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Full text of "Die Fibel : Auswahl erster Verse"

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Die Fibel 




Stefan Anton 
George 



LIBRARY 

OP THE 

University of California. 

- 

Class 



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* * * VOM SELBEN VERFASSER * * • 

HYMNEN PILGERFAHRTEN • ALGABAL 

DIE BÜCHER DER HIRTEN • UND PREIS- 
GEDICHTE • DER SAGEN UND SÄNGE 
UND DER HÄNGENDEN GÄRTEN * * e * 

DAS JAHR DER SEELE • ******* 

DER TEPPICH DES LEBENS UND DIE 
LIEDER VON TRAUM UND TOD . MIT 
EINEM VORSPIEL ************ 



stefrn-beürbe: 

E7IE-FIKEL:ßJ^@a 

RUSWRHl: EK5TEff-VEK5E 




GEORG-BONDI 
BERLIN-I90I 



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MEINEM VATER UNO MEINER MUTTER 
ALS SCHWACHEN DANKES - ABTRAG 



191875 



' .Vi 

y 

0 

VORREDE 

Einem Verfasser der schon ein leben 
hinter sich hat bereitet es nur getrübte 
freude seine frühen Schöpfungen der mit- 
weit zu übergeben • Denn seine freunde 
und Verehrer die den druck betreibend auf 
eine schöne Offenbarung warteten werden 
vielleicht mit einer enttäuschung belohnt : 
sie werden das für die zukunft bedeutsame 
— so fern es nicht aus persönlichen gründen 
oder als zu unfertig ausgeschieden ist — 
gar oft verhüllt und verflüchtigt vorfinden 



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und sie bedenken zu wenig dass die jugend 
gerade die seltensten dinge die sie fühlt 
und denkt noch verschweigt Wir die dichter 
aber erkennen uns in diesen zarten erst- 
lingen wieder und möchten sie unter unsre 
besondere obhut nehmen • wir sehen in 
ihnen die ungestalten puppen aus denen 
später die falter leuchtender gesänge fliegen 
und lassen uns gern durch sie erinnern 
an die zeit unsrer reinsten begeisterung 
und unsrer vollen blüh-willigkeit . 



QELEITVERSE 



Das sind die langen stunden 
Wo jede fast ein jähr [begreift 

Von epheulaub umwunden 
Von reinem demanttau bereift . 

Das ist des kindes lallen 
Das seine flöte prüft im rohr • 

Dem dumpf entgegenschallen 
Gebüsch und Strom und wind im chor . 

Das ist das erste klagen 
Weil hellster träum als wort nur trügt 

Und weites stolzes jagen 
So wirr und schwach wird wenn gefugt . 



Das ist das frühe gähren 
Und dunkler Sehnsucht harte frohn 

Mit des Verwünschten zähren 
In weisen dürftig und gewohn . 

Das ist noch die Kamöne 
Die blass und zagend sich empört 

Durch viele fremde töne 
Bang vor sich selbst die eignen hört. 

Wie in die herbe traube 
Erst mählich duft und färbe dringt • 

Wie aus dem nächtigen laube 
Die lerche scheu ins frühlicht schwing 



DIE FIBEL 

1886—87 



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Ich wandelte auf öden düstren bahnen 

Und planlos floss dahin mein leben . 

In meinem herzen war kein hohes streben 

Es schien mich nichts an Schönheit zu gemahnen. 

Da plötzlich sah ich — o wer sollt es ahnen — 
Ein himmelsbild an mir vorüberschweben 
In meinem innern fühlte ich ein beben 
Und Liebe pflanzte ihre Siegesfahnen . 

Ist mir auch täuschung nur und schmerz geblieben 
Und kann ich Dich von glorienschein umwoben 
Anbetend und begeistert still nur lieben : 

So muss ich doch das gütige Schicksal loben 
Das mich durch Deine hand zur that getrieben 
Und zu den Sternen mich emporgehoben . 



13 



DIE NAJADE 



Unter hohen waldesbäumen 
Wo ein klarer quell entspriessi 
Sizt ein jüngling dem in träumen 
Leicht der tag vorüberfliesst . 

Da tritt aus dem kühlen bade 
Plötzlich vor der grotte rand 
Lieblich schön die quell-najade 
In hellschimmerndem gewand . 

Sie bringt schnell ihn zum erwachen 
Streuet blumen vor ihm hin 
Und mit einem leisen lachen 
Ging sie schnell wie sie erschien . 



Er kniet hin mit offnen armen 
Fleht nach ihr von wahn bethört 
Doch die nbce ohn erbarmen 
Nicht auf seine stimme hört. 

Nur das wasser schien zu lauschen 
Auf die bitten die er sprach 
Und aus seinem wellenrauschen 
Klang ein leises kichern nach . 

Oft noch wandelt er zur quelle 
Manchmal noch sah er sein glück 
Doch ein bild der flüchtigen welle 
Wich es eilig stets zurück. 

Da erfasst ihn ungemessen 
Wilder schmerz • er härmt sich ab 
Nimmer kann er sie vergessen 
Und der quell ward ihm zum grab . 



»5 



Mir ist es wie Titanien ergangen : 
So habe ich ein Zerrbild nur geliebt 
Da eitler wahn die sinne mir umfangen 
Da falscher spuk die äugen mir getrübt . 

Soll ich mich jezt bei der entdeckung grämen ? 
Klag ich in nichtigem zorn das Schicksal an ? 
Nein ich will nur mich meiner thorheit schämen 
Und sie vergessen — wenn ich kann. 



16 



G -2 



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ABENDBETRACHTUNG 



Wenn des abends sanfte kühle 
Dämpfte dumpfe sommerschwüle 

In der zeit wo nach genüssen 
Herzen gieriger verlangen 
Lippen offen sind zum küssen 
Arme breiten zum umfangen : 

Ziellos meine schritte lenkend 
Nur an die Geliebte denkend 



i;- 



War auf einsam stillen pfaden 
Ich auf einmal vor die mauern 
Eines totenhols geraten . 
Es ergriff mich leises schauern 

Wo so viele jezt vermodern 
Die dereinst zu hellem lodern 

Menschliches gefühl entfachten 
Wo in ewge nacht versinken 
Die anbetend wir betrachten 
Und uns niemals wieder winken . 



Vernunft! du Legtest deine kalten hände 
Mir auf mein fieberglühend haupt 
Und sprachst: du thor nun endlich wende 
Dich ab von dem was dir den frieden raubt! 

Vernunft! ich höre dich von neuem sprechen . . 
Mit meiner liebe muss ich immer brechen 
Da ihre eigne rede mich bekehrt 
Und über ihren unwert mich belehrt. 

Jedoch was hilfts wenn sie mein sinn verachtet 
Die lippe strenge sie zu richten trachtet 
Und noch das knie vor ihrem bild sich beugt 
Ihr name noch den alten stürm erzeugt V 



20 



Manchmal durchzuckt es mich wie heller strahl 
Ks treibt mich an zu stieben und zu schaffen 
Dann ängstigt mich der hindernisse zahl 
Und alle kräfte fühle ich erschlaffen . 
Das können ist die frucht des reichsten segens 
Was nüzte mich — o tief empfundne qual — 
Das rasen ob des eignen Unvermögens? 



ERINNERUNG 



O du trautes liebliches haus 

Wo ich einst als glückliches kind 

Sah in die lachende landschaft hinaus 

O du lieblich rieselnder bach 

Der in Schlummer du mich gewiegt 

Der umgrenzte das freundliche dach ! 

O du hoher luftiger wald 

Wo ich hüpfte arglos und froh 

Ernst und sinnend licss ich dich bald 

Ü du trauter lieblicher ort 

Wo ich war zum lezten mal kind 

Festlich klingt dein name mir fort ! 



Wenn die blätter gelblich werden 
Und der kühle wind sie bricht 
Schwach und schwächer stets auf erden 
Nieder strahlt der sonne licht 



Hören auch die herzen wieder 
Auf des wechseis ewigen ruf 
Blumen blätter sinken nieder 
Die der lenz in ihnen schul . 



Was zu hoffnung und zu wonne 
Weckte sommer-sonnenstrahl 
Schwindet vor der wintersonne 
Hnd wir trauern kalt und kahl . 



25 



Wenn die äugen vergebens verlangen 
Nach der erde blumengewand 
O wie bist in dem winter dem langen 
Du so traurig o mütterlich land ! 

Doch sind nicht schön wir berge und wälder 
Von dem fuss bis zum gipfel beschneit 
Und wir auen und wiesen und felder 
In dem weissen und glänzenden kleid : 

Wenn die finsteren wölken zerronnen 
Die den horizont schwarzgrau bemalt 
Und auf einmal im glänze der sonnen 
Unsre schneehülle wird überstrahlt 



-'4 



Oder auch wenn der sterne geflimmer 
Und das mondlicht über uns lacht 
Über dem blendenden silbernen Schimmer 
Breitet in zaubrischer Schönheit die nacht 

Ja das herz und das sehnende auge 
Bliebe von euch auch im winter entzückt 
Würde nicht von einem eisigen hauche 
Jede empfindung eilig erstickt . 



25 



HERZENSNACHT 



Das trübe leben das mich umschliesst 

Füllt meine seele nicht aus 

Sie ist ein einsames haus 

Um das ein nebelmeer rings sich ergiesst . 

Einmal nur wurde sie mächtig belebt 

Als von dem himmel ein licht 

Brach durch die neblige schicht 

Und durch die düsteren räume geschwebt . 

Aber so kurz nur währte das glück . 
Unverhofft wie es entstand 
Wieder das leuchten entschwand 
Und alte finsternis kehrte zurück . 



Warum schweigst du meine leier 
Ist verstummt dein helles klingen 
Willst auf deiner freuden feier 
Junges herz du nicht mehr singen? 

Nicht kann ich von freuden singen 
Meine freude sah ich fliehen 
Meinen plan sah ich mislingen 
AU mein glück von dannen ziehen 

■ 

Warum nun von deinen klagen 
Lässt du nicht die laute hallen? 
Ich versuchte sie zu schlagen 
Doch sie ist mir stets entfallen . 

Hold nur schaut die Muse nieder 
Will ich frohen sang ihr weihen 
Doch sie lässt der klage lieder 
Mir dem jüngling nicht gedeihen . 




Ihr lüfte die ihr mild vom himmel schwebet: 
ihr warmen neuerwachten Sonnenstrahlen 
Die ihr der weit ein neues dasein gebet : 

Ihr scheucht mit einemmal die bangen quälen 
Die niemals in dem öden winter säumen 
Xu düstrem gründe düstre bilder malen . 

Ihr füllt das herz mit ahnungsvollen träumen 

Lasst alles drückende daraus verwehen 

Dass frei sich schwingend in den lieblingsräumen 

Der geist frohlockt in frühlingsauferstehen . 



-'V 



Schon künden heissere Sonnenstrahlen an 
Dass sich des glückes tage wieder nahn . . 
Der vögel schlag der frische hauch der blüten 
Erwecken aus des winters dumpfem brüten . 

Da fährt ein eisig kalter nord einher 

Er lastet auf der armen eide schwer 

Er trifft der blumen triebe und der bäume 

Und scheucht die freudenreichen frühlingsuäume . 

Wie — wenn das neue sterben der natur 
Auch in der seele liesse tiefe spur 9 
Wenn ach entflohen kaum in ihr erneuen 
Die Wintergeister ihr zerquälend dräuen ? 



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Du standest in der wölken wehen 
Gehüllt in wunderbares licht 
So schön und herrlich anzusehen 
Und wie ein sterblich wesen nicht 

Ich armer stand im tiefen thale 
Und betend blickte ich empor 
Geblendet von dem hellen strahle 
Betäubt vom zauberischen chor . 

Nur eines kann hinauf mich heben 
Zu deines thrones lichtem kreis . . 
Und ach ich fühle es mit beben 
Mir grünt es spät des ruhmes reis 



DIE SIRENE 



Dujhast mir die freude des lebens vergiftet 
Hast auf des friedlichen herzens boden 
Blutigen zwist und empörung gestiftet . 

Wie jene lockenden schlimmen Sirenen 
Die in den sinnen des nahenden piloten 
Weckten ein heisses verderbliches sehnen 

Zogen ins Unglück den armen berückten 
Und noch in wilder begierde den toten 
An dem gestade des meeres zerstückten : 

Zogest du mich heran mit Zaubereien 

Bandest mich fest mit unlöslichem knoten 

Um mich dem grausamen Schicksal zu weihen . 



Sei stolzer als die prunkenden pfauen 
Sei tückischer als der schlangen brut 
Sei launischer als alle frauen 
Nichts edel sei an dir und nichts gut : 

Warst du es nicht die im jungen herzen 
Zuerst die glühende liebe entfacht 
Zuerst es belehrt über freuden und schmerzen 
Zuerst ihm gezeigt eine irdische macht? 

Warst du es nicht vor der ich gezittert 
Der ich vor niemandem bebend stand 
Hast du nicht ein leben versüsst und verbittert 
Und lange gelenkt mit der schwachen hand? 

Bring mir nur leid und ewiges grämen 
Nichts edel sei an dir und nichts gut! 
Darf ich mich schelten muss ich mich schämen 
Wenn immer noch flackert die alte glut? 



DIE SIRENE 



Dujhast mir die freudc des lebens vergiftet 
Hast auf des friedlichen herzens boden 
Blutigen zwist und empörung gestiftet . 

Wie jene lockenden schlimmen Sirenen 
Die in den sinnen des nahenden piloten 
Weckten ein heisses verderbliches sehnen 

Zogen ins Unglück den armen berückten 
Und noch in wilder begierde den toten 
An dem gestade des meeres zerstückten : 

Zogest du mich heran mit Zaubereien 

Bandest mich fest mit unlöslichem knoten 

Um mich dem grausamen Schicksal zu weihen . 



Sei stolzer als die prunkenden pfauen 
Sei tückischer als der schlangen brut 
Sei launischer als alle frauen 
Nichts edel sei an dir und nichts gut : 

Warst du es nicht die im jungen herzen 
Zuerst die glühende liebe entfacht 
Zuerst es belehrt über freuden und schmerzen 
Zuerst ihm gezeigt eine irdische macht? 

Warst du es nicht vor der ich gezittert 
Der ich vor niemandem bebend stand 
Hast du nicht ein leben versüsst und verbittert 
Und lange gelenkt mit der schwachen hand ? 

Bring mir nur leid und ewiges grämen 
Nichts edel sei an dir und nichts gut! 
Darf ich mich schelten muss ich mich schämen 
Wenn immer noch flackert die alte glut? 



DER BLUMENELF 



In der bergschlucht wo niederschnellt 
Der gletscher schmelzendes eis 
Da hatte ein blumenelf sein zeit 
Im kelch eines edelweiss . 

Kr lebte in seliger lust dahin 
Genährt vom ätherischen trank 
Kr spielte froh wenn die sonne schien 
Und träumte süss wenn sie sank . 

Da sprosste zu seinen füssen nicht weit 
Im felsigen gähnenden schacht 
Die alpenrose im rötlichen kleid 
In zarter und herrlicher pracht . 



Er sah sie und seine ruhe war fort 
Nicht mehr der köstliche saft 
Der sonne schein und der trauliche ort 
Ihm freud und erquickung verschafft. 

Ach sie vernahm es nicht was er sprach 
Nicht konnte er flehend ihr nahn 
Er welkte dahin von tag zu tag 
Verzehrt von dem blinden wahn . 

Und wieder einmal war sie erwacht 
Geküsst von den perlen des taus 
Und sah er sie leuchten in aller pracht — 
Da hielt er es nicht mehr aus : 

Er stürzte des sichern Verderbens bewusst 
Nach ihr in den gähnenden Schlund 
Und presste im fallen in brennender lust 
Die blume an seinen mund. 



35 



3* 



Wenn die gärten ganz verblassen 
Und die winde feucht und schneidend 
Alles laub vom aste scheidend 
In dem staub vermodern lassen : 

Wenn die ersten schneekristalle 
Halb-zerschmolzen schon im falle 
Von den kahlen zweigen träufeln 
Neue neue stets sich senken : 
Warum muss ich gleich da denken 
An vergehen und verzweifeln ? 

Und wenn in den maientagen 
Wälder bunte triebe tragen 
Wenn im grünen kleid sich sehen 
Froh von neuem bäum und Strauch : 
Denk ich so gewiss dann auch 
Gleich an hoffen auferstehen ? 



36 



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DIE ROSE 



Lenz und sommer sind so kurz . 
Aus dem sonnigen reich der blüten 
Ach welch tötend jäher stürz 
In des herbst und winters wüten ! 

Warum klagst und jammerst du ? 
Nach dem blühn kommt früchtetragen . 
Reife reife immerzu 
Und dir ist nicht grund zu klagen — 



3fi 



Unzertrennlich arme rose 
Ist dies ach mit meinem lose : 
Nur im somtner darf ich prangen 
Und wenn sich im herbst die bäume 
Kräftig schön mit flüchten füllen 
Muss ich tief von schäm befangen 
Meines blühens fnicht verhüllen 
Nur vergangne süsse träume 
Dürfen mir von ferne winken 
Und in weh muss ich versinken. 



Drunten zieht mit bunten wimpeln 
Schnell ein schiff den ström entlang 
Saiten-klingen und gesang . 

An dem abhang steht der winzer 
In der sonne siedend heiss - 
Schwere arbeit saurer schweiss . 

Droben senkt man auf dem friedhol 
Einen in die frische gruft — 
Klagetöne moderduft . 

Freude mühsal tod birgt in sich 
Eine zeit ein Himmelsstrich - 
Keiner findets wunderlich . 



40 



GRABER 



I 

Ich wandelt in einem lieblichen garten 
Bepflanzt mit blumen weit und breit 
Und meine halboffnen äugen starrten 
In seine prunkende herrlichkeit . 

Und in dem garten in scharen sprangen 
Weissglänzend nymphen in fröhlichem reihn 
Es trieb mich ein glühendes verlangen 
Der holden gespiel und tänzer zu sein . 

Schon griff mich die erste mit freundlichen scherzen 
Da fuhr ich auf und vor einer gruft 
Hielt ich eine steinerne leiche am herzen 
Und ward ich geküsst von verwesender luft . 



41 



. II 



Leise singen im abendhauche 
Trauerweiden ihr leidend lied 
Eine mutter mit feuchtem auge 
Vor dem grabe des kindes kniet 

Und die mutter spricht mit klagen : 
Du mein söhn so hoffnungsvoll 
Welche schuld hast du getragen 
Die erregte des himmels groll 

Dass er dich in der jugend prangen 
In des grabes dunkel stiess ? 
Welche sünde hab ich begangen 
Dass er dich nicht bei mir liess? 



4* 



Während sie sich so in den düstern 
Quälenden gedanken verlor 
Tönte durch die weiden ein flüstern 
Wie ein naher geisterchor : 

Thörichte mutter 

Die du bei des sohnes 

Scheiden aus der erde getümmel 

Suchest nach einer schuld — 

Weisst du nicht mutter: 

Früh ruft der himmel 

Zum glänz seines thrones 

Wer sich erfreut seiner höchsten huld . 



4.3 



III 



Schliesst ein ort so trüb so eng so klein 

Wirklich dich o meine liebe ein ? 

Wo sich trauerbäume neigen 

Wo sich schlinget von den zweigen 

Epheu düster grün 

Wo bleiche blumen blühn — 

Schliesst ein ort so trüb so eng so klein 

Einer ganzen jugend glück und pein 

Wirklich dich o meine liebe ein ? 



44 



Es zuckt aus grauem wolkenzelt 

Auf einmal auf ein helles leuchten 

Es streifet flüchtig übers feld 

Das schnee und tauwind trostlos feuchten . 

Dann schnell zerfliesst das licht im all 
Um neu den träumer aufzureissen . . 
Es war ein licht • vom sonnenball . . 
Doch sonnen-schein kann ichs nicht heissen . 

Längst ist der funke in mir tot 
Der einst entflammt zu hellen gluten 
Streng tilgte ihn vernunftgebot 
Und Hess in finstemis mich bluten . 



Da plötzlich taucht mir auf ihr bild 
Die jenen funken in mich streute — 
Es ward mir als ob langsam mild 
Das alte glühen sich erneute . 

Doch nur so lang ihr hauch mich streift 
Kann ihre Wirkung ich erkennen 
Und das gefuhl das mich ergreift — 
Nein liebe darf ichs nicht mehr nennen . 



47 



FRÜHE LIEBE 



Wenn plötzlich du dem harrenden entschwandest 
Wenn deinen süssen anblick ich versäumte 
Wenn achtlos du die äugen von mir wandest 
Der ich den ganzen tag von dir nur träumte 
So fasste mich ein schmerzlich wildes grämen 
Ja ernster thränen musste ich mich schämen . 

Als ich nun hörte wie in langen peinen 
Du auf dem schmerzenslager dulden solltest 
Was konnte ich da mehr als bitter weinen 
Wie einst als du mich nicht verstehen wolltest ? 
Ich weinte — ja — doch mit der tage schwinden 
Nicht mehr so bitter konnte ichs empfinden . 

Du starbst und ohne thräne könnt ich hören 

Was einst mir schien des Schicksals schwerste qual . . 

Im alltagsleben könnt es kaum mich stören 

Und wo dein grab ist weiss ich nicht einmal . 



4* 



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Es heulet der dezemberwind 
Verwirret schnee und regen 
Ich eile durch die Stadt geschwind 
Der wetternacht entgegen . 

Die arme tiefgequälte brüst 
Mit kämpfen ohne ende 
Ergetzet sich in wilder lust 
Am streit der demente . 

Sie sieht darin ihr eignes bild 

Nur dass der neue tageshimmel 

Die stürme stillet noch so wild 

Doch nicht in ihr das kampfgewimmel . 



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DES KRANKEN BITTE 



Da ich also sterben soll 
Hab ich nur die eine bitte : 
Lass mich nicht im winter sterben 
In dem winter trauervoll ! 
Lasse ferner mich nicht sterben 
In der lieben trauter mitte 
Deren anblick weh mir macht ! 
Lasse ja mich auch nicht sterben 
In der schauervollen nacht ! 

Nein in heitren frühlingslüften 
Ganz allein wo rosen spriessen 
Überströmt von warmen duften 
Lass mich meine äugen schliessen ! 



50 



IKARUS 



Du flogst zu hoch auf jenen leichten flügeln 
Die das geschick dir gab aus erdenwegen 
Doch konntest du des herzens trieb nicht zügeln 
Du flogst zu hoch dem feuerball entgegen . 

Längst warst du von der erde weggeflogen 
Da lösten sich vom heissen sonnenkuss 
Die schwingen und in wilde meereswogen 
Sankst du hinab — nun hilf dir Ikarus ! 



: l 



Übertragungen 



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MENSCHEN UND KINDER 

NACH DKM SPANISCHEN 



Fast alle kinder 
In schlafes armen 
Scheinen zu lächeln 
Süss unter träumen 
Doch man bemerkt dass 
Fast alle weinen 
Wenn sie erwachen . 

Schlaf sind die täuschungcn 
In unsrem leben 
Während sie herrschen 
Dürfen wir lachen 
So wie beim schwinden wir 
Weinen wie kinder 
Wenn sie erwachen 



55 



LUKRETIA 

NACH DEM ITALIENISCHEN 



»Wirst du dich meinen wünschen nicht ergeben 
(Dringt zu Lukretien des Sextus stimme 
Entstellt von leidenschaft und wildem grimme) 

So wird dies schwert dich treffen • aber thörin 
Nicht nur mit deinem blut will ich es röten 
Zugleich will ich auch deinen sklaven töten 



56 



Und euch auf ein gemeinsam lager zerren . 
Ich rächte dann die ehre deines gatten 
Und dich wird man als buhlerin bestatten« 

Laut schrie Lukretia auf bei diesen werten 
Doch niemand hörts . . sie duldet seine küsse 
Und bietet ihm die schändlichen genüsse . 

Und erst nachdem die that geschehn und das 
Bewusstsein ihrer schände sie verzehrte 
Durchbohrte sie sich selber mit dem Schwerte . 

Es ist kein rühm dies : sich nach dem verbrechen 

Zu unterziehen selbst des todes peinen — 

Sie war nicht keusch sie wollte es nur scheinen . 




Fl 



ZU EINER INDISCHEN WEISE 

NACH SHELLEY 



Erwach ich aus dem träum von dir 
Im ersten süssen schlaf der nacht 
So scheinen mir die sterne hell 
Und winde wehen >acht . 
Erwach ich aus dem träum von dir 
So bin ich — Süsse! — wie nur ach 
Von einem geist in mir geführt? — 
Vor deinem schlafgemach . 



Der lüfte Wanderung verschwebt 
In dunklen Stromes schäum 
Der fliederbüsche duft verhaucht 
Wie süsser wünsch im träum . 
Der nachtigallen klagesang 
An ihrem herz gestorben ist 
Wie ich an deinem sterben muss 
Geliebt so wie du bist . 

Ich schmachte sterbe sinke hin ! 
O hebe mich empor vom grund ! 
In küssen regne deine gunst 
Auf aug und bleichen mund ! 
Ach meine wange bleicht erstarrt 
Mein herz pocht laut und rastet nicht 
O schliess es wieder eng an deins 
Wo es zulezt noch bricht ! 



CHOR DER UNSICHTBAREN 

AUS IBSENS BRAND 



Niemals niemals wirst du gleich Ihm 
Denn du bist aus fleisch geboren . 
Halte Sein gebot ! entweich ihm ! 
— So wie so bist du verloren . 

Niemals wurm machst du dich gleich Ihm 
Todestrank hat dich vernichtet 
Folge Seinem pfad ! entweich ihm ! 
Gleichwol ist dein thun gerichtet ! 

Niemals träumer wirst du gleich Ihm 
Gut und blut hast du verloren 
All dein Opfer dünkt nicht reich Ihm - 
Für die weit bist du geboren . 



6n 



CHOR 

AUS IBSENS KOMÖDIE DER LIEßE 



Die flügel gespannt ! die segel heraus ! 
Dem aar gleich des lebens meer ich durchsaus 
Lass hinten der möven scharen — 
Überbord mit Vernunft dem schweren ballast ! 
Vielleicht wird mein schiff vom Strudel erfasst 
Doch es ist so herrlich zu fahren . 



VON EINER REISE 

1838-89 



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DIE QLOCKEN 



Ich hörte euer sonder geläute 
Es weckte in mir eine sondere freude 
Es schienen darin bekannte stimmen 
Wunderbar in einander zu schwimmen . 

Als ich schwach war da liess euer klingen 
Vor reue des herzens saiten zerspringen 
Und alle stärke es von mir trug 
In der frage: klingt Wahrheit ihr oder trug? 

Nun furcht ich euren schall nicht mehr 

Nur weiter nur weiter! es regt mich nicht sehr 

Ich höre nichts aus euren tönen 

Als hoffen vergessen versöhnen . 



65 G 5 



Ich kam als der winter noch thronte 
Ich sah vor der sonne ihn weichen 
Ich sah wie in blühenden reichen 
Der frühling die sänger lohnte — 
Nun seh ich die blätter sich färben 
Und gehe bevor sie sterben . 

Du freundlicher Strand meinen dank 

Dass du mich gastlich geborgen 

Einen langen sommermorgen 

Halb ernster träum halb spiel und schwank 



00 



NOVEMBER-ROSE 



Sage mir blasse rose dort 
Was stehst du noch an so trübem ort ? 
Schon senkt sich der herbst am zeitenhebel 
Schon zieht an den bergen novembernebel . 
Was bleibst du allein noch blasse rose? 
Die lezte deiner gefährten und Schwestern 
Fiel tot und zerblättert zur erde gestern 
Und liegt begraben im mutterschoosse . 

Ach mahne mich nicht dass ich mich beeile ! 

Ich warte noch eine kleine weile . 

Auf eines jünglings grab ich stehe : 

Er vieler hoffnung und entzücken 

Wie starb er ? warum ? Gott es wissen mag 

Eh ich verwelke eh ich vergehe 

Will ich sein frisches grab noch schmücken 

Am totentag . 



DIE SCHMIEDE 



Horch ! derselbe laut wie jahrelang 
Mich quälte im morgendäromern : 
Geglühten eisens zischender klang 
Und wuchtiges hauen und hämmern . 

Wie konnte mir jeder dröhnende hieb 
Die morgenstunde verbittern! 
Kr höhnte dass unterm joch ich noch blieb 
In zürnen bald bald in zittern . 



68 



Und kläglich und schmerzlich rief es dann 
So oft man da drüben geschmiedet : 
Jezt hat einen neuen nagel man 
In das zwangskleid der seele genietet! 

Wie! hat mich von neuem ein widrig los 
In trüben gewässern geentert? 
O nein derselbe ton ist es blos 
Doch zeit und ort sind verändert ! 

Weckt heut mich des eisens und ambos streit 
So weiss ich dem schmiede Verzeihung . 
Er mahnt mich nicht mehr an die finstere zeit 
Er schmiedet zum heil zur befreiung . 



DER SEE 



In tausend färben schillert der see 

Er spiegelt das bild auf dem wolkenbau 

Das die halb schon verborgene fee 

Hat zaubrisch entrollt: 

Von lichtgrün zu blau 

Von purpur zu gold 
Die färben in einander fliessen 

Im bilde still schimmernd 

Im spiegel rasch flimmernd . 
Zur seite stehen die mächtigen riesen 

Sie schaun in den see 
Durch dunkle stahlgewande verschönt 

Mit glänzendem schnee 

Die trotzigen nacken 
Und die trotzigen häupter gekrönt . 



7-> 



Im hintergrund liegen bleigrau die wogen 
Und ganz in der ferne des eisgebirgs zacken 
Von Einem blassen schein überzogen — 

Die linke dunkelnd 

Lastend und schwül 

Die rechte funkelnd 

In buntem spiel . 
Darüber ein heiliger friede ruht 
Der friede der berge der wölken der flut . 



71 



SEEFAHRT 



Ich fuhr mit den freunden über den see 

Der abend neigte sich 

In dicken flocken flog der schnee 

Und langsam unser nachen 

Die dunkle flut durchstrich . 

Die nebel verhüllten rings das land 
Kein schein vom himmel schaut 
Und von dörfern am Strand 
Erklingen die ave-glocken 
Mit traurig gedämpftem laut . 



Die küste beendet unsren lauf 
Wir landen und steigen aus 
Wir gehen zum kleinen ort hinauf — 
Kein mensch lässt sich erblicken 
Und stumm steht jedes haus . 

Wir kommen an der kirche vorbei 
Die thüre verschloss nicht ganz — 
Es tönte darinnen wie litanei . . 
Wir treten ein in der frommen kreise 
Die mütter beten den rosenkranz . 

Die freunde lachen — wir eilen fort . 
Die zeit ist um ! das dunkel droht ! 
Doch mich verlezt ihr spottend wort 
Bin ich auch nicht viel besser selber 
Ich steige sinnend in das boot . 



UNSER HERD 



Der abend dunkelt • im grossen kamin 
Flackert ein lautes feuer 
Die dichten rauchwolken aufwärts ziehn 
An dem geschwärzten gemäuer. 

Die flamme schlägt um den dicken block 

Und häufige funken stieben 

Aus drübergelegtem reiserflock 

Von dem glühenden hauche getrieben . 



74 



An ketten ein kessel herunterfällt 
Drin siedet die brodelnde suppe 
Indess in der ecke friedlich gesellt 
Sich lagert der haustiere gruppe . 

Die wände sind behangen ganz 
Mit topfen löffeln und pfannen 
Hoch oben prangen in goldnem glänz 
Die kupfernen deckel und kannen . 

Der fink im bauer piepend singt 
Im matten lichtes-scheine 
Und aus der kammer ein lied erklingt 
Die mutter wiegt ihre kleine . 



STIMMUNG 



In den sternlosen dunkeln himmel 

Ragen des domes spitzen 

Die silbernen lampen blitzen . 

Der menschen schwarzes gewimmel 

Wogt in dem Säulengang 

Und die weite piazza entlang 

Welch ein fremdes und leichtes treiben ! 

Ich seufze und weiss nicht warum . 

Für mich ist nicht gut hier bleiben . . 

Hier ist es zu laut und zu stumm . 



76 



SONNET NACH PETRARKA 



Es hob mich der gedanke in ihre kreise 

Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein streben 

Dort sah ich sie im dritten himmel schweben 

Schön war sie wie nie doch in minder stolzer weise . 

Sie fasste mich bei der hand und sagte leise : 

>So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben 

Ich bins die so grosse kämpfe dir gegeben 

Und die vor abend beendete ihre reise . 

Mein glück begreift kein menschlicher verstand : 
Dich allein erwart ich und meine schöne hülle 
Die da unten blieb — der anfang deiner liebet 

Ach warum schwieg sie und entzog sie ihre hand ? 
Bei solcher liebreicher und keuscher worte fülle 
War mir als ob ich in dem himmel bliebe . 



77 



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ERSTER FRÜHLINGSTAG 



Schon hab ich seine nähe gefühlt 
Schon seinen zauber empfunden 
Doch das war im süden drunten 
Wo die sinne nichts andres ahnen 
Als wärme Schönheit und licht . 

Es schwand der duftige träum 
Ich ward in den norden entrückt 
Wo grade der kämpf begann 
Des jugendlich schönen gottes 
Mit dem alten finsteren mann . 



7.S 



Der sieg scheint entschieden zu sein. 

Heut bricht zum erstenmal 

Des fruhlings gewalt auf mich ein 

Unter dem grünenden dache 

Im weiten sonnigen park . 

Heut ist mein erster lenzestag . 

Gierig trinkt seine wonnen ein herz 

Das starker regungen bar 

Zu kleinen lieben sich zwingt 

Und nach einer grossen vergebens ringt . 



Die alte liebe noch? 

In ihrer thorheil noch und Wildheit gleich 
An lockenden und üppigen bildern reich? 
Sie ist noch so . 

Das blumenblättchen deiner hand entflogen 
An dem ich fromm und ehrfurchtsvoll gesogen 
Nein nicht mehr so ! 

Sie ist noch • schlägt noch ihre alten wunden 
Jedoch das heilige ist daraus entschwunden . 



SM 



KEIM-MONAT 



Der puls einem pochenden hammer gleicht 

Und glühender hauch meine lippen bleicht 

Ein blick ein atem schon wild mich durchrüttelt 

Ein leises streifen mich fiebrisch schüttelt 

Ich fühle in allen tiefen ein gähren 

Mein todesschlaf kann nicht länger währen . 



si ü o 



ZEICHNUNGEN IN GRAU 
* ß ß LEGENDEN ß ß ß 
1889 



ZEICHNUNGEN IN GRAU 



FRIEDE 



Der abend umflattert mich mit schweigsamem flügel 

Der tag ist hin mit dem heftigen wirbel 

Dem wilden und unersättlichen treiben . 

In schneller und planloser jagd 

Stürzten sich meine gedanken in fülle 

Die einen die andren verschlingend . 

Ich seufzte : wann wird der augenblick kommen 

Dass ich über dieses und jenes noch sinne - 

Der abend ist eingetreten • stille . 

Ich bin für mich und ungestört . 



»6 



Nun bieten sich mir reichlich die stunden 
Doch steh ich da magnetisch gebannt 
t)ie äugen heftend nach der lampe 
Die draussen unbestimmt zurückstrahlt 
Im dunklen Spiegel der nacht 

Ich will nicht mehr denken • ich kann nicht mehr 
Ich möchte nur meine kniee beugen 
Gar nichts denken — beinah beten . 



GELBE ROSE 



Im warmen von gerüchen zitternden luftkreis 

Im silbernen licht eines falschen tages 

Hauchte sie von gelbem glänz umgössen 

Ganz gehüllt in gelbe seide . 

Nur lässt sie bestimmte formen ahnen 

Wenn sich ihr mund zu sterbendem lächeln verzieht 

Und ihre schulter ihr busen zu leichtem zucken . 

Göttin geheimnisvoll vom Bramaputra vom Ganges ! 

Du schienest aus wachs geschaffen und seelenlos 

Ohne dein dichtbeschattetes auge 

Wenn es der ruhe müde sich plötzlich hob . 



SS- 



DAS BILD 



Ich wache auf erschreckt in der nacht . . 
Ich sehe wölken schwarz und riesengross 
Beständig sich zerfetzen und vereinen 
Und während eine schar von larven 
Unsichtbar doch wol zu fühlen 
Meine erregte lippe zittern lässt 
Erscheint mir das bild : 
Heute streift ich es unter vielen . . 
Im augenblick hat es so tief mich bewegt 
Von sehnen durchbohrt mich verlassen . 
Hernach vergass ichs • die träume selbst 
Vermochten nicht es aufzuerwecken . 
Rächend sich und sein recht verlangend 
Kam es in den ängsten der nacht 
Mächtig sich noch einmal aufzudrängen . 



PRIESTER 



Mit der nebel verschwinden eilen sie 
Mit dem tag der den deckenden schleier hebt . 
Beide zeigen untrügliche spuren 
Von freuden über maass genossen — 
Zeigen weisen die schnell verraten 
Wahnsinnigen kuss und umarmun? . 
Priester die selber zum opfer sich bringen 
Ohne klugen rückhalt sich liefern 
Den orgien die zerstören und töten ! 



Ihre Stirnen Spiegel der begierden ! 
Mit jener unleugbaren hässlichkeit 
Die des lasters majestät ist . 
Doch sind sie gerechtfertigt beide 
Denn sie haben ja beide noch 
Jugendlich haltung und gang 
Unter Ihren langen augenbrauen 
Brennen noch ungestillte wünsche 
Um Seine Uppen zuckt noch 
Das lächeln* der seligen . 



GIFT DER NACHT 



Ich kehre wieder . die nahe glocke 

Mit ihren am längsten hallenden schlagen 

Entlässt den alten tag . 

Müde sink ich zurück doch ohne schlaf - 

Träumend allein . 

Und ich sehe mich wieder als knaben 

Der die strafe nicht kennt 

Kür wilde gelüste 

Der hässliche falten nicht kennt 

Und äugen von finsterem glänz . 

Mit dem unberührten sammt 

Kindlicher wangen noch ! 



Knabe über das alter hinaus 
Seltsam bewahrt 
In frische und jugend 
Durch der kerzen dampf 
Und des Weihrauchs duft ! 
Und so wollt ich rinden 
Die weise Lasterreiche 
Mit zerstörenden künsten : 
Wollte mit offenen armen 
In mein unheil rennen 
Wie ein rasender lieben 
Mich ganz verderben 
Und bald des todes sein . 



93 



EIN SONNENAUFGANG 



Vor kurzem entzündete sich 
Auf dunklem ofen des himmels 
Nach kalter winternacht 
Die neue sonne . 

Nun zeigt sie sich im ersten leuchten 

Sie schimmert still . 

Mit den wölken die sie umflattern 

Die ihren glänz widerspiegeln 

Erhellet sie spärlich 

Die morgendämmerung . 

Schnell verstärkt sie sich 

Und die farbigen vorhänge 



Die ihr zimah kommen 

Erfasst und sengt sie . 

Darauf erfüllt sich 

Die ganze luft mit grauem 

Undurchdringlichem rauch . 

Es wächst und wachst wärme und licht 

Bis endlich alles wölken und nebel 

In unendlicher feuersbrunst 

Lohend verschlungen werden 

Und ohne fremde nahrung 

Durch eigene kraft allein 

Die flammende scheibe strahlt . 



95 



WECHSEL 



Ich sah sie zum ersten mal • sin gefiel mir 

Es ist an ihr nichts schönes 

Als ihre schwarzen schwarzen haare . 

Mein mund berührte sie flüchtig eines tags 

Und sehr gefielen mir ihre haare 

Und auch ihre band • 

Es ist an ihr nichts schönes 

Als ihre haare ja • und ihre feine hand . 

Ich drückte sie etwas wärmer eines tags 

Und sehr gefiel mir ihre hand 

Und auch ihr mund . 

Heute ist nichts mehr an ihr 

Was mir nicht sehr gefiele 

Was ich nicht glühend anhetele . 



EINER SKLAVIN 



Da nun das göttliche ziel verschwindet 

Und des augenblicks flamme 

Ein bild von lehm verklärt : 

Da lebhafte schatten von schönem 

Lang gesammelt und bewahrt 

Das einst verworfene opfer fordern : 

Werd ich ihr sagen : schweig ! 

Damit nicht süsser ruf und widerruf 

Der rede sich entweihe ! 

Dass nicht thörichte niedre worte 

Aus kunstlichem himmel mich reissen 

Zur abwesenheit des heiligen 

Den ekel fügen • ich werde sagen : 

Öffne nie den mund 

Ausser für küsse und seufzer 

Schweig so wie ich schweigen werde . 



97 



LEGENDEN 




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I ERKENNTNIS 



Es quellen die bäume in sommerahnung. 
Im wogengehöhlten bette rinnen 
Nur schmale güsse auf schlängelndem pfade . 
Hier stürzen im lauf sie von felsen sich nieder 
Dort einen sie sich in strudelndem bad . 
Am ufer jugendliche glieder sich dehnen 
Jungfräuliche blumen danach schmachten 
Von ihnen geknickt und getötet zu werden . 
Das haupt des efcben berührt den boden 
Nur leise stüzt es sein ruhender arm . 
Sein auge folgt müde dem kieselstein 



101 



Den reiner beständiger fluten spiel 
In leuchtenden alabaster schleift. 
Das luftmeer über der dämmerzone 
Wo tod und keimbegierde ringen 
Zu ruh und trägem Schlummer stimmt . 



Mann des glückes ! bereits verzweifelnd 

Fandest du in dem weltengetöse 

Die Erträumte die Göttliche . 

Niederem kreis entrissest du sie . 

Willig in diese einsamkeit 

Die von wonnen Übergossen 

Und durch fehldinge heilig ist 

Zog sie mit dir vereinigt aus 

Ohne Orakel und fluchesgeleit . 

In deiner hütte wo dich kein wesen 

Lästigen ansinnen überliefert 

Kein profanes auge dich reizt 

Hast du sie ganz von dir nur geschaut 

Dir nur blüht sie und lächelt sie zu . 



102 



O herber schmerz ! grausame enttäuschung ! 
Im paradies das zu pflanzen ich glaubte 
Erwächst mir unkraut und dornen-gestrüpp . 
Warum von allem anbeginn schon 
Wo lusterwartung das sinnen ersticken 
Und grübelnde blicke blenden sollte 
Ist mir das widrige denkbild erschienen 
Das niemals mir zu verwischen gelang? 
Wie kann ich frieden und lust mich ergeben 
Wenn unwissend noch zu erfahren ich dürste 
Ob sie als reine priesterin kam? 
Denn unerbittlich mit göttinneneifer 
Verwerf ich sie wenn vor anderem altar 
Sie opfernd je auf den knieen schon lag . 

* 



Leise kommt sie den weg erratend 
Gierig nach seiner nähe zauber 
Ungesehen von ihm sich vermeinend 
Der sie gar wol sah und nicht benotet 
Gleichgiltig gebahren zu heucheln . 
Unschuldig kniet sie zur seite ihm nieder 
Streift seine haare in flüchtigem kuss . 



103 



Er emporfahrend : rief ich dich weib ? 
Nahe dich nur wenn ich deiner bedarf ! . . 
Sie erhebt sich — ohne erwidning — 
Denn wozu? wenn der lange blick 
Von Verzweiflung Vorwurf und schäm 
Ihn nicht rührt . Sie geht hinweg 
Schmerzhafte mutter aus freudennot . 



Indessen ich in quälen mich winde 

Will leichter mühe sie mich erobern 

Sie stellt sich ob meines zornes betrübt 

Vielleicht auch ist sies weil ihre bethörung 

An mir nicht so leicht wie an andern gelingt • 

Ja grade die zärtlich schmeichelnden weisen 

Die ihre schwüre bekräftigen sollen 

Mit ihrer feinheit und kunst mir verraten : 

Sie wurde durch die probe erfahren 

Nur gaukelspiel ist ihre kindlichkeit . 



Und immer noch säum ich • ein augenblick 



104 



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Vermöchte mich zu versichern • weshalb nicht 

Erfass ich den schleier mit forschendem finger? 

Ich fühle dass ach ! noch ein leztes geflacker 

Von sterbender hoffnung mir bleibt . 

Ich fürchte den grossen tag zu beschwören 

Der meinen urteilspruch mir bringt. 

Ich könnte wol sagen : unheilvolle 

Jezt bin ich gewiss dass du mich belogst 

Verachtung dir und verstossung ! 

Doch könnte ich sagen : ich quälte dich 

Beargwöhnte dich die du wahr gewesen? 

Ich bruter von schimpflichen gedanken 

Bezweifelte trotz deiner küsse und thränen 

Dich aller reine und heiligkeit quell ? 

* 

Hin tag beginnt sein licht zu verteilen . 
Sie treten beide über die schwelle 
Vom ersten vollen scheine geblendet 
Verändert doch zwiespältiger art : 

» 

Das weib in himmlischem glänz erstrahlt 

Er niedergedrückt und verstört . 

Jezt will er gehen . . . ein weibliches wissen 



105 



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Befiehlt ihr ihn nicht zurückzuhalten 
— Nach ungewohntem ist einsamkeit not 
Noch flösst das so neue ihm schrecken ein — 
Sie lässt ihn schlecht ihren jubel verhehlend 
Und schlecht unselige ! deutung findend 
Für seine miene nach solchem genusse . 
Sie schaut ihm lange ahnungslos nach 
Sie süsser und herrlicher jezt . 
Damit zu voller Schönheit und frische 
Sie wunderbar sich entfalten konnte 
Bedurfte sie nur der küsse regen 
Und seliger stunden weckenden tau . 



Dem wald entgegen durcheilt er die fluren 

Das herz voll gift und reuezorn : 

Nun sinnloser hast du gewissheit! 
Verderbliches wissen ! lästrische probe ! 
Ich war Verbrecher vom augenblick an 
Da ich zum verein an die seite ihr trat 
Mit einer schandthat kauft ich die lösung . 
Ach endlich glaubte sie mich besiegt 
Geheilt von dem übel das sie am meisten 



106 



Zerquälen musste • so wcmne-erfüllt 
Bedünkten sie die Umarmungen echt 
Die tierische Zuckungen übersüssten 
Die liebeseingabe sie geglaubt . 



* 



Da ist der sturzbach dunkle wellen 
Von des gebirges wettern genährt 
Wälzen sich wo vor kurzem noch friedlich 
Silberne linien und lachen glissen . 
Wie er hässlich mein bild mir zurückwirft 
Fluch mir verheissend wie alle es thun 
Blumen und Auren und bergesgipfel . 
Deine klaren wasser bezeugten 
Meine zager- und dulderstunden . 
Düstere wogen die heulen und schäumen 
Machen mir zeichen : sie ziehn mich hinab 
Dass ich dort meine Verdammnis beginne . 



107 



II FRÜHLINGS WEN DE 



Vor keinem windeszug bebt der hain . 

In der frühe fiel leiser regen 

Nun rinnt der blätter feuchte zu tropfen 

Und tränkt die erde in kleinen pausen . 

Die sonne versucht mit feinen strahlen 

Der eichen dichtes dach zu durchdringen 

Ob sie verdächtige sümpfe spähe 

Bekränzte rinder die mählig verenden 

Seitenpfade gleitend von blut 

Und ob der göttlichen fordrung genüge 

Der flammenden herde steigender rauch . 



* 




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Ein greis in priesterlichem ornate 

Erscheint im hain • der AUeingeborene 

In stolzer gewande beschwerlicher würde 

Befolgt ihn am arme knabenhaft folgsam . 

— Es ist sein fest • der tag ist gekommen 

Wo beide bilder er schauen soll : 

Schon seit dem erwachen verkündeten opfer 

Und alter brauche glücklicher ausspruch 

Des hohen lenkers Versöhnung und gunst — 

Im schweigen das grosser handlung vorangeht 

Gemessen sie zum heiligtum schreiten 

Wo uralte wipfel zur Wölbung sich schliessen : 

Die stamme mit rätselvollen emblemen . 

Siehst du die Hehre in männerrüstung 
Die wilde kraft entzündenden brauen ? 
Der freigeborene guten samens 
Empfindet sie und kennt sie für immer. 
Zum erstenmal schwing die gewaltige axt 
Die schwacher jugend wesen vernichtet 
Und fortan ziere dies schwert deine gurt! 
Der söhn dankt mit gehorsamer zunge 
Mit kindes unbewusster list 
Froh weil ahnend dass froh er sein soll . 
Er erntet umarmung und warmen segen 



1 10 



Und lang noch hebt sich stumme Sammlung 
Der beiden beter empor zu der säule . 

Sie wandeln weiter zum andern tempel . 
Am eingang stehen hollunderbüsche 
Die bei der berührung wölken wirbeln 
Und leise lispeln und sündenah : 

Du bist ein mann nun und kühnen auges 
Magst du entschleierte reize beschauen 
Sie lohnen mit weichen küssen den starken. 
Verachte wen stets ihre bände erschlaffen! 
Ein thor wer ganz ihren spenden entsagt ! 
Des jünglings blicke mit solcher Verwirrung 
Sich vor dem bilde zu boden senken 
Dass gar die lippe dem lachen feindlich 
Ein flüchtiges zucken nicht überwand : 

Wenn heute nach dem freudengelage 
Der reizenden sklavin atem dich wärmt 
Dann hast du das scheue pochen vergessen 
Dann wird auch diese gÖttin dir klar . 



in 



Pflichtentbunden entflieht der jüngling 
Langer riten heiligem zwange 
Wieder herr seiner wünsche und tritte 
Freuden zu fröhnen die lebhaft am morgen 
Vor ihm gegaukelt und deren erwartung 
Während der weihen geduld ihm verlieh . 
Drüben am grünumgitterten weiher 
Wo er so oft in einsamer freiheit 
Selig gestalten und thaten gesponnen 
Und auf behaglichem fittich entsandte : 
Wo der minze blätter ihn locken 
Strenger duft verborgener bollen 
Und des schilfes formsames feld . 

* 

Als er die wiese kürzend durchteilet 
Gewahrt er nicht Sie noch in sicherer ferne 
Die lästig oft seine bahnen kreuzte ? 
Und die nach der kindheit albernem spiele 
Er mied und nie mehr verstehen konnte ? 
Die oft mit Worten und mienen ihn störte 
Ihm ohne bedeutung müssig und quälend 
Die hinter mütterlichem lächeln 



113 



Wenn überraschendes auge nahte 
Den glühenden willen weise verbarg . . 



Wonnejauchzend empfing sie die künde 

Dass als Erlesener ihr nun erblühe 

Was ihre mühe segenlos suchte . 

Kalter monde massigem laufe 

Folgte sie brennend bis endlich erwachte 

Feiertag ! jagender pulse Schaffung ! 

Früh hat sie noch des schmuckes entbehrend 

Lauernd in den geländen geharrt 

Aus seinen blicken und mienen zu lesen 

Einmal vor der siegreichen nacht . 



Die dunkel vom vater verheissene kennt er. 

Er faltet in schüchternem mismut die stirn . 

Ich werde sie heut ja gehorsam noch dulden . 
Was will sie den glücklichen mittag mir rauben 
Den wol ich verdient nach dem heiligen eifer 
Mit dem ich der götter wünsche erfüllt . 



113 



Durch lange stunden vor ihren altären ? — 
Ihr weichend seine schritte er wendet 
Und sucht im walde den längeren pfad . 



Er springt die schattige böschung hinunter 

Zum lieben orte wo er nur herr ist. 

Er rastet auf niedergeschlagenen ästen 

Die hohlen röhre kunstvoll er schneidet 

Im ruhigen fluss der gedanken froh . 

Der kommende abend nur trübt ihm den frieden 

Vor männer händedrücken ihm graut 

Und vielen ihm unnütz entzogenen silben . 

Ihn kümmert wenig der festesjubel 

Und nächtig bei bannendem gelage 

Der becher und redenden trinker lärm 

Der würdigen sänge heisere töne 

Und drauf die hochgepriesenen freuden 

Die kaum er ahnt die lieber er miede . . 

Im wasser inmitten der blassgrünen algen 

Und schwanker zum ufer getriebener blumeu 

Erblickt er nur immer sein eigenes bild . 



114 



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III DER SCHÜLER 



Dass ich nun bald den höheren grad erringe 
Versprechen mir die väter die mich lieben 
Ja ehren und zu manchem rate ziehn . 
Mir öffnen sich gemach und hof und garten 
Sowie der dichten Schriften nachtgewölbe 
Die sich den Einfach -Frommen nie erschliessen . 
Fast bin ich herr wenn auch im zöglingskleid . . 
Und stolzen pochens hört ich längst das raunen 
Der beiden Ältesten : dass ich dereinst 
Die zierde sei der ganzen bruderschaft . 



In düstren hallen flössen meine tage 

Bei frommer Übung — und in schwerem sinnen 

Auf manches dunklen Weisen blatt gebeugt 

Entschwanden mir die nachte unterbrochen 

Nur hie und da vom lauten festes-chor • 

.Mir klar erschienen alle dinge droben 

Und hier von einst und jezt mit jener klarheit 

Wie sie die lehre bringt • mir ward zum lohn 

Fern von der menschen sündigem eitlem streben 

Die friedlichkeit der frommen wo allein 

Der zweifei blieb : wie solche helle leuchte 

Nicht alle sterblichen durchdringen müsse . 



Was bringt nun diese Wandlung? doch nicht einzig 

Mein schweifen in den unbetretenen erkern 

Wo ich bei manchem seltsamem gerät 

Den Spiegel glänzenden metalls entdeckt 

Vor dem ich meines eigenen leibs geheimnis 

Und anderer zuerst bedenken lernte . 

Auch wäre frevel länger noch zu glauben 

Das jenes blonde kind der jüngste schüler 

Das oft mich mit den grossen äugen sucht 



117 



So gänzlich meinen sinn erschüttern könne. 

Dann kam die reise • welch ein wink der fügung! 

Nur selten merkte ich in meiner zelle 

i 

Den wandel der gestirne und der jähre 

Und ob ich gleich durch unsre gärten ging 

Ich gab nicht acht auf blühen und auf welken . . 

Ein tiefer freund des denkens fühlt das kaum . 

Doch dort in andrer luft in andrem land 

Entdeckt ich als ein andres fluss und flur . 

Ich sah die hellen und die bleichen hiinmel 

Die wälder gaukelten mir bilder vor 

Und aus dem duft der morgendlichen wiesen 

Aus ferne winkenden gekrönten mauern 

Und aus der menschen schritten und gebahren 

Und ihrer sänge rätselvollem sehnen 

Erhoben sich mir unbekannte weiten . 

• 

Und als der neue mond die rückkehr heischte 
Refiel mich eine wilde angst : ich wäre 



118 



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Gegangen nur wie mit vcrbundnen äugen • 

Es gäbe glück von dem kein wissen redet 

Und enge sei die feste weit der lehrer . 

Ich schlürfte trunken jeden laut von aussen 

Ich fühlte innres rasen • meine glieder 

Als drängten sie zu neuen diensten bebten 

Und schauerten es drang in mich ein hauch 

Und wuchs zu solchem brausen so gewaltig 

Und schmerzlich dass ich selbst mich nicht mehr kannte. 



Ich kehrte heim und hoffte zu genesen 

In dem gewohnten leben rief mir freuden 

Erhebungen und pflichten alle vor . 

Auch dachte ich mit fasten und gebeten 

Zu bannen was vielleicht Versuchung war . 

Mit doppelter ergebung alle freuend 

Von denen ich mich täglich mehr entfernte . 

Mein widerstand bleibt schwach und ohne hilfe 

Nichts mehr ist hier mir wert • auch nicht dies kleid . 

Ich folge stumpf den täglichen gebräuchen 

Und harre nur der stunde wo ich einsam 

Befreit von allen blicken durch den abend 



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Der blauen ferne meine seufzer sende. 

Morgen im frührot lass ich diese statte . 

Kein wort wird mich entschulden • von den vätern 

Ist keiner mir gewiss der es begriffe . 

Sie hatten meinen dank solang ich weilte . 

Ich weiss nicht ganz was mich auf einmal so 

Von ihnen und den früheren freunden trennt 

Noch welchem nächsten ziel ich mich ergebe . 

Ich weiss nur dass ich einen ort des friedens 

Verlasse und vielleicht jezt vielen leiden 

Entgegengehe . . . doch es treibt mich auf 

Der alten toten Weisheit zu entraten 

Ris ich die lebende erkannt : der leiber 

I )er blumen und der wölken und der wellen . 



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INHALT 



widmi x<; 

VORREDE 
GELBIT VERSE 

DTR FTBEL 

ERSTER TETL 

Ich wandelte auf öden 1:; 

DIE N AJADE U 

Mir ist ea wir , , , , , , lfi 

ABKNnBF/TRAflHTUKn , , , 1£ 

Vernunft du legtest 20 

Manp.hTTifll .liiroh7iiok t ; 21 

ERINNERUNG >2-_> 

Wenn die blüttor , , , , , , , , , , . -2A 

Wenn die angon 25 

HERZENSN A f!HT , ><> 

Warum schweigst du JT 

ZWEITER TEIL 

Ihr liiftf> dift . . 2» 

Schon künden , , , , , , , , , , , , 30 

Du standest , . , , , 31 

PIK S1RBVK . . _32 

Sei stolzer als 33 



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PKK BUJMKNKU- 34 

Wenn die gärten 36 

DTK ROSE 3 8 

Dranten zieht 44) 

GKÄHKK .41 

Leise singen 42 

Srhliasst flin ort , , , , , , , , , , , , i± 

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RRÜFTR T.TRRK , , 4S 

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UNSER HERD . . . 7-1 

STTMMITNG 7H 

SONNET 77 

ERSTER FRÜHLINGSTAG 78 

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KKIM-MONAT . , , __8J 



ZEICHNUNGEN IN GRAU UND LEGENDEN 
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FRIEDE 8<8 

GRLBE ROSE 88 

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EIN SONNENAUFGANG 91 

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LEGENDEN <??tj 

I ERKENNTNIS 101 

II FRÜHLINGS WENDE U><» 

III DER SCHÜLER . . . 116 



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BEDRUCKT BEI R. BOLL 
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FEB 26 1940 




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