieöecii  TpyÄ.  III.  358  und  ueöecbt  ib.  340.  412,  von  denen  die 
letztere  analog  dem  amim,  asl.  a*ä*  ist. 

Im  Plural  sind  folgende  Formen  etwas  häufiger:  Heöeca  To*. 
IV.  136:  qyAecaTpyA.  I.  302:  neöec  Toji.  IV.  21.  TpyA.  1.166. 

—  II.  640;  uyaec  TpyA.  I.  165.  166;  TbUec  ib.  165:  HeÖecaMM 
TpyÄ.  I.  310.  —II.  658.  To*.  II.  342;  ciOBecaMH  3aimc.  MaT. 
33;  neöecax  Toji.  II.  25.  —IV.  22.  136;  syAecax  TpyA.  1. 165. 

—  II.  640.  Charakteristisch  ist  die  Genetivform  neÖecHB  TpyÄ.  I. 
166,  denn  sie  zeigt,  wie  weit  die  Endung  tc  schon  vorgedrungen 
ist.  Zu  merken  ist  auch  der  pl.  acc.  Heöeca  Tax.  IV.  22  (durch 
den  Reim  verursacht) . 

Ursprünglich  gehörten  hierher  auch  die  Substantiva  oko,  yxo : 
doch  jetzt  gehen  sie  nach  AbUo.  Neben  den  Piuralformen  nach 
Abijio,  welche  selten  vorkommen,  bestehen  für  den  Plural  die  alten 
Dualformen  osh  (oqi),  yum  (yiui) ,  welche  nach  den  b-Stämmen 
declinirt  werden. 

4.  t-  Stämme. 

Die  Declination  der  f-Stämme  hat  von  allen  consonantischen 
Stämmen  am  wenigsten  unter  der  sich  Uberall  geltend  machenden 
Analogie  gelitten ;  wenigstens  blieb  der  consonantische  Stammaus- 
laut von  derselben  verschont.  Jedoch  tritt  sie  auch  hier  zum  Vorschein: 

1.  Im  sg.  gen.,  wo  neben  der  organischen  Form:  AbißqaTe 
Toä.  1.91;  naHbaTH  ib.  314:  öoKJiaxaTH  ib.  II.  368:AHTbaTH 
ib.  HI.  356.  TpvA.I.  83  302.  —11.426.  -r-  IV.  23.  142. 215.  553. 
683.  —V.  166.  455;  coKOAbaTH  Toä.  III.  539;  iomaTH  TpyÄ. 
L  140;  rycbaTH  ib.  I.  250;  qenejibaTH  ib.  I.  297;  nopocbaTH 
ib.  1.298.  —11.160;  qopTbaTH  ib.  I.  302;  Te*baTH  ib.  II.  627 ; 

—  III.  10;  janibaTH  ib.  III.  10;  cepAeHbaTH  ib.  III.  166.  — IV. 
683.  — V.  254;  naneHbaijbi  ib.  IV.  650;  u.  8.  w.  —  eine  den 
«-Stämmen  analoge  Form  wie:  KCbouxeHTa  Tos.  I.  35:  und  den 
o-Stämmen  analoge  Form  wie:  ÄHTbaTba  TpyÄ.  IV.  296.  Vgl. 
Osadca  66  —  vorkommen. 


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üeber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinruss.  63 

2.  Im  gg.  dat.,  wo  neben  abtäte  Yoa.  IV.  323.  337.  TpyA. 
IV.  73.  96.  201.  218.  423.  660  viel  häufiger  Formen  wie:  ahtu- 
Tbi  TpyA-  III.  325.  —IV.  148.232.260.577.656.683.  — V.1005: 
A3fciman>i  ib.  IV.  316:  TeAbaTbi  ib.  I.  297.  300.  Pvaw.  39;  ch- 
poTbaTbi  ib. IV. 683;  BOBwaTbi  Pva*.  121:  AHCHMHHbaTbi  Pvaw. 
123;  naabaTbi  HcTop.  nie.  19.  209;  KHbamaTbi  ib.  209  n.  8.  w. 
vorkommen.  Diese  letzteren  Formen  beruhen  auf  dem  Streben  des 
Kl  ein  nissischen ,  den  Dativ  auf  t  anagehen  zu  lassen,  worin  man, 
wie  ich  glaube,  die  Analogie  von  paöi,  asl.  pnöt  zu  erblicken  ge- 
neigt sein  kann.  Vgl.  den  Dativ  aller  Deklinationen.  Durch  die 
mehr  palatale  Aussprache  des  h,  asl.  h,  in  Sttdrussland  kann  man 
diese  Formen  nicht  erklären,  da  sonst  dort  nur  eine  solche  Aus- 
spräche  des  h  vorkommen  mttsste. 

Andererseits  findet  man  die  auf  der  Analogie  der  o -Stämme 
beruhenden  Formen  wie:  Apy«ojaTby  Toa.  IV.  434.  Vgl.  Osadca 
66,  ja  sogar  3ajieHbaTOBi  PyAw.  123.  Vgl.  asl.  OTpo*i eTeBH. 

3.  Im  sg.  voc.,  wo  die  den  »-Stämmen  analoge  Form  wie: 
k Hi> a jKa t y  HcTop.  irlc.  210;  naneHbaTy  ib.  215  vorkommt. 

4.  Im  sg.  instr.,  wo  neben  der  organischen  Form:  AbißvaTe* 
Toa.  II.  605.  609.  611;  noTbaTbOM  ib.  II.  386;  ro.iy  Ö AbaTbou 
ib.  416;  naHbaTOM  ib.  IV.  56:  —  viel  häufiger  und  beinahe  in  der 
Regel  die  den  o-Stämmen  analoge  Form:  AMuwaM  Toa.  IV.  100. 
TpyA.  V.  155.  1106;  AHTbaM  TpyA.  HI.  324.  449.  —V.  472: 
TejbCM  (dialectische  Aussprache  des  TeAbaif)  Toa.  III.  213;  tc- 
jbaM  TpyA-  I.  92.  259.  —II.  403.  461.  —IV.  463.  579;  AomjaM 
TpyA.  1.92;  ocjibaM  ib.  I.  92;  nopocbaM  ib.  II.  159.  —III.  484: 
KoaeubaM  ib.  III.  484  u.  s.  w.  vorkommen.  Der  sg.  nom.  hat  die 
Entstehung  dieser  Form  bewirkt. 

5.  Im  sg. loc.,  wo  neben  naHbaTH  Toa.  I.  71  auch  ocbAbaTbi 
TpyA.  III.  339  sich  findet. 

Das  Schema  des  Singular  wird  nun  folgendes  sein:  TeAba, 

T6Ab  aTH  ,  TeAbaTbi,  TeAbaM,  TCAbaTbi. 

6.  Der  ganze  Plural  folgt  mit  Beibehaltung  des  consonanti- 
schen  Stammauslautes  der  Analogie  der  o-Stämme.  Also:  re- 
AbaTä,  TeAbaT,  TeAbaTaM,  TeAbaTaMB,  TCAbaTax.  Zu  merken 
sind  die  sporadisch  vorkommenden  organischen  Formen  wie :  dat. 
pl.  AbiBiaTbiv  (=  eil)  Foa.  II.  77  und  pl.  instr.  Te*baTB  To.i. 
1.47.  —  n.  213.  360.  597.  —  III. 215. —IV.  125.  338:  janibaTH 


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«4 


St.  Smal  Stockij, 


ib.  I.  48.  —  H.  360.  597.  —III.  224.  —IV.  125;  ryctaTH  ib.  I. 
48:  Ki3ai>aTH  ib.  II.  360.  — IV.  125;  a p o 6 j  a t h  ib.  II.  561  u.  8.  w.? 
welche  nnr  in  karpathischen  Gebirgsidiomen  vorkommen. 

7.  Zu  merken  ist  der  dual.  aec.  aepnbaTH  TpyA-  V.  1149. 
1 1S2.  Vgl.  auch  AMTHHbaTH  Toji.  II.  482. 

Anmerkung.  A^Bia  wird  femininum  I\>a.  II.  352  und  so 
sehr  oft.  Ebenso  AHTkaTpyA.  IV.  553.  Vgl.  dagegen  Moro  ah- 
t h ii k ii  TpyA-  IV.  368;  xHTba  hat  auch  seinen  Plural:  AHThaTa 
To.i.  II.  31 ;  AbiTbaT  TpyA.  IV.  265. 

t 

5.  r- Stämme. 

Im  Altslovenischen  gehören  hierher  zwei  Stämme :  MaTep  und 
jxuiTep.  Von  diesen  ist  der  letztere  im  Kleinrussischen  beinahe 
ganz  verschwunden.  Es  findet  sich  von  diesem  Stamme  nur  der  sg. 
nom.  ao«iep  TpyA-  V.  39.  80.  592.  925;  ao*  ib.  556;  der  sg.  voc. 
AiniH  TpyA.  I.  173  (in  einem  Kirchenliede)  und  aoi  TpyA.  n.  176: 
und  der  sg.  acc.  AO*iep  TpyA.  III.  278.  — V.  925;  und  ao?  TpyA. 
V.  922.  Toi.  IV.  45.  Der  Stamm  MaTep  hat  sich  besser  erhalten, 
aber  auch  bei  ihm  sind  grosse  Veränderungen  eingetreten.  Der- 
selbe wird  im  Kleinrussischen  folgendermassen  declinirt. 

sg.  nom.:  m aTH  TpyA.  I.  160;  MaTbi  Yoä.  III.  258 ;  MaTb  TpyA. 

1.88.  —  V.  336.  Tox.  II.  231.  —  III.  455;  Maiii,  To*. 

III.  117:  Mau  To*. III. 246.413;  naTi>ip  TpyA.I.  49. 150. 

—  ID.  253.  —V.  899;  MaTep  TpyA.  V.  448. 

sg.  gen. :  MaTepe  To*.  II.  219.  555. 722 ;  MaTepa  TpyA.  II.  358. 

—  V.  849.  Tot.  II.  699.  700.  —HI.  131.  193.  316;  va- 
UbepnTpyA.  IV.68;  MaTepi  TpyA. II. 73.  —V.  369.  454. 
233.  —  IV.  560.  Tos.  U.  735.  Py**  83 :  msth  Tox.  1. 11. 

—  HI.  109.372.  —IV.  338.  TpyÄ.IV.431.  —  V.  69. 161. 
641.  724.  885.  886. 

sg.  dat.:  MaTepn  Tox.  II.  28.  —III.  226. 345.  478.  —  IV.  103. 
TpyA.  IV.  94.  173.  559.  —V.  876;  MaTepi  Toj.  III.  104. 
413.  TpyA.  II.  19.  — m.76.  —IV.  560.  —  V.104.  PyA^. 
83;  MaTH  To*.  III.  171.  TpyA.  V.  125;  Ma  To*.  I.  216. 
TpyA.  V.  1129. 

sg.  acc.:  MaTbip  Toa.  II.  414.  797.  —III.  176.  —IV.  104. 
TpyA.  V.  96. 135.  ßpar.  10.  PyA*.  182;  MaTH  Tox.  III.  59. 
197.  —IV.  543.  TpyA.  ü.  613.  —IV.  488.  Hj.  78;  ian> 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinruae.  65 

Tox.  III.  454.  Tpyx.  V.  156;  xa  Tpyj.  I.  90.  — II.  109. 
—  m.  426.  —V.  216. 
sg.  voc. :  mstm  Tpyx.  V.  2.  Toj.  IV.  171 :  Marubi  Tpy*.  IV.  652 ; 

waTep  TpyA.  III.  20.  Tox.  II.  710. 
3g.  in8tr. :  MaTepjy  Tpy*.  II.  8.  — III.  177.  Äpar.  130;  Ma- 
Tiipjy  To*.  III.  141.  Yyxn.  96;   MaTepijy  Äpar.  130; 
MaTeB  Tox.  II.  3S6. 
sg.  loc. :  MaTepH  Iox.  II.  28:  MaTepi  Tpyx.  V.  742. 
pi.  nom. :  MaTepH  rox.  III.  110:  m aTbipn  Tox.  II.  492:  Ma- 
Tepi TpyA.  I.  284;  MaTH  To*.  II.  273. 
Die  übrigen  Casus  kann  ich  nicht  belegen.  Sie  lauten  nach 
Osadca:  MaTepij,  MaTepeM   MaTepja*):  MaTbipMH  (naTep- 
jaMH);  MaTepex  (MaTepjax). 

Ans  der  angeführten  Flexion  des  Stammes  MaTep  ersieht  man 
leicht,  wie  sehr  derselbe  der  Analogie  unterliegt.  Das  Merkwür- 
digste daran  ist  aber,  dass  es  beinahe  in  allen  Casus  MaTH  gesagt 
werden  kann,  also  das  Wort  indeclinabel  wird  (vgl.  auch  das 
Cechische,  Mikl.  Vgl.  Gram.  m.  360),  und  dass  MaTH  bereits  als 
Stamm  dient  zur  Bildung  neuer  Formen.  Vgl.  MaTeß;  pl.  nom. 

MaTH. 

VII.  Die  nominale  Declination  der  Adjectiva. 

Die  nominale  Declination  der  Adjectiva  hat  sich  im  Kleinrussi- 
schen in  spärlichen  Resten  erhalten.  Dieselben  sind  von  Osadca  in 
der  Gram.  p.  76  und  von  Prof .  Miklosich  in  der  Vgl.  Gram.  III.  256 
sorgfältig  gesammelt  und  geordnet.  Prof.  Ogonowski  hat  in  den 
Studien  diesbezüglich  nichts  neues  vorgebracht  Mir  bleibt  nun 
übrig,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  die  nominale  Declina- 
tion der  Adjectiva  in  obliquen  Casus,  namentlich  im  gen.  und  dat. 
nicht  nur  in  den  adverbiellen  Ausdrücken  sich  erhalten  hat,  son- 
dern auch,  wenn  ein  Adjectiv  mit  einem  Substantiv  verbunden  er- 
scheint, vorkommt.  Also: 

1.  sg.  gen.  masc.  KaxHHOBa  Tojk.  I.  50. 141 ;  uepKOBHaTox 
11  497:  xpyra  Tox.  m.  241.  445;  KpyTa  Tox.  IV.  44;  nine- 
HH^Ha  Tox.  IV.  66;  pyca  Tpy*.  I.  135;  6i*a  Tpyx-  V.  431.  Zu 
merken  sind  ausserdem  die  in  Vertretung  des  acc.  vorkommenden 
gen.:  Bopona  Tox.  II.  163;  homh ja  ib.  715;  po3cyKHHa  Tpyx. 
Hl.  136:  yxoBHHa  Tpyx.  V.  1071.  Sehr  häufig  kommen  solche 

IX.  o 


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66 


St  Smal  Stockij, 


Formen  in  den  Kirchenliedern  vor,  welche  sich  beim  Volke  einge- 
bürgert haben.  Z.  B.  Ja3apeßa  Toi.  III.  264;  Öomija  To*.  IV. , 
279.  TpyA-  I.  178:  poÄjeHHa  TpyA.  I.  172;  rocyAapeßa  TpyA. 
III.  321;  xhba  ib.  338;  für  den  aoc.:  pacnjaTa  TpyA.  I.  165; 
iKH b a  ib.  179;  ciaAKOciOBHa  ib.  178;  cbßjaTa  ib.  168;  co- 
öpaßiua,  noHBaBiua  ib.  172;  jeAHna,  yja3BjeiiHa,  oicpißaB- 
jena  TpyA.  III.  19.  Merkwürdig  ist  nana  qicapoBa  für  nana 
uticapja  Toj.  III.  130. 

Ebenso  findet  sich  der  pg.  gen.  nentr.  nicht  nur  in  adverbi  eilen 
Ausdrücken,  sondern  auch  in  Verbindung  mit  einem  Substantiv. 
Also:  ni^Hpa  To*.  II.  96;  3e.ieHa  ib.  IY.  66;  naHtcica  ib.  IV.. 
204:  CHHBaTpy*.  V.  1042. 

Auch  für  d*e  Erhaltung  des  sg.  gen.  fem.  findet  sich  ein  Beleg 
in  TpyA.  V.  407:  ööatija.  Zu  vergleichen  sind  die  Formen  Öoxn 
Toj.  II.  243;  KOTpa  ib.  210.  ueBe jh^kh  für  ÖoKoji,  KOTpoji. 

H6B6  JH^KOJ  i. 

2.  Für  den  sg.  dat.  masc.  bringe  ich  folgende  Belege  vor : 
piAHy  To*.  I.  137;  HHinny  ib.  III.  268;  KHTajeBy  ib.  II.  33; 
jeAHHy  ib.  IV.  297;  Tenjy  TpyA-  IV.  424;  Bpaacy  ib.  V.  576. 

Ebenso  findet  sich  der  sg.  dat.  neutr. :  3aieonTbijy  TpyA-  I. 
177;  cHBy  Tos.  II.  263, 

und  der  sg.  dat.  fem.:  KpyTbi  Foj.  11.409;  BÖ03bi  TpyA- V. 
916.  Bei  dieser  Gelegenheit  muss  bemerkt  werden,  dass  man  im 
Kleinrussischen  sehr  oft  im  sg.  dat.  loc.  fem.  die  Formen  AoÖpi, 
cHHfci  zu  hören  bekommt.  Vgl.  Ogon.  Stud.  134.  TpyA-  VII.  573. 
Das  sind  aber  keine  nominalen,  sondern  aus  den  zusammengesetz- 
ten entstandene  Formen. 

3.  Im  sg.  instr,  masc.  merke  man  die  Form:  3  chhom  je- 
AauiHOM  TpyA.  II.  718. 

4.  Im  sg.  loc.  fem.  merke  man  diö  Form:  jej  Ha  pyronbnbi, 
jej  Ha  npaBeceHBUbi  Toj.  IV.  241. 

5.  Im  pl.  nom.  merke  man  die  Form:  Kpombi  von  kpotok 
TpyA.  V.  1080.  Ein  dual.  nom.  kommt  vor  TpyA.V.  684.  jeAam^a 
xh  odoje. 

6.  Im  pl.  instr.  merke  man:  3  A3WTKaMi  MaabenbicaMi  Ogon. 
Stud.  135. 

7.  Ausserdem  findet  man  im  Kleinrussischen  sehr  oft  bei- 
spielsweise bopoh  Kiiib  so  declinirt,  dass  das  Bopon  in  allen  Casus 


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ücber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Klcinnus.  67 

des  Singular  und  Plural  unverändert  bleibt.  Vgl.  Ogon.  Stud.  151. 
Dieser  masc.  Ausgang  bleibt  auch  im  Femininum  und  man  sagt 
z.  B.  chb  jyöpoßa:  gg.  acc.  mojoa  ro.ioBOHKy  Toi.  III.  47 ;  b 
:ejen  MypaBOHbubi  ib.  u.  8.  w.  und  im  Neutrum :  chb  coKOjbaTa 
Toj.  II.  31  u.  s.  w. 

Auf  diese  Reste  nun  bleibt  die  nominale  Declination  der  Ad- 
jectiva  beschränkt.  Dasselbe  Schicksal  hat  dieselbe  in  allen  slav. 
Sprachen  getroffen,  indem  sie  uberall  mehr  oder  weniger  durch  die 
zusammengesetzte  verdrängt  wurde. 

Vm.  Die  Declination  der  Pronomina  personalia. 

Die  Declination  der  Pronomina  personalia  bietet  für  meine 
Zwecke  Weniges  von  Belang.  Ich  will  aber  einige  merkwürdige 
Formen  dieser  Pronomina  anführen  und  die  diesbezügliche  Samm- 
lung des  Prof.  OgonowBki  (Stud.  129)  vervollständigen.  Es  findet 
sich  nämlich  im  sg.  dat.  Mja  Tpyj.  V.  556;  Tba  ib.  V.  69.  234; 
sg.loc.  Tba  ib.  V.315;  sg.gen.  Te  =  tui  ib.  VII. 554;  Mja,  Tba  = 
MeHbi,  TOÖi  =  hm,  Tbi  =  Mja  (uba),  Tba.  (Vgl.  den  sg.  acc. 
aus  Hba  —  nbi.)  Ausserdem  merke  man  den  sg.  dat.  ue  =  tibi 
Tai.  m.  492  (vgl.  auch  acc.  ue  Ogon.  Stud.  129);  u.n  ib.  HI.  413; 
com  ms  sibi  Toä.  III.  425;  ceöc  ib.  III.  251.  414;  sg.  gen.  ue  = 
sui  Toä.  III.  425;  coöe  Tpy*.  V.  42;  sg.  instr.  mhoJ  Tpy*.  IV. 
495.  Toj.  1.98;  ToÖoj  Tpy*.  V.  302.314.504.  IV«.  1.244.  —II. 
290  und  so  sehr  oft.  coöoj  IV«.  JL  121.  — III.  7;  den  sg.  acc. 
ceoja  Tpy*.  V.  66,  welche  Form  aus  dem  russischen  Einfluss  sich 
erklärt. 

B.  Pronominale  und  zusammengesetzte  Declination. 

Vor  Allem  mnss  hier  gleich  am  Anfang  bemerkt  werden,  dass 
der  Unterschied  zwischen  der  pronominalen  und  zusammengesetz- 
ten Declination  im  Eleinrussischen  fast  vollständig  verwischt  ist. 
Sobald  nämlich  das  Gefühl  für  die  specielle  Bedeutung  eines  be- 
stimmten Artikels  des  am  Ende  der  Adjectiva  hinzutretenden  j* 
im  Russischen  verloren  ging,  und  dadurch  ein  Unterschied  zwischen 
^oöpi  und  Ao6pT>H  zu  bestehen  aufgehört  hat,  fing  man  an,  die 
Adjectiva  ohne  Unterschied  der  Bedeutung  ausschliesslich  in  der 

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68 


St.  Snial  Stockij, 


zusammengesetzten  Form  zu  gebrauchen.  Dies  wurde  dann  durch 
die  Analogie  auch  auf  die  Pronomina  übertragen  und  so  entstanden 
die  analogen  Formen  Toj,  Taja,  Toje;  jaKHj,  j aKaja,  j aicoje: 
t aKH j  ,  Tanaja,  Tanoje  u.  s.  w.  Neben  Taja,  Toje  u.  8.  w.  wer- 
den aber  auch  die  aus  denselben  verkürzten  Formen  Ta,  Te  ge- 
braucht. 

Nachdem  nun  einmal  dieser  Schritt  gethan  war,  hat  auch  der 
Ausgleichsprocess  zwischen  der  pronominalen  und  der  zusammen- 
gesetzten Declination  angefangen.  Dabei  haben  die  Pronomina  den 
ganzen  Plural  aufgegeben  und  sind  der  Analogie  der  zusammen- 
gesetzten Declination  gefolgt.  Ausserdem  wurde  der  organische 
sg.  instr.  ma8C.  neutr.  TfcMb  durch  das  auf  der  Analogie  der  zu- 
sammengesetzten Declination  beruhende  tunb  vertreten.  Dagegen 
haben  die  Adjectiva  den  sg.  loc.  masc.  neutr.  von  der  pronominalen 
Declination  genommen.  Dies  findet  man  schon  im  Altslo venischen. 
Vgl.  Mikl.  Vgl.  Gram.  III.  60:  Bi*nioMi>,  rptiniiom,  u.  s.  \r. 

JIWTOH,  HeAAÄbHOH. 

Wie  also  daraus  zu  ersehen  ist,  hat  der  Sprachgeist  nur  die- 
jenigen Formen,  welche  in  beiden  Declinationen  verschieden  lau- 
teten, durch  die  Einwirkung  der  Analogie  ausgeglichen.  Die  oben 
nicht  genannten  Formen  sind  in  beiden  Declinationen  lautlich 
gleich.  Somit  besteht  fUr  das  Ohr  zwischen  der  pronominalen  und 
der  zusammengesetzten  Declination  kein  Unterschied ,  wenn  auch 
die  Formen  wie  AOÖporo,  Aoöpoaiy  u.s.w.  nicht  aus  der  Analogie 
der  pronominalen  Declination,  sondern  aus  dobro  +jeAo,  dobro  -f- 
jemu  erklärt  werden.  (Anders  Leskien,  Deel.)  Ueberhaupt  gelten 
jetzt  für  die  zusammengesetzte  Declination  nicht  mehr  diejenigen 
Kegeln,  wie  im  Altslovenischen  und  Altrussischen,  nach  welchen 
an  die  nominale  Form  der  Adjectiva,  das  Pronomen  j«*,  ja,  je  in 
der  entsprechenden  Form  hinzugetreten  war,  also  eine  Zusammen- 
rückung beider  Theile  stattgefunden  hat.  Nur  eine  einzige  Form, 
nämlich  der  sg.  acc.  fem.  Aoöpyjy  hat  sich  bis  jetzt  aus  der  alten 
zusammengesetzten  Declination,  unterstützt  durch  die  noch  vor- 
kommende nominale  Form  Aoöpy  unversehrt  erhalten.  Sonst  hat 
sich  eine  andere  Kegel,  welche  aber  im  Altslovenischen  schon  in 
ihren  Anfängen  war,  gebildet,  nach  welcher  an  das  Thema  des 
Adjectivs  Aoöpo  die  Formen  des  Pronomens  }i  hinzutreten.  Vgl. 
Mikl.  Vgl.  Gram.  I.  164.  Diese  Regel  ist  für  alle  lebenden  slavi- 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinrus».  69 

sehen  Sprachen  gültig.  Die  Bildung  derselben  hat  wahrscheinlich 
das  Pronomen  hervorgerufen. 

Aus  dem  jetzigen  Verhältniss  der  pronominalen  und  der  zu- 
sammengesetzten Declination  zu  einander  können  wir  sch Hessen, 
dass  die  Beziehungen  beider  schon  in  der  frühesten  Zeit  sehr  eng 
waren.  Und  in  der  That  finden  wir  Spuren  davon  in  denjenigen 
fünf  Formen  der  zusammengesetzten  Declination,  welche  nicht 
dar  eh  Zusammenrückung  entstanden  sind.  Sowie  man  nämlich  alle 
Formen  der  nominalen  und  der  pronominalen  Declination  zwar  un- 
bewus8t,  aber  doch  von  einem  Thema,  an  welches  eine  Endung 
hinzutrat,  bildete,  so  fing  man  an,  auch  in  der  zusammengesetzten 
Declination  auf  dieselbe  Weise  zu  verfahren.  Der  Anfang  war  mit 
denjenigen  Formen  gemacht,  welche  für  die  Aussprache  eine  be- 
sondere Schwierigkeit  boten.  Sobald  aber  das  Gefühl  für  die  be- 
sondere Bedeutung  der  zusammengesetzten  Formen  sich  abgestumpft 
hatte  und  schliesslich  ganz  abgestorben  war  —  und  dies  geschah 
schon  sehr  früh  —  und  man  die  zusammengesetzten  Formen  nicht 
als  zwei  neben  einander  flectirte  Worte,  sondern  als  eine  Einheit 
ansah,  gewann  diese  allgemein  gültige  Regel  auch  in  der  zusam- 
mengesetzten Declination  auf  der  ganzen  Linie  Oberhand,  so  dass 
wir  jetzt  auch  hier  nur  von  einem  Thema  und  gleichsam  von  einer 
Endung,  welche  an  dasselbe  hinzutritt,  reden  können.  Das  Vor- 
schreiten in  der  Bildung  dieser  Regel  können  wir  schon  an  dem 
Altslovenischen  beobachten  (vgl.  cbatoto,  sg.  loc.  fem.  jhotoiI, 
lieAAKfeHofi;  gg.  loc.  masc.  neutr.  iit'nm mh,  rptmHOMb  u.  s.  w. 
Vgl.  Mikl.  Vgl.  Gram.  III.  54.  58.  60.  61)  und  noch  mehr  in  den 
altrussischen  Denkmälern.  Mit  dem  Augenblicke  nun,  als  die  zu- 
sammengesetzte Declination  an  diesen  Punkt  anlangte ,  war  auch 
der  Ausgleich  derselben  mit  der  pronominalen  vollzogen. 

Ja  sogar  das  Pronomen  Becb,  Bci»a,  Bce,  asl.  blcl,  welches 
am  längsten  die  pronominale  Declination  bewahrt  hat,  hat  dieselbe 
bei  diesem  Stande  der  Dinge  nicht  länger  erhalten  können.  Davon 
überzeugt  uns  der  sg.  nom.  Bcej,  BCboj  —  Bci»aja  (To*.  II.  102. 
175.  —  HI.  102)  —  Bceje ;  der  sg.  acc.  Bcej  (Tpy*. III. 362.  —  IV. 
352.  Tojt.  IH.  41.  72.  85)  —  Bciyjy;  der  pl.  nom.  bcm.  Man 
merke  den  sg.  nom.  bccbb  Tpy*.  IV.  467.  Dass  bei  diesem  Worte 
die  pronominale  Declination  am  längsten  sich  erhalten  hat,  erklärt 
sich  aus  dem  Gleichlaute  der  pronominalen  Formen  dieses  Prono- 


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I 


70  St.  Smal  Stockij , 

mens  und  der  zusammengesetzten  Formen  einer  Kategorie  der  Ad- 
jectiva,  nämlich  xHCBij,  denn  sowohl  das  Pronomen  Beet,  als 
auch  das  Adjectivnm  xhcmj  lauteten  im  sg.  instr.  loc.  bcmm, 
BCLij  —  xhcmm.  zHctij  ;  pl.  gen.  loc.  bcmx  —  jHCBix ;  pl.  dat. 
BciiM  —  jHCfciM:  pl.  instr.  bcmmh  —  xhcmmh.  Vgl.  Osadca 
Gram.  80.  Ausserdem  merke  man  den  sg.  instr.  fem.  ycbijejy, 
ycbijy,  BceB,  BC&OB,  bclom  (roj.  IV.  62.  28} T  bcmm:  den  pl. 
instr.  yctiMa  Tpy*.  IV.  682.  —V.  976.  Toi.  L  13.  —II.  102. 
Bei  dieser  Gelegenheit  sei  bemerkt,  dass  der  pl.  instr.  sowohl  bei 
den  Pronom.  als  auch  bei  Adjectiv.  sehr  oft  auf  m  a  ausgeht.  Z.  B. 
THMaToj.  U.  39.  455;  HHMa  Fox.  I.  149.  — EL  119.  —  III.  229; 
HHmHM a  r<w.  I.  337;  CBojiiia  Fox.  II.  60;  CTapmHMa  Tpyx.  V. 
982;  a o ÖpHM a  Toä.  IE.  511  u.  s.  w.  Vgl.  auch  Tpyx.  V.  976. 
—  IV.  682  und  Ogon.  Stud.  135. 

Beachtenswerth  sind  ausserdem  einige  speciell  kleinrussische 
Bildungen  auf  dem  Gebiete  der  Pronomina  und  der  Adjectiva. 
Diese  sind: 

1.  Das  Femininum  des  Pronomens  Ta  bildet  seine  Formen 
auch  vom  Stamme  t o j  a.  Also  sg.  gen.  t oj e j  i ,  Tijeji,  t aj  e j  i , 
Tbijeji,  Tejeji,  Tteji,  Teji,  Tiji  neben  Toji,  Toj  (Tox.  III. 
422.  Vgl.  Hoj  Fox.  II.  6).  Am  meisten  verbreitet  sind  die  Formen 
Toji  und  Teji.  Sg.  instr.:  Tojejy,  Tijejy,  T&ijejy,  THjejy, 
Tl'  )  Bj  y ■  TeJ  y  neben  Tojy.  Dieselben  Bildungen  weist  auch  das 
Pronomen  ci>a  auf.  Also:  sg.  gen.  cijeji,  cejeji,  cajeji,  cijej 
(Tpyx.  V.  501),  asl.  cH«n;  ctijeji,  nij eji,  n>ijeji,  Kliji,  u;eji 
neben  ceji,  asl.  cen,  aruss.  cot.  cck:  sg.  instr.  cijejy,  cbi- 
jejy,  um  j y ,  ncjy  neben  cejy  (cob,  cmdb},  asl.  cei*.  aruss. 
ceio.  Daran  sch  Ii  essen  sich  die  entsprechenden  Formen  von  Bci»a 
und  oxna.  Also:  Bctijeji,  oxnijeji  (ßoxHHjeji  Tpyx.II.  21) : — 
ycbijejy ,  oxHnjejy.  Zu  merken  ist  de.r  pl.  gen.  jojix  Tox.  II. 
83,  asl.  hxi;  pl.  instr.  hh  statt  hhmh,  asl.  ehe. 

2.  Die  Pronomina  possessiva  bieten  auch  einige  Eigentüm- 
lichkeiten u.  zw.: 

a)  Im  sg.  nom.  und  acc..  wo  in  manchen  Gegenden  die  For- 
men Moja,  TBoja(cBoja)  —  Mojy,  TBojy.  cßojy  zu  Jia,  tbji 
(cßa);  jiy,  TBy,  cßy:  Moje.  TBoje  zu  Me  (rox.  I.  245),  tbo  con- 
trahirt  werden. 

b)  Fttr  Mojero,  Mojeay.  jiojiM,  Mojix  findet  sich  MojMy. 

« 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Deciin.  des  Kieinruss.     7 1 

MOMV,  MHX.   MHX.    Vgl.   TDHMH  fÜr  TBOji*H  TOJI.  L  346.  Vgl., 

TpyA.  VII.  557. 

c)  Für  sg.  gen.  fem.  Moj  ej  i  findet  sich  stoj  ir  Mej  i.  Vgl.  TpvA. 
VfL.  557. 

d)  Für  sg.  dat.  Mojij  findet  sich  *oji. 

e)  Ftlr  8g.  instr.  fem.  Mojejy.  TBojejy.  cBojejy  findet  sieb 
Mojy  Toä.  I.  362.  Mejy.  TBojy  Toz.  1.244.  TBejy.  CBojy  TpyA. 
II.  334.  —  V.  847.  CBejy,  cbcb  Toä.  IV.  432; 

f)  Für  sg.  loc.  cßojiM?  cßojij  findet  sich  CBix  Toji.  I.  207. 
Cßij  Toä.  I.  16. 

g)  Äßoje.  oöoje,  Tpoje.  wemepo  u.  8.  w.  sind  eigentlich 
nom.  nentr.  In  den  übrigen  Casus  werden  sie  regelmässig  nach 
Mij  declinirt.  Zu  merken  sind  die  Formen  oöijox  Toji.  1. 81.  Tpi- 
jex  TpyA-  HI.  372. 

3.  Bezüglich  der  Adjectiva  ist  die  häufig  genug  vorkommende 
Elision  des  o  in  der  Endung  des  sg.  gen.  masc.  neutr.  zu  merken. 
Z.  B.  piAHor  Toä.  I.  28.  137.  —IL  53;  jaBopoBor  ib.  I.  130. 
172.  — II.  369;  canor  ib.  II.  52:  CHiibor  ib.  IV.  134;  nonoßor 
r«i.  IL  92;  BeiBKor  ib.  II.  482;  chbot  ib.  II.  512;  ygl.  auch 
Tor  To*.  I.  209;  r1  (=  ro)  ib.  I.  173.  Man  merke  den  sg.  gen. 
3aBTporo  von  3aBTpa  Tpyn.  II.  214. 

Merkwürdig  ist  folgende  Verbindung:  Aajyn»  mcitm  cto  wep- 
BiHbnbiB  3ojioTHji,  Aaj \'tl  Mciibi  j  napy  k o h e j  BOpOHnji.  HauiMO 
aeHbi  napa  nouej  Boponaji?  TpyA.  529  und  dieser  Uebergang  na* 
XpHCTOM  HOBopoxAeHHHM,  suiaAen^i  yjacjn»i  nojoxeHHOM 
TpyA.  IIL  339. 

Im  Anschlüsse  an  diese  Declination  müssen  noch  die  eigen- 
tümlichen Formen  der  Numeralia  ABa,  oöa  angeführt  werden. 
Neben  den  regelmässigen  Formen:  Asar  abi  (auch  für  neutr.  To*. 
I.  301),  o6a,  o 6 i ;  gen.  loc.  abox,  oöox:  dat.  abom,  oöom :  instr. 
abo xa,  oöoMa  findet  sich  der  gen.  otfex  Toä.  I.  189:  instr.  abomh 
Tom.  n.  702.  Vgl.  Ogon.  Stud.  137.  ABynja  TpyÄ.  V.  162:  otfiMa 
TpyA.  UI.  378. 

Analog  dem  Aaa,  oöa  werden  auch  die  Numeralia  Tpa,  no- 

TnpH   (lHTHpjt  .  njaiL.  miCTI».   ch  i  m  .   BicMK.  ACttjaTh.  A6- 

cbaTb,  ABaAUbaTb  (ABajuhaTb  .  dann  TpHju>aTi>  u.  8.  w.  decli- 
nirt. Also:  gen.  Tpjox  TpyA.  L  5.  —II.  264.  To*.  IV.  83  (rpix 


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72 


St.  Sm&]  Stockij, 


TpyA-  II.  5S7:  ^ompex  To«i.  IV.  200:  cbi»ox  Tqj.  III.  70:  abs- 
HaAUJ»aTOx  TpyA.  II.  238. 
dat.  abbh&aiib&tom  TpyA.  I.  122. 
acc.  MOTHpoxTpyA.  II.  621;  ceMix  ib.  IE.  321. 
instr.  TpeMa  Toi.  IV.  136:  Tpoiia  TpyA.  III.  292.  —V.  722. 
To.i.II.30.65.  TpiMaTpyA.V.  14;  Tpjona  Tpy*.  IL  252: 
305.  —V.  9.  Toji.  I.  79.  —IV.  5;  m-riipMa  TpyA.  I.  306: 
u  niji  m  a  Toj.  I.  336.  — III.  488.  lOTHpeaia  Toa.IIL  38; 
njaTbMa  TpyA.  I.  136.  —IV.  610.  To*.  II.  102.  —IV. 
102:  uiicTLMa  Toa.  IL  206.   raecTbMH  TpyA.  II.  648; 
cbiMMa  Toä.  II.  556.  445.  — IV.  507;  ABanaAUbaTbMa 
TpyA.  IL  19.  179:  ABauaAijbaTOMa  TpyA.  IL  175.  284. 
loc.  niecTbox  TpyA.  IV.  595. 
Neben  diesen  Formen  findet  man  auch,  aber  vielleicht  seltener, 
die  organischen  Formen  wie : 
gen.  ceMH  TpyA.  IV.  231.  378;  AecbaTH  ib.  IV.  422;  OAHHaa- 

m,aTH  ib.  II.  23;  AßaHaAUbaTH  ib.  II.  285. 
instr.  AßaHaAUbaTby  TpyA.  II.  158.  161;  njaTHaAUbaTby  ib. 
I.  314. 

Zu  merken  ist  der  instr.  AßanaAHbaTH  TpyA.  II.  260. 
loc.  njaTHTpyA.  V.  20:  ceMH  ib.  III.  321;  BOCbXH  ib.  I.  306: 
ABaHaAUbaTH  ib.  II.  439. 
Ausserdem  hört  man  nicht  selten  beispielsweise  Ti  njaTt 
x.ionubiB  folgend ermassen  declinirt. 
gen.  thx  njaTb  xiomn>iB. 
dat.  thm  njaTb  xjonubaM. 
acc.  =  gen. 

instr.  thmh  njaTb  xAomibaMH. 

loc.  thx  njaTb  xjonubax, 
sodass  das  Numerale  undeclinirt  erscheint  Vgl.  TpyA.  V.  1097: 
»>a  bcwm  BicbiM  (sc.  CHHaM)  uniacTba,  AO.iby  Aa-ia«. 

C.  Schluss. 

Alles  was  wir  jetzt  Uber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der 
Declination  des  Kleinrussischen  im  Besonderen  vorgebracht  haben, 
bestätigt  nur  allzu  nachdrücklich  die  Worte  Leskiens,  welche  er 
im  Archiv  I.  400  ausgesprochen  hat:  »Kaum  irgendwo  herrscht  die 


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Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinrusa.  73 

Neigung,  ursprünglich  verschiedene  Formen  eine  nach  der  anderen 
zu  gestalten,  wie  in  der  Declination  der  neueren  sl  avischen  Spra- 
chen« —  ich  möchte  nur  noch  sagen  :  wie  in  der  Declination  der 
kleinrussischen  Sprache.  Und  in  der  That.  Das  Streben  nach  Ver- 
einfachung der  sprachlichen  Formen  hat  im  Kleinrussischen  dazu 
geführt,  dass  die  sechs  DeclinationsclasBen,  die  einst  im  Russischen 
bestanden  haben,  auf  fünf,  ja  sogar,  wenn  man  von  einigen  Ueber- 
bleibsein  der  consonan tischen  Stämme  absieht,  auf  vier  reducirt 
wurden.  Die  Ursache  dieser  Reducirung  liegt  darin,  dass  das 
früher  so  lebendige  Gefühl  für  den  Stammauslaut  sich  abstumpfte 
und  deshalb  seine  Einwirkung  auf  die  Scheidung  der  Declinations- 
classen  verlor.  Von  diesem  Momente  an  begann  die  Bedeutung 
des  Geschlechtes  immer  grösser  zu  werden,  und  dies  offenbart  sich 
schon  jetzt  darin,  dass  das  Sprachgefühl  bestrebt  ist,  die  Substan- 
tiva  desselben  Geschlechtes,  wenn  auch  verschiedenen  Stammaus- 
lautes, zu  vereinigen  und  denselben  Declinationsregeln  zu  unter- 
werfen. Ist  aber  ;dies  einmal  vollbracht,  so  wird  das  Geschlecht 
zum  unterscheidenden  Princip  der  Declinationsclassen.  Jetzt  ist 
das  zwar  noch  nicht  der  Fall.  Es  bestehen  nämlich  für  die  Sub- 
stantiva  feminina  und  ebenso  für  die  neutra  je  zwei  Declinationen. 
Wenn  wir  aber  die  beiden  Declinationen  der  Feminina  mit  einander 
vergleichen,  so  sehen  wir  schon  jetzt,  dass  sie  Vieles  sie  Unter- 
scheidendes eingebüsst  haben,  und  dass  ihnen  eine  gänzliche  Aus- 
gleichung bevorsteht.  Dasselbe  bemerken  wir  bei  Vergleichung  der 
beiden  Declinationen  der  Neutra.  —  Das  wäre  nun  das  eine  sehr 
wichtige  Ergebniss  der  Wirkung  der  Analogie  in  der  kleinrussischen 
Wortbildung. 

Das  zweite  eben  so  wichtige  Resultat  ergiebt  sich  aus  der  Be- 
trachtung der  noch  jetzt  bestehenden  Declinationen.  Dieselben 
haben  nämlich  ihre  ursprüngliche  Gestalt  bei  weitem  nicht  bewahrt, 
.  und  wenn  man  sie  näher  betrachtet,  hat  bei  ihnen  dasselbe  Streben 
nach  Vereinfachung  dahin  gewirkt,  dass  sie  sich  in  den  Endungen 
kaum  merklich  von  einander  unterscheiden.  Ein  Schema  von 
allen  Declinationen  der  Substantiva  mag  uns  das  besser  veran- 
schaulichen. 


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74 


8t.  S  mal  Stockij, 


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ücber  die  Wirkungen  der  Analogie  in  der  Declin.  des  Kleinruss.  75 

Aus  diesem  Schema  entnehmen  wir  vor  Allem  —  was  als  ein 
wichtiges  Resultat  der  Wirkung  der  Analogie  angesehen  werden 
mnss  — ,  dass  der  Plural  in  allen  Declinationen  gleich  ist,  mit  Aus- 
nahme des  Aom.  acc.  und  voc,  wo  die  Genusunterschiede  schärfer 
hervortreten,  aber  auch  schon  immer  mehr  sich  verwischen.  Dies 
gilt  auch  in  der  pronominalen  und  zusammengesetzten  Declination. 
Diese  Erscheinung  hängt  damit  zusammen,  dass  in  der  Mehrheit 
das  Geschlecht  sehr  in  den  Hintergrund  tritt  und  in  Folge  dessen 
Substantiva  die  dasselbe  characterisirenden  Formen  leichter  auf- 
geben und  durch  andere  entlehnte  ersetzen  können.  Merkwürdig 
ist  aber  dabei  der  Umstand ,  dass  gerade  das  Femininum  einen  so 
durchgreifenden  Einfluss  gewonnen  hat,  dass  das  Masculinum  und 
Neutrum  an  dasselbe  im  dat.  instr.  loc.  sich  angeschlossen  hat. 
Dass  im  pl.  gen.  die  markante  Endung  der  Masculina  iv  fast  bei 
allen  Substantiven  durchgedrungen  ist,  erklärt  sich  aus  dem  leben- 
digen Functionsgefuhle  dieser  Endung.  Schwieriger  fällt  es  uns 
einen  Grund  anzugeben,  warum  und  auf  welche  Weise  die  femin. 
Endungen  am,  amy,  ach  bei  Masculinis  und  Neutris  Eingang  ge- 
funden haben,  und  ich  glaube  kaum,  dass  eine  genügende  Erklä- 
rung dieser  Erscheinung  gegeben  werden  kann.  Aber  nicht  nur  im 
Plural  macht  sich  der  Einfluss  der  Feminina  geltend.  Ich  erblicke 
denselben  auch  in  dem  bei  allen  Substantiven  merklichen  Streben, 
den  sg.  dat.  auf  t  zu  bilden,  und  auch  darin,  dass  viele  Substantiva 
masc.  und  neutr.  ganz  einfach  Feminina  werden.  Dies  Alles  ist  ein 
Beweis,  dass  das  Femininum  einen  hervorragenden  Einfluss  auf 
die  Umgestaltung  der  Declination  im  Kleinrussischen  ausübt,  und 
das  ist  als  das  dritte  wichtige  Resultat  unserer  Betrachtung  anzu- 
sehen. In  Folge  dessen  möchte  ich  den  prac tischen  Vorschlag 
machen ,  dass  bei  der  Behandlung  der  Declination  des  Kleinrussi- 
schen die  Feminina  an  die  Spitze  gestellt  werden. 

Im  Singular  dagegen ,  wo  die  Genusunterschiede  scharf  her- 
vortreten, herrscht  auch  eine  dem  entsprechende  Mannichfaltigkeit. 
Aber  dennoch  finden  wir  auch  hier  schon  Zeichen  der  Wirkungen 
der  Analogie,  welche  bestrebt  ist,  Alles  zu  vereinfachen  und  zu 
verknüpfen.  So  merkt  man  unwillkürlich ,  dass  der  dat.  bei  allen 
Declinationen  einst  auf  t  aaslauten  wird;  ebenso  der  loc,  welcher 
mit  dem  dat.  gleichgemacht  wird.  Den  instr.  scheint  auch  das 
Schicksal  zu  erwarten,  nur  auf  om,  e*  auszulauten. 


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76         St.  Smal  Stockij,  Ueber  die  Wirkungen  der  Analogie  etc. 


Auf  dem  Gebiete  der  pronominalen  nnd  der  zusammengesetz- 
ten Declination  hat  auch  die  Analogie  zu  ähnlichen  Resultaten 
geführt. 

In  jeder  lebenden  Sprache,  zu  jeder  Zeit,  muss  es  aber  Um- 
bildungsprocesse  geben,  die  nicht  ganz  abgeschlossen  sind:  Worte 
und  Wortformen  im  Uebergangszustande,  die  in  der  Umänderung 
begriffen,  aber  noch  nicht  geändert:  die  noch  nicht  ganz  veraltet, 
die  aber  anfangen,  sonderbar  und  gesucht  zu  erscheinen,  da  neue 
aufkommen.  Ebenso  finden  wir  auch  im  Kleinrussischen,  dass 
neben  den  sich  in  der  Declination  herausbildenden  Regeln  auch 
noch  hie  und  da  die  alten  bestehen,  oder  in  Folge  der  Verwirrung, 
welche  in  solchem  Zustande  auf  diesem  Gebiete  einreisst,  ganz 
sonderbare  auftreten,  und  so  zu  dieser  bunten  Mannichfaltigkeit  in 
der  Wortbildung  führen,  wie  wir  sie  bei  der  Betrachtung  der  For- 
men gesehen  haben. 

Wien,  November  1694. 

Dr.  Stephan  Smal  Stockij. 


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Studien  zur  Kenntniss  des  Izbornik  Svjatoslava  vom 
Jahre  1073  nebst  Bemerkungen  zn  den  jüngeren  Hand- 
schriften. *) 


Die  hier  beigefügten  Tabellen  sollen  Uber  die  Gliederung  des 
Stoffes  in  den  verschiedenen  Handschriften,  wie  sie  in  den  Zählun- 
gen der  (vollen)  Textabschnitte  —  im  Texte  selbst  —  und  der 
in  den  Indices  noch  besonders  zusammengestellten  blossen  Ueber- 
schriften,  ferner  in  den  Zählungen  der  aus  den  genannten  Ab- 
schnitten gebildeten  Quaestionen  Ausdruck  gefunden  hat,  einen 
leicht  zu  gewinnenden  Ueberblick  bieten.  Wegen  der  grossen 
Lückenhaftigkeit  und  anderer  schwerer  Gebrechen  der  Quaestionen- 
zählung  von  S1,  wo  sie  nur  im  ersten  Theile  begegnet,  wie  der- 
jenigen von  B  (in  den  übrigen  slavischen  Handschriften  ist  ausser 
einer  Spur  in  Sl  —  vgl.  die  Anmerk.  zu  Quaest.  6  unten  iu  den 
Tabellen  —  nichts  von  einer  derartigen  Zählung  zu  finden^  —  ist 
in  den  Tabellen,  zur  bequemeren  Orient  innig  in  dieser  Beziehung, 
eine  Columne  der  Quaestionenzählung  bei  Migne  eingeräumt. 

lieber  die  Einrichtung  der  Tabellen  sei  hier  nur  Folgendes  be- 
merkt : 

Die  griechisch-slavischen  Buchstaben  bezeichnen  die  Num- 
mern, die  in  den  Handschriften  den  Abschnitten  im  Texte,  den 
L'ebcrschriften  in  den  Indices.  endlich  den  Quaestionen  gegeben 
werden.  Diejenigen  Stücke,  deren  Nummern  auf  derselben  Hori- 
zontalen stehen,  entsprechen  einander,  die  Text abschuitte  (die  ein- 
fachen, wie  die  zu  Quaestionen  zusammengefassten;  wenigstens 
den  Ueberschriften  nach:  in  den  allermeisten  Fällen  aber  auch 
nach  dem  übrigen  Inhalt.  Die  wenigen  mir  aufgefallenen  Ausnah- 
men von  dieser  Regel  sind  in  den  Anmerkungen  zu  den  bezüglichen 
Stellen  der  Tabellen  hervorgehoben. 

i.  Veigl.  Archiv  VIII,  S-  357. 


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78 


L.  Masing, 


Das  Fehlen  der  Nummer  ohne  Einschließung  der  Stelle  m 
einen  viereckigen  Rahmen  deutet  eben  bloss  das  Fehlen  der  Zahl- 
bezeichnung an.  In  Rahmen  geschlossene  Stellen  ohne  Nummer 
aber  besagen  das  Fehlen  nicht  nur  jeglicher  Zahlbezeichnung, 
sondern  zugleich  auch  des  ganzen  Wortlautes ;  ist  das  die  Folge 
des  Verlustes  von  Blättern  der  Hand  sehr.,  so  ist  letzteres  innerhalb 
jener  Rahmen  noch  besonders  bemerkt. 

Behufs  Erleichterung  des  Auffindens  sind  von  den  wichtigsten 
Handschriften,  S1,  K  und  R1,  auch  Blatt  und  Seite  oder  Co- 
lumne,  in  einigen  Fällen  der  Deutlichkeit  wegen  auch  noch  die 
Z  e  i  1  e ,  a  u  f  resp .  i  n  denen  die  Textabschnitte  beginnen ,  angegeben. 

Im  Uebrigen  sind  die  die  Tabellen  begleitenden  Anmerkungen 
und,  sofern  nur  die  jüngeren  Handschriften  in  Betracht  kommen, 
die  obigen  Darlegungen  zu  vergleichen.  Hinsichtlich  S1  ist  im 
Allgemeinen  auf  die  neue  photo-lithographische  Ausgabe  und  die 
Beschreibungen  von  Vostokov  und  namentlich  von  Gorskij  und 
Nevostrujev  zu  verweisen ;  Näheres  über  dieselbe  Handschr.  ge- 
denke ich  im  nächsten  dem  vorliegenden  Thema  gewidmeten  Ar- 
tikel mitzutheilen. 


Tabellen  zum  Izfeornik,  Theil  I. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

K  K 
Text 


fol.  5  a 


fol.  1«)  d* 


rothe  schwarze 
Zahlen  j  Zahlen 


K 
Index 


fol.  7  a 


R« 
Text 


Zählung 
der  Quaestionen 


in 


B 


bei 
Migne 


IN* 

# 

iiIJ 


*)  Im  Anfange  von  S1  fehlen  6  foll.  Die  richtige  Reihenfolge  der 
erhaltenen  nebst  den  fehlenden  —  letztere  durch  x!  bis  x6  bezeichnet  — 
ist  für  den  Anfang  der  Handschr.  diese:  1,  2,  3,  4,  x1,  X3,  5,  6,  7, 
X',  X«,  9,  10,  11,  12,  X5,  X«,  14,  15,  16,  8,  13,  17,  18,  19  u.  s.w. 
regelmässig  bis  117. 


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Studien  zur  Kenntniss  de*  Izbornik  Svjatoalava  vom  J.  1073  etc.  79 


gl 
Text 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


H 


X 
9 


X 

•L  lod 

7 

•1.  Sb 

s 

&!.  13  b 

iL  Ud 
H 

iL  IT  b 
♦ 

jLüöc 
i 

»l  23  b 

U 

Ol  23c 

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)1.  23  d 


IP 

iL  24  c 

ü  ! 

>1  26  a  ; 


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)l  26  c  : 


IS 

)L27b  | 


7 

s 

M 


41 


Kl 


ri 


si 


B 
Text 


K  K 
Text 


rotfce  UehwarM 
Zahlen  Zahlen 


A 


S 
? 

H 


T 

Ii 


Kl 


ILZD 


n 


A»  | 
« 


EZD 


SI 


fol.  26  b 


fol.  40  b 


fol.  43  a 


fol.  43  b 
H 

fol.  44  b 


fol.  »0  b 


K 
Index 


R1 
Text 


Zählung 
der  Qnaestionen 


H 

I 

7 
41 

Kl 

n 

Äi 
n 

si 


Hl 


fol.  55  b 


fol.  1  a 


bei  « 


#)  Von  späterer  Il&n^  hier  falschlich  »R«. 


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so 


L.  Maaing, 


KM 

fol.  »I  ;i 

fol.  32  a 
Ä 

fol.  32  b 


KS 

KS 

KS 

Sl 

*? 

V 

KM 

— 
KM 

K* 

A  *)  AR 

fol.  04  a 


vor  dem  rothen  A  ein  gleichfalls  rother  Perpendikular- 
s  trieb  ungefähr  von  gleicher  Höhe  mit  dem  A,  doch,  wie  es  scheint,  ohne 
Bedeutung  und  wohl  nur  ein  Versehen  des  Schreibers. 

")  Dieses  kleine  Stück  (ex  *postolicis  constitotionibus)  fehlt  bei  Migne. 


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J 


Studien  sur  Kenntniss  des  Izbomik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.     8 1 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zahlung 
der  Quaestionen 

8' 

i. 

K 

K 

• 

K 

Z    I  M 

Text 

Text 

H  .2 

E?  1  « 

Text 

rot*« 
Zahleu 

Index 

Text 

-  in 

8*   |  B 

1  bei 
Migne 

Hill 

fol  -J2  b 

Ä" 

* 

i 

A4  AT 

fol.  64  a 

i 

m 

AK 

fei.  33  s 

A4 

A4 

AR  AA 

fol.  63  b 

fol.  7  b 

V 

Ar 

fol  .  33  b 

AR 

AR 

t 

Ar 

fol. 

AI 

65  b 

fol.  7  b 

m 

AA 

fol.  33  b 

Ar 

1  — 

Ar 

AA  AS 
fol.  66  a 

fol.  7  b 

AI 

fol.  33  b 

M 

Äf 

fol. 

66  a 

fol.  8  s 

•j 

st 

4 

AS 

fol  34  b 

Af 

AI 

AS  AN 

fol.  67  b 

fol.  9  a 

i 

fol  .  34  b 

AS 

AS 

A3  A# 

fol.  68  a 

foL9b 

r 

AH 

fol  34  e 

*1 

AH  U 

fol.  6%  a 

fol.  9  b 

Ä 

aV 

fol.  34  c 

a~h 

AM 

A~i  UA 

fol.  68  b 

fol.  9  b 

f 

U 

fol.  31  d 

A* 

A# 

Ü  U 

fol.  6S  b 

R 

fol.  10  a 

s 

i 

UA 

fol.  35  a 

UA 

Ü4 

U4 

fol. 

ur 

69  a 

fol.  10  b 

? 

UK 

fol.  35  b 

UK 

UK 

UR  UA 

fol.  69  b 

fol.  Ha 

H 

ur 

foL35d 

ur 

ur 

ur  ui 

fol.  70  b 

fol.  IIb 

♦ 

UA 

fol.  36  a 

«A 

"A 

"A  US 

fol.  71  a 

fol.  12a 

3 

4 

sii 

fol.  3«  c 

Uf  . 

Uf 

Uf 

fol.  72  a 

fol.  12  b 

R 

•j  Von  späterer  Hand  hier  fälschlich  »r«. 


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82 


L.  Murine, 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


Text 


8*  S* 


H 


M 

1 


B 
Text 


K  K 
Text 


rothe  achwarre 


K 
Index 


Text 


Zählung 
der  Quaestionen 


in 


B 


bei 
Migne 


US 

fol.  36  c 

U^ 

fol.  36  d 

UH 

fol.  37  b 

II* 

fol.  37  b 

H 

fol.  37  c 

Hü 

fol.  37  d 

HR 

fol.  37  d 

HT 

fol.  38  a 

fol.  36  ;i 

Hf 

fol.  3S  b 

HS 

fol.  3S  «1 


u» 

H 

Ha 

HB 

ht 

HA 
Hf 

HS 


H 

Ha 


Hr 


HA 


Hf 


HS 


US 

fol.  72  a 

u;  u* 

fol.  72  b 

UH  H 

fol.  73  a 

ii>  Ha 

fol.  73  a 

•M*J  HB 
fol.  74  a 

H*)  HT 

fol.  73  b 

HB  HA 

fol.  74  a 

Hr  Hf 

fol.  74  b 

HA  HS 

fol.  74  b 

Hf 

fol.  75  a 


HH 


fol.  75  b 


fol.  12  b 
(  fol.  13  a 
foL13b 
fol.  13  b 
fol.  14  a! 
fol.  14  b 
fol.  14  b 
fol.  14  b 
fol.  15a 
fol.  15 
fol.  15  b 


E 

s 

H 


Kt 

a 


*j  Die  Umkehr  der  Reihenfolge  kommt  daher,  dass  die  Ueberschrif- 
ten  der  entsprechenden  Abschnitte  Cyrilli  Hierosolymitani  ex  catecheticis 

capitibus  (cf.  S1  h)  und  S.  Basilii  ex  o ratio no  contra  ebrios  (cf.  S1  Ha) 
im  Texte  von  K  gegen  einander  vertauscht  sind,  so  dass  die  letztere, 

zufallig  vorangestellte  Ueberschrift  mit  der  rothen  Zahl  h  ,  die  entere, 

nachgestellte,  dagegen  mit  der  rothen  Zahl  Ha  bezeichnet  wurde.  Die 
schwarze  Zahlenbezeichnung  in  K  hält  sich  dagegen  an  den  Sinn  der 
Lieber schriften,  nicht  an  deren  zufällige  Reihenfolge.  Der  auf  die  im 
Texte  von  K  verstellten  Ueberschriften  folgende  Inhalt  der  beiden  Stacke 
aber  entspricht  der  Anordnung  in  S1  und  den  übrigen  Handschriften. 


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Studien  iur  Kenntniss  des  Izbornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  83 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählung 
der  Quaestionen 

*f       "Ö   <t>  n 

8' 

8« 

8* 

B 

K  K 
Text 

K 

R» 

bei 
Mime 

•  >  «*  "S 

Text 

i 

Text 

rotlie  ickwmn. 
IUI.»  j  Uklu 

Index 

Text 

ii 

1 

B 

H 

fol.  39  a 

n;  ho 

fol.  to  a 

fol.  16  a 

i 

! 

• 

£ 

HH 

foL39b 

M 

H 

HH 

HM                3  j 

fol.  76  b                fol.  16  b 

fol.  77  a             !  fol.  17  a 

1 

1 

1 

i 

r 

H» 

fol.  39  c 

N* 

M+ 

Ä 

§ 

fol.  39  c 

I 

1 

a*  *)  a* 

fol.  77  a 
fol.  77  b 

fol.  17  a 

7 

fol.  39  d 

— 

i 
i 

I  fol.  17  a 

i 

s 

fol.  40  a 

ä*  Sa 

fol.  78  a 

j  fol.  17  b 

g 

■ 

■ 

a 

j 

4 

fol.  40  d 

fr 

fol.  79  b 

• 

1 

fol.  19  ii 

J 

fol.  19  a 

1  ' 

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• 
• 

! 
i 

1  ' 
i 

— * 

■ 

i~A 
fol.  41  a 

& 

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äs 

fol.  79  b 

r 

ä< 

foL  41  a 

i 

P 

I« 

fol.  80  a 

fol.  19  b 

i 

1 

A 

*;  Rücksichtlich  der  Umkehr  der  Zahlenreihenfolge  sei  folgendes 
bemerkt.  Der  hier  (K  fol.  77  a)  mit  rother  Tinte  als  8*  vermerkte  Ab- 
schnitt »Et  panio  posta  ist  eigentlich,  dem  Sinne  nach,  gar  kein  selbstän- 
diger Abschnitt,  sondern  nur  ein  Stück  des  erst  wenige  Zeilen  vorher 
angefangenen,  mit  derselben  rothen  Tinte  als  ho  bezeichneten  ex  8. 
GregoriiTheologi  oratione  in  novam  dominicam.  Der  Schreiber  der  rothen 
Zahlen  nun  nnterliess  offenbar  anfanglich  die  Zählung  jenes  »Et  paulo 
post«  cet.  als  eines  besonderen  Abschnittes,  indem  er  nach  Bezeichnung 
des  aus  Gregor  dem  Theologen  genommenen  als  des  59.  sogleich  zu 
dem  Stücke  Maximi  ex  capitibns  asceticis  (Kfol.  77  b)  überging  und  letz- 
teres als  60.  notirte.  Hinterher  freilich  erhielt  das  nun  einmal  in  der 
Schrift  als  besonderer  Abschnitt  characterisirte  »Et  panlo  posta  noch  von 
demselben  Schreiber  eine  eigene  Nummer,  aber  nun  unwillkürlich  und 

irrthflmlich  »äaa.  Mit  hören  die  rothen  Texteahlen  des  ersten  Theiles 
überhaupt  auf. 


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SS 


L.  Masing, 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


S1    ;  3  !  3 

Text    jg  I  | 


B 
Text 


■i 


pKS 

fol.  6S  b 

fol.  68  c  26 

PKH 

fol.  6S  d 

fol.  69  b 

PA 

fo).  TO  t\ 

pAa 

fol.  71  a 

pilR 

fol.  71  d 

p.\r 

fol.  72  a 

fol.  72  b 

pAf 

fo).  72  c 

pAS 

fol.  "3  c 

p7\^ 

fol.  73  k| 

pAH 

fol.  74  .1 

pA* 

fol.  75  b 


pKS 

P«S 
pKH 


pKS 
PK3J 
pKH 


PK*     ;  pK* 

I 

-       I  - 
PA      j  PA 


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pAK 

pAr 


pAa 

pAK 

pAr 


P*A  jpAA 
pAf  pAf 

PAS  pSA!  pAS 

PÄ^  pA^ 

PAH  pÄ~H 


pA*       PA*  t 

: 


K  K 
Text 


roth« 


schwane 


K 

Index 


Text 


pKH 

fol.!2öa 

PK* 

fol.  125  b 

PA 

fol.  125  b 

pAA 

fol.  126  a 

PAK 

fol.  129  a 

pÄr 

fol.  129  a 

pÄ~A 
fol.UUa 

pÄl 

fol.  130  b 

PAS 
fol.  131a 

pÄ$ 

fol.  131a 

PAH 

fol.  133  a 

pÄ* 

fol.  133  a 

pü 

fol.  134  b 

pua 

foU3öb 


Zählung 
der  Quaestionen 


in  bei 
S*       B    1  Migno 


fol.  56  ai 

i 

fol.  56  b 
fol.  56  b 
fol.  57  a 
fol.  59  a 
fol.  59  b 
fol.  60  a 
fol.  60  b 
fol.  61  a 
fol.  61  a 
fol.  62  b 
fol.  62  bi 
fol.  64  a 
fol.  64  b 


im 


I  10 


KA 


Kr 

Kf 

KS 


KH 
K* 

A 
a 


•J  Die  Zahl  pK^  ist  mit  einem  Stückchen  Pergament  aus  dem  Blatte 
der  Handschr.  herausgerissen. 

")  Dieser  kurze  Abschnitt  (S.  Joanuis  monachi  ex  scala)  fehlt  bei  Migne. 


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Stadien  zur  Kenntnisa  des  Izbornik  Svjatoelava  vom  J.  1073  etc.  y.i 


Durchgehende  Zählang  der  Abschnitte  in 


S« 
Text 


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fol.  75  d 

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fol.  7«  a 

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fol.  76  b 

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fol.  7b  a 

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fol.  7S  b 

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Text 


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schwarze 
Zahlen 


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Index 


PHA    I  PHA 


PHf  pH! 


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fol.  136* 

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fol.  136  a 

fol.  136  b 

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fol.  136  b 

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fol.  136  b 

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fol.  137  a 

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fol.  137  a 

pu« 

fol.  137  a 

PH 

fol.  137  b 

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fol.  137  b 

PHR 

fol.  136  a 

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fol.  139  a 

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fol.  139  a 

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fol.  139  b 

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Text 


Zählang 
der  Quaeatioaen 


in 


I 


fol.  65  a 
fol.  65  b 

i 

fol.  66  a 
fol.  66  a 
fol.  66  a 
fol.  66  a 
fol.  66  b 
foL  66  b 
fol.  66  b 


fol.  67  a 

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fol.  67  a 

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fol.  68  a 

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fol.  68  a 

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fol.  69  a 


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90 


L.  Maaing, 


Durchgeheode  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählung 
der  Quaestionen 

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K  K 
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K 

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bei 
Migne 

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Zahl»  1  Zahlen 

Index 

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fol.  145  b 

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fol.  145  b 

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fol.  145  b 

fol  74  a 

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fol.  146  a 

fol.  74  a 

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fol.  148  a 

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fol.  148  a 

fol.  76  a 

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fol  86  b 

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fol.  151b 

fol.  79  a 

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fol.  151b 

fol.  79  a 

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fol.  151b 

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fol.  79  a 

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fol.  154  a 

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Digitized  by  Google 


Studien  zur  Kenntnisa  des  Izbornik  8vjatoaiava  vom  J.  1073  etc.  9J 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


8» 

8*  8« 

K 

K 

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Text 

B 

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Zahlen 

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Zahlen 

Index 

Text 

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fol.  154  b 

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fol.  154  b 

fol.  82  a 

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fol.  155  b 

fol.  83  a 

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fol.  156  b 

fol.  83  b 

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fol.  85  a 

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fol.  85  b 

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fol.  159  a 

fol.  86  a 

Zählung 
der  Quaestionen 


in  bei 
8«       B  Migne 


3 


B  M  JS. 


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15 


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7 


•j  Dass  hier  die  13.  Quaestio  beginnt,  hat  der  8chreiber  von  8» 
übersehen  ;  die  Bezeichnung  an  dieser  Stelle  fehlt  daher  anch  in  B.  Da- 
für ist  in  beiden  Handschriften  falschlich  die  nichstfolgende  Quaestio  als 
13.  notirt. 

*•)  IrrthümUche  Wiederholung  der  voranstehenden  Zahl,  die  auch 
falsch  ist. 


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1)2 


L.  Maaing. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählang 
der  Quaestionen 

1  ■  !   •  . 

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Zahlen     Zahlen  ! 

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in 

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fol  165  b 

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fol.  96  b 

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fol.  96  b 

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fol  165  b 

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pqi 

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fol.  93  a 

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fol.  97  b 

pqs 

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fol.  93  a 

pqs 

fol.  97  b 

pq? 

pq* 

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fol.  167  a 

fol.  93  b 

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fol.  97  d 

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pq.* 

fol.  168  a 

fol.  94 a 

1 

ai 

—  -  I 

•)  Das  u  ist  verschrieben  fittr  n. 

**)  IiTthümliche  Wiederholung  der  voranstellenden  Zahl ,  die  auch 
schon  falsch  ist. 


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Studien  zur  Kenntnias  des  Izbornik  Svjatoslava  vorn  J.  1073  etc.  93 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


Zählung 
der  Quao»iionen 


L  -  -  - 

I  c  £•£  - 
7  *  «  - 

*7  ?£  ' 


•J  Hier  and  in  den  nächstfolgenden  Zahlen  ist  irrthümlich  o  für  c 
eingetreten. 

*•]  Erscheint  in  der  Handschr.  nicht  apart,  sondern  mit  vorgeschrie- 
benem c ,  also  der  Bezeichnung  der  durchgehenden  Kapitelzahlung  die- 
nend. Der  Schreiber  der  fortlaufenden  schwarzen  Zahlen  des  Textes 
benutzte  die  bereits  vor  ihm  geschriebenen  41  bis  fl  für  seinen  Zweck, 
indem  er  vor  jede  dieser  letzteren  Zahlen  ein  c  setzte. 


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94 


L.  Masing, 


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de  Zählung  dej 

itte  in 

Zahlung 
der  QuaeBtionen 

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bei 
Migne 

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1  ext 

rothe 
Zahlen 

schwane 
Zahlen 

Index 

Text 

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fol.  106  c 

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fol.  110  d  1 
fol.  111b  ; 

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fol.  185  a 

IUI.  1  IV» 

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fol.  111  d 

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fol.  166  b 

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IUI.  1 1  I  u 

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fol.  112  a 

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fol.  112  d 

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fol.  Ii3a 

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fol.  113  b 

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fol  114b 

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fol.  190  a 

fol.  115a 

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V 

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fol.  115  a 

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fol.  196b 

fol  115b 

• 

i 

)  Vergl.  die  Anmerkung  auf  der  vorigen  Seite. 


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Stadien  zur  Kenntniss  des  Isbornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  95 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


Text 


5 


M 


B 
Text 


K  K 
Text 


K 
Index 


R1 

Text 


der 


Zählung 


in 

S»  B 


bei 
Migne 


i 


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ii  S.2  ■ 


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fol.  151  b 
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fol.  151  d 

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fol.  151  d 
fol.  152  c 

fol.  152  c 

PA 

fol.  152  c 


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P~K 
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PA 


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PA 


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fol.  193  a 


fol.  193  b 


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••) 


CKO 


fol.  198  a 
fol.lOSb 


444.1 
» TT/ 


fol.2ü5b 


fol.  117  b 
fol.  118  a 
fol.  122  a 
fol.  123  a 


Hl 


Hl 


2  <>•••) 


tt) 


•)  In  8»  folgen  die  Blätter  von  fol.  117  an  richtig  so:  117,  149,  150,  151,  152,  122, 
123  u.  a.  w.  regelmässig  bis  fol.  130.  _ 

Also  im  Texte  von  K  ist  CKH  zweimal  gesetzt,  das  zweite  Mal,  um  mit  dem 
Index  wieder  in  Einklang  zu  kommen. 

***)  In  die  20.  Quaestio  gehören  nach  der  Anordnung  des  Stoffes  bei  Migne  auch  die 
weiter  unten  bei  der  21.  namhaft  gemachten  Abschnitte. 

+)  Die  zwei  an  dieser  Stelle  fehlenden  Abschnitte  (ex  Theodore ti  dubiis  quaestionibus 
and  ex  Cyrillo  deadoratione  in  spiritu)  finden  sich  jedoch  im  Beginne  des  zweiten  Theiles 
des  Ixbornik,  wie  in  S1  so  anch  in  K,  und  in  beiden  Handschriften  sowohl  im  Texte  als  im 

Index  (sub  a  und  i).  Am  Bande  des  Index  zum  zweiten  Theile  findet  sich  in  K  auf  fol.  199  a 

mit  schwarzer  Tinte  die  Zahl  »CK**  von  derselben  Hand  geschrieben,  die  die  schwarzen 
durchgehenden  Kapitelzahlen  neben  dem  Texte  des  ersten  Theiles  verzeichnete.  Jene 
Zahl  (CK+)  bezieht  sich  auf  die  zwei  Zeilen  niedriger  befindliche  Ueberschrift  •iWA*pn- 

TORoCQHfpaBtfUHU ,  auf  die  sich  anch  das  rothe  ä,  in  derselben  Zeile  rechts  am  Rande, 
bezieht  Der  Schreiber  der  schwarzen  fortlaufenden  Kapitelzahlcn  des  ersten  Theiles  drückt 

also  noch  auf  fol.  199a  durch  die  Zahl  CK*  das  Streben  aus,  mit  der  Zählung  des  Index 
zum  ersten  Theile  in  Einklang  zu  bleiben. 

ff)  Die  vier  Abschnitte  pa— pA  fehlen  bei  Migne. 

'rr~;  Diese  Stelle  gehört  aber  nicht  zum  ersten  Theile  vonK;  sie  findet  sich  zwi- 
seben  dem  Inhalts  Verzeichnis  zum  zweiten  Theile  und  dem  ersten  gezählten  Text- 
ibschnitt  des  letzteren  (ex  Theodoreti  dubiis  quaestionibus). 


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96 


L.  Masing, 


Tabellen  zum  Izbornik,  Theil  II. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in  | 

Zählung  der 
Quaeationen 

'  8» 
Toxt 

8' 

Index 

8» 

Text 

8» 
Index 

B 

X  CA  L 

E> 

1  uxv 

K 
Text 

K 
Index 

in 

,  5  J 

bei 

a 

fol.  129 

1  1 

a 

fol.  207  a 

fol.  122  a 

1 

fol.  129  c 

A 

4 

B 

fol.  207  b 

fol.  123  a 

r 

fol.  130  e 

F*) 

r 

fol.  209  a 

fol.  124  a 

Ä 

fol.  139  d 

A 

A 

A 

fol.  209  b 

fol.  124  b 

MI**) 

+) 

7 

7 

7 

7 

fol.  212  a 

fol. 

i 

u 

s 

i 

»-» 

S 

fol.  212  a 

fol. 

> 

l 

l 

fol.  212  b 

fol. 

- 

foll. 

H 

M 

M 

H 

fol.  213  a 

fol. 

7 

♦ 

# 

7 

fol.  213  a 

fol. 

T 

T 

7 

7 

fol.  213  a 

fol. 

*)  Also  die  Zahl  B  ist  einfach  übersprungen  worden,  nm  mit  der 
Zählung  in  8*  sogleich  wieder  in  Einklang  zu  kommen.  Den  Sprung  in 
S2  ahmt  B  ohne  Weiteres  nach. 

**)  Wiederholung  der  vorhergegangenen  Zahl.  Die  Quaestionen- 
Zählung  in  B  geräth  hier  nur  weiter  in  Verwirrung. 

*•*)  Die  grössere  hintere  Hälfte  des  Abschnittes  A »  die  Abschnitte 
f — ♦  und  die  grössere  vordere  Hälfte  von  i  gehören  nach  Migne  zu  der 
vorhergehenden  (20.)  Quaestio.  Näheres  hierüber  später. 

t)  Diese  Lücke  findet  sich  zwischen  foll.  130  n.  131.  Bis  fol.  148 
gehen  dann  die  Blätter  in  ungestörter  Reihenfolge. 


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Studien  zur  Kenntnis«  des  Iibornik  Svjatoelava  vom  J.  1073  etc.  97 


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Zählung  der 
Quaestionen 

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Sl 

Sl 

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fol.  217  a 

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K 

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fol.  217  b 

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KA 

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KR 

KS 

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KS 

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fol.  220  b 

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IX.  7 


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98 


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ende  IM 

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Abschnitte 

»In 

Zählung  dei 
Quaestionei 

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fol.  134  d  j 

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fol.  135  b  ; 

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fol.  225  b 

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fol.  139  b 

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fol.  226  b 

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A 

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fol.  227  b 

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fol.  137  b 

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fol.  230  b 

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fol.  140  a 

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1 

AI 

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i 

fol.  146  b 

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AS 

fol.  140  d 

AS 

1 

AS 

AS 

fol.  235  b 

fol.  147  b 

fol.  141  a 

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fol.  236  a 

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fol.  142  d 

AM 

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fol.  152  a 

32 

•)  Für  den  Schluss  des  Abschnittes  M>  findet  sich  bei  Migne  nichts 
Entsprechendes. 


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Studien 


des  Isbornik  8vjatoalava  vom  J.  1073  etc. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


B> 

S« 

82 

8* 

B     j  K 

K  1 

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Text 

Index 

Text  Text 

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fol.  143  a 


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HB 

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Zählung  der 


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fol.  251  a 

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fol.  232  a 

fol.  163  a  I 

•1  In  Si  folgen  die  Blätter  von  fol.  148  an  richtig  so  i  149,  118,  11«,  ISO, 
121,  153,  154  u.  s.  w.  regelmässig  bis  zum  Ende  der  Handschr. 

7« 


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100  L.  Masing, 


Durchgehende  Zählang  der  Abschnitte  in 

Zählung  dei 

S* 

8* 

8* 

B 

K 

K 

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Index 

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Text 

Index 

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fol.  163  a 

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fol.  252  a 

fol.  163  a 

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fol.  252  b 

fol.  163  b 

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fol.  121  d 

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fol.  163  b 

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fol.  163  b 

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fol.  153  a 

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fol.  253  a 

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fol.  253  a 

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fol.  164  a 

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fol.  153  d 

fol.  253  b 

fol.  164  b 

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fol.  153  d 

fol.  254  a 

fol.  165  a 

7 

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fol.  153  d 

fol.  254  a 

fol.  165  a 

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fol.  154  a 

fol.  254  a 

fol.  165  a 

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fol.  254  a 

fol.  165  a 

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fol.  154  a 

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fol.  254  a 

fol.  165  a 

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fol.  154  b 

fol.  254  b 

fol.  165  b 

HS 

HS 

HS 

HS 

fol.  154  d 

fol.  255  a 

fol.  166  a 

fol.  155  a 

H* 

fol.  255  b 

1  fol.  16«a 

1 

1 

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Studien  zur  Kenntnis»  des  Izboruik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  101 


Durchgehende  Zählung  der 

Abschnitte  in 

Zählung  der 

Quaestiooen 

— — — 

I 

S» 

1 

B 

K 

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fol.  166  b 

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fol.  170  b 

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fol.  160  b 

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fol.  173  a 

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foL  161  a 

fol.  264  a 

fol.  173  b 

• 

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47 

foL  142  a 

fol.  265  b 

fol.  175  a 

*)  Der  griech.  Text  beiMigne  ist  bedeutend  kurzer  als  der  slavische. 
**)  Die  hier  angemerkte  Zahl  ist  hinter  der  Zahl  der  thatsächlich 
vorangegangenen  Qnaestionen  bereits  so  weit  zurückgeblieben,  das 3  sie 
fast  überhaupt  nicht  mehr  hierher  sn  gehören  scheint.  Ausserdem  ist  sie 
an  jedenfalls  unrichtiger  SteUe  angebracht,  da  es  sich  hier  gar  nicht  um 
den  Anfang  einer  den  übrigen  coordinirten.  Quaestio  handelt.  Vgl.  die 
folgende  Anmerkung.  Näheres  später. 

••*)  Dieses  8tück  (»Interrogatio.  Servus  cum  regnaverit  folg.«, 

▼gl.  Proverb.  30,  22)  fehlt  bei  Migne  ganz. 

fj  Die  in  den  slavischen  Texten  den  3chlnss  dieses  Abschnittes  [ex 
constitutionibus  apostolicis)  bildende  Scholie  mit  Auseinandersetzungen 
Aber  den  Stier  Apis,  den  Bock  Mendes  u.  a.  m.  fehlt  bei  Migne. 


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102  L.  Masing, 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in  Zählung  der 
 :  !  Quaeatimen 


8» 

Text 

8» 
Index 

8» 

Text 

8» 
Index 

b  : 

Text  : 

• 

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Index  , 

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Text 

K 
Text 

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fol.  164  e 

fol.  266  b 

fol.  176  a 

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fol.  163  a 

fol.  267  a 

fol.  176  b 

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fol.  163  b 

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fol.  267  a 

fol.  176  b 

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fol.  267  b 

fol.  177  a 

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fol.  163  d 

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fol.  266  a 

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fol.  164  a 

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fol.  177  b 

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fol.  164  b 

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fol.  266  b 

fol.  178  a 

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fol.  164  c 

f« 

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fol.  269  a 

fol.  178  a 

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fol.  164  d 

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Ol 

fol.  269  b 

fol.  178  b 

55 

• 

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fol.  166  b 

CS 
fol.  271  a 

fol.  160  b 

fol.  166  c 

♦? 

fol.  271  b 

fol.  160  b 

57 

')  Die  Zahlen  § — §♦  kommen  also  im  zweiten  Theile  von  81  durch 
Versehen  zweimal  vor;  der  Fehler  wiederholt  sich  natürlich  in  B. 

**)  Hier  fehlt  in  allen  Handschriften  die  zweite  Hälfte  der  48.  Quae- 
stio,  ferner  die  Quaestionen  49,  50,  51  und  der  Anfang  der  52.  Näheres 
später. 

f)  Bei  Migne  gehören  die  zwei  Abschnitte:  ex  Basilio  in  Isaiam. 

entspr.  81  04,  und  ex  Chrysostomi  oratione  in  Sanlem,  entspr.  S1  OB, 
zur  53.  Quaestio,  während  sie  in  der  sla  vi  sehen  Uebersetzung  beide  zur 
vorhergehenden  (52.)  gezogen  sind. 


Digitized  by  VjOOQIc 


Studien  iut  Kenntnis*  des  Iibornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  103 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


Text 


Index 


• 

Text ;  Index 


B 
Text 


CM 

u.  167  a 


fol.  167  b 

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fol.  167  d 

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fol.  108  b 


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fol.  169  a 


fol.  171  d 

fis 
fol.  174  a 

fol.  175  b 

nii 

fol.  175  c 


fol.  176  b 


fol.  176  c 
fol.  177  d 


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CR 
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Text 


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Index 


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Text 


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fol.  272  b 

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fol.  273  a 


fol.  273  b 

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fol.  274  b 

fol.  275  a 
ni 

fol.  278  b 

ris 

fol.  281  b 

fol.  2S3  b 

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fol.  284  a 
fol.  285  a 

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fol.  2S5  a 

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fol.  287  a 


fol.lSl  b 
fol.  182  a 
fol.  182  b 
fol.  182  b 
fol.  193 
fol.  183  b 
fol.  184 
fol.  187  a 


Zählung  der 
Quaestionen 


in    i  bei 
B  Migne 


l 


fol.  190  b 


fol.  191b 
fol.  192  a 
fol.  193  b 


•)  Bei  Migne  ist  der  Text  dieser  Quaeatio  Quid  factum  est  circumeiso 
Domini  praeputio?)  etwas  kürzer  als  in  der  sla  vischen  Uebersetzung. 


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104 


L.  Masiug, 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählung  der 

o 

8* 

D 

K 

K 

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in 

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Text 

Index 

Text 

Index 

Text 

Text 

Index 

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B 

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"A 

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fol.  288  a 

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fol.  288  b 

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fol.  179  a 

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fol.  288  b 

fol.  195  b 

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fol.  2S9  h 

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i 

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i 

fol.  179  d 

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fol.  180  b 

fol.  290  b 

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fol.  180  d 

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fol.  201  a 

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fol.  181a  3 

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fol.  291a 

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fol.  1S4  b 

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fol.  296  a 

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fol.  184  b 

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fol.  29«  b 

fol.  196  a 

P* 

fol.  185  a 

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q~r 

fol.  297  a 

fol.  196  b 

fol.  186  b 

PK 

q"v 

<Ta 

pr 

fol.  209  a 

PK  **j 

fol.  198  a 

")  Der  griechische  Text  bei  Migne  entspricht  aber  nur  der  kürzeren 
vorderen  Hälfte  des  von  den  slavischen  Handschriften  gebotenen  Inhalts 
dieses  in  denselben  irriger  Weise  mit  der  151.  Quaestio  in  eins  zusammen- 
gezogenen Stückes,  das  in  Wahrheit  den  Anfang  der  60.  Quaestio  (Quid 
est,  quod  dixit  »Si  oculus  tuus  dexter  vel  niauus  tua  te  scandalizet,  ab- 
scinde  illam  a  te«?J  enthält. 

**}  Das  K  verschrieben  für  r. 


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Studien  zur  Kenntnis«  des  Izbornik  Svjatoslavs  vom  J.  1073  etc.    1 05 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


S« 

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PA 

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foL  m  d  i 
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fol.  197  a  , 

pis 

fol.  197  d 


K 
Text 


K 
Index 


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Text 


Zählung  der 
Quaestionen 


h 

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pg 

p~r 

PA 

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fol.  2 DU  b 


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P* 

fol.  299  b 

ps 

fol.  3o0  a 

P~* 

fol.  304  a 

PH 

fol.  304  a 

P* 

fol.  307  b 

pi 

fol.30Sa 

pAI 

fol.  309  b 

PRI 

fol.  309  b 

pri 

fol.  311  b 

PA» 

fol.  313  b 

fol.  314  b 

psi 

fol.  351  b 

P?1 

fol.  351  b 


fol.  199  a 
fol.  199  a 
fol.  199  b 
fol.  203  a 
fol.  203  b 
fol.  206  b 
fol.  207  a 
fol.  207  b 
fol.  20S  a 
fol.  210  a 
fol.  212  a 
fol.  212  b 
fol.  213  b 
fol.  214  a 


in  bei 
B  Migne 


61 


KK  *) 


62 


63 


64 


•j  An  dieser,  wie  es  scheint,  willkürlich  gewählten  Stelle  scbliesst 
die  Tdllig  in  Verwirrung  gerathene  Quaeationenzählung  in  B. 


Digitized  by  Google 


106 


L.  Masing, 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


Zählung  der 


Text 

— I|—       ■■-IM»  .  

—         —         '                  1       '■             *  * 

S» 
Index 

s* 

Text 

Index 

B 
Text 

K 
Index 

Text 

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Text 

in 
B 

bei 
Migne 

IUI     tOfi  n 

101.  l"o  C 

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• 

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fol.  316  a 

HM.  -MO 

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fol.  316  b 

IOI.  -MO 

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101.  IVO  (1 

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PK 

fol.  316  b 

IOI.  *l«  Ä 

65 

IOI.  Ivi  D 

pl* 

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fol.  321  a 

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pK* 

fol.  *02  a 

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fol.  322  a 

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IOI.  *  *V  0 

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KM«  c 

pKA 

P«A 

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P«A 

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fol.  323  a 

fnl  991  h 
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pKr 

fol.  203  U 

pKB 

pTi 

pTi 

PKA 

fol.  323  b 

IOI.  **—  » 

fol.  204  D 

pKr 

pTs 

p7s 

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fol.  323  b 

fnl  999  h 

IOI.  LLL  O 

PK( 

r^i    aas  * 

fol.  205  a 

Ä 

Ä 

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fol.  325  a 

fnl  99't  h 
IOI.  **o  o 

PKS 

101.  20Ö  D 

PK! 

plH 

plH 

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fol.  325  a 

fnl  994  a 
IOI.  ***  » 

PS 

fOl.  200  C 

pKS 

dl* 

p7* 

fol.  325  b 

fnl  991  a 
IOI.  a 

66 

pKH 

fol.  206  a 

PS 

pk 

pK* 

fol.  326  a 

fol.  225  a 

pK«- 

fol.207bl6 

pKH 

pKa 

PK4 

p* 

fol.  329  a 

fol.  226  b 

p7\ 

fol.20'b23 

pK«. 

PKB 

P  KK 

fol.  329  a 

fol.  226  b 

fol.207b28 

pk 

pKr 

pKr 

pAI 

fol.  329  a 

fol.  226  b 

»> 

l 

# 

»)  Der  griechische  Text  dieses  Stückes  (ex  8.  Basilio  de  virginitaie) 
bei  Migne  beträchtlich  kürzer  als  der  entsprechende  slsriscbe. 


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Studhn  zur  Kenntnis«  des  Isbornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  107 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählung  der 
Quaeitiooen 

8» 
Index 

Text 

S> 

Index 

B 
Text 

K 

Text 

K 
Index 

R> 
Text 

S» 

Text 

in 

bei 
Migne 

pÄK 

fol.  209  a  1 

pAA 

PKA 

P*A 

mm 

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fol.  331  a 

fol.  229  a 

67 

p  a  r 

fei.  209  d 
_  i 

ÖKI 

PKI 

PM 

fol.  332  a 

fol.  230  a 

68 

foL  210  b 

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PAf 

foL  332  b 

foL  230  b 

69 

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fol.  210  c 

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a  a  « 
pAS 

fol.  332  b 

fol.  231  a 

70 

PAS 

foL210d 

pÄf 

pKH 

pKH 

pAT, 

fol.  333  a 

fol.  231  b 

foL  211  a 

_ 

pas 

pK* 

PK* 

PAH 

fol.  333  b 

püs 

fol.  232  a 

12S 

pAH 

fol.  211  b 

pAT, 

pKI  ) 

PKI*) 

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fol.  333  b 

fol.  232  a 

• 

piU 

fol.211d5 

PAH 

PAA 

PAA 

pu 

fol.  334  a 

fol.  232  b 

71 

All 

pu 

fol.211d2> 

_ 

PAR 

pAK 

pUA 

fol.  334  b 

fol.  233  a 

72 

pUA 

fol.  212  d 

pu 

pÄ*r 

DAT 

PUR 

fol.  335  b 

fol.  234  a 

7a 

PUB 

foL  213  c 

piia 

j  P*A 

PM 

pur 

fol.  336  b 

pHA 

fol.  235  a 

pur 

fol.213d4 

1  1 

pAf 

PAf 

fol.  235  b 

ee#^ 

AUA  PUR 

fol.213d20| 

PAS 

pAS 

t)  P»A 

fol.  336  b 

*)  HCl 

Hier  fehlt  aber  nur  die  Ueberschrift  (entspr.  S»  213  d  4),  wäh- 
rend das  81  213  d  5— 19  entsprechende  Stück  selbst  vorhanden  ist. 

Die  Ueberschrift  dieses  Abschnittes,  aber  nur  die  Ueberschrift, 
gehört  schon  zur  74.  Quaestio.  Das  Nähere  darüber  später. 

t)  Hier  ist  indessen  bloss  die  Ueberschrift  (entspr.  8*  213  d  20. 21) 

Digitized  by  Google 


108 


L.  Masing. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 

Zählung  der 
Quaestionea 

Text 

S» 
Index 

Text 

8' 
Index 

B 

lext 

K 
Text 

K 
Index 

Rt 
Text 

in 
III 

B 

Mign« 

pui 

fol.  214  a 

pur 

PA? 

p7\; 

*  * 

püf 

fol.  337  a 

fol.  235a? 

74 

püs 

fol.  214  d 

P"A 

pAH 

prtH 

püs 

fol.  338  a 

fol.  236  b 

152 

*) 

) 

♦ 

J 

153 

i 

pü; 

fol.  216  c 

püf 

pÄ* 

pü* 

fol.  340  a 

fol.  239  a 

pÜH 

fol.  216  d 

püs 

PAI  **) 

pÜH 

fol.  340  b 

fol.  239  a 

pü* 

fol.  217  d 

PM* 

pMA 

püa 

pü* 

fol.  341  b 

fol.  240  b 

154 

PH 

fol.  218  c 

pUH 

PUB 

PUR 

• 

PN 

fol.  342  b 

P«? 

fol.  241  b 

piü 

fol.  219  a 

pü* 

pur 

pür 

pN4 

fol.  343  a 

PHH 

fol.  242  a 

pHK 

fol.  221  a 

P"A 

PHK 

fol.  345  a 

AUA 

fol.  244  b 

pm>**; 

fol.  221  b 

PN4 

püf 

pÜf 

plir 

fol.  345  b 

PS 

fol.  245  a 

fol.  221  d 

PHB 

püs 

püs 

PHA 

fol.  346  a 

pi<* 

fol.  245  b 

pw 

fol.  222  d 

pür 

pü; 

pü? 

pNf 

fol.  347  b 

pl* 

fol.  247  a 

f) 

vorhanden,  die  mit  demS^lSdö — 19  entsprechenden  Stück  zu  einem 
Abschnitt  (pÜA)  vereinigt  ist. 

*)  Hier  fehlt  in  allen  Handschriften  gleichmässig  das  Ende  der  152. 
und  der  Anfang  der  153.  Qoaestio,  vgl.  Migne  a.  a.  0.  Col.  809.  Ge- 
naueres später. 
•*)  «ei 

M)  sie!  Das  4  von  späterer  Hand  auf  Rasur, 
t)  Schlussstück  der  letzten  (154.)  Quaestio. 


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Studien  zur  Kenntnis*  des  Izbornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.    J  09 


Text 

S« 
Index 

8* 

Text 

Index 

B 
Text 

K 
Index 

Text 

yumeauonen 

K 
Text 

in 
B 

bei 
Migne 

PHS 

foL  223  b 

nun 

PUH 

fol.  348  a 

pI*#) 

fol.  248  a 

PH* 

ft     ABl  V. 

foL  224  b 

PNI 

• 

pü* 

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fol.  349  a 

fol.  249  a 

pHH 

fol.  225  d 

pHS 

pui  **) 

püi  ••) 

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p  n  ii 

fol.  351  a 

fol.  251  a 

pH* 

foL  226  c 

PH* 

OHA 

a#  ■  ■  ■»* 

piu 

OH* 

fol.  352  a 

* 

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fol.  229  d 

pHH 

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foL  356  a  f 

fol.  220  b 

PN« 

pHr 

fol.  356  b  j 

fol.  230  c 

PS 

OH  V 

PHA 

fol.  357  a 

plr 

fol.  231  b 

pI* 

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PHI 

fol.  357  b 

pIa 

fol.  231  c 

pIr 

AUG 

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fol.  356  a 

pI« 

fol.  232  a 

plr 

PH* 

PH* 

ph 

fol.  358  b 

pgs 

fol.  232  d 

pIa 

PHH 

pHH 

Päs 

fol.  359  b 

pi* 

fol.  233  a 

pI« 

pH* 

pH« 

fol.  359  b 

pIm 

fol.  233  c 

pIs 

pI 

• 

Pä 

pi* 

fol.  360  b 

i 

Zählung  der 


*)  Irrthtimliche  Wiederholung  der  vorhergehenden  Zahl,  statt  p§r. 
**)  aic! 

*)  Diese  Zahl  ist  im  Texte  wiederholt,  um  mit  dem  Index  in  Ein- 
klang zu  bleiben. 


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110 


L.  Maaing, 


Durchgehende  Zahlung  der  Abschnitte  in 

Zählung  der 
Quaestionen 

S1 
Text 

Ml 

Sl 
Index 

8* 

Text 

S* 
Index 

B 
Text 

K      !  K 
Text  Index 

R< 

Text 

in  i 
B 

1  

bei 
Migni 

fol.  234  b 

pä* 

* 

P§a 

pl* 

PfiM 

fol.  361  a 

* 

pV 

fol.  234  e 

pIh 

pI* 

pIr 

p«*;  i 

fol.  361  b 

poa 

fol.  362  b 

■VW  VP 

- 

pOA 

fol.  235  c 

pI* 

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i 

Pär 

■ 

. 
: 

• 

: 

■ 

- 

POR 

fol.  236  a 

pIa    i  pIa 

i 

pä«    ;  pI« 

mm 

pOR 

fol  363  a 

por 

fol  236  a 

UM.    *WU  <» 

poa 

- 

por 

fnl  383  h 

IUI.  "TOtl  U 

P«A 

fol.  237  b 

pos 

päs 

pIs 

i 

1 

P*A 

fol.  364  b 

poi 

fol.  237  e 

por 

~n 

poi 

fol.  365  a 

pos 

fol.  240  d 

P«A 

pä? 

pos 

fol.  369  a 

po; 

fol.  241  c 

poi 

pIh 

pIh 

pö; 

fol.  369  b 

pn"4-) 

fol.  252  a 

♦ 
i 

POM 

fol.  243  c 

pos 

pf* 

• 

pÖH 

fol.  372  b 

pni 

fol.  255  a 

i 

• 

j 

po* 

fol.  246  c 

po 

- 

po 

- 

po* 

fol  376  a 

pns 

fol  259  a 

1  \J  1  .    mV  v  Cm 

i 

pn 

fol.  247  a 

pOH 

poa 

pOA 

pn 

fol.  376  b 

pn? 

fol.  259  b 

i 
1 

i 

pru 

fol.  247  c- 

po» 

pOR 

POB 

pÜM  . 

fol.  377  a 

pns 

fol.  247  d 

P" 

por 

por 

pflf 

fol.  377  b 

■ 

*)  Also  die  Zahl  pgo  ist  in  der  Reihenfolge  übersprungen,  nm  mit 
S1  in  Einklang  zn  kommen. 

•*)  Da«  ä  verschrieben  für  \. 


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Studien  zur  Kenntnis«  des  Izbornik  Svjatoslava  vom  J.  1073  etc.  111 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


8' 

Text 


pnr 

foL  248  b 

P"A 

foL  250  a 

pnV) 

fol.  250  c 


pm 

fol  251  a 

pns 

fol.  251  b 
pn? 


pnH 

fo!.  251  e 

pn* 

fo!.  25!  c 

pq 


pqa 

foL  252  a 

pqs 


8> 
Index 

Text 

8* 
Index 

piü 

P*A 

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poi 

pnr 

i 
• 

pos 

/in  A 

P"A 

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1 

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■ 

1 

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pnH 

1 

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po; 

i'  - 

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• 

P"? 

1 
1 

po* 

B 
Text 


POA 
pOf 

pos 

P™  f) 
pns 

P"* 
pnH 

pn#+) 


K 
Text 

K 
Index 

fol.  377  b 

i 

_ 

pnr 

pnr 

fol.  3S0  a 

pnA 

pn~A  °)1 
pn~»  1 

fol.  380  b 

pm 

• 

pns 

fol  391  a 

fol.3$lb 

fol.  381  b 

• 

fol.  381b 

fol.  391  b 

pn; 

fol.  381  b 

pnH 

fol.  392  b 

pn* 

fol.  383  b 


R' 
Text 


Zählung  der 
Quaestionen 


in 
B 


bei 

Miffne 


*)  Irrthümliche  Wiederholung  der  vorhergehenden  Zahl. 

°)  Zwei  Zahlen  für  den  einen  Abschnitt  des  Textes,  nm  mit  dem 
Index  wieder  in  Einklang  tu  kommen. 


_  f  ]  Die  die  sonstige  Reihenfolge  unterbrechende  Bezeichnung  pni — 
pn*  stellt  für  diese  fünf  Abschnitte  die  Uebereinstimmung  mit  der  Zäh- 
lung im  Texte  von  S1  ganz  unvermittelt  wieder  her. 


lywzeo  uy 


Googl 


112    L.  Maaing,  8tudien  zur  Kenntnis«  des  Izbornik  Svjatoslava  etc. 


Durchgehende  Zählung  der  Abschnitte  in 


gl 

8» 

8* 

83 

Text 

Index 

Text 

Index 

fol.25.Jct] 

■ 

• 

* 

j 
1 

fol.254bll 

i 

1 

j 

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fol.  254  d 

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pn 

I 

pqA 

fol.  2«l  b 

!  1  piiV) 

fol.2ti2b7 

> 

Zählung  der 
Qu&estionen 


fol.  394  b 


V;  Der  eine  Abschnitt  auffälliger  Weise  mit  zwei  Zahlen  bezeichnet. 
Vielleicht  war  die  zweite  (pnn)  ursprünglich  für  den  folgenden,  dem- 
selben Verfasser  (Hippolyt)  entnommenen  Abschnitt  bestimmt  gewesen, 
dann  aber  durch  irgend  welche  Zufälligkeit  schon  beim  ersten  Abschnitt 
mit  verzeichnet  worden.  Das  letzte  Stück  (Hippolyti  de  LXX  apostolis) 
findet  sich  thatsftchlicb  in  keiner  Hand  sehr,  besonders  gezählt. 

L.  Maring. 


Digitized  by  Google 


Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten. 

Fortsetzung.; »; 


X.  Biblia  krvlowej  Zofü.   Wydana  przez  A.  Maieckiego.  We  Lwo- 

wie  1871. 

Wir  wollen  nun  unsere  Aufmerksamkeit  dem  umfangreichsten  Denk- 
mal der  altpolnischen  Sprache  widmen.  Der  Text  desselben  ist,  wie  der 
Text  so  vieler  anderer  altpolnischer  Sprachreste,  aus  einem  altcechischen 
Codex  geflossen,  der  wiederum  auf  ein  lateinisches  Original  zurückgeht. 
Um  daher  einzelne  Worte  und  Stellen  in  der  8ophienbibel  zu  erklären, 
sollten  wir  eigentlich  den  Text  derselben  vor  Allem  mit  dem  betreffenden 
cechischen,  den  letzteren  aber  mit  dem  betreffenden  lateinischen  collatio- 
niren.  Auf  diese  Art  wären  wir  wohl  im  Stande,  das  Meiste  gehörig  zu 
erklären,  was  der  Erklärung  bedarf.  Ein  solches  Unternehmen  ist  aber 
leider  unausführbar,  denn  einerseits  ist  es  nicht  ausgemacht,  welche  von 
den  cechischen  Bibeln  der  Sophienbibel  als  Vorlage  diente,  und  wenn  es 
auch  ausgemacht  wäre,  so  wäre  die  betreffende  Handschrift  dennoch  für 
uns  unzugänglich;  andererseits  ist  die  Frage  darüber,  nach  welcher 
Abschrift  der  lateinischen  Vulgata  die  cechische  Bibelübersetzung  zu 
Stande  gekommen ,  bis  jetzt  nicht  einmal  berührt  worden.  Wir  sahen 
uns  daher  genöthigt ,  den  Text  der  Sophienbibel  bloss  mit  sich  selbst, 
sodann  mit  dem  Öechischen  überhaupt  und  zuletzt  mit  der  lateinischen 
Vulgata  ohne  alle  Vermittel nng  zu  vergleichen.  Jedoch,  um  mit  Maiecki 
und  anderen  nicht  in  Einseitigkeit  zu  verfallen,  haben  wir  nicht  nur  den 
Textus  receptus  der  lateinischen  Vulgata  benutzt,  wie  er  z.  B.  in  »Biblia 
lacinsko-polska,  wydanie  Koziowskiego,  Wilno  1861 — 64a  und  in  »Biblia 
hebraica  cum  vulgata  interpretatione  latina,  Lipsiae  1868a  vorliegt,  son- 
dern auch  die  Varianten  der  Editio  Sextina  v.  J.  1590  (kurz:  Var.  S.), 
der  Biblia  regia  und  anderer  Ausgaben  (kurz  :  Var.  AI.)  berücksichtigt, 
wie  selbe  in  der  »Polyglottenbibel  von  8tier  und  Theile,  Bielefeld  und 


•)  S.  Archiv  VII.  419—443. 
IX.  8 


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A.  fcemcnovi. . 


Leipzig  IST 5«  angegeben  sind  l).  Die  auf  diesem  Wege  gewonnenen 
Resultate,  die  nebstbei  auch  zur  Lösung  gewisser  allgemeiner  die  Sophien- 
bibel betreffender  Fragen  dienen  können,  werden  nun  dem  Leser 
gruppenweise  vorgeführt,  wodurch  auch  eine  systematische  Ueber- 
sicht  erzielt  und  Wiederholungen  vorgebeugt  werden  soll. 

A.  Ueber  obseöne  Ausdrucke. 

Besondere  Schwierigkeiten  bereiteten  dem  frommen  Uebersetzer  die 
sogenannten  obseönen  Ausdrücke.  Männliche  und  weibliche  Zeuge- 
glieder, besonders  letztere,  die  fleischliche  Vermischung  und  dergleichen 
werden  schon  in  der  lateinischen  Vulgata  nicht  immer  mit  dem  rechten 
Namen  bezeichnet,  desto  weniger  ist  dies  in  der  Sophienbibel  der  Fall. 
So  lesen  wir  pag.  11,  dassNoah,  vom  Weine  trunken,  aufgedeckt  lag  — 
und  da  heisst  es  weiter:  »Sem  a  Yozephat  wlozysta  plaszcz  na  swa  ra- 
myona  a  gydzeta  a  opatrzyta  i  przikrigeta  nago&zcz  oezcza  swego. 
muchi  gego  wy^coy  nye  wydzali« :  »>Sem  et  JapJtetJi  pallium  imposuernnt 
humeris  suis,  et  incedentes  retrormm  operuerunt  verendet  patris  sui, 
faciesqtic  corwn  averxae  crant.  et  patris  vir  Hin  non  videruut«.  Vor 
Allem  fällt  hier  auf.  dass  1  viril iau  durch  »muchy«  wiedergegeben  wird. 
Sicher  ist  es  von  mucha  =  Fliege  abzuleiten  und  ist  Subject  zu  »wy- 
dzali '  —  widziaJy.  daher  -aJy.  Nachdem  Sem  und  Japheth  den  schlafen- 
den Noah  mit  einem  Mantel  bedeckt  hatten,  konnten  ihn  die  Fliegen 
nicht  belästigen,  ja  sie  sahen  ihn  nicht  einmal.  So  dachte  sich  der 
fromme  polnische  oder  vielleicht  schon  der  cechische  Abschreiber  und 
daher  ist  wohl  »wyjfceyu  hinzugefügt.  Wie  ist  aber  die  Metamorphose 

')  Reicher  an  Varianten  scheint  die  mir  imbekannte  Ausgabe  des 
Carolus  Vercellone  -  Varia*  foctiones  VulgaUu  lutinar  Siblioruni  editiou%$ 
Ranitic  18UO—18V4  a  fönest  ad  IV  Hegutu)«  ,zu  sein,  denn,  wie  ans  der  »In- 
troduetio  in  Sacram  Scripturain  anetore  T.  J.  Larny,  Mechlinae  1877«,  I, 
pag.  lüS,  zu  ersehen  ist,  hat  Vercellone  »additis  novis  subsidiis«  die  Ar- 
beiten der  »congregationes  Roinanae,  corrigendae  Vulgatae  editioni  praepo- 
sitat  benutzt,  welche  »conquisitis  undique  antiquissimis  codieibus,  varias 
carum  lectioncs  notarunt  et  collegerunt«.  Sollte  es  mir  gelingeu,  in  don  Be- 
sitz dieser  Ausgabe  zu  kommen,  so  werde  ich  nicht  unterlassen,  .derselben 
dasjenige  zu  entnehmen,  was  für  unsere  Forschungen  von  Belang  sein  kann, 
und  später  nachtragen.  Es  wird  hier  nicht  überflüssig  sein  zu  bemerken,  da3S 
die  römisch-katholische  Kirche  Bibelausgaben  mit  Variauten  uicht  be- 
günstigte, wesshalb  es  auch  mit  dem  apparatus  criticus  der  lateinischen  Vul- 
gata so  schlimm  steht. 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolniaclien  Texteu.  1 1  r> 

der  Genitalia  in  Fliegen  vor  sich  gegangen?  Mir  scheint,  dass  muchy 
aus  einem  cechischen  mnchy  (ch  =  z).  muschy,  muszy.  d.  i.  miui.  ndj. 
virilis,  entstanden  ist:  es  wäre  buchstäbliche  Ucbersetztrng  des  »virilia,. 
Verderbt  ist  hier  auch  »opatrzyta«,  wohl  aus  »opak  patrzyta«  eutstau- 
den,  dem  »retroreum«  und  »facies  eorum  aversae  erant«  entsprechend, 
.-opatrzyta«  in  der  Bedeutung  »sie  besichtigten«  wäre  gerade  das  Gegeu- 
theil  von  dem.  was  Sem  und  Japheth  im  Sinne  hatten.  Ueber  Yozcphat 
statt  Yaphet  wird  weiter  unten  gehandelt  werden  (B.  14}.  An  dieser 
selben  Stelle  wird  »verenda«  durch  einen  Ausdruck  übersetzt,  der  au 
und  für  sich  eine  andere  Bedeutung  hat  und  kaum  an  »verenda» 
erinnert,  und  zwar  »nagoszcz«  =  Nacktheit.  —  Dasselbe  gilt  von  fotto, 
eigentlich  sinus  =  Busen,  Schooss.  welches  um  einige  Zeilen  höher 
auch  wer  endo*  wiedergiebt:  »gdisz  Cham  uszrzal  oezcza  swego  lono 
nage«:  »cum  vidisset  Cham  cerenda  patris  sui  esse  nudata«.  Ebenso 
an  einer  anderen  Stelle  pag.  145,  wo  die  Bedeutung  von  »verenda«  noch 
mehr  hervortritt:  »a  chez^ez  zona  gedna  viwadziez  m^za  swego  s  r^kn 
sylnyeyszego,  scz^gn^laby  r^kjj  y  uchwacilabi  lono  gego« :  »volensque 
nxor  alterius  emere  virum  suum  de  manu  fortioris,  miseritque  manum  et 
apprehenderit  verenda  eius«.  Während  Wnjek  »muchy«,  »nagoszcz«  und 
»lono«  durch  lono  wiedergiebt.  gebraucht  er  hier  den  Ausdruok  »mezki 
czfonek«.  Auch  »testiculi«  =  Hoden  heissen  lono  pag.  142  :  »nye  wnidze 
ezisezoni,  albo  zdawyone  lono  may^cz,  albo  ody^te  albo  odrzazane  ma- 
yjfcz,  w  kosezol  bozi« :  »non  intrabit  eunuchus  attritis  vel  amputatis  fesfi- 
culis  et  abscisso  veretro,  ecciesiam  Domini«.  Nach  odrzazano  ist  aus 
dem  vorhergehenden  auch  »lono«  zu  suppliren.  so  dass  es  hier  noch  »ve- 
ntral« =  Schaaroglied  bedeutet.  Sonst  mlteste  man  annehmen,  dass 
derüebersetzer  sich  nicht  Rath  zu  schaffen  wusste  und  daher  »vererruniv 
im  polnischen  Text  einfach  wegliess.  »testiculi«  heissen  sogar  boiTlueren 
lono  pag.  S8 :  wszelki  dobitezo  starte  albo  stluczone,  albo  uczjftego  al!>o 
ody^tego  lona»  .  »omne  auimal  quod  vel  contritis  vel  tusis  vel  sectis  ab- 
latisque  testiculis  est-.  Wujek  gebraucht  für  »testiculi«:  iqdra  und  für  * 
»veretrura« :  korzen .  Die  Bibel  geht  so  weit,  dass  sie  sich  des  Wortes 
4ono«  sogar  für  »caro  praeputii«  bedient.  8o  pag.  19:  obrzezal  gich 
lono*:  »circumeidit  carnem  praeputii  eonim.  pag.  IS:  »obrzezecye 
tysek  lona  waszego« :  »circumeidetis  camem  praeputii  vestri«.  Man 
vergleiche  damit  pag.  164 :  »iakosz  sj*  sy^  zrodzili.  (s)  skorkami  byli«  : 
»sicut  nah*  fherant,  in  praepntio  erant«.  ibid.:  »m^sz,  gegoz t o  czyalo 
nye  bfidze  obrzazano« :  »masculus.  cuins  praeputii  caro  circumeisa  non 

3* 


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J16 


A.  Semenovic, 


fuerit.  pag.  163:  na  pagorcze  obrzazotvanya* :  »in  colle  praeputio- 
nmit'.  pag.  19:  »gdisz  sytf  ff  est  obrzazah  :  oquando  circumcidü  camem 
praeputii  suu.  pag.  39  :  <»gdisz  w  nawy^czszey  boleszczy  bily« :  »quando 
gravissimus  vulncrum  dolor  erat«.  Hier  ist  vulnerum  weggelassen. 
Wujek  gebraucht  für  »praeputium« :  odrzezek  und  flttr  »caro  praeputiia  : 

•cialo  odrzezku«.  Hier  sei  noch  pag.  84  notirt :  »odeymyecze  pirtoe  gich 
otoocse* :  »auferetis  praeputia  eoruma,  wo  von  Bäumen  die  Rede  ist  und 
wo  möglicherweise  praeputia  mit  primitiae  verwechselt  ist.  Wujek  über- 
setzt diese  Stelle  so :   wderzniecie  iako  rzecz  nieczystq«  und  Luther : 

sollt  ihr  derselben  Vorhaut  beschneiden«,  lono  =  sinus  finden  wir 
pag.  1 7  :  *yacz  yesm  swjJ  dzewk^  dala  w  twoge  lono* :  »ego  dedi  ancil- 
lam  meam  in  sinum  tuum«.  —  Zu  demselben  Zwecke  wird  trzosfa  = 
Lenden  gebraucht.  So  pag.  118:  »przeklool  obu  spolu.  m^za  tesz  y 
zonp1:  przesz  gich  trzoslav  :  »perfodit  ambos  simul,  vir  um  scilicet  et  mu- 
Üerem  in  loci*  genitalibus«.  Bei  Wujek:  oprzez  skryte  mieysca«.  Vgl. 
pag.  IT>0  :  »nad  maczerznikim,  genze  vichadza  s  trzosl  gich«:  »super  .. 
illuvie  secundarum,  quae  egrediuntur  de  medio  feminum  eius«.  Bei 
Wujek:  *z  posrzod  iona  iey«.  Bei  Luther:  »zwischen  ihren  eigenen 
Deinen«.  Vgl.  auch  pag.  16:  »genze  winydze  s  twich  lyp'dztcy« .  »qui 
egredietur  de  utero  tue  (von  Abrami . 

Man  vergleiche  mit  den  oben  angeführten  Ausdrücken  Folgendes : 
•  iromotf  brata  swego  wzyawyo:  »turpitudinem  fratris  sui  revelaverit« 
pag.  Sä.  Anders  pag.  142:  »gdysz  poymye  m^sz  zon^,  a  potem  b^dze 
yo"  nyenavidzecz,  vimislay^  na  ny£/  sromotfi,  prze  ktor^sto  by  gey  zbyl, 
viny^J  gimyenyem  przezlim,  a  rzek^cz :  T^toczem  zon^  poyj^l,  a 
wszedw  k  nyey  nye  nalaszlem  gey  pann(/<'.  In  Vulg.  .  .  .  quaesieritque 
0-  casioncs  etc.  pag.  142 :  »,gest  nczinila  nyecistoty  a  sromoto*  w  domn 
utcza  « :  »fecit  ncfas,  ut  forniearetur  in  domo  patris«.  Weiter  pag.  85  : 
gauyebnoscz  swego  czala  odkrige«:  ngnominium  carnis  suae  nudavit«. 
Ibid. :  »wzyavi  ganyebnoscz  bliscosczy  swey«  :  »revelaverit  ignominiam 
cognationis  suaea.  Ibid. :  »ktos  bi  spal  z  maczochfj  swyjf,  a  gloszil  ga- 
nyebnoscz oteza  swego«  :  »qui  dermierit  cum  noverca  sua  et  revelaverit 
ignominiam  patris  9ui«.  Bei  Luther:  »Vaters  Schaam  geblösset«.  Ibid.: 

opatrzilbi  gaynbö  gey,  a  ona  opatrzilabi  ganb$  bratow^  :  »viderit  tur- 
pitudinem  eins  illaque  conspexerit  fratris  ignominiam«.  Vgl.  pag.  39  : 
»mszcz^cz  gambi  swey  syostri« :  »in  nltionem  stupri«.  pag.  142:  »zesta 
8WfJ  skaradoscz  sobye  wzyavilax :  »quod  turpitudinem  suam  mutuo  re- 
velaverint".   Ibid.:  skaradosezi  mamki  twey  a  czotki  nye  otkriway« : 


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Kritische  Bemerkungen  zu  alt  polnischen  Texten.  j  17 

.'turpitudinem  materterae  et  amitae  tuae  non  discooperies«.  pag.  332  : 
obnaziwszy  byodt -fi  panyensk^t :  »denudaverunt  femur  virginis«.  Bei 
Wujek:  4ono  panienskiev.  pag.  251:  »ot  gich  byodh:  M  natibtm. 
Vgl.  »zayste  wydzalasm  tuto.  czsom  poszjJdala  wydzecz« :  profecto  hic 
vidi posteriora  videntis  me.<  pag.  IS.  Bei  Wujek:  >zaiste  tum  widziaia 
tyl  widzueego  mie//. 

*eunuchus+  ist  mir  au  der  oben  angefahrten  Stelle  pag.  112  »czis- 
czonü  übersetzt,  sonst  heisst  es  pag.  207:  »urzfldnika«  :  mntueftum* . 
pag.  226  :  igeszezci  a  urz$dnyck  :  wunuchi«.  pag.  231 :  »poddari» : 

etmuclw.    pag.  232  :  »sluszebnyki« :  mamehk.   Bei  Wujek  Uberall 

-rzez&niec«. 

*zywoh  heisst  eigentlich  venter  und  vita,  wird  aber  auch  für  uterus 
gebraucht,  pag.  177  :  »nye  mamcy  wyjfeey  sinow  w  meu  szywocye-  : 
»num  ultra  habeo  filios  in  utero  meo«.  —  »iywot*  und  »iywot  zeiiskk 
wird  für  »vulva«  gebraucht,  pag.  24 :  zawarl  bil  bog  kazdi  zywot 
zenski« :  »concluserat  Dominus  omnem  zuham«.  pag.  33:  »otworzyl 
bog  gey  zytcoh :  »aperuit  rulcam  eius«.  —  Auch  von  Thieren  pag.  1 1  u : 
bczosz  koli  sy^  napirwey  przedrze  (z)  ziwota  wszelkego  dobitka  lecz  z 
ludxi  lecz  s  dobitka  ■ :  »quidquid  primum  erumpit  e  ttdca  cunctae  carnis 
.  .  sive  ex  hominibus  sive  de  pecoribus  fuerit«.  In  demselben  Sinne ; 
»brzuc/io*.  pag.  56.  57  :  pyrworodzone,  ktore  odwyera  brzucho* :  »pri- 
mogenitum,  quod  aperit  tuham*.  Vgl.  czso  szytcot  odwyra  id.  57.  Bei 
Wujek  auch  zywot,  bei  Luther:  Mutter.  —  Menstrua  pag.  20 :  »y  prze- 
stala  gey  bila  biwacz  zenska  nycmocz« :  »et  desierant  Sarae  fieri  mulie- 
briaa.  Bei  Wujek:  bialoglowskie  rzeczy.  Vgl.  pag.  35:  »bocz  my  bz$ 
gestnynye  podlug  zenskyego  obiczaya  sstalo  przygodzenye«.  »quia  iuxta 
consuetudinem  feminarum  nunc  accidit  mihi.  pag.  S5  :  »ktos  sy^  zydze 
8  zonjJ  <iw<J  (w)  wiplywanyu  zenskyey  nyemoczi,  a  wzyavi  nycmocz 
gey,  gdisz  iest  om  nyemoczna  bila,  a  odtworzila  studnicz^  krwye 
sweya :  »qui  coierit  cum  muliere  in  fixtxu  meiistmo  et  Kvelaverit  tur- 
pitudinem  eins,  Ipsaque  aperuerit  fontem  sanguinis  dus«.  Hingegen 
fand  keinen  Anstoss  pag.  87:  »czirpy^cz  mlanye  szemyenya* .  p«»*iens 
fluxum  scninis*.  Ibid. :  »od  nyegos  vichadza  semy$  styczenyav :  »ex 
quo  egreditur  sertien  quasi  coittm.  pag  84  :  »acz  bi  spal  z  zonya  shy 
czenim  szemyenym :  »si  dormierit  cum  muliere  coifu  seminis«  —  viel- 
leicht weil  -siemi^«  au  und  für  sich  nicht  anstössig  ist.  Vgl.  pag.  143  : 
»czlowyek.  genzebi  nocznim  snem  bü  pokalam  :  »homo  qui  nocturno 
pollutus  sit  somnio«.  —  Für  »über«  lesen  wir  »winoa  pag.  43  :  »poszeg- 


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IIS 


A.  Semenovic, 


nanym  icyua  i  plodu»  :  Mbcnedictioiübus  uherum  et  vulvae*.  Bei  Wujek  . 
«blogoslawicnstwy  piersi  y  zyicota*.  Wenn  »uberum«  dem  Uebersetzer 
nicht  etwa  in  der  Form  »nvarum*  vorlag,  so  ist  »wynaa  aas  »wyniyenya« 
verderbt.  Vgl.  pag.  SS:  »pod  tvimyenycm  maczerze« :  snb  uberc  matris 
vaccae) . 

Der  Beischlaf  wird  in  der  Vulgata  oft  durch  »cognosccrc*  ausge- 
drückt. Das  schien  dem  Uebersetzer  nicht  hinreichend  nnd  daher  hat  er 
in  einigen  Fällen  Worte  hinzugefügt,  die  von  »cialo«  stammen.  So  pag.  4 : 
-Adam  poznal  czxjclestnyc  Gewf/«  :  »Adam  cognovit  Hevam*.  pag.  5: 
Kayn  poznal  czelnye  sw^  szon^fc :  wognovü  Cain  uxorem  suam«.  pag.  6 : 
»  Adam  poznal  czyclnye  sw^  szonj/« :  wognovit  Adam  uxorem  suam<r. 
Vgl.  pag.  28 :  »m^za  nye  znahw :  »incognita  viro«.  pag.  175 :  »szon(y), 
gesz  m^sze  poznuli«  :  »midieres,  quae  cognoverant  viros«.  Ibid. :  »trzi 
sta  dzewek,  gesz  nye  znali  m^skyego  losza« :  <>quadringentae  virgines, 
quae  nescierunt  viri  t Horum  - .  Auch  von  der  Sodomitensttnde  wird  poznac* 
gebraucht  pag.  21:  »wiwyedz  ge  (m^ze)  sam,  acz  ge  poznanm :  »educ 
illos  hac,  ut  cognoscamus  eos«.  Vgl.  ibid.  eine  andere  Stelle:  »czebye 
samego  wy^cey,  nysz  ti  mjfee  ubygemü  :  »te  ipsum  magis,  quam  hos 
uffligemm  titnque  faciebant  Lot  vehementissimetj  wo  der  Uebersetzer 
id'fligere«  missverstanden  hat.  Eine  Metathesis  in  »ubygemi«  möchte  ich 
nicht  annehmen.  Vgl.  auch  pag.  85 :  »kto  bi  spal  z  samczem  slfazenim 
zenskim :  oba  ucinilaata  nyemy  grzech« :  »qui  dormierit  cum  masculo 
coitu  foeinineo :  uterque  opcratus  est  ncfas*.  —  Sonst  gebraucht  die 
Bibel  »ingredi«,  »ascenderea,  »dormire«  und  »coire«,  was  in  der  Sophien- 
bibel buchstäblich  durch  wnydz,  wst^pycz,  spacz,  sznicz  sy^  wiederge- 
geben wird  pag.  17,  22,  33,  42,  85,  140  etc.;  letzteres  so  wie  zchadzac 
sit;  und  zchodzid  sie.  auch  von  Thieron  34,  S4  und  pag.  7  mit  einem  Zu- 
satz :  »potem  sy$  znydfy  w  czyeleszenstwye  syn  boszy  s  szyostramy  czlo- 
wyeczymy« :  »postquam  ingressi  sunt  filii  Dei  ad  filias  hominum«.  Hier 
steht  »syn«  statt  »synowye«.  Uebrigens  vgl/  pag.  142  :  »lezal  s  nypf  und 
spal  s  ny^« :  »concubuit  cum  ea«.  pag.  314  :  »ktorego  s  ny^  polozili« : 
Mit  ingressi  fuissent  ad  eama  und  319:  »za  ktore  bila  oddanm :  »qui  in- 
gressi sunt  ad  eama.  Unbeholfen  ist  pag.  319:  »ale  po  trzecyey  noci 
b^dzewa  w  swem  skladanyua :  »tertia  autem  transacta  nocte  in  nostro 
erimus  coniugio*  und  ibid. :  »a  nye  mami  sy$  pospolu  tak  sgyniotcacz« : 
'et  non  possumus  ita  conuingi*. 

mieczystotau  ist  eigentlich  immunditia,  so  pag.  87,  wird  aber  auch 
von  unerlaubtem  Beischlaf  gebraucht  pag.  316:  myeczistotu: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnisehen  Texter..  j  {  9 

rfwmtaUoHm,  pag.  143:  *nye  bffözesz  offyerowacz  roboti  swey  nyc~ 
cUtoti*  :  »non  öfteres  mercedem  prostibuli*.  Bei  Wujek:  zaptaty  wsze- 
teeznice.  pag.  S4 :  »nye  poddaway  dzewki  swey  ku  nuccisfoczc* :  >ne 
pt'ostiiuas  filiara  tuam«.  pag.  SO  :  »kaplanyska  dzewka  ^disz  bi  poch  wi- 
czona  bila  w  nyecistocze  y  poscutidzila  ymjJ  oteza«:  »sacerdotis  filia  ei 
deprehensa  fuerit  in  slupro  et  violaterif  nomon  patris«.  Auch  von  sünd- 
hafter Begierde  pag.  320 :  »nye  prze  nyeczistotf  poymam  \$ 
syostr^« :  »non  hixuriae  causa  aeeipio  sororem  meam  coniugem«.  pag. 
3t5:  »alc  mj/za  8  twj;  boiasznyjf.  nye  8W£/  tiyeczistotf  przizwolylam  po- 
i^cz«:  "virum  autem  cum  tioiore  suo,  nou  cum  lihülinc  mea,  consensi 
aeeipere«.  pag.  333:  »nye  z  nycrzistoti  ale  se  czsuoti«:  »nou  ex  libi- 
{line,  eed  ex  virtntc*.  Bei  Wujek.  po»idliwosc.  Vgl.  pag.  3 IS:  »swey 
nycczistcy  z$dzi  dosycz  czinyj*  iako  kon  a  mul«.  »suae  libidini  vacant. 
sicut  equus  et  mulus«.  pag.  316:  »przimyesz  pann^f  .  .  wy^cey  prze 
myloscz  sinow,  nyszly  prze  lyuboscz  cyelcstnfa :  ;4iecipies  virginem  .  . 
arnore  filiorum  magi»,  quam  libidine  duetus«.  Ebenso  oft  nieezyscil, 
fornicari,  so  pag.  IIS:  »nyeczisczil  iest  lud  z  dzewkami  Moabskimi« : 
vfortticatus  est  populus  cum  filiabua  Moab«.  Bei  Luther:  huren.  Daher 
pag.  143:  myecisti*  :  wcortalor*.  Bei  Wujek:  nierzadnik.  pag.  86 : 
»poganbyoney  y  nyecistey  y  pokalaney  nye.  poymye* :  »sordidam  atqu<? 
mereiricem  non  aeeipiet«.  —  violare  ist  weggelassen  pag.  38  :  »przeto. 
ze  rzeez  uczynyl  w  Israhelu,  a  popelnyl  skntck  zapowyedni« :  »eo 
qnod  foedam  rem  operatus  esset  in  Israel  et  riolata filia  Jacob  rem  illi— 
citam  perpetrassetu.  Vgl.  ibid. :  »wsz^l  yo*  y  spal  b  nyjj^  przesdzflcznye* : 
«rapuit  et  dormivit  cum  illa,  rt  oppj-imens  virginem«.  Bei  Wujek: 
gwatt  uczyniwszy  pannie.  pag.  21:  »poz^daezye  ly.  iako  syff  warn 
loby«:  mbutimim  eis  (duabus  filiabus),  sicut  vobis  placuerit«.  pag.  39  : 
»prze  nyepoioolenye ,  czsosz  uczynyl  naszey  szestrze«  :  •>  ob  siuprum 
gororis«.  —  moechari,  moechus,  adultera  und  adulterium  wird  in  der 
Sophienbibel,  wie  heutzutage  durch  cudzo*ozyc\  eudzoloznik,  cudzoloz- 
nica  und  cudzoiostwo  wiedergegeben,  so  pag.  85.  —  zona  bedeutet  mulier 
und  uxor ,  jedoch  auch  coneubina  pag.  26  :  »zona  Nachorowa«  :  coneu- 
bina illius«.  pag.  40:  »spal  z  zotrf  oteza  swego« :  »dormivit  cum  con- 
eubina patris  sui«.  Vgl.  pag.  237:  nyeslyubna  gego:  coneubina  eins, 
pag.  17  ist  zonjf  weggelassen:  «dala  y$  swemut :  »[Sara)  dedit  eam 
(Agar)  viro  suo  uxorem  (=  coneubinam;«.  Vgl.  synu  tey  szoni,  iasz 
mftaza  kwapy^cz  k  sobye  zdradza :  fili  mutiert's,  virum  nitro  rapientis 
1S6.    Wujek:  synu  niewiaaty  chlopa^o  siebie  cla^acey.  —  Wo  von 


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A.  Semenoviü. 


einem  die  Rede  ist .  der  mehr  als  eine  Frau  hatte .  wird  in  der  Sophien- 
bibel  oft  der 'Plural  gemieden,  so  pag.  232:  »zonfl  iego« :  ntxores  eiaso. 
pag.  36  :  *gyirf  zon$  poymyeszu :  »introdoxeris  alias  uxores«.  pag.  16  : 
»Lota  .  .  pobral,  zon$  etc.a:  »reduxit  Lot,  midieres  etc.e  Hingegen 
pag.  236:  »wyele  myely  zom.  pag.  264:  »oblyubyl  gemu  dwye  ze- 
nye* :  »accepit  ei  uxores  duas«.  —  niewiasta  ist  mulier,  wird  jedoch  ein- 
mal für  scortum  gebraucht  pag.  118:  »vnidze  k  mjewyescze  Medianskey  * : 
»ad  scortum  Madianitidcm«.  Bei  Wujek  hier  und  sonst :  nierz^dnica, 
wszetecznica.  Vgl.  pag.  142 :  »vileganyecz ,  genze  gest  's  sprosney 
nyewyasü  urodzon«:  »Mamzer  hoc  est  de  scorto  natus  .  Bei  Wujek: 
Mamzer,  to  iest  z  nierzadnice  urodzony.  Bei  Luther:  Hurenkind,  pag. 
160:  nnyetcyasti  zley*\  »mulieris  meretricis*.  pag.  172:  »sin  szoni 
zley*:  »filius  midieris  meretricis*.  pag.  143,  165  ter:  »zla  dzewka*  : 
*meretrix*  und  »mulier  meretrix«.  pag.  86  :  *zle  dzetcki  a  nyeuczci- 
wey«:  »scortum  et  vile  jwostibulum«.  Vgl.  pag.  39:  -aza  s^  nasze 
syostri  we  ziem  zytcoczye  bily?«:  iNumquid  ut  scorto  abuti  debuere 
sorore  nostra?a. — pag.  118:  »domu  tiyepoczesiwgo«  :  »lupanar«.  Bei 
Wujek :  nierzadnego  gmachu.  —  *Effeminati«.  bei  Wujek  >  niewiesciu- 
chowie«,  bei  Luther  »Hurer«,  in  einer  böhmischen  Bibel  »sodomäKe, 
werden  in  der  Sophienbibel  durch  »kapfa?ri  modlebni>  und  »kaplani 
modh  ausgedrückt  pag.  197,  198  etc. 

Schwangerschaft  und  dergleichen :  pag.  6S :  »szonjf  czyflszfyfy*  ; 
»mulierem  praegnantem«.  pag.  6S:  »marticc  dzecyfi  urodzylabt V : 
»abortivum  feceriU.  pag.  34:  »a  gdisz  gest  koly  przyszedl  czasz  ow- 
czam  kotno  bicz«  :  »postquam  enim  coneeptus  ovium  tempus  advenerat  . 
pag.  33 :  »gdisz  rane  owce  poczynali  kotni  bicz«  :  quando  aseendebantur 
ovesa.  Ibid.  :  »abi  poczynali  rodzycz  plod«:  »ut  cotteipereiti  [oves  u. 
Ibid. :  »posdne  owce  plod  myaii  poczynacz« :  >  serotina  admissura  erat 
et  conceptus  extremus«. 

Natürliche  Nothdurft:  pag.  143:  »b^dzesz  myecz  tichod  przed 
stani,  k  nyemusz  przidzesz  prze  przirodzonQ  przigodfi.  nosz^cz  kolek 
na  passze.  a  gdisz  sy^dzesz,  okopasz  okolo  czebye.  a  layna  pyerscz^ 
przikrigesz  na  tem  myesczu,  na  ktoremzesz  obletczom :  »habebis  locum 
extra  castra,  ad  quem  cgrediaris  ad  reqmsita  natnrae.  gerens  paxillum 
in  balteo :  cumque  sederis,  fodies  per  circuitum  et  egesta  humo  operies, 
quo  relevatus  es«,  pag.  211  :  »uczinyly  na  tem  myeszczczu  zac/todi« : 
»fecerunt  pro  ea  latritias«.  t&ero  eig  xojTQiova.  Bei  Wujek:  »poczynili 
z  niego  wychody«.  latrina  heisst  Abtritt.  Cloake  und  Bordell.  — »smrod« : 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  121 

»foeditas«  pag.  143:  »nizyjföni  smrod  nye  pokaze  syjj  v  nich  (stanoch)«. 
Ibid. :  »ona  (zona)  nye  naydze  milosci  przed  gego  oezima  prze  nyektori 
smrod«.  Bei  Wujek:  plugaatwo.  —  »mingent&n  ad  parietem«,  bei 
Wnjek  ■  mokrz^eego  nä  säane«,  bei  Luther  »der  an  die  Wand  pisset« 
wird  einfach  durch  »psa«  von  pies  übersetzt  pag.  196,  200  etc.  Vgl. 
psy:  canes  196. 

Aus  dem  oben  Angefahrten  ist  klar,  daas  in  der  Sophienbibel  ab- 
sichtlich solche  Ausdrücke  gemieden  werden,  die  man  für  obseön  hält. 
Dafür  gebraucht  sie  solche,  die  zwar  das  Schamgefühl  nicht  verletzen, 
dabei  aber  das  zu  Uebersetzende  kaum  andeuten.  Man  könnte  versucht 
sein  anzunehmen,  dass  dies  aus  Klick  sieht  gegen  die  Königin  Sophie  ge- 
schehen, für  die  eben  die  Bibel  verfasst  wurde.  Diese  Annahme  könnte 
eine  Bekräftigung  darin  finden,  dass  andere  Uebersetzer,  z.  B.  Wujek 
und  Luther,  wie  aus  den  Ci taten  zu  ersehen  ist,  bei  weitem  nicht  in  dem 
Grade  rigoristisch  verfahren.  Indessen  möchten  wir  uns  nicht  eben  be- 
eilen, dieser  Muthmassung  Geltang  zu  verschaffen,  zumal  da  wir  nicht 
wissen ,  wie  es  in  dieser  Hinsicht  mit  den  altböhmischen  Bibeln  steht. 
Sollte  es  sich  mit  der  Zeit  herausstellen,  dass  der  Sophienbibel  als  Ori- 
ginal der  sogenannte  Leskowetzercodex  diente,  so  durfte  es  mehr  denn 
wahrscheinlich  sein,  dass  schon  in  der  cechischen  Bibel  dasselbe  Ver- 
fahren bezüglich  der  unanständigen  Ausdrücke  herrschte,  da  doch  die 
Uebersetzung  derselben  einem  Edelfräulein  zugeschrieben  wird,  welches 
später  eine  Nonne  wurde.  Aber  auch  ohne  Rücksicht  auf  diesen  Um- 
stand dürfte  es  wohl  keine  Uebertreibung  sein,  wenn  wir  bemerken,  dass 
sich  die  Slaven  überhaupt  seit  jeher  von  anderen  Nationen  durch  einen 
höheren  Grad  von  Schamhaftigkeit  auszeichneten,  was  sich  auch  in  der 
Uebersetzung  der  heiligen  Schrift  abspiegeln  konnte.  Wie  dein  auch  sei. 
unterliegt  es  doch  keinem  Zweifel,  dass  die  obseönen  Ausdrücke  zu  Ab- 
weichungen von  dem  Original  Anlass  gegeben,  worauf  wir  eben  in  diesem 
Artikel  die  Aufmerksamkeit  der  Leser  zu  lenken  suchten. 

B.  Ueber  Eigennamen. 

Auch  Eigennamen,  die  im  Alten  Testament,  besonders  an  gewissen 
Stellen,  so  zahlreich,  ja  schaarenweise  vorkommen,  versetzten  den  Ueber- 
setzer in  eine  recht  schwierige  Lage.  Die  Art  und  Weise,  wie  solche 
Eigennamen  geändert,  verdreht  und  verderbt  sind,  beweist  das  zur 
Genüge.  Nicht  minder  schwierig  ist  die  Lage  desjenigen,  der  es  unter- 
nimmt, sich  in  diesem  Chaos  von  allerlei  Verstössen  und  Missverständ- 


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122  A.  Semcnovic, 

nissen  herauszufinden  und  darein  Licht  zu  bringen.  Wir  wollen  es  ver- 
suchen. 

Vor  Allem  möge  man  sich  wohl  hüten,  alle  Abweichungen  von  der 
Vnlgata  in  Schreibungen  der  Eigennamen  für  Fehler  zu  halten,  denn  die 
Vulgata  weist  Varianten  auf.  wie  ans  dein  Folgenden  zu  ersehen  ist : 

Oezue2SS.  Vuig.Josue.  Var.  S.  Jesue.  —  Obeth  269.  Vulg.Oded. 
Var.  8.  Obed.  —  Sedechias  232,  283.  Hol-— 302  etc.  Vulg.  Sedecias. 
Var.  .S.  Sedechias  an  drei  Stellen).  —  Kafie  284  bis.  Vulg.  Chaspbiae. 
Var.  S.  Casphine.  —  Abyas  und  Abya,  Abyaszem  \instrum.)  197,  198. 
Vulg.  Abiam.  Var.  S.  Abias.  —  Aylam  216.  Vulg.  Aelath.  Var.  S. 
Aiiam.  —  Joyaden  206.  Vulg.  Joadan.  Var.  AI.  Jojadan.  —  Avoth  171. 
Vulg.  Havoth.  Var.  S.  Avoth.  —  Hery  119.  Vulg.  Her.  Var.  AI.  Heri. 
vgl.  Her  id.  ibd.  —  Zonim  133.  Vulg.Zomzommim.  Var.  AI.  Zommim. — 
Edom  162.  Vulg.Adom.  Var.  AI.  Edom  s.Adam.  —  Sochot  IS3.  Vulg. 
Socho.  Var.  AI.  Sochoth.  —  Agarenskim  233.  Vulg.  Agareos.  Var.  S. 
Agarenos.  —  do  Reblata  127.  Vulg.  in  Rebla.  Var.  S.  Reblatha.  — 
Tersa  218  bis.  Vulg.  terra.  Var.  S.  Thersa.  Vgl.  Tersa  217.  Vulg. 
Thersa.  —  Asab  236.  Vulg.  Hucac.  Var.  8.  Asach.  —  Achimaas  247. 
Vulg.  Jehias.  Var.  AI.  Achimaas.  —  w  Astaroth  a  Charnaym  15.  Vulg. 
Astaroth-carnaim.  Var.  S.  Astaroth  et  Carnaim.  —  bogn  israhelskemu 
277.  Vulg.  Deo  Jerusalem.  Var.  AI.  Deum  Israel.  Vgl.  w  Jerusalem: 
in  Israel  84.  —  Auch  ist  die  Bemerkung  der  Heransgeber  der  Polyglotten- 
bibel nicht  ausser  Acht  zu  lassen ,  dass  sie  nämlich  in  der  lateinischen 
Uebersetzung  die  bloss  orthographischen  Abweichungen,  wie  Israhel, 
Jhesus  etc.  nicht  berücksichtigten.  Umgekehrt  :  Bethel  a  Hay  168.  Vulg. 
Bethel  et  Hai.  Var.  AI.  Bethaven. 

Die  eben  angeführten  Abweichungen  in  der  Schreibung  und  über- 
haupt in  der  Form  der  Eigennamen  bilden  nur  einen  sehr  geringen  Theil 
im  Vergleiche  mit  dem,  was  weiter  unten  angeführt  werden  wird,  sind 
jedoch  hinreichend  genug,  um  uns  Winke  zu  ertheilen,  dass  wir  andere 
*  derartige  Abweichungen  richtig  beurtheilen  und  nicht  Alles  dem  Ueber- 
setzer  oder  Abschreiber  zu  Schulden  kommen  lassen.  Wir  wollen  nun  die 
hier  zu  betrachtenden  Eigennamen  gruppenweise  aufführen. 

'  1.  Im  Gegensatze  zu  der  Vulgata,  wo  die  Eigennamen  bis  auf 
einige  derselben  und  bis  auf  einzelne  Casus  indeclinabel  bleiben,  werden 
in  der  Sophienbibel  die  nomina  propria,  namentlich  die  mehr  gebräuch- 
lichen, immer.,  die  übrigen  aber  sehr  oft  declinirt  oder  in  Adjectiva  pos- 
sessiva,  als  Stellvertreter  des  Genetivs,  umgewandelt.  Dennoch  giebt  es 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolniachen  Texten  i  23 

gewisse  Eigennamen,  die  auch  im  polnischen  Text  ihre  lateinische 
Casus  form  bewahrt  haben,  und  zwar:  us  nom.  sing.:  Etheus,  Jebu- 
zeas,  Amorcus,  Cananeus:  Hethaeus  etc.  103.  Vgl.  sonst  Etheyski  etc. 
Eliazer  Damascus:  Damascus  Elieser  (beiWujek:  Damaszek  Eliezer)  16. 
Cyneus:  Cineus,  Cinaeus  ISO.  Vgl.  czeraates:  cerastes  43.  —  t  gen. 
sing.:  Mambre  Amorey :  Mambre  Amorrhaei  16  (beiWujek:  Mambre 
Amorevczyka) .  —  Terebynti:  terebinthi  183.  Priapy:  Priapi  193.  vgl. 
Cyra:  Cyri  304.  Gedeye:  Jedei  257.  —  o  dat.  sing. :  rzeeze  Saul  Cy- 
neo:  dixit  8anl  Cinaeo  180.  —  um  acc.  sing. :  Cineum  :  Cinaeum  117. 
na  Karmt'lum  :  in  Carmelum  181.  Vgl.  seeptrum  nom.  sing,  seeptrum 
109.  coccin :  coccum  acc.  sing.  111.  —  am  acc.  sing. :  wszitk^  Appa- 
myam:  omnem  Apameam  325.  —  e  (=  ae)  gen.  sing.:  Melche  :  Äfel- 
chae  13,  27.  Vgl.  Melcha  nom.  sing.  13.  Bale:  Balae  15,  40.  Sale : 
Balae  15.  Gomore:  Gomorrhae  16.  Zelphe:  Zelphae  40.  Ane:  Anae 
Ebd.  Joiade:  Joiadae  242.  Lye:  Liae37.  Vgl.  Lyey  id.  38,  40.  Lewy: 
Liae  40.  Daläge:  Dalaiae  295.  Selemye :  8elemiae  292.  Sarwye :  Sar- 
viae  189,  241.  Ozie:  Oziae  330.  Basie:  Basaiae  235.  Maasie:  Maasiae 
202.  Elchie:  Helciae  221.  Semeiae:  Semeie  239.  Caaaie:  Casaiae247. 
Jezie:  Jesiae  257.  Vgl.  Jezia  nom.  sing.  ibid.  Safacye :  Saphatiae  284. 
Josfye:  Josphiae  ibd.  Adame:  Adamae  15  bis.  Tgl.  Adamy  id.  152. 
z  8abi :  de  Soba  251.  Melchie:  Melchia  257.  do  Mezopotamya  27.  do 
Mezopotanya  31  bis:  in  Mexopotamiam.  do  Mezopotamyey :  in  Mesopo- 
tamiam  Syriae  31.  —  e  [—  ae)  dat.  sing. :  Azie :  Asaiae  228.  zonama 
Ade  a  Seile :  uxoribus  Adac  et  Sellae  6.  —  t  nom.  plur.:  Tekuey :  The- 
cueni  292.  —  e  (=  ae)  nom.  plur. :  Chorite :  Coritae  239.  —  os  acc. 
plur.:  Choreos:  Chorraeos  15.  —  w  abl.  plur.:  na  grodze  Snzis:  in 
Susis  Castro  289. 

2.  Öechische  Casusform  ist  zu  bemerken  in  Guele :  Guel  102. 
Jaziele:  Jaziel  247.  Jahiele,  Jehiele:  Jahiel  ibd.  Jehiele,  Jahiele,  Je- 
hile:  Jehiel  ibd.  üeberall  ist  -e  cechische  Genetivendung,  statt  der  pol- 
nischen -a.  Ebenso:  gymyal  Matuzale :  genuit  Mathuaalam  7.  vgl.  po 
narodzenyu  Matuzaela  :  postquam  genuit  Mathuaalam  ibd.  In  »bil  zyw 
Matuzale« :  »vixit  Mathusala«  ibd.  ist  Matuzale  cechischer  Nominativ, 
statt  des  polnischen  -a.  Vgl.  mffze,  krole  etc.  sub  E). 

3.  Zwei  Eigennamen  sind  in  einen  zusammengerückt: 
Melatarem:  Mellach,  Harem  301.  Melutare  id.  ibd.  —  Joyada:  Lod 
Hsdid  279.  —  Avotyayr:  Havoth  Jair  135.  —  Fethmoab,  Fetmoabow, 
Fetmoabovy,  Fermoab:  Phahath  Moab  288,  291,  296,  302.  —  Anhe- 


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124 


A.  Semenovic, 


lvba:  Ani  et  Eliab  24  7.  vgl.  Harne t,  Eliab  :  Ani  et  Eliab  ibd.  Vielleicht 
auch:  do  Mezopotamyey :  in  Mesopotamiam  Syriae  31.  vgl.  do  Mezopo- 
tamya,  do  Mezopotanya:  in  Mesopotamiam  27,  31. 

4.  Umgekehrt,  ans  einem  Namen  oder  ans  einem  Doppel- 
namen der  Vnlgata  sind  zwei  Namen  in  der  Sophienbibel  entstanden, 
ohne  oder  mit  dem  Bindewort  a  oder  i :  Melehne,  Sabay :  Mechnedebai 
288.  —  Hema,  Azayas:  Maasiaa  247.  —  Jeddi  a  Helech:  Jedihel  244. 
—  Mooly  a  Edera :  Koholi  Eder  257.  —  Arabs  y  Gozem :  Gozem  Arabs 
[Wujek:  Gosem  Arabczyk)  291.  vgl.  Gozem  Arabski  id.  295. 

5.  Bruchtheile  von  Eigennamen  sind  selbständige  Worte 
geworden:  Jamyn  aChnb:  Jamin  Accub  298. — szonjj aElsbyeczyn^, 
dzewkop/  a  Mynadabow^:  nxorem  Elisabeth  filiam  vlminadab  46.  —  sy- 
nowye  a  Arum :  filii  Aram  12. —  Renm  a  Sebna:  Rehum,  Hosebua  302. 
z  myasta  do  Judowa  pokolenya  (?)  :  de  ci  vi  täte  David  292  aus  Daui- 
dowa.  —  potem  od  Ededoma  a  bracya  gego  a  od  Ededoma :  porro  Obed- 
edom  et  fratres  eins  et  Otadedom  248.  od  aus  ob.  —  porodzyla  Hus 
pyrwssego,  a  po  Hus  brata  gego  Chamuela:  genuit  Hus  primogenitum 
et  Bm  fratrem  eius  et  Camuel  26.  —  w  Rebla,  ta  gesz  gest  w  zemy 
Emath:  in  Rebla,  quae  est  in  terra  Emath  230.  vgl.  do  Reblata:  in 
Rebla  127.  Var.  S.  ReblaMa.  —  In  »ksy^sz^fa  Geiel  a  Setham  a  Geel. 
trsye» :  »princeps  Jahiel  et  Zethan  et  Joel,  tres«  scheint  »ta  -f-  Geiel  = 
Tageiela  aus  »Jahiel«  verderbt  zu  sein.  —  Ebenso  ist  vielleicht  in  »krolya 
Syrskego :  regis  ^ssyriorum«  222  das  a  von  Assyriorum  im  a  von  krolya 
zu  suchen.  Vgl.  krolya  Asyrskego  id.  ibd. 

6.  Umgekehrt  sind  selbständige  Worte  mit  Eigennamen  zu- 
sammengerückt: Agom:  et  Gahom  26  aus:  a  Ga(h)om  durch  Con- 
traction  —  Moyszesz  Aaron:  Moyses  et  Aaron  47  aus :  a  Aaron.  —  ku 
Moyzeszovi  Aaronovi :  ad  Moysen  et  Aaron  98.  —  -  Achab  :  Achab  tero 
201  aus:  a  Achab.  —  Abisue:  Abisue  vero  234.  vgl.  a  Ozi  ibd.  —  z 
Efrayma  y  z  Manasse,  Yzachara  y  z  Zabulona :  .  .  et  Issachar  274.  — 
sf arci  Judö  Jerusalemsci :  senes  Juda  et  Jerusalem  228.  —  prziszli  sj* 
do  Joieydo  y  esz  do  Medaba :  pervenerunt  in  Nophe  et  usque  Medaba 
113..  ny  esz  do«  scheint  nur  eine  Wiederholung  des  »ydo  =  y  do«  mit 
Zusatz  von  »esz«  zu  sein.  —  Ebenso  ist  wahrscheinlich  »Dobibon«  zu  er- 
klären: az  do  Dobibon  :  usque  Dibon  1 13.  vgl.  Naama  Av/araanycska  : 
Naama  Ammanitis  197.  —  Was  oben  von  a  und  t  gesagt  ist,  gilt  anch 
von  dem  lateinischen  et:  Ham<tf,  Eliab:  Ani  et  Aliab  247.  Harnet  setzt 
ein  (H)ani  +  et  voraus,  vgl.  Anhelyba  gen.  sing.:  Ani  et  Eliab  ibd. 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  125 

In :  Geribo/a  a  drugego  Elnatama :  Jarib,  et  altenim  Elnathan  284  ist 
wohl  auch  ein  »et«  zu  suchen.  —  Ob  in  »Ota  des  »Otozias« :  »Ozias  rexv 
268  »krol<  versteckt  ist.  ist  schwer  zu  sagen.  Die  Stelle  lautet  so :  »Y 
bil  przeto  Otozias  tr^dowat:  fuit  igitur  Ozias  rex  leprosus«.  —  In  »Elea- 
zar  Fyneesow  :  Eleazar ßlius  Phineas  285  ist  vielleicht  »sin«  in  »Fyn-ee- 
sow«  aufgegangen. 

7.  Eigennamen  sind  in  andere  Worte  umgewandelt  und 
zwar :  a)  durch  das  Missdeuten  des  lateinischen  Textes :  a  potem :  et 
Emim  15,  wo  Emim  für  enim  genommen  ist,  welches  auch  sonst  durch 
*potem«  übersetzt  wird,  bo  pirwi  s^  bili :  Emim  primi  fuerunt  133.  vgl. 
Emym:  Emim  ibd.  —  w  kraynach  boszich:  in  finibus  Dommim  183, 
mit  Domini  verwechselt.  —  na  genem  polyu :  in  campo  Ono,  Var.  S. 
in  Campoono  295,  mit  uno  verwechselt.  —  b)  durch  das  Missdeuten  des 
cechischen  Textes :  Ale  potem  Mezraym  gymyal  Ludzi :  At  vero  Mesraim 
genuit  Ludim  12.  —  a  braeya  gich  ale  y  ksy^aztfta :  et  fratres  eorum  Sel- 
lum  prineeps  239?  wenn  nicht  »Sellum«  mit  »sed  etiam«  verwechselt  ist. 
—  blogoslawyon  b£/dz  synu  bozy :  benedictus  Dominus  Deus  Sem  11.  — 
myal  syna  pyrzwego  swego:  genuit  Sidonem  primogenitum  suum  12.  — 
odydze  do  pokoyka  nauezotiego,  sina  Elyazib :  abiit  ad  eubiculum  Joha- 
nan  filii  Eliasib  287.  —  przeslysmi:  transivit  Israel  163.  —  y  spal  z 
zon(/  oteza  swego,  ktoreyze  to  baba  (!)  rzekla:  dormivit  cum  Bala  con- 
eubina  patris  sui  40.  aus:  ktoreyzeto  Bala  (tfi  rzekly  =  cni  Bala  nomen 
dixerunt.  vgl.  tey  dzewcze  s^  rzekly  Ada  ibd.  gemusto  drzewyey  mo- 
wyly  Luza:  quae  prius  Lusa  vocabatur  32.  vgl.  40:  Bale  gen.  sing. 
Balae.  Uebrigens  ist  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass  in  der  Vulgata 
nicht  weit  von  dieser  Stelle  »dixitque  obstetrix«  zu  finden  ist.  was  in  der 
Sopbienbibel  fehlt.  Es  ist  also  auch  möglich,  dass  »Bala«  in  »baba  rzekla« 
aufgegangen  ist.  —  c)  durch  Uebersetzung :  udzala  Nynywen,  to  myasto 
y  ulyce,  a  Chale,  y  rinek  myedzi  Nynywen  a  Chale :  aedifieavit  Niniven 
et  plateas  civitatis,  et  Chale.  Uesen  quoque  inter  Niniven  et  Chale.  Der 
Urtext  hat  »1©^«  (resen),  als  appellativum  »Zaum,  Kapzaum,  Gebiss«. 
Im  Griechischen  steht  daoij.  —  udzalal  teisokosez :  aedifieavit  Rama 
198.  przestaw  icisokost  y  dzalacz  :  intermisit  aedificare  liama  ibd.  od- 
noszily  kamyenye  teisokosey:  tulerunt  lapides  de  Rama  ibd.  Im  He- 
bräischen steht  »man«  (ramah) ,  als  appellativum  erhöheter  Platz,  Höhe. 
Griechisch :  'Papa,  deutsch :  Rama,  Wujek :  Rä*mä\  —  strzelce  a  sa- 
mostrzelnykowe  zast^pi :  Cerethi  et  Phelethi  legiones.  Wujek :  poezty 
Cerethy  y  Phelethy.   Öechisch:  heytmany  y  drabanty.  212  etc.  nad 


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126 


A.  Semenovi«*, 


zaat^pi  strzckow  a  samostrzelnykoxc  (bil) :  super  legiones  CereÜti  et 
PhelethilbX.  Griechisch:  %ov Xofäi  ym\  rbv'taotti.  Im  Hebräischen 
bedeutet  »pilajsi«  und  »kirajsi«  die  Leibwache  von  palas  currere  und 
karas  trucidare.  —  poszwyo'tnego  myedzi  braczyjy :  Nazaraei  iuter  fra- 
tres  43.  tov  t)yi]outo  aöeXfptoy.  na  czemyenyu  poswyaczonem :  inter 
verticem  Nazaraei  157.  Wujek :  Nazareyczyka.  —  od  boga  dani:  Adeo- 
datus  252,  Wujek:  Bogdan,  griechisch:  'EXiavttv,  deutsch:  Eihanan, 
dem  hebräischen  ):rü»  entsprechend,  von  Gott.  —  miasto  palmotce : 
Pälmiram  260,  von  palma  abgeleitet.  —  d)  durch  die  Schuld  des  Ab- 
schreibers: we  dwudzestu  hjut  Ozee  sina  gego  etc.:  vigesimo  anno  Joa- 
tham  filii  Oziae  218.  a  dwye  szenye:  et  David  et  duae  uxores  190. 
In  den  zwei  letzten  Citaten  ist  wohl  »Joathama  und  »a  Dauid«  mit  »lyat* 
und  »a  dwye«  vermengt  worden. 

8.  Umgekehrt  sind  andere  Worte  in  Eigennamen  umgewan- 
delt: wziwaycye  my  p1  Amata,  to  gest  gorzka:  vocatc  meMara  (id  est, 
amaram)  177.  —  Tersa  218  bis.  Vulg.  terra.  Var.  8.  Thersa.  —  na 
tem  wdolyu  Terebynti:  in  vallem  terebint/ii  183.  iy  t#J  v.oi'kädi  %rt$ 
dqvog,  im  Eichgrunde,  vgl.  na  wdoly  Terebynskem  id.  188.  — vrf- 
szowyc  Belyal:  viri  diabolici  205.  vgl.  dwa  m^sza  sini  Belyal:  duos 
viros  filios  Belial  ibd.  dwa  m^sza  sini  dyablotoa :  duobus  viris  filiis  dia- 
boli  ibd.  dvo  avÖQag  vlovg  Tiaoavotnov,  zween  lose  Buben.  Im  Heb- 
räischen b*?ba  (blial)  =  Tiefe,  Verderben,  Sache,  Mann,  Zeuge  des 
Verderbens.  —  Loth,  geszto  bil  8  Abramem,  myal  Stada  owyecz  w  abra- 
moteye  stanu :  Lot,  qui  erat  cum  Abram,  fuerunt  greges  ovium,  et  ar- 
menta,  et  tabernacula  14.  —  ktorzisto  bidlili  w  Seyr,  zgladziw  Hor- 
reyske  a  zeniye  gych  poddaw  gim,  gesto  bidlily  az  do  Soioad.  A  Ewey- 
tke,  ktorzisto  bidlili  w  Asserim  az  do  Gazy  etc. :  qui  habitabant  in 
Seir,  dolens  Horrhaeos  et  terram  eorum  illis  Ladens ,  quam  possident 
usque  in  praesens.  Hevaeos  quoque,  qui  habitabant  in  Haserim  usque 
Gazam  etc.  133.  Maieck i  bemerkt  dazu  folgendes:  »Widoczne  baia- 
muetwo  —  nie  ttömacza,  ale  przepisywacza !  Mialo  by  c  ;  »gdzie/to  b y- 
dlili  az  dot^do.  Vgl.  asz  dot^d:  usque  praesens  48.  Sonst  »az  do  ni- 
neyszego  dnyaa  135  etc. 

'9.  Der  Personenname  ist  ein  Ortsname  geworden:-  abi 
przewyeszly  sobye  s  Mesopotanyey  a  z  Syriey  a  z  Maachi  y  z  Sabi  wozi 
y  geszece :  ut  conducerent  sibi  de  Mesopotamia  et  de  8yria  Maacha  et 
de  Soba  currus  et  equites  251.  vgl.  ibd.:  y  przywyeszly  dwa  a  trszsy- 
dzescy  tysy^ezow  wozow  y  krolya  Maacha  z  gego  lyndem  :  conduxernnt- 


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Kritische  liemerkungen  zu  altpolnischeL  Texten  127 


que  triginta  duo  millia  currnum  et  regem  Mascha  cum  popnlo  eius.  Bei 
Luther:  aus  Mesopotamia.  aus  Maecha  undausZoba.  »przewyeszly«.  und 
.przywyeszly«  beweist,  dass  der  Uebersetzer  »conducere-  missverstan- 
den hat. 

lu.  Metathesis  mit  und  ohne  andere  Lautveränderungen  i3t  an- 
zunehmen in  :  Gregesea  gen.  sing.:  Gergesaeum  12.  Gregezeyska:  Ger- 
gesaeos 17.  —  Teglathfalazar ,  Teglatfalazar :  Thelgathfalnasar  233, 
234,  270.  —  Molossam:  Mosollam  302.  —  Manuel:  Namuel  119.  vgl. 
Naunuel,  Namnelskich  id.  ibd.  —  Chamri :  Charmi  166.  vgl.  Charmi  id. 
167.  Karym:  Charmi  46.  —  Benyauim :  Beniamin  147.  —  Zadab: 
Zabad  237.  Iradab :  Zabad  242.  —  Nabat:  Nadab  240.  —  Lobyn : 
Lobni  234.  vgl.  Lobni  id.  234.   Jabyn:  Lobni  46.  —  Ardach:  Achad 

11.  —  Gegada :  Jedaia  291.  Joiada :  Jedaia  239.  —  Zei :  Zie  233.  — 
Balaida:  Baaliada  245.  —  Amasia:  Amasai  247.  Amasiasow: 
Amasai  271.  —  Masia:  Maasai  239.  —  Atalya:  Athalai  2SS.  —  Ma- 
thanya:  Mathanai  2SS.  Mathanyay:  Mathanai  ibd.  —  Beseyda:  Boso- 
dia 291.  —  Senderow:  Sedeur  99.  —  Haza :  Ahaz  240.  —  Eynla  : 
Hevila  180.  —  Eyulat:  Hevilath  3.  —  Almalata  gen.  sing.:  Alamath 
240.  —  Sochitski:  Husathites  242.  —  Semyetskyego :  Sichimonim  38. 
Ilaylon:  Ahialon  179. 

Anders  erklare  ich  :  Anihel :  Haniel  237.  —  Hyelon :  Ihelon  40.  — 
Hieus  :  Jehus  236.  Hyeeus  id.  40.  —  Hyeu  :  Jehu  199.  —  Joha:  Joah 
271.  vgl.  Joathagen.  sing.  id.  ibd.  —  Johae:  Joahe  221.  —  Jeyhel : 
Jehiel  247.  —  Haio:  Ahio  240.  —  Abyahel :  Abihail  233  und  Abiabye- 
low:  Abihaiel  101.  —  Azahelowy  dat.  sing.:  Hazael  202.  In  allen 
diesen  Fällen  ist  h  bald  weggelassen,  bald  hinzugesetzt.  Es  ist  hier 
demaich  nur  eine  scheinbare  Metathesis.  So  setzt  Anihel  ein  Hanihel, 
Hyelon  —  Hyhelon,  Eveheus  —  Heveheus  u.s.  w.  voraus.  Siehe  weiter 
10,  12  und  13. 

11.  Es  giebt  Eigennamon,  die  in  der  Sophienbibel  ohne  h  er- 
scheinen, während  sie  in  der  lateinischen  Vulgata  mit  h  geschrieben 
werden:  Enoch:  Henoch  5,  7.  46,  119.  —  Ebron :  Hebron  15.  27.  40? 
100,  234. — Ebrona:  Hebrona  121.—  Ebri:  Hebri  257.  vgl.  Hebron  : 
Hebron  234.  —  Emor:  Hemor  3S,  39.  —  Ewea  gen.  sing. :  Hevaeum 

12.  —  Eweow  adj.:  Hevaei  38.  Eweycskich :  Hevaeis  200  etc.  — 
Ethea  gen.  sing. :  Hethaenm  12.  Eteyczskich :  Hethaeis  260  etc.  — 
Oreb:  Horeb  63?  130.  —  Ezebon:  Hesebon  113,  131.  —  Amul:  Hamul 
119.  —  Kgla:  Hegla  120.  —  Esmona:  Hesmona  120.  —  Asserot:  11a- 


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12S 


A.  Seuaenovic, 


serotb  ibd.  —  Or:  Hör  ibd.  vgl.  Hör:  Hör  156.  —  Elmondeblataym : 
Helmomleblathaim  126.  —  Asserim :  Hasc-ri  m  133.  —  Ermen:  Hermon 
135.  —  Ebal :  Hebal  147.  —  Acbile  loc.  sing. :  Hachila  189.  —  Uram  : 
Hnram  238.  —  Otam :  Hotbam  243.  —  Ezir:  Hezir  257.  —  Iram : 
Iiiram  260.  —  Ananyasza  gen.  sing. :  Hananiae  268.  —  Anan :  Hanan 
297,  298,  301.  Anany  :  Hanani  288.  vgl.  Anan:  Hanani  ibd.  —  Ema- 
nouich:  Heman  271.  Emanowa:  Heman  282.  — Ozay:  Hozai  279.  — 
Azra:  Hasra  280.  —  Azabyas :  Hazabias  281.  —  Arim :  Harim  288.  — 
Azomowich  :  Hasom  ibd.  —  Oronytski :  Horonites  290.  —  Ananeelowi : 
Hananeel  291.  —  Azebonyaszow :  Haseboniae  ibd.  —  Asub:  Hasnb 
291,  292,  302.  —  Asebyas  :  Hasebias  292.  —  Ananya :  Hanania  ibd.  — 
Aremovich:  Harem  297.  vgl.  Aremouich :  Arem  ibd.  —  Arsa:  Harsa 
297.  —  Atyfa:  Hatipba  ibd.  —  Agaba:  Hagaba  ibd.  —  Abya:  Habia 
ibd.  —  Asum:  Hasum  298,  302.  —  Taat:  Thahath  126  bis  26.  — 
Thaas:  Tahas  ibd.  —  Aod :  Ahod  46.  —  Naabbi :  Nahabi  102.  — 
Seon:  Sehon  113.  —  Ayram:  Ahiram  120.  —  Raab:  Rahab  160.  — 
Maalon:  Mahalon  176.  —  Noesthan :  Nohestan  221.  —  Jeroam:  Jero-^ 
ham  234.  —  Noaa.  Nohaa  238.  —  Aiud :  Ahiud  ibd.  —  Seoria:  Seho- 
ria  ibd.  —  Jeu:  Jehu  262.  —  Yzmaela  gen.  sing.:  Ismabel  263.  — 
Jayel :  Jahiel  275.  —  Naat :  Nabalh  ibd.  —  Gyon :  Gihon  278.  — 
Joa:  Joha  279.— -  Jeiel :  Jehiei  281,  288.—  Azaelon:  Azahel  288.  — 
Gaer:  Gaher  297.  —  Reum:  Reh  um  292.  —  Neemyasza  gen.  sing.: 
Nehemia  298  etc.  —  Aloes  :  Alohes  302.  — Telarsa:  Thelharsa  297.  — 
Fessnr:  Pheshur  301.  —  Pbezurowich :  Pheshur  288.  —  Fazurowich  : 
Phashur  297  etc.  etc.  Siehe  16.  über  Verwechselung  einzelner  Buch- 
staben. —  Aus  den  angeführten  Beispielen  ist  zu  ersehen,  dass  h  sowohl 
im  Anlaut,  als  auch  im  Inlaut  mancher  Eigennamen  fehlt,  im  letzteren 
Falle  nicht  nur  zwischen  zwei  Vocalen ,  sondern  auch  zwischen  einem 
Consonanten  und  einem  Vocal.  Da  der  Laut  h  der  polnischen  Sprache 
fremd  ist,  so  könnte  man  versucht  sein  zu  glauben,  dass  das  Weglassen 
desselben  im  Geiste  dieser  Sprache  geschehen  ist.  Ob  dem  so  ist,  werden 
wir  bald  sehen. 

Fortsetzung  folgt.) 


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Untersuchungen  l)  Uber  Quantität  und  Betonung  in  den  slavischen 
Sprachen.  I.  Die  Quantität  im  Serbischen.  Von  August  Leskien. 
[Erschienen  in  den  Abhandlungen  der  philologisch  -  historischen 
Classe  der  königl.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  X.  Bd.) 

Leipzig  1885. 

Von  wie  hoher  Wichtigkeit  die  Betonungs-  und  Quantitäts Verhält- 
nisse der  kroatisch-serbischen  Sprache  für  die  ganze  Lautlehre  nicht  nur 
dieser,  sondern  auch  anderer  slavischen  Sprachen  sind,  das  hat  schon 
vor  30  Jahren  der  verstorbene  Dan  ick'  geahnt,  indem  er  sich  darüber 
folgendennassen  äusserte  :  »Wie  diese  Abhandlung  (nämlich  die  über  die 
Betonung  der  Subst.-masc.  gen.)  eine  Fortsetzung  der  schon  oben  ge- 
nannten Abhandlung  nämlich  über  die  Betonung  der  Subst.-fem.  gen.) 
ist,  ebenso  wird  sich  ihr,  so  Gott  will,  eine  andere  anschlicssen,  in  wel- 
cher gleichermassen  andere  Wörter  untersucht  werden  sollen  ;  darnach 
werden  wir  die  Betonungsregeln  der  Derivata  beobachten  und 
endlich  die  Hauptregeln  ausführen,  aus  welchen  die  höchste 
Wichtigkeit  unserer  Accente  nicht  nur  für  dio  serbische 
Grammatik  und  Lexicon ,  sondern  auch  für  alle  übrigen  sla- 
vischen Sprachen  und  zweifelsohne  für  die  ganze  weitere 
Familie  der  81aven  sich  ergeben  wird«  (rjacHHiCB  apyacTBa 
cpöcKe  cxoBecHocTH.  1856.  VIII.  S  61). 

Aus  diesen  Worten  ersieht  man  zugleich,  was  alles  der  Begründer 


l)  Obwohl  ich  selbst  bereits  das  Werk  Prof.  Leskiens  im  Archiv  VIII. 
S.  597  angezeigt  habe,  so  dürfte  es  dennoch  nicht  überflüssig  erscheinen,  auch 
diese  Bemerkungen  eines  der  serb.  Betonung  seine  volle  Aufmerksamkeit 
widmenden  jungen  Gelehrten  zu  hören.  Die  Anzeige  ist  mir  zugekommen,  als 
meine  vorerwähnte  bereits  gesetzt  war;  wir  arbeiteten  also  ganz  unabhängig 
von  einander,  was  wegen  des  merkwürdigen  Zusammentreffens  unserer  An- 
sichten betreffs  einiger  Punkte  der  serbischen  Quantität  ausdrücklich  erwähnt 
zu  werden  verdient.  V.  J. 

IX.  9 


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I 


130  T.  Maretid, 

der  kroatisch-serbischen  Betonungslehre  schreiben  wollte.  Es  war  ihm 
jedoch  leider  nicht  gegönnt,  alle  seine  Pläne  zn  verwirklichen,  denn 
seine  umfangreichen  Studien  beschäftigen  sich  nur  mit  den  Betonungs- 
verhaltnissen in  der  Flexion  der  Nomina  nnd  Verba,  ausgenommen  eine 
Abhandlung ,  welche  der  geschichtlichen  Erforschung  der  kroatischen 
Accentuation  gewidmet  ist  (im  XX.  Bande  des  Rad  jugoslavenske  aka- 
demije).  In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  hatte  der  Verewigte  so 
grosse  und  schwere  Arbeiten  vor  sich,  dass  dieselben  seine  ganze  freie 
Zeit,  seinen  enormen  Fleiss  und  seine  Ausdauer  in  Anspruch  nahmen  und 
ihm  weitere  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Betonungslehre  unmöglich 
machten.  80  hat  unser  xokxivreQog  die  Betonung  der  Derivata  und  die 
Pracisirung  der  Regeln  der  kroatisch-serbischen  Accentuation  Anderen 
Oberlassen  müssen.  Um  das  letztere  zu  ermöglichen,  ist  die  Erforschung 
der  Accentuation  der  Derivata  eine  unentbehrliche  Vorarbeit,  welche  wir 
bisher  vermisst  haben.  Nun  hat  sich  der  berühmte  deutsche  Slavist  der 
Anfgabe  unterzogen,  diese  Lücke  auszufüllen,  d.  h.  die  kroat.-serbischen 
Derivata  betreffs  der  Betonung  und  Quantität  zu  untersuchen.  Als  das 
Resultat  seiner  Arbeit  ist  das  oben  genannte  Werk  erschienen ,  welches 
ich  mit  grossem  Interesse  gelesen  habe.  Der  freundlichen  Einladung 
des  verehrten  Herrn  Herausgebers  dieser  Zeitschrift  folgend ,  will  ich 
hier  einige  meiner  Gedanken,  zu  denen  mich  dieses  Werk  veranlasst  hat, 
mittheilen.  In  die  eigentliche  Kritik  des  Werkes  kann  ich  mich  nicht 
einlassen ,  ich  sehe  auch  keinen  Grund  dazu ,  weil  die  Zuverlässigkeit 
des  vom  Herrn  Verf.  gebrauchten  Materials  ganz  zweifellos  ist,  wie  alles 
sprachliche  Material  ans  den  Werken  Vuk's  nnd  Danicic  s ;  und  was  die 
Eintheilung  des  Materials  anbelangt,  so  könnte  man  zwar  verschiedener 
Meinung  darüber  sein,  ob  die  Eintheilung,  welche  Prof.  Leskien  ge- 
troffen hat,  die  zweck  massigste  ist,  aber  ich  lege  gewöhnlich  keinen  zu 
grossen  Werth  darauf,  wie  in  einer  an  und  für  sich  vorzüglichen  Arbeit 
der  Stoff  eingetheilt  ist,  weil  solche  Fragen  in  der  Regel  müssig  sind. 

In  der  kurzen  allgemeinen  Einleitung  (Seite  3 — 6  des  SA.)  spricht 
der  Verfasser  von  der  Notwendigkeit ,  mit  alle  den  verschiedenartigen 
Betonungen  und  Quantitatserscheinungen  der  slavischen  Sprachen  einmal 
in  s  Reine  zu  kommen ,  sonst  bleibt  uns  so  manches  in  der  slavischen 
Lautlehre  unklar.  Man  muss  zuerst  das  ursprüngliche  von  dem  unur- 
sprünglichen scheiden,  wenn  man  sich  ein  Bild  der  urslavischen  Accen- 
tuation machen  will.  In  der  speciellen  Einleitung  (8.  6 — 8)  belehrt  uns 
der  Verfasser  in  ganz  allgemeinen  Zügen  über  die  Unterschiede  zwischen 
der  stokavischen  und  der  cakavischen  Betonung  resp.  Quantität.  Was 
die  cakavische  Betonung  betrifft,  so  wäre  es  sehr  angezeigt,  wenn  uns 
Jemand,  z.  B.  Herr  D.  Nemanid  selbst,  die  Unterschiede  zwischen  seinen 
eigenen  Angaben  (in  den  bekannten  Studien,  gedruckt  in  den  Sitzungs- 
berichten der  kais.  Wiener  Akademie,  Bd.  104.  105.  108)  und  denen 
A.  Mazuranic**s  (in  der  kroatischen  Grammatik)  erklären  wollte.  Die 
Unterschiede  bestehen  < nicht  nur  in  den  untergeordneten  Einzelheiten, 
sondern  mitunter  in  ganz  wesentlichen  Dingen.  So  redet  z.  B.  Herr  A. 


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131 


Mazuranic  von  drei  Accenten  im  Öakavischen  *j ,  während  Nemanic  nur 
zwei  kennt,  nach  dem  enteren  kann  eine  Silbe  auch  hinter  dem  Hoch- 
tone lang  sein,  nach  dem  letzteren  nicht.  Wir  wollen  glauben,  dass  die 
besagten  Unterschiede  dialektischer  Natur  sind ;  es  mflsste  nns  eben  das 
dialektologische  Bild  des  heutigen  Cakavischen  besser  bekannt  sein,  als 
es  wirklich  der  Fall  ist. 

Von  8.  8  an  beschäftigt  Bich  der  Verfasser  ausschliesslich  mit  der 
Quantität  (auch  die  Betonung  wird  aberall  gebührend  berücksichtigt, 
wie  es  anders  kaum  möglich  ist)  der  substantivischen  und  adjecti vischen 
Derivata,  welche  nach  den  einzelnen  Suffixen  geordnet  sind.  Bei  jedem 
8uffixe  werden  wir  eingehend  über  alles  belehrt,  was  die  Accentuation 
der  betreffenden  Wörter  anbelangt. 

Bei  den  kroatisch-serbischen  und  überhaupt  bei  den  slavischen  De- 
rivaten kann  man  ganz  deutlich  zwei  Principien  in  ihrer  Betonungsweise 
unterscheiden.  Das  wollen  wir  jetzt  in  aller  Kürze  auseinandersetzen. 

1.  Das  eine  Princip  ist,  dass  bestimmte  Suffixe  auch 
bestimmte  Accentuation  2  erfordern,  wie  z.  B.  die  Augmenta- 
tion auf  etina:  bradetina,  vranctina,  mjesetina,  kl  ade  ti  na,  sjekiretina 
u.  s.  w.  (bei  Leskien  S.  37),  —  auf  -urina  :  britvurina,  vrec*ürina,  gla- 
vnrina,  jamürina,  djevojcurina  u.s.  w.  (8.  37),  —  auf  -ä£:  brljae,  vi- 
käc,  kopäc.  docekäe,  kazlväc,  provaljlväc"  (8.  141),  — auf  -ei  :  gra- 
bet, ltfpez,  starez,  krpez.  mätel  u.  s.  w.  (8.  145). 

2.  Das  zweite  Princip  besteht  darin,  dass  das  Deriva- 
tum  betreffs  der  Accentuation  von  seinem  Qrundworte 
abhangig  ist,  wie  z.  B.  viele  Derivata  auf  -ica .  bäbica-bäba,  grii- 
dica-gruda,  pticica-ptica,  sobica-soba,  zemljiea-zeinlja,  müsiea-müha, 
ogTijica-öganj.  lädjica-lädja,  strazica-straza,  crkvica-crkva,  bätinica- 
batina,  kdsuljica-köaulja,  pögacica-pögaca,  lubenicica-lubenica,  puta- 
njica-putanja,  planlnica-planlna,  golübi&ca-golübica,  göspodjica-gospo- 
dja,  jägodica-jägoda,  öbrvica-öbrva  (8.  101  ff.) ;  —  auf  -ov  :  kumov- 
kum,  suncev-sunce,  Märkov-Märko,  brätov-brät,  djedov-djed,  öcev- 
dtac,  medvjedov-medvjed,  gospodinov-gospodin,  vräpcev-vrabac, 
svircev-svirac  u.  s.  w.  (8.  13 f.),  —  auf  -ost:  müost-mio  mila,  starost- 
star,  lutrost-hitar,  blägöst-Mag  blaga ,  svatöst-svet  svöta ,  hrabrost- 


»)  Derselben  Ansicht  bin  auch  ich  (vergl.  Archiv  VII.  491).  Die  .Erklä- 
rung« D.  Nemanic^s,  in  der  II.  Fortsetzung  seiner  »Öakavisch- kroatischen 
Studien«  muss  ich  dahin  berichtigen,  dass  ich  nicht  gewohnt  bin,  Anzeigen 
von  Büchern  zu  schreiben,  die  ich  nicht  gelesen  habe.  Ich  habe  also  auch 
sein  »Vorwort«  zu/  ersten  Studie  gelesen,  wo  nicht  deutlich  genug  behauptet 
wird,  seine  Betonung '  falle  mit  Vuk's  "  zusammen.  Er  sagt  nur,  dass,  soweit 
er  beurtheilen  kann,  die  Betonung  auf  der  ersten  Hälfte  der  Silbe  liegt. 
Das  involvirt  allerdings  eine  nähere  Verwandtschaft  seiner  Betonung  '  mit 
der  Vuk'schen  "  als  mit  der  Vuk'schen  \  Allein  was  sich  nahe  liegt,  braucht 
noch  nicht  geradezu  identisch  zu  sein.  Uebrigens  freut  es  mich,  dass  wir  end- 
lich und  letztlich  wenigstens  in  einem  Punkte  übereinstimmen.       V.  J. 

*)  Der  Kürze  wegen  bezeichne  ich  mit  diesem  Ausdrucke  nicht  nur  die 
Betonung,  sondern  auch  die  Quantität 


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132 


T.  Maretid, 


hräbar ,   duznosi-düzan  ,  prävedncet-prävedan ,  bezboznost-bezbozän, 
bezazlenost-bezazlen,  nemarljivost-nemärljiv  u.  g.  w.  (S.  122  f.). 

Nun  fragt  sich ,  ob  beide  von  den  genannten  Principien  schon  in 
der  slavischen  Ursprache  nebeneinander  bestanden ,  oder  ob  nur  eines 
und  zwar  welches  von  beiden?  Wie  wir  Oberhaupt  von  den  ursprach- 
lichen Dingen  nur  dann  etwas  zu  vermuthen  berechtigt  sind,  wenn  wir 
Anhaltspunkte  dazu  in  der  Vergleichung  der  verwandten  Sprachen  fin- 
den, so  ist  es  auch  bei  dieser  Frage  der  Fall,  und  ich  wage  diese  Frage 
dahin  zu  beantworten,  dass  es  mir  wahrscheinlich  ist,  dass  schon  die 
urslavischen  Dorivata  ihre  Accentuation  nach  beiden  Principien  geregelt 
haben ,  natürlich  einige  nach  dem  ersten ,  einige  hingegen  nach  dem 
zweiten  Principe.  Zu  dieser  Annahme  drängt  mich  die  Erscheinung,  ' 
dass  in  den  sla vischen  Sprachen  (es  werden  nur  diejenigen  slavischen  D 
Sprachen  gemeint,  welche  bewegliche  Accentuation  haben)  nicht  ganz 
selten  solche  Derivata  sind,  welche  trotz  desselben  Suffixes  in  der  Accen-  4 
tuation  doch  verschieden  sind.  In  Ermangelung  entsprechender  Samm-  * 
lungen  muss  ich  auf  das  wenige,  was  wir  bei  K.  Brandt  in  seinem  Ha- 
<iepTanie  cjiaßflHCKOH  aKiieHTOjorüi  finden,  hinweisen.  Von  Seite  273 
an  wird  der  Leser  genug  Bestätigungen  dazu  finden.  Nehmen  wir  einige 
Beispiele  auf  -ica.  Wir  finden,  dass  das  Russische  neben  BOAHü,a,  bao- 
BHiia,  opjmia,  m< uc-ah na,  pyicaBHiia  —  auch  rpiuranna,  CTapnua,  x.rku- 
iuma,  >iy wcmuut.  MeAßiAHija  u.  s.  w.  aufweist.  Was  bedeuten  nun 
diese  Unterschiede?  Offenbar  nichts  anderes,  als  dass  die  Betonung  des 
Grundwortes  auch  für  das  betreffende  Derivatum  massgebend  gewesen : 
BOfla,  uAOßä,  open  (opja),  mojioaoh  (MojOAaH),  pyKaBT>-pyKaB6,  — 
rpiiflHMH,  CTaptm,  xjiÖuuH,  iiyna  [itfim} ,  MeABXAi»  (MeAß^Aa)  u.  s.  w. 
Dieselbe  Erscheinung  bemerken  wir  auch  ün  Kroatisch-serbischen ,  wo 
wir  —  nm  bei  demselben  Suffixe  zu  bleiben  —  bemerken :  bäbica,  grü- 
dica  u.s.w.  (8.  oben).  Ebenso  im  Caka vischen:  bäbica-bäba,  kravica- 
kräva,  mürvica-murva,  jelvica-jelva,  dasfcica-daskä,  zvezdica-zvezdä, 
jägodica-jägoda ,  medvedica-medved  medveda,  otro&ca-otrok  otrokä  | 
u.  s.  w.  (aus  D.  Nemani<5,  passim). 

Diese  verschiedenen  Beispiele  aus  dem  Russischen  und  Kroatisch-  t 
serbischen  (stokavisch  und  cakavisch)  sind  für  mich  beweisend,  dass 
wir  ein  Recht  dazu  haben,  das  Princip  der  Accentuation  nach  dem 
Grundworte  auch  der  slavischen  Ursprache  zuzuschreiben.  Aber  auch 
das  andere  Princip  ist  ebenso  für  die  Ursprache  anzunehmen ,  nämlich 
dass  bestimmte  Suffixe  auch  eine  bestimmte  Betonung  befolgen,  unab- 
hängig von  der  des  Grundwortes.  Man  vergleiche:  stokavisch  kupäfe, 
örac\  poslöväfc,  pomägäc\  — völär,  zvönär,  gospödär,  volüjär  (gen.  sing, 
kopäca,  oraca,  posloväca,  pomagäca,  —  volära,  zvonära,  gpspodära, 
volujära);  —  cakavisch:  kopäc,  oräc,  rogäc,  zavijäc,  otpeväc,  —  ko- 
mär,  volar,  zvonär,  postolär,  gospodär  (gen.  sing,  kopäca,  oraca,  ro- 
gäcä,  zavijäca,  otpeväca,  — komärä,  volärä,  zvonära,  postolära,  gospo- 
därä]  ;  —  russisch :  Coranx,  CHjdqt,  <5opoAa*TB,  —  öyKBapb,  ;snonäpi>, 
rocuoAapb  (gen.  sing.  6ora^a,  cnAaud,  öopoAaua,  —  ÖyKBap^,  3Bouapa? 


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133 


rocnojiapH)  u.  8.  w.  Dementsprechend  auch  im  Slovenischen  und  Bul- 
garischen R.  Brandt,  HaqepTanie  8.  274.  284). 

3.  Aber  diese  zwei  Principien  finden  wir  ganz  selten  rein  waltend; 
sie  greifen  vielfach  ineinander  und  so  entstehen  viele  Störungen,  indem 
manche  Derivata  das  erste  und  andere  Derivata  mit  ganz  demselben 
Suffixe  das  zweite  Princip  befolgen.  So  werden  z.  B.  einige  Derivata 
auf  -ur  nach  dem  ersten  Principe  betont :  vinogrädar.  trpezar,  koljev- 
ear,  pepeljär,  grebenär  u.  s.  w.,  und  nach  dem  Russischen  und  Öaka- 
vischen  zu  urtheilen,  diese  Accentuation  ist  bei  diesem  Suffixe  die 
regelmässige,  aber  sehr  viele  hierher  gehörenden  Substantivs  habon 
sich  der  Wirkung  des  ersten  Principes  entzogen  und  ihre  Accentuation 
nach  den  betreffenden  Grundwörtern  angepasst :  köbilär,  granicar,  tam- 
nicar,  grösicar,  novinär,  öpstinär,  prepelicar,  näpolicar  wegen :  köbila, 
granica.  tamnica,  grosic',  novine,  opstina,  prepelica,  näpolica  u.  s.  w. 
(Bei  Leskien  S.  19  ff.)  Bei  diesen  Worten  haben  wir  also  ein  Beispiel, 
wie  das  zweite  Princip  über  das  erste  den  8ieg  davontragt.  Auch  das 
umgekehrte  Verhältniss  kommt  vor.  Es  ist  z.  B.  als  eine  Regel  zu  be- 
trachten, dass  die  Eigennamen  auf  -ovit,  -cvü  nach  dem  zweiten  Prin- 
cipe betont  werden,  also :  Milutinovic,  Stanimirovic*,  Vladisavljevi<5,  Ve- 
selinovic .  Jövanovic*,  Lazarevic .  Obradovu5,  Stefönovil,  Stojanovic*, 
Mäksimovic,  Vukasinovic,  Milovanovic*,  Milasinovil,  Rudakovic'  und  so 
werden  sie  in  der  That  betont  in  Serbien,  Bosnien  und  Herzegovina. 
aber  in  einigen  Gegenden,  besonders  in  Kroatien,  Slavonien.  Bat  ka  und 
Banat,  hat  sich  eine  andere  Regel  entwickelt,  nämlich  die,  dass  die  vior- 
und  fflnfsilbigen  *)  Eigennamen  auf  der  drittletzten  Silbe  den  Accent ' 
bekommen,  also:  Milutinovic.  Stanimirovic,  Vladisavljevic\  Veselinovic*. 
Jövanovic',  Lazarevic,  Obradovic*,  Stefänovic,  Stojanovic,  Vukasinöviö, 
Milovanovic,  Milasinovil,  Radakovic  u.  s.  w.  Diese  zweite  Betonungs- 
weise hat  Vuk  im  Vorworte  zu  seinen  Spruchwörtern  (CpncKe  uapo^ue 
nocjOBHije  1849,  S.  XLI1I  f.)  als  eine  fehlerhafte  bezeichnet,  indem  er 
der  Meinung  war,  dass  diese  Aussprache  ihre  Entstehung  entweder  der 
deutschen  oder  der  russischen  Sprache  zu  verdanken  hat,  da  dieselbe 
mehr  in  der  Intelligenz  als  im  Volke  gewöhnlich  ist.  Ich  glaube ,  dass 
hier  weder  von  der  deutschen  noch  von  der  russischen  Einwirkung  die 
Rede  sein  kann,  da  die  beiden  Sprachen  blutwenig  unsere  Accentuation 
beeinflußt  haben  und  betrachte  vielmehr  die  besprochene  Erscheinung 
als  eine  einfache  Tonverschiebung  und  üniformirung  nach  unserem 
ersten  Principe.  Dass  gerade  die  Accentuation  Milutinovic*,  8tojänovi^ 
u.  8.  w.  entstand,  das  ist  wahrscheinlich  solchen  Eigennamen  wie:  No- 
väkoviö,  Zlatarovic,  Marinkovid ,  Koväcevic  u.  s.  w.  zuzuschreiben, 
Namen,  welchen  von  Haus  aus  diese  Accentuation  zukommt;  vgl.  No- 
väkov.  zlatärov,  Marinkov,  koväeev  (nom.  sing.  Növäk,  zlätar,  Marinko, 
köväc,  gen.  sing.  Noväka,  zlatära,  Marinka,  koväca).  *) 


*)  Die  sechssilbigen  sind  sehr  selten,  z.  B.  Vodenicäreviö. 

S)  Die  Eigennamen  wie  Milosevic,  Radoaevid,  Uröseviö  werden  meines 


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134 


T.  MaretiC, 


4.  Damit  sind  keineswegs  alle  mögliehen  Störungen  abgethan ;  es 
giebt  noch  andere,  von  denen  wir  nur  die  besonders  bemerkbaren  an- 
führen wollen.  Wenn  man  sagt,  dass  ein  oder  das  andere  Derivatnm  in 
seiner  Aceentnation  sich  an  das  Grundwort  anlehnt ,  das  ist  allerdings 
eine  Art  Analogie.  Das  Grundwort  kann  nun,  und  das  geschieht  in 
allen  Sprachen  recht  häufig ,  fehlen ;  dann  hat  also  die  Betonung  des 
Derivatums  freieren  Lauf  bekommen ,  —  oder  das  Grundwort  kommt 
möglicherweise  in  der  Sprache  vor,  aber  nur  ein  Philologe  kann  zwischen 
einem  gewissen  Derivatnm  und  seinem  Grundworte  den  Zusammenhang 
entdecken,  nicht  so  leicht  das  Volk.  In  solchen  Fällen  ist  es  nicht  be- 
fremdend ,  wenn  sich  das  betreffende  Derivatum  an  ein  anderes  Wort 
anlehnt,  welches  von  derselben  Wurzel  ist,  aber  seinerseits  selbst  abge- 
leitet ist.  Prof.  Leskien  bemerkt  z.  B.  (S.  73),  dass  die  Betonung  der 
Wörter:  pögodba,  ügodba,  üredba,  näredba  von  den  verwandten 
Wörtern  abhängig  ist :  pdgodan,  ügodan,  üredan,  näredan.  Dergleichen 
finden  wir  noch,  selbst  dann,  wenn  das  Grundwort  vorhanden  und  ganz 
geläufig  ist.  So  sind  zu  deuten  einige  8ubstantiva  auf  -onja  wie  z.  B. 
bälonja,  bfkonja,  zderonja,  zCkonja,  mddonja.  Obgleich  diese  Substan- 
tiva  ihre  Grundwörter  haben :  bäle ,  brk ,  *fcder  (in  hljebözder) ,  zec, 
medvjed,  so  haben  sie  doch  ihre  Aceentnation  nicht  nach  diesen  Grund- 
wörtern, sondern  nach  den  Hypokoristicis :  bälo,  bfko,  zdero,  z6*ko, 
mCdo.  Ebenso  glaube  ich,  dass  man  auch:  rögo,  Uro  spricht,  ersteres 
von  einem  Ochsen  und  letzteres  von  einem  Hunde  oder  Pferde,  und  da- 
nach haben  wir:  rögonja,  säronja  (bei  Leskien  S.  48).  Manche  Sub- 
stantiva  für  die  Ortsbezeichnungen  haben  ihre  Aceentnation  nach  einer 
anderen  Ortsbezeichnung  und  nicht ,  wie  zu  erwarten  wäre ,  nach  dem 
betreffenden  Orte  selbst.  Wir  finden  zwar  :  Bösnjanin-Bösna,  R'isnjanin- 
Risan,  Pödgoricanin-Pödgorica,  Köstajnicanin-Köstajnica,  Trävnicanin- 
Travnik,  Vinkövfcanin-Vinkovei,  Biögradjanin-Biögrad,  Zägrepcanin- 
Zägreb  (Zägrebae)  n.  s.  w.,  aber  daneben  auch:  PodunäVljanin  nach 
Podunavac,  Pomorävljanin  nach  Pomorävac,  und  für  andere  sind  solche 
Ortsbezeichnungen  auf  -avac  (oder  -ac)  vorauszusetzen,  also  Kragujäv- 
canin,  Pozarevßanin ,  Karanövcanin,  Konävljanin,  Kikfndjanin  nach: 
♦Kraguje'vac ,  *Pozarevac,  *Karanövac,  "Konävae,  *Kikfodac  u.  s.  w. 
(S.  28  ff.). 

5.  Manche  Derivata,  welche  dasselbe  Suffix  haben,  kommen  hin- 
sichtlich der  Betonung  in  zweierlei  Gestalt  vor  und  zwar  je  nach  der 
zweifachen  Bedeutung  des  betreffenden  Suffixes.  Eine  solche  Erschei- 
nung gehört  in  das  Gebiet  des  Differeozirungstriebes.  welches  in  einem 
noch  höheren  Grade  verdient  als  ein  psychischer  Vorgang  in  der 
Sprache  bezeichnet  zu  werden,  als  andere  Vorgänge,  welche  wir  Ana- 
logie, Formttbertragung,  Systemzwang  u.  dgl.  nennen.    Ich  glaube  in 


Wissens  Uberall  mit  solcher  Betonung  ausgesprochen ,  weil  die  zu  Grunde 
liegenden  Wörter  Milos,  Rädoä,  Üros  in  den  Casus  obliqui  paroxytonirt  wer- 
den: Milösa,  Raddsu,  Uröeem  u.  s.  w. 


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135 


meiner  Studie :  0  njekim  pojavima  kvantitete  i  akcenta  n  jeziku  hrvat- 
Bkom  ili  srpskom  (gedruckt  in  Rad  jugoslavenske  akademye  LXV1I) 
nachgewiesen  zu  haben,  dass  die  Länge  des  8tammvocales  im  gen.  plur. 
deswegen  bei  den  Subst.-masc.  lang  ist,  weil  das  Bewusstsein  der 
Sprechenden  eine  Differenzirnng  zwischen  diesem  Casus  und  dem  Nora.- 
sing,  herbeiführen  wollte  nik-räkä,  ötac-otaca,  vjetar-vjetarä  u.  s.w.). 
Ebenso  aufzufassen  ist  der  Unterschied,  welcher  bei  vielen  Substantiven 
zwischen  Dativ  and  Local  sing,  stattfindet:  lcdu-ledu,  nosu-nösu,  vodi- 
vodi,  gradn-grädu,  glavi-glävi,  kamenu-kamenu,  bolesti-bolesti  u.s.  w. 
Vgl.  im  Russischen:  ß,6.\ry-&oxrf,  pÄAy-pnjy,  Kpaio-Kpai6  u.  s.  w. 
Beispiele  des  Differenzirungstriebes  finden  wir  auch  in  der  Accentuation 
der  Derivata,  wie  wir  jetzt  sehen  werden.  *) 

Durch  das  Suffix  -uia  bildet  die  Sprache  Substantivs  von  verschie- 
dener Bedeutung,  und  es  ist  charakteristisch,  dass  die  Abstracta  von 
Adjectiven  in  ihrer  Betonung  von  anderen  Substantiven  mit  demselben 
Suffixe  abweichen ,  indem  sie  auf  der  vorletzten  Silbe  den  Accent 1 
haben :  debljlna,  dubljlna,  ostrina,  tvrdina,  vislna,  matorina,  pretilina, 
velicina  u.  s.  w.  8ubstantiva  mit  concreter  Bedeutung  sind  hingegen 
meistens  von  der  Betonung  des  Grundwortes  abhängig :  brüsina,  brdin, i 
junäcina.  komädina,  pijäncma,  ödlömcina,  —  ebenso  djedovina,  eäre- 
vina  u.  s.  w.  (S.  31  ff.).  Diese  Unterscheidung  geht  so  weit,  dass  es 
einige  Wörter  giebt ,  die  lautlich  ganz  gleich  sind ,  aber  die  Betonung 
ist  je  nach  der  Bedeutung  verschieden :  modrina  (Bläue)  —  mödrina 
(blaues  Frauengewand),  kisellna  (Säure),  kiseiina  (saure  Milch);  ebenso 
weiss  ich,  dass  das  Volk  in  81avonien :  starina  und  starina  unterscheidet, 
das  erstere  bedeutet:  Alter,  Alterthum,  und  das  letztere:  Greis.  Das 
Öakavische,  insofern  ich  es  aus  den  Nemanifschen  Studien  entnehmen 
kann,  kennt  diese  Unterscheidung  nicht,  wir  finden  z.  B.  brzina,  du- 
bina,  mokrina,  supina,  vedrina  —  lauter  Wörter  mit  abstracter  Bedeu- 
tung so  betont  wie  :  strplj Tna  (terra,  ubi  arbusculae  putatae  sunt) ,  zivina 
(animal);  —  ebenso  daljina,  drazina,  rdrina,  skomina,  zarina  (ab- 
stracta) neben  druzina ,  glavina,  glusina ,  jancina,  bencina  (concreta) 
u.s.w.  (Nemanid,  cakavisch-kroatische  Studien  2.  46.  38).  Nach  dem 
Verschiebungsgesetz  der  stokavischen  Betonung  gegenüber  der  ßakavi- 
schen  entsprechen  die  angerührten  cakavischen  Beispiele  nicht  den  sto- 
kavischen, was  um  so  mehr  befremdend  ist,  weil  das  Russische  in  Ueber- 
einsümmung  mit  dem  Stokavischen  steht :  öo^bimma,  ÖMCTpiraa,  rjy- 
6raa,  npH.MHna.  BejHrana  (abstracta)  neben  BepinnHa,  äojhha,  apyraiia, 
ocbMHHa,  nojoBHna  u.  s.  w.  (Brandt,  HaqepTaiue  292). 

Die  Feminina  auf  -oia  werden  ebenfalls  auf  zweifache  Art  betont  : 
grjehöta,  krasöta,  milöta,  strahöta.  cistöta  (abstracta]  neben  Vükota, 
Zivota,  Radota  (Eigennamen) ,  vranota  (schwarzer  Ochs),  bäljota  (schwarz- 

1  Beim  Geait.  plur.  kann  die  Sache  auch  so  aufgefasst  werden,  dass  zu- 
erst die  Wurzelsilbe  wegen  des  gekürzten  Wertumfangs  (gegenüber  den  übri- 
gen Casus  plur.)  gedehnt  wurde,  also:  v6ae,  v6dam,  vddama,  vödami,  aber 
v6d,  daher  dann  auch  vöda.  F.  /. 


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T.  Maretiö, 


köpfiger  Ochs)  u.  s.  w.  (8.  52  f.).  Instructiv  sind  solche  Beispiele,  wo 
dasselbe  Wort  je  nach  der  abstracten  oder  concreten  Bedeutung  ver- 
schieden betont  wird :  dobröta  (Gate)  —  Dobrota  (Ortsname) ,  ljep^ta 

(Schönheit)  —  ljcpota  (schöner  Ochs) .  Das  Rossische  stimmt  zum  Stoka- 
vischen:  rjyxoTa,  KpacoTa,  .itnora,  npocTOTa,  TevHOTa  (abstracta) 
neben :  öaeBÖTa,  ntxoTa.  xapKÖTa  (concreto)  n.  b.  w.  (Brandt,  Haqep- 
Tame  288).  Im  Cakavischen:  dobrota,  lepota,  mokröta  neben  dobrota, 
lepota,  mokrota  (Nemanid,  Studien  2.  39.  48). 

Die  drei-  nnd  mehrsilbigen  Snbstantiva  anf  -ak  haben  auf  dem 
vorletzten  Vocale  den  Accent ',  wenn  das  Wort  ein  Deminutiv  um 
ist:  golübak,  djavölak,  jelCnak,  kragtijak,  haljlnak,  kaludjerak,  siro- 
mäsak,  zalogäjak  u.  s.  w.,  sonst  ist  die  Accentnation  verschieden,  z.B. 
öplecak,  näviljak,  östanak,  pälucak,  pärojak  u.  8.  w.  (8.  78  ff.). 

Die  mehr  als  zweisilbigen  Snbstantiva  verbalia  auf  -nje  sind  in  ihrer 
Accentuation  von  der  des  Infinitivs  abhangig,  nur  der  dem  -nje  voraus- 
gehende Vocal  wird  lang ,  also:  bajanje-bHjati,  banövanje-banövati, 
besposlicenje-besposüciti,  blebetanje-blebetati ,  brätimljenje-bnitimiti. 
bübänje-bübati ,  dogradjivänje-dogradjivati ,  mdljenje-mdliti  u.  s.  w. 
Aber  es  giebt  auch  Abweichungen ,  welche  ihrerseits  eine  Regel  aus- 
machen, wenn  nämlich  von  einem  Verbum  perfectivum  ein  Substantivum 
verbale  gemacht  wird  —  was  allerdings  nicht  häufig  geschieht  — ,  dann 
beruht  der  Accent  '  auf  der  vorletzten  Silbe  ohne  Rücksicht  auf  die 
Accentuation  des  Infinitivs.  Also :  dopustCnje-dopüstiti,  obedanje-obe- 
cati,  obrecc'nje-obrec'i,  oprost^nje-opröstiti,  pomisljCnje-pomisliti,  pou- 
6euje-poüciti ,  povrac*enje-povrätiti ,  poziactenje-poziätiti ,  prividje*nje- 
prividjeti.  Bei  dem  Worte  krstenje  ist  mit  der  zweifachen  Bedeutung 
auch  zweifache  Betonung  verbunden:  krstenje  =  das  Taufen,  und 
krstänje  =  die  Taufe. 

6.  Unter  4  haben  wir  über  die  Anlehnung  mancher  Dotivata  an 
andere  Derivata  gesprochen;  jetzt  werden  wir  einige  Fälle  vorführen, 
wo  eine  ganze  Classe  von  Derivaten  in  ihrer  Betonung  von  einer  ganz 
anderen  Classe  abhängig  ist.  Das  geschieht  entweder  wegen  der  ähn- 
lichen oder  gleichen  Bedeutung  oder  wenn  die  lautliche  Form  der  be- 
treffenden Suffixe  derart  ist,  dass  die  Sprechenden  sie  leicht  identificiren 
können. 

Die  Deminutiva  auf  -ac  werden  nach  dem  Grundworte  betont: 
jezicac-jezik,  könopac-könop,  übrusac-übrus ,  aber  bei  weitem  nicht 
alle,  denn  es  giebt  viele,  welche  folgendermassen  betont  werden :  halji- 
nac,  kosüljac,  Maksimac,  saränac,  Vilipac,  vinogrädac  u.  s.  w.  (8.128). 
Ich  bin  der  Meinung ,  dass  die  letzteren  ihre  Betonung  im  Anschluss  an 
die  Deminutiva  auf  -ak  (golübak.  djavölak  u.  s.  w.)  bekommen  haben. 

Die  wenigen  Subst.-fom.  auf  -oba  werden,  wenn  sie  abstracto  Be- 
deutung haben,  gleich  mit  den  Abstractis  auf  -ota  betont,  also  :  gnu- 
söba,  grdöba,  rugoba,  tegöba,  tjesköba,  hudöba  (8.  72).  Vgl.  grjehöta, 
krasöta  u.  8.  w.  Dio  Wörter  Radoba  (Eigenname),  utroba  (Eingeweide) 
sind  concrei,  und  deshalb  abweichend  betont. 


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137 


Diese  Parallelen  halt  zusammen  ihre  Bedeutung ,  bei  anderen  thut 
es  die  Aehn liebkeit  der  betreffenden  Suffixe.  Die  wenig  zahlreichen 
Subst.-maac.  auf  -ac  haben  den  Accent'  auf  der  vorletzten  Silbe  und 
das  a  des  Suffixes  ist  lang :  Büral,  glühäc,  göla<?,  pühäc\  rkäc*,  srndär. 
Stälä<5,  stühäc*,  zelenbäc.  ervendae*  (gen.  sing.  Buraca,  gluhäca  u.  8.  w. 
S.  55) .  Auf  die  Betonung  dieser  8ubstantiva  haben  gewiss  die  sehr 
zahlreichen  Wörter  auf  -ac  eingewirkt:  köpäc,  öräc,  posldväc  (gen.  sing, 
kopäca,  oräca,  posloväea)  u.  8.  w.  Nach  Prof.  Miklo&ich's  Vergl.  Gram- 
matik 2.  187  ist  das  Suffix  -a6  nur  auf  das  Kroatisch-serbische  be- 
schrankt. 

Die  Eigennamen:  Veselin,  Vefcerin,  Zivujin,  Kostadin,  Vukädin, 
iivädin,  Milädin,  Dukädin,  Vukäsin,  Dobräsin,  Gjurasin,  Milasin,  Ni- 
käsin.  Cvjetasin,  Peträsin,  Jelasin,  Dragutin,  MiHitin  werden  alle  gleich 
betont ,  obwohl  sie  nur  das  -in  gemeinsam  haben.  Dieses  -in  und  ihr 
Gebrauch  als  Eigennamen  haben  ihre  Betonung  uniformirt. 

7 .  Ein  gewisses  Streben  nach  Proportion  oder  Symmetrie  in  den 
accentologischen  Verhältnissen  ist  der  kroatisch-serbischen  Sprache  nicht 
abzusprechen ;  dasselbe  liegt  dann  und  wann  so  klar  vor,  dass  man  es 
nicht  leicht  verkennen  kann.  Die  kroat.-serb.  8prache  scheut  sich  zwar 
nicht  vor  langen  Vocalen,  und  die  Anhäufungen  gedehnter  Silben,  wie 
z.  B.  in  :  kömäraca  oder  sogar  :  nästojnikä  gehören  keineswegs  zu  den 
grossen  Seltenheiten.  Aber  es  hat  doch  den  Anschein,  dass  der  Sprache 
die  Längen  mitunter  etwas  unbequem  sind,  und  dann  tritt  die  Kürzung 
ein.  Von  den  Wörtern  drug,  grad,  sin  haben  wir  die  Länge  im  ganzen 
Singular :  druga,  drugu,  drüze,  drügu,  drugom,  sina,  sinu,  sinom, 
grädu,  grädom  u.  s.  w.,  aber  im  Plural  nicht  mehr:  *grädovi,  *ainovi, 
•drugovima,  *drügove,  sondern :  griidovi,  sinovi,  drügovima,  dri\gove. 
Und  der  Grund  davon?  Ich  glaube,  dass  die  Kürzung  deshalb  einge- 
treten ist,  weil  die  Casus  des  Plurals  bei  diesen  und  ähnlichen  Wörtern 
um  eine  oder  zwei  Silben  länger  sind ,  als  die  Casus  des  Singulars  l) . 
Ebenso  haben  einige  Subst.-fem.  wie  bräda.  düsa,  gläva  u.  s.  w.  in  dem 
einzigen  Casus,  welcher  um  eine  Silbe  länger  ist,  als  die  übrigen  des 
Singulars  und  Plurals,  die  Kürze  statt  der  Länge:  brädama,  düsama, 
glavama  u.  s.  w.  (s.  bei  Prof.  Pavic*,  Rad  jugoslavenske  akademije, 
Bd.  LIX,  S.  18).  Das  Gegenstück  zu  dieser  Erscheinung  finden  wir  bei 
vielen  Substantiven  auf  -in  oder  -janin,  welche  bekanntlich  im  Plural 
um  eine  Silbe  kürzer  sind  als  im  Singular:  grädjanin,  gradjanina,  gra- 
djaninu,  grädjanine,  grkdjaninom,  aber  im  Plural :  gradjani,  grudjana, 
gradjänima,  gTadjäne  statt  *grädjanini,  *gradjaninima.  Ebenso:  Skä- 
drani,  pöhodjani,  Kärlovcäni,  varosani  u.s.  w.  (s.  bei  Prof.  Pavid,  ibid. 
66).   In  meiner  obengenannten  Studie  (Rad  LXVII,  10)  habe  ich  die 

• 

l)  Wenn  die  Substantiva  wie  kralj,  stric,  kljüc  (gen.  siqg.  krälja,  strica, 
kljuca)  im  Plural:  kralj*1  vi .  stricevima,  kljuceve  lauten,  so  hat  das  seinen 
Grund  darin,  weil  auch  die  kürzeren  Plurale:  kralji,  strieima,  kljuce  u.  s.  w. 
ganz  gewöhnlich  sind,  was  von  den  oben  angeführten  nur  ganz  selten  gesagt 
werden  kann. 


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138 


T.  Maretid, 


letztere  Erscheinung  (gradjäni  statt  *griidjanini)  alseine  Ersatzdeh- 
n  u Dg  aufgefasst  and  beharre  noch  jetzt  bei  dieser  Deutung,  ja  ich  gehe 
noch  weiter  und  fasse  die  Erscheinung:  griidovi  statt  'griidovi,  bradama 
statt  bradama  als  eine  E  rs atz  kurz  ung.  Ich  weiss  wirklich  nicht,  wie 
man  anders  die  besprochenen  Erscheinungen  bezeichnen  sollte,  obgleich 
mir  eine  gewisse  Abneigung  der  neueren  grammatischen  Schule  gegen 
den  Ausdruck  »Ersatzdehnung«  und  der  Grund  dieser  Abneigung  wohl 
bekannt  ist l). 


•)  Ich  hatte  früher  den  Grund  dieser  Dehnung  (d.  h.  der  Paenultima  in 
gr&djänii  anders  aufgefasst  (vgl.  Archiv  VIII,  605—6),  gestehe  jedoch  selbst, 
dass  es  näher  liegt ,  auch  diesen  Fall  unter  die  allgemeine  Erscheinung  der 
Dehnung  bei  der  Einbusse  des  Wertumfangs  zu  stellen.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit sei  auch  erwähnt ,  dass  Dr.  Maretid  (nach  brieflicher  Mittheilung}  den 
Uebergang  von'"  in*"*  anders  auffasst.  Sie  sagen,  schreibt  er  mir,  dass  in 
unserer  (<T  h.  in  der  serbisch-kroatischen)  Sprache  das  Bestreben  nach  dem 
Uebergang  aus  der  Betonung  tara  in  tara  (z.  B.  bei  Vuk  pisar  und  pisar)  nach- 
weisbar sei.  Die  Erscheinung  selbst  lässt  sich  allerdings  nicht  in  Abrede 
stellen,  doch  würde  ich  den  Grund  dafür  nicht  dort  suchen,  wo  Sie ;  ich  würde 
sagen,  dass  der  Grund  in  der  Länge  des  zweiten  Vocals  liegt.  Auf  diesen 
Gedanken  bringt  mich  die  in  einigen  Verbalformen  beobachtete  Erscheinung. 
Vergleicht  man  das  russ.  Mory-Möacemi,  xoiy-xöiemi.  mit  unserem  mögu-ruo- 
ie»,  hodu-h&e»,  so  stimmt  alles  aufs  genaueste  (die  Dehnung  6s  ist  secundär]; 
allein  dem  russ.  bo acy- boah m l ,  xi>ajuö-xuiinmi.  entspricht  im  Kroat.-serb.  \  6- 
dim-vcVlTs,  hvalim-hvalis.  So  lange  es  in  der  1 .  pers.  sing.  Formen  wie  vodju, 
hvalju  gab,  wird  ohne  Zweifel  auch  die  Betonung  derselben  mit  der  russischen 
BOJicy-xBajib  gleich  gewesen  sein ;  als  die  Personalenduug  auf  -u  verloren  ging, 
da  war  die  Betonung  einige  Zeit  noch  wahrscheinlich  vodim,  hvälTm  (vielleicht 
selbst  vodim,  hväliin),  später  aber,  als  das  neue  stokavische  Tonverschie- 
bungsgesetz sich  geltend  machte,  wird  zuerst  vödim-hvalim  gesprochen  wor- 
den sciu,  dann  erst  unter  dem  Einflusso  der  Ultimalänge :  vodim,  hvälim. 
Man  könnte  zvar  sagen,  dass  hier  die  Betonung  der  übrigen  Personalformen, 
wo  schon  ursprünglich  der  Hochton  auf  der  Paenultima  Tag ,  auch  die  erste 
Person  mit  sich  gerissen  hat ;  allein  wenn  der  Sprache  nichts  im  Wege  stand, 
mögu  von  mozes,  rudze,  höcu  von  hoces,  hoce  auseinanderzuhalten,  so  glaube 
ich  nicht,  dass  die  Betonung  vodim.  hvähm  aus  der  Ausgleichung  mit  den 
übrigen  Personal  formen  hervorgegangen  ist.  [Ich  möchte  dennoch  glauben, 
dass  im  letzteren  Falle  wirklich  nur  die  Betonungsübertragung  aus  den  übri- 
gen Personalformen  in  die  1.  pers.  sing,  stattgefunden  hat,  man  vergl.  nur 
velim  neben  velju,  hier  brachte  es  die  1.  pers.  sing,  nicht  bis  zur  Betonung 
velim,  offenbar  nur  darum  nicht,  weil  es  auch  in  der  2.  und  3.  heisat:  velu, 
vel!.  V.J.)  Dass  wirklich  die  Länge  den  Uebergang  von'  in"  hervorge- 
rufen, das  sieht  man  noch  an  der  2.  und  3. pers.  sing,  des  Aorists:  wenn  diese 
Formen  in  der  Ultima  keine  Länge  haben,  dann  ist  auch  die  Betonung  dieser 
Formen  gleich  allen  übrigen;  wenn  jedoch  die  Ultima  gedehnt  wird,  dann 
kann  auch  iu  der  vorhergehenden  Silbe  nur  "  oder "  stehen.  Vergl.  z.  B. 
trnuh-irnu-trnusino,  z&ljeh-f<?0>-zelje8mo,  pitah-/>tfa-pitasino  u.  s.  w. ,  aber: 
nösihr-now-nösismo.  drzah-<frla-drzasrao,  hvalih-AcS/t-hvalismo  u  s.  w.  Dass 
man  auch  pekoh-/>ecfe-pekosmo,  pletoh-/>&«-pletosmo  spricht,  das  dürfte  sich 
aus  der  Analogie  oder  einem  anderen  Grunde  erklären.  Den  Einfluss  der 
Länge  in  besagter  Richtung  zeigen  noch  solche  Beispiele:  Dit&m,  pitas,  pita, 

STtamo,  pitate,  oiUyü  oder  lgram,  igras ,  igra,  igramo,  lgrate,  tgrqjü.  — 
Ibenso  würde  ich  samdtok  gegenüber  tamntdk  erklären,  weil  mir  Ihre  Erklä- 
rung, nach  welcher  derVocal  in  Folge  des  Zweisilbenaccents  etwas  lang  blieb, 


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139 


Wir  haben  unter  2  gesehen,  dass  die  Derivata  auf  -ica  häufig  nach 
dem  Grundworte  betont  werden  (bäbica-bäba,  zemljica-zemlja  n.  b.w.). 
Wenn  wir  nun  von  den  Wörtern  wie :  bräda,  gräda,  kiima,  övca,  zvi- 
jezda,  rijeka  die  Deminutiva  in  der  Form :  brädica,  gredica,  kümica, 
övcica,  ivjezdica,  rjeciea  u.  8.  w.  (8.  101  ff.)  finden  und  nicht  *br*dica, 
Vmlica,  so  ist  das  nichts  anderes  als  Ersatzkürzung  (man  gestatte  das 
Wort) .  Ebenso  erkläre  ich  mir  die  8ubst.-fem.  auf  -ica ,  welche  nicht 
wie  die  eben  besprochenen  Deminutiva  sind,  sondern  Femininalbildungen 
in  den  entsprechenden  Mascnlinen,  also:  bazdärica-bäzdär-bazdära, 
vidarica-vidär  vidara,  vracarica-vracar  vraiära,  drugärica-drugär  dru- 
gara,  loncärica-ldncar  lonfcira,  gospodärica-gospödär  gospodära,  poga- 
djäcica-pogadjär  pogadjäca  u.  s.  w.  (8.  1 1 1  ff.) .  Man  vergleiche  damit 
auch  ribarica-ribar  fibära,  kuhärica-kühär  kuhära ,  puskarica-plUkär 
püskära.  Auf  demselben  Principe  beruhen  auch  die  8ubst.-fem.  auf 
-akinj'a ,  denen  Masculina  auf  -ah  entsprechen :  Bosnjäkinja-Bosnjäk 
Bosnjaka.  zemljakin  ja-zemljäk  zemljäka,  prostakinja-pröstak  prostdka, 
sedmakinja-sedmäk  sedmäka .  desetikinja-desetak  desetrfka  u.  s.  w. 
(8.  49). 

8.  Der  Ausdruck  »die  kroatisch-serbische  Dialektologie t  ist  zur 
Zeit  nichts  anderes  als  die  Bezeichnung  eines  Desiderat  ums ,  denn  da- 
rüber haben  wir  so  gut  wie  nichts ,  was  die  Wissenschaft  verwerthen 
könnte.  Prof.  Jagiö  hat  schon  mehrere  Male  auf  diesen  wunden  Punkt 
in  unserer  Philologie  hingewiesen,  um  die  jüngeren  philologischen  Kräfte 
in  seiner  Heimath  oder  in  8erbien  dazu  anzueifern,  aber  bis  jetzt  ohne 
Erfolg.  Einmal  (Archiv  VII.  490)  hat  derselbe  seinen  Wunsch  geäussert, 
von  mir  dialektologische  Forschungen  zu  sehen.  Indem  ich  dem  hoch- 
verehrten Professor  meinen  Dank  für  diese  Aufmerksamkeit  ausspreche, 
will  ich  meiner  Hoffnung  Ausdruck  verleihen,  dass  es  mir  doch  einmal 
möglich  sein  wird,  dialektologische  Forschungen  etwa  in  Slavonien  oder 
8yrmien  anzustellen.  Soweit  mir  die  8prache  in  81avonien  bekannt  ist, 
kann  ich  schon  jetzt  behaupten ,  dass  vieles ,  was  bei  Vuk  dittologisch 
verzeichnet  ist ,  auf  Dialektmischungen  —  innerhalb  des  ätokavischen 
selbst  —  beruht.  Vuk  schreibt  s.  B.  im  Wörterbnche  dösjetljiv-dosjet- 
\jiv,  prevrtljiv-prevhljiv,  und  ich  habe  nur  dosjetljiv,  prevrtljiv  gehört, 
ebenso  glaube  ich  nie  im  Volke  ban  bäna  bänu,  sondern  nur  bän  bäna 
bänu  gehört  zu  haben,  auch  nie  städo,  sondern  nur  stado,  nicht  cövjek 
covjeka  oder  cövjeka,  sondern  nur :  cövjek  cuvjeka  u.  s.  w.  Auch  die 
Derivata  sind  zum  Theil  dittologisch,  und  wenn  uns  alle  betreffenden 
Dittologien  bekannt  wären,  dann  wären  uns  auch  die  Gesetze  der  Accen- 
tologie  der  Derivata  um  vieles  verstandlicher;  wir  wüssten  dann,  dass 


die  Erklärung  Dr.  Maretid's  ausreicht,  nicht  samo'tok  gesprochen  wird?  V.J.) 
Vielleicht  könnte  man  auch  den  Grund  des  besagten  Einflusses  der  Länge  auf 
die  Betonung  der  vorhergehenden  Silbe  ausfindig  machon :  da  nämlich '  etwas 
länger  (wenn  auch  nicht  viel)  tönt  als  " ,  so  ändert  mitunter  die  Sprache  in  der 
vorausgehenden  Silbe*  in",  um  ein  gewisses  Vcrhältniss  herzustellen.  [Ganz 
richtig  so,  dieser  Ansicht  bin  auch  ich.  V.  J.) 


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1 40  A.  Brückner, 


manches,  was  wir  jetzt  als  eine  Ansnahme  bezeichnen,  nichts  anderes 
Ist  als  sozusagen  eine  Variante,  und  das*  sich  das  »Regelmässige«  beim 

Volke  auch  findet.  ,  ^  . 

9  Dass  vieles,  sehr  vieles  auch  in  der  Accentnation  wegen  der 
Analogie  entstanden  ist,  wer  will  und  kann  es  leugnen?  Dieselbe  zum 
Theil  zerstörende,  zum  Theil  schaffende  Kraft,  welche  in  der  Laut-  und 
Flexionslehre  so  vieles  umgeändert  hat,  hat  sich  in  den  Betonungsvor- 
hältnissen  der  kroatisch-serbischen  Sprache  vielfach  geltend  gemacht. 
Belege  dazu  kanu  man  fast  auf  jeder  Seite  der  Leskien  sehen  Arbeit 
finden.  Ich  werde  nur  einige  Beispiele  nehmen ,  nm  das  Walten  auch 
dieser  Kraft  zu  zeigen.  S.  55 :  lüdost,  mindest,  svjetlost  (statt  »ludest, 
•mläd6st,  •svjetlostl  gewiss  im  Anschlüssen  die  ^z/^elmÄ8S1^ 
vitkGst,  milost,  räd5stu.  s.  w  -  8.  59:  7**6>J^>»™*f 
'statt  *brusi<5,  *vräti<<)  wegen  der  regelmässigen  grmiö,  krlzic\  pjctltf, 
ammic"  (die  ersteren  drei  verdanken  ihre  Accentnation  der  Ersatzkürzung) . 
i  S  60  golübic,  labüdic,  obläcic  (statt  'golubiö,  »lübudic)  wegen  ba- 
krätic  junäetf,  sesiric\  -  8.  113:  golübica,  labüdica,  kurjäcma  (statt 
♦golubica,  «läbudica)  wegen  bazdarica,  vidarica  vracÄnca.  — 

Schliesslich  will  ich  einige  Correcturen  der  Druckfehler  mittheüen  : 
8.  20,  Z.  12  v.  o.  dild-düda.  -  8.  37,  Z  U.  ojkwtfc».  £  8.  39, 
Z.  5  v.  u.  hrvatski.  -  8.  45,  Z.  9  v.  o.  ^an-ifehk  (nicht  celica).  - 
S.  57,  Z.  16  v.  o.  gräbic.  -  8.  128,  Z.  13  v  o  kolut  -  8.  64  Z. 1 1 
v  o.  lonciö.  -  8.  69,  Z.  7  v.  o.  väros.  -  8.  77,  Z.  14  v  o.  zupmk. 
-1  8  66,  Z.  6  v.  o.  pösao.  -  8.  87,  Z.  13  v.  n.  znojak,  znoj .  — 
8.  88,  Z/8  v.  u.  jarmaka.  -  8.  91  Z.  9  v.  o  taljige.  -  8.  102,  Z.  3 
v  „  jiH  _  8  110.  Z.  13  v.  o.  podvenca-podvei».  —  8.  Mi,  L.  b 
v.  o.  dosköfcti.  -  8.  124,  Z.  2  v.  o.  möiio.  -  8  130  Z.  9  t  o.  Pft- 

trin:a         g#  131,  z.  16  v.  o.  muhämedovac-muhamedov.  —  ö.  14Z, 

Z  4  v.  o.  bjelösljivaca-bjelösljiva.  j 

Hiermit  scheide  ich  von  dieser  Abhandlung  Prof.  Leskien  s  in  der 
festen  Hoffnung,  dass  er  bald  auch  mit  anderen  aecontologischen  Studien 
aus  dem  Slavischen  unsere  Kenntnisse  bereichern  wird ,  denn  die  vor- 
liegende Arbeit  ist  ja  nach  der  Bezeichnung  des  Verfassers  selbst  nnr 
ein  Anfang  zu  den  weiteren  Forschungen. 

Agram,  Ende  November  1885.  Dr.  T.  Mareti6. 


Ortsnamenforschungen. 

Die  slavischen  Ortsnamen  sind  erst  in  den  letzten  Decennien  ihrer 
vollen  Bedeutung  nach  gewürdigt  worden;  ich  erinnere  hier  nur  an  die 
grundlegende  Arbeit  von  Wojciechowski,  welcher  an  diesen  Namen  die 
verschiedenen  Siedelungsverhältnisse  Altpolens  darstellte.  Noch  grössere 
Bedeutung  kommt  denselben  in  Ostdeutschland  zu,  hier  müssen  sie  uns 
neben  den  verschwindend  wenigen  Personennamen  Sprachquellen  ver- 
schollener slaviscber  Dialekte  ganz  ersetzen ;  ausserdem  zeichnet  sie 


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141 


vorth eilhaft  ihr  ehrwürdiges  Alter  ans,  schon  ans  dem  X.  Jahrh.  ist  uns 
eine  stattliche  Zahl  derselben  überliefert,  daher  ihre  Wichtigkeit  für  die 
Geschichte  altslaviscber  8iedelungen  überhaupt.  Freilich  frühere  dilet- 
tantische, willkürliche  Spielerei  mit  diesen  Namen  konnte  weder  für 
Geschichte  noch  Sprache  Resultate  liefern ;  es  blieb  Miklosich  vorbehal- 
ten, auch  auf  diesem  Gebiete  ein  für  alle  mal  der  Forschung  die  sichere 
Grundlage  zu  schaffen ;  seine  Abhandinngen  über  die  Bildung  der  sla- 
vischen  Ortsnamen  von  1865,  1872  und  1874  haben  erst,  zumal  in 
Deutschland,  alle  späteren  ermöglicht,  was  ich  so  betone,  weil  einzelne 
Erforscher  dieses  Gebietes  ihre  völlige  Abhängigkeit  von  Miklosich  zu 
vergessen  scheinen.  Beiträge  zu  dieser  Forschung  sind  nun  in  den  letz- 
ten Jahren  in  Programmen  und  Zeitschriften  mehrfach  erschienen ,  von 
denen  ich  wegen  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  einige  hier  zusam- 
menfasse. 

Zuerst  sei  ein  Arohiv  VI,  300  gegebenes  Versprechen  eingelöst. 
P.  Kühnel,  über  dessen  Deutung  slavischer  Ortsnamen  von  Meklen- 
burg-Strelitz  V,  659  f.  handelt,  hat  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  für 
Meklenb.  Gesch.  etc.  XL  VI  »Die  sla  vischen  Ortsnamen  in  Meklenburg« 
behandelt  und  seine  Arbeit  mit  Nachträgen  unter  demselben  Titel  be- 
sonders erscheinen  lassen,  Neubrandenburg  1882,  18688.8°,  vgl.  Arch. 
VI,  299.  Nach  Bemerkungen  über  die  sla  vi  sehen  Stämme  Meklenbnrgs 
und  über  die  Bildung  slavischer  Ortsnamen,  die  nur  aites  kurz  wieder- 
holen, beginnt  die  eigene  Arbeit  mit  dem  Register  der  Ortsnamen 
8.  2 1  ff.  Ich  habe  das  Register  stellenweise  auf  Grund  eigener  Samm- 
lungen nachgeprüft  und  sehe,  dass  es  vollständig  ist ;  der  Verf.  hat  sich 
nicht  entschlossen,  seine  Aufgabe,  was  ja  so  nahe  lag,  etwas  zu  erwei- 
tern und  zugleich  alle  urkundlichen  Angaben  über  das  Vorkommen  von 
Slaven  überhaupt  zu  sammeln,  wodurch  erst  die  Arbeit  vollständig  wird ; 
auch  hätte  er  die  Belege  der  Urkunden  zuweilen  ausführlicher  geben 
können,  es  steckt  ja  darnnter  nicht  uninteressantes  Detail,  z.  B.  unter 
Golchen  (8.  53)  lautet  es  nur  »1219  Golche,  Cholche«.  aber  in  der  Ur- 
kunde selbst :  Cholche  cum  omnibns  pertinentiis  suis  eodem  iure  .... 
sicut  etiam  habebant  Uli  qui  dicebantur  Retiburize  Ratiborici) ;  oder 
unter  Wendisch  Wiek,  welcher  Name  ja  als  deutscher  in  dieser  Arbeit 
fehlen  könnte ,  ist  nicht  aufgenommen  der  Beleg  von  1316:  ciuitas 
(Rostock)  comisit  Tidemanno  Bremer  spacium  unum  supra  Wich  ubi 
Slaui  ponebant  foenum  etc.  Was  die  Erklärung  der  Namen  anbelangt, 
so  wäre  dieselbe  ohne  den  Nachtrag  8.  169  ff.  wenig  brauchbar:  in 
diesem  habe  ich  nämlich  S.  170 — 173  mehrere  Hundert  deutscher  Na- 
men ,  die  K:  als  slavische  erklärte,  ausgeschieden ,  dann  hat  K.  selbst 
eine  Reihe  fehlerhafter  Erklärungen  berichtigt,  so  ist  z.  B.  Bröbberow, 
das  er  S.  29  unerklärt  liess,  S.  175  als  bobrovo  richtig  bestimmt.  Der 
Grundfehler  aller  Ansehungen  K.'s  ist,  dass  er  sich  begnügt,  den  über- 
kommenen Wortlaut  slavisch  meist  buchstäblich  umzuschreiben  und  ohne 
jede  Rücksicht  auf  Wahrscheinlichkeit  zu  erklären  —  ein  unkritisches, 
rohes  Verfahren,  z.  B.  der  Buchstabe  C  beginnt  folgendennassen  [8.  32) : 


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142 


A.  Brückner, 


Ceglos  1178  (altsl.  cegl*  einzig),  adjectiv.  possessiv. :  »Ort  des 
Oeglos«. 

Cemecow,  zwei  kleine  Seen  1264  (altsl.  cem-  Personennam.),  ad- 
ject.  po8sess. :  »Ort  des  Cemek«. 

Cepitzco  1210  (altsl.  cep-,  vgl.  neuslov.  cep,  cepika,  Spross.fPfahl; 
adject.  -isk**) :  »Pfahlorta.  Ü.  8.  w.,  u.  s.  w. 

Die  Zwecklosigkeit  von  derlei  »Erklärungen«  ist  deutlich ;  der  Verf. , 
der  sich  die  Arbeit  so  bequem  macht,  hat  sich  z.B.  nicht  einmal  gefragt, 
ob  denn  die  c  jener  Belege  nicht  eher  als  k  zn  lesen  wären?  Von  einer 
methodischen  Durchforschung  der  Formen,  welche  diese  Namen  im 
Munde  der  Deutschen  angenommen  haben ,  ist  ebensowenig  die  Rede, 
nnd  was  diese  zu  bedeuten  hat,  will  ich  an  einem  Beispiele  darlegen. 

Bei  meklenburgischen  Ortsnamen  fiel  mir  die  grosse  Anzahl  von 
Bildungen  auf  -entin  auf,  wie  ich  sie  in  dieser  Menge  in  anderen  Slaven- 
gegenden  nicht  gefunden  hatte ;  es  kommen  nämlich  vor  die  Namen 
Beckentin  Borrentin  Bredentin  Brückentiii  Dersentin  Gallentin  Grapentin 
Karpentin  Kuppentin  Mallentin  Medentin  Mentin  Mödentin  Nossentin 
Parkentin  Passentin  Poppentin  Reddentin  Reppentin  Roggentin  Schalen- 
tin Schmakentin  Schorrentin  Techentin  Tressentin  Varchentin  Wessen tin 
Zarrentin .  Wenn  man  nun  erwägt,  dass  daneben  Namen  auf  -utin,  -otin 
etc.  fast  gar  nicht  vorkommen,  ausser  etwa  Gneutin  (Gnewotin)  und  Ma- 
rntin,  so  kann  man  ohne  weiteres  bezweifeln,  dass  jenen  -entin  immer 
nur  ein  slavisches  tin  oder  -atin  wirklich  zu  Grunde  liege ;  Ktthnel 
freilich  deutet  alles  frischweg  als  »Ort  des  BekeU  Boreta  Bredcta  Bre- 
geta  Derz^ta  GaleU  Grapeta  Karpeta  elc.a  Ich  glaube,  dass  nur  der 
grössere  Theil  dieser  Namen  wirklich  auf  -etin,  -atfn  zurückgeht,  vgl. 
polnische  Ortsnamen  Mielccin,  Raci^cin  u.  a.,  ein  anderer  Theil  ist  erat 
in  deutschem  Mnnde  ans  -utin,  -otin  etc.  entstellt,  z.  B.  Brückentin  ist 
mir  =  Brochocin  (mehrfach  in  Polen),  im  XIII.  und  XIV.  Jahrh.  heisst 
es  sogar  Brenghentin,  wo  auch  die  erste  Silbe  nasalirt  worden  ist  nach 
der  zweiten  und  dritten;  Beckentin  ist  vielleicht  =  poln.  Bogucin, 
Varchentin  ist  =  Wierzchucin ,  wie  die  Schreibung  der  Urkunden : 
Wargutin  neben  Warghentin  sichert;  Zarrentin  heisst  1194  Zarnethin 
(vgl.  Czarnocin) ;  Techentin,  1219  Techutin  (vgl.  kaszub.  Cechoceno) 
etc.  Dasselbe  gilt  für  die  Namen  auf  -enzin,  welche  auch  nicht  immer 
auf  ein  -ezin,  -azin  zurückgehen  müssen,  Wulkenzin  z.  B.  heisst  1 170 
nnd  1182  Wolcazcin,  Wolkazino,  Wolcaz  und  kann  auf  keinen  Fall 
»Ort  »des  Volke^ta«  heissen,  was  ja  Wulkentin  ergeben  hätte;  sogar  War- 
ren zin,  so  verlockend  es  auch  sein  mag,  es  mit  dem  poln.  Ortsnamen 
Waryzyn  zu  identificiren ,  möchte  ich  wegen  der  ältesten  Schreibung 
Warnizhine  1178,  Warntzin  und  Warensin  1248,  vielleicht  unter  warn- 
stellen; Gramm  er  tin  ist  auch  nicht  »Ort  des  Gramorta«  (S.  56):  eines 
der  beiden  r  ist  sicher  unursprunglich  (vgl.  oben  Bröbberow  =  bobrovo), 
ich  möchte  an  krom-  denken,  welches  mir  in  Gramelow  =  poln.  Kro- 
moiuw  (ausserdem  in  Schlesien  Krom  lau  und  Kramelau,  vgl.  auch  Kro- 


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143 


molice  und  Kromolin),  falls  dieses  nicht  auf  korm-  beruht,  nnd  in  Gram- 
zow,  vgl.  poln.  Kromszewice,  wiederzukehren  scheint. 

Wie  in  den  eben  besprochenen  Fällen  ein  r,  n  im  deutschen  Mnnde 
vor-  oder  nachklingt,  so  giebt  es  noch  andere  lautliche  Erscheinungen, 
durch  welche  der  slavische  Name  seiner  Urform  entfremdet  wird,  so  wird 
r  +  Zischlaut  oft  zu  blossem  Zischlaut,  Daschow  nnd  Dassow  lauten  im 
XIII.  und  XIV.  Jahrh.  Darsekow,  Darsowe  etc.,  ebenso  ist  es  mit  Be- 
selin, Besitz,  Bössow,  Gewetzin  und  Giewiz,  welche  ich  daher  zu  Jawor 
stellen  möchte  (Jaworzec ,  Jaworce) ,  Ort  Massow  neben  Ort  Marsow, 
Passow  (1230  Parsowe),  Schossin  (seit  dem  XVI.  Jahrh.,  aber  1230 
Scarsin),  Ort  Stassow  neben  Ort  Starsow,  Waschow,  Wessin  (1391 
Wertzin,  1572  Wessin)  u.  s.  w.  ;  Beselin,  1321  Berzelin,  enthalt  viel- 
leicht das  ältere  *berza  (zur  Bildung  vgl.  poln.  Deblin,  Grablin  u.  a.), 
was  allerdings  sonst  nur  als  breza  vorkommt,  wie  in  Breesen,  Brezegore, 
Bresenitz  =  Brze/nica,  Bresewitz,  vielleicht  auch  Bretzin  =  Brzezin, 
nach  K.  8.  29  »Ort  des  BrStaa,  dann  hiesse  es  ja  Brettin !  Ebenso  kom- 
men Metathesen  eines  r  vor,  Dragun  aus  älterem  Dargun,  Barlin  aus 
Bralin,  Perdöhl  und  Predole  etc. ;  Einschub  eines  r :  Pernik  heisst  bis 
ins  XIV.  Jahrh.  hinein  Ponek,  Ponik  ;  Wechsel  von  r  und  1,  Warlow  an 
der  Walerow  scheinen  mir  beide  =  (V)orlov- ;  Antreten  von  Consonan- 
ten,  z.  B.  Bresegard  aus  Brezegore,  ebenso  halte  ich  das  d  in  Fahrbinde 
wie  in  Warbende  für  secundär  und  erkläre  beides  sammt  Farpen  n 
Wierzbno  (bei  Kühnel :  »die  Varb^ta,  Verb^tao  »Ort  des  Virpen,  Ver- 
penc  11) ,  ebenso  dürften  Goldenbow  (Golebiowo)  und  Sildemow  ihr  d  erst 
von  den  Deutschen  erhalten  haben  u.  s.w.  Die  Wichtigkeit  aller  dieser 
minutiösen  Untersuchungen  erhellt  nämlich  sofort,  wo  uns  ältere  urkund- 
liche Belege  fehlen,  ein  Ortsname  erst  im  XIV.,  XV.  oder  XVI.  Jahrh. 
genannt  wird ;  da  muss  man  alle  ähnlichen  Beobachtungen  berücksich- 
tigen, lange  prüfen,  ehe  man  den  Fremdling  adoptirt. 

Auch  zu  anderen,  wichtigeren  Fragen  geben  die  Ortsnamen  Veran- 
lassung, sie  deuten  mehrfach  einen  Wechsel  slavischer  Siedelungs-  oder 
Besitzesart  an,  z.  B.  »solitudinem  que  geresowe  (Jaroszewo)  uel  chowale 
dicitur«  1216 ;  der  Ort,  1 178  Clubuchziz  genannt,  heisst  1216  Clobotz-  , 
co  we,  ebenso  Dörgelin  (1266  Dolgolin) ,  aber  1178  Dolgolize  u.a. 
Ueberhaupt  ist  dies  alles  ein  gar  reiches  und  dankbares  Material ,  nur 
will  es  mit  sorgfaltiger  Mühe  behandelt  sein ;  die  Erklärerei  en  masse 
und  über  einen  Leisten  fördert  wenig. 

Wenn  nun  Kühnel  trotz  aller  Mängel  seiner  Methode  dennoch  eine 
grosse  Zahl  Namen  ungefähr  erklärt  hat  —  ich  sage  ungefähr,  denn 
oft  läast  sich  das  Ergebniss  sicherer  präcisiren ;  unter  Ergebniss  ver- 
stehe ich  allerdings  nicht,  wie  K.,  die  Uebersetzung  des  Namens  ins 
Deutsche  — ,  so  hängt  der  Erfolg  zumal  davon  ab,  dass  in  Norddeutsch- 
land die  slavischen  Namen  weniger  gelitten  haben,  ziemlich  erkennbar 
geblieben  sind.  In  Mitteldeutschland,  Thüringen  und  Sachsen  ~agegen 
sind  die  alten  Namensformen  bei  den  Lauteigenthümlichkeiten  dortiger 
Dialekte  erheblich  mehr  zerstört  und  die  Reconstruction  derselben 


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144 


A.  Brückner, 


schwieriger.  Der  Unterschied  von  Tennis  and  Media  geht  hier  öfters 
verloren ,  daher  erscheint  breza  sowohl  in  Brösen  Brösznitz  Briesznitz 
wie  in  Priesen  Prösitz  Priesznitz,  Bardau  heisst  so  nach  der  Parthe 
u.  s.  w. ;  unter  dem  einförmigen  a  des  Aaslautes  ist  vielerlei  verdeckt, 
Zscheila  z.  B.  heisst  im  XIII.  Jahrh.  immer  Scilowe,  Zschorna  —  12S4 
Schnrnowe,  für  Bockwa  werden  als  altere  Formen  Bucwen,  Bugkvau, 
Bockwitz  angegeben  n.  s.  w. ;  in  dem  für  diese  Gegenden  ebenso  cha- 
rakteristischen tzsch  stecken  anch  die  verschiedensten  Consonanten  ;  die 
Weisseritz  erkennt  man  zwar  nach  dem  Beleg  von  1 206  flumen  Bistrice, 
leicht  wieder,  aber  der  nach  ihr  benannte  Ort  heisst  Pesterwitz  l  Zu  alle 
dem  ist  die  üeberlieferung  der  Namen  mehrfach  jung,  geht  nicht  über 
die  bereits  entstellten  Formen  des  XIV.  Jahrh.  zurück;  so  steht  man 
diesen  Namen  wie  rathlos  gegenüber  und  nimmt  jeden  Beitrag  zu  ihrer 
Erklärung,  der  sich  auf  ältere  Formen  oder  Beobachtung  der  Lage 
stützt,  dankbarst  entgegen.  Einen  solchen  hat  Dr.  G.  Hey  in  dem  14. 
Bericht  d.  kgl.  Realschule  in  Döbeln  iKgr.  Sachsen)  geliefert:  Die  sla- 
vischen  Ortsnamen  des  Königreiches  Sachsen,  55  SS.  4°.  Nach  den  ge- 
wöhnlichen allgemeinen  Vorbemerkungen  über  die  Bildungsweise  der- 
selben 8.  1 — 10  folgen  S.  10 — 44  150  Appellativa,  unter  denen  die 
betr.  Ortsnamen  aufgeführt  werden,  alphabetisch  geordnet,  von  banja 
bis  kierz ;  aus  dem  übrigen  Material  werden  des  beschränkten  Raumes 
wegen  nur  noch  die  Städtenamen  Bautzen,  Leipzig,  Meissen  etc.  S.45 — 
55  herausgehoben. 

Leider  tritt  der  Verf. ,  welchem  die  Elemente  slavischer  Grammatik 
fehlen,  mit  grosser  Anmassung  auf,  so  Lehrt  er  uns,  wie  wir  Krakau  er- 
klären sollen,  stellt  neue  slavische  Lautgesetze  auf  etc. ;  indem  ich  ihn 
hierbei  natürlich  nicht  störe,  beschränke  ich  mich  auf  seine  Erklärung 
der  sächsischen  Namen.  Ein  Hauptfehler  besteht  darin,  dass  H.  die 
Wort-  und  Lautformen,  die  er  bei  Miklosich  a.  a.  0.  gefunden  hat,  also 
auch  süd-  und  ostslavische,  ohne  weiteres  auf  diese  westslavischen  Na- 
men überträgt.  So  meint  er  erklärt  zu  haben  »die  Endungen  -lin  und 
-ein,  welche  der  Deutung  bisher  so  viel  Schwierigkeit  in  den  Weg  ge- 
legt haben«  (S.  8),  indem  er  dafür  süd- und  ostslavische  Formen  wie 
Dubljane,  Lipovljani  etc.  heranzieht!!  z.  B.  Döbeln,  981  Doblin  ist 
(8.  18)  .dub  -f-  Suff,  jani  oder  ljani,  die  Leute  am  Eichicht,  Eichstädt; 
ebenso  Döbbelin  bei  Stendal,  falsch  gedeutet  bei  Brückner  (Ansiede- 
lungen etc.  66)  —  poin.  Dohlin  —  böhin.  Dobilfn  —  serb.  Dubljane«, 
aber  poln.  Dublin  ist  eine  andere  Bildung  als  serb.  Dubljane  und  böhm. 
Dobilin  wie  altmärk.  Döbbelin  hängen  mit  dub-r»  nicht  zusammen,  alt- 
märkisch würde  es  sonst  Dammelin  heissen.  Ebenso  müssen  alle  mög- 
lichen Wortstämme  zur  Erklärung  herhalten,  Biesern  wird  natürlich  zu 
biserL  Perle  gestellt ,  allerdings  mit  einem  Fragezeichen ;  ohne  dieses 
wird  Bretselin  von  bn>slem>  Epheu  böhm.  brectan  1) ,  Pochra  von  bu- 
kun.  schön  abgeleitet  etc.  Ein  anderer  Hauptfehler  besteht  in  der  ein- 
seitigen Deutung  der  Ortsnamen  aus  Appellativen ;  hatte  Kühne!  allzu- 
viel Personennamen  angesetzt,  so  operirt  Hey  viel  ausschliesslicher  mii 


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145 


Appellativen,  doch  giebt  er  sich  wenigstens  die  Mühe,  in  der  Lage  des 
Ortes  etwas  zur  Erklärung  seines  Namens  passendes  aufzusuchen,  was 
jedoch  leicht  trügen  kann.  So  lässt  sich  eine  stattliche  Anzahl  dieser 
Namen  viel  sicherer,  ungezwungener  aus  Personennamen*  deuten,  z.  B. 
Vielau  soll  »fialava  Veilchenort«  sein  können,  es  ist  eher  Wielewo ;  Leu- 
ben, 1069  Luvine,  1265  Lubene,  ebenso  Leuben,  1408  Luban,  ist  Lu- 
bin,  Lubien  etc.,  sicher  nicht  =  böhm.  hlubina  Tiefe.  Koszwei n,  1221 
Rossewin  etc.,  soll  8.  51  böhm.  ryzoväni  Goldwäsche  sein,  allerdings 
wird  S.  54  zugegeben,  dass  es  auch  oberserb.  wrjösowina  Heidefeld  sein 
kann:  ich  vergleiche  auch  wegen  des  o  den  Namen  Qrozwin.  Roc blitz, 
schon  im  X.  Jahrh.  Rochilinze,  Rochelinze  etc.  kann  unmöglich  =  vrt- 
holim.ci  sein ,  es  müsste  ja  Vercholiz ,  Verchliz  ,  Verchels  lauten  ;  viel 
eher  könnte,  wer  wollte,  das  folgende  Würzen  mit  oserb.  wjerch  zu- 
sammenstellen. Tharandt,  1243  apud  Tarantum  »weist  entschieden  auf 
poln.  tarant  Apfelschimmel,  vielleicht  ein  altes  Gestüt?«,  leider  ist  das 
poln.  Wort  spater  entlehnt!  Zwickau,  1118  Zwikowe  etc.  »ist  =  asl. 
stvejkova,  böhm.  svejkova  sorb.  svikova  Ort  am  Windberge,  Wind- 
hausen« [böhm.  svejka  Schneehaufen),  während  ein  Personenname  zu 
Grunde  liegt,  vgl.  böhm.  zvlkov  oder  svihov  u.  a  Das  schlimmste  je- 
doch widerfahrt  dem  altehrwflrdigen  Meissen ,  von  welchem  Thietmar 
erzählt,  sein  Gründer,  Heinrich  I.,  de  rivo  qnodam  qui  in  septentrionali 
parte  eiusdem  (sc.  montis)  fluit,  nomen  eidem  (sc.  urbi)  Misni  imposuit; 
Hey  47  lässt  es  von  dem  Berge  benannt  sein  und  als  »Vorgebirgsstadt, 
promuntorium,  Ort  auf  und  an  der  nach  der  Elbe  vorspringenden  Höhe« 
von  russ.  mijcl  (das  böhm.  mys  ist  ein  Russismus I)  stammen  und  stellt 
auch  gleich  den  Namen  Mutschen,  1081  Musi tscin,  1206  Mutsin  etc.  als 
»mysbcani  die  Leute  auf  der  kleinen  hervorragenden  Höhe«  hierher; 
der  Bach  selbst,  die  Meisze  »hat,  ohne  jede  Beziehung  zu  Meissen,  offen- 
bar seine  Benennung  von  mbzeti  etc.«  Dass  Schandau,  1314  Sandow, 
in  welchem  vielleicht  irgend  ein  Personenname  steckt,  nur  »nach  dem 
östlich  davon  gelegenen  Berge  Zschand,  d.  i.  sadi.  Gericht,  Gerichts- 
stätte« benannt  sein  kann,  ist  selbstverständlich ;  dass  es  im  Slav.  schon 
seit  dem  XI.  Jahrh.  Dialekte  mit  oder  ohne  Nasalvocale  giebt,  weiss  man 
ja  nicht  Zerbst,  Zehren,  Schieritz,  Scheerau,  Priesa  (1371  Pryszer), 
von  denen  die  beiden  ersten  aus  dem  X.  Jahrh.  stammen ,  werden  von 
cer  'quercus  cerrus'  abgeleitet,  obwohl  das  slav.  Wort  aus  dem  lat.  ent- 
lehnt ,  also  kaum  sehr  alt  ist.  Auch  werden  deutsche  Namen  aus  dem 
slav.  gedeutet  etc. ;  das  aufgezählte  erweist  zur  Genüge,  dass  die  Ef- 
klärerei  des  Verf.  sehr  unsicher  ist,  dass  er  in  mehreren  seiner  Deu- 
tungen, um  seine  eigenen  Worte  (8.  4)  zu  wiederholen,  »aller  Sprach- 
wissenschaft Hohn  zu  sprechen  sich  erlaubt  hat«.  Angemerkt  sei  hier 
noch,  dass  er  über  einen  neuen  slavischen  Dialekt  verfügt,  den  er  »sor- 
bisch« nennt,  verschieden  von  ober-  und  niederserbisch;  dieser  Dialekt 
hatte  Wörter  wie  borno  Lehm  (S.  14) ;  drezda  drazda  Hinterhalt  nach 
altslov.  drezda  insidiae,  das  Miklosich  schon  seit  Decennien  berichtigt 
hat,  daher  Dresden  »die  Leute  vom  Lauerort,  von  der  Warte  oder  Wart- 
IX.  10 


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146 


A.  Brückner, 


bürg«  »ein  altslavischer  befestigter  Platz«,  während  es  in  der  That  nur 
»Wäldlew  bedeutet ;  jizvor  Quelle,  nm  Jesseritz  zn  erklaren ,  welches 
nicht  von  jezero  stammen  kann,  »da  dort  ein  Teich  sich  nicht  befindet, 
wohl  aber  mehrere  Quellen«  1;  chosta  Wald,  Hag;  mysk,  mysny,  s. 
Meissen;  sand  Gericht,  s.  Schandau;  slojata,  slejata  Scbieferboden  etc. 
Aber  ich  sehe  bevor,  dass  dieser  Dialekt  von  ßlavisten  nicht  weiter  be- 
rücksichtigt werden  wird. 

Wir  haben  uns  bisher  auf  einst  slavischem  Boden,  östlich  der  Elbe 
und  Saale,  bewegt;  die  Abhandlung  »Rheinische  Ortsnamen«  von  H. 
Marjan,  4.  Heft,  Aachen  1884,  39  SS.  gr.-4°,  fuhrt  uns  weit  nach 
Westen,  zwischen  Rhein  und  Mosel,  auf  den  Hunsrück  und  die  Eifel, 
wo  slavische  Ortsnamen  die  einstige  Existenz  von  Slaven  bezeugen 
sollen.  Nun  ist  ja  sicher,  dass  Slaven  weit  nach  Westen  verpflanzt  wor- 
den sind,  s.  B.  ins  Fuldaische,  aber  während  wir  hier  an  der  Hand  der 
Urkunden  slavische  Familien  in  stattlicher  Zahl  nachweisen  können, 
fehlen  slavische  Ortsnamen,  man  wird  sie  daher  noch  so  viel  westlicher 
noch  weniger  erwarten.  Der  Verf.  bietet  auch  eine  von  diesen  späten 
Siedelungen  unabhängige  Combination  (S.  13  f.) :  »Um  das  Jahr  334  hatte 
..  Kaiser  Konstantin  300  000  Sarmaten  ins  römische  Gebiet  verpflanzt .. 
als  Sitze  sarmatischer  Ansiedler  kennen  wir  das  Gebiet  der  Lingonen 
(Langres)  und  den  Hunsrück  . .  wo  sie  Ausonius  im  Eingange  seiner 
Moseila  nennt  (arvaque  Sauromatum  nuper  metata  colonis)  ...  Das  Gros 
der  westlichen  Sarmaten  war  slavischer  Nationalität  ...  Sprachliche 
Spuren  ihres  Daseins  haben  wir  auf  dem  Hunsrück  in  dem  Gaunamen 
desselben,  Trechirgau;  Trigorium  bedeutet  tri  gory,  ...  drei  Bergzttge, 
zu  bedeutender  Höhe  über  die  angrenzenden  Plateau's  sich  erhebend, 
zeichnen  sich  besonders  aus  . . .  und  finden  sich  hier  noch  zahlreiche  Ort- 
schaften, die  ganz  zweifellos  nur  auf  das  Slavische  zurückgeführt  wer- 
den können.«  Folgt  eine  Aufzählung  derselben.  S.  23  ff.  wird  dieselbe 
slavische  Besiedelung  des  unteren  linken  Moselufers,  der  Eifel,  des  Ahr- 
thal es  auf  Grund  von  Ortsnamen  angenommen.  Das  Interessanteste 
bringt  der  Nachtrag  S.  37  f.  über  die  Abstammung  des  Samo,  des  »na- 
tione  Francus  de  pago  Sennonagoa  :  »Der  pagus  Sennonagus  ist  offenbar 
der  p.  Senonicus  im  Gebiete  der  Lingones,  bei  denen  slavische  Sarmaten 
angesiedelt  waren.  Hier  lag  unter  andern  Sarmatenorten  Sarmasia  super 
flu  vi  um  Sedono  in  pago  Senonico  a.  877  {Heu  dätruit  im  Canton  Ligny, 
der  bis  17  89  zur  Diöcese  von  Langres,  also  zum  ehemaligen  Gebiete  der 
Lingonen  gehörte).  In  diesem  gebirgigen  Terrain  hat  sich  das  slavische 
Volksthum  gewiss  200  Jahre  hindurch  erhalten,  so  dass  die  sonderbare 
Erscheinung  und  das  Auftreten  des  Samo  ihre  Erklärung  finden  und 
Fredegar's  Angabe  auf  Wahrheit  beruht.« 

Wenn  die  Annahmen  des  Verf.  sich  bestätigen  Hessen,  würden  wir 
einen  erheblichen  Gewinn  unseres  Wissens  zu  verzeichnen  haben ;  leider 
halten  dieselben  einer  genaueren  Prüfung  kaum  Stand.  Dass  die  Slavität 
der  Sarmaten  ein  thema  probandum  ist,  ist  klar ;  es  muss  daher  zuerst 
bewiesen  werden,  dass  es  Ortsnamen  an  der  Mosel  giebt,  die  nur  aus 


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147 


dem  Slavischen  «weifellos  erklärt  werden  können,  nnd  solche  fehlen, 
denn  was  der  Verf.  dafür  ausgiebt ,  tauscht  nur  durch  seinen  Klang. 
Z.  B.  »in  Namedi  steckt  das  slav.  Nemet  =  Deutsch,  es  ist  von  den  um- 
wohnenden Slaven  Deutsch(dorf )  benannt  worden« ;  »zwei  Localnamen, 
die  auf  uraltem  slavischen  Götterkultus  basiren«,  sind  der  Veitskopf 
(Vit-Kopf,  als  ob  eine  slavische  Gottheit  Vit  sicher  überliefert  wäre) 
und  die  nahen  Kuns,  Kunks-  oder  Konksköpfe  (angeblich  Pferdeköpfe) ; 
Nürburg,  943  mons  Nore  =  nora ;  Berg  8och  =  suh;  Mückeln,  in 
dessen  Umgebung  eine  Menge  von  heidnischen  Grabhügeln,  Tümmelchen 
(tumnli)  genannt,  vorkommen,  wäre  Mogiiy,  Mogilno;  Sahlenburg  im 
Ahrthal,  Safenberg  1080,  soll  £abno  sein ,  Froschort,  denn  die  Um- 
gebung derselben  charakterisirt  der  gespensterische  Ton  des  Glockon- 
frosches ,  welcher  hier  besonders  häufig  getroffen  wird ;  Sarmersheim 
und  Sarmersbach  sind  nach  den  Sarmatcn  selbst  benannt,  deren  Name 
auch  von  Kühnel  (Samoter-Krug ,  1308  dorf  Zarmoth)  und  Hey  ver- 
wertetet wird;  Simmern,  Simera  841,  der  Hochsimmer  u.  a.  deuten  bei 
ihrer  hohen  Lage  auf  zim-,  zimor-,  welches  deutschem  Schnee-  oder 
Kalt-  entsprechen  würde  etc.  etc.  Ich  habe  absichtlich  diejenigen  Zu- 
sammenstellungen ausgewählt,  welche  zufallig  in  der  Lage  etc.  des  Ortes 
begründeter  erscheinen ,  kann  aber  die  Richtigkeit  keiner  einzigen  zu- 
geben :  in  einem  Gebiete,  auf  welchem  celtische,  romanische  und  deut- 
sche Völker-  uud  Namensschichten  seit  Jahrhunderten  über-  und  durch- 
einander lagern,  wird  manches  stets  räthselhaft  bleiben,  also  auch  »sla- 
visch«  gedeutet  werden  können. 

Zum  Schlüsse  eine  Aufforderung :  man  beschränkt  sich  in  der  Regel 
auf  Sammlung  der  Ortsnamen  und  fügt  die  urkundlichen  Belege  hinzu ; 
dies  ist  weder  mühevoll  noch  verdienstlich,  kann  ebensogut  z.  B.  in 
Berlin  gemacht  werden ;  was  man  jedoch  nicht  in  Berlin  machen  kann, 
was  zwar  äusserst  umständlich ,  aber  desto  verdienstlicher  ist ,  ist  die 
Sammlung  der  alten,  heute  immer  mehr  verloren  gehenden  Flurnamen 
die  an  Ort  nnd  Stelle  noch  am  ehesten  ausführbar  ist.  Es  wäre  eine 
schöne  Aufgabe  für  die  einzelnen  historischen  Vereine  von  Meklenburg, 
Pommern,  der  Mark  Brandenburg  etc.,  durch  ihre  Mitglieder  derartige 
Erhebnngen  in  den  einzelnen  Provinzen  machen  zu  lassen ;  die  polnische 
wissenschaftliche  Gesellschaft  in  Posen  z  B.  hat  eine  Zusammenstellung 
der  Flurnamen  unlängst  in  Angriff  genommen  und  ich  ersehe  aus  Zei- 
tungen, dass  ihr  reiche  Beiträge  derselben  fortwährend  zukommen ;  das 
Beispiel  sollte  allenthalben  nachgeahmt  werden,  vor  allem  jedoch  in 
Ostdeutschland  selbst ,  wo  oft  in  Orts-  und  Flurnamen  allein  die  Spur 
dahingegangener  Völkerschaften  erhalten  ist;  was  früher  schon  z.  B. 
für  die  Altmark  nnd  das  Magdeburgische  Behrendt  u.  a.  gesammelt  haben, 
zeigt  die  Wichtigkeit,  ja  Notwendigkeit  dieses  Unternehmens,  welches 
nicht  mehr  lange  aufgeschoben  werden  sollte. 

Berlin.  A.  Brückner. 


10* 


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Kleine  Mittheilungen. 


Euthymius  von  Tmovo.  x) 

Die  literarische  Tbätigkeit  des  letzten  Tinover  Patriarchen  Euthymius 
ist  noch  bei  weitem  nicht  aufgeklärt.  Man  weiss  noch  immer  nicht  recht, 
worin  die  Bedeutung  der  sogenannten  »Trnover  Texte«  (rpi>HOBCKie  «boam) 
lag,  deren  Beschaffenheit  von  dem  bekannten  Grammatiker  Constantin  von 
Kostenec  dem  Einfluss  dieses  Patriarchen  zugeschrieben  wird  (vergl.  V.  J. 
GrigoroviS's  daTM  KacawuüacH  ädcbhäto  cxob.  nawita.  Ka3aHB  1852,  S.  27—28; 
Danicid  in  Sterine  1.11—12).  Ja  es  scheint,  als  ob  wir  nicht  einmal  im  Stande 
sind,  alle  Werke  des  Euthymius  zu  nennen;  diess  schliesse  ich  aus  einer  bis- 
her fast  ganz  unbekannten,  dem  Euthymius  zugeschriebenen  üebersetzung  des 
»Typikon  der  göttlichen  Liturgie  des  heil.  Apostels  Jacobus,  des  Bruders  dea 
Herrn«  (OycTan,  ÖOÄecrBeHHbii  cjbäÖij  CBAtaro  anocroia  IaKWBa  6paTa  rocnoasa). 
Vgl.  bei  Bisch.  Porphyrius  Uspenskij  Bxopoe  nyreinecTBie  no  cb.  ropi  Asohckok. 
M.  1880,  S.  197.  Dieses  »Typikon«  fand  ich  in  einer  Handschrift  russ.  Redaction 
des  XVII.  Jahrb.,  die  sich  in  der  Bibliothek  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  St.  Petersburg  N.  26  fol.)  befindet.  Der  Codex  Miscellaneus  ent- 
hält hauptsächlich  polemische  Aufsätze  gegen  die  »Lateiner«,  namentlich  "Axos 
des  Joannicius  und  Sophronius  Lichudis.  Am  Schluss  des  Codex  findet  man 
ausser  dem  Typikon  des  heil.  Jacobus  noch  den  Canon  missae  (sie)  nach  dem 
lateinischen  Ritus  und  den  Canon  der  Verdammung  der  westlichen  Kirche.  Die 
Liturgie  des  heil.  Jacobus  steht  auf  Bl.  120 — 132,  mit  folgender  Nachschrift: 

»Cia  ct&a  h  ÖÄTBeuuaA  jurrspria  cTarur  caaBHaruj  h  BcexBiiHaru?  an^a 

'laKU  Ba  Öpani  taua,  h  n^puarw  apxi'eriKna  ctbhiiiIa  6ariA  h  bcihkia  ie- 
pocaJHMCKiA  npKiu;  ■  npeBeAeinia .  EveHMieMii  naTpldpxoM'B  t^phobckhm'b. 
3  rpeqecKarm  na  ciaßencKui  u3Uitb,  HcnpaBJieHa  xe  h  HCJröAOBaiiHa 
lepoMOiiaxosTB  'IuaHHKieirB  rp^KujM'B«.   Diese  Notiz  behauptet  einerseits, 

  _     _  « 

>)  Herr  P.  Syrku  hat  ausführlicher  Uber  Euthymius  gehandelt  in  einem 

Aufsatz :  »HtCKOJfcKo  saMi-rotct  o  abvxx  npoM3BeAeuiaxi  T  i.j  ncicaro  naTpiapxa 

KoeuMifl«,  welcher  in  dem  zu  Ehren  Prof.  Lamanski's  herausgegebenen  »Cöop- 
iihkt,  craxeM  no  cxaBaHOBtAtHiio«.  CÜ6.  1883,  S.  348 — 401,  erschienen  ist. 

V.J. 


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Kleine  Mittheilungen. 


149 


dass  die  alav.  Uehersetzung  der  Literatur  des  beil.  Jacobus  vom  Euthymius 
herrührt,  andererseits,  dass  dieselbe  von  dem  aus  Griechenland  nach  Russland 
eingewanderten  Joannicius  (cf.  Kapterev  in  dem  Werke  Xapaio-epi,  oTHonieHiü 
Poccia  k  l  npaBOCJLABHOMy  BOCTOty.  Moacsa  1885,  S..  168 — 171,  176 — 177)  n> vi- 
di rt  worden  ist.  Worin  bestand  diese  Berichtigung?  Wahrscheinlich  in  einer 
neuen  Collation  der  Uebersetzung  mit  dem  griechischen  Original,  die  freilich 
auch  die  Sprache  des  ersten  Uebersetzers  nicht  unangetastet  Hess.  Es  ist 
wenig  wahrscheinlich,  dass  wir  selbst  nach  dem  aus  dem  Süden  nach  Moskau 
gebrachten  Text,  wenn  er  sich  noch  im  Original  irgendwo  vorfände,  im  Stande 
wären,  die  ursprüngliche  Form  der  ersten  von  Euthymius  herrührenden  Ueber- 
setzung wiederherzustellen :  denn  dem  Griechen  Joannicius  wird  wohl  kaum 
das  Original  des  Euthymius,  sondern  eher  eine  spätere,  sogenannte  mittel- 
bulgarische Abschrift  vorgelegen  haben.  Aus  der  einzigen  bisher  bekannten 
Abschrift  des  XVII.  Jahrh.  hebe  ich  a  für  das  griech.  Wort  hoe  hervor: 
acnoxxä  Jth  Ätcnoxa  (fol.  131).  P.  Syrku 


Wer  ist  Gertuka  in  Gorski  Vijenac  1 

In  dem  herrlichen  Gemälde,  welches  der  montenegrinische  Fürstbischof 
Petar  Petrovic*  Njegus  in  seiner  Dichtung  »Gorski  Vijenac«  gezeichnet  hat, 
kommt  nebst  vielen  anderen  dunklen  Stellen  auch  diese  vor  (im  ersten  Mo- 
nolog Danilo's) :     Svoju  misli  Brankoviö  s  Qertukom i 

Muhamede  to  je  za  Gertuku  I 

Es  fragt  sich,  wer  mag  hinter  dem  Namen  Gertuka  stecken?  Dr.  H.  Eirste 
in  Wien,  der  jetzt  den  Gorski  Vijenac  ins  Deutsche  übersetzt  und  hoffentlich 
nächstens  herausgeben  wird,  gab  sich  viel  Mühe,  um  Uber  diese  Frage  ins 
Reine  zu  kommen.  Auch  ich  wurde  um  Auskunft  gebeten,  ohne  sie  geben  zu 
können.  Zuletzt  fand  man  in  der  Geschichte  Serbiens  von  Raid  (Ausgabe  vom 
J.  1794)  III.  B. ,  S.  209  einen  Namen  Gerluca  (Cyrill,  repjryna),  der  zur  Situa- 
tion zu  stimmen  schien,  aber  in  der  Form  sonderbar  abwich.  Die  serbischen 
Freunde  Dr.  H.  Kirste's  verfolgten  die  Sache  weiter ,  um  Rai  e  s  Bericht  zu 
controliren,  schlugen  sie  in  Karlowitz  die  dort  handschriftlich  bewahrte  Chro- 
nik des  Despot  Brankoviö  nach  und  fanden  im  B.  IV,  S.  694  folgende  Stelle: 

■Gaxtaa*  MexeMer*  Bca  npien  6ome  xoxaraM ctbom i  HOKoerw  rpeiacKaro 
uouexa  asAanuHKa  ÖBamarw  BMeHBesiaro  Tep^sua  axa  Kapaua,  eroace  no  mbukb- 
meMS  speiieas  pawMeBma  CaxTaHT,  McxcHer* ,  mkw  *  Ilajewjiora  uapa  6*B*e 
■3xauHEK*B  6am>  Tepasua  ui  Kapaua  bcjbkbmi  toarwAcuiiMB  Aapswma  ce  w6- 
xepxHM-B  öaaanie,  Toro  paxa  nenepaoMB  BaxaHcrBw  «roBOMs  a  noaetfus  Maais  bm- 
jutm  ce  noBcaeBi,  CyaTaa-i ,  a  tbko  TepjBua  aanpacHoio  caMpTBB)  norafaeaaio 
npeaani  6bctb,  Meiner*  xe  csaTaai  uapcTBata  euoerw  aa  KocTauTHHonaiL«  k h 
rpaa>  BaapBBBB^,  EoBwaae  ca  Kpoüeposn,  acropaua  ao  sae  caue  caeÄCTea- 

CTB8K)TV« 

Da  Herr  Dr.  Kirste  die  Güte  hatte,  mich  Uber  die  bis  hierher  geführten 
Resultate  seiner  Nachforschungen  in  Kenntniss  zu  setzen,  so  war  es  mir  nicht 
mehr  schwer,  noch  folgendes  zu  constatiren.  In  Kromer's  Histoiia  Poloniae 


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150 


Kleine  Mittheilungen. 


(ed.  Basileae  anno  salutis  MDLV)  liest  man  auf  pag.  600  folgende  Worte  als 
eine  der  von  Brankoviö  citirten  Quellen:  Nihilo  Urnen  minus  Mahometee  in- 
sequenti  anno  eam  urbera  obaedit  et  acriter  oppngnavit  et  post  quinquagesi- 
mum  obsidionis  diem  Gerlucae  cuiusdam  Graeci  proditione  cepit  et  iniperato- 
rem  Constantinum  Palaeologum  fortiaaime  dimicantem  ad  portain  urbia  inter- 
fecit;  nec  multo  poßt  Gerlucae,  cum  cognovisset  enm  ab  imperatore,  quem 
prodiderat,  magnis  benefieiis  affectum  fuisse,  lüstern  pruditionia  mercedem 
diro  supplicio  exolvit  sedemque  imperii  Conatantinopoli  posuit. 

Es  unterliegt  demnach  keinem  Zweifel ,  daaa  der  in  Gorski  Vijenac  ge- 
nannte Gertuka  mit  dem  hier  erwähnten  Gerluka  identisch  tat.  Haben  die 
Herausgeber  der  im  J.  1347  in  Wien  bei  Mechitaristen  erschienenen  Dichtung 
zweimal  im  Texte  den  Druckfehler  repryxa  (statt  repjyita)  übersehen?  Das 
scheint  wenig  wahrscheinlich  zu  sein.  Näher  liegt  es  jedenfalls  anzunehmen, 
dass  der  Dichter  selbst  falsch  repryKa  statt  Tepjyxa  gelesen.  Wober  mag  er 
die  Notiz  entlehnt  haben?  Aua  Raid  unmittelbar  wohl  nicht,  denn  da  hätte  er 
ja  repjyua  gelesen  und  geschrieben. 

Wer  ist  Gerluca?  Darüber  mag  folgende  Notiz  meines  Collegen  Prof.  Va- 
silievskij  Auskunft  geben :  Gerluka  iat  xvq  Aovxäe.  Darauf  wird  man  durch 
die  folgende  Stelle  ana  LeonardusChiensis  bei  der  Auagabe  Critobuli  de  rebus 
gestis  Mechmetis  II.  (in  £.  Millers  Fragm.  histor.  graec.  V.  1.  89)  geführt: 
Chirluca  curae  portus  totiusque  regionis  maritimae  invigilabat.  Cf.  Leonard ua 
Chiensis  de  nrbis  ConBUntin.  jactura  Loniceri  Chronic,  turcic.  I.  254,  Phran- 
tzes  p.254,  Ducaa  p.  283;  Mordtmann,  Belagerung  etc.  p.  47.  Dieser  Chirluca 
hiess  sonst  *vq  /lovnas  b  Noiaqäe.    -  V.  Jag%6. 


Komqf. 

Dans  les  Kleine  Mittheilungen  du  tome  VIII0,  fascicule  I"  des  Archiv  für 
slavische  Philologie,  je  Iis  au  sujet  du  mot  komaj  le  passage  auivant: 

»Ich  erwähne  das  Wort  komaj,  welches  Daniciö  unweit  Pirofs  gehört  hat, 
in  der  Bedeutung  .beinahe,  ungefähr';  gewöhnlich  nimmt  man  an,  daaa  komaj 
aus  dem  Deutschen  entlehnt  ist,  weil  es  hauptsächlich  bei  den  Slovenen  zu 
Hauee  ist ,  was  mir  auch  jetzt  noch  das  wahrscheinlichste  zu  sein  scheint, 
trotzdem  ich  mir  nicht  erklären  kann,  wie  es  bis  nach  Pirot  kam.« 

II  me  seruble  tres  difficile  que  ce  inot  qui  est  frequemment  employe  ici 
par  le  peuple,  puisse  provenir  de  l'allemaud.  Le  mot  »no<na«  employe  dans 
la  litterature  est  ignore  du  peuple,  et  c'est  celui  de  Ronan,  ou  bien  kom&xäh 
(ce  mot  a  ete  employe  une  fois  dans  le  journal  »Mapaoa«),  t-lro-mbu  (et  -rueo 
piiu),  oKOMaH,  qu'il  emploie  ordinairement  a  sa  place : 

KoMaü  ci.M'h  cBipnuu-b  (j'ai  presque  fini).  Ces  variantes  sont  indifferement 
employäes  par  le  peuple,  et  toujours  dans  le  sens  de  »beinahe,  ungefähr«. 

La  presence  du  mot  komaj  4  Pirot,  s'explique  donc  plus  tot  par  le  fait 
que  la  localite  est  bulgare. 

Morse  &  Vassiliev  dans  leur  Bulg.  Dictionary  indiquent  les  mota: 
Man  -  almost 
KoMaft  =  almost,  nearly 


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Kleine  Mittheilungen-  15t 

Boropo»  donne  Clement  celui  de  m&m  avec  la  signification  de  -environ ,  4 
peu  prea«. 

Si  ™o-MaÄ  prend  son  origine  dn  paleoslave  rzraia,  njrmo,  —  »omsä 
pourrait  bien  etre  le  resultat  du  retrancheinent  de  U  syllabe  n,  de  m6me  quo 
ualk  etrc  ä  son  tour  l'abreviation  du  mot  komm. 

Ce  KOMak,  au  Heu  de  rwo-Maä  est  un  type  altere  tres  curieux. 

Eu  dehors  du  sens  do  -prcaque«,  le  mot  koksu  a  ici  eucore  celui  de  mal- 
gre  que« . 

Könau  ary  pacnpaBiinfc,  a  tom  nan  c-Uuajil  aa  Hrpao. 

Philippopoli.  Henri  Ko*hUr. 


Bibliographischer  Bericht.  ») 

1.  » Kimm  s&kohhu*« —  min..  A.  IUbjofv  CTL6.  1885,  80,  92  (Libri 
legum.  Artrussische  Ueberaetsung  mit  griechischem  Text  und  historisch-juri- 
discher Einleitung  versehen,  herausgegeben  von  A.  Pavlov). 

Prof.  A.  Pnvlov,  bekannt  durch  tüchtige  Forschungen  auf  dem  Gebiete 
des  canonischen  Rechtes  betreffs  der  byzantinisch-russischen  Kirche,  hat  vor 
mehreren  Jahren  ein  für  die  russische  Kirchengeschichte  äusserst  wichtiges 
Quellenwerk  herausgegeben,  auf  welches  im  Archiv  V.  696  hingewiesen  wurde. 
Jetzt  liegt  uns  ein  neuer  Beitrag  von  ihm  vor,  welcher  mit  seinem  Vorhaben, 
mit  der  Zeit  einen  Codex  juris  byzantini  versionis  palaeoslavicae  herauszu- 
geben, im  Zusammenhang  steht,  das  ist  die  Ausgabe  einer  slavischen  Uebcr- 
setzung  verschiedener  byzantinischer  Gesetze,  die  in  den  russischen  Hand- 
schriften unter  dem  etwas  sonderbaren  Titel  begegnen :  -Gesetzbücher  nach 
denen,  alle  orthodoxen  Fürsten  eine  jede  Angelegenheit  ordnen  sollen«.  Die 
Handschriften  reichen  nicht  über  das  XV.  Jahrh.  zurück,  die  gedruckten  Aus- 
gaben datiren  aus  den  Jahren  1768, 1803.  Prof.  Pavlov  gebührt  das  Verdienst, 
bei  der  Herausgabe  des  slavischen  Textes  zuerst  die  Forderungen  dor  wissen- 
schaftlichen Kritik  berücksichtigt  und  in  der  Einleitung  alle  griechischen  Be- 
standteile der  Compilation  dargelegt  zu  haben.  Es  stellt  sich  heraus ,  dass 
die  besagte  Compilation  aus  folgenden  Bestandteilen  zusammengestellt  ist  i 
1)  aus  dem  vopos  yeot^yixoe  (der  slav.  Text  besteht  aus  83  §§);  2)  aus  dem 
39.  Titel  des  Prochiron  des  Kaisers  Basilius  Macedonicus  ticqI  notvtor  nebst 
einigen  Zusätzen  (im  slavischen  68  §§);  3)  aus  dem  11.  Titel  desselben  Prochi- 
ron rxsQi  dutXvaeios  yauov  (im  slavischen  20§§);  4)  aus  dem  27. Titel  desselben 
Prochiron  n§Qi  fut^r*?""  (im  »l*vi««hen  31  §§).  Es  fehlen  Anhaltspunkte  da- 
für, dass  eine  derartige  Compilation  von  den  Byzantinern  selbst  herrührt; 
man  muss  also  bei  der  Annahme  bleiben,  dass  man  es  mit  dem  compilatori- 
schen  Uebersetzungswerk  der  Slaven  zu  thuir  hat.  Die  nächste  Frage  lautet : 
wo  und  wann  kam  das  Werk  in  seiner  jetzigen  Gestalt  zu  Stande?  Prof.  Va- 
■iltevskij  vertrat  in  einer  vor  mehreren  Jahren  geschriebenen  Abhandlung 
(3axoaoAaTOjncT*o  iKoaooopnera  im  X.  M.  H.  Up.  0C.  otx.  2,  crp.  107—124) 

i)  Vergl.  Archiv  VIII,  8.  336. 


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152 


die  Anrieht,  dass  wenigstens  r6^  yt«^«^  schon  der  ältesten  Kormcaja 
einverleibt  wurde.  Diese  Ansicht  wird  jettt  von  Prof  Pavlov  bekämpft  und 
eine  andere  dafür  gesetzt ,  wonach  aneh  ropos  yem$yutbe  so  wie  die  ganse 
Compilation,  deren  einen  Bestandteil  es  bildet,  ungefähr  zu  Ende  des  XII. 
oder  spätestens  zn  Anfang  des  XIII.  Jahrb.  in  Russland  gemacht,  eigentlich 
aus  dem  Griechischen  übersetzt  worden  ist  Seine  Gründe  sind  zum  Theil 
wenigstens  unabweislich.  Man  muss  ihm,  glaub'  ich,  Recht  geben,  wenn  er 
die  slavische  Uebersetzung  dieser  Compilation  vor  das  Ende  des  XIII.  Jahrh. 
setzt,  da  ja  um  jene  Zeit  ein  Theil  unserer  Compilation  schon  in  einer  anderen 
Uebersetzung  (im  sogenannten  rpaxicras  sskohi  der  serbischen  Redaction  au 
Kormcaja)  auch  in  Russland  Verbreitung  und  offizielle  Geltung  gefunden 
hatte.  Prof.  Pavlov  hält  es  auch  für  unzweifelhaft,  dass  die  Uebersetzung  in 
Russland  zu  Stande  kam.  Die  heutige  Gestalt  des  Textes  ist  in  der  That  mit 
so  augenscheinlichen  Russismen  reich  versehen,  dass  man  sich  a  priori  geneigt 
filhien  muss,  dieser  Ansicht  beizupflichten.  Ausdrucke  wie  uotat«  äyeXeiy, 
noK-iem,  und  noaxenma  ttvxotpamr^ ,  avxo<parti* ,  xovmmu  ßovXevtfc,  ptn. 
xoxof ,  vor  allem  aber  xopomar«  und  noanopomsTM  xXmyoxonstr  tragen  ein 
entschieden  russisches  Gepräge  an  sich ;  betreffs  einiger  anderer  kann  das 
nicht  mit  gleicher  Entschiedenheit  behauptet  werden,  z.  B.  uotowth 
ist  schon  in  stidslavischen  Quellen  nachweisbar,  ebenso  ist  poxa  oder  xaiom, 
(d.h. xxaira)  nicht  speeifisch  russisch,  auch  hcthhs  —  xstpekawr  und  xane  (das 
eigentliche  Ding,  um  das  es  sich  handelt)  kennen  die  südslavischen  Quellen 
ebensogut  wie  die  russischen.  Man  müsste  also  starke  Veränderungen  in 
dem  shi  vi  sehen  Texte  voraussetzen,  wenn  man  alle  Russismen  in  den  lexika- 
lischen Bestandteilen  dieser  Compilation  beseitigen  wollte.  Was  soll  uns 
dazu  zwingen?  Ich  will  nicht  verhehlen,  dass  neben  den  soeben  angeführten 
Russismen  doch  auch  einige  recht  merkwürdige  Serbismen  oder  Bulgarismen 
die  Möglichkeit  nicht  ausschliessen ,  dass  vielleicht  die  erste  Uebersetzung, 
wenigstens  des  vöpog  yeuQyixbe,  in  viel  frühere  Zeit  reicht  und  im  slavischen 
Süden,  etwa  bei  den  Bulgaren,  bewerkstelligt  wurde.  Das  Wort  CTepuame  vkr, 
coqHBO  oanqtov,  xaxa  uua-a,  paso  aqotqov,  iptaa  ayiXrj ,  aurBOTZHa  xx^roe 
(vergl.  serb.  iivotinja),  orpaxa  und  sarpaxa  fxäv&Q«,  rocnoxapb  xvqios ,  Bpaacoa 
ix&Qoi  (vergl.  im  Statut  von  Vinodol  vraiba),  othucthth  ca  ctBQela&at  (vergl. 
Joann.  exarch.  hex.  222  c),  ct^hilhi  imrjtctoe,  —  alles  das  erinnert  stark  an  die 
südslavische  Sprachsphäre.  Prof.  Pavlov  verkennt  diese  südslavischen  Ele- 
mente nicht  (er  rechnet  sogar  einiges  zu  den  Serbismon,  wo  man  die  Sache 
anders  erklären  kann  oder  muss,  z.  B.  Moy^eTa  für  MoyxaTa  ist  kein  Serbis- 
mus, sondern  einfach  ein  Schreibfehler;  die  Form  tovjkab,  oriToyauunn  kann 
zwar,  muss  aber  nicht  ausschliesslich  als  Serbismus  gelten,  es  ist  eben  sttd- 
slavisch ;  thel  statt  thht.  konnte  ebenso  im  bulgarischen  wie  im  serbischen 
Denkmal  stehen) ,  er  meint  aber,  sie  können  in  der  Zwischenzeit  (zwischen 
dein  XII.  und  XV.  Jahrh.)  in  die  russ.  Uebersetzung  eingedrungen  sein,  sei  es 
in  Serbien,  wohin  der  Text  aus  Pussland  gekommen  war,  sei  es  in  Russland 
selbst  unter  der  Hand  eines  serbischen  Abschreibers.  Das  ist  noch  keine  Er- 
klärung, sondern  nur  ein  Fall  der  Möglichkeit ,  dem  ich  mit  gleichem  Recht 
einen  anderen  entgegensetzen  könnte;  ich  könnte  ebensogut  sagen,  dieUeber- 


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Kleine  Mittheilungen. 


153 


setzung  sei  schon  sehr  früh  im  Süden  gemacht  worden  —  die  Brauchbarkeit 
einer  solchen  für  die  beiden  sttdslavischen  Staaten  im  Laufe  des  XI.— XIII. 
Jahrb.  kann  doch  nicht  in  Abrede  gestellt  werden!  — ,  sei  aber  bald  nach 
Russland  gekommen,  wo  sie  der  russischen  juridischen  Terminologie  gemäss 
hie  und  da  umgearbeitet  wurde.  In  dieser  Weise  würden  sich  zwei  entgegen- 
gesetzte Ansichten  gegenüberstehen,  die  Entscheidung  muss  von  anderer 
Seite  abgewartet  werden.  Um  zu  dieser  zu  verhelfen,  will  ich  noch  eine  Be- 
merkung zur  Einleitung  Prof.  Pavlov's  machen.  Mir  scheint  es,  er  habe  mit 
Unrecht  jene  zweite  (serbische)  Compilation  mit  Stillschweigen  Ubergangen, 
in  welcher  ebenfalls  einige  §§  des  Nomos  georgikos  vorkommen  (bei  Hube  und 
Siegel).  Schon  die  Thatsache,  dass  eine  solche  Compilation  in  den  serbischen 
Handschriften  des  XIV. — XV.  Jahrh.  begegnet,  beweist,  wie  sehr  man  in 
Serbien,  und  ganz  gewiss  noch  mehr  in  Bulgarien,  auf  die  byzantinische  Ge- 
setzgebung angewiesen  war.  Liegt  da  nicht  sehr  nahe  die  Vermuthung,  dass 
neben  der  bei  Hube  und  Siegel  abgedruckten  Compilation  auch  diese  andere, 
die  Prof.  Pavlov  als  russisch  darstellt,  ebensogut  südsla vischen  Ursprungs 
sein  könnte?  Spricht  nicht  die  Anwendung  des  in  den  südslavischen  Quellen 
so  üblichen  Ausdrucks  nepnepa  (inignega)  für  das  griechische  yopiffpa  in  der 
nicht  ganz  richtigen  Form  nepenept  stark  für  den  südslavischen  Ursprung 
auch  dieser  Compilation?  Beachtenswerth  scheinen  mir  auch  die  Varianten 
der  Handschrift  K . ,  ich  finde  hie  und  da  in  dieser  Handschrift  Lesarten ,  die 
einer  vorauszusetzenden  südslavischen  Vorlage  näher  stehen.  Es  wird  mir 
also,  glaub'  ich,  erlaubt  sein,  vorläufig  noch  die  Frage  als  ungelöst  zu  be- 
trachten. 

Sehr  dankbar  sind  wir  Prof.  Pavlov  für  die  parallele  Ausgabe  des  griech. 
Textes,  wozu  er  neben  r'en  gedruckten  Ausgaben  noch  Moskauer  Synodal- 
handschriften benutzen  konnte ;  eine  derselben ,  als  der  slavischen  Ueber- 
setzung  besonders  nahe  stehend ,  wurde  der  Ausgabe  selbst  zu  Grunde  gelegt. 
Durch  solches  Nebeneinander  der  Uebersetzung  und  des  Originals  wird  die 
Beurtheilung  der  ersteren  wesentlich  erleichtert.  Es  zeigt  sich  schon  jetzt, 
dass  Prof.  Pavlov  beim  Abdruck  der  slavischen  Handschrift  des  XV.  Jahrh. 
etwas  zu  conservativ  vorgegangen  ist  Ich  will  schon  gar  nicht  davon  reden, 
dass  man  sich  nicht  traut,  die  unter  den  Tiden  siehenden  Buchstaben  in  die 
Zeile  zu  setzen,  während  man  den  griechischen  Texten  gegenüber  mehr  Muth 
besitzt  —  allein  selbst  offenbare  Fehler  der  Abschreiber  werden  mit  heiliger 
Scheu  durch  den  Druck  verewigt,  z.  B.  I.  §  2  cejcm»  statt  ccjimiuio,  §  3  mhxh 
statt  MeJKH,  §  "4  ocxenxeTL  statt  ocxenHera;  II.  §  56  HaFtToexi  statt  HaBtToyexL, 
§  27  Moyxera  statt  MoyauTa,  u.  e.  a.  Weniger  kann  man  dagegen  einwenden, 
dass  der  Herausgeber  die  offenbar  schlechtere  Lesart  seiner  Handschrift  im 
Text  belassen,  trotzdem  diejenige  der  anderen  Handschrift  den  Vorzug  ver- 
diente, wie  JL  §  23  die  Variante  noraiäHera  ist  richtiger  als  das  im  Texte 
stehende  noroyöiro,  §  30  BiTBia  besser  als  b$tihh  (es  ist  gen.  sing,  collectivi 
BiiBMM  gemeint),  §  59  oyKpaAeHa  beser  als  oyKpaae  (der  Ausfall  der  Silbe  ea 
erklärt  sich  aus  der  unmittelbar  nachfolgenden  Präposition  aa),  §  66  ucta3hth 
richtiger  als  CTA3aTH  (£f£ra£<u  heisst  aCTasarH,  nicht  c-btassth),  §  66  ist  ua  no- 
roy&ieaau  das  beste,  minder  richtig  noroy6jieHie,  am  wenigsten  das  im  Teste 


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154 


Kleine  Mittheilungen. 


stehende  noroyftxeHu r  §  82  ist  pyinaraiii  allein  richtig,  opynumil  fehlerhaft. 
Mac  muss  übrigens  Prof.  Pavlov  die  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen,  dass 
er  hie  und  da  die  offenbaren  Versehen  seiner  Handschrift  auf  Grand  der  Va- 
rianten berichtigt,  so  in  I.  $  41,  71,  80,  II.  §  24,  oder  wenigstens  in  der  An- 
merkung den  richtigen  Text  angedeutet  hat.  In  dieser  Weise  ist  für  dio  Mög- 
lichkeit, den  slavischen  Text  in  richtiger  Form  zu  lesen,  hinreichend  gesorgt. 
Ich  möchte  nur  noch  bemerken,  dass  mir  in  I.  §  6  die  Lesart  nonpiTaro  xe 
doch  richtiger  zu  sein  scheint,  als  nonpcaim.  dor  anderen  Handschrift;  wenig- 
stens ist  das  eine  Wort  nachweisbar  und  kann  hier  einen  erträglichen  Sinn 
abgeben,  während  das  andere  Verbum  nonpewra  (etwa  zuvorkommen?)  gar 

nicht  nachgewiesen  werden  kann.  Die  räthselhafto  Lesart  desselben  §  r»  vruz> 
könnte  vielleicht  als  Wiedergabe  des  griechischen  arrm/a>>-  in  adverbielier 
Bedeutung  'orocnoxun,  aufrecht  erhalten  bleiben.  Wie  viel  man  zuweilen  den 
Uebersetzern  zumuthen  muss,  das  zeigt  auch  der  hier  zweimal  wiederkehrende 
Uebersetzungsfehler  no  u-riu'iaio  für  fw&K  [§  22  und  26),  wo  man  das  Adver- 
bium i'ü)!)ty  (früh  am  Morgen)  mit  dem  Perfectum  tot9a  verwechselt  hat!  Im 
§  26  die  verdorbene  Lesart  wxpatb  soll  nicht  in  wxpAMtTH,  sondern  in  oxp*- 
hovth  oder  oip  bmhov  r  h  berichtigt  werden  ,  ich  glaube,  dass  das  bei  Miklosich 
aus  dem  Wörterbuche  Vostokov's  herUbergenommcne  Verbum  oxpahath  von 
dem  anderen  oxpimhatu  nicht  zu  trennen  ist.  Im  §  54  scheint  doch  vor  dem 
Ausdruck  in.  hciukui!  v.U  yi  die  Negation  uo  zu  fehlen.  Im  §  G3.  75  kommt 
ein  beachtenswerther  Ausdruck  K&iaui  in  der  Bedeutung  Hieb,  Prügel, 
Peitschenhieb  (/ua*ri|)  vor.  Prof.  Wesselofsky  meint,  man  müsste  darunter 
das  türkische  Wort  qolän  (Sattelriemen)  verstehen,  welches  im  Serbischen  als 
kolan  wohlbekannt  ist;  er  vergleicht  das  französische  sangle  (cingula)  mit 
der  Bedeutung  des  Verbums  sangler  =  appliquer  avec  force  un  coup.  Ist  diu 
Zusammenstellung  richtig,  so  würde  die  Form  k&äket.  (gegenüber  dem  serbi- 
schen und  türkischen  kolan)  für  die  südgrossrusaische  Aussprache  des  unbe- 
tonten o  =  a  sprechen ,  aber  auch  das  Vorkommen  des  Ausdrucks  in  dem 
Texte  auf  seiue  Provenienz  ein  neues  Licht  werfen. 

2.  Stanislawa  Skrodzkiego  Porzadek  prawa  bartnego  dla  Starostwa  bm- 
synskiego  z  r.  1616  opracowal  Adam  Antoni  Krynski.  Kraköw  1885,  S°,  41 
(Stanislaus  Skrodzki's  Zeidlerrechtsordnuug  aus  dem  J.  1016,  herausgegeben 
von  A.  Krynski). 

Die  Zeidler  Polens  hatten  schon  seit  dem  J.  1559  ihr  gedrucktes  Recht 
(Prawo  bartne  rolnikom  naleiace; ,  herausgegeben  von  Christ.  Niszczycki, 
allerdings  nicht  mit  obligatorischer  Geltung  für  alle  Theile  Polens.  Wie  der 
Herausgeber  in  der  Einleitung  hervorhebt,  konnte  auch  die  allgemeine  Gesetz- 
gebung einen  so  wichtigen  Zweig  der  Volkswirtschaft  nicht  ganz  mit  Still- 
schweigen Ubergehen.  Die  vorliegende  Redaction  setzt  die  Bekanntschaft 
mit  dem  Reglement  Niszczycki's  voraus,  doch  unterscheidet  sie  sich  von  jenem 
in  vielen  Punkten,  ist  auch  ausführlicher.  Man  muss  es  daher  Herrn  Krynski 
Dank  wissen  für  die  Publication  dieses  neuen  Rechtsdenkraals  nach  einer  in 
Privathänden  befindlichen  Handschrift.  Zum  Text  gab  er  noch  das  Wörter- 
buch, welches  im  IV.  Band  der  Sprawozdaniu  der  Sprachlichen  Commission 
erscheint,  dieser  Band  ist  noch  nicht  zur  Ausgabe  gekommen.  Hoffentlich 


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Kleine  Mittheilungen .  \ 5 5 

wird  die  getrennte  Publication  beiderTfaeile  des  Gamen  den  Werth  der  Arbeit 
nicht  beeinträchtigen. 

3.  Wroida,  wroiba  i  pokora.  Studium  1  historyi  prawa  karnego.  War- 
szawa  1884,  80,  23  (Eine  Studie  zur  Geschichte  des  Criminalrechtes  von 
R(omuald)  H(ube),  über  wroida,  wroiba  nnd  pokora). 

4.  0  pojednaniu  w  zaböjstwie  wedhig  dawnego  prawa  polskiego  napissi 
Adolf  Pawinski.  Warszawa  1884  ,  80,  123  (üeber  die  Sühne  des  Todtschlages 
nach  dem  alten  polnischen  Rechte). 

Der  Veteran  der  slavischen  Rechtshistoriker  und  ein  geachteter  Geschichts- 
forscher, beide  Polen,  behandeln  su  gleicher  Zeit,  unabhängig  von  einander, 
denselben  Gegenstand,  die  Sühne  des  Todtschlags  nach  dem  slavischen,  spe- 
eiell  polnischen  Rechte.   Sie  stimmen  im  wesentlichen  überein ,  namentlich 
wird  von  beiden  mit  gleicher  Entschiedenheit  die  Deutung  des  masowischen 
wroiba ,  die  noch  unlängst  Dunin  in  seinem  Werke  (Dawne  mazowieckie  prawo, 
Warszawa  1881)  befürworte te,  zurückgewiesen.  Senator  Hube  erzählt  ver- 
gleichend auch  den  Vorgang  der  Sühne  nach  dem  böhmisch-mährischen  Recht, 
Prof.  Pawinski  kehrt  mehr  die  geschichtliche  Seite  der  Frage,  aber  mit  Be- 
schränkung auf  Polen,  hervor.  Abweichende  Auffassung  glaube  ich  in  beiden 
Schriften  betreffs  des  Ursprungs  der  Busse  (pokora)  su  erblicken,  Senator 
Hube  neigt  zu  der  Ansicht  hin  (S.  23),  dass  die  böhmische  und  polnische  »po- 
kora« der  Nachahmung  der  deutschen  Gebräuche,  denen  die  öffentliche  Busse 
der  Kirche  zu  Grunde  liegt,  ihren  Ursprung  verdankt,  während  Prof.  Pawinski 
aus  dem  kirchlichen  Element,  das  später  allerdings  die  Hauptrolle  spielte,  die 
uralten  Bestandteile  nichtkirchlichen  Charakters  (das  Uebergeben  des 
Schwertes  in  die  Hände  des  beleidigten  und  grollenden  Gegners)  herausheben 
möchte.  Ich  muss  der  letzteren  Ansicht  den  Vorzug  geben  schon  darum,  weil 
noch  gegenwärtig  in  Montenegro  die  Beilegung  der  Rache  unter  sehr  umständ- 
lichen Ceremonien,  die  nichts  Kirchliches  an  sich  tragen,  stattfindet  (vergl. 
•umir  osvete*  bei  Medakovic*  S.  115 — 122).  Man  muss  also,  wie  es  auch  natür- 
lich scheint,  zugeben,  dass  »pokora«  einen  wesentlichen  Bestandteil  der 
Sühne  des  Todtschlags  auch  dann  schon  bildete ,  als  von  der  Ingerenz  der 
christl.  Kirche  noch  keine  Rede  sein  konnte,  wenn  man  überhaupt  zugeben 
will,  dass  in  so  alten  Zeiten  der  Tod tsch lag  anders  als  durch  die  Rache ,  die 
ebenfalls  nur  im  Tod tsch läge  bestand,  gesühnt  werden  konnte.   Nach  sttdsla- 
vischen  Rechtsbegriffen  erschien  vraida  viel  humaner,  als  die  Ermordung  des 
Mörders.  Darum  meldete  auch  der  serbische  Künig  Uroi  II.  nach  Ragusa, 
von  wo  aus  man  unter  dem  Druck  der  Venetiani sehen  Republik  die  Hinrich- 
tung des  Mörders  verlangte :  quod  in  hoc  nullo  modo  assontiret  et  quod  nole- 
bat  tpargere  »anguinem  suorum,  sed  toUbat  eerxare  et  teuere  antiquam  coruuetu- 
dmem  vraedae  {vergl.  Puciö  im  II.  Bande  der  serb.  Denkmäler,  S.  152—153, 
und  B.  Petranoviö  in  »Rad«  Band  VI,  S.  10).   Man  sieht  schon  daraus,  wie 
vorsichtig  man  bei  der  juridischen  Deutung  des  etymologisch  allerdings  iden- 
tischen Ausdrucks  vraitda  und  poln.  vroida  oder  vraHba  und  poln.  vroiba 
vorgehen  muss:  er  hatte  nach  verschiedenen  Entwicklungsstufen  der  Ge- 
sellschaft und  Geltung  der  staatlichen  Gewalt  sehr  verschiedene  Bedeutungen. 
Das  berührt  auch  Senator  Hube  auf  S.  19  seiner  Schrift,  ohne  es  jedoch  aus- 


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Kleine  Mittheilungen. 


zufuhren.  Die  ausführliche  Darlegung  der  polnischen  Sühne  des  Mordes  nach 
verschiedenen  Perioden  oder  Gegenden,  wobei  auch  die  vrozda  oder  vroiba 
zur  Sprache  kommt,  giebt  jetzt  Prof.  Pawinski  in  der  angeführten  sehr  hübsch 
geschriebenen  Monographie,  deren  Werth  nicht  unwesentlich  dadurch  erhobt 
wird ,  dass  in  den  Beilagen  alle  Documenta ,  auf  die  sich  seine  Darlegung 
stützt,  mitgetheilt  sind,  lieber  die  südslavische  vraida  kann  ich  einstweilen 
auf  nichts  besseres  verweisen,  als  auf  meinen  Commentar  zum  Statut  von  Vi- 
nodol,  den  Senator  Hube  kennt;  ich  gebe  ihm  vollkommen  Recht,  dass  jetzt, 
nachdem  man  auch  im  masowischen  Recht  die  Form  wroiba  nachgewiesen 
hat,  leein  Anlass  vorliegt,  die  kroatische  Form  vratba  in  vrazda  zu  corrigiren. 

5.  Bei  dieser  Gelegenheit  mochte  ich  auf  ein  recht  praktisches  Unter- 
nehmen aufmerksam  machen,  das  bescheiden  auftritt  und  als  sehr  nützlich 
sich  erweisen  wird,  wenn  es  in  der  bisherigen  Weise  fortgesetzt  werden  wird. 
Die  juridische  Facultät  der  St.  Petersburger  Universität  giebt  seit  dem  Jahre 
18S4  in  zwanglosen  Heften  eine  »juridische  Bibliographie«  heraus,  in  welcher 
die  Docenten  der  besagten  Facultät  Werke  juridischen  Inhalts  sowohl  aus  der 
russischen  wie  aus  den  übrigen  europ.  Literaturen  mit  ganz  kurzen  kritischen 
Bemerkungen  zur  Anzeige  bringen.  Die  Publica tion  führt  folgenden  Titel : 

TOpHAHiecicaji  ÖHÖJtiorpa^iH,  mjar.aoMaa  »phähicckmmT)  -»aKyjtLxoTOMT,  c.  ne- 
TepdyprcKaro  yHHBepcMTCTa.  CII6.  1884 — 1885,  Nr.  1 — 5,  8°,  264.  Die  ersten 
3  Nrn.  bilden  den  Jahrgang  18S4  und  sind  mit  dem  Inhaltsverzeichniss  der 
besprochenen  Werke  sowie  der  Rocensenten  versehen.  Nr.  4  u.  5  setzen  die 
Pagination  fort.  Jedes  Heft  ist  einzeln  zu  haben,  der  Preis  ist  niedrig  ange- 
setzt, alle  5  Hefte  zusammen  kosten  1.65.  In  den  bisher  erschienenen  5  Heften 
sind  155  Werke  zur  Anzeige  gebracht,  wovon  etwa  die  Hälfte  der  russischen, 
die  andere  Hälfte  der  deutschen,  französischen,  italienischen  u.  s.  w.  Literatur 
angehört.  Von  den  slavischen  ist  bisher  nur  die  polnische  Literatur  mit  einer 
Nr.  vertreten.  Wollen  wir  wünschen,  dass  die  weiteren  Nrs.  auch  in  dieser 
Beziehung  ein  Fortschreiten  des  zeitgemässen  Unternehmens  bekunden 
werden.  V.  J. 

6.  Marepiaxu  jUfl  ncropia  3<-m  jtoujia.it.  h  in  in.  XIV  siiri.  6.  H.  YcneHCKifi. 
Oaecca  1883,  S<\  56  (Beiträge  zur  Geschichte  des  Grundbesitzes  im  XIV.  Jahrb. 
von  Th.  Uspenskij). 

Prof.  Uspenskij,  der  neben  Vasilievskij  mit  reicher  Kenntniss  und  Kritik 
die  byzantinische  und  südslavische  Geschichte  des  Mittelalters  erforscht 
(vergl.  über  ihn  zuletzt  Archiv  VII.  654.  657),  theilt  in  der  vorliegenden 
Schrift  (sie  ist  in  den  Odessaor  Universitätsmemoiren  und  auch  besonders  er- 
schienen) zwei  slavische  Rechtsdocumente  mit,  die  in  die  Rubrik  der  Grund- 
bücher oder  Kataster  gehören.  Er  fand  sie  in  photograpbischer  Aufnahme 
des  verstorbenen  Sevastianov,  theils  in  Moskau,  theils  in  St.  Petersburg  — 
die  Originale  müssen  sich  in  Athos-Ktöstern  befinden.  —  Das  erste  nennt  er 
das  »Chilandarer  Practicum«  {nqaxrixov),  weil  dieser  Ausdruck  in  dem  Denk- 
mal selbst  vorkommt.  Davon  hat  sich  nur  ein  Bruchstück  erhalten  (oder  ist 
vielleicht  von  Sevastianov  nur  ein  Theil  des  Ganzen  photographisch  aufge- 
nommen worden?) ,  nach  Uspenskij  ein  Zehntel  des  ganzen  Documenta,  dessen 


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Kleine  Mittheilungen. 


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Zweck  es  war ,  ein  genaues  Inventarium  gewisser  Ortschaften  und  allen  In- 
sassen derselben  nebst  ihrem  beweglichen  und  unbeweglichen  Vermögen  und 
der  Grösse  der  zu  zahlenden  Abgaben  anzulegen.  Die  Ortschaften  bildeten  eine 
Schenkung  an  das  Kloster  Chilandar  auf  Athos,  gemacht  höchst  wahrschein- 
lich zur  Zeit  des  Serbencaren  Dusan ;  sie  lagen  im  Thema  Thessaloniki.  Der 
slavische  Text,  obwohl  in  serbischer  Fassung,  wimmelt  von  Bulgarismen  und 
ist  wahrscheinlich  eine  ziemlich  späte  Copte ,  die  Gegend  war  übrigens  stark 
mit  griechischen  (vielleicht  auch  albanesischen)  Elementen  vermischt,  daher 
viele  griechische  Wörter,  vor  allem  natürlich  termini  technici,  deren  rechts- 
geschichtliche Bedeutung,  zum  Theil  wenigstens,  Prof.  Uspenskij  in  gelunge- 
ner Weise  erklärt  hat.  Man  muss  übrigens  auch  seine  Berichtigungen,  die  er 
erst  unlängst  im  russ.  Journal  d.  Minist,  für  Volksaufklärung  1885  Juliheft 
gegeben,  gleichzeitig  berücksichtigen,  so  z.  B.  unzweifelhaft  richtig  wird 
jetzt  der  im  ersten  Document  häufig  gebrauchte  Ausdruck  seBrapi,  im  Sinne 
•ein  Paar  Ochsen«  oder  »ein  Pflug  Ochsen*  aufgefasst. 

Beim  Text,  der  nur  nach  einer  Vorlage  zugänglich  ist,  gelingt  es  nicht 
gleich  aufs  erste  Mal  alles  richtig  zu  lesen.  Ich  will  einige  Stellen  berichtigen. 
Zeile  2  u.  5  soll  Hanp&Be  und  Hanp&Bov  geiosen  werden,  denn  HanpaBa  ist  ein 

Wort,  bedeutet  instrumentum,  Urkunde.  Z.  51 — 52  bpltb  nowh  verstehe  ich 

nicht,  soll  nicht  vielleicht  bod&ab  gelesen  werden  ?  dann  würde  man  darunter 
einen  mit  Wassergraben  versehenen  Garten  finden,  denn  boaobaai  könnte  ja 
ganz  gut  für  bo;iob&xa&  oder  BoaoBaha  stehen.  Z.  56  3stbk>  muss  in  3a  th»  ge- 
trennt werden,  d.  h.  für  diese  (nämlich  für  30m)  aer»  eewAopt.  Z.  112  muss 
BTopoc&ji&Ho  zusammengeschrieben  werden,  es  ist  ein  Wort.  In  Z.  185  vergl. 
mit  Z.  193  scheint  irgendwo  ein  Fehler  zu  stecken,  oben  steht  rispam,  unten 
repaxi.  Z.  341  muss  iuxne  in  TOiivre  berichtigt  werden.  Z.  343  ist  natürlich 
zu  trennen  in  w  sfopHuuixs,  doch  was  mag  es  bedeuten?  Z.  360  könnte  man 
zwar  lesen :  k(Ul  MepeuL  ho  bhhi»ho,  d.  h.  ein  gemessener  Kübel  (des  Getreides) 
auf  3  Hyperpern,  aber  für  die  Weinabgabe  (bmhbho)  ein  Mass  (mctp»)  auf  1 
Hyperpera,  doch  auch  aiepcuLHo  bhulho  giebt  guten  Sinn,  ein  Kübel  des  Ge- 
messenen (trockenen)  gegenüber  einem  Mass  des  Weines  (flüssigen). 

Das  zweite  Document  enthält  Grenzbestimmungen  der  für  ein  Kloster 
erworbenen  Liegenschaften  in  der  Gegend  von  Tetovo,  die  Aufzeichnung 
stammt  offenbar  aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrh.  Seinem  Charakter 
nach  erinnert  das  Denkmal  stark  an  den  bekannten  glagolitischen  »Razvod 
iatarski«  oder  an  die  von  Fr.  Racki  in  Surine  XIII  veröffentlichte  Cyrill.  Ur- 
kunde. Die  Sprache  dieses  Denkmals  ist  reineres  serbisch,  als  jene  des  vorer- 
wähnten. Ich  vermuthe,  dass  auch  hier  der  Text  nicht  im  Original  sich  er- 
halten hat  i  jedenfalls  müssen  einige  Stellen  anders  gelesen  werden,  als  sie 
Prof.  Uspenskij  gedruckt  hat.  Z.  20  taq  ce  ctam-a  (nicht  cra*  ia).  Z.  23  npt- 
höchst  wahrscheinlich  npte  noyro,  d.  h.  npfcn,  noyr*,  vergl.  Z.  112— 
113,  oder  vielleicht  npte  koyt*,  vergl.  aaKoyTH*  40.  Z.34— 35  ist  zu  lesen  npa 
toh  h  .  .  und  getrennt  *  zeu,  vergl.  Z.  165.  Z.  51  Über  upo/ia  fehlt  ein  h,  d.  h. 
es  ist  npoaaiia  zu  lesen.  Z.  59  am  Ende  ist  natürlich  hs  aoyöt  gemeint.  Z.  61 
u.  62  ist  oy  jtnu  zu  trennen,  d.h.  das  Substantiv  lautet  im  Nom. sing,  atma* 


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Kleine  Mittheilungen. 


oder  ainn«,  vergl.  Z.  3  n.  Z.  28,  wo  wahrscheinlich  jedenfalls  aimB«  stehen 
soll.  Z  82  ist  zn  trennen  npoBO  xa,  hier  ist  nicht  von  npaaora  die  Rede.  Z.  83 
unzweifelhaft  pcma  (statt  nemo)  und  Z.  90  cwUonm.  Z.  87. 89  ist^so  zu  trennen : 

0  C 

BjiaKww  niit,  vergl.  Z.  79;  so  auch  Z.  82  ■  aaicie  n  nni,  (statt  annl).  Z.  117  ge- 
trennt nozh  Mtxa,  Z.  118  aa  wbub  a.  Z.  124  oy  6paTBK  Moy  (nicht  Öpara  wuoy). 
Z.  142  nauiora  ist  eine  ganze  Silbe  ausgefallen,  es  ist  zu  berichtigen  in  naine- 
Hora,  Z.  147  wäre  besser  in  Einern  zu  schreiben  Meamoynoyruw,  so  auch  Z.  72 
MejKjioyÖpasAHi«,  Z.  74  MC*Aoy6pa3AHieMB.  Z.  151  kann  nur  aba<*  Hanau  gelesen 
werden,  übrigens  ist  mir  der  Frauenname  Hanau  (?)  verdächtig.  Z.  153  fehlt 
über  bhab  der  Buchstabe  x,  man  muss  bhabxb  lesen.  Z.  155  Bunoy  könnte  zwar 
als  BiiHHoy  (in  6inem)  erklärt  werden,  doch  vielleicht  ist  es  nur  verschrieben 
statt  Huuoy.  Z.  179  getrennt  npH^oyna  mji  cc. 

Die  rechtliche  Seite  dieser  zwei  Documente  gab  Prof.  Uspenskij  Anlass 
zu  Einleitungen  undCommentarien,  unter  anderem  auch  imWortindez.  Eini- 
ges, wie  aöcjiouaxTO,  bleibt  dennoch  unerklärt.  Wegen  aafrLu,  dessen  ange- 
nommene Bedeutung  (nach  Daniciö)  dem  Verfasser  nicht  zu  behagen  scheint, 
führe  ich  noch  an  aus  Glasnik  II.  Abth.,  B.  12,  S.  27:  a  apaBa  niu  ab  auh  m 
aaötjii»  3HMOBJimo  AoÖuT'Koy  (vergl.  ib.  S.  96  Wiederholung  derselben  Worte), 
Florinskij  S.  64  .  h  a&Ac  uapBCTBO  mii  xuauHHoy  Kophthhkb  aaöejit  aptpoMt&n 
uouxh,  ibid.  ccjia  cia  cb  bbccbik  mctbmh  h  npaBHHBMH,  cb  XHuaxaMM  m  c  nacimn  n 
es  axiuu  h  cb  BBHorpaAH  h  cb  3b6cjibi  ...  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass 
unter  sa6Us  bestimmte  Waldstücke  (Schonungen?)  gemeint  waren.  Violleicht 
rührt  auch  der  Ausdruck  davon  her,  dass  man  an  Bäumen  durch  Abschälung 
der  Rinde  die  Grenzen  eines  solchen  Stückes  bezeichnete  (cf.  den  noch  jetzt 
dafür  üblichen  Ausdruck  zabijeliti).  Ob  die  Massbestimmung  *aMen*  mit 
mbtb  sprachlich  etwas  geraein  hat,  wie  Prof.  Uspenskij  vermuthet,  das  ist 
doch  sehr  fraglich:  denn  mbtb  wird  immer  mit  b  geschrieben  und  gen.  plur. 
lautet  mbthh  (vergl.  Glasnik  II.  12,  S.  61  m'tmi  n'ioeHmc,  ib.  71  no  mahom 
mb im  ,  dagegen  von  diesem  anderen,  immer  mit  e  geschriebenen  Wort,  ist  die 
Form  des  gen.  plur.  aaateTB,  folglich  muss  man  Nom.  sing.  sanen»  oder  aatiera 
ausetzeu.  Unter  hsboab  ist  jedenfalls  ein  aus  einem  Fluss  oder  Teich  abge- 
leiteter Wasserkanal  zu  verstehen.  Statt  koiumo  s.  v.  ist  aonuiB  als  Nominativ 
zu  nehmen,  vergl.  Glasnik  II.  12,  S.  23:  a6paT  Moy  kouujh*  (griech.  xoneXo?), 
ebenso  ist  im  Wörterbuch  Kpoyiua  (nicht  Kpoymo)  die  Birne  zu  setzen,  demin. 
KpoyniHua  ib.  KoyuoyjarB  kommt  auch  bei  Floriuskij  vor  S.  67,  ebenso  kov- 
uobo.  Im  Nominativ  heisst  es  nicht  jihb&jl  s.  v.,  sondern  jubbab,  vergl.  S.  37, 
Z.  107  u  juBBAy  Koyna,  114  :  c  jibbabm h .  So  muss  man  auch  wegen  des  Accus. 
Btcrp»  als  Nominativ  MOTpa  schreiben.  Zu  opaxB  s  v.  hätte  man  auch  opamHie 
hinzufügen  sollen,  vergl.  im  zweiten  Doc.  Z.  104.  Statt  namerB  war,  wie  schon 
oben  erwähnt,  uauieHorB  (der  Mann  der  Schwägerin)  zu  schreiben.  Das  Wort 
nopMBMB  oder  nepHBOJB  (ne^ßoXioy)  lautet  heute  perivoj.  Das  Substantiv  no- 
jioyTBKB  ist  von  nwoyKHMna  zu  trennen,  polutak  (auch  polutka  oder  palutka) 
bedeutet  nichts  weiter  als  Halbscheit.  Zweifelhaft  ist  es,  ob  der  Verfasser 
das  im  ersten  Documente  häufig  begegnende  »  uoabbbuh  X.  67,  *  noAaBBne  Z.  84. 
124.  137.  150.  199.  205,  bb  noAasBne  Z.  91,  bb  noABBBnt  Z.  97,  durch  den  Nomi- 


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Kleine  Mittheilungen. 


159 


nativ  no»nn  richtig  wiedergebt.  Mir  ist  nicht  einmal  Bicher ,  ob  dieses 
Wort  einen  Ortsnamen  bezeichnet,  oder  etwas  anderes?  Es  kommt  ja  fast 
immer  unmittelbar  hinter  einem  anderen  Ortsnamen  vor :  b  »m  ■  noxasim 
(lies  b  kshobh  s  hoabbluh)  67,  de  ksoobc  bl  noxasme  91,  b  Ksntae  bl  noAanmt 
97,  b  xanoBc  b  noaaBmc  124.  137,  b  xsuiBC  b  noja»mc  199.  205,  einmal  b  ups- 
meBe  b  nüAaEme  150  und  nur  einmal  ohne  ein  anderes  Wort:  wal  npiKim  wro 
b  noiaBLuc  84.  Da  sowohl  b  xpamcBe  91,  als  auch  b  kbuobc  182  ohne  a  uoAaxme 
stehen ,  so  muss  man  sich  fragen ,  ob  hinter  dem  räthsclhaften  Wort  nicht 
ein  Appellativ  um  nojuBmL  oder  noxaema  (etwa  der  Patron?  der  Inhaber  der 
Pronia?)  steckt,  vergl.  Z.  15  xobxb  Ha  Meere  voyxjunti.  Nicht  irptaxaxL  s.  v. , 
sondern  nptBxaxa  ist  im  Nominativ  zu  schreiben.  Das  Wort  pbbo,  welches 
der  Verfasser  in  Z.  128  des  zweiten  Documenta  vermuthet,  ist  mir  sehr 
verdachtig.  Cbalhl  s.  v.  ist  zu  streichen  und  unter  das  Wort  BTopocaAtn*  zu 
setzen.  Die  Stelle  w  sfopamaxL  bczx*  ctbxl  wird  von  Prof.  üspenskij  s.  v. 
coopame  so  erklärt,  als  ob  cdopxme  einem  russ.  cfopmarL  gleichkäme,  während 
Böopame  nur  einen  Versammlungsort,  auch  Versammlung,  oder  etwa  das  Sam- 
meln selbst  ausdrücken  konnte.  Sollte  nicht  in  dieseu  Worten  ein  Ersatz  für 
das  oben  Z.  334—  3:i5  erwähnte  naxaHxeTpo  enthalten  sein,  d.  h.  w  Böopmuixk 
Kto  ctbxl  die  Abgabe  für  das  Nutzniessungsrecht  der  Waldfriichte  (z.  B. 
Eicheln,  Kastanien)  andeuten?  Sprachlich  wäre  es  am  natürlichsten,  an  die 
Abgaben,  welche  zur  Zeit  der  Versammlungen  gezahlt  wurden,  zu  denken. 
Unter  cbciohh kl  und  cBCAemma  werden  wohl  die  in  wilder  Ehe  lebenden  Paare, 
vielleicht  auch  die  aus  solcher  Ehe  entsprossenen  Kinder  gemeint  sein.  Statt 
cBecTH  hätte  als  Nominativ  cbcctl  gesetzt  sein  sollen,  es  ist  das  altslo venische 
cblctl.  Das  zweimal  erwähnte  expeua  ist  natürlich  der  Käse,  bulg.  noch 
heutzutage  cxpeHe ;  Danidic  hat  es  s.  v.  cupeuxM  schon  richtig  Ubersetzt.  Zu 
cxaxxua  wäre  vielleicht  nicht  Überflüssig  gewesen  die  Bedeutung  hinzuzufügen, 
das  südslavische  cxauxHa  ist  auf  das  Schweinefleisch  beschränkt.  Wie  schon 
gesagt,  oyxtmx  ist  zu  streichen  und  unter  x  das  Wort  xiimiw  zu  setzen,  vergl. 
Giasnik  II.  12,  S.  58.  130.  Dass  ovtccl  (so  viel  als  OTiTeci)  wirklich  eine  Par- 
zelle des  Grundbodens  bedeutet,  das  zeigt  auch  das  juridisch  recht  interes- 
sante Verbum  oyTecaTX  (nerx>).  Nicht  xtztobo,  sondern  x-riTOBa  ist  als  Nomi- 
nativ zu  setzen ,  das  zeigt  die  Dcclination  des  Namens  Z.  37.  40.  77  (es  ist 
xrtToaa  p*xa).  Warum  xopa  in  dem  zweiten  der  hier  gedruckten  Documenta 
etwas  ungewöhnliches  bezeichnen  soll,  ist  nicht  leicht  einzusehen  |  xopa  be- 
deutet auch  hier  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als  eben  —  das  Volk,  das  ge- 
meine Volk,  man  zog  je  nach  den  Umständen  ältere  Leute  heran,  die  sich  alter 
Zustände  erinnerten  und  als  boni  homines  ein  vollgültiges  Zeugniss  abgeben 
konnten.  Für  die  Bedeutung  celnik's  in  dem  zweiten  DocumenteZ.  161  wird 
es  vielleicht  nicht  überflüssig  sein,  die  Stelle  aus  Glasnik  II.  12,  S.  131  zu 
citiren  x'TO  Ooyxe  C6  hxxl  npxxxiiai  ab  ra  CTaBiia  iroyii'H*  qex'uxxa  aaiL 
kpblmx,  woraus  zu  ersehen  ist,  dass  zuweilen  h<~ilhbkl  recht  unansehnlich 
war  I  Zu  «piHxna  bemerke  ich,  dass  es  im  Bulgarischen  Maulbeerbaum  be- 
deutet Htcj)l  hätte  man  doch  erklären  sollen,  d.  h.  andeuten,  dass  es  nur 
falsch  geschrieben  ist  statt  des  üblichen  Aha  oder  Rhu  (was). 

Im  Wortindex  vermisst  man  so  manchen  Ausdruck,  der  einer  besonderen 


160 


Kleine  Mittheilungen 


Erwähnung  werth  wäre.  So  im  ersten  Document  AeceroKB  (decima)  327,  xosb- 
iiima 283 — 84  (scheint  appellativ  Waldung  zu  bedeuten),  MeToxia366(^CTo/tor), 
nepisB  271  (vergl.  Starine  XIII.  209  rpaiauie  cb  nepe3H,  xoshk  Hep*3B  ist  ent- 
weder Flurname  oder  bedeutet  es  eine  junge  Anpflanzung?),  wpHjmo  339 
ioQioua  ,  noKJTOHLii i.  xpHCOBoyxB  6,  uokxohbho  wpasMO  339,  nonajura  162,  psAapB 
160,  chbxb  70.82. 108.286.  291.298,  ctsbl  48.  Als  slavischer  Ortsname:  apoy- 
mauc  354,  als  Flurname  naaame  342.  Unter  fremdklingenden  Eigennamen,  wie 
axxaAa  229,  BpBAoyHapB  44. 179,  kjobt&kia  219.231,  Kxen-royxH  156,  KOHBAorpaua 
278  (vergl.  bei  Florinskij  raHAaxopB  67),  KVBapB  257,  kukkphöobb  251,  cTaMim 
86.  254,  cxava iiiKu  140,  CTaMaTHXHSf  136,  307,  CTacHBi  135,  «poyrB  27.  181, 
VMUb  12S,  uuHnuu-ib  (aus  Janina)  188,  begegnen  auch  slavische:  wiKoua  126, 
rpBAaHL  290,  AoöpoMHpB  50,  Aoopara  35  'vergl.  im  zweiten  Document  Z.  150), 
AparoiB  299.  303,  sopaua  168.  222,  cmIako  und  cxiAaBB  265  (vergl.  das  serb. 
adj.  CMe^i),  craaa  65.  211,  craHs.ua  107.  Interessant  ist  KoyKoyxejrB  69.  107. 
111.  176,  weil  es  an  den  Ausruf  kuku  lele  erinnert.  Vergl.  noch  Koyxr  oyÖB 
im  Adjectiv  Koyicoypoy6oBB  251;  6-Liuhb  229,  bl3MH?b  41,  xoyium>  Ii 7  und 
cpBOonoyxB  231. 

Das  zweite  Document  liefert  hübsches  Material  für  die  Bezeichnung  sla- 
vischer Grenzmarken;  systematisch  angelegte  Sammlungen  werden  fiir  die 
slavische  Cultur-  und  Rechtsgeschichte  von  grosser  Bedeutung  sein.  Hier 
fungiren  als  Grenzmarken:  6pa3Aa  43.  49.  55.  58.  63,  MejaAoyÖpasAH»  72;  BpBöa 
caxAeaa  52  ;  aovob  59.  67,  aovobub  26.  60  ;  am  22,  kxshb  120.  141,  KpoymHua 
23.  25.  40;  Moruma  12. 15.49;  miaiHna  39. 172  ,  m  mit  specieller  Bezeich- 
nung wessen  :  58.  64.  120  u.  s.  w. ;  orpaAa  1 ;  usab  6  (im  früheren  Document 
naAHve) ;  noxe  mit  der  Angabe  des  Besitzers  z.  B.  cTpisoao  32  ;  noyTB  (näher 
bestimmt  durch  das  Adjectiv,  z.  B.  nopoacxB  vom  Poroj  43 — 44 ,  npiiBHB 
noyTB  9.  12.  60.  65.  126,  xtmKB  17.  40.  46.  50.  70,  napeBB  29  u.  s.  w.),  oder 
ksko  3axoAM  noyTB  37,  kako  ce  craie  noyrB  70  u.  s.w.,  auch  pacnoyrme  1.  47.  75; 
noroKB  118  oder  rA*  ce  cranTa  ABa  noroica  22 ;  piianc  100.  118.  147  und  cptxo- 
p£itB  24.  66;  6poAB,  öpoABUB  sammt  npixoAB  21.  22.  37.  59.  140;  ctovachbub 
(mit  näherer  Angabe)  19;  coyxata  9.  10  (wahrscheinlich  gleich  coyxa  piaa?; , 
TpanB  8.  47;  toiihxo  120;  vergl.  auch  die  Benennung  ovbb  petfpa  144.  —  Als 
Flurnamen  erwähne  ich  :  royMHHme  127.  149,  3aKoyrHie  40,  axoBaAuaua  41.  123, 
axoBHiia  106,  Koynxeuvua  (neu  gekauftes  Land?)  26.45.  47.  99.  121,  xbbcobkua 
68,  ccxume  163,  TpBcriHHna  109,  vergl.  auch  Ha  KxioROBt  72.  73. 117  (man  denkt 
unwillkürlich  dabei  an  den  xXovxag  des  Constantin  Porphyrogen.)  und  ctxbub 
68.  126.  144.  Als  Gebirgsname:  nxtniB  80.  81.  83.  86.  91;  als  Ortsnamen: 
6aHHue2l,  6oyApMrB  114,  BCXBromB  108.  111.  167,  ap&hobbub  106,  Aoy6paBa  56. 
135,  auch  einfach  Eichenwald  114,  xoxmhb  37.  45.  46.  58.  110,  xsxKORxuHe  78. 
103.  105,  ximaw  28.  61.  62.  131  (wo  xtnuut  wahrscheinlich  zu  lesen  xtmha), 
MOApifta  91,  CBeTaHeAtxsi  154,  ceAxapeBo  113,  TptooniB  13.  14.  17.  142,  das 
Kloster  hiess  XTtroBa  nach  dem  Flussnamen  40.  77.  87,  es  gab  neben  Bexnica 
xrtTOBa  auch  einen  kleinen  xrtTOBimma  69,  uöji an  buk  29.  Nach  dem  Personen- 
namen ist  die  Niederlassung  bezeichnet  in  hhkh#opobbhb  57.  66.  119.  129; 
vergl.  noch  ueAb  139.  179.  Rechtsausdrücke  sind:  ooxacrB  181,  npasMaa  116, 
3aKoynB  154,  die  Verba  MeTexaxa  88,  xapasarx  52,  npixoaumi  6.  153.  183,  aoy- 


uiguizea  Dy  Vjüo 


Kleine  Mittheilungen 


161 


um,  MtuHTH  11,  astm  m  Aoymoy  16.  27  u.  Oft.  Endlich  verdienen  die  Per- 
sonennamen oder  Familiennamen  erwähnt  zu  werden :  öparana  84,  6p*rauHt 
64,  (SpauiJio  45,  6panHCxaBi  104,  (JoyAicxas*  56,  Bexnixpt  47  w  BHTOMMpfc  165, 
axxxcaHi,  101.  103.  105,  in»  oder  bjmuc  140.  167,  adj.  uuobl  120,  uaAUfipi. 
109,  Boaxna  136,  ruiHi  49,  rxo6nua  11.  123,  roncxaBi.  169,  rpoaa  19,  a»6mn 
159  (nicht  wie  es  im  Wortindex  steht  «sämäb»),  Aeciicxasi,  102,  Artpau  4,  xpe- 
raax  135,  Aparaia  152,  apamu  143.  157,  jpar'qo  10,  xparoMam.  47,  aparocxaii 
157,  xpaaao  147,  xpiuaui.  111.  125,  äjkXShukl  132,  «oypaxo  48,  KocTa  108.  167, 
KpajrMHpL  163.  164,  Kpaci»  in  Kpacem,  58.  110,  aptucHa  4,  xpasonopfc  3,  x*xo  64, 
MaHOTa  117,  mui.  165,  noxextit  30.  35.  136,  noux»i  167,  pajiiua  146,  paAocjaaa 
33,  paAocjaBi  168,  pajota  98,  pajoyHfc  31,  pajre  162,  patf hb  143.  150,  po6i  46.  55 
oder  ist  es  Appellati  vuin?),  conoTHXK*  als  adj.  conoTHHKOBb  58.  120,  ctsh'ro 
45.  84,  cxaanB  161,  cTpfc»  159.  167,  auch  cxpia*  119.  122.  138.  157,  adj.  CTpf.- 
90tt  32.  170,  rpomauB  145,  oyöncxaBfc  149,  xaaxxnia  38,  adj.  XBaxaniKMX  51.  55. 
70,  xpaot  132,  xpaHxcxaBB  172,  173.  Griechisch  sind,  apnrpi  132,  roni  128, 
iainau  134,  xeor  gen.  xeu  35.  165,  vcrgl.  xowbb  61,  mujxmiov.il  62,  lipo  ro  hl 
82.  85,  88.  145,  fremd  auch  KoyvaBB  142.  170,  coyxraa  134,  «panaxi  10.  111, 
vaxauHM  178;  Afterbildungen  in  xcopoxHa  142,  ropon  66  u.  s.  w.  Das  mir  un- 
verständliche Ma3uin  erinnert  an  ÄparxtH  in  Glasnik  II.  12.  6. 

Grammatisch  merkwUrdig  ist  die  Aoristform  cfc6paxoy  89,  phonetisch  ap- 
xanRApari  87,  wo  »  in  serbischer  Weise  das  nasale  a  ersetzt. 

7.  Staroslovanske  fady  a  obyceje  sepsal  Josef  Perwolf,  professor  na  uni- 
versit*  Varsavske.  V  Praxe  1885,  80,  60  (Altslavische  Einrichtungen  und 
Gebräuche  von  Prof.  Jos.  Perwolf).  SA.  aus  der  in  Prag  erscheinenden  Mo- 
natsschrift -Slovansky  sbornik«. 

Prof.  Perwolf  hat  schon  durch  eine  Reihe  von  Schriften  gexeigt,  dass  er 
die  Fragen  über  die  inneren  Zustände  der  Slaven  im  frühen  Mittelalter  mit 
besonderer  Vorliebe  in  den  Kreis  seiner  Forschungen  zieht.  Ausgehend  von 
der  schwer  lösbaren  Aufgabe  betreffs  der  ethnischen  Zusammengehörigkeit 
der  alten  Völker  des  Nordens  und  Nordosten  Europa  s  mit  den  heutigen  Slaven, 
worüber  er  zuletzt  in  unserer  Zeitschrift  handelte  (Archiv  VIII.  S.  1  ff.),  trachtet 
er  an  der  Hand  der  fremden  Zeugnisse  und  einheimischen  Quellen  ein  Bild 
der  ältesten  slavischen  gesellschaftlichen,  politischen,  Cultur-  und  Rech  ts- 
zustände  zu  entwerfen.  Er  thut  das  in  der  vorliegenden  kleinen  Schrift  in 
eiliger  Kürze,  indem  er  gleichsam  aus  der  Vogel  perspective  einen  flüchtigen 
Blick  auf  die  Erscheinungen  wirft,  die  sich  auf  ungeheurem  Raum  innerhalb 
vieler  Jahrhunderte  abspiegelten;  man  sieht  es  jedoch  der  Fülle  von  Anspie- 
lungen an ,  dass  sie  auf  einer  weit  reichenden  Umschau  beruhen  und  dass 
recht  viele  Quellen  zu  diesem  Zweck  durchgearbeitet  worden  sind.  Capitel  1. 
-Slovanske  osady«  (Slavische  Niederlassungen),  S.  2—7,  macht  uns  mit  ver- 
schiedenen Benennungen  der  Slaven  in  ihrer  Eintheilung  nach  den  Stämmen 
bekannt  Cap.  2.  j»Slovanski  rod«  (Die  slavische  Sippe),  S.  7—11,  handelt 
über  die  slavische  Sippe  und  die  sie  zusammenhaltenden  Rechtsinstitutionen, 
über  die  verschiedenen  Benennungen  des  Oberhaupts  der  Sippe  oder  des  Ge- 
schlechts. Cap.  3.  »Slovanska  obeo-  (Die  slavische  Gemeinde),  S.  11—21,  be- 

EX.  11 


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162 


Kleine  Mittheilungen. 


spricht  die  verschiedenen  Formen  und  Benennungen,  unter  welchen  die  Ver- 
einigung mehrerer  Sippen  zu  einem  Gemeinwesen  stattfand.  Cap.  4.  »THdy 
obyvateetva  (stavy)«  (Die  Bevölkerungsclassen  {Stände]),  S.  21 — 31,  schildert 
die  verschiedenen  Abstufungen  in  der  rechtlichen  Stellung  der  Bevölkerung, 
wobei  die  ursprunglichen  von  den  entlehnten  Zuständen  auseinandergehalten 
werden.  Cap.  5.  »Statin  zrizeni«  (Staatliche  Einrichtungen),  S.  31—42,  be- 
handelt die  durch  das  Aufkommen  der  staatlichen  Gebilde  hervorgerufenen 
Behörden ,  ihre  Rechte  und  die  daraus  für  das  Land  entstandenen  Lasten. 
Cap.  6.  »Snemy«  (Die  Versammlungen),  S.  42 — 47,  erzählt  von  den  verschie- 
denen Volksvertretungen,  die  im  Laufe  von  Jahrhunderten  bei  allen  Slaven 
constatirt  werden  könnon.  Cap.  7.  .Slovanskt  pravo«  (Slavisches  Recht), 
S.  47-50.  Cap.  8.  -Slovanske  bajeslovi  a  basnictvi-  (Slavische  Mythologie 
und  Poesie),  8. 50—54.  Cap.  9.  »Slovanskf  jazyk  a  pismo«  (Slavische Sprache 
und  Schrift),  S.  54—60.  Selbstverständlich  können  so  wichtige  Fragen  der 
slavischen  Alterthümer  nicht  auf  60  Seiten  abgethan  werden ;  aber  schon 
diese  gedrängte  Schilderung  legt  den  Wunsch  nahe,  dass  der  Verfasser  bald 
in  ausführlicherer  Weise  auf  diesen  Gegenstand  zurückkommen  möchte. 
Nach  dem  kühn  entworfenen  Plane  des  Begründers  der  slavischen  Alterthü- 
mer sind  jetzt  gerade  diese  Fragen  an  der  Reihe.  Prof.  Perwolf  geht  etwas 
zu  weit  in  der  Identificirung  der  Sarmaten,  Scythen,  Sveven,  Veneten  mit  den 
heutigen  Slaven,  sonst  muss  man  seinen  Combinationen  Gerechtigkeit  wider- 
fahren lassen,  sie  sind  nicht  aus  falsch  aufgefasstem  Patriotismus  entsprungen, 
sondern  beruhen  in  der  Regel  auf  soliden  Grundlagen.  Allerdings  möchte  ich 
den  Flussnamen  Odra  nicht  mit  lit.  audra,  griech.  vJ&q,  und  auch  das  Suffix 
-ava  in  Vitava,  Sazava  etc.  nicht  mit  aqua,  germ.  -aha  identificiren  (S.  2). 
Das  Wort  kirnet*  scheint  dennoch  eher  mit  comes  xöu-  i  als  mit  nwfilctrjs 
in  Berührung  zu  stehen  (S.  9) ;  zupa,  supan  würde  ich  mit  dem  germ.  gau 
etymologisch  zusammenstellen.  Obec,  oÖLmnaa,  vom  adj.  oäbnrri,  wird  wohl 
kein  vesti  oder  v&Ste  in  sich  enthalten,  sondern  auf  einer  unmittelbaren  Ab- 
leitung von  o6t  (abhi-i  beruhen,  also  uömuti.  qui  circum  est  (S.  12).  Das  Wort 
vrv'  (vwrv*)  scheint  doch  nicht  bloss  die  territoriale,  sondern  vor  allem  die 
verwandtschaftliche  Zusammengehörigkeit  (Band)  ausgedrückt  zu  haben 
(S.  12).  Das  russ.  Wort  derevna  hat  mit  derevo  keinen  unmittelbaren  Zu- 
sammenhang, wie  das  Prof.  Potebnja  deutlich  genug  auseinandergesetzt  bat 
(S.  18).  Die  adelige  Gemeinde  Turopolje  wählt  noch  immer  selbst  ihren  comes 
(S.  19),  wenn  er  auch  die  alte  Bedeutung  verloren  hat.  Zu  den  Fremdwörtern 
für  Geldbezeichnung  ist  auch  noch  iuia  hinzuzufügen,  da  es  aus  dem  goth. 
kintus  (dieses  aus  quintus)  entlehnt  ist  (S.  37).  Auch  das  Wort  meci,  ist  wohl 
germanisch  (S.  40) ,  während  sablja  aus  dem  Oriente  stammt  und  von  den 
Slaven  weiter  dem  Westen  Ubermittelt  worden  ist.  Das  altcechische  cüda  hat 
mit  dem  Verbum  ociditi  (oniaaTH)  nichts  gemein ,  auch  das  Polnische  kennt 
«cudzid:  reinigen,  striegeln.  Matzenauer  (PH.  L  VTI.  25)  möchte  das  slav. 
Verbum  mit  dem  altind.  cudh  (purgare)  vergleichen. 

8.  CöopuHKi.  MaTcpitJOFB  no  3THorpa*iM ,  ii:uanaeMi.iH  npm  AaniRoncKOMi 
3THorpa»H*ecKoir*  Myaet,  no/n>  pcASKuie»  B.  0.  Msjuepa.  BwnycK*  I.  Mocaua 


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Kleine  Mittheilungen. 


163 


18S5,  80,  205  (Ethnographische  Beiträge,  herausgegeben  von  dem  ethnogra- 
phischen Daskov  sehen  Museum  zu  Moskau ,  unter  der  Redaction  des  Prof. 
Vsevol.  Miller.  Heft  I.) 

In  Bussland  nimmt  die  ethnographische  Forschung  einen  recht  ange- 
sehenen Platz  ein ,  man  Hebt  derartige  Publicationen ,  verschiedene  Gesell- 
schaften gewähren  der  Herausgabe  derselben  gern  ihre  Unterstützung,  die 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften  und  die  kais.  russische  geographische 
Gesellschaft  obenan.  Was  die  ethnographischen  Sammlungen  selbst  anbe- 
langt, so  steht  das  ethnographische  Museum  Daskov's  in  Moskau  unübertroffen 
da.  Seine  herrliche  Collection  der  russischen  und  »lavischen  Völkertypen  in 
natürlicher  Grösse,  mit  treuer  Darstellung  der  Volkstrachten,  macht  auf  jeden 
Besucher  einen  nnvergesslich  freundlichen  Eindruck.  Dem  Eifer  des  jetzigen 
Custos  dieses  Museums,  Prof.  Vsevolod  Miller,  der  sich  durch  seine  ausge- 
zeichneten ossetinischen  Studien  schon  einen  Namen  erworben,  haben  wir  das 
oben  ci tirte  Heft  als  den  Anfang  einer  nenen  periodischen  Ausgabe  ethno- 
graphischen Inhalts  zu  danken.  Prof.  Miller  wünscht  darin  namentlich  die 
Ethnographie  der  verschiedenen  nichtrussischen  Volksstämme  des  grossen 
Reiches  vertreten  zu  sehen,  aus  Kaukasus,  Sibirien  und  Mittelasien.  Dass  er 
auch  die  »benachbarten  slavischen  Volksstämme«  dazu  rechnet,  ist  zwar 
eben  so  wenig  nahe  liegend,  wie  in  der  russischen  Diplomatie  die  Errech- 
nung der  SUdslaven  in  das  asiatische  Departement,  aber  uns  kommt  es  ja  auf 
die  Sache  und  nicht  auf  die  Form  an,  darum  werden  wir  auch  nichts  dagegen 
haben,  wenn  so  wie  in  diesem  ersten,  auch  in  jedem  folgenden  Heft  neben 
den  ethnographischen  Schilderungen  der  Kaukasier  oder  Tataren  auch  die 
Slaven  der  Balkanhalbinsel,  der  ungarischen  Ebene  oder  der  Karpaten  u.  s.  w. 
berücksichtigt  werden.  Iu  diesem  Heft  findet  man  folgende  Beiträge:  Ki. 
«pa^HOMy  upaBy  BoirapT»  (Zum  Eherecht  der  Bulgaren  von  Bonöo  Nenkov 
Bojev),  S.  1—65.  3anacKH  o  Öwrfc  OcewirK  Csbbu  Kotieaa  (Notizen  über  das 
Volksthum  der  Osseten  von  S.  Kokijev),  S.  67—112.  OcceraHCKi«  crmr*  B. 
6.  Matena  (Ossetinische  Volksmärchen  von  V.  Miller),  S.  113—140.  Oömia 
oicpai  apnÄHCKan»  ckusokt,  T.  A.  XaiaTiauna  (Allgemeiner  ümriss  der  arme- 
nischen Volksmärchen  von  G.  A.  Chalatianec) ,  S.  141—172.  KpecmuHbic 
<rfp«jn»i  JUTkimeii  6.  Ä.  TpeÄjaima  (Taufritus  bei  den  Letten  von  Th.  J.  Treu- 
land),  S.  173—205.  Der  erste  Beitrag  unter  dem  etwas  vornehm  klingenden 
Titel  »Zum  Eherecht  der  Bulgaren«  giobt  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als 
eine  zusammenfassende  Darstellung  der  bulgarischen  Hochzeitsgebräuche, 
aufgearbeitet  in  russischer  Sprache  nach  den  bulgarischen  Schilderungen, 
zumal  nach  dem  in  der  bulgar.  Zeitschrift  •Hayna*  enthaltenen  Material.  Die 
hier  gegebene  Darstellung  ist  bei  weitem  nicht  vollständig,  doch  giebt  sie 
einige  neue  Daten,  z.  B.  das  Uber  »parateko«  Gesagte  (das  griechische  Wort 
•parteka«  kennen  noch  heute  die  nordwestliehen  Kroaten,  in  der  Bedeutung 
•Waare«,  das  »anvertraute  Gut«),  die  in  Geld  ausgezahlte  Mitgift  »zestra«  (über 
das  Wort  vergl.  Crhac  s.  v  zestre  S.  472,  doch  ist  mir  seine  Ableitung  vom 
slav.  za-stroiti  nicht  einleuchtend,  mein  Freund  A.  N.  Wesselofsky  erinnert 
noch  an  das  ital.  assestare,  allein  sesto  liegt  bei  uns  in  mec/r*  vor). 

11* 


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Kleine  Mittheilungen. 


■  • 

9.  Chata  polska.  Studyjum  lingwistyczno-archeologiczne  przez  Jana 
Kariowicza.  Warazawa  1884,  8<>,  29  (Das  polnische  Bauernhaus.  Eine  lin- 
guistisch-archäologische Studie). 

Nach  dem  Vorgange  Meitzen's,  Hennings,  Lipperts,  Lund's  u.  a.  —  die 
Literatur  ist  auf  S.  2 — 3  angegeben  —  will  Dr.  Kartowicz  das  polnische  Haus 
in  seiner  ethnischen  Stellung  beleuchten,  zum  Theil  im  ausgesprochenen 
Gegensatz  zu  Henning.  Die  sehr  lesenswert h e  Abhandlung  ruht  auf  breiter 
Grundlage  der  prähistorischen  und  ethnologischen  Forschungen,  mit  deren 
Resultaten  der  Verfasser  nach  den  neuesten  Forschungen  vertraut  ist.  Er  be- 
ginnt mit  den  Hohlen  und  unterirdischen  Wohnungen  als  dem  ersten  Stadium 
der  Culturentwickelung  nach  den  Urzuständen,  wo  der  Mensch  noch  im 
Dickicht  des  Waldes  oder  auf  den  Aesten  des  Baumes  Zuflucht  suchte  (Jaski- 
nie  i  ziemianki,  S.  1—8).  Dr.  Kartowicz  glaubt,  dass  das  poln.  u.  russ.  Wort 
ziemianka — seMJAHiea  dieser  primitiven  Culturstufe  seinen  Ursprung  verdankt. 
In  der  That  sieht  man  dem  Worte  nur  so  viel  an,  dass  es  eine  Wohnung  be- 
zeichnete, bei  deren  Errichtung  im  Gegensatz  zum  Holz  oder  Stein  die  Erde 
den  Hauptbestandteil  bildete.  Wie  weit  dieser  Bau  ans  der  Erde  hervor- 
ragte oder  in  die  Erde  hineingegraben  war,  das  lässt  sich  aus  dem  Worte  zie- 
mianka nicht  bestimmen.  Es  gab  auch  ganze  Städte,  die  «autm*  hiesaen. 
Zu  Erdhütten  dürfte  das  Verbuni  z*dati  als  terminus  technicus  stimmen,  weil 
das  litauischo  Verbum  iesti-iedziu  formen,  bilden  aus  Thon  bedeutet, 
also  ist  zi»dati  ein  Gegensatz  zum  späteren  rubiti  gorod*.  Dr.  Kartowicz 
findet  auch  in  strzecha  (das  Dach)  Anspielung  an  das  primitive  Bedecken 
der  Oberfläche  des  unterirdischen  Raumes  mit  Stroh :  er  leitet  mit  Miklosich 
das  Wort  von  erpt-TB  (sternere)  ab,  also  expixa  «  stramen,  Stratum.  Diese 
Ableitung  ist  wegen  der  Abwesenheit  des  Volllautes  in  der  russischen  Form 
zweifelhaft.  Möglicherweise  liegt  sowohl  dem  Worte  crpfcxa  wie  dem  Sub- 
stantiv CTpaxT»  die  Wurzel  "s  ireh  zu  Grunde.  Für  die  Bedeutung  des  äusseren 
herabhangenden  Randes ,  der  Traufe  als  einer  rauhen,  würde  diese  Wurzel 
ganz  entsprechend  sein ,  doch  die  Schwierigkeit  der  lautlichen  Form  ist  auch 
damit  nicht  beseitigt.  Am  leichtesten  käme  man  mit  einer  secundären  Wurzel 
'ströch  zu  st  ri  aus :  dann  würde  erpixa  freilich  ganz  im  allgemeinen  einen 
Bau  ausdrücken.  Man  sieht  an  diesem  einen  Beispiel,  wie  schwer  es  hält,  auf 
Grund  der  Etymologie  Culturbilder  zu  schildern.  Das  auf  S.  7  erwähnte  Wort 
buda  kann  mit  dem  Verbum  boda  nichts  gemeinsames  haben.  Wenn  es  s la- 
visch ist  —  die  vielen  Ortsnamen  mit  bud-  Würden  allerdings  dafür  sprechen, 
es  ist  mir  nämlich  nicht  ganz  wahrscheinlich,  dass  in  diesen  Wörtern  überall 
nur  das  Verbum  buditi  von  bi»dßti.vigilare  steckt  — ,  so  muss  es  mit  dem 
deutschen  Verbum  bauen  in  Zusammenhang  gebracht  werden.  Ein  solches 
Verbum  könnten  die  Slaven  ganz  gut  wenigstens  in  den  Orts-  und  Personen- 
namen auf  bud-  erhalten  haben.  Dann  würden  die  Personennamen  budimir 
und  budislav  zu  solchen  Bildungen  gehören,  wie:  domaslav,  zemibor,  krai- 
slav,  zdislav.  Nicht  wahrscheinlich  finde  ich  die  Annahme,  dass  das  so  weit 
verbreitete  Wort,  wie  kottci>  (S.  7)  aus  dem  deutschen  kot,  kote  entlehnt  sei ; 
eher  dürfte  eine  uralte  Verwandtschaft  anzunehmen  sein,  wie  es  auch  Matze- 
nauer wollte.  Sollte  die  Erklärung  des  Namens  Sarmaten  vom  eranischen 


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Kleine  Mittheilungen 


165 


cara  und  maetha  (niedrige  Wohnungen  habend)  von  Dr.  Kartowicz  zuerst 
vorgeschlagen  worden  sein  (S.  7),  so  verdient  sie  wenigstens  hier  wiederholt 
xu  werden.  Dass  das  altpoln.  Wort  kucza  ein  Lehnwort  ist  (aus  dem  Russi- 
schen), daran  zweifle  ich  nicht  f8. 8).  Nun  kommt  der  Verfasset  zum  weiteren 
Stadium  der  Culturentwickelung,  das  durch  die  Pfahlbauten  und  Wagenburgen 
charakterisirt  wird  (Mieszkania  nawodne  i  przenoane,  S.  8—14).  Hier  spielt 
eine  wichtige  Rolle  das  Verbum  koczowaC.  Dr.  Kartowicz  erklart  es  fUr  fin- 
nisch, mit  Unrecht  Schon  Matzenauer  hat,  meines  Erachtens  richtig,  auf  das 
türkisch-tatarische  kocmek  (migrare),  köcemen,  köcmen  (nomades)  verwiesen 
(F11.  listy  VIII.  191).  Verschieden  davon  ist  kor*,  kleinruss.  kia,  wozu  vergl. 
Matzenauer  ibid.  S.  208.  Erst  jetzt  folgt  das  aus  Holz  gebaute  Haus  (Domy 
y  drzewa  budowane  S.  14—18).  Was  der  Verfasser  bei  dieser  Gelegenheit 
über  die  Tragweite  der  linguistischen  Paläontologie  aussagt,  findet  meine 
vollste  Billigung.  In  der  That  kann  man  bei  den  auf  Grund  der  Etymologien 
oder  der  Fremdwörter  gezogenen  Schlüssen  nie  vorsichtig  genug  zu  Werke 
gehen.  Viel  zu  leicht  Übersieht  man,  dass  auch  im  Leben  der  Sprache  die 
Mode  keine  geringe  Rolle  spielt.  Das  Volk  ist  nachahmungssüchtig,  beson- 
ders die  Slaven,  es  liebt  Fremdwörter  nicht  bloss  dort,  wo  sie  sich  als  unent- 
behrliche Bezeichnungen  für  neue,  bis  dahin  unbekannte  Culturgegenstände 
einstellen,  sondern  auch  dort,  wo  es  den' ihm  schon  längst  bekannten  Gegen- 
stand in  fremder  Sprache  anders  nennen  hört.  Ich  will  ein  solches  Beispiel 
aus  der  mir  bekannten  Gegend  citiren.  Das  prächtige  Agramer  Gebirge  ist 
ungemein  reich  an  Himbeeren,  das  Volk  bringt  sie  korbweise  zur  Stadt  und 
du  dort  die  deutsch  redende  Bevölkerung,  welche  den  Käufer  abgiebt,  die 
Frucht  deutsch  nennt,  so  hat  sich  jetzt  schon  auch  das  Bauern volk  den  Aus- 
druck »imperi«  so  allgemein  angeeignet,  dass  der  eigentliche  slav.  Ausdruck 
.maline*  oder  »kupine«  in  den  Hintergrund  tritt.  Wie  in  diesem  einen  Falle, 
so  gehl  es  im  sprachlichen  Leben  unzählige  Male.  Wenn  man  also  dem  pol- 
nischen Hause  den  germanischen  Ursprung  anbinden  will,  —  das  ist  das  Re- 
sultat der  Forschungen  Meitzen  s  und  Henning's ,  welches  Dr.  Kartowicz  be- 
kämpft —  so  darf  man  sich  nicht  auf  so  schwache  Beweise  stützen ,  wie  sie 
einzelne  betreffs  des  Hausbaues  oder  der  Hausbestandtheile  in  der  polnischen 
Sprache  vorkommende  Fremdwörter  bieten.  Diese  können  ja  auch  einen  spä- 
teren nebensächlichen  Einfluss,  eine  geringe  Modification,  einen  späteren 
Fortschritt  u.  dgl.  andeuten,  ohne  die  ursprüngliche  Grundform  zu  berühren. 
In  der  Tbat  hat  auch  auf  mich  die  Schrift  Henning's,  als  ich  sie  las,  keinen 
befriedigenden  Eindruck  gemacht :  ich  fand  in  ihr  nicht  das  bewiesen,  was 
betreffs  des  polnischen  Hauses  behauptet  wird.  Leider  darf  man  nicht  ausser 
Acht  lassen,  dass  auch  in  der  Wissenschaft,  wie  im  Kriege  —  es  handelt  sich 
ja  auch  bei  uns  um  den  Kampf  der  Meinungen  und  Ansichten  —  sehr  häufig 
derjenige  den  Sieg  davonträgt,  der  sich  zuerst  der  günstigen  Stellungen  be- 
mächtigt hat.  Prof.  Henning  hat  mit  lobenswerthem  Eifer  die  Erforschung 
des  Gegenstandes  von  seinem,  germanischen,  Standpunkte  aus  in  Angriff  ge- 
nomineu.  er  ist  den  slavischcn  Forschern,  speciell  Dr.  Kartowicz,  zuvor- 
gekommen und  hat  sich  in  die  ihm  günstig  scheinenden  Resultate  verschanzt, 
aus  denen  es  Mühe  kosten  wird  ihn  zu  verdrängen.  Ich  läugne  es  nicht,  dass 


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Kleine  Mittheilungen 


Dr.  Kartowicz  einen  wohlbedachten  Angriff  auf  seine  Beaultate  gemacht  hat, 
doch  ist  er  zunächst  nicht  ausgerüstet  genug,  um  seinen  Gegner  zur  Capitula- 
tion  zu  zwingen.  Dr.  Kartowicz  giebt  das  selbst  zu  (8.  22),  er  bedauert,  noch 
nicht  Uber  ein  vollständiges  Material  betreffs  aller  Theile  Polens  zu  verfügen,  i 
um  diese  Frage  zur  endgültigen  Entscheidung  zu  bringen.  Dennoch  ist  auch  ■ 
das,  was  er  auf  S.  23—25  beibringt,  sehr  beachtenswert!) ,  und  wird  nicht  ver- 
fehlen, die  Aufmerksamkeit  eines  Meitzen  auf  sich  zu  lenken.   Schade  nur,  li 
dass  Dr.  Kariowicz  den  Gegenstand  zu  summarisch  behandelt.   Man  muas 
auch  dringend  wünschen ,  dass  die  Erforschung  des  Gegenstandes  auf  slavi- 
scher  Seite  nicht  auf  Polen  beschränkt  bleibt :  leider  sind  bis  jetzt  wenig  n 
Aussichten  dazu  vorhanden.  Wie  wäre  es,  wenn  Dr.  Kariowicz  selbst  der 
Frage,  die  ihn  schon  in  dieser  Schrift  so  erfolgreich  anzog,  noch  weitere  Stu-  n 
dien  widmen  wollte?  —  „ 

10.  XxtÖi  bi  oÖpHAsn  h  ntcHan,.  H.  0.  CynuoBa.  XapiKOBT,  1885,  S°,  137 
(Getreide  und  Brod  im  Brauch  und  Lied,  von  N.  Th.  Sumcdv). 

Ganz  abgesehen  von  der  Ausführung  lobe  ich  diese  Monographie  schon  x 
aus  Grundsatz.  Der  Verfasser,  bekannt  durch  frühere  ethnographische  Lei- 
stungen, sieht  richtig,  dass  nunmehr  die  Erforschung  des  Gegenstandes,  den 
man  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  bald  als  vergleichende  Mythologie, 
bald  als  vergleichende  Ethnologie  oder  Culturgeschichte  auffasst,  nur  durch 
Einzeluntersuchungen  gefördert  werden  kann.  Das  unbearbeitete  Material 
hat  sich  überall,  namentlich  betreffs  der  ethnographisch  noch  so  frischen  und 
reichhaltigen  Süd-  und  Ostslaven,  bis  zur  Unabsehbarkeit  angesammelt. 
Dieser  zerstreute  und  nicht  immer  zugängliche  Reichthum  muss  jetzt  schon 
nach  einzelnen  Motiven  kritisch  gesichtet  und  bearbeitet  werden.  Nur  so 
kann  man  Uber  das  hinauskommen,  was  schon  vor  Decennien  in  den  Werken 
Terescenko's ,  Afanasjev's  u.  A.  geboten  wurde.  Prof.  Sumcov  behandelt 
den  xjiU-b,  d.  h.  Getreide  und  Brod  —  das  mss.  Wort  vereinigt  beide  Bedeu- 
tungen —  er  will  sich  die  Rolle,  die  dieser  Gegenstand  in  den  slav.  Volks- 
bräucheh ,  Volksliedern ,  den  religiös-mythologischen  und  rechtlichen  Alter- 
thümern  spielt,  klar  machen.  Das  soll  auf  dem  Wege  der  vergleichenden 
Erforschung  erreicht  werden.  Auf  S.  3  liest  man  das  wissenschaftliche  Glau- 
bensbekenntnis» des  Verfassers  in  folgenden  Worten  ausgedrückt:  man  müsse 
die  ethnographische  Art  der  Eintheilung  der  Getreidebräuche  nach  einzelnen 
Völkern  aufgeben,  die  Schilderung  derselben  in  ihrer  ethnographischen  Be- 
schränktheit könne  nicht  durchgeführt  werden,  weil  es  ungeheuer  schwierig 
sei ,  die  grosso  Anzahl  der  hierauf  bezüglichen  HUlfsmittel  und  Quellen  zu 
sammeln  und  durchzulesen.  Diese  Worte  scheinen  mir  sehr  bedenklich  zu 
sein.  Ich  gebe  zwar  gerne  zu,  dass  die  Vergleichung  als  methodisches  Mittel 
neue  Gesichtspunkte  eröffnet ,  den  Blick  für  die  Beobachtung  im  einzelnen 
schärft  nnd  manche  in  ihrer  Isolirtheit  unklare  Erscheinungen  beleuchtet, 
allein  ich  begreife  nicht,  nach  welcher  logischen  Forderung  man  der  Schwie- 
rigkeit das  vollständige  Material  innerhalb  engerer  ethnographischer  Grenzen 
zu  beherrschen  dadurch  aus  dem  Wege  geht,  dass  man  die  Grenzen  noch  mehr 
erweitert,  statt  sie  tu  beschränken.  Wenn  der  Verfasser  nicht  wagte,  es  auf 


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Kleine  Mittheilungen 


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einen  Versuch  Ankommen  zu  lassen,  das  ganze  allerdings  sehr  reiche  Material 
betreff»  der  Getreidegebräuche  bei  allen  Slaven  zu  bewältigen,  so  hätte  ich  er- 
wartet, dass  er  uns  sagen  würde,  er  habe  sich  auf  einen  einzigen  slav.  Volks- 
stamm, s.  B.  den  russischen,  oder  gehen  wir  noch  weiter  in  des  Beschränkung 
und  sagen  wir  auf  den  gross-  oder  kleinrussischen,  beschränkt,  um  nur  desto 
intensiver,  desto  kritischer  vorgehen  zu  können.  Statt  dessen  läset  er  uns  so- 
wohl bei  dem  Titel  seiner  Schrift  wie  bei  der  Behandlung  des  Gegenstandes 
inüngewissheit  darüber,  wie  und  in  welchem  Umfang  er  eigentlich  sein  Thema 
bearbeiten  wollte.  Einerseits  bewegt  er  sich  ziemlich  allgemein,  pflückt  bald 
hier  bald  dort  ein  Blümchen,  um  es  in  seinen  ethnographischen  Kranz  von 
Qetreidegebräuchen  einzuflecbten,  andererseits  werden  doch  eigentlich  nur 
die  russischen  Slaven  (vorzüglich  Klein-  und  Weissrussen)  berücksichtigt, 
aber  auch  in  dieser  Beschränkung  vermisst  man  das  Streben  nach  der  Voll- 
ständigkeit der  Beobachtung  und  nach  der  kritischen  Sichtung  des  Materials. 
So  hat  sich  der  Verfasser  selbst  um  die  Vortheile  gebracht,  die  sich  aus  der 
glücklichen  Wahl  eines  beschränkten  Themas  ergeben,  und  hat  eine  Mono- 
graphie geliefert ,  die  in  der  Art  der  Behandlung  von  den  Leistungen  eines 
Afanasj e v,  Orest  Müller  u.  a.  nicht  abweicht.  Es  ist  kein  gutes  Zeichen,  dass 
der  Verfasser  so  häufig  das  gewiss  nichts  weniger  als  kritische  Werk  Tere- 
scenko's  benutzt,  er  empfiehlt  sich  nicht  damit,  dass  er  bezüglich  der  Süd- 
nnd  Westslaven  vielfach  aus  zweiter  Hand  schöpft  und  solche  neueren  Werke, 
wie  Bogisiö's  Zbornik,  wie  die  Krakauer  Ausgabe  Zbiör  wiadomosci  do  antro- 
pologii  krajowej,  wie  Sobotka  s  Rostlinstwo  u.  s.  w.  gar  nicht  benutzt. 

Bei  ethnographischen  Schilderungen  ist  man  nicht  selten  um  die  Eintei- 
lung, um  die  Herausfindung  von  Gesichtspunkten,  nach  denen  man  den 
Gegenstand  behandeln  sollte,  in  grosser  Verlegenheit.  Der  Verfasser  glaubt, 
dass  die  Rolle,  welche  das  Getreide  in  der  Form  von  Körnern  in  den  Volks- 
gebräuchen spielt,  älter  sein  muss,  als  die  andere,  welche  ihm  in  der  Form 
des  Brodes  zukommt  So  hat  er  sich  einen  Eintheilungsgrund  geschaffen,  der 
nicht  gerade  immer  stichhaltig  sein  wird.  Für  die  Schilderung  der  ältesten 
Cultarzustände  der  europ.  Völker  wird  A.  Pictet  benutzt  und  daneben  — 
V.  Hehn,  beide  widersprechen  sich  sehr  häufig,  gegenüber  der  etwas  pessi- 
mistischen Auffassung  Hehns  klingt  die  des  französischen  •Paläontologen« 
entschieden  zu  optimistisch.  Prof.  Sumcov  gefällt  sie  dennoch  besser  (man 
vergl.  S.  13  ff.).  Den  linguistischen  Daten  glaubt  er  zwar  nicht  viel  (S.  17), 
dennoch  kann  er  sie  nichjtganz  entbehren,  aber  die  Art  und  Weise,  wie  er 
etymologisirt,  zeigt  deutlich,  dass  er  in  dieser  Kunst  schwach  bewandert  ist 


und  sie  nicht  an  gehöriger S£ eile'  anzubringen  versteht.  Z.  B.  was  soll  man 
dazu  sagen,  wenn  auf  S.  15  behauptet  wird :  die  Slaven  haben  den  Ackerbau 
schon  sehr  früh,  vielleicht  in  ihrer  asiatischen  Urheimath  kennen  gelernt, 
während  es  auf  S.  22  heisst  .  Schon  (!)  im  XU.  Jahrh.  habe  man  das  Getreide 
in  Winter  -  und  Sommersaaten  getheilt.  Wenn  der  Verfasser  uns  zugeben 
muss,  dass  die  erste  Behauptung  nur  aus  der  »linguistischen  Paläontologie« 
gefolgert  werden  tönnte,  so  müssen  wir  ihn  daran  erinnern,  dass  dieselben 
linguistischen  Momente  dringend  fordern,  die  Unterscheidung  zwischen  dem 
Sommer-  und  Wintergetreide  nicht  erst  dem  XII.  Jahrh.  zuzuschreiben,  son- 


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Kleine  Mittheilungen. 


dem  mindestens  um  ein  halbes  Jahrtausend  früher  anzusetzen !  Zwischen  der 
Function  des  Getreides  in  der  Form  einzelner  Körner  und  in  der  Form  des 
Brodes  steht  nach  der  Auffassung  des  Verfassers  in  der  Mitte  die  Bolle  der  — 
kasa,  Grütze,  Brei.  Es  ist  fraglich,  ob  diese  Auffassung  kulturgeschichtlich 
begründet  werden  kann,  doch  daran  zweifle  ich  nicht,  dass  der  Verfasser  hier 
vielfach  christlich-kirchliche  Einflüsse  unberücksichtigt  gelassen  hat ;  bei  der 
Erwähnung  der  kutja  (kttia)  und  des  kolivo  (kojmbo)  darf  man  nicht  das 
griech.  xovxi  (xovxxtoy,  xoxxwv)  und  xoXvßoy  ausser  Acht  lassen,  vergl.  Da 
Cange  s.  v.  Weiss  man  einmal  das ,  dann  wird  auch  die  Erklärung  solcher 
Gebräuche  wie  »mojsmtl  aamy«  im  religiös-mythologischen  Sinne  (=  anrufen 
die  Sonnengottheit)  S.  45  stark  in  Frage  gestellt.  Der  hochzeitliche  kravaj- 
korovaj  wird  zwar  ziemlich  ausführlich  behandelt  (S.  59—66) ,  dennoch  bei 
weitem  nicht  erschöpfend.  Eine  Reihe  von  Fragen  bleibt  unbeantwortet,  z.  B. 
das  über  die  Ableitung  des  Wortes  auf  S.  123  Gesagte  ist  zum  Theil  ganz 
überflüssig.  Wozu  jeden  Unsinn,  den  man  irgendwo  lesen  kann,  wiederholen? 
Wer  korovaj  vom  Verbuni  kroj-iti  ableitet,  beweist  schon  dadurch,  dass  er 
von  der  siavischen  Wortbildung  keinen  Begriff  hat.  Diese  Etymologie  ist 
ganz  jener  anderen  auf  S.  124  erwähnten  würdig,  wonach  das  kleinr.  Verbuin 
6rara  (bhati)  von  —  bog  (tari)  abgeleitet  wird !   Die  richtige  Deutung  des 
Wortes  korovaj  hat  schon  vor  Jahren  A.  Potebnja  im  3.  Hefte  seiner  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Laute  (Warschau  1881,  S.  65 — 66)  gegeben.  Auf  die  nicht 
unwichtige  Frage,  welchen  siavischen  Volksstämmen  korovaj-kravaj  noch 
heute  bekannt  ist,  würde  man  hier  vergebens  eine  bindige  Antwort  erwarten. 
Betreffs  der  Serben  z.  B.  erwähnen  die  gewöhnlichen  Beschreibungen  kravaj 
nicht  mehr,  und  doch  kennt  nach  dem  Zeugnisse  Vuk's  das  Volkslied  den 
kravajuosa,  und  auch  das  Wort  kravalj  führt  Vuk  in  seinem  Wörterbuche  an , 
ich  kann  sie  allerdings  augenblicklich  nicht  belegen.  Was  auf  S.  117  von 
Belun  als  Beibog  erzählt  wird,  sollte  entweder  mit  neuen  Belegen  gestützt, 
oder  als  aus  einer  unlauteren  Quelle  geflossen  endlich  einmal  aufgegeben 
werden. 

Diese  Einwendungen  sculiesson  nicht  aus,  auch  das  Gute  anzuerkennen, 
das  in  dieser  Schrift  enthalten  ist.  Immerhin  gebührt  dem  Verfasser  das  Ver- 
dienst, einen  Versuch  der  specialen  Behandlung  gemacht  zu  haben. 

11.  EoacecTsa  jroeBHHM.  ciau/ini..  lhr.it;ionauif>  Ajl.  C.  $aMKHm>iH&.  Bm- 
nycin.  I.  CH6.  1884,  80,  331  (Die  Gottheiten  der  alten  Slaven.  Forschung  des 
AI.  S.  Famincyn.  Heft  I.). 

Die  slavische  Mythologie  hat  gleich  vielen  anderen  Disciplinen  schon 
einige  Male  Ebbe  und  Fluth  erlebt.  Im  vorigen  und  noch  zu  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  gingen  diu  Wellen  der  mythologischen  Begeisterung  recht  hoch. 
Man  war  besonders  bemüht,  den  siavischen  Olymp  mit  recht  vielen  Göttern, 
die  ihre  bestimmten  Namen  und  ihre  bestimmten  Gestalten  hatten,  zu  bevöl- 
kern. Da  trat  in  Folge  der  Forschungen  J.  Grimme,  später  A.  Kuhns.  Max 
Müller's  u.a.,  durch  welche  neue  Quellen  der  mythologischen  Forschung,  aber 
auch  neue  Gesichtspunkte  in  der  Auffassung  des  ganzen  Gegenstandes  er- 
öffnet wurden,  ein  Rückschlag  ein;  die  früher  hochgeschätzton  positiven 


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Kleine  Mittheilungen 


169 


Nachrichten  Uber  slavische  Gottheiten,  als  Objecte  religiöser  Verehrung,  mit 
allen  rituellen  Einzelheiten,  geheiligten  Stätten  u.  dgl.  mussten  vor  den  neu 
angestellten  Beobachtungen  Uber  die  im  Volksleben  und  Volksbrauch,  Volks- 
dichtung und  Volkssage  fortlebenden  Spuren  alter  Anschauungen  auf  die 
Natur  in  den  Hintergrund  treten.  Man  besass  auf  einmal  unendlich  mehr  oder 
besser  gesagt  viel  zu  viel  von  den  Resten  alter  Mythologie.  Wo  immer  in  der 
Volksdichtung  der  Sonne,  des  Mondes  oder  der  Sterne  u.  dgl.  Erwähnung  ge- 
schah, tiberall  glaubte  man  Residua  des  einstigen  Volksglaubens  vor  sich  zu 
haben ;  kein  Spruch,  kein  Fluch,  kein  Brauch  und  keine  Sage  war  vor  der 
mythologischen  Deutung  sicher.  Wenn  es  dieses  Impulses  bedurfte,  um  mit 
grossem  Eifer  möglichst  viel  ethnographisches  Material  zu  sammeln,  so  kann 
man  mit  den  Resultaten  dieser  mythologisirenden  Richtung  der  vierziger, 
fünfziger  und  sechziger  Jahre  wohl  zufrieden  sein.  Dass  man  ob  dadurch  bis 
zu  einer  wesentlich  erweiterten  und  befestigten  Gestalt  der  slav.  Mythologie 
gebracht  hat,  das  möchte  ich  in  Abrede  stellen.  Die  ganze  Disciplin  kam  im 
Gegentheil  stark  in  Misscredit.  Wenn  man  heute  die  Frage  stellt,  was  man 
Uber  die  slav.  Mythologie  wisse,  so  wird  selbst  bei  den  Männern  vom  Fach 
die  Antwort  recht  kläglich  ausfallen.  Gegen  viele  von  den  sehr  bestimmt  lau- 
tenden Nachrichten  uer  einheimischen  und  fremden  Geschichtsquellen  ist  man 
mit  Recht  skeptisch  geworden,  man  traut  sich  jnicht  recht  an  den  Svqtoviti» 
oder  Chnsx  (Chors**)  zu  glauben,  die  Ziva  hat  man  schon  definitiv  aus  dem 
Pantheon  hinausgejagt,  selbst  dem  Purum,  macht  der  litauische  Perkuns,  dem 
Volosi>  der  heil.  Blasius  die  Herrschaft  streitig.  Der  dafür  gebotene  Ersatz, 
die  reiche  Fülle  von  Anspielungen  an  die  Naturverchrung  bei  den  alten  Slaven, 
bat  bisjetzt  nicht  vermocht,  sich  über  die  ganz  allgemeinen  Behauptungen 
emporzuheben. 

Unter  so  ungünstigen  Auspicien  erscheint  ein  neues  Werk  Uber  die  slav. 
Mythologie,  das  oben  citirte  erste  Heft,  umfassend  über  300  enggedruckte 
Seiten.  Der  Verfasser  wollte  eigentlich  etwas  ganz  anderes  leisten,  aber 
currente  rota  mythologia  exit.  Sein  Fach  ist  die  Geschichte  der  slav.  Musik, 
ihm  war  es  wünschenswerth,  die  melodische  Seite  der  alten,  heidnischen  Sla- 
ven zu  erforschen.  Nach  unserem  Vorgang  hätte  es  ihm  wahrscheinlich  ge- 
nügt, sich  in  das  Reich  der  Töne  zu  vertiefen,  uui  durch  vergleichendes  Stu- 
dium derselben  den  alten  Typus,  die  slavischen  Urformen,  zu  gewinnen.  Die 
leicht  verzeihliche  Wissbegierde  trieb  jedoch  den  Verfasser  weiter,  er  wollte 
nach  eigenem  Eingeständniss  vorläufig  sich  etwas  näher  die  Bedingungen  an- 
sehen, unter  welchen  der  heidnische  Slave  seine  poetisch-musikalische  Thätig- 
keit  entwickeln  konnte  und  auch  wirklich  entwickelt  hat ;  er  wollte  alle  die 
Seiten  des  öffentlichen  und  Privatlebens  kennen  lernen,  welche  zum  poeti- 
schen und  musikalischen  Ausdruck  der  Gefühle  Anlass  geben,  zum  poetischen 
und  musikalischen  Schaffen  antreiben  und  die  musikalische  Ausübung,  sei  es 
such  in  noch  so  elementaren  Formen,  hervorrufen  konnten.  Mit  Recht  wird 
von  ihm  hervorgehoben,  dass  trotz  der  weiten  Ausbreitung  der  Slaven  und 
ungeachtet  der  verschiedenen  Schicksale,  die  die  einzelnen  Slaven  im  langen 
Sonderleben  begleiteten,  noch  heutzutage  in  vielen  ihrer  Lieder  und  Melo- 
dien gemeinsame  Züge  verbleiben  und  eine  gewisse,  mehr  oder  weniger  be- 


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Kleine  Mittheilungen. 


merkbare  Familienähnlichkeit  hervorleuchtet.  Er  betrachtet  es  daher  als  die 
Aufgabe  eines  Erforschers  des  alten  Volkssanges  —  diese  gemeinsamen  Züge 
wahrzunehmen  und  aus  der  Masse  der  jetzt  au  verschiedenen  Enden  und  Ecken 
der  slaviscben  Länder  vom  Volke  gesungenen  Lieder  diejenigen  herauszu- 
heben, in  denen  sich  solche  Züge  erhalten  haben,  die  betreffenden  Texte  und 
Melodien  von  den  Schichten  späterer  Zeit  rein  zu  machen  und  nach  der  Voll- 
endung dieser  vorläufigen  Operation  aus  den  Texten  und  Melodien  das  allge- 
meine, fundamentale,  den  Urtypus  des  slavischen  Volkssanges  zu  gewinnen. 
Wer  sollte  nicht  damit  einverstanden  sein  und  dieses  Bestreben  des  Verfassers 
billigen?  Doch  hören  wir  weiter.  Nachdem  einmal  dieser  Wunsch  bei  ihm 
feststand,  so  sah  er  sieb  genöthigt,  um  aus  der  Masse  der  noch  heute  vorhan- 
denen Volkslieder  diejenigen  Bestandteile  ausscheiden  zu  können ,  welche 
der  alten  heidnischen  Epoche.angehören,  vorläufig  sich  mit  der  religiösen 
Weltanschauung  der  alten  Slaven  bekannt  zn  machen.  Dies  schien 
ihm  um  so  unerlässlicher,  da  er  die  Beobachtung  machte,  dass  gerade  die  äl- 
testen bisher  erhaltenen  Volkslieder  unter  den  rituellen  zu  suchen  sind,  deren 
enge  Beziehung  zu  den  aus  alten  Zeiten  vererbten  religiösen  Anschauungen 
und  Gebräuchen  ausser  allem  Zweifel  liegt. 

Dieser  Gedankengang  brachte  den  Verfasser  auf  die  Mythologie.  Nun 
hätte  man  allerdings  erwarten  können,  er  werde  jenes  vorläufige  Studium  der 
slav.  Mythologie,  da  es  ihm  unentbehrlich  schien,  auf  Grund  der  ihm  zugäng- 
lichen Hülfswerke  privatim  für  sich  absolviren.  Statt  dessen  entschloss  er 
sich,  öffentlich  als  mythologischer  Forscher  aufzutreten  und  uns  die  Resultate 
seiner  Studien  in  recht  ausführlicher  Weise  mitzutheilen.  Wenn  er  es  nöthig 
fand,  diese  mühevolle  Aufgabe  auf  sich  zu  laden,  so  wollte  er  offenbar  damit 
ausdrücken,  dass  ihm  die  bisherigen  Forschungen  nicht  genügten  und  dass  er 
sich  berufen  fühlte,  sie  durch  etwas  besseres  zu  ersetzen.  Leider  zeigt  seine 
Leistung  viel  zu  deutlich,  dass  er  sich  darin  gründlich  getäuscht  nnd  seine 
Kräfte  Uberschätzt  hat.  Es  muss  ihm  zwar  grosse  Mühe  gekostet  haben,  die 
vielen  Werke,  aus  denen  er  sein  erstes  Heft  zusammengestellt  hat,  zu  lesen 
und  zu  excerpiren  :  diese  Mühe  wollen  wir  auch  anerkennen.  Allein  nirgends 
nnd  am  allerwenigsten  in  der  Mythologie  reicht  der  unverdrossene  Wille  aus, 
um  etwas  befriedigendes  zu  Stande  zu  bringen,  wenn  die  nothwendigen  Vor- 
bedingungen fehlen,  wenn  der  Massstab  für  die  kritische  Beurtheilung  abgebt. 
Der  Verfasser  gehört  zu  solchen  Dilettanten,  die  auf  guten  Glauben  so  ziem- 
lich alles  annehmen,  was  sie  in  verschiedenen  Werken  über  ihr  Thema  finden, 
ohne  sich  darum  zu  kümmern ,  ob  die  betreffenden  Nachrichten  aus  reinen 
oder  trüben  Quellen  geflossen  sind ,  ob  sie  Glauben  verdienen  oder  nicht , 
diese  im  einzelnen  zu  prüfen,  das  vermögen  sie  schon  darum  nicht,  weil  sie 
mit  der  Methode  der  Disciplin  nicht  hinlänglich  vertraut  sind.  In  unserem 
Falle  vermisst  man  ausserdem  noch  die  unmittelbare  Beziehung  zu  den  Quel- 
len und  die  Einsicht  in  die  grosse  Rolle  der  sprachlichen  Seite.  Die  Verglei- 
chungen  des  Verfassers  gehen  von  dem  äusseren  Gleichklang  aus. 

Es  wäre  jedoch  zu  viel  gesagt,  wollte  man  dieses  neueste  Buch  Uber  die 
altslavischen  Gottheiten  für  ganz  und  gar  unbrauchbar  erklären.  Der  com- 
pilatorische  Fleiss  des  Verfassers  hat  uns  ein  Werk  geliefert,  in  welchem  sehr 


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Kleine  Mittheilungen. 


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viel  Material  zusammengetragen  ist,  beinahe  alles,  was  bisher  Uber  das  Thema 
geschrieben  worden  ist.  Es  giebt  allerdings  auch  Lücken,  namentlich  wo  es 
sich  um  Hillfsmittel  handelt,  die  in  slavischen  Sprachen  erschienen  sind.  Das 
Buch  gleicht  einem  reich  assortirten  Laden,  in  welchem  allerhand  gute  utid 
schlechte,  brauchbare  und  unbrauchbare  Waaren  nebeneinander  feilgeboten 
werden :  der  Käufer  darf  sich  nur  nicht  auf  die  Anpreisung  des  Verkäufers 
verlassen ,  sondern  in  jedem  einseinen  Falle  selbst  zusehen  und  prüfen,  was 
er  kauft.  Nicht  jedem  ist  es  rathsam,  einen  solchen  Laden  su  betreten.  —  Ich 
achte  su  sehr  den  ernsten  Willen  des  Verfassers,  als  dass  ich  mich  in  die  Auf- 
rahlung  der  zahllosen  Miss  Verständnisse  seiner  Combinationen  einlassen 
wollte,  die  ja  für  jeden  Sachverständigen  auf  der  Hand  liegen :  diese  werden 
auch  manches  gesunde  Körnchen  mit  Dank  annehmen. 

12.  Zur  süd-  oder  kleinrussischen  politischen,  literarischen  und  Cultur- 
geschichte : 

a)  Monorpa*ia  no  acTopia  sanaxBOB  u  »rosanaxBoa  Poccia  B.  E.  Aurouomna 
to vi,  I.  KicBi.  1885,  8°,  45o  (Monographien  zur  Geschichte  von  West-  und 
Südwest-Bussland  von  V.  B.  Antonovic.  Band  1). 

b)  SairtTKH  no  adopia  jbtobcko  -  pyeexaro  rocyxapcTBa.  H.  ÄamxeBBia. 
KV  Bi»  1885.  8°,  192  (Beiträge  zur  Geschichte  des  litauisch-russischen  Staates 
von  N.  Daikievic). 

c)  XapaKTepicTMKA  »scaopyccxoÄ  jaTepsrypw  cenBaxuaTaro  staa  H.  0.  Cyn- 
aoiia.  Kiei  x  1885,  80,  18  (Charakteristik  der  südrussischen  Literatur  des 
XVII.  Jahrh.  von  N.  Tb.  Sumcov). 

d)  Ioaan  BkuneHCxia,  xmHopyccxia  noaeMBcn»  XVII  b.  H.  6.  CyMnoBa. 
Kien  1885,  80,  29  (Joannes  Wysenskij,  ein  südrussischer  Polemist  des  XVII. 
Jahrb.,  von  N.  Th.  Sumcov). 

e)  K%  HCTopia  x>acBopyccxoä  aMTepaTypw  ©enHaxuaTaro  CTOjtria  (Zur  Ge- 
schichte des  südruss.  Literatur  des  XVII.  Jahrh.):  Bunycxi,  I.  Jbuapi.  Eapa- 
bobbto.  X aj>LKOBT>  1885,  8<>,  187  (Heft  I.  Lazar  Baranovic).  BwnycxT.  II.  Ioaa- 
bmkü  roiBTOBcxiu.  Kieai»  1885,  80,  85  (Heft  II.  Joannicius  Goljatovskij). 
BunycBrb  III.  IIuoKeuiiii  Tmaejäh.  Kies*  1885,  SO,  44  (Heft  III.  Innocentius 
Gisel).  Alle  drei  Hefte  von  N.  Tb.  Sumcov. 

f)  M&ieTi&  CuorpaBKiM  xara  ♦Hjaiore,.  HaxaMpa  3acaxxoBBia.  ÜAoeca 
1883  ,  80,  204  (vergl.  Archiv  VII.  160). 

g)  KieBCRiu  MBTponoaBTi»  IIcTp-i  Monua  a  cro  cnoxBBBCBBKa.  G.  roiyöeßa. 
Kien  1883,  8,  1162. 

In  der  ersten,  vormongolischen  Periode  der  russ.  Geschichte  galt  Kijev 
als  Mutter  aller  russischen  Städte.  Die  Beziehungen  SUdrusslands  zu  Polen 
während  dieser  Periode  behandelt  eine,  mit  reichlicher  Literatur  versehene, 
wenn  auch  nicht  ganz  von  Fehlern  freie  Monographie  Linnicenko's  -  BaaHmn.ifl 
OTaomeaia  Pyca  a  IIo.ii.uih  xo  nazoaaubi  XIV  ctoistih.  HacjrixoBanie  Hoana 
AxBBBBeBxa.  Hacro  I.  Pyci  b  Ilo.ii.ma  xo  xouua  XII  xtxa.  Kiesi  1884,  SO,  216. 
24.  —  Darauf  folgte  eine  lange  Zeit  der  Trennung  des  Südens  und  Südwestens 
vom  Norden  und  Nordosten,  in  welcher  nicht  nur  das  einstige  politische  Band 
zerrissen  wurde  und  neue  politische  Combinationen  zu  Stande  kamen,  sondern 


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Kleine  Mittheilungen. 


auch  der  kirchlichen  Zusammengehörigkeit  aller  Rassen  die  Gefahr  drohte,  in- 
sofern der  Südwesten  durch  die  Beeinflussung  seitens  Polens  dem  westlichen 
Culturleben  und  der  römischen  Kirche  näher  gertickt  wurde.  Dieser  nach- 
mongolischen Periode  Südwestrusslands  ist  der  grössere  Theil  des  ersten 
Bandes  der  sub  a)  angeführten  gesammelten  Monographien  V.  B.  Antonovie's, 
eines  bewährten  Kenners  der  südrussischen  Archäologie  und  Geschichte,  ge- 
widmet. Der  Leser  findet  in  diesem  ersten  Bande  folgende  selbständige  Ab- 
handlungen: Abriss  der  Geschichte  des  Grossfürstenthums  Litauen  bis  zum 
Tode  Olgierd's  (S.  1—132).  Untersuchung  über  die  Städte  des  südwestlichen 
Russlands  (133 — 194).  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  städtischen  Selbstver- 
waltung in  Kijev  im  XVI  —  XVII.  Jahrh.  (195— 220).  Kijev,  sein  Schicksal  und 
seine  Bedeutung  im  XIV.— XVI.  Jährh.  (1362—1569)  (221—264).  (Zu  dieser 
Abhandlung  vergl.  Kritische  Bemerkungen  Sobolevski's  in  den  Kijewer  Uni- 
versitätsberichten für  das  J.  1885.]  Umriss  der  Beziehungen  des  polnischen 
Staates  zur  griechisch  -  orientalischen  (orthodoxen)  Kirche  (S.  265  —  278). 
Umriss  der  Lage  der  orthodoxen  Kirche  im  südwestlichen  Russland  seit  der 
Mitte  des  XVII.  bis  zum  Ende  des  XVIII.  Jahrh.  (279—342).  Die  ruhig-be- 
sonnene und  tief  eindringende  Darstellung  des  Verfassers  ist  schon  längst  all- 
gemein anerkannt;  man  kann  sich  nur  freuen,  dass  er  sich  jetzt  entschlossen, 
seine  werthvollen  Abhandlungen  gesammelt  herauszugeben. 

Zur  ersten  Studie  Antonovic's ,  nämlich  zum  Abriss  der  Geschichte  Li- 
tauens bildet  eine  wichtige  Ergänzung  die  sub  b)  citirte  Schrift  Daikievica. 
Prof.  DaSkievic,  der  schon  früher  Beiträge  zur  BÜdwestrussischen  Geschichte 
geliefert  hatte,  legt  die  eben  erwähnten  Forschungen  Antonovic's  einer  Reihe 
kritischer  Bemerkungen  zu  Grunde,  in  welchen  er  seine  abweichenden  An- 
sichten über  einzelne  Punkte  in  der  Geschichte  des  russ.-litauischen  Staates 
zur  Geltung  zu  bringen  sucht  Die  Bemerkungen  des  Verfassers  begleiten  das 
Werk  Antonovic's  von  Anfang  bis  zu  Ende,  natürlich  so,  dass  er  hauptsäch- 
lich diejenigen  Momente  hervorhebt,  wo  er  zu  mehr  oder  weniger  abweichen- 
den Resultaten  gelangen  zu  können  glaubt.  Der  Inhalt  t b eil  t  sich  in  folgende 
Capitel :  1.  Litauen  und  Russland  vor  Gedemin.  2.  Die  Vereinigung  Südruss- 
lands  mit  Litauen.  3.  Die  zwischen  Litauern  und  Russen  stattgefund?ne  An- 
näherung und  der  Einfluss  der  russischen  Grundsätze  auf  den  litauisch-russi- 
schen Staatsorganismus.  4.  Der  Oultur-  und  Nationalitätenkampf  im  litauisch- 
russischen Staate  zur  Zeit  der  dynastischen  Union  Litauens  mit  Polen.  5.  Die 
Union  von  Lublln  und  ihre  Folgen.  Die  Auseinandersetzung  Daakevic's, 
gegenüber  dem  Werke  Antonovic's  voll  des  Lobes  und  der  verdienten  Aner- 
kennung, sucht  meistens  durch  Dialektik  und  besondere  Gruppirung  der  That- 
sachen  einige  Momente  der  litauisch-russischen  Geschichte  in  seiner  Weise 
zu  beleuchten.  Dass  man  dabei  viel  subjectives,  wenn  man  sagen  will  mo- 
dernes, mit  in  Kauf  nehmen  muss ,  das  versteht  sich  hier,  wie  Uberall,  von 
selbst.  Ich  halte  mich  nicht  für  berechtigt,  darauf  einzugehen,  empfehle  aber 
die  Schrift  Daskievics  gleich  jener  Antonovic's  allen,  die  sich  für  die  merk- 
würdigen, Wechsel  vollen  Beziehungen  Litauens  zu  Russland  und  Polen  in- 
teressiren. 

Das  Ende  des  XVI.  und  das  XVII.  Jahrh.  bildet  für  Südrussland  sowohl 


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Kleine  Mittheilungen. 


173 


in  der  politischen  wie  in  der  geistigen  Bewegung  einen  Rückschlag :  die  Idee 
der  nationalen  und  kirchlichen  Znsammengehörigkeit  mit  dem  übrigen  ortho- 
doxen Russland  fand  mächtige  Anziehungskraft  in  der  immer  mehr  um  sich 
greifenden  Macht  Moskaus.  Die  verschiedenen  Strömungen  SUdrusslands 
während  dieser  Zeit  in  einer  Reihe  von  Einzeluntersuchungen  darzulegen, 
das  ist  die  Aufgabe  der  unter  c)  bis  g)  angeführten  Schriften.  Das  bedeu- 
tendste leistet  in  dieser  Beziehung  unstreitig  das  unter  g)  angeführte  Werk 
Golubev's  über  die  hervorragendste  Persönlichkeit  SUdrusslands  in  der  ersten 
Hälfte  de«  XVII.  Jahrh.,  über  Peter  Mogila  und  seine  Wirksamkeit  auf  dem 
Gebiete  der  orthodoxen  Kirche  und  Schule.  Die  Hälfte  des  über  Tausend 
Seiten  zählenden  ersten  Bandes  umfasst  Quellen,  zum  grössten  Theil  unge- 
druckte, die  mit  P.  Mogila  nicht  immer  in  enger  Beziehung  Btehen.  Die  be- 
treffenden Texte  sind  nicht  gerade  sehr  sorgfältig  abgedruckt.  Die  eigent- 
liche Schilderung  P.  Mogila's  und  seiner  Zeit  ist  etwas  breit  angelegt,  darum 
auch  in  diesem  ersten  Bande  nur  bis  zur  Erlangung  der  Metropoliten-Würde 
geftihrt.  Freilich  werden  wir  dafür  durch  eine  Fülle  von  neuen  Thatsachen, 
die  auf  die  ganze  Periode  ein  erwünschtes  Licht  werfen,  entschädigt.  Dio 
sieben  Capitel  dieses  Bandes  behandeln  den  Gegenstand  in  folgender  Reihen- 
folge :  1)  Uber  den  Ursprung  der  Familie  Mogila,  die  Geburt  und  Erziehung 
Peter  Mogila's ;  2)  über  die  Zeit  und  Umstände  des  Eintritts  P.  Mogila  s  in  das 
Kijewer  Höhlenkloster;  3)  Uber  die  Einigungsversuche  der  Uniaten  und  Ortho- 
doxen, über  Meletius  Smotrickij  und  die  Betheiligung  P.  Mogila's  an  seinen 
Plänen  ;  4}  Uber  die  Zustände  des  Höhlenklosters  vor  der  Uebernahme  der 
Verwaltung  seitens  P.  Mogila's ;  b)  über  die  Culturzustände  SUdwestrusslands 
und  Kijev's  zu  Ende  des  XVI.  und  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrh.,  die  Reform- 
pläne P.  Mogila's  und  die  Wahl  Is.  Kopinski's  zum  Metropoliten ,  6)  Uber  die 
Tnätigkeit  der  polnischen  Landtage  in  den  J.  1632  u.  1633,  die  Verteidigung 
der  Interessen  der  orthodoxen  Kirche  seitens  P.  Mogila's  und  seine  Wahl 
zum  Metropoliten;  7)  die  Einweihung  des  Metropoliten,  sein  Einzug  in  Kgev, 
die  ersten  Schritte  des  neuen  Metropoliten  und  seine  Beziehungen  zu  dem  ge- 
waltsam entfernten  Vorgänger. 

Eine  andere  hervorragende  Persönlichkeit  zu  jener  Zeit  war  Meletius 
Smotrickij,  dem  die  sub  f)  citirte  Schrift  Zasadkievio  b  gewidmet  ist.  Nicht 
die  ganze  Wirksamkeit  Smotrickij 'a ,  sondern  bloss  seine  Grammatik  sollte 
hier  charakterisirt  werden.  Um  diesen  Zweck  zu  erreichen,  musste  der  Ver- 
fasser allerdings  auf  die  Spuren  des  grammatischen  Studiums  der  kirchen- 
slavischen  Sprache  vor  Smotrickij  Rücksicht  nehmen.  Leider  geschah  dies 
nicht  in  einer  Weise,  mit  der  man  sich  einverstanden  erklären  könnte.  Zuerst 
wird  der  Grammatik  des  Joannes  Damascenus  in  der  slav.  Uebersetzung  des 
Joannes  exarchus  bulgaricus  gedacht,  auf  die  wichtigen  Einwendungen  der 
gelehrten  Verfasser  des  Onac&Hie  cjsb/ihciuixi  pyiconaceM  mockobckoh  chho- 
xanaoH  6k&uot6kh  gegen  die  Autorschaft  Damascenus'  und  die  Betheiligung 
Exarch' s  an  der  Uebersetzung  wird  gar  nicht  eingegangen ,  sie  scheinen  dem 
Verfasser  unbekannt  geblieben  zu  sein !  Dass  diese  Grammatik  nicht  von 
Joannes  exarchus  bulgaricus  herrührt,  das  kann  überzeugend  nachgewiesen 
werden.  Darauf  sollten  die  Spuren  des  Nachdenkens  über  die  grammatischen 


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Kleine  Mittheilungen 


Fragen  in  den  Azbukovniki  und  die  Arbeit  Konstantins  u.  8.  w.  besprochen 
werden,  beides  geschieht  erst  später,  d.  h.  erst  nach  der  sehr  mageren  Ana- 
lyse der  Grammatik  Smotrickij's.  Sowohl  bei  dieser  wie  schon  bei  den  Vor- 
gängern Smotrickij's  vermisst  man  die  Vergleichung  mit  den  gleichzeitigen 
grammatischen  HUIfsmittetn  der  lateinischen  und  griechischen  Sprache.  Der 
Verfasser  hat  sich  offenbar  Mühe  gegeben,  seinen  Gegenstand  ausführlich  zu 
behandeln,  doch  fehlt  in  seinem  Werke  jede  selbständige  Verarbeitung  des 
aus  verschiedenen  HUlfsroitteln  von  ungleichem  Werth  geschöpften  Materials, 
wozu  offenbar  die  Kräfte  nicht  hinreichten. 

Die  unter  c)  d)  e)  citirten  Schriften  Sunicov's  (zum  Tbeil  kurz,  ausführ- 
licher nur  die  über  Baranovic)  bezwecken  die  Beleuchtung  des  geistigen 
Lebens  SUdrusslands  im  Laufe  dos  XVII.  Jahrh.  auf  Grund  der  Charakteristik 
der  literarischen  Wirksamkeit  einiger  anderen  hervorragenden  Männer  SUd- 
russlands während  jener  Epoche.  In  der  kleinen,  übersichtlichen  Abhandlung 
subc)  werden  die  allgemeinen  Grundsätze,  gewissermassen  das  Programm 
aufgestellt,  nach  welchem  Prof.  Sumcov  vorgeht.  Er  unterscheidet  fllr  die 
von  ihm  umfasste  Zeit  zwei  Hauptperioden  {besser  Strömungen)  des  literari- 
schen Lebens  SUdrusslands:  eine  griechisch-slavische  und  eine  polnisch- 
lateinische. Seine  Hauptaufmerksamkeit  ist  nicht  ausschliesslich  auf  eine 
von  den  beiden  Strömungen  gerichtet,  obwohl  er  der  ersten  vor  der  zweiten 
entschieden  den  Vorzug  geben  möchte.  Zur  ersten  zählen  nach  der  Eintei- 
lung Sumcov's  Christophor  Bronskij  mit  seiner  »Apokrisis«  (darüber  Skabala- 
novic,  »OCri,  anoapncuc*  Xpacro+opa  <l>u.Ta.in:v<.  CII6.  1873),  Zacharias  Kopi- 
stenskij  mit  seiner  »Palinodia«  (auch  Uber  dieses  polemische  Werk  besitzt  die 
russische  Literatur  eine  von  der  Kritik  sehr  gut  aufgenommene  Schrift  Zavit- 
nievic's  »HajmiOÄifl  3axapia  KonucreucKaro  u  ea  Micro  bt>  ucTopia  aaoaxHO- 
pyccKoit  nojieMH ku  XVI  h  XVII  bb.«  BapmaBa  1883),  ferner  die  Grammatik 
Smotrickij's  und  das  Lexicon  Berynda's.  Auch  der  sub  d)  vom  Verfasser  be- 
urteilte Johann  von  Visnja  (Visonskij)  gehört  in  diese  Gruppe.  Dagegen 
muss  man  Baranovic,  Goljatovskij  und  Gisel,  denen  die  Essays  des  Verfassers 
sub  e)  gewidmet  sind,  nach  seiner  Eintheilung  als  die  wichtigsten  Repräsen- 
tanten der  zweiten  Strömung  (neben  P.  Mogila)  ansehen.  Ob  diese  Einthei- 
lung der  kleinrusB.  Schriftsteller  des  XVII.  Jahrh.  in  zwei  Gruppen  in  der 
That  im  Wesen  der  Sache,  in  dem  Inhalt  der  Werke,  begründet  ist  oder  viel- 
leicht vom  Verfasser  nach  seinem  voreingenommenen  Standpunkte  beantragt 
wird,  darüber  muss  erst  eine  eingehendere  Beurtheilung,  als  ich  Bie  zu  geben 
im  SUnde  bin,  das  ürtheil  fällen.  Ich  möchte  nur  hervorheben,  dass  Prof. 
Sumcov  selbst  zum  Theil  wenigstens  zugiebt,  dass  im  Wesen  der  Snche  die 
spätere  Gruppe  ganz  mit  der  ersten  zusammenfällt.  Er  sagt  S.  13  seiner 
Schrift  *c):  »Obgleich  Baranovic  und  Galjatovskij  merkliche  Abhängigkeit 
von  der  scholastischen  Schule  zeigen,  obgleich  die  polnisch-jesuitischen  pä- 
dagogischen Grundsätze  einige  nationale  Charakterzüge  derselben  verdrängt 
haben,  so  lebten  und  wirkten  sie  doch,  gleich  den  Schriftstellern 
erster  Gruppe,  unter  den  noch  nicht  erloschenen  Einflüssen  desjenigen 
Typus  des  kleinrussischen  Lebens,  welcher  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrh. 
durch  die  Phratrien  geschaffen  war.«  Sumcov's  Essays  sind  darauf  gerichtet, 


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Kleine  Mittheilungeu. 


175 


den  Leser  nicht  so  sehr  mit  Einzelheiten  zu  belästigen,  als  vielmehr  in  grossen 
Zügen  ein  Bild  der  Thätigkeit  jener  Minner  zu  zeichnen,  die  Grundgedanken 
ihrer  Werk«  vorzutragen  und  den  Einfluss  ihrer  Wirksamkeit  auf  die  gleich- 
zeitige Gesellschaft  zu  zeigen.  Aus  Joannes  von  Visnja  hat  er  uns  u.  a.  den 
Passus  mitgetheilt,  wo  der  strenge  Mönch  die  heidnischen  Volksbrauche  der 
Kleinrussen  geissei t  (sub  c)  auf  S.  9).  Sehr  eingehend  und  erschöpfend  ist  die 
Monographie  Uber  Lazar  Baranovic,  sie  liest  sich  leicht,  ohne  in  die  Uber- 
flüssigen Phrasen  zu  verfallen,  einige  lyrische  Accorde,  wo  von  Kleinruss- 
land die  Rede  ist(S.  126—127.  135.  167),  konnten  allerdings  bei  fanatischen 
Verfolgern  aller  provinziellen  Eigentümlichkeiten  Anstoss  erregen.  Bei  mir 
gilt  schon  lange  der  Grundsatz,  dass  durch  die  Liebe  zur  engeren  Heimath  — 
die  Sache  des  Herzens  —  die  treue  Anhänglichkeit  an  das  Ganze  —  die  For- 
derung des  Verstandes  —  nicht  ausgeschlossen  ist  Während  die  Monogra- 
phie Uber  L.  Baranovic  viel  Biographisches  enthält,  musste  der  Verfasser  in 
der  Schilderung  der  Wirksamkeit  Galjatovskij's  hauptsächlich  auf  den  Inhalt 
der  Werke  Gewicht  legen :  die  Abhandlung  hat  dadurch  nur  gewonnen. 

Prof.  Sumcov  zeigt  sich  der  gestellten  Aufgabe,  die  Literaturgeschichte 
im  innigsten  Zusammenhange  mit  allen  anderen  Seiten  des  Volkslebens  zu 
behandeln,  so  sehr  gewachsen,  dass  wir  nur  wünschen  mUssen,  er  möge  an 
der  Fortsetzung  ähnlicher  Essays  unablässig  arbeiten. 

13.  Der  Text  der  Gnesener  Predigten,  kritisch  beleuchtet.  Einleitung 
zur  Abhandlung  »Die  Sprache  der  Gnesener  Predigten«.  Breslauer  Inaugural- 
dissertation. Von  Boleslaus  Erzepki.  Posen  1885.  50  SS.  8<>. 

Die  Gnesener  Predigten,  aus  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrh.,  wichtig, 
weil  sie  ohne  böhmische  Vermittelung  auf  ein  lateinisches  Original  zurück- 
gehen und  gegenüber  den  meisten  übrigen  kleinpolnischen  Denkmälern  einen 
grosspolnischen  Dialekt  wiedergeben,  waren  von  Jagielski  auf  Kosten  des 
Grafen  Dzialynski  herausgegeben  (Zabytek  dawnej  mowy  polskiej,  Posen 
1857)  und  sind  seitdem  mehrfach  erörtert  worden,  vgl.  Archiv  I.  256,  VII. 
419  ff.  Mit  einer  kritischen  Besprechung  des  Textes  eröffnet  Herr  Erzepki 
eine  Abhandlung  Uber  die  Sprache  dieses  Denkmals ;  jedenfalls  hätte  er  uns 
einen  viel  erheblicheren  Dienst  geleistet,  wenn  dafür  der  berichtigte  Text 
selbst  abgedruckt  wäre,  denn  die  Ausgabe  von  1857  ist  längst  vergriffen  und 
die  18  Seiten,  auf  welchen  er  deren  IrrthUmer  verzeichnete,  hätten  fast  den 
gesammten  Text  aufgenommen.  —  Im  ersten  Capitel  wird  Uber  die  Hand- 
schrift, im  zweiten  Uber  die  au  das  Denkmal  geknüpfte  Literatur  gehandelt  ; 
das  dritte  bespricht  die  Frage  seiner  Selbständigkeit ,  der  Verf.  entscheidet 
sich  für  die  Annahme  einer  lateinischen  Vorlage  und  weist  für  die  apokryphen 
Erweiterungen  auf  die  Legenda  aurea  als  Quelle  hin ;  im  4.  finden  wir  einige 
Bemerkungen  Uber  Schrift  und  Sprache  des  Denkmals,  so  Uber  den  —  im  äl- 
teren Slavischen  so  gewöhnlichen  —  überflüssigen  Gebrauch  der  Coniunctio 
beim  Particip ,  während  doch  a  in  arzekac  wahrscheinlich  vocalischer  Vor- 
schlag ist  (arzkac  und  arzekac  neben  einander,  Bibel  von  1455  und  die  Vi  tu 
s.  Blasii,  vgl.  böhm.  arci?,  arkuci  im  Igorliede  und  den  Chroniken  neben  a 
rekusce  derselben).  Das  5.Cap.  berichtigt  irrige  Lesungen,  Auslassungen  etc. 


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176 


Kleine  Mittheilungen. 


des  Jagielski ;  wenn  in  der  Hds.  statt  nigednogo  nigedna  mit  übergeschriebe- 
nem go  sich  findet,  so  werden  wir  doch  nigedna  als  nominale  Form  nicht  gel- 
ten lassen,  anch  das  Beispiel  aus  &wieto&law  beweist  es  nicht;  S.  40  glaubte 
ich  aus  dem  Facsimile  etwas  mehr  herauszulesen ,  (gensecz)  na  suecze  .  .  . 
otho  . .  J.B 

14.  0  stdsunku  pokrewienstwa  jezyktfw  aryo-europejskich  (Ueber  die 
Verwandtschaftsverhältnisse  der  ario-europäi  sehen  Sprachen).  Napisai Roman 
Zawilinski.  Krakauer  Gymnasialprogramm  1885.  33  SS. 

Eine  klare,  fleissige  Darstellung  dieser  einst  so  heftig  ventilirten  Frage 
und  der  ihr  gewidmeten  Forschung,  deren  angeblich  feststehende  Resultate 
die  Historiker  durch  die  Aufstellung  von  slavo-deutschen,  graeco- italischen 
u.  dgl.  Perioden  lange  —  vezirt  haben.  Es  werden  besonders  die  neuesten, 
bekanntlich  durchweg  negativen  Ergebnisse  hervorgehoben :  auch  schon  das 
letzte  Kriterium  für  die  »slavo-deutsche  Periode«,  die  Gemeinsamkeit  des  m 
gegenüber  dem  bh  in  einer  Reihe  von  Casussuffixen,  ist  ja  von  Sievers-Osthoflf 
eliminirt  worden ,  durch  die  Vermuthung ,  resp.  den  Nachweis  eines  Instru- 
mentalsuffixes  -mi  im  Sanskrit  (und  Lateinischen).  Der  Verf.  bringt  nichts 
neues  bei ;  ertzeigt  sich  nur  in  der  Literatur  des  Tages  wohl  belesen ,  doch 
irrt  er ,  wo  er  von  den  «Umgestaltungen  von  Grund  aus«  spricht ,  welche  die 
Sprachwissenschaft  momentan  mehr  als  andere  Wissenschaften  erfahren  soll ; 
der  Unterschied  zwischen  der  neueren  und  der  älteren  Linguistik  ist  nur  ein 
Unterschied  des  Grades,  nicht  der  Art ;  nachdem  die  Blöcke  aus  dem  Rohen 
behauen  worden  sind,  ist  man  eben  an  feinere  Arbeit  gegangen.     A.  B. 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  slldslavischen 

Volksliedes. 


Einleitung. 

Die  Frage  nach  dem  versbildenden  Princip  im  Volkslied  der 
Sudslaven  hat  die  einheimischen  Gelehrten ,  seit  der  ersten  syste- 
matischen Anfzeichnnng  der  Lieder  (Anfang  unseres  Jahrhunderts) 
bis  jetzt  unausgesetzt  beschäftigt.  Wenn  trotzdem  die  Gesetze  des 
Versbaus  heute  noch  so  wenig  erkannt  sind,  als  vor  70  Jahren ,  so 
tragt  die  Hauptschuld  daran  die  bisherige  Methode  der  Metriker, 
welche  sich  sämmtlich  auf  die  Betrachtung  des  sprachlichen  Theils 
der  Lieder  beschränkten,  ohne  dem  Rhythmus  der  Melodie  die  ge- 
ringste Aufmerksamkeit  zu  gönnen. 

Erst  in  letzter  Zeit  ist  darin  eine  Besserung  eingetreten.  Das 
Verdienst,  bei  der  Untersuchung  der  serbischen  Volksmetrik  zuerst 
die  Gesetze  der  Rhythmik  angewandt  zu  haben,  gebührt  P.  Bud- 
mani. 

Die  lange  Reihe  der  Arbeiten  seiner  Vorgänger,  die  im  serbi- 
schen Vers  bald  das  quantitirende ,  bald  das  accentuirende ,  bald 
das  syllabirende  Princip  zu  finden  glaubten,  war  in  der  Hauptsache 
resultatlos  geblieben.  Die  Quantitirenden  und  Accentuirenden  wur- 
den durch  die  Unzahl  der  unregelmässigen  Verse  erdrückt,  die  mit 
ihrem  Princip  nicht  stimmen  wollten ;  die  Syllabirenden  hatten  zwar 
mit  weniger  Ausnahmen  zu  kämpfen,  da  sie  nur  bestimmte  Silben- 
zahl und  wiederkehrende  Diärese  verlangten,  allein  sie  selbst  gaben 
zu,  dass  durch  blosses  Zusammenpferchen  von  Silben  und  einen 
Einschnitt  die  Entstehung  des  serbischen  Verses  nicht  genügend  er- 
klärt würde. 

Auf  die  rhythmische  Geltung  der  Verssilben  wurde  gar  keine 
Rücksicht  genommen.  Vuk  hatte  1824  den  Sechs-,  Acht-  und  Zehn- 
silbler  als  aus  3 ,  4  und  5  trochäischen  Füssen  bestehend  ange- 
setzt, also: 

Archir  ttr  slariache  Philologie.   IX.  12 


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178 


W.  Wollner, 


-  ^  _  \-/  _  \> 

und  analog  hatten  auch  seine  Nachfolger  diese  Metra  aufgefasst : 
dass  es  nicht  nnr  in  der  klassischen  Metrik,  sondern  anch  in  der 
serbischen  so  etwas  wie  Katalexis  geben  könnte,  dass  z.  B.  die 
letzten  zwei  Silben  des  Sechs-  nnd  des  Zehnsilblers  eine  doppelte 
Geltung  haben  könnten,  und  diese  beiden  Verse 

nirht-       -  -  -  -  -  - 


sondern:  *  -  -i  -     +  {ffff.  I  J  J  I) 

anzusetzen  sein  dürften,  daran  hatte  vor  Bndmani  kein  serbischer 
Metriker  gedacht. 

Man  mag  sich  mit  den  Ergebnissen  der  Bndmani'schen  Arbeit 
einverstanden  erklären  oder  nicht,  jedenfalls  mnss  man  ihre  Be- 
deutung für  die  Methode  der  südslavischen  Metrik  anerkennen.  Da 
die  folgende  Abhandlung  die  Frage  nach  den  Bildungsgesetzen  des 
südslavischen  Verses  ebenfalls  vom  Standpunkt  der  Rhythmik  be- 
handelt, so  will  ich,  bevor  ich  an  mein  eigentliches  Thema  gelange, 
meine  Stellung  zu  Budmani's  und  seiner  Nachfolger  Theorien  kurz 
bezeichnen.  Auf  die  Ansichten  seiner  Vorgänger  kann  ich  mich 
nicht  weiter  einlassen ;  eine  dankenswerthe  kritische  Analyse  der 
meisten  bisherigen  Arbeiten  über  die  serbo-kroatische  Metrik  hat 
L.  Zima  geliefert  in  seinem  Aufsatze:  Nacrt  nase  metrike  narodne 
obzirom  na  stihove  drugih  naroda  a  osobito  Slovenä  Rad  XLVm 
S. 171  ff. 


Budmani's  Abhandlung:  Josjedan  pokuSaj  o  nasoj  na- 
rodnoj  metrici,  Gymnasialprogramm,  Ragusa  1876,  stützt  sich, 
nach  des  Verfassers  Angabe  auf  den  ersten  Band  der  Vuk'schen 
Sammlung,  der  gegen  800  lyrische  Lieder  in  ziemlich  allen  üblichen 
Versmassen  enthält.  Die  Kunstdichtung  ist  von  der  Betrachtung 
ausgeschlossen. 

Nachdem  im  Eingang  von  der  Poesie  im  Allgemeinen  gesagt 
wird,  sie  habe  sich  bei  allen  Völkern  gleichzeitig  mit  der  Musik 
ausgebildet,  wendet  sich  der  Verfasser  zu  der  serbischen  Volks- 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  südsltv.  Volksliedes.  179 

dich tung :  im  Folgenden  wolle  er  die  äussere  Form  derselben  be- 
trachten nnd  die  Gesetze  untersuchen ,  nach  welchen  die  einzelnen 
Wörter  zn  einem  poetischen  Ganzen  verbunden  werden.  Dieses 
Ganze  kann  auch  schon  gesprochen  unser m  Ohre  angenehm  sein, 
wurde  aber  thatsächlich,  ursprünglich  wenigstens,  für  den  Gesang 
gedichtet.  Dasselbe  stimmt  mit  der  Musik  im  Rhythmus  Uberein. 
es  lässt  sich  wie  die  Melodie  in  bestimmte  Theile  von  gleicher  Dauer 
zerlegen ,  welche  nach  gewissen  Gesetzen  mit  Betonung  versehen 
werden.  Auf  zwei  Dinge  ist  also  beim  Rhythmus  zu  achten:  auf 
gleiche  Dauer  der  Theile,  aus  denen  ein  poetisches  (oder 
musikalisches)  Ganzes  besteht  und  auf  den  Accent  jener  einzelnen 
Theile. 

Der  kleinste  in  der  Poesie  berücksichtigte  Theil  ist  die  Silbe; 
sie  entspricht  der  einzelnen  Note  in  der  Musik.  — 

Obgleich  im  Serbischen  lange  und  kurze  Silben  vielleicht  nicht 
weniger  unterschieden  werden ,  als  im  Griechischen  und  Lateini- 
schen, so  nimmt  doch  die  serbische  Poesie  keine  Rücksicht  auf 
diesen  Unterschied:  eine  kurze  Silbe  dauert  oft  ebenso  lange  als 
zwei  andere,  mögen  diese  lang  oder  kurz  sein.  — 

Eine,  zwei  oder  drei  Silben  bilden  einen  Fuss,  dem  in  der 
Musik  der  Takt  entspricht.  Für  diesen  gelten  folgende  Gesetze : 

1)  Alle  Fttsse,  ob  ein-,  zwei-  oder  dreisilbig,  sind  gleich  lang. 

2)  Der  Accent  ruht  auf  der  ersten  Silbe  jeden  Kusses.  In  dem 
Beispiel:  Üstani  |  göre  |  Mlla-  |  ne ,  dauert  der  letzte  einsilbige 
Fuss  ebenso  lange  wie  der  erste  dreisilbige  oder  einer  der  folgen- 
den zweisilbigen  und  der  Accent  ruht  in  den  drei  ersten  Füssen  auf 
der  ersten  Silbe.  Ausser  den  Silben  ist  noch  ein  Factor  bei  der 
Versbildung  vorhanden:  die  Pause  (odmor  [/_)).  Während  dieser 
ruht  die  Stimme  so  lange  als  ein  Fuss  dauern  würde.  Wenn  wir 
z.  B.  die  beiden  Verse : 

Ovaj  |  domor  |  dar 

Ve\ji  |  Boiji  |  dar 
so  lesen,  dass  wir  sofort  nach  Beendigung  des  ersten  den  zweiten 
Vera  sprechen ,  so  ;st  dies  dem  Ohre  nicht  so  angenehm ,  als  wenn 
wir  nach  dem  Worte  »dam  so  lange  pausiren,  als  wir  Zeit  zum  Aus- 
sprechen eines  der  drei  FttBse  gebrauchen  würden ;  und  so  sind  in 
jedem  Verse  nicht  drei ,  sondern  vier  Füsse ,  von  denen  der  letzte 
durch  die  Pause  gebildet  wird,  also : 


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W.  Wollner, 


Ovaj  |  domov  |  dar  |  /_  \ 

Velji  |  Bozji  |  dar  |  /  |.  — 
Am  häufigsten  findet  sich  in  der  Volksmetrik  der  zweisilbige  Fuss 
(dvoslovka).  Er  erscheint  in  jedem  Verse,  es  giebt  aber  auch  ganze 
Verse,  die  nur  aus  zweisilbigen  Füssen  bestehen,  z.  B. : 

Möja  |  rösna  |  kok-  |  tica  u.  s.  w. 
In  diesem  Fusse  entfernen  sich  die  Silben  am  wenigsten  von  der 
Länge,  die  sie  in  der  Umgangssprache  haben;  die  zweite  wird 
ebenso  lang  gesprochen  als  die  erste ,  der  Unterschied  liegt  nur  in 
der  Betonung  der  ersten.  — 

Der  einsilbige  Fuss  hat  dieselbe  Dauer  als  der  zweisilbige ; 
er  findet  sich  fast  nur  an  letzter  oder  vorletzter  Stelle  der  rhythmi- 
schen Reihe,  z.  B. : 

Oj  ti  |  zrno  |  paenic-  |  no  — 
Vihor  |  dolom  |  du-  |  je. 
In  einem  Verse  bei  Vuk  steht  ein  solcher  Fuss  auch  am  Anfang : 

R  u  -  |  za  sam  |  ru-  |  ia  — 
Zu  beachten  ist,  dass  der  letzte  einsilbige  Fuss  nicht  in  der  ganzen 
Dauer  eines  Fusses  ausgesprochen  zu  werden  braucht,  da  am 
Schluss  auch  eine  Pause  von  einem  halben  Fusse  eintreten  kann. 
Diese  Pause  kann  auch  im  vorletzten  Fusse  eintreten,  wenn  die 
Silbe  von  Natur  kurz  ist,  wie  z.  B.  das  du  in  du-je.  — 

Im  dreisilbigen  Fusse  dauern  die  drei  Silben  zusammen  so 
lange  als  zwei  im  zweisilbigen.  Daher  muss  jede  von  ihnen  nach 
Verhält ni s s  verkürzt  werden.  Der  Accent  steht  auf  der  ersten  Silbe. 
Es  wäre  falsch  diesen  Fuss  als  dem  griechischen  Dactylus  entspre- 
chend aufzufassen.  Besser  entspricht  er  der  Triole  in  der  Musik.  — 

Der  dreisilbige  Fuss  findet  sich  nur  am  Anfang  der  Reihe: 
Sadila  |  Mara  |  vino-  |  grad.  — 
Durch  die  Verbindung  von  Füssen  entsteht  die  rhythmische 
Reihe  (ritmtäki  redak,  niz),  aus  einer  oder  mehr  solcher  Reihen 
entstehen  die  V  e  r  s  e. 

Jede  rhythmische  Reihe  besteht  nur  aus  zwei 
odervierFüssen.  Dieses  Gesetz,  welches,  soweit  und  bekannt, 
bisher  noch  niemand  beobachtet  hat,  ist  das  wichtigste  in  unserer 
Volksmetrik,  und  vermöge  desselben  herrscht  im  Verse  stets  ein 
gewisser  Dualismus.  Auf  diese  Weise  theilt  sich  in  der  Musik  die 
Periode  gewöhnlich  in  zwei  Halbperioden,  jede  von  diesen  in  zwei 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  slldslav.  Volksliedes.  181 


Phrasen ,  jede  Phrase  in  zwei  Motive.  So  theilt  sich  der  epische 
Zehnsilbler.  z.  B. : 

Boze  |  mili  ||  na  8ve|mu  ti  |  hvajla 
in  zwei  rhythmische  Reihen,  die  erste  aus  2,  die  zweite  aus  4  Füssen 
bestehend.  Das  Zeichen  (jl)  trennt  beide  Reihen. 

In  der  rhythmischen  Reihe  ragt  ein  Fuss  Uber  die  anderen 
hervor,  wie  im  einzelnen  Takte  eine  Silbe  Uber  die  anderen .  und 
daher  ist  der  erste  stärker  betont  als  der  zweite,  und  der  dritte 
stärker  als  der  vierte,  was  graphisch  folgendennassen  bezeichnet 
werden  kann : 

Möja  |  rösna  ||  kösu|tice.  - 
Es  folgt  nun  eine  Aufzählung  der  Reihen :  • 

A.  Reihen  von  zwei  Füssen: 

I.  —  |  —  gleich theilige  Dipodie  (ravni  dvostopak) . 
II.  —  |  —  katalektische  Dip.  (osjeceni  dvost.). 

III.  |  —  überzählige  Dip.  (prekomjerni  dvost.). 

B.  Reiben  von  vier  Füssen: 

IV.  -  -  |  -  -  |  -  |  -  |  gewöhnliche  Tetrapodie  (obicni  cet- 

verostopak). 

V.  -  -  |  ~  -  I  —  I  Z  katalektische  Tetr.  (krnji  cetv.). 
Die  aufgeführten  Verse  sind  folgende 
Viersilbler  —  |  — : 

Gewöhnlicher  Achtsilbler  -  -|--|| -  -)--: 
Zwölfsilbler --I--K--I--H--I--;  (selten,  zweifel- 
haft.) 

Siebensilbler  -  -  |  -  -  ||  -  -  |  - : 

Elfsilbler  -  -  |  -  -  \\  -  -  \  -  -  ||  -  -.  |  -  : 

Sechssilbler  —  —  |  —  H  —  —  |  —  5 

Sechssilbler  —  |  —  |  —  |  — : 

Zwölfsilbler  -  -|--|  —  |  —  ||--|--|  — 

Zehnsilbler  (epischer)  --|--||--|--|_|-|; 

Vierzehnsilbler  -  -  |  -  -  ||  -  -  |  -  -  I  -  -  |  -  -  |  -  |  -  |; 
Fünfeilbler  -  -  |  -  -  |  —  |  /  |; 

Dreizehnsilbler  -  -  |  -  -  ||  -  -  |  -  --||  -  -  |  -  -  I  —  |  Z  I; 

Fttnfsilbler  |  -  -: 

Zehnsilbler--  -  |  -  -  ||  |  --: 

Achtsilbler  |  -  -  ||  -  -  |  — : 

Siebensilbler  |  —  |  —  |  — ;  (nur  in  einem  Liede.) 


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182 


W.  Wolloer, 


Zehnsilbler  -  -  |  -  -  ||  |  ; 

Elfsilbler  I  —  II  —  |  —  I  —  t  — ;  (dv  in  einem  Liede.) 

Dann  werden  vier  Arten  Strophen  angeführt,  die  je  aas  einem  lan- 
gem nnd  einem  kürzern  Verse  bestehen.  Von  ihnen  entspricht 

a)  Achtsilbler  -4-  Fttnfsilbler  dem  oben  erwähnten  Dreizehnsübler ; 

b)  Achtsilbler  +  Sechssübler  dem  Vierzehnsübler;  c)  Gewöhnlicher 
Achtsilbler  +  Achtsilbler  der  zweiten  Art  ist  eine  sehr  seltne  Com  - 
bination ;  etwas  häufiger  d)  Achtsübler  4-  Sechssilbler  (-  -  |  —  !| 

--i-i). 

Der  grosse  Vorzug  der  Budmani  sehen  Arbeit  vor  denen  seiner 
Vorgänger  liegt,  wie  bereits  hervorgehoben  wurde,  in  der  Betrach- 
tang des  Verses  vom  rhythmischen  Standpunkt.  Ihr  Mangel  be- 
steht darin,  dass  der  Verfasser  nicht  überall  genügend  Rücksicht 
darauf  genommen  hat,  ob  die  Gesetze,  die  er  aufstellt,  auch  auf  die 
tatsächlichen  Verhältnisse  des  serbischen  Liedes  passen.  Trotz- 
dem zu  Beginn  der  Abhandlung  der  enge  Zusammenhang  zwischen 
Poesie  und  Musik  betont  wird,  wird  späterhin  an  verschiedenen 
Steilen  dieser  Zusammenhang  zu  wenig  beachtet.  Nehmen  wir  mit 
dem  Verfasser  an,  dass  das  Volkslied  ursprünglich  gleichzeitig  mit 
seiner  Melodie  entsteht,  so  ist  die  notwendige  Folge  dieser  gleich- 
zeitigen Entstehung  eine  nahe  Zusammengehörigkeit  von  Text  und 
Melodie :  wir  müssen  daher  bei  der  Frage  nach  der  Gliederung  des 
Verses  auch  die  Gliederung  des  ihm  gehörenden  musikalischen  Ab- 
schnitts gebührend  beobachten.  Nun  hat  der  Verfasser  zwar  auch 
die  Melodie  berücksichtigt ,  allein,  wie  mir  scheint,  nicht  in  aus- 
reichendem Masse.  Auch  kann  ihm  der  Vorwarf  nicht  erspart 
bleiben ,  dass  er  für  den  Volksvers  verschiedene  rhythmische  Ge- 
setze aufsteüt,  die  wohl  für  das  Kunstlied  gelten  können,  nicht  aber 
für  das  Volkslied.  Es  ist  ein  gefährlicher  Irrthum,  zu  glauben,  man 
könne  die  uns  aus  der  Kunstmusik -geläufigen  rhythmischen  An- 
schauungen ohne  weiteres  auf  die  Volksmusik  Ubertragen. 

Nicht  genügende  Beachtung  der  Thatsachen  sehe  ich  in  fol- 
genden Fällen : 

1)  Gleiche  Dauer  der  einzelnen  Theile  des  poetischen 
(oder  musikalischen)  Ganzen. 

Gleiche  Dauer  der  einzelnen  Takte  eines  Tonstückes  lässt  sich 
weder  allgemein  als  rhythmisches  Gesetz  aufstellen  (vgl.  Westphal, 
Metrik  d.  Griechen,  I,  501  ff.),  noch  findet  dieser  Satz  bei  der  süd- 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  slidslav.  Volksliedes. 


183 


slavischen  Volksmusik  Anwendung.  Wenn  ich  auch  zugebe,  dass 
Taktgleichheit  der  häufigere  Fall  ist ,  so  ist  dieselbe  doch  keines- 
wegs ein  unbedingtes  Erforderniss.  So  sehen  wir  in  einem  serbi- 
schen Liede  (Kuhac,  874)  V4-  und  */i-Takt  gemischt? 


I 

Pod 


J  J 


»/«  J  J  JVJ 

gorom  zelenom 
(Befr.)   Moja  lepa  Milko 

V.J7JJJJ  V.JJJ 

Moja    cernooka  ubava 


V*  J  J   -T  J  | 

vitom  planinom  | 


'/<  J  J  J 

I  pod  naj- 

Moja  deverinko  | 

Milko  mi  djevojko 


V,J  J 

1  1 

%J  J 

i/.  i  i 

J  J 

Nema 

nema 

moje 

dike 

nema 

v.J  J 

J  1 

IL  J  1 

J  J 

Nema 

nema 

nema 

n  Ba- 

nata 

In  einem  andern  Liede  (K.  60,  Banat)  tritt  unter  die  3/4-Takte  der 
Periode  an  zwei  Stellen  ein  Vi-Takt : 

JJ 1 

hejl 
hej! 

Man  vergleiche  ausserdem  folgende  Lieder  der  Kuhac'schen 
Sammlung,  die  gemischte  Taktarten  zeigen: 

Vi-  und  Vi-Takt:  45.  60.  61.  113.  127.  169.  170.  241. 
251.  381.  383.  388.  401.  430.  460.  502.  551.  569.  604.  739.  811. 
908.  926.  956.  960.  967.  993.  1039.  1144.  1501.  1505.  1512. 

Vi-  und  */4-Takt:  48.  68.  135.  162.  202.  203.  208.  227. 
276.  692.  745.  786.  937.  965.  966.  998.  1278. 

Vi-  und  »/i-Takt:  97.  141.  407.  453.  471.  6<tf.  727.  756. 
825.  874.  892.  962. 

Vi-  und  «/i-Takt:  256.  289.  799.  1233.  1536.  —  Vi-  und 
Vi-Takt:  873.  1445.  —  8/4-  und  Vi-Takt:  406.  698.  —  »A" 
und  Vi-Takt:  931.  1479.  —  V4-  und  7/4-Takt:  884.  1499. 
—  »/4-und  V4-Takt:  232.  —  Vi-  und  74-Takt:  87.  —  */4- 
und  7/4-Takt:  365. 

Diese  Beispiele,  die  sich  vermehren  Hessen,  zeigen,  dass  die 
sttdslavische  Volksmusik  den  gemischten  Takt  verwendet.  Nach 
Budmani  wäre  z.  B.  die  allein  regelmässige  Form  des  Achtsilblers : 


%J  J 

J  J 

j  J 

j  J 

Moja 

rosna 

koin- 

tiee 

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184 


W.  Wollner, 


also  vier  einfache  grade  Takte.  Nun  kommt  diese  Form  allerdings 
vor,  weit  häufiger  aber  wird  in  der  Kuhac  sehen  Sammlung  der 

zusammengesetzte  grade  Takt  verwendet  (also  */§  $  /  /  /  l 

^///|  oder  V4  J  J  J  Jl  J  J  J  J  |),  jedoch  lege  ich  an 
dieser  Stelle  darauf  keinen  Werth,  da  in  beiden  Fällen  der  Takt 
beim  Gesänge  in  gleiche  Theile  zerfällt.  Dies  ist  die  häufigste 
Form,  aber  durchaus  nicht  die  einzige.  So  gälten  z.  B.  in  einem 
serbischen  Liede  (K.  399) : 

tt/JJJIJ J    J J 

1 

Oj  za  gorom  I  za  ze-  lenom 

der  dritte  und  vierte  Fuss  (nach  Budmani's  Eintheilung)  einzeln  so 
viel,  als  der  erste  und  zweite  zusammen.  Oder  wo  bleibt  im  Liede 
K.  37  (Serbien): 


1 

j  n 

1 

Oj  djevoj- 

ko 

duso  mo- 

wo  die  Melodie  mit  der  verlangten  Eintheilung : 

Oj  dje-  |  vojka  |  duso  |  moja 

nicht  stimmt,  die  gleiche  Dauer  der  Versfusse?  Oder  sollen  wir 
diese  und  ähnliche  Formen  einfach  als  unregelmässig  Uber  Bord 
werfen?  Dazu  sind  sie  denn  doch  zu  reichlich  vertreten. 

2)  Wenn  es  weiter  unten  heisst,  der  kleinste  in  der  Poesie 
berücksichtigte  Theil  ist  die  Silbe,  die  in  der  Musik  der  ein- 
zelnen Note  entspricht,  so  ist  mir  der  zweite  Theil  des 
Satzes  nicht  recht  verständlich.  Soll  dies  vielleicht  heissen:  Eben- 
so wie  der  Takt  in  der  Musik  in  eine  bestimmte  Anzahl  rhythmi- 
scher Einheiten  (Takttheile)  zerfallt,  so  z.  B.  der  74-Takt  in  drei 
Takttheile  von  je  einer  Viertelnote,  —  so  zerfallt  der  Versfuss  in 
der  Poesie  in  eine  bestimmte  Anzahl  rhythmischer  Einheiten ,  die 
durch  die  Silben  repräsentirt  werden?.  Oder  meint  der  Verfasser 
wirklich,  im  Volksliede  entspräche  der  Silbe  jedesmal  eine  Note 
der  Melodie?  Uebrigens  gilt  der  Satz  in  der  Fassung,  die  ich  ihm 
gegeben  habe,  auch  nur  allenfalls  für  den  gesprochenen  Vers,  nicht 
aber  für  den  gesungenen  des  Volksliedes.  — 

3]  Wenn  der  Verfasser  sagt,  aus  1,  2  oder  3  Silben  entstehe 
ein  Fuss,  der  in  der  Musik  dem  Takt  entspräche,  so  wäre  »ent- 
sprechen kann«  richtiger,  denn  thatsächlich  entsprechen  in  der 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  185 


Melodie  nicht  nur  1 ,  2  oder  3 Silben  einem  Takt,  sondern  auch ,  und 
zwar  bei  weitem  am  häufigsten,  4  Silben,  sodass,  wie  bereits  er- 
wähnt ,  die  gewöhnliche  Form  des  Achtsilblers ,  der  bei  Budmani 
ans  4  zweisilbigen  Füssen  besteht  und  also  in  der  Melodie  einem 
Abschnitt  von  4  einfachen  graden  Takten  entsprechen  wttrde,  nicht. 

2A  J  J  J  J  J  J   J  J 


sondern: 


Moja 


koiu- 


tice 


resp. 


Moja  rosna  koiutice 

*U  J  J  J  J  i  J  J  J  J  I  oder  (seltner): 

Vi  J  /J-JMJ  /J  /I  tot- 
4)  Die  Eintheilung  des  Verses,  der  als  Beispiel  für  Taktgleich- 

beit  und  Betonung  der  ersten  Silbe  des  Fusses  dient : 

Üstani  |  göre  |  Mila-  |  ne 

•timmt  vortrefflich  zu  dem  üblichen  Rhythmus  dieser  Versgattung: 


/*  *  *  • 

J  J 

J  1 

1 

a 

Ustani 

gore 

Mila- 

ne; 

allein  so  will  der  Verfasser  den  Vers  nicht  aufgefasst  haben,  da  der 
erste  dreisilbige  Fuss  nicht  als  Dactylus,  sondern  als  3  Triolen  an- 
gesehen werden  soll,  also : 


%  J  J  J 

J  J 

J  J 

J 

Ustani 

gore 

Mila- 

ne. 

Dieser  Auffassung  widersprechen  allerdings  nicht  weniger  als 
sämmtliche  Melodien  dieses  Rhythmus  in  der  Kuhac'schen  Samm- 
lung. Gleiche  Länge  der  ersten  drei  Silben  kommt  ja  wohl  vor; 
dann  ist  der  Takt  aber  nicht  aus  Triolen  gebildet,  sondern  ein  ein- 
facher ungerader  Takt  (3/8,  SA)  so  z-  B-  K.  139: 


V« 


8 


0  4 

Iva- 


i 


na. 


h  h  h  h 
*  4  •       4  m 

Budila  majka 

Ganz  im  Gegensatz  zu  Budmani's  Ansicht  entspricht  der  erste  Takt 
rhythmisch  gewöhnlich  genau  dem  griechischen  Dactylus  (—  ^  = 


5)  Einen  Fundamentalirrthum  enthält  der  Satz,  dass  der  zwei- 
silbige Fuss  der  häufigste  in  der  Volkspoesie  und  daher  als  der 


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186 


W.  Wollner, 


Normales  anzusehen  sei.  Schon  oben  wurde  bemerkt,  dass  statt 
zweier  2/4-Takte  gewöhnlich  ein  4/s-  oder  Vj-Takt  in  der  Melodie 
vorkäme.  Nach  meiner  Ansicht  liegt  gar  kein  Grund  vor,  diese 
von  der  Melodie  vorgeschriebene  und  offenbar  vorgezogene  Gliede- 
rung des  Verses : 

Moja  rosna  kosutice 

abzuweisen  und  dafür  die  weit  seltenere,  ausserdem  den  Text  zer- 
r  eissende: 

Moja  rosna  kosu-tice  .. 

einzuführen. 

6)  Ebensowenig  kann  ich  mich  mit  Budmani's  Behandlung  der 
Pause  befreunden.  Er  giebt  S.  24  folgendes  Beispiel : 

Ovaj  |  domov  |  dar  |  / 

Vetfi  |  Boiji  |  dar  |  /; 
das  ist  ganz  richtig,  nur  hätte  bemerkt  werden  müssen ,  dass  statt 
der  Pause  die  letzte  Silbe  ausgehalten  werden  kann,  und  dass 

statt:  %  «T  }  $  f  |  J  l  I  sehr  oft,  wenn  nicht  öfter: 

V«  J  j1  J1  JM  J I  **t 

Nicht  richtig  dagegen  ist  die  Einschränkung ,  dass  bei  zwei 
aufeinanderfolgenden  einsilbigen  Füssen,  nicht  nur  im  letzten  Fuss 
eine  Pause  von  der  Dauer  eines  halben  Fusses  eintreten  kann,  son- 
dern auch  der  vorletzte  Fuss  nicht  in  seiner  ganzen  Länge  auszu- 
sprechen sei,  wenn  die  ihn  bildende  Silbe  von  Natur 
kurz  sei.  Wodurch  wird  dies  begründet?  Wurde  nicht  am  Ein- 
gang gesagt,  die  serbische  Volkspoesie  nähme  keine  Rücksicht  auf 
die  Quantitätsunterschiede  der  Sprache?  Und  nun  soll  die  Kürze 
des  Silbenvokals  eine  kürzere  Aussprache  des  Fusses  bewirken? 
Was  kommt  es  denn  Uberhaupt  auf  die  Aussprache  an  ?  Der  Vers 
wird  doch  nicht  gesprochen,  er  wird  ausschliesslich  gesungen, 
wenigstens  vom  Volke,  und  mit  diesem  haben  wir  es  doch  nur 
zu  thun.  — 

7)  S.  26  stellt  der  Verfasser  als  das  wichtigste  und  von  ihm 
zuerst  beobachtete  Gesetz  die  Behauptung  auf,  jede  rhythmische 
Reihe  bestehe  nur  aus  2  oder  4  Füssen.  Auf  diese  Weise  theile 
sich  die  musikalische  Periode  in  Halbperioden,  Phrasen  und  Motive. 


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Untersuchungen  über  den  Versbsn  des  südslav.  Volksliedes.      1 87 


Ebenso  theile  Bich  der  epische  Zehnsilbler  z.  B.  in  2  Reihen  von  2 
resp.  4 Takten: 

Bose  |  mili  ||  na  ave-  |  mn  ti  |  hva-  |  la. 

Hierauf  ist  zu  bemerken ,  dass  die  gewöhnliche  Form  des  Zehn- 
silblers  dieser  Gattung  folgende  ist: 

Boie  mili      M  svemn  ti   |  hvaU, 

also  eine  d  reitheil  ige  Reihe.  Der  beobachtete  Dualismus  erklärt 
sich  einfach  dadurch ,  dass  des  Verfassers  Eintheilang  des  Verses 
in  Fusse  ihn  zwingt  jeden  4/4-  oder  Vs-Takt  in  zwei  Theile  zu 
zerlegen.  Aber  selbst  wenn  man  diese  Gliederung  in  »Fusse«  bei- 
behält, so  bleibt  es  doch  auffallend,  dass  trotz  der  geforderten 
gleichen  Dauer  der  einzelnen  Theile  des  poetischen  Ganzen ,  die 
vom  Verfasser  aufgestellte  Periode  des  Zehnsilblers  so  unsymme- 
trisch getheilt  ist,  dass  auf  die  erste  Halbperiode  zwei,  auf  die 
zweite  vier  Füsse  kommen ,  und  so ,  mit  anderen  Worten ,  das  Be- 
dürfniss  nach  gleicher  Dauer  der  Theile  sich  nur  auf  die  Füsse 
(Takte),  nicht  aber  auf  die  grösseren  Abschnitte  der  Periode  er- 
strecken würde.  Auch  kann  ich  das,  was  Budmani  als  Reihen  be- 
zeichnet nicht  als  solche  anerkennen.  So  besteht  der  Achtsilbler 
bei  ihm  aus  2  Reihen  von  je  2  Füssen  (-  -  |  -  -  ||  -  -  |  -  -),  wäh- 

rend  richtiger  der  ganze  Vers  eine  Reihe  bildet.  Bei  der  Aufstel- 
lung ist  er  nicht  immer  consequent  verfahren.  Während  nämlich 
der  Achtsilbler  aus  2  Reihen  besteht,  wird  der  Sechssilbler  ebenso 
wie  der  Fttnfsilbler  als  eine  einzige  Reihe  bezeichnet : 

Achtsilbler :  --|--||-_|-- 

Sechssilbler :  —  |  —  |  —  |  — 

Fttnfsilbler :         | -  -  |  —  I  Z 

Fttnfsilbler :  |  -  -  (mlluHto  heissen :  —  |  -  -  | 

—  |  —  j),  während  alle  diese  Veree  rhythmisch  vollkommen  gleiche 
Geltung  haben : 

'Achtsilbler:  ^//«M^/// 
Sechssilbler:  JMJ  J 

Fttnfsilbler :  />  }  /  |  J 
Fttnfsilbler :   J  }  /  |  J  J 


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188 


W.  Wollner, 


Der  Grund  dieser  verschiedenen  Behandlang  liegt  in  der  Diä- 
rese, dieBudmani  beim  Achtsilbler  anerkennt,  beim  Sechs-  und 
Fünfsilbler  dagegen  nicht  findet  (ausser  in  einer  Art  des  Sechs- 
silblers,  der  nach  ihm  aus  2  rhythmischen  Reihen  von  je  3  Silben 
besteht.  Es  ist  der  Vers : 

I  o-  |  ko  I  i  ce  j  lo.)  — 

Dass  schliesslich  frühere  Untersucher  des  serbischen  Verses 
denselben  in  trochaische,  dactylische  u.  s.  w.  Fttsse  einteilten, 
ist  ganz  erklärlich:  sie  suchten  ihn  eben  aus  der  Schulmetrik  zu 
erklären  und  beachteten  die  Melodie  nicht.  Aber  diese  Theilung  in 
Ftisse  mu88  unbedingt  verworfen  werden ,  sobald  man  die  Structur 
des  Verses  mit  Hülfe  der  Melodie  erklären  will.  In  diesem  Falle 
kann  nur  diejenige  Ein  theilung  Sinn  haben,  die  vom  Volke  selbst 
herrührt.  Wenn  wir  nun  in  den  Melodien  (wenigstens  der  Kuhae  - 
schen  Sammlung)  als  häufigsten  Takt  nicht  den  einfachen  ge- 
raden, sondern  den  zusammengesetzten  finden,  so  müssen  wir 
(vorausgesetzt  dass  der  Herausgeber  der  Melodien  dieselben  nicht 
willkürlich  behandelt  hat,  was  anzunehmen  wir  vorläufig  kein  Recht 
haben)  eine  entsprechende  Gliederung  auch  im  Verse  suchen.  — 

Die  eben  gemachten  Einwände  gegen  Budmani  s  Abhandlung 
gründen  sich  auf  das  Studium  der  Kuha£' sehen  Melodiensammlung, 
die  2  Jahre  nach  der  besprochenen  Arbeit  zu  erscheinen  begann. 
Hätte  der  Verfasser  die  Sammlung  benutzen  können,  so  wäre  er 
zweifellos  auch  in  den  Punkten,  in  denen  meine  Ansicht  von  der 
seinigen  abweicht,  zu  denselben  Resultaten  gelangt,  wie  ich  jetzt.  — 

Von  der  Budmani'schen  Abhandlung  beeinflusst  ist  L.  Zima, 
der  im  dritten  Theil  seiner  oben  angeführten  Arbeit  (Rad  XLIX, 
S.  lff.)  über  »die  Formen  der  Verse  in  unseren  (serbo-kroa- 
tischen)  Volksliedern  und  denen  der  anderen  Slaven« 
(Razni  obrazei  stiha  u  naäih  i  drugih  slovenskih  pjesmah  narodnih) 
handelt,  nachdem  er  im  zweiten  Theile  einen  Ueberblick  über  den 
indogermanischen  Versbau  (nach  Westphal,  Allgemeine  griech.  Me- 
trik) und  speciell  über  die  deutsche  Metrik  (nach  Westphal,  Theorie 
der  neuhochd.  Metrik)  gegeben  hat.  Seine  Ansichten  sind  folgende: 

Der  kleinste  Theil  des  Verses  ist  die  Silbe,  die  auch  bei  ihm 
der  einzelnen  Note  in  der  Musik  entspricht. 


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Untersuchungen  über  den  Venbau  des  stidslav.  Volksliedes.  189 

Zwei  Silben  können  einen  Fuss  bilden,  ebenso  wie  zwei  Noten 
einen  Takt.  Der  Accent  liegt  grösstenteils  auf  der  ersten  Silbe 
des  Fnsses.  —  Es  giebt  drei-  und  einsilbige  Füsse,  aber  der  zwei- 
silbige ist  der  häufigste.  Zwei  Füsse  bilden  ein  Metron  oder 
eine  Dipodie,  ebenso  wie  zwei  einfache  Takte  einen  zusammen- 
gesetzten bilden.  Nun  heisst  es  weiter :  »Wir  halten  es  für  ange- 
messen (bequem,  shodno)  in  unserem  und  Überhaupt  im  slavischen 
Volksverse  je  zwei  Fttsse  als  ein  metrisches  Ganzes  (Metron ,  Di- 
podie) zu  rechnen,  ebenso  wie  es  die  Griechen  es  bei  trochäischen 
and  anapästischen  Fussen  thaten,  weil  im  Gesänge  gern 
zwei  einfache  Takte  als  einer  gezählt  werden,  ausser- 
dem aber  das  Schlussmetron  oft  so  stark  verkürzt  wird ,  dass  ein 
ganzer  Fuss  und  mehr  fehlt,  wobei  aber  jenes  Metron  dennoch  die- 
selbe metrische  Geltung  bewahrt,  wie  ein  vollständiges. a  — 

Ich  verstehe  nicht  recht,  was  das  heissen  soll,  dass  das  Volk 
beim  Singen  2  Takte  in  einen  zusammenzieht:  entweder  ist  ein 
Takt  vorhanden ,  dann  ist  es  nicht  richtig ,  aus  dem  einen  zwei  zu 
abstrahiren,  oder  es  sind  zwei  Takte  da  —  nun  dann  singt  eben 
das  Volk  die  2  Takte  und  zieht  sie  nicht  in  einen  zusammen.  Die 
ganze  Sache  ist  die,  dass  der  Verfasser  sich  scheut,  die  in  der  ser- 
bischen Metrik  traditionelle  Eintheilung  in  Fttsse  aufzugeben,  ande- 
rerseits aber  diese  »Fttsse«  praktisch  nicht  verwerthen  kann,  daher 
er  denn  gezwungen  ist  Dipodien  daraus  zu  machen.  — 

Die  Katalexis  spielt  bei  Zima  eine  Hauptrolle :  sie  ist  das  nega- 
tive agens  bei  der  Versbildung,  da  nach  ihm  fast  sämmtliche  Metra 
des  slavischen  Verses  aus  einem  Grundmetrum  von  16  Silben  ent- 
standen sind. 

Um  in  der  oben  begonnenen  Eintheilung  des  Verses  fortzufah- 
ren, so  bilden  2  Metra  eine  rhythmische  Reihe  (KolonJ, 
2  rhythmische  Reihen  eine  Periode.  Wir  erhalten  also  folgendes 
Grundschema : 

Fuss!  Fuss?)  Fuss3.  Fuss?  |  Fuss5 .  FusstT  |  Fuss7.  FulsS.  | 

Metron  oder     Metron  oder  I  Metron  oder     Metron  oder 
Dipodie  1.        Dipodie  2.    j    Dipodie  3.       Dipodie  4. 

>-  ■   .    j  — 

rhythmische  Reihe  (Kolon)  1.     rhythmische  Reihe  (Kolon)  2. 

Periode. 

Aus  diesem  sechzehnsilbigen  Urvcrse  entstehen  sämmtliche  anderen 


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190  W.  Wollner, 

Vergärten  theils  durch  Katalexis,  theils  durch  Halbirung.  So  ent- 
steht z.  B.  der  Achtsilbler  einfach  durch  Halbirung  des  Urverses. 

Abgesehen  von  der  Willkur,  als  Urmetrum  der  Sudslaven  eine 
Versart  aufzustellen,  die  nur  durch  wenige,  wie  es  scheint  auf  eine 
gewisse  Localität  beschränkte  Lieder  aus  verhältnismässig  später 
Zeit  bezeugt  ist  (die  2  ältesten  Lieder  sind  im  XVI.  Jahrh.  aufge- 
zeichnet), so  springt  der  Verfasser  bei  der  Katalexis  etwas  sehr  frei 
mit  den  Oesetzen  der  Rhythmik  um.  Ein  Beispiel  genüge: 

Der  epische  Zehnsilbler  entsteht  nach  Zima  dadurch,  dass  im 
sechzehnsilbigen  Verse  das  ganze  zweite  Metron  wegfällt,  was 
daran  zu  erkennen  ist,  dass  das  erste  Metron  oft  die  Geltung  der 
beiden  folgenden  erhält,  und  vom  letzten  Metron  fällt  der  letzte 
Fuss  weg,  wodurch  der  vorhergehende  entsprechend  gedehnt  wird. 
Wir  haben  uns  den  Hergang  also  folgendermassen  zu  denken : 

Metron  1.         Metron  2.  Metron  3.         Metron  4. 

Das  Eingeklammerte  fällt  weg,  dafür  Ersatzdehnung;  wir  erhalten: 

J  ji  J  ji/>//i J  J 

Das  wurde  rhythmisch  angehen.  Nun  heisst  es  aber  weiter :  oft 
sei  keine  Spur  mehr  vom  Metron  übrig  geblieben ,  und  als  Beispiel 
wird  aus  einem  mährischen  Liede  angeführt : 

Das  geht  nun  allerdings  auf  keinen  Fall.  In  der  Rhythmik  geht 
nie  etwas  in  dieser  Weise  »spurlos*  verloren.  Das  ausgefallene 
Metrum  würde  eine  ihm  correspondirende  Pause  oder  Ersatzdeh- 
nung hinterlassen  haben.  Die  zuletzt  angeführte  katalektische 
Form  mit  ihren  3  Hauptaccenten  kann  nur  auf  eine  ebenfalls  drei- 
gliederige  Form  zurückgehen,  nie  aber  auf  eine  viertheilige.  Der 
Vers  ist  nicht  aus  dem  viertheiligen  Sechzehnsilbler  hervorgegan- 
gen, sondern  aus  dem  dreitheiligen  Zwölfsilbler,  in  dessen  letztem 
Takt  die  unbetonten  Takttheile  mit  den  betonten  zusammenfielen, 
also: 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  191 


Die  andere  Form  aber  ist  ebenfalls  nicht  ans  dem  Sechzehnsilbler 
abzuleiten,  sondern  sekundäre  Bildung.  Ueber  sie  wird  weiter 
unten  gehandelt  werden. 

Die  dreitheilige  Form  kann  genetisch  mit  der  viertheiligen 
nichts  zn  thun  haben.  Sie  aus  dem  viertheiligen  Rhythmus  herzu- 
leiten ist  ebenso  unmöglich  als  den  3/4-Takt  aus  dem  4  rTakt  ent- 
stehen zu  lassen.  Ich  muss  allerdings  con statiren .  dass  Zima  dies 
letztere  in  der  That  versucht.  S.  32  heisst  es  von  einer  Gattung  des 
Zwöifsilblers: 

»8)  Es  giebt  Beispiele  wo  in  allen  4  Metren  (des  Sechzehn- 
silblers)  je  eine  Silbe  spurlos  wegfällt  oder  es  können  auch  alle 
Füsse  als  hypermetrisch  (prekomjerni)  angesehen  werden  (?).« 
Also : 

*h  J  J  J  Ul I J  J  J  U  I J  J  J  U  I J  J  J  [  J] 

wird  zu: 

%  j  j  j  i  j  i  1 1  j  j  j  i  j  j  ; 

Ein  Missvers tändniss  ist  hierbei  ganz  ausgeschlossen ,  da  der  Ver- 
fasser hierzu  folgendes  Beispiel  aus  Su&il's  Mährischen  Volksliedern 
(581)  anführt: 

V«  J  J  J  JJJIJJJ  JJJ 

Zaieu  mne    iohajek      daleko     za  hory. 

Ich  beschränke  mich  auf  diese  Angaben,  die  des  Verfassers  Methode 
genügend  kennzeichnen.  — 

Als  ebenfalls  der  rhythmischen  Richtung  angehörend  ist  noch 
eine  kleine  Schrift  zu  erwähnen,  die  sich  mit  dem  epischen  Verse 
beschäftigt:  Jos  koja  o  desetercu.  Pise  F.  4.  Miler.  (Noch 
etwas  Uber  den  Zehnsilbler,  von  F.  S.  Müller.)  Essek.  Gymnasial- 
programm 1882/83.  Es  ist  eine  durchaus  dilettantenhafte  Leistung. 
Der  Verfasser  hält  die  Frage  nach  dem  serbokroatischen  Volks 
metrum  durch  die  Arbeiten  Budmani's  und  Zima  s  in  der  Haupt- 
sache für  erledigt.  Er  hat  die  Melodien  der  Heldenlieder  im  vierten 
Bande  der  Kuhac  sehen  Sammlung  durchstudirt  und  gefunden,  dass 
sie  mit  beider  Forscher  Theorien  übereinstimmen  und  will,  zum 
Belege  dieser  Theorien,  sämmüiche  Rhythmen  der  epischen  Zehn- 
silbler einzeln  durchnehmen.  Er  bringt  dieselben  alle  unter 
2  Classen  unter : 


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192 


W.  Wolluer, 


i.  JJ^/M/^/JM  J  J 

ILJJIJ  JI/J^JIJJ 
Dabei  geht  es  ohne  einige  Gewalt  nicht  ab,  so  z.  B.  K.  1491,  1 : 

%  j^i/mim/ 

Hrani  |  majka  dva  ne- 1  jaka  sina. 
Ein  sehr  eigenthllmlicher  Vers !  Der  Verfasser  weiss  aber  sofort 
Rath.  Die  ursprüngliche  Gestalt  des  Verses  ist: 

J  Jl  J  JI/J/JM  J  JdasistH. 
Daraus  wird  durch  Umstellung  des  zweiten  Theiles : 

J  Jl  J  Jl  J  Jl 

die  beiden  mittleren  Takte  sind  in  einen  » zusammengezogen «  wor- 
den und  es  entstand  daraus  der  obige  Vers: 

(Dass  dieser  Rhythmus  d  reit  heilig,  der  »ursprungliche«  aber  vier- 
theilig ist,  stört  den  Verfasser  nicht  im  mindesten.)  Zum  Verse 
K.  1491,  2:  ^  ^  ^ 

ü  zlo  doba  u  gladne  godine 
bemerkte  Muller :  »Dieser  Vers  ist  unregelmässig.  Nur  ist  zu  be- 
merken, dass  jeder  Theil  ein  ganzes  Metron  eingebttsst  hat  und 
dass  die  Melodie  derjenigen  eines  Achtsilblere  gleicht,  der  im 
zweiten  Theil  2  Silben  (in  unserem  Verse  die  siebente  und  zehnte) 
Überzählig  hatte  « 

U.  8.  W.  U.  S.  W. 

Was  nicht  hinpasst  ist  unregelmässig ,  oder  es  heisst  wie  S.  9 
ad  1494:  »Diese  Melodie  ist  durch  und  durch  recitativisch  und  lässt 
sich  nicht  unter  irgend  eine  Regel  bringen.«  —  Die  übrigen  Verse 
werden  mit  mehr  oder  weniger  Anstrengung  über  die  beiden  Leisten 
I  und  II  gespannt.  —  ______ 

Es  mögen  hier  zum  Schluss  noch  einige  Bemerkungen  über 
das  dem  Untersucher  des  sUdslavischen  Verses  zu  Gebote  stehende 
Material  Platz  finden. 

Ein  vorzügliches  Mittel  um  über  die  metrischen  und  rhythmi- 
schen Verhältnisse  des  Verses  ins  Klare  zu  kommen  wäre  eine 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  siidslav.  Volksliedes.  193 

Sammlung  von  Volksliedern,  in  welcher  Text  und  Melodie  eines 
jeden  Liedes  zu  gleicher  Zeit  während  des  Gesanges  aufgezeichnet 
worden  wäre,  nnd  zwar  womöglich  nicht  nnr  einmal , •sondern  zu 
verschiedenen  Malen,  aus  dem  Munde  verschiedener  Sänger.  Eine 
solche  Sammlung  '  wie  deren  Anfänge  für  die  Grossrussen  von  Mel'- 
gunov  bereits  gemacht  sind)  existirt  leider  für  das  südslavische  Lied 
nicht.  —  Aber  auch  Sammlungen  blosser  Texte  und  blosser  Melo- 
dien wurden  die  richtige  Gliederung  des  Verses  erkennen  lassen, 
vorausgesetzt  dass  dieselben ,  frei  von  ästhetischen  Rücksichten, 
die  Thatsachen  photographisch  getreu  wiedergäben  (Wortfolge  im 
Text,  Dauer  der  Tüne  in  der  Melodie)  und  dass  ihr  Material  aus 
Gegenden  stammte,  in  denen  sich  die  Volkspoesie  und  -rausik  noch 
verhältnissmässig  unberührt  und  lebendig  erhalten  hätte.  Allein 
auch  solche  Sammlungen  fehlen.  Was  die  Texte  anlangt,  so  sind 
deren  im  Laufe  unseres  Jahrhunderts  eine  stattliche  Menge  zugäng- 
lich geworden  (die  neueste  Bibliographie  des  serbokroatischen 
Volksliedes ")  zählt  26  Sammlungen  auf) ;  es  fragt  sich  nur  ob  dieses 
Material  bei  Fragen  rein  technischer  Art  zuverlässig  genug  ist.  Und 
selbst  die  in  ihrer  Art  klassischen  Vuk'schen  Sammlungen  scheinen 
mir  keineswegs  über  diesen  Zweifel  erhaben.  Sie  sind  in  ihrer 
Vollkommenheit  mit  der  Grimm  schen  Märchensammlung  zu  ver- 
gleichen :  Hier  wie  dort  die  Absicht,  dem  Volke  die  Schönheit  sei- 
ner nationalen  Dichtung  zu  erechliessen ,  daher  hier  wie  dort  das 
Streben,  inhaltlich  wie  formeil  gleich  vollendete  Versionen  zu  geben : 
in  beiden  kein  Wort,  das  nicht  direct  aus  dem  Volke  stammte,  trotz- 
dem aber  manches  Märchen  und  manches  Lied,  das  seine  letzte 
Gestaltung  erst  der  ordnenden  und  nachhelfenden  Hand  der  Heraus- 
geber verdankt ;  in  beiden  endlich  ein  Zurücktreten  des  Idiomati- 
schen :  wie  die  Grimm  sche  Sammlung  ein  ideales  Gesammtbild  des 
deutschen  Märchens  giebt,  so  die  Sammlungen  Vuk's  ein  solches 
Bild^des  serbischen,  oder  besser  gesagt,  des  südslavischen 
Liedes.  So  treu  nun  dieses  Bild  der  serbischen  Volkspoesie  auch 
in  Beziehung  auf  Inhalt  und  sprachlichen  Ausdruck  ist ,  so  scheint 
es  mir  doch,  was  die  rein  formale  Seite,  die  Versgliederung  be- 
trifft, nicht  ganz  vollständig  zu  sein.  Ich  mnss  es  sogar,  auf  die 


*)  8vet.  Vulovid,  Prilog  poznavanju  sadasnjeg  stanja  usmene  srpske  poe- 
rije.  Godisnjica  N.  Öupida  VII,  3.  1  ff. 

Archir  für  »UvUche  Philologie.  IX.  13 


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194 


W.  Wollner, 


Gefahr  hin  der  Ketzerei  beschuldigt  zu  werden,  aussprechen,  dass 
mir  in  dieser  Hinsicht  die  Vuk  sehen  Lieder  nicht  durchaus  zuver- 
lässig erscheinen.  Und  zwar  einfach  deshalb,  weil  ich  nicht  glaube, 
dass  Vuk  eine  richtige  Vorstellung  vom  serbischen  Versbau  hatte, 
andererseits  aber  überzeugt  bin .  dass  wenn  er  die  Gliederung  des 
Verses  richtig  erkannt  hätte,  dies  in  der  Form  seiner  Lieder  zu 
Tage  getreten  wäre. 

Für  Vuk  bestehen  die  Verse  aus  Versfüssen ,  die  er  nach  der 
Terminologie  der  antiken  Metrik  als  Trochäen  und  Dactylen  be- 
zeichnet. Selbst  wo  er  vom  gesungenen  Verse  spricht,  giebt  er 
diese  Ausdrucksweise  nicht  auf.  Characteristisch  hierfür  ist  fol- 
gende Stelle  ars  der  Vorrede  zur  1824er  Ausgabe  seiner  Lieder; 
dort,  im  Abschnitte:  »Von  den  Gesetzen  unserer  Volkslieder*  sagt 
er:  »Alle  unsere  Heldenlieder  bestehen  aus  10  Silben  oder  5 
trochäischen  Fussen  und  einem  Einschnitte  (caesura)  nach  dem 
zweiten  Fusse : 

Podize  se  Crnojevic  Ivo. 

Allerdings  findet  sich  in  vielen  Versen  (der  gesprochenen  Rede 
nach  [prema  govoru])  eine  lange  Silbe  statt  einer  kurzen  und  eine 
kurze  statt  einer  langen,  z.  B. : 

\J  —  w  v>    —    _  v>  W     _  \J 

I  ponese  tri  tovara  blaga 

Ja  kad  tako  svadbu  uredise 

So  wird  gesprochen,  gelesen  und  recitirt :  wenn  aber  gesungen 
wird,  so  sind  es  alles  Trochäen: 


I  ponese  tri  tovara  blaga 

_      W      _  W    I       —      w  SJ 

Ja  kad  tako  svadbu  uredise. « 


Er  meint  hier  betonte  und  unbetonte  Silben.  Wie  wenig  die  Melodie 
dem  Begriffe  eines  trochäischen  Metrums  entspricht,  geht  aus  der 
folgenden  (gewöhnlichen)  Form  der  Reihe  des  Zehnsilblers  hervor: 

Wie  wenig  Vuk  aber  den  eigentlichen  (katalektischen)  Rhythmus 
erkannte,  zeigt  sich  in  seiner  Auffassung  des  Zehnsilblers  als  aus 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  sUdsUv.  Volksliedes.  195 


5  trochäischen  Füssen  zusammengesetzt.  Ebenso  besteht  für  ihn 
der  Siebensilbler  »aus  3  Füssen:  am  Anfang  2  Trochäen,  am  Ende 
ein  Dactylus,  die  Cäsur  nach  dem  zweiten  Fasse  z.B.:* 

_  _    w  —    ^  *J 

Oj  ti  zrno  senicno.* 
Gesungen  wird  dagegen : 

Oj  ti   zrno  fcenicno. 
also  auch  hier  ist  die  Katalexis  am  Schluss  verkannt.  — 

Wie  weit  diese  Nichtbeachtung  des  musikalischen  Rhythmus 
die  Wortstellung  der  Vuk  schen  Lieder  beeinflusst  hat .  wage  ich 
nicht  zu  entscheiden.  Dass  ein  solcher  Einfluss  nicht  ausgeschlossen 
ist.  scheint  mir  aus  dem  Folgenden  hervorzugehen. 

Yuk  bevorzugte  bei  der  Aufzeichnung  der  Heldenlieder  die 
Becitatoren  vor  den  Sängern.  In  der  erwähnten  Einleitung  findet 
sich  darüber  folgende  bezeichnende  Stelle :  »Obwohl  es  Leute  genug 
gjebt,  die  viele  Lieder  wissen,  so  ist  es  doch  schwierig  einen  Men- 
schen zu  finden  der  seine  Lieder  schön  und  klar  (jasno)  kann.« 
(Der  einzige  Sänger,  der  in  dieser  Beziehung  Vuk's  Ansprüche  voll 
befriedigte,  war  Tesan  Podrugovic.  Von  ihm  sagt  er:)  »Er  konnte 
sehr  schon  Gusla  spielen,  aber  nicht  singen  (oder  wollte  es 
nicht; ,  sondern  sagte  die  Lieder  her,  wie  aus  einem  Buche,  und 
für  das  Sammeln  sind  solche  Leute  die  besten.  Denn 
sie  achten  besonders  auf  den  Zusammenhang  und  Sinn.  Die  Sänger 
aber,  besonders  diejenigen,  die  ausschliesslich  Sänger  sind,  singen 
oft  gedankenlos  und  können  nur  im  Zusammenhange  singen ,  ver- 
stehen aber  nicht  herzusagen;«  und  er  fügt  hinzu:  »mit  solchen 
hatte  ich  manchmal  meine  Noth.«  —  Nun  wissen  wir  aber  von 
anderer  Seite,  dass  die  recitirenden  Rhapsoden  ihren  Text  anders 
behandeln  als  die  singenden:  dass  während  der  Recitator  das,  was 
ihm  sprachlicher  Wohllaut  heisst,  zunächst  ins  Auge  fasst,  der  gute 
Sänger  dagegen  die  Wortstellung  seiner  Verse  genau  der  Melodie 
anpasst.  Darüber  belehrt  uns  u.  A.  die  -Schrift  Noviö's,  aus  wel- 
cher Jagic  in  seiner  Abhandlung  »Die  südslavische  Volksepik  vor 
Jahrhunderten«  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  slavischen  Volks- 
poesie III,  Archiv  f.  slav.  Philol.  IV.)  einiges  mittheilt.  Leider  ist 
mir  Noviö's  Arbeit  selbst  nicht  zugänglich  gewesen ,  aber  schon 

13* 


196 


W.  Wollner, 


Jagic's  Auszüge  gewähren  so  dankenswerthe  Aufschlüsse  über 
manche  Punkte  des  Volksgesanges,  dass  eine  neue  Herausgabe 
dieser  wie  es  scheint  ganz  verschollenen  Schrift  dringend  zu  wün- 
schen wäre.  Ich  komme  beim  epischen  Verse  noch  einmal  darauf 
zurück.  —  Novic  also  erzählt  sein  Zusammentreffen  mit  dem  Sänger 
Jovan  von  Gacko ,  dem  er  vorsingt :  »Um  doch  seine  meisterhafte 
KenntnUs  zu  erproben ,  nahm  ich  einmal  die  Geige  in  die  Hand, 
fing  an  zu  spielen  und  sang  dazu: 

Zakukala  sinja  kukavica, 

er  machte  gleich  die  Bemerkung :  »Siehst  du  nicht,  dass  dir  die 
Geige  anders  zeigt,  als  du  singst ;  nach  der  Geige  sollst  du  singen: 

Zakukala  kukavica  sinja;« 

und  da  ich  ihn  abermals  täuschen  wollte  und  sang : 

Poginu  ti  Stojan  Jankoviöu, 

sprach  er  sogleich,  so  tauge  es  nicht,  ich  verderbe  das  schöne  Ge- 
dicht, es  müsse  gesungen  werden : 

Poginu  ti  Jankovicu  Stojan.« 

(Archiv,  IV.  S.  236.) 
Die  Bedeutung  dieser  Correctur  ist  ganz  klar:  die  Geige,  d.  h.  die 
Begleitung  hatte  in  beiden  Fällen  den  Rhythmus : 

JJWIJ  J 

dem  die  Wortstellung  Jovan' s  entsprach : 

Zakukala  kukavica 
Poginu  ti  Jankovidu 


Bei  Jovan  correspondirten  die  Silbengruppen  mit  den  Tongruppen, 
Novit-  dagegen  beobachtete  das  Zusammenfallen  von  Wortende  und 
Taktende  nicht. 

Wenn  man  die  Heldenlieder  des  zweiten  Bandes  der  Vuk' sehen 
Sammlung  auf  die  Wortsteilung  hin  untersucht,  so  wird  man  finden, 
dass  fast  ein  Drittel  sämmtlicher  Verse,  in  ien  6  Silben  nach  der 
Cäsur,  auf  ein  zweisilbiges  Wort  ein  viersilbiges  folgen  lässt,  also : 

 ,  ____ 

2  4 

Betrachtet  man  dagegen  die  Melodien  zu  diesem  Versmasse  bei 


uiyi 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  197 


Kuhac.  so  constatirt  man  ein  bedeutendes  Uebergewicht  der  rhyth- 
mischen Form : 


i 


4 

Dieser  Widerspruch  findet  seine  Erklärung,  meiner  Meinung  nach, 
darin,  dass  Vuk' s  Recitatorendie  Form  2-|-4  vorzogen,  und  er 
selbst  diese  Form  für  die  richtigere  hielt  und  auch  in  den  Liedern, 
dieser  von  Sängern  hatte,  in  vielen  Fällen  eine  entsprechende 
Umstellung  der  Wörter  vornahm.  Anders  kann  ich  mir  das  auf- 
fallende Zurücktreten  der  in  den  Melodien  gewöhnlichsten  Form 
4  -f-  2  nicht  erklären 1 ; .  Dass  Vuk  Uberhaupt  bei  den  Heldenliedern 
der  Melodie  weniger  Bedeutung  beilegte  als  bei  den  lyrischen 
(Frauen-)  Liedern ,  zeigen  seine  Worte  zu  Beginn  der  erwähnten 
Einleitung:  »Die  Frauenlieder  werden  ausschliesslich  zur  eigenen 
Befriedigung  der  Singenden  gesungen,  die  Heldenlieder  sind  meist 
auf  Zuhörer  berechnet.  Daher  sieht  man  beim  Singen  der  Frauen- 
lieder mehr  auf  den  Gesang  als  auf  das  Lied,  beim  Singen  der 
Heldenlieder  aber  hauptsächlich  auf  das  Lied.« 

Wie  gross  die  Verlässlichkeit  der  lyrischen  Lieder  ist  (abge- 
sehen von  den  im  Versmasse  der  Heldenlieder  gedichteten  und  da- 
her wohl  auch  vom  Sammler  nach  denselben  Gesichtspunkten  be- 
handelten Liedern) ,  ist  ebenfalls  nicht  sicher  festzustellen.  Vuk 
selbst  scheint  nicht  daran  geändert  zu  haben,  was  man  daraus 
sch Hessen  kann ,  dass  er  fehlerhafte  Verse .  die  nicht  ins  Schema 
des  Liedes  passen,  respectirt  wie  z.  B. : 

Popevajte  mi  pticice 
Sad  vam  je  vreme  pevati  u.  s.  w.. 
wo  er  als  Schema  angiebt:  -v/w|-*/-v^  wo  also  im  ersten 
Verse  die  Cäsur  mitten  ins  Wort  popevajte  fallt .  was  gegen  die 
Regel  ist.  Allein  Vuk  hat  viele  der  Lieder  nicht  selbst  gesammelt, 
sondern  von  andern  Sammlern  erhalten.   Wie  steht  es  mit  deren 


*;  Unter  den  11036  Versen  der  64  ersten  Lieder  des  zweiten  Bandes 
zählte  ich  3985,  die  nach  der  Cäsur  die  Verbindung  eines  zwei-  und  eines 
viersilbigen  Wortes  zeigten.  Die  Stellung  dieser  Wörter  war: 

in  3097  Fällen  2+4 

in  9SS  Fällen  4  +  2. 


W.  Wollner, 


Zuverlässigkeit?  Und  wie  steht  es .  von  Vuk  abgesehen,  mit  den 
späteren  Sammlungen? 

Was  Inhalt  und  Behandlung  des  Stoffes  anlangt,  so  darf  man. 
einzelne  wenige  Fälle  ausgenommen,  gewiss  nicht  an  der  Authen- 
ticität  der  Lieder  zweifeln;  ob  sie  aber  Air  rhythmische  Unter- 
suchungen genau  genug  aufgezeichnet  sind  ist  eine  andere  Frage. 
Ich  für  meinen  Theil  würde  mich  bedenken,  mich  bei  rhythmischen 
Fragen  ausschliesslich  auf  die  Texte  unserer  Sammlungen  zu  ver- 
lassen. — 

VonMelodiensammlungen  ist  die  bedeutendste  und  reich- 
haltigste die  von  Kuhac-Koch:  Juzno-slovjenske  narodne  po- 
pievke  (Chansons  nationales  des  Slaves  du  Sud.)  Vecim  ih  dielom  po 
narodu  sam  skupio,  ukajdio,  glasovirsku  pratnju  udesio,  te  izvorni 
im  tekst  pridodao  Fr.  Kuhac.  'Grösstenteils  selbst  im  Volke 
gesammelt,  in  Noten  gesetzt,  mit  Klavierbegleitung  und  ihrem  ur- 
sprünglichen Text  versehen  von  F.  h.  K.)  4  Bände,  Agram  1878 — 
1881.  Ihr  Werth  liegt  vor  allem  darin,  dass  sie  einen  Ueber blick 
über  das  ganze  Gebiet  des  südslawischen  Volksliedes  ermöglicht. 
Sie  enthält  1600  Nummern,  von  denen,  wenn  man  51  Tänze  und 
6  Märsche  ohne  Text  abzieht,  1543  Lieder  sich  auf  sämmtliche  sttd- 
slavischen Völkerschaften :  Serben ,  Kroaten .  Bulgaren  und  Slove- 
nen  vertheilen.  Am  stärksten  vertreten  sind  Kroatien  und  Slavo- 
nien.  Diese  Lieder,  unter  denen  ausser  eigentlichen  Volksliedern 
auch  populär  gewordene  Kunstlieder  sind,  stammen  aus  verschiede- 
nen Zeiten :  die  ältesten  aus  dem  XVI.  Jahrh.,  die  jüngsten  aus  der 
neuesten  Zeit  (1878) .  —  Bei  der  RhythmisiruDg  und  Harmonisirung 
der  Melodien  ist  der  Verfasser,  wie  aus  seinen  Angaben  hervor- 
geht, mit  grosser  Sorgfalt  verfahren,  weniger  kann  man  sich  mit 
der  Behandlung  des  Textes  einverstanden  erklären.  Er  selbst  sagt 
hierüber :  » So  oft  ich  zum  Volke  hinausging ,  um  dessen  Gesänge 
aufzuschreiben,  habe  ich  immer  eine  ziemliche  Anzahl  gedruckter 
Textbücher  (von  Vuk,  Kuku\jevtf,  Vraz,  Vrceviö.  Petranoviö,  Plohl, 
Marjanovic,  Dezelic  u.  s.  w.  u.  s.  w. «  mitgenommen.  Fand  ich  das 
betreffende  Lied,  das  man  mir  vorsang,  in  einem  dieser  Bücher,  so 
schrieb  ich  es  nicht  auf,  ausser  es  wich  der  Text  meines  Sängers  von 
dem  gedruckten  Texte  um  ein  Bemerkenswerthes  ab.«  'Sachliche 
Einleitung  zu  der  Sammlung  sttdslavischer  Volkslieder  von  Fr.  S 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  199 

Kuhac-Koch.  Sep.-Abdr.  a.  d.  »Agramer  Zeitung«.]  Agram  1873. 

s..  is.j 

Wie  ans  diesem  Citat  zn  ersehen,  ist  die  Bemerkung  auf  dem 
Titelblatte  der  Sammlung:  »mit  ihren  ursprunglichen  Texten 
v  versehen«  nicht  wörtlich  zu  nehmen.  Denn  wenn  der  Herausgeber, 
wie  es  in  der  Sammlung  häufig  genug  geschieht,  einer  in  den  70er 
Jahren  notirten  Melodie  einen  in  den  20er  Jahren  aufgezeichneten 
Text  unterlegt,  so  ist  dieser  Text  eben  nicht  der  ursprünglich  zu 
der  von  K.  notirten  Melodie  gehörende.  Dieses  Verfahren  des 
Herausgebers  gereicht  der  Sammlung  nicht  zum  Vortheil.  Bei  allen 
Untersuchungen,  die  sich  auf  das  Verhältniss  von  Text  und  Melodie 
beziehen,  so  bei  der  wichtigen  Frage  nach  den  Bildungsgesetzen 
des  südslavischen  Verses ,  ist  ein  grosser  Theil  der  Kuhac'schen 
Lieder  Uberhaupt  nicht  direct,  der  Rest  nur  mit  Vorsicht  zu  be- 
nutzen. 


Das  Verhältniss  von  Text  und  Melodie  im  südslavischen 

Volkslied©. 

Das  sttdslavische  Volkslied  ist,  wie  überhaupt  jedes  Volkslied, 
ursprünglich  ausschliesslich  für  den  Gesang  bestimmt 

Dieser  Satz,  der  wie  ein  Gemeinplatz  klingt,  kann  gleichwohl 
überall  da,  wo  es  sich  um  den  südslavischen  Vers  handelt,  nicht 
nachdrücklich  genug  hervorgehoben  werden.  Denn  er  findet  bei 
denen,  die  sich  mit  diesem  Gegen  stände  beschäftigen,  noch  immer 
nicht  genügende  Berücksichtigung.  Und  doch  enthält  er  das  A  und 
das  0  der  Volksmetrik. 

Die  Gesetze  des  südslavischen  Versbaues  durch  blosse  Unter- 
suchung des  sprachlichen  Theil  es  der  Lieder  finden  wollen,  ist  ver- 
gebliche Mühe.  Das  einzig  sichere  Mittel ,  um  zu  einer  richtigen 
Anschauung  des  Verses  zu  gelangen  ist  die  Heranziehung  der 
Melodie. 

Text  und  Melodie  des  Volksliedes  sind  für  das  Volk  untrenn- 
bar: dasselbe  betrachtet  den  Text  nicht  als  selbständiges  Kunst- 
werk. Das  Volk  singt  seine  Lieder,  sie  zu  declamiren  fallt 
ihm  nie  ein.  Den  Begriff  des  »Gedichtes«  lernt  es  erst  auf  einer 
Culturstufe  kennen ,  wo  es  selbst  aufgehört  hat  zu  dichten ,  wo  das 
Volkslied  abzusterben  beginnt. 


200  W.  Wollner, 

Der  Text  des  Volksliedes  erhält  seine  Gestalt  erst  durch  den 
Rhythmus  der  Melodie.  Je  primitiver  die  gesungene  Poesie  eines 
Volkes  ist,  um  so  genauer  wird  dieser  Rhythmus  in  der  Gliederung 
des  Verses  hervortreten .  um  so  kleineren  musikalischen  Abschnit- 
ten werden  die  sprachlichen  Abschnitte  entsprechen:  je  mehr  von 
Kunstein  Hussen  berührt  der  Volksgesang  ist,  um  so  weniger  wird 
die  musikalische  Gliederung  zu  spüren  sein. 

Bei  der  Entstehung  eines  Volksliedes  ist  die  Hauptsache  das 
Vorhandensein  der  Melodie ,  der  Text  bereitet  dem  Sänger  keine 
Schwierigkeiten.  Die  Sprache  des  Volksliedes  ist  die  Sprache  des 
Volkes  überhaupt.  Der  Unterschied  zwischen  der  poetischen  Rede- 
weise eines  culturlosen  Volkes  und  seiner  Umgangssprache  ist  sehr 
gering  und  nicht  dem  Gegensatze  vergleichbar,  der  die  Sprache  der 
Kunstdichtung  eines  Cnltnrvolkes  von  der  des  täglichen  Lebens 
scheidet.  Die  Wortstellung  ist  im  grossen  Ganzen  die  des  täglichen 
Gespräches ,  das  Formelhafte  des  Ausdruckes  ist  im  Keime  bereits 
in  der  Prosa  des  Verkehrs  als  sprichwörtliche  Wendung  vorhanden 
und  wird  im  Liede  nur  weiter  ausgebildet.  Diese  Sprache  wird 
nun  der  Melodie  augepasst  und  in  analoger  Weise  gegliedert 
wie  diese. 

Den  Text  des  Volksliedes  haben  wir  uns  ursprünglich  der 
Umgangssprache  näher  stehend  und  daher  viel  veränderlicher  zu 
denken  als  später.  Die  Menge  der  typischen  Wendungen,  der  ste- 
henden Epitheta,  der  wörtlich  wiederkehrenden  Schilderungen,  die 
wir  heute  im  Volksliede  finden,  ist  das  Resultat  lange  andauernder 
poetischer  Uebung  des  Volkes .  welches  nach  und  nach  unter  den 
verschiedenen  wechselnden  Ausdrucksformen  eine  bestimmte  Aus- 
wahl traf,  die  den  Anforderungen  seines  Geschmackes  durch  alle 
Zeiten  hindurch  Stich  hielt.  Diese  in  jedem  Liede  wiederkehren- 
den Ausdrücke,  diese  stehenden  Beiwörter  und  stereotypen  Be- 
schreibungen, die  bereits  nach  den  Bedürfnissen  der  Volksrhythmik 
gegliedert  sind  und  nur  an  die  richtige  Stelle  geschoben  zu  werden 
brauchen,  sind  dort  wo  die  Volkspoesie  noch  lebendig  ist,  mehr 
oder  weniger  das  Eigenthum  eines  jeden  der  singt.  Die  techni- 
schen Schwierigkeiten  für  den  »Dichter«  sind  unbedeutend.  Die 
rhythmischen  Formen .  deren  Anzahl  beschränkt  ist ,  sind  in  den 
Melodien  gegeben,  das  sprachliche  Material  ist  zum  grössten  Theil 
fertig  bearbeitet  vorhanden .   Die  Aufgabe  des  Dichters  besteht 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  stidslav.  Volksliedes.  201 

eigentlich  nur  darin,  dieses  Material  der  rhythmischen  Form  ent- 
sprechend zusammenzusetzen.  Eigenes  wird  er  nur  selten  hinzu- 
fügen, wohl  nie  bewusst;  es  würde  ihm  auch  nichts  helfen,  da  be- 
reits nach  wenigen  Wiederholungen  seines  Liedes  das  ihm  Indivi- 
duelle entfernt  sein  würde. 

Weil  aber  auf  diese  Weise  das  Herstellen  eines  Liedertextes 
so  wenig  Mühe  macht ,  so  sieht  das  Volk  darin  ebensowenig  eine 
Kunst  als  im  gewöhnlichen  Sprechen,  und  der  Dichter  eines  Liedes 
ist  so  fern  davon  sich  dessen  zu  rühmen,  dass  er,  wie  uns  Sammler 
von  Volksliedern  herichten,  gelegentlich  sogar  geflissentlich  läugnet, 
das  Lied  verfasst  zu  haben  und  dasselbe  für  alt  und  aus  der  Vorzeit 
überliefert  auszugeben  sucht. 

Dieses  Zurücktreten  der  Individualität  des  Dichters  hat  zur 
Folge,  dass  der  Sänger  beim  Vortrage  eines  Liedes  sich  eben- 
sowenig streng  an  den  Ausdruck  seiner  Vorgänger  bindet,  als  er  es 
thun  würde  wenn  er  etwas  ihm  Mitgetheiltes  weiter  zu  erzählen 
hätte.  Jeder  Sänger  bringt  kleine  Aenderungcn  bei  der  Wiedergabe 
eines  Liedes  an ,  die ,  je  nach  seiner  Befähigung,  Verbesserungen 
oder  Verschlechteningen  des  Textes  sein  können;  an  eine  wörtliche 
Wiederholung  denkt  keiner.  Die  Pietät  gegen  den  Text ,  die  wir 
beim  Auswendiglernen  eines  Gedichtes  beobachten ,  ist  dem  Volke 
fremd,  da  bei  ihm  die  Form  der  Dichtung  ihren  Ursprung  nicht  der 
besonderen  Begabung  eines  einzelnen  Individuums  verdankt .  son- 
dern vom  ganzen  Volke  geschaffen  und  daher  jedem  in  gleicher 
Weise  geläufig  ist.  — 

Für  die  Anpassung  des  Textes  an  den  Rhythmus  der  Melodie 
liefert  das  sttdslavische  Volkslied  zahlreiche  Beweise.  Oben  sahen 
wir  wie  nach  Novid's  Bericht  der  Sänger  die  Wortstellung  nach  der 
Melodie  änderte.  Aber  auch  weitergehende  Anpassung  des  Textes 
ist  überaus  häufig.  Hier  mag  ein  Beispiel  genügen :  Eine  Variante 
eines  sehr  verbreiteten  13-silbigen  Liedes  ist  folgende: 

Devojiica  ruiu  brala  na  njib  zaspa  -  la 

-   Kraj  nje  tfel  mladi  janak  ki  ju  izbu  -  di 

Dej  so  stane  devojeice  lepa  devoj  -  ka 

Rofce  su  ti  povehnule  kaj  si  nabra  -  la  u.  s.  w. 

Dieser  Text  wird  einer  ursprünglich  zu  einem  15-silbigen  Verse 
gehörigen  Melodie  angepasst  und  lautet  nun  folgendermassen : 


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202 


W.  Wollner, 


%j  j  j  jij  j  j  jij  j  j  jijju 

Djevojttca     raie  brala  nanjih«i>  aaspala 
Krajnjiislo    mlado  moince  ki  je  njn  iz  -  budio: 
Stani  gore       dovojcica     lepa  moja  devojka. 
Roie  su  ti  (se)  povenule  ftoj*  si  ti  nabrala  u.  s.  w. 

'KuhaS  S52J 

Man  sieht  wie  leicht  durch  Einschiebung  von  Wörtern  und  Verände- 
rung von  Formen  dies  möglich  war. 

Die  Anpassung  kann  auch  auf  andere  Art  geschehen,  durch 
Wiederholung  von  Verstbeilen  oder  Einschiebung  einzelner  mit  dem 
Sinn  des  Verses  nicht  im  Zusammenhang  stehender  Wörter. 

So  wird  ein  Zehnsilbler  durch  Einschiebung  zweier  Wörter  dem 
Rhythmus  des  Vierzehnsilblers  angepasst: 

Moja  mama      lane   mnje      svemiprego-  vara, 

ein  Achtsilbler  durch  Einschiebung  dem  Rhythmus  des  Zehnsilblers  s 

v«/J»//J  J  J  J  J  J 

Kad  Beograd  jWnu  pobarase, 

ein  Zehnsilbler  durch  Wiederholung  dem  Rhythmus  des  Zwölf- 
silblers  : 

J  J 

lada. 

Die  Einschiebung  und  Wiederholung  geht  selbstverständlich  durch 
den  ganzen  Text  durch. 

Hierher  gehört  auch  der  Refrain  und  ähnliche  Erscheinungen. 

Diese  Unterordnung  des  Textes  unter  die  Melodie  ist  wohl  ins 
Auge  zu  fassen,  wenn  man  die  Gliederung  des  südslavischen  Verses 
untersucht ;  lediglich  in  dem  Rhythmus  der  Melodie  ist  der  Grund 
der  Versgliederung  zu  finden.  Ebenso  wie  die  Melodie,  wenn  man 
sie  in  ihre  kleinsten  Bestandteile  zerlegt,  aus  einer  Anzahl  von 
Motiven  besteht,  ebenso  zerfällt  der  Text  in  eine  Anzahl  von 
Silbengruppen,  deren  jede  einem  Motiv  der  Melodie  entspricht. 
Diese  Silbengruppen  können  aus  einem  oder  mehreren  Wörtern  be- 
stehen, jedenfalls  aber  fallt  im  regelmässigen  Verse  das  Ende  jeder 
Gruppe  mit  einem  Wortende  zusammen.  Verse,  in  denen  eine 
Gruppe  mitten  in  einem  Worte  endet,  sind  fehlerhaft.  —  Jede 


J  J 

////  1 

Crna  goro 

crna 

puna  ti  si  , 

uiyiiizeo  Dy 


ioogle 


Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  203 


Gruppe  steht  unter  dem  rhythmischen  Ictus  des  zu  ihr  gehörigen 
Melodienabschnittes  (Motive«) . 

Beispiel:  Der  Siebensilhler  besteht  aus  einer  Gruppe  von  4 
und  einer  von  3  Silben.  Richtig  gebildet  ist  der  Vers : 


Oj  ti  kolo 


veliko, 


da  hier  die  Schlusssilbe  jeder  Gruppe  zugleich  ein  Wort  schliesst, 
fehlerhaft  dagegen  der  folgende : 

Ca  ei  se  ie-  |  nit  i&al, 

da  hier  das  Ende  der  ersten  Gruppe  mitten  ins  Wort  zenit  fällt. 

Diese  Eintheilung  des  Verses  in  Silbengruppen  geht  ursprüng- 
lich durch  das  ganze  Lied.  Folgende  Beispiele ,  zu  denen  kürzere 
Lieder,  oder  wenigstens  zusammenhängende  Stücke  aus  Liedern 
gewählt  sind,  mögen  dies  veranschaulichen : 


t.  Achtsilbler  (4 -+-4). 

2.  Achtsilbler  (3  4-2  4-3). 

Moji  rani 

vinogradi 

Zaprosi 

mladi 

Milenko 
u  majke, 

Ni  ragjeni 

ni  gragjeni, 

Lijepu 

Jane 

Bosiokom 

posagjeni, 

Sva  muje 

brada 

dadose, 

A  ruiicom 

zagragjeni, 

Ma  neda 

bratae 

najmlagji, 

Otudide 

mladi  Petro, 

Najmlagji 

bratac 

Manojlo, 

Nema  kuda 

konja  provest', 

I  on  se 

u  lov 

spravljaae, 

Provede  ga 

iz  daleka, 

Doziva 

Janu 

RARrnon  * 

Iz  daleka, 

preko  mosta, 

0  Jane, 

moja 

sestrioe ! 

Preko  mosta 

srebrnoga ; 

Nikome 

dvor  ne 

otvoraj, 

u.  s.  w.  VukI,  11  (30  Verse). 

3.  Fünfsilbler  (3  +  2). 

Biserna  brada 

Srebrna  casa, 

Biser  so  roni, 

ü  caiu  pada, 

Svako  ga  zrno 

Po  dukat  valja, 

A  s Jeda  brada 

Tri  b'jela  grada. 

VukI,  133  (8  Verse). 


u.  s.  w.  VukI,  421  (91  Verse). 
4.  Siebensilhler  (4  4-3). 


Zapovedi 


0 vi  moji 
Tri  nebeske 
Sigj'te  s  neba 
Sadeljate 
Od  suvoga 
Papogjite 
Kao  pdela 


Gospod  Bog 
angjelom : 
angjeli ! 
vojvode! 
na  zemlju 
guslice 
javora 
po  Bvetu 
po  cvetu 


u.  s.  w.  VukI,  207  '123  Verse;. 


iginzeo  uy 


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204 


W.  Wolluer, 


5.  Sechssilbler  (4  +  2). 

Ovde  nama  kazu 
[Gjace  samouce] 


Samo  knjigu 
Njemu  knjiga 
Konja  da  ne 
Sablju  da  ne 
Vina  da  no 
Dragu  da  ne 
To  gjace  ne 
Sto  mu  knjiga 
Vi  sie  konja 
Bolje  sablju 
Vecma  vino 
Vedma  dragu 


uci. 


jase: 

pase, 

pijc, 

ljubi; 

slu*a 

kaze, 

ja*e, 

pase, 

pije. 

ljubi. 


Vuk  I,  171  (14  Verse,  von  denen 
einer  unregelmässig). 

6.  Sechssilbler  (4  +  3). 


Sedila 
Te  kosu 
Pak  Boga 
»Daj  mi  ti, 
«Svekrve 
»Devere 
•Jetrve 
»Zaovo 


Kosaua, 
cealjala, 
molila : 
oBoze' 
kneginje, 
levere, 
gospogje, 
vezilje.« 


7.  Zehnsilbler  (4  +  4  +  2). 


Zlu  veceru 
Suha  kruha 
Grohotom  se 
Stara  ga  je 
Sto  se  suiijes 
Jal'  ubogoj 
Jal'  starosti 
Xesmijem  se 
Nesmijem  se 
Kit  se  sniijem 
VeC  se  smijem 
Dok  sani  bio 
Sasrctc  me 
A  u  mene 
Do  unjkesa 
I  u  njozi 
I  dvie  ploce 
Sim  ga  udrih 
Mrtvo  Türe 
Jos  ja  utislini 
A  to  Türe 


vecerao 
i  glavicu 
nasmijao 
upitala 
uiojo  cedo 
vecerici 
svoje  stare 
mila  moja 
vecerici 
ja  starosti 
müa  moja 
ludo  momce 
poturica 
od  oruzja 
i  torbica 
dvacst  cetir 
dobra  konja 
mila  moja 
crnoj  zemlji 
da  se  Türe 
izkesilo 


Marko, 

luka, 

Marko. 

majka . 

Marko? 

svojoj? 

majke* 

majko! 

svojoj, 

tvojoj ; 

majko! 

mlado, 

turska 

nista 

konjska, 

cavla, 

moga; 

majko  I 

pade, 

smije, 

zube. 


V.Pacel,  Stih  i  naglas  narodne  pjesme. 
Knjizevnikl,  S.  31b.  21  Verse.) 


VukI,  180  (8  Verse). 


8.  Zehnsilbler  (3  +  2  +  3  +  2). 


Izvedi, 
Izveo 
2ao  ne 
Izvesti 
I  nama 


brate,  sestruna  ugled.- 

bije,  al'mije  iao. — 

iao,  izvesü  cei  je, 

des  je,  inama  dati, 

dati,  i  naSa  biti. 

Vuk  I,  40  (5  Verse). 


9.  Elfsilbler(4  +  4  +  3). 

Povila  se      b'jela  loza  vinova 

Ispod  b  jela  ispod  grada  Budima ; 

To  ne  bila    b'jela  loza  vinova 

Vec  to  bio     1  jepi  Jovo  i  Mara. 

Oni  su  se      iz  malena  gledali, 

u.  s.  w.  Vuk  I,  554  ,22  Verse). 


10.  Zwölfsilbler  (4  +  2  +  4  +  2) 


Razbolje  se 
Pitala  ga 
»Ne  pitaj  me, 
»Ukopaj  me 
»Kad  Marina 
Kad  se  Mara 


Jovo  jedini  u  majke, 

majka  «Sto  je  tebi,  Jovo?  - 
majko,  [hocu  umrijeti;] 

majka,  kad  Marina  stana, 

stana,  gdjeno  Mara   spava : 

budi,  neka  mene      ljubi  - 
VukI,  347  6  Verse 


igmzeci  Dy 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  205 
11.  Dreizehnsilbler  (4  +  4  +  4  +  1). 


Diese  stereotype  Gliederung  der  Verse,  die  die  Kunstdichtung 
im  allgemeinen  vermeidet,  da  das  gesprochene  Gedicht  durch 
starkes  Hervortreten  der  Scansion  zu  monoton  wirkt ,  ist  dagegen 
im  gesungenen  Volkslied,  wo  die  Abschnitte  des  musikalischen 
Rhythmus  scharf  hervorgehoben  werden ,  durchaus  am  Platz  und 
sogar  nothwendig,  wenn  der  Text  dem  Ohre  deutlich  vernehmbar 
werden  soll.  Die  Gruppentheilung  ist  nicht  nur  den  Serbokroaten 
eigentümlich ,  deren  Volkspoesie  die  obigen  Beispiele  entnommen 
wurden,  sondern  sie  findet  sich  bei  allen  Südslaven  (bei  den  Klein- 
russen nur  im  lyrischen  Liede)  und  bei  den  Westslaven  (am  meisten 
bei  den  Bechen,  Mähren  und  Slovaken,  weniger  ausgeprägt  bei  den 
Polen) .  Wie  weit  dieselbe  in  der  gesungenen  Poesie  anderer  Völker 
zur  Anwendung  gelangt,  ist  mir  nicht  bekannt.  Vigfusson  (On  the 
old  north ern  and  teutonic  metre.  Corpus  Boreale  I,  432  ff.)  Consta- 
tirt  Gruppengliederung  im  altgermanischen  Verse:  »Every  line  of 
old  Teutonic  poetry  is  a  blank  verse  divideJ  into  two  naives  by 


Posadi  se  domaöine  neka  ti  je  cast, 
Megju  braöom   i  drnsinom      vazda  posten  glas ! 

VukI,  90  {12  Verse). 


Öestito  ti,  domaöine,  u  dvor  veselje !  — 
Falatebe,      siv  sokole,       bio  sasreöom! 

Vuk  I,  13  (6  Verse). 


13.  Vierzehnsilbler  (44-4  +  4  +  2). 


Sve  se  njive  zelene  a  alaske  crne, 

Alaskapu  nakrivio,  u  meanu  gledi; 

Öunovi  mu  vodom  plove,  a  ispolci  zvece ; 

Kesege  mu  kolo  vode  a  grgeci  glede ; 

Kecikemu  njivu  oru  amorune  vlace  , 

Somovi  mu  iito  seju,  ajeaetre  ianju; 

Linjaci  mu  slamu  dele ,  a  fctuke  mu  vrsu ; 

Kada  oni  sve  ovrsu,  a  alasi  jedu. 


Vuk  I,  697  (8  Verse). 


206 


W.  Wollner, 


a  line  - pause,  which  always  comes  at  the  end  of  a  word.  Each 
half  is  made  up  of  a  fixed  number  of  nieasures,  a  measure 
being  a  word,  or  number  of  words,  of  wbich  the  firet  root-syllable 

isstressed,  A  measure  never  ends  nor  begins  in  the 

middle  of  a  word,  such  affixes  as  ge-,  for-,  un-,  be-  being  treated 
as  separate  words  in  poetry ;  Compounds  and  strong  inflexions  are 
like  separate  words.«  Ob  das  moderne  germanische  Volkslied 
seinen  Vers  analog  gliedert,  ist  meines  Wissens  noch  nicht  unter- 
sucht. 

Diese  Theilung  des  Verses  in,  den  musikalischen  Motiven  ent- 
sprechende Silbengruppen  ist  von  den  südslavischen  Metrikern  bis 
jetzt  nicht  berücksichtigt  worden.  Zwar  hat  V.  Pacel  in  seinem 
Aufsatze  »Stih  i  naglas  narodne  pjesme  (Der  Vers  und  die  Beto- 
nung im  Volksliede)  Knjtäevnik  I,  S.  314  ff.«,  bereits  auf  »harmo- 
nisch« gebildete  Lieder  aufmerksam  gemacht,  deren  Verse  durch- 
gehend gleich  gegliedert  sind,  er  hat  aber  weder  den  rhythmischen 
Grund  dieser  Erscheinung  erkannt ,  noch  dieselbe  als  etwas  dem 
Volksverse  eigentümliches  angesehen :  vielmehr  scheint  er  darin 
etwas  Künstliches  zu  erblicken,  da  er  die  Bemerkung  macht,  diese 
Vers  theilung  finde  sich  hauptsächlich  in  den  sogenannten  »städti- 
schen Liedern  (gradske  pjesme)«.  Nun  ist  es  allerdings  richtig,  dass 
in  den  städtischen  Liedern  diese  Versabschnitte  häufig  deutlicher 
erkennbar  sind ,  als  in  vielen  Liedern  der  Vuk  schen  und  anderer 
Sammlungen ;  andererseits  sind  diese  Lieder  in  Text  sowohl  als 
auch  in  Melodie  stark  von  Kunstpoesie  und  Kunstmusik  beeinflusst, 
sodass  sie  auf  den  ersten  Blick  wenig  volksth Um  lieh  scheinen.  Da- 
gegen ist  aber  folgendes  zu  erwägen.  Die  Componisten  und  Ver- 
breiter dieser  Lieder  sind  zum  grossen  Theile  die  Tamburaspieler, 
Naturmusikanten,  ohne  theoretisch-musikalische  Bildung  und  auch 
sonst  wohl  der  Geistesentwickelung  nach  auf  dem  Boden  des  niedern 
Volkes  stehend  und  dieses  nur  durch  musikalische  Begabung  über- 
ragend. Diese  Leute  tragen  ausser  Opernpotpourris  und  anderer 
Kunstmusik  auch  Lieder  vor,  deren  Text  und  Melodie  ihrem  eigenen 
Kreise  entstammen.  Text  und  Melodie  zeigen  häufig  städtischen 
EinflusB,  sowohl  Anklänge  an  Rhythmus  und  Melodik  der  Kunst- 
musik, als  auch  die  Sentimentalität  der  städtischen  Lyrik ,  deren 
Strophenform  und  den  dem  Volksliede  fremden  Beim ;  allein  die 
Bildung  des  Verses  ist  volkstümlich  geblieben ,  nämlich  die  ge- 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  207 

wohnliche  sich  an  den  Rhythmus  der  Melodie  anschliessende 
Gruppeugliederung ,  da  sie  die  einzige  war,  die  den  rhythmischen 
Bedürfnissen  dieser  Naturmusikanten  genügen  konnte.  In  der 
Gliederung  der  Tambnristenverse  darf  man  keinen  fremden  Ein- 
fluss  suchen.  Ihre  Melodien  konnten  sie  fremden  Mustern  nach- 
componiren ,  ihren  Text  mit  Reim  versehen  und  ihm  die  sentimen- 
tale Färbung  der  lyrischen  Gassenhauer  gehen,  aber  in  welcher 
fremden  Poesie  fanden  sie  die  Gruppenbildung  als  versbildendes 
Princip?  In  ihrem  eigenen  Volksliede  dagegen  war  dies  Princip 
das  allein  herrschende  und  ans  ihrem  Volksliede  nehmen  sie  es 
hinüber  in  ihre  städtische  Dichtung.  Und  so  glaube  ich ,  dass  man 
an  den  Tamburistenliedern,  vorausgesetzt  dass  es  sich  nur  nm  tech- 
nische Fragen  handelt,  ein  ebenso  verlässliches  Material  hat,  wie 
an  den  echtesten  Volksliedern. 

Während  wir  aber  in  den  Tamburistenliedern  die  Gruppen- 
gliederung finden,  scheint  sie  bei  einigen  Gattungen  echter  Volks- 
lieder zn  fehlen.  Zwar  zeigen  die  meisten  Lieder  mindestens  an 
einer  Stelle  des  Verses  einen  durch  das  ganze  Lied  gehenden  Ein- 
schnitt. Dieser  Einschnitt  ist  von  den  sudslavischen  Metrikern  auch 
bemerkt  und  mit  dem  Namen  odmor  (Cäsur,  Diärese)  bezeichnet 
worden.  (Was  diese  »Diärese«  für  eine  Bedeutung  hat,  haben  sie 
meist  nicht  weiter  untersucht.  Nur  Budmani ,  der  sie  Cäsur  nennt, 
sieht  in  derselben  die  Grenze  zweier  rhythmischer  Reihen ,  ebenso 
nach  ihm  Zima.)  Allein  es  giebt  Versarten,  bei  denen,  in  den 
Samminngen  wenigstens ,  der  erwartete  Einschnitt  bald  vorhanden 
ist,  bald  nicht.  In  solchen  Fällen  leugnen  die  Metriker  die 
•Diärese«. 

Budmani  beobachtet  folgende  Cäsuren : 

Achteilbier :  —  {  — 1|  —  |  —  —  Cäsur  nach  der  4.  Silbe. 
Zwölfsilhler:  -  _|--||--|--||--|-  -  nach  der  4.  und 
8.  Silbe. 

Siebensilbler :  —  |  — 1|  —  |  —  nach  der  4.  Silbe. 
Elfsilbler:  -  -|--||--|--||--|  —  nach  der  4.  und 
8.  Silbe. 

Sechssilbler :  -  -  |  —  ||  -  -  I  —  nach  der  3.  Silbe  (nach  B.  selten). 

Zwölfeilbler:  -  -|--|  —  |—||--|--|  —  |  —  nach  der 
6.  Silbe. 


208 


W.  Wollner, 


Zehnsilbler  (epischer) :  —  |  —  ||  —  |  —  |  —  |  —  nach  der 
4.  Silbe. 

Vierzehnsilbler:  I  ||  I  l|  |  |  —  |  — nach 

der  4.  und  8.  Silbe. 
Dreizehnsilbler:  -  -|--||--|--||--|--!-|/nach 

der  4.  und  11.  Silbe. 

Zehnsilbler:  |  -  -  ||  |  -  -  nach  der  5.  Silbe. 

Achtsilblcr:  |  —  ||  —  |  —  nach  der  5.  Silbe. 

(Zehnsilblerl :  -  -  |  -  -  ||  |  nach  der  4.  Silbe. 

(Elfsilbler) :  |  —  |  —  |  —  — |  —  |  —  nach  der  4.  Silbe. 

Ohne  Casur  sind  bei  Budmani : 
Der  Fttnfsilbler:  a)  -  -  |  -  -  |  —  |  £. 

Der        •         b)  |  -  -. 

Der  Sechssilbler :  —  |  —  |  —  |  — . 

Zima  unterscheidet  Haupt-  und  Nebendiärese :  die  erste  schei- 
det zwei  Kola ,  die  zweite  zwei  Metra.  So  sagt  er  vom  Sechzehn- 
silbler:  »In  diesem  Verse  endet  immer  mit  der  achten  Silbe  ein 
Wort;  hierdurch  wird  er  in  zwei  gleiche  Hälften  getheilt.  Diese 

Theilnng  heisst  Diärese  Jede  Hälfte  theilt  sich  wieder  auf 

dieselbe  Weise  (wenn  auch  nicht  immer)  in  zwei  gleiche  Theile. 
So  finden  wir  im  ganzen  Verse  drei  stehende  Diäresen  (tri  stalne 
dierese  ili  nlome).  Die  mittelste  (d.h.  diejenige ,  die  nach  der 
achten  Silbe  steht)  ist  die  Hauptdiärese  (glavnad.).  Die  beiden  an- 
deren sind  Nebendiäresen  (pobocne  d.).  Die  Gestalt  dieses  Verses 
ist  folgende : 

 |  ||  |  . 

Für  die  Diärese  gibt  Zima  folgendes  Gesetz ;  »Wenn  beide  Metra 

eines  Kolons  [  |  ]  vollständig  sind,  oder  wenn  das 

Metron  1 .  Metron  2. 

- 

Kolon. 

zweite  Metron  eineB  Kolons  nur  um  eine  Silbe  verkürzt  ist,  dann 
werden  in  der  Regel  jene  zwei  Metra  durch  eine  stehende  Diärese 
getrennt.  Wenn  aber  das  zweite  Metron  um  mehr  als  eine  Silbe 
verkürzt  ist ,  so  steht  zwischen  den  beiden  Metren  diese  stehende 
Diärese  nicht  (a.  a.  0.  S.  1  u.  2). 

Demnach  haben  bei  Budmani  und  Zima  die  zwei  Arten  des 
Funfsilblers  und  der  gewöhnliche  Sechssilbler  keine  stehende  Diä- 
rese, d.  h.  sie  sind  ohne  regelmässige  Gliederung.  Vom  Sechs- 


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Untersuchungen  Ober  den  Versbau  des  sUdslav.  Volksliedes.  209 


silbler  —  |  —  ||  -  -  |  —  sagt  B.  S.  31 ,  er  finde  sich  nur  gelten 
und  dann  vermengt  mit  andern  Versen,  im  Refrain  der  Trink- 
lieder, z.  B.: 

I  o-  |  ko  1  i  ce-  |  lo 
.    öve  ti  |  bilo 
Sveste-  |  nice 
Vese-  |  lo  ||  vese-  |  lo. 

Ebensowenig  erkennen  folglich  B.  und  Z.  regelmässige  Gliederung 
der  zweiten  Hälfte  des  Zehn-,  Dreizehn-  und  Vierzehnsilblers  an 
(s.  o.).  (Ich  hoffe  nachzuweisen,  dass  auch  die  letzteren  Verse  im 
Anschlnss  an  die  Abschnittte  der  Melodie  regelmässig  gegliedert 
waren  und  dass  also  auch  in  ihnen  ursprünglich  Diärese,  d.  h. 
Scheidung  zweier  Silbengruppen  vorhanden  ist.) 

Vinko  Pacel  sagt  S.  314  seines  erwähnten  Aufsatzes  über  die 
Diärese  folgendes:  »Die  Regelmässigkeit  liegt  darin,  dass  im  Verse 
eine  Diärese  vorhanden  ist  und  zu  Beginn  des  Verses  und  nach  der 
Diärese  die  erste  Silbe  betont  ist,  auch  wenn  dieselbe  in  Prosa  nicht 
betont  wird  oder  wurde.  So  ist  es  im  Fünf  silbler,  so  im  Sechs- 
si 1  b  1  e  r  und  in  j edem  Verse.  Das  Schema  ist  datier ; 

1)  Fttnfeilbler  -  -  -  |  -  wobei  (-)  die  betonte  Silbe  bedeu- 
tet, (^)  die  unbetonte  und  (-)  die  beliebig  betonte  oder  un- 
betonte -  -. 

2)  Sechssilbler  -  *  *  *  |  - 

3}  Achtsübler  -  *  *  *  I  -  *  *  *.t  — 

Ueber  die  Silbengruppen  und  die  ihnen  entsprechenden 
musikalischen  Motive  ist  folgendes  zu  sagen : 

Die  häufigste  Gruppe  im  sttdslavischen  Verse  ist  die  Vier- 
silbengruppe. Sie  entspricht  einem  Motiv,  das  sich  ursprüng- 
lich auf  einen  zusammengesetzten  geraden  Takt  (V4-  oder  4/g-Takt) 
beschränkt !),  in  der  Weise;  dass  je  eine  Silbe  auf  je  einen  Takt- 
theil  (V4  beim  «A-Takt,  l/s  beim  Vs-Takt)  kommt,  oder  anders  aus- 
gedrückt, die  Viersilbengruppe  besteht  ursprünglich  aus  vier  Silben 
gleicher  Dauer,  z.B.: 


»)  Den  in  dalmatinischen,  slowenischen  u.  s.  w.  Liedern  angewandten 
•/s-Takt  halteich  flir  nicht  ursprünglich .  sondern  auf  fremdem  (deutschem, 
italienischem)  Einöuss  beruhend. 

Ar.-hiv  für  BUmöcbe  Philologie.  IX.  14 

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210 


W.  Wollner, 


de-voj-Si-ca 

Ausser  der  Viersilbengruppe  giebt  es  Drei-  und  Zweisilben- 
gruppen und  endlich  kann  auch  eine  Silbe  die  Stelle  einer  Gruppe 
vertreten.  Diese  drei  letzten  Fälle  sind  rhythmisch  als  katalek- 
tiscbe  Viersilbengruppen  aufzufassen. 

Den  Abschnitten  der  Melodie  entsprechen  die  Gruppen  in  fol- 
gender Weise : 

1.  In  der  Viersilbengruppe  entspricht  jede  Silbe  einem 
Takttheil : 

devoj  -  cic* 

2.  In  der  Dreisilbengruppe  entsprechen  2  Silben  je  einem 
Takttheil,  die  dritte  zwei  Takttheilen : 

v.  mj\    v.  l 

devoj  -  ka        oder         de  -  vojka 
woraus  gewöhnlich  wird : 

devoj  ka      oder      de -vojka 
(Für  |  gT  /  J  |  kann  natürlich  auch  stehen  | /     /  1  |  u.  s.  w.) 

3.  In  der  Zweisilbengruppe  kommen  auf  jede  Silbe  zwei 
Takttheile : 

%  v.  j  j  i 

mo  -  ja      woraus  gewöhnlich :  moja. 

4.  Vertritt  endlich  eine  Silbe  die  Stelle  einer  Gruppe,  so  ver- 
einigt sie  demgemäsB  sämmtliche  4  Takttheile  in  sich  r 

4/  a    h  h  h  h  I  4/11 

dar        öder       dar  u.  8.  w. 

Dies  ist  die  einfachste,  ursprünglichste  und  jetzt  noch  häufigste 
Form  des  Verhältnisses  zwischen  Gruppe  und  Motiv.  — 

Aus  der  Verbindung  von  zwei  oder  mehr  Takten  entsteht  die 
rhythmische  Reihe;  es  giebt  zweitheilige,  dreitheilige  u.  s.  w. 
Reihen ;  wir  werden  uns  hier  mit  zwei  Arten  von  Reihen  beschäf- 
tigen, mit  der  zweitheiligen,  aus  zwei  Takten  bestehenden, 
und  mit  der  dreitheiligen,  aus  drei  Takten  gebildeten,  die  wir 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  stidslav.  Volksliedes.      21 1 

beide  als  im  ursprüglichen  Zustande  des  sttdslavischen  Volksliedes 
annehmen  müssen. 

Im  Text  entspricht  der  rhythmischen  Reihe  gewöhnlich  ein 
dem  Sinne  nach  in  sich  abgeschlossener  Abschnitt,  der  in  den 
Sammlangen  als  Vers  anfgefasst  und  im  Drucke  als  solcher  kennt- 
lich gemacht  ist.  Dies  geschieht  regelmässig  beim  Achtsilbler, 
beim  Siebensilbler,  beim  (epischen)  Zehnsilbler  und  beim  Elfsilbler; 
bei  anderen  Versarten  schwankt  der  Gebrauch.  So  finden  wir  in 
Vuk's  herzegowinischen  Liedern  S.  242,  Lied  225 : 

Na  Sitnici,  na  vodici 
Bor  sc  zeleni ! 
Sto  je  mlado  i  zeleno 
To  zajedno  spi.  u.  8.  w. 

Seite  267,  Lied  263: 

Na  vodici  na  Sitnici,  bor  se  zeleni 
U  boru  je  slavuj  tica,  u  pjesni  veli : 
§to  je  mlado  i  zeleno,  nek  zajedno  spi. 

Also  zwei  Varianten  desselben  Liedes,  deren  Metrum  das  erstemal 
als  Achtsilbler  mit  Fünfsilbler  alternirend,  das  andere  mal  als 
Langzeile  von  13  Silben  aufgefasst  wird.  —  In  der  vorliegenden 
Darstellung  ist  auf  den  Sprachgebrauch  insoweit  Rücksicht  genom- 
men, als  das  sprachliche  Correlat  der  rhythmischen  Reihe  als  ein 
Ganzes,  ein  »Vers«,  gefasstund  zwar  als  einfacher  Vers  be- 
zeichnet wird,  dagegen  Verse,  die  2  rhythmische  Reihen  umfassen, 
wie  z.B.  der  oben  erwähnte  13-silbler,  als  zusammengesetzte 
Versarten  gelten.  — 

Zwei  oder  uehr  zweitheilige  rhythmische  Reihen  bilden  eine 
Periode.  Ebenso  können  zwei  dreitheilige Reihen  zu  einer  Periode 
verbunden  werden,  es  kann  aber  auch  eine  dreitheilige  Reihe  eine 
selbständige  Periode  bilden. 

Die  einfachste  und  ursprünglichste  Form  der  Periode  entsteht 
durch  einfache  Wiederholung  der  rhythmischen  Reihe.  Der  Sänger, 
ursprünglich  zugleich  Improvisator  des  Textes,  singt  eine  Reihe 
vor,  die  darauf  vom  Chor  wiederholt  wird.  Es  scheint  mir  un- 
zweifelhaft, dass  diese  Art  des  Gesanges ,  bei  welcher  der  Sänger 
während  der  Wiederholung  des  Verses,  den  folgenden  vorbereiten 
konnte,  die  älteste  Form  des  Volksliedes  repräsentirt.  Solcher 

14» 


I 

212 


W.  Wollner, 


Lieder  bietet  die  Kuhac  sehe  Sammlung  mehrere.  So  singen  im 
Liede  1050  (Reigen,  kolo)  erst  die  Mädchen  zwei  Vs-Takte : 

äece  Marko  |  Kraljevicu 
dann  die  Barschen  dasselbe  nach  derselben  Melodie,  dann  wieder 
die  Mädchen  den  nächsten  Vers  n.  8.  w.  Vgl.  1047, 1049, 1042  u.  a. 
Dies  ist  überhaupt  die  Art,  wie  die  von  Frauen  gesungenen  lyri- 
schen Lieder  jetzt  noch  vorgetragen  werden.  In  der  späteren  Ent- 
wickelung  des  Liedes  dehnt  sich  allerdings  der  Text  und  die  Me- 
lodie auf  die  ganze  Periode  und  später  auf  mehr  als  eine  Periode 
aus,  ohne  dass  aber  der  Text  seinen  stichischen  Charakter  einbüsst. 
Hierher  gehören  die  recitativisch  mit  Begleitung  der  gusle  vorge- 
tragenen Heldenlieder  und  Legenden.  Von  diesen  sagt  Kuhac  in 
der  Anmerkung  zu  einigen  im  Rad  XXXVIII  mitgetheilten  Liedern 
S.  24  folgendes:  »Hinsichtlich  der  Texteintheilung  sei  bemerkt, 
dass  bei  solchen  recitativiscben  Liedern  nicht  immer  die  gleiche 
Anzahl  Verse  zu  einer  Strophe  zusammengefasst  wird,  sondern  so 
viele,  dass  der  Sinn  genügend  abgeschlossen  wird,  also  bald  eine 
grössere,  bald  eine  geringere  Anzahl.  In  solchen  Fällen  wiederholt 
der  Guslespider  einen  oder  den  anderen  Abschnitt  der  Melodie, 
oder  lässt  einen  oder  den  anderen  Theil  der  musikalischen  Beglei- 
tung (stavka)  aus.«  —  Diese  Form  bildet  den  Uebergang  zur  abge- 
schlossenen Strophe,  in  der  eine  bestimmte  Anzahl  Verse  (gewöhn- 
lich durch  den  Reim)  zu  einem  Ganzen  verbunden  werden.  Dies  ist 
das  letzte  Stadium  der  Entwicklung  und  in  diesem  befindet  sich 
das  Volkslied  der  meisten  europäischen  Völker.  Das  Volkslied  der 
Südslaven  aber  liefert  heute  noch  lebende  Belege  für  alle  Stadien 
seiner  Geschichte,  und  diese  Erhaltung  alterthümlicher  Form  neben 
altertümlichem  Inhalt  macht  seine  Kenntniss  für  jeden  nothwen- 
wendig,  der  sich  mit  vergleichender  Volkskunde  beschäftigt.  — 

Die  beiden  Arten  rhythmischer  Reihen ,  die  als  ursprünglich 
angenommen  werden  müssen,  sind  die  zweitheilige  und  die  drei- 
theilige.  Und  in  der  That  lassen  sich  aus  diesen  Verbindungen  von 
2  und  3  zusammengesetzten  graden  Takten  alle  Versarten  des  süd- 
slavischen  Liedes  ableiten,  ausser  einer,  die  weiter  unten  besprochen 
werden  wird,  und  die  so  abgeleiteten  Formen  müssen  ursprünglich 
wie  im  Verse  so  auch  in  der  Melodie  bestanden  haben,  denn  sie  alle 
lassen  sich  durch  heute  gesungene  Melodien  begründen. 

Wir  erhalten  folgende  Formen: 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  stidslav.  Volksliedes.  213 


I.  Zweiteilige  rhythmische  Reihe. 


Porasle  su     do  tri  jele  2  vollst.  Viersilbengruppen.  Achttilbler. 
4  4 


V.U*  »      j.buk.  M*.  +  Dwirilbengr.  **r. 

Grli  -  cica      groe   Viersilbengr. -f- Zweisilbengr.  Sechttübler  a. 

v.  v.  J  J  I  J^/^l 

Gjaoe     «udo^-  uie    Zweisilbengr.  +  Viersilbengr.  StdurthUr  b. 

*•  V.  J      /  I  J*  /  J  I      ••  »• 

Zaepala     gospogja        2  Droiailbsograppen.  StdutübUr  e. 

Ovi  domoy    dir    Viersilbengr.  +  einsilb.  Wort.  Fünftübler  a. 


4k-  v.J  J*.M  J  J 


Neka  ih        kiti     Dreisilbengr.  +  Zweisifbengr.    Fünftiibler  b. 
3  2 


4«.  VsJ  J   I  J^J  I  n.s.w. 


Kiti       darove       Zweisilbengr.  +  Dreisilbengr.    Fünftiibler  e. 
2  3 


Bumbulpjeva     u    ru-ii-ci      ssba  sora     je.    Ach ts.  -h Fünft.*. 
4  *  41     DreizehntilbUr  a  > 


Eto  tamo      mila  babo      neka  ih      kiti.    äAchts.  -f-  Fünft.  K 

3  2       Dreizehntübler  b 


Ustaj  gore      neve  naio      kiti       darove     Achte,  +  Fünft.«». 

4  4  2  ,J  t\_~:  i.  -fii  fl 


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214  W.  Wolhier, 

2-   fcJ/J/l/JWlJ/'/JIJ  J  I 

Devo^cica      vodu^gaai      nogejojse      beje  Achte. +Sechss. 


(Ferner  gehört  hierher  der  Fttnfzehnsilbler  [8-8.  +  7-s.] ,  die 
Verdoppelungen  des  Fünf-  und  Sechssilblers,  sowie  anderer  Oom- 
binationen.) 

i.  V.^/JMWJM  W/M 

(O.uvin.uo    W.  *»     »kon  ttj,.,     3  Vi^i.beogr. 

Zwölf  »übler 

Povila  se      b'jela  loza       vinova.     2  Viers.-gr.  +  1  Dreia.-gr. 
4  4  3  Elfsilller 

Vezak  vezla     Bogdanova      ljuba      2  Viers.-gr.  +  1  Zweis.-gr. 
4  4  2 

Na  cardaku     usred      Sara  -  jeva.  Viers.-gr. +Zweis.-gr.  4- Viersgr. 

4  2  1 

Zehntübler  b. 

v.J^J*.MJ  JJMJ^J  I  «-b.w. 

Car  ve-si-ra     na  divan      pozi-va      Viers.-gr.  4-  2  Dreis. -gr. 

4  3  3  Zehnsübler  C 

(Hierher  gehört  auch  der  seltene  Neunsilbler,  dessen  Form 

Vi  /  /  «P  /  I  J  J  I  J  I  jedoch  auch  als  secundare  Bil- 
dung [aus  Zehnsilbler  b]  aufgefasst  werden  könnte.) 


Wie  aus  der  obigen  Tabelle  ersichtlich ,  entsprachen  bis  jetzt 
die  einzelnen  Silbengruppen  je  einem  Motive,  das  sich  in  den  Gren- 
zen eines  Taktes  hielt.  Ich  habe  absichtlich  am  Anfang  meiner 
Darstellung  den  Ausdruck  »Motiv«  gewählt  und  den  Ausdruck  »Takt« 
vermieden.  Während  nämlich,  nach  meiner  Ansicht,  die  Silben- 
gruppe durchweg  einem  Motiv  entsprechen  muss ,  so  braucht  da- 
gegen das  Motiv  sich  nicht  ausschliesslich  auf  einen  Takt  zu  be- 
schränken. Ich  weiss  nicht,  wie  weit  diese  Ausdehnung  des  Motives 
auf  mehr  als  einen  Takt  der  Üblichen  musikalischen  Terminologie 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  lüdBlav.  Volksliedes.  215 


entspricht;  nach  Lobes  Definition,  im  »Katechismus  der  Musik«,  ist 
das  Motiv  der  Figureninhalt  eines  Taktes  und  kann  entweder  im 
Raum  einesTaktes  liegen,  oder  reicht,  wenn  ein  Auftakt  vorhanden 
ist,  soweit  in  den  folgenden  Takt  hinein,  dass  es  den  Auftakt  zu 
einem  vollen  Takte  ergänzt.  Z.B.: 

Maj-ka  Ma-ri  ko-suple-la 

wo  jede  Gruppe  einem  einen  Takt  ausfüllenden  Motive  entspricht, 
und: 

De-voj-6i-ca    vo-du  ga-^i     no^-gejoj-se    be  -  le 

wo  die  3  ersten  Gruppen  je  einem  Auftakte  von  2  Achteln  und  dem 
Stücke  des  folgenden  Taktes,  das  die  2  Achtel  zu  3  Vierteln  er- 
gänzt (also  2  Vierteln)  entsprechen.   Die  Gruppe  ist  also  gleich 

ff\  J  J  |  Das  vierte  Motiv  hat  im  Auftakte  statt  zweier  Achtel  ein 
Viertel  und  statt  zweier  Viertel  im  folgenden  Takte  eine  halbe  Note. 

Die  Stellung  des  Moti ves  innerhalb  der  Periode  zeigt  folgendes 
Beispiel : 


Gau-de  -  a  -  mus    i  -  iri  -tur    m  -  ve  -nes  dum   su  -  mus. 


Gau -de  -  a  - 

Motiv  r 


jj-  gi-tM  ju-ve- 
Motiv2.  ^Tlötiv3 


su  -  mus. 
Motiv  4. 


Vordersatz. 


Nachsatz. 


Periode. 

Dies  wäre  das  Motiv  nach  Lobe's  Definition. 

Ich  will  nun  an  einem  Beispiele  zeigen ,  wie  ich  den  Begriff 
des  Motives  erweitert  verstanden  wünsche.  In  der  bekannten  Men- 
delssohn sehen  Composition  des  Liedes :  »Es  ist  bestimmt  in  Gottes 
Rath«  lautet  die  3.  und  4.  Periode  folgendermassen : 

l.  2.  3. 


5 


m 


Wie  wohl  doch  nichts  im  Lauf  der  Welt  dem  Her-zen  ach  so 


4. 


5. 


m 


7. 


m 


8. 


X 


aau-er  fallt,  als    Schei  -  den 


ja    Schei  -  den. 


uiyi 


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216  W.  Wollner» 

Hier  kommt  dasselbe  Motiv  dreimal  vor:  in  Takt  5  entspricht 
es  dem  Worte  »Scheiden« ,  im  Takte  6  wird  es  in  der  Melodie  ohne 
Text  wiederholt,  Takt  7  and  8  zeigen  abermals  dieselbe  musikali- 
sche Figur,  ^diesmal  aber  auf  2  Takte  vertheilt.  Trotzdem  sind 
meiner  Meinung  nach  Takt  7  und  8  zusammen  als  ein  Motiv  zu 
fassen. 

Analog  erweiterten  Motiven  werden  wir  als  einer  häufigen  Er- 
scheinung im  slld  8  lavischen  Volks  Ii  ede  begegnen.  — 

Man  braucht  nur  einen  Band  der  Kuhac  sehen  Sammlung  zu 
durchblättern,  um  sich  zu  Uberzeugen,  dass  die  oben  gegebene 
Uebersicht  der  Combinationen  zweier  und  dreier  Zusammengesetz* 
ter  grader  Takte  nicht  die  einzige  rhythmische  Form  des  südslavi- 
schen  Volksliedes  repräsentirt  sondern  dass  ein  grosser  Theil  der 
Lieder  andere,  auf  den  ersten  Blick  sehr  mannigfaltige  Formen 
darbietet.  Es  sind  da  Lieder  ohne  Auftakt  und  solche  mit  Auftakt, 
Lieder  im  zusammengesetzten  graden  und  ungraden  Takt  (Vi ,  4/g 
und  %  Takt),  im  einfachen  graden  und  ungraden  P/4,  s/i»  %}> 
gemischten  Taktarten  (2/4  +  Vt,  4A  +  5A     *.  m.). 

Diese  Mannigfaltigkeit  ist  durchaus  erklärlich.  Es  ist  eine 
Sammlung  populärer  Lieder :  sie  enthält  Volkslieder,  Kunstlieder 
und  solche ,  die  in  der  Mitte  zwischen  beiden  Gattungen  stehen, 
wie  die  oben  erwähnten  »städtischen«  Lieder.  Nehmen  wir  die 
Volkslieder  für  sich ,  so  finden  wir  unter  ihnen  ursprüngliche  und 
unursprtingliche  Formen,  Altes  und  Neues,  Nationales  und  Frem- 
des, kurz,  abgesehen  von  einzelnen,  auf  literarischem  Wege  aus 
älterer  Zeit  Uberlieferten  Liedern,  giebt  die  Sammlung  ungefähr 
ein  Bild  von  dem  Liederschatze  des  Volkes,  wie  er  sich  im  Laufe 
der  Jahrhunderte  allmählich  angesammelt  hat.  Was  die  Melodien 
anlangt,  so  muss  es  der  vergleichenden  Musikforschung  überlassen 
bleiben,  die  einzelnen  Schichten  loszulösen  und  ihre  chronologische 
Reihenfolge  zu  bestimmen ;  mir  als  Laien  liegt  eine  derartige  Unter- 
suchung fern.  Ich  beschränke  mich  darauf,  einige  am  leichtesten 
in  die  Augen  fallende  rhythmische  Formen,  besonders  solche,  die 
sich  durch  mehrere  Versarten  verfolgen  lassen,  anzuführen  und 
dieselben  mit  der  von  mir  angenommenen  Grundform  zu  ver- 
gleichen. 

Die  Verschiedenheit  der  rhythmischen  Formen  bei  den  Liedern 
der  K.  schen  Sammlung  ist  weniger  bedeutend,  als  es  auf  den 


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Untersuch  tragen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  217 


ersten  Blick  scheint.  Die  meisten  Lieder  lassen  sich  unter  wenige 
Kategorien  unterbringen. 

Zwei  Gruppen  von  Liedern  fallen  zunächst  auf.  Die  einen 
folgen  mehr  oder  weniger  dem  oben  aufgestellten  Schema.  Ihr 
Vers  ist  reimlos  [höchstens  zeigt  sich  zufallige  Assonanz) ,  von 
fester  Silbenzahl  und  in  Gruppen  getheilt ;  sie  sind  nicht  strophisch 
gegliedert.  Ihre  Melodien  beginnen  mit  einem  schweren  (betonten) 
Takttheil.  —  Es  sind  dies  die  Lieder,  die  ihre  ursprüngliche  natio- 
nale Form  frei  von  fremdem  Einfluss  bewahrt  haben  und  deren 
Form  ich  fernerhin  als  »Grundform«  bezeichnen  will.  — 

Die  Lieder  der  anderen  Gruppe  sind  stark  mit  fremden  Ele- 
menten versetzt.  Ihre  Verse  sind  gereimt  oder  wenigstens  regel- 
massig assonirend,  zeigen  wie  die  deutschen  Lieder  nur  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Hebungen,  während  die  Anzahl  der  Senkungen 
schwankt ,  und  sind  in  Strophen  getheilt ,  in  denen  längere  und 
kürzere  Verse  abwechseln.  Ihre  Melodien  haben  mit  denen  der 
deutschen  Lieder  den  Auftakt  gemein,  ja  manche  Lieder  haben  ihre 
rhythmische  Form  einfach  aus  dem  Deutschen  entlehnt,  wie  z.  B. 
eine  Art  Urämischer  Lieder,  die  genau  den  Rhythmus  der  Schnada- 
hüpfln zeigen  nnd  auch  inhaltlich  denselben  äusserst  ähnlieh  sind. 
—  Solche  Lieder,  zu  denen  die  Mehrzahl  der  slovenischen  gehört, 
haben  ausser  ihrer  (ebenfalls  stark  germanisirten)  Sprache  nichts 
eigentümlich  Slavisches  mehr  an  sich.  Sie  können  daher  hier,  wo 
wir  es  mit  der  südslavischen  Versbildung  zu  thun  haben,  einfach 
übergangen  werden. 

Zwischen  diesen  beiden  Formen,  von  denen  die  eine  den  Aus- 
gangspunkt, die  zweite  den  Endpunkt  der  En t Wickelung  des  süd- 
slavischen Volksliedes  repräsentirt,  liegen,  sich  mehr  oder  minder 
einem  der  beiden  Grenzpunkte  nähernd,  alle  übrigen  Formen  des 
Liedes.  Ein  paar  derselben  will  ich  hier  anführen  und  zwar  diene 
mir  die  rhythmische  Reihe  des  Achtsilblers  dazu,  das  Verhältniss 
zwischen  Melodie  und  Text  zu  zeigen.  c 

Der  Achtsilbler  besteht,  wie  wir  oben  sahen,  aus  2  Viersilben- 
gruppen ,  deren  jede  in  der  Grundform  einem  auf  einen  Takt  be- 
schränkten Motive  entspricht.  Auf  jede  Silbe  kommt  ein  Takttheil. 
Der  Achtsilbler  hat  also  die  Form : 

Oj  devojko      dnio  moja 


218 


W.  Wollner, 


(Das  Verbal  brise  der  Motive  zu  einander  ist  —  1  :  1.) 

Ans  dieser  Form  entwickelt  sich  eine  andere ,  sehr  häufige, 
dadurch  dass  der  Sänger  einem  der  Motive  die  doppelte  Daner  des 
andern  giebt,  also : 

v.  J^/JM  v«  J  J  J  Jl 

Oj  devojko  du  so  moja 

Hier  ist  in  der  zweiten  Gruppe  (dn&o  moja)  das  Verhältniss  von 
Text  und  Melodie  dasselbe  geblieben  wie  in  der  ersten ,  nur  dass 
in  der  zweiten  die  Takttheile  Viertelnoten  sind,  während  sie  in  der 
ersten  Achtelnoten  gelten.  Gruppe  1  verhält  sich  demnach  zu 
Gruppe  2  wie  eins  zn  zwei.  In  der  Kuhac'schen  Sammlung  findet 
sich  diese  Form  folgendermassen  notirt: 

JIJ  Jl 

Oj  devojko      duso  moja 
ich  halte  aber  meine  Eintheilung  für  richtiger,  denn  wir  haben 
hier,  wenn  man  es  genau  auffasst,  gemischten  Takt ,  nicht  drei 
Zweivierteltakte ,  sondern  einen  Vierachtel-  und  einen  Vierviertel- 
takt. Ich  wtlrde  vorschlagen,  diese  Form  wie  folgt  zu  bezeichnen : 

v.+v*  J^J*.M  J  J  J  Jl 

Oj  devojko      dulo  moja  u.  b.  w. 
Weit  seltner  scheint  Dehnung  des  ersten  Moti ves  vorzukommen : 

Oj  devojko  duio  moja 

Auch  eine  ganze  rhythmische  Reihe  kann  auf  diese  Weise  doppelte 
Geltung  erhalten,  z.  B 

%  +  V«J»JJ»JMJWJMY*J  JJ  JIJJJ  Jl 

Kolo  kolo      na  okolo  kolo  kolo     na  okolo 

V.  J^JJM  JJ^JM  V.  J  J  J  Jl  J  J  J  Jl 

nitro  ljubno     i    veselo  nitro  ljubno     i  veselo 

Eine  andere  Art  der  Motiverweiterung  entsteht  durch  die  im 
sUdslavischen  Volksliede  sehr  beliebte  Hervorhebung  des  Motiv- 
schlusses. Diese  kann  eintreten  am  Schluss  einer  aus  mehreren 
Perioden  bestehenden  Melodie,  am  Schluss  einer  Periode,  am 
Schluss  einer  Reihe  und  endlich  an  jedem  Motiv  einer  Reihe.  Mit 
der  Hervorhebung  des  Schlusses  ist  nicht  nothwendig  eine  Erwei- 
terung des  Motives  verbunden,  so  z.  B. : 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  219 


v«J  J  J  JIJ  J»/Jl 

Oj  devojko      du  so  moja 

wo  im  zweiten  Motive  nur  der  Sehl  usston  auf  Kosten  der  vorher- 
gehenden verlängert  ist  ohne  dass  dadnreh  das  Verhältnis«  (1:1) 
der  beiden  Gruppen  geändert  ist;  wird  aber  das  Motiv  erweitert,  so 

ist  die  häufigste  Form  folgende :  aus  einem  %-Takt  |  £  /  | 
werden  zwei  Takte,  deren  zweiter  vom  Schlusstone  ausgefüllt  wird ; 
der  dem  Schlusstone  vorhergehende  Ton  erhält  eine  Geltung  von 
zwei  Takttheilen : 

duäo  mo  -  ja 

Als  Beispiel  diene  ein  slavonisches  Lied  (K.  1485) : 

Darujte  me     majko  mila      Majko  mila      sretna  bila 

I  u  yjeke     iiva    bila      Vaia  ruka     sretna  bila 

A  du&a  vam    sveta   bila      Koja  bi  mi     darak  da  -  la. 
Hier  ist  im  Schlusstakte  der  Melodie  Motiverweiterung  eingetreten. 

Ich  führe  diese  Form  an,  weil  sie  offenbar  direct  aus  der 
Grundform  entstanden  ist.  Im  übrigen  ist  sie,  wie  es  scheint,  nicht 
bei  allen  Sudslaven  gleichmäßig  verbreitet ,  sondern  gehört  mehr 
dem  kroatischen,  von  fremden  Einflüssen  berührte ren  Volksliede 
an.  Von  der  Grundform  weicht  sie  darin  ab,  dass  die  Geltung  der 
einzelnen  Silben  in  der  Viersilbengruppe  verschieden  ist. 

Eine  Abart  der  Grundform  finden  wir  in  dalmatinischen  und 
slavoni sehen  Liedern.  Dieselben  zeigen  den  zusammengesetzten 
ungeraden  f/s-JTakt,  der  bei  den  dalmatinischen  Liedern  auf  dem 
Einflüsse  der  italienischen  Volksmusik  (vgl.  z.  B.  die  istrianischen 
Melodien  im  Anhang  von  Band  IV  der  Comparetti'schen  Samm- 
lung) ,  bei  den  slavonischen  Liedern  auf  deutschem  Einflüsse  zu 
beruhen  scheint.  Hier  kommen  auf  die  betonte  Silbe  in  der  Gruppe 
je  2  Achtel,  auf  die  unbetonte  je  1  Achtel : 

%  J  /  J  «M  J  /  J  «M 

Oj  djevojko      du  so  moja 


220 


W.  Wollü6r, 


Diese  Umgestaltung  des  zusammengesetzten  geraden  Taktes  in  den 
ihm  nahe  verwandten  zusammengesetzten  ungeraden  ist  eine  Er- 
scheinung, die  auch  das  deutsche  Lied  aufweist,  vgl.  E.  Stolte, 
Metrische  Studien  über  das  deutsche  Volkslied,  im  Jahresberichte 
über  das  Realgymnasium  zu  Crefeld  1882—33. 

Auch  die  Motiverweiterung  und  die  Hervorhebung  des  Motiv- 
schlusses kann  an  dieser  Form  beobachtet  werden.  Das  Verhält- 
nis s  von  Takt  und  Melodie  ist  bei  den  Liedern  im  %-Takt  folgen- 
des: Der  Vs-Takt  besteht  aus  6  Takttheilen  von  je  einem  Achtel. 
Inder  Viersilbengruppe  nun  entspricht,  wie  bereits  erwähnt, 
jede  betonte  Silbe  einem  Takttheil : 

VsJ.N'JM 

djevoj-6ica 

In  der  Dreisilbengruppe  entsprechen  2  Silben  2  (betont)  und 
einem  Takttheil  (unbetont),  die  dritte  3  Takttheilen : 

it  r 

J/J.I 

djevojka  und 

J.J  «M 

djevojka 

In  derZweisilbengruppe  kommen  auf  jede  Silbe  3  Takttthelle: 

%  J.  J.  l 

moja 

Vertritt  eine  Silbe  die  Gruppe,  so  vereinigt  sie  sämmtliche  sechs 
Takttheile  in  sich : 

Vs  J.  I 
dar 

Die  Motiverweiterungen  haben  folgende  Gestalt : 

Der  Motivverdoppeluug  im  zusammengesetzten  geraden  Takt : 

4/a  +  Vi  0  I  J  J  J  J  I  entspricht  hier  nicht  etwa  eine 

Verdoppelung  sämmtlicher  Noten  des  Taktes,  also  aus  dem  der 

Viersilbengruppe  entsprechenden  Takte      J      J      \  wird  nicht 

n/s  J  J  J  J  I)  sondern  auf  jede  der  4  Silben  kommen  je  3  Takt- 
theile, also : 

%  J.  J.  J.  J. 

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Untersuchungen  über  den  Versbau  dea  sttdslav.  Volksliedes.  221 


Uebrigens  ist  hier  diese  Art  der  Motiv  erweitern  Dg  nicht  so  häufig 
wie  in  den  Liedern  in  «/r  oder  V4-Takt. 

Was  die  übrigen  Motiverweiterungen  anlangt,  so  entsprechen 

sich: 

v.j  j  j  jrj//ji-%j/j  jMAm  i 

Oj  djevojko    duio  moja  Oj  djevojko      duio  moja 

and: 

Oj  djevojko    duso  mo-ja  Oj  djevojko     dnio  mo-ja 

Tch  komme  jetzt  zn  einer  Form ,  die  mit  der  Grundform  nichts 
gemein  hat,  als  dass  auch  bei  ihr  die  Silbengrnppen  den  einzelnen 
Motiven  der  Melodie  entsprechen  und  dass  auch  bei  ihr  das  Motiv 
in  den  Grenzen  eines  Taktes  bleibt.  Statt  des  zusammengesetzten 
geraden  Taktes  finden  wir  hier  den  einfachen  ungeraden 
(3, 4-Takt . ,  statt  dass  in  der  Grundform  die  Dauer  der  Silben  in  der 
Viersilbengruppe  die  Dauer  der  Silben  gleich  war,  ist  hier  ein 
anderes  Verhältniss  eingetreten.  Die  zwei  ersten  Silben  stehen  zu 
den  zwei  folgenden  im  Verhältniss  von  1  :  2.  Das  Motiv  besteht 
nämlich  aus  zwei  Achteln  und  zwei  Vierteln.  Die  zwei  Achtel  bil- 
den gewöhnlich  den  Auftakt,  sodass  in  diesem  Falle  der  Ictus  auf 
dem  der  dritten  Silbe  entsprechenden  ersten  Viertel  ruht: 

*U  J*     I  J  J  //I  j  jBeltner:  %>/J  J  |  >  J»  J  J 

Oj  dje-vojko  duso      moja  Oj  djevojko    duso  moja 

4  4  4  4 

In  der  Dreisilbengruppe  entspricht  die  dritte  Silbe  den  zu- 
sammengezogenen 2  Vierteln  also  einer  halben  Note : 

*  JJIJ  J  .NM.1  oder:  J»  /  j 

sel-ju-ju-öi   bili    tvoj  '  4  a 

'         4         '  3 

in  der  Zweisilbengruppe  kommen  auf  die  erste  Silbe  die  zu  einem 
Viertel  zusammengezogenen  2  Achtel ,  auf  die  zweite  die  zu  einer 
halben  Kote  zusammengezogenen  2  Viertel: 

JJMJJ  JU 

Gdami  dimo  dojdeS 

Ein  Motiv,  dem  eine  Silbe  als  Gruppe  entspricht,  ist  in  dieser 
Form  ausgeschlossen. 


222 


W.  Wollner, 


Diese  rhythmische  Form ,  die  sich  wie  die  Grundform  durch 
fast  alle  Vergärten  verfolgen  lässt,  ist  aber  im  Sudslavischen  lange 
nicht  so  verbreitet  wie  die  erstere.  Sie  scheint  im  Serbischen  gar 
nicht  vorankommen.  Das  einzige  (aus  Achtsilblern  bestehende) 
Lied  dieses  Rhythmus,  das  ich  bei  Kuhac  fand  (Nr.  1589,  ans  De- 
ielic's  »Pjesmarica«),  ist  kein  Volkslied.  Ich  setze  die  erste  und 
die  letzte  Strophe  her : 


Bojak  biju  Hercegovci 
I  sa  njima  Crnogorci 
Sa  cela  im  tec.e  znoj 
Lijuc  krvcu  za  rod  svoj. 


Srbska  slava  pred  ocima 
Srbsko  srdce  n  prsima 
Podiie  ga  na  taj  boj 
Da  osveti  narod  svoj. 


Von  bosnischen  ist  mir  ein  einziges  (811,  in  Zehnsilblern)  bekannt, 
von  herzegovinischen  keines,  dagegen  mehrere  ans  Kroatien,  Sia- 
vonien,  der  Militärgrenze,  der  Kroatischen  Küste,  Dalmatien, 
Steiermark,  Kärnten  nnd  Krain.  Ferner  überwiegt  diese  Form  in 
den  cechischen  nnd  mährischen  Liedern  nnd  ist  anch  im  polnischen 
Volksliede  heimisch,  wo  allerdings  die  umgekehrte,  auch  den 
Öechen,  Mähren  und  Südslaven  bekannte  Form  vielleicht  noch 

häufiger  ist  (>/4  J  J  J).  Ob  dieser  Rhythmus,  der  auch  im 
deutschen  Volksliede  vorkommt,  aus  diesem  ins  Slavische  hinüber- 
genommen wurde,  lasse  ich  dahin  gestellt,  jedenfalls  ist  er  bei  den 
Slaven  schon  lange  eingebürgert  und  beherscht,  bei  den  Westslaven 
wenigstens,  vollständig  das  Volkslied.  . 

Dass  der  Auftakt  dem  südslavischen  Liede  ursprünglich  fremd 
ist,  lässt  sich  aus  dem  Text  der  wirklichen  Volkslieder,  z.  B.  derer 
der  Vuk'schen  Sammlung,  erkennen.  Im  Deutschen  ist  er  durchaus 
natürlich.  Der  bestimmte  und  unbestimmte  Artikel,  das  Betonen 
der  Stammsilbe,  die  Menge  unbetonter  Präfixe,  alles  dies  giebt  dem 
Verse  des  deutschen  Volksliedes  schon  von  selbst  die  Eigenschaft 
mit  einem  leichten  (unbetonten)  Takttheil  zu  beginnen.  Im  Serbi- 
schen ist  dies  anders.  Hier  zwingt  schon  der  Mangel  des  Artikels, 
das  weit- entbehrlichere  Personalpronomen  bei  den  Verbalformen 
den  Sänger,  seinen  Vers  sehr  häufig  mit  einem  für  den  Sinn  wich- 
tigen Worte  zu  beginnen.  Man  vergleiche  zum  Beispiel  die  Vers- 
anfange : 

Könje  jasu  do  dva  pobratima  — 
(Rosse  ritten  zwei  Gesellen) 


uiyi 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  223 


Sanak  snila  Ivanova  majka  — 
((Einen)  Traum  träumte  Ivans  Mutter) 

Vino  pije  bane  Zadranine  — 
(Wein  trinkt  (der)  Ban  von  Zara) 

mit  denen  deutscher  Lieder : 

Es  ritten  drei  Reiter  znm  Thore  hinaus  — 
Ich  häb'  die  Nacbt  geträumet  - 
Es  hatten  drei  Gesellen.  — 

So  werden  also  die  beiden  Volker  durch  die  Sprache  schon  ge- 
zwungen, beim  Gesänge  einen  verschiedenen  Rhythmus  zu  wählen, 
die  Deutschen  einen  mit  einem  leichten  Takttheil  beginnenden,  die 
Südslaven  und  Westslaven  einen  mit  einem  schweren. 

Wir  haben  jetzt  drei  rhythmische  Formen  des  südslaviscben 
Volksliedes  kennen  gelernt:  die  Grundform,  die  Form  im  6/s~ 
Takt  und  die  Form  im  Vi-Takt.  Von  diesen  ist  die  Grundform 
allein  überall  verbreitet ,  die  Sechsachteltaktform  ist  eine  Weiter- 
bildung der  Grundform ,  die  besonders  an  der  Küste  gebräuchlich 
ist.  Die  Dreivierteltaktform  ist  allerdings  auf  den  Westen  be- 
schränkt, was  auf  fremden  Einfluss  schliessen  lässt,  ist  aber  in 
ihrer  jetzigen  Gestalt  insofern  volksthümlich  als  auch  sie ,  wie  die 
beiden  ersteren  Formen,  das  Princip  der  Gruppenbildung  zeigt,  sie 
musste  deshalb  mit  besprochen  werden.  Die  übrigen  Formen  des 
Volksliedes  hier  durchzunehmen  wäre  zwecklos.  Sie  kommen 
einerseits  viel  seltener  vor,  andrerseits  zeigen  sie  complicirtere  und 
daher  unursprüngliche  Gliederung.  Sie  sind  für  die  Entwicklungs- 
geschichte des  südslaviscben  Volksliedes  natürlich  von  Wichtig- 
keit, können  aber  hier,  wo  es  sich  nur  darum  handelt,  die  ursprüng- 
liche Gestalt  des  Verses  festzustellen ,  ohne  weiteres  übergangen 
werden. 

Man  begegnet  allerdings  gelegentlich  der  Ansicht,  als  sei  die 
Complicirtheit  der  rhythmischen  Form  und  die  Unregelmässigkeit 
der  Verse  ein  Zeichen  hohen  Alters.  So  hat  man  aus  der  unvoll- 
kommenen Form  der  uns  handschriftlich  überlieferten  altkroatischen 
Volkslieder  in  Fünfzehn-  und  Sechzehnsilblern  geschlossen ,  diese 
Lieder  gehörten  einer  Periode  an ,  in  welcher  das  Volkslied  seine 
Form  noch  nicht  ausgearbeitet  hatte ;  erst  später  habe  es  die  Regel- 
mässigkeit erlangt,  die  es  heute  auszeichne.  Aehnlich  sucht  man 


224  W.  Wollner, 

• 

den  mangelhaften  Versbau  der  bulgarischen  Lieder  in  den  Samm- 
lungen der  Brüder  Miladinov,  Dozon's  u.  s.  w.  zu  erklären.  Diese 
Ansicht  ist  durchaus  falsch :  es  ist  dies  ein  ganz  unberechtigter 
Analogieschluss  vom  Entwicklungsgänge  der  Kunstpoesie  und 
Kunstrnusik  auf  den  der  Volkspoesie  und  Volksmusik,  Die  Arbeit 
eines  Volkes  bei  der  Herstellung  seiner  Lieder  kann  doch  nicht  mit 
derjenigen  eines  einzelnen  Individuums  verglichen  werden,  das 
z.  B.  ein  Gedicht  aus  einer  fremden  Sprache  in  seine  eigene  Über- 
tragt Und  dem  die  Widerspenstigkeit  der  Sprache  gegen  den  ihr 
unbequemen  Rhythmus  und  die  Unzulänglichkeit  der  ihm  zu  Ge- 
bote stehenden  Ausdrucksformen  tausend  Schwierigkeiten  bereitet, 
von  denen  ein  grosser  Theil  unüberwunden  bleibt.  Das  Volk  kämpft 
beim  Singen  ebensowenig  mit  der  Form  wie  beim  Sprechen.  Es 
wählt  für  seine  Lieder  schon  vonvornherein  nur  solche  Rhythmen, 
die  seiner  Sprache  durchaus  angemessen  sind:  eine  Form,  der  sich 
die  Sprache  nicht  ohne  weiteres  mühelos  fügte,  würde  von  ihm  so- 
fort aufgegeben  werden.  So  zeigt  das  Volkslied  eine  beschränkte 
Zahl  von  rhythmischen  Formen,  zugleich  aber,  wo  die  Individuali- 
tät des  Sängers  nicht  verschlechternd  einwirkt ,  die  grösste  Voll- 
kommenheit in  der  Anwendung  dieser  Formen.  Finden  sich  nun 
in  einer  Sammlung  von  Liedern  sowohl  solche,  die  regelmässigen 
Versbau  zeigen,  als  auch  solche,  die  aus  unvollkommenen  Versen 
bestehen,  so  sollten  doch  nicht  diese  letzteren  für  die  Beurtheilung 
massgebend  sein,  sondern  die  regelmässigen,  die  den  Beweis  lie- 
fern, dass  in  den  Liedern  des  Volkes  eine  feste  Form  vorhanden 
ist.  Fast  jeder  Sammler  von  Volksliedern  klagt  darüber,  wie  schwer 
es  dem  Singenden  wird,  den  Text  eines  eben  von  ihm  gesungenen 
Liedes  gesprochen  zu  wiederholen;  und  wie  oft  dabei  eine  Ver- 
stümmelung der  ursprünglichen  Form  eintreten  mag ,  kann  man 
sich  denken.  Erwägt  man  ferner,  dass  nicht  alle  Sänger  gleich  ge- 
schickt singen  und  nicht  alle  Sammler  gleich  geschickt  aufzeichnen 
und  dass  die  Lieder  einer  Sammlung  gewöhnlich  von  verschiedenen, 
guten  und  schlechten  Aufzeichnern  und  aus  dem  Munde  guter  und 
schlechter  Sänger  herstammen ,  so  wird  der  Grund  der  Unregel- 
mässigkeit nicht  in  der  zurückgebliebenen  Entwicklung  des  Volks- 
liedes zu  suchen  sein,  sondern  in  der  mangelhaften  Ueberlieferung. 

Wenn  man  versucht  hat,  die  Verse  verschiedener  Länge  in  den 
im  XVI.  und  XVII.  Jahrh.  aufgezeichneten  langzeiligen  kroatischen 


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Untersuchungen  über  den  Verabau  des  uüdalav.  Volksliedes.  225 


Liedern  der  damals  noch  nicht  feststehenden  Form  dieser  Lieder- 
gattung zuzuschreiben,  so  entsteht  für  jeden  Unbefangenen  die 
Frage :  wenn  dieses,  nach  der  Meinung  der  Forscher  uralte,  Vers- 
mass,  das  notorisch  zn  Ende  des  XVII.  Jahrh.  nicht  mehr  volks- 
tümlich war,  im  XVI.  Jahrh.  noch  keine  feste  Form  hatte,  wann 
soll  es  denn  dann  diese  erhalten  haben  ?  Oder  sollen  wir  uns  denken, 
dass  zu  jener  Zeit  die  Gesetze  der  Rhythmik  im  Volksliede  über- 
haupt noch  nicht  ausgebildet  waren  und  erst  in  neuerer  Zeit  end- 
gültig festgestellt  wurden,  also  etwa,  wenn  man  nach  der  Ent- 
stehungszeit der  Vuk'schen  Sammlungen  schliessen  soll,  im  XVIII. 
Jahrhundert?  Nun  haben  wir  aber  ausser  den  langzeiligen  Liedern 
noch  solche  anderen  Metrums  aus  dem  XVL  Jahrh.  überliefert  und 
diese  zeigen  nicht  nur  in  den  Versmassen ,  sondern  Uberhaupt  in 
der  Behandlung  des  Textes,  ganz  dieselbe  Gestalt,  wie  die  der  mo- 
dernen Sammlungen.  (Man  vgl.  z.B. das  Lied  in  13-silblern,  Hek- 
torovic,  Ribanje,  Prvi  dan  v.  227  ff. ;  ferner  die,  allerdings  etwas 
überarbeiteten,  aber  doch  noch  den  Volkscharakter  zeigenden  Lie- 
der am  Schluss  der  Gedichte  Mencetiö's  und  Drzic's,  Stari  Pisci  II, 
505  ff.) .  Sollen  wir  annehmen,  dass  der  Mangel  an  fester  Gestalt 
sich  nur  auf  die  langzeiligen  Lieder  beschränkte? 

Das  ist  doch  äusserst  unwahrscheinlich.  Hierzu  kommt  noch, 
dass  die  meisten  Verse  der  langzeiligen  Lieder  nicht  nur  feste 
Silbenzahl  zeigen,  sondern  dass  in  ihnen  auch  die  Gruppengliede- 
rung als  Begel  nachzuweisen  möglich  ist,  also  dasselbe  versbildende 
Princip,  wie  in  den  modernen  Liedern.  Ich  kann  mich  also  nicht 
entschliessen,  die  überwiegende  Anzanl  regelmässiger  Verse  zu 
ignoriren  und  aus  den  zwischendurch  vorkommenden  fehlerhaft  ge- 
bildeten auf  eine  ursprüngliche  Regellosigkeit  dieser  Dichtungsart 
zu  schliessen,  sondern  schreibe  vielmehr  alle  Unregelmässigkeiten 
der  Lieder  der  mangelhaften  Ueberlieferung  zu.  — 

Ich  wende  mich  jetzt  zur  Besprechung  der  Gruppenbildung  in 
den  einzelnen  Versarten. 

I.  Zweitheüige  rhythmische  Rei/ie. 
A.  Einfache  Vergärten. 

1.  Der  Achtsilbler,  besteht  aus  2  Viersilbengruppen. 

2.  Der  Siebensilbler,  besteht  aus  einer  Vier-  und  einer 
Dreisilbengruppe . 

ArckiT  fftr  lUvische  Philologie.  IX.  15 

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226 


W.  Wollner, 


Bei  beiden  Versarten  erkennen  die  südslawischen  Metriker  die 
Diärese  nach  der  vierten  Silbe  an ;  diese  aber  bedingt  das  Vorhan- 
densein zweier  Gruppen  im  Verse.  Zima  nennt  diese  Diärese 
»Nebendiärese«  nnd  sagt  in  der  angeführten  Stelle,  sie  käme  nicht 
überall  vor.  Das  letztere  bezieht  sich  anf  den  16-silbler  der  alt- 
kroatischen Lieder,  die  mehrfach  fehlerhaft  gebildete  Verse  zeigen, 
was  aber  nur  auf  mangelhafter  Ueberlieferung  beruht.  Jedoch  auch 
in  diesen  Liedern  ist  die  Zahl  der  Verse  in  denen,  die  Diärese  nach 
der  4.  und  12.  Silbe  mangelt,  verhältnissmässig  gering  und  die 
weitaus  überwiegende  Zahl  der  richtig  gebauten  Verse  beweist, 
dass  auch  in  diesen  alten  Liedern  die  Gruppenbildung  herrschte. 
In  den  modernen  Sammlungen  sind  fehlerhafte  Acht-  und  Sieben- 
silbler,  wo  sie  häufig  vorkommen,  ein  Zeichen,  dass  das  Volk  das 
nationale  versbildendc  Princip  der  Grnppentheilung  aufgiebt  und 
sich  dem  accentuirenden  Principe  zuwendet.  Vgl.  die Kurelac' sehen 
Lieder  der  Kroaten  in  Ungarn  und  die  slovenischen  Sammlungen 
von  Korytko  mit  den  serbischen  Vuk's ,  wo  kaum  ein  falschgebil- 
deter Acht-  oder  Siebensilbler  zu  finden  ist. 

Folgende  Beispiele  zeigen  einige  der  häufigeren  Formen : 


Acht8ilbler. 
Grundform : 

lc6e  Marko  Kraljeviöu 

Seöe  Marko  Kraljevicu 
4  4 

K.  1050. 


Siebensilbler. 


Opa   cupa  dragana 

Opa  cupa  dijgana 

4  K.  1131.   '  ' 


Verdoppelung  des  zweiten  Motives 


Nemam  mila     nemani  draga 

%m/iv«j /jj 

Ki  co  mene  ugle-dati 
4  4 
K.  785. 


Vri-V.J^JM  V.JJJ  I 

Pu 


Da  bi  Kust-e 
4 


Za  b vo  brige 


bi  zabil 

3 


u.  8.  w.  K.  1310. 


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Untereuchungen  Uber  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  227 


Verdoppelung  des  ersten  Motives 


%+y.J  j  J  ji/^/JM 

Jasammlada  birta  -  sica 

V«  J  JJ 

Jasammlada   birta  -  sica 
4  4 
K.  1114. 


v.+v.jjj  j  i  v.iT«rj  i 

Sadila  sem  bsiulek 
L  Sa-di-la  sem 


4 

Vs  1  1 

'*   4  4 


(draga  \juba) 
4 


0 

ba-iu-lek 

3 


ii, 


Motiverweiterung  durch  Hervorheben  des  Schlusses: 


Svaka 


Boga  mo  -  Ii 
4 


Da  ju  svaler     bolje  vo  -  Ii 
4  4 


Sechsachteltakt: 

Gdje  si  duso    zviezdo  moja 
4  4 

j-TJ^ijj^j-ri 

Da  t'poy ubim     nsta  ^d  voja 

K.  269  Syrmien. 

Dreivierteltakt: 

V«  J*  / 1  J  J   J*  J*  I  J  J 


Ah  sto  sam  ti 
4 


uci   -  nio 
4 


Ako    sam  te 
4 


polju  -  bio 
4 


K.  297  Slavonien. 


V.  J  /J  /I  J  J*J.I 

Pade  listak  narand&i 

J  /J/l  J  J* J-l 

Posred  case  junacke 
4  3 
K  1287  Militärgrenze. 


Oj  die  -  voj-ko 
4 


rodje  -  na 
3 


Biela  lica 
4 


207  Slavonien. 


V)  Die  Takteintheilung  der  4  letzten  Beispiele  und  die  Bezeichnungen 
4/s  +  Vi  und  Vi  +  4/s  rührt  von  mir  her.  Im  Original  ist  in  allen  4  Fallen  2/4- 
Takt  vorgezeichnet  und  entsprechend  getbeilt. 

15» 


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228 


W.  Wollner, 


Diese  Beispiele  mögen  genügen.  In  ihnen  allen  läset  sich  er- 
kennen, dass  die  Gruppen  des  Verses  zn  den  Abschnitten  der  Me- 
lodie passen.  Um  ein  Beispiel  eines  der  selteneren  Rhythmen  zu 
geben,  will  ich  hier  noch  die  erste  Periode  des  von  Kuhac  in  7/4- 
Takt  notirten  Liedes  63  (Kroatien)  geben : 

% ///J»  JJJj  /JMJJ  JJJJI 

8  Bogom  ostaj      Zagreb  varos      Ki  devojke      M  zlo  spravljas 
4  4  4  4 

Hier  scheint  dem  einzelnen  Takte  ein  ganzer  Achtsilbler  zn 
entsprechen.  Sieht  man  aber  näher  zn,  so  besteht  jeder  Takt  ans 
2  Motiven:  der  ersten  Gruppe,  S  Bogom  ostaj,  entspricht  der  Auf- 
takt und  die  ersten  zwei  Viertel,  der  zweiten  Gruppe,  Zagreb  varos, 
die  nächsten  vier  Viertel,  der  dritten  wieder  ein  Auftakt  -h  2  Vier- 
teln und  der  letzten  die  letzten  vier  Viertel  des  zweiten  Taktes. 
Der  7  4 -Takt,  dem  ein  Achtsilbler  entspricht,  besteht  aus  einem 

Motiv  der  Dreivierteltaktform  ( /  ^  \  J  J)  und  einem  Motiv  der 
Grundform  (J  J  J  J )  und  wir  haben  streng  genommen  gemisch- 
ten Takt,  %  +  Vi  • 

8-r/^J  ji  %j  j  j  ji  »a/jj  ji  vj  j  j  ji— 

4  4  4  4 

3.  Der  Sechssilbler.  Beim  Sechssi lbler  sind  drei  Gliede- 
rungen  möglich,  die  ich  nach  der  Silbenzahl  der  Gruppen  be- 
zeichne als : 

a)  4  -f-  2,    b)  2  +  4  und  c)  3  +  3.») 

Ausserdem  kann  dieser  Vers  aus  6  ungeteilten  Silben  be- 
stehen, z.  B.  aus  einem  sechssilbigen  Worte,  aus  5  -f  1  Silben 
u.  s.  w.  Diese  Form  ist  jedoch  selten. 

Von  den  Liedern  in  Sechssilblern  der  Vuk'schen  Sammlung 
lassen  sich  einige  in  durchgehende  Gruppen  theilen,  z.  B. : 


a. 

Prosa  mi  se  biser 
Po  zlalemu  brdu 
Gdi  car  vino  pije 
u.  s.  w.  I,  670 


b. 

Ovde      nama  kazu 
Brata      i  sestricu 
Seja       na  udaju 
u.  8.  w.  I.  175 


C. 

Sedila  Kosana 
Te  koau  cesljala 
Pak  Boga  molila 
u.  8.  w.  I,  180 


*)  Budmani  führt  vom  Sechssilbler  nur  die  Formen  a  und  c  auf,  letztere 
als  selten,  Zima  giebt  ebenfalls  nur  zu  a  und  c  Beispiele. 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  ?29 


allein  solche  Lieder  bilden  doch  die  Minderheit.  Gehen  wir  die 
Kuhac'sche  Sammlung  durch,  so  finden  wir  folgendes : 

Eine  Anzahl  Melodien  zeigt  die  durchgehende  Form  a:  die 
aus  2  Reihen  des  Sechssilblere  bestehende  Periode  ist  also  folgende 
in  der  Grundform : 

Tavna  noöi     tavna    zardestako      proei        K.  215. 

vgl.  41.  42.  43.  56.  73.  129.  150.  195.  285.  456.  464.  487.  678. 
711.  712.  714.  804.  860.  951.  964.  1109.  1295.  1326.  1342.  1343. 
1360. 

Die  durchgehende  Form  b  hat  nur  ein  Lied  in  der  Grund- 
form. Dasselbe,  Nr.  805,  besteht  aus  zwei  Perioden.  Als  Text  ist 
hier  ein  Lied  in  Zehnsilblern  verwendet,  das  dem  Rhythmus  fol- 
gendennassen angepasst  wird.  Der  erste  Vers  lautet: 
Dvi  su  druge  lipo  drugovale,  daraus  wird : 

Dvi^su  dvi  sudruge    dvi^su   dvi  su  druge 

Lino      drugovale       lino      drugovale    K.  805  Kroatien. 

Statt  dieser  Grundform  kommt  eine  gedehnte  Form  (Erweite- 
rung des  zweiten  Motives)  theils  selbständig,  theils  in  Verbindung 
mit  der  Grundform  vor,  durch  den  ganzen  Rhythmus  gehend,  aller- 
dings nur  in  den  Taktarten  */A-,  oder  «/4-,  oder  -^-Takt  vor,  z.  B.: 

•ajj;.n  jij  mj  ji 

Sitna  .  kiaa   pada    hladan  vjetar  piri 
2  4  2  4  542  Slavonien. 

oder:  !±i  J  J  J|./4J  j 

Sad  du    ti  povidat  tu  is  -  tinu  pravdu 

2  4  2  4 

j    I      h  h  h  h  I  iL  J    I      h  h  J     !  I 
4  m     00*000  000^ 

Da  si    vec  ne  budiS  trapil    tvoju  glavu 

2  4  2  4       799  ung.  Kroat. 

vgl.  Vi-Takt:  44;  -^-2:  113.381;   *IA:  542:  799. 

Die  durchgehende  Form  c  zeigen  mehrere  Lieder  in  ver- 
schiedenen Gestalten,  mit  und  ohne  Dehnung,  z.  B. : 


oder: 


230  W.  Wollner, 

^  Dremali^  ^  ipavala^  ^  ocl  •  Jlke^  ^  tanlala^  ^ 

3  3  3  3 

J  //I J  //I J  J*JM  J  //I  • 

Diks  me      budio        u  kosu  ljubio 

3  3  3  3  1119Slavonien. 

Kitica       zelena      roiic»  rumeu 

Prevy aj   se  k  meni     ja  sc  bo  -  dem  k  tebi 

3  3  3  3  K.  209. 

vgl.  713.  856.  1305. 

.  JJJIJJ/I/JJI/JJM 

O  Jelo      Jelica      tu  modra  sne-iica  (bie) 

3  3  3  3  K.  330. 

vgl.  397.  512.  625.  (824). 

Vgl.  ferner  1314.1315.1352.—  247.609.663.  —  194.543.— 
516.  1212—15.  1546.— 

In  allen  diesen  Liedern  kehrt  in  der  Melodie  dieselbe  Gliede- 
rung regelmässig  wieder,  sodass  also  der  Text  zn  einer  solchen 
Melodie  nur  einfach  gegliedert  zu  sein  braucht. 

Die  grosse  Mehrzahl  der  Melodien  zeigt  aber  Verbindung 
zweier,  manche  sogar  aller  dreier  Formen,  so  z.  B.: 

b  und  a.  Die  Melodie  des  Liedes  431 .  Als  Text  sind  Zehn- 
silbler  angepasst,  der  erste  Vers ,  Poletilo  jato  golubovo,  erhält 
folgende  Gestalt : 

v«  j  j  i  -r -r -r l j  ji 

Pole  -  po-le-ti-lo      pole  -  po-le-ti  -lo 
2  4  2  4 

j  ji  j^/i/^/u  ji 

Jato     golu-bovo      Jato  golu  -  bovo 
2  4  4  2 

vgl.  131.  412.  413.  (431).  749.  750.  (1367).  —  965.  966. 

b  gedehnt  und  a.  Vgl.  842.  895.  896. 

a  und  b  gedehnt.  Vgl.  170.  463. 

a  und  c: 


»ogle 


Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  siidslav.  Volksliedes.  231 

V./J^/l  J  Jl  JWJMJ  Jl 

Po-si-ja-o      M^o     tunje^po  o  -  boru 

JW/M  J  JI/JOl/^JI  - 

Po-si-ja-o      Mijo     tunjo  po  oboru 

4  2  3  3  K.  364. 

vgl.  279,  wo  das  letzte  Motiv  gedehnt  (j  /  /  |  j  J  J),  832. 
549.  788.  1324.  1262.  1323. 

c  and  a: 

uJJJIJJJIJJJJUJI 

Dunave      Dunave      tiha   voda    ladna  (bis) 

3  3  4  2  K.  419. 

vgl.  934.  —  308.  420.  490.  1418.  —  340.  —  824.  —  1258.  — 
1350.  1583. 

c  nnd  b: 

V.  J  //I J  JJM  J  JI^JM 

Cankova    Cankova    8talno   mjesto  moje 

J  ft\ J  //I J  J»JM  j  //I 

Vu  tebi      prebiva    vse  vesel  -  je  moje 

3  3  3  3    K.  91  ung.  Kroat. 

b,  a  nnd  c: 

Kada   premisljavam    cvetek  rae  mla-  dosti 

Ti  povidat    ne  mrem  skoro  od  Jalosti 

4  2  3  3  K.  206. 

Diese  Rhythmenvermengong,  der  bei  gntem  Gesänge  die  Glie- 
derung des  Verses  entsprechen  muss,  die  dem  schlechten  Sänger 
aber  die  regelmässige  Bildung  erschwert  und  daher  wohl  jetzt 
von  vielen  Sängern  ignorirt  wird,  ist  der  Grund,  dass  wir  in  den 
Sammlungen  so  selten  auf  regelmässig  gebildete  Lieder  ir  Sechs- 
silblern  stossen.  Die  Verse  sind  zwar  mit  wenigen  Ausnahmen  nach 
einem  der  drei  Schemata  gebildet,  allein  a,.b  und  c  wechseln  regel- 
los miteinander  ab.  Bei  manchen  Liedern  ist  regelmässige  Theilung 
möglich,  wird  aber  dadurch  wieder  illusorisch,  dass  sich  sehr  häufig 
die  Verse  auf  mehr  als  eine  Art  theilen  lassen  und  den  Sammlungen 


232 


W.  Wollner, 


gewöhnlich  das  Kriterium  der  Melodie  mangelt.  Folgendes  Beispiel 
macht  dies  deutlich;  es  ist  das  Lied  Vuk  I,  171. 
Ovde  nama  kaiu       2.  4.  od.  4.  2. 

2         2  2 

Gjace  samouce         2.  4. 

2  4 

Samo  knjigu  uci       2.  4.  od.  4.  2. 

2  2  2 

Njemu  knjiga  kaie    2.  4.  od.  4.  2. 
5  Konja  da  ne  jase      2.  4.  od.  4.  2.  od.  3.  3. 

2  112 

Sablju  da  ne  pale     2.  4.  od.  4.  2.  od.  3.  3. 

2  112 

Dragu  da  ne  ljubi     2.  4.  od.  4.  2.  od.  3.  3. 

2  112 

To  gjace  ne  slusa       —         —        3.  3. 

12  12 

oder  wenn  die  Wortstellung  dieses  Verses  geändert  wird: 

•Gjace  to  ne  slusa     2.  4.  od.  4.  2.  od.  3.  3. 

2  112 
Sto  mu  knjiga  kaie    2.  4.  od.  4.  2. 

112  2 

10  Vise  konja  jase        2.  4.  od.  4.  2. 

2       2  2 

Bolje  sablju  pase      2.  4.  od.  4.  2. 

2        2  2 

Vecma  vino  pije       2.  4.  od.  4.  2. 

2        2  2 

Vecma  dragu  ljubi     2.  4.  od.  4.  2. 

2         2  2 

Dieses  Lied  licssc  sich,  nach  der  Aenderung  von  Vers  8,  durch- 
gehend nach  dem  Schema  b  theilen ;  nach  Aenderung  der  Wort- 
stellung in  Vers  2  in :  Samouce  gjace,  durchgehend  nach  Schema  a : 
wird  Vers  2,  so  wie  er  bei  Vuk  gegliedert  ist,  beibehalten,  so  liessen 
sich  a  und  b  alternirend  herstellen,  und  so  wären  noch  andere  Com- 
binationen  von  a  und  b  denkbar.  Wie  die  eigentliche  Gliederung 
der  Verse  ist,  lässt  sich  aber  ohne  die  hierher  gehörige  Melodie 
nicht  bestimmen. 

Betrachten  wir  die  Zusammensetzung  obiger  Verse  nach  der 
Silbenzahl  der  einzelnen  Wörter,  so  ergeben  sich  die  Combinationen 
2.  2.  2.,  2.  4.,  2.  1.  1.  2.,  1.2.1.2.,  1.  1 .  2.  2. ,  welche  sich  alle 
in  mindestens  eines  der  Schemata  a,  b  und  c  theilen  lassen.  Die 
Gesammtzahl  der  Wortcombinationen ,  aus  denen  ein  Sechssilber 
bestehen  kann,  beträgt  32.  Folgende  Tabelle  zeigt  die  möglichen 


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Unterauchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  233 

Fälle,  zu  denen  die  Beispiele,  so  weit  es  möglich  war,  dem  ersten 
Bande  der  Vuk'schcn  Sammlung  entnommen  sind.  Die  bei  Vnk 
fehlenden  Versformen  sind  der  Kurelal'schen  Sammlung  von  Volks- 
liedern der  kroatischen  Kolonisten  in  Ungarn  entlehnt ,  in  welcher 
der  grösste  Theil  der  Lieder  aus  Zwölfsilblem  (=  2  Sechssilblern) 
besteht.  Dieselben  sind  durch  cursive  Schrift  kenntlich  gemacht. 
Die  mit  kleinen  Buchstoben  beginnenden  Verse  sind  zweite  Halb- 
Terse  von  Zwölfsilblern  der  Kurelac  sehen  Sammlung. 


1. 

6. 

Ponajbogatije  I,  174,  3. 

1. 

2. 

5.  1. 

DUeliniea  je  K.  264,  1. 

3. 

1.  5. 

Nea  udoveeromu  K.  '242,  10. 

4. 

4.  2. 

Majstorova  ljuba  I,  172,  18. 

a. 

14. 

5. 

2.  4. 

Dobra  domalina  1.  160.  2. 

b. 

90. 

4  1.  1 

Golubica  ne  de  I  167  9. 

a. 

4. 

7 . 
■  • 

1.  1.  4. 

Te  on  zapisuie  I.  161.  10. 

b. 

18. 

8 

1  4.  1. 

Va  dvanadeetoi  se  K.  468.  2. 

9 

•*  • 

3  3. 

Kraliice  banice  I,  159,  3. 

c. 

38. 

10. 

3.  2.  1. 

Uboae  maike  ein  K.  73.  1. 

c. 

It. 

1.  2.  3. 

Iz  zlatna  kondira  I,  159,  21. 

c. 

60. 

12. 

3.  1.2. 

Carica  mu  sluzi  I.  159,  18. 

a  c. 

25 

13. 

2.  1.  3. 

Ustaj  te  pocetaj  I,  159,  6. 

b.  c. 

35. 

14. 

3.  1.  1.  1. 

Pozabit  te  ne  <*u  K.  434,  14. 

a.  c. 

15. 

1.  1.  1.  3. 

Jal  je  vi  udajte  1,  161,  3. 

b.  c. 

14. 

16. 

2.  3.  1. 

hodi  sprohudi  nie  K. 

b. 

17. 

1.  3.  2. 

U  ovoga  doma  I,  160,  1. 

n. 

43. 

18. 

1.  3.  1.  1. 

nitpoglednut  täte  K.  381,  38. 

a. 

19. 

1.  1.  3.  1. 

ca  nit  istitia  ni  K.  403,  7. 

b. 

20. 

2.  2.  2. 

Kral  ja  svjetli  kralju  I,  159,  1. 

a.  b. 

66. 

21. 

2.  2.  1.  1. 

Kada  draga  ne  6e  I,  543,  30. 

a.  b. 

2. 

2*2. 

1.  1.  2.  2. 

Gdd  car  vino  pije  I,  159,  15. 

a.  b. 

48. 

23. 

2.  1.  1.  2. 

Öula  ti  se  vala  I,  162,  2. 

a.  b.  c. 

24. 

24. 

1.  2.  2.  1. 

nsg  jedem  vetel  glas  K.  75,  1. 

c. 

25. 

2.  1.  2.  1. 

Jednuc  krez  mieee  dan  K.  84,  4. 

b.  c. 

26. 

1.  2.  1.  2. 

Od  dvora  do  dvora  I,  159,  9. 

c. 

37. 

27. 

2.  1.  1.  1.  1. 

Dralß  mije  $to  krat  K.  84,  1. 

a.  b.  c. 

28. 

1.  1.  1.  1.  2. 

Ne  plat  na  mne  kose  I,  170,  7. 

a.  b.  c 

7. 

29. 

1.  2.  1.  1.  1. 

Nejednotal  dva  krat  K.  68,  5. 

a.  c. 

30.  1 

|l..l.  1.  2.  1. 

A  h  ti  hami  grad  K.  79,  5. 

b.  c. 

31. 

1.  1.  2.  1.  1. 

Neg  va  uri  ato  krat  K.  68,  5. 

a.  b. 

32.! 

Ii. 1.1. 1.1.1. 

A  ti  sa  ranom  nc  6es  I,  J67,  15. 

a.  b.  c. 

1. 

527. 

Anm.   Die  Zahlen  der  letzten  Eubrik  zeigen,  wie  oft  die  betreffende 


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234 


W.  Wollner, 


Combination  in  den  Sccheeilblern  des  ersten  Bandes  der  Vuk'schen 
Sammlung  vorkommt  Die  Summe  der  Sechssilbler  in  diesem  Bande 
beträgt  nach  meiner  Zählung  527.  — 

Die  obige  Tabelle  und  statistische  Uebersicht  beweisen ,  dass 
zu  der  Zeit,  in  der  die  Vnk'sehen  Lieder  gesammelt  wurden,  das 
Volk  noch  ein  Gefühl  dafür  hatte ,  dass  der  regelmässige  Sechs- 
silbler  ans  einer  der  drei  Gruppencombinationen  4  +  2,  2  +  4  nnd 
3  +  3  bestehen  musste ,  denn  von  den  527  Versen  lassen  sich  526 
auf  eine  der  drei  Arten  gliedern,  ein  einziger  nicht.  Und  da 
die  Verse  der  Vuk'schen  Sammlung  sich  in  analoger  Weise  in 
Silbengmppen  theilen  lassen ,  wie  die  vorhin  betrachteten  Kuhac  - 
sehen  Melodien  in  Abschnitte  (Motive),  so  lässt  sich  meines  Er- 
achtens daraus  schliessen ,  dass  einerseits  auch  die  ursprünglichen 
Melodien  zu  den  Vuk'schen  Sechssilblern  und  andererseits  die  ur- 
sprünglichen, richtig  gebildeten  Texte  zu  den  Kuhac' sehen  Melodien 
ebenfalls  nach  demselben  Principe  gegliedert  sein  mussten,  nnd 
dass  in  beiden  Fällen  Text  und  Melodie  sich  in  derselben  Weise 
entsprachen,  wie  dies  Text  und  Melodie  des  Acht-  und  Sieben- 
silblers  thun.  Uebrigens  muss  hier  erwähnt  werden,  dass  in  Serbien 
und  in  der  Herzegowina  die  Lieder  in  Sechssilblern  an  Zahl  hinter 
den  übrigen  weit  zurücktreten.  So  sind  von  den  793  Liedern  des 
ersten  Bandes  der  Vuk'schen  Sammlang  nur  35  in  Sechssilblern 
und  11  in  Zwölfsilblern ;  von  den  302  der  herzegowinischen  Samm- 
lung nur  5  in  Sechs-,  ein  einziges  in  Zwölf  silblern.  Dagegen  über- 
wiegt der  Zwölfsilbler  in  den  Liedern  der  ungarischen  Kroaten 
(unter  712  Liedern  bei  Kurelac,  390  zwölfsilbige ,  20  sechssilbige) . 
Unter  denen  von  der  kroatischen  Küste  (in  der  von  der  Zeitung 
Nasa  Sloga  edirten  Sammlung),  deren  Gesammtzahl  215  betragt, 
sind  51  in  Sechs-,  40  in  Zwölfeilblern.  Bei  den  Westslaven  sind 
diese  Versarten  sehr  verbreitet.  Die  Volkspoesie  der  Slovaken  be- 
steht grösstenteils  aus  12 -silbigen  Liedern,  bei  Bechen  und 
Mähren  spielt  ebenfalls  der  Sechssilbler  eine  grosse  Rolle.  Ich 
führe  hier  einige  cechische  und  mährische  Lieder  an,  um  an  ihnen 
zugleich  au  zeigen,  dass  die  Westslaven  ihre  Verse  ganz  nach  dem- 
selben Principe  bauen  wie  die  Südslaven : 

Sechssilbler  a:  cechisch: 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  235 

V.///JMJ  JI////I J  Jl 

Ja  sem  panna     ruze    Dokud  nemain  muie 

///«m j'jiz/Wij'ji 

AI  budu  mit    mute  Spadne  8  mene  rftie.       Erben  161. 
4  2  4  2 

mährisch: 

V. ///JM  J  Jl//1//!  J  J 

Povcz  mn&  ms     mila  kam  na  trävu  chodii 

J/JJM j'jl////!  J*J 

A  ja  tobe      povim  kam  konicky     vodim.    Susi!  291,  Var. 
4  I  4  2 

a  und  b:  cechisch : 

V.////I  J  Jl  J  JI////I 

Puto-valo      devee  zPrahy   do  Morayy 

A/V/NJU  JI///JM 

Melo  modry      o*i       cely  uplakany 

JWJMj'jU  JIJ»/j|J*l 

Melo  modry      oci       cely      uplaka  -  ny.      Erben  574. 
4  2  2  4 

a  und  c:  mährisch: 

V.///JM  J  JI////IJ  Jl 

Ach  mamicko   mamko    srce  sa  mne  zamklo 

//jij  /Vi  j//jm  j'j 


Kdomneho  odemkne?    neni  doma     Janko.       Susil  197. 
3  3  4  2 

c  and  a:  cechisch: 

v. //JI/J\JI  ///JM  J  J 

Jak  se  dam  posekam   ten  zele-ny  hajek 

.    //J  l J/JI///JM  J  J 

Abi  ml     zafoukal   na  mou  milou  chladek.      Erben  173. 
3  3  4  2 

mährisch: 

V.//JI//JI//JI  J  // 

Konopja     konopja     sele-na  konopja 
3  3  3  3 


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236 


W.  Wollner, 


Kdo  na  naäi 

Kdo  na  na*i 
4 


/.NU  J/l 


tei  noci  zakleDa 


3 


Su&il  326. 


Erben  221. 


J  J 

dv«H 

/jl/jJI  J 
dveH    tej  noci  zaklepa. 
2  3  3 

b  and  c:  cechisch  (mit  Siebensilbler): 

v,  J  J  I  /J^l  J  J  l  JJ/JM 

Jsem  jsem  z  Rakovnika    mäm  tarn  milovnika 

Jakyho     hezkyho       tovarySe  krejMho. 
3  3  4  2 

mährisch  ( Moti  v v erdo p pel ung) : 

%  J  JI/J^JM  J  Jl  J/JJM 

Dala   sem  ti  pcrko      jako  galanovi 

//J I J  «N*  I  //J I  J^J 

Ty  s'ho  dal  do  hrantu    vranemu     kono  -  vi         Suail  241. 

3  3  3  3 

Und  so  Hessen  sich  genug  Beispiele  aus  allen  Versarten  beibringen. 
Zu  bemerken  ist,  dass  die  regelmässige  Versbildung  in  den  meisten 
Fällen  nur  in  der  ersten  Strophe  der  westski  vischen  Lieder  erhalten 
ist.  Dies  ist  aber  ganz  natürlich.  Wie  jeder  aus  eigener  Erfahrung 
weiss,  prägt  sich  gewöhnlich  nur  der  erste  »Verst  eines  bekannten 
Liedes  genau  ins  Gedächtniss  und  wird  unentstellt  gesungen ,  die 
folgenden  hat  man  wohl  inhaltlich  in  der  Erinnerung,  aber  nicht 
formell.  Daher  wird  man ,  wenn  man  darauf  achtet,  finden,  dass 
sich  beim  gemeinsamen  Gesänge  eines  Liedes  in  den  späteren 
Strophen  bemerkbare  Textvarianten  zeigen.  Nun  aber  wird  das 
Volk  den  genauen  Text  des  »ersten  Verses t  dort  treu  festhalten, 
wo  die  Fähigkeit  geschwunden  ist,  statt  dieses  Textes  einen  andern 
von  gleicher  Güte  zu  schaffen,  d.  h.  dort  wo  die  Volkspoesie  an- 
fängt auszusterben  und  statt  ihrer  das  Kunstlied  das  Uebergewicht 
gewinnt,,  nach  welchem  sich  fortan  der  volksthümliche  Dichter 
richten  wird,  wenn  er  in  die  Lage  kommt,  seinen  Reim  zu  schmie- 
den. Und  so  finden  wir  denn  an  den  Stellen  der  cechischen  und 
mährischen  Lieder,  die  nicht  mehr  genau  in  aller  Gedächtniss  sind, 
das  Princip  der  Gruppenbildung  aufgegeben  und  statt  dessen  das 
accentuirende  Princip  der  deutschen  Poesie  angewandt.  Dasselbe 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  sttdalav.  Volksliedes.  237 

ist  in  den  meisten  slovenischen  Liedern,  nur  in  weit  stärkerem 
Grade  vor  sich  gegangen.  Daher  dürfen  wir  ans  nicht  wundern, 
wenn  eine  rhythmisch  complicirte  Versart  wie  der  Sechssilbler  in 
den  sttdslavischen  Sammlangen  nicht  regelmässig  gebildet  er- 
scheint, da  in  allen  den  Gegenden,  wo  dieselbe  dominirt,  an  der 
Küste  sowohl,  als  auch  bei  den  angarischen  Kroaten ,  die  Volks- 
poesie unter  fremdem  Eioflass  steht  and  im  Niedergang  begriffen 
ist .  Allein  nichts  berechtigt  ans ,  aas  den  anregelmässigen  Versen 
der  Sammlangen  auf  ursprünglichen  Mangel  an  regelmässiger 
Gliederung  des  Sechssilhlers  zu  schliessen.  Ein  Vergleich  der 
Texte  mit  den  Melodien  zeigt  ans  vielmehr,  dass  anch  dieser  Vers 
ursprünglich  nach  den  Abschnitten  seiner  Melodie  gegliedert  wurde. 

4.  Der  Fünf  silbler.  Beim  Fünfsilbler  kommen  folgende 
Formen  vor: 

a)  4  +  1,    b)  3  +  2,    C)  2  4-3. 

Bndmani  and  Zima  nehmen  nur  a  and  b  an  and  leugnen  einen 
regelmässigen  Einschnitt  im  Verse. 

Die  Form  c  kommt  allerdings  in  der  Kuhac  sehen  Sammlung 
aar  ganz  vereinzelt  and  nicht  durchgehend,  sondern  in  Verbindung 
mit  anderen  Versarten  vor;  dafür  überwiegt  sie  aber  in  den  Texten 
nnd  zwar  im  Dreizehnsilbler,  der  aus  einem  Acht-  und  einem  Fünf- 
silbler zusammengesetzt  ist.  Ich  habe  sie  darum  mit  angeführt. 

Die  beiden  Formen  a  und  b  finden  sich  in  den  Melodien  mit 
andern  Versarten  vermischt  nnd  selbständig. 

Der  Fünf-  und  Zehnsilbler  gehören  nicht  zu  den  häufigen  Vers- 
arten. Unter  793  lyrischen  Liedern  bei  Vuk  finden  sich  32  in 
Zeh d silblern  und  einige  wenige  fünfsilbige.  Auch  die  Zahl  der 
Melodien  dieser  Gattung  ist  beschränkt,  an  denen  die  Grundform 
zu  erkennen  ist.  Ich  beschränke  mich  daher  darauf,  an  einigen 
Beispielen  die  verschiedene  Gliederung  zu  zeigen,  ohne  weitere 
Vennuthungen  über  Ursprtinglichkeit  oder  Unursprünglichkeit  einer 
der  drei  Formen  anzustellen. 

Die  Form  a  ist  gut  durchgeführt  in  einem  montenegrinischen 
von  2  Chören  gesungenen  Liede  (K.  1023): 

Chor  1 .  Chor  2. 

%J/JMJ  Ji  IJI 

Dala  bih     dala  A  sto  more  Sto 

3  2  4  1 


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238  W.  Wollner, 

Der  Text  geht  weiter  mit  einem  Sechssilbler  im  ersten  Chore: 

Chor  1.  Chor  2. 

Do  dva  vola  plava  Ne  bi  more  ne 

Da  ne  spavam  sama  Sto  norece  sto 

I  dva  draga  mrka  Ne  bi  more  ne 

Za  Jovova  brka  Drl  je  Joyo  de 

4  2  4  1 

vgl.  255.  280.  322.  515.  1346.,  wo  a  mit  anderen  Verearten  ver- 
mischt vorkommt. 

Die  Form  b: 

%  J  J/l-J  Ji  J  JJM  J  Jl 

Oj  a vekro     babo     biaerna  brado 
Biser  se       kruui     u  oasu  truni 
Popij  se      babo     na  dnu  je    zlato.  K.  1246  Slavonien. 
3  2  3  2 

vgl.  568.  864—67.  Die  »/•-  und  78-Taktlieder  436.  586.  1316.  — 
14.  65.  160.  188.  219.  265.  336.  360.  511.  5/0.  679.  1331  (letz- 
tere mit  anderen  Versarten  vermischt) . 

Für  die  Form  c  bietet  die  erste  Reihe  in  den  beiden  Perio- 
den des  Liedes  265  (Backa)  ein  Beispiel: 

V.  J  JI/JJI/JWI/JJI 

Kah     nc  lazi      kazat  6a  te  materi 

Kazi      mar  im  ja     zato  moja       mati  zna 
2  3  4  3 

vgl.  515.  1101.  1125.  1331.  1364  (stets  mit  anderen  Versarten  ver- 
mischt). 

b  nnd  a: 

V.  J  «fJM  J  JIJWJI  Jl 

Osvanu     avezda  na  vedrom  ne  -  bu.       (biß)  1221. 
3  2  4  l 

vgl.  das  nnter  a  angeführte  montenegrinische  Lied,  ferner  980. 
981.  1545. 

Neben  diesen  Formen  finden  sich  auch  solche ,  in  denen  der 
Fttnfsilbler  als  eine  Gruppe  anfgefasst,  einem  einzigen  Motive  ent- 
spricht ,  allein  diese  gehören  unzweifelhaft  späterer  Entwicklung 
an.  Bei  den  Westslaven  kommt  die  oben  besprochene  dreifache 
Gliederung  ebenfalls  vor,  aber  auch  sie  haben  daneben  die  Auf- 
fassung des  Fünfsilblers  als  eine  Gruppe.  — 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  ßüdslav.  Volksliedes.  239 


B.  Zusammengesetzte  Versarten  (Perloden). 

1.  Der  Drei zebnsilbler.  Die  Periode  des  Dreizehnsilblers 
besteht  aas  der  Reihe  des  Achtsilblers  und  der  des  Fttnfsilblers  und 
zerfallt  je  Dach  der  Gliederung  des  Fttnfsilblers  in  3  Klassen : 

a)  8  +  5\    b)  8  -f-  5b.   c)  8  +  5C. 

Die  häufigste  Form  bei  Kuhac  ist  a,  doch  sind  b  und  c,  wenn 
aoeh  in  nur  wenigen  Beispielen,  ebenfalls  vertreten. 


In  den  Texten  finden  wir  alle  3  Formen,  z.  B. : 


a)  Suncenamje 

na  zahodu 

brzo  de  nam 

zaö 

A  nevjesta 

na  othodu 

brzo  öe  nam 

poc 

2ali  nevu 

stara  m&jka 

otkle  iina 

poö 

Zatoneve 

i  ne  ha jo 

stoje  majei 

*o 

Idem  majko 

dobro  moje 

brijeme  je 

poc 

4 

4 

4 

1 

b)  Povila  se 

zlatna  iica 

iz  vedra 

neba 

Savila  se 

milom  kuma 

u  svilna 

nedra 

To  ne  bila 

zlatna  /  ica 

iz  vedra 

neba 

Veö  to  bila 

lepa  ruia 

od  dobra 

roda 

4 

4 

3 

2 

e)  Listak  pade 

na  livadu 

cya'j 

livada 

Livada  je 

lepe  Maro 

al'jo 

odbegla 

Odbegla  je 

talosnice 

caru 

pod  sator 

Pa  se  igra 

s  careviöi 

ipsod 

satora 

Car  joj  dajo 

zlatnu  bunnu 

da  s'njim 

poigra 

A  carica 

zlatnu  krunu 

da  snjim 

ne  igra 

4 

4 

2 

3 

Wenn  in  den  Rhythmen  bei  Knhac  die  Form  a  vorwiegt ,  so 
zeigen  dagegen  die  Verse  des  Vuk'schen  ersten  Bandes  überwiegend 
die  Form  c.  Es  sind  dies  meist  kurze  Lieder  von  2—14  Versen; 
nur  ein  längeres,  755,  zählt  48  Verse.  In  diesem  lassen  sich 
2  Verse  nach  a  theilen,  24  nach  b  und  29  nach  c.  Die  Zahl  sämmt- 
licher  Dreizehnsilbler  im  ersten  Bande  beträgt  nach  meiner  Zählung 
344.  Ausserdem  habe  ich  zu  der  folgenden  Tabelle  Vuk's  herzego- 
winische  Sammlung  und  die  der  Zeitung  «Nasa  Sloga«  (Istrien)  und 
das  einzige  dreizehnsilbige  Lied  der  Mazuraniö'schen  Sammlung 
(Kroatische  Küste)  hinzagenommen.  Das  Verhältniss  ist  folgendes : 

Die  Zahl  der  im  Fünfsilbler  möglichen  Combinationen  1-,  2-, 
3-,  4-  und  5-sübiger  Wörter  beträgt  16. 


240 


W.  Wollaer, 


V. 

V.H. 

N.S. 

1. 

0. 

Paraske  vija  1,  254,  8. 



1. 

4. 

1. 

2. 

4.  1. 

gizdareva  der  I,  593,  2. 

a. 

10. 

8. 

2. 

3. 

1.  4. 

pod  gjuvegjijom  I.  71,  3. 

13. 

20. 

2. 

4. 

3.  2. 

okolo  sebe  I,  43,  3. 

b. 

8. 

1. 

2. 

5. 

2.  3. 

Cijaj'  livada  I,  470,  1. 

c. 

103. 

70. 

28. 

6. 

3,  1.  1. 

Briieme  ie  poc  I,  59,  5. 

a.  b. 

16. 

8. 

1. 

7. 

1.  1.  3. 

AI  je  odbegla  I,  470,  2. 

c. 

40. 

51. 

21. 

8. 

1.  3.  1. 

i  gospodin  Bob:  I,  54,  2. 

i. 

10. 

9. 

2. 

9. 

2.  2.  1. 

Otkle  ima  po<5  I,  59,  3. 

a.  o. 

6. 

23. 

2. 

10. 

1.  2.  2. 

I z  vedra  neba  I,  93,  1 . 

b. 

44. 

20. 

17. 

IL 

2.  1.  2. 

Caru  pod  aator  I,  470,  3. 

b.  c. 

44. 

23. 

7. 

12 

2  111 

Rrzo  6p  nani  za<5  I  59»  1 

a.  b.  c. 

13. 

7 

•  • 

4 

13. 

1.  1.  1.  2. 

Da  s'  njim  ne  igra  I,  470,  6. 

b.  o. 

7. 

11. 

5. 

14. 

1.  2.  1.  1. 

ne  dao  mu  Bog  I,  22,  5. 

a.  b. 

13. 

4. 

1. 

15. 

1.  1.  2.  1. 

Sto  je  majci  S'o  I,  59,  4. 

a.  c. 

14. 

8. 

11. 

16. 

1.  1.  1.  1.  1. 

a  äto  mi  ti  je  I,  696,  6. 

a.  b.  c. 

2. 

3. 

4. 

344. 

270. 

HO. 

Von  den  344  Versen  ans  Vuk  I.  lassen  sich  theilen. 


ina:  Nr.  2  —  10 

inb:  Nr.  4—  8 

inc:  Nr.  5-103 

-  6  —  16 

-  6  —  16 

-7—40 

-  8  —  10 

-10  —  44 

-9—6 

-9—6 

-11—44 

-  11  —  44 

-  12  —  13 

-  12—13 

-12—  13 

-  14  —  13 

-13—  7 

-  13—  7 

-  15  —  14 

-  14  —  13 

-15—  14 

-16—  2 

-16—  2 

-  16—  2 

84 

147 

229 

in  keine  der  drei  Formen. 

Nr.  1  —  1 

-  3—13 

14 

Von  270  Versen  der  Vuk'schen  herzegovinischen  Lieder  : 

ina:  Nr.  2—  8 

inb:  Nr.  4  —  1 

in  c:  Nr.  5  —  70 

-6—8 

-6—8 

-  7  —  51 

-8—9 

-10  —  20 

-  9  —  23 

.  -  9  —  23 

-  11—23 

-  11—23 

-12—  7 

-12—  7 

-12—7 

-  14—  4 

-13  —  11 

-  13  —  11 

-15—8 

-14—4 

-15—8 

-  16—  3 

-  16—  3 

-  16—  3 

70 

67 

196 

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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  slidslav.  Volksliedes.      24 1 


in  keine  der  drei  Formen:  Nr.  1  —  4 

-  3  —  20 


24 

Von  110  Versen  der  Sammlungen  Nasa  Sloga  und  tfaiurank 


ina:  Nr.  2—  2 

in  b:  Nr.  4—  2 

1               VT       r  An 

in  c:  Nr.  5  —  28 

-  6-  1 

-  6—  1 

-  7  —  21 

-  8—  2 

-  10—17 

-  9—  2 

-  9—  2 

-11—7 

-11—  7 

-12—  4 

-  12—  4 

-12—  4 

-14—  1 

-  13—  5 

-13—  5 

-  15—11 

-14—1 

-  15  —  11 

-16—  4 

-16—  4 

-  16—  4 

27 

41 

82 

in  keine  der  drei  Formen: 

Nr.  1  —  l 

-  13  —  2 

3 

Die  Gasammtzahl  der  Verse  beträgt 

344 
270 
110 


724 


Davon  lassen  sich  theilen: 
ina:  84      inb:  147      inc:  229   nicht theilbar 
70  67  196 

25  41  82 

179  255  507 

Wenn  wir  von  den  724  Versen  die  herausnehmen,  die  sich  nur 
auf  eine  einzige  der  drei  Arten  gliedern  lassen,  so  erhalten  wir  fol- 
gendes Resultat : 
nur  ina:  Nr.  2     Vuk  I.  10 

-  8  10 

20 

nur  inb:  Nr.  4     Vuk  I.  8 

-  10  44 


52 

nur  inc:  Nr.  5   Vuk  I.  103  Vuk  H 
-  7  *  40 
143 

A rotair  für  sUviiche  Philologie.  IX. 


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242  W.  Wollner, 

Von  724  Versen  lassen  sich  313,  also  über  %  nnr  in  die 
Gruppen  2  -f-  3  th eilen. 

Wir  sehen  also  im  Texte  die  Form  c  vorwiegen,  a  und  b  da- 
gegen zurücktreten.  Der  Rhythmus  der  Melodien  zeigt  das  umge- 
kehrte Verhältniss. 

Die  dominirende  Form  ist  a  (4     1),  z.  B. 

Imam  dragu  u   sokaku      koju  dobro  znain  (bis; . 

4                    4                    4  1       148.  Slavonien 

oder  * 

5    *     *    0     *  0     0     0    4     <   4)    4)    0)    s  <sH 

Vu  ne  gore      lepo  drevce     tenko   viso  -  ko  (biß). 

4  4  4  1        149.  Kroatien. 

vgl.  17.  38.  93.  309.  310.  334.  341.  380.  482.  527.  576.  807.  851. 
871.  897.  899.  1015.  1025.  1027.  1472.  1473. 

Die  Reihe  des  Ftlnfsilblers  wird  wiederholt: 

0    0    0     0         0     0     0    0         0    0     0    0     I    G        0    0    0    m         o  ! 

Posadi  se       doma-öine       neka  ti  je     cast    neka  ti  je  cast 

Medju  braöoro     i  drnzinom     Vazda  posten  glas   vazda  posten  glas. 

1239.  Konavljc. 

vgl.  70.  358.  492.  808.  844.  846.  898.  1225.  1268.  1270.  1273. 
Sechsachteltaktform : 

I  h  I  h  I  J  h  J  h     I  J*  I     I  J  I 

0  0     0  4  0  0     0  0  0  0     0  0      ■    V  ■ 

Sinoc  su  mi  Stafti  doili    da  ja  maSi  -  ram.  418.  Kroatien 
4  4  4  1 

vgl.  1408  und  853  (Wiederholung). 

Verdoppelung  der  Periode  mit  Ausnahme  des  letzten 

Motives: 

Djevoj-cica       ruiu  brala     pak  je  zaspa  -  la 
4  4  4  1 

J  JIJ  JIJJIJ  Jl  J  Jl  J  Jl  Jl 

Djevoj  -  cica     ruzu     brala   pak  je   zaspa  -  la.  847.  Slavonien. 
4  4  4  1 

vgl.  380.  848.  849.  854.  1015.  —  401  zeigt  die  siebentheilige  Pe- 
riode ohne  vorhergehende  viertheilige. 

Andere  Formen  Ubergehend  komme  ich  zu  b  (3  4-  2)  ■ 
Ein  paar  vereinzelte  Lieder  zeigen  diese  Form,  so  z.  B. : 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  dea  südslav.  Volksliedes.  243 

Druge  n.oje      se  le-ni-le      kada  sani    i  ja. 

4  4  3  2  491.  Istrien. 

oder 

Dobro  dosü       mili  gosti      oj  dobro  dosli. 

122*  Slavon.  Militärgrenze. 

oder  mit  Dehnung: 

'*  4    0)    0    0         *    4    *    •  i    ^  1 

Snoste  dojde    ouzdi  junak     u  nas  na    gosti      u  nas  na  gosti 

/mim/im/uij  ji  J'ji  j 

kat'go  vidje      malka  moma    tja  go  zali   -   bi     tja  go     zali  -  bi. 
4  4  4  1  4  1 

2o5.  bulgarisch. 

In  einigen  Liedern  dieser  Form  wird  jeder  der  beiden  Be- 
standteile des  Verses,  Achtsilbler  und  Fünfsilblei 
wiederholt: 

Stalscjesem      ranovjutro  stalsejesem  ranovjutro 


,VJI  J  JI//JIJ  J! 


4  4  4 

! 

I 


Malo  pred  zorum   malo  pred  zorum. 

3  2  3  2  ÖOl.Vrabce. 

vgl.  902.  903.  u.  900,  wo  der  8-silbler  dreimal  gesungen  wird. 

a  und  b  finden  wir  in  einer  eigentümlichen  Form  zusammen 
im  Liede  843  (Serbien) : 

.H«J  JIJ  JIJ  JiJ  JIJ//IJ  J 
Devoj-ka  je     ruin     brala     pa  je  za  -  spala 

%//JJI%JJIJJl/jl//lJI 

Dovojka  je  ruzu     brala    pa  je  zaspa  -  la. 

4  4  4  1 

Hier  ist  aus  der  zweitheiligen  Periode 
J  0       I  J  J  I  durcn  Verdoppelung  der  ersten  Reihe  (des  Acht- 
silblers)  eine  dreitheilige  geworden  J  J  J  J  |  J  J  J  J  |  J  jN  #*  j  J  ; : 


in  der  zweiten  Periode  ist  ausser  Motiwerdoppelung  noch  ge- 
mischter Takt  hinzugetreten.  Dieselbe  ist  folgendennassen  aufzu- 


16* 


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244 


W.  Wollner, 


4      0    4    0    4         f«    0    J    J    J   I   J    J    J    J    f  * 

c  erscheint  in  mehreren  Liedern,  so  in  1207  (Slavonien  : 

ü    livadi      podjavorom      voda     izvi-ra  (bia). 
4  4  2  3 

vgl.  1207.  1349.  1426  (Var.  1451).  1551. 

Denselben  Rhythmus  hat  das  kroatische  Nationallied:  Jos 
Hrvatska  ni  propala,  dok  mi  üvimo  (K.  1553).  Der  Text  entstand 
wie  der  Dichter,  Ljudevit  Gaj,  selbst  erzählt,  anfeiner  Fahrt,  auf 
welcher  ihm  von  fern  die  Bassmelodie  eines  Tanzliedes  in  die  Ohren 
brummte.  Sein  Freund  Livadiö  hörte  ihn  gleich  nach  seiner  An- 
kunft, beim  Aufschreiben  der  ersten  Strophe,  die  Melodie  summen 
und  harmonisirte  dieselbe.  (Vgl.  Kuhac's  Anmerkung  zu  1554.  IV, 
8.  362). 

c  findet  sich  ferner  im  Liede  1439,  nach  einer  Zwölfsilblerpe- 
riode. 870  zeigt  im  zweiten  Motive  des  Achtsilblers  Dehnung  und 
im  Fttnfsilbler  Wiederholung  des  verdoppelten  zweiten  Moti ves : 

KiSa  pade      travaras-te     to  je     godina  godi-na. 
4  4  2  3  3 

Diese  Wiederholung  des  zweiten  Motives  ist  zugleich  ein  Zei- 
chen dafür,  dass  das  Volk  den  Fttnfsilbler  dieser  Form  nicht  als 
eine  Gruppe  fasst,  sondern  als  zwei. 

Zur  Dehnung  im  Achtsilbler  vgl.  343,  wo  die  beiden  Motive  der 
Achtsilblerreihe  erweitert  sind. 

So  haben  wir  denn  in  den  Melodien  des  13-silblers  den  Grund 
zu  der  dreifachen  Gliederung  des  Textes  gesehen  und  sind  daher 
auch  berechtigt,  für  den  Text  ursprünglich  regelmassige  Gliederung 
anzunehmen.  Die  ältesten  Dreizehnsilbler  sind  im  16.  Jh.  von 
Hektorovic  aufgezeichnet  und  im  Gedicht  Ribanje  (der  Fischfang) 
verwendet.  Dort  singen  ihm  seine  2  Fischer  einen  Trinkspruch : 
Paskoje:  Nas  gospodin   poljemjizdi,   jizda  da  mu  je, 

4  4  4.1 

Nikola:  Na  glavi  mu   svilan  klobuk,    sinca  da  mu  je, 

4  4  4  1 


i)  Im  Original  zwei  2/i-Takte. 


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Untersuchungen  Ober  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  245 


[Paskoje:]  U  raci  mu    zlatne  knjige.    dru&ba  da  mu  je, 

4  4  4  1 

N  i kol a :]  Prid  nj im  sluga   pisan  poje,    na  cast  da  mu  je. 

(Stari  Pisci  VI,  S.  9.  —  Die  eingeklammerten  Namen  fehlen  bei 
Hektorovic ;  man  darf  aber  wohl  annehmen,  dass  die  Verse  von  den 
Sängern  alterairend  gesangen  wurden  und  nicht  der  eine  den  ersten, 
der  zweite  die  übrigen  sang.) 

In  der  Komödie  Dundo  Maroje  des  Marin  Drzic  (Mitte  16.  Jh.) 
kommen  zwei  italienische  Verse  dieses  RhythmuB  vor: 

Chi  t'ha  fatto   quelle  scarpe   che  ti  stan  si  ben 

4  4  4  1 

Che  ti  stan  si   ben  Gernieta   che  ti  stan  si  ben. 

4  4  4  1 

(Act.  HI,  Sc.  III,  Stari  Pisci  VII,  S.  290.» 
Diese  Verse  sind  einem  ragusaner  Bedienten  in  den  Mund  ge- 
legt und  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  sie  aus  einem  ragusani- 
schen  italienischen  Volksliedchen  stammen  (das  vielleicht  nach 
slavischem  Rhythmus  gemacht  wurde) .  — 

2)  Der  Vierzehnsilbler:  Die  Periode  dieses  Verses  setzt 
sich  zusammen  aus  der  Reihe  des  Achtsilblers  und  der  des  Sechs- 
silblers.   Seine  gewöhnliche  Form  in  den  Melodien  ist  8  +  6a, 

z.  B  • 

Divoj-Üca       Dunavgazi       noge  ima      biele  (bis). 

4  4  4  2     888.  Bisag. 

vgl.  15.  101.  145.  210.  274.  596.  886.  888.891.  1108.  1111.  1234. 

1363.  1372.  1385.  1443.  1455.  1470. 

Dieselbe  Form  mit  Wiederholung  des  Sechssilblers: 

y.////l////l///JKIJ  JI/JJ/IJ  Jl 

Je  H  Maro  raajke  iao     ito  ti  hoceS    pojti   Sto  ti  hocei  pojti. 
4  4  4  2  4  2 

1255.  Slavonien. 

vgl.  S87,  13  und  147,  wo  vor  der  Wiederholung  ein  Refrain  einge- 
schoben. 

Die  Sechsachteltaktform  zeigen:  107.317.  1433;  vgl.  387. 
die  Dreivierteltaktform  das  Lied  893  (Bocche) : 

Devoj  -  cica      vodu     gasi      noge    joj  se  bele. 
4  4  4  2 


246  W.  Wollner, 

Za^mo^  ko*.  JUe   ^  gro-o  -  ton  ee  .cNjo. 

Die  For  m  b  ist  mir  in  der  Melodie  nicht  bekannt,  man  müsste 
denn  die  erste  Periode  des  Liedes  825  (Bisag)  als  solche  ansehen : 

Snolka  mi  je  pismo  doMo         spod  be-loga  grada. 

Die  Form  c  hat  die  Melodie  eines  bulgarischen  Liedes,  154. 
Der  Text  macht  es  aber  zweifelhaft,  ob  wir  hier  wirklich  eine  Vier- 
zchnsilblerperiode  annehmen  sollen,  oder  eine  Weiterbildung  des 
Elfsilblers  (Wiederholung  des  dritten  Motives) : 

Ogun^gori      na  planina     Vidjeh  go   vidjeh  go; 

Daj  mi  manio  vjeren  eovjek   Da  idü      da  idü  (bis/. 
2  2  3  3 

In  den  Texten  dominirt  ebenfalls  die  Form  a.  Von  185  Versen, 
die  ich  untersuchte  (es  waren  die  Texte  der  Lieder:  15.  IUI.  107. 
147.  210.  274.  387.  596.  886  u.  Var.  887  u.  Var.  888.  891  Var. 
S93.  1108.  1111  u.  1470)  zeigten  a:  144,  in  b  Hessen  sich  theilen: 
119,  in  c:  55. 

Bei  der  Abwesenheit  von  Melodien  der  Form  b  und  c,  habe  ich 
vorläufig  nnr  die  Form  a  in  meine  leb  ersieht  der  zusammenge- 
setzten Versarten  aufgenommen.  — 

?)  Andere  Zusammensetzungen.  Hierher  gehören  die 
aus  2  rhythmischen  Reihen  gebildeten  Perioden:  des  Sechzehn- 
silblers  (84-8)  zu  dem  alle  aus  zwei  Achtsilblem  gebildeten  Pe- 
rioden gezählt  werden  können,  des  Fünfzehn  silblers  (8  -f-  7), 
des  Vierzehnsilblers  (7  4-7),  des  Dreizehnsilblers(74-6), 
des  Zwölfsilblers  (6  4-  6),  des  Elfsilblers  (5  4-  6)  und  des 
Zehnsilblers  (5  4-5).  Die  aus  den  Reihen  des  Acht-  und  Sieben* 
silblers  zusammengesetzte  Fünfzehnsilblerperiode  können 
wir  Ubergehen,  da  für  ihre  Reihen  dasselbe  gilt,  wie  für  den  Acht- 
und  Siebensilbler,  den  Zwölfsilbler  hatten  wir  bereits  als  Sechs- 
silblerperiode, den  Zeh ns übler  als  FUnfsilblerperiode. — 

Der-  Dreizehnsilbler  (7  4-6)  besteht  ans  einem  Sieben- 
silbler und  einem  Sechssilbler  der  Form  a,  z.  B. : 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  247 


Prevezi  me      Dunave      Prevezi  me    preko.  235. 
4  3  4  2  « 

vgl.  76.  82.  220.  271.  355.  474.  528.  680.  681.  684.  1118.  1402. 
1411.  Im  Sechsachteltakt  1304.  1340. 

Der  Elfsilbler  hat  2  Formen:  1)  5»  (3  +  2)  +  6*  (4  +  2), 
V.J  J/MJ  Jl  ■ 

Ah  sto  du  ito  du  Sto  ne  spavam  nodn.        65.  Serbien. 
3  2  4  2 

vgl.  336.  360.  368.  511.  570.  619.  —  368.  414.  932.  935.  1033. 

2)  6*  4-  5»  (gewöhnlich  a)  z.  B. : 

I*  4   4   4   4    \  44\4444  ^ 

Sinod  sam  si    samsje-de-dl  misli  -  o.     562.  Slavonien. 
4  2  4  1 

vgl.  1332.  1333.  1384.  1404.  1405.  1590. 

Dag  obige  Beispiel  giebt  ein  gutes  Specimen  eines  Liedes,  in 
dem  das  des  Singens  nicht  mehr  kundige  Volk  den  Zusammenhang 
zwischen  Rhythmus  der  Melodie  und  Gliederung  des  Textes  ausser 
Augen  gelassen  hat.  Den  Text  bildet  ein  dreiteiliger  Elfsilbler, 
dessen  Gliederung  die  folgende  ist :  Sinoc  sam  si  sam  sjededi 
mislio. 

3)  6*  4-  5°.  Kommt  nur  in  strophischen  Melodien  vor,  ist 
demnach  modern.  So  z.B.  515,  wo  diese  Form  mit  der  unter  2)  er- 
wähnten und  mit  Zwölf-  und  Zehnsilblern  vermengt  ist.  — 

II.  Dreitheüige  rhythmische  Reihe. 

1)  Der  Z  wölfsilbler  besteht  aus  3  Viersilbengruppen.  Im 
wirklichen  Volksliede  ist  mir  dieser  Vers  nur  aus  einem  Beispiele 
bekannt.  In  dem  Liede  Vuk  I,  51  lauten  der  zweite  und  dritte 
Vers: 

(Poodi   mili  kume  I    vreme  ti  je) 

Ostavi  nam    kolu  dare    zakon  ti  je 

>  4  4  -  4 

Ako  Ii  nam    ne  ostavis   zazor  ti  je 

4  4  4 

Diese  2  Verse  sind  die  einzigen  Repräsentanten  der  Versart. 
Ihr  Rhythmus  ist  zweifelhaft.  Wahrscheinlich  ist  er  dem  des  Drei- 


248  W.  Wollner, 

zehnsilblers  a  ähnlich  (das  Lied  steht  unter  den  Hochzeitsliedern 
dieses  Rhythmus) .  Vgl. 

Nu  izlazi    stari  Brate     brijeme  ti   je   I.  52 

4  4  4  1 

und 

I  vodite     mladu  Maru   u  zakon  vi  je   I,  54. 
Ebenso  wird  wahrscheinlich  in  den  beiden  Z wölfsilblern  eben- 
falls die  letzte  Silbe  der  dritten  Gruppe  hervorzuheben  sein,  also 
vielleicht  folgendennassen : 

4/.  h  h  h  h  I  r^hhM   h  h  1 1  I] 

^  s  ä  *  ä      0000  000a 

Ostavi  nun    kolu  dare      zakon  ti  je. 
4  4  4 

also  Erweiterung  des  letzten  Motives  der  dreitheiligen  Zwölfsilbler- 
reihe. 

Diese  Form  kommt  in  den  Melodien  wirklich  nicht  selten  vor, 
so  z.  B.  in  einem  (gereimten)  slavonischen  StadÜiede  K.  112: 

Tanburica     sitnim  glasoin     u-da-ra  -  &e 

Nuz  tanburu     mlado  momce    popieva  -  se. 
4  4  4 

Durch  diese  Schlussdehnung  verliert  die  Reihe  natürlich  ihren 
dreitheiligen  Gharacter.  Erhalten  ist  die  Dreitheiligkeit  in  den 
2  ersten  Perioden  des  Liedes  1233  (ung.  Kroatien) : 

J  J  J  j  i  J  j  J  J I J  J  J  J  l 

Ljubljena  vi    bratja  ka  ste    ovde  spravna 

JJJJIJJJJIJJJJi 

Sada  posiah  -  nuti    budi  -  te  pripravna 

V«  J  J  J  J  J  J  I  J  J  J  J  J  J  I 

Od  evetoga  hiitva    hoce  govor  biti 

-  —     -  * 

4  2  4  2 

'/«JJJJIJJJJIJJJJI 

Va  koji  mla  -  dici  kann  vastupiti. 
4  2  4  2 

Es  ist  dies  ein  Lied,  das  vom  Schullehrer  bei  der  Trauung  in 
der  Kirche  gesungen  wird.   Die  Melodie  vermögt  für  die  beiden 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  südalav.  Volksliedes.  249 

ersten  Perioden  einen  dreitheiligen  Text  (4  +  4  +  4)  für  die  dritte 
einen  zweitheiligen  (6  -f-  6)  nnd  fttr  die  vierte  wieder  einen  drei- 
theiligen. Wie  man  sieht  passt  bereits  der  zweite  Vers  nicht  zn  der 
Melodie,  da  er  ans  zwei  Sechssilblern  besteht. 

Im  Sechsachteltakt  finden  wir  drei  t  heil  ige  Form  in  1260 
(Istrien),  wo  ebenfalls  der  Text  nicht  passt : 

Stojte  nam  ve  -  selo  stojte   nam  ve  -  selo. 

— i —  t  — Ä — r 

Eigenthttmliche  Dehnung  zeigt  1534  Küste) : 

Fran  se  I  -  Ii  -  jani  Fran  se     I  -  Ii  -  ja  -  ni 

■  — -     —  ■■  - — ^  _- 

///-N;;;;iji  jij  ji 

Fran  se  I  -  Ii  -  ja  -  ni  l  kama  -  re  ago-va-ra. 

In  den  3  letzten  Beispielen  waren  es  Sechs  silbler  die  als 
Text  verwendet  wurden .  Auch  Achtsilbler  kommen  vor,  durch 
refrainartigen  Zusatz  dem  Rhythmus  des  Zwölfsilblers  ange- 
passt,  z.  B. 

/^jm;»/  ji  ji 

Jur  tri  noöi      iiisam  spala     (ttdna  ro  -  ia). 

4  4  4      312.  ung.  Kroatien. 

Tkotikupi       kolan^e  to    (haj  ha  ha  haj* 

?h:\  j  Am  j\tht\ 

Kolan-6e  to     (dy  duto    dq)  kolan-ceto. 

4  4  4        771.  Hercegovina. 

vgl.  82.  655.  879—81.  963.  1014.  1019.  1037.  1041.  1042. 

In  allen  diesen  Beispielen  ist  die  Dreitheiligkeit  allerdings 
nicht  immer  erhalten,  alle  diese  Formen  aber  lassen  die  ursprüng- 
liche Dreitheiligkeit  der  Zwölfsilblerreihe  noch  deutlich  erkennen. 

Was  den  Text  anlangt,  so  gehören  hierher  einige  herzegovini- 
sche  Lieder  in  Achtsilblern  mit  viersilbigem  refrainartigen  Zusatz 
nach  jedem  Verse  z.  B.: 

O  nevene   moj  nevenko   (Ahjadi  moj)       Vuk  H.  274. 


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250 


W.  Wollner, 


vgl.  285  and  286  (o  müe  moj). 

Aus  diesen  Beispielen  können  wir  auf  die  einstige  Existenz 
eines  dreitheiligen  Zwölfsilblers  schliessen,  der  im  Laufe  der  Zeit 
durch  die  viertheilige  Periode  des  doppelten  Sechssilblers  fast  gänz- 
lich verdrängt  wurde.  — 

2)  Der  Elfsilbler.  Er  gliedert  sieh  regelmassig  in  2  Vier- 
und  eine  Dreisilbengruppe.  Die  stidsla  vi  sehen  Metriker  erkennen 
die  Diäresen  nach  der  vierten  und  achten  Silbe  an,  z.  B. : 

Izvilase      sveta  gora  zelena: 

To  ne  bila   sveta  gora  zelena, 

Veötobila  sveta  erkva  Sonja; 

Unjoj  pojn  sestokrilni     angjeii,  n.  s.  w.  Vuk  I,  202. 

In  der  Melodie  kommt  Dreitheiligkeit  gelegentlich  vor : 

%J  J  J  JIJJ  J  JIJ  J  Jl 

Za  ito  dragi  zlobu  tajnu     provodis.  208.  Easek. 


oder: 


V«  J  J I  J  J I  J  J I  J  J I  J  j ! 


i 


Siro  -  tasam    i  sve    mi  se      zalu  -  je. 

4  4  3       585.  Djakovo. 

Gewöhnlich  aber  wird  dnreh  Verdoppelang  oder  Wie- 
derholung des  letzten  Motives  Viertheiligkeit  oder 
vielmehr  Zweitheiligkeit  erzeugt,  z.  B.: 

fc/J/JI/JJ^Irw  J  JUI 

Jasepopeh    na  pistanske  plani  -  ne.   578.  Slavonien. 

vgl.  440.  587.  622.  909.  919.  1216;  vgl.  910. 
mit  Wiederholung  und  Verdoppelung: 

Djevojdica     omilje  brala     vu  baädi       vu  baiöi  . 

Jl  Jl 

I^jevojcica    smilje^  brala     vubai-di.  911.  Zagorje. 

vgl.  505.  910.  912.  914.  915.  917. 

Wie  hier  die  erste  Periode  durch  Wiederholung  den  Rhythmus 
des  Vierzehnsilblers  erhält ,  so  wird  im  Liede  233  (Militärgrenze) 
der  Text  dem  Rhythmus  des  Fttnfzehnsilblers  angepasst : 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  slidslav.  Volksliedes.      25 1 


v.  J  j  j  Jlj  j  J  Jlj  j  J  Jlj  j  J 

Vijala   se     biela  loza      6t«Ja   /ora  vinova. 
4  4  4  3 

Die  erste  Periode  des  bosnischen  Liedes  159  hat  du  i  ch  Mo- 
tiv ve  r  d  op  pe  1  ung  und  ausserdemWiede  r  holung  des  ein- 
fachen letzten  Motives,  das  pentapodische  Verhältniss  2:3 
erhalten : 

Vi  J  J      J  I      J  J  J  I      J  I      •  I  I 

*    4     4    4     4       4     4    4    4       rj     ^       c       0  0 

Od  kako  je      Banjaluka      posta  -  la  postala. 
4  4  3  3 

Einfache  nnd  gedehnte  Form  zusammen  zeigt  505 
Syrmien) : 

Jesi  1'  bi-o       tamo  gore       u  dvoru 
4  4  3 

r>  h  h  h  I  h  h  h  h  i    1 1  1 1 

0     0     0     4  0     0     0     4  4     0         0  I 

Jesi  1'  cu-o      5ta  o  meni      govo  -  ru.  — 
4  4  3 

3)  DerZehnsilbler:  Budmani  nnd  Zima  nehmen  im  Zehn- 
silbler  nnr  einen  regelmässigen  Einschnitt  nach  der  vierten  Silbe 

an:  -  -  |  -  -  |  |  -  -  |  —  |  —  |.  Dies  ist  consequent,  da  sie 

im  Sechssilbler,  dem  ja  der  zweite  Theil  des  Zehnsilblers  ent- 
spricht, ebenfalls  die  regelmässige  Gliederung  längnen.  Auch  das 
Volk  fasst,  wie  ans  der  Weiterentwickelnng  der  ursprünglichen 
Form  zu  erkennen  ist,  die  6  Silben  des  zweiten  Theiles,  gegenüber 
den  4  Silben  des  ersten,  als  Ganzes.  Damit  ist  aber  noch  nicht  ge- 
sagt, dass  innerhalb  der  6  Silben  keine  weitere  Gliederung  statt- 
findet. Zu  untersuchen  bleibt  ferner  ob  das  obige  Schema  (2  Vier- 
und  eine  Zweisilbengruppe)  die  einzige  Form  dieser  Versart  ist. 
Die  Texte  lassen  uns  bei  diesen  beiden  Fragen  vollständig  im  Stich. 
Sie  zeigen  regelmässigen  Einschnitt,  mit  wenigen  Ausnahmen,  nur 
nach  der  vierten  Verssilbe.  Wir  müssen  daher  bei  den  Melodien 
nach  Auskunft  suchen. 

Bei  meiner  Betrachtung  theile  ich  die  Zehnsilbler  in  zwei 
Klassen,  in  lyrische  und  epische,  und  beginne  mit  der  lyri- 
schen Klasse. 

Wir  hatten  oben  3  Formen  des  Sechssi lblers  angenommen, 
a  4  +  2),  b  (2  -h  4)  und  c  (3  +  3).  Ich  will,  der  Kürze  halber. 


252 


W.  Wollner. 


die  verschiedenen  Arten  des  Zehnsilblers  nach  der  Gruppenforma- 
tion  seiner  zweiten  Hälfte  bezeichnen  als : 

a)  4  +  4 +  2,    b)  4-4-2  +  4,    e)  4  +  8  +  3. 
Die  Melodien  zum  Zehnsilbler  zeigen  als  häufigste  Form  a.  die 
in  mehreren  Liedern  als  Grundform  erscheint,  z.B.: 

•v./^/1  i  ^«r/^  i  j  j  i 

Uda  -  ralo        u  tamburu      djace  (ter).    619.  Bosnien. 
4  4  2 

vgl.  67.  228.  273.  495.  656.  721.  730.  968.  1052.  1059.  1202. 

Weit  häufiger  aber  ist  die  dreitheilige  Reihe  der  Grundform  in 
eine  zweitheilige  Periode  umgewandelt  worden.  Dies  kann  auf 
verschiedene  Weise  geschehen : 

1)  durch  Motiverweiterung,  wobei  gewöhnlich  die  erste 
Viersilbengruppe  oder  vielmehr  das  erste  Motiv  verdoppelt  wird, 
z.  B.  51  (Fttnfkirchen) : 

v.J  Jl  J  J  I  JJ/JMJ  Jl 

Crna     goro       puna  ti  si  lada 
4  4  2 

j  j  i  j  j  i  j^/»  i  j  j  i 

Srce      moje    joipu-nye  jada. 
4  4  2 

vgl.  7.  8  u.  Var.  83.  163.  304.  316.  510.  773.  1060.  1082.  1089. 

1091.  1092.  1097.  1113.  1123.  1205.  1224.  1236.  1376.  1431. 

1435.  1450.  1459. 

Eine  andere  Art  der  Motiverweiterung  zeigt  298  (Bosnien) : 

Teiko  ce  -  kam  da  m'  au-bo-ta  avane. 
4  4  2 

Mehrfach  findet  sich  Grundform  und  erweiterte  Form  in  der- 
selben Melodie,  z.  B.  33  (Slavonien) : 

V. //^JM/^/l  J  Jl 

Sadi   I-vo      bora  tele  -  noga 

J  J  l  J  J ; //// l J  J  l 

Sadi  ^  I-vo     bora  ^  zele  -  noga. 

vgl.  305  642.  741. 
Ferner : 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  253 


Grundform  (biß)  -f- erweiterte  Form:  620.  740.  1098.  1116.  1277. 
Grundform  (bis)  -f-  erweiterte  Form  +  Grundform :  184. 
Grundform  (bis)  +  erweiterte  Form  (bis) :  1024. 
Erweiterte  Form  +  Grundform :  21.  24. 

Auch  das  letzte  Motiv  kann  erweitert  werden,  indem  jede  der 
beiden  Viertelnoten  zu  einer  halben  wird.  So  z.  B. : 

V.J  JN  J 

Dievo    die vo  i»Sf  mi  Ijubav  kratll 
4  4  2 

J  Jl  J   Jl/J^/I  j  J 
Zait' mi  ^ljubav  ljubavlju  ne  vratis 

J/JJM  J»J»J»/|J|J| 

Vee*  u-bi-jas    srdce  moje    bol  -  no 
4  4  2 

Od  ljubavi      koje  jest  ne  -  voU  -  no. 

4  4  2       245.  Slavonien. 

vgl.  827. 

2)  Die  Dreitheiligkeit  wird  dadurch  aufgehoben,  dass  der 
Zelmsilbler  dem  Rhythmus  einer  anderen  Versart  ange- 
passt  wird,  wobei  der  fehlende  Text  durch  Wiederholung  oder 
Zusatz  ergänzt  wird.  Am  häufigsten  kommt  hier  der  Rhythmus 
des  Vi  erzehnsilblers  zur  Anwendung.  Folgende  Fälle  gehören 
hierher: 

a)  Die  erste  Viersilbengruppe  wird  wiederholt: 
Aus :  Svekrvica  nasu  Ann  kara  wird: 

tt/JWIJJJJM/W/l  J  Jl 

Svekr-vica       svekr-vica      naSu  Anu  kara. 

4  4  4  2  654.  Slavonien. 

vgl.  54.  140.  597.  815.  906.  1901—3.  1030. 1084—5.  1102.  1121— 

1122.  1127.  1227.  1374.  1387;  ferner  6/s-  ™&  »/rftkt:  54.  199. 

273.  375.  656.  1209. 

b)  nach  der  ersten  Gruppe  des  Zehnsilblers  wird 
eine  Viersilbengruppe  eingeschoben,  z.  B.  (lane  moje): 

%  J^i^l/W/U/WU  Jl 

Moja  mama     (lane  tnqje)   sve  mi  prego  -  vara. 
4  4  4  2 

86.  Syrmien;  ebenso  200  (*/«-T.). 


254  W.  Wollner, 

Andere  Einschiebsel:  (oj  fcalosti)  134;  (bela  lalo)  324 
(3/4-T.):  (trananina^  536  (%-T.);  (eto  tako)  1362  («/»-T.). 
Eine  Viersilbengrnppe,  am  Schlnss  angesetzt,  zeigt  665 

(Novigrad) : 

%  j /j /u /j /u /j/u  j.i 

Cvieöe  moje      i  ja  bi  te     brala  (Cviet  ze  -  Uni). 
4  4  4  2 

Neben  dem  Rhythmus  des  Vierzehnsilblere,  wird  auch  der  des 
Zwölf  silblers  beim  Zehnsilbler  verwendet.  Hier  werden  die  2 
ersten  Silben  der  ersten  Gruppe  zur  Vervollständigung  des  Textes 
wiederholt.  Beispiele : 

Zum  Zwölfsilbler  a-fa: 

%/ZZZIJ  JIZZZZIJ  Jl 

Crna  goro      crna     puna  ti  si  lada 

4  2  4  2    52.  Hercegovina. 

V.  ZZZZIJ  JIZZZZIJ 

Pasla  pasla     ovcc    pasla  pasla 

Z///IJ  JI////IJ  J 

Pasla  twwia     ovce    Sujic-kinja     Mara.         437.  Sinj. 
4  2  4  2 

(hier  ausserdem  dreimalige  Wiederholung  des  ersten  Theiles.) 

U.  8.  W. 

Zu  b  4-  b  (mit  Wiederholung  des  zweiten  Theiles) : 

Vs  J  JI////IJ  Jl//// 

Ztoi  «u  dvi  bu  druge         *«  dvi  bu  druge 
2  4  2  4 

j  ji////ij  ji/;// 

Xt|H>     drugocale       ttmo      drugovale.       805.  Kroatien. 

Zu  b  +  a : 

%  J  Jl////l////i  J  Jl 

Kolom  *o/om  vye      Ziriö  Ni-ko  -  di-je.    1029. Serbien. 
2  4  4  2  vgl.  10*8. 

Zu  (b  +  b)  4-  (b  +  a) .  (Zweimalige  Wiederholung  der  ersten 
Silbe  der  ersten  Gruppe.  Zweimalige  Wiederholung  des  ersten 
Theiles.) 

Vi  J  JI////IJ  Jl//// 

Lje-lje  -  tfepe  ti  au  lje-lje  -  ljepe  ti  bu 
2  4  2  4 


igiuzeci  Dy 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  255 

J  JI/J^JM/^J/IJ  Jl 

Lje  -  lje  -  ljepe^ti  su    Cavtaj-ke  dje  -  vo|ke.      258.  Cavtat. 

Aehnliche  Beispiele  4dl.  700. 

Die  Form  mit  erweitertem  Motiv  (die  ich  hier  e  nennen  will), 
sowie  die  Vierzehnsilblerperiode  (14)  und  die  des  Zwölfsilblers  (IS, 
finden  sich  auch  zu  einer  Melodie  verbunden.  So  entstehen  fol- 
gende Combinationen : 

e  +  14:  284,  mit  Einschiebung  von  (oj  djevojko);  608  (ime 
moje);  920.  606  (ime  moje);  1061. 

e*-f-  142i):  1293. 

14  +  e:  132.  653.  691.  718.  719.  720.  833.  907.  1083.  1099. 
1448.  1527. 

14  -f-  e*:  481. 

U.  8.  W. 

e  -h  12  (b  4-  ä)  :  778,  wo  nach  der  ersten  Gruppe  (lane;  ein- 
geschoben. 

14-4-  12:  1086  (Slavonien). 
122 -f-  14  4- e: 

•  v.  jjjj*  u  J  i        l  J  Jl 

Majka  majka      Maru     majka  majka  Munt 
4  2  4  2 

J*/J/  I  J  J I  //jV  I  J  J I 

Majka  majka    Motu     priko  mors  zvala 
4  2  4  2 

Kucko  Mare      kucko  Marc       jesi    Ii   o  -  prala 
4  4  4  2 

J  Jl  J  J  J 

Kucko    Mare     jesi   Ii   o  -  prala.  S29.  Sinj. 

4  4  2  J 

b2+  142^-  12:  1294. 

Ausser  diesen  Formen  kommtauch  Wiederholung  der  zwei 
letzten  Gruppen  (des  Sechssilblers)  in  der  14-silblerpe- 
riode,  Dehnung  der  ersten  Gruppe  und  der  ersten  2  Grup- 
pen u.  dergl.  m.  vor,  wodurch  dann  der  zweitheilige  Charakter  der 


»)  Die  kleinen  Zahlen  oben  bezeichnen,  wie  oft  die  betreffende  Periode 
wird,  also  e*  +  14»  -  e  +  e  +  14  + 14. 


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256 


W.  Wollner, 


Periode  wieder  aufgehoben  wird.  Ich  übergehe  diese  Formen.  Er- 
wähnt sei  noch, dass  der  Zehnsilbler  durch  Wiederholung  dreier 
Silben  oder  Einschiebung  einer  dreisilbigen  Gruppe  dem 
Rhythmus  des  Dreizehnsilblers  (7  +  6)  angepasst  werden  kann, 
z.  B.  905  (ung.  Kroatien) : 

■  V.J/^/l/^JIJJ^IJ  Jl 

Oj   Jelena        Jelena        jabuka    ze  -  lena. 
4  3  4  2 

vgl.  den  Refrain  von  1082; 

oder: 

v.J  J I J  JIJJJ/IJ  Ji 

Hvali  -  la  se    Radu-lova  Ana 
4  4  2 

^//»IJ^JI/^/^l  J  JI 

Hvalila  ae     iro^jena)     Radu-lova  Ana. 

4  3  4  2  363.Spalato. 

vgl.  423  (rodjena).  1126  (dikice).  1406  (mili  moj). 

Durch  die  obigen  Beispiele  wird  klar,  in  welcher  Weise  das 
Volk  verfährt,  wenn  es  bei  der  Anpassung  eines  Textes  an  einen 
fremden  Rhythmus  die  Lücken  des  Textes  auszufüllen  hat.  Die 
Einschiebsel  sind  oft  ziemlich  ausgedehnt.  So  z.  B.  werden  in  einem 
bulgarischen  Liede  7  Silben  eingeschoben : 

Ot  kak  sja  e  (müa  moja  mqjkole)  zora  zazorila. 

In  einem  anderen  Liede  werdon  dem  Verse  durch  Wiederholung 
und  Einschiebung  im  Ganzen  1 3  Silben  zugesetzt : 

Izterale  (djeie  \juUm  te)  izterale  Almaskinje  eure  (rano  Pqjo). 

Wie  weit  die  Rücksichtslosigkeit  gegen  den  Text  gehen  kann, 
zeigt  K.  1064.  Dort  wird  als  »erster  Vers«  nur  die  Hälfte  des  Zehn- 
silblers  gesungen,  dann  folgt  die  zweite  Hälfte  als  zweite  Strophe 
u.  8.  w.  immer  die  Hälfte. 

J  J  JI J  JU 

*    Aj  dje-dje  -  aj    djevoj  -  ko 

j  JU7JJ*; 

(Refrain)  Aj  dje  -  aj  dje-voj-ko. 
Der  ganze  Vers  heisst:  Aj  djevojko  draga  duso  moja.  Der  Text 
der  zweiten  Strophe  ist:  draga  duso  moja.  — 

Noch  will  ich  darauf  aufmerksam  machen,  dass  in  allen  Fällen 


lylllZeO  Dy 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  257 

von  Textergänzung  die  Veränderungen  an  den  ersten  4  Silben  vor 
sich  ging.  Zusätze  wurden  nach  der  vierten  Silbe  eingeschoben, 
die  6  Silben  des  zweiten  Theiles  dagegen  bleiben  stets  unverändert, 
da  sie  als  Ganzes  gefasst  werden.  (Sämmtliche  Fälle  bezogen  sich 
auf  die  Form  a  (4  -f-  4  +  2),  mit  Ausnahme  von  805  (12  b  +  b) .)  — 
Von  der  Form  b  (4  4-  2  H-  4)  finde  ich  Spuren  in  folgenden  Lie- 
dern: 

1)  in  der  Melodie  zu  270  (Zagorje)  als  Grundform: 

To6i-la  de  -  vojka    ruso  vince  (bis) 
4  2  4 

Refrain:   M^|j  J  |  /  /  /  / 

Sedeui  tjeden    danak     ruso  vince 
4  2  4 

Sedem  tjeden   danak     ruso  vince. 
4  2  4 

(Vgl.  hierzu  den  Refrain  von  1 114  (Petrinja) : 
•*J  JIJ  JlslVJ^U  J  I  J 

Ja  sam  mlada    birta  -  sica     Ja  sam   mlada   birU  -  sica 

Refr.    Sedamtjedan     daoa     birta -Sica 
4  2  4 

^^^^l  i  i  i  k  k  s  s  i 

Sedamtjedan     dana     birta  -  Sica.  ) 
4  2  4 

Der  Text  zu  270  ist  sehr  unregelmässig.  Während  der  erste 
Vers  zehnsilbig  ist,  ist  die  Grundform  der  folgenden  achtsilbig, 
darunter  sind  aber,  wie  dies  bei  kajkavischen  Liedern  häufig 
vorkommt,  Neunsilbler.  Regelmässig  achtsilbig  ist  die  beigegebene 
Textvariante  aus  Valjavec'  Varasdiner  Liedern,  ebenso  die  Variante 
Kurelac  440. 

2)  Sehr  entstellt  ist  die  Form  mit  Erweiterung  des  letzten 
Motive s  im  Liede  321  (Glina).  Dort  sind  nämlich  die  Verse: 

Draga  moja  gdje  si,  kako  Ii  si? 
Da  t'  nemogu  cuti  nit'  viditi, 
Nif  po  komu  vjerno  pozdraviti, 

Archiv  für  •Uriich«  Philologie.  IX.  17 


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258 


W.  Wollner, 


Veö  da  bi  te  po  zarkome  suncu : 
öunce  moje  pozdravi  mi  dragog  t 
in  folgender  Weise  der  Melodie  angepasst : 

Drag»  moja    ($w<y  -  Am      divoj  -  iü») 
4  4  4 

0     0     0     0  0      0     0     0  0     0  000^ 

Draga  moja      f  n<ia  mojaj    gdje  Bi     kako  Ii  si. 
4  4  2  4 

Hier  war  die  ursprüngliche  Form  der  zweiten  Periode 

v.j  jij  jij  ji/jjij 

Draga  moja  gdje  si    kako  Ii  ei 

also  die  Form  b  mit  verdoppeltem  ersten  und  erweitertem  letzten 
Motive.  Das  verdoppelte  erste  Motiv  wird  vermittelst  Einschiebung 
von  (rnia  moja)  in  zwei  einfache  aufgelöst  (aus  J  J    J  j  wird 

#T  f  /  /  I  JN  gT  f  I ),  während  der  zweite  Theil,  der  Sechs- 
silbler,  unverändert  bleibt. 

Diese  unveränderte  Form  des  zweiten  Theiles  bestimmt  mich 
in  dieser  Melodie  eine  Umbildung  der  Form  b  zu  sehen,  da  es,  wie 
wir  sahen,  die  Regel  ist,  dass  bei  Veränderungen  des  Rhythmus 
beim  Zehnsilbler  der  zweite  (sechssilbige)  Theil  unverletzt  bleibt. 

3)  Die  Form  b  angepasst  der  Periode  des  Zwölfsilblers, 
erkennbar  am  unverletzt  gebliebenen  Sechssilbler : 

Dvi  su   dvi  su  druge   dvi  su    dvi  su  druge 

Lioo     drugo-vale       lipo      drugo-vale.      805.  Kroatien 

4)  Die  Form  b  mit  erweitertem  Schlussmotive  ist  mit 
der  Form  a  mit  verdoppeltem  ersten  Motive  verbunden  in  K.  53 

(Essek) : 

%j  jij  Jl  jv;;  i  j  Ji 

Gusta    goro     puna   ti  si  lada 

Srdce  moje  jos  pu  -  nije  ja-da 
4  2  4 


uiyiiizeu 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  259 

5)  Die  Form  b  durch  Zusatz  (oj  radosti)  der  Periode 
des  Vierzehnsilblers  (6  +  8)  angepasst,  in  Verbindung  mit 
der  gedehnten  Form  a. 

Sinoö  kasno  pojdoh    iz  duöana      (oj  radoHi) 

J  J  I  J  JI/JJ/IJ  J 


Sinoö  kasno  pojdoh  is  du    öana.  133.  Essek. 

4  4  2 

Dasselbe  mit  Dehnung  des  zweiten  Motives: 

fc/JWIJIJIJWJM 

Cvet  roiica     kraj  Sa-ve  sto-li-ee.  287.  Podusedo. 

4  2  4 

6)  Die  Form  b  durch  Zusätze  dem  Rhythmus  des  Drei- 
zehnsilblers  (6  +  7)  angepasst,  in  der  zweiten  Periode  er- 
kennbar : 

v*  J  J  J  J I J  J  l  J  J  J  J  i  J  J  J  l 

Sinoö  podjoh  (Jfo«>;    sinoö  ^podjoh  r*«n<»; 

J  J  J  Jl  J  JIJ  j  J  JU  JJI 

Sinoö  podjoh     Sefte  -  Ii  sokakom    (i  $rd-<x).        346.  türk. 
4  2  4  Kroatien. 

■ 

7)  Die  Form  b  mit  gedehntem  ersten  Motive 

V.  J  Jl  J  Jl  J  Jl^/M 

Koj  ti    kupi      kolan  -  ceta  Mari.  1032.  Trnovo. 

4  2  4 

vgl.  49.  391  (gedehnt). 

8)  745  (Novigrad).  Dehnung  des  letzten  Motives  der 
zweiten  Reihe: 

Da  je  meni  koga  bi  ja  rada 

Vi  j  j/jm  j  j  /jij  Jl 

Da  je^  meni    koga  bi  ja  ^rada. 

vgl.  545  (Vi-T.)-  • 

In  diesen  und  ähnlichen  Fällen  scheint  mir  die  Form  b  des 
Zehnsilblers  zu  erkennen  zu  sein. 

17» 


uiyiiizeo 


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260  W.  Wollner, 

Die  Form  c  zeigt  499  (bolgar.) : 

Uli-stala       doli -na      Uli  -  atala       doli -na 

Uli  -  stala        serünko      doli  -  na 
4  3  3 

K.  1244  Babina  greda) : 

Oj   djevere       «larfene   prstene  (bis) 
4  3  3 

K.  1140  ung.  Kroatien): 

O-br-ni  so     Mari-ca      ru-Ü-ca  (bis) 
4  3  3 

K.  1142  Tanzlied  (Syrmien): 

Majka  Mfiru  (hophophop)  Majka  Maru  (cnpcnpcnp) 

Majka  Maru      u  kloitar    je   dala  (hophophop) 
4  3  3  3 

Ferner  zeigen  diese  Structur  Lieder  wie  Vnk  I,  678 : 
Umre  umre      Rajole  Rajole 

4  3  3 

Tngjoj  majci    na  kriln    na  krilu 

4  3  3 

sowie  Melodien  wie  K.  738  (Riaan) : 

Momtid  i-de     strancicom  stranMcom 
4  3*3 

Zaki-den  je     grancicom  grancicom 
4  3  3 

also  Siebensilbler  mit  Wiederholung  der  Dreisilbengruppe. 

Aus  den  gegebenen  Beispielen  Iiis  st  sich  erkennen,  dass  unter 
den  heute  gesungenen  zehnsilbigen  Liedern  einige  sind,  die  die 
Formen  b  und  c  zeigen,  allerdings  nur  verschwindende  Ausnahmen 
unter  der  grossen  Zahl  der  Form  a.  Dass  ferner  bei  der  Form  a  die 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  261 

Fälle  überwiegen,  wo  die  Grandform  aufgegeben  wurde  und  dafür 
die  erweiterte  Form  eintrat,  oder  der  Vera  der  Periode  einer  anderen 
Versart  angepasst  wurde.  — 

Ich  gehe  nun  zur  Betrachtung  des  epischen  Zehnsilblers 
über : 

Den  Reigen  der  epischen  Lieder  bei  Kuhac  eröffnet  eine  höchst 
ei  gen  th  Um  Ii  che  Composition  (Voraus  gehen  12  Takte  Gusle  Vorspiel) : 

v«  J.  JH  JW>  I  ////  I 

Hrani     majkadvane  -  jaka  eins 
U  zlo  do-ba        u  gladne  godine 

//777  1 7)7//  1 

Naprea-licu    i       deenicu  ruku 
Lepa  ml  je  1   -   mena  na-do-la 

J  J  I  }f  ff  I  /  5)  *  J  I  J  I 

Jednom  Predrag  a  dru  -  gom       Ne-na-de     K.  1491  Slav. 

Schon  die  erste  Reihe  entspricht  dem  Bilde  nicht,  das  wir  bis- 
her vom  Zehnsilbler  hatten.  In  allen  den  drei  Grundformen,  die 
für  den  Vers  aufgestellt  wurden,  sowie  in  den  Weiterbildungen  des 
lyrischen  Liedes  fanden  wir  als  erste  Silbengruppe  die  Viersilben- 
gruppe. Hier  haben  wir: 

Hrani    majkadvane  -  jaka  sina 
2  4  4 

also  genau  die  Umkehrung  der  Form  a:  statt  der  Gruppen 
4  +  4  +  1: 

////  1  j^jj  1  j  ji  . 

(Hrani  majka    dva  nejaka  sina) 

die  Gruppen  2  +  4  +  4.  Dieselbe  Formation  zeigt  die  letzte  Reihe 
(so  dass  man  die  erste  Reihe  als  Vordersatz,  die  letzte  als  Nach- 
satz, die  dazwischenliegenden  6  Takte  als  Mittelsatz  der  Melodie 
fassen  könnte).  Der  zweite  Vers : 


262  W.  Wollner, 


//.nr/l ////// 1 

U  z  1  o   do  -  ba      u  gladne  godine 
4  3  3 

zeigt  Anschluss  an  die  auf  zwei  Takte  vertheilte  Melodie.  Vers  3 
und  4 : 

 8  3 


///// 1 777// 

Napres-Hcu    i       desnicu  ruku 


777//  I  7777/ I 


Lepa  mi  je  i  - 

6  3  2 

zeigen  Casar  nach  der  fünften  Silbe  im  vierten,  Diärese  im  dritten 
Verse,  also  die  Theilung  5  +  5. 

Wir  sehen  also  im  ersten  nnd  letzten  Verse,  statt,  wie  er- 
wartet, Einschnitte  nach  der  vierten  und  achten  Silbe,  solche  nach 
der  zweiten  und  sechsten,  im  dritten  und  vierten  solche  nach  der 
fünften  Silbe  (im  vierten  und  fünften  Verse  gar  Casar  statt  der  er- 
warteten Diärese) .  Mit  andern  Worten,  es  findet,  ausser  im  zweiten 
Verse,  wo  Text  und  Melodie  zusammenstimmen  (die  Triolen  des 
zweiten  Taktes  fallen  auf  Dreisilbengruppen) ,  ein  offenbarer  Wider- 
streit zwischen  Melodie  und  Text  statt,  so  dass  man  annehmen 
mochte,  zu  dieser  Melodie  gehörte  ursprünglich  eine  ganz  andere 
Versgattung  als  unser  Zehnsilbler. 

Kuhac  bemerkt  zu  der  Melodie,  sie  sei  uralt  (prastar) .  Eine 
nähere  Zeitbestimmung  giebt  er  nicht,  es  lässt  sich  wohl  überhaupt 
eine  solche  nicht  geben.  Als  Text  ist  die  Version  Vuk  II,  16  unter- 
gelegt (daneben  sind  10  Verse  des  ursprünglichen  Textes  gegeben, 
die  in  der  Gliederung  mit  denen, Vuk's  stimmen). 

Kuhac  hörte  das  Lied,  wie  er  glaubt,  1858,  von  einem  70- 
jährigen  Guslespieler,  dem,  wie  er  erzählt,  Stimme  und  Gedächt- 
niss  öfters  versagten. 

Ein  zweites  Lied  von  höchst  sonderbarem  Rhythmus  ist  1494 
(Belgrad) : 

/ij.///^7//Ji//Jfi]>rfr7JfJi. 

Po  -  Se-ta-la  ca^ri-ca  Mi-li-ca     Izpod   gra  -  da  bi-je-la  Kru$ev-ca 
4  3  3  4  3  3 


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:  h  fTjT>  iijjjjjijjjiji 

4-  0    4   0    0    4   4   4    •   4  \  0   4  0  0   00   4  0  0» 

Snio-me  he  -  6u    dviie  mi-le  kce-ri      Vu-ko-sa-va  1     li-je-pa  Mara 
4  3  3  5  3   •  2 

Der  Rhythmus  erinnert  an  K.  1491.  Man  vergleiche  die  Verse : 

}}  ftflff}  ff} 


üilo     do-ba     ugladne  go-di-ne  und 
4  3  3 


J7  ji7  ff}  ffu 

Izpod     gra-da     bi-je-la  Kruiev-ca 
4  3  3 

in  beiden  die  Triolen  nnd  die  entsprechende  Strnctur  des  Textos. 
Ferner  ist  zn  vergleichen : 


( 


mit 


ff} 

Na  preß- Ii- cu  i 

5 

Lepa    mi  je  i  - 
5 


JJJJJUJJ  JL JL I 

Vuko-sa-va  i      li-je-pa  Mara 

5  3  2 


in  beiden  der  Einschnitt  nach  der  fünften  Silbe. 

Ich  würde  beide  Lieder  in  dieselbe  Entstehnngsperiode  setzen, 
nämlich  in  eine  Zeit,  wo  der  epische  Zehnsilhler  ganz  recitativisch 
vorgetragen  wurde  nnd  sich  der  Rhythmus  der  Melodie  nach  den 
Worten  der  Verse  richtete  und  sogar  nach  dem  Wortaccent.  Daher 
in  1494  der  ungewöhnliche  Auftakt: 

}\i**  ff}  ff} 

Po  -  ie-ta-la       ca-ri-ca  Mi-li-ca 
4  3  3 

ebenso  wie  man  beim  Sprechen  betonen  würde : 

Po&etala  carica  Mflica. 
Entweder  nun  sind  diese  beiden  und  ähnliche  Melodien  sehr 
alt  ;  dann  konnte  man  daraus  schliessen,  der  epische  Zehnsilhler 
sei  in  alter  Zeit  rhythmisch  anders  behandelt  worden,  als  die  übri- 
gen Versarten  und  habe  einen  recitati vischen  ungebundeneren  Cha- 


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264 


W.  Wollner, 


rakter  gehabt,  als  später,  and  die  heute  vorkommenden  rhythmisch 
strafferen  Melodien  der  epischen  Lieder  seien  von  den  Melodien  der 
lyrischen  Zehnsilbler  beeinflusst  worden. 

Oder  aber  diese  Melodien  stammen  ans  einer  Zeit,  wo  der  Ge- 
sang der  epischen  Lieder  schon  in  Recitation  (ohne  Begleitung] 
überzugehen  begann,  —  dann  sind  sie  Verhältnis« massig  jung,  da 
das  Hersagen  der  Lieder  lediglich  ans  der  Unfähigkeit  entspringt, 
sie  zu  singen  und  zn  begleiten  und  demnach  ein  Symptom  des  Ver- 
falles ist. 

Welcher  von  den  beiden  Fällen  hier  zutrifft,  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden.  Soll  ich  nach  dem  blossen  Eindrucke  schliessen,  so 
kommen  sie  mir  schon  ihrer  krausen  Form  und  der  mangelhaften 
Textgr uppirung  wegen,  nicht  so  alt  vor ,  dass  man  in  ihnen  etwa 
die  ursprüngliche  Form  des  epischen  Liedes  sehen  dürfte,  denn  ich 
glaube  mit  Westphal  *) ,  dass  je  ursprünglicher  der  Rhythmus  ist, 
er  um  so  einfachere  Verhältnisse  zeigen  wird. 

Uebrigens  zeigen  die  meisten  der  epischen  Lieder  bei  Kuhac 
einfachere  Formen.  Am  häufigsten  ist  auch  hier  die  Form  a. 

Diese  zeigen  die  Lieder:  1492.  1493.  1495. 1496.  1497. 1498. 
1499.  1500. 1503.  1504.  1508.  1509.  1510.  1511.  1512.  1518.  1519. 
1522.  1523.  1527.  1532.  1536.  1541.  1550. 

Die  Form  b  ist  zu  erkennen  in  1520.  —  1502.  1524. 

Die  Form  c  in  1504. 

Von  Veränderungen  der  Grundform  a  seien  erwähnt : 

Motiverweiterung  im  ersten  Motive :  z.B.  1492  (Bocche) 
(wo  zugleich  das  letzte  Motiv  verdoppelt  ist),  vgl.  1504.  1518. 
1532.  1541. 

Mili      Bofce     cuda  veli  -  ko  -  ga 
4  4  2 

Die  folgende  Reihe  hat  pentapodische  Gliederung: 

j  ji  j  ;jj  j/u  ji  J  ji 

Mili      Boie         cuda  ^  veli  -  koga. 
Erweiterung  des  letzten  Motives,  z.  B.  1493  (Serbien) : 


i)  Vgl.  Bletrik  der  Griechen  1, 505,  wo  von  der  Taktgleichheit  die  Hede  ist. 


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8 

I 


Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  265 

Car  Lazare    sjede  na  ve  -  teru 
4  4  2 

(Dieselbe  Form  fünfmal,  dann:) 

jj»  jji 

Sobom  vodii    sluge  i  voj  -  vode. 
4  4  2 

Anpassung  an  die  Vierzehnsilblerperiode:  1523  (Senj) 
vgl.  1527. 

Sinoö  küSDo     «i'woc  Äa*no     sunee  zapa  -  da-lo  (bis). 
4  4  4  2 

Die  Form  b  zeigt  1520  (österr.  Albanien)  in  der  Grundform: 

J  JIJWJI 

Vino  piju      kotar  -  ski  serdari 

4  2  4 

Viäe  Zadra     grada  bi-je-lo-ga, 
4  2  4 

U.  S.  W. 

Die  Form  b  mit  Verdoppelung  des  Sechssilblers,  1502 
(Herzego  vina): 

%         JIJIJ  Jl  J  Jl 

Vino  pila      do   dya  pobra  -  tima 
4  2  4 

M^l   II   II  I  IM  Ii 

Madjar  Filip   s  Mi  -  trom  od  Ud  -  varja. 
4  2  4 

Mit  Erweiterung  des  letzten  Motives,  1524  Sinj  : 

v.mjMJ  Jl  JJJI  Jl 

Od  kada  je      posta  -  la  kraji  -  na 

Sva  krajina     gornja    a   i  dol  -  nja. 
4  2  4 

Die  Form  c  bat  1507  (österr.  Albanien) : 

v8-r^^JsiJJs-ri-r-r  jx-r*  ^  i  i 

Sanak  sniva      O-sova  kraljica 

JWJM  J  J.M  J*/jl/H 

Viro-Unb.    kr.»  od  E-p«-». 


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266 


W.  Wollner, 


Die  Texte  geben  ein  ganz  anderes  Bild  vom  Zehnsilbler,  als 
die  Melodien.  In  den  Melodien  ist  a  die  regelmässige  Form,  b 
kommt  nur  ganz  gelegentlich  vor,  in  den  Texten  dominirt  b.  Von 
7110  Versen  der  ersten  41  Lieder  des  Vuk'schen  zweiten  Bandes 
lassen  sich  4073  in  b  tbeilen,  2820  in  a.  Wäre  es  nnn  auch  mög- 
lich, durch  Veränderung  der  Wortstellung  ans  der  Form  b  die  Form 
a  herzustellen,  so  bleiben  dann  noch  815  Verse,  die  wieder  nur  in 
c  theilbar  sind,  Verse,  deren  sechssübiger  Bestandteil  aus  zwei 
dreisilbigen  Wörtern  zusammengesetzt  ist.  Die  zuletzt  betrachteten 
Rhythmen  zeigen  aber  immer  nur  einerlei  Form,  fast  alle  a.  Es  ist 
also  unvermeidlich,  dass  eine  ganze  Reihe  Verse  nicht  mit  der  Me- 
lodie stimmt. 

Ein  Grund  für  dieses  Auseinandergehen  von  Text  und  Melodie 
lässt  sich  vielleicht  darin  sehen,  dass  das  Volk  den  zweiten  Theil 
des  Zehnsilblers  als  Ganzes  fasst.  indem  nach  der  volksthümiichen 
Auffassung  die  dreiteilige  Reihe  nicht  ans  drei  gleichen  Theilen 
besteht,  sondern  ans»  zwei  ungleichen  im  Verhältniss  von  1  :  2 
stehenden : 

1  2 

Ganz  ebenso  fasst  das  Volk  den  »/«-Takt  auf.  So  sehen  wir  in 
der  Dreivierteltaktform  folgende  Vertheilnng  der  Viersilbengruppe : 

V.//IJJ 

Devoj  -  cica 
1  2 

also  die  zwei  ersten  Silben  stehen  zn  den  zwei  folgenden  im  Ver- 
hältniss 1:2.  Es  ist  dies  ganz  dieselbe  Auffassung,  die  die  antike 
Rhythmik  vom  dreitheiligen  Takte  hatte.  Der  obige  3/<-Takt  ent- 
spricht genau  dem  Jonicns  a  minore  w  — )  und  auch  der  a  ma- 
jore (-  -  ^  *J  ist  in  dem  y4-Takt  J  J  ^  im  sttdslavischen, 
ganz  besonders  im  westslavischen  Liede  vertreten. 

Diese  Auffassung  der  Zehnsilblerreihe  konnte  dazu  führen, 
dass  das  Volk  wohl  die  beiden  Theile  des  Verses,  die  vier  Silben 
und  die  sechs  Silben  auseinanderhielt  (die  Diärese  nach  der  vierten 
Silbe  wird  streng  beobachtet),  die  Gliederung  des  zweiten  Theiles 
aber,  die  ursprünglich  vorhanden  war,  allmählich  vernachlässigte 
und  heutzutage  wenig  mehr  beobachtet.  Dass  Übrigens  ein  guter 


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Untersuchungen  über  den  Verebau  des  südslav.  Volksliedes.  267 


Sänger  auch  im  zweiten  Theile  des  Zehnsilblers  die  Wortstellung 
nach  der  Melodie  ändert,  sahen  wir  in  der,  Einleitung,  S.  196,  citirten 
Schilderung  Novic's.  Derselbe  Novic  sagt  an  einer  anderen  Stelle: 
»Nach  dem  Spiel  anf  den  Gusle  richten  die  Sänger  auch  die 
einzelnen  Verse  unserer  Lieder  ein,  darum  unterscheiden  sich 
solche  Lieder  stark  von  jenen ,  die  nur  prosaisch  wie  die  Erzäh- 
lungen hergesagt  werden.  Z.  B.  in  dem  Lied  von  der  Hochzeit 
Maxim  Crnojevic's  in  den  Versen: 

Podiie  se  Craojevitf  Ivo 
i  ponese  tri  tovara  blaga 
te  otide  preko  mora  sinja 
da  on  prosi  Hjepu  djevojku 
za  Maksima  za  sina  svojega 
würde  der  Recitator  den  letzten  Vers  so  ändern : 

za  Maksima  za  svojega  sina, 
weil  es  ihm  in  der  prosaischen  Wiedergabe  so  besser  klingt  und  er 
auf  die  Forderung  des  musikalischen  Instrumentes  keine  Rücksicht 
nimmt.«  (citirt  bei  Jagiö,  Die  südslav.  Volksepik  vor  Jahrhunderten, 
Archiv  f.  sl.  Phil.  IV,  234). 

Jagic  bemerkt  hierzu  (a.a.  0.  S.235)  sehr  richtig,  der  Recitator 
begünstige  augenscheinlich  diese  Wortstellung,  weil  durch  sie 
»zwischen  den  beiden  Hälften  des  Verses  eine  Art  Reim  heraus- 
klang, man  vgl. : 

Sve  Urvinom  |  kraj  mora  planinom 
Posrtati  |  suze  prosipati 
Za  junakom  |  iao  sarcu  Markom 
Ja  od  boga  |  krvnika  staroga.« 
Es  ist  schade,  dass  Jagiö  in  seinem  Aufsatze  nicht  mehr  Aus- 
züge aus  Novic's  Schrift  giebt.  Ausser  den  von  mir  in  der  Einlei- 
tung, S.  196,  angeführten  Beispielen  wird  nur  noch  eins  von  Novic" 
gegeben : 

Paranio  Kraljevicu  Marko 
u  negjeyu  prije  jarkog  sunca, 
pokraj  mora  Urvinom  planinom. 
kad  je  bio  uz  Urvinu  Marko, 
poce  njemu  sarac  posrtati, 
posrtati  i  suze  roniti. 
und  ans  demselben  Liede : 


268 


W.  Wollner, 


I 

{ 


2ali  ßarac  tebe  gospodara  — 
und :  Ja  od  boga  od  etarog  krvnika  — 

Im  ersten  Beispiele  haben  wir  in  der  zweiten  Hälfte  der  Verse: 

Crnojeyiö    Ivo    4.  2. 

—  tri  tovara     blaga  4.  2. 

—  preko  mora  sinja  4.  2. 

—  lijepn    djevojku  3.3. 

—  za  sina  svojega    3.  3. 

also  dreimal  4  +  2,  zweimal  3  +  3.  Im  zweiten  Beispiele : 

—  Kraljeviöa  Marko    4.  2. 

—  prije  jarkog  snnca  2.  4. 

—  Urvinom  planinom  3.  3. 

—  uz  ürvinu  Marko    4.  2. 

—  ßarac  posrtati         3.  4. 

—  i  snze  roniti  3.  3 

hier  kehrt  also,  wenn  dies  richtig  getheilt  ist,  die  Gliederung  fol- 
gendermassen  wieder :  abc  —  abc . 

Novic  liest  dem  Sänger  Jovan  von  Gacko  Lieder  ans  Vnk  vor, 
unter  anderen  das  Lied  Gavran  harambasa,  welches  Jovan  sehr 
lobt  und  für  ganz  fehlerlos  erklärt  (Jagte,  a.  a.O.  S.  237).  Der  An- 
fang des  Liedes  (Vuk  HI,  S.  300)  enthält  folgendennassen  geglie- 
derte Verse  (ich  führe  nur  die  Gliederung  der  zweiten  Vers- 
hälfte an) : 

1)  2.  4.  b.  8)  3.  3.  e.  15)  1.  3.  2.  a. 

2)  1.  3.  2.  a.       9)  3.  3.  c.  16)  4.  2.  a. 

3)  2.  4.  b.         10)  3.  3.  c.  17)  2.  2.  2.  a  od.  b. 

4)  1.  3.  2.  a.      11)  1.  2.  3.  c.  18)  2.  1.  3.  b  od.  c. 

5)  2.  4.  b.         12)  3.  3.  c.  19)  3.  3.  c. 

6)  1.  3.  2.  a.      13)  2.  1.  3.  b  od.  c.     20)  4.  2.  a. 

7)  2.  4.  b.         14)  2.  2.  2.  a  od.  b.  u.  s.  w. 

Die  ersten  7  Verse  machen  einen  ganz  regelmässigen  Ein- 
druck :  in  ihnen  alternirt  b  mita;  dann  aber  kommt  sechsmal  c 
u.  s.  w.  Es  ist  zu  bedauern,  dass  wir  nicht  die  ursprüngliche  Me- 
lodie zu  dem  Liede  haben;  mit  Hülfe  dieser  mttsste,  da  das  Lied 
fehlerfrei  sein  soll,  es  sich  herausstellen,  in  welcher  Weise  ein  guter 
Sänger  seinen  Text  richtig  behandelt.  — 

Dass  Aenderung  der  Wortstellung  beim  Singen  stattfindet,  zeigt 
auch  ein  von  V.  Pacel,  Knjiievnik  S.  317,  angeführtes  Beispiel. 


uiyi 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südsUv.  Volksliedes.  269 

Von  dem  Vuk'schen  Liede : 

Dva  6u  bora    uzporedo  rasla, 
Medja  njima  tankoyita  jela : 
To  ne  bila  dva  bora  zelena*, 
Ni  medj  njima   tankovoha  jela, 
VeC  to  bila  dva   brata  rodjena*, 
Jedno  Pavle  a  drngo  Radule* 
Medja  njima  Bestrica  Jelica  u.  s.  w. 

sagt  Pacel,  er  habe  die  mit  einem  Stern  versehenen  Verse  folgender- 
massen  singen  hören : 

To  ne  bila   dva  zelena  borka  — 
Vec  to  bila   dva  rodjena  brata  — 
Jedno  Pavle  a  Radule  drngo  — 

so  dass  also  die  Strophe  gegliedert  war :  a-a-a-a-a-a-c. 

Die  Frage  ob  ein  guter  Sänger  heutzutage  den  Zehnsilbler  auch 
in  dessen  zweiter  Hälfte  nach  der  Melodie  gliedert,  ist  mit  Hülfe  des 
jetzt  zu  Gebote  stehenden  Materials  nicht  endgültig  zu  entscheiden. 
Nur  das  eine  muss  ich  hier  noch  bemerken,  dass  bei  weitem  die 
meisten  Verse  der  Vuk'schen  Lieder  sich  auf  eine  von  den  drei 
Arten  gliedern  lassen.  Von  den  7170  Versen  der  ersten  41  Lieder 
haben  in  der  zweiten  Hälfte: 

ein  sechssilbiges  Wort  9  Verse 

ein  fünf-  4-  ein  einsilbiges  4  - 

ein  einsilb.  -+-  ein  funfsilb.  58  - 

ein  l-silb.-f  ein 4-silb.-f-  ein 1-silb.   7  - 

78  Verse 

so  dass  Gruppengliederung  auch  in  dieser  Versart  angenommen 
werden  muss,  wenn  auch  der  eigentliche  Zweck  dieser  Gliederung, 
sich  an  die  Gliederung  der  Melodie  anzusch Hessen,  aufgegeben 
worden  ist.  — 

Als  letzte  dreitheilige  Reihe  ist  zu  erwähnen: 

Der  Neunsilbler.  Besteht  aus  einer  Vier*,  einer  Zwei- und 
einer  Dreisilbengruppe.  Seltene  Versart.  Hierher  gehören : 

1)  Ungedehnt:  K.  469: 

VsJ^sMJ  JI/JJ 
Lepo  moja      gora  ze-le-na. 

vgl.  470.  913.  1034. 


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270 


W.  Wollner, 


2)  Letztes  Motiv  gedehnt:  855  (Serbien) . 

v.  J  J  J  J  i  J  J  I  J  J  I  m  I 

Morejesi      Ii    M      na  -  epa  -  la.  vgl.  1544. 

3)  Andere  Dehnungsform:  1329  (Varasdin) : 

Komu  kompa-nija  draga  je.  vgl.  138.  — 

Alle  bisher  betrachteten  Versarten  liessen  sich  ans  einer  rhyth- 
mischen Reihe  von  2  oä>r  3  zusammengesetzten  geraden  Takten 
ableiten. 

Es  bleibt  noch  eine  Versart  zu  besprechen  übrig,  eine  zweite 
Art  des  Achts Uhlers.  Sie  besteht  aus  den  Gruppen: 

3  4-2  +  3 

von  denen  die  zwei  ersten  oder  die  zwei  letzten  enger  mit  einander 
verbunden  sind ,  so  dass  man  sagen  kann ,  der  Vers  bestehe  aus 
5  +  3  oder  3  +  5  Silben.  Die  erste  Form  ist  die  häufigere  und  die 
von  Budmani  und  Zima  berücksichtigte.  Vuk  kennt  beide: 

a)  pöräni  räno  |  nä  vodu  — 

b)  Pögledaj  |  vöjno  pögledaj  — 

Die  Melodien  bestätigen  Vuk's  Beobachtung,  sie  zeigen  eben- 
falls zwiefache  Theilung. 

Dieser  Achtsilbler  erinnert  in  seinem  Rhythmus  an  den  Sieben- 
silbler  und  wäre  aus  diesem  zu  erklären.  Allein  die  Sache  liegt 
anders. 

Wir  haben  es  hier  mit  einem  Versmass  zu  thun,  das  ursprüng- 
lich nicht  national  südslavisch  ist,  sondern  von  ausserhalb  impor- 
tirt  wurde  und  zwar  von  zwei  Seiten :  von  Deutschland  zu  den 
westlichen  Slovenen  und  Kroaten,  von  Griechenland  zu  den 
Bulgaren  und  Serben.  In  beiden  Fällen  liegt  ihm  ein  jambisches 
Versmass,  der  jambische  Achtsilbler  zu  Grunde. 

Im  neugriechischen  Volksliede  findet  sich  das  Metrum  eben- 
falls. In  dem  aus  dem  politischen  Verse  der  Byzantiner  hervorge- 
gangenen Klephtenverse  entspricht  es  dem  ersten  Halbverse.  Im 
deutschen  Volkslied  ist  dieser  Achtsilbler  ebenfalls  sehr  häufig. 
Die  Theilung  in  5  +  3  Silben  wird  durch  den  Auftakt  hervorge- 
rufen: 

cO  |  VUfpiiOQ  %  6  |  Kiuaaßog 

Es  |  steht  ein  Baum  im  |  Odenwald. 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  271 


Wir  haben  hier  zwei  Motive :  das  erste  geht  bis  vor  den  zweiten 
Auftakt,  so  dass  streng  genommen  getheilt  werden  mttsste: 


Klooaßog 
Odenwald. 


cO   "OXv/utog  x'6 
Es   steht  ein  Baum  im 

So  scharf  scheidet  aber  das  accentnirende  Volkslied  die  Motive 
innerhalb  der  rhythmischen  Reihe  (Halbperiode)  nicht ;  der  zweite 
Auftakt  wird  znm  vorhergehenden  Takt  geschlagen,  und  der  zweite 
Takt  beginnt  mit  dem  schweren  (betonten)  Takttheil.  Und  daher 
wird  der  Achtsilbler  als  ans  5  -f-  3  Silben  gebildet  empfunden  nnd 
demgemäss  gegliedert: 


Klaaaßoq 
Vogel  drauf. 


'Eyta  '/uott  %vag 
Da  sitzt  ein  schöner 

Diese  Theilung  5  4-  3  findet  sich  in  den  neugriechischen  Lie- 
dern sehr  häufig.  In  Kind's  Neugriechischer  Anthologie  zählte  ich 
sie  in  29  Liedern  unter  502  Versen  349  mal.  Dieser  achtsilbige 
Halbvers  zeigt  übrigens  häufig  eine  Wortbetonung,  die  den  Vers- 
icten  des  südslavischen  Verses  entspricht.  Im  politischen  Verse  (und 
auch  im  Klephtenverse) ,  in  welchem  die  Identität  von  Wortaccent 
und  Ictus  nur  am  Ende  jeder  Reihe  festgehalten  wird  und  dessen 
Schema  daher  die  Gestalt  hat: 


>      >  > 
oder :      5  O  O  O  O  w 


(Westphal,  Metr.  d.  Gr.  II,  S.  57),  sind  Verse  häufig,  die,  um  mich 
kurz  auszudrücken,  statt  der  ersten  jambischen  Dipodie  einen  Cho- 
riambus zeigen,  wie  z.  B. : 

Kovxxoi  va  firjv  Xakrjaete  — 

Movov  yvqevei  Ttolepov  — 
u.  s.  w. 

Ob  die  erste  Silbe  auch  in  der  Melodie  der  neugriechischen 
Lieder  gelegentlich  betont  wird,  weiss  ich  nicht.  Mir  ist  von  diesem 
Veremass  nur  eine  Melodie  bekannt  (Sanders,  Neugriechisches  Volks- 
leben, Beilage  VIII),  in  der  dies  aber  nicht  geschieht.  DieVersthei- 
lung  ist,  im  Verhältniss  zur  Melodie,  dieselbe,  wie  im  Slavischen : 


I 


* /JJM  JJIJJI JUJL I  2/«J  JVlJ  JIJJ 

Bolinifjai    vh  £e- vi-xev  -  &w  (Bu-di-la       zora   Laza-ra  . 

Von  den  Griechen  bekamen  diesen  Vers  die  Bulgaren,  die  ihn 


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272 


W.  Wollner, 


als  epischen  Vera  verwenden,  denn  der  Achtsilbler  ist  das  eigent- 
liche epische  Versmars  der  Bulgaren,  den  Zehnsilbler  haben  sie  in 
gewissen  Liedern  serbischen  Ursprungs  herübergenommen,  wie  man 
ans  den  Sammlungen  erkennen  kann.  Das  Verhältniss  des  Zehn- 
silblers  zum  Achtsilbler  in  der  Miladinov'schen  Sammlung  ist  fol- 
gendes. Von  171  epischen  Liedern  sind  51  in  Zehnsilblern,  56  in 
Achtsilblern  der  eben  besprochenen  Art  und  38  in  gewöhnlichen 
Achtsilblern,  die  Übrigen  26  Lieder  sind  10-,  12-,  13-silbig  u.  s.w. 
Unter  den  lyrischen  Liedern  dominirt  der  Achtsilbler  (4  -+-  4) .  Von 
den  660  Liedern  der  ganzen  Sammlung  sind  293  achtsilbig  (4  +  4) , 
1 43  achtsilbig  (3  -f-  2  +  3) ,  1 1 4  zehnsilbig.  Von  den  Bulgaren  kam 
die  Versart  zu  den  Serben.  Die  westlichen  Sudslaven  mögen 
sie  durch  Einfluss  des  deutschen  Liedes  erhalten  haben,  soweit 
sie  nicht  von  den  Serben  zu  ihnen  gedrungen  war. 
Beispiele  der  rhythmischen  Formen : 

1)  5  4-3.  Die  häufigste  Form  zeigen  Lieder  wie  z.  B.  320 
(bulgarisch) : 

v<mi  j  jij  ji  ji 

I-vanka      platno    snove  -  te. 
vgl.  480.  485.  525.  644.  748.  876.  959.  972.  983.984.  1380. 1539. 
1565  u.  A. 

Nebenform  im       74-,  8/s-Takt  (sehr  verbreitet  im  Westen;. 

%  J  J  J  I  J   M    1  J  I  J  l 

Da  mi  je     znati     Boie     moj.  457.  Leaina. 

vgl.  139.  1257.  1542. 

Mit  Wiederholung  des  letzten  Motives  660  (Herzego- 
vina):       2/    I   h  h  I  j    |  |   j    |  |    .  I  j  mm 

I*   4    4    4         0    #       0    m    I    a   1   4    4  ^ 

Prodje  mi  momce  kroz  se  -  lo  kroz  se  -  lo. 
Das  letzte  Motiv  kann  auch  die  Form   1 1  J  J  |  haben: 

v4  '  KM  JI   I  J  fl  \ 

tK  •    •    4    4    4  \   o    4    4  • 

Cija  je  ono      djevojka.  18.  Serbien, 

vgl.  246.  £22.  526.  659.  1565. 

Auch  dreitheilige  Reihe  kommt  vor : 

Na  üevoj     strani    u  srca.  158.  Slavonien 

vgl.  28.  533—35.  957.  1377.  1543.  1548. 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  siidslav.  Volksliedes.  273 


Eine  eigenthl 

"f" J  J  J  J U.  I «J  J Ii 

Car  Murat  Ma  -  ri       du  -  ms  -  ii, 
ebenso  960  (Bulgarien) : 

VJ"J|  J  Ji  JU  Ji  4UI 

Msms   na  Pen  -  ka   duma  -  ü 

'     JJIJJU  V.JJIJI 

Penks  -  le  mi  -  la         ma-mi  -  no. 
in  beiden  ist  die  Form  5  (4  +  1)  +  3  in  erkennen. 
2)  3  -f-  5.  Hierher  gehören : 

J  1  1  j  ! 

ono  djevoj  -  ka       19.  Herxegoyina. 

Ko-li  -  ko  noö-ce  noöas      bi.        834.  öster.  Albanien, 
vgl.  1235—37. 

i+1  I    !   J  I    I  J       h  J  I 

Pod  onom    gorom  selenom,  874.  Serbien, 

vgl.  872.  873.  875. 


v«  n  J  j  I  * 

Cija  je 


Ans  diesem  AchtsUbler  (3  -f-  2  +  3)  ist  anch  ein  SiebensUbler 
erklärbar,  der  im  Liede  Vuk  I,  376  vorkommt  und  vom  gewöhn- 
lichen SiebensUbler  abweicht.  Er  zeigt  die  Gruppen  3  -f  2  +  2. 

Kaioper   Pero  leljo 

3  2  2 

Kaioper  Pet*> 
äto  zoves  vita  Jelo 

3  2  2 

äto  zoves  Jelo 
u.  s.  w. 

Der  Rhythmus  dieses  Siebensilblers  rist  mit  dem  des  eben  be- 
sprochenen Achtsilblers  verwandt,  in  dessen  letztem  Motive 

JJiJI 

auf  die  zwei  ersten  Viertel  eine  Silbe  kommt. 

ArchiT  für  il »Tische  Philologie.  IX  18 


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274 


W.  Wollner, 


Achteilbler:  J  /  M  j  J  j  J  J  j  J  | 

Nasa  se      neve  u-da-va 
3  2  3 

Siebensilbler:  J  j  JM  J  J  I  JJ  i  J  I 

Kaioper      Pero       le  -  Ijo 

3  2  2 

K.  454  (Bosnien)  zeigt  eine  Variante  des  Vuk'schcn  Liedes : 

f  J  JJQJJI  iÄJIJ  JJJZJJIJLjij.'l 

Kaioper    Pe-ro        le  -  Ijo    Kaioper     Pe-ro  le  -  ljo 

3  2  2  3  2  2 

5/  h  h  i  i  n  hi  |  h  h  i  !  n  h «r  I 

f*  0  0  0  0  0  0  0       I   4  4  4  4  4ß  4  ' 

Ka- lo-pe-ro  Pe-ro         Ka-lo- pe-ro  Pe-ro 

Sto  me   ao-ves         Je  -  lo. 
(Ich  habe  hier  die  einzelnen  Noten,  die  anf  jede  Silbe  kommen, 
mit  angeführt,  die  in  den  Takten  leljo,  Jelo  deutlich  das  letzte  Motiv 
des  Achtsilblers  J  J   |  zeigen.) 

Denselben  Rhythmus  bieten  (mit  geringen  Abweichungen)  eine 
Reihe  Varianten  eines  strophischen  Liedes 

S  Bogom  neharna  duso  — 

Es  sind  die  Lieder  627  (Slavonien),  628  (ebendaher),  629  (kroat. 
Küste),  630(Sinj),  631  (Ragusa),  632  (ebendaher);  ferner  633(Sinj) 
und  634  (Lesina),  2  Varianten  des  Liedes:  Evo  ti  kitu  vracam. 


Ich  schliesse  meine  Uebersicht  über  die  häufiger  vorkommen- 
den Versarten  des  stidslavischen  Volksliedes  mit  einigen  Bern  er- 
klingen über  Vers  und  Strophe  der  sogenannten  bugar- 
«tice,  der  altkroatischen  langzeiligen  Lieder.  Der  Vera  bietet 
keine  Schwierigkeiten :  er  besteht  ebenso  aus  Silbengruppen,  wie 
die  übrigen  Versarten  der  Südslaven.  Es  sind  zwei  Verse,  die  hier 
in  Betracht  kommen,  der  Fünfzehnsilbler  (7  -f-  8)  aus  den  Gruppen 
4-f-3-f-4-f-4  bestehend  und  der  Sechzehnsilbler  (8  +  8)  aus  4 
Viersilbengruppen. 

Die  regelmässige  Form  dieser  Verse  ist : 

Ide  Busiö  Stjcpane  ljubi  svoju  rano  budit 

4'  3  4  4 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  275 

für  den  15-silbler  und: 

Eada  mi  se    Radosave    vojevoda  odiljase 

für  den  1 6-si lbler . 

Unregelmäßige  Verse,  kürzere  oder  falsch  eingeteilte,  kom- 
men mehrfach  vor,  beruhen  aber  auf  schlechter  Ueberlieferung 
dieses  zur  Zeit  seiner  Aufzeichnung  bereits  im  Verfall  begriffenen 
Versmasses. 

Die  Strophenform,  die  mehrere  dieser  Lieder  zeigen,  ist  fol- 
gende : 

Vrana  konja  jezdecl  gizdav  junak  u  pospjehu 

Primorskoj  dubravi, 
U  sve  glase  klikovase  popjevkinju  prem  zamjernu : 
Svemogudi  vjecni  Boze,  koga  vlas  se  svnd  prostire, 

Na  umrlom  s v jetu ; 
6udnovata  koja  djela  u  dni  moje  vidjese  se, 
Djela  koja  vjerovana  mucno  bit1  ce  u  vremena, 

Dosast'jeh  unuka 
Za  sve  od  njih  svjedok  bjese  iarko  sunce  od  nebesi, 
Car  Mustafa  Otmanovie"  iudec'  steöi  ona  mjesta, 

Koja  predn'jeh  ljeta. 
Vrli  N'jemci  osvojise  u  junackom  vojevanju 
Zace  mislit'  oholo,  na  koji  bi  mog'o  nacin  (stek'o) 

Ime  glasovito 

Cica  tega  djelovanja  nakon  sehe  ostaviti, 
Nakon  sebe  ostaviti  zemlje  otete  ugrabiti, 

Iz  njemackijeh  ruka; 
Po  tom  toga  visaj  svijet  pod  vlas  svoju  podloziti. 
Misli  ohole  uputi  put  Ungarske  put  drzave, 

Oholi  Otmane, 
Uzdajuö'  se  da  6e  Seget  moöi  brzo  osvojiti. 
Na  tu  svrhu  mos  prostran  wie  vrhu  Tise  rike, 

ü  vrloj  brzini, 

Da  bi  mog'o  priko  njega  svoju  vojsku  privestiti.  BogiSiö,  37. 

Das  Strophenschema  ist  nach  Miklosich,  Bogi&iö  und  Jagic 
folgendermassen  aufzustellen :  Die  Strophe  besteht  aus  2  Haupt- 
versen und  einem  kurzen  Refrain.  Die  erste  und  letzte  Strophe  be- 
steht aus  nur  einem  Hauptverse ;  der  Refrain,  den  der  erste  Haupt- 

18» 


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276 


W.  Wollner, 


vers  hat,  fehlt  beim  letzten  (Bogi&ic,  S.  3  der  Einleitung  zu  seiner 
Ausgabe  der  altkroatischen  Lieder).. 
Also  wir  haben  folgendes  Schema : 

Strophe  1.  (-)  |  


Strophe  2.  (-)  | 

 Hl 


U.  B.  W. 

Letzte  Strophe.  (-)  |  

Wenn  wir  die  Bugarlticastrophe  als  Volksmetrum  auffassen, 
so  werden  wir  uns  billig  über  diese  complicirte  Form  wundern 
müssen,  besonders  wenn  wir  überlegen,  dass  diese  Lieder  gesungen 
wurden  und  die  Musik  sich  dieser  unregelmässigen  Strophe  an- 
schlicsaen  musste,  was  bei  der  sonstigen  Einfachheit  des  nationalen 
Rhythmus  einigermassen  auffällig  ist.  Koch  mehr :  Nehmen  wir 
diese  vorgeschlagene  Strophentheilung  an,  so  haben  wir  in  einer 
Bngarstica  ein  geschlossenes  Ganzes :  der  erste  Vers  +  Refrain 
bildet  den  Eingang,  dann  kommen  mehrere  zweizeilige  Strophen 
mit  Refrain  und  endlich  als  Schluss  der  letzte  refrainlose  Vers.  — 
Eine  derartige  Abgeschlossenheit  eines  längeren  epischen  Liedes 
dürfte  sich  kaum  in  irgend  einer  Volkspoesie  nachweisen  lassen. 
Für  ein  Kunstgedicht  würde  sie  eher  passen ,  wir  haben  es  aber 
hier,  nach  der  bisherigen  durchaus  wahrscheinlichen  Ansicht,  mit 
Volksliedern  zu  thun. 

Diese  Strophentheilung  ist  mit  einem  Worte  falsch. 

Meiner  Ansicht  nach  ist  die  Bugarstica-Strophe  vielmehr  fol- 
gende : 


d.  h.  Langzeile  -f-  Refrain  4-  Langzeile;  und  zwar  aus  folgenden 
Gründen : 

Erstens  ist  es  die  einfachste  Eintheilung:  Bei  der  anderen 
bleibt  ein  Plus  von  einer  Langzeile  mit  Refrain  als  Eingang,  und 
einer  Langzeile  ohne  Refrain  als  Schluss  des  Liedes,  was  für  ein 
Volkslied,  und  als  Volkslieder  müssen  wir  die  Lieder  betrachten, 


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Untersuchungen  Uber  den  Versbau  des  slidslav.  Volksliedes.  277 


zu  complicirt  scheint.  Die  von  mir  vorgeschlagene  Strophe  geht  da- 
gegen ohne  Rest  in  der  Gesammtzahl  der  Verse  anf. 

Für  mein  Schema  spricht  zweitens  die  Reimstellun,g  der 
Kunstbugarstice,  z.  B.  am  Anfang  von  77  (Mehmed  pasa  be- 
lagert Cattaro  erfolglos) : 

|  Zahvali  se  basa  Mehme/  turske  vojske  vojvodarot, 

l  Carev  Türkin  basa ; 

l  Na  8ramotn  da  ce  uzef  plemeniti  Kotor  nami, 

{I  da  ce  ga  podloztYt  pod  zapov'jed  silna  cara, 
Gospodara  svoga ; 
Kotorane  pogubttf  i  njih  mila  gospodara. 

u.  s.  w. 

Hier  wird  also  die  Strophe  durch  die  beiden  Reime  begrenzt. 
Dasselbe  findet  statt  in  der  Osmanttbertragung  des  Bischofs  Zma- 
jeviC.  Dieser  machte  aus  den  Achtsilblern  Gundulas  die  Bugar- 
stica- Strophe  einfach  dadurch,  dass  er  je  2  Achtsilbler,  also  eine 
halbe  Osman-Strophe,  zu  einem  Sechzehnsilbler  verband  und  einen 
selbstgefertigten  Refrain  zwischen  die  beiden  der  Osman-Strophe 
entsprechenden  Sechzehnsilbler  setzte,  also  aus  Gundulic's  Strophe : 

I  tako  se  prem  dogodi: 

Jos  Dubrovnik  slavnom  krunom, 

Stoji  cjeö  vjere  u  slobodi 

Medju  lavom  i  drakunom 
wird  bei  Zmajevic  (ich  nehme  die  folgende  Strophe  dazu) : 

{I  tako  se  prem  dogoaY:  joä  Dubrovnik  slavnom  krwwom, 
Slavni  Dubrovnice 
Stoji  cjeö  vjere  u  sloboot ,  medju  lavom  i  drakwiom : 

(JoS  sred  justa  ljuta  zmaja  i  nokata  b'jesna  laca 
plemeniti  grade 
Oko  tebe  s'oba  kraja  slovinska  je  sva  driaca. 

Es  ist  den  Vertretern  des  anderen  Schemas,  glaube  ich,  nicht 
gelungen,  das  Verhältniss  der  Osman-  zu  dieser  Bugarstica-Strophe 
gleich  befriedigend  darzulegen.  BogiSic  (S.91)  sagt:  »Der  Grund, 
dass  die  gereimten  Strophen  anders  vertheilt  sind,  liegt  offenbar  nur 
darin,  dass  der  Zusammensteller  (der  Bug.-Strophe)  die  Refrains 
nach  der  Ordnung  der  Bngarstica  setzen  musste.«  (Er  musste  also 
seinen  ersten  Refrain  nach  der  ersten  Langzeile  setzen,  den  zweiten 


278  W.  Wollncr, 

nach  dem  dritten  Vera  u.s.  w.)  Jagic  sagt  (Archiv  IV,  197) :  »Man 
sieht,  dass  die  alternirenden  Reime  der  Gunduliö'schen  Strophe  bei 
dieser  Umbildung  nach  Möglichkeit  verwischt  wurden,  um  das  Lied, 
so  gut  es  ging,  volkstümlich  zu  gestalten ;  zu  diesem  Zwecke  hat 
Zmajeviö  absichtlich  die  einzelnen  Strophen  zerhauen  und  die 
refrainartige  Wiederholung  immer  in  die  Mitte  derselben  einge- 
schoben.« Und  S.  235,  wo  von  dem  Reim  innerhalb  des  Zehnsilblers 
die  Rede  ist,  den  der  Recitator  bevorzugt,  der  Sänger  dagegen  ab- 
sichtlich nicht  anbringt,  heisst  es :  «Ich  verweise  noch  auf  das  oben 
erwähnte  Verfahren  Zraajeviö's  bei  Gelegenheit  der  Umbilduag 
einiger  Episoden  aus  Gundulic's  Osman,  wo  ebenfalls  der  Reim 
vermieden  wird.«  Nun  ich  kann  eben  nicht  finden,  dass  der  Reim 
von  Zmajevic  vermieden  wird  und  bin  auch  fest  davon  überzeugt, 
dass  er  nie  daran  gedacht  hat,  ihn  vermeiden  zu  wollen. 

Die  beiden  von  Hektorovic  aufgezeichneten  Lieder, 
6  und  49,  liefern  einen  weiteren  Beweis  für  die  Richtigkeit  meiner 
Theilung.  Beide  sind  in  einer  von  den  übrigen  Bugarstice  abweichen- 
den Strophenform  gedichtet.  Ich  setze  die  zwei  ersten  Strophen 
von  6  her : 

Dva  mi  sta  siromaha  dngo  vrime  drugovala, 
Lipo  ti  sta  drugovala  i  lipo  se  dragovala, 
1  Lipo  plince  dilila  i  lipo  se  razdiijala, 
v  I  razdiliv  se,  opet  se  sazivala.  — 

Vec  mi  nigda  zarobise  tri  junaka  dobre  konje, 

Dva  siromaha, 
Tere  sta  dva  konjica  mnogo  lipo  razdilila, 

0  tretjega  ne  mogose  junaci  se  pogoditi, 
Negli  Su  se  razgnivala  i  mnogo  se  sapsovala. 
Ono  to  mi  ne  bihu,  druiino,  dva  siromaha, 
Da  jedno  mi  bise  vitez  Marko  Kraljevicu, 

Vitez  Marko  Kraljevicu,  i  brajen  mu  Andrijasu, 

Mladi  vitezi. 
Tuj  si  Marko  potrze  svitlu  sablju  pozlacenu, 
Von  diesem  Liede  und  dem  Liede  49  sagt  Bogisic  S.  25—26 : 
»Sie  haben  beide  den  Refrain  nach  den  5  ersten,  später  nach  je  6 
Versen.  Dies  zeigt  offenbar,  dass,  als  die  Refrains  noch  vollstän- 
dig vorhanden  waren,  der  erste  nach  dem  ersten,  der  zweite  nach 


1. 


i 


2. 


t 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  südslav.  Volksliedes.  279 

dem  dritten,  der  dritte  nach  dem  fünften  Verse  stand.  In  den 
Gruppen  von  6  Versen  braucht  man  nur  je  2  weggelassene  Refrains 
zuzufügen,  damit  sie  mit  der  Regel  stimmen.  Am  deutlichsten  be- 
weist aber  das  Ende  beider  Lieder,  das  aufs  Haar  mit  dem  der 
regelmässigen  stimmt.«  Dazu  ist  zu  bemerken,  dass  wenn  die  Re- 
frains früher  vorhanden  gewesen  und  vom  Schreiber  weggelassen 
worden  sind,  es  doch  merkwürdig  ist,  dass  die  erhaltenen  Refrains 
in  beiden  Liedern  an  derselben  Stelle  beibehalten  sind.  Nun  Hesse 
sich  schliesslich  letzterer  Umstand  auf  ein  Symmetriebedürfniss  des 
Schreibers  zurückführen.  Es  giebt  aber  eine  einfachere  Erklärung: 
Weggelassen  ist  kein  Refrain,  sondern  die  Strophen  hatten  von 
Anfang  an  folgende  Eintheilung.  Jede  bestand  aus  4  Langzeilen  -f- 
BugarStica-Strophe,  also:  abcd  +  erf.  Dass  dies  die  richtige 
Eintheilung  ist,  beweist  auf  die  einfachste  Weise  die  von  Hektoro- 
viö  dem  Pelegrinovic  übersandte  Melodie  zu  Lied  49  (Stari  pisci  VI) 
mit  dem  Text  der  ersten  Strophe,  die  folgende  Verse  enthält: 

Kada  mi  se  Radosave  vojevoda  odiljase 

Od  svojega  grada  divno^a  Siverina, 

Öesto  mi  se  Radosav  na  Siverin  obziraäe, 

Tere  to  mi  ovako  belu  gradu  besidjase . 

»Ovo  mi  te  ostavljam,  beli  grade  Siverine, 

Moj  divni  grade, 

Ne  znam  veöe  vigju  Ii  te,  ne  znam  vece  vidiS  Ii  me  U 
Das  ist  doch  deutlich  genug.  — 

Ich  sagte,  der  Vers  bestehe  aus  4  Langzeilen  +  BugarStica- 
Strophe.  Hierfür  spricht  ausser  der  Melodie,  die  nach  der  vierten 
Langzeile  einen  gewissen  Abschluss  zeigt,  der  selbständige  Cha- 
rakter dieser  3  Verse  am  Schluss  beider  Lieder. 
Nr.  6: 

{Vesel  budi,  gospodaru,  i  vesela  ti  druiina, 
Nas  gospodaru ! 
Ova  pisan  da  bude  tv6j  milosti  na  poätenje !     v.v.  67—69. 
Nr.  49: 

A  sada  mi  i  vazda  dobra  srica  8  tobom  budi, 

Naä  gospodaru ! 
I  zdravo  nam  svuda  hodi  i  vesel o  domom  dojdi.  v.v.  88 — 91 . 
also  in  beiden  Fällen  ist  die  Anrede  an  den  Herrn  in  einer  Strophe 
erhalten. 


280 


W.  Wollner, 


Derartige  Anreden  an  das  Publikum  kommen  auch  in  anderen 
Liedern  vor  nnd  nehmen  fast  ausschliesslich  eine  oder  einige  ganze 
Strophen  ein.  So  zeigen  drei  Lieder  mit  geringen  Veränderungen 
folgenden  Schluss : 

Ovo  mi  je  tada  bilo,  a  gada  se  spomenujem 

Moj  vidovni  Boie, 
Ti  mi  Boze  uspomeni  i  na  moje  dobro  zdravlje ! 

7,  158—60.  60,  85—  87  (moj  jedini  B.) 
Oto  mi  je  prije  bilo  

 nspomeni  moj(e)  dobro  zdravlje !    50.  88—90. 

vgl.  den  Schluss  von  52.  58.  59.  63.  65.  77. 


Das  Ergebniss  der  vorhergehenden  Untersuchung  ist  folgendes : 
Der  Text  des  südslavischen  Volksliedes  entsteht  in  unmittel- 
barem Zusammenhange  mit  seiner  Melodie.  Diejenigen  sind  im 
Irrthum,  die  den  südslavischen  Vers  als  ein  regelloses  Conglomerat 
von  Silben,  oder  andererseits  als  ein  bewusst  aus  abstrakten  »Vers- 
füssen«  zusammengesetztes  künstliches  Gebilde  ansehen.  Im  Texte 
des  Volksliedes  herrscht  weder  Gesetzlosigkeit,  noch  gezwungene 
Ktinstliehkeit:  ihn  bildet  vielmehr  die  sich  dem  Rhythmus  der  Me- 
lodie auf  das  Natürlichste  und  Zwangloseste  unterordnende  Sprache 
des  Volkes.  Denn  eine  natürlichere  Gliederung  des  Textes,  als  die 
durch  die  einzelnen  Wörter  oder  Wortgruppen,  lässt  sich  nicht  den- 
ken. Und  da ss  diese  Gliederung  in  der  That  stattfindet,  hat,  wie 
ich  hoffen  darf,  die  vorliegende  Untersuchung  nachzuweisen  ver- 
mocht. 

Wenn  auch  in  den  Textsammlungen  nur  die  zwei  Gattungen 
des  Achtsilblers  und  des  Siebensilblers  regelmässige,  durch  das 
ganze  Lied  durchgehende  Gliederung  zeigen,  dagegen  der  Fünf- 
und  Sechssilbler  und  die  mit  diesen  beiden  Versarten  gebildeten 
Versmasse  einer  solchen  entbehren,  so  wurde  doch,  durch  Herbei- 
ziehung der  Melodien  offenbar,  dass  auch  die  letzteren  Versgattun- 
gen ursprünglich  nach  dem  gefundenen  Principe  eingeteilt  gewesen 
sein  müssen,  und  ihre  jetzige  unregelmässige  Gestalt  erst  eine 
Folge  des  Verfalles  der  Sangeskunst  ist.  Aber  selbst  diese  Fünf- 
und  Sechssilbler  der  Textsammlungen  und  ihre  Composita  lieferten 
den  Beweis  für  die  Gruppengliederung,  denn  wenn  auch  die  durch 


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Untersuchungen  über  den  Versbau  des  sttdslav.  Volksliedes.      28 1 


das  ganze  Lied  gehende  einheitliche  Gliederung  fehlte,  so  wies 
doch  jeder  einzelne  Vers  eine  der  in  diesen  Versarten  möglichen 
Theilungen  auf,  und  diejenigen  Verse,  die  andere  Gruppen  als  4, 
3,  2,  1  zeigten,  bildeten  eine  verschwindende  Minderheit. 

Ob  nun  diese  Theilung  des  Textes  in  Gruppen  das  einzige  vers- 
bildende Princip  der  südslavischen  Volkspoesie  ist,  oder  oh  da- 
neben, innerhalb  der  einzelnen  Gruppen  noch  Wortaccent  oder 
Quantität  eine  Rolle  spielen,  muss  künftige  Forschung  entscheiden. 
Jedenfalls  wird  eine  solche  Untersuchung  nicht  unterschiedslos  von 
den  einzelnen  Wörtern  ausgehen  dürfen,  wie  dies  bisher,  stets  er- 
folglos, geschehen  ist,  sondern  wird  die  einzelnen  den  Vers  bilden- 
den Silbengruppen  berücksichtigen  müssen,  mögen  diese  durch  ein 
einzelnes  Wort  oder  eine  Combination  von  mehreren  Wörtern  ge- 
bildet werden. 


Nachtrag  zu  S. 205,  Z.5v.  u.  (Belege  für  Gruppengliederung  im  nicht- 
sla vischen  Volksliede). 

Etwas  der  slavischen  Gruppenformation  Aehnliches  bietet,  wie  mir  Herr 
Professor  Adolf  Ebert  mitzutheilen  die  Güte  hat,  der  italienische  En- 
de caaillabo,  in  dem  die  Gliederung  4  +  4  +  3  eine  der  häufigsten  ist.  Die 
Glieder  schliessen  allerdings  häufig  nicht  mit  dem  Wortende.  Ich  führe  als 
Beispiel  den  ersten  Vers  eines  Liedes  aus  Istrien  (Comparetti,  V,  8.  88)  an  i 

Dumandeme  dumandeme  ben  meto.  -- 

4  4  3 

Unverkennbar  scheint  mir  die  Gruppengliederung  im  spanischen  Ro- 
manzenverse, wenn  auch  nicht  in  allen  Liedern  gleich  gut  erhalten,  wie 
im  folgenden : 


Por  las  sierras 
Bovalias 
siete  vezes 
y  al  cabo 
que  dexa  la 


de  Moncayo 
ha  por  nombre, 
fuera  Moro, 
de  las  ocho 
fe  de  Christo, 


vi  venir  un 

Bovalias 

ywotras  tantas 

enganolo 

la  de  Mahoma 


renegado, 
el  pagano ; 
mal  Christiane, 
supecado 
ha  tomado. 


u.  s.  w. 

Silva  de  romances  viejos  publicada  por  Jacob o  Grimm. 
Wien  1815.  S.  233,  No.  XXVIII. 
Das  Lied  hat  14  Verse,  von  denen  9  regelmässig  theilbar  sind.  — 
Auf  die  Gliederung  5  +  3  im  neugriechischen  und  deutschen  Achtsilbler 
wurde  oben  bei  Besprechung  der  zweiten  Gattung  dieses  Verses  hingewiesen. 

Ueber  die  Gliederung  des  Verses  im  deutschen  Volksliede  vergl.  die  oben 
citirte  Schrift  von  E.  Stolte :  »Metrische  Studien  Uber  das  deutsche  Volks- 
lied-. 


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Beiträge  zur  Erklärung  des  rassischen  Heldenepos. ') 


IT. 

Das  russische  Lied  von  Sadko  —  Sadok. 

Die  Lieder  von  Sadko,  die  Trümmer  einer  älteren,  wohl  zu- 
sammenhängenden Bylina,  sind  von  Herrn  Wollner  (Untersuchun- 
gen Uber  die  Volksepik  der  Grossrussen,  p.  31  ff.)  besprochen 
worden,  auf  dessen  Werk  ich  hiermit  verweise  und  dessen  Analyse 
ich  mich  weiter  bediene.  Der  Held— Sadko,  Sadke,  Sadok,  Satok 
mit  Namen  —  hat  die  Gunst  des  Wasser  -  oder  Meerkflnigs  (mit 
seinem  Saitenspiel)  erworben,  der  ihm  zum  Reichthum  verhilft. 
Entweder  wettet  er,  auf  Anweisung  seines  Gönners,  mit  den  Kauf- 
leuten von  Novgorod,  dass  im  Urnen-See  Fische  mit  goldenen  Flos- 
sen lebten :  er  wolle  seinen  Kopf  gegen  sechs  Buden  mit  Waaren 
setzen,  dass  er  es  ihnen  beweisen  wurde  —  und  er  gewinnt  die 
Wette.  —  Oder  es  erscheint  ihm  ein  Mann  (der  Wasserkönig)  und 
räth  ihm,  mit  Arbeitern  fischen  zu  gehen;  Sadko  fängt  eine  Menge 
Fische,  die  er  kaum  bergen  kann  und  die  sich  am  folgenden  Tage 
in  einen  un  ermessliehen  Haufen  Goldes  verwandeln.  —  Nun  las  st 
sich  Sadko  in  die  Gilde  der  Kaufleute  aufnehmen  und  wettet  bei 
einem  Gastmahl,  sämmtliche  Waaren  zu  Novgorod  allein  kaufen  zu 
können.  Dies  gelingt  ihm  nicht,  und  es  folgt,  ganz  unmotivirt,  die 
Episode  von  Sadko 's  Schifffahrt :  er  läset  30  Schiffe  erbauen,  sam- 
melt eine  Schaar  Gefährten  und  fährt  aus,  Handel  zu  treiben.  Mit 
reichem  Erwerb  hat  er  bereits  den  Heimweg  angetreten,  da  bleiben 
plötzlich  auf  hohem  Meere  seine  Schiffe  unbeweglich  stehen ;  die 
Wogen  schlagen  gegen  die  Seiten,  die  Segel  reissen,  die  Schiffe 
fangen  an  zu  bersten.  Da  ruft  er  seine  Gefährten  zusammen  und 
sagt :  so  lange  sie  auf  dem  Meere  umhergesegelt  seien,  nie  sei  es 
ihnen  in  den  Sinn  gekommen ,  dem  Meerkönig  Tribut  zu  geben ; 
deshalb  sei  er  zornig.  Er  heisst  eine  Tonne  voll  Gold,  Tonnen 
voll  Silber  und  kostbare  Steine  nacheinander  ins  Meer  schleu- 


»)  Vergl.  Archiv  VI.  393,  548. 


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Beiträge  zur  Erklärung  des  russischen  Heldenepos. 


283 


dem,  aber  die  Schiffe  kommen  nicht  von  der  Stelle ;  es  wird  wohl 
der  Meerkönig  ein  Menschenopfer  verlangen,  sagt  Sadko  and 
lässt  Loose  machen:  ein  jeder  schreibt  seinen  Namen  anf  sein  Loos 
und  wirft  es  ins  Wasser ;  wessen  Loos  untersinkt,  der  soll  ins  Meer 
gelassen  werden.  Dreimal  wird  gelost  und  die  Probe  angestellt, 
und  jedesmal  sank  Sadkos  Loos  unter.  Da  lässt  Sadko  ein  Brett 
ins  Meer  hinab,  besteigt  es  mit  seinem  Gusli,  einem  Muttergottes- 
bilde und  einigen  Gefassen  mit  Gold  und  Edelsteinen,  und  wird 
plötzlich  wie  vom  Schlaf  überwältigt.  Während  die  Schiffe  weiter 
ziehen,  erwacht  er  auf  dem  Meeresgrunde,  in  dem  Palaste  des 
Meereskönigs,  dem  er  die  Frage  lösen  muss,  ob  Gold  oder  Eisen 
thenrer  sei,  und  dem  er  auf  seinem  Gusli  vorspielt.  Der  Meerkönig 
ist  vergnügt,  sein  wilder  Tanz  treibt  die  Wogen  hoch  empor,  in 
denen  unzählige  Schiffe  und  Menschen  untergehen ]) .  Da  steht  plötz- 
lich vor  Sadko  ein  weisshaariger  Greis,  der  heil.  Nicolaus,  und  be- 
deutet ihn,  es  sei  genug  des  Spiels :  er  solle  die  Saiten  des  Instru- 
mentes zerreissen  und  dem  König  sagen,  er  habe  keine  anderen; 
zum  Lohne  dafür  solle  er  aus  dessen  Gewalt  gerettet  werden.  Als 
dann  der  König  den  Sadko  belohnen  will  und  ihm  anbietet  —  unter 
seinen  Töchtern  ein  Weib  zu  wählen ,  räth  ihm  der  heil.  Nicolaus 
(nach  einigen  Varianten  tritt  an  dessen  Stelle  die  Meereskönigin 
auf) ,  die  letzte  aus  der  ganzen,  ihm  vorgeführten  Schaar,  Cernava 
mit  Namen,  zu  nehmen  und  sie  in  der  Hochzeitsnacht  ja  nicht  zu 
berühren,  sonst  bliebe  er  ewig  auf  dem  Meeresgrunde.  Sadko  thut 
wie  ihm  anbefohlen  und  findet  sich  beim  Erwachen  wieder  in  seiner 
Heimath,  am  Ufer  des  Cernava-Flusses;  auf  dem  Volchov  kommen 
soeben  seine  Gefährten  an,  die  ihn  mit  Verwunderung  begrüssen. 
—  Zum  Danke  für  seine  Rettung  erbaut  Sadko  dem  heil.  Nicolaus 
ein  Münster,  eine  zweite  Kirche  der  hochheiligen  Mutter  Gottes, 
oder  der  Sophia ;  auch  einer  Kirche  d.  heil.  Stephan  wird  Erwäh- 
nung gethan. 

Soweit  der  Inhalt  der  Bylinen,  der  im  Grossen  und  Ganzen  ein 


VfYgl.  das  altrussische  Fragebiichlein  bei  TaxoHpaBOF*,  ITrm.  oTpei.  pyccic. 
.iHTupaT. ,  II.  456 :  »Woher  kommt  die  Dürre?  Wenn  der  Wasserkönig  in  die 
Tiefe  herabsteigt,  folgen  ihm  alle  Gewässer  nach,  daher  kommt  die  Dürre.  — 
Woher  kommt  das  (Jngewitter  ?  Wenn  der  Wasserkönig  aus  der  Tiefe  empor- 
steigt und  alle  Gewässer  ihm  nachfolgen  und  sich  hervordrängen,  aus  Baum 
und  Stein  und  von  allenthalben«  (so3parB  —  Boapamro?). 


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284 


A.  Wesselofsky, 


älteres,  besser  geordnetes  Original  verräth.  Die  zwei,  von  den  ver- 
schiedenen Varianten  überlieferten  Wetten  sind  wahrscheinlich  auf 
eine  einzige  zurückzuführen,  die  wohl  an  der  Stelle  der  jetzt  zwei- 
ten, der  Meerfahrt  Sadko's  vorangehenden  ursprünglich  gestanden 
hatte,  nicht  ohne  eine  gewisse  Beziehung  zur  letzteren.  Ich  wage 
diese  Vermuthung  auf  Grund  eines  in  der  russischen  Volksepik 
auch  sonst  beliebten  Motives :  dem  Helden  wird  angerathen ,  er 
dürfe  nicht  bei  Trinkgelagen  mit  gewissen  Dingen  prahlen ;  er  thut 
es,  und  die  Strafe  bleibt  nicht  aus  (vgl.  die  Lieder  von  Ivan  dem 
Kaufmannssohn,  Djuk,  Danilo).  Ein  gleiches  Verhältniss  mag  in 
dem  alten  Liede  von  Sadko  gewaltet  haben :  Sadko  wird  reich  mit 
Hülfe  des  Meereskönigs,  unter  dem  (vorausgesetzten)  Verweis 
—  mit  seinen  Reichthümern  nicht  gross  thun  zu  wollen;  er  vergeht 
sich  dagegen  —  und  muss  sich  nun  vor  dem  Meereskönig  verant- 
worten. Die  Episode  von  den  stillstehenden  Schiffen  und  dem  Ver- 
sinken ins  Meer  erhielte  dadurch  eine  gewisse  Bedeutung  im  Zu- 
sammenhange des  Ganzen.  Es  ist  eine  verbreitete  Ansicht,  dass 
das  Meer  einen  Missetbäter  und  Verbrecher  auf  seinem  Rücken 
nicht  leidet:  entweder  wird  es  stürmisch,  oder  es  entsteht  eine 
Windstille,  dass  die  Schiffe  nicht  von  der  Stelle  rücken;  Sturm  und 
Windstille  legen  sich,  sobald  der  arme  Sünder  über  Bord  geworfen 
wird.  Russische  und  auch  andere  Gelehrte l)  haben  der  Verbreitung 
dieser  Vorstellung  nachgeforscht ;  Sadko,  nach  meiner  muthmass- 
lichen  Herstellung  des  alten  Liedes,  hat  sich  versündigt,  wie 
irgend  ein  anderer :  daher  die  plötzliche  Windstille  nnd  das  Werfen 
über  Bord. 

Freilich  wissen  die  uns  überlieferten  Lieder  nichts  von  solchem 
Zusammenhange :  Sadko  spricht  einfach  von  einem  zu  zahlenden 
Tribut  an  den  Meeresgott,  einem  von  Indien  und  China  bis  nach 
Russland  nnd  America  bekannten  Opferbrauch2).  Eines  solchen 
vom  Ladogasee  hat  Laistner  3;  Erwähnung  gethan :  der  Wasser- 
mann, heisst  es  da,  wohnt  tief  auf  dem  Grunde  des  Sees,  und  über 


»)  Laistner,  Ruodliebmärchen  in  Russland,  in  Zs.  f.  deutsches  Alterth., 
XXIX.  Bd.,  4.  Heft,  p.  456  und  die  Anmerkung  auf  p.  465  (s.  darüber  meine 
Anzeige  im  J.  d.  M.  f.  V.-A.,  1886  Januar) ;  R.  Köhler  bei  Warnke,  Die  Lais 
der  Marie  de  France  p.  C — CIV. 

2)  Vgl.  Melusine  II,  188—89,  230—31,  334. 

»)  Laistner,  L  c,  p.  457. 


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Beiträge  mr  Erklärung  det  russischen  Heldenepos.  285 

seinem  Hause  sieht  man  an  der  Oberfläche  des  Sees  Wirbel  und 
Strudel.  Geräth  ein  Fischer  mit  seinem  Boot  da  hinein,  so  wird  er 
immer  im  Kreise  herumgedreht  und  kommt  nicht  eher  los,  als  bis 
er  eine  Gabe  in  den  See  wirft,  eine  Brodrinde  oder  Salz  oder  was 
er  sonst  gerade  bei  der  Hand  hat.  —  »Jal  (Gloss.  naut.  p.  1405) 
raconte  d'apres  S.  Libero  Barone  (Commentarii  della  Moscovia 
1496)  qu'un  equipage  russe,  assailli  dans  la  mer  Blanche  par 
une  tempete  en  face  d  une  haute  montagne  appelee  Seines  ne 
pouvait  plus  avancer.  Un  marin  monta  sur  le  rocher  et  offrit  au 
genie  de  la  montagne  un  gäteau  de  farine  de  seigle  et  de  beurre. 
A  la  suite  de  ce  sacrifice  le  navire  put  continuer  son  voyage«  *) . 
Eine  gleiche,  christlich  gefärbte  Sitte  finde  ich  an  den  Ufern  des 
Schwarzen  Meeres,  wo  die  Seefahrer  den  heil.  Phocas  aus  Sinope 
als  einen  Helfer  aus  der  Noth  verehrt  haben :  *Nai/xai  6k  xal  txXw- 
t}]Q€Q  ol  navxa%ov,  ov%  ol  xbv  Ev&ivov  6ia7xX4ovxeg  Hbvxovy 
aXXa  xal  ol  xbv  Jidoiav  xipvovxeg ,  xal  VTxkq  Aiyalov  (ftQÖutvoi, 
xal  oaoi  xbv  'Qxeavbv  nXiovoi  xbv  loTxiqiov,  xal  xolg  'Eiaotg  xoX- 
ttoig  lv&aXaxxevovoi1  ta  owfj&r,  xeXsva^iaxa,  olg  xov  nXov  %bv 
tvovov  nqooavarcavovoiv,  eig  xatvrjv  xov  lAaoxvQog  }uxißaXov  Iv- 
tprjfiiav  xal  6iä  yXuxJorfi  laxlv  oXog  6  Owxag  avxolg  vnqöottwog, 
knil  xal  lvaqyr\  naoi%Bi  xijg  ßorj&elag  xä  ovfißoXa'  TtoXXdxig  pkv 
yaq  UKp^ ,  vvv  \ikv  vvxxtao  nqoooyxovfiivov  xein&vog  duyelqwv 
xbv  xvßeqvrjx^v      nrjdaUy  iTUWOxatovxa '  aXXoxe  6k  naXiv  xovg 
xaXiog  6iax£lv(ov,  xal  xftg  d&ovrjg  kniete Xov^uvog ,  xal  anb  xrjg 
nqtoqag  ftQoometnov  xä  ßoaxrj '  o&ev  xal  vopog  lyivtxo  vavxatg 
Oioxav  %%eiv  ovveoxiaxooa-  xal  krceidtj  xbv  vvv  daut^iaxovj  ovo- 
aitov  elvai  xal  xoivwvbv  xQaTti^rjg  atir\xavov  na&exe 
7tug  aqa  (piXevoeßrjg  XoyiOftbg  looqyloaxo  xb  d6vvaxov '  xa&*  ixa- 
oxrjv  yao  xrjv  fftiqav  xr\v  xGjv  oipwv  fieolda  7ZQog  loofioiqlav  xiav 
io&iovxwv  uiToxhjQovoi  T<jj  iictQTVQi'  xavxrjv  de  xig  xutv  daitiftoviov 
liuvovfiBVog^  xb  aqyvoiov  xaxaxl&exai,  xal  xfj  voreoalq  aXXog,  xal 
äXXoze  kxeoog-  xal  ovxog  6  xXrjQog  xrjg  ayooaaiag  neqüuv  anav- 
xag,  dldtooi  xa&rjpiqav  xr)g  peQiöog  xbv  (bvrjxr]v  Ineidav  6k  öopog 
avxovg  VTXodi^qxai^  xal  dg  yr)v  aqplxwvxai,  fieol&xai  xb  aqyvQiov 
xolg  Tieiv&oi"  xovxo  rj  peolg  xov  (Dcuxa,  nevr\xiav  eveoyeala 2) . 


i)  Melusine  II,  L  p.  197. 

»j  A.  A.  SS.  Sept.  VI,  ad.  d.  22  Sept.,  nov.  ed.  p.  299. 


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286 


A.  Wesselofsky, 


Aus  dem  märchenhaften  Inhalte  unserer  Bylina  darf  ein 
christlich-legendarischer  Theil  ausgeschieden  werden.  Der 
Name  des  heil.  Nicolaus  ist  hier  das  Massgebende.  Er  ist  be- 
kannt, znmal  in  Russland,  als  ein  Meeresheiliger  xcrr  l£o2$*9 
wie  die  am  Schwarzen  Meere  von  Alters  her  verehrten  Phocas  und 
Clemens,  welch'  letzterer,  in  Südrussland  jetzt  verschollen,  im 
Norden  als  ein  (von  den  Varägern  eingebürgerter?)  Meeresheiliger 
fortlebt.  Unter  den  Wundern  des  heil.  Nicolaus  (man  beachte  nur 
die  Zusammenstellung  bei  Jacobus  de  Voragine)  nehmen  die  Er- 
rettungen auf  dem  Meere  eine  nicht  unbedeutende  Stelle  ein.  Auch 
dem  Sadko  steht  er  bei  mit  weisem  Rath  und  Mahnung,  und  der 
Errettete  baut  eine  Kirche  ihm  zu  Ehren.  Die-Vermuthung  liegt 
also  nicht  allzu  fern,  die  Existenz  einer  localen  Wundergeschichte 
anzunehmen  nach  Art  der  folgenden  —  vom  heil.  Isidoras  aus 
Rostov:  ein  Kaufmann  aus  jener  Stadt,  wo  der  Heilige  ansässig 
war,  begiebt  sich  auf  eine  Handelsreise;  plötzlich  steht  sein  Schiff 
stille,  die  Wogen  schlagen  gegen  die  Seiten  und  die  erschrockene 
Mannschaft  loost,  um  zu  erfahren,  wer  unter  ihnen  an  dem  Unfälle 
schuld  sei.  Das  Loos  fällt  auf  den  Kaufmann,  der  auf  einem  Brett 
ins  Meer  ausgesetzt  und  vom  Strudel  fortgerissen,  den  heil.  Isidoras 
anfleht.  Da  erscheint  er  auf  den  Wogen  schreitend,  hilft  dem 
Kaufmann  das  Brett  wieder  zu  besteigen  und  fuhrt  ihn  unversehrt 
bis  zum  Schiffe,  das  bereits  weitergesegelt  war  *) . 

Endlich  noch  der  mutmasslich  historische  Bestand  der 
Lieder.  Ihren  Sadko  den  Reichen,  den  Stifter  der  St.  Nicolaus-  n. 
Sophienkirche,  hat  man  in  dem  Sotko  dem  Reichen  wiederfinden 
wollen,  den  die  Chronisten  von  Novgorod  als  im  XII  Jahrh.  lebend 
und  als  Erbauer  einer  Kirche  —  zu  Ehren  der  heil.  Boris  und  Gleb 
an  Stelle  der  alten  Sophienkirche  kennen.  Dieser  Sotko  mag  ein 
vielleicht  zur  bekannten  St.  Nicolaus-Gilde  zu  Novgorod  gehöriger 
Kaufmann  gewesen  und  von  ihm  erzählt  worden  sein,  wie  er  auf 
einer  Seefahrt  aus  höchster  Noth  durch  die  Vermittelung  des  heil. 
Nicolaus  errettet  worden  sei.  Der  Widerstreit  der  Bylina  und  der 
Chronik  in  Betreff  der  Namen  der  Heiligen ,  zu  deren  Ehren  die 


»)  S.  Eycjaer*,  0  HapoanoM  nowiH  fl  ÄpeBHe-pyccKoÄ  jwxeparypi  (1859), 
S.  24—25  des  Anhanges  (nach  einer  Hs.  des  XVII.  Jahrh  ).  S.  auch  die  Me- 
nden des  Demetrius  von  Rostov. 


Beitrüge  zur  Erklärung  des  rassischen  Heldenepos.  237 

Kirche  gestiftet  worden  ist,  macht  keine  so  grosse  Schwierigkeit, 
wie  es  scheinen  dürfte.  Den  heil.  Brüdern  Boris  und  Gleb  wird 
zweimal  im  Jahre  gefeiert:  am  2.  Mai  (Tag  des  Märtyrerthums, 
7 1015)  und  am  24.  Juli  (erste  Ueberführung  der  Reliquien,  a.  1072). 
Der  erste  Tag  wird,  in  Folge  einer  volksetymologischen  Annäherung 
(Bopnc-i  =  oapuura)  im  Volke  als  der  Gewinn  st- Tag  bezeichnet 
und  von  den  Kaufleuten  in  Grossrussland  für  heilig  gehalten: 
wer  ihn  hoch  hält,  der  hat  Gewinn  das  ganze  Jahr  hindurch  (Ka- 
jraHciriH ,  IJepKOBHO-HCT.  ütomecioTO  Ha  PycH,  p.  400).  Anderer- 
seits erscheinen  jene  Heiligen  am  24.  Juli  als  die  des  Regens  und 
des  Sturmes  waltenden:  daher  ihre  Beziehungen  zur  Ernte  und 
ihre  Feier  zur  Erntezeit  (TepemeHKo,  E.  P.  H.  VII,  47) .  Wichtiger  für 
unseren  Zweck  ist  ihre  Erscheinung  im  Bunde  mit  dem  heil.  Nico- 
laus, wozu  die  Kachbarschaft  ihrer  Festtage  beigetragen  haben 
mag.  In  den  von  Nestor  und  dem  Mönche  Jacob  verfassten  Vitae 
des  Boris  und  Gleb  heisst  es  von  einer  Frau,  welche  das  Fest  des 
heil.  Nicolaus  nicht  gehalten:  als  sie  am  besagten  Tage,  statt  in 
die  Kirche  zu  gehen ,  zu  Hause  arbeitete,  kamen  drei  Männer  in 
den  Hof  geritten,  in  weissen  Kleidern;  ....  der  eine  war  alt  (=  der 
heil.  Nicolaus),  die  jüngeren  (Boris  und  Gleb)  hielten  sich  an  seinen 
Seiten  und  redeten  jene  Frau  an:  wie  gestehst  du  unseren  Vater 
Nicolau 8  zu  beleidigen,  indem  du  an  seinem  Namenstage  arbeitest 
und  seine  Kirche  nicht  aufsuchst?  —  Nachdem  sie  so  gesagt,  haben 
sie  das  Hans  zur  Hälfte  zerstört,  die  Frau  aber  halbtodt  herausge- 
schmissen, die  von  einer  langwierigen  Krankheit  betroffen,  erst 
nach  drei  Jahren  durch  die  Gnade  des  heil.  Nicolaus  geheilt  wurde 
(Cpe3HeBCKiH,  CKa3ani«  o  cb.  EopHcfc  h  Tifefo,  p.  35,  78). 

Die  heil.  Boris  und  Gleb  sind  also  mit  Nicolaus  verbunden  *) ;  sie 
geben  Gewinn  und  walten  des  Sturmes;  ob  sie  sonst  in  irgend  wel- 
cher Beziehung  zum  Meere  vorgestellt  werden  —  ist  mir  unbekannt ; 
V.Miller  (OqepKH  ApiäcKOH  MaeojoriH  bt>  cbh3h  cb  jpeBHiHineH  vyih- 
TypoH.  t.  I.  AcBHHii-AiocKypu,  p.  262  sqq.)  hat  ihre  Identität 
mit  den  Acvinen-Dioskuren,  den  Elmsfeuern  u.  s.  w.  vermuthet ; 
letztere  werden  jedenfalls,  zwar  nicht  in  Russland,  mit  dem  heil. 


»j  So  noch  in  einem  Wunder  des  heil.  Nicolaus  in  /Kime  h  lyaeca  cb.  Hh- 
eoj&ji  MvpjBKi&cxAro,  irccitAOBABie  apxuM.  Aeonm  IUm.  xpoBH.  niicueHHocTtf, 
1SS2,  8.  90). 


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238 


A.  Wesselofsky, 


Nicolaus  in  Zusammenhang  gebracht  (Melusine  II,  Nr.  5,  p.  117; 
Nr.  6,  p.  138).  Soweit  sich  die  Sache  Übersehen  lässt,  bildet  also 
der  Unterschied  der  Heiligennamen  keine  so  grosse  Kluft  zwischen 
Lied  und  Chronik,  dass  sie  nicht  zu  Überbrücken  wäre.  Wir  hätten 
es  in  jedem  Falle  mit  einer  von  den  vielen  localen  Wundergeschich- 
ten zu  thun,  wie  sich  deren  um  populäre  Heilige  Uberall  sammeln. 
Diese  locale  Legende  von  Sotko  wäre  dann  später  mit  einem  Mär- 
chens tofie  vermengt  worden,  wie  ihn  unsere  Lieder  mit  Abzug  der 
Nicolaufl-Episode  bieten.  Was  mag  dazu  die  Veranlassung  ge- 
wesen sein?  Ob  die  Identität  oder  Aehnlichkeit  des  Namens  zwi- 
schen dem  historisch  beglaubigten  Sotko  und  einem  ähnlichen  in 
dem  Märchen?  Für  den  ganzen  Inhalt  jenes  Märchens  kann  ich 
dieses  nicht  verbürgen,  aber  wohl  für  eine  Episode  desselben,  und 
eine  der  wichtigsten.  Man  vergleiche : 

Sadko  hat  sich  versündigt;  als  er  im  Meere  ist,  stehen  seine 
Schiffe  still ;  es  wird  geloost,  wer  ins  Meer  geworfen  werden  muss ; 
das  Loos  fällt  auf  Sadko.  Dass  sein  Name  kein  echt  russischer  ist, 
sondern  eine  volksetymologische  Anlehnung  an  das  russ.  ca^t, 
hat  schon  Be3coHOBi  vermuthet.  Der  ursprüngliche  wäre  Sadok, 
Zadok,  hebr.  =  der  Gerechte. 

In  dem  franz.  Prosa-Roman  »Tristan  leLeonoiSf,  nach  des 
Grafen  von  T res 8 an  Auszug l) ,  hat  Sadoc ,  ein  Neffe  des  Joseph  von 
Arimathia,  seinen  Schwieger-Bruder  erschlagen,  der  seiner  Frau 
Gewalt  angethan  hatte.  Er  begiebt  sich  mit  ihr  auf  ein  Schiff,  auf 
dem  man  beide  nicht  kannte.  Ein  gewaltiger  Sturm  erhob  sich  und 
das  Schiff  drohte  unterzugehen.  Ich  gebe  das  weitere  nach  einer 
Hs.  des  XIV.  Jahrh. 2) :  A  lendemain  quant  il  dut  aiorner,  dist  un 
vielz  hom  qui  leianz  estoit:  Seignor  mariniers,  saches  qne  cest 
orages  et  ceste  tempeste  qui  si  durement  nos  a  travaillie,  nos  a  Dex 
envoie  por  le  pechie  d'aucun  qui  caienz  demore  entre  nos ;  et  ea- 
chiez  que  s'  il  i  est  longement  nos  sumes  tuit  torne  a  mort.  Leianz 
avoit  un  marinier  sorcierre  qui  respondi  a  ceste  parole  et  dist :  Ce 
savrai  ie  procainement.  Lora  fist  ses  charaies  et  ses  coniuremenz 


*)  R.  Köhler  1.  c.  p.  C—CI.  —  Oeuvres  choißles  du  Comte  de  Tressan 
t.  Vn  (1788),  p.  2*~24. 

2]  Britisch  Museum  Additional  23929.  Die  Abschrift  verdanke  ich  meinem 
Freunde  Richard  Lange. 


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Beitrage  zur  Erklärung  des  russischen  Heldenepos. 


28& 


einsinc  qu'il  le  savoit  faire  la  meemes  oq  il  estoient  en  tel  peril,  et 
apres  redist:  Voir  aves  dit,  ear  entre  nos  est  caianz  par  cui  eist 
orages  n  eat  sorvenus.  Et  tont  Ii  aatre  s'aeordent  adone  que  de 
leianz  fast  maintenant  gites  qui  qu'il  fast,  par  cui  cest  domage  ve- 
uoit  a  tote  la  compaignie.  Quant  eist  otroiement  fu  fait  comune- 
ment ,  maintenant  recommence  a  sortir  Ii  marinier  por  trover  celui 
qui  cest  grant  distorber  lor  avoit  fait.  Quant  il  ot  gite  ses  sorsy  il 
trove  que  Sadoc  lor  avoit  fet  tot  eist  ennui  et  que  cesti  grande  tor- 
mente  lor  estoit  avenue  par  son  pechie.  Si  vienent  maintenant  a 
lui  et  Ii  dient:  Is  fors  de  ceste  nef.  Et  il  est  molt  esmaiez  quant  il 
entent  ceste  parole ,  si  lor  respont :  Si  je  m'en  is ,  ou  porai  je  aler 
fors  que  sailir  en  la  mer?  —  Sailir  te  i  convient,  font  il,  ou  nus  te  i 
giteron,  car  nus  volons  miels  que  tu  perisses  senls  que  nus  tuit.  — 
Et  il  respont:  Se  je  perie,  ce  n'est  mie  merveille,  que  je  Tai  ben 
deservi,  et  je  me  acort  ben  a  ce  que  vous  me  dites,  qu'il  est  miels 
droiz  que  je  moire  senls,  que  yus  tuit.  Mes  por  Den ,  puis  que  je 
sui  venus  a  la  mort  et  il  me  convient  morir  por  vos  viez  sauver,  je 
vos  prie  de  ma ferne  qui  ei  est:  portez  Ii  honor  et  metez  la  a  sau- 
vete,  car  eile  ,  est  estraite  de  si  hault  lignage  com  cele  qui  fu  fille 
au  roi  de  Babilloine.  Et  quant  il  a  dist  ceste  parole,  il  se  comande 
a  nostre  Seignior,  et  eil  le  prenent  maintenant  et  le  gieterent  en  la 
mer.  Apres  ce  qu'il  fu  ensi  gitez  en  la  mer,  il  ne  demora  pas  gran- 
ment  que  la  tempeste  failli. 

Wir  wissen  bereits,  dass  in  den  Erzählungen  von  Sündern  auf 
dem  Schiffe  —  Sturm  und  Windstille  gleichen  Sinn  haben.  Somit 
fällt  die  Episode  des  russischen  Liedes,  nach  Abzug  einiger  Neben- 
umstände,  mit  der  Episode  des  französischen  Romans,  bis  auf  den 
Namen  des  Haupthelden,  zusammen.  Wo  wird  man  ihre  gemein- 
same Quelle  suchen  dürfen  ? 

Der  vom  Grafen  Tressan  nacherzählte  französische  Roman 
bietet  aber  in  der  Fortsetzung  unserer  Episode  noch  einige  andere 
Züge,  die  dem  Forscher  im  Gebiete  der  russischen  Bylinen  eigen- 
tümlich erscheinen  dürften.  Sadoc  ist  nicht  zu  Grunde  gegangen, 
sondern  hat  sich  auf  eine  felsige  Insel  gerettet ,  wo  er  bei  einem 
Einsiedler  drei  Jahre  unter  Busse  und  Fasten  zubringt.  Seine  Frau, 
Chelinde,  eine  babylonische  Prinzessin,  ist  von  ihm  schwanger  ge- 
blieben und  genest  eines  schönen  Knaben  am  Hofe  des  Königs  von 
Cornwales,  Thanor,  eines  der  vielen  Männer,  die  um  Chelinde's 

Archiv  fftr  slavuche  Philologie.  IX.  19 


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290 


A.  Wesselofsky. 


Liebe  sich  nacheinander  bewerben.  Der  Knabe  wird  beim  König 
wie  ein  Sobn  erzogen  und  erscheint  später  unter  dem  Namen 
Apollo  l'aventureux.  Ein  schlimmer  Traum,  den  sich  Thanor 
durch  einen  Philosophen  deuten  lässt,  prophezeit  dem  König,  dass 
jener  Knabe  sein  Mörder  sein  würde,  und  so  läset  er  ihn  in  einem 
Walde  aussetzen,  wo  er  von  einer  Dame  gefunden  und  auferzogen 
wird.  Aus  den  weiteren  Schicksalen  Sadoc'b  und  Apollo's  entnehme 
ich  bloss  Einzelnes :  Apollo  löst  die  Räthsel  eines  Riesen,  der  sich 
als  ein  mit  Incest  und  Vatermord  behafteter  Bösewicht  ausweist, 
und  erschlagt  ihn,  als  jener  seinerseits  die  ihm  vorgelegten  Räthsel 
nicht  zu  lösen  vermag.  Dann  trifft  er  mit  Sadoc  zusammen,  ohne 
dass  sich  beide  erkennen.  Sadoc  hat  den  Thanor  verwundet  und 
geht  seines  Weges:  da  sieht  er  einen  Ritter  hinter  sich  reiten,  der 
die  gleichen  Abzeichen  trug,  wie  jener  König.  Nun  glaubt  er, 
Thanor  sei  erstanden  und  wendet  sich  mit  Wuth  gegen  den  An- 
kömmling, wird  aber  von  ihm  erschlagen.  Als  Apollo  erfährt,  dass 
er  unwissentlich  ein  Vatermörder  geworden,  ist  er  verzweifelt  und 
ergrimmt  vollends,  als  Thanor  seinen  Freund  Luces  erschlagt.  Er 
wirft  sich  auf  den  König  und  schlägt  ihn  zu  Boden.  Somit  war  der 
prophetische  Traum  in  Erfüllung  gegangen.  — 

Wenn  ich  hinzufüge ,  dass  Apollo  später  unwissentlich  seine 
Mutter  heirathet,  so  haben  wir  verschiedene  Elemente  namhaft 
gemacht,  aus  denen  sich  die  mitgetheilte  Episode  zusammengesetzt 
hat :  Elemente  der  Sage  von  Apollonius  von  Tyra,  die  noch  den 
Namen  des  Helden  —  Apollo  —  hergegeben  haben  mag :  die  Le- 
gende vom  Blutschänder  (Gregorius,  Andreas,  Judas,  Vergogna 
u.  a.  m.) ,  deren  slavische  Fassung  ich  neuerdings  besprochen 
habe  *)  ;  endlich  das  epische  Motiv  vom  Kampfe  eines  Vaters  mit 
seinem  Sohn  ,  worauf  schon  Köhler  2)  hingewiesen.  Das  Motiv  ist 
bekanntlich  auch  den  russischen  Byiinen  nicht  fremd:  in  dem 
Liedercyclus  von  Ilias  tritt  er  als  der  unerkannte  Vater  auf ,  der 
Sohn  wird  verschiedentlich  benannt :  Zbut  Boris,  der  junge  Königs- 
sohn, der  Falkner,  Basilius,  Peter ;  nur  in  einer  Variante  bei  Hil- 
ferding Nr.  246  hat  er  einen  Namen,  den  ich  in  meinen  Unter- 
suchungen über  die  sttdrussischen  Byiinen 3)  nicht  zu  deuten  wusste : 

i)  Joura.  d.  Min.  d.  Volksaufkl.,  Tb.  CCXXXIX,  Abth.  2,  p.  231  ff. 
*)  1.  c.  p.  XCIX. 

3)  KfcKiio-pyccKia  Öm-suhm,  bmii.  II,  <rrp.  816. 


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Der  Grossveiier  Mehmcd  Sokolovirf  etc. 


291 


Apollo  (Anojjoinime) ,  was  wieder  an  den  »Apollo  l'aventu- 
reux«  des  französischen  Romans  unwiderstehlich  erinnert.  Es  ist 
der  Fall,  die  vorige  Frage  zu  wiederholen :  wie  und  auf  welchen 
Wegen  ist  dieses  Zusammentreffen  (denn  von  einem  Zufall  oder 
vom  Einfluss  einer  Tristan-Uebersetzung  *)  kann  füglich  nicht  die 
Rede  sein)  zu  erklären?  Wie  der  Einfluss  zu  deuten,  den  ein 
Märchen  des  jüdisch-deutschen  Maasebuches  auf  eine,  in  Prosa 
aufgelöste  Bylina  von  Aljoscha  augenscheinlich  ausgeübt  hat  2J  ?  — 
Wäre  nicht  der  Name  Sadoc's  und  das  Märchen  aus  dem  Maase- 
buch  auf  eine  Periode  zurückzuführen ,  wo  die  Heräsie  der  Judai- 
sirenden  in  Novgorod  die  Oberhand  gewonnen  und  selbst  im  recht- 
gläubigen Moskau  Wurzel  geschlagen  hatte,  während  die  altrussi- 
sche Historienbibel  (Palaea)  neuen  Zuflüssen  aus  dem  talmudischen 
Legenden-  und  Märchenschatze  ihre  Schranken  Öffnete? 


>)  Der  einzige  mir  bekannte  altrossische  Tristan  kennt  die  Sadoc-Epi- 
aode  nicht. 

«)  8. 1.  c.  p.  390  ff.  und  meine  »Kleinen  Bemerkungen  tu  den  Bylinen«, 
im  Jonrn.  d.  M.  der  Volkaaufklärnng  1885,  Dec.,  p.  166  ff. 

AI.  N.  Wesselofsky . 


Der  Grossyezier  Mehmed  Sokolovic  und  die  serbischen 
Patriarchen  Makarij  und  Antonij. 

(Znr  Textkritik  nnd  Interpretation  der  serbischen  Annalen.) 


In  einem  von  V.  Jagic  (Archiv  für  slav.  Phil.  II,  p.  101)  ver- 
öffentlichten und  in  der  Sammlung  von  Lj.  Stojanovic  (Glasnik 
Bd.  53,  1883,  p.  113)  reproducirten  Text  der  serbischen  Annalen 
liest  man  eine  Nachricht,  die  auf  den  ersten  Blick  nur  eine  unter- 
geordnete Bedeutung  zu  besitzen  scheint:  im  Jahre  der  Welt  7081 
(1573)  sei  der  serbische  Erzbischof  und  Wiedcrhersteller  der  ser- 
bischen Kirche  (obnovitel  pr€stola  srbskago)  Makarij  gestorben 

19* 


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292  C.  Jirecek, 

(prestavi  sej  und  schon  im  folgenden  Jahre  7082  (1574)  sei  sein 
Nachfolger  Antonij  gleichfalls  gestorben  (desgleichen:  prestavi  se). 

Die  Notiz  enthält  ohne  Zweifel  einen  Fehler.  Ein  vorzüglicher 
Kenner  der  serbischen  Kirchengeschichte ,  der  Archimandrit  Darum 
Ruvarac,  hat  in  einer  Abhandlung  im  Glasnik  Bd.  47  (1879)  274 
darauf  hingewiesen,  dass  der  Erzbischof  Makarij  noch  ein  Jahr 
später  lebte  und  nach  einer  zn  Moraca  in  Montenegro  befindlichen 
Inschrift  (Glasnik  43,  56  Anm.)  erst  am  23.  October  1574  ans  dem 
Leben  geschieden  ist,  was  natürlich  auch  das  Todesjahr  seines 
Nachfolgers  weiter  verschieben  mnss  nnd  somit  die  Verlasslichkeit 
beider  Zeitangaben  in  jenem  Annalentexte  in  Zweifel  stellt.  Das 
ist  allerdings  richtig,  jedoch  scheint  mir  in  der  zweiten  Notiz  nicht 
die  Jahreszahl,  sondern  nur  eine  Präposition  durch  einen  einfachen 
»lapsus  calami«  verfehlt  zu  sein.  Ohne  Zweifel  ist  dort  zu  lesen 
postavi  anstatt  prestavi,  es  ist  also  von  der  Einsetzung  und 
nicht  von  dem  Tode  des  Antony  die  Rede;  vgl.  eine  gleichartige 
Notiz  in  denselben  Annalen  zum  J.  1614  (bei  Stojanovic  p.  120;, 
wornach  damals  der  serbische  Patriarch  Joannes  gestorben  (pre- 
stavi) und  in  demselben  Jahre  Paysij  zu  seinem  Nachfolger  erhoben 
(postavi  se)  worden  ist. 

Die  Sache,  so  geringfügig  sie  scheinen  mag ,  hat  ein  Uber  die 
Grenzen  der  Bischofscataloge  und  das  Bereich  der  »lectiones  va- 
riantes«  und  deren  Emendation  weit  hinausreichendes  Interesse. 
Sie  steht  nämlich  im  Zusammenhang  mit  der  Frage  über  das  Ver- 
wandtschaftsverhältniss  der  beiden  genannten  KirchenfUrsten  mit 
dem  berühmten  türkischen  Gross vezier  Mehmed  Sokolovic  und 
Uber  den  Antheil,  den  derselbe  an  der  damaligen  Erneuerung  des 
Patriarchensitzes  des  heil.  Sava  genommen  zu  haben  scheint. 

Ueber  die  Herkunft  Mehmeds  fehlt  es  keineswegs  an  Nach- 
richten. Schon  im  XVI.  Jahrhundert  nannte  man  ihn  slavisch  So- 
koloviö,  türkisch  Sokolli.  Die  erste  Form  ist  ein  Patronymicon, 
»Sohn  des  Sokol«  (des  Falken),  die  zweite  aber  ein  topischer  Aus- 
druck, »der  von  Sokol«.  Türkische  Quellen  (bei  Hammer,  Gesch. 
des  osman.  Reiches,  2.  Ausg.  II,  205,  309)  lassen  den  Vezier  that- 
sächlich  aus  dem  herzegovinischen  Schlosse  Sokol. am  Zusammen- 
fluss  der  Piva  und  Tara  abstammen  (über  die  Lage  des  Ortes  cf. 
meine  Handelsstrassen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien 
S.  33) .   Nach  dem  Berichte  des  Venetianers  Garzoni  ;bei  Zink- 


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Dei  Grossvezier  Mohammed  Sokolovfc  etc. 


293 


eisen,  Gesch.  des  osman.  Reiches  III,  92)  stammte  Mebmcd  aus 
Trebinje,  war  ursprünglich  »ajuto  del  curato  di  S.  Saba«.  wohl 
in  dem  damals  allbekannten  Kloster  Mileseva  1  ,  und  kam  .durch 
den  Knabentribut  (nel  nnmero  dei  giovani  della  decima)  in  die 
Pagenkammern  von  Constantinopel,  wo  er  natürlich  das  Christen* 
thnm  verlassen  mnsste.  Nach  Tiepolo  (1574)  war  Mehmed,  ein 
Trebinjer,  ursprünglich  »zago«  (djak)  in  einer  Kirche  (Ranke, 
Serbien  und  Türkei,  Leipzig  1879,  S.  525).  Dies  bestätigt  der 
gleichzeitige  Reisende  Salomon  Schweigger,  der  1578  nach  Constan- 
tinopel gekommen  war  und  von  Mehmed  folgendes  berichtet :  »in 
seiner  Jagend  war  er  in  der  Kirchen  der  Christen  ein  Leser  oder 
Anagnostis,  hernach  ist  er  dem  Türcken  zur  Schätzung  geben 
worden«  (Reissbeschreibung  aus  Teutschland  nach  Constantinopel. 
Nürnberg  1639,  p.89).  Der  Ragusaner  Giacomo  Luccari,  welcher 
1570  sq.  lange  Zeit  in  Constantinopel,  Philippopel  u.s.  w.  verweilt 
hatte,  kennt  auch  den  christlichen  Namen  des  nachmaligen  Veziers : 
'■Mecbraet  Sokolonich ,  nato  in  Dalmatia  del  padre  christiano  ed  al 
battesimo  si  chiamö  Baice«  (Annali  diRausa,  Venezia  1605,  p.  148) . 
Nach  Ragazzoni  (1571)  soll  sich  Mehmed  als  Grossvezier  mitunter 
selbst  für  einen  Nachkommen  der  Despoten  von  Serbien  ausgegeben 
haben  (Zinkeisen  I.e.).  MehmedsCarriere  ist  wohlbekannt:  1546— 
1551  war  er  fünf  Jahre  lang  Kapudan  Pascha  (Admiral  der  Kriegs- 
flotte). 1 551 — 1555  bekleidete  er  den  wichtigen  Posten  eines  Begier- 
begs  von  Rumelien  (mit  der  Residenz  in  Sofia)  und  zeichnete  sich  auf 
den  ungarischen  und  persischen  Schlachtfeldern  aus,  1555  wurde 
er  Mitglied  des  Collegiums  der  Veziere  und  endlich  war  er  1565 — 
1579  durch  14  Jahre  Grossvezier,  bis  zu  seiner  Ermordung  durch 
einen  Derwisch  aus  Bosnien  am  11.  October  1579  (vgl.  Hammer  II, 
213.  243.  266  u.  s.  w.). 

In  Mehmed' s  Zeit  fallt  die  Wiederherstellung  der  serbischen 
autokephalen  Kirche  von  Pec  (1557).  Das  serbische  Patriarchat 
war  nämlich,  wie  ein  neuerdings  von  A.  S.  Pavlov  entdecktes 
(^TeHin  wh  min.  otimecTB*  HCTopiH,  Moskau  1876,  IV)  und  von  II. 


»)  »Un  beau  monastere  de  calci ers,  nc-nime"  Santo  Saba  de  MUoseuo, 
qui  possede  beaueoup  de  bien  en  fond  de  terre«  liest  man  z.  B.  in  der  Reise- 
besch rei buug  des  Des  Hajes  de  Counnemin,  Voyage  de  Levant,  Paris  1629, 
p.  492. 


C.  Jirecek, 


Rnvarac  (im  Glasnik  Bd.  47)  commentirtes  griechisches  Document 
klar  zeigt,  nach  dem  Falle  des  serbischen  Despotats  mit  der  älteren 
antokephalen  Kirche  von  Ochrid  vereinigt  worden.  In  den  C ata- 
logen der  Erzbischöfe  oder  Patriarchen  von  Pec  befindet  sich  dem- 
nach eine  hundertjährige  Liicke,  1459 — 1557,  die  zum  Theil  dnrch 
die  Namen  der  damaligen  Ochrider  Patriarehen  (Prochor  f  1550 
nnd  Nikanor  f  1557)  ausgefüllt  wird  (vgl.  den  Pomenik  im  Glasnik 
Bd.  42,  p.  34). 

Erst  nach  dem  Tode  des  Patriarchen  von  Ochrid,  Nikanor, 
wurde  die  Kirche  von  Peö  im  J.  1557  wiederhergestellt.  Der  erste 
neue  Erzbischof  Makarij  verwaltete  die  Kirche  des  heil.  Sava 
1557 — 1574  und  wird  in  den  damaligen  Drucken  des  Klosters  Mi- 
leseva  (im  Psalter  mit  Vorrede  vom  4.  November  1557),  in  den  In- 
schriften von  Pec  und  Gracanica,  sowie  in  dem  genannten  Annalen- 
texte  ausdrücklich  als  Wiederhersteller  der  serbischen  Kirche  ge- 
nannt. Rnvarac  macht  dabei  auf  eine  Bemerkung  des  allerdings 
späten  Chronisten  von  Tronosa  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  (Glas- 
nik Bd.  5,  p.  75)  aufmerksam,  wornach  Makarij  der  Bruder  des 
damaligen  Grossveziers  gewesen  sein  und  von  demselben 
(ot  brata  svojego  velikago  vezira  turskago)  einen  Hattischerif  mit 
der  Erlaubniss  zur  Wiederherstellung  aller  Klöster  und  Kirchen 
erhalten  haben  soll.  Die  Erwähnung  des  Hattischerifs  kann  auch 
eine  dunkle  Erinnerung  an  den  Erneuerungsact  für  das  Patriarchat 
von  Pec  enthalten. 

Makarij  's  Nachfolger  war  sein  Neffe  Antonij.  Eine  Inschrift 
im  Kloster  Gracanica  vom  J.  1570  meldet,  die  Kirche  sei  gemalt 
worden  auf  Befehl  des  Patriarchen  Makarij  und  auf  Kosten  des  da- 
maligen herzegowinischen  Metropoliten  Andon\j,  dessen  Bruders- 
sohn (jemu  ze  byst  bratanac,  Glasnik  Bd.  23,  p.  245).  Es  unter- 
liegt wohl  keinem  Zweifel ,  dass  dieser  Andonij  ,  Metropolit  der 
Herzegowina,  mit  dem  vier  Jahre  später  genannten  Erzbischof 
dieses  Namens  identisch  ist.  Die  Erhebung  Andonij's  fällt  in  den 
Herbst  des  J.  1574,  mag  nun  Makarij  am  23.  October  d.  J.  oder 
(nach  Filaret,  bei  Ruvarac  im  Glasnik  Bd.  23  1.  c.)  am  30.  August 
gestorben  sein.  Zu  derselben  Zeit,  im  September  1574,  verzeich- 
nete Stephan  Gerlach,  der  1573—1578  in  Constantinopel  lebte  und 
für  kirchliche  Angelegenheiten  ein  grosses  Interesse  hatte,  in  sei- 
nem Tagebuch  . (gedruckt  in  Frankfurt  1674,  S.64)  folgende  Notiz: 


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Der  GroMveiier  Mohammed  Sokolovid  etc.  295 


»In  diesem  Monat,  als  ich  kranck  lag,  ist  des  Meheraet  Bassen 
ädel<po7taiQ  oder  Bruders  Sohn  zn  einem  Ertzbischoff  in  der 
Bnlgarey  gemachet  worden;  hat  seinen  Sitz  zehen  Tagreiss  von 
Adrianopel,  in  der  Stadt  Ochrida,  in  den  Gräntzen  Epiri  nnd 
Servien  (darinnen  sich  anch  hält  der  Samsag-Beg)  nnd  hat  etlich 
nnd  vierzig  Bisthttmer  nnter  sich.«  Ochrid  ist  hier  jedoch  nnr  durch 
einen  Irrthum  erwähnt,  den  Gerlach  an  einer  anderen  Stelle  ver- 
bessert, als  er  drei  Jahre  nachher  Gelegenheit  hatte,  diesen  Neffen 
des  Gros8vezier8  persönlich  zu  sehen.  Er  schreibt  am  4.  April  1577 
(p.  329) :  »Den  4.  bin  ich  in  dem  Patriarchat  gewesen,  woselbsten 
den  Ertzbischof  JiQxeriüv  und  Uber  die  gantze  Bulgarey ,  einen 
Mann  von  50  Jahren  in  einem  schlechten  Mönchshabit,  2.  den  Me- 
tropoliten von  Rodis,  einen  Mann  von  40  Jahren  mit  einem 
schwartzen  Bart,  3.  den  Ertzbischof  zu  Peckio  und  Uber 
gantz  Servien,  von  40  Jahren  und  des  Mehemet  Bassen 
nächsten  Blutsfreund,  gesehen.«  Demnach  war  der  1574  ein- 
gesetzte ade/.ffonaig  und  »nächster  Blutsfreund«  des  Mehmed  So- 
koloviö  Erzbischof  von  Pec  und  keineswegs  von  Ochrid,  dessen  da- 
maliger Titular  eine  von  ihm  ganz  verschiedene  Person  war.  Ger- 
lach kann  sich  im  zweiten  Falle  um  so  weniger  geirrt  haben,  da  er 
beide  Kirchenfürsten  mit  eigenen  Augen  gesehen  hatte,  noch  dazu 
während  der  kirchlichen  Ceremonien  der  Osterwoche,  wo  »der  Ertz- 
bischoff von  Peckio«  neben  dem  Patriarchen  sass ,  und  da  er  da- 
mals dnrch  einen  bereits  vierjährigen  Aufenthalt  im  Oriente  mit 
den  Verhältnissen  besser  vertraut  war,  als  Anfangs.  Es  unterliegt 
keinem  Zweifel,  dass  in  beiden  Fällen  Antonij,  Makarys  Neffe  und 
Nachfolger,  gemeint  ist :  die  Zeit  seines  Antritts  und  die  Zeit  der 
Verwaltung  der  Kirche  von  Pec  stimmen  überein.  Dadurch  ge- 
winnt anch  jene  späte  Nachricht,  Makarij,  Antonij 's  Oheim,  sei  des 
Grossveziers  Bruder  gewesen,  einen  viel  festeren  Halt.  Antonij  ist 
nicht  lange  darauf  gestorben :  im  Juli  1578  erwähnt  Gerlach  (S.  530) 
bei  der  Durchreise  durch  Belgrad  Geras  im  als  Patriarchen  von  Pec\ 
Ruvarac  hat  diese  Verwandtschaftsverhältnisse  der  beiden  Pa- 
triarchen unter  einander  und  mit  dem  Grossvezier  bereits  in  seiner 
Abhandlung  »0  katalozima  Peöskih  patriarhä«  (Glasnik  Bd.  23, 
1868,  p.  246)  erwähnt,  jedoch  ohne  Kenntniss  von  den  Nachrichten 
Gerlach  s,  sondern  nur  auf  Grund  jener  Notiz  in  der  Chronik  von 
Trocosa.  In  einem  Nachtrag  (Glasnik  Bd.  47,  1879,  S.  273)  kommt 


296 


C.  Jirecek, 


er  auf  die  Frage  wieder  zurück  and  stellt  die  Verwandtschaft  bei- 
der ErzbisehOfe  mit  dem  Vezier  ganz  in  Abrede ,  mit  der  Bemer- 
kung, die  Angabe  der  Chronik  von  Tronosa  sei  unzuverlässig,  denn 
sie  betreffe  wahrscheinlich  den  damaligen  Erzbischof  von  Ochrid 
und  sei  nur  durch  eine  Verwechselung  auf  den  von  Pec  Ubertragen 
worden,  besonders  in  Anbetracht  jener  ersten  Stelle  bei  Gerlach: 
die  zweite  viel  klarere  Nachricht  Gerlach' s  war  Ruvarac  unbekannt 
geblieben .  Dabei  meint  Ruvarac,  es  sei  allerdings  wahrschein- 
lich, dass  Mehmed  Sokolovic,  der  einstige  Djak  oder  Vorleser  von 
Milcseva  und  spätere  Vezier,  zur  damaligen  Wiederherstellung  der 
Kirche  von  Pec*  beigetragen  habe?  umsomehr,  da  dieselbe  in  die 
Zeit  seiner  Macht  fällt. 

Durch  die  zweite  Stelle  bei  Gerlach  und  die  angegebene  Emen- 
dation in  dem  Annalentexte  im  Vergleich  mit  den  übrigen  Nach- 
richten ,  wird  die  Sache  klar.  Die  ersten  beiden  serbischen  Erz- 
bischöfe  oder  Patriarchen  nach  der  Wiederherstellung  der  Kirche 
von  Pec  waren ,  wie  aus  den  obigen  Ausführungen  ersichtlich  ist, 
unzweifelhaft  Verwandte  des  Grossveziers  Mehmed  Sokolovic :  Ma- 
karij  (1557—1574)  war  ein  Bruder  Mehmed's  und  Antonij  (1574— 
1578)  ein  Neffe  oder  Bruderssohn  sowohl  des  Makarij,  als  des 
Grossveziers.  Dass  Mehmed  Sokolovic*  an  der  Erneuerung  des  ser- 
bischen Patriarchates  im  J.  1557  einen  sehr  grossen  Antheil  hatte, 
wird  dadurch  mehr  als  wahrscheinlich  gemacht. 

Neben  diesen  hohen  geistlichen  Würdenträgern  hatte  Mehmed 
auch  mohammedanische  Verwandte :  Gerlach  schreibt  am  1 .  März 
1577  (p.  317):  »Heut  hab  ich  unter  unser  Pforten  gesehen  einen 
langen  ansehnlichen  Mann  aus  Bosnia,  des  Mehemet  Bassen 
Vetter,  der  erst  vor  2—3  Monden  ein  Türck  worden.  Seine 
Freunde  (d.  h.  Verwandten)  kommen  oft  zu  ihm  (d.  h.  zum  Gross- 
vezier)  und  besuchen  ihn,  haben  sicher  Gelaid;  wer  ein  Christ 
bleiben  will,  der  bleibet  es«.  Ein  mohammedanischer  Neffe  Meh- 
med's, Namens  Mustafa  Sokoloviö,  war  DeftAlar  von  Te- 
mesvar,  Sandiakbeg  vön  Fülek,  Statthalter  von  Klissa  und  später 
der  Herzegovina,  wo  er  z.  B.  die  grosse  Brücke  von  Goraida  baute, 
zuletzt  12  Jahre  lang  Statthalter  von  Ofen,  bis  zu  seiner  Hinrich- 
tung am  10.  October  1578  (Hammer  II,  309—310.  469,  vgl.  Han- 
delsstraßen S.  86,  Anm.  298).  *) 

')  Während  des  Druckes  erhielt  ich  den  neuesten  (63.)  Band  des  Glasnik, 


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Der  Grossvezier  Mehmed  Sokolovid  etc. 


297 


Mehmed  Sokolovic.  den  man  bisher  nur  als  türkischen  Feldherrn 
und  Staatsmann  kannte,  war  insgeheim  anch  ein  serbischer  Pa- 
triot, allerdings  nnr  anf  kirchlichem  Gebiet  nnd  in  Folge  einer  Art 
Familienpolitik. 

Das  Verhältniss  des  Sokolovic  zur  Kirche  von  Pec'  zeigt,  dass 
bei  den  mohammedanischen  Serben  des  XVI.  Jahrhunderts  das 
Bewußtsein  des  nationalen  nnd  religiösen  Ursprungs  keineswegs 
erloschen  war  und  dass  dieselben  ihren  Einfluss  bei  der  Pforte  auch 
zum  Besten  der  Nationalkirche,  des  einzigen  Ueberrestes  des  alten 
einheimischen  Staatsorganismus,  anzuwenden  sich  bestrebten. 


wo  S.  197  eine  Sanijever  Handschrift  erwähnt  wird,  geschrieben  1565  unter 
Mustapha  Pascha  von  Bosnien,  einem  Verwandten  des  Patriarchen 
Makarij  (velikomu  Mustafa  pasi,  tbrodnik  ie  blagocistivomn  kyr  Makariu 
etc.),  was  die  obigen  Ausfuhrungen  nur  bestätigt. 

Prag.  Constantin  Jirecek. 


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Anzeigen. 


HCTOIHHKH  JJlfl  HCTOpÜl  CiaBffHCKOH  «uoiorin.    Tojtl  I.  Il3Aanie 

BTop.  ot/tbj.  Hirn.  AKajesriH  HayicB.   Briefwechsel  zwischen  Do- 
brovsky und  Kopitar  (1808—1828).  Herausgegeben  von  ord.  Akad. 
V.  Jagiö.  Mit  einem  Portrait  und  zwei  lithogr.  Beüagen.  St.  Pe- 
tersburg 1885.  CVn  und  751  SS.  gr.  8°. 

Eine  Sammlung  von  Quellen  zur  Geschichte  der  slavischen  Philo- 
logie konnte  nicht  glücklicher  begonnen  werden ,  wie  mit  der  Publica- 
tion  des  Briefwechsels  zwischen  Dobrovsky  und  Kopitar,  zwischen  dem 
»Patriarch  der  Slavisten«  (8.  159)  und  seinem  »besten  Schüler«  (590). 
An  die  Namen  beider  sind  so  gediegene  Leistungen  und  schöne  Funde 
geknüpft,  beide  haben  der  neuen  Wissenschaft  so  klar  die  Bahnen  ihrer 
Entwickelung  gewiesen,  auf  dieselbe  so  entscheidend  eingewirkt,  dass 
es  für  die  Epigonen  von  hervorragender  Bedeutung  ist,  in  die  geistige 
Werkstatt  dieser  Slavisten  unmittelbar  eingeführt  zu  werden.  Es  ge- 
wahrt einen  eigentümlichen  Reiz,  oft  bei  der  Schöpfung  jener  Oedanken 
wie  zugegen  zu  sein,  welche  nachher  zum  Gemeingute  der  Wissenschaft 
geworden  sind ,  eine  Tragweite  erhalten  sollten ,  die  der  Forscher  mo- 
mentan nicht  voraussah ;  es  freut  uns,  Einzelnheiten  unserer  gramma- 
tischen Terminologie,  gangbare  Worterklärungen,  gelungene  Deutungen 
von  Entlehnungen  etc.  bis  in  diese  ihre  Anfänge  zurückverfolgen  zu 
können ;  wir  erhalten  förmlich  die  Geneais  des  so  bedeutsamen  »Glago- 
lita  Clozianus«  von  1836:  vieles  seiner  Materialien,  Gedanken,  Ten- 
denzen wird  in  diesem  Briefwechsel  durchgesprochen  oder  angeregt,  hier 
förmlich  ein  Commentar  geliefert.  Und  nun  das  volle  Licht,  welches  auf 
die  Persönlichkeiten,  nicht  nur  der  beiden  Correspondenten,  »usstrahlt: 
wie  müssen  wir  immer  mehr  bewundern  zumal  die  umfassenden  Kennt- 
nisse, den  klaren  Blick,  den  besonnenen  Tact  eines  Dobrovsky  1  manch 
langwieriger  geistiger  Strauss  wird  in  dieser  Correspobdenz  ausgefochten, 
Dobrovsky  behält  gegen  den  Heisssporn  Kopitar  oft  die  Oberhand, 
wenn  auch  mitunter  erst  die  Zukunft  voll  zeigen  sollt } ,  wie  richtig  er 


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Anzeigen.  299 

gesehen.  Und  wieder  vertritt  in  anderen  Hauptfragen  der  Jünger  die 
Sache  der  Wahrheit,  bei  aller  aufrichtigen  Verehrung  seines  Meisters 
bengt  er  sich  nie  der  blossen  Autorität ;  wo  er  besser  informirt  den  Zu- 
sammenhang erfasst  hat,  trotzt  und  pocht  er  förmlich  auf  das  gute  Recht 
eigener  Meinung,  opfert  sie  keiner  Vorliebe  oder  Schwache  des  Meisters. 
Oft  fallen  Wünsche  und  Bemerkungen  Aber  Slaven  überhaupt,  ihren 
Character.  Geschichte,  Politik  etc.  Worte,  am  Ausgange  des  XIX.  Jahrb. 
—  leider!  —  von  derselben  Bedeutung  wie  zu  Beginn  desselben,  Aus- 
drucke der  Resignation ,  trübe  Ahnungen ,  namentlich  seitens  des  be- 
dächtigen, fast  skeptischen  Dobr.  Aber  das  Hauptinteresse  ist  auf  die 
wissenschaftliche  Forschung  allein  gerichtet ,  sogar  die  Wechsel  vollsten 
Ereignisse,  wie  der  Kriegslärm  der  Jahre  1809 — 1 8 1 4  vermochten  nicht, 
die  Correspondenz  auf  sich  zu  leiten ;  jeder  Anlauf  zu  einer  Besprechung 
der  Tagesneuigkeiten  wird  sofort  durch  das  stereotype  »Ergo  ad  slavicaa 
unterbrochen.  Und  auch  wir  wollen  uns  hier  auf  8Iavica  im  engsten 
8inne  beschränken,  wir  scheiden  alles  sorgfältig  aus,  was  auf  die  Per- 
sonen, Wunsche,  Pläne  oder  Erlebnisse  dieser  beiden  und  anderer  81a- 
visten  jener  Zeit  sowie  fremder  Gelehrten  und  Gönner  Bezug  nimmt,  wie 
sehr  es  auch  locken  mag,  bei  einer  und  der  anderen  Persönlichkeit  zu 
verweilen,  wie  sehr  wir  uns  auch  fast  unwillkürlich  z.B.  von  der  präch- 
tigen Gestalt  des  Baron  Zois,  der  im  ersten  Theil  der  Sammlung  so  oft 
genannt  wird,  oder  von  Anderem  angezogen  fühlen ;  es  hat  nämlich  be- 
reits der  Herausgeber  diesen  Theil  der  Arbeit  in  seinem  H neaeme  (s.  u.) 
vortrefflich  ausgeführt.  Ehe  wir  nun  kurz  zeigen,  welche  wichtigere 
Fragen  der  Slavistik  und  in  welcher  Reihenfolge  hier  auftauchen ,  dis- 
cntirt,  fallen  gelassen,  oft  wieder  discutirt  und  dem  Abschluss  nahe  ge- 
rückt werden,  gehen  wir  kurz  auf  Umfang  und  Abdruck  des  Mate- 
rials ein. 

Der  ansehnliche,  luxuriös  ausgestattete  Band  bringt  in  dem  Haupt- 
theil  (S.  1—626)  den  Briefwechsel  von  1808  bis  Ende  1828 ;  ein  Theil 
desselben  (8.  1—281)  ist  den  Lesern  des  Archivs  aus  Band  IV— VU 
desselben  bereits  bekannt.  Der  Abdruck  ist  äusserst  sorgfältig,  zum 
Theil  nach  den  Originalen  (Briefe  des  Dobr.),  zum  Theil  nach  einer  mit 
den  Originalen  verglichenen  Abschrift  (Briefe  des  Kop.)  gemacht,  die 
wenigen  Druckfehler  sind  grossentheüs  8.  747  f.  berichtigt  (lies:  auch 
statt  auf  8.  30,  Z.  15  v.  u.,  facio  statt  facis  8.  542,  Z.  2  v.  u.  etc.) ; 
es  wäre  vielleicht  wünschenswerth  gewesen,  die  häufigen  Abkürzungen 
der  Namen  aufzulösen ,  etwa  im  Index ,  der  aufmerksame  Leser  weiss 
allerdings  Bescheid ,  aber  beim  späteren  Zurückgreifen  auf  die  Samm- 
lung vergisst  man  leicht  den  Zusammenhang ;  auch  einige  Aufklärungen 
über  Sachen,  Personen  und  Ausdrücke  hätten  an  einer  und  der  anderen 
Stelle  hinzutreten  können ,  sollte  z.  B.  der  Verfasser  des  »Votum  aus 
Schlesien  oder  Pohlen«  8.  156  f.  nicht  Bandtke  sein?  Hoc  opus,  hoc 
Studium  etc.  8.  406  ist  ein  Citat  aus  Horaz  u.  dgl.  m.  Der  Anhang 
(S.  627 — 713)  enthält  eine  Reihe  von  Briefen  Dobr.  und  Kop.  an  Linde, 
Koppen  u.  a.,  sowie  ausführliche,  vorzügliche  Namen-,  Wort-  und  Sach- 


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300  A.  Brückner, 

register  8.  715 — 745.  Die  Einleitung  besteht  ins  einem  kurzen  Be- 
richte Aber  Geschichte  nnd  Art  der  Ausgabe ,  in  deutscher  Sprache , 
8.  III — VI,  nnd  einem  BßeAenie  b*l  nepenncKy,  8.  YII — CVU,  in  wel- 
chem der  Heransgeber  die  verschiedenen  Persönlichkeiten ,  auf  die  in 
der  Correspondenz  öfters  Bezng  genommen  wird ,  nach  den  Stammen 
nnd  Völkern,  denen  sie  angehören,  sondert  nnd  in  geradezu  fesselnder 
Weise  vorführt  nnd  kurz  aber  treffend  characterisirt.  Eine  besondere 
Zierde  der  Pnblication  bildet  endlich  das  Portrait  D ob rovskys  von  1823, 
mit  seinen  sympathischen,  ehrwürdigen  Zügen,  und  das  Facsimile  je 
eines  Briefes  von  Dobr.  und  Kop. 

Ich  bespreche  hier  nur  den  Haupttheii,  8.  1—626,  doch  erst  von 
8.  281  ab  etwas  ausführlicher.  Die  245  Nummern  dieser  8ammlnng 
vertheilen  sich  ganz  ungleich  auf  die  einzelnen  Jahre,  den  Brief  Kop. 
vom  30.  3.  1808  beantwortete  Dohr,  erst  im  Januar  1809;  aus  den 
Jahren  1809,  1816  bis  1820  sind  nur  je  4  bis  9  Briefe  vorhanden,  doch 
werden  wir  durch  die  Länge  der  meisten  vollkommen  entschädigt ;  1 82 1 , 
das  Jahr  des  Wierer  Zusammenarbeiten  beider,  ist  durch  keinen  Brief 
vertreten.  Der  Inhalt  der  8chre:ben  veränderte  sich  fortwährend;  er 
erweiterte  sich  zusehends;  von  den  Spracheigenheiten  eines  einzelnen 
Stammes  wurde  ausgegangen,  um  schliesslich  die  slavische  Philologie 
überhaupt  zu  umfassen.  Nur  als  Vertreter  und  Kenner  seines  eigenen 
Dialektes  eröffnete  Kop.  die  Correspondenz  nnd  erbot  sich  zu  schnelle- 
ren, treueren  und  unbefangeneren  Rapporten  Uber  denselben,  als  Vodnik 
sie  geben  konnte ,  aber  gleich  in  den  ersten  Schreiben  wurden  schon 
Fragen  angeregt,  welche  Jahre  lang  das  Hauptinteresse  in  Anspruch 
nehmen  sollten.  Kop.  entstammte  einer  Sprachgenossenschaft,  welche 
eher  eine  eigene  Grammatik  als  eigene  Schriftsteller  besass ;  bei  dem 
Mangel  literarischer  Tradition  lag  es  dann  nahe,  zuerst  an  eine  conse- 
quente  und  radicale  Aenderung  der  Schreibung  zu  schreiten,  daher  das 
Drängen  Kop.'s  nach  einer  Umgestaltung  der  slavisch-lateinischen  Or- 
thographie überhaupt ,  welches  desto  ungestümer  wurde,  je  reservirter 
sich  der  in  Aussicht  genommene  zweite  Cyrill,  Dobr.,  verhielt:  Kop. 
irrte  eben  darin,  dass  er  neuslovenische  Verhältnisse  generalisirte,  auch 
an  Böhmen  und  Polen  dachte,  als  ob  diese  ihre  durch  den  Gebrauch  von 
Jahrhunderten  gesicherte  Orthographie  hätten  aufgeben  können ;  ausser- 
dem befehdete  er  allzu  einseitig  die  Anwendung  diakritischer  Zeichen, 
«die  Bekleksungen  des  schönen  Vacuums  zwischen  den  Zeilen«  (8.  142), 
ebenso  ist  ihm  noch  im  Glag.  Cloz.  die  »vera  angendi  alphabeti  ratio  : 
ipsius  literae  figura  mutanda,  non  vero  obsidenda  vallandave  apicibus« 
(XXI);  sogar,  das  cyrillische  14  benagte  ihm  nicht,  weil  es  aus  dem 
Quadrat  herausgehe.  Und  wieder  welch  starres  Festhalten  an  der  latei- 
nischen Geltung  der  Zeichen,  so  wollte  er  c  =  u  wegen  des  Latein, 
nicht  dulden ,  das  q  desselben  nicht  besonders  verwerthen ;  er  dachte 
immer  daran,  das  latein.  Alphabet  um  cyrillische  Zeichen  fn>  die  speciell 
slavischen  Laute  zu  bereichern  und  schrieb  so  mitunter,  datier  noch  im 
Glag.  Cloz.  Runumnov  etc. ,  worauf  dann  freilich  IHhuikobt.  die  An- 


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301 


nähme  des  ganzen  cyrillischen  Alphabetes  vorschlagen  konnte  (8.  360). 
Bald  schrankte  sich  Kop.  ein,  »wenn  der  Pole  zu  kommod  oder  indolent 
ist,  für  eine  Universalverbesserung  in  erglühen,  so  wünschte  ich,  dass 
wenigstens  wir  Cisdannbianer ,  die  noch  ohne  Literatur  sind ,  rem  inte- 
gram  auf  Jahrtausende  hinaus  weise  instituirten«  (8.  165],  daneben 
wieder  die  alte  Klage,  »ohne  ein  gleichförmiges  Alphabet  hinken  wir 
ewiga  (8.  181)  u.  ö.  Dobr.  behandelt  die  Frage  zurückhaltend,  er 
scheint  auch  Kop.  zu  kalt  in  dieser  Angelegenheit  (8.  277),  er  fixirt 
gelegentliche  Einfälle,  solche  wie  die  Verwerthung  von  Ziffern  als  Buch- 
staben, bis  Kop.  die  Ueberzeugung  gewinnen  musste,  dass  Dobr.  nie  die 
verlangte  Initiative  ergreifen  würde,  daher  seine  eigene  Abkühlung; 
zwar  sagt  er  26.  9. 1812,  »ich  bin  noch  immer  von  der  Notwendigkeit 
und  Thnnlichkeit  der  Sache  überzeugt«  (8.  288),  vgl.  die  energischen 
Aeusserungen  8.  324  u.  325,  aber  bald  verschwinden  diese  Mahnungen 
und  Anspielungen  aus  den  Briefen  vor  anderem,  zweckmassigerem. 

Seitdem  Dobr.  13.3. 1809  gemeldet  hatte,  dass  er  an  eine  slavische 
Grammatik  nun  im  Ernste  denke  (S.  47),  konnte  Kopitar's  »brennender 
Eifer«  das  »Wann,  wann?«  (8. 130  oder  303)  nicht  genug  beschleunigen; 
wir  können  die  zeitliche  Genesis  der  Institutiones  genau  verfolgen,  denn 
Kop.  kam  auf  dieselben  fast  in  jedem  Briefe  zurück,  oft  in  pathetischen 
Ausdrücken;  27.  2.  1816  meinte  er,  »Quid  novae  literae?  8;  quid  in- 
venisti,  da;  sin  minus,  nolim  grammaticam  turbari  ....  Ceterum,  ut  iUe 
Carthaginem  d  elend  am,  sie  ego  praeter  omnia  Gramm,  slavicam  censeo 
esse  perficiendam  etiam  atque  etiam«;  vgl.  8.  438  z.  E.  vom  8.  5. 1818. 
Wie  hatte  er  bedauert,  noch  als  W.  v.  Humboldt  bei  ihm  slavischen 
Sprachunterricht  (1812)  nahm,  nicht  die  altslav.  Grammatik  des  Dobr. 
zu  Grunde  legen  zu  können ;  wie  oft  schilderte  er ,  dass  Slaven  und 
Deutsche  nur  das  Erscheinen  dieser  Grammatik  abwarten,  um  sich  in 
das  Studium  der  Sprache  voll  zu  versenken  1  Aber  auch  als  durch  die 
Institutiones  Kopitar's  sehnlichster  Wunsch  erfüllt  worden  war,  hörte 
das  Thema  von  der  Grammatik  nicht  auf :  die  Marginalien,  welche  Dobr. 
seinem  Exemplar  beischrieb,  reizten  die  Wissbegierde  des  Kop.,  sie  soll- 
ten bei  einer  zweiten  Auf  läge  verwendet  werden ;  unterdessen  drängte 
Kop.  wieder  auf  einen  Auszug,  welcher  namentlich  für  die  südslavischen 
Schulen  als  Handbuch  bestimmt  w&re. 

Südslavische  Grammatik  lag  Kop.  am  nächsten;  seine  ersten  Briefe 
waren  voll  von  Auskunft  über  neuslo venische  Laute,  Formen  und  Worte ; 
er  fügte  Auszüge  ans  seiner  eigenen  Grammatik,  S.  16  ff.,  49  ff.,  sowie 
ausführliche  Besprechung  fremder  Leistungen,  z.  B.  8.  232  ff.  für  Dobr. 
bei.  Die  Berührung  mit  dem  Süden ,  der  Verkehr  mit  Vuk  brachten  es 
auch*  mit  sich,  dass  Kop.  in  einer  Reihe  principieller  Fragen  den  rich- 
tigen Zusammenhang  ahnte  oder  wusste  und  ihn  auch  Dobr.  gegenüber 
energisch  verfocht.  So  war  ihm  längst  klar  der  Unterschied  des  ethno- 
graphisch-sprachlichen und  des  geographischen  Terminus  «Kroaten«, 
was  Dobr.  vollständig  verwirrte ;  schon  9.  2.  1809  schrieb  Kop.  »Wohl 
mögen  die  obern  und  untern  Winden  (nach  Trüber  für  Krainer,  Kärntner 


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302 


A.  Brückner, 


Steirer  einerseits,  die  heutigen  Provinzialkroaten  andererseits;  der 
Sprache  nach  zu  einem  genus  gehören,  nnr  sollte  dieses  nicht  nach  den 
Kroaten  benamset  werden ,  als  welche  in  Dalmatien  sind  und  nichts  zu 
der  Benennung  hergeben«  und  vertrat  stets  diese  Wahrheit.  Im  Verlauf 
desselben  Schreibens  blitzte  ihm  der  so  folgenreiche  Oedanke  zuerst  auf, 
welcher  ihn  schliesslich  in  schroffen  Gegensatz  zu  Dobr.  stellen  sollte, 
die  Annahme  der  pannonietas  linguae  Slavorum  sacrae,  wie  es  im  Glag. 
Cloz.  heisst;  1809  blieb  dies  freilich  nur  als  grundlose  Vennuthung 
ausgesprochen :  was  schwitze  ich  etc. ,  unterbricht  Kop.  sich  selbst, 
8.  33.  Aber  schon  Ende  1810  hat  er  Indicien,  »Winke  zu  meiner  Hy- 
pothese Aber  Method's  Bibelsprache«  S.  182,  historische  Erwägungen 
und  zufallige  Erhaltung  von  Altert hümlichkeitcn  wie  jas  =  azx ;  nach 
Jahren  belehrt  er  den  schlecht  unterrichteten  Dobr.  Ober  die  Stellung 
des  Bulgarischen,  wobei  die  bedeutsamen  Worte  fallen  »dialectus  bulga- 
rica  .  .  et  nunc  differt  a  Serbica  propriorque  est  slovenicae.  Cyrill  i  lin- 
gua  aut  Vindorum  fuit  vetus  a  t  Bulgarorum«  2. 1.  1818  (S.  437).  Bald 
wird  auch  diese  Alternative  eingeschränkt:  25.  3.  1822  heisst  es  »wir 
(Carnioli)  sind  ihr  (der  Sprache  Cyrill^)  auf  jeden  Fall  die  nächsten  . . . 
dass  Cyrill  . .  ein  Karantaner  ist ,  bewiesen  aus  irpKOB** .  nocrt  und  an- 
dern Germanismen  seiner  Diöcesanen«  (S.  467)  und  von  dieser  Position 
lässt  sich  Kop.  nicht  mehr  verdrängen,  »auf  Ihre  Wiederlegung  von 
cerky,  post,  pop,  xpbcrB,  xpbCTHTfe  als  pannonische  Germanismen  bin 
ich  begierig«  (8.  473)  oder  »mein  stärkster  und  schlagender  Grund  sind 
oltar,  post,  kr'stiti,  cerky,  pop,  mnih,  upvati  . .  cesar,  Wörter  die  nur 
von  abendländischen  deutschen  Missionären  herrühren  können«  (8.  506), 
»noli  reniti  contra  apertam  veritatem«  (8.  514),  besonders  8.  516,  »die 
bulgarisch-serbisch-macedonische  Mundart  macht  mich  lachen  . .  Wenn 
Sie  die  Germanität  von  upicu,  Kpcri,  ojrrapi»,  mhhxx.  iioctb.  roHeany, 
ctojtb,  pHMi),  oynßaTH,  neHe3  nun  leugnen,  weil  sie  Sie  geniert«  etc. 
Dabei  Klagen  wie  ©de  bulgarica  dialecto  depone  tuum  praejudicium, 
quod  Vuk  docet  esse  falsum«  (8.  503)  oder  »de  Bulgaricis  tu  ipse  malus 
iudex,  quia  remotus«  etc.  (8.  506),  alles  begreiflich,  wenn  man  erwägt, 
dass  Dobr.  noch  27.  3. 1826  wiederholte,  »von  Slawen  serbischen  Stam- 
mes haben  sie  (die  Bulgaren)  doch  slawisch  gelernt,  nicht  etwa  schon  in 
ihren  alten  Sitzen  hinter  der  Wolga«,  worauf  Kop.  sofort  entgegnete, 
»Slavos  Bulgariae  nil  opus  habuisse  Serbis  ad  lingnam.  Denken  Sie  nur 
an  die  dort  vorgefundenen  7  Stämme  1«  (8.  538).  Dagegen  verwies 
Dobr.  in  einem  Briefe  an  Köppen  8.  677  auf  einen  angeblichen  Dialer t 
in  Makedonien  »der  dem  altslawon.  am  nächsten  kommen  soll  . .  ich  habe 
recht  absichtlich  den  alten  Bulg.  serb.  makedonischen  Dialekt  für  die 
Kirchen  spräche  erklärt.  In  Mähren  ist  sie  nicht  zu  suchen,  auch  nicht 
in  Krain ,  weil  Cyrill  schon  fertige  Büch  er  mitbrachte  und  er  seine  Sprache 
nicht  in  Laibach,  sondern  zu  Thessalonich  erlernt  hat«.  In  diesem  und  an- 
deren die  Südslaven  betreffenden  Punkten  hatte  Kop.  entschieden  seinen 
Lehrer  überholt:  auch  den  Werth  der  serbischen  Volkslieder  hatte  Dobr. 
nicht  erkannt,  »die  serbischen  Bänkelsänger«,  Gefallen  an  »Aiduken- 


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303 


streichen«,  »ungeheure  Lügen  und  Prahlereien«  sind  Eindrücke  einer 
Lee türe ,  bei  welcher  wohl  allzu  einseitig  »auf  Spuren  der  alten  Sprache« 
geachtet  worden  scheint.  Vuk  fand  ebenfalls  nicht  die  gebührende  An- 
erkennung ;  zwar  sprach  Dobr.  den  Wunsch  aus,  »möchten  doch  recht 
viele  Slawen  für  ihre  Brüder  so  viel  leisten«  (wie  Vuk) ,  aber  die  von 
Kop.  gehoffte  Unterstützung ,  dass  Dobr.  Autorität  für  diese  Reformen 
eintreten  möchte,  blieb  aus;  freilich  die  Starrheit  des  Dobr.  hatte  einen 
allgemeineren  Grund,  welchen  Kop.  zwar  nie  anerkannte,  dessen  be- 
dingte Richtigkeit  jedoch  in  der  Zukunft  selbst  bewahrt  werden  sollte. 
Beide  gingen  nämlich  völlig  auseinander  in  Bezug  auf  die  Zul&ssigkeit 
der  literarischen  Pflege  der  Dialecte:  als  Kop.  einen  Krieg  mit  den 
»Slavenoserben  (serbischen  Macaronisten) c  ankündigte,  frug  ihn  Dobr. 
»Wenn  jemand  den  östreichischen  jargon  schreiben  wollte,  würden  Sie 
wider  das  Hochdeutsche  anch  zu  Felde  ziehen?«  (8.  442),  und  statnirte 
damit  eine  Analogie,  die  nicht  zutraf.  Aber  gleicher  Voreingenommen- 
heit, nur  nach  der  entgegengesetzten  Richtung,  machte  sich  Kop.  schul- 
dig, als  er  1826  (S.  538)  schrieb  »Was  würden  Sie  um  eine  ganze  Zeile 
slawisch,  aus  der  Zeit  Alexanders  geben,  wie  sie  commentiren !  und  nun 
wollen  Sie  dem  slovakischen  Dialecte  ans  Gnaden  nur  in  Idioticis,  nicht 
in  ganzen  Büchern  Platz  gönnen !  und  das,  damit  die  Schulmeister  es 
bequemer  haben!«  als  Antwort  nämlich  auf  die  —  wir  können  heute 
getrost  sagen,  prophetische  —  Warnung  Dobrovsk^'s  »Je  mehr  Dialecte, 
desto  besser,  oja,  in  gewisser  Hinsicht  —  für  Idiotica,  aber  nicht 
zum  Unterricht  für  Schulen  —  Bernolak  mag  immer  gedruckt  wer- 
den, d.  i.  sein  Lexikon,  aber  seine  slowakische  Bibel  möchte  ich  nicht 
drucken  lassen«  (S.  536). 

in  rein  wissenschaftlichen  Dingen  liess  sich  Dobr.  nicht  durch  der- 
artige Bedenken  fesseln,  er,  der  ja  nach  schriftlichen  Denkmälern  der 
verschiedensten  Dialecte  stets  so  angelegentlich  geforscht  hatte.  Von 
solchen  bietet  auch  die  vorliegende  Correspondenz  eine  stattliche  Reihe, 
von  einem  kroatischen  Alexanderroman  bis  zu  des  Ansbertus  expeditio 
Friderici  von  1190  und  der  neusloven.  Ballade  vom  L  am  berger ;  das 
meiste  Interesse  war  den  Freisinger  Denkmälern  zugewandt.  22.7.  1811 
meldete  Dobr.  an  Kop.  die  betreffende  Notiz  aus  dem  neuen  literarischen 
Anzeiger  von  1807,  gab  Proben  und  bestimmte  den  Dialect  als  »Krai- 
nisch-Windisch«  (S.  210  ff.)  ;  der  hocherfreute  Kop.  drängte  bald  auf 
»Nachricht  wegen  der  Kroatischen  Beichtformeln«  (S.  243) ,  Dobr.  be- 
sorgte während  eines  Aufenthaltes  in  München  ( 1 8 1 2)  die  Abschrift  und 
theilte  sie  Kop.  mit,  über  den  Eindruck,  den  »fieberhaften  Freuden- 
taumel«, in  welchen  dieser  dadurch  versetzt  wurde,  vgl.  S.  286.  Nun 
ging  es  sofort  an  ein  Interpretiren,  die  Edition  sollte  von  Dobr.  aus- 
gehen, aber  dieser  wies  sie  von  sich  ab  und  »gebornen  Krainern«  zu 
(S.  300),  noch  in  demselben  Jahre  (1812)  erhielt  Kop.  auch  »ein  voll- 
kommenes faesimile«  und  meinte,  »in  3  Monaten  könnte  das  Ding  im 
Publiko  sein«.  Es  sollte  jedoch  ganz  anders  kommen.  Bald  wollte  Kop. 
noch  andere  Stücke  damit  verbinden,  vergebens  mahnte  Dobr.  (8.  340) 


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304 


A.  Brückner, 


den  erkaltenden  Eiferer,  die  Arbeit  blieb  aufgeschoben ;  Koppen ,  der 
die  Texte  in  München  wieder  abschrieb,  und  Vostokov  sollten  ihn  ans 
dieser  Ruhe  erwecken,  12.  11.  1826  nahm  Kop.  die  Arbeit  wieder  auf, 
bestürmte  nun  Dobr .  mit  Fragen  und  Zweifeln  aller  Art ,  welcher  so- 
fort, was  Kop.  für  Bohemismen  gehalten  hatte,  richtig  bestimmte  und 
eine  Reihe  der  wichtigsten  Erklärungen  gab,  namentlich  für  das  zpitni 
(8.  574)  und  die  Warnung  »Nur  müssen  Sie  nicht  lange  säumen.  Sonst 
kommt  Ihnen  jemand  zuvor«  (S.  567) ,  wieder  vergebens,  einflocht.  Erst 
im  Glag.  Cloz.  erschienen  die  Texte,  nachdem  die  Russen  dieselben 
schon  1827  veröffentlicht  hatten. 

Wie  von  den  Freisinger  Texten,  liess  sich  Kop.,  ungewitzigt  durch 
diese  Erfahrung,  auch  von  dem  Florianer  Psalter  durch  andere  ver- 
drangen. Die  erste  Nachricht  über  denselben,  seine  Absicht  der  Herans- 
gabe meldet  er  15.  4.  1828,  doch  erlebte  Dobr.  nicht  mehr  die  Aus- 
gabe des  Borkowski  und  die  bekannten  energischen  Reclamationen  Ko- 
pitar's.  Zwischen  die  Freisinger  und  Florianer  Texte  fiel  die  Auffindung 
der  vielumstrittenen  Königinhofer  und  Grüneberger  Handschrift,  nach- 
her die  des  Evangelienbruchstückes  und  der  Glossen.  Ein  pgratulor  de 
poematis  inventis  ab  Hanka  nostro«  des  Kop.  (vom  8.  5.  1818,  S.  438) 
brachte  die  erste  Notiz  darüber;  die  nächste  folgte  erst  9.  7.  1824: 
unter  den  »Buben«,  mit  welchen  sich  Dobr.  »gar  nicht  abgeben  sollte«, 
meinte  Kop.  Jungmann  und  seine  Anhänger  in  ihrer  Fehde  gegen  Dobr. 
um  die  Echtheit  der  Ldbussa ;  im  folgenden  Schreiben  wurde  Dobr.  zum 
öffentlichen  Auftreten  aufgefordert  »Quid  si  Tu  Libussae  fragm.  suppo- 
sit.  faceres  repeti  et  convolveres  funditus  in  forma  recensionis«  und  im 
nächsten  heisst  es  schon  »Also  de  codicis  Reginohrad.  (siel)  authentia 
nullum  dubium?  Quid  si  suppostor  hino  ineepisset?  Tu  vidisti  codicem  et 
nec  dubium  subortum?«  Kop.  begnügte  sich  mit  der  blossen  Verdächti- 
gung, ohne  Erwähnung  irgend  eines  Indicium ;  seine  Meinung  über  die 
Kgh.  Hdschr.  theilte  bekanntlich  Dobr.  gar  nicht,  der  z.B.  11.2.  1827  an 
Kop.  u.  a.  schrieb  »Gäbe  es  doch  mehr  von  ahnlichen  Gedichten,  als  die 
in  der  Kgh.  Hdschr.  sind«  und  ebensowenig  hegte  er  einen  Verdacht  be- 
züglich der  Glossen;  Kop.  frug  zwar  15.  4.  1828  »Sind  Hanka's  böh- 
mische Glossen  im  Salomon  (=  Mater  verborum)  nicht  seit  dem  Funde 
etwa  vermehrt  worden  ?  Ihr  werdet  am  Ende  noch  ein  Fragment  aus 
Alexander  d.  Gr.  Zeit  entdecken  i.  e.  fabriciren  und  sich  und  andere 
damit  plagen« ,  und  als  Dobr.  darauf  gar  nicht  reagirte,  wiederholte  er 
seinen  Verdacht  nachdrücklicher  (30. 5. 1828,  S.  612) :  »..  valde  suspi- 
cor  ipsas  has.glossas  bohemicas  esse  recens  omnes  confictas  et  illatas  in 

codicem  a  noto  et  passionato  falsario  posito  etiam,  adfuisse  ante 

illum  unam  alteramve  quis  credat  illum  neglexisse  tarn  bellam  occasio- 
nem,  augendi  voter  es  glossas  proprio  marte.  Fateor  me  nec  Kralodvor- 
skas  nunc  credere  extra  dubium  positasl«  Dobr.  nahm  auf  letzteres 
keinen  Bezug,  und  auf  das  erstere  erwiderte  er :  »Wegen  der  böhmischen 
Glossen  geht  Ihre  Zweifelsucht  zu  weit«  etc.  8.  613;  er  hielt  nur  das 
Evangeliumfragment  und  Libussa  für  unterschoben,  von  welcher  Palacky 


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305 


Kop.  1826  versichert  hatte  »utinam  haberemus  hominem  qui  tarn  divina 
nnnc  possit  snbjioere«  (S.  622),  eine  damals  ziemlich  allgemein  getheilte 
Ansicht,  während  der ,  durch  einen  peinlichen  Zwischenfall  mit  Recht 
aufgebrachte  Dobr.  von  der  tSchandthat  Hanka's«,  dem  »Unheirdas  er 
gestiftet«  sprach.  Lange  vorher  hatte  er  an  Linde  (vom  24.  3.  1823) 
darüber  gesehrieben  «Noch  ehe  ich  es  sah,  errieth  (ich)  ans  dem  Tone, 
aus  den  beigemischten  russischen  Wörtern ,  ans  der  affec tirten  Ortho- 
graphie, dass  es  nicht  acht  seyn  möge.  Als  ich  es  sah  und  genauer 
prüfte,  konnte  ich  nicht  anders  urtheilen,  als  dass  es  ein  Bubenstück 
sey,  womit  man  aus  übertriebenem  Patriotismus  und  Hasse  der  Deut- 
schen andere  unvorsichtige  tauschen  wollte«  (8.  662).  Als  er  Hanka 
seinen  »Unwillen  mündlich  bezeigte,  dass  man  durch  solche  Unterschie- 
bung die  Welt  tausche,  äusserte  sich  Hanka  mit  diesen  Worten :  es  wäre 
wohl  zu  wünschen ,  dass  die  Böhmen  so  was  Altes  aufweisen  könnten« 
(an  Kop.,  28.  7.  1828,  S.  616,  eine  jedenfalls  sehr  kleinlaute  Aeusae- 
rung).  Dagegen  irrte  Dobr.,  wenn  er  meinte,  »Es  wäre  genug  zu  er- 
innern, auf  welchem  Schleichwege  der  Wechselbalg  auf  die  Welt  gesetzt 
wurde,  ohne  sich  in  philologische  Gründe  einzulassen«  (8. 617) ;  schliess- 
lich erzahlte  er  von  dem  ungünstigen  Eindrucke ,  den  die  BiAtter  auf 
Wilken  und  Hormayr  machten  (ebds.) .  Dobr.  hatte  das  Evangelium- 
fragment zuerst  für  echt  gehalten  und  in  diesem  Sinne  an  Hormayr  ge- 
schrieben, er  bat  nun  Kop.  19.  4.  1828,  »um  Alles  in  der  Welt«  »ihm 
vorzustellen,  dass  ich  mich  eines  Besseren  (nach  genauer  Prüfung)  über- 
zeuget habe«  und  er  legte  die  Ergebnisse  dieser  Prüfung  bei ;  noch  12.4. 
hatte  er  Fessl  in  Wien  von  4er  wichtigen  Entdeckung  benachrichtigt  und 
eine  Probe  geliefert,  ohne  dass  sich  damals  ein  Zweifel  bei  ihm  geregt 
hatte.  An  Kop.  meldete  er  nun  seine  ihm  »sehr  unliebe  Ueb ereil ung« 
und  berichtete  über  Hanka  »er  ist  auf  das  neue  Machwerk,  dessen  Züge 
glücklich  nachgeahmt  (man  vgl.  die  Worte  des  Kop.  8.  597  .der  scrip- 
turae  felix  imitator  Herr  Hanka'  vom  19.  2.  1827)  mich  anfanglich 
täuschten ,  so  versessen ,  dass  er  mein  Zureden ,  nicht  wieder  zu  einer 
Fehde  Anlass  zu  geben,  gar  nicht  achtet,  wiewohl  ich  ihm  vorstellte,  er 
würde  gegen  sich  den  Verdacht  erregen,  von  solchen  schönen  Sachen 
der  Fabrikant  zu  seyn«  (8.  606).  Auch  in  den  wenigen  noch  folgenden 
Briefen  kommen  Dobr.  und  Kop.  auf  die  leidige  Angelegenheit  zurück, 
»die  Leutchen  scheinen  nur  noch  meinen  Tod  abzuwarten,  um  ungescheut 
in  die  Welt  zu  bringen,  was  ihnen  belieben  wird«  schrieb  Dobr.  28.  7. 
1828  (8.  617) ;  so  verdüsterte  sich  sein  Lebensabend;  später  Boll  auch 
derjenige  Hanka's  ebendadurch  verbittert  worden  sein. 

Doch  muss  ich  abbrechen ,  auch  in  der  ausführlichsten  Anzeige 
könnte  ich  ja  den  Reichthum  dieser  Correspondenz  nicht  erschöpfen. 
Nur  einen  Punkt  hebe  ich  noch  hervor :  die  bewunderungswürdige  Pra> 
cision,  mit  der  Dobr.  die  Etymologie  eines  slavischen  Wortes,  seine 
Verwandten  im  Lateinischen  oder  Deutschen  (lange  vor  Bopp)  oder  end- 
lich eine  etwaige  Entlehnung  zu  bestimmen  weiss,  daher  gerade  darin 
Kop.  so  oft  sich  Käthes  bei  ihm  erholte :  von  den  räthseihaften  Slove- 

Archiv  für  .Uvieche  Philologie.   IX.  20 


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306 


A.  Brückner, 


nim>  and  Knigy  an  bis  zu  den  entlehnten  dize  und  coufati ;  man  prüfe 
darauf  bin  nur  z.  B.  den  Satz  anf  8.  380  (10.  4.  1814)  »Land  ist  unser 
lado,  Kind  unser  cado,  nerta  unser  pät  etc.,  tango  unser  tknu,  pingo 
pictum  unser  pisati  etc.«  ßo  sprudelt  eine  Fülle  von  Belehrung  allent- 
halben und  der  scharfe  Contrast  der  beiden  Correspondenten,  des  altern- 
den Dobrovsky,  des  bedächtigen,  kühlen,  aber  klaren  und  scharfen 
Kopfes,  von  imponirendem  Wissen  und  Tacte,  sowie  des  oft  hastigen 
und  brüsken,  aber  eifrigen  und  eindringlichen,  nach  Erkenntniss  ringen- 
den Eopitar  erregt  nur  das  Interesse  des  Lesers.  Durch  diese  Public a- 
tion  hat  der  Herausgeber  eine  volle  Würdigung  Dobrovsky  s  und  Kopi- 
tar's  erheblich  gefördert,  damit  hat  er  unserer  Wissenschaft  wieder 
einen  schönen  Dienst  geleistet ;  Dank  gebührt  auch  der  II.  Abtheilung 
der  kais.  Akademie,  welche  dieses  Denkmal  der  Pietät  gegen  zwei 
Koryphäen  unseres  Wissens  ihrem  CoopmncB  so  bereitwillig  einge- 
fügt hat. 

Berlin.  A.  Brückner. 


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Kleine  Mittheilungen. 


Zur  glagolitischen  Handschriftenliteratur. 

Bei  meinem  letzten  Besuche  in  Varna  (1894)  zeigte  mir  der  dortige  Kreis- 
aehnlinapector  Herr  M.  Radivojev  eine  in  aeinem  Besitze  befindliehe  kyrilli- 
sche Handschrift ,  welche  er  in  Kttstendil  erhalten  hat  und  die  wohl  aus  Mace- 
donien  oder  vom  Berge  Athos  stammt. 

Der  voluminöse  Codex  in  Holzeinband  ist  auf  Pergament  in  zwei  Spalten 
geschrieben  und  enthält  die  Evangelien,  die  Apostelgeschichte  und  einige 
kalendarische  Zusätze.  Derselbe  ist  nicht  nur  gut  gehalten,  sondern  auch  sehr 
rein  und  fleissig  geschrieben.  Vergoldete  Initialen  vor  dem  Evangelium  des 
heil.  Markus  und  bunte  Felder  vor  dem  Anfang  eines  jeden  Evangeliums 
(blaue  Arabesken  auf  vergoldetem  Grand)  verleihen  ihm  ein  prachtiges  Aus- 
sehen. Obwohl  die  Handschrift  vollständig  iu  sein  scheint,  fehlt  jede  Notiz 
Uber  den  Namen,  den  Ort  und  die  Zeit  des  Schreibers. 

Die  kyrillische  Schrift  spricht  für  das  XIII.  oder  dem  Anfang  des  XIV. 
Jahrhunderts.  Die  Recension  der  Sprache  ist  serbisch,  wie  man  aus  folgen- 
dem Specimen  ersehen  kann  (Apost  III,  1 — 2! : 

bk  Koyn-fc  Kf  niTpK  H  lUMHk  Bk^klAOCTA  Bk  HpKOKk  Ha 

uÄTBoy  Bk  roAHMoy  •♦•  h  lenpk  uoy^k  XP0Utk  HC  tptR* 
UTfpf  cBCieie  HOCHUk  E*k,  leroKi  noAaraa\-oy  no  rci  ahh  » 

nptAkJKpATkT  UpKOBMhIHUH,     pfKOUKIHUH   KpACHklHUH  ,  npO- 

CHTH  UATklHC  (D  BkAa^l|JH\'k  Bk  HpKOBk,  H/Kf  BH,VKBk  flfTpd 
M  IWAHA  X*T(m*  BkHHTH  etc. 

Unter  den  Columnen  Bind  überall  gleichzeitige  von  derselben  Hand  mit 
rother  Tinte  geschriebene  Hinweise  auf  die  Lesungen  an  den  einzelnen  Sonn- 
und  Feiertagen.  Dieselben  sind  sMmmtlich  kyrillisch,  bis  auf  eine  Stelle  zu 
Matth.  IX,  27,  wo  die  Worte 

w  AB*fc*°  CAtnktyoy 
mit  glagolitischen  Buchstaben  aufgezeichnet  sind,  von  derselben  Hand,  wie 
die  ganze  Handschrift  i 

20» 


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308 


Kleine  Mitteilungen. 


vir  w  C^Am^ShAT^y 

Da  der  Codex  der  serbischen  Recension  angehört  und  glagolitische  Zeilen, 
soviel  ich  weiss,  meist  nnr  in  Codices  der  bulgarischen  Recension  vorkommen 
und  da  ausserdem  die  Handschrift  viel  jünger  ist,  als  bekannten  gemischten, 
kyrillischen  mit  glagolitischen  Spuren,  so  glaubte  ich  die  Sache  einer  Erwäh- 
nung werth,  obwohl  dieselbe  ausserhalb  des  Bereiches  meiner  Studien  füllt. 

t'rmst.  Jirecek. 


Eine  Märchengruppe. 

Rene  Basset  (Melusine  II,  Nr.  22,  p.  508  sqq.)  und  Israel  Levi  (Rev.  des 
Etudes  juives,  t.  XI,  Nr.  22:  Octobre  —  Decembre  1885,  p.  209  sqq.)  haben 
einen  Märchenkreis  behandelt,  auf  den  ich  seit  1872  mein  Augenmerk  gerichtet 
habe  (Coiomoht.  a  KaroBpac*,  p.  75  sqq.) ;  letzterer  mit  einer  Fülle  aus  der 
jüdischen  Literatur  geschöpften  Belege,  wie  ich  deren  nicht  zur  Verfügung 
hatte,  ersterer  ohne  auf  dieselben  überhaupt  Rücksicht  zu  nehmen.  Auf 
Bassels  Venn  ut  nun  gen,  dass  der  von  ihm  behandelte  Marchens  toff  den  Ungarn 
durch  die  Tataren,  den  Sudslaven  durch  die  Türken  vermittelt  worden  sei, 
gehe  ich  hier  nicht  näher  ein ;  der  Vermuthungen  konnten  nooh  viele  aufge- 
stellt werden.  Indem  ich  von  der  Aufstellung  einer  neuen  Marschroute  ab- 
stehe, begnüge  ich  mich  mit  der  Zusammenstellung  einer  Märchengruppe,  die 
ganz  bestimmt  auf  ein  Prototyp  zurückweist  ,  man  mag  sich  dessen  Verbrei- 
tung vorstellen  wie  man  will. 

In  einem  jüdischen  Märchen  (Tendlau,  Fellmeiers  Abende,  p.  58  sqq.) 
heisst  es :  In  den  Tagen  Salomo's  lebte  ein  braver  Mann,  der  auf  dem  Sterbe- 
bette seinen  drei,  durch  Klugheit  ausgezeichneten  Söhnen  sein  Vermögen  und 
dazu  ein  verschlossenes  Kästchen  mit  Gold  und  Geldeswerth  vermachte. 
Dasselbe  durften  sie  nur  im  Falle  der  äussersten  Noth  und  zwar  gemeinsam 
offnen ;  bis  dahin  sollte  es  unter  ihnen  von  Jahr  zu  Jahr  die  Runde  machen 
und  ebenso  der  Schlüssel  dazu,  so  dass  der  jedesmalige  Besitzer  des  Käst- 
chens nie  zugleich  den  SchlUssel  hatte.  —  Später  verprasst  der  jüngere  Bruder 
seinen  Erbantheil,  lässt  einen  falschen  SchlUssel  machen  zum  Kästchen,  als 
es  der  Reihe  nach  in  seine  Hände  kam,  verthut  das  Geld,  und  als  das  Käst- 
chen auf  seine  dringende  Bitte  von  den  Brüdern  gemeinsam  geöffnet  worden 
und  sieb  mit  Steinen  angefüllt  erwies,  beschuldigt  er  seine  Brüder  des  Dieb- 
stahls. —  Alle  drei  begeben  sich  nach  Jerusalem  zum  König  Salomo,  damit 
er  ihre  Sache  schlichte.  Unterwegs  kam  ihnen  ein  Mann  entgegen  und  fragte 
sie,  ob  sie  kein  Pferd  gesehen.  —  Ist  es  nicht  weiss  gewesen?  Ist  es  nicht 
auf  einem  Auge  blind?  Trug  es  nicht  zwei  Flaschen,  die  eine  mit  Oel,  die 
andere  mit  Wein?  fragten  die  Brüder.  —  So  ist's.  —  Es  ist  dort  in  den  Wald 
gelaufen,  antworteten  sie,  obschon  sie  das  Pferd  mit  keinem  Auge  gesehen 
hatten.  Im  Walde  aber  war  es  nicht  zu  finden  und  da  der  Mann  argwöhnte, 
jene  Leute  hätten  es  ihm  geraubt,  begleitete  er  sie  nach  Jerusalem  und  trat 


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Kleine  Mittheilungen. 


309 


vor  Salomo  als  Kläger  gegen  sie  auf.  Die  Brüder  bethenerten  ihre  Unschuld ; 
die  Merkmale  des  Pferdes  haben  sie  ans  gewissen  Zeichen  erschlossen  i  veil 
an  dem  Zaume ,  den  der  Mann  in  der  Hand  hatte,  weisse  Haare  hingen,  schloss 
der  altere,  dass  das  Pferd  weiss  war  ;  ich  sah,  sagte  der  zweite,  auf  dem  Wege 
mehrere  Stellen,  wo  das  Pferd  geweidet  hatte,  da  war  die  eine  Seite  immer 
abgeweidet,  die  andere  aber  unberührt ,  da  schloss  ich ,  dass  das  Pferd  auf 
einem  Auge  blind  sein  müsse;  ich  habe,  antwortete  der  jüngste,  auf  dem 
Wege  eine  lange  Strecke  bemerkt,  die  auf  zwei  Seiten  nass  war ;  die  Feuch- 
tigkeit der  einen  Seite  war  in  die  Erde  eingedrungen,  indess  die  andere  noch 
oben  auf  der  Erde  stand.  Daraus  erkannte  ich ,  dass  jene  Wein ,  diese  Oel 
sein  müsse.  —  Nun  tragen  die  Brüder  ihre  eigene  Streitsache  dem  Salomo 
vor  und  er  erzählt  ihnen  eine  Novelle,  deren  Quellen  ich  im  Qukasaptati  und 
dem  Vetalapancavinsati  nachgewiesen  (s.  jetzt  Basset  1.  e.  p.  514)  und  deren 
Inhalt  dem  Tuti-Nameh  nacherzählt  habe.  Zu  Ende  der  Erzählung  befragt 
Salomo  die  Brüder,  wer  von  den  in  derselben  auftretenden  Personen  eine 
Öffentliche  Belobung  am  meisten  verdiene  und  urtheilt  nach  der  Aussage  des 
jüngsten  Bruders,  dass  er  der  Dieb  gewesen  sein  muss,  —  was  jener  auch 
eingesteht. 

Das  kirgisische  Märchen  (bei  Radioff,  Proben  DI,  p.  389  sqq. ;  vgl.  Co*, 
i  KrroBpacT.,  p.  77,  Anm.  1)  bietet  dieselben  Episoden,  wie  das  jüdische: 
1}  DiebsUhl  (der  jüngste  von  den  drei  Brüdern  entwendet  300  Rubel,  die  sie 
zusammen  vergraben  hatten) ;  2)  Episode  vom  Kameel,  dem  Pferde  der  obigen 
Erzählung  entsprechend.  Folgen  noch  weitere  Klugheitsproben ,  wie  in  den 
meisten  Märchen  dieses  Cyclus  (s.  die  Nachweise  bei  Basset  und  Le>i ;  s.  noch 
Minayef,- Indische  Märchen  und  Legenden  aus  Kamadn.  St.  Petersburg  1877, 
S.  61 — 71):  das  ihnen  beim  Fürsten  vorgesetzte  Schaafsfleisch  erklären  die 
Brüder  für  Hundefleisch ;  das  Brot  sei  über  Menschengebeinen  gewachsen,  der 
Fürst  —  der  Sohn  eines  Sklaven.  —  Nachdem  sich  dies  Alles  bewahrheitet, 
erzählt  3)  der  ungenannte  Fürst  die  bekannte  eingeschaltete  Novelle. 

Die  russische  Palaea  (Hs.  des  XV.  und  XVI-  Jahrh.)  verlegt  wieder  die 
Handlung  in  die  Zeiten  Salomo" s :  1)  Diebstahl :  drei  hebräische  Männer 
gingen  einmal  des  Weges  und  hatten  bei  sich  Säcke  mit  Gold.  Am  Sabbath 
rasten  sie  und,  nachdem  sie  mit  einander  Rath  gehalten,  vergraben  sie  die 
Säcke,  damit  sie,  im  Falle  eines  Räuberangriffs,  selbst  entfliehen  und  das 
Geld  behalten  könnten.  Dieses  wird  aber  von  einem  der  Gefährten  entwen- 
det, und  nun  gehen  alle  zum  König  Salomo.  —  Nr.  2  (Kameel,  Pferd)  fehlt 
(oder  ist  ausgefallen?).  —  3)  Folgt  die  eingeschaltete  Erzählung 8alomo's. 

Die Thataache  der  Inden  drei  Versionen  eingeschalteten  Novelle 
und  das  Vorkommen  —  in  zwei  Versionen  —  von  Salomo's  Namen  geben 
Anrecht,  dieselben  in  eine  Gruppe  zusammenzufassen  und  die  Frage  aufzu- 
werfen: wie  dieser  Zusammenhang  zu  erklären  sei? 

A.  Weueteftky. 


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310 


Kleine  Mittheilungen. 


Zum  russischen  Bovo  dWntojia. 
'S.  Archiv  VIII,  330—331.) 

In  dem  allrussischen  Bovo,  den  ich  gegenwärtig  zum  Abdruck  bringe, 
giebt  Drusiana  dem  Bovo  ein  Schwert:  »xo6pua  «en  xrxajoanu»,  xoro- 
puä  6ujit>  aoöporo  AjiiBf  pa«.  S.  den  venetianischen  Bovo :  v.  624 : 

Si  te  darö  Chiarenza,  lo  bon  brand  amolado, 

Po'  fo  Alteclera  dOliver  laprexiado. 
Vgl.  Bovo  ven.  v.  1964: 

Bovo  tra  Ciaren ca,  chi  11  pende  al  costa 
■=  »Eobo  BHio3t  nozBaraji%  xotipux  Meq-t  Krjipeumiio«,  In  einem  dritten 
Falle  fehlt  leider  der  italienische  Text:  als  Bovo  tum  zweiten  Mal  mit  dem 
Pilgrim  zusammentrifft,  der  ihn  be stöhlen  hatte,  sieht  er  unter  dessen  Rocke 
sein  Schwert  (Clarenca)  hervorhängen:  »y6*ii»ixi»  noxz  ryae»  Mm,  nosaara 
caoa  Min  k r a  a  p e u um  jo  « .  In  der  Erkenntaissscene  zwischen  Drusiana  und 
Bovo  muss  er  ihr  sein  Schwert  aufzeigen,  und  diesmal  heisst  es  wieder  »rii- 
pemui  —  Bovo  ven.  v.  1231:  Chiarenca,  lo  bon  brand  amola. 

Also:  Clarenca  —  KrupeimuA ,  xrxiieiiiUA,  letzteres  wohl  in  An- 
lehnungen den  Mcii-K.iajeueHx  der  russischen  Märchen,  den  man  gewohn- 
lich mit  Kiwi«  Hort,  Schatz  zusammenbringt  (AeaaacLeirB,  Ilora.  Boesp.  1, 
275),  dessen  Etymologie  und  erstes  Aufkommen  aber  einer  weiteren  Nach- 
forschung bedarf.  Vielleicht  ist  aber  die  umgekehrte  Reihenfolge  der  Ablei- 
tungen vorzuziehen:  Clarenca  —  Kriipeu nui — xriixennui  —  xxa- 
joueni.  Aus  den  späteren  russischen  Bearbeitungen  des  Bovo  wäre  dann 
KxaAeHeire,  als  Beiwort  des  Schwertes  Uberhaupt,  in  den  Märohenstil  gedrun- 
gen, wogegen  die  Bylinen,  soweit  ich  sie  zu  Ubersehen  vermag,  das  einge- 
bürgerte Wort  von  sich  fernhalten.  A.  Wessehfsky. 


BeiMuna  oder  Bjtdnuna? 

Ein  jeder,  mit  der  russischen  Sprache  praktisch  vertrauter  wird  dieses 
Wort,  welches  »gedorrtes  und  geräuchertes  Schweinefleisch«  bedeutet,  nach 
beiden  Schreibarten  vollkommen  gleich  aussprechen,  weil  die  accentlosen  e 
und  h  ohne  Unterschied  durch  einen  dritten  unbestimmten  Laut  wiederge- 
geben werden,  und  das  ä  vor  dem  ?  wie  ein  t  lautet.  Nun  fragt  es  sich  aber, 
welche  von  den  beiden  Schreibweisen  die  richtige  ist. 

Es  giebt  drei  verschiedene  Meinungen  Uber  den  Ursprung  dieses  Wortes. 
In  Linde's  polnischem  Wörterbuch  (zuerst  1814  herausgegeben)  wird  unter 
Wjednsc  bemerkt,  dass  wiedty,  wenn  von  Fleisch  die  Rede  ist,  getrocknet,  ge- 
räuchert (soviel  wie  wedzony)  bedeutet,  und  dabei  in  Klammern  hinzugefügt : 
»Eccl.  Bju«uina,  rcTimia ,  sernina,  skynka,  cf.  wiotchy«;  unter  letzterem 
Worte  kommen  ebenfalls  beide  Formen  des  in  Frage  stehenden  Substantivs 
vor.  Hieraus  ersieht  man,  dass  Linde  zwischen  zwei  Erklärungsweisen  des- 
selben schwankte,  dass  er  es  nämlich  einerseits,  und  zwar  an  erster  Stelle, 
von  der  Wurzel  ba*  ableitete,  andererseits  aber  es  auf  das  Adj.  BexiiÄ  zurück- 
führen zu  können  glaubte 


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kleine  Mitteilungen. 


311 


Reiff,  in  seinem  etymologischen  Wörterbuche  (8t  Petersburg  1835),  setzt 
wnrai  unter  das  Stammwort  ss(x)syn  und  fligt  es  namentlich  dem  Zeitwort 
BHJHTt  an,  welches,  nach  einem  bekannten  Lautgesetze  der  russ.  Sprache, 
das  x  vor  x  eingebüsst  hat,  und  »an  der  Luft  oder  an  der  Sonne  trocfnen«  be- 
deutet. Neben  Beraraa  setzt  auch  Reiff  in  Klammern  BsjrviHa. 

Der  Verfasser  des  für  seine  Zeit  (1842)  bemerkenswerthen  Etymologikons 
(KopHecion)  Schimkewitach  ist  bei  diesem  Worte  Reiff  gefolgt,  jedoch  mit 
dem  Unterschiede,  daas  er  ein  Zeitwort  *ssxmtz  erschliesst,  um  davon  Bervna 
abzuleiten. 

Endlich  hat  auch  Ifiklosich  sowohl  in  seinen  »Wurzeln  des  AI tslo veni- 
schen« (Wien  1857),  als  auch  in  dem  Lexikon  dieser  Sprache  unter  der  Wurzel 
baj  das  Zeitwort  baahth,  neusl.  vöditi,  poln.  wedzic\  räuchern,  neben  bahvtt, 
und  Bum,  zusammengestellt 

Diese  Ableitung  scheint  mir  die  natürlichste  und  die  einzig  richtige  zu 
sein,  um  so  mehr,  da  man  ja  berechtigt  ist,  ein  Adj .  •Bajotift  zu  erschliessen, 
aus  welchem  B*xwa  hat  ebenso  entstehen  können,  wie  aus  piizia  das  noch 
gegenwärtig  gebräuchliche  pijwHsa  (s.  Dahl's  Toxkobuä  ciosapz).  —  Die  oben 
benannten  russischen  Linguisten,  welche  diese  Ableitung  anerkannten  wag- 
ten  es  jedoch  nicht,  die  alte  hergebrachte  Schreibart  senna  aufzugeben.  Da 
aber  die  russische  Orthographie  fast  ausschliesslich  auf  etymologischer  Grund- 
lage fusst,  so  habe  ich  in  dem  von  mir  neuerdings  ausgearbeiteten  Handbuch 
der  russischen  Rechtachreibung,  um  oonsequent  zu  sein,  die  Form  Biupma, 
als  die  mit  jener  Ableitung  übereinstimmende,  vorgeschlagen.  Die  meisten 
meiner  akademischen  Col legen  sind  mit  mir  darüber  einig  geworden. 

Diejenigen  Sprachforscher,  welche  dieses  Wort  von  Benin  herstammen 
lassen,  müssen  voraussetzen,  dass  das  aus  x  ursprünglich  entstandene  m  später 
in  *  übergegangen  ist,  was  wohl  keine  beispiellose,  dennoch  aber  eine  seltene 
Erscheinung  wäre.  Diese  Ansicht  stützt  sich  hauptsachlich  darauf,  dass  die 
Form  BennxHa  sich  ein  paar  Mal  in  dem  AoifocTpov:  nachweisen  läset.  Dagegen 
ist  aber  einzuwenden,  daas  die  Bedeutung  von  send«  im  Russischen  (»alt«  in 
einer  beschränkten  Besiehung,  nämlich  abgenutzt,  abgetragen)  zu  Benana 
gar  nicht  passt,  weil  dieses  nicht  altes,  sondern  ausdrücklich  geräuchertes 
Schweinefleisch  bezeichnet.  Um  die  Ableitung  von  Benifi  zu  erhärten,  weist 
man  auf  die  Benennung  einer  entgegengesetzten  Art  Schweinefleisch  hin, 
nämlich  auf  CBizuna  (von  cutzriä,  frisch)  hin ;  unter  cirizama  versteht  man 
aber  nicht  gerade  frisches ,  sondern  überhaupt  ungeräuchertes  Fleisch ,  und 
csizrii  kann  in  diesem  8inne  dem  Berai*  gegenüber ,  sogar  wenn  letzteres 
überhaupt  alt  bedeuten  sollte,  nicht  als  Gegensatz  gestellt  werden. 

Es  ist  indessen  vollkommen  begreiflich,  dass  so  lange  das  Wort  BeraHa 
unerklärt  dastand,  es  nach  der  Aussprache  geschrieben  und  mit  Hülfe  der 
Volksetymologie  gedeutet,  nämlich  von  Benin  abgeleitet  wurde.  Diese  Deu- 
tung finden  wir  auch  in  der  frühesten  (1789 — 1794)  etymologisch  geordneten 
Ausgabe  des  Wörterbuches  der  ehemaligen,  sogenannten  Russischen  Aka- 
demie und  später  ist  sie  auch  in  die  zweite  Auflage  von  Dahl's  Toxkobwm  CUo- 
uapt  aufgenommen  worden. 

Neuerdings  ist  noch  eine  dritte  Erklärung  des  hier  besprochenen  Wortes 


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Kleine  Mitteilungen. 


zum  Vorschein  gekommen.  Herr  Sobolovekij  »J  verwirft  die  Ableitung  von 
baa  hauptsächlich  aua  dem  Grunde,  weil  mit  neniBi  nicht  jodet  gedorrte  oder 
geräucherte  Fleisch,  sondern  nur  derartiges  Schweinefleisch  gemeint  wird. 
Es  ist  aber  dem  geehrten  Professor  dabei,  entfallen,  dass  ja  auch  das  poln. 
wqdlina  nur  in  diesem  engeren  Sinne  gebraucht  wird,  obschon  das  Zeitwort 
wedzid  im  allgemeinen  räuchern  bedeutet.  Ebenso  werden  in  mehreren  Spra- 
chen Wörter,  welche  zur  Anwendung  auch  auf  andere  Thiergattungen  be- 
stimmtsind, speciell  auf  das  Schwein  bezogen.  So  im  Deutschen  Schinken, 
im  Französischen  jarabon,  im  Englischen  harn,  im  Russischen  oKoporfc,  welche 
alle  überhaupt  soviel  als  Schenkel  oder  Dickbein  bedeuten,  aber  überall  nur 
zur  Bezeichnung  des  geräucherten  Dickbeins  vom  Schweine  dienen.  Ebenso 
verhält  es  sich  mit  dem  italienischen  prosoiutto  (von  sciugare,  trocknen,  russ. 
B.unrT&),  das  sowohl  seiner  Bedeutung,  als  seinem  Ursprünge  nach  ganz  dem 
russ.  bhaibhs  entspricht. 

Eine  andere  Ursache,  wegen  welcher  Herr  Sobolevskij  die  Schreibart 
BeAiHaa  nicht  anerkennen  will,  ist  die,  dass  weder  im  Bussischen,  noch  in 
irgend  einer  anderen  slavischen  Sprache  die  Wörter  baakim,  Bajpuro  vorhan- 
den seien.  Nach  dieser  Bemerkung  ist  es  im  höchsten  Grade  befremdend, 
dass  er  selbst  gleich  darauf  ein  viel  unzulässigeres  Wort,  *Be?ixa  oder  *Beqtua, 
erschliesst ;  dazu  verleitet  ihn  ein  in  Ulmanna  lettischem  Wörterbuch  (Riga 
1872)  aufgefundenes  Subst.  weksis  Halbschwein.  Dieses  sonderbar  klingende 
»Halbschwein«,  das  in  keinem  deutschen  Wörterbuche,  nicht  einmal  im 
Grimm' sehen,  zu  lesen  ist,  soll  ein  nicht vollwüchsiges  Schwein  bezeichnen3;. 
Wie  aus  einer  Nachweisung  im  Lexikon  hervorgeht ,  ist  das  entsprechende 
lettische  Wort  nur  in  einer  von  Pastor  Kawall  mitgetheilten  Handschrift  eines 
gewissen  Allunan  entdeckt  worden;  nach  Herrn  Sobolevskij  s  Meinung  soll  es 
mit  lat.  vacca,  altind.  uk-shan  (Ochse)  wurzelverwandt  sein ;  aus  *ne*iBK»  sei 
nun  BenmHa,  ursprünglich  bcibibbb,  entstanden.  Wie  aber  eine  auch  bei  den 
Letten  wenig  verbreitete  Benennung  eines  jungen  Schweines  ein  Stammwort 
für  dio  i*3 o ii Cj i cli n w w ^  il^  s  ^crtLUclic-rtcii  ^cfaw  t  int. fit^i&o Fiö8  ftb^^ot^oo  konnte, , 
bleibt  unerklärt.  Aus  einer  sicheren  Quelle  ist  mir  indessen  der  Nachweis  in- 
gekommen, dass  das  Wort  weksis  in  schlagender  Weise  dem  bei  den  Letten 
gebräuchlichen  Lockruf  der  Ferkel  (bäkcb)  ähnelt. 

In  einer  Anzeige  Uber  das  vor  kurzem  erschienene,  unter  Miklosich's  Mit- 
wirkung ausgearbeitete  seebssprachige  Wörterbuch  hat  der  verehrte  Heraus- 
geber des  Arch.  f.  slav.  Phil,  die  erste  der  hier  auseinandergesetzten  Ablei- 
tungen, die  er  mir  allein  zuschreibt,  -für  falsch  erklärt,  ohne  jedoch  seine 
eigene  Ansicht  Uber  den  Ursprung  des  Wortes  bestimmt  auszusprechen  und 
zu  begründen.  Aus  seinen  mündlichen  Aeusserungen  ist  es  mir  aber  bekannt, 
dass  er,  hauptsächlich  in  Erwägung  der  im  AoMocrpoM  vorkommenden  Form 
BennHBa,  sich  der  Meinung  der  Russischen  Akademie  und  Dahl's  anschliesst. 
In  jener  Anzeige  bemerkt  Jagiö  ferner,  dass  dem  von  mir  angeführten  poln. 

i)  PyccKiu  $HJOJorB<iecKiu  B£ctbuki  1885,  Nr.  3. 

*)  Später  habe  ich  das  Wort  Halbschwein  doch  in  Sanders  Wb.  gefunden ; 
nach  seiner  Erklärung  soll  es  soviel  als  wildes  Schwein  und  mehr  oder  minder 
ähnliche  Thiere  bedeuten. 


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Kleine  Mittheilungen. 


313 


wedzina,  w^dzonka  im  Russischen  nnr  die  Form  *VÄWa,  *yxeHKBa  entspre- 
chen kOnnte.  Indem  ich  gern  zugebe,  dass  ich  diese  Gleichungen  zur  Deutung 
von  baavbh».  nicht  heranzuziehen  brauchte,  kann  ich  nicht  umhin  zu  erwähnen 
dass  auch  der  hochgeehrte  Meister  der  slawischen  Philologie,  wie  schon  oben 
angedeutet,  die  erschlossene  altslov.  Form  baabth,  neusl.  vöditi,  unter  der 
Wurzel  ba,i  anfuhrt  und  mit  russ.  bh-ihtb,  BairyTB  zusammenstellt.  Zugleich 
muss  ich  Jagiö  darauf  aufmerksam  machen,  dass  ich  unmittelbar  nach  der  von 
ihm  gerügten  Gleichung  anmerke:  »Eine  andere  Wurzel  wied,  die  unserem 
baä  noch  mehr  entspricht,  hat  im  Polnischen  folgende  Ausdrücke  hervorge- 
rufen :  wiedle  mieso,  wiedzyna  »)  (B/ueiioe,  Kon^enoe  iiaco)«. 

Die  Ursache  des  Widerspruchs,  welcher  der  Schreibweise  wwwes  von 
mehreren  Seiten  begegnet,  ist  keine  andere,  als  die  Neuheit  derselben ,  die 
Ungewohnheit  sie  zu  sehen.  Ich  glaube  dennoch,  dass  diese  Form,  wegen 
ihrer  unbestreitbaren  Richtigkeit,  mit  der  Zeit  allgemeine  Anerkennung  finden 
wird.  Dafür  haben  wir  in  der  Geschichte  der  russischen  Orthographie  viel- 
fache Beispiele;  ebenso  haben  die  Schreibweisen:  Bt.it,  juraapL,  itaa,  Mejnrifi, 
iiejunraa,  npaaeatHwi,  bcthh»,  nonepeKi  (statt  der  in  meiner  Jugend  üblichen : 
bhtb,  re&mapB,  Mala,  m-Lirim,  Mt-immia,  npxxfcjKHMM,  hcthhhs,  noneper*)  all- 
mählich über  die  letzteren  gesiegt  und  sind  jetzt  die  allein  gebräuchlichen  i 
in  einer  Sprache ,  deren  Orthographie  in  ttberwiegerdem  Masse  etymologisch 
ist,  dürfen  schroffe  Verletzungen  dieses  Princips  nicht  bestehen. 

J.  Orot. 


Es  freut  mich,  dass  meine  Behauptung,  die  Ableitung  des  fraglichen  russ. 
Wortes  von  b*a-  sei  unrichtig  —  diese  Entgegnung  hervorgerufen.  Das  Büch- 
lein des  Herrn  Akademikers  J.  K.  Grot  »PyccKoe  npaBouacaHie.  Pykoboäctbo 
cocTauicHHOC  uo  nopyqeoiio  irroporo  OTÄtaeaU  Hiinep.  axaxeMiii  Hayici*.  CII6. 
1885  entspricht  seinem  Zweck  in  so  ausgezeichneter  Weise,  dass  Einwendun- 
gen gegen  Einzelheiten  das  grosse  Verdienst,  welches  sich  der  Verf.  nebst 
vielen  anderen  durch  diese  letzte  Leistung  um  die  russische  Sprache  erwor- 
ben, natürlich  nicht  im  geringsten  schmälern  können.  Dies  vorausgeschickt, 
will  ich  nun  sagen,  warum  ich  die  hergebrachte  Schreibart  BCTqaiia  der  Form 
BAjimia  vorziehe.  Dass  es  neben  der  Wurzelform  aä,  baa  auch  baa  giebt, 
das  ist  natürlich  allgemein  bekannt;  es  Hesse  sich  auch  gegen  ein  anzuneh- 
mendes Adjectiv  "BA.TIKT»  sprachlich  nichts  einwenden,  folglich  die  Ableitung 
* nAjiT.wHHa  wäre  nach  der  Wortbildung  ganz  richtig.  Insofern  lautete  mein 
Unheil,  diese  Ableitung  sei  falsch,  allerdings  zu  hart;  theoretisch  Hesse  sich 
dagegen  kaum  etwas  einwenden,  ich  hatte  in  der  kurzen  Bemerkung  leider 
unterlassen,  dies  ausdrücklich  hervorzuheben.  Wenn  ich  dennoch  Bedenken 
trage,  diese  Ableitung  Grot's  zu  billigen,  so  liegen  meine  Gründe  auf  Seiten 
der  Geschichte  der  russischen  Sprache.  Erstens  ist  die  Form  des  Adjectivs 
*bax*bk*b,  wenn  auch  möglich,  doch  nicht  nachweislich,  ich  kenne  wenigstens 

1;  Bei  dieser  Form  setzt  Herr  Sobolevskij  ein  Ausrufungszeichen;  ich 
berufe  mich  auf  Linde  s  Wörterbuch,  wo  dieselbe  ein  paar  Mal  angeführt  ist. 
Desgleichen  bezweifelt  mein  Kritiker  das  von  mir  erwähnte  ruthenische  Wort 
bydka  (Schinken) :  ich  verweise  ihn  auf  Partyckij's  Wörterbuch. 


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Kleine  Mittheilungen 


kein  Beispiel  dafür.  Alle  slavischen  Sprachen  begnügen  sieh  mit  der  Bildung 
•üaaj-l  ,  d.  b.  ihm.  bhjmm.  Doch  auch  dieser  Umstand  würde  mich  wenig 
stören,  wenn  ich  wenigstens  ein  Beispiel  des  Wortes  ans  der  älteren  rnss. 
Sprache  in  der  Schreibung,  wie  sie  uns  Orot  empfiehlt,  nachweisen  konnte. 
Vielleicht  finden  solche  Belege  Andere,  dann  werde  ich  bereitwillig  die  Ab- 
leitung annehmen.  Ich  kenne  bisher  nur  die  Form  des  Wortes  Bennau*  und 
Bemmia.  Ausser  den  Stellen  in  Domostroj,  auf  die  ich  natürlich  ein  grosses 
Gewicht  lege,  da  ja  dieses  Denkmal  für  die  Geschichte  der  rnss.  Sprache  nicht 
minder  wichtig  ist  wie  für  die  rnss.  Cnlturgeschichte ,  fand  ich  später  noch 
einige  Male  in  den  Texten  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrh.  dieses  Wort,  aber 
immer  in  der  Form  Beroraa.  So  in  den  Rechnungsbttchern  der  kaiserl.  Tafel 
für  das  Jahr  1647  (bei  3a6ixaH*  6un  pyccam  napea,  Maiepiaju  S.  89): 
1297s  nojOTi  BenufHu  . . .  667s  uoiotb  cBaaoro  Maca  botcbhu.  In  den  »Aonox- 
nou'ni  k  l  ToMy  III*J  ÄBopnonbin.  paapjuoB-i*  CII6.  1854  ans  dem  »HmbobhuI 
cnxcoKit  cocTaBjouuuH  no  yxaay  21  Hosöpjx  1671ro  roxa«  citire  ich  folgende 
Stellen  (die  Handschrift  ist  aus  dem  XVII.  Jahrh.) :  mSxbäo  caHxpaxon  csi- 
jkmxt,,  6xbdxo  caHxpHKOB-B  in  Bennau«  405,  »cepexxa  cuM uHii ki  jcapsox,  cepexxa 
BeruHm  ib.,  »oKopoin»  BeTHHHti,  oKopoK'B  oBHHHHbi  cBtxex«  ib.  In  dem  Werke 
»BHyTpeHHiM  6uTh  pyccxaro  rocyxapcrBa  ct»  17.  okt.  1740  no  25  uoaöp.  1741« 
(MocKBa  1881)  wird  in  dem  Capitel  »IIpxÄBopHkLH  croiv  einigemale  Berwaa 
erwähnt,  so  auf  S.  370  »Bei h «hu  15  «vitoh-b«,  auf  S.  372  »oxopox*B  npoBtcaux'* 
5,  nex^Huw  t&koh  xe  3  nyx.«,  auf  S.  373  »BemiHU  36  ♦vxt.«,  auf  S.  377  .aeT- 
hhhbi  5  ♦yHT.<  auf  S.  391  »npoBtcuue  OKopoKJi  ■  tbeah  TKo  BCTUBa«.  Voraus- 
gesetzt, dass  alle  diese  Beispiele,  wie  ich  sie  den  angeführten  Werken  ent- 
nommen habe,  wirklich  in  dieser  Form  auch  in  den  Originalen  gelesen  werden, 
woran  zu  zweifeln  ich  keinen  Anlass  habe  —  so  darf  ich  behaupten,  dass  seit 
dem  XVII.  Jahrh.  ununterbrochen  das  Wort  in  der  bisher  üblichen  Form  Bex- 
uHua  fortgelebt  hat. 

Dass  in  der  russischen  Aussprache  rm  sehr  gern  in  th  Ubergeht,  das  kann, 
durch  viele  Beispiele  aus  verschiedenen  Texten  des  XVI.— XVTII.  Jahrh. 
dargethan  werden.  Ich  erwähne  bloss  einige:  Kotos ichin  in  seinem  Werke 
Uber  Russland  (0  Poccix  bt»  napcTBOBaxie  Ajexcia  MnagJOBirea.  Hsxaxie  Tperie. 
CII6.  1884)  schrieb:  u  Itih  h  iixbt.  14.  In  einer  Urkunde  aus  dem  Dwina- 
Gebiete  vom  Jahre  1568  (axTM  x>pxx.)  liest  man  xodomli  BCTiauu ,  in  einer  an- 
deren vom  J.  1612:  nepeBexvH  oa;  ebenso  daselbst  noxpaxui  (axTM  npxx. ) 
217.  330).  In  den  Berichten  an  den  Kaiser  Michael  Feodorovio  vom  J.  1619 
liest  man  :  buictim,  npxmorcx,  nepeaexiH  u.  s.  w.  Das  heute  Übliche  6oraie 
beruht  ebenfalls  auf  6oraT?e  (so  schrieb  man  im  XVII.  Jahrh.)  statt  Öoraraie, 
und  dieses  gekUrzt  (wie  cTapime  aus  crapame,  craptihne)  aus  öoraTiaine, 
•öoraTxme,  *6oraT&me,  öoraimc.  Man  schreibt  jetzt  toraie  eben  so  verein- 
facht, wie  nopyiHK-B  statt  des  älteren  nopynxxT,  oder  nopymxx-i.  (von  •nopy^iB- 
mm).  Statt  MoxoxmiM  liest  man  in  der  Urkunde  vom  Jahre  1574  moxoxuctb 
(axr.  x>p.  249). 

Was  bedeutet  nun  Be-ninaa,  wenn  es  fUr  BeTmana  steht  und  von  tmx-K 
(comp.  BerwnM)  abzuleiten  ist?  Unstreitig  lässt  sich  Grot  von  feinem  Sprach- 
gefühl leiten,  wenn  er  sich  sträubt,  bei  vorhandenem  Ausdruck  baxmh, 


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Kleine  Mitteilungen 


315 


liuoe  muco,  biliah  pu6a  u.  8.  w.  unser  Wort  von  einer  anderen  Wurzel  abzu- 
leiten.  Ich  will  auch  gar  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  eine  Zusammenstellung 
unseres  Wortes  mit  der  Wurzel  bu  (die  in  bjuux  vorliegt,  für  unser  heutiges 
Sprachgefühl  befriedigender  ausfallen  würde,  als  die  Ableitung  von  wnn. 
Allein  die  Belege  aus  der  älteren  Sprache ,  die  für  mich  doch  massgebend 
sind,  führen  uns  auf  eine  andere  Zusammenstellung.  Das  Wort  BernnHa  be- 
deutete, wie  die  oben  citirten  Belege  es  deutlich  durchblicken  lassen,  im 
Gegensatz  zum  frischen  (csixiu)  das  alte,  trockene  Fleisch.  In  diesem  Sinne 
steht  es  auch  im  Domostroj  bctihahom  aanacx,  d.  h.  alter  (crapuft)  Vorrath  an 
allen  Hausmitteln,  unter  anderem  auch  an  Fleisch.  Wenn  es  daher  in  Do- 
mostroj geschrieben  wird  uaca  hjh  Ber'niKHu,  so  ist  unter  erste  rem  offenbar 
»mhco  acflxoe  cBixoe«,  wie  es  an  anderer  Stelle  heisst,  gemeint,  während  durch 
Ber'nuuia  das  andere  Fleisch  »mhco  B*TpeHoe,  noxreBoe  x  cokohsha«  oder  •mhco 
coieao  Ha  npoBtcx«  und  in  dieser  Weise  getrocknet  ausgedrückt  wird.  Wahr- 
scheinlich bediente  man  sich  in  älterer  Zeit  bei  dieser  Operation  nur  der 
frischen,  dem  Windzuge  ausgesetzten  Luft,  nicht  des  Rauches;  im  Domostroj 
kommt  der  Ausdruck  kohthtb,  KonneHUM  noch  nicht  vor.  Da  heisst  es  nur 
mhco  BSTpeHoe,  mhco  CBtacee  ■  cojohhhh  (d.  h.  mhco  cojKHoe  »Ha  npoBxcx«)  und 
coaoHHHa  BiTpeiiaH.  Nicht  nur  das  Fleisch,  sondern  auch  der  Speck  war  ge- 
trocknet, darum  liest  man  bctuhh  Hoe  canmo,  d.  h.  getrockneter  Schweine- 
speck. Wenn  daher  an  einer  Stelle  gesagt  wird  Rama  ex  böt  ihhok>  und  auf 
der  anderen  Kama  ex  c&homx,  so  ist  das  ungefähr  dasselbe.  Domostroj  kennt 
den  Ausdruck  bhhmh  h  bhiohuh  ,  gebraucht  ihn  jedoch  nur  für  den  Fisch 
(pwoa). 

Was  den  von  Prof.  Sobole vskij  herrührenden  Erklärungsversuch  anbe- 
langt, so  stimme  ich  ganz  der  Auseinandersetzung  G  rot  's  bei.         V.  J. 


Blaoiog-BoAOCb. 

Professor  Miklosich,  in  der  Becension  der  Schrift  Krek's  »Einleitung  in 

die  slavische  Literaturgeschichte«  (Jenaer  Literaturzeitung  1875,  Nr.  24, 

S.  431),  und  nach  ihm  Prof.  Wesselofsky  (in  de*  Vorrede  zum  Aufsatze  »Cna- 
bhhckIh  cKaaaHiH  o  Cohomoh*  h  KmroBpaci«  S.  XIV)  leiten  den  heidnischen, 
slavischen  Volo»  von  der  christlichen  Legende  vom  heil.  Blasius  ab.  Die  der 
sprachlichen  Seite  entnommenen  Einwendungen  Krek's  (»Veles,  Volos  und 
Blasius«  im  Archiv  f.  slav.  Philologie  I.  134—151),  dass  Volo»  keinesfalls  aus 
BXa<iiost  sondern  nur  aus  BaXaog,  BaXaios  (s.S.  149—150),  entstanden  sein 
kann,  sind  nicht  ganz  begründet,  in  Betracht  der  Beispiele  der  russischen 

— . 

X  T 

Chronik  (der  1.  Novgoroder  nach  dem  Synodaltext) :  Tomb  hb.  npecraBHca 

HroyMeHX  mohcbh.  oy  crun  6ua  aHTOHOBe  MaHacrapH.  u  nocTaMuia  na  mbctc 
Mro  BOHOca  94;  oy6ama  cfaunicoy  bohocobhua  10S,  Boioca  6.ioyTKHHHiu 
Ha  niu  oytiama  220,  aus  denen  deutlich  hervorgeht,  dass  Volos  auch  als 
christlicher  Name  anstatt  Via»  gebraucht  wurde.  Es  nimmt  daher  Wunder, 
dass  Prof.  Krek  diese  3  Stellen  der  1.  Novgoroder  Chronik  unbeachtet  liest 


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316 


Kleine  Mittheilungen. 


(sie  Bind  richtig  gedruckt  in  der  alten  Aasgabe  der  Archäograph.  Commission, 
siehe :  Die  vollst.  Sammlung  der  russ.  Chroniken,  Band  III,  1841 ,  S.  19,  22,  46), 
wenn  er  sagt:  »Soweit  man  die  Sprache  zurück  verfolgen  kann,  immer  haben 
die  Bussen  diesen  Heiligen  als  VUutj  oder  höchstens  Hat  und  auch  nicht 
partiell  als  Volosij  oder  Volos  angerufen.  Wer  an  der  von  uns  bestrittenen 
Herleitung  festhält,  wird  uns  somit  auch  zu  erklären  haben,  wie  es  denn 
komme,  dass  der  ehedem  angeblich  als  Volot  allgemein  verehrte  Heilige  in 
dieser  Form  weder  in  der  Schrift  —  noch  auch  in  der  Volkssprache  eine  Zu- 
fluchtsstätte gefunden«  (S.  150). 

Wenn  in  dem  sla vischen  Originalworte  das  Entsprechen  unseres  olo  dem 
griechischen  Xa  sonderbar  erscheinen  müsste,  so  fällt  das  bei  einem  entlehn- 
ten Worte  gar  nicht  auf,  vergl.  KopoMucxo  und  das  griech.  notfiaarrjo  (Miklo- 
sich,  »lieber  den  Ursprung  der  Worte  von  der  Form  trit  u.  trat,  S.  23,  Denk- 
schriften der  k.  Akademie  B.  XXVIII).  Das  Entsprechen  des  kirohenslav. 
bj&ci  (crinis)  dem  russischen  bo-ioc»  und  ähnlich  in  anderen  Beispielen 
konnte  die  Russen  veranlassen,  auch  hier  nach  der  Analogie  boioc-l  statt 
Kiacx  zu  sprechen,  womit  ich  natürlich  nicht  den  Ursprung  aus  der  christ- 
lichen Legende  auch  der  Benennung  des  Götzen  Boioc*  bestimmen  will ;  im 
Gegentheil,  es  scheint  mir,  dass  sein  Vorhandensein  auch  dem  christlichen 
Namen  die  Volllautsform  verliehen  hat.  Prof.  Krek  leitet  das  slavische  Mjeci 
(er  hält  diese  Form  für  älter  als  bojioci)  von  b&ui  ab  und  legt  es  folgender- 
massen  aus:  nea-e-c*  (vel-e-sü);  Potebnja  (siehe  Cjobo  o  uoiKyHrop.  1878, 
S.  22)  führt  beide  Formen  auf  Bapo-ac  zurück,  womit  er  sanskr.  varthos  Regen, 
vrthan  regnerisch,  befruchtend,  und  vria  Stier  u.  s.  w.  vergleicht. 


Bibliographischer  Bericht.  *) 

15.  Povijest  razvitka  naiega  jeiika  hrvackoga  ili  srpskoga  od  najdavnijih 
vremena  do  danas,  pise  Mareel  Kusar.  U  Dubrovniku  1885,  8©,  232  (Ge- 
schichte der  Entwicklung  der  kroatischen  oder  serbischen  Sprache  von  den 
ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart).  Der  Inhalt  dieser  Schrift  wird  durch 
die  Ueberschrift  nur  annähernd  angedeutet.  Richtiger  wäre  es  gewesen  zu 
sagen,  dass  hier  von  den  Lauten  der  heutigen  serbischen  Sprache  in  ihrem 
Zusammenhang  und  allmählicher  Ausscheidung  aus  der  Gesammtheit  des 
indoeuropäischen  Vocalismus  und  Consonantismus  die  Rede  ist.  Diesen 
Zweck  hat  der  Verfasser  insofern  vollständig  erreicht,  als  er  mit  auerkenn ens- 
werthem  Fleiss  sowohl  die  allgemeinen  sprachwissenschaftlichen  Werke  wie 
die  speciell  der  serbischen  oder  kroatischen  Sprache  gewidmeten  Forschungen 
für  seine  Schrift  ausgebeutet  hat.  In  beiden  Beziehungen  zeigt  er  sich  wohl 
orientirt.  Es  werden  allerdings  fast  ausschliesslich  Ansichten  anderer  For- 
scher wiedergegeben ,  doch  in  einer  Literatur,  die  an  solchen  Werken  sehr 
arm  ist,  ist  auch  die  gelungene  Lösung  einer  solchen  Aufgabe  sehr  verdienst- 


«)  Vergl.  Archiv  IX,  S.  151—176. 


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Kleine  Mittheilungen. 


317 


voll.  Man  kann  diese  »  Po  vi  j  est«  den  Lehrern  der  kroatisch-serbischen  Sprache, 
den  angehenden  Philologen  und  allen,  die  sieh  um  die  phonetischen  Fragen 
der  serbischen  Sprache  vom  allgemeineren  sprachvergleichenden  Standpunkt 
ans  interessiren,  aufs  wärmste  empfehlen.  Die  Abhängigkeit  des  Verfassers 
von  seinen  Quellen,  welche  er  partienweise  benutzte,  verwickelte  ihn  dann 
und  wann  in  Widersprüche,  die  er,  wo  er  sie  bemerkte,  nach  Möglichkeit  be- 
strebt war  su  mildern.  So  s.  B.  anfangs  (auf  S.  10—13)  wird  mit  grossem 
Nachdruck  von  der  «arischen  Ursprache«,  von  einem  vorgeschichtlichen  oder 
-embryonalen«  Verlauf  im  Leben  der  Sprache,  von  der  Periode  des  Wachs- 
thums und  des  Verfalls  gesprochen  und  nach  der  Auffassung  Schleicher  a  u.  a. 
die  arische  Ursprache  als  vollständig  in  ihrem  Bestände  und  abgeschlossen  in 
ihrer  Wurzel-  und  Formbildung  angesehen,  allein  einige  Seiten  später  (auf 
S.  15)  muss  in  einer  Anmerkfing  diesen  entschiedenen  Behauptungen  die 
Spitze  abgebrochen  werden.  Es  steht  zu  erwarten,  dass,  wenn  der  Verfasser 
im  weiteren  Verlaufe  seiner  Studien  mit  neueren  Ansichten ,  wie  sie  durch 
Johannes  Schmidt,  Hugo  Schuchardt  u.  a.  vertreten  werden,  sich  näher  ver- 
traut gemacht  haben  wird ,  er  auch  betreffs  der  Stammbaumfragen ,  betreffs 
der  drei  arischen  Urlaute  o,  t,  u,  der  ersten  und  zweiten  Lautsteigerung,  der 
Wurzeln  in  der  Form  von  p*,  sli»  u.  dergl.  mehr  einer  anderen  Meinung  sein 
wird.  Für  jetzt  stellt  er  sich  die  Aufgabe,  den  Abstand  zwischen  dem  »Ari- 
schen«, d.  h.  »Ursprachlichen«,  nnd  dem  Serbischen  su  Überbrücken,  etwas  su 
leicht  ausführbar  vor,  während  ja  schon  das  »Urslavische«  den  Restauratoren 
der  Ursprachen  viel  Kopfzerbrechen  verursachen  muss.  Ich  gehe  auf  Einzel- 
heiten nicht  näher  ein,  weil  ich  sonst  nicht  die  Ansichten  des  Verfassers,  son- 
dern jener  Werke  besprechen  m (laste,  denen  er  im  einzelnen  gefolgt  ist  und 
die  man  jetzt  schon  vielfach  fallen  gelassen  hat;  z.  B.  die  »Assimilation«  bei 
rabyni,  slavisi  S.  51,  die  »Dehnung«  bei  iim>  S.  52,  die  Ableitung  des  raeiti 
von  rad,  blazniti  von  blagzn*  S.  56—57,  die  Meinung,  als  ob  die  alten  Spra- 
chen an  der  Analogie,  Assimilation  und  Dissimilation  wenig  Antheil  nehmen 
S.  58,  die  Aufsteilung  einer  einzigen  Formel  tert,  während  alle  slav.  Sprachen 
neben  tert  unbedingt  noch  tirt  fordern  S.  70,  die  Erklärung  der  altslo venisch- 
bulgarischen  Lautgruppe  etf,  Sd'  durch  Metathesis  S.  128.  Recht  ausführlich 
und  klar  sind  die  Erscheinungen  des  slavischen  Palatalismus  behandelt 
(S.  154—166),  hierüber  hat  der  Verfasser  auch  selbständig  nachgedacht.  Doch 
auch  sein  Versuch  zeigt  von  neuem  deutlich,  dass  man  vom  physiologischen 
Standpunkte  allein  vielen  Lautwechseln  nicht  auf  den  Grund  kommt.  Mag 
man  die  Sache  drehen,  wie  man  will,  physiologisch  muss  man  zugeben,  dass 
*ki  sowohl  durch  ii  wie  durch  et"  vertreten  wird.  Nicht  die  Physiologen,  son- 
dern die  Sprachforscher  haben  es  entdeckt,  dass  cc,  &  auf  he,  k\  und  c4,  ei 
auf  koi  beruht.  An  diesem  Resultate  nicht  der  Physiologie,  sondern  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung  scheitern  einige  Combinationen  des  Verfassers 
auf  S.  155—157,  während  die  auf  S.  158 — 159  zusammengestellten  Momente 
für  die  Priorität  des  Ueberganges  von  k  in  c,  gegenüber  k  in  c  richtig  sind. 
Auch  in  der  Deutung  der  Formen  peöi-nenrni,  moöi-MoniTH  hat  er  sich  ver- 
sacht S.  161—164,  er  legt  nur  zu  wenig  Gewicht  darauf,  dass  1)  bei  dem  ab- 
norm scheinenden  Lautübergang  die  Hauptrolle  dem  Gutturallaut  zukommt, 


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318 


Kleine  Mittheilungen. 


wäre  kein  k  vor  U,  so  würde  eben  U  and  tb  bleiben ;  nun  musa  2)  dieses  k 
wegen  des  snf  ihn  durch  t  einwirkenden  VocsJs  •  gleich  von  vornherein  Nei- 
gung cor  Erweichung  zeigen,  also  sn  k'~c  hinstreben,  an  der  En t Wickelung 
des  üblichen  e  musa  es  jedoch  durch  dag  unmittelbar  folgende  t  gehindert  ge- 
wesen sein,  welches,  in  der  Mitte  zwischen  k'  und  %  stehend,  nicht  reines  t 
verbleiben  konnte,  sondern  von  k'  die  Erweichung  t'  ansog,  also  an  <  (d.  h. 
c,  6,  e  je  nach. den  einseinen  slav.  Sprachen)  ist  offenbar  das  geschwundene 
k'  schuld. 

Als  Anhang  zur  Auseinandersetzung  über  die  Laute  der  serb.  Sprache 
berührt  der  Verfasser  die  Frage  aber  die  anzustrebende  Einheit  in  der  serbo- 
kroatischen oder  kroato-serbisohen  Literatursprache  (S.  179-332).  Hau  be- 
gegnet da  vielen  schönen  und  beherzignngswerthen  Gedanken,  aber  einiges 
finde  ich  doch  auffallend.  So  vor  allem  die  Uebertreibnng  in  dem  phoneti- 
schen Princip  der  Rechtschreibung.  Der  Verfasser  huldigt  wahrhaftig  dem 
•Dembelismue«,  wenn  er  einem  solchen  Ideal  nachjagt,  nach  welchem  man 
orthographisch  richtig  schreiben  kann,  ohne  dabei  etwas  sn  denken !  loh  bin 
kein  Feind  des  phonetischen  Principe,  doch  anch  dieses  hat  ja  seine  Grenzen. 
Ist  ja  doch  Herr  Kusar  selbst  wenig  damit  einverstanden,  dass  die  Serben  in 
Serbien  demselben  »Dembelismus«  huldigend  den  südlichen  oder  mittleren 
jekavischen  Dialect  aufgegeben  haben.  Noch  auffallender  finde  ich  übrigens 
seine  Ansicht  über  den  Gebrauch  des  cyrillischen  Alphabets.  Wie  kann  man 
so  die  Thatsachen  verkennen,  nm  den  Spruch  zn  wagen :  die  glagolitische 
Schrift  ist  die  gern  eins  lavische,  nicht  die  cyrillische  (8. 219)  1  Weder  dss  eine 
noch  das  andere.  Richtig  ist  nur  so  viel,  dass  das  Glagolitische  schon  vor 
Jahrhunderten  durch  das  Cyrillische  verdrängt  worden  ist  bis  auf  geringe 
Ueberreste.  Ferner  weiss  man,  dass  das  Cyrillische  durch  alle  Jahrhunderte 
bei  der  grösseren  Hälfte  der  Slaven  die  allein  herrschende  Schrift  war  und 
bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  ist.  Endlich  weiss  man,  dass  die  zur  orienta- 
lischen Kirche  sich  bekennenden  Slaven  an  dieser  Schrift  mit  religiöser  Ver- 
eh  ang  festhalten  (das  ist  Thataache,  mag  man  sie  kritisiren,  wie  man  will). 
Wie  kann  man  angesichts  dieser  geschichtlichen  Wahrheiten  zn  dem  Schloss 
gelangen ,  es  sei  wünschenswerth ,  dass  die  cyrillische  Schrift  ans  unserer 
(d.  h.  serbisch-kroatischen;  Literatur  verschwinde?  Dieser  Weg  führt  nicht 
zur  Eintracht  I  Ein  Freund  des  friedlichen  Zusammenwirkens  aller  Serben 
und  Kroaten  an  den  grossen  Aufgaben  der  Literatur  und  Wissenschaft  sollte 
so  was  nie  aussprechen,  geschweige  denn  drucken. 

16.  1)  Lekcionarij  Bernardina  Spljecanina  po  prvom  isdanjn  od  god.  1495. 
Izdala  Jugoslavenska  akademija  snanosti  i  umjetnosti  (richtiger:  za  stampu 
prigotovio  Dr.  T.  Maretidj .  U  Zagrebu  1885,  80,  XXVIII.  208. 

2)  Isvjeice  kr.  velike  gymnasije  na  Rieci  koncem  skolske  godine  1883/4. 
Sadrzaj :  Najstarija  hrvatska  goticom  itampana  knjiga,  sto  no  se  nalazi  n 
knjiznici  franjevaokoga  manastira  na  Trsatn  kraj  Rieke.  Napisao  R.  Strohal. 
U  Zagrebu  1884,  8°  79. 

Diese  zwei  Schriften  ergänzen  sich ,  sub  Nr.  1  haben  wir  den  Wiederab- 
druck des  Bernardinschen  Lectionariums  nach  der  ersten  im  J.  1495  gedruck- 
ten Ausgabe,  sub  Nr.  2  die  grammatische  Analyse  der  Sprache  dieses  Lectio- 


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Kleine  Mittheilnmren. 


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nariums.  Den  Wiederabdruck  sub  Nr.  1  besorgte  Prof.  Dr.  T.  Maretrt  mit 
musterhafter  Genauigkeit,  wenn  man  sich  mit  dem  Grundsatz  einverstanden 
erklärt,  da»  dieser  alte  Druck  bei  einer  nenen  Ausgabe  in  der  Orthographie 
geändert  werden  durfte.  Ieh  bitte  freilich  die  Beibehaltung  der  ursprüng- 
lichen Graphik  befürwortet  Eine  neue  Ausgabe  dieses  Buches  hat  ja  nnr 
sprach  geschichtlich  es  Interesse.  Für  die  Erforschung  der  Graphik  aber  (d.  h. 
der  Anwendung  lateinischer  oder  gothischer  Buchstaben  für  die  Laute  der 
kroatischen  Sprache)  ist  die  neue  Ausgabe  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt 
ganz  unbrauchbar,  was  man  bei  der  grossen  bibliographischen  Seltenheit  des 
ersten  Druckes  (es  sind  im  Ganzen  nur  drei  Exemplare  bekannt)  nicht  genug 
bedanern  kann.  Nicht  einmal  ein  Facsimila  des  Originals  hat  man  uns  ge- 
gönnt !  Prof.  Maretid  bat  mit  grosser  Genauigkeit  den  Text  der  ersten  Aus- 
gabe mit  den  Varianten  der  dritten,  sum  Theil  auch  der  zweiten,  versehen. 
Wie  Schade,  dass  er  sioh  nicht  entschloss ,  in  der  Einleitung  auch  noch  die 
Graphik  dieses  ersten  mit  gothischen  Buchstaben  gedruckten  kroatischen 
Buches  su  behandeln.  Seine  Ausgabe  setzt  uns  allerdings  in  den  Stand,  der 
Doppelung  der  Buchstaben  nachzugehen.  Doch  nur  bei  den  Vocalen  kann  ich 
diesem  Umstand  eine  Bedeutung  zuschreiben.  Es  scheint  nämlich  in  der  That, 
dass  öfters  die  Doppelung  des  Vocals  der  gedehnten  Aussprache  galt.  Was 
soll  man  jedoch  su  solchen  Beispielen  sagen,  wie  re<fe  oder  donete,  wo  man 
jetzt  nicht  weiss,  ob  nicht  vielleicht  im  Original  das  doppelte  c  oder  das  dop- 
p)o  1  st^3  A*  h mi tftifcdali Oas  zur  x^ozöicfarmn^^  € s 1 1 m oi toi*  ölAvisclicr  Xj&ut>o  vo vv co de t 
war.  Der  Herausgeber  liess  done#ah  drucken,  um  das  Original  doneflah  wie- 
derzugeben, für  prinefeff  begnügte  er  sich  mit  dem  einfachen  prineses,  d.  h. 
fand  er  im  Original  ff  für  unser  s,  so  liess  er  s  cursiv  drucken,  fand  er  dagegen 
ff  für  s,  so  galt  ihm  die  Doppelung  des  Originals  für  das  einfache  i.  Mit  wel- 
chem Rechte?  Wenn  man,  wie  ich  glaube,  auch  f  für  *  findet,  ferner  wenn  c 
sowohl  unser  c  wie  unser  o  wiedergiebt,  so  war  die  Doppelung  des  Buch- 
staben c.  eben  so  viel  oder  wenig  bedeutsam  hier,  wie  bei  S  die  Doppelung 
des  f,  d.  h.  wenn  man  dufa  und  duffa  ohne  Unterschied  durch  duia  wieder- 
gab ,  so  hatte  man  keinen  Anlass ,  in  der  Transcription  rece  von  recce  su 
unterscheiden.  Das  sind  zwar  Kleinigkeiten,  sie  beweisen  jedoch,  dass  mau 
sehr  klug  würde  gehandelt  haben,  wenn  man  die  alte  Graphik  gänzlich  unan- 
getastet gelassen  hätte ,  in  der  Art,  wie  es  die  kleinen  Beilagen  zeigen.  So 
thun  heutzutage  Polen  und  Cechen ,  wenn  sie  sprachlich  hervorragende  Texte 
der  älteren  Zeit  neu  herausgeben,  ihrem  Beispiele  zu  folgen  wäre  im  gegebe- 
nen Falle  ganz  am  Platze  gewesen.  Schade  auch ,  dass  der  Herausgeber, 
nachdem  er  in  der  Einleitung  ein  Verzeichnisa  der  Episteln  und  Evangelien 
in  der  Reihenfolge  des  Lectionariums  gegeben,  nicht  noch  einen  zweiten  In- 
dex hinzugefügt  hat,  worin  die  Texte  in  der  biblischen  Reihenfolge  aufge- 
zählt'wären. 

Was  die  Transcription  anbetrifft,  so  ist  sie  in  der  That  so  genau  und  vor- 
sichtig durchgeführt,  dass  man  bis  auf  die  oben  berührte  graphische  Seite 
alles  andere  so  wiederfindet,  wie  es  im  Original  steht,  selbst  f  wurde  beibe- 
halten überall,  wo  man  es  im  ersten  Drucke  liest,  also  z.  B.  fsi,  ucenikof 
u.  s.  w.,  wogegen  nichts  einzuwenden  ist.  Im  Original  steht  freilich  vielfach 


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Kleine  Mittheilungen. 


f ,  wo  die  Aussprache  an  eine  tonlose  labiodentale  Spirans  nicht  recht  denken 
lässt,  z.  B.  in  pozdraflenje.  Hier  und  an  anderen  Stellen  hat  der  Heranageber 
cursives  /  drucken  lassen ,  womit  nach  seinem  Grundsatz  die  Doppelung  des 
Buchstaben  (Urs  Original  angedeutet  wird:  in  meinen  Notizen  und  Auszügen 
aus  der  ersten  und  zweiten  Ausgabe  steht  dafür  nicht  ff,  sondern  uf,  also : 
pozdraufgiienye,  Jachoufgli,  poglaufye ;  das  ist  doch  etwas  anderes  I  Kaum 
wird  es  richtig  sein,  dass  der  Herausgeber  hiza  statt  hiia  transcribirt  hat. 
Steht  ja  doch  im  alten  Druck  zuweilen  doppeltes  z ,  also :  hyzzo  oder  hizso, 
ja  sogar  hyxa  (vergl.  S.  42),  welches  entscheidend  ist.  Für  i  im  Lautwerth 
unseres  s  giebt  es  Beispiele  auf  jeder  Seite.  Ebenso  hatte  ich  mnofctvo  oder 
mnoi tvo  (je  nachdem  im  Original  z  oder  f  steht)  der  Transcription  mnoztvo 
vorgezogen,  zumal  ja  im  Original  selbst  mnozftuo  nachweisbar  ist,  das  ich 
durch  mnozstvo  transcribirt  hätte.  Dieselbe  Bemerkung  gilt  auch  auf  S.  23 
für  vitestva  statt  viteistva.  Fraglich  ist  es  auch,  ob  man  das  a  vor  r  auslassen 
durfte,  im  Original  steht  naturlich  ne  fardiiffe,  fuarfeefie,  vfcharfnee  u.  s.  w. 
Warum  auf  S.  22  odvrigoh  für  das  odnirgoh  des  Originals  gedruckt  worden 
ist,  das  weiss  ich  nicht  Da  auf  S.  37  uivtii  dem  Original  vzuij  feij  entspricht, 
so  auch  an  früheren  Stallen,  s.  B.  S.  5  uzviiiti  gedruckt  worden  ist,  so  hätte 
ich  auch  auf  S.  11.  12  u.  a.  statt  uzvisi  Überall  uzvisi  transcribirt.  Dagegen 
war  vielleicht  auf  8.  45  srebe  zu  behalten,  da  ja  im  Original  farebe  steht  An 
solchen  zweifelhaften  Stellen  hat  der  Herausgeber  nie  unterlassen,  die  Schreib- 
art des  Originals  unter  der  Zeile  genau  anzugeben.  Für  diese  Gewissenhaftig- 
keit, sowie  überhaupt  für  die  nicht  geringe  Mühe,  mit  welcher  er  sich  seiner 
Aufgabe  unterzog,  sind  wir  ihm  zu  aufrichtigem  Danke  verpflichtet 

Sehr  erfreulich  ist  auch  die  Leistung  sub  2  des  Herrn  Gvmnasialprofessors 
Strohal  aus  Fiume.  Solche  Monographien  eignen  sioh  besonders  gut  für  Gym- 
nasialprogramme, nur  sollte  man  dafür  Sorge  tragen,  dass  sie  später  auch  in 
den  Buchhandel  kommen.  Es  wäre  in  der  That  Schade,  wenn  s.  B.  diese  Ab- 
handlung Prof.  Strohal's  nicht  auch  den  weiteren  Kreisen  der  sla  vischen  Phi- 
lologen zuganglich  wäre.  Dass  ich  sie  bekam,  dafür  hab'  ich  allerdings  der 
persönlichen  Gefälligkeit  des  Verfassers  zu  danken.  Prof.  Strohal  analysirt 
die  Sprache  des  Bernardin'schen  Lectionariums  nach  Lauten  und  Formen,  kurz 
und  knapp,  aber  mit  Anführung  recht  vieler  Beispiele.  Es  fiel  mir  nur  auf, 
dass  er  nirgends  seines  Vorgängers  erwähnt,  der  vor  vielen  Jahren  denselben 
Text,  nur  nach  der  dritten  Ausgabe  studirte:  das  war  bekanntlich  Daniciö 
im  9.  Bande  des  Belgrader  Glasnik.  In  seiner  Abhandlung,  die  zuerst  auf  die 
Eigentümlichkeiten  des  oakavischen  Dialectes  näher  einging,  bildete  das 
Lectionarium  zwar  nicht  die  einzige,  aber  die  hauptsächlichste  Quelle. 

Die  Abhandlung  Strohal's  giebt  wenig  Anlass  zu  Bemerkungen ,  da  sie 
sioh  meistens  mit  der  Aufzählung  von  Beispielen  in  schematisoher  Uebersicht 
begnügt ,  ohne  auf  die  Gründe  einzelner  Erscheinungen  näher  einzugehen. 
Einiges  will  ich  dennoch  hervorheben :  vcara  (S.  7)  möchte  ich  mit  Maretic 
ucara  lesen  (ed.  Maretid  S.  141).  In  Formen  wie  porocanstvo  statt  des  früheren 
porooastvo  eine  Demonstrativwurzel  na  zu  suchen ,  dazu  gehört  eben  der 
hyperkritische  Standpunkt  des  verstorbenen  Geitler.  Die  Formen  wie  ra- 
spanfti,  pocamie  beruhen  anf  demselben  Stamm,  wie  rekie  u.  s.  w.  Sehr  me- 


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Kleine  Mittheilungen. 


32  t 


chanisch  klingt  es,  wenn  man  behauptet,  in  Beispielen,  wie;  jisti,  jidudi 
stehe  i  für  das  »altbulgarische  a«  (8.  12) ;  der  Verfasser  weiss  es  ja,  daas  das 
einen  anderen  Grund  hat  Die  Beispiele  criki,  drivo,  driva  (S.  18)  beruhen 
wohl  auf  uptic*,  Äptso,  nicht  uym,  apiso.  In  arvanja,  arval  ist  keiifh  ab- 
gefallen (S.  18).  Nicht  lautlich,  sondern  graphisch  ungenau  sind  usdisu,  us Vi- 
sen je,  isvedoh  (S.  27),  in  Wirklichkeit  wurde  hier  gewiss  nicht  anders  als  uz-, 
iz-  gesprochen.  Ebenso  ist  die  ungenaue  Graphik  dafür  verantwortlich ,  wenn 
dann  und  wann  ;  nicht  bloss  für  z  und  l ,  sondern  selbst  für  c  steht ,  es  darf 
dennoch  nicht  an  die  Möglichkeit  einer  Form,  wie  svidozastvo  (S.  22)  gedacht 
werden.  Es  ist  wenigstens  überflüssig,  vekom  und  vikom  durch  Analogie  des 
Uebergangs  von  domov  zu  domom  zu  stützen  und  als  Genet.  plur.  aufzufassen 
(S.  23),  da  wir  ja  schon  im  Kirchenslavischen  die  stehende  Formel  haben : 
Ki>  Bim  Bt Komi,  ;  ganz  verkehrt  ist  es  natürlich ,  vikoma  als  Genetiv  statt 
vikova  zu  erklären.  Dass  man  noch  kein  zdravlje  etc.  (sprich  axpsBJb«)  findet, 
das  hat  denselben  Grund,  wie  dass  stvorenje  als  CTBopeuje,  nicht  als  cxBop«e>e 
gesprochen  wurde  (S.  33 — 34),  was  der  Verfasser  vergessen  hat  besonders  zu 
erwähnen.  Er  schreibt  auch  falsch  auf  S.  36  kriposlu,  smarcu  u.  s.  w.,  solche 
Formen  giebt  es  in  dieser  Sprache  noch  nicht.  Auch  die  Form  treti  (S.  26) 
sollte  richtiger  erklärt  werden,  und  Fälle  wie  grozdje  nicht  mit  rojen,  datj  in 
gleiche  Linie  gestellt  werden  (S.  28).  Ich  glaube  nicht,  dass  in  pozna  (ed.  Ma- 
retiö  S.  110.  128)  statt  poznal  etwas  anderes,  als  ein  Druckfehler  der  alten 
Ausgabe  vorliegt;  ebenso  ist  in  poko  (ed.  Maretic*  S.  114)  wohl  nur  im  Drucke 
die  Silbe  le  ausgemllen.  Genet.  sing,  o  polnoca  (oder  polnocja)  ed.  Maretiö 
S.  112  hat  mit  dem  Subst  noc*  nichts  zu  thun,  es  ist  vielmehr  darunter  gen. 
HoniTHu  gemeint  (S.  32).  Ich  mochte  wissen,  wie  es  der  Verfasser  beweisen 
kann,  dass  Nom.  plur.  otrove  einem  mascul.  i-Stamme  angehört?  (S.  37)  oder 
das  gen.  plur.  pohlepij  gerade  von  pohlepa  abzuleiten  ist?  Im  letzten  Falle 
steht  es  im  Text :  od  pohlepij  putenih  ki  se  riju,  was  ein  mir  nicht  einleuch- 
tendes Subst.  masc.  gen.  voraussetzt.  Die  Behandlung  der  Formen  sollte 
Uberhaupt  weniger  mechanisch  vorgenommen  werden.  Nicht  dorthin  gehören 
sie  im  einzelnen,  wo  sie  einst  im  Altslovenischen  standen,  sondern  dorthin, 
wohin  man  sie  nach  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  einreihen  muss.  Was  für 
einen  consonantischen  Stamm  hat  man  in  pisma  (S.  37)  oder  slovmi  (S.  40)  zu 
suchen?  Die  Form  dim  (S.  58)  ist  nicht  mehr  und  nicht  weniger  »bindevocal- 
los«  als  znam  (S.  59)  und  hoöei  (S.  60)  gehört  mit  gleichem  Rechte  in  die  IV. 
Classe.  Doch  solche  Ungenauigkeiten  stören  uns  wenig;  immerhin  liegt  uns 
in  dieser  Monographie  die  Analyse  der  Laute  und  Formen  dieses  merkwürdi- 
gen Sprachdenkmals  vor. 

17.  Imperfekat  i  aorist  s  partikulama  xir  i  av  kod  Homera  i  hrvatski 
kondicional.  Napisao  August  Musid.  ü  Zagrebu  1884,  8°,  79  (Das  Imperfec- 
tum  und  der  Aorist  mit  den  Partikeln  xir  und  av  bei  Homer  und  der  kroati- 
sche Conditionalis).  SAbzug  aus  dem  Programm  des  Agramer  Gymnasium* 
für  das  J.  1883/4. 

Ich  bedauere  sehr,  dass  ich  so  spät  auf  diese  Schrift,  voll  feiner  syntak- 
tischer Bemerkungen,  aufmerksam  mache.  Wahrscheinlich  wurde  sie  bereits 
in  den  der  classisohen  Philologie  gewidmeten  Zeitschriften  nach  Gebühr  ge- 

ArchiT  für  slftriick«  Philoloffi«.  IX.  21 


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Kleine  Mittheüungen. 


würdigt.  Sie  behandelt  ein  schwieriges  Capitel  der  griechischen  Syntax  mit 
vollständiger  Kenn tniss  der  betreffenden  Literatur,  und  was  besonders  wichtig 
ist,  auf  Grund  sehr  scharfsinniger  eigener  Beobachtungen,  bei  denen  dem 
Verfasser  die  reiche  syntaktische  Entfaltung  der  serbischen  (oder  kroatischen) 
Sprache  fördernd  an  die  Hand  ging.  Es  ist  bekannt  und  war  schon  lange  von 
so  wichtigen  Vertretern  der  griechischen  Grammatik,  wie  der  verstorbene 
Georg  Curtius,  anerkannt,  dass  die  slavischen  Sprachen  beim  Eindringen  in 
die  Feinheiten  des  syntaktischen  Gebrauchs  der  griech.  Tempora  und  Modi 
treffende  Parallelen  bieten.  Prof.  A.  Musid  hat  es  verstanden,  dieses  Mittel 
bei  seinem  Thema  in  sehr  gelungener  Weise  anzuwenden.  Nachdem  er  in  der 
Einleitung  die  Literatur  der  Frage  mit  kritischen  Bemerkungen  dazu  aufge- 
zählt (S.  1—13) ,  stellt  er  folgende  zwei  Grundsätze  auf,  auf  denen  seine 
Untersuchung  beruht:  1)  Die  zusammengesetzten  Sätze  sind  aus  einfachen 
hervorgegangen,  man  muss  daher  ihre  Bestandteile  selbständig  auffassen  und 
zusehen,  wie  sie  sich  als  solche  entwickelt  haben,  bevor  Bie  Bestandteile  der 
zusammengesetzten  Sätze  bildeten;  2]  handelt  es  sich  um  die  Bedeutung 
einer  Partikel,  so  muss  man  sich  umsehen,  ob  es  nicht  Beispiele  giebt,  wo  der 
Satz  auch  ohne  Partikel  dieselbe  Bedeutung  hat,  wie  mit  ihr :  dann  muss  man 
nach  dem  Grund  dieser  Bedeutung  fragen ,  der  nicht  in  der  Partikel  liegen 
kann ;  endlich  muss  man  die  Bedeutung  der  Partikel  bestimmen,  indem  man 
sie  als  den  Exponenten  jener  Bedeutung  ansieht,  die  der  Satz  hat,  während 
sie  in  ihm  vorkommt,  aber  auch  ohne  dieselbe  haben  kann.  Der  Verfasser 
nennt  die  Methode  «historisch«.  Vielleicht  ist  diese  Bezeichnung  nicht  ganz 
zutreffend.  Kritisch  ist  sie  jedenfalls.  Auf  S.  14 — 20  wird  das  sogenannte 
absolute  Präsens  des  Griechischen  beleuchtet,  mit  Parallelen  aus  anderen 
Sprachen,  namentlich  der  serbischen.  Die  Abhandlung  des  Verfassers,  auf 
die  er  sich  dabei  beruft,  kenne  ich  nicht:  ebenso  scheint  er  die  bekannte 
Schrift  Nekrasov  s  Uber  das  russische  Verbum  nicht  zu  kennen.  Weiter  folgt 
»Das  Imperfectum  und  der  Aorist  als  Präterita  des  absoluten  Präsens«  (S.  20— 
51).  In  diesem  Theile  liegt  das  Hauptgewicht  der  Beweisführung.  Gegenüber 
G.  Curtius,  der  im  griech.  Augment  »dann«  die  Bedeutung  der  Vergangenheit 
Bucht,  möchte  der  Verfasser  die  Bedeutung  »des  Momentes  der  Vergangenheit« 
an  die  Spitze  stellen.  Er  glaub t'dadurch  leichter  die  Bedeutungen  des  Imper- 
fects  und  Aorists  als  der  Präterita  des  absoluten  Präsens  erklären  zu  können, 
welche  er  so  präcisirt:  Dsb  Imperfectum  und  der  Aorist  als  Präterita  des  ab- 
soluten Präsens  zeigen  an,  dass  der  Beginn  der  Handlung  als  irgend  jemanden 
zukommenden  Eigenschaft  in  die  Vergangenheit  fällt  (S.  22).  Das  absolute 
dabei  besteht  nach  der  Auffassung  des  Verfassers  darin,  dass  die  Handlung 
dem  Subject  als  Eigenschaft  entweder  in  der  Wirklichkeit  zukam  oder  zuzu- 
kommen pflegte  oder  zukommen  konnte  oder  nahe  daran  zuzukommen,  mit 
anderen  Worten  die  Modalität  ist  nicht  ausgedrückt,  sondern  soll  aus  dem 
ganzen  Zusammenbange  hineingetragen  werden.  Man  könnte  befürchten,  dass 
in  dieser  Weise  der  Verfasser  den  ganzen  Unterschied  zwischen  Präsens  und 
Imperfectum  oder  Aorist  verwischt.  Dass  das  nicht  der  Fall  ist,  das  ersieht 
man  aus  seiner  vermittelnden  Stellung  zwischen  Moller  und  Frank  in  der 
Streitfrage  Uber  den  gnomischen  Aorist  (S.  29).  Sehr  richtig  wird  S.  41  auf 


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Kleine  Mittheilungen. 


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die  Rolle  des  Tones  für  den  Imperativ ,  den  Optativ  u.  s.  w.  hingewiesen ; 
dennoch  möchte  ich  der  Methode,  die  sich  »historisch«  nennt,  n  Liebe  be- 
haupten, dass  ein  »iivio«  .nicht  immer  so,  d  h.  ohne  das  Verbnm  esse,  den 
Optativ  auszudrucken  im  Stande  war.  Allerdings  jetzt  fühlen  wir  nicfft  mehr 
das  Bedürfniss  einer  Ausfüllung  der  Lücke  durch  das  Hülfsverbum  »by». 
Schön  wird  im  letzten  Theil  der  Abhandlung  (S.  51—76)  der  »Exponent«  *sV 
durch  das  im  Serbischen  in  ähnlicher  Weise  begegnende  aaao  und  &r  durch 
oho,  ho  beleuchtet :  in  beiden  Fallen  kann  natürlich  nur  von  »ungefähr«  die 
Rede  sein.  Der  Zweck  dieser  Zeilen  ist  nicht,  die  Abhandlung  zu  recensiren, 
sondern  nur  auch  innerhalb  der  slavisohen  Grammatik  auf  sie  aufmerksam  zu 
machen,  sie  verdient  das  in  vollem  Masse. 

18.  Prilozi  za  sintaksu  jezika  hrvatskoga.  Priopcuje  Ivan  Bros  (Beiträge 
zur  Syntax  der  kroatischen  Sprache).  U  Zagrebu  1885,  8",  69. 

Dieser  hübsche  Beitrag  behandelt  den  Gebrauch  des  Imperativs  und  zwar 
sowohl  die  eigentlichen  Imperativ-  (Optativ-)  formen  als  auch  die  Umschrei- 
bung des  Modus  vermittelst  des  Präsens  mit  verschiedenen  HUlfspartikeln 
oder  vermittelst  des  Infinitivs  und  Particips.  Auf  die  formale  Seite  der  Frage 
geht  der  Verfasser  nicht  ein ,  er  lässt  nur  im  Vorbeigehen  die  2.  Pers.  sing. 
uoBiau»  aus  vedjas  entstehen.  Bekanntlich  ist  die  Silbe  für  die  indoeurop. 
Sprachen  als  lang,  iis  anzusetzen  (E.  Z.  XXIV.  305),  daher  scheint  mir  nichts 
übrig  zu  bleiben,  als  die  Form  ut*ui.  durch  Kürzung  aus  *BiacxH  abzuleiten 
(vergl.  Archiv  VII.  128).  Auch  die  Pluralformen  noBtAHM-»  und  noBtjurre  be- 
ruhen nicht  auf  •vedjam^vedjate,  sondern  auf  •vedim-B,  ♦vedite.  Im  Kroa- 
tisch-serbischen folgte  der  Plural,  ganz  so  wie  im  Russischen,  der  Analogie 
des  Singulars;  also  pletimo  als  Imperativ  beruht  nicht  auf  pletemi.,  sondern 
auf  Beeinflussung  des  Singulars  pleti.  Den  vermeintlichen  Abfall  der  Personsl- 
endung  für  die  2.  Pers.  plur.  erklärt  der  Verfasser  richtig  als  durch  den 
Wechsel  des  Subjectes  hervorgerufen  (vergl.,  Archiv  VI.  157).  Die  Polemik 
gegen  mich  in  der  Anmerkung  6  ist  insofern  richtig,  als  ich  in  Knjiievnik  II. 
188  ungenau  vom  Gebrauch  der  2.  Person  für  die  3.  sprach  statt  zu  sagen, 
schon  ursprünglich  seien  im  Slavischen  die  beiden  Personen  in  einer  Endung 
zusammengefallen.  (Ich  schrieb  jene  Abhandlung  vor  —  zwanzig  Jahren. )  Es 
lässt  sich  dennoch  nicht  in  Abrede  stellen ,  dass  bei  dem  verhältnissmässig 
am  häufigsten  vorkommenden  Gebrauch  der  zweiten  Person  das  Sprachge- 
fühl jene  gemeinsame  Form  als  eigentlich  der  zweiten  Person  zukommend 
auffasste.  Die  Form  »ne  budijem«  als  1.  Pers.  sing,  wäre  nicht  unmöglich, 
einer  unserer  jungen  Slavisten  (Sljakov)  fand  im  Psalt.  pogod.  und  Psalt. 
toi  st.  dafür  die  Form  öajtsm»  (auch  6  .hat  ml  An  der  Echtheit  der  Form  6a  aa 
für  die  3.  Pers.  plur.Imper.  (gleich  6a)  ist  nicht  zu  zweifeln,  freilich  lässt  sich 
diese  Form  nicht  als  Optativ  erklären,  wohl  aber  als  ein  Imperativ  mit  secun- 
därer  Personalendung  ohne  Augment,  den  man  bald  als  unechten  Conjunctiv 
bald  als  Injunctiv  bezeichnet.  Optativisch  klingt  dagegen  die  Form  budijo, 
die  übrigens  etwas  verdächtig  aussieht  Die  zahlreichen  Beispiele,  die  auf 
S.  24—31  angeführt  werden,  beweisen  allerdings,  dass  die  Wahl  des  perfec- 
tiven  oder  imperfectiven  Verbums  im  Imperativ  weder  in  bejahenden  noch  in 

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Kleine  Mitteilungen. 


Bich  die  Richtigkeit  der  alten  Beobachtung,  dass  in  verneinenden  Imperativen 
den  imperfectiven  Formen  der  Vorzug  gegeben  wird,  nicht  in  Abrede  stellen. 
Nur  ist  die  kroatische  oder  serbische  Sprache  in  diesem  Punkte  nicht  mehr 
so  feinfühlig,  wie  z.B.  die  russische,  wo  jeder  (nicht  nur  der  befehlende)  ver- 
neinende Satz  gegenüber  dem  bejahenden  in  der  Wahl  des  Yerbums  eine  Ab- 
weichung zeigt,  die  an  das  auf  S.  30  citirte  Beispiel  erinnert :  »Vratf  se  natrag 
.  .  .  ne  vraöaj  sc.  Nachdem  bis  8.  42  der  sehr  mannichfaltige  Gebrauch  der 
echten  Imperativform  durch  reiche  Auswahl  von  Belegen  aus  den  besten 
Sprachdenkmälern  verschiedener  Zeitepochen  klargelegt  worden,  werden  von 
S.  43  an  die  zum  Imperativ  hinzutretenden  Partikeln  der  Reihe  nach  aufge- 
stellt, und  ebenfalls  mit  Beispielen  belegt ,  wobei  ich  abermals  Gelegenheit 
habe  zu  constatiren,  dass  meine  einstige  Identificirung  der  Partikel  haj  (hajte), 
hajde,  haj  da,  hajdete  mit  hodi,  homo,  böte  ich  selbst  schon  seit  langem  auf- 
gegeben habe  (S.  53):  haj,  hajda  kennt  auch  das  Kleinrussische,  das  Rumä- 
nische ,  das  A Ibanesische  und  das  Neugriechische  (fiiVre,  Jaunarakis  s.  v. 
wohlan);  das  Wort  ist  wohl  türkisch,  wie  es  auch  Cihac  erklärt.  Fremd  ist 
auch  ela,  elate  etc.  (8.52),  vergl.  Somavera  iXa  vieni,  l\äu  venite.  Der  letzte 
Theil  der  Schrift  bebandelt  die  für  den  Imperativ  eintretenden  Ersatzformen, 
d.  h.  Präsens  mit  da,  neka-naj,  Infinitiv  mit  neka,  nemoj,  utij,  Futurum  und 
Perfectum,  endlich  das  Participinm  auf  -xi  ohne  und  mit  by.  Ob  bei  der  Op- 
tativen Bedeutung  dem  Participium  mit  oder  ohne  das  Hülfsverbum  by  das 
höhere  Alter  zukommt,  das  ist  nicht  leicht  zu  entscheiden.  Die  Mehrzahl  der 
slav.  Sprachen  gebraucht  das  im  heutigen  Serbischen  so  übliche  Participium 
ohne  Hülfsverbum  nur  sehr  mäasig.  Die  Beispiele  aus  Codex  suprasl.  ver- 
lieren stark  an  Beweiskraft,  wenn  man  bedenkt,  dass  1)  dasselbe  Denkmal 
auch  sonst  häufig  das  Hülfsverbum  auslässt  (viele  Beispiele  dafiir  vergl.  bei 
Lamanskij  in  seiner  Abhandlung  0  cjai>:  pyKonHCffx-i  n  Eijrpajt,  3arpe6i  a 
Bt.nt.  S.  64—69),  und  2)  bei  den  optativischen  Participien  upoy  und  nma  steht. 
Darum  kann  ich  noch  jetzt  nieine  im  Knjiievnik  II.  195 — 196  gegebene  Aus- 
einandersetzung nicht  ganz  aufgeben,  einer  Erweiterung  bedarf  sie  allerdings. 

Die  Fülle  der  Beispiele,  mit  welchen  der  Verfasser  seine  Abhandlung 
ausgestattet  hat,  sowie  die  besonnene  Auseinanderhaltung  einzelner  Fälle, 
machen  diese  kleine  Schrift  zu  einem  sehr  werthvollen  Beitrag  zur  slav.  Syntax; 
auf  dem  Gebiete  der  serbisch-kroatischen  Sprache  ist  sie  um  so  willkommener, 
als  sie  uns  mit  einem  neuen  tüchtigen  Forscher  bekannt  macht,  der  sich  mit 
dieser  ersten  Schrift  sehr  ehrenvoll  in  die  ohnehin  nicht  sehr  grosse  Zahl  von 
Fachgenossen  eingeführt  hat. 

19.  ÜporpaM  cpncicc  DexHKc  ruMiiaaiije  RapjioBaqxe  aa  maoicKy  roAaay  1883/4 
(Kaara  XXV),  aa  roaniiy  1S84/5  (Kibara  XXVI). 

In  diesen  zwei  Programmen  begegnet  man  Aufsätzen  des  fleissigen  Mit- 
arbeiters an  dieser  Anstalt,  Prof.  Jovan  2ivanovie\  Im  ersten  Programm 
liefert  er  »Äae  TpH  peia«  (zwei— drei  Worte)  der  Kritik  Uber  Jie  altalovenische 
Grammatik  Stojan  Novakoviös.  Die  Einwendungen  fallen  zum  Theil  mit 
meinen  Bemerkungen  (Archiv  VIII.  138)  zusammen,  vielfach  kann  ich  sie  je- 
doch nicht  gelten  lassen,  z.  B.  die  Einwendungen  auf  S.  6  gegen  das  einheit- 
liche Bildungsprincip  der  zusammengesetzten  Declination  der  Adjectiva  sind 


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Kleine  Mitteilungen 


325 


nicht  überzeugend,  oder  was  auf  S.  7—«  über  das  Imperfectnm  gesagt  wird, 
findet  nicht  meine  Billigung.  Richtig  ist  das  Part  präs.  pass.  Aixa«in,  er- 
klärt (S.  8),  aber  raumr*  aus  *ibajhomx  oder  xoaati  aus  *xoabohtl  abtulei- 
ten, dafür  liegt  kein  vernünftiger  Grund  vor.  Nicht  Uberzeugend  ist  die  An- 
nahme, HManiH  beruhe  auf  Hicaamx  (nachweisbar),  aus  axaaniB ;  in  diesem  Falle 
würde  man  wenigstens  in  der  3.  Pers.  plur.  nicht  hmatl,  sondern  nur  zum^tt, 
erwarten;  solche  Formen  wie  umatl,  uckatl,  partic.  mtru,  acra  müssen  als 
sehr  alt  gelten.  Die  Schwierigkeit  besteht  in  dem  Unterschiede  zwischen  bcka 
nnd  HMam  statt  *an&.  Der  unlängst  (KZ.  XXVII.  559)  gemachte  Versuch, 
uMa.Mi,  auf  immämi.  aus  *imnämi  zurückzuführen,  hat  manches  bedenkliche, 
rückt  dennoch  die  Frage  um  einen  Schritt  weiter.  Das  zweite  Programm  ent- 
hält »Abs,  rpa  saxoaa  aa  Hayae  o  rjiacoBXMa  cpncxra«  auf  —  3  Seiten. 

20.  Rjecnik  hrvatskoga  ili  srpskoga  jezika.  Na  svijet  izdaje  jugoslaven- 
ska  akademija  znanosti  i  umjetnosti.  Obragjuje  P.  Bndmani  Svezak.  6  i  7 : 
Drugoga  dtfela  2  i  3.  ü  Zagrebu  1884-1885  Dali  —  1.  Do,  1  Do  -  1  Dovesti. 
Gr.  lex.-8o,  S.  241—720. 

Von  dem  grossen  Wörterbuch  der  kroatischen  oder  serbischen  Sprache, 
welches  die  südslav.  Akademie  der  Wissenschaften  herausgiebt,  liegen  mir 
zwei  weitere  Hefte  (6  u.  7)  vor.  Ich  besprach  zuletzt  das  5.  Heft  (cf.  Archiv 
VHI.  153),  an  dessen  Bearbeitung  neben  dem  Begründer  des  Unternehmens, 
Gj.  Daniciö,  noch  M.  Valjavec  und  P.  Bndmani  betheiligt  waren.  Die  Hefte  6  u. 
7  sind  ganz  aus  der  Feder  P.  Badmani's  hervorgegangen  und  umfassen  auf 
30  enggedruckten  Bogen  des  grossen  Lexiconformats  den  Buchstaben  D  vom 
Worte  Dali  bis  Dovesti.  Schon  dieser  äussere  Umstand  zeigt,  dass  das  Unter- 
nehmen auch  nach  dem  Tode  Dani£ic"s  mit  imponirender  Ausführlichkeit  vor- 
wärts schreitet  und  an  Gründlichkeit  der  Ausarbeitung  keine  Einbusse  er- 
litten hat.  Um  sich  davon  zu  überzeugen,  schlage  man  solche  Wörter  nach, 
wie  dän  (12V«  Seiten  stark),  dati  (18'/,  Seiten),  davati  (6  Seiten),  dignuti 
(7 V2  S.),  djelo  (5  S.),  do  (9'/s  S. ],  dobar  8*  ,  S.),  doöi  (8  S.),  dostojan  (3«/«  S.), 
doßtojati  (3  Seiten)  u.  m.  a.,  die  2—3  Seiten  umfassen.  Die  Vollständig- 
keit des  Wortvorraths  bin  ich  nicht  im  Stande  zu  beurtheilen ,  das  werden 
erst  spätere  Generationen  thun  können ;  ich  sehe  nnr,  dass  auch  Ausdrücke 
aus  der  lebenden  Volkssprache,  wo  keine  geschichtlichen  Belege  vorlagen, 
Aufnahme  fanden  (z.B.  daian,  dascurina,  daiba,  depati-depnuti,  desetar,  do- 
kriti  etc.) ,  was  man  unbedingt  billigen  muss.  Ein  Volksausdruck  ist  zum 
mindesten  eben  so  viel  werth,  wie  die  ana$  atyipira  älterer  Lexicographen, 
z.  B.  eines  StuUi.  Ich  kann  mir  übrigens  leicht  vorstellen,  dass  gerade  in 
letzterer  Hinsicht  so  manches  hübsche  Wort  beim  weiteren  Sammeln  (z.  B.  in 
Bosnien  und  Herzegowina)  wird  nachgetragen  werden  können.  Es  entzieht 
sich  auch  meiner  Beurtheilung  die  Frage,  in  welchem  Umfange  die  Nomina 
propria  locorum  et  personarum  et  cognominum  berücksichtigt  werden  sollten : 
mir  fiel  nur  zufällig  auf,  dass  z.  B.  auf  S.  369  die  Wörter  dezma  und  deimati 
stehen,  der  Familienname  -Deiman  dagegen  fehlt.  Ist  es  zufällig  oder  grund- 
sätzlich ausgeblieben?  Da  das  Wörterbuch  ein  genaues  Inventar  des  ge- 
sammten  Sprachschatzes  sein  muss,  so  soll  es  den  guten  oder  schlechten 
Wortbildungen  der  Neuzeit  eben  so  wenig  aus  dem  Wege  gehen,  wie  wenig  es 


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326 


Kleine  Mittheilunren 


die  Anführung  Alter  Soloeclsmen  scheut.  Der  literarischen  Kritik,  nicht  dem 
Wörterbuche,  bleibt  es  vorbehalten,  Aber  die  Reinheit  der  Sprache  Wache 
i  in  halten.  Darum  billige  ich  z.  B.  nicht,  dass  unter  dionik  die  Jahre  lang  in 
Gebranch  gewesene  Bedeutung  »Parücipium«  ganz  und  gar  ignorirt  wird.  Ob 
es  recht  war,  den  lateinischen  grammatischen  Ausdruck  so  su  übersetzen, 
das  ist  eine  andere  Frage :  in  das  geschichtliche  Wörterbuch  musste  jeden- 
falls auch  diese  Phase  des  Wortes  eingetragen  werden.  So  fehlt  auch  noch 
mancher  andere  Ausdruck,  namentlich  der  »Agramer«  Sprache  —  mit  Unrecht. 
Z.  B.  da  ich  gerade  beim  dionik  war,  so  schlug  ich  auch  dionica  nach  und 
fand  dort  die  Bedeutung  »Actie.  nicht,  das  davon  abgeleitete  dioniear  (Actio- 
när)  fehlt  gänzlich.  Wozu  so  ängstlich  den  Thatsachen  ausweichen?  Ich 
glaube  annehmen  su  dürfen,  dass  Prof.  Budmani  in  diesem  Punkt  die  An- 
sichten Daniciö's  nioht  theilt ;  darum  würde  ich  wünschen,  dass  er  solche  ab- 
sichtliche Lücken  seines  Vorgängers  nach  Möglichkeit  ausfüllt.  Im  serbisch- 
deutschen  Wörterbuch  Popovid  s  findet  man  sowohl  xeoraua  wie  Aeoarop  I 

Die  feine  Ausarbeitung  einzelner  Wörter  verdient  grosses  Lob.  Man 
überzeugt  sich  immer  mehr,  dass  wenn  den  un vergeblichen  Dani£id  überhaupt 
jemand  ersetzen  konnte,  eben  Prof.  Budmani  dazu  berufen  war.  Seine  ety- 
mologisch-grammatischen Bemerkungen,  die  der  Bedeutungsentwickelung 
vorausgeschickt  werden ,  gestalten  sich  zuweilen  zu  wahren  Perlen.  Man 
vergl.  z.  B.  die  Bemerkungen  zum  Worte  dan,  dati ,  deset,  devet,  dignuti  u.  s.  w. 
Namentlich  verdient  die  Vorsicht  in  der  etymologischen  Deutung  hervorge- 
hoben zu  werden.  An  diese  möchte  ich  einige  Bemerkungen  anknüpfen.  Bei 
daska  bezweifelt  Herr  Budmani  die  Richtigkeit  der  gewöhnlichen  Ableitung 
von  «f/trxor  oder  disc-tisc.  Ich  würdige  seine  Bedenken,  glaube  aber  doch, 
dass  wenn  man  von  den  speciellen  Bedeutungen,  welche  dem  Worte  xtcxa  in 
den  Kitesten  Denkmälern  der  slav.  Sprache  zukommen,  ausgeht,  der  Zusam- 
menhang desselben  mit  discus  (Du  Cange  s.  v.,  »mensa  scribarum  et  notario- 
rum«,  »tabula  ubi  merces  vendendas  exponunt»)  aufrecht  erhalten  werden 
muss.  Das  Wort  scheint  nicht  durch  das  germanische  Medium  su  den  Slaven 
gekommen  zu  sein.  Zu  davori  möchte  ich  betreffs  der  Etymologie  die  Frage 
aufwerten,  ob  das  Wort  nicht  von  derselben  Wurzel  herrührt,  welche  im 
Griech.  *mM«  Sturmwind,  die  Bacchantin  abgab,  davon  (mit  dem 

Suffix  -on) ,  Vocat.  davori  (oder  ist  davori  Imperativ  eines  davon  abgeleiteten 
Verbums?) ,  würde  der  »WUthende«  bedeutend  und  zu  der  von  den  Lexico- 
graphen  angesetzten  Bedeutung  Mars  gut  stimmen.  Das  Wort  daid  möchte 
ich  nicht  von  der  Wurzel  duz  (zu  dugh)  mit  dem  Suffix  dB  ableiten,  sondern 
von  derselben  Wurzel  ausgehend  ein  wurzelhaftes  duzg  ansetzen,  so  dass  mir 
fürs  Suffix  nur  ji,  (=  ins)  übrig  bleibt.  Wenn  die  Magyaren  das  Wort  deres 
nicht  besser  erklären  können,  so  könnte  derei  auch  slavisch  sein,  vergl.  russ. 
xepaa  das  Prügeln ;  die  Slovaken  sprechen  freilich  derei.  Beim  Verbum  dig- 
nuti (altslov.  xBarBATB)  hätte  jedenfalls  der  Versuch,  es  -mit  deutschem 
zwingen  zusammenzustellen,  erwähnt  werden  können;  lautlich  scheint  die 
Zusammenstellung  nicht  unmöglich ,  wenn  man  an  isto-iftese  gegenüber  lit 
inkstas  und  Ist.  ingpen  denkt.  Schwierig  ist  es ,  das  Verwandtschaftsver- 
hältniss  zwischen  dto  (pars),  dijel  (propter)  und  djelo  (opus)  su  bestimmen; 


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Kleine  Mittheilungen.  327 

du  germ.  teil  liest  in  dio  (xirz)  ein  diphthonges  i  vermutheo ,  zu  beiden  will 
du  lit.  dalis  nicht  stimmen,  du  aber  an  du  rasa,  xoji  erinnert ;  rar  die  Prä- 
position djel,  d.h.  altalov.  jtLim,  xixzita,  rass.  xt*s,  w,  muss  man  wegen  des 
lit  del'  an  i  «=  e  festhalten,  wozu  auch  djelo  (x**o)  stimmt,  falls  man  es  von 
der  Wurzel  d6  «»  dhe  ableitet,  allein  hier  widerspricht  wieder  du  lit  dsilns, 
dailinti,  welches  t  =  ai  voraussetzt.  Zur  letzten  litauischen  Wortgruppe  ge- 
hört unstreitig  du  serb.  djeljati  (dolare,  scnlpere),  und  es  wird  gut  thun, 
diese  Wörter  von  djelati,  djelo  etymologisch  in  trennen ;  tum  letzteren  würde 
nur  du  präpositioBsartige  At-ia  'lit.  del')  gehören.  Demnach  hätten  wir: 
1)  dio  («*»):  germ.  dail-,  2)  djelo  -djelati) -dijel  (-xtana) :  lit.  del',  3)  dje- 
ljati :  lit  dailüs,  diilinti,  4)  rnss.  xoxs:  lit.  dalis.  Merkwürdig  ist  du  Verbum 
•dirim«,  welches  ans  den  nicht  echt  serbischen  Gegenden  Serbiens  belegt 
wird.  Ist  es  duselbe,  wie  du  serbische  dtram?  (anrühren)  oder  steckt  darin 
du  lit  Verbum  daryti,  griech.  fy™.  Zum  Worte  djedak  möchte  ich  hinzu- 
fügen, dass  man  zn  meiner  Zeit  in  meiner  Vaterstadt  du  Nahekissen  dedak 
(gen.  dftdaka)  nannte.  Beim  djetao  (picns)  fallt  du  unerwartete  je  auf,  die 
kaj-Kroaten  sprechen,  glaub'  ich,  detel,  nicht  detel ,  sowie  detelina,  nicht  de- 
telina ,  du  letzte  Wort  ist  sprachlich  von  dem  ersten  abgeleitet,  folglich  mnss 
die  Benennung  des  Vogels  alter  und  vennuthlich  nach  der  in  dem  Worte 
steckenden  Bedeutung  bunt,  gesprenkelt,  auf  die  Pflanze  übertragen  worden 
Min,  man  vergl.  Specht  und  picus,  du  engl,  bunting  (Ammer)  und  deutsches 
bunt.  Leider  vermag  ich  nicht  eine  entsprechende  Wurzel  für  juTej?  nach- 
zuweisen. Im  Worte  dlaka  könnte  man  geneigt  sein,  ebenso  wie  In  mlijeko, 
du  Suffix  -ka  zu  suchen,  welches  du  einstige  wurzelhafte  Wort  stützte  und 
etymologisch  verdunkelte.  Die  Wurzel  wäre  dann  vielleicht  *d&lg  mit  der 
Bedeutung  »fest  sein«  oder  act.  »fest  machen«,  welche  in  dilg?  (debitum)  und 
in  dlaga  (eech.  dlaha)  offener  vorliegt.  Bei  dna  hätte  auf  nicina,  micina  ver- 
wiesen werden  können,  um  zu  zeigen,  dass  du  Wort  in  der  beutigen  Sprache 
als  Demlnutivum  noch  lebt,  cf.  Archiv  VII.  128.  130—131.  Bei  der  Präposi- 
tion do  lag  sehr  nahe,  die  deutsche]»  zu  erwähnen.  — Mit  diesen  Kleinig- 
keiten möchte  ich  dem  Verfasser  für  die  vielfache  Belehrung,  welche  ich  aus 
seinen  reichhaltigen  Bemerkungen] geschöpft,  meine  Erkenntlichkeit  zeigen. 
Unser  aufrichtiger  Wunsch,  er  möge  rüstig  an  der  grossen  Aufgabe  fortarbei- 
ten, ist  selbstverständlich. 

21.  a)  Gramaticke  zaklady  juyka]  slovinskeho ,  sepsal  Fr.  Vymual. 
V  Brni  1884,  8»,  126. 

b)  Gramaticke  zaklady  jazyka  srbskeho  cili  charvatskeho,  sepsal  Fr.  Vy  - 
mazal.  V  Brne  1885,  80,  125. 

C)  x'ocatzy  siovanntiny  [aeveti  reci  spisovnycn)  a  iitevstiny,  sepsal  rr. 
Vymazal.  V  Brne  1884,  16»,  110. 

Der  Verfasser  dieser  drei  kleinen'JSchriften  hat  durch  eine  Reihe  recht 
gelungener,  prac tisch  gehaltener  grammatischer  Leitfaden,  von  denen  in  un- 
serer Zeitschrift  gelegentlich  die  Bede  war  (man  vergl.  Archiv  V.  171.  475, 
VL  629,  VIII.  144),  einen  so  hohen  Grad  von  Gewai  ithcit  erreicht,  dus  er  in 
dieser  Beziehung  unter  allen  Slaven  als  »Schnelllehrer«  unübertroffen  dasteht. 
Er  verdient  für  seinen  regen  Eifer  um  so  mehr  Anerkennung,  als  ja  seine 


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Kleine  Mittheilungen. 


Schriften  in  der  That  mit  Sachkenntnis«  geschrieben  sind.  So  s.  B.  die  Gram 
inatik  der  slovenischen  Sprache  (hier  sub  a)  führt  dem  Leeer  die  Haupteigen- 
thümlichkeiten  aus  der  Graphik,  Laut-  und  Formenlehre  vor  und  giebt  ihm 
außBerdem  eine  kleine  Chrestomathie,  die  so  angelegt  ist,  dass  der  Leser  nebst 
der  Sprache  auch  manche  Kenntnisse  über  die  Literatur-  und  Cul  turzustände 
der  Slovenen  bekommt !  Aehnlich  ist  die  Grammatik  sub  b)  verfasst,  sie  geht 
von  dem  allein  richtigen  Grundsatze  aus,  dass  heute  in  literaturgeschichtlicher 
und  sprachlicher  Hinsicht  (wo  es  sich  nicht  um  wissenschaftliche  Forschungen 
handelt)  serbisch  und  kroatisch  eine  Sprache  und  eine  Literatur  büden  — 
allerdings  mit  zwei  Centren  der  Thätigkeit,  bei  denen  der  provincielle  Cha- 
rakter noch  nicht  gänzlich  abgestreift  ist.  Es  wird  aber  dahin  kommen  trotz 
den  Bestrebungen  verschiedener  Gönner  von  hüben  und  drüben,  die  den  ge- 
schichtlichen (zwei  Namen)  und  religiösen  (zwei  Confessionen)  Dualismus  im 
Gegensatz  zur  ethnischen  Einheit  künstlich  pflegen  und  grossziehen.  Die 
Grammatik  Fr.Vymazal's  trägt  Rechnung  dieser  höheren  Einheit  bei  doppelter 
äusserer  Form :  aus  ihr  kann  sich  der  Leser  ein  treues  Bild  des  heutigen  lite- 
rarischen Zustande»  schaffen.  Der  kleine  Panslavist  sub  c)  bezweckt  nichts 
geringeres  als  auf  110  Seiten  Uber  die  IX  slavischen  »Schriftsprachen«  (zum 
Ueberfluss  noch  über  das  Litauische)  in  aller  Kürze  zu  referiren.  An  der 
Spitze  steht  das  Altslovenische  (Graphik  und  eine  Textprobe  S.  1 — 14),  dann 
folgen  der  Reihe  nach  das  Russische  (S.  15 — 33),  das  Polnische  (S.  34 — 40), 
das  Serbisch-kroatische  (S,  41 — 47),  das  Bulgarische  (S.  48 — 57),  das  Slo ve- 
nische (S.  58—66),  das  Kleinrussische  (S.  67—74),  das  Slovakische  (S.75— 84) 
und  das  Lausitz-serbische  (S.  85 — 91).  Im  Anhang  findet  man  noch  die  An- 
fangsgründe des  Litauischen  (S.  92 — 110)1  Schade  dass  der  Verfasser  in 
diesem,  den  slavischen  Studenten  gewidmeten  Vademecum  das  Böhmische 
ausgelassen,  er  hatte  freilich  zunächst  gerade  nur  die  böhmischen  Studenten 
selbst  vor  Augen.  Das  Büchlein  könnten  übrigens  auch  andere  recht  gut 
brauchen.  Das  Kleinrussische  hätte  doch  wohl  gleich  hinter  dem  Grossrussi- 
schen folgen  sollen. 

Es  ist  bezeichnend,  dass  die  verhältnissmässig  kleine  böhm.  Literatur 
solche  Werke  aufweist,  während  in  der  polnischen  oder  russischen  nichts 
ähnliches  vorkommt. 

22.  Grammatika  jazyka  starobulharskeho  (staroslovenskeho).  Sepsal  B. 
Popelka.  V  Bme  1885,  80  187. 

Diese  altslovenische  (oder  altbulgarische)  Grammatik  verfolgt  ähnliche 
practische  Zwecke,  wie  die  Leistungen  Vymazal's.  Letzterer  hat  sich  auch  an 
dieser  Schrift  durch  die  literaturgeschichtliche  Einleitung  und  durch  eine  Art 
Chrestomathie  betheiligt.  Die  ersten  92  Seiten  des  Buches  gehören  Vymazal 
an,  der  grammatische  Leitfaden  rührt  von  B.  Popelka  her.  Was  zunächst 
diesen  letzteren  anbelangt,  sieht  er  etwas  zerrissen  aus.  Zuerst  werden  die 
Formen  behandelt,  dann  folgt  die  Uebersicht  der  Lautlehre,  zuletzt  etwas  aus 
der  Stammbildungslebre,  während  die  Syntax  gänzlich  fehlt.  Zu  jedem  ein- 
zelnen Abschnitt  Hessen  sich  "iele  Einwendungen  machen,  offenbar  fehlen 
dem  Verfasser  die  Vorbedingungen  zur  selbständigen  Beurtheilung  der  alt- 
slovenischen  Grammatik.  Wenn  er  z.  B.  auf  S.  157  behauptet,  das  lit.  galva 


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Kleine  Mittheilungen. 


329 


sei  zuerat  slav.  golva  geworden ,  so  ist  das  ungefähr  so ,  wie  wenn  jemand 
sagte,  aus  dem  russischen  luuaiB  sei  im  Serbischen  Kojaq  hervorgegangen. 
Das  ganze  Capitel  »Samohlasenstvi«  in  seiner  jetzigen  Gestalt  ist  veraltet, 
aber  auch  in  »Souhlasenstvi«  klingt  vieles  ungenau,  wie  z.  B.  die  Behauptung 
auf  S.  172  »ki  (gi,  chi)  prechazi  v  ci  (zi,  si)  anebo  v  ci  (ii,  Ii )«.  Dass  es  dem 
Verfasser  in  der  Formenlehre  gefallen  hat,  mit  i -Stämmen  anzufangen,  daran 
u-,  a-  und  ä-Stämme  anzuschliessen  und  die  consonantischen  zuletzt  zu  be- 
handeln, dagegen  will  ich  nichts  einwenden,  weil  ja  am  Ende  auf  vielen 
Wegen  ein  Ziel  erreicht  werden  kann ;  sonst  ist  die  Formenlehre  richtiger  be- 
handelt als  die  Lautlehre.  Manches  fehlt  freilich  auch  hier,  was  doch  hätte 
erwähnt  werden  sollen,  wie  z.  B.  nom.  plur.  ÄiaaTexe,  instr.  sing.  aHaMeamuiL, 
aor.  pin»  (zu  S.  135),  die  Formen  des  Imperfects  auf  -mexe  (ib.). 

In  der  Einleitung  ist  die  Frage  über  die  Abkunft  der  altslovenischen 
Sprache  nicht  ganz  genau  auseinandergesetzt.  Man  spricht  gern  von  der  »alt- 
bulgarischen«  Sprache,  als  ob  es  im  IX.  Jahrb.  einen  einheitlichen  Typus  der 
slavischen  Sprache  gegeben  hätte,  der  die  ganze  Balkanhalbinsel  (so  weit  sie 
nicht  serbo-kroatisch  war)  umfasste.  Das  ist  entschieden  unrichtig.  Man  ver- 
giss t .  dass  es  in  der  Grammatik  des  heutigen  Bulgarischen  Züge  und  Erschei- 
nungen giebt,  die  keineswegs  auf  das  Altslovenische  zurückgeführt  werden 
können ;  man  beachtet  nicht,  dass  so  manche  Eigentümlichkeit  der  altslo- 
venischen Sprache  noch  heutzutage  treuer  im  Serbisch-kroatischen  als  im 
Bulgarischen  wiederhalit.  Man  denke  z.  B.  an  die  Aoristbildung.  Daraus 
folgt,  dass  die  Grammatik  des  Altslovenischen  Züge  enthält,  die  ihm  eine 
Mittelstellung  zwischen  der  Sprache  der  alten  bulgarischen  und  der  alten 
serbo-kroatischen  Slaven  anweisen :  das  können  nur  die  »Slovenen«  Macedo- 
niena  oder  Pannoniens  gewesen  sein.  Nur  innerhalb  dieses  engen  Rahmens 
kann  sich  die  Streitfrage  heute  noch  bewegen,  und  wenn  man  so  die  Frage 
präcisirt,  so  liegt  es  nahe,  Macedonien  den  Vorrang  zu  geben,  was  die  laut- 
liche und  formale  Seite  der  Sprache  betrifft,  während  Pannonien  hauptsäch- 
lich lexicalisch  (doch  vielleicht  nicht  ausschliesslich)  vertreten  ist. 

In  der  Chrestomathie  billige  ich  die  »normalisirten*  Texte  nicht:  man 
gebe  das  ehrwürdige  Alterthum  so,  wie  es  auf  uns  gekommen  ist. 

23.  Svjetski  jezik  (Volapük).  Napisao  prof.  Juraj  Bauer.  Zagreb  1885, 
80,  54.  Dieses  Panegyricum  auf  »Volapük«  muss  ich  aus  Höflichkeit  erwäh- 
nen, da  es  der  Verfasser  mir  freundlich  zugeschickt  hat.  Ernst  nehme  ich  die 
Sache  nicht,  und  in  einer  der  wissenschaftlichen  Erforschung  einer  so  herr- 
lichen Gruppe  von  Sprachen,  wie  sie  die  slavischen  darstellen,  gewidmeten 
Zeitschrift  soll  von  einem  Unternehmen  gar  nicht  die  Rede  sein,  bei  welchem 
man  das  geheimnissvolle  Wesen  der  Sprache  dem  Individuum  und  dem  ganzen 
Volke  gegenüber  ungefähr  so  werthschätzt,  wie  einen  Rock  oder  Mantel  beim 
einzelnen  Menschen,  den  dieser  nach  dem  Zuschnitt  des  Schneiders  trägt  und 
Bich  nach  Willkür  seiner  entledigen  und  einen  andern  anziehen  kann.  Meine 
Landsleute  werden  jedenfalls  noch  einige  Zeit  abwarten  können,  bis  sich  die 
die  Welt  beherrschenden  Engländer,  Franzosen,  Deutschen  und  Russen  für 
•Volapük«  entschieden  haben.  Bis  dahin  rat  he  ich  ihnen,  recht  fleissig  statt 


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330 


Kleine  Mitteilungen. 


-Volnpük«  die  8prmchen  und  Literaturen  der  vorerwähnten  Völker  zu  itu- 
diren. 

24.  Cp&BHjrrexiH&g  xop*aioriii  cxaBJUCXxn  taiiKOVh.  GovaeHie  $paana 
MiKJomna  nepeB&n»  Hmkoji&h  IHjchkofi  hoä*z  peaaKuieM  PoMaaa  Epaugra. 
Bunycn.  EL  Jbun  c-soBeHcriÄ,  fojrrapcaiÄ  h  cepocKift.  Mockbs  1885,  &.  165— 
340.  BfcinycKi»  III.  flau«  MajopyccKifi  ■  pyccadS.  MocKBa  1886,  8.  341 — 482. 

Das  Unternehmen,  die  vergleichende  Grammatik  Miklosichs  ins  Russische 
au  übersetzen,  nannte  ich  bereits  beim  ersten  Heft,  welches  in  unserer  Zeit- 
schrift B.  VIII,  S.  155—56  erwähnt  worden  ist,  sehr  Zeitgenosse  und  verdienst- 
lich. Wenn  auch  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  slavischen  Sprachen 
nach  ihrer' grammatischen  Seite  nicht  das  einzige  Ziel  der  slavischen  Philologie 
bildet,  so  muss  man  doch  diese  selbst  sehr  hoch  stellen  und  zum  Ausgangs- 
punkt weiterer  Forschungen  nehmen,  was  man  leider  gerade  in  Bussland  bis- 
her nur  in  geringem  Ifasse  gethan  hat  Prof.  Brandt  begleitet  auch  die  beiden 
weiteren  Hefte  der  Uebersetzung  mit  zahlreichen  Anmerkungen  unter  der 
Zeile,  welche  von  der  gross ten  Aufmerksamkeit,  die  dem  Originalwerke  zu 
Theil  wurde,  zeugen.  Mit  einigen  radicalen  Aenderungen,  die  im  Texte  selbst 
vorgenommen  worden  sind ,  kann  man  doch  nicht  ganz  einverstanden  sein. 
Zu  solchen  zähle  ich  namentlich  bei  der  neuslcvenischen  Sprache  die  Ein- 
führung der  griech.  Buchstaben  e  und  w,  die  im  Original  selbst  nicht  vorkom- 
men. Ich  glaube,  dass  dadurch  die  Sprache  ein  fremdartiges  Bild  gewinnt, 
zn  sehr  abweichend  von  der  in  der  Literatur  üblichen  Bezeichnung  —  aller- 
dings ist  das  Werk  rein  wissenschaftlich  gehalten,  aber  auch  in  solchen  soll 
man  sich  nicht  ohne  Noth  von  der  in  der  Literatur  üblichen  Graphik  ent- 
fernen — .  Andererseits  ist  ja  die  conseqnente  Durchführung  des  Unterschie- 
des doch  kaum  möglich.  Ich  befürchte  daher,  dass  ungeachtet  der  reichlich 
angewendeten  Mühe  seitens  des  Bedacteurs  dieser  Ausgabe  die  Sache  da- 
durch nicht  wesentlich  gefördert  worden  ist.  Während  aber  im  Slovenischen, 
ohne  besondere  Vortheile  zn  erzielen,  ein  neues  graphisches  Element  einge- 
führt worden  ist,  fehlt  im  Serbischen  die  übliche  Bezeichnung  t,  i,  offenbar 
nur  aus  —  typographischen  Rücksichten.  Ich  hätte  an  der  Stelle  des  Bedac- 
teurs darauf  bestanden,  dass  die  Typographie  sich  die  betreffende  Bezeich- 
nung anschafft,  denn  c&u,  pifta  statt  ceUa,  pi56a  u.  s.  w.  ist  und  bleibt  ein 
Flickwerk.  Im  Principe  bin  ich  natürlich  mit  der  Einführung  der  Betonung 
auch  in  die  Formenlehre  einverstanden  und  rechne  dieses  Verdienst  den 
Herren  Sljakov  und  Prof.  Brandt  sehr  hoch  an.  Sie  haben  dadurch  den  Werth 
ihrer  Ausgabe  bedeutend  erhöht,  selbst  wer  das  Original  besitzt,  wird  ge- 
zwungen, in  vielen  Fallen  nach  dieser  Uebersetzung  sich  umzusehen.  Für 
mich  persönlich  gilt  das  namentlich  gegenüber  dem  bulgarischen  Theil. 

Die  begleitenden  Anmerkungen  des  Herausgebers  enthalten  zum  Theil 
Berichtigungen  der  Druckfehler  und  anderer  offenbarer  Versehen  des  Origi- 
nals, zum  Theil  Ergänzungen  und  Erklärungen  des  im  Texte  gebotenen  — 
beides  sehr  erwünscht ;  nicht  selten  gestalten  sie  sich  jedoch  zu  krit  Protesten 
des  Herausgebers  gegen  die  Erklärungen  des  Verfassers.  Sehr  werthvoll  sind 
die  reichlichen  Zusätze  zu  dem  dritten  Hefte,  welches  die  klein-  und  gross- 
russische Formenlehre  behandelt  Dieses  Heft  hat  gegenüber  dem  Original  so 


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Kleine  Mittheilungen 


331 


besondere  aufmerksam  zu  machen. 

In  der  Regel  glaubt  man  bei  der  Besprechung  eines  Werkes  die  Pflicht 
nicht  ganz  erfüllt  au  haben,  wenn  man  nicht  auch  etwas  auszusetzen  hat.  Ich 
hätte  nach  dieser  Seite  hin  bereits  den  Tribut  gesollt,  doch  will  ich  den  Be- 
arbeitern meinen  Dank  noch  durch  folgende  Bemerkungen  bezeugen  \ 

8.  167  Anm.  6.  Ich  glaube  nicht,  dass  in  pesek-peseka,  sinek-eineka 
irgendwelche  Verwechselung  der  Suffixe  vorliegt,  das  erste  Wort  kann  im 
Gegensatz  zu  pösek-pöska  in  den  Casus  obliqui  e  bewahrt  haben,  beim  zwei- 
ten war  die  Consonantengruppe  schwerfällig :  sinka  unterlag  dem  näher  an 
den  Nominativ  sinek  sich  anschliessenden  sineka. 

S.  170  Anm.  3.  Wenigstens  in  dem  mir  geläufigen  kroatisch-slovenlschen 
Idiom  ist  der  Genetiv  penes  für  pecuniae  so  häufig,  dass  ioh  penezov  «= 
nummorum  wahrscheinlich  finde,  obgleich  mir  die  Belege  dafür  fehlen ;  jeden- 
falls würde  man  z.  B.  nur  so  sagen :  nekuliko  zlatih  penezov  —  einige  Gold- 
stücke. 

S.  172  Anm.  2.  Volcje  setzt  doch  kein  «volSje  «=  amm  voraus,  sondern 
nur  »volcije  statt  volci,  entstanden  durch  Analogie  mit  gostje,  moije  etc. 

8. 186  Anm.  3.  Woher  e  im  pronom.  1.  pers.  sing,  jez  und  jest?  Ich  ver- 
muthe,  es  ist  der  1.  pers.  und  3.  pers.  des  HttUsverbums  sein,  je  (jest)  nach- 
gesprochen. 

S.  192  Anm.  2.  Das  Citat  aus  Preiern,  welches  M.  im  Texte  anführt,  fällt 
mit  dem  von  B.  aus  »Turjaska  Rozamunda>  mitgetheilten  zusammen. 

S.  193  Anm.  1.  Das  Fragewort  kaj  ist  doch  wohl  nur  ka  mit  Anfügung 
des  j  —  ebenfalls  eines  pronominalen  Elementes — ,  wie  in  kdaj,  tedaj;  an 
k&m  ist  schwerlich  zu  denken.  Den  Rückschlag  aus  c  in  k  wird  wohl  auch 
Mikl.  nicht  vorausgesetzt  haben,  er  wollte  nur  sagen,  gegenüber  dem  über- 
einstimmenden c  der  übrigen  Slavinen  trete  im  Sloveni sehen  nur  k  auf.  Mit 
ka-j  vergl.  kar  und  ar,  wo  gleichfalls  die  Grundformen  auf  a  vorliegen.  Da 
die  kroatischen  Slovenen  gda,  teda  (nicht  gdaj,  tedaj)  aussprechen  und  doch 
kaj  statt  ka  wahren,  so  wird  man  allerdings  versucht,  im  j  einen  wesentliche- 
ren Bestandteil  des  Wortes  zu  suchen.  Es  scheint  mir  wirklich  j  in  kaj  viel 
älter  an  sein,  als  in  gdaj,  tedaj. 

S.  202  Anm.  2.  ist  so  kurz  gefasst  und  ausserdem  mit  einem  Druckfehler 
versehen  {mo  statt  mo),  dass  sie  schwerlich  von  jedermann  verstanden  werden 

8.  204  Anm.  2.  auch  ich  glaube,  dass  die  Partie ipial form  auf  -Ü  sozu- 
sagen einen  Casus  generalis  statt  der  einst  declinirbaren  Casusformen  dar- 
stellt, ohne  gerade  den  bewuasten  Zusammenhang  dieses  Auslautes  -Si  mit 
dem  Nom.  sing,  femin.  für  erweislich  zu  halten.  Der  Sprache  lagen  drei  No- 
minativformen vor  auf  -v,  -vii,  -vse,  die  zweite  erhielt  den  Vorzug  dann, 
nachdem  der  alte  Unterschied  zwischen  ihnen  aus  dem  Sprachbewusstsein  ge- 
schwunden war. 

8.  206  Anm.  3.  Die  Erklärung  der  Formen,  wie  gnetejo,  govorijo  ist  an 
sich  richtig,  doch  sehr  geschraubt  in  der  Fassung.  Warum  soll  man  von  der 
»Einschaltung«  des  «  oder  i  reden,  nachdem  dieses  «  oder  »  in  allen  übrigen 


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Kleine  Mittheilungen. 


Personen  vorhanden  war.  Ist  es  nicht  richtiger  zu  sagen ,  das  «  nnd  t  der 
übrigen  Personen  habe  sich  auch  in  der  dritten  plur.  behauptet,  wodurch  die 
Sprache  zu  der  Analogiebildung  nach  dölajo  gedrängt  wurde. 

S.  208  Anra.  1.  Ich  glaube,  dass  die  Transcription  der  Form  mos  im  des 
Freisinger  Fragmentes  durch  mojutmi  ,  die  Prof.  Brandt  dem  Verfasser  zu- 
mnthet,  in  der  That  unrichtig  ist.  M.  wollte,  glaub'  ich,  Mosnra  lesen.  Er 
behandelt  ja  die  Form  unter  dem  Imperativ.  Man  vergl.  den  Ausdruck  mozbit 
neben  morebiti. 

S.  210  Anm.  2.  Wenigstens  einige  Wortbildungen  auf  -ec,  wie  bodec, 
grizec,  dereo  könnten  gleich  dem  Adjectiv  domaci  (von  doma  abgeleitet)  ihre 
Erklärung  darin  finden,  dass  man  an  die  3.  pers.  sing,  als  den  Ausgangspunkt 
dachte,  also  bodeci  weil  bode,  grizeci  weil  grize,  dereci  weil  dere. 

S.  218  Anm.  1.  Auffallend  und  nichts  weniger  als  wahrscheinlich  finde 
ich  die  Vennuthung  des  Herausgebers ,  dass  ofloyBein,  statt  •ofoBCire  stehen 
soll.  Man  beachte  doch  den  Unterschied  zwischen  od-oyn  und  aa-famr  in 
dem  Gewichte  des  Vocals ;  oy  ist  Öü,  v  aber  ü  oder  eu ;  statt  ofoyBeH*  könnte 
man  vielleicht  ♦ofoBein,  erwarten  (vergl.  uoynoy-»  und  KonoB-axa),  doch  kaum 
♦ofoBeiro. 

8.  219  Anm.  1.  Die  Behauptung,  dass  den  perfectiven  Verben  das  Supi- 
num  gänzlich  abgehe,  scheint  mir  etwas  zu  streng  zu  sein. 

S.  222  Anm.  1.  Warum  sollte  zdi  in  godi  geändert  werden,  da  ja  vom 
Verbum  zdeti  se  zdi  se  die  Rede  ist?  Hat  aber  Prof.  Brandt  die  Stelle  im  ge- 
druckten Texte  so  gefunden,  so  war  das  Beispiel  Uberhaupt  zu  streichen.  In 
der  zweiten  Anmerkung  auf  derselben  Seite  werden  vizi,  visite  in  Schutz  ge- 
nommen. Man  sollte  für  solche  Formen  sichere  Beispiele  liefern,  um  sie 
glaubwürdig  zu  machen.  Mit  dem  Erklärungsversuch  Brandts  kann  man  sich 
einverstanden  erklären,  nur  ist  vii  wohl  nicht  aus  vij,  sondern  aus  vidj-vidi 
hervorgegangen.  Die  kroatischen  Slovenen  sagen  wirklich  vii  ga  =»  vidj  ga, 
doch  nie  vi ii  I 

S.  230  Anm.  1  u.  2  scheinen  mir  das  richtige  zu  treffen. 

S.  267  Anm.  1.  Nach  Herrn  B.  sollte  dva  sola  Dual  sein,  weil  dieselbe 
Form  als  Plural  eine  andere  Betonung  bekommt:  sela.  Ich  glaube  jedoch, 
dass  in  der  Formenlehre  der  Form-  und  nicht  der  Betonungsunterschied  den 
Ausschlag  giebt.  In  der  dritten  Anmerkung  findet  der  Herausgeber  meine 
Erklärung  des  serbischen  Gen.  plur.  auf-a  unbefriedigend  ;  sie  ist  nicht  so 
unbefriedigend,  wie  sie  es  zu  sein  scheint,  wenn  man  nur  einzelne  Worte  aus 
dem  Contexte  herausreisst.  Ich  brachte  den  Gen.  plur.  auf  -S  in  Zusammen- 
hang mit  einer  ganzen  Reihe  von  Auslautserscheinungen  des  Serbischen,  die 
von  der  principiellen  Inclination  der  Sprache  zum  vocalischen  Auslaut  Zeug- 
niss  ablegen.  Das  Bedttrfniss,  das  gestörte  Gleichgewicht  herzustellen,  mag 
vor  allem  bei  solchen  Formen  wie  sen,  n6g  u.  s.  w.  gefühlt  worden  sein,  wo 
auch  die  Dehnung  der  Wurzelsilbe  mit  der  Kürzung  des  Wortumfangs  in  Zu- 
sammenhang steht.  Die  Einwendung,  welche  jetzt  dagegen  gemacht  wird,  als 
wären  bei  meiner  Erklärung  auch  die  Nominative  rod  ötac  unmöglich,  legt 
an  die  Spracherscheinungen  einen  ganz  unmöglichen  Massstab,  sie  verkennt 
auch  die  eigentliche  Tendenz  meiner  Erklärung.  Ich  habe  schon  durch  die 


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Kleine  Mittheilungen 


333 


Aufzählung  einzelner  Fälle  des  Auftretens  des  a  im  Auslaute  angedeutet, 
dass  meine  Erklärung  nicht  so  aausnahmslos«  aufgefasst  werden  darf,  als  ob 
im  Serbischen  Uberall  beim  consonantischen  Auslaut  ein  a  sich  hätte  ein- 
stellen wollen.  Beim  Gen.  plur.  lagen  genug  Motive  für  das  Hinzutreten  des 
a  ausser  der  allgemeinen  Tendenz  des  Dialektes  sum  yocalischen  Auslaut 
noch  in  den  parallel  daneben  gehenden  Genetivformen  auf  T  (—  y),  auf  ü  und 
in  der  im  Vergleich  sum  Umfang  aller  übrigen  Casusformen  um  eine  Silbe  ge- 
machten Kürzung  dieses  einzigen  Casus  (nög,  ten,  rük)  vor.  Da  schon  der 
cakavische  Dialekt  gegenüber  dem  Nom.  sing,  otac  den  Gen.  plur.  otac,  gegen- 
über sedlö  und  sedla  den  Gen.  sedal,  gegenüber  sestra,  sestri  den  Gen.  plur. 
sestar  aussprach,  so  machte  der  stokavische  Dialekt  von  dieser  Aussprache 
den  vollen  Gebrauch,  die  Betonung  blieb  auf  der  ursprünglichen  Silbe,  aber 
diese  selbst  wurde  zerdehnt  in  zwei  Längen :  otaca,  sedalä,  sestira,  d.  h.  die 
Länge  des  vorhergehenden  a  hat  sich  auch  dem  im  Auslaut  hinzutretenden  a 
mitgetheilt.  Dass  man  *6na  aber  iäbä  ausspricht,  das  dürfte  mit  dem  oakavi- 
schen  Unterschied  zwischen  zen  und  tab  —  den  übrigens  Herr  Nemaniö  igno- 
rirt  —  in  Zusammenhang  stehen. 

In  Zusammenhang  damit  will  Prof.  Brandt  auch  die  serbischen  Formen 
auf  -ima,  -ama  (S.  269  Anm.  1)  lieber  vom  Dualis  ableiten,  als  an  ein  »man 
weiss  nicht  woher  und  wozu  auftretendes«  a  glauben.  Mir  erscheint  noch  jetzt, 
nach  vielen  Jahren,  meine  in  der  bekannten  Abhandlung  vertretene  Ansicht 
ganz  plausibel. 

S.  286  Anm.  4.  Die  Form  nebi  möchte  ich  ohne  Weiteres  als  einen  inde- 
clinabel  gewordenen  Localis  sing,  auffassen,  welcher  neben  der  richtigen  An- 
wendung auch  für  andere  Casusformen  eintrat  (für  gen.  dat.  sing,  instr.  sing.). 
Die  Combinationen  Danicic  s  und  Brandt  s  haben  für  mich  nichts  ansprechen- 
des. Wo  die  regelmässige  Declination  so  deutlich  vorliegt,  nämlich  nebo-neba 
als  Sing,  und  nebesa-nebes  oder  nebesa,  nebesi  als  Plur.,  da  halte  ich  es  nicht 
für  rathsam,  wegen  der  Form  nebi  einen  z-Stamm  nebb-nebi  anzusetzen  (mit 
Danicic  ,  und  noch  weniger  kann  ich  die  Erklärung  Brandts  billigen,  der  sehr 
häufig  in  seinen  wissenschaftlichen  Operationen  die  Sprache  so  behandelt,  als 
wäre  sie  nach  dem  Programm  des  Volapük  gebildet. 

S.  291  Anm.  2.  Als  Dativus  beruht  tome*  wohl  auf  Ausgleichung  mit  dem 
Localis  sing.,  in  diesem  Casus  aber  sowie  im  Instrum.  sing,  kann  man  das 
auslautende  e  ganz  gut  als  ein  ausklagendes  *  der  alten  Formen  tomz,  rix*, 
gelten  lassen.  Ein  solches  Residuum  hat  nach  unserer  heutigen  Auffassung 
der  sprachlichen  Vorgänge  an  sich  nichts  auffallendes  und  die  Annahme  des- 
selben liegt  gewiss  näher,  als  die  von  Brandt  vorgeschlagene  Erklärung. 

S.  316  Anm.  4  s  Die  Form  ne  moj  (statt  ne  mozi)  wird  nicht  so  auffallend, 
wenn'  man  sich  der  2.  Person  sing,  des  Präsens  erinnert,  die  äusserst  häufig 
statt  moies  bloss  mos  [man  schreibt  mot)  lautet,  vergl.  Daniciö,  Istorija  oblika 
S.  269. 

S.  319  Anm.  2  u.  4.  Statt  des  vom  Herausgeber  gemachten  Zusatzes  »a 
uHoria  m>  pt«  wäre  es  richtiger  gewesen ,  die  beiden  Verba  zazreti  und  preti 
zu  streichen.  Ib.  Anm.  6  ist  bei  Mikalja  beide  Male  Druckfehler  anzunehmen, 
Svrriti,  cvrrjeti  steht  gedruckt  statt  cvriti,  cvrjeti,  folglich  ist  die  Infinitiv- 


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334 


Kleine  Mittheilungen. 


form  cvfti  ganz  zu  streichen.  Wäre  die  erste  Form  wirklich  vorhanden ,  so 
würde  sie  Mikalja  cvrritti,  d.  h.  cvfti,  geschrieben  haben. 

8  341  ff.  Ich  rechne  es  dem  üebersetzer  und  Eedacteur  dieser  Ausgabe 
zu  nicht  geringem  Verdienst  an,  dass  sie  fürs  Kleinrussische  eine  rationelle 
Orthographie  einzuführen  bestrebt  waren.  So  wie  sie  die  feinen  Lautschatti- 
rungen  des  Kleinrussischen  wiedergeben,  kann  in  der  That  selbst  der  mit  den 
Eigentümlichkeiten  dieses  Dialektes  wenig  Vertraute  Uber  manchen  Zweifel 
aufgeklärt  werden.  In  dieser  Gestalt  hat  die  kleinrussische  Formenlehre 
selbst  im  Verhältniss  zur  Originalausgabe  insofern  gewonnen,  als  sie  ja 
der  factisch  im  Gebrauch  stehenden  Sprache  als  Literaturorgan  entschieden 
näher  steht. 

S.  348  Anm.  6  u.  S.  353  Anm.  2.  Den  scheinbaren  Widerspruch  zwischen 
loc.  sing,  kohh,  ahhh  (sprich  koni,  dini)  und  der  erweichten  Form  gen.  sing. 
AHu'i  oder  Nom.  plur.  Kou'i,  ähh  i  (sprich  koni,  dini)  sucht  Brandt  in  etwas 
anderer  Weise  zu  erklären,  als  Sobolevskij,  ich  mochte  der  letzteren  Erklä- 
rung, wonach  KOH'i,  .uu'i  auf  ROHt,  Mini,  zurückzuführen  ist,  den  Vorzug 
geben,  allerdings  fasse  ich  Kost,  fnm\,  als  Gen.  sing.  u.  acc.  plur.  nicht  so  auf, 
wie  Sobolevskij ,  der  dahinter  eine  gemeinslavische  Form  vermuthet.  Mir 
scheint  der  Auslaut  t  statt  a  auf  dem  Bestreben  der  Sprache  zu  beruhen, 
dem  Zusammenfallen  des  Nominativs  mit  dem  Genetiv  sing,  und  weiter  mit 
dem  Nominativ  und  Accusativ  plur.  vorzubeugen.  Auch  in  der  Natur  kann 
man  täglich  beobachten,  wie  z.  B.  ein  Baumstamm,  wenn  seinem  freien  Em- 
porstreben etwas  im  Wege  steht ,  eine  ausweichende  und  schiefe  Richtung 
einnehmen  muss.  Solche  schiefe  Richtung  nahm  im  Russischen  der  Genetiv 
sing,  a-hhh  ein,  um  nicht  mit  dem  feststehenden  Nom.  a-hhu  zusammenzufallen. 
Was  konnte  s  besser  ersetzen  als  t,  d.  h.  ein  gedehntes  geschlossenes  6?  Mau 
vergl.  noMtHATH  neben  uomahats.  Dieses  *  war  der  erste  Schritt  zur  Aus- 
gleichung des  weichen  Auslauts  mit  dem  harten ,  t  konnte  in  Folge  seines 
engen  Klanges  leicht  in  i  Ubergehen.  Ich  will  mit  einem  Worte  auch  den 
Grund  angeben,  warum  ich  diese  Vertretung  des  ursprünglichen  Gen.  sing, 
auf  a  nicht  für  gemeinslavisch  halte.  Einer  solchen  Annahme  widerspricht: 
1 )  die  südslavische  Form  (serbisch-kroatisch-slovenische)  auf  e,  die  nicht  t, 
sondern  nur  a  voraussetzen  kann  j  2)  die  Ausdehnung  dieser  Erscheinung  im 
Russischen  auch  auf  den  Acc.  plur.,  wo,  um  von  dem  räthselhaften  Gen.  sing, 
abzusehen,  der  etymologische  Ursprung  der  Casusendung  unzweifelhaft  auf 
-i  hinweist. 

S.  395  ff.  Die  erweiternden  Beiträge  zur  grossrussischen  Formenlehre 
sind  so  zahlreich  und  bedeutend,  dass  sie  verdienen  besonders  besprochen  zu 
werden. 


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Kleine  Mittheilungen. 


335 


Philo loaie  und  Patriotismus 

Getreu  dem  Grundsätze,  alles  was  auf  dem  Gebiete  der  slav.  Philologie 
vor  sich  geht,  nach  Möglichkeit  auch  in  unserer  Zeitschrift  zur  Sprache  zu 
bringen,  muss  ich  mit  Bedauern  Uber  den  Conflict  referiren,  in  welchen  vor 
kurzem  die  Interessen  der  slaviachen  Philologie  mit  dem,  wie  ich  glaube  sagen 
zu  dürfen,  falsch  aufgefassten  Patriotismus  gerathen  sind.  Das  Thema  ist 
nicht  neu  und  wird  nicht  jetzt  zum  ersten  Male  besprochen.  Wer  erinnert 
sich  nicht  des  Streites  um  die  Echtheit  oder  Unechtheit  der  Königinhofer 
Handschrift  aus  dem  Ende  der  fünfziger  Jahre?  Damals  standen  sich  die 
Gegner  nach  Nationalitäten  getrennt  gegenüber  und  unter  Tausenden  gab  es 
gewiss  kaum  einen,  der  in  dem  literarischen  Streit  nicht  das  unlautere  Motiv 
des  Nationalhasses  zwischen  den  Deutschen  und  Böhmen  erblickt  hätte.  Zum 
Beweis  dafür  erwähne  ich  bloss  die  im  J.  1860  (vom  22.  Jäner»  von  P.  J.  Sa- 
fari k  gemachte  Aeusserung :  »Der  neueste  Angriff  auf  die  Königinhofer  Hand- 
schrift von  Seiten  eines  Mitgliedes  der  Akademie  der  Wissenschaften  ist  ge- 
eignet, selbst  einem  Blinden  die  Augen  zu  öffnen,  wenn  er  nur  sehen  will, 
was  geschieht.  Das  ist  keine  Wissenschaft  und  so  pflegt  man  die  Wissen- 
schaft nicht"  (citirt  in  der  »Politik«  1886,  Nr.  82).  Ich  glaube  nicht  zu  irren, 
wenn  ich  unter  dem  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  Miklosich 
verstehe,  der  damals  seine  Abhandlung  Uber  die  Bildung  der  slavischen  Per- 
sonennamen herausgab,  wo  im  Nachtrag  gebeten  wurde,  Lubor,  Zaboj  und 
Ludise  zu  tilgen,  als  »nicht  hinlänglich  verbürgt«.  Man  kann  heutzutage 
kaum  fassen,  dass  diese  wohlbegrtindete  wissenschaftliche  Vorsicht  ein  so 
hartes  ürtheil  Safank's  hervorrufen  konnte.  Offenbar  galt  selbst  bei  Safaiik 
schon  der  blosse  Verdacht  gegen  die  Koniginhofer  Handschrift  als  ein  Act 
der  gegen  die  ganze  böhmische  Nation  gerichteten  Feindseligkeit  I  Bedenkt 
man  ausserdem,  dass  jenes  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  ein 
Slave  war,  so  wird  man  die  Aufregung  und  die  Indignation  äafaük's  um  so 
erklärlicher  finden! 

Neben  vielem  UeberflUssigen  und  Gehässigen  lieferte  jener  Streit  auch 
Abhandlungen,  die  bleibenden  Werth  haben,  so  die  Schrift  Feifalik's,  die 
Hanns  allerdings  noch  im  Jahre  1868  als  sein  schwächstes  »bei  schon  voll- 
ständig gebrochener  Gesundheit«  geschriebenes  Werk  bezeichnete,  und  die 
Vertheidigungsschrift  der  BrUder  Jirecek  »Die  Echtheit  der  Koniginhofer 
Handschrift«  Prag  1862.  Damit  war  die  erste  Phase  des  Streites  beendet,  sie 
schloss  mit  der  Apotheose  ab,  die  im  Jahre  1S67  in  Prag  erschien  unter  dem 
Titel  »Dejiny  kralovskeho  venneho  mesta  Dvora  Krälove  nad  Labern.  K 
oslavfe  padesatilet£  pamatky  nalezeni  rukopisu  Kralodvorskeho  sepsal  a  vydal 
Antonin  Konst.  Vitak«. 

Nicht  lange  jedoch  konnte  man  ruhig  die  Denkmäler  gemessen,  »welche 
ein  Volk  als  theuere  Ueberreste  des  Culturlebens  seiner  Ahnen  zu  achten  sich 
gewöhnt  hat«  (J.  Jirecek).  Die  wissenschaftliche  Forschung  machte  Gebrauch 
von  dem  Grundsatze,  der  in  der  vorerwähnten  Schrift  der  Brüder  Jirecek  auf 
S.  212  folgendermassen  lautete:  »Zweifel  und  Bodenken  zu  äussern  steht 
Jedermann  frei,  und  soweit  solche  Aeusserungen  zu  weiterer  Forschung  an- 


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Kleine  Mittheilungen. 


regen,  wird  man  sie  immer  mit  Dank  entgegennehmen«.  So  brach  der  Kampf 
um  die  Echtheit  oder  Unechtheit  der  K.  H.  u.  Gr.  H.  von  neuem  aus.  Die 
zweite  Phase  des  Streites  unterscheidet  sich  wesentlich  und  zu  ihrem  Vor- 
theil von  der  ersten  dadurch,  dass  jetzt  die  nationalen  Gegensätze  der  Strei- 
tenden so  ziemlich  fern  blieben :  jetzt  traten  sowohl  gegen  wie  für  die  Echt- 
heit der  Königinhofer  Handschrift  die  böhmischen  Gelehrten  allein  in  die 
Schranken.  A.  V.  Öembera  und  A.  Vasek  auf  der  einen,  V.  Brandl,  J.  Masek 
u.  and.  auf  der  anderen  Seite.  Zu  ihnen  gesellten  sich,  aber  nur  als  Gegner, 
auch  andere  slavische  Gelehrte,  so  V.  J.  Lamanskij  von  Seiten  der  Russen 
und  ich  von  Seiten  der  Stidslaven.  In  dieser  zweiten  Phase  war  der  Streit 
nicht  mehr  so  erbittert  geführt,  wie  früher:  entweder  war  man  schon  des 
Kampfes  müde  oder  man  überzeugte  sich  bei  ruhigerer  Auffassung ,  dass  die 
Gegner  der  Echtheit  am  Ende  doch  von  anderen  Gründen,  und  nicht  vom  na- 
tionalen Gegensatz  oder  Haas,  geleitet  werden.  Noch  eine  zweite  Seite  will 
ich  hervorkehren,  wodurch  sich  diese  neue  Phase  vorth eilhaft  unterscheidet 
von  der  ersten :  man  fing  endlich  an,  sich  um  die  Sprache  der  Königinhofer 
Handschrift  etwas  mehr  zu  kümmern  als  bisher.  Für  einen  der  ganzen  Frage 
fern  stehenden,  aber  den  Grundsätzen  der  philologischen  Kritik  huldigenden 
Gelehrten  mag  es  sonderbar  klingen,  wenn  ich  sage,  dass  man  erst  in  dieser 
zweiten  Phase  anfing,  sich  für  die  Sprache  des  Denkmals  zu  intereasiren. 
Wie  ist  es  Uberhaupt  möglich,  wird  man  fragen,  über  die  Echtheit  oder  Un- 
echtheit eines  Literaturdenkmals  zu  urth eilen,  wenn  man  nicht  vor  allem 
seine  Sprache  genau  untersucht!  Das  Erstaunen  mag  berechtigt  sein  und 
doch  ist  die  Thatsache  richtig,  dass  man  lange  Zeit  gerade  dort  keinen  An- 
stoss  fand,  wo  man  vor  allem  bedenklichen  Erscheinungen  hätte  in  Fülle  be- 
gegnen können.  Diese  auffallende  Sache  erklärt  sich  so :  man  nahm  an  der 
Sprache  der  Königinhofer  Handschrift  keinen  Anstoss  hauptsächlich  darum, 
weil  man  eben  vorzüglich  auf  Grund  dieses  Denkmals  die  Grammatik  der  alt- 
böhmischen Sprache  construirt  hatte.  Man  drehte  sich  also  wie  im  verzauber- 
ten Kreise  herum  und  vermochte  nicht  aus  demselben  herauszutreten.  Es  ist 
das  Verdienst  des  verstorbenen  A.  Vasek,  zuerst  in  grösserem  Massstabe  auf 
die  auffallenden  Seiten  der  Sprache  der  Königinhofer  Handschrift  aufmerk- 
sam gemacht  zu  haben.  Wenn  man  seinen  kritischen  Bemerkungen  nicht  das- 
jenige Gewicht  beilegte,  welches  sie  in  der  That  verdienten,  so  erklärt  sich 
das  einerseits  aus  der  minutiösen  Beschaffenheit  des  Gegenstandes :  Uber  die 
sprachlichen  Fragen  zu  discutiren  ist  nicht  Jedermanns  Sache ;  andererseits 
war  die  grammatische  Durchforschung  der  keinem  Zweifel  unterliegenden 
altböhmischen  Denkmäler  damals  noch  nicht  weit  genug  gediehen,  um  auf  die 
auffallenden  Abweichungen  der  K.  H.  genug  scharfes  Licht  zu  werfen.  Da 
muss  ich  gleich  die  grossen  Verdienste  Prof.  J.  Gebauers  hervorheben ,  der 
seit  mehr  als  einem  Decennium  diese  Aufgabe,  nämlich  die  allseitige  Durch- 
forschung der  altböhmischen  Sprache,  ganz  auf  seinen  Schultern  trägt.  Un- 
sere Zeitschrift  hat  zu  wiederholten  Malen  auf  die  vielen  ebenso  genauen  wie 
gewissenhaften  Detailforschungen  Gebauers  auf  dem  Gebiete  der  altböhm. 
8prache  mit  voller  Billigung  seiner  Hauptresultate  hingewiesen  (vergl  .Archiv 
HI.  731,  IV.  153.  697.  718,  V.  432.  473.  484.  669,  Vü.  675).  Leider  fand  sich 


- 


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in  Prag  selbst  ein  verbissener  Gegner  Gebauer's,  der  ans  purer  Eitelkeit  und 
grenzenloser  Eigenliebe  glaubte  und  noch  jetzt  glaubt,  diesen  Leistungen 
jede  Anerkennung  versagen  zu  müssen.  Obwohl  die  bisher  laut  gewordenen 
Widersprüche  dieses  Gelehrten  gegen  die  Forschungen  Gebauer's  in  den  Augen 
aller  Fachgenossen  nichtig  sind,  so  vermochten  sie  dennoch  bei  so  subtilen 
Fragen,  wie  die  grammatischen  Feinheiten  der  altböhmischen  Sprache,  in 
weiteren  Kreisen,  wozu  ja  alle  Patrioten  Böhmens  gehören,  einen  solchen 
Eindruck  hervorzubringen,  als  ob  es  sich  bei  Gebauer's  Forschungen  nicht 
um  die  wirklichen  Thatsachen  der  alten  Sprache ,  sondern  um  irgendwelche 
subjectiven  Theorien  dieses  ehren werthen  Gelehrten  handelte!  Nur  so  er- 
klärt es  sich,  dass  noch  jetzt  von  einer  »Normal grammatik«  Gebauer's  gleich- 
sam von  einer  Taschenspielerei  gesprochen  wird.  Der  besagte  Gregner,  dem 
es  weder  an  witziger  Satire,  noch  weniger  an  Grobheit  fehlt,  verstand  sich 
bisher  in  den  Mantel  der  schweigsamen  Autorität  zu  hüllen  und  seine  Lands- 
leute mit  Versprechungen  hintanzuhalten,  die  er  gewiss  nie  erfüllen  wird, 
weü  sie  unerfüllbar  sind.  Man  muss  diese  bittere  Wahrheit  rücksichtslos  aus- 
sprechen,' mag  sie  betreffenden  Orts  auch  nicht  gefallen.  Ein  verständiger 
Mensch  wird  daraus  nicht  gleich  eine  Antipathie  gegen  die  Böhmen  heraus- 
lesen, cuius  causas  equidem  pocul  habeo.  Im  Gegentheil  ich  bedauere  sehr, 
daas  die  wissenschaftliche  Einsicht  in  die  altböhm.  Sprache  bisher  so  geringe 
Fortschritte  gemacht  hat,  daas  man  noch  im  Jahre  1886  so  abfällig  über  die 
betreffenden  Leistungen  Gebauer's  urtheilen  kann,  wie  es  die  neuesten  Streit- 
schriften zeigen,  statt  sie  rückhaltslos  als  Basis  bei  verschiedenen  kritischen 
Operationen,  bei  denen  es  auf  sprachliche  Kriterien  ankommt,  anzuerkennen. 

Ich  komme  nämlich  jetzt  zur  dritten  und  neuesten  Phase  des  Streites. 
Aufgefordert  von  Prof.  Leskien,  als  Bedacteur  des  betreffenden  Bandes  der 
Erseh-Gruber'schen  Encyclopädie,  schrieb  Prof.  J.  Gebauer  vor  kurzem  einen 
Aufsatz  für  diese  Encyclopädie,  den  man  jetzt  unter  dem  Schlagwort  »Kö- 
nigin hofer  Handschrift«  im  38.  Theil  der  IL  Section,  S.  231 — 235  lesen  kann. 
In  diesem  Aufsatze  giebt  Gebauer  kurz  den  Inhalt  der  ganzen  Königinhofer 
Handschrift  an  und  bei  jedem  einzelnen  Stücke  weist  er  auf  die  möglichen 
Quellen  oder  naheliegenden  Parallelen  hin.  Nachdem  er  weiter  von  Hanka 
als  Entdecker  gesprochen,  sagt  er  wörtlich  folgendes :  «Mittlerweile  ist  Hanka 
in  Verdacht  gerathen,  altböhmische  Texte  gefälscht  zu  haben  und  es  wurden 
solche  Fälschungen  auch  nachgewiesen.  In  Folge  dessen  ist  die  Kritik  be- 
rechtigt, ja  verpflichtet,  über  die  Echtheit  oder  Unechtheit  eines  jeden  Textes, 
dessen  Provenienz  mit  Hanka  zusammenhängt,  also  auch  der  Königinhofer 
Handschrift,  besondere  Zeugnisse  zu  suchen.  Diese  Ansicht  hat  sich  Bahn 
gebrochen.«  Dieses  Urtheil  ist  vielleicht  etwas  zu  streng,  weil  zu  scharf  gegen 
die  Person  Hanka' s  gerichtet.  Wenn  die  K.  H.  nicht,  selbst  abgesehen  von 
der  Person  Hanka  s,  eine  ganze  Reihe  von  höchst  auffallenden  Erscheinungen 
in  der  Sprache,  im  Stil  und  im  Inhalt  zeigte,  der  Umstand  allein,  dass  Hanka 
dabei  im  Spiele  war,  könnte  ihr  noch  nicht  gefährlich  werden.  Hat  ja  doch 
Hanka  auch  sonst  viele  altböhmische  Texte  z  B.  in  seinen  Starobyla  Skla- 
danie  herausgegeben,  ohne  dass  es  Jemandem  bisjetzt  eingefallen  wäre,  ihre 
Echtheit  schon  deshalb  in  Verdacht  zu  ziehen.  Man  lasse  also  Hanka  sn- 

ArchiT  für  «lavische  PhUolotf«.  IX.  22 


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Kleine  Mittheilungen. 


nächst  ganz  bei  Seite  und  halte  sich  an  die  Sache ,  an  das  angebliche  alte 
Denkmal  selbst.  Wie  urtheilt  nun  Prof.  Gebauer  Uber  dieses?  Er  sagt  uns, 
es  sei  dabei  dreierlei  in  Betracht  zu  ziehen :  die  Sprache,  der  Inhalt  und  das 
M amt script.  »Die  Sprache  weicht  von  dem  gewöhnlichen  und  normalen  Alt- 
oöhmiscben  stark  ab ;  unter  den  Abweichungen  sind  einige  dialektische  Spu-" 
reu,  die  nach  Mähren  hinweisen.«  Nach  meinem  Dafürhalten  ist  eine  der- 
artige Beurtheilung  der  Sprache  der  K.  H  viel  zu  milde.  Wer  so  urtheilt, 
dem  genügt  freilich  das  sprachliche  Kriterium  allein  noch  nicht.  Darum  sieht 
sich  auch  Prof.  Gebauer  in  diesem  Aufsätze  nach  anderen  Lösungsmitteln  um. 
Nun  ist  aber,  wie  ganz  richtig  bemerkt  wird,  »in  Betreff  des  Inhalts  auf  die 
U Übereinstimmung  oder  Nichtübereinstimmung  der  epischen  Gedichte  mit  ge- 
schichtlichen Berichten  nur  insofern  Gewicht  zu  legen ,  als  dieser  Umstand 
irgendwie  sicheres  Zeugniss  zu  liefern  im  Stande  ist;  im  allgemeinen  ist 
Nichtübereinstimmung  mit  der  Geschichte  kein  Zeugniss  gegen  die  Echtheit». 
Man  muss  also  noch  weiter  greifen.  Prof.  Gebauer  fährt  also  fort :  »Wichtig 
ist  der  alterthümliche  oder  neoterische  Charakter  der  Dichtungen ;  doch  hat 
hier  das  subjective  Dafürhalten  zu  grossen  Spielraum ,  dasselbe  Gedicht 
scheint  dem  einen  altertümlich,  dem  andern  modern».  Ich  glaube  auch  diese 
Seite  wird  von  Prof.  Gebauer  etwas  unterschätzt.  Ein  vergleichendes  Stu- 
dium der  alten  Literaturdenkmäler,  wozu  allerdings  eine  auagebreitete  Be- 
lesenheit in  verschiedenen  mittelalterlichen  Literaturen  erforderlich  ist,  ver- 
mag dennoch  so  manchen  Grundsatz  aufzustellen,  der  den  subjektiven  Ein- 
drucken starke  Zügel  anlegen  und  sie  zwingen  wird,  sich  in  bestimmten  Rich- 
tungen zu  bewegen.  Ich  glaube  schon  jetzt  eine  derartige  Studie  von 
berufener  Seite  versprechen  zu  dürfen.  Vom  Standpunkte  Prof.  Gebauer' s 
blieb  nach  allen  Prämissen  natürlich  nichts  anderes  übrig,  als  die  meisten 
Hoffnungen  in  die  »chemische  und  palaognos tische  Untersuchung  des  Manu-; 
scripta»  zu  setzen.  »Wird  diese  Untersuchung,  so  sagt  er,  ein  sicheres  Resultat 
zu  finden  im  Stande  sein  und  wird  sich  das  Manuscript  hierbei  als  alt  erweisen, 
so  werden  die  sprachlichen  Abweichungen  theils  als  dialektische  Eigentüm- 
lichkeiten Erklärung  finden,  theils  als  Probleme  oder  Fehler  stehen  bleiben«. 
Wir  sind  hier  an  einem  Punkt  angelangt,  wo  sich  nach  meiner  Ueberzeugung 
die  viel  zu  milde  Beurtheilung  der  Sprache  der  K.  H.  an  Prof.  Gebauer  selbst 
rächt.  Er  giebt  also  in  diesem  Artikel  zu ,  dass  wenn  die  Herren  Chemiker 
und  Paläographen  zusammenkommen  und  erklären,  sie  haben  kein  Mittel,  um 
das  präsumtive  Alter  (das  XIV.  Jahrh.)  der  K.  H.  festzustellen  oder  zu  be- 
kämpfen, sodann  auch  die  slav.  Philologen  sich  mit  einem  non  liquet  werden 
bescheiden  müssen.  Mir  will  es  aber  scheinen,  dass  eine  solche  Bescheidenheit 
seitens  der  Philologen  ganz  und  gar  nicht  am  Platze  ist,  ich  billige  sie  auch  bei 
Prof.  Gebauer  keineswegs.  Unsere  Pflicht  ist  es,  zunächst  von  den  möglichen 
oder  unmöglichen  Resultaten  der  chemischen  und  paläographischen  Unter- 
suchung gänzlich  abzusehen  und  die  Sprache  der  K.  H.  als  solche  zu  prüfen.  Ich 
meinerseits  bin,  wie  die  aufmerksamen  Leser  unserer  Zeitschrift  es  bereits 
wissen,  schon  lange  zur  festen  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die  Sprache  der 
K.  H.  für  dasjenige  Jahrhundert,  in  welches  sie  nach  dem  äusseren  Charakter 
des  Manuscripts  versetzt  wird,  geradezu  unmöglich  ist  (vergl.  Archiv  IV.  538. 


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718.  710,  V.  174.  633.  670,  VL  <H>.  101.  139.  308).  Das  beständige  Antreffen 
solcher  alter  Sprachformen,  die  im  XIV.,  ja  schon  im  XIII.  Jahrh.  ganz  ausser 
Gebrauch  gekommen  waren,  neben  groben  Fehlern  in  der  Anwendung  anderer 
Formen,  die  sonst  nicht  nnr  im  Xffl,  sondern  noch  im  XIV.  Jahrh.  in  echten 
Denkmälern  richtig  gebraucht  werden  —  ein  solches  disharmonisches  Neben- 
und  Durcheinander  kann  dem  Philologen  nie  und  nimmermehr  als  eine  »dia- 
lektische Eigentümlichkeit«  gelten :  er  darf  sich  mit  einem  so  wohlfeüen 
Auskunftsmittel  nicht  zufriedenstellen.  So  kann  nur  jemand  geschrieben 
haben,  bei  dem  das  lebendige  Gefühl  für  die  von  ihm  behandelte  Sprache 
schon  längst  abhanden  gekommen  oder  überhaupt  nie  vorhanden  gewesen 
war,  jemand  der  auf  ganz  besondere  Weise  aus  Büchern  verschiedener  Jahr- 
hunderte durch  künstliche  Zusammenstellung  oder  Nachahmung  sich  seine 
eigene  Sprache  geschaffen  hat  I  So  und  nicht  anders  muss  das  Urtheil  des 
slavisohen  Sprachforschers  betreffs  der  K.  H.  und  der  Gr.  H.  lauten. 

Ich  würdige  vollkommen  die  Gründe,  die  Prof.  Gebauer  es  rathsam  er- 
scheinen Hessen,  in  dem  vorerwähnten  Aufsatz  die  heiklige  Frage  Uber  die 
Echtheit  oder  Unechtheit  der  K.  H.  mit  grosster  Buhe  und  Objectivität  nur 
leise  su  berühren.  Vielleicht  wider  sein  Erwarten  zog  der  Aufsatz  dennoch  die 
Aufmerksamkeit  auf  sich.  Der  Herausgeber  des  böhmischen  •Athenaeums*, 
Prof.  T.  G.  Masaryk ,  brachte  ihn  in  seinem  kritisch-literarischen  Organ  zur 
Sprache;  offen  su  den  Zweiflern  betreffs  der  K.  H.  sich  bekennend,  bat  er 
seinen  Collegen  in  einem  offenen  Sendschreiben  um  näheres  Eingehen  auf 
die  Frage  über  die  Echtheit  oder  Unechtheit  der  K.  H.  Das  Sendschreiben 
ging  von  einer  wichtigen  Voraussetzung  aus,  die  sich  leider  später  als  trüge- 
risch herausstellte:  Prof.  Masaryk  glaubte,  dass  jetzt  schon  auch  in  der 
böhmischen  Literatur  eine  ruhige  Discussion  dieser  Frage  möglich  sei. 
Wenn  er  sich  darin  gründlich  getäuscht  hat,  so  gereicht  diese  Enttäuschung 
nicht  ihm  cur  Unehre.  Er  war  eben  in  derselben,  Illusion  befangen,  wie  der 
bekannte  französische  Literaturhistoriker  und  Kritiker  Gaston  Paris,  der  be- 
reits vor  sieben  Jahren  folgende  hübsche  und  beherzigenswerte  Worte  aus- 
gesprochen hatte,  die  leider  selbst  in  sieben  Jahren  nicht  vermochten  in  Prag 
.  feste  Wurzel  su  fassen :  Nous  sommes  heureux  de  voir  des  critiques  slaves, 
et  notamment  tcheques,  porter  dans  l'etude  de  oes  questions  obscures  et  sur- 
tout  obscurcies  une  main  si  hardie  et  si  ferme.  Ze»  tempt  tont  bim  changj*  ä 
ravantage  des  icrivaint  de  la  Bohime  ...  Aujourd'hui  la  bonne  foi  et  la  seien 06 

brillent  egalement  dans  les  ecrits  serieux ,  qui  paraissent  en  tcheque  sur  ces 
matteres  et  la  partie  eclairee  de  la  nation  se  prepare  6 videmment  ä  un  sacri- 
fice  dont  la  sincerite  lui  fait  plus  d'honneur  que  ne  lui  en  promettaient  !es 
fabrications  naives  d  une  generation  aujourd'hui  disparue  (Revue  critique 
1879,  I.  378). 

In  dem  Sendschreiben  Masaryk's  billige  ich  nicht  nur  den  ruhigen,  eines 
echten  Gelehrten  würdigen  Ton ,  sondern  vor  allem  auch  die  Hervorhebung 
der  sprachlichen  Seite  als  des  wichtigsten  und  entscheidenden  Kriteriums  in 
dieser  Streitfrage.  Traf.  Gebauer  ging  auf  den  Vorschlag  seines  Collegen  eiu 
und  schrieb  für  dasselbe  Athenaeum  eine  besondere  Abhandlung  »Potfeba 
dalsich  zkousek  rukon'su  Kralovedvorskeho  a  Zelenohorskeho«  (als  SA.  er- 

22» 


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Kleine  Mittheilungen. 


schienen  in  Prag  1886,  gr.  lex.-80,  17).  Hier  wird  dem  Wunsche  Maaaryks 
gemäss  auf  die  sprachliche  Seite  näher  eingegangen  and  aas  der  langen  Reihe 
von  sprachlichen  Fehlern  der  K.  H.  {and  der  Orflnberger  Handschrift]  eine 
Blumenlese  zusammengestellt,  die  bei  weitem  nicht  vollständig  ist,  doch  auch 
in  diesem  Umfange  schon  hinreicht,  um  auf  das  Denkmal  den  Verdacht 
schlimmster  Art  au  werfen.  Leider  brachte  sich  Prof.  Gebauer  auch  hier  um 
einen  Theil  seiner  Erfolge  durch  die  auf  die  Spitze  getriebene  Aengstlichkeit. 
Wenn  alles  das,  was  er  auf  8.  3—9  aufzählt,  richtig  ist  —  und  so  ist  es,  ja 
vieles  fehlt  noch  — ,  so  möchte  ich  fragen,  wozu  die  Beschönigung  auf  8.  12, 
als  ob  solche  Abweichungen  auf  eine  andere  Weise,  mit  Umgehung  des  Ver- 
dachtes der  Unechtheit,  erklärt  werden  konnten?  wozu  unerfüllbare  Hoff- 
nungen erwecken,  als  ob  es  jemandem  (doch  wohl  nicht  Hattala?!)  gelingen 
konnte,  alle  diese  Abweichungen  wissenschaftlich  zu  erklären?  Ich  bin  also 
über  die  Unschlüssigkeit  Prof.  Gebauers  nicht  entzückt,  sie  hat  auch  ihm 
schlechte  Früchte  eingebracht,  sie  gab  nur  den  bisherigen  Vertheidigern  der 
Handschrift ,  guten  Patrioten  aber  schlechten  Philologen ,  den  trügerischen 
Math  und  such  Vorwand  zu  unberechtigten  Angriffen,  wie  wir  es  gleich  sehen 
werden.  Statt  also  schonend  mit  Dingen  umzugehen,  die  nur  entschieden  ver- 
dammt werden  müssen,  hätte  er  das  verzweifelte  ■altböhmisch«  der  K.  EL  (von 
dem  anderen,  übrigens  inhaltlich  viel  gelungeneren  Falsificat  der  Grttnberger 
Handschrift  gar  nicht  zu  reden)  in  seiner  wahren  Gestalt  zeigen ,  d.  h.  das 
ganze  Corpus  delicti  in  verschiedene  Gruppen  ei nth eilen,  die  Fehler  nach  ver- 
schiedenen Kategorien  ordnen  sollen.  Von  richtigen  aber  falsch  angewendeten 
Fällen  ausgehend  hätte  man  zuerst  zeigen  können,  dass  in  die  K.  H. 
tendenziös  viele  Archaismen  hineingebracht  worden  sind  (z.  B.  der  alte  Accus, 
sing. «  Nominativ,  die  nominalen  Formen  des  Adjectivs,  die  Form  ce  u.  s.  w.), 
•die  zu  anderen  Spracherscheinungen  ganz  und  gar  nicht  stimmen  wollen.. 
Daran  würden  sich  die  schon  halb  und  halb  falschen ,  d.  b.  gegen  die  Laut- 
gesetze der  altböhmischen  Sprache  verstossenden ,  wenn  auch  hie  und  da 
nachweisbaren,  Formen  anreihen,  wie  z.  B.  tase  statt  tiese  u.  a.  Hier  würden 
auch  die  vielen  Verkehrtheiten  in  der  Anwendung  der  Imperfectformen  statt 
des  Aorists,  des  Präsens  bist  statt  des  Aorists  u.  s.  w.  am  Platze  sein.  Zu- 
letzt kämen  die  groben  Fehler  schwersten  Kalibers  zur  Sprache,  wie  z.  B.  das 
classische  pizno  und  naiplznei  (L.  S.  plzna !)  oder  das  allerliebste  bohovom 
und  das  nicht  minder  curiose  pohovte  u.  s.  w.  u.  s.  w.  (Ich  wähle  absichtlich 
andere  Beispiele  als  dio  von  Prof.*  Gebauer  c Hirten ,  um  zu  zeigen,  dasa  wir 
um  die  groben  Sprachfehler  nicht  verlegen  Bind.)  Dass  bei  einer  solchen 
Blumenlese  die  Syntax  nicht  leer  ausgeht  und  sich  würdig  an  die  curiosen 
Formen  anschliesst,  das  hat  schon  früher  Vasek  und  jetzt  Gebauer  gezeigt. 
Aber  auch  die  Wortbildung  prunkt  mit  solchen  plumpen  Epitheta  ornantia, 
wie  «dluhopusty«,  -sehodluhy« !  Prof.  Gebauer  kann  sich  doch  unmöglich  ver- 
hehlen, dass  wo  in  eiaein  verhältnissmassig  nicht  umfängreichen  Texte  Un- 
gereimtheiten aller  Kategorien  (nach  Lauten  und  Formen,  nach  Wort  und 
Satzbildung)  recht  zahlreich  vertreten  sind ,  die  sprachliche  Echtheit  eines 
solchen  Denkmals  durch  keine  Ausreden  aufrecht  erhalten  werden  kann. 
Von  dem  Mangel  an  der  inhaltlichen  Realität  der  sogenannten  epischen 


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Kleine  Mittheilungen. 


341 


Gedichte  will  ich  gar  nicht  reden,  da  ja  schon  andere  darüber  mit  gehörigem 
Nachdruck  gesprochen  haben;  ich  verweise  auf  die  bekannten  treffenden 
Einwendungen  Feifalik's  und  Gaston  Paris'  in  der  Revue  Critique  1866,  II. 
318—319. 

Die  nach  meinei  Ueberzeugung  viel  zu  bescheiden  auftretenden  Zweifel 
Masaryk's  und  Gebauer  s  haben  leider  in  den  patriotischen  Kreisen  Böhmens 
auch  jetzt  wieder  einen  wahren  Sturm  der  Entrüstung  entfesselt !  Man  wollte 
sich  nicht  gedulden  und  nicht  so  tolerant  zeigen,  um  abzuwarten,  bis  die 
Fachmänner  in  den  Fachzeitschriften  die  Frage  allseitig  besprechen.  Nein, 
man  beeilte  sich ,  in  den  politischen  Tagesblättern  Brandartikel  gegen  die 
beiden  ehrenwerthen  Gelehrten  zu  schreiben,  worin  diese  zu  »herostratischen 
Gernegrossen«  gestempelt  und  als  »pygmäenhafte  Epigonen«  Safarik's,  Pa- 
lack)  s,  Jungmann' s  u.  a.  beschimpft  werden.  Um  das  Publicum  bis  in  die 
weitesten  Kreise  gegen  sie  aufzuhetzen  und  sie  in  den  Augen  selbst  des 
Prager  Proletariats  lächerlich  zu  machen,  gab  man  ein  Schimpflied  heraus, 
unter  dem  Titel  »Nova  pisen  o  hroznem  sfalsovini  starren  pamatek,  objeve- 
n6m  skrze  dvi  hvezdy  ceskych  a  vysokych  skol  Prasskych«.  Jener  oben  ge- 
kennzeichnete Gegner  war  schlau  genug  dazu,  um  die  nicht  beneidenswerthe 
Lage  Gebauer' s,  dessen  langjährige  grammatische  Forschungen  seiner  Selbst- 
gefälligkeit natürlich  recht  ungelegen  sind,  zu  seinem  Vortheil  auszubeuten 
und  sich  als  den  Hüter  des  nationalen  Kleinods  auszuspielen.  Dafür  wird 
ihm  natürlich  jetzt  reichlich  Weihrauch  gestreut,  er  heisa t  nicht  nur  -slovutny 
jazykozpytec«  und  »nad  jine  bystry  filolog*,  sondern  er  gilt  jetzt  bei  allen 
lieben  Patrioten  als  die  einzige  und  letzte  Hoffnung  (Mosime  vysloviti  sve 
politovani  nad  tim,  ie  cela  tiha  obrany  rukopisnych  nasich  pamitek  pone- 

chana  na  bedrach  temtf  jedineho,  ucence  prof.  M.  H  —  sagt  Dr.  Julius 

Gregr).  Wir  gönnen  diesem  Casar  die  wohlfeil  erworbene  Popularität,  die  er 
augenblicklich  geniesst,  möge  sie  seiner  Gesundheit  zuträglich  sein  und  die 
Beendigung  der  so  oft  schon  angekündigten  und  namentlich  jetzt  von  allen 
Patrioten  sehnsuchtsvoll  erwarteten  Apologie  beschleunigen.  Wir  andere 
sind  freilich  wenig  neugierig,  denn  —  dass  etwas  Witz  nnd  noch  mehr  bissige 
Ironie  darin  zu  lesen  sein  wird,  dieses  Zeugniss  können  wir  dem  Opus  schon 
jetzt  ausstellen,  aber  ebenso  mit  Zuversicht  behaupten,  dass  es  die  Unge- 
reimtheiten der  sogenannten  altböhmischen  Sprache  der  K.H.  nie  und  nimmer 
wird  retten  können.  Wer  die  Ausgabe  erlebt,  der  wird  es  ja  sehen !  Also 
nur  zu,  man  Öffne  das  trojanische  Ross  I 

Unter  den  Entgegnungen,  die  nicht  bloss  schimpfen,  sind  bis  zur  Stunde 
nur  wenige  bekannt  Auf  zwei  von  ihnen  hat  bereits  Prof.  Gebauer  in  Nr.  6 
des  Athenaeums  geantwortet  in  dem  Aufsatze :  Poznamky  k  diskussi  o  ruko- 
pise  Kralovedvorskem  a  Zelenohorskem  (S.  192-201).  Die  Bemerkungen 
Prof.  Kolousek's  in  der  -Osveta«  1886,  S.  286-288  leiden  an  zwei  Fehlern: 
erstens  ziehen  sie  Hanka  zu  viel  in  die  Debatte,  zweitens  haben  sie  einen 
Historiker  zum  Verfasser,  von  dem  man  natürlich  nicht  verlangen  kann,  dass 
er  mit  allen  sprachlichen  Feinheiten  vertraut  sei.  In  der  That,  die  von  Ko- 
lousek  vorgeschlagene  Erklärung  des  einfach  unmöglichen  (in  Grünb.  H.) 
-bratry^'a  oba«  kann  gar  nicht  in  Betracht  kommen.  Aus  der  Abwehr  der 


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342  Kleine  Mittheilungen. 

Einwendungen  eines  anderen  Herrn  Ost'adal  ersieht  man,  wie  such  Prof.  Ge- 
bauer mit  Recht  bemerkt,  dass  die  Vertrautheit  mit  der  Laut-  und  Formen- 
lehre der  echten  altböhmischen  Sprache  ein  ernstes  Studium  des  Gegenstandes 
voraussetzt,  was  nicht  so  leicht  su  haben  und  jedenfalls  weniger  bequem  ist, 
als  das  pathetische  Kritisiren  oder  Schimpfen.  Eine  andere,  für  das 
Publicum  berechnete  Vertheidigung  ist  mir  vor  einigen  Tagen 
sie  rührt  von  einem  eminenten  Patrioten  und  Publicisten  her  —  Dr.  Julius 
Gregr  —  dessen  Namen  wir  bisher  in  der  Reihe  der  slavischen  oder  böhmi- 
schen Philologen  nicht  die  Ehre  hatten  zu  begegnen.  Aufrichtig  gesagt,  es 
hat  mich  auch  gar  nicht  gefreut,  als  ich  auf  dem  kleinen  52  Seiten  zahlenden 
Büchlein  »Na  obranu  rukopisü  kralovedvorskeno  a  zelenohorskeho«  den  Zu- 
satz »napsal  Dr.  Julius  Gregr«  las.  Der  in  den  politischen  Kämpfen  tu 
Gunsten  seines  Volkes  so  sehr  erprobte  nnd  erfahrene,  auch  von  seinen  Geg- 
nern hoch  geachtete  Mann  hätte  die  Autorität  seines  Namens  für  andere 
Dinge  aufsparen  und  das  Gewicht  seiner  Stimme  nicht  bei  der  Lösung  einer 
solchen  Frage  in  die  Wagschale  werfen  sollen ,  wo  man  ihm  von  vornherein 
die  Competenx  entschieden  absprechen  mnss.  Die  Frage  aber  die  Echtheit 
oder  Uneohtheit  der  Königinhofer  Handschrift  gehört  nicht  vor  das  Forum 
der  PubliciBtik ,  sondern  vor  das  Forum  der  philologischen  Kritik.  Bei  dieser, 
mit  Erlaubniss  su  sagen,  hat  Dr.  Julius  Gregr  nicht  mitzusprechen.  Er  macht 
es  swar  der  gesammten  Intelligenz  des  böhmischen  Volkes  zur  Pflicht,  jene 
unschätzbar  theueren  Denkmäler  in  Schutz  zu  nehmen,  allen  jenen,  die  an 
den  Gedichten  der  Königinhofer  und  Grttnberger  Handschrift  zum  National- 
bewusstsein  erwachten,  allen  jenen,  in  deren  Brost  das  Heldengedicht  von 
Zaboj  die  Kraft  des  patriotischen  Stolzes  anfachte  (S.  52)  —  das  ist  aUes 
recht  schön  gesagt  und  klingt  sehr  patriotisch,  doch  ich  möchte  fragen,  wer 
verwehrt  es  denn  den  Böhmen,  auch  in  der  Zukunft  von  Generation  zu  Gene- 
ration sich  an  den  patriotischen  Schilderungen  der  K.  H.  zu  begeistern?! 
Prof.  Masaryk  und  Gebauer  wollen  ja  die  K.  H.  weder  vernichten  oder  ver- 
unstalten ,  noch  auch  ihre  Existenz  in  Abrede  stellen.  Sie  wird  ja  bleiben 
wie  sie  es  nun  einmal  ist,  nicht  um  ein  Jota  besser  oder  schlechter,  mag  auch 
das  Resultat  der  philologischen  Kritik  die  Zeit  ihrer  Abfassung  um  einige 
Jahrhunderte  verschieben.  Also  nur  zu,  leset  und  begeistert  euch  an  vielen 
effectvollen  Stellen  der  K.  H.,  wir  wollen  euch  diese  Lust  gar  nicht  benehmen, 
seid  nur  auch  ihr  uns  gegenüber  gerecht,  die  wir  nichts  weiter  von  euch  ver- 
langen, als  die  ungestörte  Freiheit  der  wissenschaftlichen  Forschung.  Prof. 
Gebauer  und  Masaryk  beanspruchten  nicht,  dass  man  die  Resultate  ihrer  For- 
schung (oder  vorläufigen  Prüfung)  an  die  grosse  Glocke  hängen  nnd  durch 
Zeitungsartikel  popularisiren  sollte ;  sie  hatten  aber  anch  das  volle  Recht, 
bei  den  Vertretern  der  böhm.  Pubüoistik  soviel  Taet  vorauszusetzen,  dass 
diese  ihnen  bei  ihrer  weder  muthwillig 
durchzuführenden  Aufgabe  nicht  hindernd  in  den  Weg 
haben  sie  sich  darin  arg  getäuscht! 

Was  besagt  die  Schrift  Dr.  Gregr's  ?  Zur  Lösung  der  Frage  trägt  sie  na- 
türlich so  gut  wie  gar  nichts  bei,  als  guter  Dialectiker  verstand  der  Verfasser 
allerdings  die  oben  auch  von  mir  leise  gerügte  Bescheidenheit  Prof.  Gebauer' s 


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Kleine  Mittheilunren 


343 


alß  ein  Merkmal  seiner  schwachen,  nicht  stichhaltigen  Argumentation  darzu- 
stellen  und  ihn  in  angebliche  Widersprüche  mit  den  Grundsätzen  Masaryk's 
an  verwickeln.  Für  die  Leute,  die  von  der  Philologie  wenig  verstehen,  mag 
dieser  dialektische  Erfolg  von  Werth  sein ;  uns  andere  wird  er  nicht  irre 
führen,  wir  wollen  Dr.  Gregr  sammt  seiner  Broschüre  ruhig  zu  jenen  Millionen 
patriotisch  gesinnter  (Jochen  zählen,  die,  wenn  es  zur  allgemeinen  Abstimmung 
käme,  gewiss  zu  Gunsten  der  K.  H.  ihre  Stimmen  erheben  würden !  Persön- 
lich gereicht  ihnen  das  sogar  zur  Ehre,  insofern  sie  dadurch  ihre  Liebe  zum 
Vaterlande  und  allen  seinen  geistigen  Schätzen  kundgeben,  —  die  kritische 
Frage  selbst  wird  dadurch  freilich  nicht  im  geringsten  gefördert. 

Einiges  verdient  aus  diesem  Plaidoyer  dennoch  herausgehoben  zu  wer- 
den :  1)  Betrefft  der  K.  H.  and  Gr.  H.  beruft  sich  Dr.  Gregr  auf  das  Zeugniss 
Dr.  Celakovskys ,  nach  welchem  vor  den  J.  1817  und  1818  niemand  solche 
juridische  Kenntnisse  besessen  hätte,  wie  sie  in  diesen  Denkmälern  zum  Vor- 
schein treten  und  niemand  die  ganze  Reihe  der  juridischen  Ausdrücke ,  die 
in  ihnen  vorkommen ,  gekannt  hätte.  Man  zeige  uns  diese  angeblichen  Vor- 
züge und  wir  werden  die  Antwort  nicht  schuldig  bleiben.  2)  Betreffs  der  pa- 
läographischen  Seite  der  K.  H.  citirt  Dr.  Gregr  die  Worte  Prof.  J.  Emiers : 
er  (Dr.  Emier)  habe  an  dem  Alter  der  K.  H.  nie  gezweifelt.  Das  Pergament 
eei  alt,  mittelalterlich,  die  äussere  Zubereitung  desselben  zeige  nichts  in  dieser 
Beziehung  abweichendes  von  der  üblichen  Behandlung  des  XIII.  und  XIV. 
Jahrh. ,  die  Schriftzüge  trügen  den  Charakter  des  XIV.  Jahrh.  und  seien  von 
solcher  Sicherheit  und  Gleichartigkeit,  dass  an  eine  Nachbildung  nicht  gut  zu 
denken  sei.  Darauf  kann  man  den  bekannten  Satz  anwenden :  der  Paläograph 
ist  zwar  im  Stande ,  mit  voller  Bestimmtheit  von  der  Impostur  zu  reden ,  er 
vermag  aber  nicht  mit  gleioher  Sicherheit  zu  behaupten,  das  Manuscript  sei 
echt.  Wir  achten  die  üeberzeugung  Emler's,  bedauern  aber,  dass  unsere  aus 
der  Sprache  geschöpften  Argumente  uns  zwingen,  betreffs  der  Provenienz  und 
des  Alters  der  K.  H.  ganz  anderer  Ansicht  zu  sein.  3)  Auch  Dr.  Gregr  be- 
fasst  sich  viel  mit  Hanka  und  stellt,  um  nur  die  Echtheit  der  K.  H.  und  der 
Gr.  H.  zu  retten,  betreffs  der  Auffindung  dieser  alten  Schätze  eine  ganze 
Theorie  auf,  die  kurz  so  lautet ;  Die  K.  H.  und  Gr.  H.  seien  schon  lange  vor 
dem  J.  1817  bekannt  gewesen,  die  pia  fraus  Hanka's  habe  darin  bestanden, 
dass  er  (oder  Jemand  anders)  diese  Fragmente  aus  einer  öffentlichen  oder 
privaten  Bibliothek  entwendet  und  sie  längere  Zeit  in  dem  engen  Kreise  der 
böhm.  Literaten  und  vertrauten  Freunde  auf  bewahrt  hat.  Während  dieser 
Zeit  habe  er  (Hanka)  diese  alten  Schätze  studirt  und,  beeinflusst  von  ihnen, 
seine  anderweitigen  Falsificate  gemacht  und  auch  die  Herausgabe  der  Staro- 
bylä  akladani  begonnen.  Und  Königinhof?  Dr.  Gregr  will  dem  berühmt  ge- 
wordenen Städtchen  nicht  zu  wehe  thun,  er  tröstet  es  mit  der  Versicherung, 
dass  man  wirklich  aus  seinem  Thurm e  die  K.  H.  zuerst  ans  Licht  gebracht 
hat,  nur  weiss  man  freilich  nicht,  wer  sie  dorthin  absichtlich,  wohl  nur  kurze 
Zeit  vorher,  versteckt  hatte  I  Also  Dr.  Gregr  giebt  zu,  dass  die  ganze  so  rüh- 
rend geschilderte  Entdeckungsscene  eine  vorausberechnete  Komödie  war,  die 
Hanka  musterhaft  gespielt  hat !  Mit  Recht  macht  er  auch  (S.  38)  auf  den 
schwer  wiegenden  Umstand  aufmerksam  (der  auch  mir  schon  vor  Jahren  auf- 


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344 


Kleine  Mittheilungen. 


gefallen  war) ,  daas  Hanka  bereits  am  nächsten  Tage  nach  der  angeblichen 
ersten  Entdeckung  der  K.  H.  so  genau  Uber  dieselbe  an  Dobrovsky  an  refe- 
riren  wusste,  wie  man  es  eigentlich  nur  bei  Jemandem  voraussetzt,  der  den 
Schatz  längere  Zeit  bei  sich  gehabt  und  genau  durchstudirt  hat!  Wir  nehmen 
von  diesem  Zugeständniss  Dr.  Gregr's  gerne  Notiz.  Was  aber  seine  Theorie 
von  der  Entwendung  der  K.  H.  und  der  Gr.  H.  anbelangt,  so  halte  ich  sie  gar 
nicht  für  möglich.  Man  sieht  nicht  ein,  warum  Hanka,  wenn  er  die  K  H.  schon 
vor  Jahren  gekannt  hat ,  während  dieser  ganten  Zeit  mit  anderen  altböhm. 
Texten  so  eifrig  beschäftigt  war,  und  nioht  gleich  diesen  Hauptschats  heraus- 
gab? Der  Eifer  dagegen,  mit  welchem  er  in  den  Jahreu  1815—1817  die  echten 
altböhm.  Texte  las  und  abschrieb,  wird  erklärlich,  wenn  man  annimmt,  dass 
dieses  vorbereitende  Studium  fttr  ihn  und  seine  poetischen  Freunde  unbedingt 
noth wendig  war,  um  sich  in  die  altböhm.  Sprache,  in  das  altböhm.  Lexikon  und 
in  die  alten  Schriftzüge  hineinzulesen.  In  der  Regel  vergisst  man  dabei  einen 
wichtigen  Factor  in  Betracht  zu  ziehen,  der  wesentlich  das  Aufkommen  der 
K.  H.  und  Gr.  H.  verschuldet  hat.  Ich  meine  das  im  Jahre  1814  zu  Wien 
fertig  gewordene  erste  Bändchen  der  serbischen  Volkslieder,  welches  unter 
den  Anspielen  Kopitar's  erschienen  war  und  von  Niemandem  mit  solcher  Begei- 
sterung gepriesen  wurde,  als  von  diesem  scharfsinnigen  Slavisten,  mit  dem 
gerade  damals  auch  Hanka  in  Wien  verkehrte.  Ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen, 
wenn  ich  behaupte ,  dass  dieser  Umgang  Hanka's  mit  Kopitar  und  die  von 
Kopitar  ausgehende  Verherrlichung  der  Volkspoesie  in  der  patriotischen 
Brust  Hanka's  den  ersten  Wunsch  aufkommen  Hess,  etwas  ähnliches  auch  für 
sein  Böhmen  zu  schaffen !  Ich  behaupte  nicht,  dass  alles  er  allein  wirklich 
geschaffen  hat,  aber  geistiger  Urheber  des  Ganzen  war  jedenfalls  er.  Ob  von 
seiner  Hand  auch  die  Abschrift  auf  Pergament  herrührt,  das  mögen  andere 
prüfen. 

Ich  kann  es  zu  Ehren  der  Wissenschaft,  die  doch  hoffentlich  den  Böhmen 
unserer  Tage  nicht  leerer  Klang  ist,  nur  aufrichtig  wünschen,  dass  man  die 
Männer,  die  sich  durch  wissenschaftliche  Vorbereitung  dazu  berufen  fühlen, 
unbehelligt  an  dieser  kritischen  Frage  weiter  forschen  lasse,  man  zeihe  sie 
nicht  gleich  des  Mangels  an  Patriotismus,  wenn  sie  in  ihren  Forschungen  zu 
Resultatengelangen,  die  mit  der  sogenannten  öffentlichen  Meinung  im  Wider- 
spruch stehen.  Man  vertheidige  die  Röniginhofer  Handschrift,  wir  haben 
nicht  nur  nichts  dagegen,  Sondern  wir  wünschen  es  recht  lebhaft,  nur  komme 
man  uns  nicht  mit  patriotischen  Gefühlen  entgegen  dort,  wo  wir  kritisch- 
philologische,  literaturhistorische  und  archäologische  Gründe  erwarten. 


PS.  Während  diese  Zeilen  im  Satze  waren,  erschien  in  Nr.  7  des  Athe- 
naeums  ein  weiterer  Beitrag  zur  Lösung  der  Frage  über  die  Unechtheit  der 
K.  H.  und  Gr.  H.  Es  freut  mich,  constatiren  zu  dürfen,  dass  auch  in  diesen 
neuesten  Aufsätzen  des  Athenaeums  mit  wissenschaftlichem  Ernst  vorge- 
gangen wird :  sie  machen  einen  wohlthuenden  Eindruck  im  Vergleich  zu  dem 
nach  Popularität  haschenden  Vortrag  über  die  erotischen  Momente  der 


Prags  Meli 

V^agit. 


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Ein  weissrussischer  Codex  miscellaneus  der  Grtflich- 
Eaczynski'ßchen  Bibliothek  in  Posen.  - 


Der  Codex,  dessen  Geschichte,  Sprache  und  Inhalt  im  folgen- 
den erörtert  werden  soll,  heute  mit  Nr.  94  der  Handschriftensamm- 
Inng  bezeichnet  (vgl.  Sosnowski  und  Kurtzmann,  Katalog  der 
Raczynski'schen  Bibliothek  in  Posen,  I,  S.  CLXXXVH,  Posen 
1885),  ist  anf  litauisch-russischem  Boden  von  einem  Privatmann 
etwa  nm  1580  in  weiss-  oder  litauisch -russisch er  Sprache  geschrie- 
ben. Er  enthält:  ans  einem  »serbischem  Bache  den  Prosaroman 
vom  Tristan  und  Ancelot  sowie  den  vom  Bovo,  die  »Geschichte 
vom  Attila«  ans  dem  Polnischen  des  Bazylik  (1574)  und  eine  Chro- 
nik des  GrossfUrstenthumB  Litauen  nnd  Samogitien,  welche  unter 
1548  unvermittelt  abbricht ;  von  anderen  Händen  sind  hinzugefügt 
Urkunden  und  Familienaufzeichnungen  in  weissrussischer  und  pol- 
nischer Sprache,  welche  vier  Generationen  umfassen.  Der  Codex 
gehört  zu  den  interessanteren  Codd.  miscc.  Russlands :  der  »Tristane 
ist  meines  Wissens  nur  in  dieser  Abschrift  erhalten,  der  Text  des 
»Bovo«  noch  in  der  Form  des  XVI.  Jahrh.  überliefert,  beide  weisen 
•  reichliche  Spuren  serbo-kroati sch e r  Vermittelung eines  italienischen 
Originales  auf  und  belehren  uns  somit  Uber  den  Weg,  welchen 
diese  Romane  vor  ihrer  Aufnahme  in  die  russische  Litteratur  zurück- 
gelegt haben:  eine  früher  bekanntlich  unbeantwortet  gebliebene 
Frage.  Zudem  ist  uns  ihre  westrussische  Aufzeichnung  desto  wich- 
tiger, weil  nämlich  die  Litteratur  der  späteren  mittelalterlichen  Ko- 
mane  und  Erzählungen  hauptsächlich  in  ostrussischen  Texten,  zu- 
mal solchen  des  XVII.  Jahrh.,  vorlag,  während  wir  jetzt  ersehen 
können,  dass  auch  der  Boden  Westrusslands  noch  im  XVI.  Jahrh. 
für  derartige  Stoffe  empfanglich  war:  es  wird  nun  eine  empfind- 
liche Lücke  der  litterarischen  Geschichte  Westrusslands  durch  den 
Posener  Codex  ausgefüllt  werden  können.  Zugleich  wird  durch 

Archiv  für  »Uviache  Philologie.   IX,  23 


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346 


A.  Brückner, 


denselben  der  äusseret  erwünschte  Beweis  dafür  geliefert,  dass 
Polonismen  eines  russischen  Textes,  mögen  sie  noch  so  zahlreich 
sein,  allein  nicht  hinreichen,  um  uns  sofort  eine  polnische  Vorlage 
für  den  betreffenden  Text  annehmen  zu  lassen ;  der  »Tristan«  und 
»Bovo«  sind  reich  an  allerlei  Polonismen,  ohne  doch  je  durch  eine 
polnische  Vermittelung  hindurchgegangen  zu  sein.  Ausser  diesen 
literarhistorischen  Aufschlüssen,  die  sich  für  uns  an  den  Posener 
Codex  anknüpfen ,  bietet  uns  derselbe  noch  den  Text  des  »Attila« 
in  einer  ursprünglichen  Fassung,  sowie  den  Text  einer  litauischen 
Chronik,  welcher  für  den  Historiker  nicht  unwesentlich  sein  dürfte. 
Vor  allem  ist  aber  das  Denkmal  auch  als  Sprachdenkmal  interes- 
sant :  sein  weltlicher  Inhalt,  wie  der  Bildungsgang  des  unbekann- 
ten Schreihers  haben  eine  so  vollständige  Emancipation  von  allen 
Fesseln  der  Kirchensprache  herbeigeführt,  wie  wir  sie  im  XVI. 
Jahrh.  in  Kussland  kaum  wieder  finden ;  somit  wird  unsere  Keont- 
niss  der  weiss  russischen  Schriftsprache,  bei  der  wir  für  diese  Zeit 
meist  auf  die  ü  eher  Setzungen  des  Skorina,  auf  »litauische«  Chro- 
niken, Statute,  Urkunden  und  ähnliche  Denkmäler  angewiesen 
waren,  wesentlich  erweitert.  Allerdings  ist  die  Sprache  unseres 
Denkmals  nicht  einheitlich,  aus  der  serbo-kroati sehen  Vorlage  sind 
beibehalten  oder  herübergenommen  Laute,  Wörter  und  Phrasen 
wie  rpa,yi»  raac*  :uaro  r.iaua,  6e.*en>  JHTpa  Mopnapt,  3a*aieH0  th 
oyAb  u.  ä. ;  ungleich  bedeutender  ist  der  Zusatz  des  Polnischen, 
schon  im  »Tristan«  und  »Bovo«  und  der  »Attila«  ist  durch  die  Vorlage 
fast  nur  noch  eine  weissrussische  Transscription  polnischer  Worte 
und  Formen  geworden,  wie  wir  sie  in  so  manchem  westrussischen 
Texte  aus  der  ersten  Hälfte  des  XVII.  Jahrh.  wiederfinden;  in  der 
»Chronik«  treten  die  Polonismen  etwas  mehr  zurück.  Trotzdem 
bleibt  der  Grundzug  der  Sprache  in  Lauten,  Formen  und  Worten 
weissrussisch,  vermittelnd  förmlich  zwischen  Klein-  und  Gross- 
russisch, und  doch  weder  mit  dem  einen  noch  mit  dem  anderen  zu- 
sammenfallend :  wäre  dies  überhaupt  nöthig,  so  konnte  man  auf 
Grund  dieses  Denkmals  allein  die  Selbständigkeit  des  Weissrussi- 
schen evident  nachweisen. 

Aber  nicht  nur  litterarisches  und  sprachliches,  das  Denkmal 
bietet  auch  culturgeschichtliches  Interesse ;  es  legt  ja  Zeugniss  ab 
von  den  geistigen  Bedürfnissen  des  weissrussischen  Kleinadels  im 
XVI.  Jahrh. ,  in  einer  Zeit,  da  das  Schwanken  zwischen  dem  abend- 


> 


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Ein  weissrussischer  Codex  miscellaneus  etc. 


347 


läcdischen,  polnischen  Einflüsse  nnd  dem  rassischen  sich  bereits 
entschied.  Der  Schreiber  des  Denkmals  selbst  stand  noch  unter 
beiden,  er  fand  noch  Interesse  an  der  alten  anspruchslosen  Erzäh- 
lungsliteratur des  siavischen  Südens  und  schrieb  für  sich  -derlei 
Texte  ab;  aber  eben  derselbe  setzte  sorgfältig  die  polnische,  einer 
anderen  litterarischen  Richtung  zugehörige  Historie  vom  Attila  in 
seinen  Dialect  um,  so  sklavisch  genau,  dass  er  nicht  nur  z.  B.  ihre 
langathmigen  Reden  unverkürzt  wiedergab,  sondern  auch,  wo  er 
auf  ein  Fremdwort  stiess  und  dasselbe  augenblicklich  nicht  zu 
übersetzen  wusste,  er  einen  leeren  Raum  übrig  liess,  um  bei  Ge- 
legenheit die  Lücke  auszufüllen.  Nachdem  er  so  einer  primitiven 
Belletristik  und  der  rhetorischen  Modeliteratur  gehuldigt,  legte  er 
noch  sein  Interesse  an  vaterländischer  Geschichte  dar,  indem  er 
eine  von  den  zahlreich  cursirenden  Versionen  litauischer  Chronik 
mit  derselben  Gewissenhaftigkeit  in  seinen  Sammelband  eintrug. 
Seine  Arbeit  blieb  nun  nicht  etwa  verschollen,  sie  fand  im  Gegen- 
theil  fast  durch  ein  volles  Jahrhundert  fleissige  Leser,  wie  es  die 
vielen  russischen  und  polnischen  Marginalien  verschiedener  Hände 
und  die  Verstümmelung  der  ersten  Blätter  der  Handschrift  trotz 
ihres  frühen  Einbandes  erweisen.  Freilich  vertheilte  sich  dies  In- 
teresse ungleich,  die  Romane  wurden  fast  vernachlässigt,  weniger 
der  »Attila«,  die  meisten  Leser  fand  nur  die  »Chronik« ,  was  leicht 
zu  begreifen  ist 

Dieser  so  lehrreiche  Codex  ist  nun  der  gelehrten  Welt  schon 
seit  sechzig  Jahren  angezeigt  gewesen,  Abschriften  einzelner  seiner 
Theile  befinden  sich  in  Petersburg  und  Lemberg ;  die  »Chronik«  ist 
bereits  einmal  wissenschaftlich  behandelt  worden ;  in  Kurzem  wer- 
den auch  die  Romane  und  der  Attila  im  Cöophhkb  der  2.  Abtheilung 
der  kais.  russ.  Akad.  der  Wissenschaften,  durch  die  bewährte  Hand 
von  A.  BecexoBCKÜ  herausgegeben  werden:  nichtsdestoweniger 
ist  der  Codex  als  Ganzes,  nach  seiner  Geschichte  und  Sprache  bis- 
her unerläutert  geblieben,  welche  Lücke  im  folgenden  ausgefüllt 
werden  soll. 

I.  Zum  ersten  Male  wurde  eine  Abschrift  dieses  Codex,  als  in 
der  Bibliothek  der  ehemaligen  Universität  W Uno  befindlich,  in  dem 
Zbiör  pamictniköw  nowych  do  dziejöw  wcwn$trznych  Polski  etc. 
•des  bekannten  polnischen  Dichters  und  Historikers  J.U.Nicmce- 
wicz  I.  (1822),  p.  392  erwähnt,  wie  ich  aus  T.  Narbutt,  Pomniki 

23» 


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348 


A.  Brückner, 


do  dziejöw  litewskich  (Wilno  1846),  p.80  Anm.  ersehe.  Ein  Frag- 
ment, über  die  Liebschaft  nnd  heimliche  Ehe  Sigismund  Angnst's 
and  der  Barbara  Radziwilöwna,  hat  M yxan  obt  in  seinem  Coop- 
hhk*l  (Moskau  1836),  p.  140 — 141,  Nr.  87  mitgetheilt,  ans  einem 
Original  des  Radziwtt'schen  Archivs,  wörtlich  übereinstimmend  mit 
S.  289  f.  unseres  Codex,  wie  aus  dem  Abdrucke  bei  Narbutt 
a.  a.  0.  S.  79  f.  folgt;  Narbutt  nahm  an,  dass  dieses  Fragment 
dem  verlorenen  Schlüsse  der  von  ihm  herausgegebenen  litauischen 
Chronik  angehöre.  Die  ersten  Daten  über  unseren  Codex  selbst 
gab  0.  EoAflHCKÜ:  auf  einer  seiner  Studienreisen,  im  Sommer 
1842,  hatte  er  Posen  und  die  Raczynski'sche  Bibliothek  besucht 
und  las  über  seine  hier  unternommenen  Forschungen  einen  Bericht 
am  28.  Nov.  1842  der  kais.  Gesellschaft  für  russ.  Gesch.  u.Alterth. 
an  der  Universität  Moskau,  abgedruckt  in  den  ^Temn  derselben  1846 
(1, 1  ff.  0  noHCKaxt  mohx'b  m>  iio3h&hckoh  nyÖJ.  ohöj.).  S.  7  ff.  sprach 
er  über  die  darin  enthaltene  lit.  Chronik,  gab  die  Capitelüberschrif- 
tcn  derselben  und  theilte  Proben  mit,  den  Anfang  (S.  225  des  Codex) 
sowie  den  Bericht  über  die  Eroberung  von  Kiev  und  das  Schicksal 
von  dessen  Fürsten  Stanislav  (S.  242  ff.).  S.  27  ff.  gab  er  Proben 
aus  den  Romanen  des  Codex,  aus  dem  Tristan  (S.  14  f.  u.  127  des 
Codex),  Bovo  (S.  129),  Attila  I.  Cap.  (S.  173)  und  Schlussabsatz 
(S.  224),  merkwürdiger  Weise,  ohne  zu  erwähnen,  dass  dies  der- 
selbe Codex  wäre,  aus  dem  er  die  lit.  Chronik  vorher  erwähnt 
hatte;  der  Abdruck  ist  nicht  genau,  die  Angabe  (S.  32)  über  den 
»starken  Einfluss  der  Kirchensprache  von  S.  3  ab«  unrichtig.  Schon 
damals  dachte  EoahhckIh  an  Abschriften  dieses  so  wie  anderer 
russischer  oder  Russland  betreffender  Texte  der  Raczynski'schen 
Sammlung  und  hatte  gleich  1842  in  diesem  Sinne  äafarfk  an 
IIoroAHHT,  als  Sekretair  der  Moskauer  Gesellschaft  schreiben 
lassen ,  doch  wurde  sein  Vorschlag  damals  zufallig  nicht  ausge- 
führt. 1 857  wurde  für  das  Ossolineum  in  Lemberg  der  Text  der 
»Chronik«  allein  facsimilirt,  das  Facsimile  (Nr.  2070  der  Hdschr. 
des  Ossol.)  noch  besonders  verglichen  durch  Wagilewicz  und 
Bielowski;  auf  Grund  dieser  Copie  handelte  dann  über  den  In- 
halt der  Chronik  und  ihr  Verhältniss  zu  anderen  verwandten  Quel- 
len Prof.  Iz.  Szaraniewicz  in  den  Abhandlungen  und  Sitzungs- 
berichten der  Krakauer  Akademie  der  Wiss.,  philos.-histor.  Klasse 
XV.Band  1882,  S.  351—413.  In  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  1858 


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Ein  weisaruMiacher  Codex  miscellanous  etc.  349 


befand  sich  der  Codex  in  Petersburg,  in  den  Händen  des  Akade- 
mikers E.  Kunik,  welcher  wieder  von  der  »Chronik«  eine  Copie 
nehmen  liess  und  die  Abschrift  verglich,  für  die  geplante  Gesammt- 
ausgabe  der  litauischen  Chroniken.  1884  wurde  eine  Copie  der 
Romane  und  des  Attila  im  Auftrage  der  Akad.  d.  Wiss.  zu  Peters- 
burg angefertigt,  welche  der  Pablication  des  Prof.  BecexoBCKiü 
zu  Grunde  liegt.  Prof.  Jagic  hatte  mich  auf  den  Codex  wie  auf 
den  Bericht  des  Boauhckih  gelegentlich  aufmerksam  gemacht  und 
Ende  1885  bat  ich  um  Ueberschickung  des  Codex  aus  Posen  nach 
Berlin.  Da  das  Statut  der  Raczynski'schen  Bibliothek  ein  Verleihen 
von  Handschriften  und  Büchern  ausschliesst,  musste  der  Biblio- 
thekar, Herr  vonSosnowski,  eine  besondere  Genehmigung  des 
Curatoriums  der  Bibliothek  hierzu  einholen ,  welche  bereitwilligst 
zugestanden  wurde.  Es  gereicht  mir  zu  besonderer  Genugthuung, 
meinen  Dank  sowohl  dem  Curatorium  wie  dem  so  zuvorkommen- 
den Herrn  Bibliothekar  auch  öffentlich  aussprechen  zu  können. 

IL  Der  Codex  ist  auf  Papier  in  fol.  geschrieben;  die  einzelnen 
Papierlagen,  von  späterer  Hand  beim  Einbinden  auf  dem  ersten 
oder  letzten  Blatte  am  unteren  Rande  mit  arabischen  Ziffern  signirt, 
sind  von  verschiedener  Stärke ,  und  zwar  zählt  die  erste  Lage  4 
Bogen ,  die  folgende  (auf  ihrem  ersten  Blatte  mit  2  und  auf  ihrem 
letzten  mit  3  bezeichnet)  6  Bogen,  die  nächste  (ebenso  mit  4  und  5 
bezeichnet)  4  Bogen,  die  als  6  bezeichnete  6  Bogen,  die  siebente 
4  Bogen,  die  achte  6,  die  neunte  4!/2,  die  zehnte  5,  die  eilfte  3  Vi, 
die  zwölfte  6,  die  dreizehnte  6,  die  vierzehnte  6V2,  die  fünfzehnte 
4,  die  sechzehnte  6,  die  siebzehnte,  die  letzte  des  ursprünglichen 
Codex,  nur  soviel,  wie  der  Schreiber  zur  Vollendung  seines  Pensum 
zu  benöthigen  glaubte,  2  oder  2  \  2  Bogen,  ein  2 \,  2  findet  sich  nämlich 
angemerkt  auf  dem  Vorderblatte  der  später  hinzugefügten  18.  (und 
19.)  Lage;  heute  zählt  sie  nur  3  Blätter,  das  übrige,  unbeschrie- 
bene, ist  längst  ausgerissen ;  das  Papier  der  beiden  letzten  Lagen, 
der  18.  und  19.,  zeigt  andere  Wasserzeichen  als  das  der  früheren 
und  ist  sehr  morsch.  Eine  Hand  des  XIX.  Jahrh.  hat  die  Seiten- 
zahlen bezeichnet,  nach  denen  im  folgenden  crtirt  wird. 

Der  Codex,  welcher  344  Seiten  zählt,  ist  vortrefflich  erhalten, 
bis  auf  die  beiden  ersten  Blätter,  deren  rechte  Hälfte  stark  beschä- 
digt ist;  ausserdem  sind  noch  im  XVII.  Jahrh.  nach  S.  291  ein 
oder  zwei  unbeschriebene  Blätter  herausgeschnitten  und  Blatt  331 


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350 


A.  Brückner, 


grossentbeils  ausgeschnitten  worden.  Er  war  einige  Decennien  lang 
ungebunden ,  daher  bei  dem  Wandern  von  Hand  zu  Hand  die  Be- 
schädigung und  Bräune  der  ersten  und  letzten  Blätter ;  aber  schon 
im  zweiten  Viertel  des  XVII.  Jahrh»  ist  er  durch  einen  festen  Ein-  . 
band  in  braunes  Leder  vor  weiterer  Unbill  gesichert  worden.  Der 
Inhalt  desselben  ist  folgendermaasen  vertheilt  S.  1 — 127  »Tristan  «, 
S.  128  als  Rückseite  des  Blattes  leer;  S.  129—171  »Boro«,  Röck- 
seite leer;  S.  173—224  »Attila«;  S.  225—291  »Chronik«,  Rückseite 
leer  :  hier  hörte  auf  der  Schreiber  A:  alles  was  folgt,  ist  von  jünge- 
ren Händen.  So  sind  zwischen  1635 — 1656  eingetragen  worden 
zwei  Urkunden  in  russischer  Schrift  und  Sprache:  S.  293  ff  giebt 
die  Bestätigung,  welche  Wiadyslaw  IV.  8.  März  1635  in  Warschau 
ausfolgen  Hess  »ckhhti  KaHnejapuH  munoe  ooimoe  Bejoncoro  khk3. 
jht.  eKCTpaKTeirb  peecTp-B  wnpaBU  Aßopy  aaxöo  a&hhh'b  ko- 
pojM  ero  mhjocth  KH3HMcpa  npOÄKa  Hainoro  KnHaeM*,  nanoMi, 

ABOpaHOM'B  H   3  e  M  M H  0  M  1)  AaBSHUXI,    «KOTOpOMT,  po3ÄaßairMO  B 

TpoTexi»  (lies  rpomexT.  ,  Tairaao  Kony  ckjooiobi  nrro  AasaHO  AaBaiTBe 

nOÄ'B  OUTHOCTB  6 IX)  KOp.  Ml  TU  BJKC6XB  BnCTptKOBC,   T&ICB  CVTL  Ü'nH- 

caiiLie,  KOMy  Aauaiio  btuotoxi  (!) ,  jooh.  ABaanaT  leTBepTua  jem»: 
Mhtkv  BaOHHCKOMy  mecra  Kont  rpoineE  3MtiTa  jynicoro«  etc.  etc. 
(folgen  die  Namen  der  betreffenden  und  wie  viel  und  worauf  jedem 
angewiesen  ist;  wie  aus  der  Schlussbemerkung  erhellt,  trug  das 
Original  das  grosse  lit.  Siegel  und  die  Unterschrift  des  Kanzlere 
A.  St.  Radziwii  in  russischer  Schrift) .  S.  301—328  folgt  die  zweite 
Urkunde,  die  Einschätzung  zur  Landwehr  des  lit.  Großsftlrsten- 
thums,  wie  sie  1528  von  König  und  Rath  auf  dem  Landtag  zu  Wilno 
festgesetzt  worden  war;  S.  328  fügte  dieselbe  Hand  aber  in  polni- 
scher Sprache  eine  Erwähnung  der  Union  von  1569  hinzu,  ausser- 
dem gab  sie  S.  333—335  »Urodzenie  Panow  Tryznow«,  die  Ver- 
zweigung des  Geschlechtes  des.  alten  Tryzna  und  seiner  drei  Söhne, 
Wasil,  Jesif  und  Zacharia. 

Die  übrigen  Aufzeichnungen  betreffen  die  Familie  Uniechowski 
und  sind,  abgesehen  von  der  Geschichte  des  Codex,  culturhistorisch 
nicht  ohne  Interesse ,  es  läset  sich  an  ihnen  die  Polonisirung  einer 
litauisch-russischen  Adelsfamilie  förmlich  verfolgen.  Solche  Auf- 
zeichnungen wurden  in  der  Regel  nicht  nach  jedem  einzelnen  Fa- 
milienereigniss  besonders  gemacht,  sondern  es  erfolgte  eine  Zu- 
sammenstellung und  Eintragung  vieler  Notizen  auf  einmal,  die 


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Ein  weisaruBßischer  Codex  miscellanens  etc. 


351 


vordem  auf  Raptularien  oder  sonstwo  verstreut  waren,  bei  einem 
besonders  wichtigen  Anlass,  es  stellte  z.  B.  beim  Tode  des  Vaters 
sein  Sohn  alle  Angaben  über  Ehe  und  Kinder  des  Vaters  zusammen, 
oder  der  Mann  beim  Tode  seiner  Frau. 

Die  erste  Eintragung  geschah  nun  im  Laufe  des  Jahres  1594 
von  der  Hand  des  Hrehor  Uniechovskij  auf  S.  340 — 344 ;  er  be- 
nutzte zu  derselben  die  letzten  Seiten  des  Codex,  er  dachte  viel- 
leicht an  Fortfuhrung  der  S.  291  unterbrochenen  Materie  oder  an 
irgend  einen  anderen  Einschub.  Kurz  vorher  war  nämlich  sein 
Vater  gestorben :  (S.  343)  Ilair*  urreirB  moh  nain  IIaB3jrB  BIkobo- 
bhyb  J» HexoBCKHH  ä&ELi&THXL  aojtb  cMcpTii  poKy  Mua  AeicaÖpa 
ABaAman»  inocToro  aha  bhoa&ik)  nepejoAHeirB  etc.  (16.  12.  1593  in 
einem  Alter  von  fast  79  Jahren),  daher  die  ganze  Eintragung,  welche 
S.  341  beginnt  mit  den  Worten  »PoKy  a*MH  Mecena  rennapa  «i  aiia 
(15*.  1548)  wx3HarBce  nanx  arreiri  moh  bbtotb  *iacB  emt  6u.m  wtt, 
spox8H&H  ero  j4tb  xt  (33)  a  naHH  Ma-ryxHe  mooh  6hUo  wn,  nop% 

X9HBH  jtTL  81  (16)  6ui&  nana  3axapH  TpW3HLI  HM6H61TL  KaTa-  ' 

puna  (daher  Einschaltung  der  Genealogie  der  Tryznas  im  XVII. 
Jahrh.j.  PomaHie  jeTeS  hx-b.  PoKy  a+Me  Mcna  reiraapai  aha  (8. 1. 
1549)  BOBTopoin»  nepeAOAHeiTL  poAHJCA  m  rparopun  und  nun  folgen 
nach  Jahren  die  Geburts-,  eventuell  auch  Todesdaten  der  zahl- 
reichen Kinder  dieser  Ehe  S.  341 — 343,  der  Tod  der  Mutter  («caiia«) 
bei  einer  Zwillingsgeburt  1571,  der  Tod  des  Vaters  1593;  S.  344 
fügt  Hrehorij  Angaben  Uber  sich  selbst  hinzu,  wiederholt  das  Datum 
seiner  Geburt  und  fahrt  fort:  »a  waamuairLce  poicy  ä»öä  .  .  naneio 
3o**eK>  MHxaiOBHoro  &iATOBCKoro  KOTopan  6ma  3anaH0irB  KapnoM* 
Thuikobhwomt)  poKi,  wahttb.  Später,  um  1600,  hat  Hrehorij  einige 
Nach  träge  Uber  die  unterdess  eingetretenen  Todesfälle,  z.  B.  seines 
aTBOHCKa  HaiHBaHKOBoro  erschlagenen  Oheims,  oder  Heiraten  unter 
die  früheren  Notizen  eingerückt.  Nach  dem  Tode  Hrehorij 's  (1606) 
ging  der  Codex  in  den  Besitz  des  ältesten  Sohnes,  Jan,  über:  dieser 
selbst  wahrscheinlich  trug  nun  S.  344  den  Tod  des  Vaters  ein,  die 
letzte  Eintragung  im  Codex  in  russ.  Schrift  und  Sprache:  3bojih 
h  np33paHM  nana  Bora  BceMorymoro  nan-L  wTeir*  AoöpoAen  moh  nan'B 
TparopuH  üaBJiOBHTB  ^HexoBCKHH  aaiijaTHjT,  Aom  CMepTH  pony  axp 
MUa  anpajA  a  aha  (1.  4. '1606)  xhjt>  Ha  tovb  CBOTe  MraapHUMt  totk- 
poxdHM  CBoero  aers  H3  (57)  HueAejfc  kcmi.  Darunter  folgt  nun  in 
polnischer  Schrift  und  Sprache  die  Angabe  über  die  Ermordung 


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352 


A  Bruckner, 


»meineg  leiblichen  Bruders  Herrn  Jan  Hrehorowicz  Uniechowski« 
in  Nowogrödek  30.  6.  1615  im  43.  Jahre  seines  Lebens;  sein  Mör- 
der Jan  Olszewski  wurde  den  10.  7.  hingerichtet.  Der  die  Notiz 
eingetragen  hat,  giebt  S.  337 — 339  über  sich  Bericht  bei  Gelegen- 
heit seiner  zweiten  Verheiratung  1623,  es  war  dies  Pawel  (Hreho- 
rowicz) Uniechowski,  geb.  1584,  gest.  1651,  ein  Mann,  wie  es 
scheint,  von  unverwüstlicher  Lebenskraft,  er  hatte  1647  zum  dritten 
Male  geheirathet,  1649  erkrankte  plötzlich  seine  Frau,  als  er  nun 
aus  geritten  war,  um  Hülfe  zu  holen,  fiel  er  mit  dem  Pferde,  brach 
Hals  und  Kippen,  wurde  wieder  gesund  und  heirathete  1 650  zum 
vierten  Male.  Von  der  Hand  dieses  Pawel  stammen  zahlreiche 
Marginalien  in  polnischer  Sprache  der  ».Chronik« ,  namentlich  zu 
Anfang  und  gegen  Ende  beigeschrieben;  er  war  es  wohl,  der  nach 
1630  den  Codex  hat  einbinden  lassen.  Nach  seinem  Tode  ging  die 
Handschrift  auf  seinen  1612  geborenen  Sohn  Hieron  im  über,  einen 
fleissigen  Leser  unseres  Codex,  der  z.  B.  dem  Tristan  mehrere, 
auch  naive  Marginalien  in  polnischer  Schrift  und  Sprache  beige- 
schrieben hat,  der  S.  301,  bei  der  Urk.  von  1528  »temu  128«,  also 
im  J.  1656,  notirte;  Aufzeichnungen  Uber  seine  Ehe,  Geburt  seiner 
Kinder  etc.  befinden  sich  S.  328—332,  die  er  nach  dem  Tode  seines 
Vaters  eingetragen  hat,  die  letzte  Aufzeichnung  betrifft  die  Ver- 
heiratung einer  seiner  Tochter  1672. 

So  können  wir  den  Codex  durch  80  Jahre  im  Besitze  einer 
Familie  verfolgen.  Diese  Familie,  dem  russischen  Kleinadel  der 
Wojewodschaft  Nowogrödek  angehörig,  wohnte  um  Stwoiowicze, 
SJonim,  Nowogrödek  auf  eigenen  und  auf  gepachteten  Gütern ;  sie 
wird  von  Paprocki  in  seinem  Herby  (1584) ,  der  die  »Dryznowiet 
kennt,  wie  von  Okolski  in  seinem  Orbis  polonus  (1640  ff.)  nicht 
genannt,  wohl  aber  von  Niesiecki,  dessen  Angaben  mit  den  Auf- 
zeichnungen im  Codex  vollkommen  übereinstimmen,  aus  Niesiecki 
unter  »Uniechowski,  herbu  Ostoja«  füge  ich  hinzu :  »Hrehory,  poborca 
w  Nowogrodzkiem  1589,  tenie  podpisal  tranzakeya.  Bedzinskq«  und 
»Hieronim  z  Sapiens  hetmanem  po  usarsku  sfolyl ,  w  expedycyi 
Szejnowskiej  postrzelony,  w  r.  1674  wojskim  by*  Nowogrodzkim«. 

Für  die  weiteren  Schicksale  des  Codex  ist  wohl  massgebend 
die  äusserst  undeutliche  Einkritzelung  aus  dem  XVIH.  Jahrh.  am 
unteren  Rande  von  S.  5  »No.  24  z  biblioteki  pana  X  .  .  .  Rt;  zwar 
vermag  ich  das  mittlere  Zeichen  nicht  sicher  zu  lesen,  aber  X  und 


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Ein  weissrusftischer  Codex  miscellaneua  etc.  353 


R  weisen  darauf  hin,  dass  die  Handschrift  im  XVIU.  Jahrh.  sich 
im  Besitze  der  Radziwiiy  befand.  Die  Raczynski'sche  Bibliothek 
hat  nnn  eine  grössere  Anzahl  Radziviliana;  Graf  Eduard  Ra- 
czyriski,  ihr  Stifter,  bat  dieselbe  grossentheils  von  dem  oben  be- 
reits erwähnten  J.  U.  Niemcewicz  1835  erstanden  (Katalog,  etc. 
I,  S.  27  f.):  vielleicht  gehörte  auch  diese  Hds.  dazu,  obwohl  sie 
freilich  im  Katalog  a.  a.  0.  weder  mit  dem  Vermerk  »Zbiör  reko- 
pism  J.  U.  Niemcewicza«  noch  »Aus  der  Fürstlich  Radziwtt'schen 
Bibliothek  zuNie&wiez«  bezeichnet  ist;  vielleicht  sind  die  mittleren 
Zeichen  jener  Eintragung  als  K  zu  lesen  und  darunter  Karol  Sta- 
nislaw R.  zu  verstehen,  der  1711  verstorbene  litauische  Kanzler, 
dessen  eigenhändige  Excerpte  die  Raczynski'sche  Bibliothek  unter 
den  Handschr.  Nr.  95  (Katalog  I,  S.  CLXXXVH  ff.)  besitzt,  oder, 
wahrscheinlicher,  Karol  R.,  »König  von  Litauen«,  gestorben  1790. 
Durch  Nachforschungen  in  Posen  oder  in  der  Arsenalbibliothek  in 
Petersburg,  wohin  die  Nieswiezer  Sammlung  verschlagen  worden 
ist ,  liesse  sich  neben  allem  diesen  auch  noch  feststellen ,  wessen 
Hand  folgende  Aufschriften  gehören:  eine  jüngere  hat  auf  dem 
Rücken  des  Einbandes  angemerkt  »od  1584  do  1651  Nr.  44a,  eine 
ältere  (Niemcewicz?)  auf  der  Vorderseite  des  oberen  Einband- 
deckels »Uiomek  Dzieiöw  dawnych  po  Rusku  0  Krölu  Marku 
Kornwo  0  Hrabi  Gwidonie  —  0  Attyli  Krolu  Wejgierskim  tudziez 
Zycia  dawnych  Xia&|t  Litewskich« ,  wozu  von  einer  anderen  Hand 
»Publicznycht  hinzugefügt  ist.  Die  wunderliche  Bezeichnung  »od 
1584  do  1651«  bezieht  sich  auf  S.331  des  Codex,  wo  diese  Lebens- 
dauer des  Pawel  Uniechowski  (1584—1651)  leicht  lesbar  ange- 
geben ist. 

UI.  Wir  kehren  nunmehr  zum  Haupttheil  unseres  Codex  (S.  1 
bis  291)  und  seinem  uns  sonst  unbekannten  Schreiber  A  zurück. 
A  ist  einige  Male  von  einem  B  in  seiner  Arbeit  abgelöst  worden, 
welcher  zum  ersten  Male  S.  17,  Z.  12  v.  o.  einsetzte  und  die  Seite 
zu  Ende  schrieb;  ebenso  S.  96,  Z.  1 — 6  v.o.,  S.  97,  Z.  8  media  — 
29  media,  S.  98,  Z.  18  v.  o.  zu  Ende  und  S.  99,  Z.  1—25,  endlich 
S.  199,  Z.  1— 972:  B  brach  immer  so  rasch  ab,  vielleicht  weil  er 
gegenüber  dem  sehr  gedrängt  schreibenden  A  unverhältnissmässig 
breit  schrieb.  Die  Schrift  ist  die  Cursive,  nur  Aufschriften  sowie 
ein  Citat  aus  dem  Psalter  S.  255  sind  im  YcTaB-B;  sie  läuft  in  einer 
Columne,  welche  durch  den  leichten  Eindruck  von  vier  Linien  her- 


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354 


A.  Brückner, 


gestellt  ist  und  die  Form  eines  länglichen  Rechteckes  bildet ;  am 
Anfang  so  wie  zwischen  S.  59—78  verengt  sich  die  Columne  gegen 
ihr  Ende  zu  nicht  unbedeutend;  am  gedrängtesten  dagegen  wird 
die  Schrift  in  dem  Texte  von  Attila,  zumal  auf  den  letzten  Blättern 
desselben.  Die  Zahl  der  Zeilen  schwankt  zwischen  32  und  39; 
Ränder  von  mehreren  Fingern  Breite  bleiben  frei;  innerhalb  der 
Zeilen  finden  sich  vielfach  Abstände  wie  auch  Freilassen  eines 
Theiles  der  .Zeile,  zumal  nach  grösseren  Interpunctionen.  Die  Zeit 
der  Abschrift  ist  theilweise  bestimmbar  durch  das  Jahr  1574,  in 
welchem  der  Attila  des  Bazyiik  erschienen  ist,  sowie  durch  1594, 
in  welchem  Hrehorij  Uniechovskij  seine  Eintragungen  begonnen 
hat,  dessen  Hand  ich  fast  für  identisch  mit  der  des  B  halten  möchte, 
ohne  doch  diese  Vermuthung  bis  zur  Gewissheit  erheben  zu  können. 
Die  Abschrift  ist  eine  sehr  sorgfältige,  fast  fehlerfreie,  an  einzelnen 
Stellen,  namentlich  im  Tristan,  sind  einige  Zusätze  und  Berichti- 
gungen von  einer  fremden  Hand  eingetragen,  welche  den  Eindruck 
machen  können,  als  wären  sie  noch  nach  der  Originalvorlage  des 
A  bewirkt;  die  Fehler  des  A  sind  meist  ganz  unwesentliche  Ver- 
schreibungen ,  so  berichtigt  er  selbst  noch  S.  94  coaihuitb  zu  3i> 
u  hlimtj,  schreibt  109  3ocTarB  nauHe  für  3acT8un>,  bö^bhxl  ero  BrpaAT» 
cboh  3pajHe  118  für  BBaÖHJTB,  ocjh  u  snpomy  cecrpe  MO€e  105  für 
cecTpu,  uJAHoro  iacy  für  araoro  qacy  225,  Ha  rojOBO  234,  ämjhiuo 
zu  ÄxriHmo  verbessert  234,  nepexuru  für  nepemexuai  236  etc., 
wiederholt  ein  Paar  Mal  Silben  oder  Wörter,  bei  Eigennamen,  bei 
der  Uebertragung  von  der  einen  Seite  auf  die  andere,  so  a  Haut  am 
Schlüsse  von  S.  104  und  am  Anfang  von  S.  105  etc.:  trotz  dieser 
leicht  vermehrbaren  Ausstellungen  müssen  wir  A  als  verständigen 
und  sorgsamen  Schreiber  anerkennen,  nur  im  Attila,  wo  er  nicht 
bloss  abschrieb,  sondern  zugleich  übersetzte,  mehren  sich  etwas  die 
Fehler,  worüber  s.  u.  Während  nun  der  Schluss  des  Tristan,  Bovo 
und  Attila  durch  3  Punkte  und  eine  kleine  Verzierung  kenntlich 
gemacht  ist,  ist  der  Schluss  der  »Chronik«  nicht  einmal  mit  einem 
Punkte  bezeichnet :  offenbar  gedachte  A  sie  noch  fortzusetzen. 

Die  Anfangsbuchstaben,  mehrfach  auch  die  Eigennamen,  wer- 
den einfach  gross  geschrieben;  besondere  Verzierungen  erhalten 
nur  die  Buchstaben  des  Titels  und  Einganges  eines  neuen  Stückes 
oder,  wie  im  Attila  und  der  Chronik,  eines  neuen  Capitels.  Ab- 
kürzungen kommen  nicht  vor,  ausser  dass  ein  oder  mehrere  Vocale 


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Ein  wdMnissischer  Codex  miscollanens  etc.  355 


in  Wörtern  wie  nainoro,  kiia31»,  muocti»,  rocnoAap'B,  ^ojOBtiCB,  mh- 
jocepjM  übergangen  werden.  Ein  oder  zwei  Consonanten,  welche 
die  Silbe  schliessen,  werden  meist  dem  Vocale  derselben  unter 
einem  Halbkreis  überschrieben,  selten  ganze  Silben,  zumal  am 

AU     pi»I  JU 

Zeilenende  z.  B.  ko,  Aa  etc.  auch  hckuh:  dabei  gilt  als  Regel,  dass 
beim  Ueberschreiben  der  Consonanten  die  Halbvoeale  nicht  mit 

ausgedrückt  werden,  es  heisst  also;  Aar*  aber  Aa,  bht63i>  aber 

bhtc;  die  Schreibung  Aai  kommt  nicht  vor,  *a  sehr  selten,  etwas 
häufiger  wird  der  weiche  Halbvocal  mit  über  die  Zeile  genommen, 

xajoTund  saao  geschrieben ;  die  Gencti vcndunger  -oro,  -ero  wer- 
r  r 

den  mehrfach  o,  e  geschrieben;  alle  diese  Eigenheiten  habe  ich  bei 
Ci taten  aus  typographischen  Rücksichten  übergangen,  ich  schreibe 
daher  KOTopux'B  coöp&rt  ujahht»  bht63i>  für  das  KOTopuxi.  coöpara 

II  3 

wm  bht6  der  Handschrift.  Im  Wortinlaute  wird  das  den  Endcon- 
sonanten  der  Silbe  begleitende  •*  oft,  selten  das  i»  vernachlässigt, 

H 

also  nebeneinander  nairiiia,  nana  und  naima  geschrieben,  BueprocBH 
und  BuepKBH,  mit  nepuron  vgl.  coAepManuai  S.  180,  nap-Lcoße  181, 
MorBiaBinu  187  (ncmoj'Liajra  205,  Moj^aja  161),  HTepineBiuw  204, 
Top-LroBUM  147,  TBep-BAO  252,  aojmx>  23,  Öopx3Ao  24,  3eirLjno  155: 
in  allen  diesen  Fällen  ist  t  blosse  orthographische  Zuthat,  die  auch 
sonst  Consonanten  begleiten  kann,  wie  in  bojtmcb  200,  ro-rtA"*  284, 
buk>ckvk>  213,  00.1x11^03288,  JTMuene  48,  Ao<M,Tnitnoro  196,  at»m- 
Öojt»  154,  ai>mkoiuj  243;  vgl.  noch  unmittelbar  auf  einander  fol- 
gende Schreibungen  wie  CaÖajrwinrL  182  und  CafojH  183,  kvaoöuh), 

CT  M"k 

qaio  und  qacTuo  213,  puckhh  und  puMCKoro  219  etc.;  auf  S.  161 
finden  wir  dreimal  jibbu  jbBOB'B,  fünfmal  jbu  aBa  u.  s.  w. ;  ich  um- 

Ä   CT  H  CT  x 

schreibe  ein  Tpyno  h  ueöe'neuo  noHJUH  mit  TpyAHOCTi»  h  ne6e3ne*i- 

HT  U 

HOCTb  noAHAJH,  Bose  mit  bohtjcht»  etc. 

Die  Wörter  sind  von  einander  getrennt,  bis  auf  Conjunctionen 
und  Präpositionen ,  die  mit  den  folgenden  Wörtern  zasa mm en ge- 
schrieben werden :  xaAUOMy  ne^aji  kcoö*  npucTyrnrni ;  Hnoexajt 
wTTyje  KOCBeTOMy  ceMHwny  usexaji,  hBOAHiTB  ropoA'B  aHamcn»  Bro- 
poAe  etc.  Trennungszeichen  der  Silben  im  Zeilenende  fehlen :  an 
Interpunction8zeichen  kommt  das  Komma  und  ein  oder,  zumal  am 


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356 


A.  Brückner, 


Schlüsse  ganzer  Capitel,  drei  Punkte  vor.  Das  Alphabet  des  Schrei- 
bers kennt  für  eine  Reihe  von  Buchstaben  Doppelzeichen,  an  welche 
mitunter  lautliche  Varietäten  geknüpft  sind,  der  Brauch  entfernt 
sich  nicht  von  demjenigen,  den  wir  in  Hdschr.  der  zweiten  Hälfte 
des  XVI.  Jahrb.  kennen,  und  ist  kurz  folgender.  Bloss  graphisch 
ist  dieser  Unterschied  bei  a  e  (»weiches«  e)  shjotvm;  neben  e 
o  y  werden  nämlich,  wenn  diese  Vocale  im  Wort-  oder  Silbenanlaut 
stehen,  e  w  »  gebraucht;  sehr  selten  erscheint  s  auch  im  Wortaus- 
laut.  Die  Doppelheit  der  Zeichen  für  a  3  jl  t  und  ftlr  das  dem 
Vocal  ttberschriebene  h,  welches  meist  j,  sehr  selten  i  aus- 
drückt ,  und  das  ich  h  umschreibe ,  habe  ich  sowohl  wegen  ihrer 
Irrelevanz  als  wegen  Mangels  entsprechender  Typen  unberück- 
sichtigt gelassen.  Der  Unterschied  von  a  (=  ej  und  m  wird  in 
Folge  der  Anlehnung  an  alte  Uebung  mitunter  festgehalten,  wie 
in  ca,  onATL,  ma,  aber  daneben  finden  wir  a  (ich),  koha  (gen. 
acc.  sing  ),  KKaMopi,  ajm  etc.;  das  Zeichen  9  dient  ausschliess- 
lich dem  »harten«  e.  Die  Vocale  werden  mit  Punkten  über  der 
Zeile  versehen ,  w  und  u  mit  zwei ,  die  übrigen ,  ausser  0  und  y , 
mit  einem,  natürlich  nur  dann,  wenn  sie  keinen  Gonsonanten  über- 
schrieben bekommen,  aber  auch  sonst  wird  bei  a  und  h  der  Punkt 
oft  weggelassen,  w  und  10  sind  am  constantesten  damit  versehen, 
dann  u ;  bei  Citaten  habe  ich  diese  Punkte  fortgelassen.  Das  Zei- 
chen 1  kommt,  ausser  als  Zahlzeichen,  nur  in  m  vor.  Unter  den 
Consonanten  bezeichnet  die  Ligatur  m  immer  Sc,  St  wird  aus- 
schliesslich uit  geschrieben. 

IV.  Eingehender  verdienen  die  lautlichen  Eigenheiten  des 
Textes  dargestellt  zu  werden.  Unter  den  Vocalen  ist  besonders  der 
e-Laut  vielseitig  entwickelt.  Die  Sprache  des  Schreibers  kennt  ein 
hartes  und  ein  weiches  e,  letzteres  aus  slav.  e  und  *.  Das  harte  e, 
a,  kommt  einmal  in  den  aus  dem  Poln.  entlehnten  Worten  und 
Formen  vor,  also  in  Worten  wie  pwipp^,  nocaibcTBO  130  u.  ö., 
6333UHUH  132,  nrrepu  176,  saJuniTb  177,  KOireTy  189,  mxAX3imi< 
189,  OBejpmrrfea .194,  3,n3cii3pau;3H  202,  u'xdhaoähc  287,  esibn  288, 
H3BH6  41,  xa£3Hi  78,  T3AU  198,  Kpara  205,  öpaTspcKOK)  209,  m>- 

KrnjILHCH  209,  B3C0.IT>  21 3,  B3C3AI0  222,  T3X.T,  145,  U'6l»ID£tT3JeB'L  201, 
*0pT3J6B^  210,  rSTMaHt  178,  HeCMepT3JbHUH  177,  MHCT3pCTBa  96, 

6jia33B7B  109  etc.;  in  Formen  wie  3ü  ..  naiumsBTB  207,  cspitfin,  223, 
ipcapara  225,  CTapu3Mi  143,  3t  AnypaTain  21,  inaosA  191,  ne  m*h 


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Ein  weiaaruMischer  Codex  miacellaneus  etc.  357 

mh  3a  3 A3  26,  ecT3in>  200,  «CTdcb  116,  uKa3£u:»cb  196;  die  3  in  frem- 
den Eigennamen  (TswAopmcB  etc.)  übergehe  ich.  In  einheimischen 
Wörtern  und  Formen  ersetzt  3  das  e  nach  allen  harten  Consonanten, 
d.  i.  nach  den  6-  und  c-Lauten  und  nach  r,  also  in  xotcmo  98,  ra- 
jtaHUH  245,  nepuoe  npupoz3H<  181,  zb  183,  uemoxswh  190,  Mece- 
lph  26,  Kop3Hi,e  149,  BUKopsHem,  199,  mnißTi»  199,  npaiiiipi  186, 
ÄwrrpaeBHYB  260,  Tpanoio  1 88,  wnpnu  194,  cpaöpo  99,  B*a*BTb  111, 
KpameHae  147,  noBtTpa  (powietrze)  u.  a.,  doch  ist  die  Schreibung 
völlig  inconsequent,  das  Uberliefertee  überwiegt  entschieden,  es 
wird  daher  regelmässig  peur*  etc.  geschrieben,  sogar  KrpeKoin»  177, 
nocejocTBo  149  n.  ö. 

Aber  üSB  e  des  Schreibers  ist  nicht  nur  =  slav.  e  und  b,  son- 
dern auch  =  slav.  e,  daher  das  fortwährende  Schwanken,  Ver- 
wechseln von  e  und  4  im  Texte.  Man  findet  mehrfach  unmittelbar 
nach  einander  mct*  und  aim»  geschrieben,  Mtc-rne  und  iiecTue, 
neben  Mtceuu  Meceubi,  bcbjt>  und  Bcej-b  156  und  157,  a*th  und  Ae- 
Tea  160,  nt.ib3o  282,  creny  139,  creirb  166,  iiohpmt.  40,  H6B6irL  143 
u.  ö.,  po3ce'iLi  141,  3-LibA  149,  öeaui  40,  oft  BeHeirb  BeHibiKt,  pbTb 
undpeTb,  3Beparb220,  Bepe  130,  CHejane  120,  üxcmt,  152,  CBeijKHX'b 
203,  flfiÄX  88  neben  a**a  51, 86,  BeA^xe  224  u.ö.,  npunoßecTb  220, 
npeHacjeAOBaj'b  217,  TecHHHbi  213,  npucnerb  92  etc.  Namentlich 
in  den  Stammsilben  der  Verba  auf  -e  und  in  den  Suffixen  des  Dat. 
Loc.  Sing.,  Nom.  Acc.  Dual,  wiederholt  sich  das  e,  (bt>)  -rfcje  222, 
uoöopone  213  etc.,  Aue,  uöe  147  u.  ö.,  bhjcho  223,  ßH,Te.Tr,  155,  Tep- 
nexH  201  etc.;  nach  harten  Lauten  wird  auch  dieses  e  durch  a  zu- 
weilen ersetzt:  TeuBTe  125,  na  pens  260,  lyua  244,  sexus  185,  Aoopa 
188,  »napynB  159,  167,  *Bo6e  pyua  147,  sBOAiioMt  »lexoBeuB  13,  mie 
mbjäohub  87,  jracuB  18,  no  bcjibub  ahm  242  u.  ö.;  sbohup  191,  biio- 
AOH3p3UbH)  199,  A03p3Tb  213  etc. 

Endlich  wird  ja,  sei  es  nun  =  slav.  ja  oder  zumal  in  unbe- 
tonten Wurzel- und  Stammsilben,  zuje(e)  umgelautet,  daher  gleich- 
falls oft  e  geschrieben,  so  -e«iw  für  -niu  im  Part.präs.,  npuxoAemj 
MOBQibi  cne«DJ  CToe«nj  (nyxe^u  nocera  ibme^bi  TpyÖequ  e3Aeibi  Aep- 
seu  HopoBequ  xBajeibi  6oe*ibicA  paA^ibi  etc. ;  neben  ständigem  ca 
ce  131, 199,  neben  ma  mo  150;  cßeTbiH  cBeTäA ;  es  wird  regelmässig 
THceq-  und  Tbicei-  geschrieben,  Birresb  doch  3bhtaäohuh  180,  m*- 
cen>,  AeceTb,  AeßeTAecATb,  n*He3b;  naMeTaioqu,  naMeTKa;  wr.ie- 
Hyj'bCA,  rjeAHTe,  npbirxeAHnn»  etc.  aber  srxAHeurb  196,  rxAAe*ibi  38; 


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358 


A.  Brückner, 


noMenyrH  vcnoMesyjr&  aber  noMABeTb :  b633bi»a,  ssesaia  aber  ba3ba 
146;  neTCTBO  Gefangenschaft,  selten  iiatctbo  258;  neTBaxuaTi»  80 
u.  ö. ;  MecBHKH  272;  EpocjiaBa  268.  270:  noecu,  ao  no«ca,  nptinoe- 
cajrB  149;  no  Tpu  eäuu  166;  rpaaLcminx  167,  xexaio  häufig;  3a- 
npueerajn  143.  BTerayjB  241,  CTerajo^ryio  noBCTors btc  BewTeraxH 
ca7  63UKOMT»  199,  noKieKByjrB ,  Bapexafi  CA  neben  pmua  ca  92, 
TpecnyjiHCA  100,  TpeceBMM-B  189,  Aeicaio  ca  nepexeKayBrnu  ca  18S, 
3aeTpoHoro  196  etc.;  in  Ausgängen  wie  Öepeiie  137,  khau  und 
KBAse  wechseln ;  ebenso  die  Silbe  mh  und  oh:  Khmbc  aber  IlepeM- 
cja&ieHe243,  Beto* jene  258,  OpAeBA^ene  59,  KopsoBaiene  23,  abo- 
penMH  136  etc.;  man  beachte  uitfewa  tuxh  KiiAxaoLH  229  neben 
KBexenn  232.  Wegen  ihres  Zusammentreffens  im  e-Laute  würden 
auch  *  und  h  (a)  verwechselt:  «bbaaxb  18,  bbjaxb  284,  «par*  205, 
240,  BacjAAyioqu  225,  doch  können  diese  Schreibungen  auch  an- 
ders erklärt  werden;  in  snpaMWB  122  ist  das  u  =  4  gemeinrussisch. 

Dagegen  wird  dieser  so  ausgedehnte  Bereich  des  'e- Lautes 
nach  einer  anderen  Seite  wieder  eingeschränkt,  nämlich  durch  den 
Umlaut  desselben  zu  *o,  welcher  zwar,  wie  im  Grossruss.  im  Gegen- 
sätze zum  Po  In.,  auch  *e  =  h  und  auslautendes  e  trifft,  sowie  durch 
den  folgenden  Consonanten  nicht  eingeschränkt  ist,  doch  deckt  sich 
der  Umlaut  in  unserem  Texte  nicht  völlig  mit  dem  grossruss.,  er 
trifft  auch  unbetontes  *e  wie  im  kleinruss.  nach  den  c-Lauten :  in 
manchem  Falle  dürfte  wohl  auch  ein  Polonismus  zu  statuiren  sein; 
der  Schreiber  blieb  sich  übrigens  nicht  consequent,  stellte  umge- 
lautete  und  unumgelautete  Formen  oft  dicht  neben  einander  ;  end- 
lich, da  ihm  ein  Zeichen  für  io  fehlte,  konnte  er  den  umgelauteten 
Vocal  nur  dann  eintragen,  wenn  derselbe  durch  einen  vorhergehen- 
den c-,  c-  oder  r-Laut  zu  o  geworden  war.  Daher  finden  wir  die 
zahlreichsten  Beispiele  des  lo  im  Part.  prät.  pass.  nach  einem  eis 
s(\  r,  siobuh  BecTpuxoHu  urttaexoBa  noMujOBa  pyinontiH  sTBepxoRU 
nopaxoB'L  urcaxoHLiMH  uto^ohli  npuMymoua  uecKoimoRu  aobobiobo 
Baponyio  36ypoflU8  npepewBux'B  WTBopoBU  cojkäoht.  cnycTOBiofla 
etc.,  aber  daneben  pynieBu  212,  poxent  143,  155  neben  poxom. 
135,  144,  154,  peqeBUM  230,  wTBopeBH  131  etc.,  natürlich  immer 
nur  Hü,n>x iumimm  (p.  natchniony),  po3rpoBteBMH,  3moiuichmmt>,  no- 
xeneBuxT.,  sbobtacbm,  cnpaBA6BUx*B,  scraBjeBi,  3BaieBM,  sthcbc- 
hmh  etc. ;  in  den  part.  prät.  act.  moAinu  bioat,,  3Woriunj  noxor*, 
no^OBBiu,  npoqoTuoi,  npoqoAx,  hingegen  npuTeicuiu  140,  stckt»  141. 


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Ein  weissruwischer  Codex  mi9cellaneus  otc. 


359 


Ebenso  regelmässig  WAOBih-i,  doch  qejOBen?  13,  MOjfeneimikiH  193 

(<10AO),  MOTI.ipOMt  91,  WTUpOX'B  140,  *IOTUpLICTa  141,  MOTLIpMa  155. 

doch  leTBepr*  u.  a.,  xona  äohm  »tone  1 14,  aaqoxH,  nopHim,  doch 
^epHABoro  178,  wohob-l,  äoatuh;  ughout,  174,  immer  nainoro  Ha- 
moMy  ete.,  niraoro  nouy  (aber  leityci.  31),  heiomi  179;  le  =  b:  no- 
cjyuioffB  HeMOuoin»  baa^obtb  oesneqom,  HaöOÄom»,  qocTOBaBuiBi  230, 
woctob&h,b  126,  nouocroBUTH  44  ;  ;e  im  Auslaute:  cepuo  92,  iueqol40, 
154,  iroucTamuuo  neben  npMCTauHJue  106, 107,  b»o  99, 120,  tuxxo 
107,  Mtcrno  190,  npo3BHnjo  199,  rocnoato  5,  Hämo  30;  *e  =  a,  >ko- 
Aaio;  Ausdehnung  des  -ok>  im  Instr.,  ctopoxoio  249,  npauoio  u.  a., 
des  -ob-  in  der  Stammbildung,  hoiob&jqi,  cnpauoBanBi,  uapoBHa  146 
neben  uapeBHa  etc.  Dagegen  Bcean,  in  diesem,  soepu  =  p.  ubiory 
etc.  wie  oben  B.aA'BxneHBiH  etc.  wegen  mangelnden  io-Zeichens;  da- 
her auch  poln.  io  durch  e  wiedergegeben  wird,  6Bmna  =  Jowisza 
180,  Toj63u  =  Tolozy  197,  ATBUBAeB'B  =  Atylöw  180  u.  ö\;  Be- 
coxi  32  ist  eiu  Polonismus.  Im  Volllaute :  qepOBa  188  (neben  svpeBe 
77),  weissrussisch  wie  6irpo3a  u.  a.  Archiv  V,  560,  o  aus  *o  nach 
r,  wie  in  qoTBipox-B  s.  o.,  dagegen  Tpexi  252. 

Allgemeinrussisch  ist  der  Uebergang  des  e  zu  i  in  ahta  129, 
ahtath  7,  aber,  wie  imGrossruss.,  a*th  etc.,  AeTHiia  43,  a*tkh  miult 
öbiah  262,  vgl.  3acTyniLia  nerewb  131 ;  dagegen  finden  wir  e  (*)  in 
ceAej-L  95,  ceAHTB  96.  I  für  e  und  *  erscheint  in  cHBep-B  276  u.  ö., 
in  noBeATua  13,  noBeAMB  18,  uobcahah  47,  188,  tuTnoBiAHAT,  220, 
neben  sTypMe  finden  wir  sTypara  146,  dem  noAaTBme  neben  noAa- 
tbihh  228  könnte  poln.  po  lacinie  zu  Grunde  liegen.  Neben  russ. 
-eu  im  gen.  pl.  ist  einigemale  kirchenslav.  -hü  erhalten,  ahhh  84, 
100,  117,  223  neben  AHea  19,  103,  129,  aioahh  189,  kohhh  218, 
naHHH  74.  Man  merke  endlich  ooraTecTBa  85,  öoraTecTB^  183. 

I  als  Vorschlag  finden  wir  innerhalb  derselben  Grenzen  wie  im 
Kleinruss.,  vgl.  Ogonowski  Studien  55,  also  bei  der  Präp.  itb,  doch 
nur  dann,  wenn  auch  das  abhängige  Nomen  mit  k  anlautet,  hkb 
KOA&tie  55,  htcb  KopoAio  18,  91,  95  u.  ö. ;  h  vor  3-b  (=  cb  mit)  ib-b 
roBopnapoin  18,  HCKopoAeBOH)  95,  H3co6oio  132  u.  ö\,  rocTpeABÖHm.3 
(auf  Schussweite)  57 ;  HaA*  habbom-b  220,  HABOBirea  256,  MBBOBirqa 
270.  H  für  u  in  Haue,  ao  inmeniHero  aha  148  (p.ninie) ;  es  überwiegt 
THceTB,  TUC6TB  ist  selten,  aber  tmccih  147 ;  der  kleinruss.  Wandel 
des  i  zu  y  ist  dem  Schreiber  fremd.  Fttr  »Drache«  kommt  vor  3m*h 


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und  3T.3MHe.MT,  118;  für  »Schlange«  w/wy  3neio  und  nom.  plur.  3mhh 

146,  3MHM  106. 

Die  ans  dem  Kleinruss.  (Ogonowski  37)  nnd  Weissruss.  be- 
kannten Fälle  wie  KpiBaBuÄ  u.  a.  wiederholen  sich  sämmtlich  in 
unserem  Texte,  natürlich  mit  h  nach  p,  also  ifkplib&bbth  39,  ktjh- 
bebo  177,  KpuBaßa  193,  KpUBaBMira  189,  dagegen  wKpBamLTB  112; 
TpiiBaTH  118,  TpuBaia  100,  177,  224,  xo  BUTpuBaHA  195,  kj  bw- 
TpuBanbio  213  n.  ö.,  dagegen  TpiBaiocn»  192;  xpuxun»  199,  xpw- 
s&?oh  203  ;  cTpuBOXOHU  214;  opLinyw  (p.  brnac)  217;  s  xpuÖTe 
141,  wo  sich  auch  in  anderen  slav.  Sprachen  h  neben  h  wiederholt, 
dagegen  fällt  durch  seine  Vereinzelung  im  Slavischen  das  h  von 
crpuMA  auf,  r.  CTpeMH,  p.  strzemie,  ctpijma  128,  130,  140,  153, 
BCTpuMeHH  95,  139  aber  npu  ctpsmöhh  und  BCTpaiceHH  96. 

Zusammentreffende  t,  des  Auslautes  der  Präp.  und  h  im  An- 
laute des  zagehörigen  Wortes  ergeben  u,  wie  in  den  Übrigen  slav. 
Sprachen  (p.  zyskac,  r.  paawrpaTt  pa3UCKan>  etc.,  aslov.  bmha  etc., 
zahlreiche  Belege  und  Erörterungen  s.  bei  Miklosich  I3 155,  Jagic 
Mariencodex  420  f.,  426),  also  slihwhmh  224,  buhutldtb  214,  su- 
MajH  8,  BUi-pe  55,  sbuhtto  36mxk)  6  und  »BUHmyio  36mxh)  23,  «bu3- 
Itaci  254,  3um4ha  240,  83hhth  235,  shüxihca  239,  cmhth  87,  po3ii- 
huhca  287,  wxMÄMe  191,  BJAinnox-B  81,  wxumxa  288,  wouxoxi  289, 
naAHiuo.iT,  84,  B3MUIOJT,  139.  Ueber  u  für  h  und  h  für  li  s.  u. 

Ueber  die  a-  und  o- Laute  bleibt  wenig  zu  bemerken.  Das  für 
das  Weissruss.  characteristische  aitante  ist  aus  unserem  Texte  kaum 
zu  ersehen,  welcher  beide  Laute  streng  sondert;  AmraxorB  und 
Ahuojot-l,  Maxrapux  und  MajroptA ,  ApjieB7BX3HCKHH  für  wpxeBTB- 
A3HCKHH  19,  64,  und  einige  andere  Eigennamen  beweisen  nichts  als 
Fremdwörter,  wie  auch  HapocKOBfcA  231,  ropoTHHCKHH  86  neben  ro- 
paTaHCKHH  103,  ÖoropoxHjnn,  und  öoropaxHHicB  144,  149,  150,  eho- 
xoxhhicb  und  Hiiaxo^HHKT,  143.  156  u.  ö. ;  naramnn,  118,  HaraBimy 
142  sind  wohl  verschrieben ;  6oxt»ahuok>  149  für  da-,  dickes  Keulen- 
ende ;  der  Wechsel  von  noxan>  und  naiairi  beruht  auf  dem  Ein- 
flüsse von  serb.  noxaqa  und  poln.palac;  rapa3ÄT»  »gut«  31,  248  weist 
auch  im  Kleinruss.  a  auf,  neben  ropa3x^  279:  Vorschlag  eines  o 
begegnet  in  dem  weissruss.  obtopokx  Dienstag,  »bobtopok-b  281, 
289,  Ha  wBTopoirB  287,  30BTopica  287.  0  =  %  tritt  im  Auslaute  von 
Präpos.  bei  doppelconsonantischem  Anlaut  des  Nomen  ein,  wie  im 
Russ.etc.,  HaxoMHOio  1.42,  TOTOBCHxt  38,  po30xpar*  141,  po3o6paricA 


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Ein  weisaruBBischor  Codex  mißcellaneus  etc.  361 

78,    BOAHH  H  BHO'ILI  221,    WAOnXHyrB  2 1 ,    BOCHC   134,    C0TH6Tb  116, 

noAOHMe  195,  noip  McTHCxaBiein»  269,  B30iiua  u.a.  Ueber  den  Um- 
laut von  ja  (a)  zu  jä  (ä)  s.  ab. 

Anlautendes  y  und  die  Präpos.  y  sowie  das  b  der  Präpos.  m> 
(und  viarh)  erleiden  Veränderungen,  durch  welche  sie  ihren  Bereich 
gegenseitig  zu  vertauschen  scheinen.  Das  y-  wird  nämlich,  zumal 
bei  vorangehendem  Vocal,  zu  b-;  das  b-  (re),  zumal  bei  folgender 
Consonanz,  wird  zu  y-  vooalisirt,  bei  folgendem  Vocal  erhält  es  den 
Vorschlag  eines  y- ,  ebenso  wird  das  b-  von  boci»  behandelt.  Daher : 

bviheth  (d.  i.  yoimmi)  129  u.  ö\,  BHero  96,  btoix)  102,  ne- 
BirterB  115,  HeBMteirb  170,  bxb&tbjtb  und  BCTynaA  118,  Brop^cracrB 
185  u.  ö.  (ungrisch),  bo  bhokok)  186  u.  ö.,  BA*AaiH  201,  noBTeKara 
206  u.  Ö\,  Bi.cnoKOH.rH  (p.  uspokoili)  209,  saßxo  150,  BpoxeHaM  151 
u.  0.,  B3H&XB  256,  BMHCTpa  257,  naBpo^umaxT,  286,  nauMt  5,  Haßno- 
koh  14,  bt.thh  rjaBy  76,  Bnp3HMe  60  (p.  uprzejmie),  HaBTOuacA  60, 

BMOptlTH  116,  BMOpeTH  61,  IiaBÖOiKUILI6  49,    H6BH6Ja  CA  (d.  i.  VHA.ia 

39  etc. ;  vgl.  arraMaHti  und  Aann  bhhx-b  ÖHpajtH  «BOTaManoBT,  260. 

8XB3XH  81VT*B  (d.  i.  BXB3AH  BT,  IJVT>)  129,    SCTUBUILI  H  SUIJa  8KO- 

Mopy  131  (BCTaBUiH,  BKOMopy),  Bexaxi»  «rpanx  (b-bc.  b«b  r.)  131,  bcbotb 
KynnoMT,  135,  seran  137,  »boulto  BuiaTep*  99,  «cTan»  erhob  sich 

104,  B3rOJOBH>  106,  83J0XBLTB  109  U.  0.,    S3BOAM  83B6JH  115, 

121  (neben  baaioh'b  122  u.  ü.  .  sähe  hbhou»i  175,  8HHMaHA  178  (für 
sonstiges  BBjaiaHbe  BHHMaTH  etc.),  83pocTy  178,  s3B0J0icia  92,  scxo- 
tatb  94,  «exogen,  u.  o\,  83MOBAH,  94  u.  Ö\,  sAarn  (poln.  wdac)  197, 
3OTopamHee  neben  B^opanraero  197,  BrxAHeur*  hineinblicken  196, 
jöHOBBTB  198,  «Beel»  (joo-ffB)  205  u.  b\,  BAyHaä  208,  «Byrpex'B  208 
u.  Ö\,  bchxt,  aller  210  u.  ö\,  totb  ucxoAy  (neben  sonstigem  bt^xoat») 
213,  snpoxHeBaHBK)  aßnoKoio  218,  sero  bohdp  220,  s3Bapuxa  (poln. 
wezwrzaia)  222,  BBeHmvi  (bt.  b^hmqi)  140,  booh  vcTynHAi  141,  bbo- 
AHy  KOMopy  143,  BByrxe  146,  sbohth  xropoA'i»  149,  »BornoxB  151, 
BHyTpu  156,  BBoene  245,  «BopAOBe  rne3Ae  245,  8bo0ca"i.  264,  sce 
(ganz)  274,  bcioäm  160,  bbobtopokt.  281,  ublihvio  3eMAH)  6,  srpoöe 
60,  BABop*  61  etc. 

Zuweilen  erhält  sich  btj-,  b3,  B03BejnnoHo  hma  tbo«  1 16,  bt>3- 
pymaTH  185,  B03Men.  239,  raeMinu  62,  237,  250,  aber  W3MH  124, 
w3Men»  130,  w3Me  187,  219;  eine  Verwechselung  möchte  ich  an- 
nehmen in  vbohth  =  poln.  vydz  184,  sbobchxt,  ajoach  (bei  allen  L.) 
219,  8bobchxi>  uapoAOBT,  221.  3aBTpa  158  etc.  ist  allgemeinrussisch. 

AtcWt  ttx  slayi.che  Philologie.  IX.  24 


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362 


A.  Brückner, 


Auf  die  kleinruss.  and  serb.  Parallelen  brauche  ich  kaum  hinzu- 
weisen. —  Für  y  finden  wir  k»,  wie  im  modernen  Weissruss-.,  regel- 
massig in  thiochuh,  raiocHocTb  etc.,  vereinzelter  in  c-nojeHoc  222, 
43. 

Neben  den  entschieden  überwiegenden  Volllautformen  mit  epe, 
opo  und  ojo  finden  wir  aus  der  südslawischen  Vorlage  herüberge- 
nommene pe-,  pa-  und  ja- Formen,  ausserdem,  häufiger  namentlich 
im  Worte  Kpon>,  polnisches  po  und  ao,  sogar  in  Kpojsna  für  Kpanma 
124,  z.  B.  boaocu  . .  hko  moto  129,  no3JOuoH*B  139  und  noManoff* 
141,  häufig  rjaßa,  noßpo3u  95,  BopoTa  rpasy  115,  no3ÄpoBiurB  134 
u.  ö.,  noA'B  ropoAOiTL  126  und  noAT,  rpaaosn.  127,  npa  für  nepe  häufig, 
KMpeTH  142  u.  s.  w.  Vgl.  hoaoma  189,  boaowth  166,  Hecnojioxari 
(ca)  39,  über  iepoBa  s.  o.  Dagegen  heisst  es  constant  xpadpun 
sammt  Ableitungen,  unter  denen  xpaopanipie  (Voc.)}  xparjpeinrae, 
xpaöpuiiH^e  136  hervorzuheben  wäre,  der  Wechsel  von  u  und  e  in 
dem  fremden  Worte,  wie  z.  B.  in  capansHmro  139,  14t  u.  Ö.  und 
capauuHCKHH  171,  M&xropfcH  und  MazraptiH  168  u.  a. 

•b  und  i»  haben  keine  vocalische  Geltung,  ausser  einmaligem 
(aus  der  Vorlage  erhaltenen)  tbcta  250  neben  toct»,  sie  dienen 
der  Bezeichnung  harter  und  weicher  Consonanz. 

Unter  den  Consonanten  fallen  zwei  Laute  durch  ihren  plum- 
pen graphischen  Ausdruck  auf,  g  und  dz.  Das  r  unseres  Textes  ist, 
wie  im  Kleinruss.,  immer  nur  h,  also  reTMain,  =  p.  hetman,  repfo 
=  poln.  herb  etc. ;  wo  nun  der  Schreiber  in  fremden  Worten  und 
Eigennamen  das  poln.,  lat.  und  lit.  g  ausdrücken  wollte,  griff  er  zu 
der  uns  auch  sonst  bekannten  Combination  kt,  also  KraHOKi  (ganek) 
139  u.  ö.,  KTBaiTOBaTH  (gwaftowac)  138  u.  Ö*.,  uevh  KriApanmaio 
140,  ktäu  (gdy)  134,  cpoicrocTb  189  u.  ö.,  nnriKroBe  174,  RrpeKorc 
177,  3KrpyHTy  183,  OAOKrocAaBeHMH  206,  ipKrejiMieH  209,  ktboah 
210,  KyKTAtpu  216,  He*OAKryio*ru  204,  KrpoTomb  (grot)  164,  Ab- 
KryniTiJH'B,  Oakthpa'b,  Micreibio  etc.  Zc(j  wird  zu  zdz,  was  mit 
ausgedrückt  wird,  AoxA^ry  23,  270,  in  den  zahlreich  vorkommenden 
Ableitungen  von  *3ahth,  esuiaxue  46  u.  ö\,  irpHeayr^aioqoiry  200, 
awonaii  235,  HaexAMajH  209,  3T»63M^aio  (zyezdzato)  182  etc. 

lieber  die  einzelnen  Consonanten  ist  wenig  zu  bemerken.  Es 
ist  ein  Polonismus,  wenn  tj,  dj  vereinzelt  zu  c,  dz  werden,  aräemiiAH 
91  u.  ö.,  no3Aanpira  141,  iio3Aono]n>  139,  heu3li  191,  SHa/ooHid  177, 
202,  naA3Hoe  201  (nedza  etc.)  u.  a.  neben  echtruss.  cTpyqoHUH 


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Ein  weissrussischer  Codex  miscellaneus  etc.  363 

(stra^cony)  193,  wäyxoBUH  etc.;  kirchenslav.  isi  das  sc  aus  tj.  coe- 
meHHHuu  259,  co  cBemaMH  259  aber  cb*«j  86;  d  ist  eingeschoben 
nach  poln.Mnster  in  3*p**He,  3ipa^a  58  neben  spanne,  spajna  132, 
3paxaTH  107;  statt  oop3uä  heisst  es  ausschliesslich  oopaxuH  nnd 
<Jop^3AMH,  oop3*o  etc.,  wie  bei  Skorina  n.  a.,  vgl.  den  lit.-russ.  Fa- 
miüennamen  Borzdobohaty ;  uo3ho  244 ;  cor*. 

Die  Labiale  werden  mitunter  nach  dem  Poln.  unmittelbar  er- 
weicht, wir  finden  tp&*jate  neben  Tpa*iTH,  roöxanATH  119  etc., 
die  rnas.  Form  ist  die  regelmässige,  gen.  plur.  aeicA  126  etc.  Xb 
wird  in  der  Regel  zn  *  vereinfacht,  ♦axes-i  12,  ay*axo€  19,  «axATi, 
20,  mjmh  55,  3a»aieHo  94  n.  ö.,  no*axu  117,  «axux  180  etc., 
+iuk)  15,  223,  8«arajr&  39,  nownuii  82,  freilich  kommen  daneben 
xBaxa,  xüaTHTh  (nnd  xbhthtb  nach  dem  Poln.  92)  immer  wieder 
vor.  B  fehlt  in  nepiima  245  n.  ö.,  qepxeHUH  262. 

K  in  ran)  wird  zn  x,  xto  115,  hxxto  92,  134,  vgl.  nrro  115, 
HtmTo  189;  r  wird  zn  3  verwandelt,  x.3  in  na  IIoxob'B3A33  (!)  246  ist 
polnisch. 

Die  poln.  Nasalvocale  werden  mit  sh,  oh  wiedergegeben,  wxsb- 
xoatne  287,  b6bobtqxk)  189,  bobtoxbbuh  215,  SBOBTxeBix,  3bohtjchu 
211  neben  sonstigem  3bvtxbtb;  der  Grnnd  des  a  von  Hax3a  and 
Ableitungen  ist  mir  unklar. 

3  statt  Ts.  treffen  wir  regelmässig  in  den  Ableitungen  von  3lpi- 

(poln.  2VCZ-),  3UqUTB  44,  B63U?HTb  204,  U03UTL  115  u.  Ö\,  3inun 

122,  3uuxbo  195,  3uqxHBuiyio  224;  3  statt  c  in  Basui,  =  p.  wairi. 
185,  188;  c  der  Präpos.  «zum  vor  folgendem     bjopbuitl  mu- 

•  TOMT>  116. 

Wichtiger  als  alle  diese  Einzelnheiten  ist  die  strenge  Sonde- 
rung der  Härte  und  Weichheit  der  Göns. ,  als  deren  eventueller 
Ausdruck  die  Halbvocale  dienen.  Hart  sind  nicht  nur  Laute  wie 
t,  d,  1,  n,  s,  z,  denen  erweichte  t\  d\  1,  n,  s,  z  parallel  gehen,  son- 
dern auch  alle  diejenigen,  die  unmittelbare  Erweichung  nicht  ken- 
nen, daher  gelten  c,  2,  s,  c,  r  als  durchaus  harte  Laute,  d.  h.  es 
tritt  nach  denselben  stets  x  für  b,  a  für  h,  y  für  io,  m  für  h,  häufig 
9  füre,  s.  o.,  ein.  Daher  die  Schreibungen  bot*,  noMOTLio  217, 
ninra,  moux,  moh-bio  217,  Hapyn  und  Basosi  (Waffenstttcke)  110, 
xaayrocTBe  131,  Kpuxx  109,  122,  ext  (isz!)  neexi»  134,  DHyrpi» 
167,  roßopy  93,  napa  168  etc. ;  in  den  gekürzten  Imperativformen 
«BajrLTe  192,  Btybre  212,  Beßtp-L  248.  Der  Schreiber  behält  nur 

14» 


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364 


A.  Brückner, 


selten  das  -He  der  Subst.  neutr.,  wie  in  BHjeHHe  96,  HirfcHH«  1  OS, 
BecejHe  148,  Ha  noräTpbiio  206,  Kpamemie  147,  pocnyTHe  90  n.  a., 
er  braucht  meist  die  Suffixgestalt  -be,  dessen  b  nach  den  genannten 
Lauten  als  t  erscheint,  wpynciri  114.  Ich  will  hier  vor  allem 
Beispiele  nach  r  nennen,  Fremdwörter  sind  derselben  Regel  unter- 
worfen, daher  heisst  der  Held  des  Romans  Tpunuurb,  Puqapxo  129, 
Riuus  altus  wird  Pbi«scb  aabTycb  213,  Äanaiöpbiro  131,  ebenso  nun 
bMopa,  HaMopu,  noMopy  135,  roBopaTb  123  u.  ö.,  KpaTb  94  u.  <">.. 
jtKapa  104,  CTpacnyji'b  95,  pocTpacx  151,  3opa  153,  wnpaHyji  153, 
bnpaMMH  122,  ropaqocTb  178,  dcypaHbcrb  174,  SBeparb  205,  BpaAbi 
(d.i.ypHÄMl)  288,  nopaxom  (porzadek)  181  u.ö.,  pa^u  (rzedy)  179, 
pajHTH  (rzadzi<5)  178,  Bbipaxajn  (wyrzadzali)  201,  BHapaxeHbio 
(w  stroieniu)  178,  nopaane  (porzadnie)  209,  HapajiLiHCA  272  wurde 
zu  Hapi^HJiH  verbessert,  cnpaTu  (sprzety)  195,  Ha  Be^epy  (d.  i.  Be- 
^epio)  und  kl  Be^iepu  120,  roBopbiTb  151  u.  ö. .  »3pbiTb  149  etc. 
Dass  durch  die  Vorlage ,  durch  Unaufmerksamkeit  des  Schreibers 
die  Regel  vernachlässigt  scheint,  versteht  sich  von  selbst,  wir  finden 
rrpbiHtfflrry  29,  aber  das  richtige  npuntaina  61,  nunpHCOBa  121,  qo- 
THpn  (!)  HejejH  55,  qoTbipH  pbmepbi  19,  roBopHTH  77,  shboto  und 
pyiHHTH  84,  oto  134,  cjryumTb  78,  KyuiHH'B  (nom.  propr.)  38  etc., 
aber  gegen  die  Masse  von  Schreibungen  wie  »ubuh,  toihhth,  bh- 
.i.r'n.T.  u.TTepeubT  (Inf.),  ee*ibi  (cfcra),  xeibi,  cjyaibiTe.  nphinixb,  3Be- 
pbinHbiH,  MaTepu,  iiojKw  (Instr.),  scTamiii.i.  hhhiumh  etc.  können  sie 
nicht  in  Betracht  kommen. 

Die  Labiale  im  Auslaute  gelten  ebenfalls  als  hart,  daher  die 
M-Endungen  immer  -mt,  geschrieben  werden,  auch  im  Zahlworte, 
270,  ceMx  129  u.o.  ;  daher  im  gekürzten  Imperativ  mobx  129, 
MOB-BTe  169,  crrpaB*b  143;  beim  Subst.  auf  -ne,  3AopoBie  197;  KpoB*b 
Blut;  dagegen  im  Inlaute  erhält  sich  ihre  Weichheit;  ßaBHAOBy 
255  zeigt  ein  kleinruss.  Uebergreifen  des  u,  wie  auch  JiaTbiHCKH6 
108,  .laTbiiiHHKOM'b  u.ö.  108  ff.  neben  vereinzeltem  jaTHHtHHqe, 
nojaTbiiiH  228,  ebenso  im  Grossruss. 

Die  Dentale  behalten  ihre  Weichheit  auch  im  Auslaute,  daher 
beim  gekürzten  Imperativ  ÖyAbTe  150,  nojbTe  192,  e^b  132,  noeabTe 
125,  caäJ»  124,  3anjiaTb  121  etc.,  daher  lautet  die  3.  Sing,  und  Plur. 
immer  auf -Tb  aus,  die  einzige  Ausnahme  bildet  stets  eerb  (aber 
AacTb  187,  349):  -Tb  kommt  ausserdem  vor  beim  Cardinale,  ABaj- 
uaTb  153,  nATHaauaTbMa  166,  TpwA'bnaTbMa  168,  beim  gekürzten 


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Ein  weisBrussischer  Codex  miscellmneuB  etc.  365 


Infinitiv,  der  namentlich  im  Attila  nach  dem  poln.  VorbUde  häufiger 
wird,  also  woTan»  102,  woearr*  130,  ÖuTb  188  u.  0.,  jan>  189, 
ujÖBapoBaTK  201  etc.  Eine  Schreibung  wie  voserdjn»  (könnet  ihr)  87 
ist  als  für  Moraran»  zu  fassen.  Die  weissrnss.  Aussprache  des  f ,  d' 
als  c,  dz  findet  in  der  Schrift  keinerlei  Ausdruck,  da  dem  Schreiber 
jede  Möglichkeit  eines  solchen  fehlte,  sein  n;-Zeichen  diente  einem 
harten  Laute,  vgl.  die  Schreibungen  MapTamr*  und  Mapnumr*  1 81 : 
derjenige,  welcher  z.  B.  e  schrieb,  wo  er  lo  las,  Obhut*  für  Jowisz 
etc.,  konnte  auch  to-,  je-,  th-,  ah-  etc.  schreiben,  wo  er  ce,  die, 
ci,  dzi  las.  Auffallend  häufig  kommt  die  Schreibung  Btoiie  vor, 
Be33He  etc. 

Nach  den  Gutturalen- wird  wie  im  Grossruss.  ii  zu  h,  daher 
die  Schreibungen  3jhhmh  140,  janiryxH  152,  rpeza  155,  iaxh  262, 
norafo  141,  Run ne  243  etc. 

Consonanten  fallen  ab :  das  r*  im  part.  prät.  nach  dem  Con- 
sonanten  des  Stammes,  daher  regelmassig  noöfcr*  134,  nocTpun,  ca 
125,  BMep-B  126,  rreiTB  184,  3aTepi>  210,  wdier*  213,  3buitl  219, 
xorx  217,  w6oäoki>  222,  3^oxx  223,  83pocL  156,  noraö'B  141  etc., 
nur  peicjrB  kommt  häufiger  neben  pein»  vor;  ausserdem  mehrfach 
das  -tb  der  3.  Sing.,  noxe  93  (besonders  häufig),  a*e  xcree  lunne  96, 
6y&e  133,  Aapye  113,  nparae  185,  AOCTaae  191,  Kaxe  212,  HepaTy« 
202  etc.,  npacTOH  121,  im  Attila  werden  die  Fälle  häufiger;  oor-B 
b-6  152;  Ma  53  u.  ö. 

V.  In  dem  Formenbestand  ist  die  Emancipation  vom  Kirchen- 
slawischen fast  noch  consequenter :  so  finden  wir  nur  dreimal  (in 
der  Chronik)  den  Gen.  sing,  adject.  auf  -aro,  peienaro  238,  neqep- 
.  exaro  259,  Bejaxaro  263 ;  kein  einziges  Beispiel  eines  Aoristes  oder 
Imperf.,  denn  was  als  3.  aor.  gelten  könnte,  z.  B.  h  npuiUe  Ciiep- 
Aoxyra  noramnrL  sJoxnHiry  k-b  atone  cbosh  h  pe*ie  etc.  1 14  u.  ö.,  ist 
für  den  Schreiber  3.  präs.  ohne  -Tb  des  verbum  perfectivum  in  der 
Erzählung,  vgl.  npumoxnunu  30  üxcKOBa  bo3M6Tb  ropo^T.  IIojT,T9cirB 
h  no^HOTB  etc.  239,  sonst  ist  das  Tempus  der  Vergangenheit  das 
part.  auf  -jtb  (ohne  ecn,  cvtb) ;  Dualformen  des  Verbums  fehlen, 
beim  Nomen  kommen  fast  nur  die  vor,  welche  noch  im  heutigen 
Russ.  erhalten  sind. 

Substantivum.  Im  gen.  sing,  der  masc.  nimmt  die  Endung  -y 
Ueberhand,  vielfach  geradezu  als  ein  Polonismus,  cnaiany  .  .  H3- 
3aniry>  134,  Öoio  138,  Temo  87,  roöbreaio  104,  TOBapy  108,  KTBarry 


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366 


A.  Brückner, 


109,  BMwcjy  116,  poiry  118,  3Krpymy  183  etc.  Im  gen.  sing,  der 
fem.  wird  das  u  (h)  auch  auf  die  ja-Stämme  tibertragen,  3ÖpoH  130, 
jiothm  115,  cTeinnmu  111,  nopsgrwm  108,  3pa*mj  164,  3eiUH  177, 
bojh  203  etc.,  in  Fremdwörtern,  Mapua  205,  bi  $paHU3H  1 13,  h3t> 
Opuen^H  19,  i3ckpuhh  39,  jlo  Krp3u>iH  224,  KairapuH  16S  etc.; 
Formen  wie  c  TypuHKnicH  h  PyioneS  182  sind  polnisch.  Die  neu- 
tralen n-Stämme  wahren  ihre  alte  Flexion,  wie  im  Rnss.  überhaupt, 
daher  gen.  iliomohh  118,  129,  KHAxani  129,  oepeMemi  5,  öpeiieHH 
160,  naiiATH  9,  ahtath  7 ;  dat.  khajulth  156;  loc.  to  KHAjtara  129, 
Ha  oepeMera  97,  b-l  3BaveHH  119  (vgl.  Ha  neoecn  287),  aber  daneben 
im  Attila  gen.  hmcha  183,  210. 

Im  dat.  der  masc.  breitet  sich  wieder  im  Attila  die  Endung  -ovi 
unverhältnissmässig  aus,  KopojeBH  194,  6h^obh  200,  xynoBH  206, 
TOÖuooeHnpBH  208,  HenpuATeAeBH  212,  uBcapoBH  222;  bei  den  fem., 
naHBH  67,  naneH  EpyHopoBinrjj  76. 

Der  acc.  belebter  masc.  ist  höchst  selten  gleich  dem  nom.,  na 
6opT,3AtiH  Konb  130,  Ha  kohb  157  neben  Ha  koha  156  etc.,  Ha  cbotuh 
Marax*  285. 

Der  voc.  fem.  bleibt  mehrfach  gleich  dem  nom.,  nanna  115, 
124  u.  ö\,  3pawa  165.  Ueber  das  o  von  Instr.  wie  3pajworo  164, 
cKOMoponmimoio  168  etc.,  vgl.  o. 

Der  loc.  der  jo-Stämme  schwankt  zwischen  der  alten  Form  auf 
-h  (u)  und  der  neuen  auf  -k>,  Ha  Mopu  1 35,  Ha  npaBoin  aiequ  213, 
Ha  noAH  134,  to  KopoAH  ApTH8mu  91,  w  KopoAH  173,  no  TypHaH  122, 
123,  na  kohh  125,  na  ctoattjj  124  etc.  neben  no  hoatd  112  (dat.?), 
to  no3Hanwo  98,  no  TypHaio  123,  b*b  Kpaio  etc.,  sogar  to  nany  Tpu- 
inaHy  102  neben  TpumaHe,  na  rexiry  111,  Ha  oepery  173,  Ha  impy 
148,  to  poAy,  b*b  BOHcicy  137  neben  8  bohhp. 

Korn.  plur.  masc.  ist  dem  acc.  meist  gleich,  abdah  140,  149, 
lonaKH  136,  CAOBaKH  für  Stowacy  des  Originals  180,  ebenso  Axan- 
mukh  =  Achajczycy ,  MauBAOHU  =  Macedonowie  etc. ,  daneben 
ronairjj  141  u.  a.,  u  (h)  gilt  auch  ftlr  die  jo-Stämme,  also  Kopoxa 
(acc.)  185,  Top'BroBniJ  (nom.)  147  u.  ö\  Formen  wie  wÖiraaTeAe, 
xoAnep:.»  (nom.  190,  acc.  192)  neben  xoiHepu  a  TOBapumu  moh.  189, 
ryvbup  nom.  193  u.ö.),  unrBKTOBe  174,  noTOMKOBe  224  etc.  im  Attila 
sind  wohl  polnisch;  nanoBe  135  u.ö.  Für  das  fem.  gilt  ebenso  aus- 
schliesslich u  (h),  Mmepwuu  145,  bch  tokoaihus  3cmjh  171  etc.,  da- 


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Ein  weissrussischer  Codex  miscellaneus  etc.  36  7 

neben  (mit  e  =  a)  naine  20,  tu«  nanee  woe  171  etc.  Zum  Sing. 
cy^HO  Schiff,  Plur.  iraoro  cy*i>A  102. 

Die  alte  Form  des  gen.  plnr.  der  masc.  ist  nur  in  bestimmten 
Fällen,  zumal  nach  dem  Zahlworte,  erhalten,  sonst  ist  für  die  o- 
Stämme  -ob*b,  für  die  jo-Stämme  -ch  (-hhJ  Regel,  doch  Dicht  ohne 
Schwankungen;  ceire>,  TpuAuaTL  nnd  wn  copoKa  ro**  129,  132, 
135,  wm>  cyc*Ä^J53,  npoTHB-i,  HenpuATexi  186,  cewb  acht»  259,  ao 
Tpex-L  fßwh  252,  Aewh  117;  ÖanoBT,,  pimapoiro,  phmahob^  176  u.  ö., 
reTMaHOFB,  npaxnotapom  189,  xtirapoBT,  41,  MemaHOB*  208,  capa- 
ipHHnoBi.  145,  TOiOBiKOP*  162,  264,  wn  TUXL  uacoBi,  253,  ao  cm 
^acoBT»  262,  Tpexx  ÖpaTOBT»  124,  261  etc.,  sogar  cnoumom,  125; 

BHT636H  Oft,   BA3H6H  286,    KOpafaeH  207,    ILKW6H  178,    rpOUien  262, 

xoceä,  WA6H6H,  pucoH  226,  Meceipü  26,  THceieft  141  n.  ö.  (neben 
THceTB),  ah6h  (neben  ähhh,  s.  o.);  kopoxoto  208  n.  ö.,  *opT3xeB-i 
210,  3yöpeFB  ropHOCTasß^  poxaen-B  226,  pyoxeB«*  263,  CTyneHeBT, 
146,  wÖUBaT3jeFB  201,  wöiwaew  181,  «tcenoB'B  160,  6  o  -t  b  a  u  ij  o bt> 
148,  MxoAeHHOTO  27,  BHTe3eB*B  71,  Aner*  108  etc.  Merke  moxh- 
tofl  131. 

Dat.  wie  Instr.  nnd  Loc.  weisen  schon  mehrfach  a-Endnngen 
anf,  kt»  BopoTairL  157,  no  cexairB  nnd  no  coxojtb  271,  138,  npjTaira 
100  n.  ö.,  peqasni  219,  nexirpuMaMn  165.  KOHHHKaxH  162,  b*b  Bopo- 
Tax*,  Ha  Koxenax'i  83  etc.,  doch  halten  sich  überwiegend  die  älteren 
Formen  auf  -omt,  (-ein,),  -w  (-h,  -mh),  -oxt,  (-exr,),  z.  B.  BHTe3Mn 
79  u.  0.,  BCHMH  BHTe3H  94,  Hoxu  6ojH  159  (mit  Messern),  Bexmanra 

BOpOTLI  134,  TLIMH  KH6X6HBH  232,  3MOHMH  ABOpGHMH  aÖO  3MOHMH  XXO- 

hath  136,  no  ropoAext  160,  bt,  Koxecexr,  119  etc.  Instr.  fem.  auf 
-H,  BKpamono  ropxu  102. 

Nominale  Formen  des  Adjectivum  sind  selten  und  auf  die  be- 
kannten Fälle,  Stellung  im  Prädicate  oder  im  adverbiellen  Aus- 
drucke, Possessi vum,  beschränkt,  cTapr.  Ömjb  129,  btohio  ero 
.  MepTBa  133  u.  ö\,  boxh  ma  xiiBa  hjdtl  MepTBa  97,  BHxew  KopoxA  . . 
sxsaieHa  167,  3naio  Btpna  ero  88;  wtb  Maxa  h  ao  BexHKa  87  neben 
wn  BexHKoro  h  a.0  Maxoro  88,  no  Mopy  h  ho  cyxy  87  neben  cyxoir&; 
TepHOFB  Benenn  97,  napcyna  qexoBeqecica  1 09,  nntTy  uunpHcoßa  121, 
xxa  mhxöcth  Bobobli  151,  no  npopoKa  AaBLuouy  cxoBy  255,  Tue  xBa 
ATUxeBM  cMHOBe  224  ;  nox^TpeTH  hoaIih  273;  aus  der  serb.  Vor- 
lage stammen  BtmHHXB  Bexmeo  p^ani,«  152,  boxhitb  rpfcx-i,  Masun, 
130,  irtxa  cuna  MoxoAa  h  xpaopa  50,  cyxHO  bexheo  57.  Die  zu- 


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368 


A.  Brückner, 


sammengesetzten  Formen  überwiegen  80  »ehr,  dass  z.  B.  202  poln. 
nominales  cieiek  mit  taäkhh  wiedergegeben  wird. 

Pronomina.  Unter  den  Formen  der  persönlichen  seien  die 
häufig  wiederkehrenden  mh,  th  ;  ma,  ta  genannt,  sowie  dat.  loc . * 
Toöe,  cooe  (vgl.  kleinrnss.). 

Unter  den  Formen  der  demonstrativen  wie  der  übrigen  Prono- 
mina könnten  genannt  werden :  masc.  tot*  43,  37,  155  u.  ö.,  cccb 
37,  WBUH,  nentr.  tog  38  u.  o.,  who«  178,  waho  135;  fem.  TaA  146 
u. o.;  gen.  sing.  fem.  eA  170,  cee  ho^oj  134,  Toe»  wcera  etc.;  der 
Unterschied  zwischen  der  pronominalen  und  der  zusammengesetzten 
Deel,  ist  ausgeglichen,  daher  Instr.  tujtb,  Plur.  nom.  rat  (für  alle 
genera),  gen.  und  die  übrigen  Casus  tuto  tidtb  tuxh,  tijmh  caobu 
1 18  u.  s.  w.,  nur  das  Possessivum  und  Beet  wahren  ältere  Formen, 
daher  bch  tu«  ptra  130,  bch  cboh  chau  ahtobckhs  h  pyciaie  241, 
Hanoi  Myxnue  cnpaßu  191,  bch  wkoabhu6  36mjh  171.  Das  Adjecti- 
vum  wird  nun  flectirt:  AoÖpun  AOÖpoe  AOÖpaif,  Aooporo  aoopoe  (nach 
Toe,  Hamoe),  Aoöpoiry  Aoopofi,  Aooporo  etc.  Aoöpyio  (tvto,  aber  WAny 
117).  Ao6puM*B  Ao6poK),  AoCpoM-B  AoöpoH ;  plur.  ftlr  alle  genera  ao- 
6pue  Aoöpuxx  (wahux'b  124)  etc.  Das  neutr.  hat  für  den  nom.  plur. 
keine  eigene  Form  mehr,  ce*a  moh  167,  bch  noAA  214,  th«  caobe 
ÄaBUAOBU  206,  CAOBa  nycTaiHHKOBH  188,  ahbe  BeAHKHe  112,  wcTpo- 

KTOTBCKHe  KHA2KäTft  181,    BCH  MtCTUa  KOTOpUS  My  CA  Tpa*AAAH  185 

etc.  Während  Formen  wie  3an,H3  tphsmhh  219,  rHiocHS  aöo  hoa- 
öaAiie  xoAHepe  215  Polonismen  sind,  giebt  es  noch  andere,  alte  e- 
Formen,  tboc  moahtbu  (nom.pl.)  202  (HHine  cnpaTu  207),  xoe 
K)Han>i  163,  roöa  cßoe  cmhli  168  (acc),  äaa  cboo  ix>aobu  (gen.  sg.) 
249,  uK-poMt  boah  floate  188,  Ha  koaohh  cboo  84,  endlich  gen.  sing, 
wie  3x  CB06H  rAaBLi  138  aus  CBoee  36poH  96  u.  ö.  Besonders  sei 
hervorgehoben  acc.  sing.  fem.  ee  166,  125  u.  o.,  Ha  Hee  166,  russ. 
ee;  kos  in  der  Frage,  ko«  cfaHx  TpwiuanoB'B  103;  einmal  rennl, 
3eMAH  reToe  35. 

Dualformen.  Nom.  acc.  Ana  cKOKa(?)  120,  wöa  cboo  clihli  (acc.) 
168,  Ana  ^OAOBeKH  und  Ttie  u;6a  167,  w6$  acbkh  109,  »woe  pyns  117, 
wo^ABe  BOHCKa  193,  Ha  uröe  koa6hh  117,  na  koachh  cboo  84,  137,  na 
KOAenH  143  (russ.  koa*hh,  dagegen  na  KOA6Ha99, 155,  vgl.  Ha  koao- 
uax  T,  83).  Gen.  Loc.  Ha  Mimmy  137,  3o6yAByxB  CTopoin,  176,  Aspro 

ÖHTB-L  177,   JipOTHBt  ABVXB  piJippOF*  49,    TaKHXB  ABVXB  ApyrOB% 

156,  no  w6ewxT>  pyKasTB  (vgl.  russ.  o6*hx-b,  irrig  aufs  Femin.  be- 


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Ein  weissruMiacher  Codex  miscellaneus  etc.  369 


schränkt)  112,  wö-feioxi.  hii  77, 142,  306t  wx-l  cTopont  175,  u-Öeiox-L 
116.  Dat.  Instr.  wtiiMa  134,  wöeifa  uuham-l  103,  abvmx  BBTedeirL 
157,  noAt  u'öeMa  118,  Vgl.  aexu  WÖOHMH  (vgl.  rU88.)  141,  MOBna 
unxuifa  37,  rue^HMa  h  muTawi  100  u.  0.,  dagegen  3Öi.«,iMH  pyicaMH 
127  u.  8.  w.  Mit  kojchh  vgl.  no  Tpu  «hum  166. 

Numerale.  Ueber  die  Flexion  von  oabttb  ABa  oöa  8.  o.;  Tpu, 
lOTupu,  gen.  loc.  Tpex*,  woTupoxt,  dat.  qoTupoirB  91,  instr.  ho- 
raxa  qoTupiia  155,  ABaAuaTbMa  h  TpeMH  paiiaitH  222.  Die  weiteren 
Zahlwörter  behalten  zum  T heil  ihre  Rection  als  snbst.  fem.,  cto  als 
subst.  neutr.,  z.  B.  nonuni  Apyra*  cein  147  (zur  Construction  vgl. 

TM«  CTO  KOHHHKOB'L  158,   TUX'B  WÖ06  A6T6H  160),  3a  TyK)  C61TL  rOAT» 

129,  darnach  auch  bck>  tvio  ABaAnaTi,  thcotb  141,  Apyryi°  AßaAuan» 
inixb  153 ;  no  cry  Bjrre3eH  1 71 ,  ao  wcmh  ahch  164,  Wh  AeBeTH  Mtce- 
noF*  160,  ao  AeceTH  auch  103,  famre  AßaAuaTH  130,  ujtt,  comh  äItl 
105,  daher  auch  tlixt,  ioocth  (acc.)  146,  ACBOTHaAuaTH  ctabbhi  147. 
Daneben  treten  die  bekannten  Neuerungen  auf:  Ausdruck  des  Casus 
des  Numerale  auch  am  Nomen,  Fallenlassen  der  Casusbezeichnung 
am  Numerale,  Uebertragung  der  Endungen  von  ABa,  ujöa,  z.  B. 
3ABaAUaTMa  THceqeaia  139,  SABavmaTLixa  iiatlmu  thcg^oh  224,  absä- 
naTMa  ptnppoin»  147,  tmmx  mecTMa  147,  3-b  cbohmh  mTnaAuaTMia 
-nicequ  166,  TpuA'BU.aTMa  h  wym*  ropoAOM-B  168,  ceAxa  roAU  275, 
naAi  ctomü  bht63mh  79,  83  (neben  naAT»  cry  bhtc3h  und  bhto3mh  79, 
83,  cry  als  allgemeiner  Casus  obliquus,  wie  im  Poln.),  3%  mecTMa 

AeCATT»  fipaTOB'B  224,   WHUMH  AÖCOTMa  THCCWMH  B030BX  188,   inux  CTO 

KOHHHKaMH  162.  Aehnlich  werden  einige  Zahlsubstantiva  und  -ad- 
jectiva  behandelt,  z.  B.  Tpoxa  bleibt  unflectirt,  wie  cto,  ebenso 
Mnoro,  Tpoxa  waten  115,  wKpoin  Tpoxa  (»okrom  trochy«)  177, 
Tpoxa  ..  xbM.jvu  (»trochy ..  liac«)  175,  Tpoxa  BeAaTH  187,  (»troche«) 
HaMeHmyio  Tpoxa  205  (ebenso),  Ha  MHoro  MecTuaxx  183  (p.  na  wielu 
mieysczach)  Tain  Miioro  bbhtaäctbt,  (durch  so  viele  Siege,  tak  wie- 
lem  zwyciestw)  182,  aber  3Mnonora  naHOBi.  (»z  widern  panowc)  182! 
falsch :  Tain  mhöthxt.  cnpaß**  »tak  wielem  spraw« ;  vgl.  endlich  wn 
HCKOJKy  ahch  89,  BKOjncy  mhjaxi  279.  »Dreimal«  TpexAu  140, 
Tpeäqu  153.  »Neunzig«  wie  im  Russ.,  AeßeHOCTo  a*tb  281.  Ein 
»Paar«:  Kpoin,  waho  abos  cKOTa  135,  vgl.  abobd  3Öpoio  110. 

Verbum.  l.Sing.  auf -itb,  npuHnairB  42,93,  103,  HaAeßairB  ca 
81,  94,  3HaM*L  64,  109,  Maro  79,  109,  no3AopoBAAMi  81,  Äy*airx  79, 
BHHMaiTB  35,  xeAaMT,  37,  npucerain  50,  noB^Aaro  61,  nuTaarL  104, 


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370 


A.  Brückner, 


nojeigur*  160;  stets  nur  ocmh  (das  h  Dach  ecii)  22  u.  o.  Ueber  die 
Endung  der  3.  sing,  nnd  plur.  s.  o.  Die  1.  plnr.  lautet  auf  -m*b 
oder  auf -Mo  aus,  vereinzelt  auf  -mm,  cohhcit*  96,  *&*wh  47,  aak- 
yvwb  65  etc.,  xotomo  100,  ecMO .  .  .  Öhxmo  136,  HeÖepMMO  135,  «i- 
cxlmo  mn>  olixmo  6m jm  102,  mmcmo  6m  114,  30B6MO  224  etc. ;  ne- 
BtMM  70,  oucmh  72  etc.  Zur  Flexion  der  Verba  wie  6hth,  uhth 
vgl.  noowri»  143,  bo^&otb  244,  bö-hoti»  159,  Ö-lwim  281,  HanLion» 
68.  Während  lain  alte  Formen  mehrfach  bewahrt,  *acH  108,  Hexacn 
138,  xacn»  187,  249,  neBMxacTe  148,  koxh  ca  xaxmrB  71,  noxaxHMt 
108  neben  jait  142,  jaHTe  67,  ist  6mth  von  den  alten  Normen  er- 
heblich gewichen,  ecrt  und  6m  gelten  nicht  mehr  nur  als  Formen 
der  3.,  resp.  3.  und  2.  pers.  sing.,  sondern  es  treten  an  dieselben, 
nach  der  Analogie  des  zusammengesetzten  Präteritums  (octl,  6m 
wird  mit  6mxb  gleichwertig) ,  volle  oder  gekürzte  Formen  von 
ömth  zur  Bezeichnung  der  Person  neu  an;  ist  diese  durch  die 
Setzung  eines  Personalpron.  hinlänglich  bezeichnet,  so  erhalten 
eCTL  und  6h  keine  weiteren  Zusätze,  z.B.  n  6CFB  19,152,  Heecr&H 
98,  tm  «er*  121,  xto  «ct*  tm  141,  152,  WHH  6m  ca  toooto  copoMexn 
47  etc.,  daher  ecn,  beim  plur.,  mro  «ctb  to6*  tm«  naan«  109  u.  ö\, 

CeCTpM  MH  eCTB  104,  HX1  eCTB  BGJMH  ÄOÖpH«  pMU9pM  21,  HM  OCT* 

BHT63H  sKopojx  93 :  dagegen  bbxxh  ecn  paHem>  «ein  22 ,  «ctb  «cmx 
187,  205  (=  p.  jestem),  ootb  ecTe  204,  210  (==  p.  jestescie),  a6u 
ecH  co6paxB  130.  xota  6m  ma  «ch  noexax*  96,  aqeft  6m  och  ..  CKa3HXT> 
114,  a  koxh  6m  «ch  ..  ytexHarB  cx  156,  aÖM  «ch  ramntan  187,  ate- 
Äa«TB  aÖM  «ch  «ny  jan,  145,  aÖM  «cto  6mxh  192,  ax-LÖM  ecTe  exaxH 
147,  gekürzte  Formen  wie  im  Poln.,  tmcb  149,  aoiic*  203,  m6mm* 
122,  KOTopM«M%  BMurefi  noM6HHT&  185,  wmevh  ca  lorfjaxa  142,  no- 
HeBaxeiTL  224,  mmcmo  6mxh  114,  ömcmm  202;  Polonismen  sind 
Formen  wie  «ctsm**  25, 27  u.o.,  «ctsci»  116,  wKsaaxaci»  196,  «ctoci>mm 
219  etc.,  aber  weil  poln.  9  russ.  o  entspricht,  finden  wir  auch  ein 
noBejaxoM'L  =  powiedzialem  (!)  182,  184,  188,  ähnlich  wird  poln. 
pustelnik  einmal  mit  nycToxBHHKOBMxi,  180  gegeben;  6m  gekürzt, 
bmhlth6t,  «cTe  72,  i.axa6i  Beet  cbotb  83. 

Imperativ.  Gekürzte  Formen  wie  Öyxi,  Öyxvre  sind  häufig;  in 
den  vollen  kann  das  h  des  Sing,  auf  den  Plur.,  umgekehrt  *  auch 
auf  Verba  wie  TepntTH  ausgedehnt  werden ;  der  alte  Wandel  der 
Gutturale  verliert  sich,  z.  B.  noM03H  130,  144,  noM03HMo  168  neben 
uomoäm  121,  130  ;  hx^tc  22,  hx*mo  24,  Ten?Te  125,  Tepn*Mo  71, 


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Ein  weisaruMiacher  Codex  miecellAneu»  etc. 


371 


noBeaeTe  80  neben  häufigerem  oepirre  212,  BiupuTe  205,  noHAHiio 
171  etc.,  gekürzt  axfcii,  .  .  h  Kiemmo  ca  93,  »ctum,  h  Bepra  132, 
noAHMo  71,  noxixe  200,  no^xe  192,  W3m ..  caai.  124,  noexfcTe  125, 
cnparo  ..  Hannmu  143  etc.;  zu  Verben  wie  <5hth,  6h  ca  111,  (m  21. 
böh  39;  npojra  68;  exi  144,  Heest  134;  h&x.t>  th  112  (da  hast  dn). 

Parti c i pi e n .  Ueber  Formen  wie  pein  neben  penn»  8.  o. ;  Formen 
auf  -y%i  (-eu),  -m li  sind  indeclinabel,  kohi»  BXA&rc  nana  3ie  naxnn>i 
155,  (der  König  hörte  Tristan)  Tain  roßopequ  24;  Formen  anf  -m 
(-a)  nnd  -yw  wechseln,  Öyxy  ca  npanoBaTH  mit*  uoryvvt  35,  inro 
Mora  sroxarB  52,  nepBO  xoto  iaTH  tboä  kohi»  BHxenHe  Harn,  na  no- 
boxii  HacTynaioqu  hhxjh  6u  etc.  96  nnd  kohi»  HacTynaM  HanoBoxu 
96;  sonst  vgl.  He  exA  aim  mm  134,  uahht,  na  xpyroro  HacKaKau  112, 
noMnn*iBaH)w  ca  252;  namoj^mti  (»nalazszy«)  194  ist  fehlerhaft;  zn 
BATH  (vgl.  haxb  koha  147,  bueub  hob  auf  152,  npuHATH  165)  kann 
das  part.  prät.  I.  noch  auf  alte  Weise  gebildet  werden,  npuHeMmu 
138,  Bsemuu  237,  250,  habuili  247.  Das  Part,  auf  -jto  lautet  im 
plur.  für  alle  genera  auf  -h  aus,  unai  BucKaicaxH  134,  abo«  meRAn. 
npunura  134  etc. ,  während  das  Adjectiv  im  Pradicate  auf  u  aus- 
lautet,  KOJH  CtLIXMO  6l»LlH  .  .  CyXOHU  6 LÜH  ÖLICMLI  IipOCTLI  72,  Tt.ia 

MepTBLixii  He  6li.iii  3ixeHU  (coxxxeHu)  235. 

Infinitiv.  Ueber  Formen  auf  -tl  neben  -th  s.  o.  ;  kabcth  25 
(fluchen),  russ.  kxhcth.  Part.  prät.  pass.,  xocTaTii  erobert  209. 

Verbalstämme :  cxuByn»  36,  jhhyth  ca  159;  Iterativa :  tohath 
112,  3aroHHBajH  105,  3BOAoqi>iBarL  205,  271,  no3aÖHBar&  146,  xo- 
xuBarB  154,  232  (npuxoxaia  42),  3anaxHBaTi»  225,  HrpuBara  228, 
HOinuBarB,  KJaxuaarB  235,  mnJBaxu  71,  AaHBaiH  19,  exxiUBax^ 
235,  xuiraxH  (brannten)  235,  3UBa*H  245,  TbixaiH  254. 

Adverbia:  neben  xoxoxe  133,  wtkoxc  170,  wtb  cexe  116,  wtb 
cexA  67  —  TOrryje  161,  aotvju»  188,  wTTyxi>*e  183,  ajTxyxe  149, 
arncyjA  57,  wncyAi,  170,  116,  noicyxi»  116,  133,  wtcioxi,  190,  wtu- 
cioä  179,  192,  das  y  vielleicht  in  Anlehnung  an  das  y  von  doxa 
136;  ucioxij  160,  194,  bcioau  222  (neben  Be3xe  115,  Bcerxu  154), 
HHyxu  94  etc.,  cf.  ce3xe  72;  ronocxe  120  u.  ö.  und  nocxe  nachher, 
nach,  nocxe  hxt.  115  u.  ö. ;  Ha3aBTp3«  175,  215,  Ha3aBTpeH  18  u.ö., 
3Ha3aBTpeH  115;  nocnoxe  42,  nocnojL  74;  wmi»  bis,  wäbxtl  yxope 
226,  wxhx'l  xoBeqopa  233  u.  ö. ;  nepuo  hbcb  vor  uns  96,  nepBO 
hhlixtj  105;  wxaxeH  cyxHa  57;  kbicb  (KaKÜi)  fehlen,  werden  wie 
kleinruss.  durch  mit*  (mkhh  etc.)  ersetzt;  es  wechseln  xaTBe  und 


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372 


A.  Brückner, 


jaTBo  192,  ÄeNte  und  aoabo  194;  adjectiva  von  adverbien  gebildet: 
ceroAHeinHUH  achb  219,  TyroniHero  150,  104,  HHHemHero  189,  b?o- 
pamHero  195,  TaMouimw  105,  TaMonamTB  46;  aojobt,  herunter  92, 
93;  BepoTb  traun  (p.  wieretf?)  138;  no  »ropcKM  178,  no  ahtobckhh 
und  no  pycKHH  239,  HenoxpecTHBBCKHH  254,  worüber  Ogonowski 
Studien  S.  191  bandelt;  Partikel  bei  Anführung  einer  Rede,  bhacxb 
A6H  6cmh  245;  Comparativ  des- Adverbs,  auch  statt  des  Comparativ 
des  Adjectivs,  wie  im  Russ.,  *opHue  qopneH  btoaba  164,  sejennma 
ooAmen  hhä-jh  HHue  b**miu  60,  nanu  icparaeH  Hamoe  narae  72, 
HsoTa  Aa-ioKo  uyAHeHineH  too  nanen  74;  neben  paArnen  öojtmeH 
kommen  vor  paAme  und  häufig  oojiut.,  ne  npomy  ßojnn.  81  u.  Ö\, 
ygl.  toÖli  .  .  Ä^nurh  6hi ao  81 ;  nymeH  bcktb  (mehr,  ärger  als)  47, 
nenymeH  wraa  h  MaTepu  129,  vgl.  ÖJHxen,  jenen  119,  jemnen  und 
nepBen  (neben  sonstigem  nepBo)  115;  beim  super! .  kommt  na  und 
nan  vor,  Haöojen  103,  Ha6op3AeH  40,  HanoojtineH  40  etc.  Con- 
junctionen:  3aHK>n  weil  119,  134  u.  b\,  ec*H  wenn,  heuh  aber 
134  u.  ö.,  noKH  bis  130,  htk-l,  hx3  und  iuto,  dass  etc.;  »es  giebt 
nicht«,  ntTL  182,  ntnn  wAnoro  bhtb3a  119;  das  relative  Verhält- 
niss  wird  durch  kotopuh  oder  durch  urro  ausgedrückt. 

Präpositionen.  Ueber  die  Form  von  vl  und  y  s.o.,  sowie  über 
hicb  und  ian, ;  kb  vor  Vocalen,  Ko<$*Ay  o.  o.,  es  nimmt  ausserdem  oft 
die  Form  icy  an,  kvbo.di  129,  irycoöt  182  etc.  Neben  älterem  Teöe 
A*ja  51,  Toro  86,  ioro  fßiA  88,  94  kommt  auch  ero  a*a  150 
vor  und  häufiger  aja  vor  dem  Gen.,  a*a  Toro  143  etc.  Zum  Ge- 
brauch von  Ha,  Kpojfc  Ha  tobt*  ui.no6HJi  148,  noAAKOBaxB  Ha  jacns, 
cxyxöe  18,  aaky«m  f,  th  Ha  abophocth  65,  npomaeTB  na  ero  nooHTLcra 
jioach  (für  noAex^B)  145,  hh3jkX5hxb  Ha  tostb  96.  Ob  kann  vor  an- 
lautendem c-  schwinden,  z.  B.  cTaia  183  (flir  c-BCTaia,  p.  sstala), 
caat»  (furcBCAA>)  140;  man  beachte  po3jyquAH  holt,  3%  wpyjrB€irB 
114.  KpoM-B  wird  zum  gen.  oder  acc.  gefügt,  kpom-b  wahwb  Tpu- 
mam.  115,  Kporc  waho  ABoe  CKOTa  a  wAHoro  Joa  135,  WKpoMt  bojh 
oox'Be  (»okrom  woley  Boiey«)  188,  Kpoira  u  jnoro  .  .  .  kdoma  wahoc 
95;  npoTHBT»  zum  gen.  oder  dat.,  npoTHB*B  nenptiATej'B  (im  Original: 
przeciw  nieprzyiaciolom)  186,  npoTHBKy  hx*  (przeciwko  nim)  178, 
npoTHBKO  nuninLiMT,  und  npoTHB'B  noKoputixi)  178,  npoTHB'B  Hbmijo  bt» 
182  (przeciw  Niemcom),  dagegen  npoTHB'B  BypKryHAOM-B  $paHK0ir* 
rajAHoirB  BaHBAaiejrB  184,  npoTHB-B  eity  199,  HanpeTHB-B  hmt,  155; 


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Ein  weissrussischer  Codex  miscellaneus  etc. 


373 


Mexu  c.  gen.,  mokli  MyatBiKOFB  h  hcbbct-b  43,  Mexu  AByxi  cTent 
166,  Mexu  wtbbo  133,  MexBi  hx-b  270,  npojiejKKy  ceoe  272,  274. 

Endlich  seien  angemerkt  Wendungen  wie  kojh  m  chhm-b  coh- 
M6M  t,  96,  noe^bMO  3Haira  (du  mit  uns)  90;  iueMA  .  .  .  peicin  63, 
cbbt-b  ...  xoqyrt  66,  bohcko  KecTyreBO  nepeßesjHCA  251 ,  a  JKomohtb 
wtb  HeimoBT,  wTCTyintiH  h  npucTyniun  etc.  241.  Wie  im  Kuss., 
weist  ero  auch  auf  ein  Neutrum  zurück,  so  193  ero  auf  bohcko  (im 
Original  vszykowal  ie) ,  ähnlich  197  hx  b  auf  noTpoÖu  (im  Original 
wieder :  iesli  ie  bedziesz  .  .  .  przeklädal} .  Das  Reflexi vum  wird 
mehrfach  zu  Anfang  des  Satzes  gesetzt  und  beim  Verbum  wieder- 
holt, Kraue a  TorAU  cjohu?  Ky3axoAs  ckaohajioca  193  u.  ö.  Instr.  : 
He  TyHtu  KouejTB  h  3ÖpoeK>  31  (sei  nicht  besorgt  um,  bekümmert 
durch  ,  whh  6h  ca  toÖoio  copoMciH  47,  mk-b  MHoro  mbicjhtb  naH'B 
Tpuaan-B  noBBiineHeMB  Ahhoaotobhm'b  107  (sinnt  auf). 

VI.  Denselben  echt  russischen  Gharacter  trägt  der  Sprach- 
schatz des  Denkmals ,  doch  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein ,  ihn 
irgendwie  zu  erschöpfen.  Einzelne  Russismen  sind  schon  im  Vor- 
hergehenden genannt  worden,  wie  ÖoxBAHua  rapatfat  aeßenocTo  u.a., 
hier  seien  noch  erwähnt  Wörter  wie  koiihhkb  (Reiter)  129  u.  o.,  Jia- 
syica  (Spion)  133,  Ha  ja3yvBCTBe  130,  pamraa  (Morgen)  131,  urrpy- 
thth  (vergiften)  131,  hhxto  ca  mhb  ho  npoTHBHTb  (ist  Widerpart) 
Binaxti  92,  ygl.  h  ne  mofb  hmb  npoTHBHA  uuhthca  123,  xto  6h  3HacB 
Koro  umaxH  nonrpa.i  i,  92,  uito  BaMB  naAOÖeTB  53,  naAOÖf  181,  naAOÖH 
178,  MyatoBaj-B  npoTHBB  AByxT»  pnuppoß-B  49,  roAHna  (Wetter)  54, 
70,  acyiiHna,  caMH-B  (Kleidungsstücke)  68,  *opTyBmia  (Unwetter)  148, 
BuiupKH  (Breite)  146,  rynio  152,  nyAKHH  (kohb,  scheu)  152,  vgl. 
nepenyxaBinu  ca  181,  jraHiryxn  noKpuinH.rB  152  (zermalmte),  Horm 
srpy3H.n,  161,  3aMATHA  (Wirren)  263,  napyrea  (Bürgschaft)  159, 167, 
nponop'B  (Fahne)  166,  CKOMopouimma  und  cKOMopouiKa  168,  169,  xo- 
3k&iuh  (Fahrender,  sc.  Ritter)  45,  npoxajm  44,  po3cep-BAHTHjBCA  2 1 , 
3MepKaTH  238,  Ha  3MepKaiibH  42,  MeTejHua  273,  Teny»m  (schlagend) 
110,  6pa3KaTH  (klirren)  111,  cjiaByTHBiH  114,  KonA  cTpomujH  (zer- 
splittern) 113,  MHTyc  (wechselweise),  h  nojoÄHjT,  hx-b  MHTyc  nepeA-B 
coÖOBOHaKOHH  125,  pyKH  xncTKoe  (»chybkieya)  178,  b«b  wrjryMenio 
(»w  oszukaniu«)  178,  ao  TpociiAry  (»trzeina«)  215,  öycejiB  (Storch) 
215,  maMpeHBs  (Murren)  214,  jKOjniepuH-B  (Soldat)  179  etc. 

Wie  schon  erwähnt,  sind  im  »Tristana  und  »Bovo«  Spuren  serbo- 
kroatischen Sprachschatzes  deutlich  wahrnehmbar,  Fremdwörter 


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374 


A.  Brückner, 


au 8  dem  Italienischen,  wie  .nrrpa,  npumuni  Fürst,  Mopnap-L  Schiffer 
u.  s.  w.,  dann  Serbismen  wie  tiefen,  Abzeichen,  oey*  hhoix)  öejiera 
59  für  sonstiges  3B&M eim  j  Hemri  schwach,  h  öllit»  h^uitl  paHeHT, 
wn  MeaBBejA  AHKoro  73;  neben  jAKOBano  th  6jm  vjtl  bcktl  bh- 

T63€h  hei 88t  es  3a*ajeHo  th  öväh  BCHMH  BHTe3H  94,  3a»ai6HOTH  6jAh 
108  u.  ö. ;  öoropaAHHKT»  und  ÖoropoAHHici,  z.  B.  Ooropo^HjurB  wahht. 
urro  ca  30B6TI»  neArpuifB  149  u.  ö. ;  iueiu.  für  po***,  iucma  ..  peius 
63  u.  o.,  njieMeiiHAa  für  iueM6HHT&  »nobilis«,  häufig  im  »Bovo«  von 
der  Königstochter  gesagt,  dasselbe  was  ppoBMna,  ueiiemwa  naima 
137  =  BpoxeHau  namia  151 ;  ckhipl  «ch  Kpy  xkh  xeJDLrL  65  wohl  = 
mpaHKH,  das  häufiger  vorkommt;  einigemale  scheint  serb.  toct  Ehre 
behalten,  BiacTHocTb  «ajew  oora  55,  3a  qacn,  ooäid  113,  100,  6j& 
Basn,  AAKa  dito  ma  qacTyrre  106;  wcßeTHTH  CMepn,  (rächen)  147; 
.loata  (Lager,  fem.!)  153,  179  n.  Ö. ;  agcgtl  rojea  (Schiffe,  golija 
und  galija)  160;  KouryTa  der  Vorlage  (Hirschkuh)  ist  vom  Schreiber 
nicht  mehr  verstanden,  er  schreibt  dafür  Konryoa  160;  bokhhki» 
(Krieger)  131  n.  o.;  smilj  »gnapbarium  arenarium«,  *ia  6ora  cohmh 
3Hamoro  nana  KOpo.iA  ApTHKca  TepHOBi  Beueiri  h  b3jo«u  CMMHoro 
97,  ein  bildlicher  Ausdruck  für:  Kummer  in  Freude  zu  verwan- 
deln; irqopHOMy  rocTpoBy  totokv:  das  zweite  der  Synonyma  ist 
serb. ;  HHwro  «cmh  Tain  npiuiraHoro  (ähnliches)  HeBHxexi  109  etc. 
Unklar  ist  mir  nynaBa,  als  Bovo  den  Mörder  seines  Vaters  erblickte, 
HCTymuTB  3jxua  (verlor  die  Farbe,  vgl.  3JHua  cTymua  112  von  Isolde 
gesagt)  aBMLiuHjT,  ca  6jftxh  ukt>  nynaBa  165,  vgl.  83  ö-rtaa  hkt. 
nanyra  (ein  ander  mal  wird  Frauenweisse  mit  Papier  verglichen), 
die  mit  nynaBa  lautlich  vergleichbaren  russ.  und  serb.  Wörter  passen 
nicht  in  der  Bedeutung.  Ausserdem  was  ist  Kpuuain,  ujahht,  3pa*- 
jihbhh  KpusnaiCL  107?  A«a  ckokb  120? 

Gegenüber  den  immerhin  vereinzelten  Spuren  des  Serbischen 
war  der  polnische  Sprachschatz  unserem  Schreiber  eine  reich  flies- 
sende Quelle  jeglichen  Ausdruckes.  Viele,  von  der  russischen 
Grundlage  oft  grell  abstechende  Polonismen  in  Lauten,  Formen 
und  Worten  sind  schon  im  Vorhergehenden  genannt  worden ,  hier 
folge  eine  Nachlese:  ich  berücksichtige  zuerst  die  Texte,  den 
»Tristan«  und  »Bovo«,  deren  Vorlage  nicht  polnisch  war,  da  finden 
wir  Adverbien  wie  3aHCTe  31,  134,  a3aci>  31,  hctotho  37,  roBHe  41, 
3aBXAU  79,  3aci»  110,  3an?mie  116,  tsah  104,  ktam  134  etc.,  Sätze 
wie  Hin»  ecTL  jemnuin.  3joto  ujtt,  cpsopa  99,  He  m*h  n  3a  a»  26  u.ö., 


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Ein  weiMruwUcher  Codex  miscellaneus  etc.  375 


Wörter  wie  äwh-b  78,  npuAio  (przyiaie,  häufig  im  Pohl,  des  XVI. 
Jahrb.  75,  u&iuh  84,  tuhabhi»  28t,  hh  tluha  55,  cmievHoc  Micro 
(stoieczne  miasto]  54,  KpeBHbrä  45,  npenaxozjieMiinJH  npozio  95, 
6.ia33Hi>  109,  BOÄJyn>  159  etc.,  Fremdwörter  wie  KyHurr*  noKomro- 
b&th  ca  lubipMeptcTBo  MauiTajicp-B  07jiMapen  (Schrank)  MHCTepne  etc. 
Die  polnische  Vorlage  des  Attila  bedingt  natürlich  eine  Unmasse 
von  Polonismen,  in  einzelnen  Wörtern  wie  in  ganzen  Fügungen, 
dass  das  Ueberhandnehmen  der  loc.  sing,  auf  -y,  loc.  plur.  auf 
-axi..  infin.  auf  -ti>  etc.  damit  zusammenhängt,  haben  wir  bereits 
hervorgehoben,  Worte  wie  HarrpoA'B  cjohip  BTapmeiie  jamio  3aiiHbiH 
nnuii  BuiainKe  no  Manoqicy  rmpxaTb  HewrapHenu  etc.  Dass  Schwan- 
kungen und  Mi  sä  Verständnisse  vorkommen,  ist  erklärlich,  die  Par- 
tikel abowiem  wird  wörtlich  aöo  B*AaK>  189,  190  übersetzt;  zwy- 
ci^ztwo  zaczne  (cz  =  c)  wird  mit  3bhtaäctbo  3aray  übersetzt  190, 
als  stünde  im  Original  zaczn?;  neben  o-öorjiaiowlica  kommt  roöa- 
baat,  ca  vor,  neben  »ropcraiH  srepcKra  ;  wQgierski) ,  poln.  frasowac 
si?  heisst  einmal  xjonoTaTH  ca  und  wieder  3a*paeoBaBinMCA,  poln. 
mieszkac  zögern,  bald  wsuasth,  bald  MeinKaicrau  etc.  Beibehalten 
wird  die  Fügung  des  acc.  c.  inf.,  AOBftAaBmucA  bohcko  HenpuAT6Ai>- 

Clv'06  6  LI  Tb  A&ieKO  (50.TUI06  HHXAH  DepBOH  MüHMaJIT.  188,  MHHMaTH  Selbst 

mit  zahlreichen  Ableitungen  (aombuihuui  118  etc.)  ist  ein  Polonis- 
mus  statt  bhemsth,  das  der  Schreiber  noch  häufig  anwendet;  xoa- 
HtpcKyio  catälltb  191  ist  wieder  ein  Polonismus,  dieser  substan- 
tivische Gebrauch  des  Acc.  Sing.  Fem.  des  Adjectivums  ist  dem 
Poln.  des  XVI.  und  XVII.  Jahrh.  sehr  geläufig,  zohiierskq  sJuzyö 
gebraucht  Bazylik  auch  noch  in  seiner  Uebersetzung  des  Modrzew- 
ski;  u7UKuyBBiucA  (ocknawszy  siej  neben  wtvthbuiu  ca  222  etc.  In 
der  litauischen  Chronik  endlich  treten  schon  wegen  der  Beschaffen- 
heit der  Vorlage  Polonismen  zurück,  ohne  doch  zu  verschwinden, 
neben  boaikt,  finden  wir  mk-bou  cto  bhabkob-b  245,  auf  derselben 
Seite :  nepinuMx  bocboaoio,  h  mhopo  BaiMCB  mcb^tl  a  z&D-hmxa  3bi- 
cKMua-Tb.  »opTyHAUBe,  S.  284  3buut&  MCHOBanoro  etc. 

So  viel  über  die  Sprache  des  Denkmals ;  um  diesen  Bericht 
nicht  noch  mehr  anschwellen  zu  machen,  habe  ich  darauf  verzichtet, 
auf  die  gleichzeitigen  litauisch-russischen  Texte  hinzuweisen,  wel- 
che dieselben  Erscheinungen,  doch  oft  mit  geringerer  Consequenz, 
aufseigen. 

Aus  der  literarhistorischen  Besprechung  des  Denkmals  muss 


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376 


A.  Brückner, 


hier  vollständig  aasgeschlossen  bleiben  die  Frage  nach  dem  Ver- 
hältniss  unseres  Textes  zu  der  sonstigen  rassischen  Ueberlieferang 
des  Bovo  und  Attila,  was  wohl  Prof.  BecexoBCKin  erörtern  wird; 
überhaupt  beschränke  ich  mich  absichtlich  auf  Nennung  der  ent- 
fernteren Quellen,  resp.  der  unmittelbaren  Vorlagen  dieser  Texte 
und  beginne  mit  dem  Attila,  für  welchen  mir  das  Material  vollstän- 
dig vorliegt:  diesen  Vorzug  verdanke  ich  der  ausserordentlichen 
Liberalität  der  Verwaltung  der  Bibliothek  zuKurnik,  deren  Director, 
Dr.  Z.  Celichowski,  meine  Studien  durch  Uebersendung  der 
seltensten  Polonica  stets  gefördert  und  mich  zu  grossem  Danke  ver- 
pflichtet hat. 

VII.  Die  HcTopuu  w  Atujh  Kopojni  «rop-LCKOiro  (S.  173 — 224) 
weist  schon  durch  den  Umstand  auf  eine  gedruckte  Vorlage  hin, 
dass  die  Blätter,  die  sie  enthalten,  im  Gegensatz  zu  den  vorher- 
gehenden Romanen,  die  solchen  nicht  kennen,  einen  Columnentitel 
tragen,  der  dem  angegebenen  Titel  gleich  lautet.  »Historia  o  Atyli 
Krolu  Wejriersk:«  ist  nun  der  Columnentitel  des  Werkes  »Historia 
spraw  Atyle  Krolä  Wqgierskiego.  Z  Lacinskiego  iezyka  nä  Polski 
przelozona  przez  Cypriana  Bazylika.  Cum  Gratia  et  Priuilegio«, 
kl.  8«,  letzte  Signatur  H  6.  Auf  der  Rückseite  des  Vorderblattes 
das  Wappen  Gozdawa  (Lilien) ,  hierauf  Vorrede ,  gerichtet  an  den 
Starosta  Stepanski,  Stanislaw  Graiewski,  der  bei  Niesiecki  mit  dem 
Wappen  Oliwa,  Lilien  und  Rosen,  als  »dworzanin  Zygmunta  Au- 
gusta  1565a  genannt  wird;  Text  des  Attila;  auf  dem  letzten  Blatte : 
Historyey  o  Atyli  dokonczenie.  W  Krakowie.  Drukowal  Maciey 
Wirzbi^ta  etc.  1574 ;  auf  der  Rückseite  Bild  eines  Attila. 

Das  einzige  in  polnischen  Bibliotheken  (nach  Estreicher)  vor- 
handene Exemplar  dieses  Werkchens  ist  dasKurniker,  welches  ich 
benutzen  durfte;  leider  ist  dieses  aus  einem  poln.  Kloster  stam- 
mende Exemplar  unvollständig,  es  fehlen  die  Blätter  A3 — 6,  welche 
den  Schluss  der  Vorrede  und  den  Anfang  des  Textes  enthielten, 
sowie  das  drittletzte  und  vorletzte  Blatt  des  Ganzen.  Die  Vorrede 
enthielt  eine  der  stereotypen  humanistischen  Anpreisungen  des 
Werthes  der  Geschichte  auf  Grund  der  bekannten  Ciceronianischen 
Phrase,  woran  Bazylik  Angaben  Uber  seine  Quelle  oder  andere  auf 
seine  Arbeit  bezüglichen  Umstände  geknüpft  haben  mag:  der  weiss- 
rusßische  Uebersetzer  hat  nämlich  Titel  und  Vorrede  fortgelassen, 
während  er  sich  sonst  mit  sklavischer  Genauigkeit  an  seine  Vorlage 


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Ein  weiMrusaischer  Codex  miscellanens  etc.  377 


gehalten  hat.  Ich  fahre  für  dieselbe  zwei  kurze  Stichproben  an,  die 
(verstümmelten)  Anfang  und  Ende  des  polnischen  Textes  und  den 
weissrnssischen,  mit  der  Versicherung ,  dajs  sich  beide  sonst 
genau  ebenso  decken,  und  füge  ausserdem  das  lateinische  Ori- 
ginal hinzu : 

Pag.  175.               #  Pag.  A7. 

(Tok)  nopaxKOH))  jooxy  cBoero   ludn  swego  Detryk 

AdTpuin  h  MaTapHt  6jßjm>i  ho-  y  Matern  bedac  nie  pomahi  za- 

noMaxy  aacMyqoHM,  mlicjbjh  w  sm^ceni,  myslili  o  thym  we  dnie 

Tom  s  abh  h  wh  hoto,  worh  6u  y  w  noczy,  iakoby  on$  podiefc* 

urayro  nojiBATyK)  copoMory  3a-  sromotQ  zacnym  iakim  vczynkiem 

Ohuvb  hkbjtb  »quBKOMT»  3aTepjB.  zatarli.  Zebrawszy  tedy  ostatki 

3o6paBmu  tzw  wcTancB  wHoro  onego  woyska,  ktore  byJy  od  po- 

BOHCKa,  KOTopue  Cuah  wtb  no-  razki  zostary,  wziawszj  ktemu 

paxKH  aocTaiH,  b3abusj  RToicy  zoinierze  dla  bronienia  miasta 

xoxflepu  aaa  öopoHentA  vfccTa  zosthawione  y  drugie  na  inszych 

30CT aBieBLi 6  h  jpyrH6  bä  HBiiftErB  mieyscach  beda.ce ,  spräwiwszy 

Mecmax-L  ÖyAywe,  cnpaBHBinu  ie  pirwey  nizliby  W^growie  z 

hxt,  nepBea  bjekjh  6hi  XrpoBe  3-l  onego  vpracowania  poprawiö  a 

umoro  snpanoBaHBA  nonpaBirni  a  pokrzepic  sie  mogU,  vderzyli  na 

noKpemm>  ca  Nora,  »AaptLiH  Ha  nie  woney  dolinie  Tarnok. 

HHXTE.  BOHOH  AOABHe  TapBOKT. 

Pag.  223.  H  7  Rückseite. 

•   A  Tain  BOAAe  npepeqoHoro  A  tak  wedle  przerzeczonego 

paxyHKy  KOTopo«  ca  ao  npaBAU  rachunku  ktore  sie  do  prawdy 

ÖoAineH  cTocye  kojb  Atllho  ko-  wiecey  stosuie,  gdy  Atyle.  kro- 

pojeirL  rcöpano,  btotb  ?acB  6My  lern  obrano,  w  ten  czäs  mu  bylo 

Öbuo  ceMAecATB  a*tb  h  ab*.  Ot-  siedmdzienia,t  lat  y  dwie.  Stad 

rjxh  oa  t3am  3BaquTt  hsi  wwh  sie  tedy  znaczy,  iz  on  w  ten 

btotb  raci>  koxb  XrpoBe  c  TaTap—  czas,  gdy  Wejrrowie  s  Tatarskiey 

cKoe  seMAH  BLimüH,   BATiiAocATi»  ziemie  wyszli ,   pieödziesiat  lat 

MtJB  a*tl  m  ab*  ,  arro  Bce  «cati  mial  y  dwie.  Co  wszytko  iesli  w 

b-b  ccAHy  Airaöy  3Aoxunn,.noKa-  iedne.  liczbe.  zfozysz,  pokale  sie, 

xeTBCA  2ec  Atblia  Öbltb  «uBi  ie  Atyla  byl  iyw  lat  sto  dwa- 

jstb  cTOABaAnaTB  h  qoTtrpu   dziescia  y  cfterzy  .  .  . 

Archiv  für  sUrüche  Philologie.  IX.  25 


UlQltIZGÖ  uy 


378 


A.  Brückner. 


Pag.  224. 
ßWhMß  noHOBaxeirL  a  nnwo 
Aaiea  nHcaTH  Ha  totl  qaci»  hgs- 

mucjjltl  iüäho  ao)  cMopTH  Atli-  smierci  Atylowey,  przeto,  kthoby 
jcbu,  npoTO  xtoom  DiTo  ACLicH  ro  czo  däley  o  spräwach  Wegier- 
cnpaaaxi  sropcram,  B*AaTH  xo-  gkieh  wiedzyec  chcial,  niechay 
Ttji»,  HexaH  bt>  hx*b  KpoHioma  MW-  w  ich  Kronicze  czyta. 
Ta«Tb. 

Hac  clade  et  internecione  suorum  Detricus  et  Maternus  uehe- 
menter  perturbati  uersabant  dies  et  noctes  animo,  quo  modo  accep- 
tam  ignominiam  insigni  aliquo  facinore  delerent.  Contractis  igitur 
qui  adhuo  a  clade  gupererant  militibug,  et  hig  ac  omnibug  aliis  quo- 
que  qui  in  praesidio  urbis  atque  aliis  in  locis  erant.  in  ordinem  re- 
dactis,  antequam  Hunni  vires  reeenti  caede  fatigatas  recnperare 
possent  eos  in  ipaa  nalle  Tharnok  invadunt. 

Secundum  igitur  gupputationem  praedictam,  qnae  yeritati  ma- 
gig est  conformig,  dum  creatug  fuerat  Athila  in  regem,  geptuagesi- 
mum  secundum  agebat  aetatig  annum.  Hinc  ergo  liquet ,  enm  eo 
temporig  quo  Hunni  Scythia  egressi  fuere  natum  fuisse  quinquage- 
simum  secundum  annum.  Quae  omnia  si  in  numerum  redigas, 
Athilam  vixisse  comperieg  centum  et  viginti  quatnor:  non,  ut  Sa- 
bellicug  tradit,  quinquaginta  gex  annog. 

Von  dem  17.  Cap.  sind  im  polnischen  Texte  nur  die  oben  ge- 
nannten Schlussworte  (gmierci  Atylowey  etc.)  erhalten,  nach  dem 
lateinischen  Original  beginnt  dag  17.  Cap.:  Mortuo  rege  Athila, 
duo  legitimi ,  et  animo  et  vi rtute  nothis  filiig  praestantiores  (alter 
Chaba,  ex  Herrich e,  Honorii  Graecorum  imperatorig  filia:  alter 
AJadaricug,  ex  matre  Kreinheiltz ,  filia  ducig  Bavariae,  geniti)  de 
imperio  certabant.  Detricttg  in  Verona,  qui  neptim  Athilae  ex  so- 
rore,  uxorem  duxigge  dicitur  etc.,  im  weiggrugg.  Text  »xBa  Biacnais 
cuHOBe  ueaxacTiiue  cliuli  copipMT>  h  m  y  ücct  b  o  mi»«  etc.  »Xaoa  3  t 
reppbixH«  etc.  » A-iAAapum.  3T>  KpaHBTBrHjrmp  khaääth  öaßapcKoro 
AoqKH  spoxenuHc  etc. ;  es  folgt  die  Schlacht  auf  dem  Felde  von  Si- 
cambria,  die  Flucht  des  Chaba  zu  seinem  auunculus  —  dag  ent- 
sprechende polnigche  Wort  igt  im  Weiggrugg.  nicht  übersetzt  — 
Kaiger  Hoporius,  Rückkehr  deg  Chaba  nach  Scythien,  wo  er  noch 
geinen  Groggvater  Beudegicz  lebend  traf,  auf  dessen  Rath  dnxit 


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Ein  weissrusaiacher  Codex  miacellaneua  etc. 


379 


uxorem  ex  gente  Corosmanorum  (3Hapo*y  KopociauioBT.),  Scythiae 
vicina,  ortam.  Ex  qua  duos  suscepit  filios,  Edemen  et  Ed;  seine 
Ermahnungen  an  die  Söhne,  das  frachtbare  Ungarn  zurückzuver- 
langen, was  ihre  Nachkommen  erst  ausführten ;  Tod  des  Chaba  io 
Scythien.  Non  de  sunt  autores  qui  a  Chronico  dissentiere  s,  de 
Hunnico  post  Athilae  mortem  in  Pannonia  imperio,  uaque  ad  Man- 
ricy  imperatoris  fere  tempora,  meminerint.  Non  tarnen  est  instituti 
nostri,  bistoriam  ultra  Athilae  mortem  in  praesentia  producere : 
quam  sequentem,  his  qui  me  plus  et  ocij  et  virium  habent,  relinquo 
describendam. 

In  Litteraturgeschichten  (Wiszniewski,  Macicjowski  etc.)  wird 
die  Angabe  wiederholt,  dass  der  polnische  Attila  ans  dem  latei- 
nischen des  berühmten  italienisch-polnischen  Humanisten  Calli- 
mach  Übersetzt  ist;  irrig,  wohl  wird  Callimach  in  diesem  Texte 
mehrfach  citirt,  aber  nur  um  widerlegt  zu  werden. 

C.  Bazylik  hat  den  Attila  des  Nie.  Olahus  Ubersetzt,  indem 
er  sich  strenge  ans  Original  hielt,  nur  einzelne  Randbemerkungen 
oder  ein  griechisches  Citat  überging;  das  Schlusscapitel  desselben, 
das  18.,  als  zum  eigentlichen  Thema  nicht  gehörig  und  den  polni- 
schen Leser  nicht  interessirend ,  es  handelt  von  den  Siebenburger 
Szeklern  als  Abkömmlingen  der  Hunnen,  hat  er  fortgelassen. 

Der  Primas  von  Ungarn,  Nicolaus  Olahus,  stammte  aus 
der  Wallachei  (daher  sein  Name) ,  sein  Vater  war  nämlich  vor  der 
Tyrannei  des  Wojewoden  Drakuljiach  Siebenbürgen  geflohen;  der 
Secretär  König  Ludwig's,  ihm  und  seiner  Gemahlin  Maria  treu  er- 
geben, begleitete  letztere  nach  der  Catastrophe  von  Mohacs  und 
den  Wirren  im  Lande  nach  Belgien,  wo  er  in  Brüssel  1536  eine 
Schrift  über  Ungarn  in  zwei  Büchern  auf  das  Drängen  eines  Freun- 
des verfasste,  im  ersten  Buche  die  Topographie  Ungarns,  im  zweiten 
Leben  und  Thaten  des  Attila  schilderte,  angeblich  um  das  Bild 
eines  wenn  auch  barbarischen,  doch  tapferen,  abgehärteten  und 
streng  disciplinirten  Heeres  zu  entwerfen,  als  Gegenstück  zur 
Zuchtlosigkeit  der  eigenen  Nation,  welche  ja  die  Catastrophe 
wesentlich  verschuldet  hatte.  Dieses  letztere  Buch  hat  nun  Job. 
Sambucus  der  zweiten  Ausgabe  der  Decaden  ungarischer  Ge- 
schichte des  Antonius  Bonfinius  beigefugt:  Antonii  Bonfinii  re- 
rum  ungaricarum  decades  quatuor  cum  dimidia  etc.  Baaileae,  ex 

25» 


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380 


officina  Oporiniana  1568.  Im  7.  Bache  der  ersten  Decade,  un- 
mittelbar nach  des  Bonfinius  -Bericht  vom  Tode  des  Attila,  folgt 
p.  107—136  Nicolai  Olahi  etc.  Atila  und  endigt:  Hactenns  Nicolai 
OlahiAthüa:  seqnitar  Bonfinins >) . 

Die  Anregung  zur  Uebersetznng  des  Skanderbeg  des  Barletius 
(1569,  gewidmet  dem  A.  t*ski) ,  wie  des  Attila  gewann  Bazylik 
wohl  in  der  Umgebung  oder  unter  dem  Einflüsse  des  Siradzer  Woj  e- 
woden,  Albrecht  Laski ;  wir  überzeugen  uns  davon  leicht  aus  einer 
Stelle  in  der  Widmung  der  »Chronologia  de  regibus  Hungaricis«, 
welche  derselben  Ausgabe  des  Bonfinius  S.  897 — 920  beigegeben 
ist.  Der  Verfasser  derselben,  Abraham  Bakschay,  ein  Ungar  und 
Secretair  des  Laski,  widmete  seine  Schrift  dem  Laski  »ut  qui  inter 
tot  tamque  graves  cum  pnblicas  tum  priuatas  curarum  occupationes, 
inter  belli  cos  tumultus,  ant  ab  iis  aliquantulum  solutus  ad  tabulam 
etiam  . .  ita  concinne,  ita  perfecte  et  expedite,  ita  ad  amussim,  cum 
incredibili  grauitate,  admirando  consilio,  Ylyssea  facundia,  lingua- 
rumque  variarum  promptitudine,  historias  de  quadruplici  Monarchia, 

*)  Erst  Adam  Franc  Kollar  hat  beide  Bücher  herausgegeben,  Nicolai 
Olahi  metropolitae  Strigoniensis  Hangaria  et  Atila  sive  de  originibus  gentis, 
regni  Hnngariae  situ,  habitu,  opportunitatibas  et  rebus  bello  paceque  ab  Atila 
gestis  libri  duo  nunc  primum  . .  .  coniunctim  editi,  Vindobonae  etc.  1763,  in- 
dem er  das  erste  Buch  aus  einer  Wiener  Handschrift,  das  zweite  (den  Atila, 
p.  96 — 198)  nach  der  Baseler  Ausgabe  veröffentlichte;  dabei  druckte  er  ab 
p.  198—227  nach  einer  Wiener  Handschrift,  des  Nicolai  de  Rosenberg  »Poloiii 
ex  Accipitrinis,  equitis  Hierosolymitani  Sereniss.  Polonarum  regi3  apud  S. 
Imperium  oratoris«  de  situ  moribus  et  diuersitate  scythicarum  gentium  libellus 
singularis,  geschrieben  und  gewidmet  1499  an  K.  Maximilian,  auf  den  Wunsch 
des  für  Erdkunde  sich  lebhaft  interessirenden  Fürsten,  der  etwas  über  Ta- 
taren erfahren  wollte ;  als  nämlich  der  Verf.  seine  Zeit  müasig  yerflieasen  und 
das  Werk,  zu  dessen  Vermittelung  er  von  König  Johann  Albert  beauftragt 
war,  nicht  vorrUcken  sah,  gedachte  er  auch  mit  dieser  litterarischen  Frucht 
unwillkürlicher  Müsse  sein  eigentliches  Ziel,  die  Christenheit,  namentlich 
Deutschland,  zum  Kampfe  gegen  Tataren  und  Türken,  zur  Erleichterung  von 
Polen  und  Ungarn,  aufzurufen,  in  etwas  zu  fördern;  Verse  des  Alb.  Montanus, 
Secr.  des  Königs  von  Polen,  des  Magistei  Bohuslaus  Bohemus  de  Hassenstein 
u.  a.  begleiten  dasselbe.  Ich  vermisse  dieses  Schriftchen  eines  Polen  in  der 
polnischen  Literaturgeschichte,  z.  B.  bei  Wiszniewski ,  welcher  nur  eine 
Rede  des  Rosenbergers  an  den  Kaiser  aus  der  Zeit  dieser  Sendung  zu  kennen 
scheint;  Uber  die  Familie  berichtet  Paprocki  129:  Roiembarscy  na  Pod- 
gorzu  dorn  dawny. 


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Ein  weiMnwsischer  Codex  misceil&neua  etc.  381 


de  rebus  et  disciplinis  militaribus  Hungarorum  ....  felici  memoria e 
tuae  iam  dndnm  optime  mandatas,  commemorare  illisque  eximia 
^Lfitnoti  ^5  c^iq  clor t^^^^ii  c x u o  r^i  1 1*6  so  1 63^8  «  ud  timo  BOlVKQPI 
.  .  .  vera  quaedam  Imperatoria  dignitas  in  te  eluceat«  etc.  (datirt 
ans  Ostrog  in  Wolyn  1567)  .  Diese  Baseler  Ausgabe  nun ,  welche 
auch  noch  den  Attila  des  Callimach  (p.  856 — 865),  eine  Exhortatio 
ad  milites  des  A.  Laski  vom  J.  1561  (p.  921),  Verse  des  Trzecieski 
etc.,  enthält,  hat  dem  Bazylik,  vielleicht  durch  irgend  welche  Ver- 
mittelang des  Laski,  vorgelegen. 

Die  Schrift  des  Olahus,  ohne  historischen  Werth,  bot  eine  ge- 
drängte und  einfache  Uebersicht  der  Thätigkeit  eines  Barbaren, 
welcher  von  der  mittelalterlichen  Legende  mit  den  Attributen  einer 
Geissei  Gottes  war  ausgestattet  worden :  die  Anrede  des  gallischen 
Einsiedlers  an  Attila  (Gap.  6)  setzte  diese  Bestimmung  feierlich 
auseinander,  sie  hätte  (im  Sinne  des  Verfassers)  ähnlich  an  Soliman 
gerichtet  werden  können,  wenn  man  das  Ungarn  von  1526  an  Stelle 
des  entchristlichten  Galliens,  das  von  Gottes  Zorn  heimgesucht 
wird,  substituiren  wollte.  Zu  dieser  mystisch-religiösen  Auffassung 
sind  gesellt  bedeutsame  Erscheinungen  von  Märtyrern  (Nicasius 
und  Eutropia  in  Rheims;  die  1 1000  Jungfrauen  in  Köln),  von  Wun- 
dern und  wunderbaren  Erscheinungen  aller  Art,  Prophezeiungen 
u.  s.  w.,  endlich  ist  das  rhetorische  Bedttrfniss  des  echten  Huma- 
nisten durch  eine  ganze  Reihe  schulmässig  wohlaufgesetzter  Reden 
vollkommen  befriedigt,  die  Schrift  konnte  gefallen.  Der  Ueber- 
setzer  entledigte  sich  seiner  Aufgabe  mit  demselben  Anstände,  den 
er  bei  seinen  übrigen  zahlreichen  Uebersetzungen  beobachtet  hat : 
vielleicht  mehr  als  irgend  ein  anderer  Schriftsteller  des  XVI.  Jahrh. 
hat  er  seinem  Polnisch  den  feierlich  schleppenden,  der  lateinischen 
Phrase  abgehörten  Ton  verliehen,  sich  so  eng  an  die  Vorlage  ge- 
halten, dass  er  nicht  nur  deren  Wortstellung  möglichst  beobachtete, 
sondern  auch  einzelne  offenkundige  Latinismen  mit  herüber  nahm : 
seine  kühnste  Aenderung  bestand  wohl  in  der  Ersetzung  der  Illyrii 
und  Moesi  des  Originals  durch  Siowacy  und  Serbowie ,  der  terra 
Illyrica  durch  ziemia  Siowienska;  auch  fügte  er  eine  Einleitung 
hinzu,  die,  nach  dem  Erhaltenen  zu  urtheilen,  blosse  Variation 
eines  locus  communis  der  Humanisten  war. 

Mit  derselben  Gewissenhaftigkeit  oder  Unselbständigkeit  ging 
seinerseits  der  weissrussischo  Uebersetzer  ans  Werk,  nur  dass  er 


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382 


» 


die  Vorrede  etwa  als  unwesentliche  Zugabe  ablehnte,  denn  dass 
sein  Exemplar  unvollständig  hätte  sein  können,  ist  nicht  glaublich. 
Den  naiven  und  gläubigen  russischen  Leser  konnte  wohl  in  diesem 
Attila  vieles  lebhaft  anziehen,  was  ich  schon  hervorgehoben  habe, 
nnd  irgend  ein  anderes,  specielleres  Motiv  seiner  Arbeit  ist  für  uns 
nicht  mehr  nachweisbar.  Die  Uebersetznng  selbst  befriedigt  wenig,' 
ein  sklavisches  Folgen  dem  polnischen  Texte,  eine  unangenehme 
Buntscheckigkeit  seines  Weissrussischen  durch  die  vielen  Polonis- 
men,  eine  stattliche  Reihe  von  Verseben  in  Folge  des  mechanischen 
Drauflosttberserzens,  sein  Schwanken  und  seine  Verlegenheit  bei 
so  manchem  Ausdruck  zeigen  deutlich,  dass  wir  es  mit  dem  ersten 
Versuch  einer  Uebersetznng  zu  thun  haben,  dass  der  Verfasser 
seiner  Aufgabe  nicht  recht  gewachsen  war;  eine  Reihe  von  Bei- 
spielen erläutere  die  beiden  letzten  Anschuldigungen. 

Durch  die  Doppeldeutigkeit  der  poln.  Adjectiv-  und  Pronomi- 
nalformen auf  -e  (neutr.  sing,  und  nom.  acc.  plur.)  hat  sich  der 
Uebersetzer  öfters  verwirren  lassen,  z.  B.  S.  212 
(ktore  .  .  .  zwyklo),  183  CaicyaHM  KOTopoe  etc.  (quos!),  178  mho- 
atecTBo  joc-flen  . . .  BUHeciue  (mnostwo  . .  wyniosle) ,  während  eben 
zuvor  derselbe  Fehler:  tob  . .  nancTBo  . .  naoirrue  zu  HatiuToe  ver- 
bessert war,  ehe n8o  bezieht  sich  S.  211  cbMow  und  noraama  auf 
naucTBo  u.  a.  Dieselbe  Verwirrung  entsteht  durch  das  poln.  -ej, 
Gen.  und  Dat.  Loc.  Sing,  des  Fem.,  daher  S.  198  HOBiraa  w  toh 
ÖHTBe  KaTaiAsmmKOH  Tain»  cporcroe  h  KpBaßoe  u.  a.,  S.  220  KOTOpoe 
bohhu  statt  des  acc.  plur. ;  dass  er  aus  Strassburg  »co  sie  wyklada 
zamek  drogi«  einen  3anoicB  Aoporin  183  macht,  verwundert  nicht. 
Dass  er  einen  Druckfehler  seiner  Vorlage  nicht  zu  berichtigen  ver- 
mag, ist  selbstverständlich,  S.  199  (Attila  zieht  gegen  die  übrigen 
gallischen  Städte)  aou  Ha  ceöe  He  36oji,mHjrB  woum  nepBeä  crpa- 
xojtb  wöypuJTB  ==  aby  na  sie  nie  z  wietezim  nizli  pirwey  strachem 
oborzy*,  es  ist  natürlich  zu  lesen :  aby  sie  na  nie  etc.,  was  das  Ver- 
hältnis von  roÖypMXB  zu  oborzyi  betrifft,  so  verwechselt  der  Ueber- 
setzer wie  schon  die  Polen  selbst  im  XVI.  Jahrh.  o6-opnTn  mit 
o-6ypHTH,  eine  Verwechselung,  durch  welche  das  Poln.  das  alte 
ophth,  das  es  früher  besessen,  verloren  hat,  worüber  nächstens 
mehr  in  anderem  Zusammenhange.  Oder  S.  201  Bo  ktäw  HeirfexB 
Tpenhuxt  w6hTB&T3ÄQBrb  KOTopue  wrh  cTpaxy  . . .  «TeKaxH  etc.  =  Bo 
gdy  nie  miälo  Treckich  oby  watelow  ktorzi  od  strachu  .  .  .  uciekali 


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Ein  weiMrussiBcher  Codex  miscellAneuB  etc.  383 


na  drodze  vzrzal  etc.,  es  ist  nie  maJo  zu  lesen.  Andere  Fehler, 
S.  216  noiieAaioqu  xe  bxo  ooiunoio  npaijoio  TpyxHOCTfc  h  He6e3- 
ne^EHOcTi»  iioahajh,  statt  ÖojKinyK)  npany,  weil  poln.  wietsz;*  praeq 
sowohl  Acc.  wie  Instr.  ist;  aas  Wincencya.  macht  er  S.  217  ein 
B3H3UUK),  erst  im  folgenden  richtig  Hhhlphuuh;  ans  Mntyn?  S.  218 
MypHHu;  weil  ihm  die  Zeichen  Q  nnd  x  ungeläufig  waren,  werden 
bei  ihm  die  Qwadowie  zu  (YWobc  212  o.Ö\,  Lixow  zn  JÜHpoirB  183, 
Saxony  zn  Capoiai  188;  S.  178  unroio  .  .  öucrpocn»  .  .  MaioqoH  für 
oczu  . .  maiqcych ;  dass  sich  ein  lateinischer  Acc.  c.  inf.  durch  das 
Polnische  des  Bazylik  ins  Weiss  russische  fortpflanzt,  ist  erklärlich, 
AOBtAaBmu  ca  bohcko  HenpiJATejbCKoe  öutl  aaieKO  tfojnjoe  hhxjh 
nepBOH  MHHMai'B  S.  188;  cjaBe  . .  HaÖUToe  190;  3HaTi>  =  znac  192, 
aber  dieses  ist  kein  inf,  sondern  zna  ci  192;  die  Stelle  Tain,  ÄByxi» 
öhtbt»  nopamKOH)  3HaA30HU  cma  m.  6ma  rasn-kia  h  »nana  177 
lautet  poln.  tak  dwn  bitew  porazkf*  y  znedzeni  moc  ich  byiä  zwa> 
lala  y  vpadla,  in  der  Handschrift  des  Bazylik  stand  wohl  znedzeni, 
d.  i.  znedzenim. 

Ich  will  noch  diejenigen  poln.  Wörter  aufzählen,  für  welche 
der  Uebersetzer  keinen  passenden  Ausdruck  fand  nnd  einen  leeren 
Raum  Hess,  nm  bei  Gelegenheit  die  Lücke  ansznfüllen.  S.  177  ist 
z  wielka.  pompq  nnttbersetzt,  während  es  an  anderen  Stellen  dafür 
noiecTHocTi»  194  oder  nuxa  208  heisst;  S.  178  w  stroienin  forUhw 
und  zäpalai  sie  ch<?ci^;  179  sladem  iäloszki  ränioney ;  181  woyna^ 
nie  trctpili  (aber  Me^oirB  TpamuH  174,  an  anderen  Stellen  wieder  nn- 
ttbersetzt gelassen,  nnr  201  nnd  203  ymcKaTb  dafür) ;  183  poräzü 
y  wyglädzil\  184  nä  tm,  CO  nowego  kowac  miah  201  zdrowie  swe 
opatrzyt ;  208  nie  byi . .  oszukan  (178  dafür  wr^yveHbe) ,  ebenso  214 ; 
213  cofnqi ;  221  iesliby  sie  miat  toolq  ozenic,  gdy  sie  Atyla  waÄai; 
222  mdcä6  \  an  einigen  Stellen  ist  die  Lücke  dnrch  eine  fremde 
Hand  ausgefüllt ;  S.  178  przeciwko  pysznym  surowy  KpHoÖpHiiä 
(poln.  krnqbrny) ;  186  aby  ie  nieopatrzne  a  nie  gotowe  zdybai  aou 
jetl  HenjnaTpHHXT)  aHenoroTOBy  SÄMÖajri» ;  211  z  Bozego  zrz^dze- 
nia  3Öoxoro  Äonymeiibu.  Dass  der  Uebersetzer  einige  Kenntniss 
des  Latein  bereits  besessen  hat,  zeigt  vielleicht  die  Wiedergabe 
des  poln.  w  Kapitolinm  rzymskim  dnrch  fb  Maße  pumckoh  S.  222. 

Endlich  sei  erwähnt,  dass  eine  fremde  Hand  zn  den  ans  dem 
poln.  Texte  herübergenommenen  Marginalien  eine  ganze  Reibe 
solcher  Auszeichnungen  des  Inhalts  nen  hinzugefügt  hat,  z.  B.  auf 


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384 


dem  Rande  von  8.  214  Akbuhh  Tpu  i*Ta  AOOUBajro;  *opTe«>;  Äy- 
äocti»  Anajra;  oder  213  Kpyra  saara,  üancTBa  h  MtcTa  3(5ypoHiie ; 
211  BucxaBJim»  xjoxh  cboh  ;  216  MyxcTBo  KopcieBCKo«,  Tu«  HeÖu- 
BaiOTb  3aÖHBaHw,  I^noTa  ö&ioe  roiOBU:  217  Hasica  cko^ikomt»,  Koh- 

KOpAU  AOÖbLTL,  CaiTB  KOpOIB  Ha  MypX  BCKO^KLIT»,   MtCTa  ROTOpUe  HO- 

6parB  etc.  Der  Apostrophe  des  Bischofs  Nicasios  an  die  Ungarn 
iHnnnen)  ist  S.  205  von  einer  anderen,  aber  gleichzeitigen  Hand 
polnisch  mit  rother  Tinte  »cudne  stowaa  beigeschrieben:  derselben 
Hand  gehören  anch  einige  polnische  Marginalien  in  der  folgenden 
Chronik  Litauens. 

VIII.  Die  grossen  Sagenkreise  des  Abendlandes  haben  in  ihrer 
so  interessanten  Verbreitung  von  Volk  zu  Volk  die  Slavenwelt  an 
zwei  räumlich  und  zeitlich  weit  von  einander  abliegenden  Punkten 
berührt,  in  Böhmen,  wo  dieser  Contact  mit  Deutschland  im  XIV. 
Jahrh.  die  Uebersetzungen  oder  Nachdichtungen  des  Tristan,  des 
Tandarias,  des  Rosengartens,  des  Reinfried  Ton  Braunschweig  her- 
vorrief, von  denen  jedoch  nur  das  wenigste,  z.  B.  der  Braun- 
schweiger, als  Volksbuch  Boden  fasste;  und  im  XV.  Jahrh.  auf 
serbo-kroatischem  Gebiete  auf  dem  Wege  Uber  Norditalien.  Ueber 
Böhmen  hinaus  verbreitete  sich  der  deutsche  Einfluss  nicht  weiter ; 
Polen,  trotz  seiner  unmittelbaren  Beziehungen  zu  Deutschland,  die 
im  XIV.  Jahrh.  in  der  Litteratur  den  merkwürdigen,  aber  vollkom- 
men isolirten  Ausdruck  im  Waltharius  fanden,  nahm  an  roman- 
tischer Welt  gar  keinen  Antheil,  denn  als  endüch  auch  sein  Ritter- 
thum  sich  zu  grösserem  Glänze  entwickelt  hatte,  war  Romantik 
von  Humanismus  und  Reformation  längst  zu  Grabe  getragen  und 
nicht  einmal  die  zu  Volksbüchern  aufgelösten  Stoffe  haben  in  Polen 
eigentliche  Beliebtheit  gefunden.  Dagegen  ist  von  den  Südslaven 
her  einiges  unmittelbar  nach  Russland  eingeführt  worden  und  die 
Russen  konnten  sich  noch  im  XVI.  und  XVU.  Jahrn.  an  Dichtungen 
erfreuen,  welche  allerdings  alte  Pracht  und  Fülle  eingebüsst  und 
Zusammenhang  und  Bedeutung  verloren  hatten,  um  in  der  an- 
spruchslosesten Form  des  Volksbuches  fortzuvegetiren.  Auf  diese 
Weise  ist  auch  ein  Bruchstück  des  karolingischen  Sagenkreises, 
die  Episode  vom  Bovo  d'Antona,  in  die  russische  Litteratur  des 
XVI.  und  XVII.  Jahrh.  eingedrungen  und  hat  zugleich  eine  Be- 
liebtheit erlangt,  durch  welche  sie  sich  über  alle  anderen  späten 


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Ein  weissniAsischer  Codex  miscellaneus  etc.  385 


Eindringlinge  dieser  Art  weit  erhebt.  Prof.  BecejOBciciä  hat  in 
der  zweiten  Auflage  von  TajaxoBi ,  HcTopia  pyccKoB  cjobochocth, 
C.IIeTepö.  1880  [t  460  f.) ,  die  Spuren  der  Bekanntschaft  mit  Boro, 
welche  Bylinen ,  Märchen  und  Stic h i  bieten ,  gesammelt  und  oben 
(Archiv  IX.  3 10)  den  Me^nv-iuaAeHen^  derselben  mit  dem  Miro  kjta- 
peim>iB  des  Bovo  zusammengebracht;  IUmmn.  hat  in  seinem 
Oqepicb  jHTepaTypHoä  Hcropia  etc.,  3airacKH  IV.  1858,  Citate  aus 
der  Litteratur  des  XVIII.  Jahrh.  gegeben >  welche  die  Beliebtheit 
des  Bovo  bezeugen,  so  die  Aeusserung  jenes  Schreibers,  welcher 
den  Bovo  bereits  vierzigmal  copirt  hat,  weil  dieser  Artikel  so  gang- 
bar ist  u.a.,  Citate,  welche  man  noch  reichlich  mehren  könnte, 
aus  Kantemir,  der  seinen  Versen  droht,  dass  sie  mit  Bobo  und  Epiir* 
zusammengerollt  liegen  bleiben  werden,  oder  Deriavin  (üojicaHa  h 
Boßy  wra»  I.  139);  Puskin  versuchte  einen  Bovo:  eine  Komödie 
des  Ostrowskij  beginnt  mit  der  Lecture  des  Bovo  u.  s.  w. 

Die  Quelle  des  russischen  Bovo  hat  BecejoBCKiS  a.  a.  0. 
452 ff.  nachgewiesen,  den  Inhalt  des  zu  Grunde  liegenden  Gedichtes 
ausführlich  erzählt,  und  wird  wohl  bei  der  Publication  des  Posener 
Textes  auf  das  gegenseitige  Verhältniss  nochmals  zurückkommen, 
ich  kann  mich  daher  hier  ganz  kurz  fassen.  Unser  im  Gegensatze 
zu  den  übrigen  russischen  noch  aus  dem  XVI.  Jahrh.  stammende 
Text,  der  S.  129  HcropuA  w  Kmuaani  Ktbhaoh6  (Vater  des  Bovo) 
beginnt  und  S.  171  A  Tain»  ca  aokohiujio  iracaHbe  ro  Bobo  endigt, 
bestätigt,  dass  einer  serbo-kroatischen  Uebersetzung  der  schrift- 
liche Text  eines  Gedichtes  vom  Bovo  vorlag,  welches  im  XIV.  Jahrb. 
in  venetianischer  Mundart  französischem  Vorbilde  nacherzählt  war. 
Ein  derartiges  Gedicht  hat  Pio  Rajna  (I  Reali  di  Francia  etc.,  I. 
p.  491 — 566,  Bologna  1872)  aus  einer  Handschrift  der  Laurenziana, 
die  zwischen  1350  und  1450  fällt,  abgedruckt,  2525  Verse,  ohne 
Anfang  und  Ende,  mit  Lücken  in  der  Mitte.  Die  Uebereinstimmung 
zwischen  diesem  Gedichte  und  dem  weiss  russischen  Bovo  ist  eine 
vollständige ;  sie  zeigt  sich  schon  in  den  Eigennamen :  diejenigen 
des  Gedichtes  Blondoia  (Bovo's  Mutter,  deren  Namen  die  übrigen 
russischen  Texte  bereits  verloren  haben),  lo  bosco  de  Sclaravena, 
in  dem  Guido  ermordet  wird,  Dan  Albrigo  (Dodon's  Bruder) ,  die 
Burg  San  Symon,  Druxiana,  el  Soldan  de  Sadonia,  sein  Sohn  Lu- 
cafer,  de  Monbrand  la  forte  cita,  Orio,  Angossoxo  (Bovo's  ange- 
nommener Name),  Gilberte,  Ugolin,  Malgaria  (Tochter  des  Soldan), 


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386 


A.  Brückner, 


Troncatin  (nevo  del  Soldan)  und  sein  Bruder  Abrayn,  welche  den 
flüchtigen  Bovo  verfolgen  n.  s.  w.,  entsprechen  genau  den  weiss- 
russischen  EjaiiAOA  130,  Bxyse  wn  CiuopaBeHA  129  (uyn  qti 
CiuapaBeHA  131),  Aain»  Ajöpwro  öparB  ^aohob-l  131 ,  cbathh  rpajn 
(eMHuin.  132,  ^pyxHeHHa,  jTyicanep'B  BOAUKoro  CarBAaiia  cum»  138, 
Atvahht,  139,  MairapuA  145  (Mairoptii  168);  ABa  aajkobiwu  6pa- 
TeiiHHU  u7AHony  kma  TpftHKauum»  a  ApyroMy  AÖpain,  147,  CTBepxoro 
MoMÖpaxa  153-,  OpHXB  156,  Ahtocl  162,  TAHÖeprB  165  etc.  Die- 
selben Leidesbezeugungen  bei  traurigen  Wendungen  des  Schick- 
sals von  Bovo,  wie  Dio  que  dol  Vers  245  u.  ö.,  Nennung  der  Mutter 
Gottes,  Santa  Maria  u.  a. ,  oder  Berufungen  auf  die  Autorität  der 
Erzählung ,  wie  S'  el'  e  cossl  vero  como  dixe  lo  cantar  V.  445  = 
1047  oder  como  lo  libro  conta  u.  a.,  wiederholen  sich  an  denselben 
Stellen  im  Weissrussischen  Text,  mn>  micMO  roBopun»  136  u.  s.  w.r 
endlich  derselbe  Verlauf  von  Erzählung  und  Reden  meist  bis  in  die 
geringsten  Einzelnheiten,  z.B.  bei  Zahlen.  Aber  der  weissrussische 
Text  ist  im  Verhältniss  zum  italienischen  erheblich  knapperen  Aus- 
druckes, und  zwar  durchgängig,  ausserdem  Ubergeht  er  manches, 
namentlich  gegen  Ende,  z.  B.  die  Erkennung  Bovo's  durch  die 
Gattin  des  Simbaldo,  die  an  die  Scene  in  der  Odyssee  erinnert, 
oder  den  Kampf  zwischen  Bovo  und  lo  re  Passamont  d'Ongaria, 
der  Überhaupt  nicht  besonders  genannt  wird  und  kurzweg  als  ko- 
poAb  »ropcKHH  auftritt;  endlich  finden  wir  in  ihm  das  Plus  einer 
oder  der  anderen  Einzelnheit,  z.  B.  bei  der  Erörterung  der  Uber 
Blandoia  verhängten  Strafe  ihres  Verrathes  am  Gatten,  Hexan  Ha 
Hee  BCAKa  MoicpoTa  h  cryAeiib  najarn»  a  Hexan*  ca  ee  noxon>  racHTb, 
Übrigens  wird  an  derselben  Stelle  die  Differenz  zwischen  dem  ital. 
tre  onxe  Ii  faxea  de  pan  dar  und  dem  weissruss.  no  Tpu  «hiiij  auf 
blosses  Missverständniss  des  Schreibers  zurückzuführen  sein ;  der 
oben  für  nynaBa  genannten  Stelle  entspricht  im  Italienischen  (V. 
2128  f.)  Quando  Bovo  la  vete  tuto  se  tramuda  El  vene  palido  como 
cenere  lavä.  Bei  dieser  engen  Beziehung  zum  italienischen  Urbild 
fehlt  natürlich  dem  Posener  Texte  jeder  typische  russische  Zug, 
welcher  in  den  späteren  Bovotexten  eine  und  die  andere  Einzeln- 
heit charakterisirt. 

IX  Ein  völlig  verschiedenes  Loos  war  dem  mit  dem  Bovo- 
liede  gleichzeitig  hertt hergenommenen  Tristanroman  beschieden,  er 


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f^io    6  iss  russisch  Gr  Codex  misccll&QGus  ctc»  38  V 


blieb  der  rassischen  Ueberlieferung  fremd,  denn  der  Poseoer  Text 
ist  die  einzige  bis  jetzt  bekannt  gewordene  Abschrift  desselben  ge- 
blieben; wenn  BecejoBcxia  bei  raiaxoBt  a.  a.  0.  S.  460  ohne 
näheres  Citat  davon  spricht,  dass  aus  dem  Polnischen  1677  über- 
setzt wäre  der  Roman  von  der  Melusine,  der  Roman  von  Tristan 
und  Isolde  u.a.,  so  beruht  diese  Angabe  wohl  nur  auf  dem  Be- 
richte von  BoAflHCKiH,  s.o.  Es  kann  kaum  blosser  Zufall  gewesen 
sein,  dass  »Tristan«  nicht  ebenso  eifrig  copirt  wurde  wie  »Bovo«; 
der  Mangel  an  Interesse  für  ihn  lässt  sieh  wohl  begründen.  Bovo 
ist  eine  wohlgefügte  Erzählung,  reich  an  Abwechslung  und 
spannenden  Wendungen,  ja  an  dramatischen  Situationen,  z.  B. 
wenn  Bovo  als  Arzt  am  Lager  des  Mörders  seines  Vaters  auftritt ; 
der  Held  bleibt  stets  Mensch  und  kann  leicht  seinen  Ueberwinder 
finden,  der  Kampf  mit  Pulicane  setzt  ihn  thatsächlich  der  äussersten 
Gefahr  aus  und  es  rettet  ihn  nur  der  Einspruch  der  Geliebten, 
welche  den  Unhold  an  die  Wohlthaten  erinnert ,  die  er  im  Hause 
ih res  Vaters  einst  genossen ;  alle  Motive  sind  leicht  verständlich, 
natürlich,  wie  die  sich  aufopfernde  Treue  des  Dieners  gegen  seinen 
Herrn,  die  als  Princip  verkündet  und  belohnt,  Venrath  in  jeder 
Form,  am  Gatten,  Herrn,  Fremden,  der  immer  bestraft  wird,  Liebe 
und  Hass  verfolgen  mit  gleicher  Ausdauer  ihre  Ziele  u.  s.  w.  Ganz 
anders  im  »Tristan«  dieser  Fassung,  der  trockensten,  in  welcher  je 
ein  Ritterroman  ausgezogen  worden  ist,  einer  ununterbrochen  ein- 
förmigen Aufzählung  von  Kämpfen,  in  denen  der  Held  zur  Lange- 
weile des  Lesers  immer  Sieger  bleiben  wird,  mag  er  nun  beim 
ersten  Anrennen  den  Gegner  aus  dem  Sattel  heben  oder  in  erbitter- 
terem Fusskampfe  den  Schild  über  die  Schulter  werfen  und  zu 
Streichen  mit  beiden  Händen  ausholen ;  die  Macht  unwiderstehlicher 
Leidenschaft,  welche  die  Liebenden  über  alle  Hindernisse  hinweg- 
zusetzen immer  wieder  zwang,  ist  hier  kaum  angedeutet  und  die 
wesentlichste  Seite  des  Romans  völlig  unausgefüllt  geblieben ;  die 
Verquickung  mit  dem  Roman  von  Lancelot  bereicherte  den  unsrigen 
nur  um  eingeschaltete,  dürre  Nebenbemerkungen;  statt  Characteren 
und  Situationen  finden  wir  immer  nur  Namen  und  Facten ;  endlich, 
was  entscheidet,  ist  der  Roman  unvollendet,  der  Bericht  von  der 
schweren  Verwundung  des  Helden  endigt  mit  den  Worten :  h  He- 

BfclTB  €C*H  CTttTB  paiTB  B1J3 AOpOBOJTB ,   aöO  TaiCB  üMf  j  »1.     IIoTyjI»  W 

nein  nacaBo  (S.  127).  Der  Gegensatz  zwischen  dem  trockenen,  auf 


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\ 


388  A.  Brückner, 

eine  prosaische  Vorlage  zurückgehenden  »Tristane  und  dem  ans 
einem  Gedichte  übersetzten  »Bovo«  könnte  schon  ans  dem  beider- 
seitigen Anfang  erhellen,  denn  der  »Tristan«  beginnt  (S.  t) :  IIoto- 
Ham  ca  noBecTB  w  BHTeaen,  ckhht'l  cbpÖckhxt..  A  3Bxam*  w 
cxaBHOSTB  punapu  Tpucuaiie,  w  AiinaiOTe  h  w  Eobo  h  w  hhihmxt, 
MBonn  BHT63ex^  AOÖpiOT,  worauf  sofort  znr  Erzählung  überge- 
gangen wird,  dagegen  der  »Bovo«:  Mko  iuicmo  roBopun,,  Aoöpufi 
Myxy,  6oto  th  6yÄ>  na  homotb,  h  BXOBaa  ta  um  CMepTH  h  wtl  3jio« 
npuroau.  XoTy  Bant  nofeejaTH  Aoöpyio  noBecn»  w  KraaxoHe  Ahtoh- 

CKOMT»  KHAXaTH  H  UJ  6 IX)  CUH6  W  HC1HKOMT»  H  CiaBHOlTB  pMippy  BOBP. 

Der  serbische  »Tristan«  gehört  nicht  derjenigen  Redaction  an. 
welcher  z.  B.  der  böhmische  sich  zugesellt,  der  auf  poetische 
deutsche  Ueberarbeitungen  zurückgeht,  sondern  stammt  durch 
einen  italienischen  aus  dem  französischen  Prosaroman.  Vergleicht 
man  ihn  mit  einem  französischen  oder  italienischen  Texte,  so  zeigt 
er  sich  als  blosser  unvollendeter  Auszug,  in  welchem  alles  Schöne 
und  fast  alles  Characteristische  gründlich  verwischt  ist.  Eine  ita- 
lienische Vorlage  von  entsprechender  Fassung  ist  mir  unbekannt 
geblieben,  sie  könnte  vielleicht  von  der  Art  gewesen  sein,  wie  es 
diejenige  zu  sein  scheint,  welche  Bandini  in  seiner  Beschreibung 
der  italienischen  Handschriften  der  Laurentiana  (Band  V  der  latei- 
nischen Hdss.)  auffuhrt  und  die  in  verhältnissmässig  beschranktem 
Umfang  den  Roman  von  Tristan  und  Ancelot  erzählt.  Von  den  ge- 
druckten Texten  verglich  ich ,  da  die  k.  Bibliothek  keine  der  ur- 
sprünglichen französischen,  sondern  mehrere  der  umgearbeiteten 
Ausgaben  (seit  der  Mitte  des  XVI.  Jahrh.)  besitzt,  den  Auszug, 
welchen  Comte  de  Tressan  (Oeuvres  choisies,  VII,  1796,  Corps 
d'extraits  de  romans  de  chevalerie)  gegeben  hat,  sowie  einen  ita- 
lienischen, von  Fil.  Polidori  veröffentlichten  (La  tavola  ritonda 
o  Fistoria  di  Tristano  .  . .  secondo  il  codice  della  Mediceo-Lauren- 
ziana,  Bologna  1864)  :  derHaupttheil  des  Posener  Textes,  p.  1 — 93, 
entspricht  etwa  S.  35—59  des  Tressan'schen  Auszuges,  oder  den 
Capp.  3,  12 — 41.  des  italienischen  Romans,  und  ausserdem  Capp. 
63,  87,  113,  115  u.  a.  desselben.  Nach  der  Erzählung  von  der  Er- 
mordung eines  Vorfahren  Tristan's,  des  Königs  Apolon ,  wird  die 
Geschichte  seines  Vaters  Meliadus  und  seine  eigenen  Jugenderleb- 
nisse geschildert,  was  dem  böhmischen  Tristan  ganz  fehlt,  darauf 
die  bekannten  Ereignisse:  Tristan's  Kampf  mit  Amurat  von  Irland, 


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Ein  weissnissischer  Codex  misceil&neus  etc.  389 

die  Heilung  seiner  Gift  wunde  durch  Isolde  von  Irland,  seine  Wer- 
bung um  Isolde  für  Marko,  der  Genuas  des  Liebestrankes  u.  s.  w.; 
von  den  zahlreichen  Versuchen  des  Königs  Marko,  seine  Gemahlin 
der  Untreue  zu  überführen,  finden  wir  in  unserem  Texte  nur  die 
Scene  im  Garten,  da  Marko  durch  seinen  Schatten  verrathen  wird; 
der  Text  scheint  gegen  Ende  ausserordentlich  zusammengezogen. 
Würde  die  Uebersetzung  des  Tristan  von  demselben  herrühren,  der 
Bovo  übersetzt  hat,  was  in  Anbetracht  des  wenig  unterschiedenen 
Ausdruckes  möglich  ist,  so  müssten  wir  schon  der  italienischen 
Vorlage  die  sonderbare  Red action  des  Tristan  zuschreiben ;  dagegen 
bleibt  die  Vereinigung  des  Artuskreises  mit  dem  karolingischen 
eine  ganz  zufällige,  auf  die  slavische  Uebersetzung  beschränkte. 

X.  Auch  über  den  Posener  Text  der  litauischen  Chronik  sollen 
hier  nur  Andeutungen  gegeben  werden.  Der  JltTonHceivB  b&ihkoix) 
kha3ctba  jHTOBCKoro  h  ÄOMOHTBCKoro  (S.  225)  endigt,  wie  sc  hu  Ii  er- 
wähnt, vollkommen  abrupt,  ohne  Interpunctionszeiehen,  mit  dem 
Berichte  über  die  zweite  Heirath  Sigismund  Augusts  und  den  un- 
günstigen Eindruck,  welchen  dieselbe  allenthalben  im  Lande  her- 
vorrief: KOTOpOMyTO  XUX9H6HLK)  KOpOJieBCKOMy  n&H0B6  H  BCA  UUfAXTS 
pLHppT>CTBO  (wnpOTB  AOMy  PaAHBHJOBOro)  HeöbUIH  pa^H  H  B6XLMH  CMV- 

th.ihca  ,  axe  Toro  use  miauen  u'ämchhtl  ne  moimh  (S.  291).  Die 
Chronik  beginnt  mit  jener  Herleitung  des  litauischen  Adels  aus 
Italien,  wie  sie  von  Dhigosz  war  zuerst  aufgenommen  worden  und 
auf  seine  Autorität  hin  im  XVI.  Jahrh.  als  Dogma  feststand,  mochte 
man  nun  die  angebliche  Flucht  römischer  Geschlechter  aus  Italien 
auf  die  Zeiten  Neronischen  Wüthens  oder  auf  den  Hunnischen 
Schrecken  beziehen,  oder  mochte  man  den  Namen  Litua  selbst  als 
lltalia  deuten  oder ,  wie  in  unserem  Texte  geschieht,  aus  lateini- 
schem litus  und  tuba  herleiten ,  denn  jqoah  ero  th€  nrro  3a  Bejieio 
uctüH  HrpHBaiH  na  Tpyöaxi  a y (lacn  tix't  S.  228  und  diese  Messen 
no  xaTUHB  tubae.  Auf  diesem  fabelhaften  Grunde  wurden  gleich 
fabelhafte  Fürsten-  und  Geschlechterverzeichnisse  aufgebaut  und 
zur  Deutung  von  Ortsnamen  verwendet,  aus  denen  sie  selbst  eben 
erst  abstrahirt  waren.  Diese  natürlich  erst  im  XVI.  Jabrh.  ver- 
fasste  Einleitung  ist  einer  älteren  Compilation  russisch-litauischer 
Nachrichten,  wie  sie  in  dem  von  Danüo wicz  herausgegebenen 
Jl*Tonnceiri  b&xhkhx,l  kha3bh  jhtobckhx-b  (1827)  vorliegt,  zugefugt 


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390 


A.  Brückner, 


worden;  der  Text  bei  Daniiowicz  reicht  bis  1446  und  wurde  (in 
Wilno?)  fortgesetzt.  Der  Posener  Text  bewahrt  nur  bis  zum  Tode 
Witowtfs,  dessen  noxnaza  hier  ebenfalls  wiederkehrt,  irgend  einen 
Zusammenhang,  um  für  da«  übrige  XV.  Jahrh.  meist  in  einige 
wenige  Daten  von  Regierungsantritten  oder  Todesfallen  sich  auf- 
zulösen. Erst  mit  dem  XVI.  Jahrh.  fli essen  seine  Angaben  wieder 
reicher,  der  Fall  Glinskij,  die  Kämpfe  mit  den  Russen  werden 
etwas  ausführlicher  erzählt,  daneben  haben  wir  wieder  die  ge- 
nauesten Angaben  Uber  Lebensdaten  der  litauischen  Grossfürsten 
und  einzelner  Grossen,  zuweilen  sogar  über  Verleihung  von  Hof- 
ämtern ;  am  umständlichsten  verweilt  die  Erzählung  bei  der  zwei- 
ten Heirath  Sigismund  Augusf  s.  Eine  mit  der  nnsrigen  vielfach 
identische,  nur  zu  Anfang,  in  der  Mitte  und  namentlich  am  Ende 
lückenhafte  Compi lation  hat  nach  einer  Copie  in  lateinischer  Schrift 
und  kleinrussischer  Sprache  T.  Narbutt  in  den  oben  genannten 
Pomniki  do  dziejöw  litewskich  (1846)  herausgegeben:  beide  Texte 
ergänzen  sich  wechselseitig  und  unterscheiden  sich  von  einander 
einmal  in  der  Einordnung  des  Stoffes,  so  werden  die  Podolischen 
Händel  in  beiden  an  verschiedenen  Stellen  erzählt;  dann  ist  die, 
von  Narbutt  nach  ihrem  Besitzer  benannte,  Chronik  des  Bycho- 
wiec  auch  für  das  XV.  Jahrh.  vollständig,  d.  h.  begnügt  sich  nicht 
mit  dem  blossen  Auszug  einiger  die  Fürstlichkeiten  betreffenden 
Daten,  ist  zudem  überhaupt  ausführlicherer  Fassung  und  im  Aus- 
drucke altertümlicher,  ihre  kirchenslavischen  Formen  und  Worte 
sind  im  Posener  Text  durch  weissrussisch-polnische  ersetzt,  z.  B. 
hramota  durch  jdictb,  hod  durch  poitl,  y  paki  wo  swoia  si  wozwra- 
tyBzasia  durch  HBepHyn  ca  bcboio  3eiuno,  sowit  durch  cran, 
oczepy  durch  zaH-Mryr«,  isceli  durch  butoexi,  y  sporokow  weli- 
kich  durch  h  3b&ihkhxt>  xfeji  etc. 

Von  vielen  Lesern  dieser  Chronik ,  welche  ihre  Aufmerksam- 
keit durch  zahlreiche  Marginalien  in  weissrussischer  und  polni- 
scher Sprache  bekundet  haben,  hat  ein  und  der  andere  Fehler  des 
Copisten  verbessert  oder  einzelnes  nach  anderen  Texten  hinzuge- 
fügt, z.  B.  S.  228  hat  Montwi*  zwei  Söhne,  Nemonos  und  Skirmont, 
eine  andere  Hand  bemerkt  am  Rande  nomuR*  BJrtToimcuorB  und 
fügt  in  den  Text  ein,  an  hhuiuxi  tutläs  aa3UBa :  bhkchts  a  epx- 
Boia;  der  Angabe  einer  Dauer  von  90  Jahren  (S.  281)  finden  wir 
am  Rande  beigeschrieben,  b^pohhhub  noxcKOH  cro  (nämlich  j*t%; 


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Ein  weift&russiacher  Codex  miscellaneua  etc. 


391 


die  Form  KpoäHHKa  für  and  neben  Kporanca  finden  wir  häufig  im 
Attila;  sie  stammt  von  polnischen  Schriftstellern,  welche  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrh.  kroynika  nnd  kronika  gebrauch- 
ten, Bej,  Bazylik  n.  a.). 

Die  eben  erwähnte  Modernisirung  des  altrussischen  Textes  im 
Posener  Codex  werden  wir,  zumal  bei  der  Beschaffenheit  des- 
selben in  der  Abschrift  des  Bychowiec,  unbedenklich  unserem 
Schreiber  selbst  zuerkennen  dürfen;  eher  Hesse  sich  darüber 
zweifeln,  wer  die  Dürftigkeit  der  Angaben  für  die  beiden  letzten 
Drittel  des  XV.  Jahrh.  Verschuldet  hat;  dagegen  scheint  wieder 
klar  zu  sein,  dass  die  Vorlage  unseres  Schreibers  nur  bis  1548  ge- 
reicht und  dass  er  gehofft  hat,  den  Bericht  bis  zu  dem  Tode  des 
letzten  Jagelionen  noch  fortsetzen  zu  können,  das  letzte  Heft  zählt 
darum  die  wenigsten  Bogen,  d.  h.  gerade  nur  so  viel,  als  er  für 
diese  beschränkte  Aufgabe  zu  benöthigen  glaubte;  aber  Aus- 
bleiben des  erhofften  Materials,  eigene  Unselbständigkeit  oder 
vielleicht  ein  anderer,  uns  unbekannter  Umstand  Hessen  den 
Schreiber  nicht  einmal  dieses  nahe  liegende  Ziel  erreichen.  Darin 
endlich,  dass  er  keinerlei  Andeutung  über  seine  Vorlage,  in  der 
Name  und  Zeit  des  Gompilators  sehr  wohl  genannt  gewesen  sein 
mag ,  beifugte ,  befolgte  er  nur  dasselbe  Princip ,  welches  wir  in 
den  vorangegangenen  Partien  wahrnehmen  konnten,  auch  beim 
Attila  hat  er  ja  jede  auf  seine  Vorlage  bezügliche  Angabe  ge- 
mieden, jenes  »ckhütb  cepocran*  auf  dem  ersten  Blatte  des  Codex 
ist  die  einzige,  uns  allerdings  höchst  erwünschte  Ausnahme  ge- 
blieben. 

Berlin.  A.  Brückner. 


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Die  dramatißirte  Geschichte  Joseph'ss  Zywot  Jözeföw 

yon  Nicolaus  Eej. 


I.  Ueber  einen  der  ältesten  polnischen  Dichter,  Nicolaus  Rej, 
Bind  unsere  Kenntnisse  bis  jetzt  noch  unvollständig.  Zwar  ist  in 
der  neueren  Zeit  Rej  Gegenstand  einer  grösseren  Aufmerksamkeit 
geworden :  Wojcicki  machte  den  Anfang,  indem  er  in  der  zweiten 
Ausgabe  der  Biblioteka  starozytna  pisarzy  polskich  in  6  Bdn., 
Warschau  1853  ff.,  und  zwar  in  Bd.  IV  vom  Jahre  1854,  das  dra- 
matische Stück  Zywot  Jözeföw  ganz  abdruckte ,  nachdem  er  in 
Teatr  staroiytny  w  Polsce  1841  nur  Excerpte  daraus  mitgetheilt 
hatte;  Przyborowski  stellte  in  Tygodnik  Poznanski  von  1862  das 
Geburtsjahr  Rej's  fest ;  Dr.  Befcikowski  schrieb  in  Pamie^tnik  Nau- 
kowy  I,  Warschau  1867,  eine  lesenswerthe  Skizze  der  literarischen 
Thätigkeit  Rej's  (Rej  z  Nagtowic,  study  um  Uterackie);  bald  darauf, 
1868,  schrieb  Tyszynski  in  der  Warschauer  Zeitschrift  Biblioteka 
Warszawska  (Bd.  II  des  genannten  Jahres)  eine  Studie  Uber  Rej's 
lehrhaftes  Gedicht  »Wizerunk« ;  in  den  siebenziger  Jahren  gab  die 
Komiker  Bibliothek  in  der  bekannten  uneigennützigen  Weise  die 
Apocalyp8is  Rej's  v.  1565  in  homographischem  Druck  heraus;  seit 
dem  Jahre  1881  erscheint  heftweise  Rej's  Wizerunk  von  1558  (nach 
der  Ausgabe  von  1560)  in  St.  Petersburg  und  Warschau  (bei  Ge- 
bethner,  bis  jetzt  fünf  Hefte,  s.  Anzeige  von  Jagic,  Archiv  V,  674) ; 
der  Herausgeber  dieses  selten  gewordenen  Werkes,  Herr  Ptaszycki, 
hat  mehrere  wichtige  Abhandlungen  Uber  Rej  geschrieben :  so  Rej 
z  Nagtowic  i  Wereszczynski ,  Wilna  1 880  (siehe  ebenda) ;  Hhkoj&h 
Pen,  nojibcKiÄ  nucaTejb  XVI  b.  Petersbg.  1883  u.  and.;  im  Jahre 
1880  hat  Herr  Rybarski  in  der  Warschauer  Zeitschrift  Ateneum 
'UI,  371)  biographische  Notizen  von  Rej  aus  dem  Archiv  von  Kiel ce 
mitgetheilt,  und'Herr  Plenkiewicz  in  einem  Aufsatz :  Etyka  M.  Reja, 
in  der  illustrirten  Warschauer  Zeitschrift  »Klosyi  1880,  Nr.  793 ff., 
Uber  Rej  und  seine  Bezugsquellen  gehandelt;  über  Handschriften 
der  Werke  Rej's  brachte  beachte  na  werthe  Notizen  »Wiek«  1883, 
Nr.  56  und  Wistocki's  Przewodnik  Bibliograficzny  1883,  S.  79  ; 


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I 


Die  dramatiairte  Geschichte  Josephs .  393 

dieselbe  Zeitschrift  berichtete  über  ein  Autograph  Rej's  1883, 
S.  209 ;  Uber  den  vielumstrittenen  Psalter  Rej's,  dessen  Existenz 
in  Zweifel  gezogen  wurde,  berichtete  Zawilinski  in  Biblioteka  War- 
szawska  1884,  III,  S.  34  ff. ;  über  Rej's  Thätigkeit  als  Landbote 
schrieb  W.  Czajewski :  Mikolaj  Rej  z  Nagtowic  na  sejmach  (cze& 
obszerniejszej  pracy),  Warschan  bei  Paprocki  1885.  Wenn  ich 
dann  noch  die  fleissige  Schrift  von  [Br.  Zawadzki  Uber  Nie.  Rej 
(Mikoiaj  Rej  z  Nagtowic),  Lemberg  1875,  nenne,  so  glaube  ich 
alles  genannt  zn  haben,  was  nennenswerth  ist.  —  Doch  sind  wir 
Uber  Manches  wenig  unterrichtet,  so  Uber  den  Psalter,  den  noch 
Niemand  hat  untersuchen  können,  da  das  1884  aufgetauchte  ein- 
zige Exemplar  wieder  unzugänglich  geworden ;  wir  wissen  wenig 
Uber  die  Apocalypsis  und  deren  Yerhältniss  zu  Bullinger,  den  Rej 
als  sein  Vorbild  nennt;  Uber  die  Postille  1557,  die  sich  anscheinend 
einer  grossen  Verbreitung  erfreut  hat:  über  die  Krotka  rozprawa 
etc.  1543;  Uber  das  Verhältniss  der  Apophtegmata  (Figliki)  zu  der 
gleichartigen  Litteratur ;  und  auch  Uber  Zywot  Jöze&w  1545,  sowie 
über  die  möglicher  Weise  handschriftlich  erhaltenen  zahlreichen 
Schriften  Rej's ,  von  denen  gewiss  nicht  alles  verloren  gegangen 
sein  kann ;  auch  hat  man  angefangen,  die  seltenen  kleinen  Schrif- 
ten Rej's  uns  wieder  zugänglich  zu  machen,  wie  Przyczyna  gniewu 
Panskiego  M.  R. ,  reproducirt  1880  (siehe  Przewodnik  Bibuogr. 
1881,  25).  Zum  grossen  Theil  ist  an  unserer  beschränkten  Be- 
kanntschaft mit  Rej  schuld  die  Seltenheit  und  Unerreichbarkeit  der 
Werke  Rej's :  Zwierzyniec,  Postylla,  Zwierciadfo  gehören  zu  den 
grössten  Seltenheiten :  von  Zwierciactto  ist  in  unserer  Zeit  nur  Zywot 
poczeiwego  czlowieka  in  Biblioteka  von  Turowski  1859  und  in 
Biblioteka  Mröwki  Bd.  110,  1881  in  Lemberg  wiederabgedruckt 
und  zugänglich  gemacht  worden,  in  derselben  Biblioteka  auch 
Pisma  wierszem  von  Rej  Bd.  164  und  165,  1882. 

Auch  Zywot  Jözeföw  von  Rej  ist  lange  Zeit  eine  grosse  Selten- 
heit gewesen :  Linde  hatte  ihn  zur  Hand,  ohne  ihn  in  lexicalischer 
Hinsicht  ausgiebig  zu  benutzen ,  auch  Wiszniewski  Hist.  lit.  pol. 
(VII,  268)  hatte  ein  Exemplar,  aber  Bentkowski,  Juszynski  und 
andere  kannten  das  Buch  nicht;  Wojcicki  brachte  in  Teatr  Staro- 
iytny  polski  1, 1841  zum  ersten  Male  Auszüge  aus  dem  Stücke  und 
die  Inhaltsangaben  der  einzelnen  »Handlungen«,  und  aus  dieser 
Quelle  allein  haben  dann  sehr  viele  ihre  Kenntniss  von  Zywot  J6- 

AicUt  ftr  >UriMh«  Philologie.  IX.  26 


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394 


W.  Nehring, 


zeföw  geschöpft,  selbst  Beicikowski  noch  im  J.  1867.  Erst  in  der 
zweiten  Ausgabe  der  Biblioteka  starozytna  pisarzy  polskich  1853 
druckte  Wojcicki,  wie  oben  bemerkt,  das  ganze  Stück  ab. 

Zu  einer  besonderen  Untersuchung  über  dieses  polnische  Jo- 
sephspiel ist  dieser  Wiederabdruck  bis  jetzt  nicht  benutzt  worden, 
dies  soll  im  Nachstehenden  unternommen  werden. 

i£ywot  Jözeföw  z  pokolenia  zydowskiego  sina  Jakobowego, 
rozdzielony  w  rozmowach  person,  ktory  w  sobie  wiele  cnöt  i  do- 
brych  obyczaiöw  zamyka*1),  —  dies  ist  der  Titel  des  in  Rede 
stehenden  Stückes,  welches  in  Krakau  1545  bei  der  Wittwe  Fl. 
Unglers  herauskam.  Da  es  anonym  erschienen  ist,  so  ist  hin  und 
wieder  die  Autorschaft  Rej's  bezweifelt  worden,  man  glaubte  die 
Meldung  des  Freundes  und  Biographen  Rej's,  nämlich  Andr.  Trzy- 
cieski  s,  dass  Rej  auch  das  Leben  Joseph  s  geschrieben  habe  (»pisal 
tez  zywot  sprawy  onego  Jozefa  zydowskiego  patryarchy  etc.)  auf 
eine  ebenfalls  anonym  1530  in  Krakau  erschienene  Schrift  beziehen 
zu  sollen,  unter  d.  Tit.  Istoria  o  s.  Jozefie  patryarsze,  in  Prosa. 
Doch  eine  Aeusserung  J.  Kochanowski's  in  Eleg.  III,  13,  der  Rej's 
Buch  Ton  Joseph  als  ein  poetisches  Werk  bezeichnet  und  die  Sprache 
des  £ywot  Jözeföw  lassen  keinen  Zweifel  aufkommen,  dass  Rej 
das  dramatische  Spiel  von  Joseph  geschrieben  hat;  dazu  kommt 
noch  eine  Aeusserung  Trzycieski's  und  der  Umstand  (s.  unt.),  dass 
in  dem  dram.  Stück  auf  die  Istoria  nicht  Bezug  genommen  ist. 

Das  Lesen  des  Abdruckes  von  Zywot  in  Biblioteka  staroiytna 
1854  2  wird  durch  die  zahllosen  Druckfehler  verleidet,  viele  von 
ihnen  stören  und  zerstören  gar  den  Sinn.  Deshalb  sei  es  hier  zu- 
nächst gestattet,  die  wichtigsten  Fehler  zu  verzeichnen  und  die 
versuchte  Correctar  beizufügen.  Vieles  kann  ich  übergeben ,  wie 
die  oft  unrichtige  Interpunction  (man  wird  z.  B.  bemerken ,  dass 

i)  Eine  Beschreibung  der  Ausgabe  s.  Wiszniewski  711,268.  Nach  Estrei- 
cher Bibl.  XVI  stöl.  186  soll  sie  in  80  sein. 

2  Es  genügt,  die  für  Rej's  Stil  charakteristischen  Ausdrücke  aus  Wize- 
runk  in  notiren,  welche  auch  in  Zywot  Öfter  vorkommen :  zbhunid  (verliebt 
machen),  zlotrzyd  sie; ,  przes  kij  skoczyd  (fehlgehen),  na  czem  ohramaC,  swej 
woli  sie,  napiö,  zie  przypadio,  zlego  nam  przesiadjo,  aiedzieö  na  sparae 
(w  sparze) ,  szyiUa  gol^,  rozum  ftroi ;  die  häufigen  Redensarten  mit  kres,  a.  B. 
z  kresu  wykroczyd,  das  häufige  Bild  by  na  lepie  pt&cy  u.  s.  w.  Auch  die  Ge- 
ringHchätifc^  der  Bücherweisheit,  z.  B.  Wiz.  I,  335 :  Knglarze  . . .  napisaJi  s 
ssnmnych ibow  etc.  (s.  unt  }. 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Josephs. 


395 


nach  der  typographischen  Gewohnheit  des  XVI.  Jahrh.  am  Ende 
der  Zeile  in  der  Regel  ein  Komma  gesetzt  wurde,  welches  anch  im 
Wiederabdruck  steht  und  welches  man  sich  oft  wegdenken  mussj : 
auch  an  vielen  anderen  Stellen  bedarf  es  nur  eines  aufmerksamen 
Lesens,  um  durch  Streichung,  Hinzufagung  oder  Aenderung  etwa 
eines  Buchstaben  oder  vielleicht  einer  Silbe  dem  Sinne  gerecht  zu 
werden,  wie  z.  B.  stwoienie  lies  stworzenie,  im  Argument,  uzyc 
S.  279  1.  uzycz,  si  286  1.  ci.  stracze  286  1.  strace.,  wspomnione  294 
1.  wspomnione.  (die  Lautgruppe  mn  in  diesem  Verb  um  kehrt  immer 
wieder),  wieszmi  309  1.  wierz  mi,  mit  ose  przypfynie  314  1.  prze- 
piynie,  temu  sfowy  322  1.  temi,  k  tobie  359  1.  k  sobie,  spetna.  375 
1.  spehia,  Nie  iednego  382  1.  Nie  ied.,  I  tyc  nasze  wymöwki  402  1. 
wasze,  o  swey  przysrfey  riosci  412  1.  przesztey  J)  u.  v.  a.  Manche 
Fehler  fallen  wohl  schon  dem  ersten  Druck  zur  Last,  wie  eine  Ver- 
gleichung  mit  den  Auszügen  in  Teatr  staroiytny  und  bei  Wiszniew- 
ski  zeigt;  freilich  war  einiges  schon  Wiszniewski  unverständ- 
lich und  er  liess  es  aus.  —  Folgende  Fehler  erscheinen  der  Correctur 
bedürftig,  das  etwas  lange  Register  möge  damit  entschuldigt  wer- 
den, dass  es  sich  hier  um  das  erste  grössere  poln.  Poem  handelt : 

In  der  Widmung  an  die  Königin  Isabella  S.  276  steht  rozmazac,  lies  roz- 
mnaiaö.  In  dem  Argumentum  278 :  gdy  sprawie  dosnsia  1.  sprawnie.  Für 
Z  tey  stabosci  co  w  nim  byia  1.  z  tey  statotd.  Przecisz  279  I.  przeezeiss  d.  h. 
przoczei-z  lies  durch.  In  dem  Verzeichniss  der  Personen  280  steht :  Oullofer 
wiqzien  Potipharöw,  entweder  ist  stroi  auagelassen,  oder  im  Original  stand 
witzienny,  oder  aber  wi^zien  ist  durch  irgend  ein  Versehen  für  wieiny  hinein- 
gerathen ,  welches  Wort  im  2ywot  in  der  zweiten  Hälfte  stets ,  wenn  auch 
öfter  unrichtig  gedruckt,  gebraucht  ist.  Am  Schluss  des  Personenverzeich- 
fiisses  steht :  Osthatka  sie,  eziaez  domyslay,  1.  eztaez  d.  h.  czta/5  lesend,  po 
s  woiey  chorobie  288  1.  po  swey,  dies  erfordert  die  Silbenzahl.  lekl  289  1.  lett. 
Zy woli  wzdy  ci  umario  290  1.  sywo-li  wzdy  czy ;  weiter .  Juiby  snadz  d .  h. 
snadi)  1.  Juibym,  und  sodann:  by  wiadomosc  iako  byla  1.  iaka,  obgleich  iako 
sich  auch  halten  lässt.  namietoze  lekarstwo  293  1.  nawietoze.  A  trudnoö  mie. 
ma  roasmieliC  294  1.  rozsmieszyrf,  vgl.  weiter :  Chocias  umie  smetaie  cienyi  1. 
sm^tne,  vgl.  auch  8.  294 :  Chyba  by  go  znowu  wskrzesü,  toiby  mie.  sm$tni* 
rozsmieszyl,  auch  S.  301 ,  V.  10  v.  u. ,  rozsmieezyd  erfordert  überdies  der  Beim, 
nie  ma  nie  waskiego  295  1.  wiqtszego.  Bo  wiecey  zawzdy  musi  myilec*  o  swym 
rodsie  297  1.  wiezien.   Ten  wiecey  zlosci  warn  mysl  298  l.  zJos<<iwam  d.  h. 

f)  Die  Umschreibung  ist  nach  der  jetzt  üblichen  Orthographie,  nur  die 
Silben  ie,  ia,  io  etc.  im  Anlaut  und  im  Inlaut  nach  Vocalen,  sowie  die  Silben 
*y>  ey ,  oy  etc.  sind  beibehalten,  weil  j  (wenigstens  der  regelrechte  Gebrauch 
desselben)  im  XVI.  Jahrh.  nicht  bekannt  war. 

26- 


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396 


W.  Mehring, 


zlosciw^.  S.  299  am  Rande  steht:  Prosteioie  wdsieozne  u  Boga  1.  Proste 
serce  mit  Rücksicht  auf  prawe  seroe  im  Text,  indess  kann  es  auch  heiasen : 
Proste  seie  d.  b.  der  gerade  Weg.  S.  300,  V.  12  nnd  11  v.  u.  sind  gestört : 
Bo  iul  Um  wzdy  wiee  »awidy  bitwa  I  bez  baren  bei  wiesci,  wahrscheinlich 
ist  wzdy,  durch  folgendes  zawzdy  veranlasst,  überflüssig  nnd  I  in  unrichtige 
Stell«  gerathen :  bez  harcu  i  bei  wiesci.  frasunek  301  V.8 1.  frasunk,  vgl.  wi- 
zerunk  u.  and. ;  in  Teatr  Star.  I,  139  steht  frasunk.  S.  301  in  Bo  tak  bywa  a 
pospolicie  ist  a  zu  streichen.  S.  303  swowolnego  pysku  vielleicht  swowolnemu 
pysku  guzy  w  zysku.  S.  304  V.  6  ff .  ist  so  zu  interpungiren :  Jeszczes  snadi 
byl  tey  nieenoty  Nie  skosstowai,  aby  w  kacie  Pletl  lada  co ;  bo  cit;  tracej  — 
304  V.  12  ff.  ist  vielleicht  so  zu  interpnngiren  und  zu  lesen  :  Wszyscy  swoy 
stan  pokrywamy,  nie  sie.  nie  baezymy  (»baezmy«)  sami,  Nio  do  siebie,  iako  w 
niebie  tak  sie  nam  wszystko  widsi.  S.  305  Cocz  siq  tei  widzi  s  nami  toczy? 
tel  ist  wohl  überflüssig,  der  Sinn  erfordert :  coc  sie.  widzi  (ii)  z  nami  toczy. 
306  V.  1  Na  drugim  wiec  by  na  pieh  wdziai,  Teatr  Staro*.  140  auch  drugim, 
der  Sinn  erfordert  na  drugiey.  306  V.  2  v.  u.  zu  interpungiren :  A  cot?  iako 
w  klatkach  ptastwo  I  308  V.  10  zu  interpungiren :  Ale,  wierq,  jako  raezq ! 
308  V.  16  na  pJacz  1.  na  plao.  309  V.  9  ff.  so  zu  setzen  und  interpnngiren : 
A  oo  tobie  to  zawadzi  (Wieleöby  ich  temuradzi!)  Zblaznic  kogo?!  (verliebt 
machen,  vernarren)  niech  szaleie !  Ty  Big  imiey,  od  niechay  mdleie r  Wrze- 
szczy,  piska  na  ulicy !  Utywiemy  tego  wszyscy,  Bo  wiec,  kiedye  mu  przy- 
pieeze,  Co  ma,  iako  pezota  wlecze.  Wszak  (z)  sob*  swiata  nie  wezmieez,  To 
twe  wszystko,  co  zaiywiesz,  etc.  S.  311  ist  zu  lesen  und  interpungiren:  Ano 

k  wierze  nie  podobno,  I*  (»ins«)  o  tem  nie  wie        Przecz-ie  sie  tak  sa  podl* 

masz?  Nie  lepieyte,  (se)  sie.  smieiesz?  312  V.  1  Uzrzysz,  ali  MH  nasz 
ciajrnie  (unser  Mann  macht  sich  an  die  Sache) .  312  V.  4  Uzrzysz,  ie6  (»zeez« 
mu  ia  przypiek?,  iet  musi  w^drowaö  po  krys  (»pokrys«).  312  V.  6  v.  u.  zu 
interpungiren :  Ach,  niestotys !  ta  mnie  enota  Dowodzi  tego  klopota  bringt 
mich  zu  Betrübniss.  313  V.  7  grodzysz  1.  godzisz.  313  V.  17  zu  interpung.  i 
Lecz  ieszcze,  com  powiedaia,  Ja  sie  k  temu  bqde  znaia.  314  V.  10  das  Komma 
zu  streichen,  dwoia  =  z  dwu  stron.  315  zu  lesen:  Twoy  ci  grsech  bedzie, 
gospodze  (»gospodzie«) ,  Gdyc*  mu  ta  rzeez  leb  ogiodze  (»oglodzie«) .  315  zu 
lesen :  Z  tych  frasunköw  b^dziesz  (»bedzie«)  sie.  smiaö,  Boc*  mu  wnet  za  pa- 
skiem  (»piaskiem«)  biegac.  318  V.  7  iaeno  tobie  we,drowac*  1.  medrowac".  319 
V.  2  t.  u.:  Strach  zaymuie  1.  zeymuie,  so  Teatr  Star.  319  V.  9  Gospodzie  1. 
gospodze,  auch  356,  12  v.  u.  321  V.  3  u.  10  Pana  1.  pana.  324  Ale  by  sie, 
ruszyla  1.  cie,  und  in  dem  folg.  Verse  das  Komma  zu  streichen.  324  Nie  bede. 
sto  mowy  misia  l  moey,  folg.  V.  rozpiad  1.  rozeiaö.  325  Cdi  byi  woli  etynid 
miala  I.  by  wol<j.  V.  7  zu  lesen  Bych  tei  z  zwierzeciem  möwila.  326  V.  12 
v.  u.  Nie  rzeczby  1.  ied  by.  328  V.  8  u.  wedrowaC  1.  medrowae*.  330  V.  12 
bardzie  kroczy  1.  hardzie ;  przyrodzone  fortuny  I.  przyrodzenie.  332  V.  8  n. 
A  chociaby  1.  A  chociay  (ohne  b).  333  Przedsie,  aobie.  z  tylu  pala  I.  palcem. 
333  V.  12  u.  zbola  1.  zgoia.  336  A  to  wniweez  sie,  ostawi  vielleicht  zu  lesen : 
w  niweez  le  ostawi  po  sobie?  341  V.  15  wszeteczny  1.  wszeteczni.  342  zu 
lesen:  Bych  sie  byla  (»bylo«)  nie  wydarta  (»wydarlo«),  Möglby  miq  byi  zbawiö 
gardla  (»garlo...   344  V.  1  ludzie  1.  ludzi.   344  V.  4  zas  1.  zai  ob.    348  ChoC 


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I 


Die  dramatiBirte  Geschichte  Joseph  s.  397 

sie.  tknie  slachetniey  paniey  l.  coc*  und  slachetney.    348  Bardzo  ciq  drudzy 
zdradzali  1.  sie-   349  Przekai^  mi,  ifc  smiem  1.  nie  smiem  rzec  etc.   V.  4  u 
sobie  1.  tobie.   350  V.  10  u.  Bys  mi  iui  1.  boc,  V.  4  u.  Choc  sam  1.  chöcU 
aam  komm'  her.    354  Ale  tu  tradno  wedrowae'  1.  m^drowac.   355  I  ta  siq  tak 
lekka  byla  1.  ltjkla  byJa.    358  V.  8  u.  do  ciebie  1.  do  siebte;  V.  6  u.  t*  1.  t«f. 
359  V.  8  pomnieö  1.  pomnieö.    359  V.  10  u.  ruszyla  1.  ruszylo.    360  V.  9  u. 
Przytacza  mi  swoie  ztosci  1.  przytaczainy,  2  Zeilen  weiter:  iawne  licze.  1.  lice. 
363  Y.  11  ist  so  zu  interpungiren  :  Gdy     przyware.  zostawisz  Przy  mnie, 
wiera  ml,  czytcie  sprawiaz,  die  letzten  Worte  sind  ironisch:  glaub  mir,  dann 
bist  du  der  mustergiltige  Richter.  Die  dunkle  Stelle  363  V.  12  u.  lässt  sich 
vielleicht  so  verstehen :  A  mniemasz  (»mnie  masz«),  by  to  ladaco  wnet  crfo- 
wieka  straciö?  Bo  wie«  mi,  se  to  wielki  strach  («straciö«)  z  swistymi  sie  zbra- 
ciö,  d.  h.  nach  Rej's  Ausdrucksweise :  mit  den  Todten  Gemeinschaft  ein- 
gehen.  364  A  kto  iul  raz  smie  zie  by<5 1.  ziem  f.  zrym.   365  V.  1 1  co  gi  wen 
sprawili  zu  verbessern  in:  co  ge  wen  wprawili?  365  V.  13  u.  odmawia  l. 
omawia.   365  V.  7  Tonern  tek  mial  za  wierne.  u  siebie  zu  lesen:  zawiernie 
fürwahr,  im  folg.  Vers  wohl  z  siebie  für  siebie.  366  V.  7  Rozmysl  1.  Roz- 
mysl;  V.  10  Nie  przechodzi  1.  przychodzi;  V.  12  u.  A  tak  laszcze  sam  przy- 
wieaö  1.  kaszcze,  d.  h.  kaicie.  367  bis  wiqzienie  cierpial  1.  bys.  368  Nie  tylko 
by 6  w  wie. zieniu  vielleicht  Nie  tylo ;  am  Rande  steht :  Wstydliwa  rzecz  wi$- 
zienie  cnotliwe,  vielleicht  cnotliwemu.   369  V.  8  u.  wswie  1.  wzwie.  370 
V.  13  u.  ist  das  Komma  zu  streichen.  373  wyroslo  piekne  czny  macice  wohl : 
wyroslo  p.  trzy  in. ,  wobei  das  Neutrum  beachte  nswerth,  wenn  es  nicht  zu  än- 
dern ist  in  wyrosty.   373  V.  1  u.  A  tym  1.  A  tarn.  374  Aibych  mial  podawac 
wohl:  Iibyeh  oder  Aczbych.  374  Wiefny,  so  noch  öfter  1.  Wiezny,  S.  379 
steht  in  der  Ueberschrift :  wieinemu.   374  V.  10  u.  sryszcie  L  sryszycie,  der 
Vers  ist  achtsilbig.   377  Okolo  niey  wszedy  sie.  trawa  zieteniejac*  1.  traw«? 
zieleniac*,  so  Teatr  Star.  151 ,  in  folg.  V.  ist  sie.  hinzuzufügen.   377  V.  6  wy- 
szry  1.  wyszlo,  wie  in  Teatr  Star,  des  Reimes  wegen.  378  am  Rande:  omylnit 
przyiain  niewiescie  1.  na  swiecie,  wiejim  Texte.  378  V.  8  Az  dzis  1.  Acz  dzi*. 
378  V.  13  Bocz  nie  zawzdy  1.  Toc\  Der  etwas  dunkle  Sinn  der  Stelle  379 
V.  5  ff.  lässt  sich  vielleicht  so  finden :  Ale  to  krotka  pamie/5 ;  kogo  szczescie 
niesie  (»uniesie«},  Jus  patrzs.  'sobie  röwnych  oni  pirwszy  w  lesie  (—  w  losie  ? 
die  Bevorzugten  im  Schicksal) ;  A  cot  rzec?  poyde.  etc.  382  onakli  to  bedzie 
1.  inak-li.  383  V.  8  u.  sie  1*  ci*.    384  V.  1  u.  mam  1.  nam.  385  V.  9  u.  urosla 
1.  urostq.   385  ktora  sie  1.  cie, .   386  Wszystkiego  ma  1.  mu.   386  Zwischen 
V.  3  u.  2  u.  acheint  ein  Vers  ausgefallen  zu  sein.   387  sind  die  drei  ersten 
Zeilen  so  zu  interpungiren :  Tuö  sie  wiec  wszystko  sporzy,  gdy  kto  s  dobrey 
woley  Co  od  kogo  przymuie,  ginie,  co  z  niewoley.   388  V.  2  u.  wedrowarf  1. 
medrowac.   389  tego  spichlerze  1.  iego.   391  V.  7  plenie  L  pilnie  des  Reimes 
wegen.   394  V.  10  u.  nie  zgineji  ostatek  1.  zginie-li;  V.  8  by  nas  iui  zostal 
ale  dwie  1.  zostala  ledwie.   394  A  ozasz  sobie  pomoiemy  vielleicht  A  cos  b. 
p.  ?  399  it  milosC  to  tarn  liehe  iabie.  1.  mOuie.  400  Pomy  przedsie.  1.  Podamy. 
401  znaci  l  znaezy.  404  proino  wedrowae"  1.  medrowad;  iedno  czy  przypadlo 
L  co.   406  V,  6  nam  szaftüe  1.  sam ;  V.  12  prawe  L  prawie.   421  V.  9  sie  i*t 
zu  streichen.  427  V.  7  mUe  dziecie.  i.  dzieci.  430  ktopoty  przeminete  L  prze- 


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398 


W.  Nehring, 


min^e.  432  Czyniac  si«>  iui  1.  cie.  433  ku  temu  co  szedl  1.  czed*,  hat  gelesen. 
434  Bo  gdy*  pocz^i  1.  gdy*. 

Zu  den  Fehlern  ist  auch  zu  rechnen,  dass  die  »Handlung«  III  (sprawa 
trzecia)  zweimal  in  den  Ueberschriften  steht;  das  Stück  zahlt  also  nicht  12, 
wie  man  gewöhnlich  wiederholt,  sondern  13  »Handinngen«;  wir  werden  uris 
erlauben,  die  beiden  mit  III  bezeichneten  mit  III*  und  nP>  zu  bezeichnen. 

II.  Rej  's  Zywot  Jözefö  w  tritt  in  einer  stattlichen  Reihe  von  gleich- 
artigen und  gleichbetitelten  dramatischen  Stücken  des  XVI.  Jahrh. 
auf,  denn  die  Geschichte  des  Patriarchen  Jacob  und  seines  Sohnes 
Joseph  erfreute  sich  bei  den  dramatischen  Schriftstellern  jener  Zeit 
einer  ebenso  grossen  Beliebtheit,  wie  die  biblische  Geschichte  von 
der  Susanna,  wenn  auch  vielleicht  einer  minder  grossen,  als  die 
Geschichte  vom  verlorenen  Sohn  und  der  bekannte  Stoff  Hekastus* 
An  die  Spitze  sei  gestellt  das  lateinische  Spiel  von  Crocus :  Comoe- 
dia  sacra  cui  titulus  Joseph,  ad  Christiauae  iuventutis  institutionem 
iuxta  locos  inventionis  veteremque  artem,  nunc  primum  et  scripta 
et  edita  per  Cor.  Crocum  Amsterodami  ludimagistrum ,  Coloniae 
1537 ;  die  Widmung  ist  vom  J.  1536,  das  Stück  ist  in  Amsterdam 
von  den  Schülern  des  Crocus  1535  gespielt  worden  (dann  folgen 
zwei  Ausgaben  in  Antwerpen  1538  und  1546  und  andere  s.  Goe- 
deke  II3).  Aelter,  abgesehen  von  einem  in  den  Annal.  Corb.  s.  a. 
1264  erwähnten  Josephspiel  und  von  einem  Lowener  Stück  »vom 
Ertzvatter  Jacob  vnd  sehn  son  Joseph«  aus  dem  Jahre  1494  *),  ist  ein 
Josephspiel ,  welches  Joachim  Greif  zusammen  mit  G.  Maior  in 
Magdeburg  verfassten  und  in  der  Schule  zur  Aufführung  brachten : 
Ein  lieblich  und  nützbarlich  spil  von  dem  Patriarchen  Jacob  vnd 
seinen  zwelff  Sönen,  Aus  dem  ersten  buch  Mosi  gezogen  vnd  ge- 
druckt zu  Magdeburgk  durch  Büchel  Lotther  1534,  dann  in  dem- 
selben Jahre  noch  einmal  und  1535  wiederholt,  zusammen  mit  Su- 
sanna von  Greif,  ebenfalls  in  Magdeburg  gedruckt 2) .  Bald  darauf 
schrieb  der  Dramatiker,  FhMolog  und  Pädagog  Sizt  Birck  in  Basel, 
wo  er  seit  1534  Direktor  des  theologischen  Seminars  war,  eben- 
falls in  deutscher  Sprache,  ein  Josephspiel,  welches  erst  1539  in 

>)  Archiv  für  Literaturgeschichte  IX,  29. 

*)  Siehe  W.  Scherer,  Deutsche  Studien  III,  Sitzungsberichte  der  phil- 
hist.  Cl.  der  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  90,  1878,  S.  200  ff. ;  vgl.  Goedeke 
Grundrißs  in  Bd.  II*.  —  In  den  Ann.  Corb.  wird  unt.  1264  eine  »Sacra  oomoe- 
dia  de  Josephe-  vendito  et  exaltato  der  Mönche  in  Heeresburg  erwähnt.  Ueber 
G  reff  s  Spiel  s.  unt. 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  's. 


399 


Augsburg  herausgegeben  wurde ') ;  in  derselben  Zeit  wurde  in 
Bern  gespielt  und  herausgegeben  (Hans  v.  Rttte's)  »Die  Hystoria  des 
gote  förchtigen  junglings  Josephs  in  dem  ersten  Buch  Mosy  etc.  be- 
schrieben, Ist  zu  Bernn  durch  junge  Burger  contrafetisch  gespilU 
153S;  am  Ende:  gedruckt  zu  Bernn  1538  2).  Wenig  später  er- 
schien :  »Ein  httpsch  nttwes  Spil  von  Josephen  dem  fromen  Jüng- 
ling V88  etlichen  Capitlen  des  buchs  der  Gschöpfften  gezogene  etc. 
(von  Jac.  Rueff?)  in  Zürich  1540  3),  und  in  demselben  Jahre  ent- 
stand und  wurde  in  Schlettstädt  gespielt  Thiebold  Gart's  Stück : 
»Joseph,  biblische  Komoedie«,  herausgegeben  in  Coeln  1540,  in 
Augsburg  1542  u.  s.  w.  •);  in  das  Jahr  1540  fallt  auch  das  Erschei- 
nen der :  Comedia  Joseph  Des  frommen  und  Gottes  förchtigen  Jung- 
lings, wie  er  von  seynen  bruderen  verkauft  etc.  in  Cöln  *).  Im 
Jahre  1544  erschienen:  Andr.  Diether's  Historia  sacra  Joseph, 
Quae  nobis  praeclarum  diuinae  prouidentiae  et  passionis  Christi 
redemptoris  castitatisque  Joseph  pudieissimi  adolescentis  Exemplar 
demonstrat  etc. ,  und  des  ausgezeichnetsten  lateinischen  Drama- 
tikers des  XVI.  Jahrb.,  des  Verfassers  des  mustergültigen  Spiels 
»Hekastust,  Macropedius  (Lengveldt):  Josephus  etc.  (Widmung  von 
Amsterdam  v.  16.  Aug.  1544) «).  So  entstanden  in  den  drei  Gentren 
des  neueren  geistlichen  Schauspiels:  Magdeburg,  den  Niederlanden 
und  der  Schweiz,  gleichzeitig  Josephspiele,  zum  Theil  unabhängig 
von  einander :  Diether  ist  mehr,  Macropedius  weniger  von  Crocus 
abhängig;  abgesehen  von  dem  Magdeburger  Spiel,  zeigen  die 
deutschen  Josephspiele  einige  Verwandtschaft  mit  dem  Stück  des 
Crocus. 


«)  Allgem.  Deutsche  Biographie  mit.  Birck. 

«.  Siehe  Weller,  Dm  alte  Volkstheater  der  Schweix  S.  163 ff.,  vgl.  Weiler, 
Schweizer  Dramen  in  Germania  XXV,  363. 
1  Weller  a.a.O.  8.  153. 

«)  Heu  herausgegeben  mit  einer  Einleitung  von  Erich  Schmidt  in  Elaä&si- 
Bche  Litteraturdenkmller  aus  dem  XIV.— XVII.  Jahrh.  Bd.  II,  Strasburg 
1880 ;  vgl.  W.  Seherer,  Allgem.  Deutsche  Biogr.  unt.  Gart. 

*)  Weller,  Annalen  der  poet.  Nationallitt,  der  Deutschen  im  XVI.  und 
XVII.  Jahrh.  II,  246.  Auf  dem  Titelblatte  steht:  Im  Jair  1540  von  etlichen 
bürgeren  und  Jungen  gesellen,  Inn  der  Stadt  Collen  öffentlich  gespielet .... 
Burgermeistern  und  Rath  von  Cflln  gewidmet  von  Peter  Jordan,  Buchdrucker 
und  Borger  daselbst. 

•)  S.  Allg.  Deutsche  Biographie,  den  Artikel  Macropedius  von  D.Jaeoby. 


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400  w-  Mehring, 

Dies  sind  die  vornehmsten  Vorgänger  Rej  's,  dessen  ijwot  J6- 
zeföw  1545  erschienen  ist.  Dann  folgten:  Joseph  von  Mart.  Balticus 
1556  Adelpholae,  drama  comico-tragicum  historiam  Josephi  com- 
plectens  Angsb.  1556,  Joseph us  1579,  vom  Verf.  selbst  ins  Deutsche 
Übersetzt  1579);  Jac.  Schoepper's  Enphemos  s.  fekcitatus  Jacob, 
1553;  das  Josephspiel  von  Brenner  (Die  schone  biblische  Historia 
etc.)  1 566 ;  Joseph  von  Leschke  (Widmung  zu  Lauban  vom  1 1 .  Febr. 
1671) »);  die  sgantze  Historia  von  Joseph«  von  Christian  Zyrl. 
Strassburg  1573;  die  deutsche  Uebersetzung  der  Comedia  sacra 
Joseph  von  Bitner  1583  (vgl.  Goedeke  II2) :  Joseph  von  Aegidius 
Hunnius  1586 ;  die  »Comedia  von  dem  frommen  Altuater  und  Pa- 
triarch Jacob  und  von  seinem  Liebenn  sone  Joseph,  von  Pusch- 
mann, Garlitz  1592  3):  Joseph  von  Schonaeus  1592  und  öfter;  »die 
gantze  Historia  von  Joseph«  von  Joh.  Schlayss,  Tübingen  1593; 
»Joseph«  von  Frischlin  in  drei  Komödien,  entsprechend  dem  Ennuchus, 
Adelphus  und  Heautonti m orumenos  von  Terenz :  »Joseph  tragico- 
micuB  Comoedia  von  dem  Patriarchen  Joseph«  von  Gassmann,  Leip- 
zig 1810;  Joseph  von  Rhodius,  Anfang  des  XVH.  Jahrh. :  Joseph 
von  Goetze  1612,  von  Voidius  1619  u.  s.  w.  Man  sieht,  wie  beliebt 
und  zeitgemass  der  Josephstoff  in  der  dramatischen  Literatur  des 
XVI.  Jahrh.  war. 

Zwischen  Bej  s  Zy wot  Jözeföw  und  den  späteren  Josephspielen 
ist  selbstverständlich  kein  unmittelbarer  Zusammenhang,  da  das 
polnische  Stück  ausserhalb  der  Grenzen  Polens  kaum  bekannt  war. 
wohl  aber  kann  die  Frage  entstehen,  ob  Rej  seine  Vorgänger 
kannte.  In  dem  Buche  selbst  finden  sich  keine  Andentungen  dar- 
über :  weder  in  der  Widmung  an  die  Königin  Isabella  von  Ungarn 
(polnische  Prinzessin,  Tochter  Sigismunds  I.)  vom  26.  Febr.  1545, 
noch  auch  in  dem  Argument  (Argument,  to  iest  potofenie  tey 
sprawy,  ktöra  sie.  zamyka  w  tych  ksiaikach)  findet  sich  eine  Bezug- 
nahme auf  eine  dramatische  Bearbeitung  der  Geschichte  von  Jo- 
seph oder  auf  Schulschauspiele  Uberhaupt;  das  Stück  selbst  ist 
nicht  in  Akte  und  Scenen,  sondern  in  zwölf  (eigentlich  13)  »Hand- 

*)  W.  Scherer,  Deutsche  Stnd.  III  a.  a.  0. 
.  2)  Puschmann  s  Comoedia  vom  .  .  .  Jacob  .  .  .  und  Joseph  wurde  1580  in 
Breslau  geschrieben  und ,  nach  Beseitigung  von  Schwierigkeiten  seitens  des 
Pfarramtes,  ebenfalls  in  Breslau  1583  »agiret«  worden,  wie  es  in  dem  Breslauer 
hM.d,chriftUih.n  E^ppUr  heb*  . 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s.  4ol 

lungena  (gprawa  oder  rozprawa)  ei ngetbeilt ,  was  auf  das  von  P. 
Jordan  in  Goeln  1540  veröffentlichte  Stück  hinweisen  würde  r  was 
aber,  da  ein  Zusammenhang  beider  ausgeschlossen  ist  (s.  mit; , 
nicht  ins  Gewicht  fällt.  Und  doch  können  wir  die  oben  gestellte 
Frage  schon  ans  dem  Grunde  nicht  ohne  weiteres  abweisen,  weil 
Rej  in  Bezug  auf  seine  späteren  Werke  eingestandenermassen  oder 
nach  dem  Zengniss  seiner  Zeitgenossen  von  anderen  abhängig  ist. 

Wir  wissen  jetzt  von  ßej  schon  so  viel,  dass  er  nicht  ganz  un- 
gelehrt war.   Der  Nimbus  der  Originalität,  in  dem  Rej  bis  auf 
unsere  Zeit  stand,  fängt  an  niederzufallen  und  die  Gestalt  des  »pol- 
nischen Dante«  ')  tritt  uns  in  kuhlerer  Atmosphäre  der  Forschung 
näher.  Wir  können  die  gelegentlichen  Aeusserungen  Rej's,  die 
Bücherweisheit  sei  eitel  Thorheit,  nicht  mehr  als  Beweis  seiner  un- 
bedingten Selbständigkeit  gelten  lassen.  Er  hatte  als  Student  der 
Krakauer  Universität,  in  deren  Album  er  1518  eingetragen  wurde, 
noch  mehr  auf  dem  Hofe  Tenczynskfs,  Gelegenheit  sich  zu  bilden, 
war  in  den  Schriften  des  Seneca,  Cicero,  Horaz,  Tibull  und  in  den 
neueren  lateinischen  leidlich  belesen,  und  wir  lernen  jetzt  die  latei- 
nischen Bücher  allmählich  kennen,  nach  deren  »dunklem  Sinn«  er, 
wie  sein  Freund  Trzycieski  sich  ausdrückt,  öfter  andere,  vielleicht 
auch  Trzycieski,  fragte,  bis  er  »sich  zuletzt  mit  ihnen  befreundete«. 
Dies  zeigen  besonders  die  zwei  Hauptwerke  Rej's :  Wizerunk  und 
Zwierciadlo.  Was  für  das  erste  als  Vorbild  gedient  hat,  wussten 
schon  die  Zeitgenossen,  denn  J.  Kochanowski  sagt  in  der  Elegie 
III,  13  an  Myszkowski  (um  das  Jahr  1563),  er  folge  als  nationaler 
Dichter  dem  Beispiele  Rej's,  Trzycieski's  und  Görnicki's : 
Nec  primus  illas  rupes  peto.  Reyus  eandem 
Institit  ante  viam  .... 
Et  meruit  laudem,  seu  parvum  fleret  Joseph 
Letho  fraterna  paene  datum  invidia, 
Sive  Palingenix  exemplum  Musamque  secutus, 
Quid  deceat,  caneret  dedeceatque  viros. 
Offenbar  konnte  Kochanowski  nicht  meinen,  dass  Rej  den  Zo- 
diacus  Vitae  des  Marcellus  Palingenius  (nach  Facciolati  ein  Ana- 
gramm aus  P.  Angelo  Manzolli,  die  erste  Ausgabe  ist  von  1537) 

_  •  ■  ■ 

V  So  nannte  ihn  sein  Freund  Trzycieski  in  der  Empfehlung  des  Wiie- 
runek:  Reius  Sarmatici  splendor  honesque  soli, 

Hic  noster  est  Dantes ..... 


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402 


W.  Nehring, 


etwa  frei  übersetzt  habe,  er  stellte  vielmehr  Wizenmek  dem  Zo- 
diacus  vitae  an  die  Seite ,  ebenso  wie  er  selbst  seine  Szachy  des 
Vergleiches  mit  Vidas  Scacchia  ludus  für  werth  hielt,  indem  er 
gegen  das  Ende  seines  Gedichtes  die  Worte  schrieb :  Ü  Wide,  przey- 
mowah  denn  er  wusste  am  besten,  wie  sehr  frei  er  mit  seiner  Vor- 
lage verfahren  ist  Ein  gleiches  Verhältniss  waltet  ob  zwischen 
Rej  s  Wizenmek  und  des  Palingenius  Zodiacns  vitae :  ein  directer 
Znsammenhang  beider  Gedichte  ist  nur  in  dem  allgemeinen  Cha- 
rakter zu  bemerken  ') ,  wie  eine  selbst  flüchtige  Vergleiohung  der 
Ueberschriften  der  12  Gesänge  in  beiden  zeigt  (ich  benutzte  die 
Ausgabe  des  Zodiacns  von  1704,  wo  einem  jeden  Bache  eine  Sy- 
nopsis vorangestellt  ist);  so  haben  es  auch  dargestellt  Tyszynski 
Uber  Rej  s  Wizenmek  in  Biblioteka  Warszawska  1868,  III  und  Pta- 
szycki  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe;  überdies  mag  sich  Rej 
auf  die  Leetüre  des  Zodiacns  vitae  nicht  beschränkt  haben,  da  er 
sagt :  trzeez  zmyslona  i  z  innych  uczonych  zebrana«. 

Für  Äywot  poczeiwego  cztowieka  in  Zwierciadlo  ist  eine  be- 
stimmte Vorlage  nicht  zu  constatiren  und  nicht  nur  die  einfache 
Composition  des  Ganzen,  sondern  auch  die  Weltanschauung  aus 
dem  Gesichtskreis  eines  polnischen  Staatsbürgers  mag  Rej's  eigen- 
stes Werk  sein,  aber  in  den  allgemeinen  Gedanken  und  in  Einzel- 
heiten ist  Rej  durchaus  von  den  Ansichten  der  alten  *)  Schriftsteller, 
vornehmlich  der  Philosophen,  abhängig.  Wenn  er  in  iywot  poczei- 
wego czlowieka  (ed.Turowski  S.  32)  von  den  »weisen  Philosophen« 
spricht,  die  noch  »heute  von  den  Menschen  bewundert  und  deren 

»)  Die  Eint  hei  hing  in  12  Gesänge  ist  in  beiden  Gedichten  eine  gleiche, 
wenn  auch  die  Ueberschriften  andere  sind  j  der  Gang  der  Belehrung  und  der 
Inhalt  derselben  ist  ein  gleicher ,  in  der  ersten  Hälfte  mehr,  in  der  zweiten 
weniger ,  dabei  in  Wizenmek  Breite ,  Wiederholungen  und  ungleicher  Ton : 
einmal  ernste  und  geläuterte  Lehre,  das  andere  Mal  wahrhaft  naturalistische, 
echt  holländische  Bilder  des  Lebens ,  die  Lehren  —  der  rothe  Faden  in  beiden 
Dichtwerken  ist :  durch  Verstand  und  Uebung  der  Kunst  die  Natur  und  die 
Leidenschaften  zu  meistern  —  werden  In  den  Mund  von  Philosophen ,  sum 
grossen  Theil  derselben,  gelegt;  gleichartig  sind  die  Anachronismen  und  die 
Vermischung  heidnischer  und  christlicher  Lehren ,  auch  Ausfalle  gegen  die 
Geistlichkeit  s  einige  Abschnitte  sind  aus  Zodiacns  fast  unverändert  anfee- 
nommen,  z  B.  die  Beschreibung  der  Libido  und  die  Lehren  des  Epikur. 

t)  Plenkiewicz  hatte  in  dem  Aufsati:  Etyka  Beja  in  Klosy  1880  (s.  ob.) 
Lorichius  als  Vorbild  im  Sinne,  Ptaazycki  hat  in  Kaiendan  Petersburski  von 
Glinski  1882,  S.  104 ff.  gezeigt,  dass  Rej  sich  an  Seneca  und  Cicero  anachloM. 


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Die  dramatieirte  Geschichte  Joseph  e.  403 

Schriften  noch  heute  mit  Wonne  gelesen  würden« ,  00  hat  er  vor 
allem  Seneca  und  Cicero  im  Sinn,  denn  diesen  beiden  folgt  er  in 
seinen  Definitionen  und  allgemeinen  Sentenzen. 

So  ist  auch  sicher  zu  vermuthen ,  dass  Rej  in  iywot  Jözeföw 
nicht  völlig  selbständig  ist.  Schon  die  Wahl  des  Stoffes  führt 
darauf,  dass  er  Kenntniss  hatte  von  einem  oder  mehreren  berühmt 
gewordenen  Josephspielen,  denn  die  Heimsuchungen  des  Schick- 
sals, welche  die  polnische  Prinzessin  Isabella  (vornehmlich  durch 
den  Einfluss  und  mit  Hieronymus  Laski  und  dem  ehemaligen  Prior 
in  Czenstochau,  dem  Kroaten  Martinuzzi;  in  dem  Kampf  um  die 
ungarische  Krone  zu  erleiden  hatte ,  erinnern  doch  so  wenig  an 
Joseph  s  Schicksale,  dass  sie  unmöglich  die  Wahl  des  Stoffes  be- 
stimmt haben  konnten ,  sie  konnten  nur  dem  zeitgemässen  Stoff, 
wenn  auch  in  gesuchter  Weise,  als  Hintergrund  zur  Anpreisung  der 
Sündhaftigkeit  im  Unglück  und  als  Veranlassung  der  Widmung 
an  die  unglückliche  und  standhafte  Königin  dienen. 

Nach  den  Andeutungen  Scherers,  dass  die  Comoedia  sacra 
Joseph  von  Crocns  für  die  Bearbeitung  des  Josephstoffes  im  XVI. 
Jahrh.  massgebend  und  typisch  geworden,  vermuthet  man  zunächst 
einen  Zusammenhang  zwischen  Crocus  und  Rej.  Und  in  der  That, 
die  Comoedia  sacra  des  Crocus  war  Rej  wohlbekannt!  Auf  den 
ersten  Blick  möchte  man  an  eine  directe  Beziehung  kaum  denken, 
nur  stellenweise  glaubt  man  bei  Rej  in  Situationen  und  Einzelheiten, 
in  Reden  Anklänge  an  Crocus  zu  hören ,  aber  die  Rolle ,  welche 
Achiza  bei  Rej  (eine  Zofe  und  Vertraute  der  Sephira,  Frau  des  Po- 
tiphar),  eine  Person,  die  Crocus  gar  nicht  kannte,  und  die  grosse 
Verschiedenheit  der  Darstellung  zwischen  dem  Terenzianer  Crocus 
und  dem  naturwüchsigen  polnischen  Autodidakten,  der  einmal  Ovid 
und  Virgil  »Schwätzer«  (Fabulisten)  nannte  und  der  die  Grenzen 
Polens  nie  überschritten  hat  (»z  granice  polskiej  mi]$  nigdziem  nie 
wyiechah),  könnte  uns  zunächst  verbieten,  an  einen  näheren  Zu- 
sammenhang zu  denken.  Bei  näherem  Zusehen  aber  schimmern 
durch  die  verschiedenartige  Hülle  in  Darstellung  und  Ton  eine 
gleiche  Anlage  des  Ganzen,  gleiche  Stimmung  und  gleiches  Ver- 
halten derselben  Personen  hindurch. 

Zunächst  mag  als  nicht  unerheblich  betont  werden,  dass  die 
handelnden  Personen  bei  beiden  Dichtern  dieselben  Namen  haben : 
Potiphar,  seine  Frau  Sephira  (bei  Rej  nach  polnischer  Orthographie 


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404  iW.  Nehring, 

m 

Zefira)  Mago  servolus  bei  Crocus  und  Magern  thausknecht«  bei 
Kej,  Hanno  pocillator  regius  bei  Crocus  und  Hanno  podczaszy  bei 
Rej,  selbst  der  Gefängnisswärter  Gulofer  bei  Rej  erinnert  stark  an 
Gulussa  bei  Crocus ;  Achiza  freilieh,  die  Zofe  bei  Rej,  oder  viel- 
mehr ihr  erstes  Debttt,  ist  bis  jetzt  nicht  zu  ermitteln;  die 
übrigen  Personen  haben  (mit  Ausnahme  des  Bäckers  Zophar  bei 
Rej)  keine  bestimmten  Namen.  —  Sodann  ist  die  Reihenfolge  der 
Scenen  nnd  die  Verkeilung  des  Stoffes  bei  beiden  Dichtern  {bei  Rej 
Handlang  IIP,  IIP  und  IV,  er  hat  ja  mehr,  nämlich  die  ganze 
Geschieh te)  fast  dieselbe,  wobei  wir -uns  gestatten  wollen,  bei  Rej 
einen  Scenen wechsel  uns  zu  denken ,  wo  eine  neue  Person  auf  die 
Buhne  tritt  oder  andere  abgehen.  Zuerst  tritt  in  beiden  Stücken 
Mago  in  einem  Monologe  auf,  bei  Crocus  überhaupt  der  Anfang  des 
Stückes :  I,  1,  dann  folgt  eine  Scene  zwischen  Mago  und  Sephira, 
worauf  bei  Rej  eine  recht  anmuthende  Unterredung  zwischen  Zefira 
und  Achiza  eingefugt  ist,  ihr  entspricht  bei  Crocus  die  vereinfachte 
Scene  I,  3,  in  welcher  Sephira  einen  Monolog  hält;  sodann  folgt 
die  entscheidende  Begegnung  zwischen  Sephira  und  Joseph,  die 
formell  von  beiden  Dichtern  verschieden  behandelt  wird.  Crocus 
verlegt  nämlich,  nachdem  die  Liebeswerbung  der  Sephira  auf  der 
Scene  erfolglos  geblieben,  das  Attentat  auf  Joseph  hinter  die  Scene: 
Sephira  tritt,  nach  vergeblichen  Schmeicheleien  und  Drohungen, 
erregt  und  zornig  in  ihr  Gemach,  Joseph  geht,  nach  einem  Monolog, 
in  welchem  er  sich  in  seinen  tugendhaften  Ueberzeugungen  ge- 
stärkt hatte,  zum  Schluss  des  Aktes  I  »negotii  causa«  ihr  nach,  der 
Vorhang  fällt,  am  Anfang  des  Aktes  U  zeigt  er  sich,  nachdem 
hinter  der  Scene  einige  Worte  und  ein  Aufschrei  der  Sephira  gehört 
worden,  fliehend,  ohne  Mantel,  auf  der  Scene  und  schildert  in  er- 
greifenden Worten  seine  Lage.  Diese  Disposition  ist  bei  Rej  ge- 
stört, weder  zu  Gunsten  der  Verständlichkeit,  noch  zum  Vortheil 
der  scenischen  Wirksamkeit,  denn  nach  der  Scene  mit  dem  Mantel, 
welche  auf  der  Bühne  vor  sich  geht,  —  man  muss  dabei  annehmen, 
dass  Sephira  Joseph  am  Mantel  zerrte  am  Eingang  in  ihr  Gemach 
und  dann  darin  verschwand ,  während  Joseph  gegen  den  Vorder- 
grund der  Scene  floh ,  —  überlegt  Joseph ,  was  er  thunsoll,  und 

*)  Ueber  den  Namen  der  Frau  Potiphare  in  den  verschiedenen  Joaeph- 
spielen  s.  Scherer,  Deutoche  8tnd.  III,  S.  211. 


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Die  dramatieirte  Geschichte  Joseph  s.  405 

erst,  als  er  im  Selbstgespräch  beschlossen  hatte,  an  der  Wahrheit 
festzuhalten,  schreit  Sephira  auf,  lockt  Achiza  dadurch  herbei  und 
giebt  somit  Joseph  nochmals  Veranlassung  zu  Betrachtungen;  Rej 
lässt  also  Joseph  in  recht  ungeschickter  Weise  zweimal  einen  Mo- 
nolog halten,  nachdem  er  iseinen  Mantel  verloren,  seine  Unschuld 
bewahrt  hatte«.  Aber  im  Grunde  werden  wir  auch  in  dieser  Partie 
Uebereinstimmung  zwischen  beiden  Dichtern  finden.  Dann  folgt 
bei  beiden  Dichtern,  immer  abgesehen  von  dem  plus,  welches  bei 
Rej  in  der  Scenenökonomie  Achiza  verursacht :  der  Monolog  des 
sorgenfreien  und  sorglosen  Potiphar,  das  Verhör  Joseph's,  seine 
Verurtheilung,  Abführung  ins  Qefangniss,  zuletzt  seine  Befreiung 
und  Erhebung  durch  Vermittelung  des  Hanno. 

Dass  bei  beiden  Dichtern  die  Personen  sich  in  gleicher  Weise 
verhalten,  wurde  anscheinend  nicht  auffallen,  da  die  Josephspiele 
des  XVI.  (auch  des  XVII.)  Jahrb.  sich  an  die  biblische  Ueberliefe- 
rung  halten,  indess  geht  neben  dieser  gleichen  Physiognomie  der 
Bollen  bei  Crocus  und  Rej  eine  gleiche  Sprache  und  gleiche  Argu- 
mentation der  handelnden  Personen  einher,  nur  dass  jener,  was 
man  nicht  aus  den  Augen  verlieren  darf,  im  ganzen  recht  scharf, 
klar  und  in  markanten  Gegensätzen  die  Gefühle  der  Personen  zum 
Ausdruck  bringt,  während  Rej  über  uns  einen  Redestrom  ergiesst, 
in  dem  wir,  ausser  der  Freude  am  Worte,  vor  allem  Wiederholungen 
-bemerken:  man  zähle  nur  z.  B.  nach,  wie  viele  Male  das  Wort 
wstyd  (Schamgerohl,  Schande)  in  seinem  Stück,  an  geeigneten  und 
ungeeigneten  Stellen,  vorkommt  I  Dies  ist  freilich  der  Kernpunkt 
des  Stückes  und  es  lag  durchaus  in  der  Art  Rej 's ,  das  als  richtig 
Erkannte  stark  zu  betonen.  —  Die  Aehnlichkeit  zwischen  der  Co- 
raoedia  sacra  und  iywot  Jözeföw  in  Bezug  auf  die  Haltung  und  die 
Reden  der  Personen  ist  zwar  nicht  eine  durchgehende,  stellenweise 
auch  nur  verhüllt,  aber  im  Grunde  ist  Rej's  Zywot  eine  unmittel- 
bar frei  gestaltete  Copie  der  Gomoedia  sacra  Joseph. 
Man  wird  an  ein  Zwischenglied  nicht  gut  denken  können ;  warum 
sollte  die  wenigen  Aenderungen  nicht  Rej  selbst  gemacht  haben? 
Wenn  man  bedenkt,  wie  frei  dieser  Dichter  den  Zodiacus  vitae  des 
Palingenius  in  seinem  Wizerunk  nachgebildet  hat,  so  wird  man, 
vielleicht  noch  mehr,  für  den  älteren  Zywot  Jözeföw  eine  gleiche 
Nachbildung  der  Comoedia  sacra  annehmen  können.  Ich  will  im 
Nachfolgenden,  weil  die  Aehnlichkeit  des  Inhaltes  durch  Ver- 


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406 


W.  Nehring, 


schiedenheit  der  Form  and  Darstellung  verhüllt  igt,  eine  mehr  um- 
ständliche Vergleichung  durchführen  nnd  zu  zeigen  suchen,  das* 
die  Comoedia  Joseph  von  Crocus  fast  ganz  in  Sprawa  III*  n.  s.  w. 
des  Zy  wot  Jozeföw  von  Rej  enthalten  ist.  (Citate  nach  Akten  nnd 
Scenen  beziehen  sich  auf  Crocus,  Citate  ans  Rej  geben  die  Seiten  an). 

In  der  Scene,  in  welcher  Mago  Uber  seinen  ärgerlichen  Dienst 
klagt,  zeigt  sich  keine  grosse  Aehnlichkeit.  Zwar  trifft  die  Klage 
des  Dieners  sowohl  bei  Crocus  als  anch  bei  Rej  mehr  die  mürrische 
Herrin  als  den  Herrn,  von  jener  wird  gesagt,  dass  sie  früher  voll 
Würde  nnd  Leutseligkeit  war,  sich  aber  geändert  habe  (aut  bile 
oportet  aut  amore  percitam :  alboc  mit  ose  albo  f  ras  unk,  cos  iey  si$ 
w  giowie  kreci) ;  auch  wird  sie  hier  nnd  da  genügend  nnd  in  glei- 
cher Weise  charakterisirt  als  unruhig,  herumspähend  und  zänkisch. 
Aber  während  Mago  bei  Crocus  sich  darauf  beschränkt,  den  Dienst 
überhaupt,  mehr  noch  bei  einem  verdriesslichen  Herrn,  am  meisten 
den  bei  einer  zänkischen  Herrin,  wie  die  seinige,  zu  beklagen,  nnd 
während  er  nur  mit  wenigen  Worten  andeutet ,  dass  seine  Herrin 
seit  dem  Eintritte  Josephs  ins  Haus  kopflos  geworden,  —  ergeht 
sich  der  Diener  bei  Rej  nicht  nur  ausführlich  über  seine  Lage  als 
Knecht ,  sondern  auch  über  den  Zorn  der  bösen  Frauen  nnd  über 
seine  Herrin  insbesondere,  die  ihren  Mann  in  schlechten  Ruf  bringe, 
weil  sie  fortlaufe  (»pani  wylatuiet ) ;  indess  müssen  wir  diese  Ver- 
dächtigungen vor  der  Hand  auf  sich  beruhen  lassen,  da  Mago  bei 
Rej  merkwürdiger  Weise  von  Joseph  kein  Wort  spricht  und  da 
beide  Dichter  sich  vorläufig  mit  einer  oberflächlichen  Charakteristik 
der  Sephira  begnügen ;  das  Herumspähen  der  Sephira  (ich  möchte 
das  wylatuie  nur  so  verstehen)  1 )  soll  vielleicht  nur  die  Unruhe  der 
schuldbewussten  Frau  andeuten,  die  alle  beargwöhnt,  ihre  Liebe 
zu  belauschen 2) ;  bei  Crocus  spricht  Mago  weder  von  Argwohn 
noch  Klatsch,  nur  von  iurgiis  der  morosa  hera,  erst  I,  3  verräth 
sich  Sephira  in  einem  Monolog.  —  Auch  die  folgende  Scene  (I,  2) 
bietet  nur  im  allgemeinen  Uebereinstim mung :  Sephira  schilt  nnd 


l)  In  einer  der  folgenden  Scenen  spricht  Sephira  zu  Achiza,  dass  sie  wie 
eine  Einsiedlerin  lebe  (iako  mniszkaj,  dass  ihr  Dasein  ein  »würdevolles  Nichta- 
thun«  aei  S.  306],  dass  sie  halbschlummernd  und  beschaulich  ihr  Leben  dahin 
schleppe  (»To  wszystko,  co  leiac  wzdysze«  8.  307). 

*)  So  versteht  auch  Achiaa  die  Lage  ihrer  Herrin*  NUli  tak  dormo  aza- 
leiesz  (8.  311,. 


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Die  dramatisirte  Gesuchte  Joseph  's. 


407 


nörgelt,  Behebt  ihren  Argwohn  dadurch  verdecken  zu  wollen,  dass 
sie  Mago  Müssiggang  vorwirft,  ihn  forttreibt,  ihm  mit  Schlagen 
droht  (abi,  ne  velis  oerebro  heic  tao  vias  dispergier :  idi,  bo  ci$ 
tracej ,  aber  wieder  Bind  die  Personen  bei  Ctocüb  wortarmer,  als  bei 
Rej,  der  Mago  beim  Weggehen  noch  eine  Rede  über  die  Verblendung 
der  Menschen  halten  lägst.  —  Auch  in  der  folg.  Scene  (I,  3)  ist  an- 
scheinend zwischen  Rej  und  Crocus  keine  Beziehung  zu  sehen, 
vielmehr  zeigt  sich  hier  zwischen  beiden  eine  bemerkenswerthe 
Abweichung:  Rej  bringt  Sephira  mit  einer  Kammerzofe  in  einen 
Dialog,  während  Crocus  eine  solche  Person  nicht  kennt,  auch  tritt 
bei  Rej  Sephira  in  dieser  tranlichen  Plauderei  ganz  unerwartet  als 
eine  zwar  von  der  Leidenschaft  ergriffene,  aber  zurückhaltende, 
auf  Anstand,  Tugend,  Frauenehre  bedachte  Frau  (sie  achtet  die 
Tugend  Joseph  s,  ihre  Liebe  will  sie  den  Geboten  der  Tugend  zum 
Opfer  bringen  S.  314 — 315);  erst  durch  die  dreisten  Reden  der 
Achiza  wird  sie  allmählich  umgestimmt,  zum  Liebesbekenntniss 
bewogen  und  zum  Angriff  auf  Joseph  fast  genöthigt }) ,  während  sie 
bei  Crocus  Joseph  schon  öfter  mit  ihrer  Liebeswerbung  bestürmt 
hat  (saepe  praehensum  solum  adorta)  und  jetzt  das  innere  Feuer 
zum  wiederholten  Male  durch  glühende  Worte  kundgiebt  (atqui 
maiores  hi  sunt  ignes,  verbis  quam  qui  extingui  queant).  Was  sie 
aber  im  Monolog  bei  Crocus  von  Joseph  spricht,  stimmt  mit  dem 
tiberein ,  was  sie  bei  dem  polnischen  Dichter  zu  ihrer  Vertrauten 
Uber  den  Gegenstand  ihrer  Liebe  äussert : 

T6i  wiem  zeby  mi$  odprawil, 
W  wieczne  zapalanie  wprawil, 
Bo  wiem,  ze  w  tym  dobrym  panie 
Nigdy  enota  nie  ustanie  (S.  317) 


*)  Wenn  wir  im  Argumentum  lesen:  Pani  go  dsiwnie  zwodxila  Z  tey  sta- 
iosci  (nicht  siaboaci)  co  w  nim  byia ,  Nie  go  ta  rzeez  nie  ruazyla ,  Zawzdy  enota 
sperna  by*a,  Potem  etc.  .  .  .  und  wenn  Sephira  S.  314  spricht:  Alem  tamtey 
(enoty)  iui  doznala,  so  liegt  darin  gewiss  ein  Widerspruch  (s.  unt .  ,  aber  kurz 
Vorher  hatte  sie  doch  zu  Achiaa  gesagt,  sie  solle  den  ungenannten  Gelieb- 
ten nicht  schelten,  er  wisse  von  nichts :  Nie  myslai  o  tym  iako  tyw,  womit 
also  Zurückhaltung  und  nicht  Liebeswerbung  gemeint  sein  konnte,  und  so 
▼erstand  es  auch  Achiza :  Toc  k  szalonemu  podobna,  Ii  o  tem  nie  wie,  powia- 
dass;  ygl.  U  sie,  on  poknsiö  nü  imiem  \  Übrigens  erhellt  dies  aus  der  ganzen 
Anlage. 


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408 


W.  Nehriag, 


Bo  tarn  cnofc}  n  ad  rabiai;*  A  tym  si(?  nie  nie  p^tai^. 

Chociay  by  tei  namniey  byh),  Coby  z  enoty  wykroczyh) ; 

Ach,  niestotyz  t  ta  mnie  enota  Dowodzi  tego  kiopota 
Ii  sie.  on  pokusic  nie  smiem  (S.  312) ; 
in  gleicher  Weise  spricht  Sephira  bei  Crocns : 

Quae  mentem  animumque  excantat  mihi  (virtus),  prorsus  ut 

oblita  sim  mei, 

Non  ista  volgaris,  quae  spe  metuqne  officium  facit  saum, 

Verum  germana,  vero  quae  studio  facit , 

Sed  mihi  nimium  proba,  advorsus  animi  sententiam  mei ; 
man  vergleiche  noch  die  Antwort  der  Sephira  auf  die  Unterstellung 
der  Achiza,  die  »klobige  Unschuld«  würde  sich  bald  am  Gängel- 
bande fuhren  lassen ,  Joseph  sei  nicht  etwa  mit  einem  Klügling 
(medrek)  gleichzustellen,  seine  Tugend  sei  mit  Verstand  und  Grad- 
heit  gepaart:  dies  entspricht  der  Meinung  der  Sephira  bei  Crocns: 
mores  divini,  oratio  cordata  ...  virtutem  et  naturam  in  hoc  certasse 
ornando.  —  Aber  freilich,  diese  Aehnlichkeit  ist  eine  geringe  j  es 
läset  sich  in  Zywot  keine  Stelle  zeigen,  welche  direkt  an  Crocns  in 
dieser  Scene  anklänge,  die  Aehnlichkeit  kann  wegen  des  von  Rej 
hineingebrachten  Motives  der  Zurückhaltung  der  Sephira  und  der 
Kuppelei  der  Achiza  nur  eine  allgemeine  sein. 

Dagegen  finden  sich  augenfällige  Berührungspunkte  in  der 
Liebes-  und  Versuchungsscene ,  die  weiter  folgt  (I,  4),  man  muss 
dabei  davon  absehen ,  dass  bei  Rej  Joseph  von  der  Achiza  unter 
einem  geschäftlichen  Vorwande  hergeholt  wird,  dies  entspricht  der 
ihr  nun  einmal  zugedachten  Rolle.  Der  Ton  ist  zwar  auch  hier 
wieder  verschieden:  bei  Crocns  gemessen  und  würdig,  bei  Rej 
trivial,  mitunter  ordinär ;  verschieden  sind  auch  die  Voraussetzungen 
und  das  daraus  sich  ergebende  Verhalten  der  handelnden  Personen : 
so  gesteht  im  Eingang  Sephira  bei  Rej,  sie  sei  durch  Liebe  gewan- 
delt und  wiederholt  Joseph,  was  sie  früher  der  Achiza  von  Tugend, 
Vernunft  u.  s.  w.  gesagt,  alles  habe  über  sie  die  Macht  verloren, 
worauf  Joseph  zunächst  mit  spottendem  Unglauben  antwortet,  er 
sei  nicht  so  einfältig,  um  es  zu  glauben,  während  bei  Crocns  die 
Situation  gleich  von  Anfang  an  eine  andere  ist,  weil  hier  Sephira 
ihr  Attentat  von  neuem  wiederholt.  Auch  ist  bei  Crocus  in  dem 
Kampf  um  Liebe  und  Tugend  zwischen  Sephira  und  Joseph  eine 
gewisse  Ordnung  und  Steigerung  der  Argumente,  des  Angriffs  und 


Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph'».!  409 


der  Abwehr  zu  bemerken ,  während  bei  Rej  Rede  nnd  Gegenrede, 
freilich  nicht  ohne  Wiederholungen,  in  freierem  Wechsel  Bich  be- 
wegen. Indess  ist  bei  alledem  der  Inhalt  des  Gesprächs  zum  grosse» 
Theil  derselbe,  nur  bei  Rej  anders  disponirt,  —  znm  grossen  Theil, 
denn  neben  dem  Gleichen  läuft  amch  einiges  Ungleiche  her. 

Selbstverständlich  erscheint,  dass  Joseph  bei  beiden  Dichtern 
sich  auf  die  Gebote  der  Tugend  und  der  Pflichterfüllung  beruft, 
auch  die  Berufung  auf  Gott  ist  selbstverständlich  (Deo  Excelso  fre- 
tus :  Nie  wqtpi$  ia  w  Panu,  —  nicht  w  panu),  nicht  so  in  der  Sache 
begründet  ist  die  Berufung  Joseph's  auf  Standhaftigkeit  (At  decet 
constantia,  quae  moribus  convenit :  A  ta  stsiosc'  snac*  przystoi  sla- 
chetney  duszy  S.  325) .  In  gleicher  Weise  gestaltet  sich  bei  beiden 
Dichtern  der  Angriff  der  Sephira  als  Herrin,  als  Verführerin  und 
als  pflicht-  und  schamvergessene  Frau,  in  gleicher  Haltung  die 
Gegenwehr  Joseph's.  Sephira  hält  zunächst  Joseph  vor,  sie  sei  seine 
Herrin,  er  sei  Knecht  und  müsse  gehorchen : 

...  tum  quod  tibi  Hera  sum,  quae  imperare  meo  iure  possum  et 

cogere, 

Quae  velim,  ut  facias;  respice  Servitutem  tuam. 
vgl.  Pomnisz,  zes  tei  cudzoziemiec ....  Jeszcze  k  temu  zniewolony, 
Wielka  cie,  to  rzecz  potyka,  Pani  sie,  twa  o  tym  pyta, 
Cözby  wole,  czyniö  miala,  A  iakoöby  pomagala  (325). 
Joseph  antwortet;  er  sei  nur  leiblich  ein  Sklave,  sein  Geist  sei  frei, 
sie  möge  Uber  ihre  Rechte  und  ihre  Stellung  als  Herrin  die  Gebote 
der  Ehre  setzen : 

Equidem  corpore  servos  sum,  non  item 
Animo,  hoc  me  haud  illo  metiri  par  est,  et  tuum  quoque 
Si  respicias  animum,  potius  illam  .... 
Conditionem  herilem,  et  foeminae  tibi  laudem  probae 
Auferas  etc. 

Ja  acz  cierpie,  swe  wiezienie,  tedy  od  czlowieka  etc.  328 
an  denselben  Gedanken  streift  Rej  S.  327 :  A  piekne  to  wiezienie 
iest  poczciwey  duszy  ....  Cudny  wiezieä  niewinna  dusza  w  slachet- 
nymciele;  vgl.  weiter: 

I  tybys  chciata  pomniec*  na  stan  swey  zacnosci  325 

Nie  chcesz  pomniec*  ani  baczyö,  w  ktoremes  iest  stanie  328, 

Iam  iest  shiga,  a  tyk  pani  .  .  . 

A  iiechmy  iednak  przed  si^  oba  niewolnicy  333. 

Archiv  für  tUTiBche  Pldlolofi«.  IX.  27 

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410 


W.  Nehring, 


Ebenso  wenig  glücklich  zeigt  sich  Sephira  bei  beiden  Dichtern  in 
ihrer  Verfuhrung,  hier  und  da  bietet  sie  dieselbe  Ueberredangsknnst 
auf,  sie  hält  Joseph  vor,  er  solle  seine  Jugend  gemessen : 

Si  sapis,  accipe,  dum  tibi  copia  est,  dumque  aetas  fert  tua, 

Quae  tua  forma  sit,  vides. 
A  bacz  wzdy  na  swa,  urode,  Ii  z  niey  cierpisz  wielka.  szkod 
A  snadz  to  iest  wielka  strata,  Za  mlodu  nie  uiyc  s wiata  (324) : 

er  solle  nicht  blöde  sein  und  solle  zugreifen  nach  dem,  was  ihm 
von  selbst  zufalle,  die  Herrin  selbst  biete  sich  ihm  an ; 

Et  quod  nitro  defert  domina,  votis  etiam  .  .  . 
Optandum,  accipe  .... 

Quod  gratis  datur  boni,  amittere,  Joseph,  inscitia  est. 

Mily  Jozef,  oto  nie  plec,  Gdy  od  szcze&ria  co  mozesz  mieö, 
A  iz  to  darmo  przychodzi  (321)  . . .  Pani  si$  twa  o  tym 

pyta  (325)  A  tobie  to  darmo  przyszio  (332) ; 

dem  Bevorzugten  gezieme  nicht  Stolz : 

haud  decet  istos  mores  tarn  amabiles 
...  superbia,  ne  in  principe  quidem  viro 
Toleranda  satis. 
Wiesz  tez,  il  podniosie  mysli  Zadnemu  dobrze  nie  wyszty. 
I  w  naznacznieyszym  czfowieku  Zawzdy  to  gania^  (330) 
vgl.  Bo  srogosc  twey  osobie  Barzo  nie  przystoi  (331) ; 

was  sie  sich  und  ihm  wünsche,  das  thun  ja  alle ! 

At  volgo  id  faciunt,  vitium  commune  omnium  .  . . 
Tez  to  dzis  za  zart  u  ludzi  

A  zwJaszcza  w  takowey  rzeczy  Nikt  tego  nie  ma  na  pieczy  (328) 
Tak  to  pospolicie  bywa  .  .  .  (329) ; 

schliesslich  führt  Sephira  Joseph  zu  Gemüth,  seine  Gefügigkeit 
würde  ihm  Vortheile  bringen : 

At,  quaeso,  in  rem  hoc  tuam  erit ...  . 
vgl.  .  .  .  abi.  nunquam  cresces. 
0  cieö,  o  samego  idzie, 

By  tez  przyczyna  nie  by*a,  Sama  by  cie.  zwyciezyla  (334). 
Gegen  alle  diese  Schmeicheleien  und  Versuchungen  hat  Joseph  bei 
Rej  im  Grunde  dieselben  Gegenvorstellungen,  wie  bei  Crocus: 
Jugend  und  Schönheit  seien  vergänglich,  Tugend  allein  gottgefällig 
und  dauernd : 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


411 


Formae  atque  aetatis  gloria 
Fluxa  et  fragilis  est,  virtus  demum  una  clara  aeternaque 
Vera  forma  est,  quae  oculis  placet  Dei  quaeque  provocat 
Ad  honestatem,  non  quae  mentes  lubricas  mortaliom 
Sauciat ...Si  quid  istiusmodi  est,  Dei  munus  id  est,  non  mihi 
Ad  alienam  datom  iniuriam,  sed  ad  honestatem  propriam. 
Przytaczasz  mi  urod?,  iz  iey  nie  uzywam, 
Takiez  i  czas  mlodoaci,  w  ktorey  teraz  ptywam, 
Bacz,  ze  na  drugu  stron?  to  iest  nam  dano, 
Nie  zeby  wszetecznosc  iak^  po  nas  znano, 
.  .  .  ale  na  czesc  Pann  (326) 

Bo  ty  male  krotofile  a  krotkie  rozkoszy  etc.  (336)  t 
A  nie  dai  ci  urody  ku  twoiey  niecnocie  etc.  (326) ; 
was  der  Augenblick  Verführerisches  in  sich  habe,  sei  zn  prüfen, 
damit  man  das  Geschehene  nicht  später  verabscheue,  man  solle  das 
Ende  beachten,  die  verlorene  Unschuld  sei  unersetzlich : 
nec  tarn  considera, 
In  praesentia  quid,  quam  quid  Semper  placitnrum  siet, 
Nunc  velle  invat  ,  moz  voluisse  pigebit ; 
Scitum  est  non  admittere,  quidquid  corrigi  nunquam  potest. 
Nulla  reparabilis  arte  semel  laesa  ...  pudicitia ;  respice finem. 
A  gdy  z  czasem  ustana  iego  miode  zbytki, 
Wstyd  wiec,  gdy  ie  wspomina,  a  mierzq  go  wszytki 
Czego  wiec  z  wielkim  wstydem  zaiuie  po  czasie;  . . . 
Na  to  pomniec  przystoi,  ku  czemu  przychodzi  (326) ; 
wiederholt  versichert  Joseph,  dass  nichts  ihn  von  seiner  Pflicht  und 
dem  Weg  der  Ehrbarkeit  ablenken  könne: 

Adeon'  me  ignavom  ....  pntes,  nt  (me)  neqne  pndor  neque 
Religio  commoveat?  neqne  commoneat,  ut  servem  fidem? 
Bo  chociay  iuz  czJowiekowi  wszytko  nie  zaginie, 
Qdy  zupeinq  czesc  zachowa,  przedsie.  wszedy  srynie  (333) ; 
er  erinnert  auch  seine  Herrin  an  die  Pflicht  der  ehelichen  Treue : 
Gogita  tibi  matrimonii  non  violandam  fidem  .  .  . 
....  talem  etiam  maritnm  neutiquam 
Fallendum  tibi 

Lecz  ty  od  samego  Boga  daney  (wiary),  .  .  . 
(Na  ktoru$)  ty  dobrowolnie  sama  poslubüa, 
A  iakaz  tu  wiec  wiara  teraz  w  tobie  byia? 

27» 


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412  W.  Nehrtng, 

rie  solle  rieh  an  so  mancher  trengebliebenen  Frau  ein  Beispiel 
nehmen : 

Quam  multas  fuisse  nobiles  mafronas  eredere  est, 
Qnae  forma  captae  aliena  tarnen  animo  temperarintl 
Wieleö  tych  bialogJöw  byto,  co  sie.  unaszsiy, 
Ale  ...  .  przy  enocie  zostary  (333). 
Was  schliesslich  die  durch  Widerstand  gereizte  und  allen  Anstand 
vergessende  B uhlerin  spricht,  zeigt  sich  bei  Bej  und  Crocns  in 
gleichen  Einfallen  und  gleicher  Stimmung,  anch  bei  Joseph  zeigen 
sich  gleiche  Wirkungen.  Der  wiederholte  Hinweis  auf  die  Pflicht 
der  Tagend  treibt  Sephira  zu  dem  Aussprach:  Tugend  sei  veraltet, 
jetzt  herrschen  andere  Ansichten  und  andere  Sitten : 

 Olim  isti  virtuti  quondam  fuit 

Laus  apud  seculum  prius,  nunc  hoc  aliam  iam  vitam 
Affert,  alios  mores  postulat  etc. 
W  czym  sie.  ludzie  dzis  kochaia.  (322) 
A  day  iuz  tey  enoeie  pokoy ,  Co  innego  ze  mna  rokuy, 
Bo  kto  iedno  o  tym  gQdzie,  Snadz  nigdy  wesoi  nie  bedzie  (324) ; 
Sephira  beschwichtigt  auch  im  Voraus  die  Rücksichten  auf  den  Ehe- 
mann, dieser  würde  nichts  merken,  dafür  wolle  sie  schon  sorgen : 
at  illum  facile  latebimua, 
Ne  quid  te  hoc  sollicitet  meticulose  . . .  ne  quid  vereare,  mihi 
Isthaec  curae  erit. 
ChybaC  by  mu  diabeJ  krysüi,  Toz  ci  by  si?  snadz  domyslü  (322) 
A  pusc  to  na  nioie.  pieeza.  (330)  .  .  . 

Ktoz  ma  na  cie.  skarzyö  przed  nim,  Ja  iscie  na  si$  nie  powiem 

(329); 

ebenso  schamlos  sagt  sie.  sie  könnten  stets  unbeachtet  der  Liebe 
pflegen: 

....  frequens  ...  Solitudo'domi,  illius  absentia.  Pax  .... 
Wszakies  fiwiadom  domu  tego,  Nie  bedzie  czasem  zadnego  etc. 

(335) ; 

ungehalten  Uber  die  Gegenvorstellungen  Joseph's,  sagt  sie  ihm 
einmal : 

...  (adle  tu  isthaec  fabulare,  ast  ego  sentio  misera,  non  potis  est... 
...  nam  si  tibi  amari  grave  est, 
Quid  mihi  sit  amare,  cogita; 
sie  wiederholt  dann  noch : 


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Die  dramAtisirte  Gesohiohte  Joeeph's. 


413 


Frustra  tu  iathaec  fabulare,  quae  mihi  animnm  aocendunt  magig. 
Lacnoc  tobie,  dobry  Panie,  Ii  ci  zewszad  rföw  doetaie, 
Ii  ci$  ta  neos  nie  dociska,  Ktöra  mnie  dzis  we  tbie  piska  (323) 
und  dann  wieder : 

(by  ci$  mtfo&  ruszyia,)  Wien  mi,  ieö  by  si$  zmieaiia 
I  ta  my el  i  ta  mowa,  A  kröcey  by  s  stawil  sfowa ; 
sie  kann  nicht  mehr  glauben,  das*  Joseph  ein  menschlich  Herz  in 
sieh  schliesse,  wobei  die  Worte  des  Crocus :  Itane  solido  ex  ada- 
mante  pectus  est  tibi?  eine  altclassische  Reminiscenz  sind  (Ovid 
Met. 614),  wahrend  Sephira  bei  Bej  mehr  trivial  spricht:  Wier*  mi 
sie.  wierzyö  nie  chee,  Abys  miai  ezfowieeze  serce  (334)  und :  0  sro- 
gie  to  serce  twoie  (335),  vgl.  Powiedasz,  iem  kamienny  (337);  sie 
nennt  Joseph  auch  bei  Rej  einen  Henker  : 

Gdy  eis  tak  znam  iako  kata  (335), 
wie  sie  auch  bei  Crocus  ein  solches  Schimpfwort,  carnufex,  Sc.  HI,  1 
gebraucht.  In  ihrer  Verzweiflung  droht  sie  auch  mit  ihrem  Tode : 
Acerbum  hero  runus  facies  etc. 
Tak  mit  iywo  zagrzeiö  raezysz  ...  und 
Bedzieö  kto  rycWo  w  iaJobie  (335) ; 
derselbe  Sinn  ist  in  den  Worten : 

Tak  mi  sie.  i  zdrowia  nie  chee  (335), 
und  als  diese  Drohung  nicht  verschlagen  will,  droht  sie  mit  ihrer 
Rache : 

Tu  n'  me  irridere  inultam.  Mortuam  me  ....  Sed  per 
Deos  ...  cave,  neu  me  adegeris,  Ut  talis  in  te  fuero  etc. 
Bo  ci?  co  ztego  nie  minie,  A  pewno  z  nas  ieden  zginie  (336). 
Joseph  giebt  zuletzt  kurze  und  entschiedene  Antworten,  auch  hier 
finden  sich  bezeichnende  Uebereinstimmungen :  (Ja  alle  Vorstel- 
lungen fruchtlos  sind,  so  thut  er  einmal  nur  seinen  Willen  kund : 
....  proinde  etiam  Exue  mentem  spemque  consequendi  omnem 
ukrol  t$  mysl  w  sobie  (328)  [abiiee. 
A  wiedz,  ie  ia  sie  w  tem  nigdy  nie  dam  uwiesc*  tobie  ... 
Owo  krötko  powiedaiac,  nie  miey  w  tym  nadzieie  (334) ; 
auch  seine  schliessliche  Abfertigung  ist  bemerkenswerth : 
Quod  ferendum  .  .  .  feram,  animam  Potius  relinquam. 
Snadz  by  k  temu  iui  przy6ö  mialo,  by  z  enotq  zginaö  (336) . 
Die  Reihe  und  Oekonomie  der  Scenen,  welche  jetzt  folgen,  ist  bei 
beiden  Dichtern,  wie  schon  oben  bemerkt,  verschieden,  doch  sind 


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414 


W.  Nebring, 


die  zwei  Monologe,  welche  Joseph  bei  Rej  und  bei  Crocua  hält  (bei 
dem  letzten  vor  dem  Attentat  nnd  nach  diesem,  bei  Rej  aber  beide 
Male  nach  dem  Attentat)  nach  der  Reihe  einander  sehr  ähnlich.  In 
dem  ersten  spricht  Joseph  Uber  die  Gefahren  der  Liebe : 
II,  1)  ut  in sanum  est  amarel  prohibeat 
A  me  Dens  tantam  amentiam  .  .  . 
Bych  sie,  iey  namöwiö  da}, 

Bych  tez  mial  (mialbych  tei  by6 ,  bylbym)  srogim  wieäriem ,  a 

gortey  nii  w  wieiy; 
sodann  darttber,  wie  schrecklich  die  Frau  in  ihrem  Wahn  nnd  ihrem 
Zorn  sei : 

 novi  probe  Ingenium  mulierum  yehemens  in  utramque  par- 

tem  nimis 

Wiem  tei,  co  iest,  iako  dziwnie  srogi  gniew  niewiesci...  (339) 
...  nad  to  zadne  nie  iest  chytrzeysze  stworzenie  ... 
Wozu  aber  Schreckbilder?  Sünde  sei  das  grösste  Elend,  Tugend 
gerettet,  nichts  verloren : 

....  praeter  peocatum  nihil  grave : 
Quidquid  satius  est  perpeti,  quam  virtutem  relinquere? 
...  z  dwoya  (zlych),  co  mniey  szkodzi  ... 
Ano,  co  iest  nagorszego,  iedno  cnote.  stracie?  (339); 
die  Begierde  müsse  unterdrückt  werden  und  der  Vernunft  gehorchen : 
...  appetitus  rationi  pareat, 
Voluptas  virtuti,  corpus  animo  ancilletur. 
Nie  kochay  si$,  iz  wiec  mtto&  kr6tkt|  rozkosz  ptodzi  .... 
A  niechay *)  dato  swawolne  wzdy  srochac*  oney  dusze, 
Niechay  wzdy  rozum  uiywa  na  wszem  swey  zwirzchnosci, 
A  ostrzega  wolney  mysli  (340). 

Was  Joseph  dann  weiter  bei  Crocus  Uber  die  Folgen  der  Liebe 
spricht,  dem  entspricht  die  Parallelstelle  bei  Rej  nur  im  allge- 
meinen : 

Amoris  contra  etiam  mel,  fei  merum  est,  ex  vero  si  aestumes, 
Lubido,  ut  avaritia,  inexplebilis  est ... 

Verum  pudicitiam,  simul  Pudorem  rectum ...  Dei  metum ...  fidem 
Bo  snadi,  ile  iest  wszech  niecnöt,  tarn  sie;  zbieiq  wszytki, 
Tarn  nieprawda,  tarn  y  zdrada...my£l  szalona...swar  a  zwada, 

niechad  ist  hier  in  der  Bedeutung  lassen,  veranlassen  zu  nehmen. 


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Die  dramatiairte  Geschichte  Joseph'a. 


415 


auch  hier  erscheint  die  Scham,  Gottesfurcht  und  Treue  als  der 
sicherste  Hafen. 

Dann  folgen  bei  beiden  Dichtern,  immer  in  gleicher  Reihen- 
folge der  Empfindungen ,  abschreckende  und  belehrende  Beispiele 
aus  dem  alten  Testament,  bei  Crocus  mit  genauen  Ci taten  am 
Rande,  bei  Rej  freilich  nicht:  die  Erinnerung  an  Noe,  Loth,  Pharao, 
Abraham,  Sarah,  Abimelech ;  und  zuletzt  findet  Joseph  Trost  in 
dem  Gedanken ,  dass  er  für  seine  Treue  schliesslich  belohnt  sein 
werde,  auch  wenn  er  Unrecht  erleiden  sollte : 

feram  usque  et  perferam  .... 

Malnm  qui  patitur,  idem  post  potitur  bono  ... 
....  a  ia  marnie  nie  zgine, 

Chocbych  si$  tez  zanorzyt *),  wzdyö  kiedys  wypryne; 
Niechze  sie,  co  chce,  dzieie,  ia  przy  cnocie  stoi$. 
Diese  Gedankenharmonie  ist  wohl  nicht  zufällig,  ebenso  ist  es  wohl 
nicht  zufällig,  dass  in  dem  zweiten  Monolog  beide  Dichter  Joseph 
in  gleiche  Stimmung  versetzen  und  gleiche  Erwägungen  ihm  ein- 
geben. Dieser  ergeht  sich  zunächst  in  allgemeinen  Betrachtungen, 
dass  eine  von  böser  Leidenschaft  ergriffene  Frau  ihrem  Opfer  alles 
zu  rauben  im  Stande  ist : 

Procax  et  importuna  lubido  est,  tum ... foemina,  si  perges  advor- 
Ex  insana  insaniorem  facias  (sie),  sentium  [sarier, 
Similis  est :  quemquem  attigerit,  malo  aut  damno  afficit, 
A  snadz  nie  iest  na  swiecie  szkodliwieysza  insza ; 
I  czegöz  iuz  to  ona  na  mi$  nie  wyrwala? 
...  y  plaszcz  ze  mnie  zdaria. 
Der  verlorene  Mantel  könne  nicht  in  Betracht  kommen,  wenn  nur 
die  Tugend  bewahrt  sei : 

Vettern  amisi,  pudorem  sed  mecum  extuli . 
Nudus  est,  nisi  culpa  quem  nudaverit, 
Pudicitia  decus  ipsa  suum  est.  Videhcet 
Quae  extra  nos,  nihil  ad  nos ;  ammi  demum  bona 
Solius  et  propria  sunt  et  aeterna,  fnerit 
Sane,  fuerit  pacientiae  tulisse  etc. 
Ale  ta  moia  nagoiö  snadz  mie  nie  nie  toadzi,  ■ 
Bo  to  prawie  odarty,.kogo  wstyd  szkaradzi, 

  , 

» 

»)  Büdlich  gesagt,  weil  soeben  von  der  Sintflnt  die  Rede  war. 


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W.  Nehring, 


Bo  ietzcze  ten  kaidy  ieat  wzdy  dobrey  nadxieie, 
Kto  nad  insze  ubiory  cnoty  «tf  odzieie ;  - 
Tei  cierplitpoiö  nie winna  zawzdy  ma  swe  miestee  (945) . 
Doch  ahnt  Joseph,  daas  er  als  Sklave  seiner  Herrin  gegenfber,  da 
diese  sicher  zn  Verläumdungen  schreiten  würde,  einen  schweren 
Stand  haben  würde,  er  weiss  zunächst  nicht,  was  er  thnn  soQ : 
Toll  preces  servitutis  respectu  meae,  at  oontumeliam  ? 
...  mori  satins  est ...  quam  illa 
De  me  iam  confictnra  hero  estl  ...  qnid  igitnr  Faciam? 
Ai  miq  strach  ... 

Trudno  mnie,  bedao  shig$,  tey  rfey  paniey  sprostad, 
Ktora  na  mnie  roznmem  tak  si<;  zasadzUa, 
Aby  miq  sw*  powiesci^  i  z  Swiata  zgiadzüa; 
Bo  m  mnie  iscie  zmyl*  moie  wszytki  zmysly, 
Gdy  na  mnie  dziwnie  przyda  rozliczne  wymysly, 
A  cöi  czynid? 

In  dem  Entschluss  freilich  weicht  Joseph  bei  Rej  vom  Joseph  des 
Crocus  ab,  denn  jener  will  beim  Verhör  seines  Herrn  den  Weg  der 
Wahrheit  beschreiten  und  seine  Unschuld  vertheidigen : 

Ja  sie.  t$  (prawdaj  bronic  bed$,  pöki  mi  iey  stanie  (345) . 
A  powiem  mn  prawdziwie  tq  nieszczesna.  spraw?  (346), 
während  dieser  mit  Rücksicht  auf  seinen  Herrn  sich  Schweigen 
auferlegen  will ;  ohne  Aehnlichkeit  im  einzelnen  sind  auch  diese 
Stellen  des  zweiten  Monologes  nicht,  aber  sie  fällt  wenig  ins  Ge- 
wicht, darin  aber  zeigt  sich  viel  mehr  Aehnlichkeit  im  ganzen,  daas 
bei  Rej  in  dem  weiteren  Verfolg  des  Verhörs  Joseph  als  zurück- 
haltend erscheint,  insbesondere  hat  Potiphar  diesen  Eindruck  er- 
halten (s.  unt).  Man  wird  auch  auf  diese  neue  Abweichung  Rej's 
von  Crocus  wenig  achten,  wenn  man  sieht,  wie  ihm  dann  weiter 
Crocus  wieder,  fast  mehr  als  bis  jetzt,  als  Vorbild  vorschwebt.  Da 
folgt  die  Scene,  in  welcher  Potiphar  einen  Monolog  hält  (Croc.  II,  2 ; 
Rej  S.  346 ff.);  folgende  Erwägungen  bilden  den  Inhalt  desselben : 
Dem  ist  wohlgethan,  der  einen  guten  Diener  hat : 

Magnam  sibi  quietem  comparavit,  servom  qui  bonae 
Frugi  comparavit  sibi  ...  quom  Joseph  meum 
Emi,  felix,  de  Ismaelicitis  negotiatoribus  ... 
Osobna  to  itcie  rzecz  mieö  shige.  dobrego, 
Jako  ia  dzis  iScie  mam  J6zefa  swoiego; 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s.  417 

schlecht  fahre  der  Mann,  der  einen  schlechten  Diener  hat : 

. . .  contra  i  m  p  r  ob  um 
Et  servom  frugi  malae,  nihil  est  negotii  ubilibet 
Nancisci... 

Bo  eo  zasi?  moie  byc  teskliwBzego, 
Jedno  gdy  kto  w  domn  ma  sJuge.  niewiernego; 
ein  anderes  Got  und  Glück  sei  ihm  beschieden,  der  eine  gute  Frau 
habe: 

Tum  est  et  altera ra,  nnde  iure  mihi  piaceam, 
Quod  habeo  uxorem,  nt  volo,  placidam,  probam  etc. 
Drug$  rozkosz  dal  Pan  Bog  moiemu  iywotu  ... 
Mam  tei  ionke  podciw^,  wstydliwq,  powolna^  etc. 
Bei  dem  nun  folgenden  Verhör  (Cr.  m,  1 ;  Rej  8.  348  ff.)  ist  Rej 
umständlicher,  Crocus  gedrängter,  aber  die  leitenden  und  entschei- 
denden Momente  finden  sich  in  beiden  in  gleicher  Weise  an  ent- 
sprechenden Stellen  wieder;  Joseph  ist  sogar  zurückhaltend,  was 
seinem  Herrn  auffallt  und  was  ihn  bestimmt,  gegen  jenen  mild  und 
nachsichtig  zu  sein.  Dass  nun  in  dem  Verhör  der  Mantel  als  Be- 
weismittel gegen  Joseph  eine  Bolle  spielt,  ist  natürlich,  auch  ist  in 
der  Natar  der  Sache  begründet,  dass  Sephira  sich  auf  ihren  Hülfe- 
ruf beruft: 

vel  hocce  pallium  . . .  fuga  ...  et  tota  clamoris  testis  mei .  . . 

familia  etc. 

Bo  ten  piaszcz  nie  da  figlowaö,  Cos  go  w  sklepie  odbiezal . . . 
sicher  ist  Rej  von  Crocus  abhängig,  wenn  Potiphar  dem  Diener 
Joseph  vorhält,  wie  undankbar  er  sei  für  die  von  den  Knaben- 
jahren ihm  erwiesenen  Wohlthaten : 
....  qui  te  paene  a  puero 
Curavi  sedulo,  docui,  monui,  bene 
Praecepi  et  feci  Semper,  quae  potui,  omnia  ... 
Azam  ia  by*  tak  ciebie  wychowal  z  mlodosci ... 
Ktorec  (szczefcie)  z  mey  mski  tak  barzo  urosJo  (353) 
...  co6  ty  snadz  miaJ  mafo, 

Jedno  cöc  sie.  iey  (czci)  ze  mnie  kea  b yh  dostaio  (354) ; 
Potiphar  ist  darüber  ungehalten,  dass  Joseph  durch  sein  Verhalten 
missachte: 

Eho  propudium,  qui  me  stipitem 
Haud  hominem  censes  ... 


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418 


W.  Nehring, 


Faxo  haud  dicas  nacturo.  auem  deride&s. 
Ale  ty  mnie,  z*y  czlowiecze.  iuz  za  pana  nie  masz  etc. 
Joseph  dagegen  versichert,  er  habe  höchstens  dadurch  gesündigt, 
das s  er  dem  Herrn  mehr  zngethan  gewesen,  als  sich  selbst: 
Nec  peccavi,  nisi  peccare  est  hero  magis 
Fidum  .esse,  quam  sibi. 
Inney  wiary  ia  nie  bacz<j,  moy  panie,  do  siebie, 
Jedno  zem  cie,  müowai  wiecey,  nü  siebie  (358). 
Sephira  verlangt  den  Tod  Joseph's  und  ist  ausser  sich ,  dass  Poti- 
phar  nicht  sogleich  das  Todesortheil  spricht,  er  handle  nicht  wie 
ein  Mann: 

Enimvero,  si  vir  sies,  dignum  iam  supplicium  luat  etc. 
Za  niewiaste.  bych  de.  miaia,  Ranie,  gdybych  to  poznaia, 
Abys  iego  pomscic  nie  miai  (360). 
A  iaköz  ci?  za  chiopa  mieö  ?  (363) 

Potiphar  will  es  zunächst  bei  der  Gefangnissstrafe  bewenden  lassen, 
die  schliesslich e  Entscheidung  solle  vorbehalten  werden : 

.  .  .  post  statu  am. 
A  w  tych  watpliwych  rzeczach  poczekad  nie  wadzi  (366) ; 

Sephira  nennt  Joseph,  als  er  abgeführt  werden  soll,  den  Unseligen, 
worauf  dieser  in  bezeichnender  Weise  antwortet : 

Infelix  est,  qui  non  accepit,  sed  qui  facit 

Iniurium,  pulchrum  est  fidei  vel  mortem  obire  gratia, 

genau  in  demselben  Sinne  antwortet  Joseph  bei  Rej : 

JeszczeC  nie  prawie  nieszczesny,  kogo  krzywda  trapi, 
Ale  to  snadz  nieszczesnieyszy,  kto  si?  na  niq  kwapi  .... 

Sehr  bezeichnend  ist  der  Monolog,  den  Potiphar  vor  der  Abführung 
Joseph' s  nach  dem  Gefangniss  hält,  er  klagt  Uber  die  Schlechtig- 
keit der  Zeit: 

hoc  saeculo  sunt 
Fermentata  omnia,  fides,  fidelitas,  amor,  pietas, 
Amicitia  ....  Sese  omnes  amant,  sua  quaerunt,  sibi  bene  esse 
Volunt ... 

Tak  sie.  iuz  wszedy  na  nim  (swiecie)  wszystko  pomi^szalo, 
A  cokolwiek  usiyszysz,  wszedy  prawdy  malo, 
Zaz  gdzie  wierna  przyiazn?  Jeden  z  drugim  niewiernie, 
Kazdy  sobie  gali  (365) ; 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


419 


er  wundert  sich,  wie  die  ungewöhnliche  Tugend  Joseph's  plötzlich 
sich  gewandelt  haben  sollte: 

Tantam  virtutem  tarn  subito  degenerare  potuisse. 
Dziwno  mi?  temu  srudze,  ktoregom  w  cnocie  znai, 
By  iey  tak  barao  rychlo  zapomnieö  miai; 
es  fällt  ihm  aber  auf,  dass  Joseph  mit  der  Rede  zurückhielt : 
Uli  sunt  verbosi,  qui  turpia  facta  oratione 
Dissimulant ... 
Gdy  sie.  kto  winnym  czuie,  wiec  si^  chce  wyprawiö, 
A  ten,  co  praw,  milczeniem  chce  sw$  cnote.  sprawiö; 
er  schreibt  sich  selbst  die  Schuld  des  gegenwärtigen  Elends  zu,  da 
er  die  Jugend  ohne  Aufsicht  gelassen : 

nec  tarn  imperitusfsum),  ut  quid  amor  valeat, 
Nesciam,  mea  potius  culpa  est,  qui  nimium  lubricae  eius 
Dederim  aetati  licentiae,  cui  tuta  etiam  timenda  sunt  omnia. 
Sobiem  snadi  wiecey  winien,  ze  mam  te  przygody, 
iem  obiema  dopuscil  za  m*odu  swobody , 
A  niewierny  to  iest  ströi  miodo6c  poczciwosci. 
Joseph  lobt  die  Entscheidung  Potiphar  s  J),  ihn  im  Gefängniss  auf- 
zuheben (IV,  1 ;  S.  366) : 

Here,  animum  istum  laudo  atque  amo  tuum  ... 
...  casus  humani  oommunes  sunt,  non  mihi 
Primo  neque  soli  neque  Bolus  hioce  accidit.  in  re 
Mala  bonus  animus  dimidium  adimit  mali. 
Chwal?  iscie,  moy  panie,  ty  twoie  rozmysly,  ... 
Lecz  na  smQtne  przygody  dobra  mysl  przystoi ... 
Izaz  to  na  pirwszego  teraz  przyszlo  na  mi§  ?  etc. 
Auch  in  dem  Gespräch  zwischen  Joseph  und  den  Häschern  auf  dem 
Gange  zum  Gefängniss  kann  uns  eine  auffallende  Aehnlichkeit 
nicht  entgehen  (Croc.  IV,  2;  Rej  S.  368) :  Joseph  sagt,  nicht  das 
Gefängniss  mache  Schande,  sondern  das  strafwürdige  Verbrechen : 
Non  in  carcerem  eiici,  sed  carcere  dignum  admittere 
Aliquid  miserum  est ; 

•  * 

!)  Bei  CrocuB  IV,  1 ,  hei  Rej  S.  366 ;  hier  muM  man  sich  vorstellen,  dass 
Joseph  während  des  Monologes  von  Potiphar  hinter  der  Soene  gebunden  und 
dann  wieder  vorgeführt  werden  sollte,  in  der  bezüglichen  Ueberschrift  heisst 
es  anch :  Ceklarse  (die  Hascher)  Jözefa  przy  wiedli ;  bei  beiden  Dichtern  fällt 
also  der  Monolog  Potiphar's  in  durchaus  gleiche  sceniscbe  Disposition. 


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420 


W.  Nehriog, 


wenn  nun  Rej  Joseph  sagen  lagst: 

Nie  tylo  (im  Text  steht  tylko)  byc  w  wiezieniu  ma  si<?  czlowiek 

1  wstydzid, 
Lecz  o  tym  podobienstwie  iakoi  strasznie  szydzic, 
so  hat  es  fast  den  Anschein,  als  ob  er  das  admittere  und  miserum 
est  nicht  richtig  verstanden  oder  nicht  genau  —  behalten  hätte. 
Joseph  vertraut  auf  Gott: 

Dens,  cui  nota  est  caussa  etc. 
äyw  ten  Bog  na  niebie  etc. ; 
die  Häscher  loben  seine  Resignation ,  das  Gefangniss  habe  des 
Schrecklichen  und  Trostlosen  genug: 

Sapiß  qui  nec,  praeter  quas  carcer  habet,  addas  molestias 
Et,  quas  habet,  recte  feras, 
Joseph  antwortet: 

Nam  si  me  afflictum,  quid  mihi 

Lucri  sit?  nonne  eadem  sint  ferenda  nolenti  tarnen?  ... 

....  ferendum  est  aequo  animo  .... 

Equidem  Semper  ea  volui  et  feci,  ut  non  modo  secunda  mihi 
Sperare,  sed  advorsa  contemnere  queam, 
worauf  die  Häscher,  gerührt,  Thränen  vergiessen  bei  der  Erwägung, 
dass  das  Sterbliche  bald  verblühe : 

lacrumas  excussit  mihi  ...  quo  redactus 
Est,  ut  mortale  nihil  diu  florere  potest  1 
Genau  denselben  Charakter  hat  dieses  Gespräch  bei  Rej : 
M^drze  czynisz,  Jözefie,  \t  si$  nie  frasuiesz, 
A  iz  dobn*  nadziei?  te_  o  sobie  czuiesz, 
Bo  iui  samo  wiezienie  dosyc  frasunku  ma  .... 
worauf  Joseph: 

Snadz  nie  lepiey  w  przygodzie  mysli  swey  uzywaö? 
Bo  na  rzecz  przymuszon^  iuz  lekarstwa  nie  masz ; 
Ciesz  sie.  kaidy,  czem  mozesz,  a  mysli  nie  nie  strasz, 

(trzeba  myslec)  gdy  kto  w  szczeäciu  prywa, 
Jakoby  mia*  ucierpiec,  gdy  nieszcze&ae  miewa, 
und  auch  bei  Rej  erkennen  die  Häscher  gerührt,  unter  Thrillen, 
dass  auf  dieser  Welt  alles  bald  verblühe : 

Nam  si$  ai  hy  rzucily  z  takich  omylnosci  ... 
A  ü  na  swiecie^  nie  kwitnajc*  nie  moie  (369). 
Auch  der  Monolog  Joseph'e  im  Gefangniss,  der  unmittelbar  auf 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joeeph's. 


421 


dieses  sentenzenreiche  Gespräch  folgt  (Croc.  IV,  3 ;  Rej  S.  370),  hat 
bei  beiden  Dichtern  dieselbe  Physiognomie,  es  genügt  darauf  hin- 
zuweisen ,  dass  Joseph  Gottes  wunderbare  Rath  Schlüsse  in  seinem 
Leben  erkennt  nnd  anf  Erlösung  von  ihm  hofft: 
Aspirier  haee  Dens,  nam  te  nihil  fallit;  ....  domi 
l  ertnli  fratrum  invidiam  diu  . . .  Liioertatem  commutavi  anream 
...  res  nova  ...  omnes  mihi  rationes  conturbavit  ...  pro  fide 
Continentiaque  hoc  praemii  fero  etc. 

Albowiem  bez  twey  woley  i  wlos  z  gtowy  nie  spadnie  ... 
...  uzytam  i  od  swych  srogosci  ....  bracia 
Z  oney  slodkiey  wolnosci  w  wieczna.  niewoh*  wdali ; 
Teraz  zasi?,  co  mi  sie.  tu  nowo  przytrefilo, 
0  czym  nigdy  me  serce  snadz  bylo  nie  myslilo, 
Co  dzis  za  sw*  wiernosci*  ucirpieö  musz?  srodze ; 
zuletzt  sucht  er,  was  sehr  bemerkenswerth  ist,  Trost,  Hoffnung 
und  gute  Vorbedeutung  in  seinem  Namen : 

Quod  mihi  refert  Joseph  esse  nomen,  nisi 
Facto  probo?  homo  sum,  human i  nil  etc. 
A  szkoda,  izby  mie.  tez  snadz  tym  Jözefem  zwano, 
Gdyby  we  mnie  tey  cnoty  i  z  stalosci^  nie  znano. 
Die  Deutung  ist  bei  beiden  Dichtern  nicht  zutreffend  (nach  richtiger 
Deutung  soll  es  heissen :  Jahve  fügt  hinzu) ,  aber  die  Berufung  auf 
den  Namen  ist  bei  Rej  sehr  bezeichnend. 

Es  hat  sich  so  gefügt ,  dass  durch  diese  Zusammenstellung, 
die  dem  Gange  der  dramatischen  Handlung  folgt,  die  Anlehnung 
des  £ywot  Jözefow  von  Rej  an  Comoedia  sacra  Joseph  von  Crocus 
dem  Leser  immer  deutlicher  und  eindringlicher  vor  die  Augen  treten 
konnte,  sie  ist  auch  in  der  That  desto  grösser,  je  näher  die  Hand- 
lung dem  Ausgang  zugeführt  wird.  Weiter  dann,  wo  das  drama- 
tische Interesse ,  die  Sentenzen,  Erwägungen,  Argumente  in  den 
Dialogen  mehr  zurücktreten,  lässt  sich  die  Aehnlichkeit  um  so  we- 
niger bemerken,  als  Crocus  in  raschem  Tempo  dem  Ende  zueilt, 
aber  in  dem  Monolog  und  dem  ganzen  Verhalten  des  Mundschenks 
Hanno  treten  uns  wieder  gleiche  Gefühle  und  Stimmungen  ent- 
gegen. Hanno  klagt  über  die  Verderbniss  der  Zeit  und  über  seine 
eigene  Schuld :  den  Mann,  der  stets  so  gütig  gegen  ihn  im  Gefang- 
niss  gewesen  und  der  ihm  seinen  Traum  so  wahr  gedeutet,  Joseph, 
habe  er  im  Glück  leichtfertig  vergessen,  jetzt  wolle  er  mit  der  guten 


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422 


W.  Nehring, 


Botschaft  nicht  zögern ;  schliesslich  ruft  er  laut  an  der  Pforte  des 
Gefängnisses,  man  solle  ihm  aufmachen : 
...  alba  iam  hominibus  aris  fides  est,  perfidia  et  ingratitado  etc. 

(V,  1) 

A  dziS  takie  na  swiecie  omylnoaci  widzQ, 
Iz  poki  sie.  widximy,  poty  sie.  snadz  znamy  .  .  .  (378) 
(Joseph)  Qua  non  comitate  sermonis  .... 

Sed  u  Ii  täte  levavit  miseriam?  quam  solerti  mihi 
Coniectnra  insomnii  aperuit  veritatem ! 
aber  ....  secnnda  fortnna  ebrio 

Advorsae  oblivio  illiusque  mihi  obrepsit  securitas  .... 
....  w  wiezieniu  iegom  zyczliwoSc  znal  ... 
Prawie  mi  z  niedbaJoscia.  wzgardzenie  urosio  ... 
Ale  to  krotka  pamieö,  kogo  szczescie  niesie. 
Sed  quid  cesso  etiam  adire  eum 
Hoc  ....  insperato  ....  gaudio  etc. 
Aperite  ocyus  hoc;  heus,  ecqnis  heic  est? 
A  coz  rzec?  poyde.  k  niemn,  wszak  z  wdzieczna^  nowina. ... 
Otwörz,  otwörz,  iest  kto  tarn?  ... 
Auch  noch  im  Gespräch  mit  Hanno  (Croc.  V,  3 ;  Rej  S.  380) 
regalirt  Joseph  bei  Rej  den  Mundschenk  mit  demselben  allgemeinen 
Erfahrungssatz,  wie  bei  Crocus,  dass  der  Mensch  im  Glück  ein 
anderer  sei,  als  im  Unglück: 

More  hominum  fit,  Hanno,  ut  miserorum  male 
In  foelicitate  capiat  oblivio. 
Bo  to  dawna  przewara  w  czlowieczym  narodzie, 
Ii  kazdy  w  szczesciu  buien,  a  krotek  w  przygodzie. 
Was  dann  sonst  noch  folgt,  zeigt  keine  Aehnlichkeit,  bei  Crocus  ist 
übrigens  das  Ende  schon  sehr  nahe. 

Man  kann  nicht  sagen,  dass  Rej  gedankenlos  copirte,  daas  er 
überall  an  den  Gedankengang  und  das  Wort  sich  klammerte,  ob- 
gleich er  das  auch  nicht  unterliess,  aber  er  entlehnte  seiner  Vorlage 
einen  bedeutenden  Theil  des  Gedankenvorraths  und  der  bewegen- 
den Motive.  Dass  er  mit  diesem  fremden  Gut  frei  verfuhr,  haben 
wir  gesehen,  nur  kann  man  ihm  das  Lob  nicht  spenden,  dass  er  es 
besser  machte,  als  sein  Vorgänger.  Dass  er  auch  vieles  unab- 
hängig von  Crocus  hinzufugte,  ist  schon  oben  bemerkt  worden  und 
wird  noch  berührt  werden,  ist  auch  natürlich  bei  einem  so  gedanken- 


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Die  dramatisirte  Geschiohte  Joseph'*. 


423 


und  wortreichen  Schriftsteller,  wie  Rej;  des  Crocus  »Comoedia« 
mochte  ihm  zu  dürftig  erscheinen. 

in.  Dieser  Schaffens-  and,  ich  möchte  sagen,  Schreiblast  ist  es 
auch  zuzuschreiben,  dass  Rej  den  Rahmen  der  dramatischen  Hand- 
lang za  einem  ganzen  Lebensbilde  des  Patriarchen  Joseph  erwei- 
terte, anf  diese  Weise  konnte  die  Vergleich ung  der  Schicksale 
Joseph's  mit  den  Erlebnissen  der  Königin  Isabella  erst  einen  wirk- 
samen Hintergrund  erhalten.  In  dieser  Erweiterung  des  »Joseph« 
za  einer  »ganzen  Historia«  des  Patriarchen  Jacob  und  seines  Sohnes 
Joseph  auf  breiter  epischer  Grandlage  und  mit  epischer  Technik 
hatte  aber  Rej  schon  Vorgänger,  denn  Greif  und  Maior,  Gart, 
Diether  u.  and.  haben  es  auch  schon  gethan,  ja  die  Beschränkung, 
die  sich  Crocus  zu  Gunsten  der  dramatischen  Wirksamkeit  aufer- 
legt hatte,  hat  wenig  Anklang  gefunden  ').  So  wie  Rej  in  der  bis 
jetzt  besprochenen  Partie  seines  Stückes  einem  Vorbilde  folgte,  so 
ist  auch  für  die  übrigen  Partien  Aehnliches  zu  vermuthen,  umso- 
mehr,  als  in  der  poln.  Literatur  ein  dramatisches  Spiel  ähnlicher 
Art  nicht  vorhanden  war.  Man  würde  zunächst  an  Diether's  Historia 
sacra  Joseph  1544  denken,  weil  sie  lateinisch  geschrieben  war  und 
weil  sie.  an  die  Comoedia  sacra  des  Crocus  sich  anlehnend,  eine 
Erweiterung  derselben  ist 2) ,  mdess  ist  selbst  bei  einer  flüchtigen 


»)  Des  Maoropedius  Stück  :  Josephus  1544,  welches  ebenfalls  in  dem  be- 
schrankten Rahmen  des  Liebesromans  sich  bewegt,  scheint  Rej  entweder 
nicht  bekannt  gewesen  zu  sein  oder  nioht  zugesagt  zu  haben :  es  hat  andere 
Personen  und  zum  Theil  andere  Situationen  (s.  Allg.  Deutsche  Biogr.  Art.  Ma- 
cropediuB  von  Jacoby),  man  könnte  zwar  vermuthen,  dass  Rej  sich  die  Rai- 
sonnements  der  Acgla  in  der  Verfllhrnngsscene :  »Bist  da  fromm,  so  hilf  mir. 
Ist  das  Nächstenliebe,  abzustossen?  Hat  Gott  die  Liebe  nicht  allen  Wesen 
eingeimpft?«  in  verwandter  frivoler  Färbung  zn  nutze  gemacht  habe,  ich  finde 
aber  in  der  sehr  ausfuhrlichen  Analyse  Jacoby 's  nichts,  was  diese  Vermuthung 
stützen  könnte. 

*}  Dass  Diether  an  Crocus  sich  anlehnte,  ist  schon  von  Scherer  angedeutet 
worden ;  an  manchen  Stellen  geschieht  dies  in  auffallender  Weise,  wörtlich  i 
so  lobt  Potiphar  den  Joseph  bei  Diether  II,  5:  s^ucrsus  nemini,  ...  composi- 
tns,  pudens,  modestus,  placidus  . . .  atque  iniurias  omnes  conseruorum  ferre 
etc.  ...prosperantem  cuncta  sub  manibus  eins  sonst,  dieselben  Worte  bei  Croc. 
H,  2;  Sephira  bei  Diether  lobt  Joseph  III,  1 ;  Quam  seruorum  aliorum  es  dis- 
afmilis  ...  Crodiderim  uirtute  simul  Et  naturae  pugnam  fuisse  maxumam  ...  In 
ornando  te  —  oratio  cordata  etc.,  dieselben  Worte  bei  Croc.  1, 3 ;  bei  Diether 
sagt  sie  zu  Joseph,  wie  bei  Crocus:  Quae  tua  forma  sit,  uides,  und  Joseph 


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424 


W.  Nehring, 


Vergleichtmg  des  Zywot  mit  Historia  sacra  ein  Zusammenhang 
beider  nicht  zu  bemerken :  dass  in  beiden  die  mildere  Rolle  Raben 
zufällt,  kehrt  in  den  Josephspielen  oft  wieder;  dass  Diether  die 
Sephira  nur  einen  einmaligen  Angriff  anf  Joseph  machen  lässt 
(dieser  sagt  selbst  III,  2 :  eins  meutern  remotam  credidi  Ab  omnibns 
libidinis  affectibus.  Sed  experior  miser  diversnm),  ist  von  keiner 
Bedeutung,  das  thnn  auch  andere ;  man  könnte  nur  vielleicht  mei- 
nen,  dass  Rej  ans  Diether 's  Stück  Anlass  genommen  zn  dem  Gast- 
mahl, welches  Joseph  seinen  Brüdern  vor  der  Erkennnngsscene 
giebt  (V,  1 :  Ingredimini  mecom  viri,  conuiuium  Qnidem  est  para- 
tum,  laeti  conninabimnr) ,  aber  bei  Diether  fehlt  das  Gastmahl 
selbst,  und  das  Drama  Dietberts  ist  durchaus  anders  angelegt,  als 
Rej 's  Zywot:  es  ist  ein  schulmässig  zugestutzter  lateinischer 
Phrasenschatz,  in  dialogischer  Form  und  allegorisch  gehalten: 
in  hac  historia  Christus  nobis  quam  scitissime  depictus  est  per  Jo- 
seph, beisst  es  im  Prolog.  —  Von  den  beiden  genannten  Schweizer 
Stücken  benutzte  und  kannte  wohl  auch  Rej  »Ein  httpsch  nttwes 
Spil  von  Josephen«  (von  Jao.  Rueff)  1540  sicher  nicht;  dieses  auf 
zwei  Tagewerke  berechnete  Stück  mit  46  Personen  hatte  eine  grosse 
Mannigfaltigkeit  der  Scenen  mit  Priestern,  Traumdeutern,  Bauern, 
Lustigmaohern,  Kochen ,  in  der  Liebesscene  wird  die  Sephira  von 
ihrer  Dienerin  gestört,  alles  Umstände,  die  sich  Rej  nicht  hätte  ent- 
gehen lassen,  wenn  er  dieses  frisch  und  heiter  angelegte  Stück  ge- 
kannt hätte l) .  Ueber  das  andere  schweizerische  Josephspiel,  von 
Hans  v.  Rttte  im  J.  1538  geschrieben  und  von  Berner  Bürgern  ge- 
spielt, steht  mir  kein  Urtheil  zu,  es  ist  auch  Weller  unbekannt  ge- 
blieben2). —  Auch  Thiebolt  Gart's  Joseph  1540  übte  keinen  be- 


antwortet ihr  in  beiden  Gedichten  in  gleicher  Weise :  Fragiiis  et  floza  est 
omnis  formae  gloria  ...  fomo  feruens  flamm«  proxuma  etc. 

!)  S.  Weiler,  Das  alte  Volkstheater  der  Schweis  1863,  S.  153,  wo  eine 
ziemlich  umfangreiche  Inhaltsangabe  mit  Proben  sich  findet  Es  mttsste  be- 
fremden, wenn  dieses  volkstümliche  und  das  Ernste  mit  dem  Heiteren  in 
recht  lebensvoller  Mannigfaltigkeit  bietende  Stück  bloss  zum  Lesen  bestimmt 
gewesen  und  auch  scenisch  unbenutst  geblieben  wäre;  auf  dem  Titel  steht: 
»nützlich  zeläsen«  und  Weller  zweifelt  auch  (S.  154),  »ob  es  überhaupt  ge- 
hlsten worden  Ut« ;  indess  ist  ja  das  Stück  für  zwei  Tagewerke  bestimmt  und 
Weller  sagt  selbst  (S.  249) ,  es  sei  am  23.  Februar  1556  auf  dem  Markte  zu 
St.GaUen  in  zwei  Tagen  gegeben  worden. 

«)  Weller  a.  a.  0.  8.  63. 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


425 


stimmten  Einfluss  auf  Rej's  Zywot  ans :  schon  die  verschiedenen 
Namen  und  das  Auftreten  von  Christus,  Petrus,  Paulus  und  der 
Propheten  im  Hintergrunde  der  Scene  bei  Gart  lassen  nicht  gut  an 
einen  Zusammenhang  denken ,  dazu  kommt  die  verschiedene  Be-' 
handlang  des  Stoffes  und  das  verschiedene  Verhalten  der  Haupt- 
personen :  so  hält  Joseph  bei  Gart  nicht  die  skrupulösen  Monologe, 
auch  Potiphar  hält  keinen  Monolog  und  lässt  Joseph  ohne  Umstände 
ins  Gefangniss  fuhren;  in  den  Reden  der  Brüder  Joseph's  und 
dessen  Umgebung  herrscht  bei  beiden  Dichtern  nur  die  herkömm- 
liche, noth wendige  Uebereinstimmung;  der  Charakter  der  Sophora 
bei  Gart,  die  nach  innerem  Kampfe  allmählich  der  Leidenschaft 
sich  hiugiebt  *),  entspricht  zwar  dem  uns  schon  bekannten  Seelen- 
zustande  der  Sephira  bei  Rej  durchaus,  indess  ist  die  Liebesange- 
legenheit bei  Gart  kurz  und  ganz  anders  behandelt,  als  bei  Rej ; 
bei  diesen  Abweichungen  wäre  es  schwer,  sich  für  die  Vermuthung 
zu  entscheiden,  Rej  habe  das  Motiv  des  Gastmahls  bei  Joseph  Gart 
entlehnt.  Nichtsdestoweniger  sind  diese  Uebereinstimmungen  be- 
merkenswerth,  so  wie  der  Name  Rameses  bei  Rej,  der  auch,  wenig 
anders  klingend,  bei  Gart  sich  findet:  Rej  lässt  Jacob  und  seine 
Söhne  nach  »Rameses«  in  Aepypten  ziehen,  ein  Name,  der  an  den 
des  Traumdeuters  Ramasses  bei  Gart  anklingt.  —  UeberSixt  Bircks 
Josephspiel  1539  vermag  ich  nichts  zu  sagen,  über  »Comedia  Jo- 
sephs des  Frommen«  etc.,  von  Peter  Jordan  in  Cöln  1540  heraus- 
gegeben, nur  so  viel,  als  Weller,  Annalen  II,  246  mittheilt,  dass 
*  Jordan  Buchdrucker  und  Bürger  in  Coeln  ...  diese  seine  Comoedie 
nach  Ueberlesung  dreier  ihm  zugekommener  Josephspiele  gebessert 
hatte«.  Der  Zusatz:  »Zwölf  kurze  Akte  mit  48  Personen«  reicht 
nicht  aus,  um  uns  irgend  welche  Vorstellung  von  dem  Stücke,  den 
drei  Vorbildern  und  den  Verbesserungen  zu  machen. 

Es  bleibt  noch  das  Stück  von  Greff  und  Maior :  Ein  lieblich 

*)  Gart  V.6S6: 

Wie  wol  mein  brünnenU  hertz  verwund, 
Zuweilen  hrefftig  widerstund 

Den  starcken  waffen  deiner  lieb, 
Da»  ich  mich  jren  Uberhieb 
Vod  mer,  dann  einem  armen  weib 
Geblirt,  ein  hartes  Üben  treib. 
Nun  werd  ich  vberwundne  fraw 

ArchiT  fftr  «lavische  Philologie.  IX.  28 


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426  W.  Nehring, 

» 

und  nützbariich  Spil  etc.  zu  besprechen.  Rej's  £ywot  Jöieföw  er- 
innert an  dasselbe  einigennassen  und  zwar  an  das  soeben  genannte 
in  der  ersten  Bearbeitung,  die  uns  durch  Scherer's  Deutsche  Studien 
III  näher  gebracht  worden  ist ;  die  zweite  Bearbeitung,  die  nicht 
erhalten  ist,  wich  von  der  ersten,  soweit  ans  Scherer's  Mit- 
theilungen nach  einem  erhaltenen  Personenverzeichniss  zu  sehen, 
nicht  unbedeutend  ab.  Greftes  Josephspiel  war  wohl  mehr  ver- 
breitet und  bekannt,  als  sich  bis  jetzt  tibersehen  lasst,  vielleicht 
weil  es  älter  war  als  alle  anderen,  und  wenn  Scherer  von  Greif  mit 
Recht  sagt,  dass  er  für  die  Litteraturgeschichte  eher  eine  Unbe- 
quemlichkeit als  eine  Freude  sei ,  so  scheint  sein  zusammen  mit 
Maior  verfasstes  Schuldrama  von  Joseph  den  Zeitgenossen  bequem 
genug  gewesen  zu  sein  als  eine  brauchbare  Vorlage  für  die  drama- 
tische Bearbeitung  des  zeitgemässen  Stoffes.  Das  Stuck  ist  in  dem 
Jahre  der  Aufführung  1534  in  Magdeburg  zweimal  und  in  dem 
nächsten  Jahre  zusammen  mit  Susanna,  ebenfalls  von  Lother  in 
Magdeburg  herausgegeben  worden  !),  es  wurde  vielfach  benutzt  *) 


*)  Die  zwei  ersten  Ausgaben  des  Jahres  1534,  unterscheiden  sich  ausser- 
lich  in  der  Veitheilang  des  Textes  durchaus  nicht,  nur  ist  in  der  Ausgabe, 
welche  wohl  für  die  zweite  zu  halten  ist,  die  Interpunction  sorgfältiger  und 
der  Druck  correcter,  was  auf  dem  Berliner  Exemplar,  —  mir  sind  die  drei 
Ausgaben  aus  der  Berliner  Bibliothek  gütigst  zur  Benutzung  überlassen  wor- 
den —  eine  gleichzeitige  Hand  notirt  hat;  diese  Ausgabe  hat  am  Ende  die 
bekannte :  »bitt  zu  Gott«  mit  dem  Acrostiohon  Georgias  Maior  etc.,  dann  die 
Worte:  Gedruckt  zu  Hagdeburgk  durch  Michel  Lotther  1534  (die  andere 
ebenso,  aber :  Sedruckt  (sie)  und  Lother},  beide  5  Bogen,  d.  h.  40  Bl. ;  Goe- 
deke  II'  357  kennt  noch  eine  Ausgabe  von  1534,  36  Bl.  in  8°.  Die  Ausgabe 
vom  J.  1535,  in  der  Zahl  der  Zeilen  Seite  für  Seite  mit  den  zwei  ersten  über- 
einstimmend, enthält  auf  der  Rückseite  des  Blattes  40  »Ein  bitt  zu  Gott« 
und  auf  dem  folg.  Bl.  den  Titel  des  zweiten  Stückes  »Susannae  Historia« ;  die 
Worte  «Gedruckt  zu  Magdeburgk«  etc.  finden  sich  weder  am  Ende  des  Jo- 
seph, noch  am  Schluss  der  Susanna. 

*;  Es  scheint  ebenso  grundlegend,  vornehmlich  für  die  «gantze  Historia« 
von  Joseph  gewesen. zu  sein,  wie  Crocus  für  die  Behandlung  der  Liebes- 
werbung und  deren  Folgen.  Abgesehen  von  der  Anlage,  kann  gezeigt  wer- 
den, dass  das  Magdeburger  Stück  auch  im  Besonderen  benutzt  wurde,  so  von 
Gart  und  Diether. 

Greff-Maior  V,  3  (Jacob  spricht) : 

Warumb  den  habt  yhr  das  gethan 

Das  yhr  ym  habt  gezeiget  an, 

Das  yhr  noch  habt  eyn  bruder  zu  haus. 


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Die  dramatiairte  Geschichte  Joseph  s 


427 


und  hat  sich  auch  nach  einem  ausdrücklichen  Zeugniss  sehr  ver- 
breitet. Der  Herausgeber  erklärt  nämlich  (ich  citire  nach  der  ersten 


worauf  Juda :  Was  solten  wir  anders  machen  draus, 

Ehr  forscht  so  gnaw  von  vns,  vnd  sprach : 

Lebt  denn  auch  ewer  vater  noch, 

Habt  yhr  auch  noch  ein  bruder  mehr? 

Wir  sagte ns  ym  on  als  gefer, 

Wye  kundt  wir  nu  gewissen  das  .  .  . 

Was  ehr  mit  vns  wurd  reden  do  etc. 
Gart  V,  1  (Jacob) :  Warumb  habt  jr  so  übel  than? 

Das  jr  jm  ye  gesaget  han  etc. 
Buben:  Der  mann  forscht  vatter  so  genaw  etc. 

Da  sagten  wir  jm,  wie  er  fragt, 

Vnwissend,  das  er  solt  gesagt 

Han,  zu  bringen  jn  mit  vns  hinab. 
Nachdem  der  Becher  bei  der  Revision  —  einzeln  vorgenommen  hier  und 
dort  —  bei  Benjamin  gefunden  worden,  sagt  Joseph  bei  Oreff  V,  6 : 

Was  sol  mir  das  für  ein  meinung  sein, 

Wie  habt  yhrs  so  gerichtet  an? 

Wust  yhr  nicht,  was  ich  wer  für  ein  mann, 

Der  ich  errathen  kan  viel  sach? 
Gart  V,  3.  Zaphnat  (Joseph) : 

Was  ist  das  für  ein  hüpsche  sach  ? 

WUast  jr  nit,  das  ein  süllcher  mann 

(Wie  ich)  die  ding  erratten  kann? 
Als  Juda  erklärt,  sie  wollen  alle  jetzt  mit  der  Knechtschaft  bttssen.  sagt  Jo- 
seph bei  Oreff:  »Das  thu  ich  nicht,  das  wer  nicht  fein«,  nur  der,  bei  dem  der 
Becher  sich  gefunden  habe,  solle  Wissen;  bei  Gart:  Das  sey  ferr  von  mir, 
o  we  nein,  Bey  dem  der  b&cher  runden  ist  etc.  Auch  sonst  finden  sich  Ueber- 
ernstimmungen :  vgl.  Greif  I,  3,  Jacob :  Was  bedflnckest  dich  lieber  son  etc. ; 
Gart  I,  2 :  Wie  kan  es  Joseph  mir  gefalin?  etc.  —  Was  Diether  anbetrifft,  so 
mögen  hier  folgende  Andeutungen  und  Hinweise  genügen.  Bei  Greif  spricht 
Jacob,  nachdem  er  von  dem  Traum  Joseph's  gehürt  hatte  (I,  4  : 

Was  bedlinoket  dich,  lieber  son, 

Wolstu  vbe r  vns  regiern  nun  ? 

Vnd  ich  mich  neygen  solt  vor  dir? 
Diether  I,  2 :   Quid  volt  sibi  hoc  instar  monstri  adeo  somnium, 
Quod  videras?  Num  ego  pater  et  mater  tua 
Fratresque  tui  adorabimus  te  ceu  Deum?  etc. 
Der  Monolog  Josephs  bei  G reff  IV,  1  hat  folgenden  Inhalt:  was  habe  ich  in 
erleiden  gehabt  von  den  Brüdern,  die  mich  verkauft,  doch  vertraue  ich  auf 
Gott,  dessen  Schutz  ich  den  Vater  und  mich  selbst  empfehle,  »mein  Dienst 
möge  meinem  Herrn  angenehm  sein«,  nun  will  ich  aber  an  die  Arbeit;  den- 
selben Inhalt  hat  Joseph's  Monolog  bei  Diether  II ,  3,  nur  fehlt  die  Erwähnung 

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428 


W.  Nebring, 


Ausgabe) :  Nachdem  so  viel  fromer  ehrlicher  leute,  welche  y  tzund . . . 
von  mancherley  Landen  vnd  Stetten  zu  Magdeburgck  eingekomen, 
dis  nachnolgent  spiel,  so  einem  Erbarn  Radt  doselbst  vnd  den 
Frembden  zu  ehren  gehalten,  angesehen  vnd  gehördt,  vnd  dersel- 
bigen  so  viel  solches  spiele  abschrieb  begerdt ,  das  nicht  möglichen 
yren  bitten  vnd  begern  genttg  vnd  volge  zu  thun,  Habe  ich  mit 
schwerer  bitt  von  denjenigen,  so  diese  Historiam  . .  .  verfasset,  er- 
langen müssen  etc.  Wenn  nun  unter  den  »mancherley  Landen«  und 
»Frembde«  auch  ausserdeutsche  zu  verstehen  sind,  so  kann  das 
Magdeburger  Stück  von  Greif  und  Maior  unmittelbar  und  direkt 
nach  Polen  gebracht  und  dort  —  in  protestantischen  Kreisen  — 
bekannt  geworden  sein,  eine  solche  Hindeutung  auf  Fremde  würde 
nmsomehr  auf  Polen  hinweisen,  als  in  den  anderen  fremden  Lan- 
den sich  Niederschläge  einer  Bekanntschaft  mit  den  in  der  Schweiz 
und  in  Deutschland  so  beliebten  Josephspielen  nicht  so  sehr  zeigen, 
denn  in  der  französischen  und  böhmischen  Litteratur  findet  sich  im 
XVI.  Jahrh.  kein  Drama  von  Joseph,  ebenso  besitzt  die  italienische 
Literatur  nur  aus  dem  XV.  Jahrh.  zwei  Josephspiele,  eins  in  ita- 
lienischer und  eins  in  lateinischer  Sprache,  von  Collenucci,  erschie- 
nen erst  1543,  welche  aber  Niemandem  bekannt  sind.  Man  konnte 


des  Vaters.  Potiphar  spricht  bei  Qreff  IV,  4 :  Wolan,  so  laufft  yhr  alzemal, 
Laufft  hin  vnd  tüeht  yhn  vberal  Vnd  mercket  das,  so  yhr  yn  findt,  Das  yhr 
yhm  all*  viert  bindt,  Setzt  yhn  gefangen  etc.  Bei  Diether  III ,  4 :  Sublimem 
intro  hnnc  rape,  Quantum  potes  ....  Cura  ad  seruandum,  uinctum,  atque  au- 
din\  quadruplem  Constringito . . .  Was  Diether  Joseph  vor  Pharao  sagen  laset 
(suche  einen  Mann,  dem  du  vertraust  etc.)  und  was  dann  Pharao  zu  Joseph 
sagt:  du  bist  der  Mann,  von  Gottes  Geist  beseelt  etc.,  hat  er  zunächst  aus 
Greif ;  auch  jene  schon  erwähnte  Vorhaltung  Jacob  s  an  die  ohne  Simeon  zu- 
rückkehrenden Sühne  (IV,  5) :  Hoc  in  miseriam  meam  Fecistis,  ut  indicaretis 

s 

ei  habere  uob  Fratrem?  und  die  Antwort  Levi :  Ipse  interrogavit  nos  per  ordi- 
nem  Nostram  progeniem,  num  nam  superesset  pater,  Num  nobis  essent  plures 
fratres  ...  Et  nescivimus  Quod  esset  dicturus,  fratrem  adducite  etc.  hat  Die- 
ther, so  wie  Gart,  ebenfalls  aus  Greff,  so  wie  auch  die  Einladung  zum  Gast- 
mahl seitens  Joseph  s  an  die  Brüder  in  denselben  Zusammenhang  fällt,  wie  bei 
Greff,  auch  andere  Einzelheiten,  z.  B.  die  Situation  bei  der  zweiten  Ankunft 
der  Brüder  in  Aegypten,  stimmen  Uberein,  nur  ist  bei  Greff  alles  mehr  mensch- 
lich gedacht,  bei  Diether  viel  mehr  schulmässig  trocken:  so  zeigt  Joseph  in 
dem  Vei kehr  mit  den  Brüdern  bei  Greff  mehr  Rührung,  so  fragt  er  bei  Diether 
die  Brüder  bei  der  ersten  Zusammenkunft  nicht  nach  Vatar  und  Bruder,  und 
doch  ist  bei  der  Entschuldigung  Ruben's  (s.  ob.)  darauf  Bezug  genommen. 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph's. 


429 


also  vermuthen,  dass  durch  einen  der  »Frembden«  das  Magdeburger 
Stück  handschriftlich  nach  Polen  gelangte,  eine  Vermittelung  war 
aber  auch  in  anderer  Weise  möglich .  Greif  sagt  in  der  Widmung  zu  * 
»Mundus«  1537  an  Sabinus,  dieser  habe  ihn  zu  schriftstellerischer 
Thätigkeit  in  deutscher  poetischer  Sprache  angeregt  (W.  Scherer 
a.  a.  0.  196),  Sabinus  hatte  10  Jahre  im  Hause  Melanchthons  zu- 
gebracht, war  sein  Schwiegersohn,  später  erster  Rector  der  Uni- 
versität Königsberg,  hatte  Verbindungen  mit  polnischen  Gelehrten ; 
so  konnte  das  gedruckte  Magdeburger  Stück  durch  Königsberg  nach 
Polen  gelangt  sein,  auch  durch  Danzig,  vielleicht  durch  Jälbing, 
wo  gerade  in  den  d reissiger  Jahren  (bis  1541)  Gnapheus,  der  Ver- 
fasser des  Acolastus,  wirkte,  vielleicht  durch  Leipzig,  wo  die 
Lotter'sche  Buchhandlung  mit  Polen  in  Verbindung  stand.  Es  ist 
also  wahrscheinlich,  dass  das  Magdeburger  Stück  von  Joseph  in 
die  protestantischen  Kreise  nach  Polen  und  zur  Kenntniss  Rej's  ge- 
langte, Rej  war  Protestant. 

Eine  Vergleichung  des  Magdeburger  Josephspiels  mit  Rej's 
Zywot  Jözeföw  spricht  nicht  gegen  eine  solche  Annahme.  Dieses 
ist  ebenso  einfach  gehalten ,  wie  jenes ,  auf  das  Notwendige  be- 
schränkt, ohne  Episoden  und  ohne  andere  Beimischungen.  Nur  der 
Liebeshandel  und  seine  Folgen  bei  Rej  sind  anders  geartet,  weil 
Rej  sich  in  dieser  Partie  an  Crocus  anschloss.  Aber  auch  selbst  in 
der  Liebes wei-bun^  begegnen  gemeinschaftliche  Züge,  so  in  der 
ungerechtfertigten  Vereinfachung,  dass  Sephira,  wie  Mecha,  Joseph 
mit  ihrer  Liebeswerbung  bloss  einmal  bestürmt,  wobei  Joseph  bei 
Rej  zunächst  auch,  wie  bei  Greflf,  verblüfft  ist,  eine  Falle  argwöh- 
nend: Wie  kumbstu  darauff  ymmerdar?  Aniemacie*,  gospodze, 
co  inszego  möwic  I  mnimasz,  by  to  dudka  za  wiechq  ulowiö?  Wenn 
ferner  Potiphar's  Frau  bei  Greif  zu  Joseph  sagt : 

Vorwar,  ich  weis  nicht  was  ich  mach, 

Mir  leit  (liegt)  ym  sinn  ein  seltzam  sach, 

Darmit  ich  lang  bin  gangen  vmb, 

Ich  kan  nur  nicht  darhinder  kumb  ... 

(Joseph)  leit  mir  stets  ym  sinn  also 

So  m  echt  ig  sehr  ....  Ich  denck  so  mancherley  bei  mir  ... 

Ich  werd  zu  letzt  noch  werden  kranck,  ... 
so  erinnert  das  an  die  bei  Rej  oft  gemachte  Schilderung  der  aufge- 
regten Seelenstimmung  der  Sephira.  Magon  schildert  sie.  coa  sie. 


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430 


W.  Nehring, 


iey  w  glowie  kreci,  Tak  ci  chodzi  by  szalona  a  prawie  bez  pami^ci ; 
dasselbe  sagt  auch  Sephira  von  sich :  Mi  lose  nie  wiele  kunstnie, 
Predko  gtowe,  zafrasuie,  I  w  mey  sie.  teraz  wierci,  Nie  nadziaiam 
sie.  do  smierci,  nnd:  Barzo  mi  (J6zef)  zakrecil  gfowa.  A  dziwnie 
mi  nie,  w  niey  kreci  Prawie  czasem  od  pamieci,  vgl.  die  Liebes- 
erklärung der  Sephira  S.  320;  das  in  Rej  anmuthende  Hotiv,  die 
Liebe  habe  die  Sephira  verändert,  findet  sich  auch  schon  bei  Greff, 
nur  nicht  so  ausgeprägt,  und  wie  Moecha  bei  Greff  sagt  (der  Unter- 
schied des  Namens  kommt  nicht  in  Betracht) :  Dan  wo  ehr  mir  nicht 
wirt  zu  theyl,  So  ist  dahin  mein  trost  vnd  heil,  so  spricht  Sephira 
bei  Rej  in  gleicher  Stimmung  zu  Joseph  (S.  320) :  A  snadz  mi  z 
tego  kiopota  Juz  ni  rozum  ani  enota  Nie  pomoze,  und  weiter:  Bych 
miaJa  straciö  i  dusz?,  Juz  tak  snadz  müowaö  musze..  Die  Leiden- 
schaft ist  hier  stärker  ausgedrückt.  —  Auch  die  anderen  Pcrtien 
bei  Rej  zeigen  den  gleichen  Charakter,  wie  bei  Greff;  es  ist  die- 
selbe epische  Einfachheit  und  Technik:  »alles  sehr  kurz  und 
skizzenhaft  aneinander  gereihte,  wie  sich  Scherer  Ober  das  Magde- 
burger Stück  äussert ;  auch  im  Einzelnen  zeigt  sich  Uebereinstim- 
mung.  Rüben  und  Juda  spielen  dieselbe  Rolle,  sie  sprechen  gegen 
das  Ende  der  Verhandlungen  mit  Joseph  bei  Greff  allein ,  wie  sie 
bei  Rej  überhaupt  es  thun;  als  Joseph  von  den  Brüdern  verlangt, 
Benjamin  zu  bringen,  sonst  werde  er  sie  für  Kundschafter  halten, 
da  erinnert  Rüben  die  Brüder  an  die  Misset  hat,  für  die  sie  jetzt 
büssten,  auch  sonst  hat  diese  ganze  Situation  bei  Rej  manches,  was 
an  Greff  erinnert,  so  lässt  Joseph  einen  der  Brüder  —  es  ist  Simeon, 
bei  Rej  ebenso  eine  stumme  Person,  wie  bei  Greff  —  greifen  und 
ins  Gefangniss  führen ;  wenn  Rej  hierbei  einen  der  Brüder  sagen 
lässt,  es  seien  ihrer  sechs  anwesend,  so  zählt  Greff  V,  2  in  der 
Ueberschrift  nur  ihrer  sechs  auf ;  bei  Rej  befiehlt  Joseph  S.  402  in 
einem  fort,  einen  (Simeon)  gefänglich  festzuhalten,  den  anderen  das 
Getreide  abzumessen,  genau  so  bei  Greff;  nach  der  Gefangen- 
nebmung  Simeon  s  machen  sich  bei  beiden  Dichtern  Rüben  und 
Juda  zu  Herolden  der  Stimmung  der  Brüder,  Rej  theilt  zwar  Juda 
eine  mehr  trostreiche  Rolle  zu,  aber  die  Reden  der  beiden  Sprecher 
sind  dieselben ;  bei  Greff  lässt  sich  zunächst  Juda  vernehmen : 

Wir  haben  das  vorwar,  vorwar 
Vorwirckt  an  vnserm  bruder  zwar, 


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Die  dram&tisirte  Geschichte  Joseph  s. 


431 


Do  ehr  vns  doch  so  vleissig  batt 
Vnd  vnser  keinr  kein  mitleydang  hat. 
worauf  Rüben  spricht : 

Hab  ich  das  nicht  znuor  gesagt? 
Wer  war  aber,  der  darnach  fragt,  ... 
Wolan  jtzonder  knmpts  daran, 
Seyn  blntt  wirdt  von  uns  gfoddert  na. 

bei  Rej  spricht  diese  Stimmung  Rüben  ans  (S.  403) : 

Hey,  hey,  bracia,  pomnicie,  iiem  ia  möwi*  warn, 
Ii  nie  rad  kraywdy  widzi  Bog  sprawiedliwy  pan,  ... 
WszystkoC  to  za  onego  (brata),  cosmy  gi  praedali, 
A  wie-i  to  Bog  y  z  nami  co  sie,  ieszcze  stanie  ... 
•  bei  Greff  schliesst  Raben  die  Berathnng : 

Wolan,  yhr  brttder,  dencket  zn, 
Wie  wöln  wir  aber  bestehen  nu, 
Was  wöln  wir  vnserm  vater  sagn, 
Wenn  er  vns  wird  von  Simeon  frage, 
Der  man  wird  sehr  betrüben  sich  ... 
Es  mag  drang  werden,  was  do  kan, 
Wir  woms  dem  vater  sagen  so, 
Wies  nns  ergangen  ist  aido. 

bei  Rej  ist  Juda  der  Rathgeber: 

Acz  nam  to  trndno  praydzie,  iscieC  powiem  tobie, 

Kciec  nam  sie.  y  ociec  nie  raz  w  ieb  zaskrobie  (S.  403)  ... 

Jnzci  prozno  medrowac',  iedno  co  przypadio  ... 

Jui  rychley  iedzmy  k  niemn,  powiedzmy-2  mn  wszytko  (S.  404). 

Bei  dem  zweiten  Besuch  in  Aegypten  ladet  Joseph  die  Brttder  mit 
Benjamin,  den  sie  ihm  vorführen,  zum  Gastmahl  ein: 

bei  Greff  V,  4 :  Ghet,  fährt  sie  nein  zu  tisch  yns  haus, 
bei  Rej  (S.411) :  Dzia  bedziecie  zemna.  iesc  tarn  w  pokoiu  moim, 
worauf  er  dem  Dispensator  (podczaszy)  den  bekannten  verfäng- 
lichen Auftrag  giebt;  Rüben  ist  dabei  guten  Muthes  : 
bei  Greff  V,  5: 
Vorwar,  das  ist  ein  frommer  man  ... 
Bhftt  lieber  Gott,  wie  förcht  wir  vns  ....  vmbsunst .... 
Nu  woll  wir,  hoff  ich,  wol  bestan  ... 
ungefähr  ebenso  spricht  Rüben  bei  Rej  (S.  412) : 


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432  W.  Nehrtng» 

Nie  tuszs  ia       bowiem  ta  uroda 
Na  wszystko  dobre  stworzona  od  Boga, 
Aby  on  mial  inak  mysüd,  nizli  möwi  z  nami  ... 
Juda  ahnt  etwas  Schlimmes  bei  Rej,  was  bei  Greff  nur  angedeutet 
ist.  —  Nachdem  der  Becher  in  dem  Sack  Benjamins  gefunden  wor- 
den ,  sucht  Juda  durch  eine  Vorstellung  des  Herganges  das  Herz 
Joseph1  s  zu  rühren,  worauf  dieser  bei  Greff  V,  5  nach  einer  kurzen 
Anrufung  Gottes  sagt,  er  könne  sich  nicht  länger  halten: 
Geht  yhr  hinnein  zusam  yhns  haus, 
Ihr  aber  bleibt  bey  mir  heraus. 
Ihr  seyt  mein  lieben  br&der  all  ... 
Diesen  Wink  scheint  Rej  (S.416)  benutzt  zu  haben:  er  lasst  Joseph 
zunächst  einen  Monolog  halten,  er  könne  sich  nicht  länger  bemei- 
stern,  dann  ruft  er  seine  Brüder  auf  sein  Zimmer  (Jozef  braciey 
woia  do  siebie  na  pokoy) ,  befragt  sie  über  das  Vergangene  und 
schliesslich  entdeckt  er  sich  ihnen.  Auch  die  Monologe  Joseph  s 
entsprechen  einander  bei  beiden  Dichtern  einigermassen :  Greff  V,  2 : 
Rej  S.  398:  Greff  V,  4:  Rej  S.  416.   Zuletzt  erinnert  die  Schluss- 
scene  bei  Rej  an  Greff,  denn  beide  Dichter  lassen  den  nach  Aegyp- 
ten ziehenden  Jacob  einen  der  Söhne  (bei  Rej  den  Juda)  Joseph 
entgegenschicken  und  beide  begegnen  sich  im  Freien. 

Man  kann  wohl  vermuthen,  dass  Rej  von  dem  Magdeburger 
Stück  eine  Kunde  hatte,  vielleicht  aus  zweiter  Hand. 

Wenn  diese  Vermuthung  richtig  ist,  so  wird  man  die  Unbe- 
fangenheit Rej's  darin  erkennen,  dass  er  ebenso  dem  Protestanten 
Greff,  wie  dem  Jesuiten  Crocus  folgte. 

Rej  hatte,  auch  wenn  man  eine  unmittelbare  Anlehnung  an 
Greff  nicht  zugestehen  wollte,  mehr  als  ein  Vorbild,  so  wie  mancher 
vor  und  nach  ihm  (Rueff,  Jordan,  Leschke) ,  nur  bei  einer  solchen 
Annahme  lassen  sich  einige  Widersprüche  in  Xywot  Jözeföw  er- 
klären. Sephira  erscheint  in  der  Liebesscene  mit  Joseph  ganz  an- 
ders, als  vorher  in  dem  Gespräch  mit  Achiza,  ein  solcher  unausge- 
glichener Gegensatz  ist  kaum  auf  einen  einseitigen  Einfluss  zurück- 
zuführen. Das  Gespräch  ^Blichen  der  Herrin  und  der  Dienerin  ist 
eine  ganz  gut  angelegte  psychologische  Skizze,  eine  Schilderung 
der  durch  Liebe  aufgeregten  und  halb  schuldbewussten ,  durch 
Stand,  Weiblichkeit,  Sitte  zurückgehaltenen  Frau,  die  ohne  die 
Vorführung  der  kecken  Kammerzofe  wohl  ebenso  natürlich  sich  be- 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s 


433 


herrscht  hätte,  wie  sie  noch  vor  kurzem  arglos  Uber  die  Liebe  ge- 
spottet hatte,  sie  sagt  ja  zu  Achiza :  Ale  day wa  temu  pokoy,  Bo 
miiosc  z  czasem  przepfynie,  A  z  czasem  tez  sama  zginie  (S.  314). 
Sie  ist  nicht  die  geile  Frau  der  biblischen  Ueberlieferung,  nicht  die 
Moecha  der  verwandten  Josephspiele,  welche  nach  einem  kurzen 
Monologe  Uber  die  Schönheit  Joseph's  und  das  Sichniehthelfen- 
können  gleich  zum  Attentat  auf  Joseph  übergeht,  selbst  die  mit 
mehr  Anstand  auftretende  Sopbora  (Gart)  Übertrifft  sie  an  Gefühl 
für  Schicklichkeit  und  Rücksicht  auf  die  eigene  und  Joseph's  Tugend, 
auch  in  ihrer  Sprache  zeigt  sie  gute  Manier,  und  das  einzige  an- 
stössige  Wort :  przekl?ty  cudzoziemiec,  welches  sie  von  Joseph  ge- 
braucht, klingt  nur  uns  nicht  lieblich,  —  kurz,  wir  können  ihr  den 
Vorzug  eines  wohlgebildeten  weiblichen  Herzens  zugestehen,  das 
durch  Liebe  sich  schuldbeladen  und  unglücklich  fühlt,  aber  einen 
ehrlichen  Kampf  mit  sich  kämpft.  Man  unterschätze  den  Werth 
dieses  Dialoges  nicht:  die  Entwickelung  der  Liebe  ist  bei  Rej 
langsam  und  stufenweise  von  dem  unbewussten  Erwachen  zum 
stillen,  aber  in  Zucht  gehaltenen  Begehren,  das  nur  der  Verwand- 
lung und  Unruhe  sich  bewusst  ist  und  diese  auch  nicht  zu  verbergen 
vermag;  ferner  zu  Klagen,  zu  zaghaften  Mittheilungen  an  die  Die- 
nerin, worauf  dann  allmählich  das  Schmelzen  und  Nachgeben  folgt: 
aber  noch  ist  sie  rein,  erst  das  schamlose  Vorgehen  der  abgefeimten 
Dienerin  führt  zur  Katastrophe,  diese  holt  Joseph  herbei  und  über- 
lässt  das  Weitere  der  Flamme  des  Herzens.  Aber,  so  wie  Sephira 
vor  Joseph  steht,  ist  sie  völlig  verändert:  ohne  Umschweife  macht 
sie  eine  Liebeserklärung,  zeigt  sich  den  gehabten  Rücksichten 
fremd  und  ist  der  biblischen  lüsternen  Frau  verzweifelt  ähnlich : 
ohne  Manier,  zudringlich,  stürmisch,  sogar  in  ihren  Ausdrücken 
ordinär.  Alles  ohne  Uebergang.  Jene  verführerischen  Reden  der 
Kammerzofe  fand  Rej  in  Crocus  nicht,  er  selbst  erfand  sie  kaum, 
er  hätte  sonBt  die  Begegnung  der  Sephira  mit  Joseph  anders  be- 
handelt, er  scheint  sie  in  irgend  einer  uns  unbekannten  Quelle  ge- 
funden zu  haben,  das  Hinüberspringen  von  dieser  zu  Crocus  be- 
wirkte den  widerspruchsvollen  Gegensatz. 

Ein  anderer  Widerspruch  liegt  darin,  dass  Sephira  bei  Rej 
einen  einmaligen  Angriff  auf  Joseph  macht,  während  die  Worte  des 
Argumentum:  Pani  go  dziwnie  zwodzüa  ....  Nie  go  ta  rzeez  nie 
ruszyla,  Zawzdy  enota  spelna  byla,  und  die  Worte  der  Sephira  zu 


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434 


•  W.  Nehring, 


Achiza:  Alem  tamtey  (cnoty)  iui  doznala,  weist  auf  eine  andere 
Anlage  des  Drama,  welche  Rej  bekannt  sein  mochte  und  welche 
er  nicht  vergessen  hatte;  Potiphar  spricht  anch  einmal  (S.356)  von 
diesem  anderen  Standpunkte:  Za  ty  twoie  wszetecznosci ,  kture 
z  dawna  stroisz  ... 

Ferner  zeigt  auch  Joseph  nach  der  Abweisung  der  Sephira 
zwei  verschiedene  Gesichter :  er  hat  sich  vorgenommen,  bei  dem 
Verhör  seine  Unschuld  zu  vertheidigen ,  verhält  sich  aber  in  dem 
entscheidenden  Augenblick  zurückhaltend  (S.  345,  365,  367),  wie 
bei  Crocus;  auch  hier  möchte  man  neben  Crocus  einen  anderen 
Berather  vermuthen.  —  Man  könnte  auch  in  der  Rede  der  Sephira, 
in  welcher  sie  in  frivoler  Weise  über  Gottes  Sorglosigkeit  spricht, 
den  dunklen  Nachklang  einer  vielleicht  in  einem  Hekastusspiel  ge- 
lesenen und  von  Rej  nicht  recht  verstandenen  Rede  vermuthen. 

Eine  Quelle  hat  Rej  nicht  benutzt :  Istorya  o  Swyetym  Jozefye 
Patryarffe  ftarego  zakonu  etc.  Krakau  1530.  Im  Einzelnen  ist 
diese  fast  wörtlich  an  die  Bibel  sich  anschliessende  Geschichte  von 
der  Darstellung  Rej 's  verschieden;  der  Name  der  Landschaft  Gössen 
wird  hier  in  umständlicher  Weise  so  oft  und  stets  in  der  Form  Jesen 
genannt,  dass  eine  Verdrehung  in  Rameses  unmöglich  war ;  über- 
dies hätte  Rej  wohl  die  Verlobung  und  Heirath  des  »reinen  weiber- 
scheuen Joseph«  mit  der  »keuschen  männerscheuen«  Aseneth ,  die 
hier  in  die  biblisch  gehaltene  Erzählung  im  Anschluss  an  die  we- 
nigen Worte  der  Bibel  eingeschoben  ist,  in  sein  »Leben  Joseph'«« 
eingeflochten ,  wie  das  andere  gethan  haben  (Macropedius) ,  sie 
passte  ja  so  gut  in  dieses  Bild  hinein. 

IV.  Was  den  Werth  des  Zywot  Jözeföw  anbetrifft,  so  wird  man 
ihm  jedes  Lob  versagen  müssen,  wenn  man  ihn  als  dramatisches 
Stück  beurtheilt.  Zur  Aufführung  war  es  kaum  geeignet  und  ge- 
wiss nicht  bestimmt:  es  fehlt  der  Herold,  der  Verfasser  wendet 
sich  im  Argumentum  an  die  Leser,  nicht  an  die  Zuhörer,  es  heisst 
an  zwei  Stellen:  kto  chce  przeczy^c*  (wer  durchlesen  will),  wszak 
nie  wadzi,  und:  Przeczcü  (»Przecisz«),  nie  masz-li  co  czynte,  ebenso 
im  Nachwort:  ku'temu  co  czedt  (»szedh)  mala  przemowa,  und 
gleich  weiter:  Juzes  przeczedl  (»przeszedfr),  co  cie  pierwey  dziaio; 
nirgends  findet  sich  eine  Andeutung  dafür,  dass  Rej  einen  Zu- 
schauerkreis im  Auge  hatte.  Ebenso  bezeichnend  ist  auch  das 
Fehlen  der  scenischen  Anweisungen,  weder  bei  dem  Verzeichnias 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  8. 


435 


der  handelnden  Personen,  noch  anch  im  Stücke  selbst  sind  Instru- 
ctionen darüber  zn  finden,  wie  die  Personen  sich  verhalten,  geberden 
sollen,  nm  anderes  ganz  zu  geschweigen ;  die  bei  den  Kamen  der 
sprechenden  Personen  fast  jedes  Mal  hinzugefügten  Bemerkungen, 
welche  den  Inhalt  nnd  die  Stimmung  der  zu  sprechenden  Worte 
angeben  (z.B.  Jözef  acz ze  strachem  przekiada swa,  krzywde.  S.  359), 
machen  den  Eindruck,  als  ob  sie  einem  skizzirten  Plan  zu  einem 
Josephspiel  entlehnt  wären.  Und  in  der  That,  wie  sollte  man  sich 
das  Stück  auf  der  Scene  vorstellen  ?  Gleich  die  Handlung  I  mttsste  in 


s 

eine  auf  dem  Felde ;  in  der  kurzen  Schlusspartie  der  langen  Hand- 
lung IIP  mttsste  die  Scene  drei  Mal  sich  ändern,  in  der  Handlung  V 
vier  Mal  rasch  hinter  einander.  Und  wie  mit  der  Einheit  des  Ortes, 
so  wird  auch  mit  der  Zeit  umgesprungen :  kaum  hat  in  Handl.  V 
Joseph  dem  Gulofer  den  Auftrag  zum  Ankauf  von  Getreide  gegeben, 
so  meldet  dieser  in  derselben  Scene,  nach  einem  kurzen  Gespräch 
Joseph  s  mit  dem  Mundschenk,  dass  die  Speicher  schon  vollgefüllt 
sind.  Wie  Raum  und  Zeit  verschwinden,  ist  z.  B.  aus  Handl.  VI  zu 
sehen,  wo  Judas  und  Rüben  von  Jacob  Abschied  nehmen  und  un- 
mittelbar darauf  die  '  Stadt  Aegvptent  erblicken  u.  s.  w.  Das  Un- 
gewöhnliche in  der  Handl.  XI,  Begegnung  Joseph' s  mit  Jacob,  was 
freilich  auch  schon  Greif  sich  erlaubt  hat,  ist  schon  erwähnt  worden. 

Wenn  nun  Andreas  Trzycieski,  ein  Freund  Rej's,  in  der  Bio- 
graphie desselben  (in  ZwierciadJo)  trotzdem  erzählt,  dass  Joseph 
aufgeführt  wurde  (anders  können  die  Worte:  »ktorego  Jözefa  ludzie 
chetaie  widzieli«  nicht  verstanden  werden) ,  so  ist  mit  diesen  Worten 
vielleicht  ein  Versuch  der  Freunde  Rej's  bezeugt,  das  Stück,  viel- 
leicht Handl.  III* — Vinci.,  in  einer  Schule,  nach  dem  Vorgange 
vieler  protestantischer  Schulen  in  Deutschland,  von  Schulern,  viel- 
leicht mit  Aenderungen,  spielen  zu  lassen ;  wiederholt  wurde  die 
Aufführung  nicht,  sonst  würden  wir,  meine  ich,  in  Trzycieski's 
Mittheilung  den  Ausdruck :  cheüiie  widali  erwarten.  Die  didak- 
tische, auf  fromme  und  reine  Gesinnung  hinlenkende  Tendenz  des 
Stückes  wird  mit  Wärme  und  Behagen  überall  hervorgehoben, 
ebenso  wie  bei  Crocus,  Macropedius,  Diether  u.  and.  Rej  verspot- 
tete in  Zwierzyniec  in  zwei  zotigen,  an  den  bekannten  Bubenstreich 
Eulenspiegel's  erinnernden  Anekdoten  die  Passions-  und  Oster- 
spiele, es  ist  möglich,  dass  er  ein  Muster  eines  dramatischen  Stuckes 


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436 


W.  Nehring, 


nach  zeitgemässem  Geschmack  schreiben  wollte,  wie  denn  Rej's 
schriftstellerische  Thätigkeit  von  reformatorischem  Geist  getragen 
wnrde.  Sein  äywot  Jözeföw  ist  ein  zur  Moralität  hinneigendes  zeit- 
gemässes  geistl.  Spiel 1 ) ,  welches  sich  von  den  gleichartigen  latein. 
und  deutschen  Spielen  eig.  durch  nichts  unterscheidet  (denn  die  Ein- 
teilung in  »Handlungen  kam  auch  bei  anderen  vor),  es  theilt  mit  sehr 
vielen  von  ihnen  die  Schwäche,  dass  es  im  Grunde  viel  mehr  eine 
Verbindung  von- populär  stilisirten  Gesprächen  darbietet,  als  drama- 
tische Handlung;  den  überlieferten  trockenen  Schematismus  in  der 
Behandlung  des  Stoffes  hat  Rej  durch  die  ihm  eigene  Umständlich- 
keit nur  noch  mehr  verflacht.  Dramatisch  sind  nur  die  Partien,  in 
denen  Sephira  auftritt,  die  Personen  zeigen  dann  mehr  individuelles 
Leben,  sprechen  ihrem  Charakter  und  der  Situation  gemäss,  selbst 
Sephira  tritt  in  der  VerfUhrungsscene,  wo  sie  doch  mehr  Copie  ist, 
mit  einer  ungekünstelten  Leidenschaftlichkeit  auf,  dass  man  sich 
an  ihre  frühere  Aeusserung  erinnert,  sie  sei  vom  Dämon  besessen 
(Jedno  mie.  tak  czart  prawie  zwiödl  S.  311 ;  vgl.  Bo  widzisz  k  cze- 
muz  iuz  przyszlo,  2ec  mnie  barzo  z  kunsztu  wyszto  336).  Selbst 
der  »klobige«  Joseph,  wie  ihn  Achiza  nennt,  zeigt  sich  hier  weniger 
scheni atiseh  als  sonst :  er  brummt  die  Achiza  an,  als  sie  ihn  holt, 
angeblich  der  Wäsche  und  Garderobe  wegen,  ist  anfänglich  durch 
die  Reden  der  Herrin  verblüfft,  appellirt  dann  an  das  Schamgefühl, 
er  wolle  nicht  wie  ein  Hund  seinen  Blick  vor  der  Sonne  verbergen, 
dann  erst  rückt  er  mit  dem  schweren  Gewicht  der  langen  Tugend- 
argumente heraus  und  bleibt  fortan  undramatisch,  sowohl  in  seinen 
Monologen,  als  auch  in  seiner  Vertheidigung.  Recht  lebendig  ge- 
berdet sich  Achiza,  auch  Mago  (der  »Hausknecht«)  spricht  ganz 
nach  Dienerart,  er  hätte  bloss  gesehen,  wie  die  Herrin  und  Achiza 
weinten,  Joseph  halb  caput  gewesen ,  alle  nur  für  sich  gejammert 
hätten.  —  Die  Darstellung  ist  überhaupt  populär  gehalten,  es  fehlt 
ihr  auch  in  den  ersten  Partien  der  würdevolle  Ton,  abgesehen  von 
den  Gebeten.  Der  volksthüm liehe  und  derbe  Ton  —  iywot  Jözeföw 
ist  eine  förmliche  Fundgrube  von  volkstümlichen  Ausdrücken  und 
Sprüchen,  die  freilich  nicht  immer  am  rechten  Platze  sind  —  ist 

l)  Die  Bezeichnung  des  Zywot  Jözeföw  als  »eigentlich  eine  Trilogie», 
Biblioteka  Warszawska  1868,  II  S.  42,  ist  mir  unverständlich,  es  ist  auch 
kein  Drama ,  wie  es  ebendaselbst  bezeichnet  wird ,  eher  »ein  dramatisches 
Poem«,  was  uns  aber  keine  Vorstellung  von  iywot  Jözeföw  giebt 


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Die  dramÄtislrte  Geschichte  Joteph  s. 


437 


aber,  der  einfachen  und  kunstlosen  Anlage  entsprechend,  tiber- 
wiegend trocken  und  farblos.  Von  Volkswitz  merkt  man  nicht  viel: 
einfältig  ist  der  Zuruf  der  Brüder,  Joseph  würde  in  dem  Brunnen 
seine  Träume  besser  deuten  können,  besser  ist  der  Einfall  des  Juda, 
Joseph  würde  in  der  Fremde  Träume  nach  Herzenslust  deuten  kön- 
nen, denn  das  klingt  wie  eine  unbeabsichtigte  Prophezeiung. 

Die  allgemeinen  Sentenzen,  mit  denen  iywot  überladen  ist, 
sind  wohl  aus  lateinischen  Büchern  geschöpft ,  die  in  Krakau  er- 
schienen sind,  so  z.  B.Flores  aus  Seneca,  Seneca:  Formulae  honestae 
vitae  1541  u.  and.  Manches  ist  wohl,  wie  schon  oben  bemerkt, 
Rej's  eigenstes  Gut,  so  z.  B.  Aez  wiara  iest  niewiescie  barzo  cieikie 
brzemie  (S.  365) ,  der  Hinweis  auf  die  Notwendigkeit  einer  strengen 
Jugenderziehung  (S.  366)  u.  anderes.  Einiges  ist  beachtenswerth, 
zunächst  ein  juristischer  Gesichtspunkt :  Potiphar  will  nicht  »gegen 
das  Gesetz«  wegen  des  bloss  versuchten  Verbrechens  richten  (S.  363) ; 
dann  ist  bezeichnend,  dass  Sephira  so  gut  Bescheid  weiss  mit  dem 
göttlichen  Regiment  und  den  Weisungen  der  Philosophie  (lepiey 
Nacz  inszego  rozum  chowaö,  Bo  ci  co  sie.  nim  sprawui*,  Tez  nam 
tego  zakazuift  u.  s.  w.  S.  328,  329) .  Wenn  Bej  die  letzte  Stelle 
nicht  schon  in  einer  Vorlage  fand  und  sie  vielleicht  missverständ- 
lich reproducirte,  so  läset  uns  das  einen  Blick  thun  in  die  Ansichten 
Rej's  von  —  der  Bücherweisheit,  die  ihn  auch  sonst  nicht  sonder- 
lich anspricht :  vgl.  in  dem  Monolog  Joseph' s  (S.  390) :  zda  sie. 
chytry ,  (a)  on  biazen . . .  Patrzy  przed  sie.  w  mantyk?,  ludzkie  sprawy 
widzi,  A  swych  wtyle  zabaczyl ,  ü  z  nich  kaidy  szydzi.  Bezeich- 
nend für  den  Dichter  ist  auch  die  Stelle,  in  weleher  Juda  Jacob  be- 
zeichnet als  einen  jeden  Amtes  ledigen,  freien  Mann  (S.  395) :  Nie 
byl  zadnym  urzednikiem,  byt  wolnym  cziowiekiem  ....  Nie  chcial 
gi$  ten  iscie  nigdy  w  swieckich  sprawach  paraö  etc.,  es  hat  fast 
den  Anschein,  als  hätte  Rej  sich  selbst  im  Auge  gehabt,  Trzycieski 
erzählt  nämlich  von  ihm :  A  urzedem  zadnym  ziemskim  nigdy  sie.  nie 
chcial  paraö,  powiadai  ze  w  zatrudnionym  zywocie  dwa  co  naszla- 
-chetnieysze  kleynoty  ocia£one  byö  muszq,  wolnosc  a  sumienie  etc. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  Rej  der  erste  polnische  Dichter  ist, 
so  wird  man  seiner  poetischen  Form  in  einem  seiner  ältesten  Ge- 
dichte, iywot  J6zeföw,  eine  gewisse  Anerkennung  nicht  versagen 
können :  er  lässt  eine  wohlthuende  Mannigfaltigkeit  des  Versmasses 
(im  weitesten  Sinne  des  Wortes)  mit  einer  gewissen  Absicht  walten : 


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438 


ff.  n Bnriug , 


die  Verse  Sind  8-,  13-/14-  und  16-silbig;  es  ist  wohl  nicht  Zufall, 
dass  die  Frauen  (Rachel,  Sephira,  Achiza)  in  8-silbigen  Versen  mit 
trochäischem  Tonfall  sprechen ;  was  die  längeren  Verse  betrifft,  so 
fällt  die  Cäsur  in  dem  13-silbigen  Vers  nach  der  siebenten,  in  dem 
14-  und  16-silbigen  regelrecht  nach  der  achten  Silbe,  so  dass  die 
zweite  Hälfte  des  Verses  6  oder  wiederum  8  Silben  zählt,  üeber 
die  Verwendung  dieser  Formen  läset  sich  nur  so  viel  sagen,  dass  in 
den  erzählenden  Beden  die  13-silbige  Zeile  vorherrscht,  sie  kommt 
yor  in  den  Beden  des  Jacob,  Buben,  Juda,  der  Kaufleute  u.  sonst 
noch ;  Mago  spricht  in  15-silbigen  Versen,  Potiphar  gewöhnlich  in 

13-  silbigen,  doch  in  dem  Verhör  vier  Mal  in  14-silbigen;  was  Jo- 
seph anbetrifft,  so  spricht  er  zu  Sephira  anfänglich  in  13-silbigen, 
dann  in  14-silbigen  Versen,  in  dem  Monolog  I  flieset  seine  Bede  in 

14-  silbigen,  in  Monol.  II  in  13-silb.  Zeilen  dahin,  dann  schwankt 
sein  Bedefluss  zwischen  13-  und  14-silbigen  Versen,  ohne  dass  man 
überhaupt  sagen  könnte,  was  stellenweise  so  scheint,  dass  die 
ruhigere  Bede  in  13-  und  die  bewegtere  in  14-silbigen  Versen  da- 
hinfliesse.  Möglich  ist,  dass  Bej  in  dem  Wechsel  der  Versart  sich 
an  den  modernen  lateinischen  Dichtern ,  vielleicht  an  Crocus ,  ein 
Beispiel  nahm,  bei  dem  die  Gleichmässigkeit  des  Versmasses  ziem- 
lich oft  unterbrochen  wird.  Bei  Bej  sind  im  Fluss  der  Bede  ziemlich 
häufig  Unregelmässigkeiten  zu  bemerken,  man  lese  z.  B.  den  Mo- 
nolog Joseph'sS.  4 16,  der  7  Verse  zu  13  und  ebenso  viele  zu  14  Silben 
in  bunter  Beihe  darbietet ;  im  Uebrigen  würde  es  zu  langer,  ermü- 
dender Aufzählung  führen,  die  einzelnen  Verstösse  gegen  die  Gleich- 
artigkeit der  Verse  anzuführen.  S.  333  sind  Verse  10  und  8  v.  unt. 
12- silbige  unter  14-silbigen,  ohne  dass  eine  Ergänzung  noth wendig, 
während  V.  12  v.  u.  15-silbig  ist,  wo  man  aber  die  Oonjunction  i 
mit  dem  schliessenden  i  des  vorhergehenden  Wortes  zu  einer  Silbe 
zusammenziehen  kann:  To  obraia  Boga,  ludzi  i  wszytki  stany 
zgola  (nicht  zbola). 

Freier  noch,  als  die  Versbildung  in  Bezug  auf  Silbenzahl,  ist 
die  rhythmische  Behandlung  der  Verse;  die  polnischen  Dichter 
zeichneten  sich  überhaupt  nicht  durch  theoretische  Regelmässigkeit 
in  dieser  Hinsicht  aus.  Bej  folgte  in  der  Factur  der  Verse  mehr 
einem  natürlichen  poetischen  Triebe  und  es  kann  bei  ihm  weniger 
von  einer  zu  Grunde  liegenden  Theorie  die  Bede  sein,  als  bei 
Kochanowski,  Klonowicz  und  Szymonowicz.  So  ist  in  äywot  J6- 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


439 


zeföw  im  allgemeinen  nnr  zn  bemerken,  dass  die  längeren  Verse  in 
zwei  Halbzeilen  (dieser  Ausdruck  sei  in  Ermangelung  eines  besseren 
gestattet)  zerfallen,  indem  die  regelmässig  an  derselben  Stelle 
wiederkehrende  Cäsur  einen  Einschnitt,  mitunter  nur  einen  ausser- 
liehen,  bildet,  wobei  zu  bemerken,  dass  die  Cäsur  auf  eine  Senkung 
folgt;  Ausnahmen,  wie  S.  381 :  Ktore  zawzdy  iako  kröl  |  mozesz 
miec  w  swey  moey,  oder  S.  336 :  Marnie  straci  na  wieczny  czas  etc . 
sind  sehr  selten.  In  den  Achtsilbern  herrscht  zwar  der  trochäische 
Tonfall  vor,  mit  vier  Hebungen,  aber  diese  Regelmässigkeit,  die 
man  zu  beobachten  meint,  wird  oft  gestört  dadurch ,  dass  der  Ton 
sich  auf  die  letzte  Silbe  verschiebt,  z.  B.  S.  317 :  nie  wie  nie ;  S.  335 : 
Jedno  tu  sama  iako  pien  Czasem  siedze,  caty  dzien ;  S.  312 :  bedzie 
skakai  iako  Iis,  oder  dass  der  Ton  auf  eine  bedeutungslose  Silbe 
fallen,  dreisilbige  Wörter  zwei  Accente  haben  müssten,  die  mit  dem 
natürlichen  Wortaccente  nicht  zusammenfallen.  Es  wäre  vergeblich 
eine  Theorie  zu  suchen,  wo  keine  in  bewusster  Absicht  lag. 

Der  Reim  ist  mit  eben  derselben  Freiheit  behandelt.  Stumpfer 
Reim  ist  seltener,  als  der  klingende,  iedoch  kommen  auch  Reim 3 
vor,  wie:  trwal  :  miai  278;  rzec  :  strzec  282;  w  czas  :  nas  289; 
krzyw  :  iyw  310:  zart :  czart  313;  plec  :  miec  321 ;  cheesz :  wesz 
329  ;  rad  :  skiad  329  ;  do*  :  wöl  331 ;  pien  :  dzien  335;  trway  : 
wday  340;  wstydz  :  idz  u.  s.  w.  Häufig  sind  unreine  Reime  in 
vocali  scher  Beziehung:  mili :  byli  295 ;  frasowac  :  uzywac  306 ; 
wiodl :  zbadl  (d.  h.  zbadl)  31 1 :  zburzyl  :  stworzyl  340 ;  pomiesza  : 
insza  345 ;  uniesie  :  czasie,  vielleicht  für  czesie,  384  ;  wiele  :  do- 
wiedzieli  392;  mamy  :  wiemy  402;  czynic  :  zmienic  408;  häufiger 
kommt  die  consonantische  Unreinheit  vor:  Egipcie  :  obficie  277; 
uroda  :  od  Boga  282 ;  odstaö  :  dziekowad  293 ;  pobrac  :  szafowac* 
293;  szacowac  :  oddac  308;  strzezesz  :  zrzeezesz  310;  cudzozie- 
miec :  miodzieniec  313;  potyka :  pyta  325 ;  darmo :  sarno  325 ;  lekoe  : 
depee  330 ;  serce  :  nie  chee  335;  w  geb$  :  zagede.  343 ;  ktopota  : 
chlopa  344 ;  wyrwala :  zdarla  345 ;  rozmysry :  przysziy  367 ;  wyszlo 
(iwysztyt)  :  pyszno  377 ;  przemogry  :  wbodry  382 :  dufac  :  prze- 
shichaö  382;  mogJo  :  bodlo  388;  godne  :  osobne  396;  przygoda  : 
boga  397 ;  owee  :  kto  chee  397 ;  warn  :  pan  403 ;  wezwal  :  nalewal 
412;  winien  :  pilen  414:  zostac  :  dokonac  415;  frasowac  :  zawo- 
iac  416;  podobna  :  godna  418:  oddac  :  zakazowac  419;  czynic  : 
mylic  421 ;  pyszno  :  wyszlo  423.  Noch  zahlreicher  sind  die  über 


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440 


W.  Nehrin«, 


alles  Mass  des  Erlaubten  gehenden  Fälle  der  vocalischen  und  con- 
sonantisehen  Unreinheit  zugleich,  in  denen  nnr  bei  Annahme 
stumpfer  Reime  der  Schein  noch  gerettet  ist,  stellenweise  auch 
noch  ein  trttber,  wegen  des  unreinen  Vocals :  braciey  :  cudzey  277 ; 
widziai  :  stawial  283;  znamie  :  powstanie  283;  wiemy  :  syny  283; 
zakryc  :  patrzec  288;  nedznicy  :  wszytcy  290;  podziai :  pozal  291 ; 
wiernemu  :  pokoleniu  300;  wiozysz  :  plodzisz  305;  widamy  :  z  pa- 
niami  306;  waiyö  :  möwic  317;  dziwy  :  wstydliwi  317;  rosciac 
(«rozpiaö«) :  wyiaö  324  ;  patrzy  ;  zlotrzy  327 ;  —  dann  noch  S.  343, 
345  2  Mal),  348,  351,  353,  354,  367,  375,  384,  385,  392,  394 
(2  Mal),  400  (2  Mal),  403,  411  (4  Mal),  412,  414  (2Mal),  415,  416, 
417,  419  (2  Mal),  420,  422,  425,  428,  429.  Zu  den  Unregelmässig- 
keiten sind  auch  die  Fälle  zu  zählen,  in  denen  zwei  Wörter  einen 
klingenden  Reim  bilden,  härter  für  das  Ohr  sind  die  Fälle,  wo  ein 
klingender  Reim  zum  Schaden  der  Reinheit  entsteht :  maiych  :  na 
nich  277 ;  pomnieö  :  ma  miec  292 ;  cudzoziemiec  :  nie  miec  325 ; 
nie  ci  mi :  pomseimy  342 ;  przyprawiö  :  za  nie  364 ;  owee :  kto  chee 
397.  Dieser  Schein,  dass  dem  Dichter  freistehe,  stumpfe  Reime 
nach  Belieben  zu  bilden,  ist  auch  die  einzige  Entschuldigung  für 
solche  Reime,  wie  przyitf  :  wzia*  277;  rfosc  :  poczeiwosö  278; 
czlowiek  :  wiek  289;  masz  :  udziaiasz  303  u.  and.,  deren  ich  im 
ganzen  45  Fälle  notirt  habe,  auch  solche  mitgerechnet,  in  denen 
auch  vocalische  Unreinheit  mit  in  das  Spiel  kommt :  miec :  pomscic 
278;  rzec  :  umrzec  294;  mysliö  :  skryc  302;  byö  :  rzadzic  304; 
stawiö  :  nie  317;  byi  :  zniewolü  337;  möwic  :  nie  343;  powie- 
dzieö  :  byö  351 ;  byö  :  möwiö  352;  byö  :  kusiö  364 ;  przyczynia  : 
ma  369;  byt :  wypuscii  379;  byi  :  przekazil  418;  auch  mit  con- 
sonantischer  Unreinheit:  zakon  :  srom  331.  —  Die  etwas  umständ- 
liche Aufzählung  der  einzelnen  Fälle  wird,  wenigstens  für  Zywot 
Rej's,  gezeigt  haben,  dass  man  bei  Rej  nicht  ohne  weiteres  Schlüsse 
ziehen  könne  auf  lautliche  Beschaffenheit  der  Wörter ,  man  wird 
vielmehr  dieses  freie  poetische  Verfahren  dem  Dichter  als  seine 
Eigentümlichkeit  nachsehen,  ebenso  wie  die  reichen  und  gramma- 
tischen Reime,  z.  B.  odprawil :  wyprawü  317;  nad  nimi :  z  nimi 
318;  zaymuie  :  odeymuie  319;  powiesci :  bez  wiesöi  321 ;  mimo 
si?  :  o  sie.  321;  pusci :  dopu&ri  326;  swemu  :  swemu  327  j  przy- 
szio  :  wyszto  336 ;  nadyma  :  ma  353. 

V.  Es  ist  bekannt,  dass  Rej  auf  seine  Zeitgenossen  einen 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


441 


grossen  Einfluss  ausübte;  dieser  Einflnss  lag  in  der  Anregung, 
die  er  als  gedankenreicher  Dichter  nnd  Schriftsteller  gab.  Unter 
denjenigen ,  welche  die  polnische  Literatur  schufen,  war  Rej  der 
vornehmste  Bahnbrecher :  fruchtbar,  wenn  auch  nicht  schöpferisch, 
hatte  er  den  Muth,  das,  was  er  gestern  gesehen,  empfunden,  ge- 
lesen hatte,  über  Nacht  zu  gestalten,  und  er  hatte  den  Muth,  die 
Sprache  zu  gebrauchen,  wie  sie  in  aller  Munde  war.  —  Dass  auch 
J.  Kochanowski  durch  die  poetische  Thätigkeit  Rej's  angeregt  und 
beeinflusst  wurde ,  ist  ebenfalls  bekannt,  dabei  bewahrten  beide 
Dichter,  in  weitem  Abstände  von  einander,  ihre  Eigenart.  Wir  sind 
berechtigt  zu  vermuthen,  dass  die  Zeitgenossen  zwischen  ihnen 
Vergleiche  anstellten,  wem  von  ihnen  der  Vorzug  gebühre,  wer  von 
ihnen  »der  erste«  sei,  nicht  bloss  der  Zeit,  sondern  auch  dem  Range 
nach.  Trzycieski  nennt  Rej  noch  1567,  bei  der  Empfehlung  von 
Zwierciadto  den  ersten : 

Rey  bowiem,  iako  möwia,,  ty  sam  w  Polsce  wodzisz, 
W  naszym  polskim  iezyku  ty  sam  przodkiem  chodzisz ; 
Kochanowski  selbst  nannte  sich  in  der  Widmung  des  Psalters  an 
Myszkowski  1577  als  den  ersten  polnischen  Dichter,  so  nannten  ihn 
auch  nach  seinem  Tode  in  Klagegedichten  Klonowicz  und  andere, 
und  Herburt  erzählte,  freilich  von  Hörensagen,  in  der  Empfehlung 
des  Herkules  Stowienski  von  Miaskowski  1611,  Rej  habe,  schon 
vor  1557,  in  feierlicher  Weise  Kochanowski  den  Vorrang  abge- 
treten i).  Thatsache  ist,  dass  Rej  im  J.  1562  in  Zwierzyniec  Joh. 
Kochanowski  als  Dichter  Anerkennung  zollte : 

Patrzayze  sie,  co  umie  poczciwe  cwiczenie, 
Gdy  szlaohetne  przypadnie  k  niemu  przyrodzenie, 
Co  rozeznasz  z  przypadköw  postQpköw  iego, 
Tego  Kochanowskiego,  szlachcica  Polskiego, 


1  j  Diese  Erzählung  Herburt's,  welohe  aus  einer  Handschrift  zuerst  Lelewel 
in  Ksiag  bibl.  dwoje  I,  1822,  S.  141  mitgetheilt  hat,  ist  schon  in  dieser  Zeit- 
schrift von  Brückner  (VIII,  495)  mit  Recht  fttr  eine  Legende  erklärt  worden. 
Man  beachte:  Herburt  hat  die  gemachte  Mittheilung  nicht  aus  Zamojski's 
Munde  selbst  gehört,  dieser  klassische  Zeuge  soll  darnach  als  etwa  15-  oder 
16-jähriger  Jtlngling  einer  Versammlung  des  Sendomirer  Adels  beigewohnt 
haben,  während  er  studienhalber,  im  Auslande  weilte.  Den  ersten  Anlass  tu 
jener  Erzählung  mag  vielleicht  das  oben  angeführte  lobende  Carmen  Rej's  auf 
Kochanowski  gegeben  haben. 

ArckiT  ftr  ilaviache  Philologie.  IX.  29 


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W.  Nehring, 


Jako  go  przyrodzenie  8  cwiczeniem  sprawuie. 

Co  iego  iciele  pisma  iasnie  ukazuie. 

MogJci  Tybullus  piörkiem  przepierkowac, 

Lecz  nie  wiem,  umiaici  tak  cnoty  zafarbowac . 
Kochanowski  nennt  ungefähr  in  derselben  Zeit,  ca.  1563,  Rej  als 
eines  seiner  Vorbilder :  in  einer  der  lateinischen  Elegien  an  Mysz- 
kowski  IU,  13  sagt  er,  seine  Muse  werde  die  Ufer  des  Anio  ver- 
lassen undSannatien  mit  vaterlandischem  Gesänge  feiern,  sie  wolle 
Laski  besingen : 

Nec  primns  rnpes  illas  peto,  Beins  eandem 

Institit  ante  viam  ... 

Concinit  acceptos  snperis  Trioesins  hymnos 
Lande  sua  neqne  Gornicinm  fraudavero,  namqne  nie 
Orphea  fingit  etc.  ... 
Wenn  das  mehr  als  hohle  Höflichkeit  sein  soll,  so  müssen  sich  in 
den  früheren  Schriften  Kochanowski's  Anklänge  finden  an  Rej's 
£ywot  Jözeföw  1545  und  Wizerunek  1558.  Die  Anklänge  sind  anch 
ohne  Mühe  herauszuhören.  Wer  sich  die  Mühe  geben  würde,  Wize- 
runek auf  die  zu  Grunde  liegende  Weltanschauung  und  Lebens- 
philosophie hin  zu  prüfen,  würde  aus  dem  Wust  der  moralisirenden 
Beden  und  Betrachtungen  dieselben  Grundsätze  zu  Tage  fördern, 
die  Kochanowski  wiederholt  pries  und  in  ihrer  schlichten  Reinheit 
vielleicht  am  erschöpfendsten  ausdrückte  in  dem  Carmen :  Chcemy 
sobie  byc  radzi!  Bozkal  Panie  czeladzi  etc.  Kein  Wunder,  da  beide 
Dichter  auf  Seneca,  Cicero  und  Horaz  schwuren,  die  auch  Bej  als 
seine  Meister  nennt  oder  ohne  Kennung  benutzt.  Horaz  citirt  er  in 
Wizerunek  mehrere  Male  in  bezeichnender  Weise,  z.  B.  V,  631 : 
Nadobnie  Horacius  rozkosz  swiata  tego  Wypisai,  a  napirwey  zaezql 
i;j  od  tego,  Gdy  kto  rownego  dobra  szczesciem  przypaeßego  Vzywa 
8  poczciwoscüt  wedle  stanu  swego.  Nicht  darin  aber  liegt  die  Ab- 
hängigkeit Kochanowskis  von  Bej,  sondern  dass  er  ihm  so  manchen 
Ausdruck ,  manches  Bild  entlehnt  hat.  —  In  gleicher  Weise  hat 
Kochanowski  schon  Äywot  Jözeföw  aufmerksam  gelesen,  man  wird 
zu  den  nachstehend  excerpirten  Stellen  ohne  Mühe  das  Echo  in 
Kochanowski  finden :  auch  Kochanowski  sind  geläufig  Ausdrücke, 
wie:  czlowiek  mdlego  przyrodzenia,  Dziwne  Boskie  sprawy,  w 
szczesciu  (w  fortunie)  plywac\  wie  sich  Rej  iywot  387  ausdrückt : 
. . .  w  szczesciu  i  w  nieszcze>ciu  iakozkolwiek  piywasz  etc.,  u.  vielen 


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Die  dramatisirte  Geschichte  Joseph  s. 


443 


ähnl . :  häufiger  noch  kommen  glücklich  ausgedrückte  Sentenzen  auch 
hei  Kochanowski  wieder/  wie  z.  B.  gdzie  w  zywocie  rozkosz  przy- 
padnie,  tarn  pefaio  klopotu  S.  336;  Ale  my  w  roz koszach  tak  sobie 
mnimamy,  Ii  iui  6wiat  zaknpiony  tak  to  wiecznie  mamy  369 ;  Pan 
Bög,  ktory  dac  moze,  tez  mn  wolno  p  ob  rar.  Dziwnie  on  swemi 
skarby  tu  raczy  szafowac  293 ;  Bo  mlodoec  bez  rozumu ,  kto  iq  na 
sröt  pusci,  Kaidey  rzeczy  swawolney  cztowieka  dopnsci  326 ;  ...  to 
iest  nawietsze  lekarstwo  w  iaiosci  Postanowic*  swoy  umys*  w  bez- 
pieczney  staiosci  293 ;  selbst  dieselben  bildlichen  Phrasen  und 
dieselben  Reime  bei  Sentenzen  kehren  bei  Kochanowski  wieder: 
wer  wird  nicht  in  den  folgenden  Stellen  das  Vorbild  für  Kochanow- 
ski erkennen? 

416.  A  iako  sie.  dziwnie  Pan  Bog  tu  z  naszych  spraw  smiexe! 

vgl.  287  und  292. 
304.  Tak  nas  wszystkioh  ten  swiat  zbiazmi,  iz  w  sobie  nie  nie 

znamy  .... 

307.  Zaz  ieden  okoto  nas  Modi  vgl.  434. 
345.  Kto  nad  insze  ubiory  enotq  Mf  odziete. 
369.  Ano  sadny  nie  wzwie  ani  tego  zgadnie, 

Qdy  przygoda  z  nieszczefoiem  na  kogo  przypadme. 
374.  Bo  ktöz  to  wiasnie  moze  zrozumiec  na  htaecie, 

Co  sie  wiec  dziwnie  komn  przez  sen  we  Ibie  plecie. 

W.  Nehring. 


29« 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung. 


Einleitung. 

Die  Herausgabe  eines  nach  Sprache  und  Innalt  beachten swerthen 
Textes  der  Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung  verdanken 
wir  der  freundlichen  Zusendung  des  Herrn  Pfarreverwesers  Frans  Mi- 
kulicz (aus  Sveti  Jakov  bei  Kraljevica,  im  kroatischen  Küstenland) .  Er 
fand  den  Text  im  Archiv  des  Domcapitels  zu  Frame,  unter  verschiedenen 
Schriften  des  XVII.  Jahrhunderts.  Die  Handschrift  ist  auf  Papier  ge- 
schrieben, auf  mehreren  zusammengefalteten  Bogen :  der  erste  Theil, 
der  die  Bekehrunrareschichte  der  heil.  Katharina  erzählt,  entbehrt  der 
Pagination ;  der  umfangreichere  zweite,  unter  dem  Titel  »Das  Leben  oder 
die  Legende«,  umfasst  achtzehn  Seiten,  die  mit  arabischen  Ziffern  1—17 
(Seite  18  blieb  unbezeichnet)  versehen  sind.  Es  unterliegt  wohl  keinem 
Zweifel,  dass  uns  hier  nur  eine  spätere  Abschrift  vorliegt,  die  nach  der 
Vermuthung  des  Einsenders  von  einem  Jesuiten  nach  einer  älteren  Vor- 
lage abgeschrieben  wurde ;  dafür  spricht  auch  der  Übliche  Zusatz  0.  A. 
M.  D.  G.  Die  Handschrift  scheint  aus  dem  XVII.  Jahrh.  zu  stammen. 
Ob  das  ursprüngliche  Original  glagolitisch  geschrieben  war,  wie  es  Herr 
Mikulicz  vermuthet,  das  muss  ich  dahingestellt  sein  lassen.  Für  die 
grosse  Popularität  dieser  Legende  unter  den  Kroaten  des  ganzen  (kroa- 
tisch-dalmatinischen) Küstenlandes  spricht  nach  dem  Zeugniss  des  Ein- 
senders der  Umstand,  dass  man  daselbst  die  Geschichte  der  Heiligen 
nicht  nur  in  Prosa  zu  erzählen  liebt ,  sondern  auch  sehr  häufig  Verse 
von  der  heil.  Katharina  singt.  Herr  Mikulicid  hat  selbst  in  seinem 
Büchlein  Narodne  pripovietke  i  pjesme  iz  hrvatskoga  primorja  (u  Kra- 
ljevici  1876)  auf  8.  139  ein  solches  Lied  mitgetheilt  und  in  den  von 
Vid  Vuleti6-Vukasovi(5  herausgegebenen  «Öakavske  starinske  pjesme« 
u  Zadru  1880)  findet  man  auf  S.  22—30  ebenfalls  die  Legende  in  die 
Form  eines  Kirchenliedes  gekleidet  (zum  Theil  dialogisch  gehalten) ; 
endlich  der  bekannte  bosnische  Schriftsteller  des  XVI. — XVII.  Jahrh., 
Matija  Divkovic ,  t heilt  in  einem  Büchlein ,  welches  1631,  1640  oder 
1643  in  Venedig  erschien  (vergl.  Archiv  VH.  416)  dieselbe  Legende  in 


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Katharinen-Legende  In  altkroatischer  Fassung.  445 


recht  ausführlicher  versificirter  Fassung  (in  der  Form  einer  Rappresen- 
uzione  mit,  deren  vollständiger  Titel  lautet:  tfcvot  svete  Katarine, 
slozen  n  verse,  koje  verse  izpisavsi  sarpski  i  izpravivsi  mnoge  stvari 
bogoslovac  Fra  Matie  Divkoviö  iz  Jelasak ,  iz  provincie  Bosne  Argjen- 
tine,  prikaza  svetomn  dfioiu  inkviiicioni  aliti  iziskovania.  Sveto  oficie 
vidivai,  da  je  stvar  vele  bogoljubna,  aato  dopnsti  da  se  moze  stampati« . 
Es  hat  schon  vor  einigen  Jahren  Prof.  Maretid  die  Vermnthnng  ausge- 
sprochen (Archiv  VH.  416),  dass  Divkovic*  diese  »Verse«  wahrschein- 
lich nach  einer  alteren  Vorlage  nur  umgearbeitet  hat:  ihre  erste  Ab- 
fassung durfte  in  die  älteste  Periode  der  dalmatinischen  kirchlich-mittel- 
alterlichen Dichtung  (XIV.— XV.  Jahrh.)  fallen.  Wie  ich  weiter  unten 
zeigen  werde,  wenigstens  an  einigen  Stellen  steht  der  hier  herausge- 
gebene Text  mit  den  Versen  Divkovic" s  in  Zusammenhang,  wahrschein- 
lich setzen  beide  Bearbeitungen,  die  prosaische  und  die  versificirte,  eine 
gemeinsame  ältere  Quelle  voraus,  die  ohne  Zweifel  in  Versen  geschrieben 
war.  Ich  erwähne  noch,  dass  nach  der  Beschreibung  der  Bibliothek  des 
Franziskanerklosters  zu  Hagusa  (Biblioteca  di  Fra  Innocenzo  Ciulich 
nella  libraria  de'  rr.  pp.  Francescani  di  Ragusa,  Zara  1860)  in  der  um- 
fangreichen Sammelhandschrift  Nr.  141  ebenfalls  Verse  (?)  »n  pohvalu 
sv.  Katarine  Aleksandrinske  die  vice  i  mucenice«  enthalten  sind,  über 
deren  Beschaffenheit  wir  nichts  näheres  wissen. 

Noch  mehr  war  die  Erzählung  in  Prosa  verbreitet.  Das  zeigt  schon 
jene  im  ersten  Band  der  Agramer  »Starine«  (u  Zagrebu  1869)  von  mir 
nach  einer  Pergamenthandschrift  des  XV.  Jahrh.  herausgegebene  Re- 
daction,  die  als  Officium  in  acht  Lectionen  eingeteilt,  für  die  Nonnen 
des  Katharinenklosters  zu  Zara  bestimmt  war.  Der  hier  erscheinende 
Text  weicht  von  jener  Redaction  durch  grossere  Ausführlichkeit  ab,  er 
stellt  offenbar  eine  andere,  davon  ganz  unabhängige  Arbeit  dar,  mög- 
licher Weise  eine  Uebersetzung  oder  Umarbeitung  eines  lateinischen 
Originals.  Mit  dem  Inhalt  der  Legende  wurde  das  Volk  durch  Predigten 
bekannt,  die  das  Thema  häufig  zu  berühren  pflegten.  Ich  will  einige 
solcher  Quellen  aus  den  vorigen  zwei  Jahrhunderten  angeben.  Giavinic* 
in  seinem  Werke  »Czvit  szvetih  to  yeszt  Sivot  szvetih«  (herausgegeben 
im  J.  1628)  giebt  eine  kurz  gehaltene  Biographie  der  Heiligen  auf 
8. 383—387.  Ob  Kasic  (Bartol.)  in  dem  Büchlein  »£ivdt  od  dvaes  i  pet 
divica  svetihf ,  welches  1625-  in  Rom  erschienen  sein  soll,  auch  die 
Katharinen-Legende  erzählte,  das  kann  ich  nicht  sagen,  da  ich  das 
Buch  nie  gesehen  habe.  Margitic  theilt  in  seiner  Schrift  »Fala  ot  sreti' 


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446 


V.  Jagid, 


aliti  govorenja  ot  svetkovina  etc.«  (u  Mleci  1708,  mit  bosnischer  Cyril- 
lica  gedruckt)  eine  kurze  Lobrede  »Ha  cßenj  KaTapimv  ahbhub  h  mrae- 
hiius"  mit.  Im  Pabulum  spirituale  ovium  christiananun  a  R .  P.  Stephano 
Zagrabiensi  (Pars  II,  Clagenfurti  1718)  steht  auf  8.520 — 538  eine  recht 
ausführliche  Erbauungsrede  auf  die  beil.  Katharina,  mit  biographischen 
Daten  ausgestattet.  Endlich  auch  in  Gasparotti 's  »Czvet  Szvtteh« 
(4.  Theil,  Wien  1761  erschienen)  findet  man  auf  8.  454—468  »8itek 
8z.  Katarine  devicze  y  muchenicze«.  Man  ersieht  aus  diesen  Belegen, 
die  andere  vermehren  könnten,  dass  für  die  Verbreitung  der  Katharinen- 
Legende  unter  dem  Volke  reichlich  gesorgt  war. 

Der  hier  abgedruckte  Text  besteht  aus  zwei  ungleichen  Theilen : 
im  ersten  wird  erzahlt,  «wie  die  heil.  Katharina  zum  christlichen  Glau- 
ben bekehrt  wurde«,  im  zweiten  folgt  »das  Leben  oder  die  Legende  von 
der  heil.  Katharina,  Jungfrau  und  Märtyrerin  Christi«.  Die  Bekeh- 
rungsgeschichte kennt  die  Redaction  der  Legende,  wie  sie  Metaphrastes 

t.  CXVI,  pag.  275—302),  oder  wie  sie  bei  Surius  lateinisch  erzählt 
wird  (Surius,  Historiae  seu  vitae  Sanctorum  ed.  Laurentii  Gastaldi, 
Augustae  Turinorum  1879,  tom.  XI,  pag.  664 — 677),  nicht.  Auch  in 
der  Legenda  aurea  fehlt  diese  Einleitung  (ed.  Graesse,  Lipsiae  1850, 
pag.  789 — 797).  Nach  unserer  Erzählung  lebte  ihr  Vater  (der  König 
Kosti  genannt  wird ,  wahrscheinlich  ist  Kosti  Genetivform  des  Namens 
Costus)  in  einer  berühmten  Stadt  auf  der  Insel  Cypern.  Er  stand  unter 
der  Botmassigkeit  des  Kaisers  Maxentius.  Dieser,  der  Aber  ganz  Grie- 
chenland und  andere  Länder  herrschte.  Hess  einmal  alle  Grossen  des 
Reiches  zu  sich  kommen.  König  »Kosti«,  als  er  diesen  Befehl  bekam, 
entschloss  sich  nach  einigem  Nachdenken,  seine  Frau  und  seine  einzige 
Tochter  mitzunehmen  und  sein  Königreich  der  Obhut  der  Baronen  an- 
zuvertrauen. Er  kam  auch  wirklich  mit  Frau  und  Kind  nach  Alezan- 
drien  und  wurde  hier  vom  Kaiser  freundlich  aufgenommen.  Da  er  sich 
hier  längere  Zeit  aufhalten  musste,  so  liess  er  die  Tochter  »allerlei 
Bücher  und  artes  liberales«  studiren,  worin  diese  grosse  Fortschritte 
machte.  König  »Kosti«  starb  daselbst,  Katharina  aber  glänzte  schon  im 
14.  Jahre  durch  grosse  Klugheit  und  Gelehrsamkeit:  vieler  Könige 
Söhne  begehrten  sie  zur  Frau.  Kaiser  Maxentius  suchte  die  Witt  wo 
(Katharinens  Mutter)  zu  bereden ,  die  Tochter  seinem  Sohne  zur  Frau 
zu  geben,  womit  jene  einverstanden  war.  Die  Tochter  jedoch  weigerte 
sich,  darauf  einzngehen,  sie  wollte  ihre  Keuschheit  bewahren  oder 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  447 

wenigstens  einen  solchen  heirathen,  der  weise,  schön  nnd  reich  wäre, 
was  sie  betreffs  des  kaiserlichen  Sohnes  in  Abrede  stellte.  Die  Mutter 
geriet  h  darüber  in  grosse  Angst.  Nicht  weit  von  ihnen  lebte  ein  frommer 
Mann.  Dieser  Hess  sich  die  Angelegenheit  von  der  Mutter  erzählen  und 
gab  ihr  folgenden  Rath :  sie  sollen  einen  nicht  fern  weilenden  Einsiedler 
aufsuchen,  der  sich  zum  christlichen  Glauben  bekennt;  dieser  werde 
•  ihnen  die  einzig  richtige  Auskunft  geben.  Der  Einsiedler,  vom  gött- 
lichen Geist  erleuchtet,  ahnte  die  Zukunft,  hielt  mit  Katharina  geheime 
Besprechungen,  erzählte  ihr  von  der  Macht  und  Herrlichkeit  Gottes  und 
seines  Sohnes,  Jesus  Christus,  den  er  ihr  als  Bräutigam  schilderte. 
Katharinens  bemächtigte  sich  ein  so  grosses  Sehnen  nach  diesem  be- 
gehrenswerthen  Bräutigam,  dass  sie  wissen  wollte,  wie  Bie  Bich  seiner 
wtlrdig  zeigen  könnte.  Der  Einsiedler  gab  ihr  auf  einer  Tafel  gemalt 
das  Bildniss  der  Mutter  Gottes  mit  dem  göttlichen  Sohne  in  den  Armen 
nnd  empfahl  ihr  fle issig  zu  beten,  dass  die  Mutter  Gottes  ihr  den  Sohn 
zeige.  Nun  kehrte  Katharina  mit  ihrer  Mutter  heim,  das  Bild  Maria '3 
mit  sich  tragend.  In  der  Nacht,  als  alle  schliefen,  zündete  sie  eine 
Lampe  vor  dem  Bildniss  Maria" s  und  fing  an  zu  beten,  diese  möchte  ihr 
den  göttlichen  Sohn  zeigen.  Sie  schlief  dabei  ein  und  hatte  im  Traum 
eine  Vision:  es  erschien  vor  ihr  die  Mutter  Gottes  auf  dem  Throne, 
mit  dem  Sohn  in  den  Armen ,  ganz  so  wie  es  auf  dem  Bilde  dargestellt 
war ;  doch  je  sehnsuchtsvoller  sie  nach  dem  Bilde  blickte ,  desto  mehr 
wandte  sich  das  göttliche  Kind  von  ihr  ab.  Befragt  von  der  Mutter,  er- 
klärte das  Kind,  Katharina  sei  noch  nicht  rein,  noch  nicht  weise  nnd 
noch  nicht  reich.  Um  es  zu  werden,  müsse  sie  zu  jenem  frommen  Manne 
gehen  nnd  sich  von  ihm  belehren  lassen.  Als  es  Tag  wurde,  nahm  Ka- 
tharina mehrere  Diener  mit  sich,  ging  zu  jenem  frommen  Manne,  Hess 
sich  von  ihm  den  christlichen  Glanben  erklären  nnd  dann  taufen.  Nach 
Hause  zurückgekehrt,  als  sie  in  der  Nacht  wie  eine  christliche  Jungfrau 
betete,  erschien  ihr  abermals  die  Mutter  Gottes  mit  Christus  in  den 
Annen,  der  jetzt  sein  Wohlgefallen  an  ihr  fand.  Auf  Fürbitten  Maria  s 
nahm  er  sie  jetzt,  ihrem  Herzenswunsche  entsprechend,  als  seine  Braut 
an  und  als  sichtbares  Zeichen  davon  steckte  er  ihr,  nachdem  er  sie  bei 
der  Hand  gefasst,  einen  Ring  auf  den  Finger.  Dieser  Ring  werde,  wie 
die  Legende  behauptet,  noch  jetzt  auf  dem  Berge  Sinai  in  ihrem  Kloster 
sammt  den  Reliquien  der  Heiligen  aufbewahrt. 

Diese  Erzählung  berühren  von  den  vorerwähnten  Predigern  Stepha- 
nns Zagrabienais  nnd  Gasparotti,  auch  der  Laibacher  Prediger  Rogerius 


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448 


V.  Jagiö, 


erwähnt  sie  in  seinem  Palmarium  empyreum  Pars  II.  Labaci  1743). 
Einer  von  innen  beruft  sich  dabei  auf  Ribadeneira  vergl.  Lee  flenrs  des 
vi  es  des  Saints  recuillies  par  R.  P.  Ribadeneira.  A  Ronen  1704,  II, 
p.  519—522).  Das  Spiel  bei  Divkovic*  (Katini  Verai  hebt  gleichfalls 
mit  dieser  Episode  an,  die  bei  ihm  den  ersten  Theil  der  ganzen  Erzählung 
bildet.  Einige  Namen  kommen  hier  vor ,  die  der  Finmaner  Text  nicht 
kennt.  Ich  gebe  kurz  den  Inhalt  dieser  Bekehrungsgeschichte  nach  Div- 
kovid  an:  Nachdem  Maxentius  durch  den  Boten  Marin  der  Königin- 
Mutter  Vener  ina  seinen  Wunsch  kundgethan,  die  Tochter  aber  den 
Antrag  zurückgewiesen  hatte ,  bricht  Maxentius  in  Drohungen  aus  (ich 
transcribire  lateinisch) : 

Kunu  ti  se  mojom  krunom,  Joste  mojom  vjerom  punom, 
Da  6e  skoro  poznati  ona,  ku  vlast  ima  moc*  siona, 
Protiv  kojoj  rimske  sUe  joste  takmene  niesu  büe. 
Obje  znaju  Armenije,  sto  govoru  da  las  nie  .  .  .  . 

Die  Mutter,  ängstlich  geworden,  spricht  zur  Tochter: 

8 vergl) u  (Stegnu?)  sarce  moe  gorcma  cjeca  tebe,  Katarina. 
Podjmo  dakle  sad  k  onomu  pustinjaku  pokornomu, 
Koj  od  davna  na  onoj  gori  za  griehe  se  svoe  kori, 
Jeda  moju  gorku  starost  razgovori  njegova  svjetlost, 
Tere  nieko  vrieme  mine  tuga  smartna  tere  gorkost. 

Die  Tochter  ist  damit  einverstanden.  Unterwegs  hofft  die  Mutter  : 
Jeda  ti  se,  kcerco  moja,  prosvietli  pamet  tvoja, 
Da  cesara  ti  onoga  sad  za  muh  uzmes  tvoga, 
Koga  kralji  mnogi  zaju  (? znaju?)  i  dohotke  njemu  daju. 

Vor  dem  Einsiedler  beklagt  sich  die  Mutter : 

Oce  ja  sam  mnogo  zena  od  ove  kcarce  uvreäjena, 

Koju  dizu  oholosti  cjec  razuma  i  lieposti, 

Ter  je  krepko  odlucila  i  u  sarcu  sahranila, 

Da  onoga  nece  muiii  svomu,  ki  njoj  nie  takmen  u  svemu, 

U  plemenstvu  i  liposti,  i  u  svakoj  nie  kreposti  .  .  . 

Der  Einsiedler  versucht  zu  vermitteln,  lässt  Katharina  reden,  billigt 
ihre  Motive  und  erzahlt  ihr  von  einem  anderen  König  und  Sohn  und 
seiner  jungfräulichen  Mutter.  Sie  bittet  ihn  : 

Molim  te,  oce  poljubljeni,  gdi  e  ti  kralj.  povidj  meni; 

Bi  1'  uzmozno  vidjet  mani  obraz  njegov  taj  suncani. 

Za  tiem  mi  se  sarce  zeze,  jer  me  ljubav  njegova  steze  . . . 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  449 


Vom  Einsiedler  auf  die  Mutter  Gottes  angewiesen,  hört  sie  von  dieser 
folgende  Worte: 

Evo  gledaj  Katarina,  koga  lelis,  moga  aina, 

Nebo  i  zemlja  koga  dvori  i  angjeoski  sveti  kori, 

Jel'  istina  ali  lata,  sto  t'  od  njega  sada  kaiu. 
Katharina  antwortet : 

Slavna  divo  i  kraljice,  ne  govore  polovice 

Od  lipote  sinka  tvoga,  sad  oftima  gledam  koga. 

Za  istinu  mladost  moja  njemn  sluzit  nie  dostojna. 

Nista  manje,  gospo  mila,  ne  bi  Ii  ga  pomolila, 

Da  on  mene  sluzbenicu  nzme  za  svoju  viemion. 
Die  Mutter  spricht  darüber  zum  Sohne,  doch  Jesus  erwiedert  ihr : 

Majko  draga,  tn  divicu  ja  necu  za  mojn  zarucnicu . 

Jer  nie  liepa  ni  prikladna  ni  Iieposti  mojoj  skladna, 

Ni  mi  e  draga  ni  mi  e  mila,  ni  s  njom  meni  nie  dila. 
Jetzt  wendet  sich  der  Einsiedler  an  die  Katharina  mit  der  Frage,  ob  sie 
den  göttlichen  Sohn  gesehen.   Katharina  antwortet  entzückt  nnd  doch 
zugleich  betrübt: 

HotjeU  bin  vidit  njega  za  kraljevstva  po  mojega. 

Prozor  (?pozor?)  njegov  oni  mili  saroe  moe  kroz  prostrili, 

I  bila  bih  ja  blazena,  da  mn  mogu  biti  zena  .  .  . 

Da  nisto  se  na  me  sardi  ter  mi  mladost  kruto  gardi, 

Govoreci  da  sam  gruba,  zamiesena  ja  od  utroba  (?) . 

Toj  mi  dosle  nie  nitkor  tej  grubocc  bio  prikor, 

Ni  uzbjeze  moe  mladosti  cje<5  grübele  ni  gardosti  .  .  . 
Nun  folgen  die  Fürbitten  beim  Sohne  zn  Gunsten  Katharina  s ,  allein 
Jesus  ist  unerbittlich : 

Goapoe  majko  i  kraljice  ne  sporn  in'  mi  tej  divice 

Nie  dostojna  nje  grubost  samo  pozret  moju  liepost, 

A  neka  Ii  da  e  dostojna  zaruenica  biti  moja. 
Katharina  klagt : 

0  nesrecne  Katarine,  vece  nego  zene  ine, 

Da  govori  od  moga  tiela  ka  se  zove  tako  liepa. 

Vas  sviet  moji  liepost  hvali,  a  on  da  sam  gruba.  pravi. 

U  istinu  ne  znam  uzrok,  jer  mi  daje  taki  prirok. 
Der  Einsiedler : 

Katarina  sto  se  places  i  suzami  lice  smaces. 

ü  istinu  stvar  je  nova,  da  te  oni  kralj  opsova. 


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450 


V.  JagW, 


Er  entdeckt  ihr  die  wahre  Ursache,  belehrt  sie  kurz  Ober  den 
Lebenslauf  Jesu  und  tauft  sie.  Nun  bittet  Katharina  die  Mutter  Gottes 
von  neuem  um  Gnade,  diese  verwendet  sich  bei  ihrem  Sohne,  der  jetzt 
so  zur  Mutter  spricht : 

Ugodna  mi  e,  majko  moja,  Katarina  raba  tvoja, 

Jer  je  lipa  i  izvarsna  i  razuma  svakie'  puna. 

Za  to  jn  cu  sarca  rada  parstenovati  ju  ovdi  sada, 

Da  je  moja  viernica,  tere  prava  ljubovnica. 
Er  wendet  sich  zu  Katharina : 

Pristup  sjerao.  uljndnice,  ti  pricista  golubice, 

Prim  na  ruku  parsten  ovi  ter  ljubovca  moja  se  zovi. 

Parstenak  ti  ovi  kaze  cjelovite  vjere  staze, 

Da  inoga  \jubovnika  ne  pozelis  u  viek  vieka. 
Es  folgt  noch  ein  Dankgebet  Katharina  s  zu  Jesus,  seine  trostende 
Antwort  und  die  segnende  Verabschiedung  Katharina's  mit  dem  Ein- 

Bis  hierher  entspricht  die  dramatisirte  Erzählung  bei  Divkovic  dem 
ersten  Theil  unseres  Textes  oder  der  Bekehrungsgeschichte.  Der  zweite 
Theil,  (in  unserem  Texte  die  eigentliche  Legende  genannt)  giebt  in  den 
Hauptzügen  das  wieder,  was  man  nach  Surius  (lateinisch)  und  Migne 
(griech.  und  lateinisch)  als  das  Martyrium  stae.  Aecaterinae  dem  Meta- 
phrastes  zuschreibt.  Allerdings  stimmt  der  Inhalt  nur  in  den  Haupt- 
zügen  überein,  in  Einzelheiten  ist  die  hier  abgedruckte  Erzählung  viel 
kurzer  und  schmuckloser,  z.  B.  die  Rede  Katharinas  vor  dem  Kaiser 
und  ihre  Widerlegung  der  Philosophen  lautet  ganz  anders.  Offenbar 
liegt  unserem  Text  eine  spätere  lateinische  Bearbeitung  zu  Grunde,  die 
mittelalterlich-mönchischen  Charakter  trägt.  Z.  B.  statt  der  Reminis- 
cenzen  aus  der  griech.  Mythologie  und  Literatur  bei  Metaphrastes  heisst 
es  hier  nur :  »Katharina  legte  ihnen  den  Inhalt  ihrer  heidnischen  Bücher 
auseinander.  Wisset  ihr  nicht,  sagte  sie,  wie  in  euren  Büchern  Sibylla 
spricht:  Gesegnet  jener  Gott,  der  hoch  auf  dem  Holze  hangen  wird«. 
Die  Begegnung  der  Kaiserin  mit  der  Katharina  wird  in  unserem  Texte 
so  motivirt,  dass  Maxentius  wegen  Staatsangelegenheiten  auf  einige  Zeit 
aus  der  Stadt  sich  entfernen  musste:  seine  Abwesenheit  benutzte  die 
Kaiserin  dazu,  um  mit  Hülfe  Porphyrions  ins  Gefängniss  der  Märtyrerin 
zu  gelangen.  Die  Worte,  welche  Christus  zur  Katharina  sprach,  um  sie 
im  Glauben  zu  stärken,  sind  bei  uns  in  Versen  abgefasst,  ebenso  einige 
Gebete  der  Märtyrerin  und  die  Trostworte  des  Engels.  Diese  versificirten 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  451 

- 

Einschaltungen  stimmen  zum  Theil  wörtlieh  mit  Divkovi<5  überein.  Am 
Schluss  der  ganzen  Legende  heisst  es :  die  Engel  haben  den  Körper  der 
Märtyrerin  an  dem  Orte  niedergelegt,  wo  einst  Gott  dem  Moyses  Gesetze 
gab :  aus  den  heil.  Reliquien  ströme  noch  jetzt  ein  wohlriechendes, 
wunderwirkendes  Oel :  man  habe  daselbst  jetzt  ein  sehr  schönes  Kloster 
auf  den  Namen  der  heil.  Katharina  gegründet.  Das  Wort  jetzt  be- 
weist, dass  die  unserer  Erzählung  zu  Grunde  liegende  Kedaction  nicht 
nur  nach  der  Translatio  der  Reliquien  nach  Sinai  hat  abgefasat  werden 
können,  sondern  selbst  erst  nach  der  Erbauimg  des  Katharinenklosters 
daselbst.  Ich  verweise  bezüglich  dieser  Frage  auf  die  neueste  Zusammen- 
stellung der  Angaben  bei  Prof.  Wassilievsky  in  IIpaBOCJaBHUH  n&ie- 
cTHHCKiii  cöopnmr*  IV.  nun.  2  (CIT6. 1886),  8.  182—186,  wonach  die 
Verehrung  der  Reliquien  Katharina  s  auf  Sinai  noch  zu  Anfang  des 
XI.  Jahrh.  nicht  sehr  bekannt  gewesen  zu  sein  scheint. 

Bei  Divkovie*  wird  der  weitere  Verlauf  der  Legende  so  erzahlt : 
Nachdem  Katharina  vom  Einsiedler  Abschied  genommen  und  nach 
Hause  gekommen,  zerstörte  sie  zuerst  die  Götzenbilder  und  setzte  an 
ihrer  Stelle  die  Verehrung  der  Mutter  Gottes  und  des  Christuskindes, 
ihres  Bräutigams,  ein.  Darauf  beweinte  sie  die  zu  Hause  todt  gefundene 
Mutter.  Jetzt  folgt  ein  Einschiebsel  im  Namen  des  Dichters . 

Dobri  ljudi  i  vladike,  ke  ste  tutak  sve  kolike, 

Ne  budite  slusat  liene  od  divice  Katarine, 

Ljubav,  vjeru,  razum,  mudrost,  stanovito  joste  smjernost. 

Vidieste  kako  skoci  prot  cesaru  ter  ga  roci, 

Jer  idole  on  stovaie  a  karstjane  progonjase. 

Vidjet  cete  po  tom  toga,  gdje  na  pokom  zove  boga, 

Da  bi  mnoge  razumnike  i  njih  mestar  ucenike 

Potlacila,  njih  nevjeru  obrativsi  na  pravu  vjeru. 

I  sa  mnoziem  tuj  prizvan  Porfirio  taj  kapetan, 

Ki  Isusa  kad  poznase,  za  svoj  zivot  ne  hajase. 

Vidjevsi  se  cesar  sardit,  on  ju  mukom  hotje  satart. 

I  koe  endo  tad  se  zgodi,  kada  ju  cesar  na  muku  vodi. 

Nach  dieser  Unterbrechung,  diesem  eingeschalteten  zweiten  Prolog 
setzt  die  Legende  recht  dramatisch  fort:  die  Diener  melden  der  Katha- 
rina von  der  neuen,  auf  Befehl  des  Kaisers  veranstalteten  Götzen- 
anbetung. Sie  geht  zum  Kaiser  und  spricht  (zum  Theil  übereinstimmend 
mit  unserem  Text) : 


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452 


V.  Jagic, 


Pozdravljenie  vam  bih  dala,  aa  istinu  da  bih  znala. 

Da  jednoga  boga  ljubia  ter  idole  nenavidis, 

Ner  suprotiv  pravdi  ciniä  ter  kon  sebe  ine  hinjis. 

Pozdravljenie  necu  t'  dati,  8  tobom  <5u  se  ja  precati  .  .  . 

Ti  cndis  se  templu  ovomu,  davas  sada  liepost  komu. 

Koja  je  stvar  I  velikiem  strahom  smiesati  se  semlji  8  prahom. 

Pocudi  se  zemlji  i  morn  i  jostere  neba  ozgoru. 

Öud'  se  joste  tolikoe  stvarmi  koje  a  njih  stoe. 

Pocadi  se  joste  dikom  sunce,  misec  svoiem  vikom . 

Joste  zviezde  sve  svjetluste  ke  6e  biti  viek  vjekuste  .  .  . 
Der  Kaiser  spricht  zu  ihr  anwiliig : 

Hoc"  Ii  jedno  nas  pustiti,  posvetiliste  uciniti. 

A  hocemo  t'  odgovoriti,  sto  nas  budes  upitati. 
Den  Dienern  befiehlt  er,  Katharina  ins  Gefangniss  zu  werfen.  Später 
aber  lagst  er  sie  vor  sich  kommen  and  fragt  sie  nach  ihrer  Abstammung. 
Sie  antwortet  wiederholt,  doch  mehr  betreffs  ihres  Glaubens  als  betreffs 
ihrer  Person.  Der  Kaiser  wird  schwankend  und  spricht  zu  den  Dienern : 

Hote  sjemo  moe  sluge,  jer  mi  sarce  kolju  tuge, 

Ne  znam  sto  lu  uciniti,  jednoj  zeni  odgovoriti. 

Na  vam  liste  ter  podjite  ter  vas  sviet  obidjite, 

Man  istucl  priatelje  od  ovoga  svita  naucitelje, 

Da  odgovore  ovoj  zeni,  doved'te  i'  barzo  k  meni. 

Otpravte  se  vec*  ne  stojte  tere  s  njimi  barzo  dodjte. 
Die  Diener  sprechen  zu  den  Lehrern  (Weisen)  und  diese  antworten. 
Darauf  vor  dem  Kaiser  erschienen ,  fragen  sie  ihn ,  was  er  von  ihnen 
wolle  und  er  antwortet  ihnen.  Die  Weisen  verlangen  Katharina  zu 
sehen.  Der  Kaiser  schickt  nach  ihr  seine  Diener.  Katharina  empfiehlt 
sich  Gott  durch  ein  Gebet,  vor  ihr  erscheint  Raphael  und  spricht : 

Ne  strasi  se  Katarina,  poslan  jesam  od  bozja  sina, 

Prisao  sam  ti  navjestiti,  da  bi  krepka  mogla  biti. 

Svieh  des  mudrost  pridobiti  i  njih  g  bogu  obratiti. 

Poklen  budes  pridobiti,  muceniei  hoCe  biti  .  .  . 
Folgen  Reden  und  Gegenreden  zwischen  Katharina  und  den  Weisen. 
In  ihrer  Beweisführung  beruft  sich  Katharina  auf  Plato,  dem  sie  als 
Glaubensgenossen  betrachtet : 

Na  to  sama  vam  ne  velju,  vase  mudre  napried  stavlju, 

Nasu  vjeru  ki  slidise,  mojn  rieb  postarnise  (?potvardise?). 

Jeste  V  kada  Piaton'  stüi,  aU  u  njem  kad  vidjeli  .... 


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Katharinen-Legende  in  altkroatiecher  Fassung.  453 


Die  Weisen  erklären  sich  besiegt  durch  den  Mnnd  des  Weisen, 
Namens  ürelio  (AnreiinsT): 

Stanovito  svi  ne  umiemo  ni  pricat  se  s  tobom  smiemo. 

Mndrostjn  nas  svieh  nadhodis,  n  tancine  gdi  zahodiä. 

Sviem  jesi  rekla  cisto  i  vidimo  da  je  iato. 

Vec*  ne  smimo  govoriti,  dadosmo  se  zadobiti. 
Der  Kaiser,  erzürnt  Aber  dieses  Geständniss  des  »Urelio«,  fordert 
die  anderen  anf ,  das  Schweigen  sn  brechen.    Darauf  antwortet  ein 
Weiser,  Namens  »Teonigus«  : 

Nek  sada  zna  vasa  svietlost,  da  nie  mala  u  njoj  mndrost. 

Pnok  neizmjerni  potle  varze,  sviem  nas  sada  nank  razvarze. 

Na  avietu  se  nigdar  nadje,  nasu  mndrost  tko  nadadje. 

Divojcica  sama  ova  gvozdjem  jezik  nam  zakova  .  .  . 
Der  Kaiser  befiehlt  den  Dienern ,  den  Scheiterhaufen  anzuzünden 
und  die  Lehrer  darauf  zu  werfen.   Katharina  tröstet  die  Weisen,  sie 
antworten : 

U  yjeri  smo  krepci  dosti,  breza  svake  himbenosti. 
Zu  Katharina  gewendet,  sucht  der  Kaiser  sie  zu  überreden,  indem 
er  ihr  verspricht : 

Polag  moga  hoces  stana  bit  kraljica  druga  zvana, 

Gdi  prilika  tvoga  mlada  stavit  ce  se  nasred  grada : 

I  svak  ce  ti  se  tu  klanjati  i  bozicom  tebe  zvati. 
Als  dies  nichts  half,  befahl  er  den  Dienern ,  sie  ins  Gefangniss  zu 
sperren  und  12  Tage  ohne  Nahrung  zu  lassen.  Die  Kaiserin  Faustina 
erbarmte  sich  ihrer  und  brachte  ihr  Nahrung  ins  Gefangniss.  Es  ent- 
wickelt sich  ein  Gespräch  zwischen  beiden  Frauen ,  die  Kaiserin  geht 
getröstet  fort,  die  Diener  des  Kaisers  nebst  Porphyrion  sprechen : 

Ni  mi  njih  böge  ne  stujmo,  Isukarsta  vjerujmo, 

Njega  cemo  vjerovati  i  svi  cemo  karst  priati. 
Der  Kaiser  macht  mit  ihnen  kurzen  Process : 

Porfiriu  glavu  odsiecte  i  s  njim  sluge  sve  posiecte, 

Da  ste  barzo  to  stvorili  ter  i"  barzo  umorili ; 

Takojer  i  cesarici  mojoj  veloj  nevirnici. 
Katharina  tröstet  den  Porphyrio  vor  seinem  Tode.   Die  Diener 
führen  sie  abermals  vor  den  Kaiser,  er  ist  erstaunt  über  ihr  Aussehen 
und  spricht : 

To  e  sada  u  mojoj  Bviesti,  dali  ste  jo'  sluge  jesti. 

Kako  more  ta  stvar  biti,  da  ju  glad  nie  hotio  umoriti. 


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454 


V.  Jagid, 


Sve  na  stranu  sad  ostavte,  atrazane  na  muku  dajte: 

Oni  joj  su  jesti  dali  i  oni  Jesu  vjerovali. 
Wiederholtes  Zureden  macht  anf  Katharina  keinen  Eindruck ,  sie 
wählt  die  Martern,  die  ihr  der  Kaiser  bereitet,  indem  er  zu  den  Dienern 
spricht : 

Sve  na  stranu  sad  ostavte  tere  kola  vi  pripravte 
Ostrie'  britav  na  nje  stavte  ter  i'  kruto  vi  fcuva  te, 
Neka  ona  Jena  na  njih  nmre,  ka  nas  snima  s  naie  vire  .  . 
Die  Erzählung  wird  hier  unterbrochen  durch  folgende  prosaische 
Erklärung:  Ovdi  stavise  Katarinu  na  kola  britvena  i  dosavii  angjeo 
razgovori-u  i  pokriepi  i  tudie  se  kola  aliti  cekark  raspade  i  pobi  vece  od 
cetiri  hiljade  pogana. 

Als  der  Kaiser  dies  sah,  schrie  er : 

Nevjernicu  uhitito  ter  joj  glavu  odsiecite 
Ne  valja  nam  se  s  njom  pricati,  jer  nas  nece  poslusati.  . 
Katharina  fleht  zu  Oott,  die  nachfolgenden  Verse  stimmen  mit  dem 
Fiumaner  Texte  beinahe  wörtlich  (vergl.  8.  469—470)  uberein: 
0  lause  svemoguc'i  Katarinu  poiri  mrucl. 

0  ufanie  ti  svakoga  tko  vjeruje  tebe  boga, 

1  ti  si  njih  zasticenie  i  njih  dusa  sahranjenie. 

Ti  si  divicanska  liepost  i  njih  slava  tere  krepost. 
Dobri  kralju,  moj  Isuse,  Katarine  pozrie  suze : 
Tebi  samu  ljubav  nosu  i  moledi  sad  te  prosu, 
Ucin  boie  krepost  tvoja,  da  se  slavi  smarca  moja. 
Tko  se  meni  priporuci,  od  sebe  ga  (corrig.  statt  gi)  ne  odluci. 
Ki  na  smarti  budu  stati  tere  mene  budu  zvati, 
Dopusti  jim  Gospodine,  da  od  njih  nitko  ne  pogine. 
Joste  tko  se  uspomene  muka  Btrasnie'  ove  zene, 
Sve  mu  zlobe,  boze,  prosti  i  u  tvoj  stan  ein  dovesti. 
Ucin  boze  krepost  tvoja,  da  se  ispuni  molba  moja. 
Auch  die  Trostworte  Christi  wiederholen  sich  zum  Theil  wörtlich 
in  unserem  Texte  (vergl.  S.  470) : 

Katarine  mladicioe,  moja  vjerna  zaruenice, 

Ne  strasi  se  nista,  ni  boj,  dobrovoljno  smart  prijat  poj 

Za  vjernika  tvoga  slavna,  koga  gledas  ovdi  ranna. 

Pozri  moe  rane,  Kate,  ke  su  meni  dane  za  te. 

Pozri  moe  ruke,'  noge,  i  po  kipu  rane  mnoge, 

Koe  za  te  ljubko  primih,  jur  na  kriiu  kad  te  odkupih. 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  455 


U  me  imaj  sve  ufauie,  prieli  hoces  n  moje  stanie. 

Ja  te  hoc'u  uslisiti.  koi  me  zovu  ntisiti. 

Ovo  je  oni  dan  obenan i,  n  koj  rekoh  prici  slavni. 

Kada  tebe  ja  rukovah  i  o£  ito  parstenovah. 

Ovo  je  oni  dan  veseli,  koga  svaki  pravovjerni  knito  zeli. 

Ovo  je  oni  dan  ureseni,  n  ki  hoces  prici  k  meni. 

Hodi  k  meni  zarucnice,  moja  draga  ti  vjernioe. 

Hodi  uzivat  u  vik  vikom  s  tvoiem  dragiem  zaracnikom. 

Hodi  k  meni  lipost  tvoja,  cista  biela  dusa  tvoja. 

Hodi  k  meni  naresena  od  angjelov  poljubljena. 

Hodi  k  meni  tvoe  spasenie,  kiem  si  dala  okripljenie. 

Hodi  k  meni  moe  blago,  ti  ncini  sto  mi  e  drago. 

Hodi  k  meni  moja  divice,  ti  pricista  golubice. 

Hodi  k  meni  divicka  kruna,  ti  s'  cistoce  svake  pnna. 

Hodi  k  meni  moja  tradnice,  da  pocines  uljudnice. 

Hodi  nfcvat  moe  lice,  moja  yjerna  viernice. 

Hodi  jor  da  vjerajemo,  n  viek  da  se  radujemo 

U  nebeskih  gori  polac,  gdi  se  ne  sna  tnga  ni  plac. 

Zato  Kate  jnr  se  digni  ter  pogj  pod  mac  glavn  prigni, 

Da  za  mala  kipa  ialost  n  viek  vikom  primis  radost. 

Dusa  t  pridje  n  moe  krilo,  angjeli     sranit  tielo. 
Vergleiche  noch  den  Lobgesang  Katharina  s : 

Fala  t'  budi,  east  i  dika,  sarncnice,  toj  velika. 

Da  se  roci  (!)  i  dostoja  prici  k  meni  milost  tvoja. 

Kako  meni  objetova,  kadno  mene  pantenova. 

Faln  t'  dadoh  n  mojn  mladost,  pomozi  me  tvoja  krepost. 

Za  isto  ti  gospodine  pnn  milosti  ter  istine. 

Ne  üna  nigda  pomanjkanie  tvoje  sveto  obecanie. 

Ne  zapustaj  tvoje  singe  n  nevolje  ni  n  tilge. 

Smart  grem  priat  ja  boleznn  rado  za  tvojn  ja  Ijubeznu. 

Da  jnr  s  tobom  podjem  gori,  gdi  sn  rajski  sveti  dvori. 
aManigoldo«  spricht  zum  Kaiser : 

0  cesare.  krnno  slavna  tere  pravdo  svieh  obrana. 

Pod  nebesko  krilo  ho  vik  od  mene  nie  veci  karvnik, 

Jere  nikiem  sarcem  zivim  smart  zadati  ljudem  zelim. 

Smicat,  vjesat  tere  peci  ne  imara  razgovor  veci. 

Lie  istom  da  za  trade  kagod  pla^a  da  mi  bnde. 

Jere  prem  ovoga  godista  da  dobio  niesam  nisU. 


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456 


V.  Jagiö  u.  Fr.  Mikulicz, 


Ne  imam  klieste,  bradvu,  konop  ni  banestre  ni  snop. 

Zapovie'  mi  istom  da  im  koiem  nacinom  ho6  da  ranim. 
Der  Henker  bringt  den  Kopf  Katharinas  vor  den  Kaiser  und  spricht  : 

Pogljedaje  aad  gospodine,  jeli  ovo  glava  Katarine : 

One  hude  neviernice,  ka  ne  ctova  tvoe  Lice, 

ai  prisviete  viere  nase,  neg  njoj  protiv  vrio  stase. 

8ad  pribivaj  jur  u  mim,  kad  ustvrdi  nasu  vjeru, 

Ka  po  svietu  svud  ae  alavi,  kn  vjeruje  svaki  pravi. 
Der  Finmaner  Text  dieser  Legende  ist  im  sogenannten  caka vischen 
Dialekte  der  kroatischen  Sprache  geschrieben,  den  bereits  Prof.  Leskien 
im  V.  Bande  unserer  Zeitschrift,  8.  181 — 190,  oharakterisirt  hat.  Man 
kann  behaupten,  dass  in  einigen  Kleinigkeiten  geradeso  die  Finmaner 
Eigentümlichkeiten  zum  Vorschein  kommen,  wie  in  der  Metathesis  zajik 


für  jazik  (jezik).   Der  Dialekt  dieses  Textes  ist  nicht  frei  von  einigen 


Kajkavischen.  Zu  solchen  zähle  ich  Wörter,  wie  deiela,  raciti ,  toli- 
kaise,  die  Aussprache  des  o  als  n  in  Beispielen  wie:  jednuc,  kuliko. 
neknliko,  puli,  das  Umsichgreifen  der  Aussprache  des  *  wie  e  (statt  des 
dalmatinisch-bosnischen  nnd  slavoni sehen  i) ,  wie  deva  (neben  divojka) , 
lepota (neben  lip),  sapove (neben  zapovis),  vreme  (neben  vrimena)  n. s.w., 
den  Abfall  des  anlautenden  t,  v  in  einigen  Präpositionen:  zvelicen, 
zljubljeni,  zroc\  zibrau*,  vanka  z  grada,  des  v  vor  /  in  lada,  sied ;  Slo- 
venismus  ist  auch  prnesi  (geschrieben  pernesi,  statt  prinesi).  Alter- 
thümliches  weist  die  Sprache  nur  noch  wenig  auf:  upuleenia  (b-mut*- 
nrreHHH),  upultil  se,  puok  (muri),  den  Infinitiv  vreä  (Bpinmi).  Ita- 
lianismen begegnen :  depengati,  goveraati,  disputati,  kamera,  kuntenta, 
licenca  (oder  licenca?),  devoto,  pena.  V.  Jagic. 

• 

Kakofe  Blaxena  faeta  Cattarina  obrati  na  Veru  Iffakerstouu. 

Steffe  u  fuetem  pifmu,  da  buducchi  u  Cipro  iedan  velle  uelik  i  sirok 
otok,  u  kern  Otoku  gie  iedan  Grad  poftauglien  mnogo  zuifen,  i  pleme- 
nit,  ua  kern  billoy  fedalafchie,  illiti  pribiuanie  od  kraglieftua ;  ü  kom 
Gradu  pribiuafhe  iedan  kragl  imenon  Kofti ;  Ta  imafhe  iednu  kher  ime- 
nom  Cattarinu  mnogo  lipu,  i  ufkresenu.  I  tako  toga  kraglia  Cesar 
Makfencij ,  ki  cesarouafe  u  ta  urimena,  i  uzdigal  befhe  sfü  Gersku  ftran, 
i  kragliestuo  Gerako,  i  uuladaf he  ssemi  stranami :  Cini  iednuc.  k  febe 
prizuati  ffi  Vuladategli,  i  ffüü  Gospodu  od  suogega  Cesaraftua  aapouida 


(in 


und  Wortschats)  zu  dem 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  457 


britko  sfim  tem  dimagiu  sfi  prid  gniega  obraz  priti.  Bnducchi  tada 
prifli  takoui  lifti,  tomn  Kofti  Ocu  Cattarininemu,  ke  kako  profTte  mnogo 
fe  fmuti,  raffmisgliagiuch  kako  ochie  on  fuoyiu  plemenitu  kraglicji,  i  ie- 
dinn  kher  Cattarina  fameh  u  tem  kraglieftuu  oftauiti  i  tako  fam  u  febi 
rafmifli  d'ochie  obe  dne  fobom  popegliati  toiest  Xenu,  i  iedinu  khericu. 
Priporuci  tada  kragliestuo,  i  oftale  potribe  od  kragliostua  fuoyem  fuet- 
nikom,  i  Baron  ora  nika  oni  guuernayu  doklefe  ponrati.  I  tako  uzamfhi 
ßobom  fuoyu  glinbglienu  Xenu.  i  iedinu  khericu  s  mnogu  druxbu  poide 
put  Allesandrie,  kadi  Maksentio  Cesar  Cesaraftouaahe ,  ki  Makaencij 
velle  vesel  ofta,  uidecchi  gnih,  i  mnogo  veselo  gih  pria.  Kofti  tada 
kragl  mnogo  urimena  ondi  ftogiech,  kasgniafhe  uratitiffe  u  fuogu  dexelu 
od  Allessandrie.  I  buduch  fe  fprauila  sfa  Gospoda,  i  Vladanci  od  sueta, 
Cesar  cinecchi  Tuet  mnogo  urimena,  i  mnogokrat  rasgouaragiuchife,  cichia 
toga  kasgniafe  Kofti  uratitti  fe  opet  u  fuoge  kraglieftuo,  i  tako  kafnechi, 
i  ftogiecbi  ondi  Kofti  kragl,  ote  dafse  gniegoua  nauci  Cattarina  sfakeh 
knig,  i  nauka  liberalfkoga,  illiti  slobodnoga;  u  keh  naueeh  ona  veile 
pomgniu(o)  naftogiafe,  i  napredouafe.  Zgodifse  da  kragl  Kofti  onde  umre ; 
i  minucchi  nikuliko  urimena,  Cattarina  bif he  od  Leet  14.  i  bnducchi 
mnogo  naucena  sfig  nauk,  i  mudroftiu  fuerhu  sfeg  oftaleg  Diuogiak, 
tako  dafe  nahagiafe  rafumom,  lepotu,  naukom,  i  mudroftiu  naucenia 
nech  ligo  oftale  Diuoike  kefe  sgniu  ucahu ;  I  mnogo  krat  prosaku  sini 
mnogeh  kragli  imeti  sebi  sa  xenu  Cattarinu,  i  oftala  mnoga,  i  fuelieena 
Gospoda,  i  blaxen  büse  zual,  ki  bi  bil  raogal  Cattarinu  imeti  za  fuogu 
xenu. 

Mahxentij  Cefar  gnie  Mäter,  ka  VdouiV'a  bnducchi  mnogo  krat  na- 
gouarafhe,  prosecniu  da  kher  fnogiu  Cattarinu  dallabi  (Inn  gniegouomu 
za  xenu,  a  mat  gniegia  temu  bifbe  cuntenta,  i  uessela  datgiu  Sinu  Ce- 
sar ouomu  za  xenu.  Tada  Cattarina  odgouori  matese  suogioy,  i  rece. 
Pökle  znafliaiko  dame  sfe  Diuoike  zuifugiu  lepotu,  naukom,  plemenif- 
kinu,  mudroftiu,  i  oftalem  blagom  od  ouoga  fuita,  i  ßakem  rafsireniem; 
zato  gia  iefsam  cjchia  teh  kripoft  odlucila  mogiu  tellefnu  (iftochiu  sgra- 
niti.  Kiftarnemagnie  ako  bigfe  otela  oxeniti,  necbiufe  nigdar  mogiu 
uogliu  k  gniednomu  Muxu  prignuti,  ni  priftat ,  u  kom  ne  bude  takoua 
krepoft,  toieft  dagie  mudar,  lip,  i  bogat ;  a  togagia  nisb  nenahagiam  u 
tem  Cesarouem  Sinu,  akogie  prem  u  plemenifkine  rodom,  i  blagom 
fuifsen ,  alli  u  rafnme ,  i  u  lipote  nenahodife ;  od  toga  gnie  gouorenia 
Mat  gnieya  velese  fmuti  kruto,  i  preftrafhi,  bogiechi  se  rafergienia  Ce- 
sarouoga,  oicbia  takoue  profgnie  Cefaroue  za  fuogiega  sina.  I  tada  ie- 

Arrbiv  für  »Uvuche  PhUolofi«.  IX.  30 


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458 


Fr.  Mikulicz 


dan  caftan  Mux ,  ki  blifu  guib  stana  pribivafhe  rafumeufhi  tu  takouu 
ftuar,  i  zaloft  gniegie  matere  cichia  rigci  kherine,  i  takonfl  potribu ,  i 
smucengie;  otaino  ifpita  ka  bi  ta  takoua  ftuar  billa.  Ku  ftuar  rafu- 
mecchi  i  gnih  caft  i  plemenskinu  rafmisgliaincchi  takouü  ftuar,  sfe  po 
redu  gniemn  pouedu,  i  odluke,  Uli  ricci  ke  gouorafe  Cattarina,  i  takouu 
tuerdu  odluku,  ku  befhe  ona  odlucila :  tako  U  mux  da  gim  verbu  togrA 
iedan  dobar  fuet ,  gouorecchi :  ocbief  popi  UiopL  khieru  Cattarinu  na 
iedno  mefto  ne  uelie  dugo  odoule  ftoieccki,  kade  prebiua  iedan  Eremita 
Clouik  fueta  xiuota,  ki  derxi  ueru  keratiansku .  on  ochie  tebi  dati  od 
sfega  takoua  zgora  recenoga  ufroka  Uli  fuerhu  sfeg  teg  ftuari  praui  put, 
i  fueti  nauk.  Tada  mat  Cattarinina  pres  sfakoga  kasnienia  pogiamfhi 
kher  fuoyu  i  poida  toinu  Eremite  koga  nafhadf  hi,  i  poszdrauiga,  za<,- 
nemu  pripouedati  ufrok  od  gniegie  prifatgia ,  i  zverhu  toga  pocega  pi- 
tati  prauoga  fueta.  AI  ta  Eremita  dubom  Bozgiem  buducchi  napugniem, 
i  pofnauagiucohi  ca  ima  biti  f  toga  napredak,  poce  fam  s  Cattarinu  go- 
uoriti  otaino ,  i  gniegie  taina  od  serza  tako  ifpi teuati  i  ifiskouati  uelle 
dobro  gniegie  mi Jsal  i  gniegie  uogliu ;  zac  kada  fgniu  otaino  gouorafhe 
fuemu  poneda  kako  bifhe  peruo  i  Matere  rekla :  koy  re^e  ta  Eremita. 
0  prelipa,  i  krafnofta,  ako  uerugiefli  u  Ifl'ukerfta,  koga  ochie f  imet 
Zarucnika,  ki  gie  fplemenifcbinu ,  i  ffakim  rafiunom,  lepotu,  i  boga- 
taftuom,  mnogo  uechie  od  tebi  fuerfenei  i  plemenitei,  u  iftinnu  zac  on  gie 
uecnoga  Cefara  sin ,  mnogo  ieft  rafuman ,  zag  fuogem  rafumom  nebbo  i 
xemgiiu  ftuori ,  more ,  i  ffako  zuerie  i  picchiu  dagie  sfim :  lepotu  gie 
lipfi  zac  prorok  od  gniega  gouori ,  krafneij  i  Lipfi  odasfeg  (Ini  Cloui- 
canfkih,  i  odgniega  lepote  funce.  i  Mefsec  cudesse ;  bogatei  zac  sfe  ca 
xemglia,  i  nebbesa  okolo  ufderxe  sfe  gie  gniegouo:  ke  ric<;i  flifagiucchi 
Cattarina  mnogo  se  zacudi.  page  vechie  ligo  se  more  uerouati,  i  uechie 
gniegie  ferce  fe  uafga  u  gniega  gliubau ;  I  tu  die  pocne  rafmifglieuati 
doude  nemore  biti  tako  fuerfen ,  i  cift  Clovek ,  ki  bi  mogal  imet  ffe  te 
kripofti  u  febe.  I  rece  tomn  Eremite.  Molim  te  ouo  reccimi,  ako  bih 
gia  mogla  uideti  tako  fuerfena,  zuelicena  i  lipa  Mladiccbia.  od  koga  mi 
tulike  lipe  ftuari  gouorif.  Tada  rece  Eremita,  ti  ga  moref  uidet,  ako  famo 
ochies  fuet  moy  poflufsati:  Cattarina  odgouori,  znay  oce  dafan  pri- 
prauna  ucinit  sfe  ono  cami  zapouif  obf luxiti ,  famo  da  morem  takoua 
Mladiccbia  puna  sfeg  teb  krepoft,  i  tako  f'velicenoga  uideti. 

Tada  ta  fueti  Mux  napugnien  radoati .  da  gnioy  iednu  dafchiciu,  na 
koy  befse  depengana,  illiti  napifsana  prilika  Blaxene  Deue  Marie,  Sina 
fuoyega  na  rukah  derxeccbi :  i  rece  gnioy.   Ouo  khierice,  ouo  prilika 


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Katharinen-Legende  in  altkroatiacher  Faaaung.  459 


Matere ,  i  fina ,  od  koga  fam  ti  gia  ta  i  tolika  pouedal .  I  zato  imegiu 
ouü  uecer  deuoto  moliti,  d'ona  tebbi  raycj  pokazati  fina  fuogega  zgliub- 
glienoga,  i  giachiufe  meyü  gniü ,  i  meyü  tobu  poftauiti  po  fred  gnih,  i 
ochiu  gniü  moliti  zate,  i  ufam  gniü  date  ochie  uflifaati.  I  tako  buducchi  * 
inr  sfe  tö  fherfeno,  naze  licencu  Cattarina.  i  poide  8  matern  fuoyu  opet 
k"  ftannu  luoieniu ,  nofocchi  fobom  onn  prilika  od  Blaxene  Deai  Marie. 
I  kadafe  tö  nrime  noono  ucini ,  kada  afi  od  cuchie  spahn  Cattarina  n 
auoyoy  camare  uafganfhi  fnetünik  pred  priliku  Blaxene  Deni  Marie,  kn 
f  nellkn  caftiu  fnogiem  mefte  nmefti,  i  poftaui  b'  nelikem  Denotionom, 
i  ondefe  nmiglieno  pred  gnin  proftre ,  f '  nelichemi  zuxami  molecchigiü 
da  cjchia  gnieye  miloferia,  i  dobrote,  racilabisae,  i  doftogiala  gnioy  po- 
kafati  fnetoga  Sinka  Hat  koga.  I  tako  a'  mnogem  zdihaniem  i  zlitemi 
molitnami  pred  prilika  Blaxene  Goapogie  za  neliko  xeglienie  zaapa,  i  u 
tem  apaniü  janUae  gnioy  Blaxena  Deva  Maria  fedecchi  na  prelipem  pri- 
ftoliem,  derxecchi  na  rukah  Sina  fuoyega,  po  on  nacim,  kako  bilae  de- 
pengan  n  onoy  daschice  s1  gora  recenoy ,  ku  befse  priela  od  onoga  Ere- 
mite  mnxa  Boxgiega,  i  mnogi  nanki  od  gniega  f lifsala,  i  priela  kako  bi 
imela  f luxiti  Iaankeratn  afemogincchiemn ,  ki  gie  za  nafh  fmert  priel  na 
Dreüü  fnetoga  kriffa.  I  tako  gliedagiucchi  nele  pomgnino  f  velikem 
denotionom,  i  gliaban  nideti  toga,  i  takonoga  Dcticchia,  tada  poce  De- 
tich  obraf  od  gnie  odnracbiati ,  ter  ona  tako  xalofna  buducchi ,  alifaa 
Maikn  Boxgiu  k'  finu  gonorecchi.  Sinko  nenidisli  Cattarinn  kollko  gie 
lipa,  i  kako  nelichu  xegün  xegli  tebi  nideti;  odgonori  Detich ,  i  rece 
Matere  anoyoy :  Maiko  mogia  draga,  Cattarina  gie  uelle  ftraana  i  meraka 
nideti,  pö  ta  nacin.  da  gia  nikakore  gnie  nideti  nemorem  zac  ni  iofchie 
cifta,  ni  nmiuena.  Tada  Maika  odgonori,  ono  uidif  koliko  rafumna, 
koliko  plemenita,  i  koliko  bogata  afakim  dobrom;  odgonori  Detich,  i 
rece  predraga  Maiko  mogia ,  Cattarina  gie  beznmna ,  i  uelle  nboga ,  po 
ta  nacim  da  doklegoder  bade  n  tom  atangia  nikakore  lica  moyga  nechie 
moch  nideti.  Tada  Maika  odgonori  ö  predragi  Hnko  moy,  morel  ona  ku 
ftuar  ucinit,  po  koy  bi  mogia  ona  tebi  nideti,  i  caftno  lice  tuoge,  i  fto- 
bufe  zarnciti,  tere  tnoya  biti  neueftica.  Molim  te  zato  Hnko  predragi, 
da*  nanadif  gnin  ca  bi  imela  ucinit  da  bi  billa  doftoyna  uidenia  od  tuo  - 
gega  prefuetoga  lica  i  tebe  prieti  za  zarucnika. 

Odgonori  ainak  Matere,  i  rece,  neka  gre  ona  k  onpmn  alugu  momn, 
i  tnoymu,  ki  cerafgni  dan  od  mane,  i  od  tebe  gie  a  gnin  gouoril,  i  pri- 
liku tuogiu ,  i  mogiu  prikazal  ieat  gnioy,  i  kako  giu  on  nauci  da  onako 
ucini,  i  tako  neka  pride  ona  mane  moch  ochie  nideti ;  i  to  recuk(aict)  to 

30" 


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460 


Fr.  Mikulicz, 


videnie  delife  kia  od  giüe.  Tada  Cattarina  uernufifsa  uafhe  (zu  lesen 
uernunfhife  na  fe,  n)  mnogem  ftrahe.  i  trepete  cuiasheshe  od  teh  ftuari 
keg  gie  uidela,  i  fliffala  u  pameti  fuoyoy.  fue  te  ftuari  rafmifgliagiucchi, 
i  tada  oftali  del  nochi  bdecchi,  i  f  velikem  xelengiem  cekaiucchi  dueva, 
dabi  gioy  ouerfiti  ouo  9a  gie  uidela,  i  flifsala  onn  noch.  Iutro  bndncchi 
ucignieno  naze  za  sobom  nekeh  sing  i  slnsbenik  od  dvora  fuoga,  i  k'  pre- 
binanin  toga  Mnxa  Boxgiega  pöfyeeno  ide,  i  proftreae  pred  noge  gnie- 
gove,  fuxami  nmiglieno  poce  gniemn  pouedati  sfe  s"  raflogom  ono  uidenie 
ko  befse  uidela  na  onn  noch  koife  befse  gnioy  giauilo,  i  prosech  od 
gniega  facta,  kakobi  mogla  nideti  lioe  Detichia  onoga.  i  pridruxiti&e 
k'  gniemn,  biti  neueftica  gniegona. 

Tada  ta  Mux  Boxgi  vefselia  napngniem,  poce  gnioy  priponidat 
tainoft  uere,  kerftianfke,  i  gnin  nanciufhi  velle  pomgnino  od  uere  ker- 
ftianske,  ki  nank  uelle  dobre  noglie  pof  lufaufi,  i  tako  giu  nanci  u  ffe  ca 
ima  ueronat  od  clieni  fnete  uere  Cattoiicanake,  i  onde  gin  kerfti  na  ime 
nerafdigliene  fnete  TroiceOca,  fina,  i  Duha  fuetoga.  I  tako  bndncchi  ona 
kerfciena  poflagin  opet  n  Dom  fuoy,  ncechigin  da  n  molituah ,  i  fluxbe 
Boxyioy ,  i  f  denotionom  proudigliugie,  i  tako  pref  sfake  fumgnie  ochie 
biti  doftoyna  nideti  xeleno  obechanie,  i  doftoyna  biti  zarucnica  finka 
Dene  Marie.  Tada  Cattarina  fnite  idolske  ffe  odnerxe  od  sebi,  i  ffa  za- 
blndenia  Diaualska ;  i  fnitn  od  ffake  ciftochie .  i  glinbani  Boxgie  oblece 
raduinchife  poide  n  Dom  fuoy,  i  tako  n  noch  onn  bndncchi  na  molitne, 
i  mnogeh  fluxbah  Boxgieg  u  Camere  fuoyoy  nidi  Blaxenn  Denn  Marin 
k*  gnioy  pridfauf hi  finkom  fuogem  prilipim ,  ki  obraf  fuoy  preflauni 
gliubefnino  obrati  k'  gnioy,  i  ona  bnducchiga  uidela,  Dufha  gniege  ra- 
ftagliafefhe  od  uelikoga  uesselia,  i  flifsa  Cattarina  gouorecchi  Maiku 
k*  finku  fnogemu  oue  ricci,  ouo  predragi  finko  moy  flufbenica  tuoya 
Cattarina,  nu  sada  giu  poglieday.  Tada  rece  Hnak  Matere  fuoyoy. 
Draga  mogia  Mai  ko  Cattarina  gie  uelle  lipa ,  mndra  i  krafna  licem ,  a 
krafenia,  i  lipglia  neroiu,  i  mane  gie  fada  uella  ugodna,  i  draga.  Tada 
kragliza  nebbeska  potem  gouoreniem  finka  fuoyega,  poce  Cattarine  go- 
uoriti:  Diuoi;i9e  premudra,  kherice  mogia  pogliubgliena  flifai,  uiy  i 
prikloni  uho  tuogie,  i  opet  finu  fuoyemu  rece.  Sinko  moy  zgliubglieni, 
pökle  Cattarina  lipa  ftuorena  iest,  i  proflaugliena  pred  ocima  tuogima, 
molimte  da  na  toy  gliubaui  Boxgie  primefgiu  k'  febe  za  zarucni^u.  Tada 
rece  finak  Matere :  0  Maiko  mogia  fnaf h  da  fferhu  fega  gliubin  cifto- 
chin,  zato  kada  uideh  gnin  ocifchienu  miloserdiem  od  kerschienia  onde 
iesam  gnin  zgliubil,  i  prieti  giu  za  fuogu  zarucnicu.  I  kada  to  Cattarina 


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Katharinen -Leerende  in  altkroatischer  Fassung.  461 

flifha  proftrefse,  i  pade  lioem  faoyem  na  xemgliu,  i  rece.  0  da  bi  to 
moglo  biti,  da  big  gia  flufbenica  tuoya  mogla  biti,  i  umiuati  noghe  flu- 
gam,  i  flufbenicam  tuogim.  I  tada  Deua  Maria  proftre  ruku  fuoyu,  i 
prie  defnicu  Cattarine,  i  defnicu  finka  fnogega  poda  gniog  gouorecchi : 
predragi  finko  moy  nu  iur  perftenom  ucri ,  zaruci  gniu  za  uechnu  zarti- 
cnicu.  I  kada  Qospogia  to  rece  finak  perftenom  zlatim  gniu  zaruci,  i 
buducchi  to  ncignieno  tud  odoide  i  tada  Cattarina  uratiufifse  uafhe 
nayde  perlten  na  perfte  fuogem  s'  kern  gniu  Iasukeret  perftenoua.  I  ta 
ifti  perften  nahodise  gios  danafgni  dan,  na  Gorre  finaifhoy  u  gniege 
Monafteriu  kade  gie  tello  gniege  kofe  krani,  if  oftalemi  mochiami  fuetemi : 
potakou  nacim  ieft  Cattarina  k'  fuetoy  Uere  obrachiena,  i  kerfchiena, 
i  perftenom  Issukerftouem  zarucena,  komu  zarucniku  uerno  ueru  krani, 
i  fdruzena  buducchi  za  iedno  fgnim  Idoli  taschie  ponixaiucchi,  kra- 
glieftuo  ouoga  fueta ,  i  ITa  ukrasena  fuetouna,  flauu ,  i  bogataftua ,  za 
gliubaüu  fuoyega  zarucnika  oduerxe ,  i  znenauidi ,  i  gniemu  samomu  u 
ciftochie  pribiuashe  ufagda. 

Xiuot,  Uli  Legenda  Blaxene  fuete  Catharine  Deue,  i  Mucenice 

lfsukerftoue. 

Vato  ureme  Maxencio  Cefar  Maximiana  Augufta  Cesarouase.  i  bu- 
ducchi Poganin ,  i  Idolfki  fluxitegl  pof la  lifti  s voem  pecatom  zapeca- 
chieni  sfem  od  Cefaraftua  fnogega  Bogatim,  i  ubogem,  da  pridu  k'  gniemu 
u  Aleasandriu  od  sfeg  ftran  fuogih,  i  ffen  zapoueda  xiuinu,  i  oftalemi 
auoyemi  dari  priti,  za  ufroch  dafe  gnih  Bogom,  i  Idolom  poklone,  i  ta- 
koui  dari  prikafu,  i  kife  nahagiahu  onde  od  kerftian  tako  gnim  zapo- 
ueda pod  pennu  smerti,  dafe  i  oni  imagiu  poklonit  Idolom.  I  u  tem  if- 
tem  gradu  befe  fueta  Catharina,  ka  imafe  tada  leet  18.  i  ta  ua  polare 
Occ*  fuoga  p[o]rebiuafe,  i  flisaufhi  rutie  xiuine,  i  puka  popiuaiucchi,  i 
mnogi  glafsi,  i  sfake  uerfti  organi,  i  fuiral  ua  ufihiu  gnieye.  Tada  Ca- 
tharina uzme  fobom  nekuliko  fing ,  i  flufbenich  fuogih ,  i  tako  poide  k' 
tomu  Templu  Idolfkomu,  i  nayperuofe  fuetem  krifom  oburuxgia,  i  zla- 
menoua  ondi  pride,  i  priftupi  kade  mnogi  kerftiani  radi  ftraha  boiechiae 
fmerti  fluzahu,  i  klagniagiufe  Idolom.  Tada  Deua  Bogu  ugodna  Catha- 
rina od  takoueh  ftuari  mnogo  se  rafboli,  i  zalofna  bife  na  ferzu" fuogem, 
i  tako  odverfe  ffaki  ftrah  od  febe  priftupi  pred  Cefara  kade  feiaf he ,  i 
gliedafe  kadefe  tem  Idolom  klagniahu,  i  dari  prikafugiu,  i  rece :  Po- 
zdrauglienie  tebi  bih  dala  o  Cefaru,  kada  to  ca  Vragom  flufif,  i  tuliki  dari 


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462 


Fr.  Mikulicz, 


prikafouati  cinif,  bif  Bogu  xiuomu,  i  iftinomu,  i  uecnomu  prikazal,  i  od 
teb  tnoyeh  Bogi  da  bife  odnergal,  od  keb  gouori  fneti  Prorok:  uita 
i mag iu  a  ne  gouore,  oci  imagin  a  ne  aide,  i  tako  od  sfeg  gnib  oftaleg 
ndi .  i  ua  niednoy  ftuari ,  i  potribe  nemogn  pomoch  oneg  ki  gib  flnfe. 
Nu  fada  rafmifli ,  i  pogliedaj  oui  Tempal  meftrafkimi  rakami  uyignien, 
rafmif  Ii  narefenia  ffake  nerfti  od  ouoga  fue ta ,  to  sfe  kako  prab  iedan 
pred  licem  uctra  ocbie  biti ,  rafmifgliay  uaspet  uele  dobro  narefeuie  nebe- 
sko,  toieft  funce,  Mifez,  zuefde,  i  oftala,  rafmifgüaj  gnih  flnfbu,  kako 
od  pocetka  fueta,  i  dari  do  konza,  dan,  i  nocb  teku  z'  zapada,  i  opet  fc 
nrachiagiu  na  iftok  fuoij,  i  zatofe  nigdar  ne  ftrude;  i  kada  te  ftuari  do- 
bro rafmiflis,  ki  gie  ta,  ki  gie  lada ;  i  ki  gie  ta,  ki  gie  to  ucinil  uebbo, 
i  xemgliu,  i  sfe  ca  se  u  gnib  ufderxi,  i  tebe  tolikaife  na  prilikn  fuojia 
prelipu  ucinil.  i  ua  tu  oblaft  gie  tebe  poftauil,  u  koij  iefai  ti.  i  na  veliko 
poftengie  onoga  fueta,  i  ti  ga  nechief  sposnati :  i  kada  rafmif lif  (Te  te  ta- 
kone  ftuari  upitaij  giel  uechiegi,  aüi  rooguehiegi  on,  alli  oni  tuogi  Idoli, 
keg  ti  cinif  caftiti,  i  gnin  flufsif :  kada  bi  ti  posnal  lltuoriteglia  tuoga 
po  gnegovem  daru  i  gniega  milofti ,  ti  bis  rafumel  iftinim  nacmom  da 
ni  podoban  gniemn,  ni  nä  nebbn,  i  nä  xemgiie,  i  zato  gniemn  Te  po- 
kloni,  i  gniemn  cini  pofuetilifchia,  i  gniemn  flufi,  i  gniega  flaui,  zay  on 
gie  praui  i  iftinni  Bog  uerhu  sfeg  Bogi,  i  Gospodin  nerbn  sfe  Gospode: 
i  onde  gniemu  fueta  Catharina  mnoga  ftolmacj  od  taianftua  i  od  upul- 
chienia  od  Issnkerfta  Hna  Boxgiega.  Ki  Cefar  mnogo  se  zacudi,  i  niftar 
ne  ote  i  ne  znafe  nato  odgouoriti;  lego  nafhe  uernufife  rece  yoy:  0 
Xeno  pnfti  naf h  fada  da  fuerfimo  ona  pofuetilifcbia .  a  pak  potlc  ocbiemo 
dati  tebi  na  te  ric,cj  odgouor.  I  tndie  zaponeda  flugam  fnogim  daiu  po- 
pegliagin  na  Polacu  gniegouu,  i  za  ffu  pomgnin  daiu  imagin  cuuati ;  $u- 
dechiefe  on  nelikoy  gniege  mudrofti,  i  lepote  gniege  xinota,  bif  he  iftinno 
vele  lipa,  i  ffen  ki  gin  gliedahn  ugodna.  1  kada  inr  (Jesar  fnerfi  ona 
pofuetilifchia  IdoUka,  i  sfe  gnih  slnsbe  delifhe  kia,  i  prifanfi  na  Polacu 
fnogiu  zapoueda  Catharina  k'  febe  pripegliati,  i  rece  gnioij.  Jefmo  rafn- 
meli  tuoya  gouorengia  mnoga  pred  nami,  od  keh  fmofe  mnogo  zacudili, 
i  tnoyu  mudroft,  rafmisgliaincchi  nä  nekem  tuoyem  dumbokem  gonore- 
niu,  alle  cjchia  posuetilifchia ,  i  slufbe  Bogott  naf hig ,  buducchi  zader- 
xani ,  nemogofmo  üfega  popunoma  razumeti ,  fada  zato  ü  naypernem 
pocetkn  ochiemo  pofnati  rod  tnoy.  Tada  Catharina  rece,  pifano  iest 
dafe  nimaf  fam  fuiffiti,  ni  pohuaüti,  ni  tolikaife  sam  febi  pogerditi,  ni 
greh  poftauiti,  i  to  (ine  keh  flaua  ouoga  fueta  muci  ffe  zamang.  Ni- 
ftarnemagnie  gia  ocbiuti  pouedat  rod  moy ,  ne  cjghia  pohuaglienia  mo- 


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Katbarinen-rLegendc  in  altkroatischer  Fassung.  463 

« 

giega :  i  zato  da  znafh  da  lau  gia  imenom  zuana  Catharina  kchi  Kofla 
kraglia  bnduchiega  od  kraglioftua  Ciparskoga,  ka  ako  fan  prem  u  Pur- 
purah,  i  ü  mecbcinah  rogiena,  i  slobodnih  sfeg  nanki  ouoga  fneta  nau- 
cena,  znay  da  sfega  toga  fan  fe  oduergla,  i  Gospodina  Issnkerfta  iesam 
priftupila  i  Idoli  ffe  oduergla,  keh  ti  <;aftif,  ki  febe  ni  tebe  pomoch  ne- 
mogn,  i  kada  gib  tt  potrebe,  i  ü  neuogliag  zonu,  tada  gnih  napomoch 
ni,  i  kadafe  k'  febe  zovn  netefse  ftati  i  na  periculeg  nemogu  izbaniti 
oneh  ki  gnim  flnfe.  Tada  Cesar  uafh  fmuchien  nefnafe  gnioy  odgouo- 
riti,  nidechi  da  tako  rafumno  gouori,  i  da  od  Iasukcrfta,  099a,  i  fina, 
priponeduie,  i  gnih  Bogi  da  fü  Idoli,  i  Vrazi.  Nikakore  fe  ni  mogal  Ce- 
far  raflogom  niednem  faprotiniti:  zapoueda  otaino  piffati  lifti  faogim 
pecatom  zapecachieni  pö  svem  derxaniu  k  (fem  Nauriteglom.  gramati- 
con,  Retorichon,  da  ffi  berxo  k'  gniemu  na  dnor  n  Aleasandriu  imagiu 
priti,  ki  prifauf hi  tudie  gnim  obechia  mnogi  dari  od  zlata  i  od  zrebra, 
ako  oiii  Catharinn  (hogemi  nanki  premogn,  keh  Naucitegli  bifhe  priflo 
od  sfakeg  ftran  50.  Ki  bihn  ifbrani  meg  ffemi  drngemi  Nancitegii  od 
ffega  fneta.  Ki  pitahn  Cefara  za  ki  ufroch  gie  gnih  cinil  prit  od  tnlikeh 
dalikeh  ftran.  Cefar  gnim  0 d gouori ,  i  rece.  Neka  znate,  da  gie  pnli 
nafh  iedna  Dinoika  tnliko  nelika  raznma,  i  mudrofti  napngniena,  ka  ffi 
Nancitegii,  i  Mndri  ffega  fneta  pogarynie,  i  po  tleh  meehie,  i  giofchie 
Bogi  nafhi  gouori  dafu  Demnni ,  kn  ako  gin  premorete  s'  mnogen  po- 
steniem,  caAn,  i  blagon,  ochietefe  nratiti  na  ftani  fnogi.  Tada  iedan 
od  teh  Nancitegii  ferdechife  rece :  0  cndnonati  i  veliki  zuct  Cefaroun, 
ki  radi  iedne  xene,  illi  Dinoike  diapntania,  ffcg  onig  Rafamniki,  i  Nan- 
citegii küh  cnet  od  drngeh  Nancitegii  od  dalekeh  fh-an  fimo  cini  priti, 
kada  famo  iedan  od  nafh  gnin  more  fnogem  nankom  vele  lahko  predo- 
biti ,  i  gniege  nafh  nank ,  illi  raflog  po  tloh  nrecchi ;  i  rechofe  tada, 
dafe  pripeglia  pred  gnih  ta  Dinoika,  da  kada  bude  primoxena  od  nafh 
ochie  ona  pofnati,  i  gniege  okolia  da  nigdare  nefna  ca  gie  mndroft,  i 
nigdare  f  mndremi  ni  gonorila,  i  gnih  giof  magnie  nidela.  Tada  Catha- 
rina nidecchi,  i  flifucchi  te  ricci,  i  bogi  dnhonni  od  difpnte  kirnte 
ima  ona  f  gnimi  boriti  sfase  seryeno  fuogemu  Issnkerftn  pripornci,  da- 
gin  on  uaugi  mudrofti,  i  rafnma,  da  more  zmochi  teh  Mudreg  50.  i  (Ta 
fe  fnetim  ornxiem  oboruxgia,  i  fnetim  krifon  zlamenona,  i  Issnkerftnfe 
preporuci.  I  zatem  dobri  Angel  pride,  i  gnin  po<;e  krepiti,  da  kripko 
ftogi,  i  dafse  nebogi,  i  dagin  hefmogn  ffi,  ki  fe  suprotiua  gnioy  ftane, 
nego  da  ona  gib  ochie  zmoch,  i  po  gnegem  nanku  ote  oni  bit  ffi  spafseni 
i  na  neru  obrachieni  ote  fmert  i  mnkn  priati  po  gniegen  naukn.  I  kada 


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Fr.  Mikuliciö, 


bife  pripegliana  pred  teh  50  Nancitegli  rege  :  Ki  nagiu  fuda  gie  to  da  fu- 
protiua  icdnoy  Diuoike  50  Nancitegli  prifaal  iefai  da  f  gnu  difputaju. 
ken  fi  radi  da  me  premogu  ueliki  dari  obechial,  i  mane  pref  flakoga  uf- 
fania  od  niedne  plachie  silifme  s'  gnimi  difputati,  niftar  nemagnie  mane 
ocbie  biti  Oospodin  Iaaukerft  plachia,  i  pomochnik  moj,  ki  gie  ffe  uffanie. 
i  kruna  onem,  ki  aa  gniega  fe  bore.  Kada  oni  Nancitegli  pocefe  gouo- 
riti,  da  nigdar  Bog  fe  gie  Clonikom  uginil,  i  da  nigdar  ni  mnke  niedne 
terpel,  ni  magnie  upultilfe  na  ntrobu  Deui  Marie.  Tada  Catharina  nay- 
pria  gnim  poce  raflog  od  knig  gnikoveb ,  t oieft  od  Poganskih  kafati .  i 
gouoriti.  II  nefnateli  na  uasheg  knigaL  kade  gouori  fibilla.  Blaxeni  on 
Bog,  ki  na  uifine  dreua  bude  uifeti,  i  tako  gnim  rece,  da  ie  Iflukerft 
mucen ,  i  ifkerfnul  od  Martnih  zä  fpasenie  Clouicanfkoga  naroda.  i 
zaglinbau  gnegonib  uerneh  umrcti  iznoglil  ieft .  I  pak  Boxanftna  radi 
ufkarene  treti  dan,  i  mnoga  gouorenia  fuetoga  pifma  gnin  f  toi  mag i  tem 
naginom,  da  gnioy  sfi  umuchnufe,  i  tako  ftafe  pred  Cefarom.  Tada  Ce- 
fa r  velikem  giadon,  i  gnieuon  rece  spniuchj  gnih,  zag  iednoy  xenskoj 
gl. iui  tako  berzo  umuchnuftc.  i  pridobiti  gnioij  fe  dafte.  I  ono  iedan  naij- 
uechi,  i  nayrafumnei  meyn  gnimi  ftaufife  rece  Cefarn :  Znay  da  ako  ti 
necbief  ocHouat  kö  goder  zlamenie ,  Uli  endo  od  Bogi  keh  dofada  po- 
ftouafmo,  pokern  ae  more  pofnati  gnih  krepoft,  Uli  da  bi  mogli  pomoch 
dati  onem,  ki  gih  flnfe  u  potribag  gnigoueh  znay  da  mi  ffi  ochiemo  uero- 
nati  ü  Gospodina  Issukerfta;  zag  znay  da  nigdare  niedan  fnprotiva 
nam  ni  mogal  premudroftu  z'mochi  lego  ie  ffaki  bil  premoxen  od  naf  h, 
a  fada  oua  Diuoika,  n  koy  na  iftinnu  Dnh  fueti  gouori  tako  nafb  gie  ua 
ueliku  Im  u  t  gnu ,  i  endo  obratila.  po  on  nagin  da  niedan  od  naf  Ii  na 
gniege  riggi  odgouoriti  nemore.  Rafumecchi  to  nenerni  Tiran  velikem 
giadon  napugniem  zapone  dase  ffi  na  fred  Grada  zafgü,  keh  Catharina 
pomgniuo  ua  uere  ukrepi,  i  nauej  tuerdo  ftati  n  gnigoueh  mukah,  i  bn- 
ducchi  oni  ua  uelikoij  feerbi,  a  to  da  nifu  kerfchieni,  i  da  pref  kerfta 
gredu  od  ouoga  fueta.  D'eua  kerfltoua  gnim  rege :  niftar  za  kerft  ne 
feerbi  te.  nife  neboyte,  zag  ona  uafha  kernen,  ku  ui  proligiete  ona  ochie 
bit  naf  he  kerfchienie,  i  nmiuenie  naf  he,  i  naf  he.  i  kruna  naf  ha,  famo 
kada  na  fmert  poydete  nemoyte  zabit  fueti  krif  nafe  ftauit.  I  tako  bu- 
dnechi  nerzeni  ü  oggan  muku  fuerfifhe,  i  dufhe  fuoge  Bogn  podafhe, 
i  po  ta  naejn  buducchi  u  onem  oggnu,  ni  telln  ni  fuitam  ni  ulafai  gnih 
netaenu  oggan ,  i  tako  pak  biku  pokopani  od  uerneh  kerftian.  i  potle 
biku  iur  ti  Nancitegli  u  oggan  uerxeni  rece  Cefar  Catharine :  0  Diuoiko 
preflauna  fuetuy  fe,  i  ponüluij  cuet  diuojftua  tuoyega,  i  budi  priprauna, 


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Katharinen-Legende  in  alt  kroatischer  Fassung.  465 

i  cuntenta  pokloniti  fe  Bogom  nafhim,  i  ochiute  derxat  za  drugu  Cefa- 
ricu  mogiu  u  Polare  mogioy ,  ka  ffa  zlatom  fia  i  dragim  kameniem.  i 
tuoyu  priliku  ockiu  cinit  na  fred  Grada  na  pla.ce  depengat,  i  ochiu 
ffem  gliudem  zapouedat  klagniatife  tebi  kako  i  Boxice.  Koma  Catharina 
odgouori ;  profinte  Cefaru  nemoy  te  rieci  gouoriti  ti  neprudi.  giä  Tarn  fe 
lssuke iTtu  momu  obechiala ,  i  dala ,  i  on  mane  raf  lienem  perf tenom  k' 
febe  zaueza ,  i  zato  on  gie  flaua  mogia ,  on  gie  gliubau  mogia ,  on  gie 
flatkoft  mogia,  i  od  gnegoue  gliubaui  niedan  ftrah,  niedna  Muka,  ni  pre- 
chienie,  ni  blago  ni  gliubau  ouoga  fueta  neteme  odneti,  ni  oduratiti. 
Tada  Cefar  giada  napugnien  zapoue  gniu  flechi,  i  zapoueda  da  giu  gne- 
goue singe  s'kerpioni,  i  bifci  olounimi  vele  nemiloftiuo  izbigiu.  i  tako 
ragnienu,  i  bigenu  u  iednu  tamnicu  dafe  poftaui  za  1 2  dni,  i  uech  za- 
poueda da  gioy  fe  niftar  ne  da  gifti,  i  tako  gladom,  i  xegiu  muciti.  I 
tako  Cesar  radi  nikeh  potrib,  Uli  ufrok  poyde  uanka  s'  kunfina  u  drugo 
mefto  uladania  fuoga ,  i  meyü  tem  Xena  Cefaroua  mnogo  urimena  xe- 
lecchi  s'  Catharinu  gouoriti  zapoue  da  fe  ftrafhe  od  tamnice  chia  odpufte 
i  tako  nayuechiega  Poglauizu,  illi  Capitana  od  ffeg  Vitezi  po  imenu 
Porfiria  cjni  da  poyde  s'  gnu  k'  Catharine  ü  tamnicu  s'  mnogemi  dru- 
gemi,  i  kada  iur  blifu  tamnice  bihu,  ufriku  veliku  fuetloft  ifhodechi  s' 
tamnice.  i  cudnouati  uong  od  ffakoga  mirifania  ifhodafhe,  i  Angel i 
Boxgi  mazuecbi  i  Iecechi  rane  gnige.  I  poce  Catharina  k'  Cesarice 
mnoge  ric^i  od  Iffukerfta  pripouedati,  i  od  kraglieftua  Nebbefkoga 
me yu  mnogemi  gouorecc h i :  Ce farice  budi  krepkim  ferzem  po  6  dneg  t* 
ochies  poyti  ü  kraglieftuo  Nebbesko,  ne  f  traf  Life  terpeti  Muku,  i  dat 
f  ochie  tebe  kruna  neifmirna;  nebudi  ti  tefko  odlucitife  od  Cefara 
zemalf koga  radi  zuania  Cefara  Nebefkoga,  i  (Temogucchiega  Boga,  ki 
pak  tebe  ochie  dat  plachiu  neifmirnu,  i  radoft  uecnu.  Tada  Voiuoda 
Porfirig  Catharine  rece :  Rolika  iest  plachia  kü  Issukerft  dagie  onem  ki 
gniemu  f  lufe ;  a  ona  gniemu  rece ,  uifgnia  ulaft  ponizuie  oui  fuet ,  rodi 
eunce  kade  nochi  nigdar  nechie  biti,  ni  niedna  zloba  nefkodi,  akome 
pitafh  kakoua  gie  onde  plachia,  i  bogataftuo,  tö  nikakore  se  nemore 
s'rech  ni  pripouedati ,  ligo  da  fnafh  da  ffaka  radoft  i  ueselie  ko  nemore 
nikakor  niedan  zagich  frech ,  ni  niedni  Mudri  rafmif let  ni  uho  slifsat, 
ni  ocho  uidet,  ni  na  serze  Clouiku  priti ,  ono  9a  gie  Issukerft  obechial 
onem,  ki  gniemu  flufe,  i  ki  ga  gliube,  i  ueru  gniegouu  tuerdo  derxe  ;  i 
tako  temi,  i  mnogemi  nauki,  s'  kemi  gnih  ukrepi,  i  nauci  uere  Issuker- 
ftoue,  na  ueru  flaunoga  Iffukerfta  gib  obrati,  i  nauefti  gnin  d'  ote  s' 
palmu  Make,  krunu  uecnoga  xiuota  prieti.   I  tako  s'  tem  gouoreniem 


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466 


Fr.  Mikulicic, 


doydofe  pol  nochi;  i  kada  to  Porfirio  rafume  nadahgnien  od  Boga.  pade 
pred  noge  Catharinine,  i  onde  prime  ueru  Issukerftouu  i  T  gnjn  200  Vi- 
tezi,  i  Uko  odftupifhe  od  tamnice;  a  zac  Ceaar  bife  zapouedal  da  12 
dni  nima  giofhe  niftar  dat  giffi,  Iffukerft  na  ti  dni  s*  nebbes  po  iednoy 
beloy  golnbice  pofigliafhe  gnioy  pichiu ,  i  pak  potle  Gospodin  Iffukerft 
iauife  gnioy  s'  mnofiin  An  gel  i  Nebbefkeg,  i  Diuojach  gouorechi  gnioy. 

Issukerft  Catharine  gouori. 

Sad  za  flauno  ime  boga :  tobe  muci  Muka  mnoga. 

Ne  ftrafhife  niftar  sada :  giere  hin  biti  s'  tobom  nazda. 

Ifibrana  mogia  ieffi:  sfe  sterpglieno  ti  podnefsi. 

Kako  ti  znaf  Catharina :  Neueftica  Boxgia  fina. 

On  gie  otel  k'  tob«  priti ;  i  na  Mukah  ukrepiti. 

Jere  za  me  ti  fi  ftala :  i  na  pomocb  mane  znala. 

V  mogie  ochies  uefelie  priti :  i  f  mann  ae  nefeliti. 

Qia  chiu  biti  plachia  tnogia:  Neueftica  draga  mogia. 

Gia  obin  Hann  mogin  poytf :  n  potribah  t'  ocbin  doyti. 

Stanonito  gia  ti  pranin :  nigdar  tobe  ne  oftauin . 
I  potontoga  bndnchi  fe  uratil  Cefar  od  pnta,  zapoueda  preda  fe  Ca- 
tharinu  pripegliat,  i  uidechi  gin  da  gie  prelipa  oblicia  noch  iigo  perno 
bi f he ,  miflechi  inr  mertnu ,  alli  maloxinn  nayti.  I  tako  mnecbi  da  goy 
gie  kigoder  nofsil  gi fti  Q  tamni^n ,  poee  mnyiti  oneg  ki  fn  gin  euual i  u 
tamniee  nele  serditem  nacinom.  Tada  Catharina  Cefaru  rece :  znay  da 
gia  nifsan  pichie  od  Clouika  priela,  ligo  moy  Issukerft  mane  gie  po  An- 
geln fuoyem  pichiu  pofhiglial.  Koy  Cefar  rece:  Jur  te  molin,  i  dobro 
primi  na  pamet,  i  ncmoy  naglemi  beffedami  odgonoriti.  Ja  ti  gouorin  da 
znaf,  i  da  rafnmef  da  tebe  ne  zolin,-  i  nechin  da  budef  za  f lnfbenicn  n 
Polace  mogoy,  Hg  za  mogin  Gospoyn,  i  Cefaricu,  i  ochies  bit  na  ffera 
mognchia,  i  zibrana  za  sfaku  lepotu,  i  blagom,  po  ffem  Cefaraftnu  mo- 
gicm  ochies  kafati,  i  kraglienati,  i  za  ffe  to  da  san  cinil  nmoriti  50  Nan- 
citegli,  i  saxgati,  i  (Te  to  ochin  dole  pnftiti,  i  zabit,  ako  ti  ucinif  noglin 
mogin,  a  to  da  fe  Idolom  poklonif,  i  tako  bndef  mane  izibrana  mey 
sfemi.  Catharina  rece  Cefarn.  I  gia  tolikaife  molin  tebe,  da  i  ti  nele 
dobro  rafmiflif,  i  rafumno  raffndif,  koga  gia  nechie  iman  gliubiti,  Uli 
izibrati,  alli  onoga  uechnoga  Cesara,  afemogiucchiega,  flannoga  od  nebba 
i  xemglie ;  Alle  nemochnoga,  umerfoga,  ni  caftnoga,  i  grnboua.  Tada 
Cefar  raferdife  i  rece.  Nu  fada  od  dueh  ftuari  febi  iednn  zberi,  alle  ucini 
Posnechienie  Bogom  nafhim,  alle  ne  z  rafli^nemi  Mukami  ochief  nmreti. 
Catharina  rece,  kagoder  mucenia,  tili  nafin  od  Muk,  keb  ti  moref  fmi- 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  467 


flit,  i  nayti,  te  pernefi,  gia  fan  priprauua  sfc  terpcti :  za<,-  ia  tello .  i 
keruu  mogiu  Ifsnkerftn  prikafaü  xeliin ,  kako  on  gie  za  me  famoga  febi 
prikafal  Ogcu  Nebbes  ko  ra  u .  za<;  on  gie  Bog  moy ,  gliubaa  mogia ,  i  za~ 
ruenik  moy:  i  pota  nagin  be  krepka  ua  gliubavi  Boxgioy.  I  tako  iur  uidi 
Cesar,  da  po  niedan  nacjn  nemore  yu  obernuti ,  n  i  od  glinbaiü  Iffuker- 
ftoue  odazuati,  zapouedafse  naciniti  4.  kola.  i  na  sfakom  da  fanagil 
biti  troia  platischia  zelefna,  i  napani  gih  fekauac,  cjaual  i  britaüü  pre- 
britkeb,  i  öftren,  i  tako  bi  ta  ftuar  priprauna,  i  nareiena :  i  pernefena 
bifse  da  ftakouu  ftrafnu  Muku  muce  Catharinu .  i  rafdele  na  drobno  gniege 
tello ;  a  to  da  uidecchi  oftali  kifu  kerftiani  yuuaiu  se  i  uftrepeckin  boiechi 
fe  Cefara  i  gniegonu  zapoued  da  (ine.  I  tako  zaponed,  illi  meftria  po  oui 
na^in  od  oneh  4.  kol  bifse  naregiena  da  ftoge  due  da  iedan  kray 
tnerdo,  a  dne  fopet  drughe  kola  fproti  tem  duem  po  ta  nacm  da  ffe  mefso 
od  kofti  gniege  na  mali  kufsi  rafdrobe.  Videcchi  Deua  Iflukerftoua  da 
ima  inr  priprannn  tako  oftru  Muku,  ku  bi  priprauna  terpeti,  nego  cichia 
Puka  ki  bifse  onde  da  se  obrati  k'  Iffnkerftu,  pokleknu,  i  pomolife  k' 
Bogu,  da  ona  huala,  i  na  proflauglienie  imena  gniegoua,  i  cichia  obra- 
chienia  gliudi  okolo  ftoiecheh  da  bi  racil  one  naredbe ,  razmfiti ,  i  raf- 
ciniti ,  neka  tako  nidechi  krepoft  Boxgiu  k'  nere  bife  obrati I i ,  i  tako 
umiglieno  gouorafe. 

Catharitia  gouort. 

0  Ifluse  uele  alaue :  sfemogoga  tebe  praiie. 
Ne  oftaui  Catharine:  iere  uidif  da  fad  gine. 

8ad  ukafi  tuoyu  krepoft :  dase  spofna  ouih  flepoft. 
8'  ku  padagiu  u  uecne  Muke:  dafe  fbaue  Diaula  ruke. 

1  da  znagiu  tebe  Boga:  ftuoriteglia  preflaunoga. 
Za  preflauno  tuoge  Ime  :  o  Iffufe  nflifime. 

V  ouoy  Muke  pomozi  me :  ku  chiu  terpet  za  tuoge  ime. 

V  oueh  koleg  britke  Muke :  pomozite  me  tuoge  ruke. 
Da  pofnagiu  oui  gliudi:  zlobu  fuogo  tamne  cbiudi. 

I  neuem  da  oftaue :  tere  tebe  Boxe  flaue. 
Za  tem  Angel  Boxgi  pridfaufi  z'  nebef  mec.  nosechi  u  rukah  V  ue- 
liku  nagloftu,  i  ferditom  rafbie,  i  zlomi  ffa  ona  kola,  illi  sfe  one  naredbe 
po  ta  nacm  da  od  uelike  kripofti  odletagiuchi  merue ,  i  kusi  od  oneh 
kol,  i  od  oneh  naredbi  pobi  1000.  sing  i  oneh  gliudi  Poganfkeg  kife 
klagniahu  Idolom ;  i  mnozi  pak  uidechi  to  c,udo  obratilifufe  Gospodinu 
nafhemu  Ifsukerftu.  I  Buducchi  takoua  ftuar  ucjgniena,  Uli  to  cudo  od 


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468 


Fr.  Mikuli<Mc, 


Angela,  Catharina  buduchi  iur  priuezana  na  kola  priftupi  Angel  Boxgi 
k'  Catharine  oslobodiiuchigiu,  i  pocnegiu  krepiti  uefelem  glafsom  gouo- 

recchi. 

Angel  Catharine  gouori. 

Catharina  ftan  ae  gori :  Bog  ti  uelli  ki  te  ftnori. 
Mnogo  gliudi  gios  te  ceka :  keh  si  uern  ti  dotekla. 
Zato  fada  opräuife :  i  od  tnda  odelife. 
Veruy  Deno  rici  one:  ki  fad  ftogira  puli  tobe. 
San  od  Boga  prifal  k'  tebe :  da  uernyes  sfaka  mene. 
Od  tebe  ochiu  fada  poyti :  opet  k'  tebe  berfo  doyti. 
Mir  tebe  nafh  nazda  bndi:  tuoga  Ifsusa  nezabudi. 
Tada  Catharina  buduchi  tako  nkrepliena  od  Angela  na  kolena  po- 
klecnufi  hualn  ufda  Bogu  s'  nelikem  fcrnfeniem,  i  nmiglieniem  gouorechi. 

Stnoriteglin  praui  Boxe :  tuoya  krepoflt  uelle  moxe. 

Tuoya  miloft  preuelika :  ranam  moyiem  poda  lika. 

Va  pomochi  onda  bife  :  kad  me  Mndri  f'mochi  ktife. 

Sada  mane  od  kol  dnixe :  iere  samnon  nazda  bife. 

Za  tuoyu  glinban  ffe  chin  terpet:  muke  ke  mi  dagie  oui  fuet. 

Pripranna  fam  kad  ti  drago :  iere  sfako  mogie  blago. 
I  kada  fe  (Te  te  rici  fuerfifhe,  i  buduchi  kola  rafbiena,  i  Pogan  tu- 
liko  mooftno  pobigieno,  buduchi  neki  giofche  od  fing  Cefaroueg  oftali 
xiui ,  ki  poydohu  k'  Cefarn  preftrafni,  i  pocefe  gniemn  pouidati  ffe  to 
endo,  ko  fe  bife  fgodilo  onda,  kad  fu  bili  poftauili  u  kola  Catharinu. 
Cefar  rafnme  sfe  takoue  ftuari  i  od  nelikoga  giada  pade  kako  raertaun.  i 
nefna  ca  odgonoriti.  A  xena  Cefarona  po  imenn  Fauftina  uidechi  takouu 
ftuar ,  i  mnoga  druga  endefa  d'  one  dobe  tailagie,  da  gie  nern  Iltnker- 
ftonu  priela,  tud  zayde  Cefarn,  i  poeega  karati  od  tulike  nemilofti,  ku 
fnprotina  Catharine  Qigniafhe.  Tade  nide  Cefar  da  Cefarica  gniegona 
ftogi  na  obranenie  Catharine ,  i  dafe  gie  obratila  na  uern  Ifsukerftonu, 
8*  nelikim  giadom,  i  ferditoftn  zapoue  da  gioyfe  imagiu  nayperno  fafgi 
odrezat,  a  tim  pak  da  giu  nanca  s'  grada  s'pegliagiu,  i  da  gioy  glauu 
odzechin.  A  kada  giu  pegliahu  na  fmert  mogliafe  Blaxenu  Catharinu 
da  ona  moli  za  gniu  Gospodina  Iffukerfta.  Catharina  gnioy  odgouori,  i 
rece,  neböyfe  pogliubgliena  od  Boga  Ce fange,  zag  danafgni  dan  cichia 
ouoga  Cefaraftua  xemalfkoga,  ochief  priti  na  Cefaraftuo  Nebefko,  i 
ouoga  umarfoga  Cefara  oftaugliaiuchi,  imet  ochief  neumarfoga,  i  ueenoga 


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Katharinen-Legende  in  altkroatischer  Fassung.  469 


Cefara.  I  zato  uefelo  i  radoftuono  za  gniega  giiubau  na  friert  poydi.  i 
tada  ona  ukrepgliena  buduchi  mogliafe  oneg  mucüegli,  i  gou orale  da 
d'  ono,  nac.  fu  poflani  da  ne  kafne.  Tada  finge  Cefaroni  popegliafhe  giu 
nanka  s'  grada,  i  zelefnemi  grabgliami  i  kleskiami  rafdrefe  nanka  fafci 
gniege,  i  za  tem  glauu  gnioy  ufekofe,  i  oftauife  tako  lexecchi  tello 
gniege,  ko  Forfirio  Capitan  Cefaron  cjni  n  xemglin  pokopati .  Drugi  dan 
budncchi  gonorenie  pred  Cefarom  kamo  bi  billo  tello  gniege ,  mnogey 
cjni  Ce  far  uhititi ,  otechi  gnih  cmit  mucUi ,  a  to  da  bi  ponedali  kamo  bi 
billo  tello  gnicgoue  Cefarice.  Tada  Forfirio  oftaugliaiuchi  ffaki  ftrah 
Cefarouu  buduchi  on  iur  priel  ueru  Iflukerftouu  glasno  rece :  Ja  fan  on, 
ki  fan  flufbenicu  Boxgiu  pokopal,  i  ueru  Ifsukerftouu  prieh,  a  Idoli 
ffeh  pogergiugiem.  Tada  Maxentij  uafh  fe  fmuti,  i  zabi.  Pah  pocne 
uapiti  od  velikoga  giada,  i  tufbenim  glafom  rece  :  Deh  gia  neuolgni  na 
ke  sluge  fam  gia  priffal ,  euo  Porfirig  ki  bifse  iedini  obranitegl  dufhe  i 
tella  mogiega.  i  ffaki  lipi  moy  rafgouor,  i  on  gie  fada  prehignien.  I 
kada  xalofno  i  tufbeno  to  gouorafhe  fuogim  oftalim  Vitezom ,  a  flß  tudie 
odgouorifhe,  i  rekofe.  I  mi  ffi  kerstiani  iefmo,  i  priprauni  smo  sfi  umriti 
za  ime  Ifsukerftouo :  Tada  Maxentij  kako  mugnien  i  giadouato  rege , 
dafe  nay  peruo  Porfiriu  glaua  uflice,  i  pak  ffem  onem  oftalem  Vitezom, 
i  tella  gnih  psom  zapoueda  urecchi.  I  potontoga  Catharinu  dozua  i  rece 
gnioy.  Znay  Catharina,  da  naf h  iur  uechie  fnogimi  cjarami,  illi  negro- 
mancuuni,  nechlef  prebiniti ,  f  kemi  fi  cinila  Cefadyn,  Porfiria  i  200 
Vitczi  poglauiteh  pogubiti,  niftarodmagnie,  ako  ochies  fada  pofluffati,  i 
ftoriti  ga  ti  uelim,  znay  <T  ochief  perua  biti  u  Polace  mogioy.  Catharina 
za  ffen  oduerfhefe,  i  pogerdi  gniega  gonorenie ;  uafpet  Maxentij  serdito 
rece :  n ü  fada  se  pokloni  Bogom  naf hem ,  alli  fada  glauu  zgubgliaf .  a 
ona  gniemu  odgouori :  ctoi  sfe  9a  si  iur  nam i fiel  ochief  me  uideti  sfakn 
ftuar  podneft,  i  terpet  za  gliubau  Ifsukerftouu.  Tada  iur  Cefar  nemo- 
gncchi  daglie  od  giada,  i  nemoguchi  gniu  ni  gerdemi  ni  lipemi  befsedami 
pregouoriti,  ucini  odlugu  s'uerku  gnie  da  gioise  glaua  ima  ufecchi,  i 
poda  giu  u  ruke  ubogicam,  i  kada  giu  pegliahu  na  mefto  od  mucenja, 
kade  giofe  imafe  glaua  ufecchi  zduignu  ogi  k'  nebbu ,  i  ruke  fuogie  mo- 
lechi  nayperuo  ubogicu  onoga.  ki  otefe  gnioy'  glauu  ufecchi  dagiu  malo 
poceka,  dokle  fuogiu  molituu  uyini  k  Bogu,  i  tako  pocne  moliti,  i  gouo- 
riti  oue  rictf. 

0  Ifsuse  sfemoguochi :  Catharine  pozri  Muku. 

Vffangie  ti  fi  sfakoga:  ki  uerugie  tebe  Boga. 

Tifi  gresnich  odkupglienie :  i  du f h  uerneh  zacifchienie. 


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470 


Fr.  Mikulicid, 


Tifi  Boxe  Deuic  zuetloft :  i  gnih  flaut  i  gnih  krepoft. 
Dobri  kragliu  moy  Ifsuse :  Catharine  pozri  fnfse. 
Tebe  iamu  gliubau  nofu  :  nmolifso  ca  te  profh. 
Vec.ro  Boxe  krepoft  tnoya :  dafe  flaui  fad  fmert  mogia. 
Ki  fe  mane  preporuci :  od  febega  nerafluci. 
Ki  god  na  fmert  bade  ftati :  tere  mane  poziuati . 
Dopufti  gnin  Gospodine:  od  gnih  nigdor  da  ne  zgine. 
Jofchie  ki  se  ufpomene :  od  mnk  ftrafneh  oue  xene. 
Sfe  mn  Boxe  zlobe  profti :  i  u  kraglieftno  ti  ga  pufti. 
Vecni  Boxe  kripoft  tnoya:  dase  fpuni  molba  mogia. 
Catharine  tu  day  miioft :  dafe  flani  tnoya  kripoft. 
Vfliffime  Gospodine  :  za  preflauno  tnoge  ime. 

I  kada  Catharina  to  dofuerfi  gouoriti,  tndie  sa  tem  cugiefe  s'  nebba 
ueliki  glas  gouorecchi  one  ricci. 

hstikerfi  Catharine  gouori. 

0  Blaxena  ma  Deuice :  i  predraga  zaru<;iiicie . 

Od  mane  blagloflougliena :  vech  lego  na  fuet  xena. 

Ne  ftraf  hife  ni  fe  ne  boy :  dobrouolgno  priet  fmert  poy  : 

Ouoy  on  dan  preuefeli:  u  ki  ochief  priti  k'  meni. 

Kada  tebe  gia  rukouah :  i  precifto  perftenouah. 

Hodi  k'  mane  ma  Deuiee :  mogia  draga  zarncnice. 

Tifai  fnetig  Denic  krnna :  za«;  ctftochie  fi  (Take  pnna. 

Hodi  k'  mane  zaru<;nice  :  mogia  cifta  Golnbiee. 

Kadouatife  ua  uech  uekom  :  fuogim  draghem  zarugnikom. 

Hod  uxiuat  mogie  lice :  mogia  draga  neueftice . 

Hodi  inr  da  pridemo ;  gdise  ua  uech  raduiemo. 

V  nebbefkoy  gore  Polacj :  gdife  nefna  tuga,  ni  placj. 

Miioft  ku  Ti  ti  profila :  fuetloft  te  gie  mogia  uflifhiU. 

Obe^aie  ouo  ßme:  ki  poftugie  tuoge  Ime. 

Da  kigoder  ufpomenu:  tuoyu  Mukn  preblaxenn. 

Proftit  ochin  zagresenie  :  i  blaxeno  dat  xiuuglienie. 

Zato  Deuo  rar  se  duigni :  tere  pod  mec.  glauu  prigni. 

Da  za  malo  bipa  xaioft :  imet  ochief  na  uech  radoft. 

I  tako  buduchi  ta  glas  nebbeski  dofuerfen,  Catharina  kleceochi,  i 
s'  vclikem  deuotionom,  i Iii  bogogliubftuom  hualn  ifda  Bogu  gouorecchi. 


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Katharinen-Legende  in  altkroatiacher  Fassung.  47 1 

Catharina  gouori. 

Huala  bndi  caft,  i  dika :  zarucniku  ma  uclika. 

Da  To  ra$i  i  doftogia :  priti  po  me  miloft  tuogia. 

Kako  mene  obitona :  onda  kad  me  perftenoua . 

X  iftinnu  Gospodine :  puu  milofti  i  iftinne. 

Nima  nigdar  pomankanie :  tuogie  fueto  obechianie. 

Ne  zapufchiaf  tuoge  fluge :  u  neuoglie  ni  n  tuge. 

Smert  priati  grem,  i  bolezam:  rad  tu  uelu  tnogin  gliabezam. 

Da  iur  s'  tobom  poydu  gori  :  gdi  Angelski  iefu  kori. 
I  tako  zdaufi  huala  Bogu,  rege  k'  ubogice,  ki  gnioy  imafe  glauu 
ufechi,  iur  fada  <;iui  ono  ca  si  odluril,  i  nac.  fi  prifal.  i  pollan.  I  tada 
Boia  neuemi  gnioy  glauu  ufige,  i  tudie  od  tella  gniege  ftece  mleko  mefto 
kerui,  i  tada  fe  ucjnife  tmine.  i  magla  u  koy  magli  pridofe  lueti  Angeli 
s'  neb  bes.  i  nfefe  preblaxeno  tello  gniege,  i  ponefofega  na  Goru  lionsku, 
ka  befse  daleko  od  toga  mefta  20  dni  hoda.  pogiuchi  uefelim  glasom  i 
hualecchi  Boga,  i  gouorechi. 

Angeli  gouore. 

Slaumo  Boga  (tuoriteglia :  i  grirnikom  fpaffiteglia. 

Slaumo  kraglia  Archangelou :  Gospodina  sfeg  Angelou. 

Slanmo  fuetili  ffe  poftenie:  ier  ga  flaui  ffc  ftuorenie. 

Slaute  ffake  dufhe  Boga :  Issukerfta  sfemogoga. 

Slanmo  gliudi  sfeg  uffanie :  ki  nam  poda  fuoge  atanie. 

0  Blaxena  Catharina :  ka  ne  oftaui  Bozgia  Tina. 

Voli  muke  ffe  terpiti :  nere  gniemn  zagrefsiti. 
I  tada  fneti  Angeli  poftauife  $aftno  tello  gniege,  u  tem  mertn,  kade 
gie  Bog  dal  zakon  Moysiu,  s'  mnogu  caftgiu  na  iednn  raquu  kade  do 
danafhgniega  dnena  teye,  i  ploue  fueto  uglie;  i  ffig  nemochniki,  ki  onde 
prihode  oda  sfake  nemoki  ifeelugie,  gdigie  fada  ucignien  u  Ime  fuete 
Catharine  iedan  uele  lip  kloftar ,  i  na  hualu  Gospodina  nafhega  Ifsu- 
kerfta.  I  tako  be  muye.na  Blaxena,  i  preflauna  fueta  Catharina  pod  Ma- 
xention Cefarom ,  ki  za  gniega  kriuignie ,  i  tamnofti  od  Boga  befse  ne 
rafliynim  na^nom  narufen,  i  nakazan,  kako  fe  fte  na  ftorie  illi  legende 
od  fuetoga  krixa.  I  tako  Mirena  bi  blaxena  fueta  Catharina  teeucchi 
letta  Gospodinoua  310.  Budi  caft,  i  huala  Bogu  ffemoginechiemu  ua  sfe 
ueki  uekom.  Amen. 


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Einige  slavische  Namen  armenischer  und  türkischer 

Herkunft. 


Die  polnischen  Armenier ')  tragen  meist  slav.  Familiennamen  auf 
-ovic,  -evic,  die  sich  oft  von  den  gewöhnlichen  poln.  und  kleinrnss. 
Patronymica  gar  nicht  unterscheiden.    8olche  Namen  sind  z.  B.  Anto- 

Gregorowicz,  Hankietcicz,  Iwaszkotoicz ,  Jakuboxcxcz.  Janoicirz, 
J^drzejouncz ,  Jozefowicz,  Jurkowicz,  Kasprowicz,  Krzysztofotoicz, 
Lazarowicz,  Lukaxieimcz,  Markiewicz,  Michalewicz,  Mtkofajetcicz, 
Nestorowicz,  Piotrowicz,  PavAoxmcz^  Stefanowicz,  Szymonotoicz, 
Teodoroiüicz.,  Wasiloicicz,  Zacharyasiewicz.  Allen  diesen  Familien- 
namen liegen  —  wie  ersichtlich  —  die  Taufnamen  in  der  ursprünglichen 
oder  modificirten,  in  der  poln.  oder  kleinrnss.  Form  zu  Grunde.  Ausser- 
dem findet  man  bei  den  poln.  Armeniern  öfter  als  sonst  alttestamenta- 
rische Taufnamen  und  die  von  denselben  gebildeten  Patronymica,  wie 
Abrahamouncz,  Dawidotoicz,  Isakowicz  u.  dergl.  Sonst  haben  unsere 
Armenier  noch  eine  Menge  von  Familiennamen  aufzuweisen ,  denen 
armenische  und  türkische,  resp.  auch  persische  und  arabische  Namen  zu 
Grunde  liegen.  Zu  solchen  Namen  armenischer  Herkunft,  wenn  auch 
nicht  immer  zugleich  armen.  Ursprungs,  gehören : 

Abgarowicz  von  \>f-r  Abgar  (gen.  Abgarü),  arm.  l£nmPkm% 
Abgarean ; 

Agopsowicz  von  Qwljnpnu  Jakobos,  Qml/ mp  Jakoby  westarm.  Ha- 
gopos,  Hagop,  also  eigentlich  für  Hagopsoiricz  (identisch  mit 

Jakobowicz) ; 

')  Das  Material  zur  vorliegenden  Untersuchung  habe  ich  grösstenteils  in 
der  Stadt  K  uty  am  Czeremosz,  dem  heutigen  Hauptsitz  der  poln.  Armenier 
in  Galizien,  gesammelt.  Ausserdem  sind  hier  mehrere  Namen  zwei  Werken 
des  Ks.  SadokBaracz  entnommen,  nämlich :  4ywoty  stawnych  Ormian  w 
Polsce  (LWöw  1866)  und  Rys  dziejöw  ormianskich  (Tarnopol  1869).  Mit  Öaj. 
bezeichne  ich  »Dizionario  armeno-italiano,  composto  dal  P.  Emm.  Ciakciak- 
fVenezia  1837). 


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Einige  slav.  Namen  armenischer  nnd  türkischer  Herkunft.  473 


Aksentowicz  für  Auksentowicz  von  ftfufanfinu  Öklistoitios ; 
Amirotoicz,  armen.  \^iT/ipirm%  Amiregn,  von  miTfipmj  amiraj 

(gen.  amiraji)  principe,  prefetto,  Gag. 
Arakietouncz  ,   arm.  ^„u^^Au,*,  Arakhelean  ,  von  mim^km^ 

arakheal  (gen.  ataklieloj)  man  dato,  legato,  Apostolo,  Öa^. 
Aswadurowicz  von  Aswadur  für  Asttoadzadur ,  kl.  mmi». 

rV  <,,„„„  r  cu/üacatür,  dato  da  Dio,  Diodato;  somit  identisch  mit 

Bogdanotoicz  nnd  Teodorowicz.  vgl.  noch  Zaduroioicz; 
Awakowxcz  von  Atoak,  kl.  «ri«»y  «ray,  grande,  illustre ; 
Awedykowicz  von  Awedyk,  kl.  unbu,fij>  avetikh,  nu6va,  buona 

nuova,  promessa,nunziäto.  Öa£. 
Bachdasarowicz  von  Barkdwtar,  kl.  p^y,,,™,,«/^  Baitatar  \ 
Bedrosowicz  von  <T}Zri/7,«„  Petros,  westarm.  Bedros; 
Bohosiewicz  von  <T|o7„„  P<tto*,  westarm.  ifoyo«,  Bohos; 
Derbedraszetoicz  (neben  Bedrosowicz)  von        <T|£mr„,  Pe- 

/rw,  westarm.  <&r  Berfroj  (Herr  Peter);  so  steht  <#r,  kl.  . 

/er,  oft  an  der  Spitze  der  Familiennamen,  z.  B.  Deragopso- 

wicz,  Demorsesowicz,  Dertorosowicz,  Derjakubotoicz,  Der- 

szymonouncz,  Derwa&zkiewicz ;  vgl.  auch  Tergukasow  !)  von 

*a{yr  ^«^w«  #r  jUUa«  (Herr  Lucas; ,  «eri.  Tepjryica  =  yr. 

xve  uiovnäg  (Archiv  IX.  150);  poln. -armen,  wäre  J)erhuga- 

sotoicz  (pan-fcukasiewicz),  vgl.  %<m  (fcukasz) ; 
Domgietcicz  von  Z)om<7,  vielleicht  mo^(  ttfmft,  Diminntivnm  zu 

<f>oii  Mn.  festa,  solennita,  0a*. 
Donabiedowicz  von  Vonabied,  kl.  »h.U/^L/  tönapet ,  capo  di 

festa,  maestro  di  solennita,  Öag. 
-Donowakowicz,  richtiger  vielleicht  Donawakomcz  von  Donawak, 

kl.  muif  «»uvf  *<*w  aray  (grosses  Festj ; 
Giragosotmcz  von  ty/i«^»«  Kirakos  (Kvqiaxog) }  westarm.  (r*- 

ro^o«; 

Kajctanowicz  von        ,£«,0^»«  GqjStanos,  poln.  arm.  Kajetan  ; 
Kasparoictcz  von  ^ui«/^^»  (Ja spar,  poln.  arm.  Kaspar  ; 
Kirkorowicz  von  Kirkor,  kl.  'f/'Aw'  Grigor,  westarm.  Krikor; 
Manugiewicz  von  Manug,  kl.  J'uiumlf  manükt  fanciullo,  bambino, 
Öa*.  oder  |J\»W££  ManüU,  Emmanuel; 

» 

*)  Den  Namen  des  russisch- armen.  Generals  erklären  sich  die  poln.  Arme- 
nier volksetymologisch  so:  ter  gu-kät  fJrn  Ifm^.uu  (noch  kommst  du)  I 

Archiv  für  hI »vi hc he  Pkilologi«.   IX.  31 


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474 


J.  Hanusx, 


Mardyrosiewxcz  von  Mardyros,  kl.  (f«r^r«.  Martiros  (jia^- 
tvqos)  ; 

Minasowicz  und  M%nasiew%C2  von  \J>W»  Mww  (gen.  Minasaj); 
Musesotcicz  von  Muses,  kl.  QV£»{»  Movs#.s  (gen.  Movsesiu)  ; 
Nersesotoicz  von  'iify"^  «  Nereus  (gen.  -«tu),  auch  Norsesowicz ; 
Ohanowuz  und  Ouxuriszevncz  von  Qi»^<*»ttr£»  Jovhannes,  somit 

identisch  mit  Janowicz,  Ivxmowicz ; 
Sahagiewicz  von  JJm^m^  Sahak ;  westann.  Sahag,  für 

/«o/uf*  (Isaac),  somit  identisch  mit  Isakowicz ; 
SarkUiewicz  von  U«ty/'u  (8ergins),  westarm.  Sarvfcw ; 

Takwarowicz  wahrscheinlich  VOn  pH mimp    thagavor     König  , 

poln.-arm.  thakavdr  (König),  thakavorkä  (Königin); 
Torosowicz  und  Torosiewicz  von  T/tords  für  fHi><p»/"«»  3TÄA>- 

rforo«,  oder  lat.  Tharasius ; 
Wartanotoicz  von  ij  ut[tqu$ü  Vardan,  westarm.  Vartan  \ 
Wartykowicz  von  Warty*,  kl.  i^»/»^  Farrft*,  Diminntivum 

zu  //  „r  7  t?ar</  (Rose) ; 
H^artereaattw*  u.  W arter esiewicz  von  Warter  es,  kl.  qtupri^PLu 

vard-cres  (Rose-Gesicht) ; 
Zadurowicz  für  Dzadurowicz,  von  Dzadur,  Edzadur  für  Astva- 

dzadur,  kl.  muatnLm^imnn^t  astüacatür    von  Gott  gegeben  ), 

somit  identisch  mit  Aswadurowicz ,  Bogdanowicz,  Teodoro- 

wicz  und  Torosowicz. 
Zadygiewicz  von  Za<%,  Ostern,  kl.  Za/t£,  transito, 

>  passage,  l  uscita  degli  Israeliti  dall"  Egitto,  Pasqua;  Öa*. 

Zerygieuncz  von  Zeri^r  fttr  Dzerig,  <MrPPIf  cer-ik  (Greis) ; 
Zimorowicz  wahrscheinlich  im  Zusammenhang  mit  2fT*«ib  dzmetn 

(gen.  dzmeran)  Winter,  und  slav.  ztma. 
Türkischer  Herkunft  sind  z.  B.  folgende  Namen  auf  -ovic>  -evic: 
Altunowiez  von  Aftun,  türk.  a/luft  (Gold,  Goldmünze); 
A&lanowicz  von  Asian,  türk.  aslan,  arslan  (Löwe) ; 
Atabiowicz,  richtiger  wohl  Atabejotmcz,  von  atha-bej  (Vater- 
Fürst)  ; 

Azbcjowicz  von  -4*%',  türk.  <iz  £<?/  (kleiner  Fürst) , 
Balewicz  vielleicht  vom  türk.  60/  (Honig) ; 
Czobanotcicz  von  pers.-türk.  rohan  (Hirt) ; 
Czukietcicz  violleicht  von  türk.  coX;  (viel,  Menge); 
Eminowicz  von  2sWw,  arab.-türk.  ent»  (Aufseher) ; 


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Einige  slav.  Namen  armenischer  und  türkischer  Herkunft.  475 


Hadziewicz  von  Hadzi,  arab.-türk.  hadzb  (der  Pilger  nach  Mekka) ; 
Izarowicz  vielleicht  vom  türk.  hisar  (fest) ; 
Jolbejoimcz  von  Joibej,  türk .  jol  -f-  bej  (Herr  des  Weges) ; 
Kieremowicz  vom  arab.-türk.  kerhn  (Adel,  Edelmuth) ; 
Misyrowicz  vom  arab.-türk.  rm*br,  rum.  mutr  (Egypten) ; 
Muradowicz  und  Muratowicz  vom  arab.-türk.  mtira*  (begehrens- 
werth) ; 

Nurbegowicz  von  Nurbeg,  türk.  »«r  -f-  0«^  (Herr  des  Lichtes) ; 
Seferovoicz  vielleicht  vom  arab.-türk.  se/Vr  (Reise) ; 
SerebJcoiDicz  vielleicht  mit  arab.-türk .  herab  (Tränt,  Wein)  im  Zu- 
sammenhang ; 

Serjewicz  kann  mit  pers.-türk.  serai  (Palast)  im  Znsammenhang 

stehen,  vgl.  auch  Sarajczuk\ 
Tumanowicz  vielleicht  vom  nordtürk.  tuman  (Nebel),  auch  im 

Poln.  nnd  Klruss.  bekannt,  oder  auch  von  ffr«^«r«»»  Thov- 

mas  (Thomas). 

Viel  seltener  sind  unter  den  poln.  Armeniern  die  Familiennamen 
auf  -ski  nnd  -owski  armenischer  nnd  türkischer  Herkunft,  wie  z.B. 
Andzvlowski  von  And  zu  t,  arm.  m/u  An  jL  an-cofl  (nicht  trage) ; 
Gamorki  vielleicht  im  Zusammenhang  mit  arm.  ^fn^  kamol 
(willig),  ^JTm^  kamacin  (da  libera  volonta),  poln.-arm. 
gamädz  (powolny) ; 
Manczukowski  von  Manczuk,  arm.  JTm%imJi  manfük  (Knabe) ; 
Werczireski  wahrscheinlich  vom  arm.  ijbP^JiVbu  verd£-eres  (Ende- 
Gesicht)  ;  vgl.  oben  W arter  esoxoicz  u.  Chaceres  =  f^m^Jkpkm 
Xa%-ere&  (Kreuz-Gesicht); 
Spendowski  vielleicht  vom  arm.  »«y«fcf  spand  (Raute)»  vgl.  pCrs. 

ispand,  zd.  spenta,  oder  auch  m^m%^.  spand  (Opfer)  ; 
Skedzierski  wahrscheinlich  vom  türk.  Iskender  (Alexander). 
Es  giebt  auch  manche  Personennamen  anf  -ik  (-yk),  -ak,  -uk  derselben 
orientalischen  Herkunft;  sie  fungiren  als  Kose-  oder  auch  als  Spott- 
namen. Zn  solchen  gehören  z.  B.: 

Chaczyk  von  f*m^  x°£  (Kreuz),  für  XafcUür ; 

Wartyk  von  */ 07»/.  vard  (Rose) ,  für  Vardan ; 

Warczyk  vielleicht  von  flrpl  verdi  (Ende,  letzter) ,  -für  j^kpfkpkm 
Verdier es,  vgl.  oben  Wercziretki, 
neben  Kopczyk,  Ririk,  Fifik ,  Strnolik,  Mimilik,  Kowtalnik,  C^L 
Andoniak  von  Andon,  kL  y^u.nL  Anton  \ 


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476 


Ciak  wahrscheinlich  von  Cf,  kl.  Xf,  dzi  (Pferd), 
neben  Kislak,  Krymczak,  Kreczuniak,  Czotyriak,  hupulak,  n.  dgl.  * 
Derharuk  von  mkpji* jp  tSr-hqjr,  poln.-arm.  dtr-här  (Herr- Vater), 
Pajliczuk  vielleicht  von       j[n,3L  phqjlümn  (Blitz) ,  J&L 

phajlel  (blitzen), 
Sarajtzuk  wahrscheinlich  vom  per 8  -türk.  serai  (Palast), 
neben  fcowczuk,  fcabonczuk,  Kapitanczuk,  u.  dgl. 

Freilich  hat  das  Armenische  ebenfalls  die  Suffixe  ik,  ak} 
n.lf  uk,  welche  Piminutiva  nnd  Kosenamen  bilden  (vgl.  \^jme%tmAt 
ftibuilfmii  fhf.u.lfuAin.fJfn'i,  mPff,  Srnjlrpfr  £*f»«£  II.  297  ff.),  diese 
aber  lauten  im  Westarmenischen  -ig,  -agf  -ug,  z.  B.  Lusig,  kl.  /«t»^ 
lüsih  (lumicino,  lumetto),  davon  Lusigienc;  oder  iTm%mJi  manük, 
westarm  Manug,  davon  Manugienc,  Manugietdcz. 

Sonst  giebt  es  eine  Anzahl  von  armen,  u.  türk.  Namen,  die  auch 
ohne  die  slav.  8uffixe  als  Beinamen  fungiren,  z.  B. : 

Vzerbig,  arm.  h'«^/^  barpik  (industrioso,  ingenioso), 
Chaczeres,  arm.  fm^Jkpirm  %ac-eres  (Krenz-Gesicht) ;  vgl.  Ka- 
czerisz  (Kaczeris,  Kaceris)  Armenns,  civis  et  mercator  Leo- 
poliensis  (Uelcel,  8tarod.  prawa  pols.  pomniki  II.  4049.  4050. 
4052,  Jahr  1471) ; 
Garabied,  arm.  l/mpmu/km  karapet  (Vorläufer) ,  so  Johannes  der 
Täufer  genannt ; 

Kahist  »od  Polaktfw  Kilian  przezwany«  Bar^cz  2yw.  159,  arm. 

ff  Ulf  11 I  II  in  galüst  (il  venire,  arrivo) ; 
Mechdesi,  arm.  ,r,ri,huff  mXtesi,  westarm.  mydesi  (Pilger); 
Chynganos,  arm.  p/bt/mhmy  %nkano$  (Rauchfass) ,  oder  \n4b^p%nu 

Xonginos  (Longinus); 
Pachneban,  arm.  p».T»'hku{mh  balanSpan  (Badeherr) ; 
Sochtyr,  eigentlich  szxft>r,  arm.  fu„uu,r  xstor  (Knoblauch); 
Tutum,  arm.  ,rfm.iT  ddüm,  westarm.  ttüm  (Kttrbiss); 
Boston,  pers.-tttrk.  bostan  (jardin  potager) , 
Charyb,  arab.-türk.  %arib  (fremd) , 
Koiczan,  nordtürk.  kolean  (Köcher) , 
Madzar  und  Mondor,  türk.  madlar  (Ungar) ; 
Kutas,  türk.  hutas  (Quaste) ; 

Passakas,  arab.-törk./Hw4-&w«  Pascha,  vgl.  Zadygiewicz ;  poln. 
Volksetymologie  »pas  a  kasa«  (Gürtel  und  Casse)  Baracz,  2yw. 

257. 


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Einige  slav.  Namen  armenischer  und  türkischer  Herkunft.  477 


Pattach,  türk.  paÜaX  (eclat,  explosion); 

Pila/f  tflrk.  pilav  gekochter  Reis)  ; 

Pencar,  vielleicht  pers.  türk.  pendzere  (Fenster), 

Soitan,  arab.-türk.  sültan  (Sultan), 

Telembas,  tflrk.  hdumbaz  (Paukenschlager), 

Zigrat,  vielleicht  tflrk.  zügürt  (arm), 

Szadbej,  türk.  lad  bej  (froher  Fürst), 

Kutiubej]  tflrk.  kutlu  bej  (glucklicher  Fürst), 

Orumbey  Armenum  (Helcel,  8tarod.  pr.  pols.  pomn.  II.  4050), 
sowie  fast  alle  diese  Namen,  die  den  oben  angefahrten  Patronymica  auf 
-ovic,  -evic  zu  Grunde  liegen. 

Feminina  werden  von  solchen  Namen  gebildet  gewöhnlich  durch 
Anfügung  der  slav.  Suffire  -ka,  -echa  u.  dergl.,  z.  B.  AUunka,  Der- 
derecha.  Für  ^n^u^l  Hriphsime4  fungirt  als  Kosename  liypka 
(polnisch,  wahrscheinlich  mit  Anlehnung  an  rybka,  Fischlein)  un&Hopka 
(armenisch).  —  Manchmal  werden  solche  femin.  Formen  als  mannliche 
Beinamen  gebraucht,  z.  B.  Szerbülka  (türk.  corba,  Suppe?),  Kuczurka 
u.  dergl.  Der  Name  Uachkaj  (so  geschrieben  in  den  alten  Metrical- 
büchern)  ist  vielleicht  aus  Iläch-Häj  (der  Pole- Armenier)  mit  der  An- 
lehnung an  Ilaehkä  (die  Polin)  entstanden. 

Die  slav.  Namen  mit  der  armen.  Endung  sind  äusserst  selten; 
wir  finden  z.  B.  Iwonuszkajenc  neben  Itoonuniettc ,  entstanden  unter 
dem  Einflüsse  solcher  Namen,  wie  Angerienc  von  m%$kp  an-ker  (nicht- 
essender),  Bohosienc  von  <l|o7„»  PöXos  (vgl.  Bohosiewicz) ,  Eszienc 
von  ki  &l  (Esel),  Horajenc  von  jopmjjöraj  (Stiefvater),  Chulenc  von 
funy  xul  (taub) ,  Gognienc  von  Gogan ,  dial.  tr,/r./b  kokan  (wilde 
Zwetschke) ,  Lustiginienc  von  ^ jU  lojs  (Licht)  -h  u,/,///,^  tihin  Frau ; 
Manugienc  vgl.  Manugiewicz,  Markojenc  neben  Markiewicz,  Ohanienc 
neben  Ohanowicz,  Sakojenc  neben  Sahagiewicz  undlsakowicz,  Tumanienc 
neben  Tumanowicz,  Derderanc  von  Der  der  (Priester),  d.  h.  mlp^kp 
ttor-ttor  (Herr-Herr)  u.  dergl.  In  der  Form  Mochienc  von  Moch  haben  wir 
wahrscheinlich  eine  Anbhnung  an  das  klruss.  jmoxb  (Moos),  urgpr.  aber 
ist  es  wohl  fl*^  Mol  (eine  armen  Provinz).  Sonst  wurden  die  armen. 
Endungen  „kufu  -ean,  Jrut*üg~eanc  fast  ganz  durch  slav.  -ovic  und  -evtl» 
verdrängt.  Die  Namen,  wie  Hunanian,  Sannsian  (Bar^cz,  Rys  141.142), 
findet  man  sogar  in  den  älteren  Urkunden  der  poln.  Armenier  sehr  selten. 
Wien,  April  1886.  /.  Uanusz. 


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chtigungen  zum  Reimser  Evangelium. 


Sehr  geehrter  Herr  Professor! 

Bereite  im  Jahre  1882,  als  ich  Ihre  Vorlesungen  besuchte,  deren 
Gegenstand  eine  Uebersicht  Aber  die  Denkmäler  der  altslov.  Sprache 
bildete ,  kam  ich  auf  den  Gedanken ,  welchen  ich  erst  jetzt  ausfahren 
konnte.  Sie  äusserten  sich  nämlich  einmal  darüber,  dass  die  von  Syl- 
vestre  de  Sacy  gelieferte  Ausgabe  des  Reimser  Evangeliums  nicht  ganz 
fehlerfrei  sei,  und  dass  es  nöthig  wäre,  dieselbe  nochmals  mit  dem 
Originale  zu  vergleichen.  Auf  der  Reise  nach  Paris  nun  blieb  ich  zehn 
Tage  lang  in  Reims  .nd  machte  mich  an  die  von  Ihnen  angedeutete 
Arbeit. 

Die  Handschrift,  die  sich  in  der  Reimser  Stadtbibliothek  befindet, 
fand  ich  in  folgendem  Zustande  vor :  sie  ist  in  rot hes  Saffianleder  ge- 
bunden, auf  dem  Deckel  sieht  man  die  Spuren  des  zur  Zeit  der  Revolu- 
tion ausgerissenen  Edelsteines ;  übrigens  halten  sich  die  zwei  ziemlich 
dicken  Bretter  des  Einbandes  noch  gut  und  fest.  Die  Handschrift  be- 
ginnt mit  zwei  recht  dünnen  weissen  mattglänzenden  Pergaraentblättem 
(aus  demselben  Pergament  besteht  der  zweite  Theil).  Es  folgen  zwei 
Hefte  zu  je  10  Seiten:  auf  der  1.,  8.,  9.  und  16.  Seite  eines  jeden 
Heftes  sind  mit  einem  scharfen  Messer  Linien  eingeritzt ;  das  Pergament 
ist  hier  dick,  hart,  glänzend :  die  rothe  und  blaue  Farbe  der  Initialen 
ist  nicht  so  groll,  wie  in  de  Sacy's  Ausgabe.  Der  zweite  glagolitische 
Theil  besteht  aus  4  Heften ;  hier  ist  das  Pergament  ganz  anders :  weich, 
dünn,  matt.  Man  sieht,  dass  das  Buch  erst  nach  der  Niederschrift  ein- 
gebunden worden  ist,  das  zeigt  auch  folgender  Umstand :  das  erste  cyril- 
lische Heft  ist  mit  ♦!  bezeichnet,  das  zweite  mit  K,  auf  dem  folgenden, 
d.  h.  dem  ersten  glagolitischen,  ist  unten  das  Wort  AiOKifTH  mit  glago- 
litischen Buchstaben  geschrieben ;  dieser  Umstand  ist  wichtig,  da  er  be- 
weist, dass  schon  zu  Ende  des  XIV.  Jahrb. ,  d.  h.  zur  Zeit  der  Nieder- 
schrift des  glagolitischen  Theils  der  Handschrift,  nur  zwei  Hefte  des 
cyrillischen  Textes  übrig  geblieben  waren,  und  dass  Karl  IV.  keine  mehr 
besass.  Im  zweiten  Hefte  ist  bloss  der  obere  Theil  eines  Wortes,  wahr- 


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I 

\ 


Berichtigungen  zum  Roimser  Evangelium.  479 

schcinüch  UUCAtTi  erhalten,  im  dritten  beinahe  nichts  mehr,  und  im 
weiteren  ist  keine  Spnr  mehr  übrig  geblieben ;  diese  Zeichen  sind  also 
wohl  beim  Einbinden  beschnitten  worden  nnd  nur  das  erste  hat  ein 
glücklicher  Zufall  uns  bewahrt.  Am  Schlüsse  befinden  sich  noch  4  Bogen 
weissen  Pergaments. 

Die  Ausgabe  des  8ylvestre  ist  mit  Hülfe  der  Kalke^Balg)  gemacht : 
sie  ist  im  ganzen  reiner  als  das  Original,  die  Farben  sind  frischer,  die 
Buchstaben  sind  in  der  Zeichnung  regelmässiger,  schöner,  nnd  das  Format 
der  Ausgabe  ist  ein  wenig  grösser  als  das  des  Originals.  Bedeutende 
Fehler  sind  überhaupt  nicht  oder  doch  nur  sehr  wenige  vorhanden,  nur 
an  einigen  Stellen  sind  die  Buchstaben  etwas  verschoben,  so  dass  in 
Folge  dessen  Miss  Verständnisse  entstehen  können.  Im  Folgenden  zähle 
ich  die  richtigen  Lesarten  aller  derjenigen  Stellen  auf,  die  bei  8ylvestre 
falsch  gedruckt  sind,  indem  ich  ßeite,  Kolumne  und  Vers  anführe. 

1. 1.  10.  kk  r.  —  l.  n.  2.  ^dntfrfcAA  —  l.  IL  3.  JupciKk.  — 

1.  II.  9.  RHAAHTf.  —  1.  IL  17. jAKOA.  —  2.  I.  5.  HCIIOR'KCTk^— 

2. 1.  19.  Toro  ii :  —  2  Ii.  2.  u iva  Tro  Rk  si  AHk  na  ctto  i(nAa). 

—  2.  IL  4.  HI|IH  c*iuW;ä:  —  2.  IL  13.  RAHUAT4.  —  2.  II.  16. 
lUrii.  —  3.1.3.  RApkRpt.  —  3.  IL  7.  RHA*.  —  3.11.  II.  CkTROpk- 
wx.  —  3.  II.  12.  oyKO/ÄKUiMCM  —  3.  II.  16.  unpou  —  4.  I.  9. 

Uli,  kAHTHC/fc.  —  4.  II.  4.  CAHkllfK.  —  4.  II.  4.  CA.  —  4.  II.  8. 
ARO.  —  4. II.  10.  CA.—  4.11. 13.  ^HATHf  CT*kH  .  — -ji. II.  15.  IT.— 

5.  L  I.  A  H A h tu  —  5.  I.  3.  nppKAk.  —  5.  I.  4.  Hl:  —  5.  IL  3. 
nocTARM.  —  6.  L  5.  RO(Akl).  —  6.1.9.  (cr)0€A.—  6.1. 13.  fl&jk,*. 

—  6. 1.  15.  udT**.  —  6.  L  19.  ha(koka).  —  6.  U.  1.  KpaTM^.— 

6.  II.  7.  HAACOHk.  —  6.  II.  15.  pOKoilld  —  7. 1.  1.  (HOaTVjU*  das 
in  Parenthese  gesetzte  ist  auf  einer  Rasur  später  hinzugeschr.  —  7.1.  1 . 
iW(dT«a)llk'  in  Parenth.  ist  später  hinzugeschr.  —  7.  I.  11.  caaa 
(*)hhaa  caaa(*)hhah  das  in  Par.  gesetzte  ebenfalls  später  hinzugeschr. 

—  7.1.20.  uat  #)ama  (♦  ist  später  hinzugeschr.).  —  1.  II.  1.  uat(+}ah 
(♦  ist  später  hinzugeschr.).  —  8. 1.  8.  TRoIa  —  8.  I.  19.  RAklMH** 
(Hak).  —  8.  H.  16.  hi',\aJv;*).  —  8.  IL  18.  RkCROH.  —  9.  II.  15. 
£RdAAl|JHH.  —  9.  II.  19.  «MRÜvKXk.  —  10. 1.  15.  (CA)klUI4Rklllf .  — 
10.  II.  4.  AROJKf.  —  10.  II.  12.  •MHlUfHMA.  —  11.  I.  7.  MkCTi  Rk 

(m  ist  auaradirt).—  11.11.7.  A$(kiRk).—  11. IL  10  ca.—  11. II.  15. 


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4bo 


J.  Loi, 


HaKkCTdHHi.  —  11.  II.  18.  cauoH  k  üj*  (in  Parenth.  ausradirt).  — 
12.1.  1.  noUklUMlHHA  —  12.1.  5  oben:  CA. — 12. 1.  9.  AlCATk  — 

12.  I.  15.  TKH.  —  12.  II.  11.  AyTpkrH.  —  13.  I.  3.  fpCAM(k).  — 
13.1.  17.  A*AH.  —  13.  IL  3.  (BH$Af)*Uk.  —  13.  II.  4.  hcm  )kl  ... 
(in  Parenth.  ausradirt).  —  13.  II.  G.  4EpAi|Jf(Tf).  —  13.  II.  10. 
nocAoyiiMKkiitiH.  —  14.  I.  10.  (yrkBt)Tk.  —  14.  II.  2.  II  OH  UM 

—  15.  I.  1.  np'KA^'kjr^  —  15-     5-  nppkuk.  —  15.  I.  8.  pkiAA- 

1 

NHf .  —  15.  II.  2.  upM  Mk  (anaradirt). —  15.  II.  3.  Mt[-—  15.11.  18. 
AaMfAK'KM.  —  16.  I  12.  5Kf  —  16.  I.  16.  H  ?  kNaBHHktliaCA  (der 
zweite  Buchstabe  ist  durch  Rasur  verdorben).  —  17.  II.  10.  ANk.  — 

17.  n.  IC.  JMCA.  —  18.  L  8.  akok  ...  (der  letzte  Buchstabe  ist  spur- 
los ausradirt).  —  18.  II.  1.  zwischen  BAATk  und  sk  ist  ein  Buchstabe 

ausradirt.  —  18.  II.  15.  iro.  —  19.  I.  14.  H  f  (radirt).  —  19. 1.  20. 
notfCTki(HH).  -  19.  II.  1.  zwischen  B  und  *B  ist  ein  Buchstabe  aus- 
radirt. —  19.  II.  10.  cr.of  (statt  C  war  ursprünglich  t).  —  19.  II.  15. 
das  obere  0  ist  später  geschrieben.  —  20.  L  19.  (Tpa^ONHTkCKO*. 

—  21.  I.  4.  ih  \-o  v,^i|ihhuk  —  21.  I.  C.  H141AAHA.  —  21.  II.  1. 
ca.  —  21.  II.  8.  TBOpHTk.  —  22.  I.  9.  (a)$k.  —  24.  I.  2.  €r©.  — 
24.1.  16.  MCKOyCM.  —  24.  II.  1.  Bk^a.  —  24.  II.  2.  H  CKO\fllMA  .  — 

21.  II.  6.  0)B-k(i|Ja).  —  24.  II.  11.  R3KMI.  —  25.  II.  2.  ABAlk  (h  und 
k  zusammen).  —  25.  II.  15.  Hf$«aAHIIAA.  —  25.  II.  20.  CBtTk.  — 
26.  I.  16.  amiTOHkA  war  ursprünglich,  aber  später  statt  H  ist  k  hin- 
zugeschrieben. —  26.  II.  2.  fy<l>v-uiu  zwischen  <t>  und  dem  zweiten  y 
ist  ein  Buchstabe  ausradirt,  so  auch  im  26.  II.  4.  in  ov-hhukomk  zwi- 
schen U  und  k  —  26.  II.  9.  BOAHTk.  —  26.  II.  10.  (IJKpktTH.  — 
26.11.  11.  kkch  .  ..  der  letzte  Buchstabe  ist  ausradirt.  —  26.  II.  14. 
UO&  —  26.  II.  16.  i'  cMk  —  27.  I.  11.  *Ho£.  —  27.  I.  11.  £pAa- 
(Ma).  —  27.  I.  16.  Otapkjk.  —  27.  II.  8.  AKO...H  (ein  Buchstabe  ist 

verdorben).  80  auch  in  27.  II.  14.  (lupfK  cvtk — a.  das  obere  c  ist 
wahrscheinlich  später  geschrieben.  —  27.  II.  15.  TUjfk.  —  28.  I.  3. 

Kail.  —  2S.  I.  6.  hAhJ .  —  28.  I.  11.  a«kKa  :  —  28.  I.  12.  rrpa.  — 
28.  I.  13.  K\-paTi.  —  29.  I.  10.  baako.  —  29.  I.  10.  ta*.  — 

30.  II.  2.  BkMfpa.  —  30.  II.  10.  npHl.  —  30.  II.  12.  hAhk.  —  30. 
II.  14.  noCAABkABa.  —  31.  II.  3.  (n)p*KA*-  —  31.  II.  3.  tkohu  k 

—  31.  II.  8.  mAmA.  —  31.  U.  11.  koami'^.  —  31.  II.  17.  nach  nppun 


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Berichtigungen  zum  Roimser  Evangelium.  481 

ist  ein  Buchstabe  ansradirt.  —  32.1.  7.  H  echoi  ein  Bachstabe  ist  aus- 
radirt.  —  32.  IL  7.  (AfR)<fcT**  das  erste  *  ist  ohne  Zeichen.  —  32. 
II.  8.  €AHH©Y*.  —  32.  II.  lt.  huk.  —  32.  II.  14.  euoy  —  32.  II. 

18.  npHH  UiTl :  ein  Buchstabe  ist  ausradirt. 

Zweiter  Theil. 
Hier  sind  viele  Ligaturen  schlecht  copirt :  1 . 1.  1 .  k  h  ,\  a  io  (Ligatur 

von  haa).  —  1.  L  13.  KnoAo  K-k  .  —  1.  II.  8.  h^uc k^k  (Lig.  ;u). 

—  1.  II.  10.  f^HKk.  —  t.  II.  10.  HcnkcTk  (Lig.  or).  —  1.  II.  II. 
rcar*k  (Lig.  AR).  —  1.  II.  18.  r'rht  imi-nic  (Lig.  r'r).  —  2.  I.  2. 
MA*KT4.  —  2.  I.  4.  ORÜlUfRA.  —  2.  L  15.  TR(OM)  (Lig.  TR).  —  2. 
II.  I.  liRA-fc  (Lig.  Fl  RA  .  —  2.  II.  6.  cKpv;©y.  —  2.  II.  10.  R*KTRHf 
(Lig.  TR).  —  2.  II.  15.  ^RAv;ov  (Lig.  35R).  —  2.  II.  18.  RHtlf .  —  3. 

I.  4.  —  RMk.  —  3.  L  10.  ORSKI  (Lig.  k;k  .  —  3.  II.  13.  k  p  r  h  .  — 
3  II.  13.  TROpl(Tl)  (Lig.  R*).  —  3.  II.  16.  tJCTf.  —  4.1.7.  ttCTk. 

—  4.  II.  3.  (np-K)ttA'fc  (Lig.*A).—  4.  II.  8.  np'KHA'KTk.  —  5.1.9. 
HOTHpATH.  —  5.  I.  15.  HCk  pH  f.  —  5.  II.  7.  HTARC*,'  (Lig.  TAR).  — 

5.  II.  8.  M^MHRf Mk  £.  —  6.1.2.  RUk.  —  6.1.  12.  CTRO  pH\'k  (Lig. 
TRO).—  6.1.  14.  TROpHTI  (Lig.  TRO).  —  6.  II.  5.  K.Ullk   -  6.11.  10. 

cuatItk. —  6. II.  15.  ui'AAtu  (Lig.  taa). —  6.II.20.  npHCToynAk 
(Lig. IIA).  —  7.  I.  3.  ^paKk  (Lig.  3p).  —  7.  II. 2.  ov';tpn  (Lig.  ^p). — 

7.  II.  12.  HUJA.  —  7.  II.  15.  RRRACf.  —  7.  II.  17.  7/okh   —  7.  II. 

19.  HMCTOTM  (ein  Buchstabe  ist  ausradirt).  —  9. II.  13.  £  9. II.  2. 

TROpoy  (Lig.TRO).  —  11.  I.  1.  ccv.ttA  uif  Lig.)KÄ).  —  12.11.  16. 
oyuoc.  —  14.11.  8.  nponRA^  nRA)- —  14.11.  12.  ahm»  (rothes 
A  ohne  Punkt).  —  15.  II.  3.  ktoujka*  (Lig-  M^A)-  —  15-  H-  *2- 
lAHHOUk. —  16.  am  unteren  Rande  ist  das  Wort  aiorhth  geschrieben. 

—  17.1.20.  A4»  (Lig.  Aä). —  17.11. 15.  R*Kp01f. —  18.  I.  6.  nR  (Lig.). 

—  18.  II.  12.  nouiAoy.  —  18.  II.  14.  ooua.  —  18.  II.  18.  (craH) 
tactrorath  (Lig.  tror).  —  19.  1.  4.  ii 'k IKH-I  k h  (Lig.  f  r). 

—  19.  II.  1.  RHfTRfTTARk.  —  19.  II.  11.  RffRk.  —  19.  II.  1  1 .  fc.  — 
19.  II.  17.  KHR-KH.  —  20.  I.  3.  über  f  kein  Punkt.  —  20.  I.  12. 
RH*RMAHTf .  —  22.  1.  4.  ^ajfapH'K  (ohne  oberen  Querstrich  beim  ersten 

A ,  welcher  p  bezeichnet).  —  22.  I.  8.  H^ARk  (Lig.^AR).  —  22.1.9. 

CTROpH  (Lig.TRO).  —  22.  I.  9.  H^RRAf(HHf)  (Lig.  RA).  —  22.  1.  11. 
I1RAA  (Lig.  MRA  .  —  22.1.  15.  O^AOR (HTM) .  —  22.  II.  I.  UpHAO/KM .  — 


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482 


J.  Loä, 


22  II.  13.  o.  —  22.  II.  17.  TOM  HCLjiH  —  23.  II.  15.  AHjAk  (Lig. 
jA).  —  23.  n.  20.  AMJAA  (Lig.  jA).  —  24.  U.  6.  n/iTkHKp(Kk).  —  25. 

I.  12.  CAKiiHfUk  (Lig.  ARN).  —  26.  I.  3.  HpCTKO.  —  26.  I.  18. 

np*KMApcTH  (Lig.         —  26.  II.  4.  ca^AATfAk  (Lig.  ^A).  —  27. 

II.  13.  CfA'UJH.  —  27.  II.  15.  uapra.  —  28.  L  1.  OCTABH.  —  28. 
L  2.  (ca*yJ*hth.  — -  28.  I.  5.  uapTd.  —  28.  L  6.  HUABHUJH  (Lig. 

UAB).  —  28.  L  14.  OEAAUf.  —  29.  L  17.  CAciiUH.  —  29.  II.  13. 
CTOrf.  —  30.  L  18.  [,\a  k7\*i.  —  31.  II.  2.  HkANk.  —  31.  II.  4. 
npUApocTH  (Lig.  AP)-  —  31.11.  15.  cb(oii)  (das  erste  anlautende 
c  ist  ausgestrichen).  —  32.  IL  10.  CTAflk  (Lig.  TA*).  —  32.  II.  12. 

pac'HTiTk.  —  33. 1.  16.  u ak oy  (Lig.  MAB).  —  33.  II.  18.  cKp  >kih  k  . 

—  34.  I.  8.  hui  ff  (das  erste  anlautende  N  ist  ausgestrichen).  —  34.  I. 
13.  CKATACTR4.  —  35.  I.  16.  Aü^AHk  (Lig.  $a).  —  35.  L  19.  ca 
BAA3KHAfTTf  (Lig. TT) .  —  35.  II.  I.  4  (3.8g.). —  35.  II.  3.  B*UrVH0V- 

—  35.  II.  8.  (CkBAAJK) HAITTI  (Lig.  TT).  —  35.  IL  11.  BKHBOTk 
(Lig.B^C).  — 36.I.9.^AIOT(iH4  (Lig.  lOTpH).  —  37.  L  4.  AHBAtiCl^f .  — 

37.  II.  9.  IAA  (Lig.  A4).  —  37.  II.  10.  BTB*K  (Lig.  BT).  —  38.  II.  13. 

A*KBjH(HHA).  —  39.  I.  17  und  18.  ahjah  (mit  Punkt,  Lig.  jA,  und 

THTAO).  —  39.  II.  9.  BRKH  (Lig.  BB).  —  40.  I.  8.  flUABHH  (Lig. 
nUAB).  —  40.  II.  9.  X*B^  (Lig.  JfK)-  —  41.  I.  3.  6AT0AiTk.  —  41. 
1.  4.  AflAk.  —  41.  EL.  9.  pOAHCf  (T  ist  ausgestrichen).  —  41.  II.  15. 
IIOKTp(HH)  (Lig.  lOTp).  —  42.1.  1.  HUJrO  BA.  —  42.  I.  3.  OKpriUI 

—  42.1.20.  HBAKHiff  (Lig.  nBA).  —  42.11. 12.  AAR^  (Lig-AA*)- — 
43.  L  l.  BHCTttl.  —  43.1.2.  HCflANHUIfCf.  —  43.  L  6.  HBsRCA"R)fk. 

—  43.  I.  7.  B*.  —  43.  I.  13.  ANjAk  (Lig.  jA).  —  43.  I.  t7.  AHjAk 
(Lig.jA).  — 43.11. 11.  CABA  (c  ohne  Zeichen).  —  44.  L  8.  EA*Uk  (Lig.  BA)« 

—  44.  I.  8.  0YliB(4HHK)  (Lig.  IIB).  —  44.  I.  14.  BHTA-KOUA  (Lig. 
TA).  —  44.  I.  17.  nOA'BHr'UJfCf.  —  45. 1.  1.  nppBH.  —  45.  I.  18. 
ANjAk  (Lig.jA).  —  45.  II.  4.  flOKAONtT'.  —  46.  I.  5.  (OA'KjttA* 
(Lig.  5*A)-  —  46-  k  18.  JKBTk  (Lig.JKBT).  —  46.1.  19.  XBTk  (Lig. 
JBBT).—  46.  II.  1.  HitOB**R (Tk) .  —  46.  H.  6.  (CBA)TACTBOYITk.  — 
47.11.13.  flAHk  —  47.11.  14.  B;p-KBk  (Lig.  K^p  — 47.H.  19.  OKpcTA 
(Lig.Bp*).  — 48.1.6.  B'Hk.  — 48.  IL  5.  Cf  A.  —  48.  II.  1 5.  KpKH.  —  49.  II.  4. 

KfipBA*B  (Lig.npBy\). —  49.11. 12.  n©CTH(AHT*ci)  (ctm  ohne  Punkt). 

—  50.  I.  12.  BMAfKBk).  —  51.1.2.  NtnOflATH.  ^-  51.1.5.  CfUpT- 


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Berichtigungen  zum  Reimser  Evangelium.  483 

(Maro).  —  51.  I.  17.  caoykhtaa.  —  51. 1.  19.  ©ytbpa(hth).  — 

5i.  II.  4.  (HC)flBU'Cf.  —  51.  II.  19.  TMCTk.  —  52.  II.  6.  UAAHtUl- 
chh  (k  ist  ausgestrichen).  —  52.  IL  11.  U4T"K*E.  —  53.  I.  4.  (CAH)- 

UMBKf  (Lig.  BJK).  —  53.  I.  12.  TKOEO.  —  53.  I.  13.  lippKUk.  — 
53.  I.  16.  k  k^ahk^k.  —  53.  I.  18.  HJKloyruciTk  A.  —  53.  II.  4. 
pMf. —  54. L  6.  H-KK^paTHTHCf  (Lig.  Kj$pa  . —  54.  I.  10.  RllpKBk. — 
55.  II.  S.  B'fpCAUt.  —  54.  II.  10.  npBAHBk  (Lig.  npKA)  —  54.  II. 
18.  B  B-BCT4H.  —  56.  L  8.  oyroTOBAk  (Lig.  toba)  .  —  56.  I.  9. 
BC^k  A.  —  56.  II.  12.  HUJk.  —  57.  II.  6.  (Btw)HAKTa  (Lig.  Hf\  — 

57.  II.  8.  A*RA*  (Lig.  «  —  58.  I.  7.  OEUHHA.  —  58.  II.  1.  HÜ- 
uoi|iHoe.  —  58.  II.  11.  (NHKTO)Kf.  —  59.  L  5.  KH^dHk  (Lig.  %a). 
—  59.  I.  15.  KF/ioyKHMoy.  —  59.  II.  8.  HHk  pim.  —  59.  II.  17. 

4M"(jAk).  —  60.  II.  2.  KU,  pht).  —  61.  I.  16.  K-kHH.Uk  A.  —  61.  U. 
8.  fjAMl  (Lig.  j*n). 


Um  da«  Aufsuchen  des  Textes  zu  erleichtern ,  füge  ich  hier  eine 
genaue  Bezeichnung  aller  Bruch  stücke  der  heil.  Schrift  bei,  mit  Aus- 
nahme derjenigen,  welche  als  »knhi'h  np1illoifAP*CTHt  bezeichnet 
sind,  da  ich  letztere  nicht  finden  konnte,  obgleich  ich  mehrmals  das 
ganze  alte  Testament  durchgesehen  habe.  Ich  weiss  bis  jetzt  noch  nicht, 
von  woher  sie  genommen  sein  konnten;  Bischof  Krasinski  sagte  mir,  sie 
seien  aus  Joannes  Damascenus  abgeschrieben,  ich  hatte  keine  Möglich- 
keit, dieses  Buch  hier  zu  finden,  doch  bin  ich  überzeugt,  dass  dies  nicht 
die  flKHHTH  nplulOYAP*CTHc  sind. %) 

Erster  Theil. 

1.  Koy^Mki  HAkftlkAHd  :         w  UAT#t*  (X.  1—8  inclusive). 

2.  uhi^h  KapkKptc  :  f\,;a   CD  upK4  (V.  24 — 34). 

3.  NHKKAk'i  :  lya.  CD.  /AoyKki  (VI.  17—23). 

4.  HrHdTHH  BoroHOCki**  :  lya  CD  uapKa  (IX.  32 — 40). 

5.  HfA-  np*KAk  pOKTBOUk  )fKUk  :  fVa  ^  uat+Hä  (I.  1 — 25). 

6.  Bk  H4BIMfp  *B  pOPKA^C  JfBA  :  ÖD  ACyKkl  (II.  1—40). 

■ 

t)  Die  betreffenden  Lectionen  sind  aus  den  Sprüchen  (Proverbia),  aus 
dem  über  Ecclesiastici  und  über  Sapientiae;  ich  habe  die  Lücken  des  Ver- 
fassers ausgefüllt.  V.  J. 


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484 


J.  Loa, 


7.  Hü  OV'TpkMH  pOKkCTRA  )fS4  ...  HA  AV' rpKTMl  :  i\fA  (D  UJ* 

(n.  i—i2). 

8.  HAOyTpHA  pOJKTRd  x"K<*  :  <Va  ^  Ud*  (n-  13  —  23). 

9.  cAxR-ra  no  p03KkCTK*k  \'K*ti  :  lya  CD  uaT*  (XII.  15 — 21). 

10.  OKplv^HH^  .  lya  Q)  ayRü  (II.  20—52). 

11.  CttRTA  npt^Kf  ROARAfHjfk  :  t\fd  (D  UaT*  (III.  1—6). 

12.  hi\  np-k/K  k r o r a f h ki ^ k  :  iya  CD  uapRa  (I.  1 — 8). 

13.  Rk  HaRfMfpHf  CTkjfk  RroARafHkix  :  «Va  N  (III- 1 — 18). 

14.  Ha  CTOI  RTOABAfHHf  l  iya  CO  UapKA  (I.  9—11). 

15.  Ha  Ayrpkr  :  iya  CD  UiiT*A :  (III.  13 — 17). 

16.  Ha  (OV)TpkA  RrOABAfHklX  :  iya  (ö  haha  (I.  29—34). 

17.  c*r  no  RroARAfH'f :  iya  CD  lia*  (IV.  i— ll). 

18.  HfA  no  RTOARAiHkX  :  iya  CD  ua*  (IV.  12 — 17). 

19.  iyfyuHa  :  iya  (D  ua-r*kA  (XI.  27—30). 

20.  rpHropa  RroRi^a  :  iya  CD  ui  k^fA  (IV.  25.  —  V.  1—12). 

21.  ckp*KTfHHi  ra  hjuj  ijfa  :  tya  CD  aoyRki  (II.  22 — 40). 

22.  CTrO  HAHA  npA**l  H  KpkCTHTAOy  :  'Va  "  MaT^kA  (XI.  2— 15). 

23.  M  :  CTfk  :  iya  OJ  uar*  (XX.  1—8). 

Zweiter  Theil. 

1.  R  HAAIO  UK-kTH©y  HTHHf  MAHf  RA.  n(aRAA)  an  :  KMHAHnH- 

cHfu  (II.  5—11). 

ijAH-k  o  uat^M  (XXI.  1—9). 

2.  R  HfTRfTRk  RAH  :  MT  :  in  :  RA  :  n  :  A  :  K  ROpiHTHOUk  (I.  XI. 

20—32). 

f  :  0  HRHa    XIII.  1  — 15). 

3.  R  CTOyiO  CROTOy  :  MT :  fH:RA:  nR:  AH:  Rk  ROAACHf  Uk  (in.  1 — 4). 

i  :  o  ua-rrt  (XXVIH.  1—7). 

4.  r  h^aio  nacRH  :  mt  :  in.  r.  n.  k  k/hthuk  (I.  V.  7 — 8). 

f  :  0  uapRa  (XVI.  1—7). 

5.  Hk  KfhufHHf  npKR-k  :  mt  :  KH>k  anoRAHncHf  ra  :  hrha  :  an 

(XXI.  2—5). 

f  :  O  AOyKH   (XIX.  1  —  10). 


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Berichtigungen  zum  Reimser  Evangelium.  4ST> 

6.  K  *y"ropH  a  nncn*  :  ht  :  a*"hh  anacKffk  (XIII.  26—33). 

f  :  0  aovkh  (XXIV.  36 — 47). 

7.  Hk  B^HCNHI  rm  :  HT  :  A*"HH  dllAC     (I.  1  — 11). 

c  :  0  uapna  (XVI.  14—20). 

8.  B  MAA»  niTHKOCTMöy  :  HT  I  ,.\*k"kHH  AR  ACKJfk  (II.  1  —  11). 

f  :  0  HR  Ha  (XIV.  23—31). 

9.  B  HkCTk  CTf  TpOHI^f  :  HT  :  III  :  BA  :  IIB  :  d  fl  :  Kk  pHUAANOUk 

(XI.  33—36). 

f  :  0  HBHA  (XV.  26—27.  XVI.  1—4). 

10.  uiua  Tiaa  \-Ka  :  HT  :  in  :  ka  :  nß  :  an  :  KkpNTHOUk  (Ein 

Vera.  L  XL  23). 

f  :  0  h  RHd  (VI.  55 — 58). 

11.  CTO  MKHd  K^CTHTAA  :  HT  :  HCdNf  np  :  (XLIX.  1 — 7). 

f  :  0  AKH  (I.  57—68). 

12.  nrpa  h  iiraa  an  :  ht  :  a^ühh  an    (XII.  1 — 11). 

f  :  o  UdT'k-k  (XVI.  13—19). 

13.  npoKona  :  ht  :  in  :  ea  •  ns  :  an  :  k  piianouk  (Fehler  ,  ad  Ephe- 

sios.  L  3—8). 

f  :  0  A oy k h  (11/32— 34). 

14.  B^NCHHf  Bpu^f :  HT :  KHTk  np-kuÄpCTH  (Ecclesiast.XXIV.  1 1— 20). 

f  :  0  aov'K h  (X.  38 — 42). 

15.  pojkactko  BpUf.-HT  KHrk  nptUApocTM  (Prov.VIII.  22—35). 

g  :  o  uaTt-k  (I.  1—16). 

16.  BKuJfCABa:HT:KN>k  np-RUApocTH  (Ecclesiaat.  XXXIX.  6—13) . 

I  :  0  aov'kh  (XIV.  26—33). 

17.  UMX'AHAa  :  HT  :  KHTk  anOKA  !  BA  :  HRHA  :  an:  (XII.  7 — 12). 

f  :  0  uaT-kt  (XVIII.  1  —  10). 

18.  fpONHUa  :  HT  :  KNTk  i  nptUApOCTH  (Ecclesiaat.  L.  6 — 13). 

f  :  0  AKH:  (XI.  33—36). 

19.  A"k  *CX>  CBTMX'k  :  HT  :  KHTk  aiiokaa  :  BA  :  MB  :  an  :  (VU. 

2—12) 

f  :  0  UJTffc  (V.  1  —  12). 


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486  J.        Berichtigungen  tum  Reimser  Evangelium. 

20.  HA  KHjANIO  pO*ACTK4  X**  '  MT    in  :  K A  ■  nR   An  KpNUAMMk 

(I.  1—6). 

f  :  0  uaTtt    (L  18—21). 

21.  HA  p05KACTRO  JfÄ©  :  HT  :  III :  Kii:  flß  :  an    K  THTWf  (II.  11  — 15). 

I  :  1  AC^KH  (II.  1  —  14). 

22.  Ha  poJKACTRO  JfBO:  HT  :  ffl  :  BA  :  IIS  :  in  :  K  THTOy  (III.  4  —  7). 

f  :  0  AKH  (II.  15—20). 

23.  K  UHCH  kahkoh  :  HT  :  III  :  BA    nR    an  :  K'fBp'KOUk  (1. 1—12). 

f  :  O  HBHA  (I.  1 — 14). 

24.  cfo  CTHHA  :  HT  :  a^^hh  aiiAcK^k  (VL  8—10.  VH.  54 — 60). 

I  :  0  UAT«   XXIEL  34—39). 

25.  HBHA  AnAA  HIJAHCTA  :  HT  :  BHTk  lip^UO^ApCTH . 

f  :  0  HBHA  (XXL  19—24). 

26.  NA  OKp^aHHi  jfi©  :  HT  :  in  :  KA  :  ns  :  An  :  K  pHUAHUk  (VW. 

1—4,  XV.  8—9). 

f  :  0  AOVj*KH  (II.  21). 

27.  HkOTHTAHHIO  :  HT  :  HCAHf  np    (LX.  1 — 6). 

f  :  O  UATfK  (L  1  —  12). 

28.  B^H*BCf  HHf  rHf  :  HT  :  IIAAAjf  Hf  np  :  (III.  1—5). 

f  :  o  AoyKH  (II.  22—32). 

29.  KoypHaa  m  uitovahi :  HT  KHTk  nptUApocTH  (Snp.X.17— 21). 

f  :  0  UAT-K-K  (X.  37—42). 

30.  KtMAK TA  :  HT  :  KHrk  np*kUApocTH  (8up.  X.  10.  Ecclesiüst. 

XLV.  3—9). 

f  :  o  uaptta  (X.  25—31). 

31.  EArOBlUf  HHf  BpU/K  UpHf  :  HT  :  HCAHf  np:  (VII.  10 — 15). 

I  :  0  aov'kh  (I.  26—38). 

32.  fAHOro  HcnBAHHKA  hah  Kckoyna  :  ht.  Kiirk  np-kUApcTH 

(EccleaiMt  XLV.  1—6). 

Mit  der  grössten  Hochachtung 

Ihr  ergebener  Schiller 

/.  Lok. 

Freibnrg  i.  Dr.,  5.  Juni  1886. 


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Anzeigen. 


Fr.  Miklosich,  Die  türkischen  Elemente  in  den  Südost-  nnd  ost- 
europäischen Sprachen  (griechisch,  albanisch,  romanisch,  bulga- 
risch, serbisch,  kleinrussisch,  grossrussisch,  polnisch).  Wien  1884. *) 

»balc  ek  . .. ,  barcak,  Degengriff...,  nord  t.  baldak  Das  erste 
(=  Schmutz^  Lehm)  ist  wohl  nur  ein  Druckfehler  statt  balcak.  Baldak 
(Ring,  Säbelgriff,  die  Kugel  oder  der  Knopf  auf  demselben)  ist  freilich 
ein  damit  verwandtes,  aber  nicht  identisches  Wort ;  kirgisisch  bedeutet 
os  anch  Krücke  =  tobol.  baltak.  Hierher  gehören  russ.  nabaldäcnik* 
(vgl.  Mat.  188,  also  nicht  HaÖaJAamHHTTB ,  wie  H.  Grot  zu  schreiben 
verordnet)  und  bald*  Stockkopf. 

i> bald an  russ.  baldyry'am  . . .  «.    Das  letzte  ist  eher  aus 

dem  deutschen  Baldrian  entstanden. 

»balg  k  .  .  .  nordt.  palyk  . . . «.  Diese  Form  ist  speciell  altaisch  ; 
sonst  lautet  das  Wort  auch  im  Nordt.  mit  b  an,  und  diese  Form  kommt 
hier  allein  in  Betracht. 

•  baisam  0LAj  pers.,  Balsam,  bulg.  ...  serb.  ...  rum.  ...  alb  

(»überall  baisam*  .  kurd.  balasan.  grieeh.  it;i  äloauo  pass.  magy.  bal- 
zsam  (»wohl  balszam*).  griech.  ßalaa^tov  aus  dem  arab.  bala&än . . .  a. 
Das  Wort  heisst  türkisch  belesan,  wie  es  auch  arabisch  oben  geschrieben 
steht,  also  wie  im  Arabischen.  Daraus  ergiebt  es  sich  weiter,  dass  die 
»pers.«  (und  die  kurd.)  Form  mit  der  arabischen  identisch  ist.  Mit  den 
übrigen,  die  alle  m  statt  n  haben,  verhält  es  sich  offenbar  so:  altgriech. 
ßükoauov,  welches  seinerseits  aus  irgend  welcher  orientalischen  Sprache 
entlehnt  ist,  ging  ins  Latein  als  balsamum  über ;  dies  wurde  im  Italieni- 
schen zu  balsamo ,  und  hieraus  ist  die  neugriechische  Form  geflossen, 
welche  die  übrigen  erzeugte. 

»ban,  van.... pers.,  urprünglich  selbständiges  Substantiv:  Hüter, 
Beschützer,  bulg.  ban  ...  serb.-kroat.  ban  ....  Vergl.  mgrioch.  ftoedvog, 
das  freilich  einen  andern  Ursprung,  aus  bojan,  vermuthen  lässt  .  .  .«. 
Ban  erscheint  im  Neupersischen  nur  in  Zusammensetzungen  fast  als 
Suffix  (vgl.  z.  B.  oben  bagci)  und  konnte  somit  den  81a von  nicht  von  den 
Türken  vermittelt  werden.   Es  liegt  kaum  etwas  näher,  als  das  Wort 

eben  aus  bojan(x)  oder  richtiger  aus  dem  ächten  mongolisch-türkischen 
bajan ,  welches  z.  B.  bei  den  Avaren  und  Bulgaren  wenigstens  als  Eigen- 
name gebraucht  wurde,  abzuleiten.  Mongolisch  bedeutet  bajan  zwar  nur 

  »  . 

i)  Vergl.  Archiv  VIII,  S.  637-651. 


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488 


Th.  Korscb, 


»reich«,  aber  das  bei  den  Türken  entsprechende  baj  kann  anch  den  Sinn 
von  »Herr«  haben  ;  vgl.  noch  jakut.  bajanai  »ein  Schutzgeist  der  Jiger 
nnd  Fischer«  (Böhtlingk),  alt.  pajana  Gott,  cuvas.  pojan  reich,  Baj  an 
Namen  eines  Theils  der  Schor-Tataren  in  Altai  (Radioff,  Vergl.  Gramm. 
XXVIII) .  Die  Znsammenziehung  der  Vocale  nach  Ausstossung  des  hinter- 
lingualen Reibelautes  konnte  sowohl  im  Mongolisch- türkischen,  als  auch 
im  Slavischen  geschehen  (vgl.  serb.  ban,  gen.  bäna).  Boeavoq  ist  nach 
dem  slav.  bojanx  gebildet,  in  welchem,  wie  in  allen  alten  Entlehnungen, 
das  unbetonte  (kurze)  a  durch  o  vertreten  ist. 

•  bar  ...  mahl  ...  serb.  bar,  Menge  barom  auf  einmahl  ...«. 
Diese  Zusammenstellung  ist  insofern  misslich,  weil  das  pers.  bar  bei  den 
Türken  nur  in  gewissen ,  wiederum  persischen  Redensarten  vorkommt. 
Frei  dagegen  ist  der  Gebrauch  von  bar  Bürde,  und  an  dieses  Wort  dürfte 
man  hier  vielleicht  eher  denken. 

•barbunja  ...  bulg.  barbun.  griech.  (ijtaQ/xrtovvi  ...  Das  tür- 
kische Wort  stammt  aus  dem  it.«.  Und  das  bulgarische  aus  dem  griech., 
wie  auch  die  hier  fehlenden  russ.  barbünja,  barabünja,  barabülbka. 

bari  einmal  (eig.  mal  ein)  war  bei  bar  eher  zu  erwähnen,  als  bu- 
bare,  welches  eine  andere  Bildung  ist. 

•baraKan  klniss.  bare  hat,  Sammt  ...«.  Dieses,  welches  auch 

grossrussisch  ist,  gehört  mit  dem  deutschen  Barchent  und  wahrschein- 
lich mit  rum.  bärsan,  magy.  bärsooy  zusammen. 

basgak  (basqaq)  ist  nicht  persisch,  sondern  türkisch  —  von  bas  *) 
drücken,  wie  mong.  daruga  (etwa  Polizeimeister)  von  dam  (Infin.  da- 
rnqn)  drücken. 

Von  basma  ist  das  kleinrussische  »baxaman,  blauer  Streif  vom 
Schlage«  wohl  zu  trennen  und  mit  dem  poln.  pasaman  (=  ital.  pasaa- 
mano  —  s.  Diez  I.  s.  v.)  zu  verbinden. 

Das  unter  bas  aus  Mat.  31  citirte  »russ.  bahly*  ist  kein  russisches, 
sondern  ein  türkisches  Wort  und  wird  dort  nur  im  Interesse  der  Etymo- 
logie erwähnt.  Ich  erlaube  mir  hier  die  Frage,  ob  nicht  russ.  slyki 
(Art  Kopfbedeckung)  aus  baslyk*  verkürzt  ist  (so  schon  Reiff). 

Unter  batsmah  fehlen  serb.  pasmag  und  pasmaga,  poln.  baczmag. 
Das  russ.  basmäk-i,  kommt  mindestens  schon  im  XVI.  Jahrb.,  nämlich  in 
Domostroj,  vor. 

•  bat  si>o  pers.,  Ente.  iL  ar. ,  Ente,  Gans.  bulg.  patfr  .  .  . 
patka  ...«.  Es  ist  ein  und  dasselbe  Wort,  nur  im  ersten  Falle  unrichtig 
geschrieben.  Auch  ist  es  im  Gespräche  nicht  gebräuchlich  und  konnte 
dämm  ins  Bulgarische  u.s.w.  nicht  tiberkommen.  Uebrigens  bezweifelt 
der  Verfasser  selbst  den  Zusammenhang  der  hier  angeführten  Wörter.  Was 
seine  Frage  über  den  Ursprung  des  neugr.  namiut  (Ente)  anbetrifft,  so 
ist  das  entsprechende  krym-tatar.  papi  kaum  von  Belang ;  interessanter 
dürfte  der  kumukische  Ruf  babis  sein,  mit  welchem  man  die  Enten  lockt. 

»)  Türkische  und  mongolische  Zeitwörter  werde  ich  im  Folgenden  ohne 
Endungen,  also  im  Imperativ  (=  Stamm)  anfuhren. 


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489 


*batak  russ.  batkakb  nordt.  bat  vb.  . . .«.   Batqaq  ist 

eben  die  nordt.  Form. 

»bat man  ....  rusa.  batmawb  . . .  Daneben  bezmem  .  . .  klruss. 
bezmtn.  poln.  bezmian  ...  Haas,  bezmem,  (das  poln.  nnd  das  klruss. 
setzt  bezmem  voraus)  mag  früher  als  batmam  aufgenommen  worden 
sein«.  Für  die  Geschichte  der  beiden  Wörter  liegen  mir  augenblicklich 
leider  nur  drei  Stellen  vor  —  aus  dem  J.  1588  1) :  a  kto  yMnen  npo- 
A&BaTH  bt>  po3BtcL,  MeiniiH  oyxa,  nojiyn\Mo>n.  h  nojryöeaMeiioin»  iuh 
rpHBeiiKOK)  (Aktlt  Apxeorp.  Siccne*.  I,  Nr.  338),  aus  dem  J.  1663 — 
1664 :  erb  Toro  BejHKOBCKoro  yxoxbfl  ua  roj-B  no  amiahuth  6aTMaHOB% 
6ojramx%  Ka3aHCKHX7>,  eÄeroA>  .  .  .  (Aktm  lOpa*.  Nr.  202)  und  aus 
dem  J.  1675  —  CoopniiirB  MyxaHOBa  (Hamm»  TouapaM't)  356:  a  bt> 
6e3MeHt  3-a  ♦ysTa  a  Maiux-s  xe  rpHßeHOKi,  wb  (tonen*  5  rpHoenoicB. 
Sollte  die  Folge  der  beiden  Wörter  in  diesen  Stellen  zufallig  sein,  jeden- 
falls hat  H.  M.'s  Vermuthung  aber  die  Zeit  der  Aufnahme  schon  darum 
viel  für  sich,  weil  be/men  h  (oder  bezmem,)  ein  allgemein  gebräuchliches 
Wort  war  und  ist ,  während  batmani  immer  ein  fremdes  Gepräge  ge- 
tragen zu  haben  scheint.  Dass  dieselben  zwei  verschiedene  Gewichte 
bedeuten  ( bezmem,  wiegt  nur  so  viel,  wie  man  auf  einem  »Beseiner« 
wägen  kann),  das  ist  an  sich  nicht  wichtig;  aber  lautlich  sind  sie  weder 
im  Türkischen  noch  im  Slavischen  vereinbar.  Tamm  (Svenska  Ord  S.  8) 
glaubt  in  bezmem,  ein  slavisches  Wort  zu  finden  und  führt  Kolbergs 
Etymologie  —  von  bez  und  mdna  —  an;  doch  klingt  eine  solche  Zu- 
sammensetzung ohne  anderweitige  Suffixe  nicht  slavisch  und  scheint 
hier  wohl  nur  in  Folge  der  Volksetymologie  stattzufinden.  Ich  möchte 
das  Wort  vom  arab.  wäznä  (s.  bei  H.  M.  >v£zne*  . .  .  Wage,  Gold  wage«) 
ableiten ,  welches  zu  den  Türken  mit  der  persischen  Aussprache  väznä 
überging  und  bei  diesen,  deren  viele  das  fremde  v  durch  b  ersetzen,  zu 
bäznä  und  dann  durch  Anlehnung  an  das  Suffix  der  Vcrbalsubstantiva 
-ma  (-ml)  zu  bäzmä  werden  konnte.  Das  n  kann  sowohl  russisch ,  als 
auch  türkisch  sein;  man  vergleiche  einerseits  sarafam,  aus  särapafj), 
andererseits  kasanisch  ütürmän  neben  ütürmä  =  russ.  tjun>ma,  altaisch 
(bei  den  Tubatataren)  parcan  statt  parca  alle,  üebrigens  vgl.  auch 
cag.  (sart.)  wäzmin  schwer,  welches  wohl  vom  arab.  wäzn  »Gewicht« 
weiter  gebildet  ist.  Nicht  allein  alt.  päzibän,  sondern  wohl  auch  kirg. 
bezben  sind  Rückentlehnungen  aus  dem  Russischen. 

•be" bürgt  .  .  .  .  Damit  vergleicht  Danic.  serb.  baber  .  .  .  Vergl. 
griech.  ä^Tteqjto'i  . . .«.  Das  oerbische  Wort  lässt  sich  vielleicht  besser 
mit  be*be>ije\  türkischem  Namen  für  Rosmarin,  vergleichen,  das  griechi- 
sche aber  ist  das  persische  ambär-boj  (buj) ,  nach  Bianchi  »sorte  de 
bluet,  de  barbeau«,  eig.  nach  Amber  duftend,  welches  also  unter  'amber 
zu  verzeichnen  war. 

>)  Längere  russische  Belegstellen  will  ich  fernerhin  in  der  Urschrift 
geben,  da  die  Wiedergabe  orthographischer,  zum  Theil  nicht  unwichtiger 
Einzelheiten  bei  dor  lateinischen  Transscription  bedeutende  Schwierigkeiten 
bietet. 

Archiv  f&r  slivioct»  Philologie.  IX.  32 


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490  ,  Th.  Korach, 

*bedi\...  neu,  selten,  wunderbar,  bulg.  bet  für  russ.  groznyj ...«. 
Näher  liegt  das  von  H.  M.  oben  erwähnte  bed  schlecht. 

*bv dz ,  6ec  .  .  .  Wien..  .  .  mm.  beb  .  .  .  mag.  bec$  .  .  .«.  Wahr- 
scheinlich ist  die  Wanderung  des  Namens  in  umgekehrter  Richtung  ge- 
gangen, zumal  da  er  im  Magyarischen  auch  eine  appellative  Bedeutung 
(Keiler)  hat. 

•bekar  ^Uo,   j^cj  pers. ,  Junggeselle,  müssig.  bekurhk  .  .  .«. 

Hier  sind  zwei  verschiedene  Wörter  vermengt,  von  denen  nur  das  zweite 
persisch  ist,  —  bi  kär  eig.  ohne  Werk ;  das  erste  aber  stammt  aus  einer 
arabischen  Wurzel ,  die  in  bikr  Jungfer,  bäkär  Verein  von  Menschen 
u.  a.  erscheint.   In  der  Ableitung  davon  erwartet  man  -lik,  nicht  -lek. 

»bSklemek  ...  beXtdÜ,  Httter  ...  Vergl.  serb.  be&Iija,  Art  tttrk. 
Soldat  ...  rum.  belli  ...  behlik,  besleag  ...«.  BekUja  steht  auch  unter 
bis  fünf  (s.  u.),  und  dort  ist  wohl  auch  sammt  den  angeführten  rumä- 
nischen Formen  sein  Platz  Denn  es  sind  lauter  türkische  Bildungen 
von  be*s,  die  etwas  auf  fünf  bezügliches  bedeuten.  Besli  Adjeetiv)  ist 
also  vielleicht  ein  Soldat,  dessen  Gage  ein  beslik  beträgt  Das  rum. 
besleag  scheint  eben  diese  Benennung  der  Münze  wiederzugeben  und, 
wenn  so,  macht  es  wahrscheinlich,  dass  jene  Soldaten  auch  schlechtweg 
blslik  hiessen. 

*b&la  ...  Unfall  ...  Vergl.  ftTTeXiavQavrl^to,  dtre  importune'  ...t. 
Dies  ist  von  bcljaje'  ogradg  (oder,  nach  H.  M.,  ugrade,  da  er  ugramak 
schreibt)  =  hat  einen  Unfall  erlitten. 

»beli  ...  serb.  besbeli  ...«.  Dies  besteht  aus  dem  pers.  bäs  (bes) 
viel,  sehr  und  türk.  belli  bekannt,  gewiss. 

»ber  .  .  .  pers.,  Laub  und  Frucht  . . .«.  Nur  Frucht  ;  Laub  heisst 
berg.  Ob  das  Wort  dazu  geeignet  ist,  um  mit  Daniel  etwas  serbisches 
daraus  zu  erklären,  ist  höchst  zweifelhaft. 

» ber  aber  ...  pers.,  gleich  ...  nordt.  bareber  ...«.  Das  letzte  ist 
echt  türkisch :  bare  alles  und  ber  (blr)  eins. 

»b erb  ad  ...  pers.,  zerstört  .  . .  rum.  berbant  . . .  Vergl.  it.  bir- 
bante«.  Aber  auch  birbone;  s.  Diez  I.  s.  v.  Bribe. 

*bett ...  fünf.  bulg.  beslik,  fünf  Piaster  ...«.  Dies  schon  türkisch. 
Hier,  wie  bei  besparmak,  fehlt  die  wegen  des  Russischen  nöthige  An- 
gabe ,  dass  diese  Wörter  sich  auch  im  Nordtürkischen  finden  barmaq 
Finger) . 

Bei  bezz  fehlt  russ.  bjazb  und  —  volksetymologisch  —  vjazb. 
Vergl.  im  J.  1586:  a  cl  kochku  6ä3H  noiAeHra  xi  (Aktu  Apxeorp. 
3KciieA.  I,  Nr.  331),  im  J.  1601 :  piou  6fl3Hiiiiu>i  ßkaua  (Aktu  K)pm. 

8.  38) . 

Bei  bicare  fehlt  russ.  biccra  Mat.  16.  83. 

Die  bei  bicke  als  nordt. verzeichneten  pycaq,  pyckyu.^w.  lauten 
mit  p  statt  b  nur  im  Altaischen  und  in  mit  ihm  verwandten  Dialekten  an. 

*bilezik...  Armband...  nordt.  bilätzik  ...  Vergl. aslov.  behcu<p> 
annulus  ...«  und  ähnlicho  Formen.  Eine  Entlehnung  im  Altslovenischen 


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491 


muss  auf  der  Ältesten  Form  dos  Wortes  beruhen,  und  diese  ist  das  cag. 
biUwzflk  (aus  biläk  Arm  zwischen  dem  Ellenbogen  und  der  Hand  und 
üzük  Ring),  welche  zu  beltcug-B  wenig  stimmt.  Aber  auch  die  Bedeu- 
tung macht  Schwierigkeiten,  denn  der  Begriff  »Arm«  ist  hier  wesentlich. 
Da  sich  nun  im  uns  bekannten  Türkischen  kein  entsprechendes  Wort  zu 
finden  scheint,  so  dürfte  man  vermuthen,  dass  es  von  der  Wurzel  böl 
oder  bil  (im  cag.  böldürgä  oder  bildürgä  Ring  aus  Riemen,  Holz  u.  ä.) 
eine  Bildung  mit  dem  weit  verbreiteten  Suffix  -eug  (-£üg) ,  -cyg  (-&g) , 
also  bölcüg,  gab.  Im  Chalcha-Mongolischen  soll  nach  Rlaproth,  Asia 
Polyglotta  S.  281,  byldvk  Ring  heissen. 

nbtlm ez ....  russ.  behmevb . . .  Vergl.  dial.  belerem  ....  halbes* . . .«. 
Das  letzte  geht  auf  die  kirgisische  Form  l;  bilbes  zurück,  und  belevesa, 
wie  auch  das  hier  fehlende,  obgleich  Mat.  ib.  angefahrte,  balovest, 
scheint  nur  eine  Verdrehung  daraus  zu  sein. 

Zu  bir  «ein«  möchte  ich  russ.  bin.ki  (Plur.),  bin.ka,  birka  (Zahl- 
stabchen)  stellen,  indem  ich  diese  Wörter,  besonders  angesichts  der  un- 
organischen Erweichung  in  bin>ka,  auf  bir  iki  (eins  —  zwei)  zurückzu- 
führen wage. 

*bir%et  ...  ar.,  Teich  ...  sp.  alberca  ...t,  obgleich  der  Verf.  ohne 
Zweifel  einsieht,  dass  das  spanische  Wort  unmittelbar  aus  dem  Arabi- 

»birmek  ...  nordt.,  geben,  bulg.  bir  für  russ.  puste,  pozaluj  ...t. 
Unglaublich  wegen  der  Herkunft,  aber  auch  wegen  der  Bedeutung,  da 
das  Türk,  diesen  Gebrauch  des  Imperativs  bir  (osm.  ver)  nicht  kennt 

lboj'lija,  ein  wahrscheinlich  türk.  in  ßoilaöai,  ßoliadiov  bei 
Theophanes,  ßoliafwv  bei  Constantinus  Porphyrogenitus  steckender 
Stamm,  aslov.  boljarim  .  .  .  Wie  ist  aber  das  Wort  in  das  Russ.  ge- 
rathen?  bojarim  .  .  .  Das  Wort  ist  vielleicht  mit  türk.  boj,  Statur, 
bojlu,  hoch,  verwandt«.  Durch  das  vorausgesetzte,  offenbar  serbisch- 
bulgarische bojlija  lassen  sich  die  angeführten  Formen  schwerlich  er- 
klären. Mit  ßolkadcu  ist  das  hier  nicht  erwähnte,  im  Altslovenischen 
und  im  Igorliede  vorkommende  bylb  (so  H.  M.  im  Lex.  Palaeosl.)  oder 
bylja  2)  schon  langst  zusammengestellt  worden.   Die  Endung  -gdai  ist 

»)  Nicht  katschinisch.  wie  es  Mat.  188  heisst,  —  s.  Radi.  §  186. 

*)  Aus  den  im  Lex.  Pal.  erwähnten  Stellen  ergiebt  sich  die  letzte  Form 
als  die,  welche  mehr  für  sich  hat,  als  die  erste.  Vergl.  nämlich  Cod.  Supr. 
168,  2:  aramaBi»  xo  komhct»  r.iac  i.  3Btpnn  oyöou  ca  h  xorfcanie  fttaeaui,  u  i\aa- 
roia  uAienurh  He  6oh  c*(,)  6wim,  co  6o  oy*o  muBp&n,.  Ib.  6  (Fortsetzung 
desselben  Gesprächs) :  bhahiiiii  ah  (,)  (hiju  {,)  nber»  (?)  ikuua.  xaxo  .  .  .  M3Mi>- 
pima.  Ib.  170,  13  (dasselbe) :  ce  ace  vt.\n  6<&ab  (,)  äreufu,  uro  pa6i  Öoxuu  ap- 
tcmohi  oriMBnrroni  6&&eTh.  Also  an  allen  drei  Stellen  Vocat  Sing.,  freilich 
mit  einer  befremdlichen  Endung ,  die  wohl  der  entsprechenden  griechischen 
Form  ßotXü  (ßoXiä)  nachgebildet  ist.  Igorlied  S.  8  Ticbonr. :  cn>  qepmroBi.- 
ckxmm  6ujumi.  Die  übrigen  Stellen  sind  verdorben.  Chron.  Malalae :  oyöiieHi 
6ucn  6buxn  cbommh  (etwa  Öbuf  mh?).  Der  Stelle  Georg.  Hamart.  nach  der  Hs. 
vom  J.  1456:  K«px  cKopo  nocsa  6i.uh  CBoero  k  neMV  entspricht  nach  Vostokov's 
Angabe  in  Chron.  Mal.  tchg  fiBytaxavta  altov,  also  ist  c-Boero  ein  Fehler  statt 
cboh  (oder  cboh,  cbomxi). 

32» 


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Th.  Korech, 


griechisch  und  dient  nur  zur  leichteren  Bildung  des  Plurals  (Sing,  ßol- 
Aäs .  ßokiäg)  ;  wie  ist  aber  das  Slavische  zn  seinem  -arin-L  gekommen ? 
Sabinin's  Ableitung  vom  isländ.  bölari  Mat.  131  ist  schon  wegen  des 
slav.  o  statt  des  zu  erwartenden  u  unannehmbar.  Da  nun  boljarini»  aus 
bojärin'B  leicht  entstehen  konnte  (nämlich  durch  Anlehnung  an  bolü) , 
während  das  Umgekehrte  höchst  unwahrscheinlich  ist,  wird  man  sich 
nach  einer  andern  Ableitung  umsehen  müssen.  Von  der  oben  (s.  han) 
erwähnten  Wurzel  bai  wird  mongolisch  das  Verbum  bajar  »reich  sein« 
gebildet,  welches  wohl  ein  Denominativ  ist,  obgleich  das  entsprechende 
Nomen  bajar  »Freude,  Lüste  bedeutet  (vergl.  beatus,  ivdcuuwv.  olßiog 
u.  s.  w.  =  reich..  Was  nun  das  eigentlich  türkische  Sprachgebiet  an- 
langt, so  mag  der  Umstand,  dass  es  im  Kasanischen  ein  Wort  bajar 
»Edelmann«  giebt,  dem  russischen  Einflüsse  zugeschrieben  werden,  aber 
schwerer  wiegt  das  Vorkommen  desselben  Ausdrucks  mit  der  Bedeutung 
»Vornehmer,  Magnat«  in  Kokand.  An  bojärin'B  schliesst  sich  das  von 
H.  M.  nicht  berücksichtigte  spätere  bärin  f>  nebst  barynja  barysnja, 
vergl.  bojarynja,  bojaiysnja) ,  welches  sich  zu  demselben,  wie  bam,  zu 
bojam,  verhält  und  die  Alterthümlichkeit,  wenn  nicht  die  Ursprünglich- 
keit der  Form  ohne  1  so  gut  als  ausser  Zweifel  stellt 

*bol ...  weit,  geräumig,  reichlich ...  rum  belkug,  buluk,  Fülle. 

belintya  vb.  ...«.  Das  zweite  rum.  Wort  könnte  freilich  aus  bolluq  ent- 
standen sein,  ich  finde  aber  für  dasselbe  nur  die  Bedeutung  »rasch,  plötz- 
lich« ;  das  erste,  von  welchem  das  letzte  abgeleitet  ist,  wird  von  Pont- 
briant  bilsugu  auf  magy.  böseg  zurückgeführt.  Jedenfalls  lässt  es  sich 
aus  dem  Türkischen  kaum  erklären. 

»boz  ...  grau.  russ.  buzan  ciconia  alba  Matzen.  126.«.  Der  letzt- 
genannte Gelehrte  zieht  dazu  auch  russ.  büselb  (g.  v..),  poln.  busie*,  lit. 
busilas  und  russ.  busyj,  canus,  glaueus,  welches  wohl  schon  im  Igor- 
Hede  (toycuH)  statt  Öocuh  jnm|  S.  12  Tich.  wiederherzustellen  ist. 
Dass  er  mit  dem  letzten  Worte  Recht  hat.  scheint  angesichts  der  nordt. 
Aussprache  bus  nicht  zweifelhaft  zu  sein  (vergl.  Mater.  146  und  190). 
Aber  auch  darin  hat  er  Recht,  dass  er  buzani>  von  buselb  dem  Ur- 
sprünge nach  nicht  trennt.  Nun  aber  kommt  noch  poln.  bocian,  cech. 
bocan  u.  s.  w.,  das  von  beiden  Gelehrten  ausser  Acht  gelassen  ist,  un- 
bedingt in  Betracht  und,  indem  es  seine  Rechte  auf  Verwandtschaft  mit 
buzant  und  buselb  geltend  macht,  scheint  die  Berechtigung  jener  Zu- 
sammenstellung nicht  unbedeutend  zu  erschüttern.  Uebrigens  hätte 
neben  buzam.  klruss.  buzbka  erwähnt  werden  können. 

Das  unter  bozmak  erst  dem  Bulg.  und  dem  Alb.  zugeschriebene 
balebozuk  (eig.  einen  verdorbenen  Kopf  habend,  verwegen)  ist  bereits 
türkisch. 

»bozusmak  sich  entzweien,  bozustirmak,  entzweien ,  bulg. 
bozuxtisam,  bozwtutvam  verfeinde  .  .  .«.  Dies  beruht  nicht  auf  dem 
Causativum  hozusturmak  (so),  sondern  auf  bozustu,  Präteritum  von  bo- 
zusmak  (s.  unsere  Einleitung, ;  bulg.  -ti-  steht  statt  -tu-  nach  der  Ana- 
logie der  Mehrzahl  anderer  Verba. 


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Anzeigen.  493 

»bud,  but ...  Schenkel  ...  mram.  buturi  ...«.  Heust  das  letzte 
auch  »8cheiikelf  oder  Etwas  «war  verwandtes,  aber  doch  anderes?  Os- 
manisch  nennt  man  potur  eine  Art  Hosen,  die  am  Oberschenkel  breit,  . 
am  Unterschenkel  aber  sehr  eng  sind,  anch,  wie  es  scheint,  das,  was 
franz.  guetre  heisst,  als  ein  selbständiges  Kleidungsstück.  Dass  das 
Wort  früher  mit  b  anlautete,  beweist  altrnss.  buturi  yk-L  »Beinschiene«, 
welches,  obgleich  nur  ans  keinem  tflrk.  Dialekte  bekannt,  aber  doch 
ohne  Zweifel  türkisch  ist.  Osttürk,  heisst  dieses  Waffenstück  einfach 
bnünq,  butlyq. 

»budala  ....  serb.  ...  bulandisati  ...«.  Das  erste  ist  gleich  cag. 
butalaq  dumm  von  bnta  Klotz  (so  Vämbe>y,  Etymologisches  Wörterbuch 
der  turko- tatarischen  Sprachen  §  225),  das  zweite  aber  gehört  zu  bu- 
lanmak  (s.  unten) .  Fehlen  neusloven.  budalo,  budalast. 

Mit  buga  »Stiert  vergleicht  Reiff  mss.  (und  allgemein»)  av.)  oukb, 
was  nicht  ohne  Weiteres  abzuweisen  zu  sein  scheint,  besonders  wenn  wir 
die  ältere  türk.  Form  buqa  und  den  Accent  des  slav.  Wortes  berück- 
sichtigen (gen.  ÖiJKa). 

Dass  die  unter  bujumak  angeführten  sl avischen  Wörter,  wie  hu- 
jati,  bujstvo  u.  s.  w. ,  wirklich  dazu  gehören  und  nicht  mit  altind. 
bhüyas,  bhfiyista  u.  I.  verwandt  sind,  wird  wohl  bei  vielen  Zweifel  er- 
regen. 

Das  neben  bulan  erwähnte  buUmmak  heisst  nicht  »trüben«,  son- 
dern »sich  trüben,  getrübt  werden«.  Zum  russ.  vergl.  Aktm  K)pHA. 
Nr.  422  :  Mepura  öyxairB  (im  J.  1570).  Zum  Verbum  gehört  wohl  russ. 
butyndatwja  (und  valandatesja?)  sich  beschmutzen  u.ä.  »Trüben«  heisst 
bulamak,  tatar.  (=.nord-  und  ostt.)  bulgamaq,  woher  bulgaq  trübe, 
Unruhe,  Aufstand  —  russ.  bulgi"  Unruhe,  Wirrwar,  buigäciti.,  bulgätite 
in  Unruhe  u.  s.  w.  bringen. 

•  bulava  ...  das  Wort  wird  für  tatarisch  (türkisch)  gehalten  ...«. 
Wohl  mit  Unrecht  ;  vergl.  Diez,  Wörterbuch  I  unter  Bolla  (»fr.  bou- 
lon  nagel  mit  dickem  knöpf,  altfr.  bolzen;  ebenso  heisst  lat.  bulla 
knöpf  des  nagel  s«  u.  s.  w.). 

»bulgar...  türk.,  Bulgare,  bulg.  bl'Bgarin.  serb.  bugarin.  magy. 
bolgdr  u.  s.  w.  .  .  .«.  Dass  die  Bulgaren  ehemals  Türken  waren,  ist 
möglich ,  dass  aber  die  osmanischen  Türken ,  aus  deren  Sprache  doch 
der  Name  citirt  wird,  denselben  von  den  Slaven  und  zwar  wahrschein- 
lich von  den  Bulgaren  selbst  erhalten  haben,  ist  sicher. 

Bei  bundzuk,  unter  welchem  nur  klruss.  buneuk  angeführt  ist, 
fehlt  eben  die  Bedeutung ,  welche  für  das  letzte  allein  noth wendig  ist, 
nämlich  die  der  Fahne.  Russ.  buncüki,  Adj.  bunc.ukövyj ,  wenn  von 
Kosaken,  buncügi,  Adj.  buncüznyj ,  wenn  von  Türken  die  Rede  ist; 
poln.  bunezuk.  Cag.  buneuq. 

»Ä  ur .. .  pers.,  rothgelb,  fuchsenroth.  russ.  voh>yburb  izv.  270  (»?«). 
klruss.  buryj  ...«.  Das  Wort  ist  auch  neuruss.  Im  (Jag.  giebt  es  auch 
bur  (als  Subst.  »Kreidec),  tatar.  burut,  burty  (mong.  bugurui),  es  be- 


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494 


Th.  Korsch. 


deutet  aber  eine  hellere  Farbe.  Uebrigens  heisst  buryj  aueh  nicht  roth- 
gelb,  sondern  braun.   Vgl.  auch  mong.  bttrflj  dunkelfarbig. 

*  bürge,  burgu  ...  Bohrer  ...  russ.  buratrb,  buravh  wird  mit  Un- 
recht hierher  gezogen«.  Das  heisst,  das  Wort  sei  nicht  türkisch  (so  z.B. 
auch  Matzenauer  und  sogar  Radioff,  Vergl.  Gramm.  §  48).  Wenn  es 
aber  wirklich  vom  skand.  bor  u.  8.  w.  kommen  soll,  woher  die  sonder- 
bare Endung?  Dagegen  wird  Alles  klar,  wenn  wir  es  auf  türkischem 
Boden  entstanden  denken.  Wie  von  der  Wurzel  bur  »bohren«  bürge  ab- 
geleitet ist,  so  muss  von  ihrer  Nebenform  bura  das  entsprechende  Nomen 
burage  lauten ,  und  diesos  wttrde  in  vielen  nördlichen  Dialekten  unbe- 
dingt die  Form  buraw  (burau)  haben.  Dass  das  letzte  Wort,  welches 
eben  in  denselben  Dialekten  wirklich  gebraucht  wird,  nichts  weiter  als 
die  Entstellung  des  rass.  buravB  sei,  ist  nichts  weniger  als  bewiesen. 
Lehrreich  ist  es ,  dass  Giganov  in  seiner  Grammatik  des  tobolischen 
(lrtysch-)  Dialektes  (1801)  11,  8.  11  das  tatar.  ^ypam.«  (nach  seiner 
unvollkommenen  russischen  Transcription)  russisch  durch  Hanapbe  über- 
setzt; er  scheint  also  das  »russ.«  burav*  nicht  einmal  zu  kennen.  Im 
aitruss  burovx,  z.  B.  Aktm  lOpn*.  8.  92  (J.  1579) :  Ana  Öypona  6oj- 
lJJHXT.  und  sonst,  war  der  Accent  wohl  zurückgezogen,  worin  dessen  o 
seine  Erklärung  finden  würde;  vergl.  bizovb  aus  kqzati. 

»bur gut  o^;jj  nordt.  ...«.  Doch  wohl  bürgüt. 

»buri  ...  hjure  ...«.  Richtig  bttri,  bürü. 

c ab  ata  ist  schwerlich  pers.,  sondern  scheint  mit  finnischen  Wör- 
tern für  »Stiefel«  (suom.  sappika,  wot.  sappoga  u.  s.  w.  —  s.  Donner  in 
Techmer's  Zeitschrift  I  264) ,  also  auch  mit  alt  slow -russ.  sapüg'L  zu- 
sammenzuhängen. Der  Wechsel  zwischen  s  und  c  ist  den  uraltaischen 
Sprachen  eigentbümlich,  b  zwischen  Vocalen  ist  türkisch.  Kuss.  coboty 
schon  im  J.  1509  (Cotfp.  TocyA.  TpaM.  h  Ror.  Nr.  147). 

Bei  cader  fehlt  das  wichtige  kirg.  sater.  Das  slavische  satra  fin- 
det sein  Analogon  im  osman.  satra  Marktbude  (Rückentlehnung?). 

Unter  hakul  fehlen  nordt.  saqal  und  russ.  sakaK,  cakalka  (ce- 
kalka) . 

»cakiser  ...  russ.  Hhciry  ...«.  Richtig  cakfary,  das  unbetonte  a 
aber  lautet  im  Russischen  nach  6  immer  wie  e  (vergl.  das  vorhergehende 
Wort) ,  und  dieses  wird  leicht  mit  i  verwechselt.  Uebrigens  wird  die 
Schreibung  mit  t  auch  von  H.  Grot,  aber  ohne  jede  Erklärung  empfohlen. 

cal  ist  auch  nordt.  (tat.). 

can  scheint  nur  kasanisch  und  etwa  mischärisch  zu  sein,  darf  da- 
her als  ein  russ.  Lehnwort  gelten. 

Neben  iapak  fehlt  nordt.  cabaq. 
Unter  capraz  fehlt  magy.  csapraz. 

Unter  cardak  füge  aitruss.  cardak'B  (Zab$lin,  AoMauraiH  ömtt»  1. 
MaTepiaju  8.  123)  hinzu;  aber  Aktm  Ka-wieua  II,  8.  410  (J.  1697)  : 
bt»  ca^y  ^epAairfc  *a  Ko.iOÄe3b  (etwa  =  Pavillon ;  vgl.  azerb.  cardaq 
Hütte) . 


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495 


Unter  carfk  fehlen  russ.  (nüegor.)  car^k*  Frauenstiefel,  (sibir.) 
earöki  (Gen.  carka)  Art  Schuhe. 

carkula,  welches  der  Verf.  als  Zusammensetzung  aus  car  vier  und  . 
külah  Mütze  wegen  serb.  dhxrkula,  iarkula  voraussetzt,  würde  türk. 
*Sarkülah  lauten  und  serb.  etwa  *eardula  ergeben.  Vgl.  armen,  sarltulaj, 
sakulaj  »cucullo  dei  dottori  Armeni«. 

ceüm&n  ist  auch  nordt.  (z.  B.  kasan.  eikmän);  von  der  Neben- 
form sflkmän  (cuvas.  sugman)  kommt  russ.  sukminx  =  »sukonnyj  kaf- 
tania  Dahl  s.  v.  sukno,  dessen  Verwandtschaft  mit  jenen  türk.  Wörtern 
wohl  denkbar  ist,  zumal  da  Bie  auch  Tuch  aus  Kamcelhaar  (tob.  eikmän 
Tuch  im  Allgemeinen)  bedeuten;  Aktm  lOpn*.  Nr. 427  (aus  dem  Jahre 
1671):  cyKMairo»  qepjeuoH  KpacHOH.  Poln.  sukmana. 

Unter  ciri  (sogar  mit  ceri  bakq)  steht  nichts  ausser  kumanisch 
ceryi  (sie). 

*cisidi  qui  a  gonte*.  rum.  eihit  Auswahl  ...t.  Das  Wort  ist 
pers.,  lautet  im  Türkischen  gewöhnlich  cesit  oder  cesüt  und  bedeutet 
»Muster«  (ecbantillon) . 

eift  »Paar«  heisst  pers.  eigentlich  dzift  oder  dzuft,  und  bnlg.  cuft 
erhebt  es  über  allen  Zweifel,  dass  das  Türkische  auch  ctift  kennt.  Mit 
diesem  Worte  wird  russ.  jufti>,  juchtb  oder  juchta  »Juchtenleder«  ver- 
banden, »weil  die  Häute  paarweise  gegerbt  werden«  (Grimm),  —  »en 
nppgift  som  vi  ej  knnnat  kontrollera « ,  bemerkt  dazu  Tamm,  Svenska 
Ord  S.  3.  Indem  ich  mich  in  derselben  Lage  befinde,  bin  ich  doch 
durch  eine  freundliche  Mittheilung  in  die  Lage  gestellt  worden ,  einen 
darauf  bezüglichen  Bericht  in  Lepjochin's  Reise  I,  8.  40  kennen  zu 
lernen ,  in  welchem  u.  a.  folgendes  steht :  O^epuyiTB  uiepcTb  CBfnMBa- 
H)T*b  K03KH  nonapno  h  BtuiaJOTTb  na  uiecTax'b,  npHA'BJiaHHMX'b  in.  kojoa- 
uaMi  TaK'L ,  mtoöm  Koxa  nen  öbua  bt»  bo**,  vro  ohh  npotfMBKOio 
HaaunaiOTL.  Ausserdem  kann  ich  die  Möglichkeit  des  Ueberganges  des 
anlautenden  dz  in  j  in  mehreren  türkischen  Dialekten  constatiren.  Uebri- 
gens,  obgleich  ht  »en  oslavisk  ljudför  bindeise«  ist,  braucht  man  das  h  in 
juchtb  nicht  erst  aus  der  Rückwirkung  des  Niederdeutschen  zu  erklären, 
wie  Tamm  vermuthet,  sondern  aus  der  Abneigung  der  Slaven  gegen  f ; 
vergl.  aber  auch  kochti,  nochti,  chto  statt  kogti,  nogti,  kto.  Diese  Ety- 
mologie wird  durch  das  von  H.  M.  besonders  gestellte,  aber  nach  seiner 
eigenen  Angabe  mit  diesem  identischen 

*cift ...  Joch  Ackerstiere,  Juchert ...«  fast  sicher  gemacht.  Denn 
dasselbe  von  ihm  auch  hier  nicht  berücksichtigte  russ.  juchtb  bedeutet 
nach  Dahl  auch  alle  drei  Felder  zusammen  (bei  dem  Dreifeldersystem 
des  Ackerbaues,  von  denen  aber  nur  zwei  bearbeitet  werden).  Mögen 
Pelzwaarenhändler  entscheiden,  welche  Bedeutung  das  Wort  in  Aktm 
Apxeorp.  3kcd.  Nr.  331  (im  J.-  1586)  hat:  A  kto  Kynu  cb  rocTHHa 
ABopa  noBe3eT*L  k>*tämh  jochhm,  j  höh  um,  necqu,  poBAorn,  cupoMHTH 
h  BCHKyio  MejKyio  pyxjHAb  ....  Noch  dunkler  ist  mir  juchtb  in  An- 
wendung auf  8teine  —  Aktm  Kaia^eBa  II,  S.  781  f.  (J.  1690):  b  Ky- 
nHTb  Kh  nepKOBnoMy  KaMeunoMy  flfcry  naTb  TMceib  crynenHoro  *o- 


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496 


Th.  Korech, 


öporo  KaMemo  ja  nen»  tuccil  ioxtch  apimmnoro  h  TpexroTBepTHoro 
KaMeneH; ...  3a  CTyneHHoS  Karnem»  sa  cto  no  TpH  pytfjra,  a  3a  ioiothoh 
3a  apuiHHiioii  h  TpexqeTBepTHOH  3a  k>xti>  no  ABa  py ujh.  Zum  Schlosse 
muss  ich  mein  Bedauern  ausdrücken,  in  dem  von  Grimm  eitirten  Buche 
von  Stieler  die  Stelle  892  nicht  nachsehen  zn  können :  die  ursprüngliche 
(persische)  Bedeutung  des  Wortes  jufti»  war  ihm  offenbar  bekannt,  wie 
es  aus  seiner  Erklärung  erhellt :  (corium)  sie  dictum,  quod  Semper  bina 
coniungantur  convolvendo. 

Zu  cinar  vgl.  Zab&in  ib.  S.  111:  aockh  maxMaTHue  unapoBU. 

•Sing an 6  ...  ralyyavog,  das  auf  a&lyyavog  beruht  ...e.  Viel- 
leicht, nur  abgesehen  von  a-,  welches  doch  wohl  ausschliesslich  dank 
der  Anlehnung  an  &iyyavio  zum  ursprünglichen  Namen  hinzugetreten 
ist.  Fehlt  russ.,  klruss.,  poln.,  sorb.  cygan  (deutsch  »Zigeuner«). 

*coban  ...  Hirt  ...  klruss.  auch  hölzernes  Milchgeftas  ung.  ...«. 
Das  letzte  ist  gleich  ebbarn»,  Cbvan'B. 

corba  ist  ursprünglich  ar.  surbä  Portion  Trank,  soviel  man  auf 
ein  Mal  austrinkt;  vgl.  kerbet. 

eubuk  (oder  cebeq)  ist  auch  nordt. 

Den  unter  cujen  »Gnsseisen«  angefahrten  Entlehnungen  steht  cag. 
eüjün  näher.  Das  vorauszusetzende  *cügün  findet  sich  gewiss  noch  in 
irgendwelchen  Dialekten;  vergl.  nordt.  tüjüm,  tüjün  Knoten  —  cag. 
tflgQm,  osman.  dügttm  (jetzt  ausgesprochen  dfljOm) ;  nordt.  kiiz  Filz  — 
taranc.  kigiz;  kasan.  ttjüm  Haufe  —  cag.  Ögüm  aufgehäuft,  riesenhaft'; 
nordt.  ijä  Herr  —  uigur.  und  tobol.  igä  (mong.  edzen,  welches  für  die 
Ursprflnglichkeit  des  j  spricht) . 

Das  neben  ciirük  (1.  -k)  stehende  (j;>£-  bedeutet  curuk;  beides 

ist  üblich,  aber  das  zweite  nur  provinziell. 

ndada,  dudS  ...  Kindermagd,  daje,  daja  ...  tttrk.  Amme  ...«. 
Das  Wort  für  »Amme«  ist  pers. 

Das  neben  daim  angeführte  daime  ist  nicht  Ä+jb  (Fem.),  sondern 

USto  (Accus.)  zu  schreiben. 

»daire  ...  Handtrommel  ...  Vergl.  sorb.  dairc,  Art  Zauber  ...«. 
Hier  würde  vielleicht  die  ursprüngliche  Bedeutung  »Kreis«  besser  passen  ; 
vergl.  Qofifiog. 

*dd%  ...  ar.,  der  Rufende  ...  serb.  dahija  ...  Die  Zusammenstel- 
lung ist  zweifelhaft  ...«.  Gewiss;  das  serb.  Wort  ist  wahrscheinlich 
nichts  anderes,  als  das  echt  türkische  dai  oder  daj  »Onkel  von  mütter- 
licher Seite« :  so  nannten  die  Janitscharen  ihre  Vorgesetzten,  worauf  es 
hier  eben  ankommt,  und  so  wurde  der  »Doj«  von  Algier  titulirt.  Das 
Wort  ist  im  Fremdwörterbuche  richtig  bei  »dajko«  erwähnt. 

Von  dum  <ja,  tamga  leitet  der  Verf.  nach  Frähn  russ.  denhgi  ab, 
und  erst  auf  diesem  Worte  sollen  die  nordt.  Formen  beruhen.  Dass  die 
letzten  mit  damga  verwandt  sind ,  ist  wahrscheinlich,  nur  nicht  durch 
das  Russische;  denn  tänkä,  tängä  (und  wohl  auch  dängäj  ist  im  ganzen 


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497 


Gebiete  der  nördlichen  nnd  östlichen  Turksprachen  verbreitet  nnd  findet 
sich  im  Mongolischen  wieder.  Anch  scheint  es  die  palatale  (weich- 
lautige)  Nebenform  zum  gutturalen  hartUutigen  damga,  tamga  zu  bilden, 
was  natürlich  nur  innerhalb  des  Türkischen  selbst  denkbar  ist.  Für  russ. 
tamga  8.  oben  al\  daraus  im  J.  1497  protamgi,  protamüh,,  protamozi>e — 
A  ktm  Apx.  3kch.  I,  Nr.  134.  Im  Öuvasischen  (tomga)  nnd  im  Votischen 
hat  das  Wort  schon  die  Bedeutung  »Zoll«  bekommen. 

•das  Gefahrte,  serb.  joldas  ...  türk.  ajakdah  ...«  u.a.  lauter 
ttirk.  Beispiele ;  aber  auch  das  serb.  Wort  ist  ganz  fertig  aus  dem  Türk, 
übernommen.  Dass  das  nur  ein  Suffix  ist,  beweist  Ostroumov  8.  27. 

»deftdr  .  .  .  russ.  devterb  diploma  .  .  .•  und  zwar  quo  stipendia 
constitnuntur.  Das  Wort  wurde  russ.  auch  mit  f ,  aber  immer  mit  b, 
nicht  mit  x,  geschrieben,  z  B.  Coöp.  rocyx.  rpaM.  h  AoroB.  Nr.  6G 
(J.  1447):  apuUKH  h  Ae^Tepn;  ib.  Nrn.  52  (J.  1434),  53  (J.  1434): 
hmuth  blixoä'b  no  CTapuira  At^TepeifB,  ib.  Nr.  56  (J.  1436):  h.  b.  no 

CT.  AeBTCpCMT.. 

derbedir  ist  pers.  [eig.  »von  Thür  zu  Thür«;  vergl.  iech.  ode 
zdi  ke  zdi  »von  Mauer  zu  Mauer«,  d.  h.  Brandtwein).  Statt  des  ange- 
führten rum.  deberdeu  finde  ich  bei  Pontbriant  derbodeu. 

Das  unter  dSrd  erwähnte  alb.  dertimen  beruht  auf  dorn  fertigen 
derdimend. 

Zu  derman  »Heilmittel«,  kasan.  und  baschkir.  turman  Pferde- 
arzenei,  gehört  wohl  russ.  durmam,  —  etwa  durch  Anlehnung  an  du- 
ritb,  odnrjätb  (wo  es  auch  von  Dahl  untergebracht  ist)  —  eine  bethörende 
Arzenei. 

ndSve  ...  magy.  tcvc.  slov.  tjava  ...«.  Das  letzte  offenbar  aus 
dem  Magy.  und  dürfte  für  die  Lautgeschichte  dieser  Sprache  interessant 
sein.  Uebrigens  stammt  auch  das  magy.  Wort  wahrscheinlich  nicht  aus 
dem  Osmanischen. 

•  dimi  ...  Barchent...  kl  russ.  dyma ...  rum.dimikaton  ...  grioch. 
öV/utos,  dipiTvv  ...<•.  Fehlt  russ.  d^mka,  welches  aber,  wie  klrnss., 
einen  leichten,  durchsichtigen  Stoff,  etwa  Gaze,  bezeichnet  und  vielleicht 
von  dynr*  abgeleitet  ist.  Das  rum.  ist  russ  demikotdm»  (aber  ausge- 
sprochen ungefähr  wie  rum.),  also  =  franz.  demi-coton ;  vergl.  russ. 
demiternö.  Da  nun  der  Stoff,  den  man  in  der  Türkei  dimi  bezi  nennt, 
ans  Lein  und  Baumwolle  verfertigt  wird,  so  ist  es  kaum  zweifelhaft, 
dass  dieser  Name  auf  das  griech.  Wort  (aus  di-  zwei-  und  ftiros  Faden) 
zurückgeht. 

»dinar  . . .  Goldmünze  . . .  Aus  dem  griech.  drjvaQiov  . . .«.  Ja, 
aber  unmittelbar  durch  das  Arabische  und  weiter  durch  das  Aramäische, 
in  welch'  letzterem  zuerst  die  angegebene  Bedeutung  erscheint. 

»div ...  dSv  pers. ...  Vergl.  russ.  Divovna  ...«.  Wichtiger  ist  divt 
im  Igorliede,  —  wenn  nur  das  Wort  etwas  mit  dem  pers.-türk.  div  zu 
schaffen  hat,  woran  ein  Zweifel  erlaubt  ist;  denn  im  XII.  Jh.  sprachen 
die  Perser  nur  dev  aus. 


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498 


Th.  Korecli, 


»divan  ...  Hof,  Rath,  Versammlung  ...  gerb,  divanana  Altane  ... 
rasa,  divam.  poln.  dyioan  .  .  .«.  Das  ßerb.  wiedergiebt  divan  *ane\ 
Fehlen  die  interessanten  Bedeutungen  des  russ.  (8ofa,  wie  kirg.  diwan) 
und  des  poln.  (Teppich).  Identisch  mit  diesem  Worte  ist 

*divan  ...  Zollamt,  Douane  ...  sp.  aduana  ...«  u.  8.  w.  Der  Form 
nach  steht  den  romanischen  Wörtern  kirg.  duan  Steppengericht  (Radi. 
§  28,  2)  und  russ.duvam,  Theilung  der  Beute,  die  Beute  selbst  (duvan* 
duvanitt  die  Beute  theilen)  am  nächsten.  U  fö  r  i  vor  v  ist  türkisch ; 
vergl.  z.B.  duvar  Mauer  für  pers.  divär.  özbeg.  du  van  Derwisch  =  pers. 
diväna  verrückt ,  suamaq  mit  Kalk  bestrichen  =  syvamaq ,  aber  auch 
wohl  osman.  dzuvab  =  dz  et ab  (welches  s.),  wie  man  aus  bulg.  dzu- 
vap,  tlzuap  schliessen  darf. 

»dir  if  .  .  .,  divid,  devot  ar.  Schreibzeug  .  .  .  kuman.  du  et  .  .  .«. 
Aus  ar.  daw&t  (woher  tob.  tawat)  wird  durch  imäle  (Aussprache  des  ä 
wie  6)  dawgt,  woraus  im  Persischen,  nachdem  alle  ö  mit  I  zusammen- 
geflossen sind,  die  Form  mit  i. 

*dolanmak  ...  die  Runde  machen  ...  alb.  dalendi  Unruhe,  dan- 
lendis ,  tantis  beunruhigen,  griech.  rralvri^io  turbor.  Vergl.  bulg. 
kopile  daldisalo  ...t.  Unmöglich  ;  ich  würde  eher  an  osm.  darel,  Prftt. 
dar§ld§  »in  Zorn  gerathen«  denken,  wozu  auch  die  von  H.  M.  nicht  er- 
wähnte Bedeutung  des  alb.  dalendi  »Aussersichsein,  Enthusiasmus«  besser 
stimmt.  Lautlich  ist  das  griech.  Wort  =  daldlzo,  und  im  alb.  Verbum 
steht  das  erste  n  wohl  nur  durch  Versehen. 

»du  du  ...  bulg.  du  dum  meine  Liebe  ...«.  Dies  ist  schon  t.  (mit 
m  —  pronomen  affixum  1.  pers.  sing.). 

Unter  du%an  und  duMun  fehlen  ncuslov.  duhan  (Tabackj  und 
ducan. 

du  man  dürfte  gestrichen  werden,  da  es  nur  ins  Knrd.  überge- 
gangen ist  und  das  sonst  allein  in  Betracht  kommende  tu  man  seines 
Ortes  erscheint. 

» duracak  ...  wohl  ,ein  Stehender*,  duredze.  alb.  duradlak  Drei- 
fuss ...«.  Duradlak  (nicht  -cak)  bedeutet  »einer,  der  stehen  wird«  oder 
»zum  Stehen«,  z.  B.  d.  jer  (Platz)  =  etwa  pied-a-terre.  Uebrigens  heisst 
dieses  Gerftth  türkisch  (osm.)  saf  ajak. 

ndurmak  ...  stehen,  stehen  bleiben ...  Berb.jokturl  nichts  dal ...«. 
Joktnr  ist  nicht  mehr  und  nicht  weniger  serbisch,  als  z.  B.  servus  oder 
cau  chorwatisch  oder  slovenisch,  denn,  wenn  es  gebraucht  wird,  so  wird 
es  gewiss  mit  vollem  Bewnsstsein  gethan,  dass  man  einen  türkischen 
Ausdruck  verwendet.  ■  Der  Zusammenhang  der  Flectivendung  tur  oder 
dur  =  »ista  (als  Copula) ,  obgleich  auch  von  Radioff  S.  53  als  Thatsache 
ohne  Weiteres  angenommen,  ist  wogen  des  pronominalen  Charakters  der 
Endungen  der  übrigen  zwei  Personen  sehr  fraglich ;  vgl.  dagegen  mong. 
tere  er. 

Unter  düdilk  fehlt  neuslov.  dude  Dudelsack. 
»dülbend  . . .  russ.  tjurbam  . . .«.  Dieses  Wort  würde  passender 
unter  tülbend  auftreten ;  wenn  es  aber  dort  fehlt,. so  wird  es  Niemand 


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199 


vermissen,  da  es  (auch  als  turban*)  unmittelbar  ans  dem  Französischen 
gekommen  ist. 

durpü  hcisst  auch  tflrpn,  woher  eben  das  serb.  turpya.  Fehlt 
russ.  terptig-B  von  der  älteren ,  vielleicht  nicht  belegbaren  Form  türpflg 
oder  törpüg. 

Neben  dü&elc  fehlt  trotz  russ.  tjufjakb  jede  Verweisung  auf  das 
seines  Ortes  angeführte  nordt.  tjukjak  (tüsäk). 

•  dz am'  fuian  0Uüu^>  dzemdan,  dzamedan  ^{JuL>  ar.  .  .  .«. 
Persisch  —  dzämä-dän  0bx«L>  eig.  Klciderbehältniss ;  ar.  d&äm'  be- 
deutet türkisch  und  persisch  fast  nur  »Haufen  (Menschen  u.  s.  w.)«. 
Nordt.  Ramadan. 

Unter  dzami  fehlt  neuslov.  camija. 

dzanbaz  und  dzeb%ane  sind  pers.,  das  letzte  von  dem  bei  dem 
Verf.  eben  erwähnten  diebe  Panzer. 

dzejp  »Tasche«  hiess  russ.  nicht  allein  zepb,  sondern  auch  zepx  — 
Aktm  lOpHÄ.  S.  80  (J.  1680) :  dojokhjb  Mnt  cnporfe  TBoeiny  iieBt- 
äomo  kto  bt*  3en-B  HeTepToro  TadaKy  cupiry. 

•  dzevahqr  ...  plur.  von  dzevher,  kev/ter  ar — o  vgl.  ndzevher 
...  pers.  ...«  und  •dzevherdar  ...  ar.  pers.  ...t.  Das  Wort  ist  pers. 
und  zwar  mit  g  (nicht  k),  woraus  ar.  dz  (aber  -dar  ist  wirklich  pers.). 

dünn  ist  nicht  Collect,  von  d&umi,  welches  das  Adjectiv  davon 
ist,  sondern  der  Sing.  —  ein  Dämon. 

»dziivan  .  .  .jung,  Jüngling,  serb.  adiuvan  Liebling,  Schand- 
knabe ...«.  Dies  wohl  aus  h'azz  dzttvan  (s.  zu  bagee). 

» e fendi  .  .  .  griech.  kfpivryg  aus  av&ivnjg  .  .  .«.  Gewöhnlich 


Witt  (eig.  älbättä)  istar. 
endaze  ist  nicht  türk.,  sondern  pers. 

»enfije  ...  türk.  Schnupftabak:  ar.  ew/Nase  ...«.  Auch  die  Bil- 
dung ist  ar. 

•  er gen  ...  ledig  ...  russ.  irgenb  Widder  ...«.  Das  letzte,  welches 
nur  ostsibirisch  ist,  kommt  unmittelbar  aus  mong.  irgen ;  s.  Mat.  195. 

•  etmeli  ...  Brot .  serb.  jemek  Speise  . . . « .  Dies  auch  türk .  jemek , 
was  mit  dem  ersten  Worte  nicht  zu  verwechseln  ist. 

Das  unter  falaka  erwähnte  rum.  ff  lange  ist  lat.  phalanga. 

Unter  »farfara  ...  Schwätzer  ...o  fehlen  gr.  (paqcpaqag  Prahler, 
tpaQqxxQi^ü)  prahlen  u.  s.  w. ;  vergl.  fr.  fanfaron. 

•f  euer  ...  russ.ybw/rfc  ...  griech.  yavctQi.  (pavog.  ipctQog  ...«. 
Wiederum  ein  Beispiel  irreführender  Vertheilung:  denn  russ.  kommt 
doch  unmittelbar  aus  dem  griech. ;  (pccQog  gehört  nicht  hierher. 

•feres  Pferd,  Stute,  altbulg.jfartlt».  altserb.  farija.  farisb.  pa- 
rizb.  altruss./on»  Mat.  307.  griech.  (paQyg  pass.  mhd.  värls.  mlat. 
farius.  sp.  alfaras  ...t.   Alle  diese  Formen  ausser  der  sp.  lassen  sich 


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I 


500  Th.  Korsch, 

natürlich  auf  ar.  faris  »Reiter«  zurückführen  und  zwar  durch  das  Mittel- 
griechische,  nicht  durch  das  Türkische,  gegen  welches  als  Quelle  chro- 
nologische, lautliche  und  lexioalische  Gründe  sprechen  (föres  ist  nur  in 
Büchern  gebräuchlich) .  Da  das  g  in  (paQTjg  als  Nominati vendung  ver- 
standen wurde,  so  ist  davon  cpaqLov  »Rosa«  [yaqiov  Zaum)  abgeleitet ; 
hiervon  farija  und  fan>. 

*fSslSKSn  ...  Alles  aus  dem  griech.  ßaotXixov  ...«.  Also  gehört 
dieses  türk.  Wort,  wie  auch  fener  und  einige  andere,  in  ein  (noch  zu 
schreibendes)  Fremdwörterbuch  der  türkischen  Sprache.  Nachzutragen 
ist  russ.  vasiljök'B,  welches  übrigens  ebenso  wie  das  hier  erwähnte  klruss. 
vasyljök  Kornblume  (Centaurea  iacea)  bedeutet  (in  ükraina  volöska). 

fttil,ßtil  ist  *t. 

»fertena  .  .  .  Sturm  .  .  .  klruss.  hvortuna ,  fortuna  pisk.  .  .  .«. 
Wahrscheinlich  aus  einer  anderen  Quelle:  chvortuna' (so,  nicht  hv-)  ist 
auch  in  der  Bedeutung  »Schicksal,  Loos«  den  Kleinrussen  wohlbekannt. 

»fittmenk  ...  holländisch  ...  It.  fiammingo..c.  Gewiss  nicht  aus 
dieser  Quelle ;  denn  woher  das  ursprüngliche  1  ? 

vfild&an  ...  findzan  ...  po\n.  ß/iza?tka.  klruss. ßnza.  Tum.ßli- 
dzjan.  m&gy.ßnd&a  ...«.  Das  Wort  ist  pers.  pingän,  daher  ar.  findzan 
—  türk.  auch  fildzan ;  mm.  und  magy.  aus  dein  türk.,  poln.  aus  dem 
nun.,  klruss.  (ungar.)  aus  dem  magy.  Aber  klruss.  in  Galizien  filizanka. 

»firenZ  ...  Franke,  Europäer  ...  ßrand&ela,  frandhlle,  fron- 
dUla  Art  Weissbrot  ...  nun.  frandzelf  ...  griech.  (pQavttila  ... 
<PQcxyxic(  pass.  ...«.  -ela  ist  romanisch,  also  ist  das  Rumunische  die  ge- 
meinsame Quölle.  Firänk,  Oqavxia  (oder  (ÖQayy.ta  eig.  =  Francia), 
wie  auch  die  hier  fehlenden  0Qayxog,  (pQayxixog,  wären  schon  darum 
besser  besonders  gestellt  gewesen,  weil  sie  viel  älter  sind  als  frandzela. 

Das  Fremdwort  fisulia  hat  bei  der  Uebermittelnng  des  griech. 
(paoulia  zu  den  Russen  (fastflj  —  gewöhnlich  so ,  nicht  fatoli)  gar 
keine  Rolle  gespielt. 

»flordnca  ...,fuluri  ...  bu\%.  ßortni  ...ßjorina  ...  aXb.ßori ... 
griech.  g>XußQt  ...  Das  Wort  ist  ital.  Ursprungs:  florinus.«.  Welches 
von  diesen  Wörtern  kommt  ans  dem  Türk.?  denn  auch  fulnri  ist  griech. 
mit  dem  bei  zusammengesetztem  Anlaute  gewöhnlichen  Einschub  des 
Vocals. 

Zu  fodul  gehört  wohl  russ.  chodüli  in  der  Bedeutung  »Bombast«, 
neben  Adj.  chodüljnyj. 

fuci  steht  wohl  mit  slav.  biiCbka  fserb.  bafcva)  in  Zusammenhang, 
und  zwar  durch  das  hier  fehlende  grieeh.  ßovxal. 

Nicht  zu  fürst,  sondern  zu  der  gewöhnlichen  und  richtigen  Form 
farsi  war  bulg.  forty  a  zu  ziehen. 

nffujda  ...  Hirtenflöte,  tid um  Dudelsack  ...  russ.  ajda,  adja 
Die  russ.  Wörter  sind  =  türk.  heydi  (nordt.  hajda) ,  wo  sie  auch  noch 
einmal  erwähnt  sind.  Fehlt  neuslov.  gajde.  Wozu  aber  tulum? 

*gajib         g<y$b  ar.  Verlust;  abwesend,  unsichtbar  ...«.  Den 


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501 


beiden  Bedeutungen  entsprechen  anch  zwei  verschiedene  Wörter :  gajb 
(tflrk.  auch  kcjb)  w*a*  Sahst,  nnd  gaib  yjli  oder  wJLc  (so,  nicht  wie 
oben)  Particip. 

»garb  ...  neuslov.  grbin  Südwest  wind . . .«.  Nach  Janeztä's  Wörter- 
buch 'Dostavek)  Nordwestwind. 

»gelaf .  . .  ar.  8cheide.  bolg.  bahr  . . .  serb.  kaluf ...  rom.  kilff 
Oihac.  kelef.  alb.  kelef ...«.  Anch  nach  türk.  Aussprache  kelef,  we- 
nigstens in  der  Bedeutung  /»Futteral«,  die  das  Wort  auch  in  den  anderen 
Sprachen  hat. 

»gfna,  gana  ...  ar.  Zufriedenheit.  Vergl.  serb.  djene  ziemlich.«». 
Weder  lautlich ,  noch  psychologisch  wahrscheinlich.  Vielleicht  würde 
das  jetzt  nur  ans  dem  Tatarischen  belegbare  g§na  oder  ginä  —  Conjunc- 
tion  »nur«  und  Deminutivsuffix  —  besser  passen. 

göc        gehört  nicht  zu  diesem  g  =      sondern  zum  g  =  «i, 

also  weiter  nach  unten.  Fehlen  das  allein  nöthige  »nordt.«  köc,  das  nur 
als  kjuS  (1.  küc")  unter  d»m  mit  demselben  unverwandten  kok  erscheint, 
und  poln.  koczowac\  welches  nbrigens  möglicherweise  ein  Ku-sismus  ist. 

»grün,  guruS  ...  bulg.  serb.  gros  Piaster  ...«  u.  s.  w.  Etwa  um- 
gekehrt, natürlich  ausser  kurd.  kurs,  welches  einer  nicht  europäischen 
Quelle  entnommen  ist.  Fehlen  russ.  gros-r.  und  poln.  grosz. 

havudi  griech.  nicht  allein  xaßovr^i,  sondern  auch  %ußov%LL 
(neben  ö*cn/x/). 

•  hemseheri  ...  pers.  Mitbürger  ...  Vergl.  türk.  Umdivar  Nach- 
bar, hem%ane  u.  8.  w.  ...«.  Auch  diese  sind  pers. 

»hergele  pers.  ...  kurd.  geh  ...«.  Aber  auch  pers.  gäila  Heerde. 

»hin tote  ...  Wagen  ...  Das  Wort  ist  dunklen  Ursprungs«.  Jeden- 
falls aber  nicht  türkisch. 

hünir  ist  pers. 

%Had le  ...  ar.  Pilger  ...  kurd.  hadz  ...  nordt.  luidl  ...«.  Ar.  auch 
hädzdz  (ein  abschreckendes  Beispiel  der  Consonantenhäufung  in  der 
Schrift  bei  ungenügender  Umschreibung).  Da  aber  bei  hadz  die  Bedeu- 
tung nicht  angegeben  ist,  so  weiss  man  nicht,  ob  das  eben  angeführte 
ar.  Particip  oder  das  8ubst.  h'adid*  (neben  h'idzdz  und  h'udfcdz)  »Wall- 
fahrt« damit  gemeint  sind. 

»h'ajvan  ...  nordt.  kajhan  ...a  und  ebenso  »tiakk  ...  nordt.  Irak 
...«,  *h'al  ...  nordt.  kal  ...«  u.  a.  —  lauter  Formen,  die  fttr  des  Verf. 
Aufgabe  keine  Bedeutung  haben  und  noch  dazu  weit  davon  entfernt 
sind,  allgemein  »nordt.«  zu  sein. 

Wenn  unter  h'aram  klrnss.  harem  Bteht,  so  ist  kein  Grund  er- 
sichtlich, warum  russ.  garemi.  fehlen  sollte. 

Karba  und  h'arbi  sind  ar.  (wie  übrigens  fast  alle  Wörter  mit  h'} ; 
so  auch  Haser. 

»Kasab,  h'aseb,  h'asb  h'isab  ar.  ...«.  Dies  sind  drei  ver- 

schiedene, wenn  auch  wurzel-  und  sinnverwandte  Wörter,  von  denen 


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502  Th.  Kersch, 

nur  das  letzte  (=  Rechnung)  in  Betracht  kommt.  Da»  in  allen  Entleh- 
nungen wiederkehrende  e  der  ersten  8ilbe  muss  bereits  türkisch  sein. 

>hasad...  ar.  Neid.  alb.  hasetkjar  Nebenbuhler...«.  Dies  muss 
ein  fertiges  ar.-pers.  Wort  sein  —  h'asad-kär  eig.  Neidmacher. 

» Haia  . . .  bnlg.  hrh  ne  pravja,  ne  hvastam  ...»  —  also  ohne  h'asa 
wie  auch  ohne  Citat. 

»A'aia      eig.  ...  gaHje  ar.  Decke,  nordt.  *a*a  Satteldecke  .... 
In  Bianchis  Wörterbuch  (Appendice)  nur  h'i&a.    Ist  es  nicht  ar  h'isä 
Plur.  von  h'asijjä  Matrazze?  Vgl.  oben  zu  ana%tar. 

Unter  tiacz  fehlt  russ.  chaüzx,  kauzi»  »Wasserbehälter  (?)  an  einer 
Wassermühle«,  bei  welchem  das  nordt  k  nicht  überflüssig  sein  würde. 

»h'az$r  ...  serb.  ...  hazur  ala,  kita  i  svatovi  ...«  n.  a.   vergl 

*ZaJir  »erb.  hair  alat  was  giebt  s  Gutes?  was  ist  juk.  62  koje 
je  dobro?  019.«.  Im  letzten  Falle  sind  die  üebersetzungen  ungenau  und 
die  serbische  Frage  ist  schwerlich  otwas  anderes  als  der  gewöhnliche 
türkische  Wunsch  *air  ola  «sei  gut«  (3.  Pers.)  mit  den  vorhergehenden 
s&bahiniz  »Ihr  Morgen«,  axsamynyz  »Ihr  Abend«  als  Subject,  welches 
che  Serben  fallen  lassen,  wie  die  Berliner  umgekehrt  »guten«  vor  »Mojn« 
Mit  der  ersten  serbischen  Formel  hat  es  wohl  ungefähr  dieselbe  Be^ 
wandtniss. 

Das  unter  %aber  angeführte  serb.  und  alb.  haberdar  ist  bereits 
türk.  (pers.  -dar  habend) ;  ebenso  alb.  /tajrsfz  unter  vajer  (tttrk  -svz 
-siz  ohne).  v  J 

Unter  Xakan  fehlen  altruss.  kan*,  spater  nur  cham,,  poln.  chan 
altcech.  cham  u.  a.  ^  1 

*%alaika  Xiulr>  als  sing.  Sklavin,  Dienerin,  bulg.  akg'lca  ..... 
Das  als  Lemma  stehende  Wort  ist  mir  nicht  bekannt,  das  arabisch  ge- 
schriebene jaliqat  (denn  so  ist  es  zu  lesen)  bedeutet  im  Arabischen  »Ge- 
schöpf, Wesen  Natur«,  ist  also  wirklich  Singular;  der  Plural  davon 
lautet  jaläiq  ^±£>  und  wird  im  Türkischen  als  Singular  in  der  Bedeu- 
tung »Diener,  Dienerin«  gebraucht,  da  in  dieser  Sprache  die  Geschlech- 
ter nicht  unterschieden  werden,  während  die  Slaven  bei  der  Beziehung 
des  Wortes  auf  ein  Weib  nicht  umhin  konnten,  die  Femininendung  an- 
zufügen. Dieselbe  Bedeutung  geben  die  Türken  dem  ar.  yaliq  urspr 
»(dazu)  geschaffen,  geeignet,  passend«.  *  ' 

Ausser  XanSSr,  XandiSr  lautet  das  Wort  auch  *andzar,  welche 
Aussprache  m  den  meisten  Entlehnungen  erscheint.  Für  russ.  kinzah 
sind  kirg.  qaldzan  und  mong.  kingara  von  Interesse;  kin-  ist  wohl  An- 
ehnung  an  qyn  Scheide.   Fehlt  die  in  russischen  Liedern  gebräuch- 
lichste Form  cingälisce. 

%ardal  soll  ar.  sein  (aber  wohl  nicht  ursprünglich). 

»Xardz  ...  russ.  charh         Für  die  Geschichte  des  Wortes  vgl 
Akt«  Apx.  3KcneÄ.  I,  Nr.  31 1 , 1.  (im  J.  1 642) :  a  naray  ohh  npiixinje' 
pflAHJH  y  BacHJibfl  nx  roTonofi  xjtfa  h  b*  xap%N  ' 


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503 


Bei  char  te  ist  durch  Nichts  angedeutet,  dass  es  vom  griech.  xaQl* 
kommt  und  nicht  umgekehrt. 

»X<z«m,  hazm  ...  ar.  Feind  ...«.  Das  erste  (^as>)  bedeutet  aller- 
dings »Widersacher,  Gegner«,  das  zweite  aber  [pxe&)  ist  ein  grundver- 
schiedenes Wort  und  bedeutet  »Verdauung,  Langmuth«.  In  den  Entleh- 
nungen erscheint  nur  das  ernte. 

Das  pers.  %a^Xa^  Mohn  (nicht  Opium  —  s.  u.  terjak)  ist  nicht 
das  ar.  h'asis  ein  berauschendes  Mittel  aus  Hanf. 

Nicht  mit  %ataj y  sondern  mit  dem  im  Russischen  erscheinenden 
Namen  desselben  Landes,  Kitaj,  gehören  serb.  kitalija  und  diteyka, 
ross.  (auch  klruss.)  kitajka  u.  s.  w.  zusammen ;  wahrscheinlich  ist  es 
sogar,  dass  das  Russische  die  Quelle  der  von  H.  M.  angeführten  Entleh- 
nungen war.  Tobol.  heißet  dieses  Zeug  qytat  eig.  »Chinese,  chinesisch«. 

Nicht  allein  %att,  sondern  auch  das  als  bulg.  und  rum.  bezeich- 
nete hatiserxf  (eig.  ^ätt-i  serif)  ist  tflrk.  (ar.). 

*XavJ<*r  •••  bulg.  hajver  ...  serb.  hajvar,  ajvar.  klruss.  kavjar. 
poln.  hawiar,  kawior.  griech.  %aßiaqi  ...«.  Die  Formen  mit  h  (ajvar 
natürlich  mitgerechnet)  mögen  türkisch  sein,  das  poln.  aber  ist  (unmittel- 
bar) europäischer  Herkunft,  und  das  klruss.  stammt  aus  diesem.  Die 
Metathese  -ajv-  statt  -avj-  muss  schon  türkisch  sein. 

Xazine,  aber  auch  ^azana  (ar.),  wozu  griech.  ya^avag  gehört. 
Serb.  hazna-odaja  ist  dem  türk.  ^azna-odase  (s.  unten  oda)  nachge- 
bildet (-8§  ist  pronomen  aftixum  3.  pers.). 

» X tdm et  ...  xezme&ar  •  ■  •  griech.  x^ftcrxaQiog  pass.  . . .«.  Das 
erste  ist  ar.,  das  zweite  ar.-pers.  (nach  türk.  Aussprache);  das  dritte  ist 
von  Passow  irrig  aus  dem  Plur.  %t£fiBT*.a(>ioi  erschlossen,  zu  welchem 
der  Singular  regelrecht  x^CnerxaQrjg  lautet. 

Unter  %%Vat  fehlt  russ.  chalät'B  Schlafrock. 

*X<>dza ...  Damit  hängt  wahrscheinlich  russ. chozjaim,  chozjaika, 
klruss.  chozjaxn  ...  zusammen  ...«.  Jeder  Zweifel  darüber  muss  vor- 
schwinden, sobald  wir  erwägen,  dass  tat.  ^odza  in  altrussischen  Acten 
regelmässig  durch  chozja  wiedergegeben  wird  (vgl.  »feradze"  ...  russ. 
ferjazb*),  wie  auch  andererseits  im  Nordtürkischen  russ.  kozjoh»  als 
kod&ol  (Bocksleder),  ozimh  als  odzim  und  dasselbe  chozjaim.  als  qodzoim 
(Kaufmann)  ausgesprochen  werden.  In  den  türkischen  Sprachen  selbst 
erscheinen  dz  und  zj  (oder  dzj)  als  correlative  Laute ;  so  auch  cuv.  xozja 
Wirth.  Der  Polowzer  Chan,  der  im  Igorliede  Gza  (denn  TaaKT.  ist  dem 
Dat.  T3t  8.  12  Tich.  entsprechend  als  T3a  kt,  u.s.w.  zu  lesen,  wie  auch 
8.  3  und  12,  wo  -kb  wohl  nur  wegen  des  daneben  stehenden  KoHWft 
hinzugefügt  ist),  in  derlpatskaja  Letopisb  Kza(Patronym.  Kzici»)  genannt 
wird,  hicss  wahrscheinlich  qodza  (oder  ähnlich)  —  russ.  k-Bza.  In  cho- 
zjaika sollte  nach  des  Verf.  Orthographie  statt  i  j  stehen.  Klruss.  in 
Ukraina  chazjain  (wio  harjaeyj,  bahätyj,  nahaj). 

Bei  xorata  »Scherza  hätte  die  griech.  Herkunft  ausdrücklich  betont 
sein  sollen  {x^u  Stadt  vergl.  ameiug  urbanusj ;  xoratai^ze.  ist  QDer~ 


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504 


Th.  Korsch, 


flüssig;  rum.  karagios  ist  türk.  kara-göz  (eig.  schwarzäugig)  Hans- 
warst. 

Die  unter  %orjad  (das  auch  £orjat  geschrieben  wird)  verzeichneten 
Entlehnungen  können  unmittelbar  aus  dem  Griechischen  stammen. 

n%uni  ...  griech.  yuivl ...  G riech,  yuiviov,  %u>vri.*.  Kommt  denn 
das  neugriechische  Wort  von  dem  (entlehnten)  türkischen  und  nicht  vom 
altgriechischen  ? 

Das  neben  ic  o  ginne  stehende  ic  aga  beweist  {wenn  hier  ein  Be- 
weis nöthig  ist),  dass  man  auch  ic  ogtan  (ohne  Pronomen  nach  Vocal 
-se  —  vergl.  zu  %azini\  sagt,  und  hierauf  beruht  bulg.  icolan. 

»ijne,  igtit  ...  Nadel  ...  kuman.  ...  nordt.  ...«  und  keine  Sprache 
mehr.  Beabsichtigte  der  Verf.  damit  etwa,  wie  Reiff,  slav.  igla  zusam- 
menzustellen? 

•  iktiza  ...  ar.  Bedürfniss,  Notwendigkeit,  Vitijadze  olmak  be- 
dürfen ...  nordt.  yhtyjac  ...«.  Das  erste  (ar.  iqtidä)  kommt  von  qada(j) 
entscheiden,  das  zweite  ar.  ih'tijädzj  von  hädz  bedflrfen ;  tflrk.  ih'ti- 
jadzg  (mit  Pronomen  -ej  oldu  (Priter.  von  olmak)  bedeutet  wörtlich : 
seine  Noth  ist  geworden,  d.  h.  er  ist  in  die  Noth  gekommen.  Die  Ent- 
lehnungen haben  nur  mit  iktiza  zu  thun. 

ni'lam  ...  ar.  Bescheid,  Urtheil  ...  alb.  ilm  Weisheit  ...«.  Wenn 
auch  von  e*iner  Wurzel,  sind  es  doch  verschiedene  Bildungen:  i'läm  und 
'ilm  (Wissen). 

•imatS  .  . .  ar.  Tödtung.  serb.  ametli  verstorben  Danic.«.  Eben 
nur  »ar.«,  d.  h.  nicht  in  Verkehr,  um  von  anderen  Schwierigkeiten  zu 
schweigen. 

»i'nad  . . .  *r.  Halsstörrigkeit,  Trotz,  inaddle.  bulg.  inaet  . . .«. 
Formell  steht  ar.  'inäjät  (türk.  inaje*t)  »Studium«  gewiss  näher.  Wozu  aber 
inaddze? 

Neben  indzi  setzt  H.  M.  wegen  serb.  djindjuha,  russ.  zemcugi 
u.  ä.  eine  Form  mit  anlautendem  j  voraus ;  und  in  der  That  giebt  Vam- 
be-ry,  Etym.  Wörterb.  35,11.  cag.jinzü  (=jinzü),  karagass.  (und  teleut) 
tind'i  (=  tjindji  aus  jinji)  an.  Fehlt  russ.  zencugt.  iencjugr,  findet 
sich  schon  im  Igorliede  57  Tichonr.,  zemcuznu  dusu  ib.  S.  10. 

r>xndzir ...  Feige,  russ.  indlurb  Mat.  324.  mzirt  86.  dial.  inzirb 
Weinbeere  ...«.  Die  Citate  siud  richtig,  aber  das  wnuderliche  und  mir 
sonst  unbekannte  indzarc  scheint  nur  ein  Druckfehler  statt  indzir*  zu 
sein.  »Weinbeere«  ist  eine  wörtliche  und  doch  ungenaue  Uebersetzung 
des  russ.  »vinnaja  jagoda« :  denn  so  werden  gewöhnlich  getrocknete 
Feigen  genannt,  während  das  Wort  inzirc  für  einen  Provincialismus  gilt 
Indzir  ist  wohl  pers. 

Ist  iskele  wirklich  die  Quelle  aller  darunter  eingereihten  Wörter? 
Uebrigens  scheint  »kele  nicht  allein  mittel-,  sondern  auch  neurum. 
zu  sein. 

»isKcmle  .  .  .  Schemel  ...  bulg.  skamlija  .  .  .  nordt.  skjambja. 
Griech.  axaiw  aus  scamnum.«.  Das  türk.  offenbar  nicht  aus  dem 
griech.,  woraus  sich  etwa  eskamne,  ergeben  hätte  (vergl.  namle  aus 


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505 


/.(tuvt  ,  sondern  wahrscheinlich  ans  einem  slav.  *skamljä,  —  also  ur- 
sprünglich iskäralä,  wie  nordt.  skämbjä  aus  rnss.  skambjä  (das  nicht 
wnrzelhafte  nnd  sonst  secnndäre  e  ist  im  Osman.  überhaupt  aus  ä  ent- 
standen). Vergl.  das  Fremdwörterbuch  s.  v.  skamija. 

»itzek  Schuh,  russ.  sapozota.  russ.  wfyt  Mat.  324.  nordt.  itek 
Ostroum.«.  Itdzek,  wenn  es  wirklich  vorkommt,  muss  das  Demmutiv 
qben  von  itek  (=  itlk),  also  nicht  weniger  nordt.  sein,  als  dieses;  da 
aber  itlk  (oder  itük,  idük,  üdük,  ätig,  edik  —  nach  Dialekten)  Stiefel 
heisst,  so  wird  itdzek  dasselbe  bezeichnen,  was  die  beigefügte  russische 
üebersetzung  besagt.  Sachlich  entsprechen  icigi  (Plur.)  dem  türk.  citük 
oder  einig  Stiefel  aus  weichem  Leder,  über  welche  man  beim  Ausgehen 
Galoschen  (käus)  anzieht  (osman.  codik  Frauenpantoffel) ,  und  so  erklart 
auch  Machmudov  in  seiner  tatarischen  Grammatik  (Kasan  1S57)  S.  41 
das  Wort  citük  russisch  durch  »i&igi,  i&itki«.  Die  letzte  Form  führt  uns 
zu  den  älteren  —  ^OHOCTpoä  8.  186:  noramiuM,  5  MeTura  (lies  iree- 
Tuni  ,  ÖamMaKH;  Zabelin  a.  0.  II.  (MaTepiaju)  S.  33:  Hwrurii;  ib. 
S.  93:  canor-H  #a  iraeflorH  &a  öaumaKH,  ib.  S.  104:  iraeAOKH  oÖojo- 
qemj  KaMKOK)  icpBiaTOio  rpaBHOio  (also  sachlich  wohl  etwa  gleich 
osman.  cedik).  Diese  Formen  legen  uns  den  Gedanken  nahe,  dass  die 
beiden  Wörter ,  das  türkische  und  das  russische ,  sich  nicht  allein  be- 
grifflich, sondern  auch  lautlich  entsprechen.  Woher  aber  das  anlautende 
i  in  icetygi  u.  8.  w.?  Wenn  wir  uns  den  oben  erklärten  Gebrauch  der 
fcitük  vergegenwärtigen,  so  werden  wir  kaum  zweifeln  können,  dass  U- 
tük  aus  ic~itük  »innerer  Stiefel«  verkürzt  ist,  wie  z.  B.  osm.  sydzak 
»warm«  aus  yssydzak  oder  nordt.  juqla  »schlafen«  aus  ujuqla  (Denom. 
von  *ujuq  =  ujuqu  Schlaf).  Die  Vergessenheit  der  Etymologie  liess 
dasselbe  ic  in  uckur.(a.  unten)  seinen  Vocal  an  den  des  zweiten,  be- 
tonten Gliedes  der  Zusammensetzung  assimiliren  (ic-qur  eig.  innerer 
Gürtel) ;  ebenso  im  uigur.  üiük  Strumpf,  wenn  es  nämlich  aus  ic  und 
ujuq  dass.  besteht,  wo  in  diesem  Falle  die  Annäherung  auch  seitens  des 
zweiten  Gliedes  stattfand  (-ük  st. -uq).  Noch  näher  liegt  stan  oder  getan 
aus  ic-ton,  worüber  später.  Uebrigens  heissen  die  Setük  kirg.  und  tobol. 
atu(w)  —  offenbar  aus  atyq  (hart  =  ätig]  entstanden,  woran  man  wegen 
icetygi  auch  denken  könnte  ;  aber  ic-atug  oder  ähnl.  ist  wenigstens  nicht 
bekannt. 

»ja  ...  oder,  serb./a-/*  ...  jal ...«.  Aber  auch  ja,  z.  B.  Udri, 
ljubo,  mene  ja  Turcina. 

»jad-Kar  vulgo  jadigar,  pers.  Dies  —  eig.  jädigär  — 
ist  die  alte,  echt  persische  Aussprache;  vergl.  rözigar,  böjftigäri  und 
vielleicht  östadihä  im  mit  hebräischen  Buchstaben  geschriebenen  Qicca-i 
Daniel  (s.  8alemann  im  Literatur-Blatt  für  orient.  Philologie  II.  80)  mit 
Einschub  des  i  zur  Beseitigung  der  sonst  entstehenden  'dreizeitigen 
Länge,  wie  immer  in  persischen  Versen.  Serb.  adidjar  u.  s.  w.  zeigen, 
dass  das  Wort  türkisch  jadigar  ( jadigjar)  lautet. 

•ja ftin...  jafta  pers .  finden  . . . « .  Jenes  ist  Infi n . ,  dies  Particip . 
Praeteriti. 

Archiv  fftr  lUrüche  Philologie.  IX.  33 


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506 


Th.  K 


jagma  kommt  auch  rasa,  vor,  aber  nur  als  ein  tflrk.  Wort  — 
JliTon.  VIII,  8.  131  (die  Türken  schreien.)  »ama,  ama«,  cnpfcqi»  Ha 
pa3rpa6jenie  rpaaa  (Constantinopel) ;  ib.  8.  135:  ho  ja  coTBopmrB 
>irMyT  hko  h  nepFfc«. 

•jagmur  lek  ...  Regenmantel  ...  Jagmur  ...  Regen  lautet  nordt. 
iamger  ostroum.«.  So  (d.  h.  dlamgyr)  in  Kasan,  aber  anderswo  auch 
jamgnr,  jagmur  u.  a  .  was  wegen  der  hier  fehlenden  rnss.  jemurluki. 
(Zab&in  a.  a.  0.  108)  und  poln.  jarmuhik  (»doppelter  Barcan«  Linde) 
von  Wichtigkeit  sein  kann. 

ja  man  ist  zwar  türk.,  aber  nicht  os  manisch. 

•Jan  ...  ßeite.  serb.  jandal  seitwärts  ...«.  Dies  wohl  vom  Ablativ 
jandan,  als  Adverb  =  »vorbei«. 

Unter  japundla  fehlt  russ.  japon&ca  Igorlied  S.  3  Tichonr.  Vgl. 

noch  rnioHiy  Acc.  8ing.  Cotip.  roeyj.  rpaM.  h  ^or.  Nr.  132,  nrocni 

II 

T  Miui'fH  T  KeöenAKi!  l<  m  rpoH  S.  12S.  Poln.  opoheza  offenbar  aus 
klruss.  oponca. 

Nicht  jaralc,  sondern  jara  ist  als  Lemma  zu  stellen. 

Unter  jar$k>  welches  ebenso  erst  nach yar  hingehört,  fehlt  nen- 
slov.  und  russ.yarii^a  Igorlied  8.  2,  3,  6  Tich. 

In  jassak  wäre  ein  s  genug  gewesen.  Russ.,  also  wahrscheinlich 
ebenso  nordtürk.,  bedeutet  das  Wort  auch  »Zeichen,  8ignal,  Signal- 
glocko,  Brett  um  darauf  zu  schlagen«. 

Unter  jehi  ceri  fehlen  poln.  janezar  Janytschare,  janezarka  Ja- 
nytscharenflinte.  Die  Entlehnungen  beruhen  auf  der  älteren  Form  jany, 
die  sich  jetzt  nur  noch  in  anderen  Dialekten  erhalten  hat. 

»j'Ster  .  . .  genügend,  griech.  hiqi,  ti^t  gleich  .  .  .«.  Tiqi  be- 
deutet ein  Glied  im  Paare,  Genosse,  Freund,  Geliebter  (oder  Genossin 
u.  8.  w.)  und  könnte  —  geschrieben  talqi  —  von  halqog  abgeleitet 
werden. 

»jogun  ...  dick  ...  serb.  jogunast  neben  arum  petr.  ...«.  Dies 
etwa  =  türk.  aruk,  arek  mager? 

jok  heisst  nicht  »nichts«,  sondern  «nein«  oder  »ist  nicht  da«.  Ueber 
serb.yoA:  u.  s.  w.  vgl.  zu  durmak. 

j'urt  »Wohnung«  tf.  s.  w.  —  russ.  nicht  allein  jurta,  sondern  auch 
jurti»  in  allen  Bedeutungen  des  türk.  Wortes  (s.  Dahl),  auch  in  der  des 
Ortes,  wo  ein  Nomadendorf  verweilt  oder  verweilt  hat,  z.  B.  Aktli 
McTop.  I,  8.  80  (Sendschreiben  der  russischen  Geistlichkeit  an  den 
Uglitscher  Fürst  Dmitrij  Jurbjevicb  im  J.  1447  nach  der  Abschrift  aus 
dem  XVI.  Jh.) :   A  Toro  ntKain.  no3a6burb  ecn,  ne  Ha  tomt»  jh  ropTy 

OTeUb  TÜOH,  KHH3b  K)pbH  ^MHTpieBHqi.,  6bLTB  y  UapR ,  BT»  Opjt,  CL 
BejHKHM'b  KlIfl3eMl>  BMtCTt,  H  Ha  IIOUIJHHt  CTOHJIH. 

Zu/üä,  russ.  vbjukhy  vergl.  Aktu  Apx.  3KcneA.  I,  Nr.  263  (aus 
dem  J.  1563):  h  Kanon  TOBap-b  hhöväh,  na  Bosfexi»,  hjh  na  BhiOKaxT», 
hjh  bt»  cyAHt  . . .,  cb  B03a  h  ct.  K>Ka  ii  ei.  cyAHa  . . .    Also  rnss.  auch 


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Anzeigen.  507 

juki;  ausserdem  tjulrB  =  teleut.  und  karagass.  tjük  (vergl.  zu  ind&i). 
Wozu  aber  jükdiül  in  den  Entlehnungen  kommt  es  nicht  vor. 

itkabak  Kneipe  nordt.  ostroum.  russ.  kabakb*.  Die  Entlehnung 
hat  gewiss  in  umgekehrter  Richtung  stattgefunden  :  qabaq  ist  zwar  ein 
bei  allen  Türken  verbreitetes  Wort ,  bedeutet  aber  nach  Dialekten : 
Deckel,  Zaun,  Kflrbiss  (s.  bei  H.  M.).  Gräte.  Augenbraune,  Stirn  (azerb. 
als  Präposition  »vor«),  Schiessscheibe.  Die  Russen  scheinen  das  Wort 
vom  Occident  bekommen  zu  haben  —  s.  Matzenauer,  bei  welchem  aber 
franz.  cabaret  fehlt. 

Unter  kaban  fohlt  klrnss.  kaban. 

ikabr  ...  Man  vergleicht  damit  mrum.  kimare.  alb.  kivur.  griech. 
xrjßovQi  . ..«.  KißotQi  aus  xtfiioQiov  (s.  Diez  I.  s.  v.  Ciborio),  und  von 
jenem  rum.  und  alb. 

Das  unter  kabza  »Handvoll,  Griff,  Handhabe«  gestellte  rum.  kap- 
dze  »Feuerhaken«  ist  wohl  aus  türk.  kapcak  »Hacken,  Harpune«  ver- 
kürzt; vergl.  z.  B.  nss.  kolpa  aus  kalpak. 

nkadaif  wojUo  den  Nudeln  ähnliche  Speise,  rum.  kaiaif .  .  .«. 

Vergl.  Bianchi:  *UuUcü  kathatf,  s.  p.  (d.  h.  persisch).  Espece  de  pa- 

tisserie  composee  de  fleur  de  farine,  de  miel  et  d  huile  de  sCsame«. 

Dass  kadqrga  »Galeere«  überflüssig  sein  mag,  giebt  Verf.  selbst 
zu,  da  altserb.  (oder  »altslov.,  wie  es  an  der  zweiten  ri teile  heisst)  ka- 
tbrga  u.  8.  w.  »unmittelbar  aus  dem  Griech.  entlehnt  sein«  könnten 
(wegen  t  sogar  müssen) ,  natürlich  ausser  russ.  katert,  welches  ho  Hand . 
kotter  ist.  Doch  mittelrum.  katregu  lädst  sich  mit  seinem  re  statt  er  un- 
gezwungener aus  dem  Slav.  (mit  r  vocalis)  ableiten. 

kaftan  heisst  russisch  gewöhnlich  nicht  haftam,  sondern  kaf- 
tfni,  früher  auch  icaoTaHi»  (Domost r.  S.  89 ;  90),  KaBTaHi  (Aktei  Apx. 
3kcii.  I,  Nr.  338)  geschrieben.  Daraus  scheint  russ.  köfta  »Jacke,  Che- 
misette« verkürzt  zu  sein.  Unbegreiflicherweise  hält  Radi.  S.  142  Anm. 
(gegen  VambOy)  qaptal  für  »ein  verdorbenes  russisches  Ka*Tani«,  wäh- 
rend das  Wort  in  dieser  Form  einerseits  am  Altai,  andererseits  aber  im 
Caucasus  gehört  wird,  was  zugleich  dafür  zeugt,  dass  dasselbe  bei  allen 
Türken  zu  Hause  ist. 

kaKpS  ist  ar.  qah'bä. 

*kaimt ...  Vergl.  russ.  kqfma  Rand  ...«.  Dies  (eher  =  Bordüre) 
ist  türk.  qaima  von  qai  mit  einer  Bordüre  versehen  (dessen  Passiv  ka- 
jr.lmak  ist  unten  zu  finden). 

Mit  qajd,  qajda  hat  kd$da  (qä'idä)  nichts  zu  thun.  Für  poln. 
kajdany  beruft  sich  Verf.  (nach  Reiff)  im  Fremdwörterbuch  auf  den 
Dual  qajdäni;  warum  nicht  auch  hier?  Russ.  kandaly  denkt  er  sich 
wahrscheinlich,  wie  Reiff,  als  aus  kajdany  entstanden,  was  nicht  unmög- 
lich wäre;  vgl.  aber  auch  teleut.  (alt.)  qyndji  Fessel,  Fuss-  oder  Hand- 
schelle, qyndjila  Jemanien  in  dieselben  schlagen,  fesseln. 

Das  unter  kajek  erwähnte  russ.  kajukrt  bedeutet  jetzt  einen  Kahn, 
früher  aber  scheint  es  ein  anderes  Fahrzeug  bezeichnet  zu  haben  — 

33» 


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508 


Th.  Korsch, 


Aktu  Xtnuen  II,  S.  529  (J.  1673):  nocjauo  cb  uhm  i,  h3^  Kasan 
in.  AcTpaxaub  . .  .  in.  jo^bt  ja  in»  Kaioicfc  Boceifb  cott,  kmch  h3B6cth. 

*kaje&  ...  Riemen  ...  Vergl.  kajas  m.  kajasa  f.  Gnrtriemen  juk. 
110  ...«  (also  serb.).  Die  Zutrefflichkeit  dieser  Znsammenstellupg  wird 
von  Ü.M.  mit  Recht  bezweifelt;  vielleicht  lässt  sich  hier  ar. gijäc.  (türk. 
kejas)  »La  partie  supOieure  de  la  cuissea  Bianchi  (etwa  Lenden  ?)  zu- 
ziehen, denn  echt  türkisch  muss  es  kajas  lauten  —  s.  für  k  ans  g  zu 
gclaf  und  vergl.  ausserdem  kajri  st.  gajri,  kajre*t  st.  gajr&t,  kavga 
Bt.  gavga,  kajib  st.  gajib,  kondza  st.  gonce,  kadde>3  st.  gaddare, 
kark  st.  gark,  kafil  st.  gafil  u.  a. ,  besonders  in  den  kleinasiatischen 
Unterdialekten;  für  a  st.  e,  s.  zu  ana%tar.  Ein  Beispiel  für  k  statt 
des  älteren  g  ist  wahrscheinlich  auch 

kajtan  neben  gajtan  und  serb.  gajtan ,  russ.  gajUuvb  u.  g.  w. 
Für  das  letzte  vergl.  Co6p.  rocyj.  TpaM.  h  ^or.  Nr.  131  (aus  dem  J. 
1503) :  a&  MaHncro  (Ma-,  nicht  mo-?)  na  rauTairb. 

kajmakam  (welches  bei  H.  M.  natürlich  über  kajtan  steht]  ist 
ar.  und  zwar  eigentlich  das,  was  im  arabisch  Beigeschriebenen  die  zweite 
Stelle  einnimmt,  —  qäim  mäqäm  Statthalter. 

Von  kal'a  »8chloss«  (Festung)  lautet  das  Demin.  kal  adia,  -Ja, 
daher  russ.  kalanca  Wachtthurm ;  -n-  kann  auch  türk.  sein  —  vergl. 
kirg.  parandza  %i.  f  trudle. 

Mit  kalfat,  kalafat  hängt  wohl  auch  russ.  konopätitb  (mit  An- 
lehnung an  konopljä,  zusammen. 

•I alias  ...  Schalk  ...  kurd.  kajas  ...«.  Gehört  nicht  das  letzte 
zum  ar.  käjjis^schelmisch«? 

»kalpak  .  .  .  russ.  klobukb  Mönchskappe  .  .  .«.  Heutzutage,  ja; 
aber  nicht  zu  der  Zeit,  als  es  in  Russland  noch  keine  Mönche,  aber  ein 
Volk  Öbrnyi  Kl-bbuci  gab.  Für  die  spätere  Entlehnung  vgl.  Coöp.  Toc. 
Tpaif.  h  Aor.  Nr.  131^aus  dem  J.  1503).  KOJiuairB  und  gleich  nachher 
Ha  tomi>  Kaxnaict ;  ib.  151  (J.  1523):  ja  Koöbijy  TaTapbcicyio,  a&  po- 
raTuuy,  Aa  KOJinairt  OpAHiibcKOH.  Wegen  der  Bedeutung  interessant  ist 
JLiTOU.  VIII.  (IIckobck.  I.)  S.  232  (unter  dem  J.  1518):  miriam»  cy-- 
xapeu  in,  aiTbiiri»  h  öo-rfc.  Fehlen  balt.  klübtik  und  poln.  koipak,  letz- 
teres vielleicht  aus  dem  Russischen,  wie  sicherlich  lit.  kalpohas  (o  aus 
dem  betonten  a). 

kalta  (qaUa)  ist  in  dieser  Form  nordt.  (kasan. ,  kirg.),  aber  ur- 
sprünglich ar.  xarita  Sack;  die  ältere  türk.  Form  ist  galiti  (sart.  jetzt 
/altaj  und,  nach  dem  Zeugnisse  des  russ.  kalita  u.  s.  w.,  qalita.  Die 
Verkürzung  wie  in  kalfa  aus  %al\fe,  sart.  ^alb  aus  kaleb,  osman. 
gölge  Schatten  aus  (krim.)  kölege,  imittelasiat.)  külänkä  (alt.  különgö). 
Vergl.  zu  tursuk. 

»kalura  alter  Schuh,  bulg.  kalevra  Schuh,  serb.  kalacre  Art 
kurze  Hosen  ...«.  Kalura  findet  im  Türk,  keine  Ableitung;  ist  es  auch 
nicht  vielleicht  kalavra  zu  lesen,  wogegen  sich  die  ar.  Orthographie  (etwa 
*jj}\j>)  schwerlich  sträubt?  Ferner  lautet  nicht  das  bulg.  Wort  kalevra 


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509 


(e  aus  a)  und  bedeutet  es  nicht  ebenso  einen  alten  Schah,  wie  auch  das 
serb.  erbärmliche,  abgetragene  Hosen?  Wenn  diese  Fragen  berechtigt » 
sind,  so  würde  ich  an  griech.  xa^a^QCi  denken ,  das  mir  zwar  nur  in 
der  Bodentang  »Raine«  bekannt  ist ,  aber  wahrscheinlich  auch  andere, 
dem  Gebrauche  des  Zeitwortes  %alaui  parallel  laufende  Begriffe  aus- 
drücken kann ;  vergl.  das  davon  nicht  zu  trennende  %affßaXo¥  »Ruine, 
Etwas  zerfallendes,  Lumpen«.  Dann  würde  es  sich  aber  ergeben,  dass 
das  Wort  nicht  aus  dem  Türk.,  wo  das  %  schwerlich  verändert  wäre,  in 
die  übrigen  Sprachen  eingedrungen  ist,  sondern  umgekehrt,  wenn  nur 
es  im  Türk,  wirklich  vorkommt. 

Mindestens  ein  Theil  der  unter  kamara  verzeichneten  Wörter 
kommt  unmittelbar  aus  dem  Griech.  Fehlen  poln.  und  klruss.  komöra, 
ru88.  komörka,  obgleich  das  erste  im  Fremdwörterbuche  nicht  vergessen 
ist  (wo  neuruss.  kämera  von  den  übrigen  Formen  zu  trennen  ist) . 

Auf  kandil  können  altslov.  kamdilo,  bulg.  kandilo  u.  s.  w.  doch 
offenbar  nicht  zurückgehen ;  im  Fremdwörterbuche  sind  dieselben  richtig 
unmittelbar  mit  griech.  xavrrjXi  (xavdrjXa)  verbunden. 

•kanevat  .  .  . ,  plor.  von  kanat  .  .  .  ar.,  Kanal.  Russ.  kanava 
Canal,  Graben  Reiff  374  .....  Ar.  qanät  bedeutet  .Wasserrohr  (unter- 
irdische Wasserleitung)« ;  Canal  heisst  türk.  su-arke,,  wohl  auch  kanal, 
z.  B.  Sivejs  kanalg  der  Canal  von  Suez.  Am  nächsten  liegt  kanava  von 
Canal  abzuleiten,  obgleich  v  st.  1  allerdings  sonderbar  ist  (zu  demselben 
Lautwechsel  im  Türk,  vergl.  unten  pH  tot).  Leider  ist  mir  die  Ge- 
schichte des  Wortes  unbekannt. 

*kangal ...  Rolle,  Knäuel  ...  Vergl.  serb.  kanbelo  Strähn,  Bund 
Zwirn  . .  .«.  Matzenauers  Etymologie  (vom  mittellat.  can colli  Art  Garn) 
hat  mehr  für  sich. 

Unter  kantar  »kurzes  Leitseil«  fehlt  slovak.  kantar  (Brecbzaum?). 

kapan  ist  zwar  da  (=  qapqan),  aber  nicht  in  der  Bedeutung  von 
Marktplatz ,  besonders  für  Korn  (dies  auch  mittelasiat.  qapan) ,  woher 
vielleicht  rum.  kapanleu  (=  türk.  kapanle)  »altfränkische. 

»kapanica  .  .  .  langes  Kleid,  neuslov.  gaban.  serb.  kahanica. 
it.  gabbano  ...  türk.  ica  ist  slav.  ica  ...«.  Also  ist  das  Wort  wenigstens 
in  dieser  Form  nicht  türk.  und  p  ist  hier  wohl  nur  wegen  der  Anlehnung 
an  »kapama  ...  Art  Kleid«  oder  sonst  wie  secundär  aus  b  entstanden; 
es  heisst  übrigens  auch  kabanice'  (Galapelz  mit  langem,  auf  den  Rücken 
herabfallenden  Kragen),  und  andererseits  giebt  es  auch  mittelgriech. 
xanarrj  (s.  Matzen,  s.  v.  gaban)  Das  Wort  gehört  zu  türk  -pers.  qabä 
(azerbaidz.  haba),  ar.  abä  »Oberrock«,  woher  griech.  xaßadw  (schon 
bei  Theodoras  Prodrome»)  u.  a.  —  s.  kavad,  welches  nach  des  Ver- 
fassers Geständniss  »im  Türk,  unauffindbar«  ist. 

Das  neben  kara  »Schwarza  angegebene  kara  karga  ist  nicht  Rabe, 
wie  es  auch  unter  karga  heisst,  sondern  Kornkrähe  graculus  (Rabe  türk. 
kuzgun).  Bulg.c*re»  kos  »Amsel«  ist  vom  türk.  kara  tauk  ebensowenig 
abhängig,  wie  russ.  cornyj  drozd-B:  kos  heisst,  wie  drozdi,  sowohl 


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510 


Th.  Korsch, 


Amsel  als  Drossel,  und  dieser  ist  grau.  Kara  vcladz  »Walachei«  ist  ein 
Lesefehler  —  i  •  veladz  st.  i  •  velaj  ulajf) ,  doch  ist  H.  M.  möglicher* 

weise  darin  unschuldig,  da  in  türkischen  Wörterbüchern  hie  und  da 
solche  Ungeheuer  zu  finden  sind ,  wie  bazdähüm  jr\>j b  st.  jazdehüm 

(T\>;Li  »der  eilfte«,  bulbars  ■  ^LJ  %_j  st.  julbars  w,^'^  Löwe«  (doch  wohl 

»Tiger«)  u.  ä.  Russ.  nicht  allein  £ary,  sondern  auch  (alt)  karyj  — 
Aktm  Kajia'itMia  I,  Nr.  82  (aus  den  J.  1391 — 1428):  xepeÖmix  bo- 
poH'B  Aa  ko6i>u  napyio  (mit  Cursivschrift  bezeichnet  der  Herausgeber 
die  Stellen,  wo  Verkürzungen  gebraucht  sind)  .  Coöp.  Toc.  Tp.  h  Jlor. 
Nr.  151  (aus  dem  J.  1523) :  Koiib  Kap  i.,  aber  daneben  jouiajb  Kapio, 
was  wohl  dem  Umstände  zuzuschreiben  ist ,  dass  wir  dieses  Testament 
nur  in  einer  Abschrift  besitzen.  Karakula  »Braunschecke«,  karahdtp 
s.  kula\  Aktu  Apx.3Kcn.  I,  Nr.  417  (aus  dem  J.  1518):  kort,  CTapoH 
KapaicyJOH.  8erb.  karamluk  »Finsterniss«  ist  türk.  karanlyk  =  »kuman. 
karanluki  (von  karafi  finster,  dunkel).  Fehlt  kara  als  ehrenhafter  Bei- 
name, wie  Kara  Mustafa,  serb.  KaraDjurdji;  vergl.  alb.  kara  cUab 
unter  kitab.  Fehlt  auch  anderes,  z.  B.  mittelasiat.  qara-kül  Art 
8chaafe  mit  schwarzer,  stark  gekräuselter  Wolle  —  russ.  karäkuli,  das 
vorauszusetzende  kara  das  (eig.  schwarzor  Stein)  —  russ.  karandasi 
Bleistift  (Reiff). 

karanfel  »Nelke«  ist  in  dieser  Form  (eig.  qaranful)  arabisch. 
Nordt.  qanyfyr  (oder  ähnlich)  erinnert  sehr  an  russ.  kanüperc»,  kanü- 
ferB,  kalüferB,  serb.  kaloper,  rum.  kaloper.  Balsamita  vulgaris  (tana- 
cctum  balsamita  Matzen.  Kary^epi,).  Fohlt  neuslov.  käranfil. 

»kares  ...  Zank,  Streit...  Vergl.  bulg.  kares  . . .  karez  Rache...«. 
Dies  war  unter  garaz  (volksthümlich  karez)  »Haas«  zu  stellen;  vergl. 
zu  kajes. 

Unter  karga  »Krähe«  fehlt  russ.  (sUraja)  kargä  Aeltsche  —  eine 
Bedeutung ,  die  wohl  noch  im  Gebiete  des  Türkischen  entstanden  ist : 
vergl.  qary,  qart,  qargan  (gealtert)  alt,  andererseits  auch  vfteo  tag 
Aoowvag  fiefiiuxux;  u.  s.  w. 

An  einen  Zusammenhang  zwischen  nordt.  karmak  mit  griech. 
xa/uaxt  u.  s.  w.  glaubt  Verf.  selber  nicht  besonders,  will  aber  auch  (alt-) 
griech.  xa/icrf  »Stange,  Pfahl«  der  Bedeutung  wegen  nicht  zu  Hülfe 
rufen.  Und  doch  ist  xojuaxt  das  regelrechte  Deminutiv  von  diesem  und 
lässt  sich  als  »Angelruthe«  mit  demselben  verbinden. 

Unter  kasaba  fehlt  griech.  y.aoafinäg  »bourg,  bourgade«  J.  Pio, 
Contes  populaires  grecs  S.  239,  —  eine  Sammlung,  die  eine  reiche  Aus- 
beute für  H.  M/s  Werk  hätte  liefern  können. 

Unter  kasd  fehlt  griech.  %aarela  »expres«  J.  Pio,  ib.  S.  255,  aus 
kasd  ilC  ispr.  kästylja). 

Nicht  kastan,  sondern  kostan;  denn  Mat.  87  ist  KaurraHt  nur 
ein  Druckfehler  —  vergl.  ib.  326  und  Ostroumov. 

tfkatil  ...  Mörder,  serb.  katal ferman  ...«.  Dies  wohl  von  katl 
(qätl)  »Mord«;  denn  sonst  wäre  türk.  ferman-i  katil  tqätil). 


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I 


Anzeigen.  511 

kavata  st.  kovata  ist  mir  sonst  nicht  bekannt. 

wkaza  .  .  .  Richteramt.  bnlg.  kaza  Gegend  .  .  .«.  Auch  tflrk.  = 
Gerichtssprengel. 

Unter  kazak  fehlt  klrnss.  und  poln.  kozak;  vgl.  unten  zu  ogul. 
Uebrigens  ist  »nordt.  kazak ,  kadak*  ein  Missverständniss,  denn  kadak 
(qadaq)  bedeutet  »Nagel«. 

Unter  kazanmak  ist  kazcmdi  ebenso  überflüssig,  wie  unter  ke z- 
kanmak  kezkandz  ;  denn  die  Entlehnungen  sind  vom  Prater.  auf  -di 
abgeleitet,  worüber  in  der  Einleitung  die  Rede  war. 

kazz  p  (1.  jä)  ist  ar. 

*kejmak,  kq/tnak  . . .  tödten,  verderben,  bulg.  kajdisam  . .  .«. 
Kajmak  (oder  kaimak  heisst  »gleiten« ;  fürs  bulg.  reicht  die  richtige 
Form  aus  —  vgl.  »kfjmet  ...  bulg.  kajmetlyja  ...«. 

•keife  ...  Säbel...  bulg. ...  sabja  kalaklija  228...«  (bei  Milad.). 
Begrifflich  wenig  glaublich,  phonetisch  vielleicht  sogar  unmöglich  (denn 
in  kcUakcfja  =  tflrk.  kglgccg  liegt  eine  andere  Lautverbindung  vor) ; 
vergl.  unter  kulac  (s.  unten) :  »bulg.  kolaklija  etwas  Krummes,  etwa 
der  Säbel,  sabja  kulaklija  ve\  1.  64  ...«.  Also  ist  der  Vocal  der  ersten 
Silbe  verschieden ,  der  der  zweiten  bleibt  immer  a  ;  dies  führt  uns  eher 
zum  türk.  kglagg  »Spitze  (des  Säbels,  Degens  u.  s.  w.)«  oder  zu  kulak 
»Ohr« ,  welches  einen  Theil  des  Säbels  (etwa  am  Geftsse  oder  Griff)  be- 
zeichnen mag. 

kenamak  heisst  nicht  sowohl  »quälen«,  als  »schelten«,  und  schon 
darum  wäre  es  gerathener,  serb.  kxdisati  »silovito  napasti«  u.  s.  w.  zu 
dem  oben  besprochenen  kejmak  zu  ziehen. 

ar.  kenneb  »Hanf«  lässt  sich  mit  bulg.«  konop  u.  s.  w.  schwerlich 
durch  das  Osmanische  verbinden :  der  Zusammenhang  ist  zwar  da,  aber 
sowohl  geographisch,  als  auch  zeitlich  ein  anderer.  Warum  sollen  aber 
rnss.  konopljä,  klruss.  konop&j,  cech.  konop&,  poln.  konopie  u.  s.  w., 
die  hier  unerwähnt  gelassen  sind,  von  konop  getrennt  werden?  Serb. 
auch  kanap ,  dessen  Aehnlichkeit  mit  ital.  canapo  (canape)  nicht  zu 
übersehen  ist.  Von  Interesse  ist  übrigens  mittelasiat.  qanab. 

•kfr  ...  grau  ...  Vergl.  poln.  kir,  kier  schlechtes  Tuch,  Trauer- 
flor......  Dies  kann  mindestens  mit  ebensoviel  Recht  zu  kir  gestellt 

werden,  das  nicht  allein  »Schmutz«,  sondern  auch  —  wenigstens  in  an- 
deren Dialekten  —  »(schmutzige)  Wäsche«  bedeutet. 

kerbacz  —  poln.  nicht  allein  karbacz,  sondern  auch  korbacz. 

nkergaul  .  .  .  t.  nordt.  rusB.  kargah,  karchtüb  anas  tadorna 
Reiff  378  ...«.  Die  Bedeutung  des  Lemma  ist,  wie  bei  Reiff,  nicht  an- 
gegeben ;  dies  ist  aber  »Fasan«,  was  für  jene  Ableitung  verhängnissvoll 
ist.  Türkisch  ist  das  Wort  freilich,  nur  nicht  im  Gegensatz  zum  »nordt.«, 
in  welchem  Zusammenhange  es  =s  »osman.«  ist,  während  in  diesem  Dia- 
lekte der  Fasan  sügltin,  süjlün  genannt  wird.  Kargalk  heisst  russ.  auch 
krochall,  und  ist  nach  Dahl  mergus  merganser  (so  auch  Reiff  s.  v.  Kpoxä) . 

»keUa  ...  Winterquartier  ...  russ.  kaslatb  sja  überwintern  (kf- 


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512 


Th.  Korech, 


slamak)  Mat.  325  ...«.  »Ueberwintern«  ist  in  Mat.  die  Uebersetzung  des 
türk.,  nicht  des  rnss.  Zeitwortes,  welches  etwa  »wandern,  unst&t  hin 
und  her  gehen«  bedeutet.  Dessen  Stammwort  ist  wahrscheinlich  rnss. 
kaslo  Ball,  Kugel  (wie  z.  B.  im  Kegelspiele)  und  Art  Spiel  damit. 

»kez  ...  Tochter,  Mädchen,  bnlg.  . . .  kuzum .' . . .  kez  (na  puska)  ...«. 
Kuzum  (=  kuzu  -f  pronom.  affix.  I.  pers.)  steht  auch  unter  kuze 
(1.  kuzu)  »Lamm«,  und  dies  ist  der  richtige  Ort.  Kez  ist  ein  grundver- 
schiedenes Wort,  welches  dem  Osmanischen  jetzt  abhanden  gekommen 
und  nur  in  andoron  Dialekten  erhalten  ist,  —  »Kerbe  (am  Pfeile),  Korn 
(am  Gewehre)t ,  wofür  in  der  letzten  Bedeutung  die  Türken  jetzt  das 
pers.  nisangah  gebrauchen. 

kezqlbai  war  unter  kezel  zu  stellen,  nicht  umgekehrt. 

Mit  hoc  (==  qüc)  hat  rnss.  kticam  unmittelbar  nichts  zu  schaffen: 
vgl.  dagegen  (nordjmong.  quca(n)  Widder — Mat.  196.  326  (wo  chudia 
wohl  st.  südmong.  quea  ist) ,  alt.  quea. 

Die  unter  kokola  verzeichneten  Wörter  kommen  direct  aus  griech. 
xovxovla,  xovxovXiov,  xovxXl  u.  s.  w. ;  daneben  auch  xoirxla  Puppe 
mit  Zubehör  (s.  kukla),  denn  es  ist  schwerlich  richtig,  die  beiden 
Wörter  von  einander  zu  trennen :  der  gemeinsame  Begriff  ist  der  des 
Aufwickeins. 

»kokona  ...  ist  unbekannten  Ursprungs  ...t,  doch  jedenfalls  nicht 
türkisch. 

Dass  kok or os  »Mais«  türk.  ist,  bleibt  zu  beweisen;  sonst  heißet 
es  osman.  mes§r  bogdaje,  ägyptischer  Korn,  vgl.  kasan.  kä/bä  bu^dajl 
Kaaba  (=  Mecca-)-Korn,  griech.  aQajcoolri  —  lauter  Fingerzeige  auf 
die  Provenienz.  Im  Fremdwörterbuche  steht  unter  kukuruz  u,  8.  w. 
an  erster  Stelle  »vgl.  rum.  kukuruz«,  welches  hier  fehlt. 

Bei  Gelegenheit  von  kolan  »Gurt«  (serb.,  aber  auch  türk.,  Sattel- 
riemen^  theilt  mir  Prof.  Jagi<5  die  Meinung  von  Prof.  Veselovskij  mit, 
damit  sei  das  in  altruss.  Rechtsdenkmälern  vorkommende  kolant  iden- 
tisch; so  z.  B.  Khbth  3aKonmiH,  herausg.  von  Prof.  A.  Pavlov,  8.  60 

(§  75):  KIIH'K  KOy^lTK  K4A4H0KTv  TpMTl^^Tk  =  XV1ttiO$U)  (l6- 

OTiyag  TQiaxovra  (s.  jetzt  Aich.  IX.  154). 

kontoh  Art  Kleid«  klingt  nicht  türkisch;  bei  Bianchi  finde  ich 
die  Bedeutung  »Robe  exterieure  autrefois  en  usage  chez  les  Polonais*. 
Linde  vergleicht  med.  xüvdvg,  was  vielleicht  auch  das  Beste  ist. 

kordela  ist  im  Türk,  und  im  Rum.  aus  dem  Griech. 

r>koru  ...  kurudzija  ...«.  Dies  mag  bulg.  oder  serb.  sein,  türk. 
aber  lautet  das  Wort  kurudzi. 

koz  »Trumpf«  ist  wohl  rum.  oder  griech. ;  russ.  kozyrh  ist  cech. 
koz^r  (Kaiser?),  wie  krälja  (neben  dama),  chlap-b  (neben  valeti)  aus 
cech.  kräle  (?  sonst  krälovä),  chlap  ;  ebenso  int  tuz-i>  ins  Russ.  aus  dem 
Occident  eingewandert  —  poln.  tuz  aus  deutsch,  tüs.  Daus.  Das  mm. 
koz  mag  aus  dem  russ.  közyrb  entlehnt  sein. 

kubbt,  kubbet  ist  zwar  ar.,  aber  kümbet  (eig.  gumbiö*)  ist  pers.; 
übrigens  erscheint  das  letzte  in  keiner  Entlehnung. 


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513 


kubur  lautet  russ.  gewöhnlich  nicht  kuburb,  sondern  kobürt. 

kujan  ist  nordt.;  rnss.  (rjasan.)  anch  kujenb. 

*  kujruk  ...  Schwanz  ...  Vergl.  aslov.  horqgy  ...  mong.  urungge 
Fahne  Mat.  325  . ..«.  Entweder  dies  (eig.  oronga)  oder  jenes,  denn  es 
sind  zwei  ganz  verschiedene  Wörter  (kujruk  formell  =  mong.  qudurga ') 
Schwanzriemen).  Mir  scheint  das  mong.  naher  zn  liegen ;  die  Aspiration 
kann  türk.  sein  —  vergl.  azerb.  hOndQr  »hoch«  st.  ündttr  (mong.  tlndttr, 
Öndör),  mittelasiat.  hasand  »leicht«  st.  pers.  asän,  harrt  »Sage«  st.  pers. 
ärra,  krim.  {und  osman.?)  heibette  st.  ar.  älbätta  (s.  elbett).  Fehlen 
russ.  chorjngovL  Igorlied  8.  3  Tich.  nnd  griech.  xovQiovxa  Fettschwanz. 
Lett.  karüks  ist  wohl  slav. 

Unter  kula  »falb,  fahl«  fehlt  griech.  novkag  Schecke,  xovlog  ge- 
fleckt. 

*kulad  £ . . .  Armvoll.  Vergl.  rnss.  ktdakb  Faust,  poln.  kuiak . . .«. 
Diese  mögen  zwar  allerdings  mit  türk.  qol,  qul  »Arm,  Hand«  zusammen- 
hängen, aber  doch  wohl  nicht  durch  das  im  Lemma  stehende  Wort. 

vkulan...  Eselsfüllen,  wilder  Esel.  mm.  kulun  ...«.  Türk,  kann 
es  auch  so  heissen.  Fehlt  russ.  kulant  Onager. 

*kumas  .  .  .  Art  Stoff .  .  .  russ.  kumah>.  altruss.  kumah  .  .  .«. 
Aber  auch  kumacb,  z.  B.  Akth  von  Kalacow  Nr.  86,  IV.  (Testament 
aus  dem  J.  1696) :  aa  no  KyMamo,  *a  no  man**,  Aa  no  3anoraiTB  (sie), 
Aa  no  öauiMaKaMT,  (was  zu  bahmak  nachgetragen  werden  mag),  a&  no 
capa*any,  Aa  no  kotumi.,  wo  kumacb  Etwas  aus  diesem  Zeuge  ver- 
fertigtes zu  bezeichnen  scheint.  ^OMOCTpon  S.  90  ist  wohl  KVMaino  st. 
Kyinaqno  zu  lesen. 

In  welchem  Verhältniss  nordt.  hup  sin  »Krug«  zum  russ.  kuv&im 
steht,  gesteht  Verf.  nicht  zu  verstehen.  Soviel  ist  aber  klar,  dass  kuv- 
siiu.  (oder  kuksint)  nicht  türkisch,  obgleich  auch  nicht  ursprünglich 
russisch  ist. 

»kuran  0!yj  ar.  Koran,  bulg.  cdkoran  ...«  u.  s.  w.   Aber  auch 

türk.  kann  man  alqur'an  2)  (qUÜI)  mit  dem  ar.  Artikel  sagen.  Kuram, 

auch  russ.,  z.  B.  Aktu  Apx.  3ncn.  I,  Katalog  des  kaiserlichen  Archivs 
für  die  J.  1575 — 1584,  Kasten  218:  Aa  KypairB  TaTapcKOH,  na  nowb 
npHBOAflTB  TaTapt  itb  inepTH;  noch  genauer  ist  die  Wiedergabe  in 
CoopHHKL  MyxanoBa  (TIocojh»ctbo  ao  KopojiH  üojbCKoro  TaTapcwnrB 
ijapem,  1479 — 1481)  8.  26  :  TorAW  ot-b  npopona  MaxMera  n  otb  Kyp- 
rana  n  otl  kiihtb  naniHxx  OTpeicycb. 

Das  türk.  (nicht  »pers.«)  kurd  »Wolf«  hat  mit  serb.  durdija  »kurzer 
Pelzrock«  u.  s.  w.  nichts  zu  schaffen:  dies  ist  türk.  kürdye*  »kurzer 
Rock«. 


t)  Mongolisch  sind  q  und  g  Reibelaute  y),  werden  aber  hier  nicht  als 
solche  gekennzeichnet,  weil  M.  die  türk.  y  und  j  (aus  i)  einfach  durch  g 
wiedergiebt 

»)  » J_  bezeichnet  eine  im  Worte  durch  Stimm ritzen-Schluss  eintretende 
Pause.  Radi.  S.  1. 


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514 


Th.  Korsch, 


»kurkhane  pers.  monument  funeraire.  russ.  kurgam  Reiff  481 . 
koman.  kurgun  XXX  VI  II.  hurgan  ist  Barg,  Festung  ...«.  Ergo  —  ist 
russ.  kurgan-b  nicht  kurkhane*  (richtig  gurrane*  oder,  wie  im  Fremd w., 
görkhänah,  xj\j>jjf  Gottesacker) ,  sondern  türk.  qnrgan  —  von  qurga 

»befestigen«  und  dies  von  qur,  welches  (als  kurmak)  anmittelbar  folgt. 
Vergl.  Vsmbery,  Etym.  Wört.  86,  L  Fehlt  poln.  kurhan  (offenbar  aas 
dem  Klruss.). 

Nicht  das  jetzige  kursun,  sondern  das  verschollene  kureum  liegt 
allen  Entlehnungen  zu  Grunde ;  die  ältere  Form  qugureum ,  qurgas vm 
hat  sich  in  östlichen  'Dialekten  erhalten. 

»kurtarmak  ...  befreien,  kurtulmak  passivisch,  bulg .  kurt uli- 
sam .  .  .  serb.  kurtalisati  . .  .  griech.  xovQtaXi^uß.  Matzen.  231  ...«. 
Dieser  Gelehrte  macht  S.  230  (sie)  darauf  aufmerksam,  dass  xovqto- 
UCw  (oder  xovQtalCo)  »anklopfen«  bedeutet.  Da  aber  die  slavischen 
Zeitwörter  vom  griechischen  sich  schwerlich  trennen  lassen,  so  scheint 
nichts  anderes  übrig  zu  bleiben ,  als  im  letzten  eine  Veränderung  der 
Bedeutung  etwa  unter  der  Einwirkung  von  xovrovXiZw  {xowovXü) , 
xovtQtCto  »stossen«  anzunehmen.  Dann  steht  xovQxaXl^ut  statt  *xovq- 
nr(;/tw.  Bulg.  u  vor  1  ist  w<»hl  aus  i,  und  dies  aus  a  entstanden  ;  jeden- 
falls ist  an  das  türk.  Passiv  nicht  zu  denken.  Uebrigens  giebt  es  im 
Osm.  kurtules  »Rettung,  Befreiung«. 

Unter  kus  »Vogel«  ist  russ.  karaguh  nach  Reiff  »ossifrage«  über- 
setzt, während  unter  kara  demselben  Worte  die  Bedeutung  »falco  chry- 
sagtos«  zugeschrieben  war.  Das  letzte  ist  das  Richtige. 

Zu  kutas  »Quastet,  russ.  kutas*  vergl.  Zab&in  a.  a.  0.  8.  110: 
KyracL  necb  mejKOBOH  UBtTiioH,  kocti»  (khcti»?)  eb  sojiotoitb.  Das 
Wort  scheint  ins  Russ.  aus  dem  Poln.  gekommen  zu  sein.  Aus  der  leben- 
digen Sprache  kannte  ich  dasselbe  in  Anwendung  auf  geflochtene  flache 
Quasten  aus  Gold-  oder  Silberdraht,  mit  denen  frühere  Husarenmützen 
geschmückt  waren.  Seitdem  dieselben  vom  Kaiser  Alexander  Q  abge- 
schafft wurden,  habe  ich  kutasi.  nicht  mehr  gehört. 

»kutu,  kute  .  .  .  Schachtel  .  .  .  russ.  kutejnikb  .  .  .«.  So,  ohne 
Uebersetzung  und  ohne  kutbja,  —  wenn  es  anders  nicht  das  bekannte 
kutejnikx  ist  =  1)  die  Stelle  in  der  Kirche,  wo  die  kutbja  steht,  2)  der 
Tag  vor  Ostern,  vor  dem  Neujahr  (Sylvesterabend)  oder  vor  den  heiligen 
drei  Königen,  wo  man  kutbja  isst,  3)  Einer,  der  die  kutbja  isst,  ironisch : 
Geistlicher.  Dass  aber  kutbja  mit  kutu  in  keinem  Zusammenhange  steht, 
liegt  auf  der  Hand.  Zwar  ist  es  klar.,  dass  dieses  Wort  nicht  slavischen 
Ursprungs  ist ,  aber  über  dessen  Etymologie  stimmen  die  Gelehrten  nicht 
flberein.  Eine  der  unglücklichsten  ist  die  neuerdings  in  Russland  auf- 
gefrischte Reiffsche  —  vom  griech.  xrjdela  »Bestattung«.  Aber  auch 
die,  an  welche  Matzenauer  denkt,  von  xvxetov  »Mischtrank«,  ist  nicht 
statthaft.  Besser  würde  xvxela,  etwa  »Mischung«,  passen,  wenn  nur 
das  Wort  nicht  so  selten  wäre.  Hiervon  ist  das  Cod.  Supr.  31.  32  vor- 
kommende ct>  Koymnfc  schwerlich  verschieden,  da  der  Nominativ  davon 


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515 


nicht  allein  icoyn>,  sondern  auch  Koymni  lanten  kann :  dies  leitet  aber 
H.  M.  a.  a.  0.  vom  griech.  %ov%tog  mntüus  ab,  womit  wir  eine  dritte 
Etymologie  zu  constatiren  hätten,  wenn  er  sich  damals  des  Zusammen- 
hanges mit  KoyTHts  bewusst  gewesen  wäre.  Man  könnte  noch  vielleicht 
an  nengriech.  xot/x/a  Plnr.  von  xovxl  «Bohne«  denken  Uebrigens 
scheint  das  Wort  anch  don  Türken  bekannt  zu  sein  —  kasan.  küdia, 
misär.  und  tobol.  küdä,  alt.  köcö  *  Getreidekorn ,  flüssige  Grütze  aus 
Gerstenkorn  u.  s.  w.«. 

ka/ur  ...  Kampher  ...  russ.  kamfora  ...«  u.  ä.  —  gewiss  nicht 
durch  das  Türkische.  fc 

Unter  kahruba  fehlt  griech.  ytex^ifi/ragi. 

Zu  pers.  kalak  »missgestalteU  russ.  kalika,  kalcka,  rum.  kalik 
zu  stellen,  ist  sehr  bedenklich,  zumal  da  es  nicht  ausgemacht  ist,  dass 
kalika  u.  s.  w.  »lahmt  oder  Etwas  ähnliches  ursprünglich  bedeutete. 
Für  das  rum.  Wort  finde  ich  die  Bedeutungen:  Bettler.  Herumtreiber, 
Taugenichts,  Knauser.  Vgl.  bei  Matzenauer  cech.  kalis  erro,  per  terram 
vagans,  kalisovati  vagari  (holländ.  kalis  »elovSk  chudjK  hladomHv^t) 
und  russ.  (episch)  kaliki  perechozija. 

Jcar%ane,  wenn  man  es  schon  einmal  nftthig  findet,  das  Wort 
auch  in  der  Urschrift  zu  geben,  ist  xil^tf  zu  schreiben. 

kariz  ist  pers. 

nkatib  ...  Schreiber,  bulg.  kitxpin  ...«  —  s.  zu  Int  ah. 

*kavkar  wird  mir  als  pers.  bezeichnet  . . .  Vergl.  griech.  £evyd- 
qwv.o.  Es  wird  wohl  pers.  gäv-kär  »durch  Ochse  bearbeitet,  Feld«  sein 
und  steht  zum  griech.  in  keinerlei  Beziehung. 

Heber  ...  ar.  Kapern,  russ.  kapersy  ...«.  Vgl.  ehor  dän.  kapers. 

Unter  kece  fehlt  griech.  xeroig  Filzmütze  der  Janitscharen. 

Heb  ernte"  (Kdfcttrme*)  »Ueberwurf«  ist  mir  ebensowenig, 

als  dem  von  H.  M.  erwähnten  Zenker,  auch  Bianchi  und  Budagov  be- 
kannt. Serb.  djecerma,  jecerma  lässt  gäce'rme'  voraussetzen;  aber  auch 
dies  sieht  ganz  türkisch  aus. 

Mi/in  und  Ufil  sind  ar. 

kelSb  ist  nicht  türk.,  sondern  pers.  —  käläb,  also  richtig  v^r 
zu  schreiben. 

Unter  kelepir  fehlt  griech.  xeX€7tovQi  Fund. 

Unter  kelisa  steht  nur  kurd.  und  weiter  nichts. 

»kemal .  .  .  ar.  Vortrefflichkeit.  alb.  Jg'emal  (chiemal)  uffiziale 
che  pubblicca  il  bando  R...«.  Wie  ist  der  sonderbare  Bedeutungsttber- 
gang  zu  erklären  ? 

Rem  an  ist  pers. 

Unter  Hirn  kr  »Gewölbe«  ist  kemerlemek  (1.  k — )  unnöthig,  da 
serb.  öemerli  =  türk.  kemerli  »mit  Gewölbe  versehen,  gewölbt«  ist. 


»)  So  jetzt  Archiv  IX.  168. 


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516 


Th.  Korsch, 


kem%a  lautet  kirg.  und  alt.  qamqa,  woher  russ.  kamka  —  min- 
destens seit  dem  XVI.  Jh.,  z.B.  AoMOCTpoH  8-  198  ;  Aktu  Apx.  3kch. 
I,  Nr.  331  (ans  dem  J.  1586; :  a  et  Kam«,  cb  xoöpon  h  cb  cepeAHea 
h  et  xyAou,  no  ab*  äviith  (Zoll) ;  Adject.  kameat-r,  —  Aktu  lOpni. 
Nr.  248  (J.  1576) :  jihthhkt,  Kaimart;  ib.  Nr.  415  (ans  dem  Anfange 
des  XVI.  Jh.) :  xiTnuiTB  Kami  an. ,  auch  im  Domostroj  n.  ö. 

kinef  ist  die  tflrk.  Aussprache  des  ar.  kämf 

*k6penek  ...Art  Regenmantel ...  keperUdzek  deminnt.  ...  klrnss. 
hepen  ...  magy.  köpöny,  köpeny  ...  nordt.  kipennek  ...«.  Das  Demi- 
nutiv kommt  in  keiner  Entlehnung  vor.    Nach  Bianchi  auch  »w&j*^ 


keupenek «  (köpenek),  was  für  magy.  n.  a.  wichtig  ist.  Demselben  Ge- 
lehrten gilt  das  Wort  für  polnisch ;  vgl.  aber  Sag.  kipang,  kipäk  wohl 
von  kip,  kib  trocken  werden.  Nordt.  (kasan.)  ist  ans  kipenllk  assimilirt, 
kommt  also,  wie  11.  M.  selbst  vermuthet ,  vom  kipen  =  ar.  ktf  en. 
Fehlen  russ.  kobenj&ki,  köbka,  alt  auch  kebenjaki,,  tobenjaki,  »Ober- 
rock mit  Caputze«  —  8.  das  Citat  zu  japundia  und  Zabelin  a.  a.  O. 
II,  8.  51  :  TeöeiimcL  jimtobcküi. 

keran  »Rand,  Schranke«  ist  pers. ;  die  dabei  stehenden  bulg.  gje- 
ranj  und  serb.  djeram  »Schlagbaum«  könnte  man  zwar  versucht  sein, 
auf  pers.  girän  »schwer«  zurückzuführen,  vgl.  jedoch  unten  zu  gir. 

kerS,  kirre"  ist  ar. 

*&erem  .  .  .  kurd.  leerem,  karim  .  .  .«.  Das  letzte  ist  Adj.  ki- 
rim edel. 

»keremit  ...  russ.  keramida  ...  griech.  xeqapida,  xeQa/uidi  ... 
Griech.  xeqaplg  ...«.  Die  chronologische  Folge  ist  —  abgesehen  vom 
russ.  —  natürlich  die  umgekehrte. 

Neben  kervan  war  wegen  bulg.  karavansaraj  u.  s.  w.  tflrk.  kar- 
van  serai  zu  erwähnen.  Russ.  auch  karavansaraj.  Klruss.  karvasart 
»Marktgericht«  ist  aas  mm.  karvasara  entlehnt,  dessen  Bedeutung  — 
»Zollhaus«  —  angegeben  zu  sein  verdiente. 

*kese,  kisS  ...  Beutel,  kesidzi  Beutelschneider  ...t.  Das  letzte 
ist  nomen  agentis  von  kes  schneiden.  Hierher  gehören  wohl  russ.  kisäfr* 
»Tabacksbeutel«  und  griech.  xearig  =  novyyi  =  500  Piaster. 

Unter  kesir  fehlen  nordt.  kaaär  und  russ.  kosän». 

nkSsime* ...  festgesetztes  Lösegeld,  Bauschsumme,  serb.  kesim  . . . 
vergl.  kupiti  sto  na  cesam,  t.  j.  na  srecu  ...«.  Auch  im  Türk,  soll  es 
die  Form  kesim  geben.  Für  den  letzten  Ausdruck  vgl.  türk.  bir  belia 
kesmök  »einen  Preis  endgültig  bestimmen«. 

keif  ist  ar. 

keten,  kettan  »Flachs,  Leine  ist  nicht  weniger  »semitischen  Ur- 
sprungs«, als  kotun  fqutn)  »Baumwolle«;  denn  es  ist  ar.;  ob  es  aber 
mit  demselben  verwandt  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden.  Nordtürk.  = 
kasan.  ziten  (dzitln)  ist  aus  zwiefachem  Grunde  überflüssig:  1)  weil  es 
ein  anderes  Wort  ist  —  jetin  »Flachs«,  wahrend  kitin  ausserhalb  des 


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517 


Osman.  meist  »Leinwände  bedeutet;  2)  weil  es  in  keiner  Entlehnung 
zum  Vorschein  kommt. 

M%ibr,  kibir  .  . .  Stolz  .  .  .  alb.  .  .  .  kjibar  an  Aufwand  gewöhnt, 
kurd.  kibir  stolz  ...c.  Dieses  ist  das  Adj.  käbir  »stolz«  und  das  alb.  — 
dessen  Plur.  kibär. 

»kilar  ...  Speisekammer  ...  russ.  kelarnja  ...  Griech.  xsllaQiov 
cellarium.«.  Das  russ.  ist  von  keUan,  abgeleitet,  und  dies  ist  griech. 
xeklctQiog,  xellaQrjQ  (%ov  xoivoßlov) . 

»kilid...  Schlüssel.  Kiliddzu  ar.  iklid  ...  Aus  griech.  xlelg  ...«. 
Das  erste  ist  pers.  und  ebenso  iklid,  ar.  iqlid,  —  alle  drei  unmittelbar 
aus  dem  aramäischen  iqlldä  oder  qlidä  =  xleig ;  kiliddzi  heisst  »Schlös- 
ser« und  ist  nicht  nöthig. 

Je  Htm  —  griech.  nicht  allein  v^iXlfu  (so,  nicht  t^auh  was  wohl 
nur  Druckfehler  ist] ,  sondern  auch  xiXtfii. 

kira  ...  Miethe,  Zins.  bulg.  kirya  ...«  und  andere  Wörter  mit  i 
nach  r  —  wohl  von  kirij  »Miether«. 

*kitab  ...  Buch.  bulg.  kitip  Buch  ...  serb.  ...  datiba  rjeenik  ...«. 
Dies  ist  katib  (s.  oben),  jenes  —  kütüb  Plur.  von  kitab,  im  Türk,  als 
Sing,  gebraucht. 

Unter  köpek  »Hand«  fehlt  die  Bedeutung  »Art  Münze«  (auch  köpägij, 
woher  russ.  kopejka  stammen  soll  —  s.  Erdmann,  Matacuenie  h*koto- 

pMXt  CJOB'B,  liepeUieÄUJHX'B  H3T,  BOCTOMHMXT.  fl3UK0BT»  BT»  PocciHCKiM 

(Mosk.  1 830)  8. 5  f. ;  diese  Etymologie  wird  auch  von  Reiff  8. 430  erwähnt. 
kose  eig.  gtise  »Winkel,  Ecke«  ist  pers. 

»köhk  ex~*o  Kiosk,  Gartenhaus  .  .  .  rum.  kmke  Laubhütte  der 

Juden  ...  alb.  kjose  Balkon  Die  übliche  Orthographie  ist  . 

Das  rum.  ist  bulg.  kt&ta  (altslav.  KAiua)  und  bedeutet  auch  »Hühner- 
käfig«, während  Kiosk  —  nicht  alloin  »mrum.«,  soudern  auch  jetzt  — 
kjosku  (chioscu)  heisst.  Das  alb.  steht  schon  richtig  unter  kose  mit 
der  Uebersetzung :  »Winkel,  Ecke,  Kiosk«. 

Neben  kup  (küp?)  »Krug«  hat  das  Demin.  küpedzik  etwa  nur  den 
Sinn,  dass  es  das  ehemalige  Vorhandensein  eines  osman.  kttpe*  voraus- 
setzt; vergl.  das  dabeistehende  eag.  köpii  »bauchiges  Gefäss«.  Dieses 
heisst  nordt.  kübi  (kirg.  =  Tonne),  woher  russ.  kubynja,  kub^ska 
»bauchige  Flasche«  u.  ä. 

»kulac  (kttlac?)  ...  Art  Semmel,  bulg.  kolak  .  .  .  kurd.  kuluc 
gäteau  saus  levain  ...  Das  Wort  ist  ursprünglich  slavisch:  kolafc.  Vergl. 
jedoch  griech.  xoXXd;  .  .  .«.  Also,  wie  es  scheint,  eina  jener  Wörter, 
die  man  vorläufig  »west- Östlich«  nennen  könnte.  Das  Bild  wird  noch 
interessanter,  wenn  wir  das  mit  xöXXi^,  xoXXlxwv  auch  schon  ver- 
glichene russ.  kulic-B  hinzunehmen  und  nordt.  Formen  kömic  (kirg.  kö- 
rnet, kömä£  (alt.  kalas  ist  wohl  russ.),  die  alle  »Weizenbrodu  bedeuten, 
ins  Auge  fassen;  vgl.  auch  bei  Bianchi :  »^Uj  ktimcvh,  s.  p.  (»d.  h. 

pers.«)  Pain  azyme« ,  also  wie  kurd.  Da  dieses  türkisch  nur  kttlüe  lau- 
ten kann,  so  kommt  es  dem  kulicr.  so  nahe  als  möglich.  Aitgriech. 


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518 


Th.  Korsch, 


xokXtl;  »rundes  oder  ovales  Brod  oder  Kuchen«  scheint  in  dieser  Sprache 
nur  drei  Verwandte  zu  haben,  nämlich  xoklaßog  »Art  Weizenbrod  oder 
-kochen«  (vgl.  russ.  koloböki  «kugelrundes  Backwerk*),  %a  xokkvßa 
»süsse  Kuchen«  (vgl.  russ.  kölivo  »Honigteige)  und  xoIXvqol  »grobes 
Brod«  (?) ,  von  denen  das  erste  auch  =  xöXXoxp  »der  Wirbel  an  der 
Lyra«  ist.  Wahrscheinlich  haben  wir  hier  ein  uraltes  orientalisches  Wort, 
welches  sich  rings  herum  weit  verbreitet  hat.  Dass  kolacb  und  bulg. 
kolak  (dieses  gewiss  nicht  aus  külai)  slavisch  und  etwa  von  kolo  abge- 
leitet sind ,  ist  zwar  nicht  unmöglich ,  aber  ebensowenig  unmöglich  ist 
auch  der  Fall,  dass  sie  sich  an  dieses  Wort  nur  angeschlossen  haben. 
Mir  ist  das  letzte  um  so  wahrscheinlicher,  dass  ein  koIacT,  von  kolo  nicht 
»kreisförmig«,  sondern  »mit  vielen  (resp.  grossen)  Kreisen  (Radern)  ver- 
sehen« bedeuten  wurde. 

Ein  Zusammenhang  zwischen  kupal  »eiserne  Keule«  und  bulg.  ku- 
prala  »Gerte«  findet  schwerlich  statt. 

küfte  wird  pers.  *J&jS  geschrieben. 

»kümS  ...  Erhöhung,  Haufen.  Vergl.  serb.  htma  fasciculus  (,fa- 
stigium?'),  crista  ...«.  Vergl.  andererseits ital.  eima,  fr.  eime  aus  xvue 
»Welle«  (Diez  I),  wobei  das  für  das  serb.  vorauszusetzende  kflma,  kuma 
das  Mittelglied  bilden  könnte. 

Mit  kür 6k  (nordt.  kflrakj  »8chaufel«  stellt  Reiff  russ.  kirki  »Karst« 
zusammen. 

kür k ,  gürk  ...  pers.  Wolf,  Pelz  ...  Vergl.  iurdija  ...«.  Dieses 
serb.  Wort  haben  wir  oben  mit  kurd  zusammengestellt  gesehen.  Ob 
tttrk.  kürk  »Pelz«  und  pers.  gurg(sic)  irgendwie  zusammenhangen,  muss 
ich  dahingestellt  sein  lassen. 

Ueber  kürte  spricht  Erdmann  a.  a.  0.  8.  19  f. 

g  =  £  (gj,  j)  war  zum  Unterschiede  von  dem  oben  durchgenom- 
menen g  —  p  (neugr.  y)  nach  der  Analogie  von  k  =  ^  durch  g  aus- 
zudrücken. 

ngilmek  .  .  .  kommen,  impt.  gel.  bulg.  .  .  .  jela,  jelate ;  ela, 
elate  ...  griech.  t  'ka  komme,  kommet.  Mit  der  interj.  a  ...«.  Da  einer- 
seits 08m.  g,  wenn  es,  wie  in  dieser  Wurzel,  aus  k  entstanden  ist,  we- 
nigstens im  Anlaute  nicht  in  j  übergeht,  andererseits  die  Slaven  j  im 
Anlaute  eher  hinzuzufügen,  als  abzuwerfen  geneigt  sind,  so  können  die 
oben  angeführten  Wörter,  wie  auch  das  neugriech.,  nicht  von  gel  stam- 
men. Also  ist  iXat  Plur.  kläre,  welches  sich  von  kXainna  (oft  intran- 
sitiv) nicht  füglich  trennen  lässt,  als  deren  Quelle  zu  betrachten.  Die 
ebendaselbst  erwähnten  bulg.  gel  »komme«,  serb.  aksam  djeldi,  djele- 
djek  dodji-podji  sind  rein  türk.  gel,  aqsam  geldi  (der  Abend  ist  gekom- 
men) ,  &eledzek  (Einer,  der  kommen  wird  oder  muss) . 

gergef  —  pers.  kärgäh  hat  mit  nordt.  kejergec  (kljerglc)  Nichts 
zu  schaffen ,  da  das  letzte  echt  türk.  ist  —  von  kijar  (osm.  ger)  ans- 
einanderspannen. 


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519 


»gSvrSk  ...  Art  Backwerk,  »erb.  <W*£  (man  erwartet  etwa  öu- 
rek) :  vergl.  russ.  kovriga  Art  rundes  Brot  .  .  .«.  Man  erwartet  serb. 
eher  dj-,  als  6-  (denn  für  düstere  ist  nicht  güster <•',  sondern  ein  kü- 
stere*  vorauszusetzen) ;  das  Wort  entspricht  aber  dem  türk.  cürek  »Mehl- 
speise oder  Kuchen  mit  Butter«.  Den  Vergleich  mit  kovriga  habe  ich 
nur  darum  ausgeschrieben,  um  die  Aufmerksamkeit  der  Kundigeren, 
als  ich,  darauf  zu  richten. 

Das  unter  gidi  erwähnte  russ.  »prostrßH«  ist  wohl  postrelii  zu 
lesen. 

*gir  .  .  .  Brunnen,  bulg.^tra»,  get  an  Brunnen,  gjwanj  Vinga. 
serb.  djeram  Brunnenschwengel  ...«.  Vgl.  griech.  yeQavi  Schlagbaum 
am  Brunnen,  um  Wasser  daraus  zu  holen  (auch  russ.  zurivlb,  iuravecT»). 

»girdab  ...  girdbad  pers.  Abgrund  ...«.  Das  erste  gird-äb  eig. 
Dreh- wasser)  bedeutet  »Wirbel«,  das  zweite  (gird-bäd  eig.  Dreh-wind) 
ist  Wirbelwind«  und  erscheint  in  keiner  Entlehnung. 

gü>    aber  auch  güdz,  woher  eben  bulg.  djudl. 

Von  gülab  lautet  das  Adjectiv  gülabi,  und  erst  hieran  schliesst 
sich  serb.  djulabija. 

ngumrük  ...  Zoll,  Zollhaus  ...  mrum.  k  um  er  ha.  alb.  kumerkj. 
kumerhjar  H.  griech.  xouftiQxi.  ytovfieQmaQtjt;  .  .  .  Das  türk.  Wort 
ist  das  griech.  nov^iQxt  Zoll  .  .  .•>.  Natürlich;  und  ebenso  verhalten 
sich  zum  griech.  das  mittelrum.  und  das  alb. 

Unter  gün  ist  wegen  bulg.  gjutidelikhija  nicht  gÜnWc  (richtiger 
<£ünlük),  sondern  gündeUikfa  nöthig. 

»gün ah  dzunaH  ...  pers.  Sünde,  alb.  ...  dlünah.  dzilnah- 
car  ...  nordt.  gönagja  ostroum.  ...«.  Dzunah'  ist  das  arabisirte  gunäh 
und  bei  den  Osmanen  im  Gespräche  nicht  gebräuchlich.  Albanisch  steht 
dz  statt  g  z.B.  auch  in  dzümrük  neben  dem  normalen  gjütnrük  [s.güm- 
ruh,  wo  sogar  alb.  ciümrükdiix  zu  finden  ist).  Dass  dem  wirklich  so 
ist,  folgt  schon  aus  d&ünah&ar,  welches  nichts  anderes  ist.  als  türk.  gtt- 
nahkar.  Das  nordtürk.  ist  wahrscheinlich  der  pers.  Plur.  gunähhä, 
also  wohl  gönähä  zu  transscribiren. 

guzin  »erwählender  ist  nur  als  das  zweite  Glied  der  Composita  üb- 
lich und  schon  aus  diesem  Grunde  für  »bulg.  guzen  douteux.  guzni  je 
me  doute«  untauglich. 

Mit  ladzüverd  hängen  griech.  Xatovqtov ,  poln.  lazur  u.  a. 
(auch  das  fehlende  russ.  laztin,.  welches  sich  an  das  griech.  anschliesst) 
nicht  unmittelbar  zusammen.  Diez  I.  führt  it.  azurro  u.  s.  w.  auf  ein 
pers.  lazür  zurück. 

•  laf . .  .  griech.  xo(preiv  Xayia  . . Ungenau,  weil  es  im  Neu- 
griechischen keinen  Infinitiv  giebt. 

lafz  ist  ar. 

»lal  ...  Rubin  ...  russ.  Iah  ...«.  Vgl.  Coöp.  Toc.  TpaM.  h  J[or. 
Nr.  39  (J.  1406; :  Komin»  30Jiotb  cl  jkuiomt,  a&  c  xenfiorH ;  ib.  Nr.  147 
(J.  1509):  Jieuinu. 


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Th.  Korach, 


Pers.  lebadi  und  kurd.  (nrepr.  ar.)  libas  sind  nicht  dasselbe  ;  li- 
baci  könnte  freilich  aus  Libas  +  ce  (Demin.)  entstanden  sein. 

»lebiza  nordt.  Betrüger,  russ.  lebeza  Mat.  326.«.  Das  nordtürk. 
Wort  habe  ich  sonst  vergebens  gesucht ;  wenn  es  nur  kasanisch  ist,  so 
mag  es  ein  Russismus  sein,  denn  türkisch  klingt  es  nicht  (aber  finnisch?). 
Der  Moskauer  Litterat  N.  P.  Gilarov  erklärt  in  der  Zeitschrift  Pajryra 
1885  russ.  lebezitb  aus  »ich  liebe  Sie«.  Also  hält  er  das  Verbum  für 
das  Prius  und  zwar  wahrscheinlich  den  Imprt.  lebezi  in  der  Bedeutung : 
du  magst  zwar/  »ich  liebe  Sie«  sagen. 

nUjiik,  laglaß,  laUak  4jtfü  ßtorch.  laJclak  Geschrei  des  Stor- 
ches ...  russ.  ...  lilokb  caprimulgus  europaeus  ...«.  Da  mit  1  H.M.  das 
harte  1  (l)  wiedergiebt,  so  entstehen  hier  untürkische  Verbindungen  von 
la  (hart)  und  k  (weich).  Der  Storch  heisst  türk.  legtek  (ar.  laqlaq), 
lejlelc,  sein  Geklapper  laklaka.  Das  russ.  ist  schon  wegen  der  Bedeu- 
tung damit  nicht  zu  verbinden. 

*leRen,  lejen  ...  Kübel  ...  russ.  lochanb  ...  griech.  Xtyivi,  Xa- 
yrjvt  ...  nordt.  lagtm  ...  Griech.  Xsxavrj.*.  Aber  auch  Xaywog  (lat. 
lagoenaj  oder  Xäyrjvog  »Flasche«,  woher  das  eben  erwähnte  neugr.  Xa- 
yrjvi.  An  Xaywog  schliesst  sich  wohl  das  hier  fehlende  russ.  lagun**, 
lagünka  »kleiner  Eimer,  meist  für  Theene  =  kas.  diglt  (aus  russ.  djö- 
goti>)  laguny.  Sonst  lautet  das  Wort  bei  den  Türken  lägän  (sart.  = 
Präsentirteller),  wahrscheinlich  aber  irgendwo  auch  lägin,  woher  altruss. 
legim>  —  Piskarov,  ^peBiiie  rpaMOTU  h  uktu  Ka3aHCKaro  icpan  (Petersb. 
1854),  S.  146  (J.  165!)):  Kyiuenu  MypOMCKHX'L  200  JenrawL  Mejy 
h  mecn»  nyA'B  naroKH  no  20  aiTunx. 

nlevind  pers.  ...  eig.  Levantiner  ...  russ.  dial.  levenecb.  klruss. 
legyn  . .  .  griech.  X€ftiwrjg  . . .  Magy.  legeny,  bei  Zriny  leventa  . . .«. 
Sind  hier  nicht  zwei  verschiedene  Wörter  unter  einem  Lemma  vereinigt? 

limun  (oder  ilimon  Vämbery,  Et.  W.  8.  XVI)  »Citrone«  beruht 
wohl  auf  griech.  Xtiuwvi  (oder  Xeuovi) ,  nicht  umgekehrt. 

»lisan-üs-sevr ...  Ochsenzunge  (Pflanze).  Vergl.  aerb.  lesandra 
Pferdesiige  smyrnum  (»l.  smyrnium»)  olus  atrum  ...  Matzen.  240.«.  Das 
türk.  Wort  ist  ar.  (lisanu-^-^äwr) ,  das  serb.  aber  geht  wohl  eben  auf 
olus  atrum  zurück  mit  derselben  Erstarrung  des  ersten  Gliedes,  wie  man 
sie  im  lat.  rosmarinus,  sp.  musaraha  (fr.  musaraigne)  aus  mus  araneus, 
it.  melagrano  (chorw.  malogranj)  etwa  aus  mala  grani  (jedenfalls  nicht 
gerade  aus  malum  granalt/m)  u.  a.  beobachtet.  Die  Endung  -andra  oder 
-andro  soll  aus  divÖQOv  entstanden  sein  und  wird  gern  in  Pflanzennamen 
gebraucht,  z.  B.  spät-lat.  lorandrum  it.  oleandro  u.  s.  w.  —  s.  Diez  I) 
aus  rhododendrum,  auch  lat.  coriandrum  (it.  coriandro  oder  coriandolo) 
aus  xoqIuwov,  franz.  pal  issandre  (Palissander-  oder  Palisanderholz:, 
das  ich  nicht  zu  deuten  weiss ;  rum.  miksandre  (s.  unter  minifse). 

lokma  ist  ar.  (luqma). 

(Fortsetzung  folgt.) 


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t 


Kleine  Mittheilungen. 


Die  Ausdrücke  cedpb,  noVTem>  und  irtponWHa  in  der  altserbischen 
Uebersetzung  des  Syntagma  von  M.  Blastores. 

Die  oben  citirten  Ausdrücke  sind  in  der  slavischen  Philologie  ihrer  Be- 
deutung nach  so  ziemlich  klar;  dennoch  halte  ich  es  nicht  für  überflüssig, 
einige  Belege  dafür  aus  der  altserbischen  Uebersetzung  des  Syntagma  von 
M.  Blastares  zu  geben,  wo  man  durch  die  Nebeneinanderstellung  des  griech. 
Originals  bestimmt  sagen  kann,  welchen  griechischen  Ausdrücken  jene  slav. 
Uebersetzung  entspricht. 

I.  Das  Wort  ce6pi  kommt  zuerst  im  aioiXüoy  x ,  xtqyaXator  i  des  Syn- 
tagma, in  den  Gesetzbeatimmungen  gegen  die  Schändung  der  Grttber  vor : 
Hxe  MomTH  um  kocth  npiABHrinc,  ceöpa  oyöo  coymre,  apaan*  TOMen,  ce ; 

TI  0  q'TCBH  H   «e  Mb  TLMMHUOy  BIMZT&IOTI.  Ce  H.TU  Bb  pOyjUI  DOCUMOTl»  C6.  —  Ol 

Xtitftara  rj  6<na  fuxaxirtjcarxts ,  evxeXetf  piv  ortet,  xtfAtaoovyxat' 
Irxipoi  dl  ntotooKovrai  rj  elf  ftlxaXXa  ntpnovxai  (PaXXrj  xat  nbxXrj  VI. 
478).  Das  Gesetz  ist  den  Basilicis  entlehnt 

Das  zweite  Mal  begegnet  das  Wort  ce6pa  in  axoixtlo»  v,  xe<paXatoy  a, 
in  einer  Criminalbestimmung,  ebenfalls  aus  den  Basilicis  entlehnt .  JKecroica 

AOC*Ä»  LII  OTT.  ilBt  MJtB  OTL  BCIIITH  Uli  OTL  MtCT&  COyABTO  CO  ,   OTI.  Allna,  HTfßL 

KHesoy  umm  öbismoiioy  rocnOÄMHoy  GoyAen;  otb  *icTa,  nrt*  bb  noao- 
paurra  Btciici  3  pe  iura  ml ;  otl  bcuitm  ,  nrxa  a  paaa  foyien»  ui  ■  Jane  oyasBiTb 
ce.  Tskobi  an  ha  Bpsite  aaTaaaiOTB  ce ,  ue  utKMie  BBtfpaHKiOTB  ce  bcuith  , 
noiiei'Hi  coynire ;  anrre  o  cboöoähh  oyöo  ooyAoyn»,  ceöpa  xe,  mvim&MB 
aaeawaa  ooyxoyn;  amTe  mm  pa6a,  öhiobh  6bmmk  rocnoxiHoy  xa  OTAajoTL 
ce.  =  7/  xoaxeia  hßqts  rj  ano  xov  noootonov  r  anb  xov  noayfiaxos  rt  ano  xov 
xonov  xaroyitezai  1  ano  nooaionov,  bxav  aqxovxt  rt  naxouvt  yivtßac  ano 
xönov,  bxav  lv  Üecciqh*  näiTujy  bqtivxtov'  ano  xov  noäy^aiog ,  bxav  xat  xoavfia 
yinjxat  ij  oxpn  nXrryjj.  ol  xotovxot  17  nobf  xatqbv  l(ootCovxat  r;  xtvbf  xoXvovxat 
noaypaxoe,  tvxtuoi  bvxts '  ti  dt  IXtv&toot  f*iv  eltv,  tvxtXetc  dt,  $onaXl- 
{ovxat  rt  dt  dovXot,  tpouyysXtCöfiUvoi  xy  decnbxji  anodidovxat  (PaXXij  xat 
UbxXrj  VI.  481). 

ArchiT  far  «la>i*che  Pailologie.  IX.  34 


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Kleine  Mitteilungen. 


Das  dritte  Mal  findet  man  den  Ausdruck  ceöpi»  in  mm /tiov  cp  ,  xttpaX.  pi , 
abermals  in  einer  Criminalbestiromung,  den  Ba*ilicis  entnommen:  II  ncn 
bojmomov  oyöiacTBoy  TOM-iwuie :  auuTe  oyöo  wctl  boitchi  oyÖHWH ,  pacH  - 
noymi  ce,  capim»  CLsptuieHHoe  noARMJiim  paarpa&iKHie  xxiHia;  amTe  m 

CCÖpi,,  MB<IK>  H  »BtpCMK  npt4a*TL  C6.  =  Ä'ffi  tCTl  XOV  utv  UoVOtOV #6rOV  tl- 

/MaQta,  M  piy  iviipov  tpoysv*avtoe,  den  oqxux  ita  y ,  rjxot  xtXtia  ftpevoir 
Inl  di  täk  tlxtXöy,  to  U<pn  xai  to^iote  vrtoßXr^yat  (PaXXrj  xai  H6xXti 
VI.  494). 

Man  ersieht  daraus,  dass  noiiTem  dem  -riech.  Ausdruck  h-tmoc  ent- 
sprechend, die  Adeligen  und  überhaupt  die  Privilegien  bezeichnete.  Nach- 
dem in  Serbien  die  privilegirte  Claase  verschwunden  war ,  musste  auch  die 
juridische  Bedeutung  des  Wortes  noqvrcm  verloren  gehen,  nom-rca  polten 
bedeutet  jetzt  nur  noch  ganz  allgemein  eiuen  ehrlichen ,  verebrungswürdigen 
Menschen.  Im  Gegensatz  dazu  steht  ceöpi»  als  Bezeichnung  des  griechischen 
BvtsXijt  :  aus  der  zweiten  Stelle  ergiebt  sich,  dass  nicht  alle  Ccopu  frei  waren, 
d.  h.  dass  sich  die  Ausdrücke  ce6p&  und  cboöoalhl  nicht  deckten.  Der 
Unterschied  in  der  Bestrafung  ist  von  der  Art ,  wie  wir  ihn  aus  dem  Gesetz- 
buch Dusan's  kennen. 

II.  Weniger  klar  ist  die  eigentliche  Bedeutung  des  Ausdrucks  utpoa&xi» 
und  -m i.poiu.uiiiuu.  Die  Frage  kann  nicht  anders  gelöst  werden,  als  durch  all- 
seitige Erforschung  aller  Gesetze  und  Bräuche  betreffs  der  ökonomischen 
Lage  des  Grundbesitzes  und  betreffs  der  Beziehungen  verschiedener  c lassen 
der  Bevölkerung  im  alten  serbischen  Staate  zu  einander.  Einstweilen  mögen 
auch  die  unten  folgenden  Belege  sich  als  nicht  ganz  überflüssig  erweisen. 

Das  erste  Mal  begegnet  Mtpon  miHa  in  aroiXeloy  n  ,  xeqyaX.  f.  das  Oster- 
fest und  die  heil.  Gaben  betreffend,  nach  dem  14.  Canon  der  Laodicaeischen 
Concilbestimmun^en :  HeTBpvroHaÄeccTOK  xc  coyrararo  bb  Jlsoamrin  He  mbhhti. 
6 Li th  hoaooho  cnerw»  Aapu ,  faarocaouoina  Baciib  p&in ,  bb  Bptvic  naexu  ori 
HCHTejiCTBa  nocu.iaiH  bi>  * htcjctbo ,  pcKme  Db  Mepon'niHue;  uko 
ueatnoriio  6o  u  (aej  fiiarooöpit'aa  oöuian  bb  npaßjoy  otb  otbhb  BB3öpaHKHB  6ucto. 

Co  Äe  HUHU  JMTHHH  TliO|>OTB  BB  BpiMC  HÄCXtl ,    pa3 jtj MX>UIT6  OnptCHBKM  DO- 

ri. i; im  . :.i  ocBoiHTu  ce  hmi.  uko  npoerb  oyxpoyxB  uapozoy  Bceuoy.  —  <J  di  dt  xije  ir 
.taodtxuiu  oix  ohxat  dety  xit  ayia  dütQa,  tvXoyias  drftey  /o^c,  xtp  xoi  naajtz 
xaiQtb,  anb  naqoixla^  nipntiy  ei%  nuQoixiay  *  cu?  ängenif  yaq  xai  ovx  evagt;- 
fitoy  i&of  dixuito%  nQo?  rwj  ntixiqtay  xtxoXvtui.  xovxo  di  ybv  ot  Aaxlyot  notoi- 
aty  Iv  T<b  xtuyCo  xov  naowi  imfieQtCoyxee  xä  a^Vfxa  /uexa  xb  rtytaa&rjrat ,  *k 
xoiyit  i(;>  dr,fno  nuyxt  {'PuXXrj  x.  IloxXrj  VI.  42S). 

Das  zweite  Mal  wird  Mtpon'iuuua  in  demselben  exotf.  n  in  xetfuX.  r,i \ 
aber  nur  in  der  Ueberschrift  erwähnt,  denn  betreffs  des  Textes  wird  auf 
axmx.  6,  xt<paX.  tu  verwiesen  .  0  CTaptHniHHCTBaxB  u  npaBHHaxB  kxü  hmovtb. 
apxiepeHK  u  uptKBH,  ho  m  1  p  o  n  in  h  h  a  x  b  hxb.  Hhith  aY-rfl  rxaaoy  e-CBcraßa. «== 
KttpäXaioy  trj' .  JUqt  ima/Uiiay  xai  rtqoyofiidjy^  utv  ijovaiy  oi  ao/uiuis  xal  ai 
U*Xrt9l<tt,  xai  rteot  xä>y  naootxttöy  aixiöy.  f»/rei  to  ta  xufalaiov  xov  c' 

OTOt/CIOt>. 

Darnach  entspricht  Mtpon  uiHua  dem  griech.  Ausdruck  naooixia,  folglich 
Mtpontxi.  dem  griech.  xuqoixo;.  Allein  in  serb.  Denkmälern  kommt  auch  der 


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-Kleine  Mittheilungen 


523 


Auadruck  napncs  vor,  offenbar  «  noQoixor  ») .  Darnach  müasten  die  Aus- 
drücke napiiKt  und  MtponLXL  von  gleicher  Bedeutung  sem  und  sich  so  zu 
einander  verhalten,  wie  z.  B.  uapaiioyHB  und  cipaaca  und  ähnliche  Parallelen 
zwischen  einem  entlehnten  Fremdwort  und  der  slav.  Uebersetzung  desselben. 
Für  jetzt  so  viel . 

»)  Die  Bedeutung  des  nuooixoc  behandelt  Prof.  Wassiliewski  im  russ. 
Journal  des  Min.  der  Anfiel.  CC.  II,  8.  125;  vergl.  id.  ib.  CCX.  II,  S.  372. 

Belgrad,  Juni  1886.  St.  Novakovü. 

Die  Alexius-Legende  als  serbisches  Volkslied. 

Herr  Dr.  F.  S.  Krauss  theilt  in  einer  wenig  verbreiteten  serbischen  Zeit- 
schrift »BpniiAH«  (Jahrgang  II.  1886,  Nr.  4—7)  ein  serb.Lied  mit,  das  die  be- 
kannte Alexius-Legende  zum  Gegenstande  hat.  Er  behauptet,  die  Verse  in 
Bosnien,  im  Drinagebiet  (Ort  Rodevidi)  von  einem  gewissen  Mico  Kosoviö, 
einem  alten  Volkssänger,  gehört  zu  haben.  Es  wäre  jedenfalls  wünschens- 
werth,  näheres  darüber  zu  erfahren,  ob  nämlich  diese  Verse  auch  anderen 
Volkssängern  bekannt  sind  oder  ob  sie  ein  individuelles  Eigentbum  dieses 
einen  Gewährsmannes  bilden.  In  der  von  Dr.  Krauss  mitgetheiltenForm  bietet 
die  Legende  allerdings  manches  auffallende,  ausserdem  ist  sie  zu  Anfang  und 
auch  sonst  hie  und  da  verstümmelt.  Ob  absichtlich?  Trotzdem  ich  einige 
Zweifel  betreffs  der  Volkstümlichkeit  dieser  Verse  hege ,  will  ich  sie  den- 
noch in  unserer  Zeitschrift  wiederabdrucken,  um  dadurch  andere  zur  weiteren 
Kachforschung  aufzumuntern.  Die  Serben  sind  an  christlichen  Legenden  bei 
weitem  nicht  so  reich,  wie  die  Russen:  in  Prosa  wird  die  Alexius-Legende 
jedenfalls  auch  in  serbischen  Handschriften  vorkommen.  Ich  kann  augen- 
blicklich nur  auf  den  in  der  Chludov  sehen  Sammlung  vorkommenden  serb. 
Panegyrik  aus  dem  XIV.  Jahrh.  hinweisen,  in  welchem  nach  der  Beschrei- 
bung Andr.  Popov's  S.  406  diese  Legende  wirklich  begegnet  und  zwar,  wie 
er  uns-versichert,  in  derselben  altslovenischen  Uebersetzung,  die  nach  Srez- 
nevskij  in  den  russischen  Texten  bereits  aus  dem  XII.  Jahrh.  belegt  ist  (Csi- 
ÄtHiÄ  h  3aMtTKH  Nr.  31).  Bezsonov  theilt  in  seinem  Kaxtica  nepexo*ie  L  163 
auch  eine  serbische  Redaction  der  Legende  in  Versen  mit,  die  ein  gewisser 
P.  Kirill  Andrejevid  in  Altserbien  aufgezeichnet  haben  soll  (?).  Mir  ist  es 
augenblicklich  unmöglich  zu  sagen,  wie  man  zu  dem  Texte  kam ;  es  wird  nur 
der  Anfang  mitgetheilt.  Das  Bruchstück  erinnert  stark  an  geistliche  Verse, 
wie  sie  in  den  bosnischen  Büchlein  (z.  B.  bei  Divkoviö)  vorkommen:  auf 
westlichen  Ursprung  scheint  auch  folgender  Vers  hinzudeuten:  »Krsti  njega 
papa  Inokentij« ,  wovon  die  kircbenslavische  Legende  nichts  \weiss.  Auf 
8.  723—732  derselben  K&xtKH  nepexoxic  theilt  Bezsonov  nochmals  dieselbe 
Legende  in  serb.  Versen  mit,  diesmal  mit  einigen  Aenderungen  gegenüber 
dem  obigen  Bruchstück,  dafür  aber  dem  vollen  Inhalte  nach.  Hier  wird  als 
Einsender  ein  Marko  Vukovil  genannt !  Hat  dieser  jenes  Fragment  Andreje- 
vtfs  nur  fortgesetzt  oder  stammen  beide  Texte  (das  Fragment  Andrejevics 

34* 


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524 


Kleine  Mittheilungen. 


und  die  ganze  Legende  VukoviCs) 
die  sie  nicht  für  gut  fanden  anzugeben  —  das  kann  ich  gegenwärtig  nicht 
mittein.  Der  Herauageber  (P.  Bezaonov»  wich  der  Antwort  sichtlich  ans. 

Nach  Dr.  Krause's  Aufzeichnung  lautet  die  Legende  folgendermaaaen 

isturi  ga  ka  Kiliku  gradu. 
Kad  u  jutro  jutro  osvanulo, 
uranio  Jefimije  kralje, 
da  mladjence  vidi  na  odaji. 
Kad  tu  sjedi  lijepa  djevojka. 
mlada  cura  na  noge  skocila, 
babu  kralju  poljubila  ruku. 

Pitao  je  Jefimija  kralju : 
kamo  tebi,  lijepa  djevojko, 
kamo  tebi  Aleksija  sine  ? 
—  Kralje  babo,  ocinjeg  mi  vida, 
kad  je  noöi  polo vina  bila, 
otiso  je  glavom  po  s vijetu , 
kako  med  na  cela  po  c vijetu.  — 

Trazi  njega  Jefimije  kralje 
po  gradovma  i  svjema  palankam, 
nikako  ga  naöi  ne  mogase. 

Kraljske  singe  ka  Kiliku  dosle, 
Aleksiju  tu  su  nalazile; 
iz  ruke  mu  leturgjiju  daju, 
ali  njega  poznat  ne  mogaju. 
Aleksija  kazat  se  ne  scaae.  . 

Tu  je  bio  sedamnaes  godina, 
postio  je  sedamnes  godina, 
ftjem  bozica  u  godini  dana. 

Pocese  ga  poznavati  ljudi 
i  njegovoj  pristupati  ruci. 

Stid  bijase  Aleksija  sina. 
Aleksija  na  noge  skocio 
pa  uzeo  v atrena  vapora  { I  ?) 
pa  poseta  morem  sirokijem. 

Tako  njemu  bog  i  sreca  dala, 
puknula  je  od  neba  fortuna  (?), 
isturi  ga  Ridu  bijelome. 

Progovara  Aleksije  sine : 
Neka,  neka,  milom  bogu  fala, 
kad  ja  dodjoh  roditelju  b  vorne. 

Pa  izidje  uz  bijelu  kulu, 
pa  tu  nadje  roditelja  svoga, 
roditelja  Jeftimiju  kralja: 
—  Molim  ti  se,  slavan  gospodare, 


U  starome  Ridu  (I) 
a  u  Ridu  Jefimija  kralje. 
£ena  mu  se  Jaglajida  zvaie. 
Svilu  i  slato  na  sebi  nosahu  (!), 
a  od  srca  porod  ne  imahu. 
U  boga  bu  mladi  zaprosili  i 
Daj  nam,  boie,  ispuni  zeljenje, 
daji  nama  jednog  nasljednika, 
nasljednika  jedno  cedo  ludo, 
cedo  ludo  ali  musku  glavu. 
Bog  im  dade  jedno  cedo  ludo, 
cedo  ludo  ali  musku  glavu, 
pa  i  njima  ispuni  zeljenje. 
Dovedose  i  popa  i  kuma  (!) , 
pokrstise,  ime  nadjedo»e, 
nadjedose  ime  Aleksije. 
VUe  cedo  od  godine  dana, 
nego  drugo  od  dvije  godine. 

Kad  mu  bilo  dvanaes  godina, 
odoäe  mu  traziti  djevojku 
po  gradovma  i  svjema  palankam. 
Nadjoae  mu  lijepu  djevojku, 
Aleksiji  posvema  priliku. 
Pilav  bio  puna  tri  mjeseca, 
ondar  vakat  od  rastanka  bilo, 
a  mladjence  svede  na  odaju  (?) . 

Kad  je  noöi  polovina  bilo, 
Aleksiji  spavat  se  ne  more, 
ve^  od  zemlje  na  noge  skocio, 
a  otpasa  pojas  nakiöeni, 
a  on  skide  prsten  pozlaceni 
pa  ih  dava  svojoj  zarucnici : 

Naj  to  tebi  moja  zarucnice> 
pa  se  nadaj  suncu  i  mjesecu, 
meni  nikad  za  iivota  svoga. 

Pa  on  skide  bogate  haljine 
a  ni&tatne  obuce  haljine  (?) 
a  za  sebe  nakupi  novaca, 
podje  poljem  dole  niz  jaliju, 
moru  dodje,  sjede  u  galiju. 

Od  neba  je  puknula  fartuna  (?}, 


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Kleine  Mittheilungen 


525 


imades  Ii  kakvu  odajicu, 

da  prebivam  ja  kod  tebe,  kaie  (?), 

ko  sirota  bez  nidje  nikoga. 

D'ako  bog  da  i  sveta  nedilja, 
aho  koga  na  strani  imades, 
da  ga  brie  vidis  u  odiaku.  — 

Jeftimiji  suze  potekose, 
etacu  mu  se  niz  bijelo  lice, 
kano  biser  niz  bijelu  sviiu. 

Progovara  Jefimije  kralje : 

—  0  siroto  bez  nidje  nikoga, 
ja  imadem  ljepu  odajicu, 
radi  boga  i  onog  svijeta, 

1  za  zdravlje  Aleksija  sina 
koji  mi  je  negdje  u  svijetu.  — 

Aleksija  s  njime  beajedase  (?), 
ali  mu  se  kazat  ne  htijase. 

I  dade  mu  l'jepu  odajicu, 
na  odaji  dv'je  sluskinje  mlade  (I), 
da  mu  izmet  eine  na  odaji. 

Tu  je  bio  dvanaes  godina. 
Kad  je  bilo  dvanaes  godina, 
ondar  im  ae  prestavio  sine. 
Od  odaje  vrata  zatyorena. 
Bas  u  jutro  na  vaskrsenije 
uranio  Jefimija  kralje.  — 
Kad  se  sluii  leturgjija  slavna, 
a  dok  nesto  iz  oltara  viknu : 

—  Jeftimija,  slavan  gospodare, 
ti  potrazi  jednog  blagodata, 
poneste  ga  u  bijelu  erkvu.  — 
Jeftimija  sluge  opremio, 

one  traie  po  cjelome  carstvu, 
nikako  ga  naei  ne  mogahu. 
Opet  sluge  erkvi  dolaiahu, 
opet  nesto  iz  oltara  viknu : 

—  Jeftimija,  slavan  gospodaru, 
ti  potraii  u  tvojih  dvorovih, 

ti  potraii  dobra  blagodata, 
poneste  ga  u  bijelu  erkvu. 
Marod  otle  na  noge  skocio, 
eto  ti  jih  u  kraljske  dvorove, 
i  dvorove  svoje  protraiise. 
Nadjoie  onu  odajicu  (?) 
a  u  njojzi  jedna  sirotica. 
Od  odaje  aatvorena  vrata, 


nikome  se  otvoriti  nede. 
Kad  nastupi  Jefimija  kralje, 
sama  mu  se  vrata  otvorise. 
Tu  je  svetao  Aleksije  sine, 
u  ruci  mu  sitnoje  zitije. 
Svak  prifaca  sitnoje  zitije, 
nece  im  se  otvoriti  ruka. 
Dok  nastupi  Jeftimija  kralje, 
sama  mu  se  otvorila  ruka. 
On  prifaca  sitnoje  iitye, 
pa  kad  vidje  tto  mu  knjiga  kaie, 
on  ovako  zadje  besjediti : 

—  0  narode,  moja  braCo  draga, 
dva  su  mi  se  dobra  pridesila, 
prideaila  u  odiaku  mome : 

da  bi  pjevo,  pjevati  ne  mogu, 
da  bi  plako,  plakati  ne  mogu, 
vidi'  moga  Aleksiju  sina! 
To  zacula  ostarjela  majka : 

—  Propustite  mene  staru  majku, 
da  ja  vitlira  blagodata  svoga. 
Propustio  narod  staru  majku. 
Ona  vidje  Aleksija  sina. 
Krajem  njega  pade  na  zemljicu. 
Kako  pade,  nigdar  se  ne  diie. 
Zacula  mu  vjerenica  ljuba: 

—  0  narode,  moja  braco  draga, 
otstupite,  da  ja  prodjem  tamo, 
da  ja  vidim  blagodata  svoga.  — 
Pa  i  nju  su  mladu  propuscali. 

A  besjedi  vjerena  ljubovea : 

—  Jadna  ti  sam  sinja  kukavica. 
od  casa  ti  osU'  udovica.  — 
Dok  je  narod  mlogi  navalio, 
aavikao  Jeftimija  kralje : 

—  Otstupite,  ako  boga  znate, 
da  nosimo  u  bijelu  erkvu. 
Ali  narod  otstupiti  neöe. 

On  prosipa  gotovinu  blago, 
ne  bi  Ii  se  narod  rastupio, 
a  da  nosi  onog  blagodata 
Aleksiju  u  bijelu  erkvu. 
AI  se  narod  otstupiti  neöe. 
AI  zavika  Jefimije  kralje : 

—  A  vi  ajte  u  preb'jelu  erkvu. 
rauleta  je  za  uedilju  dana, 


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526 


Kleine  Mittheilungen 


pa  cjelujte  sveta  blagodata ; 
ondar  demo  u  crk v u  nosi ti . 
Ondar  mu  se  narod  rastupio. 
Odnijese  do  bijele  crkve. 


cjelivase  sveta  blagodata. 
Unidjose  u  preb'jela  crkvu. 
Kako  tada,  tako  i  danaske, 
i  danaa  je  u  bijeloj  crkvi . 


Tu  muleta  za  nedilju  dana, 

Im  Falle,  dass  dieses  Lied  wirklieh  volksthümlich  ist,  kann  man  es  nur 
als  einen  sehr  schwachen  Wiederhall  der  griech.-slav.  Legende  gelten  lassen. 
In  der  That  sowohl  der  altslovenische  Prosatext  wie  auch  die  russische  Dar- 
stellung, in  sogenannten  geistlichen  Versen  abgefaast,  beide  seichnen  sich 
durch  reichlichere  Schilderung  und  einige  wahrhaft  poetische  Momente  aus, 
die  in  diesem  Liede  fast  gänzlich  fehlen  oder  durch  Gemeinplätze  der  serb. 
Volksdichtung  nicht  immer  auf  die  beste  Art  ersetzt  sind.  Aus  der  kirchen- 
slaviachen  Redaction  haben  sich  nur  wenige  Wendungen  erhalten :  raesr*  nep- 

CT6HL  CBOH  MST*  H  nOMCT.  ZÄ&Tb  \  BSCMT.  §  6or&TCTB&  CBOerO  .  .  Bjtfke  BT,  KOpa6.lt ; 

in  Kilik  grad  findet  man  Kilihkhm  wieder,  von  welcher  in  der  Legende  neben- 
bei die  Rede  ist ;  die  merkwürdigste  Parallele  bietet  die  Stelle  oyc^mama 
raac-B  nvh  oixapa. 

Was  Dr.  Krause  seinerseits  Uber  diese  Legende  spricht ,  das  hier  zu 
wiederholen  halte  ich  für  überflüssig,  nur  muss  ich  seiner  Ansicht,  als  ob  die 
Serben  das  Lied  von  den  Bulgaren  überkommen  hätten,  entschieden  wider- 
sprechen: ludo  cedo  und  sitnoje  zitije  sind  noch  keine  Bulgarismen. 

Die  Sprache  bietet  keine  Schwierigkeiten,  nur  das  Wort  muleta,  zweimal 
vorkommend,  das  Dr.  Krauas  durch  IpßoXiafAo*  erklärt ,  würde  ich  eher  mit 
neugriech.  fjtnokeu  (ital.  bulletta)  als  Freipaas  in  Zusammenhang  bringen. 


Im  »Magyar  Nyelvör«  vom  April  d.  J.  steht  ein  Artikel  von  0.  Asboth 
(S.  169 — 171),  welcher  sich  mit  der  von  mir  im  »Literaturblatt  für  genn.  und 
rom.  Phil.«  1886  April  veröffentlichten  Etymologie :  rumän.  mtawn,  -Weih- 
nachten« Christi  jejumum  befasst,  und  zwar  um  sie  als  flüchtigen,  keiner  ge- 
wissenhaften Prüfung  unterworfenen  Einfall  zu  kennzeichnen.  Seine  sehr 
weitschweifigen  nnd  in  wenig  artigem  Tone  gehaltenen  Bemerkungen  beziehen 
sich  nur  auf  Secundäres,  und  enthalten  durchaus  keinen  positiven  Beitrag  zur 
Aufhellung  des  dunkeln  Wortes;  ich  habe  im  Juniheft  des  M.  Ny.  ausführlich 
darauf  erwidert.  Wenn  ich  hier  in  grösster  Kürze  die  Angelegenheit  zur 
Sprache  bringe ,  so  geschieht  es  vornehmlich  in  dem  Wunsche,  seitens  Be- 
rufener und  Unterrichteter  verschiedene  Zweifel  gelöst  und  verschiedene 
Lücken  ausgefüllt  zu  sehen. 


Gegen  die  bisherigen  Herleitungen  des  slav.  kratun  u.  s.  w.  aus  dem  81a- 
vischen  machen  sich  sowohl  in  laut-  wie  in  bedeutungsgeschichtlicher  Hin- 
sicht schwere  Bedenken  geltend,  was  bei  der  von  mir  gebotenen  Herleitung 
des  rumän.  craeüm  aus  dem  Lateinischen  nicht  im  Mindesten  der  Fall  ist. 

Die  Art  der  Verbreitung  und  theilweise  die  der  formalen  Differenairung, 
in  welcher  wir  dies  Wort  bei  den  Slaven  finden,  spricht  mir  ebenfalls  gegen 


V.  Jagii. 


Kr  a  cum  —  korocum. 


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Kleine  Mittheilungen. 


527 


seine  Slavicität.  Wenden,  Polen,  Slovenen,  Serbokroaten  kennen  es,  so  viel 
ich  sehe,  nicht ;  bei  allen  den  Stämmen  aber,  bei  denen  es  vorkommt,  ist  sein 
Gebranch  ein  sehr  eingeengter,  Uberall  erscheint  ein  anderes  Wort  als  die 
herrschende  Bezeichnung  für  Weihnachten. 

In  welchen  räumlichen  und  seitlichen  Grenzen  russ.  Kopoiyai  und  Kapa- 
m  yHT,  auftreten  und  in  welchem  Verhältniss  diese  beiden  von  Dahl  angerührten 
Formen  (vgl.  den  KapaqyaemdM  norocr*  in  Novgorod  noch  im  XVII.  Jahrh.  , 
[Petruszewicz]  Kopoiyrnr-Kpar*,  Ahvon  1876,  S.  9)  zu  einander  stehen,  be- 
darf der  Darlegung. 

Das  huculische  KopoiyHi  (a.  a.  0.  8.  6)  stimmt  lautlich  zum  russischen 
Wort;  begrifflich  nicht  es  ist  »Advent«,  wie  das  alban.  k%rs%nd«U  —  Chrüti 
nataUs).  Man  vergesse  nicht,  wie  reich  das  Huculische  an  rumänischen  Wör- 
tern ist 

Das  kleinruss.  Rcpeuyui  hat  rumänische  Lautfärbung.  Wo  ist  es  im  Ge- 
brauch? Ruthenen  aus  verschiedenen  Gegenden,  die  danach  gefragt  wurden, 
kannten  es  nicht;  in  den  Wörterbüchern  vermisse  ich  es  ebenfalls.  Welches 
ist  die  richtige  Form,  kerecwy  vtüer,  wie  Miklosich  bietet,  oder  Kqpeiym»  Be- 
nepi»,  wie  Petruszewicz?  Bei  den  ungarischen  Ruthenen  soll,  wie  ich  durch 
Vermittelung  des  Herrn  Prof.  Th.  Gärtner  erfahre,  Kpyiyui  eine  ringförmige 
Mehlspeise  bedeuten ,  welche  man  am  heil.  Abend  als  erste  Speise  unter 
gegenseitigen  Glückwünschen  geniesse  (aber  auch  nach  der  Trauung).  Hat 
dies  Wort  etwas  mit  dem  unseren  zu  thun  ? «) 

Auch  wegen  des  slovak.  kracün,  das  die  Wörterbücher  allerdings  ver- 
zeichnen, wurde  vergeblich  an  Ort  und  Stelle  nachgefragt  ;  es  muss  auf  ge- 
wisse Gegenden  beschränkt  sein ;  Miklosich,  »lieber  die  Wanderungen  der 
Rümunen«  S.  23  führt  es  geradezu  unter  den  Lehnwörtern  aus  dem  Rumäni- 
schen an.  Ist  in  dem  Ausgang  der  Form  kracün  (Loosj  etwa  Einwirkung  der 
magy .  Form  kardaony  zu  erblicken  ? 

In  Bezug  auf  das  Vorkommen  des  bulg.  kratun,  das  meine  lexikalischen 
HUlfsmittel  nicht  haben,  besteht  ähnliche  Ungewissheit. 

Ein  serbischer  Ortsname  KraSunisU  beweist  natürlich  nichts  für  das  Vor- 
handensein eines  serbokroatischen  Appellativums  Kraöun.  Noch  weniger  der 
moldauische  Korocjunov  kamen  (rumän.  Cräeiuna) . 

Dass  dieses  Eindringen  eines  rumänischen  Wortes  in  das  Slavische  be- 
fremdlich ist,  will  ich  nicht  leugnen. 

Das  rumän.  a  (*)  konnten  die  Slaven,  welche  ihr  unbetontes  a  aus  rumä- 
nischem Munde  als  ä  hörten,  wohl  durch  a  wiedergeben ;  zudem  kam  gewiss 
irgend  welche  volksetymologische  Einwirkung  ins  Spiel.  Auf  russischem 
Boden  begegnet  sich  unser  Wort  mit  KopOTyH*  »Tod«. 

Hugo  Schuchardt. 


»)  Zunächst  allerdings  nicht,  da  man  Kpy^yira  vom  Verbum  KpynrrH 
drehen  ableiten  kann;  es  ist  übrigens  sehr  wohl  möglich,  dass  man  erst 
nachträglich  den  im  Sprachbewusstsein  verdunkelten  Ausdruck  Kp.m  vu  ?■  in 
dieser  Weise  etymologisirte  und  verständlich  machte.  V.  J. 


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528 


Kleine  Mittheilungen. 


Eine  Notiz  zur  statischen  Mythologie. 

■ 

Um  mit  der  Zeit  den  Weisen  von  der  Spreu  zu  reinigen,  muss  man  zu- 
nächst Alles  fleissig  sammeln,  was  irgendwie  zur  Erforschung  der  slawischen 
Mythologie  beitragen  könnte.  Von  diesem  Grundsätze  ausgehend,  drucke 
ich  hier  eine  Notiz  ab,  die  mir  vor  4  Jahren  der  jetzige  Director  des  Gymna- 
siums su  Kalisz,  Herr  Dr.  A.  Semenovie,  die  Gttte  hatte  mitzuth eilen.  Er 
stiess  nämlich  in  einem  im  J.  1550  gedruckten  polnischen  Büchlein  »Poviesc 
rzeczy  istey  o  zafoieniu  klasztora  na  iysey  gorze«  auf  folgende  Stelle  (S.  2 — t): 
»Na  tym  tet  miesen  (i.  e.  na  rysey  gorze)  byi  koscioi  trzech  b&rwsnow,  kthore 
swano  Lada,  Boda,  Leli.  Do  ktorych  prosci  ludzie  schadzäli  sie  pierwszego 
dnia  Mali  modle,  im  czy nid  y  ofiirowiö.  Tedy  Dabrowka  przerzeezona,  po- 
kaziwszy  ich  botnice ,  kazsii  zbudowäl  koscioi  y  poswieöirf  ku  ezei  y  ku 
chwale  wielebney  swietey  Troyce.«  V.  Jagi6. 


Zum  Aufsatz  *Phüohgie  und  Patriotismus*. 

Im  Athenaeum  Nr.  8 — 9  u.  10  wird  die  Polemik  gegen  die  K.  H.  u.  Gr.  IL 
fortgesetzt.  Ich  will  darüber  später  einmal  ausführlicher  referiren,  nachdem 
ich  die  Stimmen  der  neuesten  Vertheidiger  der  Echtheit  gelesen  haben  werde. 
Mein  Aufsatz  wurde  sowohl  von  Dr.  J.  Gregr  (in  NListy)  als  auch  von  J.  Lepaf 
(in  der  Politik)  einer  Antwort  gewürdigt,  die  an  persönlichen  Ausfällen  eben 
so  reich,  wie  an  philologischen  Gründen  arm  ist.  8o  kommen  wir  freilich  nie 
zum  Ziele.  Schimpfen  heisst  noch  nicht  beweisen.  Statt  irgend  welcher  Ent- 
gegnung lasse  ich  folgendes  «Eingesendet«  abdrucken : 

1)  Das  Format  der  Königinhofer  Handschrift  erinnert  an  das  Format  fran- 
zösischer Handschriften,  die  am  Schlüsse  häufig  zur  Einzeichnung  von 
Familienbegebenheiten  leere  Blätter  haben:  dergleichen  leere  Blätter 
mögen  für  die  Königinhofer  Handschrift  verwendet  worden  sein ; 

2)  die  Verwendung  von  Blattgold  kommt  in  alter  Zeit  nicht  vor; 

3)  der  Schreiber  der  Königinhofer  Handschrift  zeigt  auf  den  ersten  Blät- 
tern eine  gewisse  Unsicherheit,  die  auf  den  folgenden  mehr  und  mehr 
schwindet. 

(Bemerkungen  eines  Kenners  von  mittelalterlichen  Handschriften. ) 

V.  Jagü. 


• 


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Kritische  Bemerkungen  zn  altpolnischen  Texten. 

(Fortsetzung.)  »J 


In  Folge  des  ausgeflossenen  h  ist  Contraction  eingetreten  in: 
Moly  :  Moholi  46.  vgl.  Mooly  id.  100,  256.  Mooli  id.  121.  —  Bethiera  : 
Bethlehem  40  etc.  etc.  vgl.  Bethleem  id.  41.  —  Nazonow^  adj. :  Na- 
hasson  46.  vgl.  Naazon  id.  98.  —  Manath :  Manabath  238.  —  Math : 
Mahath  271.  Matha  id.  275.  —  Marai :  Maharai  242.  —  Zaraia :  Z*~ 
rahaia  235.  —  Saraima  gen.  sing. :  Saharaim  238.  —  Ffyaroth,  Fya- 
roth,  Fiaroth  :  Phihabiroth  58,  126. 

Contraction  nebst  anderen  Lautänderungen  ist  zn  bemerken  in :  Ala : 
Lahela  234.  —  Mabar :  Mibahar  242.  —  Jezihel :  Jebeziel  243.  —  Za- 
del :  Jahaziel  257.  —  Gedera  :  Jehedeia  ibd. —  Roboe  :  Rohobiae  ibd.  — 
Roboia:  Rohobia  256.    Roboyaszowy  adj.  id.  256.  —  Nobat :  Nebahaz 

220.  —  Pet :  Phahath  284.  —  In  Rawel  ans  Rahuel  ist  u>  wohl  =  n. 

12.  h  bleibt  A,  doch  selten:  Heber,  Hebera:  Heber  12,  13.  vgl. 
Eber  id.  ibd.  —  Hur  :  Hur  63.  —  Horm*:  Horma  105,  132.  —  Her, 
Hery  :  Her  119.  —  Herin:  Heran  120.  Heran iczkich  :  Heranitarum 
ibd.  —  Hered :  Hered  ibd.  —  Horreysci:  Horrhaei  133.  —  Hay:  Hai 
166.  —  Habor  :  Habor  221.  —  Ahiezer  :  Ahiezer  99.  —  Rohob:  Rohob 
102.  —  Tehen;  Thehen  120.  Teheniczkich :  Thehenitarum  ibd. 

13.  Nicht  selten  werden  manche  Eigennamen  in  der  Sophienbibel 
mit  h  geschrieben,  während  sie  in  der  Vulgata  ohne  h  erscheinen:  He- 
bal .  Ebal  12.  —  Helon:  Elon  119.  Heloniczkich :  Elonitarum  ibd.  vgl. 
Elenow  a^j.:  Elon  98.  —  Henan:  Enan  127  bis.  —  Heia:  Ela  200, 

221.  vgl.  Ela:  Ela  199.  —  Helym:  Elim  60  bis,  61.  —  Helyas:  Elias 
201,  202.  vgl.  Elyas:  Elias  201.  —  Haylath:  Ailath  267.  —  Har :  Ar 
134.  vgl.  Bar  id.  133.  —  Hyezera  gen.  sing.:  Jezer  119.  Hyezericz- 
kich  :  Jezeritarum  ibd.  —  Hiechelya:  Jechelia  267.  —  Helkana :  Elcana 
234.  vgl.  Elchana  id.  ibd.  bis.  —  Huhel :  üel  288.  —  Johel :  Joel  271, 

»)  S.  oben  S.  113—128. 

Arrbiv  fftr  slaYische  Pkilolofi«.  IX.  35 


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530 


A.  SemeDOvi6, 


288.  —  Natanahel:  Natbanael  288.  —  Fedahel :  Phedael  128.  —  Ys- 
mahel:  Ismael  18,  19,  31  etc.  Yzmahel  id.  288.  Hysmahelowa  adj. 
id.  40.  —  Israhel,  Israhela,  Is  rahein,  Israhely,  Israhelow,  Israhelski  etc.: 
Israel  38,  40,  41,  42,  4C,  80,  136,  137,  139,  140,  147,  158  etc.  vgl. 
Israel  etc.  41,  42,  so,  147,  158  etc.  Beim  vierten  Schreiber  ist  israel-, 
bei  den  übrigen  israhel-  vorherrschend.  —  Adhuram  :  Adaram  12.  — 
Subhael:  Subael  257.  Subhaelowy  adj.  id.  ibd.  —  h  nebst  anderen 
Lautanderungen  ist  zu  notiren  in  :  Halis :  Alns  126  bis.  —  Hesel:  Asel 
238,  240.  Hezelovich  id.  238.  vgl.  Ezeelowi  adj.  id.  240.  —  Haylon: 
Aialon  270.  —  Helebath :  Etzebad  243.  —  Helypheleth:  Eliphaleth 
245.—  Hely :  Eliel  234.  —  Helychech  :  Eliel  275.  —  Heel :  Elia  288. 

—  Helycenay:  Eliloenai  288.  vgl.  Elycenay  id.  ibd.  —  Ruhuhel :  Ra- 
hnel  239.  Elnahen:  Elnaem  243.  —  Adiehel:  Jadiel  236. 

Vergleicht  man  nnn  das  unter  11,  12  und  13  Angeführte  mit  ein- 
ander, so  wird  man  wohl  nicht  irren,  wenn  man  behauptet,  dass  sich  in 
der  Sophienbibel  die  verschiedenen  Schreibweisen  des  Originals  abge- 
spiegelt haben  und  dass  die  entsprechenden  Partien,  sowohl  des  cechi- 
schen,  als  auch  des  lateinischen  Originals  nicht  von  einer  Hand  her- 
rühren. 

14.  In  einigen  Eigennamen  bemerkt  man  gewisse  Zusätze  von 
einzelnen  Buchstaben  oder  gar  Silben,  wobei  auch  verschiedene  Buch- 
stabenänderungen eintreten  können:  a:  Achiel:  Hiel  201.  —  Aaior: 
Sihor  245.  —  Utaya:  Uthai  284.  —  Banya:  Bani  288.  —  Besaya: 
Besai  302.  —  Abiutha:  Abiud  238.  —  Nabaya:  Nebai  301.  —  Seba- 
taya:  8ebethai  288.  —  Amaram:  Amram  46.  vgl.  Amram  id.  ibd.  — 
Meucha:  Methcha  126.  —  GabaeU  gen.  sing. :  Gabeli  323.  vgl.  Gabela 
id.  ibd.  ae  ist  nicht  =  e,  denn  ae  als  Diphthong  ist  nicht  im  Gebrauch. 

—  Ahaio:  Ahio  238.  —  arabathitski :  Arbathites  242.  —  Samaia:  Sa- 
mia  233.  Baraia:  Baria  237,  238.  vgl.  Baria  id.  ibd.  —  Elyasama : 
Elisama  237.  —  Zabyana :  Zabina  288.  —  Baalpharazaym  :  Baalphara- 
sim  246.  vgl.  Baalfar'azim  id.  ibd.  —  Benyamyanowu  a^j.  175.  vgl. 
Benyamyn-  id.  ibd.  —  Baala:  Bala  233.  Balaa  id.  236.  —  Gabaa : 
Geba  297.  —  Baama:  Rama  ibd.  —  Baasan:  Basan  233.  —  Gaad, 
Gaadowy:  Gad  233,  234.  —  Aabramem  instrum.:  Abraham  95.  — 
Saama:  Samaa  252.  —  Baana:  Banaa  238,  240.  —  Abadia:  Obdia 
238,  240.  —  Amatuelow  adj.  :  Bathuel  29.  —  Fellachia:  Pheltia  302. 

—  Adonnyachamowich :  Adonicam  284.  —  Asanaowy:  Asnaa  291.  — 
araoherit8kego :  Arorites  243.  —  Apheldomin:  Phesdomim  241.  —  ad: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  53 1 


Rabaad  :  Rabba  252.  Rabamt  id.  ibd.  —  an  :  Almatan  :  Almath  236.  — 
as,  a-s:  Absut:  Sur  17.  —  Amasias :  Maaaia  303.  Ammziaszm  gen. 
sing.:  Mamsime  268.  Amaziaaza  gen.  =  acc:  Maasiara  279.  Mazaiaeza 
gen.  =  acc:  Maasiam  247.  —  b :  Beti :  Ethi  243,  vielleicht  ans  Hethi. 

—  c :  Celam :  Aelam  301.  —  ch  :  Chahamya  :  Ahava  284.  Tgl.  Ahamya 
id.  285.  Hamya  id.  ibd.  —  Chaylat:  Ahilath  260.  Jeriachu:  Jeriaa 
256.  »eba  ist  hier  Stellvertreter  des  »ho?  —  d :  Adadie  :  Adaiae  263.  — 
e  :  YesraeU:  Israel  100.  vgl.  Israel  id.  ibd.  —  Reeim:  Reia  233.  — 
Elemmovich :  Aelam  296.  —  Sebeia :  Sebia  238.  —  Mezermeh :  Nesroch 
224.  —  g:  Maggedo :  Mageddo  230,  237.  Begogay:  Begoai  301.  — 
g  =  j .  Gezechiel:  Ezechiel  284.  —  ge  —  je  .  Geroboamowa  adj.:  Ro- 
boam  197.  —  g-m  :  Gazam  :  Aza  237.  —  t,  y:  Marima .  Marma  238. 

—  Barach ia  :  Baracha  243.  —  Sobnya  :  Sobna  221.  —  Olydie  :  Holdam 
228.  —  Ezriel:  Ezrel  288.  — Colozmy,  Kolozay :  Cholhoia  291,  302.— 
Joiada:  Joada  238.  —  Hayla  :  Halm  221.  —  Jezechims:  Ezechias  270. 

—  Jmfech :  Aphec  192.  —  Jozimmow :  Ozimn  257.  —  vgl.  Ozimn:  Osimu 
ibd.  —  In  den  drei  letzteren  Worten,  so  wie  oben  in  Gezechiel  ist  »j«  zur 
Vermeidung  des  vocmüschen  Anlautes  vorgesetzt.  —  ym:  z  Raphayma 
pokolenya:  de  Rmphm  Stirpe  252.  vgl.  Raphaymowy  adj.  id.  ibd.  und 
z  rodu  Rmphmymowm :  de  genere  Rmphmim  ibd.  —  io,  yo  :  Jozophonie : 
Sophoniae  234.  Geht  »Joel«  voran. —  Yozephmr:  Sephmr  12. —  ia,  ya: 
Rmfmia :  Rmphm  238.  — FmUymym :  Phalaia  301 .  — w :  Ammzias :  Amasa 
270.  —  k,  c  =  k  :  Tekmm :  Themm  297.  —  Baehaccar  :  Bmcbacar  239. 

—  I:  Smlbmnya:  Smbmnim  301.  —  Achismmelchowm  adj.:  Achismmech 
73.  vgl.  Achismmechowa  77.  —  Baidan:  Bmdmn  237.  —  Cmldemooh: 
Cmdemoth  236.—  Guzbmlml :  Gurbmml  267.  —  m:  ürim:  üri  288.  Geht 
Bellum,'  Tellern  voran.  —  Durmm :  Durm  336.  —  Abymm :  Abim  234.  — 
Osmm,  Ozmm:  Ozm  227.  —  Neptmlym:  Nephtmli  40,  43,  198,  235. 
Neptalimowich  adj.  id.  98.  Neptmlimowm  id.  99  etc.  —  Samma  :  Smmm 
238.  —  Ammon  :  Hmmon  236.  —  m-e  :  Samuel :  Saul  179.  —  n  :  Onon  : 
Ono  238,  297.  —  Dennon :  Benno  257.  —  Addonowy  dmt  sing. :  Eddo 
284.  vgl.  Edodovy  id.  ibd.  —  Anmnym:  Anmim  302.  —  Rmryndym, 
Rmphyndym :  Rmphidim  63,  65.  vgl.  Tfrafymdym  id.  63  und  Rafidim  id. 
126.  —  Sunnrnm.  Sunmm  191.  —  Johannmn:  Johmnmn  234.  —  Bonni: 
Boni  235.  —  Bmnny :  Vmnim  288.  —  Odonym :  Odmim  301.  —  Euflrmten- 
skyey  :  Ephrmtme  41.  vgl.  do  Effrmtmm :  Ephrmtmm  ibd.  und  ku  Ef raten, 
do  Efratan  id.  40.  Hingegen:  do  Eu traten,  podle  Eufrmten:  ad,  iuxta 
Euphraten  17,  282.  —  przed  Mmnmssen  instrum.  sing.  42.  Mmnmssen 

35* 


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532 


A.  8emenovic, 


acc.  sing.  41,  278.   Manaaen  gen.  Bing.  279.  Manassena  gen.  sing.  41, 
42.  Manassenowy  dat.  wog.  42.  Manassenowy*  adj.  ibd.  In  Vulg.  überall 
Manasse  und  278  Manassen.  vgl.  Manases  nom.  sing.  278  nnd  Manaae- 
Bowy  adj.  45.  vgl.  auch:  Rapaacena  gen.  sing.,  Rapaacenowy  dat.  sing.. 
Rapsacenowa  adj.  221,  222,  223.  Rabsacen  und  Rapaaces  nom.  sing.: 
Rabsaces  22 1 .  —  ne :  Jordanenem  :  Jordanem  174.  —  non :  pozarl  Arnon 
Moabitskioh  y  przebiwacze  nawiasze  Arnon :  devoravit  Ar  Moabitaram  et 
babitatores  excelsorum  Arnon  113.  —  o  :  Moosa:  Mosa  238.  —  carome- 
litski :  Carmelites  242.  —  Oddoar  :  Addar  238.  —  r :  Machyrowa  adj. : 
Machi  1 02. — Samarias  :  8amaias  243. — Noorari :  Naarai  242 .  vgl.  Noorai 
id.  ibd.  —  s :  Zebediaa :  Zebedia  284.  —  Judas :  Juda  288.  —  Rafayas : 
Rapbaia  291.—  Fateyas :  Pheteia  257.  —  Yaaaris:  Isaari  257.  —  Dos- 
bora :  Debora  40. —  Sopbeth  :  Ephod  128.  — Manales  :  Manasse  1 1 9  bis. 
vgl.'Manasovi  adj.  120.  —  Asser:  Azer  292.  —  Assem  :  Hasem,  Hessay : 
Besai,  Pbessaa:  Phasea  297.  —  Jessem :  Gezem  297.  —  Sissara:  Sisara 
ibd.  —  Ssus :  Sur  240.  —  ssa:  Abyssa :  Abi  221.  —  t  :  Marath :  Mara 
60  bis.  vgl.  Mara  id.  ibd.  —  Masphat,  Masfat:  Maspha  173,  175.  — 
Sochot:  8ocbo  270.  —  Metathet:  Methatha  288.  —  üratha:  ürai  236. 

—  Samaritea  a  Amatia :  Samaraeum  et  Amathaeum  12 .  —  Kalatynyech : 
Chalanne  11.  —  Betbay:  Bebai  284.  vgl.  Belbaiow  adj.  id.  ibd.  — 
Betsay:  Besai  297.  —  Betsechat:  Besecath  227.  —  u:  Juerusalema 
gen.  sing.:  Jerusalem  273.  —  z:  Arizel :  Ariel  284.  —  sin  Zamri :  filius 
Amri  291.  —  za :  Azaziza:  Aziza  288.  —  Azariasow:  Araia  291.  — 
Azarowa  adj.:  Araas  228. —  Yozaphat,  Jozephat:  Japbeth  8,  9,  11  bis. 
vgl.  Yapheth  id.  7.  Yafet  id.  11  bis.  Jafeta  gen.  sing.  tl.  Yofetowa 
adj.  12  id.  Ifatowi  adj.  id.  11. 

15.  Man  vermisst  einzelne  Buchstaben  und  Silben,  wobei 
auch  gewisse  BucbstabenÄnderungen  eintreten  können :  a :  a  Sannoch : 
et  Asarmoth  12.  —  sina  Mazay:  filii  Amasai  234.  —  od  Betsymon  az 
do  Betsotym:  de  Bethsimoth  usque  ad  Abelsatim  127.  —  do  Semona: 
ad  Asemona  ibd.  vgl.  z  Elemona :  de  Asemona  ibd.  —  Kariatym:  Ca- 
riathaim  236.  —  Ebyzab :  Abiasaph  46.  —  Elizaf:  Eliasaph  99,  100. 

—  Almoth:  Alamoth,  Aylon:  Aialon,  Michel:  Michael  238.  —  Huri: 
Hurai,  Azbi :  Asbai  242.  —  Amasy.  Amasi:  Amasai  234,  235.  — 
Azia:  Asaia  228.  —  Azie :  Asaiae  ibd.  .—  Basie:  Basaiae  235.  — 
Dalyau:  Dalaiau  257.  —  Banyas .  Banaias  275.  —  Endado w  adj. : 
Enadad  292.  —  Odya:  Odaia  301.  —  Elysu:  Elisua  245.  —  Kanaan: 
Chanaana  207.  —  Johannow,  Johanowa:  Johanan  263,  270.  —  Yzar: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  533 


Isaar  256. —  Masia.  Maasia  298.  —  Mazaau  :  Maaziau  257.  — Thara: 
Tharaa  238,  240.  —  Achymas  :  Achimaas  180.  —  Balaamoui  dat. 
sing. :  Baalim  269.  —  Nemam:  Naaman  238.  —  Ytalla :  Jahala  297. 

—  Etay :  Echaia  302.  —  Amany  :  Hanania  ibd.  —  ad :  Benadowy  dat. 
sing. :  Benadad  198.  vgl.  Benadab  id.  ibd.  —  a—da:  Bynab:  Abina- 
dab  240.  —  b:  Abynada  gen.  sing. :  Abinadab  240.  —  Zamri :  Zam- 
bri  200.  —  Aio:  Abio  238.  —  ba:  Jeher:  Jebabar  245.  —  c:  Elaya: 
Celaia  288.  —  ch  :  Roob :  Rochob  236.  —  Aykam:  Achicam  228.  — 
Thana :  Thanach  237.  —  cha  :  Joas  :  Joachaz  279.  —  che :  meratitski 
Mecherathites  242.  —  d:  Gedel:  Geddel  297.  —  Aby:  Abdi  235.  — 
de :  Her :  Heder  238.  —  e :  Serebya :  Serebeia  301.  —  Geramel :  Jera- 
meel  191.  —  Belmeon:  Beelmeon  233.  —  Azbya:  Hasebia  301.  — 
es:  Isni:  Jessni  TM.—  eth:  Lech,  Lecba  (nom.  sing.) :  Leheth  255  bis. 

—  g:  Aga:  Agag  182.  vgl.  Agad  id.  ibd.  —  ha.  Sabyasza  gen.  = 
acc.  :  Haaabiam  285.  vgl.  Jabyasza  id.  284.  —  hoch — t:  Amon :  Ha- 
chamoni  241.  —  he:  Zechi:  Hezeci  238.  —  t:  Saar:  Isaar  234.  — 
Zachor:  Issachar  40,  43.  vgl.  Izachar  id.  43.  —  Adihel :  Jadihel  236. 
vgl.  Adiel  id.  ibd.  —  Amra:  Jamra  237.  —  Ether:  Jether  ibd.  Elyel: 
Jehiel  284.  —  Asar:  Jeser  236.  —  Ayel:  Johiel  288.  —  Ozeliczki : 
Ozielitaa  100.  —  Salmas.  Salmias  288.  —  Seleman :  Selemiau" ibd.  — 
Jamne:  Jabniae  267.  —  Jahel :  Jahiel  271.  —  Bennn:  Bennni  292.  — 

■ 

Belga:  Belgai301.— Elioena:  Elioenai  238.  —  k :  Aknb:  Accub  297. 

—  /:  Fatiel:  Phaltiel  128.  —  Amytha:  Amital  232.  —  Gaal :  Galal 
239.  vgl.  Galal  id.  ibd.  Ola:  Olla  237.  —  Maceloth:  Macelloth  238. 
vgl.  Machaloth,  Macheloth  id.  240. —  Gaad:  Galaad  233. —  Mechizue: 
Melchisna  240.  —  Yeday:  Jedlaph  26.  —  m:  Hereow:  Herem  291. — 
Aram:'  Amram  234.  vgl.  Amram  id.  ibd.  —  Balaa:  Baalam  236.  — 
Emer:  Emmer  239.  vgl.  Emara  id.  297.  —  Semoth :  Sammoth  242.— 
Amind,  Amynd:  Ammiud  237,  239.  —  Sama:  Samma  182,  233.  — 
Jethremon :  Gethremmon  236.  —  Amonyczski:  Ammanites  265,  290, 
291.  —  ma  :  Sematha  gen.  sing. :  Semmaath  265.  —  n  :  w  Ayocye: 
in  Naiot  184.  s  Ayot  185.  vgl.  w  Nayot  id.  ibd.  —  Dodaym  :  Dodanim 
It.  —  Getön:  Genthon  301.  —  Banny :  Bannni  296.  —  Nenuy :  Ben- 
nni 301.  —  Boni:  Bonni  239.  —  Beennon:  Benennom  278.  —  Fado: 
Phadon  297.  —  na :  Chana:  Chanana  236.  —  Mahaym :  Mahanaim  36. 

—  ne.  Canayskym :  Chananaeis  39.  —  no  :  Ffaraowyma  adj.:  Pharaonis 
44.  —  o:  Lebna:  Lebona  175.  —  Mochri:  Mochori  239.  —  ph:  8e- 
tanow:  Sephthan  128.  —  r:  Aoer:  Aroer  233.  —  *:  Achar:  8achar 


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534 


A.  Semenovid, 


242.  —  Abayma  gen.  sing. :  Sabaim  297.  —  Samari:  8amsari  238.  — 
Aryel:  Asriel  120.  —  Aryeliczkich :  Asrielitarum  ibd.  —  Jesei :  Jesesi 
233.  —  Mafa:  Maspha  2,91.  vgl.  Maswaid.  ibd.  —  Mephat:  Misphat 
15.  —  Phasor:  Phassur  239.  —  Metfya:  Megphias  302.  —  sa:  Ely- 
phata  gen.  sing. :  Elisaphat  263.  —  Azonthamar .  Aaasonthamar  15.  — 
so:  Nabuchodonor:  Nabuchodonosor  283.  vgl.  Nabuchodonozor  id.  ibd. 

—  sit:  Tala:  Suthala  237.  vgl.  SathaTa  id.  ibd.  —  sze:  Moyszewy  dat. 
sing. :  Moysi  46.  Sonst  Moyszeszewy.  —  t:  Sopha:  Saphat  233.  —  io 
nephatitski:  Netophatites  242.  vgl.  netophatitski  id.  ibd.  —  u  Odia: 
Oduia  239.  —  Aswa:  Hasupha  297.  —  z:  Bethamoth:  Bethazmoth 

297.  —  Eriel:  Ezriel  234.  —  Berelaymova :  Berzeilai  297.  vgl.  Berze- 
laymovich  id.  ibd.  —  za:  Jedab:  Jezadab  243.  —  ze.  Fereycskich: 
Pherezaeis  260. 

16.  Einzelne  Buchstaben  sind  oder  scheinen  verwech- 
selt zu  sein:  a  :  e:  Yactan :  Jectan  12  ter.  —  Pharezeyska: 
Pherezaeos  17.  —  Rebaka:  Rebecca  26.  vgl.  Rebeca,  Rebeka  id. 
28,  29.  —  Malech:  Melech  240.  —  Adramalech:  Adramelech  220. 
Abimalech,  Abimalecho  wa :  Abi  melech  171.  vgl.  Abi  melech,  Abi- 
melechowj*  id.  ibd.  Achimaleoh :  Ach i melech  187.  vgl.  Achime lech 
188.  Achimelechn  187.  —  Estamo:  Esthemo  235.  —  Naffeg:  Ne- 
pheg  46.  —  Elyazer:  Eliezer  256,  288.  Eiiazar,  Elyazar:  Eliezer 
64,  256.  vgl.  Eleazarowy  adj.  id.  256  nnd  Eleazar:  Eleazar  ibd.  — 
Salomyt:  Selomith  284.  —  Jaddu:  Jeddn  288.  —  Marimnth:  Meri- 
muth  292.  —  Samayaszowa  adj.:  Semaiae  295.  —  Sarabyä:  Serabia 

298.  —  Banaya:  Banea  288.  —  Sechanyasowich :  Seoheniae  284.  vgl. 
Seohenyasowich  id.  ibd.  —  Gazara:  Gazera  246.  —  Abyal:  Abiel  242. 

—  Saga:  Sage  ibd.  —  Fehlt  Äunda:  e:  Aber:  Heber  120.  Abe- 
ryczkich:  Heberitarum  ibd.  —  Apher:  Hepher  242.  —  Ath:  Heth  26. 
vgl.  Eth:  Heth  ibd.  —  e  ;  a:  Medianskey:  Madianitidem  118.  vgl.  Ma- 
dyanskimi,  Madyanska,  Madyanskego,  Madyansci  id.  ibd.  —  Gesa, 
Gessa,  Jesa.  Jasa  134,*  173,  236.  —  Sebarim:  Sabarim  166.  —  Achy- 
noem:  Achinoam  190.  —  Nabeiowa  adj.  :  NabaP  ibd.  —  Belzabub 
Beelzebub  209.  vgl.  Beizebub  id.  ibd.  —  Sephan:  Saphan  237.  —  Me- 
raioth:  Maraioth  239.  —  Semma:  Samma  243.  —  Elamouich:  Alam 
284.  —  Beny :  Bany  288.—  Feros:  Pharos  301.  —  Zoer:  8oar  46.— 
Eleza:  Elasa  238,  240.  —  Soem :  8oam  257.  —  Aden:  Adan  284.  — 
Zabet,  Zabed:  Zabad  288.  —  Beisem:  Belsam  296.  —  Semeya:  Se- 
maia  292.  —  Melchisue :  Melchisua  238.  Melchizue  id.  240.—  Japhie: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  535 

Japhia  245.  —  Fehlt  h  und  e  .  a  Meeleth:  Maheletb  31.  —  Ane- 
nyovy :  Hanani  296.  —  Aaredon  :  Asarhaddon  224.  —  a  :  e  and  e  :  a : 
Bale:  Belm  120bis,  236.  Baleniczkich :  Belanitarum  120.  —  Besameth : 
Basemath  40.  Bethsameth  id.  ibd.  —  e  :  a  und  a  :  e:  Mezelameth: 
Messalemeth  227.  —  a  :  e  und  ch  :  s:  Bethaameoh:  Betbsemes  235.— 
a  .evnäm  m:  Racem  :  Recen  237.  —  a  :  e  und  r  :  /:  Jahier:  Jehiel 
243.  —  a  :  e  und  t :  r :  Phatezeus :  Pherezaeus  14.  —  Fehlt  h,  a  :  e 
and  t :  c:  Azetia:  Hezecia  302.  —  a  :  «,  m  :  im  nnd  r  :  6:  Samaar: 
Sennmab  15.  —  e  :  a  and  e  :  g  :  Ezeadowich  :  Azgad  284.  —  e  :  a 
und /:  t:  Efer :  Ater  297.—  0  :  a  und  1:0:  Deberith:  Dabereth  236. 

—  e  :  a  und  m  :  n  :  Tepaam:  Thapaan  217.  —  e  :  a  nnd  p  :  ph  .  8e- 
repti  gen.  sing. :  Smrephta  201.  Tgl.  Sarepti  id.  ibd.  —  ah.  Joaa : 
Joah  234,  238.  —t:*:  Machmas  :  Maohmis  1 79.  —  a  .  i  u nd  a  .  e  : 
8amaron  :  8imeron  236.  —  a  :  %  nnd  r  :  ar:  Adorowa  adj. :  Idox  330. 

—  I  :  m:  Aziaazoui  dat.  sing. :  Aaaae  280.  —  a  :  o  :  Masoch :  Mosoch 
11.  —  Adollam:  OdoUam  188.  —  Mazerot :  Moseroth  126.  —  Sabi 
gen.  sing.  :  8oba  251.  —  Abdanowy  dat.  sing. :  Abdon  280.  —  Mera- 
nathiezski:  Meronathites  291.  —  Fehlt  h  und  a  :  o  :  Chadorlaomor : 
Chodorlahomor  15.  vgl.  Chodorlaomor,  Chodorlaomorowy  ibd.  —  Nae- 
stha:  NohesU  231.  —  a  :  o  und  b  :  d  Sabab  :  Sobad  245.  —  a  :  0, 
c  :  ch,  o  :  e:  Faeerot:  Fhoohereth  297.  —  0  :  a:  Pharon.  Pharan  24. 
fgL  Pharan  id.  102,  130.  —  Athod:  Atad  44.  —  Monaaxowich:  Ma- 
nasse  97...  vgl.  Manassowich  99  etc.  —  poleatynskyey :  Paiaeatinorum 
2 5 bis.  Volksetymologie?  —  Geroboal:  Jerobaal  17  1.  —  Nabotowa  adj. : 
Nabat  218  bis,  219.  vgl.  sonst  Nabatowa.  —  Sophan:  Saphan  233.  — 
Moloch:  Moloch  235.  —  Laadon :  Laadan  237.  —  Josiel:  Jaaiel  243. 
Josiel  id.  ibd.  —  SanaboUt:  Sanaballat  290.  vgl.  Sanabalath  id.  291. 

—  Fehlt  h  und  o  :  a  :  Ozia :  Hazia  303.  —  o  :  a,  n  :  m:  Aron  : 
Aram  12.  vgl.  Aram :  Aram.  —  0  :  a,  r  :  n  :  Aohor:  Achan  166. 
Achor,  Achora,  Achorovi :  Achan  167.  vgl.  Achor :  Achor  ibd.  —  a  :  Ii : 
Ffatyel :  Phuthiel  47.  —  Dariasza,  Darias*  gen.  sing. :  Darii  304.  vgl. 
Daria  id.  nnd  Darius  nom.  aing.  ibd.  —  Saba  :  Suba  260.  —  Fehlt 

a  :  u,  a  1  •:  Arafates .  Hamphitea  243.  —  Fehlt  h,  u.a.  Asebiu  : 
Hasebia  239.  —  aa  .be  .  Asaal :  Asbel  238.  —  am  :  ni:  Baam :  Bani 
298.  —  ay  :ae  :  Ciynayska:  Cinaeoa  17.  —  Cenezayska.:  Cinezaeos 
ibd.  vgl.  Cetmoneyska :  Cedmonaeos  ibd.  —  Amorreyska :  Amorrhaeos 
ibd.  —  b  :  c :  Elyaba  gen.  aing. :  Eliae  182.  —  b  :  d:  Elidab .  Einlud 
128.  —  Benadap  :  Benadad  198,  203.  —  d  :  b :  Oddias:  Obdias  301. 


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536 


A.  8emenovi6, 


—  b  :  e :  Arib :  Arie  218.  —  b  :  h  :  Abira:  Abira  99.  —  Abyezer : 
Abiezer  243.  —  b  :  Ä,  a  :  e :  Abimalech :  Ahimelecb  256.  vgl.  Achi- 
melech  id.  257.  —  b  :ht  d  :  l:  Mezezebedowa  :  Mesezehel  291.  — 
b  i  l :  Ebul :  Elul  296.  —  /  :  b :  Lzbaal :  Isbaab  257.  —  Lebay :  Bebai 
288.  —  b  i  phi  Abyasab :  Abiasaph  234.  —  ph  i  bi  Calepb  :  Caleb 
103.  —  Nadaph:  Nadah  238.  —  Achitopb :  Achitob  239.  —  b  :  r: 
Baaya:  Raaia  297.  —  Fehlt  h,  b  :  r:  Boob:  Rohob  301.  — -  b  :  r, 
m  :  n :  Bazim :  Rasin  297.  —  3  :  t> :  8abe :  Save  16.  vgl.  Sabye  id.  15. 

—  ba  :  e,  c  :  ch  :  Bazech  :  Esec  238.  —  be  :  :  Abezes :  Aphses 
257.  —  be  :  r,  y  :  et:  Beemya:  Rcmcia  288.  —  by  :ma.  Abyzai : 
Amasai  243.  —  c  :  ch :  Coneniaa :  ChoneniaB  247.  —  Celmon:  Cbel- 
mon  329.  —  Melec:  Melech  238.  —  Zecri :  Zechri  239.  —  Camowy 
adj . :  Cham  11.  —  Cananeus  :  Chananaens  14.  vgl.  Chananeus  id.  1 4  etc. 

—  Cananytszczi :  Chananaei  12.  —  Canaan  .  Chanaan  1 1, 12.  vgLCha- 
naan  id.  11,  13  etc.  Kanaan  id.  14,  38  etc.  —  Carmi:  Charmi  119. 
vgl.  Karym  id.  46.  —  Kaselonow  adj. :  Cbaselon  128.  —  Mykol :  Mi- 
chol  180.  Mycol  id.  184.  —  Okranow  adj.:  Ochran  99.  —  Jokabet: 
Jochabed  121.  —  Fehlt  h  und  c  ich:  Acelay :  Hachelai  301.  — 
c  :  ch,  t  :  c  :  CartamyB :  Charcamis  282.  —  ch  :  c  :  Machelot :  Maceloth 
126.  —  Elyachim :  Eliacim  221.  vgl.  Elyachym:  Eliakim  283.  —  Ja- 
chim  :  Jacim  256.  vgl.  Joachim :  Joakim  231,  232.  —  Ezrichama  gen. 
sing. :  Ezricam  269.  —  Klchan^  acc.  sing.  :  Elcanam  ibd.  —  Cheyle: 
Ceilae  gen.  sing.  292.  vgl.  Cheyla:  Ceilae  id.  ibd.  —  Chaynan:  Cainan 
6.  —  Chariathaym:  Cariathaim  15.  —  Chamnela  gen.  sing.  :  Camnel 
26.  —  Chore:  Core  40,  46,  106,  119,  234.  vgl.  Cchore  id.  46.  — 
Chaat:  Caath  234.  vgl.  Caat  id.  ibd.  —  Chalyta:  CaUta  288.  —  8a- 
doch:  Sadoc  234.  —  Yaboch .  Jaboc  37,  173.  —  Amalech :  Amalec 
63,  103.  Amalechowy  dat.  sing.  63.  —  Jozedech :  Josedec  234.  — 
Enachovi  dat.  sing.:  Enac  102.  Enachow  adj.  id.  103.  Enachowa, 
Enachovi  adj. :  Enacim  132,  133.  —  Bai  ach  .  Balac  113.  Balachowa 
adj.  id.  114.  Baalachbvi  dat.  sing.,  Baiaach  nom.  sing.  id.  ibd.  vgl. 
Balakn  voc.  sing.  116.  Balakovi  dat.  sing.  116,  117  bis.  Balakowi 
dat.  sing.  115.  Balaak  115  bis,  1 1 6  quinquies,  117,  118.  Balaaka 
gen.  sing.  115.  Balaakovi  dat.  sing.  ibd.  Balaag  114  —  alles  =  Ba- 
lac. —  Bochru:  Bocru  238.  —  Nechoda:  Necoda  297.  —  Bercbos: 
Bercos  ibd.  —  Sochod .  Socoth  56,  57.  8ochoth  id.  38.  —  Sochot : 
Soccoth  126.  —  Fehlt  /<,  chic:  Elech :  Helec  120.  —  Eichia :  Heida 
298.  ,  Elchie :  Helciae  221.  —  Elchias  :  Helcias  234,  280.  —  Ezechia- 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  537 

sowa  adj.  :  Hezeciae  297.  —  ch  :  c,  n  :  m :  Ezrichan  :  Ezricam  23S.  — 
c  :  g :  Nafec  :  Nafeg  245.  —  c  :  h :  Jecus  :  Jehus  238.  —  Canan :  Ha- 
rlan ibd.  —  h  :  c.  r  :  s  :  Akhurowa  adj.  :  Haccas  292.  —  c  :  t  :  8afa- 
cia  :  Saphatia  297.    Safacye :  Saphatiae  284.    Zafacyova  adj.  id.  302. 

—  t  :  c :  Äffet :  Aphec  204.  —  Azbotow  :  Azboc  292.  —  t  :  c,  e  :  o  : 
Tores:  Oeros  297.  —  th  :  c,  m  :  m :  Mathemana  gen.  sing. :  Maceniam 
247.  vgl.  Macenyas  id.  ibd.  —  t  :  c,  o  :  a :  Getmaon :  Jecmaan  257.  — 
t  :  cc  :  Atozowa  adj. :  Aecos  297.  —  cz  :  8 :  Czynea  gen.  sing. :  Sinaeum 

12.  —  ch  :  b  :  Sechenya :  Sebenya  301.  —  ch  :  b}  b  :d:  Achebouich : 
Abed  284.  —  ch  :  g  :  Phalech  :  Phaleg  12,  13.  Phalecha  gen.  sing.  id. 

13.  —  Saruch  :  Sarug  ibd.  —  8ycyelech :  Sicelcg  190.  —  ch  :  hi .  Je- 
chel:  Jehiel  233.  —  ch  :  k,  ch  :  d  :  Chasech :  Cased  26.  —  ch  :  k, 
m  :  n  :  Tnbalchaym :  Tubalcain  6.  —  ch  :  r :  arachitski :  Ararites242. 

—  ch  :  s,  ch  :  c  :  8echach :  Sesac  197,  238.  vgl.  Sechat  id.  238.  — 
ch  .  8,  t  :  8 :  Sechat :  8esac  238.  —  ch  :  t :  Chelmon :  Telmon  297.  — 
Machania :  Mathania  239.  —  Achayas  :  Athaias  303.  —  Fehlt  h  und 
ch  :  th :  Naach :  Nahath  234.  —  Achil :  Hatil  297.  —  t  :  ch  :  Tamos  : 
Ohamos  113,  173,  229.  —  Metatovich  :  Machati  135.  —  Beter .  Becher 
120.  —  Betericzkich :  Becheritarum  ibd.  —  Farnatow  adj.  :  Pharnach 
128.—  Telyon:  Chelion  176.—  Otozias:  Ochozias  208,  209.  Joatas: 
Joachaz  211,  230  bis.  Jezmathias :  Jesmachias  275.  —  Talal:  Chalal 
288.  —  Zatay :  Zachai  292.  —  Sophat :  Sophach  251 .  —  Mataa :  Maa- 
«ha  21 8.  —  Atobar  :  Achobar  228.  vgl.  Atogor  id.  ibd.  —  t :  ch,  n  :  z : 
Joatanowu  adj. :  Joachaz  266.  Joathanow  id.  267.  —  cht :  cce  :  Achiz : 
Accea  242.  —  eich  :  arc :  Delchon :  Darcon  297.  —  d  :  g :  Gaddad : 
Gadgad  126.  —  g  :  d  \  Azgag  :  Azgad  301 .  —  dir:  Adadezer :  Ada- 
rezer  250,  251.  —  r  :  d  :  Garerothitski :  Gaderothites  243.  —  d  :  /, 
e  :  a  Dobyesz  290,  291,  292,  293,  295.  Dobyesza  gen.  sing.,  Do- 
byeszowy  dat.  sing.  295.  vgl.  Tobias  ibd.  —  dz  \  88  :  Gedzuri  :  Gessuri 
191.  —  e  :  i:  Ozee :  Oziae  218.  —  Aser :  Asir  234.  —  Sobochae : 
ßobochai  252.  —  e  :  t,  •  :  r  :  Bebai :  Ribar  242.  —  e  :%,<>:  u:  Edom- 
sci :  Idumaea  25 1 .  vgl.  Edom :  Edom  ibd.  —  y.e:  Elyazara  gen.  sing. : 
Eleazar  46.  vgl.  Eleazar  47.  —  Sychem  :  Sechem.  —  Fehlt  h  und  i.e  : 
Gion :  Gehon  3.  —  ea  :  ie :  Eleazara  gen.  sing. :  Eliezer  284.  —  ec  :ie  : 
Echus :  Jehus  238 .  —  cd  :  ach  :  Ared :  Arach  11.  —  ey  :  u  :  8eyr :  Sur 
212.  —  et  :  w :  Naphei :  Naphis  233.  —  el  .  z :  Elechri :  Zechri  238. 
vgl.  Zechri  id.  ibd.  —e.o:  Eschel :  Eschol  16.  vgl.  Eschol  id.  ibd.  — 
Beteron  .  Bethoron  236, 237, 260bis.  —  Beterona  gen.  sing.  id.  266.  — 


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538 


A.  Semenovic, 


Fegor :  Phogor  116,  118,  158.  —  8emer:  Somer  214.  —  Nega:  Noga 
245.  —  Eiielow  a<y. :  Oiiel  257.  —  Farexow :  Pharoa  292.  Phawao- 
wioh  id.  284.  Farezovich  id.  288, 296.  —  Seferet :  Sophereth  297.  — 
Fehlt  h  und  e  :  o  :  Elenow :  Helon  98.  —  Edes :  Hodes  238.  —  e  :  o 
und  0:4:  MesolUmoth :  Mesollamith  239.  —  e  :  o,  t  :  c:  Sehet :  So- 
bec  302.  —  0:0:  Sodada :  Sedada  127.  —  Natanmoloeh :  Nathanme- 
lech  229.  —  Bochor  :  Bechor  236.  —  Jomna :  Jemna  237.  —  Farato- 
nyczski :  Pharatenites  242.  —  Moeolam  :  Mesollam  288.  —  Sebonya  : 
Sebenia  301.  —  Fehlt  A,  0  :  0:  Oxiel :  Hesiel  255.  vgl.  Oliel :  Oaiel 
256.  —  Efforowa  adj. :  Hepher  121.  vgl.  Effer:  Hepher  120.  —  0  :  n : 
Sebuel :  Subuei  256.  —  f  :  b  :  Kalefowi  dat.  sing. :  Caleb  235.  — 
Elyaaif :  Eliasib  288.  Elyazifa  gen.  sing.  id.  292.  —  /  :  Ä  :  Fadaya- 
szowa  adj. :  Hadaia  227.  —  /  :  h,  n  :  m  :  Snfan :  8nham  120.  —  Su- 
faniczkioh:  Snhamitarnm  ihd.  vgl.  Sunamiczczi :  Snhamitae  ibd.  — 
Fehlt  h  und  /  :  p  :  Offa  :  Hoppha  257.  —  /  :  1 :  Sarafar  :  Saraaar 
224.  —  Refa:  Ressa  126  big.  Efer:  Eier  237.  —  Fehlt  h 

nnd  /:  *:  Afyr:  Haair  302.  —  g  :  ch:  Maog:  Maoch  190.  —  $  :  t: 
Ga«er .  Jazer  IIS.  — iig\  Raies :  Rages  320.  vgl.  sonst  Rages  id.  — 
Jera:  Gera  238  bis.  —  Jedeonow:  Gedeonis  99.  —  Jerson :  Gereon 
100.  Jersonovi  adj.  id.  ibd.  vgl.  Gersona  gen.  sing.  id.  ibd.  —  Fehlt 
h  nnd  ge  .  ia  .  Geyel :  Jahiel  281.  Geyelow  adj.  id.  284.  —  g  :  «; 
Aga :  Aza  297.  —  z  :  g,  r  :  z  :  Zamro :  Gamzo  270.  —  h  1  I:  Jahel : 
Jalel  1 19.  —  Jaheliczkich  :  Jalelitarum  ibd.  —  l  :  h  :  Thalat :  Thahath 
237.  —  h  :  s  :  Hed :  Seth  117.  —  s  :  h:  Aser:  Aher  236.  —  t  :  *: 
Jeera :  Beera  233.  —  y  :  U :  Phylystvm  :  Philisthiim  267  etc.  —  t  :  0 : 
Isbaal :  Esbaal  238.  —  Jernsaiymskim :  Jerusalem  273.  Sonst  -em-.  — 
y  :  0 :  Tdnxnsky  :  Edom  267.  —  y  1  0,  n  z  m :  Sycheniczkich  :  Seche- 
mi tarum  120.  vgl.  Syehem :  Sechem  ibd.  —  t  :  gy  n  :  m :  Jersonowich : 
Gersom  271.  —  •  :  g,  u  :  0  :  Jednr :  Jedor  238.  —  i:  h:  Jezechiel : 
Heseehiel  257.'  —  •  :  /:  Jael:  Lael  100.  —  y  :  l:  Taabyn :  Laabin 
12.  —  i :  t'i  Madal :  Madai  11.  —  Josala :  Josaia  243.  —  /  :  j  :  Na- 
baloth:  Nabajoth  31.  —  1  :  0  1  Arith :  Arod  238.  —  y  :  o:  Gerimyt: 
Jerimoth  256.  —  t  :  r  j  Heimon :  Hormon  234 :  »as  do  Baal,  Heimon  a 
Sanir  a  gori  Ermon«.  —  y  :  r :  Seiney :  Semer  200.  —  r  :j  :  Naba- 
roth:  Nabajoth  40.  — t:  w:  Eliaai:  Eluzai  243.  —  u  :  t:  Asnr:  Aair 
234  bis.  —  Elyasub:  Eliasib  288.  —  Senaehemb:  Sennaeherib  221. 
Senachernbye  loc.  sing.  id.  224.  vgl.  Senacherib  224.  Senacheribowa 
223.  —  Adnnovich:  Adin  296.  —  t  :  a:  Jachar.  Zacharias  257.  — 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  539 


i  :  z,  e  :  a  :  Jabeth :  Zabad  288.  —  t  :  z,  o  :  e,  m  :  n:  Jotham :  Ze- 
than  236.  —  *  :  » :  Baraza  :  Baraia  238.  —  Zerimoth :  Jerimoth  236.  — 
#  :  t,  /  ;  b  .  Jozaril :  Joiarib  303.  —  z  :  t,  n  :  ri:  Zezaman :  Jeaamari 
238.  —  ya  :  u :  Yazal :  JJzal  12.  —  id  :  ra :  Omidi :  Omrai  239.  — 
Jaid:  Jara  233.  —  yn  \  m:  Emyner:  Emmer  257.  —  iph  :  er;  Mi- 
phibaal:  Meribaal  238.  —  yen  :  m  .  Emyenerowich :  Emmer  297.  — 
k  :  ch  siebe  c  :  ch.  —  k  :  o:  Kolybama:  Oolibama40.  vgl.  Colybama 
. .  id.  ibd.  —  Fehlt  h  und  k  :  t:  Akthus ;  Hattns  284.  —  Akkus  id. 
291,  301.  —  l  :d:  Jozabel :  Josabod  288.  —  l  :  d,  n  :  l :  Gelden, 
Jeddel  297.  —  /  :  r:  Getel :  Gether  12.  —  /  :  8:  Falga:  Pbasga  135. 

—  l.z:  Almoth :  Azmoth  238.  —  z  :  l.  Bezeleel :  Beleleel  288.  — 
Mazoch  :  Maloch  ibd.  —  Ich  :  sei :  Elchie :  Eseliae  279.  —  m  h 
Chamri :  Chabri  331.  Amynadaba  gen.  sing.:  Abinadab  182.  Amina- 
dab  id.  238.  Amynadabowa  adj.  id.  245.  vgl.  Aminadabow  adj. :  Am- 
minadab  98.  —  m  :  n  :  Kaym,  Kayma  gen.  sing. :  Cain  5.  vgl.  Kayn, 
Kaynu  voc.  etc.  ibd.  —  Aram,  Arama  gen.  sing. :  Aran  13.  —  Dam : 
Dan  16.  —  Jachym :  Jachin  46.  —  Jaohim  id.  119,  239.  Jachimicz- 
kicb  .  Jachini tarum  1 19.  —  Semram  :  Semran  ibd.  —  Beneyacam  :  Be- 
neiaacan  126.  vgl.  Benyaeam  id.  ibd.  —  Iditum,  Yditum  .  Idithnn  249, 
271 .  Yditumowa  adj.  id.  282.  —  Elnatama  gen.  sing. :  Elnathan  2S4. 

—  Bennomy :  Benoni  40.  —  Elomowaadj.:  Elon  40.  —  Emanowa 
adj.  :  Enan  330.  —  DoUym  :  Dothain  325.  —  Annon :  Arnon  173.  — 
Razim  :  Häsin  218.  —  Gozam .  Gozan  221,  234.  —  Ezrom :  Esron  233. 

—  Balam  :  Balan  236.  —  Ozemsara :  Ozensara  237.  —  Jemma :  Jemna 
ibd.  —  Jobamia :  Jobania  239.  —  Leedam  :  Leedan  255.  Leedamowieh 
adj.  id.  ibd.  vgl.  Leedan  id.  ibd.  —  Seth  am  :  Zethan  ibd.  —  Aram :  Aran 
ibd.  — Tamnam : Tamnan 270.  — Chonemyas :  Chonenias  275.  vgl.  Kone- 
nyasza  gen. sing. :  Choneniae  ibd.  —  Fehl  t  h  und  m  :  n  :  Aram  :  Ha- 
ran  13 bis,  14,  31  bis,  32,  223.  —  Ezrom:  Hesron  46,  119.  —  Amon, 
Amona,  Amonowy,  Amonem  :  Hanon  251  etc.  —  Amanya:  Hanania 
288.  —  Anam :  Hanan  302.  —  m  :  rm :  Semaar :  Sennaar  11,15.  vgl. 
Sennaar  id.  12,  15.  —  Fehlt  h  und  m  :  rm  :  Amiel:  Hanniel  128.— 
n  :  m :  Mezopotany e  gen.  sing. ,  Mezopothanii  loc.  sing. :  Mesopotamia 
169,  170.  Mezopotanyey  gen.  sing.  34,  40,  41,  251.  vgl.  Mezopota- 
myey  38  etc.  Mezopotany  loc.  sing.  id.  326.  Mezopotanyy  loc.  sing, 
id.  40.  —  Philystini:  Philistiim  12.  —  Cherubyn:  Cherubim  4.  — 
Myanyn:  Miamin  288.  —  Analechytskych :  AmaleciUrum  15.  —  Eu- 
fraten :  Euphratem  17.  —  Ethan  :  Etham  57.  Etan  id.  126.  vgl.  Etam 


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540 


A.  Semenovtt, 


id.  ibd.  —  Sufan  :  Supham  120.  Sufaniczkich :  Saphamitarum  ibd.  — 
Sephan  :  Sepham  236.  —  Sefana  Sephama  127.  —  Sichern  Sichern 
169.  —  Joathan:  Joatham  171,268.  Joatan  id.  218.  —  8anyr:  Samir 
ibd.  —  Melchon  :  Melchom  229.  MelchoDOwi  adj.  id.  252.  —  Heman  : 
Hemam  234  —  Gereon :  Genom  235,  256.  Gereon  owy,  Gersonowich 
adj. :  Genom  246,  256.  —  Anen :  Anem  236.  —  Jebsen  :  Jebsem  ibd. 
—  Aman :  Aniam  237.  —  Helen:  Helem  ibd.  vgl.  Helem  id.  ibd.  — 
Yesphan  :  Jeepham  238.  —  Jesbaan  :  Jesbaam  241 , 243 .  —  bauranitski : 
Bauramites  242.  —  Maynan :  Mai  man  257.  —  Amranowich :  Amram 
ibd.  —  Eden :  Edem  271.  —  Jannor :  Jammor  330.  —  Fehlt  h  nnd 
n  :  m:  üfan:  Hupham  120.  —  üfanicakieh:  Huphamitarum  ibd.  — 
Manaen:  Manahem  217.  —  Afan:  Hapham  236.  —  Othan  :  Hotham 
237.  —  n  :  m,  c  :  ch:  Nicol:  Michol  247.  —  m  :  ei :  Semma:  8emeia 
298.  —  m  :  m:  Gnm :  Gnni  233.  —  m  nu  .  Banym :  Baninu  301.  — 
my  :  na:  Semya:  Senaa  297.  —  Fehlt  h  und  my  :  na:  Emydadow : 
Henadad  292.  —  Fehlt  h  nnd  m  :  vi:  Emla:  Hevila.  —  n  :  a: 
Iznar :  I&aar  46,  106.  vgl.  üsnar  id.  46.  —  n  :  h:  8unamiczczi :  8uha- 
mit&e  120.  —  Non:  Hon  106.  —  n  :  t:  Sechenna:  Sechenia  257.  — 
n  :  r  .  Zana :  Zara  234.  —  r  :  n  :  Aaariaszow :  Aaaniae  30 1 .  —  r  :  n, 
r  :  Barara:  Banaia  242.  —  n  :  si:  Mensabel:  Mesizabel  302.  — 
n  :  u  :  Falniczkich :  Phallnitarnm  119.  —  n  :  u,  s  :  l  :  Jamnea :  Jamnel 
46.  —  n  :  v:  Napsy:  Vapai  102.  —  Fehlt  h  und  n  :  v:  Eneysk^ 
Hevaei  56.  —  ne  :  am  :  Achinone :  Achinoam  180.  —  ny  :  m :  Achy- 
nyan:  Achiman  102.  —  nie  :  moh.  Nicola:  Mohola  237.  —  nra  :  nni 
Menrat:  Mennith  174.  —  o  :  i:  Oezia:  Jezia  288.  o  :  u:  Netofa: 
Netupha  297.  —  Odoya:  Oduiae  ibd.  —  Fehlt  h  und  o  :  u:  Anon: 
Hanun  292.  —  u  :  o  :  Beguay :  Begoai  296.  —  Adurama  gen.  =  aoc. : 
Adoram  acc.  250.  —  Fehlt  h  und  u  :  o:  Aluesow:  Alohes  291.  — 
u  :  o,  cc  :  ch:  Snbboccai :  8obbochai  242.  —  ob  :  ah:  Jobat :  Jahath 
280.  —  an  :  ai  :  8elmon:  Seimai  297.  —  oni  :  sem  :  Asoni:  Aseem 
242.  —  p  :  b  :  Rapsaces  etc. :  Rabaaces  221  etc.  —  p  :  ph  :  Peldas : 
Pheldas  26.  —  Opyr:  Ophir  12.  —  Gepte:  Jephte  172.  —  Jespa: 
Jespha  238. — p  :  ph%  e  :  a:  Perida:  Pharida  297.  —  p  .  ph,  n  \  m: 
Neptuyn:  Nephthnim  12.  —  p  :  ph>  u  :  o,  m  :  m:  Capturyni :  Caph- 
torim  12.  —  r  :  « :  Elyarib  :  Eliasib  257.  —  r  :  t  :  Anathor :  Anathot 
236.  —  Fehlt  h  und  r  :  t:  Atira:  Hatita  297.  —  t  :  r:  aratitski: 
Ararites  242.  —  ri  :  n:  Ben:  Ben  247.  —  s  :  g:  Serson  :  Gereon 
234.  vgl.  Gereon  id.  ibd.  —  «  :  •:  Serimot:  Jerimoth  257.  —  §  :  t: 


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Kritische  Bemerkungen  zn  altpolniachen  Texten.  54 1 

Eliphales :  Eliphalet  238.  —  8  :  x:  Artaxersa  gen.  sing.,  Artaxersovo 
adj. :  Artaxerxis  284.  —  Artaxerse  gen.  Bing.  id.  289.  —  Fehlt  h  und 
s  :  ph:  Ares:  Hareph  301.  —  Fehlt  h  und  ff  :  rh:  Assur:  Harhur 
297.  —  8a  :  ho:  Saba:  Hoba  16.  —  M  :  ta:  Asserot:  Astaroth  131. 

—  8e  :  a  :  Semri :  Amri  239.  —  8  :  «,  cA  :  h:  Sechielow  :  Jehiel  287.  — 
/  :  b:  Argot:  Argot)  218.  —  t  :  c:  Azeta:  Azeca  183.  —  t  :  d:  Cet- 
moneyska :  Cedmonaeos  17.  —  Arphaxat :  Arphaxad  12.  —  Luth :  Lud 
12.  —  Zabath:  Zabad  265  etc.  etc.  —  t  :  h:  Ation :  ^hion  198.  — 
t  :  t:  Tubal:  Jubal  6.  Folgt  Tubalcbaym :  Tubalchaim.  —  Tethrai: 
Jethrai  234.  —  t  :  /:  Nehelescot:  Nehelescol  102.  —  Elphaat:  El- 
phaal  238.  —  t  :  n:  Elyzaphatowich :  Elisaphan  271.  —  t  :  rz:  Geti: 
Gerzi  191.  —  th  :  z:  Elyphath:  Eliphaz  40.  —  Azath :  Azaz  233.  — 
Ahath:  Ahaz  238.  —  tr  :  cc:  Botry:  Bocci  128.  —  um  :  in:  Natu- 
meysci:  Nathinaei  292.  Natumeyczskich  id.  ibd.  —  w  :  ph  :  Maswa: 
Maspha  292.  —  z  :  z,  ch  :  c:  Exricham:  Ezricam  240.  —  z  :  c:  Ze- 
fira:  Cephira  297.  —  z  :  cc,  m  :  n :  Ezetamow:  Eccetan  284.  —  z :  et, 
t  :  h:  Gezetel:  Jectehel  213.  —  z  :  d,  ch  :  c  :  Azonichamovich :  Ado- 
nicam  296.  —  z  :  h  :  Zeber:  Heber  233.  —  z  :  r:  Faruzim:  Pharurim 
229.  —  Amazias :  Amarias  256.  —  z  :  88:  Jezuy :  Jessui  180.  —  e  st. 
ae,  y  st.  i,  g  st.  I,  c  st.  k,  s  st.  z,  z  st.  s  und  dergleichen  ist  hier  natür- 
lich nicht  angeführt. 

17.  Bedeutende  Abweichungen  sind:  ügl:  Hui  12.  —  Syren: 
Seir  15.  —  Ceflinya  gen.  sing. :  Chasluim  12.  —  tedi  Abraham  po- 
klony  sy^  y  rzekl  Abraham :  adoravit  Abraham  .  .  et  locutus  est  ad 
Ephron  26.  —  lud  szedl  przecziwko  Jordanovx  .  populus  incedebat 
contra  Jericho  162.  Auf  dieser  Seite  kommt  »Jordan«  oft  vor.  —  De- 
feta:  Daphca  126  bis.  —  A  potem  daley  nye  uzrzal  Samuela  Saul  : 
umgekehrt  182.  — Mechabel:  Ethbaal  201.  —  Joziades:  Jozabad  214. 

—  Merodach  Baidan  sin  Eladan :  Berodach  Baladan,  filius  Baladan  225. 

—  Azuba :  Haphsiba  226.  —  Ezechias :  Heicias.  —  Matanasse :  Matha- 
niam  232.  —  Arnonskich :  Saron  233.  —  Beiychel:  Eliel  234.  — 
Amasia:  Asaia  234.  —  Chori:  Thohu  ibd.  —  Hyman:  Jecmaam  236. 

—  Zanym :  Zamira  236.  —  Chaizar :  Ahisahar  ibd.  —  Apphron:  Hap- 
phim  237.  —  Seph:  Azoth  ibd.  —  Lamaphed:  Haimapher  ibd.  — 
Occhora:  Ahara  238.  —  Acobe:  Ahoe,  Sadochovi  adj. :  Ahod,  Hoia: 
Achiaibd.  —  Neptalim:  Netophati,  Achim:  Accub  239.  —  Yzbaele : 
Esbaal  240.  —  Hatoytski:  Ahohites  241.  —  Afrai.  Hesro  242.  — 
Sogar:  Siza,  Aziahel:  Azareel,  Chreyma gen. sing.:  Carchim,  Johedan: 


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542 


A.  8emenovic, 


Joöla,  Hyemmaa:  Jeremias,  Bahana:  Machbana  243.  —  na  myeacxee 
Nachorowo:  ad  aream  Chidon  245.  —  Moabakem:  Medaba  251.  — 
Symeonoui  adj. :  Semei  255.  vgl.  Semeowy  adj.  id.  ibd.  bia.  —  Gech- 
ram:  Jeemaam  256.  vgl.  Hyman  id.  236.  —  Hyenau:  Jeaua  257.  — 
Oenadiar:  Jahath  ibd.  —  Othoziaa:  Joachaz  861.  vgl.  Otozias:  Ocho- 
zias,  Otoziasza  gen.  =  acc,  Ottoziaaouich,  Ottosyasza:  Ochoziae  262. 
—  Zachariaaza  gen.  =  acc. :  Azariam  263.  vgl.  Azariasza  id.  ibd.  — 
Adday:  Abdi,  Johiel;  Jalaleel  271.  —  Zacharzow:  Zarehe  284.  —  Jo- 
sadech.  Jozabed  285.  —  Semynerovich :  Emmer  288.  —  Eleaxar 
Elaaa,  Geah:  Jehiel,  Zebeday:  Zabbai,  Molne:  MeUuch,  Remnm:  Ben- 
nni,  Ceylan:  Chelian  ibd.  —  Fareaa  gen. Bing.:  Phaaea,  Habnlow  adj.: 
Hnr,  Aramatow:  Haromaph,  Ampny:  Hanun,  Batagalynowi  adj.:  Be- 
thacharom  291.  —  Rechim  :  Bavai ;  Seddo  ain  Emynerow:  Sadoc  filina 
Emmer;  Celonow:  Seleph  292.  —  Jorelowa  adj . :  Area,  Bananyaa: 
Raarai  as,  Namyn :  Nah  um,  vgl.  Kamyn :  Nahamani,  Ebalowich :  Bebai . 
Bagozimaaovich:  Begnai  296.  —  Gadimelonich :  Cedmihel,  Nymynr: 
Munim,  Rechne:  Baebue,  Afna:  Hacupha,  Betaich:  Bealoth,  Meyra: 
Mahida,  Kofay :  Naaia,  Ezefdama:  Haabadana,  Sefaya:  Sephtai  297.  — 
Tebnala:  Thelmela  ibd.  —  Naama  :  Ania  298.  —  Ennadowich  :  Hena- 
dad,  Baum:  Bonni  301.  —  Oedna:  Jeddua,  Faletrin:  Phalea,  Malchia: 
Maaaia,  Amalyceowa  adj. :  Malaleel  302. —  Boos:  Boaor  237. —  Jozne 
a  Bany  a  Cedmyel,  Reum  (?)  a  Bany  a  Serebyas,  Odayaa,  Sebna,  Fa- 
taya:  Josue  et  Bani  et  Cedmihel,  8abania,  Bonni,  Sarebiaa,  Bani  et 
Chanani  299.  »Reum  (?)  a  Bany«  entapricht  wohl  dem  »Sabania,  Bonni« ; 
was  »Odayaa,  Sebna,  Fataya«  anlangt,  so  Bind  diese  Eigennamen  wahr- 
scheinlich der  unmittelbar  darauf  folgenden  Stelle  entlehnt:  »Jozne  a 
Cetmyel,  Bany  a  Sebyas,  Serabya,  Odoya,  Sebna,  Fataya« :  »Josue  et 
Cedmihel,  Bonny,  Hasebia.  Serebia,  Odaia,  Sebnia,  Phathahia«;  »Bani 
et  Chanani«  fehlt  aber  In  der  Sophienbibel  ganzlich. 

18.  Endlich  mögen  hier  diejenigen  Abweichungen  in  der  Form 
der  Eigennamen  Platz  finden,  die  sich  in  Ezdra  II,  pag.  304—310  vor- 
finden, und  die  ich  aus  Mangel  an  einem  lateinischen  oder  griechischen 
Texte  bloss  mit  dem  Texte  der  kdrchenalaviachen  Bibel  vergleichen 
konnte :  podkrole  Koelea  w  Syry  a  w  Fenyci :  enapxt  KincvpiHCKw  h 
OimKÜCKiH  304.  vgl.  podkrolym  Koelea  Syrskim  y  Fenyozakim  308. — 
Adduch:  C&AyKOiro  305.  —  Farezowich:  3>iHeecoBtnn.  306.  vgl. 
Fareaouich:  OopocomvrrL  ibd.  —  ainow  Syemarutouich  Amenyua:  cw- 
hobt,  IeaMapoBUx-B  TaMaiÜLTB  306.  —  Akkus,  ain  Secelye:  JlaTTyci, 


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Kritische  Bemerkungen  zu  alt  polnischen  Texten.  543 


cutn»  CexemeBt  ibd.  —  sinow  wodzcie  moabylyonakego  Zaraey  :  cu- 
hob'L  ^aae-B-Moaö^Kx-L  Ejiaoma  3apeoBT>  ibd.  vgl.  sinow  Fet  Moab, 
Elyoeenay  sin  Zacharzow  284.  —  sinow  Zachuesouich  Jeconias  Zechek- 
kow:  cuhob«b  3aeoeBUxi  Cexenia  306.  —  sinow  Saloma- 

siasowich  Gotholya:  cuhoitl  HjiaMOBim,  Jecia  ToeoorieB^  ibd.  — 
sinow  Safasiasouich  Azarias  Mychely:  cuhob-l  Ca*aTieBMx-B  3apaia 
MixamoirB  ibd.  —  sinow  Jobadiasooieh  Gezely:  cmhob'b  JoaÖüori, 
ÄBSjcia  fauovft  ibd.  —  Salynoch:  AccaiiMoe-L  ibd. —  Beerouich : 
BaBieBLDTB  ibd.  —  sinow  Aziochiotannes  Acharie :  cmhobt»  AcTaeo- 
Bun  JoaHHTB  AxaTaia,  ibd.  —  Thia:  Bepam.  306,  307.  —  Telom: 
iAyixy,  Maloban:  AjraaeaHy,  Ewaten:  Mauere  306.  —  ku  Lnddeoni: 
in  ÄoASeio  307.  vgl.  Budny:  »do  Addeusza«  und  Leopolita  »do  Lod- 
deaa.  —  Asbyam  a  Arnum  z  sinow  Cananey :  Aceßiio  h  Aimya  h  Ocea 
6paTa  on»  chhobt,  XanyneeBbix-B  307.  —  Serebyama:  Eceßpiro  ibd. 
—  Marimotoui  sinn  Jori:  MapMoe*  CLiuy  Ypinny  ibd.  —  Medias, 
Banny:  Monet  CaBamiieB'B  ibd.  —  Jakonyas  Zeely:  Jexonia  JeiueFi 
309.  vgl.  Sechenyas  sin  Sechielow  287.  —  Jonasona  adj. :  JoaHana 

309.  —  sina  Nasaby :  clihu  ExiacißOBa  309.  vgl.  Elyazib  288.  —  Jo- 
natas  sin  Ezelow:  Jouaeaci  cmbtl  A3sjuob,b  310.  vgl.  Jonatan  sin 
Azaelow  288.  —  OziasThetam:  E3eiria  GoKaHyeB-L  cum  310.  vgl. 
Jaazia  sin Tekuow  288.  —  Bozaramns:  Mecyjuajr*  310.  vgl.  Mozolam 
288.  —  Satheus:  CaBBaTifi  310.  vgl.  Sabataya  288.  —  Mazias:  Ma- 
esia  310.  vgl.  Maasia  288.  —  Elyzerus:  Ejieasap^  310.  vgl.  Elyezer 
288.  —  Joribns:  Jopin-L  310.  vgl.  Jarib  288.  —  Joiadens:  Joaaam, 

310.  vgl.  Godolya  288.  —  sinow  Semeroaich :  cuhob-l  Ekmhpobux'b 
310.  vgl.  sinow  Semynerovich  288.  —  Maze&s  310.  vgl.  Maazia  288. 
— -  Esses  310.  vgl.  Elya  288.  —  Johelech  310.  vgl.  Jeiel  288.  — 
Azarias  310.  vgl.  Ozias  288.  —  sinow  Fosore  310.  vgl.  sinow  Fezu- 
rowich  288.  —  Lyomasias,  Yzmahelis  a  Natanee,  Nysy^,  Geddus  a 
Talsas :  KrioHac*,  Macia,  HcMaiurB,  Haeanaari  h  Oioähm'b,  h  Caioa 
310.  vgl.  Elycenay,  Maasia,  Yzmahel,  Natanahel  a  Jozabel,  Eleazar 
288.  —  Jozabdus:  JoaaBaÄTb  310.  vgl.  Jozabeth  288.  —  Fokreas: 
fcaeen  310.  vgl.Fataya  288.  —  Kolnas:  Jyaa  310.  vgl.  Judas  288.  — 
Helyonas:  JoHa  310.  vgl.  Elyazer  288.  —  Bannas:  BaaHea  310.  vgl. 
ßanya  288.  —  Jemebyas:  Acißia  310.  —  Mycbelus:  Maar*  310.  vgl. 
Myanyn  288.  —  Remias:  JepMa  310.  vgl.  Beemya  288.  —  Forkosi: 
fcopocoBinnb  310.  vgl.  Farezovich  288.  —  Kolbanes:  ToxBair*  310. 
vgl.  Tellern  a  ürim  288.  —  8allymus:  CauryirB  310.  vgl.  8ellum 


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544 


A.  Semenovtt, 


288.  —  Zakkurus .  BaKxyp-B  310.  —  Jolanowich :  HjaeBiro  310.  vgl. 
Elamouich  288.  —  Machanias :  HaTeaBia  310.  vgl.  Matanya  288.  — 
Jezelia:  JepeHXi  310.  vgl.  Geah  288.  —  Jobdius  310.  vgl.  Abdi  288. 
—  Elyaa  310.  vgl.  Heel  288.  —  Zadonouich :  3axoeoBLETB  310.  vgl. 
Zethua  288.  —  Tebeias :  Capxeö  310.  —  Johannes:  JoaBHt  310.  vgl. 
Johanan  288.  —  Bebezouich  :  BüBaeBUxi.  310.  vgl.  Lebay  288.  — 
Zabdias:  Jo3ana^T>  310.  vgl.  Zebeday  288.  —  Banyn :  HaHieBUxx 
310.  vgl.  Beny  288.  —  Asabus.  JacaüJTB  310.  vgl.  a  Saal  288.  — 
Jobel:  JyaxB  310.  vgl.Huhel  288.  — Afeaa:  Jaceä  310.  —  Maluchua. 
Haifyxi  310.  vgl.  Molne  288.  —  Kalemua:  Jlsxywh  310.  —  Mattha- 
tias:  MaTeaaia  310.  —  Beseel:  CeceaxB  310.  vgl.  Beseleel  288.  — 
Bonn us :  BajniyH  310.  —  Nomas :  Ejriona  ibd.  —  Abramua :  JeMaapi 
310.  vgl.  Amram  288. 

Aus  den  oben  angeführten  Gruppen ,  die  sich  leicht  auf  eine  ge- 
ringere Anaahl  reduciren  Hessen,  sind  diejenigen  Gesichtspunkte  zu  er- 
sehen, von  denen  aus  die  verschiedenen  Formen  der  Eigennamen  auf  die 
eine  oder  andere  Weise  erklart  werden  können.  Am  zahlreichsten  ist 
die  16.  Gruppe.  Verwechselung  von  Buchstaben  gab  seit  jeher  auch 
sonst  Anlass  zur  Entstehung  von  Varianten.  Diese  Gruppe  ist  mit  dem- 
jenigen zu  vergleichen ,  worüber  weiter  unten  sub  O  und  P  gehandelt 
werden  wird.  Ebenso  ist  die  14.  Gruppe  mit  der  weiter  unten  folgenden 
Abtheilung  K  und  die  15.  mit  L  su  vergleichen.  Bei  dem  Allen  ist 
Vieles  nicht  zu  erklären  und  besonders  schwierig  wäre  es  Überall  zu  be- 
stimmen, was  der  Pole  an  der  cechischen,  der  Öeche  an  der  lateinischen 
und  der  Lateiner  endlich  an  der  ursprünglichen  Form  der  Eigennamen 
geändert  hat. 

Aus  dem  in  der  3.,  4.,  5.  und  6.  Gruppe  Angefahrten  könnte  man 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  folgern ,  dass  die  cechische  Vorlage  der 
Sophienbibel  eine  Abschrift  war.  Zum  Theil  aus  der  6.  und  noch  mehr 
aus  der  7.,  8.,  9.  und  10.  Gruppe  ist  gleichfalls  der  Schluss  möglich, 
dass  die  cechische  Bibel  als  das  alleinige  Original  der  Sophienbibel  zu 
betrachten  ist. 

C.  Ueber  Numeralia. 

.. 

Die  Numeralia  werden  in  der  Sophienbibel  theils  durch  Worte, 
theils  durch  Zeichen  ausgedruckt.  In  beiden  Fällen  bemerken  wir  hin 
und  wieder  Abweichungen  von  der  Vulgata. 

1.  In  Zahlwörtern.  Ziemlich  oft  begegnen  wir  der  Zahl  3  statt  4 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  545 

und  umgekehrt :  bilo  pod  trzydzeszczy  dny  :  transierant  quadraginta  dies 
9.  vgl.  cech.  po  ctyrech  dcStech  dni  Archiv  VI.  167.  trzista  lat  a  trzi- 
dzeszczy:  quadringentia  triginta  annis;  trzy  sta  a  trzi  lata:  quad rin- 
gen tis  tribus  annis  13.  trzysta  lyat  y  trzydzeszczy  :  qnadringentornm 
triginta  annornm  56.  trzi  sta  dzewek :  quadringentae  virgines  175. 
trsy  sta  a  syedmdzesy^t  tisy^czow :  quadringenta  septnaginta  millia 
253.  —  cztirzi  a  pyjfoz  dzessy#t  tisyjjczow  a  cztirzista:  qninquaginU 
tria  millia  quadringenti  120.  dwadzescya  y  cztirzi :  viginti  triam  230. 
we  cztyrzech  a  w  cztyrdzeszczy  leczyech:  triginta  quatuor  annis  13. 
bil  we  cztyTdzeszczy  leczyech :  vixit  triginta  annis  ibd.  dwa  a  czter- 
dzesczi  tiay^czow  a  dwyescze :  triginta  dno  millia  ducenti  97.  czter- 
dzesczi  a  dwa  tisy^cza  a  dwesscze :  triginta  dno  millia  ducenti  99.  dze- 
wy^cz  a  py^czdzesy^t  tisy^czow  a  cz*'  rista:  qninqnaginta  novem  millia 
trecenti  ibd.  —  Man  merke  hier  aroh:  bil  we  cztyrdzeszczy  leczyech 
bez  gednego  :  vixit  viginti  novem  annis  13.  cztyrdzeszczy  libr:  viginti 
novem  talentornm  77. 

Die  Zahl  7  ist  in  der  Sophienbibel  einige  mal  dort  anzutreffen,  wo 
die  Vulgata  6,  8  bietet,  und  umgekehrt :  sodmego  lata :  mecTaro  xtTa 
304.  trzysta  a  szedm  dzyeszy^t  a  py^cz :  trecenti  sexaginta 1  |uinque  7. 
dzewy^cz  set  a  sedmdzesy^t  a  dwye  leczye :  nongenti  sexaginta  novem 
anni  ibd.  osm  tisy^czow  a  sedmsed:  octo  millia  sexcenti  101.  seacz 
set;  septingenti  297.  szedmset  a  szedm  dzeszy^t  a  dwye  lyecze :  sep- 
tingentia  octoginta  dnobns  annis  7.  szedm  a  szedm  dzesy^t:  centum 
octogint*  Septem  ibd.  w  azedmy  dzeszyjJd  a  we  trzech  lyeczyech :  octo- 
ginta trium  annornm  47.  osmy  dnyoch:  Septem  diebus  10.  osm  atrsy- 
dzescy :  triginta  et  Septem  244. 

Sonstige  Abweichungen  sind :  a  bil  gest  Noe  w  szeszczy  dzesz^t 
leczyech :  eratque  sexcentorum  annornm  8 .  lata  szostego :  anno  sex- 
centesimo  ibd.  kn  trzem  dzesz^t  a  ku  3 tu  lat :  centum  decem  et  novem 
annis  13.  trzista  a  osmdzesz^t :  trecentos  decem  et  octo  16.  slupow 
dwadzeszczya :  colümnae  decem  77.  dwnnascze:  vigesimo  96.  dva- 
naczcye  szely^gow:  siclos  quadraginta  294.  dzewyjjcznaczcye :  viginti 
et  novem  215.  secz  a  seczdzesy^t  tisyjJczow  a  py^cz  8ed :  quadraginta 
sex  millia  99.  seczdzesy^t  a  dwa  tisy^cza  a  sedmdzesy^t:  sexaginta 
dno  millia  septingenti  ibd.  dwadzescya  tysy^Jczow :  decem  millia  266. 
dwye  scye  a  XXII:  centum  viginti  dno  297.  sescz  a  osmdzesy^t:  ac- 
BflTbAeorrL  mecTb  307.  trsydzescy:  viginti  329.  szeszcz  a  trzydzesz- 
czy a  sto :  centum  triginta  tres  46.  ss^dow  s  mosy^dzu  .  .  dwye  scye 

ArckiT  fftr  «lavi-che  Philologie.  IX.  36 


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546  A.  Semenovid, 

vasa  aeris  duo  285.  Geht  voran:  ss^dow  sto.  a  zlota  sto  lyber.  lyata 
czwartego:  anno  quarto  decimo  221.  Best  a  pyrwe  lata:  sexcentesimo 
primo  anno  10.  Ans  szeszcz  sott  dwye  szczye  lat  y  dwa  roky :  dueeutis 
novem  annis  13.  Da  hier  »lat«  vorangeht,  so  ist  »dwa  roky«  verdachtig. 

Hie  und  da  sind  in  der  Sophienbibel  Zn sitze  von  Nnmeralia  zu 
bemerken:  dwye  ksyjfezfJcy :  prindpes  328.  myal  syni  dwa:  habnit 
filios  1 19,  was  unrichtig  ist,  denn  er  hatte  mehr,  als  zwei  Söhne,  nczi- 
nyl  dwye  myescye :  extruxit  civitates  260.  dwadzeszczya  lyat  y  dwye : 
viginti  annis  35  bis.  poymye  s  sob^  trzy  brati :  assnmptis  fratribns  suis 
34,  ans  swe  ?  na  cztirzech  w^glech  plasezowich :  per  angnlos  palliorum 
106.  powyedzal  sinom  cztirzem  Aaronowim:  dixitqne  filiis  Aaron  272. 
py^cz  a  czterdzesczi  tisy^czow  a  py^cz  sed:  qnadraginta  millia  quin- 
genti  97. 

Vice  versa:  we  dwndzestu  lecyech:  viginti  dnornm  annornm  279. 
tyczto  sf5  synowye  Noego  :  tres  isti  filii  sunt  Noe  1 1 .  sedmdzesz#t  ti- 
sy^czow  a  py^cz  sed:  septnaginta  sex  millia  qningenti  119.  ty  yag- 
ny^ta :  Septem  agnae  istae  26.  bicow  dwadzeszczya :  vaccas  qnadraginta 
et  tau ros  viginti  37.  s  tyszy^cza  a  s  szedmy  dzeszy^d  a  s  py^czy :  de 
mille  septvigentis  et  suptuaginta  qninqne  77.  secz  sed  tisy^czow  a  sedm 
sed  a  trziuzesci:  sexcenta  millia  et  mille  septingenti  triginta  120. 

2.  In  Zahlzeichen:  ssinow  gego  XX  a  bracyey  gego  XVIII:  filios 
eins  et  fratres  eins  decem  et  octo  284.  tich  bilo  XIIII :  in  Vulgata  deest 
271.  dwa  tisy^cza  a  dwa  a  LXXX  a  G :  duo  millia  centum  septnaginta 
dno  296.  LXXX:  ceAMMecarx  306.  XX  a  tisyftozow:  decem  millia 
266.  XXII  a  sto:  centnm  viginti  tres  297.  VI  a  XLII:  sexcenti  qoa- 
draginta  dno  ?97.  XXXI:  viginti  unns  ibd.  IX  set  a  LXXII1I :  non- 
genti  septnaginta  tres  ibd.  tysyjfoz  a  XXVIII :  mille  decem  et  Septem 
ibd.  V  set  a  XXXVI :  septingenti  triginta  sex  ibd.  CC  a  VIII :  ABaje- 
cflTb  ocMb  306.  VII  set  CCC  a  XL  :  septingenti  qnadraginta  tres  297; 
vgl.  CCC  sta  trecenti.296  nnd  CCC  a  XX:  trecenti  viginti  297. 

Bemerkenswerth  ist  folgende  Stelle  pag.  257,  wo  ordinalia  mit  car- 
dinalia  vermischt  sind,  während  die  Vulgata  nur  ordinalia  bietet :  pyrw 

(seil,  lyos),  ..  drugy  trzecy..,  ..czwarti..,  ..py^ti..,  ..sosti.., 

..syodmi..,  ..osmi..,  ..  dzewyfti..,  ..  dzesyQti ..,  ..  gedennaezye .., 
dwanwzcye  . . ,  . .  trzinaezeye  . . ,  . .  ezternaezeye  . . ,  pyfftnaezeye  . . , 
..  szeseznaezeye  ..,  ..  syedmnaezeye  ...  ..  osmnaezeye  ..,  dzevcyQti- 
naezeye  ..,  ..  dwadzescya  ..,  dwadzescya  y  geden  ..,  ..  dwadzescya  y 
dwa  ..,  ..  XXIII  ..,  ..  XXIIII.  vgl.  lyata  XX  289.  do  XXXII  lyata  ibd. 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  547 


myesy^cza  dzewyjJtego  dnya  XX  309.  trzecyego  a  dwadzescya  dnya : 
die  vigesimo  tertio  259.  Die  Zahlzeichen  sind  Überhaupt  sehr  selten, 
sehr  häufig  jedoch  pagg.  296,  297  und  262,  265,  266,  267,  268,  269, 
271,  272,  284,  285,  306,  307. 

Endlich  beachte  man  folgende  Varianten:  dwadzescya  a  pyjfcz  216. 
Vulg.  quindecim.  Var.  8.  viginti  quinque.  —  czternaczcye  235.  Vulg. 
tredecim.  Var.  AI.  quatuordecim.  —  ku  3 tu  a  pyjJczdzesy^t  tysy^czow 
239.  Vulg.  ad  centum  quinquaginta.  Var.  8.  c.  q.  miilia.  —  a  szescz 
fnyast  udzalal  znowu  277.  Vulg.  et  urbes  aedificavit  aibi.  Var.  8.  urbes 
sex.  —  ode  dwudzestu  lyat  255.  Vulg.  a  triginta  annis.  Var.  8.  viginti 
annis.  —  sto  a  dwadzescya  ibd.  Vulg.  centum  triginta.  Var.  AI.  cen- 
tum viginti.  —  dvye  scye  a  trzsydzesny  246.  Vulg.  ducenti  viginti. 
Var.  AI.  ducenti  triginta.  —  dwye  scye  a  dwadzescya  ibd.  Vulg.  cen- 
tum viginti.  Var.  AI.  ducenti  viginti.  —  XXX ci  tiay^czow  266.  Vulg. 
trecenta  miilia.  Var.  8.  triginta  millia.  —  syedmdzesyjft  268.  Vulg. 
octoginta.  Var.  AI.  septuaginta.  —  tysypcz  a  VIII  set  a  Lim  296. 
Vulg.  mille  ducenti  quinquaginta  quatuor.  Var.  8.  octingenti.  vgl.  Vulg. 
Genesis  I.  11.  13:  trecentis.  Var.  AI.  quadringentis.  Textus  receptus: 
t£t qccxöoicc  und  AFX :  %B%qa%6aia  TQiaxovra.  —  Vulg.  Regum  II. 
10.  3:  sex.  Var  AI.  Septem  etc. 

D.  Aehnliche  und  unähnliche  lateinische  Ausdrücke  sind 
oder  seheinen  verwechselt  zu  sein. 

Die  Uebersetzung  aus  dem  Lateinischen  durch  Vermittdung  des 
Öechischen,  wie  sie  uns  in  der  Sophienbibel  vorliegt,  ist  überhaupt  skla- 
visch. '  80  heisst :  aes  alienum  —  cudze  zboze,  ins  iurandum  —  prawo 
przysieäne  u.  s.  w.  Um  so  mehr  muBB  es  uns  wundern,  wenn  wir  in  der 
Sophienbibel  mehr  oder  minder  bedeutende  Abweichungen  von  der  latei- 
nischen Vulgata  bemerken.  Für  die  meisten  dieser  Abweichungen  von 
dem  Textus  receptus  der  Vulgata  möchten  wir  Varianten  voraussetzen. 
Manche  Abweichungen  verdanken  ihren  Ursprung  einer  irrthümlichen 
Lesart  oder  einem  Schreibfehler. 

1.  Ueber  Verwechselung  von  ähnlichen  lateinischen 
Ausdrücken:  w^sz  bil  gorocztzy  :  serpens  erat  callidior  3.  vgl.  cal- 
lidus  mit  calidus.  —  w  znamyenyoch  wyelykich  :  in  hidiciü  magnis  46. 
przez  grosznaa  znamyona :  per  iudicia  maxima  47.  vgl.  indicium.  — 
Umgekehrt:  nye  tytozyely  sfdzyl:  nisi  indicaverü  78.  —  w  nyesto 

36» 


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548  A.  Srmeuovir . 

gdiaz  uczecze  sbyegli :  in  quibus  cum  fucrit  profugus  128.  gdisz  bidü- 
czele  b^d^5  z  nyego  uczekacz:  cum  habiutores  illiua  fuerint  95.  vgl. 
fugerint.  —  ale  was  zatraczQ :  vos  autem  dispergam  95.  vgl.  disper- 
dam.  —  wszitko  kroletcsttoo :  omnem  regiertem  134.  vgl.  regnom.  — 
zaeztoyrdzü  atudnyczjJ:  obturavit  fontem  277.  vgl.  obduravit.  — 
zwyla  sze  gest  Da  puszczy  drobn^  rzeez,  yako  kosmate :  apparnit  (man na] 
in  aolitudine  minutum  et  quasi  />t/o  tusum  (pilum  =  Mörser  und  tun- 
dere  =  stossen)  61.  vgl.  pilosus,  plins.  Zn  bemerken  ist  noch:  »zwyla« 
aus  zyawyla  und  drobnfj  =  -na.  —  sgubües  ludzi  Tamos :  pernsti,  po- 
puleChamos  113.  vgl.  perdidisti. —  s  boyaszni:  per  tumorem  137.  vgl. 
timor.  —  vibyerzesz  wyelike  kamyeuye :  eriges  ingentes  lapides  147. 
vgl.  eligea.  —  pirzchliwoscz  gego  rozlege  syfl  w  pomst^:  furor  eins  /ta- 
rnet et  zelna  152.  vgl.  fandet.  —  szarjJ  y  gor^ezosez^  slunecznf  8zg#ca : 
sulphure  et  salis  ardore  comburens  152.  Wujek:  aolm*  goracotti*.  vgl. 
solia.  —  bo  ty  snadz  roadzelia  . .  zerny^J :  tu  enim  Sorte  divides  terram 
159.  vgl.  forte.  —  pot:  sudes  169.  vgl.  sudor.  —  s  czudzoloszney 
maeyerze:  de  altera  matre  172.  vgl.  adultera.  —  bo  rzeez  moazeaz : 
uut  docere  potes  173.  vgl.  dicere.  bo  aus  albo.  —  abi  Daoida  tfli ;  qui 
raperent  David  184.  vgl.  caperent.  —  pchli  szxwey  :  pulicem  wium 
190.  vgl.  uiuum?  —  obrocyl  sw^  woyskfi:  direxit  fadem  suam  213. 
vgl.  aciem.  —  ganyebnoscy,  gysz  bily  uczinyly .  abominationes ,  quae 
fuerant  230.  vgl.  fecerant.  —  Umgekehrt:  a  nyczso  bilo,  bi  gemu  nye 
bih  iawno :  nec  quidquam  fuit,  quod  non  perspieuum  ei  fecerü  261.  — 
sto  tisyflei  wlodnjfl :  centum  müitibus  praeerat  243.  vgl.  millibus.  — 
oblisyl.  deealeavit  251.  vgl.  decalvavit.  —  mylowal  gy :  direxit  eum 
267.  vgl.  dilexit.  —  to  gdisz  usliszi:  quod  cum  Misset  276.  vgl.  au- 
disaet.  —  rzemyfalnyk :  aurifez  291.  vgl.  artifex.  —  rozdzelyly  Je- 
rusalem: dimiserunt  Jerusalem  291.  vgl.  diviserunt.  —  bogaezstwem : 
deliciis  300.  vgl.  divitiis.  —  8  ktorychszeto  geden  s  pyrwyeyszych  obye- 
tuye  ayjJ  panu:  ex  quibus  nnus  pro  primitüs  offeretur  Domino  80.  vgl. 
primus.  —  slachczfnka.  nubilis  84.  vgl.  nobilis.  —  szwy^*oszczy  gen. 
sing. :  sacrificii  82.  w  swyftini:  in  sacrjficio  122, 124.  szvyfczydlny 
loc.  sing. :  sacrificii  83.  rz^d  szwyfity  :  ritus  sacrificii  82.  vgl.  sacer 
und  ausserdem:  modia,  gewöhnlich  idolum,  dennoch:  modlam  dat.pl ur. 
sacrifieiis  118.  modl^:  aacrileginm  ibd.  modUCm:  luci8  265.  modlf}: 
fanum  264.  —  na  offyerff  zapaln^  albo  na  obyatfj  viczfsznfl:  in  holo- 
caustum  sive  in  victimam  105.  obyati  palyone  y  wyczyQzne.  holocau- 
ata  et  victimas  258.  vgl.  victoria  und  obyatowaly  obyati:  immolabat 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten. 


549 


victimas  258.  na  skrzidlech  przeg^daly  a  na  wycyQznich  gfalyach  :  in 
citharis  pro  octava  canebant  epinicion  247.  Wnjek :  ni  cyträch  nä 
octawe,  grfli  zwydi^sk^.  —  czasu  radzfczego :  tempore  concüii  106. 
rada  :  concilntm  107.  vgl.  consilium.  —  czucz  w  strozi:  excubaie  in 
custodia  109.  vgl.  excubare.  —  mastnosczi  oliwowe  a  winne  y  owo- 
czowe:  medullam  olei  et  vini  ac  frumenti  110.  vgl.  fructus.  —  prze- 
deydzy  maludko :  antecede  populum  63.  vgl.  paninlnm?  —  zlupicze 
czelcze  a  sochy  slamyecze :  confingite  titulos  et  statuas  comminuite  127. 
vgl.  vitulos.  —  opatrzcze .  decemite  128.  ogltrfdacz :  decernere  287. 
vgl.  cernere.  —  nyemfldrych:  insontxum  129.  vgl.  insipientium.  — 
gesto  (myedze)  s^  virili:  quos  (terminos)  fixerunt  138.  vgl.  fodernnt. 

—  ale  srebro  w  iamyeczem  pirzczj*  przisul :  argentamqne  fossa  hnmo 
operui  167.  vgl.  fo&sa  substant.  und  fossa  particip. —  mscycyel:  aetnu- 
laior  170.  vgl.  nltor.  —  po  nyem  powstal.  huic  successit  171.  vgl. 
anrrexit.  —  gdi  bidlyl  w  Gabaa  na  lesye,  geszto  slotcyc  Rama :  cum 
maneret  in  Gabaa  et  esset  in  nemore,  quod  est  in  Rama  188.  vgl.  id  est. 
we  trsyech  dnyoch ,  to  gest.  myesy^cza  dzewy^tego,  we  dwudzestn 
dnyoch:  tribus  diebns  (convenernnt) ,  ipse  est  mensis  nonus,  vigesimo 
die  mensis  287.    Elaya  (ten  gest  Chalyta):  Celaia  ipse  est  Calita  288. 

—  bo  tich  lyudzi  nyewyernich  bidlylo  pelno :  hi  enim  pagi  habitaban- 
tur  191.  Var.  AI  pagi  (s.  vagi)  habitabant.  vgl.  pagani.  —  szla  do 
myasta  Sylo,  y  nalyazla  dorn :  abiit  in  Silo  et  vemt  in  domnm  196.  vgl. 
invenit.  —  zdzal  gymyjJ  myasta,  gesz  bil  nczinyl,  gymyenyem  Semey, 
gesz  gest  gora  bosza,  albo  gora  Samarska:  vocavit  nomen  civitatis, 
quam  extrnxerat ,  nomine  Semer  domini  montis,  Samariam  200.  vgl. 
Var.  S.  Samariae ;  domini  ist  mit  Domini  verwechselt  worden.  —  w 
Jerusalemye,  gesz  zwolyl  ze  wszech  myast  israhelskich :  in  Jerusalem, 
quam  elegi  de  cunctis  tribubus  Israel  226.  vgl.  urbibus.  —  Ebenso  278. 

—  umyely  v  odzenyu  boiownem :  instructi  armis  bellicis  244.  umyely 
sczitem  a  s  kopym :  instructi  clypeo  et  hasta  ibd.  umyely  or^szim 
boiownim :  instructi  armis  bellicis  ibd.  NB.  instructos :  versehen  und 
unterrichtet.  —  abi przewyezly  sobye :  ut  conducerent  sibi  251.  przy- 
vyyezly  dwa  a  trzsy dzescy  tysy^czow  wozow :  conduxerunt  triginta  duo 
millia  curruum  ibd.  NB.  conducere :  zusammenfuhren  und  dingen.  An- 
ders: to  WBzitko,  czso  na  koszdi  dzen  prziwozily  ku  sluszbye  bozey : 
quidquid  per  singulos  dies  conducebat  in  ministerio  275.  —  atak  \  si- 
quidem  263.  vgl.  bo  tak:  siquidem  272.  vgl.  sie  quidem.  —  modlyly 
sy$  bogu,  raetycz  :  zyw  bjJdz  krolyu :  imprecatique  sunt  ei  (d.  h.  dem 


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550 


a.  oemenovic, 


neuerwählten  König)  ttqne  dixerunt :  VWat  rex  263.  Wnjek :  winaao- 
wali  mn  etc.  vgl.  preoari.  —  bronfj  waln$ :  portam  vallis  267.  vgl.  val- 
les  und  vallnm.  —  za  tey  burze  \  ea  tempestate  269.  Wnjek:  n&  on 
caas.  —  wiazedl  w  drogf  woyski :  egressus  obviam  exereitni  269.  vgl. 
ob  viam.  —  w  odzewnyci  domn  bozego :  in  vestibulo  domus  Domini 
271.  vgl.  vestis.  —  srzebro  . .  zgromadzono.  argentnm  conßaremnt 
280.  Wnjek:  zlali.  —  on  a  sinowye:  ipae  etj&ae  291.  vgl.  filii.  — 
gego  drzwy :  portas  aedis  295.  vgl.  eins.  —  blogosiawcye  gymyenyu 
slawi  twey  z  vnsokosry :  benedicant  nomini  gloriae  tnae  excelso  299. 
vgl.  ex  celso.  —  a  k  temn  gwyazdi,  yeszto  $0  w  stworzenyu :  et  Stellas. 
Et  posuit  eas  in  firmamento  1 .  Statt  »posuit«  ist  ein  »qnae  sunt«  voraua- 
zu setzen.  — pomazeczye  na  oba  podwoya  (krew):  ponent  super  utrum- 
que  postem  54.  vgl.  linent.  —  myedzi  umarlczi  myesczan :  in  mortibu* 
civium  86.  vgl.  mortuis.  —  syf  wroczicz:  venire  137.  vgl.  redire.  — 
a  wszedl  lud :  ü^rwmtamen  gentem  ete.  17.  vgl.  venit  tarnen?  —  vxta- 
nye:  risit  19.  vgl.  surrexit?  —  Chore  y  wszitko  pokolenye:  Core  et 
omni s  congregatio  eins  108.  vgl.  generatio.  —  sbawyczyel:  satiator 
60.  vgl.  salvator.  —  zgrzeszylesm  otoa  nynye:  peecavi  etiarn  nuno  51. 
vgl.  ecce.  —  waszem  pokolenyu  y  wszitkim  bidhczelom  wasim  :  in  ge- 
nerationibus  cunctiaque  habitaculis  vestris  89.  vgl.  habitatoribus.  bi- 
dliczelom:  locis  134.  we  wszech  przybytczech  w  pokoleny^  waszem. 
in  cunctig  habitaculis  et  generationibus  vestris  89.  w  wszech  narodzech 
y  w  przebytczech  waszich :  in  generationibus  et  habitationibus  vestris 
ibd.  wszech  przibitkow  waszich :  omnibus  habitaculis  vestris  ibd.  — 
ku  wsruszenyu  przewyedzecze  slub  moy :  ad  irritum  perducetis  pactum 
meum  94.  wsruszony  ucinil  bich  slub  moy:  irritum  face  rem  pactum 
meum  95.  przykazanye  gego  zrusil .  praeceptum  illius  fecit  irritum 
106.  vgl.  (abichom  nye)  ..pogardzily  przikazanym  twim :  (ne)  ..irrita 
faceremus  mandata  tua  286.  wzruszicze  gy :  irritetis  eum  155.  vgl. 
diniere,  —  potem  rzekl  bog:  interea  locutus  est  Deus  39.  vgl.  poetea. 
—  wszitko  sbosze,  czsosz  sjf  gymyely  gego  ceiacz,  y  wszitek  dobitek : 
nniversam  substantiam,  quam  possederant ,  et  animas  14.  vgl.  animal 
und  day  my  düsse :  da  mihi  animas  16.  —  abi  syjJ  wroczyly  k  nyemu : 
ut  diver t ermt  ad  eum  21.  vgl.  revertere.  —  bo  gdi  wszitci  ..  chodzily  : 
demque  cum  irent  omnes  312.  vgl.  eoim.  —  koncze :  confinia  127.  vgl. 
myedze  id.  ibd.  myedze  konyecznye :  fines  ibd.  —  zastawyal  iest  my- 
escze:  metatus  est  locum  132.  vgl.  castrametatus.  —  az  do  zemye  Oes- 
sury  y  Matatovich:  usque  ad  terminos  Gessuri  et  Maohati  135.  vgl. 


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Kritische  Bemerkungen  in  altpolnischen  Texten.  55 1 

• 

terra.  —  czyrzpyal  gesm  n$dz$  a  mroz :  aestu  urebar  et  gelu  35.  vgl. 
egestas.  —  przebyxoanye  .  conversatio  131.  NB.  conversatio  :  Aufent- 
halt und  Umgang.  —  nye  bfidze  tobye  k  raysly  :  non  sederit  animo  tuo 
(mulier  captiva  140.  vgl.  sederit.  —  oszobywszy  sobye  zaktyczc .  et 
u&urpaverunt  de  anathemate  166.  wz^l  gest  nyoczso  zaktytego .  tulit 
aliquid  de  anathemate  ibd.  wzffli  sp*  zaktytey  rzeczy,  y  ukradli  sj*  .  tu- 
Ißruüt  d©  cmci  t  ^ i  d^YirQt^  a^ui  &ti  sunt  ll^^l«  s^^i^k^^^f^^  ^  s&qcs*^^  •  J t cyy\a 
ibd.  *o*#to  rz«ßr :  anathema  ibd.  vgl.  czoßkoli  zlota  albo  srebra  tyJdze, 
y  sffdow  myedzanich  y  zelasznich  :  bogu  poswyfczono  bfidze  y  polo- 
zono  w  Bkarby  gego:  .  .  Domino  consecretur  etc.  165  bis.  b^dze  toto 
myasto  przektyte :  sit  civitas  haec  anathema  165.  NB.  anathema  (dW- 
y-itua\  Weihgeschenk  und  anathema  [avä-3-eua]  Bannfluch.  —  czucz 
b^Sd^  slugy  kosczelnye  /W/e  przikazanya  twego  ku  wszemu  dzalu  sta- 
nowemu  a  ku  potrzebye :  excubabunt  Levitae  ad  praecepta  tua  et  ad 
cuncta  Opera  tabernaculi  109.  do  zagrodi:  ad  hortum  232.  NB.  ad  = 
ad.  apud.  —.przeto,  acz  bi  ucinicz  büo :  pro  hoc,  si  quid  agendum  erit 
122.  pochwiczon  tyJdze przeto  Agag:  tolletur  propter  Agag  117.  przi 
tey  studnyczi :  pro  puteo  iuramenti  25.  Wujck:  o  studnif  przysi^gi. 
przes  myedze  :  extra  fines  129.  —  gysz  y  ony  prorokowaly:  qui  et 
ipsi  prophetaverunt  184.  .  bo  czyfJ  uszrzjj  y  rzety :  et  quod  cum  vi- 
derint  te,  dictnri  sunt  114.  —  richla  nowyna  syfJ  roznyosla  ysze  mowyli : 
velox  apnd  cunctos  fama  percrebuit,  dicebantywe  177.  czsosz  wiswolyl 
sobye  Loth  kray :  elegityw  sibi  Lot  regionem  15.  —  a  nyczso  Mio,  bi 
gemu  nye  bilo  iawno:  nec  quidquam  fuit,  quod  non  perspicuum  ei  fe- 
cerit  261.  —  ktorich  gdi  glowi  pozloczyl:  quas  cum  capitibus  deaura- 
vit  7  5.  —  ale  tedy,  gdiisz  nawy^czey  etc.:  sed  tnnc  quam  maxime 
152.  — *■  gdisz  uslisz^  . .  gdisz  bi  zbil  . .  a  rzeklibi:  ut  audiant .  .  quod 
oecideris  ..  et  dicant  103 — 104.  —  I  stalo  syjf  potem,  gdisz  Dauid  po- 
byl  Fylystinske :  factum  est  autem  post  haec,  ut  perenteret  David  Phüi- 
sthiim  250.  —  telko  cy  samy  acz  wchodzfJ,  gisz  poswyfJceny:  ipsi 
tantummodo  ingrediantur,  quia  sanetificati  sunt  263.  Die  Conjunction 
»Be,  iza  wird  nie  jiz  geschrieben.  —  gerne  ges  y^  ponizil:  quia  humi- 
liasti  eam  141.  Tgl.  bo  czosz  koli  tego  iest,  genzeto  by  slubü:  quidquid 
illud  est,  quod  voveris  143.  —  obrza(za)l  ge  Josue,  gisto  iakosz  sff  &yfl 
zrodzili,  skorkami  byli:  circumeisi  sunt  a  Josue;  quia  sicut  nati  fue- 
rant,  in  praepntio  erant  164.  —  geszto  iest  silnyeyszi  mnye :  quia  for- 
tior  me  est  113.  —  goscz,  ktoris  szemrz^ezi  byl  iest:  peregrinus,  quo- 
niam  rebellis  fuit  106.  vgl.  bo:  quoniam  ibd.  —  a  powyenv:  ut  indicem 


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552 


A.  8emenovic. 


334.  a  .  .  nye  nadmye  ayjJ:  ut  (non)  intumeacat  136.  —  a  pozegna 
tobye:  ut  benedicat  tibi  143.  —  a  wzhudzi  cz/,  sobyezalud:  ti*  ansehet 
te  sibi  in  popolnm  152.  a  tyJdfJ  na  znamye  ut  sit  Signum  162.  vgl  et. 
a  wizwolyl  lynd  Jon&t^ ,  abi  nye  umarl :  liberavit  ergo  populus  Jon  a- 
tbam,  ut  non  morereiur  180.  ut  ist  hier  consecntiv.  —  abiszczye  wye- 
dzely :  et  sciatis  52.  abi  bil  stroszem  mim:  et  aociua  fnit  itineris  mei 
39.  abi  odzerzeli:  et  possideant  135.  abi  sy^  poruszily:  et  perrexe- 
nint  251 .  abi  prziwyedly :  et  adduxit  ibd.  abi  wigechal :  et  egrederetnr 
262.  abi  ayjj  pokuayly  apolu:  et  mutuoa  sibi  praebuere  conapectus  267. 
wigechal,  abi  boiowal :  egressna  est  et  pugnavit  ibd.  —  abichom  gy  za- 
bili:  percuaaimua^ui  enm  134.  —  arz  ya  urozumyem  :  et  intelligam  28. 
aez  ncziny^ :  et  faciam  253.  aez  sy^  on  nawroey :  et  revertetur  273.  — 
quapyl  ay^,  chczfcz  przeez:  festinavit,  et  transiit  163.  —  y  viawoli 
wasz  :  ut  emat  vos  139.  y  tyttzesz  ziw  :  ut  vivas  145.  y  ly^kly  ByjJ  : 
ut  timerent  296.  —  ysze  tak  usluchal  gich:  et  tandem  andita  voce 
eornm  192.  podalbi  ge  nyeprzyiacyelyom,  üzebi  ge  wyedly  i^te:  tra- 
dideria  hoatibua,  et  captivoa  duxerint  258.  zatworzilly  bych  nyebo, 
yszebi  deaez  nye  szedl :  ai  clauaero  coclnm,  et  plnvia  non  fluxerit  259. 
uze  bich  tak  umarl:  et  moriar  22.  —  ysze  nye  mogly:  nee  poterant.  — 
a  nye  padnyecze:  ne  oorruatia  105.  nye  umrze  przeto:  Ergont  morie- 
tur  179.  Maiecki  bemerkt:  powinno  byd  *czy  umrze«;  richtiger: 
umrze/t. 

Man  merke  folgende  Varianten:  Mossy:  Spinae  69.  Var.  8. 
spicas.  —  dobre  rzeezi  krolyowy  prorokuty;  regi  bona  praedicant  207. 
Var.  8.  praedicunt.  —  apyewaki  y  sebranya:  eantorea  et  tubas  212. 
Var.  AI.  turbas.  —  kay^az^ta  ricerstwa :  prineipea  millium  244.  Var. 
8.  militum.  —  rjfita  samego  pana:  manua  solii  Domini  63.  Var.  AI. 
solius.  —  doyffyJd  ayfJ  nye  wi8znayjJ  aloaezi  awich  a  zlego  awego  nye 
wspomyonfl,  gimzeto  przeat^pili  80  przecziwko  mnye :  donec  confitean- 
tur  iniquitatea  auaa  et  maiorum  auorum,  quibua  praevaricati  sunt  in  me 
95.  Var.  AI.  maiorum  auorum  recordentur.  —  nye  cheze  brat  m^za 
mego  wabudziez  syemyenya  brata  awego :  non  vult  frater  viri  mei  auaci- 
tare  nomen  fratria  aui  145.  Var.  8.  8emen.  —  mnye  w  malzensUco 
prziyjfcz  :  me  in  coniugem  8umere  145.  Var. 8.  coniugium.  —  przyme: 
absumat  152.  Var.  8.  assumat.  —  ia  y  gina  wyelikoaez  .  .  iczmdfl . 
ego  et  reliqua  multitudo  accedemus  167.  Var.  8.  ascendemus.  —  y 
unslatoyal  nag  czali  dzen:  et  cecidit  nudua  tota  die  185.  Var.  8.  ceci- 
nit.  *—  wztfte:  oblata  92.  Var.  AI.  ablata.  —  wazitka  czelacz  gich  : 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  553 


cunctas  seor surrt  familias  109.  Var.  8.  eorum.  —  szQdlywyc.  prono 
animo  72.  Var.  AI.  prompte,  vgl.  miszlyjj  wyelmy  gotow^:  mente 
promptiBsima  73.  wiszly.  egressuri  erant  263.  Var.  8.  cgressi.  — 
narodow  y  wloscy  :  gentium  atqoe  regfiorum  276.  Var.  AI.  gentium 
atque  regiottum.  —  myr :  paxillus  286.  Var.  AI.  pax  Ulms.  Wujek  : 
kolek.  —  nadzeifi:  sepem  286.  Var.  AI.  sperrt.  —  scziti  przedaw- 
czom:  scru/a  vendentium  292.  Var.  AI.  scuia.  —  rzemyQslnyci :  au- 
rifices  292.  Var.  8.  artifices.  vgl.  sin  zlotnykow:  filius  aurificia  292.  — 
w  vynnyczach  na  genem  polyn :  in  viculis  in  campo  Ono  295.  Var.  8. 
in  vitulis  in  Campoono.  —  przecz  my  w  noci  polozyl  starey^T  quare 
imposuisH  mihi?  33  NB.  imponere  alci:  betrügen.  Var.  AI.  quare 
Liam  imposuisti  mihi  (de  Jacob  et  Laban) .  —  dusz^f  sw^  polozil  gest 
tobye:  auimam  suam  opposuit  tibi  144.  Var.  8.  apposuit.  —  mnyey- 
öim  .  paucis  127.  Var.  8.  paucioribus.  —  zlota  albo  srebra:  auri  et 
argenti  165.  Var.  8.  out.  —  otoa,  pan  vibral  cz^:  Et  Dominus  elegit 
te  146.  Var.  8.  En  Dominus  etc.  —  poczwirdzenye  iest  sbawyenye 
wyeczne:  pactum  sali*  est  sempiternum  110.  Var.  AI.  pactum  pacis. 
Vorauszusetzen:  salutis.  —  wzgorjj  ku  bronye:  sursum  a  porta  292. 
Var.  8.  ad  portam.  —  bo  naleszono  gest  do  nyego  wszitko  dobre  ku 
pann  bogu  israhelskemu :  quia  inventus  est  super  eo  sermo  bonns  a  Do- 
mino Deo  Israel  196.  Var.  AI.  ad  Dominum  Deum.  —  przyszedl  do 
woyski:  ascendit  in  exercitn  174.  Var.  AI.  in  exercitum.  —  iakosz  byl 
gemu  Moyzesz  roskazal:  et  dixerat  ei  Moyses  163.  Var.  AI.  ut  dixerat. 

—  ktora  na  obu  stronn  wchodu  w  stan  czyny :  quia  inter  utraque  in- 
troitum  Ubernaculi  fecit  77.  Var.  AI.  quae  ab  utroque  etc.  Var.  AI. 
inter  quae  . .  facit.  —  ktorzisz  nye  s$J  policzeni :  quia  non  sunt  recen- 
siti  121 .  Var.  8.  qui.  —  przycfey  zolostni  dnyu,  zecz  etc. :  venient  dies 
lnctus  .  .  et  31.  Var.  AI.  venia*  . .  ut.  — 

2.  Ueber  mehr  oder  minder  bedeutende  Abweichungen 
sonstiger  Ausdrücke:  bfJdzesz  sobye  chleba  dobywacz:  vesreris 
pane  4;  —  z  geyszeszto  (szemye)  uczynyon  :  de  qua  sumptus  es  4.  — 
wszego  shoorzenya  czlowyeczego :  cnnctorum  mventium  4.  —  myjj 
wirzuczy sz  s  pospohtica  ludskycgo ,  a  twego  oblycza  b0d0  sz^  kricz : 
eiicies  me  a  fade  terrae  et  a  facie  tua  abscondar  5.  wiszedl  Kayn  s 
pospohtvxz  przed  oblyczym  boszym:  egressus  Cain  a  facie  Domini  5. 

—  stalo  szj*  potem  po  malich  dnyech :  factum  est  autem  post  multos 
dies  5.  po  malern  czasu:  post  multum  temporis  313.  —  mam  od  boga 
plod  czüwyeczy :  possedi  hominem  per  Deum  5.  —  i  bil  gest  Adam  .. 


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554 


A.  Semenovic, 


oszmset  lat:  et  facti  sunt  dies  Adam  .  .  octingenti  amii  6.  wszech 
lyat .  omne  tempus  6.  —  szwyatlo  wy^czaze,  abi  dnyu  sncyeczylo ,  a 
szwyatlo  ranyoysze ,  abi  noczi  szteyeczylo  :  laminare  maius,  ut  praee&set 
diei .  et  laminare  minus,  ut  praeesset  nocti  1 .  Wujek :  aby  rzadzUo. 
vgl.  abi  wlodly  dnyem  y  nocz^:  ut  praeessent  diei  ac  nocti  ibd.  — 
tydzcye  na  rozeznanye  czasom  y  dnyom  y  latom :  sint  in  signa  et  tem- 
pora  et  dies  et  annos  1.  Wujek :  na  znaki,  y  czaay.  —  a  bü  gest  ku 
podobyenatxcu  En  och :  et  ambulavit  He  noch  cum  Deo  7.  vgl.  ibd. :  a 
chodzyl  gest  8  bogem :  ambulavitque  cum  Deo.  —  mynflli  s0  wodi :  tm- 
minutae  Bant  aquac  10.  —  y  nade  wszfl  ttoarzfl  na  zemy,  czso  zywo 
gest:  et  omne,  quod  movetur  et  vivit  10.  —  kragyni  luczskye :  insulae 
gentium  11.  —  s  swim  pokolenym :  in  naÜonibus  suis  11.  —  mego  * 
icamy  azlyubu  na  zemy :  foederis  inter  me  et  inier  terram  11.  —  tocz 
gest  czelacz  Noego,  a  rozdzelona  w  wloszczy,  ot  nychze  gest  rozdzele- 
nye  pokolenya  etc. :  hae  familiae  Noe  iuzta  populos  et  nationes  snas. 
Ab  his  divisae  sunt  gentes  12.  —  slawymi  swe  gymy^,  ktoresz  bfidzemi 
rozmnaszacz  po  wszech  zemy  ach:  celebremos  nomen  nostram,  ante- 
qttam  dividamur  in  uni veraas  terras  12.  —  bo  nye  mogl przed  g lodern 
bicz  w  zemy :  praevaluerat  enim  fames  in  terra  14.  —  uszrzal  wszit- 
kyey  zemye  wloszcz :  vidit  omnem  circa  regionem  15.  —  nyczy  namny- 
eyszey  any  wstfJgy  nogawyczney :  a  filo  subtegmmis  nsque  ad  corriginm 
caligae  16.  —  bog  nawisszy :  Dens  excelsus  16.  —  czlowyek  gnyew- 
Hwy  :  ferus  homo  18.  —  xcydzal  gest  trzi  m^sze  blisko  syebye:  appa- 
ruerunt  ei  tres  viri  stantes  prope  eum  19.  —  angyol  sy$J  ukazal,  a 
rzecze :  cogebant  eum  angeli  dicentes  21.  —  w  nyem  syjJ  skriczy :  aal- 
vabor  in  ea  22.  —  tamto  b^dzeaz  myeskal :  salvare  ibi  22.  —  bo  znadz 
y  na  gorach  sy^  nye  ukryyo' :  nec  possum  in  monte  salvari  22.  —  spu- 
szczyl  gest  deszcz  knoaun  a  ogen  plomyenni  s  nyeba  ploit  suiphur  et 
ignem  a  Domino  de  coelo  22.  —  potraczyl  gest  ti  myasta,  wsritty 
wloszcz,  a  se  toszitkym  ludern,  czsokoly  gich  tarn  bilo,  od  malego  do 
wyo*czsego :  aubvertit  civitates  has,  et  omnem  circa  regionem,  nniversos 
habitatores  urbium ,  et  cuncta  terrae  vxrentia  22.  vgl.  ot  namnyey- 
szego  az  do  wy^czszego:  a  minimo  nsque  ad  maximum  (hominem)  21 
etc.  —  dzyssza:  hoc  nöcte  22.  tego  wyeczora :  nocte  illa  22.  tamo 
staly  :  foris  erant  2 1 .  proch :  favüla  22.  Wujek:  pera.  vgl.  s  pro- 
chu  :  de  humo  3.  —  nasipawszi  pyasku  na  syjJ:  et  humus  snper  eos 
299.  abi  pomnyala,  zesz  w  krzytodze  naleszona:  mementoque  te  de- 
prehensam  23.   Wujek:  pamieUy,  ze  6\$  doszio  (Commentar:  ze  cl* 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  555 

odkryto,  i  nie  mozesz  iuz  udawac ,  2es  siostr^ ,  nie  zms  zonq  Abrahama  . 

—  przyszedl  bog  w  voydzenyu:  venit  Dens  per  somnntm  23.  —  za 
dllige  dny:  usque  in  praesentem  diem  23.  aaz  dluge  dny  id.  ibd. 
vgl.  za  dinge  dny :  diebna  mnltis  25.  —  posadzi  dieciy^  pod  drzewem : 
abiecit  pnernm  subter  unam  arborem  24.  —  gdisz  bil  wyelbl^di  osta- 
tcyl.  cnmqne  camelos  fecisset  accumbere  27.  —  panye  wyelky  domine 
mi  27.  —  gesto  przisluchaiy  do  myasta:  cnnctis  qni  intrabant portam 
civitatis  illius  27.  vgl.  przede  wazemy,  genzeto  wssedl  w  to  myasto  id. 
26.  —  odwazil  gemn  to  srebro,  za  nyesto  kupyl  Efron :  appendit  pe- 
cuniam,  quam  Ephron  postulater  at  27.  —  richlo#  seymye  wyadro  s 
pleczu.  celeriter  deposnit  hydriam  super  uinam  suam  28.  vgl.  richlo 
synoswszy  wyadro  *  pleczu :  festinans  deposnit  hydriam  de  humero  29. 
sprawyedUvyey  myloszczy :  misericordiam  et  teritatem  28.  —  nye 
bjkty  gesEcz  drzewyey,  alysz  poselstwo  sgednatn :  non  comedam,  donec 
loquar  sermone*  meos  28.  —  aon  wzgljföal  na  nyfJ  tagemnye:  ipse 
antem  contemplabatnr  eam  taeitns  28.  vgl.  to  tak  gdisz  gesm  na  swem 
serczu  myszlil:  dnmqne  haec  tacitus  mecnm  volverem  29.  —  ktorey 
rwekfl:  audier it  a  me  29.  vgl.  ktorey  ya  rzekfJ:  cni  dixero  27.  —  pan 
bog  gest  mego  pana  poszegnal  y  uczynyl  gy  panem  przez  liczbi:  Do- 
minus benedixit  domino  meo  valde,  maonjficatusque  est  28.  —  bocz 
my  to  yu8z  drngi  ras  uczynyl  :  supplantavit  enim  me  en  altera  vice  30. 

—  wydzfcz  Ezan,  yze  etc. :  approbans  qnoque,  qnod  etc.  31.  —  tedi 
kamyen  odwalyly  y  napawaly  oioce  ,  a  napogywszy  etc.:  devolverent 
lapidem  et  refectis  gregibus  etc.  32.  —  wszitky  stada:  omnia  pecora 
32.  —  dalekoly  gest  geszce  do  wyeczyora  :  adhuc  multum  diei  superest 
32.  —  a  gdisz  mynye  myesyfJcz  temn:  et  postqnam  impleti  sunt  dies 
mensis  unins  32.  —  doyjjd  syj* . .nye  sbyorj*.  bo  nye  odwalymy  kamye- 
nya:  donec  . . .  congregentur  et  amoveamus  lapidem  32.  —  u  nas :  in 
loco  nostro  33.  —  ot  gego  szj*  rosbogaczyl  a  oszlachczyl  szf  :  de  illins 
facultate  ditatns /actus  est  inclytus  33.  —  any  mnye  sen  kyedi  umdlyl. 
fugiebatque  somnns  ab  o cutis  meis  35.  —  nye  chczyalesz  my  dacz  mich 
dzewek  a  mich  umfikow  poczalowacz :  non  es  passns,  nt  oscnlarer  filios 
meos  et  filias  35.  swey  dzewky  y  umo'kow :  filios  et  filios  snas  36.  — 
zaprawdfj,  iaczbich  mogl  y  nynye,  czso  bich  chczyal,  nad  toty  uczy- 
nycz:  vaiet  manus  mea  r edder e  tibi  malum  35.  —  przemenyalesz 
moy^  sluszoo1  dzeszjjcz  krocz :  immntasti  mercedem  meam  decem  vicibns 
35.  —  wszitky  stada,  czsosz  ti  ymasz:  greges  tni  et  omnia,  quae  cernis 
35.  —  uezynyly  s^  . .  stolecz  :  fecernnt  tumulum  36.   stolecz  szwya- 


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556 


A.  Semenovic, 


decztwa  :  acenmm  testimonii  36.  —  tu:  et  ecce  37.  —  to  gdisz  usly- 
szal  Jacob  od  swioh  synow,  geszto  przyszly  od  dobitka :  quod  com  au- 
disset  Jacob,  absentibus  filiis  et  in  pastu  pecorum  occupatio  38.  —  nye 
zamawyay  syc  tak:  noli  ita,  quaeso  38.  —  przykazal:  ait  39.  y 
uczinil  tak  Samuel,  iako  gemu  bog  przikazal:  fecit  ergo  ßamuel,  sicut 
locutus  est  ei  Dominus  182.  —  zagubcye  swe  bogi,  czso  sytf  gym  mo- 
dlyczye :  abiicite  deos  alienos,  qui  in  medio  vestri  sunt  39.  —  zemrp 
Egipsczy  pyyjfcz  wodjJ :  affiigentur  Aegyptii  bibentes  aquam  48.  ov 
öovrjaovrai ;  den  Egyptern  wird  ekeln,  vgl.  a  nye  mogly  Egipsczy  wodi 
pycz  :  et  non  poterant  Aegyptii  bibere  aquam  48.  —  na  myasto  Athod : 
in  Aream  Athod  44.  Wujek  :  plao  A.  —  czsosz  gradowye  nye  dobyly : 
quae  grando  dimiserat  52.  —  wol  rogaty :  bos  comupiea  68.  vgl.  wol 
boctyczy  id.  ibd.  —  nye  fyJdze  chczyecz  wroczycz:  reddere  non  cogetur 
69  .  —  pan  msczyczyel  gymy^  gego,  bog  gest  obroncza:  Dominns  ze- 
lotes  nomen  eius,  Deus  est  aemulator  71.  zdarzy  bog,  czso  gest  nye- 
podobno:  Numquid  Deo  quidquam  est  difficile  20.  to  czyosanyu  albo 
w  kotoanyu :  fabre  73.  —  kowanym  y  czyossanym  robycz:  fabre  ope- 
rari  73. —  anyol,  anyoly:  Cherub,  Cherubim  75. —  zlotem:  argento 
78.  —  od  vjylka  :  a  bestia  80.  vgl.  od  zwyerz^cza:  a  bestia  87.  — 
buday  sgo1,  slisz :  ausculta,  audi  116.  —  letnego  czasu  :  vemo  tempore 
40.  —  to  nyenawyszczy  mnye  tna :  despectui  me  habet  17.  —  pagorek 
szemsky:  superßciem  terrae  2.  yako  mosze  bidlo  statczycz:  sicut  üt- 
dero parrmlos  meos  posse  38.  Wujek:  drobiö-Adzek.  —  chczjfcz  opa- 
trzycz  ssw^J  toardfof  :  ut  videret  mulieres  regionis  illius  38.  Wujek: 
niewiasty.  —  gest  plod  nyosla :  germin abat  2.  —  nyeczky  s  przeszny- 
czamy :  canistrum  cum  azymis  81.  s  nyecek  przesznyczioh :  de  canütro 
azymorum  82.  chlebi  ..  na  nyeczkach :  panes  in  canistro  82.  —  a  nye 
ostawyczye  nyczs:  nec  remanebit  quidquam  80.  vgl.  a  ostanyely  czso 
id.  ibd.  —  doy#d  iest  nyesdrow :  donec  sanetur  87.  —  slugy  stanowe: 
Levitae  98.  Sonst  slugy  kosczelne.  —  ku  uStawnemu  swyczenyu  za 
obyczay :  ad  concinnandas  lucernas  iugiter  90.  czecayfczi :  patiens 
104.  geszto  iest  nyeuziteczno  warn:  quod  vobis  non  cedet  in prospe- 
rum  105.  bogu:  Domino  105,  110.  —  oszla:  asellum  107.  w  gnye- 
wye  Chorowem  :  in  sedilione  Core  108,  112.  s  krzikem  gnyeumim: 
versi  in  seditionem  112.  w  swadze  Chore :  in  seditione  Core  119.  w 
zxoadze  Chore,  iaszto  iest  wzbudzona  przecziw  panu  za  Chore  :  in  sedi- 
tione, quae  concitata  est  contra  Dominum  sub  Core  121.  —  zarzuczeni 
z  zemye :  operti  humo  108.  —  movit  iest  pan  ku  synom  Israelskim: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  alt  polnischen  Texten. 


557 


locutus  est  Moyses  ad  filios  Israel  109.  vgl.  mowil  iest  pan  ku  Moyze- 
szowi  ibd.  —  padnye  nagle  na  zemyfJ:  cecidit  proftus  in  terram  164. 
padlasta  nagle  na  zemyjJ:  ceciderunt  proni  in  terram  103.  padlasta 
nagle  na  zemi :  corrnernnt proni  in  terram  112.  padali  nagle:  cecide- 
runt per  prona  166.  vgl.  natichmyast  padnye:  pro  nun  cecidit  ibd. 
lezysz  nagle  na  zemi :  iaces  pronus  in  terra  166.  modlyl  syjJ  pann  le- 
sz^cz  nagle  na  zemy :  adoraverunt  De  um  proni  in  terram  298  etc.  — 
dwu  rowu:  duarum  maceriarum  114.  —  zawrze  wszitki  przisy^gi  gey 
y  slowa:  irrita8  faciet  pollicitationes  eins  verbaqne  125.  —  przes 
ktora  myasta  gdysz :  ad  quas  pergere  civitates  131.  —  mogli  bichom : 
debeamus  131.  —  gwyaat  wyele :  stellae  plurimae  131.  —  iakos  sy^ 
obikli  pczfHi  royczy :  sicut  solent  apes  per, sequi  132.  —  tymze  cislem 
dokona  syfJ:  aequali  termino  finietur  128.  —  baranow  :  pecora  135. — 
przest^puy^cz  gego  przikazanye  transgrediantur  pactum  illius  135. 
przest^pylyscye  przikazanye  bosze :  praevaricati  estis  1 79.  —  popysze 
sobye  deutronomium,  kxyo'gy  prawa  tegoto  zbyerze  8  kxyQg  kaplän- 
niakich  Levi  pokolenya:  describet  sibi  Deutronomiom  legis  huius  in 
volumine  aeeipiens  exemplar  a  sacerdotibus  Leviticae  tribus  136.  — 
genzeby  obyatotoal  syna  swego,  albo  dzewkff  swj5  wyod^cz  przesz 
ogyen:  qui  lustret  etc.  137.  —  przespyeczni  tyfdzesz :  per f ectus  eris 
137.  nye  w  przespyecznem  syerezu :  non  in  corde  perfecto  266.  — 
zabil  (by  .  nye  chezf  :  percu&serit  nesciens  138.  —  y  wszego  dobitka: 
iumentis  et  caeteris  139.  poy^l  sobye  zon^J  a  gesseze  nye  opezowal  s 
ny^:  despondit  uxorem  et  non  aeeepit  eam  139.  vgl.  gini  .  .  poy^lby 
yjj :  alius  aeeipiat  eam  ibd.  —  a  Utk  odnyeszecze  .  .  a  tak  .  .  wzbogi 
syjJ:  ut  auferatis  .  .  et  pertimescat  141.  —  a  gdisz  usrzisz  volu  albo 
owczjJ  bl^dz^cze  .  .  nye  minyesz  gich :  Non  videbis  bovem  aut  ovem 
errantem  .  .  et  praeteribis  141.  —  ale  aez  nye  iest :  etiam  si  non  est 
141.  —  toyelkoscz  myasta:  viri  142.  —  nyekto  z  myasta:  aliquis  in 
urbe  142.  —  ani  gtyday  gich  dobrego:  nec  quaeras  eis  bona  143.  — 
ani  czfl  opusci:  ne  derelinquat  te  143.  —  nye  b^dzesz  offyerowacz  ro- 
boti  swey  nyecistoti:  non  offeres  mercedem  prostibuli  143.  —  bo  aez 
by  umarl:  vel  certe  mortuus  fuerit  144.  —  ani  gemu  ktorego  posehttoa 
roskazf  poBpolitego :  nec  u  quidpiam  necessitatis  iniungetur  publicae 
144.  —  wz#l  (by)  pen^dze  :  acoeperit pretium  144.  —  ust  volowych, 
gdysz  mloczuz  w  gumnye  uzitki  twe :  os  bovis  terentis  in  area  fruges 
tuas  145.  —  na  chwalfJ  y  na  slawj*  ymyenyu  swemu:  in  laudem,  et 
nomen,  et  gloriam  suam  147.  —  w  nyecütey  rzeezi:  in  re  funebri 


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558 


A.  Semenowir, 


146.  —  klfftwy,  przecziwyayfJcz  syfj  tobye,  snfldzf  crf  :  maledictiones 
persequentes  apprebendent  te  150.  —  obfitoacz  wszego  dobrego:  rerum 
omni  um  abundantiam  150.  Tin«  y  ginego  picza  scze  nye  pili :  vinum  et 
ticer  am  non  bibistis  151.  —  as  do  progu  nyebyeskyego  :  ad  cardincs 
coeli  153.  Wujek:  na  kraie  nieba.  —  voliszli:  elige  154.  —  wszitczi 
synowye  Israhelsczy:  cuncti  ex  Israel  154.  syny  Israhelskye :  tribus 
Israel  169.  —  kazal  zivicz :  fecit  vivere  165.  —  w  gednyey  gtybokosci 
zostanjj:  in  una  mole  consistent  (aquae)  162.  —  polosz  strozfl  za  mya- 
stem :  pone  insidias  urbi  post  eum  167.  poloscze  stroztf  la  myastem  : 
ponite  insidias  post  civitatem  167.  vgl.  zaloga:  insidiae  168.  —  nye- 
prziaczele:  insidiae  168.  —  potem  obrocziuszy  sy$  przesylnye  syjJ 
brali:  contra  persequentes  fortissime  restitissent  168.  vgl.  »ktorzisto 
gonilia  und  »gesto  sfJ  gonili«  ibd.  —  wikidnfll  sy$  mozg  gego :  conf regit 
cerebrum  eins  171.  —  uczinyon  wodzem .  surrexit  dux  171.  —  otpo- 
wyedzal :  locutus  est  172.  —  a  iuszescye  przyszly  ku  mnye  s  potrzetyJ 
przesdzflcznfl :  et  nunc  ▼enistis  ad  me  necessitate  com  puls  i  172.  —  po 
nychszeto  wskazal :  per  quos  mandavit  173.  —  y  ponyszony  sinowye 
Amonowy  przed  sini  Israhelskimi :  humiliatique  sunt  filii  Ammon  a  filiis 
Israel  174.  —  dari  y  pokoyne  obyati :  holocausta  et  pacificas  victimas 
174.  —  dari  swe  y  chwali  y  obyati:  hostias  et  laudes,  et  holocausta 
279.  dari  y  pokoyne  obyati  y  chwali :  victimas,  et  pacifica  et  laudem 
278.—  mjfezow  wibomich  :  viros  robustissimos  175.-  -  als  to pomny- 
ecz  macye:  et  hoc  erit,  quod  observare  debetitis  175.  —  £  wyelykfJ 
szaloscyQ  pocz^ly  plakacz :  magno  ululatu  coepernnt  flere  174.  —  na 
gorze  Remmon :  in  petra  Remmon  175.  —  bo  wszitek  Israhel :  univer- 
sus^we  Israel  175.  —  gymf  giaz:  reliquis,  qui  175.  —  wisokim  rozu- 
mem  obmiszlycz  mami :  ingenti  studio  providendum  est  175.  —  iuszem 
staroscy^  nawyedzona .  iam  senectute  confecta  snm  177.  —  swadzbi 
s  nymy  doczekccye:  quam  nubatis  177.  —  a  tu  uczintrf  sobye  myasto 
pogrzebne:  ibique  accipiam  locum  sepulturae  177.  —  bila  sy$  uparla 
s  nyfJ  gydz:  decrevisset  secum  pergere  177.  —  ku  przistavxnoy ,  gen 
za  zenci  stal:  ütoem,  qui  messoribus  praeerat  177.  —  chodzfcz  za 
zenci :  sequens  messorum  vestigia  178.  —  nygdzey  sy^  do  domu  nye 
wraczaiffcz:  et  ne  ad  momentum  quidem  reversa  est  178.  —  tak  abi 
nyszadni  sy^  nye  odchilyl  od  bozey  sluszbi :  ita  ut  nec  puncto  quidem 
discederent  ministerio  282.  —  aszesz  opuscyla swe przyiacyele:  et  quod 
reliqueris parentes  tuos  178.  —  rowna:  similis  178.  —  mamly  boio- 
voacz  s  Fylystinmy?  Num  persequar  Philisthiim  179.  vgl.  boiowal: 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  559 


pugnabat  180.  —  a  nye  cyognfll  na  Fylystini :  nec  persecutm  est  Phi- 
listhiim  179.  przecytcyl  syfl  gemn:  insxdiatus  est  ei  199.  Auch  perse- 
qui.  vgl.  SJ0  gemn  przecywyl:  restitit  ei  179.  —  zgromaczcye  sam  lyud 
ze  toszech  tytow  :  appücate  huc  universos  angnlos  populi  179.  racz  to 
ukazacz  .  da  ostensionem  179.  day  nyevnnnim  ocziscyenye.  d&satwti- 
tatem  179.  —  y  spadl  lyos  na  Jonatyf:  et  captus  est  Jonathas  179. 
Wujek  :  y  padl  los  na  Jonäthe.  —  uczin  to  nade  mn^  pan ,  a  tesz  sy$ 
stan  nade  mn$ :  haec  faciat  mihi  Dens,  et  haec  addat  179.  —  wiwyesyl 
aobye  na  czescz  chorfigew  wycyo'sznf :  erexerat  aibi  fomicem  trium- 
phalem 181.  —  sebranye  lyuczskye  :  vtdgus  180.  —  gdisz  ay^  sam  za 
malego  polyczal :  cum  parvnlus  esses  in  oculis  tuü  181.  —  pobral  lup 
nalepszi  owce  a  woli  gich :  tulit  de  praeda  oves  et  boves,  primitias 
eomm  181.  —  any  sy$  czego  bofycz,  swego  zamisla  ostanye,  bo  czlo- 
wyekem  nye  gest,  bi  czso  ucziniw  zalowal :  et  poenitudine  non  flecte- 
tur,  neqne  enim  homo  est,  ut  agat  poemtentiam  181 — 182.  —  y  obel- 
szalo  syfi  Saulowy,  a  lekcey  gemn  bilo:  et  rofocülabatur  Sani,  et  le- 
viua  habebat  183.  vgl.  okrzezwyal:  refocillatns  est  194.  —  rumyani 
rufus  183.  Wnjek:  lisowati.  —  uzrzely  zast^p  prorokow  chwalytfcz 
boga :  vidisset  ennenm  prophetamm  vaticinaniium  184.  —  a  potem  sy$ 
ruszüy  hu  boin :  motttm  est  autem  rursum  bellum  184.  —  y  tropyl 
duch  boezi  zli  Sanla:  et  f actus  est  Spiritus  Domini  malus  in  Sani  184. 

—  kopye  po  stronye  w  scyanf?  ntkn^lo :  lancea  casso  vulnere  perlata 
est  in  parietem  184.  Wnjek:  bez  uräzu.  —  zabyt  tydzesz :  morieris 
184.  —  acz  umrze :  nt  occidatur  184.  —  dreumo  (eigentlich  Holz- 
scheit) :  statua  184.  simulacrum  ibd.  — scorjf  hoszelcza :  pellem  capra- 
ram  184.  —  nye  sydzesz  smyerczyo' :  morieris  185.  —  to  dobrze  wye : 
seit  prqfecto  185.  —  bo  richlo  napelny  syj*  rzeez :  profecto  enim  veniet 
sermo  195.  —  tu  nye  strzali  ale  daley:  ibi  est  sagitta  porro  187.  — 
przecywo  wschodu  sluncza :  ad  Austrum  187.  —  bili  ss^di  mich  slug 
cziste :  fueront  vasa  pnerornm  saneta  187.  —  y  pocznye  sy^  przed  nym 
szalyonxm  czinycz  przes  ubU:  et  immutavü  os  sunm  cor  am  eis  188.  — 
vcziny  vas  wlodarzmy  a  sprawczamy :  vos  faciet  tribunos  et  centuriones 
188.  —  voignal  bil  s  zemye  «rszitki  wyesczce:  abstulit  magos  .  .  de 
terra  191. —  iaka  twarz  gego  :  qnalis  forma  eins  192.  —  A  zgymato- 
szi  nyewyasti  ypotfly  .  et  captivas  dnxernnt  mulieres  193.  —  przy- 
nyeszcz  (poswy^tne  mcho  efod) :  applicare  (ephod)  193.  —  slugy  fyly- 
stinsci.  satrapae  192.  Wujek:  ksiazeta.  vgl.  ksy^sz^ta:  satrapae  193. 

—  panosz:  servorum  261. — sini  slyachetne :  obsides  216.  vgl.  szlya- 


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560 


A.  Semenowi6, 


ckcyczow.  tyrannos  336.  —  wszemu  sposohyenyu  nyebyeskemu : 
omnem  militiam  coeli  135.  —  swyp'to:  calendae  185,  186.  —  po  go- 
dzech:  post  cedendo*  186.  —  bog  tego  nye  day :  absit  hoc  a  te  185. 

—  w  syodmi  dzen :  in  die,  qua  operari  licet  186.  —  tobye  przespy- 
eczno:  pax  tibi  est  186.  —  gydxi  przeez .  vade  in  pace  186.  vgl.  gydxi 
w  pokoiu  id.  187.  vgl.  preez:  foras  229.  —  syadlasta  8  obu  stronu 
pole  krolya  :  sedit  ex  latere  Saal  186.  —  nyechacz  poydff :  vadam  cito 
186.  —  zlego  przislowya  matki:  ignominiosae  matris  186.  —  aez  gy 
szmyercyfl  zagubyfi-.  quia  ßlius  mortis  est  186.  przeczbi  ezmyercyö' 
zagubyl  gy .  quare  morieturJ  186.  wiseye  dostoyny  szmyercy  .  filii 
mortis  estis  189.  —  nyemali  ulomek  fygow,  a  dwa  swyjJzki  soszonego 
wyna :  fragmen  massae  caricarum,  et  daas  ligaturas  uvae  passae  194. 
Wajek :  »ulomek  wiazanki  fig«  und  »rozynkowt.  —  ale  zasyfl :  sed  con- 
trario 195.  —  iffez  gdisz  usliszal  Achiaa  gydpc :  audivit  Ahias  sonitum 
pedum  eiuB  196.  —  drzewym  rozdzanim :  arbore  frondosa  197.  — 
/wy :  /ums  198  etc.  vgl.  lassy:  lucoa  71.  —  narod  Geroboamow :  do- 
mum  Jeroboam  199.  —  s  rodu  Tzacharowa:  de  domo  Iasachar  199.  — 
a  przidzerazal  sytf  wszitkimy  obiczaymy  skutkow  Geroboamowich 
ambulavitque  in  omni  via  Jeroboam  200.  a  przidzerszawal  sy$  wszit- 
kimy czini  drog  Aza:  et  ambulavit  in  omni  via  Aaa  208.  —  po&zpyeaz 
sy^  na  dol.  festina,  descende  210.  —  zlorzeczü  boga:  benedixit  Deum 
205.  —  przeklynal  boga:  benedixit  Deum  205.  —  przeto  takeaz  y  ti 
zrownay  typ*  s  nymy :  sit  ergo  sermo  tuus  similis  eorum  207.  —  pokoia 
tono'trzney  komori  :  eubiculum  intra  eubiculum  208.  —  kto  da  ueyec : 
quicumque  fugerit  211.  —  starce  y  kaplani:  senes  de  aacerdotibus  223. 

—  Bftez podbycy  :  humiles  manu  224.  —  zamowyl  bil  syff  s  nymy,  a 
uczinyl  bil  smovrf  8  nymy,  rzekffe:  percusserat  cum  eis  pactum  et 
mandaverat  eis  220.  —  aez  ge  ony  rozdxelyfj  myedzi  ti,  gisz  ...  a  tim, 
gisz  etc. :  qui  et  distribuant  eum  his,  qui  ..  et  w,  qui  etc.  227.  —  gdi 
przecyw  gemu  boiowal :  cum  vidisset  eum  230.  Ebenso  pokasie*.  —  tfl 
gy  :  vinxit  eum  230.  —  przed  nym :  antea  230.  —  gdi  bil  vlozil  zemy 
pyeny^dze  na  wszelke  lyato  \  cum  indixisset  terrae  per  singulos  (ho- 
mines)  231. — lotri  asyrske:  latruneulos  Syriae  231. — oblegly  myasto 
z  dzali  rozmaitymy.  et  circumdata  est  urbs  munitiombus  231.  vgl. 
oblegly  ge,  a  uezinyly  okolo  gego  czwyrdze  :  circumdederunt  eam,  et 
extruxerunt  in  cireuitu  eius  munitiones  ibd.  —  y  skaszono  myasto :  et 
interrupta  est  civitaa  232.  —  wyoztf  woz:  minabat  plaustrum  245.  — 
ssoUlow  a  skarbow:  exedras  et  thesauros  240.  Wujek:  gmachow.  vgl. 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten  55 1 

w  poswy^tnich  komorach :  in  exedris  240.  —  rucho  Lyalc .  stola  bys- 
sxna  247.  Wnjek:  szäte.  bisiorowa,.  —  w  zwoncech,  a  rjfcznymy  ro- 
tamy  zroumawatfc  syp':  cymbalis  et  nablis  et  citharis  concrepantes 
247.  vgl.  na  zwoneczkoch  myedzanich  brznyely:  cymbalis  aeneis  con- 
crepantes ibd.  uxmne  obyatt :  holocaustu  247.  vgl.  zazszone  obyati 
id.  ibd.  —  raduyflcz  syp1  temn:  et  congratulantes  ei  250.  —  ti  mny 
masz,  bi  Danid  prze  mcp1  czescz  poslal,  abi  cyfl  ucyeszil  nad  sztnyercyp 
oczcxa  twego :  tu  foristan  putas,  qnod  David  honoris  causa  in  patrein 
tnnm  miserit,  qui  cbnsolentur  te  25 1.  —  szikowaw  na  bok  gedtrf  tcoysfy 
abi  s  nymy  boiouxd :  et  direxit  ex  adverso  aciem,  Ulis  contra  pugnan- 
tibns  251.  —  zelyazni  broni:  trahas  252.  Wnjek:  sanie.  —  abi  bily 
■ebrany  wsxitci  wipowyedzeny  z  zemye  Israhelskey :  ut  congregarentur 
omnes  proselyti  de  terra  Israel  254.  Wujek:  nowonawroceni.  Cechisch : 
cyzozemce,  prebywagjcy  w  zemi  Izraelske.  —  tak  isze  trzecyego  lyata 
rozmaytim  ubogym  y  goacyem  y  sioimp)  wszitko  dzesy^cynfJ  rozdawal : 
ita  nt  in  tertio  anno  proselytis  et  advenis  ministraret  omnem  decimatio- 
nem  312.  —  wszitek  zast^p  Iudzski,  tako  kaplany  iako  nauczeny,  iako 
wszitek  zast^p  . .  takesz  przichodnyowye  zemye  Israhelskey  y  przebi- 
wai^cich  wluda:  omnis  turba  Inda,  tarn  Sacerdotum  et  Levitarum, 
quam  nniversae  frequentiae,  qnae  venerat  ex  Israel,  proselytorutn  quo- 
qne  de  terra  Israel,  et  habitantinm  in  Inda  274.  —  czyely^  tluste:  vi- 
tnlnm  tenerrimum  19.  —  gen  (lynd)  bil  ostal  w  Eteyczskich :  qui  de- 
relictns  fuerat  de  Hethaeis  260.  —  a  nye  uczinyly  gemu  lyud  slawnego 
pogrzeba  podle  obiczaya:  et  non  fecit  ei  populus  secandnm  morem 
combustionis  exeqnias  262.  —  czinyly  rozumnye:  egerunt  Industrie 
265.  —  iszbi  w  moci  wogenskey  zalezalo  wycyp'stwo  boia :  in  robore 
exercitus.bella  consistere  266.  —  na  wyrzch  unsokey  gofi:  ad  prae- 
ruptum  cutusdam  petrae  266.  —  spichaly  ge  na  dol  z  skali  :  prae- 
cipitavernnt  eos  de  summa  in  praeceps  266.  —  bily  mdlego  zytcota  : 
erant  imbecille  corpore  270.  — bogom  Damaskim,  swich  nyeprzyiacyol : 
diis  Damasci  percussoribus  suis  270.  —  kleynoti:  vasa  270.  —  za 
trynf  :  pro  piaculo  272.  —  slugy  bozego:  hominis  Dei  273.  —  doif/d 
owszem  nye  toicziscyly  :  donec  penitus  everterent  (seil,  simulacra,  alta- 
ria,  lncos)  274.  —  wszitty  woysko1  obrocyl  przecyw  Jerusalem :  totum 
belli  impetum  verti  contra  Jerusalem  276.  —  a  ztoolawszi  $y$  k  temu 
wsxitci  wirzeezenym,  zgromadzily  etc. :  et  hoc  omnium  decernenU  sen- 
tentia,  congregavit  etc.  276.  —  gdisz  prsidjJ,  a  nye  naydjj :  ne  veuiant 
.  .  et  inveniant  276.  —  a  nye  przepuscz^  zagyno'cz  nogy  Israhela:  et 

Archir  für  fUritohe  Philologie.  IX.  37 


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562 


A.  Semenovii, 


moveri  non  faciam  pedem  Isrnel  278.  -  pokolenye  gich:  genealogta 
eorum  284.  -  ze  wazech  yy»*A  ^oAo/eny  izrahelekicb :  de  un.vcrau 
reWw  Israel  279.  vgl.  za  zbitki  iarahelake:  pro  reliqniis  Iarael  280. 
—  czari  zatracyl:  rfefo&ro  demolitus  esset  279.  —  postawy  na  pa- 
myöcz:  statuit  seorsum  25.  vgl.  geszesz  to  postawyl:  quas-Btare  fecuti 
»eornm  ibd.  Wujek:  osobno.  —  ktorich  pyjfcz  sBUwyp-  fwpofa,  » 
gzeszcz  gynich  rozzdzyelnye  estawyjj :  qnorum  quinque  iunxit  seorsum, 
et  »ex  alia  »eparatim  74.  -  abi  aluaaily  panu  bog«  awemu  po  wszitki 
dny  xiwota  swego,  a  nye  ortffpow.ly  ot  pana  boga  oczczow  zvich :  aer- 
vire  Domino  Deo  sno.   Cunctia  diebuB  eins  non  recesBernnt  a  Domino 
Deo  patmm  snornm  281.  -  w  urzjHzech  a  rozdzelech:  in  dmmoiubus 
singulorum  28 1 .  —  e  pospolytich  doobitkow :  pecora  cotnmtzttm  -81. 
_  w  zakonye  Moysesovye :  in  libro  Moysi  282.  Tgl.  stoy  w  aakonye : 
in  lege  »criptnm  eBt  ibd.  -  fataifcz  roadawaly :  festinato  digtribnernnt 
2b2  vgl.  riehlo:  festinato  ibd.  -  gisz  Byf)  bogely  pana  boga:  qui  time- 
bant  verbum  Dei  286.  -  owa  tocz  przed  toty  gesmi  w  gnesae  naszem, 
pod  nymsze  nye  moze  nyszndni  ataca  przed  tob* :  eoce  coram  te  sumuB 
In  delicto  nostro ;  non  «mm  atari  potest  coram  te  super  hoo.  —  bfH« 
twe  ucho  nachilyono:  Bant  aures  tuae  auBonltantea  289.  —  myaato  y 
dorn  pogrzebni :  civitas  domns  sepulchrorum  290.  —  wydaily  syfJ  tobye 
krolyu  za  podobne :  Bi  regt  videtur  bonum  290.  vgl.  wydzyly  sy|J 
dobrze  krolyowy  id.  ibd.  —  bronf)  ulycznf:  porUm  fontis  291.  — 
dzal.cz  kamyenye  z  gromad  popyelnich:  aediBcare  Upidez  de  ncervm 
pulverte  292.  -  nie  y  Dobyesz  Amonyczski  *  svün  blysznym  rzekl : 
Ted  et  Tobias  Ammanitea  proximus  ait  292-293.  -  (ab.)  mielyly,  *«- 
kobi  syö  nam  przecytcyly:  (nt)  molirentnr  insidias  293  -  kn  <~**mu 
sebranyu.  ad  reliquam  pariem  tulgi  293.  vgl.  (ku)  ostat 
lyudn  id.  ibd.  -  zboza  gen.  sing.:  annonas  294.  vgl.  zbozo: 
tum  ibd   Wujek  rocznego  obrokn.  —  gotovy  bily  ku  dznlu:  congrc- 
oati  ad  opus  erant  295.  -  czali  vol :  boB  unus  295.  -  lyst   .  pya«ü 
tymy  slovi-  epistolim  .  .  .criptnm  hoc  modo  295.  -  skonm  sy,*  mur 
L  dvudzestu  a  tc  ptfcy  dnyoch  myeeyjkz.  Ebnl,  .  ve  dwu  a  w  py£y 
dsesydt  dnyoch:  completus  est  murus  vtgestmo  gutnto  rf.«  mensis  Elul 
SuaginU  duobua  diebne  296.  -  viazly  z  idczstwa  robotneyo :  qu, 
Lenderunt  de  captivitnte  migrantiunt  296.  -  m^zotc  z 
Bethlehem  297.  —  Ezdrasowy  m^drczoty:  Esdrae  scrtbae  298.  — 
EzdraB  mfdrzecz  id.  ibd.  vgl.  Ezdras  pyzarz  id  ibd.  -  ale  ly*d  zUl 
kaszdi  w  svem  rzfdze:  populus  autem  stabat  in  gradu  suo  298.  - 


Kritische  Bemerkungen  in  altpolnischen  Texten.  563 

zatwardzily  glovi :  induraverunt  cei'vices  300.  vgl.  zatwardzily  sszige 
8we  id.  ibd.  —  y  nye  chcyely  tobye  oddany  bicz :  et  noluerunt  audxre 
300.  —  bo  nauczeny  b^dfj  bracz :  ipsi  Levitae  accipient  303.  —  xoszit- 
kich  gymch  ay^  wyarni^ci :  fugiebat  comortia  ommum  312.  —  czsoz 
mogl,  z  gymyenya  swego  gym  pomagal:  dividebatque  unicuique,  prout 
potuit,  de  facultatibus  suis  313.  —  czao  bilo  potrzebno  na  drog^:  quae 
erant  in  via  portanda  317.  —  nyoal  . .  taynye,  abi  . .  taynye  ge  pocho- 
wal :  portavit  ..  occulte,  ut  ..  caute  aepeliret  eum  313.  —  a  iusz  wzdi 
martwe  pochowavasz  :  et  Herum  sepeiis  mortuoa  313.  —  ale  iaze  bll 
Tobyasz  na  bodze  amyerczy  posz^dal,  mai^cz  za  to,  iszebi  bil  w  proaz- 
bye  ualiszan;  igitur,  cum  Tobiaa  putaret  orationem  wuam  exaudiri,  ut 
tnori  potuiseet  315.  —  uezin  dobrze,  poczekay  malo:  auatine  me. 
obsecro  316.  —  ykz  gedzini  sin  oczczow  a  macyerzyn:  cum  aim  unicua 
parentibus  meis  318.  —  czsnego  m^za :  optimi  viri  319.  —  Anni 
gospodinyey  swey:  Ann  am  uxoretn  auam  319.  —  swey  gospodiny  : 
uxori  suae  320.  vgl.  zona  id.  ibd.  —  zdrowe  a  krasznye  :  aalvoa  et  in- 
columes  320.  —  bo  sy$  barzo  hol  teyze  przigodi:  dicebat  emm :  Ne 
forte  simili  modo  evenerit  320.  —  dobitcz^U  a  alugi :  animalia  sive 
servitia  320.  —  a  tesz  sam  vydziaz:  et  certe  vides  321.  —  przes prze- 
stanya  plakala:  flebat  irremediabiliter  321.  —  a  patrzi  ..  a  twe  przi- 
scye,  wyelmy  sy^  uraduge :  et  videbit  . .  et  in  conapectu  tuo  gandebit 
322.  —  (slepi)  podaw  rflkfi  vodzovy :  data  mann  puero  322.  —  on  a 
matka :  cum  uxore  322.  '■ —  o  polnoci.  nocte  323.  —  b^dz  podnoakyem 
slugam  :  servus  servorum  erit  11.  —  tobye  zrok  nawrocyl:  te  videre 
fecit  Urnen  coeli  323.  —  wszem  kraynam:  prorinciis  Ulis  325.  — 
przes  ktoreszbi  mogla  woyska  cyfgnfcz:  per  quos  viae  tranaitua  esse 
poterat  325.  Tgl.  przes  gesztobi  droga  wyodla  id.  ibd.  —  cyeszü  ge 
swf$  rzecz^ :  allocutus  est  eos  326.  —  nyechawszi  duchownioh  obiczaiow 
swich  przodkow,  geszto  w  naslyadowanyu  xcyele  bogow  czinyly,  genego 
boga  nyebyeskego  naslyadowaly :  deserentes  ceremonias  patrum 
auorum,  quae  in  multitudine  deorum  erant,  unum  Deum  coeli  coluerunt 
328.  —  a  pagorki  ge  ogradzai^  przeto  radzi  na  wyrzch  osadzaiff  sy^ : 
muniunt  Ulos  (filios  Israel)  coUes  in  praecipitio  constituti  329.  —  gego 
raczczam :  satellitibus  eins  329.  —  gisz  gorlyly  sy^  prze  zakon  twoy : 
qui  zelaverunt  zelum  tuum  332.  —  przebitka:  oratorii  332:  —  ludu 
mego:  populo  suo  85.  vgl.  Inda  gego;  Inda  swego  id.  ibd.  —  otczow 
mich:  patrum  vestrorum  42.  —  oblecz  syo*  w  me  odzenye:  induere 
vestibus  tute  208.  —  a  pan  genze  geet  wodz  twoy,  on  b^dze  s  tobjf :  et 

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564 


A.  Semenovic, 


Isominus,  qui  ductor  est  testet,  ipse  erit  tecum  154.  vgl.  bo  pan  bog 
twoy  tenczi  gest  wodz  twoy.  a  nye  opusczi  czebye:  in  Vulg.  tuus  154. 

—  pana  boga  twego :  Domini  Dei  nostri  315.  —  twemu  rodu:  genera- 
tionibus  suis  18.  vgl.  gich  rod:  in  generationibus  suis  ibd.  —  slngam 
twich  bratow:  servorum  fratribua  suis  11.  —  gestlybi  wiazedl  lyud 
przecyw  twim  przecywnykom :  si  egressus  fuerit  populus  contra  adver- 
sarios  suos  258.  —  nad  twp*  gospodiny^  y  nad  rodzioy  twimy :  super 
nxorem  tnam  et  super  parentes  vestros  321.  —  braczey  sioey :  rratrum 
tuorum  136.  —  pan  bog  nasz:  Dominns  Dens  vester  273.  —  boga  na- 
szego  :  Dei  vestri  155.  —  ziwota  naszego  .  vitae  tuae  159.  —  oczczow 
naszich :  patrnm  vestrorum  269,  287.  —  bracya  naszi  y  sinowye  na- 
szi:  fratres  vestri  et  filii  273.  —  waszey:  tnae  92.  —  z  pokolenya 
waszego :  de  tribubna  suis  131.  —  waszich  kraynach:  nostri»  finibns 
1 13.  —  wesczn  waszem:  introitn  tuo  137.  —  grzechow  waszich :  pee- 
cata  iwwfra  269.  —  oczczowye  uxtszi  . .  sinowye  «xwzt  y  zoni  toaste : 
patres  nostri  .  .  filii  nostri  et ^/uh  nostrae  271.  —  ^<?y  gest  brat : 
frater  esset  patris  sui  32.  —  i  8  gego  pokolenym :  in  carne  vestra  18. 

—  wrogowye  w  gego  r^oe  dany  :  hostes  in  manibns  tuis  sunt  16.  —  po 
smyercy  gey  m^sza :  post  mortem  viri  tui  178.  —  possegnano  b^dze  w 
tobye :  benedicendae  sunt  in  Wo  20.  —  wibawyl  nas:  liberavit  t>os  64. 
wiwyodl  was:  eduxit  »o*  57.  —  nye  chczyal  was  wypuazczycz:  nollet 
nos  dimittere  ibd.  —  poswyjfezam  was :  •  sanctifico  eos  86,  87.  vgl. 
sanctifico  vos  88.  —  myedzi  wami:  inter  eos  106. 

Varianten  dazu  sind:  strzech  koscyelnich :  sartatecta  domus  213. 
Var.  AI.  templi.  —  zrz^dzi  dorn:  praecipe  domus  225.  Var. 8.  dispone. 

—  dorn  genszesz  udzalal  gymyenyu  memu :  domum,  quam  sanctißcavi 
nomini  meo  259.  Var.  AI.  quam  acdific.avi.  —  w  ksyfigach  Moyseszo- 
wich :  in  lege  Moysi  264.  Var.  AI.  in  libro  Moysi.  —  ale  Ezechias  etc.: 
Ezecbias  enim  274.  Var.  AI.  Ezechias  autem.  —  zeczem  vilozil  ziwot 
warn,  y  dobre  pozegnanye  y  klfftfß :  quod  propösuerim  vobis  vitam  et 
mortem,  benedictionem  et  maledictionem  154.  Var.  AI.  vitam  et  bonum. 

—  vgl.  czso  dzysz  vilozilem  w  vidzeniu  twem  ziwot  a  dobrotf,  a  prze- 
cziw  temn  smyercz  a  zloscz :  quod  bodie  propösuerim  in  conspectu  tuo 
vitam  et  bonum,  et  e  contrario  mortem  et  mal  um  153.  —  krolyu  nasz  : 
Dominus  noster  183.  Var.  AI.  Dominus  noster  res.  —  yasz  yesm 
dzewka  Batuelowa,  syna  Nachorowa,  gegosz  Melcba  nrodzyla:  filia  sum 
Bathuelis,  filii  Melchae,  quem  peperit  ipsi  Nachor  28.  vgl.  gesm  dze- 
czyjj  Batuelowo,  syna  Nachorowa,  gegosz  Melcha  porodzyla :  filia  Ba- 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  565 


thuelis  sum,  filii  Nachor,  quem  peperit  ei  Melcha  29.  In  der  Editio 
Sextina  ist  kein  Unterschied  zwischen  diesen  zwei  Stellen.  —  ku  bogo- 
slawyenyu  bozemu:  ad  benedicend um  p opulo  147.  Var.Al.  ad  benedi- 
cendum  Domino.  —  ray  bffclzem  nyevinni:  nos  er i raus  alieni  161 .  Var. 
AI.  irmoxii.  —  to  my  bosze  day:  haec  mihi  faciat  Dominus  177.  Var. 
8.  Dens.  —  poradzil  syfJ  z  bogem:  consuluit  Dominum  1 79.  Var.  AI. 
Deum.  —  bogu:  Domino  248.  Var.  8.  Deo.  —  dnch  boszi:  spiritns 
Domini  184.  Var.  AI.  Dei.  —  dnch  boszi  zU:  spiritns  Domini  malns 
183.  Var.Al.  Dei.  —  panu.  Deo  249.  Var.  8.  Domino.  —  nawroczi 
cz$  pan  bog  twoy  z  wy^zenya  twego :  redncet  Dominns  Dens  taus  cap- 
tivitatem  tuam  153.  Var.  8.  te  ..  de  captivitate  tna.  —  iest  poswy^- 
czono  panu:  consecratnm»  est  tibi  110.  Var.  AI.  Domino.  —  on  ff  est 
pan  bog  wasz :  ego  sum  Dominus  Dens  vester  151.  Var.  8.  ipse  est.  — 
praymye  kapl'an  wyeko  z  rjJki  gego  :  snscipiensque  sacerdos  cartallum 
de  mann  tua  146.  Var.  8.  de  mann  eius.  —  bog  oczcza  twego :  Dens 
patris  vestri  35.  Var.  8.  patris  tut.  —  poloszila  dusz^  m^  w  r^ce  ttoey: 
posui  animam  meam  in  mann  mea  192.  Var.  8.  in  manu  tua.  —  sye- 
myenya  twego  :  seminis  sui  155.  Var.  AI.  tui.  —  otczom  twim:  patri- 
bus  suis  159.  Var.  8.  tuis.  t-  pmnu  stoemu  :  domino  meo  37.  Var.  8. 
suo.  —  boga  naszego:  Dei  vestri  264.  Var.  8.  nostri.  —  blogoslawcye 
panu  bogu  naszemu:  benedicite  Domino  Deo  vestro  299.  Var.  AI. 
nostro.  —  pan  bog  wasz  da  warn  :  Dominus  Dens  noster  daturus  est 
nobis  131  bis.  Var.  AI.  vester  —  vobis.  —  na  pusci  Syn :  deserti  Sin 
122.  Var.  AI.  deserto  s.  in  deserto. 

E.    Öectiische  Ausdrücke  sind  hie  und  da  missverstanden 

und  verderbt  worden. 

Der  Einfluss  des  Öechischen  auf  den  Text  der  Sophieubibel  ist  so 
bedeutend,  dass  Malecki  hier  eine  Transscription,  nicht  eine  Ueber- 
setzung  aus  dem  Öechischen  annimmt.  In  den  meisten  Fällen  ist  den- 
noch das  Polonisiren  des  cechischen  Textes  gelungen,  Formen,  wie: 
wchazies:  ingredieris  245,  mlysta:  civitatis  187,  rzeku:  dixerunt  192 
n.  8.  w.  sind  überhaupt  nicht  gar  häufig  und  der  Streit  darüber,  was  in 
der  Sophienbibel  echt  polnisch  und  was  nur  polonisirt  ist,  ist  bei  der  Ge- 
meinsamkeit des  Sprachschatzes  in  vielen  Fällen  kaum  zu  entscheiden. 
Um  so  bemerkenswerther  sind  die  übrigens  nioht  gar  zahlreichen  Stellen 
in  der  Sophienbibel ,  wo  die  cechischen  Ausdrücke  mehr  oder  weniger 


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A.  Semenovi^, 


verderbt  sind.    Ich  möchte  nicht  eben  behaupten,  dass  der  polnische 
Transscriptor  überall  den  cechischen  Ausdrnck  mißverstanden  hat, 
wo  er  nur  verderbt  vorliegt,  denn  einerseits  konnte  der  betreffende  Aus- 
druck schon  von  den  cechischen  Abschreibern  verdreht  worden  sein, 
andererseits  aber  konnte  der  polnische  Abschreiber  geirrt  haben.  So 
a.  B.  lesen  wir  pag.  308 :  »y  cy  z  ukraynyey  narod  y  narodowye  xemscit 
und  auf  derselben  Seite:  *cziudzokraynow  zemye*.    In  der  ersteren 
Stelle  ist  »cy  z  ukraynyey«  zusammenzuschreiben,  woraus  ein  Composi- 
tum »cyzukraynyey«,  richtig:  »cizokrajny«  fremdländisch,  entsteht  und 
vom  cechischen  »cizy«,  polnisch  »cudzy«  abiuleiten  ist.  In  der  letzteren 
Stelle  ist  hingegen  das  cephische  »cizo-a  richtig  durch  »cudzo«  wieder- 
gegeben und  dient  zum  Beweise,  dass  die  Vei'derbtheit  des  »cy  z  ukray- 
nyey« nicht  aus  Mangel  an  Kenntniss  des  Öechischen  herrührt.  —  In : 
»nad  bronfJ  y  helmi  (?)  a  nad  bronjf  walnjfc :  super  portam  anyuli  et 
super  portam  vallis  267  —  ist  »y  helmi«  aus  ühelni  entstanden,  polnisch, 
wegelny.  —  Das  cechische  »vece«  erscheint  in  verschiedener  Form: 
przecz  wyqczey  trzeczey  bygesz:  cur,  inquit,  tertio  verberas  115.  tedi 
natichmyast  Moyzes  powyedzal :   Obleczcze  syj*  wyqczey  w  odzenye 
m^ze  .  starimque  Moyses.  Armate,  inquit,  viros  126.  »powyedzal«  und 
»sy**«  sind  Zusätze,  i  rzekl  gest  mnye  pan  wyelky  :  et  adiuravit  me  do- 
minus mens  dicem  29.  vgl.  i  zgladzi  bog  wszitek  wyek  zytci:  et  delevit 
omnem  substantiam  9.   Cechisch:  I  shladi  Boh  vsickn  vec  fcivu  Archiv 
VI.  167.  In:  y  opyacz:  w  tem  zwyecze,  ze  etc.  et  rursum:  In  hoc,  wi- 
qutt,  scietü,  quod  etc.  162  —  ist  «voce«  von  »zwyecze«  absorbirt  wor- 
den,   atiuczyn,  ynkochcesz  :  fac,  ut  locutus  es  19.   otpowye  gemu 
gospodarz  rzetycz:  czso  chczesz:  respondit  ei:  Loquere  28.  —  Das- 
selbe Schicksal  hat  »cesta«  erfaliren :  prawd^  czysty :  recto  itinere  28 
29:  pravdnu  czyestu  Archiv  VI.  174.  a  tw^  czyeszcz  sposoby:  et  di- 
nget  vtam  tuam  29.  gdiszesm  zezrzal  [T]  gey  czeszcz,  yam  tesz  w  nyey 
nynye.  si  direxisti  txam  meam,  in  qua  nunc  ambulo  29.   czczy :  viae 
38.  In:  abi  ostrzegali  chwaU  bozey  a  czynyly  prawd^J  y  mylosyerdze . 
ut  custodiant  vtam  Domini  et  faciant  iudicium  et  iustitiam  20  --  scheint 
das  aus  »cesta«  entstandene  »czes<<«  durch  »chwala«  ersetzt  worden  zu 
sein,   czyfazczy  32,  czyfazczy?  36  =  via  ist  natürlich  auch  aus  cesta 
verderbt  worden.  -  pluy,  plugu,  plugy,  plugowye,  phigoma:  turma 
etc.  36,  38  ist  cech.  pluk.  polnisch :  puik,  polk,  poJek.  —  a  tento  ka- 
myen  .  .  b^ze  zloti  dorn:  et  lapis  iste  .  .  vorabitur  domus  Dei  32. 
cech.  slotiti,  poln.  sly<<.  Hierher  gehört  auch :  Nygdi  yuze  *lug$  (V  nye 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  507 

bjxlzr-sz  Jacob,  alyc  lsrahel  twe  gymy$>  b^dze :  nequaquam  Jacob  appel- 
labitur  nomen  tuum,  sed.  Israel  37.  vgl.  Archiv  VI.  174.  —  wspo- 
myoo^l  na  Abrama,  yze  proszyl  gest  Lota  z  przepadnyenya  myasta : 
rocordatus  est  Abrahae,  liberavit  Lot  de  subversione  urbium  22 :  aus 
y  szproszczyl  =  i  sproscil.  vgl.  cech.  prostiti :  befreien.  —  potem  gdisz 
prziszedl  bil  geden  swy^ta  bozego:  post  haec  vero,  cum  esset  dies  festus 
Domini  313.  vgl.  cech.  den:  dies.  —  prorokowawszi  gym  rzekl :  w- 
crepabat  eos  dicens  314.  vgl.  fcecb.  porokovati:  schelten.  —  poa'awy^ 
ducha  w  nyebyeskich  obloczech :  arcum  meum  ponam  in  nubibns  1 1 . 
ukasze  sz^  dusza  w  obloce:  apparebit  arcus  in  nubibus  11.  vgl.  cech. 
dnha :  Regenbogen.  — -  bo  gednego  czuyf,  y  rzekl,  bjfcty  mowycz :  quia 
semel,  ait,  coepi,  loquar  21.  boczyem  gednego  poczul :  quia  semel 
coepi  20.  vgl.  cech.  pocal.  —  ale  robota  (?)  toasz,  o  nichcze  movil  (?): 
parvulos  au  tum  vestros ,  de  quibus  dixistis  104  =  ale  robota  wasza ,  o 
nichszescze  movili.  vgl.  cech.  robe,  -ete:  Kind.  russ.  peöjrra.  —  zna- 
1113-0 ua  nyeskromna :  signa  ingentia  170.  vgl.  cech.  neskrovny.  un- 
massig. —  czlowy ek  geno  czso  to  nyey  gest ,  wydzi ,  ale  bog ,  ten  w 
syerce  patrzi :  homo  enim  videt  ea .  quae  parent,  Dominus  autem  intue- 
tnr  cor  182.  Var.8. apparent.  Richtig:  wnyey  =  wnie+j.  vgl. fach, 
vnä :  aussen,  russ.  bh*.  —  gnyewyvoscz:  fitror  280.  vgl.  hnevivost'.  — 
wyezjJ  toapyenycznfl :  inrrimf urnorum  291.  Wujek:  wiez^piecow.  vgl. 
cech.  näpec  f.  Ofen.  —  tyste  329  =  ty  'ste  =  ty  iste  (von  ten  isty) 
kommt  im  Altcechischen  vor.  —  konyecz  wszego  stworzenya  przydzy- 
czye  przed  myfJ  :  finis  universae  carnis  venit  coram  me  8.  poydzeczye 
w  lud  wyelyky :  futurus  sit  in  gentem  magnam  20.  nye  odl^cziczye  sy^ 
308.  In  allen  diesen  Fallen  ist  czye  =  cech.  tye,  te,  Nebenform  zu  ti, 
t\  polnisch :  ci,  6.  —  rodziczne  robaczstwo,  ysto  szp*  plodzi  po  szemy : 
omne  reptile  terrae  2.  cech.  gessto  se  plazie  Archiv  VI.  166.  vgl.  ro- 
baky:  reptilia  2.  wszitko  ploz^ce,  geszto  plozy  po  zemy:  omnium  rep- 
tilium,  quae  reptant  super  terram  9.  wszemu  uczynyenyu  trwayQ- 
czemu :  omni  reptUi  2 .  wsploczczye  wodi  8  szebye  plod  ribni,  dusze 
zywne  i  plod  latay^czi :  producant  aquae  reptile  animae  viventis ,  et 
volatile  l — 2.  —  atworzmye  ßrmamentum  1,  2,  36.  cech.  stwrzenye 
Archiv  VI.  165.  vgl.  w  tczwyrdzi :  in  castris  37.  —  w  swem  porodzye: 
in  genere  suo  2.  cech.  w  swem  porzadzye  Archiv  VI.  166.  vgl.  wszitko 
•emskye  poroze:  omnes  nationes  terrae  20.  —  a  duch  boszy  naszwe- 
czye  nad  wodamy:  et  Spiritus  Dei  ferebatur  super  aquas  1.  cech.  duch 
bozy  nassiesse  sie  nad  vodami  Archiv  VI.  165.  .wszelky  zytoyol:  nni- 


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568 


a.  öemenovic, 


versis  reptilibus  10.  cech.  vselikych  ziuzal.  Archiv  VI.  167.  —  h^dz 
skrussoni  (?):  esto  perfecta*  18.  cech.  svrsseny.  Archiv  VI.  173.  — 
s(J  weszly  seszczyo"  w  moy  dorn :  in^ressi  sunt  *u6  umbra  culminis  mei 
21.  cech.  vestin  =  ve  stfn.  Archiv  VI.  175.  —  mnogy  mens  16,  .18. 
ustawyj*  szlyub  mnogi  s  wamy :  ego  statuam  pactum  meutri  vobiscum 
10.  vgl.  nstawyjJ  slyub  moy  rayedzy  wamy  id.  ibd.  iech.  muogy. 
Archiv  VI.  173.  —  Bemerkenswerth  ist :  dzeczy  myewacz :  filias  pro- 
creare  7.  uszrzewszy  syn  bozy  dzeczy  czlowyecze :  videntes  filii  Dci 
filias  hominum  ibd.  Nach  Nehring  (im  Archiv  VI.  164)  ist  hier  dzeczy 
=  dzewy.  Das  ist  wohl  nicht  richtig,  wie  ans  dem  Folgenden  zn  er- 
sehen ist:  sostra  my  yest,  dzeczyQ  mego  oczcza,  ale  nye  dzeczyQ  mey 
maczyerze:  soror  mea  est,  ßlia  patris  mei,  et  non  fUia  matris  meae  23. 
czyge  gesz  dzeczy^  cnius  es filial  29.  gesm  dzeczyp'  Batuelowo  fiUa 
Bathnelis  snm  ibd.  vgl.  czyyasz  ty  dzewko  28.  yacz  yesm  dzewka 
Batwelona  29.  Nehring  hat  ausser  Acht  gelassen ,  dass  »dziewa«  im 
Öech.  Mädchen,  nicht  Tochter  bedeutet;  im  Altpolnischen  kommt  aber 
nur  »dziewka«  vor  =  puella  und  filia.  Man  könnte  mit  grösserer  Wahr- 
scheinlichkeit an  das  altecchische  »dcit  =  filia  denken,  vgl.  noch :  dwye 
zenye  y  gich  dzeczy  :  dnas  uxores  et  totidem  famulas  37.  Im  psalter. 
Wittenberg,  dzeczy  =  filii,  in  der  Sophienbibel  hingegen  synowieN= 
liberi  13,  67,  174.  176.  vgl.  dzewky  y  synowye:  üben  67.  —  rzekl 
Abimelech  ku  Aficol:  xoyvoyoty  woysky  gego  k  l  Abrahamowy :  dixit 
Abimelech,  et  Phicol  princeps  exercitus  eins,  ad  Abraham  24.  potem 
wstaw  Abimelech  a  Ficol,  y  wiwyodQ  ricerstwo  gego:  surrexit  autem 
Abimelech,  et  Phicol  princeps  exercitus  eins  25.  cech.  vevoda,  voj- 
voda :  Feldherr,  Herzog.  —  a  tuk  genze  bil  nadrobyl  y  syatk^  wtjJ- 
trzn^:  adipem  vero,  qui  erat  super  vitalia  et  reticulum  iecoris  82.  vgl. 
y  wszystek  tuk,  ktoryszto  przykrywa  droby  y  syadk^  wn^trzn^ :  omnem 
pinguedinem,  quae  operit  intestina,  reticulumque  iecoris  ibd.  cech. 
dvob,  pl.  droby:  Gekröse,  »nadrobyl«  aus  »na  drobech«.  Hierher  gehört 
auch :  Y  dadzjj  kaplanom  plecze,  y  dobree  pirwey  urodi  uzitki  vinnee 
y  oleyowe:  dabunt  sacerdoti  armum  ac  ventriculum]  primitias  frnmenti, 
vini,  et  olei  1-37.  —  oszoczczp':  criminator  83  ist  nicht  »osadzcat  zu 
lesen,  wieMaiecki  meint,  sondern  »osoczca«  von  osoczca,  osoczyc',  cech. 
osociti :  verleumden.  —  puste  swey :  solitudinis  suae  und  puste  swe  id. 
cech.  pusta:  Wüste.  —  tyfdfJ  czudzy  na  strozy  stanu:  excubabunt  in 
custodia  tabernaculi  98.  vgl.  czucz  tyty*  id.  109.  vgl.  cech.  cziuti.  — 
po  rodzech  sing  kosczelniich  a  po  zastyjpyech :  per  officio,  Levitarum  et 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  569 


tarmas  99.  cech.  rad.  vgl.  ale  kaplany  staly  w  rzfidzech  swich:  sacer- 
dotea  autem  stabant  in  officiis  suis  259.  nye  twoy  to  rz$d :  non  est  tui 
ojficii  ibd.  —  A  y  zadni  nye  ostal  121 :  nullusqne  remansit  121 .  cech. 
izädny  —  nizädn^.  —  obyata  usUtwyona  iest:  holocaustum  iuge  est 
122.  cech.  ustavny:  beständig.  —  A  Saul  postal  wtore  abi  powyedzely 
Dauida:  rursumque  misit  Saul  nuncios,  ut  viderent  David  184.  cech. 
povideti:  sehen.  —  abi  gedly  rano:  ut  prqficiscerentur  mane  193. 
cech.  jeti :  fahren. 

Hiermit  ist  dasjenige  erschöpft,  was  keinem  Zweifel  unterliegt, 
Zweifelhaftes  wird  weiter  nnten  sub  0  und  P  behandelt  werden.  Was 
hier  noch  erwähnt  zu  werden  verdient,  betrifft  einige  Declinations-  und 
Conjugationsformen ,  welche  zu  Missverständnissen  Anlass  gegeben 
haben  oder  geben  konnten.  Dazu  gehört  vor  Allem  die  cechische  En- 
dung -e,  polnisch -a:  oponi  przy  strzesze:  cortinas  atrii  72.  opon^ 
we  dzwyrzach  przy  sztrzesze:  tentorium  in  foribus  vestibuli  ibd.  kolky 
stanowe  y  przy  strzessze:  paxillos  tabernaculi  et  atrii  ibd.  Ueberall 
ist  »przy«  mit  »strzessze«  zu  einem  Worte  zu  verbinden:  przystrzesze, 
Genetiv  mit  cechischem  Auslaut  von  pHstresl :  Vordach,  statt  des  poln. 
przystrzesza.  Ebenso:  mazanyc  oley:  unctionw  oleum  81.  vgl.  oley 
mazanya  86  bis  und  mazanye  oleyne  id.  81.  asz  do  ginego  dnya  napel- 
nyenye :  usque  ad  alteram  diem  expletionw  89.  przikazanya  k  aplan - 
skyego  a  vidanye  sjJdowe:  imperio  sacerdotis  et  decreto  iudicis  136. 
lyato  zemye  odp ociny en ye  :  annus  r  eq  uie  tioniÄ  terrae  9 1 .  smilowanyc 
czaszu  :  propitiationt*  tempore  92.  gdisz  b^dze  milosciwe,  to  iest  \>y</- 
czidzessy^t  lat  przepusczenye  przidze :  cum  iubilaeus  id  est  quinqna- 
gesimus  annus  remissionts  venerit  129.  w  uony^  ch^tn^  kadzenye :  in 
odorem  suavissimum  incen«  122.  krole:  regis  164,  167.  samego  krole 
168.  Joa,  sina  Joas,  kanczlerzi:  Joha  filium  Joachaz  a  commentariis 
279.  mpze:  virum  142.  mflze  swego  125.  zorze  wschodzi:  aurora 
ascendit  37.  Ueber  -e  als  Auslaut  des  Nominative s  und  Accusativus 
pluralis  siehe  F.  1.  —  In:  sliscze  nyebyosa,  czso  movim :  audite  coeli, 
quae  loquor  156  —  ist  movim  =  cech.  mluvim.  Ebenso  in:  ustavim 
nad  sobj*  krola  :  constituam  super  me  regem  136.  vgl.  bidlimy:  habito 
u.  s.  w.  sub  F.  —  Die  Verwechselung  des  Singular  mit  dem  Plural  in 
bidli:  habitant,  urodzi :  genuerint,  syjf  ..  ogarnye:  claudentur,  pokaze  : 
expandent,  polozy :  ponent  u.  s.w.,  worüber  noch  sub  F  gehandelt  wer- 
den wird,  scheint  auf  der  cechischen  Endung  der  3.  Person  Pluralis  -ie, 
-i  zu  beruhen.  —  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es  auch ,  dass  die  Ver- 


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570 


A.  Semenovii, 


wechselung  der  Tempora,  worüber  sub  H,  missverstandenen  cechischen 
Conjugationsfonnen  zuzuschreiben  ist. 

F.  Abweichungen  im  Numerus. 

1.  Singular  statt  Plural  in  Nominibus  und  Pronomini- 
bus: przicazanya  mego:  mandata  mea  94,  289.  przikazanya  twego: 
mandata  tua  146,  289.  vgl.  mandatum  tuum  289.  przikazanym  twim: 
mandata  tua  286.  wszitko  przikazanye:  universa  mandata  153.  wszistko 
przikazanye:  omnia  mandata  Mb.  przikazanye  acc.  plur.:  praecepta 
315.  przikazanye  a  sfJdi:  mandata  et  iudicia  256.  —  tocz  gest  poko- 
lenye  Sem:  hae  sunt  gener  ationes  Sem  13.  tocz  gest  pokolenye  Thare 
ibd.  wszitko  ludzskye  pokolenye:  cunctae  tribus  terrae  31.  ludskye 
pokolenye :  gentes  terrae  26.  fc^dze  pozegnano  wszitko  zemskye  poko- 
lenye: benedicentur  universae  cognationes  terrae  13.  ze  wszego  poko- 
lenya:  ex  omnibus  tribubus  152.  se  wszego  pokolenya:  de  universis 
tribubu8  174,  175.  ze  wszego  pokolenya:  de  cunctis  tribubus  137.  z 
pokolenya  waszego :  de  tribubus  suis  131.  dzewy^czi  pokolenyu  a  pol 
pokolenyu:  novem  tribubus  et  semis  tribui  127 — 128.  pokolenyu  y 
czeladzam:  tribubus  et  familiis  120.  po  pokolenyu  y  po  czeladzach: 
per  tribus  et  familias  127.  w  swem  pokolenyu  y  w  czelyadzach  swich  : 
in  cognationibus  et  familiis  suis  256.  w  swem  pokolenyu  a  w  swem 
rodu  :  in  cognationibus  et  generationibus  12.  —  tocz  ieat  czeladz  Levi: 
hae  sunt  familiae  Levi  121.  po  czeladzi:  per  familias  97,  98.  po  cze- 
ladzi  swey:  per  familias  suas  120.  vgl.  po  czeladzach  swich  id.  ibd. 
czelyadz  swfj:  familias  suas  46.  tocz  gest  czelacz  Noego  :  hae  familiae 
Noe  12.  —  sluzycz  tobye  bfldfi  rod ;  serviant  tibi  populi  30 .  gich  rod : 
in  generationibus  suis  18.  twemu  rodu  :  generationibus  suis  ibd.  rodu: 
tribuum  10t9,  125.  any  w  ktorem  rodu:  nec  in  ullis  gentibus  71.  po 
rodze  swem:  per  cognationes  suas  119.  —  po  rodxynye.  per  genera- 
tiones  97.  vgl.  po  rod zy nach  id.  ibd.  —  toto  przirodzenye :  hae  cogna- 
tiones 120.  to  to  szfJ  porodzenye  nyeba:  istae  sunt  generationes  coeli 
2.  —  lyudwst.  :  poptäos  42,  259.  lyudu  gen.:  populorum  80.  vgl. 
lyuduibd.:  populo.  ludn  dat. :  populis  156.  lyud  mnogy:  multos  po- 
pulos  44.  —  w  doom  Ffaraonow:  in  domos  Pharao nis  49.  —  syna: 
filios  26.  uszrzewszy  syn  bozy  dzeczy  czlowyecze:  videntes ßlii  Dei 
filias  hominum  7 .  —  rzekl  ku  swemu  zflczyu,  genzeto  myal  poy^cz  gego 
dzetcfy  :  locutus  est  ad  generös  suos,  qui  accepturi  erant  filias  eins  21 . 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpol  machen  Texten. 


571 


sweydzewky:  filias  tuas  35.  swey  dzewky  y  wn^kow  ;  filios  et  filiaa 
suas  36.  za  dzewkfJ :  pro  filiabus  35.  bichom  mlodsyjJ  pyrwey  widaly 
za  m^z:  nt  minores  ante  tradamus  ad  nuptias  33:  in  der  Vulgata  auf 
die  Gewohnheit  überhaupt,  in  unserer  Bibel  auf  Rachel  bezogen.  Uebri- 
gens  in  Formen  mit  *fa  kann  ^  =  y  =  e  angesehen  werden :  swyekri 
swrj:  ;suo8;  soceros  322.  Ebenso  ist  es  möglich,  »y«  in  »swey«  als  einen 
Zusatz  anzusehen.  —  gdisz  sfidza  nad  lyudem  bil:  quando  iudices  prae- 
erant  176.  —  a  nye  ostawyl  s  nyego  any  psa,  ny  blysznyego,  ny  przy- 
iacyelya  gego .  et  non  dereliquit  ex  ea  mingentem  ad  parietem,  et  pro- 
pinquo8  et  amicos  eins  200.  —  od  rozpratoce  domu  boszego:  &prae- 
fectis  operum  templi  Domini  228.  vgl.  prze  sprawee  domu  boszego: 
per  praepositos  domus  Domini  227.  —  przes  kaplana:  per  sacerdotes 
109.  synow  Aarona  kaplana:  filiorum  Aaron  sacerdotum  100.  —  an- 
gyol  syjJ  ukazal,  a  rzeeze:  cogebant  eum  angeli  dicentes  21.  vgl. 
weiter  22 :  wsz^l  gi  . . .  y  mowyl :  apprehenderunt  (angeli]  eum  ...  et 
locuti  sunt  —  und :  y  rzekl  gest  k  nyemu :  Prosz^J  czyebye,  myli  panye 
. .  . :  dixitque  Lot  ad  eoi  (angelos) :  Quaeso  Domine  mi.  Ist  nicht  der 
Numerus  von  Domine,  welches  sich  auf  Gott  bezieht,  beeinflusst  worden? 
dzeszftek  ze  wszego:  deeimas  ex  omnibus  16.  —  szjJ  gest  geszczye  nye 
dokonala  Amoreyskich  sloszcz:  needum  cvmpletae  sunt  Iniquität  es 
Amorrhaeorum  17.  —  myasta,  w  gemzeto  gest  bidlil:  urbium,  in  qui- 
bus  habitaverat  22.  —  sflfld:  iudicia  54.  —  rucho:  vestimenta  82. 
vestes  ibd.  —  poliezoni  sjJ  gymyenyem  :  recensiti  sunt  per  nomina  97, 
98.  vgl.  po  ymyonach  97.  —  chor^kgtoi  loc.  sing.:  vexüla  98.  — 
kadzidlnicz$,  tarlfy,  a  czasftl,  a  zlotniczfl :  thuribula  et  mortariola, 
eyathos  et  crateres  102.  —  stfdovi  swyatnemu:  vasa  Sanctuarii  109. 
—  8  pokarma  toaszego:  de  eibis  vestris  105.  —  0  rzeez:  sermones 
ist os  188.  —  rzeezi  bozey:  sermonum  Dei  117.  vgl.  rzeezi  bozich  id. 
ibd. —  grzech:  peccata  123.  —  slubu  gen.  sing. :  vota  125.  vgl.  slubi: 
vota  ibd.  —  wszey  ganyebnosezi  cunetas  abominationes  140.  —  prze- 
ktycze  :  maledictiones  153.  —  daez  pozegnanye  Abrahamovo:  det  tibi 
benedictiones  31.  poszegnanya  gen.  sing,  bis  und  poszegnanym  instrum. 
sing,  ter:  benedictiones  43.  —  zgromadzenye  wod:  congregationes 
aquarum  1 .  —  zalobQ  .  .  . ,  gimisto  semrzfl :  querimonias,  quibus  nmr- 
murant  109.  —  z  gort .  de  montibus  115,  325.  s  gori  Abarim :  de 
montibus  Abarim  127.  na  gorze  armenskyey :  super  montes  Armeniae 
9.  —  chleb:  partes  87.  vgl.chlebow  id. ibd.  podpopyelny  chleb  prazny : 
anbeinericios  panes  azymos  56.  uezyn  potplomik  chleba:  fac  subeineri- 


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572 


A  Semenovie, 


cios  panes  t9.  —  napomynaftya  naszego:  monita  nostra  141.  —  na 
podolcze.  in  fimbriis  141.  —  skaly  gen. sing.:  saxa  147.  —  prze  dlugy 
obonhod  drogy :  per  longissimos  viae  circuitus  163.  —  chwyle  <  zasu : 
spatia  temporum  262. —  swyadeczatwa,  gymsze  swyatczil  k  nyni :  testi- 
ficationes,  quibus  con  testatus  est  eos  219.  —  wszitfy  woysh  fi  :  omnts 
fort  es  exercitus  231.  —  w  tvrf  rfify :  in  manus  tuas  189.  w  w&sz^ 
rfkfi:  in  manus  vestras  255.  wyjJcey  posylyalem  rfla  swey:  magia 
confortavi  manus  meas  295.  —  w  przistrzeszu :  in  atrns  263.  —  prze- 
bitck:  mwisiuticulas  8.  —  zgynjfly  od  myeeza:  corruerunt  gladiü 
271.  —  podle  dobrodzeystwa :  iuxta  beneficia  277.  —  udzalal  ol/arz 
Baalimowy:  extmxit  aras  Baalim  278.  vgl.  oltarze  acc.  pl.  altaria. 
na  oltarzu:  in  altaribus  279.  —  w  wibornem  grobye  pogrzeb  swego 
umarlego :  in  electis  sepufchris  nostris  sepeli  mortunm  tu  um  26.  vgl. 
ibd. :  bi  w  gego  grobye  nye  pogrzebl  swego  umarlego:  quin  in  monu- 
mcnto  eins  sepelias  mortuum  ruum  26.  —  bronfl  acc.  sing. :  portas  290. 
—  polovycza  z  nas  dzerzcye  kopye.  media  pars  nostrum  teneat  lanceas 
293.  —  naszey  roboti:  nostrorum  operum  303.  —  Ucoyfi  byacfy  i 
aeiumnas  tuas  4.  —  ku  boiu.  ad  Deila  97,  98  quater.  vgl.  ku  boyom 
id.  97.  —  ku  polyu:  in  campestribus  203.  vgl.  na  polyoch  id.  ibd.  — 
b^dz  twe  ucho  nachilyono  a  oczi  twy  otworzoni:  Gant  aures  tuae  auscul- 
tantes  et  oculi  tu i  aperti  289.  vgl.  tyJdz  ucho  twe  czuy^ce:  sit  auris 
tua  attendens  ibd.  —  o  mylosyerdzu  gego,  gesz  przikazana :  misericor- 
diarura  eius,  quae  praecepta  sunt  283.  podle  wyelykego  mylosyerdza: 
secundum  miserationes  multas  301.  —  tcyet  :  vi /las  135.  —  przed- 
myescze:  suburbatia  128.  Gabaona  a  Gabee  a  przedmyescye  gich: 
Gabee  et  suburbana  eins  235.  —  abi  nye  bil  lud  bozi,  iako  owcza  przes 
pastirza:  ne  sit  populus  Domini  sicut  oves  absque  pastore  122.  —  do- 
bytek-.  iumenta  112.  dobitca  gen.  sing.,  dobitku  dat.  sing.,  dobitku 
loc.  Bing.,  dobitek  acc.  sing.:  iumenta  50,  51  ter,  63,  91,  134.  vgl. 
dobitky  nom.pl.  iumenta  50,  112.  dobitkow  gen.  plur.  id.  ibd.  —  da- 
wam  tobye  w  mocz :  manui  vestrae  traditi  sunt  10:  in  Vulg.  auf  Noe 
und  seine  Nachkommen,  in  der  Sophienbibel  nur  auf  Noe  bezogen.  — 
przemogl  gy :  vicit  eos  269 :  in  der  Sophienbibel  auf  den  König  der 
Feinde,  in  der  Vulg.  auf  die  Feinde  selbst  bezogen.  —  przed  nym: 
coram  m  18h:  in  der  Sophienbibel  auf  Achis,  in  Vulg.  auf  Bervi  be- 
zogen. —  rzekl  gest  k  nyemu :  dixit  Lot  ad  eos  22.  vgl.  oben :  angyol 
u.  s.  w.  podle  gego  :  iuxta  eos  291 :  in  Vulg.  auf  Sadoc  und  die  früher 
genannten ,  in  der  Sophienbibel  bloss  auf  Sadoc  bezogen.  —  odserzisx 


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Kritiscne  bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  573 


y$ .  pos  aide  bis  eas  154.  —  k  gynemu,  ktoresto  gey  bliska  pola:  ad 
caetera  qnae  ei  proxima  sunt  campestria  131.  vgl.  zalotyf,  gimisto 
semrzjJ:  querimonias,  quibus  rrjurmurant  109.  rodu,  geato  okolo  was 
ajj :  de  nationibus,  quae  in  circuitn  vestro  sunt  93.  lyud  ..  pokalanye : 
homines  pollutos  112.  prze  twe  wimislenye  nagorsze,  w  ktorichzesto 
oatal  gego:  propter  adinventiones  tuas  pessimas,  in  quibns  reliqnisti  me 
148 — 149.  Hierbei  ist  nicht  ausser  Acht  zn  lassen,  dass  im  Altcech. 
der  Nominativ us  und  Accusativus  Pluralis  von  Worten,  wie  hnutie,  Hce 
u.  s.  w.  sowohl  -ia,  als  auch  -v,  -ie  lautet 

2.  Pluralis  statt  Singularis  in  Nominibus  und  Prono- 
minibus: s  cyebye  poszlich  sinow  any  dzetoek:  ex  te  filium  aut  filiam 
314.    pobyerzemi  swe  dzewky:  tollemus  filiam  nostram  39:  in  Vulg. 
auf  Dina,  in  der  Sophienbibel  auf  alle  Töchter  bezogen.  —  (wich  prze- 
czivmxkow :  adversarii  gen.  sing.  139.  —  samczotc  a  samycz:  mascu- 
lum  et  feminam  8.  vgl.  samcza  a  samycz^  id.  ibd.  —  b^d^li  przebiwacz 
przichodnye,  nye  ur^gayczer  gemu.    Ale  b^dze  .  .  .  a  miluycze  gy :  si 
habitaverit  advena  . .  non  exprobrabis  ei,  sed  sit . .  et  diligetis  eum  84. 
—  czudzi,  Ktorzüzbi  . .  przist^pili,  umr^ :  externus,  qui  . .  accesserit, 
mo riet uv  100.  vgl.  ktoriskoli  ezuez  przist^pilby,  umrze:  quisquis  alienus 
accesserit,  morietur  101.—  dusze,  ktoresz  ucinyj*  nyeczo :  anima,  quae 
aliquid  commiserit  106.  wszech  dusz:  omnem  animam  10.  —  Amo- 
niezsei  a  Moabisci  takyesz  .  .  nye  wnidze  w  kosezol:  Ammonites  et 
Moabites  etiam  non  intrabunt  ecclesiam  Domini  142.  vgl.  Amalechitski 
a  Cananeyski:  Amalecites  et  Chananaeus  105  und:  Amcdechitczi  a 
Cananisci  id.  ibd.   s  Madyanskimi :  cum  Madianitide  118.  —  geden 
z  lyudzi:  unus  de  populo  178.    przed  lyudzmy  israhelskimy :  coram 
Israhel  182.  —  s  guszlnyky  sy^  radzil:  pythonissam  consuluit  241.  — 
zabyl  wszelkego  mjfeza  .  .  y  k*yfoz$tu  woyski :  percussit  omnem  virum 
.  .  et  prineipem  exercitus  277.  vgl.  fcech.  knizete  gen.  sing.  —  przi- 
wyedly  nam  slugy  . .  mflze  przeuezone  s  sinow  Mooly :  adduxerunt  no- 
bis  .  .  virum  doctissimum  de  filüs  Moholi  284.  —  geden  iako  drugy  s 
svimy  panoszamy  ostan:  unusquisque  cum  puero  suo  maneat  293.  — 
krolewsttoa  (acc.  plur.)  gego:  regnum  eins  218.  —  vloszil  vroki  na 
zemye:  imposuit  muletam  terrae  231.  — wszitki  zemye:  terram  113. — 
we  wszich  szemyach  EgipBkich:  in  omnem  terram  Aegypti  49.  — 
opatrzieze  zemye,  kakye  s^:  considerate  terram,  qualis  sit  102.  — 
tiustosczy  zemskye  acc.  plur. :  de  pinguedine  terrae  30.  —  przelyczne 
op/ttoszczy:  abundantiam  30.  —  wszitki  mastnosezi:  omnem  medullam 


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574 


A.  Semenovtf, 


110.  —  po  wszitki  czaszy:  omni  tempore  138.  —  stopam  dat.  plnr.: 
calcaneo  4.  —  wszitki  myasta:  omnem  civitatem  135.  —  czynyjfcz 
oxcocze :  faciens  fructum  1.  Wujek:  owoc.  —  promyenye  wodne  waply- 
wali:  fons  asce ndebat  2.  —  urzaswszy  ay^  ttrachi:  timore  perterriU 
20. —  polosz  rfikfy  3Wfy  pod  byodra  ma  pone  man  um  tuam  sab  femore 
meo  41.  vgl.  polosz  rfJkfJ  swjj  pod  me  ly^dzwye  subter  femur  meam 
27.  —  8  byodr  gego:  de  femore  eius  43.  —  na  siavxuüach  iodz:  in 
statione  navium  43.  — rzeky  nom.  und  acc.  plur.  fluvius  48  ter,  63.  — 
na  wszitky  szyola.  super  omnem  herbam  51.  —  gromowye  a  grado- 
toye:  tonitrna  et  grando  51  bis.  —  czsosz  gradowye  nye  dobyly:  quae 
grando  dimiserat  52.  —  prsestaly  dszdzye  .  cessasset  pluvia  51.  — 
przebiwai^  w  $tanyech  :  habitant  in  tabernaculo  61.  —  prze  nyedo- 
statky  wod:  prae  aquae  penuiia  63.  —  sztrzechy  y  przykryczya  acc. 
plur. :  tectum  et  operimentum  72.  —  gory  dimy^foze  sze  acc.  plur. : 
montem  fumantem  67.  —  nagorach:  in  monte  22.  —  placzky  acc. 
plur.:  laganum  82.  —  nad  umarlimi :  super  mortuo  84.  —  szadim 
glowam:  cano  capite  84.  —  dobitczQta :  iumentum  S6.  —  snopi:  ma- 
nipulum  89.  —  swyeczidlmkow.  candelabrum  101:  folgt  oltarzow, 
ss^dow.  —  dzedziny,  uziteczneli ,  czili  nyeuziteczne :  humus,  pinguis  an 
steril ia  102.  —  grzechi:  peccatum  104.  —  grzeszech :  peccato  200. 
vgl.  grzeszech  :  peccatis  ibd.  —  grzeebow:  peccati  293.  —  nyecistoti 
wasze:  fornicationem  vestram  104.  —  ze  zloscy  naszich  :  de  iniquitate 
nostra  286.  —  offyerowal  y  skopy  :  obtulit  et  arietem  82.  vgl.  samego 
skopu  id.  ibd.  —  abi  ..  skopi  ofyerowaly :  ut  arietem  offerrent  288.  — 
po  scopyech:  per  arietem  124:  czelczoch  gebt  voran  und  baranoeb 
folgt.  —  offyery  me:  oblationem  meam  122.  —  abi  posluehali  gego 
wszitka  szebranya  .  ut  audiat  eum  omnia  aynagoga  122.  —  s  liszicz  . 
de  torculari  III.  vgl.  z  liszicz :  de  torcularibus  ibd.  vgl.  s  gumna :  de 
area,  8  gumyen  :  de  areis  ibd.  —  rosgi  Aaronovi  bi  bili  sebowani :  vir- 
gam  Aaron  ut  servetur  109.  —  brzemyon:  pondus  131.  —  potrzeb.  y 
brzemyon  y  karcenya :  negotia  . .  et  pondus  ac  iurgia  131.  —  oltarze 
acc.  plur. :  altare  81.  —  tyto  rzeezi:  nanc  rem  144.  vgl.  t^to  rzeez  id. 
ibd.  —  z  gego  nog :  de  pede  eius  145.  —  st^panyu  nog  twich :  vestigio 
pedis  tui  151.  —  wagt  sprawyedlive  acc.  plur.:  pondus  iustum  145. 
vgl.  rosmagitey  wagy  gen.  sing. :  di versa  pondera  145.  —  weazrzawszi 
na  nasze  pokori:  respezit  bumilitatem  nostram  146.  —  po  wszitkieb 
drogach:  per  omnem  vi  am  161.  —  na  wszitkieb  drogach  :  in  omni  via 
170.  —  bili  na  posrotku  doli:  erat  vallia  media  168.  —  zamo%ot  gesz 


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Kritische  Bemerkungen  in  »kitpolnischen  Texten.  575 


ayj*  zamowyl  s  gych  oczci :  pactum,  quod  pepigit  cum  patribus  eorum 
219.  —  wspomynaycye  ..  «faWgego,  rzeczi,  ktore  przikazal:  reco r da- 
min i  pacti  eius;  sermonis,  quem  praecepit  248.  —  kobükam  :  locus tae 
dat.  sing,  collect.  259.  —  dzersz^cz  kopye  a  ecziti:  et  tenerent  hastam 
et  clypeum  266.  —  mury  acc.  plur. :  mumm  267  ter.  —  murzech : 
muro  269.  —  bogy  y  modli .  deos  et  simulacrum  278.  —  odeszly  na 
swa  gymyenya :  abierunt  in  possessionem  suam  176.  —  czyelestnich 
sercz  :  humani  cordiB  10.  —  dari  y  pokoyne  obyati  y  chuxUi:  victimas, 
et  pacifica  et  laudem  278.  —  pamy^tay  slowa  iwa,  iaszesz  przikazal : 
memento  verbi,  quod  mandaati  289.  —  lyazki,  gdisz  przicyofyJ,  prze- 
lyaz^J  gich  mur:  si  ascenderit  vulpes,  tranailiet  murum  293. —  tak  pole, 
yako  yaskynye:  tarn  ipse  (ager),  quam  spelunca  27.  —  studnyce  acc. 
plur.:  fontem  329.  —  naszenya  uxuza:  segetem  terrae  veatrae  89.  — 
dzurx  muru  acc.  plur. :  cicatrix  muri  293.  —  Dual :  rflcze  twogy :  ma- 
Dua  tua  42.  —  przez  rjteze  Moyseaovi:  per  manum  Moysi  51,  130.  — 
w  twoyu  r^ku  :  in  manu  tua  17.  —  w  rjflra  twu :  in  manu  tua  57.  vgl. 
w  r^cze  twey  id.  ibd.  —  z  r^ku  Egipskich  a  z  r^ku  Ffaraonowich :  de 
manu  Aegyptiorum  et  de  manu  Pharaonis  64.  —  na  pleczoma  :  in  sea- 
pula  28.  —  Pronomina :  kto  wzbudzi  ge  :  quis  suscitabit  cum  (seil,  leo- 
nem)  42  :  in  der  Vulg.  nur  auf  leo,  in  der  Sophienbibel  auf  lew  und  lwica 
bezogen.  —  ge  :  eum  84,  86,  116.  —  od  virzchu  zemye  az  do  krayow 
gich :  ..  usque  ad  terminos  eius  (terrae)  151.  —  wszistek  Israhel  b  mW: 
. .  cum  eo  (seil.  Josue  ,  in  der  Sophienbibel ;  Achan  und  die  Seinigen.  — 
wirzucyl  narodi  przed  gich  oezima,  geszeaz  z  Egypta  wizwol(il) :  eiieeret 
nationea  a  facie  eius  (seil,  populi),  quem  de  Aegypto  liberabat  250  :  in 
der  Vulg.  auf  Israel,  in  der  Sophienbibel  auf  die  Israeliten  bezogen.  — 
mowyl  gym :  locuti  sunt  ad  eum  22  :  in  der  Vulg.  auf  Lot,  in  der  So- 
phienbibel auf  Lot  und  die  Seinigen  bezogen.  —  s  nymy  gest  ramyjJ : 
cum  illo  est  brachium  276  :  in  der  Vulg.  auf  Sennacherib,  in  der  So- 
phienbibel auf  die  Assyrier  bezogen.  —  pobygesz  ge :  percuties  eam 
215  :  in  der  Vulg.  auf  Syria,  in  der  Sophienbibel  auf  die  Syrier  bezogen. 
—  aez  wasz  takesz  y  s  nym  nye  obly^g^ :  ne  forte  involvam  te  cum  eo 
180  :  in  der  Vulg.  auf  Cineua,  in  der  Sophienbibel  auf  seine  Leute  be- 
zogen; »takesz«  ist  nicht  » forte t.  —  ukasz  nam.  indica  mihi  (seil. 
Josue,  mit  dem  auch  Andere  standen)  167  — przecyw  nam :  ad  versus 
me  (seil.  Dauid  mit  seinen  Leuten)  191.  —  ktorzy  semrzffcz  . .  mowyly : 
day  nam  etc. :  qui  (populus)  iurgatus  .  . .  alt:  Da  nobis  etc.  63. 


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576 


3.  Singularis  statt  Plu ralis  in  Verben  :  tako  sy^  obroczyw- 
szy  i  gidze :  converteruntque  se  et  abierunt  20.  —  &  gdisz  prziszla  .  . 
naydze  Oziasza:  cumqne  venissent  .  .  invenerunt  Oziam  333  :  in  der 
Vulg.  anf  Judith  nnd  ihre  Dienerin,  in  der  Sophienbibel  auf  Judith  allein 
bezogen.  —  b$dze  na  glowye  :  fiant  in  capite  43.  —  offyerowacz  b^dxe : 
Offerent  86.  —  nye  b^dze  gescz,  abi  syj*  nye  pokalal :  non  comedent. 
nec  polluentnr  87.  —  to  rzety  y  bfjdze  mowicz,  przicziny  gine :  bis 
dictis  addent  reliqna  et  loqnentnr  139.  —  gdisz  usrzi,  wspomyenye  .  *. 
a  nye  bfldze  nasladowacz  .  .  y  bfcty :  cum  viderint ,  recordentnr  .  .  nec 
seqnantnr  ..  sintqoe  106 :  also  Piarai  neben  dem  Singular.  —  Ebenso  : 
prziwyodff  .  .  y  powye  k  nim :  ducent  et  dicent  ad  eos  1 4 1 .  —  czogn^ 
sy$J  ..  a  ..  syp*  ogamye :  tendent  ..  et  elaudentur  127.  —  a  ktores  na- 
blisse  z  nich  usrze  ten  (?)  starszi  z  myasta  ivyeszmye  ialovicz^ :  et  quam 
viciniorem  caeteris  esse  perspexerint,  seniores  civitatis  illius  tollent  vi- 
tulam  140.  —  usrzi  lud  ze  wszech  zemy :  videbunt  omnes  terrarum  po- 
puli  148.  —  b^dzeli  prza  myedzi  nyektorima,  a  viproszi  sobye  sfldztf  : 
ktoregosz  s  nich  sprawyedliwego  usrzfi  etc. :  si  fuerit  causa  inter  aliquos 
et  interpeüaverint  tudices:  quem  iustum  esse  perspexerint  etc.  145. 
vgl.  ibd. :  a  iestli  usrzy  .  .  kazi  byoz  :  sin  autem  viderint  .  .  fadenl 
verberari  145.  —  pochvxüy  boga  (seil.  Tobias) :  glorificabant  Deum 
(seil,  omnes)  323.  —  synowye  Ezau,  ktoriszto  bidli  w  8eyT:  flKi  Esau, 
qui  habitant  in  Seir  134.  —  urodzi.  genuerint  141.  —  odsfdzi :  con- 
demnabunt  142.  —  ueziny:  fecerunt  319:  in  der  Vulg.  auf  Raguel, 
Tobias  und  Raphael,  in  der  Sophienbibel  bloss  auf  Raguel  bezogen.  — 
polozy:  ponent  157.  —  odplaczi:  reddent  139.  — posli:  mitten t  138. 
—  pokaze  rucho  :  expandent  vestimenta  142.  —  opyta:  interrogabunt 
145.  —  oliwy  tytözesz  myeez  . .  a  nye  tytözesz  sy(J  mazaez  olegem,  bo 
ikapye  a  sgynye  :  Olivas  habebis  . .  et  non  ungeris  oleo,  quia  defluent 
et  peribunt  149  :  olivae  und  oley.  — przeedzesz  und  przeydzesz:  trans- 
ieritis  147.  —  slisz  Israhel,  dzysz  .  .  boy  toeszmyesz :  audi  Israel  .  . 
vos  hodie  . .  pugnam  committitis  139.  vgl.  ne  straseze  syjJ  etc.  ibd.  — 
wywyecz  e  sobff  a  toistflp :  educ  tecum  et  ingredimini  1 0 :  Noe  und  die 
Seinigen.  —  tycz  swy^t :  sint  saneti  (sacerdotes)  86.  —  wznyesz :  eri- 
gite  147  :  folgt  »spogeszr  =  laevigabis.  —  gdisz  raezysz  .  .  uczynycz, 
day  my  to  wyedzecz  .  .  powyecz  my  to :  si  facitis  .  .  indicate  mihi  .  . 
dicite  mihi  29:  einerseits  Laban  allein,  andererseits  Laban  und  Ba- 
thuel.  —  bosz  urazyl  my^:  quia  offendistis  me  121.  —  preeeze«;  tey- 
wyodl  :  cur  eduxistis  112.  vgl.  przeez  cze  nasz  viwyodli :  quare  nos 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  577 


feeistis  aacendere  ibd.  —  anysz  syfl  chczal  poswy^cziicz  mnye  przed 
nimi:  mc  sanctificare  me  voluistis  coram  ea  121 — 122.  vgl.  biscze 
poswy^cili  mnye  przed  synmi  Israel skimi  112.  —  nyczegosz  syfl  nye 
pokusyl:  nihil  tentastis  174.  —  pneczesz  nye  udzalal  seil,  s^dzya) : 
quare  non  aedificastis  (seil.  Israeliten)  249.  —  a  s  tym  szedl  do  myasta 
y  motryl  (nämlich  Sichern) :  ingresstque  portam  urbis  loeutt  sunt  (Si- 
chern und  sein  Vater).  —  otpowyedzal  przede  wszemy,  genzeto  xeszedl 
(seil.  Ephron) :  respondit  cunetis  audientibus,  qui  ingrediebantur  (seil, 
omnes)  26.  —  doyjfoz  syjj  nye  wroczyl  (Jacob) :  donoc  redirent  (Jacob 
filii)  36.  —  a  gdisz  syadl  (seil,  prorok)  ku  stolu :  cumque  seder ent  ad 
mensam  (beide  Propheten)  195.  —  postauil  \fi  (Joas  —  oder  i  von  i^ 
gehört  anch  zu  postauil?):  posuernnt  eam^264.  —  a  wznyosw  swoy 
rjJce  a  sklonyw  sy^,  modlyl  sy^  pann :  elevans  manne  snas,  et  ineurvati 
sunt  et  adoraverunt  Denm  298.  —  prziszedl  Dauid  a  Abyron :  venei-unt 
David  et  Abiron  189.  —  a  gdisz  syjJ  bogu  pomodlyl  a  dzjJki  gemn 
wsdal,  posadzü  syff  (seil.  Tobias  maior) :  cumque  adorassent  Denm,  et 
gTatias  egissent,  consederunt  (seil,  omnes)  322.  —  obyetovoal  (seil. 
David):  obtulerunt  (seil. omnes)  247.  —  gdisz  wloszyl  Aaron  a  synowe 
gego  rjfcze  swe,  obyetotoaly  ge  . .  y  wiege  krew  etc. :  cum  imposuüsent 
Aaron  et  filii  eius  manus  suis,  immolavit  eum  et  fudit  sanguinem  82  : 
also  Singular  statt  Plural  und  vice  versa.  —  a  gdisz  geseze  przi  tem 
gesm  stal  (seil.  Nehemias)  :  cumque  adhuc  assisterent  (seil,  incolae) 
296.  —  porodzila  (scil.  uxor  Abimelech) :  pepererunt  (seil,  nxor  et  an- 
cillae  eius)  24.  —  gdisz  sy^  takyesz  poklonyla  (seil.  Lia) :  cum  similiter 
adorassent  (seil. Lia  et  eius  liberi)  38.  —  posadzi  dzeczy^  pod  drzewem, 
gez  tarn  bilo :  abiecit  puerum  subter  unam  arborum,  quae  ibi  erant  24. 
—  test  pbswy^czon  (scil.sacerdos)  :  consecrati  sunt  86  :  scil.sacerdotes. 

4.  Pluralis  statt  Singnlaris  in  Verben:  dzewky  Chananey- 
gkich.  myedzy  gymyszto  bidlimy .  de  filiabus  Chananaeorum,  interquos 
habito  'sagt  Abraham  zum  servus  senior)  27.  Ebenso:  z  dzewek  Oha- 
naneyskich ,  w  gichszeto  zemy  przebiwami :  de  filiabus  Chananaeorum, 
in  quo r um  terra  habito  29.  —  y^sztosmt  wz$li  (Jacob  und  die  Seinigen) : 
quam  tuli  (Jacob)  42.  —  aez  przedzemi:  ut  transeam  173.  —  wixeye- 
dzeeze :  eduxeris  112.  —  znal  iest  drog^  ttofl.  kaco  przeydzecze  pusezfj : 
novit  iter  tu  um,  quo  modo  trans ieris  so  Ii  tu  dinem  hanc  133.  —  przeto 
dzalarye  mur.  ysze  sy^J  cheesz  poviaajcz :  propterea  aedxfices  marum, 
et  levaro  te  velis  295:  einerseits  alle  Juden,  andererseits  Nehemias 
allein.  —  abyseze  sgin^li  i  zemye ,  j§  nyeyzeto  umidzeeze  kn  gimye- 

»rchiv  für  ^laviich«  Philologe.  IX.  38 


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578 


A.  Semenovic, 


nyu  :  ut  auferamini  de  terra,  ad  quam  ingredieris  possidendam  151.  — 
pamyQtayczye ,  abiszczye  nye  oglyfldali :  salca  animam  tuam,  noU 
respicere  poat  tergum  22 :  einerseits  Lot  und  die  Seinigen,  andererseits 
Lot  allein.  —  boycze  syj*  boga :  metnito  Deum  93.  —  njt'boycze  sy$ 
tmfykaycze:  noli  timere  nec  paveas  154.  vgl.  ibd. :  nye  boycxe  syf* 
ani  lffcaycze :  nolite  timere  nec  paveatis.  —  przytoyeczczye  ge:  adduc 
eos  41:  in  der  Sophienbibel  anf  Joseph  nnd  die  Anwesenden,  in  der 
Vnlg.  bloss  anf  Joseph  bezogen.  —  wezmicze :  tolle  101  sagt  Gott  an 
Moyses  nnd  Aaron.  —  nye  raczcze  syjJ  strachowacz :  noli  timere  131. 
—  a  przeto  pozrzicye :  nunc  ergo  vide  (anf  Abner  allein ,  in  der  8o- 
phienbibel  anf  Alle  bezogen)  189.  Man  merke,  dass  im  Alteechischen 
das  enklitische  ti,  t'  auch  in  der  Form  tie  vorkommt  nnd,  mit  dem 
Singnlar  verbunden,  einem  Plural  ähnelt.  —  sstawyf :  wnxit  74.  — 
uczytttrf  :  fecit  74  bis.  vgl.  uczynyl  id.  ibd.  und  udzalal  id.  75.  — 
ktorzy  offyeruyf ..  acz  offyerttyf :  qui  offert,  ..  oferat  80.  —  bfäty: 
erit  56.  —  sczepyon  bfidzc  a  przebiwacz  bfidfl  w  nyem :  plantabitur  et 
habitabü  in  eo  249.  —  nye  bflcfy  myecz :  non  habebit  136.  —  ienze 
panowacz  b^dze,  a  zatraczQ :  qui  dominet ur  et  perdat  117.  —  rzekli 
k  nyemu:  dixit  ei  (Abraham  ad  Saram)  19.  Es  geht  ein  wirklicher 
Plural  »rzeklyt  voran  :  szyedzeli:  sedit  (Joseph)  43.  Es  gehen  Plurale 
voran  und  folgen :  zawydzely  .  .  rospadli  sze.  —  twarly  wozy  .  . 
poyfly  .  .  y  wszfäl  gest  :  iunxit  currum:  assumpsü  tulitque  58.  — 
ktorym  poszpyewowaly :  quibus  praecinebat  60,  —  poganiH :  contami- 
navit  85.  —  abi  nyecisdli:  ut  fomicaretur  ibd.  —  pobral  ..  skarbi  .. 
y  stlukly  ss^di:  protulit  thesauros  .  .  et  concidit  vasa  231:  in  der 
Vulgata  auf  Nabuchodonosor,  in  der  Sophienbibel  auf  seine  servi  be- 
zogen. —  gescze  gdisz  ucyekaly:  cum  adhuc  fuge  rot  (seil.  David,  in 
der  Sophienbibel  falsch  auf  die  boiownyci  bezogen)  243.  —  Oonenias, 
ksy^sz^J  ..  nad  proroestwem  bily :  Chonenias  autem  prinoeps  ..  prophe- 
tiae  praeerat  247.  vgl.  weiter  ibd. bil.  — •  a  zwolawszi  syjJ  k  temu  wszitei 
wirzeezenym ,  zgromadzily  wyelyke  sebranye :  et  hoc  omnium  decer- 
ne  entsententia.  congregavit  plurimam  multitudinem  276.  Es  wird  hier 
wohl  am  Platze  Bein  zu  bemerken ,  dass  der  Plural  in  der  8ophienbibel 
oft  den  Dual  vertritt.  Beispiele,  wie  :  Aaron  a  Hur  podpyeraly  rjfcze 
gego  63.  szly  do  myasta  a  sbykuta  39* —  sind  häufig.  In :  noczleg 
tnyalasta :  mannt  mansione  317  ist  der  Dual  auf  Tobias  und  den  Engel 
bezpgen. 

Varianten  dazu  sind:  prze  slugfi  boszego :  servis  Dei  44.  Var. 


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Kritische  Bemerkungen  zu  altpolnischen  Texten.  579 


8.  S6Tvo  Dei.  —  hudzydln€  rzeczy  \  thytnuwia  76.  Var.  AI.  thymia- 
mata.  —  wklatw  czelcze  y  scopi:  impoaitia  vitulo  atque  ariete  116. 
Var.  8.  vitulis  atque  arietibus.  —  ku  brodom  Jordanovim :  ad  vadum 
Jordania  160.  Var.  AI.  vada.  —  mcoce  acc.  plur. :  fructum  224.  Var. 
AI.  fructnfl  acc.  plur.  —  ale  bracya  aina  Abdiel,  slna  Gnm,  ksyfazftu 
domo*  po  czelyadzach  gwich:  fratres  quoque  filii  Abdiel,  filii  Gnni, 
prxriceps  domus  in  familiia  suis  233.  Var.  AI.  principe* .  —  Joyada 
byakup  a  smotoye  gego :  Joiada  pontifex  et  filiua  eins  263.  In  Vulgata, 
edita  Vilnae  :  filii  eins.  —  synowye  y  zoni  wasze,  przicAodnyotvye,  gisto 
•  tobff  przibyway$ :  liberi  et  mores  vestrae  et  adcena,  qni  tecnm  mo- 
ratur  152.  Var.  8.  advenae  —  morantur.  —  toecze  samt  vydzeli .  xpse 
vidistx  152.  Var.  8.  ipsi  vidi*ti*.  —  rflcze  nye  dodhrf  aze :  manu» 
non  fanget  65.  Var.  AI.  tangent.  —  uezincze .  fades  105.  Var.  AI. 
facieti*.  —  dasz  yfi  Eleaxarovi:  tradeÜ*  eam  Eleazaro  Iii.  Var.  AI. 
trade*.  —  przydzy  zaloatni  dnyu ,  zecz  etc. :  venient  die*  luotns  .  .  et 
31.  Var.  AI.  veniai  .  .  .  ut.  —  urodzi  a  nyey  syny :  genueriniqw  ex 
eo  liberoa  (seil,  mores  ex  marito)  141.  Var.  8.  genuerit  ex  eis.  —  tento 
stal  . .  a  obronyly  gy :  hi  steterunt  et  defenderunt  eam  242.  Var.  AI. 
hic  stetxt  etc.  —  vifotpü  :  redemerant  101.  Var.  8.  redemerat.  — 
otpoxoyedzal  Laban,  ayn  Amatnelow :  respondernnt  Laban  et  Bathnel 
20.  griech.  Yar.  an oxq ivivteg  und  AB.  anox<)i$eig. 

(Fortsetiung  folgt.) 

Dr.  A.  SemenoviS. 


38* 


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Eine  serbische  Erangelienliandschrift  Tom  J.  1436 

aus  Zeta. 


Die  verhältnissmassig  geringe  Anzahl  von  datirten  Cyrill.  Hand- 
schriften des  XV.  Jahrhunderts,  welche  von  Serben  im  Bereich  der  ser- 
bischen Zunge  geschrieben  sind,  wird  nm  ein  »Tetraevangelium«  ver- 
mehrt, das  vor  kurzem  dem  Schreiber  dieser  Zeilen  von  Herrn  Baklanov, 
Singer  der  Pfarrkirche  der  Altgläubigen  zn  Odessa,  znr  Ansicht  vorge- 
legt wurde.  Die  Handschrift  ist  auf  Papier  geschrieben  und  hat  sich 
sonst  gut  erhalten,  nur  geht  ihr  am  Anfang  und  am  Schiusa  einiges  ab; 
die  Einbanddeckel  sind  nicht  mehr  vorhanden,  die  abgerissenen  Stücke 
der  seidenen  (grttn-rothen)  Einbandschnur  lassen  auf  einen  Prachfein- 
band  sc  hl  i  essen.  Die  letzte  Provenienz  der  Handschrift  konnte  ich  beim 
bekannten  Misstrauen  unserer  Altgläubigen  nicht  herausbekommen. 
Die  Handschrift  besteht  aus  Quaternionen  grossen  Formats,  das  Papier 
ist  dick ,  glänzend ,  mit  entlang  laufenden  Wasserzeilen  versehen ,  hat 
vom  Gebrauch  eine  dunklere  Färbung  bekommen  und  ist  vielfach  mit 
Wachstropfen  belegt.  Nach  der  Bezeichnung  der  Hefte  zu  urtheilen. 
bestand  die  Handschrift  ursprünglich  aus  34  <\\  Heften,  die  Signatur 
der  Hefte  ist  doppelt,  auf  der  ersten  und  letzten  Seite  eines  jeden  Heftes 
unten,  beim  Bug  des  Blattes. 

Die  Handschrift  beginnt  mit  »0iof  HA4KT4  apjfifn.  EAkrapcicaro 
ftptAMCAORHie — i,  worauf  das  übliche  Capitelverzeichniss  des  Evang. 
von  Matth aeus  folgt,  fol.  1 — 4.  Unmittelbar  darauf  schliesst  sich  das 
1.  Blatt  des  vierten  (a)  Heftes  an,  welches  mit  den  Worten  beginnt: 

»...  p4AH  IttKH+a  UÖVftta  lUpiHNA.  H3NI6IKI  p<$AHCI  IC,  IMI6U?K 

X\  :  Bkc-kXk  Oy«5*  P*A«^  aspaaua  a*  A*A4,  P«A«i"  A»  .••«, 
d.  h.  vom  Evangeliumtexte  fehlt  ungefähr  ein  Blatt,  vor  demselben  etwa 
21/?  Hefte.  Im  weiteren  Verlaufe  des  Evangeliumtextes  begegnet  keine 
Lücke  mehr,  bis  gegen  das  Ende  der  Handschrift,  wo  im  34.  Hefte  das 
3.  Blatt  verloren  gegangen  ist,  auf  welchem  die  Schlussverse  des  Jo- 
hannesevangeliums  standen ;  die  Handschrift  schliesst  nämlich  mit  den 


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AI.  Kotschubinskij,  Eine  serbische  Evangelienhandschrift  etc.  581 


Worten:  ...  BKA**  o\,*mihhkj,  Kroau  AiOBAiiujf  ft  Hr\o\>i\iA  Bk 
ca"kri>  H  ßk3A(JKi,  es  fehlen  etwa  19,(2  Zeilen  nach  der  Berechnung 
des  Marienevangeliums.  Das  letzte  Heft  —  <\,\  —  enthält  auf  dem  4. 
Blatte  (d.h.  unmittelbar  nach  dem  auf  dem  verloren  gegangenen  3.  Blatte 
abschliessenden  Evangelium  texte)  folgenden,  mit  etwas  kleinerer  Und al- 
achrift,  als  der  gewöhnliche  Text,  geschriebenen  Epilog : 

H3B0AI6HHI6Uk  Wl\A  H  MOCntUJI Hltrfaifc 
CH*a.   H  CkKpküHHHf+Uk  CTTO  ,\\A. 

Hanncaci  cia  cta  h  oktbhA  KHHra. 

PIKOMH  TITpO  f\\\k.  Bk  ^HH  EAfO 

HkCTHBirO  H  JfOAlOEHBAPO  rHA  ,\f 
CH0T4  rwpra.  43k  pifik  B2KIH  CUk 
pfHIH  Bk  HMOl^\-k  IfpOUOHA^k  pOUA 

Nk.  BkiBiuöv  uh  Tora  H>o\-uiHoy 

Bk  XpaiTK  CTTO  HHKOAH.  H3KI  16  Bk 
BpaHHH-E.   M  KMA^KllJOV   UH  Ü'CKOy. 

A*BHHI6  CTkJUk  TITpOCyAOUk, 

TÖro  BcicTro  itecta.  A3  au  üko 

MAKk  CkUpkTkHk,  CD  Cft  O  COV'f  T  Ha 
ro  H  UAAO  Bp-kufHHiro  B*KKa  np'fc 
li^O^k.  h  uaao  H m  Rh la  CD  hUth 
ijjo  Huä\'k  CD  Tpoy\M  uora.  nptAO 
3KH  NA  fKAHApx"OY  nc*noY  riepacHiicv. 

H  HA  IWAHNOY    A*4  HOCTABf  cYlO  KHHl  8 
Bk  \-pau-k  rrro  HHKOAH  HA  CT*KUk 
JKpkl  BkHHi;-k.  H  KAfTBO  3aK/\l\'k 

flAMI  H  npÖKAf  TKO  K>  KH3  CDlillHTH  H 

CDctabhth  CD  cirAH  vbcta  ,\a  «  npo 

KAfTk  CD  ri  ka  ri  CD  np-BsTUte  i'ro 
Kro  UTpf.  h  05  Krkyk  c  rkj\'k.  h  aa  Ufc> 

16  coynkpHHua  npHTA,  h  ctw  hhko 

A4«  Bk  AHk  CTpAUJHArO  COVfA**- 


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582 


AI.  Kotschnbinskij, 


fl  sack  MkTw,'i|iiM)Ck  uoak»  UfNf  rpt 
uiHiro  pasa  skia  iiuoHa^a  pouaHd 
npH AOJKHBUjaro  c!»  khhtÖ  no"*M*HTf. 

ll  npOCTMTI.  a  sä  6k  A4  npocTMTk  iuHH 
Um  zwei  Zeilen  tiefer  wird  mit  noch  kleineren  Schriftzugen  fortgesetzt : 
R-k  At      Um  a  UM  uap*4,  A*"Hca  cf  cta 
KHHra  :  a  flHca  UHoro  rptllJHIl  jf oy  pAEk 
ifpucHa^k  iiiina.  ri  sack  HToyiiitM*  uoa». 
at|if  mt*  h  norptuiHAk  k*a*  MiAocTATk 

HCT BC  UOHUk.  a  RH  HT8l|Jf  HCflpAAU 

•iTf  OyMOUk  RA  LÜH*  H  Hf  KAkHtTf.  Hk 

naMI  KAKAHHTf.  A  BA  6k  A*  npOCTHTk  AUHNk  — 

Das  Jahr  6944  ist  1436  nach  Chr.  Geburt  Despot  Gjnrgj  ist  der 
bekannte  Gjurgje  Brankovi<5,  der  zu  Smederevo  an  der  Donau  residirte, 
unter  seine  Herrschaft  gehörten  auch  Primorje  und  Zeta;  im  J.  1439 
wurde  er  von  den  Türken  aus  seinen  Ländern  vertrieben  und  starb  1456 
in  8erbien.  Vranjina  (BpaiMHa  s.  v.  im  serb.  Wörterbuch  Vuk  8t.  Ka- 
radiic  s)  ist  die  noch  jetzt  bekannte  Insel  auf  dem  See  von  Scutari,  und 
die  Klosterkirche  d.  heil.  Nicolaus,  von  welcher  im  Epilog  Erwähnung: 
geschieht,  war  auf  dieser  Insel  bereits  zu  Zeiten  des  serb.  Reformators, 
heil.  Sabbas,  vorhanden,  gegründet  von  Ilarion1),  dem  Bischof  von 
Zeta :  anf  Bitten  des  letzteren  wurde  die  Kirche  von  der  Herrschaft  der 
Bischöfe  von  Zeta  befreit  und  unmittelbar  dem  Erzbischof  untergeordnet. 
In  alten  serbischen  Urkunden  wird  das  Kloster  des  heil.  Nicolaus  so  ge- 
nannt2) :  »UOHaCTHpk  CR .  NHKOAf  WA  BpAHHHf ,  KOH  HfCT  *  B  A  AT  S 
CKaAApCKOUtff. 

Der  Ort,  wo  die  Handschrift  geschrieben  worden  ist,  und  noch 
mehr  die  Sprache  des  Epilogs  setzen  es  ausser  allen  Zweifel ,  daas  wir 
es  mit  einem  Denkmal  der  serb.  Sprache  und  Literatur  zu  thun  haben 


»)  Vergl.  Golubinskij,  Kp.  oiepn  acropfai  npaBOGias.  nepioei  pag.  466. 
Der  verdienstvolle  Verfasser  hat  gewiss  schon  längst  selbst  das  Versehen  be- 
merkt, durch  welche«  er  a.  a.  0.  Kovceiid  für  den  Namen  des  Autors  statt 
für  den  Titel  des  Werkes  ansah. 

*)  Vergl.  AiHireHh,  Pje*MR  w  km*.  crapiHa  I.  s.  v.  tpaina. 


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Eine  »erb.  Evangelienhandschrift  vom  J.  1436  ans  Zeta.  583 

(vergl.  die  Wortformen :  HKTki,  llöra,  KAITBOM,  34KAfy;K,  TK0-KI6 
WTkHUMTH,  OTk  ciran  u.  b.  W.)«  Du  bestätigen  auch  die  ortho- 
graphischen Eigenthüolichkeiten  des  Evangelientextes,  wovon  gleich 
die  Rede  sein  wird.  Zuletzt  besengt  die  Angehörigkeit  der  Handschrift 
zur  serbischen  Literatur  noch  die  Erwähnung  der  serb.  Heiligen  Symeon 
und  Sabbas  im  Synaxarion :  andere  slavische  Heilige  kommen  nicht  vor, 
nicht  einmal  Cyrill  und  Methodius.  Das  Synaxarium  ist  ganz  kurz, 
nicht  einmal  auf  jeden  Tag,  es  steht  ganz  am  Ende  der  Handschrift, 
nach  dem  Epilog  und  dem  Register  der  Lectionen  (welches  nicht  voll- 
standig  ist);  man  liest  in  demselben  unter  dem  14.  Januar:  tBk  Tk 
AHk  Httf  Bk  CTki  Wi\a  Mauifro  GdBRki  npkRaro  apxifnKona 
cpkECKaro.  CAeysa  noie  Fit;  unter  dem  14.  Februar:  »Bk  tk  ank 
npnoKHaro  wi^a  Hauiiro  cvfmwHa  cpkBCKaro,  ho  Karo  uypo- 
TOHi^a.  tyr.  ha  oypHm  u*.  ra.  ffr.  Ha  AH-rypriH  u*.  ra.  ah. 

Die  Handschrift,  für  ein  serbisches  Kloster  bestimmt,  befand  sich 
lange  in  den  serb.  Landern,  wahrscheinlich  den  südlichen,  wofür  auch 
ein  directes  Zeugniss  angeführt  werden  kann.  Man  liest  nämlich  in  einer 

späteren  Notiz  (des  XVH.  Jahrh.) :  a3k  paBk  jfBk  non*  Boy*0**4 

EfAwnaBAM  (Heft  15,  fol.  6*  oben).  Belopavltä  sind  ein  bekanntes 
Geschlecht  im  heutigen  Montenegro,  der  alten  Zeta. 

Die  Schrift  ist  die  später  übliche  ünciale,  mit  schwarzer  Tinte 
geschrieben,  die  Anfangsbuchstaben  roth.  Die  Vignetten  und  einige 
Initialen  zeigen  sehr  einfache  und  rohe  Ornamentik.  Was  die  Graphik 
anbelangt,  so  erwähnen  wir  •  in  dem  Worte  «ko  ,  und  wenn  das  Wort 
in  der  Dualform  angewandt  wird,  so  wird  derselbe  Buchstabe  gedoppelt, 
oder  aber  im  Inneren  mit  zwei  Punkten  versehen.  Das  doppelte  o  (doch 
ohne  die  Punkte  im  Inneren)  findet  man  auch  in  btoo,  mtoo,  BkcaKoo. 
Im  Anlaute  begegnet  gelegentlich  w,  auch  abgesehen  von  (D.  Dann  und 
wann  kommt  »vor,  s  nur  in  dem  Worte  stao.  v|'  in  dem  Ausdruck 
\('0Uk.  Die  Betonung  wird  durch  den  Acutus  bezeichnet:  npHKica- 

THCf ,  BAA'A<YMI*Y>  BAkCBkl,  BIM  AM,  TKÖpoy,  BkSOyflHCTA,  &6ul ; 
übrigens  nicht  immer  steht  der  Acoent  auf  der  erwarteten  Silbe  :  OEpt- 
i|if Tk,  KOKÖujk ;  es  giebt  auch  Fälle  mit  dem  Gravis  auf  der  Ultima : 
«yBO,  p^AOBk.  Vor  denVocalen,  aber  auch  sonst,  steht  I:  ©pcy- 
xrfaUM,  fioctarih  ,  lAicasiTk.   Das  DoppeLzeichen  findet  man  in 


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584 


AI.  Kotschubinskij. 


Beispielen,  wie  jkmio.  Der  Spiritus  lenis,  in  der  Form  steht  auf  den 
anlautenden  Vocalen  f.  h.  im  und  y,  auch  im  Inlaute  auf  M   wenn  es 

nach  einem  Vocale  folgt:  MUA ,  HUfHt,  whchuh  .  uko  a,VUA 
nouf h8 HTf ,  uoHUk  Der  Apostroph  deutet  den  ausgelassenen  Halb- 
vocalan:  ^okoa'm k,  rKHHcapiTCKOio. 

Die  Orthographie  ist  Berbisch,  also  k  für  beide  Halbvocale  selten 
findet  man  k  :  Bp'kTorik).  kj  wechselt  mit  h  :  ba a ahkjx^  w  wrpo- 
MfTKJ.  ohki  >ki  püujf .    Neben  dem  Üblichen  pk,  Ak  liest  man  doch 

auch  H  CkTBOpH  Kpf Nif  CD  flAlOHOBIHta  H  nOU434  BpkHHI€Mk  **MN 

.  .  fr'a  Kpf  Nif  ckTKOpH  .  .  ßpfHIf  noaokh  (im  9.  Cap.  Johannis' . 
Die  Anwendung  des  1t  statt  *  begegnet  (auf  Grnnd  falscher  Schluss- 
folgerungen) in  c-EA'Tk,  npoctASV™  und  ©Bp"fci|liTk.  Das  Ad- 
verbium HUHU  wird  beständig  mit  w  geschrieben.  Nach  p  wird  das 
jotirte  u  durch  das  einfache  a  ersetzt:  cutpaiBM  Cl,  TKOpaujf  na- 
CTkipa;  auch  sonst  bleibt  hier  die  Jotation  aus :  uopcy.  ckTROpov 
So  liest  man  auch  regelmässig  BcaKk,  BkcaKOO.  Das  jotirte  ks  wird  im 
ganzen  richtig  angewendet,  nur  selten  ersetzt  es  im  Anlaute  f :  f  uoy;>m . 
In  den  Fremdwörtern  steht  nach  r,  k  das  jotirte  K> :  rieiHa,  rteHNca- 
piT  CKoyio,  KiecapiBU,  Biecapoy,  doch  auch ;  soaNiprick,  Kicapme. 
Bei  den  Adjectiven  und  Participien  kommt  sehr  häufig  die  Reduplication 
des  Consonanten  M  vor.  BpfUfHHaro  BüKa,  nätkün  Hey.  Statt  hh 
begegnet  fH  (wohl  fflr  kN):  pOK^CH  Cf  lipk ,  Bf  AM;  0  statt  k  in 
KHHroMHiB;  K  K3'kiiNTN  wird  beständig  durch  Rk3cynHTH  ersetzt 
(weil  man  B'kfiHTH  in  serbischer  Weise  als  oyriNTN  aussprach).  Man 
beachte  aonoTa  (Schreibversehen?}  statt  AonaTa. 

Aus  der  Formenlehre  sind  erwähnenswerth :  Accus.  H  po^HUlH 
cwNk,  Vocativ  MaAOB-Epf,  Genetiv  Hfco,  Loc.  Bk  ;  die  Dual- 

formen: Bk  cum-: io  ,\kok>  3anoB*kAHio,  HapfMi  Hua  HUfiit;  der 
Instrumentalis  Ck  opoyjfüaUH.  Die  Declination  der  Numeralia  wird 
adjectivisch :  CD  cfAUw.  A"fTH u k  A*BaUk,  no  AHÄXk  "»«Tltajk, 
0  w&tTk  A«it'ih.  In  der  zusammengesetzten  Declination  kommen 
durchwegs  zusammengezogene  Formen  vor :  (0  AoyKaearo.  So  auch  in 
der  Conjugation  bei  dem  Imperfectum :  TBOpatiif .  HCKaiAJf .  Die  älteren 
Formen  des  s-Aoristes  oder  der  einfache  Aorist  —  kommen  nicht  vor, 
auch  das  Supinum  wird  vernachlässigt:  nptHAO)fOUk  nÖKAOHMTH  «. 
Für  die  Konditionalsätze  kommt  kh\-k  in  Anwendung. 

Aus  der8yntax  erwähnen  wir  den  Ueberrest  der  alten  präpositions- 


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Eine  6erb.  Evangelieiihandsehrift  vom  J.  14:*6  aus  Zeta.  585 

losen  Anwendung  des  Localis :  HCKatllf  npmcacaTHCf  1611k,  npHKa- 
caieTci  leiik,  npajfk  npHAkiiuiH  Nack,  npHAistca  leiik. 

Aus  dem  Wortschätze  heben  wir  hervor :  BtttkCTKO  (Mar.  ev. 

KtCTRO  ,  KtAHAkHHKk  (Mar.  ev.  rHaffH],  RHHapk,  KIITJAkHHUa 
(Mar.ev.  ORHT*KAkj ,  KHHrOMIH,  KOKOUJk,  U4TH3Ua,  ONCMl**  (Mar. 

ev.  iTipV .  caTO  (caTa  TpM  —  so  auch  Mar.  ev.),  CKcnkü>  (Mar. 
ev.  K^fHHK  k  ,  cniKOvaaTOpk  (Mar.  ev.  kohhk),  oyKHica  (so  auch 
Mar.  ev.;,  «AM- 

Die  Uebersetzung  im  allgemeinen  betreffend ,  war  schon  oben  auf 
die  nahen  Beziehungen  dieses  Tetraevangeliums  zu  dem  Mariencodex 
hingewiesen.  In  der  That,  wenn  man  von  den  Abweichungen  in  den 
neueren  Sprachformen  und  einigen  Einzelheiten  (wie  z.B.  das  Vermeiden 
des  Ausdrucks  i»a*h  ,  wofür  immer  »ha^  gebraucht  wird)  absieht, 
so  hat  der  Abschreiber  des  Tetraevangeliums  vom  J.  1436  die  älteste 
Form,  wie  sie  uns  im  Mariencodex  vorliegt,  auffallend  treu  erhalten. 
Nehmen  wir  z.U.  die  Stelle  Luc.  VI.  38:  sie  lautet  im  Mariencodex 
folgendermassen :  ufcp*  a*kP*  NaT'kKaH«  h  noTp*CkH*  h  fiptt- 
iWfebKUlT*  CA  fvvv*TTk,  der  Abschreiber  des  XV.Jahrh.  hat  dafür: 
irfcpoY  a°kP°V  H  HaTKaHHoy  h  noTpttcHOtf  h  hp1vahrak>hioy  ci 
A^AITk  *lso  nur  A*Bpc  wurde  im  Laufe  der  Jahrhunderte  in  aokP°V 
verändert  und  dann  nothwendiger  Weise  die  Conjunction  H  eingeschoben. 
Im  Gebete  des  Herrn  liest  man  ffatEk  Hauik  MacotftiikCTKkHlfH  (Mar. 
ev.  HacKiUTkH'kt) ,  aber  <Q  AoyiUKaro  (statt  ot-k  hi npHti3NH), 
Luc.  III.  20  statt  des  alten  34KA<Hf  steht  hier  saTBoptt. 

Es  entsteht  die  Frage,  auf  welcher  Vorlage  dieses  Tetraevangelium 
des  XV.  Jahrh.  beruhen  mag?  Die  Formen  rakBkiHH  Sfliau,  hhb, 
Bp*kTOnk  konnten  in  weiterer  Entfernung  auf  ein  bulgarisches  Original 
hinweisen. 

Odessa,  14.  Febr.  1SS6.  AI.  Kotschubirukij. 


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Ein  Textheitrag  zur  Georgius-Legende. 


Der  heil.  Georgias  in  der  Legende  und  Volkssage,  in  der  Kunst 
und  Volksdichtung  —  bildete  den  Gegenstand  einer  Monographie  Prof. 
Kirpicniköv's,  Aber  welche  ich  kurz  im  Archiv  Bd.  IV,  8.  169  berichtet 
habe.  Vervollständigend  und  zum  Theil  berichtigend  die  Zusammen- 
stellungen Kirpicnikov's  behandelte  bald  darauf  dieselbe  Frage  Prof. 
A.  Wesselofsky  in  seinen  »PaaucKamn  vh  oö^acni  pyccracn,  Äyxon- 
HLCT&  CTHXOBt«  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  russischen  »geist- 
lichen Verse«),  Nr.  II:  »Cb.  TeopriH  bt>  jeremfe,  itbch*  h  oopaxic 
(Heil.  Georgins  in  Legende,  Lied  und  Ritus),  CH6.  1880  (im  37.  B. 
der  akademischen  »3airacKH«  oder  21.  B.  des  »CkSopiunrL«) .  Zur  selben 
Zeit  erschien  ausserdem  noch  im  XII.  B.  der  Agramer  «Starine«  eine 
Studie  von  St  Novakovic* :  »Legenda  o  sv.  Gjnrgju  n  staroj  srpsko-slo- 
venskoj  i  u  narodnoj  usmenoj  literatnri«  (Die  Legende  vom  heil.  Georgins 
in  der  alten  serbisch-slovenischen  und  der  mündlichen  Volksliteratur), 
in  welcher  nebst  der  literaturgeschichtlichen,  hauptsachlich  auf  Grund 
der  Monographie  Kirpicniko  v's  verfassten  Einleitung  ein  serbisch-slove- 
nischer  Text  der  Georgins-Legende  abgedruckt  ist.  Wer  anf  diesen 
Gegenstand ,  der  in  der  mittelalterlichen  Literatur  Europas  nicht  die 
letzte  Stelle  einnimmt,  näher  eingehen  will,  kann  die  vorerwähnten  drei 
Schriften  keineswegs  entrathen,  namentlich  die  Studie  Wesselofaky  's 
bietet  eine  grosse  Fülle  von  Vergleichen  und  Zusammenstellungen  aus 
verschiedenen  Literaturen  des  germanisch-romanischen  Westens,  und  in 
der  Beilage  auch  einige  Texte  (griechische,  lateinische,  einen  serbisch- 
slovenischen). 

Es  liegt  nicht  in  meiner  Absicht,  sei  es  auch  nur  in  aller  Kurse, 
hier  das  zu  wiederholen,  was  der  Leser  in  den  vorerwähnten  Schriften 
finden  kann ;  ich  mochte  bloss  zu  dem  daselbst  gebotenen  Material  einen 


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V.  Jagid,  Ein  Textbeitrag  zur  Georgine-Legende.  587 


weiteren  Beitrag  liefern,  in  der  Form  eines  bisher  noch  nicht  heraus- 
gegebenen  serbisch -Bloveni  sehen  Textes.  Es  handelt  sich  um  die  be- 
kannte, äusserst  populäre  Episode  vom  heil.  Georgius  als  dem  Drache n- 
tödter.  Diese  Episode  ist  in  den  kirchenslayischen  Texten ,  nach  den 
Ausfuhrungen  Kirpicnikov's ,  in  zwei  verschiedenen  Redactionen  vor- 
handen: die  erste  verlegt  das  Wunder  vor  das  Martyrium  des  heil. 
Georgius,  die  zweite  lisst  das  Wunder  nach  dem  Tode  des  Heiligen  ge- 
schehen sein  (Kirpicnikov  S.  57).  Die  letztere  nun  —  wie  es  scheint 
die  am  meisten  verbreitete,  wovon  Prof.  A.  Wesselofsky  einen  sehr  nahe 
verwandten  griechischen  Text  a.  a.  0.  8.  200 — 208  mittheilt  —  liegt 
mir  in  einer  serbischen  Redaction  vor,  die  wie  ich  glaube  verdient  her- 
ausgegeben zu  werden.  Den  Text  fand  ich  in  einem  serbischen  Menaeum 
saec.XVI,  ganz  am  Schluss  der  Handschrift,  er  lautet  folgendennassen . 


H*A*  CT  PO  BfAHKOUNHKA  H  Fl  0  R  *  A<>  H  OC  U,  A  £BA  rtwp- 
rTA  W  3  II  H  H  KAKO  rpaAk  OVfßtpkl  ©Mf  BA°BH  :~ 

KaKO  H3piKÖ  CTpilUMÖK.  CIW  H  np-kCAABHtflO  TAMH*;  MTO 
AH  K k 3 V A K*  HAH  MTO  nOUkJWAlO,  HAH  KAKO  MAHHÖ  ROR^A^TH 
AHBHOf  CAkJUlAHif ;    WBAMf  43k    rp^UJHki  fC  Uk  MAKk ,    HK  HA- 

A*»  Cf  ha  UApAHaro  hakoaiog ha  ba  h  CTpACTOTpkn'tyA  £BA 

rfWprYA,    H3B*E1|1AI0  BA  HK>AO  H3Rp4NH0   Bk  BCfc  Mk\\fa  frö 

H  E&  Bk  Bp*KUf  TO.  B*BUJf  rp4Ak  HApHU,Af  UkJH  APABk  Bk 
CTpAH*K  HAAf  CTHH'CKÖH '  H  Tk  B'B  Bf  AHKk  rp^k,  H  UHWrO  AK»A'lH 
Bk  HIBUk,  A  BkCH  BtpOBAyS  Bk  HAOAkl,  MkT*UJf  H^k  F10  np^A- 

hiw  h  no  nosf  a-rhYio  hpkckö ■  {QcTgnHUjf  CD  eä  khba  A  Bk  ÜDctö- 

n  H  (D  HkJ  BAH3*  3Kf  rp4A<*  TÖrO  1 3fp0       Bf AHKO,  H  U'klllf  5KI  BOA* 

uhop».  no  B-cpf*  rci  A  no         Ajfk  Rk3Aa  riftik  Bk.  A  kkj  3uYh 

Bf  AHKk  Bk  f3fp*B  TO,   HC^OA«  A3*  «3fp4  TOTO     Hf  U4A0  MAKk 

CD  rpiA^  top©  hh'ma«  a  hhki  CD  paaca  cbhiuahYa  iro  H3Upi ujf, 

A  AP*™  Bk  f3fp0  BAfMAUlf.  H  B&Ulf  flAAHk  H  CKpkKk  Bf  AHKk 
B*k  rpAA*K  ©  3R*Kpkl  TÖUk.   A  Bk  f AHHk  AM"k  CkBpAUJf  Cf  BkCf 

aioa'ih  rpiA^  Töro,  haoiih  Kk  uiptf  h  rÄAWf  fug*  mto  CkTRO- 
pHUk ;  A  r A4  Auk  u,ipk  •  A3k  nouÄw  cf  6©>w,  A  mto  uh  pi k8 


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588  V.  Jigtt, 

TO  Bk3B?l|jtf  RA.  r\A  CkTBÖpH  CkRliTk  CkH*  HO  BkCf  AHM  KkKA* 

ba  aj  noAJ  chä  croiYo  3U*to  nah  A^uVpk  no  p«'aö  A^h'A**1 

npIMAiTk  MHCAO  HJ  Uf  Aa  M  43k  t A H H S-H f  ah8io  A"JJ<pk  uoib. 
H  ÖyrOAlHk  Bkl  CkRVlk  CkH  BkCt  A»A«.  M  (T'RtljJdUK  RkCf 
AI^ATl^  piKOUlf  Kk  nipS*  Bk  HCTMHS  CpV  TCOf  MA  pgKAfk 
K/KIH  f,  KArOA'tTk  Kf  SOrW  HAUIHU,  (DKpkJUJf  TfR*K  CkR<KTk 
CkH.  Ulk A  MK  TBOpAAJftt  flOBf  A*KHIf  U,apf  RO.  HAMkH'llIf  CD  RfAHKkl 

KHfSk  H  A°  MÜAM.  A^KAA\'8  CROA  Mf AA  HO  RkCf  A""  3U?fRU 
HA  CkNfA<HTf,  H  nOCTARABI01|JH  NA  KpAH  f3fpA  CHkJ  CROf  M  £k- 

UJfpH   CROf  OyKpaillfHkl,    KpHHÖlUI  H  flAAHlOUJfH  CS.  HC\-ÖA«MJI 

3MiH.   RkC\*UI|JAUJf  H  Ü,\i\llt  H.  H  trr\A  Kf  CC'Aaä^b  CROA  MfAi 

Kk)KAO  no  pf'A»,  a*»W       P«Ak  h  ao  uapA.  u,äp  npHBBA 

Akl|lfpk  CBOIO  f AHHOHf AH$  M  OEA*KHf  10  Rk  OAOKA*  CBtTAtf  M 
U/KKOBABk  10  H  flAAKA  Cf  110  pa  AH  JKAAOCTHO,  H  KiH    110 HAH, 

MIAO  UOf   CAAAKOf,  ÄUJI  H  CpU,f  UOf,    M3RI  tI   HUt  CK*KTASk> 

AAUEAA*  K-k  nOAAT-K  UOfH  H  CB*KTk  iOmIIO  UOflO.    KÖ>0  MfAO 

uoi  Rk3p8  h  oy  t*Kuj8  cpn*  UOf ;  hah  (D  wsi»c  uof io  kto  uo- 

KfTk  OyCTARHTH  HCTOHHHKA  CAk3HA*T0  ;  HKf  )C<>UJS  HB  AH  RATH 
nO  BkCf  AHM  A°  CKOHMAHYf  KHBOTA  UOftTO ,  HÖH  AM  Hf^O  UOf 
CAAAKOf  HA  CkN-KAiVlf  BUIfKkl.  H  Rt^AOUlf  10  H  flOCTABHHJf  10 
npH  KpAH  I3f'pa.  Otwh  Kf  UHHKk  JfBk  rfWrif,  HOMkTfHH  HEHArO 

Hpa  BOH,  H3Kf  nO  CkUpkTH  JKHRk  CkJ  Cldf  H 10  A*  CH ,  no  CkUO- 
TpIHlW  K3KH0  JfOTf  CTkJH  H3BABHTH  TpA^k  CD  TOAHKklf  Kt^kl. 

Bk  TO  MACK  Hp-KCTa  HA  UtCTfC  TO,  U RH  Cf  HKO  rpf AkJH  CD 
pdTH  H  M A f   Bk   CBOf   CDHkCTBO  Ck   Tkl|JAHIfUk.     H   RkJCTk  HA 

UHCTt  TO.  H  BHA*R  OTpOKÖBHU,»  H  RknpÖCH  NSIO ,  rAM5*  MTO 
C'kAMUJH  3A^  OTpOKOBHU^f;  OHA  9Kf  pf  Kk  HH3US  CDHAH  rifl6 
UOH    CKÖpO  CD  C»A^-  !"  3A-K  O^Up^lUH.   (CRlwUJaR?  3Kf  CTkJH 

OTpOKORH^H'  MTO  FÄMUIN  J  pA3E0HHHU,H  AH  C«Tk  3^f  HAH  3AO- 
A^«Kf;    OTpOKORHUa  pf'    HH,  rOCMOAMMf  UOH,    Hk    3UtH  AWTk 

f  RfAUH,  rH*R3A«  Cf  Rk  f3f>f  CkUk.  A  HHU  OyRO  ÜÄ*  TH  Cf, 
»HAH    CD    C»A^.    RM}K$  A^KpÖTH  TROf  Kk3paCTk,  CB-kTAÖCTk 


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Ein  Textbeitrag  »ur  Georgiua-Legende.  589 


AHI44  TROf'rO,   UAK>  TH  Cf  £4  Nf  0\f3pHUJM  CkUpkTH.  H  fÄÄ 

ctki  niJrYf •  4  tiS^ito  ci ahuih  sa*  i  Hf  CDhaiujh  ;  h  rÄa  OTpo- 

KCBHU,a '   UHWTO  f  CAOKICk  H3piUJH  UH  H  CKI34TH  ö*l  6  UHU, 

h  i>Aa  KÖrw  npiHA'Tk  suYh  h  KRt  no^ÜTHTk  ck  uhow.  h 

fÄa  CTklH    pK UM   UH,         Tl  Hf  OCTaRAW.   H  CÜK-fcl|]a  ARU41  Tpf- 

nltuBlUH  rÄKT  RHAHUIH  AH,  rilOAHNf,  BKO  TpJA^  CkH  BMHKk 
H  OyroK  3<Hk    H  HIJfOlJIIT K   0>U>  UOH   (DCTbnHTH  (D  HtfTO.  M 

I  »Cf  3UYH  Bk  !3lpH  TO,  CH*kAi(Tk  AK>AH.  H  CkRIlJiailll  Cf  Ak\\H 
Ck  OU>Uk  UOH,  Ck  U,api,  H  A^B^Ö  KkJKO  H\'k  A^TH  CROf  HA 

chü ai h  11  suYikh  no  BkCf  Ähh  no  pi a*.  npfHAf  *f  pf  A*  Ha  o^ä 

uof'ro  uapa,  ri  ufHf  riu-fcujf  iahhS-hiahSw  AbUJfpk,  d  Hf  von 

f  \ 

p430pHTH  nORfA-EHYA  CBOiro,  H  HOB! A*  A^TH  Uf  HA  CHliAIHif 

3UY*.  o\f>Ki  th,  ronÖAHHi  uoh,  Rci  HcnoRfAa,  CDhah  cKopo 

CD  UIHI,  lip*kttf  t\AM  Hf  lipfHAfTk  3UYH  H  RkC^kJTHT'  Tf.  Oakj- 

WAR  >KI  CTkl  UHHKk  VRk  TIWrYf.  Ü  FÄA  Kk  HKSH "  Hf  ROH  Cf, 
OTpOKORHU,f ,  TkKMO  RtipÖH  Rk3plR  9Kf  HA  HRO  ri  plHf,  UAf  Cf 
Cf,    HdMIAHklH    Bf    ri  /KHR0H4MIAH  KJM    RkCfTO    UHjA ,     Hf  HUtt 

KÖHIV»  H  IIOAOSKHBklH  RpliUI  A-RT»,  CAh'ÜI  HA  OKAd  AHH  H  Atta* 

ha  npocB*kt|jfHYf  höiuh.  nocASiuisk  cTkTx"  anÄk  ri  nocaaRk  riuk 

Ä£k  TBOH  CTklH,   nOCA^UlAH   UfHf   0AKA  TROfTO,    nOKASKH  UH 

üätrS  TBOff  uath,  noKÖpH  AioTaro  ciro  3uYa  no  hös*  uoh, 

M  RHAITk  H  B*Kp8  riuSTk  RkCH  A K» A I f ,    BKO  Tkl  ICH  Bk  f AHHk 

H  pa3R-i  Tfßi  HHÖro  nie.  H  cl  piKk  ctkjm  rf&rff,  npYHAf  iu* 
raa  ck  HBCf  rÄle-  ap^Ah  nwrii,  Hf  (Crpatm  cf  r/Tk  tboh 

TkUJk  f)Kf  aiUf  Bk3rÄl6UlH.  OTpOKORHlU  7K9  B*k3BnH,  rAK>L|IH 

(Cham  CD  uihi,  i^houji .  3uYio  cbhiua  HA*Tk.  ri  arii  nocTSnHBk 

uaao  ctüh  rfwrYf  ri  cp-fcn  3uYa  pkiKatotuaro,  ri  pf  ctkjh  s*k 

HUf  ra  iv'X'a  noKopH  cf,  ak>th  3Uik>,  h  höh  ah  Rkca*kAk  ufaf. 

h  asif  k/kViw  chaoio  ri  üätboio  ctto  uhhka  nvvna  naAk  no 

HÖraua  iro  suYh  riahkkj.  ri  pt  ctüh  OTpoKOBHi^H*  (Dpiiun 
noack  crom  h  3aoy3AaH  ff  crijrh  suYa  3a  raaB»  ri  ba*kuh  Bk 


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590  V.  J*gte, 

rpAA,k  Ü'HA  2Kf  CTvTKCp'UJH  no  FÄ»  CTTO,  UKOttl  flOBfA-fc  |£h,  H 
R K  CA  k ,\k  H3IO  HAf'üJI  3UIH,  npÜCUHKAI  Cf  nO  3IUAH  ikO  IVB  MI 
Hd  3AK0AHiHil .     lVTpOKORHU,a  3Kf  RAIMAUJI    ßA\ft  Cf.    l*pk  HU  H* 

BkCH  /\K\\if  Bk  TkM  ÄHk  pu  r\aa\'S  maakaa)^  ci  pa^H  OTpO- 
kcrhuS  (sie!).  h1  BkHfsaanS  BHA/fcB'ujf  otpokörhh»  ra-Kr^h 

3  Ufa  m  HiÖAOTBopHa  rtwcU  Bknp*AU  H\\8i|ia  ^f\fi\it,  h 

oyttacöiui  cf,  Hasfuif  kktath  .  Gtkjh  au  ni&rii  Bk3knH  räie- 

Hl  KOHTf  Cf,   ai|Jf  BtpgfTf  Bk  HfrOKf   a3k    R^pölC,  0y3pHTf 

cnfNif  cBOf.  uapk  ttf  cp^Tf  rrro  i  ah*  iu*  kako  HapHuarr'  cf 
Hilf  TBOf ;  oh1  >ki  pi hi  iu»  a*3k  icuk  riwriH  NapHuaio  (sio!)  Cf. 
rör^a  Bk3tffiHuif  fAHHf  raacS  rch  c  toeok»  B-fcptffUk  BkCH  Kk 
lAHHoro  sä  BkCf ApkxeNTfaa  ii  Bk  i AHHOpÖAHaro  cmüä  iro  Bk 

rä  Nauifrir      h"  rrro  ÄIC4-   To>a*  CTkiH  nwrii  npocTfpk 

pÖK8   ti   H3RAIMI    U  KM  K   ll   CßfEHf  rAARÖ    AtOTATO   SUU.  TörAA 

UApk  h  BkCH  ak»aU  npHCTönAkiui  noKaoHHüif  (cf)  f utt,  x"Baii9 
Bk3auif  b«  h  noBfa-k  jü^pk  cosa^th  üpkosk  Bk  hui  np-kcA ar- 

Haro  riahrouhhka  nufria  h  oyKpacH  k  saaTO  h  cpiupS  no- 

Bfa*  naufT  iro  tbophth  uu,a  anpHaTa.  kt.  Ä*Tk.  bha*b'  xu 

BaSKfHH  RUptf  HXk,  URO  BkClf  Cpl^fMk  RlipölOTk  Bk  ?!  H  AlllirC 

nrjfa,  h  räa  Kk  HHUk  noBf AatoiUH  chaö  ra"  Hauifro  ra  BkCf  Apt- 

JKHTIAK     ll  trf\A    CK3AHA    EklCTk  UpKOKk  4  nOCAA   MUk  l|JHTk 

cboh  d  noBfatc  iro  ivkichth  RpkyB  cTkif  Tpanfou.  cAaoio  m$ 

RJRIIO  ll  A^  ÄHklllHyrO  ÄHf  BHCHTk  Hf  AP^HUk  HHMHUk  Ha 
Bk3AtfC*  Ha  R-KpH  HfB*EpHH.  TAKORA  CÖTk  CTpAUJHA  A  CAARHA 
MIOAfCa  nptCAARHArC  U4HHKA  nwpria.  Hf  TkKIIO  Kf  elf 
TAHHkl  Ci,  Hk  H  CTklUk  HUlHf Uk  fYo  HCI4*BilNiHTa  UHOra 

TBOpfTk  Kk  MATRAUH  npH^OA<l|JH)f k  Bk  UpKORk  frd.  ypOUkl 
X"CA« [Tk,  CAtinkl  np03H'pAK>Tk,  rA»^"  CAkJUJITk,   pA3  CAAKAKEH II 

*3ApaB?f  np?fuaK>Tk,  cTpaattfiuf  CD  A^X"^Kk  HfiHCTHjf  cro- 

KOJKAWTCI     UHOrÄ  fiA AO  RkJRAITk  110  BkCf  AHH  MIOAOA^HTfUk 

iro.  um  jki,  KpATii,  cakiujfUJf  eff  BkiaA"  X*BaaH  mapahouö 


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Ein  Textbeitrag  zur  Georgine-Legende.  59 1 

ri  ctü8  riwpn»,  a*  B-tMHu  noAÖMHUk  KÄFk  6  rS  iV  rfc  ha- 
im   i US  ;«<  C/AtSKd  h  APW^iaa  Ck  Bf3HAHfAHki  iro  Oi^Uk  h  ck 

np'ccTki  AX"^  HHU     npNO  h*  rk  b*ku  b*bkw.  IImnn. 

Drei  russ.  Handschriften  der  Pogodinschen  Sammlung  der  kais. 
Bibliothek  zn  St.  Petersburg,  Nr.  800,  801  und  808,  geben  im  ganzen 
denselben  Text  wieder,  nur  fehlt  bei  ihnen  die  Klage  des  Vaters,  wah- 
rend er  von  seiner  Tochter  Abschied  nimmt,  es  heisst  nur  »H  noBfAtL 

RfCTH  f A  Ha  HOrHBfAk  KO  3UHW,  fipHUIflUf  3KI  H  nOCTABHUJA  10 

etc.a.  Auch  die  Frage  der  Stadtbewohner,  was  sie  thun  sollen,  und  die 
Antwort  des  Fürsten  lautet  etwas  anders :  »Hto  CTBOpHU*k  hko  no- 

rHKdf Ulv  3A*  CD  3UHA  CirO.  fÄÄ  HU  k  lipk  A3  fttf  UH  tfBHUJA 
B03H,  TO  H  B03B*Kl|IAI0  BAU*k.  r\A  COTROpHUTv  OyBO  ...«  End- 
lich ist  noch  abweichend  folgende  Wendung,  die  in  den  russ.  Texten 
nach  den  Worten  »HcjfoacAUJf  3UiH  h  BOCjfHtjJAiiJf  h  ttA<*uif«  ein- 
geschaltet ist :  ÜBlf  npHUJflllf  piKOUJA  KO  l(pW  BAKO  BCH  II  kl  CC'AJ- 

J^ou-k  cboa  haaa  fAHH*k  CD  ApSraro.  ko*a*  ha  no  p^A*'  hto 

OtfEO  BfAHUIH  no  CM;  H  (0Bft|jÄ  u7lk  H  piHf  Aa  *  ****  IAMHO- 
P0H»I0  UOK>  AUJfpk  H  no  ch  f>Kf  UH  HRAT  Bl3CMipTHIH  BOSH, 
TO  nAKH  H  COBtlllAflTk. 

Von  dem  griechischen  Text  (bei  Wesselofeky  a.  a.  O.  8.  200  ff.) 
unterscheidet  sich  unsere  Redaction  durch  mehrere  Abweichungen. 
Die  Stadt,  in  Palastina  gelegen,  heisst  bei  uns  Agay,  in  mehreren 
russischen  Texten  dieser  Redaction  Geval  oder  Nagav,  bei  Byckov 
(OimcaHie  pyKoiracHUX'L  cÖophhkofb)  S.  236  flrA*,  S.  222  HKf  HA- 
pHiiAUJfCA  AawcU  itti  rAfTCA  flrdß'K ;  im  griech.  Text  wird  die 
8tadt  nicht  genannt.  Dafflr  fehlt  in  der  serb.  Redaction  der  Name  des 
KOnigs,  welcher  im  Griech.  Zikßwg  heisst.  Der  rathselhafte  Name 
Agaf  oder  Agay,  wenn  er  wirklich  auf  Laosia  oder  Lasia  Bezug  nimmt, 
konnte  auf  dem  griech.  Adjectiy  äyctxh)  beruhen;  es  ist  nicht  unmög- 
lich, dass  dieses  Agaf-Agav  weiter  auf  den  Namen  des  Königs  über- 
tragen wurde,  woraus  sich  dann  jener  Agej,  Agapij,  Agafin  u.  s.  w. 
erklären  wurde,  der  in  den  russ.  geistlichen  Versen  als  Vater  der  »Jeli- 
savat,  der  »carevna  Lisafeta«  güt  (yergl.  Kirpienikov  S.  177,  Wesselof- 
sky  8.  83.  133).  Im  griech.  Texte  ist  vom  Versuche  des  Königs,  den 
Drachen  zu  tOdten,  die  Rede,  in  unserer  Redaction  aber  nicht.  Eben 
so  wenig  kennt  unsere  Erzählung  das  Anerbieten  des  Königs  an  das 


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592  V.  Jagid,  Ein  Textbeitrag  zur  Georgius-Legende. 

Volk ,  ihn  fürs  Geld  mit  seiner  Tochter  von  dannen  ziehen  zu  lassen. 
Das  Auftreten  des  Heiligen  als  eines  heimkehrenden  Kriegers  ist  im 
griech.  Texte  mit  mehreren  Einzelheiten  ausgestattet,  die  in  der  slav. 
Erzählung  fehlen.  Diese  kennt  auch  die  Frage  des  Heiligen,  betreffs  der 
Gottesverehrung  an  die  Tochter  gerichtet,  nicht.  Der  Schluss  der  Er- 
zählung bei  uns  lautet  ganz  anders  :  es  fehlt  die  ausdrückliche  Erwäh- 
nung von  der  Taufe ,  dagegen  lasst  der  Heilige  in  der  ihm  geweihten 
Kirche  einen  Schild  auf  wunderbare  Weise  ober  dem  heil.  Altar  hangen: 
im  griech.  und  latein.  Texte  ersetzt  dieses  Wunder  eine  heilspendende 
Quelle. 

V.  Jagte. 


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Ueber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder. 


Oftmals  wird  in  literarisch-historischen  Forschungen  behauptet, 
dass  der  nnd  der  Gegenstand  in  der  mündlichen  Volksliteratnr  ans 
der  geschriebenen  Literatur  entnommen  sei.  Auch  viele  Gebräuche, 
besonders  im  Volksrecht,  sind  auf  diese  Weise  entstanden.  Man 
kann  nachweisen,  dass  dieses  oder  jenes  zuerst  ein  geschriebenes 
Staatsgesetz  war  und  späterhin  eine  Rechtssitte  im  Volke  wurde. 
Im  Mittelalter  ist  vieles  aus  den  damaligen  Uebersetzungen  in  die 
Volksgesänge  und  Predigten  Ubergegangen,  und  aus  derselben 
Quelle  ist  es  in  der  Neuzeit,  natürlich  modificirt,  in  die  geschriebene 
Literatur  wieder  aufgenommen  worden.  In  einer  Mittheilung  im 
ES.  Bande  dieses  Archivs  (S.  523  f.)  wird  vom  Herausgeber  selbst 
ein  literarischer  Gegenstand  aus  der  mündlichen  Volksliteratur  ge- 
nauer auseinandergelegt,  an  dem  man,  so  zu  sagen,  augenscheinlich 
sieht,  wie  die  mündliche  und  geschriebene  Literatur,  wenn  nur  der 
Gegenstand  in  seinem  Wesen  entsprechend  ist,  einander  berühren 
und  eine  in  die  andere  übergehen. 

Der  Gegenstand,  von  dem  wir  reden,  ist  eine  Mittheilung  unter 
dem  Titel:  »Die  Alexius -Legende  als  serbisches  Volkslied«.  Hier 
wird  berichtet,  dass  Dr.  F.  S.  Krauss  im  »Brsljan»  :  1886  Nr.  4—7) 
ein  Volkslied  von  Alexius,  dem  Mann  Gottes,  herausgab,  welches  er 
von  einem  alten  Volkssänger  Mico  Kosovic  aus  Rocevici  in  der  Dri- 
nagegend  in  Bosnien  gehört  hatte.  Mit  dem  ihm  eigenen  Tact.  das, 
was  er  nicht  bei  der  Hand  haben  konnte,  rein  ahnend,  (da  es  auch 
hierorts,  sozusagen,  schon  vergessen  ist,)  fügt  Prof.  Jagic  hinzu : 
Es  wäre  doch  wünschenswerth ,  näheres  darüber  zu  erfahren,  ob 
nämlich  diese  Verse  auch  anderen  Volkssängern  bekannt  sind,  oder 
ob  sie  ein  individuelles  Eigenthum  dieses  einen  Gewährsmannes 
bilden?  In  der  von  Dr.  Krauss  mitgetheilten  Form  bietet  die  Le- 
gende allerdings  manches  auffallende,  ausserdem  ist  sie  zu  Aufang 

Archiv  für  alarische  Philologie.  IX.  39 


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594 


St.  Novakoviö, 


and  auch  sonst  hie  und  da  verstümmelt.  Hierauf  führt  Prof.  Jagic 
an,  dass  auch  Bezsonov  in  Kaleki  perehoiie  an  zwei  Stellen 
die  Legende  von  Alexias,  dem  Mann  Gottes,  erwähnt.  Eine  Ab- 
schrift der  Legende  schickte  dem  Bezsonov  Kirill  Andrejevic  ans 
Alt-Serbien  and  eine  andere  ein  gewisser  Marko  Vttkovic.  Alles 
soeben  angeführte  kann  man  folgeodermassen  zusammenfassen : 
Der  Gegenstand  der  Legende  yon  Alexius,  dem  Manne  Gottes,  ist 
in  den  serbischen  Gegenden  an  drei  Orten  als  Volkslied  aufgefunden 
worden.  Zuerst  hat  ihn  Bezsonov  in  den  Jahren  1860 — 1864  ge- 
funden, als  er  ihm  von  Kirill  Andrejevic  und  Marko  Vukovic  ge- 
schickt wurde,  und  endlich  in  neuerer  Zeit  fand  ihn  F.  Krauss  in 
Bosnien.  Diesen  letztern  Text  führt  Prof.  Jagiö  in  seinem  Archiv 
an  der  oben  erwähnten  Stelle  an. 

In  der  serbischen  Literatur  des  Mittelalters  ist  diese  Legende 
sehr  gut  bekannt.  Prof.  Jagic*  hat  einen  serbischen  Text  der  Chlu- 
dov'schen  Sammlung  (in  der  Beschreibung  Andrej  Popov's,  S.  406) 
aus  dem  XIV.  Jahrhundert  angegeben,  der  gleich  zu  sein  scheint 
mit  einem  noch  aus  dem  XII.  Jahrhundert  stammenden  Text,  wel- 
chen J.  J.  Srezn  jevski  in  seinen  CBeAiHi*  h  aairtTKH  Nr.  31  mitge- 
theilt  hat.  Mir  sind  drei  Abschriften  der  Legende  bekannt : 

Eine  leider  unvollständige  befindet  sich  in  der  Handschrift 
Nr.  104  (nicht  134,  wie  es  in  meinen  »Beispielen  in  Folge  eines 
Druckfehlers  steht)  der  National-Bibliothek  zu  Belgrad,  diese  Hand- 
schrift stammt  bekanntlich  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  und  zwar 
aus  der  Mitte  oder  aus  der  ersten  Hälfte  desselben.  Eine  zweite 
Abschrift  steht  in  der  Handschrift  Nr.  34  der  National-Bibliothek 
zu  Belgrad  und  eine  dritte  in  der  Handschrift  Nr.  147  der  Samm- 
lung der  serbischen  gelehrten  Gesellschaft.  Diese  beiden  letztge- 
nannten Handschriften  sind  junger  als  die  Handschrift  Nr.  104, 
aber  in  allen  befindet  sich  dieselbe  Uebersetzung.  Diesen  Text 
habe  ich  in  den  «Beispielen  aus  der  alt-  und  serbisch -sloveni- 
schen  Sprache  und  Literatur«  (Primjeri  knjizevnosti  i  jezika  staroga 
i  srpsko-slovenskoga)  Belgrad  1877  auf  S.  396  gedruckt.  Als  ich 
jetzt  diesen  Text  mit  dem  oben  genannten  von  J.  J.  Sreznjevski  in 
seinen  CBi/tf&nia  h  3aMi>TKH  herausgegebenen  verglich ,  gelangte  ich 
zu  der  Ueberzeugung,  dass  der  Text,  welchen  ich  in  dem  erwähn- 
ten Buche  abgedruckt  habe ,  eine  andere  Uebersetzung  ist  als  der- 
jenige bei  J.  J.  Sreznjevski.  Wenn  nun  der  Text  aus  der  Chludov'- 


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üeber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder.  595 

sehen  Sammlung  (die  Beschreibung  A.  Popov's  habe  ich  nicht  bei 
der  Hand,  um  mich  davon  zu  überzeugen)  wirklich  mit  demjenigen 
bei  J.  J.  Sreznjevski  gleich  ist,  dann  hat  unsere  mittelalterliche 
Literatur  zwei  Uebersetzungen  der  Alexius-Legende. l) 

Ist  das  die  Quelle,  welche  die  Volkssänger  benutzt  haben? 

Es  giebt  in  der  Volkspoesie  Gegenstände,  von  denen  man  mit 
Bestimmtheit  sagen  kann,  dass  sie  solchen  Uebersetzungen  von  Le- 
genden in  unserer  mittelalterlichen  Literatur  entnommen  sind.  In 
diesem  Falle  liegt  die  Quelle  der  oben  angeführten  sogenannten 
Nationaldichtungen  der  Alexiuslegende  viel  näher,  sie  befindet  sich 
in  der  gegenwärtigen,  neuen  serbischen  Literatur. 

Die  neue  serbische  Literatur  weist  gleich  im  Anfange  eine  be- 
sondere Art  von  Schriftstellern  in  Versen,  um  nicht  zu  sagen  Dich- 
tern ,  auf,  welche  in  Versen  eine  Reihe  von  Schriften  im  Geiste 
der  Volkspoesie  geschrieben  haben,  einfach  religiös -idyllisch,  in 
der  Form  aber  etwas  mehr  literarisch  gehalten  als  es  in  den  Volks- 
liedern der  Fall  ist.  Diese  Reihe  von  Schriftstellern  eröffnet  mit 
Ruhm  der  berühmte  serbische  Historiker  Jov.  Rajiö  mit  seinem  Ge- 
dichte »Eoh  3m&h  ca  opjoBH»  (1791),  in  weichem  er  den  damals  ge- 
rade beendeten  Krieg  Russlands  und  Oesterreichs  mit  der  Türkei 
(1788 — 1791)  besingt.  In  derselben  Form,  nämlich  in  einer  Art 
von  Dy stichen  des  volkstümlichen ,  zehnfüssigen  Metrums,  hat 
auch  Dositije  einiges  geschrieben.  Dieselbe  Richtung  haben  mit 
grösstem  Erfolge  zwei  Semliner  eingeschlagen,  der  Buchbinder 
Gavrilo  Kovaceviö,  welcher  den  serbischen  Aufstand  unter  Kara- 
gjorgje  im  Jahre  1804,  die  Niederlage  der  Serben  bei  Kosovo, 
ferner  Adelaide,  die  Alpenschäferin,  und  einige  Legenden  vom  hl. 
Sava,  Daniel,  Hieronimus  besungen  hat.  Für  den  Zusammenhang 
und  die  ursprüngliche  Eingebung  dieser  Richtung  ist  es  wichtig 
hervorzuheben,  dass  derselbe  Gavrilo  Kovacevic  im  Jahre  1818 
Kaciö  neu  herausgegeben  hat.  Dieselbe  Form  wandte  auch  Vic. 


')  Die  Identität  der  Blavischen  Kedaction  dieser  Legende  nach  der  Chlo 
doVschen  Handschrift  mit  jener  bei  Sreznevskij  wird  vom  Beschreiber  derHanff 
echrift,  A.  Popo*.  ausdrücklich  betont,  «Herdings  mit  dem  Zusatz  »ho  ecr* 
jHTopecHu*  paaiiovxeHU«.  Dass  der  in  der  Chludov 'sehen  Handschrift  vorfind- 
liehe al  teerbische  Text  als  Abschrift  auf  einer  älteren  vielleicht  in  bulgarischer 
Beeension  abgefassten  Vorlage  beruht,  das  beweist  eine  Bandbemerkung  des 
serbischen  Abschreibers,  welche  A.  Popov  mitgetheilt  hat.  V.  J. 

39» 


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596 


St.  Novakovid, 


Kakic  an  in  seinen  Büchern :  « JKepTaa  ABpaaoBa  h  cofociAOBairie 
rptinHHKa  ci  öoroMaTepiiot  (die  erste  Ausgabe  1799,  die  weiteren 
1811,  1833,  1835,  1863,  nnd  1869  mit  lateinischer  Schrift  —  ans 
dem  Griechischen  übersetzt);  rflicHL  HCTopnecKaa  o  wxrw  cBHTaro 
h  npaseAiiaro  AieKcia  qcioBiKa  öoxia»  (die  erste  Ausgabe  1798,  die 
nächsten  1828,  1835);  »TIyAeca  Eoropo^iraHao  (lauter  legendarische 
Erzählungen  in  Prosa,  gedruckt  in  Venedig  1808  und  in  Belgrad 
1837);  »HcTopU  o  nocjeAHiire,  pa3opeHia  ceeTora  rpajia  Epycairaa 
h  o  y3ehy  KoHCTaHTimonoxHt  (die  erste  Ausgabe  davon  1801  in  Ve- 
nedig, die  zweite  1854  in  Belgrad) ;  ijKjiTie 

Eycraeifi  ILiaiciAH  h  cBATaro  CrrapiAOBa  TyjOTBopnac  (Budim  1 803) ; 
»vKiiTie  CBHTaro  h  npaBCAuaro  Iocroa«  (Venedig  1804);  »jKarie  rrpe- 
noAOÖHaro  CTeoaua  nepBOB-feinianaro,  Kpaifl  cepÖcKaro,  HapeqeHHaro 
b-b  Huoiri...  CiMona,  coTOHeHnoe  cTixaMH  b-l  IüaÖiri,  j*Ta  1791,  hmh* 
xe  AonojHeno  bt>  MOHacTwp*  $eHeK4,  Ha3axTeBaiiieMeAeTU  HnKiiiHwa, 
apxiiiaHApiTa  cTyAemrncaro,  huh*  «^enewaro «  (Budim  1813).  Das 


welcher  ausserdem  noch  viele,  hauptsächlich  theologische  Schriften, 
herausgegeben  hat  (v.  »Serbische  Bibliographie«  von  St.  Novako- 
vic  und  »Katalog  der  serbischen  Nationalbibliothek  in  Belgrad  III. 
Serbische  und  kroatische  Literatur«,  Belgrad  1886,  unter  Rakic 
Vik.)  Denselben  Gegenstand  haben  auch  andere  gepflegt.  Eosta 
Marinkoviö,  ein  serbischer  Geistlicher  aus  Novi  Sad,  schrieb  Fol- 
gendes :  D  ILiaTL  PaxujiH  hah  H3<5ieHie  luaAeHneBT,  na  noBeatuie  HpoAa 
uapa  IyAeäcKaro«  (die  erste  Ausgabe  in  Budim  1808,  die  zweite  in 
Belgrad  1857).  Milovan  Vidakoviö  hat  mit  seiner  romantisch-idylli- 
schen Prosa  diese  Schriftsteller  abgelöst,  indem  er  derselben  lite- 
rarischen Geschmacksrichtung  eine  andere,  reichlichere  Unter- 
haltung bot ;  es  ist  jedoch  charakteristisch,  dass  auch  er  sein  erstes 
Werk  » Ictop i ?i  a  npeKpacHoira  Iwch*s«  in  derselben  Weise  geschrieben 
hat.  Dieses  Werk  ist  in  Budim  das  erste  Mal  im  Jahre  1805  ge- 
druckt worden  und  hierauf  in  den  Jahren  1810,  1833,  1844  nnd 
zuletzt  1868  mit  lateinischer  Schrift.  Ein  anderes  Werk  Vidakovic's 
in  derselben  Art  ist  »Masah  Tobiä«  (Der  junge  Tobias)  1825. 

Ich  glaube,  dass  erst  die  Romane  Vidakovic's  diese  poetisch- 
legendarische  Richtung  aus  der  neuen  serbischen  Literatur  ver- 
drängt haben.  Aus  allem  aber  sieht  man  deutlich,  dass  diese  Art, 
die  iegendarischen  Stoffe  literarisch  zu  behandeln,  sich  eine  eigene 


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üeber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder.  597 


Form  der  poetischen  Darstellung  in  der  Volkssprache  geschaffen 
hatte.  Da  diese  Art  der  Literatur  dem  Geschmacke  des  Volkes 
für  das  Romantisch  -Idyllische  und  Religiöse  Rechnung  trug, 
so  eignete  sich  auch  das  letztere  rasch  und  gern  die  literarischen 
Erzeugnisse  dieser  Art  an.  Ueber  den  Gegenstand ,  von  welchem 
im , Anfange  die  Rede  war,  nämlich  die  Alexiuslegende  von  Vic . 
Rakic,  kann  ich  sogar  aus  dem  Lehen  erzählen.  Das  Büchlein 
wurde  sehr  gern  gelesen ,  auswendig  gelernt  und  abgeschrieben. 
Prof.  Sv.  Vuloviö  besitzt  eine  Abschrift,  die  aus  dem  Jahre  1840 
stammen  soll.  In  einer  bürgerlichen  Kaufmannsfamilie  in  Belgrad, 
in  welcher  der  Unterzeichnete  geheirathet  hat,  wurde  dieses  Ge- 
dicht Rakiö's  noch  nach  dem  Jahre  1850  abends  im  Familienkreise 
vorgelesen.  Die  ältere  Schwester  wusste  die  ganze  Legende  aus- 
wendig und  pflegte  sie  zu  recitiren,  während  ihr  die  andern  Fami- 
lienmitglieder zuhörten.  Auf  diese  Weise  ging  das  Gedicht  aus  der 
Literatur  in  das  Volk  über.  Nur  dass  unsere  heutigen  Volksimpro- 
visatoren nicht  mehr  so  begabt  und  mächtig  sind,  als  diejenigen  der 
früheren  Jahrhunderte,  und  es  nicht  mehr  verstehen,  den  Gegen- 
stand ganz  zu  beherrschen  und  ihn  selbstständig  und  gefallig  in 
die  improvisatorische  Form  zu  kleiden.  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dass  alle  drei  Versionen,  sowohl  die  von  Krauss,  welche 
in  diesem  Archiv  abgedruckt  ist,  als  auch  die  beiden  andern,  um 
welche  Bezsonov  und  Sreznjevski  wussten  (der  letztere  gewiss 
wiederum  durch  Bezsonov) ,  nur  Versionen  der  versificirten  Legende 
von  Viö.  Rakiö  sind. 

Damit  man  sieht,  auf  welche  Weise  manchmal  Volks- 
lieder entstehen,  (denn  dergleichen  geschah  auch  bei  andern 
Gegenständen  und  in  andern  Zeiten  nur  mit  grösserem  Erfolge,) 
geben  wir  hier  den  Text  Vic.  Rakiö's  vollständig  und  daneben 
das  Volkslied  von  Krauss.  Wer  diese  beiden  Texte  miteinander 
vergleicht,  muss  sogleich  sehen,  wie  sie  sich  zu  einander  ver- 
halten. 

Am  Ende  des  Liedes  von  Alexius,  dem  Manne  Gottes,  steht : 
n.  b.  p.  n;.  3.  (npeßexe  Bekchtih  Faradn,  napoxi  nepKBe  aeuyncKe) , 
dies  ersieht  man  daraus ,  dass  unter  einer  anderen  versificirten  Le- 
gende »IlicHB  c.  b.  My^enHUbi  BapBapuc,  welche  in  der  Belgrader 
Ausgabe  vom  Jahre  1835  neben  dem  Liede  von  Alexius  gedruckt 
ist,  Folgendes  steht:   iIIpeBexe  h  cocraBH  na  crixoBe  H3i  Manea 


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598 


8t  NovakoTiö, 


BmceirriH  Paraln,,  Import  maÖamdM «.  In  dieser  Nachschrift  giebt  uns 
Vic.  Rakic  selbst  die  Quelle  an,  die  er  benutzt  hat.  Im  Drucke 
haben  wir  nur  die  alte  Orthographie  durch  die  neue  ersetzt,  sonst 
aber  nichts  geändert. 

Vi6.  Rah  ii-  ,  Verse.  Kraufi's  Gedicht. 


y  cTapoMe  Phm y  B&mcoMe 
IIpn  OnopHj'  uecapy  pHXCKOMe, 
CjiaBaH  6oraT  En*HMHjan  öeme, 
>Kena  m y  ce  Arjaiua  3Bame. 
MHore  cxyre  y  ÄBopy  öejay, 
CBHjy,  3JiaT0  ua  ce6n  nomay. 
Mmocthbh  oooje  cy  Öhjh 

H  XpHCTjaHCKH  ÄHBOT  npOBOAlUH. 

TpH  Tpne3e  CB&rAa  cy  hmjuih , 
CHpoTana  ohh  nocTan.ba.in . 
Arjama  HepoTKHaa  oeme, 
H  oa  cep/wa  CBarAa  y3AHcaine; 
Eoine  mhjih,  aaj  Ha*  HacAe^HHica, 
Hjh  Khepiry,  hjh  je^Hor  CHHKa. 

Bor  ce  ckjohh  H>HMa  Ha  npomeae 
Te  HcnyiiH  ähobo  »eaa&e. 
Te  poAHine  oho  Jiyimco  wo, 
KaKo  ony  ca  netieca  3Be3Ay. 
Kpcni  H>era  nana  HnoKeHTHj 
ÜMe  aeary  Hapere  AjeKcnj. 
KaA  je  A©Te  Öhjo  oa  uiecT  a>eTa, 
AaAouie  ra  na  kh.hi  v  Tor  AeTa. 
Ha  «pHunco  je  kilhi-v  H3y>rao, 
H  MyApocTH  cßaKe  AOKyrao. 

KaAa  AeTe  3a  acenHAÖy  6eme, 
PoAHTeAH  AOßojKy  My  Tpaate 
IIo  cBeM  Pmiy  h  Apyrn  rpaAOBH, 

Y  XU  ÖH  HaiUJH  nO  H>HOBOj  BO.bH. 

Eor  hm  A&Ae,  Ha^ouie  ACßojicy, 
AjeKcnjy  no  CBeaiy  npnjiHKy, 
Becc^e  cy  bcihko  *ihhhjh, 
Cßy  rocnoAy  Ha  CBaAÖy  ca3Bajra. 

KaA  je  öhjio  Bpesie  o  Be?epn, 
MjiaAenne  cy  y  aoÄHHiry  cbojh. 


U  starome  Ridu  yelikome 

a  u  Ridu  Jefimija  kralje. 
ftena  mu  se  Jaglajida  zrase. 

Svilu  i  zlato  na  sebi  nosahu 
a  od  srca  porod  ne  imahu. 
U  Boga  su  mladi  zaprosili : 
Daj  nam,  Boie,  ispuni  zeljenje, 
daji  nama  jednog  nasljednika. 
nasljednika  iedno  cedo  ludo, 
cedo  ludo,  au  musku  glavu. 


Bog  im  dade  jedno  cedo  ludo, 
cedo  ludo,  ali  musku  glavu. 
pa  i  njima  ispuni  ieljenje. 
Doveaose  i  popa  i  kuma, 
pokrstise,  ime  nadjedose, 
nadjedose  ime  Aleksije. 
Vise  cedo  od  godine  dana 
nego  drugo  od  dvije  godine 


Kad  mu  bilo  dvanaest  godina, 

odose  mu  traiiti  djevojku 

po  gradoyma  i  svjema  polankam 

Nadjose  mu  lijepu  tfjevojkn. 
Aleksiji  posvema  priliku, 
pilav  bio  puna  tri  mjeseca 


Ondar  vakat  od  rastanka  bilo, 
a  mladence  svede  na  odaju. 


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üeber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder. 


599 


AjeKCHje  cKHAe  npcTen  noaxaheHH 
M  omaca  nojac  naiaiheHH. 
IIa  oh  A&Ae  CBoJoj  aapyroHUH : 
xIy ßaj  tu  to,  Moj  a  AyooBHHne ! 
C  EoroM  ocTaj  b  Bor  Övähc  tooom, 
^ok  c'  HCiryHH  6oxj  a  BOAa  ca  mhom  I 


IIa  oh  o*e  y  Apyry  KOMopy, 
Onpajba  ce  nyTOBaT'  no  Mopy. 
IIa  oh  c&iau  6oraTe  a^mie. 
Te  o6jaun  imuiTexne  a^Biie. 
Ha  nyT  yse  oh  cooh  HOBana, 
K'  Mopy  Hje,  aok  je  TaMna  Hohna. 
JHo^e  k  Mopy,  ce*e  y  rajHjy, 
0ab636  ce  y  JlaoAHKHjy. 


Oh  ce  Kpemto  cbomo  TBopny  mojh; 
#a  CBe  övag  no  B>erOBoj  boa>k. 
KaAa  AOHe  rpa^y  üaoAHKij 
Oac  cyBBH  k  MeconoTaMHje, 
Y  MaHacTHp  EAecKora  rpaAa, 
Äa  koa  H>era  nocTHroecKH  cTpaAa. 
0ha6  öeuie  Mapaaia  XpncTOBa, 
HepynoTBopHor  oopa3a  Cnacoßa. 
Cbo  yTBapn  y  MaHacTHp  aw, 
HIto  y  HOBuy,  CHpOTaM  pa3AW. 
CaM  ce  OHAe  npocHjaK  yroni, 
Te  oj  nponnte  ceöe  ohao  pam. 
OcyinH  ce  oa  Bexaica  nocra, 
Cbmo  kocth  h  Koata  kj  ocTa. 

Km  y  jyrpy  oeo  Aan  ocßany, 
OAe  Majna  MÄAßfiWßn  nopaHO. 
Aj'  HOBjecra  y  jioxhhqh  ruaqe, 
3a  xeHHKOü  oa  cepna  jayqe. 
V36yHH  ce  no  njejioMe  ÄBopy, 
H  no  Aßopy  h  no  CBeicy  Prary. 
EB*HBTHjan  um j>e  Ha  cbo  CTpaHe, 
CiaTKO  toao  no  cBeTy  Aa  Tpaae. 


Kad  je  noci  polovina  bilo, 
Aleksiji  spavaf  se  ne  more, 
vec  od  zemlje  na  noge  skocio, 
a  otpaaa  pojas  nakiceni, 
a  od  skide  prsten  pozlaceni, 
pa  ih  dava  svojoj  zarucnici : 
Naj  to  tebi,  moja  zarucnice, 
pa  se  nadaj  suncu  i  mjesecu, 
meni  nikad  za  Zivota  svoga. 


Pa  on  skide  bogate  haljine 
a  nistatne  obuce  kaljine, 
a  za  sebe  nakupi  novaca, 
podje  poljem  dole  niz  jaliju, 
moru  dodje,  sjede  u  galiju. 


Od  neba  je  puknula  fartana, 
isturi  ga  ka  Kiliku  gradu. l) 
Kad  n  jutro  jntro  osvanulo, 
uranio  Jefimije  kralje, 
da  mladjence  vidi  na  odaji. 
Kad  tu  sjedi  lijepa  djevojka 
mlada  cnra  na  noge  skocila, 
babu  kralju  poljubila  rnkn. 


i)  Die  Stadt  »Kilik«  und  die  »Frtana«  werden  im  Original  etwas  später 
erwähnt.  Der  Volkssänger  hat  hier  den  Faden  der  Erzählung  etwas  verwirrt 
Motiv  zu  früh  zur  Sprache  gebracht. 


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600 


8t.  Novakoviö, 


Hain  My  ce  aaTBopa  y  cooy, 
ßa  npoBOAH  oHÄe  CBojy  »noy. 
Hehy ,  peqe,  H3hKh  o^aBAe, 
BeK  ja jahy  obah  Moje  jaie. 
Ü,ok  He  vyjex  3a  Mor  cjancor  cmia. 
H  H>eroBa  cjiaTKora  HMeHa. 
HeBjecTa  ce  3aTBopH  y  Apyry, 
£a  Tyryje  h  moah  ce  Bory. 
rp.iHUu  caai  ja  ja^Ha  noAoöua, 
Heßeee.ia,  Tyauia,  h  xajocTna, 
ÜTima  ona  KaA  H3ry6H  Apyra, 
Ona  H*e  oa  Jryra  ao  xyra. 
Ca  ApseTa  ao  CHH»a  KaMena 
üpeöiga  ce  necpehiuma  OHa. 

Ha  cße  CTpaHe  nmi>e  poAHTej>y, 
ßa  6h  iry  Bor  HcnyuHo  Äe.by. 
üocjaHHUH  y  E*ec  cy  aoihah, 
AjieKcnja  y  E*ecy  HaniJH, 
MiuocTHH>y  H3  pyicy  My  i;un. 
Ajh  HHcy  ÖjaaceHor  no3najiH. 
A  CB6TH  je  ciyre  normanao, 
MiLiocTHH.y  oa  carry  npiiMao. 
Oa  cepua  je  Bory  saxBa&Hß'o 
UTro  j'  oACBojH  MHJfocTHH,y  npmi'o. 
CeAaMHaecT  TaMO  AeTa  deine. 
Kao  CHpoTa  ohao  yxHBaiue. 
Bor  npoaiaBH  aera  y  E*ecy, 
Iloqe  TiHHHT  oh  TaMO  qyAcca, 
OÖjaBH  ra  casia  BjaAJnnma, 
MaTH  6o»ja,  tfaui  BoropoAHHa. 
^yAeca  je  MJiora  Ty  tohho, 
BojecTHHKe  Mjore  ycuejrao. 
üoieine  ra  BeK  ayah  cjiaBHTH, 
Oh  HaMHara  OAaHAe  othth  . 
£a  H36erae  oh  oa  AyACKe  waue. 
y  E*ecy  BHUie  ce  ne  jani. 
Beh  HaMHCJH  htm  k  Kjlihkhjh, 
H  oh  no^e  MopeM  Ha  rajujH. 

TIpoTHB  nyry  cjuhh  BjeTap  Ayny 
Eoxja  BOJ>a  noAHxe  *pTyHy, 
Te  He  AaAe  k  KniHKHjH  hth, 
Behe  y  Phm  rainjy  npesTH. 
Ka&e  k  PHMy  rainja  Beh  Aobe, 
AjencHje  k  CBOMe  ABopy  no$e. 


Pitao  je  Jefimija  kralju : 
kamo  tebi,  lyepa  djevojko, 
kamo  tebi  Aleksija  sine? 
Kralje  babo  ocinjeg  mi  vida, 
kad  je  noci  polovina  bila, 
otiso  je  glavom  po  ß?yetu, 
kako  medna  cela  po  cvijeta. 


Trazi  njega  Jefimya  kralje 
po  gradovma  i  svj ema  palankam, 
nikako  ga  naci  ne  mogase. 
Kraljske  singe  ka  Kiliku  dosle. 
Aleksiju  tu  bu  nalazile ; 
iz  rnku  mu  leturgija  daja. 
ali  njega  poznaf  ne  mogaju. 
Aleksija  kazat'  se  ne  scaie. 
Tu  je  bio  sedamnaes  godina, 
postio  je  sedamnes  godina, 
sjem  boiica  u  godini  dana. 
Pocese  ga  poznavati  ijudi 
i  njegovoj  pristupati  ruci. 
Stid  biiase  Aleksija  sina. 
Aleksija  na  noge  skocio, 
pa  uzeo  vatrena  vapora, 
pa  poseta  morem  1 


Tako  njemu  Bog  i  sreca  dade, 
puknula  je  od  neba  fortuna, 
lsturi  ga  Ridu  bijelome. 
Progovara  Aleksije  sine: 
Neka,  neka,  milom  Bogu  fala, 
Kad  ja  dodjoh  roditelju 


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Ueber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder.  60 1 


BOJHM  CB0M6  pOXHT6J»y  HTH, 

Hero  ApyroM  Ha  AoeaAH  (Seth. 
HacpeA  rpa^a  poAHTe^a  Ha^e, 
IIoKJia&aT'  ce  oh  npeA  aine  no^e. 
Moahm  th  ce,  muH  rocnOAHHe, 
IIpHMH  Mene  th,  y  ooxje  Hxe, 
^a  npefjyAeM  yxpaj  ABopa  TBora 
Kao  cHpoTa,  xoja  homh  CBora, 
Ako  Kora  th  Ha  CTpaHH  main, 
ßa  th  Bor  Aa,  Aa  ra  CKopo  bhahdx 
KaA  cacjynia  pera  poAHTej>y, 
Oh  cyaaiia  nojiHBame  3eMAy« 
IIa  ojBeae  CHporany  OHy, 
IIa  My  AP  oh  coömry  jeAHy, 
JeAnoM  peqe  oa  cxyry  »eroBMX : 
Th  a&  cjyxjnii  cHpoTHiry  ony. 
CßaKH  Aan  My  oh  imiAe  oa  jeza, 
AjeKCHjy  HHje  Ha  to  ate^a, 
Beh  oh  nocTH  cae  ao  TaBHe  Hohn 
CyB  xj>e6  jeAe  oh  y  canoj  HohH. 
ilaTep  CBOjy  oh  rjieAH  na  ncHuep, 
H  HeBjecTy  c  MaTepoM  Tanofyep, 
I?ah  Kyxajy  KaHO  KyicaBime, 
IIpHBHjay  KaHO  jacTaBHue . 
Oh  ce  Bory  mo.ih  nenpecTanne , 
J1&  r  yKpjenH  npeTpnHT'  ao  KOHua. 


Pa  izidje  nz  bijelu  kulu, 
pa  tu  oadje  roditelja  ßvoga, 
roditelja  Jeftimij  u  kralj  a : 
Molim  ti  se,  slavan  gospodare, 
imadeS  Ii  kakvu  odajicu, 
da  prebivam  ja  kod  tebe,  kaie, 
ko  sirota  bez  nid  je  nikoga. 
D'ako  Bog  da  i  sveta  nedüja, 
ako  koga  na  Storni  imades, 
da  ga  brie  vidis  u  odiaku. 
Jeftimiji  suze  potekose, 
atacu  mu  se  niz  bijelo  lice 
kano  biser  niz  bijelu  svilu. 
Progovara  Jefimije  kralje: 
—  0  siroto  bez  nidje  nikoga, 
ja  imadem  l'jepu  odajicu, 
radi  Boga  i  onog  syijeta 
i  za  zdravlje  Aleksija  sina 
koji  mi  je  negdje  n  sviietu; 
Aleksije  8  njime  besjedjase, 
ali  mu  se  kazatf  ne  htijase. 
I  dade  mu  l'jepu  odajicu, 
na  odaji  dvje  sluskinje  mlade, 
da  mu  izmet  eine  na  odaji. 


Taico  ähbh  ceAaMHaecT  jeTa, 
PoAHTeA>eM  He  A&A6  OTßjeTa. 
Cryre  H>eMy  iraoro  Aocafyyjy, 
Ha  rjaßy  iry  cbo  noiraje  .rajy. 
Cße  oh  Tprin,  rhkom  ce  He  TyxH, 
Be!)e  KpjeriKO  BHnraeMEory  cjyxn. 
ITo  iijexy  noh  Ha  mojhtbh  ctoJh, 
Ü3  cßercepAua  BHinaeMEory  nojn. 
KaA  ce  aene  itphÖ.thxhao  Bpeue, 
Aa  ocTaBH  oh  TjejiecHO  öpeMe, 
Bor  je  H>eMy  narrpeA  oÖ3HaHHO, 
IT  na  Heöo  nyx  My  oojaBHO. 
Oh  oa  cjyre  aaHCKa  xapTHje. 
ßa  Hanrnne  oh  CBoje  atHTHje, 
H  o«3HanH  CBOMe  poAHTcy, 
H  Ha  KOHny  HcnyHH  My  ate^y, 
H  oa  H>era  Hurre  onpomTease 
3a  aeroBO  mbjo  norpemeae. 


Tu  je  bio  dvanaest  godina. 
Kad  je  bilo  dvanaest  godina, 
ondar  im  se  prestavio  sine. 
Od  odaje  vrata  zatyorena. 


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602 


8t.  Novakovfc, 


Ilana  6eme  c  HapOAOM  y  itokbh,  Bai  u  j  utro  na  vaskrsenije 

Y  ABanaecT  anocTOji  xopyrra,  uranio  Jefimija  kralje. 

r.iac  hm  Ao\)e  vynaH  ira  oxrapa,  Kad  se  sluü  letnrgija  ßlama, 

063HaH>yjyh  Tor  Eoxajer  Aapa.  a  dok  nesto  iz  oltara  viknn : 

»Oah  k  MeiiH,  cjaBHH  yroAHine,  —  Jeftimija,  slavan  goapodare. 

H  BeiHKH  phmokh  cujeTHJiHHMo ! «  ü  potraii  jednog  blagodata, 

H  Äpyni  nac  oa  ojTapa  Ao^e :  pones'te  ga  u  bijelu  crkvu. 

»CaAHafie6o»iejoBjeK6omjHno^e.t  Jeftimija  singe  opremio, 

Uap  h  nana  no  cbom  Pimy  Tpaxe,  one  traie  po  c'jelome  caretvu. 

Ha  cbo  cTpaHe  onpaanme  cTpaxe.  nikako  ga  naci  ne  mogahn. 

KaA  je  6bjo  wTBpTaK  y  boto,  Opet  singe  crkvi  dolazahn, 

CaB  ceHapoAK  cBeToj  itoicbm  cTeqe.  opet  netto  iz  oltara  viknu 

Te  cTaAome  cßy  hob  na  äAjemije,  —  Jeftimya,  slavan  gospadaru. 

Äa  hm  TocnoA  to  itvao  oTKpHje.  ti  potraii  n  tvojih  dvorovüi, 

KaA  je  öhao  y  neTaK  y  jyTpy.  ti  potraü  dobra  blagodata, 

rjac  oejame  y  ito'kbh  ynyTpa:  pones'te  ga  n  bijelu  crkvn. 
Tpax'Te  Öoacjer  ^ejonjena  y  AOMy 

EB<t>HMIljaHy  MHHHCTpy  pHMCKOMy. 

IJap  KaA  to  vy,  h  nana  My  peie : 
3a  iiito  Taxo  th  mhhhui,  qoBe*ie, 
Te  He  Kaxem  Hana  th  oAaBHO, 
TU  BHAHMO  vyAO  6oix>AaHO. 
EB^HMHjaH  thxo  OAroBapa, 
oh  HCMa  TaKOBora  Aapa. 
Cbh  3ajeAHO  H3  upkbo  no^ome, 

H  ao  ABopa  aeroßa  Ao^ome.  Narod  otle  na  noge  skocio, 

EB<t»HMHjan  3anHTyje  cjryre,  «to  ti  ih  u  kraljske  dvorove, 

3naAy  a'  ohh  Tor  mcV  aiDiaApyra.  i  dvorove  tvoje  protraiiae 

JeAan  oa  h>h  noqe  Ka3HBaTH,  Nadjose  onn  odajicu, 

AjeKcnja  Ajeja  oTKpHBani,  a  n  niojzi  jedna  sirotica. 


IIIto  oa  cjyry  oh  npeTpiiHBanie,  nikome  se  otvoriti  nece. 

Kano  je  oh  tbpao  ce  nocTHo,  Kad  nastupi  Jefimija  kra^e, 

H  no  cßy  Höh  Bory  ce  moaho.  sama  mu  se  vrata  otvorise 

KaA  cacxyma  pera  Eü^HMiijan,  Tu  je  svetac  Aleksije  sine 

K  ÄAeKCHjy  oh  oTHAe  jeAan,  U  rnci  mu  sitnoje  ätije. 
Ha^e  n>era  Ha  KpeBeTy  MpTBa, 
Ha  mry  My  6eia  cTojH  Kpna. 
Tp»e  Kpny,  h  OTicpH  My  Anne, 
3acnja  ce  coÖa  Kao  cynne. 

Y  AecHHUH  apngy  Apsame,  Svak  prifaca  sitnoje  ütije, 

£B«HMHjaH  Aa  je  ygmc  harne.  nece  im  se  otvoriti  ruka. 

*H>eMy  cboth  apTHjy  He  nycTH,  Dok  nastupi  Jeftimija  kralje, 

Beh  H3H^e  Ha  no*>e  6c3  cbocth.  sama  mn  se  otvorila  ruka. 

Kaaa  napy  h  nanu  bgjhkom,  On  prifaca  sitnoje  zitije. 


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üeber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder. 


603 


Y^e  k  aeiry  nana  ca  necapoM. 
Uap  h  nana  k  Horana  na^ome, 
YroAHHKa  h  Bora  Moxniiie, 
IlaK  noBHKa  nana  ca  cy3ana: 
YroÄHjrae,  nocjyuiaj  iiac  caao, 
H  noAaj  Hau  ro  pyne  apnrjy, 
Äa  c'  paayMOMO  y  tbomo  XHTBjy. 
To  H3pe^e,  nponie&e  nojryra, 
Ctmo  wraT*  HapoAy  y  ora. 


K&a  pa3yine  EB+mrajaH  vre&e, 
Tawa  pASApe  na  ceön  aAirae, 
IIa  oh  na^e  CBeTOMy  Ha  mohith, 
CeÖH  ohe  Aa  raÖHje  om 

CjaTKH  CHHG,  II1TO  CH  yTIHHH0, 

Th  ch  Moje  cpwe  pacnenno. 
CeAaxHaecT  ibeTa  CHpoTyjem, 
IIIto  6'  Ba^ajo  Aa  th  rocnojyjem. 
CeAaMHaecT  na  cTpaHH  Aajeico. 
TpHjecT  h  qeTHpH,  TyAO  je  bcjhko. 
Ja  Te  Tpasmi  no  nj&iOMe  cßjeTy, 
A  th  CTpa^am  koa  Mene  y  KJery. 
lUra  3HaM  caAa  ja,  hoao,  hovoth, 
ILiaKaTH  jh,  üji  ce  b6C6jhth. 
jXnoje  mh  ce  caAa  AOrOAHXO, 
Fopna  s&iocT  h  TyxHO  Bece^e. 
CaA  Te  na^o,  caA  Te  h  H3ry6H, 
JKaiocT  mh  ce  obäo  ycyryön. 

KaA  je  vyzfk  xaiocTHima  Majica, 
^a  je  nanua  CBor  pofyeHor  CHHKa, 
Ohh  Tp^m  y  coöy  6e3  Ayme, 
Chh&  CBora  in  Aaieica  3Bauie : 
Cime  mh.ih,  AjeKCHje  toao, 
KaKBO  AaHac  MajKy  nahe  qyAO ! 
Oa  HapoAa  ne  Moxe  Aa  Aoi>e, 
IIa  k  napOAy  tobophth  no^e : 
O  HapoAe,  Öpaho  noja  Apara, 
OACTynHTe  bh  oa  siora  ÖJiara, 
Äa  ra  bhah  MajKa  KyKaBima, 
C-iaTKO  qeAo  jaAHa  iiecpeTiraua. 
K  aeMy  HAe,  BAacH  CBoje  Tp3a, 
IIpcH  ÖHje,  k  ciray  HAe  6p30. 
KaAa  Ao^e,  Ha  npcn  My  naAa, 
Mblih  Boxe,  roaeMora  jaAa ! 


Pa  kad  vidje  sto  mu  knjiga  kaie, 
on  ovako  zadje  besjediti : 


0  na  rode,  moja  braco  draga, 
dva  sn  mi  se  dobra  pridesila, 
pridesila  u  odiaku  mome ; 
da  bi  pjev  o,  pjevati  ne  mogu, 
da  bi  plak'o,  plakati  ne  mogu, 
vidi  moga  Aleksiju  Bina! 

To  zacala  ostarjela  majka  : 
Propustite  mene  starn  majku, 
da  ja  vidim  blagodata  svoga. 
Propustio  narod  starn  majku, 
Ona  vidje  Aleksija  sina. 
Krajem  njega  pade  na  zem^icu, 
Kako  pade,  nigdar  se  ne  diie. 


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604       St.  Novakovic,  üeber  die  Entstehung  mancher  Volkslieder. 


3a  vbom»  n*e  xaiocTHa  neBecTa. 
Hhtko  Taxa  6e3  cy3a  He  ocra. 
Ka*  aanoqe  HeBecra  iuaKaTH. 
Tenncy  ataiocr  oejaine  rjewni : 
AjeKcnje,  mhjh  rocnoÄHHe, 
3a  uito  TaKO  y  4hhh  o*  Mene? 
^eBojqaHCTBO  HHcajf  ocTaB&ia, 
VjoBjma  oä  iaca  nocraia. 

KaK  oj  n.iaTa  khbot  Hsramiraje, 
Uap  h  Ilana  upKBH  ra  noHeuie. 
Oä  Hapoja  ne  Mory  hh  nohn 

A  KÄMO  JH  CBBTOj  ITOKBH  JOnH. 

Uap  hm  peqe  HOBue  npocnnaTH. 
Ha  b>h  nehe  hhtko  hh  me^ani. 
Ooeha  hm  nape  äPäbth  ra 
JIok  He  6yiy  cbh  n&iHBaTH  ra, 
Te  je  mojto  h  apo &  ycTynno, 
Cbctom  Tjejy  iryr  ee  y^HHiio. 
^oh eine  ra  y  iqpKBy  caoopHy, 
/XonycTHiue  CBHMa,  6e3a3opHO. 
TIok.iohht'  ee,  naK  h  uejiiuaTH, 

Hcujejeibe  CBaKH  AOOHBaTH. 

^yaeca  ce  MHora  yranHiiie, 
Eojeciunm  MJiorH  hc  ojemine 
Pomh  xoje.  a  H>eMH  roBope, 
TxyBH  Tyjy,  a  CAeira  nejajy. 
AjeKCHje,  öoacjn  yro^HH~qe. 
Mojh  Bora  3a  nac,  npaBejHHie ! 


Belgrad. 


Zacula  mn  vjerenica  ljuba : 

0  narode,  moja  braco  draga, 
otstupite,  da  ja  prodjem  tamo, 
da  ja  vidim  blagodata  svoga. 
Pa  i  nju  su  mlada  propascali. 
A  besjedi  vjerena  ljubovca: 
Jadna  ti  sam  sinja  kukavica, 
(ricaaatiosta'udovica! 

Dok  je  narod  mlogi  navalio, 
zavikao  Jefimija  kra\je : 

—  Otstopite.  ako  Boga  znate, 
da  nosimo  u  bijela  crkvu . 
Ali  narod  otstapiti  nece. 

On  prosipa  gotovinu  blago, 
ne  bi  Ii  se  narod  rastapio, 
a  da  Dosi  onog  blagodata 
Aleksiju  u  bijela  crkvu. 
AI'  so  narod  otstapiti  nece. 
AI'  zavika  Jefimije  kralje : 

—  A  vi  ajte  u  preb'jeln  crkvn, 
mnleta  je  za  nediljn  dana, 

pa  cjelnjte  sveta  blagodata : 
ondar  cemo  u  crkvn  nositi. 
Ondar  mu  se  narod  rastupio. 
Odnijese  do  bijele  crkve. 
Tu  mnleta  za  nediljn  dana, 
cielivase  sveta  blagodata. 
Lnidjose  n  prcb'jela  crkvn, 
Kako  tade,  tako  i  danaske, 

1  danas  je  u  tojeloj  crkvi. 

St.  Novakovü. 


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■ 


Ueber  die  Localendungen  -6  und  -u  der    und  o-Stämme 

im  Altböhmischen. 


Von  der  ursprünglichen  Endung  -h  der  harten  i-  und  o- 
Stämme  sind  später  die  sla  vischen  Sprachen  entweder  ganz  oder 
nur  t  heil  weise  abgegangen,  indem  sie  die  Endung  -u  bevorzugten. 
Dieses  spätere  -u  kann  in  den  meisten  Fällen  als  identisch  mit  der 
Localendung  der  u-Stämme  angesehen  werden;  dass  es  aber  nicht 
immer  angeht,  dieses  u  nur  ausschliesslich  so  zu  erklären,  werden 
wir  aus  der  Sprache  der  altböhmischen  Denkmale  ersehen. 

Das  Altsloyenische  hatte  6 :  boze,  sele.  Das  Neuslovenische 
hat  zumeist  u:  robu,  konju ;  sein,  polju.  Hier  haben  also  auch  die 
weichen  Substantiva  u.  Ebenso  im  Serbischen:  robu,  konju;  sein, 
polju.  Im  Klein  russischen  neben  parii,  kony ;  seli,  poly  auch  eoio- 
viku,  vrahu  und  ucbu  etc.  Im  Russischen  neben  rabe,  konS,  sele, 
pole  auch  na  verchu,  vb  kraju  etc.  Im  Polnischen  kommt  neben 
chlopie  auch  krölu  und  neben  dziele  auch  polu  vor :  ausserdem  noch 
andere  Substantive  mit  u.  Aehnliches  haben  wir  auch  im  Ober-  und 
Niederserbischen. 

Im  Böhmischen  haben  wir  nun  bei  den  harten  und  o-Stäm- 
men  ebenfalls  neben  der  Endung  e  (e)  auch  die  u-  Endung.  Die 
letztere  tritt  in  bestimmten,  in  den  Grammatiken  angegebenen 
Fällen,  im  grossen  Ganzen  sehr  häufig,  jedoch  nicht  immer  in  be- 
stimmten Fällen  noth wendig,  auf.  Dass  dem  einmal  nicht  so  war, 
werden  wir  aus  den  altböhmischen  Denkmalen  ersehen. 

Ueberraschend  gross  ist  verbältnissmässig  die  Anzahl  der 
Locale  auf  u  schon  im  fcGloss.  Man  hat  hier:  r  blesketu  Cant. 
Hab.  V.  11  (fcWittb.  ebenso);  v  Cedaru  Ps.  119  V.  5  (dasselbe 
im  iWittb.);  v  hluku  117,  27  (iWittb.  hier  v  hlasu):  v  hnusu 
Cant.  Deut.  V.  5.  Ebenso  fcWittb. :  zi-iecku  (na  krallkovi  i 
zHecku)  90,  13;  tm  sboru  105,  17  (ebenso  fcWittb.);  v...  110.  1 


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W.  Vondrik, 


(£  Wittb.  ve  sboru) ;  u  vxniku  (statt  v  usniku)  77,  13.  Ferner  ge- 
hört hieher  noch:  Füihtinu  (st.  -mu)  Cant.  Moys.  14  (i  Wittb.  n 
Filistimu) .  Dagegen  haben  wir  in  v  skrytu  burnem  (in  der  Hand- 
schrift wfkiritu)  80,  8  keinen  Local  auf  u  von  einem  harten 
Stamme  vor  uns,  vielmehr  ist  es  eine  unrichtige  Transcription  des 
ungenauen  Originals,  welches  hier  mit  v  skrytiu  (skrytju)  wieder- 
gegeben werden  sollte.  Dafür  spricht  der  Umstand,  dass  wir  im 
iPod.  v  skryti  und  im  fcTruh.  v  skrytiu  Ps.  138,  15  haben.  Im 
£  Wittb.  ist  demnach  wfiritu  ebenfalls  als  skrytiu  aufzufassen. 
Aehnüche  ungenaue  Schreibweisen  haben  wir  ja  viele  sowohl  im 
iGloss.,  als  auch  im  t  Wittb. 

Auf  e  endigen  hier  nur  fünf  Locale:  u  bubne  149,  3  (ebenso 
t Wittb.  und  fcKL);  upf-ievale  71,  6  (ebenso  Wittb.);  po  chlebe 
(in  der  Handschrift  chlebe)  Cant.  An.  V.  5  (i Wittb.  ebenfalls]; 
na  üwiii  118,  148  (wie  auch  im  t  Wittb.  und  ftKlem).  Ausserdem 
gehört  hieher  wohl  auch  v  Endofo  82,  11,  weil  im  latein.  Text  in 
endor  steht.  Dasselbe  hat  auch  t  Wittb. 

Die  älteren  Localformen  auf  e  sind  hier  demnach  entschieden 
in  der  Minorität.  Eine  Localform  hat  hier  auch  ovi:  kralikovi 
90,  13. 

Was  nun  die  Localformen  der  o- Stämme  anbelangt,  so  fin- 
det sich  schon  hier  ebenfalls  eine  Form  auf  u :  o  svedecstvu  (in  der 
Handschr.  fwiedeczftw,  w  hier  statt  vu,  wie  auch  sonst)  118,  152. 

Hier  will  ich  nun  gleich  von  Localen  wie  mdaiecu,  licu  etc. 
sprechen.  Wir  finden  nämlich  solche  Locale  in  allen  grösseren  tuid 
zumeist  auch  in  den  kleineren  Denkmalen  vom  XM.  Jahrhundert 
an  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts.  Gebauer  hat 
in  seiner  Abhandlung  »Ueber  die  weichen  a-,  o-  und  u-Silben  im 
Altböhmischen»  (Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  d.  Wissen- 
schaften in  Wien,  1879  S.  299 — 354)  diese  Localformen  nicht  unter 
jene  Fälle  eingereiht,  wo  das  u  oder  ju  statt  eines  zu  erwartenden 
i  (1)  steht,  und  die  er  S.  348  sub  l  anfuhrt.  Vielmehr  hat  er  S.  348 
den  Local  der  j  -l- Stämme  dem  Dat.  derselben  gleichgestellt,  ebenso 
auch  S.  317  bei  den  jo-Stämmen  und  schliesslich  S.  318  bei  den 
§  ijo-Stämmen.  Allerdings  bildet  den  Hauptgegenstand  dieser  Ab- 
handlung die  Frage,  welche  Geltung  das  dem  u  in  diesen  Fällen 
vorhergehende  j  (y)  habe.  Wir  müssen  unbedingt  das  in  diesen 
Formen  auftretende  u,  wenn  wir  die  anderen  sla  vi  sehen  Sprachen 


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Ueber  die  Localendnngen  -8  und  -u  der     und  o-Stämme  etc.  607 


und  namentlich  das  Altsloveuische  berücksichtigen,  als  unorganisch 
ansehen,  da  es  ursprünglich  nicht  vorhanden  war  nnd  da  vod  i  zu  u 
wohl  im  Altböhmischen  kein  lautlicher  Weg  führt.  Unter  den  weiter 
unten  folgenden  Formen  wird  es  mehrere  geben ,  die  schon  von 
Gebauer  S.  316 — 318  citirt  werden.  Doch  beschränken  sich  die- 
selben nur  auf  2Gloss.,  ApD.,  Ap§.,  Alx.,  Mast,  und  auf  die 
Judaslegende;  ich  habe  auch  noch  andere  zumeist  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  XIII.  und  aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  stam- 
mende Denkmale,  die  seither  bekannt  wurden,  mit  in  Rechnung 
gezogen.  Von  den  Localen  nun,  um  die  es  sich  handelt,  kommen 

imiGloss.  folgende  vor:  v  tancu  Ps.  150  V.  4;  t>  hzicu  Joh. 

bapt.  V.  4  (das  Wort  joxhuc,  lectulus  wird  auch  in  Miklosich's 
Lexicon  ans  einer  bulg.  Quelle  citirt);  u  vyitiu  (wiftu)  Ps.  143 
V.  13;  104,  38;  v  jednomysliu  54,  15;  v  opraveniu  (u  opro- 
wanyu)  118,  7;  pokoleniu  144,  13;  na  poVu  77,  43;  c  roztire- 
niu  (wrofirzenyu)  118,  45;  na  skonceniu  (fköcienn)  139,  12; 
v  ikrytiu  (fkiritu)  80,  8;  ve  animaniu  (fnimanyu)  101,  23;  v  uH- 
neniu  91,  5;  ustdvaniu  141,  4;  v  staveniu  (ftauenu)  43,  18.  Wie 
man  ersehen  kann,  wurde  häufig  in  den  angeführten  Beispielen 
die  Erweichung  vor  der  u- Endung  un bezeichnet  gelassen  oder, 
wenn  man  will,  der  auslautende  Diphthong  nicht  angedeutet-  Das- 
selbe bemerken  wir  auch  im  Dat.  Sg.  z.  B.  kzabitu  (=  zabitiu)  43, 22 ; 
ku  pofluchanu  102,  20;  ku  poyhrauanu  103,  26  etc.  neben  k  fwa- 
zanyu  149,  8;  chwalenyu  118,  62  etc.  Dagegen  findet  man  den 
Nom.,  Acc.  und  Gen.  Sg.  solcher  Wörter  in  der  Regel  mit  ie  ge- 
schrieben: fazenie  143,  12;  flanie  77,  49;  fedienie  138,  2;  fbozie 
77,  48  u.  s.  w.  gegen  napite  Joh.  bapt.  V.  6  und  natürlich  auch 
nafile  102,  6  und  ufile  77,  51  etc. 

Die  erwähnten  Locale  sind  im  iGloss.  fast  ausschliesslich  im 
Gebrauche,  so  dass  man  den  regelrechten  Local  v  bezuodi  77,  17 
(auch  fcWittb.  ubezwody)  eigentlich  als  eine  Ausnahme  ansehen 
muss.  V  zabreidenie  138,  9  ist  der  Acc.  statt  des  Locals  (diluculo). 
So  auch  im  iWittb.  138,  9  und  56,  9.  Aber  auch  in  den  anderen 
Denkmalen  aus  dieser  Zeit  finden  wir  ähnliche  Formen ;  so  z.  B.  in 
den  &ipy  z  Toulce  sv.  Boiiaventury  (einem  Münchener  Fragment 

im  ÖÖMus.  1879,  576  —  580):  na  nebu  Fol.  12b;  o  fpa- 

senu  Fol.  24a;  toe  bdienu  Fol.  25  b;  na  fyrdcu  Fol.  56a  neben 
v piti  Fol.  25b.  Auch  hier  sind  ähnliche  Substantiva  in  den  ent- 


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608 


W.  Vondrik, 


sprechenden  Fällen  immer  mit  -ie  oder  -ye  gesehrieben,  ausge- 
nommen wieder,  wie  auch  in  anderen  Denkmalen,  utyle  Fol.  30b 
nnd  F.  72  a. 

In  der  Legende  ApD.:  prsi  nepocogiu  b  16,  ja  sogar  auch 
prsi  hlupcm  zxciersiu  a  V.  18  reimt  mit  wiersiu.  Im  zweiten 
Bruchstücke  ApS . :  r  celovanu  3  V.  1 9 ;  na  krxzu  6,  4  (reimt  mit 
blizju) ;  po  Heu  6,  16  und  dasselbe  6,  18  (reimt  mit  tscieju).  In 
den  Opa  tovicer  Glossen  (ÖCMus.  1880,  114 — 118)  sind  nur  drei 
Locale  vorhanden ,  welche  folgende  Schreibweisen  aufweisen :  toe 
cr/ceni  (-  krsceni)  152a,  18;  torojüdenßui  153b,  1  (dieses 
soll  eine  schlechte  Wiedergabe  des  Textes  sein,  Gebauer  meint, 
dass  hier  etwa  rozsrdenstvi,  wörtlich  für  das  lateinische  discordia, 
zu  lesen  sei;  Athenaeum  III  389  Anm.)  und  w  cloutve  (=  v  kra- 
lovstvie)  154  a,  5.  Die  letztere  Form  könnte  zwar  auch  als  der  Local 
von  kräl ovs tvo  gelten,  also  als  kralovstvö  (krälovstvo  kommt  häufig 
vor  z.  B.  in  den  §ipy  z  T.  bv.  Bon.  Fol.  91a,  Anselm  (ÖÖMus.  1880, 
349)  und  in  der  Alx.  V.  949  etc.,  überhaupt  ist  im  Altböhmischen 
in  solchen  Fällen  grosses  Schwanken  bemerkbar,  dasselbe  Wort 
endet  auf  o  und  ie);  —  doch  kommt  hier  aber  auch  im  Nominativ 
cralou/tue  152  a,  19  vor.  In  diesem  Denkmale  haben  wir  dem- 
nach noch  keine  solche  Form  auf  -u.  Es  hat  Uberhaupt  manche 
Eigentümlichkeiten ,  die  auf  ein  höheres  Alter  sch  Ii  essen  lassen. 
So  macht  es  z.B.  von  der  Erweichung  bis  auf  einen  vereinzelten 
Fall  noch  keine  Anwendung ;  ebenso  wird  hier  e  und  ie  als  e  ge- 
schrieben und  dass  wir  den  Local  krsceni  für  älter  halten  müssen 
als  krsceniu,  leuchtet  wohl  ein. 

Die  erwähnte  Local  form  gewinnt  um  so  mehr  an  Interesse,  als 
wir  in  den  Glossen  zu  den  Dialogen  des  heiligen  Gregorius  aus  dem 
Ende  des  XI.  oder  Anfang  des  XII.  Jahrhunderts  ähnlichen  For- 
men begegnen.  Es  finden  sich  nämlich  hier  ÖCMus.  1878,  545  bis 
557)  folgende  drei  scheinbare  Locale:  umezicafe  (perintervallatem- 
poris)  648 ;  v  poznane  in  cognitione  555  und  u  rozlozene  (in  exposi- 
tione)  556  Z.  25.  Es  geht  hier  schwer  an,  anzunehmen,  dass  wir  es 
hier  mit  regelrechten  Loealformen  zu  thun  haben,  denn  es  muss  die 
Thatsache  berücksichtigt  werden,  dass  wir  in  anderen  Denkmalen 
zumeist  die  regelrechten  auf  i,  oder  solche  auf  u  auslautende,  also 
analogisch  gebildete  Loealformen,  neben  welchen  Formen  wie  v 
rozloiene  um  diese  Zeit  nicht  bestehen  können,  vorfinden.  Auch  in 


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Ueber  die  Localendungen  -fe  und  -u  der     und  o-Stämme  etc.  609 

dem  Liede  Slovo  do  sveta  stvoHtm  (ÖÖMus.  1878  S.  293)  aas  dem 
XIII.  Jahrh.  findet  sich  ein  ganz  regelrechter  Local:  v  boftui.  Ich 
glaube  demnach,  dass  wir  es  hier  in  allen  drei  Fällen  mit  der  Prä- 
position v(u;  und  dem  nachfolgenden  Accusativ  zu  than  haben  nnd 
dass  es  demnach  keine  Localformen  sind.  Die  Präposition  v  mit 
dem  Accusativ  tritt  nämlich  oft  dort  auf  im  Altböhmischen,  wo  wir 
den  Local  erwarten  würden  oder  wo,  wenn  es  sich  nm  eine  Ueber- 
setzung  handelt,  im  Original  derselbe  steht.  So  z.  B.  im  i  Wittb. : 
v  löno  in  sinn  78,  12;  n  meru  in  mensura  79,  6  (anch  im  iGloss.); 
u  bezvodie  in  solitudine  77,  40  v  zabrezdenie  138,  9  nnd  56,  9;  vgl. 
anch  y  zof e  45,  6  (in  Miklosich's  Lexicon :  n%  sopo  in  dilncnlo,  wie 
hier).'  Wahrscheinlich  gehört  hieher  anch  v  temnicn  (in  carcere)  im 
Münchener  Cisiojanus  (ÖÖMus.  1853,  418). 

Anch  von  v  kralovstve  in  den  Op.  Glossen  kann  dasselbe 
gelten.  Es  werden  ja  in  beiden  Denkmalen  der  Nominativ  und  Acc. 
Sg.  dieser  Wörter  mit  blossem  e  geschrieben  z.  B.  in  den  Op. 
Glossen  ponuchene  (-  admonitionem)  151  b  16;  hier  auch  der  Gen. 
so  geschrieben:  preluzene  (sine  fraude)  152a  10;  bez  preftauane 
(sine  cessatione)  153  a  2.  Ebenso  auch  in  den  Gregoriasglossen: 
na  zauracene  (=  ad  perversitatem)  555 ;  nal'te  (aditum)  548  etc.  Die 
betreffenden  Genitivformen  kommen  hier  noch  ohne  Umlaut  vor 
Anders  kann  man  schwerlich  diese  Formen  erklären  und  wollte 
man  sie  dennoch  als  Locale  gelten  lassen ,  so  mttsste  man  anneh- 
men, dass  es  damals  schon  einen  Dialect  gegeben  hätte,  in  welchem 
das  ie  der  angeführten  Substantiva  schon  in  i  zusammengezogen 
war,  dass  man  aber  dennoch,  einer  älteren  ungenauen  Schreib- 
weise folgend,  noch  das  e  schrieb  und  dass  dieses  e  sich  dann  auch 
in  Folge  einer  falschen  Analogie  im  Local  geltend  gemacht  hätte. 
Diese  Annahme  kann  wohl  nur  einen  geringeren  Grad  von  Wahr- 
scheinlichkeit beanspruchen. 

In  dem  Fragmente  der  Dialoge  Mariae  mit  Anselm 
(6ÖMus.  1880,  347—353)  Bind  überhaupt  keine  Localformen,.  die 
hier  in  Betracht  kommen,  enthalten. 

In  dem  Bruchstücke  eines  gereimten  Marienlebens  (CCMus. 
1879,  118  —  120)  sind  zwei  Locale.  w  yunoffztwie  V '.  14  und 
w  powietrsie  V.  55,  die  wie  jene  in  den  Gregoriusglossen  zu  be- 
nrtheilen  sind.  Das  auslautende  ie  ist  hier  nicht  etwa  eine  graphi- 
sche Darstellung  des  langen  t,  da  dies  hier  immer  pis  t  geschrieben 

Archiv  für  nUvische  Philologie.  H.  40 


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610 


W.  Vondrik, 


wird  z.  B.  gims  (-  jimz)  V.  8  und  10;  zzedi  (=  sedi)  41  und  Aehn- 
1  ich  es  etwa  sechsmal.  Freilich  muss  hier  auffallen,  dass  nach 
v  povetüe  gleich  im  nächsten  Verse  t>  skahvjch  brziech,  also  ein 
Local  vorkommt.  Man  kann  es  etwa  so  deuten,  dass  bei  den 
Neutris  auf  ie  der  Aceusativ  statt  des  Locals  aus  lautlichen  Grün- 
den eher  eintreten  konnte,  indem  vielleicht  damals  schon  der  Un- 
terschied zwischen  dem  ie  des  Nominativ  etc.  und  dem  t  des  Locals 
in  der  Aussprache  kein  bedeutender  war. 

In  der  AlxH.  dagegen  finden  sich  schon  wiederum  hieher  ge- 
hörende Formen :  poprzirozenyu  V.  204 ;  w  sirdezu  298 ;  (. .  r  pjolu  354 
reimt  mit  koly  353  (derselbe  Reim  kommt  auch  in  der  A 1  x  V. :  v  polyn 
2315  mit  koly  2314  vor)  und  prz(imiezi)eczu  465  (reimt  mit  dem  Dativ 
svieci  466; .  Neben  diesen  Localen  kommen  hier  auch  regelmassige 
Formen  vor:  kameny84  reimt  mit  znameny  85 ;  odienyl24  (imR.); 
v  milozirdy  206  etc.  Auch  in  der  AlxB. :  boyu  148;  w. .  .ztrße- 
leny(u)  46.  Hier  ist  das  u  ausradirt  wie  auch  z.  B.  im  Dativ  kralin 
V.  97;  122  und  in  mehreren  Fällen.  In  anderen  blieb  es  dagegen 
z.  B.  zimiu  135;  zboziu  205.  Die  regelrechten  Locale  sind  hier 
häufiger:  na  hnany  reimt  mit  wczekczowany  43,  posfzety  (=  scesti) 
80  (im  R.)  etc.   In  der  AlxBM.  kommt  nur  ein  hier  in  Betracht 
kommender  Local  vor  und  lautet  tc . . .  lieziu  32S,  reimt  mit  dem 
Dativ  dyedycziu  327.  In  den  anderen  kleineren  Fragmenten  Alx§. 
und  AlxM.  ist  nichts  zu  finden.    In  dem  umfangreichsten  unter 
diesen  Fragmenten,  nämlich  in  der  AlxV.  sind  solche  Formen  eine 
Seltenheit:  o  bogyu  2231  reimt  mit  knepokoyy,  und  das  früher 
schon  erwähnte  polyu  2315,  doch  stammt  diese  Handschrift  aus 
einer  späteren  Zeit  und  kommt  hier  demnach  gar  nicht  in  Betracht. 

In  der  Judaslegende  (Listy  fil.  a  p.  V.  Ukazky  19—22) 
kommt  t>  zzbosiu  V.  1 26  neben  po  vzdychany  164  (im  R.)  vor.  In 
Umu6eni  Päne  (Vyb.  I  1147—1150):  w  obyceju  1148  V.  5.  In 
dem  Dalimil  -  Fragmente  des  Hanns  (Maly  V^bor  ze  stc.  lit. 
v  Praze  1863  S.  1 — 4  und  6—9)  kommt  nur  ein  solcher  Local  na 
ztraceiiiu  6  V.  9  vor.  Dass  man  nun  auch  in  anderen  und  selbst 
in  späteren  Denkmalen  solche  Formen  findet,  darf  uns  nicht  Wun- 
der nehmen.  So  z.  B.  in  der  KRpSmb.,  die  um  das  Jahr  1360 
geschrieben  wurde,  deren  Original  jedoch  viel  älter  sein  musste 
na  flozito  §  30;  na  fteem  dyedyczfttoyu  250  etc.  Allein  diese 
spateren  Denkmaie  haben  für  uns  in  diesem  Punkte  keine  so  grosse 


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üeber  die  Localendungen     und  -u  der    und  o-Stämme  etc.     61 1 

Bedeutung.  Es  handelt  sich  nämlich  darum,  ob  diese  Formen  auch 
so  ausgesprochen  wurden,  wie  sie  geschrieben  sind,  d.  h.  ob  man 
wirklich  z.  B.  Heu  sagte,  oder  ob  es  nur  eine  falsche  Auffassung 
von  Seite  der  Schreiber  war,  die  in  vielen  Fällen  in  der  Aussprache 
ein  t  voraussetzten,  wo  noch  ein  u  geschrieben  wurde  und  die 
diesem  Usus  dann  auch  in  die  erwähnten  Localformen  übertragen 
hätten.  Wenn  wir  die  Denkmale  aus  der  Mitte  und  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  prüfen,  so  werden  wir  allerdings 
finden,  dass  hier  in  Folge  dieser  falschen  Analogie  häufig  ein  u  ge- 
schrieben wurde,  wo  wir  unmöglich  auch  an  eine  derartige  Aus- 
sprache denken  können  (vgl.  die  schon  erwähnte  Abhandlung  Ge- 
bauers » lieber  die  weichen  a-,  ...  etc.«  S.  348  ff.),  allein  die 
Denkmale  aus  dem  XIII.  und  aus  dem  Anfange  des  XIV.  Jahr- 
hunderts unterscheiden  sich  auffallender  Weise  von  den  späteren 
dadureh,  dass  dieses  unorganische  u  hier  vor  Allem  nur  in  den  be- 
sprochenen Localformen  statt  eines  erwarteten  i  auftritt  und  sonst 
gar  nicht  oder  äusserst  selten.  Man  denke  z.  B.  an  den  i  Gloss., 
wo  sonst  dieses  u  nicht  vorkommt.  Durch  diesen  Umstand  wäre 
man  sehr  leicht  zur  Annahme  verleitet,  dass  das  u  in  diesen  Fällen 
auch  wirklich  durchwegs  ausgesprochen  wurde.  Diese  Annahme 
würde  darin  ihre  Stütze  finden,  dass  im  XIII.  Jahrhunderte,  wie 
wir  schon  aus  einem  Denkmale  ersehen  haben,  die  Localendung  u 
bei  den  harten  und  o-Stämmen  sich  schon  sehr  häufig  zeigt. 
Diese  hätte  dann  auch  bei  den  weichen  und  o- Stämmen  Ein- 
gang gefunden. 

Andejre  sind  wiederum  der  Ansicht,  dass  man  es  hier  nur  mit 
falschen  Schreibweisen  zu  thun  habe  und  dass  hier  demnach  in  der 
Aussprache  nie  ein  u  vorkam.  So  sagt  Miklosich  (Vgl.  Grammatik 
m  2,  S;  344) :  »Wenn  im  acech.  sg.  loc.  wie  mofru,  sluncu,  srdcu 
vorkommen,  so  sind  sie  so  zu  erklären,  wie  trojuci.  tjusjüc  für 
trojici,  tisfe.«  Gebauer  will  dagegen  dem  yu  oder  in  in  solchen 
Fällen  eine  bestimmte  Geltung  geben  (»Ueber  die....  etc.«,  S.  54): 
er  meint,  der  Laut,  der  hier  zum  Ausdrucke  gebracht  werde,  sei 
weder  u  noch  t,  sondern  eine  Uebergangstufe  zwischen  j  u  und  t\ 
Wenn  wir  das  gesammte  Material  (es  handelt  sich  hier  natürlich 
nur  um  die  Denkmale  aus  dem  XIII.  und  aus  dem  Anfange  des 
XTV.  Jhd.)  prüfen,  so  müssen  wir  zum  Resultate  kommen,  dass  eine 
bindende  Regel ,  weder  nach  der  einen ,  noch  nach  der  anderen 

4u- 


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612  W.  Vondrak, 

Seite  hin  sich  aufstellen  läset.  Wenn  wir  z.  B.  in  der  AlxH.  im 
V.  354 :  (...▼  pjolu,  das  mit  koly  V.  353  reimt,  finden,  so  ist  hier 
natürlich  die  Aussprache  des  u  des  Reimes  wegen  in  der  Zeit,  in 
welcher  die  AlxH.  entstand,  ausgeschlossen  und  wir  haben  es 
hier  nur  mit  einer  falschen  Schreibweise  zu  thua.  Dasselbe  be- 
merken wir  in  prz(i  miezi)  eczu ,  V.  465 ,  das  mit  p(roti  zwjiecy 
466  reimt  Auch  hier  ist  sie  ausgeschlossen.  In  anderen  Fällen 
scheint  wiederum  die  Aussprache  des  u  des  Reimes  wegen  noth- 
wendig,  so  z.  B.  im  Mast,  im  V.384  :  fw  (=svü)  przyeflyczu,  reimt 
mit  po  ttcem  fyczu  385,  denn  dass  hier  der  Umlaut  schon  durch- 
geführt wäre,  ist  nicht  möglich.  Zum  Schlüsse  werde  ich  den  Be- 
weis zu  erbringen  trachten,  dass  dieses  u  in  einzelnen  Fällen  wirk- 
lich auch  ausgesprochen  wurde  und  wir  werden  annehmen  müssen, 
dass  die  sprachliche  Geltung  des  u  in  diesen  Fällen  facultativ  war, 
was  auch  der  Schreibweise  der  Denkmale  entspricht,  da  wir  in 
keinem  von  ihnen  festgestellte  Normen  in  dieser  Hinsicht  finden. 
Selbst  im  ÄGloss.,  der  in  seiner  Vorliebe  für  die  Localendung  yu  in 
den  entsprechenden  Formen,  wie  wir  gesehen  haben,  am  weitesten 
ging,  fanden  wir  eine  Form  auf  i :  u  bezvodi  77,  17.  Andere  wie- 
derum, wie  die  AlxB,  ziehen  die  letztere  vor1). 

Etwa  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts,  also  um 
eine  Zeit  herum,  in  welcher  der  Umlaut  des  u  nach  weichen  Con- 
sonanten,  wenn  auch  langsam,  sich  zu  vollziehen  begann,  traten  in 
der  altböhmischen  Sprache  solche  Locale  auf,  ohne  jedoch  vollends 
zum  Durchbruche  gelangen  zu  können:  es  blieb  vielmehr  beim 
blossen  Versuche.  Diese  Formen  waren  nicht  lebensfähig,  denn 
bei  der  fortschreitenden  Entwickelung  des  lautlichen  Processes, 
nach  welchem  das  u  in  weichen  Silben  in  t  überging,  mussten  anch 
diese  Locale  demselben  nach  einem  kurzen  Bestände  unterliegen 
und  zu  ihrer  ursprünglichen  Form  zurückkehren.  Da  nämlich  schon 
um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  dieser  Umlautsprocess  bereits 
sehr  weit  vorgeschritten  war,  ja  auch  in  Fällen  zu  wirken  begann, 
in  welchen  später  gegen  den  Umlaut  eine  Reaction  eingetreten 
ist,  so  können  wir  annehmen,  dass,  wenn  auch  um  die  Mitte  des 


»;  Ich  finde  es  beachtenswertn,  dass  nach  der  Darstellung  Danicics  auch 
im  Altserbischen  die  Endung  »  gerade  bei  den  Neutris  auf  an  schon  mit  dem 
XIV.  Jahrhundert  vorwiegt  (vgl.  Hcxopiija  (XJjhka,  S.  4S  u.  49—50).     V.  J. 


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Ueber  die  Localendungen  -«  und  -u  der  -h-  und  o-Stümme  etc.  613 

XIV.  Jahrh .  in  Denkmalen  noch  solche  Local formen  mit  u  auftreten, 
sie  in  der  lebenden  Sprache  nicht  mehr  vorhanden  waren.  Und 
selbst  auch  in  den  Denkmalen  aus  der  früheren  Zeit,  wie  z.  B.  in 
dem  fcGloss.  bietet  sich  uns  der  wahrhafte  Reflex  der  lebenden 
Sprache  wahrscheinlich 'nicht,  da  wir  hier  fast  ausschliesslich  For- 
men mit  yu  finden ,  die  doch  nur  lacultativ  waren  nnd  wahrscheinlich 
nie  zur  vollen  Geltung  gelangten.  Es  gab  jedoch  Fälle,  in  denen 
solche  Formen  dennoch  eine  gewisse  Berechtigung  besassen  und 
daher  dort  auch,  wie  wir  aus  den  Denkmalen  ersehen  werden,  am 
häufigsten  vorkamen.  Diese  Fälle  sind  wohl  die  ältesten,  in 
welchen  ein  [y)u  im  Local  auftrat  und  von  diesen  aus  machte  sich 
dann  die  Tendenz  geltend  auch  in  anderen  Fällen  {y  u  auftreten 
zu  lassen.  Doch  von  dieser  Erscheinung  will  ich  erst  am  Schlüsse 
sprechen,  da  sie  mehr  einen  allgemeinen  Charakter  hat.  Wir 
wollen  nun  unsere  Betrachtung  der  Denkmale  bezüglich  der  Lo- 
cale  auf  u  fortsetzen. 

In  ApD.  finden  sich  nur:  w  zztdtye  a.  V.  6 :  na porodye  b,  8: 
i£  zzklepie  c,  15;  dagegen  aber  auch  schon  po  mSzztu  b,  10  im  R.) 
neben  w  tom  miezztye  c,  1.  Im  anderen  Fragmente  Ap&.\  pi-i 
bhketu  2,  13 ;  kostelu  2, 15 ;  v  necasu  5,11  (im  R.  neben  rove  2, 18 : 
2,20;  3,  1  (im  R.)  und  po  trude  3,31  (imR.).  Derselbe  o-Stamm 
erscheint  hier,  wie  oben,  mit  der  u-Endung:  po  mestu  4,  28  (imR  ), 
sonst  ist  bei  diesen  Stämmen  hier  4 :  slovfc  2, 10 ;  osidle  3, 9  (im  R.) : 
bydle  3,  27  (im  R.) ;  löne  3,  35  (im  R.) 

In  den  Sipy  z  Toulce  sc.  Bon.  findet  sich  schon  ebenfalls  ein 
Local  auf  u:  v  svdru  Fol.  25b  (S.  578)  neben  na  svete  Fol.  12b 
(zweimal)  und  Fol.  25b;  t>  kldhttH  Fol.  24a;  o  bozb  Fol.  24  a: 
©  hneve  Fol.  25  b.  Im  Alb.  Boh.  (dem  zweiten  Münchener  Fragment. 
c£Mus.  1879,  581—585)  steht  nur  we  sude  (=  sude)  581.  In  den 
Opatovicer  Glossen  finden  wir  keine  Locale,  die  hierher  gehören, 
wie  auclr  im  Fragm.  des  Marienliedes.  In  dem  Frag,  der  Diai. 
Marias  mit  Anselm  kommen  nur  zwei  Locale  der  »B-Stämme  vor 
und  zwar  beide  mit  e:  v  zalmS  348 :  u  boze  349.  Diese  Formen 
kommen  auch  in  einer  etwa  aus  den  ersten  Jahren  der  2.  Hälfte  des 
XIV.  Jahrh.  stammenden  Abschrift  desselben  Denkmales  vor. 

In  der  Judaslegende  sind  zwei  Locale  auf  u:  v  sadU  V.  89  und 
9  rot?i<113  neben  na...svete  15  (imR.) :  v  roce  77  (imR.)  und  vstavc 
156;  dann'auch  nach Hattala  (»PHdavek....*,  S.  11):  zxtatczieY,  57, 


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614 


W.  Vondrak, 


wo  Gebauer  und  Vyborl.  (171,  30)  starce  gelesen  haben.  In  Umu- 
ceni  Pätw:  na  osldtku  1 148,  3  neben  v  clovece*  1 150,  5. 

Alle  bisher  erwähnten  Denkmale  gehören  dem  XIII .  Jahrh. 
oder  dem  Anfange  des  XIV.  Jahrh.  an.  Ans  ihrer  Betrachtung  er- 
giebt  sich  die  unzweifelhafte  Thatsache,  dass  im  XIII.  Jahrh.  die 
Locale  auf  u  der  Stämme  den  Schreibern  schon  sehr  geläufig 
waren.  Selbstverständlich  müssen  diese  Locale  auch  in  allen  Denk- 
malen, die  zwar  im  XIV.  Jahrh.  geschrieben  wurden,  deren  Originale 
aber  älter  sind ,  vorkommen.  Prüfen  wir  z.  B.  die  verschiedenen 
Fragmente  der  Alexandreis.  Als  die  älteste  müssen  wir  die  AJxH. 
anerkennen.  Es  finden  sich  darin  folgende  Locale  auf  u :  na pfedku 
74  reimt  mit  na  prosredku  75;  v  ledu  188  (im  R.) ;  po...  dnu  234 
soll  offenbar  dnu  heissen ;  po  (s)ledu  351  {im  R  j .  Auf  h  dagegen: 
na  stete  64 :  tote  49 ;  78 ;  94 ;  pH  dvoN  102  (im  R.) ;  ü...  ohrome 
192  (im  R.) ;  v  pohlade1  245  im  R.) ;  pH...  skutce  279  reimt  mit 
o  smutce  280:  v  snope  307  im  Ii.  .  Die  o- Stämme  haben  hier 
in  zwei  Formen  e.  In  der  AlxBM.  finden  Bich  auf  6:  na  voze  31; 
reimt  mit  o  bozi  32 :  v  hnevS  163 :  pH  citie  1 70  (im  R.) ;  v...  rozprake 
184  (im  R.) ;  v...  zdpade  262  (im  R.) ;  t>...  pobizt  269  reimt  mit  na 
bteze  270;  pH  Mi  319  (im  R.) ;  dagegen  r...  Ünu  256  (im  R.,  V. 
170 :  eine)  und  r...  zdpadu  284  (im  R.) .  Im  V.  222  kommt  vor  po  zisku, 
doch  folgt  auch  diePraep.  die  nach,  80  dass  es  auch  von  dieser  als 
Gen.  abhängig  sein  könnte.  In  da-  Ate B.  sind  sieben  Locale  auf  e  : 
na  velblüde  76  (im  R.);  na  Bucifah  78  (imR.) ;  v  Hx>oti  124 ;  v  svete 
21 3 ;  na  mo[t)cS  240  ;im  R.) ;  o  roze  253  und  v  Babylone  270  (im  R.) 
und  nur  ein  Local  auf  u  :  poprachu  134.  In  den  beiden  letzten  Frag- 
menten scheinen  die  Locale  noch  nicht  in  dem  Verhältnisse,  das  wir 
erwarten,  vorhanden  zu  sein,  was  uns  befremden  könnte,  wenn  wir 
die  erste  Handschrift  (AlxH.)  beachten.  Doch  sind  in  der  AlxB.  da- 
runter Formen,  denen  wir  auch  in  anderen  Denkmalen  zumeist 
begegnen.  In  der  AlxM.  sind  schon  mehrere  solche  Locale :  v  platu 
55  im  R.) ;  pH  com  57 ;  po  ledu  69  (im  R.)  und  nur  ein  Local  auf  e :  . 
v  poklade  55.  In  der  Älxk.  findet  sich  nur  ein  Local  und  zwar  auf  u : 
na  svetu  49  (im  R.).  Es  ist  dies  also  eine  Form,  die  in  den  älteren 
Denkmalen  seltener  vorkommt.  Freilich  ist  sie  hier  gerade  durch 
den  Reim  hervorgerufen. 

!  Das  umfangreichste ,  jedoch  erst  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrh.  stammende  Fragment  der  Alx.,  die  Ate  V.}  enthält 


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üeber  d'*  Localendungen  -e  und  -u  der  x-  and  o-StKmme  etc.     61 5 


folgende  Localformen  auf  u:  na...  hradu  101  (im  R.) ;  na  viem  sretu 
517  im  R.):  po...U)2S:  2349  ;  pH  brehu  57G  (imR.)  :  fia^erfyfcw  1239 
reimt  mit  o  prosredku  1240;  t>  A/uAti  1638  (im  R.) ;  po  vrchu  1686 
(im  R.) ;  o  cepu  2247  (im  R.) ;  po  sledu  2312  (im  R  ).  Ferner  noch 
domu  107;  401  (im  R.j ;  1006  (im  R.j ;  1022  (im  R.)  und  2451 
(ebenso).  Ausserdem  erscheint  hier  noch  ein  o  -  Stamm  in  der 
u-Form :  po  tvton  prdvu  71.  Die  hier  auftretenden  Localformen  auf 
der  Stämme  sind  folgende :  v  miU  84 ;  po...  case  94  (im  R.) ; 
v  smutce  109;  na  statte  185  (imR.) ;  na  stolc  293  (imR.);  1941  (im 
R.) ;  o«>#c  305'  792;  na...  1231 ;  0...  2341;  pobozSMl;  pH 
breze  528  (im  R.) ;  tu.  582  (im  R.) ;  1820  (imR.);  na...  1827;  lese 
728;  2195;  2315;  vesne  768;  918  (imR.);  1334;  1343;  t>aafl218; 
1243;  v  zästupe  1259  reimt  mit  v  slüpe  1260;  na potkoci  1513  (im 
R.) ;  na  helmi  1550  j  v  lux*  1623 :  9  poik  1699  (im  B.) :  o  pobize 
1771 ;  1819  (imR.) ;  v  ohrome  1904  (im R.) ;  na po&dtce  1943  (im  R.) ; 
po posle  1987 ;  v  snope  2027  (im  R.) ;  o...  2246  (im  R.) ;  na  lepe  2045 
(imR.);  f>a"«W2170;  piesce  2185  und  2189. 

Es  stehen  hier  demnach  elf,  oder  wenn  man  die  Locale  domu 
dazu  zählen  will,  sechzehn  Locale  auf  u  41  Locale n  auf  e  gegen- 
über. Eine  wichtige  Frage  drängt  Bich  hier  auf,  nämlich  die,  in  wie 
weit  in  der  neueren  Bearbeitung,  wie  sie  sich  uns  in  der  AlxV.  dar- 
bietet, das  alte  Sprachmaterial  des  ursprünglichen  Textes  erhalten 
blieb.  Um  die  Frage  bezüglich  unserer  Locale  beantworten  zu 
können,  ist  eine  Zusammenstellung  der  betreffenden  Formen  in  der 
AlxH.  und  der  correspondirenden  des  jüngeren  Textes  in  der  AlxV. 
noth wendig.  Es  Corres pondiren  folgende  Parthien : 


In  diesen  Versen  stehen  folgende  Locale  einander  gegenüber : 


AlxH.  AlxV. 


1—164  mit  1170—1295 
165—233  „  1892—1936* 
234—328  „  1964—2064 
329—493  „  2295-2430. 


na  predku  74  reimt  mit 
prosfedku  75 


AlxH. 
voze  49 
sv*t*  64 


AlxV. 
voze  1218 
ev6te  1231 
na  predku  1239  reimt  mit 
prosfedku  1240 


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616 


W.  Vondrik, 


AlXo. 

AlxV. 

voze  78 

vozfc  1243 

vozfc  94 

• 



dvofe  102 

• 

(stlüpem  reimt  mit 

zastupe  1259  reimt  mit 

zästupem  107) 

glupe  1260 

v  ledu  18S 

—  — —  — 

ohrome  193 

ohrome  1904 

po  dnn  (lies  dnu)  234 

po...  dni  1964 

v  pokladfc  245 

—  —  — 

(odposla271) 

po  posle  1987 

skutcS  279  reimt  mit 

—  

Binutce  280 

—  —  — 

v  snope  307 

v  snope  2027 

(k  lepu  3i:v 

lepe  2045 

sledu  351 

sledu  2312 

v  les(t...)  354 

v  lese  2315 

v  svete  2341 

svätu  2349. 

Da  die  AlxV.  jünger  ist.  so  wurden  wir  von  vorneherein  eine 
grössere  Anzahl  von  Localen  auf  u  erwarten.  Aus  dieser  Zusammen- 
stellung ersehen  wir  aber,  dass  die  AlxV.  an  den  alten  Localen  auf 
6  festhielt  und  dass  sie  nur  diejenigen  auf  u  ausgehenden  aufnahm, 
die  sich  schon  auch  in  der  AlxH.  zeigen.  Sie  zeigt  uns  kein  Plus 
der  Locale  auf  u  als  die  AlxH.  Alle  Übrigen  Locale  auf  u,  die  in 
der  AlxV.  vorkommen  und  die  wir  früher  aufgezählt  haben,  mussten 
schon  demnach  gewiss  auch  in  der  ursprünglichen  Bearbeitung  der 
Alexandreis  im  XIII.  Jahrh.  vorhanden  gewesen  sein.  Namentlich 
ist  hier  das  Reimpaar  predku  und  prosf edku  auffallend,  da  hier  die 
u-Enduug  durch  gar  nichts  bedingt  ist,  indem  ja  der  Reim  ebenso 
gut  pfedc6  —  prosiredce  lauten  könnte.  Der  Verfasser  der  altb. 
Alexandreis  hatte  demnach  im  XIII.  Jahrhunderte  keine  merkliche 
Abneigung  gegen  die  neue  u-Endung  in  den  betreffenden  Localen.  - 
da  er  sie  auch  dort  setzte,  wo  er,  ohne  den  Reim  und  Vers  ändern 
zu  müssen,  die  alte  Loealendung  e  -gebrauchen  konnte.  Freilich 
kommt  in  den  meisten  Fällen  diese  letztere  hier  noch  vor. 

Den  Local  dnu  in  AlxH.,  V.  234,  glaube  ich  als  dnn  aufTassen 
zu  müssen ;  die  Erweichung  wurde  hier  ebenso  wenig  angedeutet 


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üeber  die  Loctlendungen  -8  und  -u  der     und  o-Stämme  etc.  617 

wie  in  w  nus  (=  v  nui)  V.  125 ;  313  etc.  Er  wäre  demnach  ebenso 
zu  beurth eilen  wie  der  Loc.  prz(i  miezi)eczn  465;  (v  p  olu  354  etc. 
(Vgl.  z.  B.  im  iWittb.:  v  stienu  (=  stienu)  106,  10,  freilich  ißt 
stien  ein  anderer  Stamm.)  Dass  dnn  nicht  zu  lesen  sei ,  sondern 
dnu,  dafür  spricht  die  entsprechende  Form  in  der  AlxV. .  die 
dni  lautet,  und  anch  der  Nom.  den. 

In  dem  Dalimilfragmente  d.  Hanns  kommt  vor:  v  skutku,  S.  2. 
Z.  5;  po  feSniku  3,  46  neben  napraze  2,  32;  napotoci  7,  4;  po 
sveti  7,  42  nnd  klähteri  8,  i. 

In  der  KRozmb.  sind  die  neneren  Local formen  selten;  es  findet 
sich  hier  nämlich  nur :  o  be/iuXl  (Aufschrift) ;  o  fwodu  §  209  :  ferner 
po  prdvu  §  29  und  47.  Letztere  Form  wird  schon  um  diese  Zeit 
nicht  mehr  als  Dat.,  sondern  als  Local  aufgefasst,  wie  aus  Mast.  31 5: 
po  svem prdvu  folgt.  Sonst  kommt  diese  Form  auch  noch  vor.  Ausser- 
dem kommt  hier  der  Local  domu  vor  in  26  (zweimal);  231;  232 
(zweimal) ;  233  (zweimal) ;  234 ;  235.  Die  anderen  Locale  haben 
hier  die  Endung  e:  pohone  9,  24,  25,  40  (zweimal) ;  42,  94,  196, 
197, 284 ;  hradi  18,  29,  30,  47,  61 ,  62,  64,  81,  101,  202  (zweimal). 
213;  po...  liste  20;  na  spolce  53;  dvoH  §\  (zweimal).  62,  64,  264: 
vklakUU  65;  0ttf*K7O,  217;  nasudSSi;  naroce  108,  218;  v  slibi 
229;  na  $pa$i21\. 

Im  Mast. :  u>  tylu  (imR.),  V.  122,  neben  dem  schon  erwähnten  po 
/wem  prauwMb.  Ausserdem  sind  hier  etwanoch  9  Locale  auf  S  der  t&- 
Stämme.  Zur  Form  po  hrzyechu  1 48  werden  wir  noch  zurück  kommen. 

Nachdem  wir  im  2G1oss.  viele  Local  formen  auf  ti  gefunden 
haben,  darf  es  uns  nicht  wundern,  wenn  wir  im  ZWittb.  ebenfalls 
viele  solche  Formen  finden;  immerhin  würden  wir  aber  hier  ein 
solches  Verhältniss  nicht  erwarten,  nachdem  es  bekannt  ist,  dass  die 
Sprache  von  Denkmalen  religiösen  Inhaltes  gegen  Neuerungen  mehr 
widerstandsfähig  ist  und  nachdem  wir  aus  dem  i  Gloss.  wegen  seiner 
Unvollständigkeit  auf  die  ursprüngliche  Quelle  einen  Schluss  nur 
schwer  ziehen  wollen.  Da  das  Denkmal  aus  einer  späteren  Zeit 
(etwa  aus  den  ersten  Jahren  der  2.  Hälfte  des  XIV.  Jahrh .  stammt, 
so  wollen  wir  uns  hier  der  Transscription,  die  ab  und  zu  auch  schon 
früher,  wo  die  genaue  Wiedergabe  des  Textes  nicht  nothwendig 
war,  angewendet  wurde,  bedienen.  Es  kommen  hier  folgende  Locale 
auf«  der  i»-  und  u- Stämme  vor:  Sionu  Ps.  9,  12;  75,  3;  83,  8: 
stanu  14,  i:  30,  21:  60,  5:  jazyku  14,  3;  38,  5;  138.  4:  *<wt<20, 


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618 


W.  Vondrik, 


10;  103,  19;  118,  20;  hnetu  20,  10;  77,  17:  77,  40;  hotpodinu 
21,  9;  20,  4;  31,  11;  23,  1;  33,  3:  34,  9:  36,  4;  63,  11;  Cant. 
An.l;  96,12;  Hab.  3, 18  (zweimal) ;  103,34;  117,9  ;  145,5;  sboru 
21,  26;  32,  7;  34,  18;  39,  10;  81,  1  (hier fehlerhaft boni) ;  88,6; 
105,17;  105,18;  106,32;  110,1;  vsudu2i.9;  v  snatJcu  25,  4  ; 
v  stdnku  26,  5 ;  26,  6;  u  miru  28, 11 ;  54,  19 ;  75,  3 ;  bohuM,  3:  55, 
11  (hier  vor  and  nach  einem  boz6) ;  72,  28 ;  83,  3 ;  145, 5 ;  v  duchu 
31,2;  47,8;  Cant.Moys.  15,8;  uposiuZA,  13:  Hdu  (l'udu)  34;  1 S ; 
105,  40;  149,  4;  hlasuU,  5;  41,  8;  46,  2;  46,  6;  117,  27;  129,  2; 
uprachu  -13,  2;>;   v  ndrodu  4 4 ,  1 8  ;  vprandrodu  44,  1 8  ;  v  sTubu  55, 
9 ;  68,  3 ;  e  *4*o*«  77, 10 ;  o...  93,  12 ;  v  koiniku  (st.  usnikii) 

77,  13;  «a  cherubinu  79,  2;  98,  1 ;  Philütmu  Cant.  Moys.  14; 
o  rot>t*  87, 12 ;  na  hadu  90,  13;  v  blesketu  Hab.  3,  11 ;  v  Orebu  105, 
19  ;  v  rodu  105,  27 ;  v  hnxsu  Deut.  32,  5 ;  v  Cedaru  1 19,  5 ;  v  strachu 
118,  38;  v  rozumu  135,  5;  na  pocdtku  30,  6;  der  i-Stamm  loket 
(aslov.  joicltb)  hat  hier  einmal  .  loktu  135,  12,  sonst  lokti,  z.B. 
76,  16 ;  der  consonantische  n-Stamm  fernen  aslov.  peitem»)  hat  hier 
i-emenu  Deut.  33,  11.  Ausserdem  kommt  hier  noch  vom  u-Stamm 
ton  dornt*  vor  in  22,  6;  26,  4;  51,  10;  Ezech  (Isa.)  38,  20;  54, 
15;  67,7;  83,5;  83,11;  111,  3;  112,9;  133,1;  134,2;  Cant. 
Zach.  1,  69.  Nur  ein  einziges  Mal  kommt  hier  v  dorne  im  Ps.  95, 
V.  9  vor.  Ich  habe  daher  in  den  Listy  fil.  XII,  S.  264,  unrichtig 
angegeben,  dass  im  t  Wittb.  der  Loc.  dorne  nicht  vorkommt  Diesen 
angeführten  Localformen  auf  w  stehen  folgende  auf  e  gegenüber: 
zäkotU  1,  2  zweimal);  118,  1;  118,  18;  mde  1,  5;  9,  8;  71,  2; 
111,  5;  121,  5;  hnevS  2,  5;  6,  2;  7,  7;  17,  9;  26,  9;  30,  10; 
34,  20;  37,  2;  54,  4;  55,  8;  76,  10;  89,  7;  89,9;  82,  16;  94a, 
11;  boze3y:\:  17,30;  41,6;  41,12:  43,9;  55,  5  (zweimal); 
55,  11  (zweimal);  59,  14;  61,  8  (zweimal);  62,  12;  Cant  An.  1; 
68,  4;  77,  7;  77,  19;  107,  14;  Symb. Äthan.,  S.  171,  31;  Magn. 
Luc.  1,  47;  smuicS  4,  2;  9,  10;  9,  22  (10,  1);  17,  7;  117,  5; 
»ftfifelO,  3;  vchrdmi \0}S;  26,5;  28,9;  HvotS  IG,  14;  48,19; 
50,12;  62,5;  103,33;  145,2;  «><W32,8;  48,2;  72,12;  Hymn. 
Ambr. ;  t>  clovice  36,  7 ;  «.  obraxi  38,  7 ;  v  ndrodS  47,  14 ;  149,  7 ; 
naüsviti  62,  2;  118,  148;  chrbete  65,  11;  128,  3;  v  zdmutce  65, 
1*4;  90,  15;  v  Salmone  67,  15;  po  chhbe  C.  An.  5 ;  v pHevale  71, 
6;  v  lest  73,  5 ;  v  oblace  77,  14;  rozume  (in  der  Handschr.  roz- 
wynye)  77,  72;  v  EgypU  77,  43;  105,  7;  105,  21  ;  Kanone  Cant 


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Ueber  die  Localendungen  -8  und  -u  der  *-  und  o-Stämme  etc.  619 

Moys.  15;  u  prostredce  81,  1;  na  potoce  82,  10;  Endore  82,  11; 
«98,2;  101,22;  pocdtce  101 ,  26  ;  118,  152;  rWe/e  149,1; 
o  MV  149, 3;  150, 4 ;  u  bubne  149, 3 ;  150,  4;  r>  zvuce"  150,  3. 

Von  den  o-  Stämmen  kommen  hier  folgende  Localformen 
anf  u  vor:  po  mestu  58,  7  nnd  58,  15;  t>  obiisteu  77,  25 ;  t>  fyctft* 
Cant.  Moys.  17;  Tyrsku  (w  ftirzfku,  lat.  Tyrum)  82,8;  vjezeru 
87,  7 ;  00  mnozstvu  68,  14  ist  nicht  ganz  sicher.  In  posuchu  Cant. 
Moys.  19  haben  wir  noch  die  Dativendung,  ebenso  ist  in  oblizu  21, 
12  eine  alte  Präposition  erhalten,  die  auch  im  Aslov.  (ünooy)  vor- 
kommt. Ausserdem  kommt  hier  der  Local  jmenu  vom  conson. 
n- Stamme  jme  (hma)  an  folgenden  Stellen  vor:  19,  6;  19,  8;  32, 
21;  43,  6;  43,  9;  62,  5;  88,  13;  88,  17;  88,  25;  104,  3;  117, 
26;  123,  8.  Der  Local  jmeni,  den  wir  z.B.  noch  inAp§  6, 5  finden, 
kommt  hier  nicht  mehr  vor.  Hierher  gehört  noch  na  ramenu  stSm 
(lat  jedoch  in  humeris),  Deut.  32,  11. 

In  Folge  der  Attraction  kommen  hier  auch  Fälle  vor,  wo  das 
Adjectivum  unbestimmter  Endung  bei  dem  Local  auf  u  ebenfalls 
die  Endung  t#  (st. 6)  annahm,  z.B.  v  domu  hospodinovu  26,  4;  134, 
2  neben  t>  domu  hospodinote  C.  Ezech.  (Is.  38, 20) ;  133,  1 ;  v  domu 
Davidovi  Cant.  Zach.  1 ,  69 ;  ve  jmenu  hospodinovu  19,8;  117,  26 ; 
123, 8  neben  u  meste  hospodinove~  47, 9;  na  aboru  Abironovu  105, 17. 

Wenn  wir  alle  Formen  zählen,  so  finden  wir,  dass  hier  bei  den 
i- Stämmen  etwa  gegen  90  auf  u  einer  Anzahl  von  fast  100  Lo- 
yalen anf  8  gegenüberstehen.  Alle  Locale  auf  u,  die  wir  im  ZGloes. 
gefunden  haben,  sind  auch  im  £  Wittb.  vorhanden,  und  welche  Lo- 
cale im  ÄGloss.  auf  6  endigen,  die  finden  sich  im  ÄWittb.  wieder. 
Man  kann  daraus  schliessen,  wie  streng  sich  bei  diesem  Denkmale 
der  Schreiber  an  sein  Original  hielt. 

Eingehender  soll  hier  noch  das  Verhältniss  unserer  Localformen 
in  der  Kttniggrätzer  Handschrift  (Hrad.),  welche  um  die  Mitte  des 
XIV.  Jahrb.  geschrieben  wurde,  deren  einzelne  Textstücke  aber 
ältere  Originale  voraussetzen,  besprochen  werden. 

In  der  Legende  vom  heil.  Prokop  finden  wir  folgende  Locale 
auf  S:  t>ca**V.69(imR.);  t>  tofcf  86  (im  R.) ;  114fimR.);  naVyhe- 
hrade  96  (im  R.) :  117;  v  tdkoni  139  (im  R.) ;  v  hlucS  420  (im  R.) ; 
Prokope  457 ;  571;  927;  t>  rocS  551  (im  R.) ;  po  kumpleü  837 
(im  R.) ;  v  pokrmc  952;  na  svcte  994;  v  kostele  1030;  ausserdem 
noch  v  dorne  891  (im  R.).   Po  boze  47,  jazyce  66  und  zakone  68 


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620 


W.  Vondrik, 


kommen  in  der  von  Hank  a  herrührenden  Interpolation  vor.  Um  seinen 
Elaboraten  einen  möglichst  alterth timlichen  Anstrich  zu  verleihen, 
gab  er  seinen  Localen  —  freilich  unrichtig  —  meist  ausschliesslich 
die  Endung  e,  wie  wir  auch  bei  der  Königinhofer  Handschrift  sehen 
werden.  Diesen  1 6  Local formen  auf  S  stehen  folgende  8  auf  u  gegen- 
über :  u  spechu  448  (im  R.) ;  o  Prokopu  559 ;  po  kldsteru  546 ;  po 
svetu  649;  pri  casu  1107  (im  R.) ;  ausserdem  noch  po  hHechu  538; 
568;  689  (im  R.).  Letzteres  ist  hier,  wie  auch  in  anderen  Denk- 
malen, wie  wir  sehen  werden,  schon  als  Local  aufzufassen.  Auf 
-ot>*  kommen  hier  drei  Localformen  vor:  odediceviZ;  o  Prokopovi 
4  und  po  Brccülavovi  784.  Die  o-  Stämme  haben  hier  nur  eine 
Local  form  auf  u :  po  telu  740.  Hier  ist  auch  die  Form  ve  mnozi 
zemiech  267  zu  beachten. 

In  der  Legende  von  Maria  Magdalena :  v  rovi  55,  81,  147, 
254,  411  (imR.);  684,  694,  696,  938,  v  mM  296,  562,  na...  379, 
eomyle  677,  vbludSltf,  gegen  v  casu  310  (imR.),  popohrebu  690, 
po  rozumu  857  (im  R.),  po  prostranu  939  (im  R.)  nebst  domu  40 
(imR.)  und  776  (imR.).  Von  den  o- Stammen:  v  srdecku  618. 
Jmene  799  (im  R.)  ist  eine  nach  den  o- Stämmen  gebildete  Form. 
Beachte nswerth  ist  auch  zalosti  ve  mnozi  406  (imR.). 

Im  Pldc  svatc  MaHe  kommt  nur  u  bozi  353  und  po  syndeku 
383,  das  mit  pojedindcku  384  reimt,  vor. 

In  den  Radosti  svatS  MaHe  ist  nur  domu  320  und  *  chrdmu 
440 ;  alle  übrigen  Localformen  haben  h :  o  druzS  33 ;  «...  ttave  154 
(imR.);  na  svetS  213;  363;  t>  bozi  HS;  300;  429;  na  snatee  448 
reimt  mit  pH...  svdtcS  449 ;  na  nocleze  454  und  v  Nazarete  488  (im 
R . ) .  Ferner  na  krätcS  151. 

In  Umuheni  Pdne  :  domi  11  (im  R.);  na  uklide  41  reimt  mit 
v  lide  42;  t>...  zdkonS  71 ;  609;  na...  Hole  73  (imR.);  köfe  156 
(imR.);  t>...dx>oU  197 ;  vJerusalemi  400;  v  fw<&*612  (imR.)  und  ve 
mnoze  405  neben  na  üporu  177  (im  R.) ;  v  tomdvoru  197 ;  po  malern 
c<wm356;  po... svetu 612;  ausserdem  noch posvSm prdvubZd  (imR). 

In  Desatero  kdzanie  boHe :  o  boze  83 ;  o  smutee  426 ;  v...  rode 
505  (im  R.) ;  pH  dvori  620 ;  v  ttvote  696 ;  v  smysli  699 ;  na  pH- 
J&ovi  7 19  reimt  mit  v rove  720;  v zdkone  743 ;  1151;  ve  mlyne  928 , 
o...susede  1069  (imR.);  popuolroce  1085  (imR);  v  sude  1105 
gegen  v...  casu  465 ;  na  vosku  7 19 ;  o  pHkrovu  725  ;  po  hHechu  912, 
1 1 45 ;  po  nasem  hHechu  1155;  u  postu  965 ;  ausserdem  noch  v  domu 


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Ueber  die  Localendungen  -S  nnd  -u  der     und  o-Stämme  etc.  621 

466  (im  R.);  727;  964;  1067  (im  EL);  1076  (im  R.).  Von  den 
o-Stämmen  :  o  telu  314  nnd  na  srdecku  444. 

In  Zdrävas  Ma  ria  sind  zwei  Formen  auf  c  :  vbozebl;  nasvStilA 
und  zwei  auf  u:  na  pocdtku  49  (im  R.)  und  na«.,  ras«  45  (imR.).  In 
Svatylan.  apohtol. :  pristolel  (im  R.) ;  na  dl 'uze  S  (imR.)  u.  vdomu  12. 

In  den  Satiren:  na  roce  (o  konselech)  27  (im  R.) ;  /w  c6eaV 
(opek.)  23  gegen  pohHechu  (kons.)  5  und  65  und  in  0  sladovnlcich, 
V.  7 ;  t?  (o  pek.)  33.  Ferner  noch:  v...  domu  (o  sevcich)  113 
u.118.  In  der  Fabel  Otäce*  a  obbdnu  ist  obbanu  auch  ein  Local  auf  w. 

In  dem  Gedichte  O  bohatä  finden  wir :  na  sem  svSte  31 :  o  £oz^: 
128;  150;  202;  v  nose  222.  Diesen  Localen  stehen  gegenüber: 
o  6o/*u  108  (im  R.);      malern  com  317  (im  R.)  und  «...  (/owiw  143. 

Mit  diesem  Gedichte  schliesst  unser  Denkmal.  Andere  wollen 
wir  auch  nicht  vorläufig  prüfen,  sondern  gleich  zu  einer  wichtigen 
Frage  übergehen.  Eb  handelt  sich  nun  noch  darum,  die  näheren 
Umstände,  welche  das  Aufkommen  der  Localformen  auf  u  ver- 
anlassten oder  begünstigten,  anzugeben  und  auch,  wo  möglich,  die 
zeitlichen  Grenzen  dieses  Processes  näher  zu  bestimmen. 

Was  nun  die  erste  Frage  betrifft,  so  müssen  die  schon  früher 
erwähnten  Locale  na  pol'u  etc.  auf  gleiche  Stufe  mit  den  Localen 
bohu,  casu  etc.  gestellt  werden,  d.  h.  das  u  der  ersteren  hat  keine 
andere  lautliche  Geltung  als  das  u  der  letzteren.  Ich  verstehe  hier 
unter  den  angeführten  Localformen  der  ersteren  Art  freilich  nur 
solche,  die  in  den  Handschriften  aus  dem  XIII.  und  aus  dem  Anfang 
des  XIV.  Jahrh.  stammen  und  selbst  bezüglich  dieser  kann  man  die 
Sache  nicht  allgemein  nehmen.  Da  es  wir  zwischen  na  poVu  und 
bohu  etc.  keinen  Unterschied  bezüglich  des  u  machen  können,  wird 
sich  au 8  der  nun  folgenden  Betrachtung  ergeben.  Es  ist  bekannt, 
das8  die  u-Stämme  im  Loc.  Sg.  ursprünglich  die  u-Endung  hatten : 
aslov.  cuHoy,  inmoy,  piAoy,  Aonoy  etc.  Es  lässt  sich  nun  nach- 
weisen, dass  im  Altb.  dorn  (neub.  dum)  in  der  Regel  ebenfalls  noch 
die  n-Endung  hatte.  Dome  fanden  wir  nur  einmal  im  Z  Wittb.,  wo 
domu  13  mal  vorkommt  und  im  Hrad.  fanden  wir  es  2  mal,  dagegen 
11  mal  domu.  Ebenso  findet  sich  im  Altb.  nur  immer  der  Local 
vrehu.  Gebauer  behauptet  im  Athenaeum  1886,  S.  384,  dass  ihm 
für  einen  Local  auf  e  hier  kein  Beleg  bekannt  ist.  Von  anderen 
u-Stämmen  ist  es  schwer  nachzuweisen ,  dass  sich  im  Altb.  ihre 
ursprüngliche  Form  noch  erhalten  hätte. 


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622 


W.  Voodrik, 


Das  ist  nun  ein  Umstand,  der  das  Aufkommen  anderer  Locale 
anf  u  unterstützen  konnte;  man  kann  hier  auch  das  hervorheben, 
daas  der  Loeal  domn  in  der  Sprache  gewiss  häufig  vorkommt 
Selbst  in  den  Denkmalen  fanden  wir  es  häufig.  Doch  dieser  Um- 
stand war  nicht  allein  massgebend;  man  kann  hier  weiter  fragen, 
ob  man  auch  bei  diesen  Substantiven,  bei  welchen  ursprünglich  ein 
e-Local  war  und  bei  denen  er  später  von  einer  u-Form  vertreten 
wurde,  nicht  eine  lautliche  Uniformirung  in  der  Declination  an- 
gestrebt hatte.  Wenn  wir  s.  B.  das  Substantivum  böh  nehmen, 
so  hatte  es  im  Local  boze,  entschied  man  sich  jedoch  für  die  u-En- 
dung,  so  brauchte  mit  dem  auslautenden  Consonanten  keine  Ver- 
änderung mehr  vorgenommen  zu  werden.  Wenn  dem  so  wäre,  so 
mttssten  wir  in  den  Denkmalen  aus  der  Zeit,  wo  die  u-Locale  auf- 
zukommen beginnen,  zumeist  bei  solchen  Substantiven  u-Locale 
finden,  die  auf  die  Gotturallaute  h,  cA,  k  und  etwa  auch  auf  r  aus- 
gehen. Allein  das  haben  wir  weder  in  den  älterer  noch  in  den 
jüngeren  Denkmalen,  die  von  älteren  Originalen  herrühren ,  als 
allgemein  geltend  gefunden .  Wählen  wir  ein  umfangreicheres  Denk- 
mal, in  welchem  sehr  viele  Locale  der  verschiedensten  Art  vor- 
kommen, also  z.  B.  den  zWittb.  und  stellen  alle  gleichartigen 
Locale  zusammen,  so  erhalten  wir  folgende  Tabelle : 


h 

bohu  (5) 


gegen : 
boze  (19) 


ch  k 

duchu  (3)     jazyku  (3) 
prachu  (1)    snatku  (1) 
strachu(l)   stanku  (2) 
koiniku  (1) 
pocatku  (1) 


 Brautee  (5) 

clovecö  (1) 
aamutee  (2) 
oblace  (1) 
prostredee  (1) 
potoce  (1) 

poeatee  (2) 
zvuee  (1) 


sboru  (10) 
miru  (3) 
cedaru  (1) 


Endo«  (1) 
k6tt  (2) 


Sionu  (3) 
stanu  (3) 
hospodinu(5) 
zakonu  (2) 
Cherubinu  (2) 
f ernenn  (l) 

zäkone  (4) 
Salmone  (l) 
Kanane  (1) 
Sione  (2) 
bubne  (2) 


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üeber  die  Localendungen  -8  und  -u  der     und  o-Stämine  etc.  623 


b 

slabn  (1) 
Orebu  (1) 

gegen: 
cbleb* 


v  m  1 

hnevu  (3  Philistimu  (1)  jilu  (1) 
rovn  ())       rozumu  (1) 


gegen 


bneve  (15    chrame  (3) 
rozume  (1) 

z  d 

 südu  (1) 

lida  »3j 
narodu  (1) 
pranarodu  (1) 
badu  (1) 
rodu  (1) 


tüle  (1) 
pHvale(l) 
kos  tele  (1) 


postu  (1) 
bleskctu  (1 ) 
loktu  (1) 


8 

casu  (3) 
hlasu 
bnisu  (1) 

les6  (1) 


obraze  (l) 


südfc  (5; 
nurode  (2j 


ÜYOtk  (6) 
svetö  (4) 
usvite  (2) 
chrbete  r>) 
Egypte  (3) 
[Eufrate 

Die  Zabl  in  der  Klammer  bezeichnet ,  wie  oft  die  betreffende 
Form  im  Ganzen  vorkommt.  Aus  dieser  Znsammenstellung  er- 
sehen wir,  dass  wir  hier  allerdings  5  Locale  auf  u  von  Substan- 
tiven auf  ch  haben,  denen  kein  Local  auf  i  gegenübersteht,  aber  es 
sind  hier  14  Locale  auf  6  von  Substantiven  auf  k  gegen  8  Locale 
auf  «  und  bohu  ist  hier  nur  5  mal  gegen  boze,  das  19  mal  vorkommt. 
Diese  Form  hat  im  Altböhmischen  überhaupt  gegen  bohu  die  Ma- 
jorität. Bei  r  könnte  man  allerdings,  ebenso  wie  bei  »,  sagen,  dass 
die  Formen  auf  u  vorgezogen  wurden,  indem  hier  von  den  ersteren 
14  Locale  anf  u  3  Localen  auf  6  und  von  den  zweiten  26  Locale  auf 
u  1 0  Localen  auf  6  gegenüberstehen.  Aehnliche  Verhältnisse  zeigen 
sich  im  Ganzen  auch  in  den  anderen  Denkmalen.  Wir  können 
also  kaum  zur  Ansicht  gelangen,  dass  das  Streben  nach  der  Uni- 
formirung  in  der  Declination  hier  im  Allgemeinen  von  entscheiden- 
dem Einflüsse  geweßen  wäre,  wohl  aber  war  dies,  wie  wir  sehen 


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624 


W.  Vondrük, 


werden,  in  der  späteren  Periode  der  Fall :  höchstens  können  wir  es 
bei  den  anf  ch  ausgehenden  Stämmen  (hriech  ausgenommen)  auch 
für  eine  frühere  Periode  annehmen.  Auch  bei  den  Deminutiven 
werden  wir  wohl  einzig  aus  lautlichen  Gründen  die  u-Endung  er- 
warten und  dieser  Erwartung  entsprechen  auch  die  Handschriften, 
da  wir  hier  nur  Formen  mit  u  (syna6ku,  jedinacku,  srdecku  etc.) 
finden.  Der  Grund  ist  klar;  die  regelrechten  Formen  wie  synacce 
etc.  enthalten  ja  Consonanten,  die  von  Natur  aus  nicht  zu  den  har- 
monirenden  gehören.  * 

Auf  einen  anderen  Umstand  machte  nun  schon  SafaKk  (Pocat- 
kove  staroceske  mluvnice,  §  19,  entschiedener  aber  §  31)  im  Jahre 
1845  aufmerksam.  Er  meinte  nämlich,  dass  durch  eine  Verwechs- 
lung des  Dativs  und  Locals  im  Gebrauche  der  Präpositionen  und 
namentlich  der  Präposition  po  auch  eine  Verwechslung  in  den  En- 
dungen herbeigeführt  werden  konnte.  Er  hat  hier  eine  Ansicht  aus- 
gesprochen, für  die  er  keine  Beweise  erbracht  hatte,  zumal  es  ja 
bei  dem  damaligen  Zustande  der  altböhmischen  Literatur  nicht  so 
leicht  war.  Im  §  19  spricht  er  nebenbei  noch  eine  andere  Ansicht 
aus,  dass  die  Localendung  u  bei  den  weichen  Stämmen  ebenso  auch 
durch  einen  noch  unergrttndeten  Einfluss  der  polnischen  Sprache 
oder  eines  dieser  Sprache  verwandten  Dialectes  aufkommen  konnte. 

Merkwürdiger  Weise  lassen  sich  wirklich  in  den  altböhmischen 
Denkmalen  dafür  Belege  finden ,  dass  nach  der  Präposition  po  zu- 
meist in  einzelnen  Wendungen  Locale  mit  der  u-Endung  stehen. 
So  finden  wir  in  ApS.\  po  kostelu  2,  15;  po  in&stu  4,  28;  po  licu 
6,  16  und  6,  19.  Freilich  sind  diese  Belege  hier  nicht  so  sehr  be- 
weisend, weil,  wie  wir  sahen,  auch  nach  anderen  Präpositionen  die 
u-Endung  hier  auftrat.  Anders  verhält  es  sich  jedoch  bei  bestimm- 
ten Wendungen  und  namentlich  bei  der  Wendung  po  svetu.  Es  ist 
auffallend ,  dass  nach  der  Präposition  po  zumeist  der  Local  auf  u 
von  diesem  Substantiv  auftritt,  ja  in  manchen  Denkmalen  aus- 
schliesslich ,  während  nach  anderen  Präpositionen  die  Form  svete 
vorherrscht.  Am  auffallendsten  ist  dies  z.  B.  im  Pass.  So  finden 
wir  in  dem  in  den  Listy  fii.  a  p.  XII,  S.  291—306  veröffentlichten 
Xheile:  po  svetu,  S.  295,  Z.  30;  po  vketn  svetu  304?  30  und  das- 
selbe 305,  14—15,  dagegen  na  svete  299,  17;  299.  19;  300,  14; 
mit  der  Präposition  po  steht  hier  noch:  po  svatem  Petru  303,  16. 
(Andere  Locale  auf  u  sind  hier  noch:  hrobu  291,  hospodinu  292, 


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Ueber  die  Localendungen  - e  and  -u  der  -v-  and  o-StÄmme  etc.  625 

u  postu  296 ;  sadu  296 ;  pHebytku  297 ;  stavu  298, 299 ;  huhu  299 ; 
*  pokojiku  300  und  (fom«  294,  4  und  6  ;  297;  298;  299  gegen 
sbore  291,  5 ;  zdmutce  394 ;  obraze  296 ;  />f  299,  2  ;  &o*J  300, 
17  ;  300,  46  und  mehrere  noch,  die  auch  jetzt  gebräuchlich  sind.) 
In  dem  im  selben  Jahrgang,  S.  419 — 422,  vorkommenden  Theil 
ist  nur  ein  Local:  v  pHebytehku  422,  4,  der  nach  der  früheren  Dar- 
stellung angeführt  zu  werden  verdient. 

In  der  in  den  Listy  IL  a  p.  XIII,  S.  55—61  vorhandenen  Fort- 
setzung: po  vkem  svetu  57,  46;  po  svetu  58,  15;  58,  21 ;  59,  5 ; 
59,  27  gegen  na  svete  56,  19;  ausserdem  noch:  po  malern  hau 59, 
47.  (Andere  Locale  auf  u:  vdetinstvubö,  o...  Dominikubb  and  61; 
zdkonu  59,  6;  na...  synu  59,  14  und  v  domu  60,  1  gegen  zähme  56, 
15;  59,  13;  napocdtce  58,  30;  stave  Q0  ;  bludt  60,  46  und  andere.) 
Im  selben  Jahrgang,  S.  232—238 :  po  vkem  svStu  235,  46  gegen  na 
svete  235,  9.  (Andere  Locale  auf  w  :  na  vrchu  234,  41  und  na  osliku 
237,  10  gegen  na  boxe  232,  5;  «...  233,  15;  236,  5;  v  km  233, 
42  und  andere.)  In  einer  anderen  Parthie,  die  in  den  Ukazky  zu 
den  Listy  fil.  a  p.  V,  S.  1—19  vorkommt:  po  svetu  10,  3  und  17, 
35  gegen  na  svete  7  39.  Ausserdem  po  mestu  6,  41  und  7,  3  gegen 
ernste' 6,  13;  13,19;  13,20;  18,  44;  po  deidtku  12,  3;  poJezu- 
kristu  1 3, 23  (dieser  Local  kommt  jedoch  auch  ohne  po  häufig  vor) ; 
dagegen :  po  ostrove  12,  39  und  po  nekolice  denech  10,  29,  wo  wir 
demnach  nekoliku  erwarten  könnten.  (Andere  Locale  auf  u :  o  so. 

ProkopuX,  nacasub,  40;  upostu7,9;  na  listku  1 ,  \1 ;  o...Petru 
11,20;  o*f*<16,9;  uhuhu  17, 1 ;  o...  apostolu  \1 ,22  -  Damakku 
18,44;  19,  5  und  efemu  5,  34;  6,  45;  7,  5;  7,  7;  7,  26;  7,  31; 
8, 20 ;  18;  29  und  auch  na  telu  8,  22.  Diesen  Localen  auf  u  stehen 
folgende  auf  e  gegenüber :  bfexe  2,  17;  boxe  3,  21;  3,  23;  3,  30; 
3,  39;  12,  13;  13,  1;  v  kostete  4,  15;  6,  34;  »bore  4,  37;  oW 
5,15;  1^5,28;  11,11;  (fc*rV5,30:  *a m*w><*  12, 24 ;  12,39; 
t>c*rdW  15,  7;  16,  19;  16,  20;  16,  23;  16,  35;  pH  smysle  15, 
44;  pHkladd  17,  21  und  $taii  18,  5.  Hier  wurde  die  Vollständig- 
keit angestrebt,  um  das  Verhältniss  beider  Arten  von  Localen  im 
Pass.  zu  veranschaulichen.)  In  dem  als  Beilage  zur  Abhandlung 
Uber  die  weichen  e- Silben  im  Altb.  von  Gebauer  beigegeben  Theile 
(Separatabdr.  S.  55 — 76):  po  svetu  55,  6  und  55,  29  gegen  na 
svSte  59,  38;  60,  1;  68,  29;  69,  33;  75,  6.  Von  anderen 
wichtigen  Localen  auf  u  kommen  hier  vor :  opoidtku  55, 2 ;  v  domkm 

Archiv  ftr  «liviiche  Philologie.  IX.  41 


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626 


W.  Vondrik, 


56,  32;  carodtjniku  63,  14;  o  Pavlu  6,  25.    Auf«:  ve  sne  56,  3; 
po  tomto  tivoti  58,  12  (diese  Form  behauptet  sieh  fast  Überall  im 
Altb.j ;  boxe  68,  27;  73,  28;  na  pocdtce  74,  26;  v  smysle  74,  30. 
Vgl.  auch  po  nkkolici  57,  38.    In  den  Listy  fil.  a  p„  VHI,  S.  309 
bis  319,  ist  nur  po  malern  casu  315,  14,  ausserdem  neben  anderen 
noch  v  bHiku  (o-Stamm)  311,  10;  311,  12;  311,  16;  311,  22; 
311,  26;  r  duchu  312,  2;  318,  1;  v  rddu  312,  4;  312,  6;  312,  7; 
312,23;  312,31;  o  synu  312,  38;  312,  14;  312,42;  o  Janu  312. 
38;  312,43;  f>«torc314,  38;  na  ddblu  318,  31 ,  und  natürlich  auch 
domu,  das  hier  4  mal  vorkommt.  Auf  e:  na  pocdtce  312,  36;  312, 
44;  na  Wtf310,  32;  310,  33;  316,  9;  na...  316,  22  etc.  Inder- 
selben Zeitschrift,  Jahrgang  IX,  S.  129—147,  kommt  einmal  svetu 
auch  nach  einer  anderen  Präposition  vor:  v  tomto  svetu  130,  43, 
sonst  ist  hier  Uberall  e  :  na  svM  130,  40;  131,  23;  140,  34;  140, 
37.    Auf  u  noch  :  v  casu  130,  29;  po  poslu  136,  34;  r  duchu  135, 
28;  na  katu  138,  9.    Auffallend  ist  aber  wieder:  po  vsem  mistu 
144,  35,  da  sonst  überall  hier  6:  v  meste  144,  16;  146,  30  etc. 
Vgl.  auch  po  stu  132,  24.  Auf  e  :  boze  132,  23;  135,  27;  140, 
7;  142,  21;  t>  umy*&  141,  4;  na...  141,  24;  na  Mite  142,  2; 
t?  omy/e  145,  41. 

Aus  diesen  Belegen  folgt  unzweifelhaft,  dass  in  den  erwähnten 
Parthien  des  Pass.  nach  der  Präposition  po  der  Local  svetu  aus- 
schliesslich angewendet  wurde,  während  nach  anderen  Präpositionen 
die  Form  stete  und  nur  einmal  svetu  auftritt.  Aber  auch  andere 
Substantive  erschienen  nach  dieser  Präposition  häufig  in  der  u- Form. 
Wenn  nun  dieser  Beweis  sich  bloss  auf  das  Pass.  beschränken 
würde,  so  könnte  es  höchstens  nur  als  eine  Eigentümlichkeit  seiner 
Sprache  aufgefasst  werden,  die  sonst  keine  weitere  Bedeutung  hätte. 
Es  lassen  sich  jedoch  die  Belege  dafür  auch  weiter  aus  anderen 
Denkmalen  anfuhren.  In  den  erwähnten  Ukazky  haben  wir  S.  25, 
V.  87 :  svetu  po  vsem  und  S.  33,  V.  14,  in  dem  Bruchstücke  des  Dal. : 
po  svetu,  das  mit  osvetu  reimt.  Im  Mast. :  po  svim  prdvu  315  und 
po  tvem  licu  385;  dagegen  aber:  po  vhem  sviti  V.  55.  Freilich  ist 
diese  Form  hier  durch  den  Reim  hervorgerufen,  da  svetie  vorher- 
geht. In  der  KRokmb. :  po  prdvu  29  und  47.  Im  iwittb.  hatten 
wir  einmal  po  vsem  svSte  (Hymn.  Ambr.)  und  svM  mit  den  Prä- 
positionen na  und  v  dreimal.  Hier  kommt  auch  po  chlebi,  Gant. 
An.  5,  vor.    Dagegen  muss  hier  auf  po  mistu  58,  7  und  58,  15 


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Ueber  die  LocalenduDgen  -e  and  -a  der  v-  and  o-Stümme  etc,  627 

aufmerksam  gemacht  werden,  da  sonst  überall  nach  anderen  Prä- 
positionen meste  steht  (z.B. 47, 9;  67,6;  72,20;  83,7;  118, 54  etc.  ). 

Im  Hrad. :  po  svetu  (Prok .) ,  V.  649,  gegen  na  svete  994  n.  po 
vsemteluliO  gegen  na  tele  US  u.  9  tf&613,  904.  Ferner  pokldsteru 
Ö46,  aber  />o  «>atfm  Prokops  927.  Mar.  Magd. :  po  Mm  poUebu 
690  ;  po  rozumu  857  und  po  prostratlu  938,  aber  po  jmene  799  (im 
R.).  Belehrend  wäre  hier  auch  der  Reim  po  jejie  vzvolenjü  313 
mit  k  ute&enjü  314,  doch  kommen  ähnliche  Schreibangen,  wie  die 
des  Locals,  hier  noch  einige  mal  im  Texte  vor,  z.  B.  V.  896 ;  909  : 
349.  Im  Umucent:  po  malern  öasu  356  und  po  vSem  svetu  6\2 ,  ausser- 
dem po  svem  prdvu  533.  Desat. :  po  mdlu  938  (kann  auch  der  Dativ 
sein,  doch  nach  dem  jetzigen  Sprachgebrauch  erwarten  wir  hier  den 
Local) ;  po  naiem  hHechu  1 155  und  po  hriechu  912  und  1 145.  Aus 
dem  V.  1155  ersieht  man  also,  dass  hriechu  in  der  Wendung  po 
hriechu  in  der  Zeit,  wo  unser  Denkmal  abgefasst  wurde,  schon  als 
Local  aufgefasst  wurde.  Dass  dies  jedoch  ursprünglich  nicht  der 
Fall  war,  dafür  spricht  der  Umstand,  dass  wir  nirgends  im  Altb. 
die  Form  po  hfiesi  finden,  während  der  Local  hrte&e.  wie  wir  sehen 
werden,  selbst  noch  bei  Stitnf  undHus  vorkommt.  Es  ist  demnach 
dieses  hriechu  ursprunglich  eigentlich  ein  Dativ,  der  erst  später  als 
Local  aufgefasst  wurde.  Dasselbe  gilt  auch  von  der  Wendung  po 
prdvu,  die  wir  schon  mehrmals  vorfanden.  Po  hriechu  ist  schon 
ebenfalls  mehrmals  citirt  worden.  Es  kommt  noch  vor  im  Mast, 
V.  148;  im  Alz  V.  252,  1649  etc.  Im  Gedichte  0  bohatci  kommt 
noch  po  maUm  casu,  V.  317  (im  R.)  vor. 

In  der  AlxV. :  po  vsem  svitu  1028 ;  svitu  po  vsem  2349  gegen 
v  svete  305 ;  792;  2341  und  na  svete  1231 ;  na  svetu  517  ist  durch 
den  Reim  bedingt ;  ferner  po  sledu  23 1 2  (im  R. ) ;  po  svem  prdvu  7 1 ; 
dagegen  aber  auch  po  mdlem  base  94  (im  R.) ;  po  boxe*  321 ;  po  posle 
1987  (im  R.)  ;  in  AlxH. ;  (po  s)ledu  351  (im  R.) ;  vgl.  auch  pojednom 
<fttt<234;  imAlxBM. :  pozisku  222  (jedoch  zweifelhaft) ;  in  AlxB.  : 
po  prachu  134  und  ÄlxM. :  po  ledu  69. 

In  der  Kot. :  po  vsem  svitu  1988  gegen  sveti  mit  anderen  Prä- 
positionen 40;  120;  221;  388;  461;  1333;  1780;  1982;  2028: 
3484;  po  ücinku  2939  (im  R.) ;  po  vkem  viku  1673  (im  R.) ;  po  osudu 
1694  (im  R.)  und  po  hHechu  1835;  po  licku  698  (im  R.)  ist  der 
Dual,  wie  das  ihm  vorhergehende  Adj.  zeigt;  na  licku  879  (iniR.) 
könnte  der  Loc.  Sg.  sein;  po  prdvu  1341 .  Dagegen  aber:  po  slu- 

m  41* 


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628 


W.  VondrAk, 


necnem  zdpade  3221  (im  R.j .  Andere  wiebtigere  Loeale  anf  u  hier : 
na  trdecku  741  und  2392:  na  vrchuWU  (imR.)  und  selbstverständ- 
lich auch  domu  909  (imB.) ;  1876  (imR.) ;  3366;  3370  (imR.).  Von 
denen  anf  e  verdienen  hervorgehoben  zu  werden:  smysle  101  (im 
R.) :  602  ;  953;  2147  (imR.)  und  rozmysle  1400  (imR.);  boze  1415 
(imR.);  1659  etc. 

Im  Alan  (Svatovitsky  Rukopis.  Kvydanf  npr.  A.  Patent.,  V. 
Praze  1886),  S.  1—57 :  po  v*em  svetu  V.  43;  105 ;  po  svetu  111; 
250  gegen  na  stete  565;  1448 ;  na  vkem  stete  623  (hier  noch  neben 
anderen:  v  auchu  1087;  v  oblaku  873  (imR.)  etc. 

Es  läast  sich  demnach  nachweisen,  dass  nach  der  Präposition 
po,  die  in  diesen  Fällen  ursprünglich  den  Dativ  bei  sich  hatte,  am 
ehesten,  der  Local  auf  u  in  Folge  der  Verwechslung  des  Dativs  mit 
ihm  folgen  konnte.  Dies  zeigte  sich  am  deutlichsten  in  der  Wen- 
dung po  svetu. 

Um  nun  den  weiteren  Verlauf  der  Beeinflussung  der  e-Formen 
durch  die  u-Formen  verfolgen  zu  können,  müssen  wir  ein  Denkmal 
aus  der  späteren  Zeit  nehmen.  In  dem  Bruchstücke  aus  den  >  Knihy 
uceni  kfeslanskeho«  von  ÖtftnfV^b.I,  S.  675—744,  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrh.,  tritt  folgendes  Verhältniss  zu  Tage:  zdkone 
678,14;  741,  37;  po  boze  679,35;  r... 690, 12;  696,13;  «...702, 
7;  nasvetfföS,  13;  700,18;  717,1;  o  hKM  701,  2;  x>  iivoii 
711,17;  u  purputi  737,  1 1 .  Dagegen  kvasu  687,  .19:  734,3; 
po  svetu  688,  9;  stavu  690,  20;  734,  24;  sudu  693,  9;  709,  5; 
709,  33;  klamu  697,  28;  hnevu  697,  29;  o  bohu  698,  30;  699,  8; 
proroku  705,  37  ;  po  svem  simyslu  708,  7;  koru  716,  37 ;  719,  1 ; 
*rī722,  37;  726,  17;  pohnechu  727,  7;  listu  727,  25  ;  synu  729, 
33;  stanu  730,  30;  obrazu  730,  36:  bysu  737,  12.  Nattirlich  domu 
auch  überall:  677,  2;  683,  20  etc.  Die  Loeale  auf  u  bilden  dem- 
nach hier  eine  grosse  Majorität.  Nicht  so  die  Neutra,  bei  denen 
die  Form  auf  4  vorherrscht.  Mit  der  u-Endung  finden  wir  hier  : 
po  oku  684,  14 ;  o  desateru  692,  21 ;  na  slovu  712,  5 :  v präcu  714, 
15;  po...  715,  5  und  743,  7;  mhtu  732,  8;  po...  ruchu  737,  26; 
t>...  737,  31;  738,  2,  sonst  überall  ruli. 

Die  Tendenz,  die  nun  in  der  neuböhmischen  Sprache  fast  zum 
vollen  Durchbruche  gekommen  und  die  darin  besteht,  an  das  Thema 
nur  solche  Endungen  zu  setzen,  die  seinen  auslautenden  Consonant, 
namentlich  wenn  er  ein  Gutturallaut  ist,  nicht  ändern,  zeigt  sich  hier 


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üeber  die  Loctlendungen  -g  und  -u  der     und  o-Stämme  etc.  629 


schon  ganz  deutlich.  Nor  die  Form  boxe  hat  noch  mit  Erfolg  wider- 
standen ,  da  sie  noch  dreimal  vorkommt,  wogegen  bohu  hier  nur 
zweimal  auftritt.  Auch  hrieke  ist  noch  nicht  unterlegen.  Diese  Form 
zeigt  sich  noch  in  den  Schriften  des  Hus.  Wir  finden  hier  (Vy  b.  II, 
S.  181—228)  folgende  Locale  auf  i:  priklade  181,  5;  zivote  184, 
35;  1B7,  25;  194,  9;  213,  31;  213,  36;  v  hheU  196,  33;  201, 
21;  214,  21;  217,  5;  t>  Aimi  198,  30;  zäkoni  199,  2;  223,  11; 
povhemsviti  199,  36;  «...  212,  6;  213,  9;  ümysle  217,  28  gegen: 
skutku  182,  27;  184,  20;  osliku  184,  8;  189,  17;  190,  20;  pri- 
chodu  186,4;  krstu  189,  3;  189,  4;  189,  6;  po&tum,  18;  duchu 
192,5—6;  192,25;  192,33;  hodu  193,  25:  198,  26;  clovcku 
209,  7;  cfodmu  209,  36;  po  com  212,  32;  213,  12;  pdnu  321,  4; 
223,4;  sboru  226,  14  und  mistru  226,  34.  Von  den  o-Stämmen: 
slovu  186,  30;  199,  6;  203,  31;  osldtku  189,  28.  Hier  kommt 
auch  onasyceniKrisiovu  191, 35  vor,  also  eine  Form,  die  uns  schon 
aus  dem  i  Wittb.  bekannt  ist. 

Die  Erscheinung  des  Ueberhandnehmens  der  Localformen  auf 
u  erkläre  ich  mir  demnach,  wenn  ich  nun  Alles  zusammenfasse,  auf 


\*1 

u-Declination  auf  u,  wie  vrcbu,  domu.  Ausserdem  wurde  noch 
häufig  die  Präposition  po  mit  dem  Dativ  construirt.  Belege  dafür 
haben  wir  z.  B.  in  po  podanemu  in  den  Gregoriusglossen,  pojaxyku 
svemu  und  posvatym  Dal.  po  tfem  siom  KRozmb.  etc.  Ebenso  ist  po 
suchu,  2Wttb.,  ein  Dativ.  Im  XIII.  Jahrh.  masste  dieser  Gebrauch 
des  Dativs  noch  sehr  im  Schwünge  gewesen  sein.  Man  hatte  dann  vor 
allem  Wendungen  wie  po  hHechu,  po  prdvu,  po  svetu,  po  licu  etc. 
Die  beiden  enteren  möchten  offenbar  zu  den  bei  Miklosich  (Vgl. 
Gramm.  IV  2,  S.  628  sub  d)  bezeichneten  Dativ  der  Angemessen- 
heit gehören  und  po  hfiechu  wäre  ursprünglich  nur  nach  bestimmten 
Zeitwörtern,  wie  etwa  2iti  po  hHechu  etc.  möglich  gewesen.  Wenn 
es  nun  auch  eine  bekannte  Thatsache  ist,  dass  in  den  anderen  sla- 
vischen  Sprachen  der  Local  nach  po  statt  des  Dativs  insbesondere 
wie  auch  überhaupt  die  Localendungen  u  sich  geltend  zu  machen 
suchte,  so  muss  wohl  zugegeben  werden,  dass  im  Altb.  die  Locale 
domu,  vrehu  und  vielleicht  auch  noch  andere  die  Auffassung,  po 
svfctu  etc.  sei  auch  ein  Local,  sehr  leicht  fördern  konnten.  Daher 
po  svöm  pravu,  po  nasem  hHechu,  po  vsem  svetu,  das  wir  in  den 
älteren  Denkmalen  fanden.  Wie  leicht  der  Dativ  mit  dem  Local 


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630 


W.  Vondnik, 


seine  Rolle  vertauschen  konnte,  geht  auch  ans  dem  Umstände  her- 
vor, dass  wir  schon  in  den  altböhmischen  Denkmalen  Localformen 
mit  der  Endung  ovi,  die  also  ursprünglich  dem  Dativ  angehört, 
vereinzelt  vorfanden,  so  z.B.  nakralikovi,  2Gloss.  90, 13;  v  hos- 
podinovi  30,  7  und  po  haziliSkovi,  ÄWittb.  90,  13;  o  Prokopovi  4, 
o  dedifcevi,  po  Bfecislavovi  784  im  Hrad.  Prokop,  o  sv.  Nazarovi, 
Pass.  Listy  fil.  294 ;  v  hromovi,  Alan  535  n.s.  w.  Anch  kann  das 
mit  berücksichtigt  werden,  dass  z.  B.  bei  den  Femininis  der  Dativ 
immer  gleich  ist  dem  Local  im  Sg. 

War  nun  also  der  Gebrauch  des  Locals  auf  u  ausgedehnter,  so 
konnte  er  auch  seinen  Einfluss  auf  andere  Fälle,  wo  auch  selbst 
die  Präposition  po  nicht  vorkam,  erstrecken ;  daher  dann  v  blesketu, 
na  svetu  etc.  Dass  er  sich  vor  Allem  in  Deminutiven  auf  -cek, 
-cko  und  überhaupt  in  Substantiven,  die  vor  der  Endung  e  zwei 
Consonanten  hatten,  von  denen  der  zweite  verändert  werden  musste 
und  dann  mit  dem  vorhergehenden  eine  nicht  ganz  vertragliche 
Combination  bildete,  eingebürgert  hatte,  müssen  wir  zugeben,  da 
wir  in  solchen  Fällen  in  den  Denkmalen  immer  nur  u  fanden : 
zKecku,  zGloss. ;  jedinäcku  etc.  statt  zrieccS.  Jetzt  vermeidet  die 
Volkssprache  diese  zwei  Consonanten  in  Fällen,  wo  eine  substitui- 
rende  Endung  nicht  eintreten  kann,  auf  eine  andere  Art,  indem  sie 
z.B.  statt  zebracce :  iebrajce  sagt,  ein  Mittel,  das  auch  der  poln. 
Sprache  bekannt  ist,  natürlich  in  bestimmten  Fällen.  Dieser  Process 
der  sich  ändernden  Auffassung,  als  sei  po  svetu  ein  Local,  kann 
wohl  in  das  XIII.  Jahrh.  versetzt  werden,  wenn  wir  die  Denkmale 
aus  dieser  Zeit  prüfen.  Dass  ihre  Anzahl  leider  eine  nicht  sehr 
bedeutende  und  dass  sie  selbst  nicht  umfangreich  sind,  mit  Aus- 
nahme einzelner,  deren  Abfassungszeit  in  das  Xm.  Jahrh.  fallen 
muss,  deren  Abschriften  uns  aber  erst  ans  dem  XIV.  Jahrh.  erhalten 
sind,  ist  bekannt.'  Um  sicherer  hier  urtheilen  zu  können,  mtlssten 
wir  demnach  mehr  Material  haben.  Wir  werden  jedoeh  kaum  fehlen, 
wenn  wir  annehmen,  dass  die  Locale  auf  u  im  XIII.  Jahrh.  schon 
in  einer  beträchtlichen  Anzahl  auftreten,  dass  sie  aber  dennoch  denen 
auf  e  gegenüber  zumeist  in  der  Minorität  sind.  Eine  Ausnahme 
bildet  z  Gloss.,  da  sie  hier  in  der  Majorität  sind.  Bei  solchen  For- 
men, die  noch  nicht  vollends  zur  Geltung  gekommen  sind,  kommt 
freilich  sehr  viel  auf  die  Individualität  des  Schreibers  an.  So  war 
wiederum  die  Anzahl  der  Locale  auf  u  in  der  KRoimb.  eine  schein- 


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Ueber  die  Localendungen  -e  and  -u  der  t>-  and  o-Stämme  etc.  631 

bar  viel  zu  geringe.  Freilich  kommen  hier  nur  1 1  i- Stämme  mit 
der  Localendnng  e,  wovon  eich  einzelne  häufig  wiederholen.  Viele 
davon  können  auch  jetzt  noch  mit  der  e-Endung  auftreten.  Von 
dieser  individuellen  Freiheit  müssen  wir  natürlich  jene  Falle,  in 
denen  wir  im  Local  unbedingt  ein  u  erwarten  und  die  auch  genannt 
wurden,  ausschliessen. 

Erst  später  im  XIV.  Jahrh.  und  namentlich  gegen  sein  Ende, 
wurde  der  Gebrauch  der  Locale  auf  u  allgemeiner,  was  darauf 
zurückgeführt  werden  mnss,  dass  die  u-Endung  keine  Veränderung 
des  vorhergehenden  Consonanten  verlangte,  weshalb  sie  die  Sprache 
namentlich  bei  den  Gutturalen  bevorzugte.  Dadurch  wurde  all  mal  ig 
jenes  Verhältniss  der  beiden  Locale  angebahnt,  welches  in  der 
heutigen  Sprache  noch  geltend  ist. 

Wenn  weiter  in  dem  Umstände,  dass  nach  der  Präposition  po, 
die  ursprünglich  hier  den  Dativ  bei  sich  hatte,  dieser  später  als 
Local  aufgefasst  wurde,  das  Aufkommen  der  Localendnng  u  wesent- 
lich seinen  Grund  hatte,  so  folgt  für  mich  daraus,  dass  in  den  Ideal- 
formen wie  Heu,  mesiecu  das  u  eben  als  solches  zumeist  zu  lesen 
sei  und  dass  wir  es  hier  nicht  immer  mit  analogen  Schreibweisen 
zu  thun  haben.  Dass  hier  jedoch  nur  an  solche  Denkmale  zu  denken 
sei,  die  aus  dem  XIII.  und  aus  dem  Anfange  des  XIV.  Jahrh.  stam- 
men, habe  ioh  schon  oben  erwähnt.  Wenn  nämlich  das  Umlaut- 
gesetz  des  u  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrh.  etwa  zu 
wirken  begann,  so  wurden  gewiss  noch  die  meisten  Dative  wie 
mesiecu,  liou  etc.  in  dieser  Zeit  auch  so  ausgesprochen.  Aus  dieser 
Zeit,  ja  vielleicht  noch  aus  einer  früheren,  stammen  nun  die  er- 
wähnten Looalformen  und  mussten  demnach  zumeist  auch  so  aus- 
gesprochen werden.  Erst  als  der  Umlaut  vorgeschritten  war,  da 
erst  kann  man  wohl  annehmen,  dass  häufig  noch  ein  u  geschrieben, 
wo  schon  ein  t  ausgesprochen  wurde. 

Für  die  Aussprache  des  u  spricht  auch  der  Umstand,  dass  solche 
Formen  noch  jetzt  im  Polnischen,  Ober-  und  Niederserbischen,  also 
in  Sprachen,  die  doch  mit  dem  Böhmischen  so  viel  gemein  haben, 
ganz  regelrecht  sind.  Die  angegebenen  Erklärungen  würden  uns 
die  Annahme  eines  eigenen  zwischen  u  und  %  stehenden  Lautes, 
wenigstens  für  die  frühere  Periode,  als  überflüssig  erscheinen 
lassen.  Für  die  spätere  Periode  will  ich  es  vorläufig  nicht 
behauptet  haben. 


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632 


W.  Vondrik, 


Und  nun  wollen  wir  znm  Schlüsse  untersuchen,  wie  ein  Denk- 
mal, über  dessen  vergilbten  (?)  Pergamentblättern  die  Wogen  philo- 
logischer Proteste  schon  zusammen  zu  schlagen  drohen,  sich  unseren 
Localformen  gegenüber  verhalte.  Es  ist  dies  die  bekannte  Königin- 
hof er  Handschrift,  das  nunmehrige  Schmerzenskind  Hanka's  in  der 
böhmischen  Literatur. 

Von  den  Localen  der  ^(u)  -Stamme  auf  e  haben  wir  hier 
folgende  (ich  benutzte  die  photographische  Ausgabe  von  Vrlatko): 
c***«la22;  12b  8;  na  vrse  In  22;  6b  28:  v  lese  lbZZ;  5al2: 
Cal;  6b  12;  po...  12a  13;  v  mirS  2a  27:  7b  29;  na  zächode 
2a  32  ;  2b  17— 18;  12a  7;  v  zlatohlave  2  b  S  :  t> 3b  3 ;  4b 
22;  na  vzchode  3  h  31  ;  v  täbore  4  a  27;  na  chlumce  4b  1 5 ;  na 
hradefa  12;  t>...  6a  30;  na...  Ha  12;  «...  IIa  32;  IIb  4;  vkroce 
6b  5;  vptede  6b  20;  6b  30;  7a  17;  t>  uvale  6b  32;  t>*roc*  7a 
22;  poräzeS&lb;  r  sHte  10a  2;  /w>  Jct'fcf  10a  8  ;  vroz«  10a 
16;  t>A/w*?  10b  25;  © pochladecce  IIb  26;  IIb  29;  v  borecce  (eig. 
borece)  IIb  26—27  ;  »a palüce  IIb  28  ;  t>  fcorc*  IIb  30;  na  konice 
12a  3;  nadubS  12a  31;  r  sade  12b  15;  c  stozc  12b  16;  v  rovecce 
(eig.  -ece  1 2b  22  und  ausserdem  auch  der  o- Stamm  po  zalnem  srdecce 
(eig.-ece)  12a  25.  Auf  u  haben  wir  hier  nur  zweiLocale,  nämlich  na 
vrchu  6b  1 9,  doch  ist  die  Endung  ausradirt  und  nach  der  photograph. 
Ausgabe  ist  es  hier  unmöglich,  ein  u  oder  e  zu  finden  Jirecek  hat 
in  seiner  Ausgabe  von  1879  und  auch  Vfb.  I  23,  V.  17:  vrcÄu,  im 
selben  Gedicht  haben  wir  6  b  28 :  vrse,  das  ausserdem  noch  einmal 
sich  wiederholt,  la22)  und  dann  r  pfedu  lb32.  Doch  ist  der  Grund 
ganz  einleuchtend,  warum  der  Local  auf  u  hier  endet.  Der  ganze 
Vers  lautet  nämlich :  Henes,  Benes  v  pi  edu  jede.  Wenn  wir  vprede 
hineinsetzen,  so  haben  wir :  Benes,  Benes  v  prede  jede,  es  hätte 
hier  demnach  jede  Silbe  einen  e-Laut  und  die  vier  letzten  würden 
gar  einen  schlechten  Reim  bilden,  was  offenbar  dem  modernen 
Dichter  auch  schon  nicht  gefallen  konnte.  Es  sind  hier  also  28 
^-Stämme  (wenn  wir  auch  denu-Stamm  vrch  dazu  rechnen)  in  46 
Localformen  auf  e  und  nur  zwei  Local e  auf  w,  von  denen  noch  der 
eine  nicht  sicher  ist.  Ein  solches  Verhältniss  haben  wir  in  keinem 
altböhmischen  Denkmal,  selbst  nicht  in  der  KRoimb.,  die  am 
meisten  die  S-Formen  bevorzugte,  gefunden.  Hier  kommen  aller- 
dings nur  2  Localformen  (wenn  wir  domu  nicht  dazu  rechnen)  gegen 
3$  Localformen  vor,  aber  sie  gehören  nur  11  Substantiven  an  und 


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Ueber  die  Localendungen  -e  und  u  der  V  und  o-Stämme  etc.  633 

die  meisten  davon  können  noch  jetzt  gebraucht  werden.  Etwas 
anderes  haben  wir  in  der  Königinhofer  Handschrift.  Es  sind  hier 
zwar  auch  Locale,  die  jetzt  noch  gebraucht  werden,  aber  die 
ändern  an  der  Sache  gar  nichts.  Wir  würden  hier  vor  Allem 
einen  Local  vrs&  gar  nicht  erwarten.  Ferner,  die  Deminutiva 
sollten  ein  t#  haben,  welches  wohl  auch  hie  und  da  nach  [der  Prä- 
position pOj  die  hier  in  solchen  Fällen  5  mal  und  bei  den  Neutris 
etwa  2mal  (potvemslove  lal4;  pojutre  la28— 29)  stehen  könnte. 
Von  Localen,  wie  mesiecu,  Heu  etc.,  die  wir  so  häufig  antrafen,  ist 
hier  keine  Spur,  sondern  es  kommt  hier  nur  po  vsem  nebi  1  b  69; 
po  nebi  2a  7 ;  4 b  30  etc.,  v  hofi  8b  30 ;  na  jednom  lozici  1 1  b  10 
(dieses  Wort  kommt  auch  im  i Gloss.  vor) ;  v  poli  1 2b  12;  12b  14 
u.  s.  w.  Ich  will  jedoch  auf  Letzteres  kein  besonderes  Gewicht 
legen,  da  man  mir  sonst  vorwerfen  würde,  ich  suche  die  Echtheit 
der  Kön.  Handschrift  dadurch  zweifelhaft  zu  machen,  dass  ich  be- 
haupte, keine  falschen  Formen  darin  finden  zu  dürfen.  Die  Er- 
fahrung hat  leider  gelehrt,  dass  man  den  Verth eidigern  solche  Ver- 
drehungen znmuthen  kann.  Es  ist  überhaupt  zu  wünschen,  dass 
die  überheizten  journalistischen  Köpfe  weniger  ihre  Thätigkeit,  als 
es  leider  bis  jetzt  zumeist  der  Fall  war,  hier  concentriren.  Ihnen 
bleibt  ja  ein  anderes  Terrain  noch  ganz  offen,  die  Königin  hofer 
Handschrift  retten  sie  nicht;  sie  strotzt  von  Ungereimtheiten,  die 
sich  einfach  aus  dem  Zustande  der  altböhmischen  Literatur  nicht 
erklären  lassen. 

Und  die  Chemiker?  Die  werden  sich's  wohl,  bevor  sie  mit  den 
versprochenen  Beweisen  vor  die  Oeffentlichkeit  treten ,  überlegen, 
ob  sie  ihre  Wissenschaft,  oder  ob  sie  die  Königinhofer  Handschrift 
retten  sollen. 

Literatur  und  Abkürzungen. 

Alz.  mm  Zbytky  rymovanych  Alexandreid  staroceskych.  Vydali  Martin  Ha ttala 
a  Adolf  Pate ra.  VPraze  1881.  Die  einzelnen  Fragmente  .  AlxB.  Bit- 
weiser Fragment,  8.  72—80 ;  AUBM.  mm  einst  der  Stadt  Bndweis,  jetzt 
dem  böhmischen  Museum  in  Prag  gehörendes  Fragm.,  S.  81 — 89 ;  AlxH. 
=  Neuhauser  Fragm.,  S.  60 — 71 ;  AlxM.  =  ein  anderes  Fragm.  im  Mo« 
senm,  S.  90—  93;  Alxk.  —  äafsüks  Fragm.,  8.  94  —96  und  schliesslich 
AlxV.  =  St.  Veiter  Fragm.  in  der  Bibliothek  des  Domkapitels  su  Prag, 
S.  1  —  59. 


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634         W.  Vondrak,  üeber  die  Localendungcn  -«  nnd  -u  etc. 

APD.  -  Dobrovsky's  Bruchstück  der  Apostellegende  in  Listy  fil.  a  p.  VI, 

8.  140—142. 

APs.  -=  SafaKks  Bruchstück  derselben  in  Vyb  II,  8  1—6. 
CCMu».  =  Öasopis  Öesk6bo  Mnsea. 

Hrad.  mm  Ilradecky  rukopis.  Vydal  A.  Patern.  V  Praae  1881. 
Kai.  mm  &\v0t  sv.  Ksteftny.  Vyd.  J.  Pecirka  a  K.  J.  Erben.  V  Praae  1860. 
KRoimb.  —  Kniha  Roimbereka  in  den  Listy  fil.  a  p.  VII,  8.  363—292. 
Matt.  —  M&sdckaf,  Fragm.  des  Quacksalbers  in  Listy  fil.  a  p.  VII,  S.  91—105. 
Post,  mm  Passionale  (der  ältere  Theil) ;  Bruchstücke  daraus  in  den  Listy  fiL 

a  p.  nnd  in  Gebauer  s  Abhandlung  .  lieber  die  weichen  e-Silben  im  Alto.., 

wie  oben  angegeben. 
Vyb.  I  mm  Vybor  z  lit  ccske.  Dil  prvni.  V  Praae  1845. 
Vyb.IImm     M      „      M      „  drnhy.  OdK.J.  Erbena.  V Praae  1 857 u. f. 
ZGloss.  -  2alta*  glossovany  v.  Patera  in  CÖMua.  1879,  405-417  u.  481-533. 
Ausserdem  noch :  &Klem.  —  2altai  klemenünsky,  ungedruckt,  £Pod, 

-  iPodebradsky  aus  d.  J.  1396;  ZTruh.  -  v.  Truhlaf  aufgef.  in  Listy 

fil.  a  p.  VIII,  8.  142—147  und  vor  Allem 
iWiÜb.  mm  ialta*  Wittenbersky.  K  tisku  pfipravil   Dr.  J.  GebaneT. 

V  Praze  1880. 

Die  anderen  Quellen  werden  im  Texte  vollständig  ciUrt. 

W.  Vondrdk. 


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Mythologische  Skizzen. 


In  meinem  Lihgoartikel ')  (Archiv  VIII,  629—639)  glaube  ich 
bereits  die  Wichtigkeit  ethnographischer  Beobachtungen  für  die 
Erforschung  letoslavischer  Mythologie  bewiesen  zu  haben.  Eine 
Hauptaufgabe  der  «niederen«  Mythologie  ist  es  gerade,  historische 
Zeugnisse  über  Götter  und  Mythen  nachzuprüfen  und  sozusagen  zu 
localisiren.  Wie  es  bei  Herausgabe  alter  Texte  unmöglich  ist,  nach 
Massgabe  dieser  Literaturdenkmäler  sich  ein  vollkommenes  Bild 
zu  machen  von  dem  Leben  der  Sprache  jener  Zeit,  ohne  dass  man 
heutige  Dialektkunde  zu  Rathe  zieht,  so  müssen  auch  die  zerstreuten 
Kachrichten  zur  slavischen  und  litauischen  Mythologie  aus  früheren 
Jahrhunderten  in  den  Ueberresten  mythologischer  Anschauungen 
von  heute  ihre  Erklärung  oder  sogar  Bestätigung  finden. 

Die  folgenden  Bemerkungen  sind  russischen  Quellen  zur  My- 
thologie der  Litauer,  sowie  weissrussisch-lettischen  Göttern  und 
mythischen  Liedern  gewidmet. 

I. 

Litauische  Götter  in  Joh.  Malalu  s  Chronograph  russischer 

Redaction  vom  Jahre  1261, 

A.  Brückner  hat  in  seinen  »Beiträgen  zur  litauischen  Mytho- 
logie« den  Bericht  der  galizisch-worynischen  Chronik  über  Götter 
und  Glauben  der  Litauer  zu  localisiren  gesucht,  um  hierin  auch  eine 
Erklärung  für  die  mangelnde  Uebereinstimmung  zwischen  dem  Be- 

*)  Cf.  die  Discussion  hierüber  in  der  lettisch-literarischen  Gesellschaft  zu 
Mitau  im  Jahre  1884  (Magazin  d.  Ges.  17,  2.  pag.  287/88  und  336).  Nachtrage 
und  neue  Belege  lassen  sich  in  Fülle  ans  dem  lettischen  Volksliede  anführen. 
Beachtens werth  ist  auch  das  10.  Lied  bei  Juikevic,  in  seiner  mit  russischen 
Lettern  gedruckten  Liedersammlung  (JübtobckU  h&poahmii  ntcBH  ct.  nepeao- 
äomt,  Ha  pyccKifi  usuki»,  St.  Petersburg  1867,  pag.  16),  wo  es  heisst: 

Bienehen  Hugo !  (schwinge  dich) 
Biene  Hugo,  liuago  1 
Der  Refrain  liugo  ist  dasselbe,  was  im  Lettischen  ligo  (leigo).  Das  Lied  stellt 
einen  alten  Flachszauber  dar.  Das  Wort  linago  ist  mir  unverständlich ,  kommt 
aber  als  Refrain  auch  in  einem  Georgsliede  (?)  p.  13  vor,  gesungen  nach  der 
alterthUmlichen  Kanon  weise,  litauisch  »Keturine«  genannt. 


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636 


Ed.  Wolter, 


rieht  des  samogi  tischen  Lustrators  Laskowski  und  den  Angaben 
der  Chronik  zu  finden.  Eine  Ergänzung  dieser  Angaben  findet  man 
noeh  in  dem  Chronographen  des  Johannes  Malala  russischer  Re- 
daktion in  dem  Capitel  Uber  den  heidnischen  Irrglauben  in  Litauen 
und  die  Volker,  welche  den  »Sowija«  (Sabas)  einen  Gott  nennen. 
Auf  diese  für  die  litauische'  Mythologie  wichtigen  Angaben  eines 
offenbar  westrussischen  Abschreibers  des  Chronographen  machte 
im  Jahre  1851  Fürst  M.  Obolenski  in  der  Einleitung  zu  seiner 
Ausgabe  l)  des  »JftTomiceiri  HepeHCjiaMÄ-CpAaACKarot  p.  XIX — 
XXH  aufmerksam.  Dieselbe  Stelle  hat  auch  F.  Dobranskij  in 
seiner  »Beschreibung  der  kirchenslavischen  und  russischen  Hand- 
schriften der  Wilnaer  Öffentlichen  Bibliothek« 2;  auf  S.  49  und  50, 
nach  einer  späteren  Abschrift  des  Chronographen  aus  dem  XVII. 
Jahrhundert  veröffentlicht,  ohne  jedoch  auf  die  schon  bei  Obolenski 
gegebene  Probe  Rücksicht  zu  nehmen.  Im  folgenden  gebe  ich  die 
auf  Litauens  Götter  bezügliche  Stelle  nach  der  in  Wilna  aufbe- 
wahrten, jedoch  aus  Suprasl  stammenden,  Handschrift  wieder  und 
füge  dem  eine  Interpretation  bei.  Die  Wilnaer  Suprasl'sche  Redaction 
ist  offenbar  vollständiger,  als  die  Moskauer  aus  dem  XV.  Jahrb. 

Dies  Capitel  ist  überschrieben  »CicaxeirB  noraHBcicui  np&iecTH 
ölith  eine Bo  h  b  äwtb^  HauieH«.  Am  Rande  steht  eine  offenbar  spä- 
tere Bemerkung :  ce  eerb  npe*ecn>  norairBCKan  h  bhähioh  äktbI  toc* 
boajuo  3joe  «irLio  h  ao  BnTOBTa,  6o  Bhtobtobv  xony  bo  Hp>ncoje  co- 
xr.ni  no  CMepni  h  noTOirB  no^iajra  nepecTaßaTH  Äeqnca.  Das  ist  der 
heidnische  Irrglauben,  in  unserem  Litauen  waren  diese  bösen  Dinge 
(Sitten)  Brauch  auch  bis  auf  Witowt,  denn  Witowt's  Frau  ver- 
brannte man  nach  ihrem  Tode  in  Ir'akola  *) .  Darnach  aber  hörten 
sie  auf,  sich  zu  verbrennen. 

COBIH  6t  MCJIOBtKT» ,  OyjlOBIBUrS  SMOV  AHBlfl  BSnpl».  H3eMI>Ä(e}  H3 

Hero  +  caie3emmi>.  h  BjacTb  6  (Ob.  efi)  Hcne^ni  poxeHUM  <B  Hero 
A*T€M  (fehlt  bei  Ob.)  wHiMtx(e)  mejwai  «.  pa3nrBBaBCA  na  poxb- 
ÄnriHxcA    Herw  Ä*Teä  noKwnamecA  chhth  b*  aa*.  wcMepMmi  Bpanj 


*)  Im  »BpeMeHHÄK*  Hmu.  MocKOBCKAro  06m.  Hct.  ■  ÄpeBHOCTeä  Poccii- 
ci*x*«,  1851,  Buch  9,  MateriaiL... 

*)  »OnüCAHie  pyKonxcex  Bu6hcko&  ny&H?Hoi  EaÄJioTOM  uepKorao- 
caiocim  i  pyceara«,  2.  Aufl.,  Wilna,  bei  Syrkiu.  (XXI  +  533  pag.) 

»)  D.  i.  IragoU  oder  Eiragola;  g  unaspirirt  su  sprechen,  wie  noch  heute 
im  Troklachen  Uiugost  fast  wie  ütukost  gesprochen  wird. 


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Mythologische  Skiwen. 


637 


ne  FB3Mwr  ä«bathmh  xortme  cbo«  oynojsTOB'L.  HiKOTopoM»  (dies 
Wort  fehlt  bei  Ob.)  poxenoii*  ffl  Hero  peicuie  chh«  ero  cKa3aßuiK) 
«M«  noyT  (fehlt  bei  Ob.,  der  bloss  »poxernjirB  ort  nero ,  pewiie 
ctiHOJTi«  hat).  opa-ria  xe  ero  HeroAOBaBinra  Hanb  oycnpocHCA  oy  hhx 
AOUieA  u3Bims  WTUfr  cbo  ero,  h  npiiu8  (Ob.  npiHAe)  dt.  a£%.  ucrirfo  xe 
ero  (Ob.  fehlt)  Beq(e)pABuno  ckhm,  ciTBopH  6 .ms  jojkc  h  norpe<5e  h 
B36MJH.  Ha  oyTpie  FBirpocH  ero  BicTaßmiMa,  Aoopo  jh  noKomue  hm£a-l 
ecH.  uraoMO»Ä(e)  Fwonißuiio,  wx,  qepßBMH  h3*ä6H  6ux  h  raAU,  na- 
KLiÄ(e)  na  oyTpin  CTBopn  cmh  Beqepio  h  baoäha'b  ero  bo  ckphhio 
ApeBAH«  (Ob.  BAOÄBmeMy  h  b-l  Apeßo)  h  nojOÄiu('B)  h  (cnan,).  Ha 
oyrpie  BinpocH  h,  tth'l  x(e)  peq(e)  ako  6vez2M*  n  KOMapw  mhoitjmh 
c n%ien  6va ,  oyxi  mh  ,  ako  taqiko  cnax.  naiai  s  (e)  Ha  oyrpie  ct- 

TBOpHBT,  KpaAS  UTHLHIA  B6AHKV  H  BpX/Ke  H  BT>  WTUh.     Ha  OyTpie  X6 

BT.ripocn  ero,  Ao6pt  ah  nomiA('B)  ecH.  wHOMoyat(e)  peKimo  ako 
4tTBJH>  BKOjuÖejH  cabako  cnax.  w  BOAHKaa  nptAecTB  AiaBOACKaa, 
AÄ-e)  in-Be^e  bi  ahtobcku  poA,  h  b*b  atb*3h,  h  bt,  npscu,  h  bt>  enx, 

H  Bt  AHÖT»,  H  HHUa  MHOna  A3UKU,  HX(e)  COBHUCK)  HapH»HOTCfl.  MHAHfö 

h  A(s)iuaM  cbohmb  csuja  npoBOAHHKa  bt>  a^x,  CoBBA,  ÖMBineM»  BAtTa 
ABHMeAexa.  H»(eJ  h  ni].i  nf.  m  V  pTBa  TeAeca  cboa  ctaLnraiOT  na  Kpa- 
Aax,  AKoac(e)  Axhabujc  h  BaiiTt,  h  hiuh  nopAAy  Gaihh.  Ciio  npi- 
.iecTE  Coßiio  (Ob.  Coßifi)  BtBeAe  bh*,  hä  itphhochth  jkd'btb»  cKBep- 
hmm  Ö(o)r(o)Mi  ÄHAießt  (Obol.  AnAaeBn)  h  HepKifHOBH  peKnie 
rpomr,  Hie  bo  P»h*,  perane  cyne  (Ob.  h  jKßopoyH*  perane  Coyirfe) 
h  TejA  BeAHKB  KyaHeir*  (Ob.  h  TejflßeAH  h  cb  Koy3Heio),  cKOBaßuie 
eMB  c(o)AHne,  ako  cb-bthth  no  3eMAH ,  h  ßraBepnino  en»  na  ne(5o 
c(o)AHue.  ch  Ä(e)  npeAecTB  cKBepHBA  npüue  bhe  ujt  Gahux.  a$t  xe 
hjtIiot  wt  AßiMejexa,  h  MHororro  poA»  cKßepnaro  Cob$a,  ao  cero  A*Ta 
BHAxe  naqaxosi  nncaTH  khhtm  ch,  ecTb  a*t  *r  h  y  h  II  h  s  a4t 
Toe  6ujo. 

Sowij  war  ein  Mensch.  Derselbe  fing  einen  wilden  Eber  nnd 
nachdem  er  9  Milze  aus  demselben  herausgenommen  hatte,  gab  er 
dieselben  seinen  von  ihm  gezeugten  Kindern  zu  braten.  Als  sie  aber 
dieselben  verzehrten,  erzürnte  er  sich  auf  die  von  ihm  erzeugten 
Kinder  und  versuchte  in  den  Hades  ;u  i..  Hölle)  einzudringen. 
Durch  acht  Pforten  konnte  er  dies  nicht,  in  der  neunten  erlaogte  er 
die  Erfüllung  seines  Wunsches,  indem  ein  von  ihm  gezeugter,  wie 
man  sagt,  Sohn  ihm  den  Weg  wies.  Seine  Brtide-  aber  zürnten 
ihm.  Und  er  forschte  sie  aus.  Angekommen  suchte  er  seinen  Vater 


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638 


Ed.  Wolter, 


auf.  Und  sie  kamen  (Vater  und  Sohn)  in  die  Hölle.  Nachdem  aber 
sein  Vater  mit  ihm  zusammen  zu  Abend  (Vesper)  gegessen,  bereitete 
er  ihm  ein  Lager  und  begrab  ihn  in  der  Erde.  Am  Morgen,  als  sie 
beide  aufstanden,  fragte  er  ihn :  hast  du  gut  geruht?  Als  er  aber 
aufseufzte:  »Och,  ich  ward  von  Würmern  zerfressen  und  Unge- 
ziefer«, so  bereitete  er  am  andern  Tage  (r.  Morgen)  wieder  das 
Abendmahl,  legte  ihn  in  einen  hölzernen  Schrein  hinein,  und  legte 
ihn  schlafen .  Am  Morgen  fragte  er  ihn  und  er  sprach :  Ich  war  von 
Bienen  und  Mücken  zerfressen,  sodass  ich  schwer  schlafen  konnte. 
Abermals  Morgen  errichtete  er  einen  brennenden  Scheiterhaufen  und 
warf  ihn  ins  Feuer.  Am  Morgen  fragte  er  ihn,  hast  du  gut  geschlafen  ? 
Er  aber  sprach :  wie  ein  Kindlein  in  der  Wiege  süss  habe  ich  ge- 
schlummert. 0  des  grossen  teuflischen  (diabolischen)  Wahnes,  den 
man  einführte  (einbürgerte)  im  litauischen  Stamm  (wörtlich  Ge- 
schlecht), und  bei  den  Jatvezi,  und  bei  den  Prasy,  bei  dem  Jem, 
und  bei  dem  Lib  (sc.  Stamme)  und  bei  vielen  anderen  Völkern, 
welche  Sowica  heissen :  die  da  glauben,  dass  Sowija  ihren  Seelen 
Wegweiser  (Pfadfinder)  ist,  während  er  Zeitgenosse  des  Abimelech 
war.  Und  dieselben  (sc.  die  genannten  Völker)  verbrennen  auch 
heute  ihre  Todtenkörper  auf  Scheiterhaufen,  gleichwie  AchileoB 
und  Eant  und  andere  nach  Brauch  der  Hellenen.  Diesen  Wahn- 
glauben führte  Sowij  bei  ihnen  ein,  sie  die  Opfer  bringen  den 
scheusslichen  Göttern,  dem  Andij  (Andyevfc,  nach  Obol.  Andajewi) 
und  dem  Perkun  das  ist  dem  Donner,  und  der  äevoruna  d.  i.  der 
Hündin,  und  Telvelik  der  Schmied,  der  ihm  die  Sonne  schmiedete, 
wie  sie  leuchtet  auf  Erden  und  der  die  Sonne  auf  den  Himmel  ge- 
setzt hat.  Dieser  böse  Wahn  kam  zu  ihnen  herein  von  den  Hellenen. 
Der  Jahre  aber  sind  von  Abimelech  an  und  dem  reichen  Geschlecht 
der  üblen  Sovej  bis  auf  unsere  Zeit  (auf  das  Jahr),  in  der  wir  an- 
fingen diese  Bücher  zu  schreiben  3446. 

Diese  von  uns  hier  angeführte  Stelle  aus  der  Chronik  des  Ma- 
lalas  ist  nicht  bloss  wichtig  als  Quelle  litauischer  Mythologie,  son- 
dern auch  für  die  Zeitbestimmung  der  Handschrift  von  Werth.  Auf 
S.  XXI  und  XXII  der  erwähnten  Vorrede  sagt  M.  Obolensky  hier- 
über folgendes :  Aus  den  letzten  Zeilen  der  eben  angeführten  Stelle 
ergiebt  sich  eine  interessante  Nachricht.  In  ihnen  hat  sich  die  Be- 
merkung eines  altrussischen  Abschreibers  der  bulgarischen  Ueber- 
setzung  des  Malala  erhalten  darüber,  dass  von  Sowij's,  des  Zeit- 


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Mythologische  Skiizen. 


639 


genossen  Abimelech's,  Zeiten  her  bis  anf  den  Zeitpunkt,  wo  er 
diese  Bücher  abzuschreiben  begann,  3446  Jahre  verflossen  seien. 
£8  ist  bekannt,  dass  Abimelech,  der  König  von  He  rar,  Zeitgenosse 
Abrahams  war.  Nach  der  Zeitberechnung  Nestors  sind  von  Adam 
her  bis  zur  Sintfluth  2242  Jahre  vergangen,  von  der  Sintfluth  bis 
auf  Abraham  1082  Jahre:  von  Adam  an  gerechnet  bis  auf  Abraham 
3324  Jahre.  Wenn  man  jetzt  3446  Jahre,  die  Zeit  von  Abimelech 
her  bis  auf  das  Jahr,  wo  man  die  russische  Copie  der  bulgarischen 
Malala-Uebersetzung  zu  schreiben  begann,  hinzurechnet,  so  kom- 
men im  Ganzen  6770,  von  der  Schöpfung  der  Welt  an  gerechnet, 
heraus.  6770  ist  1261  von  Christi  Geburt  her  und  mithin  das  Jahr 
bestimmt,  in  welchem  der  russische  Abschreiber  die  bulgarische 
Uebersetzung  der  Chronik  des  Malala  abzuschreiben  begann. 

Die  Moskauer  (aus  dem  XV.  Jahrh.),  wie  die  Wilnaer  Ab- 
schrift (aus  dem  XVII.  Jahrh.)  sind  getreue  Copien  der  ältesten 
russischen  Redaction. 

Kehren  wir  zu  den  Göttern  'zurück .  so  ergiebt  sich  aus  dem 
Vergleich  mit  den  betreffenden  Stellen  der  Hypatiuschronik  eine 
neue  Göttergestalt  mehr,  welche  die  Chronik  nicht  kennt,  nämlich 
£  vom  na  d.  i.  die  Hündin,  oder  nach  der  Wilnaer  Version  Ze  vo- 
runa.  Zu  den  von  Herrn  Prof.  Brückner  erschlossenen  Formen 
Andaj ,  Jandaj ,  Gandaj  und  daneben  Andej  gesellt  sich  aus  der 
Wilnaer  Handschrift  Andy,  welche  in  der  Moskauer  Andaj  lautet. 
Ebenso  weicht  die  spätere  Wilnaer  Redaction  von  der  Moskauer 
Version  in  Tel  aveli  ab  und  hat  Herr  Dobransky  Telavelikü  heraus- 
gelesen. »£voruna«  erwähnt  schon  Prof.  Miklosich,  nach  der  Lesart 
Obolenski'8,  seltsamerweise  als  dea  quaedam  slavorum.  Dieselbe 
Stelle  wird  im  Lexicon  palaeosloven.  p.  902  unter  coyica  f.  canis 
femina  angeführt.  Herr  Dobr'ansky  hat  h  xe  bo  Poyicfe  getrennt, 
ohne  eine  Erklärung  des  Sinnes  zu  geben.  ivoruna,  ievoruna  d.  i. 
Hund  erinnert  frappant  an  »Zwerinne ,  der  Abendstern ,  weil  bei 
seinem  Erscheinen  der  Wolf  ausgeht,  vgl.  die  franz.  Phrase  entre 
chien  et  loup,  d.  h.  in  der  Dämmerung«  (Nesselmann).  Also  etwa 
Hundsstern.  Üevoruna  könnte  jauch  gleich  "iiüruna  sein  und  von 
zioröti  (Kurschat)  glänzend  strahlen  herkommen 

()  Nach  brieflicher  Mittheilung  ans  Kon'avä.  im  Lydaschen  (Gouv.  Wilna) 
heisat  dort  der  Abendstern  Zeri ne  z  vaigzde,  oderZerniga.  ierine  wäre 
also  etwa  aus'zuerinse  entstanden. 


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640 


Ed.  Wolter, 


Zur  Erklärung  des  Andej  hat  Herr  Prof.  Brückner  die  Ganda, 
Gonda  (etwa  ein  Schreckgespenst  ä  la  baidikle)  zu  Hülfe  genommen. 
Dass  der  offenbar  westrnssisehe  Schreiber  nnd  Verfasser  der  Kach- 
richten Uber  litauische  Mythologie  g  zu  j  gewandelt  habe,  oder  ein- 
fach weggelassen  hätte  (NB.  im  XIII.  Jahrh.) ,  will  mir  nicht  ein- 
leuchten (dafür  spräche  also  nur  gintaras,  *hentar,  jantar'),  zumal 
da  ein  anderes  Wort  näher  liegt ,  für  Leute,  welche  auf  die  Burg 

gelaufen  kamen,           »nur  Feuerbrände  und  Hunde,  die  über  die 

Burgstätte  liefen,  sahen;  die  da  spien  (sich  grämend)  und  nach 
ihrer  Weise  sprachen :  janda«  u.  s.  f.  Dies  Wort  scheint  mir  das 
preussisch-litauische  »atwis,  nach  Kurschat,  eine  Natter,  irifiuce 
Schlänget  zu  sein.  In  Zemaitien  freilich  kommt  dieses  Wort  gar 
nicht  vor  und  hat  daher  Juskevic  *)  in  seinem  •litauisch-russisch- 
polnischen Lexicon«  angis,  yzcz,  wai  nur  aus  Kurschat  citirt. 
Nach  den  von  mir  eingezogenen  Erkundigungen  kommt  aber  eine 
Form  ange  (also  wie  lettisch  odze)  noch  heute  vor  im  Suwalkischen 
Gouv.,  im  Kreise  Kalvarija,  in  Bul'beriski  bei  Preny.  Andij,  An- 
dej könnte  leicht  aus  einem  Aug'  d'ew,  Ange-Dewe,  entstanden 
sein,  was  wie  Jonde  (Herr  Gott)  zeigt,  zu  Ande  wurde.  Dass  das 
Wort  Ange  in  Zemaitien  nicht  vorkommt,  will  wenig  besagen,  da, 
wie  Brückner  1.  c.  p.  8  genügend  betont  hat,  der  Unterschied  des 
Ortes  zu  berücksichtigen  ist  und  Mendowg  Stammfttrst  von  Nowo- 
grudok-Kernowa  war. 

Es  bleibt  der  Tel'avelis  noch,  der  nach  dem  Bericht  der  Chro- 
nik ein  Himmels8chmied  ist,  »cKOBamne  e*v  coxane,  ako  cfLthth  no 
3eiuai  h  BX3Bepruno  ew*  Ha  Heoo  cojaue«.  In  der  Wilnaer  Redaetion 
heisst  es  Teljacelik.  Ueber  den  Himmelsschmied  ist  das  von  Mann- 
hardt »lettische  Sonnenmythen« 2)  Gesagte  zu  vergleichen.  Da  aber 
das  vom  Sowij  Erzählte  nicht  der  litauischen  Volksüberlieferung 
entstammt,  sondern  Sabäer-  und  Phönixsagen  entspricht,  so  könnte 
Tel'avelis  eine  einfache Uebersetzung nnd  Litnanisimng  des('Hg>ai- 
<nog  sein.  Ein  Kalwis,  deminutiv  kalweits,  kommt  im  inflän tischen 
Liede  und  überhaupt  im  Lettischen  vor  (cf.  Mannhardt  1.  c.  Lied 
Nr.  37,  pag.  79).  Der  inSäntische  Text  lautet  in  Kolup,  im  Dllna- 
feurgschen,  folgendermassen  : 


*)  Von  diesem  Lexicon  liegen  bis  jetzt  160  Seiten  vor. 
*}  Zeitschrift  für  Ethnologie,  1875,  Bd.  7,  pag.  73  ff. 


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Mythologische  Skizzen. 


641 


Katiweite  koia  debesis 
Üglis  byra  Danguwös ; 
Äs  pakloju  wilnoneite 
Man  pibyra  sudobra. 
Das  litauische;  Deminutiv  wäre  etwa  mit  dem  Suffix  -elis  von  kal- 
wis  abgeleitet  worden. 

Da  die  oben  citirte  Stelle,  abgesehen  von  den  auf  die  litauische 
Mythologie  bezüglichen  Worten,  auch  im  allgemeinen  einige 
Schwierigkeiten  der  Interpretation  darbietet,  so  halte  ich  es  für 
angemessen,  aus  einem  unter  der  Presse  befindlichen  Werke  des 
Herrn  Akademikers  £.  Kunik  folgendes  über  den  Sowij  und  So- 
witza  zu  reproduciren.  i 

Meines  Wissens  liegt  bis  jetzt  in  keiner  slavischen  Literatur 
eine  Erklärung  jenes  räthselhaften  Sowi  und  dem  davon  gebildeten 
Collectivum  Sowica  (CoBima)  vor.  Miklosich  hat  in  seinem  Lexicon 
zu  beiden  Ausdrücken  nur  die  Bemerkung:  sensus  ignotus  hinzu- 
gefügt. Neuerdings  hat  Kunik  sich  veranlasst  gesehen,  seine  Mei- 
nung darüber  in  Form  einer  Hypothese  auszusprechen  und  zwar  in 
einem  Nachtrage  (;Xono.inHTe.ihm,i «  3aMfcTKir)  zu  dem  in  den  Zapiski 
der  russischen  Akademie  der  Wissenschaften  gedruckten  Aufsatze 
Uber  den  Untergang  der  russischen  Fürsten  in  Rothrussland  und 
Wolynien  im  XUI.  Jahrh.  Nach  dem  genannten  Forscher  wären 
gewisse  erklärende  Zusätze  zu  der  altslavischen  Uebersetzung  des 
Malala  in  Südwestrusslaud  niedergeschrieben  worden,  wo  auch, 
nach  mehreren  Spuren  zu  urtheilen,  die  slavischen  Götternamen 
Svarogu  (russ.  Cuapor*;  in  rnmynischer  Entlehnung  svarogu  und 
sfarogu-1)  and  Daidibogü  (russ.  Äaopoort,  poln.  Dadzibog)  sich 
länger  als  anderswo  erhalten  hätten. 

Sowi  (nach  byzantinischer  Transscription  2aßu;  oder  -cr/tyg 
für  Sobi)  ist  Kunik  geneigt,  für  eine,  sei  es  aramäische  oder  sla- 
vische,  Vergröberung  aus  einem  altsüdarabischen  Sabi  anzusehen, 
indem  er  dabei  von  dem  von  Plinius  verzeichneten  mythischen 
Namen  Sabis  und  der  —  möglicher  Weise  technischen  —  Bezeich- 
nung cumulus  sabaeus  bei  Glaudianus  ausgeht.  Unter  Sowica  wür- 
den demnach  diejenigen  heidnischen  Völkerschaften  (litauischer 
und  finnischer  Herkunft)  zu  verstehen  sein,  welche  länger  als  Sla- 
ven  und  andere  christliche  Völker  an  der  Sitte  der  Leichenver- 
brennung festhielten,  —  eine  Sitte ,  welche  in  dem  vielleicht  aus 

Arckir  för  ilavische  Philologie.  IX.  42 


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642  Ed.  Wolter,  Mythologische  Skizzen. 


den  Arabicis  des  JlalaUpazoq  entlehnten  Capitel  bei  Malala  auf 
Sobi  zurückgeführt  wird.  Eine  Stütze  für  diese  Ansicht  findet 
Kunik  in  einer  Version  der  Sage  vom  Vogel  Phoenix,  nach  welcher 
derselbe  seinen  verendeten  Vater  ans  Arabia  felix  nach  der  S  o  n  n  e  n  - 
Stadt  (Heliopolis)  in  Aegypten  trägt,  nm  ihn  dort  zn  bestatten, 
d.  h.  zn  verbrennen. 

Uebrigens  macht  Kunik  die  Erledigung  der  Frage  über  Sowi 
abhängig  von  einer  umständlichen  Erforschung  der  bereits  so  zahl- 
reichen altsüdarabischen  Inschriften  und  den  Denkmälern  der  ägyp- 
tischen Literatur.  In  der  letzteren  finden  sich  unter  anderen  auch 
Anklänge  an  jene  bei  Malala  erwähnten  Thore  der  Unterwelt,  wo- 
bei man  auch  an  die  9  Welten  der  nordischen  Mythologie  und  den 
Eber,  als  Symbol  der  Sonne,  erinnert  wird. 

St.  Petersburg,  im  Mai  1886.  Eduard  Wolter. 


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Anzeigen. 


OÖLman  h  ntcHH  TypeqKHXT,  ceptfoirc,  (bt,  üpiopeH*,  HneKi,  Mopaßf, 
h  ^HÖpt).  Hai  nyTeBLixi,  3anHC0K*L  M.  C.  HcTpeöoBa.  CIIeTep<5yprB 

1886.  8°.  VII.  498. 

Wenn  bisher  Jemand  auf  den  Gedanken  gekommen  wäre,  Uber  die 
Sitten  nnd  Gebräuche  sowie  Aber  die  Volkspoesie  der  Serben  nach  ver- 
schiedenen, von  ihnen  bewohnten  Provinzen  nnd  Gegenden  vergleichende 
Forschungen  anzustellen,  so  hätte  er  Altserbien  wegen  Mangels  an  zu- 
verlässigem Material  ausser  Acht  lassen  müssen.  Denn  während  Uber 
alle  anderen  Gegenden,  wo  Serben  wohnen,  mehr  oder  weniger  voll- 
ständige, von  einem  oder  mehreren  Sammlern  herrührode  Schilderungen 
der  verschiedenen  Volksgebräuche  und  Samminngen  von  Volksliedern 
vorliegen,  war  man  bis  jetzt  betreffs  Altserbiens  einzig  und  allein  auf 
das  übel  berüchtigte  Buch  M.  S.  Milojevics  angewiesen.  Dank  dem 
oben  citirten  Werke  ist  es  nun  auf  einmal  ganz  anders  geworden: 
Herr  LS.  Jastrebov,  ohne  Zweifel  der  competenteste  Kenner  der  Eth- 
nographie Altserbiens  und  Jf  acedoniens,  hat  durch  sein  Werk  Altserbien 
nicht  nur  aus  der  Dunkelheit  hervorgezogen,  sondern  ihm  geradezu  den 
ersten  Platz  unter  allen  Provinzen  Serbiens  angewiesen.  Es  mag  immer- 
hin der  eine  oder  der  andere  Brauch  betreffs  einer  anderen  serbischen 
Gegend  von  anderen  Ethnographen  ausführlicher  behandelt  worden  sein, 
doch  das  Gesammtieben  des  Volkes  in  systematischer  Behandlung  tritt  in 
diesem  Werke  in  Bezug  auf  Altserbien  in  einer  solchen  Vollständigkeit 
cum  Vorschein,  dass  wir  ihm,  was  andere  Gegenden  oder  Provinzen  be- 
trifft, kein  ähnliches  zur  Seite  stellen  können. 

Die  Hochzeitsgebräuche  sind  in  dem  Werke  fastrebov's  mit  solcher 
Vollständigkeit  beschrieben,  dass  man  seine  Darstellung  füglich  als 
Muster  für  die  späteren  Ethnologen  aufstellen  kann.  Mit  photographi- 
scher Treife  schildert  er  selbst  die  unbedeutendsten  Kleinigkeiten ,  die 
Vorgänge  eines  jeden  Tages,  ja  einer  jeden  Stunde,  die  im  Hause  der 
Braut  oder  des  Bräutigams,  von  der  Freiung  angefangen  bis  zur  Hoch- 
zeit, die  am  zweiten,  zuweilen  am  dritten  Tage  ihren  Abschluss  findet, 
vor  sich  gehen,  werden  mit  der  grössten  Genauigkeit  verfolgt  und  be- 
obachtet. Der  Leser  sieht  sich  in  die  Mitte  der  handelnden  Personen 
versetzt  und  nimmt  an  Allem  den  lebhaftesten  Antheil.  Nicht  umsonst 
hat  der  Verfasser  diesem  einen  Brauch  soviel  Raum  gewidmet,  wie  allen 
Übrigen  zusammengenommen  (bei  160  Seiten). 

Mit  ähnlicher  Genauigkeit  sind  die  vier  Hauptfeierlichkeiten  des 
Jahres  beschrieben:  die  Slava,  das  Weihnachtsfest  (bozid),  die  Ostern 
und  der  Georgstag  —  sie  umfassen  die  Hälfte  des  Umfangs  aller  Übrigen 
Volksgebräuche  nebst  der  Hochzeit  (ca.  80  Seiten) . 

Von  den  übrigen  Gebräuchen  sind  beschrieben :  der  Tag  des  heil. 
Ignatius  (20.  Dec),  die  Koleda,  das  Epiphanienfest  (6.  Januar),  der 


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644 


I 

L.  Stojanovic, 


Johannestag  (T.  Jan.).  der  weisse  Sonntag,  die  grossen  Fasten ,  Lasars 
Sonnabend,  die  Charwoche,  der  Tag  des  beil.  Jeremias  (1.  Mai),  die 
Dodole,  der  Tag  des  beil.  Veith  (vidov  dan,  15.  Jim.  .  die  Ernte,  die 
Gebräuche  bei  der  Geburt,  beim  ersten  Haarschneiden  und  beim  Be- 
gräbniss  —  'alles  zusammen  Aber  70  Seiten). 

Nichts  liegt  näher  als  die  Vergleichnng  der  in  Altserbien  herrschen- 
den Gebräuche  mit  den  ihnen  entsprechenden  aus  anderen  Gegenden 
Serbiens  nach  der  Schilderung  Vnk's  in  dem  bekannten  Werke  »fciTot 
i  obicaji  naroda  srpskog«.  Wir  heben  einige  Momente  hervor.  Nach 
Vnk  hielten  die  Koledjani  ihren  Umzug  nur  am  Voraberde  der  Weih- 
nachten, jetzt  kommen  sie  überhaupt  nicht  mehr  vor;  in  Altserbien  hat 
sich  der  Brauch  noch  erhalten  und  die  Koledjani  halten  ihren  Umzug  in 
die  Häuser  einen  Monat  lang:  vom  Nicolaustag  (6.  Dec.)  bis  zum  Epi- 
phanienfeste  (6.  Jan.).    Allein  Vnk  führt  19  Calendenlieder  aus  dem 
Pozarevacer  Kreis  in  Serbien  an,  Jastrcbov  hörte  im  ganzen  nur  5.  Um- 
gekehrt wird  bei  Vuk  nur  ein  einziges  Lazarus- Volkslied  aus  Sirmien 
mitgetheilt,  während  uns  Jastrebov  jetzt  nicht  weniger  als  48  aus  Prizren 
anfuhrt.   Ja  Herr  Jastrebov  hielt  es  für  überflüssig,  weitere  Stücke  aus 
dem  Prizrenei'  Kreise  mitzutheilen,  weil  sie  schon  bei  Milojevic'  vorkom- 
men (über  30);  er  constatirt  nur,  sie  selbst  gehört  zu  haben,  allerdings 
ohne  solche  Zusätze,  wie  »Jarilo«  und  »Bozilo«.   Ausserdem  theilt  Herr 
Jastrebov  eine  ziemliche  Anzahl  von  Volksliedern  über  Ostern  und 
Georgsfest  mit,  wovon  bei  Vuk  nichts  vorkommt.  Endlich  erwähnt  Vuk 
mit  keinem  Worte  die  Volkslieder  oder  Gebräuche  zum  Johannes-  und 
Veitbstag.   Dafür  fehlt  andererseits  bei  Jastrebov  jede  Erwähnung  von 
Volksbräuchen  oder  Volksliedern  zu  folgenden  Jahresfesten :  zu  Christi 
Himmelfahrt,  zum  heil.  Johannes  dem  Täufer,  heil.  Petrus  und  heil.  Elias. 
Namentlich  fällt  es  auf,  dass  bei  Jastrebov  auch  die  sogenannten  »Kraljice« 
zu  Pfingsten  gesungen)  gänzlich  fehlen,  während  Vuk  25  Volkslieder 
dieser  Art  mittheilt.   Bei  der  sonstigen  Genauigkeit  der  Beobachtungen 
Jastrebov's  wird  man  geneigt  sein  anzunehmen,  dass  dieser  Brauch  sammt 
den  Volksliedern  in  Altserbien  nicht  mehr  existirt.    Zwar  behaupte: 
S.  Milojevic,  dass  auch  in  Altserbien  sowie  in  Sirmien  die  »Kraljice« 
vorkommen,  doch  der  blossen  Behauptung  eines  so  unzuverlässigen 
Berichterstatters  wird  man  kein  Gewicht  beilegen. 

Herr  Jastrebov  hat  in  seinem  Werke  über  570  Volkslieder  *)  abge- 
druckt und  doch  spricht  er  in  der  Vorrede,  dass  er  seine  Sammlung  bei- 
nahe auf  die  Hälfte  abkürzen  musste,  weil  er  viele  Lieder  bereits  bei  — 
Milojevic  vorfand.  Als  gewissenhafter  Sammler  glaubte  er  es  nicht  ver- 
antworten zu  können,  wenn  er  das  bereits  Gedruckte  wiederholen  sollte, 
trotzdem  er  wusste,  dass  wir  den  Aufzeichnungen  MilojevieMs  keinen 

»I  Nach  den  Gegenden  vertheilt  sich  der  Stoff  wie  folgt:  Aus  Dibra  236 
Volkslieder,  aus  Prizren  und  Umgebung  162,  aus  dem  Kreise  von  Sredsk  und 
Sirinica  50,  aus  Morava  46,  ans  Gilan  :t5,  ans  Pec*  (Ipek)  29,  aus  Kosovo  13, 
aus  Tetovo  1 .  (Sredsk  wird  auf  der  oesterr.  Generalstabskarte  Strecka,  für 
Sirinika  aber  Serinica  geschrieben.  V.  J:) 


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645 


grossen  Glanben  schenken.  In  der  That  hat  er  damit  in  unseren  Augen 
Milojevic  nicht  gerettet,  sondern  uns  nnr  anf  einige  Zeit  den  Genuss 
vieler  Volkslieder  ans  Altserbien  entzogen.  Ich  sage  auf  einige  Zeit, 
denn  für  eine  nene  Auflage  seines  Werkes,  welche  allerdings  von  der 
Aufnahme  abhängt,  die  das  Buch  bei  den  Russen  und  Serben  finden 
wird,  hat  der  Verfasser  dem  Referenten  gegenüber  das  Versprechen  ge- 
geben, nicht  nur  das  Ausgelassene  nachzutragen,  sondern  sogar  noch  einige 
Bogen  Prosa  aus  der  Gegend  von  Dibra  hinzuzufügen ,  was  in  sprach- 
licher und  ethnographischer  Hinsicht  vom  grössten  Belang  sein  würde. 

Glücklicherweise  hatte  Herr  Jastrebov,  als  er  sein  Werk  redigirte, 
das  zweite  Heft  Milojevic's  nicht  zur  Hand.  Diesem  Umstände  ist  es  zu 
verdanken,  dass  die  Hochzeitslieder  unverkürzt  in  sein  Werk  Aufnahme 
fanden,  trotzdem  sie  zum  Theil  schon  bei  Milojevic*  begegnen.  Von  den 
betreffenden  etwa  230  Volksliedern  fanden  wir  bei  Milosevic*  ungefähr 
25  wieder,  aber  in  der  Regel  abweichend  und  zwar,  wie  es  sich  bei 
näherer  Vergleichung  leicht  herausstellt,  bei  Milojevic*  mit  willkürlichen 
Interpolationen  ausgestattet.  Um  das  Verfahren  Milojevic  s  in  dieser 
Beziehung  zu  veranschaulichen,  wollen  wir  einige  Parallelen  anfuhren  : 

1)  Jastreb.  8.  298 :  Milojevic*  II,  S.  91,  Nr.  169  : 

CanaK  mh  cmua  AeBojica :  CanaK  mh  cmua  aeBojica 

*IyAaH  mh  cauaK  cacHKia. 
^yjan  mh  h  jnyen  caHaK : 
y  neran  y  boak  npa3HHK, 
IleTKy  ne^e-umy  Majicy. 

y  CaHKy  T0M6  BHAHia 

y  noA>y  (Seie  Aßopoße,  Y  no.i>y  öejie  ABopoBe, 

V  ÄBope  3jaTHe  ctoaobc.  Y  Aßopoße  3JsaTiie  CTOjioBe 

etc.  etc. 

Die  bei  Jastrebov  fehlenden  Verse  sehen  in  der  That  ganz  wie  Ein- 
schaltungen aus.  Ebenso  bestimmt  kann  man  folgenden  Zusatz  ver- 
urteilen : 

2)  Jastreb.  29S  :  Mil.  II,  8.  105,  Nr.  204: 

CecTpa  öpaTa  ua  cynue  A03HBa :     CecTpa  ÖpaTa  Ha  cyHiie  no3HBa, 

Mma  ceja  H3  OpHAa  rpaja, 
Cßora  ÖpaTa  H3  IIpH^pena  6eAa, 
Ü3  üpH3peHa  rpaAa  ijapnrpaAa 
Ao3HBajvh  H>6My  roBopHAa : 

—  »oah,  öpaTe  na  obo  Bpyhe  cyHije,  »Xoah  CpaTe  Ha  to  japKO  cyHue 
etc.  etc. 

Weiter  ist  bei  Milojevic'  der  8inn  des  Ganzen  entstellt: 

3)  Jastreb.  342  :  Mil.  U,  8.  144,  Nr.  272 : 
Bejia  Bua  rpaa  rpaAHja               Eeja  uH.ia  rpaA  rpaAHAa, 


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646 


L  StojanoTtt, 


Hh  hä  Heoy,  hh  Ha  3eMAM, 


Ho  Ha  rpaim  oa  oÖjaKa, 

mh  coko  rae3A0  Bije, 
rHe3AO  BHje  Jieno  noje, 
H  Ty  cy  hh  äo  TpH  BpaTa : 
Je^Ha  BpaTa  ro*'  04  3ÄTa 
Äpyra  BpaTa  oa  AyKaTa 
Tpeha  BpaTa  oa  oacepa. 
Ty  mh  najica  paAocT  *hhh, 

PaAOCT  tiHHH  CHHa  /Kt'HH. 
y  ABOpHJia  3AaTHH  CTOJH, 
y  CTO.IHMa  CBH  CBaTOBH, 

Me^y  lbHMa  MH-ia  Majica, 
Maja  Majica  MAaAOxe&e. 
y  pyKe  joj  khtha  3ApaBKa, 


H>om  na3ApaBAa  MBjy  KyMyy 
OßaKO  My  napy^yje 


Kyne  1 


IIoja3HTe,  nooAHTe, 
HhnkeTe  y  cBaTOBe, 
y  CBaTOBe  3a  AeßojKy, 
#a  cBeTyjeni  Mja^oxeity, 


rpaA  rpaAHja  oa  6iu>ypa, 
Hh  na  Heoy,  hh  Ha  3en u, 
Hh  Ha  UlapH  Toj  iuhhähh, 
Beh  Bxui  Hlape  v  oojaicy, 
Ho  na  rpa&y  oa  oo*  jaica, 
y  oöjany  Tpojny  3pairy. 


Ty  mh  Majna  chhi 
CHHa  xeHH  BejeinoBa, 
y  3*aheHe  cTOie  ccah, 


y  pyrce  joj  Apara  rama, 
Oa  Aparora  Tor  KaneHa, 
A  y  nainy  pyjHO  bhho. 
Hy  Aa  BHAHm  öexy  BRiy, 
Ja  KaKBa  je  oejia  B&ia : 
Ha  H>oj3H  je  Ta  a^ana, 
Ta  a.bHiia  npasa  apeja, 
Oa  CB6TJ0CTH  npeÖHje.ia, 
Ha  a.bHHH  pyroH  nojac, 
PynaH  nojac  IIpeA3opHne. 
Ha  Mejy  joj  japico  cyime, 
y  HeApHxa  cjajaH  Mecen, 
IIoa  rpjoM  th  Ta  AaHHua, 
Ha  rjara  joj  pyca  xoca, 
Koca  pyca  oa  -iasypa, 
Omh  iLiase  oa  Hetieca. 
Ha3ApaBibyje  muy  xyxy 
Maiy  KyMy  h  jeßepy  • 

3Apas  mh  öyAH,  mhjh  KyMe. 
Mhjh  KyMe  h  Aoaepe 
A  h  CBa  TpH  noopaTHMa ! 
KaA  hein  6hth  ÖJH3y  Aßopa, 
LjH3y  Aßopa  AeBojawor, 


CBeTyjTe  mh  MjaAo»ej»y 


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Anieigen. 


647 


£a  k'ä  öy*e  Öjroy  ABopa, 
BjH3y  Aßopa  AeBojianior, 
Hyxpo  a'        tho  a'  3ÖopH, 

He  rxefl»  y  AapoBe, 
ÄapoBe  je  CB6T  rpaAHO, 
Ho  Aa  rjeAa  y  AeBojny 


Ja  jh  poAa  rojeifora, 
Ja  jra  coja  rocnoacKora. 


Ko  roA  bhxh  MiaAOxe&y, 
CoaK  ra  »an,  Aa  He  KyxH. 
Ejaro  Maj kh  nrro  ra  po/pua ! 
Ejaro  ony  nrro  ra  Hval 
Kiaro  cecTpH  nrro  ce  Kyne ! 
Kiaro  AyÖH  nrro  he  Ayorr ! 


Äa  He  neßfik  y  Komyjby, 


Hero  Hexa  rjce^a  Moanie, 
Heica  rje*a  y  AeßojKy , 
Äa    je  6e*a  h  pyiieHa, 
£a  £  je  TaHKa  h  bhcomi, 

*'  je  po*a  rocnoACKora, 
^iHCTa  jrana  naTKi 
I\iaTKa  wa  BHCoKora, 
Äyra  Hoca  h  oöpaaa 
TaHKa  BpaTa  h  Tor  cTaca, 
A  mnpoKHx  noacTacHiia 
H  b e jihkh x  jaKHX  rpyjH 


4)  Jastreb.  8.  351: 
CTaMÖojcKa  ce  BpaTa  OTBopnnie, 


Yieronie  khKghh  CBaTOBH, 

,1a  H3BCAeB  cTaMÖojcKy  ÄeBojicy. 

T'ä  roBopH  XeBojKHHa  Majica: 


—  »^yjem  ja  mo,  3eTe  ^yBeraja ! 
ilepica  mh  je  mhoto  auaarnja, 

Heiaoj  mb  ry  OABimie  AyÖHTH.« 

ToBopH  36T6  ^yBernja  : 

—  »^yjem  jol  He  AOBojKHHa  mbjko ! 
Ako  th  je  hepa  anaraja, 

KoBahy  ry  oa  cpeopa  Kaiemcy, 
^aaoü  hy  ry  y  KOJferary  jyjaT, 


Mil.  H,  8.  141,  Nr.  267: 
CTaiißo jcKa  ce  BpaTa  OTBOpsnie, 

A  KOOS  BpaTa  AGBJ  H3BeA011IC. 

IIoä  h»om  öpaha  $ora  npHApmyjy, 
Ee-ra  ^ora  cbo  y  ^hctom  axa-ry, 

A  nOA  OpMOM  pyjHOM  H  HpB6H0M 


3a  H.OM  6a6a  Ha  BpaTH  H3ia3H, 
IIa  A03HBa  rocTa  ^yBenijy, 
Ä03HBAyhH  aeiry  roBopHjo : 
^yjein  jm  Me  3eTe  ^yBenyo? 
»flepKa  mh  je  Miaja  anaMaja 
^yBaj  hepKy  na  oih  y  naBH, 
Hej>yÖH  je  h  He  MHjyj  3CTe, 
A  3a  nyHHx  TpH  roAHHe  Aaua?« 
Taaa  3CTe  cTapny  roBopHjo : 
^yjem  .th  mc  th  Moj  cTapn  agao  ! 
Ako  th  je  TBoja  Mma  hepna, 
Ako  th  je  MjaAa  auasraja, 
KoBaKy  joj  oa  cpeopa  öenuiKy , 
JüfiJbj  hy  je  y  ÖemHxy  H>mnaT, 


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L.  Stojanovic, 


Hohox  hy  ry  y 


>yÖHT.«    A  nohy  je  y  ayineicy  avoht 
Hnje  Maja  oa  neTnee  ro^HHa, 
Moja  Main  koa  ce  ysaBaxa 
Hh  j'  Hxaja  hh  nemaec  iivhhx  !■ 


5)  Jastreb.  S.  365  : 

3acnaxa  MOMa  Kpaj  Mopa 
Maie  ae  Moja !  1  j 

IIoa  j  caho  ApBO  VaCJHHO. 


JI,yxHy  mh  imjop  oa  Mopa, 
Te  CKpum  rpaHy  Macjunry, 

Te  *pcny  MOMy  no  jrairy. 
ibyTo  ra  Kylie  AeßojKa : 
Bor  Aa  Te  yteje  uaii  BeTpe ! 
Cm  Jh  mh  nai>e  Aa  Ayxain? 


TI  yaan  th  caHaK  ja  ciiHBax ! 
Ha  caH  mh  TpojBna  AO^ome : 


Je^aH  mh  AaAe  jaÖyKy, 


Äpyrn  mh  AMe  3xaT  npcTeH, 


Mil.  U,  S.  14S,  Kr.  279: 
3acnaia  je  Mona  Kpaj  Mopa 

IIOA  jeAHO  APBO  MaCJMHO. 

y  Apaiu  rpaAa  npHMopcKa. 
BeTap  mh  xyxHa  H3  Mope 
Te  mh  HCKpinH  rpaHTOiry. 
Ony  mh  Mjaav  BeTKHirr% 
Te  MOMy  yApn  no  .iHuy. 
CTaAe  mh  MOMe  Aa  Kyna: 
Bor  Te  yÖHO  xjap  BeTap, 
CaA  xh  mh  ha}e  Aa  Ayxam, 
JI&  6opy  TBOMe  ycjyjKHui, 
UpHOMe  6opy  BHXopy, 
H  H»eroBy  BoAany, 
BoAaHy  (Sopy  BOAeny  ? 
Ä&K&  can  caua  cac mua : 
Äa  Tpojima  Aoj^ome, 
KaKo  mh  ohh  Aoj^ome, 
TaKO  mh  Aapa  AaAome. 
IHto  ho  mh  momto  ÄyönHqe, 
H3  ÄyÖHHue  Tor  rpaAa, 
Ha  öexy  Koay  BcuiKy, 

V  öeJOj  CajH  AO  3631.66, 
II  AOJaMH  AO  36M»b€  . 

HpueKHM  nacoM  onacaH, 
UpBeiiH  KainaK  Ha  rxaBH, 
Äyßiunie  AaAe  jaöpcy. 
Äpyrn  mh  Aapa  AapHBa, 
Ot  CojyHa  Toj  rpaAa 
IHto  ho  mh  <5enie  Ha  Bpairy, 
Ha  Bpany  Koay  Banncy, 
Mop  AOJiaMy  HMenie, 
Mop  AOJiaMy  ao  3eMJ>e, 
U,puenn  nojac  aoßpx  H>e, 
Kajuana  cypor  hm  eine, 
BeJie  »laKuinpe  hm  eine. 
Coxynau.  Aaje  npcTeHa. 


*)  Wiederholt  sich  nach  jedem  Vers. 


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649 


Tpehe  mh  Mojwe  IInpoTqe, 

UpBen  Ä««aMy  HMeuie. 

Cyp  Kajnaica  Ha  rjiaBa, 

AopaTa  KOH»a  hm  eine. 

ÄopaTa  KOH>a  yÖojHa, 
TpehH  mh  Äimß  o6.byÖH.  Oh  mchh  jnme  no*yÖH. 

AeoojKa  caMa  roBopH : 
Taj  niTO  mh  AaAe  jaöyicy,  »Taj  idto  äW  jaöyiry, 

Oh  he  mh  ÖHAHe  mhji  KyMe.  Oh  he  mh  6hth  mh.i  ACBep. 

Taj  uito  mh  AaAe  3ji ar  npcTen,        Taj  dito  mh  npcTen  noK.iomi, 
Oh  he  mh  6n,we  mhji  ACBep.  Oh  he  mh  6h th  mhjh  ktm. 

Taj  uito  mh  .Time  oö.byfiH.  Taj  hito  mh  jhuc  no.byoH, 

On  he  mh  ÖHAiie  mm  Aparu !  Oh  he  mh  6hth  mh.i  Aparn.« 

Tano  mh  Aeßa  npecyAH. 

TaKO  mh  <ma  pacyAH. 

Doch  unter  allen  Interpolationen  fallen  folgende  zwei  am  meisten  auf: 

6)  Jastreb.  301:  Mil.  II,  S.  177,  Nr.  325: 

IleTap  npocH  y  KpaAa  AeBojicy.      IleTap  npocn  y  Kpa*a  AeBojicy, 

y  cpöcKora  Kpajba  oa  IlnpoTa. 
KpaA  je  Aaßa,  KpajbHna  He  Aaßa.     Kpaj>  je  Aaßa  KpaAima  ne  Aaßa. 

To  je  Kpajby  Bpjio  Myroo  Öiuo, 
IIa  mh  s6opn  Kpate  rocnoAape :      IIa  Kpa&HUH  Tnjo  roBopnjo : 
—  »Oj  KpaAHHe,  jiHjena  rocno^o !    »0,  Kpajbmje  th  Moja  rocno^o! 
HIto  Öeane  *)  th  IleTpy  naoAinn?  IUto  uaoAHUi  th  na  IleTpy  MaHe? 
IleTap  HMa  acbct  mhjh  ÖpaTa :       IleTap  HMa  ac bct  mbjih  ÖpaTa : 
ÄBa  ÖpaTa  cy  ü.apy  a3HaTapH,      ÄBojHua  cy  y  IIpH3peHy  rpaAy, 

06a  cy  My  n,apy  H3  MeTapn , 
A  ABa  6paTa  nauiH  Moa^apH  2)       ABojmia  cy  y  cojyucKOM  no.ty, 

06a  cy  My  uapy  roßeAapH. 

A  A8a  öpaTa  CHTHe  kh>ht6  rramy. 

Jom  ABa  6paTa  y  Bochh  cnanje,      H  ABojinja  Ha  Ecchh  BanoBH 

06a  ohh  napy  cjyre  Bjepne, 
H  ABojHua  uapcKe  BojeBOAe, 
y  JeApeHy  b&ihkomo  rpaAy, 
Te  <ryBajy  uapeBe  Kpajune, 

Cbc  uito  cTeny  ÖpaTy  IleTpy  Aajy 

IleTap  caMO  na  rocnocTBy  coah.«    A  caM  IleTap  impy  ao  KOAena  

y3e  Kpa^e  ahbht  h  apTHjy, 
IIa  mh  imiue  ony  CHTHy  KH»Hry 
etc. 

Bei  Jastrebov  wird  das  Lied  vollständig  gegeben,  während  ihm  bei 
Milojevie'  das  Ende  abgeht.  Milojevic"  bemerkt  zu  dem  Liede  folgendes: 

I)  um,  HeÄoertxaK,  Fehler.        *j  ♦aöpHKAHTM  cyKHa,  Tuchfabrikanten. 


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I 

l.  stojanovic, 


»Bhah  ce  Aa  ob&  necMS  Haje  cBpuiena,  Beh  ce  cano  y  HeKOXnco  cnoMHae 
KpaA  cpöCKH  oä  IlnpoTa.  Ko  je,  kw  je,  y  Koje  BpeMe,  Önjo  Taj  Kpa* 
CpÖcrai  y  ÜJipoTy,  Haina  HCTopaja  ne  sna  Aa  Kaxe,  a  ynpaBO  ■  Henau o 
je  HHKa.KBe .  OcTaje  ab  ce  AouHHje  M3HB^y  HCTopnraH  cnoMeHHUH,  h  ab 
Haina  HCTopnja  nocraHe  seh  je*HOH  HCTopHjat. 

Mü.  m,  8.  182,  Nr.  313: 
3juaite  OpHACKor  rpaia 

(MHTOJOUIKa). 
3 HC  MH  3H3Aaje  9.  MajCTOpH. 

Afeno  3iuaje,  a  Hoho  ro  najoje. 
Ce  3avyAHa  9.  najcTope, 
Ce  3aT\rAHa,  nrro  *a  npasaT  ? 
Ü3BHKHa  6eia  Bma  H3  Ulapa : 
»He  xb  ce  3H3ja  Kaie  opHACKO, 
Aok  hc  B3H3AeTe  je  Ana  HOBecra, 
Je*Ha  HeBecTa  oa  aobct  Öpaka!« 
Ce  3aiyA*a  h  ce  ooioxHa : 
CHTe  nojÄOBa  AOMa  Ha  aboph. 


7)  Jastreb.  8.  455  : 


3hc  mh  3Hjiaje  acbot  MajcTopn, 
Ae&a  3H3Aaj  ro ;  a  noha  nahaj  (?) . 
Ce  savyAHje  agbbt  MajcropH, 


Ce  aa^yÄHje,  ce  ooiomaje : 
Koj  ha  nojeMe  AOMa  na  ABopje, 
Aa  He  KaxeMe  na  neuecTHTe. 


Aa  He  KaxeMe  na  hcbocth 
Crre  nojAoje  h  ch  xasaje, 
MapKO  luaA  MajcTop  Bepa  AOApxa, 
Bepa  AOApata  h  ch  He  Kaxa, 
H  ch  He  Kau  Ha  HeBecTBTa. 


Ot  mh  je  ctbhb  6pej  MapKOBHue, 
Ot  mh  y MecH  6eia  noraqa, 
Mnje  hbtoto  abo  icapni  bhho, 


Mnje  othac  npn  MajcTopn  tc 
Kora  BHAeje  acbot  MajcTopn, 

• 

Ce  3aTyAHje,  ce  noACMejaje. 
A  MapKO,  maba  Majcrop 

B  3CMH  CH  OnyJH  H  CI3H  nopOHH, 
Mh  ja  KJBAoje  TeMei  Aa  Öhaot 


H  ch  Kaxea  HB  CBoja 
MapKO  mjba  cano  He 
Cbm  ho  Kaxa,  Bepa  Aa  OApxa. 

Aa  H3roBapa  Mapico  mjba  Majcrop : 
»Aa,  th  Teöe  C*rpyMKO  ueBecro ! 
Tu  Aa  mh  MecHHi  6ejH  nora^n, 
Aa  mh  yroTOBHiii  ohb  czbakh  pyn>K , 
Aa  Aonecam  Kyia  Cfrumpa, 
CHHHiiiHHa  Kyxa  BO  OpHAB, 
Ha  kaoto  to  opHACKO  jeaepolt 
Ot  mh  je  CTaia  CrpyMKa  neBecra, 
Aa  mh  y MecH  6eia  norara, 

Aa  mh  sroTOBH  cianca  pyqica, 
Aa  mh  oAnece  do  OpHAa  rpaAa, 
Bo  Kaie  to  napa  CHHHma. 
Ona  Hece  Ha  MajcTopn  Te. 
Ce  aneAaje  9.  MajcTopn, 
AeßeT  MajcTopn  acbot  Öpaha. 


Mh  je  3eMaje  mibab  HeBecTa 
MHja,  Koa  aoj'abt,  T6M6.&  ab  6hah& 


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651 


Mh  ja  Bproje  b  rpaaa  TeMej>a, 
Mnje  CTaHa  ijbh  j>6a  Mjaje  HeBecTe : 
»Aj,  jeje,  jeje,  Aypn  ao  6ora! 
IIIto  he  ce  mia  3a  Moynnco  wo, 
3a  Moynreo  qe^o  oa  3.  MeceuM?« 
Aj'  aöopyßaT  THja  Majcrope, 
Ocbm  MajcTopH  8.  AeBepH : 
»He  »inj,  rajje,  3a  MoyuiKO  hcao, 
3a  MoyuiKO  vexo  of\  3.  Meceim  lt 
Ü3roBapa  CTpyMKa  neßecTa  : 

Aj  je  je,  je  Je.  Aypn  ao  öora ! 
IlyurrajTe  mh  ro  bo  jecna  poyxa 

ßa  ro  3aj>yina  Ha  MoyuiKO  AeTe, 
Ad  ro  3aj>yma  u  Aa  ro  sauHua  !a 
ITyiHTHiue  My  ro  to  MoyuiKO  Me^o» 
H  ro  3aj>yuia  u  ro  aaipma, 
H  ce  nanpaBH  Haje  opHACKO, 
II  ce  HanpaBH  h  BHja  othä6. 
Cbra  ce  bhaht  ipma  iießecTH, 

KojH  H6  II  MUT  BO  UH1UI  MJ6K0, 

Ot  Toja  3H3Aana  CTpyMKa  nenecTa. 

Offenbar  hatte  hier  Milojevic*  das  bekannte  herrliche  Volkslied  »3h- 
,vd\i,e  CKaApac  von  der  Erbauung  8kutari's  vor  Augen. 

Mit  mehr  oder  weniger  Abweichungen  begegnen  noch  folgende 
Lieder  bei  Milojevic*  und  Jastrebov :  Jastr.  8. 300  (Bpanau  koii.hu  pocHy 
Tpasy  nace),  Mil.  II,  8.  62,  Nr.  110;  —  J.  310,  M.  II,  141,  Nr.  268 
u.  Nr.  264;  —  J.  Sil,  M.  II,  142,  Nr.  269;  —  J.  330,  M  II,  150, 
Nr.  283;  —  J.  333,  M.  II,  145,  Nr.  273;  —  J.  341  u.  398  (Pamua 
MOMa  cjaBeja),  M.  II,  39,  Nr.  61 ;  —  J.  349  (IIIto  jeno  iioa  Höh  no- 
rjeaaTH),  M.II,  91,  Nr.  168;  —  J.  350,  M.II,  94,  Nr.  174;  —  J.  397 
Hayn  ch  *pjH  KO*HJ>e).  M.  II,  49,  Nr.  75 ;  —  J.  397  (O  MjaAOxe&o 
ne  maral),  M.  II,  49,  Nr.  77 ;  —  J.  498  (Bitkhh,  AOBojxo,  Te  n-iaun), 
M.  II,  39,  Nr.  59;  —  J.  399  (Coko  ce  BHje  no  neöy).  M.II,  51,  Nr.  80; 
—  J.401,  M. II,  54,  Nr.92;  —  J.402,  M.II,  80,  Nr.  147;  —  J.  404, 
M .  II,  101,  Nr.  192;  —  J.  435  (HeheT  mh  3eT  6ep6ep  ja  ro  Öpirarr, 
h— h !} ,  M.  ü,  49,  Nr.  75;  —  J.  441  (JyHase,  Mope,  jynaie!),  M.  II, 
S6,  Nr.  157;  — J.  446,  M.  II,  119,  Nr.  229,  u.  121,  Nr.  234. 

Bei  einigen  von  den  hier  erwähnten  Parallelen  mögen  nicht  gerade 
Interpolationen,  sondern  wirkliche  Varianten  der  Volksflberlieferung 
vorliegen  :  im  einzelnen  ist  die  Entscheidung  nicht  immer  leicht. 


Auch  unter  den  nichtrituellen  Volksliedern  (es  giebt  über  100 
solche  Lieder)  begegnen  einige  Parallelen  zu  den  älteren  Aufzeichnungen 


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Ot  Mnje  mma  öpej  MapKOBHua, 


Äa  aj  bh  BaMH  AeßeT  MajcTopH. 

He  j'  nyuniHTe  mh  AecHana  poica, 
4,ecHaba  poKa,  Aecna  najyßa, 
#a  co  iiajoja  mouikoho  Aere. 


652 


L.  Stojanovid, 


Vuk's.  Nur  ganz  selten  hat  sich  das  Motiv  besser  erhalten  in  der  Re- 
daction  J »streb ov 's.  als  bei  Vnk,  so  z.  B.  bei  dem  Volkslied  »Cecrpe 
rpaAHJie  ÖpaTa«  (Jastr.  79,  Vnkl,  Nr.  307)  nnd  »Eojsh  ÄojqHH«  Jastr. 
S.  60,  Vnk  II,  460J.  Im  enteren  Volkslied  hat  die  Bedaction  Vuk's 
keinen  vollständigen  Abschluss,  der  bei  Jastrebov  folgendermaßen  lautet ; 

»Aj  th  Teöe,  HaniH  mhjh  6paTe, 

Co  ceM  mh  TeÖe  AorpaAHBMe, 

Vera  neMäui      uu  nporoBopmnc . 

Tora  Bory  *y  ee  aoscsjulko, 

H  mh  iipam  aub-i1  oa  neöecH, 

Äyma  ,vi,v\  6paTa  hm  ro  Kpena. 

To  KpcTHje  ÖpaTa  j^HMHTpnja, 

Hm  ÄHyua  (auraya?]  TpH^eceT  roAHHH. 

MHory  cecTpH  mh  ce  3apa,;uaje : 

—  »Aj^e,  öpaTe,  xa  Te  3aupinHMe  It 

A  6paT  ueheT  ah  mh  ro  aaBpuiHT. 

Mh  cTaHaje  ao  abo  mhah  cecTpn, 

Mh  CTaHaje  mh  ro  3aBpinHje. 

Ot  mh  yMpe  ÖpaTa  ÄHMHTpnja, 

Ce  OTenaje  ao  abc  mhah  cecTpH. 

In  dem  anderen  Liede  schickt  Dojcin  seine  liebe  Schwester  (nicht 
Geliebte)  nicht  nnr  das  Ross  zu  beschlagen ,  sondern  anch  den  Säbel  zn 
schärfen,  nnd  ttberall  begegnet  ihr  dasselbe  Schicksal.  Dojcin,  als  er 
gegen  den  Araber  ziehen  soll,  hant  zuerst  seine  Wahlbrflder  nieder  nnd 
dann  begegnet  er  im  Kampffelde  dem  Araber,  den  er  niedermetzelt. 

Auch  das  bei  Vnk  im  III.  Bd.  Nro.  5  t  abgedruckte  Lied  »Mali 
Radojicaa  wird  bei  Jastrebov  S.  247  etwas  abweichend  und  nicht  zum 
Nachtheil  erzählt. 

Beinahe  wörtliche  Uebereinstimmung  findet  man  zwischen  dem 
Volksliede  »Marko  Kraljevic  i  vilac  bei  Vnk  II,  215  und  bei  Jastrebov 
S.  209.  —  Sehr  ähnlich  sind  sich  die  beiden  Varianten  von  »Prodaja 
Crnjicec  bei  Vuk  III.  Nro.  2  und  bei  Jastrebov  S.  234.  —  Das  Volkslied 
bei  Jastrebov  »Mapico  KpaybeBHh  h  Kopyn  pa3ÖojnHKt  (S.  58)  ähnelt  dem 
»Marko  Kralj evic  i  Musa  kesedzijat  bei  Vuk ,  nnr  dass  Korun  zwölf 
Herzen  hatte,  Musa  dagegen  bloss  drei. 

Nicht  so  gnt  haben  sich  folgende  Volkslieder  nach  der  Redaction 
Jastrebov' s  erhalten :  »Mapico  Kpa^ennh  h  <hunn  MauapHHt  (Jastreb. 
S.  50  vergl.  Vuk  U,  348),  »nonoBHh  llnan  h  Kopyn  paaoojHHK  (Jastreb. 
S.  67)  neben  Vuk's  »Henjepa  Ä>y6e  rpyjH*mHet  EQ,  Nro.  7  ;  »Mombuo 
BojBOAa,  iLcrooa  xena  h  Kpa/b  ByicanraH«  (Jastreb.  70)  neben  Vuk's 
»meiiHAOa  Kpa.v.a  ByicaniHHaa  U,  104 ;  »3HAan>e  AeqaHaa  (Jastreb.  230) 
neben  Vuk's  »3iuaH>e  Paßamme«  II,  198 ;  »3aono  h  CHaxat  Jastreb.  54 
noben  Vuk's  H,  Nrn.  5. 


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653 


Wir  wollen  nur  noch  nach  den  Angaben  des  Herausgebers  zn 
einigen  Volksliedern  die  Gegenden  bezeichnen,  wo  sie  gesungen  werden, 
was  ans  Versehen  in  dem  Buche  selbst  fehlt:  Die  Lazaruslieder  (8.  97) 
werden  in  Prizren  gesungen,  ebenso  auch  das  Kinderlied  auf  8.  458 
Das  erste  Lied  auf  den  Jeremiastag  (8.  164}  wird  überall  in  Altserbien 
gesungen,  die  übrigen  in  Dibra.  Das  Dodolalied  (8. 167)  ist  aus  Guman. 

8t.  Petersburg.  L.  Stojanotid. 

P.  8.  Der  Hon*  Referent  unterliess  es,  auf  die  sprachliche  Seite  des 
in  besprochenem  Werko  enthaltenen  Materials  näher  einzugehen  und  doch 
bietet  das  Bnch  Jastrebovs  auch  in  dieser  Beziehung  viel  Merkwürdiges. 
Die  hier  mitgetheilten  Volkslieder  können  in  sprachlicher  Beziehung  zum 
Thcil  als  serbisch.  zumTheil  als  bulgarisch  (macedobulgarisch)  bezeich- 
net werden,  es  bleibt  jedoch  eine  nichtgeringe  Anzahl  von  Texten  übrig, 
deren  Sprache  nicht  anders  denn  als  ein  Uebergangsdialect  vom  Ser- 
bischen zum  Bulgarischen,  oder  als  eine  bulgarisch-serbische  Misch- 
sprache charakterisirt  werden  kann.  Vielfach  beobachtet  man  dasUeber- 
gewicht  des  Serbischen  in  lexicalischer  und  phonetischer  Beziehung, 
während  die  Störungen  in  dem  Formbcstande  die  Nachbarschaft  des 
Bulgarischen  verrathen.  Es  wäre  äusserst  wünschenswerth  zu  erfahren, 
ob  diese  Erscheinungen  auch  in  der  gewöhnlichen  Umgangssprache  der 
betreffenden  Gegenden  vorkommen  oder  bloss  auf  das  sprachliche  Ma- 
terial ihrer  Volksdichtung  beschränkt  sind.  Damm  erlaube  ich  mir  im 
Namen  der  Wissenschaft,  die  von  den  patriotischen  Aspirationen  eines 
Panbulgarismus  dcsPanserbismus  ganz  absieht,  den  verehrten  Verfasser 
auf  das  oben  in  der  Anzeige  berührte  Versprechen  zu  erinnern  und  an 
ihn  öffentlich  die  Bitte  zu  stellen,  er  möchte  uns  möglichst  bald  noch 
Proben  der  echten  Volksprosa  aus  denselben  Gegenden  in  der  Form  von 
Volkserzählungen,  Sprichwörtern  u.  dgl.  zugänglich  machen.    V.  J. 


Fr.  Miklosich,  Die  türkischen  Elemente  in  den  Südost-  und  ost- 
europäischen Sprachen  [griechisch,  albanisch,  rumunisch,  bulga- 
risch, serbisch,  kleinrussisch,  grossrussisch,  polnisch).  Wien  1684. ») 

»magbut ...  glücklich.  Vergl.  alb.  maghbul  bene  Dies  ist 
ar.  (türk.)  maqbül  angenehm. 

»magdanos  ...  griech.  (.ictv.edovioi  ...  Griech.  fiextdovrjoiov.«. 
Also  das  neugriech.  offenbar  direct  aus  dem  altgriech. 

nmahana  jüI^*  ar.  Vor  wind.    bulg.  maana  Mangel  kac.  serb. 

mahat%a  Fehler  ...  mummt i  zu  tadeln  finden ...  (otürk.»)  behane  (vulg. 
mediana).«.   Dieses,  um  so  zu  sagen,  falsche  mahana  bedeutet  freilich 

i)  Vergl.  oben  S.  487—520. 


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654 


Th.  Korsch, 


»Vorhand« ;  es  gicbt  aber  auch  ein  echtes  mahana  =  ar.  mähänä,  d.  h. 
eben  das  Wort,  welches  neben  dem  Lemma  arabisch  geschrieben  steht, 
nnd  dieses  heisst  »Erniedrigung,  Verachtung«,  womit  wegen  der  Bedeu- 
tung vgl.  vor  Allem  manisati. 

mahmuz  ist  ar.,  eig.  mihmäz. 

mahrama  oder  eig.  mäqr&ml  (dies  bei  H.  M.  nur  in  der  ar.  Ur- 
schrift) ist  ar.  Die  Angabe  »russ.  bachroma  für  tnochry«  ist  mir  nicht 
klar;  jedenfalls  mnss  b  für  m  bereits  türk.  sein. 

»maxaridi  ...  ar.- Ausgaben,  Kosten  ...  Das  ar.  Wort  ist  viel- 
leicht den  Bulgaren  durch  die  Türken,  in  deren  Sprache  es  jedoch  bis 
jetzt  nicht  nachgewiesen  ist,  und  von  diesen  den  Serben  und  den  Russen 
mitgetheilt  worden  ...«.  ßoviel  ich  deutsch  verstehe  (denn  die  deutsche 
Sprache  ist  mir  fremd) ,  lehrt  hier  nur  der  Zusammenhang ,  dass  die 
Worte  »in  deren  Sprache«  sich  auf  das  Bulgarische  beziehen.  Die  »an- 
zunehmende Wanderung  des  Wortes«  findet  der  Verf.  bedenklich ,  wo- 
nach es  nur  natürlich  scheinen  mnss ,  dass  ich  darin  auch  keinen  Rath 
weiss.  Nur  Eins  möchte  ich  im  Interesse  dieser  Frage  hervorheben, 
nämlich  das  g  des  altserb.  magoryh,  russ.  magorycb  u.  s.  w. :  warum 
nicht  ch?  Jedenfalls  ist  magarye"  (-ys)  gerade  diejenige  Form,  die  das 
ar.  Wort  in  gewissen  nordtflrkiscben  Dialekten  annehmen  mflsste.  Zu 
mogorecb  Lohn«  s.  Aktu  Hcrop.  I,  S.  14S  (Brief  von  dem  Novgoroder 
Erzbischof  Gennadius  an  den  Metropoliten  Simon  zwischen  1496  nnd 
1505):  A  ce  mvhchkh  neBtatn  yuHTB  (sie)  poö/rrB  an  p**n>  ejry  nenop- 
thtt>  ,  Aa  nepßoe  H3yMHT*B  esty  ne<u>pn  io ,  hho  to  MacTepy  npmiecTii 
Kaum  aa  rpnBna  Aenenb,  a  3aBTpeH*  TaKxe  a  h  cBLiuie  Toro,  a  ^acu 
to  ocoÖno ,  Aa  tb  (AaTH  H.  Schachmalow  sehr  ansprechend)  iiomhhkh 
onpoMe  Moropija,  *rro  pjiAiui  otb  nero. 

maja  ist  ar.  —  inäijä  ä-JU. 

majasql  ist  zwar  ar.,  lautet  aber  ursprünglich  b&wäslr,  Plur.  von 
•bäsür  oder  büslr,  woher  nordt.  babasyr  oder  babasyl. 

makas  ist  ar.  —  rniqa^. 

mal  ist  zwar  ar.,  aber  maldar  ar.-pers.  —  mäl-där. 

»malluta  ...  Oberkleid  ...  serb.  mavluta  ...  Griech.  uakluxi*. 
prjXcuTq  ...«.  Wie  ist  das  zu  verstehen?  denn  das  erste  griech.  Wort 
kommt  von  {talkog  »Zotte«,  das  zweite  von  ftijkov  »Schaafc  her,  somit 
sind  sie  von  einander  formell  verschieden.  Freilich  konnten  später  die 
beiden  in  der  Bedeutung  zusammenfassen,  wie  dies  mit  den  hier  fehlen- 
den (und  zwar  mit  Recht)  nun.  malotea  und  milota  geschehen  ist,  welche 
beide  »Frauenpelz«  bedeuten  sollen.  Das  v  im  serb.  ist  wohl  aus  der  er- 
folglosen Bemühung,  das  doppelte  harte  1  nachzuahmen,  entsprungen. 

»mandra  ...  Hörde  ...  griech.  i/oVdocr,  uavrQa  Atacta  V.  1. 185. 
iKijnor  pass.  Noch  deutlicher  im  Fremdw. :  mgr.  fiavÖQav.  Das 
Wort  ist  ab bereits  altgriech. ;  also  gehört  der  ganze  Artikel  etwa  in 
ein  türkisches  Fremdwörterbuch.  MdvTQt  steht  zwar  bei  Passow  im 


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655 


Glossar,  ist  aber  im  Texte  nicht  zu  finden.  Mir  ist  nur  uaydoi  (uqvxqI) 
bekannt,  z.  B.  ib.  DVD,  V.  41  flammt  Varianten. 

marol,  marol  »Lattich«  ist  ans  griech.  fiiaQovlt  gemacht,  nicht 
umgekehrt,  da  ficcQovhov  (statt  des  älteren  &Qidaxivr))  schon  im  spä- 
teren Altgriechisch  vorkommt.  Die  übrigen  Entlehnungen  gehen  alle 
auf  das  nengr.  zurück  ausser  dem  rum.  mar  oh  mit  seinem  o. 

*marpic,  marpuk...  (schlangenbekleidet)  Schlauch  der  persischen 
Wasserpfeife  ...«.  Verschiedene  persische  Wörter:  mär-pic  »wie  eine 
Schlange  gewundene  und  mär-püs  »schlangenbekleidetc.  Wegen  der 
einzigen  Entlehnung,  rum.  marpic,  ist  nur  das  erste  in  der  Bedeutung 
des  biegsamen  und  bei  dem  Ausgange  aus  dem  als  Pfeifenkopf  dienen- 
den Gefasse  mehrfach  gewundenen  Pfeifenrohrs. 

ma8%ara  »Gespött«  ist  ein  in  seiner  Geschichte  recht  interessan- 
tes, aber  auch  dnnklesWort:  Tgl.  it.  maschera  »Maske«  ;  darum  können 
einige  an  dasselbe  anklingende  europäische  Wörter  auch  occidentalischen 
Ursprungs  sein,  so  vor  Allem  russ.  muskaradnyj  u.  ä.  wegen  des  d. 
welches  wohl  romanisch  ist  (fr.  mascarade). 

masur  »Rohr«  und  kurd.  nuuur  »enflure«  (Geschwulst)  sind  nicht 
dasselbe ;  das  letzte  steht  für  ar.  näsQr  »Eiterung  der  Schleimhaut«,  im 
Türk,  anch  »unheilbare  Wunde«,  gewöhnlich  »Hühnerauge«. 

Zu  mavi  »blau«  und  zwar  zu  dessen  verstärkter  Form  mas-mavi 
gehört  wohl  das  in  weissrussischen  Liedern  vorkommende  päva  razma- 
vista,  also  etwa  »himmelblaues  Pfauenweibchen«. 

medZidije  bezeichnet  eine  Münze  nicht  erst  im  Alb.,  sondern 
bereits  im  Türk. 

Zum  pers.  meger  »wenn  nicht,  ausgenommen  dass«  u.  s.  w.  wer- 
den von  H.  M.  bulg.,  serb.,  rum.  makar,  griech.  ftrj'/aqi,  ftcc/MQi, 
uayccQi,  it.  macari  gestellt,  die  also  fast  ausschliesslich  k,  nicht  ghaben. 
Mrjyaqi  ist  natürlich  das  alte  firj  yaQ  num  enim  (deutsch  Frage  mit 
»sollen«  oder  »etwa«) ;  fiayaqi  ist  eine  Contamination  aus  diesem  und 
ans  f.icmaQi.  Das  k  ist  mittel-persisch ,  und  somit  ist  die  Conjunction 
aus  dieser  Sprache  ins  Mittelgriechische,  wie  darjinv  »Silber«  (pehlevi 
asim  .  dvaxagadeg  (s.  nakara)  und  wohl  xaßadw  (s.  zu  kapa- 
nica) ,  unmittelbar  eingedrungen,  während  mäglr  neu-persisch  ist. 

Zu  milhSm  »8albe«  stellt  Reiff  russ.  (rjazan.)  malbchänx  »Salbe, 
Pflaster,  Qnacksalber«. 

»merak  Leidenschaft  för  eine  Sache,  Passion  ...  Man  ver- 
gleicht paQyog.«.  Dagegen  Bianchi:  merüqq,  s.  a.  pl.  de  (jy* 

meraqq.  Parties  les  plus  dälicates  du  bas-ventre.«.  Zur  Bedeutung  vgl. 
ib.:  »PjJ  beukr,  s.  t.  Hypocondre,  parties  laterales  de  la  region  su- 

perieure  dn  bas-ventre«. 

Zu  mezdied ,  russ.  mecetb,  mxzgitb  vgl.  Akt«  HcTop.  I,  Nr.  78 
(Sendschreiben  des  Metropoliten  Theodosius  nach  Novgorod  und  Pskov 


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656 


Th.  Korsch, 


im  J.  1464)  :  h  eauina  o  tomt,  ropAUH  c&iTturL  EraneTCiaH  .  . .  h  no- 
MUuiJiHiiie  Ha  >itcTt  tomtj  (des  heiligen  Grabes)  nocTaBHTH  cboh)  mto- 
rHTb  und  Äiron.  VIII,  S.  63,  wo  unter  dem  J.  1393  von  mezgiti,  die 
Rede  ist. 

mevla  und  mezad  sind  ar. 

Neben  mezar  war  wegen  russ.  mazarki  die  nordt.  Form  mazar 
zu  erwähnen. 

ntnesr  . . .  Aegypten,  meser  tauk.  .  . .  alb.  misser  Getreide,  be- 
sonders Mais  Bei  meser  tavugU  (sol)  fehlt  die  Uebersetzung  »Trut- 
hahn<r  steht  aber  unter  tauk).  Für  das  alb.  vgl.  oben  zn  kokoros. 

Nicht  minaret,  sondern  das  gewöhnlichere  unnare*  ist  in  den 
Entlehnungen  vertreten.  Fehlt  russ.  minaröt-B.  welches  Übrigens  nicht 
aus  orientalischer  Quelle  geschöpft  zu  sein  scheint. 

minder  ist  anch  russ.,  z.  B.  ^OMOCTpou  8^129 :  asih,  i  orjodjH^ 

l  T         m        p  t  "e 

i  MHHjepn;  ib.  S.  168:  üb  cann  nojoi&H  nojsKa  Öaxamu ,  ejh  ff  ja 

so.iono  na  MiUepii;  Zab&in  a.  a.  0.  II,  8.  57 :  j.a  Ha  MHiiaep-B  mecTi» 
ca^baiiOB-B  lepßqaTux'B. 

»mokaddim  . . .  vorziehend,  Vorgesetzter  . .  .«.  Also  Activ  und 
Passiv;  das  letzte  lautet  aber  mokaddem  (eig.  muqäddäm),  und  dies  ist 
allein  nöthig;  denn  serb.  mukadin  ist  slavisirt.  Für  die  Bedeutung  des 

m 

serb.  tnukadem  pojas  s.  Bianchi:  »fJdU  mouqaddem  ...  3.  8.  Espece 
d  Ctoffe  de  soie  employee  pour  les  turbans  et  les  ceintures.». 

mor  »dunkelblau«  (nach  Bianchi  »1.  Violet.  2.  So  dit  en  general 
des  couleurs  sombres«)  ist  schwerlich  ursprünglich  tflrk. ,  da  es  sich  nur 
im  Osmani sehen  zu  finden  scheint ;  vgl.  Matzenauer  s.  v.  Mur.  Rum. 
marmaziü  »violett«  ist  vielleicht  türk.  mor  mavisi  (s.  oben  mavi  etwa 
»dunkelblau«;  vgl.  türk.  stld  mavisi  eig.  »milchblau«. 

*mosel ...  die  Stadt  Mosul ...  bezi  Musselin  ...  Was  aus  dem  Tflrk. 
entlehnt  ist,  ist  schwer  von  dem  unmittelbar  aus  europaischen  Sprachen 
stammenden  zu  unterscheiden«.  Jedenfalls  finden  wir  im  romanischen 
Suffix  -ina,  z.  B.  griech.  novoeXlva,  ein  sicheres  Merkmal. 

mostra  »Muster«  bedeutet  für  serb.  mustra  schwerlich  mehr,  als 
für  die  unerwähnt  gebliebenen  poln.  musztra  (daher  auch  russ.  mustra. 
mustroväU),  neuslov.  mustrati  mit  ihrem  süddeutschen  s. 

»muamele...  Handel,  Wucher,  rum.  memular,  mameledztu 
Krämer  ...«.  Diese  von  den. vulgären  Formen  marnele  (mamala),  maml- 
lCdii,  worauf  auch  die  hier  fehlenden  griech.  uaualäg  »Wuchert  und 
uctfiakavtZfjQ  »Wucherer«  beruhen. 

An  einen  Zusammenhang  zwischen  ar.  muh'assal  »versammelt, 
erworben«  und  altslov.  mtäeh  »aloxQOV  xiqdog*,.  tmieh  »t/Aip  will  der 
Verf.  selber  nicht  glauben.  Die  Zusammenstellung  ist  mir  sonst  aus  Reiff' s 


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657 


Wörterbuch  bekannt.  Vergl.  nun.  migell  (misellu)  aniedrig,  tückisch, 
Taugenichtse,  welches  Pontbriant  ans  lat.  misellus  ableitet.  Rnss.  »ob- 
michnutb  sja,  obmeselitb  sja,  obmüenitt  sja  sich  täuschen«  (genauer : 
sein  Ziel  verfehlen)  gehören  nicht  hierher ,  sondern  zu  miseni»,  s.  unten 
niian. 

mukajjed  ist  ar.  —  muqajjäd. 
mürdar  ist  pars. 

Unter  musmula  fehlt  russ.  musmuU. 

mutab  »Rosshaarfl  echter«  ist  nicht  ar.,  sondern  pers.  —  aus  mü 
»Haar«  und  tab,  Wurzel  von  täftan  »flechten«. 

nm  ülazem  ...  fest anhangend,  fleissig,  Adjutant,  bulg.  mulja- 
zimin  Candidat  ...c.  Das  ar.  Wort  (türk.  ausgesprochen  müljazim)  be- 
deutet im  Türkischen  etwa  »attachirtt,  daher:  1)  Lieutenant,  2)  einer, 
der  seine  Studien  im  geistlichen  Seminar  absolvirt  hat  [softa  —  s. 
so%t&)  und  kraft  dessen  Candidat  auf  die  erste  Stufe  eines  ahm  »Ge- 
lehrten« ist,  nämlich  anf  die  Stelle  des  Bezirks-kad§.  Adjutant  heisst 
meines  Wissens  javer-i  h'arb  oder  schlechtweg  javer. 

münaaib  ist  ar. 

nmüsellem  ...  zugestanden,  anerkannt,  privilegirt.  serb.  tnuse- 
lim  Art  türkischer  Oberprofoss  ...  griech.  uovot  'Uur^  ...«.  Im  Lemma 
steht  das  passive  (ar.)  musälläm,  die  Entlehnungen  deuten  auf  das  active 
musällim  »rettend,  erhaltend«,  und  so  —  müsellim  —  heisst  wirklich  der 
türkische  Beamte,  der  dem  kajmakam  (s.  oben)  in  die  dem  letzten  be- 
schiedene  Provinz  vorausgeschickt  wird. 

Neben  müsülman  fehlt  das  echte  ar.  muslim,  worauf  sich  russ. 
musljurm  und  das  hier  nicht  erwähnte  griech.  ^lovasUfirjg  (also  nicht 
allein  in  der  eben  besprochenen  Bedeutung)  stützen.  Griech.  auch  y.ov- 
oovkuävog.  Russ.  ausser  den  angeführten  Formen  auch  6ecepMe.nn 
(Plur.)  Co(5p.  Toc.  TpaM.  h  Ror.  II,  Nr.  27,  oecypMeiiHH'B  Jlaup.  ütTon. 
(Ausg.  1872)  S.  453  (unter  dem  J.  1262).  Gewiss  ist  es  Akth  Apx. 
9kch.  I,  Beschreibung  des  kais.  Archivs  für  die  J.  1575 — 1584,  Kasten 
101 :  A  b*b'  ho mi»  rpaMOTu  mepTHue  KpuMcirie  . . .  oecepMeHCKmrL  (st. 
6eaepMeHCKHMx)  hhcmom,b  zu  lesen. 

Unter  mÜiavSre  fehlt  griech.  6  ^tovaaßeqig  (nicht  tb  povoa- 
ßeQi,  wie  Passow  im  Glossar  unter  Verweisung  auf  191,  9  irrthümlich 
angiebt,  wo  der  Accusativ  steht  mit  %b  =  tbv). 

Unter  müSemma  fehlt  griech.  fiovaaf.täg. 

»müzarf*  ...  Bewirth schafter  eines  Feldes.  Vergl.  russ.  maiary 
für  zasejannyja  polja  Mat.  87  ...«.  Im  Lemma  steht  das  active  Particip 
»der  Besäende«,  während  das  russ.  Wort  auf  mäzäri',  Plur.  von  mäzrä' 
oder  mäzrä' ä  »besätes  Feld«  zurückgeht ;  und  dies  ist  auch  an  der  citir- 
ten  Stelle  der  Mat.  von  meinem  seligen  Lehrer  Prof.  Petrov  ausdrück- 
lich angegeben.  Die  Russen  haben  das  Wort  von  den  Krim-Tataren 
bekommen,  bei  denen  mazary  »urbares  Lande  bedeutet. 

Archiv  für  slawische  Philologie.  II.  43 


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G58 


Th.  Korsch, 


»nabz  ...  Pulsschlag  .. .  kurd.  tiefes  Athem  ...c.  Dies  ist  ar.  nafts 
(vgl.  unten  zu  tengnifes). 
najbe  ist  ar.  —  näiba. 

Unter  nakara  »Kesselpauket  fehlt  altrnss.  nakra  daas.,  nakraeej 
»der  darauf  schlägt«  —  nordt.  naqarace  (?). 

unale  .  .  .  ar.  nah:  munafiu!  möge  er  seine  Wünsche  erlangen  1 
Vergl.  bulg.  nali  ne  für  rnss.  razvß  ne  ...t.  Jene  ar. Formel  ist  bei  den 
Türken  schwerlich  so  üblich,  dass  sie  bei  den  Balgaren  zu  einer  ein- 
fachen Fragepartikel  geworden  sein  könnte.  Ausserdem  sieht  nali  sehr 
slavisch  aus;  vgl.  russ.  ali,  welches  genau  dasselbe  bedeuten  kann. 

name  ist  pers. 

nana  xiü  ist  das  ar.  nana"         nur  falsch  geschrieben. 

naz  und  nekes  oder  nahes  (welch'  letzteres  richtiger  ist)  sind  pers. 

Die  unter  nene  »Matter,  Grossmutter«  zusammengestellten  Wörter, 
lauter  Kosenamen  für  verschiedene  Verwandtschaftsgrade  (zu  welchen 
auch  russ.  njänja  »Wärterin«  hätte  hinzutreten  können),  sind  vielleicht 
von  einander  ganz  unabhängig  oder,  richtiger  gesagt,  hängen  zwar  mit 
einander  zusammen,  aber  nicht  als  Entlehnungen,  sondern  als  selbstän- 
dige Variationen  eines  Naturlautes,  was  die  am  Ende  des  Artikels  hin- 
zugefügten türk.  nanu,  neni}  mm  »Wiegenlied«  nur  zu  bekräftigen  ver- 
mögen. Vergl.  nur  altgriech.  vavvag  oder  vivvog  »Onkel«,  vavvi]  oder 
vir vrt  »Tante«,  vavvog  »Zwerg  (latnanus),  Kindlein,  Puppe«,  neugriech. 
vavvr\  »Tante«,  vawa  (auch  it.  ninna  nanna)  =  lat.  lalla,  poln.  luli 
»eia  popeiä«,  vavvaQiOfia  »Wiegenlied«  u.  i.  w. 

»nerdzis  ...  Narzisse  ...  Vergl.  griech.  veQOioav  für  ua.raXa 
&og  nach  Atacta  V.  1.  26  . . .«.  Wenn  aO7rakad'0g  mit  »partium  spi- 
nosnm  (Linne*)  »Rosenholz«  richtig  identificirt  wird  —  und  ein  axav&ü>- 
deg  (pvtbv  war  es  jedenfalls  — ,  so  moss  die  zarte  Blume  Narzisse  aus 
dem  Spiele  bleiben.  Eher  könnte  man  schon  etwa  an  türk.  (ar.)  nesrin 
»Art  wilde  Rose«  denken,  obwohl  -aap  dabei  ebensowenig  klar  bleibt. 
Aber,  offen  gestanden,  sieht  veqaiaav  ohne  die  zu  erwartende  Endung 
.  -i(ov)  sehr  sonderbar  aus. 

Unter  n$8ad$r  »Ammoniak«  fehlen  nordt. nysatyr,  griech.  vioav- 
ii)Qi,  viaavÖlqi.  . 

vnisan  . . .  Zeichen,  Fahne,  Zielscheibe  . . .  russ.  müenb  Scheibe 
zum  Schiessen  . . .«.  Aber  altruss.  =  »Zeichen,  Siegel«  und  zwar  als 
mascul.  (jetzt  femin.),  z.B.  Co6p.roc.rpaM.  h  ßor.  Nr.  147  (J.  1509): 
Aa  Ana  ÖJiiOAa  rycniu,  oaho  i\iaAKo,  a  na  ApyroK**  wrupe  mhui6hh  ;  a 
na  ruTH  (=  mecTn)  MHcaxt  Ha  Kpaex-B  no  Mmneiury  no  BUÖOH^aTOMy ; 
a  na  Anyat-B  mhcoxt,  no  MHuieHH  no  ähtobckomy  ;  Aa  nepennma  .  .  .  a 
na  Airs  TpH  Mmnenn  soJoqoHU.  Daher  mh  nie  hu  an  rpaMOTa  als  Ueber- 
setzung  des  tat.  nisanly  jarlyq ,  z.  B.  in  den  beiden  Jarlyks  des  Chans 
TVjdulla  (nm  die  Mitte  des  XIV.  Jh.)  ib.  II,  Nr.  9  und  Nr.  10.  In  der 
Originalform  litauisch-russisch  bei  Muehanov  (s.  oben  zu  kuran)  S.  24  : 


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659 


h  Ha  to  eemo  (s)  cbohmT)  HHüi&HosrB  epiinc*  nopain ;  8. 27 :  3  CBOmn, 
HHinaHOMT, ;  8.  37  •  3  HumaHoiri;  8.  38:  3  nepcTeHHUirB  HumaHoin. 

»nizam. . .  Ordnung  . . .  alb.  nizam  türkische  Linientruppe. . .«. 
ßo  schon  türk. 

nur  ist  ar. 

»oda  ...  Zimmer,  Wohnung,  Hans,  Kameradschaft  beisammen  lie- 
gender Soldaten  ...  kurd.  ...  otag  ...«.  Dies  ist  alt  türk.  Daher  viel- 
leicht russ.  vataga  »Genossenschaft  (besonders  der  Fischer),  Haufen  von 
Menschen«,  —  so  schon  Aktu  Apx.  9iccn.  I,  Nr.  1  (ein  -Schriftstück 
aus  der  Zeit  zwischen  den  Jahren  1294  und  1304,  aber  nach  einer  im 
XV.  Jahrh.  verfertigten  Abschrift) :  xoähth  Tpejn,  BaTarairB  mohm-b  Ha 
Hope,  a  BaTaMMan-B  OHApefi  KpHTirjaiH  ;  ib.  Nr.  39  (Diplom  des  Fürsten 
Jurij  Dmitrevie  an  das  Kloster  der  Verkündigung  vom  J.  1446) :  A  kvau 
apxHMaHApHri  nomieTB  na  MOHacTupcKyio  dyacöy  cTapijOB'L  cbohx*b, 
hü  föjnjOBB,  na  BaTary  hjih  Ha  rnryio  cjyxöy ;  Aktu  HcTop.  I,  Nr.  70 
(Diplom  des  Grossfursten  Vasily  Vasil'jevic  an  das  Spaso-Evthimijev- 
kloster  —  vor  dem  J.  1462):  *Ito  hx-b  BaTara  na  TopoxOBnH,  Mona- 
crupi»  Cbatuh  BacH^en;  ib.  Nr.  96  (Diplom  des  Grossfursten  Ivan 
Vasil'jevic  an  dasselbe  Kloster) :  h  itaB  ext»  bojtb  ho  jobhtb  HHKosty 
onpHTb  hxt>  h  BaTarosn.  ne  ctohti»,  woher  vataz&cikb  —  Aktu  Ka- 
JSMeßa  I,  S.  723  (J.  1500):  cb  Kacs/nioirc.  K&iapeirb  ja  ct>  Ilapee- 

HOMT>  CT»  BaTaJKJHHKOM'L  ,\<X  CB  CepaiUOHOlfB  CB  Tpane3HHKOMT> ,    H  CO 

BceK)  öpaTbeio...  (also  in  einem  Kloster);  aber  altruss.  auch  etwa  »Zelt, 
Nomadenhaus«  (jetzt  mittelas.  otäw),  z.  B.  Mimt.  .ItTon.  (Ausg.  1871) 
8.  450  (unter  dem  J.  1 190):  ȟojobhh  ...  B03BpaTmnacH  kb  BaTarajTB 
cbobjtb  ').  Va-  statt  des  regelrechten  0-  lässt  in  der  unmittelbaren 
Quelle  des  russ.  Wortes  denselben  Anlaut  vermuthen:  vgl.  cuvas.  vak 
»Loch  im  Eis«  —  alt.  ojyq,  valja  »Theil«  —  alt.  ülü,  var  »Thal«  —  türk. 
or  »Grab«  (oder,  nach  Zolotnickij,  üzäk  »Flüsschen,  Bach«?),  vat  »Galle« 
—  türk.  öt  u.b.w.,  vor  Allem  aber  das  freilich  nicht  türk.,  doch  wahr- 
scheinlich aus  türk.  Quelle  entlehnte  votische  vataga  »Familie«. 

Unter  od  iah  »Heerda  ist  griech.vraoxt  Passow's  Glossar  entnom- 
men, wo  das  Citat  »215.  10«  lautet;  da  aber  an  dieser  Stelle  to  vracmi 
steht,  so  ist  Grund  genug  vorhanden,  diese  Apokope  für  unbewiesen  zu 
halten  und  x  ovroaxi  abzutheilen. 

Neben  ogul,  oglan  fehlt  nordt.  ulan  »8ohn  (so  z.  B.  kumuk.), 
Jüngling«,  ferner  »Guarcüst,  Leibwache«  oder  ähnlich.  In  russ.  Liedern 
werden  neben  den  Chanen  Myp3U,  yxaHOBBA  erwähnt,  und  ebenso  leistet 
im  J.  1508  der  Kasaner  Chan  c Abdu-l-latif  dem  Grossfürsten  Vasilij 


!)  Vgl.  ib.  S.  429  (unter  dem  J.  1184):  Kosiaro  «e  cto/ui  y  jryBt,  ero  ate 
•fcayme  no  maiOMeiw  oMunyuui ,  HHue  ace  BaraTU  (Var.  bt»  raru  und  ct.  b&icotu) 
-pptnuie,  yAapima  aa  nuxh,  wo  ich  naiaru  zu  lesen  vorschlage,  und  dies  mit 
desto  grösserer  Hoffnung,  das  Richtige  getroffen  zu  haben,  als,  wie  ich  aus 
den  Materialien  der  Petersburger  Akademie  ersah,  auf  dieselbe,  von  mir  ganz 
selbständig  gemachte  Conjectur  bereits  Cernysevskij  verfallen  ist. 

4o» 


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660 


Th.  Korech, 


Ivanovi£  seinen  Eid  e  cbohmh  yjanu  h  co  KH3MH  h  co  bc£mh  c  beihhxh 
K&3&KH  (CoÖp.  Foc.  TpaM.  h  Ror.  H,  Nr.  27). 

oordu  ...  Lager  ...  nun.  ordije.  enrop.  oarde  . .  .0.  Hier  steckt 
Etwas  für  mich  unverständliches,  vielleicht  Druckfehler ;  denn  »enrop.« 
ist  ebenfalls  rum. 

Unter  orman  »Wald«  fehlt  griech.  Qovfiavi. 

nortak  ...  Gesellschafter  ...  Vergl.  rnss.  arteh  ...«.  Wie  mich 
mein  College  Prof.  Schwarz  aufmerksam  macht,  hat  Hr.  Rovinsky  zuerst 
nachgewiesen,  dass  das  rnss.  Wort  vom  it.  artieri,  Plur.  von  artiere 
»Handwerker«  kommt. 

päd  ah  (pädas)  heisst  pers.  »Vergeltung«,  aber  in  der  Bedeutung 
»Gefahrte«  scheint  es  ein  hybrides,  nach  tflrk.  ajak-das  gebildetes  Wort 
zu  sein  —  aus  pers.  pä  =  türk.  ajak  »Fuss«  -f-  das  s.  oben). 

»paj  ...  Theil  ...  klru&s.  paj  ...«.  Auch  grossruss. 

»paj  ende  . . .  dauerhaft,  serb.  pqjanta,  pajvanta  Latte,  mm. 
paj  ante  Mauerfachwerk ...«.  Rum.  auch  pajentg.  Aber  sowohl  die  Be- 
deutung, als  auch  die  Lautform  —  nämlich  t  st.  d  in  allen  Entlehnungen 
und  das  überschüssige  v  im  Serb. —  lassen  eher  an  pers.  päjvänd  »Band« 
denken,  welches  im  Türk,  mit  pers.  päjvänd  oder  päbänd  »Fussfessel, 
Fessel«  (s.  pabind)  verwechselt  und  also  auch  pajvant  ausgesprochen 
zu  werden  scheint. 

»pala  ...  t.  kurzer  Degen,  Dolch  ...  serb.  palos.  rnss.  palah. 
magy.  pallos.  kurd....  palos  ...  It.  paloscio.«.  Pala  kann  it.  (lat.)  pala 
»Spaten«  sein ;  vgl.  zur  Bedeutung  altgriech.  ona&q  »8patel,  Weber- 
spatel«, aber  auch  eine  schneidende  oder  stechende  Waffe  (bei  Alkuins, 
vgl.  OTca&q'  itäxctiQa,  giyog  Hesych.),  woher  neugriech.  oita&i(ov) 
»Säbel«  und  roman.  spada  »Degen«.  Dass  die  Formen  auf  -os,  -as,  wie 
H.M.  voraussetzt,  magy. Ursprungs  sind,  ist  wahrscheinlich;  aber  kurd. 
palos  lässt  das  Vorhandensein  dieses  Wortes  auch  im  Osmanischen  ver- 
muthen.  Ins  Russ.  ist  die  entsprechende  Form  zusammen  mit  Cuirassiren 
aus  Deutschland  gekommen  (Pallasch).  Uebrigens  heisst  das  Wort  it. 
gewöhnlich  palascio. 

palamar  »Tau«,  griecb.  tteilauaQi,  ist  wohl  zuerst  griech.  und 
dann  erst  türk.;  vgl.  griech.  Tvakaiit^io,  mittellat.  palmisare,  it.  spal- 
mare  »betheeren,  kalfatern«. 

palanga  AÜi^Li  Planke.  Palanke  ...  Vergl.  serb.  palanga  Stange 

. . .  Matzen. .4 00  . . .  Das  weitverbreitete  Wort  ist  deutschen  Ursprungs.«. 
Warum  denn  nicht,  wie  bei  Matzenauer,  romanisch,  nämlich  it.  palanea 
»Stange«?  vgl.  Diez  I  Pianca,  wo  man  sehen  kann,  dass  planca  nicht 
erst  mittellat.,  wie  im  Fremdwörterbuche  angegeben  steht,  sondern  ein- 
fach lat.  ist,  wenn  auch  vielleicht  nicht  classisch:  denn  das  Wort  ist 
von  Diez  aus  Festus  (230,  12  vgl.  Paulus  231  M.)  und  Palladius  belegt, 
findet  sich  aber  auch  bei  Placidus.  Ob  nun  aber  planca  (deutsch  Planke, 
und  hierauf  zielt  H.  M/s  Vermerk  »deutschen  Ursprungs«)  und  palanea 
dasselbe  Wort  sind,  ist  für  mich  fraglich:  denn  während  das  letzte  sich 


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661 


von  phalanga  nur  durch  eine  unbedeutende  Abweichung  in  der  Aus- 
sprache unterscheidet,  wird  plancae  bei  Paulus  folgendennassen  erklärt : 
tabulae  planae,  ob  quam  causam  et  planci  appellantur,  qui  supra  modum 
pedibns  plani  sunt,  also  mit  planus  verbunden,  woher  auch  die  Bedeu- 
tung verschieden  ist.  Auf  lat.  phalanga  (s.  zu  falaka)  geht  das  serb. 
zurück.  Türkisch  aber  lautet  das  Wort  palanka,  wie  es  auch  oben  ar. 
geschrieben  ist,  nicht  palanga;  im  Fremdwörterb.  »palanqa«,  woraus 
dieses'  verdruckt  zu  sein  scheint. 

Von  den  unter  *pambuk  (j>*b  pamuk  ...  Baumwolle«  verzeich- 
neten Wörtern  sind  die  mit  a  in  der  zweiten  Silbe,  wie  griech.  ßccfißccyti, 
unmittelbar  oder  mittelbar  auf  mittelpers.  pambak  (arm.  bambak,  p'am- 
bak,  osset.  bämpag)  zurückzuführen.  Bulg.  bubak,  russ.  bumaga  (neben 
serb.  bumbak,  bombak  u.  s.  w.)  scheinen  auf  Formen  mit  a  zu  beruhen. 
Uebrigens  drückt  das  ar.  geschriebene  Wort  nicht  die  im  Lemma  stehende, 
sondern  die  nachfolgende  Form  aus. 

*panaj$r  ...  Markt,  mrum.  panijiru.  alb .  panigjir  . . .  griech. 
TtavriyvQi  ...  Griech.  navriyvQi$.*.  Die  chronologische  Ordnung  ist 
beinahe  die  umgekehrte. 

*panukla  .  .  .  Pest.  bulg.  panttkla.  griech.  7tavovxla  .  .  . 
Dunklen  Ursprungs.«.  Im  Fremd w.  vom  lat.  panncula  (auch  panicnla); 
aus  dem  Lat.  ging  das  Wort  ins  Griech.  über  und  hieraus  weiter  1). 

Unter  papus  (u~>jb,  nicht  »u^bb«)  »Pantoffel«  fehlt  russ.  ba- 

büsa,  das  vom  fr.  babouches  unabhängig  sein  muss:  hier  ist  es  ar.,  dort 
nordtürk. 

para  »Stück  ....  Geld«  ist  pers.  Wegen  serb.  paradiik,  rum.  pa- 
raltk  und  paraleu  waren  türk.  paradzek  (Demin.),  paralek,  parale  an- 
zuführen. 

Dagegen  steht  bei  parca  parcadzek  ohne  Noth.  Russ.  parca  ist 
nicht  einfach  »seidenes  Gewebe«,  sondern  mit  Gold-  oder  Silberfaden  — 
wahrscheinlich  dasselbe,  was  früher  izarbafx  genannt  wurde ;  s.  unten 
zu  zerbaf. 

Unter  pars  »Leopard«  u.  s.  w.  stehen  nur  russ.  barn  und  nordt. 
bars,  bar$s;  also  ist  die  osman.  Form  überflüssig.  Fehlt  russ.  (caucas.) 
byrsb  »Hyäne«. 

pastrrma  griech.  auch  TtaarovQ^äg. 

paha  (lib,  nicht  »Üb«)  ist  ursprünglich  pers.  —  pädsäh  (%.pa- 

disah).  Fehlt  russ.  pasa,  poln.basza  (aber  klruss.  basa  ist  angegeben). 
Das  letzte,  welches  mit  der  ar.  Aussprache  des  Wortes  zusammenfallt, 
scheint  auf  Missverständniss  zu  beruhen,  da  mit  basa  (als  Voc.  —  s.  bat) 


*)  Sprichwort:  ani$a>  xovxXa,  iuiiaü  navovxXa.  Da  icli  dasselbe  nicht 
aus  einer  gedruckten  Quelle,  sondern  aus  mündlicher  Mittheilung  kenne,  so 
dürfte  es  nicht  allgemein  bekannt  und  darum  den  Liebhabern  der  neugriech. 
Volksliteratur  willkommen  sein. 


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662 


Th.  Korsch, 


die  Janitscharensoldaten  angeredet  zu  werden  pflegten.  Auch  griech. 
wird  luiaoag  {[Anaoiäq)  statt  naaäg  gebraucht  (vgl.  zu piktaxta). 

»pedavra  ...  Latte,  dünnes  Bret.  alb.  petavre  ...«.  Das  Wort 
ist  griech.  nHavqov  »Latte,  Blech-  oder  Zinnplattet  (altgriech.  »Stange« 
n.  &.),  woher  das  rum. 

peksimat ,  peksimet  »Zwieback«  geht  anf  nengriech.  ftagifidri, 
-adi  zurück,  nicht  umgekehrt,  da  na^i^ädiov  schon  altgriech.  ist;  s. 
Matzenauer  s.  v.Peksimet.  Mrum.  poksimadhe,  alb.  pafoimadhi  offen- 
bar aus  dem  Griech. 

pSmbe  (iuJo,  nicht  »iu^j«)  und  pembe-reng  sind  pers.;  doch  be- 
deutet das  Compositum  nicht  »blassrothe  Farbe«,  sondern  etwas,  was 
diese  Farbe  hat. 

pinbi  ist  pers.  —  pändzä,  türk.  auch  pendze,  welche  Form  wegen 
serb.  pandia  u.  a.  erwähnt  zu  sein  verdiente. 

p Srcin  ist  pers. 

»Partie1      plur.  pSrdiha  ...«.  Wozu  dies? 

p&rgel,  richtiger  per  gar,  »Zirkel«  ist  pers.  Ich  erwähne  hier  als 
ein  abschreckendes  Beispiel  für  Mitforscher,  dass  ich  eine  starke  Ver- 
suchung fühlte,  rum.  pgrgja  (ptrghia)  »Hebel,  Wagebalken«  hierher  zu 
stellen,  bis  ich  bei  Ducange  den  Artikel  entdeckte:  »Perguia.  Trabe- 
cula  in  aedibus  sacris,  ä  qua  pendent  Lychnuchi«. 

Ein  Zusammenhang  zwischen  ptriian  »zerstreut«  (d.  h.  zerstoben, 
auseinander  geworfen,  in  Unordnung  gebracht,  metaphor.  bestürzt, 
traurig)  und  »bulg.  ruka  perüana  für  russ.  ladonb«  scheint  mir  zweifel- 
haft zu  sein.  Eher  lässt  sich  serb.  perisani  »Art  weiblicher  Kopfschmuck« 
unter  dieses  Lemma  bringen. 

pirvaz  »Rahmena  ist  wohl  pers. 

pisdSl  (wohl  pestel  ausgesprochen)  »Art  süsse  Speise«  flammt  serb. 
bestilj  »Pflaumensyrup«  erinnern  sehr  an  it.  pastillo. 

ipthKis  ...  russ.  pa&keh  mat. 89  ...«.  Freilich  ist  das  Wort  dort 
so  gedruckt ;  da  es  aber  zwischen  perecarx  und  plav*  steht,  so  ist  offen- 
bar eine  der  auch  sonst  bekannten  Formen  peskeirB  oder  piskes'B  ge- 
meint. 

pestemal  ist  pers. 

perazvani  ist  pers. 

*pirindz  ...  Messing...  griech.  urcQo v vrCog  ...  Wahrscheinlich 
aus  it.  bronzo.«.  Und  das  griech.  sicherlich. 

piruze  »Türkis«  russ.  nicht  allein  birjuza,  sondern  auch  berjuza 
(vgl.  kirg.  bertize)  —  Coöp.  Toc.  rpaii.  h  ßor.  II,  Nr.  147  (J.  1509). 

piskar  und  piiman  (urspr.  päslmän)  sind  pers.;  aber  »nordt. 
po.s  trauern«  ist  einheimisch  und  lautet  bei  anderen  Türken  bos  (bosan, 
bosuq) . 

,  Wenn  pihta%ta  einmal  »pers.«  ist  (aus  pls  »vor,  vorder  — *  und 
iaxta),  so  hätte  Korais'  Ableitung  (von  bes\  unberücksichtigt  bleiben 


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663 


können:  fineoTaxTag  beweist  nicht  mehr  als  uritxXeßavr^  (s.  zu  ba- 
laban),  fxnBQÖig  (s.  perdS),  fiftiaiov  =  lat.  pisnm. 

Von  pistov  »Pistole«  können  bulg.  pütol,  herb,  pistofj  nicht  kom- 
men und  hängen  mit  dem  hier  billigerweise  unerwähnt  gebliebenen 
griech.  matoXi  zusammen,  welches  unmittelbar  (doch  vielleicht  als 
*nun6Xa)  auf  it.  pistola  zurückgeht,  s  vor  t  ist  slav. ;  vgl.  pistalb 
(russ.  piscält  Luntenflinte). 

»polica  ...  polisa  Wechselbrief,  bulg.  serb.  pohca  ...  alb.  po- 
Utsa  R.  griech.  nbUz^a  ...  Diez,  Wörterbuch:  polizza.«.  Ein  Beitrag 
zu  einem  türk.  Fremdwörterbuche ;  wegen  l  vgl.  oben  zu  kapanica. 

Statt  pul  ad  »Stahl,  Klinge*»  wäre  wegen  aller  Entlehnungen  ausser 
kurd.  puld  (pulad?)  nordt.  bulat  anzusetzen  gewesen. 

ypupla  ...  türk.  Flaumfedern,  kroat.  poplun  Decke,  nsiov. pop- 
lun tegumentum  turcicum  habd.  klruss.  papian.  rum.  paplon.  magy. 
papian.  griech.  TtanXta^a  Bettdecke  ...a.  Unter  »klruss.«  ist  hier 
wohl  ungar. -klruss.  gemeint ,  wodurch  die  Form  mit  a  in  der  zweiten 
Silbe  auf  eine  Sprache,  die  magyarische,  beschränkt  wird;  in  den 
Übrigen,  wie  auch  im  hier  fehlenden  altruss.  papoloma  (schon  im  Igor- 
liede),  erscheint  o  oder  u.  Nun  aber  ist  ;iä;xh)ua  im  Griech.  älter, 
als  alle  TOrken  in  Europa ,  da  es  auf  dem  zwar  nachclassischen ,  aber 
doch  altgriech.  ig.  ankw^ta  »das  darüber  Ausgebreitete«  beruht.  Pupla 
ist  wiederum  nur  im  Osman.  bekannt,  also  wohl  erst  in  Europa  in  das- 
selbe eingedrungen  und  zwar  höchst  wahrscheinlich  wiederum  aus  dem 
Griech. ,  wo  Flaumfedern  jetzt  iiov7tovXov  (Plur.  novnovXa)  heissen. 

Wenn  pusu  »Hinterhalt«  serb.  und  nslov.  busi/a  lautet,  so  ist  es 
ein  Beweis,  dass  das  Wort  früher  auch  im  Osman.,  wie  jetzt  in  dem  hier 
nicht  zugezogenen  Nordt.  (und  Ost!    mit  b  anlautete. 

Pers.pus  (püs)  »bedeckend«  u.  s.  w.  wird  nicht  aHein  bulg.,  serb., 
griech.,  sondern  auch  türk.  mitunter  mit  o  ausgesprochen;  vgl.  oben  zu 
afijun. 

raf  vjj.  »Brett  an  der  Wand«  ist  ar.  räff  \3}  »gewölbtes  Fenster«. 

raHatlakom  (»Art  süsse  Speise  aus  raliat  ul-h'alkum«)  wird 
türk.  gewöhnlich  rah'atlukum  ausgesprochen  (russ.  rachatlukümx).  Das 
Wort  ist  ar.  —  räh'ät  äl-h'ulqüm  eig.  Vergnügen  der  Kehlen. 

i> rah'm an  ...  Erbarmer,  rah'mani  divin.  russ.  dial.  rachmatiyj 
...  fröhlich,  mitleidig  mat.  89.  klruss.  na  Jura-Ivana,  na  rachmamkyj 
velyk  den  ad  calendas  graecas  ...  Die  Zusammenstellung  des  rachma- 
nyj  mit  ,Brahmanen'  ist  grundlos.«.  Ungefähr  so  schon  im  Fremd w. 
Was  sagen  Literaturhistoriker  dazu?  Uebrigens  ist  das  Wort  auch  poln. 
—  rochmany  »zahm«,  davon  rochmanic"  »zähmen«,  nach  Linde  besonders 
an  der  türkischen  Grenze  gebräuchlich,  —  eine  Angabe,  die  verificirt 
zu  werden  verdient,  ob  sie  nicht  vielleicht  durch  die  auch  Linde  be- 
kannte Ableitung  vom  ar.  rah'män  beeinflusst  worden  ist.  Wenigstens 
ist  das  Wort  in  Russland  an  keine  Grenze  gebunden,  sondern  durch 
viele  Gegenden  verbreitet  oder  eher  zerstreut. 


664 


Th.  Korsch, 


ra%t  ist  pers.,  rahm  ist  ar.  (räqm). 

uramazan  0Ua^  ar.  Fastenmonat  der  Mohammedaner...  alb. ... 
ramadan  ...«.  Auch  diese  Aussprache  mnss  tflrk.  sein;  denn  wo  sonst 
hätte  das  Wort  ins  Alb.  herkommen  können  t  ^  (däd)  hat  im  Ar.  min- 
destens eine  zwiefache  Aussprache:  nämlich  lautet  er  z.  B.  in  Syrien 
wie  ein  emphatisches  d,  in  Nedzd  und  vielleicht  auch  sonst  in  Arabien 
wie  ein  ebenfalls  emphatisches,  aber  auch  zugleich  interdentales  d  mit 
sehr  schwacher  Affriction.  Ans  dieser  letzten,  doch  wahrscheinlich 
stärker  aflricirten  Aussprache  hat  sich  die  der  Türken  und  Perser  ent- 
wickelt ,  bei  welchen  (j»  wie  z  gelesen  wird ;  aber  auch  von  der  ersten 
finden  sich  im  Osman.  einzelne  Spuren,  z.  B.fodul,  kadf. 

ravSnd  »Rhabarber«,  serb.  reved,  russ.  revenb  u.  s.  w.,  lautet 
nach  Budagov  anch  ttlrk.  revend.  Russ.  wohl  aus  dem  Griech.;  vgl. 
oben  levend. 

razakij,  ar.räzäqij,  »Art  Weintraube«  scheint  am  Ende  auf  pers. 
räz  »Weintrauben««  zurückzugehen. 
rende  ist  pers.,  ridza  ar. 

Vom  ar.  Plur.  ridzal  (ridzäl)  »Mannen,  die  Grossen  und  Ange- 
sehenen« lautet  der  Singular  nicht  reMzl,  was  ein  anderes  Wort  ist,  son- 
dern radzul. 

»ruba  ...  uruba  Kleid,  Kleidung,  bulg.  rubo  ...  ruco  ...  81av. 
ist  ruho  ...  und  daraus  rufo  ...  serb.  ruba  ...  Man  beachte  griech. 
(tov%ov  De.  pass.,  das  sich  altslov.  und  sonst  findet  ...  It.  roba,  das 
deutschen  Ursprungs  ist.«.  D.  h.  vom  ahd.  roub  »Raub«  u.  8.  w.  —  a. 
Diez  I  s.v.  Roba.  Die  Türken  haben  eigentlich  keine  Wörter  mit  r- An- 
laute, und  wenn  sie  sich  auch  ein  solches  aus  einer  fremden  Sprache 
wirklich  aneignen,  so  schlagen  sie  demselben  in  der  Regel  einen  Vocal 
vor ;  wenn  aber  uruba  unmittelbar  aus  dem  Ital.  entlehnt  wäre,  so  wurde 
man  oroba  oder  doch  oruba  erwarten :  vgl.  orudz,  oruspu  (bei  H.  M. 
sogar  orospu  unter  rospu),  die  iranisch  zu  Bein  scheinen ').  Bulg.  ruvo 
steht  vielleicht  statt  rufo,  ruho.  Wie  ist  aber  der  Ursprung  dieses  letz- 
teren nach  den  oben  angeführten  Worten  des  Verf.  zu  erklären  ?  ist  es 
slav.  oder  griech.?  Im  Fremdw.  ist  diese  Frage  unentschieden  gelassen, 
nur  wird  dort  noch  ahd.  roch,  mhd.  roc  verglichen. 

*ruj.  ru  .  .  -  pers.  Gesicht,  Aussenseite.  russ.  ruxb  f.  Antlitz. 
maruZi  von  aussen  mat.  89.  rola  Gesicht,  naruia  das  Aeussere  .  .  . 
Das  pers.  Wort  wurde  den  Russen  durch  jene  Türken  vermittelt,  die  j 
in  £  verwandeln  Radi.  113.  Man  vergleiche  bei  Ostroumow  die  mit  £ 
anlautenden  Wörter.«.  Ja,  eben  lauten  dieselben  so  (d.  h.  mit  dz)  an, 
und  auch  Radi.  a.  a.  0.  spricht  nur  vom  Anlaute.  Ausserdom  ist  ruj  bei 


t)  rö  spi  (denn  -u  ist  tflrk.)  muss  nach  Ausweis  des  kurd.  ru  spl  (pers.  rü-i 
säfid)  »weisses  Gesicht«  bedeuten  ,  nun  aber  bezeichnet,  wie  mir  mein  College 
Prof.  Vs.  Müller  mittheilt,  in  der  Sprache  der  kaukasischen  Juden  (Tat-Dia- 
lekt) das  entsprechende  sib-rä  ru T  dasselbe,  was  osm.  rospu,  nämlich  meretrix . 


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665 


den  Türken  sehr  wenig  und  zwar  nur  in  gewissen  persischen  Redens- 
arten gebräuchlich,  den  meisten  aber  völlig  unbekannt.  Trotzdem  also 
diese  Etymologie  sogar  an  zwei  Stellen  der  Mat.  —  89  von  Petrov  und 
328  von  Prof.  Berezin  —  vorgeschlagen  ist,  scheint  es  rathsam  zn  sein, 
sich  nach  einer  anderen  umzusehen.  Ich  kann  freilich  nur  an  neuslov. 
rüziti.  chorw.  ruigjiti  »enthüllen«  Archiv  VIII.  175),  neuslov.  ruzina 
»Schale«  erinnern,  mit  welchen  ich  noch  vielleicht  roman.  ruga,  neu- 
griech.  §ovya  »Strasse«  in  Zusammenhang  bringen  wurde,  falls  ich  den 
Ursprung  dieses  Wortes  kennte.  Röza  »Fratze«  ist  von  demselben  Worte 
in  der  Bedeutung  »Rose«  sowohl  als  Blume  (klruss.) ,  wie  als  Krankheit 
(erysipelas)  im  Grunde  kaum  verschieden. 

Unter  sab  ah  »Morgen«  war  wegen  serb.  sabaile  »früh  am  Morgen« 
tttrk.  sabah'  ile*  »bei  Tages  Anbruch«  anzugeben. 

Zu  sabr  »Alo£«,  russ.  saburt  vgl.  Muchanov  S.  354  (J.  1675)  : 
Hrnp'B  Kopem>e,  caöyp'B,  arapnin. 

Unter  sabun  »Seife«  erscheinen  mit  Ausnahme  des  Kurd.  (und  des 
Nordtürk.)  lauter  Formen  mit  p,  von  denen  griech.  aa7tovvt  unmittel- 
bar auf  it.  sapone,  die  übrigen  ausser  magy.  szappan  (mit  a  aus  o,  wie 
auch  sonst)  auf  das  Griech.  zurückgehen,  »nordt.  saban  ostroum.«  (neben 
»sabyn  Radi.  208«)  ist  nur  Druckfehler  in  der  Quelle :  saban  (st.  sabyn) 
steht  dort  nämlich  zwischen  saban  »Pflug«  und  sabyT.  Ins  Türk,  ist 
sabun,  sabyn  aus  dem  Ar.  (cabün)  herübergekommen.  Im  Fremdw.s.v. 
sapun-L  steht  das  türk.Wort  nur  unter  Entlehnungen  aus  dem  Ital.,  was 
also  auch  nicht  ganz  richtig  ist. 

Unter  sacak  »Franse«  fehlt  nordtürk.  cacaq  »Franse,  Quästchen«, 
woher  altruss.  cocak*  —  Co6p.  Toc.  TpaM.  h  ßor.  I,  Nr.  26  (J.  1356): 

TOiaicB  soVb  c  KaMeni.eM'B.  c  jKeiwyTH  (bis). 

Zu  sag d ah  (?sagadak)  »Köchera  (auch:  Bogen  und  Köcher  zu- 
sammen), russ.  sagajdakb,  sajdakb  vgl.  TpaMOTH  JIhto bckhx'b  Bejra- 
khxt>  KHH3GH  h3ä.  no^t  peflaKirjeH  AHTOHOBHia  h  KoMOBCKaro  (KieirL 
1S68)  S.  120  (J.  1568):  3  raKOBHHuajrn ,  3  py^imuaMH,  3  caraiUaKH, 
3  jyKH ;  ib.  123:  3t  caraiUaKaMH;  ÄOMOCTpoü  S.  90:  hjh  Kante  kojkh 

KpoHTii  Ha  caa/ta,  i  na  ce/yib  i  omotio  ;  ib.  8.  128 :  T  ctaa,  i  caB^aKH 
(zu  lesen  caa^aKH,  wie  man  aus  den  Errata  ersieht) ;  Aktu  lOpux  S.  50 
(J.  1547):  ABa  corajaKa  neben  caroflaicB  (sind  die  o  und  die  a  richtig 
gedruckt?);  ib.  Nr.  421,  L  (J.  1568 — 1570):  ä»  nanctipt,  Aa  6exTe- 
peiri,  ah  uiojomt»,  /ja  napy^u,  Äa  ca^ain,  aa  ca6\iK>  *3AOByio.  Die- 
jenige Abtheilung  des  Kitaj-gorodt  in  Moskau,  wo  man  Waffen  ver- 
kaufte, hiess  nach  Jesipov,  Taatejan  naMHTL  npoimaro  (Petersb.  1885) 
8.  306,  noch  im  XVIII.  Jahrb.  caHAamuMH  p>i,vt;  einen  solchen  gab  es 
auch  in  Novgorod  —  Aktu  Kaj.  II,  S.  508  (J.  1612):  fb  caa^aq- 

sagmak  »melken«  ist  nicht  allein  »nordt.«  (wo  es  theil weise  saw- 
maq  lautet),  sondern  auch  osman.  ,  wie  auch  das  im  Bulg.  ge- 


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666 


Th.  Korsch, 


brauehliche  sagmal  in  der  Bedeutung  »aus  Vieh  bestehender  Besitz«. 
Dagegen  tttrk.  »sagen  Milch  gebendes  Schafa  ist  mir  nicht  bekannt. 

Wegen  sa%tian,  russ.  sqfyam,  s.  »u  minder.  Das  Wort  soll 
pers.  sein. 

sajeban  ist  pers.  —  säjä  »Schatten«  +  bän  (s.  oben). 
sajgak  •Antilope«  ist  /  zu  schreiben. 

Unter  sakage  »Kehlsucht«  (ein  mir  sonst  unbekanntes  Wort)  wird 
sokak  »Kehle«  wohl  nur  ein  Druckfehler  sein  statt  sakak  (besser  saqaq 
»Adamsapfel«  —  nicht  osm.),  was  dem  ar.  Beigeschriebenen  nicht  wider- 
streitet; sokak  heisst  »Strasse«,  wie  es  auch  von  H.  M.  seines  Orts 
richtig  angegeben  ist. 

sakat  ist  ar.,  wird  aber  besser  mit  saqat  JaÄ**,  als  mit  säqit 
J25L*,  wie  es  bei  H.  M.  geschrieben  steht,  identificirt. 

*saksar  m  >rdt.  Lammsfell.  russ.  saksjurka  mat.  323.  saksurki 
...  Reiff.».  Diese  sind  mong.  sftksOrgä  —  s.  Mat.  196  und  379. 

salin  steht  nicht  auf  der  richtigen  Stelle. 

Ob  ar.  sa feit  »schweigsam«  mit  rum.  sankiü  Etwas  zu  schaffen 
hat ,  daran  scheint  Verf.  selbst  zu  zweifeln ;  -iü  ist  lat.  -ivus  oder 
8lav.  -ivL. 

saleb  klingt  nicht  türk. 

nsalxane :  .  .  .  ar.  Schlachthaus:  sale%  Schinder  und  jane*  .  .  .«. 
Also  nicht  ganz  ar.,  da  nur  der  erste  Theil  (eig.  sali*)  *r.  ist,  das 
zweite  aber  pers.  Das  rum.  zalhana  lässt  den  Anlaut  z  (neben  s)  be- 
reits im  Türk,  vermuthen;  vgl.  die  Entlehnungen  unter  sana'at  und 
saref  und  dazu  osman.  zindlab  (zindzef)  neben  sindzab  [sind&6f)y 
zümbiü  neben  sümbül ,  zurna  neben  sürna,  zokak  (auch  ar.,  z.  B. 
äz-zuqaq  die  Meerenge  von  Gibraltar)  neben  sokak,  zengin  ans  pers. 
sangin  »schwer (wiegend  .  zügürt  nach  Vambory  Et.  W.  199  III  von 
sögmek  »schimpfen«,  zyrtlan  neben  syrtlan  »Hyäne«,  zadz  aus  ar.  sadz 
»indisches  Ebenholz«,  zelber  aus  pers.  särbär  »Ueberschuss  in  einer 
Bürde«,  krim.  zibir  st.  sibir  »Sibirien«,  Özbeg.  zülük  sonst  stilük  (alt. 
Hülflk)  »Blutegel«,  zärän  neben  sftrftn  »geizig«,  bei  welchem  letzteren  ich 
freilich  nicht  bestimmen  kann,  welche  Form  die  ursprüngliche  ist. 

Mit  sandiak  ist  der  Name  eines  Ranges  sandzak-begi  (-beji)  zu- 
sammengesetzt, woher  russ.  in  ÜOBicTb  o  pa3opeHiH  P/nanu  BaTwem» 

(Cpe3HeBCKlH,  (  ' i;1at.lU;i  H  ;>U>t1.T!v'll  O  MaJ0H3BtCTHIJX1  H  HeH3B*CTHMX'B 

naMHTHHKax'B  Nr.  XXXIX) :  I^apb  noeja  no  Mypau  h  no  khä3h  (opijm- 
cioh)  h  no  camiaKÖlw. 

An  sare  »gelb,  blond, -fahl«  nhliesst  sich  vielleicht  russ.  saranca* 
und  (wohl  erst  hieraus)  poln.  szarancza  »Heuschrecke«  (gewöhnlich  col- 
leCtiv) ;  vgl.  alt.  sary  mangys  (oder  schlechtweg  mangys)  dass.  und  die 
(wohl  nur  volksetymologische)  Notiz  bei  Linde:  imie.  maja.  od  koloru 
swego  szarawego.  Und  zwar  könnte  man  sich  ein  sarydza,  etwa  »fahles 
Thierchen«,  denken;  vgl.  qaradza  (von  kara,  qara)  »Hirsch« ,  qaryndza 
»Ameise«.  Russ.  saranä  ist  wohl  eine  secundare  Bildung. 


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667 


Unter  saref  (wo  OjLo  ein  Druckfehler  statt  (J^U>  ißt)  kommen 

alle  Eni  eh  nun  gen  von  sarraf  (o^)  her. 

nsarek  ...  Turban  ...  nordt.  ist  sarek  Schaf  ostroum. :  der  Tur- 
ban mag  ein  Schaffell  gewesen  sein  ...«.  Osm.  sarek  ist  von  dem  unten 
stehenden  sartnak  abgeleitet,  welches  nicht  allein  »einhüllen«,  sondern 
auch  »umwinden«  bedeutet. 

sater  (urspr.  sätür)  ist  ar.  Fehlt  griech.  aatLqi. 

sazan  ist  auch  nordtürk. 

r>se bSt  ...  kurd:  sebit,  sabit  kirin  ...«.  Dies  ist  nicht  das  Subst. 
#äbt  (welches  meines  Wissens  türk.  sebt  lautet) ,  sondern  das  Partie. - 
Adject.  £äbit  »fest«. 

seftthht  freilich  ar.  Ursprungs,  aber  aus  istiftäh'  verdreht. 

Sowohl  unter  sehr,  als  auch  unter  sej'ir  ist  serb.  sehiriti  und 
ebenso  unter  sSj'ir  und  sejran  griech.  aeQytdvi  angeführt.  In  der 
Wirklichkeit  ist  das  erste  Lemma  überflüssig,  sehiriti  ist  vom  serb.  sehir 
=  türk.  sejir  gebildet,  oeqyiavi  giebt  türk.  sejran  wieder.  Wahrschein- 
lich aber  wird  das  letzte  Wort  auch  von  den  Türken  mitunter  serjan 
ausgesprochen,  vgl.  osm.  (und  theils  azerb.)  armud  neben  amrud, 
barjak  neben  bajrak  (was  oben  nachzutragen  ist),  kirbit  neben  kibrit, 
körpü  neben  köprü,  irfit  neben  ifrit,  jarpak  neben  japrak,  wie  freilich 
auch  umgekehrt  devrend  neben  dervend  aus  d erbend,  devris  neben 
der  vis,  x°jrÄ*  nohen  %orjad,  kiprik  neben  kerpik,  tobra  neben 
torba  (wenn  nur  das  erste  nicht  das  ursprüngliche  ist),  bojras  aus 
griech.  ßoQtäg  (zweisilb.),  um  nur  bei  der  einfachen  Metathese  des  r 
und  in  den  Grenzen  tiner  Sprache  zn  verbleiben. 

Statt  sejsanS  giebt  Bianchi  seksane  an,  was  wegen  bulg.  sej'ksana 
u.  s.  w.  zweckmässiger  wäre.  Mit  ar.  Buchstaben  ist  es  doch  wohl  der 
Etymologie,  nicht  der  Aussprache  gemäss,  d.h.  xiL^u^L»  säis^äne  aus 

sejis  (eig.  säis)  und  %ani  zu  schreiben. 

»selam  ...  selam  'aleik  ...  serb.  selam  alekxm  ...  selam  aleötm 
...  selamalecin  ...  nordt.  saljam  ...  dljajkjum  ostroum.  ...f.  Ar.  sä- 
läm  'alejk  (j,  nicht  i,  hätte  auch  H.  M.  nach  seiner  Transscription  setzen 
sollen)  heisst  wörtlich  »Friede  auf  dich«,  säläm  'alejkum  »Friede  aof 
euch  (8ie)«. 

Unter  semer  »Saumsattel«  sind  rum.  segmariu  (1.  segmariu  und 
mrum.  sumaru  wohl  zu  streichen,  da  sie  sich  unmittelbar  an  die  euro- 
päische Wortsippe  —  lat.  sagma,  salma  (ahd.  soum,  woher  russ.  sumä, 
poln.  sumki),  griech.  oäyua  (oayfictQiov)  anzuschliessen  scheinen  (s. 
Fremdw.  s.v.  samar).  Der  Ausfall  des  g  kann  griech.  sein,  wie  z.  B. 
in  ftaXctfia,  ngaua  ;  aus  dem  so  vorauszusetzenden  oa^oQi(ov)  kommt 
wohl  osm.  &emer,  urspr.  sämär  (s.  oben  zu  iskSmle)  her,  welches  dann 
nach  Nordost  als  samar  überging;  vgl.  mittelas.  längär  —  osm.  län- 
ger —  it.  l'ancora,  brindz  —  osm.  pirindi  (früher  gewiss  birindz  — 


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66  S 


Th.  Korsch, 


vgl.  oben  zu  pusu)  —  it.  bronzo,  fanus  Laterne  —  osm.  ebenso  oder 
fanos  —  griech.  <pavoq,  wohl  anch  lägän  —  osm.  Uliin  (s.  oben). 

simid  »Weissbrod«  ist  wohl  unmittelbar  das  ar.  sämlö*;  weiter  soll 
es  indisch  sein,  worauf  wohl  altgriech.  oepldafag  zurückgeht. 

semt  ist  ar.,  8er ai  (L  se'raj)  und  sirbest  sind  pers.,  serh'add 
pers.-ar.  (st r  -f-  h'add  Grenze). 

Ist  nicht  eher  türk.  8er Ken  aus  dem  Albanischen,  als  alb.  ser&en 
aus  dem  Türkischen  entlehnt  ? 

»sevmdk  ...  lieben,  bulg.  sevdim!  meine  Liebe  1  ...  russ.  dial. 
otmmivatb  abwendig  mächen  mat.  327  wird  auf  tat.  sjujmek  lieben 
zurückgeführt  . . .  nordt.  sacmak  Z.  494.  4.t.  Das  bulg.  Wort  kann 
schwerlich  vom  Verbum  kommen  —  denn  türk.  sevdim  heisst  »ich  habe 
lieb  gewonnen,  mich  verliebt«,  woher  serb.  sevdisati  — ,  ist  aber  viel- 
leicht sevgi  (sevgü)  »Liebe«  +  -m  »mein«.  Das  russ.  Wort,  falls  es 
wirklich  türk.  ist,  könnte  vom  alt.  sum  »Liebet  abgeleitet  sein.  Was  soll 
hier  aber  »tat.«  neben  »nordt.«?  Jedenfalls  ist  savmak  unerhört,  wofür 
übrigens  nicht  H.  M.  verantwortlich  zu  sein  scheint. 

»sidzill ...  Register,  Protokoll,  plur.  sidzillat ...  Griech.  lat.«. 
Diese  als  Quelle  bezeichnete  Form  ist  nicht  angegeben.  Wie  dem  aber 
auch  sei,  ist  das  türk.  Wort  dem  Arab.  entnommen,  wo  es  ausser  sidzill 
mit  dem  Plur.  sidzillät  auch  sid&dzil  »Schrift«  giebt  und  das  Verbum 
sadzal  u.  A.  »schriftlich  aufzeichnen«  bedeutet  —  Alles  mit  Anwendung 
auf  gerichtliche  Thätigkeit.  Hängt  nicht  mit  diesen  Wörtern  chald. 
sgullä  »Eigenthum«  zusammen? 

Neben  siledliH  war  wegen  serb.  sildisati  das  Verbum  sil-mek 
»wischen«  anzuführen. 

Das  neben  sin  dz  ab  erwähnte  sindzef  scheint  als  »Verbrämung 
mit  Pelzwerk«  etwas  zu  eng  definirt  zu  sein.  Fehlt  serb.  sindzef  »Ver- 
brämung mit  Leinwand«  (wenn  diese  Definition  nicht  an  demselben 
Mangel  leidet) . 

sinor  »Grenze«  ist  im  Fremdwörterbuche  nicht  einmal  namhaft  ge- 
macht und  bulg.  serb.  alb.  sinor  unmittelbar  mit  griech.  ovvoqov  ver- 
bunden ;  und  in  der  That  ist  das  türk.  Wort  eher  aus  dem  8iav.  entlehnt, 
als  umgekehrt. 

8of  und  soh'bet  sind  ar. 

»sorka  nordt.  ostroum.  russ.  surokb  mus  marmotta.  Reiff  312 
erinnert  an  schwed.  sort  (»1.  sork«) ,  lat.  sorex,  griech.  t^crf .  Das  Wort 
ist  vielleicht  aus  dem  Russ.  in  die  Sprache  der  Kazanschen  Tataren  ge- 
drungen.«. Das  letzte  ist  sehr  wahrscheinlich:  vgl.  tat.  zadatqa  ans 
russ.  zadätok'B  Gen.  zadätka  (wie  auch  surükx  Gen.  surkä; ;  auch  haben 
die  übrigen  Nordtürken  für  das  Murmelthier  eigene  Wörter,  nämlich 
süwPr  und  (alt.)  tarbagan  (wenn  das  letzte  nicht  ein  ähnliches,  aber 
doch  verschiedenes  Thier  bezeichnet) .  8flwür  soll  nach  Klaproth,  Asia 
Polygl.  8.  226,  bei  Tschulym-Tataren  sur  (wohl  sur)  lauten ,  was  noch 
mehr  als  die  uncontrahirte  Form  an  surok'B  (d.  h.  sür-^kt)  erinnert. 


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669 


Koch  näher  als  nordt.  soro  steht  zum  bulg.  suri,  serb.  sur  u.  |.  w. 
mittelas.  sur  »mausgrau«.   Fehlt  russ.  süryj. 

*8u%ari  .  .  .  tflrk.  Zwieback,  rasa,  suharh  (»1.  sucharu)  Stück 
trockenes  Brot,  cech.  suchdr  ist  slav.,  Z.  576.  2.«.  Gewiss,  ebensogut 
wie  das  ttirk.  (eig.  Plnr.  vom  russ.  suchäri»  »Zwieback«,  —  eine  Speise, 
die  die  Türken  wohl  erst  von  rassischen  Soldaten  kennen  gelernt  haben) ; 
warum  aber  stehen  diese  Wörter  sammt  Lemma  hier? 

»sul am ak  ...  bewässern.  Vergl.  serb.  sulaisati  glätten  z.B.  eine 
Mauer  . . .«.  Das  türk.  Verbum  hätte  serb.  wohl  *suladisati  ergeben, 
welches  aber  schwerlich  eine  vom  Türk,  abweichende  Bedeutung  haben 
würde.  Ausserdem  erklärt  Vuk  sulaisati  durch  ugladiti,  nicht  durch 
uglacati ;  somit  ist  s-  Präposition,  und  das  übrig  bleibende  ulaisati  (statt 
dessen  vielleicht  nur  sulaisavati  gebräuchlich  ist)  scheint  mir  vom  griech. 
bkoiawg  »ganz  eben«  abgeleitet  zu  sein. 

sültan  (kein  Druckfehler)  ist  sultan  zu  lesen.  Fehlt  russ.  sultam,, 
älter  sal-Ltani,  z.  B.  Igorlied  8.  9  Tich.  vgl.  zu  mtzdied. 

Das  unter  tülemin  angebrachte  russ.  sulema  kommt  unmittelbar 
vom  griech.  oovkifiag  her. 

Von  sur  na  kommt  nordtflrk.  surnace  »Pfeifenspieler«,  daher  russ. 
3anHCKH  ^KeJTHÖyÄCKaro  4,  255:  »HHuqapcKHX'B  cypHaweeß-L«. 

»siivar  ...  reitend,  Reiter  ...  alb.  suvari  ...«.  Auch  türk. 

Unter  sabah  »schönt«  wird  das  gleichlautende  Wort  im  Elruss. 
durch  »genug!«,  im  Russ.  durch  »Ruhe«  übersetzt;  aber  (gross)russ.  Sa- 
bdh  heisst  genau  dasselbe,  was  kl  russ.,  woher  pasabäsitb  »zu  arbeiten 
aufhören«. 

»iabka  ...  Hut  ...  kurd.  capka  . . .  nordt.  lakpa  Radi.  225  .  . . 
Vergl.  mlat.  cappa,  das  gemeineuropäisch  geworden  ist.«.  Hieraus 
könnte  man  schliessen,  dass  bulg.  kr.  (=  neuslov.?)  russ.  klruss.  ram. 
magy.  sapka  aus  dem  türk.  Worte  stammen ,  welches  seinerseits  aufs 
mittellat.  zurückgehe.  Aber  s  ist  überhaupt  schwerlich  ein  ursprüng- 
licher türkischer  Anlaut,  und  wo  er  ausnahmsweise  erscheint,  so  ist  es, 
ausser  etwa  im  Pronominalstamm  su  »jener«  und  in  Schallwörtern,  wohl 
nur  in  einzelnen  Dialecten,  während  die  übrigen  meistens  Parallelformen 
mit  l  oder  s  bieten.  Besonders  verdächtig  sind  solche  mit  s  anlautende 
Wörter,  in  denen  dasselbe  nicht  unmittelbar  vor  i,  ü  oder  nicht  mittel- 
bar vor  s,  5  steht.  Freilich,  wenn  Vambery  darin  Recht  hat,  dass  er  s- 
und  k- Anlaut  als  correspondirend  behandelt,  wird  eine  Anzahl  auch 
solcher  Wörter  für  echt  türkisch  gelten  können,  —  natürlich  wo  dieser 
Uebergang  auf  türkischem  Boden  geschehen  ist.  Mit  sapka  aber  ist  es 
um  so  weniger  der  Fall,  als  es  im  Türk,  ganz  vereinzelt  dasteht.  Höchst 
wahrscheinlich  ist  es  dort  ein  slavisches  Lehnwort.  §aqpa  beweist 
nichts,  da  es  nur  altaisch  ist  (sonst  nordt.  sapqa)  und  bietet  die  dieser 
Dialectgruppe  auch  in  Lehnwörtern  eigenthümliche  Metathese,  wie  z.  B. 
laqpa  aus  russ.  lävka.  Das  echMürk.  Wort  für  Hut,  Mütze  ist  börük 
von  bör  »decken«.    Was  aber  das  slav.  Wort  betrifft,  so  wird  es  im 


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670 


Th.  Korsch, 


Fremdwörterbuche  mit  mhd.  schapel ,  tschapel  (und  durch  dieses  mit 
mlat.  cappa)  zusammengestellt,  und  dies,  mein'  ich,  mit  Recht,  obgleich 
natürlich  theils  einige  vermittelnde  Glieder  (z.  B.  zwischen  lat.  und  mhd. 
das  altfr.  chapel) ,  theils  etwas  verschieden  gebildete  Formen  in  jener 
Wortkette  vorauszusetzen  sind.  Fehlt  poln.  czapka  mit  seinem  auch 
sonst  in  dieser  Sprache  statt  s  auftretenden  c. 

Nordt.  sadra  bedeutet  nicht  »gescheckt*,  sondern  »pockennarbig» ; 
dadurch  wird  die  sehr  problematische  Zusammenstellung  mit  bulg.  kal- 
dervan  »bunt*  noch  problematischer.  Für  Türkologen  sei  es  bemerkt, 
dass  mit  Zu  hü  Ifen  ahme  der  eben  erwähnten  Hypothese  von  Vämblry 
sadra  mit  qodur  »schäbig ,  krätzige  in  Zusammenhang  gebracht  werden 
könnte. 

saht  er  4  ist  pers. 

Unter  sajka  »Barke,  bulgarischer  Donaukahnc  fehlt  neuslov.  sajka, 
cajka.  Russ.  bedeutet  sajka  einen  niedrigen  hölzernen  Eimer  zum  Ba- 
den oder  auch  eine  Bande,  z.  B.  sajka  razbojnikovB  Räuberbande.  Wie 
und  ob  alles  dies  zusammenhängt,  weiss  ich  nicht;  nur  scheint  das  Wort 
nicht  tttrk.  zusein,  wenn  es  nicht,  wie  Einige  glauben,  aus  kajek 
»Barke,  Kahn«  durch  einen  für  mich  noch  nicht  ausgemachten  Laut- 
wandel entstanden  ist.  Aber  auch  so  würde  die  Bildung  slav.  sein.  Bei 
Reiff  ist  auch  russ.  kajka  in  derselben  Bedeutung  zu  finden,  wo  er  es 
aber  her  hat,  weiss  ich  nicht. 

saka  »Scherz«  und  i am  ata  »Lärmt,  welche  für  tflrk.  zu  gelten 
pflegen,  sind  im  Ar.  wiederzufinden,  wenn  auch  mit  abweichenden  Be- 
deutungen :  saqä  »Unglück«  und  sämätä  »Schadenfreude«  (ar.  beide  genau 
so  geschrieben,  wie  bei  H.  M.).  Man  denke  nun  aber  an  die  sonder- 
baren Bedeutungen,  die  manchen  Fremdwörtern  von  den  Ungebildeten 
aufgezwungen  werden,  wie  z.  B.  russ.  proklamäcija  =  »leeres  Geschwätz, 
lange  Procedur,  Scandal«  oder  berliner,  partout  =  »auf  jeden  Preise. 

»salbak  nordt.  Dummkopf,  russ.  Salapam  mat.92.«.  Vgl.  ozbeg. 
salpan  »herabhangende  Ohre  habend«,  salpar  »faul,  träge«.  Russ.  auch 
salopäj,  nach  Einigen  von  fr.  chenapan. 

Unter  kam  ...  Damascus,  Syrien,  Samt  Art  seidener  Stoff«  war  es 
für  Laien  nicht  überflüssig  zu  bemerken,  dass  im  bulg.  alsamija  das 
Adj.  al  steckt  und  dass  serb.  samaladia  auf  tflrk.  sam  aladiase  (s.  oben 
aladza)  zurückgeht.  Druckfehler  »zena«  st.  zena.  . 

sam  'edan  »Leuchter«  ist  nicht  ar.,  sondern  ar.-pers.  Die  Ent- 
lehnungen beruhen  theilweise  auf  der  Form  samdal,  die  mir  zwar  nur  im 
Kordtürk,  bekannt  ist,  aber  nach  bulg.  s  an  dal  u.  s.  w.  auch  im  Osman. 
vorhanden  sein  oder  gewesen  sein  muss.  Altruss.  s.  Coöp.  Foc.  Fpax. 
h  Jlfir.  Nr.  147  (J.  1509) :  &  AecATb  maiiAaMOB-L  cepeopamrjra. 

•hart  ...  Vertrag  ...  russ.  Sertb  Eid  (der  Mohammedaner)  ...«. 
Die  Bedeutung  »Eid«  hat  auch  alt.  sert.  Vgl.  oben  zu  hur  an  und  zu 
müsülman. 

sebeJce  ist  ar. 

Wegen  sehid,  Sahid .  von  denen  nur  das  zweite  in  arab.  Schrift 


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beigefügt  ist,  und  der  hierunter  angeführten  Entlehnungen  ist  es  zu  be- 
merken, dass  es  im  Arab.  zwei  verschiedene  Bildungen  giebt  —  sähid 
(iV.»{  &)  und  sähid. 

Unter  hehr  ist  nordt.  hjagjar  sähär  zu  lesen;  übrigens  wird  es 
auch  sahr  ausgesprochen. 
sej'%  ist  ar. 

Von  den  unter  he  Meer  »Zucker«  angebrachten  Wörtern  geht  ein 
Theil  auf  griech.  ^a%aqi  u.  s.  w.  und  dies  auf  altgriech.  aaxxoqov 
zurück  ;  span.  axuear  ist  ar.  äs-sukkär  (mit  dem  Artikel);  serb.  cu&ar 
und  türk.  suKker  (1.  sflkkgr)  stammen  nicht  ans  dem  Franz,,  sondern 
das  erste  ist  deutsch,  das  zweite  ar. 

Unter  helvar  (was  ar.  ;JJL^  zu  schreiben  ist)  »Pumphosen«  fehlt 

nordt.  cambar,  cymbar,  woher  russ.  cembäry  »breite  Hosen  aus  Leder 
oder  Leinwand,  die  Uber  das  Oberkleid  getragen  werden«.  Ein  Theil 
der  Entlehnungen  ist  älter  als  das  türk. :  vgl.  altgriech.  oaQaßaQOL, 
oaqaßaXXa  u.  s.  w.  bei  Erdmann  a.  a.  0.  8.  15  (zur  Bedeutung  vgl. 
Dehner  im  Archiv  für  lat.  Lexicographie  II.  612). 

serbe"  t  ist  auch  russ.,  wird  aber  nur  auf  den  orientalischen  Trank 
angewandt. 

Das  neben  her  tat  gestellte  heraat  bedeutet  »Tapferkeit«. 
ses%anc  ist  pers. 

»iik  ein  dunkles  Wort:  die  Sprachen,  in  denen  es  vorkommt, 
lassen  türk. Ursprung  vermuthen.  bulgJikosan  vergoldet,  versilbert ... 
serb.  sik  Knister-,  Rauschgold,  poln.  szych  ...tu.  s.  w. ;  aber  im  Griech. 
und  Alb.  ist  das  Wort  ebensowenig  zu  finden,  wie  in  allen  türk.  Spra- 
chen. Vgl.  catalan.  xic,  chic  klein,  gering,  fr.  chiquet  Bisschen,  chicot 
Splitter,  welche  auf  lat.  ciccum  zurückgehen  (Diez  I  Cica). 

hiHar  und  hiJcimbe  sind  pers. 

MStm:  himdi  ...  jetzt  ...«.  Lässt  sich  sim  irgendwo  entdecken? 
hiri  ist  pers.,  hirrSt  ar. 

Neben  jti  »8piess,  Bratspiess,  Stossdegent  war  wegen  russ.  hahlykb 
nordt.  syslyq  »am  Spiesse  gebratenes  Fleisch«  zu  erwähnen.  §ys  heisst 
auch  »Geschwulst,  Beule«,  woher  russ.  sfska  dass.  (so  schon  Reiff)  und 
wohl  auch  sib-b  »eine  beleidigende  Geste  mit  dem  Finger«.  In  diesem 
zwei  ganz  verschiedene  Grundbedeutungen  verbindenden  türk.  Worte 
scheint  eine  alte  Verwechselung  zweier  Wörter,  etwa  sis  und  lyl  (cys 
alt.  Riegel  nach  Radi.  §  229),  vorzuliegen  (s.  ib.  §  199). 

HU  ist  pers. 

huga  »Krätze«,  welches  nach  des  Verf.  Angabe  bei  Hindoglu  und 
Zenker  fehlt,  habe  ich  auch  bei  Bianchi,  Budagov  und  sonst  vergebens 
gesucht.  Krätze  heisst  osman.  ujuz,  nordt.  qycu  u.  a. 

küphe  »Zweifel«  ist  ar.  —  eig.  subhä         (bei  H.  M.  ist  das  ar. 

verdruckt) .  Ob  »klruss.  hup*  (»sie«)  mysl-L  (»1.  myslb«),  hupyty  smyslitw 
damit  zusammenhängt,  dürfte  mehr  als  fraglich  sein. 


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672 


Th.  Korsch, 


tabak  oder  eigentlich  dabbag  wird  ar.  ell>  geschrieben. 

Das  bei  taban  »Sohlet  arabisch  geschriebene  ist  zu  taban  »glän- 
zend« zu  setzen  and  umgekehrt. 

Unter  tabar  »Hacket  n.s.w.  fehlt  griech.  rorty  (Destunis  Mater. 

V.  249). 

»tabor  ...  christliches  Feldlager,  Barrikade  ....  russ.  taborb,  to- 
tem» Feldlager,  Zigeunerlager  ...f.  Bei  den  russ.  Wörtern  gehört  die 
zweite  Bedeutung  zu  dem  ersten,  die  erste  zu  dem  zweiten,  welches  sich 
aber  schwerlich  von  tovan,  »Wagenburgc  (s.  unten)  trennen  laset,  zumal 
da  beide  im  Altruss.  neben  einander  vorkommen ;  der  Unterschied  in 
der  Betonung,  den  Verf;  anzunehmen  scheint,  ist  mir  nicht  bekannt. 
Vgl.  kirg.  tubur  Baracke. 

Neben  ta%t  »Thront  fehlt  (pers.)  tajt-i  revan  »Sanfte,  Palankint, 
woher  serb.  tetrlvän. 

Neben  ta%ta  «Brett«  war  wegen  bulg.  tahtaba  »Wanze«  ta/ta  biti 
(eig.  Brettlaus)  »Wanzet  zu  erwähnen. 

taife  ist  ar. 

Unter  takije  »Mütze«  fehlt  russ.  tafjä  A.t  kleine  Mütze,  von  Jo- 
hannes IV.  und  seinen  »oprieniki«  beliebt,  Aber  die  aber  im  CTorjam» 
(nach  der  Hdschr.  des  XVII.  Jahrb.)  verordnet  wird  (Buslajev's  Hcto- 

pHvecKaa  xpecTOMaTia  S.  807):  a  TaebH  <5ii  hu*,  BT>rrp6(a,b ,  Ha 
bcI  rrpanoc.Tanni.ix7,  xpTYanf>x7.T  HÄKorjaxe  hchbja.th.   h  nonpanu 

6hun  ao  Konua.  3aH6xe  qtbxe  e  npanoaiannuMT,  TaKOBOe  hochth  6e3- 
fJoxnaro  MaxoMOTa  npeAanle.  Der  Laut  f  weist  wohl  auf  tflrk.  %  hin. 

Das  unter  talan  »Beute«  angeführte  talam  ist  nicht  allein  alt-, 
sondern  auch  neuruss. ;  ebenso  ist  beztalannyj  nicht  allein  klein-,  son- 
dern ebensogut  grossruss. 

»tarn am  ...  ganz  ...  richtig,  genau,  gerade  ...  nordt.  taman  ...t. 
Das  Wort  ist  ar.  tämäm.  Fehlt  russ.  pritamanno  (Adverb)  »genau«. 

»tambur  ...  griech.  ...  xov^rcavov  ...t.  Natürlich  ist  das  letzte 
vom  altgriech.  xv^ntavov  nicht  verschieden. 

tan  6  oder  richtiger  dant  ist  pers. 

»tangmak  . . .  nordt.  . .  .  bulg.  tanadisam  . . .  nordt.  tane  . . .«. 
Was  soll  die  Wiederholung  des  nordt.,  zuerst  im  Infinitif,  dann  im  Im- 
perativ (Themaform)?  Uebrigens  ist  das  Wort  ebensogut  osman.  (ij*i\lo 
geschrieben) . 

Neben  tarak  fehlt  tarakle  »zackig«  als  Benennung  eines  so  ge- 
färbten Zeuges  —  griech.  bei  Passow  DCXL  1,  29  :  tpovaxavi  ra^axli. 

tartmak  ist  in  der  Bedeutung  »wägen«  nicht  allein  nordt,  son- 
dern auch  osman.  (J+ijUo  geschrieben). 

»tasa  . . .  Tasse  . . .  russ.  tazb  . .  .t.  Schon  äomoctpoh  8.  174  : 
b.  Ta3ä. 

tasma  »Bindet  u.  s.  w.  lautet  in  anderen  Dialecten  auch  täsmä, 
worauf  eben  russ.  tenma  (richtiger  tjastma  trotz  H.Grot)  beruht.  VgL 


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Co 6p.  Toc.  rpaM.  h  &or.  Nr.  96  (J.  1472):  a&  hohcl  30iorB  Ha  chh£ 
THCTt;  ib.:  Ha  qepüwfc  mhcm* ;  ib.  Nr.  147  (J.  1509):  Ha  thcm*  na 

qOpHOH. 

»tavla  .  .  .  Pferdestall  ...  Ist  wie  istabü  auf  stabulum,  m  griech. 
ataßlog  zurückznftlhren  . .  .t.  Nicht  zu  übersehen  ist  eine  andere  Er- 
klärung—  tavila  dass.,  eig.  ar.  tawilä  »Strick  zum  Anbinden  des  Pferdes 
bei  dem  Weiden«  (Femin.  von  tawil  «lange) . 

tedarük  ist  ar. 

Pen.  t&dxr&v  »Fasan«  findet  im  Slavischen  Verwandte  unab- 
hängig vom  Türk. :  man  vgl.  nur  *tetervB,  teterja  mit  den  von  H.  M. 
angefahrten  griech.  %£tqi£  (vgl.  ar.  tädrug,  tädrudi),  Tergaotr  (aus 
♦tetj-vön?)  u.  a.  Es  braucht  aber  das  europäische  Wort  auch  nicht 
gerade  aus  tCdzrev  gebildet  zu  sein ,  welches  sich  durch  sein  dz  (oder 
den  dem  neugr.  ö  ahnlichen  Laut)  als  eine  spätere  Form  bekundet, 
wogegen  altind.  tittira  das  inlautende  t  auch  für  Asien  bezeugt.  »Weiss- 
russ.  cecer.  ceceruk*  sind  jedenfalls  nicht  normale  Formen :  man  erwartet 
cecer,  öeceruk.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  die  Slaven  *tötervL  betonten 
(vgl.  rass.  tCterevB,  serb.  tetrijeb),  wahrend  altnord.  thidurr  mit  seinem 
d  auf  die  Betonung  der  zweiten  Silbe  hinweist,  wie  im  russ.  tete*rja  (te- 
te>jka  oder  tetjörka  beweist  nicht  viel,  da  es  die  in  dieser  Bildung 
vorwiegende  Betonung  auch  analogisch  bekommen  haben  kann). 

Neben  teftis  ist  tefüsdli  für  keine  Entlehnung  nöthig. 

»ttgajür  Lfü  ar.  bei  Hind.  Veränderung,  bei  Z.  gegenseitige 

Eifersucht . . .«.  Das  letzte  ist  wohl  eine  andere  Bildung,  nämlich  tägäjur 
yUi\  Rum.  tehuj  »erstaunt«  lässt  sich  aber  aus  keiner  von  beiden  er- 
klären, sondern  erinnert  eher  an  ar.täh'äjjur  »Verwunderung,  Staunen«. 

tSkrar  ist  nicht  »neuerdings«,  sondern  1)  »Wiederholung«,  2)  »von 
Neuem,  wieder«. 

Ausser  an  tel  »Draht«  könnte  man  bei  bulg.  telosan  »vergoldet« 
und  serb.  telej  »Rausch-,  Flittergold«  an  tyla  (ar.taläj  »Gold,  besonders 
zum  Vergolden«  (vom  Verbum  talä  ubertünchen,  bestreichen)  denken. 

temH  »Grund«  scheint  aus  dem  Griech.  ins  Türk,  durch  das  Slav. 
gekommen  zu  sein. 

tinbil  ist,  wie  mich  Prof.  Vs.  Müller  belehrt,  pers.  —  tän-bäl 
»sein  Leib  nährend,  pflegend«  (bälldän  »nähren«);  vgl.  tän-där  »Leib 
habend,  beleibt«. 

tenef,  richtig  tynab,  ist  ar. 

tingnife'8  ...  ar.  Engbrüstigkeit,  Asthma,  teneffils  ...«.  Das 
erste  ist  pers.-ar.  (täng  eng  -f-  näfas  Athem)  »kurzen  Athem  habend«, 
das  zweite  ar.  —  tänäffus  »Athem,  Athemholen«. 

mt  er  aiiä ...  Lied,  Melodie,  Triller.  Vergl.  nun.  tererem  fredon...«. 
Vgl.  aber  auch  griech.  t^etIloj  (schon  altgriech.),  re^iCiü ,  xbqbv- 
tl£ü>,  TEQvtQltio  trillern. 

te'razu  ...  Wage...  russ.  tereza...«.  Vgl.  Arth  lOpn*.  Nr.  317 
(J.  1651):  Tepe3H  h  rapn. 

AtjWt  für  lUrUeb«  Philologie.  IX.  44 


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674 


Th.  Korsch, 


Neben  tirbijet  ist  UrbyH-kerdi  überflüasig. 
terdiüman  ist  ar. 

UrkH  »Köcher«  ist  pers.  tlrkäs.  Da«  Wort  ist  (als  tarcasso, 
carcasso  u.  s.  w.)  in  den  romanischen  Sprachen  so  verbreitet,  dass  es 
noch  während  der  Kreuzzüge  durch  die  Seldschnken  übermittelt  zu  sein 
scheint. 

Bei  t  er  Iii  fehlt  die  Bedeutung  »Art  Veete«  und  altrnss.  terük-L. 
welches  anch  etwas  Ähnliches  bezeichnet:  vgl.  Aomoctdoh  8.  89:  Ha 
KaeTaHM,  i  Ha  capa*aHM,  \  Ha  TepjHKH;  ib.  6.  90 :  uh  m«6a,  i  Kae- 

TaH'B,  i  TepjDDTB,  oAHopairH  .  .  .  ;  ZabSlin  a.  a.  0.  I,  MaTep.  8.  108 : 
03/nrB,  3HnyHTb,  TepJHKH,  ÖtnTMeTb,  eicypxyTrB. 

Für  tSsbih'  ist  die  Bedeutung  »Rosenkranz*  nicht  erst  serb.,  son- 
dern bereits  türk.  (ebenso  ar.  nnd  pers.). 

Bei  teste"  wäre  die  Verweisung  auf  ddstS  zweckmässig  gewesen. 

te stire,  richtiger  disteri  (däst  Hand  +  *rrä  Säge),  ist  pers., 
ebenso  testi  nnd  tistirt  richtiger  desti  nnd  destur. 

Neben  tizik  »Mist«  fehlt  nordt.  tizäk,  woher  rnss.  kizjäTr*,  ti- 
zjäk-B,  tizdki  »Ziegel  ans  getrocknetem  Mist  zum  Heizenc. 

»tekadi...  Schlägel,  Pfropf,  8pnnd.  Vgl.  («alb.»)  dah&  Hammer 
H.  ...«.  Freilich  steht  das  alb.  Wort  anch  bei  Hahn;  vgl.  aber  *bekib 
...  cakudz  pers.  Hammer  ...«. 

ttilmak  (jJL»  nordt.  bitten,   bnlg.  deljazi  für  türk.  teldzi,  de- 

ledii  Bettler  Bezs.  1.  243. t.    Nordt.  lies:  tilmäk         (oder  *)ULä  — 

gewöhnlich  tilämäk)  =  osm.  dilemek.  Bettler  heisst  osm.  dilendii  (teldzi 
ist  Drahtmacher  —  von  tel). 

Bei  tjuhjah  (d.  h.  tüsäk)  ist  der  Vermerk  »nordt.«  ausgefallen. 
Russ.  ausser  dem  jetzt  allein  üblichen  (?)  tjufjakb  s.  Zabelin  a.a.O.  II. 
MaTep.  8.  141 :  a  noA'B  toti  Kouep-B  nocTjaTB  nomaveirB  hjh  hojicti». 

Statt  nordt.  toj  »Gelage«  n.  s.  w.  würde  ich  für  nun.  toj  »Schwann« 
osm.  toj  um  (dojum)  als  Etymon  vorschlagen,  welches  ausser  »Beute« 
noch  »grosse  Anzahl«  bedeutet. 

»totnruk  ...  Fussschellen  . . .  griech.  rovftTTQovKi  truncus  . . .«. 
In  dieser  Bedeutung  auch  türk. 

Unter  torffa  ist  auch  kurd.  »tur,  turik  besace«  —  freilich  mit 
einem  »vergl.«  —  erwähnt;  dies  gehört  aber  eher  zu  türük  (osm.  düruk) 
»zusammengebogen,  -gerollt,  Rolle,  Paquet«,  woher  ruas.  tjurjükB — 
Mai  332. 

Unter  nordt.  tovar  »Vieh,  Habe,  Waare«  ist  die  letzte  Bedeutung 
nur  dem  klruss.,  nicht  aber  zugleich  dem  (gross)rus8.  tovarb  beigeschrie- 
ben, während  sie  jetzt  in  dieser  Sprache  die  herrschende  ist  Altrusa. 
=  »Gepäck,  Wagenburg«,  in  den  von  Prof.  A.  Pavlov  herausgegebenen 
Khhth  3aK0HHua  =  nqay\ioi,  »Mobilien«  (s.  Einleitung  8.  17).  Gegen 
seine  frühere  Meinung  (s.  Fremdwörterbuch)  bemerkt  jetzt  Verf. :  »Un- 
abhängig von  tovar  ist  das  dunkle  russ.  tovariicb  Gefährte,  klruss.  to- 


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675 


varyk  u.S.W.  —  fehlt  poln.  towarzysz,  cech.  slovak.  tovarys ;  neuslov. 
auch  tovärs.  Ausser  »Gefährte«  bedeuten  alle  diese  Wörter  »Genosse, 
Kamerade,  was  cuvasiach  tavras  heisst  Das  letztere  von  tavr  »wenden« 
abzuleiten  oder  als  ein  rnss.  Lehnwort  anzusehen  ist  doch  misslich. 
Eher  scheint  es  darauf  hinzuweisen,  dass  es  ehemals  im  Türk,  eine  fest- 
stehende Verbindung  tovar  esi  (es,  is  »Genosse«  u.  8.  w.)  oder  auch  ohne 
Pronomen  —  tovar  ei  (vgl.  oben  zu  ic  oglane)  gegeben  hat,  deren 
Bedeutung  von  der  des  Wortes  tovar  abhängen  musste,  aber  jedenfalls 
den  Antheil  oder  die  Kameradschaft  in  Etwas  besagte.  Ob  aus  dem 
Vorhandensein  des  Wortes  toväris  im  Neuslov.  der  Schluss  zu  ziehen  ist, 
dass  tovar  esi  auch  dem  Osm.  nicht  fremd  war,  oder  ob  die  Slovenen 
das  Wort  von  anderen  Slaven  bekommen  haben,  wage  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden, halte  aber  das  letzte  für  wahrscheinlicher,  indem  ich  dabei  an 
die  in  transleitanischen  Regimentern  dienenden  Slovaken  denke.  Aber 
auch  magy.  tärt  muss  ja  doch  früher  tovars  gelautet  haben.  Seit  wann 
kommt  das  Wort  im  Neuslov.  vor?  Zum  Schluss  eine  Bemerkung  un- 
schuldigerer Art:  im  poln.  Citat  ist  krajow  statt  krajöw  gedruckt. 

»tugra  ...  Monogramm  des  Sultans  ...  Serb.  bedeutet  tura  auch 
, Bündel' . ..«.  Dies  ist  türk.  tura,  welches  also  als  ein  besonderes  Lemma 
zu  setzen  ist.  Zu  tugra  gehört  wohl  russ.  tavrä,  tavrö  «Brandmal  (am 
Vieh)«:  g  (türk.  =  dem  tönenden  ach-Leut)  geht  im  Türk,  selbst  viel- 
fach in  w  oder  v  über. 

Mit  tu  tum  »Schlauch«  {Ledersack)  lässt  sich  wohl  poln.  tiumok 
(tfomok)  »Ranzen,  Reisesack«  verbinden. 

turfanda  oder  türvende  »Erstlingsfrucht«  ist  nicht  griech.  71010- 
TO<pavrjQ,  sondern  pers.  turvändä,  vielleicht  combinirt  mit  ar.  turfat 
»Etwas  neues«,  welches,  wie  türk.  fursant  statt  ar.  furcat,  ein  unorga- 
nisches n  bekommen  könnte. 

tursuk  heisst  nicht  allein  »lederner  Schlauch«,  sondern  auch,  nach 
Pavet  de  Courteille,  »frange  enjolive*  que  I  on  fait  passer  sur  le  devant 
de  la  ceinture*des  deux  cötes  du  vßtement«.  Vgl.  Coöp.  Toc.  rp.  h  ßor. 

I,  Nr.  34  (J.  1382) :  noflCB  30*0  c  KaiHTOio  aa  c  Ty3jryKH.  Dieses  letzte 
Wort  kann  nicht  mit  tuzluq  »Salzfass,  Laiche«  (s.  tuz)  zusammenge- 
hören, wohl  aber  mit  kirg.  tüzluk  »lederner  Sack  förs  Wasser«,  welches 
sich  zu  tursuk  genau  so  verhält,  wie  dieses  zu  Ty3jyK-&. 

r>tu8tagan  Becher.  Vgl.  russ.  stakam  Becher,  nordt.  ttistagan 
ostroum.«.  Der  Schluss,  den  man  aus  diesem  Artikel  ziehen  möchte, 
dass  nämlich  das  Lemma  osm.  sei,  wäre  irrig:  das  Wort  ist  dem  Osm. 
fremd.  Altruss.  dostokanx  lässt  ein  nordt.  dostaqan  vermuthen.  S.CoÖp. 

Toc.  Tp.  h  ßor.  I,  Nr.  26  (J.  1356) :  aoctok&h'b  ijpi,  ropocKHH  3orowb 
KOBani» ;  Zabel  in  a.  a.  0.  I,  MaTep.  11-0:  AOCTOKani  und  cTOKairB; 
ein  Inventar  aus  dem  J.  1601  in  Hreimi  rt,  Oöm;.  KcTop.  h  ^peBH. 
Pocc.  1879  I,  S.  40  :  10  AOOTOKaHrjeB'i.  Daher  später  doskancy  »Käst- 
chen, Tabacksdose«  u.  ä.  Dass  dostokam»  ein  Trinkgefass  bezeichnete, 

44» 


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676 


Th.  Kor  ach, 


ist  sicher;  wie  es  aber  aussah,  ist  eine  andere  Frage.  Tustygan  heisst 
jetzt  bei  den  Nordtürken  die  Schopfkanne  (rnss.  koro) ;  für  Glas  ge- 
brauchen sie  das  ans  dem  Rnss.  zurückbekommene  staqan  (dasselbe  be- 
deutet auch  russ.  stakan-B,  nicht  »Becher«).  Das  Adjectiv  Cotfp.  Toc. 
Tp.  n  Äor.I,  Nr.  147  (J.  1509):  ja  cem,HawaTL  kvokobb  soxmomm 
po3HUx*B  ers  nymimH  h  cb  TpauaMH  h  erb  ÄocroKanoBbiMT,  ;r£join>. 
Was  bedeutet  aber  dieser  Ausdruck  ?  Dem  Zusammenhange  nach  scheint 
er  fast  mit  cKan;ii)oe  pfaio  »Filigranarbeit«  synonym  zu  sein.  Dunkel  ist 
mir  auch  AOCTOKairB  Kauen*  bei  Muchanov  8.  353  nnd  360  (üaiuiTfc 
TOBapau'B  aus  dem  J.  1675). 

tüfSnlc  »Rohr,  Flinte«  scheint  pers.  zu  sein.  Fehlt  altruas.  tju- 
fjakt,  welches  eine  Maschine  zum  Abschiessen  mehrerer  Pfeile  auf  ein- 
mal bedeuten  soll.  Vergl.  Jüfrron.  Vm,  8.  44  (J.  1389):  Apyaiii  xe 
tio*äkh  nymaiome  Ha  hhxb,  a  hiuh  caMOCTp&m  nanHHaiome  rrymaxy 
h  nopoKH  nyiuaxy,  a  nrnn  BejHKiü  nyinm  nyiuaxy;  ib.  8.83  (J.  1408): 
h  et  rryniKaMH  h  erb  tjo*hkh  h  ct.  caMOCTp&ra  h  co  net mh  cocyAU  rpa- 
aoöihhlimh  :  ib.  8.  94  (J.  1 428) :  h  rryinKH  h  tk)*hkh  h  mnnajH.  Unge- 
fähr dieselbe  Bedeutung  ronss  auch  das  alte  ostttlrk.  tüfak  gehabt  haben 
(fehlt  bei  Pavet  de  Courteille) .  Osm.  hicss  ehemals  tfifenk  die  Armbrust. 

Nach  ttirlü  ist  r)y  ausgefallen. 

»türH  ...  turku  sauer,  saure,  in  Essig  eingelegte  Früchte,  Sauer- 
kraut . . .  kurd.  trrs  aigre.  terti  verjus.  nordt.  turh  Radi.  195  . .  .c. 
Das  Wort  ist  pers.  —  tursT  »Sfture«  von  ture  »sauer«.  Derselbe  Unter- 
schied wird  also  auch  im  Kurd.  beobachtet.  Ebenso  lautet  im  Azer- 
baidzanischen  (nicht  Nordtürk.,  wie  es  oben  heisst)  das  Adjectiv  turs 
(wohl  tflrs) ;  und  nicht  anders  osm  an.,  wo  man  übrigens  statt  tflrs  ge- 
wöhnlich eüki  sagt;  ttirsfl  aber,  obgleich  z.  B.  xejar  tttrsflstl  deutsch 
durch  »saure  Gurken«  zu  Übersetzen  ist ,  wird  dadurch  noch  nicht  zu 
einem  Adjectiv,  sondern  bleibt  Substantiv  (»Marinade«),  was  man  auch 
aus  der  Construction  ersieht  (vgl.  oben  zu  %az\n&). 

türündz  ist  pers. 

nubf  r  nordt.  Hexe  ...  das  Vernum  lautet  up,  upmak  verschlingen 
...  abaktr.  vyämbura-d&evsL.  Das  dem  bulg.  fremde  vampir  wird  durch 
verkolak  ...  erklärt  ... :  bei  bog.  liest  man  jedoch  mpiri  lemures,  bei 
ger.  370.  camptrSsvam  sef  vepirSsvam  se.  russ.  uptrh  . .  .  upyrh  . . . 
klruss.  upyr . ..«.  Es  werden  also  zwei  Etymologien  auf  einmal  gegeben ; 
denn  verbinden  lassen  sich  das  nordt.  und  das  altbaktr.  Wort  auf  keine 
Weise,  indem  beide  offenbar  ganz  unabhängig  von  einander  entstanden 
sind.  Was  das  Balg,  anlangt,  so  belegt  Prof.  Duvernoy  in  seinem  jetzt 
in  Moskau  erscheinenden  CjOBapt  (Soarapcicaro  fl3inca  sowohl  BamrapB, 
als  BaMirapHCBairB  ch  (und  noch  dazu  Bamip^),  in  welchen  die  Kanali- 
sation (=  %m?)  wohl  dialectisch  ist,  wie  in  bindern,  ranka  neben 
b-td**,  rika  u.  s.  w.  Da  nun  die  Grundform  aj>yn>  als  für  das  81av. 
feststehend  gelten  darf,  so  muss  das  türk.  Wort  ans  dem  Spiele  bleiben, 


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677 


und  nur  das  altbaktr. ,  nämlich  dessen  zweiter  Theil,  verdient  berück- 
sichtigt sn  werden. 

T>uckur  (4.  Hosenband  .  .  .  rnss.  oSkurb  .  .  .«. 

Aber  auch  uftkür*. 

tugramak  ...  ogramak  anstossen  ...  serb.  ograsje  Kampf  ...«. 
Dies  unmittelbar  ans  ograse.  »Treffen«. 

»*ulsma  Uit  plnr.  von  +±U  nnd  ^ ,  im  tflrk.  sing.  Gelehrter 

...«.  Das  Wort  ist  ar.  und  zwar  Plural  zu  ^JLc  'allm,  doch  nicht  auch  zu 

^  'Um,  weiches  *das  Wissent  bedeutet,  wohl  aber  zu  jJLc  'älim,  welches 

dem  'alim  synonym  ist  —  »Gelehrtera. 

^ulu/S  »Sold«  ist  nicht  »plur.  von  Wi/V,  sondern  ein  besonderes 
Wort  —  ulufä  —  mit  dem  Plur.  'ulüfat;  von  'äiäf  aber  lautet  der  Plnr. 
uluf ,  "iläf  oder  a'laf.  Bnss.  lafa  bedeutet  jetzt  nicht  allein  »Vortbeil«, 
sondern,  und  zwar  gewohnlich,  »die  Möglichkeit  behaglich  zu  leben  und 
frei  zn  schaltena ,  ist  also  Synonym  zu  razdölbje  (oder,  richtiger  ge- 
schrieben, rozdobje,  denn  es  giebt  im  Russ.,  trotz  H.  Grot  s  Regel  §  32, 
nur  roz-).  Altrnss.  alafa  »8old«r  (s.  Erdmann  8.  26  ff.)  unmittelbar  aus 
der  nordt.  Form,  die  mit  kleiner  Veränderung  im  kasan.  baskir.  alapa, 
alaba  vorliegt. 

SuHak  ...  plur.  von  'afyk  ar.  der  Verliebte,  serb.  ehak  Ausser- 
siehsein . .  .t.  Nicht  allein  die  Bedeutung,  sondern  auch  die  Form  des 
serb.  Wortes  sträubt  sich  gegen  diese  Zusammenstellung,  da  der  Genetiv 
davon  eska  lautet.  Lftsst  es  sioh  nicht  vielleicht  eher  mit  it.  escire  ver- 
binden ? 

^utarid  .  .  .  Quecksilber.  Vergl.  russ.  rtut*  .  .  Dieser  mir 
schon  aus  Reiff  bekannten  Etymologie  scheinen  ausser  den  lautlichen 
Schwierigkeiten  noch  die  der  Bedeutung  entgegenzutreten;  denn  ar. 
'utärid  bedeutet  zwar  »Mercur«,  aber  vor  Allem  als  Planet,  während  das 
gleichnamige  Metall  türk.  zive*  oder  ziva  genannt  wird. 

üstübedz  ist  pers.  —  isfidädz. 

»ütü  ...  Bügeleisen  ...  russ.  utjug* ...«.  Dies  aus  nord tflrk.  fltüg. 
ZabSlin  II,  S.  113:  ynoro.  xejfe3HOH. 

hü  zürn  .  .  .j'üzüm  Weintraube  .  .  .  nordt.  Zözöm  ostroum.  .  .  .«. 
Diese  Form  (richtig  dzuzttm)  ist  kasanisch;  sonst  wie  im  Osman. 

9t> a'fz  ...  Ermahner  ...  serb.  vaiz  ...«.  Genauer  für  beide  Spra- 
chen. Prediger. 

»oar  geh  von  varmak  . . .  gehen,  bulg.  varaj  ...  für  russ.  aclra, 
uvy;  serb.  cuj,  pazi  gieb  Acht  ...«.  Also  serb.  dasselbe,  was  neuslov. 
varuj,  an  welches  ich  auch  sogleich  unwillkürlich  dachte. 

Mvarqlmak  ...  von  varmak  gehen.  Vergl.  serb.  havrljati  vagari 
danic.t.  Schon  darum  unwahrscheinlich,  dass  vareimak  Passivum  wäre 
—  von  einem  intransitiven  Verbum. 


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Th.  Korsch, 


tvarmak  . . .  gehen,  ankommen.  Vergl.  »erb.  uvarisati  errathen. 
ovarisati  sich  einüben  . . .«.  Mir  würde  es  natürlicher  scheinen,  wenn 
Jemand  die  serb.  Wörter  vom  ar.  farih  »geistreich,  geschickt«  oder,  was 
vielleicht  besser  wäre,  vom  ebenfalls  ar.  fand,  nach  türk.  Aussprache 
fariz,  »Kenner  der  Glanbensgesetze«  ableiten  wollte.  Im  letzten  Falle 
würde  in  den  beiden  Verben  wohl  ein  Bisschen  Ironie  stecken.  Verba 
ausländischer  Herkunft  anf  -sati  sind  im  Serb.  so  gewöhnlich,  dass  der 
scheinbare  Uebergang  des  z  in  s  in  der  Wirklichkeit  gar  kein  Ueber- 
gang  wäre. 

vatan  ist  ar.  —  watn. 

vattas  .  .  .  Hirt,  Schäfer.  Vergl.  klruss.  vatah  Oberhirt,  Senne; 
Räuberhaupt  mann  . . .  vataha  Schafheerde,  grosse  Masse,  Bande  . . .«. 
Das  Wort  ist  ar.  —  wattäs  (eig.  plagosusT).  Ueber  vataha  s.  oben  zu 
oda.  Im  Fremdwörterbache  ist  vatah  vom  nun.  vttav  (vätafnj  dnx 
(auch  Aufseher ,  Verwalter)  abgeleitet ,  und  diese  Etymologie  hat  von 
lautlicher  Seite  offenbar  mehr  für  sich,  als  die  jetzige.  Denkbar  ist  aber 
auch  ein  anderer  Hergang :  es  giebt  nämlich  im  Rum.  ein  Wort  der- 
selben Herkunft,  wie  vätafu  (vgl.  it.  guatare,  fr.  guetter  =  ahd.  wahta, 
wahtln),  ich  meine  vätasu  »inspecteur  des  bohemiens«  (Pontbriant) ,  wo- 
her vätasl  »auf  der  Nachtwache  stehen«.  Wie  nun  deutseh  Flasche  im 
Rusb.  das  Deminutiv  fljäzka  ergab  und  daraus  als  das  Primitivum  fljäga 
erschlossen  wurde,  ebenso  konnte  aus  vätasu  vataiökrB,  welches  auch 
wirklich  existirt,  und  aus  diesem  vatägr,  vatäh  gebildet  werden.  Jeden- 
falls aber  ist  es  nicht  leicht,  vatagB  mit  vataga  zu  verbinden. 

vSrSm  »Pthiaist  ist  ar.  —  wäräm,  eig.  Geschwulst,  Geschwür. 

vizni  ist  ar.  —  vgl.  oben  zu  batman. 

viran  ist  pers. 

»zabit,  tobet,  zabt  Jagte  ar.  Ergreifung,  Beherrschung,  Obrig- 
keit . . .  bnlg.  . . .  zaptija  ...«  u.  s.  w.  Die  beiden  ersten  Formen  sind 
ar.  dabit  JsuLa  »Beherrscher,  Verwalter,  Beamter,  Offi eiert,  die  dritte 

—  ar.  (labt,  wozu  das  arabisch  Geschriebene  und  die  Uebersetzung  ge- 
hören, bulg.  u.  s.  w.  zaptija  —  ar.  dabtijä  »Polizei,  Gendarme«.  Die 
übrigen  vom  Verf.  angeführten  türk.  Derivata  sind  überflüssig,  darunter 
wohl  auch  zabtx  (1.  zabti). 

Unter  zabun  fehlt  griech.  tafiTtovvrjg  mager,  krankhaft,  schwach. 

za'feran  und  zaman  sind  ar.,  wohl  auch  zambak,  obgleich 
das  letzte  ursprünglich  pers.  [jetzt  zämbä)  zu  sein  scheint.  Uebrigens . 
bedeutet  ar.  zänbäq  nach  Kazinürski  »Lilas«  (spanischer  Flieder) ,  nach 
P.deLagarde,  Nachrichten  zu  Götting.  1886,  8. 140  »Lilie  aller  Farben, 
Maiblume,  Jasmine,  griech.  ^aftßaxi  nach  Ventotis  »souci«,  nach  Kind 
»Lilie«. 

zarar  und  zarf  (das  Ar.  1.  sjjb)  sind  ar.,  t*rb%ane  —  ar.- 
•persisch. 

y  zeh,  zih  ...  Band,  Draht.  Vergl.  nun.  za  Ring  . . .  zale  Kette. 


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679 


zaof  Panzer  . .  .  alb.  zavf  Schnalle,  griech.  £aßa  . .  .  Man  fuhrt  ein 
mlat.  zava  an.«.  Das  Wort  iit  pers.  und  bedeutet  vor  Allem  die  Sehne, 
Bogensehne,  passt  also  keineswegs  zur  Bezeichnung  des  Ringes  und  der 
ans  Ringen  bestehenden  Sachen.  Zaba  oder  zava,  mittelgriech.  £a/fo, 
steht  wirklich  bei  Dncange  und  wird  dort  als  Panzer  erklärt.  Schwer- 
lich ist  es  Etwas  anderes,  als  pers.  diaba  dass.  (s.  dz  ehe  .  Für  das 
alb.  mag  man  griech.  £a/?og  hinzuziehen,  welches  nicht  allein  in  über- 
tragener,, sondern  wohl  auch  in  der  ursprünglichen  Bedeutung  für  den 
Begriff  »verkehrt«  gebraucht  wird  und  nach  Ae£i%bv  fanctUbv  arzloirv 
. . .  JeKCHKOH»*  npocTaro  rpe*ecicaro  samca  [Moskau  1783)  sogar  »ge- 
bogen, gekrümmt«  bedeutet. 

zehir,  richtiger  zShr,  und  z&hRir,  richtiger  zihgir,  sind  pers., 
wie  auch  wohl  zinbil ;  zijtun  ist  ar. 

*zSrbaf .  .  .  Brocat.  russ.  izarbatb  Reiff  348.«.  Das  Wort  ist 
pers.  Im  Altruss.  (s.  oben  zu parba)  kann  ich  nur  die  Form  mit  f  (e) 
oder  v  belegen,  und  zwar  Buslaje v'a  HcropireecKaa  XpecTOMaTin  8. 1 1 7 1 
(Bldcoäu  rocy^apeH) :  KaOTaHi  &3aoboh  hoboh,  3ap6aBi  no  sojothoh 
sevxi,  wozu  8.  1176  die  Erklärung  des  Herausgebers:  »3ap6aB% 
HHaro  H30p6a«'L  —  pox%  napini«;  Zabelin  a.  a.  0.  I,  MaTep.  552: 
CTMxapi  ABflKOHCKOH  ircaptfaeHOH  KpacHoi  TpaeqaTUH. 

zerdalü  und  zerde  sind  pers. 

Unter  zfbun  »Unterjacke«  fehlt  russ.  zip  um,  —  vielleicht  nicht 
zuflülig?  Jedenfalls  kommt  das  Wort  z.  B.  schon  äomoctPoh  8.  186 : 

3m5  (ib.  8.  183)  smrsiioir*),  Buslajev  a.  a.  0.  8.  1172,  Zabelin  a.  a.  0. 
I,  MaTep.  8.  1ÖB  vor  und  bezeichnet  ein  gewisses  mehr  oder  weniger 
prachtiges  oder  doch  schmuckes  Kleidungsstück,  wahrend  jetzt  der  un- 
mittelbar über  dem  Hemd  getragene  grobe  Bauernrock  so  genannt  wird. 

zfndan  ist  pers.,  zift  ar. 

*  zuhur        ar.  Glanz,  Schönheit,   serb.  zuhur  für  samovoljan 

eigenwillig  juk.  621.  bete  se  je  zuhur  ucinio  491  .  .  Dies  zuhur 
scheint  im  Türk,  nicht  gebräuchlich  zu  sein ;  dagegen  gewöhnlich  ist 
zuhur  =  ar.  zuhur  JL^>  »Erscheinung«  und  zwar  u.  A.  in  der  Verbin- 
dung zuhur  6tm6k  eig.  »Erscheinung  machen«,  d.  h.  »erscheinen«,  was 
an  das  serb.  Beispiel  lebhaft  erinnert. 

»zulam       in  gedrückter  Lage  befindlich«  habe  ich  sonst  nirgends 

finden  können;  es  ist  übrigens  auch  nicht  nöthig,  da  das  daneben  an- 
gefahrte bulg.  zalami  (Plur.)  offenbar  ar.  zalam        »Bedrückung,  Qe- 

waltthatc  von  zu  Im  (s.  unten). 

zu  //"ist  pers. 

Ob  zulm  auch  zülüm  Unten  kann,  ist  fraglich. 

zümrüd  ist  pers.  Im  russ.  izumrud  fehlt  gegen  H.  M.'s  sonstige 
Schreibweise  das  Auslauts-*.  Altruss.  mit  t  —  Coop.  Toc.  rp.  h  ßor. 
Nr.  86  (J.  1462) :  HKona  30J0Ta  Ha  KsyMpyrt;  ib.  Nr.  147  (J.  1509) : 


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680 


Th.  Korsch, 


ABaTljaTL  H  TpH  5KHK0 BHHBI  XeilCKKTB  CB  iECOHTIflJ  H  CT»  J&IUM  H  CL 

HayifpyTU.  8päter  aber,  im  J.  1675,  Muchan.  S.  353:  raoMpyxB. 

Somit  bin  ich  mit  meinen  Bemerkungen  zu  den  in  H.  M/s  Werk 
vorhandenen  Lemmata  fertig;  bevor  ich  aber  zn  anderweitigen  Ergän- 
zungen übergehe,  kann  ich  mich  nicht  von  dem  lehrreichen  Buche  tren- 
nen, ohne  auch  zu  seiner  äusseren  Vervollkommnung  mein  Scherflein  bei- 
zutragen. Ich  meine  die  mehr  frucht-,  als  genussbringende  Druckfehler- 
jagd, der  kein  Recensent  eines  wissenschaftlichen  Werkes  entgehen 
darf.  Hie  und  da  habe  ich  schon  Berichtigungen  typographischer  Art 
eingestreut,  aber  fast  nur  bei  Gelegenheit  eines  von  mir  aus  anderen 
Gründen  besprochenen  Artikels.  Hier  lasse  ich  die  von  mir  oben  nicht 
berücksichtigten  Druckfehler  folgen,  wobei  ich  nur  von  dem  einige  male 
vorkommenden  e  statt  e*  in  türk.  Wörtern  absehe,  und  dies  um  so  lieber, 
als  der  Accent  in  diesem  Falle  meines  Erachtens  überflüssig  ist.  Da- 
gegen bedauere  ich  das  Fehlen  eines  Erweichungszeichens,  z.  B.  des- 
jenigen, dessen  sich  H.  M.  fflr  k  =  kj  bedient,  auf  dem  weichen  g  's. 
oben  zu  diesem  Buchstaben),  denn  ein  hing an e  (st.  cingane)  giebt  einen 
sehr  ungenügenden,  um  nicht  zu  sagen  falschen,  Begriff  von  der  wirk- 
lichen Aussprache,  die  doch  bei  der  Wortentlehnung  eine  hervorragende 
Rolle  spielt. 

Unter  'arab      ist  gedruckt  ä^an^g  lies  afcwrifs 


'aikiU 

atek 

av 

jr 

J 

badana 

J&>Ü 

bajat 

bah 

baslykb 

bahlykb 

b eklem  ek  (im  Lemma  selbst) 

beklemek 

ber 

bestimmte 

bestimmter 

btrabdr 

nordtt. 

nordt. 

birhej 

LT"* 

bogaz 

bok 

büz 

MMW 

buzluki 

cakmak 

cark 

carkula 

cekic  (und  ebenso 
unter  isleme' 

cekanmjja 

cekannye 

cürük  (jjyt?  (im 

Lemma) 

cürük  djyz 

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Anzeigen. 

681 

cizme  (and  sonst) 

kostnmy 

ko8tjumy 

dar 

ae  s 

dehara 

dlübbet 

•  • 

SrgSvan 

ferfirit 

M    l  l 

w 

w 

füek 

.V  « 

Ji  AI 

%al%al 

*»  ^  — 

Xaztne 

%ohab 

ih  oglanq 

"  &  •• 

jaratmak 

f*ti  m  r  u  k 

£  \mttwt  «#/» 

rillt  v  ü 

kalyp-b 

kalypb 

kanad 

JOS 

fgewöhnhoh)  ^us 

kandil 

kandeh 

kanaelb 

kapama 

1  u 

jmUs 

kavuk 

xaßovxi 

/.CXOOVAL 

kaza 

Loa 

kafir 

VYictovpideQ 

yxtaovQideg 

keci 

Uta 

.1  V  <^ 

aetn 

aemi 

a  u  ?'a  fim  Leu 

tma! 

gümtii 

ä  omos 

güvez 

menifU 

mm  r  KT  fc* 

nakd 

v  s; 

MW 

namu8 

pafta 

• 

ll 

V 

p  eh  Ii  van 

TtertlißavrjQ 

pilav 

pita 

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682 


Ed.  Wolter, 


rizil 

Mb 

• 

o~jU>  (odei 

simsar 

HJcaji 

kimsir 

JH     ■  v 

taban 

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u  • 

t  ahan 

o  • 

tal 

* 

tarvana 

> 

taru  matt 

lnterüer 

intender 

tazi 

sJti 

tcrs%ane 

(jedenfalls  besser) 

vakf 

>> 

& 

varis 

Zum  Schluss  bitte  ich  den  geneigten 

Lew,  in  meinen  ei| 

unter  'akf  l  »verstandigu  st.  »verständlich«, 
(8.  651,  Z.  24  v.  o.)  »bltvanta  st.  »bl-Lvana  za  lesen,  unter  ana%tar 
pontisch-griech.  bvsyäQw  »Schlüssel«  (von  avolyw)  hinzuzufügen. 

(Schluss  folgt) 


Dr.  L.  Geitler,  Beiträge  zur  litauischen  Dialektologie.  Wien  1885. 

70  SS. 

Diese  Beiträge  bilden  die  Fortsetzung  und  leider  auch  den  Schluss 
der  Litauischen  Studien  desselben  Verfassers.  Der  früh  verstorbene 
Gelehrte  behandelt  auf  S.  1  — 15  die  Sprache  Ssyrwid's,  und  zum 
Schluss  ausführlich  den  Dialekt  der  »Bud^  senowes«  deB  Simon  Dowkont . 
Ueber  den  ersten  Theil  haben  wir  gelegentlich  Qarbe's  neuer  Ausgabe 
der  Punktay  Sakimu  schon  einiges  mitgetheilt.  Zur  Ergänzung  gebe 
ich  dasjenige,  was  ich  in  diesem  Sommer  selbst  an  der  Sprache  der 
Wiliiaer  Litauer  beobachtet  habe,  und  mache  das  Verhältniss  zu  N. 
Dauksza  klar. 

Ueber  Simon  Dowkont  wird  gesagt:  er  stammte  aus  dem  nördlichen 
äenjajtien ,  aus  der  Gegend  von  Tetezei ,  und  verfasste  in  dem  eigen- 
tümlichen, kernigen  Dialekte  jener  Landschaft  den  Budas.  Das  ist  doch 
wohl  ungemau.  In  der  in  Tilsit  erscheinenden  nationallitauischen  Zeit- 
schrift Auszr«  Nr.  1,2  u.  8,  9,  10  vom  Jahre  1883  finden  wir  unter 


Anzeigen 


68& 


anderem  auch  eine  Biographie  dieses  so  fruchtbaren  litauischen  Schrift- 
stellers. Darnach  ist  derselbe  im  Jahre  1793  im  Dorfe  Kiwili,  in  dem 
Inlaki'schen  (Iloki?)  Kirchspiel,  also  an  der  Grenze  Kurlands,  freilich 
zum  Telscher  Kreis  gehörig,  geboren.  Ausser  seinem  Hauptwerk,  dem 
Budas,  verfasste  er  eine  Reihe  practischer  und  noch  heute  für  die  Ver- 
breitung von  Volksbildung  werthvoller  Broschüren.  Er  scheute  sich 
auch  durchaus  nicht,  russische  Schriften  zum  Muster  zu  nehmen,  wie 
auch  seine  Abecieia  vom  J.  1842  auf  8.  57 — 80  eine  russische  Fibel 
enthalt. 

Der  Überwiegende  Theil  des  Geitler'schen  Werkchens  Aber  litauische 
Dialektologie  ist  nicht  der  Lautlehre ,  sondern  dem  Lexikon  gewidmet. 
Als  Proben  eines  der  Szyrwid'schen  Sprache  nahestehenden  Dialektes 
lassen  sich  noch  die  Originalausgabe  von  Untan  Drazdawskis  »Giesmie» 
Bwietiszkas  ir  szwintas«,  Wilna  1814  und  die  wenig  bekannten  Verse  Aber 
Linkmeng 8  *)  vom  Jahre  1870  namhaft  machen. 

Aus  dem  letzteren,  welches  das  Motto  tragt : 

»Oi  t&s  sznapsztas  ta  dektine 
Visus  Linkmenis  sutrine«, 

seien  noch  die  launigen  Schlussverse  auf  8.  16  angeführt: 

0  valunda  nelajminga, 
Da  ir  takiu  nebestinga. 
K\\  ir  patis  galq  gauna, 
Ti  kur  weiöj  karalauna. 
0  tu  Warna,  newarnake', 
Nama  griidams  tik  dabakö, 
Kad  laazmenin  nö  inlisti, 
Su  wajkelu  nenuskisti  — 
Ir  tejp  wakar  szwinta  buwa, 
Dang  skatika  Judams  kluwa, 
Ir  iüdasei  apsilape, 
£  tau  Dewe\  tiktaj  sapel 
Kq  aidirbai  wakar  Tujej. 

Indem  ich  den  Leser  auf  meine  Anzeigen  der  Garbe' sehen  Szyrwid- 
ausgabe  verweise,  bemerke  ich  zum  so  n  an  tischen  n,  dass  dasselbe  auch 
in  Dauksza  s  Katechismus  vom  Jahre  1595  vorkommt.  Z.  B.  auf  S.  10, 
Zeile  29  drauge»fn,  S.  33,  Z.  18  namftfn',  8.  38,  Z.  1  tokiofn  nüde- 
mefn.  Zum  Wechsel  von  o — a  in  aiukas  (S.  5)  neben  oifs  sei  auf  ein» 
ähnliche  Lauterscheinung  in  Kukutiski  im  Swenc'anschen  und  anderen 
Wolosten  des  Wilnaer  Kreises  verwiesen,  wo  es  heisst:  zmanü  Gen.  pl. 
aber  Acc.  pl.  zmönis;  ponas,  panaitis  dem.  ;  Döwidas,  Dawidzükas; 
böba  bab&a  u.  s.  f.   Gehen  wir  in  den  lexikalischen  Beitragen  über, 

UflZ  U S ^Z^3 H  y  ^1    S     C^l^tQP  l[t HAU  IflBH  j  ^1  ^^^5  ^1  ^1     ^^^^  a^ia  s^^^r    flkH  ^1  s^jl^n 


>)  Linkmenös,  d.  i.  JuHrM«m,i,  Name  einer  relnlithauischen  Wolost' 
im  Swencanschen  Kreise  des  Gouv.  Wilna. 


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684 


Ed.  Wolter, 


liehe  litauisch-polnische  Lexikon  von  Sutkewicz  benutzt  worden  sind. 
Für  aigoti,  das  Bezzenberger  in  seinen  Lit.  Forsch,  p.  95  ebenfalls, 
wie  früher  Geitler,  »nennen  heissena  übersetzt,  wird  eine  verbesserte  Be- 
deutung »fttr  etwas  halten,  schätzena  gegeben.  In  Daukszas  Katechis- 
mus vom  Jahre  1595  ist  nur  die  Bedeutung  »nennen,  heissen«  in  Ge- 
brauch. Z.  B.  p.  16,  20 :  Kämug  äigame  Diewa.  Tewu?  In  der  Mar- 
ginalnote  wird  gesagt :  wadiname.  Die  Antwort  lautet :  Aigödami  ii ;  =  ji ) 
tft  wardti ....  Ebenso  p.  1 9,  20,  2.1  u .  sonst  häufig.  —  drin-to  für  todrin 
ist  mit  »drin*  apsaugoiimo  ßirdeas«  bei  D.  p.  27,  drin'  atiaidimo  nüdemiu 
mufft}  ib.  p.  30,  7  und  30,  21  drin  yzpaiinimo  zusammenzubringen. 

Auf  8.  39,  28 — 30  lesen  wir  drin'  paties  Diewo,  :  bat  kita  drin 

paproezio,  kita  wer,  driritö,  iog  ...  arba  drin*  kito  kokio  ätzwilgio  fawo 
und  sonst  sehr  häufig.  Statt  ttgahikeimas  lesen  wir  bei  Dauksza  Katech. 
p.  33  Hgrnkeimas  in  derselben  Bedeutung,  ikmetis  zeitlich  erinnert  an 
ostlitauisches  »jau  mets  ait'  namon«  yace  nopa  hath  aomoh,  welche  Be- 
deutungsnüance  von  mets  übrigens  bei  Kurschat  fehlt.  Pratetoas  Er- 
scheinung findet  sich  bei  Kurschat  als  prajowas  Wunder,  Monstrum  in 
Klammern»  also  wohl  russ. -litauisch.  In  ZosVi  im  Trokischen  Kr.  des 
Wiln.  Gouv.  hörte  ich  prajüwei,  kuT  tepui  ne  gerel  padarita  es  ist  klar. 
Vergl.  noch  bei  Mikucki  aus  Daukszas  Postille  vom  J.  1599  »tikejos 
regStuwe  nug  jo  kokio  prajhoo. 

Gehen  wir  zum  Dialekt  des  Budas  über,  so  ist  in  der  Orthographie 
Dowkont's  manches ,  was  an  die  Manier  Dauksza's,  der  ja  auch  citirt 
wird  von  ihm,  erinnert.  So  z.  B.  in  Betreff  zweifelhafter  Nasalirung  im 
Gen.  sing,  der  femininalen  6-Stämme  (Geitler,  p.  37)  kommen  Schrei- 
bungen des  Katechismus  wie  »ant  parodimn  antros  siaptes  p.  7,  1 ;  tarp 
fawfs  S.  13,  31  und  sonst  mehrfach  in  Betracht. 

üeber  den  lautgesetzlichen  Wechsel  von  X  zu  I  (Dowkont)  respective 
d,  einem  zwischen  e  und  »  stehenden  Laut,  sowie  von  ü  zu  d  ist  zu  ver- 
gleichen was  Bezzen  berger  in  seinen  Aufsätzen  »Zur  litauischen  Dialekt- 
forschung« über  das  Nordlitauische  eruirt  hat  (Beiträge  z.  K.  der  indo- 
germ.  Spr.  VIII,  98 — 142)  und  speciell  über  die  durchgehende  Erschei- 
nung des  Lautwandels  von  ü,  I,  ei  zu  ä,  ö,  ä.  Was  die  Frage  nach  der 
cz-grenze  anlangt,  die  nach  Bezzenberger  I.e.  142  Anm.  und  99,  etwas 
untergordnetes  ist  und  bisher  eine  übertriebene  Rolle  gespielt  hat  — 
ist  zu  beachten,  dass  im  WilnaeT  Gouvernement  es  nicht  wenig  Bezirke 
giebt,  wo  tj,  dj  zu  t',  d',  oder  gar  ts,  ds  wird.  Ich  verweise  nur  auf 
pecei,  zodzei  der  Swenc'aner  Litauer  und  auf  medzas  Wald,  medzegä 
Baum  im  Lydaschen  Kreise.  Der  Plural  von  zödis  lautet  in  Konewa, 
einer  Wolost  des  eben  genannten  Kreises,  zödei,  zod'ü,  zodiam,  zodzus, 
su  zodiimi,  iodüsa.  Im  Uebrifcen  wird  an  gesprochen,  jedoch  sind 
Worte  wie  üksme  statt  unksnis,  sowie  häielis  roin  fcemaitisch.  Originell 
ist  ebendaselbst  im  Lydaschen  der  Gebrauch  von  deweicis  (deweitis)  für 
mendlis  Mond.  —  Ausschlaggebend  sind  diese  Momente  an  sich  allein 
für  die  Grnppirung  der  Dialekte  nicht ,  sondern  kommen  nur  secundär, 
im  Verein  mit  dem  Vocalcharakter  der  betreffenden  Mundart  in  Betracht. 


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Anzeigen. 


685 


Endlich  vergleiche  man  znr  Sprache  Dowkont's  auch  Bezzenbergers 
Bemerkung  in  den  Göttinger  Nachrichten  1885,  Nr.  4  »Die  indogermani- 
sche Endung  des  Locativ-Sing.  der  u-Declination«.  Es  wird  dort  noch 
gesagt  p.  162:  »Gegen  die  Sprache  Dowkont's  ist  man  im  allgemeinen 
misstranisch  und  dies  Misstrauen  ist  nicht  ohne  Berechtigung.  Es  sollte 
aber  nicht  so  weit  getrieben  werden,  dass  man  seine  Schriften  überhaupt 
nicht  liest,  oder  dass  man  Formen,  die  man  nur  ?n  ihnen  findet,  einfach 
ignorirt.«  Am  wenigsten  ist  natürlich  dies  Misstrauen  gegen  die  Laut- 
züge gerechtfertigt.  Anders  verhält  es  sich  mit  gewissen  Worten ,  die 
absolut  falsch  etymologisirt  sind,  wie  z.  B.  seklica,  das  angeblich  sau 
kliecza  lauten  und  sau  +  kliesti  gleichkommen  soll.  Warum  Geitler 
dies  acceptirte,  verstehe  ich  nicht,  wo  doch  der  Ursprung  aus  dem  russ. 
cßtTjuma,  *CB*Kjnma  so  evident  ist.  Ebenso  zweifelhaft  ist  uksxne  arba 
jouda  jura  (evgivog) .  traktis  soll  fürtrauktis  stehen,  während  doch  TpaKTt 
im  Weiss-  und  Kleinrussischen  gewöhnlich  ist  (no  6o.ii>uioMy  Tparry). 

Ich  gehe  zu  den  Einzelheiten  der  Geitler  sehen  Erklärung  von  Dow- 
kont's Wortschatz  über.  p.  40  aapöszrotas  eine  Baumart«:  ist  wohl  eher 
collectivum  von  apusze,  also  etwa  ochhhhkt..  p.  45  »ikdrie  Feier  des 
Einzuges  in  ein  neues  Haus« :  ist  mit  swözäkorls  Neuer  Einwohner, 
prasiküre  3axHJTB  xopoino,  wie  man  im  Wilkomirschen  sagt,  zusammen- 
zubringen, isz-pejzoti  verspotten  (S.  47)  findet  man  auch  in  Daukszas 
Kat.  p.  40  peiezine. 

Zu  kanakadös  (S.  47)  cf.  Gotting.  Gel.  Anz.  1885,  Nr.  23,  p.  927. 
Noudieme  (3.  53)  ist  ein  Terminus,  den  Dauksza  eingeführt  hat,  und 
in  den  Marginal  not  en  des  Katechismus  als  nufideiimas  erklärt  wird. 
Z.  B.  18:  Kuri  yr  didze*ufia.  piktibe  iz'  wisso  pikto?  Nudeme.  Warum 
vksme  wieder  einmal  in  verbesserter  Bedeutung  angefahrt  ist,  ist  un- 
verständlich, uksme  ist  Schatten,  kühler  Ort,  rrpox.ia4a.  Aus  Dowkont's 
(Pseudonym.  Jonas  Purwys)  »Pamokinu*  kajp  rinkti  medines  sieklas 
pargu*d?  Isz  Gudü  kaibos  1849.  Petropilie«  seien  hierfür  folgende  Stellen 
angeführt:  p.  35:  8örinkös  siekJas,  Issklejd  jes  pfonaj  i  wiem*  stouksnj 
uksmief  sausoji  wietojl.  p.  25:  sieklas  kou  grejtiausej  rejk  ant  öro 
skleistl,  uksmieie  ne  sauliekajtoie.  p.  17:  wasaros  lajkö  saule  .  .  . 
tespindiejo  Ir  tujeau  media  uksme  o£stojo. 

waras  Gewalt  ist  Letticismus:  cf.  wara  Macht,  waren*  gewaltig 
stark,  prenss.  warrin.  zala  ist  bei  Dauksza  Kat.  27,  15  in  der  Mar- 
ginalnote  mit  ißkada  erklärt.  Zu  wajstieti  heilen  ist  nachzuholen  ans 
Danksza  Kat. :  koky  waista  turime,  27,  5  ;  drin  izwaistimo  ib.  27,  22; 
ant  izwäisteiimo  erklärt  in  der  Marginal note  als  izgidimo  38, 4  ;  po  izwai- 
fteiimn  45,  30  ;  nugwaistitoians  =  giditoio  arba  liekorens  45,  31  u.  s.  f. 

Hiermit  breche  ich  meine  Bemerkungen  ab  und  wünsche  nur,  dass 
die  Tilsiter  Litauisch-literarische  Gesellschaft  für  die  Litauer  eine  neue 
kritische  Ausgabe  des  Budas,  von  welchem  sie  im  1 0.  Heft  der  Mitthei- 
lungen Proben  gab 1),  veranstalte.  Die  sonstigen  Lauteigenthümlichkeiten 

i)  cf.  p.  1—7,  238—249  und  p.  299. 


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686 


Ed.  Wolter, 


Dowkonts  verdienten  eine  Nachforschung  an  Ort  und  Stelle,  welche  mir 
bis  jetzt  nicht  möglich  war.  Besonders  dankbar  aber  werden  die  Litauer 
selbst,  welche  Ihre  Nation  schätzen,  dem  verstorbenen  Gelehrten  für 
diese  erste  ausfuhrliche  Besprechung  des  Dowkontachen  Dialektes  sein 
müssen.  Ist  ja  doch  gerade  Dowkont  so  riemlich  der  einzige  we  Wiche 
Schriftsteller  seines  Volkes,  der  es  zndem  zuerst  versucht  hat,  in  litaui- 
scher Sprache  die  Geschichte,  Cftltur  nnd  Lebensweise  seines  Volkes  zu 

schildern.  n 

Für  die  litauische  Lexicologie  hat  Geitler  einen  neuen  Beitrag  ge- 
liefert; dieMaterialien,  welche  wir  heutzutage  für  ein  rassisch-litauisches 
Lexikon  haben,  wären  überhaupt  folgende: 

l  Mezitowicz  (Mezinys^  Litauiach-lettisch-russisch-polmsch- 
dentsches  Lexikon :  gegenwärtig  in  der  Redaction  der  litauischen  Zei- 
tung Auszra  vorhanden,  welche  es  übernommen  hat,  dasselbe  heraus- 


Das  Wilnaer  litauisch-polnische  Lexikon  von  Dominik  8utke- 
vicz  »'äodinikas  Letuviszkaj  Lenkiszkas  SWwnik  Litewsko-Polski«. 
4  Quartbände,  enthaltend  Citate  aus  den  Werken  Szyrwid  s,  aus  Dauk- 
aza's  Postilla  (1599),  u.  anderen. 

3.  Bezzenberger's  Litauische  Forschungen  und  seine  Anzeige  des 
Kurschat' sehen  Lexikons,  wobei  noch  zu  erwähnen  ist,  welche  Ent- 
täuschung dies  Lexikon  in  Kowna  hervorrief :  Knrschat  wurden  während 
seines  Aufenthaltes  daselbst  von  A.  Baranowski  und  seinen  Kienkern 
eine  Masse  neuer  Worte  zur  Verfügung  gestellt,  zum  Abdruck  kamen  sie 

aber  nicht,  KrUi8che  Besprechung  des  handschriftlichen 

Lexikons  von  Gii'us,  verfasst  im  Auftrage  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  St.  Petersburg  im  Jahre  1884. 

5.  ÄHTOBCKO-nojbCKiä  jieKCHKOin,  XittxeBCKaro  cf.  meinen  »Ot- 
o  peavabTaTaxT,  3THorpa*H*iecKOH  nofctfKH  k-b  rrpyccKHMT,  Jürron- 
w.  p.  2,  Anm.  2  (Man.  H.  P.  Teorp.  0.  Bd.  21,  2). 
6   Lexicalische  Beiträge  aus  dem  Schadowschen  und  überhaupt 
Schaulenschen  in  den  Mittheilungen  der  Litauischen  Literarischen  Ge- 


7.  8.  Litauisch-Polnisches  Lexicon  des  Christofor  Dauksza, 
eebürtigt  ans  Birzen  im  Ponevez-schen ,  und  L.  Iwinski,  Polnisch- 
litauisches  Lexikon.  Ersteres  hat  Herr  lükucki  1866  in  Händen  gehabt, 
Theile  des  letzteren  bewahrt  Herr  Kraucunas  in  Manampol,  im  Suwal- 

kischen  Gouv.,  auf. 

Auch  wäre  es  endlich  wohl  zeitgemäss,  bei  der  Abfassung  eines  neuen 
Lexikons,  das  Lettische  und  Altpreussische  consequent  zu  berück- 
sichtigen und  die  w eissrussischen,  sowie  die  deutschen  Entlehnungen  kurz 
zu  bezeichnen.  Wie  wenig  genaue  Kenntniss  des  Litauischen  verbreitet 
ist,  zeigen  einige  Beispiele  von  etymologischer  Erklärung  der  Ortenamen. 
Dr.  J.  Karlowicz  hat  in  seinem  Aufsatz  »Czterysta  kilkadziesijt  na- 
miejscowosci  litewskich«  nach  berühmten  Mustern  die  Haupt- 


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A  DZ61  £611 . 


687 


Stämme,  die  wir  in  litauischen  Ortsnamen  finden,  aufgezählt.  Unter 
sala  heiBst  es :  Bedeutung  Insel.  Nun  giebt  es  aber  im  Wi Inaer  Litaui- 
schen und  ebenso  im  Nowoaleksandro wachen  Kreise  Gegenden,  wo  saia, 
wie  im  Inflftn tischen,  nicht  Insel,  sondern  Dorf  bedeutet  In  der  Twe- 
recschcn  Wolost  im  Swenc  ansehen  Kreise  giebt  es  Ortsnamen  wie  Dideia 
Saia,  was  die  Generalstabskarten  bereits  polonisirt  Velka  Ves"  und  nicbt 
Eoiwnoe  Cejio  wiedergeben.  Dies  erinnert  an  einen  andern  Schnitzer 
der  Generalstabskarte,  wo  ein  Dorf  in  der  Gegend  von  Kupiski  »Yjuns* 
heisst.  Nun  bedeutet  aber  in  manchen  Gegenden,  so  auch  dort,  ulycze 
Dorf  überhaupt.  Herr  J.  Sprogis,  dessen  Etymologien  in  den  Ausgaben 
der  Wilnaer  iGelehrten  Commission  zur  Durchsicht  historischer  Acten« 
ich  früher  zur  Sprache  brachte,  verdeutscht  Troki,  es  von  lettischem 
traks ,  trakot  tollen ,  übermflthig  sein  vor  Freude  ableitend ,  mit  dem 
Ausdruck  »Ort  der  Freude«.  Dabei  blieb  ihm  unbekannt  dass  trakas  noch 
heute  in  den  Kreisen  Wilna  und  Wilkomir  etwas  ganz  anderes  bedeutet, 
»eine  hochgelegene,  ausgebrannte  Stelle,  wo  früher  Wald  war,  heute 
schlechte  Wiese  und  nur  wenig  Gestrüpp  ist«.  In  Preussen  nennt  man 
solche  Stellen  auch  ( Frisch bi er,  Preussisches  Wörterbuch)  Paine, 
wohl  von  palit'  brennen  abzuleiten. 

St.  Petersburg,  Jan.  1886.  Ed.  Wolter. 


Nouveaux  melanges  orten taux.  Memoires,  textes  et  traductions 
pnblies  par  les  profcsseurs  de  l'ecole  speciale  des  langnes  orientales 
Vivantes,  &  Foccasion  dn  septieme  Congres  international  des  Orien- 
talist es  renni  &  Vienne  (Septembre  1886).  Paris.  Imprimerie  natio- 
nale. MDCCCLXXXVI.  pag.  XIV.  600.  IV. 

Das  stattliche  Werk,  welches  der  Delegirte  Frankreichs,  membre 
de  1' Institut,  Charles  Schefer,  neulieh  dem  Orientalisten- Congresse  in 
Wien  feierlich  dargebracht  hat,  enthalt  manches  Interessante  auch  für 
die  Slavisten.  Solches  findet  man  z.  B.  in  den  Voyages  de  Basile  Vatace 
[BaaiXelov  Baxav^  7Xsoir\yr\xix6v) ,  welche  hier  der  bekannte  E.  Le- 
grand zum  ersten  Male  veröffentlicht  hat  (8. 183 — 295). 

Basti  Vatacis,  geboren  1694  in  Therapia  bei  Konstantinopel,  war 
ein  junger  griechischer  Kaufmann,  welcher  in  Handelszwecken  mehrere 
Reisen  in  die  slavischen  Länder  und  weit  hinaus  nach  Osten  und  Westen 
unternommen  und  dieselben  später  in  griechischen  Versen  beschrieben 
hat.  Diese  Beschreibung  besteht  aus  zweiTheilen,  deren  erster  920  und 
deren  zweiter  1144  Verse  enthält.  Zuerst  erzählt  er  uns,  dass  er  bereits 
in  seinem  14.  Lebensjahre  von  den  Eltern  Abschied  nahm,  um  sich  nach 
Moskau,  elg  yr\v  Uyoj  öo&odogav  nov  Xapnei  Uxkrjola,  zu  begeben. 
Nach  einigen  Tagen  verlässt  er  die  Grenzen  des  türkischen  Reiches  und 
kommt  Über  Rumänien  ins  Land  der  Kosaken,  welche  nlvovv  7tolXrjr 
XOQÜLxa. 


6S8 


J.  Hanußz, 


Er  bewundert  Kiew : 

xaoTQOv  bnov  xb  aißexai  arraoa  rj  'Pwooia 
Öia  xa  Syia  lelipava  no%ovv  oxhg  kxxlrjalag 
xal  ttXXa  no&yiiaxa  xaXa  tigia  laxoolag\ 

und  besucht  andere  Städte  Ukraina's.  Er  kommt  dann  nach  Sevsk  an 
der  russischen  Grenze,  wo  xbv  xä&e  av$Qunzov  xakä  %bv  £f€Tct£ow, 
und  geht  dann  über  Karacov,  Riljov  und  Kahiha  nach  Moskau  (Moo- 
%oßia) .  Diese  Stadt  mit  ihren  zahlreichen  Kirchen  macht  auf  den  jugend- 
lichen Griechen  einen  gewaltigen  Eindruck ;  er  weilt  hier  drei  volle  Jahre, 
macht  glänzende  Geschäfte  und  dann,  von  Heimweh  getrieben ,  kehrt 
er  über  Kiev,  Kamienieo,  Bukarest  und  Adrianopel  nach  der  Heimath 
zurück.  Nicht  lange  aber  bleibt  er  zu  Hause.  Er  macht  sieh  wiederum 
auf  den  Weg  und  geht  diesmal  Aber  Siebenbürgen  nach  Polen.  Im  Kar- 
pathengebirge sammelt  er  wunderschöne  Steine  von  grossem  Werth e  und 
kommt  dann  nach  Aioßi  [Lemberg),  xtk  HohavLag  anaaag  l^algexog 
elv'  noXy.  Nachdem  er  dort  seine  Geschäfte  besorgt  hat,  begab  er 
sich  nach  Aiov^inXovvL  (Lublin) ,  xqixt^qwv  xwv  olaxxiw,  und  von  da 
nach  Warschau  [Baooaßla),  wo  ihn  die  Handelsgeschäfte  gar  nicht 
gehindert  haben,  auch  den  Manövern  beizuwohnen.  Er  äussert  sich 
darüber  folgender  Massen : 

i '  i%€l  kxa^ldevaa  dt'  hfinooixig  ^(>£<ac, 
f.ta  elöa  xi  älka  Tcoaynaxa  eistet  iaxoolag' 
y.exaua  7t€Qirjyrjaiv  ttlrj&og  avd-^umwv  rr?a£etg, 
itokXCtv  v4(t>v  OTQttTitüTury  tag  ivQvöuovg  xtav  xatjetg. 

Von  Warschau  kehrt  er  nach  Lemberg  zurück  und  von  dort  geht 
er  über  Dubno,  Brody  und  Kiev  zum  zweiten  Male  nach  Moskau.  Er 
bleibt  dort  einige  Zeit  und  bekommt  auf  einmal  Lust  eine  Orientreise  zu 
unternehmen.  Zunächst  will  er  sich  nach  Persien  begeben.  Er  geht 
also  nach  Nizni  Novgorod  und  von  dort  auf  der  Wolga  nach  Astrachan, 
wo  er  über  das  Kaspische  Meer  nach  Persien  gelangt.  Weiter  aber  geht 
er  nicht ;  er  besorgt  nur  seine  Geschäfte  in  Samachi  und  kehrt  denselben 
Weg  nach  Moskau  zurück.  Nachdem  er  von  hier  einen  Ausflug  nach 
Ukrain  gemacht  hat,  begab  er  sich  dann  zum  ersten  Male  nach  Peters- 
burg (IlexQovTtolig} .  Der  Beschreibung  dieser  Stadt  widmet  er  dreissig 
Verse.  Ohne  sich  hier  länger  aufzuhalten,  kehrt  er  nach  Moskau  zurück, 
von  wo  er  die  zweite  Reise  nach  Persien  unternimmt.  Diesmal  geht  er 
bis  nach  Ispahan,  welches  Ereigniss  er  genau  datirt :  es  war  nämlich 
das  1716.  Jahr  des  HeUes  und  das  21.  seines  Lebens.  Zurück  nach 
Moskau  und  Petersburg  und  dann  über  Kiev  und  Rumänien  kehrt  er  in 
seine  Heimath  wieder,  wo  er  seine  bisherigen  Reisen  selbst  beschreibt 
(um* das  Jahr  1720).  Es  sind  zwölf  Jahre  verflossen,  seitdem  er  zum 
ersten  Male  das  väterliche  Haus  verlassen  hat,  und  während  dieser  Zeit 
war  ihm  das  Glück  ziemlich  veränderlieh.  Er  sohliesst  diesen  Theil  seiner 
Odyssee  mit  einem  Akrostychon :  BA2IAEI02  BATATZH2. 


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6S9 


Der  umfangreichere  zweite  Theil  ist  fast  ausschliesslich  seinen  Reisen 
im  Orient  gewidmet.  Im  Jahre  1727  geht  er  wiederum  nach  Moskau 
und  von  da  Aber  Astrachan  nach  Persien.  Dort  reist  er  drei  Jahre  und 
behauptet  sogar  das  Aralische  Meer  entdeckt  zu  haben  : 

Typ  6**  avxrp  j^vldQakixrjv  Trp>  &&Xaooav  Vjv  fytjv 
StQÜrog  t^v  kqtaviqwoa  lyu  elg  tt/v  EdQUß7t¥jv. 

Nach  seiner  Rückkehr  macht  er  eine  Reise  im  Westen  bis  nach  Paris 
und  London ,  wo  er  i.  J .  1732  eine  Karte  seiner  asiatischen  Reisen  drucken 
lässt  (diese  Karte  wird  uns  hier  von  Legrand  in  einem  guten  Abdrucke  mit- 
getheilt).  Von  England  kehrt  er  schliesslich  nach  Moskau  zurück,  wo  er 
dann  wahrscheinlich  den  2.  Theil  seines  IleQirjyqTixöv  geschrieben  hat. 

Freilich  ist  diese  Reisebeschreibung  nicht  so  trocken,  wie  der  kurze 
Inhalt,  den  wir  hier  mittheilen.  Im  Oegentheil  findet  Vatacis  immer  etwas 
Interessantes,  was  er  für  werth  hält  seinen  Lesern  mitzutheilen.  Ohne 
grosse  Bildung,  aber  mit  angeborener  Intelligenz  erkundigt  er  sich  wiss- 
begierig nach  Allem,  was  ihm  ins  Auge  fällt .  Er  schildert  uns  also  leb- 
haft Städte  und  Länder,  die  er  besucht  und  spricht  Aber  die  Leute  und 
Völker,  mit  denen  er  in  Berührung  kommt.  Er  trachtet  ihre  Gebräuche 
und  Sitten  kennen  zu  lernen  und  theilt  uns  immer  das  mit,  was  ihm  das 
meist  Charakteristische  zu  sein  scheint.  Daher  ist  seine  Beschreibung 
auch  voll  von  Fremdwörtern,  die  er  unterwegs  gelernt  hat.  Was  seine 
Sprache  sonst  anbelangt,  so  ist  es  das  Altgriechische  der  Liturgie  mit 
dem  Neugriechischen  vermischt,  ein  künstliches  Gemisch,  welches  damals 
gewiss  von  Niemandem  weder  gesprochen  noch  geschrieben  wurde.  In 
der  Wort-  und  Satzbildung  verfahrt  er  oftmals  ganz  willkürlich,  entweder 
aus  Unwissenheit  oder  wohl  absichtlich  um  des  grösseren  Effectes  willen. 
Für  uns  ist  es  interessant,  wie  er  verschiedene  slavische  Wörter  in 
griechischer  Schreibung  wiedergiebt.  So  hahen  wir  hier  z.  B.  russ. 
Auxoßoxa  bTiQa,  KötXiv  tiorooy) ;  klruss.  xoqlXxa  (roplnca,  Brannt- 
wein); poln.  %6Tfiavog  (hetman,  Feldherr),  oXäxra  (szlachta,  Adel), 
rtQ7tovv6oi  (t'rybunal,  Gerichtstribunal),  yQavlt£a  (granica,  Grenze). 
Unter  den  topograph.  Benennungen  finden  wir  Ländernamen:  BovX- 
ya^/cr,  Ka^cnda  und  'Ixoatva,  ZcmoQÖya,  JloXcJvla  und  At%ia, 
*  luvtet,  cPu)oola,  2iU7u\)iit  (Sibirien) ,  Ovyyaoia,  'EgdeXla,  MoXSo- 
ßla  und  BXaxla,  Oiyyooßla%la\  Flussnamen:  Joiwaßig  (Donau), 
Nlatoog  (Dniestr),  BlaXa  (Weichsel),  Nißa,  B6Xya\  das  Gebirge 
MTzeoxldia  (Beskiden)  und  zahlreiche  Städte,  wie  2oq6xcc  in  Rumänien; 
NetttQoßct,  JlavXoßlt^i,  Kioßia,  Nl£va,  T&ovioßo,  IhuiaoXaßo, 
STCtQccTovoa,  Mnooo^ovö,  26oviT%a,  MTtarovQva,  Mneoltyct, 
NoßopXivT],  *AX%lvov<pxa,  (offenbar  nach  der  poln.  Aussprache) ,  Klq- 
X6q>tttj  neoXovxa,  rXotixoßo  in  Ukrain;  2e0xci,  KaQ6v£oßo, 
JlöXxoßo,  MmXi6ßa  nach  der  klruss.  Aussprache  |,  KaXovxct,  Moo- 
Xoßia,  BXadmiQi,  Noßoyoadia,  Ka£6vi,  Zaoaroßo,  TCa<>iz£<x, 
TtoQpoyidtQi,  IdOTQCtxävi ,  lleTQovfroXtQ  in  Russland;  Ka^viila, 
uliößi  (Lemberg),  AiovunXovvi  (Lublin) ,  Baqoaßla,  Kau/iiyi, 

Archiv  f&r  nlnvisehe  Philologie.  II.  45 


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690 


J.  Hanns*,  Anzeigen 


Ntoviinva  (Dubno  ,  Mnodxr]  (Brody)  in  Polen;  TovQvdßo  (TirnovO;, 
~iOT(rißioy  'Avdqiavov  nölig  in  Bulgarien,  und  andere. 

Den  Text  hat  Legrand  nach  einer  Athener  Handschrift  ans  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrh.  veröffentlicht.  Ansserdem  hat  er  als  kritischen  Ap- 
parat die  Varianten  einer  Londoner  Handschrift  in  Noten  angeführt  und 
über  eine  noch  vorhandene  Konstantinopeler  Handschrift  giebt  er  uns 
Auskunft  in  seinen  trefflichen  Vorbemerkungen.  Da  er  sich  nicht  ge- 
traut ,  diesen  Text  wortgetreu  zu  tibersetzen ,  so  giebt  er  eine  genaue 
Analyse  desselben,  in  welcher  jedoch  Manches  zu  berichtigen  wäre. 
80  z.  B.  Xzovu/rva  bedeutet  Dubno  (nicht  Dumba),  MnegiCva  Be- 
rezna  (nicht  Borsna) ,  Mnooo^ovö  schwerlich  Voronov  (vielleicht 
Borzna),  K iqköq>zti  wahrscheinlich  der  heutige  Krolovec  (nicht  Luj'ki) . 
Sraoarovaa  hat  wohl  richtig  Legrand  Starodub  u .  2evna  Sevsk  gelesen. 

Daran  schliesst  sich  in  den  »Nouveaux  mälanges  orientaux«  eine 
Arbeit  von  A.Doson,  dem  bekannten  Kenner  der  Balkan  Völker,  betitelt: 
»  Les  noces  de  Maxime  Tzernolevitcht.  Es  ist  eine  Prosa-Übersetzung  des 
bekannten  serbischen  Volksliedes:  ÄemiAÖa  MaKcmia  IfyHojeBHha  (Ka- 
radzic* II,  89)  mit  einigen  historischen  und  literarischen  Vorbemerkungen. 
Die  Uebersetzung  kann  man  als  wohlgelungen  erklaren,  obwohl  der 
französische  Leser  daraus  nur  den  Inhalt,  nicht  aber  die  Form  des 
epischen  Gedichtes  erkennen  wird.  80  z.  B.  fehlen  hier  oftmals  die 
Epitheta  ornantia,  vgl.  Miua3eTaTBora==tongendre,  CBojeojexeABope 
=  sa  demoure,  XApaja  Kouja  =  son  cheval,  sonst  sjqp&x  =  coursier. 
Die  echt  volkstümlichen  Wiederholungen  werden  hier  zusammengezogen , 
z.B. :  Cuaxy  npocH  Tpu  nyne  rOAinie,  cnaxy  11  p  och  a  rrpocHiLbe  6jaro, 
übersetzt  Dozon :  trois  annites  entieres  il  sollicite,  et  prodigue  ses  tresors; 
obgleich  nicht  immer,  vgl. :  il  ne  se  trouvera  pas  un  plus  beau  jeune 
homme  que Maxime,  que  mon  fils,  mon  fils  et  tongendre ;  oder:  ton  eher 
pere  qui  arrive,  ton  pere,  mon  seigneur.  Die  sprichwörtliche  Kürze  er- 
scheint im  französischen  Gewände  manchmal  sehr  lang,  z.  B. :  Hje 
My/qpo,  nporoBopH  sjao  =  jusque-lä  il  avait  agi  sageinen  t,  nne  parole 
imprudente  lni  (knappe.  In  kurzen  Notizen  giebt  Dozon  auf  jeder  Seite 
seiner  Uebersetzung  Auskunft  darüber,  was  sogar  für  den  französischen 
»esprit«  schwer  zu  errathen  wäre.  Das  Sprichwort :  »eile  qui  a  les  che- 
veux  longs  et  l  esprit  court«  findet  sich  nicht  nur  bei  den  Balkanvölkern 
(8.317);  es  ist  den  Polen  und  Ruthenen  auch  ganz  geläufig. 

Im  Verzeishniss  der  Bücher  (8.  529 — .560),  welche  aus  der  Typo- 
graphie des  rumän.  Metropoliten  Anthimos  von  Ivir  in  den  Jahren 
1692 — 1716  herausgegeben  sind,  finden  wir  auch  einige  kirchenslav. 
Gebetbücher.  Sonst  wird  hier  wohl  der  slav.  Historiker  die  Abhandlung 
von  A  .  C.  Barbier  de  Meynard :  »Con silierst ions  sur  l'histoire  Ottomane 
il' apres  un  document  turc  «  gerne  lesen.  Der  Verfasser  giebt  hier  einige 
Auszüge  aus  der  Geschichte  der  Türkei  von  Dzevdet-pasa.  Andere  Ab- 
handlungen, die  wir  in  diesem  neuesten  Prachtwerke  der  französischen 
Orientalisten  finden,  sind  dem  weiteren  Morgenlande  gewidmet. 

Wien,  October  1886.  /.  Hanusz. 


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Kleine  Mittheilungen. 

■ 


Londia  (lonva). 

In  Vuk's  Würterbuch  steht  bei  dem  Worte  lotu&a  (Jon?*) : 

1.  dass  das  Wort  türkisch  sei ; 

2.  dass  es  in  der  Sprache  der  Volkslieder  die  Terrasse  (auf  dem  Dache} 
bedeute;  als  Beweis  hierfür  dient  folgendes  Beispiel:  Ha  johbi  Je 
cexaMuaecT  ara; 

3.  dass  eine  andere  Bedeutung  dieses  Wortes  vijece  (Bijeho)  —  Con- 
ferenz,  Berathschlagung,  deliberaüo,  sei.  Wieder  wird  ein  Beispiel 
aus  den  Volksliedern  des  Westens  angeführt :  Mefcy  h> h m &  oa  Y&6uihe 
3yKo,  y  noaoha  v^ühho  jouuy.  Daneben  wird  noch  das  Vernum  « 
löndsati  (.sonuaT«)  in  gleicher  Bedeutung  mit  vijecati  (Mjehani)  und 
das  Verbalsubstantiv  löndzanje  (jÖHAuaac)  gleichbedeutend  mit  vije- 
Canje  (Bijehaibe)  genannt. 

Dieses  findet  man  bei  Vuk,  und  man  könnte  demnach  leicht  glauben,  dass 
das  Wort  nur  in  den  westlichen  Gegenden  bekannt  sei. 
Hierzu  bemerken  wir  noch  Folgendes : 

Das  Wort  ist  in  ganz  Serbien  bekannt  oder  vielmehr  in  allen  serbischen 
Gegenden.  Das  Zeitwort  wird  reflexiv :  londiati  se  (.lOHoaTi  ce),  oder  auch 
in  zusammengesetzter  Form:  slondsati  (cjohubth)  und  slondiati  se  (cjioHQaTH 
ce)  angewendet,  immer  in  gleicher  Bedeutung  mit  den  Verben  :  sastajati  se 
(cacrajaTH  cc],  sastati  se  (cacTara  ce)  und  auch  savetovati  se  (caBe-roBaTH  co), 
dogovaratise  (xoroBapaxa  ce).  Demnach  ist  auch  das  Wort  londla  (joona)  gleich- 
bedeutend mitsastanak,  savet,  dogovor  (cacxaHaK,  caBex,  AoroBop).  Als  Beweis 
hierfür  möge  das  folgende  Beispiel  aus  dem  dritten  Buche  der  Volkslieder 
(Belgrad  1870},  welche  B.  Petranoviö  in  Bosnien  gesammelt  hat,  dienen;  auf 
S.  59  steht :  Ilaa  ApanH  Jioany  aarypHnio 

H  cjeÄoine  xjbäuo  hbtd  bhho. 

Ein  ähnliches  Beispiel  finden  wir  auf  Seite  504  : 

IHto  Ha*  Myja  na  jioüuh  H3pe<ie, 
ÄaHac  My  ce  Ha  i.iiahk  y  cTeqie. 

Nach  dem,  was  ich  mich  noch  aus  meiner  Kindheit  erinnern  kann,  fällt 
dies  Wort  der  Gruppe  der  kaufmännischen  und  gewerblichen  Wörter  zu  und 
bezeichnet  ein  Handwerk.  Jetzt  habe  ich  mich  von  neuem  durch  Nach- 
forschungen Uberzeugt,  das  dies  seine  erste,  ursprüngliche  Bedeutung  ist,  aus 
welcher  sich  alle  übrigen  entwickelt  und  ausgebildet  haben. 

45» 


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692 


Kleine  Mittheilungen. 


Die  erste  Bedeutung  des  Wortes  londia  (johw),  welche  Vuk  anfuhrt, 
nämlich  die  Terrasse  auf  dem  Dache,  steht  im  Zusammenhange  mit  den  älteren, 
architektonischen  Formen  auf  der  Bslksnhalbinsel,  die  schon  sehr  gehütet 
werden  müssen,  da  sie  immer  mehr  und  mehr  verschwinden.  Die  Häuser  wur- 
den derartig  gebaut,  dass  auf  dem  Dache  ein  breiter,  freier  Platz  blieb,  der 
zum  Sitzen,  Schlafen,  und  zwar  hauptsächlich  im  Sommer ,  benutzt  wurde. 
Solche  Häuser  waren  auch  hier  in  den  serbischen  Gegenden  zu  finden  ,  man 
weiss  jedoch,  dass  es  deren  weit  mehr  in  den  südlicheren Theilen  der  Balkan- 
halbinsel gab.  Jener  freie  Platz  auf  dem  Dache  wird  eben  londia  (jonna)  ge- 
nannt. Prof.  Miklosich  führt  das  Wort  in  seinem  »Etymologischen  Wörter- 
buche der  slavischen  Sprachen«,  Wien  1886,  in  der  Bedeutung  von  Terrasse 
an.  In  dem  Werke:  »Die  türkischen  Elemente  in  den  Südost-  und  o*t -euro- 
päischen Sprachen  «  Wien  1884,  II,  bemerkt  (meint)  Prof.  Miklosich,  daanlondia 
(johqs)  Porticus,  Ort  der  Zusammenkunft,  Sitzung,  bedeute.  B.  Popovic"  hat 
in  seinem  Werke :  »Typcitc  h  Apyrc  HCToiaucicc  pc<iu  y  lauen  jeanicy  (Türkische 
und  andere  oriental.  Wörter  in  unserer  Sprache  [Glasnik  59,  8.  136]),  Folgen- 
des: Londia  (JOHna),  ein  türkisches  Wort,  bezeichnet  eine  Versammlung, 
Zusammenkunft;  einen  mit  Säulen  umgebenen  Ort  zum  Spazieren;  einst 
wurde  auch  die  Versammlung  der  Janitscharen  so  genannt.«  [Aouv&,  f.,  Typcica 
1>ch,  3HaiH  ckvh,  aöop;  wecTO  noicpiTBCHO  Ha  crynoBe,  3a  mcTH»y;  Heicaa  ce  Taico 
uapowo  BBajia  CKynuiTHHa  jamnapcica.}  Die  älteren  Lexikographen,  Mikalja, 
Voltiggi,  Stuliö  haben  nicht  das  Wort  londia  .ioHqa).  Unter  den  neueren  er- 
klärt Farcic  welcher  das  slovenisch- italienische  Wörterbuch  ausgearbeitet 
hat,  das  Wort  italienisch  als:  balcone,  altane;  conferenza.  Interessant  ist 
dabei,  dass  es  auch  er  für  ein  türkisches  Wort  hält. 

Von  entscheidender  Bedeutung  und  belehrend  für  dies  Wort  ist  eine  Stelle 
in  einem  byzantinischen  Denkmale  vom  Jahre  1451.  Das  ist  dasChrysobullium 
des  byzantinischen  Kaisers  Konstantin  Paleologos  an  dio  Ragusaner. '  Zuerst 
gaben  es  Tafel  und  Thomas  in  den  Sitzungsberichten  der  Ii.  k.  Academie  der 
Wissenschaften  heraus  (Band  VI,  1851,  S.  529)  und  späterhin  druckte  es 
C.  E.  Zachariae  v.  Langenthal  in  seinen  »Novellae  constitutiones«  des  byzan- 
tinischen Rechts  ab.  (Jus  graeco-romanum.  Pars  III.  Lipsiae  1857.  S.  715.) 
In  diesem  Denkmale  wird  erzählt,  wie  die  Abgesandten  von  Ragusa,  als  sie 
nach  Constantinopel  kamen,  einen  Platz  begehrten ,  'jouua, 
XoyrCay)  darauf  zu  errichten,  die  als  Aufenthaltsort  ihres  Konsuls  dienen 
könnte,  in  der  sie,  wenn  es  ihr  Wunsch  sein  würde,  ihre  Kirche  haben  und 
sich  diejenigen  unter  ihnen  aufhalten  könnten,  die  der  Heilung  bedurften,  wo 
sie  ausserdem  auch  ihre  Sachen  aufbewahren  würden. 

Weiterhin  wird  in  drei  ausführlicher  durchgeführten  Punkten  auseinander 
gesetzt,  wie  der  Kaiser  den  Ragusanern  alle  diese  Rechte  in  dem  genannten 
Chrysobulliura  gewährte. 

Hieraus  sieht  man,  dass  londia  (jiouua)  dasselbe  war,  was  das  Gemeinde- 
haus der  Ragusaner  Kolonie  in  Constantinopel.  Auch  heutzutage  giebt  es 
noch  in  vielen  dalmatinischen  Städten  eine  lodia  (loggia — londia),  worunter 
man  das  Gemeindehaus  oder  den  Versammlungsort  (zur  Berathung)  verschie- 
dener gesellschaftlicher  und  localer  Bedürfnisse  versteht.  Aus  den  oben  an- 


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Kleine  Mittheilungen.  693 

geführten  Beispielen  aus  der  Volkssprache  ersieht  man  wiederum,  dass  londla 
(jtoHya)  eine  Herberge  oder  ein  Handwerkerhaus  oder  Uberhaupt  einen  Ort  für 
Versammlungen  bezeichnet,  und  daraus  hat  sich  dann  die  Bedeutung  der 
Zusammenkunft  und  hieraus  wiederum  diejenige  der  Beratschlagung  oder 
Besprechung  gebildet 

Ist  londla  (johu»)  ein  türkisches  Wort? 

Unsere  Lezicographen  hatten  es  dafllr,  doch  man  wird  gleich  sehen,  dass 
eine  solche  Erklärung  des  Wortes  vollständig  unbegründet  ist.  Schon  der 
Umstand,  dass  londla  (jonua)  als  ragusäisches  Wort  in  einem  byzantinischen 
Denkmale  des  Jahres  1451  erwähnt  wird,  spricht  entschieden  gegen  die  Ent- 
lehnung aus  dem  Türkischen.  Dem  Prof.  Miklosich  ist  diese  Stelle  aus  dem 
byzantinischen  Denkmale  nicht  unter  die  Augen  gekommen  und  doch  ist  auch 
er  dafür,  dass  londla  vom  italienischen  Worte  loggia  kommt;  dass  die  Form 
londla  unter  den  Türken  entstanden  ist  und  dass  die  Serben  das  italienische 
von  den  Türken  auf  diese  Weise  modifizirte  Wort  von  den  letzteren  an- 
genommen haben ;  kurz,  Prof.  Miklosich  ist  der  Meinung,  dass  londla  eine  Ent- 
lehnimg aus  dem  Italienischen  durch  Vermittlung  des  Türkischen  sei. 

Es  ist  klar,  dass  joüua  vom  italienischen  Worte  loggia  kommt,  wo  es  Altan, 
gedeckter  Gang,  Wohnung  bedeutet.  Was  die  französische  Form  löge  an- 
belangt, so  weiss  man,  welche  Bedeutung  dem  Worte  heutzutage  zugeschrieben 
wird.  Meiner  Ansicht  nach  berechtigt  uns  die  genannte  Stelle  aus  dem  byzan- 
tinischen Denkmale  zu  der  Meinung,  dass  man  zur  Erklärung  dieses  Wortes 
nicht  die  Vermittlung  des  Türkischen  zu  Hülfe  zu  nehmen  braucht,  sondern 
dass  es  durch  Vermittlung  unseres  Küstenlandes  und  Ragusa's  (was  auch  na- 
türlich ist)  in  unsere  Sprache  kam.  Die  Geschichte  de*  Handwerks  und  Hand- 
werks-Einrichtungen in  Italien  ist  uns  nicht  bekannt,  und  wir  haben  weder 
die  nothigen  Quellen  noch  die  Zeit,  um  sie  näher  zu  ergründen  (uns  näher  da- 
mit zu  beschäftigen).  Doch  man  konnte  glauben,  dass  das  Wort  durch  die 
kaufmännisch-gewerblichen  Einrichtungen  aus  Ragusa  zu  uns  gebracht  wurde. 
Aus  lödla  (joqa)  konnte  leicht  londla  Uomia)  entstehen,  gerade  so ,  wie  aus 
velicaatvo,  svedocastvo  —  velicanstvo,  covecanstvo  u.  s.  w.  entstanden  ist. 
Wenn  sich  die  Behauptung  von  der  Entlehnung  des  Wortes  mittelst  des  Tür- 
kischen bekräftigen  Hesse,  dann  würde  es  unerklärlich  sein,  wie  die  Ragusaner 
schon  1451  das  Wort,  zweifellos  als  älteres  und  schon  aus  dem  früheren  Handels- 
leben bei  ihnen  wohl  bekanntes,  nach  Constantinopel  bringen  konnten.  Und 
so  wird  es  am  wahrscheinlichsten  sein,  wenn  man  annimmt,  dass  londla  ein 
italienisches  Wort  ist,  welches  sich  mit  einer  kleinen  Veränderung  bei  uns 
eingebürgert  hat  und  das  dann  die  Türken  von  uns  angenommen  haben.  Diese 
Meinung  wird  durch  das  Werk  Dr.  0.  Blau  s :  »Bosnisch-türkische  Sprach- 
denkmäler«, Leipzig  1868,  bekräftigt,  worüber  ein  Referat  von  mir  imGlasnik 
XXVI,  S.  220-225,  gedruckt  ist. 

Belgrad.  St.  Kovakoviö. 


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694  Kleine  Mittheilungen. 

Nochmals  Kracwn  —  korocum. 

Auf  S.  526  f.  dieses  Bandes  hat  H.  Schuchardt  die  durchaus  nicht  miissige 
Frage  aufgeworfen,  wie  es  mit  der  Verbreitung  des  Wortes  Kratum  beziehungs- 
weise seinen  Reflexen  in  den  verschiedenen  sla  vischen  Sprachen  bestellt  sei. 
In  der  That  finden  wir  Uberall  mehr  oder  weniger  dieselben  Daten,  zum  Theil 
entstellt  durch  Druckfehler  oder  Unachtsamkeit  der  Autoren  und  erfahren  nir- 
gends, woher  diese  Daten  ursprunglich  geschöpft  sind. 

Gleich  beim  bulg.  krae*un%  das  man  an  erster  Stelle  anzuführen  liebt,  stossen 
wir  auf  einen  seltsamen  Umstand.  Der  Bulgare  Karavelov  kennt  gerade  den 
bulgarischen  Ausdruck  nicht  (II&mathekh  uap.  öojir.  lim  I,  Mocrba  1861,  p. 
279},  während  Miklosich  in  den  verschiedensten  Werken  ein  b.kratun  nativitae 
ChrUti  anfuhrt,  das  auch  Matzenauer,  Petruszewicz  u.  a.  wiederholen.  Auch 
davon  weiss  der  Bulgare  Karavelov  nichts,  dass  bei  den  Bulgaren  jeder,  der 
um  25.  Dezember  geboren  ist,  kraettn  heisst,  wir  müssen  das  von  Afanasiev 
Hoaraiccici«  B033ptaia  Cjsb.  III,  MocitBa  1869,  p.  760,  2)  erfahren ,  dem  es 
wieder  Petruszewicz  getreulich  nachschreibt. 

FUr  das  angeblich  Uruse.  kereem  tecer  schreibt  Miklosich  nur  einmal  kerc- 
om  veter  (tröt.  trat,  p.  22)  mit  einem  n,  vielleicht  irregeführt  durch  Petrusze- 
wicz und  Sncgirev,  die  er  daselbst  citirt  und  die  dieselbe  Schreibweise  haben. 
Die  nähere  Bestimmung  der  räumlichen  Verbreitung  dieses  Ausdruckes  finden 
wir  bei  Miklosich  gerade  auch  nur  a.  a.  0.,  wo  es  heisst,  »bei  den  Kleinrussen 
in  Ungarn«,  was  wir  hiernach  wohl  auf  Petruszewicz  s  :  »Y  3aicapnaTcmnr* 
PyccoBi«  zurückfuhren  dUrfen.  Einen  unbestimmten  Ausdruck  gebraucht 
Miklosich  in  seiner  christlichen  Terminologie,  »in  den  Karpathen«  sagt  er  da- 
selbst, wie  Snegirev  y  Kapna-ropoccoBi.  Sonst  lesen  wir  überall  das  farblose 
»kleinrussisch«.  Soviel  ich  habe  erfahren  können,  ist  den  Kleinrussen  in  Un- 
garn der  Ausdruck  kerceun  veter  vollkommen  fremd,  dagegen  kennen  sie  in 
Gegenden,  wo  sie  sich  mit  Slovaken  berühren,  den  Ausdruck  kra&tn. 

Dies  slovak.  kraeün  bedarf  auch  noch  der  genaueren  Fizirung.  Miklosich 
selbst  nennt  es  bald  slovakisch,  bald  oechisch,  hat  einmal  kurzes,  ein  anderes 
Mal  langes  u,  für  gewöhnlich  die  Einzahl,  in  seiner  Abhandlung  Uber  tröt-trat 
dagegen  die  Mehrzahl  (£  na  kratüny  zu  Weihnachten) .  Zu  diesem  schillernden 
Schwanken  kommt  noch  die  Form  kralün  mit  palatalem  n,  die  auch  Sch.  aus 
Loos'  Wörterbuch  anführt  und  die  wir  auch  in  den  von  der  Slavia  in  Prag  1879 
herausgegebenen  Pisnfc  slovanske  und  sonBt  finden.  Ueber  die  factisch  ge- 
brauchte Form  habe  ich  nichts  Näheres  erkunden  können,  was  aber  die  räum- 
liche Verbreitung  anbelangt,  glaube  ich  schon  jetzt  sagen  zu  können,  daas  das 
Wort  im  östlichen  Gebiet  der  slovakischen  Sprache  gang  und  gäbe  ist,  wäh- 
rend wir  in  den  westlichen  an  dessen  Stelle  vianoce  antreffen. 

Aus  alle  dem  geht  hervor,  dass  eine  gründliche  Revision  des  Materials, 
das  sich  aus  einem  Werk  in  das  andore  verschleppt  hat,  im  höchsten  Grade 
wünschenswerth  ist. 

Gleichwohl  glaube  ich,  lässt  sich  auch  bis  dabin  Eins  und  das  Andere  ins 
Reine  bringen.  Und  da  doch  schon  Schuchardt  unseren  kleinen  Zusammenstoss 
aus  dem  engen  Rahmen  einer  wenig  gelesenen  ungarischen  Zeitschrift  vor  das 


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Kleine  Mittheilungen 


G95 


Forum  aämmtlicher  Slavisten  gebracht  hat,  so  sei  mir  gestattet,  mich  kurz 
über  einige  Punkte  der  Frage  auszusprechen. 

Ich  finde  bei  all  der  Unzuverlässlichkeit  der  Ueberlieferung  zwei  fixe 
Punkte,  an  denen  sich  schwer  wird  rütteln  lassen,  ich  meine  das  altrussische 
jropovoK»  uud  das  ungarische  kardcson. 

Fangen  wir  mit  dem  altrustischen  Kopo%Km%  an !  In  der  ersten  Novgoroder 
Chronik  lesen  wir  unter  dem  Jahre  1143  (GG51)  folgende  seltsame  Nachricht: 
»Orourne  sca  oceaaua  A^ameaa  orc,  rocnoauma  am  äo  Kopotroua,  renso,  AT»xn,;  ■ 
(rn  boaa  bcjuks  bcjluh  bt»  Uo.ixüdc  h  bcioao«  *).  Uu3  intcressiren  hierbei  zwei 
Fragen :  was  habeu  wir  unter  kojxwo**  zu  verstehen  und  aus  welcher  Zeit 
stammt  diese  Aufzeichnung  des  Wortes?  Kopoq»in>  kann  als  terminus  ad  quem 
dem  ort  TocnoxiiHa  ahh  als  terminus  a  quo  gegenüber  nichts  bedeuten ,  als 
einen  gewissen  Tag  des  Jahres,  und  wir  haben  das  Recht,  ihn  mit  dem  heu- 
tigen Kopoqym. —  KapayyiiV-',  zu  identificiren,  von  dem  Dahl  in  seinem  Wörter- 
buche unter  anderem  sagt:  Cojhobopot%,  Aeai  12  Aefcaöp/i,  cnapnAouier&  ächb, 
nur  dass  wir  die  12  Tage,  um  welche  die  russische  Zeitrechnung  hinter  der 
unsrigen  zurückgeblieben  ist,  hinzuzurechnen  haben,  sodass  wir  im  kopohohi 
den  24.  December  zu  suchen  haben.  Was  aber  den  Zeitpunkt  dieser  Ausdrucks- 
weise anbelangt,  so  dürfen  wir  mit  ziemlicher  Sicherheit  an  dem  Jahre  der 
Chronik,  also  an  dem  Jahre  1143,  festhalten.  Die  erste  Novgoroder  Chronik 
ist  uns  allerdings  nur  in  später  Abschrift  erhalten  3),  aber  die  erwähnte  Nach- 
richt trägt  so  unverkennbar  den  Stempel  der  Unmittelbarkeit  an  sich,  dass  wir 
wohl  nicht  irren,  wenn  wir  annehmen,  dass  sie  auf  gleichzeitige  Aufzeichnung 
zurückgeht.  Demnach  hätten  wir  schon  aus  der  ersten  Hälfte  des  XII.  Jahr- 
hunderts ein  Zeugnics  dafür,  dass  im  fernsten  Norden  des  grossen  russischen 
Reiches  der  Ausdruck  kopoiioht.  «=  24.  December  bekannt  war.  Dass  das  Wort 
nicht  an  dem  christlichen  Fest,  soudern  an  dem  Kalendertag,  respective  an 
der  Naturerscheinung  haften  blieb»  dass  also  r.  KopoiyH*  —  Kapaqyux  nicht 
mehr  den  Tag  bezeichnet,  an  dem  die  Russen  Weihnachten  haben,  sondern 
an  dem  wir  sie  haben,  dass  der  Ausdruck  die  Wintersonnenwende  bezeichnet 
und  nicht  Weihnachten,  hängt  vielleicht  bloss  mit  der  Erscheinung  zusammen, 
dass  die  steifen  officiellen  Ausdrücke  der  Kirche  die  volksthümlichen  Namen 
der  Festtage  auch  sonst  in  den  Hintergrund  gedrängt  haben  —  vgl.  z.  B.  Aus- 
drücke wie  r.  na  \  i  Ostern,  So  mag  das  alte  kopohoh-l  von  dem  kirchlichen 
posKAecTDO  tu  ysvi&Xta  verdrängt  worden  sein.  Dass  es  aber  einst  Weihnachten 
geheissen  hat,  dass  auch  ein  ihm  lautlich  genau  entsprechendes  asl.  Kpaiyin. 

i)  n&i.  coön.  P.  A.  III,  p.  9.  Ich  citire  diese  Stelle,  da  ich  das  Original 
nicht  zur  Hand  habe,  aus  Petruszewicz  Koponynx-KpaKi,,  p.  6.  (Ich  habe  das 
Citat  nach  der  homographischen  Ausgabe  berichtigt.  V.  J.) 

l)  Dahl  verweist  von  Kopoiyni»  auf  KapaiyHi».  Mit  letzterer  Schreibung 
ist  vielleicht  nur  die  nach  a  tönende  Aussprache  des  unbetonten  «  gemeint  und 
dann  hätten  wir  sie  so  aufzufassen,  dass  das  Wort  nach  Dahl's  Erfahrungen 
»räumlich «  auf  das  Gebiet  des  Moskauer  Dialee tes  beschränkt  ist.  Eine  andere 
Vermnthung  hat  Scb.  ausgesprochen,  (a  für  o  kann  bekanntlich  auch  auf  das 
weissrussische  Gebiet  hinweisen.  V.  J.) 

3)  Doch  nicht  so  gar  spät,  dieser  Theil  der  Chronik  kann  in  der  Synodal- 
handschrift aus  dem  XIII.  Jahrh.  herrühren.  V.  J. 


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696 


Kleine  Mitteilungen. 


mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden  kann,  dafür  spricht  anch 
der  ungarische  Ausdruck  karäcson,  Weihnachten. 

Um  die  Bedeutung,  die  das  ungarüehe  Wort  karäcson  für  diese  Frage  hat, 
in  das  rechte  Licht  zu  stellen,  muss  ich  kurz  zusammenfassen,  zu  welchem 
Resultat  mich  eine  gründliche  Untersuchung  der  christlichen  Terminologie  der 
Ungarn  geführt  hat1).  In  Uebereinstimmung  mit  den  Historikern,  die  bei  der 
endgültigen  Bekehrung  der  Magyaren  unter  Geysa  und  Stephan  dem  Heiligen 
den  Slaven,  speciell  den  Böhmen,  die  Hauptverdienste  zuerkennen2),  haben 
auch  die  Philologen  die  unverkennbaren  Spuren  des  entscheidenden  slavischen 
Einflusses  bei  der  Bekehrung  der  Magyaren  in  deren  christlicher  Terminologie 
aufgedeckt.  Ich  bin  diesen  Spuren  nach  Möglichkeit  nachgegangen  und  habe 
die  Fälle  in  systematische  Ordnung  zu  bringen  versucht.  Mit  Weglassang  aller 
der  Fülle,  wo  das  ungarische  Wort  den  slavischen  Formen  zwar  genau  ent- 
spricht, sich  aber  ebenso  leicht  aus  dem  Lateinischen  oder  einer  anderen 
Sprache  deuten  lässt,  führe  ich  hier  nur  ganz  Sicheres  an.  Slavischen  Ursprungs 
sind  folgende ,  zum  Theil  die  allerprimitivsten  christlichen  Begriffe  bezeich- 
nenden Wörter :  kereszt  Kreuz  und  das  daraus  nach  slav.  Muster  (aalov.  apBcximi) 
abgeleitete  keresztelm "taufen  {keretzteUs Taufe),  koma  Gevatter  und  Gevatterin 
(aus  kunn  kuma  ohne  Berücksichtigung  des  dem  Ungarischen  ganz  fremden 
grammatischen  Geschlechtes  j  heutiges  o  ist  eine  regelmässige  Entwicklung 
aus  altem  u,  vgl.  nolga  aus  cxyra),  birmälni  firmeln,  szent  heilig,  oltdr  Altar, 
znoltdr  Psalter,  hdla  Dank8),  $toloz$ma  (spr.  solosma)  aus  cjyatöa  Gottesdienst 
und  cecternye  Vesper.  veternye  Frühmette,  pogdny  Heide,  eretnek  Ketzer,  pap 
Geistlicher.  (Das  tiefe  ung.  gegen  o  hin  tönende  a  beruht  in  den  meisten  Fällen 
auf  älterem  o,  während  slav.  a  durch  langes,  helles  a  reflectirtwird,  so  erklärt 
sich :  apat  aus  onan>,  apäca  aus  onaTana,  barät  Mönch  aus  6pan.  Doch  ich 
breche  ab,  um  mich  den  Ausdrücken  zuzuwenden,  die  mit  karäcson  in  engerem 
Zusammenhange  stehen,  den  Namen  der  Festtage.  Vorher  sei  mir  jedoch  ge- 
stattet zu  erwähnen,  dass  auch  die  Namen  der  Wochentage  slavisch  sind  oder 
doch  unverkennbar  auf  ein  slavischcs  Muster  hinweisen:  tzerda  Mittwoch, 
csöUJrtök  Donnerstag,  pinUk  Freitag,  szombat  Sonnabend,  Kcdd  soviel  wie 
■  • 

')  Siehe  meine  Abhandlung  »Slavisches«  in  der  ungarischen  christlichen 
Terminologie  (Szlavsag  a  magyarkereszteny  terminologiaban),  welche  in  Nyelv- 
tudomanyi  KÖzlemenyek  XVIII,  p.  321 — 427,  erschienen  ist. 

*)  Ich  vejweise  vor  allem  auf  die  vorzügliche  Studie  F.  Knauz'  in  dem 
I.  Band  der  Montfmenta  ecclesiae  Strigoniensis,  1874,  p.  1—43,  und  erinnere 
an  W.  Giesebrecht's  Worte :  »Obwohl  er — es  ist  von  Stephan  d.  H.  die  Rede  — 
durch  Deutsche  erweckt  scheint,  waren  es  doch  nicht  vorzugsweise  Deutsche, 
welche  die  römisch- christliche  Kirche  in  seinem  Reiche  begründen  halfen, 
sondern  Böhmen.«  Geschichte  der  deutschen  Kaiserzeit,  3.  Aufl.,  I,  Braun- 
sen weig  1863,  p.  739  f. 

a)  Hdla  aus  xBaja  drückt  im  Gegensatz  zu  Köszönet  Dank  {köszönihn  ich 
danke)  ein  innigeres,  tieferes  Gefühl  aus,  und  wenn  von  dem  Danke  die  Rede 
ist,  den  wir  Gott  zollen,  kann  nur  das  Wort  hdla  gebraucht  werden,  von  dem 
auch  das  Wort  für  Dankbarkeit  {häladatoszäg) ,  als  einer  christlichen  Tugend, 
abstammt.  Dem  deutschen  »Dank  sagen«  steht  ein  genau  entsprechendes 
»köszünetet  mondani*  gegenüber,  während  es  mit  hdla  ganz  wie  im  asl.  ieua 
u-MAaTH  »Dankten«  [hdldt  adni)  heisst. 


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Kleine  Mittheilungen. 


697 


»  der  Zweite  *  ist  die  Uebersetzung  des  slav.  b-btopliihk-l  und  der  Name  des  Mon- 
tags httjn  (h6t  =  Woche,  fb  «=  Haupt)  beruht  ebenfalls  auf  slavischer  Auf- 
fassung, wonach  der  Dienstag  der  zweite,  der  Donnerstag  der  vierte,  der  Frei« 
tag  der  fünfte,  der  Montag  also  der  erste  Tag  der  Woche,  das  Haupt,  der 
Anfang  derselben  ist  Ich  erwähne  das  deshalb,  weil  die  Benennung  der 
Wochentage  vielleicht  auch  erst  in  Begleitung  des  christlichen  Cultus  in  die 
Sprache  Eingang  fand ;  die  Einteilung  der  Woche  hängt  ja  aufs  innigBte  mit 
der  Kirchenordnung  zusammen. 

Was  nun  die  Namen  der  Festtage  anbelangt,  ist  die  Ausbeute  gering  genug, 
und  das  hat  seine  guten  Gründe.  Festtage  sind  erst  späteren  Ursprungs  und 
kommen  daher  hier  nicht  weiter  inBetracht,  fürandere  Hessen  sichzwar  leicht 
slavische  Vorbilder  finden,  aber  da  wir  es  hier  fast  durch  gehends  mit  ursprüng- 
lich ungarischen  Wörtern ,  d.  h.  also  mit  lieber  Setzungen  zu  thun  haben,  läset 
sich  in  den  wenigsten  Fällen  entscheiden,  ob  der  ungarische  Ausdruck  unter 
dem  Einfluss  der  einen  oder  der  anderen  Sprache  entstanden  ist.  Gleichwohl 
finden  wir  auch  hier  deutliche  Spuren  des  slavischen  Einflusses.  Das  Fest  der 
heiligen  drei  Könige  heisst  vizkereszt.  Viz  heisst  Wasser,  kereszt  haben  wir 
oben  in  der  Bedeutung  »Kreuz«  kennen  gelernt;  abgesehen  von  der  unpassen- 
den Bedeutung  erkennen  wir  also  ganz  deutlich  in  dem  ung.  Wort  den  Reflex 
eines  asl.  bojorpbct*  *)  (vgl.  kroat.-slov.  vodokrst  u.  s.  w.).  Nun  haben  wir  aber 
schon  oben  gesehen,  dass  aus  kereszt  Kreuz  keresztelni  taufen,  ktreszteUs  Taufe 
hervorgeht,  ausserdem  finden  wir  aber  auch  das  Wort  kereszt  selbst  in  Zu- 
sammensetzungen sehr  oft  dem  deutschen  Tauf-  gegenüber,  worin  wir  wieder 
eine  rein  slavische  Anschauung  erblicken  können :  keresztapa  Taufpathe  {apa 
»  Vater),  keresztanya  Taufpathin  {anya  «  Mutter),  keresztßü  und  kereszleämj 
{ßü  =  Knabe,  Sohn;  leäny=  Mädchen,  Tochter)  heissen  die  Täuflinge,  kereszt- 
levil  Taufschein  Brief) ,  keresztviz  Taufwasser,  ksresznev  Taufname. 

Damit  sind  slav.  Ausdrücke  wie  r.  Kpecrnwä  zu  vergleichen.  Die  Fast- 
nacht, der  österreichische  Faschingsdienstag,  nennt  der  Ungar  hüsJutyyo  kedd, 
Floischlasser-Dienstag.  Dieser  Ausdruck  entspricht  vollkommen  den  slavischen, 
r.  >mconycn»u.  s.  w.  und  ist  jedenfalls  nichts  anderes  als  eine  wörtliche  Ueber- 
setzung  auB  dem  Slavischen.  Als  Gegestück  dazu  haben  wir  die  Wieder- 
aufnahme des  Fleisches  —  Ostern,  hüsvH  [hüs  Fleisch,  venni  nehmen,  vit  die 
»Nähme«).  Mit  P.  Hunfalvy  in  den  soeben  erwähnten  ungarischen  Ausdrücken 
hüshagyo  und  hüsvit  uralte,  aus  der  gemeinsamen  Heimath  der  ungarischen 
Völker  mitgebrachte  Ausdrücke  zu  sehen1],  wird  sich  wohl  schwer  jemaud 
entschli essen  können.  Wir  finden  allerdings  in  dem  Estnischen  lihaheite  und 
lihavote)  ganz  dieselben  Zusammensetzungen  mit  ganz  derselben  Bedeutung. 
Aber  gerade  diese  auffallende  Uebereinstimmung  muss  uns  stutzig  machen. 
Sollten  in  der  That  diese  Ausdrücke  seit  uralten  Zeiten  in  den  u gri sehen 
Sprachen  vorhanden  gewesen,  in  allen  anderen  verloren  gegangen,  nur  in  dem 
Ungarischen  und  dem  mit  demselben  nicht  einmal  in  einer  engeren  Verwandt- 
schaft stehenden  Estnischen  bewahrt  worden  und  dann  bei  der  Aufnahme  des 
ChriBtenthums  mit  so  überraschender  Einmüthigkeit  an  zwei  so  entfernten 

»)  Die  Ungarn  oder  Magyaren,  Wien  u  Teschen  1881,  p.  51. 


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698  Kl^ne  Mittheilungen. 

Punkten  zur  Bezeichnung  ganz  derselben  christlichen  Begriffe  verwendet 
worden  sein  ?  Sollten  dio  christlichen  Missionäre  an  zwei  so  entfernten  Punkten 
ganz  ohne  Vorbild  das  grosse  Fest  der  Ostern  gleichmässig  mit  einem  und  dem- 
selben, durch  einen,  sonderbaren  glücklichen  Zufall  in  diesen  zwei  Sprachen 
vielleicht  tausend  und  mehr  Jahre  bewahrten  Ausdruck  »Fleischaufnahme« 
benannt  haben?  Das  hat  doch  nicht  die  allergeringste  Wahrscheinlichkeit  für 
sich.  Ich  orblicke  vielmehr  gerade  in  der  Uebereinstimmung  zwischen  dem 
estnischen  und  dem  ungarischen  Ausdruck  für  Ostern  einen  Beweis  mehr  fiir 
die  Berechtigung  der  Annahme,  daas  in  den  slavischen  Sprachen  —  zunächst 
in  dem  Altslovenischen,  das  auf  das  Ungarische  gewirkt,  und  im  Russischen, 
das  die  christliche  Terminologie  der  Esten  in  sehr  alter  Zeit  influencirt  hat  — 
ein  Wort  fiir  Ostern  im  Gebrauch  war,  das  das  Osterfest  als  eine  Rückkehr 
zum  Fleischgenusse  auffasste.  Das  fast  gänzliche  Zurücktreten  dieses  volks- 
thUinlichen  Ausdruckes  erkläre  ich  aus  Gründen,  die  ich  schon  oben  bei  ar. 
KoponoBt  —  poxjiecTBo  berührt  habe.  Ich  bemerke  daher  mit  Freuden,  dass 
Miklosich  zu  seiner  alten  Erklärung  des  kroat.  vazam  zurückgekehrt  ist: 
»Vielleicht,  sagt  er  darüder  in  seinem  etym.  Wörterbuch,  asl.  vwbm-s,  eig. 
das  Nehmen  des  Fleisches,  das  .nach  vierzehntägiger  Faste  wieder  gegessen 
wird.  Vgl.  mesopusU,  eig.  das  Lassen  des  Fleisches,  gr.  anoxQewr ,  mlat. 
carnisprivium,  mag.  hüshagyö.« 

Und  nun  kann  ich  den  Schluss  aus  alle  dem  ziehen,  ich  glaube  er  drängt 
steh  uns  mit  unabweisbarer  Macht  auf:  Im  Zusammenhang  mit  all  diesen  That- 
sachen  und  Erwägungen  und  mit  speciellem  Hinblick  Janf  das  ar.  Kopoiioai», 
kauu  man  das  ung.  kardeson  gar  nicht  anders  woher  als  aus  dem  Slavischen 
ableiten,  mag  das  Wort  seiner  Etymologie  nach  ursprünglich  wohin  immer  ge- 
hören, mögen  die  slavischen  Sprachen  das  Wort  woher  immer  bekommen  haben. 
Die  blosse  Möglichkeit,  man  habe  den  Zusammenhang  zwischen  dem  ung.  kardc- 
»on  und  ar.  KOpown  sich  so  zu  denken,  dass  das  ung.  Wort  aus  dem  Slav.  ent- 
lehnt ist,  wird  auf  dioser breiten  historisch- philologischen  Basis  zur  GewisheiL 

Was  den  erweichten  Auslaut  des  ung.  kardesony  und  des  klr.  ktrecuA 
(vec$r)  anbetrifft,  so  lüsst  es  sich  auf  dem  Sondergebiet  der  betreffenden 
Sprachen  ganz  gut  erklären.  Die  kleinrussische  Form  brauche  ich  den  Sla- 
visten  nicht  weiter  zu  erklären,  ich  will  nur  bemerken,  dass,  wonn  sich  neben 
dem  alleinstehenden  kei-e$un  Weihnachten  ein  kerecun  vecer  Weihnachtsabend 
wirklich  als  eine  echt  volksthümliche,  gebrauchte  Form  herausstellen  sollte, 
dasselbe  wahrscheinlich  als  sehr  alt  zu  betrachten  wäre,  wenigstens  was  den 
Auslaut  des  Wortes  anbelangt,  denn  so  viel  ich  weiss,  hätte  sich  in  neuerer 
Zeit  aus  kerecun  kein  adjectivum  possessiv  um  so  einfacher  Bildung  entwickeln 
können.  Doch  muss  jedenfalls  vor  allem  constatirt  werden,  ob  und  wo  der 
Ausdruck  gebraucht  wird.  Viel  besser  sind  wir  mit  dem  Ungarischen  daran, 
da  kann  an  der  wirklichen  Existenz  der  Form  kardesony  neben  kardeson  gar 
nicht  gezweifelt  werden,  es  ist  aber  auch  gar  nichts  leichter  als  diese  Neben- 
form mit  dem  palatalen  ny  zu  erklären.  Sie  hängt  auf  das  innigste  zusammen 
mit  der  weit  greifenden  Lautneigung  ungarischer  Dialekte,  die  Consonanten 
im  Innern  des  Wortes  und  im  Auslaute  zu  palataMsiren.  In  der  Schriftsprache 
äussert  sich  diese  Neigung  allerdings  in  sehr  beschränktem  Masse,  aber  gerade 


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Kleine  Mittheilungen. 


699 


Fonnenpaare  wie  karatson  —  karäctony  sind  äusserst  zahlreich  und  bilden  eine 
jedermann  wohlbekannte  Erscheinung.  So  sagen  wir,  um  nur  einige  leichter 
verständliche  Beispiele  anzuführen,  neben  dem  slovak.  Poiun,  Fozton  und 
Fouony  Pressburg,  aus  dem  serb.  3euyH  hat  sich  ganz  regelrecht  das  ungar. 
Zimony  entwickelt,  das  ich  nie  anders  als  mit  palatalem  ny  gehört  und  gelesen 
habe,  Oedenburgheisst  Sopron  oder  Soprony,  Wiesel  bürg  Moton  u.  Motony,  die 
Seife  sxappanu.  ttoppany,  aus  dem  tlirk.  duxan  ist  dohany  Tabak  geworden  etc. 
Budapest.  Dr.  Oskar  AMth. 


Eitie  illyrische  (serbisch-kroatische)  Uebersetzung  der  Reali 

di  Francia. 

In  der  reichhaltigen,  noch  immer  zu  wenig  ausgebeuteten  Franziskaner- 
Bibliothek  zu  Ragusa  befindet  sich  nach  dem  vom  verstorbenen  Dr.  A.  Kazna- 
eic  zusammengestellten  Katalog  unter  Nr.  186  eine  illyrische  '=  serbisch  - 
kroatische)  Uebersetzung  des  bekannten  Werkes  I  Reali  di  Francia.  Die 
Uebersetzung  hat  sich  nicht  vollständig  erhalten,  am  Anfang  fehlen  die  ersten 
zwei  Capitel  des  ersten  Buches,  es  geht  aber  auch  der  Schluss  der  Handschrift 
ab.  Vielleicht  ist  es  diesem  Umstände  zuzuschreiben,  dass  wir  den  Namen  des 
Ucbersetzers  nicht  kennen.  Die  Uebersetzung  scheint,  nach  der  Sprache  zu 
urtheilen,  nicht  alt  zu  sein,  etwa  aus  dem  XVIII.  Jahrh.  Der  Güte  des  Herrn 
Prof.  L.  Zore  in  Ragusa  verdanke  ich  die  genaue  Abschrift  der  ersten  Capitel 
des  ersten  Buches,  die  ich  zur  Ansicht  hier  mittheile,  damit  man  sich  über 
den  Werth  der  Uebersetzung  und  der  Sprache  ein  Urtheil  bilde. 

....daga  Kostantin  zessar  htiasee  muciti  i  zadatimu  smart,  i  tako  sliavgli- 
asce  i  hvagliasce  Bogga  i  pokropglivasce  gniegove  drughe,  dasce  nebi  boiali 
smarti  sa  gliubav  Bosciu. 

Kakko  Sü  Silvestro  karsti  Kostantina  u  Rimu.  Pog  nj. 

Kada  Lucio  uzide  na  gorru  s'  ostalom  cegliadlm,  dosciavsci  na  sred  gnie, 
ostavi  drusclnu,  i  otido  do  malahna  pribivaliscta  Sa  Silvestra  i  sretnusciga, 
na  varh  gore,  upitaga  tko  biesce  od  gnih  Silvestro.  I  on  odgovori.  Jasam 
istij.  Lucio  AI bonio  reeco.  Kostantin  posciglie  po  tebbe:  Silvestro  recce, 
mennie  drago,  mate  molim,  dame  prie  pustisc  za  rieti  Missu.  Odgovori,  do- 
brovoglno;  iosetera  mollij  dabi  dopustio  da  gniegova  druseba  mosce  otiti  i 
daie  pustij,  i  tako  obeebia;  i  uhiti  paka  S.  Silvestro  fa  ruku  Albonia,  i  pove- 
dega  u  iedan  gniegoh  malahan  vartaz  i  usia  nieka  siemena  riepe  i  pokrij  i 
prikarstij  i  priporucij  Boggu  i  otide  rieti  Missu  i  kada  posvetiliscte  ucciuij  : 
S.  Lucio  Albonio  vidie  Issukarsta  na  kriscu  viscie  Hostie,  kakko  biesce  cuo 
govoriti  da  biesce  propet  u  Jerusalemu.  Reknusci  Missu  Silvestro,  obratiso 
k*  Luciu  i  reeco :  usmi  iednu  od  onieh  riepa  i  ispecie  na  oghgniu  a  paka 
chiemo  otiti.  Cuidcchijse  sluga,  recce  a  koie  si  tada  ti  possiao,  cemume  va- 
rasc.  Silvestro  recce.  Poghi  slugo  Boscia,  ilii  niedna  stvar  ies  nemoguchia 
Issukarstu.  Sluga  otide  s'  krotkom  vierom,  i  naghiehi  debele  kako  hliebbe. 
Tada  donese  iednu  Klcknuvsci  prid  Silvestra,  pita  karsetegnie,  i  recce  kako 
biesce  vidio  Issukarsta  i  k'  tomu  videchi  euddo  od  riepa  i  karstise  i  mollij  S. 
Silvestra  da  nebi  rekao  Konstantinu  i  odielivscisö  iz  Aspromonte  otidosce  i 


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700 


Kleine  Mittheilungen. 


doghiosce  u  Rim  u  mallo  dana.  i  prikasavscise  prid  Kostantina  upitaga  scto 
botiasce.  Kostantin  recce  scto  bieace  vidio  u  obiavglieniu  i  recce,  ucini  da 
ia  imam  one  vode  ku  ti  nmiesc  ciniti.  Odpovori  S.  Sil vestro.  Voda  ku  ja 
umiom  ciniti  les  voda  svetoga  Karsctegnia,  ako  tij  hoch  osdraviti,  potrebnoje 
da  se  ti j  karstisc,  i  doghiesc  na  vieru  Jessusa  Issukarsta ,  i  pripoviedamu ,  i 
reccemn ,  da  Issnkarst  bij  na  ovoinu  svietu,  i  kakko  S.  Petar  bij  iedan  od 
dvanaies  gnegovieh  uccenika  i  kose  S.  Pavo  obrati,  i  kako  Vespasian  ucini 
osvetu.  Tadasce  Kostantin  savietova  akoga  Issukarst  osdravgliasce  sa  ne 
klagniatise  inomu  Boggu  i  ciniti  karstiti  vas  Rim.  Sil  vestro  recce.  Dvigh- 
nise  gori  is  odra  po  kroposti  Jessusa  Issukarsta.  Vdiglie  Kostantin  iside  is 
odra.  A  Silvestro  karsti  ga,  u  iednomu  veüku  bacilu,  i  kakkomu  lievaace 
voddu  nagn,  svase  guba  dvisasce,  a  gniegovo  tielo  osta  cisto  koliko  od  ied- 
noga  dietecza  od  godiscta.  Tada  Kostantin  cinij  karstiti  svu  gniegovu  op- 
chinu,  ma  dva  gniegova  sina,  kij  iedan  imaace  imme  Kostantin  ko  i  chiaiko. 
nehotiascese  karstiti,  ina  utece  u  spilu,  paka  bij  od  dva  svoja  nepriateglia 
ubien.  drugghij  sin,  kij  so  svaace  Kosto,  kose  svaace  gniegov  dundo,  i  ovi 
pobiesce  u  Zarigrad  i  u  malo  dana  umrie.  A  trechi  sin  svascese  Kostanzo,  i 
sa  slobbe  ke  u  gniemu  kmglievahu,  biesce  svan  Fior  di  Monte,  i  karsti  se,  i 
biesce  ovij  od  dvadesti  godiscta,  oko  tako.  Ucini  paka  karstiti  vas  Kim  i 
darovu  zarqvu  Bosciu,  sa  dobru  vieru  i  gniegovo  obechiagnie.  Poslie  ovoga 
bij  ucignien  Silvestro  od  Kostantina  Biskup  od  Rima,  i  bij  visce  svieh  osta- 
1  i eh  biskupa  od  svieta  scto  mi  zovemo  Papa  iere  snae  da  u  Rimu,  sovese 
Biskup  od  Rima.  Ucinij  iosc  nachi  Kostantin  glave  S.  Petra  i  svetoga  Pavla 
i  cinnij  vciniti  zarqu  od  S.  Petra  i  od  s:  Pavla  i  parvij  kamini  u  fundamentu, 
mstnu  S.  Silvestro  i  Kostantin,  i  mnoggo  slata  i  srebra,  bij  od  gnih  metnuto  i 
od  ine  cegliadi  i  mnogghe  ine  zarqve  cinnij  uciniti. 

Kakko  Saleon  da  Kostanzu,  kisc  svaace 
Fior  di  Monte  iednu  sauscnizu  prid 
hipom  Kostantina  gniegova  otza.  Pog.  IUI. 
Dobro  da  Kostantin  biesce  ucinio  karstiti  vas  Rim  i  svu  baruniu,  ma  biesce 
iedan  Gaik,  kijse  svasce  po  immenu  Saleon;  gospodar  od  mnoggo  darscava 
od  Grecie,  i  biesce  velik  priategl  Kostantinov,  i  niese  hotio  karstiti,  i  biesce 
malo  u  rodu  s'  Kostantinom,  i,  stavsci  Saleon  na  korti,  alliti  meghiu  drusc- 
bom  od  sluga  zessarovieh,  sgodise  iedan  dan,  iedna  smieacna  sgoda.  Kos  tan- 
tin stoiechi  u  soll ,  buduchi  velika  vruchina ,  pitascese  napiti ,  i ,  nebuduchi 
ondi  slughe,  alliti  peharnika,  Kostanzo  ki  bij  svan  na  Karsctegniu  Fiovo,  use 
pehar,  allitij  ciasciu,  i  odnie  dat  se  napit  chiachku  svomu,  1,  kada  chiachko 
gniegov  biescese  napio  vratimu  ciasciu  prasnu,  a  Fiovo,  odielise.  u  ovo  u  ko- 
likose  on  obratij,  sasvaga  chiachko,  i  obrativscise  k'  ozu  i  isvratij  ciasciu,  i 
osta  tako  od  vina  prolit  po  plaschu  Saleonovu,  od  cessa  Fiovo  nebiesceae  sta- 
vio.  Saleon  szienechi  da  Fiovo  to.  biesce  ucinio  hotechise  gnime  rugat,  pota- 
knut  na  sarscbu,  damit  iednu  veliku  sauscnizu  psuiuchiga,  i  govorechi:  da  ja 
negledam  na  posctegnie  tvoga  oza  uzobihti  scivot.  Fiovo  odielise  is  sele 
veoma  bollest  i  otide  u  kamaru  placiucchi,  vccchie  sa  ziechia  miesta,  ne- 
goli  sa  inno,  i,  ioscmuse  gorre  cigniasce ,  iere  vigiasce  dasse  Kostantin  ne- 
kaiasco  od  toga,  toliko  gliubliasce  Saleona. 


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Kleine  Mittheilungen. 


701 


Kako  Giovan  Baron  djed  Fiovov 
doghie  na  kortu  i  aapovigie  Fiovu 
dabise  osvetio,  i  da  nacin.  Pog.  v. 

Stoiechi  Fiovo  u  kamari,  doghie  na  kort  Giovan  Barun  gniegov  died,  to  iea 
musc  babe  od  hragniegnia  koi  biesce  od  karvi  i  od  roda  od  Scipiuna  od 
Rima  i  biesce  od  mala  dieteta  alevao  Fiova,  i  veomaga  gliubgliaace.  I  dosci- 
avsci,  u  selu  upita  gdie  Fiovo.  Bimu  odgovoreno  daie  otisciao  u  kamaru, 
uagbiega  placciuchi,  upitaga  od  usroka,  a  kada  saciu  ovu  stvar  Giovan  Barun 
recce,  ludiace,  seto  si  bien  i  od  acta  placesc.  Dakle  ti  kij  si  sijn  Konstanti- 
no v,  koij  pridobij  s'  orusciem  trij  Zessara,  i  use  zessarstvo  od  Rima,  po  gnie- 
govvi  kreposti,  i  tijmu  nech  bochict  zadat  iedniem  noscem  smart  na  onomu 
istomn  miestu,  gdie  on  tebbe  oparrio.  Dake  iedan  pas  ne  moscese  ciniti,  daie 
isbio  Sina  Kostantinova.  Fiovo  usamsci  animo,  iurbi  se  krenuo  na  to,  ma 
Giovan  Harun,  recce,  nemo  tako  uciniti,  cekai  brieme.  Ucini  na  ovij  nacin. 
Jachiu  otiti  rieti  vratarom  da  kada  tij  utecese  i  kako  budesc  isisciao  na  dvor, 
da  satvore  vrata,  da  tij  nebi  bio  uhichien.  I  kakkoga  tij  ubiesc,  vratise  u 
kuchiu  moiu,  iorcbiu  ti  ia  pripraviti  tvoia  oruscia  i  poghi  u  Franzu  gdjechieti 
biti  ucigniena  velika  cias.  Reknnsci  ovo  poghie  u  selu,  i  postavsci  mallo,  sa- 
povigbie  vratarom  potaino  pod  pienu  od  viescala  od  strane  zessarove  da  kada 
Fiovo  utece  is  sele,  udiglie  damu  satvore  vrata  sa  gnime,  da  nebi  bio  slie- 
dien,  i  tako  bij  posluscano.  I  davsci  nacin,  recce  Fiovu  da  bi  otisciao  svar- 
sciti  ovij  posao,  i  damu  nacin  od  tri  mieseca  kada  imasc  minuti. 

V.  J 


Spuren  der  Couvade  in  Weissrussland. 

Ein  begeisterter  Schüler  Buslajev's,  HerrV.  N.Dobro  voiskij ,  der  sich 
die  allseitige  ethnologische  Erforschung  seiner  Heimathsgegcnd ,  des  Gou- 
vernement Smolensk,  zur  Aufgabe  gestellt  und  in  dieser  Richtung  bereits 
sehr  reichhaltiges  Material  gesammelt  hat,  hielt  in  diesem  Sommer  in  St.  Pe- 
tersburg einige  recht  interessante  Vorträge,  in  welchen  er  Uber  seine  bisheri- 
gen Forschungen  und  Sammlungen  Bericht  erstattete.  Aus  der  Fülle  von 
merkwürdigen  Gebräuchen  des  weissrussischen  Volkes  bin  ich  durch  seine 
freundliche  Mittheilung  in  die  Lage  versetzt,  folgendes  mitzutheilen  (ich 
übersetze  seine  Notiz  wörtlich) . 

Im  Dorfe  Rudno,  Bezirk  Jelnja,  Gouv.  Smolensk,  bestand  noch  unlängst 
(also  jetzt  nicht  mebr  ?  V.  J.)  folgender  Brauch :  Zur  Zeit  der  Niederkunft  der 
Frau  hielt  es  der  Mann  für  seine  Pflicht,  ihre  Wehklagen  nachzuahmen ;  da- 
mit nahm  der  Mann  gleichsam  die  Schmerzen  der  Niederkunft  auf  sich.  Die- 
sem Brauch  ging  ein  anderer  voraus.  Während  der  Hochzeit,  wenn  das  An- 
sehen der  Braut  jenes  des  Bräutigams  übertraf  (ist  nicht  ganz  klar  ausge- 
drückt, V.J),  erlaubte  beim  ersten  Beilager  der  Neuvermählte  seiner  Frau, 
dreimal  Uber  ihn  hinwegzugleiten ;  damit  war  die  Verpflichtung  eingegangen, 
während  der  Niederkunft  der  Frau  zu  stühnen  und  die  Schmerzen  der  Nieder- 
kunft auf  sich  zu  laden. 


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702 


Kleine  Mittheilongen. 


Herr  Dobrovolskij  citirt  dazu  folgendet  Lied: 

A  ckaihja  xa  Xpy3LiiKa 
>'n  ac*  new  ha  no«, 


Hha  xa 

Hm  BKjmdä  tu 


CbOM  CHBÜf 

Hki  öyxy  a  Ha 


ByXMini  jra  na  Mut  MueHLKiH 
H.ibnaru,  HJiuam,  anaan!  .  . 
A  y.iajKHjn.  TU  MEt  y  rajaiiy 
CrtiruauHÄ,  CTLirHAHH*, 
CrbirnainiH,  CTurHaaaa  I  .  .  . 

(Chruzicka  sprang  vom  Ofen  anf  den  Boden,  sie  verbeugte  sich  vor  dem  Iva- 
nicka,  bis  zu  den  Füssen :  Ivanicka  Pavlovid,  du  bist  ja  kein  grosser  Herr, 
zieh'  ans  du,  Ivanicka,  deinen  blauen  zupan  (Bock).  Während  ich  auf  dem 
Bette  stöhnen,  ja  stöhnen  werde,  wirst  du  mir,  mein  Lieber,  nachstöhnen,  ja 
nachstöhnen !  Du  hast  ja  mir  in  den  Kopf  versetzt  das  Stöhnen,  das  Stöhnen). 

Soweit  die  für  unsere  Zeitschrift  mitgetheilte  Notiz  des  Herrn  Dobrovol- 
skij.  Ich  erlaube  mir  dazu  folgende  Frage  zu  stellen:  kennt  der  Einsender 
den  Brauch  selbständig  ohne  das  Lied?  oder  hat  er  erst  aus  dem  Inhalt  des 
Liedes  auf  den  Brauch  geschlossen?  Die  Frage  ist,  wie  ein  jeder,  der  sich 
mit  solchen  Forschungen  abgiebt,  es  weiss,  gar  nicht  mttssig.  Werden  aus 
dem  Inhalt  des  Liedes  Schlüsse  gezogen,  so  kann  man  auch  fehl  gehen  oder 
wenigstens  nicht  wissen,  fiir  welche  Zeit,  für  welchen  Ort  und  in  welchem 
Umfang  das  darin  enthaltene  als  tbatsächlich  angenommen  werden  soll. 

  T.  Jogii. 

Kachtrag  zu  Seite  441. 

In  der  Abhandlung  Uber  Rej 's  Josephspiel  ist  S.  441  gesagt,  Lelewel  habe 
die  dort  angeführte  Erzählung  von  Kochanowski's  Lied :  Czegochceszodnasetc. 
»aus  einer  Handschrift«  des  Herkules  Slowionski  genommen.  Dies  scheint 
nicht  richtig  zu  sein,  wie  Prof.  Przyborowski  mir  schreibt,  und  ich  beeile  mich 
mitzutheilen,  dass  nach  einer  wahrscheinlicheren  Annahme  Lelewel  diese  Nach- 
richt der  gedruckten  Ausgabe  des  Herkules  Slovienski  vom  J.  1612  oder  1616 
entnommen,  welche  beido  er  in  Ksiag  bibliograficznych  dwoje  beschreibt.  — 
Bei  dieser  Gelegenheit  wird  BUcherlreunde  die  Mittheilung  interessiren,  dass 
Prof.  Przyborowski  die  von  Lelewel  indem  citirten  Werke  angezweifelte  Aus- 
gabe,; 61 3  besitzt.  Sie  enthält:  Wizerunek  utrapioney  Rzeczypospolitey  y 
naprawaPiotraQrzegorzkowica, — woadealeem:  Herkules  Slow iefiski  Kaspra 
Miaskowskiego,  mit  dem  Zusätze:  TenieDD  (dziedzic Dobromilski  d.h.  Her- 
burt)  w  Dobromilu  R.  P.  1613  (66  Seiten  in  Q.).  TT.  N. 


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Sachregister. 


Accent,  8.  Serbo-chorwatiBch. 

Alexius  lebende ,  be  i  den  Serben,  mittel- 
alterliche Texte  594,  im  Volkslied 
523  f. ,  Abdruck  dess.  524  f. ,  Beine 
Quelle  597  ff. 

AI  tslo  ven  i  ach ,  Fixir  ung  seiner  Heimath 
302,  329. 

Analogie,  ihre  Wirkungen  in  der  klein- 
russ.  Declination  58  ff.,  in  den  serb. 
Accentverhältnissen  140,  im  Impe- 
rativ 323,  Einzolnheiten  333. 
Armenier,  polnische,  ihre  Namen  472  ff. 
Atila,  Geschiebte  desselben  von  Olahus 
379,  Ubersetzt  ins  polnische  376,  ins 
377  ff. 


Bibliographie,  Berichte  151  ff,  316  ff.; 
juridische  156;  kirchenslav.  Gebet- 
bücher aus  einer  rumänischen  Dru- 
ckerei 690. 

Blas ta res,  sein  Syntagma  in  altserb. 
Uebersctzung  521  f. 

Böhmisch,  Aechtheitsein.  altenSprach- 
denkmäler304  f  u.  vgl.  Königinbofer 
Handschr. ;  Marienklagen,  Verhält- 
niss  zu  den  Deutschen  36  ff. ;  Ein- 
fluss  auf  die  poln.  Bibel  113  ff ,  529 
ff.,  der  Lesko  wetzer  Codex  121 ;  Lo- 
cal  auf  e  und  u  der  t>-  und  o-Stämme 
im  Altböhm.  605  ff. 

Boris  und  Gleb ,  Verbindung  mit  dem 
h.  Nikolaus  287. 

Bovo  d  Antona  310  ;  Quelle  des  russ. 
385  f.,  weissruss.  Abschrift  des XVI. 
Jahrb.  345  ff.,  Beliebtheit  385,  387. 

Bylinen,  das  Sadkolied  282  ff.,  Schei- 
dung der  Bestandteile  286  ff.,  Mo- 
tiv des  Kampfes  von  Vater  und  Sohn 
290,  judaisirende  Elemente  291. 

Chronik  des  Despoten  Brankoviö  149; 
Wolynische  Chronik  1  ff. ;  zu  serb. 
Annalcn  293. 


Chronograph  des  Malalas,  russ.  Ab- 
schriften 636,  Datum  ders.  638  f. 
Codex  suprasliensis,  zur  Syntax  dess. 

324. 

Culturgeschichte ,  altalav.  Zustände 
1 61  f. ;  urkundliche  Beiträge  zu  den 
Bodenverhältnissen  im  Mittelalter, 
Kataster  vonChilandar  156  f. ,  Grenz- 
bestimmungen 157  f.;  Geltung  der 
Ausdrücke  meropsina ,  pociteni, 
sebn.  521  f.,  zur  Rechtsgeschichte, 
Sühne  des  Todschlages  155  f. ,  pol- 
nische Z  eidler  Ordnung  v.  1616,  159, 
das  polnische  Bauernhaus  164  f. 

Dialect  und  Schriftsprache  303;  zur 
litauischen  Diabetologie  682  ff.;  Dia- 
leetmischung  im  Stokavischen  139, 
in  Altserbien  653 ;  Fiumaner  Dialect 
456. 

Dobrynja  30  f. 

Eigennamen,  südslavische,  160  f. 

Ethnographie,  russische  Beiträge  163  ; 
aus  orientalischen  Quellen,  Reisen 
des  Vatacis  im  XVI II.  Jahrb.  687 ff. ; 
Couvade  in  Weissrussland  701  f.;  Be- 
schreibung der  Gebräuche  in  Alt- 
serbien 643  ff. 

Euthymius  von  Trnovo  148  f. 

Evangeliencodex  serbischer  Recension 
307  f. ;  der  reimser  478  ff. ;  Hand- 
schrift aus  Zeta  von  1436,  580  ff., 
Schrift  583,  Orthographie  584,  For- 
men und  Worte  585. 

Florianer  Psalter  304. 
Freisinger  Denkmäler  303. 

Georgiuslegende.neueste  Arbeiten  586, 
Abdruck  eines  serbisch-slov.  Textes 


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704 


Sachregister. 


von  G.als  Drachentödter  587  ff., 
Texte  591 ,  Abweichungen  v.  griech. 
591  f. 

Gjurgi  Despot  582. 

Glagolitische  Zeile  e.  serb.  Codex 307  f. 

Gorski  viienac  149  f. 

Grammatik  des  Altbulg.  328  f.,  des 
S luven. ,  Serb.  oder  Chorwat.  327  f., 
von  9  Slavinen  327  f.,  Formenlehre 
von  Miklosich  in  russ.  Uebertragung 
330  ff.;  Institutiones  des  Dobrovsky 
301 ;  vgl.  Syntax  etc. 


Herkules  Slowienski, 

702. 

Himmelschmied  640  f. 


Jesuiten  in  Litauen  32  f. 

Josephs  Leben,  dramatische  Bearbei- 
tungen des  beliebten  Stoffes  in  deut- 
scher und  latein.  Spr. ,  398  ff. ,  des 
Crocus403  ff.,  des  Greff426 ff.,  poln. 
des  Rey  392  ff.,  in  Prosa  434. 

Izbornik  des  Svjatoslav  von  1073,  Ta- 
bellen der  Capitel  in  den  Handschr. 
77  ff. 

Kartennamen,  Herkunft  aus  d. Westen 

512. 

Katharinenlegende,  Verbreitung  der- 
selben bei  den  Kroaten  in  Vers, 
444  f.,  und  Prosa,  445  f.,  altkroa- 
tischer Prosatext,  456  ff.  abge- 
druckt, Vergleich  dess.  mit  den  Ka- 
tini versi  des  Divkovic,  der  Bekeh- 
rungsgeschichte  448  f. ,  des  Marty- 
riums 450. 

Kleinrussisch,  Formenlehre 334;  Ana- 
logiebildungen in  der  Deelination  der 
consonant.  Stämme  59  ff.,  deradject. 
nominalen  65  f. ,  der  pron.  person. 
67,  der  pronominalen  u.  zusammen- 
gesetzten 67  ff.,  Schlussfolgerungen 
73  ff.;  zur  kleinruss.  Literaturgesch. 
171  ff. 

Kochanowski,  Anklänge  an  Roy  442  f. 
Königinhofer  Handschrift,  Streit  Uber 

deren  Aechtheit  304  f.,  333  ff.,  528 ; 

ihre,  Locale  auf  h  und  u  632  f. 
Konstantin  der  Grammatiker  148. 

Lectionarium  des  Bernardin  von  1495, 
Neudruck  318  f.,  Untersuchung  sei- 
ner Sprache  320  f. 


Lebenden,  8.  Alexius,  Georgius, 
tharina. 

Lexicologie ,  litauische ,  Sammlungen 
686f.;  bulgarisches  Wörterbuch  676; 
b.  Serbo-cborwatisch. 

Libri  legum  in  altruss.  Übersetzung 
151  ff. 

Litauisch,  Mythologie,  Angaben  der 
Wolynischen  Chronik  1  ff.,  des 
Chronographen  635  ff.,  von  Jesuiten- 
missionären 32  ff.,  moderne  z.  Th. 
apokryphe  13  ff.;  Litauer  und  Sa- 
bäer  637  ,  641 ;  litauische  Chronik 
345 ff.  und  389 f.,  zur  lit.  Geschichte 
171  f.;  vgl.  Dialect,  Lexicologie. 

Mcn>  uueHem  der  russ.  Märchen 

310. 

Mehmed ,   Sokoloviä ,  Abstammung 

dess.  291  ff. 
Mendowg  2  f. 

Mythologie  s.  Litauisch;  über  sla- 
vische  169  f.  ;  lada,  boda,  leli  als 
poln.  Götternamen  528. 

Olgerd  22. 

Orthographie,  Umtrestaltune  der  sla- 
vischlatein.,  300  f. ;  russ. ,  Handbuch 
ders.,  313,  bestrittene  Schreibungen 
310 ff.,  487,  672,  Aenderungen  neue- 
rer Zeit  313 ;  vgl.  weissruss.,  Evan- 
gelien. 

Ortsnamenforschung,  in  Meklenburg 
140  ff.,  in  Sachsen  144  ff.,  imPoaen- 
schen  147 ;  südslavische  Flurnamen 

160  f. 

Participium  auf  —  Si  331. 

Patriarchat,  serbisches,  Wiederher- 
stellung dess.  293  f.,  Patriarchen 
Makarij  und  Antonij  291,  294. 

Polnisch,  Gnesner  Predigten,  Kritik 
des  Textes  175;  Sophienbibel, 
Uebersetzung  obscöner  Ausdrücke 
114  ff.,  Eigennamen  121  ff.,  529  ff., 
ZahlausdrUcke  544  ff. ,  Verwcchlung 
ähnlicher  lateinischer  Ausdrücke 
547  ff.,  böhmischer  565 ff.,  Abweich- 
ungen in  Numerus  570  ff.;  vgl. 
Atila,  Kochanowski,  Rey. 

Raczynskische  Bibliothek  345  f. 

Reali  di  Francis,  serb.-kroat.  Ueber- 
setzung des  18.  Jahrh.  699  f.,  vgl. 
Bovo  d'Antona. 


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705 


Evangelium ,  Handschrift 
478,  Berichtigungen  des  Textes 
479  ff. ,  Aufzählung  der  Lectionen 
483  ff. 

Rey ,  neuere  Litteratur  Uber  ihn 392  ff., 
sein  Leben  Josephs,  Kritik  des  Neu- 
drucks 394  ff.,  Berührung  mit  der 
Comoedia  sacra  des  Crocus  403  ff. , 
Vergleich  beider  406  ff. ,  anderer 
Josephsspiele  423 ff.,  des Greffschen 
426  ff.,  mehrere  Vorbilder  für  Rey 
432  f.,  Werth  des  Gedichtes  434  ff., 
Versmaasse  und  Reim  438  ff.  j  Rey's 
Gelehrsamkeit  401 ;  Ein  flu ss  auf 
die  Zeitgenossen  441,  auf  Kocha- 
nowski  442  f. 

Romane,  mittelalterliche,  bei  den 
Slaven  384. 

Russisch,  Formenlehre  330;  s.  Klein- 
russ.,  Weiss russ.,  Byline,  Chrono- 
graph, Ethnographie,  Orthographie 
etc.  etc.;  Wandel  von  Ü  zutc,  6314. 

Sadko-Zadok  288  ff. 
Salomo  in  einer  Märchengruppe  308  f. 
Sennonagus,  Samos  Heimath,  146. 
Serbokroatisch,  zu  Accent  und  Quan- 
tität 129  ff. ,  Betonung  der  Derivata 
131  f.,  Störungen  133,  Differenzi- 
rungen  135,  Strebennach  Symmetrie, 
Ersatzkttrzung  137,  Analogie  140  ; 

Geschichte  der  Laute  316  f., 
Formenlehre  330,  Erörterung  von 
Einzelheiten  331  ff.  (gen.  plur.  auf 

dii 


—  ä  332  f.),  Compendium  der 
Grammatik  327  ff.;  Wörterbuch 
der  Akademie  325  ff. ;  Einheit  der 
kroatoserbischen  Literatursprache 
318,  228. 

zur  Kunstlitteratur  595  f. ,  Ein- 
fluBß  ders.  aufs  Volkslied  593  ff., 
Bräuche  und  Lieder  aus  Altser- 
bien 643  ff.,  französische  üeber- 
setzung  des  Liedes  vom  Crnojewirf 
690; 

s.  Volkslied,  Legende  etc.  etc. 
Slaven  zwischen  Mosel  und  Rhein? 
146  f. 

Slovenisch,  Grammatik  327  f.,  For- 
menlehre 330,  Einzelnheiten  331  f. 
Sokol,  Lage  desselben  292. 


Sotko  der  reiche  286. 
Spiele,  s.  Josephsleben,  Katharinen- 
legende. 

Syntax,  Beiträge  zur  croatischen 
323  f.,  Conditionalis  ders.  321  f., 
Imperfect  u.  Aorist  mit  xiv,  &v  bei 
Homer  321  f. 


Tristanroman,  Zusammentreffen  mit 
demSadkoliede  288  ff.,  geringe  Ver- 
breitung im  Russ.  291,  387,  ein  russ. 
Text  345  ff.,  Quellen  deas.  388. 

Türkische  Elemente  in  den  SUdost- 
u.  Osteuropäischen  Sprachen  487  ff., 
653  ff. 


Ungarn,  slavische  Elemente  ihrer 
christlichen  Terminologie  696  f.; 
Palatisirung  auslautender 
nanten  698. 


Volapük  329. 

VolkBlied,  Versbau  des  südslavischen, 
Vorbemerkungen  177  ff.,  Verhält- 
nis von  Text  und  Melodie  199  ff., 
Gruppengliederung  des  Textes  202 
ff.,  rhythmische  Formen 2 11  ft%  zwei- 
theilige Reihe ,  einfache  Versart 
225  ff.,  zusammengesetzte  239  ff., 
dreitheilige  Reihe  247  ff.,  der  ly- 
rische Zehnsilbler  251  ff.,  der  epische 
261  ff.,  die  bugarStice  274  ff,  Er- 
gebnisse 280  f. 

Lieder  aus  Altserbien,  643  ff., 
über  die  Sammlung  des  Milojeviö 
645  ff. 

Rolle  von  Getreide  und  Brot  im 
Liede  166  f. 
Vranjina  582. 

Weissrusslsch,  ein  wr.  Codex  miscel- 
laneus  des  XVI.  Jahrh.  aus  Posen, 
Bedeutung  dess.  345  f.,  Geschichte 
des  Codex  347 f.,  Schrift  353  f.,  laut- 
liche Eigenheiten  356  ff,  Formen 
und  Function  derselben  365  ff., 
Wortschatz  373,  Serbismen  374,  Po- 
lonismen  375,  seine  Bestandteile 
und  deren  Quellen  376  ff. 


Archiv  für  olaTische  Philologie.  IX. 


46 


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706 


Namenregister. 


Namenregister. 


Andre  jevic  523. 
Antonovic  111  f. 
Äsböth  626^  694  ff. 

Baklanov  5SJL 
Bakachay  3M. 
Balticus  404L 
Bandini  3.8JL 
Bandtke  299. 
Baracz  472. 

Baranovic  Laz.  171,  17S. 
ßaranowski  666. 
Barbier  de  Meynard  690. 
Basset  308. 
Bauer  329, 
Bazylik  Cypr.  316  ff. 
BcJcikowski  292, 
Beryuda  174. 
Bezsonov  523,  594. 
Bezzenberger  10,694,666. 
Bianebi  ß5Ji  ff. 
Bjelowski  34b. 
Birck  398,  425. 
Blau  693, 
Bodjanskij  348. 
Bogiiid  215  ff. 
Bontinius  149,  319. 
Brandl  3_3JL 

Brandt  1 32 f. ,  136,  330  ff. 
Bronskij  HL 
Broz  323  f. 

Brückner  1  ff.,  141  ff.,  Iii 
f.,  345  ff.,  afifi  ff.,  635, 
6JÜL 

Budmani  177  ff  ,  325  f. 
Buslajev  286,  701, 
Bychowiec  390. 
Byckov  591. 

Callimach  319, 

Öelakovsky  343. 
Celichowski  326. 

Cerny sevskij  659. 
Chalatianec  1 03. 
Chmfclevskij  686, 
Ciakciak  411  f. 
Collenncci  42k 
Crocua  398,  403  ff. 
CurtiusUeorg  322. 
Czajewski  393. 


Dahl  3JL 

Danictel29ff.,320,325f., 

i  IS 

DanWowicz  389. 

Da.sk  evic  171  f. 

Daskov  1Ü3. 

Dauksza  Chr.  ßSfL 

Danksza  Nik.  6S2  ff. 

Dicther  399,  423  f. 
I  Divkovi21Q4  f. 
I  Dhigosz  4 . 
I  Do  brjanski  i  636,  639. 
|  Dobrovoljskij  701 , 

Dobrovaky  29£  ff. 

Donner  494. 

Dositije  595* 

Dovkont  682  ff. 

Dozon  690. 

Drazdawskis  683. 

Driid  24i. 

Dunin  16V 

Duvernoy  676. 

Dzialy  nski  175. 

Dzieduszycki  32. 


'Gisell"!,  IM. 
Glavinic  445. 
Gnapheus  429. 
GoUitovskU  171.  174  f. 
Golubev  171. 
Golubinskij  562. 
Graiewski  376. 
Greff  398,  425  f. 
Grtgr  341,  m 
Grot  313. 


Ebert  2£L 
Emler  34JL 
Erben  36  ff. 
Erdmann  51 L 
Erzepki  175. 

Famincyn  L68  f. 
Fcifallk  335,  34L 
Feasl  305. 

Gaj  241. 
Galachov  3&5. 
Garbe  662,  f. 
Gart  399,  424. 
Gärtner  52L 
Gasparotti  446. 
Gebauer  336  ff. ,  606  f., 

611.  621,  634. 
Geitler  320,  682  ff. 
Gerlach  294  f. 
Giedrojc*  34. 
Giesebrecht  696, 
Giganov  4M. 
Gilarov  520. 
Gilius  ßÄfi. 


Hank*  304  f.,  Mit 
Hanns  36  ff.,  335. 
Hanusz  422  ff.,  68_I  ff. 
des  Hayes  293. 
Hehn  167. 

Hektorovid  244,  27Js. 
Henning  164. 
Herburt  441,  702, 
Hey  144  m 

i  Hieronymus  Pratensis  5. 
'  Hormayr  305, 

Hube  153,  L5JL 

v.  Humboldt,  W.  3i)l. 

Hunfal vy  091. 

Jag«  129,  131,  135.  139, 
l4S,149f„  151  ff,  195177 
276,  291,  2jjS  ff., .  313f77 
316flT7335ff.,  349,  444 
ff. ,483, 523 ff,  527,528, 
5Mff,  593 f.,  595,  612, 
644,  653,  695,  699  f., 
I0J  f. 
Jagielski  175. 
Jal  2Ü5. 


ff, 


i 


Jastrebov  643  ff. 
Jesipov  665. 

Jirecek  Const  291 

306  f. 

Jirecek  J.  335  f. ,  634.- 
J  oannes  Damascenus  1 73. 
Joannes  exarchus  bnlga- 

ricus  173. 
Joannicius  149. 
Jordan  401. 

Isabella  von  Ungarn  403. 
Jungmann  304. 
Juikevic  15,  635,  640, 
I winski  686. 


/  Google 


Namenregister. 


707 


Kacic  595. 
Kalinskij  2ÄL 
Kapterev  149, 
Karavelov  694. 
Kariowicz  IM  f.,  066. 
KaSid^ük 
Kirpicnikov  5S6 
Kirste  UiL 
Knauz  ÜiüL 
KniescheH  3_fi  ff 
Kochanowski  394,  4ÜL 
Kocubinskij  580  ff. 
Koehler,  Heinrich  150  f. 
Koehler,  R.  284, 
Kokijev  IM, 
Kolberg  4ML 
Kollar,  A.  38iL 
Kolonsek  341. 
Kopinaki  173. 
Kopitar  298  ff.,  3_LL 
Koppen  293. 
Kopystenskij  174. 
Korsch  4SI  ff. ,  653  ff. 
Kosovic  523. 
Kovacevic  595. 
Koziowski  1 13 
Krasinski  482. 
Kraucunaa  686. 
Krauss  523. 
Krek  315  f. 
Krumer  1 
Kryhski  IM. 
Kuhac-Koch  188*  12& 
KUhnel  Iii  ff. 
Kunik  349,  Oü  f. 
Kurelac  2XL 
Karschat  ftSo. 
Kurtzmann  345. 
Kusar  21fi  ff. 


Laistner  281, 
Lamanskij  324,  336. 
Lamy  1LL 
Lange  Rieb.  2SS. 
Lasicki  8  ff. 
Laski  380. 
Laskowski  8. 
Logrand  687,  69U. 
Lelewel  441,  Uli. 
Lepaf  528. 
Lep iocbin  495. 
Leskien  12  f.,  129  ff.,  337, 

ISA. 
Levi  308. 
Ljapanov  311  f. 
Libero  Barone  235. 


Linde  310.  393. 
Linnicenko  HL 
Li  vadic  244k 
Lobe  2JJL 
Los  418  ff. 
Lotter  416,  429, 
Luccari  222, 

Machmudov  .")<),'>. 
Maciejowski  379. 
Macropedius  399,  42JL 
Maior  398,  425  f. 
Maiecki  UL 
Mannhardt  5,  640. 
Manzolli  401, 
Maretid  128  ff.,  318  ff., 

Margitic  445  f. 
Marfan  146  f. 
Marinkovid  Kosta  596. 
Masaryk  339  ff. 
Masek  336  ff. 
Masing  L.  II  ff. 
Matzenauer  16J  f.,  48J  ff., 

660  ff. 
Mazuraniö  120  ff. 
Meitzen  IM  f. 
Mezitovic  68JL 
Miaskowski  441 , 
Micbalo  Lituanus  4  f. 
Mierzynski 

Mikiosich  7,  flu,  ff..  137, 
141,  144,  145,311,313, 
315,  335,  487  ff.,  527, 
639,  Ü5J  ff.,  092,  695, 
628," 
Mikucki  ßSl 

I  Mikulicid  444, 

|  Miladinov  212, 

J  Miler,  F.  Z.  14L 

|  Miller,  Vsev.  163,  2SJ\ 
664. 

•  Milojevid  643  ff. 
Moswidius  23, 
Muchauov  3  IS. 
Musid  22L 

Narbutt  14,  347,  29JL 
Nehring  392  ff  ,  56S,  702. 
Neman id  120.  ff. 
Njegus,  Petar  P.  148, 
Niemcewicz  347,  353. 
Kiesiecki  352. 
Niszczycki  154. 
Novakovid  324^  5£1  f., 

586.  593  ff.,  691  ff. 
.  Xovic  195  f.,  2liL 


Obolensky  036,  Ü3JL 
Okolaki  35JL 
Olahus  2JJL 
Osadca  60,  1ÜL 
[  Os t  adal  342, 

Pacel  206.  209.  268  f. 
Palacklj  3 OL 
Palauzov  2. 
Palingenius  401. 
Paproeki  352, 
Parcid  622. 
Paris,  O.  339,  3AL 
Passow  651  ff. 
Paters  36  ff. ,  633  f. 
Pavid  137. 
Pawihski  155  f. 
Pavlov  A.,  J5J  ff.,  2iKL 
Perwolf  llil  f. 
Petranovid  6iLL 
Potrov  657,  6£5. 
Petruszewicz  527.  694  f. 
Pictet  IÜI. 
Piskarov  529, 
Plenkiewicz  392,  402, 
Pogodin  24g, 
Polidori  288. 
Popel  ka  328  f. 
Popov.  A.  523. 
Popovid  326,  092. 
Potebnja  168,  316. 
Przyborowski  392,  7ü2. 
Ptaszycki  392,  402. 
Puschmann  400. 
!  Purwys  6Ji5, 
Pypin  385, 

Raczynski  353, 

Radivojev  30L 

Radioff  49L  498. 

Radziwii  353. 

Kajic  595. 

Rajna  385, 

Rakid  596, 

Reiff  3TL  4M,  493, 

Ribadeneira  448. 

Rogeriiis  447. 

vou  Rosenberg,  Peter 

Vok,  15, 
Rostowski  32  ff. 
Rovinsky  6üiL 
Rozembarski  380- 
Rueff  399,  424, 
Ruete  399,  424, 
Ruvarac  292,  294, 
Rybarski  292, 

46» 


i  Google 


708 


Wortregister. 


Sabinin  492. 
SabinuB  428. 
Sachmatov  654. 
de  Sacy,  Silv.,  42Sff. 
Aafarik  aß  ff.,  335,  348, 

629. 
Sambncns  379. 
Sarbiewski  32, 
Schefer  fifiL 

Scherer,  W.,  398,  400, 

403  f.,  429, 
Schimkewitsch  311. 
Schleicher  3.12. 
Schönbach  4L»  ff. 
Schuchardt  52Ü  f.,  691. 
Schwarz  66Q. 
Schweigger  2&L 
Scmbera  45,  23JL 
Seme no vic  U3_  ff.,  528, 

529  ff. 
Sevastianov  156. 
Siegel  iäL 
Skarga32. 
Skabalanovic  174. 
Skrodzki  154. 
äljakov  323,  331L 
Smotrickij  111  ff. 
Sobolevskij  172.  312  f.. 

334. 

Sosnowski  345,  347, 
Sprogis  681. 
Sreznevskij  594  f. 
Stephan us  Zagrabiensis 

44JL 


Stitny  31. 
Stockij  58  ff, 
Stojanovid  292  f.,  S43  ff, 
Stolte  2&L 
Strohal  312. 
Stryjkowski  12. 
Sumcov  166  ff. ,  111  ff. 
SuriüB  446. 
Sutkiewicz  684,  6S6. 
Syrku  143  f. 
Szaraniewicz  348. 
Szyrwid  682  f. 


Tamm  489. 

Tercscenko  lfifi  f.,  2£L 
Tressan  288,  388. 
Tryzna  35iL 

Trzycieski  381,  401,435. 
Tyszynski  392. 

Uniechowski  350  f. 
Uspenskij  156  ff 


Wagilewicz  24$. 
Valjavec  325. 
Vambäry  493,  666,  669. 
VaSek  338  f 

Vasilevsky  150,  111  f., 

451,  fi*£ 
Vatacia  681  ff. 
Veckenstedt  9  ff. 
Vercellone  114. 


Veselovsky  154,  163,  2S2 
ff.,  308 f.,  310,315,347, 
34973767  385.  387,  5JBC 

Westphal  188  f. 

Vidakoviö  59«. 

Vigfusson  205. 

Wiszniewski  319  f.,  293, 

Vittk32i 

Vodnik  300. 

Wöjcicki  392. 
Woiciechowski  1 40. 
Wollner  122  ff.,  2S2. 
Wolter  635.  ff.,  8S2  ff. 
Vondrak  605  ff. 
Vrtatko  632, 
Wujek  115  ff. 
Vuk  130,  133,  ITT,  19J  ff., 

303,  644. 
Vukovid  52i 
Vulovie*  183,  597. 
Vymazal  327  f. 
Vysenskij  111  f. 

Zabelin  494  ff. 
Zachariae  von  Langenthal 

692, 
Zasadkevic  HL 
Zawadzki  393. 
Zawilinaki  393. 
Zavitnevic  174. 
Zima  178.  ISS  ff. 
Zivanovic  324, 
Zore  699. 


Wortregister, 


AbulkiB  2AL 
Agaf  59L 
Alabatis  IL 
Aigis  HL 
algoti  684. 
Andaj  ß  ff.,  639  f. 
angis  640. 
arteh.  660. 

Atm eschenes  viete  3,V 
Auksztis,  Auxtheias  2  L 
Ausca  ÜL 

budi>,  Imperativ  323. 
bodem*  323, 
bajan  1&7  f. 


baldi4&L  * 
ban  487. 
barbünja  488. 
barchat  488, 
barstuccae  25. 
Beckentin  142. 
boltcugT,  490  f. 
Beselin  141, 
besenneni  657. 
Bezlea  IS  f. 
liezmen  489." 
bjazt  490. 
blriki  ÜL 
bocian  492. 
bogaee  314. 


boiarin  491  f. 
boldyca  360, 
borzdyj  363. 
Breksta  18. 
Bretzin  143. 
Bröbberow  14L 
BrUckentin  142. 
buda  164. 
bulgä4ICL 
bumaga  661. 
burav  494. 
busei  373. 
busyj  492. 
byk49i 
byli»  491  f. 


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Wortregister. 


709 


eccak  66JL 
6elnik  159. 
cembäry  671. 
Ceroklis  Iii. 
cesta  566. 
charct  561 . 
chystkij  37JL 
choduli  500. 
chora  159. 
chozjain  503. 
ciccuin  üil . 
cingalisce  502. 
cräciun  526  f. 
cüda  102. 

Damartus  20. 
davori  326. 
daid  326, 
deften.  497. 
de!32L 
dfclja  327, 
d£lo  327. 
dolja  321. 
Derfintos  1&. 
dqteH  327. 
deweicis  684. 
Dirastipas  3JL 
dirim  327. 
Diveriks  3  ff. 
divi  497. 
dlaka  327. 
Döbeln  Iii, 
dostokan  675. 
Dresden  145  f. 
drin  to  684. 
droby  568, 
Dflngis  26  f. 
durman  497. 
du  van  498. 
dvignqti  376. 
dymka  497. 
dzeczy  568. 
d-uka  327. 

€1*  324,  519, 

Fahrbinde  143. 
fortuvina  373. 

gandinti  LL 
garazd  360, 
geda  LL 
gen  du  IL 

Gertuka  149  cf.  413. 
Goldenbow  14JL 
göds  10. 
Gondu  10.  630, 


j  Goniglis  19, 
Grammertin  112. 
!  Gza  503L 

i 

ihai324, 
;  hala  691. 

;  hÜ8hagyö,  kedd  69JL 
hüsvet  69L 

jagma  M1L 
tanda  &ÜL 
japonea  SjiiL 
icetvgi  3Q5. 
icigi  505. 
ikmetis  üM. 
imauab  325. 
imperi  165. 
juchtt  495. 
juk  5M  f. 
jurt  m 
izumrut  679. 

kaj  33_L 
kalant154,  -312. 
kalanca  508. 
kamka  516. 
karacson  696. 
karakuli  510. 
karandas  510. 
karga  510. 
kam  510. 
kasljatBsia  511. 
kaslo  Sil 
kitaj  503.! 
koczowac  16  >. 
kofta  507, 
kola£  517. 
kolpak  508, 
koniai  IM  f. 
kop£j  ka  517. 

opil  m 

oroeun  527,  695. 
koromyslo  316. 
korovaj  168. 
körtet  164. 
kracun  516  f.,  691. 
!  kremara  15» 
kresla  UL 
kroynika  391 . 
kryznak  374. 
kulic  517. 
j  kumaci  513. 
kuran  513. 
!  kutüs  514. 
|  kutejnik  514. 
|  kutBja  168.  Mi  f. 


lafa  614. 
lagun  570. 
Ial52fi. 
lebezitL  520. 
Leaben  145. 
linago  ftik 
Lituvanis  19, 
loggia  632. 
londza  Q9J  ff. 
londaati  se  £9L 
lono  11L 

raaUchän  655 
Mcjdejn  3  ff. 
Meissen  145. 
m&ropthi  522, 
minder  656. 
misent  658. 
mitus  373. 
mizgitt  656. 
mogorec  654. 
mucha  114  f. 
muleta  526. 

nabaldacnik  486. 
naprawa  157. 
nebi  m 
neganda  Iß  f. 
ne  moj  333. 
nieczvstota  118  f. 
noudieme  6S5. 
Ntnadej  4  ff. 

obec  162. 
ochrenati  154. 
osoczca  568. 

Palye  687. 
paramun*  523. 
parateko  lb3. 
parik  523. 
Parkenas  20  f. 
Perdoytus  21. 
pereper  IM, 
pergula  262. 
penvoj  15S. 
pijokas  21, 
Planke  660, 
plozy  567. 
podavLCB  159. 
polutak  L5JL 
posten  521  f. 
Potrimpus  25. 
praiewas  684. 
prorokowawszi  567. 
przystrzesze  569. 
pupava  3IL 


H 


7fQ 


Wörtrtgfcter. 


puata  561L: 
Pvpka n. 

pyraga  - 
raclimanyj  614, 
razmavista  655. 
robota  567. 

BochliU  145, 
Roaswein  143, 
rosa  661: 

aagajdak  665. 
sata  b87. 
Samrenie  373. 
aancakbei  666, 
sapka  663  f. 
sapog  494. 
sarancä  666. 
Sarmaten  165. 
Schandau  LLL 
sebri  521  f. 
seklicza  685. 
sevdiaati  668. 
iiSolL 
akok  314, 
«lyk  488, 
Sowija  636  flf. 
stakan  675. 
stopa  LL 
8 try raj a  3G<>. 
strzecba  164. 
sukuana  495, 
sulaisati  669. 
suraa  667. 
aurok  669. 
Hzlütraiis  24. 
Szweistiks  24. 

tafja  672, 


ftamga  49L 

tavrö  61£, 
Teebentin  142, 
Teljavelb  4  ff.,  640. 
terlik  Sil. 
♦teterv-a  673. 
tiaamä6I2.  , 
Tiklis  ISL 
tjufjak  676. 
t6m%  (dat.)  333, 
tovar  674. 
to varisc  675. 
traktis  685. 
Trokf  6b  7. 
tuzluk  675. 
T wardowski  2JL 
ttkomaj  151. 

Ugniedokas  22. 
Ugniegawas  22, 
uksine  685. 
uksme  685. 
ulan  659. 
ulycae  687. 
utes  159. 
Uiwyda  22. 

wajstieti  681 
waras  6b5, 
Varcbentin  14'?. 
Warrenzin  142, 
vAHilekx  500. 
vataga  659,  cf.  678. 
vazam  698. 
Weiaaeritz  144, 
weksis  312. 

wiles  LL 


velesi.  216. 
veUina  310  ff. 
vjadeina  Hü  ff. 
vjazi»  490. 
Vielau  UtL 
vielona  LL 
via  332, 

vis  kerest  ü'< 7, 
Volosi,  älä  f. 
wrozba  L55  f. 
wrozda  15ä  f. 
Wulkenzin  lü 


3aötj*  15S. 
iadny  LL 
zadzic  sie.  IL 
ialini  20, 
zaiuett  15S. 
zarbav  67'J. 
Zarrentin  142, 
Zemaite  26  ff. 
zemeug  504. 
zep  499. 
iestie  20, 
zestra  163. 
zevgan»  157. 
Ziemiennik  25 
Zimegola  28. 
zipun  679. 
iona  119. 
fupa  162. 
xurävh.  519. 
iverine  635, 
Zwickau  145, 
2 voruna  637,  539. 
tywot  217. 
ztdati  164. 


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