Sonette und
Kanzonen
Francesco
Petrarca, Bettina
Jacobson
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DIE AUSWAHL, ÜBERSETZUNG
UND EINLEITUNG DIESER AUS-
GABE BESORGTE BETTINA JA-
COBSOX. GEDRUCKT WURDE
DIESELBE BEI PO ESCH TL
TREPTE IN LEIPZIG
KRSCHIKNKX IM lAHRE MCMH'
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SONETTE UND
KANZONEN
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IM INSEL-VERLAG Zi: LEIPZIG
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DAS BLM ". I J üiiTI'. P< )RTR.A[T STAMMT
AUS DEM KODKX: LlßER KERUM MEMO-
RANDARUM. 1900 VON DE NOLHAC IN
DER NATIONALBIBLIOTHEK ZU PARIS
FONDS LATIN No. 6069. P AUFGEFUNDEN
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M 20. Juli 1304 wurde Francesco
Petrarca geboren; Messer Petracco
und Donna Eletta Canigiani hiessen
seine Eltern ; die väterliche Familie war
aus Indsa im Amotai, als gente nuova
nach Florenz gezogen. Der Vater, dessen Namen
Francesco später latmisierte, gehörte zur Partei
'der Weissen und wurde 1302 mit seinem Freund
Dante zugleich verbannt; er ging nach Arezzo,
* wo Petrarca in der Via dell' Orto zur Weit
kam; von dort wanderte er nach Pisa, während
die Mutter mit dem sieben Monate ahen Kna-
ben nach Incisa zog. [An dem von ihnen be-
wohnten Häuschen ist eine Inschrift angebracht]
Im Jahre 13 10 folgte sie dem Gatten nach Pisa,
wo sie bis 1312 blieben. Dort versammelten sich
im März dieses Jahres die Florentiner Verbannten
lun Heinrich YIL, ihre letzte Hoffnung. Als acht-
jähriger Knabe hat Petrarca damals Dante ge-
Nach Georg Voigt, die Wiederbelebimg des klasuschen
Altertums 1893. Gaspary, Geschichte der italienischeii
Literatur, Band i. 1885. D'Ancona, Manuale della
Letteratura Italiana, 1885. Mestica, Le Rime di Fran-
cesco Petrarca, 1896; Le Rime di Fr. Petrarca, com-
mentate da Giosu^ Carducci e Severine Ferrari» 1889.
Fracasietti» Lettere di F. Petrarca, 1863.
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sehn; Carducci [Deila varia fortuna di Dante
S. 257] schreibt dem emstcDi eher düstmi Ein-
druck, welcher dem Elnaben sich einprägen mnsste,
einen gewissen bleib^^iden Einfluss m Auch
hielt er den drei Jahre jüngeren Dante [geb.
1256] für älter als seinen Vater. Im Jahre
1312 schifite sich Messer Petracco mit Fran mid
Kindern nach Avignon ein^ wo der päpstliche
Hof seit 1309 residierte, und er ab Recihtsge-
lehrter — er hatte das Amt eines ELanziers bei
den Rif onnagioni bekleidet sein Brot zu ver-
dienen hoffte. Den Knaben Francesco gab er
auf vier Tahre nach Carpentras, um Grammatik,
Rhetorik, Dialektik zu lernen, dann auf weitere
vier Jahre nach Montpellier. Die letzten drei
Jahre brachte Petrarca in Bologna zu, um die
Rechte zu studieren. Dort erwarb er die Freund-
sdiaft des jungen Giacomo Cotonna, des späte-
ren Bischofs von Lombez. Begeistert warf er
sich auf die Schriftsteller des Altertums, zum
grossen Ärger seines Vaters^ der die Jurisprudenz
fOr gewinnlningender hielt In den* Ep. sen,
* Die EpistoUe de rebns familiaribiis et variae, wie
die seniles sind nach der ital. Übersetzung von Fra-
cassetti zitiert [1863 — 67].
3
fViGGi i ö
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XVI, I erzShIt Pefaraica, wie die geliebten Büdiet
aus ihrem Versteck geholt und ins Feuer gewor-
fen wurden. Unter Tifioen konnte er nnr Cioeros
Rhetorik und Virgil r^ten, fortan seine Lieblings-
bücher. Im Jahre 1525 kehrte er nach Avignon
zurück und trat mit seinem Bruder Gerardo in
den gdstlidien Stand. Petrarca empfing nur die
ersten Weihen, ohne andere bindende Verpflich-
tung als die» r^elmässjg das Brevier hersusag^
Er setzte seine Studien eifrig fort, dabei verführte
das glänzende» lasterhafte Leben in Avignon die
Brüder dennoch zu Genüssen, zu modischer' Klei-
dung, stutzerhaftem Gebaren [Lett. fam. X 3]. Im
Jahre 1327 am 6. April sah Petrarca seme Laura
' zum erstenmal am ELarfreitag in der Kirche StChiara
zuAvignon. Freilich fiel dieser Tag auf den zehnten,
aber war es Zufall oder eine Konstruktion, die
Petrarca sich erlaubte» ein so wunderbares Zu-
- sammentreffen herbeizuführen, dass Laura 2 1 Jahre
q)fiier an demselben Tage starb? Hier beginnen
all die schönen Sonette und Kanzonen, die „noch
Funken q>rQbn'S da die Lippen langst verdorrten»
die Petrarca zum Vorbilde vieler Dichter, zum be-
wunderten Sänger nie erhörter treuer Liebe gemacht
haben. Im Jahre 1330 ging er nut dem Bischof
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Giacomo Colonna nach Lombez unweit den Pyre-
näen, iro er dns der giflcklichsten Jahre seines
Lebens zubrachte. Nach Avignon zurückgekehrt,
trat er in ein abhAngiges» allerdings ziemlich un-
gebundenes Verhältnis zum Bruder des Bischofs,
seines Studienfreundes, dem Kardinal Giovanni
Coknma. Im Jahre 1333 machte er eine Itngere
Reise nach dem nördlichen Frankreich und nach
Deatsdiland, deren Eindrücke in seinen Briefen
treulich aufbewahrt sind. Wieder in Avignon, ver-
trat er im Konsistoiiam die Rechte der Skaliger
und der Correggio von Parma, erhielt ein Kanoni-
katin Lombez. Mit Giacomo und Stephan JColonna
reiste Petrarca im Jahre 1336 nach Italien,
ward in Capranica Gast des Grso dell' Anguil-
lara und dessen Gattin Agnes Colonna und sah
Anfang Januar 1337 in Gesellschaft des greisen
Stephan Colonna zum .erstenmal voU Staimcan,
Bewunderung und Trauer die Strassen und die
antike TrOmmerwelt' Rom& Im Spätsommer
nach Avignon zurückgekehrt, zog er sich mehr
•und isehr nach seinem geliebten Vaucluse, an
die Qndle^der Sorga zuxfkAu Dort entstan-
den die meisten seiner Sonette und Kanzonen,
dort kam Smi die Lust, seines verdirten Scmio
Äbikanus Sieg über Hannibal zu besingen, und
er schrieb mit Begeisterung einen grossen Teil
des Epos Aftika in lateinische Hexamefceni
nieder. Am i. September 1340 erhielt er gleich-
zeitig, von Paris und vom römischen Senat die
Auffordenmg, sich als Dichter krönen zu lassen.
Er nahm, auf den Rat des Kardinals Colonna,
die römische Einladung an und reiste zuerst nach
Neapel zu König Robert [Näheres bei den Ge-
dichten.]
Nach der feierlichen Krönimg auf dem Kapitel
durch Orso von AngdUaia, hielt Petraica dne
Rede über die Poesie und den Ruhm und legte
dann seinen Kranz auf dem Altar in St Peter
nieder. Von Rom ging er über Pisa nach Par-
ma zu seinem Freunde Azzo von Correggio und
fand dort, zwischen Parma und Reggio, in Sd-
vapiana sein italienisches Vaucluse» Müsse zum
Dichten, Wandern und Träumen. Nadi Avi*
gnon zurückgekehrt, lernte er Cola Rienzi kennen;
im Jahre 1343 schickte Clemens VI ihn nach
Neapel, um nach König Roberts Tode die Rechte
des heil* Stuhles bei der Königin Johanna zu
vertreten. Die zehn folgenden Jahre brachte Pe-
trarca meist in Obeiitalien und Frankreich zu: in
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Panna, Modena, Bologna, Verona, wo er za
seinem Entzücken in der Dombibliothek die Briefe
Ckerofi an Atticus, M. Brutus und seinen Bruder
Quintus fand. Die Rede für den Dichter Archias
und noch eine andere hatte er in Lüttich auf-
getrieben. Ciceros De gloria einmal besessen zu
haben, war eine Illusion, auch den Traktat Ober
die Institutionen von Quintilian konnte er nur
unvoUständig erlangen [P. de Nolhac, P. et Vbxi*
manisme 1892]. Im Jahre 1346 kehrte er
nach Avignon zurück, schlug das Amt eines apo-
stolisdien Sekretärs aus, nahm aber einePrabende
in Parma an, die Clemens VI ihm gewährte. In
Av^non nahm er teil an de» FestUdikeiten zu
Ehren Karls von Luxemburg [siehe das Sonett
Nr. 86]; in das Jahr 1347 fiel der Versuch Cola
Rienzis, die römische Republik in alter Form, im
alten Glänze wiedelherzustellen. Petrarca, der
seine ganze Vorstellungsweise, seine poütische Ide-
ale aus Cicero, livius, aus der Glanzzeit Roms
sdiöpfte, schrieb begeistert Briefe über Briefe und
grollte nach Rom reiseiL Er verliess Avignon, be-
suchte erst seinen Bruder Gerardo in der Kartause
von Montrieux und ging dann, als er schlechte
Nadiricbten aus Rom eriiidt, nadi Bamuu D<ttt
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eriiiek er die Kunde vom Tode Madomia Lamas.
Seui Schmerz wuchs, als ihm bald daiauf zwei
treue Fzennde slaiben: der KanUnal Giovanni
Colomia und der Rechtsgelehrte Giovanni d' An-
drea. Wieder suchte er Zerstreuung durch Reisen,
hielt sich in Parma, Ferrara, Padua auf. In
Florenz wohnte er bei seinem treuen Freund und
Verehrer Giovanni Boccaccio und schloss mit dem
Diditer und Grammatiker Zanobi da StnMia sowie
mit Francesco N^, Prior der AposteikirGhey
Freundschaft Von da ging er wieder nach Rom,
reiste im Dezember nach Axezzo, wo er ehieii«»
volle Huldigungen empfing und sein Haus, einem
Denkmal gleich, eriialten sah. In Padua 1351
besuchte ihn Boccaccio, der ihm im Auftrag
der Florentiner die Restitution semer Güter mit«*
teilte und ihn zugleich aufforderte, an der dort
d)en gegrtkndeten Hochschule einen Lehrstuhl zu
übernehmen. Petrarca wies beides zurtldc, die
Güter seines Vaters wurden darauf von neuem
konfisaiert Von dort ging er über Panna wieder
nach Avignon, das er dann im Jahre 1353 für inuner
veriiess. Vom Moot Genirvre grtMe er sem ge-
hebtes Italien: Salve, cara Deo tellus, sanctissima,
salve und verieble hier nun die totsten 21 Jahre
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seines Lebens. In Mailand erteilte ihm der sehr
wohlgesinnte Erzbischof Visconti neben verschie-
denen ÄnftrSgen jede Art von Gunstbeweisai;
1354 hielt er eine Lob- und Gedächtnisrede auf
den verstorbenen Wohltater. In demselben Jahr
wurde ein SÖhndien des Bamabo Visconti getauft,
eines der drei Neffen des Erzbischofs, welche ihm
m der Henachaft Mailands folgten. Petrarca war
Pate, nannte den Knaben Marco imd'schiieb ihm
zu Ehren an den Vater eine latemiscfae Epistd in
Hexametern, worin er die Tugenden aller grossen
Römer namens Marens als Muster pries» In denn
selben Jahr wurde Petrarca von Karl IV in Man«
tua mit grösster Fieundbchkeit aufgenommfn, ja
der Kaiser „fand solches Gefallen an der gelehr-
ten « Untertialtm^ des berühmten Mannes» dass
er bisweilen bis tief in die Nacht mit ihm allein
blieb'' [Gaqpaiy, S. 418]. Im Jahre 1356 ging
er als Abgesandter der Visconti nach Prag; nene
Ehren wurden ihm zu teil, auch die Würde
eines Comes pahtinus. Slaiser Karl befolgte
Petrarcas Lehren schlecht» seine Mahnungen
und Briefe, oft von grosser Offenheit [Fam.XIX»
Ii] hatten keinen Erfolg. Bald unterstützte er
die Feinde der Viaccmti» kam mir nach Italien»
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um seine Sftckd zu fOlleii, wie Matteo Villani
sagt, und Hess sich von einem Legaten in Rom
krönen, aber ohne, trotz der unennOdlichen Bttfteii
und Mahnungen Petrarcas, das heilige römische
Reich wiedeiheizusteUen* Der nflchteme Fuist
lachte über den impraktischen gelehrten Dichter,
der sidi bald die rttanische R^ublik nach altem
Stil, von römischen Bürgern [nicht fremden Ad-
ligen] r^ert, bald einen deutschen Kaiser als
einigenden Friedensfürsten sehnlich herbeiwünschte.
ELaiser Karl hatte ihn lun eins seiner Werke ge-
beten, am liebsten um das nodi unvollendete
Buch De Viris Iliustribus, und Petrarca versprach
es ihm, aber nur, wenn er sich durch seine Taten
der Männer würdig mache, von denen es handle.
Als im Jahr 1361 sein natürlicher Sohn Gio-
vanni, an dem er wenig Freude gehabt hatte,
gestorben war, liess Petrarca sich zunächst in
Padua, dann, nach einem veigeblidieii AusUidc
nach Vaucluse, in Padua nieder, wo er bis 1368
bHeb. Auch hier hatte er sich in den Jahren
1352 imd 53 als diplomatischer Vermittler
zwischen den livalisimnden Seestädten Genua
und Venedig ohne Erfolg bemüht. Petrarca
sah, dass ebenso wie die Abwesenheit von
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Kaiser und Papst, die ewige Zwietracht im
Innern das Land zedleische. £r rechnete freilich
nur mit idealen Mächten, schlag erst dem Dogen
Dandolo, dann dem Dogen von Genua vor,
sich doch lieber zur BeüdUipfung der Ungläubigen
zu vereinigen. [Farn. XI, 8 imd XIV, 5]. Dan-
dolo antwortete auf einen späteren Brief [XVIII,
16] eher ironisch: Alles Unrecht sei auf Seiten
der Genueser, an die hätte sidi Petoarca wen-
den sollen; die Venezianer seien zum Frieden
geneigt, aber nur za einem gerechten u. s. f. Sein
Brief sei trotzdem sehr sdiön gewesen: wie wür-
den solche Worte erst bei den Feinden wirken»
die sich ihres Unrechts bewusst sdenl Im üb-
rigen möge er doch lieber über einen persön-
lidien G^enstand schreiben, etwa tA>er den Grund
seines unsteten Lebens. — So wurden Petrarcas
Briefe allerwärts bewundert, gelobt, seine Lehren
und Vorwürfe aber nur als literarische Produktionen
betrachtet, denen die praktische Wirkung versagt
blieb. ]^ ^Kar eben -kein-^iann der Tat, wie
sein grosser Tandsmann Dante, der sein Leben
dem Valeriande weihte in Entbdumng and auf-
zehrender Arbeit, während Petrarca sich gern
mit Geschenken, Wohltaten, Sindniren über-
II
häufen liess. — In Venedig hatte man ihm den
Palast Molm auf der Riva degH Sdiiavoni smu
Wohnsitz eingeräumt, als Entgelt für seine gansse
der Stadt venpiocheDe, nachher dennodi zer-
streute Bibliothek.
Eine Zeitlang wohnten dort mit ihm Boocacdo
undLeontius Pilatus, einKaiabrese, der auf Petrarcas
Kosten den bis dahin nur in ärmlichen Aundgen in
Italien belcannten Homer übersetzte. Gern hätte
Petrarca noch das Griechische gelernt; sein Lehieri
der kahbresisdie Mtech Bariaam, mit dem er sdion
in Avignon anfing Flato xa lesen, verhess ihn
bald, 80 dass er das Studkun aufgeben musste.
£r Järeute sich» als der Grieche Nikolaus Sigetos
ibm eine Homerfaandschxift semlete, sie zu be»
sitzen, wie den göttlichen Plato. Beide umarmte
ex seofEend midei:g5tztesidiwenigsteoBam,Aidil^
[Fam. XVIII, 2]. Im Jahre sah Petrarca
mit Jttbd die Vedegnng des PäpstsitBes nadi
Rom, die leider nicht von Dauer war. 1368
siedelte er nach Padua über, wollte nachdem er
[4. April 1370] sein Testament gemacht hatte,
wieder nach Rom gehn, erkrankte aber unterwegs
in Ferrara mid zog sich mm nach Arqu^ in den
Euganeischen Hügeln zurück. Dort lebte er mit
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seiner iiatQrliche& Tochter Francesca, an FranceB»
cuolo da Brossano verheiratet Beide sc3iigten mit
zSrtliclier Treue fOr ihn, so dan er doch die
Ruhe und das Behagen des eiast geschmähten
Familienlebens wenigstsDS im Alfter gemessen
konnte. Nur zweimal hat er sich nocli von dort
entfernt: 137 1 zur Beisetzung Urbans V. nach
Bologna, 1373 um Francesco Novello von Car-
raia nach Venedig zu breiten. Am Meegen
des 19. Juli fand sein Freund Lombardo da
Secico ihn tot dasitzen, das Haiq)t auf ein
Buch gelehnt Von den Aizten hfelt er nicht
viel» machte sich über ihre Verordnungen lustig.
Sie widenieten den Grenuss kalten QneHwassers
und rohen Obstes, der ihm gerade zusagte. Mit
Behagen efzähUe er [Lett sen. Xn, 2, XIV, 8]
wie sie ihm bei einer Krankheit geweissagt, &
werde um Mitteniacht sterben, und dann am
andern Morgen vergnügt am Schreibtisch gefunden
hätten. Trotzdem war er mit mehreren angesehenen
Ärzten befreundet [Fracassetti, Note zu lett fanu
XXII, 12.]
Ausser der „Africa", in Vaucluse zwischen 1338
und 39 binnen und 1342 beendet, hat Petrarca
noch eine Reihe lateinischer Episteln in Hexa-
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metem* geschrieben, zum Teil von grossem Inter-*
esse wegen der darin enthaltenen persdnlidien
und historischen Erlebnisse» w^;en mancher Ana-
logien mit dem Kanzoniere» reich an anmutigen
Schilderungen. Femer ein Carmen bucolicum, das
aas 12 Eklogen besteht, Virgils ländlichen Ge-
dichten nachgebildet Er hat viel hineingeheim-
nist: die eine eddärt ar seinem Bruder selbst
brieflich, eine andere klagt um Daphnes [Lauras]
Tod, eine dritte geisselt die Sittenlosig^t in
Avignon: alles unter der Maske des Hirtenlebens.
Unter den moralischen Traktaten ist bei weitem am
interessantesten das BOdilein De contemptu mundi,
auch Secretum genannt, worin Petrarca in Gegen-
wart der Wahrheit sidi mit dem von ihm hoch-
verehrten heil. Augustin unterhält Die Konfes«
ffionte des Letasteren trug er fast immer bei sich,
auch, als er mit seinem Bruder Gerardo** die
Besteigung des Mont Ventoux unternahm, etwas
Ausserordentliches für damalige Zeiten. Die Schil-
derung dieses Au&tiegs an den Pater Dion3rsius
von Borge San Sepolcro [Lett. fam. IV, i] ist
* Deutsch von FriedersdorfF, Halle 1903.
Von Henri Cochin: Gherardo di Ser Petracco, Le
Mn de Ptoarque 1903.
H
1
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berOhmt Oben angelangt, nachdem das freu*
dige Staunen über den weiten Blick ringsum vor-
über war, zieht er das Buch hervor und liest: ,J>a
gehn die Menschen hin und bewundem die Höhen
der Beige, die weiten Meeresbuchten, den langen
Lauf der Flüsse, die Unendlichkeit des Ozeans,
die Umdrehungen der Gestirne, und ihrer selbst
haben sie nicht achf Die tiefsinnigen Worte
erschütterten ihn so, dass er auf dem ganzen Ab-
stieg kein Wort mehr hervorbiadite. Dies Secre-
tum ist eine ernste Einkehr und Selbstanalyse^
eine Beichte und Rüge. Sein Ich und Augustin
sind wie zwei Seelen in einer Brust: ein ewiges
Schwanken zwischen ,Ja'' und „Nein'% zwischeii
Wollen imd Nichtkönnen, freiem und unfreiem
Willen, zwischen Liebe ziun Ruhm und Er-
kenntnis seiner Nichtigkeit, zwischen S&menhist
und reiner hingebender Verehrung. De Sanctis
in seinem vortrefflidien, geistreichen Saggio Cii-
tico [Neapel 1869] kann bei aller Bewunderung
Ober dies ewige Schwanken, wie tb&t die mass-
lose Eitelkeit Petrarcas nicht hinwegkommen; Ge-
oig Voigt im wundervollen Abschnitt der: „Wieder-
belebung des klassischen Altertums", worin er
Petrarca, der die W^ bahnte und die Pforten
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♦ *
öffnete» den ersten Fiats anweiat, verzeiht ihm
nidit die Pfründenjägerei. Der treue und ge-
wissenhafte Fiacassetti kann ihm die Undankbar^
keit gegen die Calomia nicht vergeben , nicht
den leeren, wohltönenden Kondolenzbrief an
den Kanünaly ab dessen drei jonge Neffen bei
der Porta S. Lorenzo gegen Cola Rienzi ge-
foUen wsansL Noch sdiärf er sprach Petzaica sidi
in Briefen an die vier Kardinäle aus, denen die
Neuordnung der verworrenen Zustande in Rom»
nach Rienzis Fall, übertragen war. Nicht fremde
Adclageschlechter» wie die Colonna, vom Rhein
oder die Orsini, von Spoleto hostammend, soBlen
Rom verwalten und regieren, sondern eingebome
Büiger. Petrarca exempüfiaeit auf die antiken
Kämpfe der Plebejer gegen die Patrizier, auf den
Möns Sacer. Er liebte die Brüder, den greisen
Vater Coionna, aber die ewigen Kämpfe in
und um Rom iwisdien den beiden Familien
Orsini und Coionna schienen ihm ein Fluch; da
gab er als Opiet für die Rettung seiner ange«
beteten Roma selbst die Mitglieder einer hodi-
verehrten Familie preis. Carducd sagt: [Deila
vaiia fortuna di Dante S. 233], er denke nicht
daran, den Italienern Petrarca auf dem Altar Dantes
z6
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zvi opfern, er sei in der Welt der Dichtung nicht
Monotbeisty sondern treibe VidgöttereL ^Ich bete
alle an aus der Niedrigkeit, jeden nach seinem
Ritus, aber alle.'' Und P. de Nolbac, der so
grosse Verdienste hat um die Wiederaiiffindung
der Bücher aus Petrarcas Bibliothek, beklagt tief,
gerade die Kcmfesaonen des hefl. Augustin nidit
gefunden zu haben. „Wie viele Noten und ge-
heime Gedanken mögen auf den Rändern ge-
standen habenl . • . Die Fragen des Heüigen wühlen
unbarmherzig im Gewissen des Getreuen, und
dieser antwortet, verteidigt sich oder klagt sich
an mit lOhrender Einfochheit, indem er zugieidi
die Leidenschaft eingesteht, auf die man am
meisten stolz ist: die liebe zum Ruhm sowie die
Fehler, die zu erkennen am schwersten fällt:
die Kleinlichkeiten der Eitelkeit Seit dem Buch
des heil. Augustin, welches das Secretum inspirierte,
hat noch kein Werk bis zu diesem Grade
das Innerlichste einer Seele offenbart, und zimi
Glück ist diese Seele eine der zartesten und der
kompliziertesten, die jemals gewesen sind/' Petrar-
cas Secretum li^ jetzt in guter französischer
Übersetzung von V. Develay 1898 vor. — Femer
schrieb Petrarca: De vita solitaria. De otio reiigioso-
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mm [1356], worin er das mönchische Leben preist;
De remediis utriusque fortiiikae lehrt in Geq>iftdieEi,
wie man sich im Glück und Unglück zu betragen habe
[beendet 1366]. Dann De viris illustribus, vier
Bücher Renmi Memorandarum : Taten, Aussprüche,
Beispiele aus alter und neuer Zeit, dazu einige po-
lemisdie Schriften: Invectivae in medicum [1355]
und den Traktat De suis ipsius et multorum ig-
noiantia im Jahr 1368 gegen viear venezianische
Jünglinge, begeisterte Aristoteliker, die sich Kritte-
leien erlaubt hatten.
Petrarca hegte für das Altertum mehr als Bewun-
derung, er liebte es mit tiefer Leidenschaft Er
setzte sich in die Zeiten der Alten, verkehrte
mit ihnen in Gredanken, schrieb ihnen die Briefe
eines aufriditigen, liebenden Freundes. Cicero,
Seneca empfingen Vorwürfe über Wankelmut oder
Unaufrichtigkeit Ja, bei aller Hochschätzung, die
er für Cicero hegte, warnte er den jungen Fran-
cesco da Carrara, Hemi von Padua und Sohn
seines alten Freundes und Verehrers, bei seinem
R^erungsantritt vor mocalischen Entgleisungen,
die er am Beispiel Ciceros demonstrierte: „Einige
loben die, welche es nicht verdienen, andere
schmähen und beschimpfen mit wunderbarem Leicht-
18
«
L^iy -i^uu Ly GoOgl
shm diefenigen, welche sie vorher lobten. Und
mit dieser Schuld, die ich mehr als alle andern
fOr schändUdi mid unehrenhaft halte, befleckte
Cicero seinen Ruhm; so selir ich ihn auch über
alle alten Scfaiiftsteller liebe und bewundre, bin
ich fast gezwungen, ihn dieses Fehlers wegen zu
hassen. — lies die Biefe an seinen Bruder
Quintus, du wirst finden, dass er von Cäsar immer
voll Hochachtimg und Freundschaft spricht Nimm
die an Attflcus: im ersten wirst du zweideutige,
kn letzten die geh2issigsten, entehrendsten Äusse-
rungen über ihn finden. lies die Reden im Se-
nat, die er vor oder während Cäsars Anwesen-
heit hielt: da ist das Lob so gross, dass niemand
meinen könnte, es sei ein Sterblicher durch einen
andern höher zu erheben. Ö^e die Bücher der
Pfail^ypiken und die „Von den Pflichten", und du
wirst die einen wie die andern übervoll von
Schimpf und Vemchtung finden. Und am ab-
scheulichsten ist in meinen Augen, dass alles Lob
aus der Zeit stammt, wahrend Cäsar lebte, aller
Tadel aus der nach seinem Tode.^' [Lett. sen.
XIV, !•] Seinen Freunden legte Petrarca klassische
Namen bei: den Deutschen Ludwig von Kempen,
den er 1330 in Lombez bei dem Bischof Giacomo
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Colonna kennen gdemt hatte» und den er be-
sonders liebte, nannte er Sokrates, Mainardo Ac-
Guxsio aus Florenz Olympus, Francesco Nelli war
sein Simonides, den Römer Lello di Pietro Ste*
lano hiess er Lälius* Wie früh Petrarcas Lust und
Eifer zum Studium begann» erz&hk Voigt dem
Filippo Villani nach: Convenevoie da Prato hiess
Petrarcas Jugendlehrer in Carpentras; als diesen
der Kardinal Colonna scherzend fragte: „Nun sagt
mir, Magister, gehört zu euren grossen Schülern,
die ihr so zärtlich liebt, nicht auch unser Fran-
cesco?*', da stiegen dem ehrlichen Gramma-
tiker sogleich die Tränen in die Augen, er ging
mit rührendem Schweigen beiseite, oder er schwiu:
hodi und teuer, nie habe er einen Schüler so
sehr geliebt. Wenn man die zahlreichen Briefe
Petrarcas liest, eingeleitet oder abgesdiloasen durch
eine Autobiographie in der Epistel ad posteros,
so begreift man, dass bei der so grossen und all«
gemeinen Verehrung und Bewunderung, die ihm
zu teil wurde, bei der hdien Wertschätzung, die
er sich demnach selbst beilegte, er auch nicht
skrupulös war, wohlverdienten Lohn anzunehmen
oder gar sich darum zo bemittien« Er braudite
Ruhe und Unabhängigkeit, um den geliebten Stu-
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dien obzuliegen, er brauchte Mittel, um sich die
teuren Bücher zu verschaffen; er wnsste, was er
den Zeitgenossen gab, ahnte vielleicht, welche gute
Fracht sein gaiizes Einatmea und Ausslr^teien
antSker Dicht- und Redekunst auch für die kom-
menden Geschlechter noch tragen würde. Dazu
sah er die Sittenk)sigkeit und Verschwendung am
päpstlichen Hof; umsoweniger machte er sich ein
Gewissen daraus, Rinkflnfte anzunehmen, die er
würdiger, als es dort geschah, zu verwenden meinte.
Und doch hat Petiaica liditig geahnt, was er in
einer ELanzone [hier Nummer 96] sagt: dass er
sammtejwag sie schndl bestatten, dassnur ein „Hauch
bleibe", von dem was Rom imd Hellas ss^en, und
wenn er i^/^ Jahre vor seinem Tode an Pandolfo
Bilalatesta, dem erseuienKansoiiieresendet, schrdbt:
„Ungem, ich gestehe es, sehe ich in diesem Alter
meine jugendlldien Bagatdlen [Nugellae] sich ver«
breiten, von denen ich wiUischte, dass sie allen, auch
nur womögäch, unbeikannt wären*^ — so würde er
noch mehr statmen, wenn er sähe, dass nicht
seine lateinischen Schriften, auf die er so grossen
Wert legte, sondern diese Sonette und Kanzonen
äm am längsten überlebt haben. Ganz aufndi«
tig ist wohl diese Bescheidenheit nicht, denn
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sichteiid und f eileiid hat er sidi mit den Gedich-
ten bis in sein spätes Alter beschäftigt. Die Tri-
umphe, ein allegoiisches Gedicht in Terzinen,
jedenfalls durch Dante angeregt, begann er erst
im Jahre 1357. [Thumph der Liebe, Thumph
des Todes, Triumph des Ruhmes.] Es würde zu
weit führen, die Wanderungen der Qriginaihand»
Schrift zu erzählen, wie Carducd sie ausföhrüch
in der Einleitung zu seiner vortrefflichen Petiarca-
ausgabe daistdlt Genug, dass die vatikanisdie
Bibliothek dieses Manuskript [3195] besitzt, dessen
einer Teil vom Dichter eigenhändig geschrieben,
dessen anderer doch von seiner Hand korrigiert ist
„Wir Italiener*', schreibt Carducd, „müssen durch
Verschuldung unserer Unachtsamkeit und Nach-
lässigkeit den geldirten Fremden dankbar sein,
dass sie uns wieder den Besitz dessen verschaff-
ten, was wir der Veigessenheit hatten anheim-
fallen lassen . . . Professor Pierre de Nolhac
wurde im Jahr 1886 durch sein Studium der Bib-
liothek des Fulvio Qrsini dahin geführt, ItaBen
und die Welt auf das von ihm erkannte Origi-
nal der Gedidite Petrarcas hinzuweisen; ohne von
ihm zu wissen, kam bald darauf Dr. Arthur Pack-
scher zu demselben Resultat . . . Der Onp*
2Z
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nakext mit dazugehöriger Textkzitik wurde von
Giov. Mestica publiziert 1896."
Giosud Caxdacd und Severino Fenrari gebeain ihrer
1899 eschienenen Petrarca- Ausgabe durch den um-
fangreichen Notenappaiat ein so voUstfindiges Bild
der ganzen Deutung und Beurteilung Petrarcas vom
15. Jahrhundert bis auf die heutige Zeit, dass ich
den Herausgebern bei meinem bescheidenen Ver-
such» Petrarcas Gedichte dem deutschen Publikum,
wenn auch nur teilweise, zu vermitteln, zum gröss-
ten Danke vopfiichtet bin. Carducd föhrt meist
mehrere Interpretationen an, behflk sich vor, weldier
er sich anschliessen oder wie er sich sein da-
von unabhängiges UrteQ bilden will. Afle neue-
ren Spezialarbeiten werden vennerkt, dem Über-
setzer die Wege gezeigt, sich nach aUen Seiten
hin Klarheit und Belehrung zu verschaffen. Eben-
so interessant ist die veigleichende Zusammen-
stellung von Petrarcas Gedichten mit denjenigen
seiner italienischen VcHrläufer und Zeitgenossen
oder mit Stellen der Alten: Virgil, Horaz, Cicero,
Catull u. a. Carducd untersdieidet vier Zeitalter
von Petrarcas Kommentatoren seit der Renaissance
bis ins 19. Jahrhundert und keunzdchnet ihre
Medioden. 18 14 gab Marsand das Liederbuch
2i
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in neuer Anordnung heraus, die Leopardi, Förster
und andere Herau^gdier beibehielteD. Sie trenntea
die politisch«! Gedichte von denen an Laura.
Jetzt ist man natürlich zur historischen Reihen-
folge, vidmdir zu der des Originalkodex zurOdt-
gekehrt Carducci schätzt von den Ausgaben des
vorigen Jahriiunderts diejenigeBiagiolis [ 1 821] höher
als die vielgelesene Leopardis. Dieser studierte
eifriger die Griechen und Römer ab die Italiener
der früheren Jahrhunderte, Biagioli kehrte mit
Liebe und Bq;eistenmg zu seinen grossen Lands-
leuten des Trecento zurüdL
Wenn ich nun für meine schwache Bemühung,
Petrarcas Gredidite zu interpretier e n, um Naichsidit
bitte, so geschieht das nicht w^en der getroffe-
nen Auswahl, da bei 366 Gedichten selbst der
Italiener erlahmt [De Sanctis gesteht es], sondern
weil die Übersetzung nicht imstande sein kann,
den Wohllaut der Sprache und dieser schönen,
fein ziselierten Vene wiederzugdMn. Vielleicht
wird es ihr Verdienst sein, wenigstens zum Lesen
d&[ Oiiginale ermuntert zu haben.
B. JACOBSON
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SONETTE UND KANZONEN
I
Ihr wollt nun meine Herzensseufzer hören.
Wie sie durch manche Reimerei ventreut,
Aus meiner Jugend irrendem Betören,
Da idi in vielem anders war als heut
Versuch ich m beweinen zu erklären
Des Schmerzes wie der Hoffnung Eitelkeit,
Wird mir, wenn nicht verzeihn, Mitleid gewähren.
Wer je an sich erprobt der Liebe Leid.
Wohl hört ich oft genug im ganzen Lande
Michspöttiadi schon im Mund des Volkes nennen.
Und voll Beschämung acht ich selbst mich kaum:
All jener Schwärmereien Frucht ist Schande
Und bittre Reu und deutliches Erkennen,
Dass, was die Welt entzückt, ein kurzer Traum.
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uigui^uü üy Google
IV
Der so voll unbegrenzter Meisterschaft
Gewuflst sich in der Schöpfung zu bewahren.
Vorsorgend schuf die beiden Hemisphären,
VoU Milde Jiq>iter und Maxs voll Kzaft;
Als er heiabsti^, ans der Schriften Haft
Dort lang verborgne Weisheit aufzuklaren,
Vom Fischfang Petrus und Johannes Ehren
Im Herrscheramt des Himmelreichs verschafft,
Da wollt' er nicht in Rom geboren werden,
Judäa wählte er zum Gnadenhort,
Von jeher froh die Demut zu erheben.
Jetzt schenkt er aus so kleinem Dorf auf £rden
Uns eine Sonne: Dank erfüllt den Ort,
Dass er soldi schöne Frau der Welt gegeben.
30
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V
So irrig ist mem t5richtes Bemühn
Sie zu erreichen, die auf ilüchf geu Schwingen
Noch immer wusste, frei von Amors Schlingen,
Leicht meinem ti^Sigen Laufe zu entüiehn,
Dass mir der Wunsch nicht folgt; je mehr ich ihn
Zurückgerufen, minder wiDs gelingen;
Nicht hilf tder Sporn imdnicht das Rückwärtszwingen,
So störrisch wusst' ihn Amor zu erzaehn.
Reisst er den Zügel an sich mit Gewalt,
So bin ich ganz an seine Macht gebunden.
Die midi trotz Widerstand zum Tode fOhrt
Nach bittrer Frucht des Lorbeers, dem es gait,
Fühh jeder doppelt sdimeizlidi seine Wunden,
Und Linderung hat keiner je verspürt
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VI
urcfa Woihist, VöUereiy durch Schhmiiiierkisseii
So da» uns fast die eigne Strasse schwand.
Wenn solche Sitten uns mit fortgerissen.
Die Menschendasein zu gestalten wissen,
Die güf gen Sterne, fliehn, ihr licht verschwand»
Auf jeden weist man staunend mit der Hand,
Dem noch voim Helikon die Strtaie messen.
Wer ist, der Myrten noch und Lorbeer preist?
— Philosophie, wie bist du nackt und arml —
So sagen, die nach niedenn Vorteil streben.
Auf deinem Weg geht nur ein kleiner Schwärm;
Dnun fleh idi recht dich an, du edler Geist,
Nicht grossgesinnte Absicht aufzugeben.
Tugend aus der Welt verbannt.
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vn
lorreiche Säule, unsrer HoffiiUDg Stütze,
vJrUnd Romas gioBsein Namen werter Halt,
Vom rechten Weg noch warfen mit Gewalt
Bei Wind und Regen dich nicht Jovis' Blitze.
Hier gibts PaUste nicht noch Bogensitze^
Doch Tannen, Buchen, Fichten; dichtend waiJt
Man durch das Grün zum schönen Beige, bald
Hemiedersteigend, bald iiinauf zur Spitze.
Zum Himmel trägts den Geist vom ird'scheu Treiben,
Und wemi im Schatten süss die Nachtigall
Alhiächtlich singt ihr lieblich Klagelied,
Weckt sie im Herzen liebeswiderhalL
Doch endet, Herr, willst du nicht bei uns bleiben,
So seltnes Glück und das Vollkonmme flieht
33
vm
; icht in der Sonne, nicht im Schatten fand
1 X Ich je euch ohne Schleier,
Dodi war mein grosser Wunsch euch nicht ein
Der jeden andern aus der Brust verbannt
So lang ich noch geheim hielt aU mein Sorgen,
Das alles Denken sonst in mir vernichte^
War euer Antlitz mitleidvoll verklärt.
Als Amor euren Blick auf mkh gerichtet,
Da wurde schnell das blonde Haar verborgen,
£s blieb der warme Blick in sich gekehrt.
Und was ich heiss ersehnte, war verwehrt
Nun herrscht so über mich
Der Schleier, dass mein Leben fest entwich,
Wenn mir durch ihn der Augen Glanz entschwand.
neuer.
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IX
ueich' ich» unbesiegt von Qual und Leiden,
JLl/Deranst vieHeidit ein hohes Lebensjahr,
Und seh den Glanz» der einst so herrlich war,
O sdiOne Fiau» aus eiiem Augen acfaeklen»
Könnt ihr bekränxt euch nicht in GrOn mdir
kleiden,
Wird Silber euer fernes, goldnes Haar»
Bleich das Gesicht, such ich, der Freude bar,
Furchtsam sogar die Klage zu vermeiden:
Dann gibt mir Amor Kflhnheit, unumwunden
Enthüll ich euch mein ganzes Lebensleid,
Wie viel es Jahre waren, Tag und Stunden.
Und widerspricht auch schönem Wimsch die Zeit,
So vüidfln dodi mitlekl'gen Trost bdnmden
Die späten Seufzer, die ihr mir geweilit.
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X
Vom Heisiataort nadi axfoeitsvoUea Mohn
Zieht heut mit weissem Haar ein aiter Maan ;
Die Kinder sehn bes(»gt dai Vater an«
Dass er noch will in weite Feme ziehn.
Er wandert fort, wenn auch mit müden Knien,
So nahe schon dem Ziel der Lebensbahn,
Hüft sich mit festem Mut, so gat er kann,
Ob alt und wandermüd, fort treibt es ihn.
Nach Rom gelangt er, von dem Wunsch erfQllt,
Das hdire Antlitz dessen ansusdiaun.
Den er noch hoüt im Himmel zu erblicken.
So such ich euer stets ersehntes Bild,
O Schöne, selbst im Anblick andrer Fraun,
Um midi daran, wflrs mOgUch, su eiquicken.
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XI
Es gibt Geschöpfe, die der Sonne Pracht
Mit ihrem stolzen Blick ertragen können.
Vom Lichtschein müssen sich die andern trenneil
Und ziehn ans ihrem Dunkel erst bei Nacht»
In andern ist der tolle Wunsch erwacht
Nadi Feuer, das sie nur vom Scheine kennen
Und seine Macht erst spüren im Verbrennen:
Ach, ganz wie diese hab idis auch gemacht
Ich kann nicht meiner sdiwadien Kraft vertrauen
Im hellen Glänze dieser Frau, und nicht
Im Dunkdn fand ich Sdiutz, das birgt und trennt.
Mit tränenfeuchtem matten Augenlicht
Führt mein Geschick mich stets, sie anzuschauen,
Und ich begehr^ ich weiss^ was mich verbrennt
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XII
ass meine Reime euren Ruhm nicht künden
J^Beschämt gestehend» denk ich, hohe Frau»
Der Zeit, wo ichs gewiiast bei erster Schau:
Ich würd an keiner mehr Gefallen finden.
Nicht fällt mir Feilen schwer noch Verse rOnden,
Noch dass ich meinem Arme nidit vertrau,
Doch prüf ich meines Geistes Kraft genau.
Fohl idi eistanend aO sda Kömien sdiwmdeaa.
Oft (^et idi die Lippen sdion zum Singen,
Doch blieb die Stimme in der Brust gebannt,
Wie k5nnt ein Ton so hdir zu Umgen wagea?
Und oft begann ich Verse, doch gelingen
Wollt es mir nie: Hand, Feder imd Verstand —
Beim ersten Anlauf waren sie geschlagen«
38
xni
ür alle Wesea auf der weiten Erde
X Weimdenkfat AbsdieahabenvorderSoiine*-*
Ist ihre ArbeitS2;eit am hellen Tage.
KLehrt eins nach Hause, andre ruhn im Walde,
Auf daas sie Ruhe finden bis zum Morgen.
Scheucht aber dann der schöne lichte Mengen
Die Schallen fort rmgs auf der weiten Erde,
Weckt er die Tiere auf in jedem Walde,
So flieht mein Seufzen auch nicht mit der Sonne»
Und seh ich dann die funkelnd hebten Stem^
Rnf ich nur weinend wieder nach dem Tage.
Gebeut der Abend Fludit dem hellen Tage»
Ist unsre Dämmerung für andre Moigen,
Schau sinnend ich nach euch» grausame Steine,
Die ihr mich formtet aus so weicher Erde.
Dem Tage Fluch, da ich erwacht züi Sonne,
Bin kh dodi wie ein Mensch aus wildem Walde.
Und dennodi glaub idi, Idbt im wilden Walde
Kein noch so grausam Wild nachts noch bei
Gleich dem, um das ich weine; ob die Sonne
Scheint oder nidit, ob Abend oder Morgen,
Sind sc
dann des Himmeis Sterne^
Tage
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Nie stärkt mich Rull, ist auch mein Leib aus
Ihm gaben ew'ge Sehnsucht doch die Sterne.
Doch eh ich einst zu euch, ihr lichten Sterne
Heunkehre, eh ich sterb im liebeswalde^
Den Leib hier lassend, der aus Staub und Erde,
Möcht ich sie huldreich sehn! An einem Tage
^d Jahre eingebracht, und noch vor Moigen
Macht er mich reich nach Untergang der Soime.
Wär ich bei ihr, wenn sie versank, die Sonne
Und säh uns niemand anders als die Sterne,
Nur eine Nacht und würd es niemals Morgen,
Und schlüpfte sie nicht selbst, zum grOnen Walde
Verwandelt, aus dem Arm mir, wie am Tage;,
Ab einst Apoll ihr folgte auf der Erdel
Ich aber ruh begraben dann im Walde,
Und helle Sterne schienen wohl am Tage,
£h solchen holden Morgen grüsst die Sonne.
40
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XIV
Aus memen ersten sdiAnen Jugendtagen,
Ais jener Wunsch entstand, noch imreif fast.
Der mir sum Unheil m die H6he admB,
Da Sang erleiclitert jede Schmerzenslast,
Wili idi von jener Zeit der Freiheit sagen,
Als ich noch Amor meine Tür verschloss.
Und wie sich dann sein Groll auf micfa eigoss
Nur aBznsehr! Und was daraus entspnmgen,
Wie Vielen ich ein warnend Beispiel war;
Obwohl lang offenbar
Schon meine Schmach und müd» die sie besungen
Zu tausend Malen. Rings aus Tal und Höhn
Hört man die ;schweren Seufzer widerhallen,
Ate treue Zeugen meiner Lebenspdnt
Will das Gedächtnis mir nicht Helfer sein
Wie sonst, so tragen einzig Schuld die Qualen
Und ein Gedanke, der trotz allem Flehn
Es quält, dass alle ihm den Rticken drehn.
Ja, der mich aus mir selber schon vertrieben.
Ihm ist der Inhalt, mir das Kleid geblieben«
ICH sag^ dass achaa manches Jahr veiilossen,
Seit Amor midi zmn erstenmal bestürmt,
Dass ich mein Jüngling^antlitz schcoi verlor,
4»
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Und da88, vcm kaltem Sinne ganz beschinnt^
Mein Herz erschien, wie von Demant umschlossen.
Nicht war der Harte schon ein weicher Toi;
Nicht bradben Trtoenströme sdion hervor,
Nicht üoh der Schlaf; was fremd dem eignen
Wesen,
Schien mir ein Wunder bei der andern Tun.
Was war kh? Bin idi mm?
Tod soll das Leben, Nacht den Tag erlösen 1
Denn als der Grausame, den ich genannt,
Erfährt, dass sein Geschoss, das mich getroffen,
Dodi nur den Weg durch mein Gewand gefunden,
Hat er mit einer Mächtigen sich verbunden,
Von der ich niemals darf noch durfte hoffen,
Dass kih durdi Geist und Kraft Vergebung fand.
Sie haben mich in diese Form gebarmt,
Dass ich zum grCknen Lorbeerbaum geworden,
Nie ohne Laub, seis kalt auch wie im NorderL
WIE ward mir doch, als ich zuerst erkannte,
Dass sidi mein Leib verwandelt ganz und gaor,
Dass statt der Haare Laub die Stirn umzieht,
Davon em Kranz einst meine Hoffnung war,
Und wie <fie Füsse, drauf ich ging und rannte,
[Da doch dem Geist entspricht ein jedes Glied],
4a
Nim angewisn&olt man am Uler sidtit,
Nicht des Peneios, nein an stolzem Wogen.
In Zweige wandelten die Aime sichl
Nicht mmder adiauerts raidi.
Als ich dann ward mit Federn übeizogen,
Ab hmgeadmiettert, mit eistantem Mut
Mein Hoffen lag, das gar zu hoch gestiegen.
Nicht ahnend, wo mid wami ichs wiederfand»
Irrt ich aliein und weinend dort am Strand,
Wo man min xaubt^ sah die Tage Oitgeai;
Am Ufer sucht' ich, suchte in der Flut
Und hielt die Zunge nicbl mAx in der Hut,
Wie es noch ging, eh sie zu Fall gekommen:
Vom Schwan ward Klang und Farbe angenommen.
SO ging ich an den Ufern auf und nieder.
Und meine Worte wurden zum Gesang,
Um Gnade flehten sie in fremdem Laut:
Nie fand idi jemab ach<)nem, sQssem Klang
Für meine liebeheissen Klagelieder,
DasB sie ein kaltes Hees mir aa^etant
Noch fühl ichs heiss, was ich dem Sang vertraut,
Doch stdit viel mdir, als ich bis heute sagten
Von meiner holden süssen G^;nenn
Zu sagen noch
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Weit überlegen aiiem, was ich wagte.
Sie, deren Bück sum Dieb der Heizea waid.
Griff aus der Brust mein Herz mit ihren Händen^
Und: — Hiervon rede nicfati Spiadi sie za mir.
Dann sah ich sie allein» in andrer Zier,
Kaum nodi die gleiche. Doch, o Mensdiensimi]
Hier hab ich bang ihr Wahrheit offenbart;
Doch 81^ sdmeli in die altgewohnte Art
Zurückgekehrt, liess mich, den Angst durchbebte.
Als starres Felsgebüd, obwohl ich Id;^
MIT so verstörten Mienen und Gebärden
Sprach sie, dass ich im Steingewand erbebt:
— Nicht bin ich die du wähnstl — Vernahm
ich da.
Und ich zu mir: — Wenn sie mich neu belebt.
Wird mir kein Los mehr hart mid trObe werden:
— Herr, lass mich weinen, sei mir wieder nah! —
Wie^ weiss ich nicht, die Ffhsse rührt ich da.
Nur mich, sonst keinen sucht ich anzuklagen.
Halb lebend und halb tot an jenem Tag.
Da Zeit nicht warten mag,
Kann nie so viel man will die Feder sagen.
So muss ich vieles, was mein Innres bot,
Hier übeiiliegen und nur solches künden,
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Was jeden» der es hört, mit Staunen füllt
Schon hatte mir der Tod das Herz umhüllt,
Nidit komH ichs sdiweigend seiner Hand entwinden»
Gelähmte Kraft nicht ziehn aus ihrer Not,
Da Idbend Wort erstarb durch ihr Verbot;
Mit Tint und Feder schrie ichs nun vor allen:
— Mein bin ich nicht, sterb ich» wirds euch miss*
feUenl —
SO, meint idi, wird sie mir Beachtung gönnen»
Werd' ich Unwürdiger ihrer Gnade wert,
Und diese Hoffnung hat midi kühn gemacht:
Doch bald wird Demut anerkannt, geehrt,
Bald nur vecachtet; wohl mocht ich's eikennen,
Der lange Zeit im Finstem zugebracht:
Trotz Bitten blieb mein Licht in finstrer Nacht,
Und als idi rii^isumher nidit ihren Sdiatten
Sah» nicht von ihren Füssen eine Spur»
Warf ich midi auf <»e Fhir,
Dem Wandrer gleich, am Weg hin vor Ermatten.
Wdi um den fitldif gen Strahl» er schwand zu sdmeU I
Den Tränen liess ich freien Lauf» sie fanden
Sich trauernd ein in ungehemmter Flut
Nie schwand so schnell der Schnee in Sommeiglut,
Als ich g^ühlt wie meine Kräfte schwanden.
45
Am Fuss der Buche ward ich da zum QueU,
Und fUm noch laage wdter, WeU' um WeU'.
Quell ward ein Mensch ? Wer hat das je vernommen ?
Und dennoch, wie ich's sage^ isf s gdLomiien.
DIE nur von Gott geschaffne reine Sed^
Wo käme sonst so grosse Gnade her? —
Gleicht ihrem Schöpfer an Gestalt und Art:
So wird dem zu verzeihn ihr niemab schwer.
Der demutvoll bewusst, worin er fehle.
So oft er int, auf ihre Gnade hazrt
Hält sie dem Flehenden noch Widerpart,
Und schaut in Gott sidi wie im Spiegdbüd^
So belogt der Sünder sich, und sie verzeiht.
Denn nimmeimehr bereut,
Wer schuldig neues Unrecht führt im Schilde.
Madonna sah, als Mitleid ihr gebot,
Mich gnädig an, und da sie gleich gefunden,
Abwägend, meine Schuld und meine Fein,
Liess voller Huld sie mich der Alte san.
Ach, wo hat man auf £rden Halt gefunden?
Auf neues Bittan wandelt sie^ o Notl —
In Stein mir Nerv' und Knochen; nur den Tod
Rief meine Stimme laut und ihren Namen:
Klang blieb allein des Köipers leerer Rahmen.
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EIN Klagegeist inf ich nmi auf und nieder
Durch Wälder, Höhlen, ödes, fernes Land,
Beweinte meine Kühnheit manches Jahr.
Doch als auch dieses Leid ein Ende fand,
Ich wiedeckehrte in die kd'schen Gheder,
Glaub' ich, dass nur mein Schmerz noch grösser war.
Ich folgte meinem Wunsch so gana^ mid gar,
Dass, als ich zagend ^st die Sdiritte wandte.
Da sah ich jene Spröde, kalt und schön
Im Bache nadcend stehn,
Als grad am heissesten die Sonne brannte.
Ich stand, — was hätte je mich sonst entztk±t? *—
Sie anzuschaun, ihr wars ein tief Beschämen,
Aus Rache, oder f eind dem Augenlicht,
Spritzt sie nun Wasser mir ins Angesicht
Wahr red' ich, sollt' man's auch für Lüge nehmen:
Mir schien, ich wäre meinem Leib entrückt;
In scheuen Hirsch, der sich zum Laufen schickt.
Verwandelt, flieh ich nun Waldaus, waldein.
Und meine Hundemeute hinterdrein.
KANZONA, nicht die Wolke, goldbeschwert.
War ich, die einst als Regen niedersank,
Die Jovis Gluten löscht und rasch verschwindet.
Die Flanune war ich, die ein Blick entzündet,
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Ein Vogd, der in feme LQfte drangt
Sie aufwärts tragend, die mein Singen ehrt:
Zum Lorbeer bin ich stets zurückgekehrt
Aus jeder Wandlung, lässt sein sOsser Sdiattea
Doch jede andre Lust in mir ermatten.
*
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L.iy u.^öd by Google
XV
T'enn edle Zweige, die uns treu behüten
V V Vor Hrnmebsom bd Jovis DonnecroUen,
Den Kranz nicht hätten mir versagen wollen,
Der die zu schmücken pflegt, die Verse schmieden.
Mit euren Gröttinneo, heut' feig gemieden»
Hätt* ich dann wohl be&emidet werden sollen;
Doch längst schon hat mich jenes harte Giollea
Von der Olivoi Gönnerin geschieden.
Nicht kann Aethiopiens Sonne heisser zOnden
Im Wüstensand, als meine Zornesglut,
Dass mir so treu Gdiebtes muss entschwinden«
Sucht lieber einen Quell in still'rer Hut,
Der mdne will jetzt keine Nahrung fuiden.
Es sei denn nur durch stete Tränenflut
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XVI
Mit seines Ahnherra Krone schmflckt das Haar
Sich KarlsNachfolgeruadexgreift dasSchwert,
Damit er Babylon den Hochmut wehrt
Wie dessen ganzer untergebnen Schar.
Und mit den Schiüssehi, mit dem Mantel kehrt
Zo seinem Nette heim Christi Vikar;
Droht ihm zuvor nicht irgendwo Gefahr,
Sieht er Bologna, eh' ihn Roma ehrt
Und euer Lamm, so treueigeben zart,
Besiege wilde Wölfe, dass Verstössen
Ein jeder sei^ der nicht der Liebe wahrt
Ermuntert es, das noch nicht fest entschlossen.
Beruhigt Roma, die des Gatten harrt,
Und zieht das Schwert für Christus unverdrossen.
SO
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XVII
ODu im Himmel schon eifaofifte Sede,
Du sd'ge remei zwar im ird'schea Kleid,
Doch das dich nicht wie andre niederzwingt.
Damit dich, die sich folgsam Gott geweiht,
Geliebte Magd, nicht rauhe Strasse qufile,
Auf der zu seinem Reich man aufwärts dringt,
Sieh, wie nun deiner Barke, neu beschwingt, —
Die lang der Welt Valet gesagt, der blinden,
Und bessern Port b^;ehrt, —
Ein sanfter Westwind süssen Trost gewährt.
Er führt sie aus den engen, dunkeln Gründen,
Wo eigne Schuld und fremde uns verzehrt,
Gelöst und frei von alter Fesseln Band,
Den nächste Weg zu Imden
Zum wahren, langerstrebten Moigenland.
WOHL haben sterbliche Gebete heute
Und heil'ge Tranen schon den Sitz erreicht
Des hohen Mitleids: wären's noch so viel,
Sei noch so gross ihr Wert, es rückt und weicht
Um ihr Verdienst auch nicht um Haaresbreite
Ew'ge Gerechtigkeit von ihrem Ziel
Zum heü'gen Ort, wo er am Kreuze fiel.
Hat nun der Güt'ge seinen BUck in Gnaden
5*
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Vom Himmel hingewandt,
Dass Rachedurst, im neuen Karl entbrannt,
Gelöscht sdy freilich spät zu miserm Schaden,
Was längst Europa seufzend schon empfand:
So bringt er Hülfe der geliebten Braut,
Dass Babylon nachdenklich, fürchtbeladen,
£rzittert schon bei seiner Stimme Laut
WER zwischen der Garonne und den Höhn
Wohnt, zwischen Rhein imd Rhone und am Meer,
Zieht mit zu der den Christen heiligen Fehde,
Und wer jemals gestrebt nach wahrer £iir*,
Der titst vom Strand bis zu den Pyrenäen
Mit Aragonien ganz Hispanien öde.
England, der meerumspülten Inseln jede,
Dort von Gibraltar bis zum Land des Bären
Und wo der Weisheit Ton
Hemiederklingt vom heiligen Helikon,
An Kleidern, Sprachen imgleich und an Wehren,
Treibt zu dem hohen Weik der Liebe Lohn.
O welches edler Neigung würd'ge Gut,
Und welche Kinder, weiche Frauen wären
Wohl jemals Grund zu so gerecliter Wut? —
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£S Uegen TeOe dcar bewohnten Erde
In ew'gem Eis, sind ewig weiss beschneit,
Gar weit entfernt vom lichten Sonnenwagen.
Dort lebt em VMkchen, das den Tod nidit scheut,
Dem Frieden Feind, in steter Kri^beschwerde,
In ihren kurzen nebdrddien Tagen.
Wenn sie mit deutscher Wut die Waffen tragen.
Der Ehre Gottes mehr als sonst gewogen,
Gen Heid' und Muselmann
Und alle, die noch in der Götter Bann
Nah an des roten Meeres salz'gen Wogen,
Dann weisst du, wie man diese schätzen kann.
Nackt sind sie, feig und trüg,
Die nie dn Schwert gezogen, *
Denn ihre Streiche gehii des Windes Weg.
DRUM ist uns zu befrein die Zeit gekommen
Vom alten Joche und von unserm Blick
Den Schleier abzutun, der ihn verhällt
Der edle Genius zeige sein Geschick,
Den Grott Apoll in seine Huld genommen,
Sei's ob Beredsamkeit den Eifer stillt,
Ob der gerühmte Griffel Bogen füllt:
Begreifst du noch, was einst Amphion's Töne
Vermocht, was Orpheus Sang, .
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Dann weisst du, dass bei deiner Rede Klang
Italien aufstehn wird und seine Söhne.
Für Christus ist es, dass der Ruf erklang,
Und kennt die weise Mutter ihren Pfad,
Dann war in solcher Schöne
Für sie noch nie ein Grund zur Kriegestat
DU hast des Wissens Schätze zu vennehren,
Studiert manch' alt' und neues Peigament,
Wenn hoher Flug dich erdenfem entrOdcte,
Kennst von dem Sohn des Mars das Regiment
Bis zu At^fustus, der in Sieg^hren
Dreimal das Haupthaar sich mit Lorbeer schmückte,
Weisst, dass sein Schwert oft Roma hilfreidi ztkdrte.
Wenn Ungiimpf leidend Andre Beistand hoffen.
Und warum sollt' es heut'
Nicht hilfreich nur, nein dankbar, frommbereit,
Die bittre Kränkung rächen, die getrof
Marias hohen Sohn zu tmserm Leid?
Wie kann der Feind noch gar
Sieg seinen Waffen hoffen.
Wenn Christus steht bei seiner Gegner Schar?
DENK an des Xerxes übermütiges Wagen,
Der imsem Küsten Überfall gedroht,
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Verwegen Brücken übers Meer gezogen;
Du siehst dann, trauernd ob der Manner Tod^
Die Pefseifraueii schwarze BJoder tragen.
Und rot bei Salamis die Meereswogen.
Und wie dein Siegverh^aaen nidit gelogen,
Zeigt nicht nur hier des Perservolks Verderben,
Auch Marathon gibt Mut,
Und jener Engpass, den mit ihrem Blut
Leonidas und seine Treuen färben.
Wie tausendfoch man IcSUnpfi für hohes Out,
Du weisst's, drum beuge dich vor Gottes Rat,
Da er dich heut' zum Eifoen
So hoher Dinge auserkoren hat.
ITALIEN wirst du säm, die schönen Küsten,
KLanzone, die für mich verborgen sind,
Durdi Beige nidht, nodi Flüsse, MeeresWeDen,
Durch Amor, der mit seinem Licht, dem hellen,
Midi mdir entflammt, je mehr's an Kraft gewinnt;
Nicht frommt's sich gegen die Natur zu stellen.
Nun geh, dich mit den andern zu vereinen:
Nicht immer führt uns blind
Gott Amor, sei's zum Lachen, sei's zum Weinen.
55
xyiii
Je näher ich dem letzten Tag der Mtklen,
Dem leidverkürzenden entg^engeh'.
Je schneller iiiehn die Stunden und kh adi'»
Was ich gehofft, hat mich nun ganz gemieden.
Nicht lang mehr, sag' ich, ist mir noch beschieden
Manch' Seibsl^gesprach vchi lieb' und Liebesweh,
Bald schmilzt die Erdenlast wie frischer Schnee,
Der schnell veigangen ist: dann hab' ich Frieden.
Denn mit ihm schmilzt auch jenes alte Hoffen,
Das uns so oft verlockt, so oft genarrt,
Und Lachen, Weinen, Zorn und bang' Vmagen;
Dann sehn wir klar, was uns noch aufgespart:
Für Zweifelhaftes steht uns andres offen.
Und wie so oft umsonst sind unsre Klagen.
56
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XIX
chon flammt der Liebe Stern in stiller Nacht
w3l2n Ost, und jeaer, der dem Nord gebührt.
Um den einst Juno Eifersucht gespürt.
Rollt seine Strahlen dort in heller Fracht
Das alte Mütterchen ist au%ewadity
Und barfuss spinnt's, da es die Glut geschürt;
Es schliig die Stunde, die zum Abschied führt.
Die liebenden nur bitt'res Leid gebracht.
Als meine Hoffnung, dem Erlösclien nah,
Auf andenn Weg als sonst — den stilles Weinen
Und Schlaf verschlossen — mir ins Herz gekommen,
Ach, wie verwandelt sah ich sie erscheinenl
Sie sprach, so schien's: — Wie mutlos stehst du da?
Noch ist, mich anzuschaun, dir nicht genommen. —
57
XX
Ich wandle langsam durch die Öde Flur,
NadideBklich emsam sudi' idtt m eikeniieii.
Wie mich am sichersten die Schritte trennen
Von jedes Mensdbeiifusaes letzter Spm.
Auf diesem einsogen Weg entsdüfti^f' ich nur
Der Leute allzudeutlichem Erkennen,
Weil jeder sonst mein nmerliches Brennen
Aus dem erstorbnen Lächeln schon erlUir:
So sehr, dass Wald und Fluss, Berg und Gefild
Von meinem Lebra wissan, welchen Gnui
Es jetzt erreicht, bieibt^s audi geliiHm den an4kni.
Und doch war nie ein Weg so rauh und wild,
Dass unvennexkt nicht Amor zu mir trat,
Und in Gesprächen wir vereinigt wandern.
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XXI
Nicht Bftcbe wam% Orso, und kern See,
Kein Ozean und alle seine Flüsse,
Keia finstres Wolkenheer, das Regengüsse
Heraiedeiström^ nidit Maoer, Wald tuid Hüh';
Noch klag* ich, dass dem Blick im Wege steh*
Eins von der grossen Zahl der Hindernisse,
. Nur, dass em Flor so sdiOner Augen GrOsse
Verhüllt und sagt: Nun weine und vergeh'!
Und mir verbittert dieses Augensenken,
Sei's Denmit oder Stolz, jedwede Prende,
Und wird mich vor der Zeit zum Grabe lenken,
Audi ist's die weisse Hand, von der ich leide,
Als Schutzwehr stets bereit um mich zu kränken,
Dass ädx am Anblick mdit mein Auge weide.
59
xxn
Ich fürchte so ihr schönes Augenpaar,
Darin mem Tod und Amor emgedrungen»
Dass ich, wie Kinder, die der Ruf entsprungen.
Entfliehe, ^e idis tat so mandies Jahr.
Kein Ort, der je zu hoch und schwierig war,
Wohin sich nicht mein Wunsch hinaufgeschwungen,
Ihr zu eDtgehn, die jeden Sinn beaswungen
Und mich wie Stein zurücklässt, kalt und starr.
War ich nun euch zu grüssen spät bereit,
Um fem zu Ueiben jenem Michverzdiien,
Mein' ich, dass wohl der Fehl entschuldigt sei.
Und hab' ich jetzt mein Herz von Furcht befreit,
Zu dem, was ich gefloh'n, zurückzukdiren,
War's kein geringes Pfand für meine Treu.
60
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XXUI
ollf ich durch liebe, Tod nicht Störung finden
k3Aii meinem neuen Werke fortzuwehen,
Lös' idi mich los vom An-der»Rute-kleben»
Glückt Wahres mir mit Wahrem zu verbindeni
Dann schaff' ich wohl ein Werk mit Doppelgründen,
Die neuer Stil und alter mir geben,
So dassy fast fürcht' ich mich zu überheben.
Du selbst in Rom hörst» wie sie's laut verkQnden.
Doch fehlt mir von der guten Fäden Zahl
So mancher noch, dass ich mein Werk vollende^
Die sich so reich bdm teuren Vater fanden«
Warum verschliesst du so mir deine Hände,
Ganz gegen Brauch? O öffne sie einmal,
Dann wirst du sehn, wie Feines mm entstanden.
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XXIV
MeinHensbegann dieOhnmachtfidioiizuspüFea
Der Geistei^ denen Leben ibr verlielm»
Und da sich mFsdie Wesea doch beooitkhn
Nicht ohzie Xampf ihr Leben zu verlieren,
I
Lies» ich fortan den Wunsch sich freier rühren
Und die schon fast vedome Strasse ziehn;
Zerrt' er doch Tag und Nacht mich stets dorthin.
Und musst' ich den Unwilligen andexs führen.
Verschämt und zögernd lenkt' er mich zurück.
Die schönen Augen darf ich wieder schaun,
Doch g^' ich acht, ja nicht zur Last zu fallen.
Nun leb' ich wieder, denn nur euer Blick
Hat solche Macht; hab' ich nid^t mehr Vertmuen
Zum Wunsch» so bin ich auch dem Tod verfallen.
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XXV
Zur Zeit, wenn schneller g^en Westen hin
Die Sonne snikt un cl mser Xsig entflieht
Zu Leuten, die ihn dort vielleicht erbitten,
Wenn in der Fremde dann sich einsam sieht
Die wegesmüde alte Pilgerin,
Eilt sie dem Ziele zu mit schnellem Schritten;
Von Allen abgeschnitten
An ihres Tagwerks Ende,
Bringt tanze Ruhespende
Ihr Trost, so dass sie schnell der Müh' vergisst.
Des Weges Not, die nun v<xfliber ist
Doch ach, das mir vom Tag gebrachte Leiden
Wädist, wenn i zur Abendfnst
Das ew'ge Licht will von den Menschen scheiden.
SOBALD dor Soouie roter Gkitbali sank,
Der Nacht zu weichen, von den Bergen dann
Allmählich tiefre Schatten niedeisteigen.
Nimmt Hack' und Pflug der schlichte Arbeitsmann.
Bei Worten und bei rauhem
Fühlt er den Druck der Arbeit scbndl
Und karge Speisen zeigen»
Was für sein Blahl erreichbar,
Der Eicbeikost vergleichbar.
63
Die jetzt verschmäht, doch hoch noch steht im Preis.
Wer wffly ergölzt sich nun im firolien Kzeisi
Mir aber wird kein Fiohsüm mehr gespendet
Noch Ruh, auch stundenweis,
Nicht wenn der Tag, noch wenn das Jahr sich
wendet
Sieht nun der Hirt die Strahlen nicht mehr hell,
Und sinkt die Sonne in ihr Bett hinab,
Wenn Dämmerungen sich im Ost verbreiten,
Da bricht er auf und mit gewohntem Stab
Verlässt er Felder, Buchen, Wies' und Quell,
Und sucht die Heide ruhig heimzuleiten;
Ein Hüttchen, eine Höhle, fem von Leuten
Gibt ihm die Lagerstätte,
Laub dient zum Ruhebette;
Dort schläft imd träumt er und kann sorglos ruhn.
Du aber, höse Liebe, treibst mich nun
Des Wildes Spur und Stinmie zu erspähn.
Du hinderst nicht sein Tun:
£s duckt sich, flieht, und ich muss dran vergehn.
UND Schiffer werfen sich int sichern Port
Mit müden Gliedern auf ein hartes Brett,
Rauh auch die Decke, — bei der Sonne Sinken.
Mir aber, rückt sie von den Säulen fort,
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Taodit unter in dem weiten Wog^bett,
Für Granada, Marokko zu ertrinken, —
Wenn Fried' und Ruhe winken
Der Mensdiheit, selbst den Tieren,
Was sie für Leid aucii spüren, —
Mir endet nidit die Qual, die mir beschert,
Ich klage nur, wie sie sich täglich mehrt.
Wächst meine Sehnsucht doch von Ts^ zu Tage,
Die bald zehn Jalire währt;
Nicht ahn' ich, wer mich löst von dieser Plage.
SO mach' ich mir durch Reden Luft, imd doch.
Wenn ich des Abends frei die Kinderschar
Heimkehren seh' von umgebrochnen Schollen:
Warum werd' ich denn nie der Seufzer bar?
Warum nie frei von meinem schweren Joch
Das meine Augen stets beweinen sollen?
Was hab' ich Armer wollen
Als ich zuerst verwegen,
Ihr Bild ins Herz zu prägen
Mir's angeschaut, aus dem nicht Kunst noch Kraft
Es je befreien wird von seiner Haft,
Bis mich als Beute jener wird erhalten.
Der allen Trennung schafft;
Doch weiss ich nicht, wie's dann sich wird gestalten.
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MACHT meine Näh', Kanzone»
Vom Abend bis zum Morgen
Dich auch zum Bild der Sorgen,
So meidest du gewiss der Leute Reihn,
Auch wird an Lob dir nichts gelegen sein;
Viel lieber aumat du auf der Beige Spitzen,
Wie vom lebend'gen Stein
Mich Glut verzehrt, wül ich mich daran stützen.
66
oiyi .^uu Ly Google
XXVI
Edler Geist, der jenen Leib beseelt,
Den, als Pilgersmann, ein Herr bewohnt
Voller Klugheit, tapfer, wohlerfahren;
Da man dich mit jenem Stab belohnt,
Welcher Rom und die mit ihm gefehlt
Rückwärts ruft zum alten Weg, dem wahren,
Gtüss' ich dich, der sonst kein Ucht gewahren
Kann — denn Tugend hat die Welt nicht mehr —
Schamlos sündigt man mid miverdrossen.
Hoüt Italien noch? Was ist beschlossen?
Kaum noch fühlt es seiner Übel Heer,
Träge, alt und leer.
Schläft's noch immer? Will es keiner rütteln?
Könnt' ich's doch an seinen Haaren schütteln!
NIMMER hoff ich, dass es endlich laut
Ruf' aus müss'gem Schlaf: Nun sei ein Mann!
So belastet ist's mit Schwöen Waraa.
Deinem Arm, der kräftig schütteln kann.
Ward nun Rom umsonst nicht anvertraut,
Unser Haupt, — du reiss' es aus Gefahren!
Pack' es fest an seinen würdigen Haaren,
Den gelösten Flechten, fass' es recht,
Dass die Träge aus dem Schlamm erscheine.
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Der ich Tag und Nacht die Schmach beweine.
Du aUein bist'B, der meiii Hoffen trSgt*
Sollte Mars' Geschlecht
Je sich noch zu alter Ehr' erheben,
Dir, so scheint mir, wär\s als Gimst gegeben.
ALTE Mauern, die die Welt noch ehrt
liebt und fOrchtet, wenn sie an das Tun
Jener Zeiten denkt, die längst vergangen,
Und die Steine drin die Glieder ruhn
Jener, deren Ruhm man weiter hört
Bis das Universum einst veigangen»
Alles was Ruinen rings umfangen —
Sohne hofft's durch dich von Sünd' und Mord«
Grosse Scipionen, du getreuer
Brutus, drang's zu euch, wie ward euch teuer
Dies GerOcht am ehrenreichen Ortl I
Hört das gute Wort
Dort Fabrizius, ruft er: — Ja, avif Erdea I
Kann mein Rom noch einmal herrlich werden! —
I
I
SORGT man droben noch für unsre Not,
So erflehn rem dir der Sel'gen Scharen,
Welche drunten ihre Leiber Hessen,
Ende Büigerkri^en und Gefahren! i
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I
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Wissen sie doch kaum, ob man nicht droht
Eigne Türen ihnen zu verschliessen.
Die einst heO'ge Gotteshäuser hiessen,
Räuberhöhlen hat man draus gemacht,
Guten nur will man den Eingang wehren.
Zwischen nackten Statuen und Altären
Übt man jede grause Niedertracht:
Weh, welch' andre Macht!
Glocken rufen selbst zum ICampfestoben,
Hochgewunden einst um Gott zu loben.
FRAUN in Tränen, zarter Kinder Schar,
Schwache Greise ohne Lebensfreud',
Die sich sdbst, ihr ödes Dasein hassen,
Schwarze Brüder, graue, weiss am Kleid,
Kranke, Arme, jeder Freude bar.
Rufen: Hilf Herr! Weil' uns nicht verlassen!
Und die Schar der SoigenvoUen, Blassen,
Zeigt dir tausendfacher Wunden Mal,
Die selbst Hannibal barmherzig machten.
Willst du Gottes Stadt in Brand betrachten,
Lösche Funken, wenn auch klein an Zahl,
Dann wird Ruh' einmal
Den Begierden, den so heiss entfachten:
Hoch wird man dein Werk im Himmel achiaii
BÄREN, Wölfe, Adler, Sdilangen, Leun
Haben eine Säule schwer geplagt,
Hoch, von Marmor, die sdbst übel fahren.
Viel hat jene Edle drob geklagt,
Rief dich, sie von Unkraut zu befrein,
Vom Gestrüpp dran niemals Blüten waren.
Weiss man doch seit mehr als tausend Jahren,
Dass es ihr an edlen Geistern fehlt,
Dir ihr einst den hohen Sitz gegeben.
Neue sind's, die masslos sich erheben,
Nicht voll Ehrfurcht solche Mutter scheun!
Gatte, Vater, dein
Amt allein ist*s, Hilfe ihr zu bringen,
Weilt der Höh're doch bei andern Dingen.
SELTEN nur, dass hochgestecktem Ziel
Launig Glück nicht widerwillig sei,
Das oft Kühnen selbst die Lust vertrieben.
Aber diesmal ist der Weg dir frei,
Will darum von alter Kränkung viel
Ihm verzeihn, da sich's nicht treu geblieben.
Was man auch ins Buch der Zeit geschrieben,
Einem Sterblichen lag wohl noch nie
So wie dir die Ruhmesstrasse offen;
Aufrecht stehn durch dich, irrt nicht mein Hoffen,
70
Kann noch diese edle Monarchie;
Preisend rufen sie:
Andre halfen einst der Starken, Jungen,
Dieser hat sie alt dem Tod entrungen!
AUF tarpej'schem Felsen, o Ranzone,
Sieh' den Ritter, der Italien ehrt.
Dem nur Andrer Heil war Wohl imd Wehe.
Sag' ihm : Einer, der dich in der Näiie
Noch nicht sah und doch dich liebt und ehrt.
Ruft: Von dir begelirt
Feuchten Aug's, diin sich die Ldden spiegeln,
Hilfe Rom von allen sieben Hügeln.
xxvu
Mehr war, der Diana liebte, nicht entzückt.
Da er sie eiosty ohn' jaches Gewand
Inmitten kühlen Flutenbads erblickt,
Als ich, da ich die braune Hirtin fand,
Wie sie den leichten, duft'gen Schleter spülte,
Der sonst im Winde blondes Haar umwand.
Er machte, dass, trotz heissem Sonnenbrand,
Ein Liebesschauer mir die Glieder kühlte.
72
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xxvni
Kann blind, Verlangen, das mein Herz verzehrt,
MkStimdeQ zahlen mich nidit mdir betrogen,
So flieht die Zeit, die gnädig man gewährt
Indem ich nde, und ich muss mich fügen.
Gibt's bösen Schatten, der dem Reifen wehrt,
Wenn doch der Saft schon in die Frucht gestiegen ?
Hab' ich im Stall ein Raubtier nicht gehört?
Muss zwischen Ähr* und Hand die Mauer liegen ?
Ich weiss es nicht, doch kann ich eins erkennen;
Nur trauriger macht Amor mein Geschick,
Lockt er mich in so wonnevolles Sehnen.
Jetzt könnt ich, was ich einmal las, erwähnen:
Dass kemem vor dem letzten Augenblick
Geziemt, sich einen Glückhchen zu nennen.
73
XXIX
esegnet sei der Tag, der Mond, das Jahr,
vJ^Die Jahreszeit, das Wetter, Ort und Stimden
Das schöne Land, wo mich zuerst g<^iinden
Und festgebannt das schönste Augenpaar;
Gesegnet sd die wonn%e GeSahr,
Die jedem droht, der Amor sich verbunden,
Sei'n Pfeil und Bogen, Uisach, meiner Wunden,
Davon vid Weh ins Herz gedrungen war.
Gesegnet auch, dass ich so viele Mal
£rtönen Hess den Namen meiner Lieben,
Die Trflnen, Wünsche, alP die Herzensqual.
Heil auch den Blättern, ihr zum Ruhm beschrieben.
Den ihr gewidmeten Gedanken aO',
Darin für keine Andre Raum geblieben.
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XXX
Himmlischer Vater, nach verlornen Tagen,
Nach Nächten, hingebracht mit leerem Tand»
Als mir in küluiem Wunsch das Herz entbrannt,
Und ich Unseliger sah so hold Betragen:
Gib neues licht, damit ich ohne Zagen
Mich schöner'm Werke wieder zugewandt,
Dann wird, hat er sein Netz umscmst gespannt,
Mein Gegner zürnen ob der Niederlagen.
Erfüllt sich doch, o Herr, das elfte Jahr,
Seit ich dem mitleidlosen Joch erlegen.
Das den Getreusten drückt mit stärkerm Bangen;
Erbarm' dich meines Leids, das unwert war.
Führ' den verirrten Sinn zu bessern Wegen,
Erinnr' ihn, dass du heut' am* Kreuz gehangen.
75
XXXI
Als meine Farbe heuf euch so ersduen,
Dass ihr schon au den Tod habt denkea
mflsseDy
Ergriff euch Mitleid und das holde Grussen
Liess noch das Leben nicht aus mir entfliehn.
Dies schwache Leben, das mir noch geblieben,
War einzig eurer schönen Augen Gabe
Und eurer Stimme, süss wie Engelsang.
Aus ihr erkenn' ich, was ich bin und habe;
Und gleich dem Tier, durch Schläge angetrieben,
Ward meine Seele wach, die müd' und krank.
Die beiden Schlüssel, — und das sei euch Dank —
Von meinem Herzen sind in euren Händen;
Ich weiss mich nun mit jedem Wind zu wenden,
Und was ihr gebt ist lieblicher Gewinn.
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XXXII
T inks blieb das Ufer vom T3miieneniieer,
Dort sah ich gleich das 8tol2se Lauo sich d^nen,
Davon noch manches Blatt zu schreiben wär.
Das Herz war liebentflammt und theb mich, eh r
Gemahnt an blonde Flechten^ jene schönen»
Als dass im Gras es niocht' ein Bächlein wälmen
Und ich hindnfiel, wie ein Toter sdiwer.*
In Busch und HOgel voller Scham und Zorn
Sah ich mich ganz allein, doch die genügen
Dem edlen Sinn, nicht braucht er andern Sporn.
Auch sah ich Aug' und Füsse voll Vergnügen
Dabei vertauscht: nässt diese jetzt der Born
Lässt ihn ein mildrer Lenz wohl dort versiegen.
Wogenbrandimg rauscht in KJagetönen,
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XXXiU
Darf ich nun eure heiPgen Lande schauen,
So fasst mich Reu' um schiecht verbrachte Zeit :
— Elender, auf: Was tust du? Also sdtreit
Es laut» und weist den Weg zu Himmelsauen.
Dann will ein anders Meinen dem nicht trauen,
Und widerspricht: Wie fliehst du denn so weit?
Besinne dich, vorüber eilt die Zeit,
Willst -du hamkehrend unsre Herrin sdiauoi.
Und hab' ich die Gedanken reden hören,
Werd' ich zu Eis^ wie man zuweilen sieht
Wenn böse Ktmde kam uns zu verstören:
Der eine kehrt zurück» der andre flieht;
Wer weiss, wer siegen wird? ohn' aufzuhören
Währt ihr Gefecht, wie's wohl noch oft geschieht
78
I
I
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X2üav
icht glOckf 8, ich weiss, natOrlidiein Verstand
1 \ Sich, AmoTy sicher gegea dich zu stellen»
Bei so viel Schlingen, hinteriist'gem Prdlen,
Dem scharfen Griff, den ich so oft empfand.
Doch neuerdings, was ich voll Staunen fand,
[Ich sag's voll Anteil an dergleichen Fallen,
Wie ich's erfahren auf den salz'gen Wellen
Ba Elba, Giglio, an Toskanas Strand],
Floh ich vor dir, und fahrend übers Meer,
Bewegt von Himmel, Winden, Luft und Wogen
Zog ich als Pilgersmann und imbekannt;
Da, deine Boten 1 Nicht weiss ich woher.
Nur, dass der ttbel fährt, der sich entzogen
Dem Schicksal durch Versteck und Widerstand.
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XXXV
Wefl kuiz d« Leb«. Dauer.
Und weil dem Geist vorsolchem Werke bangt,
Hab' ich bis jetzt noch beiden nidit getiaat;
Doch wo's das Herz verlangt^
Und wo sie weilt» versteht man meine Trauer:
Schreit sie doch dort mein Schweigen selber laut!
Euch holden Augen, drin sein Nest gebaut
Gott Amor, sei mein schwaches Wort geweiht,
Träg von Natur und doch von Lust getiieben:
Dem, der von euch geschrieben
Verlieh ja schon der Stoff ein vornehm' Kleid,
Der Liebesflügel Schlagen
Hebt ihn empor ob aller Niedrigkeit;
Auf ihnen schwebend will ich Dinge sagen,
Wie ich sie lang im Herzen still getragen.
NICHT weil mir fremd geblieben,
Dass durch mein Lob euch Ehre nicht geschah,
Doch widerstand ich solchem Wmisch nicht leicht,
Seitdem ich vor mir sah.
Was selbst die Phantasie uns nicht beschrieben,
Und was nicht mein noch andrer Wort erreicht
Ihr nur, durch die mich süsses Leid beschlddit,
Könnt mich verstehn, ihr wisst es ganz allein.
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Und wenn ich Sdbnee vor solchen Strahlen werden
Geschah's, weil als Beschwerde
£uch meine Niedrigkeit im stand
Wär' dies in Sorge -Schweben
Nicht lindenmg für meinen inncm Biand,
Dann lieber nicht mehr sein. Statt ferne leben,
Weit besser sich dem frühen Tod exgeben*
DOCH dass nicht ganz zerstöre
Ifidi schwach Gesdhöpf die so gewaltige Ciat,
Nicht wirkten's eigne Kiäfte treu bemüiit,
Ndn, Furcht madit, dass das Blut
Durch Adern wallend sich in Eis verkehre
Und stiller durch die Herzenskammem zidit
O Hügel, Täler, Flüsse, Wald und Ried,
Ihr Zeugen, wie mich schwer das Leben drückt.
Oft hörtet ihr mein lautes Todessehnen.
O Schicksal voller Tränen i
Das Bleiben zehrt, und keine Flucht entrüdct
Wenn schwereres Bedenken
Mich nicht noch zQgelte^ waf ich geschidct
So harten Qualen rasches End' zu schenken.
Sie nur ist Schuld, die solche wenig kraakenl
O LEIDy was fuhrst du weiter .
8i
Als ich gewollt vom rechten Wort mich ab?
Wütet, dass ich geh', wohin die Lust mich treibt?
Nicht euretwegen hab',
Ihr Augen, ich geklagt, so göttlich heiter.
Noch über ihn, der mich in Ketten schlug.
Ihr habt, mit was für Farben, bunt genüge
Amor mein Antlitz färbte, oft geschaut,
Denkt also, was er drin zustande brächte!
Da, wo er Tag und Nflchte
Wohnt mit der Macht, die ihr ihm anvertraut,
Ihr Sterne voller Freud»
Und Seligkeit, nur, dass ihr euch nicht schaut!
Doch wenn zu mir sich eure Strahlen leiten»
Seht ihr an andern erst, was sie bedeuten.
WÄR' euch die Götterschöne,
Die einz^ie, von der ich rede^ so
Vertraut wie dem, der staunend vor ihr steht,^
Zu ungemessen froh
War* euer Herz, und darum ist wohl jene
Kein Teil der Kraft, durch die ihr lebt und seht
B^Mdrt das Herz, das nach euch seufizt und fl^t,
Ihr Himmelskerzen; Dank für dieses Sein
Fühl^ ich durdi eudi, sonst gflt mir nichts daneben. '
Warum so selten geben,
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Was doch mir niemals stillt des Hungen Pein?
Warum nicht oft mich finden
Als Gegenstand von Ämois Spölterein?
Warum so greifbar mir das Glück entwinden,
Was doch bisweilen darf mein Herz empfinden?
ICH sag: Von Zeit 2U Zeiten
FüUt sich mein Herz, dank em^r Huld, erfasst
Von ungewohntem, neuen süssen Glück;
Dami fdhlf s die schwere Last
Trübseliger Gedanken niedergleiten;
Von tausenden bleibt einer nur zurück
Und gibt dafür mir kurzes Lebensglück.
Wenn dieses Glück von langer Dauer wär*.
Kein anderes dürft' sich ihm vergleichen können.
Nur möchte Neid entbrennen
Und Hochmut in mir selbst durch so viel Ehr'!
Doch ob wir uns auch kränken»
Auf Lächeln folgt der Tränen Wiederkehr:
Sie mahnt, die Feueigeister abzulenken.
Und Einkehr haltend an mich selbst za denken.
DAS KeberfOllte Wesen
Der Seele offenbart sich mir durch euch,
So, dass mein ganzes Hens vor Freude strahl^
83
tJnd Worte Weike» reich
An solchem Wert sich aus dem Innern lösen,
Dass ich UnsterbUdikeit zu hoffen wag*! —
Seh' ich euch, so verschwinden Angst und Plag*
Und kehren wieder, wollt ihr ferne sein.
Doch füllt noch Liebe die Erinnerungen,
So dass de nicht gedrungen
Bis in den innersten Gedächtnisschrein.
Hab' ich euch nun geboten
Manch' schöne Frucht, euch dank' idi sie allein.
Ich bin ja nur ein Feld aus dürren Schollen,
Durdi eudi bestellt: Nur euch ist Ruhm zu zollen.
NICHT Ruh', Kanzone, gibst du, schürst die Glut,
Sprech' ich von jenen, die mir selbst mich rauben,
Dodi, dass du niditaDein bleibst, darfst du glauben.
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XXXVI
Was eure Augen geben,
O edle Henmy ist ein milder Schein,
Der mir die Strasse zeigt zum Himmelstor.
Blick' ich hinein, wo dann mit mir alldn
Nur Liebe weilt, durch langgewohntes Leben,
Schant^ sichtbar fast, das Herz daraus hervor.
Dies Schauen hebt zum Rechttcm mich empor,
£s ^bt zu ew'gem Ruhm mir das Geleit,
Und trennt mich von der niederen Kohorte;
Nie könnten Menschenworte
Ersählen, was der Augen Herrlichkeit
Mir gab für Lust und Bangen:
Ob uns mit Reif der Winter rings bestreut,
Ob sich der Frühling jährt mit neuem Prangen,
Wie damals, als mein Leiden angefangen.
ICH denke: Sind dort oben
Des Stemenlenkers Werke auch so schön
Wie jenes, das die Erde schon genoss.
Dann wfll als frühen Lohn
Ich die Befreiung aus dem Kerker loben.
Der mir den Weg zu solchem Heil versdiloss.
Sonst trag' ich wie bisher mein Kämpferlos:
Dank der Natur, dank dem Entstehungstag^
Durch welche mich so grosses Glück getroffen
Und ihr, die mich zum Herfen
Emporhob, da ich träg' und müde lag.
Mem Denken zu gemessen
Gelingt mir jetzt erst, das seit jenem Tag
Mein Herz erfüllt mit allem Hohen, Süssen
Da: schönen Augen, die es mir erschfiessen.
JEGLICHES Womieleben,
Das Liebe oder wechselvolles Glück
Dem spendeten, den sie zumeist geliebt,
Tauscht' ich für einen Blick
Der Augen, die allein mir Ruhe geben,
Wie sie dem Baum die eigne Wurzel gibt
O schöne Funken, die ihr Segen übt
An meinem Leben, seine Lust entfacht,
An der ich leis veigeh' und mich verzehre!
Wie jedes Licht ins Leere
Verlischt und schwindet, wo das eure ladit.
So wird an Hass und Lieben, —
Wenn jene Wonne erst in ihm erwacht» —
Aus meinem Herzen alles schnell vertrieben,
Kur ihr imd Amor seid darin geblieben.
86
so viel der Wonnefülle
Auch eiDSt der Alumesäiiger Herx empfand,
Sie sinkt in Nichts, eh' sie der meinen gleicht,
Wenn ihr den Blick gewandt
Und schwarz im Weissen schimmert die Pupille,
Drin Amor sich im frohen Glänze zeigt
Sdion bis zu meiner Wiege, mein' ich, rddit
Des Himmels f üisicht: G^en Schicksalsneid
Und Mängel ward dies SGttel v<»behalten.
Oft sind des Schleiers Falten
Mb* Feind, ist es die Hand, die mir zum Leid
Sich zwischen mein Entzücken
Und meine Augen schieben, draus allzeit
Sich löst in Tränen, was mich will bedrücken
In guten wie unsd'gen Augenblicken.
SEH' ich voll Kummer nun, was mich betroffen
D«tss all mein Sein und Können zu gering,
Als dass dies schöne Auge auf mir ruht.
So müh* ich mich und zwingt
Mich wert zu sein bei also kühnem Hoffm
Auch dieser edeln nie erloschn» Glut
Wär' ich ziun Bösen trSg', voll Wagemut
Zum Guten und Verächter eitler Dinge,
Vielleicht» dass ich's erringe,
Und machte mich noch güt'gen Urteils wert.
Nicht soXVs mehr TrSnen geben, —
Da solches nur ein traurig Herz begehrt —
Schau' ich der schOnen Augen sQsses Beben:
Die Hoffnung Liebender, ihr letztes Streben.
KANZONE, eine Schwester weilt nicht fem.
Die andre will im Haus sich voibereiten;
Daher beschreib* ich wohl noch manche Seiten.
88
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xxxvn
Da glühendes Begehren
Mich, der ich niemals ohne SeufsBer blieb,
Ninii nach des Schicksals Lauf zum Reden zwingt,
Soll Amor, der mich theb.
Mich audi begleiten, mich die Strasse lehren,
Und fügen, dass mein Sang harmonisch klingt
Nicht, dass mein Herz in Weichlichkeit versinkt.
Weil es, so fürcht' ich, da zu tief empfand,
Wo nie hinein der andern Blicke dringen:
Entflammen soll mich der Gesang, beschwingen.
Nicht sei, wie ich's zu andern Zeiten fand,
Entmutigt, voller Bangen
Und olme wahres Feuer der Verstand.
Verging ich doch, wenn meine Worte klangen,
Dem Schneemann gleich bei heller Sonne Prangen.
ERST wollt' ich mich berücken:
Im Singen Hand* idi fOr der Wtknsdie Glühn
Noch Frieden oder kurze Waffeniast
Dies Hoffen machte kflhn.
Was ich empfand in Worten auszudrücken,
Jetzt lasst es mich im Stich und schwindet fast
Doch darf ich meinem Werk mich nicht entziehn.
Aufhören nicht mit meinem Liebeslied:
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£r rdsst mich fort der übermachfge Wille,
Und im Verstand ist Stille,
Der anfangs lenkte und nidit rflckwarts zieht
Nun, Amor, lehr' mich singen,
So herrlichy dass, wenn jemals noch mein Lied
Soll an das Ohr der schönen Feindin dringen,
£s, wenn nicht liebe, Mitleid mag erringen.
ICH sage: Wenn vor Zeiten,
Als man für wahre Ehre noch entbrannt,
Der Eifer manchen durch die Welt geschickt
In fementlegnes Land,
Zu suchen hinter Meer- und Hügelbreiten,
Wo man die höchs^jepiies'ne Blume pflückt;
Weaa Gott Natur und liebe nun geschmflcfct
Mit allen Tugendreizen sonder Zahl
Die schönen Sterne, drin ich froh verweile,
Dann frommt's nicht, dass ich eile
Jenseit des Meers in Länder andrer Wahl
Allzeit zu ihnen wenden
Will ich midi nun» Heilquelle jeder Qual;
Und kommt ersehnter Tod den Lauf zu enden,
Ihr Anblick nur kann mir noch Hilfe spenden«
WIE bei des Windes Toben
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Der mflde Schiffer nachts das Haupt erhebt
Zum treuen Stemenpaar an unserm Pol,
So will ich, stmrmduichbebt
Von Liebesleid, die Sirahlenaugen loben,
Die meine Ftkhxer sind, mein einzig WohL
Ach, leider mehr als was ich haben soll
Ist, was, wie Amor lehrt, ich schnell errafft^
Nicht wird es mir ssuteil als holde Gabe,
Und was ich bin und habe,
An ihnen mess' ich's nur an Wert und Kraft
Nach erstem mich - Ergötzen
Hab* ohne sie nichts Gutes idi gesdiafft,
An höchste Stelle musste ich sie setzen,
Und meinen eignen Wert für nichtig schätzen.
STILL für mich selbst betrachten.
Geschweige denn erzählen könnt* ich nie.
Was für mein Herz die müden Augen tun.
Jedwede Freude, die
Dies Leben gibt, ist da gering zu achten,
Und jede andre Schönheit schwindet nun.
Ein leidbefreites friedevolles Ruhn,
Wie es für ew'ge Zeit der Himmel, hegt»
Scheint liebewarmem Lächeln zu entschweben.
Sah' ich in meinem Leben
Nur emmal wie aie Amor Uebiich regt»
Ganz nah und niemals wieder,
So dass sich kein Ge&tim dabei bew^
Nicht maner dächt* ich da nodi andrer BrQder»
Kaum einmal zuckten meine Augenlider.
ACH, dass ich voll Verlangen
Einheigeh^ nie auf der EifCÜlung Spurl
Von Wünschen leb' ich, hoffen kann ich nicht
Beteite Amor nur
Die Zunge, hielte sie nicht stets gefangen,
Wenn schon das Auge sank vor zu viel Licht!
Dann wOid' idi kitfin und man erfuhr noch nicht
So NeueSi wie man da von mir gehört;
Wer es vernähme, weinte wohl zur Stunde.
Doch durch die stete Wunde
Wird mir das Herz gewaltsam abgd^ehrt;
Ich fühl's, wie ich erbleiche.
Das Blut entweicht, wer weiss wcäun es Ukat
Dies weiss ich nur: ich bin nicht mehr der gleiche,
Und Amor holt sich Kraft zum Todesstreiche.
KANZONE» müde fühl' ich meine Feder,
Weil wir so lang und süss geredet hatten.
Doch will die inn're Zwiesprach' nicht ermatten.
9«
L.iy,.,^uo Ly Google
XXXVIII
Wenn wir mit Poliklet uns hier vergleichen.
Mit aUen, deren Nadiruhm zu uns spricht,
Sie schauten, selbst durch tausend Jahre nicht
Der Schönheit klemsten Teil, der ich zu eigen.
Mein l%non war gewiss in Himmelsreichen,
Eh' noch die edle Frau aus jenem Licht
Herniederstieg, und bracht* ihr schön' Geadit
Dort aufs Papier, um es uns hier zu zeigen.
Denn aus dem Paradiese stammt das Bild,
Nidit hier aus unsrer traben Atmosphäre^
Wo in den Körper sich die Seele hüllt
Dort glückte ihm, was hier nicht möglich wäre,
Wo er die Hitze, wo die Kälte fühlt
Und auf den Augen alle Erdenschwere.
/
93
XXXIX
Als Simon zum grossen Werk bereitet.
Der Stift auf meinem Wunsch eigriffen ward.
Hält' er das Bildnis von so edler Art
Mit Stimme noch und Intdkkt bq;kitet,
Wie hätt' er freudig mir die Brust geweitet! —
Was andern wert ist, dünkt mich mindrer Art, —
Und doch erscheint sie hier demütig, zart,
Als ob sie Frieden für mich vorbereitet
Als idi sie anzureden nun b^hrte^
Erschien mir's fast, als hört' sie freundlich zu,
War's doch, als ob ich schon die Antwort hörte!
Pygmalion, wie lobend preisest du
Dein eigen Werk, das tausendmal gewährte, ,
Was einmal sdion genügt fOr meine Rubi
94
Digiii^ca üy Google
XL
Ich bin so mOd, seit sich zum Druck vereint
Üble (jrewrohnheit und vaisäumte Pflidit,
So bangy ich bleib' auf rechter Strasse nicht«
Und fair noch in die Hände meinem Feind.
Mich zu befrein kam wohl ein hoher Freund
Aus höchster» unbegrenzter Liebespflicht»
Dann flog er fort von meinem Angesicht,
Dass er, so viel ich schau', nicht mehr erscheint.
Noch hör' ich seine Stimme niederbeben:
— Ihr alle, die mühselig und beladen,
Kommt her zu mir, hemmtandresnichtdieHerde. ~
Welch* gütiges Geschick wird voller Gnaden,
Und liebevoll mir Taubenf lügd geben,
Dass ausgeruht ich aufsteig' von der Erde!
95
XLI
Wie es gesdiidht, dass, wem die Sehne klirrt
Ein guter Schütze weiss» ob ihm der Bog^
Nicht gut gedient, der Sdiuss voibeigeflogen,
Ob er ins Ziel genau hineingeschwint,
«
So habt, traf euer Blick mich unbeirrt,
Auch ihr, o Herrin, euch wohl nicht betrogen,
Dass er ins tiebte Hen hinemgezogen.
Dem ew'ge Tränenfhit entquellen wird.
Und sicher bin ich, dass ihr also spracht:
— O Ärmster, wohin führt dich das Verlangen?
Mit diesem Pfeil hat Amor Tod gd>racht. — -
Nun, da ihr seht, wie mich der Schmerz gefangen,
Führt» was die Fände nodi aus mir gemacht.
Zwar nicht zum Tode, doch zu grösserm Bangen.
96
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XLU
ntflohn dem Kerker, drin mich Amor schloss,
^Manch' Jahr mich hielt nach Laune und
Sagt* ich, o liebe Fiamiy euch kaum in langen
Berichten, wie die Freiheit mich verdross.
Es sprach mein Herz: allein und liebelos
Könnt* es nicht leben; sieh' da kam gegangen
Der Falsche» mit erlognem Zeug behängen»
Dass Weis're noch traf des Betrognen Los.
Und rückwärts schauend, wie viel Male sagt' ich:
— O weh, die Ketten, Fesseln» jenes Joch»
Sie waren mehr als Freiheit mein Entzücken.
Ich Ärmster» ach» wie spät erfuhr ich's dochl
Und ach, wie lang mich zu befreien plagt' ich
Mich von dem Wahn» drin ich mich sollt' verstricken.
Verlangen,
97
XULLI
Die goldnen Haare flatterten im Wind,
Der 8ie in Ringeln hin und wieder wandte»
In ungewöhnlich sdiOnem Glänze brannte
Der Augen Licht, die nun so trübe sind.
Innig Emi^den färbte wann und lind
Ihr Antlitz, wie ich richtig wohl erkannte,
Was Wunder» der ich iieberf üllt mich nannte
Wenn mir das Herz zu brennen gleich beginnt.
Nicht wie die Menschen schreitet sie einher.
Nein, Engeln gteidi und ihrer Worte Laut
Erklingt auch anders wie aus Menschenmunde.
Ein himmlisch Wesea hab' ich da geschaul
Gleich einer Sonne; ist sie's nun nicht mehr.
Heilt auch bei schlaffer Sehnen icht die Wunde..
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xuv
ie schöne Frau, die dk vor allem wer^
JLx Ist nun so jäh aus unserm Kjreis geschieden,
Zum Himmel, hoff idi, stieg sie auf in Frieden:
Ihr süsser, milder Ausdruck hat's gelehrt
Die beiden Schlüssel, die ihr lang gehört
Von deinem Herzen, sind dir nun beschieden;
Folg* ihr auf gradem Weg, damit hinieden
Dich Eidenbörde tenger nicht beschwert
Ist sie dann abgetan die schwerste Last,
Entledigst du auch bald dich von den andern,
Dem Pilger gleidi von jeder Bürde frei;
Du siehst wie alles muss zum Tode wandern
Und das Verlangen jede Sede fasst,
Dass leicht für sie der schwere Aufsti^ sei.
99
XLV
Nun Uage Amor und ihr Frauen klagt.
Klagt auch ihr Liebenden in allen Landen,
Es staxby der seine Kunst so gut verstanden»
Der, als er lebte» Ehre euch gemacht
Dass mir der Schmerz die Tränen nicht vansagt
Bitt* ich für mich, so vide nur voihanden,
Und dass die Seufzer auch sich willig fanden»
Bis ich dem armen Herzen Luft gemacht
Die Lieder, Reime weinai nun vereint,
Da unser Meister Cino, auserkoren
Zum Ruhm der Liebe, jetzt von uns gegangen;
Der schlimmen Städter Schar» Pistoja weint»
Weil sie den edlen Bürger nun verloren:
Froh sei der Himmel» der ihn jetzt empfangen«
ICO
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XL.VI
Könnt* ich Gedanken doch in Vene achliess«,
Die ich im Herzen trage» tief verwahrt»
Kein Wesen wflr^ auf Eiden je so hart,
Dass es nicht wahres Mitleid mir erwiesen.
Ihr sel'gen Augen, die ihn fühlen liessen,
Den Schlag, den mir nicht Helm noch Schild erspart,
Euch ist ja Leib und Seele offenbart.
Mag sich der Schmerz auch klagend nicht ergiessen.
Da euer Blick kann in mein Inneres sehn.
So wie durdi Gldser dringt der Sonne Lidit,
Genügt der Wunsch, auch ohne dass ich rede.
Der Glaube sdiadete Maria nicht,
Noch Petrus, nur mit mir hegf, er in Fehd^
Und ausser euch kann niemand mich verstdm«
lOI
XLvn
Das Fenster, wo ihr eine Sonne seht,
Warn's ihr gdäUt, die andre Mittagf imQ^
Und jenes, wo der kalte Nordwind heult,
Woon Winteiluft den knnen Tag dwchwdt;
Die Steinbank, drauf, weoai hodi die Sonne atdi^
Madonna ruht und in Gedanken weilt.
Und mancher Ort dran sie vorfoeigeeilt»
Fusspuren, wenn die Schöne weiter geht;
Der schlimme Ort, wo Amor mich erreicht.
Und jeder Lenz, in dem mn* Jahr vm Jahr,
Die Wunde brennt am Tage, wo's geschah,
Ihr Antlitz und ihr Wort, die immerdar
Im treuen Herzen stehn — sie haben's leicht:
I>efi Augen bringen sie das Weinen nah»
102
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XLvm
Hannibal siegte, doch «r tat nicht gut
Auf ungenutzten Siegesruhm zu bauen,
Damm mein lieber Herr, dass iolcb' Vertrauen
Auch euch nicht schade, seid aul eurer Hut.
Die Bärin voller Zorn für ihre Brut,
Die ihre Maikoet heut* nodi adiwer veidanen,
Verzehrt sich innerlich, schärft Zahn und Klauen,
Daoit sie Rache üb* an unaem Bhit
So lang sie noch der neue Gram betrübt,
Lasst nicht das Schwert ruhn, das sich Ruhm er-
worben.
Wohin das GlOck euch ruft, da folgt viehnehr
Auf gradem der, auch wenn ihr gestorben.
Euch noch nach mehr ab tausend Jahren Ehr*
Und hohen Ruhm auf dieser Erde gibt
103
XLIX
rhoffter Weit, der euch schon da geädert^
XJ^Ab Amor sidi acuerst um euch bemühte,
Trägt heut' die Frucht entsprechend jener Blüte,
Und mein Vertrauen hat sich nidit geirrt
Drum rät' mein Herz, dass aufgezeichnet wird»
Was eures Namens hohen Preis verriet^
Damit das Pergament ihn sicher hüte,
Weil man im Marmor doch kein Leben spürt
Glaubt ihr, man würde die Sdpionen heut\
Marcell und Cäsar noch als solche nennen,
Würd' es durch Erz und Marmor nur vollbracht?
O mein Pandolf, nicht dauert lange Zeit
So gar gebrechlich Werk; nein, unser Kennen
Hat Menschenruhm unsterblich erst gemacht
104
uiyiu^LU Ly Google
L
SennucciOt wisse nim, in weldier Art
Man mich behandelt, wie mein ganzes Leben
Ich brenn' und schmachte, was sich auch begeben.
In Lauras Macht steht, was ich war und ward.
Bald seh' ich sie voll Stolz, bald mild und zart,
Bakl streng, baldsanft,baIdgrau8am,fronundand>en,
Bald hat sittsame Anmut sie umgeben.
Bald ist sie weich, bald wieder wild und hart
Hier sang sie lieblidi und hier sass sie nieder,
Hier wandte sie den Schritt, hier hielt sie an.
Hier war's, wo mir ins Herz die Blicke drangen.
Hier sprach sie und hier lächelte sie wieder,
Hier war sie traur%. Ach in solchem Bann
Hält Amor mich bei Tag und Nacht gefangen.
105
u
Hier bin ich halb nur, wftr* idi's gans, mit endi,
O mein Sennucdo, wie ihr 's selber schätzt;
Her kam ich vom Gewitterstann gehetzt»
Unwirtlich machte er das Wetter gleich.
Jetzt bin ich sicher, und nun sag* ich euch.
Warum der BHtz midi nidit wie sonst entsetst,
Wie mild, doch nicht gelöscht, meinen Sehneo
jetsi
Noch immer kräftig brennt im Herzensreich«
Kaan angekommen, wo die Liebe thront,
Sah ich, wo jene reine Luft geboren,
Die Donner bannt und stillt des Windes Wehn.
Amor entfacht im Herzen wo sie wohnt.
Die Glut aufs neu', da ging die Furcht verioren:
Was täi' ich, dürft' ich ihr ins Auge sehn!
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UI
Dem adilmiiiien Babykm, wo jede Scbam
Gewichen ist und alles Gute weit,
Irrtum gebärend, Herbeig' für das Leid»
Entfloh ich, weil mein Leben krank und lahm.
Hier leb' ich einsam und als Amor kam,
Pflückf ich bald Reim bald Bkme, stets bereit
Mit ihm zu reden, und auf bessre Zeit
Vertrauend find' ich Trost fOr meinea Gram.
Der Hanfe stört michiiiditt umQfld^ niditrechf idi.
Um mich nicht soig' ich, noch um niedre Dinge»
Nicht drin nodi draussen macht^s mir wann nodi
kalt
Nur zweie vOnsdit' ich her: Von einer möchf ich»
Dass sie ein friedlich mildes Herz mir bringe,
Dem andern gab' sein Fuss» wie froher Halt
107
Liir
em Fetaen, der dies Tal geacfalosseii hat,
JL^ Davon auch die Benennung herzuschreiben.
Ihm sollt' aus Abscheu» Babel rücklings bleiben»
Und blicken sollt er nach der Römerstadt
Dann hätten meine Seufzer leichtem Pfad,
Dort, wo ihr Hoifeu wohnt, ihr Spiel zu treiben.
Jetzt gehn sie mühsam, doch zurückzubleiben
Wagt keiner, alle folgen meinem Rat
Und jenseits sehn sie freundlich sich geboigen.
Wie ich wohl merke, keiner kehrt zurück.
So freudig eilen sie den Ort za grüssen.
Den Augen fehlt es nur: Kaum naht der Morgen,
Entzieht er ihnen den eisehnten Blick:
So gibt es Tränen, Müdigkeit den Füssen.
to8
uiLjUi^ca üy Google
UV
Ein Wdb, das schöner als die Sonne war.
Noch leuchtender und ihr an Alter gleich,
An hohen Reizen reich.
Hat mich noch jung für ihre Schar erlesen.
In Tat und Worten, in Gedanken war
[Nicht viele sind auf Erden diesai gleich],
In j^lichem Bereich
Mir stets voran das schöne, stolze Wesen;
Durch sie nur blieb ich nicht, was ich gewesen,
Oer ihre Ai^en in der Nah' ertrug;
Ihr dank' ich's, dass zum Flug
Ich mich empor, zum frühgewagten schwang.
Und komm* ich nun in den ersehnten Hafen,
Leb* ich durch sie noch lang,
Sollt ich für andre schon als Toter schlafen.
SO fahrte diese Frau mich lange Zeit,
Mich, der ich ganz in Jugendlust entbrannt.
Und wie ich jetzt erkannt.
Um ihr von meiner Kraft Beweis zu geben.
Wies sie mir nur den Schleier, nur das Kldd,
Verborgen das Gesicht und abgewandt
Idi, in dem Wahn, gekannt
Uätt' ich sie ganz, schritt froh durchs junge Leben:
109
Noch jetzt kann mir Erinnerung Lehren geben.
Ab idi dann besser nodi ins Weite sah,
Sag" ich» dass sie erst da
Sich, wie's nodi nie geschehn war, mir enfhtklh.
Da fühlte ich mein Herz zu Eis erkalten»
Was heut und immer gilt,
Bis sie mich wird in ihren Armen halten.
DOCH lähmten Frost und Furcht mich nicht
genug,
Dass ich mir selbst nicht neue Kühnheit lieh;
Ich sank vor ihre Knie,
Auf dass doch mildre Blicke mich erfreuten.
Und sie, die schon zurück den Schleier schlug,
Bq;ann zu mir: — Mein Freund» nun schau doch»
wie
Ich herrlich bin» und sieh»
Dass man, was dir gebührt, dir mag bereitenu
— Madonna» — sprach ich — euch war schcm.
vor Zeiten
Mein Herz geweiht, heut fühl' ich» wie es br^omt
Und meine Seele kennt
Ein andres WoUea oder Wünschen oicfat —
Da sprach sie in so wunderbaren Tönen
Und ein^ Angesicht»
HO
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Dais mir's fOr ewjg bleibt in Furcht und Sdinen:
— NUR sdten war's, wenn man an meinen Wert
Auch in der grosseot Menge oft gedacht,
Dass sich einmal entfacht
Ein Ffinklein in der Brust — von kurzem Leben.
Demi meine Feindin» die das Gute stört,
Sie löscht es schnell, die Tugend amkt in Nacht,
Und eines andern Macht
Veiheisst bequemes, ruhigeres Leben;
Amor, der dich erweckt zum ersten Streben,
Berichtet Wahres und nun sdi idi klar:
Dein Wunsch zeigt offenbar
Dich wOrdig fOr so hohen Zieles Preis.
Und dass du meiner seltnen Freunde einer,
Set eine Frau Beweis,
Die deine Augen froher macht und reiner. —
FAST rief ich schon, dass dies unmöglich sei;
Doch sie: ~Jetzt sdiau, — [da hab' ich aufgeblickt]
Zu höherm Ort entrückt,
Ein Weib^ die skh von wen'gen liess ericennen. —
Die Slime senkt' ich da mit frommer Scheu,
Eiglühend und im Innersten entzückt
Und sie^ die mich mit Lächeln angeblickt:
— Wohl kann ich, wo dein Sinn geweilt, erkenneOt
Denn wie, wo hell der Sonne Strahlen brennen»
Eia jeder andre Stern am Himmel schwand.
Halt nicht mein AnblidL stand.
Der minder schön vor jenem Glanz erblich.
Doch lass' ich mit den Meinen dich sosammen,
Da wir geschwisterlich,
Sie mir voran, emer Gd>nrt entstammen. —
NUN löste sich die Fessel jener Sdiam,
Dnn meine Zunge noch gefesselt lag.
Seitdem beschämt der Schlag
Mich des Erkennens traf, dass sie's erkannte.
Und idi begann: — Ist's wahr, was ich ver-
nahm,
Dann sei dem Vater Heil und Heil dem Tag,
Seit schön die Welt vermag
Durch euch zu sein und seit ich fflr eudi brannte.
Und wenn ich je vom rechten Weg mich wandte^
Ist meine Reu' noch tiefer als ihr ScheiiL
O könnt' ich würdig sein
Mehr m erfahren, so versagt mir's niditl —
Nachdenklich war die Antwort, und sie blickte
So fest mir ins Gesicht,
Dass tief ins Herz sie Aug* und Worte schickte.
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— Wie unser ewiger Vater es gewollt
Gab die Geburt uns schon Unstei:bUchkeit;
Euch ist's nicht Meb noch leid,
Elende l Besser wohl, wenn wir nicht w^enl
Nicht allzulang geliebt und schön und hold
Sind wir gewesen, und jetzt schon so weit,
Dass jene flugberat
Sich hebt zur alten Freistatt heimzukehren;
Ich bin nur Sdiatten, um dich zu bdehren
George, was man schnell beeilen kann. —
Den Fuss erhob sie dann
Und sprach: — Dass ich forteile fürchte nicht. —
Als sie ein grünes Lorbeerreis gefunden.
Das sie zum ELranze flicht,
Hat sie mir's um die Schläfen rings gewundm.
KANZON£ wenn dein Inhalt dunkel scheint»
So sprich: Ich sorge nicht und möchte hoffen,
Dass man die Wahrheit offen
Durch bessre Botschaft bald verkünden hört.
Nur ab mn Weckruf kam ich für die andern,
^'enn mich nicht gar betört
Der's mir befahl, als ich begann zu wandern.
"3
LV
ie teünahmvollen Reime, drin ich euch
Ergriffen mich so sehr, dass meine Hand
Geschwind zur Feder griff, damit ihr gleich
Erführt, dass jener mir den letzten Streich,
Der niemand hier unvorbereitet fand,
Noch nicht erteilt, doch dass ich harmlos stand
Am Eingangstor bereits von seinem Reich.
Dann kehrt' ich um, weO ich geschrieben sah
Dort überm Toi: — Vorüber sei die Zeit
Noch nicht, die mir verordnet sei zu leben. —
Nur Tag und Stunde standen noch nicht da;
Drum tröstet euer Herz in seinem Leid,
Den Würd'gen sucht, wollt ihr ihn so erheben.
U4
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LVI
Was drinnen bohrt und gtOhl»
Verzehrt und nimmer weicht,
Könnf ich sein Kleid im gleichen Tone machen I
Die mich entzündend flieht,
Erwärmte es vielleicht.
Und wo jetzt Amor schlummert, würd' er wachen.
Die müden Ffksse madien
Dann nicht den Weg allein
Durch Beig^ Wald und Flur,
Es schwand die Tränenspur;
Wär" sie entbrannt und nicht mehr Eis und Stein,
Blieb nichts an mir, das Giuten
Nicht flammend heiss durchfluten.
DA Amor mich bezwingt,
Mein Können ihm zimi Raub,
Red' ich mit rauhem Reim bar alles Süssen.
Doch durch die Rinde bringt
Kein Zweig in Blüt' und Laub
Nach aussen, was dem Innern soll entspiiessen.
Ins Herz zu schaun entschliessen
Mag sich das Augenpaar,
In dessen Schein sich's ruht;
Doch strömt die Tränenflut,
"5
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Und wird zur Klaget was erst Kummer war.
So kann ich eignes Leiden
Vor andern schlecht verkleideii.
O R£IM£ voUer Zier,
Beim ersten Sturmeslauf
Amois gebraucht, da andre Wehr noch fehlte.
Wer kommt und spaltet mir
Mein hartes Herz jetzt auf,
Dass ich wie sonst ausströme, was mich quälte?
Ich meine, drin erzählte
Von ihr mir jemand, der
Die Herrin ewig malf cdm' awEunüm;
Will ich das gleiche tun
Vergeh' ich fast, da's meiner Kunst zu schwer.
Ach, so ist mir entschwunden.
Worin ich Trost gefandenl —
SO wie dem Km^cm schwer
Sich noch die Zunge regt,
Ihm Sprechen Mühe macht und StOlsem Leiden,
So bettl' ich um Gehör,
Vom Redetrieb bewegt
Bei meiner süssen Feindin noch vofm Scheidesu
Wenn ihr statt andrer Freuden
ii6
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Ihr schön' Gesicht genügt,
Und alles sonst nur Tand^ —
Hör's grüner Uferrand,
Gib, dass mein Seufzen so ins Weite f^eg^
Dass viele noch erfahren,
^e wir einst Freunde waoren.
NIE hat ein sdiOn'rer Fuss
Die Erde je berührt
Ais der — du weisst es wokd — den du g^rafen»
Und wiederkehren muss
Das müde Herz^ geführt
Vom wehen Leib Geheimstes dir zu sagen.
Ach, läg' auf dir verstreut
Doch noch manch' schön' Gewand
Hier zwischen Gras und Blüt',
Dass mein veistOrt' Gemüt
Doch weinend wüsste, wo es Ruhe fand!
Nun sucht an rastlos Sehnen
Das Herz sich zu gewöhnen.
WOHIN das Auge schaut
Entdeck' ich Liebes, und:
— Dies traf ihr schöner Blick! — sagt all' mein
Denken.
Und pflück' ich Blum' und Kraut
Denk' ich: dies wudis im Gnindf
Auf den sie gerne pflegt den Schritt zu lenken.
Wo sich die Ufer senken
Zum Strom, ara grünen Rain
Sass sie in all' dem BlOhn;
So kann mir nichts entfliehn
Und mehr Gewissheit wäre gröss're Pein.
Woher nur mag dein Walten
Rings alles umgestalten?
O du mein armes Lied, wie bist du rauh!
Wirst, da dtfs wohl magst wissen,
Im Waide bleiben müssen.
IIS
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LVll
Okiare frische Flut,
Wo ihre schönen Glieder
Geruht, die einzig Herrin mir vor allen,
O Zweig, der ihr so gut —
Mit Seufzen denk' ich s wieder —
Als Stütze für den schönen Leib gefallen.
Du Gras und Blüt', euch allen,
Diauf sich ihr Kleid gebreitet
Mit seinem lichten Saum,
O Luft im heü'geu Raum,
Wo schöner Augen Glanz mein Herz geweitet —
Lasst euch gemeinsam sagen
Die letzte meiner trauervoUen Klagen.
UND soll's mein Schicksal sein,
Ist es des Himmels Willen,
Dass sich mdn Auge schliesst durch Amors Hände,
Dann möge mein Gebein
Man gnädig hier umhüllen,
Dass sich von euch die Seele heimwärts wende.
Viel sanfter wär' mein Ende,
Trüg' mich ein solches Hoffen
Noch bis zum düstem Ort;
Nie stünde besserer Port
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Als Ruhestatt dem müden Geiste offen,
Noch könnt' in stillem Gründen
Er von des Körpers Mühen Friede finden.
EINST wird's vieUeicht geschdm,
Dass auf gewohnten Wegen
Das schöne Wesen wieder sich ergangen.
Und, wo sie mich gesehn
An jenem Tag voll S^en,
Froh nach mir schaut mit freondiichem Vttbngen.
Säh' sie mich, ach, voll Bangen
Schon unter Steinen Erde,
Dann seuizte sie so mild,
So ganz von lieb' erfüllt:
Dass mir durch sie dort oben Gnade werde,
Gebeugt des Himittds Watten,
Wenn sie ans Auge drückt des Schleiers Falten.
AUS schönen Zweigen sank —
Voll Wörme denk* ich*s immer —
Auf ihren Schoss ein voller Blütenregen,
Sie sass in stillem Dank
In all* dem Glorienschimmer,
Cranz überdeckt vom liebereichen Siggen.
Ein Blütchen will sich l^en
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Aitf ihren Saum, die andern
Aufs Haargeflecht, das hold
Wie Peden schien und GoM;
Ens ruht, auf Wellen wandern
Will dN8^ im winren Kreise
Sagt jenes schwebend: — Das ist Amors Weise. —
WIE oft zu jener Zeit
Rief ich voM Schredc und Zagen:
0, jene ist im Paradies geboren! —
So in Vergessenheit
War ich durch solch' Betragen,
Durdi AntiKtz, Sprache, Lächdn schon verioren.
So fem lag Aug' und Ohren,
Was dort midi rings umgeben.
Und seufzend rief ich dann: ^
Wie kam ich her und wann?
Denn Uinunelsdasein schien's, kein £rdenleben.
Nur hier in diesen Gründen
Kann ich seitdem, sonst lurgends, Ruhe finden.
WÄRST du, mein lied, voll Zier wie du gewollt.
Du könntest ohne Zagen
Dich aus dem Wald zu allen Menschen wagen»
Lvm
Mein Itafien, heilt auch deiner Wundean
Schweres Todesfieber
In dem schönen Leibe nicht mein Wort,
Hätten durch mein Lied doch Arno, Tiber
Nun Gehör gefunden,
Und der Po; voll Trübsal sitz' ich dort
Herr, du, unser Hort,
Schenke, fleh' ich, deinem teuem Lande
Mitleid, das dich einst der Erde lieh«
Edler Herr, o sieh,
Wie aus kleiner Ursach' Eri^ und Schande!
Wo in rauhe Bande
Mars die Herzen zwingt,
Mildre, Vater, du, erlös' und wehre,
Schaff, dass es gelingt,
Dass durch mich man deine Wahrheit höree
WOLLT das Glück euch sdiöner Länder Zügel
In die Hände legen,
Deren ihr nicht mehr erbarmend denk^
Was denn schaffen hier die fremden Degen?
Warum grüne Hügel
Ringsum mit Barbarenblut getränkt?
Wahn ist's, der euch lenkt;
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Wenig schauend meint ihr klar zu blicken,
Wenn ihr Treue sucht für schnödes Grold:
Grössre Schar im Sold
Wird mit grössrer Feindschaft euch umstricken.
Welche Fluten schicken
Sie hinab aus ödem Hügelland,
Unsre schöne Flur zu übeischwenmien!
Wais durch eigne Hand
Erst gesdiehn, wer mag es jetzt noch hem-
men?
GUT hat's die Natur für ims ersonnen.
Als sie Alpenketten
Zwischen uns und deutschen Giimm gebaut;
Aber blinde Gier, zum Trotz den Besten,
Hat's gar schlimm begonnen,
Schuf gesundem Leib nun siedie Haut
In der Hürde, schaut,
Zahmer Herden treibt ihr grausam' Wesen
Wilde Brut, dass Schwachheit leiden muss,
Und zum Übecfluss
Ist ihr Stamm noch jenes Volk gewesen,
Dem einst, wie wir lesen,
Marius' Schwert so in die Seite fuhr,
Dass noch nicht die Mär davon versunken.
"3
Wie der Dmst'ge mir
Bhit statt Wasser aus dem Fluss getrunken.
S£L£ST von Cäsar schweig' ich, der die Land
Rings aus Feindes Adern
Einst durch unsem Stahl mit Blut betaut
Doch der Himiiid sdMint mit uns zu hadera.
Der sich von uns wandte:
Euer Werk, auf die man viel gebaut!
Euer Zwist, o schaut,
Trifft zerstörend schönste Eidenbreiten.
Wess' die Schuld und wessen der Beschkiss,
Nachbarn zum Verdruss
Nach geringen Gütern, nach zerstreuten
Trachten, fremden Leuten
Willig blut'gen Lohn
Zahlen, die die SeeP zu Maikle tragen?
Nicht aus Hass und Hohn
Sprech' ich^ nur die Wahrheit will idi sagen.
WOLLT ihr noch nicht Baiemtrug begreifen.
Die den Fii^er heben.
Eitel Spott zu treiben mit dem Tod,
Dass wir mehr als Unheil Schmach erleben?
ScMinmire Saat wird reitaiy
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Weil noch andrer Grimm euch blutig droht
Eurer eignen Not
Denkt ihr stetig wie euch weiss ra schätsen
Wer sich selbst erniedrigt, merkt's euch gut!
O JLateinerbhity
Wirf die Bürden ab, die dich verletzen,
Gib nicht, gleich den Götzen,
Hohlem Namen Ehr:
Dass an Witz uns nord'sche Wut besiegen
Kann, ein störrig' Heer, —
Unsxe Schuld ist's, kein natüriich Fügen.
IST'S das Land nicht meiner eisten Schritte,
Nicht das Nest, das traute,
Wo ich erste stüsse Nahning fand?
Ist's die Heimat nicht, auf die icli baute,
Mütterlich voll Güte,
Deren Boden beide Eltern deckt?
Dies, bei Gott, eiweckt
£uren Sinn vielleicht, der tränenreichen
Qual des Volks seht ihr nicht müssig zu.
Das von euch nur Ruh'
Hofft, nächst Gott Schon durch ein Mitieidzeichen
Könntet ihr's erreiciien:
Tatkraft g^gen Wut
»25
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Greift alsdann zur Wehr, kurz wird geningcDi
Denn der alte Mut
Der Lateiner ist noch nicht bezwungen.
HERR, bedenkt wie schnell die Stunde gidtet,
Wie das kurze Leben
Flieht und man den Tod im Nacken hat;
Noch verweilt ihr, denkt ans Weiterschweben!
Nackt und ungeleitet
Kommt die Seele an den fremden Pfad.
Hier auf £rden hat
Jeder Hass und Rachsucht abzulegen:
Heitier Lebensbahn ein böser Wind.
Wer Verderben sinnt
Gegen Brüder, mag auf bessern Wegen
Kopf und Hände r^en.
Auf gepriesene Art
Edles Wissen zu erringen hoffen:
Frohe Lebensfahrt
Gäb' es, und den W^ zum Himmel oifeu.
GIB wohl acht, Kanzone,
Deine Meinung hdflicfa vonmtragen.
Denn zu stolzen Leuten geht die Fahrt,
Deren Sinn und Art
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Voll ist schlechten Brauchs aus alten Tag
Wahres nie zu sagen.
Wende dich zuvor
An die Edeln, bdsen Treibens müde,
Spridi: Wer leiht sein Ohr?
Rufen will ich: Friede, Friede, Friede.
LDC
edanken an Gedanken, Höhn an Höhn
vJTReiht Amors Führung; auf b^retneii Pfaden
Gibt's für mein stiUes Dasein keine Ruh.
Doch wo Fluss oder Bach mich einsam sehn.
Wo zwischen Hügehi schatt'ge Täler laden.
Da findet die verstörte Seele Ruh'
Und winkt ihr Amor zu,
So wechseln Lachen, Weinen, Furcht und Freud*.
Getreulich bleibt das Antlitz iiir Begleiter,
Verdüstert bald, bald heiter.
Doch keins währt lang; es spräche wohl zur Zeit
Fön Wohler&hmer, wenn er solches säh':
Der brennt und weiss nicht, ob ihm wohl ob
HOCH im Gebiig' im düstem Wald umweht
Mich Friedensluft, fem von bewohnten Zielen,
Die alle tödüch meinem Blick verhasst.
Ein neues Bild auf jedem Schritt entstdit
Von meiner Herrin, das in heitres Spielen
Oft jene Qual verkehrt, die mich erfasst
Nicht ändern möcht' ich fast
Dies Leben so voll bitteisQsser Pein.
— Denn, — sag' ich — Amor könnte bessre Zeiten
weh! —
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uiyiu^uu Ly Google
Deremst mir noch bereiten:
Dir wertlos magst du wert der Ändern sein! —
Bei soldiem Grübeln aeofoend sag' ich dann:
Ach^ könnt es möglich sein? Und wie? Und wann?
IM Tannenschatten und am Bergeshang
Verweil' idi oft tmd male in Gedanken
Dort auf den Fels ihr schönes Antlitz hin.
Kehl' ich zu mir rarOck, so wird mir bang
Vor e^en Tränen imd: — O wie viel Schranken —
Ruf idi — bis dort vmd wo gerätst du hin? —
Doch da lebend'gen Siim
Noch jenes Denken meiner Sdmsudit gibt,
Ich sie noch sehn kaim und mich selbst vergessen.
Führ Amor idi indessen
So nah, dass mich der Irrtum nicht betrübt
Nun sie so oft, so reizend vor mir steht
Preis' ich die Täuschung — wenn sie nichtvergeht —
OFT hab' ich sie [Wer traut noch meinem Wort?]
Im klaren Wasser, Aber grüner Wiese
Lebend gesehn, als Baum im Buchenhain»
hk weisser Wolke; Leda sagte dort,
Wenn man dag^en ihre Tochter priese:
Die wäre hier ein Stern bei Sonnensdiein»
Je wilder das Gestein,
Die finstre Schlucht, je öder das Gestad',
Je sdiöner mak sie mir mebi wachet TiftiiiiNiL
Kommt Wahrheit fortzuräumen
Den süssen Irrtom, sitz' ich kalt und matt
Wie toter Fels, im Leben schon veisteint:
Ein Menadieofayd, das sinnt und schreibt und weint
.WOHIN kein Schatten andrer Bei^ steigt,
Zum Gipfdjjodbt dem allerhöchsten, freien,
Zieht unbezwingUch Sehnen mich hinan.
Dort seh' ich erst, wie weit die Feme reicht.
Und suche weinend Nehd zu zezstreuen.
Damit mein Herz noch freier schlagen kann.
Bedenk' und schau ich dann
Wie fem dies sdiöne AntBtz und wie nah.
Und durch wie weite Luft zu ihm die Raise^
Frag" idi midi läse, lebe:
— Was tust du Armer? Hat man nicht auch da
\^eIMdit gesenfst, dass gross die Trenmm^ dei?
Und solches denkend atm' ich wieder frei.
JENSEITS der Alpenkette,
Kanzone» wo so ücht der Himmeisraum
Wirst du am raschen Bach mich wiederseha
130
Wo man ein luftig' Wehn
Fühlt unter fnsdiem, wüiz'geii I^xbeeibaum:
Dort ist mein Hers und die es mir entwunden,
Dort wild alieiQ mein wahres Bild geftuiden.
IX
Ist's Liebe nicht» was sonst was ich empfinde?
Isf 8 dennodi liebe, micber Art, bei Gott?
Und tut sie wohl, woher die herbe Not?
Woher so sQss die Qual, wenn sie doch Sünde?
Warum bewdn' ich, was ich gern empfinde?
Und wozu klag' ich, wenn ich's mir verbot?
O wonn^ Ldden, lebensvoller Tod,
Wie überstimmst du alle meine Gründe!
Geb' ich es zu, mit Unrecht kiagf ich dann;
Ich treib' im Boot bei Gregenwind umher
Auf offner hoher See und ohne Steuer,
An Wissen Idcht, an grossem Irrtum schwer,
Weiss ich doch selbst kaum, was ich will und kann:
Im Sommer beb' idi, brenn' im Frost wie Feuer.
Ii2
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LXI
Auf ddne Haai« m6gesa BUtze zückeii;
Dich, die am Quell einst Eichelkost genoss»
Macht jetzt die Aimut andrer reich und gross,
Und böse Taten sind's, die dich beglücken.
Nest voll Verrat, draus eine Brut voll Tücken
Verderi>en8diwer sidt in die Wdt eigoss,
Des Bett's, der Schmauserei, des Weins Genoss,
Dass Wollust sich mdit tiefer könnte bCkteL
Die Räume dienen jimgen Weibern, Alten
Zur Kurzweü, Beelzebub schürt ihre Glut,
Und treibt mit Kasbalg und mit Spiegeln Hohn.
Einst warst du nicht so reich und kühl gehalten,
Nackt, baxfoBS ging's duidi Dom und Stunneswut;
Jetzt steigt der Stank hinauf zu Gottes Thron.
133
Lxn
O gieriges Babylon, zum Beesten adum
Vor Gottes Zorn erscheint dein Sack voll
SändcDy
Nicht Zeus noch Pallas konnten Gnade finden:
Vor Venus opferst du, vor Bacchus Thran.
Ich hoff wai Redit, verzehi' midi lange adiODf
X>odi einoi neuen Herrn will ich verkünden»
Nicht bald» doch wird den einigen Sitz er gründen,
Und Scbänke sein wird jenem dann zum Lohn.
Zu Boden wirft man seine GfltKn ha»
Die stolzen Türm^ Gott zu Trotz und Leid;
Fener veisehrt die innen sdion Zerstörten.
Und reinen Seelen voller Tugendsinn
GehM die Welt, dam adiauk matt goMne Zcü
Und Taten» wie sie einst die Alten ehrten.
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Lxm
u Haus des Zornes, Born der Kümmemisse,
J^Ixrtümencbiüe» Herd der Ketzemn»
Nicht Rom mehr, Babylon voll Heuchelein,
Dxm soviel Seufzer aehn und Tifin«i^;äsBe.
TrqgBchraiede, Kerker voller Fintleniiise,
Wo Gutes stirbt und BOses muss gedeihn.
Do HldlenhauSy ein Wunder dMf es sem.
Wenn Christi Zorn sich nicht entflammen müsse.
Einst keusch und mtk wagst deinen ersten Hdtem,
Schamlose Metze, du dein frech' Gesicht,
Worauf ist deine Hoifnung denn gestellt?
Auf deinen Buhlen, auf den Schatz von Gütern,
Sündhaft erworben? Constantin kehrt nicht
Zurück, mm hab' ihr Teil die trübe Welt.
135
LXIV
Je sehnsachtsvoller idi m eudi die Schwingen»
O Freunde, r^;te, ach noch manches Mal,
Je mehr liess das Gesdiick midi sonder Wahl
Am Leim festkleben und den Flug misslingen.
Mein unfrei' Herz will dennoch zu euch dringen»
Weilt stets mit euch m jenem FrQhlmgrtaly
Wo unser Land vom Meer trennt Wall um Wall:
Ehgestem sollte letzte Seheidung bringen«
Ich zog zur Linken, rechts ging er davon.
Ihn führte Amor» ich ward fortgetrieben;
Ihn hält Jerusalem, Ägypten ist
Mein Los: Trost gibt im Leid Kesignation»
Denn lange schon ward es ims voxgesdirieben,
Dass selten der Verkelu: imd kurz die Frist.
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LXV
Ich sah der Sonne Au%ang nie so schön,
Wefin aBer Dunst am Himmel fortgezogen,
Nie hab' am Rq;entag den Ixisbpgen
Idi in so fichten Faiben wechseln sdbn»
Als jene waren, die, ein flammend Wehn,
Am Tag als Liebe mir ins Herz gezogen.
Auf einem Antlitz auf imd nieder flogen,
Dem Irdisches nicht kann zur Seite stehn«
Ich sah, wie Amor diese Angen wandte^
So licht, dass über alles mir seither,
Was ich auch sah, ein dmiUer Ton gegangen.
Ich sah, Sennucdo, wer den Bogen spannte:
Nidit sieber ist fortan mein Leben mdir,
Und hat nach Wiedersehn doch solch' Verlangen.
«37
LXVI
ür dieses sdiOne Antlitz licht und klar
X Wo taxkd Natittv in welchem Himmdsrageii,
Das Vorbild, um auch hier der Welt zu zeigen^
Was ihr zu schaffen droben möglich war?
Wann kSateii je so ieinea goldnes Haar
Göttinnen einst an Quellen imter Eichen?
Wess' Hess kann dies an Tugenden eindieii?
Nur dass die höchste» ach, mir tödlich war.
Umsonst wiid der nach Götteractonhcit hlirlreni
Sah er die Augen dieser Frau noch nicht,
Die sie so lieblich wriss umhemischiGkai;
Nicht weiss, wie Amor heilt, wie er zerbricht.
Wen diese holden Seufzer mdat berikton»
Und wer nicht weiss, wie süss sie lacht und spricht
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LXVII
Wo Eide, HinuneU wo die Winde schweigcft.
Wo Wüd und Vögel schon der Sdilaf um-
Die Nadit empor den Stcmenwagen Icnikty
Das Meer ausruht und keine Wogen steigen:
Wach', denken bmm' mid wein' ich; nuxnner weidien
Wül, die mich stets aiis meinen Fugen drängt;
Ich ldt>' im Kampf, fam 2010% imd gdoSukt,
Nur ihrer denkend kann ich Ruh' erreichen.
Aus einem klaren Brunnen nur entspringt
Sfisses und Herbea, die mir Nahrung geben.
Nur eine Hand kann heilen und verwunden,
Und da meia Leid mich nie ans Ende t»iDgt,
Sterb' ich alltäglich, täglich will ich leben, —
So fem noch liegt mir j^liches Gesunden.
»39
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Lxvm
Wenn ich der Grotte treu geblieben wär'.
Wo eoist ApoU empfii^ FkophelengabeD,
Würd' heut' Florenz auch den Poeten haben.
Nicht mir Verona, Mantna und voifaer
Aninca. Doch seit Rohr mein Land nicht mehr
Hervorbnngt, das des Beiges Wasser laben»'
Muss anderm Stern ich folgen, ernten, graben
Der Domen und der Disteln lästig Heer.
Der Ölbaum welkt, in andrer Riditung fli«
Die Wasser heut', die der Famass entsandt.
Durch die er eines Tags in BiQte stand
So raubt mir Unglück oder Unverstand
Die gute Frudit, will nicht, dass Neue spriesso^
Noch Jovis seine Huld auf mich ergiess^
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LXIX
Mir bringt heut' Amor eine süsse Kunde,
Wie's zwiidieii mift docfaöftaridioiigeBchehn :
Noch nie, sagt er, hab' er so nah gesehn,
Was idi eihotft, entveb^ ab diese Stunde.
Weil ich eriebte, dass aus seinem Munde
Bald Wahrheit pflegt, bald Trug hervorzugehn)
Kann ich mich auch zum Glauben nicht verstehn:
Ob ja? ob nein? frag' ich im Herzenqgnmde.
Und so vcngeht die Zeit^ im Spiegel schan' ich:
Es naht nunmehr imgünst'ge Jahreszeit,
Ftlr ihr Versprechen wie für mein Veziangen.
Sei's wie es kann: denn nicht allein ergrau' ich.
Doch wird im Alter mir der Wwndi nicht leid,
Nur vor dem nahen £nde will mir bangen.
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LXX
Das schöne Antlitz hat an manchen Tagen
Zu einein kflhnen Angriff nridi verieilet»
Mit gutem Wort, von treuer Schar b^leitet.
Sucht' ich an meine Fewlia mich stt wagen.
Dodi biaditn taidb. die Ai^en wm Verzagen;
Der es vermag gab, wie mein Schicksal schrotet
In ihre Hand und im lum Tode ietet:
Guty Übd» Glück und alle Lebensfragen.
Nie hab' ich's so in Worte fassea k/innep,
Dass ausser mir ein andrer midti venrtand»
Nur hei&'rer machte Amor mich und scheuer«
Wohl sdi' idi nun, dass wahrer liebe Bi«nnen
Der Greister uns beraubt, die Zun^ bannt,
Denn wer es sagen kann, spQst UeioeB Fener.
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LXXI
o durch unwiitbare finstre Wälder zieht
V V Die Eüflgeradiar» dm Ge^Dsr m berädoeiii
Da wandr' ich froh, dem nur vor heissen Blicken
Der Sbnne baagt^ die iiebwitrahimd glüht
Ich sclireft' imd siag^ o tOxidita CremAt!
Von ihr, die mir keia Gott kann fem^ rücken;
Im Fraueakrans sMit sie vor meinen Bicken,
Wo maa doch Taanan nur und Buchen sieht —
Mir adieiat, kdi hör' ae: Wind war's ia den Zwe«^
Kiagiied der Vögel und ein murmelnd Wallen
Der Wasser dnidh dea gribm Wiaseaflor.
So gut hat einsam Graun imd tiefes Schweigen
Im schattigen Wakl mir nie haber gdEaUen,
Wenn meine Sonne nicht zuviel veiior!
H3
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I
Lxxn
Wohl über tausend Flüsse, an Gestaden
Führt Amor mich durdi den Ardennerw^d,
Den Seinen leiht er lebend Fluggewalt,
Sie in den dritten Himmel ehnwiladen.
Süss ist mir's ohne Wdur auf diesen Pfaden,
Wo Macs verwundet ohne warnend: Halt!
Ein SdiOr hn Meer ohn' Mast und Steueihalt,
Und mit Gedanken axg imd schwer beladen.
Doch bin ich dann am dfistem Tagesscfakiss
Und denk^ woher ich kam, mit was für Schwingen,
Will Furcht so grosse Kühnheit fast beaswingen.
Das schöne Land, der raache^ heitre Fhiss
Sind meinem Herzen wieder Trost und Gruss,
Zu seiner Sonne Heimat vcnzadiingen.
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Lxxm
Mit dir, Po, ist der Leib wohl fortgezogen,
Den dose ntsdie mftcht'ge WeUe tragt;
Der Geist, der in mir sich verborgen regt,
Wird nicht durch dich noch andre Kraft bewogen.
Der dcndi kein Steuer rechts nodi Imks gebogen,
Durch günstige Luft sich ganz nach Wunsch bew^^t,
Nadi goldnem Laoib hin seine Flügel schlagt,
Bezwingt so Ruder, S^el, Wind und Wogen.
Du kdnigUdier Fluss mit stolzem Sinn,
Zur Sonne strOmst du, die den Tag uns bringt,
Und hast im West noch schöneres Licht gelassen.
Du trSgst auf dir mein Starbliches dahin;
Die Seele, durch der Liebe Macht beschwingt,
Kehrt heim zum sttssen Ort, den sie verlassen.
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LXXIV
Komm Amor, unsem Stolz lass uns beschaun,
Dem die Natur nichts gleiches weiss zu hegen,
Der Himmel, sieh, hält uns ein Licht entg^en,
Sieh, welche Mäde lässt er niedertauiL
Auch Purpur, Ferien, Gold lass' uns besdiaun.
Die kunstvoll sich um solchen Anstand legen;
Wie wissen Aug' und VusB flidi zu bewegen
Im Uügelschatten dieser GartenaunI
Es bitten Gras, d^ bunten Bhunen Schimmern,
So farbig unter Eichen hingestreut,
Dass sie dem sdiönen Fuss als Tefqnch taugen;
Der lichte Himmel, ganz in hellem Flimmern
Ringsum erstrahlend, zeigt sich voller Freud',
Verklärt zu sein durch solche schöne Augen.
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txxv
Dies schöne Ding mit Seid' und Gold gestickt.
Das Amor mir, vom Glück begünstigt, brachte.
Hat, als ich, wer es trug, im stillen dachte,
Zum Gipfel meines Heils mich feist entrückt
Doch wenn Erinnerung an den Tag erwachte,
Der mich zugleich so reich und ann eiblidct,
Fühlt' ich mich immer schmerz- und zombedrückt,
Dass ich mich grollend und beschämt verachte:
Weil ich nicht fester, als mir nöt% schien,
Den schönen Raub behielt, den Widerstand
Des zarten Engels nicht gewagt zu brechen;
Weil ich den Sohlen Flügel nicht verliehn,
Mich wenigstens an dieser Hand zu rächen,
Der ich schon so viel Tränen nachgesandt
147
LXXVI
Ich brenne, ach, und sie will's nicht verstehn,
Wohl merkt es jedermaim, Dw nicht die eine!
Die einzig wissen müsste, wie ich's meinem
Scheint's nicht zu gruben, und doch muas sie's
sehn.
So am an Glauben und so einzig schönl
Zeigt sich mein Herz euch nicht im Augenscheine?
Dächt' ich nicht, dass mein Stern es mir vemeiiie^
Erbarmen müsste mir zur Seite stehn.
Mein Brennen, das euch doch so wenig stört.
Und eaeac Ruhm in meinen Sang eigoesen^
Noch viele lassen sie vielleicht erglühn;
Schon seh ich's klar, mein süsser Flammeaheid;
Die Zunge starr, das Augenpaar geschlossen, «
Lang nach uns werden sie noch Funken sprQiuu
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LXXVU
OSede, die von so veisdiied^en Dingen
Hört, liest und schreibt, und sieht und denkt
und spridity
Begehrlich Aug', du Sinn, dess' schöne Pflicht
Is^ uns der eddn Worte Klang zu bzingen;
Wär' es euch lieb ein „Früher*' zu erringen,
£m „Später^ eurem Ffad? Damit eodi nicht
Begegnet dieser schönen Augen Licht,
Die Spuren nicht, drin ihre Sohlen gingen?
Nein, bei so Uarem Schein, bei solchen Zeidim
Geht man nicht fehl in diesem kurzen Lauf,
Nur würdiger fttr jenen ew'gen Saal.
Durch Nebel sässen GroU's kannst du's erreichen,
Zwingt didi, o mtlder If ut, zum Himmd auf,
Den sichern Schritten nach, dem reinen Strahl
H9
LXXVIII
Du rasdier Strom» der aus deo Alpen springt,
Und zelirend rinnt, wie's schon der Naine tut,
Bei Tag und Nacht sehnsüchtig rollt die Flut,
Wohin dich die Natur, mich Liebe bringt
Zieh' du nur abwärts, deinen Lauf bezwingt
Nicht Schlaf noch Unlust, dodi eh' dein Tribut
Ins Meer fällt, wo sie weilt da achte gut:
Grün sei die Wies^ rein die Luft beschwingt!
Dein linkes Ufer ward zum Gartenland,
Denn unsre Sonne lebt und wandelt dort;
VieUeidit betrübt sie mein Verspäten, [Ach,
Was hoff ich] ? Küss' den Fuss, die weisse Hand,
Sag' ihr [dein Küssen gdte für das Wort]:
— Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. —
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LXXIX
Mich zieht der Wunsch an Amors Gängelband,
Die Freude reizt und die Gewohnheit Mgi»
Noch hat mir Hoffnung schmeichehid Trost gehegt.
Und reicht dem müden Henen ihre Hand.
Der Anne greift danach, voll Unverstand,
Daas sie uns blind auf falscher Bahn bewegt
Der Sinne Macht ist's, die Vernunft erschlägt,
Kein Wunsch' aus dem ein neuer nidit entstand.
Mit Tugend, Schönheit, sässer Rede hat
Sich edles Laub vereint, das leis und still
Mein Herz fOr aBe Zeiten aufgenommen«
Tausenddreihundertsiebenundzwanzig trat
Zur Vespostund' am sechsten des April
Ich in das Labyrinth draus kein Entkommen.
151
LXXX
Gesang und Klageruf der Vogelschar
Läflst früh bei Morgengraim das Tal oUingen,
Und murmelnd rinnt der Bach in schnellen Sprüngen,
Wie flüssige Kristalle frisch und Uar.
Die treulos nie in ihrer liebe war,
Von Antlitz weiss mit goldnen TxKtonringienj
Weckt mich bei solcher Reigen liebesklingen,
Und kämmt des grmaa Gatten weisses Haar.
£rwacht, darf ich die Morgenröte froh
Und ihre Sonne, melir die andre grüssen;
Einst Hess sie mich, nodifähl' kh% fast crialinden,
Weil ich gesehn, wie sich die beiden so
Zugleich eriioben; und zur Stunde Hessen
Jene die Sterne, diese sie verschwinden.
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LXXXI
Wo scbüxfte Amor nur das Gold, das feine
Der blonden Locken? Und von welchem
Strauch
PfUkckt er die Rosen? Woher nahm er audi
Den zarten Reif, dass er sie atmend eine?
Woher die Perlen, dass er xäigs umzäone
So süsse Worte ganz nach edlem Biauch?
Woher die schfine Stirn, vom Götterhauch
Umweht, die klarer als des Himmels Reine?
Aus welcher Sphäre, welchem Engelchor
Die holden Lieder^ die mich so zerstören,
Dass ich viel mehr nicht zu vernichten weiss? *
Von welcher Sonne kam das licht hervor
Der schönen Augen, die bald Krieg erklären,
Bald Frieden, dass mein Heiz bakl Glut bald Eis.
153
LXXXII
roh und betrübt, gemeinsam und allein.
X Ihr FVaun, diepbrademd sich hierher begeben,
Wo ist sie, die mein Tod, mein ganzes Leben?
Sie fdüt und pflegte sonst mit euch zu sein.
— Froh denken wir an unscm Sonnenschein,
Betrübt, dass die Genossin beute eben
Uns Eifersucht geraubt imd neidisch Streben,
Dem andrer Glück gleich eignem Schmerz zur
— Wer gibt Gesetze Liebenden und Schranken ? —
— Niemand dem Geist, dem Leibe Zorn und Groll,
Wie wir's an ihr, wie wir's an uns erfahren.
Doch liest man von der Stirn oft die Gedanken:
So sahn wir heut' die Schöne trauervoll
Und dass die Augen feucht von Tränen war^
Pein. —
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LXXXIII
Wölf Fxaim, nein» Steme» me sie fröhlich lagen
X^ In einem Schifflein, sah ich hold vereint,
Inmitten eine Sonne, und mir sdieint,
Nie hab' ein solches noch die Flut getragen:
Nicht Jason'Sy um das Gold-Vliess zu erjagen,
[Worin heut* jeder sidi zu Ueiden mmt].
Noch das des Hirten, um den Troja weint.
Davon der Welt so vieles war zu sagen.
Dann könnt' ich sie im Siegeswagen sehn
Und meine Laura, vie's ihr Sinn gebot,
Sass ganz für sich und sang so süsse Weisen.
Nichts Irdisch- Menschliches kann so geschehnl
Automedon, du Typhis, der Pilot,
Die ihr so Frohe fuhrt, ihr seid zu preisen! —
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LXXXIV
Vom Zorn ward Alexander fortgerissen,
Misda: ab PhiUpp wahrt" erWOxd' und Halt,
Was hilft's, dass nur Apelles ihn gemalt,
Nur ein Lysipp sein Ensbild durfte giessen?
Tydeus nagt' stecbend nodi mit gier'gen Biaseii
Am Schädel Menalipp's in Zomgewalt;
Die letzte Uinde Wut ward sdiwer bezablt,
Die SuUa's Lebens£aden abgerissen.
Zorn führt zur
Das weiss auch Ajax, der daran gestoiben, ;
Der gleiches vielen, dann sich selbst gebot
Zorn st erst kurze Wut; wen er im Bann
Zu lange hält, den hat er oft verdorben:
Zuerst durdi Schande, dann durdi admellm Tod.
I
156
1
uiyiii^Cü by GoOgle
O Kämmerlein» einfit Hafen für den Müden
In sdiwerem Sturm bei jeder Tageswende,
Jetzt quillt mir Nachts in dir die Tränenspende,
Die ich verschämt am Toge muas behüten.
O Bettlern, das scnmt Ruh' und TVost bescbiedeo:
Aus Trauerumen badet ohne Ende
Dich Amor jetzt durch jene weissen Hände»
Die grausam sonder Recht nur mich gemieden.
Nicht nur der Zelle und .dem stillen Rastm
Entflieh* ich, nein, mir selbst und meinem Denken;
Als ich ihm folgte» hob's zu luft'gen Höhn.
Zur Menge, der mir femdHchen verhassten
Muss ich, [wer dacht' es je?] die Schritte lenken.
So furchtsam bin idi mich alldn zu sehn.
»57
LXXXYI
Fürstliche Art bei hohem Geiste, und
Bei scharfem Aug' ein rasches Vorwärtsschau^
Hochherziger Sinn, feind allem Dunkeln, Lauen;
Fürwahr, das ist ein würdevoller Bund«
Ab nun zum Schmuck des hohen Tags ein Rund
Veisanunelt war von auserwählten Frauen,
Ward glddi die Herriichste Sun, im Vettraoeii
Auf sich'res Urteil, unter vielen kund.
Den andern, höher zwar an Rang und Jahren,
Gab er zurückzutreten dann ein Zeichen,
Der einen galten freundlich Wink und Gruss.
Er kflsste so, dass aUe fröhlich waren,
Ihr Stini und Aug' mit freundlichem sich Neigen;
Mir aber gab so fremde Huld Verdruss.
158
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Lxxxvn
Oschatt'ger grüner Hügel frisch umblüht,
Wo sie wohlsiimt und singt in diesen Stunden;
An Himmelsboten glaubt man selbst hier unten,
Wenn man die liebtichste auf Erden sieht
Recht tut mem Herz, wenn es zu ihr entflieht.
Noch besser, wenn sich's nie zurück gefunden l
Nun sucht's der Ftlsse Spur im Grase drunten,
Dass es noch feuclit aus eignen Augen sieht«
£s naht sich ihr und sagt ohn' Unterlass:
— Ach dürft* er hier nur kunse Stunden sem.
Der schon des Weinens und des Lebens müde! —
Sie aber lacht, gar ungldch ist das Mass:
Du Paradies, ich ohne Herz ein Stein;
O heiliger süsser Ort voll Glück und Friede!
159
Lxxxvin
Zwei Rosen frisdi am ersten Tag des Mai'i^
In schönem Garten in der Früh g^üückt»
Verteilt ein weiser alter Fremid geschickt •
An jüngere, die ihn begrüast zu zwein;
Mit solchem lAchetai Worten mild und fem,
[Ein Wilder wäre selbst davon entzückt],
Dass hdl efgUkhtait die er angebUdrt,
Beider Gesichter in der Liebe Schein.
— Die Sonne sieht solch Liebespaar nicht mehr; —
Sprach er, aufseufzend, lächelte dabei,
Und beider Hände drückend ging er tact
So gab er Rosen, liebe Worte her.
Die jmige Herzen *froh gemacht und scheu:
O lichter Tagl O schön' beredtes Wort! —
160
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LXXXIX
Wer. was durch Himmclskraft hier kann ge-
sch^n,
Bewundern will, komm' her sie anzubUcken;
Sdbst eme arge blinde Welt voll Tücken
Huss« nicht nur ich, sie hier als Sonne sehn.
Doch komm' er bald; der Tod lässt Böse stehn.
Sucht räuberisch die Besten zu entrücken;
Baid wird sie in der Götter Reich entzückeci
Denn alles Sterblicli-Schöne muss veigehn.
Er sieht, wenn er zur Zeit noch kommen kann,
Wie Tugend, Schönheit, königliche Sitten
In einem Leib sich wunderbar vereineii;
Dass meine Reime stumm sind, sagt er daim,
Weil der Verstand durch zu viel lidit gelitten;
Doch harrt er lang, so wird er ewig weinen.
i6i
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xc
Wie wird mir bang an jenen Tag zu d^en.
Als ich Madonna lebewohl gesagt!
Emst war sie und gedankenvoll, man wagt
Ungern den Sinn darauf zurQckasuIenken.
Noch seh' ich sie das Haupt demütig senken
Im Frauenkreis; wie eine Rose ragt
Sie unter Blüten, froh nicht, noch verzagt:
Nur einer Soige schien sie nachzudenken.
Der alte heitre Sinn war aufgegeben,
Auch Perlen Kränze, schöne bunte Hüllen,
Nicht Lachen gab% noch Sang und Plauderei,
Und so im Zweifel Hess ich da mein Leberu
Wenn düstre Träume jetzt den Sinn eifüllen.
So gebe Gott, dass es vergeblich sei.
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\ yT adonaas Antlitz süss und engelrein
bringen;
Jetzt kann ich Furcht und Kummer nicht bezwingen,
So flfisst es Schrecken mir mid Trauer ein.
Denn in dem sdiönen Anditz seh' ich Pein
Und wahres Mitleid miteinander ringen.
So dass nicht Lust nodi Hofibiung mehr gelingen,
Und was ich höre, scheint mir wahr zu sein.
— Entsinnst du dich der letzten Abendstund», —
So spricht sie, — als ich dich in Tränen liess.
Da mich die Zeit trieb eilend fortzugdm?
Nicht könnt' noch wollt' ich damals dir die Kunde
Vennittein, jetzt veminun sie als gewiss:
Auf Erden hoffe nicht mich noch zu sehn. —
ir im Schlui
er Trost zu
163
xai
Ich horche hin und kann nichts Neues hören,
Das mir von der goUcbteii Fcmdni saigtt
Die Hoffniing stachelt und das Herz verzagt,
Idi woiss nidit mehr» was denken^ wie's ericlaxcn.
So schön zu sein half mancher Glück zerstören:
Die Schöne, Keusch^ die vor allen ragt.
Hat Gott vielleicht der Erde schon versagt,
Und hd:>t als Stern sie zu des Himmels SphdreD,
Vielmehr als Sonne. Meine lange Pein
Mit ihren kurzen Rasten wär' am Ziel,
Am Ziel das Ldt»en. Dass ich meiner Trauer
Durch harte Trennimg muss so ferne sein!
Zu End' ist meiner Fabel kurzes Spiel,
Und meine Zeit ist um, bei halber Dauer.
164
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xcm
Einsam lieb' ich das Leben zuzubringen,
Bin Uf «n, Fdd und Hain da: Wohlbekannte»
Der Stumpfen, Tauben gern den Rücken wandte,
Weil sie abseits vom Himmelswege gingen.
Und sollt' es hierin mir nach Wunsch gelingen,
Fem von der schönen Luft toskan'scher Lande,
Ging's zu den HOgeln an der Sorga Strande»
Die mir im Weinen mithilft wie im Singen.
Doch ach, mein Schicksal stösst mich immer feindlich
Zurttdc an jenen Ort, wo mich's empört,
Dass man im Schlamm mein schönes Kleinod leide;
Der Hand, mit der ich schreflbe, war es freundlich.
Und Amor sah's, — vielleicht ist sie es wert:
Die edle Frau und ich, wir wissen's beide.
165
XCIV
Wert ist das Leben; dann ist hoch zu preisen
Die Ti^geod achöncar Fnum, so acheint es
mir. —
— Kdir^s um, o Mutler» wo's auf £iden hier
An Tugend feliit, kann nichts voUkonmien heissoL
Und die sich ihre Ehre lässt entreissem,
Ist nidit mehr Frau, nodi Idit sie; sdiemt sie dir
Wie einst, dann steht es doch so arg mit ihr,
Dass Tod und Pein nidit grCssre Qualen heisseii
Lukrezias Tod will mich niclit Wunder nehmen,
Nur wie sie starb: dass, was der scharfe Stahl
Getan, nicht schon dem Schmerz allein gelungen, —
Und wenn hier alle Philosophen kämen
Mit ihren Lehren: Alle wären schal.
Nur diese hätte sich emporgeschwungen.
i66
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xcv
rQbdnd sitz' ich, und es fasst mich dann
vJMit mir selbst so imiiges Erbarmen»
Dass es oft mich Annen
Nur zu neuen Tränen treibt und Klagen;
Denn mir naht das tödliche Umannen,
Und so fleh' ich Gott um Flügel an,
Die ans Kerker bann
Meine Seele auf gen Himmel tragen.
Doch nidxts will mit mir sich aufwärts wagen,
Mag ich bitten, seufzen, weinen, hoffen;
Und so ist es auch mit Recht gefugt:
Denn wer stehn kann und am Boden liegt,
Der ist wert, dass es ihn so getroffen.
Wohl seh' ich noch offen
Jene gütigen Arme voller Hukl»
Doch aus andrer Schuld,
Andrer Beispiel fürcht' ich wie sidi's wende,
Und mich drängt s — vielleicht bin ich am Ende.
EIN Gedanke spricht zu meinem Geist:
— Was spU glücken, woher Hilfe fliessen?
Kannst du's noch mcht wissen,
Armer, dass du wea% stehst in Ehren?
Schnell entschliessen musst du dich, entschliessen,
167
Daas du der Bierde Wurzein reisst
Aus der Brust; du weisst:
Nicht beglückea kann sie, nur beschweren.
Wenn dich Täuschungen nicht mehr betören,
Flüchtige Lustbarkeiten dich ermüden,
Die jetzt andern reicht die falsche Welt,
Warum ist dein Hoffen noch gestellt
Auf unsichre Güter ohne Frieden?
Noch bist du hienieden,
Hast dein Denken noch in der Gewalt:
Gib ihm Kraft und Halt,
Denn du weisst, Gebhr liegt im Besinnm,
Und zu spät wär's. Neues zu beginnen«
WIE viel Wonne einst dein Auge trank.
Als du sie geschaut, du hast's erbhren:
Wär' in künft'gen Jahren
Sie gdtMnen, lebten wir in Frieden.
Wohl bewahrst du, [sollst es wohl bewaliren],
Jenes Antlitz, das ins Herz sich schwang,
Dem's vielleicht gelang
Andres Flammenlodem zu verhüten.
Trügerische Glut, von ihr beschieden,
Harrte Jahre lang dem Tag entgcfgen,
Der nicht kommt, zu unserm eignen Glück.
168
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Heb' zu besserer Hoffnung nun den Blick,
Sdiau die Himmel, die sidi um dich r^n,
licht auf ew'gen W^n:
Übte auf dein Sehnen solche Macht,
Hat dir Ruh' gebracht
Schon ein Blick, ein Wort, ein lieblich Singen,
Weiche Wonne wird dich dort umringen? —
EIN Gedanke, herb und süss zugleich,
Setzt sich jetzt, mit Lust und Weh belastet,
Mir ins H^z und rastet
Nie, will es mit Wunsch und Hoffen nähren.
Nimmer fühlte der voller Ruhmsucht hastet.
Ob ich heiss, ob kah; ihm gilt es gleich,
Ob ich dürr, ob bleich:
Tot' ich ihn, wird er sich neu gebären.
Ais ich Kind noch war, blieb sein Begehren
Eineo nur, mich wachsend zu begleiten,
Und ein Grab, so fOrcht' ich, schliesst uns ein.
Doch wird körperlos die Seele sein,
Kann sie auch der Wunsch nidit mehr geleiten;
Nennt dann vor den Leuten
Rom und Hellas mich, so bleibt's ein Hauch.
Und so fürcht' ich auch,
Dass ich sammle, was sie schnell bestatten:
169
Wahrheit möchf ich fassen, keine Schatten.
DOCH ein andrer Wunsch in mir erstickt
Alle, die er noch m nur gefimdenf
Und es Iliehn die Stunden»
Find' idi midi, von jener sdurdbend, sitzen.
Durch der schönen Augen Licht gebunden,
Leis' verzdurt von ihrer heüem Ghit,
Fesseln sie so gut,
Dass mir weder Gdst nodi Eifer nützen:
Und was hilft's mein Boot in allen Ritzen
Dicht zu machen, das durch Doppelbande
Zwischen Klippen noch gehalten ward?
Der du mich von andern aller Art
Löstest, drin die Welt noch liegt in Bande,
Nimmst du diese Schande,
Herr, nicht auch von meinem Angesicht?
Steht der Tod doch wie ein Tramngeaidit
Stets vor mir; fort würd' ich gern ihn schaffen,
Mich verteid'gen, doch mir fehlen Waffen.
WAS ich tue, seh^ ich und mich narrt
Wahrheit nicht, doch fesseln Amor's Schlingen,
Der an hohen Dingen
Alle hindert, die ihm zu sehr trauen.
170
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Oft fühl' ich mir in die Seele dringen
Herben Unmut, edler strenger Art;
Was im Innern harrt»
Lasst er deatfidi auf der Stime sdmen:
.Wollt ihr irdischer Liebe mehr vertrauen.
Nicht nur Gott die schuld'ge Ehrfurcht schenken,
Schwindet alles Lob, darauf ihr baut,
Und vom Snnentmge mahnt euch laut
Die Vernunft, den Schritt zurück zu lenken.
Saft sie Hören, Denken
fiückwärt^ üble Sitte schiebt voran,
Malt vor Augen dann,
Die zur Welt kam, schwer mich zu verwunden.
Die ich, ach, nur allzuschön gefunden.
WIE viel Zeit mir Gott will anvertraun
Weiss ich nicht, der ich seit frühen Tagen
Jenen Kampf ertragen,
Den ich selber gegen mich begonnen.
Auch den letzten Tag vorauszusagen
Kann ich nicht durch KörperhüUe schaun,
Doch mein Haar ergrau'n
Seh' ich und schon anders mich gesonnen.
Da ich mm das Ende bald gewonnen,
Da der Abschied nicht mehr in der Weite,
Denk' ich, [wie man sinst auf guten Rat
Nach Verlusten], wo ich wohl den Pfad
liess» 2sur Rechten, den zum guten Hafen.
Doch von andrer Seite
Treibeii« stachdn rOckwärts Schmecz und Scham.
Auch die Liebe kam
Nicht befirdendy die midi so durchdrungen,
Dass der Tod sogar sie nicht bezwungen.
SOWEIT kam ich und vor Furcht, Kanzone,
Wird das Hecz wie . Eis mir kalt und »tarr,
Demi voraus fühl' ich die letzten Stunden.
Schwankend hab' ich um das Holz gewunden,
Was \om kurzen Linnen fertig war:
Wem bot je sich dar
Solche schwere Last, wie ich erleide?
Denn den Tod zur Seite
Such' ich für die Lebensbahn das Rechte,
Seh' das Gute, klammre mich ans Schledile.
172
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XCVI
Mein teurer Herr, stets hab' ich euch im Sinn,
Nach dessen Anblick ich vergebens trachte;
MeinLos [ob esmir wohlnochSchliinm'res brachte?]
Hält mich am Zügel, wirft mich her und hin.
Und mein von Liebe ganz erfüllter Sinn
Ftdirtmich zum Tod, noch eh' ich's recht beachte*
So, während ich nach meinen Sternen schmachte,
Seufz' ich bei Tag und Nacht^ wo ich auch bin.
Freundschaft für Männer, Frauenliebe gaben
Die Ketten, was zum grossen Leide war,
Obwohl ich selber mich damit gebunden:
Ein Lorbeer, eine edle Säule haben
hk mir, — der achtzehn, diese fünfzehn Jahr'
Gewohnt, davon ich nie mich losgewunden.
•
173
NACH DEM TODE VON MADONNA LAURA
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XCVII
O schönes Ängesidity o sanfte Mienen,
O stolze Haltung voller Liebliclikeit!
O Wort, das xauhe Art zu jeder Zeit
Gemildert, Feige wandelte zu Kühnen!
Nicht könnt' ich deinem ersten Pfeil entrinnen,
O süsses Lächeln, war' zum Tod bereit;
0 hoher Sinn, des Thrones Herrlichkeit
Vor allen wert, nur all zu spät erschienen*
Ffir euch nur kann ich atmen, kann ich biennen,
Denn euer war ich, und von euch verlassen,
Sdieint jedes andre Leid nun leicht und lind.
Einst hiess: mich von lebendiger Wonne trennen,
Nur neuen Wunsch und neue Hoffnung fassen;
Doch meine Worte flogen mit dem Wind.
«75
XCVIII
T "T T'as beginnen? Amor rate mir!
VV Sterben hätf ich soUai,
Und ich säumte mehr als weise wär.
Tot ist sie» es ging mein Herz mit ihr,
Und ihr folgen wollen,
Schnitte ab der Jahre aiges Heer.
Da sie hier nicht mehr
Wiederkehrt, bangt mir vor langem Sehnen;
Wandelte in Tränen
Sie doch ail' mein Glück; seit sie gestorben,
Ist mir jede Lebenslust verdorben.
DU, o Amor, fühlst die ganze Not, '
Weisst, wie schwer mir der Verlust zu tragen,
Und dich schmerzt und kümmert meine Fein,
Nein, die imsrel Ward doch unser Boot
Hart am Fels zersdilagen,
Hüllt doch unsre Sonne Dunkel ein!
Wer kann fähig sein
Meine Qual im Wort zu offenbaren?
O der undankbaren
Welt! Laut hätt' sie klagen müssen,
Denn ihr ist der schönste Schmuck entrissen!
176
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DEINE Glorie fid, du aiehat es kaum.
Bist nicht wert gewesen
Dieser heiligen Ffhsse Druck und Spur,
Ihrer wert war nicht dein £rdenraum;
Denn so henlich' Wesen
Schmückte besser sel'ge Himmelsilur.
Ach, ich rufe nur
Weinend sie zurück; mir kann das Leben
Ohne sie nichts gd^en.
Dies allein blieb mir von all' dem Hoffen,
Halt mich aufrecht, der so schwer getroffen.
STAUB dies AntUtz, ach, so schön und klar,
Dass von sel'ger Feier
Uns schon hier auf Erden Kimde sei
Ihre Seclenform schwebt unsichtbar,
Frei vom Erdenschleier,
Der sie uns umhüllt im Lebensmai,
Droben, und aufs neu
Ward ihr ein Gewand, das nie veiloren
Geht Wie neugeboren
Sehn wir sie im ew'gen Glänze wohnen,
Schöner als in irdischen Regionen.
LIEBLICHER noch kehrt die Huldgestalt
177
Mir zurück, gleich der am heU'gen Orte,
Wo sie fühlt, wie sehr sie Wonne bringt.
Darauf bau' ich noch; der andre Halt
Li^ im lieben Worte
Ihres Namens, der mir sCta erklingt
Doch aufs neue bringt
Leid die tote Hof^ung, die nodi g^Qhte,
Als sie lebend blühte.
Wie ich wurde, Amor haf s er&hren
Und sie, hoff ich, sieht's, — so nah dem Wahren»
FRAUN, die ihr die Schöne oft gesehn,
Ihren engelgleichen
Wandel, ihre göttliche Gestalt,
Mich beklagt, nicht sie, — zu sel'gen Höhn'
Wert hinaufzusteigen
War sie, liess mich in des Kriq;8 Gewalt;
Sperrt auch mancher Halt
Nodi zum gleichen Weg die Ausgangspforte,
Hindern Amors Worte
Nur, dass ich den Knoten nicht zerreiase.
Und er spricht zu mir in solcher Weise:
ZÜGLE deinen Schmerz, er reisst dich fort.
Flieht vor gier'gem Willen
178
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Doch die Huld' nach der die Seele rang:
Die euch tot erscheint ist lebend dort
Ober schöne Hüllen
Lächelnd, ist sie nur um dich noch bang.
Findet guten Klang
Weithin noch ilir Ruhm durch deine Lieder,
Bittet er: Lass wieder
Glanz noch ihrem Namen widerfahren,
Wenn je süss dir ihre Augen waren.
FIJ£H£ Licht und Grün,
0 Kanzone, nicht wo Lieder tönen
Oder Lachen, weile, nur wo Tränen
FHessen; Frohen stöist du ihre Freude,
Witwe voller Gram im schwarzen Kleide.
XCIX
Die Säule brach, der grüne Lorbeer fiel,
Die meineiii müd» Geiste Trost gespendet,
Verloren bleibt, wohin ich mich gewendet,
In dieser Welt des Wiederfindens Ziel
Der stolzen Gang mir gab und Frohgefühl,
Den Doppelscbs^tSi o Tod, hast du entwendet,
Nicht Land noch Krone, die ihn wiederspendet,
Juwel und Gold nicht, wär' es noch so^vieL
Doch wenn das Schicksal es nun so gemeint,
Was bleibt mir übrig als ein Herz voll Sorgen,
Ein müd' gebeugtes Haupt, die Augen feucht?
Ob uns das Leben noch so schön erscheint,
Wie leicht verlieren wir an einem Morgen,
Was wir in Jahren voller Müh' erreicht
i8a
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c
SoU ich wieder in dem altes Joch, .
Amor^ müssten dir^ mich zu bezwiDgen,
Wunder erst gelingen.
Eh* die neue Probe nur gelohnt.
MQsstest meinen Schatz erst wiederbriagea'
Aus der Erde, — ward ich Bettler doch!
Auch das Herz mir noch
Holen, weis' und keusch, drin ich gewohnt
Hast du so viel Macht auf Sonn' und Mond
Droben, wie man sagt, und tief im Grunde,
[Weil auf Eiden, was du kannst und bist
Jeder weiss, und ist
Dies, so mein ich, wohl in aller Munde],
Dann hoP mir den Raub aus Todesrddten,
Und das Antlitz trag' dein Si^eszeichai.
LASS ihr schön' Gesicht mir wieder hell
Leuchte sein, die Qut entzQnde wieder»
Ach, die meine Glieder
Noch eiioschen wännt, und einst, wie sehrl
Hirsch und Hindia suchen auf und nieder
So begehrlich nimmer Flass und Quell,
Als ich Gramgesell
Jene Anmu^ die mir immer mehr
Bitt'res bringt, versteh' idi die Begehr,
Die mich irre leitet, recht zu fassen.
Keine Strasse zeigt, wohin sie weist,
Und der müde Geist
Sucht, was nimmer sich wird finden lassen;
So muss ich mich dir zu fo^eu hfkten:
Nur in deinem Reich kannst du gebieten.
LASS' noch einmal mich den süssen Hauch,
Den ich drinnen fühle, aussen spflrenl
Sanft zur Ruhe füluen
Könnt' er im Gesänge Groll und Hass»
Konnte Sturm regieren.
Und verscheuchen finstem Nebebauch,
Hob mein Dichten auch
Über sich, zu nie erreiditem Mass.
Füg' in eins nun Wunsch und Hoffnung, dass,
Da Gedankenkräfte stärker weben,
Wahres Dasein, auch für Ohr und Blick
Einmal noch zurück
Kehre. — Halb wär's sonst und Tod mein Leben. |
Sieh', dass idi dir sonst nicht folgen werden
Deckt mein erstes Lieben noch die Erde.
IN die Augen lass mich wieder sehn:
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Sonnenschein mir unter meinem Eise;
Hair' am Tor der Reisen
Wo ich einging ohne Wiederkehr;
Pfeil und Bogen nimm nach alter Weis^
Lass ihn Idingen, wie es sonst gescfaehn
Bei dem Wortgetön,
Draus ich lernte, was die UAe war*.
Rühr' aufs neu mit ihrer Angeln Heer,
Bas mich fing, die Zunge, gib die Speise,
Die mich labt; im krausen, blonden Haar
Bng des Gams Gefahr,
Bass es mich nicht fängt auf andre Weise;
Lass die Haare flattern in den Winden:
Nur mit diesen suche mich zu binden.
NIEMAND lös' aus goldnen Schlingen mich,
Den mcht kOnstlich-giatt, nein kiaus-verwiirten,
Noch dem unbeirrten
Geist, der milde bald, bald streng gebfickt
Mehr als Lorbeer hielt er oder Myrten
Immeigrdn den Ho£lnung8tneb für mich:
Ob im Walde sich
Grünes Laub verior, ob'» neu ihn schmflckt
Nun der Tod den Knoten rauh zerstückt,
Dem ich mich gefürchtet zu entrinnen.
Und du niq;eQds findest weit und breit
Wie du ihn erneut, —
Wozu, Amor, willst du's noch b^gpnneii?
Jugendkraft verging, die Waffen fdden,
Die mich schreckten; worauf willst du lählen?
IHR£ Augen dieoten dk im Stiauss»
Pfeile sendend mit verborgnem Feuer,
Die Vernunft nicht scheuer
Machte, weil hier Himmelskräfte führen;
Ihr Gespräch, ihr Schweigen, T^cheni freier
Froher Geist und holde Art im Haus,
Kluge Worte, draus
Grober Sinn selbst Höflichkeit gelernt:
In der Nähe pries man und entfernt
Ihre sanften Engelszüge, ihren
Gang, ihr Stehn und Sitsen, — dass es sdiwer
Wurde, welchem mehr
Unter allen möchte Lob gebühren;
Harten Sinn selbst hast du so geschlagen:
Wehrlos bist du jetz^ wie willst du's wagen?
SENDET dir der Himmel Seelm hin
In dein Reich, die fessle nach Gefallen,
Ein Band nur vor aUen
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Galt für mich, mehr sah man dort nicht vor.
Jenes riss» im mag ich nidit mehr wallen»
Weinend ruf ich: Edle Pilgenn,
Weicher h(die Snm
Band mich erst und löste dich zuvor?
Eilig hob die Gottheit dich empor.
Wollte uns nur hohe Tugend senden,
Anzufeuern edelste Begehr. —
Sieh', nicht fürcht' ich mehr,
Amor, Wunden noch von deinra Händ»;
Lass' den Bogen, Kraft fehlt den Geschossen,
Seit sich diese schönen Aug» sdüossen.
AMOR, mich befreit von dir der Tod,
Die ich liebte, musste aufwärts schweben,
Frei und traurig blieb für mich das Leben.
I
urch einundzwanzig Jahr in stetem Bann,
JL/Bcfreite mich der Tod von harten Binden,
Kaum glaub' ich, dass man Schlimmeres empfindeaD,
Doch nicht, dass man durdi Sdmeraen steAeo
Amor liess noch nicht nach und legte dann
Ein anderes Garn ins Gras, nicht leicht zu findeo^
Ein neues Feuer sucht' er zu entzünden
Mit neuem Zimder, dass ich kaum entrann.
Und hätt' ich vorher nicht genug erfahren
Durch erstes Leid, war* ich gefasst veisengt,
Und um so mehr^ weil nicht mehr grün im Holz.
Noch einmal kam der Tod mich zu bewahren»
Die Glut erlosch, der Knoten ward zersprengt;
Und gegen jenen hilft nicht Geist noch Stolz.
kann
i86
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cn
Das Leben ffieht, wiB keine Stunde schenken.
In grossen Tagereisen folgt der Tod,
Was heut' geschidit und was das Gestern bot,
Dazu die Zukunft, — aOes will mich kränken.
Die Blicke in veigang'ne Zeiten lenken
Bckflmmert mich und die Erwartung droht,
Hätf ich nicht Mitleid mit der eignen Not,
Ich wäre langst heraus aus all' dem Denken.
Betracht* idi Freuden, die mir einst geblüht,
Dann macht's mich traurig, und nun seh' ich wieder,
Wie um mein Schifflein trübe Winde wehn;
Das Schicksal ist im Port, der Schiffer müd'.
Der Mast zerbrach, die Segel hangen nieder:
Verlöscht die Leuchten, die ich sonst gesehn.
187
cm
Was tusty was dmlcst du? Warum stets zurück
In alte Zeiten schaun? Sie kdiren nimmer,
Vei^zagte Seele, warum txäfßt du immer
Zum Feuer, das dich bmmit, manch' neues StOdc?
Die süssen Worte, jeder sanfte Blick,
Der oft be8chrM)ene Glanz und hokler Schimmer
Sind erdenfem, suchst du sie hier noch immer.
Treibst du es wider Zeitlauf und Geschick,
Was tötend wirkt, das werde nicht emeul;
Nur sichre Bahn führt uns zu gutem Ende,
Das trOgenschem Wahnbäd niddt beschieden«
Gen Himmel strebe, wenn hier nichts dich freut,
War jene Schönheit uns doch txübe Spende:
Tot oder lebend nahm sie uns den Frieden.
iS8
uiLjui^ca by Google
dV
Wenn Zweige rauschen und die Vögel singen
Und weiche Sommeiioft weht tibets Land,
Wo murmehid froh die lichten Wellen springen,
Sitz' ich am bhmieiireichen Uferrand,
Und sain' und li^beslieder schreibt die Hand*
Da seh' und hör' ich ihre Worte klingen,
Der GoC^esandten, jetzt in Enf und Sand,
Und fernher meinen Seufzern Antwort bringen:
— Warum verzehrt dich vor der Zeit die Klage? —
Spricht sie voll Mitleid: — nnd warum veigosten
Die Tränen sich in ungehemmtem Lauf?
Wein' iddit um mich, es wurden meine Tage
Im Tod erneut; als sich die Augen schlössen,
Schlug ich im ew'gen Licht me wieder auf. —
189
cv
Wie oft entschlüpf ich andern, hin zum stillen
Veistecky mir selber such' ich zu eatfliehn;
Laut Mifz' ich, TrSnen, die mein Auge filBeD,
Benetzen meine Brust, das bische Grün.
In dichtes Buschwerk lieb' ich mich zu hüllen.
Furchtsam, als ob man mich zu suchen schieHi
Um ganz den Sinn mit alter Lust zu füllen.
Vom Tod geraubt, — und oftmals ruf ich ihn«
Als Nymphe oder göttliche Gestalt
Seh' idi der klaren Sorga sie entsteiget
Sich niedersetzen dann am Uferrand;
Durch grünes Gras» als ob sie lebend wallt,
Auf Blumen treten und im Antlitz zeigen.
Wie tiefes Mitleid sie mit mir empfand.
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CVI
Beglückte Seele, die in trüber Nacht
Oft imch m tröBtea kommt in bangea Stunden,
Mit Augen, deren Glanz noch nicht geschwunden,
Der nur noch überirdischer erwacht
Wie hast du dankbar f rühlidh mich gemacht,
Dass du in trüber Zeit dich eingefunden!
Wie einst, an allen lieben Ort gebunden,
* Ward mir dein Reiz dort wieder nah' gebracht.
Dort ging ich manches Jahr von dir zu singen.
Jetzt gdi' ich, wie du siehst, umhor und weine.
Doch nicht um dich, nein, um mein eignes Leid,
Nur eins kann meinen Gmm zur Ruhe bringeUi
Dass, kommst du, ich dich keime, dich die Eine:
An Gang und Stimme, am Gesicht, am Kleid.
cvn
Kein Mutterherz gab je so treuen Rat
Dem teuren Sohn, noch dem geliebten Gatten
Ein liebend Weib, wenn sorgendes Ermatten
Nach bangem Zweifel sie durchzittert ha^
Als vom erbabnem Sitze jene ta^
Wenn ihre Augen mich gefimden hatten.
Oft kommt sie^ anf der Stim des Mitleids Schatten,
Zu mir, dem zwiefach ihre Güte naht:
Als Mutter, als Geliebte; bald in Not
Und bald voll edler Waime^ wir zu zeigen.
Was ich noch tun, was lassen soll hienieden.
Was auf der ganzen Ld>en8iabrt noch droht.
Nicht zögern soll die Seele aufzusteigen:
Und nur so lang sie spricht, bin ich in Frieden*
192
cvm
Oiuein SennucdOy trauiig und ailein
Blieb ich zurück, doch ist mir Trost genug,
Dass du dich stolz erhobst mit hohem Flug,
Nachdem der Tod erschien dich zu befreien.
Die beiden Pole siehst du jetzt, die Reihn
Der Wanddsteme dort in ihrem Zug^
Du siehst, wie weit uns kurzes Schauen trug:
So soll mir Trost nun deine Freude sein.
Doch bitt' ich, dass du in der dritten Sphäre
Guittone grüssest, Messer Cino, Dante
Und Fiancesduno und die ganze
Sag' meiner Herrin, wie ich traurig wäre,
£in scheues Tier mich in die Wildnis bannte,
Gedenkend wie sie schön und heilig war.
I
CIX
Glut meiner Seele schöa und auserleaen.
Die hier den HiBunel schon so gütig fandr
Noch vor der Zeit ging sie ins Heimatland^
ZurQck zum Sterne^ dem sie gieich gewesen.
Jetzt, da mein Schlummer amfängt sich zu lösen,
Seh ich, wie sie sum Heil mir widecstand.
Wie sie den jugendheissen Wunsch gebannt,
Mit Blicken voUer Milde und mit bösen.
Ihr dank' Ichs, ihrem weisen auch Beraten,
Als sie, so mild und schön, durch strenges Schaun
Zur Zeit gfsnahnt die lascb ergl^le Jugend.
O feine Künste, ihr und eure Taten
[Der diuch die linfien, jene durch die Braun']
Gabt ihr d^ Ruhm und mir gabt ihr die TugoKL
194
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cx
ie Augen, dem Lob ich heisB verkOadety
X^Hand, Anne, Füsse, die mich oft bewogen,
Dass ich in lerne Einsamkeit gezogen.
Wie einer, der sich selber nicht mehr findet;
Die krausen Locken, wie in Gold geründet.
Das Antlits hold vc»n Ladidn übeiflogen,
Die uns ein Paradies herabgezogen, — -
Siod wenig Exdenstanb, der nichts empfindet
Ich aber lebe^ trauernd muss idi hadern,
Mir fehlt das Licht, das mir ins Herz geglüht,
Und Stunn voBobamlt mein Srhiffifan ohne Steuer.
Versiegt sind die gewohnten Geistesadem,
Ein £nde sei's mit mcifiem Lid)eslied,
Zum Klageton geworden ist die Leier.
195
CXI
HäU' ich zuvor gewusst, dass maa einmal
So gern auf meme lidbesBeofzar adite^
Dann hätt' ich, als ich sie in Reime brachte.
Auf acbOii're Fonn gesdm und gröas'ie Zahl
Doch seit sie starb, die Herria meiner Wahl,
An die idi immer mid vor aUen dachte,
Wird, [da ich nicht mehr so der Feile achte],
Auch weicher nicht der rauhen Rdme Zahl.
In jeaer Zeit war einzig mein Bemühn,
Mir zu erleichtern meines Herzens Bürde,
Nidit um des Ruhmes, um des Lobes wiHen;
Nicht wollt' ich aus den Tränen £hre ziebn.
Jetzt möcht' ich gern gefallen, doch vdl Würde
Ruft sie zu sich heran den Müden» Stillen.
196
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cm
Wo ist die Stirn, die durch ein kleines Zdchen
Mein Herz nach hier hin und nach dort
gezogen?
Wo sind die Sterne unter schönen Bogen,
licht meinem ganzen Lebenslauf zu reichen?
•
Wo Kenntnis, Takt und Kraft, die ihr zu eigen,
Und die bescheidne Rede klug erwogen?
Wo all' die Schönheit in ihr Bild gezogm.
Der sich mein Wille lang gewusst zu beugen?
Wo blieb das Mienenspiel, das gut verstand
Mit Ruh' die müde Seele zu erquicken.
Darin mein ganzes Denken aufgeschrieben?
Wo, die mein Leben hielt in ihrer Hand?
Wie fehlt sie dieser Welt, fehlt meinen Blicken,
Die fortan nicht mehr tränenlos geblieben!
197
cxni
im ich sie mcht mehr schau^ du geizig Land,
Jl ^ Wiemussichdich,das8iemnsdiUes8t,beneideD;
Wagst mir das schöne Antlitz abzustreiten.
In dem nach jedem Kampf ich Frieden fand
Der ihren Geist nun ganz in sich gebannt,
Seit ihn die schönen Glieder nicht mnkleideii,
Dem Himmel neid' ich ihn« zu dessen Weiten
Manch' andrer schwer das rechte Tor erkannt
Und wie beneid' ich jene Seelenschar,
Dass solche süsse Nähe ihr gewordeui
Um die ich lange mich so heiss bemüht!
Den mitleidlosen Tod beneid' ich gar»
Der, als er wusste mich in ihr zu morden,
In ihren Augen wohnt und vor mir flieht
198
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CXIV
Tal, dnrdi «dches meine Klagen irren.
Fluss» in den so aianche Träne rann»
Wildy fiOdifge Vögel, ihr, im grünen Bann
Der Ufer, Fiachiein, die sich lustig rühren;
LdI^ THfine wannen Senber mosst du qpüren,
Pfad, den ich nicht mehr froh betreten kann:
Vagem s^ltif^ kh «um Hügd heuf hinan.
Auf den mich Amor will wie ehmals führen.
Wohl find' ich wieder die bekannten Fluren,
Nnr nidit in mir; ach, der ich fröhlich lebte^
Ward jetzt Bdiansung für ein endlos Leid.
Hier sah ich all' mein Gluck, an diesen Spuren
Eikenn' ich wohl, dass sie gen Himmel schwebte^
Und liess im Boden nur ihr schönes Kleid.
199
cxv
Empor zu ihr flog die Gedankenreise;
Sie, die ich hier zu suchen mich bdtött,
Sah ich mit Seelen aus der dritten Sphäre,
Noch schöner und in minda: stolzer Weise.
Sie nahm mich bei der Hand: — In diesem Kreise
Nahst du mir einst, wenn Wvinsch nicht Irrtum wäre;
Ich bin'Sy um die du trugst so mandies Schwere,
Und nocli vor Abend schloss die Tagereise.
Mein Glück hier fasst kein menschlicher Verstand,
Ich harr' auf dich und was dort blieb am Orte,
Auf meine HüUe, einst dein ganzes Lieben. —
Ach warum schwieg sie, liess*mir firei die Hand?
Viel fehlte nicht beim Klang der keuschen Worte,
Dass ich nicht gleich im Hinmielsraum geliehen.
200
uiCjUi^Cü by GoOgl(
CXVI
0 schöne Seele, jetzt von Hüllen frei,
Wie sie Natur nicht schöner konnte weben,
Sdiau her vom Himmd auf mein dunkles Leben,
So tränenreich nach froher Träumerei
*
Des Herzens Lüsche Meinung ist vorbei.
Die strenge Härte deinem Blick gegeben,
Lass furchtlos ihn auf mich hemiederschweben,
Damit dein Olir den Seufzern gnädig sei.
Schau' nach der Sorga Quell am Felsenrand,
Sieh' dort am Ufer den, der sich von Leiden
Und von Eriimerung allein erhält
Schau nidit den Ort, wo unsre Lieb' entstanci^
Dein Haus, die Deinen suche zu vermeiden»
Dass du nidit sidist, was dir daran missällt
20 1
cxvn
Der Westwind kommt mit seinen schönen Tagen
Und GiBSy und Blfif, sdn holder KindeiioeSi
Die Schwalben zwitschern, Nachtigallen klagen,
Es schmüdt der Leus sich loteniot und weiss.
Die Wiesen ladien, lichte W^yikchen jagen,
Es freut sich seiner Tochter Vater Zeus»
In Wasser, Luft und Eid' ein liebeswagm»
Und jedes Tier ersixmt sich seine Weis'.
Mir aber kehren, ach, nur Seufzer wieder,
Die sie hervorlockt, die vom Herzenssdurein
Den Schlüssel trug in himmlisches Geükl;
Der Bhimenrain, die heUksi Vogellieder,
Und schöner Frauen Wandeln hold und fein,
Sind mir nur Öde Flur mit sdieuem Wild.
«
202
uiLjUi^ca üy Google
CXVIII
Die Nachtigall in langgezognen Tönen
Klagt um ihr Weibchen oder ihre Jungen,
£rfüttt die Luft, die Flur mit sQsaem Sehnen,
In weichen Melodien, voll Kunst gesungen.
Die ganze Nacht singt sie zu meinen Tranen,
Mahnt an mein Los, mit dem idi hart genmg^;
Denn mir allein klag' ich mein töricht Wähnen:
GOttimnen habe nie der Tod bezwmigen.
Wie trOgt man leicht, die sich fOr «eher hahent
Wer glaubt von Sternen, wie die Soime klaren,
Dass sie einmal zu dunkebn Staube werden?
Jetzt kenn' ich wohl des Schicksals hartes Walten»
Dass weinend idi's im Leben soUt* eorlahren:
Wie nichts erfreut und dauert hier auf Erden.
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CXK
Du sahst, meiu Herz, voll Ahnung vor Gefahren
In froher Zeit sdion sinnend und betrQbt,
Ihr fest ins Antlitz, das du so geliebt,
Dir Ruhe noch vor kOnft'gem Leid zu wahren.
Am Ausdrudr, an den Worten, am Gebaren,
Am neuen Mitleid, das die Sorge gibt.
Erkanntest du, war nur dein Blick geCft>t:
— Dies ist mein letzter Tag von schönen Jahren! —
O arme Seele^ wdche sanfte Weisel
Wie leuchteten, als ich sie damals schaute,
Die Augen, die ich nie mehr wiederseh'*
Und ihnen liess ich, wie man vor der Reise
Wohl Freimden edle Habe anvertraut^
Mein Denken und mein Herz voll Lust und Wdi*
204
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cxx
Vorttber waren jui^ frisdie Zeiten,
Und lauer, fühlt' ich, hat die Glut gebrannt.
Als ich an jenem Funkt des Lebens stand,
Wo's abwärts führt, bis wir zu Boden gleiten.
Die teure Feindin liess sich schon geleiten
Durch grossere Sicheilieit, ihr Argwohn schwand.
So dass sie bald voll Sittsamkeit verstand
In Scherz zu wandehi all' mein herbes Leiden.
Die Zeit kam, wo sich Amor gut vertragt
Mit Keuschheit, und wo Liebende vereint
Beisammen sitzen und ach viel berichten.
Neid lun mein Glück, mein Hoffen selbst, erregt
Den Tod, gewappnet naht er da als Feind,
Um es auf halbem W^e zu vernichten.
205
CXXI
Nun Amor mich zum stillea Hafen weist.
Der ich in StOrmeQ lang umbemebliren.
In diesen reifen ehrenhaften Jahren,
Da sündbe&eit man Tugend ehrt und ptmk.
Als schdnen Augen nun mdn treuer Geist,
Mein warmes Herz nicht länger lästig waren.
Da nahst du Tod mit hastigem Gebar«,
Das vieler Jahre Früchte niederreisst.
Wenn sie noch mit uns lebte, legt' ich dann
Die Last in ihre keuschen Ohren meder
AU' meiner süssen Pein, seit langen Jahren,
Mit Msem Seufsen hörte sie midi an.
Und manche heü'gen Worte sprach sie wieder,
Da anders beider Haar und Antitti vmm.
206
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cxxu
Vertraute Luft umweht mich, Hügel ragen
Wie dnat: stammt dodx mdn schönes Licht
daher!
Den Augen gab es fc5hikhe Begehr,
Jetzt muss ich sie voll Tränen niederschlagen.
UiDiäilig Hofteni Törichtes Verzagen!
Verwaist das Gras, nicht klar die Wasser mäur,
Das Nesty ia dem sie ruhte» kalt und leer.
Darin ich leben wollt*, den Tod ertragen,
Vdl Hoffnung, dass hier, wo ihr Fuss gewandelt,
Aus ihren Augen, die mein Hcn Teibrannt,
Dem Müden doch noch Rull' sich vorbereite;
Karg hat und gr a nsam mich mein Hen: bdianddlt:
Eist glüht' ich, wenn mein Feuer vor mir stand,
Jetzt wein' ich nm die Aachen die aeistreute.
207
CXXIII
ie werden meine Augen trocken bleiben^
1 >| Wenn sie die Zeilen wieder angesduuit.
Die liebeglühend Amor anvertraut
Teilnehmend edler Hand, sie mir zu sdueiben.
Geist, den die Welt nicht wusste zu zerreibeD,
Der so viel Milde auf mich niedertaut,
Dass neue Rdme jetzt mein Griffel baut,
Dem sie der Tod doch suchte auszutreiben!
Manch' Werk hofft' ich aus meinem schwachen
Laub
Dir noch zu zeigen. Welches Sternbild wäre
Voll Neid auf uns, o du mein kostbar' Gut?
Wer baig dich doch als allzufrühen Raub,
Den ich im Herzen seh' mit Worten ehre,
In dem, erseufzt, nun meine Seele ruht?
208
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CXXIV
A Is icli einsam jüngst am Fenster stand,
Dass ich müde war, eh' ichs noch schätzte;
Sieh, ein Wild enchten zur rediten Hand,
Trug ein Menschenhaupt, Zeus zu entflammen.
Das ein weisser Hund, ein schwarzer hetzen
Uad so schwer verletzen.
Als sie's fest gepadct mit scharfen Bissen,
Dass vorüber bald die letzte Pein.
In dem Sarg von Stein
Kuht viel Schönheit, die der Tod entrissen,
Dass ich schwer daiob hab' seufzen müssen.
DANN sah ich ein Sdtdff auf hohem Meer:
Seid' das Tauwerk, S^el goldgewoben,
Ebenholz der Rumpf und Elfenbein.
Still die See, kein Lüftchen regt sich mehr.
Und der Hinmid klar, kein Wölkchen droben;
Auf dem Schiff die Ladung reich und fein:
Sturm und Wetterschein
Fem vom Ost her trübten Luft und Wogen,
Dass am Fels das Schiff in Trümmer brach.
Welcher Kimimer, ach!
Rasch zerstört, von wenig Raum umzogen
209
Schätze, nie durch andre überwogen!
JUNG und schlank erwuchs ein Lorbeerbaum
In dem frischen Hain, mit heii'gen Zweigen,
Bäumen gleich im Paradiesesland.
Süsses Singen klang im schatt'gen Eaum,
Vieler Vögel^ wundersüss und eigen,
Dass beinah die Erde mir entschwand«
"V^e ich unverwandt
Schau', verfinstert sich der Himmel, grauer
Wird es rings, der Sturm rebst aus dm Grund,
Bis zur Wurzel wund,
Jenen frohen Baum, ich leb' in Tkauer:
Nie gibt Schatten mehr so süssen Schauer.
FRISCHER Quell entspringt im gleichen Hain
Aus dem Fels, mit Wassern, frischen klaren,
Murmelnd rauscht er sanfte Melodie;
Und dem Ruhesitz im schatt'gen Hain
Naht nicht Hirt noch Pflüger, dafür waren
Nymphen dort, Gesang und Harmonie.
Hier verweilt' ich; wie
Immer süsser wurde mein Ergötzen,
Klafft mit emmal jäh ein Abgrund auf,
Schlingt der Quelle Lauf,
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Ort und Hain: Noch heute voll Entsetzen
Will ielbfifc die Erinn'nmg mich verletzen.
EINEN Phönix mit dem Haupt von Gdd,
Und von Purpur seine beiden Schwingen,
Sah ich einsam dort im Walde gehn;
Himmlisch sduen er mir imd wunderhold.
Doch wie er die Quelle da verschlingen
Und den Lorbeer muss entwurzelt sehn,
AJies jäh veigehUi
Waaserieer den schönen Brunnm tmd den
Baum entlaubt» der astberaubt zerbradi:
Mit dem Schnabel stach
Er stolz in die Brust und war verschwunden:
Mitleid fOhlf mein Herz und Liebeswunden.
DANN kam eine schöne Fraungestalt,
Die durch Blüt' und Gras nachdenklich schreitet,
Und noch fühl' ichs, wie ich da erbebt
Demutvoll, doch gegen Amor kalt,
In ein weiss' Gewand war sie gekleidet,
Wie aus Schnee erschiens und Gold gewebt;
Aber Nebel schwebt
Dunkel ihr ums Haupt, als wollt ei s hüten.
In die Ferse da ein Schlanglein sticht,
— Wie man Blumen bricht, —
Froh und festen Scliritt's ist sie geschieden:
Ach^ nichts dauert ab das Leid hienieden!
SAG' es nur Kanzone,
Dass die Reihe der Visionen brachte
Todessehnsucht dem, der sie erdachte.
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cxxv
Meinem schönen Lebensbrunnen fem
Zog ich durch die Länder über Meere,
Meinem Sterne nach, nicht meinem WiUen;
Nur die Hoffnung — Amor half mir gern —
Und Erinnerung konnten in der Leere
Bittersten ExiFs die Sehnsucht stillen.
Hüd' heb' ich die Hand, muss mich dem Willen
Meines harten Schicksals jetzt ergeben,
Nahm mir's doch der Hoffnung Lebenstrieb;
Nur Erinn'rung blieb,
Und von ihr nur kann die Seele leben,
Die, verschmachtet, Not und Gram umgeben.
WIE der Bote, wenn ihn Hunger quält.
Seinen schnellen Lauf wird hemmen mtbssen,
Weil die Kraft zum Laufen ihm genommen,
So, weil mir die süsse Nahrung fehlt,
Die mir jener räuberisch entrissen,
Der der Welt und mir zma Leid gekommen.
Wird mir Süsses herb, der Freude Fronunen
Schwand; — dass ich den kurzen Lauf vollende
Hoff und fürcht* ich, — eh* er mir verrinnt.
Staub und Dunst im Wind
Flieh' ich, sflhe gern der Wallfahrt Ende:
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Und so geh's^ wie es das Schicksal wende.
DASS mich £rdeniebeii nie beglückt,
Amor weiss es, der es oftmals hörte,
Wenn durch sie nicht, die uns Licht gegd>en.
Denn seit jenen Geiat, der mich entzückt,
Neugeboren Himmelslicht verklärte,
Ist ihm nachzuadin mein eintig Streben.
Klagen muss ich nun mein ganzes Leben,
Dass ich nicht, als Amor mir d&i herben
Zug auf ihrer Stirn gewiesen hat,
Folgte solchem Rat;
Denn verzweifelt muss man so verdei i
Kurz zuvor wär' es ein selig* Sterben.
IN die Augen, die mein Herz bewohnt^
Bis das hatte Sdiicksd sie vertrieben.
Das die Heimat ihnen nicht mehr gönnte,
Hatte Amor, der mich mild gesdiont,
Schon voll Mitleid selbst hineingeschrieben,
Was bald langer Sefansiicht folgen konnte.
Süss gewesen wäre da mein Ende,
Starb mit mir nicht audi zugleich mein Leben,
Weilte hier vielmehr mein bess'res Ich:
Nun die Hoffnung wich,
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W&tng Schollen meineii Schatz umgeben,
Und ich atme» fasst mich banges Beben.
HATT' ich meinen dürftigen Verstand
Nur bereit gehabt, nicht fortgewtndet,
Könnt' ich von Madonna's Stime lesen»
Was für mich darauf geschrieben stand:
— Süsses wird dir nun nicht mehr gespendet,
Und es harrt nodi dein viel bitf res Wesen. —
•Wusst' ich das, eilt' ich durch sanftes Lösen
Meines Exüenkleids in ihre Nähe
Und, befreit vom schweren Gliederbaim,
Dorthin ihr voran;
Sah schon ihren Sitz in seFger Höhe:
Andra ist mein Haar jetzt, wenn ich gehe.
SAG'^ Kan2on^ dem, den lieb' erquickt:
— Stirb, wenn du beglückt:
Tod zur Zeit ist Zuflucht, nicht Verderben,
Such' nicht Aufschub, kannst du nih% sterben.
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CXXVI
Kann wahre Liebe sich des Lohns erfreun,
Lebt Mitleid noch — mir wird man ihn ge-
wäliren:
Madonna^ alle Leute sehn mid ehren
Jetzt meine Tieu, klar wie der Sonne Schein.
Einst war ihr bang, jetzt glaubt sies nicht alleiHf
Sie weiss: Wie heut' war immer sein Begehren;
Sah sie mich auch und konnte Worte hören,
Heut' blickt sie mir in Seel' und Herz hinein.
So hoff ich, dass sie dort sich um mein Leid
Beklagt, und macht es also offenbar,
Dass sie mir voll Erbarmen wiederkehre;
Auch hoff' ich, leg' ich ab mein Erdenkleid,
Dann holt sie mich mit jener sel'gen Schar
Der Freunde Christi und der reinen Ehre.
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CXXVII
ein Geist gewählt sie, nein, sie wohnt darin,
[Die Lethe selbst nicht Kraft hat zu ver-
Wie ich sie sah in ihren Blüietagen
Im Strahlenkreis des eignen Sternes glühn.
So schön, wie sie zum ersten Mal erschien,
Seh' ich sie sinnend und voll stillem Zagen,
Und rufe: — Ja, sie lebt, die Pulse schlagen! —
Ach, wär' ihr auch der Stimme Klang verliehn ! —
Zuweilen spricht sie, oftmals schweigt sie still,
Und wie man irrt und sieht dann wieder klar,
Sag' ich zu mir: — Du hast dich selbst betrogen:
Du weisst, dass früh am sechsten des April,
Als dreizehnhundertachtund vierzig war,
Aus ihrem Leib der selige Geist gezogen«
jagen,]
217
cxxvm
Welch' Mitleid» welcher Engel trug mein Leid
So Khndl bereit hmauf m Himmdsböhn?
Denn wieder fühl' ich, naht, wie's schon geschehn,
Madonna mir voll harter Sittsamkeit;
Zur Ruhe bringt sie all' mein Hendeid,
Voll i^emut» ohne Stolz, so mild und $Ghön»
Dass ich aufhöre um den Tod su fldm.
Und lebe, und es ist mir nicht mehr leid.
O selig sie, die Seligkeiten gibt.
Schon durch den Anblick und duich ihre Reden»
Die nur für uns, für keinen andern galten.
Ich bin tun didi, o Teurer^ tief beMbt,
Doch war ich hart» so war's zum Glück für jeden. —
Sprach sie, und mehr» ~ die Sonne aubuhalten!
uiyiii^Cü üy Google
CXXIX
Gxamkost muss ich dem müdea Herzen reichen»
Wie sie mein Herr verteik mit voller Hand;
Wenn es so tief wund xnir vor Augen stand,
Da sranf ich oft eriitteni und ecbleiciien.
Zum Seufzerlager kam, die ihresgleichen
Zur Zttt» ab sie gelebt, i^cht eine &nd,
Und setzt sich liebreich auf des Bettes Rand;
Bang schan' ich hin, nun trocknet mit der weichen,
Ach, so ersehnten Hand, sie meine Augen,
Und Wonne^ wie sie mir ihr Reden gab,
Hat wohl ein SterUichei noch nie erworben.
— Was kann ~ qnach sie — dein Leid zu
wissen taugen?
Der Tränen sind genug geweint, lass ab;
Ach lebtest du wie ich, die nicht gestorben!
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cxxx
D^ nk icii an da^, was nun im Himmel ragt:
Den sanflenBlick, des goldnenHauptesNe^en,
Das Antlitz, an die Stimme, die so eigen
Mich froh gemacht und heute bang verzagt^
Dann staun' ich, dass mich noch daü Leben plagt,
Wenn sie, der soviel Wert als Schönheit ^;en,
Nicht eilig wäre, um herabzusteigen
Zu meiner Rettung, wenn der Morgen tagt.
Wie lieblich die B^rüssung» fromm und rdn!
Wie lauscht sie aufmerksam, begleitet rege
Mich auf dem Leidenspfad, den ich gegangen!
Doc:h trilft sie dann der erste Sonnenschein»
Kehrt sie zurQck, sie kennt die Hinunelswege,
Mit feuchten Augen, Tränen auf den Wangen.
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cxxxr
s hatten iLngei und der Seligen Sciiare»,
XJyAm ersten Tage als zur Himmelsfreud'
Madonna einzog, sich um sie gereiht^
Die ganz voll Staimen und voll £hrfun:ht waren.
— Weich^ neues Liclit, weich' lieblichem oe baren r —
So sprachen sie, — so sdiönes Sedenkteid
Ist aus des Irrtums Welt zu unsrer Zeil
Noch nicht zum hohen Sitz hinani^ahren. —
Sc, mit der neuen Heimat bald vertraue
Stellt nur mit den Vollkommensten sich gleich;
Doch wendet sie das Haupt, scheint zu verweilen,
Als ob sie auf mich wartend nach mir schaut :
Nun steht mein ganzer Sinn aufs Himmelreich,
Weil ich sie beten hör', ich möchte eilen.
221
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cxxxn
Der Bote scheint sich staadlich anzukünideii.
Den de mir sendet» da» ich folgen bann.
So anders schauen Geist und Leib sich an.
So fühl' ich mehr und mehr die Kiftfte sdiwinden«
Ich kann mich selber kaum noch wiederfinden.
Mein altgewohntes Leben Utg^ im Bann;
Zufrieden wär* kh, wüsst' ich nur das: Wann?
Doch müaste bald der Zeitponkt skh vexkünden.
O schöner T^, wenn ans ' dem £rdgefftngi
Entlassen, hier zerbrochen und verstreut
Blieb dies mein atert>licli Kleid, unacheiBbar gnv.
Ich aber, aus der Dämmerung Bedrängnis,
Flog' hock hinauf zu adiOner Hdüglirit^
Wo ich den Herrn und die Gellebte schau.
222
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cxxxm
Unstätes Vögelein, ich hör* dein Singen,
Vidmofar dein Klagen: daas die Imt verflosi»
Dass dir die Nacht anbricht, als W^enoss
Der Winter kommt^ die Uchten Monde gingen*
Ach, wüsstest du bei so viel trüben Dingen
Auch meinsy dem deinen nur au gleiches Los,
Dd flögest dem Versagten in den Sdioss,
^ Leid zu teilen» beiden Trost zu teingen.
Nur zweiff ich, ob die Teile gleidi befunden:
Ein lebend' Vöglein lockt wohl deine Klage,
Da mir der Tod, der Himmel alles nahm.
Allein die Jahreszeit, die trüben Stunden,
Der ROckbUck auf die schien bittem Tage
Sind schuld^ dass dir mein Herz entgegenkam.
aa3
CXXXIV
Die heil'ge Luft umweht mich oft so gut
Bei meiner müden Ruh', da kann icfas wagen
Ihr alt und neue Leiden vorzutragen,
Denn als sie lebte, fand ich nidit den Mut
Vom Blick beginn' ich, der auf ihr geruht,
Dem Anfang langer Pein, die ich getragen,
Wie Amor stündlich dann in langen Tagen
An mir gezehrt, wie's wohl und wehe tut
Sie schweigt und seufzt und voll Eibarmen Hegt
Ihr Blick auf mir, mit Tränen mitleidsvolleni
Die über ihre zarten Wangen rinnen;
Und meine Seele ganz vom Schmerz besiegt.
Noch weinend und mit inneriidiem Grollen,
Muss, schlaf befreit, sich auf sich selbst besinnen.
224
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cxxxv
Wenn die treue Trostesbiingeriiif
DaM sie mir, dem Müden, Riih' bereifte,
Sich auf meines Bettes linke Seite
Setzt mit ihrem Ut^fen milden Sinn,
Sag* ich, der ich blass vor Schrecken bin:
— Seliger Geist, woher ?Wer mag didi senden? —
Sie, die in den Händen
Zweige trug vom Palm- und Loifoeerbaum,
Sprach: — Aus lichtem Raum
Jenes Emp]Preum sdiweb' ich nieder.
Nur um dich zu trösten, kam ich wieder. —
VOLLER Dank in BUcken und im Wort .
Sag* ich demutvoU: Wcdier dein Wissen
Meines Zustands? Sie: — Aus Tränengüssen,
Die dir noch entströmen fort mid fort;
Durch die Himmel, auf zum fernsten Ort
Steigen Seufieer, trQber
i m^nen Fnoden«
Dass ich nun geschieden
Von der Erdennot zu besserm Sein,'
Macht dir solche Pein?
liebst du mich» wie Blidc und Wort verkiinrien,
Müsstest du nur Freude drob empfinden. —
J25
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I
I
— Nur mir selber gilt meia Klagdied,
Muss ich doc±i in Qual und Dunkel li^en.
Denn ich fohl'sy dass du emporgestiegen,
Deutlicli, wie man nahe Dinge sieht
Wlirdea sonst ein jugendlich^ Gemüt
Gott und die Natur mit hohen Gaben
So veiherriicht haben.
Wenn das Heil dir nicht Bestimmung war?
O, der seltenen Sdiar
Eine, die voll Hoheit mit uns lebte
Und nur allzufrüh gen Himmel schwebtel
DOCH was tu' ich, der nur weinen kann?
Wird mir ohne dich doch kein Genügen,
War* ich dodi gestorben in der Wiegen,
Dann empfand ich keinen Liebesbann! —
Sie: — Was ficht dich Gram und Unrast an?
Besser wärs, du ragtest deine Schwinge,
Legtest Erdendinge
Auf die Wage, wägtest recht und treu
Süsse TandeM,
Folgtest, ist dir echte Liebe eigen.
Mir, und pflücktest dann von diesen Zweigen. ^
— Fragen — so erwidr* ich — möchf ich noch,
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Was die beiden Zweige hier bedeuten. —
Darauf sie: — Du magst es selber deuten:
Stellt dein Griffel doch den einen hoch.
Palmen heissen Sieg: jung war idi noch.
Als ich mich, somit die Welt bezwimgen.
Wer sich Ruhm erruniren
Emtet Lorbeer, den mir Gott gewährt.
Du» den andres stört,
Ruf ihn an, dass er dir Hülfe spende:
tiiag sind wir dann» wenn du am Ende. —
— Isfs der goldne Knoten nicht, das Haar, —
Sprach ich: — seh' ich nicht die schönen Aiigen,
Meine Wonne? — Inwahn kann nicht taugen,
Geh' nicht — sprach sie — mit der Toren Schar.
Geist im Himmel bin ich, was ich war.
Was du suchst, ist Staub seit vielen Jahren.
Um dir Gram zu sparen
Ward mir Scheingestalt Ich werde noch
Wieder jene, doch
Schöner, teurer dir; als Frei nme, Reme
Rett' ich beider Heil: deins und das meine. —
W£IN£N musst' ich, sie
SeufEte Ids' und trodmef mein Gesicht;
227
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Doch die Rede bricht
Heftig danA herrar mit Zoff&eifgitesscai
Bis sie und der Schlummer mich verliessen.
CXXXVI
Meineii Hain» bald gjaauam und bald mäd,
Rief ich zu der Kon'gin hohem Sitze;
Zu der festen StüUse
Unsrer Menschenart, ihr göttlich Teil.
Hier, wie Gold gekkürt in Flammcnhitze^
Tret' ich vor, gleich dem, den schmerzerfüllt
Todesfurcht umhüllt»
Der den Richter anruft um sein Heil.
Und ich sage: O Madonna, weil
Idi als Jüngling mit dem linken Fusse
In sein Reich geriet, ward Zorn und Busse
Einzig mir zu Teil und keine Art
Qual blieb mir erspart.
So, dass, als die Langmut mich veilassen.
Ich begann das Leben selbst 2U hassen.
ALSO hab' ich nun die Zeit verbracht,
Ganz in Pein und Glut; der Wq[e beste
Mied ich, wie die Feste,
Auf des Sduneichlers grausame Begehr.
Niemand ist, der schnell in Woite presste.
Wie er mich zum Leklgesell ganadbtt,
Wie er mich gebracht
Zu gerechter ernstlidier Beschwer,
229
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Wenig Honig, Galle desto mdirl
Wie viel Bittres konnte meinem Leben
Falsche Süsse geben.
Die mich zog zu der Verliebten Schart
Irr* ich nicht, so war
Ich im stand mich hoch empor zu schwingen:
£r brach mir den Frieden, Eiieg zu bringeo»
LAU£R macht er Gott mich lieben, mir.
Minder als ich sollte, Sorgfalt schenken,
Wie auch ernstem Danken,
Als zu einer Frau mich's mächtig zog.
Er aliein könnt* mich zu allem lenken.
Schärfte nur im Jüngling die Begier,
Der ich Ruhe mir
Wünschte unter seinem harten Joch.
Äimsterl Warum gab der Himmel doch
Hellen Geist und andre stolze Ware?
Anders sind die Haare^
Doch dem Wunsch ward Wandlung nicht erlaubt,
Und so ganz beraubt
Hat der Freiheit mich, den ich verUage,
Macht zu sOssem Brauch die bittre Lage.
K£NN£N lehrt' er gar mich wdste Heid',
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Didl>e, wilde Tiere, Dornenhecken,
Sitten zum Enduedcen,
Rauhes Volk tind was den Wandier stört;
Belg und Tal, Fluss» Meer und siunpf ge Stiedcen,
Tausend Schlingen überall bereit,
Sonderbare Zeit
Fflr den Winter, müh- und angstbeschwert
Weder liess er je mich ungestört,
Nodi die Feindin, der idi muss eotweidien.
Kann mich nicht erreichen
Herber bittte Tod noch vor der Zeit,
Hüft Barmherzigkeit
Gottes noch, nicht der T3nnann; am Leiden
Will er sich, an meinem Unglück weiden.
KEINE Stunde war mir Ruh' gegönnt,
Noch erhofft* ich sie; aus meinen Nachten
Floh der Schlaf, nicht brächten
Kräuter oder Sprüche ihn zurück.
Meine Geister wusste er zu knechten
Durch Betrug und Kraft, kein Glöcklem titkkt.
Wo ich Rull ersehnt^
Dass idis nicht an jedem Ort gehört
Nie hat altes Holz ein Wurm zerstört,
Wie mein Herz er, und auf Tod und Leben
231
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I
Soll es sich ergeben.
Dah^ alle Tränen, alle Qual,
AU' der Seofaar Z^,
Die mich und die andern nur ermüden;
Richte du, du kennst uns, gib mir Friedüt —
NUN beginnt mein G^;ner trotzig heri>:
Höre, Herxin, auch die andre Seite.
Undankbar im Streite
Mit der Wahrheit liegt er, die ich weiss.
Dass er WOrtlein, Lägen sdbst, verbreite,
War in früher Jugend sein Gewerb';
Dass er nicht verderb'.
Holt ich ihn von dort in meinen Kreis;
Und nun scheut er Klagen nicht und weiss,
Dass ich rein, oft gegen sein Beehren,
Ihn eriudt: erwebren
Will er sich des süssen Seins und nennt •
Elend es, und kennt
Meine Müh', die ihn zum Ruhm erhoben:
Ohne mich kam nie sein Geist nach oben.
DEN Atiiden Mess ich, liess Achill,
Hannibal, der eurem Land missfallen.
Den, der unter allen
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Grösser war an Tapferkeit und Glück,
Nur zu Mflgde& einst in liebe fallen,
Jeden, wie sein Stemenlauf es wilL
Doch ihm, unter viel
Tausend edlen Frauen mit Gesduck
Wählt' ich eine, wie der Sonne Blick
Nicht mehr schaut und hüSBof LukroEia wtede
Gab ihr süsse Lieder,
Ihrer Rede solche Hannonie^
Dass ein träger ni^
Noch gemeiner Sinn vor ihr gedauert:
Das ist nun der Trug, um den er trauert,
DIES war Galle, Zorn und böses Spiel,
Süsser als die Reize aller Fnuienl
Mir gab guter Samen
Schlechte Früchte; so kann Undank bHÜml
Meinen Flügeln könnt' er so vertrauen,
Dass den Fiaun und Heim sein lied gefiel
Und nach hohem Ziel
Flog er, dass für seinen Namen glflhn
Edle Geister, und sich gern an ihn
Noch erinnern seiner Reime Sammler.
Wär* ein heis'rer Stammler
Sonst an Höfen, der für Niedre schuf.
Hoher Schwung imd Ruf
Sollte ihm durch meiae Schule weiden»
Und durch sie, die einzig war auf Eiden.
DOCH das beste, was ich ihm getan.
War: ich hielt ihn fem von niedem Dingen;
Ninuner kinmfs gelingen,
Dass Gemeines ihn in Fesseln schlug:
Jung, noch schamhaft, sdiea in allen Dingen
Und im Denken; doch als er fortan»
Treu in ihrem Bann,
In der Brust ihr hohes Zeichen trug,
Dankt er's ihr» wo nur auf edelm Flug
Feines ihm geglückt, und meinem Handein.
Kein Gespensterwandeln
Kann so irrig wie sein Reden sein:
Nur durch uns allein
Fand er Huld vor Gott imd vor den Leuten:
Reu' sollt' dem Hochmüt'gen das bedeuten«
UND noch mehr: zu seinem Himmelsflug
Grab auch ich allein ihm nur die Schwingen,
Die von Erdendingen
Aufwärts tragen bis zum Sdiöpfer hin.
Denn» verstand er's deuthch zu durchdringen,
«34
Wie viel Tugend sein Hoffen trug.
Lenkte ihm den Flug
Die Veridärte selbst 2um Uxqueil hin,
Und er reimte schcm in diesem Sinn;
Mich veigisst er, seit sie schied vom Leben,
Ke idi ihm gegeben
Für sein schwaches Herz als Säule. — Da
Wem* ich laut und: — Ja! —
Rnf ich, — doch der schnell sie wieder holte! —
—Nidit ich, — sprach er, — aber dersie wollte. — -
BEIDE, er mit lautem Ruf, ich zitternd,
Habel k uns zur Kichterin gewendet.
Jeder so geendet:
Edle Frau, dein Urteil tu' mir kundl —
lächehid sprach ihr Mund:
— Gerne hört' ich eure Wechselred^
Doch mehr Zeit bedarfs bei solcher Fehde. —
235
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cxxxvu
Im treuen Spi^el sagt mir's die Gestalt,
£s sagt's der müde Geist der Haut Rrarhlaffen,
Mindre Gelenkigkeit und Kraft im SchaifeB:
— Verinig dir's länger nicht, nun bisi du altl
Gehonam der Natur ist bester Halt»
Kämpfst du mit ibi;, wird dich die Zeit bestrafen. —
Da schxeckf ich auf, ab wäi^s aus langem Sdibf
Wie Feuer stirbt durch Wassers Löschgewalt
Wie unser Leben fliegt, nun seh' ich's klar,
Und einmal nur ist unser Sein und Werden;
Im Herzen klingt mir, klingt mir in den Ohren
Ein Wort von ihr, die, jetzt der Fesseln b«ir,
Doch ihrer Art die Einz'ge war auf £rd^,
Dass, irr' ich nicht, nun aller Ruhm verloren.
236
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cxxxvin
In Glut hielt Amor einundzwanz^ Jahr,
Mich froh und bfrffniingyroüyaiicfa wonichbd^te;
Zehn Jahre sind's, dass sie gen Himmel schwebte^
Man Hmt mit ihr, uod ich in TitD«n iratr.
Jelst bin ich müd^ mein Bnen ist mir klar,
Idi schelte mich, denn was nax:h Tugend strebte,
Ist fest erloschen, wm noch in mir lebten
Eifaabner Gott, bring ich dir wieder dar;
Voll Reu um Jahre, die nmaonst verflossQn»
Die ich weit besser wohl verwendet hätte
Im Frieden sodhen und vor Übehi flidboL
Herr, der in diesen Kerker mich geschlossen,
Sieh, dass kh mich vor ew'gem Sdiaden rette:
Den Irrtum kenn' ich, nicht entschuldig ich ihn.
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CXXXK
Nun weine ich um die vetgang^nen Zeiten,
Da Steiblidies mir Keb und teuer war»
Ich nicht emporflog, trotz dem FlQgelpaar,
VieDeidit kein miwert Beiqiiel za benSten.
• Die Fehler kennst du, kennst die Niedrigkeiten,
Du Himmelsfürsty misterbüch imachthar.
Der Seele hilf, die fem vom Wege war,
Lass deine Gnade sie zum Rechten leiten,
So da»: haV ich geldl>t in Sturm und Zwis^
Ich still im Hafen sterbe. War mein Walten
Auch eitel, sei doch ehrenhaft das Gdm.
So magst du Über mir noch kurze Frist
Und dann im Tod die Hand in Gnaden haHai,
Denn nur auf dich, du weisst es, hofft mein Flehs.
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CXL
Schöne Jungfrau» hell im Sonnenkieide,
StembekiOnte, die dem höchstm Udit
So gefiel» dass sich's in dich versenkte:
Amor treibt midi an smn Lobgedidit;
Aber wie beginnen? Helft mir beide.
Da mid er» der sidi dir Kebend sche&kte.
Die zu allen ihre Stimme lenkte»
Wenn sie gifttibig riefen:
Jungfrau» wenn in tiefen •
Ndten je du hortest auf Bedrängte,
Neige auch zu mir den gnädigen Sinn»
Hilf dem Mann von Erde»
Aus Beschwerde» — Himmelskönigin.
W£IS£ Jungfrau» eine von den klugen
Jungfraun, aus der Zahl der sel'gen Sdiar»
Erste mit der Lampe hellstem Strahl^
Die das Schfld bedrängter Mensdien war»
Wo der Tod» das Schicksal Wunden schlug'
Nur zmn Seg geht's unter seinem Stahle.
Kühlung gibst du» wenn im £rdentale
Toren Glut berüdcte;
Jungfrau» die erblickte
Voller Trauer mitleidlose Male»
Die der teure Sohn eriittm hat,
Schau die trübe Lage,
Denn ich frage — baag um dciaen Kat
R£IN£ Jungfran, seTge unbofOhita^
Die dem Sohn du Tochter Mutter bist,
Schmuck des Himmels. Licht den EidentacoL
Der dein Sohn und der des Höchsten ist
Kam, o Himmelsscheiii, dass er mus fühlte,
Kam zum Heil noch in den letzten Tagen;
Kerne unter allen östdt ihn tiagea
Hier auf Erdenwegen,
Dich nur traf der S^gen,
Deine Freude wandte Eva's Klagen.
Ninmi mich auf in deinen Gnadenhort,
Trägst Gebenedeite,
Doch geweihte — Himmebknme dort
HEIL'GE Jungimi, Fülle aller Gnaden,
Die durch wahrer Demut höchste Zier
Stieg gen Himmel, hört dort meine Bitten:
Aller Liebe Bronn gebarst du hier
Und des Rechtes Sonne, die den Schaden,
Welchen wir durch finstem Wahn eriitteOf
Aufhellt Von drei Namen hold mnaliitttti:
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Schwester Braut dem Soline,
Der vom Hemcherthnme
Gloneich unser Sündenband durchschnitten,
Glück und Freiheit gab als Weltgewüm:
Lass durch seine Wunden
Mich gesunden — HeüesbnngerinI
£INZ'G£ Jungfrau, bei^ieilos auf farden,
Dass der HimmeK sdbst für dich erglüht,
Nirgends ist die gleiche zu b^grüssen:
Heil% Denken, keusch und fromm Gemüt,
Welche dich zum Teinpel Gottes werden,
Und jungfrfluUch dich gebfiien Hessen.
Froh, Maria, köimt' ich noch gemessen,
Willst du mild verkünden,
Dass für meine Sünden
Deine Huld mag gnädig überfliessen.
Auf der Seele Knien fleh' ich dich an:
Wolle mich breiten,
Irrtum leiten — auf die rechte Bahn.
LICHTE Jungfrau, die in ew'ger Feier
Ruht, des wikibewegten Meeres Stern,
Dessen Führung treue Schiffer trauten.
Achte auf den grausen Stuim, der fem
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Mich verschlagen hat und ohne Steuer,
Nahe schon den letzten Schreckenslauten,
Da auf dkh noch Geist und Seele bauten.
Schuldig an Vergehen,
Jungfrau, aber flehm
Will ich: Lass nicht Feindeshohn verlauten
Über mich; kam doch, vom SOnderios
Uns, du weisst, zu retten,
Gott sich betten — in der Jungfrau Sdioss.
JUNGFRAU, wie viel weint' idi doch vetgeb^
Und erteilte Lob und Sduneichelein,
Mir zum Kummer und zum schworen Schaden.
Ob ich suchend fuhr landaus landein,
Seit ich sah am Arno meines Lebens
Erste Stunde, war ich grambeladen.
Erdenreiz war's, der in Worten, Taten
Meine Seele füllte;
Jungfrau, rein und milde,
Zögre nicht, wenn letzte Monde nahten!
Pfeilgeschwind entflogen, voller Not
In der Sünden Plage,
Meine Tage — - und es harrt der Tod.
JUNGFRAU, Staub ist sie, um die ich Trauer
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Trage, die mich, lebend, weineii liess,
Die von memen Leiden eins nicht kannte;
Und doch wär's gekommen, kannte sie's,
Wie es kam; denn war ihr Wollen lauer.
War's mein Tod und ihr war's Schmach mid Schande.
HimmeJsfQgstin, Göttin, uns gesandte»
[Wenn dies Wort sich scliickte],
JuDgfrau, hoch Entrückte,
ADes siehst du, niemand war im stände
Das zu tun, was deiner Kraft nur klein:
Meiner Not zu wehren;
Was dir Ehren gbt — wird Rettung sein.
JUNGFRAU, festes Hoffen wiU ich hegen,
Dass du folgen wirst dem lauten Ruf,
Und beim letzten Schritt mir nah verharren.
Nidit auf mich, auf ihn sieh, der mich schuf;
Mag sein Ebenbild dich noch bewegen.
Mich, den Niedern, sorgend m bewahren,
Wahn Medusa machten mich zum starren
Stein, dem tifinenvollen:
Heü'ge Tränen sollen,
Jungfrau, jetzt im müden Herzen harren,
Dass nur fromm das letzte Weinen sei,
Erdenschlamm nicht führe;
ADes Früh're — war von Wahn nidit frei.
JUNGFRAU, Efdenkind, des Stolzes Femdin:
Gleicher Ursprung lenke liebend dich;
Hab' Erbarmen mit dem demtttvollen
Herzen voller Reu. Wie liebte ich
Wenig Staub so tieul Eihabne Freundin:
Was nur werd' ich dir darbringen sollen?
Wenn du aus dem Stand, dem jammervollen,
Jungfrau, mich erheben
Kannst, will ich dir geben,
Heirgen all' mein Denken, Schreiben, Wollen,
Zunge, Tränen, Seufzer, was ich bin! —
Führ' zu bessern Pfaden,
Nimm in Gnaden — meinen neuen Sinn.
NÄHER rückt der Tag, wird kommen müssen,
Da die Zeit nicht wartet,
Jungfrau hodigeartet.
Und am Herzen pocht Tod und Gewissen.
Deinem Sohn befiehl mich, der hienieden
Mensch und Gott, dass auch
Meinen letzten Hauch — er nehm' in Friedeo*
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EINIGE ERLÄUTERUNGEN
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Sonette i — 5.
Das erste Sonett dient als Vorwort , dürfte eher als
Nachwort gelten, da Petrarca erst im spateren Lebens-
alter seine Reime sammelte, immer wieder Sndemd nnd
feilend.
Im zweiten ist wohl von einer früheren Liebeswunde
die Rede, während das dritte vom Beginn der durch
lange Jahre dauernden Leidenschaft f&r Lanra ersShlt
Petrarca trug in seine Virgilhandschrift, die sich
in der Ambrosiana in Mailand befindet, nach Lauras
Tod jenen kurzen schmersroUen Nachruf ein, der bis
heute noch der einzige, langumstrittene Beweis für ihre
Existenz geblieben ist. Schon Tassoni im 17. Jahr-
hundert und manche nach ihm bezweifelten die Authen-
tizität der Handschrift. Nach soigfältigen Untersuch-
ungen und Vergleichen haben neuerdings Pferre de
Nolhac*) und G. Gröber**) sich für ihre Echtheit
erklärt, so dass man die Zweifel wohl als überwunden
betrachten kann. Sonderbar genug, dass selbst Jacob
Colonna an Lauras Realität zweifelte, und Petrarcs
halb scherzhaft fragte, ob sie wohl gar der personi-
fizierte Lorbeer sei, den er so liebe, oder womit
er die Freunde sonst zum besten habe. Petrarcas
Antwort [Lett. fam. II, 9] lässt kaum einen Zweifel
aufkommen, dass er wirklich eine Sterbliche liebe und
ihretwegen leide, aber er umgibt sie mit so geheimnisvoller
Diskretion, dass nach ihrer Person vergeblich geforscht
*) De Nolhac, P&trarque et Thumanisine 1892 u. a. a. O.
**) G. Gröber, Estratto dalla Miflcellanea di Stiidi critki. In Onore
di Aituro Graf. 1904.
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vlirde* Petnurcas Rulim war gross imd die Neugier
rege. Im Jahr 1483 suchte der Neapolitaner Galeota
in den Kirchenbüchern von Yauclase and in der Nähe,
neinte Lauras Gebartsort in Caamont gefunden zu
kaben; 1520 ^nnutete Velutello ihn in Cabri^res.
Wenige Jahre darauf wurde durch Maurice de S^ve
und de Toumes aus Lyon die merkwürdige Entdeckung
von Lrauras Grab in Ssene gesetst. Man fand in der
Kapelle der Familie de Sade, in der Franziskanerkirclke
TO Avignon » nach Öffnung des Sarkophags, bei den
Knochenresten ein Medaillon mit einem Frauenbild
und den Buchstaben M. L« M. J. De S^ve deutet sie :
Madonna I^aura morta jacet. Femer eine Bleikapsel,
in welcher ein italienisches Sonett auf Lauras Tod.
Ein Freund de Seve's, der Florentiner Edelmann Giro-
lamo Manelli» zur Zeit in Avignon, mag auch das
Seinige zu dieser Entdeckung beigetragen haben , um-
smnehr als Franz I. bald nach Ayignon kam, der bei -
seiner grossen Verehrung für Petrarca Wert auf diese
Reliquien legte. Im 18. Jahrhundert bewies der
Abb^ de Sade» dessen Memoiren so ^el Aufsehen
erregten und tielier wertvolle Mitteilungen enthalten,
mit Hilfe des Familienarchivs, dass Laura Noves, Ge-
mahlin von Hugo de Sade und Mutter von elf Kindern,
Petrarcas Laura gewesen sei. Die meisten zweifeln heut
nicht melur an ihrer Existenz» ebensoviele aber wohl
noch an ihrer Identität mit der Ahnherrin des Ahh6 de
Sade. — Dass jenes Sonett nicht von Petrarca sei, be-
wies zunächst seine Wertlosigkeit: Pietro Bembo, der
Freund Lukresia Borgias, einer der feinsten Kenner und
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Bewunderer PetrarcM» der in der Dichtkunst in stineii
Spuren wandelte, hielt dessen Urheberschaft für ausge-
schlossen. Als Laura starb, war Petrarca in Verona,
kehrte erst 3 Jahre nach ihrem Tode wieder. Wenn
er so tren das Geheimnis ihrer Person wahrte, wie hätte
er selbst auch später die Verse in ihre Gruft gelan^n
lassen! Bembo gehörte nicht zu denen, die an Lauras
Wirklichkeit zweifelten, hielt sie nicht für eine Personi-
fikation des Ruhmes [lanro, Lorbeer], trotz der wieder-
holten Wortspiele mit ihrem Namen, der oft aneh:
L'aura [die Luft] bedeutet, oder für einen Inbegriff der
X^ebe überhaupt. £r antwortete einmal: „Wenn Petrarca
selbst euch nicht su überzengen yermag, durch seine
▼ielen und schönen italienischen und lateinischen Ge-
dichte und Schriften, dann masse icii mir auch nicht an,
euch überzeugen zu können.'* [F. d'Ovidio, Madonna
Laura. Nuova Antologia 1888.]
Petrarca wandelt in den Fusstapfen der Troubadoure»
in denen seiner Vorgänger und Zeitgenossen: des Gtd-
do Guinicelli, des Cino von Pisloja, vor allem Dantes,
in dessen lyrischen Gredichten, zumal im „Neuen Leben'^ '
Hat er auch mehr individuelle Zuge, oft Ton genre-
hafter Anmut, in seine Gedichte verflochten, so domi-
nieren noch die Allegorie, die Bilder aus der an-
tiken Mythologie und Geschichte. Trotz alledem ist
Petrarca der erste moderne Ljrriker, der Vorläufer der
Romantiker, der Wertherseit, des Weltschmerses. Ob
er nur Laura, ob er andere geliebt habe, darüber wird
noch viel diskutiert. G. A. Cesareo meint, er habe
Laura oft nur als Vertreterin anderer besungen. [Su
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le po«sie Tolgari del Petmai 1898. n. m. m. O.] En*
rico Sicardi verteidigt ihn als treuen Verehrer Lauras.
[Gli amori estravaganti e molteplici di F. Petrarca;
L'amore tmico p«r MadonnA Laura de Sade» 1900.]
In Tlerten Sonett rfilimt Petrarca einen kleinen Ort
als Geburtsstätte Lauras. Neuerdings hat man sich für
Caumont entschieden. [F. Flamini, Gior. stor d* lett. it.
ZXI.] In einem folgenden Sonett hat Petrarca Lauras
Namen dnreli die AnfangstQben gebildet, was fielt bier
nicht wiedergeben liess. Pio Rayna führte dies kürz-
hch als sicheren Beweis an, dass wir „auf realem
Boden stehn'^ LAUdando, REal^TAci» gibt Lanreta,
in der ersten Tersine: LAUdare, RETeiire gibt den
französischen Rufnamen Laure.
Sonett 5 erzählt von Petrarcas vergeblichen Bemüh-
ingea nm Lanras Gimst» endet mit dem doppelsinnig
genannten ersehnten Lorbeer nnd dessen bittrer Fmcht.
Sonette 6 — 12, Sestine 13.
Sonett 6 ist an einen Freund gerichtet, um ihn in der
Pflege geehrter nnd philosophischer Stadien an be«
stltken: Antwort anf ein sn Petrarca gesandtes Sonett
Über die Persönlichkeit ist man noch im Zweifel; die
letzte Vermtttuigydie auch Cardocd annehmbar erscheint
[Selvo Cosso» Cnltnra 1SS8]» nennt Tommaso Caloria
ans Messina, mit welchem P. als Student in Bologna
1325 zusammentraf und innige Freundschaft schloss.
Zahlreiche Briefe an ihn finden sich in den Lettere
familiari«
Sonett 7. Jacob Colonna, Solm des alten Stephan,
Bruder des Kardinal Johannes^ kehrte 1330 von Rom
249
Bacli AvigBOB raiück, nafdüdem er dott die Reciite des
Papstes, Johann XXII, gegen Ludwig den Bayer ver-
teidigt hatte. Jetzt zum Bischof von Lombez, nahe der
Garonne emaimt» hatte er den jtuigeii StediengeiioMea
dorthin mitgenoBunen« Cardneci ▼enw^et« das Sonett
sei an den alten Colonna gerichtet, lade ihn zur Wieder-
kehr oder zum Hinkonunen ein. Arthur Packscher [die
ChroBologie der GedichU Petrareas» ist der Aj^
sieht, es sei der Bnider Johaaaes» der Kaidlnnl, ge-
meint.
In der kleinen Ball ata, Nr. 8 klagt Petrarca über
Lauras Yerhüllenden Schleier«
SoBett 9 hofft aof Trost spendendes Mkletd q|iiter
Jahre.
Sonett 10 verknüpft mit der rührenden Erzählung,
dass ein Greis zur Erfüllung seines höchsten Wunsches
nach Rom wandere, Petrarcas Sehnsneht nach I^Hirss
Anblick. Die Gegenwart, weldhe er enihlend anwen-
det, lässt vermuten, dass er sich selbst damals in K.om
befand; also wäre das Sonett in der Zeit zwischen 1336
bis 37 geschiieben. Man wird an die Stelle ans der Gottf
Uchen Komödie, Paradies c. XXXI erinnert: Wle's
dem zu Mut ist, der wohl ans Kroatien Und
doch wie verschieden die Behandlung des gleichen Ge*
dankensl
Sonett II klagt iber den blendenden Lichtglanz ^oa
Lauras Sdidnheit, Nr. 12 über des Dichters UnlShig-
keit, ihr Lob nach Gebühr zu gestalten.
Von den Sestinen Petrarcas habe ich nur diese eine,
Nr. 13, nbeisetst; die Knastelei in der Foim iit
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nicht mehr nach unserm Sinn. Diese aber ist eine der
schönsten in ihrer leidenschaftlichen Kraft, wichtig
«ach als Beweis, neben einigen andern Stellen, wie mit
Petnurcas andScKtiger Verelmmg und Bewundernng
sinnliches Begehren Hand in Hand ging.
Kanzone 14, Sonette 15, 16, Kanzone 17,
14. In dieser Kansone ersählt Petrarca seine ganse
liebes- und Leidensgeschichte nach Art der Metamor-
phosen. Schon war er nicht mehr Jüngling, das Antlitz
wurde männlicher, und noch hatte er Amor wider-
standen. Dann wird er selbst zum Lorbeer, identifi-
liert sich fast mit der Angebeteten, Sndert oder ver-
liert sein Laub wie jener weder sur Sommers- noch
zur Winterszeit, steht angewurzelt am Strand der Rhone.
Seine Zunge kaim er nicht mehr hüten, singt „in frem-
den Lanten'S d. h» in der ihr fremden italienischen
Sprache, da sie Provenzalin war, Irrt am Ufer der
Sorga auf und nieder, in einen Schwan verwandelt, wie
Cyknus Phaeton, die Geliebte suchend. Bann erstarrt
er, streng Ton ihr snruckgewiesen, som Steinbild. In
TlrSnen aufgelost, wird er zum Quell; sie yerzeiht, der
erbarmenden Gottheit gleich, aber auch ein zweites
Mal findet er nicht Gehör, irrt, ein klagender Geist, um-
her, belauscht sie im Bade, und wird, -da sie ihm
Wasser ins €resicht spritst, wie AktSon, in einen Hirsch
▼erwandelt. Abermals sehen in den Wildem umher-
irrend, kehrt er immer von neuem in die Gestalt des
Lorbeers oder vielmehr zu ihm zurück, dessen Schatten
ihm sosse Rohe gibt. — Unter den jugendlichen Kan-
senen gehört diese su den schönsten, wenn man sich
251
mit der mythologisch-allegorischen Gestaltung abfinden
will. Cesareo hält sie nicht für später als 1331 ge-
schrieben«
Sonett 15 ist die Antwort in gleichlautenden Reimen
auf eines der zahlreichen Sonette, die Petrarca ange-
schickt wurden, diesmal mit der Bitte um einige seiner
Gedichte. Tassoni sagt von solchen Antwort-Begeh-
renden» spesiell Ton diesem: »Jene Poeten» die an P«
schreiben, shid so jammenroll» dass er recht hatte,
ihnen erst nach dem Abendessen zu antworten." Den
Schreiber dieser Bitte, Stramazzo, auch Meister Andrea
genannt» halt Cardacci — der Annahme von Petrarcas
altem Frennd Lalins folgend — für ehie Person mit dem
blinden alten Schulmeister aus Perugia, welcher Petrarca
durch ganz Italien nachreiste« Als er ihn nicht mehr
in Neipel fand» folgte er ihm mitten im Winter aber
den beschneiten Appenin bis nach Parma» von seinem
Sohn und einem Schüler geleitet, nachdem er ihn vor-
her vergebens in Rom gesucht hatte. Gerührt durch
solchen Enthusiasmus» schickte man ihn dann mit reichen
Gaben nach Pontremoli an seine Grammatikschule zu-
rück. — Der Lorbeer, welcher Tor den Gefahren des
Blitzes schützen soll, ist hier zugleich Symbol Lauras;
ihre Ungunst habe ihn» Petrarca» vom Dienst Minervas»
▼om ernsteren Studium» somit auch von würdigen — •
lateinischen — Dichtungen zurückgehalten. Packscher
nimmt für dies Sonett die Zeit zwischen 1330 und 33 an.
Sonett 16, zwischen 1333 — 34 geschrieben, an einen
der grossen Herren in Italien [vielleicht auch an vor-
nehme Bürger von Florenz] gerichtet» soll zum Krens*
252
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sag aafenenL »»Karls V. Kacbfolgei'S Philipp VI. toa
Frankreich, „Mit seines Ahnherrn", Karls des Grossen,
Krone geschmückt, sei bereit. Der Papst Johann XXTT,
wolle nach Rom snrackkehren» wms er im Februar 1333
den Römern auf ihre Bitten versprochen hatte. Da
der Kampf zwischen den Orsini und den Colonna neu
entbrannt war, wolle er sich, bis Kom beruhigt sei»
in Bologna aofhalten. Im Jahre 1334. schrieb er dann
in Avignon den Kreussng ans» ernannte Philipp VI.
zum Führer, erhielt weitere Zusicherungen von Arragon,
Ungarn, italienischen Kommunen. Unter dem Lamm
rersteht Carducci Florens» wo damals l'arte della lana
[WoUenweberznnft] die führende war» Bündnisse mit
andern italienischen Staaten geschlossen wurden. Die
wilden Wölfe bedeuten streitende Familien, Parteien*
Packscher sieht in dem Lamm [agna] eine Anspielung
auf Agnes Colonna» TermShlt mit Orso dell Angnillara,
welche besänftigend im römischen Geschlechterkampf
wirken könne. Petrarca erteilt dem Ehepaar aller-
dings hohes Lob in II, 13 der Lottere familiari. Papst
Johann starb Dezember 1334» imd der Krenssng kam
nicht zu Stande.
Kanzone 17 behandelt das gleiche Thema; Petrarca
wendet sich an den trenen Freuid Jacol> Colonna, Bi«
schof von Lombez, der gerade um diese Zeit 1333 in
Kom war, und durch Anfeuern, Predigen viel tun könnte.
Alle Völker, auch die im fernen Norden, sollen mit-
kämpfen, gegen die yerachtetAi Muselmänner, deren
„Streiche [d. h. ihre Pfeile] gehn des Windes Weg".
Alle Heldentaten der Alten werden als leuchtende
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Beispiele aufgestellt. Leopardi schwebten bei seiner
schönen Kanzone ,»An Italien*' vielleicht diese glänz-
▼onen Strophen Tor. — Die letste Anspieliuig auf Pe-
trarcas Liebe Ifistt annehmen, dass die Kaasone an
einen Freund gerichtet war, der darum wusste. Frei-
lich ist wohl eher Piatos Eros gemeint, welcher zu
idealem, begeisterten Handeln treibt, üacanlay las
diese Kansone irährend der fiefreinngsklmpfe ia
Griechenland imd spricht davon in seinem Essay über
Petrarca mit bewunderndem Entzücken,
Sonette i8 — 24.
Sonett 18. Laura war krank, daher die Stimmung in
diesem wie im folgenden Sonett, Nr. 19 Kallisto
im grossen Bären ist der Stern, der Juno eifersüchtig
machte.
Voll ergreifender schlichter Melancholie zeigt dms So-
nett Nr. 20, wie Petrarca die Einsamkeit in der
Natur liebte, wie sie seine beste Vertraute war. |
Vom Sonett 21, an Orso dell' Anguillara, den Galten
der Agnes Colonna, ▼ermntet Cardncci, Petrarca habe
CS 1337 in Capranica als Gast Orsos gedichtet; vielleicht
von letzterem dazu ermuntert.
Sonett 22 halt Cardncci, Seb. Fausto da Longiano
[1532]) dem einzigen, der es richtig auffasste, recht
gebend, für eine Bitte um Entschuldigung an den Kar-
dinal Colonna in Avignon, Petrarca schreibt von Vau-
duse aus, er habe Lauras Anblick» ihre Nfike ge*
Ittrchtet.
Sonett 23 ist an einen Freund in Rom gerichtet,
möglicherweise an den Kardinal Colonna, welcher dort
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von 1333 — 41 weilte. Das Sonett kann auch, dem Platz
geniss, den ihm Petrarc« uiwieSy sehr wohl innerhalb
dieaer Jahre geschrieben sein. £r bittet «n ein Werk
des heiligen Augustin, das ihm zur Vollendung einer
Arbeit fehle, von welcher man selbst in Rom „laut''
reden werde. Modemen Stil wolle er mit altem Geist,
eine Wahrheit mit der andern yerbinden; ^ die Kom»
mentatoren haben viel hin rnid her geraten. Carducci
scheint es nicht unmöglich» dass hier das Secretum ge-
meint sei, die Gebräche swischen Petrarca nnd dem
heiligen Angostint obwohl andererseits ehie so indivi^
duelle Arbeit kaum in Rom viel von sich reden machen
würde. Am deutlichsten weist dies Verbinden zweier
Wahrheiten darauf hin: Der heidnischen Weisheit mit
der christlichen. Eine Stelle ans dem Brief an den
Bischof von Lombez [Lettere fam. II, 9J lautet: der
heilige Hieronymus habe sich vorgenommen, heidnische
Bücher nicht mehr ansnruhrent sich besonders von
Cicero femsuhahen« Augustin dagegen dSchte nicht
daran, sondern . . . „gestand oflfen, dass er von unserm
Glauben viel in Piatos Schriften gefunden habe und
dass er durch Ciceros Hortensius sich wunderbar Ter-
wandelt gefShlt, sich Ton trügerischen Hofibungen
und eitelm Sektenstreit abgewandt, der Betrachtung
einziger Wahrheit dagegen sich wieder zugewendet
habe Wie können also Cicero oder Flato
der Erforschung der Wahrheit schaden, wenn die
Schule dieses dem wahren Glauben nicht nur nicht
widerspricht, sondern ihn belehrt und erhebt» und die
Büdier jenes den rechten Weg weisen, der dahin
255
fSlut?*' — Der „teure Ytter^ der ersten Terzine ist
der heilige Augnstin. Cesareo [Su le poesie volgah]
memt, es liandle sich um MAinka'% vatd da die latet-
aischen Weilce Petraicaf erst nack 133S beginnen,
könne dies Sonett «oeh nicht fraher entstanden sein.
Sonett 24. Petrarca hatte sich einige Zeit Zwang
angetan, Madonna Laora nicht wiedemsehn» aber ef
scheint ihm nicht gebückt an sein.
Kanzonen 25 und 26.
Die K anzone 25 schildert des Dichters Leiden im
Vergleich mit denen aller andern Wesen, an jedem Ort,
an jeder Tageszeit« Da er Ton seinen bald sehnjikrigen
Leiden spricht, hat er sie wohl gegen Ende des Jahres
1336 gedichtet.
K anzone 26 hat seit Jahrhunderten den Anslegem
viel zu raten an^gegeben* Nickt des Inkalts, aber der
Person wegen, an welche sie gerichtet war. Velntello
war der Erste, der Cola Kienzi nannte [1523], andere
folgten, später dachte man aa Stefano Colonna dea
Jnngeren, sicker an einen Senator. Seit 1819 A. Ma^
sand in seiner Ausgabe der GedicliLe, welcher alle
späteren bis heute folgten, Kienzis Namen über die
Kaazone setzte, blieb er weiter nnbestritten. Seit
1854 tauchten manche Fir nnd "U^der auf. Die sshl*
reichen Briefe Petrarcas an Rienzi, seine Begeiste-
rung für die Nenbelebung der alten K.oma verleiteten
nur zn leicht zn obiger Annahme* Dagegen spracht
dass Petrarca in der Kanzone ansdrucklich betont, er
kenne den Erretter Roms nicht persönlich, während er
doch mit Cola Rienzi bereits in Avignon zusammen-
256
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getroffen var. Feiner» diasPetfaitain der beriboiten
lettera hortatoria, in welcher er Rienzi zu massigem,
besonnenen Handeln ermahnt^ ihm wohl ein Werk, eine
Dicktnng toh seiner Hand Terbeistt» al>er unter einer
tolchen ticher eine latelniache verstand, da eine in der
Vulgärsprache in diesem Moment ihm zu gering er-
schienen wäre. Carducci und neuerdings Packscher
hänfen die Beweisey dass die Kanzone überhaupt nicht
1347» SV 2eit Colas, sondern 1337 gedichtet sei, auch
dem Platz nach, d. n Petrarca ihr anweist. Da es mit
Rienzi schnell abwärts ging, hätte er sie nach dem
November 1347 überhanpC nicht mehr dichten können,
Bartoli sprach snerst den Namen des Busone da Gnbbio
aus und Packschers Beweise werden wohl jetzt die
Oberhand behalten. Mit ihm stimmen d'Ovidio, Ce-
sareo n. a. nberein. In dem Ashbomam Kodex ans
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts steht Busones
Name als der des Empfängers. Benedikt XII. war von
Rom zum Senator erwählt» Busone da Gubbio von ihm
som Stellvertreter ernannt worden« Daani kam» dass
Petrarca im Frühjahr 1337 Rom sum erstenmal sah»
jedenfalls jene trostlosen Eindrücke empfing, welche die
Kansone wiedergibt. Im August kehrt er nach Avignon
snrucfc» empiftngt dort die Nachricht von der Emen*
nnn^ Busones, was Wunder, wenn er an ihn diese
flehentlichen Bitten richtet. Noch dazu war derselbe
Ghibelline» Dantes Freund und Dichter. Carducci sagt
treffend: — Crelegenheitsgediehten muss man ins Ge-
sicht sehn; auf die Tatsache, aufs Jahr, den Monat»
den Tag ihrer Entstehung; eine Stunde» eine halbe
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Stunde ktim den Standpunkt ändern. — Wer je das
mittelalterliche Rom in noch erhaltenen Gebinden und
Ruinen gesehen, sich deren düstere Geschichte ver-
gegenwärtigt hat, wird hier vom Dichter Selbslerlebtes,
Creschautes heransfuhlen. Zustande, welche Dante mit
seiner lapidaren Kurse in den Vers susammendrSagte:
Vedova, sola e di e notte chiama
Die Vers 70 genannten Tiere bedeuten die Wappentiere
des römischen Adels, die Säule ist die Familie Colonna.
Madrigal, Sonette, Ballata 27 — 34.
Nr. 27. Petrarca sieht, wie eine junge Magd Lauras
Schleier spült; das beliebte Wortspiel: a l'aura [in der
Luft] oder zu lesen: aLaura» kommt in der Übersetzung
nicht zur Geltung.
In Sonett 28 scheint Petrarca ein Zwiegespräch, eine
Zusammenkunft versprochen zu sein; Zweifel nnd Un*
geduld verzehren ihn.
Sonett 29. Segenswünsche des Liebenden, wie sie
sich auch in Volksliedern ünden. Als Gebet feiert
Sonett 30 den elften Jahrestag seiner Liebe am Chai^
fireitag.
Ballata 31 besingt die Freude am Gruss, den die
Oeliebte gewährt, sie, die „beide Schlüssel** seines
Heizens — zu Freude und Schmerz in ihren Hfindeu
hält. Auch Cino da Pistoja und andere Dichter des
XIII. Jahrhunderts sangen vom Grusse, keiner so schön
wie Dante im Neuen Leben.
Die drei folgenden Sonette 32, 33, 34 sind nach
Cesareo, Carducci, bestätigt durch Petrarcas Anordnung
und Datierung» in die Zeit von 1336 — 37 zu setzen,
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auf seiner ersten Reise von Avignon nach Rom ge-
schrieben. In dem ersten fällt er, von einem Lorbeer-
bain angelocktt in einen Bach» freut cdcb» dass diesmal
«eine Ffiase, nicht wie tonst seine Angen» ^^genasst^S
wurden. Für diese wünscht er einen Lenz, der ihnen
milder gesinnt sei als jener erste, da seine Liebe be*
gaan» nnd alle folgenden.
Im aweiten kSmpfen Liebe, Sehnsucht und Reue, dass
er nicht höheren Dingen sich zuwende. Wahrschein-
lich an einen Colonna oder einen römischen Gastfreund
gerichtet.
Nummer 34 wird yerschieden gedeutet; Leopardi lasst
im Zweifel , ob irgend etwas Petrarca ideder an Laura
erinnert, oder ob neue Liebe ihn ergriffen habe. Für
letzteres stimmen die Interpreten, welche ihn für leicht
tntaündlich halten.
Die Kanzonen 35, 36, 37; die Sonette 38 — 43.
35» 36» 37» ^® ^^^^ berühmten Kanzonen auf
Madonna Lauras Augen, auch die drei Schwestern
genannt. Alle Kommentatoren, nicht zum wenigsten
De Sanctis, ergehn sich im Preisen dieser graziösen
Gebilde. Schade , dass die Übersetzung so weit da-
hinter zurückbleibt! Nachdem Petrarca sich die Grösse
der Aufgabe TergegenwSrtigt, seinen Zustand geschildert
hat, vergisst er sich Vers 45 so weit, ihr, Laura, schuld
zu geben. Dann erschrickt er, dass sein Ungestüm ihn
SU solchen Worten habe fortreissen können. Am Schluss
daakt er iur die Erhebung su Höherem, sur Unsterb-
lichkeit, die diese Augen in ihm bewirkten. Auch in
der zweiten preist er die beseligende zu Besserem
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swingcsde Macht der Ai^«b, koA dinrdi eigset Vei^
dienst dennaleinst noch ihre Gnade mid Grünst an ev>»
ringen. Die dritte Kanzone besingt abermals die
Woane» die Rnhe» welche jene fahrenden Sterne ana-
atrahlen; er hofft noch ao Neues nad Schönes» ivie nie
zuvor, von ihnen singen und sagen zu können.
Die Sonette 38 und 39 erzählen von der Zeichnung,
welche Simon Martini» Memaai genannt» auf Petrarcas
Wonach Yon Laura anfertigte. Papst Benedikt XU.
hatte den Sieneser Maler 1339 nach Avignon einge-
laden; im Herbst 1340 war er wieder in Rom» also
können diese Sonette anch nnr ans dieseaa Jahr ataannea
[Cesareo, S. 50]. Leider kat sich keine Wiederk^^ung
dieses oder irgend eines Bildes von ihr erhalten. Nach
Petrarcas Tode ist keine Kede mehr davon. Ob er es
im Alter zerstörte » wie so manches ans Jener Zeit?
[Pierre de Nolhac, Graaette Dea beaax arta» 1890].
Sonett 40, voll Reue, voller Selbstanklagen» erinnert an
Stellen aus dem Secretum.
Sonett 41 schildert die tödliche Wirkung von Madonna
Lanras Blicken, macht ihnen den Idsen Vorwarf kalter
Koketterie. Im Sonett 42 klagt er einer Anzahl YOii
Fraaen sein Schicksal.
Sonett 43 deuten Terschiedene filtere Koannentatoran
so, dass König Robert yon Neapel, alserim Jahr 1342
nach AvigDon kam, gewünscht habe, die schöne viel-
besungene Frau zu sehn. £r habe aber gefunden, dass
aie so viel Lob nicht mekrverdiena. Aach dies Sonett
entspricht einer Stelle im Seetetnm, dea Inhalts: Dass
der Wert, die Schönheit der Seele zunähmen, wenn auch
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die Blute der Jugend dcbtUdi irerginge. Alfitfi bexiekt
es auf eine überstandene Krankheit Lauras.
Sonette 44 — 53.
Sonett 44. Ffletfö, Manend waren der Ansicht, dies
Sonett sei auf den Tod Madonna Lauras gedichtet und
setzten es ans Ende der Sammlung. Leopardi» Alheri,
Fofster, Keknl^ kehrten cur Ansicht der alten Aus-
leger snrucky es sei an einen Freund gerichtet. Caiv
ducci, mit de Sadc übereinstimmend, hält Petrarcas
Bruder, Gerardo, für den Angeredeten, der nach dem
Tode einer geliebten jungen Avignoneserin im Jahre
1342 ins Kloster von Montrienx ging. Zwei Briefe
Petrarcas an den Bruder aus den Jahren 1348 und 52
[Lett. fam. X, 3, 53 geben ein lebendiges Bild ihres
jugendlichen Lebens und Treibens in Avignoa. Da
Gerardo nun nicht mehr Neuling sei, sondern fest in
seiner weltfernen Gesinnung, dürfe man wohl an solches
wieder erinnern; jetzt fänden sie es doch lächerlich
und töricht» wie sie damals stutaerhaft sich die Haare
gebrannt, sich mit modischen Kleidern, mit engen
Schuhen geplagt hätten. Und gar der Frauendienst
und die Iriebesgedichte ! Fast beneidet Petrarca den
Bmder um den sichern Port, in dem er nun gelandet
sei. — Nach Cesareo sei dies Sonett nicht später als
1337 geschrieben. Cochin, [1903 Le fr^re de PetrarqueJ
riihmt dessen Opfermut» als die Pest sein Kloster heim-
Sonett 45 klagt über Cino Ton Pistojas Tod, der so
schön von der Liebe zu singen wusste. £r starb in
den letaten Tagen von 1336 oder in den ersten von 37»
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Der Anfang ist fast gleichlautend mit dem ans Dantes
Neuem Leben: ,,0 weinet Liebende, denn Amor weint"
[c. 8]. Unter den ,,schlimmen Bürgern*' ist die Partei
der Schwarzen gemeint, die ihn verbannt hatten. Tn
Pistoja war der Parteihass damals noch wilder als in
Florenz.
Sonett 46 klagt, dass Laura nicht sehn wolle» was
sie sehn mnsste, dass der feste Glaube, sie wisse um
seine Liebe, ihm nicht nütse, ihm nicht Hnld vnd Gnade
zuwende, wie einst Christus sie Maria und Petras ge-
währt habe.
Im Sonett 47 ruft er sich alle die Plätze ins Gedficht«
nis znrnck, wo Madonna Laura sich sehn liess» sich
aufhielt An dem einen Fenster» nach Süden, zeige
sich nicht nur die „andere Sonne** — sondern auch
Laura — wenn es ihr beliebe.
Sonett 48 ist an Stephan Colonna den Jüngeren ge-
richtet, nach dem Siege, den er über die Orsini er*
fochten hatte. Der Streit zwischen den Colonna und den
Orsini um das Primat in Korn ist bekannt, zumal seit
die Päpste in Avigaon waren« Am 22. Mai 1333 war
kaum ein Waffenstillstand abgelanfen, den JohannXXIL
die beiden Parteien hatte beschwören lassen, als Ber>
told und Franz Orsini bei S. Cesario den jüngeren
Stephan Colonna angriffen. Derselbe verteidigte sich
so tapfer, dass er den Feind trots dessen Überzahl
zurückwarf und zwei Hauptleute tötete. Johann Cajetan
Orsini, Legat für Rom und Toskana, setzte nun gegen
die Colonna die päpstlichen Truppen in Bewegung.
Darauf besieht sich dies SoneU [De Sade, Villani].
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IMesem Sonett gimchlaiitend ist die lateinische Epistel
[Farn, m, 3], welche Petrarca an den jungen Sieger
richtete; in einer folgenden [Farn. III, 4] spielt er auf
das Sonett an und sagt, er habe es italienisch ge-
acludeben, damit auch die Soldaten es lesen könnten*
wolche tfXa Arbeit nnd Ruhm mit ausgezogen seien,^*
Sonett 49 wendet sich an Pandolf Malatesta» Herrn
▼on Rimini, der nach zahlreichen Siegen zurückgekehrt,
▼ielleicht den Wunsch hatte von Petrarca gefeiert zu
werden. Pandolf war der Erste» der nacheinander zwei
Maler zu ihm schickte, um sein Bild an besitzen. Un-
sicher bleibt die Zeit, wann dies Sonett geschrieben
sei. Die persönliche Bekanntschaft stammt erst aus
dem Jahre 1356 und simtliche Briefe, welche Petrarca
an Pandolf richtete, sind späteren Datums. Cesareo
setzt das Sonett daher in dieses Jahr. Carducci stimmt
mit Meneghelli [1819] überein, welcher das Jabr 1348
für richtig halt. Nie war das Glftck den Malatesta so
ginstig wie damals [nach Muratori] : sie erwarben As«
coli, setzten den Herrn von Fermo, Mogliano, gefangen,
nachdem sie sein Heer geschlagen hatten, und bemäch-
tigten sich Anconas* Femer scheint das Sonett sich
doch an einen noch jungen Mann zu wenden; auch
weist Petrarca dem Credicht einen zu frühen Platz nach
der letzten Redaktion der Sammlung an, um es so spät
hinabzurücken«
Die Sonette 50 und 51 sind an Sennuccio del Bene
gerichtet» das erste Tielleicht als Antwort auf dessen
Mahnung, von der Liebe zu lassen. Auch hier ist
Laura in einigen Handschriften »^'aura** geschrieben^
263
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aber das Wortspiel nicbt durdigefolut. Semmodo, aa
welchen Petrarca noch mehr Sonette richtete, auch eine
scherzhafte Epistel [Farn. IV, 14], war Florentmcr^ 1302
als Weisser gleichseitig mit Dante und Petrarcas Valer
▼erbannt, ein zweites Ifal 13 13, als er Kaiser Hein-
rieh VII. gefolgt war, auf dessen Tod er eine Trauer-
kanzoue dichtete. £j: ging nach der Provence und
schloss sich» wie Petrarca, in ATignan aa die Familie
Colonna an. Im Jahre 1326 durfte er nach Florens
zurückkehren und erhielt durch Vermittlung des Papstes
Jobann XX IL seine Güter sorück. Dort starb er 1349W
Im Sonett 5z erzählt Petrarca dem Freund, wie er
bei Sturm und Gewitter iaVaucluse angekommen» des
Blitz in Lauras Nähe nicht gefürchtet habe, weil Lor-
beer [Lauro] vor dem Blitz schütze. Die ^^rdne Luft*^
ist wieder [tyl'anra dolce e pura**] Laura.
Sonett 52 zeigt Petrarcas Groll und Widerwillen gegen
Babylon-Avignon, seine Liebe für stilles Leben, Ar-
beiten, Träumen in Vaudnse. £r wendet sich an dea
Kardinal Colonna; versduedene Ausleger beziehen die
letzte Zeile auf das Haus Colonna, welches momentan
durch neuen Sieg der Orsini in übler Lage war. Car-
ducci ist mit Gesuäldo [1540] und Albertini [1835 j der
Ansicht, dass Petrarca dem Freund Genesung vom Pd-
dagra wünsche.
Sonett 53 bezieht sich auf den Berg, der das Tal
schliesst Vaucluse — dessen bequemer Abstieg
nach Arignon, der ratthe nach dem Tal [Lauras Wob*
nung], liege. Petrarca wünsche sich's lieber nmge>
kehrt.
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Kansone 54, Sonelt 55, Kanzonen 56 und 57.
Die allegorische Kanzone Nr. 54 schrieb Petrarca
am die Zeit seiner Dichterkrönung; er feiert darin die
Gdttim deftRahmes[gloria] and ihre Schwester, dieXagend.
So vteüte der ilteite Interpret, Antonio da Tempo, und
die meisten folgten ihm. Später hielten andere die
beiden Schwestern für Philosophie und Theologie, für
Beredsamkeit und Weisheit» oder für Poesie und Be-
ledsamkeit v« s. f. Rossetti sah darin eine ghibellinische
Allegorie« lOt der grossen Mehrsahl an der ersten
Deutung festhaltend, stellt Carducci über Grund und
Zeit der Entstehung folgendes fest: Am u September
1340 erhielt Petrarca -die Einladung au seiner Dichter«
krönimg. Ende Febmar scbt£Fte er sich in Marseille
nach Neapel ein, hielt sich bei Köni^ Robert auf, vor
dem er noch eine formelle Prüfung bestehen sollte, langte
dann am 6« Apiü in Rom an* Am 8. wurde er am Oster^
tag feierlich auf dem Kapitol durch Orso Ton Anguülara,
damals Senator, zum Dichter gekrönt. Er berichtet dai>
über dem Freund Barbato vonSulmona [Lett. fam. IV, 8],
schickt an Gioranni Barrili eine lateinische Epistel in
Versen [H, i]. Barrili, Ritter König Robetts, sollte den
Dichternach Rom begleiten, trennte sich aber Ton ihm, um
vor den Toren Roms wieder mit ihm zusammenzutreffen.
Bei Anagni wurde er von Räubern überfallen, entkam müh«
sam nach Neapel. Petrarca wartete mit Ungeduld, Hess
▼ergeblich nachforschen, Ostern ruckte heran und Orsos
Senatorenwürde verfiel. Da derselbe aber die Krönung
gern vollziehen wollte, konnte auf den Stellvertreter
König Roberts nicht mehr gewartet werden.
265
Der Ruhm ist gleichen Alters mit der Sonney weil der
des Schöpfers mit der Schöpfung begaaii; dass Petrarca
ein „Anderer wurde'*, ist wohl eine Anspielung darauf,
dass er die Jurisprudenz aufgab und sich den klassi-
schen und philosophischen Stadien anwandte; Vers 27
nnd 38 sei eine Anspielung auf die irerheissene Krö-
nung. Vers 46 nnd folgende sagen, dass, wenn anch
das Verständnis für wahren Ruhm nie ganz aufgehört
habe, so werde durch die Feindin [Unwissenheit, Geis,
Trägheit, Wollust — nach Terschiedener Deutung] jedes
aufglimmende Funkchen bald erstickt. Des ,,Anderen
Macht'' ist Müssiggang oder Laster überhaupt. Amor
„erweckte ihn*% weil er vor allem Ruhm erstrebte, um
Madonna Laura su gefallen* Die Frau, auf weldie der
Ruhm, vielmehr die Gottin des Ruhms hinweist, ist die
Tugend. Petrarca will einen Zweifel äussern, ob es
wohl Höheres gäbe als jene^ schämt sich, dass sie ihn
durchschaut habe. Ich lasse dich den Meinen, sagt die
Ruhmesgöttin, denn wir entstammen einer Geburt, jene
als die Erste. Die Tugend ist Grund, der Ruhm Folge;
ohne Tugend kein Ruhm [Fomaciarij. -r £s fehlte im
14. Jahrhundert nicht an allegorischen Kansonen; die
vornehmste, vielleicht die erste, ist Dantes: Tre donne
intomo al cuor mi son venute Drei Frauen
traten hin au meinem Henen • • • • Auch sie aeien
nun verhasst und niemand kfimmere sich um sie, heiast
es dort im Anfang, woran Petrarcas letzte Strophe an-
klingt.
Das Sonett 55 ist an Antonio de'Beccaii ans Fer-
rara gerichtet, welcher, als sich die Nachricht vom
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Tode Petrarcas Terbreitet hatte, ein allegorisclies Kla^ e*
lied schrieb. Petrarca war damals, 1343, von Papst
Clemens VI. zur Königin Johanna nach Neapel geschickt
wofdeo» die pSpstlicben Rechte au wahren« Eimmd-
swanaig Jahre spftter era&hlt er einem Freund, wie er
mehrmals tot gesagt worden, und wie manche Unan-
nehmlichkeit, Schädigung seiner Interessen daraus ent-
standen sei [Lett. sen. III, 7].
iDie folgenden Kanzonen 56 und 57 nennen Pietro •>
Bembo im 15. und V. Gravina, der Arkadier, am Ende
des 17. Jahrhunderts, Schwestern und sagen: der
erste, dass die kurzen Zeilen und die Reimver-
teiking Anmut und GefiUligkeit verleihn, der «weite»
dass man sie der Weise Anakreons und Catulls ver-
gleichen könne. Um einzelne Stellen dieser Abschieds-
kanzone von Vauduse ist viel gestritten worden: ob
etwa der Anfang so zu verstehen sei, dass Laura nin**
den Fluten sich erfrische, oder ob sie „an"* den Wassern
,,ruhe**. Das italienische Wort ,,ove*' kann auf beide
Arten gedeutet werden. Die Herren Quarta, Targioni-
Tozzetti stimmten für das kühlende Bad, auch deutsche
Obersetzer. Harmonischer stimmt zum Ganzen, dass
sie an der kühlen Flut geruht habe, [Siehe auch
Sicardi, Gier stor. lett. XVI]
Kansonen 58 und 59; Sonett 6o«
Nr. 58, die berühmte Kanzone: An Italien wurde
von den ersten Erklärern falsch datiert, infolgedessen
auch falsch gedeutet; erst de Sade wies ihr den rechten
Platz an; Leopardi, de Sanctis kehrten zu der irrigen
Annahme zurück. Die Stellen: Wollt ihr noch nicht
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Bayemtfiig begreifen vad: Gib nicht, ^ekh
den Gdtien, boblem Namen Ebi* . • • . wurden auf
1327 bezogen, als Ludwig der Bayer nach Mailand kam,
den Visconti Beistand und Gunst erwies, sie aber dann
bintergingy gewalttätig behandelte, wie andere ghibelU-
nische Ffinten, die ihn gemfen hatten. Unter dem
„hohlen Namen" verstand man die Kaiserwürde ; als
ob Petrarca im Gegensatz zu Dante, nicht all' sein
Hoffen auf Frieden und Einigkeit auf den deutschen
Kaiser gesetzt bitte! f,'Seia, in der Tat;*' «— sagt
Carducci in seiner klaren, kräftigen Weise [Saggio
S. 122] — „wie Dante hat Petrarca Karl IV. ermuntert,
nach Italien su kommen, dort .die Reichskrone au em-
pfhngen, und ihm energisch Torgeworfen, die italieni-
schen Angelegenheiten vernachlässigt zu haben; wie
Dante sah Petrarca in der Institution des römischen
Reiches nicht nur Gestaltung und Grarairtie für die
christliche Gesellschaft und Zivilisation, sondern auch
Italiens Ruhm und Heil." Unter dem „hohlen Namen",
▼erstand Petrarca sehr wahrscheinlich die »»Grosse Kom-
pagnie*' unter Werner UrsüngeUi die raubend und
mordend unter der Devise: „Feinde Crottes und der
Barmherzigkeit" umherzog, entlassene bayrische Söldner,
nach Ludwig des Bayern Römerzug; oder die unseligen
Soldtruppen überhaupt; bald dem einen» bald dem
andern sich verdingend, setzten ne Ihr Leben nicht
gern aufs Spiel. Darauf bezieht sich Petrarcas: „Den
Finger heben", das römische: digitum tollere, das Zeichen
der Ergebung bei den Gladiatoren. Packscher [Chro-
nologie d. Gedichte Petrarcas 1B87] aus Ifiantoti XXiV :
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c Messer Gianotto .... levo lo dito e non vousse
combattere e arrendessi elli con cierti aatri. — Wie
qpäter als Schweiger, beieidmete mta in 14« Jalur«
luaidert die Söldner als Deutsche, hanptsfichlich als
Bsyern, weil Ludwig der Bayer damit begonnen hatte.
Wie hoch man Petrarcas Kanzone im 15. Jahrhundert
schaute, seigt, dass Machiavell seinen ^^iifsten'' mit
Petrarcas Versen schloss: Virt& o<mtra fnrore . • . .
Auch er sah im Söldnerwesen einen Hauptkrebsschaden,
bemühte sich vergebens um Errichtung stehender Heere*
M^si&res (P^trarqne etc. i^) meint, diese KaasoM
sei im 19. Jahrhundert die Marseillaise der Italiener
gewesen, als es galt sich von Österreich zu befreien.
Im Jahr 1327 war Petrarca aber noch zu jung, um ein
so reifes Gedicht an schreiben, znmal gerade in diesem
Jahr seine Leidenschaft fUr Laura entbrannte; anch
kannte er die Schrecken dieses Kleinkriegs unter den
italienischen Fürsten noch nicht aus Erfahrung, wie im
Jahre 1344 — 45, als er ans Parma floh. Im Jahre 1335
ging Parma aus der Herrschaft der Rossi in die der
Skaliger über; diesen nahe verwandt und von grossem
Ansehen in Panna waren die Herren von Correggio.
Saner derselben, Aszo, ging damals nach ATignmi, um
— im Interesse der Skaliger — die Angelegenheit mit
dem Papst, deren Lehnsherrn, zu ordnen. In Avignon
lernte er Petrarca kennen, mit dem er innige Freund«
Schaft schloss. Im Jahre 1340 reisten sie susammen
nach Neapel, Petrarca von dort zu seiner Diebterkro-
nung nach Rom. Azzo schloss inzwischen mit Luc-
chino Visconti einen Vertrag: letaterer solle ihm helfen
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die Skaliger zu verjagen, nach vier Jahren dagegen
wolle er, Azso, dann die Herrschaft dem Visconti
wieder abtreten Der Streich glückte, die Skaliger
deren Regierung in Parma nicht beliebt war, wurden
verjagt, und Petrarca feierte diesen Sieg seines Freundes
in einer Kansone, welche er nach dessen Sturz nicht
in seine Sammlung aufgenommen hat. Petrarca blieb
etwa ein Jahr in Parma, schrieb einen beglückten Brief
an den Freund Colonna [Lett. fam. IV, 9] und genoss
die Ruhe des schönen Aufenthalts von Selvapiana, wo
er an seiner Afrika*' arbeitete. Azso da Correggio
hielt aber seinen Vertrag nicht: im Jahre 1344 ver-
kaufte er Parma für 7000 Groldgulden an Obizzo von
Este. Derselbe zog unter dem Beistand anderer Fürsten
und mit 800 Söldnern dorthin, um seinen Besitz anzn>
treten. Philipp Gonzaga, Herr von Mantua und Reggio,
eifersüchtig auf den £5te, verbündete sich mit den Vis-
conti und brachte ihm auf dem Rückweg von Parma
nach Modena eine Niederlage bei. Obizzo, nicht ent*
mutigt, verband sich mit Mastin della Skala, noch
einigen kleinen Fürsten, imd sog gegen den Gronzagi.
So lagen die Dinge, als Petrarca zum zweitenmal hi
Parma war, und von dort unter Lebensgefahr fliehen
musste. Er erzählt es ausführlich seinem Freunde Bar-
bato da Sulmona [Lett fanu V» lo], dem er zuvor ia
der Epistel in Versen [II, 17] voll Entzücken sein Sei-
▼apiana, seinen italienischen Helikon" geschildert hatte.
Die Schmach nnd Schande dieser Kriege »,aus kleiner
Ursach'S die auch Machiavell mit harten Mitteln sa
bekfimpfen stiebte^ nm Italien endlich sn Frieden nnd
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Eiiihtit SU verhelfeii, die Schrecken der Soldnerheere»
die ganze damalige Lage Italiens ninss man zum Ver^
ständnis dieser Kanzone ins Auge fassen.
Kanzone 59, in Selvapiana bei Parma erlebt und
geschrieben^ in der Einsamkeit der Wälder und Berge*
Wie unsere Romantiker, schwärmt er für die Natur,
macht sie seinem Empfinden dienstbar, sieht in Wald
und Fels nur seiner Laura Gestalt. Eine lateinische
Epistel in Hexametern an den Freund Barbato, bringt
die gleichen Betrachtungen und Bilder.
Liebe und Reue, Selbsterkenntnis und keine Umkehr, Anti-
thesen in Frageform — sind der Inhalt des Sonetts Nr. 60,
Sonette 61 — 70.
Nr. 61, 02, 63, die Sonette, welche Petrarcas Zorn
und Entrüstung über Babylon- Avignon ausströmen,
sind wahrscheinlich während des Pontifikats Clemens VI*
geschrieben» zwischen 1342 — $2. Im ersten geisselt er
die raffinierte Genussucht, zeigt des Teufels Mitarbeit;
auch Holbein lässt ihn im Totentanz mit einem Blasbalg
hinter einem Verführer hergehn; die Spiegel sollen aus
einem alten Biographen des Horaz stammen. Im zweiten
Sonett machte das Wort Baldacco Schwierigkeiten,
was ich mit „Schänke" übersetzte, andere stehn Hessen,
oder durch Bagdad wiedergaben. Carducci nimmt mit
einigen neueren Erklärem an, dass der nene Herr, der
Erretter, der bessere Papst den „einigen** Sitz wieder
in Rom gründen und dieser Palast zur Scbänke werde.
Velutello, Dolce, der Scholiast der Giuntina kannten
einen verrufenen Ort in Florenz namens ,,Baluacco'*;
dten Historiker Varehi erinnert das Woti an den floren-
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tlmer Ansdnick fJMdrnceB,**, gemeine Kneipe» woeelbit
Dirnen verkehren. Der Anfang des dritten Sonetts spielt
auf die Auferstehungsfrage an; Johannes XXII. stellte die
Behauptnag maff dm die Tagendhaften erit nach Wieder-
eilangnng ihrer Leiber am Tage des Jüngsten Gerichts
Gott schauen würden, worüber viel disputiert wurde.
Petrarca, der den Papst nicht liebte, spielt darauf in
einem Brief an den Kardinal Colonna an [Lett. fam.
12]. Auch der Schluss machte Schwierigkeiten.
Der Sinn stimmt mit dem der Danteschen Tersine nber-
ein: „O Constantin! Wie viele Übel deine — Be-
kehrung nicht| doch jene Schenkung zeugte, die du er*
teilt dem ersten reichen Vater." Carducci fasst den
Sum am klarsten so auf: „Constantin kehrt nicht sv-
rück, kann dfe traurigen Folgen seiner Freigebigkeit
nicht sehn, seine Gabe nicht wieder zurück, verlangen;
aber die schlimme, die traurige Welt möge in Frieden
deine schSadlichen Taten hinnehmen, wenn sfte dich so
erträgt, dir nicht die übel erworbenen Reichtümer
wieder abnimmt.'' Schlimmer und schärfer noch als in
diesen Sonetten Terfuhr Petrarca mit dem päpstlichen
Hof SU ATtgnon in den Eptstelae sine tünlo, die v
an Freunde, an hohe Personen richtet, ohne ihren
Namen zu nennen. Fracassetti hat diese Briefe nicht
übersetzt; Carducci führt in seinem vortrefflichen Saggio
di nn testo e eommento nnovo an den Rime di F. Pe*
trarca 1876 lange Stellen ans den VIIL, X., "XHL»
XIV., XV., XVII. und andern Episteln an. Schlim-
meres konnte kaum gesagt werden; Clemens VI.» der
die Jagd liebte, den Palast mit hohen Manem umgab,
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ipiid NImrod» tdae Fmndiiiy die Vise^ifin CedKa
di Turenna, Semiramis genannt. Ein anderes Mal ist
Clemens der Dionysius ecclesiasticus, der Syrakus be-
raubt n* s. f. Auf dem bei Manutios und den Gionti
1564 gednickten Register der auf dem Tridentiner Konsil
verbotenen Bücher» zitiert Cardncci ein Büchlein von
P, P. Vergerio : „Einige wichtige Stellen, übersetzt aus
den lateinischen fisteln des M. Fr. Petrarca etc. mit
drei seiner Sonette und 18 Stensen des Bema [Berni]
vor dem 20. Gesang." Volpi erwähnt in einem Katalog
der Petrarca- Ausgaben, gelegentlich der Reime des F.P.,
bei Comino in Padua 1723 und 1732 gedruckt» dass ein
Pater vom Tridentiner Konsil in sein Büchlein ge-
schrieben habe, es seien gleich nach dem Konzil die
drei Sonette aus dem Kanzoniere ausgekratzt worden.
In den Ausgaben des XVLt XVII. und im Anfang des
XVm. Jahrhunderts fehlen in der Tat diese drei So-
nette, in einigen auch das: Dem schlimmen Babylon ....
[Hier Nr. 523. In vielen früher gedruckten Exem-
plaren wurden nach xiem Schluss des Konzils die Seiten
ausgerissen» oder die Sonette kreuz und quer durch-
strichen. Petrarca ersehnt und erfleht, wie Dante, den
Veltro, einen neuen Papst, einen neuen Herrn, sowohl
hier im Sonett als in den Briefen sine titalo. Auf einen
bestimmten Fürsten oder Papst wül sich keine rechte
Deutung finden lassen.
Sonett 64 gab zu raten auf» nicht des Sinnes, aber
des Ortes und der Zeit wegen. Carducci schliesst sich
an de Sade an, der wohl das Richtige traf. Nach
jener Flucht aus Parma, am 23. Febr. 1345, ging Fe-
273
tnurca über Modena» Bologna nach Verona* Dort fand
er Ciceros Briefe an Atticas» an seinen Bmder nnd
Brutus. Ende November ging er über die Schweiz
nach Avignon; bis zur Grenze von Brescia begleitete
ihn der Frennd Gnglielmo di Pastrengo. Nach sclnnera*
lichem Abschied schrieb er den Frennden dies Sonett:
Jenen führe die Liebe den Freunden zu, nach Jerusa-
lem, dem Ort der Freiheit, er ginge wieder ia die
Sklaverei^ nach Ägypten* An Gngltelmo di Pastreiigo
befindet ridi eine grosse Anzahl Ton Briefen in den
Lett. fam., mehrere Episteln in Versen in den carmina
latina [deutsch von FriedersdorfQ. Derselbe lebte im
Verona^ als Richter nnd Hnmanlst Als Gesandter der
Skaliger war er Öfters in Avignon, wo er sich innige
mit Petrarca befreundete.
Sonett 65, an Sennuccio del Bene [siehe Nr* 50
nnd 513 gerichtet; Nr. 66 nnd 67 sind Liebes- nnd
Sehnsnchtsklänge. '
Sonett 68 antwortet auf das Sonett eines Anonymus,
dass er, Petrarca, wenn er nicht ein so unstetes Leben
fahrte, seinem Stadium» seiner Rohe in Vanclnse [Apolls
Grotte] treu geblieben wäre; auch Florenz hStte dann
seinen Poeten. Hierin könnte eine Nichtachtung Dantes
liegen, wenn man nicht wüsste, wie gering Petrarca
snersi seine eignen Vnlgärdichtnngen, wie hoch seine
lateinischen schätzte. Unter „poet«*' verstand aoch
Dante einen Dichter, der Latein schrieb, die andern
nannte er didtori in rima, Reimsprecher [Neues Leben,
Kap. 25]. Gegen den Vorwarf, er sei dn Keider
Bantes, Terteidigt sich Fetraica in dem Brief an Boc-
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cacdo [Lett. fam« XXI, 15]; ▼ortreffHch behandelt Car-
ducci dies Thema in: Deila varia fortuna di Dante.
Die Dichter, auf die Petrarca anspielt, sind: Catnll in
Verona, Virgil in Mantaa, Jnvenal in Arunca [Snessa
Pometia].
Nr. 69 gibt ein deutliches Bild des unablässigen
Schwankens in Petrarcas Herzen ; Liebe» Hoffnung» ein
ewiges Frageaeichen, Resignation nnd Beharren. In
Nr. 70 naht er sich der Geliebten, „von treuer Schar*'
der Seufzer» Tränen begleitet und wagte doch nicht zu
sprechen.
Sonette 71 — 83.
Nr. 71 datiert von einer Wanderung durch den Ar-
denner Wald, als Petrarca im Juni 1333 von Köln
kam. In einem Brief an den Kardinal Colonna schil*
dert er die Reise, ersählt, wie er dort viele und schone
Frauen am Johannisabend gesehen habe, die im Rhein-
wasser Hände und Arme wuschen [Lett. fam. I, 4].
Der Krieg, auf den er anspielt» wnrde swischen dem
Herzog von Brabant nnd dem Grafen von Flandern
ausgefochten. Die Schlusszeile des Sonetts könnte be-
deuten» dass seine Bewunderung der grossen schattigen
WaldesstÜle der Liebe snr Sonne — Lanra — im
Augenblick vielleicht Abbmch getan habe.
Nr. 72, der dritte Himmel, in den Petrarca sich
schwingen will» ist der Venushimmel, Himmel der Seligen»
welche Liebe beglückte [Dante, Paradies VIII» Gesang].
Der rasche heitre Flnss" ist die Rhone, an deren
Ufern er zur Heimat der Sonne — Lauras vordringt.
Anf derselben Reise» vielleicht in Lyon geschrieben.
Nr. 73 erzählt yon einer Falut auf dem Po; viel-
leicht 1345.
Kn 74 rühmt Laura in Vaadase in ihrer ganzen
Anmut
Sonett 75, eins Ton den drei Sonetten» die ▼on
Lauras wiedergefundenem Handschuh handeln.
Sonett 76 entzückte Thomas Gray so sehr, dass er es
in des Properz wahrhaft würdige lateinische IMstichen
fibersetzte.
Sonett 77, ein gebetartiges, inniges Resignieren, den
Blick gen Himmel gerichtet.
Sonett 78, wahrscheinlich 134$ anf der Rückkehr
durch die Schweiz, der Rhone folgend, gedichtet Po*
trarca liebt Wortspiele: „zehrend**, von„rodere"; Ro-
dano, das italienische Wort für Rhone.
Sonett 79 gibt Stunde nnd Datum anfs genauste an,
seit das schone Laub'* mit allen andern Reizen ver-
eint, sein Herz für alle Zeit in Besitz genommen hat.
In Sonett 80 verschmilzt, wie so oft, das Entzücken
der Natur mit dem Gredanken an Laura, die Mandre*'
Sonne. Aurora liebte Tlton, Zeus gewShrte ihm Un-
sterblichkeit und ihrer Liebe ewige Dauer. Aber sie
hatte versäumt, um ewige Jugend für ihren Gemahl zu
bitten.
Sonett 81 preist neben der oft gerühmten Schönheit
auch den lieblichen Gesang.
Sonett 82 erzählt, dass Petrarca eine Anzahl Frauen
oder Jungfrauen ohne Laura, welche mit ihnen zu sein
pflegte, antraf. Die Antwort auf seine Frage nach ihr
zeigt klar, dass Eifersucht oder Neid sie zurückgehalten,
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dm sie tel1>st darober THtaien habe. Ob
dieses „dem Leibe Schranken" anlegen von einem
Gatten, Vater oder Bruder ausging, wer weiss es?
Ähnliche kurze Grespräche mit Frauen gibt Dante im
Neuen Leben, c. XXII, ebenso Cino yon Pistoja.
Heilerer lautet Sonett 83; es schildert eine fröhliche
Kahnfahrt Lauras mit ihren Gefährtinnen, wahrscheinlich
die Rhone abwärts. Zurück fuhren sie dann im Wagen.
Petrarca gibt hier den Namen in lateinischer Form:
Laurea, vielleicht weil er ihn nicht so gut, wie sonst, in
irgend ein Wortspiel bringen konnte, Automedon, Achills
Wagenlenker, Xyphis, der Pilot der Argonauten.
Sonette 84 — 94.
Sonett 84. Squarciafico, dessen Kommentar 1513 in
Venedig gedruckt wurde, behauptet^ dies Sonett sei an
Jacob von Carrara gerichtet, Herrn von Padua und
mit Petrarca innig befreundet, als derselbe sich heftig
über seine beiden Neffen erzürnte. Er wurde später
bei Tisch von ihnen im Jahre 1370 ermordet Ab-
schreckende Beispiele aus der alten Geschichte sollen
den Freund warnen: Alexanders, des Tydeus, der im
Krieg um Theben Polineikes gegen Eteokles beistand.
Wie er sterbend noch am Schädel seines Feindes Me-
nalipp nagt, erzählt Dante, der Thebais des Statins ent.
lehnt, Hölle XXXTII, 130. Sulla soll vor Zorn über
einen säumigen Schuldner so geschrien haben , dass
er die Nacht darauf an den Folgen eines inneren Er-
gusses starb. Ähnlich erging es Kaiser Valentinian.
Petrarca schreibt über das Ende seines Freundes und
Wohltäters in den Lett. fam. XI, 2; in JLetU sen.
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XIV, I erteilt er dem Soline tind Naehfolger bei dessen
Regierungsantritt gute Ratschläge.
Siehe Einleitung.]
Sonett 85 klagt» dass ihm Einsamkeit nicht mehr wie
früher lieb nnd wohhiiend sei.
Sonett 86. Über die fürstliche Persönlichkeit, welche
in Ayignon Madonna Laura durch ihre Huld auszeich-
nete, waren die alten Ansleger im nnklaren. De Sade
führte anf die rechte Spnr; anch d'Oridio, Bartoli und
zuletzt Mestica [N. Antologia, 1892] nehmen für sicher
an, dass Petrarca, als Karl von Luxemburg in Avignon
1346 mit dem Papst fiber seine Kaiserwahl ▼erhandelte,
in ihm eine der beiden Sonnen erbüdct habe, welche
nnn einträchtig yon Rom aus über Italien nnd das
Deutsche Reich strahlen würden. In seinen lateinischen
Schriften hat er diesen Gedanken oft geäussert; in den
italiraischen Gedichten nur hier. Hoch erkannte er's
dem k&iftigen Kaiser an, Madonna Laura vor alles
andern bevorzugt zu haben, nur um den Kuss beneide
er ihn.
Im Sonett 87 träumt er sich nach Vanchise« schickt
sein Herz, das ohnehin dort weile, als Liebesboten sa
Madonna Laura; die lacht aber und er bleibt dem Para-
diese fern.
Sonett 88 wiikt als liebliches Bild ans den sonnigen
Gärten der Provence; Tielleieht hat es Petrarca ge-
sehen, Tielleicht hat man ihm davon erzählt. Keinen*
falls kann, wie einige meinen, dieses, dem alten Herrn
gegenüber, noch fast verlegene junge Liebespaar ans
Petrarca und Laura bestanden haben*
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So&ett 89 scheint eine wehmütige Vorahnung von
Ijunas baldiger £rkrankiiiig und frühem Scheiden;
Kr. 90 enfihlt vom Abschied; 91 und 93 Ton der
Sorge um die ferne Geliebte. Der Abschied im So-
nett 91 vom Jahre 1347 war in der Tat der letzte;
Petrarca hat sie nicht wiedergesehn.
Sonett 93 wSre» nach Tassoni, Antwortsonett an
einen imbekannt Gebliebenen. Die ländliche Einsam-
keity wenn er sie nicht in Toskana haben kann» wäre
ilun anch an der Sorga lieb und wert; gäb' es nur
nicht das schlinune Avignon! Die letzte Tersine deutet
an, dass Laura ihm die Hand gereicht habe; seine
eigne, des Dichters Hand, schien ihm dessen nicht un-
wert
Sonett 94 ist mit Carducci und einigen Siteren Er^
klarem so zu verstehn, dass eine würdige Matrone ihre
Meinung über die Tugend der Frauen äussert; Laura
widerspricht ihr, und Petrarca stellt deren Äusserung
hoch über die Lehren aller Philosophen.
Kanzone 95, Sonett 96.
Kansone 95 ist in trüber Stimmung geschrieben; Car-
ducci ist der Ansicht Velutellos, dass Petrarca sie etwa
im Jahre 1348 in der Osterzeit verfasst habe, im 44.
Lebensjahr und im 21. seiner Liebe. Sie behandelt
den Konflikt «wischen Ruhm und Liebe wie das dritte
Gespräch im Secietum. In der zweiten und dritten
Strophe sucht er sich von den Fesseln irdischer Liebe
au befreien, in der vierten zweifelt er an der Dauer
seines Ruhmes» besonders hinsichtlich seiner lateinischen
Schriften« In der fünften und sechsten Strophe ringt
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er von nevem Toller Todeslordit mit der Macht der
Liebe. Die Schlussseile, aus Oyids Metamorphosen
VII, 21 : „Video meliora proboque, Deteriora sequor,
ist auch im Italienischen geflügeltes Wort geworden:
Teggio U meglio ed al peggior m'appiglio."
Sonett 969 an den Kardinal Colonna» klagt nm die
Trennung Ton Lorbeer und Säule, von Laura und Co-
lonna.
Sonette 97 nnd 99, KanEone 98.
Im Sonett 97 klagt Petrarca nber Lavras Tod; sie
wäre wert gewesen die Welt zu beherrschen, wäre sie
nnr früher, nicht erst in unserer yerderbten Zeit ge-
boren! Nach Mestika habe Petrarca noch vor diesem
Sonett die Tranerknnde in seinen Virgil mit diesen
Worten eingetragen: Laurea, berühmt durch ihre eignen
Tagenden, lange schon durch meine Verse gefeiert»
erschien meinen Angen in frühem Jünglingsalter zuerst
im Jahre des Herrn 1327, am 6. Tage des April in der
Kirche der heiligen Clara zu Avignon, in der Morgen-
stunde; und in derselben Stadt, in demselben Monat,
am gleichen sechsten Tage, in der gleichen Frohstnnde
im Jahre 1348 ist jenes Licht diesem Lichte entaogen
worden, als ich vielleicht damals in Verona war, ach»
mein Schicksal nicht ahnend. Das Gerücht erreichte
mich aber durch ein Schreiben meines Frenndes LudoTico
in Parma in demselben Jahre am Morgen des 19. Mai
Jener keuscheste, herrlichste Leib ist am Tage des
Todes zur Vesperstunde bei den Minoritenbrüdern bei-
gesetzt worden: sicher bin ich, dass ihre Seele, wie
Seneca vom Afrikaner [Sdpio] sagt, in den Himmel
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znrnckgekdirt sei, ans dem sie gekommen ist
In der folgenden Kanzone, Ni. 98, konnte P. sich
im Ausdruck des Schmerzes nicht genug tun. Im
▼atikasischen Kodex befindet sich ein anderer Anfang,
über dem geschrieben steht: Non Tidemr satis triste
principium. Überhaupt besserte und feilte er immer von
neuem, kritisierte in lateinischer Sprache; einige Proben
davon anzuführen mochte ich mir nicht versagen Bei
dieser Kanzone, mit welcher er besonders strenge verfahr,
beisst es mehrmals: non placet, oder: die aliter, dann
wieder: hoc placet; einmal: hoc placet quiasonantior;
hoc placet prae omnibus u. s. f.
Halt gibt ihm die Hoffnung auf einstiges Wiedersehn,
dann ihr Name, der auch Ruhm bedeute, Vers 44 u. f.
In der folgenden Strophe wendet Petrarca sich an
Lauras GefShrtinnen» wie Dante in der Klage nm Bea-
trice im „Neuen Leben^; Amor warnt ihn vor zugel*
losem Verlangen nach dem Tode; zerrisse er gewalt-
sam den Knoten» so ginge auch die Hoffnung auf Selig-
keit verloren.
Bald nach Laura starb auch der treue Freund, Kar-
dinal Giovanni Colonna, am 3. Juli 1348. „Die Säule
brach» der grüne Lorbeer &cl/' heisst es im Sonett
Nr. 99.
Kanzone 100, Sonette loi — 108.
In der Kanzone 100 berichtet Petrarca» der sie vom
9« Juni 1350 datierte» wie er in Gefahr gewesen sei»
sich von neuem zu verlieben; so erging es Dante im „Neuen
Leben^' mit der donna gentile. Petrarca ruft alle Reize
und Vorzüge der Toten zu Hilfe» mit denen doch keine
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Zweite geschmückt sei. Amor solle wieder harren am
yyXor^S durch das er dbnging» d. h. in Laoras Avgen.
Mit den y^immelskiiften^ in der f&nflen Strophe meint
er die Sterne, von deren Einfluss das Schicksal abhängt.
Dass eine neue Gefahr ihm gedroht habe, beweisen
ausser dem hier folgenden Sonett xwei andere, die sich
in einigen Handschriften fanden.
Sonett loi erzählt Ton den neuen Schlingen mid wie
der Tod ihn daraus befreit habe.
Sonett lo2 ist in sehr trüber Stimmung geschrieben;
in der zweiten Strophe heisst es, er hätte seinem Leben
schon ein Ende gemacht, forchtete er nicht die ewige
Verdammnis. Im Sonett 103 spricht er sich wieder
Trost zu.
Die folgenden Sonette 104, 105, 106 sind, nach der
Chronologie du Can^oniere de P^trarque, par Henri
Cochin 1898, geschrieben, als P. im Juni 1351 wieder
nach Avignon curfickkehrte und in Vauduse wehmütige
Erinnerungen heraufbeschwor.
Im Sonett 107 kommt Laura, ihn im Schlaf Rat und
Trost zu bringen; Sonett 108 klagt über den Tod des
alten, treuen Freundes^ Sennuccio del Bene, geschrieben
kurz vor dem 28. Nov. des Jahres 1349; was aus einer
Kote von Petrarcas Hand zu der Kanzone 98 hervor-
geht [Si^e die Erklärung zu den Sonetten 50 u. 51.]
In der dritten Sphäre, der Venus, weilen auch alle,
die Lust und Leid der Liebe besungen haben: Guittone
Arezzoy Dante» Cino Fistoja» sein Freund France-
sohin degU Albizsi [LetL lam. VU, u].
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Sonette 109 — 119.
Sonett 109. Nach Piatos Thnfivs seien fBr jeden Stern
proportional eine bestimmte Anzahl von Seelen ge-
schaffen. Nach dem Tode kehre jede tugendhafte Seele
an dem Sterne surack, von dem sie hergekommen seL
Hieranf beckht sich die vierte Zeile. Am Schlnss lobt
er seine Kunst, die Madonna Laura Ruhm verschafft,
ihre, welche durch Zusammenziehen der Augenbrauen»
durch strenge Mienen den liebenden in Schranken ge-
halten habe. Nr. iio klagt öber die Schönheit, die
zu Staub geworden sei. Im Sonett iii schaut der ehr-
geizige, eitle Dichter aus seinem Kummer heraus; dass
er nicht mehr der Feile achte, ist schwer zu glauben;
seine Handschriften beweisen das Gegenteil.
Sonett IT2 gibt ein Bild von Petrarcas Seelenleben
in bezug auf Madonna Laura: von ihrem Mienenspiel,
ihrem Ansdmck, die sein ganzes Denken, seine
Stimmung beeinflussen. Die Sonette 113 und 114 sind
in Vaucluse geschrieben; das erste vielleicht an ihrem
Grabe? Sonett 115 ist, nach Cochin, ebenso wie die
vorigen Sonette, während Petrareas letztem Aufenthalt
in der Provence gedichtet, in den Jahren 1351 — 53.
Laura erscheint ihm, der sich im Himmel wähnt, vri-
heisst das ersehnte Wiederfinden; sie harrt auf ihre
irdische HfiUe — am Tage des Gerichts.
Auch Sonett 116 ist an der Sorga geschrieben; die
Andeutungen in der letzten Terzine finden nach de
Sade ihre Erklärung in der Wiederverheiratung des
Hugo de Sade, kurze Zeit nach Lauras Tode, und im
anstossigen Betragen der Sltesten Tochter Wenn aber
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Laara keine de Sade war» so hat diese Vermutung
keinen Weit Sicher geht nnr ans den Schlnssieilen
hervor, dass Madonna Lanra an den Ihrigen nach ihrem
Tode wenig Freude gehabt hätte.
In Nr. 117 ^^^^^ Petrarcas ganze Frende am Früh-
ling in jenen Fluren zurück, mit ihr die Traner nm die
Verlorne. In ii8 stimmt ihn der Gesang der Nach-
tigall nur nm so trüber.
Im Sonett 119 ruft PetHirca sich das letzte Zusammen-
sein, den Abschied zurück, den er im Sonett 90 be-
sungen hatte.
Sonette 120 — 123, Kanzonen 124 — 125.
Die beiden Sonette 120 und 121 feiern mit inniger
Empfindung jene zarte Freundschaft, in welche das
Alter glühende Liebe verwandelt. Nr 122 scheint
gleich nach seiner Rückkehr nach Frankreich, vielleicht
bei dem ersten Wiedersehn des Tales gedichtet» im
Jahre 1351.
Das Sonett 123 ist eine Antwort auf das Sonett des
Freundes Jacob Colonna in gleichlautenden Reimen»
worin derselbe Petrarca zur Dtchterkronung anf dem
Kapitol beglückwünscht hatte Wenige Monate dar^ *
auf, im September 1341, starb der Bischof von Lombez.
Peuarca fällt nach einer Reihe von Jahren jenes Sonett
wieder in die Hand» nnd er antwortet nim dem ver-
storbenen Freunde. Im vatikanischen Kodex stehn beide
Sonette und darüber schreibt Petrarca: Responsio mea
tera yalde. Amor ist hier wieder Piatos £ro8» das
schwache Laub Petrarcas Rnhmedorbeer.
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Selir eigenartig i»t die Kansone 124. Petrarca steht
am Fenster — seiner Seele — und sieht ein Wild mit
schönem Menschenhaupt, das ein schwarzer und ein
weisser Windhund jagen. Wild — fera — brauchen
die Italiener des Trecento oft für eine spröde» scheu
enteilende Schone. Mit den Hunden ist die Zeit ge*
meint, die, als Tag und Nacht, das Wild jagt und zu-
letzt packt. Das Schifif wird durch einen Sturm aus
Osten, bei schnell aufziehendem Wetter zum Scheitern
gebracht. Sehr nahe liegt die Deutung, dass das die
Pest sei, die damals wütete, wie sie Boccaccio beschreibt.
Auch aus andern Stellen Petrarcas hat man geschlossen,
dass Laura an der Pest gestorben sei. Der Baum, der
wohlbekannte Lorbeer, wird vom Sturm entwurzelt, der
Quell vom aufklaftenden Erdreich verschlunj^'en. Mit
dem Phönix hat Petrarca Laura schon früher verglichen;
in einem hier nicht aufgenommenen Sonett schilderte
er sie in purpurnem Kleide mit blauem Rande und mit
Rosen gestickt. Sie sieht, wie alles Irdische an ihr
vergeht, und, den Tod nicht fürchtend, gibt sie ohne
Bedauern den Leib der Erde zurück. Zuletzt erscheint
sie in dem weissen Gewand ihrer unbefleckten reinen
Seele, das Antlitz in schwarze Nebelwolken gehüllt
— entweder um die Verachtung gegen dies elende
Leben zu zeigen, oder im Vorgefühl des baldigen
Scheidens, da sie schon nicht mehr hienieden weilt.
Das Schlänglein bedeutet die unerwartete Schnelle
und Tücke der Todesart. In der 10. Ekloge beschreibt
Petrarca ebenfalls, wie der Südostwind seinen geliebten
Lorbeer entwurzelt und zerbrochen habe.
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Die Kansone 125 enählt erst Tom Leid der Entfer-
nvngi solaDge Laura lebte; jetst ,,heV ich die Hand'*
[das Zeichen der Ergebung bei den Gladiatoren, wie
in der K^nzone an Italien], wünscht sich baldigen Tod,
den er auch wieder fürchtet» flieht wie »Staub und
Dunst im Wind*S um nicht, ein Pilger, noch lange
weitergetrieben zu werden. Dann klagt er, dass er
nicht dem Winke Amors, der auf ihren nahen Tod
hinwies, folgend, seinem Leben ein Ende gemacht
habe. Die Klage, dass er nicht vor Laura gestorben
sei, wird bis ans Ende dnrclige fahrt. Ähnlich in der
lateinischen Epistel in Versen I, VII [deutsch von
Friedersdorflf].
Sonette 126—134, Kanzone 135.
Im Sonett 126 versichert Petrarca Laura seiner reinen
Liebe, die nie mehr begehrt habe; jetzt müsse sie's
wissen, da sie ihm ins Herz schauen könne. Anders
freilich lautete es in der Sestine [hier Nr. 13] in den
Sonetten 19 und 109!
Sonett 127 erzählt, wie Laura P. im Traum erscheint,
und ruft das Datum ihres Todes zurück. Cochin meint,
Petrarca habe wahrscheinlich dies Sonett gedichtet, als
er am 22. Juni 1369 jenes frühere [hier 79] wiederfand,
in dem es heisst, er sei am 6. April in das Labyrinth
eingetreten, aus dem er sich nicht herauszufinden wisse.
Im Tatikanischen Kodex 3196 findet sich eine Note von
P/s Rand des Inhalts, dass er eben jenes alte Sonett,
durchgestrichen und nicht aufgenommen, jetzt wieder-
gefunden, gelesen, yollendet [absolut], und wieder ab-
geschrieben habe. Je älter Petrarca wird, je mehr
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sacht er Ttoat in dieseo Yisioiieii« diesen Gesprächen
im Traum mit Madonna Laura» da sein ,,Herr'' [Amor]
ihn mit Gramkost speise: so in 128, 129, 130. „Wenn
der Morgen tagt**, weil die Träume dann am lebhaf-
testen sind, am festesten haften. [So Dante im Fiirga-
torio IX» 13.] Oder er stellt sie sich im Himmel vor»
wie in 131 und 132, hoflft auf den Boten, der auf ihr
Geheiss ihn dorthin rufen wird. Nahe liegt der Ver-
gleich mit Dantes Xramn von Beatrices Tod nnd seinem
Klagegesang im »»Neuen Leben"» den Kanzonen 23
und 32 daselbst. Sehr fein hebt Carducci den Unterschied
zwischen beiden hervor: Bei Dante ist alles Vision,
überirdisches Schauen und Schweben; Petrarca bringt
menschliche Züge hinein: Laura stellt sich mit den
Vollkommensten gleich; sie wendet das Haupt, ver-
weilt» nach ihm schauend, ihn erwartend. So führt
er auch hier den Mystizismus des Mittelalters ad ab-
surdum.
Das Sonett 133: Vergleich des eignen Loses mit dem
eines armen Vögleins im Spätherbst; Sonett 134:
Unterhaltung mit MadonnaLaura [L'aura Sacra] im Traum»
ein Geständnis» bis das Erwachen in die Wirklichkeit
zurückführt, noch halb im Kampf mit der erträumten.
In der schönen Kanzone 135 kommt Laura wieder
wShrend des Schlummers; aber sie macht ihm Vor- -
würfe» ermahnt ihn, wie ein treuer Priester in der
Beichte, bis sie am Ende zornig schilt, wie Dantes
Beatrice, Purgatorio XXXI. Gesang. Lauras hohe
religiöse Moral erinnert wiederum an das schon öfter
erwähnte Secretum.
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Kanzone 136, Sonette 137, 1381 139, 140» Kan«
zonu an die Jungfrau Maria.
Kanzone 136. Im Zweifel, ob die Liebe ihm mehr
Leid als Freude gebracht habe, sitiert Petrarca Amor
yor den Thron der Vemtinft; der Angeklagte behauptet,
dass Petrarca ihm, dass er Laura nur Gutes und Grosses
verdanke, zur Klage also gar kein Recht habe. ,,£8
ist eine Art Examen des dichterischen Gewissens, ein
Kontrast'' zwischen dem Dichter nnd Amor, ähn-
lich in Anordnung und Empfindung andern Komposi-
tionen proyenzalischer, auch alter italienischer Dichter.
[Solche „Contrasti'* werden heute noch in Toskana
improvisiert ] Der Dichter schreibt einen Epilog seines
Lebens, fragt sich, wieviel Gutes, wieviel Übel er Amor
verdanke .... Alles zusammen deutet an, dass dies eine
der letzten Dichtungen Petrarcas sei, auch wenn sie
der Konstruktion nach eher archaisch erscheint. Sie ist
in jedem Fall an den rechten Platz gestellt, da sie
alle Gefühle enthält, zusammenfasst, ans welchen sein
Liederbuch besteht.*' [Cochin.]
„Mit dem linken Fusse**: weil ich Unglück in der Liebe
hatte, einen Irrtum beging; ich mied die besten Wege:
Studien, ehrenhafte Feste. Die vierte Strophe spricht
vom Aufenthalt in der Fremde, wo das Volk rauh, die
Sitten zum Erschrecken, wo es ,, sonderbare Zeit" für
den Winter, d. h Kälte in den warmen Jahreszeiten
gab, dem Südländer ungewohnt. Zuletzt werde Gottes
Barmherzigkeit sich seiner annehmen, nicht Amor, der
Tyrann. Dieser trägt nun seine Sache vor: Der Un-
dankbare liege im Streit mit der Wahrheit, begreiflich»
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da er ein Gewerb daraus gemacht habe: avenderparo-
lette» 8nsi menzogBe. Von dort holte ich *ihn. Hatte
Petrarca auch die Jurispmdeaz aus Liebe zu den hnma-
nistischen Studien aufgegeben, so traf das mit dem Er-
wachen seiner Liebe zu Madonna Laura doch ungefähr
zusammen. Wie habe aber auch Amor für ihn gewählt!
Die grossen Helden hätten nur MSgde geliebt, selbst
,,der grÖsste an Tapferkeit und Glück**, Petrarcas Lieb-
lingsheld, Scipio Afrikanus. In der achten Strophe er-
zählt Amor, wie man Petrarcas Worte, Reime sammle,
sich für ihn begeistere, wozu es ohne ihn nie gekommen
wäre. Zum Urquell aller Dinge, zum Schöpfer von
Lauras hohen Tugenden, habe er, Amor, ihn durch die
Liebe zu ihr erhoben, nie wäre er sonst so hoch ge-
stiegen. Beide glauben sich im Recht. Dass dieser
Streit, dieser Konflikt, der nie aus Petrarcas Seele
wich, nicht geschlichtet werden könnte, erklärt mit
feinem Lächeln am Schlüsse die Gröttin der Vernunft.
Die drei letzten Sonette 137, 138, 139 sind ein Aus»
klingen, ein Abschiednehmen, wenigstens vom Leser
dieses Liederbuches. In 138 gibt Petrarca die Jahres-
zahlen so genau an, dass man sein Alter von 54 Jähren
daraus erfahrt. Cochin meint, es sei an irgend einem
bestimmten Geburtstage geschrieben. Das letzte ist wie
ein Vorspiel zu dem mit tiefreligiösem Gefühl gedich-
teten Hymnus an die Madonna.
Die Kanzone an die Jungfrau ist „Hymnus und
Lobgesang" zugleich und Elegie. Die stete Anrufung der
Jungfrau mit ihren Beiwörtern ist den Litaneien ent-
nommen, der Gesang wird zum Gebet, zur heissen Bitte
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um Hilfe und Erbarmen. Erst in der siebenten Stropbe
liin^t P. an. von seinem Leben, seinem Schicksal zu
spxechen; in der achten gesteht er, wie in Sestine 14»
sein Begehren» das Madonna Laura nicht kannte» das sie
aber in ihrer Reinheit auch nie erhört hätte. Dasselbe
gesteht er im Secretum dem heiligen Au^ustin im dritten
Dialogi nachdem dieser ihn in die £uge getrieben. £r
braucht das schon früher ¥erwcQdete Bild der Medusa*
Laura, die ihn sum Stein erstarren machte, ihm stete
Tränen auspresste, heilig aber soll sein letztes Weinen
sein. Er erinnert Maria an ihre irdische Geburt, an
den gleichen Ursprung, ▼erspricht, widmet ihr sein
ganses Sein und Denken.
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INHALTSVERZEICHNIS.
Die Buchstaben: S, K, M, B, Se. bedeuten: Sonett»
Kanaone» Madrigal, Ballata, Sestine*
Einleitung. 2
S. Ihr wollt nun meine Henwseofser hören [Voi
cVascoltate] 27
S. Zu einer art'gen Rache jüngst bewogen [Per far
una leggiadra] 28
S. Am Tage als der Sonne Strahlenpracht [£ra il
giomo cVal sei] 29
S. Der so voll unbegrenzter Meisterschaft [Quel cU'in-
finita providenxa] 30
S. So irrig iat mein törichtes Bemdhn [Si traviato
h il folle] 31
S. Durch Wollust, Völlerei, durch Schlummer-
kissen [La gola e'l sonno] 32
S. Glorreiche Sittle,un8rerHo£fonng Stutze [Gloriosa
columna] 33
B. Nicht in der Sonne nicht im Schatten fand
[Lassare il velo] 34
S. Erreich' ich, unbesiegt Ton Qual und Leiden
[Sc la raia vita] 35
S. Vom Heimatsort nach arbeitsvollen Mühn [Mo-
▼esi il vecchierel] 36
S. Es gibt Geschöpfe, die der Sonne Pracht [Sono
animali al mondo] 37
S. Dass meine Bj^e euren Ruhm nicht künden
[Vergognando talor] 38
Se. Für alle Wesen auf der weiten Srde [Aqna-
lunque animale albergaj 39
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K. Ans meuoen ersten schönen Jngendtagen [Nel
dolce tempö della] 41
S. Wenn edle Zweige, die uns treu behüten £Se
Tonorata fronde] 49
S. Mit seines Ahnherrn Krone schmückt das Haar
[n snccessor di Carlo] 50
K. O du im Himmel schon erhoffte Seele [O aspeltata
in ciel] 51
S. Je näher ich dem letsten Tag der Maden [Qnanto
piü m^avicino] 56
S. Schon flammt der Liebe Stern in stiller Nacht
[Gia'fiammeggiaya] 57
S. Ich wandle langsam dnrch die öde Ilnr [Solo
e pensoso i piü] 58
S. Nicht Bäche waren' s, Orso, und kein See [Orso,
e'non furon] 59
S. Ich fürchte so ihr schönes Angenpaar (To temo
si de* begli occhi] 60
S. Sollt' ich durch Liebe, Tod nicht Störung flnden
[S'amore o morte] 61
S. Mein Hers begann die Ohnmacht schon zu spüren
po sentia dentro al cor] 62
K. Zur Zeit, wenn schneller gegen Westen hin [Ne
la stagion che] 6$
K. Edler Geist, der jenen Leib beseelt [Spirto gentil,
che quelle] 67
M. Mehr war, der Diana liebte, nicht entzückt
[Non al sno amante] 7^
S. Kann blind, Verlangen, das mein Herz verzehrt
[Se co'l cieco desir] 73
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S. Gesegnet sei der Tag» der Mond» das Jahr
[Benedetto sial gimo] 74
S. Himmlisclier Vater, nach verlornen Tagen [Padre
del ciel] 75
B. Als meine Farbe heut' euch so erschien [Vol-
gendo gli occhi] 76
S. Links blieb das Ufer vom Tyrrhenermeer [Del
mar tirrenoj 77
S. Darf ich nun eure heil'gen Lande schauen L'as-
petto sacro] 78
S. Nicht glückt's, ich weiss, natürlichem Verstand
[Ben sapev' io] 79
K. WeilkuradesLebentDauer£Perch^lavita^breve] 80
K. Was eure Augen geben [Grentil mia donna»
i'veggio] 85
K, Da glühendes Begehren [Pol che per mio destinoj 89
S« Wenn wir mit Poliklet uns hier vergleichen
[Per mirar Policleto) 93
S. Als Simon sich zum grossen Werk bereitet
[Quando giunse a Simon] 94
S. Ich bin so mild, seit sich zum Druck vereint
[Ig son si stanco] 95
S. Wie es geschieht, dass, wenn die Sehne klirrt
[Si tosto come aven] 96
S. Entflohn dem Kerker, drin mich Amor schloss
[Fuggendo la pregione] 97
Die goldnen Haare flatterten im Wind [Erano
i capei d'oro] 98
S. Die schone Frau, die dir vor allem wert [La
bella douna che cotanto] 99
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S. Nun klage Amor imd ihr Frauen klagt [Plan*
gete donne] too
S. Könnt' ich Gedanken doch in Verse schliessen
[Cosi potesslo] loi
S. Das Fenateri wo ihr eine Sonne seht [Quella
finestra ove] I02
S. Hannibal siegtei doch er tat nicht gut [Vinse
Annibäl] 103
S. Erhoffter Wext, der euch schon da gesiert
[L'aspettata virtti] X04
S. Sennuccio, wisse nun, in welcher Art(SennucciO|
i'vo che sappi] to$
S. Hier bin idi halb nur, wir* ich's g*na, mit euch
[Qui, dove meszo son] 106
S. Dem schlimmen Babylon, wo jede Scham [De
Tempia Babilonia] 107
S. Dem Felsen, der dies Tal geschlossen hat
[Se*l sasso ond*^] • 108
K. Ein Weib^ das schöner als die Sonne war [Una
donna piü bella] 109
S. Die teilnahttvoUen Reime, drin ich euch [Quelle
pietose rime] 1 14
K. Was drinnen bohrt und glüht [Sei pensier che
mi stmgge] 115
K. O klare frische Fkt [Chiart) firesche e dolci
acque] 119
K. Mein Italien, heilt auch deiner Wunden
[Italia mia] 122
K. Gedanken an Gedanken, Hdhn an Hohn [Di
pensier in pensierj 128
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S. Ist's Liebe nicht» was sonst, was ich empfinde
[S*amor non e] 132
S. Auf deine Haare mögen Blitae aücken [Fiamma
dal del] 133
S. O gieriges Babylon, zmn Berstensebon [L'aTara
Babilonia] 134
S. Du Haus des Zornes, Born der K^ümmernisse
[Fontana di dolor] 135
S. Je sehnsuchtsvoller ich an ench die Schwingen
[Quanto piü disiose] 136
S. Ich sah der Sonne Aufgang nie so schön [Nh
cosi hello il sol] 137
S. Für dieses schone Antlitz licht und klar [In
qual parte del ciel] 138
S. Wo Erde, Himmel, wo die Winde schweigen
[Or che'l ciel e la terra] 139
S. Wenn ich der Grotte treu geblieben wär* [Slo
fussi stato fermo] 140
S. Mir bringt heut' Amor eine süsse Kunde [Amor
mi manda quel] 141
S. Das schöne Antlitz hat an manchen Tagen [Piü
volte giä] 142
S. Wo durch nnwirtbare finstre Wälder zieht [Per
mezz'i boschi] 143
S, Wohl über tausend Flüsse, an Gestaden [Mille
piagge in un giorna] 144
S. Mit dir» Po, ist der Leib wohl fortgezogen
[Po, ben puo'tu] 145
S. Komm Amor, unsern Stolz lass uns beschaun
[Stiamo Amor a veder] 146
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S. Dies schone Ding mit Seid' und Gold gestickt
[Mia Ventura e Amor] 147
S. Ich brenne, ach, und sie wilFs nicht verstehn
[Lasso, ch'i ardo] ' 148
S. O Seele, die von so verschiedenen Dingen
[Anima, che diverse cose] 149
S. Du rascher Strom, der aus den Alpen springt
[Rapido finme] 150
S. Mich zieht der Wtmsch, an Amors Gängelband
[Voglia mi sprona] 151
S. Gesang und Klageruf der Vogelschar [II cantar
nuoTo e'l pianger] 152
S. Wo schürfte Amor nur das Grold, das feine
[Onde tolse Amor Toro] 153
S. Froh und betrübt^ gemeinsam und allein [Liete
e pensose] 154
S. Zwölf Frann, nein, Sterne, wie sie fröhlich lagen
[Dodici donne] 155
S* Vom Zorn ward Alezander fortgerissen [Vinci-
tor Alessandro Tira yinse] 156
S. O Kämmerlein, einst Hafen für den Müden
[O cameretta che giä fosti] 157
S. Fürstliche Art bei hohem (reiste, und [Real
natura angeUco intelletto] 158
S. O schatt'ger, grüner Hügel frisch umblüt [Fresco,
ombroso, horito] I59
S. Zwei Rosen, frisch am ersten Tag des Mai*n
[Due rose fresche] 160
S. Wer, was durch Himmelskraft hier kann ge-
schehn [Chi vuol veder] 161
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S. "Wie wird mir bang an jenen Tag zu denken
[Qual paura ho]
S. Madonnas Antlitz süss und engelrein [Solea
lontana in sonno]
S. Ich horche hin und kann nichts Neues hören
p[*pur ascolto e non odo]
S. Einsam lieb' ich das Leben zuzubringen [Cercato
ho sempre solitaria]
S. Wert ist das Leben; dann ist hoch zu preisen
[ — Cara la vita, e dopo]
K. Grübelnd sitz* ich und es fasst mich dann [I*vo
pensando]
S. Mein teurer Herr, stets hab' ich euch im Sinn
[Signor mio caro]
S, O schönes Angesicht, o sanfte Mienen [Oim^
il bei viso]
K. "Was beginnen? Amor rate mir [Che debb*
io far?]
S. Die Säule brach, der grüne Lorbeer fiel [Rotta
h Talta colonna]
K. Soll ich wieder in dein altes Joch [Amor se
vuo* ch'i torni]
S. Durch einundzwanzig Jahr in stetem Bann
[L'ardente nodo]
S. Das Leben flieht» will keine Stunde schenken
[La vita fugge]
S. "Was tust, was denkst du? "Warum stets zurück
[Che fai? che pensi?]
S. Wenn Zweige rauschen und die Vögel singen
[Se lamentar augelli]
S. Wie oft entscMupf ich andern, hin zum stillen
[Quante fiate al mio] 190
S. Beglückte Seele, die in trüber Nacht [Alma
felice che sovente] 191
S. Kein Mntterherz gab je so treuen Rat [Ne'mai
pietosa madre^ 192
S. O mein Sennuccio, traurig und allein [Sennuccio
miOf ben che] 193
S. Glut meiner Seele schön und auserlesen [Alma
mia liamma] 194
S. Die Augen, deren Lob ich heiss verkündet
[Gli occhi di ch'io parlai] 195
S. H&tt' ich zavoT gewusst» dass man einmal
[SHo avessi pensato] 196
S. Wo ist die Stirn, die durch ein kleines Zeichen
[Ov' ^ la fronte] 197
S. Nun ich sie nicht mehr schau', du geisig Laad
[Quanta invidia] 198
S. O Tal, durch welches meine Klagen irren
[Valle, che de* lamenti] 199
S. Empor zu ihr flog die Gedankenreise [Levommi
il mio pensier] 200
S. O schöne Seele, jetzt von Hüllen frei [Aniraa
bella, da quel] 201
S. Der Westwind kommt mit seinen schönenXagen
[Zefiro toma] 202
S. Die Nachtigall in langgezogenen Tönen [Quel
rosignuol] 203
$• Du sahst, mein Herz, voll Ahnung tot Ge-
fahren [Mente mia» che presaga] 204
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S« Vorüber waren junge fHsche Zeiten [Tntta
la mia fiorita] 205
S. Nun Amor mich zum stillen Hafen weist [Tran-
quillo porto avea] 206
S. Vertraute Lnft umweht michi HAgel ragen
[Sento Taura mia] 207
S. Nie werden meine Augen trocken bleiben [Mai
non yedranno] 208
C. Als ich einsam jüngst am Fenster stand [Stan-
domi un giorno solo] 209
K.. Meinem schönen Lebensbrunnen fern [Solea
da la fontana di mia vita] 213
S. Kann wahre Liebe sich des Lohns erfreun
[S'onesto amor] 2l6
S. Mein Geist gewahrt sie, neiui sie wohnt darin
[Tomami a mente] 217
S. Welch' Mitleid, welcher Engel trug mein Leid
[Deh qual pietä] 2l8
S. Granikost muss ich dem müden Herzen, reichen
[Del dbo onde] 219
S. Denk' ich an das, was nun im Himmel ragt
[Kipensando a quel] 22o
S. £s hatten Engel und der Seligen Scharen
[Li angeli eletti] 221
S. Der Bote scheint sich stundlich anzukünden
[E mi par d*or in ora] 222
S. Unstätes Vögeleiui ich hör' dein Singen [Vago
augelletto] 223
S. Die heil'ge Luft umweht mich oft so gut [L'aura
mia Sacra] 224
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K. Wenn die treue Xrostesbringerin [Quando il
soave mio] 225
K. Meinen Herrn, bald grausam und bald müd
[Queir antiqao mio] 229
S. Im treuen Spiegel sagt mir's die Gestalt [Dicemi
speiso] 236
S. In Ghit hielt Amor einnndswanzig Jahr [Ttnne-
mi Amor anni] 237
S. Nun weine ich um die vergang'nen Zeiten p'vo
piangendo] 238
K. Schone Jungfrau, hell im Sonnenkleide [Ver*
gine bella] 239
Einige Erläuterungen 246
300
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