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Zeitschrift für
christliche kunst ...
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ZEITSCHRIFT
fOr
CHRISTLICHE KUNST
HSKAUSGBCBBBN
VOM
Professor Dr. ALEXANDER SCHNÜTGEN,
DOMKAPtTULA» IM KOLM.
1903. -^c— XVI. JAHRGANG. 1903.
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANK.
im
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Inhalts- Verzeichnis
zum XVl. Jahrgange der „Zeitschrift für christliche Kunst".
I. Abhandlungen.
Sptltg
Die Marienkirche in Volkmarsen nebst
Beiträgen zur Geschichte der Stadt und '
benachbarter Orte. Von Lambert i
V. Fisenne 1
Neue Gedenktafel des Kanonikus Georg
von Eyschen im Kölner Dom. Von
SchnUtgen 21
Die kunsthistorische Ausstellung in Düssel -
dorf. IX. 23. Reliqtiienbiich Her ka -
tholischen Kirchengemeindeiu Wetzlar.
24. Deckel eines Roliquienbuches in
demselben Bcsiti. Von Schnütgen 26
X. 26. Kupfergftriebeiie Religiiien-
figur der Abteikirche zu Werden. Von
Schnütgen 47
XI. 26. Elfenbeingruppe als Reliquien -
h<;hälrgr in arrhitektnnisrhf r Silher-
fassung. Domschat^ zu Munster. Von
Schnütgen 91
XII. 27. Tragaltar im Domsrhatz lu
Münster. Von SchnütRcn . . . 126
XIII. 28. Spätgotische silbergetriebene
Madonnenstatuette des Diözesaninuse-
ums zu Augsburg. Von SchnUtgen 169
XTV. Of) Hrthfrner Knimmstab der
Frührenaissance, Sammlung Clemens.
Von S('hn ütgen 187
XV. 80. Figurierte Teppichwirkerei des
XV. Jahrb., Sammlung Clemens. 31.
Gestickte .^KratTe auf der Vorderseite
der RrannfeUfr Ka*g> dcS EülSlca
Solms. Von Schnütgen . . . . 207
XVI. 32. Cliormantelstickerei mit dem
Tnttrnlanz im Df^in zu O-inabrück.
Von Schnütgen 287
XVII. 33. Spätgotisches, silbervergol -
dftrs Cittotiiim iki Stiftskirche ZU
Fritzlar. Von Schnütgen .... 281
XVIII. 34. Zwei hochgotische bronze-
gegossene Reliefttatuetten im Sigima-
ringer Museum des Fürsten von Hohen-
zoHem. Von SchnUtgen .... 306
XIX. 35. Kasel von Sammetbrokat mit
gesticktem Kreuz in St. Patrokli zu
Soest. .36. Hochgotisches kupferver-
vergoldetes Fahnenkreuz derStiftskirchc
z« Xanten. Von Schnütgen . . M\
■XX. 37. Ciestiiktes Reliquientuch der
i'farrkirclic zu Ijlankciihrim \'im
Schnütgen 381
Neues silbcrvergoldetes ■■Mtarpültchen.
Von Schnutgen 33
Die Wiederherstellung des j^rofsen Rad -
letichters im Home ni Hildp«i}ipini.
Von Richard Herzig 87
Zwei TragaUärchen im Münster zu Frei -
burg. Von Joseph Braun ... 41
I Holzkirchen in Deutschland. N'on Steph.
Beissel . ■ ■ ■ , iÜ
Die St Markuskapelle zu Altenberg.
Von Lic. Grüters und Baurat
Heimann 65
Straufs und Kranich als Attribute der
Geieclitigkcit. Von F. v. M oellcr . 75
Der Reliquienschrein der Heiligen Ger-
vasius lind Frotasiiis zu Rreisach. Von
Leonard Korth . . . . . . . 81
Das Rationale. Von Jos. Braun . . 97
Die Kirrtif v»n \".i1pn'a 711 Sitrpn iinfl
ihr I.pttner. Von Wilh. F.ffmann . 12a
Werke dcs mittelalterlichen BumiCi
r.iKwi im K.rfiirtfi- Drim Von Httn
Buchner f 143
Die metailenen Grabplatten des Erfurter
Domes. Von Otto Buchner -f . 165
VI
INUALTSVERZEICUMIS DER «ZBITSCHRIFT FÜR CHRI8TUCHB KUNST" IM».
IM
Spalte
Frlihgotisches rhcinif;ches Reliqiiienaltar-
chen mit bemalten FlugclD. Voo
SchnOtgen 19S
Ein goti'srhes Rüstenreliquiar im bayer.
National museum. Von W. M. Schmid
Alte orienttUiehe Teppiclw im Dom so
Friuenburg. Von Joseph Kolberg
Hochgotisches rheinisch. Sthaii.iltärchen:
Holzschnitzerei mit I-lUgelgcmiildcD.
Von Schott tgen
FarbcTTichmuck am Aüfsert-n «tes Domes
zu Chur. Von Wilh. Effmann . .
Liturgische SaagrObrcbcD im alten I^eder-
futtenl. Von Ott» Buch n er f . .
Silberv'ergoldeies romanisches I^uchier-
chen im Privatbesitz zu Köln. Von
Scbntttgcn S41
227
Der I.etlner von St Maria im Kapitol
zu Köln. Von W. Ewald . . . . 257
Du lUtionale von Ton). Von Beda
Kleinichmidt 278
Das neue Teppichwerk der St. Marien-
kirche SU Aachen. Von Jos. Braun 289
Dot nuttteMterlkhc Tragaltar. Von
Beda Kleinichmidt . . . . 899,323
Neuer HfKhallar romanischen Stils f\ir
die alte Kirche lu Gerresheim. Von
Schntttgen 821
Die Kalkarer Bildhauer auf dem Wcfe
von der Cotik xur Renaimnce. Von
Steph. Beissel 358
Zur Tiersymbolik, namentlich auf Grab>
milern. Von Otto Buch oer f. . 860
II. Nachrichten.
S|wiii«
Clemens Freilierr von Heereman f. Von
SchnUtgen 68
Kunstfahrt der Utrechter St. Bcmtilphus-
Gilde im Jahre 1900 nach Löwen,
VillcT^ BrttsaeL Von Alfred Tepe
2i;;, 243, 307
Die Ausstellung für christliche Kunst zu
Ktttai. VonSchnütgen 228
Domdekan Dt; Georg Jakob f. Von
Schntttgen
Das Breslauer DiaieianniUMum. Voo
Scbntltgen
Friedrich Lippmann 7. Von Paul
810
Kaufmann 811
IIL BflchenchAu.
Spalte 29, «1, 98, 127, 180. 818. 851. 888, 818. 847, 388.
IV. Abbildungen.
spalte
Die Marienkirche in Volkmarien. (11 Ab-
büdungeti) . 7 — 10
Neue Gedenktafel dei Kanonikus Georg
von Eyschen iin Kölner Dom . . 23 — Ü
Reliquienbuch der katholischen Kirchen-
gemeinde zu Wetzlar 25 — 26
Deckel eines Reliquienlvoches in dem»
Sellien Besitz 27 — 28
Neues silbervergoldetes Altarpültchen 35 — 36
Die Wiederherstellung des gro&en Rad-
leuchters im Dome au Hüdeshdro.
(2 Abbildungen) 37—40
Zwei Tragahärchcn im Münster zu Frei-
burg. (4 Abbildungen) 43—46
Kupfergetriebene Reliquienfigur der .Abtei-
kirche zu Werden ...... 47 — 4ä
S|MtC*
Die St. Markuskapelle in Ahenbeig. (6
Abbildungen) 67—72
Elfenbeiag;ruppe als Reliquienbehalter in
aichitektoniicher Silberfiissung . . Ol — ^08
Das Rationale, iß Abbildungen) . 108—118
Tragaltar im Domsdiats su Mflnster 120—186
Die Kirche von Vakiia ztt Sitten und
ihr Lettner. (10 Abbildungen) , 130— 138
Werke des nuttelalterlichen Bronzegusses
im Erfurter Dom. (3 Abbildungen)
145-146, lBl-162, 165—158
Spitgotische silbergetriebene Madonnen-
statuette des Di^tacsanmuseums zu
Augsburg 159—160
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INHALTSVEBZEICUNIS DER .^TSCHRIPT FÜR CHRISTUCUE KUNST" 1903.
VU
Die metallenen Grabplatten des Erfurter
Donei. (7 Abbild.) 168—164» 167-168.
171-174, 177-178, 181-188
HOheraer Krammitab dFiühicoMssance
187— i8Ö
FMlhgotischei ifadniKhei Rdiqaieoaltliw
eben mit bemalten FlUgeln (Tafel I).
Ein gotisches BUstenreliquiar im ba^er.
Nationalmaseum. (2 Abbildungen) 195—198
Fqnrieite Teppidiwirkcrei det XV. Jh.
2ö9—2\0
Gestickte Agraffe auf der Vorderseite der
BraunfeUer Kuol d«s FOnUtn Soln» 811-212
Hochgotisches rbein. Sdiamltarchen im
bayerischen Nationa!mus«im (Tafel II';.
Farbenschmuck am Aufsereii des Domes
nt Chur. (8 AUiildungen) . . 288—232
Liturgische SaugrOhrchcn imaHcD Leder-
futteral 235—236
Chormantelstickerei mit dem Totentanz
im Dom wa OntabrOck. (8 A bb.8S7— 840
Silbcncrrgolfictcs romanischL-s Leuchter-
chen im Privatbesitz zu Köln , 241—242
Der Lettner von St. Maria im Kapitol zu
Köln. (6 Abbildungen) . . . 961—878
Das Ratiemle von Toul .... 876—876
Spätgotisches, silbervt-rgnldctcs Ciborium
der Stiftskirche zu Fritzlar . . 281—282
Das neue lepplchwerk der St. Marien-
kifdic tn Aacben. <8 Abbild., Tafel in.)
Zwei hochgot bronzegegossene Relief-
statuetten im Sigmaringer Museum des
Fürsten von Hohenzoüern . . 805 —306
Neuer Hochaltar romannehen Stib flir
die alte Kirche zu GemdMim (DoppeU
tafel IV u. VI
Kasel von Sammetbrokat mit gesticktem
Kreut in St PatrokU tu Soest . 841-8^
Hochgotisches kupfervergoldetes FabneO'
kreuz der Stiftskirche tn Xanten Si"!— 846
Die Kalkarer Bildhauer auf dem Wege
von der Gotili aar RauiManee. (8 Ab-
biMungcn) .... 866-868, 866-866
r.csticktes Reliquientuch der Pfivrldrche
zu BUnkenheim 881-382
Alphabetisches Register.
' nflt u, dilt drt Irxt illiatiirrt ist. A. AnmerkunK. Jb. Jalirlinuint. S^|. = Sl —l d
Virw<k»<UM;c<> in <cki(ea KUauuofo b«i<etten >i<b Auf die Mimen Ba»<le der ZtHtAtüL
AacbvB. Slg. Vultn.
rium 329, A 53-
Marieokirche. Neun Teppichweik
•28» •.
Adler ak SjrBbal 37B.
AllXra. Der atfltdalteiScIie Tng.
altar 299, 323.
TnifKttirc. Freibntg, Muaiiei 41*;
MflaMst L W.. t»MB 185*.
Fftihgot. rhciii. Reliquienalllf.
eben, Mönchen, üationalmuieani
Ilochgot. rbein SchauallSrc'ien,
MHachcB, NaiionaiinnseaiD T^b*.
Htner roaun. Hoebaltaj. Gemt.
heiB 321*.
AltarpBltchen, neuei sUbamr.
goldetes 33*.
Allenberg (Kr. Malhaim, Rhein),
S. MaAukapdia «ö*.
Aapcl« tomsaiidic, Biftnt, Dom
148*.
A«CBb«rg, Di5NfMMmncBB.^II.
gotische tilher^ffriebcae Ma.
doniMiutatnettc 159*.
824. I
A BBS ca 4eker«tl«m fiwbitc227*.
BambarcDona, GikbplatMn 17&,
184
Dom»ch«tt. RMiouda 106*, 115,
116^ 119.
Bardenbeier, AaiMa, llalir 73 '
Bankuntt. Kircba voa ValaHa m
Sitten 12»«.
Hohkifcbn in DcalacUand 49.
Altenberg, S.MarknikapeUeO')*.
Manenkircbe io Vollunaiten 1*.
Kaailfaiifl der Ulfsebler St. Ber.
nuIphus-Gilde IM:?, '2V^. 7>ül.
Befettigte Kirchen 133* u. A Ö.
Berlyn, FcMr, Goldsckiniad W.
St. HernoIpbos.C ilde, Utrecht.
Knnitfahit 1900. 213,243,307.
Bildhaaerkanii. CHcBbciB«
gruppe XV. jHhrS. zu MUniler
i. W. ■]• ReUqnieobehXJier 91*.
Hodgotiietiw rheia. Sehaaaltlr-
chen, Mttnchca, NaUewdmn*
tcam 225*.
Die Kalkarer Bildhauer auf dem
Wag« von der Gotik nr &«•
na ia t a n ce 3&3*.
Kromniitab aai NufabaMmholl,
Sig, deinen« 187*.
Lettner In KWa, S. Maria telU.
pitoi 'Zr-T*.
Meaer ronun Hochaltar, Gcr«s>
bdfli 821*
Kirgel, Heinr., Goldtchmied 21*.
Bischof •»lab i. a. Krummatab
187*.
Blankenheim (Kr Schl*iden\ ge-
ilickiet Kehquientttch in der
Pfarrkirche 381*.
Braaafclt (Kr. Weular), Agfafit
von der Kaiel de* fflistcn Selaia
208*.
Braidanbach, W., Aiehilekt 73.
Breiiaeh. Rdqaicnsobreia 4er
Heiligen Gervastaa aad Pnla>
•iaa 87.
Brealav. DiSfcaaBaaieaB 810.
Bronircufs Werke, mltltkitail.
Erfurt, l>om 143*.
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TUl
INHALTSVERZEICHNIS DER „ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST" 1903.
Hochgot Relietitmlnetteo, Sign».
ringen, FOnll. MuMUm 30'>*.
Brunei. Konufahrt der St. Bcr.
nnlphus.GUde 307.
Brun kreuz, bischöfliches 105,
A. 'ib.
Chor, Dom. Farbenschmuck am
Äusseren
Ciborium, spilgolischcs, tuFritxlar
281».
Derichi, Jak. BiMschnilter 3.'>4.
Dinslaken (Kr. Rnhrort), kaihol.
Kirche. Engel von Douver-
mann u. Allarau&ati Mf»! |
Diptychon. Portal ile 'A'2!t nnd ■
A. Ji
DoBvermann, Heinrich, Bild-'
haner 'i'>^*
Johann, Bildhauer 3&i B.
Draiche als Symbol 374.
Dtlsseldorf, kunsthistorische Aas-
stelhing 1902. '.'S*. 47*. 9t», ,
r2f>». i.'')9*. i»7* -An-!; 23-», 1
28 1», 305*, 34 1», 3HI*
Eichslltt Rationale 114x 1I&
Elfenbei ngruppe, XV. Jh., als
ReliquienbcbUter (Munster) 91*.
Encolpion 107.
Erfnrt, Dom. Liturgisches Saug-
röhrcben 23Iil.
Mitlelaherl. Bronzegoft ■ Werke
Metallene Grabplatten 101*.
Ey sehen, von, Gedenktafel 'Ui^ \
Fahnenkreus, hochgot., Xanten
343*.
Kanon als OmaUtflck des Papstes
122.
Franenbnrg, Dom. Alle orien-
talische Teppiche lÜIL
Freiburg i. Br., MUnater. Zwei
Tragaltirchen All.
Fritxlar. Spitgotiaches Gbortnm
281».
Gedenktafel mit Gravur in Mes-
sing 21^
Gerresheim (Ldkr. Dtlsseldorf)
Neuer Hochaltar 321*.
Glasmalerei. Fenilerverglasung,
Allenberg, S. Markuskapelle 73
Goldacbmiedekunst. Tragaltar
im Domschats, Mttnsler 12ri*
Reliquienbnch nnd Deckel eines
solchen, WettUr 25*.
Tragaltirchen, Freibarg, Mttnster
Reliquienachrein d. Heiligen Ger-
vasius u. Protasiua, Bieisach KL
SUbervergoMetea romao. Leuchter-
eben, KSln. Privatbesiti 241*.
Frtlhgoi. Reliquieobllste, MUichen,
Nationalmaieum 1 9.')*.
Reliquienfigur, XV. Jh., Werden
47*.
Hochgot. Fahnenkreas la Xanten
343*.
Spltgot. silbergclriebeoe Madon-
nenslalnelte, Augsburg, Diöze-
saninatrtim 1 ^fl*
Spitgot, Ciborium zu Fritzlar 281*.
Neues silbetvergoldeies AUarpOll-
chen 33*.
Grabmale r, Tienymbolik auf sol-
chen 3ti9.
Grabplatten, metallen«, Erfurt,
Dom Ittl*.
Hacke ney, Köln, MSccntn-Familic
2.^.7.
Kranich als Attribut der Gerech-
tigkeit sa.
Kreuz. Fahnenkieuz, hochgot,
Xanten 343*.
Kribben, Bildhauer 73.
Krummslab aus Nufsbaumholt,
SIg, Clemens 1B7*.
Kupferstich, Geschichtliches 1 Ott,
KOsthardt, Professor 38, HL
Lederarbeiten. Futteral z. litur-
gischen Saugiöhrchen, Erfurt,
Dom 23?i*.
Lettner der Kirche von Valeria zu
Sitten 137*.
in Köln, S. Maria im Kapilot 2&7*.
Leuchier. Grofser Radleuchter,
Hildeshein, Dom 37*.
silbervergoldelei roman., Köln,
Privatbesitz 241*.
Leuchterfigur des sog. Wolfram,
Erfurt, Dom 1^0*
L I p p m a n n, Friedrich 311>
H eere man, Clemens Freih.v. :>9. I ^^^^ als Symbol nnd auf Grab.
Heimann. Baurat 72. | ^atm 372. 3iL 328.
Hildes heim. Dom, Grofser Rad- njwen (Belgien). Knnstdenkraller
leuchier [XIV, 13^ 321. 213.
Hirsch auf einem Grabmal 370. LOtlich. Kalhedrale. Büste des
Holzkirchen in Deutschland ÜL hl Lambert llW*.
Hund auf Grabskulpturen .37.'>.
Jakob, Domdekan, Dr. Georg 2:M.
Innendekoration, Allenberg, S.
Markuskapelle fig^
Inschriften, äufsere Form ^
Malerei. Aufsendekoralion de«
Domes tu Chnr l?"??*.
Frtlhgoi. rhein. Reliquienaltirchen,
München, Nalionalmusenm 193*.
Hochgot. rhein. SchaualtSrchen,
München, Nationalmuseam 22I>^
Kalkarer Bildhauerschnle ! Maria Laach, Frage der Auucu-
:i:>^ Arbeiten von Heinr. nnd | bemalnng '234.
Johann Douvennann, wie von Mengelberg, Wilh., Bildhauer 21*.
Arnold van Triebt tu Kalkar H'jl*.
und Xanten. | M essi ng-Ge d en klafel
Kasel von Sanimeihrolcal mit ge
sticktem Kieui, Soest, Sl. Pa
Irokli 3 n*.
Kleefisch, Jos., Goldschmied 33*.
Kleve, Stiftskirche. Marienaltar 354.
K losternenburg, Stift. Trag-
altirchen ML
Köln, Dom. Gedenktafel des Ka-
nonikus Georg V. Eytchen 21*.
S. Georg. Sakramenlshintchen
23J1-
S. Maria im Kapitol. Lettner 257*
— Station, mntroafsl. Epitaph
der Familie Hackeney 271*.
Ausstellung für christl. Kunst 1903
22i
Krakau, Dom. Rationale 1 LL 1
Me (spult 33*.
, Metallarbeiten. Grofser Rad-
I leuchier, Hildesheim 37*.
Grabplatten, Erfurt, Dom 161*.
Miltelallerl. Bronzegufs-Werke, Er-
furt. Dom 143*.
Manchen. Reiche Kapelle. Sog.
Reliquiar Heinrichs II. 326.
Tragaltar Arnulfs v. Kärnihen
■32fl.
Nalionalmuseum. Kationale 1 1 7*i
Abb. : u. Ol 1 19.
FrObgot. rhein. Reliiuienaltir-
chen 193*.
Gotisches BtUlenreliqniar !<>:>*•
Hochgot. rhein. Schauallirchen
IX
SIg. Clemens. Krum
NnblMuiaihols 187*.
Wmdleppick. XV. Jb . S07«.
MttDsler, Dom. Tr»g»It»r
Mantter i. W., Dom, Eiienbcin.
grapp« all Kclifaicolieblllcr
»l*.
Osnmbrttck. Dom. Chomntcl
mit Toienunx 237*.
Paderborn, Don. lU t wwiala 120.
Pardaii, Job , BaumeUtar 18( 19-
Pcciorale lO:». A. 25.
FlvTial». «m1 SHba iteta
Phviate des XVI. Jh., Olm-
brlick, Dom 237.
Rationale aU liiarg. bischöflicher
Schauck 97*.
a«R Toni 273*.
Sefeaabarg« Dom. Grab&gux d.
BiKhob Heinrich von AbabaiK
109*. 115, 116. 119.
RcHqniar. BroucBaal* End« d.
XII. Jh.. Erfurt, Dom 157*.
FftthgoC Bttaia, Mttackan, National.
MacoB 199^.
BlfenbeingmppCi XV. Jh., MUMler
i. W. «1*.
Reliqaieobuch. Wettlar 2.'i*.
Dackel eines solchen, ebenda '27*.
Reliqu>en%ui, gotische, Werden
47*.
X«li(|Manachnin dar HaiJifCa G«r.
▼aataa nnd FWitartaa an Itti-
5. eh 87,
Keiiquientttchleiu XV, Jh., xa
Bhnhcnhaim (Kr. Schlnkiai)
•ss\.
Ilincklake, Wilhelm, Baomeiater
28i.
RoIIant leKoox, Ba — ei i l a ff aad I
fiildhauar 2Ö6.
Ron. S. Maria CampidalK. Sof.
Aliaf dea U. CNfor T«n Njwn
33M.
Sangr0hf«htn, Utnrgische .'35*.
S«hn«i4«ra n. Sehmola, Gki»
maier 73.
Siagal, XUI.Jb. der Stadt Bcekom
n. dea Malaaar Domstifte* 103*.
SiganrinfCB, Forsil. Muenn.
Hoehg«it. broniegegossena Rt>
liefclatoetlen 305*.
Sitten, KIrdic von Vuleri» J2{»*.
Stickerei. RaiionaJien 97*.
RMioaale n TmI 878*.
an einem TragnHaa«^ Htnatat
i.W 12.',*.
Agrafie auf dar BwnnMut Xaiel
208*
Kasd TOB SnniBMtbrokat, Soest,
St. Patrokli 341*.
Choraiantei mit Tolenlaaa, Otn«<
brleh, Dom S87*.
Keliquientacblein XV. Jh. an Bkn.
kcaheim 381*.
Nfuci Teppichwerk,
liciikircbe 28&*.
Straufs ak AHrHwl dar CSctcch.
tigkeit 75.
Triebt, Arnold van, Bildhnnar 360*.
Teppiche, aha cnienta)., Fianan»
burg, Dum lfl9.
Wandteppich XV. Jb., MdnclMn,
SIg. Clanwna 207*.
neiie, .Aschen, Marienkirche 289*.
Tiersymbolik, nameoUich aaf
GrabmUets aoft.
Toni. Rationale 273*.
Tragatiar. der mitlelakcriicbe
SM, 828.
Traualtäre tu Frcibnif ^ AI*-
tu Mtliittet ;. W. 12.')*.
Triumphkrenx ais Leltnetschmack
141.
Villers, (Helgien), K luster. Ge-
schichte und Architaktnr 243.
Viaeher. Peter 172 ff.
VnlkmnraM (Bn. Knmai). Ma.
rienkirehe 1*.
Warden (Landkr. Essen), Abtei,
hirchc. KnpftrgMriabano Rn-
liquienfigur 47*.
W et alar. Kciiquienbndi u. Deckel
einaa aokhnn der kaiholiaehen
KircheogemeiBde 25*.
Wie n, k. k. Uuenm fiir Kiaal «nd
Indmtrie. Reliqniamehata d«a
Haniet Br«uiuchweit;-l.!ltieburg
(Wdfentcbalt). TragaltSre 323,
331, 333 (2), 885.
Wilder Mann auf einem Grabmal
Bod auf gravierten Platten 377.
Witmnr (B«a. Kaaael), ehem. Dort
4 «. A. 8. 9, 12. 13.
Wtraburg, Dom. Grabfigar des
Bischofs Alb. v. Hohenlobe
100*.
Grabfigar des Bischob Gotlfr.
von Limbarg HO*.
GrabplatltB 178.
Xanten, Sriftakireht. Badhmet.
arbeiten II. ani J. Donvar-
manns 3(il.
Hoehgot Pahncnbcna 348*.
Verzeichnis der besprochenen Bücher und Kunstblätter.
AI teand Nemo Welt 1003. 88. Jf.
Barr/, der Zauber knoten 319.
Bnrib, GeacMdUe der gcialHetinn
Musik 287.
Belssel, KunslschlUe de» Aache-
ner Kaiserdomes 2H5.
Bend ixen, ans der mittebltarlichaa
Samaalnng dea Moacwna in
Dcigen 04.
Bentigera Mnrienknhndcr 1001
260.
Bnrgner, Kirchliche Knnslalter. |
tlimer In Dentochland. Liefg. 1
349.
Bildhauerkunst,
Oliicbe 32.
Bochenek, daa GoMta der For. ,
racnschönheit 313.
Bode, vorderasialiache Knipfiap.
piche 30.
Brenn, Winke Ar PatnmMn 883.
Bn c h n e r, der S««nrl.8ariMphag lu
Erfurt 286.
Bürkner, Geachtchte der klwU
Koosl 314.
Cabrol, dictioanaire d'aichtelogie
ehrCtfenne et de Htmgie I. 180.
Cicerone, moderner, iler Union
I>entsche VcrlagsgeseUscbaft I.
Flonniv.Sehnbrhit; 2. Romll.
Nenara Knnst v. Hamack tfti:
3. Rem III. Die Umgebung
Roma von v. Seheffar 884.
Giemen, die rheir^t^che und dif
westfilische Kunst auf der
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INRALTSVEKZBICIINIS OER .^TSCHSIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST» ISOS.
1908
Csihak, r., EdcUchraieddonM in
Prfiifjen I. !t3.
D O e « i 0 g. Bcschreibong der älteren
ProTin« SacliMB (iUlbcnUldl)
Heh 23 lÖO.
EiDsieaierkalender 1904 26d.
Esdrei, d«i Si. JtkohipMial ia
Rfgensburg 25^!.
Fih. Getchiclite der bildenden
Kteite 31&.
Fianti, die Konst iai vammjiitt*
banden
Fri*dllB4cr, M«iM«imli« 4tr
niederUUsdrschrn M«!eTeide»XV.
end XVI. Jh. anf der AuMiel.
Inng M Brflff* 1901 88«.
Gcatlltchaft, denuche, für
chrUtliebc Kanal. Jabics.
napp« 10OS 818.
Citlmanii, Ästhetik der Baukunst
(Kiuutlehre V. TeU) 313.
Gltektrftd.Kftl«ikd<rie04 880.
31.
Hanfttaengla Vwla^Katalog,
II. T«fl 90.
Harnack s. Cicerone l'M,
Helindea, der Stent von tlaJalat
3M.
Benner, alifränkiaeka Bilder, IX.
Jg. 1903 32.
Hvcblud. Monaluchrift, heraui.
gtg. Ton K.Motb. l.u. II.
Jmkrback d. bildenden Knnst
II. 1909 von M.MaTt«rMetg 02.
Jaritch' Volktkalender 1904 320.
Joseph!, gotische Slcinplaaiik in
Augsburg 127.
Keller. P., die Hetaiat 351.
Kitsch u. Lukich, Geichichte der
kaiboliicben Kiralte. f. m
Koch, Ludwig Richter 319.
Kasel. Christliche. HeraBagetebcs
von der Getelbcfa. f. «hriill.
Kann, Text tob
I. Mappe 192.
Kunst des Jahree.
KanitaussteUufen l903(Rmek. |
mann) 28H.
Knpelwiesert Hers Jesu« u, Herx
Meiil.BiHiblld ak Hcliogi»-
vOren »6.
Lebee und Regel des hl. Vaters
Benedikt« B Ol.
Lehfeldt und Viifs. Ben. und
Kanetdoikinlkr TbOiiageaa
H. 28-90 128.
Lindl s. Weltgeschichte in Qw-
ntkicrbüdem 1 2üi.
LBbke. Gnindrib Itt, beerb, van
Semrau 2'i2.
Lnksch s. Kirsch 283.
Lutsch, Bilder werk schictiacher
KnHtdcniBlier 94.
Marienkalender, RcgCDAnger
1904 2&G.
Iftrtereteig, M., t.Jahibiicb 02.
Mattane Ptonrit FborX. bi licht.
druck von Kahlen 284.
Meister, Alte, Farbige Fakurailes
(SceMann) ni.Jg. 810.
Meister, hundert, der Gegen-
wart. Farbige Faksimtlet (See-
araan) Heft 8—14 818.
M : _ r aphi e n d * > K uji s 1 j; e-
werbea VIIL Scberer, Elfen-
beinplaaiifc «1.
Pasanreki nwdene Gliaer 80^
Richter, Ludwif;. Postliarlen mit
iloUschnitten von ihm 3')2.
Riekl. B., Gerchlchl« der Ffautifc
in Oberbajrern, XU. Mb Mitte
XV. Jh. 127.
Renival, Sebnilaallire in admed,
Kirchen und Museen 317.
Roeentbal* Katalog CV (Wiegen.
' draeke) 03.
Salsa rt UlnsUierte Geschichte der
destaeken Lilentnr. I. 64.
Sauer, Symbolik des Kotbeign.
biudes 20.
Sc ba e f er, U., Pfarrkirche und Stift
im deateeben HHlehüiCT 93.
Scheffer, v,, s. Ciceronf ^"i
Scheret, Blfenbeisplastik seit der
Renalaiaaee 61.
Schott, Goltestal 'ilO.
Schubring s. Cicerone 191.
Seemann, der Brennen dea Lebens
von Holbein IW.
Semrau s. Lubke 2:'>2.
Sbeekan, Lnkas Ddmegie 329.
Standhamer a. Knnet, ehrktlicha
192.
Straygowakl, dar Dem m Aachen
347.
Stackelberg, die acbweiierlackcn
Heiligen des Hitlelaltcr* 284.
Sybel, L. V , Weli^'eschichle der
Kunst in Altertum '2b\.
Thode, Scbaneo nnd Glanben. —
Wie ist Rieb. Wagner vom de«l*
sehen Volke sa feiend 2&6.
Uhde, die Konalmklionen nnd die
Kunatfermen der AreUldtmr
Verlagsgesenschafl,allgemeine
Mtockcn, PwItHs Ph» X. 3&8.
Waal, A. de, Papet Kns X 283.
Wandern and Reisen. I. Jg.
318.
Wandschmuck- Sitiitjilu 11 g von
Meisterwerken klassischer Kunst
(CceeOiGkaft eer Vetbreilang
klass. Kunst), herausgegeben««
V. Loga U»2. 352.
Waltgeachiehte in Charakter-
bildern I. Lbidl, Cyraa
Wiegendrncke n. BiUiagiaphie
der vor 1501 gedneklen Blehcr
Katalog' vun Reaenlhal 08.
Wiepen, PalmsonntagiproMision
und Fahnead 854.
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Abhandlungen.
Utt Marienkirche in Volkmarsen,')
nebst Beitrigen zur Geschichte derStadt
und benschbarter Orte.
(Mit 11 Abbildungen.)
I =ls der hl. Bonifatius den Hessen
I I das Evangeliam verkündete,
wohnte im «idiriichen Hesaen-
gaii, in dessen Mitte ^'olkmarsen
J ^
I ^ gelegen ist, ein Zweig des Qber
^ den ganzen Norden verbiei-
'teten Sachsenstaninaes. Alle
Versuche des begeisterten
Cilaubensboten, dieses Volk zum christlichen
Gboben a bekehren, blieben frachttfle. Nach-
dem Kar! der Orofse die Sachsen unterworfen
hatte, gründete er an verschiedenen Orten
klösterlidie Niederiamingen, die er reichlich
mit Gutern und Stifhingen versah. Diese
Klöster, wir nennen zunächst die vnm hl. Boni-
fatius gerundeten: Fritzlar 741, Amöneburg
740, Heniidd 744 und Fulda 747, wahre Pflanz-
Stätten filr Kunst nnd Wissenschaft, bearbeiteten
den rauhen Acker und machten ihn empfäng-
lich ftr das Sameokem des christlichen Glau-
bens, der sich nun bald über den ganten
Hessengau verbreitete und einer Reihe von
Klöstern einen weiten Wirkungskreis bot.
Dafa sich unter dem Einflüsse der Mönchs-
orden ein reges geistiges und künstlerisches
Leben ent<ete, ist selbstverständlich. Es sei
hier nnr erinnert an das von Volkmanen nicht
«ett entfernte Kloster .Abdinghof in Paderborn,
an den kunstliebenden Bischof Meinwerk und
seine dreizehn Mönche aus dem Kloster Clugny,
die mit Hülfe von sHditaKenischen Bauleuten
die Baukunst in Paderborn zu hoher Blüte
brachten. Besonders seit dem Beginne des
XIII. Jahrii. entfiütete sich die Baukunst, wel-
che uns manche wertvolle Schöpfungen hinter-
lassen hat. Einer der aus dieser Zeit stam-
menden herrlichen Kirchenbanten , die Ma-
') Die .\bichrift der in dieser AbhnndluDe ange.
fttbrien Urkunden und die geschichtlichen Angab«!!,
Mwie du ManniVripl von G i e f e r « wurden um in
»Torkommender Wei>e von Herrn Apo(heker J. Block
is B«aa «u Vcrfilgwig gcaialll «ad woUco wir nicht
Duik mm-
rienkirche b Volkmanen, loll uns hier mher
beschäftigen.
Über das Alter der Sudt VoUtmarsen, wel-
che in einer Urkunde von Papst Adrian IV.
vom 2r). Februar 1155 genannt wird,*) worin
dem Abte Wibald die Besiuungen des Klosters
Corvey bestätigt werden, daninter dedmam de
curia Volkmaressen, ist bis jetzt mit Sicherheit
niclifi bekannt. In der Casseler Landesbiblio-
üiek befinden sich historische Aufzeichnungen
ans einer Urininde des Kaiaera Lodiar L imd
seines Sohnes Ludwig, welche znr .Annahme ver-
leiteten, dafs Volkmarsen ähnlich wie das in
der fraglidien Urkunde genannte benachbarte
Rresberg, das heutige Marsberg, schon
im IX. Jahrh. als ansehnlicher Ort bekannt ge-
wesen sei. In jüngster Zeit läfst aber eine viel-
üKbe^ strenge Kritik dieser geschididicbeB Anf-
reichnungen die ursprüngliche AonabmC tticbt
als gerechtfertigt erscheinen.
Vodtnufsen, sweifelloa von dem Eigen-
namen Folkmar herzuleiten, liegt an der Grenze
des Fürstentums Waldeck, dort, wo die
Erpe sich mit der "Mste vereinigt und der
Dieroel zufliebL Die Stadt beherrschend'/
erhebt sich auf steilansteigendem Hügel die
Kugelenburg (Cogelnberg), deren Geschichte
mit der der Stadt mg verknüpft ist*) und anf
welchar vide bafVliBie GeschlcdMr, mler
*) H. Flake. »Die
Mamlcr 1888. Mr. 104. (Mr.'l4.'V Uikaadc
Lmim UI. Oet 1184.)
*) DieBe«elkennit4aDlnBailale«,v«iVqloMiaw
■ad «inet grofMn TeOct von Waldeek fchMa aaeh
W. E.Cieferi dem ilclisiicheB Slwnn« derCJ M t i
ker an. (S. auch L. Curtte •Geachkhte von Waldeck«.)
Folkmar isl der Name einiger Äbte von Corvey.
A*i! V I) 1 k III « r , der von 1 1 J!l — 1 1 38 regierte, »l«inmte
«U5 der hamilie der Grafen von .N'ordhelm. Giefer«
(M.LUaskript im BeiiUt lies lltrrii I Hluck in Bonn^
nimml an, ilnft die Slidl Volkmanen eist am das Jahr
I JHI) ans der alten villa Kolkmarshua entstanden >ei, die
vielleicht «chnn im X. Jahrh. oder noch frllher bealand.
•) Papsi i.rcgor IX. gedenkt in der Urkunde vom
Jahre \2'Si beider nebeneinander; beide gemeinachafl.
lieh waren mehrmals vcrpfiindel, so von Heinrich,
Abt von Corvey, an Wiebold, Erzbiiicbof von Cöln
131)1, von Wal r am, Eribiichof von Cöln an Herbold
von Papenheim und deiaen Verwandte nnd vom
Stifte Corvey an die Borgminner im Schlotae und die
Katsmänner ond die Gemeinheit der ^tadt Volk-
marien am SO, Oktober IS.ir, (». Spilker S. 129). Im
SiMUarchiv in Massier bebnden sich sahireiche Volk,
marsen und die Kagelabarg betieflende Urkondaa»
■•wie Mütr aaCuigrtich« Proscfnktea alm die Kngrik
8
1903. — arrscBurr fOr chustuchb kunst
Mr.l.
4
andeni dM heute noch UBhoide d«r Frei-
heirn Rahen von Pappenheiro, schon Früh-
zeitig ihren Site hatten. Am 9. Februar 1480
wurde Otto von der Malsburg k urcöl nischer Amt-
numn ni>0 Cogdnberg und Volkmarsen (Kur-
cölnischer Richter und Rcniheber des Amtes
Koglenberg und der Sudt Volkmarsen war
Jolunii von Rintekn, gest 1099).
Nachdem Karl der Grofsc die Sachsen unter-
worfen, stand der sächsische Hessengau, der
sich von Wolfhagen und Mengeringbamen bis
Peckctaheim tind von cier Fulda bis in die
Gegend von Canstein und Stadtbeige erstscckte,
unter fränkischen Grafen.
tn Jahre 980 empOrte lidi der Sachse
Brüning gegen den fränkuchen und sächsischf>n
Grafen, Herzog Everhard, welch leteterer in
einem Empörungskriege gegen Otto I. in» Jahre
989 den Tod fand. Von dieser Zeit an ler-
splitrerte sich der sächsisihe Hessengau. Der
Kaiser nahm Besiu von dem Gau und den
in demselben liegenden Gdlem der Besiegten
und schenkte diese sowohl wie auch die
Grafcnrechle Über die verschiedenen Teile des
Gaues an benachbarte Stiller, aowie an mlich-
tige Familien, die dann mdfltens den Grafw»-
titel annahmeti
Seit der Mitte des XI. Jahrb, erscheinen die
Grafen von Nordheim als Inhaber der Grafen -
gew.ilt (Iber (lie Gegend von Volkmarsen.
welrhe sie wahrscheinlich von Maini als l-ehen
uugen.'^; Das Geschlecht der Nordheimcr er-
loach im XII. Jahrb. und gelangte der !^a< hsen-
herj'O]? Heinrirh der I^we in den BcsiU der
Güter und Rechte. Nach dessen Stnrxe finden
wir die Grafen von Everstein im Besitze eines
grofsen 'Ifilcs der Nordheimcr Güter,"') sowie
der Gerichtsbarkeit über die Hegend von Volk-
torf mdl 4m von Corvey beabkichtigie Wiedereinie«un2
von KOfelabetf, Volk raarien und Sl«dlberge.
1) Sidw Wenk a,>.0. U. % S. r»32 lud «680.
_ Rommel, »Heu. LMdcfgeich.c tom I, S. 77 It
lad //c.tschr. ftlr hc«itrhe Gesc?i.- II. S. 1 HS ff.
") Üb die KugelibutjE lur Zeit der NonUieimer
bereils bestand. Ut ungewif». hingegen wird ier D e s e it-
bctft bd Warbarg „ScUofo Onoc von Nord heim"
Senunit {%. Rcci«. HM. WmlD Etliafd II. B ). De«
Ursenberg» aU einer Bwg wM SMIlt am 4«» Jahr
107! eedacbi, aU chiM BaaaM» «es Crafn OtM
v.,n \nr.ihr-iin. '^SicheGicfera, aSlalislilcdssKreiMs
Warburg«. S. iö.)
*) Schräder, «Die äller« Dynaiten»tänime« I.
S. 215 0. Manche nngcilnickle Uikaadcn der Graten
TOB EvSrttsiB bcfindm sich in BscMae des Ucitn
Obcnllsattaat RÜtn la WonMin.
maraen, Witnur, Wormela etc.') Neben ihnen
erscheinen die Grafen von Waldeck im Besitee
von Gerichtsstfltten, welche sie von Paderborn
ab Lehen tnigoi, wlihrend ^ne von Mains
belehnt waren. Andere Orte wurden aehon
frilh durch die Stifter, deren Eigernnm sie
waren, von der gräflichen Gerichtsbarkeit be-
freit nnd mit eigener Gericfaldiarkeit begabt
Um die Sudt Volkmarsen herum lagen
mehrere Dörfer, deren Bewohner sich in kriege-
rischen Zeiten in die Stadt zurückzogen. Das
adum in einer Urkunde dea Kaisen Amotf
im Jahre RR7 genannte Mederich, ebenso wie
Benvilt und Witmar'] l;estehen nicht mehr.
In der Nlhe von Waiburg lag das Dorf Pappen-
heim, von welchem das Geschlecht der Ra-
ben von l'appenheim seinen Namen ableitet.
Iiu Jahre 1233 finden wir Volkmarsen als
der Abtei Corvey gehlii^ welche sich den
Besitz der Stadt durch Gregor IX. bestätigen
liefs."*/ Die jetsige Marienkirche in Volkmarsen
ist jedenfalla an Stelle einer andern gebaut,
da unmöglich angenommen werden kann, dafs
ein Ort Jahrhunderte lang ohne Pfarrkirche
gewesen sei. Bei der sich im XIII. Jahrli. eikt-
feltenden regen Bantitigkeit ist wohl antn-
nehmen, dafs die alte, romanische Kirche ent-
weder aus baulichen Gründen, oder weil sie
zu klein geworden war, der neuen weichen
i>pi)ker, »Geschichte der Grafen von Eref
«tcin«, S 172. Die ilteate, ganx xuvcrläuige. im
Slaatsaicbi« io Mamtfr btkanut« Erwibawc des Orte»
Wiinar find«! sieb tai den OWemf i e lc bifcsa n des
Ahtex Erckenberlfls 1100—1128 (t. Bd. 42 S. 79 dat
»ZeUachr. f. VaterUnd. Gecch. Weatfalens«) nnd feracv
in einer Urkunde Widnkinds von WaMcck au« dem
Jahre 1189. Ah Widnkind mit Kaiser Fncdrich I. an
dem Krettizuj;e ;uni hl. Lande teUnchmen wollte, ver-
pflkidcte er d«r Paderbonw Kirch« im Jaht« 1189
eiwn Hof an Wiimar.
Es ist möglich, difs der Xiktnr Witnar analog
den Namen Volkmar«en von dem Namen des Mönches
Wiimar herstammt. Km Moiich Namens Wilmar be-
ikütic den U. Aaskar. der 826 Lehrer an der Schule
dasKloilefsCOTvcjr nid8S1 Ertbiscbaf wiaHaBbarE
war, im Uhre 829 nach Schweden.
•l Die Pfarrkirche in Wttmar und der FriaAof
bestehen heule noch, wihrend das gaii:e Dorf spurlu»
vcnchwundeo ist. im Jahre 1440 wird die Kirche
•fwiknt GiefcrsnfaBiMm, dabWitiMarderibsiM
dieiar One sei.
») .Schate D, .Annalw Padarb.« H, ad wemm
Pol.: Max. üregor IX. Specialiter anlem de
1 Mersben; et Kagekbetc caalra et oppidum de Voik-
«Bfesw CO» pcftlBcntis vaUs confinnanna. (W«MC
Urknadnibaeb.)
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ISOa. — ZBITSCHJUFT FOK CUBISTUCUS KUNST — H*. U
6
nuftte. Ob nun die alte Kirdie die in der
Urkunde vom 20 Sept. 1263") erwähnte St
Marlinskirche war, in welcher Urkunde nch
Maitin Kepper „presbyter perpetnm vioiTias
seil plebanus in ecciesia S. Martini in Volk-
DttfseD" noiDt, mag dahin gestellt sein. Zweifel-
los war die jetiige Marienkirche am diese Zeit
tiereiti im Bau begriff». M^licherwcise
wurde, wie das im Mittelalter häufig vorkam,
die neue Kirche um die alte herumgebaut und
letxtere erst abgebrochen, naehden der Neu-
bau ganz oder teilweise fertig gestellt war.
In den in Volkmarsen erlassenen Urkunden
von 1. Juni, 3. Juli, 16. November») 1976
koramen als Zeugen vor: Dominus Johannes,
plebanus in Volkmarsen, dominits Ludolfus
divinorum provisor in Witmaria- Ferner kommt
Johannes als plebanus von Voiknursen vor in
zwei Urkunden von 1277 und in einer von
1298. Gyselerus procurator divinorum in Volk-
inafscn (ritt als Zeuge auf in den Urkunden
von 1257 April 6 und 1257 Juni 15. .Aus
diesen Urkunden geht hervor, da£s die Kirche
in Volkmarsen ru dieser Zeit Pfarrkirche war.
Da nun ta derselben Zeit i;nd nuch später
in mehreren Urkunden die Rede von einer
lüeinen Kapelle (capellula) in Volkmarsen und
Bemrilt die Rede ist,") so kenn mit dieser
nicht flie Pfarrkirche genifirt ,i>;n, iimsowcnigcr
als dies« Kapellen der Kirche in Witmar unter-
standen, was nidit wohl von der Pfiirrkirche
einer bdesiigten Stadt anzunehmen ist.
Papst lohann bestätigt in der Urkunde vom
4. Mai 1317 dem Augustinerkloster Arolsen die
Ol)ertiigBng der Patronatsreebte ttber die Paro-
chialkirchen in Witmar, ^'1l■;-nar<!en, Finingcn
und Benvilt, welche, mit Einwilligung des Eri-
bisehofr nnd des Kapitels in Mabs, der Graf
") S. Spilker, S. 138 und »Wettf. UrkundeobDcht
No. 968 ad «nDum 1263 . . .
1^ Ib d«r Urkanda von 1274, wckbe von Johanoat
plebnws •BifcttidN warde, bt ili Zetige genanat
Henricu» »tchipr^kbilei iedis Wiimarie und die Au>-
fcrligung gezeichnet von Albertus de iirunhardesten
fjudicium tenenl': und Ainoldus Rufus procunsul. In
der Urkunde vom 'iO. Sept. 127U kommen ala Zeugen
vor Hccmaimtu rccior KoUruat In Vokmanen, Con.
isdoi sacacdoa, LadoUaa difiaoiiB proviMt in Wyt-
aaiia. In der Urkmide von 1883 werden die ple-
bani der Kirchen von Witmur. Votkmarien und Wet-
tern genannt, 1293 die Kirchen von Witmar, Volk-
nanen und Benvili.
i*> Ecciiaia ville Witnai«i»ia et suia capcUallt
VpleoMitai vMeMcit al Bemidl (1806 Jani 23).
Conrad von Bvefstdn gemacbt hatte. Dies
beseitigt wieder die Annahme, dafs die jetzige
Marieakirdie ao Stelle der Martimkirche ge-
treten isl^ denn um 1817 war die Marienltiiche
bereits fertig gestellt, währen«! sie 1263 im BatI
begriffen war, als die Martinskirche noch be-
stand. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dafs
swei Kirdien in Volkmarsen bestanden haben,
von denen die eine in dem grofsen Brande
bei der Erstürmung der Stadt durch den Land-
grafen von Hessen am S2. August 1476 cu
Grunde gegangen ist, wie denn auch der
Turmhclm der Marienkirche diesem Bnade
tum Opfer fiel Diese Amahtne verliert aber
an Wahrscheinlichkeit durch den Umstand, dafs
in den UrkunH-ri df"s XIV. Jahrh. niemals mehr
I von der Martinskirche die Rede ist. Auber
I der PfiirrUrcbe und der Kapette besals Volk-
' marsen zwei Ht^spitäler extra muros, nämlich
das Hospital zum hl. Kreuz und das Leprosen-
liaus tum hl. Geist, welche beide in Urkunden
des Jahres 1352 erwähnt sind.
F.S mag hier nicht unerwähnt bleiben, dafs
Volk marsen ebenso wie Witmar, Kloster Ha*
sungen etc. ursprünglich zur Mainzer Diöcese
gehörte, dann an die Cölner Diflcese .ibge-
treten wurd^ von der es an die Paderborner
Dittoese Oberging, bis es scbliefslich der DiO-
cc^e Fulda zugeteilt wurde, zu welcher es
jetzt noch gehört. Anliegende Ortschaften, wie
X. B. Nniniburg, werden nodi lieute im Volks»
munde als «Mainser" besdchnet.
Es würde uns hier zu weit führen, wenn
wir die Bedeutung der Stadt Volkmarsen im
Mittelaller klar t^en wollten, und mSgen des-
h.-ilh nur einige Daten erwähnt werden. Conrad
von HocbsUden (1238—1261), Erztischof von
Cöln, sdiloft 1260 am 1. Juni im Lager zwischen
der Stadt und dem Kugelenberg, die schon unter
dem Erzbischof Philipp von Heinsberg an Kur-
cöln gekommen waren, mit Themroo, Abt von
Corvejr» und Albert, Heraog von Bmimebweig
ein BUndnift. (WestH Urkdb. No. 881.)'«)
'*) Im Staaitarchiv zu Wetalar, welches viele Nach-
richten bcsw. PrQM&aklen aber Vplknunea, die Kagato.
barg md mehi»« batMClibaile Slldle enthllt. befindet
•ich eine vor kurzem ^jefundene l'rttundc folgenden In-
haltt: Annol5liJ klagt Er/hi»ch<jl" Gebhard von C61n
zusammen mit dem B;lrgrrinei).lcr unil dem Kat der
Stadl Volkmaraeo gegen Johann von Waldeck uad
den hessiadieB AistiMaii GeoTff von der Mahborg an
idtas Dfoeteo tm Giafskagan asd wefan LandWedese
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11
12
Von Urkunden, welche auf die Kirche in
Volkmaiaen Betug haben, «roUen wir noch
«wähnen, dafs 1283 (No. 1776 des Westf.
Urkundenb.) die Kirchen zu Witmar. Volk-
ntarsen und VVetter Garten geschenkt a-
taielten f&r Hostien md Weinlieferang aar
Abhaltun , Meniofien, Im Jahre 1481
übertragen Conrad Fopelen, Administrator des
Kloaler« Aroldeasen, Margareta von Geismar,
Priorin und der ganze Convent daselbst auf
Bitten des Rates der Stadt Volkmarsen, des
Priesters Dethard von Rode dem Hermann
Wigdelndi, hebd<ima<iaMUs der Kirche der hl.
Pusimia zu Herford und Pfarrer zu Bonne die
Commende au Votkmarsen, welclie von dem
ventorbeaeB Hdnricb Diethard is der St Ma-
rienkirche daselbst auf dem Altar dt-s hl. Lo-
reoa vor dem Chor gegründet ist und dispeo-
•ieren ilm audi von dem Hindentiflse, dafs nur
ein beneficiatus diesen Genuls der Koro-
mertde soll besitzen dürfen (Urkunde auf Per-
gament in britzlar, mitgeteilt von Fichte,
Abschrift in der Landeabibliathek in CM).
Einer Urkunde vnrn Jahre 1277 (im Archiv
au Arolseo) zufolge hatte die Sudt Volkmarsen
EwOlf RatAerren (conaales) and besaft eme
eigene MUnre.'*")
ISiH überUfst Corvey die Hälfte des Schlosses
Kogelenberg und der Stadt Votfanataen dem
Ersstifte Köln. !336 wurde die Stadt aatt der
Münze und dem Kugclenberg von Corvey den
Rtttem Herbord v. Mederich, Friedrich, dessen
Knappe, und Johann Runst, sowie dem BQifer»
meister Widerhold und andern "If genannten
Ratshmen sowie der Gemeinheit zu Volk-
naraen verpftndet Die Abtei rada also awi-
aclten 1904 und 1886 das Pfand wieder ein-
gelöst haben. Auch roufs Corvey die Ein-
lösung von den oben$(enannten Rittern etc.
brach, begangen durch EinfkU, Makb und Moid in der
Stidt Volknanan.
'*) Herr Apollidbsr J< Black in Bonn »ah inMu-
•enm va Berlin wai BnMdMilweig mehrer« Mflnzcn von
Vollitnireen mit der Inichrifl: C»Hrj,i fpi.ijfu-, Erx-
bi*chof Conrad von Hochaladea lief» m (ieu Jahien t2.'>4
M» 1 TS wlhrend d. GefaaglMrtaft de« BitchoftSirooii I.
von Padeiboni in Voikiuma Banics. (S. }, Lcit«.
maa« «Dcntscli« UtUnhmde* S. 332)BtMh«f8iiBoe«oa
Paderborn, sein Nachfolger Otto und Bernhard V. Übten
in Volkraarten ebenso das Maoirecht aas, als der Erz-
hischof von Coiii und die Able von Corvey Schonr-
mann »Vatert. Münzkunde« S. tl|.) Nr. II der V'olkm.
Urkunden im Staatsarchiv lu Mttoaler vom l.'i.Jani 1 12t
bctriflt die vod Spilkcr erwIliBitc VoUuBsncr Mansc.
vollaogeo haben, da es 1421 einen BQrger in
Volkaaarsen, Namens Wllbard Keren tmd dessen
Frau Else, mit der Münze daselbst belehnt (s.
I Spilker, S. 463). Noch im Jahre t f 7 er-
ipfitndet Abtei Corvey dem Erzbischof iiermann
von CShi nir ein Darldn von 8600 Goldgalden
die Hälfte der 55tädte Volkmar^heim und
I Marsberg. Seit dem AoCang des XV. Jabrh.
I scheint KtirrOtnwenigsteBa einen Teil von VoUc-
' marsen und der Kugelsburg besessen zu haben,
j bis es später die ganze Stadt erwirbt (s. Kind-
lingere Handschriftensammlung Bd. XL, S. 689..
Im Jahre 1484 stellt Erzbischof Hermann von
Cöln <!em Ijindgrafen Wilhelm von Hessen für
30,000 Gulden die HalAe des Schlosses Co-
gelnbeif , sowie der Stidte Volkmaisheini, Mede-
bat h, Hatletibcrg etc. zum Unterpfande. (Urkunde
befindet sich im Staatsarchiv in DüsseldorC) Schon
1418 eiacheinen am n«'ntohle an VolIcinafBen
Cölnische Freigrafen. In dem Jahre wird Jo-
hann Oeorg als Freigraf zu Volkmar5en und
dem Kogelenberg genannt, 1420 Johann Groppe,
1409 Eghafd AUemann an Volkmanen auf dem
Ried, 1481 Heinrich Schmidt, 1489 Silvester
Lorinde au Volkmarsen und Landau 1518 der
Cttlnisdie Amtmann snm Kogdenberg. %he
T.indner: «Die Verne«.
Hermann Landgraf von Hessen, an Stelle
des Erzbischoft Ruprecht von Cöln zumCoad-
jutor gewählt, gab seinem Bruder Landgraf
Hermann III, von Hessen, der ihn unterstütz
hatte, bereits 1474 mehrere cölnische Städte
and Burgen als Unterpfimd, namentlich nach
Volkmarsen und die Kugelenbur_ ■ Ic jber
verwetgerten dem .\dministrator Hermann jeg-
lichen, Gefaoraam bis sie mit Waflengewalt be-
zwungen wurden. Nach 23tag^er Bestürmutf
fiel dir *?tadt, nachdem sie von der schon
1476 eroberten Kugelenburg aus beschossen
I und in Bland geateckt war, am SS. Attg. 1477.
Ein Drittel der Stadt wurde ein Raub der
Flammen. Volkmarsen erhielt eine hessische
Besatsnng and blid> lam Aning des XVL
Jahrh. unter hessischer Botroäfsigkeit.'^)
Die letzte urkundUrhe N'arhrirht i'pegen
16ü<J) über Sudt und Kirche, welche von Be-
deutung ist, ftnd Herr Apotlieker J. Bloch
'*) Diese Urkunde fand Herr J. Block neben ebwr
Antahl iMisiner auf VnlkiKür-fh uini drc Kiif;cKboig bc-
lOglichen Urkunden im Slaal»archiv zu UttsscIdorL
>^ iSiehe »Das Karfurueatnm llsiisa in nwlcri-
i scIwB Originalaasicbtcn*, Dannstadt 1850.
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t;t
ItHKt. ZBlTSCHRlrr FOR christucmb xuhst —
Mr.l.
14
neben vielen andern Nachrichten über seine
VatentadtVontntfwn, die Kogeltbufg aoddas
Fürstentum Waldeck in den Farragines Gelenii im
StadUrchivniCöln Bd.IX,m Dieselbe lautet :
Oppidam VollnBaHillciai habet WO dreiier c»m>
iBunicanle», «Btnpia, ecdeiia pirnchinllt in Vclkmaref.
heim d. Tirginis. Joanoet Meimberg es Mtrapia Bai.
veosi pastor, profetuit ex Bo«d«ilie ac ilnul prior
MaalhuB in WoHcmaiMluiiii.
Altuia.
Sommsin attara vtatatam c»t, »i m medio ecck-
ÜM, •. LMUcBtii; ad latna meridionale i. Vtti; ad
•aptMtrloaal* t. GadiaiiBH. onaia TiolaU aad daeraier
Trsta Ad primam cohunnam ▼ersu; scptciitriuncm
alure •. Nicolai, doiatui paatoratui incorporatom
«iQlatWh AI primam ceh —B i «moa wridiem
altare psiatw s. Jacobi ammoyendom Ad columnam
aecttodam vertos i«ptenlrionem ahare incerti «ancti.
Oamla vielata ci ammovenda cum potiai eccIe&Ue
gm lfmm ItOMtlateni pariant. R w l i a iai B liaac faiiae
dioecüt BfofBMlBanit apparei es divcnia decBoaniii.
Kult et in hac ecclcsia fraternitaa a. virgini* qnae reatiln-
cnda. CaüMa babat 5 arccMcoa, isaatatoa, par aapai-
laiw angralaaniiiia ofganam ncdiociflflr boasaai can«
panae 1. C.ipclk Incerii »ancti ad tarrim ecclesiae
s. virgiais aita, profaoala ett, uoam altai« ibi rqicntam.
NoMiteifaai aotmui a. Au(aMbil in WoHimanahaim
pro patrooif eccieiiac habet ssnctum Auguitinum et j
aancUm Aimam. Eccieaia haec de noro euinicia
per eapeVanon MoolafBa audlaa kabel idiqaiaa «x
•ocietatc a. Ursalar.
FUgen wir nun noch die an der Kirche
befindKehen iMchrifteii bbtu, ao liabea wir '
das uns m Gebote stehende Urkunden-Material
wobl der Hauptsache nach nahezu erschöpft.
Innerludb der Kivdie bafindat aieh nur
eine Inschrift an der entenSlttle der Stldaeite.
Dieselbe lautet: ,
Anno domkti 1404. Hmriens de Bmtdorp
fresbiter feria VI posi Afaria coneeplionemfunda-
toT huitts nlffint, rüttle antma rtquiescat in pac<.
Diese ebenso wie die Inschriften an der
Aii&eiMefte der Kirche imd linitlieh Gvab-
flcbriften in gotischer Minuakdadirift und teil-
weise schwer zu entziflem.
An der Westseite am Strebepfeiler rechts:
Ana» domini rjyo obiit EfyuAtth uxtrDttmüri
Bulhnis crattino die nmniitm MMfÜMMt lue Mt-
puUa. Requitscat in pact.
An Strebepfeiler linte vom EiDgai^: \Aii\pi«
dVHUtd I41S ohiii dominus Keppn senior in
du .... hic sepultm, cuius anima \rtquiticat\
m paet.
Dieser Kepper wird wohl mit dem in der
Uriumde vom 29. September 1268 enrttbotea
Martin Kepper, presbytcr pcrpetniis, vicarius
aeu plebantn S. Martini in Volkmaraen ver*
wandt sein.
Weiter links: Anno domint IJ&J obiit G^r^
trudis uxor guondam Alradi^*) awutuuU dk
dtmitUem pott fi$t$m Botlholmm 4^9tMi Aü
sepul/a. Rtquieseal in pace.
Über der Tiir der Marienkapelle: Anno
'504
Seitwärts der Treppe Uber dem Bogen des
Beinhauaes: 150^.
Recbla vom Nordpoftal: Amn d&mimr^gi
obiit Ehtabtth uxor Weder holdi^*-, in dem S/ey-n-
Jtus, fih'ti fr,h,innis Te/'eUn, in dit nativitotis
Marie, cuius antma requiescat xn pace.
An der Ostmaiier des Chores: Amt» d»-
mir,i I46J Kunne uxor Hrvnemanni filia .
Gotfridi Tuäelen in dit Michaelis hic sepuliot
cuiut amma reqmucti nt ptxt. «mm.
An der Südseite links vom Portal (Vorder-
seite des Strebepfeilers): Anno domini ij^s
qidnlo eatkedra temcH peiri obijl johan votrtu
hic sepultus requiescat in pace amen.
An demselben Strebepfeiler und teilweise
an der Kirchenmauer: Anno milksimo quingen-
Irsime Ö2 fmm (trcia pnl iarttüwm oMi ja-
fohus kepl>tf iub pro.ximo taf^ t^lähtt CUjuS
antma requieical in pari.
Darunter befindet sich eine Abbildung des
BanlcraneM. Die Insdirilt anf der Innenaeile
der Turmgalen'e ist verwittert. Ks ist nur
noch tu entziffern: Anno domint 1^64 und dann
auf ebudnen Stabplatten dieSteinnetiMiGheB:
Die Inschrift befindet sich an dcr 8tt4-|
Ost- und Nordseite der Galerie-
Fassen wir die Angaben der Urkunden so-
sammen, so ergibt lieh folgendes :
Die Stadt Volkmarsen besafs schon in früher
Zeit eine Pfarrkirche, welche dem hl. Martinus
Bio Altada» magiiter coDialna kommt in dar
Urlnnde von 1980 Auguii, vor (WcmK Urhaiidmbiieli
Nr. l.%f»n).
'*) Ein Wederoldut wird in der Urkoade vom
8. OMtm 13M «b BeiienNiMw . dar Stadt V»|fb
mersen genannt. BcMielmead IM d«t Zesals fo dam
Steinhana. Hit Aanahme das RaAaaaea . waten
ntmlich nur wriiige Hloser in Volkmaraen maiaiv
gebaot. Einige der aheo bockinteicManien Facb.
werkifaniMa daa XVI. Jaiwb. aiad iMalc aeeli er.
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IS 1!»0.<. — ZEITSCHRIFT FÜR
geweiht w«r. Daneben bestand noch eine Ka-
peHe, «■hnehdolidi cxlra nnrot, welche der
Kirche in Witmar untersund, nebst zwei Hospi-
tälern, die wahrschcinlicii eben^U Haiuka-
petlen betafien. wie das später erwshnte Rloeter
der Augustinerinnen. An Stdle der im ro-
manischen Stile prhaii''-n, Tirsprtinglichen Pflur-
kirche trat tm Xill. jahrh. die jeuige, der
Gottesmutter geweihte Kirche
Diese ist nicht in einem Guf<? gcbatJt. Zu-
erst wurde der untere Teil des Turmes nebst
der Wettmaner der beiden Seitemchifle bis
auf eine gewisse Höhe aufgebaut und wahr-
scheinlich auch die Umfassungsmauer der
guuen Ekd» bk Femterhöhe. Dann geriet
der Btn ine Stodceo und blieb lange Jahre
Hegen AI» er gegen Ende des XIIL Jahrh.
wieder aufgenommen wurde, war der Bau-
meuMr gcMorben oder fortgeeogeo und em
anderer fährte den Bau zu Ende, f^ieser hat
uostreitig die Maxburger St. Elisabethkircbe
und dteKird)e in WoHhage» studiert, d« deren
Formengebung mutatis mutandis treu nachge-
bildet ist. Nach dem ursprünglichen Plane
•oltte die Kirche dn&ehe, idhimle^ nicht ge-
teilte Fenster erhalten, wie diese im Erdge-
schofs des .Turmes*; und an der Westseite der
Seitenschiffi; ausgeführt sind, mit ungewöhnlich
breter AbeduigaRg der Leibungen. Auch die
Wandpfciler des Turmes erhielten nun ein
anderes Proäl, während man das alte ruhig
bestehen lieft imd dat nene ohne Vermittiting
daraufsetzte. Am Ende des XIV. Jahih. wuide
an der Nordseite des Chores eine niedrige Sa-
kristei angebaut, welche, als man am Ende des
XV. oder An&ngs des .\V1. Jahrh. die jetzige
in zwei Jochen gewölbte Sakristei erbaute, teil-
weise zugeschüttet wurde. Der Fu&boden der
heutigen Sikrietn aehoeidet nimlicb mit der
* if v rVnnte der Fenster der alten Sakristei ab.")
Diese lag soviel tiefer, daiä das Dach derselben
antertiilb der acsUicben Chorfeoster bliebw Man
mufste alao vom Chor in die Sakristei hinunter-
steigen. Man könnte vielleicht annehmen, dafs
diese keine Sakristei, sondern ein Beinhaus ge-
weienaei, indessen pflegte man einerseits die Bein-
hattscr nicht neben dem Chore anzulegen, dann
aber war kein Eingang von autscn vorbanden,
sondern nur gans Meine oiid ichmale Fenster.
In df-r F.ckt.- /wiMlien dem Turm und
dem nordlii hen Sciiensi liitf wurde 1604 em
•j ünhc Abb. 5. Vergl. Abb. 4 n- h.
r;HE KUNST — Nr, 1. ttf
I Beinhaus mit sich durchscbneideaden Touoen-
gewOlben, gebeut,*) «eldie von efamn Pfefler
unterstützt sind. Dieselbe Gewölbedisposition
zeigt die darüber errichtete zwetschifTige Toten-
kapelle, früher jedenblls Michaelskapelle, jetzt
aber Marienkapelle. Das ursprfingliche Schifif-
fenster wurde durch die Kapelle zugebaut und
im untern Teile, unter Belassung eines kleinen,
auf die Kirche ausgehenden DoppeUoiiten,
analog den Seitenfenstern der Kapelle, ge-
schlossen. An der Nordseile der unteren ICa-
pdle besw. des Beinbausei befindet sid) eine
Nische ftlr die Totenleuchte, welche mit einem
zierlichen Reniissancetttrcben in Schmiedeeisen
abgeschlossen ist.
Im Chor sind drei schöne Wandnischen
• bezw. Schr.inkthen, von denen eines an der
Nordseite, emes dicht daneben an der Ostseite
und das dritte an der Südseite ist Lelsteres
diente im Aufnahme der hl. ' 'le '^<\et von
Reliquien, ebenso das an der Oslseite, wahrend
das an der Nordieite ab Tabernakel benutit
wurde.**)
So unregelraäfsig der Grundrifs auf den
ersten Blick erscheint,") so lAfst er sich doch,
ebenso wie der Aufrifs, mitteilt des gleichiei'*
tigen Dreiecks in seine einzelnen Teile zer-
legen. Die üLirche ist eine dreiachiffige Hallen-
kirche, «hntich der Kirche in Wolf hagen ond
Warburg-Altstadt. Die Seitenschiffe sind nur
wenig niedriger als das Mittelschiff.*") Chor und
SeitensdiUfe sind geradlinig gescMosseo. Vier
I mat htige Rondpfeiler mit vorgelegten schweren
I Diensten tragen die Curtbttgen. Die Diagonal-
rippet) des Mittelschiffes werden von kleinen,
im oberen Viertel der Sluien anaettenden
Diensten aufgenotnnien. Da die Seitenschiff-
gewölbe keine Kippen haben, so fehlen natur-
gemlUs dort auch die klehien Dienste. Die
Wandpfeiler der Seitenschiffe mit ihren den
Gurtbdgen entsprechenden Diensien fangen erst
in Höhe iler kleinen Dienste des Mittel-
schiflfpfeiler an und laufen auf weit ausgekragten
Konsolen auf. Die Kapitale zeigen breit und
naturalistisch gehaltenes fruhgotisches Blatt-
werlr. Die dem Turm aunichatliegende Sinle
h.it noch romanisicrcnile Formen im Kapital,
scheuit also wohl vom ersten Entwurf herzu*
■*) Ein« Abbildung des Utsnuca sowie itt Fer>
tal« bclmdet weh i« Statt wuä Unffewitler,
I »Muiterbuch . .
1 •) S. Abb. l u. i Vgl Abb. l. •••) Vgl.Abb.3.
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17
rühren; aiitli die PortalkapitUe zeigen den
kräftigen fruhgottschen Charakter.
Dm Fenstennia&werk itt gana vmchieden-
artig behandelt. EiniLc I cti .trr h iben aufsen,
andere innen vorgelegte Saulchen und in den
Ugea entapfechcnde RandiMbe. Seriidte
Laubkapittle markieren den Bogenklmprer *')
Geradezu mustergültig ist die Anlage der
Portale*) und ihre Durchführung. Wahrend das
Nordportal die machtigen, strengen Formen
der Friihgotik zeigt, weist das Sudportal und
besonders das Westportal die entwickelten
Ponnefi vom Ende des XIILJahrh. wd. Das
Südportal Jiu :in Stelle des einfachen Tym-
paoons einen kleeblattförmigen Bogen über
jedem Flflget der Doppeltür, wahrend Nord-
und Westportal keine Mittelpfeiler haben. Das
Westportal ist besonders reich gestaltet und
hat an jeder Seite zwei zierliche Wandnischen
mit fieineo tetdaeb&ieii llberileckt, wcldie auf
schlanken Saulchen ruhen. Die Steinsitze sind an
der Unterseite mit einer Nachbildui^ von Mise-
rikordien venefaen. Das BogMfeld, welches
aber nur die obere Hälfte des Bogens aus-
füllt, aeigt in Relieffiguren den Heiland als
Weltenridiier, reehts trad Imks Msrta und Jo-
hanneSb In dem Scheitel des Portalbogens
halten zwei Engel (iber dem Hcilandi» einen
Baldachin. An Stelle der Kreuzblume ini i'or-
Uigiebel steht «n leider sehr verstümmelter
Erf; 1 mit der Posaune. Die Giebehchultern
aieren .stark verwitterte Tiergestalten. Die
Tör wurde im XVIII. Jahth. enger und nie-
driger gemacht und soll jetzt wieder in ihrer
ursprttnglidien Gestalt beigfstellt werden.**)
I>) Luit, ■Kurtüt-Topogrmphie Deattchlandc 1,
S. 13 nennt uiUer «Jrn frUhRiiiiichen Kirchen von vonUg-
licher Schönheit neben den Kirchen in Kreihurg i. B.,
Erfurt, Elitabethkirche in Marburg neben dta Kircben
te SocM, KcgVDsburg, Slraf»barg, Trier und den Don
tn Altenberg, auch di« MAiienkireh« in Vollimarten.
*-) Die Figuren de* SBdportatei lind spiter an.
gebracht worden und jjcliören ihrer Forrngehung nach
in da» XV. t>ezw. XVl, jahrti. Fragmenlc der (ruheren
Figarco liegen noch im Bciohiate.
Di« StnbcplBiler eadif ra obeagctadliaic wi« in Mar.
fcnrg wd Warbwg aad benficn swrifelioluM frSher
Wat*er*peier, welche jelit iporlot verichwiuulen sind.
üine eigenitlmliche Inkonseqaenx zeigt die i'hur.
anläge. Während nimlich die schmnlen Sciten«ct;ifTe
mächtige Strebepfaüef haben, ist dai Chor ganz ohne
Strebepfeiler und sied dkaem Mangd wofcl meh die
kim im dar OstnaiMr letncbretlxii.
Ob« den OillniMr ba6adfl sieh noch eint kla«.
*) VoriL dta Abb. 6. 9 wd 10.
18
Wie aus der Tnsrhrift an der Turmgallerie
hervorgeht, wurde diese mit der reisvollen
TomibelErOnung fan XVL Jibrb. ausgefllhrl^
die n.illcric i.st abweichend von den andern
Bauteilen in Anröchter Stein ausgeführt und
nrar mit «ifiecbt stellenden dtbmen Pintten,
weldie in der Aolsenseite mit schwach ver-
tieftem Mafswerk versehen sind und mittelst
Eiscuklammern verbunden waren. Die Eck«
ftalen*} sind mittelst eines Bogensteincs mit der
Turmmauer verbunden, der in seinem oberen
Teile ausgehöhlt ist und das Wasser des
Hefanes Aber die Fiilen Innweg mittelst Waaeer-
speicrn nach .^ufsen leitet. Vier Türen geben
vom Turme aus Zugang zu der Gallerie. Das
innere Tiinuinnuerveilt trigt nodt die Sporen
des Brandes.
Die Volkmarser Kirche hat eine so auf-
fallende Ähnlichkeit in der Gesamunlage, be-
sonders nber in den DetMlbildungen mit der
Kirche in Warburg-Altstadt, dafs die Annahme
wohl gestattet ist, dafs beide aiu den Händen
desselben Btumdsters her v oi g egmigeo sind.
Nun befindet sich an der Warburger Kirche
in der AuÜKnlaibung des sttdllcben Chorfenaters
die Inschrift Johann Pantm me earovA Mariat.
Dieser Johann Pardan stammt aus einer alt«
eingesessenen Familie von Scherfede und kommt
als Sohn des c>lricus cognomento Pardan auerst
in einer Urkunde vor, «eiche Spilker in das
Jahr 1210 setzt, die aber auch einer spateren
Zeit angehören kann, worin Conrad und Otto,
Brüder des Grafen von Everatein, über eme
area in Scerve (Scherfede) bestimmen, welche
dem OIricus Pardan gehörte. Im Jahre 12(i3
entscheidet Otto Graf von EveiBtein und sein
Sohn Albert eine Streitigkeit swiadwn Johannes
de Paderbome und Johannes rojynomento Par-
dan Uber ein Haus und eine area in scerve.
Tohann Plaidan wird als civis in Warburg-
.\ltstadt in iwei Urkunden vom 4. und IK. März
12t>8 genannt. Er befand sich mit manchen
andern Warbarger Btttgem unter den Gegnern
der Dominikaner, denen der Bischof von Pader-
born die frühere Altstädter Kirche, welche an
Stelle der jetzigen Donünikaoerkirche stand,
flberwieaen hatte und die Altstidter der obern
Kirche St. Peter zuteilte. Darüber waren die
Bürger sehr aufgebracht und bedrängten die
blaltfitanig gwchlo w eiw Nische mit ewcr siltendcp
Vlger.
•) Vorgl. Abb. 2
1903. — ZKITSCHRIPT FOR CHRISTLICHR KUNST — Nr. t.
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lU 1903. — WnCOKIiT VOK
Mönche so, dafs die geistliche Behörde ein-
Khreiten mufste. Am 14. Oktober 12h6**)
fordert der Geismarer Kanoniki» Konrad wo
Gandern die in der Urkunde genannten Bürger
aui^ die Brüder des Predigerordens in dem
reehtmlMgen Beritt der Marienkuche nicht »i
stören und füe Beleidigungen gegen dieselben
xarück^unebmen. Am 28. Dezember 1286")
tdk dcfwlbe dem Ersbtschof Siegfried von
Gold mit. da6 er infolge Mandats die be-
nannten Bürger «nm Verhör nach Cöln citiert
habe in Sachen des Warburger Predigerordens.
An Ift. Februar 1287**) trlgt Brsbischor Sieg-
fried von Cöln seinem Ofüi ial unter Rrzähhing
des ganzen Sacbv«'baltes auf, die Untersuchung
gegen die ÜbeltMter in Warbuig stt fübreii
md gibt an dennelben Tage**) den Aufti^
g<^rn die GenaiHiteD mit der Bxkoonnanikation
vorzugehen.
Am 14 Mri 1987*^) befiebH BiMhof Otto
von Paderborn den Pröbsten von Gehrden,
WiUebadessen und Arolsen nach nochmaliger
Mabnnog die Geaanateo zn exicoramiraiäefen.
Am 21. Mai 1287 hebt Bischof Otto von
Paderborn die Exkommunikation wieder aul,
nachdem die genannten Bürger sich mit dem
Predigerkloster vergHdien baben md achenkt
der Altstadt den Phtz fiir die neiie Kirche,
die im Jahre 1297 vollendet und 1299 eingeweiht
wurde;'*) Wennnanattcb Jobann Fardanin diesen
Urkunden mit Namen aufgeführt ist, so tritt er
doch nicht besonders hervor und gehört nicht
einmal zu den consules. Wenn er niro trotz-
dem in hervorragender Wdse an der Kirche
verewigt ist, so kann man wohl mit Recht an-
nehmen, dafs er der Erbauer derselben ist und
darf dann ans der Obereinstimmimg der Dr*
tailformcn mit der Volkni.usor Kirche schliefsen,
dafs auch diese von ihm gebaut wurde. Die
Warbarger Ktrebe wurde 1399 dngeweihu
Demnach muft die Volkinarser Kircbc meiM
gebaut «ein, was aowohl mit den Formen und
>") .Writf. Urkandenbuch« Nr. 1902.
»•) Vetgi. Nr. 1909.
«') Deigl. Nr. 1921.
«*) Dtig}. Nr. 102B.
"j DesgL Nr. 1040.
*•) Adolf Gottlob ,,Dic ijnliutunu dr^ homliii-
kanetklotten Warlmg mit einem AnhAog von Uf
ksadea «ad It«glitcn» tut GtaMAtt des Klo«era">
•Zeitschrift filr vaieftlodisch« Gea^to nod Akai»
tuaukunde Wettfslew«, Bd. 60.
KUNST — Mr. 1. 20
I besonder» mit der einfachen Choranlage überein-
] stimmt, als auch mit den Daten.
Als Baumaterial ist der in der Nahe von
Volkroarscn gewonnene grobkörnige San«l'!tein
von gelblich grauer und roter Farbe ver-
wendet und swar in nüchtigen Quadern. Zu
den feinem Arbeiten scheint der feinkörnige
Wrexener Stein verwendet zu sein. Der Volk-
marser Stein gehört der Bimtsandstdnfbrmation
an, welche in dem bei weilen gröfsten Teile
des Regierungsbezirks Cassel und des benach-
barten Fürstentums Waldeck auftritt.*») Der
Stein iet bart und wetterbestiindig, waa sieb
daraus ergibt, daf> eine Verwitterung, mit Aus-
nahme der feinen Inschriften, nur am West-
portal m bemerken ist und ist es nicht ein*
mal wahrscheinlich, dafs der Volkmarser Stein
tu den Profilarbeiten verwendet wurde.*')
Der Flurbelag, welcher genau in der alten
Lage geblieben ist, bestdit aus SandsteinpUtten,
welche in den Hängen sUrk au.sgeschlissen sind.
Der Boden aufserhalb ist im Laufe der Jahrhun-
derte angewachsen und soll jetst wieder so
tief abgetragen werden, da& die Kirdie frei tu
liegen kommt und dann nicht mehr unter der
Bodenfeuchtigkeit zu leiden haben wird.
Hit HttUe ebies Kaiserlichen Gnadenge-
schenkes und der OpferwiKigkeit der Stadl,
welche schon unter dem früheren, als Dechant
in Fritilar trerstorbenen Herrn Pfiurer Krets»
ler, nicht minder unter dem jetzigen Herrn
Pfarrer OUnst hervortrat, wird es möglich sein,
die Kirche in ihrem Zustande zu erhalten und
sie vor dem aentörendeo j^aHusie der Feuch-
tigkeit zu schützen. !>tc .\usfilhnmg der Wieder-
berstellungsarbeiten liegt in der Hand des
Uoterseicfaneten.
GdMildMiKB. Laasbcrt v. PUean«.
•») J. Block, »Uber wi»«rn»<-ha Wiehe Wertbe-
itiaMnang der Baumaterialien elci StKongtberidM d.
iaedenli.G«a.CN«nir.«.HeOknide. Bona lOOS.
*0) Die Verwendung dei griuBcbei] AnrSchler
Steinet rar Turmgalcrie mag wohl darin ihr^n Grond
hübet), dah man den Volkmarser Stein ■ 'r-.-.m
Profiliernngen nicht gebranchen konnte, d».nu aber auch
vielleicht darin, dafs ein Baumeitter »u% der .Soetter
Gegcod, wo dim«r Staia faat anHcUicftllck ra den
KirdienlMmtai varwcndet ward«, den Ba« In Volk-
marten geleitet hat.
Über die Raine Kogelb«ig eru:aicu vor kunem
aiM intereataiile Brotchflre von Ernit Happel, Verlag
rom Carl Victor in Caaiel, wf wttclw wir »och aat-
■orktaak atadM« ■Ocht si i.
Digiii^uu Ly Ci.
'.'1
1<)03 — ZEITSCHRIFT POR CBMVTUCHB KUNST — Nr. 1.
Neue Gedenktafel des Kanonikus Georg von Eyschen im Cölner Dom*
(Mit AbbUdaag.)
mit ihren Mafstrolicn und Krabben, darttber
cm StMlaniniater dea GroGdierzog-
fums Luxemburg, Herrn Dr. Paul
Kyscben, ist die hier abgebildete
Grabplitte tu danken, die dem An-
die Hohle mit ihrem Blattfries sind der Dom-
afcbitektur entlehnt und in der dekorativen
VftSae auagwtaltet, wie von der FUdten"
denken an sdnen Vorfahren, den Canonicus Ca- Verzierung gefordert wird. Die beiden Fi-
pitularia Georg von Eyschen in derSt.Stepha- guren, die auf der breiten Tafel durch kräftige,
nuskapelle des Cölner Domes neuerdings ge- ' stämmige Behandlung sich Geltung verschaffen
widmet ist Vom Wilhelm Menf elberg in Ut- [ nofttea innertmtb der Niaeheo, in denen aie
recht gezeichnet, wurde sie von Goldschmied keine zu grofsen und nur g'fnllirr ' Micken la
Heinrich Birgel zu Cöln in Messing graviert
und Uber dem alten Wandschrank (Air die hl.
Ole), nmnittelbar unter der Fensterschräge be-
festigt, wo «sich ftir sie 1 10 fw Höhe und 120 em
Breite als Mafse von selbst ergaben. — Von
den heiden Figuren, welche ihren Hauptachmuek
bilden, stellt die eine den Namenspatron des
hier Gefeierten dar, der 1639 denAlUr dieser
Kapelle mit dem jetit im Bibliotheinaale be-
&ndlichen grofien Gemälde der Steinigung des
hl. Slephanus von Maler Johannes Hulsmann
errichten liedi, 1664 im Atter von 72 jaliren
siaib und hier aeine Ruhmtfttte &nd; die an-
dere Figur des hl Paulus ist mit R(icl:-:r'i'
auf den Stifter gewählt, und die verschiedenen
hiennir bexflgHchen Angaben and Daten haben
in der Unterschrift .Ausdruck gefunden.
Nicht nur lokale Rücksichten, welche in
dieaer Kapelte fbr ein Epiuph eine andere
Stelle nicht bieten, nicht nur traditionelle Er-
wägungen, welche gravierte Messingtafeln ge-
rade in der Ursprungszeit dieser Kapelle und
in unaerer Stadt adgen. von der sie die eng-
lische Bezeichnung „Cullen plate" angenommen
haben sollen, emp&hlen diese Form der Ge-
denkplatte, sondern auch der Umstand, dafs
filr ein nicht zu auffälliges tmd doch wirkungs-
volles, den alten Glas- und WandmaK ieien im
Kapellenkranz des Domes sich anschließendes
Monumem diese vornehme Tcdinik am ge-
eignetsten schien. Der Zeichner wie der Gra-
veur haben ihre Pflicht getan, und die Tafel,
die sie geachaffen haben, darf ah muatergUltig
bfseichnet werden.
Wenn schon die im Kapellenkranz vor-
herrschenden Architekturforroen eine ähnliche
Aoordnang fbr die Tafel nahelegten, so er>
gaben sie sich auch als N'o!weniliL;keit für die
Fassung der beiden Standfiguren und des
twiaclien ihnen annbrii^enden Stifterwappens.
Die kräftignn Pfeiler mit ihren Sockeln. Wim-
perj^, FiaUmbSdangen, die Bogenstellungen
durften, sind ebenialls im Sinne der Dom*
figuren geteichnet mit den Konseasionen, welche
unser Geschmack auch bei diesen monumen-
talen Aufgaben beanspruchen darf. Und da-
mit auch hier dem Reichtum der Architektur
hinsichtlich der Gewinder und Hfotogiflnde
keine Armut gegenüberstehe, sind diese mit gra-
vierten und punzierten Blattomaroentoi ver>
sehen, welche nicht nur gefällig denn, aon*
dem auch einen grolsen Teil der Tafel be-
herrschen, den Glanz der Vergoldung vor-
nehmlici) an den Stellen mildernd, an denen sie
aonat au atark aich geltend machen wUrde, hier
allerlei spielende Reflexe verursachend. Die
stark betonten Konturen und Schatten, deren
korrekte Zeichnung und leste Struktur der
ganzen Tafel ihre aufserordentlich bestimmte
Wirkung verschaffen, sind mit schwarzem Kitt
ausgestrichen, der die Sicherheit und Schärfe
der Linienihhrung inn so klarer erkennen läfst
Der Inschriftfries, dem auch durch die
ihn wie die ganze Taüel einiassoide Roaeuen-
borte der Zusammenhiing mit ihr und damit
der Sockclcharakter gewahrt wird, ist in voll-
kommenem Mafse von der ornamentalen
Form beherrscht, die jeder monumen-
talen Inschrift eigen sein soll; der
Grund ist ausgehoben und schraffiert, wodurch
sich die einzelnen Buchsuben, scharf um-
adintiten, um an bestimmter abheben, so daft
sie selbst in der starken Verkleinerung unserer
Abbildung noch leicht erkennbar sind.
Die ganze Tafel vcfdient daher in ihrem
Entwurf wie in ihrer Ausftihrung, in ihrer Ge-
samtheit, wie in ihren Einrelheilen uneinge-
schränktes Lob, und es wäre ihr zu wünschen,
dafe sie Sdiole machen möchte; woaa es a«
Gelegenheiten hent/magt- nicht fehlen dürfte;
denn httuAg tritt das Bedürfnis nach Gedenk-
tafeln au( weldie an und in Öffentlichen Ge>
bäuden gewisse Ereignisse, Verdienste U. 8. w.
featlegen sollen, und da dtirfte eine gravierte
83
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 1.
24
Messingtafel am gefälligsten zu gestalten, am
leichtesten und wirkungsvollsten anzubringen
sein, mag sie eingelassen, vorgelegt, selbst nur
aufgehängt werden. Auch für private Zwecke
erscheint sie geeignet, denn wer möchte
leugnen, dafs sie auch im Zimmer an der Wand
als Festgeschenk einen ernsteren Eindruck
machen würde, als manche gemalte Adresse,
bei der die Komposition selten einheitlich, nie
ordentlich gepflegt und auf den Gipfel künstleri-
scher Durchbildung erhoben hat, bis tief in die
Renaissance, die das Erbe des Mittelalters gerade
auf diesem mehr technischen Gebiet gehütet und
entwickelt hat. .An diesen Schatz raufs wieder
angeknüpft werden für alle Inschriften, die mo-
numentalen Zwecken dienen sollen, also auch
für die der liturgischen Gefäfse, an denen sie
im Laufe der Zeit verkümmert sind.
Wirkung in der Regel zu spielend ist. nicht
im Verhältnis zu der Feier, an die sie die Er-
innerung festhalten soll. Diese würde in viel
einfacherer Art, auf viel monumentalere Weise
bewahrt durch eine Metalltafel, wenn ihr ein-
gegrabener Schmuck auch nur in einer In-
schrift besteht, etwa mit einer Initiale (in die ein
Figürchen komponiert werden könnte}. In allen
Stilarten gibt es dafür vortreffliche Muster von der
romanischen Periode an, in der die Buchstaben
wuchtig eingegraben wurden, durch die ganze go-
tische Zeit, welche die ornamentale Schrift aufser-
Was der Mode zu dienen, Aufsehen zu er-
regen bestimmt ist, wie das Firmenschild, das
Plakat u. s. w., mag in allerlei Buchstaben-
Spielereien sich gefallen, was aber Erinnerungen
bewahren, ernste Gedanken wecken, auf die
Dauer befriedigen soll, das behaupte «ich im
Fahrwasser der alten guten Beispiele. Wird
der ernste Schriftcharakter und seine korrekte
Ausführung von den Bestellern wieder betont,
dann wird es nicht fehlen an Künstlern, die
Inschrifttafeln zu entwerfen und auszuführen
verstehen, auch in Meull. Schnüigen.
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2S
1903. — ZEITSCHRIFT POR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.
2U
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
IX. (Mit 2 Abbildnngcii.)
23. Reliquienbuch der katholischen
Kirchengenieinde zu Wetzlar.
on dem hier abgebildeten Re-
liquienbuch (Nr. 715 des Kata-
logs), 31 cm hoch, 23 cm breit,
cm dick, besteht der Kern in
Buchenholz, das nur auf der Rückseite in die
Erscheinung
tritt, mit Ver-
schlufs ver-
sehen zum
Schutze der
zu bergenden
Reliquien.
Ringsum
sind Silber-
platten auf-
genagelt,
auch auf der
Vorderseite
als Einfas-
sung filr die
vertiefte Mit-
telfQllung,
wie als Grund
derselben,
mithin als
Fond für die
Kreuzigung.
Die Figuren
derselben :
der Kruzi-
fixus, Maria
und Johan-
nes, etwas
derbe, aber
gut model-
lierte und
charakteri-
sierte Gestal-
ten in spät-
gotischer mitteldeutscher Stilisierung , sind
aus Silber getrieben und ganz vergoldet mit
Ausnahme der Karnationspartien und des
Kreuztitels. Auch die flachen breiten Kreuz-
balken, welche durch die eingravierte Nach-
bildung der Holzmaserung eine gewisse Glie-
derung erhalten haben, sind vergoldet. Am
Pnfse des Kreuzes ist eine <iuadratische
Kapsel angebracht, von der der Deckel ver-
schwunden ist, bestimmt, das Heiligtum zu
verdecken, das hier aufbewahrt wurde, viel-
leicht eine Kreuzpartikel. Ein aufgenageltes
kraftiges Üoppelprofil rahmt die Mittelgruppe
wirkungsvoll ein, sie scheidend von der breiten
Einfassung, welche ringsum von einem eben-
falls aufge-
nagelten
Profil um-
säumt wird.
Auf den
Ecken, etwas
in dieses ein-
schneidend,
sind die Me-
daillons der
Evangelisten
Symbole an-
gebracht, gut
gezeichnete,
silbergegos-
sene Reliefs,
welche die
Ecken vor-
trefflich mar-
kieren und
vergoldet
vom Silber-
grund gut
sich abhe-
ben. — Alles
wirkt somit
zusammen,
um mit ein-
fachen Mit-
teln eine gu-
te Wirkung
zu erreichen,
als die Frucht
der klaren
.Anordnung, der korrekten Modellierung, des
geschickten Wechsels von Silber und Gold.
Als Vorbild für das Frontale eines Mefsbuches
würde sich diese Tafel j eignen, die für ihren
ursprünglichen Zweck kaum noch in Frage
kommen könnte, denn diese Art der Reliquien-
fassung ist filr die, heutigen Bedürfnisse der-
selben nicht geeignet.
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.
88
24. Deckel eines Reliquienbuches in
demselben Besitz.
Dieser Deckel (Nr. 716), 32 em hoch. 22'/,
em breit, 3'/« dick, gleichfalls aus Buchen-
holz gebildet, ist ringsum mit einfachem .Mes-
sing l>eschlagen, oben mit vergoldetem Messing
und mit Silberbörtchen in der Umfassung.
Profilierte vergoldete Leisten gliedern die
Tafel, deren
Mittelfeld .f
mit fünf ge-
gossenen Me-
daillons der
Kreuzigung
und der
Evangclis-
tensymbole
in ungefafs-
ter, unorga-
nischer Ad-
Ordnung ge-
schmückt
sind Das-
selbe Kreuzi-
gungsrelief
ziert die vier
Ecken , und
die zwischen
ihnen liegen-
den Streifen
bestehen in
getriebenen
RankenzUgeii
von Wein-
laub oben
und unten,
von Eichen-
laub an den
Seiten. Die
Ausführung
derselben ist
handwerks-
mäfsig, aber korrekt, auch hinsichtlich der hoch-
gotischen Stilisierung, in der ebenfalls die Me-
daillons gehalten sind, wie sie um die Wende
des XIV. Jahrh zu den Modellbestanden jedes
ordentlichen Goldschmiedes gehörten. Dieser
tigurale Besitz und die Verfugung über die
einfachen Blattornamente genügten, bei hin-
reichender Vertrautheit mit der Technik, für
die Ausführung von Geräten, die trotz ihrer
Einfachheit und Wohlfeilheit als würdig und
formschön bezeichnet werden dürfen. Es darf
daher auch der Nachahmung solcher Tafeln,
seien sie zu Buch- oder Kästendeckeln be-
stimmt, das Wort geredet werden, freilich mit
dem Ratschlag, dafs für das Mittelfeld eine
einheitliche figurale Darstellung gewählt werde,
etwa die Majestas Domini, so dafs dann auch
die Evangelistensymbolc für die Ecken reser-
viert bleiben.
— Im übri-
gen bilden
diese kleinen
Hachen Re-
liefs, zumal
in gestanzter
Technik, ein
sehr dank-
bares Verzie-
rungsmittel
nicht nur für
Deckel und
Kreuze, son-
dern auch
für Sticke-
reien, denen
sie als Pail-
letten einge-
fügt, zu
grofsem
Glänze ver-
helfen , wie
ihn beson-
ders im XIV.
Jahrh. die
norddeut-
schen Frau-
enklöster mit
Vorliebe an
Paruren, An-
lependien,
Korporalien-
schachteln,
also an gestickten Flachgebilden anbrachten,
die nicht auf den Faltenwurf berechnet waren.
Auf diesen sind sie in der Regel derart befestigt,
dafs sie entweder von einer Sammetunterlage
als aufgen>lhte Ornamente glanzvoll sich abheben,
oder den Mittelpunkt bilden, sei es von farbigen
Stickereien, sei es auch, was gewöhnlich der Fall,
von ebenfalls aufgehefteten Loth- oder Schmelz-
perlen, auch Kornllen, mit denen sie sich zu
reicher Wirkung vereinen. SchDUtgen.
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im— zsrrscHMjrr rOs cBRnruciiB konst — m. i.
Bücherschau.
Sjabolik des Ktrchcngeblndc« uni seiner
Aaistatlungin derAurfassung des Mittel-
• Iters. Mit BcrOcIuichti^ung von Honorius Au-
gustoduncDSK, Sicardat und Darandus; vun Dr
Joseph Sauer. Mtt U AbbUdaagto im Text.
Hndw, VMXbmrg IM». (PMa «.M Mk.)
Der kircUicben Symbolik, welche im XIII. nod
XIV. Jahrh. ihren HObepunkt erreichte, i*t hinsichtlich
ihres Ursprungi, ihrer Anwendung, ihrer Heileutung
dieses Buch getridmci, weiche« diese frtther vielfach
etwas unklar nod willkürlich behandelte Frage grönd-
lUh. prOft mit frafMT Oli|ikti«ilIl und wafoiscnden
KeiHilidlica, Mm «It vieleii mms wiehtigeu Er.
gebiiiuen. — In der Hinleiiung werden die be-
deutendsten Symboliker dieser Glanttett: Honoriut,
Sicardus nnd UnraBdiu behandelt, die jedoch nicht
Schttpfer iluer Ucen waren, «oodcni nur daran j^ea-
l«a. — WvW 4i«H Mem itMiHn vaä wofMBT sie
im etMdnm rieh bnatw, d«r I. Teil, der
tmutOmt die hl. SeMft •!» die Qudle der Symbolik
nachweist, sodann die Verwendung der letzteren in
der Gruppierang der i^hlen und der Himmeltgegeo-
den, für welche bereiu das Altertum Anhalupankie bot.
Die ÜbertragMC der »innbildliclieD fieiiehu».
C«B «mf d«e RirekVBf «blmde hUdtt den rti.
eben Inhak des zweiten Abschnittes, der de* Material
und die cinselnen Bestandteile des Gotleshaases, Tarm
und Glocken, Altar «iil lilurgiM-he» Geril, endlich
den Schmitck der Kucbe iu da* heile ijchl der
raillelaherlicben Symbolik ittckt. Was die Autoren
in diaaar Himicht tebmn, wird nidu kritiich geptflfl,
dem die war niebl die Aii%ftb* dm Vci f ai Mii , saa>
dem sorgsam rcgl^lrleri, und Oberaus lehrreich ist das
hier mit gröfstem Fleif« ra^ammengetrsgene und ge.
schickt gruppierte Material, welches lugleich die £nt>
wickltug der mittelalterlichen Symbolik und ihre Zu.
qpHauif «if die Kircbe ab die Braut Christi illustriert.
— Vm fisi bntandetaai Wert irt der II. Teil, der
die Betiebangea awiteben der Kirebeo-
Symbolik und der bildenden Kunst darlegt,
und xwar im allgemeinen, wie lu den Einzelnfillen,
wobei als Hauptgrundsatt sich ergibt, daf« die
Haapttymboliker nicht den Kaudem die frogramme
Ikfifttn, MBdtnni an dU KmuMfe venchaAen von
der in der Kirche ubiehea ftaffimimci dais mithin
die Liturgie die eigentliche Nlhrflialler war, ein Hym-
nus, eine Predigt, ein Schau>piel nur insofern, als sie
von ihr inq>iriert waren. — Den Bildeicykleu an
den Kirchenportalen nnd .Fassaden widmet
der Vcrfuicr ebi «igmee langea Kapitel, daa be.
dcHtaUhte dce ganwi Bn^ct, dieM Cfkku tk die
gante Kircbensymbolik des Mitielakers in gwialiler
Weise losammenfassend und damit einen lbeo««tbcb
wie praliti«ch Überaus fruchtbaren Gedanken anregend,
der tum fletlaigen Stodiom dringt, wie das gante
Back. SebnBtfen.
Die Knntt im nevea Jnkrhandtrt. Vnn Dr.
Brich Fraati, Profeaiof an der Uaivctaitlt
Brcalan. Bi«er ft Thienaaa, Hann i. W. 1902.
Alt Heft 'X der »Frankfiirter teilgesifMn Bro.
schüren' uintaftl diese Studie nur t| SeiteO, bietet
auf ihnen alier iiiciit nur eine Kritik der neuen
Konstbewegnng, sondern auch einen Über-
blick ItbcT die Knnatcatwicklnng der beiden
Ictstea Jnbrhna derlei Wie icbr der VetfiiKtr
mit Ihr trcTtreut ist, beweist die OberfUlle det hier
geboteite« Materials, und die trotz derselben versuchte
Charakterisiemng der eiozeloen Meister, deren Namen
hier wohl hundertfach begegnen. Aul der Suche nach
einem neuen Stile begleitet der Verfasser die Künstler
der letalen Jalinchni« naatcntiich ta Engtand nnd
Denlt^land mit der Betamnf der hittoctKhea Stlla^
ihrer Bedeutung und fortdauernden Berechtigung, den
An^prtii hen der Neuzeit, ihren Ermngenschaflen and
Bedtlrfiimven geterhL »erdend. Nachdem „der Weg
bagiaud», sogar hinsichtlich des Problems der Mau«
kuasi an den so mKcbtigcn, dnrch tnd dmeh »cht*
lektoniscbea Tjppaa der G«ik aiwlniapfiia, al» dar
richtige" erkUrt ist, wird aa^ ak die Anfgabe
Deulschliinds beieichnet ..»uf den Fels der Gotik
»ich XU tiUtiea, aiclii in geistloser Nachahmung'* (der
abrigens kein Mensch direkt oder indirekt das Wort
redet). Damit encbciat freilich die Klage, dafi dia
St. Bnnifo an waaiE Ntehtliaiiaff
de aa«h w<
■dUedena andere Anklagen betreA nenarar Klrdien-
auKttattnngen in dieser Allgemeinheil nicht hinreichend
begründet erscheioeii, denn in der mit Kecht, trotz
ihres Archaismut, sehr geriihattea Alt baCBweins sind
doch mehrete KUmtlcr tlt% ge w ewa . — Obrigcna
darf nun an dan Gaibdkieliea dea Aeiiafll^eB
Verfatsera durchweg seine Freude haben, daran zugleich
den Wunsch knüpfen, dafs es ihm gefsUen mAge, den
modernen Ausschreilungen, die an^h dem kirchlichen
Kunsigebiet zu droben beginnen, noch viel eingehender
entgegenzutreten. Dafs von anderen kirchlichen Kunst-
kritikern mit de« nenen SlU geliebiagelt irird, weU
er nanicniXcb in dekoratiTCr HhMlchl nanAea Gnie
habe, aber iugleich in Be/ug auf ihn die Distani.
parole ausgegeben wird, weil man noch nicht wisse,
wa.% «u» ihm werde, ist Item Zeichen grofser -Selb-
siiMidigkeit, und dafs die Ausbildung, deren die allen
Stile, zumal für kirchliche Zwecke, noch flhig sind,
anlaer Berachanng bleibt, lat kaia Zeichen
Sehnaic««.
HoBOgraphiaa d«e KnnatKe werb<-*, Verlag vob
Heraaan Seemann Nachfolger. Leipzin;. Vorder»
asiatische KnQpfteppic he .>us älterer Zeit
von Wilh. Bode. Hit einer l'urbcnljifel, ol. 40
ganzseitigen Teppichaufnahmen nach seltenen > )rii;i.
lulcn nnd aahlnichBnlllattnlioBcn. (Pr.gcb.tiMk.}
Moderne Cllaer von Dr. Guatav Faianreh.
Mit 4 färb. BeiUgen und 149 Abb. (Preis gcb.tlMk.)
Otcte Mon«(tapiuent irelcbe die einsctnen Zweige
daa h aaa l ga w w falidiein Schaflkaa ia ihiar hbtoftochea
Batwickhmg, wie aamenlUch nach hi ibi«
Beittigang dameUea woBca, Mhiea aich dwch
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Sl
1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHE KUNST - Nr. 1
8S
Heraatg'her I>r. Jr«n Louit Spon*«l, Dre«den,
Mwie durch dm Vcruicluri« d«r Mitarbeiler ia der
TCflnueiia «di dlgtleB Weite ein. IMe SMbung durch
Bode und sein Teppich werk id auuertt gUniiig,
denn hier wird von dem berufensten Autor ein der
Forsilmni; kium imtfrbreilctis Thrma brh.indclt,
weichet von der gröiitcn aktuellen BcdeutunK i«t;
•chon beidi ersten Abcchnitt Witt der Verfasser sehr
«iel Neaes, Jk eiseotlkh Allee, «n «teetiveUcB Ober
dieeee Tbena «a nffcn iit, tmd da« Maietfaü, de* er
dabei verarbeitet, xum grolscr Teil in vtjrtreiTlichen
Abbildungen vorfOhrt , seu^t von nnt-r geradexu
bewunderuneswdrdigen Kenntni» und Beherrschung
de« SioOm. Die einielnen Fabrikaiiontstattcn cotitelien
tUk HdKck vofdcitad Bock suswlMdlef FcMlenDiv.
•ber die UnteracUede der penischen und tOrklschen
Teppiche, vomehnitich die EntwicklanK der letzteren
au* den ersteren werden klar fielest, die Teppiche
nai h ihren Hauptmotiven in einzelne Gruppen ge-
schieden u. s. « , SU d>ifs hier der weiteren Korschung
ia d'T .inrrt^oDcNtrii Weise der Weg gebahnt int
Auch iU* II HalQ liehen Ober „Moderne
GUser" »erdient alles I.ob, weil es den Verfasser
im VollbcaiU erttennen U£u dcf hiitorieclien, l*tbe>
tischen > teclmi sehen Kenntniate und EiMmaigea^
die nMg üaA, tm auf diesem «eiivtctjgm» gt-
renden GeMete die richti(;en Ürtelle iti fflHen Die
GlÄ»'lci;<iTation unserer Tücc vk;rd an der Hand
der einzelnen Fabrikate crOitcrt unü hinsichtlich der
Formen wie der Farben, des Stils wie der Te> luuk,
der heimiacliea wie der fremden EraengniMe «duu-fe
aber doiclia« ventuidif« Kritik cettbt, die im ietilen
Kapitel; „Ausblick in die Zukunft" dahin auxklingt,
da(s ,,das Glas su selhtiandigen guten modernen
Objekten nicht wenigrt i;<iii;m'l ist, alu alle ObriKen
Stoffe" und daCi d«a edel gcformtei achAn geschnittene
KrisuiigUs immer die Kron^ «lier GlMcnencidaae
bleiben wird. ScbnOtgen.
Deutsch* in Rom. Studien und Shincn ui» elf
Jahrhunderten v<m G, von Graerenits. Mit
100 At>liil:lui)t;> n I<.)tii|il,in. r> und Stndtansichteti.
E. A. Seemann, l.eipicig 1902. (Preis Mk. 8,-.)
lUt Veiettndi^ und BetT'isi'rtms; «litd die Städten
(gemacht und i;iit Stnlun nach Olii, ^!!^!!.?! lüi- .ui»
ihnen hervor(£cj;alH4Cin:u SküZ* n i;;:l«n rli ti, du: hici
in einem prlchtig illustrierten Bande sehr ansprechend
geboten werden. Auf 10 ICapiiel mit je einer deren
Joliall aadctttcfiden Namcmfiberachrill iit der StniT
verteiltt der mh Karl dem GiwMcn und mit Otto IIL
be^nnt, mit Goellie nad mit Cantene »cUier«t
(ici. hh kt ist 'Iiis Material zusammrngesucht und
•gestellt. weKhes »ich hierfür «lern Verfasser in Uber-
wältigen der POUe bot, and die Abbildungen, mit
denen er aeiae Dafleguncen begleitet, haben zum
Teil den Vanmg, nicbt am W«|;e gepftOckt, •oadem
aiia einer i^ewitsen Verborgenheit hvrvor^esui ht zu
•ein. Den DeaM<hcn, die in Rom üt>rr die deutschen
F.rinneruntcrn informiert und zu Jen diesen ent-
•prechetiden Oenkmülem licgieiiet »ein wollen, wird
daa Hott ffcaciiricbene Bocii ein ancenehmer FOht«
sein, der nicht auf Vollstand%kett Awpirach «acbi,
AhcT manche gute Winke ifibt <i.
Rheinisch ■ weal fiilach« Bildkanorknnat.
Herausgegeban vom „Vareto t«r Fflrdcfmf der
Hildhaaeikuns» in Rheinland und Westfalen".
Unter dem vorstehenden Namen haben 21 Bild-
hauer, die in Düsseldorf, Cöln, Bonn, Aechco, MOmtcr
ilu« Werkatatt hafaan, n «iner Vef«lnig«^f mit dem
SitN tat IMuaeMorr alch tuaammaBtabuden, mm «krk.
samer ihre Interessen zu vertreten, welche (gemlf*
dem vom Bildhaaer A. Frische in Dtlsaeldorf unter-
znclmelrn Vnrworll vornehmlich darm besiehen, die
Aufmerksamkeil der Behörden und de« Publikums
•■f ifafa Laiiliui(an darch Besprcdnncan, Wander.
aaialdkmfaa iba.ir.aB lankan, die «wirtnige Kob*
karrens, naoMadleh dia daa AudaMhai aa kaime«,
der induMricllen Vervielfkltigung dar Denkmäler ent-
gegensuwirken. Hierbei wird mit Recht der Ge-
danke von der nationalen Bedeutung der Kunst, mm
ihrer iradiiioaeilan Eifanait ia aintalaan rior ina a »
farada daa ptaaliacbea Kanstschaffeni in diesen beiden
Proviasait l)elont, and aas den beigegebenen 24 Tafeln
aiit gnten Amoiypien zahlreicher und mannigfaltiger
BOdirerkc ^Kaiser-, Krieger-, Greb-Denkmiler, Spring.
brancR, Postriu, Poiiala, dabelfelder, Aliartafehi
0 f. w.> laaehtat daa crtHiia Sirebaa aad ilchiifa
Können reekt bafricdigend cntgagaa. Data In ttuum
aber Iienonilerc prciviruisle F^igenlOtrilichkeileii sich
zeigen, engerer Aii^thluU au liervorrageude brzeog.
niue tlierer oder neuerer Richtung, kann nicht be-
baaptai werden, nicht einmal bei daa wenigen tich»
tifea DaakmUara kitdilidhar Art, deaaa tat der Rafel
durch ihren Zwamaunhaag aiit einem ahen oder auch
neuen Bauwerk eine besondere Stilarl angewieten
Aus den älteren «Juellen :u schrtpfen und die
neueren Motive tu [iflegeti, dtirfse als der Weg tu gröbe-
rer Eigenerl sich empfehlen, die dann als breitere Gnuid»
Uft «ich gellend maciiea darf für die atirkere BarOck-
lickiigung der heimiachea XOntller. R.
.Altfränkisehe Bilder mal erlautemdeoi Text
von Theodor Henner, Jahrgang ]!>03.
Znm aaaataa Mal erecbeint dieaar Jahraabote,
dar aaa dam uncnebOpIliehaa Sehatta der ake« Ma-
kiichen Kun*tderikmSleT «tels neue Proben in Bild
und Wort liielrl, guie Abbildungen und belehrenden
Text. Per Umschlag rrigt in farbiger Wiederf;abe
da« iufsersi merkwdrdige Cyriakuspanier, eine ge>
waW(e romaaliche Fakaa mk dar Fignr dca hL KW
Maa, detaa Tachaik eine gaaaoeic BeachraibiBg va^
dieat hltle. itebei der noch Uieren aad iaiercasaalerca
Stickerei, welche dir I!iriinielf.-ihrt Alexanders des
(irofsen dsrstelh (vergl. dett Uuknden Jahrgang dieser
Zcitichrifi Sp. I7!0. Im Innern wechseln Kirchen der
romaniscbca, gotischen, Rokoko -Zeit (zwti Land»
ktrchen de« berühartea fttbbaaar Ncumana) adl
Fschwerkbaulen des XVI. Jahrh. und noch splleren
I'rofanbauten ab, spSljjotische Stein, und llolifiguren
mil en"ii>.^\:i. r - iii i /"pfepitaphien . nlso eine
bunte Reihe von Deiikmaleru, von denen die Mehr-
tahl miadtr baltaant ist. o.
^ j . d by Googl
Abhandlungen.
Neues silbervergoidetes Altarpültchen.
(Mit AbbOdDBf )
BixbHcliOlHdNO Gnaden
dem Hochwilrdigsten Herrn
Erzbischof Dr. Antonius
Filcber von GUd tat tar
Inthronisationsfeier von den
sechs Domvikaren, die
Men früheren Weihbiacbof als
Ceremontare auf den Firmongs-
reisen nacheinander zu be-
gleiten pflegten, als sinniges
Geflchenk ebi rilberveigoldetea MdäpOltchen
verehrt worden. Vom Cölner Hofgoldschmiec]
Josef Kleefisch (Gabriel Hermeling) im
hochgotischen (dtircb den Dom nahegelegten)
Stil ausgeführt, 48«! bfeh^ Mm tief, 12 cm
hoch, verdient es wegen seiner orif^inellen und
gefälligen Form, wie soliden und sauberen
Tedurik AbbÜdmig nnd Beachfdbiing.
Auf den vier Ecken erscheinen je zwei
atUmnige Klauen als die Tradier des ganzen Ge-
stelta^ denen Unftnnng ans duidibrodwn ge-
gossenen und ziselierten BoRCH bMtdll; oval-
arttgen Rankenvcrschlingungen mit Wdnlaub
ond Weintrauben, von denen jenes OKbr die
Zwickel fllllt, diew Mitte Sie werden
vorn unierbrochen durch das eniaillierle Wap-
pen mit dem VVahiq>ruch-Bande: Omntbus pro-
dmt, OAdsir nmhi, auf den Seiten durch die
Medailloninschriften, gold auf blauem Grund:
Biete VI. Nov. MCMII. Co'nfirmato XIV.
FAr. MCMIII, rückwärts durch die auf Gold-
grand adiwars emaillierte Inschrift: Inthnni-
zato XTX Martii MCMIII Dr. Arnold. Steffens,
Dr. Jos. Vogt, CaroL Bokltn, Matthias Dahlhau-
JM, J9i$ WtOmtuf, fifa /«um, ßtigät tSseptii
trgt. Der vortreffücb modellierte^ krilftig und
dodi nkht an sdiwer wirkende Rankenfiies ist
wie nadi unten, so nadi oben von einer tiefen
Hohlkehle gefafst, von der hier eine Schräge
zur Deckplatte tiberleitet, mit dem Untersatze
verbunden durch ein die ganze Breite ein-
nebmendci Scfaanrienysten. in dem ntgleich
die niedrige Klappe sich bewegt mit dem auf
■chraffiertem Grund ausgesparten« daher sehr
wirkungivollen
In stdim fti Matemi Antonio evecto
Ad aram qtd tränt ipsi fuomJem 0 läro.
DiBMilban Roaettchen, welche ihren vertieften
Rahmen verzieren, schmücken auch ringsum die
Pultdecke, eine reich durchbrochene mit rotem
Leder hintaikgteTa«. Bis anrH<fhe der Klappe
wird dieselbe friesartig durch eine ausgesägte
Eichenranke gegliedert und Eichenlaub lüllt
ancb die Zwidtd, weldie die Ubif Medainom
scheiden: das die Mitte beherrschende, Uber
dem Buch stehende Lamm Gottes mit den
zwölf Nasenomamenten der Umrahmung, und
die ia Vier plwe geapamiten, ebenftlii im
Silberton belassenen Evangelistensymbole. Diese
.\nordnung ist sinnvoll in der Idee, gefiüi|g
in der Grtippiening, klar in der Aosfllhrang;
so dafs der Deckel in symbolischer wie in
künstlerischer Beziehung durchaus befriedigt
Schon im früheren Mittetslter war diese ebenso
etTektvolle wie einfache Dwcbbruch- besw. Aus-
schneidetechnik beliebt, was z. B. beweisen: das
höchst merkwürdige romanische TragaltMrchen
des Franzislamerklosters an PSidefi)orn (Katalog
der kunsthist. Ausstellung Düsseldorf 1902 Nr.
6 1 3). der romaniscbefiuchdeckel im Mus^ Quny
(»Zeitsdlr. flr ikMu Kumt« Bd. III, Sp. 181
u. I82ft), der frObgOtiscbe Bucheinband des
Cölner Kunstgewerbemuseums (dieselbe Ztschr.
Bd. I, Sp. 25/26 ä'.). Die kräftigen Gravuren,
welche sie ausaetchnen. seigen den Weg ftr die
ornamentale Behandlung, zu der im vorliegenden
Falle noch dneaporadisch angebrachte schwache
Atlfbacklung der flachen Blatt- ond Maftwerk-
ornamiBtt hätte hinzutreten dürfen zur Er-
reichung noch gröfserer Mannigfaltigkeit und
Bewegung. Der roten Lcdeninterlage haben
im Mittelmedaillon aa^edrtkkteGoldstemchen
zu günstiger Zusammenstimmung verholfen
mit der glänzenden Deckplatte. Auf ihrem
Racken ermOglidien swei in Sduuntieren leidit
funktionierende Strdwn das SchrMgstcllen wie
das Niederlegen.
Möge das prächtige mustergültige Pültchen^
welches den Kirchenfllrsten in Sdne liohe
Würde miteinfäbrte. Sein festlicher Begleiter
sdn durch eine lange Reihe glücklicher segens-
rddiar Jahre! Sckastcto.
Digiti^cc by Ljkjv.wtc
37
1903. — ZETTSCHRIPT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 2.
Die Wiederherstellung des grofsen Radleuchters im Dome zu Uildesheim.
(Mit 2 Abbildnngen.)
durch das weiche
iinmehr ist nach einer l'/t jährigen
Frist die Wiederherstellung des
grofsen Radleuchters im Dome zu
Hildesheim beendet (Vergleiche
»Zeitschrift fllr christliche Kunst«, Band XI,
Sp. 13 — 26.) Vor Beginn der eigentlichen
VViederherstellungsarbeiten mufste auf Veran-
lassung des Herrn Ministers ein Probestück
von einem Zwölftel des ganzen Leuchters her-
gestellt werden, um für die Restauration als
mafsgebendes Muster zu dienen. Bei der
Braun wieder zum Vor-
schein gebracht Eine Neuvergoldung der alten
Teile hat nicht stattgefunden, diese sind nur
von Staub und Wachsflecken gereinigt, selbst-
verstttndlich sind die neuen StUcke mit Ver-
goldung versehen.
Eine bemerkenswerte Veränderung hat der
Reif erfahren, indem die aus dem Anfang des
vongen Jahrhunderts stammenden Weifsblech-
streifen entfernt wurden, und daftlr die in der
oben erwähnten .\bhandlung dargestellte Form
Wiederherstellung wurden simtliche alten Teile,
auch wo sie nur in Bruchstücken vorhanden
waren, wieder verwendet, fehlende Teile wur-
den nach vorhandenen Vorbildern neu her-
gestellt und das Beschädigte geflickt, die ver-
bogenen Stacke wurden ausgebeult und gerade
gerichtet und mit Verstärkungsblechen ver-
sehen. Bei einer früheren Umarbeitung des
Radleuchters hatte man das email brun an
dem umlaufenden Schriftbande und an den
Zinnenomamenten mit schwarzer Lackfarbe
überzogen, vermutlich um die Zeichnung besser
hervortreten zu lassen ; selbstverständlich wurde
diese verunstaltende Zutat entfernt und da-
erhielt, wie sie nach allem was man darUber
weifs und gefunden hat, als die ursprüngliche
anzunehmen ist, nämlich oberhalb und unter-
halb des halbrunden Wulstes die Streifen mit
vergoldetem Flachornamcnt Die Rückseite
des Reifs ist mit einer stark versilberten Kupfer-
platte, der durch Oxydation der Neuglanz ge-
nommen wurde, bedeckt, sie bildet zugleich
den mattschillemden Hintergrund fbr das durch-
brochene Ornament der Vorderseite. Bei der
Wiederherstellung der Türme und Tore dienten
die vorhandenen gut erhaltenen StUcke als
sicherer Anhalt; als eine Neuerung ist nur die
Füllung in dem oberen Geschofs der runden
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3»
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. '2.
40
Tiinne tu bezeichnen, welche statt des vorge-
fundenen Stemenrausters in Weifsblech eine
ArkadenfUllung erhielt, wie diese an den recht-
eckigen Turmgeschossen vorhanden war.
Vor der Wiederherstellung bildete die
Stellung der Lichthalter eine zweifelhafte Frage,
Der verstorbene Professor KUsthardt wollte
nach seinen Untersuchungen am Leuchter die
vorgefundene Stellung oberhalb der Zinnen
nicht als die ursprüngliche gelten lassen. Nach
dem Befund beim Zerlegen des Leuchters kann
finden gewesen, sodafs man nur auf Vermu-
tungen angewiesen ist, die allerdings durch
folgenden Umstand etwas an Gewifsheit ge-
wonnen haben: am Rande der I'ortalöfinung
der Türme wurde an einem kleinen Niet das
Bruchstück eines SilberpUttchens gefunden.
Man kann hieraus wohl folgern, dafs in den
Öffnungen der Architekturen eine aus Silber-
blech getriebene Füllung, die auch eine figür-
liche Darstellung enthalten haben kann, ange-
bracht war, und die bei den verschiedenen
es jedoch keinem Zweifel unterliegen, dafs die
Stellung über den Zinnen die allein richtige
und ursprüngliche ist. Es ist nämlirh an der
Ruckseile der Zinnen, an der Stelle, wo die
röhrenförmigen Halter die Zinnen decken, die
Vergoldung ausgespart, ein Beweis dafür, dafs
die Anbringung an dieser Stelle bei der An-
fertigung von vornherein vorgesehen war. Eine
Zutat bei der jetzigen Wiederherstellung ist die
konsolariige Endigung der Röhren.
Nicht geklärt ist die Frage, ob Figuren in
den Öffnungen der Tore und Turme den Auf-
schriften entsprechend, gestanden haben. Un-
zweifelhafte .Vachweise hierüber sind nicht zu
Zerstörungen des Leuchters verschwunden ist
Ebenso sind auch die aus Silber gefertigten
Engelfiguren verschwunden, welche nach ur-
kundlichem Bericht vorhanden waren und bei fest-
lichen Gelegenheiten an den bajonettförmigen
Spitzen oberhalb der Tore angebracht wurden.
Die Wiederherstellungsarbeiten wurden dem
Professor Kiisthardt (der vor 30 Jahren die Nach-
bildung fUr das Kensington- Museum geliefert
hatte} übertragen, nach seinem Tode von seinen
Söhnen fortgeführt unter Zuhilfenahme eines im
Berliner Kunstgewerbe-Museum ausgebildeten
Kupfertreiber».
Hüdetheim. Richsrd Berti g.
41
IfiOa. — ZSITSCHRIPT FOR christliche KUNST — Nr. 2.
42
Zwei Tragaltärdien im Münster zu Freiburg.
(Iftt 4 AbbOdangeD.)
Abbildungen geben zwei PortMtHen
wieder, «eiche aidi ün Schatz des
Frciburfjer Münsters befinden. Die-
selben sind bisher so wenig be-
lunM genrordeB, <la& nicht einmal Fr. X. Kfans
in seir.cr nosrhicht': der christl. Kunst dersel-
ben bnrühoung tut. Die Abbildungen sind
WkedeiHsbco von Photographien, welche Schrei«
her dieser Zeilen im Herbst vorigen Jahres
mit gütiger Erlaubnis des Herrn Dompfarrers
Geistlichen Rates Schober gel^entlich einer
Dnrcbreiae durch Freiburg anfertigte, luchdem
c- tiereits vor mehreren Jahren bei einem Be-
suche der Schatzbunmer auf die Tragaltärcben
anftncrkaam geworden mr. Ei dficfkeD die
Photographien die ersten AufnataaMB leiii, wel«
che von ihnen gemacht wurden.
Von den beiden Portatilien hat das unter
Abb. 1 und S wiedergegebene eine Lange von
23 em und eine Breite von 20 cm. Seine Höhe
betragt 2 cm. Der eigentliche Altarstein, ein
Achat, ist 16,5 cm lang, 12 cm breit und 1,7
hodi. Er raht in einem Holzrahmen, der oben,
unten und an den Seiten mit vergoldeten und
getriebenen Silberblechen überzogen iiL Die
Bdleidong bciteht sowohl tn der Unter» wie
an der Oberseite aus je vier Streifen, zwei
grAfseren an den Schmalseiten and zwei klei-
neren an den Langseiten. Die Eckvenierungen
bilden nicht, wie es beim oberfllddichen Zu-
sehen scheinen könnte, getrennt aufgesetzte
Stucke, sondern änden sich auf den von Rand
n Sand reichenden Streifen der Schmalseiten.
Das Ornament, mit dem die Montierung ver-
sehen ist, beschrankt sich auf rein ornamentale
Motive Denn audi die BOate dea Ktinig« ra-
mitten zweier Greife, welche in den Ecken
der Oberseite angebracht ist, hat hier offienbar
nur omatnentalen Charakter. Bemerkenswert
nnd auf der Unterseite die prächtigen, edd
gezeichneten Greife der Eckmedaillons und das
eigenartige romanische Rankenwerk der zwi-
tdien letitere eingefllgten Frieae. Auf der
Oberseite überrascht das gefällige Arrangement
der mannigfaltigen vegetabilischen und ani-
malen Motive, die saubere und harmonische
Durchbildung dieser Motive und namentlich
die schon erwähnte Darstellung in den Ecken
des Rahmens. Ob man nicht die Vermutung
wagen darf; es handle sich bei dersen)en um
eine Variante von „Alexanders Aufstieg". Die
Darstellung kommt in mehrfachen l'mbildun-
gen vor, bei denen die ihr zu Grunde liegende
Sage bald fheier. beld getreuer wkdergegeben
ist. Es liegt daher nahe, auch das unzweifel-
haft aufmilige Eckrelief des ForUtile auf
„Aknndem Aofiluf m dcntea. Wenn man
dem «nlgigen auf die Beatimmnof des Tn^
altares hinweisen sollte, so wäre zu erwidern,
dafii, wenn L.öwen und (ireife auf demselben
Phta finden konnten, auch eine „Aolfehrt
Alexand°r<^" auf ihm nicht befremden kann,
zumal die Darstellung hier nur ornamentale
Bedeutung hat und alle nduder passenden Bei-
gaben weggelassen sind. Und wenn man
„Alexanders Aufstieg" auf liturgischen Para-
menten und an Kapitalen im Innern von
Kirchen wie z. B. gerade im FreUnnger Mihnter
anbringen konnte, warum denn nidit aoch m-
letzt auf einem Tragaltar?
Die Bdcleidui« der Seiten weist ab Ver-
zierung dasselbe Ranlcenwerk auf, welches auf
der Unterseite des Portatile den Fries der Um-
rahmung bildet Wo die Reliquien angebracht
sind, war nicht zu ermitteln, da eine dieibe-
ziiglichc nähere Untersuchung nicht anging.
Das zweite Portatile (Abb. 2 und 4) bat
eine Lange von 22,5 cm, eine Breite von 17 tm
und eine Höhe von 2 cm. Es ist also bei
gleicher Höhe um 0,5 i m kurzer niv' niment-
lich um ä cm schmaler wie TragalLar Nr. i.
Der Altarstein besieht aus einem wdfon mit
leichten graulichen Flecken versehenen Marmor
lud ist in eine Platte harten gelben Holzes,
anacheteend Buchsbaom, eingehMsen, so dafit
hier auf der Unterseite r tatile nicht der
Stein, sondern eben diese Holztafel zum Vor-
schein kommt Die Reliquien werden sieb auf
der dem Holsbodeo augewandten Sdle der
Marmorplatte befinden. Die Montierung des
Tragaltärchens ist aus tmvergoldetem Silber-
blech hergestellt imd, wie beim ersten Portatile.
mit Silberstiftchen dem Holz aufgeheftet. Die
Umrahmung der Oberseite weist das bekannte
Flechtwerk auf und wird nach dem Stein
zu durch eine schmale Schnur abgegreost.
Ihre Brette bdinft sich auf noch nicht gam
2 cm.
Digiti^uu Ly Google
43
1903. — ZSrrSCHRIPT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 2.
44
Ungleich beachtenswerter ist das Ornament,
mit dem man die auf der Unterseite des Porta-
tile aufgesetzten ca. 3 cm bezw. 2,6 cm breiten
Streifen verziert hat. Die sich kreuzenden
Mittelstreifen sind mit fUnfblätterigen Rosetten
und schmalen Rändchen, welche sich aus einer
linearen Ranke und zwei geflochtenen Riem-
chen zusammensetzen, geschmückt. Auf den
als Einfassung dienenden Streifen wurden da-
gegen Kreise angebracht, die mit einer vier-
blätterigen Rosette im Kern und linearer
Ranke um diesen Kern herum gefüllt und
durch schmale Zierbandchen von einander ge-
schieden sind. Diese Bändchen bestehen auch
Ornament besonders interessant macht, ist seine
grofse Ähnlichkeit mit einer Filigranarbeit
Es gilt das namentlich von den Kreisen, bei
denen die Nachahmung von Filigran unver-
kennbar ist Die Ähnlichkeit ist hier so täu-
schend, dafs nur ein genaueres Zusehen auf der
Photographie erkennen läfst, es handele sich bei
ihnen nicht um wirkliches Filigran, sondern um
eine blofse Nachbildung.
Wa« die Technik betrifft, in welcher das
Ornament der Bekleidung der beiden Porta-
tilien hergestellt ist, so kann es nicht zweifel-
haft sein, dafs selbiges bei Tragaltar Nr. 1
mittelst Stanzen ausgeführt wurde. Das zeigt
Abb. I. (Obrnritc cl«
hier zum Teil aus einer linearen Ranke, die
von geflochtenen Streifchen abgegrenzt wird;
zum Teil werden sie von einer breiteren Flechte
gebildet die beiderseits bald von einer Schnur,
bald von einem schmäleren geflochtenen Bänd-
chen begleitet wird.
Die Seiten des Portatile sind mit einem
fortlaufenden Fries geschmückt, der sich aus
linearen Ranken und einer Klcchtwerkeinfassung
zusammensetzt. Als Spezimen desselben können
die Bändchen dienen, welche sich auf der Be-
kleidung des Schmalendes der Unterseite fin-
den. Er ist von ganz derselben Bildung wie
diese.
Was das auf der Unterseite und rings um
die Vertikalseiten des Portatile angebrachte ,
Tragaliarrhrii.) Abb. S.
die vollständige, bis in die Einzelheiten gehende
Übereinstimmung der gleichen Darstellungen,
— man vergleiche nur miteinander auf der Unter-
seite die Greife der Eckroedaillons und die
Friese des Rahmens, auf der Oberseite die
Königsbilder in den Ecken, die Löwen der
Vierpässe auf den Langseiten und die Drachen
samt dem unter ihnen angebrachten Ranken-
ornament des Frieses. Es ergibt sich das femer
aus der Schärfe, Sauberkeit und Gleichmäfsig-
keit der Arbeit, sowie dem Umstand, dafs hie
und da die Verzierungen ineinander übergreifen,
offenbar, weil an diesen Stellen die Stanzen
fehlerhaft angelegt wurden. Im ganzen sind,
von den linearen Einfassungen abgesehen, auf
der Oberseite 5, auf der Unterseite 3 verachie-
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4»
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 2.
46
dene Stanzen zur Verwendung gekommen. Die
Montierung des zweiten Portatile ist mit Be-
nutzung von Puntzen aus freier Hand ornamen-
tiert worden. Die Unebenheiten und Verschie-
denheiten in den Verzierungen, besonders aber
einzelne Korrekturen der Arbeit lassen das
deutlich erkennen.
Wer die Portatilien zuerst sieht, auf den
machen sie den Eindruck, als sei ihre Beklei-
dung nicht eigens für sie angefertigt, sondern
irgend einem andern Gegenstand entnommen
und nur für sie, soweit nötig, zurecht gemacht
worden. Eine nähere Prüfung der ganzen An-
fertigen dasselbe, indem er es bis auf die noch
vorhandenen Reste ausschnitt.
Als Entstehungszeit wird für das erste der
beiden Portatilien wohl die erste Hflifte des XIII.
Jahrh. anzusetzen sein. Der Stil der Orna-
mente ist noch durchaus romanisch; von goti-
scher Formsprache gewahrt man bei ihnen
keine Spur. Andererseits aber befinden sich
dieselben in einem so vorgeschrittenen Sta-
dium der Ausbildung, dafs man das Portatile
wohl kaum mehr als eine Frucht des XII.
Jahrh. betrachten kann. Schwieriger ist es, das
zweite TragalUrchen zu datieren. Dem XIII.
Abb a
Ordnung def Ornamente und verschiedener
Einzelheiten in der Ausführung lassen indessen
das Gegenteil als das Wahrscheinliche, um nicht
zu sagen, das Richtige erscheinen. Besonders
sei auf einen sehr bezeichnenden Umstand auf-
merksam gemacht. Auf der Oberseite des
Portatile Nr. 1 (.Abb. 1; finden sich an der Beklei-
dung einer der Schmalseiten nach dem Stein zu
in den Ecken Reste eines Ornaments, während
solche an den entsprechenden Stellen der
zweiten völlig fehlen. Der Künstler halte
offenbar ursprünglich beaiisichtigt, dem Rahmen-
fries hier eine gröfsere Breite zu geben. Da er
aber gewahrte, dafs in diesem Kalle der Stein
zu sehr bedeckt werde, stand er von seinem
Plane ab, liefs an der zweiten Schmalseite das
Ornament weg und entfernte an der bereits
<lrr TrüculL'irchen.l Abb. 4.
jahrh. wagen wir es angesichts des altertUmeln-
den Charakters der Ornamente nicht mehr zu-
zuweisen. Andererseits liegt kein genügender
Grund vor, es dem XI. Jahrb. zuzuschreiben,
wiewohl es keine Elemente enthält, welche eine
solche Datierung schlechterdings als undenkbar
erscheinen liefsen. Am zutreffendsten dürfte es
daher sein, dafllr das XII. Jahrh. anzusetzen.
Die beiden Freiburger Portatilien können sich
in kunsthistorischer Bedeutung gewifs nicht mit
manchen anderen messen ; immerhin sind sie so-
wohl als Tragaltärchen wie hinsichtlich der Eigen-
art ihrer omamentalen Ausstattung, für die wir bis
jetzt ein Gegenstück nicht gefunden haben, inter-
essant genug, um der Verborgenheit entrissen und
weiteren Kreisen bekannt gegeben zu werden.
Luxemburg. Joieph Braan.
^ j ,^Lo l y Google
47
1903.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.
48
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
X. (Mit AbbilduiiK.)
26. Kupfergetriebene Keliqiiienfigur strähnenartig Uber dem Rücken der voUnind ge-
der Abteikirche zu Werden (Katalog- triebenen Figur herunter. Die beiden gegossenen
Nr. 711). 1 auffallend kleinen Hände, von denen die linke
is hier abgebildete 28 7» hohe ein RUchlein trägt, die rechte das Attribut ru
Standfigürchen ist ganz aus Kupfer halten hatte, sind einfach in die weit sich
getrieben und vergoldet, wie sein öffnenden Ärmel hineingesteckt und lassen in
ursprünglicher sechsseitiger Sockel, ihrer Durchführung die feine Technik ver-
missen, welche sonst das
«
Dieser hat zuunterst ei-
nen (Ur das XV. Jahrh.
ganz charakteristischen
Zackenfries mit Zinnen-
kranz und verjüngt sich
durch eine starke Hohl-
kehle zu der ebenfalls
zinnenkranzverzierten
Deckplatte, auf der das
aus zwei Stücken ge-
hämmerte, also auf den
beiden Seiten zusammen-
gelötete Figürchen steht
Die Bewegung dessel-
ben ist sehr anmutig,
der Ausdruck ungemein
innig, der fein abge-
wogene, wohlgeordnete
Faltenwurf trotz seiner
bereits dem Knitterigen
zuneigenden Behand-
lung, mafsvoll und ge-
fllllig, namentlich die
Art, wie der Gewand-
zipfel bis zur Brusthöhe
hinaufgezogen ist. Die
sehr schlank abfallen-
den schmalen .Schultern,
welche durch die lan-
gen Haarflechten eine
Art von Hintergrund
erhalten, machen einen
zarten jungfräulichen
Eindruck in Verbin-
dung mit dem leise ge-
neigten Haupt, welches,
von Locken lieblich ein-
gerahmt, durch die nie-
drige Zackenkrone mit ihrem kräftigen Perlstab
einen guten .Abschlufs erhält Die langen, un-
ganzc Figürchen aus-
zeichnet als das Pro-
dukt eines durchaus tüch-
tigen niederrheinischen
Goldschmiedes kurz
nach der Mitte des XV.
Jahrh. — Die unge-
wöhnlich grofse Öffnung
auf der Brust, welche
eine Reliquienkapsel
aufnehmen sollte, beruht
in ihrer jetzigen Aus-
dehnung und Formlosig-
keit ohne Zweifel auf
späterer Veränderung,
könnte aber auch durch
die Erweiterung einer
kleineren Kapsel veran-
lafst sein, denn die Ver-
mutung spricht durch-
aus dafür, da(s die Figur
von Anfang an für die
Bergimg der Reliquie
einer hl. Jungfrau be-
stimmt war, auf welche
die Krone hinweist —
Solche Reliquienfiguren
waren besonders in den
letzten Jahrhunderten
des Mittelalters sehr be-
liebt, sei es, um der
Privatandacht zu die-
nen, sei es, was zumeist
der Fall war, um bei feier-
lichen Gelegenheiten
auf dem Altare zu para-
dieren, als .Ausstattung
des Retabels, oder auch in freier Aufstellung.
Die Nachahmung dieses schönen Gebrauches ist
gemein sorgsam ausgeführten Haare hangen ' sehr zu empfehlen.
SchnUtgen.
'ci' — '-y
Google
4»
1M3. — ZBnSCaUn VOS CHBISniCilB SOMST — Hr. 2.
»0
Holzkirchen in Deutschland.
ährend die Römer in Deutsrhland
Paläste ihrer Grofwn, Tempel ihrer
GMter imd Lagerriliinie ihrer Sol»
daten aus Ziegel oder Haustein
erbauten, cimmerteD die Gallier und die
Deutschen ihren Götzen Tempel «in Holz.
Der h. Gallus ftnd im V. Jahrb. ein«! grofsen
heidnischen Tempel aus Holz zu Cöln, M der
h. Otto von Bamberg noch 1124 einen ähn*
licheD tu Stettin.*) Beide Gebiude «iren mit
reichem Schnitzwerk ausgestattet Des letzteren
Wände aber mit stark vortretenden bemalten
Gestalten versehen, die so natnrwabr wirkten,
dafe sie zu leben schienen. Die Pommern er-
klarten sich bereit, ihr hochangesehenes Heilig-
tum tn ein christliches (lOtteshaus umzuwan-
delb, dodi wies der h. Otto dteaes Anerbieten
als zu gefährlich ab und lief? da<? Ganze durch
Feuer zerstören. Auch die im Dreieck erbaute,
sm Meere lief ende Stadt Retbra im Mecklen-
burgischen besafs im XI. Jahrb. einen berühmten
Holztempel. Seine Hauptfeiler ruhten auf
Herfaömern, die Wände trugen nach aufsen
hin geschnitzte Bilder von Göttern und Gut tinnen,
das Innere aber umsrlilofs Standbilder der mit
Helmen und Panzern bekleideten grofsen Götter,
neben denen die Kriegsfidmen des Volkes
aufgestellt waren. tTni die Rtadt und den
Tempel dehnte sich ein heiiger Hain au-s.*)
Bekannt ist der Eifer, womit die Deutschen
hdlige Hsinc imd Blume rerehrten tind die
Strenge, womit die Glaubensboten gegen hoch-
gehaltene Baumriesen und uralte Wälder vor-
angingen.*)
Wie die Tempel waren auch die Wohnungen
der alten Einwohner Galliens und Germaniens
ans Banmstämmen, Ästen, Brettern und Fach-
werk errichtet. Man begnügte sich um so
lieber mit HoUbauten, weil einerseits Wälder
in Oberflnfs Torhanden, Ziegel oder Hausteine
dagegen nur mit Mühe herbci/uschaflfen waren,
die Handwerker aber anderseits besonderes
Geschick in Bearbeitung des Holzes besafsen
und darum den landesüblichen Bauten durch
Schnitzereien den reichsten SclitnucJt /.ii verleihen
verstanden, den sie wohl durch Farben hoben.»)
Betont doeh selbst der rOmisch gebildete
Venantiiis Fortimatus, Risrhof von Poitiers,
noch am Ende des VI. Jahrh., die neue Wohnung
eines seiner Freunde sei freilich nur aus Holt
gezimmert, ersetze aber durch Schmuck die
Ftrsti:T^-:e't eines Steinliaues. *) Gregor erzahlt
sogar, sein Vorgänger auf deniäiuhle von Tours,
Leo am „ein eifriger Bischof und ein im Hola»
bau erfahrener Mann" gewesen. Immer wieder
wird auf Gregors Bericht hingewiesen, Meroveus,
der Sohn des Königs Chilperich, sei mit der
ihm eben angetrauten Brunehild tu Ronen in
eine dicht bei der Stadtmauer aus Holz erbaute
Martinskirche geflohen. Dann wird daraus ge>
schlössen, die Kirchen bedeutender SUdte
i seien damals nicht aus Stein gewesen. Als
Holzkirchen nennt Gregor weiterhin eine
kleine Kapelle des Maitjrrers Satnmin in einem
Dorfe bei Avignon und die Kirche des h. Sym-
phorian zu Autun.') Zu seiner Zeit dürften
fast alle Landkirchen und auch cinsebie kleinere
Heiligtümer inaerhalb der Städte noch von
Hols erbaut geiresen sein.*) Ronen besafs
Gregor, Tnr., Liber vilae palnat 8, Moa.G«m.
SS. renim MerovinK. I, ß8l.
>) Viru s Oiiooi« II, 82 «fr. II> 80, III. 7. Me«.
Gera. Sü. XII, 7B3 t.
*) TkietmsTi, Chroaleon VI, 17, llan. Genn.
88. III. 812.
^ Nordhoff »Der Holz, und SteinbauWedfalent«
(Mander, Kegensburc 1873). S. .M f. S. Elig.. Semio
■d pMicm: Arborcs, quat »acriva« (»acrot) vocant,
Mcddits padoai ahntttadine», quat in hink poimt,
totsusle, flt aU iBfeactitw, Ikbc crenirtt. Higae,
PuroL Itt. XL, I1T3, LXXXVU, SS8.
supfr»titioiiiiiu : De ligiiuK pedibus »el
gano rttn. Moa. Genn. Lcges 1, '^0.
») Socraics, Hislona cccl VII. 80, Mipnc .Patrol.
gnec.' LXVII Geni m barbara traoi Humen RheMm
«edcs haben«, «onui qnl Buigsadioiies «ocaalur. Hi
vitan ipMnm at a asfodis aüsnu daaml, qjSippa
omMB fare nmt fabrt lignarii tl «x hac Hie
mercedem capiente*, »eineliptos alanl. Andere Nach-
w«i«« b« Ltndcnachntt »Uaadbuch der deoiichen
AUntaaakaade« I, 48» od bll 1
*) CarmiM IX. 15. MoD.Garat. ABCt.aali4m.lV,219.
Cede pamm pariet lapidoao ftrocte melallo
ar'.cficis mctitü prnefrKJ ligiia libi.
.•Veliicta moie >ua tabulata palatm (iuluuit,
quo nequc rima patel, coniohdante manu
Quidqwd auai MbJo. cakcs, «rgiUi tueatttr,
tingub Mira tvnm» «edifieavii «put.
Altior itinriiior quadraiaque porticas anbit
et Bciilpturata lusit in arte faber.
■'i Hiüioria III, |7; V, 2; Liber in gloria marijr.
mm 47, Til. Mon. Geim. 1. 126, 192, 521, &24.
•) KevM hntociqM LXIU (1897) 1 a.
Digiti^uu Ly üoü
5i
jedoch damab anfier jener eben genannten
Kirche aus Holz auch stattliche Steinbauten*)
und die Kathedralen Galliens; werden aimahinslos
aus Stein errichtet gewesen sein.
Als klcme. nach ertaute Landldichen sntd
dir- vielen hölzernen Kapellen /,n bezeichnen,
welche der b. WilUbrod errichtete und in deren
AttRre er nh VorBdie ReliquieD des h. Clemeoa
barg, dessen Namen sie darum trugen. Um
Notbauten aos Holz handelt es sich auch in
einem Briefe, worin der h. Bonifatius sich 75ö
beim Fla|Mte wegen Verapfttong teinca Antwort-
schreibens damit entschuldigt, dafs er mehr als
dreifsig von den Heiden verstörte Kirchen
wiederhenastdlen gehabt habe. '*) Ala dcfselbe
Heilige die Donnereiche gefallt hatten simoerte er
sogleich aits deren Stamm ein Betbaus zu Ehren
des h. Petrus.") Wie die von ihm la FriuUr
und Amoenebnrg errichteteo Kapelle»^ war
auch die vom h. Ludgerus 776 zu Deventi—
geweihte Kirche aus Holz. Sie ruhte auf Balken
und hatte eio&dte BreRerwtode."')
Stellt man noch heute nicht nur Notkirdien,
sondern auch Festhallen aus Holz rasch hin, so
darf man sich nicht wimdem, dafs im Jahre
1184 xnr Feier einet glinaedden Reichstages
bei Mainz auf einer Insel eine grofse Halle
und eine Kapelle aus Holz errichtet wurden.'*)
Im folgenden Jahrhundert begnügten sich die
PredigermOnclie 1229 au Erfurt, 1288 zu
Zopfingen, 1310 und 1331 zu Dortmund, ihre
Niederlassung mit Erbauung einer hölzernen
Kapelle so b^nneo and bewieaen dadvrcb,
wie allgemein es war, hei neuen GrflndUngCtl
mit Holzbauten anzufangen.'**)
Oft wurden hfilxerae Bauten durch Liebe
zur Armut veranlafst. Sie bewog die schoi-
ti*;chen Mönche bis tief ins X!I. Jahrh. an der
Sitte ihrer Heimat und der Übung strenger
Eotbehnmge» so sehr festzuhalten, dafs sie rieb
bei Kirchenbaiiten auch in Deutschland mit
Mauern aus Fachwerk begnügten und sagten:
*'i Cochct .I.:t .Seine inftfteMri (Furia IfiW)
p. lol>. IM, Hl Note I.
■«) J«ff< •Bibliotheea« tp. 106. Iii, 9B».
») Vita «, I. c p. 4b2.
**) AeecleiiM Domiao fabncavii I. c. p. 45ö.
") ViU a. Ladgwl U, Mon. Gm. SS. Ii, 406w
'*) SehDaidar »Dar Dum «« Hilni« S. Xin
AniD. 25.
'♦») AnnaJes Colmar, naj,, Koo. Germ. XVH. 21.'.;
Nardli«ff >D«rHol(.a4Stdab«Hi WcMfaleat* 84.
5t
„Wir snd Schotten, keine GtlUer." Siebclblgtan
das Bdspiel des Bisch ofes Finan von Lindisfiim,
welcher im Jahre 652 ,,nach schottischfr Sitte"
eine Kathedrale aus zersagten Stämmen auf-
fthrte und dieselbe mit Sdalf dedcen Hdk
Bischof Earlhert befahl später nur, dies Schilf
zu entfernen und das Dach sowie die Winde
mit Bleiplatten an belegen.
Seine Pikten nannten das Kloster dei
h. Columba Dearmach. d. h, „Menge der Stäm-
me*', weil es nur aus Holz gezimmert war,
dag^ die Gnblüdie des aus Rom ala Gla»'
bensbote gekommenen h. Bi-rVi-^fe- Nynia ,,das
weili^ Haus", weil sie in einer den Briten un-
gewohnter Wdie am Stdn bestand.*^
Ala dementsprechend der h. Firmin auf der
Reicheiuu gegen Ende des V. Jahrh. die erste
christliche Kapelle der Gottesmutter widmete,
benotzte er zu deren Herstellung gesittete
Ziveige, welche er mit Kalk (Lehm?) überzog.")
Dafs die 1031 geweihte hölzerne Scbottenkirdie
St. Thomas zu Strafsburg nach einem Brande
1144 in Holz erneuert und erst 1273 in Stein
errichtet ward, ist ein Beweis fiir die Zähigkeit,
womit die Schotten in i>cutschland an ihrer
heimischett Sitte Icathielten.**) Noch der
h. Bernhard von Clairveaux erzählt, Abt Mala-
chias; ff 1 1 48) habe im Zeitraum weniger Tage
aus geglätteten Planken eine Kapelle in aefaot»
tischer Art fertiggestellt.")
Wie scho(tis( he Mönche w.thrend der ersten
Hälfte des Mittelalters im Süden Deutschlands
wirirten, so bekehrten wihrend der zweiten
Hälfte tapfere Ritter den Norden. Sit- führten
in Westpreufcen in Städten und Burgen ihre
Gotteshäuser in Stein a«C Man begnügte «ich
aber dort lUr Landkircben bis in die neuere Zeit
mit Holzbauten, welche ntir den dringendsten
Anforderungen gerecht wurden. Sie „zeigen
I*) ViBMiiL Bdlov. Spae. iV. üb. 27 c. 120 pag.
1138: Kresser »Itor ehrislKdi* Kircbenbaii«.
•J Aufl., Pullet (KfgeiubnrK 1860) I, .379.
Beda. tiiMuria UI, 1. 25. Migne. Pal. tat.
XCV, 121, l'.H; Kreu»er .Kirchenb«u. 2. Aufl.
867 f. Obw andei« HoJakiicfacn Montalembert
•Die MOodic« UI. 1fi2,4ft«i Greith, >Ge«chiclile
der alttrischen Kirchen. 187 U Nordhoff »Dw
HoU- aiid Steiabau We»tfalen«« 57 f. U. ■, w,
"'') ViU 1. Pinnini anliquior c. 11; QueBsSiAliltM
Ittr Kumtgeichichte N. Folge IV, U7 f.
<") Otte »KuDstarchäologie« &. AvfLI, 32 Aaa.t.
■«) Viia Matachiae c. ö et 88^ Mitos* Pstrsl.lat.
CLXXXU, \<m et 1110.
1903. — ZETraCaUFT FOK CanSTUCBB KUNST — M.«.
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1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr.
Sämtlich dasselbe Plaoschema, eioen recht«
eddfen Raum filr die Gemebide ta VerbiDding
mit einem polygen geschlossenen Altarhause
und einer Vorhalle im Westen, über der sich
bei eiatgen Kudien «in «iedrifer Tormbau
in Bindwerk erhebt^ di« flbr^en tragen über
dem Westgiebel nur einen kleinen Dachreiter.
Einige dieser Kirchen besitzen in dem Winkel
cirisehea GcaMiadefnai and AHaihaw noch
niedrige Anbauten, von denen einer als Sakristei
dient, bö den übrigen ist dieselbe hinter dem
Hoehaltafe tinteigeln«eht; die Glocken hängen
zumeist in niedrigen, abseits stehenden Holz-
tUrmeo. Im Äulsem sind sämtliche Holz-
kirdien des beneren Schntiea wegen mit rauhen
Bretteni bekleidet, im Innern ist das Schurzholz
sichtbar; r\\f Decken sind teils als Balken-
decken, theils als flache Holztonnen ausgebildet;
Sdunockfonnen linden lieb weder im Innern
roch im Äufsern dieser Kirchen, die lediglich
als BedUrfiiisbaaten zu bezeichnen sind."***)
Rddi an nadunitteblterlichen Holdcircben
ist Schlesien. Bei^ielsweise fanden sich in den
zwölf Archipresbyteraten des ArchidiakoMtes
Oppeln im Jahre 16B7:
Steinerne GotteiMlifer:
8, 18, «, ^ 14. 1, 6. 3, 16, 16» 8» 7.
ScbrothoUkirchen :
98. 10, 11». la 88, 18, 44» 18. 4, 9, 18, 2.
„Die Schrotholzkirchen sind für die Physiog-
nomie des Landes wesentlich. Meist in freund-
licher Umgebtmg, von linden und RtMera,
tarn Teil prachtvoll eatwickdlen Exemplaren,
timschattet, bilden sie den schönsten ^f ittelpunkt
der von Laubkronen eingeschlossenen, deutsch
angelegten, von Polen facwobntien DOrfer» vom
Getriebe des Straisenlärros geschieden, eine
einsehe Welt fllr sich, g«u angepsist der
schlidiien Art der nicht anbegabten aber an-
L i t wickelten Dorfinsassen der oberschlesischen
1 i;, IschaA, ein Seitenstück au dem hier noch
gern gepflegten Volkslied."
Dia Hobioitben beitelien in der Regel aus
drei .Abschnitten, dem geböschten, bretterbc-
klddeten Facbwerksturm, dem Langhause und
dem nach drei Seiten de* AchteclEes oder
Sechseckes geschlossenen, meist eingezogenem
Cbore. Jeder Bauteil liegt meist ttnter einem
besonderen Dache. Viel&che Anbanten unter
^ Ban- und KaDstdenkmiler der Provinz West-
preoften, (Danzig, Kafcmann) II, :^2;'i f. I, 9,
n, 1&3. 260. 306; U. 99, 466, 001; III. 0.
Schleppdlchem verstarken den malerischen
Eindruck. Wall&hTtsktrchen aind von HaHea
umgeben, die zum Schutze der Pilpjer dienen.
In (>rofs- Döhren ist die Westhalle sogar zwei«
geschossig.
Im Innern ist die Decke gerade oder alt
Tonne gebildet, oline Gliederung, nur ist zu-
weilen der an die Lmfassungswandcnanstofsende
Deckentiil «agerecbt fehalten.
Die gegen den Chor geöfftiete Ostwand de«
Langhaoses ist gewöhnlich etwa 2 m unter der
Decke darch einen Ankerbanten verstetfk, der
als Triumphbalken dient und ein Knizifix tragt.
Er, die Stützen der Eroporen und die TUr*
gewlnde sind die einzigen Stellen, an denen
spttriiches Schniuwerk sieb findet Ober daa
XVI. Jahrh. reichen die ältesten uns erhaltenen
Hotxkircben Schlesiens nicht hinauf.*') Auch
Btthaaen, Mlhrea und Galinen ahid ultHols»
kirchen übersät, deren Typtis mit den der
norw^schcn im wesentlichen Ubereinstimmt,
Reine der voihandenen scheint nodi am dem
Mittehdter xu ■tamineo.'*)
Nachdem im vorstehenden das Wichtigste
aosammengestellt ist. was die Quellen Uber
lltere deutsche Holzkirchen melden, müssen
einige in den Kun<;tgeschichten mehr oder
weniger hau<ig wiederholten Nachrichten Uber
solche Kirchen beriditigt werden. Wie vor-
sichtig man beim Gebrauche alter Quellen in
Verwertung von Nachrichten über Bautätigkeit
sein mnlä, Idiit eine Av&ereng des Biadiofes
Audoen von Rotten (f 688). Er meldet nämlich
das Kloster Solignac sei durch eine runde
„Mauer" umschlossen gewesen. Liest man
aber weftar, ao cdkhrt man, dieae Maner habe
nicht aus Steinen bestanden, aondam ana einem
Graben und einer Wallhecke.**)
") Vcfsekhus der Koottdepkaill«» der Provws
ScfalHlai II. 2»4. »LS f.; lU. 178. 880; IV. », 801.
**) MitteUaiigen der k. k. Zentral-KoaimUiioD I
(\Hf>9) 246 f ; in (t«6ft> 85 f.; VI S. XXVI f.,
LXXI, LXXXIX, CXLV; XS. CXXXIlf.; Xll, 1 f.;
XIV, 227 fi XVU, 251, Mi; XVUI, Q8i XX,
123 f.; XXIU, 168 t, m Vtrgl. Otte >Kimit.
ArchSologiet fi. AoH. I, 31 f , 71; Liebold >CMe
miuelalterKcbe Hnljarchitektur in Niederaachten«,
(Halle I8'4); Bötilchcr >Dic iioliarchKektnr de*
Mittelalter««. Ernit und Korn ^bettin IBäti) ; C.lad.
bach »Der schweizer Holibaa < (Ztlrich 18M:i):
Cuiio nnd Sckafar »HokweUtddw vom XIV. Ü»
XVIU. Jakrii.«, Bcrlte ik ■. w.
>«) Vita t. Eligii c. 10, Migne LXXXVII. 49 i
Ambitar «erolinoM«t«riaiii)i{>haertco anro, non q«id«iii
1903. — ZBITSCHBirr FÜR CHUSTUCflB KUNST
— llr.S.
»6
m»Cg wM enllilt BnliiMbor Willigis luAw
iin Jahre 090 zu Mainz fir. ' Stephanskirrhs
aus Holz erbaut**) Wahr ist nur, dtfs damals
dn Jener Kirche tiberwieaeites Gotteshao« im
Taunus, also in waldreicher und abgelegener
Gegend, aus Holz gezimmert wurde. Trotzdem
ward dasselbe bereits 1043 durch einen Stein-
biu ersetzt.")
Oft wird darauf hingewiesen, zti Michelstadt
im Odenwald, welches Ludwig der Fromme
dem Ebbiit durch Urkoi^cn vom Jahre 661
schenkte, habe sich damals nur eine hölzerne
Kapelle befunden. Man Ubenab, dafs der Ort
in eioer abgelegenen, waidrädien Gegend lag,
da& Lodwig b dendben Urkunde eine am
Main gelegene steinerne Kapelle erwähnt und
dads Elinhart alsogleich an Stelle jenes hölzernen
GottediMttet eine Baaililta ans Stein errichten
lida.**)
Zu Wurzburg soU erst Bischof Gotfried
(f 1189) eeme Domkirche in Stdn heigestdlt
haben.*') In Wirklichkeit errichtete bereits
Bischof Bnmo 746 daselbst eine Kathedrale
all« Stein, die nach und nach umgebaut und
erweitert wurde. **|
Zum Jahre 1005 erzahlt Mabillon, Abt
Airard von Rheims habe bemerkt, allerorts in
Gallien «ntsMaden neoc Kirchen. Er habe
sich danim entschlossen, auch seinerseits ein
neues Gotteshaus zu errichten, und erfahrene
BaulcDte herangezogen, wddie begannen, ihm
einen Tempel aus Quadersteinen aufzu-
Rihren.**; Srlmaaw**) schliefst daraus : „Noch
am Anfange des XI. Jahrh. scheint die Anlage
■tdnemer Kirchen im nördlichen Frankreich
die A'isnihme gebildet zu haben, da man
sie besonderer Erwähnung wUrdig hielt" In
der Qadle ist Jedodi nur betont, der Abt habe
lapideo te<l fi>t»ntaai &ep« manilum, «ieceiu feie sla-
dioram haben» >.piiiinm in circoitn.
«) Nordhoff >HaU. nnd StctnlMUK 71;
Schnaaie »Geschieh«* dar K RIhm«. S. AifL
IV, 308; Ott« >R»m. BudnuMt« ISS.
>■) Sclititttder «Der Dom ta Uaiasa 8. VI
Anm. 14 ti. .', S. XI. V Aimi. fi^^ n .;,
«•) Moo. Germ. i>ü. XXi. 3W.
.Vordhoff 71.
") Niedermaycr »KwulccMlitehte der Sudt
WUnborg« S 14C: ViuS.]iaKhardie. 7, Mabillon,
•Acta SS < III, T; QuelicaachriflcB sor Kaastfa.
«chichl«' N. Kolgc IV, laj.
») MubUlon >Aanales< IV, 1K4.
*o) Schaaase >G«aduehte der b, KtUMe«
t. Aufl. IV, 504.
I mit Quadentdnen (dehl mit Braehildnen)
arbeiten lassen. Schnaase selbst erklärt bei
einer ähnlichen auf St. Michael in Bamberg
, bezUgUdien Ai^be^ tm der man*^) entnehmen
wollte, vor 1189 sei deren Bau nur aus Holl
gewesen, eine solche Folgerung sei irrig.
Wie Bauten aus Holz neben solchen aus
Stein, M mtrden Kirchen ans Ziegeln, Tuff-
oder Brachsteinen neben solchen aus Quadern
micbtet. Aus der Nachricht eines Chronisten :
„Er baute dne Kirche Stdn, aas Quadern,
aus Stammen oder aus Holz", darf man do
nicht immer schliefsen, damit solle etwas
Aufsergewöhnlicbes gemddet werden. Auch die
I Ortmameo MHoldcireheo'* oder wStelnkirehen*'
bfwe: I !i nirht so viel fUr unsere Fra^'e, wie
I oft vorgegeben wiirde. Neumanns Orts- Lexikon
I de* dentsdien Rdche« (8. AnfL 1994^ enthllt
so viele mit „Holz" zusammengesetzte Orts-
namen, dafs es beweist, der Name „Holzkirchen"
' könne nicht nur ein aus Stammen oder Brettern
gezimniertes, sondern aneh ein im Holze, d. h.
I im Walde liegendes Gotteshatta aus Stein be-
zeichnen. Jenes Lexikon nennt sieben kleine
Ortei, die „HoUkirch" oder „Hobkirehen''. df
die „Steinkirch" oder„?teinkirchen"heirsen. Dem-
' nach könnte man nach Belieben aus diesen Na-
men auf das VorhenKhen der einen oder an-
deren Bauart schlieTsei». Mit Recht lafst siditMV
folgern, an kleinem, auf dem I-ande gelegenen
Wohnorten, denen viel Holz und vielleicht
wenig Stein sor VerfOgong stand, habe ca
lange gedauert, bi> der Holzbau dem Steinban
ganzlich gewichen sei. Das gilt natürlich ftlr
die erat durch Karl d. Gr. lum Ghriatentom
bekehrten Lande der Westütlen und Sachsen.
Trotzdem erhielten dort die Klöster Fulda,
Corvei, Herford, Werden und Essen sehr früh
statt der ersten aus Holz bestehenden Wohnungen
und Kapellen stattliche Gebäude aus Stein.
Ebenso ging es dort mit den Kathe-
dralen. Freilich erbaute im Jahre 976 Biacbof
Bruno von Vreden seine Kirche aus Hol^
weil Stein ihm fehlte. Dorh suchte er diesen
Mangel durch Gröfse und Pracht zu ersetzen.
Aber berdis 1004 flthrte »dn Itedifolger Ben-
harius daselbst einen hr-hen Kirchturm aus
Stein tiaf, welcher allgemeines Aufsehen er-
") Hurler »Geicbichte iDDOceni III«, tV, 660;
Krauser •Dombrtefe« SchüMse •.«.(>•
IV. 408 Ana.
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»7 1908. — 2Bnrscmarr fOk chustuchb kumst — «t. 2. &
itfte.**) Zu Bfemeo entfenue beraitt Bbehof
Willerik (f 837) den von seinem Vorgänger,
dem h. Willebard, etncbteten böUernen Dom
»Toa wniidtrbMcr ScbOnbeit", um ein MUnater
«inbaMeVCin Stoffe au&uroauern.^) Die Bischöfe
von Münster, Osnabrück und Paderborn besafsen
bereits in der ersten Hälfte des IX. Jahrlt. aus
Steb crbattte Dornt. Dtft ne wkh ttr Land-
kirch of* mit Holzbauten h^nUgten, beweist
das Vorgeben des Bischöfe« Benno von Osna-
brilek Obgleidi dieser ntnlidi im Steinbav
•o erfahren wrir, dafs man ihn nach Speier
berief um die Fnndameote des dortigen Domes
gegen die Flöten des RiidDes sa schfltzen,
errichtete er 1068 auf der Iburg zum Beginn
einer Klostersliftung eine höl'prrp Kapelle.
Bald loigte freilich eine grofsartige K.irche aus
Stein. In Minsler cnicbteie man mn 1170
auf dem Piatyp, .vn sich jetxt St Ludgeri er-
htbt, eine Kapelle aus Hok, die jedoch einen
io iconen Bestand Ixtte^ da6 berdts 1185 das
jetzige Gottesbaus seiner Vollendung entgegen-
ging.") Im Jahre 1S94 siedelten R^ularkano-
niker sich im Bentbeimischen su Frenswegen
an, um 1400 erbauten sie eine Holzkirche,
1442 lie&en sie cm steinernes Gotteslisns
weihen.
Alkforti taten KlOster tmd Kapitel, Stidte
und selbst reichere Dörfer alles, um möglichst
bald zu einer aus Stein errichteten ICirche tu
gelangen. Sie stdIteB lidi durda eine soldie
in Gegcnsats au den Hoden, deren Tempel
aus Holz waren, schlössen sich der römischen
Sitte enger aj^ legten einen Beweis höherer
Bildimg ab and schätzten sich vor Feners-
brünsten, die um so gefahrdrohender wurden,
je mehr Kerzen, Lampen und Rauchfässer
man damats bei der Fder des Gottesdienstes
verwendete. Bemerkenswert ist in ilieser
Hinsicht eine freilich erst am Ende da
XIL Jahrb. tii%esdchnete Aufierang Reinen
VOQ Lflttkfa, wddier eine römische Kirche des
h. Laurentius lobt, weil in ihr weder Wände,
noch Balken noch sonst etwas von Holz sei
und beKMgts »die ROmer fllKi^Mn sich vor
häufigen Fenersbrtinsten und wollten densdbcn
dort keinerlei Nafarang bieten."**)
») Thietmarl, Chron. II, 31. Vit, 22, llo&
Germ. SS. III, 753, 846.
Adami Getta HammiburgeMÜ «cd. pontificuni
1, ^, cfr. Ui Vite S. WUkba4i c. 9. s., Moa. Uem.
SS. VII, 206. Ol; II, «68.
Eine 690 vom h. Ufsmsr au Aldenbtifg in
Flandern gegrün Irtr ' ilzerne Kirche wieherst
1056 einer steinernen,**) su Utrecht trat 950
eine Stetnkirdie an Stdie der ans Hols er-
richteten. An hundert Jahre früher (855) weihte
Bischof Franko zu Alteneyck an der Maass
zwischen Maestricht und Roermond, eine
steinerne Kirche, weil die hölzerne in Trümmer
zerfallen war."} Zu Egmond bei Harlem er-
baute Graf Theodortch L, ein Zeitgenosse
Karls des Ein fl ütfgen, den Benediktinern ein
Klosler aus Holz. Doch wurde dasselbe gleich
nachher unter den Augen seines Sohnes
Tbeodorich TL in Stein umgebaut Wie Hot^
bauten bei N'eiigründungen zum Notbdielf
errichtet wurden und bald festen Sleinbauten
weichen motsten, zeigt in Süddeutschland das
von Heriog Tassilo to Osteneich geatiikete
Kloster Kremsmünster, dessen hölzernes fiottes-
haua bald in Stein neu angeführt ward.'*)
Londi «rarde 76i als Hobban begonnen md
zwanzig Jahre spater in Stein erneuert.**)
Zu Lippoldsberg in Hessen setzte man da-
gegen erst im Jahre 1078 eine steinerne Basilika
an die Stelle der hölzernen.**) Kirche und
Kloster zu Weifsenau bei Ravensburg wurden
noch 114S aus Holz gezimmert .Aber diese
Notbanten wichen bereits UM besseren.^)
Auch die hölzerne Kapelle, worin Markgraf
Ottokar VIL im Jahre 1168 ein aus dem hei-
ligen Lande mi^braehles Marisnbild der
öffentlichen Verehrung ausstdli^ machte bald
einer steinernen Platz.***
in Mersebuig warf ein Sturm eine unter
Otto L enicbtcte Hokkircbe an Boden. ^
EralnBclMf Umvan (f 1090} von Bremen-Ham-
") Nord hoff a. r. O. H2 f.
**) Libclh» de »dveotii rtliqaianai, lloa, Gera.
XX, B8a
**) Tractatu i» Mcktta S. Petri Aldenbargeiwi e.
b, 7, 10, Mon. Gem. SS. XV, 2 pag. 868 s.
s') De SS. Ilerlind« et KmlMe e. 88, Ad» SS.
2-2 Marl. III, 868.
*) Da origine moDiateHi Cwnlineiiaia e. 9, Man,
Ottrc. SS XXV. 641.
**) Chronicon. Lanreshatnens«, Mon. Genn. S8.
XXI. 3.')2.
^'f Chronicoa Uppolubergenic, Mon. Germ. XX,
548.
••) HUlor. Angien». 1 s . Moti Germ XXIV, <5'.:? «.
Mitleiluikj^en der k k. Zentral ■ Kommi«ion
UI,
Adarai Gcsu Hammabifciiti» eccL ponliL II,
48, Mm. Gem. SS. VII, 82it.
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fit
1003. — ZEmcHRirr rOs camiSTuciiE kukst
— Mr.S.
60
bui^ btate m dem Hobe lifWiiinrbw lUiie
Kirchen, schon sein Nachfolger Bescelinns
(f 1046) ersetzte aber die wichtigtte derselben
dardi dnea Qotderbta.**) Die Kapelle Heb-
richs IV. auf der Harzburg bei Goslar war<5
freilich 1074 aus Holz errichtet; der Chronist
sagt aber aoadrflcklich, dies sei geschehen, «eil
man Eile gehabt hatie/^) Sie wtirde also
bald einer besseren IMau gemacht haben. In
Lübeck gründete 1 163 der Slaveobenog Heinrich
do Stift; dem er an Elueo Marias md dea
h Vi'mlaus vorläufig eine Holzkirche gab,
welcher später ein festerer Bau folgte.^
AolMkad ist, daft der so Cttlii ans Stdo
erbaute grofse Dom dar karoUngischen Periode
sich lange mit etnevs bOlzemen Turme be-
gnügen mufste.*^) ^neneicbt wollte die Burger-
achaft ihaa ai» at r ateg i scheB Rücksichten keinen
festeren zugestehen, weil er dicht bei der alten
Stadtmauer auf einem Hügel lag. Erlaubten
doch die Ordeikiriltar ia Pren6en vMAeh ibrea
Städten ni lit l' i. Ran ^' nncrner Türme, deren
man sich im Kriege gegen sie hätte bedienen
kttnoM.'')
Fafst man alles zusammen, so ergibt sich
als ein Gnindgcsctz der kirchlichen Baukunst
der Sau : „Holzbau ist oitf der Vorläufer des
Stembanes." Holskirchen findet maii nicht im
Zentrum der Kirche, sondern nur in der
Peripherie, in den dem Christentum gewonnenen
L. c. II, nH, pag, 831.
«») Lamberl ad an. 1074, Mon. Germ. .SS. V, Jl 1
Annale« Falidensei 12; Anna]« Magdebor-
gentei »d »n. .Mon. Germ. SS. XVI, <(-', 192.
NoU «. P«tri. Mao. Genn. SS. XVI, 784.
Otte, >KnMSKhliiloflt« i^AOkU 71.
Linder^ ala Voratnfe an ftsteiep Gotteshaaseni.
Sie verschwinden mit dem Fortschreiten der
Kultur vor den in römischer Art aus Zi^gdn
oder Brucbstdoen, Tuffood Qoadeni enichteten
Kirchen. Ansätze iii einem künstlersich ent-
wickelten Holzstil lassen sich für das Mittelalter
in Deutschland und seinen Nachbarländern,
abgesehen von Schweden und Norwegen, kaum
nachweisen. Sobald Geldmittel und Bildung
in höherem Grade vorbanden waren und
Icflasderiaclie Aosgestaltuig einer Kirche oder
eines gröfseren Klosters erstrebt wurde, wandte
man sich dem in Italien imd in allen älte-
ren Kultnrllndero der Chiisteaheit flblidiea
Steinbau zu. Die allgemeine, schon dnrdt
die Sitten des Alten Bundes und der Heiden-
welt geheiligte Gewohnheit, Aiiare aus Stein
ZU erriditen, giqg ina Oirisieotiim Aber.
Bildete aber der Altar naturgemäfs den Kern
der Kirche^ so drängte er von selbst cur £r-
ncktnttg von C eW a sl U Ba a ni ana SlauL
Die in ältem und neuem KnnalgesdnGbten
so häufig gebrachten Darlegungen über die
Ausdehnung und Dauer des Holsbaties su
kireliUdiem Gdtravclie wird man aaf eb be-
scheidenes Mala herabsetzen müssen. T.iebe
zur Wahrheit fordert, bei jedem der aus älteren
Waken stanmenden Nadiweiae genan tiuu-
sehen, ob es sich wirklich um Holzbauten
handelte und zwar «m solche, die nicht blofs
bei rasch entstandenem Verlangen nach Grün-
dung neuer Kirchen eiostwdleB dienen sonten*
sondern um dauernde und anfnedemtdknde
Unternehmungen.
Stephan B*iss«l 8.J.
Nachrichten.
Qemena FreÜMarr von Heerenum f.
Am 1>3. Mira Minb nBarlb «b der Stätte Miomkiit-
jährigen, ideales u4 «pliRTeiclieD Parlamenlitätigkeit
der um die Kanstgeichichte seiner I leimatprovtiii, wie
am die ErbaJtaiig ihrer Denkmäler hochverdiente,
den erlut>eiiMen KnAiibetirebaogeii unermUdlich enge-
wandtet ia des «eitcetis Krsisc» heehgtMhäitt« BAA
mmt, dem «ascre •Zcileebrifl fär ekris^
liehe Kamt« BBtatchsag nod fortdauernde
FArderung verdeakl. Auf «einen Rcf Terütni-
mcllen «ich »u Born im S'irmi-.fr •.ihircichc
Kunttfirennde, nod leinein Linilusie tit es in enter
Linie beiznmeeien, dab echoa btüd oackher die Zeil-
•chfift im Lebe» traten knonie, ah eeiiw GrODdug
ihm geeduffenen >VcMi&iarF8td«raBgdarZellaelvlft*
vad ■efarlMickea Verkehr mit dem Hereugebcr be-
währte sich tein abgewogenes Urteil wie tein Weiler
Kat, der bei aller Hesttmmtbeit in dcQ Gmndiltxen
ilelt mabvoU laniete. — Seine »Mitteitengan Ober Ao-
tap«odicn« in Bd. IV, Sp. 73—90 sM aw
SpoiBtatndiHi hsrfetfftgaaiaB. üs dsna Flra^ i
1882 Min Werk «Iber »Die äkcatea TsfUmafefeiea
We«ifilen»< erschienen war. An den unaigen Er.
•-1^ M der Soester Schule, dei Unpmngaortes der
frühesten rafetgeiuSide, hatteu rich leine KonstanachaB.
nngen genährt und geklärt, ihnen die weiche Richtting
wd den hohen Zag dankend. Jl)» Weiae atwirirt
•kh «Mar saiMiii VoUm Ehrt: nd sab N«
ewig leben". BecL 87, fSd. 8eh«0tcev.
Digrtized by Google
1003. — ZBITSCURIPT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 2.
6>
B ücher schau.
MenofraplifcB 4»9 KBa«t(*v«rb«i. VHt.
Elfenbeinptaxtik tf\t derRectistiiiice von
Chritttao äcbecer. Mit 124 AbbiMungeu und
etDer Tafel. (Prei* geb. !» Mk.)
J« ligir Uihcr die Mckmhlekketlicha ElbiriMia.
plaAik von d«r Fotidmiif vmaddlMigt wwdc, an
so 'rirmer i>t diece Stndie tu begrUiben, die «.Is »ehr
fruchtbar beteichnet werden darü, Niüieia aüO KOnsU
lernancD hat der Verfauer aufgespürt und ta vielen
dondbcB die Werke sacbgewicaea. Sie gehtocn iut
4ifl diieMfidte Renaiataiice iw asf dieeea Gebide,
hn KCfadeclen Gegeniaixe tn ilirer Vorreil, wenig
produktiv, aL:h v.,ii mnulfri r Hrdrutung. I)e»tO be»
deutumer war die Harociczeit, uicbt so sehr in
baUra iumI Frankreich, ab in den Niederlanden
ittdDe»t»ch)ft»d. Dafa gjenic die aiedetiliidiwhen
BOdkettcr «ieh wieder des ElCnbein nweadtca, nag
durch dessen leichtere Beschaffung, namentlich aber
ilurch den Ton Rubent eingeführten dekorativen Stil
mit teiDcm Kultus des Nackten veranlafst sein, fttr
den Siraluor nad Firbong dauelbe beaondcn tmp-
fekkn. Dfaeer OMMai iM ia VerWadaaff all der
VaraaeUSasiguDg der Whiiaekea aad aiit d«r Pflege
der ■ytbologitchen Stoffi» ra dem Vorlwmefaen der
Nacktheiten gefUkrt, die auch in den Ülustrati -m
dieie« Bache* «ich geltend machen. In den Nieder-
landen traten die vier gruden Mciiter Duqaeanoy,
Opetal, FaidlMrbe «ad «aa BotaaH in den Vorder-
giaad, taDeatteUaadt Aagtbarg, NOraberg, Mflnehcn,
tudanii GeiMingen tind Ulm. spSler Wien, auch Dre»-
dcn, Cai»el, Kraiikfurt, Berlin, Brannachweig. Daniig,
ond aus allen dieaen und noch manchen andern
Stidtea wtiat der Verlaaier KUoatler henromtgendcr
to ffdkr Zäkl aa^ -
lie Spiaiaa liefern geriafera
aad der Rdcliganf der Blfenbeinplaatilc ia de» twehea
lUlfte dea XVllI. Jahrh. wird namentlich aof die
Blute der PorxeUanplastik «arlickgcfilhrt. Erat am
die Mine dca XIX. Jahrb. tümmt jene einen neuen
Aabckwaaf, laanl ia Dieppc aad JPaiiii daaa aacb
ia DeBtacUnd (Gcifritagea, Bibeeh, Dicedea). aber
ihre kOnatleriache Emenerung, die eni in der aUer-
jOngtten Zeil erfolgte, iit Ton Belgien anagegangen,
bald nach Krankreich gelaogl, endhch nach Deutich-
iand, ranSchat nach L>readea; ond die Verbasdung, in
welche Etfenbeinfignren nenerdinga mit Edelmetall ge-
biadit «aidea, Hellt fnwbtbai« Flet* 'n Aanicht. —
Daa BaMleUaacibfld, wdchaa ia dieteu Beehe ge-
boten wird, icl nen and feaseind, der /uüammeDhang,
in den Alles, Nencres nnd Neacstcs gebracht werden,
•ehr lehrreich, deim dafs in den »Monographien dei
KaaatgawedMa« die noderaca ScbBpiaagea aicbi kw-
iia vea Uma Vitt afe i a , «iid ihte ikbtife
Leben aad Regel des heiligen Vaters Ben e.
dt k Ins. Mit T'i Ittaatrallonen nAch Kompositionen
dm llruronrr K □ i : i ichuir, II. Aufl. Herausgegeben
won der Abtei Emaus in Prag. (Fieia geb. 4,!>0 Mk.)
Dem Grunder dea Benedlkifaaraidaaa, dam ..Be»
deaFiiadea«» kHUmm
Bach gcwadit, «akbae flu damdh ab geeegaet ia
»einer Per»on, in »einer Regel, in »einer NachkommcD-
»chaft, und in dieser dreifuchen Hinticht behandelt
ihn das Vorwort, welches ausklingt in eitvem Hjrmnns
auf da* beilige Oflichrm, als das grolse Werk dieaer
Mdacbe. DatLebeades hl. Vateri Beaediktat
▼OB bL Pap«te Greg*' Otataas faiMat
dca t Teil, wekbcr m 88 KapHda waadefbai« Ba.
gebenheilen aus demselben erxihh. — Der II. Teil
Mtbilt die Kegel de* hl. Vater* Benediktas,
die in 73 Kapiteln dargestellt wird. — Teil* in Form
dir?» Abbl'ldaacaa. «cfcbe lameiM des Wnd*
gemilden Ton M. Cassino, Emaas und Benron ent-
nommen, Tereinxett auf Gnutd besonderer Zeichnangen,
das Leben des hl. Benedikt, oder Sienen aus dem
Gebets, und Arbeitalcben der Benediktiner schüdcm,
emsie aad streif aber iaaice aad fteaiga Dar>
«II «arabiaelleti RemiafticateB aa die aiitlelalteilidMa
Italiener, die ihi '. ai]^ meisten in dem bekannten
Krenzignngsbüde widerbaXlen. i»o beftremdKch aancbe
sind, sie wirken erbaulich und passea ia dw Ga-
dankenkreis, den sie illnstricfca sallea. SchsStgaa.
Jahrbaeh der bildcadaa Kaatt 190a. Unter
IfitwUnaif TOB Dr. WoMaanr raa SridRia heraaa*
gcgebenvon Max Marterateig. IT.Jahrgangf.
Deutsche Jahrbuch» Cesellachaft m. b. H. BerKa.
(Preis 8 Mk.)
Oae gOBBt^ Votaa^ walehas ia Bd. XVh Spaita
383f384 «bar dea LJahrgaaf diasea Jahrbacbs abga-
geben werden durfte, verdient in noch hSberem Maf«e
. der soeben erschienene II. Jahrgang, der eine nuch
grofsere Antahl von Rubriken bietet, wie die ,, Bau-
kunst", die ,, Kunst im Buchgewerbe", „der Kaiser
aad die Kunst", ,,Muscumswc*en und Kunatflrdcraac"
a.a.w. aach aock aMbr KaaatbeilaceB, nater
deaea nelnef« variaglehe Via r fa r he a draeke, Dnplex-
Aulotypieii und ganz «usgeieichnete HeliogravtlreB,
daiu 7lj Texl.lIlustratioscD. — Die Verzeichnisse,
welche dreispaltig geaeisi sind, kommen dem L Teil
aa Umfaag ^eicb aad aeigea ttberatt die erglaiiaada
nad whe i i ei ada Haad, ao dab aia fbr die OrieMie-
rang nuf dem Gebiete des Kaaalsdialfeas unserer
Ta^^e von grofsen Werte sind, nalVrllcb bestlndiger
V'ervollküinmnuag tthig, tu der es von seilen des
höchst betriebsamen Herausgebers an Anregung nicht
fehlt. iSei der ob)ektiven vornehmen Haltung dieses
Jahrbacbs, bei eeiaeai rcscbea labalt and aeiaer aiasler-
hallen Aaiislattaag kaaa tbai dat Erfolg aichl faUeOt
troll aDar Koakanaoa. R.
Dia rheinische und die wesifflische Kaaat
aaf dar kaaathisterlsebeB Aasstallaaf sa
Dftaselderf 1902 von Paal Clesaa. & A.
Seemann, Leipzig 1003, (Preis 4 Mk.)
Dieser erweiterte Soitderdrock aas der »Zeitschrift
fOr bildende Kunst« •mfa&t 47 Seiten, die mit i:.
Ai>bUdaBfca gescbatfickt «ad, 4 autotjqpische Tafebi
aad siBBB Faibeadiach. Die Ilhtstraiionen sind fe>
Digiti^uu Ly üoo
1003. — ZEITSCHRIFT FÜR CURISTUCHB KUNST — Nr. S.
64
an deren Hand Tom Verfuter vor^lragen wird, in
feappuur Gt appi ^n w n, Icbcadifcr ScUldan^, itl
mIv aMitead «od inunldiT, ao dtfc dien Üttrafiicbt
Fnicbt der kuotthistorischen Aoatlenung neben Aer
irar etwas knapperen von Renard (im III. AussicIIung«.
beft der »RbeinJande« , Verlag von Hager, bi« auf
weilere» den ersten Plan in Anspruch nebmeo darf.
Sie will keinen Oberblick bieten fbcr die ausgestellten
Seblue, MBdan biolii di* baraMnignidttm denelim
mrfMiraD, BUBemleh httatrait ne de» beiden weeU
liiheti Praviriien eniktainmcD und den Tier Gruppen
der i'iiultk (.beiunden der mODiunentaJen), der Cotd-
schmiedekunst mit dem Email, der Textilkunst und
der MemDBCMeiaielcrai engehOMn. N«r die bedew-
eemlen Gcgcaellnde dfaier Ginppen, imden ka Zn>
eaninienhanee besprocben (m dab alio di« in der
»Zeitschrift filr christliche Kirnst« abgebildeten and
beschriebenen Objekte, iii dem vorliegenden Hefte
bereits die Zaiil voa 2M beiw. 45 erreichend, durch-
weg weniger glinxend, aber doch recht lehrreich, ab
tim Art TO« Ergiataoic beieichBet wctdea dttrfen).
In raiehareni Habe Ist die Literatur berangetogen,
als es sonst in solchen Berichten wohl ilblich lü,
▼ielleicht in der Absicht, dea Fortschritt 4er Fortchtuig
ktindzui^eben, an welcher der Verfasser sehr nahe be>
teiligt ist. Mancberki AtUklitaacea bat lie n «er-
aaicbaaa, dia Aac«|n»c gabotan w «elterca Ualcr-
M^anfan, die «ob e in rt i o en Gdehrteo fottgeftihrt
and auf die VcrglefehaKafenMinde in andern Samm-
lungen ausgedelint, völlige Klarheit in Aussicht stellen.
Die Wand^emUde de« X. bis XVI., die plastischen
Eneȣni?se des XIII. \\\ , .\V., die Schmeliwerke
dea XJI., XIU. and XIV. Jahrb. in Rheinlend and
Waalfalen lind «ob aeletaer Badentanf , dab die FeM.
Stellung ihrer Eigenarten, Entwicklungen. Schulen
immer dringlicher erscheint, nachdem sie ueuerdinK«
so stark m den Vordergrutid Reioijen und durch die
AaeHcUusg und durch die von ihr angeregten Be-
ritdMei b ce owdai a darcb dea «oiii ef en den. Schaetgen.
Wlecen<Drmcke and Bibliegrapbie dar vor
l.'iOl gedmckten Bucher. K a< al ü g CV von
Ludwig Rosenthal's Antiquariat m München.
Mit 48 Faksimiles
Dicaer 'JOOO Nummern umfassende, lehrreiche In-
fcanaibdb-K atalog ist streng chroaologiidi gaordnet,
hidew nadi Mafigabe der Zeit, in der sie tieh der
Batdkdiaelterkviiat bemlcbligt haben, die Linder
aufgefOhrt werden, innerhalb derselheti die Siiidie
und in ihnen die Buchdrucker, so dais hier eine,
in dieser lehrreichen Form wohl snerst rer«aebte, EnU
wickbugsreih« daigestelll wird. An der Spitw mm»
uMhH Daataehland and Mains and ab Nr. 1
du Uinala speciale Guteabert;, welches ab seine
frtÜMtle grOfsere, wohl vor MM) entstandene Lcistuni;
in Anspruch j;eiiüTr;ii:en ist J 'i- m titvil, M.ineii-
that, Stendal, Zinna CDtslandeucii Drucke sind groUc
Seltenheiica, aaeb manebe atu andern europäischen
Lindem, «rie aaa Btfunen, Spanien, FrankreiGh ber.
rtbtenden. — Die teilten 40 Naauwra ahid der to.
knnshel-Hib!iögra|ih;e gewidmet, und »ir dir fi Re-
gister ^Drucke uach Hain, Sonstige Uiucke, iJiuv.i-
orte, Dmckerverieichniase, Sachregister) sehr dankens-
werte Beigaben, teelche dea wiweiwchefUidMB Wert
I
des nngewfihnlich reidibaMgtM, prtchQg wnguilHHHW
Kataloge noeb eiMban. BcbattgeBb
. Die „Mittheilungen aus der milfcIalterlichenSamm-
I lung des Museum« in B<-rL;<-n" brln^^cn im Aarbog 1901
Nr , 13 .lu.s <1 I Irl von R. H B i- n <l i \ e n » ine inter-
I essante, von 8 Textbildem iDustriert« BeachieilMUig
1 der dort «orluutdeneB „It Tkag* oder Rraieirioaa*
lencb«ef". Sie aind den in Norddeunebiaad idleaca.
' in SOddeiitacMtuid »ehr litafls trorkomineoden besw.
! erhaltenen HuIiNt.'Shin verwandt, dir- mit LifhtteUer
1 und Kcrzt-nduru, mit SchoiUswerk untj Zinobekronung,
, vielfach mit Engel- oder BdUgcnfigarcn gescfamiicht,
Ibei Proseasioiien getragen an werden pflegten. Da«
ilteata der hier angefObrtED Bmniplare: Rande Stange
mit Kelchkapitil, anf dam ein als Diakon gekleideter
, Engel stellt, die Slale f&r den Dorn tnM^cnd, dürfte
dotli tiir den Schluis de« Xlll. Jahrhundert» rlw.i»
zu trUh datiert sein. Die klassische Zeit iitr diese
I'CUcbter iiI die ipltgotiscbc, aus der die BaldachJn-
I bekrMong atanint alt der DoppeUigur der Id. Fetnia
I und Olaf. — Die dagebenden Besclireibmigen dteaer
wie der .indrn'-n Exemplare «eigen völlit;«- Vi'iiiiuthcit
ijiit iUcui. wi» hierfür in Frage kommt, üad ncup Beweis-
mumente ergeben sich hier für die nahen Bciiehun^jcn,
die im Mittelalter swtschen dem aorddentachen und skaa-
dbunritcbenknnalgawerblicbenBetiiebobwalleMn. g.
Illnatriertc Gcicbicbta dar dealaeben Lfto>
ratnr von den IltcilenZeiten biasnrGegen«
wart. Von Professor Dr. Anselm Salrer. Mit
22 vielfarbigen, I I zweifarbigen. 71 ».chwarzen Hei-
lagcn and aber 300 AbbDdmtgeik im Text. Allgem.
Vcdag^-GaaelMbaA ab b. H. MAneheii.
Dieea nene Ul««lnigaacbi«ble (dh in SO IMS»-
rungen I t Mk. «nehafaiea loll) fthH sieb mit dem
Ansprüche ein, die deutschen Dichter und ihre Werke
Ivom ub|ektiven Standpankte katholbcher Wekan-
schaanng aas zu beurteilen ia einer fltr die weitesten
Kraiae «erallBdlidieB Form, antar baeoindarar Berflck»
tfebtignng der gctcbidMflcben Verbiltniiae and wrter
Hervorkehrung der äslheli.'tchen Gesichtspunkte, die
itn< h in reichem B 1 1 d e r sch m u c k ihre IlluK'nerung
linden Süllen. - Der soeben ausgegebenen I. Liefe-
rung darf der Anfang der Erfüllung des obigen Ao-
»pmcbes beetltlgt «atden. Den Text (fib des der
Veifmer durch die Mabcnibaitang dar Lhidwanw-
leben Ukeraturgeschifdite «ollkamnien fcgitimiart er.
scheint), behandelt die I. Periode, von den Anfingen
' des Oermanenlums bu auf Karl den Grofsen, und den
Anfang der II. Periode, die Ahhochdeutsche Zeit
Ua 105O: die Zeit der chorucben Poesie aad Sprneb«
dkbtang, der MaldenditAtnng, dar boefcdeolaebett Laal-
\ veneUeboag, das ebristlich lateinischen Kultur-Ein-
Ausses auf die deatsche Sprache, der luirolingischen
Keiiriissiiiice. — Die auf der Hohe der lechiiiichen Lei-
' stungcn stehenden Illustrationen (luiiislen, i>chrift[M«beo,
Denkmiler u. %. w.) schlietsen sich in dmabant idb>
I itladigar sabaffutder AaswaU dem Teste in, and die
! Ikrblgen BeQsgen tcigen dicemet dea Slngerkiieg aaf
drr Warlbürjj aus der Würzburger I.iederhandschrift,
i'utuül Wcbetü, litcibUtt von Judas der Erz.
■cbelm ICiS*)!. — Das neue, schon lange ersehnte Werk
, darf also ntit Vertcaaea aa^genommen wiideiii T.
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Abhandlungen,
Die St. Markuskapelle in Altenberg.
(Mit 6 AbbUdoocm.)
obald der junge Lent in dem
anmutigen Dhiinntale Feld
und Wald in neues Grün
kteidet; dnrdwtreifeo es bald
die Wanderer aus S'.adt und
Land. Der Meisten Weg-
ziel iat Alteaberg mit «einer
stolzen Ableikirche, dieser
Perle frahgotiteher Biukunst,
deren Meister hervorgegangen ist aus der Kölner
Dombaahtttte. Bildete sein Werk bis vor kurzem
die einzige Sehenswürdigkeit des Ortes, so ist un-
weit des bergischen Domes nunmehr eine ältere
SdiQpfbng mlttelaltertidier Kamt als totehe in
erneuter Schönheit erstanden : DieSt. Markus-
kapelle. Verwittert und dem Verfall nahe
stand sie da, venralirlost tiad von achonungs- |
losen Händen ihres Schmuckes beraubt, von
den meisten Resnchern Altenbcrgs unbeachtet.
Jetzt zeigt sie sich ihnen nach pietätvoller
Wiederheistettimf ab du edte Bandeokmal
des Übergangstiles, das der Frommsinn der
Vorüiüiren geschaffen hat und an welches sich
mandie gesddchtUcbe ErbDcrang knüpft.
Die Kapelle ist das älteste und einzige noch
erhaltene Bauwerk aus der ersten Zeit der ehe-
mals so berühmten Cisterzienserabtei Alten-
berg. Bei dem gänzlichen Mangel an urkund-
lichen Nachrichten über die Entstehungszeit
dieses Gotteshauses sind wir für die Bestimmung
derselben tediglicb auf die Formen des Bau-
werkes und die Überlieferung angewiesen, wie
denn auch der Name St. Markuskapelle besw.
die dedicatb ad sanctom Marcum nur in der
letzteren begründet ist Montanus-Zuccalma-
glio, der abgesehen von vielen andern Notwen-
digen eines wahren Geschichtsforschers auch
die QneHemmgabe fdr seine Behauptungen gar
sehr vermissen l.ifst, berichtet, dafs die im
Jahre 1183 sur Klostergründung nach Al-
tenberg entsandten Mönche «m Mori-
BMmd bereits eine Kapelle, eben unsere St.
Madluakapelle, im DhUnntale vorgefunden hät-
ten. Allerdings lassen sich auf Grund der im
Laufe der nnn beendeten Wiederfaeratdlonga-
arbeiten gemachten Entdeckvi^en tmd Be-
obachtungen zwei Bauperioden mit Sicherheit
nachweisen. In der ältern Zeit war das Kirch-
lein ein gans schlichtes, niedriges und unge-
wölbtes Gebäude; seine jetzige Gestalt erhielt
es im ersten Drittel des XIII. Jahrh. durchweg
in den Formen des reinen Ubergangstilcs, von
seltener Frische und Feinheit der Darchfllhrang.
Der Grundrifs der einschiffigen Kapelle, mit
einem Cborabschlufs aus drei Seiten des regu-
llren Sedvedm gebildet, hat beschrlnkte Ab-
messungen: äufsere Länge 10,82 m. Breite
7,49 m\ innere Länge 8,90 m. Breite 5,59 m,
die Höhe bis zum Gewölbescheitel beträgt
6,65 m (Abb. I n. 2). Das Attlhere ist schnwck-
los gehalten: die llmfassungsmauem aus weifs
gefugtem Bruchsteinwerk sind entsprechend
der inneren TcOmg, nur durch achwaicfae Tuff-
steinlisenen gegliedert, welche, oben dmcheine
horisontale, aus demselben Material herge-
s^te Auskragung friesartig miteinander ver-
bunden, auf einer Sockelschräge sich erheben.
Unterhalb des mit einem f'dockentürmchen be-
krönten Daches bildet ein kraftiges Werkstein-
gesfans den Absdilufii der Aa&enmauem.
Die sehr schlanken Fenster des Chorab-
schlusses haben eine stumpf spitzbogigc Über-
wölbung, als Umrahmung der Leibungen runde
Wulste, welche an den Kimpfem wie auch
im Schdiel durch Ringe unterbrochen wer-
den, und anf adtlich abgeplatteten Kugel-
fluchen fidsen. Ein i^eidies, aber linglooes*
Profil umgibt das secfaateiOge Rnndfenster in
der Nordwand.
Der unmittelbar Uber den Fenstern rings
um das Gottedkans sieh hindehende Fries
von 41 gedrückten Spitzbögen trat erst su
Tage, als bei den Wiederherstellungsarbeiten
das .Aufsere von einer alles überziehenden
didkcn PMaadddU beftdt mirdn. Er gilt An>
halt Air den ersten Zustand derKapdU; denn
es dürfte wohl tweifellos sein, dafe die ur^ÜQg-
lich flache Hdtdecke da Innern in nngefthrer
Höhe dieser Bogenarchitektur gelegen hat,
und letztere das Hauptgesims aufnahm. Der
FoTtUl desselben und die HöherflUirung der
Anfeenmmen^ wie de jetit vorhanden, gcachah
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«7
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
anlässig der spätem Einwölbung, lediglich aus
konstruktiven Rücksichten.
Im Gegensatz zur einfachen äufseren Er-
scheinung bietet das Innere der Kapelle einen
wahrhaft tibcrraschcndcn Reichtum an archi-
tektonischem und malerischem Schmuck. (Abb.
8 IL 4.) Der ganze Raum, welcher vortreffliche
Verhallnisse besitzt, ist überspannt von zierlichen
Kreuzgewölben in zwei Jochen, die durch einen
schmalen, mit zwei Rundstäben profilierten
Gurt wirkungsvoll getrennt werden. Das Rippen-
Die in das Innere hineingezogenen Gewölbe-
widerlager schafTen Nischen, welche ebenso wie
die in denselben angebrachten, von Rundstä-
ben eingefafsten Fenster, im Spitzbogen ge-
schlossen sind.
Sehr interessant ist die Technik bei der
Gesultung aller Gliederungen und Profile.
Der Kern derselben besteht nämlich aus nur
roh bearbeiteten Tuffsteinen, während die
eigentliche Form durch einen nach dem Ver-
setzen der Werkstücke aufgebrachten sehr festen
Abb
werk, welches im Profil einen Bimstab, be-
gleitet von einem Paar dünner Rundstäbe zeigt,
setzt auf sechs einzelnen Säulen, der Gurt auf |
zwei dreifach gekuppelten SaulenbUndeln auf.
Die tragenden Teile sind in Gliederung und Ma-
terial von besonderer Schönheit und künstle-
rischer Vollendung. Uber den Eckblattbasen
steigen die aus schwarzem Schiefermarmor ge-
fertigten, und mit äufserst fein profilierten
Teilungsringen versehenen Schäfte empor, be-
krönt von schlichten aber reizenden Knospen- I
kapitellchen. Den Übergang zu den Rippen
vermittelt eine kräftig profilierte Deckplatte, i
I.
und 'glatten Putz hergestellt ist, der den
Untergrund für die Malerei abgab, in welcher
die kunstgeschichtlich hohe Bedeutung unserer
Kapelle begründet ist, als ein seltenes Beispiel
einheitlich durchgeführter farbiger Innendeko-
ration aus dem Xlll.Jahrh., wie es in dieser
Vollständigkeit nur in der malerischen Aus-
schmückung der Tauf kapelle von St. Gereon in
Köln noch zu finden ist. Zwar haben die
Malereien durch mehrfache Übertünchung und
durch die Benutzung der Kapelle als Trocken-
kammer gelitten, aber immerhin waren nach Be-
seitigung der Kalkschichten die Umrifslinien
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr 3
70
wie auch die einzelnen Farben noch so deut-
lich zu erkennen, dafs einer getreuen Wieder-
herstellung keine alUugrofsen Schwierigkeiten
entgegenstanden. (Abbild. 6.)
Die vorherrschenden Töne sind weifs und
gelb. Erstere Farbe zeigen die Wände und
etwas ins Grau übergehend die Gewölbekappen,
welche durch kleine sechsteiiige Sterne belebt
werden, deren Formen und Farben auf zweierlei
im I>aufe der Zeit stattgefundene .Ausführungen
schliefsen lassen. Abgesehen von den Säulen-
schäften in ihrer
schwarzgrauen, dem
Schiefermarmor ei-
genen Farbe, ist
alles Ornament der
tragenden Teile
ockergelb, in blau-
er, roter und grüner
Musterung, aber
ausgesprochen da-
hingehend, dafs die-
selbe auf vierecki-
gen Gliederungen
eckig, auf runden
in gebogenen For-
men auftritt, mit
teils schwarzen,
teils weifsen Um-
rifslinien. Ausnah-
me bilden die star-
ken Wandpfeiler in
ihrer bunten , in
den Farben sogar
etwas krassen Mar-
morimitation. Grün
geülrbt sind die
Gewölberippen in
ihren Bi rnstäben mit
rot und gelben Begleitstreifen , in gleicher
Farbe die Gurte nach Schichten geteilt, die
Fugen durch ein schwarzweifses Linienpaar
hervorgehoben. Die Rundstäbe der Fenster
weisen rot- und grün-weifs marmorierte Be-
handlung, die seitlich verbleibenden Wand-
fllchen eine Rosettenverzierung, die Fenster-
leibungen gut gezeichnetes Rankenornament
auf; bemerkenswerte .Ausnahme bildet das Mittel-
fenster, wo an seine Stelle eine einfache rote
und gelbe Quaderung tritt, offenbar um einen
wirksamen Gegensatz zu der reichen Bemalung
der Wand zu schaffen.
Abb. 6.
In ihr fand sich unter der Fensterschräge
eingemauert das Überbleibsel eines sargförmig
gesulteten Reliquiars aus Stein, bestehend aus
einem 49 m breiten, 27 cm hohen Unterteil
mit 22.5 cm breiter, 21,5 cm hoher Mittelöffnung
und einem trapezförmigen 49,6 cm breiten, 27 cm
hohen Deckel; das Ganze hat in seiner ur-
sprünglichen Form, die später durch Ände-
rung des Wandputzes verkümmert wurde, sich
auf die Mensa des jetzt verschwundenen Altars
aufgesetzt. Der zur Aufnahme der Reliquien
bestimmte mittlere,
jeut 13,5 cm tiefe
Raum war aller
Wahrscheinlichkeit
nach durch ein zier-
liches Gitter ver-
schlossen. Die
Wandtlächen zu Sei-
ten des Steinsarko-
phages und darüber
zieren figürliche
Darstellungen. Zu-
nächst in Uberaus
bewegter Auffas-
sung ein Paar
schwebende, Weih-
rauch spendende
Engel, ein zwar sel-
tenes, doch nicht
vereinzeltes Beispiel
besonderer Aus-
zeichnung und Eh-
rung heiliger Reli-
quien, dann aber
ein charakteristi-
scher Cyklus von 6
Darstellungen der
Auferstehungssym-
bole in aufsteigendem Rankenwerk neben der
Fensterleibung: Pelikan, seine Jungen tränkend,
Siroson mit dem Torflügel Gazas, Witwe von
Serepta, Löwe, seine Kleinen zum Leben er-
weckend, Jonas vom Walfisch ausgespien und
Phönix aus den Flammen sich emporhebend,
alles in wirkungsvoller Ausfuhrung als flott be-
handelte Umrifszeichnungen auf blauem Grunde,
Neben den wohl erhaltenen 12 alten Kon-
sekrationskreuzen in Scheibenform bietet noch
besonderes Interesse eine den ganzen oberen Teil
der Westwand ausfüllende Darstellung der Krö-
nung Maria. (.Abb. 6.) Auf einem breiten Throne
71
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
sitzen der Heiland und zu seiner Rechten die
Gottesmutter. Krsterer, eine majestätische, mit
weifsem, geschürzten Gewände und blauem
Mantel bekleidete Gestalt, trägt auf dem von
einem Kreuznimbus umzogenen Haupte ein
Diadem mit Lilienverzierung, in der Linken ein
in ebensolche endigendes Scepter, während die
Rechte die Jungfrau krönt. Sie ist in weifsem Ge-
liehen Gestühles. Der Thron ist vollständig
bedeckt von einem lang herabhängenden, mit
kleinen Kreuzchen gemusterten Dorsale, unter
welchem das wulsurtige Sitzkissen seitlich sicht-
bar ist Durch die sichere Zeichnung und
Charakterisierung der Figuren, sowie durch den
leichten und fliefsenden Fallenwurf der Ge-
wandung beweist das Gemälde eine vorge-
Abl>. 4.
Abb. 2.
Abb. B.
wand und rotem Nfantel dargestellt, in ihrer gan-
zen demütig frommen Haltung und im Ausdruck
ihrer Züge von zarter, lieblicher Anmut. Der
auf drei Stufen erhöhte Thron hat die Form
einer Bank mit hoher Rücklehne. Letztere ist
zwischen zwei durch Lilienkreuze bekrönte
Säulchen eingezogen tind in flachen, mit Knöpfen
besetzten Bogen abgeschlossen. Das Unterge-
stell zeigt in der scharfen Profilierung und Be-
festigungsweise die Konstruktion mittelalter-
schriltene Entwicklung der Kunst, und kann
wohl als das Werk eines hervorragenden Mei-
sters aus der Frühzeit der Gotik angesehen
werden. Zu seiner Ergänzung und Erneuerung
spendete der Verein der Altert ums freunde
in Köln einen namhaften Beitrag.
Die Wiederherstellungsarbeiten an der Ka-
pelle, welche Königl. Baurat Heimann
aus Köln leitete, erstreckten sich auf die Be-
seitigung alten Schuttes in dem Innern und der
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78
1M3. BSmCBHIPr Villi
— Nr. 3.
74
Umgebung, die i£ntfernung des spXteren äufseni
WaadpulsOi SicheniiigdetBivb«taiM)es,Erstts
fehlender G\\t<'r: i':rT, Hu- FrrT-uentng des
Daches und die Hmteliung einer stilgerechten
Tür, weldic, teils schwierige Arbdten durch
Architekt W. Breidenbach in Hückeswagen
und Bildhauer Kribben in Köln bewerkstelligt
wurden, schtieltlich auf die sorgsame Aufdeckung
der atten Wandmalereien und deren pietätvolle
Auffrischtmp, welch' letriere der Maler Anton
Bardenhewer aus Köln mitgrofsem Geschick
and Vciitltndni& rar AasAihrung brachte. Eine
tum ganzen malerisihen Tnnen'^rlimiir'..- "im-
mende Verglasung der Fenster fertigte, nach
Zeidinong tud Technik gleich hervorragend,
die Kunstwerkstatte von Schneider» &
Schmolz in Köln-l.indcnthal Die Darstellun-
gen der sieben Schmerzen Manä in dem der
Eingangatttr gegenftberbeändlichen Rundfenster
passen sich der Form desselben nach den ein-
seinen Gruppen vortrefTlich ein, wahrend die
fltaif Fenster des Chorabschlmaea figürliche
Einzeldarstellungen in arcbitektoninclier Uni-
rahnnog enthalten, welche in ihrer Krönung
sich von hellem Teppichmoster abheben. Das
Mittelfenster zeigt die .\fajestas doroini, die
Folge zMT Linken Maria und St. Rernard, zur
Rechten den Vorlaufer des Herrn und St. Kngel-
bert Wie an dem Waadgemilde der Krönung
Maria, so ist anrh hei diesen Figuren tmd der
ihr zugehörigen Architektur der fruhgotische
Stil aar Anwendung gebracitt Die Faibensksla
der Glasmalereien ist eine wohl abgewogene,
nicht umfangreiche, aber sehr ansprechende.
Der Fufsboden besteht aus einfachem roten,
relie&rttg gemusterten Tonplattenbelage. Der
kleine romanische Altar, in de»en stipes das
Mosaikbild des hl. Markus erscheint, harrt noch
der weiteren Aasachmfldning In Veibindung
mit den) Reliquiar in der Fensternische.
Die einheitlich durchgeftihrte Dekoration an
Fufsboden, Wanden, Gewölben und Fenstern
veretnigt sich an eloeia aberaus barmoniacheo
wirkungsvollen Ganzeti» wie in den Tagen des
Mittelalters.
Wa« war nun die Vemlassong zu der etnsii-
gi n glanzvollen Ausschmückung der St Markus-
kapelte.^ Der oben beschriebene Steinsarg mit
seiner reichen malerischen Umgebung legt wohl
den Gedanken nahe, das Kirchlein als die Auf-
bewahningsstälte einer hochverehrten Reliquie
antusprechen. Im Jahre 1225 wurde die Leiche
des von seinem Neffen, dem Isenburger, er-
schlagenen Brsbiscfaofr Engelbert im Konvent
zu Altenberg aufgebahrt, um von hier nach
Köln gebracht zu werden; Hers and Einge-
weide des Märtyrers verblieben dem Kloster.
Sollte nun nicht vielleicht der Wunsch, ihnen
eine würdige Statte zu schaffen, den Umbau
und die herrliche Ausmalung der Kapelle ver-
anlafst haben ? Nach den Berichten des Chro-
nisten geschahen an der Leiche des Ermordeten
viele Zeichen und Wunder, und diese Berichte
beweisen jedenUls die grofse Verehrung. iSe
den Reliquien gezollt wurde. Das Kloster
.\ltenbeig aber hatte noch besondere Verpflich-
tungen zur Dankbarkeit gegen den grofiien
Mann, und zur UebevoIlBten F,hrung seines An-
denkens. Er entstammte dem Gt-sclilrrhte der
Grafen von Berg, der Gründer und treuen Be-
schUtaer des CÜsterxieMer-RottveBtcs. In den
Tagen seiner Macht und seines Glanzes weilte
der Erzbischof sehr häu&g in dem stillen, welt-
aligeschiedenen Kloeter und vergalt ihm die
Gastfreundschaft mit reicher Freigebigkeit. Zu-
dem war Engelbert der Liebling des bergischen
Volkes, weil er, abgesehen von seiner nalien
Verwandtschaft mit den regierenden Fürsten,
mit kraAvollem und doch mildem Regimente
überall Frieden, Urdnung und Wohlstand ver-
breitete. Somit dürfte die Vermotang, daft die
Mönche von Allenberg ihrem heiligen Freunde
und mächtigen Gönner in unserer Kapelle,
deren Umbau demgemafs in die Zeit von 1 225
bis 1280 zu setzen wäre, ein Monument der
Dankbarkeit und der Verehfting errichtet haben,
wenigstens einen hohen Grad von Wahrschein-
lichkeit gewinnen. Die inteslba Sancti Engel-
berti w.ircn in spillerer Zeit im Chor des Alten-
berger Domes beigesetzt und ruhten dort, in
einer Bleikiipid eragescIikMaen, unter einer
schwarzen Mannorplatte vor der Mitte des
I lochaltares. Als im Jahre 1847 die Wieder-
herstellungsarbeiten im Dome ihren Anfang
nahmen, wurden diese Reliquien des hL Engel»
bert in die Pfarrkirche zu Odenthal verbracht,
wo man sie zur Zeit noch aufbewahrt. Je-
doch darf man wohl der zuvenicbdicfaen Hoff-
nung Ausdruck geben, dafs dieselben, nachdem
nunmehr die Kapelle durch die Güte ihres
Eigentümers, des Herrn Reichsgrafen Fer-
dinand Wolff-Metternich, ausschliefslich
der katholischen Gemeinde Cur ewige Zeiten
zur gottesdienstlichen Benutzung Uberwiesen
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75
1903.— SBnaCHlUPT FOK GHKWTUCHK KUIHT — Nr. 9.
76
ist, in das altehrwUrdige Heiligtum demiUchst
llbertragen wcfden und dann dasHen des ge-
wältigen Gotteshelden an jenem Orte wiederum
in ungestörtem Frieden und zu frommer Ver-
ebrung ruhen möge, wo es im Leben so oft
Brholtiiig «ichte voo den M oben und Sofgea
des Hirtenamv -i, neue BegeisterUTig sammelte
f&r seine grofscn und weitacbauenden Pläne,
wo es im Tode aeiiie erste Ruhe md «eine
eiste Verherrlichung gefunden hat
Zur würdigen Wiederherstellung der Ka-
pelle in alter Pracht war vor Jahren schon ein
kleiner Kreis von Kumtfireanden «ater dem
Nimen St. Markusverein zmaramengetreten,
welcher sich zur Au^abe setzte, die ca. 16000 M.
betragende Beammae ta besdiaffen und neue
Gönner fnr das Werk 7.ii gewinnen. Der Verein
hat sw«T schon jetzt namhafte Erfolge zu ver*
zeichnen; aber trotz seiner Bemühungen, trotz
der Opferfreudigkdt der Altenbefger Gemeinde
und des Eifers ihrer Seelsorger, der Herren
Rektoren Heynen, Grtiters und Mostert,
sowie der von der Provinz gewährten Bei»
hülfe von 6000 M. bleiben doch noch Mittel
aufztibringen, um die innere Ausstattung würdig
zu gestalten. Wir glauben daher unsere Aus-
f&hiungen «cblieften zu sotten mit der herz-
lichen Bitte in alle Freunde der farbenfrohen,
fromminntgen mittelalterlichen Architektur und
Malerei ein Schertlein bdzusteuern, damit die
St IfMkitsinpdle, dieses lingvergessene Denk-
mal der Vergangenheit recht bald wieder Gott
zur £br', der Kunst zur Lehr' in erneutem
Glanse sich der Gegenwart seigen mOgel
Lie. Grflters, MOheiB Rh.
Bnnü HeiMaa», Kain.
Strau& und Kranich als A
Is ich vor einigen Jahren eine Ab- |
haiidUing über die Rechtssitte des '
Subbrechens schrieb, sammelte ich 1
PiUe, in denen die Justitta den |
Stab bricht. Das Ergebnis war in dieser Hin-
sicht sehr gering. Aber unter den vielen Dar-
steHnngen der Gerechtigkeit, die ich bei dieser
Gelegenheit durchmusterte, fielen mir einige
auf, bei denen Stratifs oder Kranich als Attribut
verwendet waren. Sic waren bisher wenig be-
achtet Und ilber die Bedeutung wnren höchst
abenteuerliche Meinungen j^eäufsert So eut*
Stand der vorliegende Aufsatz.
1.
Die Flll^ in denen der Straufs als Attribut
derjastitiemebeint dnd nicht aahlreich. Nur ,
fünf kilnnen hier nachgewiesen werden.
1. Weitaus am bekanntesten ist die Ver-
wendung dieses seltsamen Attributs im Kon-
atantinssaal des Vatikans in Rom. In der
Gruppe des Pap<ite<t Urban I. bat Giulio Romano
davon Gebrauch gemacht.
2. Ebenso .selten wir einen Straufs neben
der Justitia am Grabmal des Papstes Hadrians VI.
im Chor der Kirche Maria dcir.\n!ma zu
Rom.') Tribolo hat die allegorischen Figuren
daran verl^ertigt
1} Bnrckhardt »Cicerone« II, 1. 2. Ut^i^i^)« P. 1<^<- i
•Rmc de fart chi4H«i* Vm, (18641 p. 4&. |
Lttribute der Gerecht^keit.
3. Ein Bdqiiel aus dem XVIL Jahrh. bietet
eine Statue aus Stock in der Kirche S.Miccol6*)
in Rom.
4 Ferner befindet sidi eine Statue der Ge-
rei.litigkeit mit dem Straufs als .Attribut an der
Rückwand des Hochaltars in der Kirche
S. Giovanni de' Fiorentini*) nt Rom.
6. Endlidl b^egnet man einer solchen Zu-
sammen !<tel hing von Sttaufs und Gerechtigkeit
in dem Fresko, das die Wölbung des früheren
Sprechsaals der Minimen in der Kirche
S. Trinit,\ de'Monti*) in Rom schmückt.
Neben diesen fUnf Hauptbeispielen ist zu-
nadist auf Rtpat Iconologie hinsawcben. In
verschiedenen Ausgaben*) derselben finden sich
elende Holzschnitte, auf deren der Justitia ein
Straub beigegeben ist Nicht die Bilder, son-
dern der Text sind hier die Hauptsache. Bei
der Erklärung werden wir darauf zurilckkommen.
Daneben sind nur noch die Symbola divina
et humana von Jac. Typotius*) za nennen.
Unter den Symbola sanctae crucis gehört eine
Darstellung hierher, wenn es sieb bei ihr auch
nicht um eine PersoniAtierui^ der Geredit^-
keit handelt Auf foL 6 (IV. hierogr. gem.)
*> Sl. Nie. a,4c* Locnkw", »Kcvoe de Ttut chi4«
tien. vm, p. 44 f.
*) »Revue de t'art cbr«tien< VII, (1803) p. 131 f.
*) -kcvuf- VII, p. I'i-, lt.
^) t. B. ed. VcD. (lOtiO) p, 21«.
'i (Prag 1«01.)
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77
laO^i. — ZEITSCHRIFT FOR CHRiSTUCHE KUNST — Nr. 3.
78
olmlich tit vor einem Palmbaum, von dem
rechts ein RtitenbUndd mit Bei! herabhängt,
ein Straurs abgebildet; und ein Band darüber
Mlgt die Inschrifts IVSTITIA, Von Bed«u-
tnng sind die Worte des Titelblattes: „Ex
musaeo üctavii de Strada civis Romani", an
derea Stelle auf dem Ulelblatte son twriten
Bande') noch volhtändiger bemerkt ist: „Ex
museo Octauii de Strade civis Romani simbola
deattBi|M& sunt" Die Kupferstiche sind von
Aegidius Sadeler.
Die sämtlichen Beispiele, die wir hier
neonen konnten, weisen nach Italien, gröfsten-
tdb nach Rom. Kdnt scheint Jenseit des
XVI. Jahrh. entstanden zu sein."
Erklärungen dieses merkwürdigen Attiibuu
nnd «iederhott venncht worden.
Barbier de Mootault hat das Verdienst, zu-
erst in netterer Zeit wieder auf das Vork ommen
des Straufs' neben der Justitia aufnterksam gc-
macht zu haben. Mehrere der vorher genannten
Beispiele sind durch ihn ans I,icht (gezogen
worden. Aber das Rätsel selbst hat er nicht
gettht.
In der Revue de I'art chrötien*) vom Jahre
1863 verzichtete er auf jede Deutung. Er be-
gnOgte sich festztistellen, da6 in den Bestiarien
des Mittelalters der Straufs nicht Sinnbild der
Herechtigkeit. sondern einer anderen Tugend
sei. Denn dort heifse es: „Li ostriche est exam-
ple dd home qni vit eo caritf est es pecious
et humles, et soffrans et pitious." Aufserdem
bemerkte er nur noch, dals man auch aus den
Foimnlae minores & Bvchera nicht klüger
werde; denn sie machten aus dem Straufs ein
Symbol des Philosophen und Kct/ers, — eine
Auffassung übrigens, die er bei zahlreichen
Rtrchenvätern hätte finden kOnneo. Deoidben
negativen Standpunkt vertritt er im Jahre 1890
in seinem Traitö d'iconographic chrtitjenne'"):
die Betdarien geben Iceinen AuftcMuft.
Dagegen hat Barbier de Montault ein Jahr
zuvor im zweiten Bande seiner Oeuvres com-
pltes*'} eine positive Vermutung gewagt.
In der Littifgie kommen die Worte vor:
„Vere dignnm et jnstttm est» aa<pnm et
(Fhiff KtOS.)
■) Barbier <Ic MoiilKult >Tnil< dlcsüPfn^lila
chr^ienoe« i. llHSiO) p. 221.
*) VII. p. .500, ». I.
'•) I. p. 221.
") U, (18H») p..«»3, n. 1.
salutare, Te quidem, Domin^ omni tempore,
sed in hoc potissimum gloriosius praedicare."
Nach Jesaias 43, 20 koount es aber gerade dem
Str»u6 sn, Gott fikr seine Wohltaten lU preisen:
,,GlorIficabit me bcstia agri, draconea et stru-
thiones: quia dedi in deserto aquas, flumina
b inviob nt darem potum populo meo, electo
meo." Diese beiden Stellen, sagt Barbier, bat
man in Beuebnng gesetzt, als man den StrauGi
der Justitia ah Attribut gab, oder idi weUs
nicht, warum man es tat.
Die Vorbehalte, die Barbier seiner Erklärung
beifügt, sind nur zu sehr am Platz. Weil es
„recht und wOrdig" ist, den Herrn an preisen
und weil (!ie Tiere df"^ Fp'r'e- Drachen und
Straube den Herrn preisen sollen, darum soll
der 8trau6 Attribut der Gerechtigkeit geworden
sein? Als ob auch nur mit dem Worte „justum"
die spezielle Tugend der Gerechtigkeit gemeint
wäre! Einer Widerlegung bedarf diese Er-
hUrang nicb^ sie ist seUimmer als gar kcin&
Ahnlich steht es mit der Meinung, die Gri-
roouacd de St Laurent'^) 1873 geäufsert hat.
Ihm scheint es Barbier gegenüber doch nicht
ausgeschlossen, dafs das Attribut auf die Besti-
arien zurückzuführen ist An einer Stelle der-
selben werde gesagt: Wie die blolse Sonnen-
wftrme die Eier des Straufs' zum Aufspringen
bringt, so wird die Seele des Christen im l^ben
durch die Sonne der Gerechtigkeit gehegt und
gehütet; und wi« der Straufs seine Eier dn-
fach der Soige der Voradnng ttberllAt, schielet
es sidi
A iMmt qnt Dm fM TMwible
Et concaisiiinl et cntendahle
D'oubliet le* cb<wcs terrettru
Per avair las
„L'antroehe", meint Grünonard, .^mpUquerdt
donc l'idt'e de justice, dans Ic scns de ce qni
est dü ä Dieu mSme." Er findet es über-
laschend, dift der christKcbe Gedanke in der
Zeit der Rcniinance zu dieser Höhe sich
emporgeschwungen hat Er ist geneigt, Rafiael
für den Vater unseres neuen Attributs zu er-
hliren: denn er rechnet mit der Möglichkeit,
dafs die Justitia des Konstaodn*Saals von ihm
gemalt sei.
Audi diese ErkUtinng briugt mis dem Ver-
ständnis auch meht einen Schritt nMher. Bs
»»' cf. > Melange*
II, (IKM) p 197.
I« lU, p. Ahl L
i«cd.adlwr«tMMtia
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1903. — ZKITSCHRirr FÜR CHRISTUCHB KUNST
— Nr. 3.
80
macht erhebliche Mülie. mit den Worten Gri-
mouards einen verständigen Sinn zu verbinden.
Er tut ach offenbar zu seinen wunderlichen
Behauptungen nur durch die rein Mufserliche
Tatsache verleiten lassen, dafs in jener Stelle
der Bestianen ziemlich dicht nebeneinander das
Wort „Gerechtigkeif tind daa Wort JSitttnßf
vorkommt.
Noch viel auffälliger als diese fiefalgescblage»
oen Veraucbe Barbiert und Grinouard« aber
ist die Tatsache, dafs auch in frtlheren Jahr-
hunderten oflfenbar Unklarheit über die Be-
deutung des Attributs geherrscht hat So sagt
a. B. Typodus") in seiner Brkbtraog an Jenem
Symboluro sanctae crucis: „ . . . injustitiac
[adveraaturl. Strathiocaroelus documento est
. . . Quid eoim ineptius, quam teeto capite,
molcm illam corporis nudare hosti? Et asse-
qilitur, cutrentem licet, sagitta". Hier scheint
der Straufs Uberhaupt niclit als Attribut der
Gerechtigkeit au%afiifit au sein, obwokl ca in
jener Zeichnung ohne Frage der Fall ist
Und bödut seltsam lautet auch die CrklA-
ning in Ripaa Ikonologie^ in der Ausgabe von
1618.*^) Er sagt: „Per lo siruzzo s'impara,
che le cose, che vegono in giuditio, per in-
tricate, che sieno, non ai deue roancare di
atrigarle^ cd isnodarle^ aenaa peidonare ä tifiai
aicuna, con anima patierte, come lo stnizzo
digerisce il ferro, ancorche sia durissima mate-
ria, come raccoatano molti scrittod** Also die
Verdamingskran deri Stranfs', die selbst bei ciem
härtesten Eisen nicht versagt, stellt Ripa der
tfoermfldHchkeit des Riditers an die Seite, der
•dbst die intrikatesten Rechtsfälle entwirren,
„verdauen" mnf«. Und diese Ideenassociarion
zwischen den l atenten eines gerechten Richters
und den Kriften dnes Strav&enmageos soll
dazu den Anlafs gegeben haben, der Gerechtig-
keit den Strauis als Attribut au geben!
Diese ErkUrang steht ebenso in der Aus-
gabe von Ripas Ikonologie, welche Castellini
1669'*) veranstaltete. Aber hier ist ein Satz
hiiuugcrugt, der vollste Beachtung verdient:
„Le auo penne", heiftt ca vom Stravfi^ „perche
<;ono ttitte vguali signifieano la GtlMttsbf e
l'equiiä verso tutli."
Dieae Behauptung, daft die Stnmftenfedem,
wdl aie durchw^ unteteinandCr gleich seien,
i<) laagef t foi mii.
'•) p. 2-'!
M) Ven. (li.Oi)J p. 246.
die Gerechtigkeit bezeichnen, flbrt ans in das
alte Aeg>'pten zurück.
Den alten Aegyptem hat die Straofsenfeder
in der Tat ala Symbol der Gerech%keit md
Wahrheit gedient*^) Die aegyptische Göttin
der Gerechtigkeit hatte daher das Attribut der
Straufsenfeder.
Der Zeit des Hunanismuis, um die es sich
für uns handelt, war diese Tatsache bekannt
und geläufig. Sie war ihr durch die vielgeleseoe
Schrift des Horapollo") Ober die »Hiero-
glyphenn vermittelt. Bei ihm heifst es von
den Aegyptem: ,^Ap9Qunov Totos »«I
MOtm dnnvißoina ßnvX^/nfyoi a/^/u^»'«*, ctqov-
'toxrifii'kov .tiiQOv jQ(l'('Ovni' roCio yuQ i6
J^diov nuviaxöitt» loa tttQivytä/taia
nagd td tiXp SlXm."' Ganz gleich, ob der
hier am Schlufs angegebene Grund stichlultig
ist oder nicht: das Symbol der Straufsenfeder
zur Bezeichnung der Gerechtigkeit war dem
XVL oder XVU. Jahili. nicbu Freodea.
Pierius Valerianus nimmt in seinen Hiero-
glyphica") hierbei ausdrücklich auf Horapollo*"}
Bezug. Es ist ihm sogar bekannt, da(s die
Verbreitung des Sinnbilds der Straufsenfeder
sich schon im Alleiivim nicht auf Aegypten be-
schrankte. Er erzahlt von einer Münze, die
er in Bologna bei Jobannea Achilliniis gesdien
hat: „cujus inscriptio, Ti. Caesar Divi Avg. F.
Avg. P. M. Tr. Pot XXilil. Ibi enim pennae
boiusmodi in qoodam serto sitae sunt supra
irontem sigilli, cui subiecta est inscriptio^
Ivstitia," Und er erzilhlt ferner vor einer
zweiten Münze, die er bei Alexander Calcinius
in Bologna gesehen hat: „solum ]uatitiae Caput
in numo est, cum eodcm pennarum gestamine,
iisdere literis, quippe, Jvstitia." Offenbar han-
delt es sich audi im aweiten Fall um eine aua
dem Altertum stammende Milnxe. Beide Male
dienen Straufsenücckm ala Sinnbild der Ge>
rechtigkeit
Damit haben wir endlich festen Boden
unter den Fu''-'"t' ^fvnnnen. Wenn die Straufs-
feder nach einer dem Beginn der Neuzeit be-
kaauten Voistdlung dca Allertoma Sinnbild
der Gerecbtiigkett war, so wird ca bereiia
>*) V|L s. B. Dnnekef »Gcidi. d. AhntiBt«
1* (187^) p. «il. Winckflnaea •Vermch einer
Allegorie, [xim) p. bt
■«) Ed. Leeman* Amttel. {IMi») p. 118.
>•) Ed. Colon. Agäpp, (1614) p. 297.
») „Vi ipud Hormi habeler.'*
^ j . d by Google
81
«inigermaften veratliKlficbt wie der Strtitft svm
Attribut der Gerechtigkeit werden konnte;
wenn diese Tatsache dAinit auch noch nicht
voll erklärt ist, so haben wir hier doch immer
einen Gesichtspunkt, der ohne Frage wcNDtUch
mitgewirkt hat.
Die Sache läge nun natürlich höchst ein-
ftdi. weoii bereift im Altertam aidit bloft die
Straufsfeder, sonfiern der Straufs selbst Sinn-
bild der Gerechtigkeit gewesen wäre. Nach
Avfibe von Leenaitt") behauptet Claproth**)
tttiichlidi, der „Straufs" bezeichne bd den
Aegyptem die Gerechligkeil, und zwar „ex
doclrina acroiogica, quoniam COt'TEN, aequi-
taa, jnathia, ab eadon Uiera, O indpiat" wie
..CPOr&OC, sive OÖPOröOC". wäre das
wahr, dann hätten wir höchstens noch au
fragen, ob die Aegypter wirklidi auf dieaem
Wege oder auf welchem sonst dazu gekommen
waren, den Straufs als Sinnbild der Gerechtig-
keit SU brauchen. Für die Kunst der Renais-
aance wtre der Fall erledigt. Aber es handelt
sich wohl ohne Zweifel bei Claiiroth nur um
einen ungenauen Auadruck; mit dem Straufs
meiat vt «dU mir die Stfi«fided«r. Und jeden-
falls ist es sonst völlig unbeglaubigt, dafs der
Straufs bereits im Altertum als Sinnbild der
Gerechtigkeit vorkommt Wir mllssen uns also
begnügen, als ersten Anhaltspunkt für die Er-
klärung gefunden zu haben, dafs die Künstler
der Renaissance die Verwendung der Straufs-
inder ab Sjmbol der Gcreditigkeit ana den
Altertum kannten.
Ein sweites Moment iUr die Erklärung er-
gibt ndi, sobald wir die anderen Allegorien
ins Auge fassen, denen damals zur selben Zeit
der Straufs als Attribut beigegeben wurde. Die
Gefräisigkeit**) scheidet dabei für uns sofort
a»; Ripaa in dieser Ricbung liegender
Deutungi^vemcli ist TOrhin adion abgdclmt
worden.
Beaditung dagegen verdient die Fenoni-
iikation der Strenge^ Rigore*^) bei Ripa. „Di-
pingesi", sagt er, „apprewo lo Stnum, per
dimostrare, che il Kigore e ministro deila
g^oatitia punitiva, e che anper« per se ateaao
qualsiuoglia contrasto." Auf diese F.rklamng
kommt natürlich so wenig an als in der oben
•') 1, c. p. tot f.
") .Ex»men crilujae« Ep. 1, p. TJf.
**) Ripa Il'UH) pk979«
It». p. 448.
88
dtiertea Stelle^ an der Ript voo der Gereditig-
keit spricht; auch hier spielt wieder der kraftige
Straufsenmagen seine Rolle. Aber ganz un-
abhängig von Ripas Erklärung scheint die Ver-
wendung dea gleichen Attributs bei der Alle-
gorie der Strenge und der Gerechtigkeit nicht
ohne ikiang, wobei freilich die Frage noch
<^en bleibt, ob Ripa iSeae Daraidlmig der
Kunst entlehnt oder nadi seinem eigenen R^
zept hergestellt hau
Wh finden ferner den Straals bei Ripa
neben der Personifikation der Lieblosigkeit der
Eltern gegen ihre Kinder, Oblivione d'amore
verso i figliuolL**)
Schoo den Aheo war bdtaimt, dafa der
Straufs leii^? Fier oft im heifsen Sande vergräbt
und nicht selten zertritt Im Buche Hiob (89,
14-1«) lesen wir voen Stravfa. „der seine Eier
auf der Erde lasset, und lafst sie die heifse
Krde au<.bii1ten. 15. Er vergtsseC, dab sie
möchten zertreten werden, und ein wild Tier
sie zerbreche. 16. Er wird so hart gegen seine
Jungen, als wären sie nicht sein, achtet es nicht,
dafs er umsonst arbeiteL" Ahnliche Angaben
finden wir iltenthBiben in der Natnrbescbreibung
des Altertums wie des Mittelalters.
In einer dem Beginn des XVI. Jahrh. an-
gehörenden Handschrift, die den Titel luhrt:
„Le tiiomphe des vertna", wird in einem be*
sonderen Kapitel die IVin der Väter und
Mütter beschrieben, die ihre Kinder getötet
haben oder nnmenaehlich gegen sie gewesen
sind. Sie haben „bec de griffon, pieds d'au-
strusse, maroelles de lamies et mains come
pieds de lions."«*) üic StraufsenlÜfse bedürfen
nach dem Vorangdienden keiner «eiteren Er-
läuterung.
Aus diesem Zusammenbang heraus ist Ripa
data gekommen, der ObUvkme d'amore verso *
i figliuoli den Straufs zum Attribut rii geben.
Er erzählt denn auch selbst von dem sonder-
baren Verhalten der Strauben bei ihrer Fortp
pflancuog. Und er aitiert jene Worte des
Buches Hiob: »lodarsot ad filios anos, quasi
non sint sui."
Die beiden Personifikationen, doen aufser
der Geredltigkeit der Straufs als Attribut zu-
gesellt wird, sind Begriffe, die sich mit dem
der Gerechtigkeit vereinigen lassen. Denn es
») Ib. p. 37«
>Kcvue de Tart chi^ticn« (latifij p. 32.
190B. — SUTBCRRIFT fQr CHKlStUCRB KDIIST — Nr.3.
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83
1908. — ZBITSCHIUFT FOR CHRtSTUCHB KUNST
— Mr. 3.
84
gibl dne eisem«, Mieiige Gefcchtigkd^ die
WllMt die eigenen Kinder nicht schont. Und
gerade dies ist das Ideal der Gerechtigkeit, für
da« die Zdt der RenaiaMooe sich begeisterte.
Erinnern wir uns, mit welcher Lebhaftigkeit
die Humanisten die altrömischen Sa^i:«»!! lasen
und liebten! Das klassische Altertum kennt
dncB Mann, der )eoe atiCQge, granmue Ge-
rechtigkeit .in seinen eigenpi Kindern geübt
hat: Brutus. Auch auf ihn passen die Worte
im Buche Hieb: „Er wird ao hart gegen sdne
Jungen, als wttren sie nicht sein."
Damit kommen wir zum Schlufs. Die Ver-
wendung des Straufs' als Attribut der Justitia
knüpft an die aus dem Altertum stammende
Symbolisicrung der Gerechtigkeit durch die
Straufsenfeder an. Jene Bibelstelle hat dann
In Verbindung mit der firatnaaage daiti gelührt^
den Straufs selbst zao Attribut der Gerechtig-
keit zu machen.
Diese GrUnde haben ausgereicht, dem sdt*
aanen Attribut eine geringe Verbreitung in der
Ktinst zweier Jahrhunderte zu gehen. Sie waren
aber nicht stark genug, es bis in die Gegen-
wart am Leben au eibalten. Heute hat die
Cerechlij^keit in rier Kunst andere Attribute.
Und bedauern wird es wohl niemand, dab der
Straulk «einen Ehrenposten ndien einer der
obersten Tugenden wieder verloren hat. Schon
Pierins Va!erianus"j kann dem wunderlichen
Symbol gegenüber die Erinnerung an den Aus-
apnidideBCameadea^'') Gerechtigkeit aei purer
Unsinn, nicht unterdrücken. Ein, wenigstens
in ruhiger Haltung, so haisliches und dumm
auaMhendea Tier iHe der Strauft mag als
Wappentier von Straufsberg und dergleichen
örtem passieren. In der Kunst — und auch
die Allegorie will ein Kunstwerk sein — hat
• er aichta au audien.
IL
Öfter als der Straufs, aber auch nicht häufig
wird der Kranich der Allegorie der Gerechtig-
keit nim Attribut gegeben. Die wenigen Bei-
spiele, die hier dafilrangefbbft «erden liOnneo,
sind folgende:
1. Im sog. Kartenspiel des Maategna,'*) d»s
b Italien im XV. fahifa. entstanden itt, bat die
.liietogljrphica. (1614) p. 207.
» Vgl. Zillct >G«idL d. giiedk. FUSompUe«
III, 1 p.bVif.
») ef. Marlia »Onfia« des carte« k jaaer«,
Pfeik 9. a.
tJvMdtf"^ einen Kranich neben sieb. Er
• hält in der einen, erhobenen Pfote cini-r ?tr ;n
2. Virgil Solls (1514—1562) hat m einem
Kupferstich*') der Justitia einen Kranidi als
Attribut gegeben. Auch hier hält er einen Stein.
\ 3. Auf einem Zinnteller,*- 1 der der Frau
iMar. Kautsch in Steyr gehört oder gehörte,
findet aidi dne JMÜla mit Kniddi. DerTdler
trägt die JahresHbl 1569 und einen Nambetfer
StempeL
4. An einem zwiachen lllf97 und 1687 ge<
fertigten Altäre**) aus Ebenhols, der sich in
der Reichen Kapelle der Residenz zu München
befindet, sehen wir gleichfalls eine Justitia mit
Kranich. Der Stern fehlt auch hier nicht.
'}. In der Sammlung der kunstindustriellen
Gegenstände zu Wien wird ein vergoldetes
Brcmierelief aufbewahrt Der FOhrer**) sagt
darüber: ,Justitia, neben ihr (ier Kranich, wel-
cher den Stein in der Klaue hält, Embleme
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Deutsche
Arbeit, XVI. Jahrb., 2. Hälfte."
G. Ferner befindet sich eine Justitia mit
Kranich auf der Sturmhaube**) einer Prunk-
rlMung des Kdnigs SdMutian mn Flprti^al.
Sie stammt etwa aus dem Jahre 1577, ist von
Anton Pfeffenhauser verfertigt und befindet »da
heute in der Armeria au Madrid.
7. Femer ist eine Besteckachdde des Histo-
rischen Museums in Dresden zu nennen. Auf
der unteren Hälfte steht eine Justitia mit
Kranich samt Stdn. Ein Gipiabgula dieaer
Scheide ist im Berliner KunatgernfbemUieum'')
ausgestellt
8. Wdter Irommt hinau eine Doldudidde*^
der Kollektion Spitzer, früher Wallace. Ea
handelt sich um eine deutsche Arbdt aus deaa
XVI. Jahrh.
9. Ein aaderea Bdspid 6ndet sich an der
Innen'ieite des Deckels einer Kaiaetie im Grü-
nen Gewölbe zu Dresdcn.'*y
"') BoSa. KapfsialicbkabiBct. KDA. 8. 810.
**) Btilia, KnMigatMfbcgtoBtn, BIbiMih., Mappt
»*) Zcttler, Enilcr, .Stockbaaer »Auigew.
Kttiutwerk« au dem ScbktM der Kcichtn Kapdte«
(Mflachcn 1870).
M) (Wien mi) p.284f.
9>) >J«hTb. der KmiMmwilwitsa das ah. Katacf
hauMt. XIII (1802) Tif. XIII, swiMhcB p. 906 «. 900.
»«) Schrank .'»51.
Berlin, Konstgew.-Mui. B(M. Mtpp. 18SH, 1839.
•) Ebenda. Mapp« 12r>l.
^ j . d by Google
6»
IIKI8. ^ amCRRIPT POR CHRISTUCHB KUNST — Mr. 8.
8t
10. Bodlidt tlaod eine Justitit mit
Kranich an der Seite auf der Kuppel des
1589/90 gebauten Portals de^ kurfürstlichen
Schlosses zu I>resden. Weck gibt in seiner
Chronik von Dresden {IfSSd, p. SO/l) ein Bild
des Portals; im Text erwMhnt et MV dieJuMitia.
«her nicht den Kranich.
Solcbe Betspiele für dM Vo rt tommen uneies
Attributs hat man bisher, wie es scheint, nie
zusammengestellL Und auch da, wo von den
Attributen der Gerechtigkeit im allgemeinen
die Rede ist, wird der Kranich nirgends er-
wähnt Daher Icornmt e<!, dafs selbst in den
wenigen hier genannten Fällen in der Literatur
UnridiflilKit dtrOber herndil; nb e> sich ttm
einen Kranich oder um einen loderen Vogd
handelt
Giddi in dem entea Fell, bei der Justitia
in Mantegnas Kartenepiel nennt allein Bartsch**)
den Vogel richtig „une grue". Dagegen wird
der Kranich in Mayers Künstler- I^exikon'**/ mit
Uniedit flir einen Stordi, der eine Kogel hllt.
ausg^eben. Und Sclilosser*') hat diese irrige
Oeutuoj; ttbemommeo, aber doch wenigstens
hinter den „Stordi" em Fntgeiddten gesetzt,
das er nur zu sehr verdient.
Der Kranich neben der Jn^tttia am Altar
in der Reichen Kapelle wird von Zettler, ICnzler
and Slockbaner in ihren BrlAiitenmgen für
einen Srtr^-.in erklärt.
In dem Kranich auf dem Wiener Bronze-
relicf will Sehlomer^ wieder dnen Storch,
llbrigeni mit Fragezeichen, sehen. Denn ganz
mit Recht stellt er dieser Darstellung die
Justitia in Mantegnas Kartenspiel an die Seite.
Die MdwuM der genannlen Benpiele ist
deutsche Arbeit des XVI. Jahrh. Aber gerade
der älteste Fall weist nach Italien ins XV. Jahrli.
Dtnich aehant das Attribut zaeret in der italie-
nischen Kunst aufgekommen und dann von
der deutschen Kunst entlehnt worden zu sein.
Eine Erklärung des Kranichs als Attribut
der Justitia scheint bisher nicht versucht worden
zu sein. I>ie in dem Führer dnrrh die Samm-
liwg der kunstindustriellen Gegenstände in
Wien gefilterte Amichl^ ei bandle lich dabd
um Embleme dei Bnlicnogs Ferdinand von
••) «La peintre gtmw* Xlfl («Hl 1) p. 128.
«>} II (1878) p. :m
«>) tjmkfb. der k. k. SunnhuftB d, «h. Kaiser.
hanma« XVO (1806) p. 83.
**) L b p. 83 a. I.
Tfrol, «diiebt die Frage ja hOdutena wdser
hinaus.
per Kranich ist seit alter Zeit wegen sdner
i Wachsamkeit berühmt. Er war und ist noch
I bente^) dn aiebendea Sfmbol dieser TVgfnd.
j Ohne Zweifel ist dies der Gedanke, von dem
iwir bei der Deulimg auszugehen haben.
Auf diese Wachsamkeit des Kranichs be-
sieht sieh gerade der Stein, den er audi da,
wo er Attribut der Gererhti-'KPir 'n, stets in
der Klaue hält. Ein besserer Beweis für die
Richtigkeit unserer Annahme Itfit sidi nicbt
I wänachen.
Der Stein wird nämlich dem Kranich auf
Grund einer aus dem Altertum stammenden
ErsXhlang**) regelmäfsig in die Klane gegeben.
I Wenn die Kraniche nachts schlafen wollten,
hiefs es, so stellten sie einen Posten aus. Und
dieser nähme einen Stein in die erhobene
Klaue, uro beim Einschlafen doicb das Fallen
des Steines sofort wieder aufgeweckt zu werden.
Neben der sprichwörtlichen Wachsamkeit
des Kranichs kommen noch andere Züge in
Betracht, die man in seiner Lebensweise gleidl-
falls schon früh beobachtet hat. Dahin gehören
die genaue keilfbrmige Ordnung im Fluge
grO&erer Kranidiacharen und die Ansammlung
grofser Mengen von Kranichen an bestimmten
Plätzen vor dem Beginn der Reisen in andere
Linder. Infolgedessen lesen wir bd Pietius
Valerianus:**) ^E*. eo coUegio, quod Gnies
celebrant inter sc, nonniilli diciml democratiam
hieroglyphice signiücart." Mao sieht, der Kra-
nidi hat nach der AuAssung der Renakaanoe
.•»lieh aiifser der Wachsamkeit noch andere
Eigenschaften und Tugenden, die in das Ge-
biet von Recht und Staat einschlagen. In
diesem Sinne sind zwei Verse") zu verstehen,
in denen der Kranich wie bd Martiai MPalamedis
avis" genannt wird:
Ut rafm Fdaacdit avb per buM volaMi
Sic probilate viri primonim ju«M icqoanivr.
So vereinigen sich in der Natur des Kranichs
verschiedene Gründe, die ihn zu einem gans
gedgneten Attribut der Gerechdgkeit nutdien.
Die Hauptsache aber ist und bldbt seine Wadi-
4S) s. B. an dar Kaatal 4« FMiWrcb* in BtiHn.
» t R belPi«rUaValsrUn«S*llimClypUai«
(1614) p. 2\\.
»tUttof/nkiiu» (1614) p. 211.
Meli n er, «Pdlliea.Patideat (1700) E. 17.
87
IM». — aaTSCRHirr fOk CHRISTLICRB KUNST — Mr. 8.
88
■ankdt Dw Auge da Gaetui wicbt Wach-
sam mnrs der Richter sein, lonit leidet die
Gerechtigkeit Schaden.
Eben wegen ihrer Wachsamkeit spielen nun
aber die KTmicbc io der „Rechtsgeschichte"
noch eine gtnt besonder? Rolle. Ähnlich wie
wir beim Straufs an die berühmte Sage von
Bnitus erinnern konnten, dflrfen wir bicr snr
Erklärung die Kraniche des Ibykus heranziehen.
Sie sind die gefltigelten Rächer des Unrechts,
die vindices justitiae, das sichtbare Gegenbild
der Rachegeister, die den Schaldigen dem
rächenden Srhwert des Richters tlherliefem.
Ihr rascher Flug symbolisiert zugleich die
Sdmelligfkeit der Justia, um deren willen ia»
bildende Kunst der Gerecbt^beit so ofkFlQgel
gab und gibt.
Heute ist der Kranich so wenig mehr wie
der Straub Attribut der Gerechtigkeit. Aber
seine häufigere Verwendung zeigt, dafs er be-
liebter war. Und mit Recht! Kr ist kein
schöner, sber doch gans ttittiicher und fcbiger
Vogel. Vor allem aber : seine Bedeutung neben
der Justitia ist nidit so rätselhaft und die Er-
klärung nicht dadurch erschwert, dsls er neben
der Gerechtigkeit zugleich Symbol aller MSg-
liehen Untugenden ist
Berlin.
Erntt TOD MocUcr.
Der Reliquienschrein der Heiligen Gervasius und Protamins zu Breisach.
it viele unter den Reliquien, welche
'ie katholische Christenheit verehrt,
sind durch eine so bedeutende ge-
sehiditUche Oberliefemng ansge-
reichnet, wie diejenigen der Pm-m :Ttyrer
Gervasius und Protasius. Die Nachrichten über
das Leben und den Tod der beiden Heiligen
freilich sind dürftig und überdies schlecht be-
glaubigt: den Kern der verschiedenen Er-
ttthlungen bildet jedoch, dars Gervasius und
Protasins ZwillingsaObne des unter Nero zu
Ravenna pemar*'>rtfi \'-'alis und der Valeria
waren; die Mutter, welche nach dem Tode d»
Gatten sieh in Mailand aiedeigelassen hatte,
erlangte dort schon bald die Martyrerkrore,
wahrend die SOhne erst vpättr, vielleicht erst
unter Domitian, am des Glaubens willen ge-
tötet wurden: Gervasius durch Bleigeifseln,
Prota ins lUirch Stockscblllfe und schlieftUcb
durch Enthauptung.
Es war lietn geringerer, als der grofse
Kirchenlehrer Ambrosius, der, wie er selbst
erzählt, „von einer brennenden Ahnung ge-
trieben*, die heiligen Leiber an ihrer io Ver-
gessenheit geratenen Ruhestätte aufTand und
ihnen im April 386 in Her eben vollendeten
Basilika, die heute noch seinen Namen trägt,
den Plats unter den AHare anwies, den er
urspriingltcb fllr sich selbst bestimmt batte.
Und wiederum kein geringerer war Augenzeuge
der grofsartigen und eindrucksvollen Feierlich»
kciten, unter denen die Übertragung stattfand,
als der damals noch der Kirehe fernstehende
Augustinus: in seinen Bekenntnissen sowohl
wie in der Civitas Dei gedenkt er des Eieig*
nisses uncl insbesondere der begleitenden
Wunderzeichen, welche auch auf die Arianer in
Mailand nicht ohne Wirkung geblieben
Unter dem Horhaltar der Basilika, wo am
Ostertage 897 Ambrosius selbst zur Linken der
beiden BIntxeogen bdgeselst wurde, behielten
nunmehr die Reliquien ihre Stätte, bis am
26. April 1162 mit dem Einzüge des siegreichen
Friedrich Baibarosn das scinrere Verhlngnis
einer beispiellosen Verwüstung über Mailand
hereinbrach und neben der reichen Fülle anderer
Schätze auch die sorgsam gehüteten Heilig-
tümer der Sudt in die Ittnde dee deatidien
Eroberers fielen.
Bei diesem Punkte nun setat die Über-
lidemng ein, auf welche Breiaach, die gegen-
wärtig in ein bescheidenes Stillleben zurück-
getretene, ehedem aber als G renafeste und
Schlüssel des Reiches hochbetühmte Stadt am
Oberrheioe^ den gewichtigen Anspruch grUndet^
die t'berreste der Maibndisrhen Märtyrer seit
nahezu siebenhundertundftinfzig Jahren in ihren
Mauern zu bergen.
Es ist bekannt, dafs der Kölner F.rzbischof
Rainald von Dassel, als er im Juni das
Hofiager in Pavia veriieTs, aufser den Gebeinen
der hl. Dreikönige auch noch andere, aus der
Maib-tnder Betite herr\ihrende Reliquien durch
den Kaiser zum Geschenk erhielt; ausdrücklich
genannt werden jedodi m den gkidtteitigeo
Ouelk-n nur die Heiligen Felix und N3bt>r, die
jetzt ebenfalls im Dome au Köln beruhen. Ver-
gegenwärtigt man sich nun, da6 Rainald von
Vienne, wo er eine Versammlung der bur-
f;undisi ben Fiirsten und Bischöfe begrUfst hatte,
durch Hochburgund an den Rhein und weiter
den Sttem hinÄgesogen ist, um am 28. JuU
llfil in <;einer Metropole einzutreffen, dann ist
die Annahme gar nicht so absonderUch, dafii
^ j . d by Google
Ift03. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KÜNSt — Nr. 3.
er unterwegs liie Stadt Breisach, deren schönes
M()n<!ter damals srhon auf ilcni Fcl^ vi ürlit
am Fkusse stattlich emporragte, durcli seinen
Besuch feehrt habe; vnd ebeMOwenig dürfte
sich ein ernsteres Bedenken gegen die ehr-
würdige Überlieferung erheben lassen, dafs er
bei dteaeni ArtfcDÜialte den Bitten der Bürger-
sduft um dnen Teil seiner Reli>iuienschätze
irillfthrig gewesen sei. Die legendenhafte Aus-
fchmückung, dafs ein Wunder ihn zu dem
Gesdienke bewogen habe, bleibt dabei selbst-
versiandiich aufser Betracht
Soviel ist jedenfalb gewifs, dafs Brdsach
schon verhlltnisniXftig frlüi In dem Rufe tund,
die rberre>;te der Heiligen Gervasius und Pro-
tasius, und zwar seit deren Fortführung aus
Mailand, zu bcsitsen. So bearkandct anter
anderm Erzherzog Rudolf IV. von Österreich, der
eifrig darauf bedacht war, die zur Kolle^iatkirche
erhobene St.Stephanskircbe in Wien mit Reliquien
ausauatatten, dals ihm GeistKehhdt und BOrger-
schaft von Rreisach am 29. .April 1368 auf
sein Ansuchen Teile von den Leibern der
Heiligen Gervasitts und Protaatua llberlaswn
haben. Der Baseler Erhart von Appenwiler,
der zwischen 1447 und 1471 eine Handschrift
der sächsischen Weltchronik mit Anmerkungen
versah, schrieb dabei zur Geschichte Kaiser
Friedrichs 1.: „Under diesem keyser komend
die drig kunige von Meylant gen Cöln und
Gerrasitts and Protaatits die blibend an Briaaeh.**
Dafs den Heiligen, die alsbald neben dem
Protonurtyrer Stephanus als Stadtpatroae galten,
in der HQnsterIcirdie schon früh — nachweisbar
seit dem XIV. Jabrh. — eigene .Altäre und
Kaplaneien gestiftet waren, bedarf kaum der Er-
wäiinung. Ein überaus kostbares Zeichen dank-
barer Verehrung jedoch bescblois ihnen die
Bürgersrhnft 7U weihen, nachdem auf ihre Für-
bitte, wie der fromme Glaube vertraute, im Jahre
1474 die Schredensherrachaft des Vogtes Peter
von Hagenbach (den man wohl als das Urbild
Geaslers bezeichnet hat) ein Ende gefunden
hatte und wenige Jahre später aaeh die Gefiihren
einer gro&en I berschwemmung abgewendet
worden waren. Ks scheint fast, al.s habe der
ductiDeiadene Hagenbach selbst die erste An-
rcgnng a» ctnem solchen Wdbegetdienk ge-
geben, denn eine Urkunde vom 23. .August 1474
bezeugt, dafs er während seiner Geiangeoacbaft
in Gegenwart seines Beichtvatera dem Himtnels-
fürsien .'^t. Stephan sowie den Heiligen Gervasius
und Protasius hundert GuMen in bar and einen
goldenen Siegelring Überwiesen habe. .\n dieses
Vermächtnis mag sich dann die anderweitig
bezeugte Sammlung unter der Bürgerschaft an-
geschlosaen haben, welche achlie&Hch mit einem
F.rtrape von 1 1"0 Gtilden die Mittel zur Her-
stellung eines prachtvollen silbernen Reli-
quienschreines gewährte. Bis dahin hatten
die Gebeine der Schutzpatrone in einem heute
noch erhaltenen, ehedem wohl reich gefafsten
hölzernen Schreine von verbältnisroäfsig ge-
ringem Umfange geruht.
Der einheimischen Sage nach wSre das
grofse und köstliche Werk durch einen xur
Kerlterstrafe terarteilten Goldarbeiter ans Brei»
sach aii.s^'efiihrt worden, .illein in Wahrheit
unterrichtet uns eine Inschrift auf dem Schreine
selbst Aber Namen nnd Herkunft des Meisters:
„Petrus Berlyn Je Wimf^^tm anrui d. i4qS.'*
Wer aber war die«;er ati«!pc/;eichnete Künst-
ler, der hier mit so hoher technischer Voll-
endung ebkes der treUHdisten Eraeugniase spKt-
gotiscber Silberschroiedearbeit geschaffen hat?
Vergebens durchforschen wir die kunstgeschicht-
lichen HandbQdier und Nachschlagewerke nach
seinem Namen; selbst Marc Rosenbergs um-
fangreiche Zusammenstellung von Werkzeichen
la&t ans im Stiche. Nur Uber die Herkunft
des Meisten habe ich einige wenige Nach»
richten au ermitteln vermocht,
Aufser allem Zweifel steht zunächst, dafs
Peter Berljrns Heimat in Wimpfen a. Neckar
zu suchen ist. Dort begegnet seine Familie
seit der Mitte des XIV. jahrh. im Besitze der
vornehmsten stldttschen Amter, ja, IViiger des
Namens Peter Berlyn erscheinen in der Zeit
von l.SOO bis 155t> dreimal als Bürgermeister.
Auch im benachbarten Heilbronn zählten die
Berlyn cu den angesehensten Geschlechtern.
Dafs unser Meister in seiner Heimatstadt,
die heute» nach so vielfältiger Verwüstung und
Vemachlissigang, noch aberreich ist an den
herrlichsten Denkmälern der Baukunst und der
Bildoerei, mit künstlerischen Eindrücken erfliUt
werden konnte, braucht nicbt erst gesagt an wer-
den. Möglich,daJsderamdisJebr 1470 im Do-
minikanerkloster zuWimpfen am Berg verstorbene
Bruder Friedrich Dannecker, der mutmaßliche
Schöpfer voftrefflichcr Holasdinitsereien in der
Klosterkirche, ihm den ersten Unterricht vermit-
telt hat Wertvoller aber als alle Vermutungen
imd Foieehnogen solcher Art wtre der Nachwds
weiterer Arbeiten von der Hand Peter Berlyns.
Stialibwg na Eltab. Leonard Korlk.
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fll
1903. — ZEITSCHRIFT POR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 3.
92
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XI. (Mit Abbildung.)
26. Elfenbcingruppe als Reliquien-
behälter in architektonischer Silber-
fassung, Domschatz zu Münster.
(Katalog Nr. 546.)
•liquienfiguren des Mittelalters kom-
men häufig, ReliquiengrUppchen sel-
ten vor, zumal aus KIfenbein ge-
bildete, und ein solches in Silber
montiett, unter ei-
nen silbernen Bal-
dachin gestellt, darf
wohl als grofseMerk-
Würdigkeit bezeich-
net werden. Dafs
sie zugleich von an-
mutigster Form ist,
zeigt die hier bei-
gefügte Abbildung,
zu der zunächst be-
merkt sei, dafs das
Original 27,5 em
hoch, unten 15
breit, 9,B cm tief ist
Vier sitzende
Ivöwen tragen die
Streben, welche 4
über Eck gestellten
Pfeilern zur Stütze
dienen als den Trä-
gern des von ihnen
überragten Walm-
daches. Zwischen
dieser ungemein
graziösen , durch
ihre Einfachheit wie
Klarkeit anspre-
chenden Konstruk-
tion entfaltet sich
unten ein oblonges
Elfenbeinkästchen,
welches, auf der
Rückseite und den
Schmalseiten mit Blenden, vorn mit offenen
Arkaden geschmückt, Reliquien bewahrte. .Aus
seiner Milte erhebt sich, von den vier schlanken
Pfeilern eingefafst und dem zierlichen Dach
bekrönt, das aus einem Stück geschnitzte Elfen-
beingrüppchen. Der polygone Sockel desselben
hat vorn offene .Arkaden, hinten vier, auf den
Seiten je zwei rundbogige Nischen mit einge-
schnittenen Köpfchen, vor denen je ein auf-
geschlagenes Buch. Darüber thront, auf einem
Piedestal stehend, die sitzende Gottesmutter
mit dem von den Lenden an bekleideten Kind,
welches zu der durch den vorgezogenen Haupt-
schleier zart verdeckten Brust der Mutter greift,
deren Schultern durch das herabfallende Haar,
deren Haupt durch die Krone bedeckt ist. An
ihre Rechte ist die Standfigur der hl. Dorothea
geschmiegt, an ihre
Linke die der hl.
Katharina, zu ihren
Häupten stehen 4
musizierende Engel,
von denen für zwei
ein Mittelturm, fiär
je einen ein Seiten-
tUrmchen als Stütze
dient, und daneben
sind noch, in un-
gemein geschickter
Benutzung des El-
fenbeinzahnes, zwei
Engel ausgespart,
je auf eine Säule
gestellt als Flankie-
rung einer mit aus-
geschnittenem
Brustbild ge-
schmückten Mittel-
nische. Dieses dem
F.lfenbeinzahne in
bewunderungswür-
diger Ökonomie ab-
gewonnene Grüpp-
chen gibt sich durch
die rundlichen Köp-
fe und ihre Kroll-
haare, durch die
feierliche Bewegung
und den knappen
Faltenwurf als ein
Erzeugnis der west-
fälischen (Soester) Schule aus der ersten Hälfte
des XV. Jahrh. zu erkennen, und aus derselben
Gegend und Zeit stammt die Montierung, die
ein wahrhaftes Musterbild vornehmster künst-
lerischer Lösung ist, elegant, und doch unge-
mein einfach, konstruktiv, und doch durch-
aus im Rahmen der Metalltechnik, in der die
Westfalen um diese Zeit nicht minder tüchtige
Meister waren. Schnotgen.
B3
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nf 3
•4
Bücherschau.
PfMrkirelic 9ui Stift ik 4»tteh» Mittel.
»Iter. Eine kircbenrechu-getchichüichc Untrr-
sachang von Ur. Heinrich Schaefer in Köln.
Srutigurt 11103. Enke. (Frei» 6,40 Mk.)
Je melir ia der KkchcqgeMMduc det MMlekhen,
■rawwfioh Mck in DevUdlud. Pfwrlclfclie «od 9Uft
berrortreteii, um $o rotwendiger Ut e», deren Be^iff
genaa fetUiulellefi, der bisher n«ch Unklarheilen und
Schwankungen iinterUg. E» i«t dem jungen Doklot
daher ali Verdienst uiuireehDeD, dafi er diese Klar-
ia cteer Hoaographie venndit, «Oenn An.
«Mk tmickt hat. Dafi er ftr icine Aiw
Mt Tsradnillch die fernientiHb-fitBlthcl» Ktrchen-
geachichte durchforscht hat, mit dem an Plarr- und
Stiftskirchen so reichen Miltelponkie Köln, encbeint
■b ihr ImoDderer Vortng. — Im I. Kapüel werden
Um wiremlklnD Mettanele der PfvtkirckeQ snannMa»
gettent, im U. die venclnedeiien Nsoen ftr den
Tttger des Pfarramts im Mittelalter. Der Entstehung
and Entwicklang der Stiftskirchen mit besonderer RBck>
sieht aof Pfiri i i'iicntl und Seelsorge ist das III.,
wicbligite Kapitel gewidmet, welche« snnSchst durch
sahireiche Beispiele den Beweis liefert für die bisher
dudiweg heamtaadete TalMtdi«. daSi inSmiikircken
Pfangtflteadicnat gehalten «erde. Hiem tehBefiit lich
von selbst die Frage nach dem Wesen nnd der Dr>
sprUnglichcn Bedeutung der sogen. Stiftskirchen oder
Kollegiatstifter , und ihre Beantwortimg setzt die
•charfe Fixierang de« Ttteh „eaiiflaieiH" vonms, aa
die aicb die Ual«MMhM«c haipIk tlbar die MehilMil
der CctelMehea aa «iatehieB Kirehca, atich an den
Ulesten PCurldrcbea, sowie ober die Gründe fOr diese
Mehrheit. Mit der rita canon^ca und dem Pfarrgotles-
diensl nebst Seelsorge an Ueo Kollegiatkirchen be-
schftfligt sich der leiste Abschnitt. — Die vorstehende
Dbentcht scigt dea reiche« lahalt des Bafhest «reichea
die achwierige Materie aa der Haad der Urkaaden ia
khuer Wdae bchaadeh. Schn«tv«a.
Die E d el sc h m iede k u n • t früherer Zeiten in
Trenfsen von E, v Czihak. Mit 2Ii Licbldrack-
tafefci aad 17 T«rtabbildaataa. S^maa, Maiel-
datf 1M9. (PMh SO Mk.)
Ab die nacht acbijihriger, latt Fldfc, Geschieh
und Glfk-k betriebenen Studien erscheint das vor-
liegende Kuch, welches die Gold- nnd .Silberschmiede-
kunst tn behandeln beginnt, wie sie sich auf dem
Gel>lcte det ehe a ialigea Ordcatlaadcs Pteufm bis eai
die Mitte dea tmrigca Jahrhoadcrta catwicfcell liai.
Zunichsl beziehen sich die Untersachnngen anf Ost-
preafsen, (Westpreufsen und das Ermtand soUcn
nachfolgen) — Der I. Teil hieict Allgemeines,
der II. Königsberg als die Haupt-, eigentlich ein-
zige Slitte des Betriebes. — Die Anfinge des
Coldaehmiedekaadirerka i» Preafaaa falkn
alcht vor die Milte des XIV. Jahrk, aad die iaichrifl.
lieh dalicrteo Werke gehören erst dem letzten Viertel
desselben an, in welchem für das Hochmeitlerschlof^
der Marienburg, wie ftlr Kirchen und Ordenskonvente
betcita asaacbariei Gerit aaagefttlirt warde vea nach-
gawiawaan Maiiian. Dieae »aiaiajglaa aick haM aa
W«rkt«><»>**»eh>flCBi aad ihaen widaiat der
Verläaier ela eigenes, m^aieiB iatttalctives Kapital,
in dem auch einige Goldschmiedcsiegel zum Abdruck
gelangt «ittd. Daran schliefsen sich die „Verord-
nungen QberdieGoIdschmiede aas der hoch-
melaterlichea Zeit", sowie eia aahr «icktigar
fokaii Ihcr „Feiagekalt, Cewleht aad Preise
des Edelmetalls". — Nach diesen rrtliroinarien,
die auf Grund der Urkunden sehr viel Neues bieten,
erscheint Königsberg, welches voUe 80 doppel-
spaltige Seiten fallt. Das Geschichtliche b^iiaat
erst mit l.'iOl, liefest aber ackoa 151& eine wichtige,
wOie Willkar der KSaigakerger Gold«
aekmiede" bezeugende, hochweiilerUche Vet o eda aa »,
welche vielfaches Nachspiel halle. Weitere Bestim-
BBongen, die sich namentlich auf Stempel und Stadl'
leichen bezogen, folgten im Laufe der Zeit bia iaa
XUCJakcb., aad eaera iM die Zahl der mit Na
aageltftrtea Geldaekariede. Dea Werfcea
ist der folgende Abschnitt gewidmet, der taolchst von
vielen Zerstömngen berichtet, aber auch von vielen
erhaltenen Gegenständen, von denen nur zwei dem
XV. Jahrb. angehören, namenilicb das (auch abgebiU
dete) Zierschlusselpaar. Sptriich sind auch die Uber,
bleibt«! ans dem XVI., dealo aakheidiar aa» den keidea
folgenden Jahrhunderten, aad tob maackeB dcndbca
werden vorzügliche Abbildongrn im Text und im An-
hang geboten. Von besonderer Wichtigkeit ist der
Abschnitt Ober die Stempelung mit den Stadtseichen,
dea Jahraabochatabea aad dem Mstsicneichea (die
abgcklHet ahid), aowie da* Meiatcrveraeickaia.
wekhea 386 Ktaaller, die taeialea mit ihrem Ab-
zeichen, aitfnihrt. Das Verzeiehais der in Ko.
nigsberg wohnenden Silberarbeiter, miilr.
lich mit ihren Marken, wie der Goldschmiede in den
kleineren ottpreufsischen Sildien bildet den Schlufs
des ia jeder Hinsicht voitreffttckea Werkes, weiches
dringlichea, Uatefsachaagca als VeehÜd
Seh aOtcea.
Bilderwerk Schlesischer K n n s t den k m ä 1 e r,
Drei Mappen — Ein Teztband. — Im Auf-
trage des Proriatisl-Ausschnsses von Sa U e si e a ha>
arbeitet voa Haaa Latsch, Koasarvalcr dat
Regiemngsrat. Herausgegelica troaa Xaratoriam dee
Scblesischen Museums der BOdenden RttRSle. Brcslaa
1903. (Preis 80 Mk.i
Das beschreibende Verseichnis der Knnsu
deakmlier Sekleaieas, «dckea deraalhe Ver-
fiuser 1886 bis 1903 in6Bladca veröflentlicMa, Ober,
triflt durch Genauigkeit ond Zaverlisaigkeit, arie darch
einheitliche Behandlung die meisten der beiläufig 30
deutschen Invenlarisatiooswerke, und wenn es hinsicht-
lich der ihm biahcr ^laa fehlenden Illasiralionen hinler
dea aMiatca dera e lkei i aarlehalaad, daaa obem^ ea
Jetst die kl dicaer HkisIcM, «tm der Bfldcratlas,
der ihm nunmehr beigegeben ist, ISfst an Glanz und
Gr(>Ue alles Ubiige Abbildnngsmatenal hinter sich
lurtlck, nicht nur das, der Regel nach, in den Text
aa^caommcae, aeodern «ach — Dank seiner Tafel-
griMäe TCB 40 X 8S em —das apaftkakaaddie (Bayern,
WOftlaBbcrg et«.). Dieses Format kat fieOiek etwas
üigiiizea by LiOOgle
1M8. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRtSTUCHE KUNST — Nr 3. M
§5
ünhandlichet, aber eigeullich nur fUr d«s gaiii»W«rk,
Mcbt tax die eiDtelM Tafitl; dagegen den V«miig, daCi
a nidN bfob grolte DiaiciMieiMa ttt etetelne Auf-
nahmen gestullet, jutirlfrn rnmcnllicli auch die Ver-
einigllUg von mclireren, oder jjar manchen j;leich»r(i-
gen Einxelheiien, <ieren .SuifJium d-Tdiuch auKerordetil-
licii erleichtert und gefördert wird. Dies« Umtttnde
hat der VerfMter ekh whr n ratte gemachi, indem
•r idwaU einidiMi aiicblige und reiche BMwerke,
b«umden deren laneDUiiciiten, lehr grob iricdcrgab,
ali auch lehr viele BIttter mit zuMmmeDgehArigen
Details in vorcaglicber, uberans lehrreicher Gruppierung
füllte: Baien phd KapitKle, Profile und Krieee, Portale
beiw. TyinpMi* tud Giebel, Mefnrcrkieiittcr md
Turnt, MchEpMwphicB, Aliln nnd owncfam taim*.
Onreh diaae Vbertichtlicbe Zuianmemtellung ladet der
Atlas auf Schritt und Tritt xu Vergletchungen ein,
also gerade lu der lokalen Stadienart, die durch die
luvcaunaation in enter Ljnie gefördert werden toll,
und dieser Vorzug möchte dem imposanten Werke zu
allermeist nachgerlllunt wnden, Aber er iat nicbt aain
einziger: die Abbfldmgen afaid attch alle gttt, die
meinen ausgezeichnet, sowohl die auf photographi-
»chen Aufnahmen bcmheodcu, als auch die den durch-
weg vortrefflichen Zeichnungen nachgebddeten. und
dieee ahid gMcklicherweiie aehr lahlreich. Uau
konatt, dafa dte MaAe der WMcfgahen der Bede«*
tUDg wie der Eigenart der DenkroSler enisprecben,
to daf« «ach In dieser Bexlehang der Eindruck durch,
weg ?elir l)efrie(iij;t, nie ennOdend, immer anregend.
Alt 10 grof» erwies sich der Reichtum »elhii .in
henorrageadeu üenkmüleni, wie i<es Micrlaiier», io
mmnüich der Kenaiiaaace «nd des Barocks, dafs
hiulchtUch der AbbNdvnge« Beadtflnkung auch in
dem Sinne eintreten muftle, dnfs etittebie Gruppen
(wie die vorgckchtcbUicheu , dte Steinmetzzeichen,
Tafelbilder, Gold> und Silberschmiedewerke, Gewebe,
Pafaaienle etc.) ipiterea Vetttfeatiichongen vorbe-
ballea. ia «flMKdm Sannhagen beiindlicbe Gegen»
itfade gam amgcacUeiacK Udhcn.
So eng der A ineM a h an daa Vene lehn is ist,
die Anordnung ist eine wesentlich andere, indem bei
jeoem die Geographie mafigebend war, hier die kanst>
geschichtliche Entwicklang in die Schranken tritt.
Gana «H Recht, denn daa JCnaatleben Sehlaaieaa aoUle
in aahier Eutfiülang sich leigen vom ZeMaher nrilleU
deuticher Euiwandcrunj; durch das späte bedeutende
Mittelaller 1 Breslau], die mer»! »on Nrirdiialien, daim
Tun den NiederUndrn a(ihÄn(;if>e Kcnait»ance, daa
glaasvoUe Barock, bis in daa vornehme, hier eigenartige
RokAlte and den hier frdhceiiig anflanAcadcn Nen.
Maaajriaaiaa. — Daher aind die Meppca derart
eiiigerichtel, dab die crate 72 Tafchi enthill oad
rwur t)? de» Mittelalters (1— .'»2 Architektnr, t>3
bis .'>(> ftgUrliche l'iastik, 61 — 67 Altarschreine), 5
Holzbau; die zweite 80 Tafel», und zwar 49 der
Reaaiasaacc, 91 de» Barock«; die dritte
Wieden« 80 Tafdn, «ad awar l&S— IM Fortaetanng
des Barocks, Rokoko, Keuklaisik, sodaon
167 IUI Gesaratansichlen und Tnrmhelme,
Innere A us> t ai i u n |{: Holz l<)-2- 199, Metall
(BrooM und Schniedeetten) 200 — 215, Wand- nnd
Oeeitcamalerei Sld^teo, BIJdniaae ia Steta
aadEra 221— 23'J. — Jeder Mappe ist ein Inhaltt-
verseichnia beigegeben, welchea ia fortkafender
Reihe }ede Tafel nnftfart natef Angabe der Bhad'
namincrn und deren Besprechung im Verzeichnis
und im Wegweiser, also dem T e x ( b » nd, der der
ersten Mappe beiliegl und nichl weniger »h 3<i9 SpaU
ten umfaßt. Biese beschreiben iu musterhafter t/po*
gf a f hi ac h erAattrdnaagdieehi a e l a e aTafehi, am naderea
Hand den hbiailatladuM ZaaamtBenhang darzulegca
in ganz angewöhnll^cr Beherrschung des Stoffes, nnd
die 84 Textbilder, die hier eingekochten sind, er-
ginzen vorzüglich die Tafelbilder. So erscheint der
Wegwebcr als ein vollstlndiges Kollegium Uber die
gaaae Geaehkhie der »chksisches Oenhnilar vom
ffAea HittelilMr Wa laai Baio^ aad aehiea Arn*
Uufen suf dem Gebiete der Architektur nnd Plastik,
aberall belebt durch den Hinweis auf die Denkmiler,
deren Auftindung in jeder Iliosicht er>ichtert ist, such
durch die geographisch e Obersicht, welche für
sich allein 30 FoUoaeiten umfafst und auf diesen 1. die
ahacUefiacbcaLaadachafken vorfuhrt, nimlich daa iccbte
Odemfar, das Placb- nnd Hflf aaind des Ihiken Oder.
ufers, das BergUnd; '2. die angegliedcrlf 1 I i .l
Schäften, nimlich die Grafschaft Glatx und die Maik-
grafschaft Oberlaiuhz (prenfsischer \nieil). So kommt
aUca twantmaa, nm die laieiileate AttfÜndbariieil nad
dieachacllaleOri«NlieMac aa eiailigliehea. — Den aiit
so viel Hingebung nnd Geschick tltig gewesenen Ver-
fasser, dem inzwischen die PAcge des ganzen Deak>
niilerschaties der Monarchie anvertraut worden ist,
darf gratuliert werden zur VoHendang dieses ao eigeii>
wie grobartigaa Warfcaa. Sehalt(*e.
Hanfsiaengl'a Galcrlc-Pmblihationen AI.
tcr Meisler. V er I a g s • K a I a 1 II. Teil
München, Ltiiidtiii, New-Vork. — Itu Auschlufs »n
den im vorigen Jahre erschienenen Kaialog ^1. Teil):
„Galerie Moderner Meialer" nit mehr als llOOO
NnMawra (Freie 1,M> Mk.). tat aocbea der IL Teil
(Pfeb t Mk.) beransgegebea, der «ber 70O0 Dar-
Stellungen (GewiDde nnd Skulpturen) m verachte«
denen Gröfsen und Verviellältigungsarten umfafsl. Aus
den bedeutenderen Museen Europas und manchen
Privatkollektioisen mühsam zusammengesucht, erschei-
nen sie als Bildeiaduu, der hhiikhtUch der Zahl,
MaBBigfahigkeit, AasMiraBg alehl aehiea Gteidica
hat und so allen Bedtlrfnissen auf diesem Gehiele ent-
gegenkommt, mag e» sich nm gaiu grofsen ^bis tu
fast einen Meter .■\usdehnung . oder um kleineren (recht
wohlfeilen) Wandschmuck handefai, um Gravuren aad
Pigmentdracke oder um SÜlMr* aad KoUepbotof»»
pUaa. Oer abcraichilich gtordaale, lelcb iU uelri ei t e
Katalof «riealicrt Ia aehr Mmeider Art ttber das
tii^iclie Mateiial. s.
Kupclwietcrs Ileri-Jesu- und Heri-Marit-
Bruatbild als Hcliogravtlrea vom St. Nocbezttts-
Verlag b Wiaa baraaigegebca k Ifi» Mk.
Diese beiden durch ihre Anmut und Milde aa-
sprechenden Medaillona sind vortrefflich reproduziert
und als erbaulicher Wandschmuck wohl lu empfehlen.
I Der blattgemusleite Hintergrund bitte noch etwas
I dnfUgcr gehallea eefat dflifim. $,
uiyiii^cd by Google
Abhandlungen.
Das Rationale.
^^K^m Mittelalter ist wiederholt von einem
II Rationale als einem liturgischoi bischöf-
lichen Schmnrk die Rede. Dasselbe
=C^p zweiten HAlAe des X, Jahrh.
- aaC Sdne frOheMe Enrllniaog findet es
Iin dem sogen. Sakramentar Ratolds von
Corbie (f 086), das gekgeulich der Be-
H», sdureibaag des Ankleideritus auch eines
pontifikdeil Rationales gedenkt') Nicht
vi^s viel später gibt d.inn ein Briefwechsel
fi zwischen Adalbero II. von Metz (984 bis
M lOOB) und Efildward von Htlbetiladt
(968—995) Nachricht von dem Ornat-
Ifl Stack.*) Adalbero bittet in demselben
U£ den Bischof von HaUwntidt, derselbe
99 möge die Erlaubnis, das lUtionale oder
logion, das Abzeichen der Lehre und Wahr-
heit, zu tragen, welche Papst Agapet II. (946
bis 965) den Halbentfdter Biaehöl» verliehen
habe, auch ihm mitteilen. Hildward gibt dem
Ansuchen unter verschiedenen Bedingungen
Folge; insbesondere mufste sich Adalbero ver-
pflichten, das Recht, sich des Rationale ru be-
dienen, nicht noch anden^ weiter zu übertra-
gen. Auch die sogen. Missa iUyrica, die um
die Wende des X. Jahrli. cntituideii adn maf,
nennt das RattoDsie onter den pontifikalen Ge-
wündem.')
In Jalm 1087 verleilit Johannes XtX. (1024
bis 1088) den» Patriarchen Poppo von Aquileja
anfser dem Gebratirh des Palliums auch den des
Rationales.'*) Um lOäl erwähnt ein unter Bischof
Amnlf entstandenes Inveolar der Oondrirdie an
Speier ein rationale awro et gemmis omatum.')
Im Jahre 1119 begabt Calixt II. (1119—1124)
den BiacliorDietricli von Naonbaig vnA seine
NacMblfer mit dem Rcdü; an Festtagen mit
*) Marl^De, >De aniiqn. eecl. nlibui« 1 1, c. 4,
■lt. 1?, ordo II ; (edU. Aumtf,) 1, 208.
Sigeberti, >Vila Deoderici« I. cpu llelMtt.
c. 0 (M. G. SS. IV, 468). Der Brief bei LaMatu,
NovM bibliotbcca« 1. I, 682. J. L. 3661.
Martha«. L e. anl» 4; I. 177.
«) !.. -MM-.; M.p;r:r P. 1. CXL!, 1137.
*) Schanoat, Viadeoi. Utt. p. 8.
der Ifitra nnd dem Rationale geschmückt die
Messe zu feiern.') 1133 gibt Innorrn? II.
(liai)— 1148) dem Bischof Bernhard vonl'adcr-
bom die Erlaobnis, bd der Messe an bestimn-
*' n hnhcn Festen, wie auch bei der Vornahme
einer Kirchenkonsekration oder der Erteilung
der hl. Wdhen im Bereicb seiner DiOcese das
Rationale zu tragen.^j Zwei Jahre") später ge-
währt der Papst dasselbe Privileg dem Bischof
Adalbero II. von LUttkh.
Von den «ittelalterlicfaen Litni^gikem Ina
nur Ivo ca. 1100, Honorius ca. 1126 und
Sicardus*) ca. 1200 des bischöflichen Ratio-
nales Erwähnung. Doch wird auch in einem
Lituigica enibaltenden Codex der St Galler
Stiftsbibliothek aus dem XII. Jahrh. bei Be-
schreibung der Pontibkaltracht ein Rationale
an den bisi^hOffichen Gewindem gerechnet
Es heifst dort: Rationale, quae circumdat hu-
meros et pectus, doctrinam et veritatc m ostendit,
quod tintinabuiis resouans exemplum vitae ad
praedicadonem inainiiat^ Betont aei, dafir In
diesen Worten nicht von dem jüdischen Ratio-
nale^ sondern von einem liturgischen Schmuck
diristlidier Biachöfe die Rede ist
Um ISOO beriditet ein Mönch des Klosters
Admont von einem Rationale des Ris( hofs f!eb-
hard von Sakbuig (f 1088;. Derselbe hatte,
als er au Geaandtacbailaawedten am bjraanäü-
schen Hofe weilte, des Kaisers Sohn getauft
imd zum Andenken daran ein aus Gold und
Eddsteinen verfertigtes, an goldenen Ketten
hangendes Rationale zum Geschenke erlialten,
dessen Wert auf ca. 1000 Mark geschätzt wurde.
Das Kleinod ging, wie der Admonter Möncfa
Iclagt leider acbon 1065 in den Wirren, «eiche
*) J. L. 6766. Lepsiaa, «Gochichte der BiKhöfa
HoehMtAn Kambwf Bd. I, S. 84t.
') J. L. 7630; Migne, P. I. CLXXIX, 186.
•1 J. L. 77.33; Migoe, P. I. CLXXIX, 217- Dai
Rationale, voD welchem ia der Bulle Luctna III. flir
ßahmckof Wi^kn mm MoHmW «an Jalva 11t» Mm
Rad« Ist (BoB. tem. l«i.Tmmr.} m, 19), hat mm nata-
phoriache Bedeutung.
*) Scnno III (Migne, K 1. CLXll. 523, 634).
Gauawl. l,c.2i.'i (Migoe, P.l. CLXXn, (t08)L Mi-
todt 1. c. r. (Migne, P. L CXXIU. 78),
») Cod. bt. 777.
«»
1003. — SEmcanFT FOR CHnSniCBB KONtr — Mr. 4.
100
der Eindringling BertboM anstiftete, schaiählich
zu Grunde.")
Ein Jalirhandert spüter erdhlt Bischof
Philipp von F.ichsl-itt (y 1 322) in seiner T.eltens-
bescbreibuog des hl. Willibald, es habe der hl.
Boniftäm dem Heitren wie «idi seinen Nach-
Mgem die Stdlvertreterscbift des Rrzbischors
von Mainz samt (\^m Vorrang vor allen andern
Suffraganen der Mainzer Metropole verliehen
und snm Amdradt dessen ihn nnd seine Nach*
folger mit dem Rationale begabt.'*) 1:^87 be-
gegnen uns drei rationalia in einem Inventar
des Domes zu Prag.'*) Demselben XIV. Jahrh.
mag endlich auch noch ein Schatzvereeichnis
der Kathedrale zu Reims entstammen, in dem
von zwei Rationalien und drei zu deren Bfr>
festigang dienenden, iilbenreigo1deteo,iBit einer
grofsen Perle am oberen Ende Vendetten Na-
deln die Rede ist'*)
Das rind die ans bekannt gewordenen haupt-
sächlichsten Stellen, in welchen vom Rationale die
Rede ist. Es erscheint in denselben als spezifisch
pontifikaler Schmuck und zwar ab ein Ornat-
stttck, das zu tragen nur aurCnindöner besonde-
ren päpstlichen Ermichtigung gestattet war. Frei»
<n Monacy AimauiU ViU Gcbehaidi ii.8. (M. G.
s& XI, au).
Vtia S.WiliaMiaie.«3: cd.GrctMr(locolH«dn
_l«17) p. Hfl.
") Bock .Geschichte. Bd. '2, S. 2U-1.
Du Gange, Glomr. »nb rationale (ed. Niori
16UÜ) VU, 27. Ein lavcMw tob V«MWt vos Jabre
155ft erwIlRil ein „pecloral cplieopa) 4c 4rap d'or k
nn frange rouge de loye et d'or, doubM de lafTetat
roBge" (Ballet, monum. 18T7, p. 030 note 8). Ei ist
unklar, was hier unter dem prctoral za venlehen nt.
Vielleicht ist da* biichöliiche Greiniale gemeint. Ein
Rationale ist auf keinen Fall darunter zn denken, da
duMjbt MM Pectocalc hitfo md andcm Ihr dte Bi.
tcMMi» «on Vannn aidi der Gebruidi de« Rationale
niirht ii.Tchweljcn ISfsl. Das Rnlioti.'.le, welch'*» uns in
der Hiiloiia episc. Autiss. c. iU (MiK'ie, P. I.
CXXXVIII. iTT) begegnet, bedeutet lediglich den
|}nHtb«Mis «inar Prschlalbt, di« hier in etwas Ober.
•chwai^iielMB Woflen gafeiert wifd. Mit dem on»
bcKliiAifeiiden Omalstaclt IMM c« nichit xti Itu. Wenn
et ehe nd ort (Migne, I. c 278) heiUt, das handbreite
Auriphrygium der Kasel habe «^a^ KiKl des Sui-cihu-
merales und Kalinnalei nach Weite des errhischoHiLheiii
* Pallium! dargeilellt, lo >ind unter dem Superhumerale
und Rationale die iMtreffcndt» OnukisiScke dea kviii>
■dien Hobw up r i eatera m venieben. iiidit ein ponlilikaler
SchiiiticW Je« chtiitlichen Kultui. Vhei ein im Chtoii.
Minticuxe erwäbiiiet Kaiiuiiaüc Ues ll schüts vui. .Miiiüc»
■iehe unter III. (Sp. 112.)
**} Ntir in Präger InvatMw wird «ach ein ratioaale
MB |Milii et c^üilnn df««oinn etwilint
lieh mögen nicht alle Inhaber desselben eine aus-
I drttckliche Erlaubnis beim apostolischen Stuhle
' nacbgesueht, sondern sich mit einer stilladiwei»
genrlen o<lcr vorausgesetzten begnügt, oder wie
Adalbero von Metz, zu einer Privilegiounittei*
lung ihre Zuflucht genommen haben.") Denn
tatsächlich war das Rationale, wie die Monu-
mente ergeben, mehr im Gebrauch, als es nach
den verhaltnismafsig wenig zahlreichen schrift-
I lieben Nachrichten schdnen ltdnnte. Immeiliin
ist nicht aufser Acht zu lassen, dafs manche
Dokumente verloren gegangen sein werden und
was wir jetzt noch an Verleihungen des R**
tionalea besitzen, nur ein Bmchtett der wiHc-
lichen sein dürfte,
Um im übrigen die angetXihrteo Stellen
richtig zu verstehen, mnfs man ein doppeltes
Rationale unterscheiden: ein Rationale im Sinne
eines Bnistschmuckes und äa Rationale im
Sinne einer palliumartigen SchnttciMnde oder
eines Schulteriiragens.
II.
Einen bis l -fl hen Brustschmuck stellte
das Rationale Gebhards von Salzburg dar,
von wekhem der Admonter Mönch ersidilt
Der Bericht Ufot daran keinen Zweifel. Auch
l>ei Ivo von Chart res bedeutet es einen
solchen. Denn nachdem derselbe den Brtist*
Schild des jUdUehen Hohenpriesters^ in der
Scptuaginta logion, in der Vulgata rationale
judicii genaimt, beschrieben, filgt er hinzu:
„Diesen Sdunnde trug der Hohepriester allein,
wie es auch jetzt bei denjenigen, welchen sein
Gebrauch zugestanden ist, geschieht zur Kenn-
zeichnung des Abstandes der höheren und nie-
deren Priester." Das bischöfliche Rationale^
von dem Ivo spricht, mufs ahn ein in der
Form dem gleichnamigen aaronitischen Brust-
schild fthnliches ^rstück gewesen sein. Noch
'") Man darf nicht Tergeuen, dafs die BefufnitM
der Bifchöfe hinsichtlich liturgischer AngalcgeahcilCO
in Miitelaller infolge der Verliillaiise, naMiMlicb
tiKh wegen det »diwierlgen VerlceWi atl Rom lie-
«Iruicnci wriicre w.ireii um'. >eiii imifslen, al.H ei jel/t
der i: AÜ ist. Doch war man bisweilen auch recht frei
in der Aiwlcgttng der cifeaen UaeiilvollkoBineiibcU.
Ba Iii bemwhaniwat, dab die Bellan* im «•!•
cbHi Innocent lt. die BiicItSfe von Paderborn vmi
I.lltlich inil ('.ein R :i' it.-iu^Ie auszeichnet, zam grofsen
i'eil wöttlicit uljcieiiuimimeii, tu dai^ cm bestimmtes
Formular für derartige Verleihungen bestanden haben
dOrfie. Et •«hciiien dieselben demnach banfigcr «iir-
gekommen *n Min.
Digiti.iuLJ Ly Coü
101
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCRB KUNST — Nr 4.
10t
kUrer erscheint tlas Rationale bei Honorius
als Brustschmuck. „Das (bischöfliche) Ratio-
na!e", tchrdbt derselbe, „ist dem «Gesetz' ent-
lehnt. Das Rationale war hier aus Gold, Blau-
und Rotpurpnr im Mars von einer Spanne ge-
macht, mit doctrina und veritas (urim und
lluniliaini), sowie zwölf kostbaren Steinen aus-
gestattet, auf denen tVxc Namen der Söhne
Israels eingegraben waren, und wurde vom
HohenpiieMer «uf der BniM getragen. Bei der
christlichen Bischofsgewandung erscheint es in
Gestalt eines Schmuckes aus Gold tmd Edel-
tteiiien, der auf der BriMt getragen wird und
oben tn der Kasel beTes^ iat«.>^
Brustschilde sind auch die zwei ralionalia,
welche uns in dem Inventar der Kathedrale
von Rdo» begegnen. El erlieUt das ans der
Beschreibung, welche von denselben gegeben
wird: „Das eine, ein grofses und kostbares
Kationale", so heifst es in dem Inventar, „ist
aus GnUtncb genneht, mit yier Ringen und
ebenso viflen r.nlHaTrraffen versehen und mit
zwölf Edelsteinen von verschiedener Farbe in
goldenen kreiafiinnigcn Fassungen geachinfickt,
auf welchen sich die Namen der zwölf Söhne
Israels eingeschnitten befinden. Das Rationale
hingt an einer goldenen Kette, welche die
Schultern des Prälaten mnaidit und an den
beiden Seilen mit je einem äufserst schönen
Steine in GoldÜassung, im Rücken aber mit
ebiem recht dicken Beigkriitan venriert nt**
Von dem andern Rationale wird ges.ipl: „Item
aliud rationale parvum de auro cum catena
anrea, in cujus ne^intenadiat hqibnnishatae
nngnitudinis et in circuitu ejusdem sunt alii
octo lapides pretiosi videlicet 4 smaragdinae
et 4 balas". Bei diesem Rationale fehlten die
Namen der Söhne jalioba» wie denn ttberbaupt
die Zahl der Steine geringer tin'! Air Aus-
stattung schlichter war. Eine Kette zum Auf-
hingen deaSdunnckes mangelte ancb hier nicht.
Welcher Art das Rationale war, dessen Ge-
brauch Agapet II. den Bischöfen von llalber-
stadt zugestand, geht leider aus der Rrz.ihlung
<*) SicMrdiu schreibt: Hodie praefertur Miram et
gcoms« in pcctM« poMtldHt piaactae aflisM. Seioe
Werte IduMB steh an H» Aqgsbc des Honottan m
«Iii flM dann woM ebenfsMi vott «iMa Broat-
tchmock tu verstehen An den gcwölinlichen Kue1-
beuu Ildt »ich bct ihaea um so weniger denken, »t«
dmclbc, fallt er mit üoldilickereien ood Edeltteiiien
gesehmackt wwde, nichl bM« «if der Bnut mit sei.
Sigeherts und dem Briefe Hildwards von Hal-
berstadt an Theodorich von Meu nicht hervor
und ist auch aus den Monoaienten nkht fealp
zustellen.
Dafs das Rationale, von dem in der Bulle
Johannes XIX. die Rede ist, eine Brusiplatte
oder einen ähnlichen Bruatachmuck bedeuten
mufs, durfte sich aus dem Umstand erschließen
lassen, dals der Papst dem Patriareben von
Aqnil^a de» Gebnaeh deaaelben aagleidi mit
dem de*; Palliums gestattete; denn eine Verbin-
dung von Pallium und Rationale U&t sich wohl
kaum anders als unter der Amdme Ttfstehen,
es habe letzteres einen auf der Brttit dCi Pa-
triarchen über dem FaUitnn angebrachten
Schmuck dargestellt.
fin Broslscfaild ist ferner das Ratioiiale, wel-
ches in dem Sakramentar Ratolds von Coibie
erwähnt wird. Die Rubrik : Postea, d. i. nadi
Anlegung der Kasel, ministretur ei casula, tan-
dem vero rationale cohaereos vinctim '*) super-
humerali. welche doch nur einen am Amicte
angebundenen Bnistsdunuck bedeuten kann,
«eilt aar Genüge damttf Mn.
Auch das SdiatsTendcfanis der Kathedrale
von Prag scheint wenn es von rationalia
spricht, einen Brustschmuck zu meinen. Es
heifit dort: Primo rationale de periia pfe>
tiosis, quod ex antiquo reparavit dominus Ar-
nestus archiepiscopus pragensis. Item aliud
rationale cum pertia plenun et com craeibus
nigris donattun per imperatorem, in quo defi-
ciunt multae perlae. Item aliud rationale dia-
conale cum perlis parvis et capitibus draco-
num. Dafs wir es hier mit einer Art von Brust-
schild zu tun haben, dafür dürfte sprechen,
daß 1. in dem Inventar unter der Bezeichnung
„rubrica lationalinm*' aofter den genannteii drei
rationalia noch die Rin^'r, Bnistkreuic und
BisdtofisstAbe, also lauter Metallgegenstttnde,
aufgeführt weiden und da(k 2. auch ein tMako-
nalrationale erwähnt wird. Dafs wirklich die
Diakonen hier und da einen Brustschmuck ge-
tragen haben werden, duri\e das Siegel von
Bedcum bewesseoi, «dciMi den U. Stephanua
in Dtakoncntracht mit einem Rationale auf der
Brust darstellt (Abb. 1). Ein Brastachmuck
Der jeltt in der Pariser Nationftlbibliothek be-
findliche Kodex : f . I«t. lL:IOr/J) hat b«ieicbnenderweiie
»inclim, nicht junctiin, weil dm Rallonale am Amict
•ngelHUulcii mudc. Mtiflich indeaaen, daCi vincUm
aar aia 8e1inibf«lilir IHr JaiwiiM M,
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1«8
1908. — ZBITSCRRirr FOK caRlSTUCHB KUNST — Nr. 4.
104
Oldlich ist meinrs Erachtens aucb in den 1b-
venlar von Speier geroeint
RatioMiliaii in fflnne eines nif der Bnnt
Ober der Kasel befestigten bischöflichen Bnist-
Kfaildet haben sich aus dem Mittelalter nicht
eihilten. Dagegen gibt es eine Ansafil von
Bischofsdarstellungen atu
dem XII i! XIII. Jahrb.,
welche das Kationale auf-
weiten und ireffUdie Illu-
•timtioaen m'den Anifllh-
rangen dneilvo nnd,Ho*
norii», sowie ni den An-
gaben der Inventare von
Speier, Reims und Prag
bilden. So findet sich der
Brastsdinttck beispieh-
weise auf den Sieijeln der
Münsterischen Bischöfe
Werner (t IISU Ludolf
(yl 248), Wilhclnn(t 1260),
der Paderborner Bischöfe
Bernhard III. (f 1228).
Bemlmd IV. (tlM7K Si-
mon I. ff I277\ der Min-
dener Bischöfe Johann (f
ISBSX WillielnI.(tlMS)
u. Widekindl.(tl26n.«')
der Mainzer Ertbischöfe
Christian (f 1251), Ger-
liaid 1. (t 1259), Werner
( 1 1 284)»') und des Main-
aer Oomstiftes (Abb. 2).
Audi auf sonstigen Monu-
menten begej;net es tins
nicht leiten. Wir erwäh-
nen hier nnr die drd loa
Maestricht .stammenden
Reli'iiiiare des Mus^e Cin-
quentenaire zu Brüssel mit
den OuMelluBgen der
Heiligen Monulphus, Gon-
dulphtu und Valentin,**)
die Stitnetie des hL Senntttus an Kopfende des
Schreines des Heiligen in der St. Servatiuilcirche
xn Maestricht, die Statue des hl. Gregor d. Gr.
*^ AbbiMnogen in »Die wwiOUiMhcn Siegil de*
MtUddlm« {Ummm 1682 «M 1RH5). Tafiri 1*,
43»: 14»; in«.» «; fi4«,»,*
*') Abt.ilduiigen bei WUrdtwein, Nova &absid.
«pl. III. t>b |H; IV. lab. 2(1.
■j Abb. bei J. Deatr<e. Lei mamim raTaax dn
riMC 4a CtooMnlaMii« k Brndha, IJnaiMB &.
:Abb. & Siegel dn
am Südportal der Kathedrale von Chartres und
ganz besonders die Darstellung des hl. Cle-
nene an Portal des QnerMsldlfiss der Reiniser
Kathedrale.**) die Papstfigur am Hauptportal
und die nach deren Vorbild gearbeitete Grab-
tutue Clemens IL in Dom zu Bamberg.
Der Bnutsdumidt, den
wir auf den genannten
Bildwerken antreffen, ist
meist von rediteckigcr
Fnnn, finrh auch wohl
rund. Er ist bald gröfser,
bald kleiner, immer aber
reich verziert, zumal mit
Steinen. Angebracht ist
er oben Uber der Kasel
hart unter den Kopt
durchlafs. Es erscheint
fast immer im Einklang
mit den Angaben Hono*
rius von Autun an der
ICasel befestigt zu sein.
Bei derGemensstattie an
Portal des Querbaues der
Kathedrale von Reims
hangt das Kationale an
Rettcben, die mier der
I'arura des Amicts ver-
schwinden. Dais man das
Rationale wirklich wohl
am Amict befestigte, er«
■^chcn wir aus dem Sakra-
mcntar Kalolds. Denn
wenn es darin hciftt, es
solle der Diakon den
Bischof nach Anlegung
der Kasel nk den Ra-
tknate versehen, cohae-
rens vinctim superhume-
rali, so ist, wie sich aus
den voranfgehenden An«
gaben des Sakramentars
Doaiiiftn. (.xiii.jahrh I ergibt, unter diesem su-
'») Abb. bei Dr. F. Bock nnd M. Willemfen,
»Die milteklICTUchei) Kunal- and ReliqateDtcbitie ra
MacMri^« S. 47.
>*) Dte SlaliMB taigaB, wie wir an die Verbindung
von Pelliam and RaHnnale bei dem PMriarcher Poppo
vnii .Vntiilfj« ru ilcnlicn haljfii Neueste Abbildangen
.\. Weese, Die Bainberger Dumikulpturen. .Abb.
'.Vi, Die Bainberger Clemenistatae, auch bei
H a k, «Geacbicbla der de«laehea Bildheaarkanat dca
XULJahih.«, S.04.
Digitized by Google
109
100
perhiimerale nicht ein besonderes Schulterkleid
zu verstehen, wie man irrig geglaubt hat, son-
dern der Atnict.
Wie übrigens das Inventar der Kathedrale
von Reims beweist, trug man das Rationale
auch nach Art des gegenwärtig gebräuchlichen
bischöflichen Pectorales*'} an einer Kette um
den Hals. Man heftete es aber in diesem
Falle obendrein noch wohl mittelst Nadeln an
der Kasel an, ohne Zweifel, um ein ebenso
unschönes wie lastiges Hin- und Herbaumeln
des Schmuckes zu verhüten. Item tres acus
de argento deaurato ser-
vientes ad tenendum dicta
rationalia cum casula et
habet quaelibet acus in
summitate unam grossam
raargaritam antiquam, $o
heifst es im Reimser
Schatzverzeichnis.
Die Missa lUyricaUfst
den Bischof bei .^nlegung
des Kationales beten:
„Verleih uns, o Herr, dafs
wir an deiner Wahrheit
unerschütterlich festhalten
und der Wahrheit Lehre
deinem Volke würdig er-
öffnen". Die in diesen
Worten ausgesprochene
Symbolik des Schmuckes
liegt auch den Deutungen
zu Grunde, welche Ho-
norius von Autun von
demselben an der Hand
des alttestamentlichen Ra-
tionales gibt.**) Das Ra-
, , -, , 1 Abb. 5. CttAhUgiit ilr« Hisch
tionale war Smnbild des o wa) im »..m
bischöflichen Lehramtes und der bischöflichen
Lehrtätigkeit, welche dem christlichen Volk die
**) Du bischöOiche Hraslkreux kommt bei den
Biichöfen ent gegen Ende dn Mitlelalteni in allge-
meinen Gebrmach. .'Vorfallend itt, dth noch P. Klein,
»chmidt in »Der kalhul. Seelsorger« IttO'i, S. '201 tagt,
die ertte Erwthnung det Pecloralet getchehe bei Ru-
pert TOD Deutz (I>e ecci. offic. t. I, c. 2Ü). Ein Blick
auf den fraglichen Paauii bei Rupert genttgt doch,
um zu erkennen, da(i der Detitzer Abt nicht von einem
Bmilkreuz dei Bixchofi, sondern von dem Kreuz,
zeichen redet, da* der Bitchof auf seine Slime zeichne.
Der erale, welcher vom Pectornle iprichl, iat Inno,
cenz III. (Il!i8 -1216). Er bezeichnet dauelbe aber
ab tpezifitch pJtp«tUche« OmaltlUck. Alz päpzllicher
Schmuck encheint es auch noch im KationaJe dez
göttliche Wahrheit vermitteln sollen, daher zu-
gleich Sinnbild der Weisheit und der Einsicht
in die Glaubensgeheimnisse, welche dern Bischof
eigen sein mufs, aber auch eine Mahnung, die
apostolischen Tugenden treu zu pflegen.
Fragen wir nach dem Ursprung des Schmuckes,
so mufs man zweierlei vor Augen halten. Das
Rationale war ein Schmuck, aber ein Schmuck,
der unzweifelhaft Beziehungen auf den Brust-
schmuck des aaronitischen Hohenpriesters ent-
halt. Wir werden daher nicht fehlgehen, wenn
wir das Aufkommen des Rationales auf zwei
Ursachen zurückführen,
einmal auf die im X. und
namentlich im XL und
Xn. Jahrh. zunehmende
Prachtliebe in der .Aus-
stattung der pontifikalen
Gewandung, dann aber
auch auf gewisse Reminis-
cenzen an den glänzen-
den Ornat des jüdischen
Hohenpriesters, von dem
man ja immer wieder bei
der Lesung der hl. Schrift
hörte. Ks ist das Ratio-
iLile eines der wenigen
< irnatstücke, vielleicht das
emzige, für dessen Ent-
stehen unzweifelhaft die
aaronitische pontifikale
Kultkleidung vorbildlich
gewesen ist. Dieser Ein-
flufs tritt schon in dem
Namen logion, rationale
deutlich zu Tage. Gerade-
zu auffällig aber wird er
iif« Albert viin llnbrolohe , • i r» .* i j
III wijribuig. 0«' dem Rationale der
Clemensstatue zu Rein\s und dem ersten der bei-
den im Reimser Inventar erwähnten Rationalien.
Durandut, doch ergibt zieh aai deizen Pontificale, da(i
das Brutlkreuz gegen Ende dei XIII. Jahrh. auch
zchon, wenngleich nur ad libitum, von den Biichöfen
gelragen wurde : cnix pecloralii, li quis ea Uli vclil
(Martine, 1. c. I 1, c. t art. TJ, ordo 23; I. 221).
Bei den Kardinalbischofen war . die crux pecloralit
nach Ausweis des von Jacobus Gaetanus vetfalslen
Ordo wenigitent bereits im Beginn des XIV. Jahrh. in
Gebrauch. Vergl.ordo 14, c 4 (Migne P. I. LXXVIII).
*•} Gemma L 1 c. 213 (Migne, P. I. CLXXII,
tWH): Monet autem pontificem ratiooe vigere, auro
sapienliae, hyacintho spirilualts intelligenliae, purpur«
patieotiae in Christum, qui coelnm palma mensural,
tendere debet, doctrina et verilate radiäre, gemmii
10T
1M3. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHF. KUNST — Nr 4.
108
Vielleicht übrigens, dafs dai Rationale auch
mit dem Encolpion der griechischen Bischöfe,
einem mit Reliquien gefüllten, an einer Kette
um den Hals hangenden Brustschmuck, in irgend
einem Zusammenhange steht Ein Encolpion
dieser Art schickte Patriarch Nicephorus von
Konstantinopel mitsamt verschiedenen liturgi-
schen Gewändern Papst I^o III. (79B— 816)
zum Geschenk.*') Der Umstand, dafs selbiges
in Begleitung sakraler Gewander (Kasel, .Stola
etc) erscheint, legt die Vermutung nahe, dafs
es ebenfalls ein liturgisches OrnatstUck gewesen
■ei. Ein solches Encolpion mag das Ratio-
nale gewesen sein, welches Gebhard von Salz-
burg von seinem Aufenthalt
in Byzanz mit nach Hause
brachte.
Das Rationale im Sinne
eines Brustschmuckes ver-
schwindet in der zweiten
Htlfte des XIII. Jahrh. von
den Bildwerken. In der
Praxis dürfte es sich aber,
wie aus dem Prager Inventar
hervorgeht, vereinzelt, noch
eine Weile länger erhalten
haben.
m.
Nicht ein Brxistschmuck,
sondern eine Art Schulter-
kleid oder wohl besser ein
Gegenstück zum erzbischöf-
lichen Pallium ist gemeint,
wenn Innocenz II. den Bi-
schöfen Bernhard von Pader-
born und Adalbero von Lüttich das Recht
verleiht, sich an gewissen Tagen bei der Messe
des Rationales zu bedienen. Die betreffenden
Bullen deuten das selbst genugsam an, sofern
sie das Rationale, dessen Gebrauch sie ge-
statten, durchaus nach Analogie des Palliums
behandeln. Ganz klar aber erhellt es aus dem
Umstand, dafs tatsächlich im Mittelalter sowohl
bei den Paderborner wie den Lutticher Ri-
schöfen ein besonderes liturgisches Schulter-
gewand zum Pontifikalornat gehörte imd in
Paderborn gegenwärtig noch gehört
Ein solche« SchuUerkleid ist offenbar im
St Galler Codex gemeint Auch das Rationale,
Ahh, 4. <-irab(i|Oir dr» HivJiof« Mi inriLli ytm ,\b'
brrg (t iWi) im l>»ni iti Rc(cniburie.
Tiftataiii conucare, doodecim apottolot sanctitate imi-
ttri, toliut pupaS in Mcrificio recordari.
") Migne, P. 1. CII, 10«7.
welches Calixt II. dem Bischof Dietrich von
Naumburg gewährt, wird von dieser Art gewesen
sein. Sicher ist das bezüglich des Rationales, von
dem Bischof Philipp von Eichstätt in der Vita S.
Willibaldi berichtet und das er als vom hl. Boni-
fazius dem hl. Willibald und seinen Nachfolgern
verliehen hinstellt. Das bezeugen nicht nur
zahlreiche Monumente, namentlich aber die
Miniaturen des Pontificales Gundekars II., es
bildet wie zu Paderborn so auch zu Eichstätt
noch jetzt ein Rationale genanntes Schulterkleid
einen Bestandteil der Pontifikalgewandung.
Von sonstigen deutschen Bischöfen scheinen
fast nur noch die Bischöfe von Regensburg, Würz-
burg und Bamberg sich eines
Rationales dieser Art bedient
zu haben. Für Würzburg und
Regensburg lassen die Monu-
mente, insbesondere die
Siegel und Grabmäler, daran
keinen Zweifel. Auf den
Würzburger Bischofssiegeln
erscheint das Rationale zu-
erst bei Emehard von Ro-
thenburg (1088—1101; und
erhalt sich auf denselben bis
auf Gottfried von Hohenlohe
(1314—1322). Von da ab
wird es in fast ununter-
hrochener Folge durch die
Grabmäler der WUrzburgi-
schen Bischöfe bezeugt. Die
Reihe derselben beginnt mit
Mangold von Neuenburg
(■; i303); mit Johann Gottfried
von Aschhausen ;if>17— 1622) tritt das Pallium
an Stelle des Rationales. Bei der Grabfigur
Mangolds von Neuenburg ist das Ornatstück
in Malerei, bei den folgenden Bischöfen in
Skulptur dargestellt [Abb. 3).
.■\uf den Regcnsburger Siegeln begegnet uns
das Rationale zuerst, wie es scheint bei Hart-
wig I. (1106—1126),") es erhält sich auf den-
**) Eine Miniatur in dem an« NiedermansleT in
Keeentbuig ilammenden, Ulacod» (Münch. SlaalsbibL
Cim. M) könnte anf die Vermulong fahren, e» ici be-
reift lur Enl»tehung»ieit de»»elben (Beginn de» XI.
Jahrh.) da» Rationale bei den Regenibnrger Bischöfen
in Gebrauch geweaen. Allein eine iolche i«l durchaui
irrig. Die Miniatur «elh den hl. Erhard in merkwdr.
diger VerquicUung bmchöflicher und hohenprieater-
licher Tracht dar. Wie au« dem Kopfbund und der
dreieckigen goldenes ätimacheibc des Heiligen nicht
10»
110
selben bis Uber die Mitte des XIV. Jahrb., da
es sich noch auf einem aus dem Jahre 1353
stammenden Siegel Friedrichs von Nürnberg
vorfindet. (1341 — 13f>8.) Auf den Grabmälern
der Regensburger Bischöfe kommt es erst spät
vor; der erste, bei dessen Grabfigur es sich
nachweisen Ufst, ist Bischof Heinrich von Abs-
berg (1465—1492). Freilich ist die Zahl älterer
Grabmonumente eine sehr geringe. Seit dem
Ende des XV. Jahrh. tritt es aber dann bis lu
Bischof David Kölderer von üurgstall (1567
bis 1579) auf einer ununterbrochenen Reihe
prächtigster Grabplatten Regensburger Bischöfe
auf (Abb. 4). Aus dem
Ende des XIII. Jahrh.
summt eine mit dem Ra-
tionale geschmückte Bi-
schofsbüste im Tympanon
einer zum südlichen Sei-
tenchor führenden Tür,
aus der ersten Hälfte des
XIV. Jahrh. verschiedene
mit dem Rationale aus-
gezeichnete ßischofsfigu-
ren in den Fenstern des
südlichen Seitenschiffes
und Querschi ffes.")
Dafs in Bamberg das
R.-itionale in Gebrauch
war, ergibt sich aus einem
im Bamberger Domschatz
noch vorhandenen Exem-
plare. Dasselbe geliört
nach Material, Technik u.
Ausfiihrungsweise durch-
aus in die Kategorie der
Paramente, welche Hein-
rich d. H. seiner Stiftung schenkte und stammt
sonach aus der Frühe des XI. Jahrh. Fa ist
gefolgert werden kann, dafi die Bischöfe von Regen»-
barg lieh damals einei derartigen Kupf»chmuckes be-
dieoten, ebensowenig gestattet das phantailische Schuller-
gewand St. Erhards einen Schlafs auf eine Verwendung
des Rationales.
**) Da« Studium der Würzburger Siegel wurde
mir durch die Liebenswürdigkeit des Sekretärs des
Historischen Vereins von UoterfrankeD, Herrn Dr.
jur. Ziegler lu Wuriburg , das der Re^ensbnrger
Siegel durch die freundliche Beihtllfe Sr. Hochgeboren
des Herrn Urafen Hugo von Walderdorti and des
jetiigen Direktors des Reich-sarchivs zu München,
Herrn Dr. Banmann ermflglicht Herzlichen Dank auch
für gtttigsles Entgegenkommen dem hochw Herrn Gc-
neralvikar Prilal Dr. Lcilncr zu Kegensburg und dem
hochw. Herrn Dompfarrer Dr. Braun zu Wttrzburg.
Abb. 5.
leider äufserst beschädigt, da von ihm nur
noch die Goldstickereien und selbst diese
nicht einmal vollständig erhalten sind und be-
findet sich gegenwärtig auf einer aus dem XI.
Jahrh. stammenden und gegen Ende des XV.
Jahrh. mit neuem Stoff (einem dunkelblauen,
mit spätem Granatapfelmuster verzierten Da-
mast) überzogenen Kasel. Das .\ufnähen geschah
in sehr ungeschickter Weise. Awf der Vorder-
seite wurde das Rationale sogar in der Mitte
durchgeschnitten."")
Auch in den Custoreirechnungen des Bam-
berger Domes wird wiederholt ein Rationale
genannt. Für die Jahre
1476, 1485, 1BI2, 1539
und 161Ü ist eine Repa-
ratur desselben erwähnt.
1544 lieferte ein Gold-
schmied 32 Schellen für
das Rationale; 1626 repa-
rierten und erneuerten die
Jungfrauen „zum hl. Grab"
das Ornatstück und reinig-
ten die Perlen und Edel-
steine desselben.*') Die
Angabe zu den Jahren
1476 und 1185 mögen
sich auf das vorhin ge-
nannte Rationale bezie-
hen. Die späteren, nament-
lich der Vermerk zu den
Jahren 1644 und 1626
setzen indessen ein zwei-
tes voraus, das mit Per-
len, Edelgesteinen und
Schellchen geschmückt
gewesen sein mufs.
Auffallend ist, dafs auf der langen Reihe von
Grabfiguren der Bamberger Bischöfe im Dom
**) Es sei flbrtgens bemerkl, da(s meiner Ansicht
zufolge das Bamberger Kationale nie ein selbstän-
diges OrMatsstack, sondern von Anfang an der Kasel
aufgestickt gewesen iai. Ich stutze mich dabei auf
seine Beschaffenheil. Es ist auffUlig, dafs auf der
Rückseite der Heiland mit den beiden Engeln zu
seiner Seile nicht innerhalb des Mittelfeldes, sondern
Uber demselben angebracht ist. Er kann nberhauiit
nie innerhalb desselben gestanden haben, wie die Mafs-
verhältnisse der Vorder- und RUckseite des Rationales
beweisen. Ks mofs daher letzteres von Anfang an auf
der Kasel seinen Platz gehabt und der KaseUtoff als
Stickgrund gedient haben. \uf dem Regensbarger
kalionale, das anzweifelhaft als selbiltndiges Ornat-
slUck gedacht ist, hat der Heiland mit den Engehi
auf dem Mittelfeld der Rückseite eine Stelle gefunden.
Grjibngur tl« rtischuf» (inurnrcl vim Limburg
(1 11Ä6) im l>4>ni XU Wür/buxg.
III
1903. — ZSITSCHRIPT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 4.
112
ZQ Bamberg nirgends das Rationale auftritt
Die Bischöfe tragen vielmehr regelmäfsig das
Pallium. Bekanntlich erhielt Hartwig von Bam-
berg lUßS auf Fürbitte Heinrichs III. von Papst
Leo IX. das Recht, das Pallium zu tragen, doch
nur fiJr seine Person, da seiner Nachfolger in
der fraglichen Bulle keinerlei Erwähnung ge-
schieht.") Ebenso erhielt Bischof Egilbert
1139 von Innocenz II., der ihn konsekriert
hatte, für seine Person das Pallium.") Viel-
leicht, dafs spater dasselbe für alle Inhaber des
Bamberger Stuhles, der als Gründung Hein-
richs d. H. besonderen Ansehens sich erfreute,
gegeben wurde; denn es ist nicht anzunehmen,
dafs das Pallium aller Grabmonumente nur auf
Wandung gehört, ist unsicher. Man hat daAlr
wohl eine Stelle des Chronicon Mindense (XV.
Jahrh.; angeführt.**) Allein es ist in derselben
erstens nicht das Rationale, sondern das Pal-
lium gemeint, was klar aus dem Prologus
hervorgeht, und dann ist die ganze Erzählung
von der Einweihung des Mindener Domes
durch Leo III. und der daran sich anknüpfen-
den Privilegienverleihungen nur Fabel. Wenn
etwas dafür spricht, dafs die Mindener Bischöfe
in späterer Zeit die Befugnis besafsen, das Ra-
tionale zu tragen, so sind das die Siegel der
Bischöfe Wilhelm I. von Diepholz (1236 -1242),
Widekind I. von Hoya (1253-1261) und Vollc-
win von Schwalenberg (1275—1293), auf denen.
Rechnung der Künstler zu setzen seL Jeden-
falls beweist aber die wiederholte Reparatur-
bedürftigkeit des Rationales in den Jahren 1470
bis 1626, dafs selbiges damals zu Bamberg noch
nicht ganz aufser Gebrauch gewesen sein kann.
Ob auch in Minden das Rationale im
Mittelalter zu den Bestandteilen der Pontifikalgc-
Der Koptil hat ra dem Ende die Ruckieite verUUigert
und «ufierdem du MediiiUon mit dem Lamm (iotle«
unterhalb de* lieUandci verkleinert. NatDrlich mabte
er dalKi auch der Vorderteile eine enlsprechend
gTÜltete LInge geben.
«) Pfiitcr .Der Dom tu Bamberg« S. 74. Zu
Bamberg hat mich der Hochw. Herr Domkapitular
Dr. Senger durch die Uolentatxung, welche er mir
tum Zwecke einer Unteriuchung der Paramente des
Uomcf in bereilwilligiter Weite lieh, zu betonderem
Danke verpflkhlel.
•*) Migne P. 1. CXLIll, 700.
») Ibid. CUCXiX. 483.
Abb. d. Ratioaale im Dom n Bamberc.
wie es scheint, die Bischöfe mit dem Rationale
geschmückt sind.**)
•*) Meibom. »Rerum germanic.« 1. 1. p.bb2: El
hoc lemplttm conKCratar — a I.eone et ditatur —
mallia pririlegiit — nam hic praeiul honoratur —
Mindentit cjui vocilatur — dignilate pallii — quod
bene rationale — vocamui et hoc non male — nam
Irini epitcopi — itnium itto decorantur — per quem
recte venerantor — locut, gent et clerici. Im Protogut
wird dietelbe Begebenheit erzlbll, nur daft hier dat
VCD Leo IX. angeblich verliehene OrnalttOck bloft
pallium genannt wird. „Hunc patlorem cum oroaTit
— ntu »acri pallii."
**) Auch auf den Otnabnicker Siegeln Gerhardt
von Oldenburg (1192-1210) und Engelberts l. von
Isenburg ^12*25— 12'iU), sowie den MOnileiitchen
Ottos I. von Oldenburg (1-201 — 121 :{) und LudoK*
von Holte (1220—1247) scheint das Rationale im
Sinne emes palliumarligen Schultertchmuckes vorzu-
kommen. <^>b man indessen ans einem derartigen
vereinxelten Auftreteu dettelbcn den Schlolt auf eine
113
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
114
Aufserhalb Deutschlands scheint das Ornat-
stück nur sehr vereinzelt in Gebrauch gewesen
zu sein. Barbier de Montaull hat es auch auf
Grund einer mittelalterlichen Bischofsstatue für
den Bischof von Poitiers nachweisen wollen.**)
Indessen donnitat aliquando bonus Homerus.
Der sonst so bedachtige Forscher hat diesmal
die bei der fraglichen Statue wie übrigens auch
sonst nicht selten etwas stark hervortretende
Umbordung des Kopfdurchlasses mit einem
Schulterkragen verwechselt
Bis jetzt ist uns nur ein aufserdeutscher
Bischof bekannt geworden, der sich des Ra-
tionales im Sinne eines Schulterkleides bedient
h^itte, der Bischof von Krakau. Freilich besafs
auch der Bischof von Toul das Privileg, das-
selbe zu tragen — es
wurde zu Toul statt ra-
tionale richtiger superhu-
merale genannt.*^) — Al-
lein wie Lüttich ehedem
zum Mctropolitanverband
Cöln, so gehörte Toul als
Suffragan zum Metropoli-
tanverband Trier, dessen
Dekan zu sein der Toulcr
Bischof sogar behauptete.
Im Dom zu Krakau ist
noch ein Rationale vor-
handen, welches laut Auf-
schrift ein Geschenk der
Königin Hedwig, Tochter
Ludwigs von Ungarn, ist. '<..ii..n»ic im Ke».
Später bedienten sich die
Krakauer Bischöfe des Palliums.**)
Die Form des Rationales war weder überall
noch zu allen Zeiten dieselbe. Wie die übrigen
OmatstUcke hat auch das Rationale seine Ent-
wicklung gehabt
In Paderborn erscheint es, soweit die Monu-
mente ein Urteil gestatten, in seiner ältesten
Gestalt als ein dem Y artigen Pallium formver-
Ultlchljch« Verwendung dei OrnatitUcke* machen
darf? Man darf nicht vergelten, da(i za den Siegeln
nicht selten auwtriige Vorlagen genommen oder dafs
dieselben answirts angefertigt wurden.
**) Particularit^ du costume des <*t <|ues de PoHiert
in Bullet, monument. 1K77 p. (Vi3 svte«.
*") De Vert, Explication de* c<r(monie« de Im
mcas« I, I.'i3.
*') Ales. Prtetdxiecki el Eduard Raito.
Wieck i, Monuments du moyen-lge dant l'ancienne
PoiogDe Nr. 17.
wandter Schmuck. Man vergleiche s. B. die
Siegel Willbrands von Wildeshausen (1225 bis
1227) und Bernhards IV. (1227-1247), sowie
die Statue des hl. Liborius (?) am Portal der
Domkirche zu Paderborn (Xlll. Jahrh.). In
spaterer Zeit wurde es zu Paderborn eine Art
von Schulterkragen, der vom und hinten mit
zwei Behängen versehen ist
Sehr lehrreich ist in Bezug auf die Ent-
wicklung des Rationale das Pontifikale Gunde-
kars II. zu Eichstätt mit seinen Abbildungen
der Eichstätter Bischöfe. Es wurde unter Gun-
dekar II. begonnen und reicht bis zum Jahre
1540, Die Serie der Eichstätter Bischöfe bis
Gundekar II. (f 1076) einschliefslich entstand
noch unter dem Pontifikat Gundekars, die Bilder
der Bischöfe des XII.
Jahrh. wurden um 12<M)
gemalt, die übrigen nach
und nach hinzugefügt Es
läfst sich allerdings nicht
verkennen, dafs bei diesen
Darstellungen die Phan-
tasie des Künstlers ein
gutes Stück mitgearbeitet
hat Eine so bunte Man-
nigfaltigkeit, wie sie uns
hier in Bezug auf die
Gestalt und Ausstattung
des Rationales entgegen-
tritt, ist zweifelsohne
nicht vorhanden gewesen.
BayrUrhen XitinnaimiiKTim Sieht man indessen von
(KOcksril«.)
den Einzelheiten ab und
achtet man blofs auf den Typus, so dürfen die Mi-
niaturen als treues Spiegelbild der Entwicklung
des Ornatstückes gelten. Bei den Bischöfen des
XII. Jahrh., bei welchen dasselbe zuerst vor-
kommt steht es, was die Form anlangt dem Pal-
lium noch recht nahe, nur dafs der Behang
kürzer ist, wie bei diesem und auf den Schul-
tern bei der Mehrzahl der Darstellungen
scheibenförmige Zierstücke angebracht sind.
Im XIII. Jahrh. entfernt sich das Rationale
immer mehr vom Pallium, indem es sich in
demselben Mafse der Kragenform nähert, bis
im Beginn des XIV. Jahrh. die doppelten Be-
hänge auf Brust und Rücken auftreten.**)
**) Vergl. die Abhild. der Minialaren In »Eich,
stitts Kunst, Kesitchrift zum goldenen Prieslerjubilium
des hochw. Herrn Bischofs Ur. {■'rans l>eopotd Frei-
bcrm von Leonrod«, Manchen lt)01.
IIA
1803. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr 4.
116
Auch auf den Regensburgcr Siegeln, Glas-
genuUden und Grabmälem läfst sieb der Wandel
in der Form des OmatstUckes gut, vielleicht
sogar noch besser, wie auf den Mteiatnren des
Gundekarpontifikales verfolgen. Bis Konrad V
von Lapporg (1296—1318) hat das Rationale
eine dem PalliinB dttidwns vennndte Gotate.
Fast der einzige Unterschied zwischen beiden
besteht darin, daCi der Behang beim Rationale
angleich kflner ist, als beim Pallium. Scheiben
auf den Schultern kommen erst seil der Mitte
des Xlll. Jaluli. beim Rationale vor. Doppel-
behänge treten zuerst bei Nikolaus von Stacho-
wiu (1818-1840) und Friediidi von Nttrabeig
(1341 -13()H) auf. Auf den Grabnalcni er-
scheint CS dann als (Örm-
Hdier mit Doppelbdiln-
gen ausgestatteter Ringen
(Abb. 4).
Keine besondere Ent-
wicklung hat das Ra-
tionale zu Würzburg und
zu Bamberg erfahren;
SU Würsburg eracbeint
ei Ton seinem ersten
Auftreten unter £me-
hud bis Ulm Augeu'
blick, da es durch das Pal-
lium ersetzt wird, auf den
Monumenten, Siegeln wie
Grabmälen, als paHium-
artiges Ornatstiick. Es
sind im ganzen vielleicht
etwa drei Siegel,**) welche
eine etwas abweichende
Form zeigen. Sie sind
jedoch am >o weniger
von Bedeutung, als andere Siege! derselben
Bischöfe die normale Form zeigen.
Ungemein glänzende Beispiele dieser Form
bicien in grofser Fttlle die Grabmonumente der
Wttrtbwger Biachafe (Abb. 8 u. 6).
In Bamberg ist umgekehrt schon im XI.
Jahrb. das Rationale ein Ornatstiick, das in keiner
Weise an das Pallimn crinnert(Abb. 6). Babesteht
aus einem unten rechte und links in AluUufern
endenden, diir< Ii ein M heibcnförmiges Schulter-
Stuck verbundenen Brust- und Rückenteil. Von
Bamberg aebebt sieb dieser Typoa dann
*") Es lind twei biege! Lmbricho« von LeiDingen
(t 114») and da Si^ HmMt voa
(t "72V
Alik.a BSM 4w Id. LaabM ia te KatMnI*
spater nach Eichstatt und R^ensburg verpflansl
zu haben. Das in der Katluv'.rale zu Rccjcns-
burg noch vorhandene Rationale stammt ohne
alles Zweiiiel aus Bamberg, wo es etwa in der
ersten Hälfte de? XIII. Jahrh. entstanden sein
dürfte. Es ist sowohl der Form wie den
Gegeottand der Danldlnng nach eine genaue
Kopie des zu Bamberg be6ndlichen Rationales.
Verschieden ist es von demselben nur durch
gröfsere Länge und Breite der Behänge, durch
das Stickmaterial und den Stil.
Das Bamberger Rationale ist ganz in un^'e-
mein zarter Goldstickerei aosgeiUhrt. Der dabei
gebrauchte iuberst feine Goldfiulen iat anttdst
Gold bestehenden T..ihnes
hergestellt. Der rotseidene
Abheftfaden ist so tief in
den Stoff eingezogen, dafs
er fast verschwindet und
die Arbeit den Eindruck
eines Goldgewebes macht
Technisch ist die Stickerei
vorzüglich, dagegen sind
die DarsteUmigen siem-
lich imbeholfen und steif.
Beim R^ensburger Ra-
tionale ist auter Gold-
stickerei anch Seiden»
Stickerei zur Anwendung
gekommen. In Seide sind
gestickt dieFleiscbpartiea,
das Haar, die Inschriften,
die Konturen und einiges
andere. Der Lahn des
GoldCadensbestehtaus ver-
goldetem Silber. Die Tech-
nik iat sehr entwickelt;
die Hand, welche das Rationale schuf, hat es
meisterlich verstanden, durch Wechsel im .\h-
heften und in der Lagerung der Goldfaden die
versdiiedeasten Eflbkte m ersielen. Sie hat
liberall nach Mafsgabe des Gegenstandes ge-
arbeitet Auch zeichnerisch betrachtet sind
die Darateltungen ausgeseiehnet, sie sind ebenso
ausdrucksvoll wie edel in der Form.
Wann diese Kopie nach Regensburg ge-
kommen, ist nicht festzustellen. Für Regens-
boig angefertigt ist sie jedcnlälls nidit; da erst
in der ersten Hälfte des XIV. Jahrh. das Ra-
tionale daselbst eine dem Bamberger verwandte
Form annahm. Schart behaupte^ es sei das
Regensburger Rationale durch Berthold von
Nfimberg (1851— 1S«6>, Bischof von Eichstätt,
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117
1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHB RUNST — Nr. 4.
118
Oer AaniUHUUor
von Regensburg gewesen."' Es ist dasMcMen
nur eine Vermutung, für die ein Anhalt nicht
vof1ic|t Es «eilt Tiehaehr die BcMhaffinheit
det Rationale! im Dom zu Regensburg durch-
aus auf Bambeig als Herkunftsort hin. Es
durfte nidit so unwahrscbeinlicfa idn, dais es in
der enteo Hilfte des X VII. Jahrh. aaeh Ragens»
bOfg gdnaeht wurde, um als Vorlage für die
nach aeinena Muster angefertigte Nachbildung
andienen, «ddieaichjetat im NationalnMiaenni
an München befindet (Abb. 7). Bei dieser Ge-
legenheit mag dann das Bamberger Rationale
in Regensburg geblieben sein.
Die Münchener Kopie iat nicht
gearbeitet, ziemlich getreu
und fast blois hinsicht-
lich der Inschriften ver-
einfacht. Sie kam von
Regensburg, wie es
sdieint; im Nachblä des
BischofsFranaWilhelmvon
Wartenberg(1649— 16611.
der es mag haben anfeiti-
gen lassen, nach Schtofs
Tiefsling bei Mühldorf,
von wo es dem Bayri-
Bches Natiooalmnsevm
übermittelt wurde.
Zu Toul erscheint das
Rationale zuerst auf dem
Siegel Roberts von Uar-
cey (1230-125.3) und
swar ist es hier schon mit
zwei Behlingen veradien. Abv. ». KaHaui» im K|1
Bei den folgenden Bischö- "
fen fehlt das Ornatstäck. Es dauert bis gegen die
Mitte d. XIV. Jahrb., d. i. bis auf Bischof Thomas
von Bourlemont (1330— 13&3), ehe es wieder
auftritt"; .Auch jetzt Lst es mit einem Doppel-
behang geschroUckL Die Form, welche das
Rationale apftter su Toni hatte, erhellt ans
einer, freilich mangelhaften Abbildung bei de
Vert. Es ist hier ein Schulterkleid mit runden
Schilden auf den Schultern und zwei Behängen
am Sauro.^ Im Beginn des XVIII. Jahrh. war
das OiMlsMck bereits eine Weile auÜMr Ge-
^) «GssAi^ 4«r WMiades Kauls in Bqm*
S. S87.
<*) Roberl •Siginographie de ToqJ« bei Rniimnlt
de Flcifj, L« neHC VlU, p. 72.
<•) D« Verl «liflktficHi deseMnoelas« (Pifte
170^ T.n, pL 1 elp. 155.
brauch, wie aus dnem Brief Don Calmets an
Montfaucon hervorgeht**)
Die Entwicklung des LUtticher Rationales
Ufst lidi nidit verfolgen. Gtten Aasgang des
Mittelalters war es, wie fast allenthalben, ein
lOrmliches Schultergewand (Abb. 8). Es ist auf
den Bildwerken Uber den Schultern meiat aait
Scheiben aMgeatatlet, nur aehen entbehrt ea
derselben. Dagegen endet CS aas Sanas legd*
mtläig in drei Behangen.
flSgentttmlidier Art ist daa Krakauer Ra-
tionale. Es besteht aus zwei den Schullern auf-
liegenden Streifen, welche sich vor der Brust
und im Rücken kreuzen. Ober den Kreuzirags»
in GoU gesticktes Rundmedaillon
sngebracht, welches das
Lnun Gottes entliälL Den
Schaftetatreifensinddidn-
Schriften, ilorlrinrj, vtriliis,
prudtutia und timpUcitas
aufgesdckt Auf den Be*
hängen findet sich der
Name der Geschenkge-
berin: JItdwigis Regina,
gS» ngsr Liubvki enge-
bracht Die mit Fransen
verzierten Endstücke wei-
sen die Wappen von Po-
len, Ungarn und An)on
auf.
Von Rationalien in der
Art eines Schulteigewan-
des haben sich aus dem
Mittelalter vier erhalten,
daa Bamberger Rationale.
das Rationale im Dom
im Bayrischen National*
ein Rationale in Eich-
st wiederholt beschrie-
ben und abgebildet worden.*'') Ks stammt
gemafs dem ihm eingestickten Wappen von
Bischof Johann von Bich (1445-1464) her
und ist reich in Perlen und (Jold gestickt
Auf den Schulterstücken sind der hl. Bonifuius
mit dem Mainzer und der hl. Willibald mit dem
**) Kobaall de Fleary I. c. p 73: Lesdv^qo«
de Tool le lemint sstrcfols d'sse eipkoed'^liod
oa de MperitarnndL Der Brief datiirt v«w 14. Ja-
DHir 1720.
**) AbbOd. bei Bock »Geschichle der Ktargi.
icbraGewiDdert Bd.U, Tar.XXVU; Cahier •Htm.
«•ans ■flasfas«, hroins p. 184 svIm. iiBd
Ii »Bietalus Knü« S. 5.
Ba)ti9cbrii Natiaaalaiumm
(Vorder »'•itf-. I
zu Regensburg und
museum und endlich
stätt Das EiduUitter
Digiiizcü by Cc)ü^Il
11«
190ä. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
Gichstätter Wappen dargestellt. Vorn und im
Rücken ist das Rationale in Perlen mit einer
von Eichenranken eingerahmten Inschrift ge-
•clniilickt^ die tieb teils auf das MitlebtOdc,
teils auf flie Behänge verteilen. Sie lautet auf der
Vorderseite: Fides, s/>es, cariiat (Mitte), justitia
(Unker),^f«rVin/» (rechter Behang), aofder Rttck-
seite verilas, disdfi/ina (Miiie), tem/xrantia
ker), prudtntia (rechter Behang). Das die In-
schriften nmziehende Eichenlaub weist nach
Art eines redenden Wappens auf den Namen
des Bischofs liin.
Weit gröfseres Interesse nehmen die Rationa-
len an Bamberg, Regensbuig**) und München
wegen ihres reichen tiefsinnigen Bildersehmilckes
in Anspruch. Auf den Runcischeiben sinrl in
der Milte zwei einander begegnende bezw. zwei
dnander ach kflssende Franengestalien darge-
stellt, deren Bedfutung durch die Umschrift mi-
sericordia et verilas obvinaeiunl sibi und jmtitia et
fax 9$emlaiag uimt (Ps. 84, 11 ) gekennteiehnet ist.
Um sie herum sind» durch ein ßiattornament von
einander pctrennt, je sechs Brustbilder ange-
bracht, laut Beischrift die zwölf Stämme Israels.
Der vor dcrnuat und im Rttden herab&llende
Teil des Ornatstür.ks, welches durch eine Rnrte
rings umrahmt wird, setzt sich aus zwei schmalen
seitlichen VertikalstreHen md einem etwas
kürzeren Mittelfelde zusammen. Die Vertikal-
streifen enthalten je drei l^albbil(ler der zwölf
AposteU Im mittleren Felde i»t auf derRück-
seiie der Wdtenrichter und das Lamm, uinge»
ben von Engeln und den Evangelistensvml nl n
abgdtildet Von den Engeln reicht einer dein
hi Johannes eine Rolle zum Schreiben, ein an-
derer bläst in die Posaune. Auf der Vorder-
seite füllt eine grofsartig gedachte Allegorie der
Kirche die Mitte (Abb. 9). Unter funfturmigem
Überbau, der mit Behängen diappiert ist, steht
Christus, der neue Salomon, der rex pacificus,
wie es auf dem Bamberger Rationale heifst, auf
einer EstnKte, dem iereulum Salomonis und
reclinatorium aurcum, ni der recht?* und links
ein Aufstieg fuhrt. Der Uberb;ui ruht auf zwei
Säulen, den columnae argenteac, neben denen
Petras und Paulus, die Siulen der Kirche,
stehen. In dem .Aufstieg zur linken sind Mär-
tyrer, von denen einer auf dem Regensburger
*«) Die b<r*teti Abbild, bei C«hicr I c. p. lt)*i,
199 und in dem fllr die Getckichte der mittelaJierlicben
.Slicitrteien h«drutungs«Ollta W«llw L. d«Far«jr
»La Broderiet pL 0.
Rationale als Stephanus bezeichnet ist, in dem
Aufstieg zHr Rechten der Herold der Liebe,
Johannes Ev. Zwei Wege fuhren zum Friedens-
könig, der ascenauB poipweus, dai Martettun,
und die I>iebc. Vor der Estrade erliebt sich
in der Mitte eine Fraueogeslalt, die Kirche, zu
deren 7Q6en die HalbbiMer zweier Frauen an»
gebracht sind, Maria und Martha, das beschau-
liche und das tätige Leben. Beischriften bilden
auf der Vorderseite wie auf der Rückseite die
Srlinteruag der Darstellungen. Am ausgiebig-
sten sind sie auf dem Baraberger Rationale
beigeigebeD. Beim MUnchener sind die In-
schriften der Vorlage entweder awggelaasen
oder durch andere ersetzt, bei denen die reiche
Allegorie, welche den Bilderscbmuck beherrscht,
kaum mehr zur Geltung kommt iMe Dar-
i Stellungen der Vorderseite beruhen ganz auf der
.^pocalypse, diejenigen der Rückseite im wesenl»
f liehen auf dem Hohen Lied und seinen mysti-
schen Deutuifoi bd den alten Sxegeten.^
Ein Rationale aus später Zeit wird im Dom
zu Paderborn aufbewahrt. Auch hei ihm t-e
I steht die Vorder- und Rückseite aus einem
Mittebtiick und zwei, die Seiten desedben be>
! gleitenden Vertikalstreifen. Schtilterschilde feh-
len aber, es stofsea vielmehr die seitlichen
Strafen unmittelbar über der Schuittr anein-
ander. Durch etae reich mit Edelsteinen be-
setzte Agraffe petrennt sind auf dem vorderen
Mittelstuck die V^'orte doctrina. veritas, auf dem
hinteren /Ubs . emriku eingcsiiekt. Auf die Ver«
fikaV trpT ri verteilt .sich eine Inschrift, welche
einen kurzen Abrifs der Geschichte des Pader-
boraer Rationalea gibt; BtmarAa L *^ päd.
impetravil — Innoctntius II. P. M. concessil —
Ahxanchr VIL /'. \T. confirmavil — Ftrdinan-
dm II. tpm päd. ampUavit. Die Inschriften
auf dem Mittelfeld wie den Streifen werden
von lierlichen Bouillonstickereien umrahmt.
Die um den Kopfdurchlafs Uzenden vier
ZwirJcd sind mit Perlatickereieo veniert, die
Vertikalstreifen enden in Goldfransen.**)
.\n den Säumen des Rationales brachte man,
wie die Bildwerke bekunden, gern Glöckchen an.
Untinabttlis resooana aagt der St Gal ler Codex.
Der Kaum gestattet kein weitcicü Eingehen auf
die diei Kalionalien und ihren BUderichmack. leb
hoffit ipitcr G«Ieg^ohcit la iiiidMi, naduakolca, wu
hier vn^flal werden mnbie.
I **j AbbUd. bei Ludorff »Die Bau. und K«Mt-
dcnkaller das Krabea Padtrbofn«. Taf. m.
ISl
Erhalten haben sich solche noch an dem Ritio-
nale zu Regensburg und Eichstätt
Über den Ursprung des Rationales im Sinne
einet Sdmltendimticltes bst mm verschiedene
Hypothesen aufgestellt. Nach Wilpert wäre es
herzuleiten von dem aus xwei auf den Achseln
angebrachten Scheiben und zwei von den
Schultern bis über die Brust aidi heribiieben-
den Streifen bestehenden Besatz, den wir vom
III. Jahrh. an bis ins XI. nicht selten auf den
MoBmntntcn an der Ttedka intteffen.'*) Et
soll sich diese Verzierung, zu der oft noch eine
den Kopfdurchlafs verzierende Borte kam, im
Mittelaller losgelöst haben und als selbständiger
Schulterschmuck zu einen Diidnctivani kirch-
licher Dignitäre geworden sein. Dieser Mei-
nung widerspricht indessen. da(s wir den Besatz
nur bei der Tmnikt, nicht aber auch bei der Pla>
ncta CascV, antreffen. Wie soll also fragen wir
wohl nicht mit Unrecht, das von der Tnnika loe-
gelMe Ofnament den Charakter eines Ober der
Kasel angelegten selbständigen Gewandes er-
langt haben? Aufs^erdem ist das Rationale nur
in Deutschland und den angrenzenden Teilen
von DeMtdiland in Gebrauch gesresen, hier
aber hat man den fraglichen Besatz der Tunika i
nicht gekannt EndUcb stimmt die Wilpertsche
Aoticht iddrt mit dem, wis dKe Mommiente
tms von der anfänglichen Form des OmatstUckes
Und seiner Entwicklttng ni erzählen wissen.
Rohault de Fleury^j verwechselt das Ka-
tionale iNtw. Sapcrhoroenlc mit der brdten
kragentrtigen Vertiennig, welche wir nicht selten
auf Bildwerken des XII. und Xlll. Jahrh. den
Kopfdurchschlupf der Kasel umgeben sehen.
Da& dat Me&i^tBd eine tolehe Awtattong
bisweilen bekommen haben mag, soll nicht in
Abrede gestellt werden, wiewohl diese nicht
■dien Uzane Einfiusanf taf den bildlichen
Daratdlangen mditens der Phantasie des Kunst-
lers entspnragen sein dürfte. Wir treffen eine
solche Verzierung nicht blofs bei der ICaael an,
vir finden sie auch bd der Dalmatik nad Tuni-
cella, ja oft genug bei I>aien, Minnern wie
Frauen. Die Künstler des XII. und XIIL Jahrh.
varen adir ddioritionslostige Iiente. denen »
eine Freude war, die von ihnen auf Pergament
oder auf die Wand gemalten HeiligenAguren
recht gUuizend ausaitschmiicken.
»') Vn rn:iitr.)o dl ■storia dct v««ti«ll» p. 26» DOU 1.
*») La ««ue VlU, p. 70. tTt«t.
IK
Man beachte auch, wie dieser kragenartige
Besatz des Mefsgewandes niemals als Besonder-
heit eines bestimmten Bischöfe erKheint Er
kommt allenthalben auf den Bildwerken vor,
auf französischen wie englischen, deutschen wie
italienischen Monumenten. Er tat häufig genug
von gans willkttriichen Formen. Gendeni
phantastisch und barock ist er beim Bilde des
hL Nikolaus in der St Nikolauskapelle zu Soest,
eine Dantellnng des Rationales, wie man wohl
gewollt bt er aber andi hier mdrt.
Barbier de Montatilt hielt das Rationale für
identisch mit dem zum Ornat des Papstes ge-
hörenden Fanon.*^^) Er Übersieht jedoch, daft
dieser Fanon im Grund nichts anderes ist *!>
der gewöhnliche Amict, dafs derselbe im XII,
und Xill., ja XIV. Jahrh. noch ein wirklicher
Amiet war, der freilich statt unter der Albe,
über derselben getragen wtirde, dafs er noch
gegen Ende des Mittelalters ein förmliches Tuch
daratdlte und erat so einer An von Schalter-
kragen wurde, als das gewöhnliche Humerale
in die Pontifikalkleidung des Papstes Aufnahme
erhielt Ebenso Ufst Barbier de Montault ganz
au&er acht, dafs das Rationale schon in seiner
ältesten Gestalt mit dem Fanon keinerlei .Ähn-
lichkeit hatte, sondern als ein ganz eigen-
artiger Schmuck auftritt, mag es ttun ti» ein
dem Pallium formverwandtes Ornatstück, oder,
wie zu Bamberg, als eine Art Schultetgewand
erscheinen.
Bock unterscheidet im Anschluls an Ma-
billon zwischen dem römischen nnd dem galli-
kanischen Pallium, und glaubt, das letztere in
dem Rationale wiederlmden au sollen.**) Auch
diese Ansicht ist unhaltbar. Das gallikanische
Pallium ist, wie es scheint, nur eine Fiktion,
entstanden durch ein Mifsverstandnis des Cm. 6
des Konzils von Macon, welcher den BladlOlieB
verbietet ohne Pallium die Messe zu lesen, und
der Angabe, welche die gallikanische Mefs-
erkUrung Uber ein fur Utnigiidien Kleidung
gehörendes Pallium n,,.' ht. Ein dem römi-
schen Pallium kooiüiniertes pontifikales Ornat-
stttck hat es in der gallikaniseben Kirche schwer-
lich gegeben. Wenn aber doch, so hat das
Omatstack die karolingiiche Reform, weiche
*>) Uber denpipiilichenPUiMveigl, Bvaaii »Die
powifikuleo Gewliidef S. l7^ ff.
•GMckichia dw UtorguchM GewMer« Bd. II,
I9r>. MabillAK »OaviaflM poadmact« (Pari*
1724) 1, 4&4.
1003. — ZEITSCHRIPT FOR CHRISTUCHB KONST — Nr. 4.
Digiti^uu Ly Google
123
atitt des galtilDHiischeii RiMs den fSninchen
und mit i'im ü" rnmi-^rhi? KuUklcitJung ein-
führte, keiDesfalis überlebt. Es ist nicht eintu-
seheo, «te eto Sditdtergemnd, du um in>
ent auf deutschem Boden um 1000 begegnet
und nur hier, nicht aber in Gallien im Ge-
brauch erscheint, mit einem mehr als fraglichen,
durch die liturgische Reform im VIII. und IX.
Jahrh. auf alle Fälle beseitigten gallikanischen
PalUum zusammenhingt oder gar identisch ist.
Attem AoKheiB Dach haben
bei Entstehung des Rstinnales im Sinne eines
Scbtthetscbmuck» zusammengewirkt die Er-
innenmg an dasSchultergewand tmd den Brust-
sdlntttck des Hohenpriesters, und dtt Bestreben,
eine wirkliche oder vermeintliche hervorragende
Stellung in der hierarchischen Ordnung durch
ein Abedcihen Iti6erlidi ni mtntfestieren. Bei
dem Bamberger Rationale ist die Beziehnag
zum Uoheapriesterscbmack unverkennbar. Die i
Form, «eldie das OmatstUck ursprünglich j
in Regensburg und Eichstätt hatte und in ;
Wünbuif bis ins XVIL Jahrb. beibehielt, er-
innert nur wenig an das Rationale des Alten
Bundes, dafür tritt aber hier der Anklang
an das Palliun) schärfer hervor. Dafs wirlt-
lirh beide Faktoren bei Enistdtung des Ornat- I
sMckes mitfewiitt, erhellt an den Bullen,
in welchen Tnno<-en?. IT. den Rischöfen Adal-
bero II. von Lütdch und Bernhard 1. von
PhdeilMini das Redit Terldht, das Ratioaale
SU tragen.
„Billig ist es, daf«; Hm", so heifst es in der
zweiten, „für die WilMannglceit, welche du gc-
seigt, vom apoatoliscben Stuhl einer besottdeien
Ehrung teilhaft werdest und . . . zeitlich wie
geistUdi willkommenen Vorteil empfangest. Und
weil du wie ein anderer Aaron «ini Gipftl der
bischöflichen Wtirde durch Gottes Walten be-
rufto und an Stelle Moeis zum Herrscher und
Leiter des christlichen Volkes hingestellt wardst,
so machen wir didi auch ihrer Ausxeichnung
teilhat und verleihen dir und deinen Nach-
folgern aus des apostolischen Stuhles Gnade
den Gebrauch des Rationales." In der flir
Adalbero bestimmten Bulle aber sagt der Papst:
„Und wie sie (die römische Kirche) als gute |
Mutier ihre Rinder zu Hohe« erhebt und an- |
dere zu Patriarchen, andere zu Erzbischöfen,
andere m Ri<;chöfen niacht. so ziert sie aus der
reichen Fülle der ihr von Gott verliehenen i
Gaben dieselben auch voll Milde mit dem
Schmuck verschiedener Abzeichen."
in der zweiten Bulle erscheint das Ra-
tionale in aller Bestimradieit als Gegenatftck
des erzbisthüflichen Palliums. Daher denn auch
seine Verwendung ähnlichen Beschränkungen
unterlag. Es durfte gerade wie dss Bdlinm
nur im Bereich der eigenen Diöces« und awar
bloCs bei wenigen .-»usdrücklich festgesetzten Ge-
legenheiten und Festen getragen werden. Dum
war sein Gebrauch nur in der Kirdw^ slio a. B.
nicht bei Pr-ie^'^ionen gestattet.
„Wir verordnen", sagt die fitr Berohard von
Psderbom erlaaaene Bulle, „dab du dich des
Rationales nur in der Diöcese innerhalb der
Kirche am grünen Uounrr^tag, «n Ostern,
Christi Hiromel&hrt, Pfingsten, atn Geburtsfest
Johannes d.T., an den Festen der Apostel«
fürsten und der Gottesninuer, am Allerheiligen
feste, an Epipbanie, am Feste des hl. Liborius,
bei der Eiaweihmig von Kirchen tmd der Or-
dination der Kleriker und am Jahrestag der
Konsekration der Kathedriükirche bedienest**.
AhnUch lauten die Bestitninungen der BuMc^ in
welcher Innoceos II. Adalbero den Gebrauch
des Ratinnales gestattet.
Weim man aber das OrnatstUck Rationale
nsnale und ihm eme von dem Falliom mehr
oder weniger abweichende, von Erinneiiingcn
an den alttestameotlichen bobenpricsterUchen
Sdralter* und Arustschmudc beciidlufitte Form
gab, so geschsh du zweifelsohne um es von
dem Pallium zu unterscheiden und einer Ver-
wechselung beider Onutstücke vorzubeugen.
Fassen wir das Gesagte kms rasasDinen, so
ergibt sich, dafs nm die Wende des Jahrtausends
ein pontifikaler Schmuck, das Rationale^ ao^
taucht, fllr dcaaen Entstehen nebe» aaderm die
Erinnerung an den Brustschmuck des jüdischen
Hohenpriesters nicht ohne Bedeutung gewesen
ist. Es war die ZAt, in welcher sich ein lebhaftes
Streben bemerklich machte, die Pontifikalgewan-
dung möglichst glänzend zu gestalten, die Zeit,
welche dieselbe auch um Handschuhe und Milra
berdcherte. Das Rationale tritt m swei F<Hmeu
auf, als Brustschmuck und als ein dem Pallium
nachgebildetes Schulterkleid. In erstercr kommt
es noch vor Ende des Mittelalters völlig in Ab-
gang, für letztere hat sich veretnadt bis in
die Hegenwart der Gebrauch erhalten.
Luxemburg. J. Brano S. J.
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12!>
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Mt. 4.
IM
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XII. (Mit Abbildung.)
27. Tragaltar im Uom schätz zu Münster
(Katalog-Nr. 632).
iif vier später, und wohl ersatzweise
angebrachten rohen Holzklauen steht
der aus Eichen gezimmerte Kasten,
:!7 cm lang, 20,5 breit, 18 rm hoch.
auf dessen rot gestrichener Unterseite ein Ferga-
mentblatt genagelt ist mit dem erst dem XVllI.
Jahrb. entstammenden Verzeichnis der darin
geborgenen Reliquien. Ein kräftiges gotisches
Profil, mit .Silber überschlagen, schliefst unten
und oben den Kasten ab. Die Rückseite und
dürfte noch in das XII. Jahrh. zurückreichen.
Ein breiter roter Schmelzperlenkranz mit Lot-
pcrlen-Rosetten umgibt es, und die Zwickel des
blauen Perlengrundes sind durch die gestanzten
Medaillons der Evangelistensyrobole belebt, die
wiederum dem Ende des XIII. Jahrh. ange-
hörend, die Ursprungszeit der Kastenverzierung
verraten. Zwei ganz aus Perlen und Silber-
knöpfen mosaikartig zusammengesetzte Medail-
lons der Gottesmutter und des hl. Johannes Ev.
auf blauem Fond mit roter Umrahmung bilden
die Flankierung, .^us roten, kobaltblauen, tür-
die beiden Schmalseiten sind mit blauer unge- '
musterter Seide, wohl des XIII. Jahrh., über-
zogen, jene nur noch mit Resten. An den
Schmalseiten ist sie ganz erhalten und mit zwei
aus roten und blauen Schmelzperlen nebst orien-
talischen Perlchen gebildeten Pergamenttafeln
bedeckt: KreLs- und Schuppenornament mit
Bäumchen , die mit gestanzten vergoldeten
Silberpailletten frühgotischen Charakters, gegen
1300, durchsetzt sind und zwischen ihnen zwei
gröfsere ornamentale Silbermedaillons. — Die
Vorderseite ist mit einem Pergamentstreifen
bedeckt, der ganz mit getriebenen vergoldeten
Silberreliefs und mit Perlenstickereien ge-
schmückt ist. Das ovale Relief in der Mitte
stellt die Majestas Domini dar mit segnender
Rechten und Buch in der Linken; dasselbe
kisblauen, grünen und weifslichen Schmelzperlen
sind die Büsten, aus Lotperlen die Fleischteile
in Fadenreihung mit Uberfangstich festgelegt
ebenso Metallkrönchen bezw. Nimbus und die,
zahlreich eingestreuten Silberbuckeln befestigt.
— Die Wirkung dieser in den Nonnenklöstern
Norddeutschlands von der Mitte des XIII. bis
gegen die Mitte des XIV. Jahrh. gepflegten etwas
rohen, aber sehr dekorativen Technik erinnert
an das Email, (Ur den es ohne Zweifel eine
.^rt von Plrsatz hat sein sollen, zumal nach
dessen Verschwinden, und im Dienste weiblicher
Hände. — Die Deckplatte ist um den später
erneuerten Stein herum ebenfalls mit aufgenie-
teten Stanzmedaillons garniert — In dieser
Ausstattungsart dürfte <las Fortatile als ein Uni-
cuni zu bezeichnen sein. Schnatgcn.
1«
IMS. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHB KUNST
— Nr. 4.
1«
Büche
Gciehichte der Stein« and HolipUttik in
Obcrbny«» tob Xlt bU svrMIttt d«a XV.
Jthrh. Von Bcrthold Riehl IBt » Tnfeln.
Manchen 1002. Verlag Act kgl AludMate.
Erst in der jongilco Zeil hat der so frvchibarcn
PiMtik Denla^lenda im UitlelaJter die Fonchuc
mikerem Unbo eich nfewmdt, md dnfc lie mtUn
in lolialer Beschrtnkniig sich betitlet ond die Ein-
flaue feitxoilelleo sacht, ist ihr Vorzng. Ein nicht
allta greises nnd nicht gerade sehr hervorragendes,
•bcr dukbnree, wai) chanktemtiacbn Gebiet bat der
VcHmer, itm dte K««algeidilchte, MacnllSck dit
heimische, schon so manche erfdgrcidien Unterenchuo.
gen verdankt, ansgewthh und in den „Abbandlnngen
der kgl. beyer. Akademie der WiM(ii«< hnft" III. Cl.,
XXIIL Bd.i I. Abt. seine besttglicheu Studien nieder-
gelcglt die anl d*r genanesten Kenntnis des
geaaBtnn MntoiUli, amck dctindcn Dorfkirchen
nodi ««fbandMMi, barnhm. Hit der Stelnplnatik
der romanischen Periode beginnt die auf den
ganzen Besirk sich erstreckende üutenuchung um)
seigt deren Streben nach Individna]isieniBg ohne Ab-
hingigiMit von Bjiaas nnd den Wcacn nach auch
tran Frankreieh, banplatchücb in die P r a kik n ii nnd
die oberbajreriscbe Donnapnppe tich »che i Jaad. Die
romanische Holsplattik wird vomehnlleb «i
Kmiifizcn geprüft, in der Überleitung lu der Grab-
plaslik des XIV. jahrh., die wegen ihres Kealis.
mos und wegen ihrer Datierung von besonderer Wich-
tigkeit iit. Die Stelnplnatik d«a XIV. Jahrb.
in Dicnale der Archttektnr ha» tieh vielfncb
an Schlafssleinen betlligt, die des Ali a res an Ma-
donnen, and Manchen ftngt an, der Mittelpunkt des
Betrieties zu werden, auch fOr die Holzplastik drt
XlV.Jahfb. Von besonderer Wichtigkeit ist wiederum
die Grnbplnitik in der I. HUfta des XV.
Jahrb. Bil ihrer KciiefbUiing, and hkiier ihr hMbt
die »ehr produktive ttatuarisehe Plaatik dieser
Zeit etwas lurfli k ' i' i i tbrr den Weg riir BlQte
dertelben um dir Wende des Jahrhunderts, namemlich
in Manchen. — Ungciaein ImtrabHe Ist diese den
DcnkmUeiB adbat cntBCOHnene «rputoehe, dareh
maachet aaneiat noch nicJit verMntHehle AbbOdnngen
erttuterte Riitwicklungsgeschichle, die »ucli ftlr andere
Gebiete ak typisch sich ergeben durfte. SLbnUlgeo.
Die gotische Stein plaatik in Angsbnrg,
wdebe Dr. Walter J osephi aas Rostock aatcr der
Kühning von Professor B. Riehl, Ulm Zweck der Pro-
motion in MtJnchcn 1 Ü02 (Verlag der KÖnigl. Hof-
und Universitätsdruckcrei ) behandelt hat, bisher wenig
beachtet, stellt »ich nicht our als bcdeatcnd. sondern
nach all eigaaailjg hctaas, von fremden BmAtaes
kaam beiflhtt aad in sich selbst fnl|gerichllg aasge-
reift. MM der Vollendung der Gotisierang des Domes
am die Mitte de» XIV. lahrh. beginnt die erste BlUtc-
aeil» die am Nord- und Sadporial des Domes in vcr-
aehicdcaer Welte sidi rcigt, andaan nach au Baaehaa
rschau.
Figuren und Epitaphien dea Kreuiganges, die eintela
geprttft werden. Der FwtMhritt tritt namentKcb an
den Pestrilfignian der eiatea HUfle des XV.Jahih.
dcalteb m die Endhefaiang, noch mehr eriftread der
folgenden Jahrzehnte, in denen der Naluraliimn» vor-
herrscht mit seiner Vorliebe lOr da« Relief ood fttr die
drastische Gewandbehandhmg. Diese konsequente
Eatwicklnng an efaisr langca Reibe von OeakaiUara
naekMwaiaaa nnd nrit nsMheaKüasllenHnMn In Var-
bindang zu bringen, gelingt kl vortrefflicher Weise
dem jungen Forscher, der tich als ein sehr gelehriger
Schlier aekMB Attais i sls ii . bcwlkrt. Sckaati«a.
Bao- «»4 KMnstdenfcvkler Thariageaa. Heft
XXVin. Herxogium Sachsen. Cobarg and
Gotha. Lxndratsamt Coburg. Amtsgericbtsheiirke
Neustadt, Rodach, Sonncfeld und Kttoigtberg. Mit
;. Lichtdrucken iini I ALbildusgen im Texte. —
Heft XXIX und XXX Harsogtan Sachsen»
Meiningen. Aartsgeriehtsbesiik HÜdbaiihaasea,
Mit 2 Lichtdrucken und !2 Abbildungen im Texte.
Amtsgericht^beiirke Eisfeld und Themar. Mit 'J
Lichtdrucken iinil i? Abbildungen im Texte. Von
Professor Dr. F. Lebfei dl und Professor Dr. G.
Vota. Jcaa IMS aad 1909. Fischer.
Nach dem bereKa im letzten Referat (Bd. XI II,
Üp. 317 dieser ZeMscbr.) erwibntsa Tode des Ver<
dem neuen „Konservator der KnnstdenkmXler Tbl!'
ringens", Dr. Vob, Übertragen worden, der die drei
neuen Hefte noch als Nachlas^cnschaft seines Vor-
gingers bearbeitete und einftihrt. — Diese drei Heike
zeichnen sich gerade nicht durch gani hervorragende
Denkniier ans, aber doch durch veiachiedaae imer»
eiaaate EwaeOMRea aas der frlhgetischen bis tat die
Barockperiode. Als solche sind besrn>irr!i hrr.« rru-
[ heben: Der spilgotische Erker nebst Mafswerkltlr am
Abthanse in Mönchröden, die Barock-Emporen in der
Kirche sa Ossslaa, aad iai dattigca Üttcrgat die
Hurgoueartlde 0I1 BaiecIt^lGlultstMaieat swel Me&*
iulche ia der Kirche zu Grofs-Walbnr, von denen
der eine mit ungarischem Filigran-Email um 1500 recht
merkwürdig ist, der modere mit Gravuren aus der
Mitte des XVI. Jahrh. Die bochgolische Kirche in
I Sonnefeld hat drei eigenartige Grabsteine ans dcf^
selben Zeit, die spligoliache Stndtkirche in KSaigB»
j berg angewVbnKcb felche Omnnienitcmng. <— Ab
I Prof.inbauter. -eir'-.Tien sich aus das Rathaus in Hild-
butghittsen (Anfang des XVI, Jahrh.), das Scblofs io
' Weitersroda (etwas früher), auch das Scbolhans mit
der sonderbaren Uittea&|ur, und der Fachwcrkban der
8nperhiteBdcn(ar bt BUeld am 1600. HkMichtRGh
der liebemlaa, vanNladlgaB, obeiaichiKcTien B ea ah ai
I tnng stchea diese Rede Mater Ihren Vorgängern iricht
znrtlck, so dafs sich auch für die Fortsetzung and
VoUendnng des tflchligen Werkes die besten Ana.
■khlsa bieten. Bclmatgen.
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Abhandlungen.
Die Kirche von Valeria zu Sitten
und ihr Lettner.
(Mil 10 Abbildungen.)
Ilten (tat. Sedunum, frans.
Sion;, das älteste Bis-
tum der Schweiz, eines
der ältesten diesseits
der Alpen, fuhrt seinen
Ursprung bis in die
Zeiten der Römer-
herrschaft hinauf. Der
hl. Theodorus (Theo-
dul) erscheint um 349
bis 391 als der erste Bischof dieser Diöcese,')
die ursprünglich in Nfartinach (lat. Octodurum,
frz. Martigny),
an dem von
den Römern
viel begange-
nen Alpenpafs
Uber den gro-
fscn St. Bern-
hard ihren
Mittelpunkt
hatte, bis gegen
Rnde des VI.
Jahrh, durch
denBischofHe-
liodor die Re-
sidenz rbone-
aufwärts nach Abb. i.
Sitten verlegt
wurde. Anknüpfend an einen im Rathause
von Sitten aufbewahrten, dem III. Jahrh.
zugeschriebenen Grabstein, der berichtet, dafs
Titus Campanius, Sohn der Valeriana, römi-
scher Konsul gewesen und im .Mter von i'.i
Jahren gestorben sei, erzählt die Überlieferung,
M Wahrscheinlich sind aber die eriten Anfinge
de« Walliter Diöceianverbandei noch über Thcodul
hinaus anzosetzen. Vergl. die Uber das tchweizerische
Kirchensydem in trefTlicher Weise orientierende, ein«
Erweiterung des bezüglichen Abschnittes in dem Pracht-
werke «Die katholische Kirche unserer Zeit und ihre
Diener in Wort und Bild» Band München lOOö)
bildende Schrift von BUchi, «Die katholische Kirche
in der Schweiz« (München 1 !)0'2) S. fiH. [Beivrochen
in die««r Zeitschrift Bd. XV. Sp. 161/92. D. H.]
Anticht der Suilt Sitten
Tuurbillun
dafs auf dem einen der ostwärts von Sitten be-
legenen Bergkegel sich die Residenz der römi-
schen Statthalter befunden habe, die mit einem
später zu einer christlichen Kirche umgestalteten
Tempel versehen gewesen sei. Nach anderer Ixs-
art soll auf dem Valeria-Berge ein Palast der
Valeriana gestanden haben, der von dieser in
eine Kirche umgewandelt worden sei.
Einen .Inhalt fur den römischen Ursprimg
der Bauten auf Valeria hat man in dem Um-
stände finden wollen, dafs der Unterbau des
Chores der jetzigen Kirche die Merkmale römi-
schen Mauerwerks zeige. Ob diese Angabe
i zutreffend ist, mufs dahingestellt bleiben; dafs
die Überlieferung an bestimmte Tatsachen an-
knüpft, ist aber wohl anzunehmen. Jedenfalls
hatte, als der
Bischofssitz
nach Sitten ver-
legt wurde, das
Christentum
hier längst Wur-
zel gefafst. Eine
fernere im Rat-
hause zu Sitten
aufbewahrte
Marmor-
inschrift aus
dem Jahre 377,
die älteste da-
tierte christ-
liche Inschrift
der Schweiz, die
drittälteste in ganz Gallien, berichtet nämlich,
dafs zu dieser Zeit der römische Statthalter
Pontius .\sclepiodotus unter dem (christlichen)
Kaiser Gratian die durch Maximian zerstörten
christlichen Kirchen habe wiederherstellen
lassen.') Der Umstand, dafs auf der isolierten
; Bergkuppe von Valeria eine Kirche sich erhob,
deren Bestehen bis in das erste Jahrlausend
I hinein verfolgt werden kann, dafs diese Kirche
von Walen mit den BerKkuppi-n von
uo<l Valeria!.
•) Text der Inschrift vielfach veröffentlicht. Vgl.
Egli «Die christlichen Inschriften der Schweiz vom
IV. bis IX. Jahrhunderl I. Mitteilungen der aiiiiqoa.
rischen GeselUchofI zu 7.Urich, Band XXIV (Zdrich
18ÜÄ), 1. Heft. S. :. ff.
131
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr .5.
182
Kathedralkirche war,*) dafs endlich das be-
festigte Schlofs, \a dessen Mitte sie stand,
die alte Residenz des Domkapitels von Sitten
war und dies geblieben ist, bis die im Jahre
1798 erfolgte Zerstörung des Schlosses durch
die Franzosen ein Verlassen desselben nötig
machte,*) alles dies weist darauf hin, dafs bei
der Verlegung des Bischofsitzes von Octodu-
rum nach Sedunuro, wie anderwärts, so auch
hier die Kirche mit ihren Einrichtungen sieb
auf einer Stätte niedergelassen hat, welche alte
Römermacht und alte Römerherrlichkeit mit
ihrem Nimbus umgab.
Ein Bild von der I^ge der Kirche geben
die in Abb. 1 und 2 mitgeteilten Ansichten von
Sitten.*) Abb. 1 zeigt uns die .Stadt amphithea-
.\»>i.
i. Amicbl in l)«m«» von Sitten mit <li-n rVrijkupiwn von Tourbillon unil Valriiü
int |[iat«KTuntl<.
*) . . : qnae diconlur nie cathedrales, so heifil
« von der Kiiche auf Valeria und der unten in der
Stadt belegenen Domkirche in einer Urkunde vom
Jahre 1202. Gremaud, Documenta relalif« l'hittuire
de Valais. To.
me I , Lau-
aatine 1875,
S. 66, Nr. 684.
*) In der
• Bolichafl be-
treffend den
Unterhalt von
Valeria, Yor-
gelegt durch
den Slaalirat
dem groften
Rate de* Kan.
, ton Walli«,
Mailagutig
18UI< findet
lieh Seite fi— H eine antchnuliche .Schilderung der auf
Valeria ehedem beliebenden VerhSItniue : ,,lni KeiiUe
lahlreicher Lehnihemchafien Übte dai Kapitel auf
Valeria unumtchrlnkte Oerichtibarkeit und Aiylrechl
aui. Ein Domherr war Kastellan da Schlosiei. Als
eigentliche Ritterburg bcsafs das Schlofs sein Boll-
werk, seine Wachltürme, seine Kriegsmaschinen, wie
Steinschleuder und WiirfgeschOlie, seinen Vorrat an
Schilden, KUrassen, Helmen, B4gen und Pfeilen.
Das Schlofs war nur durch den nordöstlichen Turm
zugänglich, welcher hinwieder durch einen in den
FeUen gehauenen Graben geschutit war, Uber den
eine FaUbrtlcke führte, wtbrend ein eisernes Kalltor
den Kingaog verwehrte. Nur mit Erlaubnis des
Kastellans und wihrend der Nacht nur mit Zustim.
mung der Domherrn wurde dem Fremden Zutritt zu
dieser fürstlichen Wohnung gestattet, und es hatte
dieser seine Waffen dem Hüter dei erden Tores ab-
luliefero. Um tu der oberti Terrasse zu gelangen,
mnfsle man zwei weitere, mit starken Toren befestigte
und von Huiern bewachte Umziunnngen (Ibersteigen.
Der von dieser EingangitUr ausgehende steile Abhang
des Wege* führte zur zweiten UmzSunnng. genannt
„beschlagene TOre". Zur Rechten de* Abhänget be>
tralisch aufgebaut am Fufse der im Osten
majestätisch sich erhebenden Bergkuppen von
Tourbillon und Valeria. Auf der linken Seite
Tourbillon mit den Ruinen eines zu Ende des
Xlll.Jahrh. erbauten, 1788 durch eine Feuers-
brunst zerstörten, bis dahin dem Bischöfe von
Sitten als Residenz dienenden Schlosses: zur
Rechten die Felskuppe von Valeria mit der Kirche
und den zum Teil in Trümmern liegenden,
finden sich die tum Teil in den FeUen eingehaBeneii
ahen Gebinde, mit interessanten Freskomalereien. . . .
Unter der gegcnwirligen Sakristei befanden sieh
die zur Gerichtsbarkeit gehörenden Geflbignisse. West-
lich von der Kirche sieht man noch eine Hand- und
Windmtlhle. Alles machte Valeria zu einem eigent-
lichen Ka-
rtell; dem-
nach aah
auch seine
Bewachung
ans. Der
Bischof war
berechtigt
in Krieg*-
Zeiten sich
dahin zb-
rllckiu.
tiehen, al-
lein er durf-
te ohne Er-
nitchtigung
des Kapi.
teil nicht
mehr al* 2
Vertraute
tu seiner
Bedienung
halten."
Gemifs einer zwischen 1212—1210 liegenden Ur-
kunde (Gremaud a. a O. S. 171, Nr. 230' wurde
bestimmt, dafs alle Kanoniker von Sitten in Valeria
residieren mnlsten (sacrnmento astricti sunt apud Vi-
leriam residencinm facere) mit Ausnahme von vier,
die den Gottesdienst in der , .unteren Kirche" wahr-
zunehmen hüten. SpSterhin gestahele sich das Ver-
hthni* to, data von den 24 re*idierenden Domherrn,
aus denen das Kapitel bestand, die Hülfle auf Valeria
und die andern in der Stadt wohnten; im Anfange
des XIX. Jahrh. wurde die Zahl »uf die Hllfle ver-
mindert und der Chnrdicnst auf die unlere Kathedrale
eingcichrinkt. Von 1818 — 1H7o dienten die Gebäu-
lichkeilen auf Valeria zum Priesterseniinar. Mit Aus-
nahme der dem Wichter eingerinmien Wohnung und
des fr'iheren Kaiendsaales, in dem das kleine, aber
wertvolle Seltenheiten bergende kantonale Allerluins-
museum untergebracht worden iil, stehen dieselben
seitdem leer.
'} Die Clich^i zn den Abbildungen I — 4, die ans
dem in Note I genannten Werke von Bflchi heraber-
genommen worden sind, sind von der Allgemeinen
Verlagsgesrllschaft in München in dankennwerter Weite
zur Verfügung gesteUt worden.
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133
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 5.
184
i
ff- ^
zumeist aber noch wohl erhaltenen Bauten des
Schlosses der Domherrn von Sitten. Etwas
tiefer, in der Einsattelung zwischen den beiden,
am Valeriafelsen, die noch ganz romanisch ge-
haltene, aber erst um 1825 erbaute Allerhei-
ligenkapelle, am Tourbillonftlscn die Reste der
ehemaligen bischöflichen Burg Majoria. Unten
in der Stadt endlich der noch der romanischen
Stilperiode angehörige Turm der jetzigen, archi-
tektonisch sonst
bedeutungslosen,
Kathedralkirche.
In anderer Grup-
pierung treten die
gleichen Gebäude
in der Abb. 2 in
die Erscheinung.
Neben dem Dom-
turme zur linken
Burg und Kirche
von Valeria, die
Allerheiligenka-
pelle, dann der
Turm von Majo-
ria, überragt von
den Ruinen des
Schlosses Tour-
billon Der wchr-
haAe Charakter,
wie der Domturm
mit seinen Zinnen
and seinem Stein-
helm ihn wicder-
spiegelt, begegnet
in noch ausge-
prägterer Weise
bei der Valeria-
Kirche. Gewisser-
mafsen den Berg-
fried des Valeria-
schlosses bildend, stellt sie sich mit ihren Zinnen-
kränzen, welche die Seitenschiffe, Chor und
Turm umsäumen, mit ihren mächtigen Streben
und der einfachen Architektur der finsteren
Bruchsteinmauem als das vollendete Beispiel
einer Festungskirche dar. (Abb. 8.) *)
*) Ab solche bietet die Valeriakirche eine be-
•ODden inleresiante Erginznng zu der schAnen Stndie,
die M. Bergner in dieser Zeitschrift (XIV, Jahrgang,
1901, Sp. 205 ff. ond J'».'. ff.) den befestigten Kirchen
gewidmet hat. Ein treffKche« Beispiel einer, ebenfalls
schweizerischen, Festungskirche, bei deren Befestigung
der Nachdruck nicht anf Kirche und Tnrro, sondern
Abb St. Ansu'bt drr Kirche von Vüleri« «od Nordost.
Abb. 4. Innenansicbt tler Kirch<- voo Valeria,
Die älteste Urkunde, die über das Bestehen
einer Kirche auf Valeria meldet, gehört dem
Jahre '.»99 an; sie berichtet über eine Kapitels-
sitzung, die im Chore der Kirche und zwar,
wie ausdrücklich gesagt wird, nach altherge-
brachter Sitte stattfand.'') Abgesehen von dem
angeblich noch der Römerzeil angehörigen
Unterbau des Chores, weist die Kirche nun
aber keine Reste auf, die noch dem vorigen
Jahrtausend zuge-
schrieben werden
können. Wie sie
jetzt dasteht, stellt
sie sich als ein
Bau des XII. und
Xlll. Jahrh. dar.
Und zwar gehö-
ren Chor und
Querschiff mit
ihren altertüm-
lichen und eigen-
tümlichen, zum
Teil wildphanta-
stischen Kapitel-
len in ihren we-
sentlichen Teilen
der zweiten Hälfte
des XII. Jahrh.,»)
das dreischiffige,
aus vier Jochen
bestehende, in
den edelsten For-
men der Früh-
gotik gehaltene
Langhaus der Zeit
nach der Mitte
des XIII. lahrh.
an. Rahn be-
gründet diese Zeit-
stellung damit,
anf die Umwathing gelegt ist, Ut die Kirche von
Multens (Kanton Baselland) mit ihrer zmnengekrdnten
und von mächtigen Torttlrmen flankierten kingmauer.
Grandrifs und perspektivische Ansicht bei Ed. vom
Rodt, »Kunstgeschichtliche I>enkmale der Schweix«,
Serie 11, Blatt V>.
^) Gremaad a. a. O. S. M>. Nr. 71 : ad venera-
bites et egregios viros, dominot et fratres oostroa de
capitnio Sednni acceuimu« et eosdem in choro
ecclesiae Valeriae ad sonum campanae, prout
moris est, in Kalenda plena capitniantes et capitnlum
facientes cum instancia, qua potuimus, re'ioisivimus . . .
') WohlbegrUndeler Tradition nach soll der 118»
verslorbeae Bischof Graf Humbert III. der Erbauer
185
1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
136
dafs die Valeria-Kirche gegenüber der 1275
geweihten Kathedrale von Lausanne einen ge-
wissen Fortschritt bekunde,*) dagegen die Ka-
pelle des 1294 begonnenen Schlosses von
Tourbillon schon viel entwickeltere Formen
zeige.'") In Ergänzung dieser ganz zutrefTenden
Beweisführung und zur näheren Bestinntnung
der Bauzeit sei dann noch darauf hingewiesen,
dafs aus den Jahren 1287 und 1297 über
die Errichtung und die Dotation von Al-
tären in der Valeriakirche Nachrichten vor-
liegen,") die dem ganzen Zusammenhange nach
Abb. 6. Vorderamicht d«« I^ttiu-n.
Abb. d. t'ntrrpr rirunctrif«.
geweaen »ein. («Walliier Monalttchrift fttr valerlindi-
(che Getchichte«. ls*i.'l. S. Hil.) Abbildungen hei
blavignac 1 1 tiitoire de rarchitectnre tactit du t — 10
li^cle dans lex anciens fvcch^i de Gen^ve, Lausanne
el Sioo. Paris, London, Leipzig IHrt^). .'\tlai, Tafel
LVI — LXI. Im Text gibl Blavignac in Tafel XXX
eine perspeklivische AnKichl von der Nordteite und
in Tafel XXXI eine Oilantichl der Kirche. Beton-
dert infolge de*, auch in dem Titel sich kundgebenden,
(l'nKr{HhrFr Mafviuti I : 100).
falschen Standpunklei hinsichtlich der nandatiemngen
steht der Text des Werkes gegenüber den inm Teil
vorxUglichen Abbildungen ganz zurttck.
') Kahn im ».Xmeiger fUr schweizerische Alter.
tumikunde« (IHT.'O S. .^ST.
1**) Abbildung der Kapitelle aus der Kathedrale
von Lausanne bei Rahn. «Geschichte der bildenden
Künste in der Schweiz. S. :tö", Fig. \2:^, von Kapi-
teilen aus Valeria ebendort S. ;t27, Fig. lO'J.
137
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. ft.
138
daraufhinweisen, dafs darin der Abschlofs des
Kirchenneubaues zu erblicken ist. Da nun der
Lettner ebenfalls erst nach der Vollendung der
Kirche entstanden sein kann, seine Formgebung
aber an eine spätere Errichtung zu denken
auf fertiggestellte Altäre bezieht, auf die Zeit
um 1290 festgelegt.
Der I^ttner ist (vergl. Abb. 4), von Westen
aus gerechnet, zwischen dem dritten Pfeiler-
paare eingespannt, er trennt also aufser Chor
Abb. 10. Obrrrr Cirundrita. O
nicht erlaubt, so ist damit auch seine Rrbauungs-
zeit und zwar, da die Urkunde von 1297 sich
") 128? [Fein» de Herde«] Item ordino, ul in
ece)e»ia de Valehm
a) unum altare conttruatur in honore beatiuimae
vir{ini$ Katharinae . . .
b) allare quod dolavi in eccietia Valeriae ...
c) Item relinquo . . . pro a edificatione altaris,
und Vierung, soweit von einer solchen hier
quod praecepi aedificari in eccietia de Valeria, ti con-
ligerei, me decedere ante aedificatlonetn ipaius altarii
. . . Gremaud a. a. O. S. :{U8, Nr. tMlK.
1297: . . ■ ieneatur »olvere altari tan et i Mi-
chaeli*, sancti Johannis et altaribut, qnae
contlraxerunt dominni tacriWa et Petras de Herdes
in Valeria, cuilibel XII den. annaalim. Gremaad
a. a. O. S. 500, Nr. 1094.
190
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. &.
14»
Uberhaupt die Rede sein kann, auch das höher
liegende, für den Gottesdienst bestimmte Ost-
joch des Mittetschüfes von diesem ab.
Der Lettner bt in den Abbild. 6—10 in
Ansicht, Grundrissen i-nrl Schnitten zur Dar-
stellung gebracht Derselbe hat eine iMngt
«OD 8.1B m and eine Htfhe too 4,80 m fibcr
dem Fufsboden dn Langhauses bezw. 3,60 m
über dem des Chores. Die Verhindtin^; zwi-
schen Langhaus und Chor besteht nur in einem
in der Milte angeordneten, mit sraenaoiteigenden
Kappengewölbe tiberdeckten Durchgang. Mit
einer undurcbbrochenen Tür'*) versehen bil-
dete der Lettner eine fest gesehloeMne Scheide-
wand, die in Verbindung mit den seitlichen
Einfriedigungsmauern innerhalb der fest uni-
wdirten Kirche noch eine besondere Schulz-
wehr gegen äufsere Störungen idinC Wlhrend
die Innenseite des Lettners wegen der sie ver-
deckenden ChnrslUhle") einer Gliederung ent-
behren konnte, hat die nach Westen ge-
richtete Aufscnselte einen einfachen aber (ioch
wirkuDgavollcn Schmuck erhalten. Derselbe
besteht aus fllnf Spitzbogenblenden. Die Bö-
gen dieser Blenden, die an der Kante von einem
kräftigen Rundstab und an der Stirnseite von
einem flach gehaltenen Profilstreifen umsäumt
werden, setxen anf Scalen anC die ihrerseits
in einem durchlaufenf!cri '.rv^pelstufigen Sockel
ihre Grundlage haben. Die attischen Basen der
Slulen adgen die gotische Formgebung mit
adiarfkantig vorspringendem untern Wulst; zum
Teil sind sie in romantsierender Weise an den
Ecken mit Sporen versehen. Die Kapitelle
haben ^ Kekhfemi mit frOhgotiaehen Blatt-
werk, alle in verschiedener Ausbildung, in der
Gesamianordnung aber darin übereinstimmend,
dafs auf jeder Sdte ein mittleres, niedrigeres
Blatt von zwei bis zum Abacus hochgeführten
Eickblättern eingefafst wird, I'ber den Kapi-
tellen liegt eine weit ausladende, kraftig pro-
fitierte Dedpkttie. Die Sänlenachifte sind fra
vor die Rückwand gestellt, aber doch so nahe
derselben, dafs bei den weiter ausladenden
Basen» und Kapitellgliedem die Tiefe geringer
als ihre Vorderseite ist.
Die den Eingang umschliefsendc Mittel-
arkade hebt sich durch gröbere Breite und Hobe
■*) Dictcf Ter, die imtih ihn TeelinUi interemiit
Ut, werde ich eine bctoodere Besprechurj)j uidiucn
I*) DieMiben gehören io ibrem jeUigen Beiiande
dem Jahre 1002 und 1U04 ao. Sie Sind Jadanfidb u
dw SteU« titerer Chorsmiite («trt««.
von den seitlichen Arkaden ab; eine weitere
Aü^jeirhnung hat dieselbe dann aber noch in
einem vorspringenden, baidachinartigen Aufbau
erhalten. In sdner Uhierfllche ist dmelbe ala
Kleeblattbogen gebildet, der, auf Konsolen
au&etzend, den Arkadenbogen iwuchUeCiL
An der Stimadle ist dieser Kleeblattbogen,
ahnlich wie die A rkaden bögen , durch eine
Frofilgliedertmg umsAumt; seine Nasen sind
zu zierlichen Rosetten geformt. Der flache
Giebel des Aufbaues setzt in der Höhe des
Uber den Arkadenbögen sich hinziehenden, aus
Rundstab, Hohlkehle und Platte gebildeten
Gnr^esimses ao^ mit dem sieb so das gieicb-
gcformte Gesims der Abdeckplatte des Hiebels
verkröpft : seine Spitze endet in einem Zwei-
blatt. Der in seiner Fliehe ganz ungegliedert
gebliebene Oberteil der I^ettnerfront bildet die
Brtlstring der EmporbUhne; sein oberer Ab-
schlufs besteht in einem schlichten aus stark
eingezogienem Kamws und Platte «ich m-
sammensetsenden Gesims.
Abweichend von der sonst meist üblichen
Weise, den Au%ang sur Emporbühoe in be-
sonders at^bauten Wendeltreppen aiuuordnen,
zeigt sich hier die eigentümliche Anlage einer
in das Innere des Lettners hineingelegten Treppe.
Bei geschlossener Leltnertur nur vom Chore
aus zugtngUcb. führt dieselbe auf der SUdseHe
des Durchganges mit zehn Stufen in geradem
Laufe und je einer seitlichen Austrittssttife
nach oben. Um fUr die auf der Emporen-
btihne Weilenden die Gefahr des Absturzes in
den Treppenschacht auszuschliefsen, ist der
Treppenlauf durch ein steigendes Tonnenge-
wölbe überdeckt, du in seiner Scheitelhöhe
beim Allstritt die obersten drei Trifte frei Inf-^'
Die kastenartige Uromantelung des Gewölben,
ist auf der Rflekseite treppenartig abgestuft nnd
bieten die so gewonnenen Sttifen Sitzgelegen-
heit für Chorknaben und Fiats zum Hinlegen
von BUcbera.
Der Treppe der Sfidaeite entspridtt anf der
Nordseite ein mit einem Tonnengewölbe Uber-
deckter, nach dem Durchgange hin si< h öffnen-
der, mit einer l ur verschliefsbarer Raum. Der
Fnisboden desselben liegt um eine Stufe tiefer
als der des Di:r. bgant;es. Über die ursprüng-
liche Bestimmung dieses Raumes, der einer
LiehtOflhnng entbehrt, fehlt es» da das Innere
nicht«, birgt, was Anskunlt gewihren konnte^
an jedem Anhalt
141
1906. — ZEITSCHBIPT POR CtUUSTUCUB KUNST
— Nr. 5.
US
nie Kmporbühnen der I.cttner dienten aufser
zur AtUstelliuig vod SAngetcbörea besonder»
— nnd dalier stimnit jt ancb ihr Nime: Leit*
Ber = Icctorium — zur VerlesanK der Evsn-
gelien. Dafs auch der Lettrier von Valeria in
gleicher Weise Verwendung gefunden bat, das
bm^gcD die der MatODg «ai der Epistel»
und Evanpelienseite aufgesetzten Lesepulte.
Der Umstand, dafs sie auf der Chorseite der
Bühne angeordnet sind, bekundet, dtft sie
lediglich fiir den Chorgottesdienst bestimmt
waren. In den Abbild. 7—9 stellen sich die-
adben in der Ansicht nach innen and von der
Seite und im Querschnitt dar. Das Evangelien-
pult ist kleiner als das F-instelpult. Während
das erstere nur nach der Aufsenseite hin mit
einem am Hohlkehle, PUlttchen, Kaniiei «ind
oberer Platte rusammengesetzten Profil ausladet,
ist bd dem Epiatelpult das nach aufsen aus-
ladende Pkoi], aus Schmiege, Plättchen, Rund-
Mab nnd oberer Platte bestehend, in seiner mitt-
leren Partie au( h auf der DrciecksflSche der
Seitenansicht (Abb. 8) eingekerbt, so dafs man
den Anscfaeto eines eich öihcnden Bucbea eihilt
Als bildnerischer Schmrrk der I.etttur ist
das l'riumpbkreiu ein stets wiederkehrendes
Modv. In Vakfia ist ein solches mit deni
Lettner in unmittelbare Verbindung gesetzt
Ein 57t hohes Holzkretu ist mit seinem
Fiifspankt hier direkt auf die KmporbOhne ge-
setzt. Zu beiden Seiten des Kreuzes stehen
die Figuren der Muttergottes tind des T.ieblings-
jüoglings. Das Kreuz ist auf das Jahr 1526 da-
tiert. Derselben Zeit gehören «och die nieht
ganz in l^ebensgröTse gehaltenen, gegen 1,50 m
hohen Figuren an. Es sind schOne Arbeiten
spätgotischen Otarakters in irirkungsvoller
Wiedergabe der Affekte.'*)
Die m hohen Säulen, welche die Fi-
guren tragen, sind an ihrem Schaft in spiral-
idrmigen Windungen fertppt; ihre Baals settt
sich aus Plinthe, hoher, durch einen vorsprin-
genden Steg geteilter Hohlkehle und oberem
Raodsteb «Mammen. Bei dem Kaintelt, das
nach oben ins Achteck übergeht, besteht die
Profilientog aus geripptem Kundstab, Kelch ur.d
der aus Rundsiab xwiscfaen zwei PUCttchen gc-
blMcten Deckplatte. EMe Säulen sind in ihrem
untern Teile in die nur 20 t m starke Brüstungs-
mauer mit ihrer halben Starke eingelassen.
Ihr« Schttnhail koamt in d« klcwen Abbit- 1
dnv nff> 4 dMlagt wUta aar G«Kiiag. |
Der Lettner ist in Gipsbeton ausgeführt; seine
Herstellung ist eine ziemlich sorglose. £s tritt
dies in Tkge in der ungleichen Adisenwöte der
seitlichen Arkaden, die zwischen 1,43 und
1,62 m variiert, besonders aber in der in der
Abbildung 5 sich zeigenden Divergenz der bei-
den oberen Gesimse^ die nicht, wie man meinen
könnte, auf perspektivischer VerfcllfBOIIg bertdlti
sondern tatsächlich besteht
Uro den Blick in daa Chor frei zu machen,
wurde bereits zu Ende des XVII. und im Laufe
des XVIII. Jabrh. ein grofäer Teil der Lettner
zerstört oder bei Seite gesetzt: ein Beginnen,
welches leider auch im XIX. Jahrh. noch fort*
gesetzt wonleu ist und als - hofTcntlich —
letztes Opfer den unter dem Namen Apostel-
gang bekannten herrlichen gotiscben Lettner
des Driines von Münster gefordert hat.'*) Diese
ii^inbufse, die der Uesund der Lettner er&hren
hat, macht es erklirlicb, daft die Zahl der
Lettner, die noch in die romanische, bezw. in
die nur altein in Betracht kommende spät-
romanische Penode hinau^eheo, eine ganz mi-
nimale iat, dalk aber auch Mhgotisehe Lettner
nur recht spärlich erhalten sind. Wie der Lettner
von Valeria wegen seiner eigenartigen Gestaltung
ein weilergehendes Interesse bcanapmeht, so
kommt ihm somit im Hinblick auf seine frühe
Enistehungszeit, die ihn als den ältesten Lettner
der Schweiz und auch unter den überhaupt be-
kannten I^ettnern als einen der frühesten er*
scheinen lafst, eine l>esonderc Bnietitung zu.
wäre dankbar zu begrufsen, wenn
die noch avfreehlatehenden, oder in Resten
oder in .\bl)i;iliiriL;'-n auf uns gekommenen
Lettner eine zusammenüusende Behandlung
iknden. Eine solche Arbeit, lohnend wie sie
nach verschiedenen Gesichtspunkten hin ist,
wilrdc namentlich auch von der Vielseitigkeit
ein Bild geben, mit der das Mittelalter die
gleidie An%abe in immer neuer Weise ge-
Ißst hat.
Bonn.Koucnich. W. Effmann.
'*) Über den im Jahre IbTO abKcbrochcncn Apo«le).
gang von MunMer vergl. meine Abbandlang in »Aas
Weatfakn VcrgangeoheU« (MSMtcr t61i3).
1*1 Sfienilich nMMmSügt AafrtMmg der <m deol-
icheii Sprachjcebiel bekannten Lettner t>ei ntte.
Wernike »Handbuch der kirchlichen KuiutarchEo'
logiet .'(. Aufl., I. liil , S. '•') ff. (Leipzig \H-'<-*\. Knie
auch die aufterdeuitchen Linder b«racka»chtigead«
knrre, aber inalmktive Behandlang der Leitacf iMi
De bi o - Besold • Oit kirdilldM BMkuMt dw Abmd.
landcs«. tl. Baad. StaKgMt 1901. & SBi:
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14S
ISOa — ZBITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Mr. ».
144
Werke des mittelalterlichen Bronze*Gtisses un Erfurter Dom.
(litt 8 AbfaiMoBcen.)
oll Staunen würde man
sein über die Fülle des
Schatzes , wAren alle
kirchlichen Knnativefke,
die je (!ic stiilzragcndc
Duinkirctie zu Erfurt be-
sessen, hente noch er-
halten. AberdcrBauem-
Aubtand von 15^5 \ criii< litetc vieles, der Rat
der Stadt tetxte wenige Jahre spater kostbare
Rcliquiare in klingende Münze um, und schliefs-
lich ging durcli die schwedische Besetzung
während des ^iojältrigen Krieges dos Meiste
veiforen. Dagegen haben sich dmch die vtelen
stCirinischcn Zeiten fiiri(!uri !i, die Erfurt infoljje
seiner Lage am Krcuzungspunkt wichti^>er
HeentTB&en erleiden mnl^ doch noch einige
wen%e Werke aus romanbcher Zeit erhalten
und zwar wohl nur, weil sie nicht aus Edel-
metall bestehen.
Es handdt aidi nur um drei Werke des
Bronzegusses: eine s l r a Is k- n f ü r m i g c Ampel
(lampadarium pensiie) mit sehr merkwürdi-
gem sknlptiertem Verteil bezw. Aufhänger,
die Leuch ter -Figur des sogen. Wolf ram
im Chor des Domes und schlielslich ein seit-
her Oberhaupt noch nicht publiziertes Reli-
quiar in Büstenform, einen segnenden Bischof
darstellend. Leider ist dies letzte Stück nur
unvollständig erlialten, indem ihm heute
der Untersats fehlt — Diese drri Werke ver>
körpern in sich trotz naher stilistischer Be-
ziehungen doch die Stufen einer sich in auf-
steigender linfe bew^enden Entwlckhtng. So
mag ihre Besprechung in Anbclia« iit dessen,
dafs es an einer cinlicitli« lu-n BeatlH-itung der
romanischen Bronzcgüssc auf deutschem Boden
immer noch fehlt, gereditfertigt erscheinen.
Die romaniache Ampel ist ein sehr eigen-
artiges Stück (Abb. 1). Sie besteht ans einem
Ewölfiarmigen sternförmigen Ölbehälter flacher
Foia, in dessen Spitseo die Dodite mhten.
Dur« h Ketten wird -ie mit einem etwa kegel-
förmigen, sich verjüngenden, rein dekorativen
Zwecken dienenden Obertdl oder Aufhai^er
verbunden. Währund der < Hlieli.'llter seldst
ganz glatt und schmucklos und lediglich zu
inaktlsdiem Gebnuch bestimmt ist, besteht
dieser Oberteil ans nebeneinander gereihten.
in vier Lagen sich übereinander anftOrmeoden,
von Arkaden umschlossenen Reliefs. Die halb»
runde Spitze oder BekrOnung zeigt ganz pban»
tastischen Aufbau; in zwei Schichten ragen
aus ihr je vier katzenähnliche KOpfe auf
schlanken gebogenen Uäiaen hervor. Dazwi-
schen sind je vier LOwenkOpfe in flachem
Relief angeordnet. Den Abschlufs bildet ein
ebenfalls ]ihantastisch und willkürüi Ii gefunnter,
mit Lüchern zum Durchziehen der Kette ver-
sehener Henkel In ihrer Gesamtheit bildet
die Ampel einen ebenso eigenartigen wie origi-
nellen Anblick, dessen Reiz bedingt scheint
durch die grobe Vielgestaltigkeit und Polle an
Einzelheiten, besteht doch der ganze Aufbau
aus achtzehn kleinen durchbrochenen Reheüs.
ü^enstandlich bieten diese um so grölseres
Interesse^ ab es nldit leicht erscheint, sie in
deuten oder in innere Beziehungen zu setzso.
Man erwartet unwillkürlich und mit gewissem
Recht von einem solchen zusammengesetzten
Kunstwerk, dals es eine bestimmte Idee, einen
leitenden Grundgedanken in sich verkörpert.
Doch scheint das hier nur bedingt der Fall
zu sein. Jedenblls beslAt^ nähere Unter«
suchung keineswegs Otte's Deutung, wonach
unten neu-, oben alUestamentliche Vorgiinge
dargestellt seien. (>Chr»tL Kunstarchflologie«
.5. Aufl. I, S. 170.) Immerhin lassen sich ein-
zelne der Reliefs mit Sicherheit erkl.'ircn, nb-
wuhl — was vorausbemerki »ein mOge — die
sehr roheTedinik und die duidi dieSSeitund
den Gebrauch dem StOcfc zugeifelgte Unbill
dies sehr erschweren.
Die oberste Etage zeigt vier, info%e der
VeijOngnng aemlich steil, bst spitzbog^ zu-
laufende Arkaden, aus deren Zwirkeln Löwen-
küpfe herausschauen, eine Anordnung, wie sie
sich unterhalb nodi dreimal wiederholt In
jeder der B< >genstcllungen sitzt eine lang-
gewan<lcte Gestalt, anscheinend mit langem
tiaupthaar, auf einem Sessel mit steiler, empor-
ragender Lehne und erhöhten Vorderpfosten,
vor einem auf zwei Ranken ruhenden Schreib-
pult. Attribute fehlen, so dafs es sich um die
grolsen Propheten oder um die Evangdistea
h.mdeln mufs. Über den Pulten ragen wcicli-
Izppige romanische Ranken zur Raumfüllung
mia den Arkaden hervor. Die Figuren selbst siiul
ganz im Profil dargestellt, die Kfipfe telbit
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1803> — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTLICHE KUNST — Nr. b.
schauen in vr>lliger Vorde ransicht und stark
herausmodelliert aus dem Relief hervor. Glei-
ches Lst auch auf den übrigen Reliefs ganz
folgerichtig durchgeführt, ein Beweis für ein
noch sehr schwach entwickeltes, künstlerisch
unabgeklartes, aber naives EmpfindeiL Die
vier obersten Felder entsprechen einander in
der Zeichnung, sind aber keineswegs etwa mit
Benutzung der gleichen Form hergestellt, wie
kleine Abweichungen und Verschiedenheilen
deutlich zeigen.
zwei weitere Oberkörper naiver Weise darüber
herausschauen, die ebenfalls als im Wasser
stehend zu denken sind. Man mag an Johannes
den Täufer denken, da sich, wie sich noch
zeigen wird, der Darstellungskrcis der beiden
unteren, je fünf Bilder umfassenden Etagen, so
gut wie ausschliefslich, im Alten Testament
bewegt.
Die nächste, dritte Zone ist anscheinend
Scenen aus der Geschichte Simsons gewidmet,
mit der jedoch zwei der Reliefs kaum etwas
Vier weitere Reliefs enthalt die zweite { zu tun haben. Eins zeigt, wie eine kurzge-
Zonc. Dargestellt sind: Zwei sitzende, lang- wandete Figur einen dreiteiligen Baum am
gewandctc Figuren mit ei-
nem zwischen ihnen auf-
geklappten Buch. Durch
gerauhten Untergrund ist
Erdboden angegeben. Hin-
ter den Gestalten ragt ein
primitiv stilisierter Baum
hervor. — Im benach-
barten Bogenfeld : Zwei
stehende Gestalten mit
kurzen, bis zu den Kniecn
reichenden, gegürteten
Ri'krken. Die Linke halt
auf dem Rücken ein herab-
hängendes Pflanzenbündel
(Ähren), die rechte falst
oder trägt ein Tier mit ge-
rauhtem Fell (Lamm), da-
zwischen erhebt sich ein
Baum. Die Scenc kann
als das Opfer Kains und
Abels gedeutet werden. —
Letzteres legt auch das
Nachbarfeld nahe : Eine
Gestalt liegt mit gespreiz-
ten Beinen, die von den
Knieen ab frei sind, am Boden. Mit aus-
gestreckten Armen neigen sich in lebhafter
Bewegung zwei stehende Gestalten über die
liegende. Ein Baum dient als Füllung des
Hintergrundes. Vorausgesetzt, dafs nicht etwa
die Schande des trunkenen Noali dargestellt
sein soll, kommt wohl nur die Beweinung des
erschlagenen Abel durch Adam und £va in
Betracht. — In der vierten Scene steht ein
Mann mit Schulterlocken, langgcwandct, vor
einer Menschengruppc, die als Täuflinge zu
betrachten sind. Denn die vier untersten Per-
sonen sind nur zur Hälfte sichtbar, was aber
nicht hindert, dafs drei und schliefslich noch
Abb. I, StrablrnfSrinig« Ampel
Stamm packt, um ihn aus-
zurcilisen oder vielleicht
auch zu pflanzen. Die an-
dere Scene stellt den Sün-
denfall selbst dar. Zwei
Gestalten, eine gröfscre
und kleinere, auch durch
tiefere und liöhcre Gttr-
lung als Mann und Frau
gekennzeichnet, stehen an
einem Baum. An diesem
ist eine Schlangenlinie an-
gedeutet. Die Hände Bei-
der begegnen sich am
Baumstamm. — Zwischen
diese vorgenannten Reliefs
schieben sich willkürlich
die Simson - Darstellungen
ein, darunter die, wie Sim-
son auf den Liiwen tritt
und ihm den Rachen auf-
reilsU Die Darstellung ist
wie die der übrigen Reliefs
sehr primitiv und unbehol-
fen, aber voll drastischer
Deutlichkeit und Naivität.
— Es folgt eine Scene, in der Simson in halb
hockender, halb liegender Stellung von der hinter
ihm sitzenden Delilah der Haare beraubt wird.
Ein Baum fehlt nicht zur Hintergrundfullung. —
Simsons Rache zeigt das Nachbarrelief. Er
tritt an eine durch Quaderung gekennzeichnete,
auf einem Stufenpostament stehende Säule
und fnfst sie an. Auf ihr ruht als naive An-
deutung eines Hauses ein kuppcl förmiges Dach
mit romanischem Rundbogen fri es.
War die Willkür in der Aneinanderreihung
der Scenen schon auffallend, so ist sie es erst
recht in der untersten Bilderlage. Unter einem
Baum sitzen zwei bekleidete Personen, die eine
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1908. — ZEITSCHRIFT POR CHRISTUCHB KUNST — Nr. b.
148
mit sdladerten Schidterlocken, die andere mit
langem Haar ixler Kopfturh. Letztere hebt
bittend die Haad empor. Dahinter ein Baum.
Die Deutung »t schwierig, denn eine andere
Fassung und Wiederholung des Sandenfalles
erwartet man nicht. — Daran reibt sich ähn-
lich den Reliefs in der obersten Lagfe, eine auf
einem Sesst l siuende, mit langer Feder schrei-
bende (}e>t;ilt, die eine kroncnahnüchc Krtpf-
bedeckung tragt — Zwei kurzgewandcte, ge-
achOntte Penonen stehen einander gei^ttber,
wie Ringer sich mit den Armen gegenseitig
an den Schultern fuaend. Ein Umarmen ist
afa^ttich nicht gemehit, da die FfiTse der Ge-
stalten von einander su weit entliemt sind, Hafs
als Ftlllung des Zwischenraumes ein Dreiblatt
verM-endet werden mufste. Eine Deutmigs-
mAgticbiteit bietet L Moses, Kap. 32. Ven 97:
Jakob ringt mit dem Kngt 1 Ist letzterer in
der Tat in kurzem Gewand gebildet worden,
so wird man in dem oben erwähnten, aus
der dritten Zone stammenden Relief, mit
Rücksii ht auf den Süiulenfall liit- Be/t*;< linun^
des Bauiucs der Erkenntnis im Paradies an-
nefamen darfen. — Bs foigt die einsige Soene,
auf der mit einiger Sicherheit -icli ein N'iniluKs
über dem Haupt einer auf erhöhtem Stulil
sitzenden Figur (Christus ?X die s^end oder
lehrend die Arme erhebt, feststellen lal^ Vor
ihr sitzt etwas tiefer eine et» tifall> l,iiiHf;ew:in-
dete Figur. Dahinter ein Baum ^Bergpredigt l).
-~ Das teilte Relief bringt swei Gestalten.
Eine sitzt auf einem Stuhl \ind tr.'igt eine Knmc
auf dem Haupt. In Händen hält sie einen
reditecidgen Gegenstand mit einigen Langs-
streifen (Tafeln, Buch?). Gegenüber sitzt nie-
driger auf einem Stein eine Gestalt, die zu
dem fijgliihcn Gegenstand hinübergreift; um
diesen schlingt sich wie eine Ranke oder ein
Tuch ein i'igun.irtiLjrr Wulst, unter dem mi'<^-
Jichcrweise Wolken zu verstehen sind. Dann
hatte man die Obergabe der Gesetzestafebi
an Moses zu erkennen, und durch die voran-
g^angcnen äcenen wäre eine GegenQber-
steflung de« Alten und Neuen Bundes beab-
.sit htigt. Aber wie undeutlich die Darstellung
ist, ^■»•lit aiu h il iraus hervor, dals Tettau (»Bau-
unü Kunstdenkmäler der Pruv. Sachsen« Er-
furt, S. SS) darin David als Itelnodiat sieht,
wohl mit Unrciht.
Diese vielfachen Unklarheiten untl Dcutungs-
möglichkcitcu beweisen nur, wie primitiv die
Technik und DanMüiing ist, dem Stammeln
eines Kindes vergleichbar. Jedoch sind ein?;c1ne
Scencn sehr fri&cb aufgefalst und die Bewe-
gungen mit naivem Natnialismin angedeutet
Dafs ein liestimmtes Programm dem ganzen
Aufbau tu Giunde liegt, kann man eigraiUich
voraussetcen, denn die mittetaheriiche Kunst,
soweit sie im Dienst der Kirche steht, will
stct>* belehren oder über Heilswahrliciten auf-
klaren. Aber hier hat es den Anschein, als
ob der Gieiser siemlich wiDkOriich ihm ge-
laufige Darstellung<-ii ani.iniiul(-rgerci]it liat
ohne eigentlichen Grundgedanken und dals
es mehr Zufall als Abiächt ist, wenn doch
eine gewisse Einheit ergibt, ausgehend vom
Sündenfall. Als tlL's^cIl Futf^cn stcllf-n sich dar
Totschlag (Kain u. Abel) und Völlerei (Noah
o. Snnson). Auf den Heilsweg weist die Scene
des mit dem Engel rin5;< lulcn Jakuh und die
vermutliche Übei^be der Gesetzestafeln an
Moses, scfalielalich zur Vertretung des Neuen
Bundes tlie Taufsccne und da-- Kilief mit
dem lehrenden Christus. Dadurtli würde sich
eine Einheit ergeben, aber dann bleibt immer
noch auffallend, warum ohne sichtlichen Grund
dieser innere Faden davdi den Kflnsller aer-
rissen wurde.
Den unteren Abschhils des Auf baues bildet
ein Schlangelband mit seitlich nach oben und
' unlt-n vorstehenden Blattern; darunter zieht
sich ein noch an antike Formcngcbung an-
I klingendes, aber sehr verrohtes Falmettenmotiv
' hin Datin erweitert sich der Aufbau danli
I einen abstehenden Rand mit dem gleichen
j Schlangelband wie oben verziert Von dort aus
gehen die Kellen zu dem Lichtbchalter selbst
Der Gnfs ist -ehr roh durchgeführt, aiif^er-
dem nachher diuch Feilen, Punzen und grobes
Ziselieren fiberarbeitet. Das Gante scheint
' weniger von Innen nach Aufsen gerundet.
, sondern von Auben nach Innen hineinge-
f schlagen und gehämmert tu sein. Die Mo-
I dellierung, abgesehen von den dicken Köpfen,
I bewegt sich, 4)bwolil im Relief, doch stets in
einer Ebene, als ob auf den Kegel aus Metall
I ausgeschnittene Bikler aufheftet waten. Die
gn'.fstcn Tiefen sind dagegen im Gufs ausge-
spart und bedingen Durdtbrechungeu des Cy-
linders; dessen Hohe betragt 40 es«, der Durch-
messer der Atripcl ( a. 35 cm.
Das Stück repräsentiert, selbst wenn es
j nicht SU besonders selten wOre ;ütte zählt nur
^ j . d by Google
180». — ZBITSCURIPT FOK CHRISTUCHB KUNST — Nr.
160
noch zwei ahnliche Ampeln auf), eine Herk-
wilrdigkeit, indem es eine interessante, noch '
sehr unvollkommene Periode dcrGieisertechnik 1
vertritt. Vor allem kt die en eü»' Modellie-
rung der Köpfe kennzeichnend. Hierin er-
geben sich gaaz Überraschende Parallelen zur
RcUeftaduiik der aichaisch-griechiidMii Kunst,
wSt der auch weitere Verwandtschaften wie
z. B. 3!u grolse Köpfe mit starrem, glotzenden
Blick vorhanden sind. Aber das sind schlieHi-
lieb die Kinderkrankheiten einer jeden in der
Entwicklung begrifTenen Plastik. Im übrigen
zeigen in der Herausmodellierung der Köpfe
die bekannten Bernwardt-Tflren am Dom
zu Hildesheim eine verwandte Erscheinung.
Jedoch herrscht dort bereits eine unplfic!; I
freiere Technik und künstlerische Geataltungs-
kiaft. So iit dort e. B. die primitive Fkofil-
Stctlung der Krtiper so gut wie überwunden.
Auch die Bernwards-Säule zu Hildesheim
ist bei weitem, trotz ihrer arcbaiadwn Harten,
der Ampel zu Eifiiirt flb«riegen; doch sind die
Hildesheiroer Werke wichtig insofern, als sie
eine Datierung der Ampel erleichtem. Diese
dllifte etwa dem Beginn des XI. Jahrb. ent-
stammen, aber sie steht den Werken der ottn-
nisch-saduischen Giefscrkunst gegenüber als
tecbniich tmd kUntderach minderwert^ su-
rttdt, ohne dadurch inde& an aich&ologitchem
Wert zu verlieren.
Es erübrigt noch, den oberen Abschlufs
der AmpdbekrOmung zu besprechen, der in
seiner Phantastik sehr eigenartige Schlüsse auf
den Geist der Zeit zu ziehen gestattet. Lebt
in dieser Willkflr, in dieser Hlufung der heratis-
lagenden Ticrköpfe etwa ein Stück altger-
manischer Hfvlzarchitektur, bezw. nor-
discher Firstbekrönung nach? Wie käme sonst
der Gießer auf das eigenartige Hotiv> Noch
heute h.llt man bekanntlich von Niedersarhst-n
bis in die skandinavischen Lande hinein an
den geachnttrten K<)pfen der Fbstbalken ftst.
Hat man etwa die heute langst spurlos ver>
uichteten, den steinernen Kin hf nhauten voran-
g^angenen Holzbauten mit solch barockem
BalkeagespOrr, in dem sich die ganze nocdische
Phantastik austoben konnte, veizictt? — Ich
glaube, dals dies die einzige mögliche und un-
gezwungene Eikllliwing der BeikrOnung bietet
Der ganze Aufbau mit den abereinander ge-
stellten Arkaden ist ja gnns; architcklotiisch
gedacht Die Bogen ruhen auf dicht neben-
einander gestellten, oft in eins venchmelzcndcn
' DoppelsSulchen mit gemeinsamer Basis und
i Deckplatte. Dazu die Löwenköpfe in den
Arkadenzwickeln, g^dchsam pfastbdi vertierte
Enden von Querbalken! Da.s alles mufs dem
Stück besondere Beachtung sichern. Gerade
weil wir so ganz geringe Andeutungen des
einstigen germanischen Holzbaues besitzen,
mufs jede nur mögliche Spur, die dessen Re-
konstruktion erleichtert, verfolgt werden. Die
Entttehang der Ampel fidU b die Zeit, da
in Thüringen-Sachsen die au-s Holz errichteten
Gotteshäuser den steinernen Platz zu machen
begannen.
So gering der eigentliche Kunstwert der
' Ampel sein mag, so barbarisch und primitiv
die Formengebung der Reliefs, so phantastisch
die Bekr5ni2ng ist, so bedeutungsvoll und
kennzeichnend ist sie fflr die tastenden An-
fänge deutscher Giefscrkunst im allgemeinen.
Mit Sicherheit ^en Entstebnngsort festlegen
zu wollen, scheint von vornherein aussichtslos.
Nur das !;"'^t sich sagen, dafs das Stück in
der Technik zu roh ist, um mit den Werken
ottonisch-sflchsischer Kunst zwangt in Be-
ziehung gebracht zu werden. Aber nicht aus-
geschlossen ist CS, dals es dort, wo es heute
noch aufbewahrt wird, d. h. in Erflirt selbst
entstanden ist Dafür spricht vor aUem die
primitive Formensprache, aus der im Gegen-
!>au zu Hiidesheim etc. der Mangel an guten
VorbOdem nur su denUidi offenbar wird.
Eine Stufe gesteigerten Könnens, wenigstens
nach der rein technisdien Seite hin, verkör-
pert die Leuchterfigur des sogen. Wolf-
ram, ein staldiiiu«, t;twa (5 Zentner schweres
Werk, aufgestellt im Chor des Domes und
nodi heute dem Zweck dienend, dem es vor
vielen Jiibrhundertcn geweiht wurde, d. Ic
Leuditerhalter zu sein (Abb. 2). Dals der
Giefier die ihm durch die froanmen Stifler
Wolfram und Hiltiburg aufgetragene Arbeit
in dieser Weise fonnuliette und eine mensch-
liche Gestalt als Lichtträger sciiuf, ist nur ein
Beweb Ab- seinen Er&idui^sreiditum und
seine Phantasie. Um eine ..Rttfserfigur" (»Hau-
und Kunstdenkmäler« Erfurt, ö. 81) handelt es
sich aber keineswegs.
Dargestellt ist eine männliche Gestalt, die
mit zur Seite ausgestreckten, leicht gebogenen
Armen in den H<lndei\ Lichtbchallcr Uägt
üigiiizea by VoOOgle
101
1903. — ZBITSCHRIPT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
15t
Eine weitere Lichtdülle befindet sicli im Nacken
der Figur, die dadurch gezwungen wird, den
Ktjpf etwas vorzuln ugen. Gekleidet ist sie
in ein langes, eng anliegendes, bis zu den KnA-
thcln reichendes Gewand und mit einer kurzen,
wamsartigcn Jacke, die am Halsausschnitt
mit einem einfachen gemusterten Besatz ge-
schmückt und an den Armelötlnungen wulst-
artig umgeschlagen ist. Durch die Art der
Modellierung als anderer, weicherer Stoff ge-
kennzeichnet, treten aus der Jacke die Ärmel
heraus, an den Handgelenken eng anliegend.
Die Füfse stecken in wei-
chen, vom über dem Spann
weit aasgesohnillcncn .'>i liu-
hen mit erhCihter Fersen -
kappe. Von dort aus gehen
SchlicfsbAnderaus, über dem
Knöchel zusammengeknotet.
Die Schuhe, der Schmuck-
l>esatz am Wams und die
aufsere Kennzeichnung ver-
schiedenen Stoffes hatten
die Annahme, es handle sich
um einen liüfser, von vorn-
herein au&schliefsen müssen,
ebenso auch das Vorhanden-
sein eines bereits mehrfach
als Schacl Ilm esser gedeuteten
Gegenstandes, in dem ich
aber nur ein schmales
Schrcibfutteral mit iicrvor-
stehendem Griffel oder Stift,
welches an dem durch die
Jacke verdeckten Gürtel
h.'lngt, zu erkennen vermag
Dazu kommen die vom über
den Rock herabhängenden
Enden des Gürtels mit der eingegrabenen
Widmungs-Inschrift.
In der M<Kldlierung ist die Figur noch un-
geschickt; der Kör()er ist zu lang gestreckt,
die Hüften sind zu breit im Verhältnis zu
der schmalen Brust und den herabfallen-
den Schultern; der Leib tritt unter der
straffen Gewandung vor, ebenso das Ges.'lfs
und die Kniee. Aufserdem ist vcrsuclil, die
durch das Leuchtertragen bedingte Anspatinung
der Brustmuskulittur tieutlicli zu machen. Die
Füfse und Hiliulc sind zierlich, letztere aber
im einzelnen nur schematisch behandelt, indem
die Gelenke nicht angegeben sind, sondern
nur die Nägel. i)as bürtige (}esicht zeigt grofse
Abb. )L Leuchter ficur des wog. WoHrun,
vorquellende Augen mit starrem, glotzenden
Blick. Stirn- und Nascnlinie gehen ohne starke
Trennung oder Einsattelung in einander über.
Die Backen sind noch nicht durchmodellierU
Durch ein paar hart einziselierte Runzeln an
der Nasenwurzel und den Augenwinkeln ist
angedeutet, dafs die Leuchterfigur als an Alter
vorgerückt charakterisiert werden soll. Die
Hauptsorgfalt hat der Künstler auf die pein-
liche Dun hführutig des Haupthaares und des
Bartes gelegt Das Haar ist in einzelne Strähne
zerlegt, die ihrerseits spiralig bald nach dieser,
bald jener Richtung sich dre-
hen. Daraus ergibt sich der
Eindmck einer sehr kunst-
voll angeordneten Bart- und
Haartracht, ein Eindruck,
der aber sicher nicht be-
absichtigt war. Diese Stili-
sierung, die sichtlich nur dem
Unvermögen entsprang, die
Haare lebendig zu gliedem,
hat den Herausgeber der
Erfurter »Bau- und Kunst-
denkmaler« .sogar verführt,
dem Kopf des „Wolfram"
einem as.syrischen Herr-
scherkopf gegenüberzustel-
len und an Beziehungen zur
orienUilLschen Kunst zu
denken.
Wie sehr der Giefscr mit
dem Formalen ringt, ersieht
man auch deutlich aus der
Gewand- .Stilisierung. Das
Prinzip, nur durch parallele
Einritzungen oder aber
durch spiralige Wülste eine
Art von Faltenwurf zu erzielen, tritt überall
hervor, l)esonders auffällig unil naiv an den
Armen. Nur hier entfaltet der Stoff schein-
bar etwas F"reiheit, im übrigen wirkt die Mo-
delliemng fast so, als sei über den Körper
ein enges, n;isses Gewand angelt^ das sich,
abgesehen vom freieren Faltenwurf am Unter-
saum des R<xkes, fest anschmiegt und nur
ganz geringe Falten gestattet, wie z. B. auch
über den Hüften. Wie der Kopf selbst, sagt
also auch die Gewandbehandlung, dafs wir hier
mit einem zwar altehrwürdigen und beachtens-
werten Werk zu tun haben, in dem aber alles
wirklich lebensvolle und Wahre wie verstei-
nert und absichtlich verneint erscheint Bodes
1»
1803. — ZBITSCHRIPT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 5,
154
Urteil (»Deutsche Plastik« S. 31) „eine sehr
»orgßütige, aber noch starre, typische Gestalt"
triA abo dntchau» zu. Und das umsomehr
beim Vergleidi mit dem dam gebtSvjgen
Unic-rliau.
Ein Anlaft, dessen Entstehung von der der
Flgnr selbst (Tettau S. 85) sti trennen, liegt
nicht vor. Seine Phantastik und sein Cha-
* raktcr sind noch unbedingt romanisch, er fallt
also »tiUstiacb in die gleidte Zdt, wie die
Figur seJbst, die von vom herein irgend einer
Basis bedurfte. Diese ruht auf vier ausladen-
den SlQtsen, die als Drachen oder Ungeheuer
mit dem Kopf zwischen den Vorderpranken
gCTtaltet sind und in je drei mlutcnartigc,
nach oben stehende Auslaufer enden, deren
oittebier an den Selten der recbtecldgen ftuiis
in je einen Löwenkopf auslauft. Auf jeder dieser
FubstatMD hockt dn zieriiches Wesen, vorne
Ibks ein Affe, der in eben Apfel bd&t, lediU
mit unrörmlich dickem Kopf und gmfsen Hän-
den ein nackter, zwergartiger Mensch, der mit der
Rechten einen Knochen schultert, während
die Linke die Blofe dedct Hbter diesen We-
sen erheben sich zierliche, an den Rücken der
Draclten sich ansciimiegende Ranken. Auf
den ROckiMltien hocict je ein klemes pantber'
ähnliches Tier mit geschwungenem Schweif
auf den Drachen, zwischen deren Ausläufern
sieb die Ful^tte der Figur erhebt, umrahmt
von einem Zinnenkranz. Durch Ringe und
Metallbander ist die Figur ;iuf diesem Posta-
ment befestigt. Das Ganze wirkt recht an-
sehnlich und stattlich. Die Gesamthohe von
Fifüir und Basis betr^crt ca. 18'» rm. füc ricr
Figur allein 152 m; die BasU mifst 84 zu
tt8 m. Die GrO&enwirlnmg wird gesteigert,
wenn auf die in den HSnden der Figur ge-
haltenen kurzen LichtteUer mit 6ut kitgeligem
Griff die Senen aufgestecict sind.
Es war mithin eine kostbare Gabe, die
dur< h Wolfram und seine vermutliche Ge-
mahlin Hiltiburg der Kirche verehrt wiudc.
Die Widmung findet sich auf den Gttctel-
hnndem der Figur und lautet mit Aufiteimg
der Abkümingen:
Wlt(finmt$t. On fin $tMt tameia dei gtmtrit.
HUiibure. Ut Jigmi i^fkiamur gratta dn.
Die Inschrift zcifrt Majuskelbudtttaben von
ruhigen, gehaltenen Formen.
Zwischen der erfindungsreichen Gestaltung
der Basis und der starren, gelnindenen des
„Wolfram" selbst oflenbart sich dn merk-
würdiger künstlerischer Gegensatz. Doch das
ist ganx erklärlich. Augenscheinlich entstand
der Leuchter in einer vielbeschäftigten, tei h-
nisch WDhIgeschulien \\'erkstatt, die in der
Herstellung von romanischen Leuchtern durch-
aus aicher war. Das romanisdie Kunstgewettw
steht ja, wie zahlreiche phantastische Rronze-
gOsse bewduen, auf einer glansenden Höhe,
die aber grOfseren momnnentalen Au%al)en
gegenüber nicht ausreicht. Wahrend die
kleinen dekorativen FigOtchen, der A(Te und
der Zwerg, durch ihre flotte Sicherheil über-
raschen, versagt die Gestaltungskraft bei der
fast Icbensgrnfscn Einzelgestalt. Ein gutes
Sdtenstäck zu dieser Erschdnuog bietet z. B.
die Grabrigur des Eisbischols Friedrich
von Wettin (t i iSz' - Mag deb urg, Hllsch-
lich bisher Gisder genannt, deren Gebun-
denheit, ganz almlich und verwandt der
des „Wolfram", doch kontrastiert mit der
niedlichen, h eckenden Figur des Dornaa"?-
zichcts unter der schragstchendcn Fufsplatte
des Bisdidk Man hat seit den T^gin. der
' RoTjinntik in dies Figflrchen wie nebenbei
1 bemerkt sein mag — viel hinein geheimnist,
I indem man, statt m ihm eine delcoiative Zu-
tat zu erkennen, tiefe symbolische Beziehungen
suchte. Das tiidt auch auf den Wolüram zu,
der den Tritunpf christKchen Glaubens aber
den Unglauben und die Machte der Finster-
nis, vertreten durch die „unreinen Tiere" der
Basis, darstellen sollte; natürlich ganz mit Un-
recht.' Ooin hier spielt nur gennanische
Phantastik hinein, hier spricht nur nordische
„Lust am Fabulieren" das entscheidende Wort.
Wann etwa entstand der Wolfram? Eine
DatienmgsmOglichkeit ist durch den Vergleich
mit anderen Werken gcgeljcn In der Tech-
nik und Moddlierung ähnlich, aber weit sorg-
filltiger und die gute Tradition ottonischer
Zeit noch wahrend, ist die C rabfigur Kc^tiig
Rudcdf s von Seh waben (f loSo)- Mcrse-
bürg .MIgemdn nimmt man an, da6 der
Güls bald nach des Königs Tod gefertigt
wijrde Die Gestalt hat mit der des Wolf,
rain die abtallenden, schmalen Schuitem und
die gestredtte F^r gemeinsam. Doch das
sind, wie Steinskulpturen bcwei'<en (Äbtis-
sinnen - Denkmäler zu Quedlinburg)
allgemeuigOltige Eigenarten der Zdt Mitdrden
der QuedKninuger Steine» denen der Adellieid I,
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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
156
Beatrix und Adelheid II, gefertigt rund um
1130, (vergl. Ad. Goldschmidts Unter-
suchungen im Jahrbuch der legi, preufs. Kunst-
Sammlungen, 1900, S. 225 ff.) hat der Wolf-
ram das Heraustreten der Kniee und un-
schöne Vorstehen des Leibes gemeinsam.
Weiter kommt als datierbares Monument zum
Vergleich in Betracht die obenerwähnte Grab-
figur Friedrichs von Wettin (t 1152).
Früher als Ausgang des XI. Jahrh. darf also
die Entstehimg des Wolfram nicht angenommen
werden. Für diese Datierung spricht vor allem
die Gcwandbehandlung.
Merkwürdig ist die Unfreiheit, wie dort
die Kleidung auf dem
Körper sitzt. Man hat an-
scheinend im XII. Jahrh.
die Figuren nur in allge-
mein grofsen Flachen mo-
delliert und dann in an-
deutender Weise die Ge-
wandung in ziemlich pa-
rallelen und strengen Stri-
chen in das Material selbst
hinein geritzt, statt etwa
die Gewandung auf oder
über zu modellieren und
plastischaufzutragen. Diese
Eigenart zeigt vor allem
noch der Unterkörper
Wolframs. Der Oberkör-
per selbst ist anscheinend
vorgeschrittener, aber nur
anscheinend , indem der
Künstler, um eine Stofl-
Differenrierung zu errei-
chen, stärkere Plastik suchte. Aber er er-
reichte nur eine weiche, wulstige, recht un-
klare und unbestimmte Behandlung, die leicht
zu Spiralbildungen neigt. Das hat aber seine
Begründung. Es galt, die Gufsnähte — die
Figur besteht aus einzelnen Stücken — zu
verdecken. Ein Teil mufste in den andern
geschoben werden. Daher die Wulste am
Unterrand der Jacke, an Ärmeln und Hals-
ausschnitt, die vielleicht dem Giefscr erst
Veranlassung gaben, um sie nicht auffallig
erscheinen zu lassen, sie auch auf die benach-
barten Gewandteile, vor allem die Ärmel, aus-
zudehnen. Der Wolfram verkörpert also den
Übergang von der Manier, die Gewandlinien
nur einzuritzen, in eine neue Richtung, die
mit stärkeren plastischen Wirkungen und Bc-
Ahb. ^. Hlonir-Krliiiuiar.
wegungen arbeitend, mit dem Ende des
XII. Jahrh. in Sachsen siegreich einsetzt und
die alte Starrheit und den Schematismus der
Gestaltung Uberwindet. Der Wolfram nähert
sich schon jener neuen künstlerischen Be-
wegung, als deren erstes bedeutenderes Bronze-
werk die Grabplatte des Bischofs Ludolf
oder Wichmann zu Magdeburg in Betracht
kommt, deren Datierung zwischen 1192 und
1 205 schwankt. Mit den Magdeburger Güssen
steht der Wolfram anscheinend in enger Be-
ziehung und entstammt, wenn nicht der gleichen
Hand, so doch der gleichen Werkstatt-Tradi-
tion. Zu seiner genaueren Datierung ergeben
sich also die Termine von
1152 bis 1205. In dieser
Zeit mufs das Werk in
einer sachsischen Giefserei
entstanden sein.
Das wird auch nahe-
gcl^ beim Vergleich mit
dem leider heute zu
schlecht beleuchteten und
ungünstig aufgestellten ro-
manischen Altar-Auf-
satz, der möglicherweise
einst im alten romanischen
Dom cinTympanon füllte.
Das interes-sante, bei Tet-
tau S. 91 nur ganz unge-
nügend abgebildete Werk
zeigt deutlich alle Merk-
male des XII. Jahrh. Doch
scheint es noch strenger
und herber als der Wolf-
ram. Und doch ist bei der
nahen stilistischen Verwandtschaft gamicht im-
möglich, dafs beide Denkmale zeitlich einander
sehr nahe stehen und dafs die gröfeere Freiheit
des Wolfram nur bedingt ist tlurch den Zwang
für den Künstler, .statt in harten Stein hinein-
arbeiten, hier erst ein Guss-Modell aus Wachs
fertigen zu müssen. Jedenfalls bewegt sich der
Aufsatz künstlerisch in den Bahnen der Sachsi-
schen Plastik, wie sie die Skulpturen zu Qued-
linburg, Hildesheim, Kloster Gröningen, Gem-
rode und Magdeburg (Bischof Friedrich) in
einer ganz bestimmten Entwickelungs-Phase
vertreten. Letztere in musterhafter Klarheit
umrissen und die weitere Entwickelung der
.Sächsischen Plastik mit überzeugender Klarheit
dargestellt zu haben, ist Adolph Goldschmidts
(siehe oben!) grofses Verdienst.
, Googl
157
1903. — ZBITSCBKirr VOK CHRISTUCHB CUimT — Nr. t.
15B
Gegenüber den beiden voran £;egang en en Wer-
ken kann das Bronzc-Reliquiar (Abb. 8) muht
die groiie B«aditinig betnsprarhen, die jenen
gefattul Es ist, wie der Wolfram, am Messing
gegossen und dann vergoldet bezw. versilbert.
Der Gu(s ist nicht ganz tadelfrei, weil löcherig;
seine Starke schwankt zwischen '/« tmd 1 em.
Dns Reliquiar stellt in Büstenform einen
Bischof mit segnend erhobener Rechte dar,
deaaen Linke ebi Bodt halt Onidt die nun
Teil heute abgeslossene Vergolduni; sind her-
voigehoben: Gesicht, Hände, Buch, Casula
und der S«ikd und die Bander der lAitra.
Letztere, von der alten, niedrigen Form, ist
versilbert, ebenso wie die AupSpfe?, die Haare
und das Schultertuch. Die Pupillen sind durch
eingeeetxte tOrkisbhQe GiasAfiaae bexdchnet.
Die Ges.imthiShe bestrü^t r?3'/o mi
In den Verhältnissen ist das Reliquiar nicht
gerade gHickticli. Der Kopf ist m grofs im
Vergleich zu den schmalen Schultern, die
Hände dagegen sind zu klein Di« Augen
treten noch, wie im Xil. jahrh. so vielfach,
starr und ftbergio6 Itervor. Das Geaidit ist
glatt und flächig behandelt und noch nicht
eingehend durchgearbeitet. Mund und Nase
sind noch gana adiemattscli, aber doch nkht
tndir so streng und herb wie bei dem Wolf-
ram. So schliefst sich stilistisch das Reliquiar
eng an jenen an, jedoch weist es in den
weächeren, verallgemeinernden Formen schon
hin auf die im Xni. Jahrh. in der Sa< hsischen
Plastik zu formaler Schönheit und Ideali-
sierung strebende Richtung, die su emer so
wunderbaren und vollkommenen Blüte führt.
Aber iMinestalls dürfte das Reliquiar spater
als etwa um IflOO eitstanden sein, mit gröfserer
Wnhrschciolichkeit, sogarnoch zwischen 1150
and 1 2«>0
Denn noch ist die Behandlung der Ge-
wandung nnd der stilisierlen Haare recht
luirt und unfrei, norh sin«! z. B. die Ohren
ganz schematisch und roh angelegt. Die
Modellierung des Stofflidien besdirankt skh
sogar meist noch auf die eingeritzten oder
cinziselierten Linien des XII. Jahrh. Wenn
das Reliquiar trotzdem in seiner Gesamtheit
freier efsiebeint, ist dies mm Teil veranlagt
durch die weichere Wirkung der Edelmetall-
Oberztlgc. die ihm den Anschein stflrkcrcr
Rundung und Vollkommenheit vorleiht Ob
das StOch in der Werkstatt entstand, ans der
der Wolfram her\ r^ring? Es lafst si(h dn*
nicht bejahen und nicht verneinen; wSre das
Postament, auf dem die Büste, wie die Schraub-
töcher beweisen, einst befestigt war, noch er>
halten, so Hefse sich auch mit Bestimmtheit
das Reliqiii.\r genauer datieren.
Aber CS handelt sich schlielsUch um kein be-
deutnaies Kunstwerk, sondern um eine hand-
w crklii he Durchschnittsleistung, dadurch ganz
interessant, dals man beobachten kann, wie
der aus zwei Teilen bestehende Güls — Kopf
und Körper sind einzeln gefertigt — in ein-
ander gefügt sind. Das Schultertuch ist ge-
schickt benutzt, die Naht wulstartig zu ver-
decken, also genau das gleidie Prinzip, wie
beim Wnlfram. Nur im Innern ist die Ztt^
sammcnpassung zu fühlen. Zu bemerken ist
sonst nw, dafs aidi in der Gebundenheit der
Armbetätigung und dem Ängstlichen Festhaften
der Hftnde am Körper noch Beziehungen
zum Grabmal Friedrichs von Wettin er-
geben, ebenso wie.au den Korssunschen
Türen tw Nowgorod (1 1 52— ."iG). Doch
das sind in der Zeit, d. h. im Xli. jahrh.,
liegende E%enschaften.
Somit stellt sich das Reliquiar als ein durch
sein Alter und seine einstige Bestimmung ehr-
würdiges, aber künstleriscli nicht zu hoch zu
bewertendes Werit dar, immeriiin wichtig ge-
nug, als eins der vielen kleinen zerstreuten
und noch nicht sy.sten)ati8ch behandelten
Glieder des emsligen Fnditbaues lOBumtsdier
Giefierkunst bekannt und damit der kOnftigen
7tis;immenfasscndcn Fotichung nigttn^ich ge-
matlil J!u werden.
Tn den Entwicklungsgang der SBchrischen
Plastik gehören sämtliche drei Werke hinein,
sogar liefse si< h bei pcnnuer Veigleichung der
Einzelheiten (Uhren) mit den Magdeburger
Güsaen die beiden letalgenannten als engver«
wandt anglied'jrn. Und d:iriun verdienen sie
als füllende Zwischenglieder inmitten bedeut-
samerer Werke doch in die Gesamt^Entwick-
lung hineinbesogen an werden.
Otto Backaer.
IM
1903. — ZBITSCHRIPT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr. ^.
160
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XIII. (Mit Abbildung.)
28. Spätgotische silbergetriebene Ma-
donnen Statuette des Diöcesanmuseu ms
zu Augsburg (Katalog Nr. 21 3j.
icse schlanke, 41 '/t hohe, über-
aus edle Gestalt ist ganz in Silber
getrieben und nur das Untergewand,
die Haare und Attribute, sowie das
Schambändchen sind vergoldet. Sie ist aus
zwei Stücken gehämmert und auf den Seiten
zusammengelötet. Ursprünglich scheint sie auch
auf der Rückseite ganz geschlossen gewesen zu
sein, so dafs also das Stück vom Mantelüber-
hang bis unten in roher Weise herausgeschnitten
wäre. Im Innern ist sie schwer verlötet, nament-
lich an den stark hinein- und herausgetriebenen
Stellen, an denen verschiedentlich Silberstreifen
und Späne aufgesetzt sind mit reichlich ver-
wendetem Silberlot zur Verstärkung dieser ge-
fährdeten Punkte. Von grofscr Anmut ist die
Bewegung, sowohl des leicht gesenkten Hauptes,
wie in der schwachen Ausbuchtung der Hüfte,
und ungemein harmonisch ist der Wurf der
Falten, obwohl diese sehr gehäuft sind und
stellenweise von grofser Tiefe. Der Ausdruck
des ovalen Kopfes mit den gesenkten Augen-
lidern und aufgezogenen Brauen, mit der spitzen
Nase, dem scharf geschnittenen Mund und Kinn
ist ernst und doch sehr lieblich; die dicken,
wulstigen Locken, die ihn einrahmen, oben von
der Krone, einem schmalen Lilienretf, nieder-
gehalten, fallen teils nach vorn, teils nach hin-
ten herunter über die schmalen Schultern, die
zwischen dem Mantel verschwinden. Die Hände
sind gegossen, etwas spinnig, aber gut stili-
siert, und tragen das nackte, zwanglos auf-
sitzende, zwischen dem Gefeit gefällig sich ein-
gliedernde Kind, dessen Antlitz edel, dessen
Haar üppig gekräuselt ist. Ganz getrieben, mit
Ausnahme der (gegossenen) Arme und Füfse
ist es durch Vernietung vorgesetzt, in der
Rechten hält es eine Frucht: Ananas mit (aus-
gefallenem) Stein, auf der Linken Papagei mit
ganz langem Schweif, und die Haltung läfst
an Anmut, wie selbst an Innigkeit nichts zu
wünschen übrig. — Die ganze Figur, die auf
dem Halbmond mehr schwebt als steht, dürfte
trotz ihrer flandrischen Anklänge, ein zweifel-
loses Produkt der süddeutschen Schule sein,
ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der baye-
rischen Goldschmiede um die Wende des XV.
Jahrb., also in einer Periode, die vielfach nur als die Vorläuferin betrachtet wird von der Glanz-
zeit der Augsburger und Munchener Metallplastik. Schnaigen.
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Abhandlungen.
Die metallenen Grabplatten des
^'^^^ Erfiarter Dmnes.
(Mit 7 AUOtaiini.}
Wj^^k >nc genügende kuntlgeaebicht-
MmXSk Würdigung haben diese
gJ^V.» Grabplatten bisher nicht erfah-
iirS:;^ ren, sei es, dafs man sie für
^^L^Zl \ nicht wertToU genug hidt, ad
%^SM '\ es, dafs sie noch zum Teil
^qmK unter dem Dielenbelag vcrbor-
gen lagen. Nttomdir, da die
Denkmäler im Dom und dessen
Kreuzgang au^estellt sind, können sie ein-
gehendere Beachttmg in Ansprach nettmen, als
ihnen bei Lfibke (»Geschichte der PUitika II,
S. 768) und in Crceny's »Mönumenttl BlUMta
bisher zu Teil geworden ist.
Das lUeste der Denkmile^ leider nur frag-
awBUrisch erhalten, iat die Grabplatte eliMS
jungen Geistlichen. (Abb. 1.)
Aus drei Stücken zusammengesetzt, einge-
laaMn in die Südwand des Chorbalaea^ asifit
das beute Erhaltene 0.67 x 1,50 m. Es fehlen
oben und unten je eine Platte^ sowie der das
Ganze einst umschliefsende Randstreifen. Immer-
hin Ist das Fragment der Beachtung wert, ge-
hört es doch zu den in Linearzeichnung gra-
vierten Messingplatten, deren Herkunft noch
nidht mit Sicherheit feataldii, ala deren Ana»
gangspunkt wohl die flandri-^rhen Xiederlanrie
au gelten haben« wobei nicht ausgeschlossen
scheint, daft steh die Tecbnilc nach Lübeck
verpflanzt hat (Repert. XIII, S. 404). Dafs die
Platte nicht in Erfurt entstanden ist, beweist,
abgesehen von ihrer vereinzelten Stellung, die
anfierordentlieh sichere Technik, am der sich
auf eine sirher arbeitendem gltt gaacbnite Werk-
statt schliefsen Ufst
Das Ton Creeny nicht erwähnte Fragment
stellt einen unter einem gotischen, perspekti-
visch gezeichneten RaHarhin stehenden Priester
dar in der ßlr Gtabmonumente des Mittelalters
tjrpisdien Haltung der Geistlichen. Das Ge>
sieht wirkt trotz der skizzenhaften Anlage por-
tritmäfsig; es ist hager, spiuig und fleisch -
loi^ die lange sdunale Nase xeigt energische
Linien, dasKmn isteck^ nndbefb^ die Obren
stehen stark ab. Auf der Oberli|)pc sprossen
ein paar vereinzelte Haare, der tonsurierte Kopf
hat mir einen Kraus von flott bewegten Lodten.
Aus dem Mangel an Falten und Runzeln mag
man anndimen/ ein ji^dlicher Prieater aei
dargestellt
Der Kopf ist nur leicht aus der Mitteladiae
heraus nach rechts gewendet, doch wirkt er
wie von vom gesehen. Gleiches gilt von dem
Obertotoper, wie auch aus der Ibltnng der sdir
lang und schmal gebildeten Maridc hervorgeht.
Die Fingerhaltung ist iufserst vornehm und
graziös. Die rediteHflfte ist stark ausgebogen,
der Stoff der Casula schmiegt sidi dort den
Linien an. Der linke Kontur hingegen — das
linke Bein dient als Spielbein — ist belebter
und unruhiger. Bin Ausgleieh wird auf der
untersten, heute verlorenen Platte stattgefunden
haben, durch den nach der Spielbein-Seite ver-
sttrkten Linienfluft unterhalb der Kniee. Die
klare Betonung der Mittelachse: Gesicht, Kelch
und Hände, gestattete eine derartig verschiedene
Geataltung des Kontnrs, ohne befürchten zu
müssen, den ruhigen, architektonischen Aufbau
und Gesannteindnick zu schädigen.
Noch herb und ohne jede spätgotische
Willkllr ist der dieigetditem voifaag«de Bal-
dachin mit zierlichen Wimpergen. Eine reiche
Bekrönung, deren Analtie am 01>errand der
Platte fu erkennen sind, hat einst das Denk«
mal nach oben abgeschlossen und den monu-
mentalen Eindruck, den man heute kaum rekon-
struieren kann, gehoben. Für diesen ist von
gro&er Wichtigkeit die Beschränkung des
Hintergrundschmucks auf einfache -itilisierte
Lilien. Die Platte zeichnet sich hierin wohl-
tuend von sshbeichan anderen, kraus und un-
ruhig durch ihre Überfülle wirkenden Metall-
gravierungen aus. Aus der V erwendung des
Lilienmotivs auf Aratlieben Ursprung des Dar-
gestellten schliefsen zu wollen, wie es Tettau
(»Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz .Sarh-
sen«, Heft 13. Erfurt^ tut, scheint verfehlt; die
IJIien sind rdn ornamental ¥erwendet.
Die Fnt-itehtmg des Denkmals darf um nmrl
1350 angesetzt werden, wofür die starke Aus-
bitgang und die noch schlichte und atieng ge-
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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr..O.
IM
gliederte Architektur sprechen. Technisch ist
das Werk mit glänzcinicr Sicherheit durrhge-
fllhrt und mit erstaunlicher Klarheit der Zeich-
mmg; Jeder Strich sHtt am rediten Fleck,
jedes Zuviel ist vermieden und nur das unbe-
dingt Nolweodige angegeben. So seugt denn das
BnidMflckhnineriioch, trat« derfehlenden Teile,
von hoher künstlerischer, Treilich völlig von der
Architektur beherrschter Gestaltungskraft.
In Erfurt wie im weiteren Thüringen steht
das Werk ganz vereia-
zelt da; mit der nm die
Wende des XI V.insXV.
Jahrh. bMhenden ldka-
len Oiefaerwerkstatt zu
Nordhausen (Creeny
S. 22—24} hat es nichti
gemein. Nach Erfiurt
wird es auf dem Was-
serwege vom Norden
her: Dbe» Saales Gera
— von Lübeck — ge-
kommen sein. Für die
Datierung um ISfiO
spricht die Grabplatte
des Bischofs Bock-
holt im Dom zu Lü-
beck, f 1841, eine
Rundfigur aufgra viertem
Hintergrund, dem zu Er*
furt so entsprechend, dafs
man die gleiche Werk-
statt annehmen kann,
und schliefslich die Ver-
wendung des Lilienmo»
thrs auf der Platte des
Biicho&Bertram Cre-
men, Labeck, 1 1877.
(Beide abfebildet bei
Creeoy.) Auch wenn
sich das Erfurter Fragment nicht mit den
Pradi^latten zu Lübeck und Schwerin messen
kann» schien in Anbetracht der e'üen Zeich-
nilDg und der Tatsache, dafs das ehrwürdige
Denkmal der Besprechung bisher entgangen
war, seine Veröffentlichung berechtigt.
Zeitlich reiht sich an ein heute im SUdflügel
des Kreuzgangs aufgerichtetes Grabdenkmal
des 1427 gestorbenen Kanonikus Hermann
Schindeleyb.
Aus dem sehr abgetretenen Inscliriftrand ist
der Name nicht m entziflern; dodi gab das
Totenbuch des Rollegiatstifts Bcatae Mariae Vir^
AbV. I. Uralvlane eiM* jmflcn CWMlIdMa,
ginis N'amens-Auskunft Die Inschrift, an den
Kcken durch Rundmedaillons mit den Evan-
gelistensymbolen unterbrochen, beginnt mit
einer ans Wolken ragenden Hand. Die Buch-
staben selbst sind wie aus nandstrcifen zusam-
mengesetst und in einander verschlungen. Da-
xwischen >ind pbantastiicbe» diadwnihnliche
Tiere und Blumennuken in flotter Zeidintmg
eingestreut.
Sehr eigenartig stellt sich das aus mehreren
Stocken bestdiende^ arit
Messingstiften sorgfältig
verbundene Mittelfeld
dar. In einem perapdc»
tivisch gezeichneten, ar-
chitektonischen Gehäuse
steht ein Priester mit
dem Kdch in der ty-
pischen Hai tun t;. Rechts
und links von ihm
stdien in kleinen Ni-
schen ein männlicher
Heiliger mit Buch und
Lanze besiehtmgsweise
eine weibliche Heilige
mit Buch und Salbge-
fäfs. Uas (Gehäuse gip-
felt in einer dreigeteilten
<ipätgoti"rhen Galerie
von bereits recht wiU-
kfliüchen, ttwn Ponnen
im Gegensatz zu der
mehr trehnndenen und
strengeren Architektur
untethatb. Vonjeeinem
die Laute spielenden
Engel flankiert, zeigt
sich dort in der Mittel-
nische, von stilisierten
Wolken umgeben, die
vom Nimbus umstrahlte Gestalt
IDessen Redite ist richtend er-
ehrwilrdige,
Gottvaters.
hoben, die Linke fafst abwägend das Herz des
Gestorbenen: eine eigenartige Variante der ur-
allen Vorstellung vom TotengeiidiL
Crccny hat (S. 2ß) das Werk besprochen
und abgebildet, worauf hiermit verwiesen sein
mag, gestattet doch die starke AbaddcHoiv
vnd der metallische Glanz keine genügende
photographische Wiedergi^ des hödiat inter»
essanten Denkmals.
Durch ihre Komposition acheint die Platte
einaig daxustdien unter den mittelaherlichen
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1«5
1903. — ZEITSCHRIFT POR CHRISTUCMB KUNST — Nr. ft.
106
Grabplatten mit Lineardarstellungen. Wohl
findet sich dort vielfach das Jüngste Gericht
angedeutet durch die Darstellung, wie die in
cinein Tbch emporgehobene Seele des Ver-
storbenen in den üimmel unter musizierende
Engel aufgenommen wird, aber die Verwen-
dung des Totengerichts in dieser Form, findet
sich meines Wissens nur hier. Und auffällij,'
genug: gerade diese ganz vereinzelte Darstellung 1
ist auf einem etwa qtlsdrslisclieii, llbeicck» 1
Hebenden Metallstuck eigens eingesetzt in das
oberste der vier Einrelstflcke. Doch sind die
Nähte mit peinlichster Sorgfalt vernietet.
Im Vergleich anm voiangebenden Monu-
ment zeigt sich hier eine stärkere Befreiung
von strenger architektonischer Gebundenheit
an Gunsten mslerisdier Wirkung. Aua der
herben, grofssttgigen Unienfllhrung mit ihrer
mehr andeutenden und nur das Notwendigste
gebenden Zeichnung, hat sich im Latife von
etwa 75 Jahren eine mit Licht und Schatten
d. h. mit plastischen Wirkungen arbeitende
Technik entwickelt, die allerdings auf die Ver-
wendung von Krens» and Querlagen noch so
gut wie vcrziclUet.
Der Kanonikus ist im Halbprofil darge-
ateli^ was die verstttrkte Betonung der Pottrlt-
ihnlichkeit gesuttete. Der Kopf wirkt aus-
drucksvoll und sehr persönlich. Dte breite,
niedrige Stirn ist von drei schematischen Quer-
fahcn durchftirdit; unter stark betonten, ge-
srhwungenen Augenbrauen liegen in scharf
markierten Höhlen die kleinen, seitlich schauen-
den Augen. Schwere Augendeckel geben dem
.Gesicht etwas Müdes und Teilnahmloses, doch
die charaktervolle Nase und das krAftig gebil-
dete Untergesicht verraten Energie und Tat-
kraft, trotz der angedeuteten starken Fettpolster.
Phtrap und unschön, dazu jeder Clrazic entbeli-
rend, sind die grofsen Hände. Hier fehlte dem
Künstler siditlich die Kraft der Wiedergabe.
Und das laTst auch die starke Vereinfachung der
Gesichtszuge, die wie wohlberechnete künstle-
rische Abwägung scheinen konnte, zurOcktreten
vor der Erkenntnis, dafs der Künstler noch
stark mit dem Formalen ringt, dafs ihm die Be-
handlung des Fleisches sehr unbequem ist.
Gans andern die Biliandlung des Stoff-
lichen und des dekorativen Beiwerks. Da zeigt
sich eine sehr beachtenswerte Freiheit und
ScfaiMictimmkdtderLinienfiihiiing; dieSdiatten
sind durch Sdiraffieinngen angedeuteL Virtuos
ist die priesterliche Gewandung gezeichnet; der
Stoff (liefst in weichen, wohllautenden Linien.
Die Ausbiegung ist überwunden und die da-
durch bedingte sehr ruhige, gehaltene SteHung
des Priesters scheint notwendig und berechnet,
um den Eindruck der Überfülle zu vermeiden
und dsa dekorative Bdwerk nicht vorlaut
sprechen zu lassen. Dafs das nicht geschieht,
dafür sorgt auch die eigenartige, zarte Gravier-
technik, aus deren Sicherheit sich auf lang-
jahrige Übung schliefsen läfst.
Am zartesten sind die oberen Partien des
Denkmals durchgeführt, leider aber hat auch
hier die AbsckleHbng vides codgMtig aetHBrt.
Trotzdem läfst sich in der Zeichnung der Engel
und des Gerichts eine zierliche und, soweit es
die Zdt gestattete, eine nach formaler SchOn-
heit strebende Auffassung nicht ableugnen. Für
die Kenntnis vom Werden und Entstehen des
Kupferstiches scheint das Werk bis jetzt
sehr mit Unrecht noch nicht herangezogen
worden zti sein. Von der Grabsticheltechnik
des Denkmals bis zum Kupferstich scheint hier
der Sdiritt gans naheliegend. Eine WUtdigung
des Werkes gerade nach dieser RidttUQg hin
dürfte sich sehr empfehlen.
So ateht denn das Denkmal da als ein
eigenartiges 2^ugnis von Streben nach Be-
freiung aus dem typischen Cestaltungskrcis.
Portratähnlichkcit ist sichtlich erstrebt, auf ma-
lerische Wirkung bt lUngeaibeitet Und wenn
der Künstler dem mittelalterlichen horror vacui
Rechnung tragend, das Beiwerk mit übergrofser
IJebe Iwtont, so adgt er nur eine parallele
Erscheinung zur Steinplastik. Nachdem die der
Hochgotik eigene, monumentale Auffassung der
Grabfiguren sich ausgelebt hatte zu Gunsten
stärkerer psychischer Affektdarstellung, vor allem
andächtiger Zcrknirschlheit, lag die Hefiihr n.die,
dafs die Formenfreude und der spielende Geist
der Spttgotik diesen vertieften Gehalt der Grab»
figirf-T. ir. ein Kokettieren mit AfTckten um-
wandele, wenn nicht gar durch überstarke Be-
tonung des Oekoiaiiven ersticke Davor bat
sich der Künstler des Monuments gehütet;
trotz des Reichtums wirkt es durch die würde-
volle Auffassung des Priesters und die verein-
fachte Linienflihrui^ soweit aie deasen Figur
betrifft, einheitlich und von gellbiterten aestbe-
tischem Empfinden getragen.
Ob daa Werk m Erfiiit entstanden ist,
sdinnt sehr fraglich. Es ateht wie das voran*
1«7
1903. - ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 6.
168
gehende zu isoliert in der Erfurter und engeren
Thüringer Metallplastik da. Obwohl es zeit-
lich den Abschlufs der Nordhäuser Plattenreihe
bilden könnte, sind doch keine Beziehungen
vorhanden, sind jene Werke doch zu grob und
primitiv in der Linienführung und Gravier-
technik. Auffallend sind jedoch die Beziehungen
zu den Seitenwandungen der Tumba Fried-
richs des Streitbaren zu Meifsen, der
von 1423—25 dort die Begräbnis-
kapelle am Dom errichtete. Die
gravierten Einzelfiguren (siehe Do-
nadini's Publikation derMeifsener
Grabplatten) verraten ganz ähnliche
Manier und Zeichnung. Doch lie-
gen diese Verwandtschaften wohl
mehr in dem allgemeinen Zeitstil
und erlauben nicht, mit Sicher-
heit die gleiche Werkstatt anzu-
nehmen. Immerhin verdienen die
Nordhausener Platten, die des Prie-
sters Hermann zu Erfurt und die
Tumba zu Meifsen Beachtung als
zersprengte Einzelglieder einer
Kette, die sich erst in der zwei-
ten Hälfte des XV. Jahrh. zu einer
Geschlossenheit entwickelt und zu-
sammenfügt.
Als erstes Erfurter Metall-Grab-
denkmal in Reliefgufs reiht sich
chronologisch an: das des Hein-
rich von Gerbstädt, aufgestellt
in der sich östlich an den Kreuz-
gang anschliefsenden Clemens-Ka-
pelle. Auch ein Werk, das uns
Rätsel aufgibt (Abb. 2.)
Gerbstadt starb 1451 und stif-
tete die Clementerie, deren Voll-
endung 1455 erfolgte. Als 1472
jedoch die Kapelle abbrannte und neugebaut
werden mufste, hat man anscheinend erst
daran gedacht, dem Stifter ein würdiges Denk-
mal zu setzen. Dessen Reste sind heute auf
einer Holztafel befestigt Die rechte untere
Ecke des Inschriftrandes fehlt, der die Figur
des Gestor-
benen einst
Überragende
spätgotisclic
Baldachin i-^t
törichter
Weise Uber
Abb.
Ilrinrirb voo
Abb. S,
Vischers Epitaph des Henning Coden befestigt
Somit wirkt das Denkmal heute nicht einheitlich
und verwahrlost, wird doch die nur 1,34 m hohe
Figur des GerbsUdt in dem 2,52 x 1,68 w
messenden Rahmen in der Wirkung beein-
trächtigt
In gelassener Ruhe steht der Stifter der
Clementerie auf einer Fufsplatte mit der In-
schrift; fundaior huius Capelle. Die Linke halt
einen Kelch, die Rechte ist segnend
an dessen Rand gelegt. Das Ge-
■ sieht ist lebendig durchgearbeitet,
y von Runzeln und Falten durch-
furcht Die Augenhöhlen sind tief
^^^k beschattet, der schmale Mund zu-
^^^^ sammengeprefst, die Ohren stehen
^^^^^ stark ab und sind unorganisch an-
^^^^1 gefügt Eine sehr unmittelbare
^^^H Porträtwirkung ist erreicht; ob sie
^^^H beabsichtigt war, ist sehr fraglich.
I^^H Denn aufTällige Verschiedenheit der
^^^B Gesichtshälften, die dem Kopf
den Ausdruck lebendigen, seit-
lichen Schauens geben, sind nur auf
Ungenauigkeiten und Verschiebun-
gen der Gufsform zurückzuführen.
Am klarsten zeigt das auch der
schiefgedrückte Kelch. Der Durch-
modellierung des Gesichts ent-
spricht die der Hände mit hart
gezeichneten, pedantisch wirkenden
Adern und Sehnen. Doch sind
sonst die Hände in ihren Funk-
tionen durchaus organisch und rich-
tig erfafst im Gegensatz zu den
vorangegangenen Denkmalen.
Aber die ganze Figtir, so sach-
lich ihre Wiedergabe ist, entbehrt
des künstlerischen Lebens, sie ist
nur eine leidliche Durchschnittsleistung. Un-
beholfen stehen die Füfse in Grätschstel-
hmg. Die sonst mit Geschick durchge-
führte Behandlung des Stofflichen versagt in
der Darstellung der sich an den P'üfsen stauen-
den Falten. Vollends gibt die an Pedanteric
grenzende,
sehrnaive.Art
der Gewand-
musterung
durch einge-
punztc Stern-
chen undRo-
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100
setten dem Werk den Cinndcter da Hand-
werklichen.
Um so aunkllender ist die virtuose Behandlung
des Inschriftrandes (Abb.3) mit den Sf mbo»
len der Auferstehung: Pelikan, Phönix, Löwe und
dem umrankten Wappen, aus dem die Fufsplatte
GertNtldli henrarwidut Die F^r aelbist ist
sehr heller, aber besclimiitztcr und von un-
gleicher Patiaa überzogener Messing, der Rand
und der datugehörige dreigeteilt» Baldnebin
xdgt schönste dunkle Patina. So schenien an
dem Werk zwei Hünde latit; gewesen zw sein,
wie überhaupt, selbst wenn der Baldachin wieder
sagefbgt weiden sollte, immerhin ein Miftver*
tiältnis zwischen der Figur und dem brciien
Rahmen bleiben wird. Auch der noch wenig
an die spätgottaehe Brüchigkeit and Eckigkeit
anklingende Faltenwurf könnte in Versuchung
führen, die Entstehung der Figur selbst gleich
nach 14*o anzusetzen, aber dem widerspricht
die TUNche, dals das Monmnent des Gerbatldt
dem des 147" gr-st rl rnen Hunold von
Plettenberg (siehe unten) nachgebildet zu
sein achatnt Gcnng, dars swiachen der Gufi*
teehnik der Figur selbst und der des Randes
eine unvereinbare Klufl vorhanden ist, deren
Erklärung möglich scheint, wenn man in der
Figur lellMt daa Werk «teea Erfiiiter Rot-
gicfsers — der Glockengufs blühte in Erfurt ja
schon im XV, Jahrh. — annimmt, des Rahmens
und BaMachins Herknnft aber in einer Nürn-
berger GiefserhUtte und zwar der Hermann
Vischers des Älteren sucht. letzteres wird
wenigstens nahe gelegt durch das Kompositions-
achcma des noch an besprecbanden Denkmals
des Hunold %'on Plettenberg, als dessen
Weiterbildung die gravierte Grabplatte des 1500
gestorbenen Heraoga Albrecbt des Be-
herzten von Sachsen im Dom zu MeiTsen
betrachtet werden kann. Dadurch sind Daten:
1476 nnd 1500 gegeben, zwischen die man die
Entstehung des Gerbstädt-Denkmals zwanglos
einreihen kann. Denn vor 1473 wird das Denk-
mal sicherlich nicht fertig gewesen sein, sonst
«tre «a durch den Brand der Clementerie ge-
sch^ !i^r worden. Dem aber «tdenpricht der
heutige Dcnkmalsbefund.
Das obenerwähnte Denkmal des Hunold
von Ple w enberg steht nnn na Slldfligel das
Kreuzgangs, es ist eine in eine Steintafel ein-
gelassene, gravierte Ganzfigur mit Inschrit\rand,
in dessen Ecken die Bvaagdisienajrinbole kt
ITO
Medaillonform eingefligt sind. Der Stein mifst
2,62 X 1.66 «. Das Todesdatum bt 1476.
Aus dem Unterrand der Inschrift erwächst, in
der Art des Gerbattdt-Denkmals, umrankt von
scharfgeglicdertem spätgotischem Gerank die
Fufsplatte, auf der Plettenberg in Uberlebens-
gröTse steht (Abb. 4.)
Während in den vorangegangenen Monu-
menten die Figuren durch den architektoni-
sclien Rahmen mit in den Hintergrund selbst
hineinbezogen waren, ist hier die Figur von
diesem befreit, wodurch sie räuudich /u gröfserer
Geltung kommen konnte und selbständiger
wnrde. Dagegen mu6te der Kontur mOgUclisC
geradlinig gehalten werden, um technische
Hindernisse bei der Einlage und Befestigung
in der Stebplatte an verawiden. Daa erklärt
die aufserordentliche Ruhe des Konturs, in dem
sich übrigens schon das Streben nach monu-
mentaler, geschlossener Wirkung, wie sie sich
in den letaten Jahrsdinten des XV. Jahrb.
äufsert, verr it
Mit gciKinkten Augen wendet Plettenberg
den Kopf nach links; die kerabhilngende Rechte
halt ein Spruchband nk den Worten: sit no-
men tlomini bciaUctum, eine Ausnahme filr die
Zeit. Die Linke hall ein Buch und gleich-
aeit^ den Sanm des ackverco» großgemusterten
Phiviale, das auf der Brust eine runde Schliefsc
zusammenhält Dazwischen tritt die ebenfalls
mit einem Damastmuster geaierte Dalmatica
hervor. Die glatte Alba verdeckt auf der Fufs-
platte in scharfen Brüchen auffallend die Füfse.
Das Gesicht zeigt ruhige, ganz unpersön-
lidie; aber boheitsvolle Zfige. ans denen nur
stille, andächti^^e Versenkung sjjricht. Es ist
gleich den ilberzarten Händen nur in wenigen
Strichen und ohne jede Schraffierung angelegt
Dadurch wirkt der Kopf, ist die Figur dock
überlebensgrofs, etwa-; flau und leer. Im Oetren-
satz hierzu zeigt sich eine höchst eingehende
BehandHmg des Stoff lieben. In großen, eckigen
Zickzacklinien fällt das prächtige, mit F.delstctn-
borte und Fransen besetzte Pluviale hernieder.
Daa Granatapiklmuster bt peinlidi genau auf
ihm eingraviert, wodurch trotz der grofs aqge-
legten Faltengebung, die energielose und müde
Haltung Plettenbergs erst recht gesteigert wird.
Ebenso eiogebend iat das Beiwerk ww der In>
Schriftrand und die F.vangelislensymbole be-
I handelt; letztere sind in Vierpässe mit Zwickeln
I einkomponiert Im Gegensau aum Denkmd
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. &
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171
172
des Gerbstädt mit seinen schon mehr im Sinne
der Renaissance gezeichneten Ranken ist hier
das Ornament an der P'ufsplattc noch durchaus
gotisch und strenger, was die Annahme recht-
fertigt, dafs das Denkmal des Plettenberg jenem
als Vorbild gedient habe.
Ein auffallend verwandtes Werk findet sich
im Dom zu Naumburg: Die Grabplatte
des Bischofs Dietrich von Buckenstorff
(Bocksdorf). Der Bi-
schof (Crceny S. 3ö)
starb 146G, Hunold von
Plettenberg U75. Die
naheliegenden Jahres-
zahlen unterstützen also
die stilistischen engen
Beziehungen. Die zeich-
nerische Behandlung ist
bei beiden Denkmalen
gleichartig, wasam Deut-
lichsten die Gewandbe-
handlung lehrt. Hier wie
da die gleiche scharfe
und energische Falten-
gebung und der belebten
Zickzack-Kontur der
Mantelsäume. Auch das
harte Auffallen und Um-
knicken der Alba und
des unteren Pluviale-
Saumes ist gemeinsam,
wie auch die trotz des
Reichtums im einzelnen
etwas kleinlich und un-
ruhig wirkende Brokat-
musterung. Fast das
gleiche G ranatapfelmoti v
des Pluviales bei Plet-
tenberg kehrt wieder auf
dem hinter Buckenstorff
ausgespannten Vorhang.
Auch die Kdelsteinbor-
tcn entsprechen sich, ganz abgesehen von der un-
persönlichen Gesichtswiedergabe mit den gleichen
krausen Stirnlückchen. Am auffälligsten und
schlagendsten macht sich die Verwandtschaft be-
merkbar in den Evangelistensymbolen des Lukas
und Markus. (Die beiden andern Symbole zu
Naumburg rühren, wie Creeny vermutet, von einer
ganz ungeschickten Ergänzung her.) Der ein-
zige Unterschied, der bis auf den Millimeter
entsprechenden Medaillons beruht in der ver-
schiedenen Alt der HintergnindschralTierung.
Auffallender weise ünden sich die gleichen
Apostelsymbole — auch genau in der Anord-
nung der Erfurter Platte — beim Denkmal
i Fried richs des Guten zu M ei fsen, -J- 1464.
I Nur die Vierpafsurarahmung ist hier durch ein-
ziselierte Perlen und Edelsteine, entsprechend
den Pluvialeborten bei Plettenberg und Buckens-
torff, bereichert. (Vergl. Creeny S. 48 und
D onad ini.)
Letzteres Denkmal
zeigt genau das gleiche
Granatapfel muster wie
das des hinter Friedrich
ausgespannten Teppichs.
Die Beziehungen der
drei Werke zu einander
sind also so eng und
naheliegend, dafs es ge-
radezu erstaunlich
scheint, wie Creeny die
Übereinstimmung nicht
bemerken und erwähnen
konnte.
Die Platte des Plet-
tenberg entstammt also
einer Giefserhütte, die
nach feststehenden
Zeichnungen in gröfscrer
Zahl Werke ähnlicher
Art erzeugte. Nicht un-
möglich scheint daher,
dafs sich den obigen drei
Werken noch weitere
anreihen lassen. Eswäre
dies sehr erwünscht zur
Feststellung des Her-
stellungsortes und der
betr. Hütte. Denn mit
der .Annahme, {dafsj|die
Platten aus Nürnberg
und mit grofser Wahr-
scheinlichkeit aus Hermann Vischers d. Ä.
Werkstatt stammen, ist man dem Meister
wenig näher gerückt. Immerhin wird man
künftig bei Versuchen, der Jugendentwick-
lung Peter Vischers näherzutreten, das Denk-
I mal des Plettenberg nicht übersehen dürfen.
I Denn in ihm, das auf die bis dahin übliche
I architektonische .Ausgestaltung der Grabplatten
' verzichtet, kündet sich der neue Geist an, unter
I Zurückdrängung des Beiwerks die Erscheinung
Abb. 4. HunoM •ma ncttcobctis
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173
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. tt.
174
des Individuums als solche mehr hervortreten
zu lassen und es zu statuarisch abgeklärter Un-
persönlichkeit und Typik zu steigern.
Diese Richtung vertritt weiter das Denkmal
des 1499 gestorbenen Kanonikus Konrad
Stein, aufgestellt innen an der Südwand des
Domes. Es zeigt die Figur des Gestorbenen,
die in einen 2,21 X 1,41 m messenden Stein
mit Inschriftrand und Evangelisten -Eckme-
daillons eingelassen ist <.\hh. 5 )
Der Geistliche steht
nach rechts gewendet,
aufeinerganzeinfachen,
kleinen Fufsplatte, sein
mit dem Barett be-
decktes Haupt ist ge-
senkt, um in das von
der Rechten gehaltene
Buch zu schauen, in
das die Linke blätternd
fafst Das linke Bein,
als Spielbein, tritt am
Knie unter der schwe-
ren Gewtndung her-
vor. Die FUfse sind
verdeckt. Auf der
Fufsplatte steht ein
Wappenschild mit ei-
nem schön stilisierten
Lilicnstengel.
Der Verstorbene ist
als kurzer, gedrungener
Mann gebildet, mit
charaktervollem, ener-
gischen Kopf und brei-
ter von Locken an
den Seiten umrahmter
Stirn. Die starke Nase,
der volle weiche Mund
und das schwere, schlaffe Kinn scheinen
so individuell, dafs Porträtwirkung erreicht
wird. Auch die vollen Backen, der kurze
mächtige Hals lassen auf ein Porträt schliefsen.
Weniger charaktervoll und flau in der Be-
tätigung sind die grofsen Hände. Die das
Spielbein andeutende Falte am linken Knie
wie sie gern auch der Holzplastik der Zeit
eigen ist, bildet die einzige Schräge in den
langen parallelen Senkrechten des Talars. Hierzu
tritt in höchst wirkungsvollen Gegensatz der
schwere, starre StofT der Mozetta mit seinen
kantigen, scharfen Brüchen und der rundlichen
Abb. 5. Konrul *on Stein
Pelzzaddelung. Eine einfachere und dabei
klarere Gliederung der Gewandung ist eigent-
lich so gut wie «mmöglich. Wird durch sie
auf einen ruhigen, feierlichen Eindruck hinge-
arbeitet, so noch mehr durch den erstaunlich
vereinfachten Kontur der Figur selbst. Wie
meisterhaft er durchgeführt ist, wie er trotz aller
Geradlinigkeit doch belebt und schwungvoll
erscheint, tritt bei einem Vergleich mit dem
Kontur des Hunold von Plettenberg ins vor-
teilhafteste Licht Dort
noch ein allerdings
zum Teil durch die
Technik gefordertes
Suchen nach ruhigen
Linien, hier deren be-
wufste Anwendung.
Diese AbgekUrtheit
und statuarische Ruhe
bedingen den Ein-
druck des durch seine
( i röfse an sich gar nicht
überwältigenden Denk-
mals, in dem jede Er-
inneamg an die Gotik
verlöscht zu sein
scheint Im Gufs sehr
geschickt durchgeführt,
von liefdunkler gleich-
mäftiger Patina Uber-
zogen, ist es nachzise-
liert, aber so zart, dafs
die eingeritzten Linien,
vor allem die der
Sarometmozetta und
des ledcrgepreftten
Buchdeckels, die Ge-
samtwirkung nicht be«
einträchtigen.
Der Einfachheit des Figürlichen entspricht
die der Umrahmung, der Buchstabenform und
der Vierpässc mit den Evangelistensyrobolen.
.\uf deren Spruchbänder waren beim Denkmal
des Plettenberg noch die Anfangswortc der
betr. Evangelien eingegraben, auch war dort
die Form der Medaillons, ähnlich denen des
Gerbstädt, unruhiger und reicher gebildet; hier
ist die ganz einfache und schlichte Form des
Vierpasses wieder aufgenommen. Also auch
hierin eine für die Zeit auffallende Beschrän-
kung und ein Streben nach Vereinfachung. Sehr
ungeschickt ist die Figur in den Stein einge-
1903. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. ft.
170
Imwo. Mdftft lifi, aUtt aiif der Fufsleiste der
Iiuchrift ru stehen, gewissermafscn in der Luft
schwebt. Schon aus diesem Grund ist anzu-
ndmen, ihft der Gnft nidit tau Efftftttamiiit»
sondern von auswärts.
AHem Anscheia nach kommt das Denkmal
«w einer saddcntfdieo KanaiMine. Mbr dort
konnte in Devtaddand um die Jahrhundert-
wende ein Werk von solcher KLirhcit und Ab-
gewogenhcit entstehen, in der i'at ündet sich
dann «och im den Domes wa Bamberg und
Würzburg eine Reihe von Grabplatten, die
sichtlich der gleichen Werkstatt entstammen.
Bs sind dies in der Nagelkapelle de« Bam-
berger Doms die Platten des (jeorg von
Aufsefs, 1 1492. des Grafen Berthold von
Henneberg, | ü^^t und des Johannes
Stein, f 1606. Im Würtburger Dom reiben
sich als verwandt an die Denkmäler des Georg
von Giech, f 1501, Marlin von derKhere,
tl607. Albert von Bibra, f 1511, and des
Petrus von Aufsefs, j 1532. Hierzu gehört
auch eine, nunmehr von ihrer Umrahmung ge-
trennte Einzelfigur eines Geistlichen an der
Westwand des Kapitelhanaes und das sogen.
Denkmal des Richard von der Khere, j-
1588, welch letzteres höchstwahrscheinlich bei
der Be ü iitig u og an der Wand emen gamidit
/utjehöripen Inschriftr.md und damit N'amen (Er-
halten hat. Vgl. Rcpertorium 1 »1 , S. 38, .\nm. b.
Sind im groisen Ganzen die obengenannten
WQnbaiger Platten im Faltenirarf und Behand-
lung der Brokatgewänder reicher gehil let, so
entsprechen die Bamberger Platten in der Zeich-
nung bis hA auf die einzelnen Linien dem
Erfurter Denkmal des Stein. Georg von Aufsefs
hält ebenfalls ein Gebetbuch; die .strenge .Anlage
der Gewandung, besonders die Gebundenheit
des unterm Saumes, läfst gar keinen Zwdm
dantber, dafs für das t ine wit^ das andere Werk
der gleiche Entwurf verwendet wurde. Zudem
sind die Figuren selbst nur um 1 cm in der
Hölle verschieden. Eine ganz genaue Kopie
dagegen scheint die Platte des Grafen ßerthold
von Henneberg ni sein; selbst die charakteri-
stische Rnickfalte am Knie fehlt nicht Abge-
sehen von WappenviMs< liie'ieiiheiti ri tin'i Zutat
von Baldachinen ist bei allen diesen Werken
die Obereinstinmnng in Anlage und Gesamt-
charakter gan;' erst.iunlich und mit t-rklSrlich
durch die Annahme des fiibrikmafsigen Be-
triebes dner reichbescblftigten GieberiiOtte.
Plattengruppe steht das Er-
furter Werk darin etwas vT'lnzelt da, dafs es
im Detail am eintiicbsten gehalten ist Viel-
leicht hingt es damit susammeo, daft es seit-
licli mit an der Spitze der Reihe steht Noch
fehlt der reiche Wappeoschrouck der übrigen
Denlnnilef, nodt sind die Vierpflsse der£dcen
ganz schlicht gegliedert, noch fehlt auch der
Schmuck der Gewänder mit Brokatmustern,
Dadurch, dafs es sich einer ganzen Reihe von
Monumenten eini^iedefii wkoü, sinkt natllrUch
seine Redeutting, aber auch das ntir bedingt,
denn es entstammt ohne Zweifel der Peter
Visehe rschen Giefshlltte.
Hier sind fabnkmäfsig zu ziemlich geringen
Preisen zahlreiche Grabdenktniiler fiir Dom-
herren etc. atugefUhrt worden. Schon Bode
(•Deutsdie Plastik« & 148) wies „mit grOfiter
Wahrscheinlichkeit*' diese Werke Vischer und
dessen Söhnen zu, was Justi in seinen Viseber-
Studien (Repert 19U1) schlagend bewies durch
Vergleichung der verwendeten Brokatmuster.
Aber selbst wenn diese neuen wichtigen For-
schungen nicht vorlagen, wurde doch aus
stilkritischen Gründen die Eifiirter Platte in
das Werk Visebers einzugliedern sein. Denn
es ergeben sich unverkennbare und naheliegende
Venrandtsdialten, sowohl in der Tednä wie
in der Auf&ssung der Persönlidlkei^ mit be-
zeichneten Werken des Meisters,
Mit dem zeitlich nahestehenden l>enkmal
des Bischofs Johann tV. von Breslau^
1I9G gefertigt, hat das des Stein etwas «Un-
lebendiges" in Kopf^ Augen imd Händen ge-
meinsam. Wie dort; so scheint auch hier der
Körper zu gedrungen, der Kopf zu tief in den
Schultern steckend und die Oberarme etwas
zu kurz. Kein Wunder, dafs Lübke (P. Vischer)
m dem Werk ein „tieferea Verstindnis der
Form" vermifste, ein etwas scharfes Urteil, das
jedoch aiKh dem Denkmal des Stein gegenüber
angewandt werden kOnnte. Doch mag xnr Ent-
schuldigung Vischers dienen, dsis er, der
Besseres leisten konnte, dort wo er an be-
stiBomte iestformulterte Au%abcn gebunden ««-,
wie sie die Grabplatten boten, nur das gab,
was vom Re«teller verlangt wurde. Typisch
hierfür sind ja die Platten der drei Bamberger
Bischöfe Heinrichs III., Veits I. und
Georgs Tl., dii- In i]r_-r Huf'-tcclinik und auch
der Grö&e wie Vorstufen der Denkmalsreibe
der Domherren in flirer itbtikntffiigen Ver-
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1903. — ZEITSCHRIPT FOR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 0.
wandtschaft wirken. Mursten die Bischöfe ent-
sprechend ihrer Würde in mehr repräsenUtiver
Haltung dargestellt werden, so bedeuten die
Platten der Domherren eine künstlerische Be-
freiung, indem Vischer stärkere Bewegungs-
und Betütigungsmotive, wie das I^cn, einführte.
Das Denkmal des Stein zu Erfurt zeigt dies
Bestreben, die Figur persönlich zu gestalten,
sogar unter völligem Verzicht auf eingehendere
Behandlung des StofTlichen, wie sie die andern
Denkmale zeigen, ohne aber deren künstle-
rischen Inhalt zu stei-
gern. Deshalb wirkt
das Werk reifer und
bedeutender als jene
durch die ganz be-
wufst angewendete
Knappheit der Dar-
stellung und (las Stre-
ben nach Abklärung
des Formalen, ein
Streben, das fast zu
weit geht, indem es
ans Nüchterne streift.
Und gerade dies
spricht mit filr Vi-
schersche Provenienz.
Somit darf das
Denkmal des Stein
ohne Bedenken in
das Lebenswerk
Peter Vischers ein-
gereiht werden als
eine zwar nicht
hervor ragende,
aber doch beach-
tenswerte Arbeit
von unzweifelhaft
monumentaler Wir-
Abb. ti. Jnbanitn von I^phv.
ebendort, und dem des Kanonikus Bernhard
Lubranski (Kothe »Kunstdenkmäler des
Stadtkreises Posen« 18t»6, Taf. •!.) im Dom zu
Posen. Alle diese Denkmale sind reich ausge-
stattet durch Baldachine und Brokatmusterung.
Dadurch, dafs das Denkmal des Lubranski
durch das Brokatmuster von justi für Viicher
mit Sicherheit in Anspruch genommen werden
konnte, was mit gröfster Wahrscheinlichkeit
aus der Stilvergleichung bereits geschlossen
worden war, ist aufser jenen Meifsener Platten
das Denkmal des Stein
zu Erfurt ohne jegli-
chen Zweifel als Werk
der Vischerhüttc ge-
sichert.
Zeigt das Monu-
ment des Stein be-
reits die formale Ab-
klärung der Renais-
sance, so bietet das
später als jenes datierte
des Titularbischofs von
.Sidon, Johannes von
Lasphe, noch An-
klänge an die späte
(lotik. Das Denkmal
^ I ( Abb, 6) an der Sild-
wand des Domes neben
dem vorbesprochenen
stehend, mifst 2,80 zu
1,61 cm. Es ist leider
nur unvollständig er-
halten, denn der Bal-
dachin oder das Ran-
kenwerk über des Bi-
schofs Haupt ist aus-
gebrochen ebenso der
Bischofstab und das
kung. Letztere wird zu Erfurt dadurch ver-
stärkt, dafs die Platte nicht, wie es in Würz-
burg und Bamberg der Fall ist, durch eng
verwandte Nachbarn zur Dutzendware degra-
diert wird. Um so merkwürdiger erscheint
es, dafs man sie nicht gewürdigt und in ihrem
Wert als Erzeugnis der berühmtesten deutschen
Giefserhütte erkannt hat.
Bemerkt sei noch, dafs die Evangelisten-
symbole unter Benutzung der gleichen Gufs-
form vorkommen am Denkmal des Bischofs
Siegismund von Würzburg zu Meifsen,
t 1457, des Bischofs Dietrich IV., •[• 1476,
einst von der Mitra überragte Wappen. Der In-
schriftrand zeigt einfache Rosetten in Vierpässen.
Die Minuskelinschrift weicht vom ' typischen
Wortlaut ab, indem sie aufsergewöhnlich mit
dem sonst den Inschriftschlufs bildenden Segens-
wunsch: „requiescat in sancta pace" beginnt;
es folgen Name und Titel des Bischofs, dann
heifst es: Aic te/>u//ns und nochmals: rtquiescal
in pace, amen. Daran erst schliefst sich auf-
fallenderweise die Angabe des Todesdatums:
Oktober Isla. Da der Bischof l.'»(>8 zurück-
trat und seine Ämter niederlegte, ist möglich,
dafs die Figur selbst — in Gufs und Patina
17«
im. — zeiTscHiuPT für CHRISTUCHB KUHST — Nr. «.
180
voBilMcbrifteand «btpeiehend — schon zu Leb-
zeHen des Bischofs bestellt und gegossen wurde.
Der Riscliof steht in gerader Haltung da;
nur sein Haupt ist unmerklich zur Seite ge-
ndgt. Obwohl d«a Gesicht giiui von vorn ge-
bildet ist, scheint fHc Mi'n 'dcht von der Seite
geseheo, eine an sich zwar unwesentliche, aber
nicht ttnwirknme Adisenvmchicbang. Mit
grofsem Geschick sind die schweren Gewänder
des Bischofs behandelt. Die von der Miira
herebfiillenden Bänder vermitteln sehr geschickt
den Übergang von dem kteinav »erlichen
Kopf zu dem durch die feierliche Wucht der
Gewänder breit erscheinenden Körper. Ein
prankvollea, Itaitni mehr goticdi ni nennendes
Kleinod schliefst den schweren, mit Edehtein-
borte besetzten Chormantel. In grofsen Linien
ffiefit die Tunika fast glatt hernieder, in wir-
kungsvollen Gegensatz gebracht zur lebendig
und willkürlich geflltelten Alba. Dort ist die
Stott bebandlung manieriert, gerade so wie unter-
halb des fechten Armes. Aber dadurch wird
sichtlich auf eine pathetisclic Wirkung hinge-
arbeitetj auf grofsc dekorative Linien. b;r-
sicliffieh ist dies auch ans der Bahandlung des
Humerale und der wie vom Wind bewegten
Säume des Pluviale. Jedoch i^t durch den
Wechsel zwischen ruhigen und belebten Flächen
ein Ausgleich geschaffen, so dafs das feierlidie
Pathos nicht gestört wird. Su steht das
Denkmal als beachtenswerte künstlerische Lei-
stung da.
Durch hervorragende l'orträtwirkung zeichnet
sich der Kopf rlcs üischofs aus. VVir schatten
in ein mildes, leidendes Gesicht mit dem .\us-
dfucle der Resigoatioii und Krankheit Zwar
haben die Augen einen beobachtenden Aus-
druck, mdcm deren Winkel emporgezogen sind
und die Nasenwunel scharf herausmodelltert
ist, doch widersprechen die kleinen Augen mit
schweren Deckeln der in der Stirn- und Nasen-
partie sich äufsernden Energie. Die Backen-
knochen treten unter den welken Wangen
hervor; der kleine NTund zeigt schlaffe, hängende
Winkel. Weich und breit ist auch das (altige
Kinn angelegt. Von den Mundwinkeln zieht
'-itii ein manirierter Sehnenstrang zum Hals
hinunter. Dies alles verleiht dem Kopf leben-
digste PortrXtwirkung, die mit dem in ihr an-
geschlagenen mUden und elegischen Ton in der
Krf'irter Plistik allein rlastebt und an fränki-
sche K.unstubung anklingt.
Darauf hm weist auch die ganae pathetische
Auffassung und die Gewandbehandlung. Trotz
des Flachreliefs ist ditrch geschickte ModelUe-
rang, ihnlich wie beim Denkmal des Stein
Tiefenwirkung erreicht. Das goldbraune Metall
zeigt merkwürdige Weichheit der Kanten, und
trotzdem ist der Eindruck nicht verschwommen,
die gro6en tiaien wirken auch heute noch
siegreich, trotzdem r'ie Platte dttrch Abachlei«
fung an Scharfe eiagebüfst hat.
Wie beim Denkmal des Stein weisen also
die künstlerischen Beziehungen wiederum nach
Süden, nach Franken. Und wiederum bietet
ein im Dom zu WUrzburg erhaltenes Werk,
die Graliplatte des Bischofs Lorens von
Bibra, f 1619, die nächsten Anklänge; ein
Werk; (bereits von LUbke fUr Peter Vischer
in Anspruch genommen, dem sich Bode in
seiner deutschen Plastik S. 148) aiMChlie&L
Diese Platte ist repräsentativer und strenger
im Autbau, da der Bischof Schwert und Stab
in beiden HXnden sa halten hat Bei dem
Titularbischnf Johannes zu Erfurt wurde von
dem Künstler das genrehafte Motiv des Buch»
haltena sur Annbetätigung herbeigezogen. In
der Durchfilhrung der Ein/el/.vige ergeben sich
nahe Beziehungen zwischen dc-i P'nfen. Hier
wie dort die gleiche Porträicturaktcnstik und
pathetische AofBnsung. Auch die Baldachine
aus Rankenwerk haben einander entsprochen.
In der Relief behandlung beider Denkmale zeigt
Nch eine weiche, fltts^ge Modellienii^ wie sie
die des Kanonikus Stein nicht SO auagesprochen
und etwas trockener bietet. Dagegen spricht,
so sehr die i'cchnik es nahe legt, die Art der
Zdchnong nicht ftlr Peter Vischer selbst
Für die „Visierung" der Würzburger Platte
hat denn auch Bode (S. 148) an Tilmann
Riemenschneider gedacht, mit dessen Gewand-
behandlung und Zeichnung er Verwandtschaft
feststellte. Nun geht jedoch die Erfurter Platte^
so eng auch sonst die Berührungen sind, über
die Wtirzbnrger in zeichnerischer FreSieit hin-
atis, auch wenn anderseits die gleichen schwung-
voll graziösen Initialen der Inschriften auf die
gleiche Werkstatt hinweisen. Die Wttraburger
Platte ist nun neuerdings als /weifelloses Werk
der Visch ersehen Giefserhütte durch Justi in
Anspruch genommen worden. Demnach daif
man die F.rfurter Platte auch in die Erzeug-
nisse der berühmten Werkstatt einreihen. Das
gestattet u. a. die Vergleichuog mit den Relieis
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lfm. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KÜNST — Nr. 8.
ISS
an den Schmalseiten der Tumba des Bischors
Thilo von Trotha zu Merseburg, f ir)14.
Die graziösen Weihrauch-Engel dort zeigen, wie
die Platte des Bischofs Johann von I^phe, die
gleiche, mehr im Sinne der Tränkischen Spat-
gotik gehaltene Modellierung im Gegensatz zu
der mehr abgeklärten im Renaissance- Sinn
etwas vom Pathos des Veit Stöfs klingt in
dieser Formengebung nach, wogegen die Art
der Kopf-Charakteristik durchaus an Wohlge-
muthschc Typen erinnert.
Die Bedeutung der Platte des Bi-
schofs Johannes ist damit kunstge-
schichtlich gegeben. Sie gehört nicht
1^ IL' / 4U.X\i
Abb. 7- Jobjioa vuo Hcringvo,
rxihigeren Gewandbehandlung (Stein). Die Er-
klärung für diese formalen Verschiedenheiten
ist gegeben durch die Annahme, dafs hier die
Hand eines Sohnes von PeterVischer und
zwar höchst wahrscheinlich die des Johann es
Vi sc her, einsetzt, der seine Ausbildung bei
einem Holzschnitzer Frankens genossen haben
zu den hervorragenden, aber beachtens-
werten Werken der Vischerschen Hütte
und zwar zeigt sich in ihr eine KUnst-
lerhand, die mehr und stärker als Peter
Vischer selbst von der fränkischen zeit-
genössischen Kunst, sei es nun von
Ricmenschneider, Stöfs oder Kraft be-
mufs. In der Gewandstilisierung zeigt sich einflufsi ist und dem allgemeinen Ge-
deullich das Nachwirken der Holzplastik, sogar 1 schmack der Zeit nicht so energisch
183
1903. — ZEITSCHRIPT FÜR CHRISTMCHE KÜNST — Nr 6.
1B4
und feit gegenüber steht, wie der
Meister der Htttte, Peter Viseber,
selbst.
Bater erhdten ist das GrabdenkiiMl de»
1505 gestorbenen Johann von Heringen.
In eine 2,28 X 1>27 m grolse Steinplatte ist das
Brustbild des Veratorbeoen (Abb. 7) einge-
lassen. Ein InschriArand mit Wappen an den
ßdcen umzieht den Stein. AufTallend ist die
Besdiränkung auf das Brustbild; es ist mög-
lich, dafs Billigkeitsgründe hierbei mitgesprocheD
haben. Denn dafs eine Reihe schlechter Platten
um die Jahrhundertwende sich in Erfurt mit der
Einlage von metanenen gravienen und plasti-
schen Köpfen, Kelchen und allenfalls auch
Händen begnügte, luon schwerlich auf die
Anlage des Denlcmals eingewirkt haben. Die
Enplatte selbst mifst 73 zu 58 em, sie ist bei
Crceny (S. .".Ol ab^'cbildet unter Versieht auf
kunsthistorische Würdigung.
Dargestellt ist in Lebenagröfte der Kano-
nikus, iler mit der Rechten den Stiel des Mefs-
kelchs hält, den die Linke am Fufs stützt.
Hinter dem Kopf ist ein Brokatteppich mit
Granatapfelmusler ausgespannt. Rankenwerk
füllt die oberen Zwjrkel und bildet eine Art
Nische für den Kopf. Die Komposition ist
uoendlicli einfach und selbstvefstMndltch, der
gegebene Ratttn ist mit fabeUiaflcr Sicherheit
ausgefüllt. Diese Klarheit läist die liebevolle
Rioselbeliandlung der Ranken, des Vorhangs
und der schweren Sammetmoselta surüelctreten;
im Gegenteil lenkt dies alles nur um so ein-
drucksvoller den Blick auf das edle, ruhige
Gesicht des Kanodkus und Jssseu Kelch. Die
hoheitsvolle Gelassenheit de<; Geistlichen, dessen
.Augen, scharf beobachtend, leicht nach der
Seite schauen, wlhiend der Kopf sonst völlig
von vorn gesehen ist, strahlt aus auf den Be-
schauer, der, je langer er vor dem Werk steht,
um so mehr gefesselt wird.
Rdn Geringerer als Lübke hat es bbher
als ein/.i^ei Kunsthistoriker gewürdigt; in seiner
Geschichte der Flastik spricht er von der
„überaos gelstreich behandelten Platle nit dem
herrlichen, ausdriu ksvoUen Kopfe", der sieb an-
scheinend als hru lilu- leiitsames Fortrrlt dar
stellt. Und doch ist es kein Portrat trotz
der guten und doch scharfblickenden Angen. trote
der energischen Na'^e. trotz der hocht;c7ogenen
Augenbrauen und des wohlgebUdeten Mundes,
trots des kräftigen, dtirch das Alter gemilderten
Kinnes. Es ist ein Idealbild TOn fwbter,
innerer AbgewogenheiL
Vor der Beantwortung, welcher Künstler die
der PlaMe su Grunde liegende Zeichnung ge-
fertigt haben könne, scheint der Versuch an-
gebracht, des Werkes Herkunft su crgranden.
Ans Erfurt kann es wegen seiner hervorragenden
Qualitäten nicht summen, es mufs aus der
ersten GiefserhUtte der Zeil, der Peter Vischers
zu Nürnberg kommen. Da6 Vtsdier nach Er-
Ibrt Werke lieferte, ist in Vorstehendem dar-
gelegt worden, .luch hat er spüter das Epitaph
des Rechtsgelehrten Henning Goden,f 1521,
gefertigt. In Weimar, Naumburg. Merseburg,
d. h. in benachbarten thüringisch-sachsischen
Landen finden sich Erzeugnisse der Viseber-
Hütte. Es wäre geradezu unwahrsdieblieli,
stamme das Denkmal des Heringen — OHUl
vergleiche, um ein bekanntes Beispiel herausztj-
greifen, das Rankenwerk mit dem der MeiCse-
ner Platte der Hersogin A ualie au Meifseo,
f 1502 — nicht von dort, weist es doch seine
ganze Technik, vor allem die Verwendung des
Teppichs mit den Brokatinuster, dorthin.
Diese Annahme verdichtet sieb cur Gewifr-
hcit beim VerL,'leich mit der Grabplatte de^s
Eberhard von Rabenstein zu Bamberg,
f lfm. Bedauerlich ist swar, dafe diese Phrtte
sehr an Schärfe eingebüfst hat. Die feineren
Partien sind abgeschliffen und die Patina ist
ungleichoulfsig. Trotzdem ist die Technik
vAlliggleidi anf beiden Denkmalen, zu welcher
Erkenntnis ich schon kam, che mir das Werk
Creenys, der die Identität der Mache fest-
stellte, bekannt war. Doch ist das Bambeiger
Werk reicher im Gerank durch Hinzufügung
einer etwas plumpen Blume und je eines Putto
in den oberen Zwickeln. In Kopf- und Hand*
haltung sind zeichnerische Ähnlichkeiten vor»
banden, wie auch in der Behandlung des De-
tails. Doch ist das Denkmal Rabensteins äuch-
tiger nnd liederlicher siseliert Die Schalten-
lagen sind durch Kreuz- und Querlagen härter
angegeben als bei Heringen, woselbst die
Querlagen kaum durchgefilhft dnd. I^e Haar*
behandlung ist in Bamberg schematischer and
^rhiilm:ifsii;cr, die Augen durch starkes Aus-
bohren der Pupillen starrer und weniger lebens-
voll. Und doch gibt eingebende VeigleiGhuiv
die ncwifslieit, dafs l>eide Werke von einander
abhängig sind, dalis die Platte des Rabcnstein
nur eine cfwdteile (Gansfigur), jedoch kOnstle-
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1903. — ZBITSCHIUFT FÜR CHKISTUCHB KUNST
— Nr.fl.
IM
risch weniger gesch^T^'^'^n'" , such 'erhnisch
schwächere Form der des Heringen ist. Nun
ttt aenerdings, wiederum dtirch Justi,
die Bamberger Platte als Werk Vischers
gesichert wor'lpn; damit aber ist jeder
Zweifel, woher die Erfurter Plaue
kommt, ebenfalti beseitigt
Der grofse W^rt der letzteren ist bedingt
durch ihr Herausfallen aus der handwerklicheo
Mittdwaie der Viidierbllttew AfagesdiMi von
wenigen Ausnahmen, wie dem reifen und durch-
geistigten Idealbild der Herzogin Sidonie zu
Meifsen imd dem des Kardinals Friedrich
Kasimir, -j- 1510, tu Rraltau, sind die Züge
der Gestorbenen meist unpersönlich und typiscli.
Uod hier nun ein jener Krakauer Platte nahe-
ateheodes Werk von wahrhaft grandioser Ver*
etnfschung in der Wiedergabe der Erscheinung,
ein Werk von sprühender Wirkung und inne-
rem Gehalt I Efaie Zeichnung, weit Aber das
lonit bei Viicher Typische hinausgehend! —
Das scheint geeignet, die alte Streitfrage, ob
Vtscher etwa EntwuKe und Vorlagen anderer
Kflnstter benutzt habe, wieder anfsogreilte.
War Vischer in der Lage, eine solch lier-
vorragende Zeichnung selber su entwerfen,
dann ist er liia jetat nadi seiner malernchen
Veranlagung hm unterschätzt worden, denn
dann kann er an Kühnheit und Wucht des
Stils wetteifern mit dem Gröfsten seiner Zeit:
mit Albrecht Dflrer.
In der ZeichnuPL' 't>-ckt eigentlich nur
Dürerisches. Man erinnere sich an Dürers
Portrits, die abgesehen von den letsten Werken,
Brustbilder sind mit sich betätigenden Händen.
Bei ruhiger Haltung und Würde bringen diese
Porträts meist scharf ausblickende, beobachtende
Augen undHlnde^ die im nächsten Augenblick
ihre Stellung wechseln werden. Zwar itufserlich
ruhig, sprühen die Dargestellten von Kraft und
innerem Wolleo. In der Durchführung der Mas-
kulatar liebt Dürer eine nur ihm eigene, nach-
her von seiner Schule vergröberte Darstellungs-
weise, die man bei ihm, dem einstigen Gold-
ichmied^Lefarling, am besten mit Hetauitreiben
von Innen nach Atifsen bezeichnen mag «nd
deren Folge eine Belebung und Schwingung
der Linien ist Besonders wie «r das Rinn
sich aus den Wangen heraus hervorrundcn, wie
er den Kontur der Lippen belebt und auf- und
abschwellen lafst, wie er die TMnendriaen
hervorhebt, das alles findet sich hier wieder.
Auch die merkwürdig belebte rechte Hand, an
der sich der Ringfinger vom Mittelfinger löst,
um die Umrifslinien recht reizvoll und lebendig
zu gestalten, erinnert an Dürers Münchener
Selbstporträt. Weiter ist kennteichnend die
liebevolle Behandlung der TradiL Bd grofier
Vereinfachung doch ein Reichtum kleiner
Einzelzüge, Gründlichkeit und Genauigkeit in
der Wiedergabe des KostflmHchen. Man beachte
z. B. die Schlinge der Mozetta, deren r,egen-
stiick sich an der Platte der Herzogin Sidonie
su Meißen findet Schließlich die Falteobe-
handlung mit ihren schmalen, scharfen und be«
schatteten Brüchen und die wie aus einer
Drahtschlinge geformten „Augen". Genug, dafi
sus der Platte Dllreriieher Gdst mit onver*
kennbarcr Kraft spricht. Welche Schlüsse
daraus zu ziehen gestattet ist, möge weiteren
Betraditungen flberlusen bidben.
Mit diesem vortrefflichen Werk ist die Zahl
der der eingehenden Würdigung werten Grab-
denkmäler aus Erz erschöpft, denn das Epi-
taph d es Henning Coden von Peter Vbcber,
ein Werk von vornehmster formaler .Xbklärung,
ist von der Fachwissenschaft genugsam gewür-
digt worden durch das Vorhandensein des glei-
chen Gusses zu Wittenberg. Auf eine Be-
sprechung in diesem Zusammcnbaog kann also
verzichtet werden.
Die spiteren Erfiirter Arbeiten habe« nur be-
dingtes Interesse; die Platten der Ri schüfe
Paul Huthen, ; 1532, und Wolfgang
Westermeyer, | 1668, spielen gegenUbeär
denen des Stein und Kischob Johannes eine
klägliche Rolle. \'on Interesse ist die tim-
iängreiche gravierte Platte des Eoban us Zieg-
ler, im Domkrentgang (abgeb. bd Creenj
S. 66). Von den kleineren epitapharttgen
Wappen- und Inschriftplalten haben die mono-
grammieiten des Erfiirter Glockengiefsers Mel-
chior Möhring ein lokales Interesse; ein paar
weitere kleine Tafeln dürften von Peter Miilich-
Zwickau, dem auch in Weimar vertretenen
Schwiegersohn Peter Viseheii, herrOhren. Doch
treten alle diese Werke zurück vor den oben
einzeln behandelten bedeutsameren Schöpfun-
gen, die ans ihrer Nichtbeachtung gezogen
und nir Wftrdigttng gebracht zu werden ver-
dienten.
W«iniar. Dr. Odo BaehBcr.
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IW3. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. «.
188
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XIV. (Mit Abbildlins.)
29. Hölzerner Kr ummstab der Früh renais-
sancc, S a m ml. Cl eme ns (K.at.-Nr. 2661).
ie-^e aus Nufsbaumholz geschnitzte
Krümme nebst Manubrium, 55 cm
l och, unten Gr« im Durchmesser,
ü olien 2Vt bis 4 cm dick, hat ent-
weder einer nahezu Icbensgrofsen Bischofsfigur
als Attribut gedient oder, was noch wahrschein-
licher sein durfte, einer Äbtissin als Abzeichen
ihrer Würde: denn ganz aus Holz gebil-
dete Stäbe pflegten den Bischöfen nicht bei
ihren Funktionen zu dienen, sondern nur
.ils Bcstattun^'sbeigabe. — Das vorliegende
F.xemplar zeichnet sich durch einen gewissen
Reicluum aus und durch eine originelle, dem
Material vortrtfllich angepafste Behandlung, wie
siesichnamcntlich zeigt in dem flachen, h.mdlichen
Relief, und in der geschlossenen, kompakten,
Verletzungen nach Möglichkeit ausschliefsenden
Art der Konstruktion, so dafe dasselbe gerade
in dieser Hinsicht als sehr lehrreich und muster-
gültig bezeichnet werden darC — Von dem
achteckigen gut profilierten Ring, in den der
Rimdstab sich einzufügen hatte, leitet eine durch
fünf Blatter verzierte Hohle zur Rundung über,
die in leichter Anschwellung durch fünf Säul-
chen gegliedert ist. Zwischen diesen stehen unter
Rundbogen je eine Rclieffigur: St. Ursula, St. Jo-
hannes Baptist, drei nackte Engel; acht Blatter
vermitteln den wiederum achtseitigen Ring, und
aus diesem wächst in viereckiger Führung die
birnförmige Krümme, die in den flachen Kehlen
auf beiden Seiten mit ausgesparten Rosetten ver-
ziert ist. Mit eng anliegenden Blattkrabben rings-
um besetzt, lauft die nur wenig sich verjüngende
Krumme unter der Mitte harmonisch in einen
Blattwulst ans. Über demselben thront, die
Öffnung sehr j^eschickt (Ullend, auf einer Blatt-
konsole unter einer offenen Arkade die Gottes-
mutter als Relieffigur, und sehr durchsichtig
gehaltene Bbiivoluten füllen neben den beiden
Rundsäulchen die Zwickel aus. — Architektur
und Ornament verraten italienische Einflüsse,
während im übrigen die süddeutschen Formen
vorherrschen, wie sie im III. Jahrzehnt des
XVI. Jahrh. in l'bung waren. — Die aus
einem .Stück geschnitzte Stabbekrönung war ur-
sprünglich polychromiert, daher mit Kreidegrund
verschen, <lcssen Reste, weil die Feinheiten des
Schnitzwerks verdeckend, entfernt wurden.
ScbnQtg« D
Gc
m 1908. — zHmctnorr für cmimLiCMB eonst ~ Ht « m
Bücherschau.
DicIloDBkire d'archtfelegie cbrCtienne eid«
Ihvrf ie jMM pw le R. P. iom Feratsd
brol, BAt^dfcHn it Solefinet. Puw, LctOBtcj
et A n e. 1,' m'j J'i Vieux-Colombier,
Nebco dem Üictionn&iie 6e la Bible and dem
DiclioDiiiire de Theologie calholiqae lifit der ab«r«u*
toibrige Pviier Verlag dm v«Hb«Michatt«n Dictton-
mdi« eneh^B, der 4 Binde te 4* wafcMm toll in
Uefeim^Cen von 320 Sp«licn (Frei* 5 Fr.). — Die
Herauigabe bat der bekannte Litargiker Cabrol Ober-
nommeD, and er, wie »eine Milarbeiler, von denen
namenllich LeclecK) def bekannte Archäologe, dorn
Belle, dum Oallard, Ermoni, Allard genannt tcien,
blirgca für diHchnu gtdiagMit Lentiiiiig, wekh« den
CBo m f FofUcbiilleD d«r WiiMMeb«fl «ir diOMii
durch neuere FoTicbnnKcn und Eiiideckun);en wesent-
lich erweiterten Gebielen vtillkomnen Knecht wird
und dai reiche M aterial in klircr, grUmilicher und
inverllMiger Weise behandelt. — Seil dem Erachetnen
de« (in DeuUcUand cur Zeit darch Kram eingeführ-
ten ) OIctiOBUii« dce antitiidtda cbidticanei von Mar-
tigny bM die eltchrlttHebe Areblologie (in
ihrer Aiudehnung bU auf die k-iro^inci^che Kpüche)
vielfach eine neue Ge»taltiing gewomieo auf dem
Gebiete der Kunst, noch mehr anf dem der Ge-
brftuchc und Kottaisc, der I koaograpbic,
Syatbellk, Pallagrapbie «.1.1». Aaf dea
Gcbiele der Llturg Ik, der Lebi« wn den eiMehiM
RNa end IhtM Tielseliigcn Enlfaftnagei) fehlt« tm
bUieraOcb g^nz an einem insainmenr.-issrnden gröfüeren
Werbe. — Die Autgabe, welche die Verfasser »ich
gettcltt haben, iti alao gewaltig und der Umstand,
dai» ila den Test durch inUiticbe UhutraUoDea be>
(hilee weBM^ alelgeit die Hwflbung anf cte dnrchent
iMtralldvae (ako Alphabetisch geordnetes) Lexikon.
— Die I. Licferu n g desselben von A-Si bis „Accu.
aation" (contre les Chr^liens) liegt vor, und dl ^
sehr scharfe znoteist gani neue Abbildungen eiliutern
den etwas klein, aber ungemein deutlich gednickteo,
h«cbrt flbereicbilicb geordaelcn TczL — Jedei Aitikel
beften» mit afaier knappen Disposttion end an der
Hand derselben ist die Orientierung »ehr leicht. Mit
der gröUlen Sorjjfall ist die ungemein ergiebige Lite-
ratur unter dem Te«t vermerlcl und in diesem selber
die von sahUoaen Notiien, ZaMmmcnatelhuccn, illn-
Mrativen EinMiheiten dnrohwobcM Entwicldmg ae en*
•cbaolicht dab dIeXidillre de» an aick enalen Bnchea
erbeblieb erleiehteit wird, — Der etale Artikel A-Si
ist eine geraderu erschöpfende Darlegung des weit-
schichtigen Materials , der Artikel ,,Abbaye" eine
manches Nene bietende Studie, „Ahtc^daire" eine
ichr gelebne Abhandkng, „AbcKin»"^ etae böchat
Ina^ft, nicht mindct HAbgar" and noch mehr
i^braaax" und „Abr^viationa". Auch „Abside" bietet
TielNeaes, erst recht ,,Accent" mit vielen Noten, sowie
,,Acclamations" (ohne Krwahiiimg der Kirschscheii
Schrift) mit manchen Abbildungen. — Also ein hoch-
bedenlaaMa Werk, wekbea Ab die dcnucbcn Stadien
sende aehr gdqen keiMt, dabet gcwä» grofae Be-
achinng Ünden wird. Scbat >C*a* I
Der BrnnacB d«e Leben» «en Han» Holbein,
Ten Arier Seesana.
Dieeer Sondenibdraek *vt der »Zehachifft fbr bO.
dende KonH. Seite l!i7 — -200 bringt eine Firhentafel
von dem hrfach besprochenen, aber bislang nicht
abgebiMeleii, im kSaigl. Schlosse zu I.iisahon befind,
liehen, figttiCDtcichen, metkwtrdigen Gemilde, »etcbee
die bi einer Laadaebaft trar einer IMhutradelbroaende
Gotteemotter in der Umgebung von Heiligen vnd
Engeln darstellt und die Signatur trägt: lOANNES
HOLBEIN FECir isiQ. Diese mannigfach, nament-
lieh von den VerlieterQ des itieUcrlindischen Ur>
Sprungs angefochtene Aufschrift hill der Verfasser
wobl aüt Recht Ab avibestiich and prtlft an der Hand
eioe» aebr aaagtebigea end bütrikliven, vikendlicben
wie literarischen Materials und mehrfacher Abbildungen
von GemJUden, Reliefs, Ilandzeichnnngen, die Frage,
ol} das Bild von Hans llolbein dem Aeheren, seinem
jtlngeren Bruder Sigmund, oder seiiiem Sohne Hans
herrahrl, mit dem Ergebnis, dafs Hans Holbein der
/mgcre ea int Aller ran 22 eder 2S Jahren als te»
Meialenraek gemah bat. Die naacberlei Erwlgungen
und CrBii-lf, ui'- iKr Vr f:.5«,er in geschickter Kom»
bioation geltend uiachl, siud wohl geeignet, die Ur-
heberschaft von dem Vater, fur den die meisten
KlUMlnilikcr plädieren, auf den Sohn in ttbertragea.
Sekaltgen.
Beschreibende Datstellang der SUeren Baa>
und KunstdenkmSlerder Pro v ins Sachsen.
XXIII. Heil. Die Kreise Halbersladt Land
und Stadt. Bearbeitet von Dr. Oskar Doering,
ProvinmlkonservaioT in Magdeburg. Halle 1802,
Hcndd. (Fieia 80 Mk.)
In diesem l-mge vorbereiteten Bande tritt der Halber,
«tidter l.andkrei» an Bedeutung weit hinter dem,
allerdingi yani ungewöhnlich reichen Stadtkreis lurtlck,
obgleich es auch in jenem nicht an hervorragenden
Denkmiilern (ehlt, wie die romanischen Anlagen in
Oeenbeim, Grofa-ii^Mniiedt, Rhoden, Sifitterlingenbnrg,
Strfibeek, Webitledt, Weaterbarg, die frtihgotiicbe
Kirche in Derenburg und namentlich in Oaterwieck,
wu iiui,^h sonstige Merkwürdigkeiten auch auf dem
Gebiete der durch den ganien Kreis verbreiteten Fach,
wcrkbaaten. — Ueas Stadtkreise iit eiaelaagege.
sdildMHebe Blnleltnag genMaet und die Stadt,
topograpbie Isebaadek a) Burgmauer, Stadtmauer,
Tote; b) Stia&en; c) Märkte; d) BegrXbnispUUse und
nicht mehr vorhandene kirchliche wie weltliche Ge-
binde, dann die noch vorhandeueu kirchlichea
G eb S u d e , die, 7 an der Zahl, bei 200 Seiten ftllan»
die KlSaler, Hospitäler, KonunisM. Ralbana,
die tabIretelMn beeblwdeatsaiaen Wobnbinser, an»
leltl Sammlungen und Brunnen. Den Ausgangs- und
Mittelpunkt biklet der Dom, der als Bauwerk und
besonders hinsichtltih der Ausstattung kaum seines
gleichen hat, und an ihn schliefsen sich aus der roma-
nischen Zeil an die Uberaus merkirtlrdige Liebfranes»
kirche, Si. Morha, St. Paal. St. Bnrcbard, aa» der
goiiaciben Periode die Heitfail-, Andieaa., Kathartann»,
PanK.Kirche n.a.w., dir blnaidttlich ibtarBanatt, wie
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1008. — ZSITSCHSIPT FÜR CHKISTLICHK KUNST
— Mr.e.
ihrer Auutattiwg ichr cbaiaktrrisiiich, und wm an
Sleto^ Tm* md Holukulpturen, an Wand-, Tafeln
GltMMhtiim» m AMm». T«af bruiMa, M«bdn altar
Art, «B KkinkoiutttfMMttiidta, G«wtbM, Srielttrcl«
etc. cier frühen und späteren Zeil hier erhnltfri Mi?b,
i4eUt eiitcB guu au&erordcDtlichcn Reichltitn vmd
Arten, Formen, Techniken dar. — Da« Alle« Qber-
■teblicli m i a w i i m i ii cw, vcntladUcb »i bcMlucibeii.
wmr kdM kMM AB%tbe; VoChmt bat li* gnt
£elöit, fÜT «eine Zwecke die ArchiTe mit Fleib nnd
Erfolf durchfortdil, die Literatnr itvdiert, die Cegeu-
itknde geprüft, an a; 1;' chem Nfatenal 234 NoDimem
bei(obtMht, aUo tehr weit hioaus Uber da* &llher t>e'
niU MtaUkk mgemesscne Mab. Dafa manche Be-
•tktuiODfw ■* aDfMMia, «tamfaM tweifciluft «sd,
ftlk nldtt tat G«widrt. — Dam gctchiclitlielwB, gco.
graphiacben aod kunM»titi»iiichen Kegialer, dai mit
enoRBCnt Fleif* in iimktiücher Diipontrrnng xosammen'
gestellt iit, darf »lle Anerkennung; |:f. Ilt, dem Ver-
ÜHMf gralaüerl werden lum muhum voUendelen
Werk. Sehattfea.
Modtracr Cicerone der Union Deutache VetUg*>
gWaUiCfcaft in Stottgart. 1. Florenz mit 234 Ab-
bildtingeu. Vo« Dr. P. ücbitbriBf. {tm» tßb.
■l,r>0 Mk.) 2. Rom II. Mtncr« Kvnat Mit Be-
ginn der Rmaistance. (Mit 159 Abbildungen ) Von
Prof. Dr. Otto ilarnack. (Preit geb. 4 Mk.)
DtoM aetien Ftihrer darch die bedeulendtlen Kanat-
aUM«i maacbcidcii eicb von d«B Rwacbtcbcrn
inebt BW darch die labbafebcB (troo Oncr KUm.
heit durchweg aehr klaren) AbbiMungen, tondern
auch durch die ilelleoweitc sehr eingehende Erklirang
der einielnen Kunstwerke. Da dieie nach Maftgabe
ibrer Veneüuig in die einteinen Slle, aUo topogra.
pkiMb vMgtlbbrt werden, %o kann die Baliricklunga-
fH<l>i«hli afcbl n ihrem TCUen Kecihi kaaacai dcet«
Mbr die lledeMuiK eiw^hcr Meiner snd Werke, too
denen manche in aehr geachickier und fruciitbirer
Weiae dem Veratlndniiae niher gebracht werden, dank
der Vertrautheit der Verfaaier mit denaelbcn. Der
iMtfskliveo, origiMlIcii Art, mit der aamaMlicb Scbn-
bftec idBe Ae^pbe »ei, dnf du Lob «otewttbidieber
Lebendigkeit und ABecbenUchkcil g e epeu det wrrdee.
— Daa Format iai handlich, die AoMtattung sehr ge.
fillig, die Illnalration tAdelios bis auf einige, eiorelnen
Reisenden vielleicht minder konTcnable DarateUuugen.
— Das erste HUchlein (Floreni) behandelt die Ge.
tBlld^akrica der UfliiieB «ad de« Pelasto PüU, Bar«
geVo, Doraopeia, Akadeaiie vad Ueiaete Samarina-
grn. — Das xweite Büchlein \Kom) ladet tarn (auch
die liaudenkmUer berttcksichligenden) Rnndgang
ein von Porta dcl Popolo tum l'eier<<plRtz, durch den
Vatiinai, San Piene und die Kirchen auf dem Gianicnlo,
datCb die etdMcB, durch die Ältlichen Stadtteile.
Die lloehfcaalMaitce (im Uatereebiede der Frtb.
renaiasaBce tn Ftoreni) siebt hier im Voedergntad, vnd
es gelinEt dem Verfasser, von ihr ein an»ch«HliLhev
Bild in geben «ohne daCs jedoch die unmittelbar vur.
hergehenden Perioden gani ausgeschlossen werden).
Bilder, esd KeaaUerveraeicbaiaBe crieichtera die Oriea*
tienug in beiden Bachkin, die wegen ihrer unter.
weaseadcn, aaregenden Art der FOhrung und ErkU-
aliAl BDf lialtaai, aaieadflibaeada F'ribnuigea.
Schnatc««.
»Cbrietliebe Knast.« Meramsgegebea v«a der
,,G esellschaft fflr christliche Kunst" in
München. Mit crlistemdem Text von S. Stand.
h a m e r.
Dieses Pracbttifrlt, «elcbea ia Liefaraagea k ftaf
Blatt (Preit 3 llk.\ iroo deaea Anf eleea Baad bndea,
eracbeuii, soll hervorragcade Knnsiwerke religiöser
Art, alle wie neue, in farbiges Nachbildung«.) [M
A jo im tnii Rand) bieten, also eine ,,Oalerie chtiai.
lieber Meiaerwerite roa dea Aaflagca blaa a i Klwr
Leiatungea bb am baatigca Tag", «ad hMatge»
aeUebtlieha Kotfaea «ia iatbeliaeha Wtakt aollaa
die eiaaelaea BOdcr beglaitea. — Die L Mappe
entbUt: Thronende Madunna von Bellini, Madonna
mit Kind von Tizian, die Geburt Chritti von Schon-
gauer, Claubensstarfc (MlllyiiB VW dem letzten Kaoipf)
voB Coraicdiei, Ctab hg B Bg ' eoa P^gd. Die Kcpio»
dtAtieae a bnaea iabetreC der Zcidanag wie der Feiw
l>enitimmnng nichta tu wtlnschen tlbrig, lo dala auch
in techuucher Betiehung zaversiehtliche Hoffnnngcn
berechtigt r'-^rhr-.T-m Hinsichtlich der Meister wie
der Darslrlmtigen wird es gewils an Mannigfailigkeil
nicht fehlen, und dafs namentlicli auch die denl lch Bi
und flJUniKhcB Maler de» XV. aad XVI. Jebib. aia»
giebig TCftRleB aein «•Hoh M «aU mit SMuthelt
Wandschmuck.Snnimlung von Meister,
werken klassischer Kunst nach Originat-Auf-
aabaica Util die „Geseilacbaft aar Verbtei-
Isaf klaaeiaeber Kaast (Btrila SW, Friedrich.
elraCw IS) dareb f^ofineor Dt. V. tob Loga heraat-
geben, und die I. Publikation besteht in eine'
Folge grofacr KunslbUtter, welche die Hauptwerke
der klassischen Malerei vom XV. bis in das XIX.
Jahrb. BBifiuaeB aoiL Voa diaaea aiad i>eiesiB Mt er>
echkaea {PaplergrClf ae 78 : 9» *m, BiMgrttbe bOebMeae
t& : dft em)t ToraOgiidie Kopfcrdracbe aaf CUaa, k
10 Mb. (mit Rabmen 20 Mk.). Die allen Flamlinder,
hpanier, Ilaliener (namentlich Kaffa- ^M 1 ^-r rrir i,
vielmehr noch die NiederUnder ^betonders Hai«, Keoi-
brandt, Rnijsdaal, daiu van Dftk aad Hubens). Die
Aaaitabl verdieat alle Anetkeaaaag, da die Oatatd.
hiageB leldtt ventiadHA, daieiiaaa eiirbar aad voa
guter dekorativer Wirkung sind. — Die ) mir vor.
liegenden ProbebUtter: Sixtina von k.TfTael, Zins-
groschen von Titian, Ecce homo v<ni Keni und Delh
von Vermeei sind wahre Muatcrdnicke : kriftig und
klar, abgetönt und warm, so dab lle vna dea Origi.
aalcB chie VonteUMag eermitlebi, wie aie beiai Vcr*
liebt aaf Farbe beseer lunm denkliar iai. tn einem
p;<s;enden Rahmen »ei es n it oder uhnc Rand, sind
die Kunstblätter hiusichütch des ernsten, wardigen,
imposanten Eindrucks nicht leicbl CB OlMrbiaiea, laaal
l>ei io bescheidenem Preis. Sebnntieu.
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Abhandlungen.
Frttl^tndies rhdniMlies Reliquien-
altarcheti mh beaiaken PlUgeln.
eliquienalUlrchen in der Form
von Triptychen wurden schon
in der spatromanischen Pe-
riode, da «fieAhactudie durch-
weg noch keinen Aufsatz hat-
ten, vereinzelt zum vorüber-
gdiendcn Schmuck denelben
verwendet, und nach Malsgabe der herrschen-
den Technik erfüllten ziient g;ravierte und
namcndkh emailHeite Platten diese Au^be.
An ihre Stelle traten in der zweiten HaJfte
des XIII. J;.hrh. aüinalilicli Tafclgemalde, zu-
meist ab Flügel für hulzgcschniute reichver-
goldete Milteltafeln, «dche die ReHqalen
bargen. - Ein solches Tri|it\ rhnn, aiifgeklapiit
68 cm breit und hoch, II tm tief, ist mit der
Bo iaaer <e ic hen Sammliing m den Beiits des
Königs Ludwig I., und aus dessen Nacblafs
1875 in das bayerische Nationalmuseum zu
München gelangt, in den »Kunst-Schätzen«
desselben durch von Hefner* Alteneck als
Blatt XI mit wenigen Worten beschrieben.
— Da das ungemein anmutige, dem We-
sen nach unberflhrte Altflrchen offenbar vom
Niedenhein stammt, so mOge es hier an
der Hand einer neuen Aulhabme eine
kurze Bescbreibang finden. — Auf einem
40 cm breiten Sockel, einer Art von Predella,
mit ausRchobener blattbemalter Vicrpafsblende
steht der aus Nulsbaum, als der im XlV.Jahrh.
Bu KOIn für plastiiche Zwed» vamdunKdi ver-
wendetcn Holzart, verfertiptf ÄTittelsohrein, der
ganz architektonisch behandelt ist, indem drei
ichluke fmstemtige Mnftweikbflgen, von
Wimpergen bekrOnt, den ganzen, durch eine
Rosettenborte ringsum dngefa&ten Raum fÜU
len. Die doidi aber Eck gestellte schmale
Fialen geschiedenen Frontispize verlaufen sich
nach unten in flach sich anschmiegende
Wasserspeier, imd so leicht wie durdisichtig
lind die Bla&weritsMnge, die oben und an
kleine Nisi hen, in den (hi-\ f^anz
BekrOnungen Fensterarchitektur bil-
den. Die mittlere Nisciie lut ursprünglich
eine andere Ausstattung gehabt (vielleieht einen
Armsrhrtiki-I}, ilcnn der gewundene S.lulcn-
sockel mit dem spätgotisierenden Kapital ist
modern, und das reizende, 16 em hohe, riem»
lieh flache Elfenbeinroadönnchen, für welches
er gemacht ist, Ülh erst in die zweite Hälfte
des XIV. Jahrh. — Die kleinen Doppel-
nischen, die sich in sechsfacher Wiedeihotnag
und doch nicht monotoner Wirkung überein-
ander ordnen, hatten die Bestimmung, Reli-
quien anbunehmen, und allem Anacheine nach
haben gmfse Wandschränke, welche Reliquien-
häupter als die beliebtesten Heiligtümer der
kölnischen Kirchen bewahrten, hierzu das Vor-
bild abgegeben. An diesen Miltelschrcin sind
die l>eiden, nur 1 cm dicken Fl:iij;t l bcfrstif^t,
die geteilt, unter ausgesparten, uulliin relieher-
ten Bogen die VerkOndlgung und Geburt, die
Taufe Christi und Krönung Mariers zripcn.
Auf rankengepunztem vergoldetem Hinter-
grund, wie ihn vornehmlich im XIV. Jahrh.
gerade die kölnische Schule liebte, erglän-
zen in kräftigen Lasurtönen die streng stili-
sierten Darstellungen mit ihren schlanken
typischen Figurm; ihre Ikonographie, wie sie
namentlich in den beiden stehenden Figuren
der Verkündigung, in der liegenden Mutter
bei der Geburt und dem gewandlialtenden
F.ngel hei der Taufe zutu Aasdruck kommt,
entspricht durchaus dem Geiste der Zeit —
Die Rttekseiten sind mit swei Standfiguren be-
malt, einem HLschof und einem Ritter. Da
dem Bischof das ihn charakterisierende Attribut
fehlt, so ist seine Bestimmung wenigstens bis
zu dem Angenblick unmOglicfa, in welchem der
Ritter nicht nur seinen Namen verrät, sondern
auch die Kirche, für welche das Ganze aus-
gef&hrt ist Da er im silbernen Panzerhemd
mit der roten Tunika und dem Setzschild den
hl. Gereon darzustellen scheint, so liegt die
Vermutung nahe, dafi das (dem sweiten oder
dritten Jahtaehnt des XIV. fahrh. angchOrige)
Alt.lrrhen aus der St. riereotiskln lu- zu Köln
stauimt, in der sich an nnttclalterlichen Aus-
stattungsgege n standen Gut nichts erhallen hat,
aufsrr den I ut iicn und niedrigen, nur mit R^ li-
quicnh:iupterngefüllten,defswegenauch nischen-
artig eingeteilten Wandkisten. Sek aitf «o.
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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr.
196
Ein gotisches BUstenreliquiar im bayerischen Nationalmuseum.
(Mit 2 Abbildungen.)
lac h chronikalen Nachrichten ist die
Kunst der Metallbearbeitung in den
Klöstern Sudbayerns in der Zeit
lies romanischen Stiles nicht weni-
ger schwunghaA betrieben worden, als an den
Hauptstatten dieser Kunst, am Rhein. Etwa
von 1270 an treten neben die Klöster die
Städte auf, teilweise als prunkhafte Residenzen
der infolge der Zersplitterung des Landes zahl-
reichen Herzogtü-
mer und Fürstbis-
tUmer, teilweise als
freie Reichsstädte,
in denen der Reich-
tum und die poli-
tische Macht der
Bürger in zahlrei-
chen Stiftungen von
Kunstwerken ihren
Ausdruck fanden.
Voran steht Regens-
burg, das immer
noch von seinem
Glanz als frühmit-
telalterliche Kaiser-
stadt umstrahlt ist
und in dem uns
eine auffallende
Menge Namen von
zweifellos sehr be-
schäftigten Gold-
schmieden Uberlie-
fert werden, Daim
kommen Augsburg
München, Lands-
hut, l'assau u. a.
Nach den vorhande-
nen Inventarien zu schliefsen, sind kaum zu einer
andern Zeit die Kirchenschätze so bereichert
worden, als im ausgehenden XIH. und in der
ersten Hälfkc des XIV. Jahrh. Nicht nur kirch-
liche Geräte entstehen in Menge, wie Kelche,
Monstranzen, Rauchfässer u. s. w., sondern auch
Werke, die zur figürlichen Plastik gezählt wer-
den müssen. So gibt das Schatz Verzeichnis
des Freisinger Domes vom Jahre 13.52 an,
dafs die Häupter des hl. Corbinian und Lam-
pert in prachtvollen Reliquiarien gefafst waren.')
>) Sighart «Getchichte der bildenden Kande
im Königreich Bayern«, p. .3St9.
Abb. I
Bischof .\lbert II. (1349-1 8.'>9) hinterliefs eine
lebensgrofse Statue des hl. .Mcxander aus
Metall. Herzog Ludwig von Bayern- Ingolstadt
stiAete zum Dom I.S95 sein eigenes Bildnis
in I^ebensgröfse von Silber zur Sühne für einen
versuchten Überfall der Stadt Freising. Auch
andere Kirchen und Klöster besafsen zahl-
reiche Reliquiarien in Büsten-, Kopf- und
Armform.
Erhalten hat sich
abervon diesen früh-
gotischen Skulptu-
ren fast gar nichts.
Desto erfreulicher
war es, dafs vor
kurzem ein der
fraglichen Zeit an-
gehöriges Kunst-
werk bekannt ge-
worden ist und
durch Übergang in
eine öffentliche
Sammlung fUr Bay-
ern gerettet wer-
den konnte. Das
bayerische Na-
tionalmuseum
erwarb nämlich aus
dem Handel das
nebenstehend abge-
bildete Reliquiar
in Büsten form.
Es stellt eine ju-
gendliche Heilige
dar, welche wenig-
stens vorerst nicht
SU benennen ist.
Die Büste ist in zwei zusammengenieteten
Teilen in OJTi mm starkem Kupfer getrieben und
unten durch einen Boden, welcher auf vier massi-
ven Füfsen ruht, geschlossen. Der kupferne Boden
ist versilbert, die sonst sichtbaren Oberflächen
stark vergoldet. Die Höhe mifst 0,36 m, die
Ausladung an den vier Füfsen Ö,31ß : 0,225 /«.
Auf der Brust befindet sich eine mit einem Tür-
chen verschlossene Öffnung, durch welche die im
Innern befindliche Reli(|uie besichtigt werden
konnte. Zur Einführung dieser Reliquie diente
wohl eine zweite, in gleicher Weise verschliefs-
bare, aber etwas grüfsere Öffnung.
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107
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
ins
Nach der Tracht der Zeit ist die Büste der
Heiligen mit einem Gewände mit rundem Hals-
ausschnitt (gleichlaufend mit der Nietfuge) und
darüber mit einem Mantel bekleidet zu denken.
Die Sflume dieser Gewänder sind markiert ge-
wesen durch Reihen von gefaftten Edelsteinen,
wovon noch die Nietlöcher, in denen ver-
einzelt Reste der silbernen Nieten zu sehen,
zeugen. Auf beiden Schultern war ehemals
ein möglicherweise mit Email verziertes Resatz-
stück angebracht; heute ist
dieses nur mehr auf der
Unken Schulter vorhanden.
An vier Stellen des Haup-
tes zeigen doppelte Niet-
löcher an, dafs hier ein
Heiligenschein oder wahr-
scheinlicher eine Krone be-
festigt war. Am Boden ist
ein verschlungenes Band
eingraviert, das auf qua-
driertem Grund in etwas
steifen Majuskeln folgende
Inschrift enthalt: f sivester-
chungunt ■ von ■ tglofshaim •
priorin ■ ze ■ vichbaeh ■ hat •
mich • er ■ zeugt ■ m ■ ccc- XL
• V- symonis -yude ■ ward •
ich • ftetait.
Damit ist das Jahr 1345
als Entstehungszeit der Bü-
ste und ihr früherer Bestim-
mungsort bekannt. Das
Kloster Niederviehbach a.
d. Isar, Bezirksamt Dingol-
fing, war ursprünglich ein
Jagdschlofs der Grafen von
Leonsberg. Unter dem Abb.
letzten Grafen Berengar dieses Geschlechtes
und seiner Gemahlin Agnes wurde es 1315 in
ein Augustiner-Nonnenkloster umgewandelt und
genofs besondere Gunstbezeugungen von seilen
der bayerischen Herzöge und der Bischöfe von
Regensburg. Von I32() bis zur Säkularisation
180:} standen 40 Priorinnen dem Kloster vor,
deren erste die in der Inschrift genannte Kuni-
gunde von Kglofsheim war. Seit 1847 sind
Dominikanerinnen in die im XVIII. Jahrh. be-
deutend erweiterten und im Zeitstil umge-
bauten Räume eingezogen.
Während der zur Darstellung gebrachte
Teil des Oberkörpers des Reliquiars garnicht
modelliert ist, zeigt das Haupt eine desto
gröfsere künstlerische Durchführung. Das Ge-
sicht hat ein schönes, regelmäfsiges Oval mit
schwachen Einziehungen bei der Schläfe und
beim Kinn; vermieden ist das in dieser Zeit
so häufige Vortreiben der Stirnbeinhöcker, wo-
durch dreieckige Gesichter entstehen. Die
treflniche Beobachtung bei gleichzeitiger strenger
Idealisierung erweist sich in dem überaus
feinem Oval des Kopfes, wie es die Sciten-
ansieht der Büste zeigt. Die
^^^^ Mängel des Profiles liegen
7|^^ zum Teil in der Technik,
zum Teil im Slilcharakter.
Zum letzteren zählt das
Fehlen der Xaseneinsen-
kung und das weite Aus-
einanderstehen der stark
geöffneten Augen. Eine
günstige Belebung des Ge-
sichtsausdruckes bringt das
ja bei allen Skulpturen der
um jene Zeit herrschenden
Stilrichtung übliche Lä-
cheln mit sich, ohne dafs
es, wie häufig zu sehen, in
ein Grinsen ausartet Wenn-
gleich zu beiden Seiten des
Kopfes gleichmäfsig ange-
ordnet, sind die Haare
doch von einer malerischen
Wirkung, die in erster Linie
der vorzüglichen techni-
schen Behandlung, stark
hervorgetriebenes Relief
mit Gravienjng, zuzuschrei-
ben ist
Der hohe künstlerische
Wert macht es gerade durch den Mangel an ein-
heimischem Vergleichsmaterial schwer, über den
Entstehungsort des Reliquiars Bestimmtes zu
sagen. Es ist möglicherweise aufserbayerischen,
vielleicht rheinischen Ursprunges. Eine gewisse
Wahrscheinlichkeit spricht aberauch für Regens-
burg, den Hauplort der Diözese, wo übrigens
nach dem Eingangs Gesagten die Goldschmiede-
kunst Bedeutendes leistete und wo auch in der
sonstigen, schon seit Beginn des XIV. Jahrh. in
reicher Blüte stehenden Plastik ein Höhepunkt
der stilistischen Entwicklung erreicht war, wie
er in dem Reliquiar seinen Ausdruck findet.
München. W. M. .Sc hm id.
IM
1903 — ZUTSCHUFT FOK CHMSTUCHB EUNST — Nr. 7.
900
Alte orientalische Teppiche
von Willlelm Bodet
Schrift: • Vorderasiatische KnUpf-
teppiche aas älterer Zeit«,') gab mir
AolaGi, nadiaaforechen, ob sich
auch im Ooroe zu Frauenburg solche Teppiche
beHlnden, zumal da mir bei einem früheren
Besuche des Domes ein Teppich iücbt^ zu
Gesicht pkeuaMia war, der mir aU and wert-
voll erschien. Ich fand ftnf. zum Teil leider
bereits sehr beschädigte Teppiche vor, welche
ich hier hun bcschreibeD «in. MOge mein
Auiaau za Nachfondnngeii an anderen Orten
anregen!
1. Zwei Teppiche erscheinen bei näherer
Betndmuig cbunder sehr «hnUch und hn
Hatiptmustcr fiist gleich, nur dafs die ein klein
wenig gröisere Länge des einen gewisse kleine
Änderungen im Deaim bewirkt hat. Beide shid
Seidenplüschteppiche und wegen der reichen
Verwendung von Gold- und Silberfilden be-
Die Tevtnr bestritt zunächst
larhen, aber lockeren Ge-
webe von Batimwollschnüren Die f.irbt^e
Musterung wird durch Seidenfäden gebildet,
wdche in fbrtlaafendem Faden durch die Ketten-
faden so hinr-liirrVp"f ihrt sind, dafs sie. etwa
unter Anwendung eines Stäbchens, kleine
Sdilingen bildelen, die festgeknotet wurden,
worauf die Schlingen aufgeschnitten wurden
und die nun aufrechtstehenden Fadenbtlschd,
die sogenannten Noppen, kurz geschoren wur*
den, um das plUschartige Aussehen zu erzielen.
Das Material ftlr den Gold- resp, Silbergrund
bilden gelbe Seidenfäden, uro welche ganz
dttnner Gold» resp. SIberdraht in Sinnlen
herumgete^'t ist. Diese Fäden sind attf den
Grund in langen Stichen aufgenaht.
Der erste dieser beiden Teppiche, 195 x
ISSo«, zeigt in der Mitte einen viereckigen
Stern mit einer Füllung von Ooldfäden. In
die vier vorspringenden Zipfel des Sternes sind
sarazeniidw Bhmen Uneingelegt, deren Grand
mit Silberfilden gearbeitet ist. Vier .-indere
nach der Mitte zu vorgeschobene Blumen sind
durch Bchraales Rankenwerk miteinander ver-
bunden, so dafs die Mitte vorwiegend von dem
Goldgründe beherrscht wird. Der mittlere vier-
'} »Monogrnphic (tcs Kunsigcwptbf » • , hrtaiisj^f'.
geben von Dr. jean Louii Sponsrl, verirgt von Her-
HuMolgti, Laipaig. Heft ].
im Dom zu Frauenburg^.
eckige Stern ist von silbemem Untefgrunde
eingeschlossen, nur an den Rändern längs der
einfassenden Borte sind esnselne kleine Zier-
flächen in lichtem Grün gehalten. Hto taudien
auch Formen auf, welche dem Tschi, dem
chinesischen Symbol der Unsterblichkeit* ihn-
lich sehen. Auf dem silbernen Grunde fanken
vollblfltige pMonienaitjge wet6e Blumen ndt
braunem, einen wirkungsvollen Gegensatz bil-
dendoi Kontur, gelben Staubfäden und blauen
Kelcbbllitteni, femer partlianenartige, am Rande
scharf gezackte Blätter, blau, gelb, braun; an-
dere Blumen sind gelb und rot. In einzelnen
Details des BUtt- und Blumendekors erinnert
der Teppich an den bei Bode unter Nr. 32 ab»
gebildeten sogenannten Pplenteppich aus dem
Besitze des Filrsten Johann Liechtenstein in
Wien. Die Beteichnung der Polenieppiche
eignet diesen mit reinem Pflanzendekor ausge-
statteten Teppichen von der Pariser Weltaus-
stellung 1878 her, auf wekber verschiedene
Teppiche dieaer Art vom Pfirsten Czartoryiki
in KrnV;aii ausgestellt waren, so dafs man an-
fangs geneigt war, sie als Erzeugnisse der Ma-
aaryskiachen Fabrik in SInea amnaehen, doch
weist ihr ganzer Dekor auf orientalischen Ur-
sprung hin. Ihre Entstehtmgszeit wird ins
XVI. bis XVin. Jahrb.. ihr Heraidlungsoit nach
Konstantinopel oder nach Bode ins westliche
Asien, etwa nach Damaskus za verlegen sein.*)
Die £ii)fiissung enthält nach einer ganz
kleinen Zwischenborte mit aehKcbtem geometri-
scben Muster auf teils weifsem, teils hellbrau-
nem Grunde sarazennche Blumen mit Silber-
blättern und goldenem Fruchtboden, abwech-
selnd nach aufsen und innen gestellt und durch
hellbl.me Stengel miteinander veilumden;
zwischen je zwei solcher Blumen sind goldene
Partisanen und kleinere blaae BlOmchen hinem-
geU-gt. Der Aiifsenrand wird durch kVin--
gelbe Blättchen gebildet, die mit blauen Blüm-
chen auf braunem Grunde wnehaeln.
Der Tepi^ ist leider besonders to der
Mitte der Si hm.ilseiten sehr zertreten tmd läfst
kaum noch Form und Farbe des Dekors geiuiu
etkennen. Neu mufk er bei seiner raichen Ver-
wendung von Gotd-imd Silberfifden und t
*) Boa« S. 10.
*) B«4c S. 40-57.
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201
1803. — ZBITaCimiPT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
ao8
lebhaften Farbenmustening dlMD piicfadgen
Eindruck gemacht haben.
9. Der swehe Tet>pich TMi grOTwier Länge,
210 X 136 cm, ist, wie schon bemerkt, dem
ersten im Dekor des Mittelfeldes fast gleich.
Abweichend ist aber bei ihm die Farbentu-
samroenstellung. Mattes GrUn, Blau und Gelb
rufen bei ihm eine kiihle, vomebtne Wirkung
hervor, wahrend bei dem cftUn Teppich kräf-
tiget Rot und Gelb liemlich stark den Ge-
samtcindru k beherrschen. Der Gnind des
groisen Mittelstemes ist auch hier Gold, die
FtmuDg det SdieBgraadea Silber, Eclntlicke
fehlen. Das llittebtück erscheint als abge-
rundetes Oblongum mit kleinen Vorsprüngen
an den Langseiten, gröfseren VorsprUngen an
des ScbmalwiteD; die Mnxenisciben BlHinen
haben grün geränderte gelbe Blatter tmd weifscn
Fruchlboden, anderswo weiäe und blaue BUtter.
Die Borte weicht von der des ersten Tep-
pichs ab. Die bald nach aufsen und innen
gestellten grofsen sarazenischen Blumen in
blauer, gelber, brauner und weifser Farbe wer-
den von Partisanen eingeschlossen; zwischen
je iwei solcher Blumen ist eine Art Knospe
eingefügt Die sarazenischen Blumen sind hier
weit firitwr geteiduiet al$ die plunpeien and
breiteren Blumen des ersteren Teppich« rs;i '
aufsm läuft eine sehr schmale Borte hin, welche
ein itilisiertet BItniieniDUiter in «eilaem und
ah Gegensatz dazu auf den Scbmalseiten in
blauem, auf den Lai^gsetten in bnoMm Gmnde
leigt.
Aach dieser Teppich ist leider besonders
in der Mitte der Langseiten fast bis zur Un-
kenntlichkeit zerstört und läfst seine frühere
Pracht nur noch ahnen.
3. Zwei andere Tcp[)ichc erweisen sich als
Gebeiateppicbe, sogenannt, weil sie in der
Mitte ein Abbild der Gebetnrisdie, des Mih-
rlb^ enthalten, welche sich in jeder türkischen
Moschee l'ff'nH<*t, um die südliche Richtung
nach Mekkä und seinem Nationalheiligturo, der
Kaaba, aaadseigen. Vor ilir luid mit dem 6e-
s\rh'.'- ihr zugewendet nimmt der Vorbeter
seinen Platz, und seinen Bewingen folgt die
hinter ihm stehende Gemciode.^) In der älteren
Zeit erscheint die Gebetsoische, wenn sie auf
Teppichen abgebildet wird, gewöhnlich im
Spiubogen oder auch in einfachen oder huf-
*) Ktrabaeek >Ole pcttiieh» NaMarhvil Sa-
(Lilpilg 1861.) 194.
eisenförmigem Rundbogen rher lcckt, weshalb
persische Dichter mit Beziehung auf seine
sciMn geschwungenen Linien die At^en der
Geliebten gerne mit der Gebetsnisdie ver-
glichen. In der älteren .Architektur wird der
Spitzbogen sehr steil gestellt, im XVI. bis
XVIIL Jahfh. dagegen flach gedrückt. Mit
solchen Gebetsteppichen wtirden in den Mo-
scheen die Gebeisn tsche und andere innere
Teile mhOlh and beldeidet*) Gebetrteppiebe
braucht der Araber und Türke auch heute
noch, wenn er sein Gebet verrichtet.*) Diese
Gebetsteppiche gehören nach Bode im allge>
meinen den jüngsten Erzeugnissen der älteren
Teppichwebereien des Ostens an.'')
Die beiden zu Frauenburg behndiichen Ge-
betsleppiche sind ebenso wie der später au
beschreibende fünfte Teppich Wollenteppiche.
Der erste, 168 x 123 cm, noch gut erhalten, mit
lebhaften frisdien Farben, hat nf der einen
Schmalseite gelbe Franzen. Die GebeUnische
hat eine bereits sehr abgeschwächte, weil von
den Webern nicht mehr verstandene Form.
UrsprflQglich gab man der Gebetsnische auf
den Teppichen, durch die Technik der Teppich-
(abrikation beeinflufst, ein steile« Spitzdacb:
der Spitsbogen warde som einftchen Dache.
Spätere Nachbildungen schweifen dagegen in
sinnlose phantastische Formen aus, indem sie
die Grundform mit erdrückendem Betmrit um-
geben oder TOnig entstellen, z. B. zinnenartiga
Seitenteile ansetzen, das Dach aus einer wage-
rechten Zickzacklinie bilden, den Kleeblau-
bogen mit mittlerem spitabog^ea Teile be-
nützen, Bögen aus fünf zackenartig zusammen-
gesetzten Kreisteilen oder durch treppenartiges
Aobteigen der Dadnrinde sogar Stalaktiten-
Wölbung anwenden.*) Auch hier erscheint als
Bedachung der Gebctsnische der Spitzgiebel,
jedoch dreiteilig als Zickzackgiebel, der in der
Mitte hSher hinaofreicbt and dvrch awd Sinten
gestützt wird.*) Indessen auch diese Säulen
haben ihre eigentliche Bedeutung verloren. Es
fehlt ihnen das FOndanien^ vielmdir spitien
sie sich nach unten an, und statt einer Base
*) Ksrabacek S. 17» m. ft
4)J. Dsksa>Th«o4aaaet >Ia Zci^B des
HallMMndct«, Bachem {Kthi. o.J.) 8> 17*
") desclh»! S. 78.
f) Karabacak S. 120, 187.
*) ÄhsKeh tü 4k Fona 4ct GMnIi M Bode
Abb. 00.
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904
ist unten jedesmal eine Blume hingesetzt; aus
öner dritten zwischen beide eingeschobenen
Blonie wtchM etne andere langgeatUie Btane
mit stilisierten Blättern hervor. Diese drei
BlumcD eriDoem in ihren steifen Formen noch
■Q deo i11q)rosNndeo Bram dei Lebens wie
er, der assyrischen und indischen Kunst be-
reits eigen, auch in den Darstellungskreis der per-
sisch-arabischen Kunst aufgenommen wurde.'*}
Der Hintergrund der Gebetsnischc ist feuerrot,
die Säulen sind hellgelb und mit einem
schlichten geometrischen Muster belebt Zwi-
schen den Siolen gegen das Dach hm ent-
faltet sich aus einer Vase nach allen Seiten
bin ein Blumenstraub, wohl auch in Verkennung
alterer Master gearbeiteL Altere StOcke «eigen
hier nämlich eine Ampel mit Blumen, die von
der Spitze des Dachbogens herabhän;;t Spätere
.\rbeiten, welche den Sinn der Vorlage nicht mehr
verrtandeo, haben dann die Anpd svr Wasaer*
kanne verflaut, die ztiweilcn sogar verkehrt
hängt") Die Bedachung der Gebetsnische seigt
auf kombtamenbUuera Grande roie herab-
hängende Partisanen mit gelbem Stempel. Kin
darüber befindliches Oblongum enthält auf
gelbem Grunde blaue und hellbraune dracben-
art%e Anbeafcen, die ich nidit nibar deuten
kann.
Eine schmale Borte schliefst die Gebets-
aische mm allen Säten ein, sie Ist auf gr6n-
blauem Grunde mit roten StreubKimchcn und
verkümmerten Partisanen dekoriert, während
innen und au6en sich herunisieliende gleich-
laufende geometrische Muster noch weiteren
Lunten Farbenwerhsel hervorrufen. Eine breite
Borte schliefst endlich diesen bisher beschrie-
benen Kam dca Tappieha a«r drei Seiten ehi,
so dafs die Gebetsnische nicht die Mi't I -s
Teppichs «nnimmt, sondern nach der einen
oberen Schmalseite hinau^fcrOcItt erscheint.'*)
Auf dem blauen Grunde der Borte ruhen die ;
bekannten sara7.enischen Blumen, kleinere Blu- '
men und geometrische Figuren in verscliic-
denen Farben. Die Borte wirkt etwas unrall^
und kleinlich, weil sie noch von kleineren Um-
rahmungen mit blumenmust«m begleitet ist
4, Auf dem xwaiian Gdietatepipicbe, 200 x
126 CM, hat die Gebetniache Äenfttb roten
•0) K«r>bacek S. 152— IM.
II) Bode S. 7!>.
'*} Andcft die AbbUdunsen 17, 40 und hi) bei
Bod«. j
Hintergrund. Die Bedachung ist durch ein
quadratisches Muster von abwechselnd roter,
Uaner and wdlaer Farbe gefldlt Der Spita-
gicbe! ist hier etwas anders als auf dem ersten
, Tcppich geformt, er hat in der Mitte seiner
I Schenket einen wageredüen Kiuck erhalten.
Die Säulen, welche unter den wagerechten
Balken des Giebels gestellt sind, haben auch
hier ihre Bedeutung verloren, sie scliweben in
der Luft, und an Stelle der Basen und Kapi-
täle sind jedesmal vier Kügelchen angebracht
Die Schäfte der Säulen sind mit über Eck ge-
atelltcn Quadraten hi roter, weifier, gdber und
blauer Farbe gemustert. Die Gebetsnische
nimmt hier die Mitte des Teppichs ein und
ist daher anfallen vier Selten durch eine breite
Borte eingefafst, welche fast nur geometrische,
sehr energisch wi>kf>ndr Muster, zuweilen auch
Streublümchen entiult Die Farben sind durch-
weg MkIi.
Der Teppich ist leider an einem Ende zer-
rissen, sonst aber gut erhalten. Beide Gebets-
teppidie dürften, da sie die ursprüngliche
Grundform schon stark entstellt haben, nicht
sehr alt sein, wofür auch ihre relativ gute Er-
haltung spricht Nach Bode ist die Knutehung
der Gebetsteppicfae, soweit aie nodi ans dem
XVIII. oder Anfang des XIX. Jahrh. stammen,
in der europäischen Türkei, vorwiegend in der
Nahe von Konstantinopel su suchm.'*)
6. Am einfachsten ist der fünfte Teppich
167 X 114 im, mit buigunderrotem Mittelsttick
und blauen fickstflcken gearbeitet Der Dekor
zeigt vorwiegend geometrische Figuren. Die
Mitte des Mittelstücks nimmt ein l.itngliches
Blumenstuck in geometrischer Stilisienmg ein.
Die Borte wird au beiden Seilen durch eine
schmalere Borte eingefafst, in welcher kleine
runde Blümchen und je drei dazwischen ge-
legte sdiwarse Ktigelchen ruhen. Kügelchen
zu vier und acht zusammengeordnet sind audi
sonst in der Dekoration beliebt Ob diese
Kugelchen rein dekoraüve Bedeutung haben,
oder auf das chinesische Symbol dca Ttehin»
tamani, das heilige Emblem der Eehre Buddhas,
zurückzufllhren sind,"/ wage ich nicht zu ent-
scheiden. In der breiten Borte wechaeln rote
nrhteckigc Sterne auf blauem Grunde mit gelben
zehneckigen Ui^ezogenen Sternen, welche ein
in der orientalischen Teppich&brikation häufig
Bode S. SB.
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30»
wiederkehrendes stilisiertes Blatt- und Blumen-
motiv aufweisen, eine Verflachung der beider-
Mit! von der Aratieik« dngeiehkiMeMD iHen
Mfazi-nischcn Rlnte.
Die Farben des Teppichs sind wirkungsvoll
md Icbhift. Leider sind in die Mitte des
Teppiclis einige q-ofsL' I^öcher hineingerissen.
Die Entstehung dieser Art von Teppichen,
welche Tielfteh anf Bildern der hollmdiMhen
Schule sich vorfinden, ist in den Anfang des
XVII. bis in die Mitte des XVIII. Jahrh. zu
veriegen. Ihr häufiges Vorkommen auf den
holliDdisdien Bildern und der frühere Reicfa-
ttim von Konstantinopel und Kirchen Sieben-
bürgens und Ungarns an solchen Teppichen
isfst auf die Nlhc von Konsundnopd ab Fa-
brikationsorl schliefsen ")
6. Die mündliche Überlieferung, welche
jedoch 9fct) auf keine sdiriftliclien Belege
stütz'- ' I ii in, läfst Johann Sobieski dem Dome
zu Fiauenburg einen Zuweis aus der 1f)83 beim
Siege über die Türken vor Wien gewonnenen
Beute madien. Inwieweit die oben lietclirie-
benen Teppiche etwa aus dieser Zuweisung
herrühren, mufs dahingestellt bleiben. Wieviel
reicher jedoch in frOfaerer Zeit der Dom an
solchen alten Stoffen war, lehrt ein dein bi-
schöflichen Archiv duelbst gehöriges, kürzlich
durch den biscbOflidien Sekretär Dr. Liedtke
aufgefundenes, etwa ums Jahr 1700 aufgestelltes
Inventarienverzeichnis rler Dortikirche,'''! Eis
enthält unter der Überschrift: Aulaea seu Si-
paiia aüaqoe auf F<»l. 24^ folgende Aii6eich-
nungen:
Sipsrium Damaacenam cx Carmesino rubro
Venetiaiw «t 0avo per altemas particulaa di-
atinctnni com nHÜore fimbria Carmesini et se-
rici flavi, «na't«aeqwe particuh latitudini«; imius,
longitudinis vero septem ulnarum p. m. K""
Nioolai ScyiBkowBln, Epiicopi VannieMiB.»)
'•) VergL bd Bo4e AbbUtaDg 45 «ad 46 die
Balte.
**) Bode ü. 8&.
») BInMA AkUv la PtMMibwf B. W. DI«
KeiwUria Stwn iateretsurten iBveatBricnvmeickiiiiMs
MTdanke ich meinem Preande Dr. Liedtke, der mich
■ach lontt bei meiner Arbeit in jeder \Vei«e nuirr
■tflttt hei, wofür ihm euch an dieser Stelle mein her*.
licher D«nk getagt mL
U) Rcfial« 1833-1043.
«OS
Siparia tria seu portierae ex panno riolaceo,
in quibus acu picta ex Raso in mtHo et dt*
verso panno insignia p. m. R*^ Nicolai Saysa-
kowski, Ejiisropi Varmiensis.
Aulaea Bellica recentiora.
Aulaea Belgica vecustiora (von späterer
Hand non valent] enpla post deoeasom p. m.
Ro" Nicolai Epi Varmienaia f. 806.
Duo tapetia Persica nova Icgato p. m. A.
R. D. Alberti Rudnicki, Praepositi et Canonici
Varmiensis Custodiae, oltiit d. 98. janiMfii 1661
benemeritus de ccclesia.
Siparia duo seu Portierae panoi rubri cum
floribus et annb LiMajci aen Qibani**) p.m.
A. R. D. Martini Sbn-acwalei Cantoria et Ca-
nonici Varmiensis.
Tegumeoturo ex Damasco rubro Venetiano.
[Am Rande: NB. ad hospitale tanlum paia est et
hic aliqua pars ad ccciesiam rathedralera est."]
[Von späterer Hand: pro mens» Ssmar. Reli-
«luiamm, pars [deest] tempore belli ablata.]
Cussini seu pulvini duo ex uno veluti vio-
lacd Axamitfa ex residuo veluto p. m. R"' Ni-
colai SaTaskowaki B. V.
Wenn die oben beschriebene« Teppiche
wegen ihres stark defekten Zustandes wohl
schwerlich mehr zum gottesdienstlichen Ge-
brauche verwendet werden können, ao ver-
dienen sie nichts desto weniger doch ihrer
Vergessenheit entrissen und sorgfiütig erhalten
zu werden: rie wQiden enie Zierde für das
vom „Verein für die Altertumskunde und G«*
schichte Ermlands" nett gegrOndete Muaeam au
Braunsberg sein.
Inswuchen hatte ich Gelq^heit, die präch-
tige Sammlung der orientalischen Teppiche
des South-Kensiogton-Museums zu besichtigen.
Unter den dort ausgestellten Teppidien fimd
ich einen, welcher, soweit ich mich erinnern
kann, mit dem zweiten von mir beschriebenen
Teppidi im Dessin wie in der Farbe anfier-
ordentlidte Abniiehkeit bat
BiMulbwf, Joseph Kttlberg,
'») l'-u ',V:n,jieii f!i:f I estctyc, «reichet von mehr
als 70 Faiuilicii geluhrl wiid, icißt in rotem Felde
r 11 goldenes fliegendes D^ch von »icr tUbenien
i'fählea gceUlUt, einen Heuschober (br6(). Vergl.
V. Strsiekl.Ssslifs »Der polnischa AdsU, Bd 8»
8.18.
l«Oa. — ZBITSCHSirr POR CRRISTUCHB KUKST Hr. 7.
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207
im mTScmirr wo»
BOim — Mt. ?.
808
Die kunsthistoriscbe Ausstdlung m Dttsieldorf.
XV. (IDt « AMili««gm.)
30. Figurierte Teppichwirkerei des XV.
Jahrh., Samml. Clemens (Kat. Nr. 2630).
Dieser Wandteppich, (Abbildung Ij 165 (m
breit, 85 em hoch, tlelll auf gutt dtwlcel«
Waitem Grunde sieben gekrönte Jungfrauen
dar, die gemartert »erden, rechts und links
von emer au&teigeodea Rnkenborte etnge-
fafst, die je von einem Wappenschild mit
Helmzier (K,tess und Waldstrooier, die 1415
b«zw. 1^ gestorben ado eoUen) ausgeht.
Secb$ dngewirkte MajuskcKnecbriften bezeich-
nen die am Oberkörper etwas entkleideten
Mürtyrinnen, während die mittlere, ganz be-
kleidet, auch ohne Obenchrifk, aofort ab die
hl. Marg.iretha sich lu erkennen gibt. — Sehr
merkwürdig undgardraatiscb, echt mittelalterlich,
weil uDgemds amcbavUdi, ist die Art, wie die
Martyrien zumeist durch den Hintergrund be-
herrschende Hände mit den betreifenden, dem
Körper angelegten Werkzeugen dargestellt wer-
den; s'. benedickta, mit ihren av^ericbteten
Händen an einen Querbalken genagelt, wird
an der einen Seite mit Beil und Geilsel bear-
beitet, «o daai rinnwdse dia Blut üieftt; ihr zu-
gewandt erscheint, halb schwebend über Flam-
men, s'. cristina mit zwei Pfeilen in der Brust,
Gewicht um den Hali, and mit dem Messer,
welches von der einen, mit dem Kratzer, den von
der anderen Seite je eine Hand gegen sie rich-
tet. In Ähnlicher Weise wird von beiden Seiten
s*. apolonia mifthaiidelt durch Mener, Zange
und Augenbohrer. — In der Mitte kniet, das
lange Ltkta vorzüglich teilend, weil die Mono-
tonie der Standfiguren aufliebend, die ht Mar-
garetha, die erstaunt mit gefiiltenen Händen
das Rad verehrt, auf welches sie geflochten
werden sollte von den unten zwischen den
Balken eingeklemmten, «reit vom Blitse durch
zahllose Funken erschlagenen Henkern. — Jhr
zugekehrt erscheint s'. barbara, in der Rechten
ihr fbnptattrihut, Kelch mit der hL Hoiti^
neben dem eine Hand mit Kratzer heraus-
kommt, eine aweite auf der anderen Seite,
eine dritte mit Hammer am Kopf. Neben
s'. lepra (reparata), der die Seele in
Taubenform entfliegt, liegt vertikal eine Winde,
welche ihr den Darm aufwickelt, während eine
Hand du Messer gegen ihre Bniat sUckt; dap
s*. fa?ata mit langer Sige horicontal
vor dem T^ib, und mit langen Nägeln in Stini^
Brust und Händen. — Die MartcrdarsteUungen
lassen mithin an Deutlichkeit nichts zu wünschen
flbijg, und dafs die Sprschcv die hier beabsichtigt
ist, <^o »unmittelbar nnd ergreifend wirkt, ist ein
Beweis für die Geschicklichkeit des Zeichners,
dem es lugleich gelangen ist, in der geraden
Haltung imd <!em offenen Blick die tiberirdische
Geduld der auf blumigem Rasen stehenden
Blutzeugen lieblidi tum Ansdtnck ta bringen,
also die Macht des Glaubens in leicht verständ-
licher Weise zu illustrieren. — Der Wirker mit
setner Haute-lisse-Technik verdient alle Aner-
kennung Ihr die VirtoosilRt, mit der er die
Zeichnung in Wolle ntrprfnhrt hat, wie fttr die
Wahl der Farben, die durchaus einfach und
diskret ist; daher auch von gans hanooniadier
Wirkung. Der Fond ist dunkelblau und in den
Figuren wechseln Hellblau, Grün und Rot
derart miteinaader ab, dafs sie entweder den
Mantel oder das nitterhdierrschen, dessen scharfe
Wirkung wesentlich zur Klarheit der fiir eine
gewisse Entfernung bestinunten Darstellungen
beitrggt; die Nimben, sowie die Holitetle haben
gelbe Tonung, und nur vereinzelt ist Silber
eingewirkt, nämlich für die Kronen wie ftir alle
Meullgegenstände, also fllr Mosetne Attribute —
Der gut erhaltene farbenfrische Teppich dürfte
in Nürnberg in den 20cr Jahren des XV.
Jahrb., wo die Stifter ansässig waren, ausge-
führt sdn; cjnselnc schwere Sacfcfsiten und
Gewandzipfel beruhen noch auf filteren Tra-
ditionen, diese werden aber von späteren
Motiven llbeiholt, wie sie namentlich im mehr-
fachen Parallelgefält, so wie in den Haaifledilen
etc. sich verraten. Selt»stf««L
31. Gestickte Agraffe auf der Vorder»
Seite der B r;i u n ft lser Kasel des FOr«
sten Solms (Katalog Nr. 786a).
Die in den kunsthutotischen Ausstellungen
zu Dtlsseldorf 1880 und 1902 so viel bewun-
derte und doch (wohl infolge der eigentumlichen
Schvrierigkeiten, die ihre Erklärung bietet) noch
immer nicht veröfientlichtc Braun felser
Kasel, nhne Zweifel eine rnglische Arbeit
aus der II. Hälfte d» Xlll. Jahrb., hat auf
ihfer Vofdeiaeite ein gesticktes hodigotisclies
Schmuckstück, welches, seiner Seltenlieit wegen,
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209
1903. — ZEITSCHRIFT POR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
210
211
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
SIS
hier schon vorläufig abgebildet (Abb. 2} und kurz
beschrieben sei. Dasselbe besteht in einem der
Kasel aufgenähten Vierpafs (als Nachbildung einer
meistens aus Metall gebildeten Agraffe, welche der
Bischof auf Chorinantel und Mefsgewand tragen
darf' von 1 4 tm Durchmesser und liat als Grund- ,
läge losgewebles Leinen ringsum als Einfa.s- |
sung ein aus blauer Seide gewebtes Börtchen ,
Lst rot bordiert. — Die Halbpa.ss€ sind abwech-
selnd grünlich und gelblich im Modellierstich
gefüllt, insoweit sie nicht von den ebenfalls
reliefierten Symbolen der Evangelisten in An-
spruch genommen sind ; cyprischc Goldfaden
haben hier die Stickerei besorgt, rote, grüne,
blaue Seide die Majuskelin.schriften auf weifeem
Grund. Trotz der, auch aus technischen
mit eingewirktem Goldornament. In dem mitt-
leren, von Purpurfaden im Kettenstich um-
rahmten Medaillon ist auf durch Goldfaden-
überfang bewirktem, rautenförmig gemusterstem
Grund ein relieHertes Agnus Dei mit dem
Kelche in Lotperlen aufgestickt, mit dem in
Nimbus und Fahne Korallen und blaue Schmelz-
perlen abwechseln, letztere au» h für die Augen
gewählt; innerhalb des Nimbusreifcns wechselt
rötlicher Kettenstich mit weiüsem für das
Kreuz, und die grüne Stange der Krcuzfaline
1. 2.
' Gründen, nicht gerade sehr fein ausgeführten
Stickerei ist die Wirkung, namentlich in einer
gewissen Entfernung, für die sie ja bestimmt
war, ganz vortrefilich, wozu der Modellierstich
und die Reliefbtldungen wesentlich l>eigetragen
haben, namentlich das in dem feinen Schiller-
ton der orientalischen Perlen leuchtende Lamm,
welches als einer der letzten .-\usUlufer er-
scheinen mag von der im laufenden Bande
dieser Zeitschrift, Sp. 125/126 beschriebenen
Technik. Schnotgen.
213
1003. — aiElTSCHRiPT PÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 7.
214
Nachi
Kuiistfalirt der Utrecbter St. üernulphus*
GUd« im Jahre 1900 nach Lttwen,
Villera» Brüssel.
An entrc AdventsonntaKe 180I) hatte der d*-
malice ErxbitchOfUche Kaplan (ietxii^e Pastor von
Jatfaaa), Stiftet und Krinicrvator di-i F.rztjiichAfUchen
Muacams in Uirechl Herr van Heukcluni, die GeUt-
lichkeit der Stadt ncbat einer Ansahl KUnnllc-r und
Kunttfreiiiid« «lagdwUn, um Uhmü miiicii Fkn vor-
stdfeen MBdchtKcb 4er Oitaimg dun Verdu,
der die r.lehr* zur kirchlichen Kumt und ihre wfli-
dige Au»abuDg fordern füllte. Dieaer Plan wurde
mit aUgemeinem Bi iUll aufi,'pnomrnri), Herr Heuhclum
•chlng^ vor« nach Weiae unaerer kamtliebcndcn Vor-
ftllMI iIm neuen Verein eine „Gilde" so nennen
ttnd de nuler den Schnts dca U. Bmudphii» sn
•ttllca, der im Jahn 1027 Bitehof «Mt Utrecht
wurde, 27 Jiilire lanj; r<-(;i<rl<- und f-'irh »l« Klr-
chenattfter bcrvurui. Am 2l>. Drxeinb«! t^uid die
ente Sitzung statt, in welcher Herr van Hcukelum
nun Oecbanten der neuen GUile gewählt wiude. Bis
auf den keallfett Tag liat «r akh ta dicMr Würde
bdMM^I and bei Jedem Wec>iscl der SEdt wid dee
GcKbUMke onprttoKlich ani^enoinnieiwn Prin-
lipien" hochjrehaltrii- Im Juhn- isfi j, in der !■'..»(-
Woche ihre» helli^t-u P^truiu (19. Juli), feierte die
Gilde ihr 25jahriKea Jubillum, bd «dcbCB ihr De-
cbant mm pApeUichea Ehrenkammerer emaant und
von edlen ediier g e toen e n GüdebrlMer mit einer
idchpaubdMnn (idileneB Gildehelte gCKknOckt
wurde.
Auf«t'r 7.1J di'ii ti i;i lcnS<>.i(;i:n (;ddi-Bitzun<;cn, worin
Uber kirchliche Kutut und ArchXulogic verhandelt
wird, vereinigt sich fast In jedem Jahre eine bettle ht-
licbc MilKliedennhl ni einem kOraeren oder llnfcrm
K«Mlmwllur nnler der bewihrlen nknüg ihrce De-
1 h.inlcn. Der Vertaur dieser IfUBltKlHH Hird in den
Jalucabciichtcn mitjreteüt.
Im Jahre 11)00 waren Lowen, Villcrs und
Bitteeel das Ziel der KqnMtahit. Ober die Uer in
nwvloeer Wdm bolehlet nerden mII.
I.
För den Fi.scntMliii.inkr.rnmlin^; unrl l.cWvens ,, Kunst-
löwen" nicht schwer /u (indi n , voin B;ihnhof strebt
er in gradcitcr Riihiuiij; uui sie los; links erkennt er
das Rathaus, wie es «n •chriger l.age. Schmal- tmd
Lanin^iebel sdKleich pttaentiert; m:hte erhebt aldi
8t. Pelers Chorseltc,
Zum Hciik<;i! Sthun wieder diese %crwüit»chten
Gcrllsle! Wie ein S]iinneni;ewrl>e mit {gekreuzten
Strichen die Monumente »a«kierend| machen sie nur
SU blnfiit einen Strick diwdi die Seckamc der id-
V«r Jnbrctt betrat der Peridi te i sUll ei mit grofsen
Erwartunj^en die alte wcstfllischc Hitns<istadt Soest;
einem der herrlichsten Werke |to<'«>^''r iiaukunst
auf deutschem Huden wollte er leitu' l>r>onderc An-
dacht widmen. Von der KhOneii „Maria rar Wicec"
ichten.
hoch und nieilti»; . GetCUle, Uulet GciiLile. Da
freut sich einer auf poetische Lockenkftpfchen; er
kommt am Vorabend dee Fealee und findet eimtUche
Ladica nnmftier t«'*lcMt. WnU konnten a|Ater im
Jahre ISO? unsere GUdefaedderdcrvollendcIca Rnelnii-
ration sich freuen ; faideiMn ist ee dn magerer Treat
für den Besucher von heute, dal» .lir Umai he «finer
EnttHuschuag icincn NachfolKem dop|ielicn GcouSs
bereiten wird,
GMteldiclierweiie «rar in L«wen die Sadie nicht
gar eo echlimm; woM wnrde am Rathaot fleifsig ge-
arbeitet - man HiK'' 'm'"'^'' yc.irbeitet
und restauriert wird — duch diesni»! i,iit der Angriff
besonders dem Inneren. Die kolossalen Balken de«
eielen Siocfcwerket werden entfernt, weil ihre Lagei-
flAchen «ngdkidt afnd; «a afaid piiMdMvdie Braken
EfehcttbolB. in dw Müia ancb (onnd nnd hait. wie
I Tor vierhundert Jahren ; üu« Steilvcnrelcr von der-
' »elben StUrkc sind jetxt in der Nähe nicht mehr au
1 finden, sondern müssen aus Böliineu ciageftlbrt wer-
j den Belm Anblick dieser Riesenstümme fBhIt man
dck la die ,.bOkmiw:hen Wilder«' vciaeut, wo Karl
Moor mit eetnen S|deiB(eaeüen „ebi ftdea Rmbd^
leben" fUhrtc.
Keine Abschweifung, Herr Berichterstatterl Was
iticincn Sie zu dem Rath.'luslHn da vor Ihren Augen?
oder ist Ihnen die Sdche zu kitslich und wollen Sie
»ich an der Beschreibung wdiddrücken? „Matthieu
de Lnyens, mailre dee maconnefiea de la vUle fut
rardiitecle de ce remarqudile MiSce. On cn pon
U premi^rc pierre le 2» Mars 1447"- So lautet die
Unterschrift der prachtvollen Reproduktion, die una
Yzendyke t;eb<iten, Ijett.u hte »ie rtiit AniUi.lit, lieber
Leser, und das „remarquable" wird Dir keine ttber-
tricbenn Lobiedc adieinen. Die INapaaitioD des Gänsen
kfinntc nicitt eldkcker nein: dn llniUdiee Viereck,
der i^ewdholicke Grundplaii aordftdier HIaaer. Die
Langseite zeigt drei Reihen von je zehn Fenstern;
die Schmalseite dreamal drei Fenster. Ein hoch-
i.igendrs Dach überdeckt den ganzen Bau, eine Dach-
galerie krönt daa Mauerwerk, an den vier Bcken und
in der Glebdmitte dnd TOrmdien «ageonlaet
Unten: ein Sockel nnd eki liemliek lidiar, ginller
Unterbau: darüber geht daa Gewiand loa tmd ist
keine ungebrochene MaaerfUche mehr tu tmdrn. T).i«
ganze Arsenal spatgotischer b*u-, Stdn- und Bild-
hauerkunst ist hier erschöpft ; die tief profilierten,
ipitsbosiK geachlomanen nnd mit Malawerk be a etelen
Penater dnd anläetdem mit HieMcken ebcidecki*
diese geziert mit Bossen nnd Kreuzblumen; die Pk
laster zwischen den Fenstern sind ihrer ganzen Hohe
nach aiitufi"'»' Konsolen. Statuen B.i!da< hme und
Fialen. Kräftige Leisten unter den Fenstern und
GeslaaeiaBdkenhOhc, denn Zvriachenraume galerie-
aitif «nefcAlUt aind, beemgnn nnfanflUlic die hoii-
scwide Vetteilung; Aber dem achweren Haupfgeaime
erhebt »ich die Brimtwchr inderF<irTn dur« hlin>chener,
mit MdUwerk geiflllter Zinnen. Die Faktur tnchen
zeigen in den unteren Partien eine Folge reich ver-
aietter, mit Tnigatetoen, Figuren und Bekrönungen
nwgalatleler Nlachen; oben dnd de Ua in die
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215
1808. — ZBITSCHRIPT FOR CHRISTLICHB KUNST — Nr. 7.
Spiixen durchbrochen und mit dMihehta fda aua^e-
aiMteicB, »dt amtedeodca Vmiflatim. gtfßnet; di«
Giebel nti nmn koclHticbeBdeii TBrmchea riad in
dorsrlbcn vergeh u enderiiclien Weite aUÄ^jczi^rt ; düs
hohe Dach wiid dun h vier changierende Dichfctuilei-
reihrn brlebt, der First mit bleiernem Karam ge-
luOat. Daa w&re in flOcIiUg«« Uwiiia Uiwam
„Accurat, ein Reliqaienichrein ", bemerkte ein
jflngerer beseiilcrler Reiiebef^lciter. Wenn et auch
Ar ein Gebilde aus Holl und Stein nicht eigentlich
ein Kompliment ist, mit einem Goldachmiedewerk
veigUchen zu werdn, — lunm cuiquc — die Idee
•ehdnt in dieteia afieiiellen Fall docli nicht gnna
verweiflieli. Denn Mleli ein pritchiicr« altce Hatham
erinnert .in fiji Bürgertum, (Ii* [ahrhuridf rtc lang ge-
<irbeitct, gcschd!lt.'n, gelitten und Feite gefeiert hat,
an alle Wcchaelfalle eines langen Streitet gegen
Feinde inner* und «nüMriudli der llanemi an alle
(• oMUtt die Dokimmte, die ftKUdigeD tnd trän-
rlgen vieler Memchenalier und Getchlecfiter, et er-
•cheiot UM »clilieWii Ii in W.ilujirii «K d. r Rrllquien-
•dueia eioea nicht unbedeutende« Ttilu« der Well-
Sollte Mathieu de Layent ähnliche* ge-
nd empfunden haben bei fiatwoif und
■einee HeltlnntOdie)
Dal« die zemetzende Kraft von Wind und Wetter
im Bunde mit xeratAninf tluitigen Menschen- und
BubenhBnden einer lo feinen und lubtilen Omanen-
tatton verhlngTUtToU geworden , wird nienwaden
oftdie UBcnHMKkMieMdBaaeyBne .«rairtiadiei'«
Haoreniciiter «und Oeoeindevomfelier, die da« lialb
iientOrte »u t'*'"''' *'*''' Vernichtung verurteilen; auch
(jotgeaieinte, aber unbefugte Reatauratio« bat solch
ein thgldckanKniBment zu fürchten.
Mdffcn mm noch in dkaem FaU die Klagen Be-
rechtlgtmg; haben Ober daa nicht ,,StilgretnI&e" der
Orn.itnente und Fiv;urcn, au« jener Renovienmjjtzcit, die
mit deui Studium der mittelalterlichen Kun*t i-rst
eben den Anfang gemacht hatte, dennoch steht da«
LAwencr Rathana vor naa ala ein Gebftode ana einem
G^; dar Etednoit daaGuuenblieb slicUfcherwnBe
erhallen utd mir «nUeB den Opemgacitnr nur nicht
aoa dem Fatteral holetti od Uber aungeüiaAe De-
tail« d.i« Hjupi »ihDttel« au Umeo mid — una die
Freude lu verdertien.
Der Chor von St. Peter, ColMfiale 8t Fiene, aciKt
Bich «acflca Blick, veijttogt. neu nngctaui, geklnmt,
gewaadien, frlaefc nad idlbend, »ie ein Rind, toeben
aus •orcli'her MulliThiml hi-ivNtK<.-^;iin^iii frisch
ausgestattet iili den neuen Tai; : hier prorilieren wir
unsercrseiu von de« GcrBalan, die WiCie ToiBtager
felrgert haben.
Der Stein, «elcber inm Bav benolat «vde, bat
die Eigenart, seine scharfen Kanten und Ecken zu
verlieren, so dala eini^ermalsen der Schein entsteht,
als WÄrr <Iie Kircli'- aus runt.]rn -Stoinen erbaut . Staulj
und Schmutz haben die «uitgi iti steiK ii l ugen ge-
fallt, die alte Ifont ist abgeblati-r. .ir.,! weggesengt
durch BcfenitaRn nad Sonoeabrand ood tier aonat
neue Epidermis. — WietVdU WW
ainncn macht dach Sankt Mar dn
Donte*. Der Chor mit aefoem KapellcaltraM. die
»ihweren Pfeiler, welche dir RlreT>ebi^yen aufnehmen,
,abwechselnd mit Ucn leichtern an den KapelleneckGü
— eine rationellere Anordnung wie am Utrechter
Dom, wo Hattpt» «ad Zwiachcnpfeiler dleMlbe Starke
haben — dia Bmatwehfea Aber Omr «ad Kapdlea-
lUMien, aUca ««dilhidigt uns, dal* wir nicht Mofs
eine Flhrr- oder Kloaterkirche vor un« haben. — Um
elvk.is zu kriCitteren, nennen wir die Kapellen^Alericn
zu hoch, aulser Proportion mit dem Ganzen und
dadurch fürs Auge das GebaQ um einiges ver-
kieinenid, Wohl wird an* veiaidicit, dal* dinaeiben
«neb dbiiyeblinbenen F^mcn l e a .^eewbacsbaft" md
sorgfflMf betgestellt sind; aber wenn sie .»uch von
den alten Meistern just so entworfen und .uwuefahrt
sind wir lilcihen doch hei unterer Ansicht und be-
haupten, dal* auch die alten Meister hin und wieder
Anlala zu begründeten Efaiwendmicen geben. Aadier*
aeit« lind wir voUkomman mü dem Bestaurator elnp
venrfnnden, der actee Voibilder und Vorginger nicht
hat „verbcstern" wollen, denn wohin «ollle et führen,
wenn alte Gebäude «ach dem Ptivatj;e»(.hm»ck ihrer
Erneurer nicht allein eine Verjangung, sondern auch
eine Umgcetaltang aick mOiaten gefiüien laaMn?
Vor dem afldSehen Trumeptarm, swiaehen den
um- und angehaulen Baracken (tont commc chcz
nous) tindcQ wir die Seiteiiwauüc und l'rulile ciuer
grofsartigen Portalanlage, die verbindenden und Qber-
deckcnden Bögen und Gewölbe aber aind nicht sur
htHBcmen Windfang;, tethadoe rna aHt« Da»
nelen fuaanmiengefagt, freuen wir itm gleicb der
edlen und uef.'llliijen Proportionen dieics spSt^joti-
schen Meisterwerke». — Di« kur«c nüchterne Beschrei-
bung lautet: Baaililu in Kreuzform, mit drei Schiffen
nnd Kapellen neben den Seilenacbiliies, enMtaoden
duieh daa MefdanldM der Strebepfeiler: welter nm
den Chor henm die ackon erwähnte Kapellcnrcibe.
— Nach der namentlich in Belgien Üblichen splt-
KotiMhen Melhode tetileii die Kjpil.'ik- lovvohl den
ArkadeubOgeri. ab den Kippen der unteren und oberen
Gewölbe. Profile der Bogen und Rippen (teigen
direkt TOB Sockel attfwSrta, die Grensen s wischen
Pleiler nnd BOgcn, swiaehen Tkngende» md Getra*
gcncm sind ginzlich verwischt, da« GewöIIjc belierrseht
die Formcebung bis auf» Fundament, Dieho Wei^e
wird durch Kunstkenner, Kritiker und Aesthetiker
angesehen als die Folge eines zu weit getriebenen
logtachea ttaiaonnementa, ala »Prln a l p ie n ieltewi*'.
Der r>ech.int unterer Gilde schloft sich diesem
Urteil unbedingt an, die Architekten konnten und
wollten im allgemeinen keinen Widerspruch erheben;
indefs itamer die Fmiia vor Augen habend, be-
hanpleten aie doch, dala andi «fieae t»Obcflrcibai|g'*
hin und wieder vorteilhaft anwendbar wäre, nament-
lich bei geringen Mitteln und folglich geringen Hohen.
Fs lätttsich ein l'leili r oder eine Slule, ein Dienst um
ein betrAchtliches Stuck verkärzea, wenn nicht durch
ein Kapital angezeigt wird: Sehen Sie, meine Herr-
achaftea, hier ist mein Pfeiler schon an Bade, nnd da
beginnen achon Rippen und GeaMlIwt
^ kjui^uo i.y Google
217
1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTLICHB KUNST — Nr. 7.
21S
Der Kapitelaul dieser nämlichen Kirche, durch
eine kapitUlniie Kitlelttatzr in viei Tciic odei Jocbe
iei1e|{t, besutigt «ofurt unierc Behauptuni;. AU
iMlietiacbe Tagend wird efacmo wenig gaflluit die
Hiaiw «der Mwls der letilen Goäk, lindlebe
Maocrfllcbcn gleichfalli «egitwchraoggcln, die nuui
in rieten belgischen Kirchen beobachten kann, wo die
Dreieck«: Aber den Arkadenb(lgcn mit einem Mals-
werk gefttltt lind, da« ttch mit dem der Galerien
unter den hohen FeiMtem vereinigt, wihrend auch
n«ck die tbrig bleibende UaiMfflache neben dkeen
PMMcn eine thoBche Dekoratlea eriiKh.
Aber wir wenitj blind für die l^hertreibimgcn und
Griiieo der leuleo gotiicheo Periode, wir bewundem
doch aufrichtig, wai *te geachaflen, diese freien,
Iktalcn, Inftige« ,«roiäai KitOtm», die •bcnH mai
a«fd- imd tttdnledeillndlielwni Bodca enmnden tind.
Wir huldigen ihren Fntwfrfem und Errichtem, wenn
bei glo^Ma.tü^^:r und wohldurchdachter Anlage ihr
Auibau glUckltche, wir dOrfen tagen henerhebende
ttod eritnaeade Linien and VecUJtnieie seigt; «cb, da
«Ibt ee Gebind«, kvelbw «nd enraNde. die doch
den Blndnwk nieben, nie «alten ik tSm dem
Hanpie dee Elnircfaiden i tw a mmen e wtoi en, wihfend
andere da« Gefühl erwer.Vrn, al« wlre dort über
ench Dicht* andere», aU der blaue, unendliche
Zorn K«pitel „Sniiditit" : bei der adiwindclene-
genden Mb» dee Drillingtarm«, der Sankt Peten
Wcatfronte lu einem Unikam in der Koiut- und U^u-
geachichte gemacht haben wQrde, wird der Baamci«tcr
(ofort auf die Suche gehen nach den maaaigen Grun<i-
pfeäen lud Sobatniluionien, beitiniBt einen aolciicn
Kieeenliololi sn tnc»» er dnroa an aeben odet
vielmehr nicht xu aehen bekommt, veranlabi ihn cu
einem xuitimmcDden Kopfnicken, wenn de* weiteren
von den ooinc^ien Vor2cii-hen die Rede iit, die vur
dem höheren Aufbau warnten, von der Rcdutierung
de* ursprünglichen Plane*, und «chUeltüCh von den
Unttlien, die cta eo kichisinnicea Unterftuigen
cor Poice babcn nnihle;. Er «Ird aogar rcnnelit
*ein, die gante Tunngeachichte fOr eine f<egende
eine Volktphantaaie tu halten, bi» bettimmle hitt»-
ri*che Daten und grotae Giptmodellc im itldtiachen Hu-
aeurn ihm weiter keinen Zweifel erlenbea, aber eiKh
aeto KopAdeken bi ein KnpAdinteln »e i wa n de ü i
«erden.
Voile l'hiitoire: Nachdem der alte Turm 1458
durch eine l-cucisbiunst be«ch.1di>;t war, wurde er so
mangelhaft repariert, dafs er bald mit dem Einaturzc
drohte. E* entstand daa DreilOrroe- Projekt: da*
MinelBMck sollte .'>3r> Pols taech werden, die SanUe-
rendea Kompagnons Jeder 430. Man brachte ei Ua
lu 328. Da »chien c« i;i raten. den Weiterbau eiii-
tuatelleo; der uniuvcilasiugc Untergrund wurdu be-
schuldigt, der Mangel an lysteraatiicher Verankerung
fmtUfL Bine hOlaeme Spitie anfale dna Fragment
kfUna, ebie GiodHuaBin wndn daubi «mtdll;. Doch
nnch daa bMbcr Aa%ealapcMe feonnle aieb nickt be-
behaupten; e« liefe sieh iricht abhalten, am 8. De-
zember 1 tum Teil ciii/UHiarxen, und bekundete
den Vorsats, frOb oder splt ganx herunter au kommen.
stellt, aber schon nach iwei Jahren folgte wieder ein
gewaltiger Einsturs. Justus Lipeius lag gerade in den
leisten Zügen, er iah daa ganse Weltgebtnde ver-
■taten, dna gaaae MeiMbcideben mit all sebMa Be-
ambunvaB, mniioacn «ad Ocbncbcn an Gnade
gehen. „O M n Ja Ca DU nt". AU er die KaU-
stTophe vernahm, widmete er ihr noch, «chon mit dem
Tnde ringend, die« bekannte Chron i.r.i iNi, — Omnia
cadunt: nicht nur Türme stürzen ein, tucht allein
groCte Gelehrte gehen den Weg alles Fleisches, aadl
Sitten and Gebrauche indem sich, Binrichta^can,
■taatlfebe md «litadiaMiehe, gote nad addedktever*
«chwinden. Die junge mmsrhliche Gesellich.ifl wÄchit
und sctiieiat in die Hiiiic, die alten Kleider passen
nicht mehr und auf die Dauer hilft kein Erweitem
und VerUanem. Oer SchUngel wtchat aüt Arm und
Bda ana i/tma nad Hoeenrokr. die Ntbte kmeknn,
dna Waanu Alt Ikn addleUUk «ob daa Sehnttaia.
— Otnnta eadtmtl dea eich «MineBden GHedem
müiiien neue Hüllen angemessen und nnge«chatTt wer-
den. Möicen Madchen und Knaben in der neuen Aui-
rttsttuig sich brüsten und gefallen, nur zu bald wird
ihnen klar werden, wa« sie mit Frack und SdUepp-
klaid aateaecen haben. Nkht anr Anadica nad
Wflrde, Seelen- und Nervenqoal, Sorge und Kumaier
stecken in den Palten ttolser Gewlnder; wehmOI|(f
schauen wir einst turflck auf Kittel und SchOrschen,
als Symbole aorgioeer FrOhfichkeit in trener Blterahnt.
Daa Polgeade wird dlcaen Sto l w e n fttr erkilrea.
Die Sankt Petert-Klrche gehört xu den wenigen
Monumenten, deren Baumeitter uikd selbst Werklente
alle bekannt sind; auch Zeit und Weile Ihrer Wirk«
aamkett iat ai«<«geben. Soipioe ran Vomt Tetfeit%la
die FHae 14S4. er alaib 143»; aebi MacbfUger
war Jan Keldermaitt. Nach ihm kam Mathieu de
Layent, welcher l lft.*) wieder durcti Jan de Me»-
maker abi;elr>«t wurde, 14H8 tr.il Hendrik v,iO
Kvcrghem auf und starb 1495, worauf AUrd van
Hemel bia 1503 den Bau weiter Abtte and naeb ihm
Math. Veldermans bia 1527.
Acht Baumeister in rüstiger aber rahiger Tätigkeit
an derselben Kirche, wahn-nd einer mehr al« hundrrt-
jlhrigen Banperiodc BescfaafCignng und Unterhalt
findctid — welch ein Gcgeniatt zu unseren heutigen
Bannsanieren; der Unietachied Im giAter ala der
a w lm he n einem gemOtüeben Pofcglnger and einem
gehetzten BlitzxogtpasiMgier. Werdi n und Vrr^'eben,
Schaffen utvd Vernichten, Aufbauen und Ahtraj^rr» —
liegt in diesen Worten iii< ht di r Hjuptinhalt aller
Geachichle, namentlich auf dem Gebiete der Koittt?
Wclcbea bialMitcbe Moanatent steht uns noch mmf
letst vor AitfpKtt^ wo rfnd die JCnaalacikc kb^enHen,
die SU Tausenden Jene weiten Hallefl füllten und
•ihmUcklen? Die KOiwtlergildc raOge in xhGner
Diapotition, in herrlichem Ebenmals, in ausgesuchtem
Material mit sinnreichem Werkzeug die höchsten Ideen
vctkUrpenii mit Hammer nnd Keule atttrmt ftela der
Vnadale banM. «nr Veiaicbtanff ibrna Weikea, Der
liltadenide Mietooldnl rfeht hentia. der BtMemUbnier
steht auf, dtM«h UBde« Panatitaus ge t ri e be n , neeh
rni'hr duri-h H.<1>- un<l 7.er»lflrunt;«»ULhl , Und ach, nirht
minder die neue Mode, der eingebildete Furtschritt bc-
diaben daa Bbiwlfdife, Alte. FMUlen nad KapUd.
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1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHB KUNST
— Nr. 7.
220
bedieot and aii|fe«iiftet durch die Auaabcr neuester
Knnttiiclituqgen, de fcf eUe i «a und kontMBdkfeii die
Wcy i l M i i nf de» AUcn. wtdk Oatr Auiclit Ge-
•chmackloten. Fiats, Ptats für du Kumtide«! der
ResalMMice und de* Rokoko I Die »chOncten Werke
Wllfden bcteitigt und waren an dcrm Stelle wieder
in ihrer Art «chOn«' Arbeiten cratan<ltn: auch diese
verachwandcn wieder, lum Feutr vi-rurttilt durch
abciciftlgc AilpiwiMcn, bemten daich ein Euiut-
fabrlkaateiitaiii, du FlaiB und Abtat« MwiMe Mr arine
,,MA«fnproiIakllon". — Sankt Pcirr konnte, \krnn
nicht AllÄrr und Uildwi-rkc, wcnigstt-ivs Lettner und
Triurn|ilikr('iiz HinübTrrlten in den Hifcn unaaRrsaf
dem Kunatgebiet gewiaaenhaftemi Zeil.
Der LcttRar: Vier idUaake Suleik tnfta die
drei BQrw* dcfoi vnleK Seite nit ebiea dack-
gdwndai, ceacMlii^eHeii ltajfaweT% beaetit iat, «tli»
rend die Obf-rsi-itc Ksrlsrückrn (ratt. mit Kanten- und
Kreusblumea au fein bcjrbril> t. daln Zweifel ent-
■tchen, ob sie wohl in Stein au»f;cführt »L-in kOnnen.
Ha» findet Ja in dieser Periode häufig dctgieidMai
OraancBte in Stock, die nn den KapHdea <n den
Hohlkehlen und an den SchrSgen befenttirt sind, so
am Lettner tu Amenfoort and am al>g< tra;:cncD
Httniterschen Apoitelgang. Auf dem Lettner steht
noch daa Triumphkrcnx, ein MHsIrrstuck aua dem
XV.Jahrh. Die vier Kreuxetarme zei^^en nach der
Mittciachi&eite die Symbole der EvangeUatea, deaaca
nach der Choncüe dl» Flcarcn der Kbebenvtter
St. Greicorius, Ambrosius, Augustinus und Hieronymus
entsprechen. Der Unlerban enthtit in drei Niachen
die Slalucn <ier Hrilit;en CJrrjforiuü, I'aulus und Hie-
ronyroua, an der Rückieile St. ArabioaiuB. Henricos
und Augnatinas, grau in gran geault.
In LOwen ist kein ,,Vnlkaallar" mit dem Lettner
««rbanden. Nach Violette- Dne «ar «• nieht die
Abzieht dei Kiithedralenerbauer der gotlxelien Petioile.
ihre iicxigeii Clioranlai^vn abtuschliefaen. Du Be-
dürfnis nach allaeitigem Abschlul« machte sich aber
bald .geltend, die Cborstllhle bedurften einer Rück-
wand; der Omr wtnde eine Klidu, ein HrtUgf—
m dnr KIrfihni nnak der Ejuigachifreltn eine anikei^
gewöhnlich rriche t»d eittwfelielt« Scheidewand er-
fordernd : den Lettner.
Auch in arch!lo!f»ui«elu-ii Frajit-n virspüil man
etwas von den pulltiiii lien Strömungen und Gegen-
altscn. Viollct-lc-Due tritt auf als VorkAnpfer des
Laicnelementa In Kimsl, Kirche nml Staat. Den ent-
Kegengesetsten Standpunkt nimmt Bar. Bethune ein,
wenigstens in dieser Frage : er ist ein warmer \Vr-
teidi^;er des I. ellner» iinil »Ilhe dfn«ell>eti rri LlNer.tll
aogebrarhi. *:>^:,.it in gew».hnlichen Stadt- und I)i>ff-
ktrehea; er möchte das Allerhrillgste mAiclichsl ab-
aondetn, den l»ohen Kleina entaielieB den Bliclwn
dca — bald katt* ich geaagt — praftmun Tuign.
Wer hat Recht? Vielleicht vertreten beide ein
Stack Wahrheil, und mufs der Lettner beiden An-
sichten Rechnuni; tragen. !■ Ii i;l i :ti< < l^f die
b). Theresia, <lie Gott einem Diamanten vergleicht,
worin von allen Seiten alles aich spiegelt, das Weltall,
dea Weaen der Engel, daa Menachcnlebcn und das
Menachenbert: ein nncedlicli irtelacitIgerGott, mdehte
niTtt s,:i;^en, wenn Im dem AiMdniek ketai Widei^
Spruch la^e.
Hat nicht der G«tleiaobn gleichfalls in mehr ala
ellea gewoednn ■ Brlflacr, Hdurprieiltr, Lekter*
Richter and . . . Volksfreund ? Nun denn, beim Pun-
tifikalnint im nb^eschloaaenen Hrilietum, wenn Weih-
rauchwolken einpor«teii;en, die Wiirhliiheii Ge».1nj;r
in ihrer atrengra Erhabenheit ertönen. Wenn nur das
MefsglOcklcin den heiUgaten der heiligen AqgenbNcke
«erkundigt, da «lenken wir an CiiriatHa, den geheimnis-
««•Sen Obcrprieeter, der daa hehre, tmbeffrrifliche
Sühnopfer Seinem Valer für iin« ilarbrinf^t. Wenn
aber der Pnesier, a. B. im Kölner Dum, Vulb,»-
altar erscheint, wenn die Menge Mittelschiff, Trans-
aept und Seiienachiftc erflUlt und in tiefer Ehrfurcht,
aber doch mit l^endfgnm Zntnneii, die «idealwlie
StatgoMese" toa den boh«i Gewfliben widnihallcii
nUtt, dann, dann wild vna euMtite, alt ob dergfltt-
liche Valksfretuid Jeaiu sich «ieiler unler un« jeit;ie.
umgeben, umdrangt von Seinen hülle- und beil-
suchenden, das Brot des Geistes und des Leibe*
eriieheadsn Brffldem. Hier dringt sich von selber
de Wahmdunniig anf, wie praktiBch dieaer Vetha-
allar am Eingang des hohen Chores, unter dem
Triumphbogen aufgestellt ist, sichtbar fOr alle, sowohl
im Mittels« hifT, al« in den weitansladenden Tmnsept-
armen und im gröläten Teil der Seitenschiffe: die
Kxistenzberechtigung der JKietlsflagel sowohl als der
NebenachUfe, stiwdlen von „(nktischcr Seite*' enge-
swelfelt, wird hier mit einem Schlage klar; Cdebraat
und Kanzelredner der Mei^e sichtbar und hörbar;
dieses moderne Ideal erscheint hier in der gotischen
K.ilhedralc, als schon vir Jahrhunderten erreicht.
Darum mügc wcmcsteus der Volksaltar seinen Ptals
behjinpten, auch dort, wo man mit Lettner oder
GitterabacUuls aich nicht «eraShnca Itannt DieecT
Altar beMrdigt dann doch einigermaten das nmher-
irrende Au^;?. das an jener Stelle unwillkürlich immer
einen Ruhepunkt lui-licn wird. Es ial bekannt (;cnui;.
welche Enttäuschung die Wegrlumer des Antwerpener
Lettners und des Mtkuterschen AjMatdgangs erftthrca.
Sie hatten eteh und aaderea «dqjctualt, wie die gtvfih
artige Wkrfcang Over Dome aod «rkltbt werden
mOase, wem die Ftai- nnd Fernsicht bis in die
äuürmlen Reken, durch nichts ni<-hr behindert würde,
überseilen hatten sie die Gesetze der Perspektive
Iund die Eigenart der menschlichen Phantasie, welche
das Nichtaichtbaie poeliaclicr tud voUstlndiger ge-
atahet nia die Wiifeliehkfllt i daher nllganiefam Sr-
! nBchtening.
Noch in anderer Art hat Schreiber dieser Zellen
«Iii» hl' Ernflchteruiig in ei^. ner I'ersun unliebstro er-
I fahren. In seiner jutic"^**^'' l'^nt^ <^'' häiifi^; im hohen
] Dom dem Pontitikalamt beig<-wohnt uml su h gana
dem oben bcachricbcflen Bindrock einer Oberirdischen
Feier hingegeben. In ipXtefer Zeit wUnaehta er dinte
schöne Jugenderinnerung aufzufrischen, sog wieder
mit der Menge demselben Uome xu und suchlt- sich
seinen alten l'l.itz zu Si. t hristotlel« FOfsen, — aber
der alte schöne Lettner war verschwunden. Was er
hflrtCt CS war dasselbe gebliebs-n, aber .tth. er sah
mchi, er sah soviel, er sah das M en sc hl ich« : die
Figuren der Mlnlslranien. «enchteden in UmCiag nnd
LÄri:,i Iii niihf iiiirn. i \nmuligpn Und JUlhetischen
j Uenrrg linken, und gar unter den KirvheogewAndem
221
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHB KUNST — Nr?.
sum Vonchein kommende lange HcMen und Schacht-
•tiefeL Gewiti, da» MaMchllche in der Kirche and
M «»»ctectoi; doch
M tRMivoIl und erhebend, Ua nad wieder eine
bimmliicbe Illusion xenieften zu dOrfea.
Zu unterer Freude finden wit im Chor noch ein
prlchtlce* SahnoMiitiUiiadiea — ein Werk de LAyesu'
vom Jalir 1450 — 12'fi Hetar kodi. «ekto akht
einiam und Verlanen daiteht, (Oodetn aoch immer
leine uraprOngliche Bestimmung; erfDIH. Um den
neoeien Gesetzen zu ^cnügi-n, wonai li Altar und
Tabernakel verbanden Min tollen, wurde auf der
vortpringenden Platte wtcf dem Scteeh Hinhtwr-
■Mar eiaccrieblet.
Bin fint identiaehra Knnttweilt erfnumlai wir am
folgenden Sf.irgcn in dcrSl. J.i nbd-Kirohc; eine Kopie,
1037 von Gabriel von den Btuync, eimr.i LOwen-
ecben KBntller, angefertigt. Nitht hei allen in Kirche
und KapcUen noch vorhandeneo Werken können wir
ona aafhatten. Wenn man tttt* in der Pteaide einen
berflbmten Landsmann be ge gnet, ao begrafst man ihn
mit Freuden. Dierick Boatt oder Stuerbouts, DIfll
von H.\Ar]i-m k^"*""'. i»' einejr der Grscc"c'<n.
ihren Ruf die Jahrhundert« hindurch t>chaup(Fi b4bet>
und behaupten werden, ein würdiger Geselle der van
BjKfca» Hemiiaka und van der Wqrdcna. In Haar'
len geboren, etaib er 1478 ra Uwen, wo er
Sta<tlportrailriir war und «eine Hauptwerke verfertigte.
In der Iii DrLirultii^keilskapelle hangt das Mittelitflck
eines grtilscn Altarwvrkfi, d;i» Iii. Abendmahl linr-
siellend; swei FlUgel mit dem üstcriamm und Elias
ia der Wlile iMifiadea «ich im Berliner Museum, die
beiden anderen, Abraham und HeicUiedeche Be-
gegnung und die BSmammlung det Mama in der
MOnchener Pinakothek. Dip jj;til. klichc und unge-
zwungene Gruppierung der JUutfcr um einen vier-
eckigen Tisch, auf dem MittrhtUck, wird gerllhrat
aowohl aia die Veiacbicdcnheil and Abwechslung in
Chaimkteriilik und Awdnick, bd aeMMNer Harmonie
dce liftnigm Xeldfili. Die beiden FMIcelatOcke —
Abraham «nd IfeleMaedeeb. dat Manna in derWOate
— finden wir in "1t »rtijfnannten Bol"isrrt<«<hpn
Sammlung wieder, herrliche Reproduktionen AWt der
glorreichsten Zeit des Steindruckes. Man-
rGOdebrttder darfiich deaBeaitaca dieeer
MofteiHtagnpMen rahmen, vad whd vielleicht dunsb
diese Zeilen veranlalst werden, mit erneuter Aadncht
diese entsthaften, feierlichen, edeleo Gestalten «u be-
trachten. «Ii h witilcr TM vrtifiiken in dic^r L-ind-
ichafl, worüber der GoltevfrieUe ausgebreitet h<-^t,
an der malerischen Stadt im Hinlergrund
— Ein aadcfca liefllimtea GemUde des
DM Boote, in der nicheten Ra|>dle. atcttt daa Mar^
lyrium den Iii F.rasmus vor, welchem die Eingeweide
aus dem Leibe gehaspelt werden, weshalb er als
natron „legen de buijkpijn" angerufen wird.
Den Rogicr tran der Weyden wird die Kxnuab-
nahm« hi der achten Kapelle ingcMihileben. irlhmd
die sit-hentr frülii-r ein berQhmtcs GemJide von
Quentin Maisys enthielt. Dieses Bild der hl. Fa-
Muaeuan verliattft <br
Fr. 200,000, eine Summe, vo« welcher iitdeeten der
ICiichentrantaad ,jie ddt point tovciwr le ca|»ital.
Nachdem wir noch da* in der Resuuration be-
griffene Innere dea Rathauses und seilte Merkwflrdig-
keiten: einen lii.i(i)risrlien (fiildenfn Schlünicl, alte
i und neue Gemtlde, das t>ekannte Turmmodell n. t. w.
betrachtet und der ,,Ecole de St Thomas", einem
Gebindekomidex, dcaMn Fllne voo eittem Mitglied
der belgiachen St. I,ucaa.Qllde, Herrn Nelleputte, be^
rflhren, und worin votiügliili die steinerne Haujit-
treppe beachtenswert ist, einen Uesoch abgestattet
hatten, waren wir mit nqaercm
XU Ende.
Die Htitagmtmde, d. h. die
gekommen. Heifs war es gewesen in der Natur und
in den <ttr die Kunst schlagenden Herzen der Reise-
genossen ; jetzt aber ballten sich Wolken zusammen,
dunkele Wolken, nicht allein am grxiiblatifn Himmel
fliier den staubigen Stnben und Platien,
aneh am Himmel aoaerer gwel li g ea Freude.
Durch daa elgentamllelw Tempenment
GA«lwirle^ wurile un«rrß gemeinschaftliche Matilreil
ebenso in Frage grüteUt. wie ehemals der Ausbau
dea Sankt Peterturmca und als endlich nach langem
Pariaraeotiere« nnd Begütigen die Sache wieder ge-
ordnet aefaleB, alellta ee ateh herana, dafc awnr flir
alle jjefJeekt, aber nicht für alle gekocht war.
Am Dienstag Morgen vereinigten «iih in Sankt
Peter die Urüder um den Altar, der Gildemesse
beiaawohncni von dort begann der Zug durch die
Stadt tnr Bcaiehügniv der IbrigeB MokwOidle-
kelten. Vidiciehl halle tMUBCbcr die iUHe md ab-
gelegene Stadt Uwen betreten in der Krwarlung,
lurückverselit zu werden in vercangem- ZA-iten. alle
Stralsen und Märkte lu finden, mit einer FUlte inter-
essanter Ciiebfl, Urunnen u. s. w. En g^h allerdings
noch ciaige acbOoe Übeifaleibeel zu bewuB«km; Haga
der Djrle ftad iicih necib niaehea mahsthwlie OtOpp»
che», aber daa mitlelalleriche Enaemble Itt «er-
schwunden. Die letzten Jahrhunderte haben auch
hier in L<in^eweile und Platitüde c<^lci't'''. was sie
vermochten. So hastig wir durch die warmen Stralten
eilten, müssen wir auch Uber unsere Morgenarbeil
berichte«. Proignammiraig wonlea beancbt: die
Halte oder ttaiveiaitl*, O. L. Vi. ler Fkwühhncnn,
wo das berllhcnte Ostensorium der Amsterdamer Omt
rissen bewundert wurde. St jakob mit seinem bereltt
i rwahnlen Sakrament«hSu«>. hen , das Hospital von
St. Peter, und St. Gertrud mit iler zierlichen, durch-
brochenen Turmspilze und dem feinen C'horgesttthl,
zwischen t&40 und ISftO durch Maihiaa de Wagdere
ausgeailwilet. Sine Statnettenraengp und Sf8 ReBefc,
das [.eben und Liuden Christi dariilelli nd (die 14
Stationen). schmOcken diese» renKc Werk, welches
nach einer Uemerkun-j unsere« Oechanten. in «einer
FetalMiit und Anmut vortrefflich den Geist der reichen,
gebildeten nnd ftwenaee Ofdcealtwien von 8t. Gertrud
widerspiegelt, die es bestellt und beaahit Iwbca.
Und nun: „Besinge, o Muae, die Fahrt 80 den
atolaen Rtthmn von Vinet•^■ Alfred Tepc.
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1803. — ZBITSCKfUFT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr. 7.
Die Ausstellung für christl. Kunst m Köln,
«M Anlaft dai gold«ii«n JablllBBi wm
„Ckrltllleliea KiDttTcrtlo", tovl« 4tr ftsf^
tigtten Oe ne r il V ert t m m 1u iig der Katho-
liken U e ui 1 ch I a nd s, im E r i b l>c hdf liebe n
1 1 1 M ! f s a n ni u t 'j in v^r:iri'.1al;-t, konnte lUd »ollle
nur ia deoa engeren Kähmen, den dM GebSnde bot,
MtdltiMMl, trotzdem aber eine alte and oene Ab-
lailvkf «MfuMn, Mil«* in timv g*«'!«« An»-
idttmf mf 4m dUMHehm Knutlititieb, naneot.
lieh den rheinitchen, in den teilten tnnf?'^'^ i^^ren.
Die alte Abteilung beitehl fant iiumchitefükh
in der grobe* S • ni m 1 u n g cumeisl miltelallerücher
H«latchQlla«r«i«B: Schriok«, Trabes. Paneele,
OnuMMDle, vomehmlieh Fignren des Bitdhaoen
Richard Moeal, die feschickt aaf|;ntet1l, dei Lebr>
reichen tehr viele» bietet ftir den Künstler, Knnit'
funcher und Kun>lintere»ientrn. Die Möbel and Be-
•tandteile derselben »ind in Kheitüand and Westfalen
ram Ende de* XV. bis in das XVlL|alirii. enlslan.
tei cipfache, aber daicbwcg eharakierisiisehc Ge-
bilde. — Die Ffgaren and Grnppen, bei 400,
sind «am gröfanf: Teil niederrheims; m wie wesl-
fSlischen und rltmischen Ursprungs, aber auch Bayern
hat leine Beitrige geliefert. Bis in die iweite HlUfle
dea XIV. Jahrb. t ekhm einige Slataeat Nabbawn-
erwigBlHe bSMt^er Sdahtcr, entcfc, aber aaeh
das XV. Jahth. trettreten tahlrelche kölnische Eichen.
hoirfigaren, iron denen leider manche ihre polychrome
F.i-.s iiig Li: gebufst haben. Früher beul and ja vielfach
die beklagcDswerte Sitte, hiniichilich der Bemahing
Witorte oder überslriehene Figareo einfach abtu.
hngea, antait lie in ihrem Znetaad m bctaieeB, oder
den imprUDgllcben diueb voiaicbtitn Abvadiereii na^
Möglichkeit wieder her«u»tel!cn, ur-! sr't ix^ letzte
Jahriehot hat die Aujjen gebffm (ur den hohen
Wert der «rtprlJn|;li : liri: l'ulyi iinmne. auf die fast
aia atiltelabnliche Figuteu berechnet waren. Aach
In dieser Hinäobt gibt die Saaiahag riete lehr.
raidM Wiibe. wuncMlieh bei de« AitimpewK Grnp-
pen and den iflddeWiehen Standfignren. Noeh laihl-
reicher und tvettroDer lind die Belehrungen, die hier
hiniichtKch des Fonnenreichtams, ako der Phantasie
und Er6ndangsgab« bei den mitlelalterlicben Skvlp-
toraa geboten trerdca. Wie oft kehren dieielben
Dantelangen windar, naatanllieb Uadoaan, netli.
Selbdritt, eintelne HeiHge, tele Sebattianos, Christo,
phoras, Katharina, Barbara nsw., aber jedesmal ist
die Atifbasung eine andere, irolt der Üherein»liininung
im Stil und in den Attributen, liaher dSnet »ich
hier auch fttr die Ikoaogmpbie nad Symbolik ein
«ailea FcM, tele mancher eralaant «ein arird Uber die
innige Spraehe, die ««n diesen Gebilden geredet
irird, »oll Überzeugangskraft und GctnUtitiefe, troli
trerelntelter anatümisclier und sonniger Schwächen. Wie
viel Lerntnaterial für unsere reilgei)Ü5>ii»chen kirch.
heben Kmutler, die bei ihrem Anschlnfs an jene Vor-
bildet weder aaf di« eigene Enpiwdnng, noch aaf
aaaMoriaeh gia* komkla Darcbbildaag an etnieblcn
braadken, wenniie Iber beide yer P lgen. Dafs dieses
nicht imn.er der Fall ist, beweist die neue Abtei.
Inng, d e iiufiei einer Aniahl kleiner aber teiner
Nasarenerbilder, manche neue TafeU und Glas-
gemUde, Uolxalnilplaren, Gctldachmiedewerke, Gewebe
und Stickereien nmfafat. Ut rr ihni^n sind nur wenige
Arbeileni die ganz, auch in betrefT der Formen, nicht
aar der TeduUt, befriedigen. NamentUch den Malern
und Bildhaaera kann die Beobacbtnag otcbt v«r^
schwiegen werden, dab die meisten roa ihnen m daa
so reich sich darbiclende und so leicht tu beschaffende
Sludienoialenal nicht hinreichend «ich rertieft haben,
obgleich auch einige hier ausgestellte vontlgliche Ar-
beiten ihnen die Möglichkeit leiKeo, dem modernen
Gcacbnack vollkommen gerecht zu werden im
alten Gewaade. Bcwere ForiMbrUie habea im
gaaaen die Goldschmiede gemacht, aber nach mr
auf Grandlagi" t!r: allen Muster, ohne 'f '5 den
meisten gelungen wire, alle alten Technikes, neu ru
beleben. — Auf dem Gebiete der zu neuem Leben
und Ghuut gUcklich «riedcr cralandencn liturgischen
Gewebe dnhl betete ein Rtokfall ta die frühere
Oberfliehli«hkeH, and flir ^ n jant» gebaeeadea
.Hiiekereien sind die Krtfte nar all Aamtabmca vor«
liitiL irn, vielleicht, weil die meisten im Dienste der
Unternehmer, also der Paramentanbandlangra stehen,
denen durchweg die Schulung abgehl, die entwerfen-
den und aaafitbraBdea Krlfte riekt^ aairawIblcBi amm-
leitea, >n ketrigierea, wobei der Hbiwete aaf dieWabl.
rcilheitsbcitrebangen vieler K&ufer als hinreichende Eal-
schnidigung nicht gehen kann. Diese Beobschtnngen, hier
im engeren Kreiiie gewonnen, werden durch die sOIMt
gemachten Er&hiungen leider betlitigt. SchnBtgaa.
t Domdekan Dr. Georg Jakob tu Regen«.
bürg, Professor der Kunstgeschichte am Seminar, Vor.
standtmitglied und Mitarbeiter der iZeitschrifi fflr
cbiiitiiebe Kaaat«, iat am lS.Jali im Alter «na 78
Jahren «eracMede«. — Der kircMicben KuNt mit Ete-
schluf» i?'f Mi^i'. '' i! seit ihrem Wiederaufleben,
also Übe: cm liälhcä | .ili {hundert, in remstCT Absicht,
vollkommenster Hingabe, erfolgreichster Weise gedient,
emtt und grtUidiich als Forscliar, kcsntaiireicb und
im igaad all Lahnar, IraclMbar aad lielbewnbt als
«if VerBned oderKlgeaalaa, aoadcm aaf grVndtieben Sta-
dien der Quellen, der Denkmäler, der Literatur beruhten,
ist er treu geblieben bis an sein Ende. Der liefe Einblick
in die Vorzüge der mittelalterlichen Kunst, die er in
ihrem Zaaamawnhang mit Litnigie« Symbolik aaw. awbr
wielhat alle andeiaa erbfct hatte, war Ihm ragMdi dac
Schniiwehr gegen die aiveilterenden an^^ ni ' rj^rnlalaica-
den Bestrebungen, die den Zutammenioin ^ mi der Ver-
gangenheit auch auf dem von der Tradition beionderi
behaieten kirchlichen Kunstgebiete abzuschwtchen,
wenn nicht gar auftulfisen drohen. Von seinm Vei^
trmntbeit mit den beiltglicbenki(«hliclw»BeatimmaBgea.
nh der Eatarieklaag der Ktmat, namentVeh in aelnem
Heimatland, mit ihren Techniken, mit Ihren Anforderao.
gen Uli den Kler<i» und vornehmlich au die Kdnstler legt
»ein fünfmal aufgelegte» Huih Uber «IH« Kunst im
Dienste der Kirche« gUtnxendes Zeugnis ab, etwas vcr.
altet hinsichtlich der Ausstattung, vomehmKch der Ab>
bildangeu, aber von daaemdem Wert iabeang anfdie
Darlegungen and BesehreibimgeB, beaondem die letMi»
den Prinzipien, dttier geeignet .ils Fnhrrr und tfalt ta
dienen in den Wimitiiüen <lrr i iri^enwarl. M8gC daa
ernst belehrende, rullig aoleitrmle Wort des Allmeialaia
noch lange nachklingen I K. I. F. Schaaicea.
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Ilochgütischcs rheinisches Schaualtarchen im bayerischen Nationahiiuscum.
Abhandlungen.
Hochgotisches rhein. Schaualtärchen :
Holzschnitzerei mit FlUgelgemälden.
;Mil Abbildung. Tarel.)
< naualtärchen waren im Mittelalter
nldit f&r den eigenU
liehen liturgischen Gebmiirh be-
'J stimmt, sondern lUr die Aua-
stattang von KapeUen, oder f&r
die Privatdevotion. - In dem
Reichtum des architektonischen
Aufbaues übertrifft das hier abgebildete, ebcn-
falLs aus der Boissereeschen Sammlung bezw.
dem Nachlasse Konips I,udwi(» I. IflTf) in das
bayerische Nationalmu^eum gelangte, in dessen
»Kunst-SchatsMii« ab Blatt I gua Inirx be-
schriebene Exemplar (vgl. Heft VII, Sp. 193/194
dieses Jahrgangs) alle anderen derartige Altar-
chen, wie es sich aach durch die Doppcl-
Uappen der FlOgel und seine so anmutigen
wie strengen Formen auszeichnet. Von l'hcr-
malungen, welche namentlich einzelne ilmtcr-
grflnde erfahren hatten, nencfdiiigs sottgsaw
befreit, erstrahlt das 147 cm hohe, 13<> rm
breite, 18 cm tiefe Kiappaltarchen wieder in
seiner arspranglichen Schönheit als eines der
edelsten Erzeugnisse der kölnischen Bildhauer-
(und Maler-)Schule um die Zeit von 1370. -~
Die aus Nufsbauro gebildeten glänz vergoldeten
Figuren der vor ihrem Betpulte knienden
Jungfrau und ries pleirhfnlls knienden Engels
sind vollrund geschnitzt, bekrönt durch die
von Wolken getragenen Brustbilder Gottvaters
und zwei ihn flankierender Engel, frei in die
Nische gestellt an den in grofigemustertem
Blattwerk gepunsten, ganz vergoldeten Hinter-
grund. Der flache EselsrUckenbogen mit seinem
Mafswerkhangekamni. um diese Zeit am Nieder-
rhein langst eingeführt und zu reichster Ent-
bltung gedidien, schUeltt die Szene ab, das
Kreuzgewölbe des Innern maskierend mit
seinen goldenen Kippen und blauen Kappen.
Die machtige (hudie Kreusblunie ragt Ober
den durchbrochenen Vicrpafsfries hinauf, der
die Horizontale besäumt, vom, wie auf den
Schmalseiten, auf denen das Frontispiz die
Tiefe des Baldachins bezeichnet, also auch
der Plattform, auf der das durrhsi<-htiKe Turm-
paar mit seinen beiden Eckpfeilern in so grots-
arUgar, wie einhdier, nnr in an^gesdinittenen
Brettclicn bestehender Holzarchitcktut siih
aufbaut. Die Fialen dieser Eckpfeiler runden
die Silhouette ab, imd von ihnen leiten die
eleganten Strebel>Ogen zu dem Mittelbau Ober,
zunächst wiederum zu dem Fialenpaar, aus
dem, nur durch zwei Fialen geschieden, die
Hachen Helme mit ihrer Kreuieblume sich er-
heben. Konstruktion wie Ornamentik finden
hier im volbt. n M.i.rs- ihr Recht, ersterc in
Idaister harmonischer Entwicklung, letztere in
streng geometrisch gemtisterten Maiswerk,
dessen Durchschneidungen in kalaidoskopi-
schcm Linienspiel die phantastische Wirkung
noch erhöhen. — Die bemalten FlUgeltOren
haben die Bestimmang, den Mittdsdirein so-
wcihl nach den .Schmalseiten wie nach vom
zu schliefsen. Daher haben die beiden Innen-
klappen je dn Frontispiz, weldies genau auf
die Mafswerkarrhitektur des vorkragenden Bal-
dachins pafst, während die beiden Aulsen-
klappen mit Je einem halben Eselsrflcken den
Vorderbogen unter dem Krabbengicbcl zu
bcdci ken vermögen. Beide Flügelpaarc sind
horizontal doppelt geteilt, so dala zuoberst die
Abschlösse firei werden fOr je ein Sngeihmst-
l)ild, darunter j( rechteckige^ eben&lls
von schwach relicücrten Pafsbögen bdnOnte
Felder. Die einen «eigen auf glattem Gold-
grund die Geljurt, Darstellung im Tempel, An-
betung der hl. Dreikonige, Flucht nach Ägyp-
ten, und zwar im Sinne der spätmittelalter-
lichen Ikonographie, also t. B. des Knims
von Maria und Joseph vor der Krippe. Die
schmalen Felder haben je eine Standligur auf-
genommen, und zwar die beiden Apostel-
forsten, St. Acnes und eine heilige .\bti.ssin.
Die letztere, die allein über die Herkunft des
Gänsen (Ober die alle urkundlichen Notizen
zu fehlen scheinen) Auskunft zu geben ver-
nii» hte, trägt weifsfs Kleid, schwarzen Mantel
und weifsen Schleier, dessen Zipfel lang am
Ellenbogen herunterhängt; der HermeHnbesats
um ihre Mütze, vielleicht ein Piisileg. konnte
Näheres verraten. Die Technik dieser gut
gezeichneten, aber nidit mit der höchsten
Feinheit durchgeführten Gemllidc besteht aufser
dem Gold ausschliefslich in Deckfarben, die
sich auf 2 Rot, 1 Blau, I Grün, 1 Gelb, 1 WeUs
beschranken. — Die AuTsenseiten der FlOgel sind
trrün gestrichen und mit Goldrosettchen ver-
ziert, die beiden .^ufsenklappen dazu mit den
beiden ganz in Farben, ohne GoM an^gefldirten
Figuren der Verkündigung bemalt, die sich abo
merkwürdigerweise wiederholt SchnStgen.
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«7
IMS. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.
Farbenschmuck am Aufseren des Domes za Chur.
(Zqgleich ein Beitrag vu Baugeschichte de» Clraier Dome*.)
(Mit '2 Abbildnngm.)
')iir<Ti(i der Saf/. i!:ifs die mittul-
ahcrliche l'ulychromic sich uichl
auf das Innere beschrOnlct, ton-
' : luch das Auf-' I '• <lr-r Kiii !uti
in ihren Bereich gexogen liat, (üt Frankreich
an Viollet-le^Diic') einen berafenen Vertreter
gefunden hat, ist derselbe ftlr Deutschland
meines Wissens zuerst, und zwar im Jahre
1876, von Karl Scijüfer mil Nachdruck be-
tont worden. Von jedem Werlte der romani-
schen und gotischen Kunst darf man, so hob
Schafer hervor, mil hoher Wahrscheinlidikcit
anneluuen, dais et zur Zeit adner Volimdung
im Schmucke der Farben dastand. „Es gibt",
so aagi er, „eine lange Periode, während wel-
cher ea Regel war, kirchliche und profane
Gebäude nicbt nur im Innern, sondern aucll
im Äufsercn zn 'Iv> hromieren".*! Ks waren
hessische und besonders Marburger Bauten,
die SchAfer «im Gegenstände seiner Unter-
lUchung gemacht hatte
Für farbigen Scluuuck der Aulsenfaasaden
lierem in West&len eigenartige Beispiele die
Patroktuskirche zu Soest mit ihren nictallum-
kteidctcn Sa«k:hen und I\dk!-{)«:ichen am Turme
und namentlich die Feterskirche dortscibsl, an
der, wie idiaDdemorta dargelegt habe^^ auber
Malereien uiu! Mfinll*' ruif h farbig unterlegte
Glasflüsse zur Aiiwi iniuni; gebrach! sind.
1) Viollel.le-I>ac »Dictioiuikire de l'aichhM-
tat« InBftiM«, VII, Aitik«! Painturc. S. 108: La
Heantbn m* s'apiiliquüt pu Moleaicat aax
das iaiMean, cUa Jomit ma tdte iaipotttBt i
Tntirieat dtt <di<icei.
Die von Violl«t-)e>Duc gegebene ßeichreibung
der Ma]wei»e, wie «ie betenden an den Kalbedrdeo
TOB Pwif, KJwiiM and Aoweiia sw Anwenduig ge-
kooMMD mit. Mit 4iHtlba Atr mAr ab «in Nach-
laidiaett tAmmtit, daramf bitacihaet, die Liaiea der
ArdiMAMr aftd dar Blldacfei Khltfer 1ier«QUrelen
ta Isiscn (Eme ÜberteUung der Aijvfulirmiyrii Vloilrt-
le-Dnc't bei Fitenne in der in Note li aiagplubrten
Abhandlong, Sp . Ü9 f.)
*i Karl Schlfer „Golisclie Wandmaleieien In
Harberg". tDeoticbe Bni«liwg<c X. Jahrguig, 1870.
8. 321.
»1 .Deuuche Bnuicauijg« 1887, S. .'»37.
*) FOr die Verwendung von Metall zum Kauader-
•cknack bietet ein fernere« Beiapiel die Kirche an
Gadttoieii (VteklciibarB'SchwfriB), wo di
Tu <li( ^1 I 7i i?'« hrift ist die I'raije der
Aulscnbcmalung der Kirchen mehrlach und
treffUch bdettchtet worden. Zuerst durch
\'. Fi<:rnnie, <ler unt«^r Vntaii^i hirkung eines
insuukliven tustorischen Rückblickes aa einer
Reihe von Bauwerken aus der Moselg^end den
ehemaligen farbigen Fassadenschmuck nach*
wies.*) F-s folgte Meckel, der die Fiscnne-
schen Aasführungen durch den Hinweis auf
eine Anzahl Auisennuksreien ans der Gegend
des Mittclrheins und des Maingaues bedeut-
sam förderte.*) Und dann führte Beisisel den
überraschenden Nachweis, dalä nicht nur der
Turm der Kapelle im Klostergarten von Laach,
»ondem auch <h'e Klosterkirche sdbst im
Aulseren bctnali gewesen und das System der
Bemalung in den Hauptfiartien sudem noch
jetzt deutlich '-rkciinbar
Es ist nur ein geringer Beitrag, den ich
hier sur Bemalnngsfrage der Kirchenfasaaden
biete; aber au( tlicsein von der Fors* hun;;
eben erst gestreiften*) Gehtete, wo Wind und
Wetter, Zeit und Moischenhand mit dem, was
ehedem vorhanden war, gründlich aufgorJluiiii
haben, .sind auch kleinere Funde von Be-
deutung.
Die Baugeschicihte des Domes von Chur
Ist noch nicht vollständig aufgehellt. Obgleich
glaubwürdiger Ül>crliefcrung nach die Kirche
ihren Ursprung bis in das Vllt. Jahrh. hinauf-
führt,') geht die meine Ansicht doch
dahin, dais der Ii t/i bestehende Bau zwar in
langsamem Fortgänge entstanden, aber in
einem Zuge gebaut sei IMe erste Kunde von
dcmsflln ri iniM i, f . sagt Rahn, „dafs 1178
der Chor geweiht worden seL Es fuiglc dann
im Jahre 120S die Konsekration des Kieua-
•) ni. Jahif«« Spw 05 ff. und 73 <r.
•) IV. Jahrein? tau, 9p. 187 It Nach den von
Maitband flngyi gemachten FnUtelKuigeo gcbM
hierher aut h ilis Kirche von Oberbreisig. Vetgt
vorige» Jahrgang dieser Zeitichrift, Sp. 320.
"») IV. Jahiganf, 1801. Sp. 255 B.
*) Bs sei s. B, danmf UaKewicMn, dab das hodu
hedeaiiaoie. monamentale Werk von Dckio-ltooM
tthcr die k;r<;tilii-1;r Bs\ikuii5t dei .'SSf ndhndes dieaeO
poiycbicicTicii ächmuck üei KantaUea ganz uobetttck-
»ichligt läfst.
*) Vcrgl. Elf mann >0ie Lncnskiiclie m
Cliw«, Jahig. VIII (IBO.'i) dlewT ZdH^r., Sp. 348.
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229
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST —
Nr. 8.
230
altares vor dem Eingänge zur Gruft, worauf
endlich, fast ein Jahrhundert nach dem Be-
ginne, im Jahre 1282. die Weihe des Ganzen
stattfand. Im allgemeinen ist trotz dieser
langen und wahrsihcinlich oft unterbrochenen
Bautätigkeit <ler Slil der einzelnen Bauteile
ein sehr übereinstimmender, nur der Grundrifs
zeigt, dafs nach Vollendung des Chores eine
erhebliche Veränderung des Bauplanes statt-
gefunden hatte. Man gab die bisherige LAngen-
achsc auf, sei es, weil der südlich steil ab-
fallende Fels eine Fortsetzung in derselben
nicht mehr gestattete, oder «laCs die Rück-
sicht auf andere inzwischen errichtete Ge-
bäude dazu veranlalste".*") Die Frage nach
in gleicher Breite mit dem Mittelschiffe das
Chorquadrat an, dem sich dann ostwärts das
gerade geschlossene, erheblich schmälere Chor-
haupt anfügt Die Gewölbe dieser beiden
Teile stimmen in ihren Gurten, Rippen und den
tragenden Wandvorlagen mit denen des Lang-
hauses so vollständig überein, dafs Über ihre Plan-
und Zeiteinheitlichkeit eine Meinungsverschie-
denheit nicht besteht Ebensowenig kann nun
aber ein Zweifel darüber obwalten, dafs das Ge-
wölbe des Chor»)uadrates in einer Flachdecke
eine Vorgängerin gehabt hat. Hier hat sich
nämlich über dem Gewölbe noch der bis zur
Höhe der ehemaligen Flachdecke empor-
reichende alte Wandputz erhalten. Die Höhen-
Dom.
Abb.
Anaicht von Chur.
der Entstehun^szeit der hier zu besprechenden
Malereien macht es erforderlich, die Momente
kurz hervorzuheben, die darauf hinweisen, dafs
der Bau, über den die Wcihcnachrichten von
1178 und 1208 berichten, mit der 1282 ge-
weihten Kirche nicht identisch, diese vielmehr
im wesentlichen eine Neuanlagc ist
Der Dom von Chur ist eine drei.srhilfige,
in allen Teilen überwölbte Pfeilerbasilika, die
aber eines Querschiffcs entbehrt; an das Mittel-
schiff des dreischiffigen Langhauses .setzt sich
R«hn >Ge>chichle der bildenden KUnde in
der Schwell«, ZOiich (l>'Tfi). S. .3HJ. Die H«apl-
m«{»e der Kirche tind ebendort S. l.M» (Nole) rer
zeichnet. Aufnahmen derselben in Jen Mitteilungen
der anliquartichen Ctesellschaft in Zürich, Band XI,
Heft 7. , Beschreibung der Uomkirche »on Chur.' —
Ini Jahre IHliti ist der Dom durch die preufiische
Mefsbildanstah aufgenommen worden.
läge derselben ist aufserdem an den Seiten
durch einen 30 cm starken Absatz markiert,
um den der nachträglich zugefügte, der Über-
höhung des Gcwölbcscheitels über den Schild-
bögcn entsprechende, 2,60 m hohe Mauer-
aufbau gegen das unlere alte Mauerwerk
zurücktritt Auch die der Flachdecke konform
tiefer ansetzende Linie des alten Ostgiebels
tritt wie im Innern, so im .\ufsem noch klar
in die Erscheinung. Eine weitere Bekräftigung
und Vervollständigung erhalten diese Wahr-
nehmungen dann aber noch durch zwei Rund-
bopenöffnungen, die aber ihrer ganzen Ge-
staltung nach sich als ehemalige Fenster
darstellen. Ihre Gesamtform, die beidersei-
tigen stark abgeschrägten Laibungen und
endlich der nach dem Chorquadratc hin. also
auf der Innenseite befindliche Glasfalz stellen
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281
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 8.
232
diesen Punkt durchaus sicher. Es handelt
sich bei diesen Öffnungen also um Rundfenster,
die in den Zwickeln, oberhalb des Chorbogens,
unterhalb der Decke des Chorquadrats, aber
oberhalb des Daches des Chorhauptes angc*
bracht, dem Chorquadrate von Osten her
direktes Licht zuführten. Es ist dies eine An-
ordnung, für die es, wenn sie auch nicht gerade
allzu häufig angewendet ist, doch an Gegen-
stücken durchaus nicht fehlt. So seien als Bei-
spiele hingewiesen auf die von Einhard erbaute
Basilika zu Steinbach, auf die der rumänischen
Zeit angchörige, ebenfalls flachgedeckte Kloster-
kirche 7.U Merten a. il. Sieg, und als Gewölbe-
bau mit gleicher Anordnung auf die im spat-
romanischen Stil erbaute Ableikirche zu Wer-
den. Von dem Bestehen die-
ser Anordnung im Dome zu
Chur ist im Inneren nichts
mehr zu erkennen, indem
das an Stelle der Flachdecke
eingespannte GewAlbe in
die untere Laibung der Fen-
ster einschnci«let. .-Xuch von
aulsen sind die Fenster jetzt
vollständig dorn Blirk ent-
zogen; zwar liegt die jetzige
Gewölbedecke des Chor-
hauples noch beträchtlich
unterhalb der Fenster, die
Aufsenmaucm desselben
haben aber, ebenso wie
die des Mittelschiffes und
Chorquadrates, eine so botrAihtliche Er-
höhung erfahren, dafs die Fenster, wie die
unter Figur 1 gegebene Ansicht der Dom-
kirche ergibt, nach aufscn hin gjinz ver-
deckt sind. Vollständig klar stehen sie aber
dem vor Augen, der sich auf den Dachbf>den
des Chorhauptes begeben hat. Raum- und
Lichtverhallni^se sind dort so aasreichend, dab
es möglich gewesen ist, von einem der beiden
Fenster, dem der Nordseite, die i)hotographi-
schc Aufnahme zu machen, die hier in Fig. 2
zur Wiedergabe gebracht ist. Die Schwierig-
keit, auf den genannten Raum zu kommen,
- - man muts über das Gewölbe hinweg durch
eine der genannten Fensteröffnungen kriechen
— macht es erklärlich, dafs diese Fenster für
die Baugeschichte des Domes noch nicht ver-
wertet worden sind. Und doch stellen sie es,
in Verbindung mit den übrigen schon gc-
.^bb.
nannten Merkmalen, sicher, dafs dem Gewölbe-
bau des XIII. Jahrh. ein llachgedecktcr Bau
des XII. Jahrh. vorhergegangen ist.
Der Umstand, dafs das Chor schon 1178,
der vor dem Eingänge zur Gruft stehende
Krcuzaltar 1208, das Ganze aber erst 1282 ge-
weiht worden ist, verliert damit alles auffallige.
Wenn der Krcuzaltar 1208 geweiht werden
konnte, so mufs damals, da dieser Altar im
I^nghau.se stand, die Kirche im wesentlichen
vollendet gewesen sein, jedenfalls kann daran
nicht noch bis 1282 weiter gebaut worden
sein. Wenn nun trotzdem von einer 1282 er-
folgten Weihe der ganzen Kirche berichtet
wird, so kann es sich dabei nur um einen
ganz neuen Bauvorgang handeln. Die Altar-
weihe um 1208 stellt den
Abschlufs einer Bauperiode
dar. aus der der Dom als
eine flachgedeckte Anlage
herv<irgegangcn ist. Weiter-
hin wurde der Bau dann
einer durchgreifenden mit
der Weihe von l:?82 ab-
srhliefsenden Umgestaltung
unterzogen, in der er zur
Gewt'ilbebasilika, wie sie jetzt
dasteht, umgewandelt wor-
den ist. Naher auf diesen
Punkt einzugehen, ist aber
hier nicht der Ort;") eine
weitergehende Klarstellung
kann, wenn sie überhaupt
möglich ist, nur auf Grund einer eingehen-
den baulichen Untersuchung erfolgen und
mufs die Begründung dann unter Beigabe
eines umfassenderen zeichnerischen Materials
erfolgen. Die hier gegebenen Erörterungen
sind aber hinreichend, um erkennen zu lassen,
dafs die bisher zur Geltung gekommenen An-
schauungen die Baugeschichte des Churer
Domes nicht erschöpfen.
Die Kimdfenster, an welche diese Bemer-
Kunilfenttrr mit üu'wrrf Brnijilung.
"t El m«R erwShnl werden, dafs die Snrgmauern
de* MitteltchilVci die gleiche, durch abweichcDde
.Mauertechnik «ich kennzeichnende Erhöhun); wie die
Mauern dea Chorquadralet zeigen, aber weder den
Mauerabintz, noch lonilige Merkmale aufweiten, welche
auch hier auf dai ebemahge BeiteheD einer Flachdecke
bezeugen. Man wird annehmen ddrfen, daf* das
Langhaoi bei der Umgeitiiltung det XIII. jahrh. eine
btneueiung erfahren hat, bei der vom alten Bau nur
die Seilenschiffmauem benalit worden lind.
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S83
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTr.fCRB KÜNST — Nr. 8.
384
kinifjpn angeknüpft worden situ), sind durch
(ien Aufbau der Cliurmaucm zwar etwas ver-
deckt, tonst aber wohl erhalten. Sie haben
eine I.irhti'".frtnin(: von ",^5 /// Weite, <lcr Duri li-
me&ser der Üu&cren I^ibuag:>kuntcD, der innen
and auben gleich gro6 ist, luiTst 1,66 m, die
MauersUirke endlidi betrilgl 1,14 m.
Neben der diesen Fenstern für die Bau-
g^lUchte des Uumes zukummendcu Be-
dentUDg, beanapruchen dieselben ein be-
sonderes Interesw weijen df^r hirr erhalten
gebliebenen AuCsenmalereien, mit denen die
Kirche ehemab geachmOckt war. Dem Um-
stände, dafs kein Anlafs vorlag, die in dem
Dachiaum verbauten Teile der Uiebelmaucr
des Chofquadrates mit neuem Putze oder
neuer T&nche zu überdecken, dieselben aber
auch gegen die Wiiteniiips- iunüsse geschützt
waren, ist es zu verdanken, dals der alte Auf&cn-
put« akh 90 wohl erhalten hat
Und deutlich tritt auf ilic--ein Pitt/c die
Bemalung hervor, mit der die Rutkdfcnster
des Giebels in ebenso wirkungsvoller wie ein-
facher Weise geschmückt waren. Dieselbe
zeigt einen Wechsel von weifs untl hellrot
gefilrbtcn Bogcnstcincn, die nach aufscn hin
ein Ring mit einem Dreieckmuster von glei-
chem Frrrhcnwi-clusel umsriitmt. Die Musterung
wird von leicht in den i'utz eingetieften
Linien mnrandet Die AusfUhrang ist eine aiem -
lieh sorglosi , v iriit-ren die Kcipfc der Bogen-
steine an der inneren Laibung^kante in ihrcti
Abmessungen zwischen 7^9 em^ ander Sulsercn
zwischen 14— 16fw; die kleinen Bogenstcinc der
EinfasMing der IJrhtöfTnung jjassen in der An-
ordnung nicht zu den grofsen der Laibuug,
sie sind viehnehr ganz unabhflng^; von diesen
gezeichnet nnd ctionsi') ist die den Sufseren
Abschlufs bildende Dreieckverzierung ohne
RUdtsicht auf die durch die Bogenstetne ge-
gebene Teilung disponiert. Alles dieses sind
aber Unrcgelmursigkcilen, die, weil enlfcmt,
sich störend bemerkbar zu machen, gerade
durch den Wegfall der Schabkuie der Zeich-
nung Charakter geben.'*)
Die vorangeschickten baugeschu hUichen
Erörterungen weisen den Weg zur Feststellung
der Zeit, der die lufere Bemalung des Chores
Nach Miueilung von Prof«Mor Zcmp, Freiburg
(Seh*.), befindet «ich eine Ihalche Mklefci an itt
Kiiehe ««• KlMifln m MtsaMt ia GnabOadcB.
anf^ohi irt. Es ;>t dar, ms hcrvorgej^anpen, dnfs
die Fenster durch den 1282 geweihten Bau
in Wegfall gekommen sind, dieselben aho
citior früiiOnn Periodik arif^L-hürcn. Da die
Malereien sich ganz der Zeit anpassen, die
durch die Weihoiachtichten von 1178 und
1208 fes%elegt woiden ist. so wird man nicht
fehl gehen, wenn man dieselben als ein Er-
zeugnis der Zeit betrachtet, die die flach-
gedeckte Kirche schuf, sie also der 2mt um
1200 zuweisen dürfen.
Wahrend v. Fisenne im Hinblick auf den
Kostenpunkt der Wiederaufnahme der Auiscn-
beroahing bei Kirchenbauten pesiimlBtlich
gegenüherstfhi und sii h damit bescheidet, dafs
die erhaltenen Malereien beschrieben twd einer
Restauration unterzogen werden, redet Hecket
der Rückkehr zum alten Farbensch muck kr.'lftig
das Wort. So sehr man ihm darin beistimmen
kann, das nächste Mittel, um zu diesem Ziele
zu gelangen, wird aber doch wohl darin be-
stehen müssen, das, was noch erhalten ge-
blieben ist — es ist ja, da es sich um
Schöpfungen handelt, die der ZentAiuag in
schlimmster Weise ausgesetzt waren, unend-
lich viel weniger als der uns überkommene
Bestand an Innenmalereien — wieder herzu-
steilen und diese Werke dann selbst ihre
Werbekraft erweisen zu lassen : verba docenl,
exempla trahunt Und da mag dann an
den Abt und den Konvent von Laadi die
Bitte gestellt sein, dt<» ihnen nnvertrauten
Bauten im alten Farbenschrauck neu wieder
erstehen zu lassen und damit ein Beispiel zu
geben, das nicht ohne Nachwirkung bleiben
kann. Und selten günstig liegen hier die Ver-
hältnisse. Ein wAbekatmter Bau, der, wie
Beissel festgestellt, an Farbenresten noch
1 aufweist, was zu einer Wiederherstellung erfor-
I derlich ist; aber diesen Bau gebietet ein Orden,
dem die Pflege der Kunst von jeher eine Her-
zenssache gewesen ist; und cÜt-scs Kloster be-
sitzt in dem früheren westfälischen Kircbenbau-
meister Wilhelm RincUake, jetzt Pater Ludgcfu^
eine gute Kraft zur Lösung dieser Aufgabe^
Aber nicht nur die Wiederherstellung de^isen,
was an alten Aufscnmalereien noch erhalten
ist, tut iu)t. nicht minder notwend^ ist ihre
VeröfTenilii !uinp. MfSgen auch hierin die Beoe»
diktincr von Laach vorangehen!
ÜMUkKwamiiA. W. Bfruaan.
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23r>
IW3. — ZKITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.
Liturgische Saugröhrchen im alten Lederfutteral.
i,Mit Abbildung.)
|ni Schatz des Erfurter Dumcs haben
sich zwei der heute selten gewor-
ilenen liturgischen SaugrAhrclicn
lus dem Anf. des XV. Jahrh. erhal-
ten, doppelt interessant, weil das dazu geh<irige,
gleichzeitige Futteral auch noch verhanden ist.
Das merkwürdige, l>ishcr noch nicht verfiffent-
lichte Stock verdient gcwifs die Publikation.
Bekanntlich wurden die Röhrchen {fistula,
calamus etc.) v<irnehm>
lieh beim Laienkelch
verwendet, um ein et-
waiges Verschütten und
Abtropfen oder son-
.stigc Inkonvenienzen zu
verhindern Wie man
seit der frühromani-
schen Zeit bestrebt war,
die Kelche ihrer Be-
deutung entsprechend
aus edlem Metall her-
zustellen, so auch die
dazu gehörigen Saug-
rOhrchen. So erklart
sich, dafe die beiden
Erfurter Fistulae aus
Silber sehr sauber und
zierlich gearbeitet sind.
Ihre Lange betragt 18
em. Beide haben ein
seitlich angesetztes, an-
nähernd kreisrundes
Plattchen mit vorsprin-
gendem Kandleistchen
als Handhabe oder Griff,
der Rührchen einen sorgsam gearbeiteten klei-
nen Teller zum Auffangen etwa hcrablliefsen-
der Tropfen.
Aufgehoben werden diese Fistulae in einem
Lederfutteral mit etwa ovalem Durchschnitt.
Im Innern ist durch einen hölzernen Steg
eine Zweiteilung für die Röhrchen hergestellt.
Die gesamte Lange des Futterals bei fest
anschlicfscndcm Deckel betragt 20'/j cm, der
Querdurchmesser an der durch die Henkel
und den Trichter bewirkten Erweiterung
H'/f em. Der ebenso einfache wie zweck-
entsprechende Versthlufs des Futterals ge-
schieht durch eine am unteren Teil befestigte
Darmsaite, die am Deckel beiderseits durch
je zwei in das Leder eingestochene, vor-
Darüber hat eins
springende t>scn gezogen, über dem Deckel
einen l>cqucmcn Henkel bietet
Seinen Wert erhalt das Futteral durch die
geschmackvolle und korrekte Lederarbeit In
das heute stark nachgedunkelte, fast schwarz-
braune Leder sind die schmückenden Orna-
menteeingeschnitten, so dafs sie plastisch oder
relicfartig sich vom Untergrund abheben.
Dieser Lsl durch Einpunzen gemuht, wodurch
auch koloristisch ein Ge-
gensatz zwischen glatten
und stumpfen Flachen
entsteht
Das zierliche Meister-
stück ist kennzeii hnend
für das sichere und ein-
hcitliilie Stilgefühl der
hohen Gotik, die jedem
liturgischen Gebrauchs-
gegensi;ind omamental
gerecht zu werden
wufste. Die untere Hälf-
te des Futterals ist gc-
.schmückt durch eine
graziös geschwungene
Ranke, besetzt mit je
drei gröfseren und klei-
neren stilisierten Blat-
tern, in denen wir, mit
Rücksi» htauf den Zweck
des Futterals, wohlWein-
Matter erkennen dürfen,
Die wulstartige Ausbau-
chung zeigt auf der einen
Seile ein Rankcnomamcnt, dem, der unteren
Hälfte «les Futterals entsprechend, auf der an-
dern nebeneinandergercilitc Dreiecke die noch
heute übliche Kerbschnittmanier verraten. Je
eine zierliche, wie ein Fragezeichen geschwun-
gene Ranke mit zwei Bi.'lttem s( hlielst die
Dekoration des Deckels, nachdem er sich ver-
jüngt hat, ab.
Weimar. Dr. Otto Büchner f.
[Der verehrte Verfainer, ieil karzein unserer Zeit.
Kchrift ein hochgeichitzler Mil«rl>eiler, ist am IH. Au-
gust XU Erfnn, wo er an der kun»lhiilori»chen Aus-
ttelluDg mitwirkie, einem tjrph&ien Fieber erlegen, im
Aller von nur .'U Jahren, viel tu früh enlriuen der
irchiolugischen Wiuenichafl, namentlich de« Mittel-
alten, all deren kenntniireichen und bcgeiiterteo, die
höchsten lloflfuuugen weckenden Vertreter er lieh be>
reiti bewahrt hatte. K. 1. I'. <] D H.
Gc
237
1803. — ZEIl-SCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.
238
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XVI. (Mit 3 Abbüdongen.)
32. Chorinantclstickerei mit dem Toten- Paramenten aber fremdartigen Gebiete de«
tani im Dom zu 0.snabrück (Kat.Nr.58i;- Totentanzes entnommen sind. Die Lasurtechnik,
Von einem Pluviale des XVI. Jahrh. be- in der die letzteren auf roter Sammetunterlage
wahrt der Dom zu Osnabrück noch die Sticke- ; ausgeführt sind, hat, wenigstens auf der Kappa,
reien: Kappa und Stäbe, merkwürdig derart gelitten, dafs die Einzelheiten nicht mehr
durch ihre technische Ausführung, noch merk- mit Sicherheit zu erkennen sind; die omamen-
wtirdiger durch ihre Darstellungen, die dem taten Partien hingegen, in dem itufserst soliden
dieser Zeit sonst geläufigen, den kirchlichen , Spreng verfahren gestickt, haben sich bewährt
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239
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 8.
240
gegenüber den schweren Angriffen, die sie
auszuhalten hatten.
Die Kappa, 41,5m breit, ist an einer
Rankenbortc befestigt, an der die Stäbe her-
unterhängen. Ganr im Sinne ihrer, bereits der
zweiten Renaissancepcriode angehörigcn Orna-
mentik sind die beiden dekorativen Baldachine
gehalten, von welchen die durch das Mittel-
kreuz geteilte Szene bekrönt ist Auf der einen
Seite stürmen drei Todesgestalten als Skelette
mit faltig herabhangenden Tüchern, mit dem
Stundenglas, der gezückten l>anze, der erhobenen
Sense in der Hand auf die drei von der an-
deren Seite zur Falkenjagd heranreitenden,
aufs reichste kostümierten Weltmänner, von
denen der erste entsetzt hinweist auf die
plötzlich drohende Gefahr, sich zurückwen-
dend zu seinen Genossen. Aus Silberfäden mit
Überfangstich sind die Skelette gebildet, durch
i'iattstich die Draperien, wie die Karnations-
teile bei den Rittern, deren Gewänder zumeist
durch Gold- und Silberlasuren gewonnen sind.
Aus Silberfdden sind auch die aufzUngelnden,
blau konturierten Flammen gebildet, die
zwischengestreut den Grund beleben.
Die beiden Stäbe. 2-1 im breit, besser er-
halten, sind hinsichtlich der Ornamentik wie
der figürlichen Darstellungen gerade so behan-
delt, also auf rotem Sammetgrund mit Leinen-
unterlage, die Baldachine in Sprengtechnik, der
Tod in Silberfäden mit gelblichem ('berfang,
schwarzen .Augen und Mund, weifslichen Tuch-
zipfeln, die Vertreter der einzelnen höheren
Stände zumeist in Gold- und Silberlasuren,
sowie in Plattstickerei für die Karnationen,
Futterumschläge u. s. w., in übergelegten Sciden-
fäden der abwechselnd in Gelb, Blau, Grün
({iiadrierte Fliesengrund. .Auf dem einen Stab
sind die kirchlichen, auf dem anderen die weit-
liehen Würdenträger vei sinnbildet imd zwar:
a) der Papst mit Tiara und Stab, der Tod,
der ihn mit fortzieht, die Sense über der Schulter;
b) der Kardinal mit Hut und dreibalkigem Kreuz,
nach dem der Tod greift; c)der mit .\litra und
Krummstab gerüstete Bischof, den der Tod mit
beiden Händen fafst; d) der mit Bügelkrone
und Reichsapfel geschmückte Kaiser, den der
Tod mit beiden Händen packt; e) der mit
Krone und Zepter paradierende Herzog, den der
l'od mit der Sense in der Hand fortreist, endlich
f ) der Edelmann in Mantel und Barett, vom Tode
entführt, der den Sarg auf der Schulter trägt.
In den letzten Jahrzehnten des XVI. Jahrh.
durften diese überaus merkwürdigen Stickereien
in Westfalen ausgeführt sein, wohin Bewegung
und Ausdruck die vorzüglich entworfene und
ausgeführte Zeichnung verweisen.
Schntltgea.
Gc
r"
241
1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHB KUNST — Nr. &
242
Silbervergoldetes romanisdies Leuchterchen im Privatbesiti zu Köln.
(MiT Abbüdunc.)
^^^^^^^
u' Altar- und Dcvotionsleuchter der '
rumantach«D Epoche, die sidi in
vcrhaltnismafsig grofser Anzahl er-
halten haben, zeichnen sich viel-
fach durcl> phantastisdic Gestaltung und grufüen
Rdchntm aus. Die mei-
stcn sind in Rrnnze ge-
gossen und durch ani-
malische Bildungen be-
lebt, nur wenige aus
Silber gebildet. AU eines
der zieriicbsita letzte«
rer Art darf das hier ab-
gebildftf nngf?;prrichen
werden, welches (mit
dem lotlrapfemen Dom)
17 cm hoch, kurz vor
der Mitte des .\IIL
Jahriu an Niedmhein
entstanden sein dürfte.
Drei tlache Tatzen mit
eingraviertem Zickzadc-
DesBiD leiten durch eine
vor/flj^lirh moflcllirrfr
Löwcnmaskc zu dem
priamatichen (Jntenats
übi r, welcher aus drei
filigranierten, steinver-
sierten Trapezen gebil-
det ist. Schraiegenartig
ansteige rul sind «sie auf
den Ecken durch eine
Rinne geschieden, und
ein dTci^eitig<•^ Platt -
eben bildet den Ab-
schlufs, svigleidt die Ba-
si"? für die runde Büchse,
die als Schaft aufsteigt,
durch zwei KristaU-
knäufchen in Gestalt
flaclier Kügcichen unter-
bruclicn. Diese drei Schaftbüchsun, die im |
Inneren noch duich ein, unten angekeiltes, i
Kupferrr.hrrhon. ril<<.i in der tirsprünglirhcn '
Art, miteinander verbunden, sind mit einer
kräftig wirkenden, weil stark gekörnten Dia»
mantmusterung versehen, die zugleich wt'gcn |
der Mannigfaltigkeit des F.llcktes — .spiral- j
förmig und Zickzack — von grofscm Wert ist ,
Der kleine flache Tropftcller mit seinem ein-
getriebenen Linienomament bildet einen vor«
züglichen Abschlufs. — Das Lem hterchen ist
VDititmidi crluihcn bis auf den Filigran-
scbumck, der in gekunxtcD Sclmeckenwindun-
gen besteht mit spora-
disch riiifgelütf^tpn Kfl-
gclchcn, wie sie zu den
in der spatromanisdien
Periode besonders be-
liebten Verzieruiiginnit-
tehi zihleii« mit Ein»
schhifs der Cabochons,
um welche sich die
Ranken gruppieren.
Leider ist dieser Stdn-
schinuck, der dem Pu-
lse Farbe und Leben
veriieh, abhanden ge-
kommen: die grofseren
ovalen Bergkristalle und
die bunten runden
Steinchen. — Der ein-
fache klare Aufliau, dr-r
feine Dekor und die
zierliche Fovm verleihen
dem kleinen nur IIS
Granio wiegenden Ge-
genstände einen unge-
meinen Reiz, wie er
für ein ahnliches Ge-
brauchsubjckt von kei-
ner Kiuistperiode über*
troffen wird. Wäre er
nicht aus Süber gebil-
det, so würde er viel-
leicht auch mit Email
geschmückt sein, ob-
gleich dieser um seine
lüntstehungszeit bereits
len Iloliepunkt über-
schritten hatte, auch für kleme Steilen ntchl recht
sur Verwennung kam. Für ein Hausaltarchen,
weniir^tens für dio Pii\.ailf\'Mtiiv[i l>estinimt,
würde er auch die Übertragung m eine grO&ere
Form ertragen, die ihn ftlr den Altargebrauch
verwendbar machen würde, alst) für einen viel-
fach hegt hrten, der Berücksichtigung noch sehr
bedüiltigen Zweck. Schnatgen.
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84S 1903. — ZEITSCHRIFT FOR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 9. M4
Nachrichten,
Kunstfahrt der Utrcclit<^r St. Bernulphus-
Gilde im Jahre 1900 nach Löwen,
Villers, Brüssel
II.
Im ^riiÜK-n Spcisnaal clea •Hotel des Ruine«',
dt-r alltn klä>terliclU'n Korn- und Ölmühle, geräumig
|i)«ci«ft, reichlich ond freandlich bedient, fMiden
•fch die Rriie* wu! CildebrOder wieder teamc xa
Hause. Die lu.hr i ke mit ihren knioss.il. ti L'ntcr-
zOfcen und krJiÜijfcm licbalk vorbrciteie einen (einen
Duft von Richrnholz, ganz flbcrcimtimmend mit ihrem
d«r mitMalteriichen KauM sugewandtcn Studimn;
dkaea Zimmei^ and Sehrelaeiholt enien' Ranseti tn
mwerer Zeit ao leocr und «eilen, hier m wrachwen-
deiiach angctraiidt, veraetil dei« Geilt «oa ««Iber in
frQliiTi- j.itiihunil'Tii uii'l /ii-ländc. Unser erster
Svkn Ulf, litt Viiti.« ii ilcr ilct Keise, Mffr. A.Jan»en,
h.atli' sich den Fall i;ul Qberlcf^t und i;ab uns schun
hier im vonu» die nOlicea hittoriacheB and Ertlichen
PiflCerwice; «f «aible, tiUHl duflenhit in dietcB
Zaoberart, «Urde keiner inehr ruUff nnd amUxMig
der nOchtemen G««chichte Min Otir iMhe«. Da
drinnen noch . init;' kurz.- F^ii-lii uii,'. ii zur i i.-i. ntii -
nmic, cum Übtrblick des Ganzen, bereitwilli^ic Ant-
traft auf einige nähere Kragen — aber dann keine
PUm meiiri keine GrundriMe und Diuchacbniitc ;
tmr dibfcn mm gans UnKcbea dem enieii, mftchtlccB,
Wibeaelweiblidien Bindrui k. N»ch vor hundert Jahren
erhob «ich hier eine der imposantenten Abteien mit
allem ZubehOr, eine in sii h abKerundele und abgc-
•chloneoe, fast vollkommene iilrinc Well. Die eigen-
OiUaigc Mcnachenhand Hat sie nicht gwas abiraiceii,
aiebt cww vernichten kOmiea; sie hat die Mliache
veiUiebeu, und dadurch den Chor^csanK veratumoien
machen, die nQtzllehen UaihI- nn ) K unvir leiri' t>e gc-
atött, dem au.<i;ebreiirteii ll^utli^il, dem suit;samen
Garten- und Ackerbau Fmhalt getan ; die DXcher smd
abgcliracben, die Fenuer seraiOrt, Gew»U>c und Pfeiler
anm Teil cingcatttm -~ aber die Poeeie hat Ihren
BfamiK in diaee «arlaaaenen Mauern jubelnd gehalten ; i
mit Soaneivlans nnd Mondeitlimmer, mit Blunen und
GejitrXuch und sch ilt hk h hrn Il.nunwipfeln; sie hat
ihre Werke in rbcreinmimmun« tmt dem verfallenen
Men»rhen»erk wunderbar malerisch anangiert ; sie
«inlit nnd lacht una an, die Schflo«, und ladet uns
ein. Aber eine grolae Veriraiiipenheit tu sinnen i
von den Striipazen einet rastlosen Get;enwart uns zu
erholen und einer bcsurren Zukunft zu geilenken.
Wollte einer für etliche Wochen «ich in diese wunder-
bare SttUe «urtlckziehen. um sich »einen Phantasien
zu iberlaaMB oder die EiUTichtuu( einer giandioieB
Abtei an atudieKn, «o «Ordea t*ir ihn laicn. al»
winemchaftlich« und poetitche Lektare mitaunehinen
Montalem' • itx hl r:.i / . ü Werk »LesMoinc» de lOc-
cidettt« und Wrhetx Klosicrcpo« das berrltcbc »Orci-
cebnlinden« .
Wie oft eagt aan und hfiit man aageo: dieae
•chlanea Mönche! Welche herrlichen PlStxcheo «ufttea
■ie auaiuwlhlen : nie vetst.t'iilen es die«e frommen
Minner, indem »ic iIa* Hiwm!i4«,bc atMtrebten, aucU ,
daa irdiacbe Lehen bochat erträglich aicb einaurkhMi,
alle Beiaa der Natur, alle Cabeit dnea fruchtiNUmi
Bodcui behaclicb zu genic&en. Aber dieae lackenden
Tller und Hügel, die una jrtat enfaflcken, waren ur-
»jiriln^'ü. h Crli voller Schrecken. Den < r«l<Ti I'i i-
nit reri lier Zivilisalion sank das Hers in die Schuhe
o<l<T ilje Sandalen, wenn sie zur UrtMtnacbtng iol'-
eher Wttaten «ich antchickiea. Oaa alieiig« Gdiot
einea heütfen Kloalerfateia, smmlen dn Zuruf, ein
Trosteswort von oben waren erfor-lerlich, um sie aus
ihrer K.it- und Mutlosigkeit .lufz.inchten. Nur stück-
weise »iiril. n .ArkiT und Wlfxrn erobert, erst nach
langer Zeit macbica Baracken und Scheunen Platz
für cndgflitige moaumeatale Gebludc, die anhaltende,
CeduhUge, aaA keinem anfiMtigen Fruit haacheade,
aber dner ffeaicherten Zukunft ziutrebende Hlhieba-
^ibt'tt Vi rnniiliti' st'lbst der Natur abzugewinnen, umi
der modernen SchafTenshast unerreichbar bleibt; der
Wefaibau begleitete die Klosterbrüder bi« weit hinauf
ia unaen nihidlicken Gebenden; die Gcwickae von
Villrn durften aidi gewiA gnlcf Qnnlitit rthmcs, da
wir sie alt fürstliche Tischweine erwähnt finden Auf
Sankt Bemards Refehl machten sich im Jahre t149
zwölf Manche und fünf Brüder von Clairvauz Aut den
Weg, I^urentius ist ihr Fahrer. Sie kommen in die
Nlhe von Nivellot und laaaen sich doit .in einem
«Daten Ort nieder; gar an wllat. Auf ihre Klagen
muft Sankt Bemaid adber berabefkommen, um aie
zii . imiiti^;. Ii Sein, dr T gewShlte PUtz (cheini auch
ihiu lÜLiit >,'i. it;net: tr (CIhrt »eine Kinder in ein be-
nachbartes . -v (IrNüiTi (;rund i'in Flars,:hen
•trOmt. Dort pflanzt er da« Kreuz als Mittelpunkt
fOr Gubct und Arbeit, Sdir einladend acheint ca
auch dmt nicfet aniffcaektn m haben, denn er ndt
aua: An dleaen fdrchteiflchea Ort werden irieTe ihr
Heil finden! In hi>, loco borroris pture« saKabiintur'
AI» die wilde Nutur ein wenig gezähmt, der lliylc
ihr I.auf z*,vim Ii< h festen DXmmen angewiesen war,
koonle mit der voclluflgcn Eiivkhtung troo Kloater
und Kirche bugauien wttden, wesa diu geflUMen
i m.lrhtigen Eichen Holz in rSei^ufi liefeitCII, SdMU
j;li i. h aber wurde ein «'"'»ärtME*' Plan entwuifen.
tt-iM.ich, tli.' pr ivisorjschen Zelte eriiotzend, ein Bau
erstehen soUtc. geeignet, viele Jahrhunderte zu über-
dauern. Der .tchtc Abt von Villers, Karl Graf von
Sc>-ne, anclit 1197 den Anlaag mit der Einrich-
tung zweier SehtaiaBl« Ar Manche und Brtkder. Der
B. 1' liii:ie. wächst, die Abtei erwirbt Weinberge am
Rheni litid die Fischerei bei Dortrecht Konrad,
Karl« Neffe folgt ihm; er war Abt von Villen, Chiir.
vaoa und Citeaua, wird fiiachof von Porto, da* Licht
de* gauMu Ordm, ein Udrt der Xirehci Ala ptpat-
lieber Legat beteiligt er aich am Xilag gegen die
Albigen«er, aber auf adnem Sterbebett tnft er au:
W.tr;;-; li,«b' ich nicht .illzeit in Viller* (gelebt, unter
den Kit »ier«< hülern, mit den Kiri-hcübrUdeTa die Gc-
filse »plttriid Der zehnte Abt. Walter von Utrecht,
acheiai aicb hauptilchlich den geiMlichea Übungen
g««idmel au haben. Der folgende, der elfte Abt,
Wilhelm von BrtNM-l. iit wieder ein Mami dcff achilieB-
, den Tat . er gründet Klöster, wird Abt imn CtaiTOOX,
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«46
ala Mlctaer «oa Papat Gregor U. nach IlaUcs abgC'
nndt, und von Kaiier PHedifeh mit anderen Abten
lind Piälatcn in Haft felialicn. flloii;!'. KvHiraJ i-r-
(ihtl KT, diU da diauiicn tui lit J!c» GoM ist, Wiis
glänzt. II meuit bri«^ par Ic cha^^rin. Mit Arnold
von LOwen, 1249, geht Villen acbOoste Feriotlr zu
End*. Htnog Heimieh teilte akh Ilm beconden
gcndct, aanme 11«: Irte clier ptne und lird
(wn Zeichen dleaer Preondtchaft ein Titdividuum
h*n;,'cii. scini'n Zrltir jjeitohlen h.itli-, Di i Hcrz'.t;
erhielt jährlich vuni Klojlcr ein Kleid zum (beschenk,
welch« er anlege, wenn er zieh vckn Gefahren be-
droht wthnle. Ba atcUt aicii Krebacang aia. Arnold
wo GctMle fllnnt IZTl tat uch xwctnudlcer Wahl
lUe Abttwflrde m. Selo WldeiMMid etkUrt aicb au*
■einem frommen and einfachen Sinn. Die Brttdcr
findon keinen Kelz mehr in der Eiruamkcil. Sie
macttcn AuiflUgr unter dem Vorwand, daüs sie die
Hofe beaufsichtigen mUMCn. Nur l.aicn, liöchntena
LaienlMtder haben «ich mit der LandwirtKhafI zu
befHaeo. So entwheldet der neae Abt. Er alellt
die Ordnung wieder her und vollendet die Kirch«-.
Jakob von Somal, enchreckt durch den RUckganf;
auf intcllektucllcnj ('•ebiL-t. bestrebt »ii h, n< arn Kifer
für das Studium zu erwecken ; die scriptoria oder
Zellen für die Abschreiber le^^rn Zeugnis ab fUr seine
Bomlhui^o. DIeaer Abt «eriofi aiemala, dafi er
dnat einbcher Hondt geweaen; er achKef mit den
BrQdem im gemeinsamen Sihlaf^aal, i;f.«l;ti' zu
ihnen beim MorKcnj^cbct uiiil im Rcfckluuuiu. Minder
vorteilhaft für das Kloster erwies sich seine Gewohn-
beit, in der Umgegcad, beaoadcra in Nivellea, ra
incdfgcii. Wohl eotflawint er die Henett der GUu-
b%eB fdtt hlmiBi^ Vateriud, aber ariae Sofi;e
urird lonerhalb der Kloatermatiem »elimerslleh ver-
mifst, ein altc^'. mcini s t'riTivlja^i ti tii.ii lit \\^ }\
merkbar. Jakub ctiUulseit sich seiner Funktionen
und sieht sich tMch Clair>-aux zurück, Zwietracht teilt
die Brfider« — Heiarich von Udabrock wird «on der
einen Pntei erkoven, die andere wiblt Koben de
Bloquery. Der leutere eiciiict d«n Sfec und fohn
ein streni^es Regiment. H an achreibt Ihm den Neubau
de.H Klo»tcri;arn;es vor dem Krfiktnrium zu, l'iKT-
Der zwciuodzwanziipite Abt, Nikvldus von Gest, ein
Vetter des Herzogs Jan II. von Brubant, vertauscht
Grand -pt« mit ViUera. Er baut in BrUmel:
Ob pied k tan poiv loa abbia de VSIen. Waa
wQrde Sankt Bemard au dieeer RinrichtunK gc*a{;t
haben? Aber wer bclkflmmcrtc sich noch um «lie
tirundrci^el des iHTulmitr'n l'r.ili:!". I\,\du.iiil Vdn
Mcchcten kehrt bald zurück nach Si Bernatd, woher
et cekomaea, wie aeia Voqcliiger aidi nach Clair-
«11« nirlicltgeiafen haue. Jacquca de Flaaeenet «ird
1310 mit der Abiawflrde bekleidet, Teriichiet darattf
aber schon ISI-'i
Woher diese Unruhen, diese Ent:nuti^'un>; f Wir
lassen die RrklSrunK folgen: Die weltliche Macht
Otaft an, die KlAMer au beklmpfen, ihnen bedeutende
I^Meo aaflegeaui und den Erwerb von Gnutditcaits
bcadwiakcnd. Die Pdralen fordcficn imaicr bttbere
Snfaaldien von ihren Vaaallen, und ata dieie aowohl
w ie <1ip Blii>,''-Tsi;hat'l'- II rekl.iir.Ji-rt'-ri umJ )>i u testierten,
wurde von den KlOittern cm Teil jener Konlributioticn
ofliobeu. ViHets weilte aich dieacr, ala unrcchtmliäif
a m eaehewe» Pordemiy nicht fl>Kcn. Die Mfinche
verüelaen lieber ihre Zellen, and jeder nabm aalt, waa
er traniportieren konnte. Die Gemeinschaft teilte sich
und fand Uuterkuitfi in verschiedenen der Abtei ge-
MSitaden Hiaaem.
Jaequea da Flancenet hatte eich vor dleaem Ge-
wlliettlunn «urOckcezogen, Indeaten noch Zell «e-
I fundrii. ihis l^iirribriidrr^iiaTlier /u \<-rt;rrjlM-rri utid
zwei scnplotiit zu errichten. l>i:s lUnfundxvtiinjttt^ste
Abt, Jan von Main-, vereinigt allmählich die BrUdcr
wieder in ViUera; eine achreckUche Muaccranot, eine
fl l t cht e ri lche Peat trpiin aie wkdar adaeinander.
I Die Abti-i i;i-i.'i' IK .Si Imlilen, m> liiere .Xliti-, si. h
I aufser stände lehend, die Ordnung wieder hcrzuitcUeni
legen nach kurzer Zeit ihr Amt nieder. Durch ein
Privilegium, welchca Dirk «on Brigade vom Hefsoc
Jan III. erbUt, wird die Sadhe nicht bcmer. We
Glau^i^,■l r n kt-ln R.-: !il uu fii ti.iln n, die MJ.iu lie
in HaJl iu haltea oder ihir Ciilci !U UesehUji ZU
nehmen. Dann nur immer luatiK drauf los gelebt!
Jan von BrOiael, der neiuundswanzifaie Abt, verleilt
ohne Scheu BUeber, ilcker und WUdcr aater den
BkMcfB. Die foigeoideB Xbie aldico die Ordnoag
wieder her. Unter Ibnen tat aleb ein alter sucht«
liebender Milit-lr Iierxi r. .\lli*rif (i. Gi-napjM-. Unter
Martin de Liny kehren Wuhllaliit und l.'berflufs zu*
r4ck. Er rctfiert von IJI.'iS bis 13H.'), verstand aber
Jucht Mala an halten, und erlaubte aich am Hofe
Hcrsoca Weuaedaua toOe Auagabau. Die M<laebe
sind nicht mit ihm elnveiatanden, und da ihre Vo^
' siellimgcn unbeachtet bleiben, stecken «Je ihren ver»
j schwenderi« hen Obern ins Gi f.nituis. Nach seiner
Fk-freiung stirbt er in Elend und Wahnsinn. Die
i Kirche wird H-H.'i prächtig ausge<chm(lckt auf Geheifs
! Gerlurda von LOwen. Denia von Zcvendenck verltiat
' 1584 Lierre. wo er Dechant de* KapHela von Sawhl
I Gomarujs war, und kommt nach Villeis. Als Novize
I angenommen, legt er noch am selben Tag die Ge-
lubdi: ab und uiid am •nli;«-nden zum Abt geweiht,
j Der neue Abt rUhmt sich der Freundschaft Karls V.,
I welcher 4000 Uvrea von iiim leiht. Frans Vleys-
' houvers vm firllami b^gflnatigt 1566 die OppeaiiioB
l^gen den KHnig von SjMuiieo, waa cor Folf e hat,
dats die Altlrc der Abb ikir; in- mii^-esiüt/l. ilirc
GrabmlUct entweiht, ihre kostbaren Reliquien zer-
itrettl werdcD,
Robert Hcnrion — — bringt diin^h gtlte
Verwaltung den Wohlstand zurtlck, die Kirche wird
vM. >t. lli, III :a.- »'.«b iiiil,- erstehen. Von Dom
I Heiiiian wird erzillilt, ibi!> et Hi'JO in den Klammen
: umkam, was als Strafe des Himmels angesehen wurde ;
1 cinat liatte der Abt d«a Urteil an lUlen Uber der Zau-
' berel und aomtiver ResenkOnite anceklaeie Otdena-
' angehörige; »ie wurden, ohne Schuld bekannt zu
haben, auf olTenem Markt verbrannt; »ie hatten den
I Abt vor Gottes Richterstuhl geladen. Jacqu' s Ii i. he
baut 1710 das neue Palais, das Fremdenquartier
und die prachtvolle Bibliothek. Rs folgen noch Zln-
keicien mit Josef II. and dann erscheinen die Herren
PVanaoaen, derem Trelbm eine .guerie de partlsana"
: nicht Einhalt /u ;,'<-b'r-teri i.i riii,ii;, N' i. Ii Ii in Ce-
I setze vom l."i. Kructidor wurden Orden, Kongreta-
tioBCD, Abteien a. t. w. aafgeiiobcn. Villen wird am
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18. Dctemtwr 1796 vefluMn mi mm 25.Jalil?9T
zum Verkauf auitgcboten.
D:»» »inil so i-.nit;«.' (.!ritT<.- au« licr JiiluHnnderle
umfwsenden Klosicrcbronik, welche den«etben Fehler
aufweint, wie alle Geichicble. Grote Eragnusc,
Uunhoi, Hilugvciiicke, Verimchcit » eH i eB mafittrlich
(«bttchr, die dftiwnelMiilie(r«aden Zeiten raliii;*a and
fruchtbaren Schaffen« bleiben iinvt-rtntlilit. Wir
nehmen jetn die Chronik <lt r Ruinrn zur H<tnti.
In dem Kaufaklc wird allein auf^cxlhlt, was di>
rcktcs Nulswert bat: Mtthle, WohamccB, SOUe,
Sdwvnen, Obet- vml G«viflMf Irlen. Die gfoA« KJicfce,
der Kloaterdom, wird mit abtolulem Stillichweigen
Ubergangen. In drei Teilen wurde die Abtei ver-
kauft. ImIiI aber gelang es Hi-rrii L.ilirr.icU-, ileij
ganzen Betitz in »eincT Hand zu vereinigen. Er re-
•idiene im Palant der Abte und begann, dai beste
und «ertvollMe Mtlerial ta verkaufea. Auf AnctUten
nnea BmOncIn veitiieben Hm 1814 die Baiicni;
dieae Braven aber letzten nun das G<m IiUfi fQr eigene
Kechnung fort: I^terrade kunnu deit kritiichen
Moment }t ni r H.iuiTnvi»iii- nicht vergessen, und Über-
trag «ein Eigentum IS'^O Uum Charles Uusbert.
Seibmenaiidlicli flbenak» dlcfier da» Abtr^aaga-
geschAft. Villeia wunle eta Sieliibcash tat die
Umgegend, ein Mafrazin wob BaamateriaUen. Aber
ein HittcT tr;it atii . ilii- vi ila.i»i-ite Witwe, die
unterdrOcktc W.uvr, die gekränkte Schöne, fand
einen Verteidig; < r .luf Leben und Tod in Herrn
Xjcot. .Er erwarb den Bhntnnanun; l'boaate
dei rafaiea de VUcm- Alk Zeit» die er «Ibrend
■iwinlg Jnhie ctflbrigen konnte. «Idmete er Villcrs.
Er atodierte, fooSliertc, zeichnete Grundnif e auf, vcr-
fcrli^lc Skiir'.'ii und Plu'(i)i;t.i]iliirri, Wenn es »ich
eben einrtchltn lici*. kam er mu »ciut;« SchQlern von
BrOaiel herflber, »i.- ur.iiri;i,htcnd. mit ihrer Hülfe,
■eiste er »eine Studien und Arlieiten fort. Wer aber |
vcntnnd tai jener Zelt eine derartiie Leldenacliall? '
dahinter mufate etwas Geheitnoisvolles v(l> ken, viel |
leicht ein verborgener Schatz. Sollte irn< r I.kdI mit !
seiner Hannichati, wUhlcnd, messen<l. zcIl linivüi,
einem Reichtum aul der Spur sein, der ihm am aller- |
wenit:«ten zukam ? Also flüsterte man : Die Pfennig*
facheer fohlten sieb bennmhigt, dar Intendant wter*'
sagte adniaaienden Tones den eifrigen ArchHekttn
jri;ni (u-n Aiifcntli.ih iniiftli.itb ili-r Ririifmaucrn Alirr
tici Ichtf LicLiiubcr, der wahre KitU-r lieis »ith mthl
abschrecken. Er erwartete die rauht- Jahreszeit, hielt ;
sich bis aur Nacht im Hotel vecborgcn, und mit
wenigen vertrauten Arbeiten setate er bei Facbrf-
scbeln das begoonene Werk fori.
Doch auch dieses konnte nicht uncnldcckt bleiben,
mufvt*' ir n'H h nu-hr S1-n^.l:l•^r^ i rrc^rn. I'"nit s
schdnen Ta^e« sah ticir Licot den Foiizctkaiumuaar ■
ersehciDen , zur Vornahme einer strengen Unter- '
•achTtng; die Anklage lautete anf Diebetebl, in der 1
Abtei begangen. Mit der grrSreten Zuvorkommenheit 1
zeigte der Verbrecher al!'.-« wa» ii .iu..:' i'ulir[ .Mj
bildungen, Aufnahmen, Ab^u.-»»!. \ uu OsuaiuLutcn ujiJ |
Hrulilen. — Die Ruinen wurden inzwischen mehr und .
nebr von Fremden in Augenschein genommen, nament-
iteh als die Unle Löwen-Cbaricrai Iber VlUota ge>
führt imd dcct ein Bahnhof eiiigierichlet woidCL Der
VerMl Iber mlHD immer so. Gewölbe and Mbwid
Besncber UeAen Ihnr ZcnKtnmgawnl den ZOgcl
scbiers<>ri. Wind und Wetter, Pro« «od Hitie talcn
daa Ihrige.
Bndlich nahm die RegieruBg sich der Sache an,
expropriierte die ganze Ablei und trug Herrn Licot,
dem treuen Liebhaber von Villers, auf: nicht die
Reslauiaiion der Hauliclikritrt), sondern dii- Wix-
raumung des Schuttes, die nütigslen Arbeiten und
Fürsorgen nnr Slttae nad Betetiging den MMh Vm^
handenen.
Mttssen wir schon die Hofütiuitg 4uf Hineuerung
der alten Herrlichkeit aufgeben, so ftthlen wir uns
doch beruhigt in der Gewifaheit, dafs die hehren
SpnrCB einer gmihen Vergangenheit nidK ferner
ruchtos verwischt werden kflnnen, dafs Gcachichte,
Natur und Poesie ihrer Rechte tifcht verlustig gehen
wrtilr-n, ilrm Eigennutz, cli-t /«■fit<irun»;<- und r'.«ttei-
wut preisgegeben, Ehre und Dank dafar, Hern
Licott fbemme des lubice de VOieral
KinriLtitunt^ der Abt»-i. Dir Kirilir, rti l.»n^,
2tt m breit , da* yueriti. lull, 42 ni lang und Jb m
breit. An der Südseite ein Kreuzgang, tistlich und
wcetiicb umgeben von den SchlafsWen der MAnche
und Laicnbrlder. VonchrHknnMUifer AnacfaSnfs des
Dormitoriuma derifancte an daa QMCiaädlF lind Vcr>
blndung zwiadMB beiden. Unter diesem Saal Rapttel-
aaal und Parloir des moine«. An <Irr .SUiUritr des
Kreuzgangs Calefakiorium, Refektorium und Kttche.
Dieses der Kern der eigentlichen Abtei aus dem drei-
zehnten Jahrbnodert. Westlich der Kirche der grode
Cour du travsil, mit einem Anbentor, das andi den
nichtktnsterticben K irchenbecuchem Eintritt gewthrt.
Diesen urofsen Platz schliefen die Werkstatten ein
und dir- i,Tor<*ili^r Hr,«urrri. rine iwt-iti liitriiji- llallr
mit einer mittleren Säulenreihe, die man lUr eine
zweite Kirche angesehen hat. Östlich hinter der
Kirche liegt der Friedhof, Östlich liinter dem Krenn-
gang das Novldat. ebenlhlla mit Krensgang nnd
fiinnfiiliiif : in dcrsrll>i-n Flucht, mrhr sTidwilrt^. JiL-
t uur d huniifur, mit dem r,ua>>t der Abtr und den
Herbergen für GSstc, .\rm<- ur.d Pd«i-r, Hinter all'
diesen Baulichkeiten waren auf dem HU^^elhaog der
Chuenne GXrten angelegt: an enier Stelle aaph^
theatmliscli mit Temaaen und FontHnen, der Garten
(ttr den Abt wid sefaie Gute. Daa Gaann vnn «teer
hohen Mau. t .mschloMCB, htt eine Auidelmiuv vun
fünfzehn Hektar.
HiadHrch stritmt die Tbjrle, bei ihrem BbMrin
sofort eine kolossale MQUeneinrichtung in Betrieb
setzend, welche das Kloster mit Mehl und öl ver'
<cirt;tf-. Ein LeprosenVuuii l'itand sich beim Friedhof,
bei der Küche -la cour de« pouics'. Durch den
Garten der ÄlMe stieg man empor sum Gipfel der
Garenne, wo eine Kapelle stand, 1613 vom Abt
HenrloB N. D. de Moniaga tnr Ehre errichtet, Bme
l.Lriilt luillt c t-ilia:id Jir^r KaprlK" rnit Sankt Bfrnard*
tiiAti»riuiii .iul ilcäii KoUctmont, nort-t^n-h von der
Kirche. Daneben findet sich eine kleine Kmlaxtung.
vordem zum Schulz eines wunderbares Baumes bc-
•tiaittl. Hier ptaneie der tUSÜgt aeinea PilffciMalb,
am den BrUdetn den Klosteiplate eoiawcisea. Der
Stab WBrMMe ia der Brde aad wvdbs naa an ciaer
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249 1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 8. 8M>
prlchtig<>n Elchr. Ville.t W»hndclMB, bfe cfal BSlz-
•chlaK l<jtt7 »ie vetmchtete.
Die Kirche, wie tchon erwähnt, von den Diuict-
■ränca dMr Kathedrale, tot eise kieofforaige Bo-
■üike; der Chor iit vciMOlnlima&i? kurs, dwSehlff
dagegen von auftcrccwrihnliclirr lJin^;f, indem e«
Swiachen der Vnrun;; und der Vi rhdllr zrhn Joche
aufwriat. Auih iU% Krcusschiff ladrt weil .iu> uut
drei Jochen an beiden ViemqgaacHcn; es hat wie das
Ungachiff Settenachüfe. Chor, Ituacpl VBid Oal-
llchc* Langachiff entatammen der «taten HOfie dca
Xtn.Jthrh., der «eadiche Teil der (weiten. Ab der
Nordteite sind zwiichen den Stri t»opf< ilprn sirbcn l£e-
pellen einKebaat. am Schlafs de« XIV. Jalirh. Unter den
drei westlichen Jochen ist eine Krypta angeleKl. Da»
Ganae aetgt die edlen, atrenien Fotmen der cntea
COtbebcnnefiode. NoehSt-BemardaheibCBTenchilt
len ttolatea dte R.tumeitter «ich mit dem konatnlitiv
OneNtbehrlichen hrgnüi;.!); Blatt- und Tlerortiameni
sind dnr< lij^Än^'i;,' vermirdi-n, aurli ilic Kapitale icigen
nur einfache Hrolilirituii;. Dm suhUuke Mittclschifl'
bat 23 Meter Höhe: die aalsergcwAhnliche Hohen-
entwfekeliiBg dca Trifoiiania OIH anfi aie ku ebte
Poice der «teil mKeieKlen Pidldicher, unter «ekbco
ein unterer Strebeboiffn »rrschlaecn Nt, welcher lu-
gleich die Dachpfettm irS^jt, walirin<i il^rtlber in
freier Luft rill zweite"! Sys\t'M> vnn Sti<'fjotnii;en din
Stand der hohen UewOlbc ucheit. Höchst eigentUm-
Ikh tot die Behandlung dea Chdraullieiies; zwischen
den unteres nad oberes Penaten, atoo in Ttifatiema-
hfthe, alnd cwei rande LichtOflhungeB angebracht.
Eben «o auff illcnd i«l il!«- FcrutteranlaKe in den Trani-
aeplt;irbeln. Drei Feiisicr oebeneinander gehen bis
zur halben TriforiumsbAhe, darOber ist der RaiUB
rostartig dorchbrocben, mit new Offirnngca» aieben
randeo und tiMl dieiaeUgen, akk dem Vcfhinf des
Daa vmdffHchBte Konutnent neben der Kitehe,
Ist (ia» Rf i'cki.iriiiiii, ein Raum von Xi zu H,.'>0 M< tt r.
mit der nördlichen Schmalseite dem Kr^uigung xut;e-
wandt and attdwirla weit ausladend Uber die an^ien-
•enden Rtame, ao dafa im Oaten, SOden und Wcaien
höh« nwl bielle Fenater geflflnet «erden konnten,
«odnwh «on Morgen bto Abend Sonnentkht und
Socmenvirme Blnlafa fand — ein crrolser Vorauf; in
Anbotracht dea Heizverb' tci Djs Ki-Ioktmiiiiii bt'%.in
in der Milte eine Reihe von fünf äüult!», die seine
Gewölbe trugen. In den grolsen und schönen
Fcaatcm tot auoi Teil daa Mahiwrrk erhalte» ge-
Utobcik Die aadlicke Maocr ae^ ein FteekoMId
der hl. Jungfrau mit dem Kittd, von Rngeln umj^ibi-n
Eine Wendeltreppe fuhrt zur TribOne, bestiniTnt für
ilrri w;lhrrnd ilcr M^lil7<'it vorlcM iidi rs Hraili r. In
der KUche liiidet sicli auiser dem Kauchtang eine
rveaenbaflc ,Chemin6e d'at>rage° auf Süulen durch
Bflgcn verbunden, wodnrdi die lekbUchen Dflfln nnd
Umiife der kloaleilkhen nfamaenkaat entweichen
konnten. ÖMllch vom Refektorium liegt das (^lefak-
lorium. Gemlls Viullcl-Ir-Oitc kamen tuch dem Ab-
aingen der I..iudrs, bi i Simncn.iut^'.ing, die erstarrten
Mdncbe aich aultaucn and ihre Sandalen achmieren,
bevor ale eich an ihr Vormlttagaverh machten.
Vom Krensgang alnd noch bie imd da rnm.inisrhc
nnd ftlbgatieche Reale aiduber. Der Kteuzgang bc-
zwt-i k Ii- nicht «Hein dir Verbindung der verschiedenen
Räumlichkeiten, es u.tr zugleich ein Wandelpfad, ein
Platz fllr Prtvalgebet und Betrachtung, wo die Ordana-
mianer verweilteB, wilucnd der, nicht dem Cbofgeiaqg,
den genefataebafUidMa Gebet oder der Arbelt vor-
behaltenen Zeit. Er «ar. wieder gemlfs Viollet-Ie-Duc
nach der Kirche der wichtigste Teil der Abteien;
•loin häutig; h[>i hreonumentaler Chat.iklcr bostäti^ft
diese Auffassung. Weiter sind noch vorhanden Audi-
torium, Kapitelaaal und Sprechzimmer, colloquii locus,
WO die Binder mit leiaer Stimme aich mitteilen
dnrftmi. waa aie mit Geberden nicht amiBiidrlleien
vermochten.
Die Vorscbritl ab»ulutcn ätiilscbweigens «chcint
ein s. hr umfangreiches GeberdeD> und Kingerspiel
hervorgerufen zu haben. Man meint darin den Ur-
Be lat iuteKaaaat an bntnchien, «ai man an
Zeiten dea groAen Ablea and Reformator* anler Bln-
lachheil utul Armut verstand. Mancher Pati-i, rn .inc Ire
Nonne unirrer Tage, in einem kahlen, let« ti, ye.
weitsten Kubus tirij^fiichloeien, wilrde hier entrüniet
auanifen: Aber daa iat ja ein lidnigUcher Palaat, daa
ahnl Peatalle. Mmütohn Ginge nnd GelaHe, nnd dn
soll man dem Btlltocr iwf hatnlM i> la BntbdwtHig nad
AbtStkiti:; '
Dir t;r(i'.<te Heilige wiirdc antworten: Man «oU
Armut nicht verwechseln mit Armadigkeit. Seht, ich
habe gegen Luxus und Cbertreibong gCCilM; dca
Ibermdtigen Meitoel dee BUdhaaera, der tawend
phantaatfache PigniBi, paaaende tmd tmpaaaende, hervor>
brai hte. IiäIi' ich in stirniic Zucht j;fiKimrni-n : dem
allzu vcrschwcndcnncben FüisuJ M.ils uiiü Hcficl vor-
gescitrieben. Ich habe ferner nicht zugelassen, dal's
«ter Puls des Klosterbruders Ober Bogel and Heilige
hinschritt, dafa er aie twgenicrt verunrtimgie; aber
den Ranm habe ich nicht efagcachilnkt, der nach»
lieben tmd not^ren KonairuMlon nicht «fderatiebt, die
Riiten ft.iustdiTe nicht .lu-iifc&chlosaon. FOr den
Kloitcrbau, das Jahrhuiulcrie üb<-rdauemde Kleid der
Gemeituchxft, habe ich den eilelt n Schnitt, das gute,
baltbat« Gewebe beibehalten; nur die Spitachen uitd
Utnchcn, den tbefUltoaigen Anbang Imhe ich ab*
getrennt.
Heiliger Bemard, du hast Recht gehabt; atandcat
<lu zuivcilrn .liT Kiiiivl »thci:;Ii.ir tiin.llifh liegenOber,
du bist doch ihr und sie ist dir treu geblieben. Was
du mit den Udnigen geschaäfen hast, ist grolsartig
und hecrUch in aelner verhAltniamaiaigen Einiachheit.
Ach. UUtea wir den Gctol nnd — die Hluel — dir
nachsvfolgen in Amnt nnd Bnthalemnikelt, wie d«
sie veratanden haal!
Zum Schluft ein Histörchen — ich weils nicht,
in welcher Zeittmg ea vor koraem atand — welcbca
in hdtem und n^lehcni Licht die Bedcntnng nnd
den Btaflnia dieter allen, leider «ctBdtwnodcnen Kon-
vente enchdnen Itfat. Diner bei Hofe und ein he-
kannler Bischof anicr rli n n.i«ti n B.ild iiliie me
Unterhaltung auf die (Jc&elkchatt emeti ungewollten
Zaubt^r aus Welch eine ruhige, gesellige Sicherheit
im Tun und Reden. Woher bat der Hann aeine ao
klaren, memchenfrcuadliehen Begrifle genommen,
woher diese Anmut dea Auadtuchs, diese Tiefe der
AaffMaung und vor allem di«a Originelle, MchiaJl.
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1903. — ZEITSCHRJFI FCR CHRISTLICHK KUNST — Nr. B. 2&2
tJtglichr, GanzpenOnlichc ? Wer hstle ilu die Wirk -
Ucbkeit. dir Zucttniic m richtig kamen vaA «chatten
gelehrt? Und wer In kll«r nad nenw Uteralv thn
ahn nntervicwn, dnf* nichi allein cfflndUehe Kcimtnis.
«ondcrn auch Liebe und Bec«'i«t«runü diettrm Unter-
richt L-nlsprosKcn watV Dn i,Miti' M-m:. n.inli'.i- n illi ii
(Hier nicht, «eine AuMprüchc, ihm »clber »o gewÄlin-
liiCb und natürlich, weckten die allfemeine Andacht,
er Wirde malgr^ «oi, der Mitlelpimlit dar Tafclntnde.
.Aber Hechwardett", aaste plAtsHch der POrat,
,wip hoch ich Ihre Gaben und T.ili nie »Lliülzr mit
denen Sic un« unterhalten, unterrirlücc iin.l I ti uibcrt
h,"ibcii, h U.>if iiiiil k.iiin il ii Ii nn Vii nnv
ab einzig angeborene« Eigentum, «ie scheinen mir
mit der grSlätcn Sorgfalt md TKue gepfl^ und
entarickelt m «ein; Sie ndaien aini anCieigewOlHi»
liebe Bniehiincr genoeaca« waeker«n Lehnneiatem
%'iel«« »u danken haben, Wollrri Si, uns d^itülur
nicht einiges mitteilen V" .Ich würüc »sith bcnclulnit
fühlen, Majestät-, antwotteie der Prälat, .bei diesen
•cbnteicheUMUten Worten, «eiw Ihre Eiaaichl nicht in
die Tiefe gedntngcB arlte «ad den Bom entdeckt
liMfe.«nnaiaicb aiMpfen dorfte. Ich darf Ihr Rom
pUraent aimelnBcn, nicht für mich, atter flir meine hoch-
gearhatzten und geliebten Jugcndlehrer, die ^iiten
M'inche von .... Ach, nie sind verxchwunden,
zerktrtut, eestorben. Ith würde vor Wehmut ver-
gehen bei dieecr firinaening, «tre kh mir nicht be-
wuftt, dal« es Aufgabe de« Menschen ist, am Wer-
dende» niUQwirkco and nicht dem VewcharoDd enen
naclminniem." Aek ja. wir emckten Scholen, immer
mdur Schulen, der Unterricht wird allgemein, ein ge-
«itaea Kcrmtmsmals ist jedem erreichbar. Aber
iUeser Unterricht „en i;rin" kann nirht .intlrr« .il»
maschinenmaisig sich gestallen- Wie kann ein l^ehrer
so Und soviel KOpfe vor «ich sehend, und nach einem
Jahr dieaelbe Aasnbl etma mehr «ollgctfichterter
KApfe «Dem hSheren Kollegen OberUefefnd, wie kam
er in pors'jiili, hc B<zirliun;icn zu iirintn SchQlcm
lft.'tcn, wie soll fr da< In^iivuliium uAijh intiividueller
Anlage (K h.imlrln uml cnl wi, l^-ln ' O »rhu (in- i;att n
Mönche nahmen au* der Umgegend geweckte Knaben
in ihre Zncht und Obhut; aie traktierten ihieSchBiet
nkkt Wola nnf Cmmmalik nnd Syntax, Mnihemnäk
tnd NatItrwimeiMChait — ^ gflnnten ihnen weil
mehr; persönliche Sot).;!-, liirrllLlic Liebt-, ihn- ci^enfn
koxlbaren Erfahrungen im V't'iein in:t den überiielerlen
HQIfsmitteln, Warnungen, I.ebensregeln einer langen
Stthe von Voriahren. Sie «tatieien «te ant mit dem
HnftaMb dea Ewigen, wn Hm an du 2eidiclie n
legen, mit der Geschichte der Jahrhunderte, welclie
die täglichen Ereignisse verstlndlich macht, mit gOtt*
lich'-r Ccdultl, der Frucht einer Betrachtun;;, weiche
lehrt, dsti, Me* Irdische vcigftnglich ist und vergeht,
aber dafa ein neues, ein icichann Lelmn eMdicn
wird ana „den Rnincn" t (ScUnb folgt)
Alfred Tepe.
Buche
Weiigeaehinhte der Knnat im Altertum.
Grnndrira v«n Ludwig ttrn Sybel. Zweite ve^
besserte Auflage. Mit :! T aTliUfrln und ÜSO Text,
bildern. Marburg 190J, Llwerl. (Preis 10 Mk.,
geb. 1-2 Mk )
Trott der sablreicbcn AbbiMongcnt die mit vielem
GaaeUek an^ptanckt und mit SoisUt auagellihrt tind,
Win dar Veifasaer keine Beickreibong der Denkmiler
liefern, trotz der vielen Namen, die er «ntufuhren welfi
und lict.l, -iiu^i krnic f ,c«i.hn.hic drr Klh.'.ilrr, -or.-
dern eine (.e>c;tiir ir.e der Kunst, und «war m der
Aufeinandeilolge iler Epochen, in denen sie ihre Eni-
wicUang gcCunden hat, alao eine WcUgeicbickie der
Rnnsi; nmlehit in der Beadnlnkung auf das Aher.
tum, welches fili ;Viii mit ler Epoche Justvniins, alsn
mit cei .•jujibiEiitiirtbc »citiiefst. Diesem I'roKramm
gemäfs werden die iJenltmäler auf ihre Urspruii^'^^ei!
geprüft and unter diesem Uesichtspankle tuaammen-
ftitdtt in lebendigem Vortrag, dem Nachklang des
AaadiammcMnMniehla, ana dem oflenbnr da* Bneh
kerautgtewacbaen iai. — In drei Tede lerflini e«; in die
7.ri' 'Ir; Orients, der Hellenen, der könier, n drei
Periiidtti jedir Teil. Die Grundlagen weioeu durch
die Stufe de> tlul/biiues und die etsle Epoche des
MonumentaJbaic» in Chaldla, Ägjrpteü, Troja elc. ab»
gebiMel; die sweile Periode «eht bereita nnler dem
Zeichen des Wellveikehrs, die dritte zeigt die Orien-
talen (Ägypter, Babylunier, Assyrier) und Hellenen im
WetlbewerU. — Der allerlUni)ichr j;rri;:;iMlie .Stil
teigt lieh in der Marmorsknlplar und im Sieiuleuipei
rschau.
and endet mit der Faraa nrt t, am ht der swcttaa De»
' riode, der Epoche det Flildlaa, det koimthitchc« Siib,
de* P'axiic'o, 'lie grufscii Mrinter 7.U leiiigeii. im Ali-
schliir«.. '^t-ri Alexikiider, die Epoche des HeUenismus.
— Dir Zeit der Römer terflUlt in die Periode der
KcpubUk, da die Griechen aaigabeuiet wurden, in dhi
Kaiaerieit von Angnalna Ua Hadrieii und Me in die
Entartungen dea Barocks, endlich in die Kunst Kon-
stantins und Jnttinians, die tum grofsen Teil dem
I Christentum dienstbar wurde und dem Byiaullnisimij
I die Wege bahnte. — In grofsen Zagtu, aber unter
Verwendung sehr vieler, bis in die neueste Zeit ent»
1 deckten Detail*, entrollt der Varüuacraeinintefcaaaniea
I EntwidttangiUM, dank der TnllkammanesBehemchMic
dea Gegeartnndaa. H.
Die Kunst ätt Kenuissance i» Itslien und
im Norden von Wilhelm Lubkc, voUaläiidig
neu bearbeitet von Prof. Dr. Max Semrau, ist so.
I eben als der III. Band dea Gmndritaca der Knast*
I geschickte bei Paul Neff (Karl Bdekle) In Sintigait
I erfcliieiicn, fl'rei« geb. l'J Mk.''
t,n> UJiclt in denselben icchtfeftigl die Votbetci-
tnngsfrist von nahesu M Inhicn. denn das in ihm ver-
arbeitete Material hat hier Uu den doppelten Umfuf
der XI. Anf läge erreicht, le daCi noch ein IV. Baad
nötig ist, der mit dem Baneiuiil einimeitcm hat.
An diesem Wachstum ief in entsprechendem Mafie
die Illustration betrili^;!, tiie .'i farl>.j;e l^icln. A llclio-
I grarüren und 4HU Textabbildungen umfalsl, vorlreS.
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«3
IMa. — ZElXSCHKn'T FOa CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.
lieh «Mgewlhlt, DainentlichhiiMicktlich<ler(iUlienitcbea)
AfdiiMktur, wath viele gate Zeichoucen bietend,
wAm dMT AauM «twH ««Hliemmicatr Auio.
ijrpin, 4nm nanehet DafewOwlldle, 4dwr Ober-
Twehende. — Dm I. KapHd bebaadÄ in itllr fai.
strukiiver WciM „Die Grundlagen der Rc-
nainiiance io Italien und im Norden", die
weit zurOckgetchoben werden, auf Kouen des Miitel>
«kcn, 4m hiaeiehllieh Mincr Seibeiindigkcii, ItMtt-
dntUII doch wM Mwm iMmcUui, in bcifcff tciacr
Innigkeit nicht hinreichend gewtirdigt wird. — Eine
gliaiende Darle^ng ist da« II. Kapitel mit «einer
. A r c h 1 1 c k I II I iri H e ii a i * i a ii c e ■ , von dem die
HjUIic aof iulicn fällt, und noch viel mehr Irin dieaes
in den Vordergrand im Iii. und IV. Kapitel, welche
•Die bildende Knnet luüent im XV. n. XVI.
Jnhrfc.o behandeln. Se beginnt mit der floi«uliBi>
sehen Pluiik de» Ghibcrti (also nichl schon mit der
Pisaner); der Maicrci de« XV. /ahrb., die mit dem-
iciben Zeilponktc einaetzl, wiid die doppelte Seilen.
»U gewidact; ve rii i lmiw a fatg oo«b viel mcbr fKlk
ht ile atftrnch In der Hetocntdl d«e XVI. Jekrh.
«h. and man merVt et dem VerfuMcr un, dafs er sich
hier mil besonderer V orliebe ergehl, auf Grund eigeuer
Fonehongen und vollkommener Kenntnis der nnler
demTeit veneicimelen Utetatar. Unb er dwttbet im
V.K^^ ,Oi« bildende Knne» svfeerknlb
Ilnliene im XV. n. XVL Jnkrb.* nicht vernach.
Hnfft hat, bewetit selion deue« Ümfkng von -200
.'leilrn, vnn denen zwei Driltc! suf Deutschland fallen,
nachdem auch die st.immverwnndte niederUndifche
Malerei, namentlich ihr \u<gii:i);s. und Kernpunkt, der
Geucr Altar, eingehend bthandeli iM. Anch die nener-
ding! hcTvergcifetcDen nord- nnd taddeolidhen Meisicr
Ftancke, Multscher, Wils werden berücksichtigt, aber
noch nichl <irr Mamhurger Bertram; bei dem als
deutsche Eigenart mit Krchi httvorgehobencn Ht>U-
schnitt und Kupferstich wird die tarbiomgkeil wohl
zu »ehr betont, beim Kunslhandwcrk die Teppich-
wirkerci, die vornehmlich in Nflmfacrg UohiCi nod die
Knneiaiiekerei. die tm Niedertheis gllncend defaatierte,
rieht hinreictientl anerlianiU. — In der neuen Geslah
h.Tt Uuch an der ihm früher mit Recht n.ich[;e-
rtlhmten Lehrhafligkeit nichts verloren, an (irtindlich-
keit und Znverliseigkeil cniscbicden gewonnen, so dafs
lieh nm to miir die HoAmng nnliIHhigt, det Schieb»
baad »«ge akhl ea lange anf aieh «aHc« leiaca. o.
Das St. Jak II b« portal in Regensbnrg und
Honorias A ugu» t u 4 uue ni,!«. ii«urag zur Iko.
nographie und Literaturgeichich le des Xll. Jahrh
von Dr. Joa. Anl. Esdfca. Kempten 1803. VerL
TOB lUieL (Pieia 7,öO Mk.)
Alt ein Haupikreuz für die Forscher auf dem Ge-
biete der mittelalterlichen Ikonographie galt da& >o
reich wie sonderbar gcchnUlcKlc Portal der Regens-
barger Schotleakirche ; und al» em besonderes GlUck
ist es zu betrachten, dafs der Regensburger Professor
Badree n dieiem Schmeck endilch des ScbtOatel se-
fanden bat, den dM MhoB im Mken Mlitclalter hoch«
geschitzle Hohelied bietet, bpM.i.i!crs -.ein Kom-
mentalor Honorius von Auluii. I>ie»eii Aatur, wie das
von ihm inspirierte Portal, betieffen die wichtigen
Enldecka^ges, die der VcdMaer in teiner vornehm
I
autgettallelen, mit Abbildungen des Portals wie «er-
tdüedener, hftchat anerkafflrdiger, roauiniKher Miniain-
res aat dtetm XoBoieatef dee UebcaliedcB ecr*
•eikcaan IfonograpWe idedergelegl hat. la dce eiMca
filhf Abechnilleii, die dem Hohenlicde, sewer Be-
deutung im früheren Mittelalter und nanienilich seinem
berühmten Erklärer ilunorius gewidrriet !"nd. heferl
der Verfasner die Grundlage fur seine Eiklimng, die
aamcBÜich auf die Dentang de* Hobenliedea ala der
VeraiaabiMnag aad Verhmllchnng dce brtniKchen
Verhtlintsaes der menschlichen Seele zu Oirisius bn.
siert. Von grofsem Wert ist hierbei der ^achwe^s,
dafs HonoiKis als K)au>ner in Regeiuburg (wahr-
scheinlich an dem ersten hcholtenklosier Weih Sl. Peter)
gelebt und seinen Kommentar Uber das HobeKed dem
Abt Gregor I. als Erbauer dea PMala geaUBCt hat
In diMem frappanten, fttr GetdUchie nnd Inball der
spilromanlschen, also zur höchsten Kniwicltlung ge-
diehenen Symbolik hoch bedeutsamen Nachweis, in
I dem einzelne, übrigens sehr tiefsinnige Vermutungen
I wohl nocli dar endgülligcn BesiXlignng bedSrfen, Wten
I sieh die mcMan Rllwl, «dche die Kigaren de» Por«
inles auffjcben, namentlich die Königügfitalt Jes
Spoimis, der Drache, die Liebespaare, wir der mit
I dem Torriegel und Schlll.isei hingestreckte Mönch
iRjrdan, der als der Meisler des Portals sich enihullt.
Avek fdr die mancherlei sonstigen tieriechen aad
pAeaalIckea Gebilde hat der Vcrfaatici in geittrcidMa
Kombinationen die mdir oder minder flberaengcnden
Deutungen gefunden, im letzten, achten, Abschnitt
anch die damals so behebte Zahlen»ymbohk nachge-
wiesen. — Die ganze, überaus anregende .Studie ist
mniterhafi hiMichtlich der Methode. Mkhil wertvoll
dnrek ihre EigchaiMe, die adn gectgact 4ad, die hi
mtchtigem Aaibikben begriüenen kenstsymbolischen
Forschtingea ta heben oad an filrdera. Schnatfcn.
P a 1 ni 5 o n 11 I a g s i> r o Z e « « i O B U n li P a 1 rii e k e 1 Eine
kultur- und kunsIgeichichllich-vuikskuudUche Ab.
handlung zum Kölner Palmesel der kunsthistonschen
AuMicUang gaDttmeldorf 1902 (SammL .Schnttigen)
von ProfeiBor Dr. Kdnard Wiepea. Haaeteia,
Bonn (Treis I Mk.)
Dem l'aliiicsel, der, nur in cioigen Dutzenden von
Exemplaren erhallen, erst im letzten Jahrzehnt auch
lüemriieh die Aufmeriuamkeit aof aick geleakl hat,
widmet derVetfaaaer dieee Stadie, von derBcacfrei-
bung des Hauplexenijilart s, des einzigen in den Rhein-
landen erhaltenen, au!>gchend und seine Besitmmang
darlegend, um in drei Kapiteln die liedeutung des-
Mlbeo im Raktmeo der Kultur-, der Knnslgenchichie,
der VeUnkaade aa prflim. Hierbei gelangt der Vct^
ÜMet tu awadiaa laiareaMalca BatdeekaageB. die
•icb auf FalauonnlagtproicBiiaa und Pabneiel im
allgemeinen wie tpeziell in Kftln beziehen, auf den
Ausgangspunkt, deu Einzug Christi in Jerusalem lu-
I rUckgehen, den Kinflufs auf das Volksleben in Ver-
(gleichen, üinMprkchen und dergl. Kbiidero. Bei
dlMea mit grobem Fteib «ad Geadrick geikknea
Untersuchungen ergab sich, im Gegenaatze Sa dem
, vollständigen Fehlen von Exemplaren de« Pahneaela
in Noriuleuisr slaiid, die Uberraichet öc 1 ;ii -.iche, dafs
I er auch hier verbmlet war, selbst in Hamburg und
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1O03. — ZETTSCHRIFT FOR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 6.
WtaBir. — Fir Mtu
Fncbt derDtwcMorCrr
ForacktM Tndknt dtr Vw-
Wtltgeichichte in C h nrn k i c r l> i Ul er n. I. Ab-
ttDuig. Eatathug undBlou der «kotientaliiclMB
KuMuriMilt Cyr«t rom Brncit Liii4l. Kit
einer Kkrte ond 9B AbbiM. KiKhfaeim. (Pr. 4 Mk.)
Die gerade jeltt im Vordergnind der ipetienen
Kor*chuilg wie de« allgemeinen liitcrrstcs ziehende
khorieotalifche Kultur, insoweit sw weh auf Bsby-
luoien, Ägypten, AMjrrieo beuehl, wird hier
Uiuichüieh ihm UnpniaKM ond ihier EMwicMutf
■McrtnelM, bis tu 4en AbtcUMCi den lic Auch
<1t-ii i^riirtrn ErDberer Cytiu gefunden hat, den Vct-
etDii;ec der cinieli.eii Staaten tur pertiachen Weh'
aranarchie, ilurcli dre liroberung Babylons 'IHit v. Chr.
— In 4 Kapiteln wird dcci« EutwKliiang darge-
■teilt» Ib der baM dteWr bald }cnei Volk mehr hervor,
tritt, MMt aber dee itraeliiitche eine gtoÜM Rolle
tpiÄ bi» Mir ZcislArung Jerutalemt osd de« heby.
loniichen Ex-I - P.« V K « J. i t e I iit dem k':M"r
g e ichi cb t Ii c h e D KUckblicii gewidmet, der den
Ziiaacnmenhang der einzelnen Staaten in betug aof
ikf« KnliuentwicUiuic in Kuet, Wimnachaft, Religion I
einfebend «rdfteit.
meisten der durch di
AbbildunKrn, die nicht Mir den Vortng tutreffnder
Erläiileruiig, londem auch ungewuhuücher Onginalilit
haben, so da{s schon da» Uiircfablattern groises Inter.
CMC weckt, — Bei der Aktoalitil vieler hier behan-
delter Fragen darf grobe TeUnebme gemde lar dieses
Chardtlerbild crmtrlct «eideti. «eUdue obn* ZtMifel
dasjenige Alexanden des Grofscn vorbereitet, dct
Schöpfers vom griecbisch.niaiedoBiscbeD Wekrcich.
ScbefttB«*-
Weltgeschichte in Cb a r 3 k i e r b i Idern. V. Ab-
teilung. Die Vollendung der Kevolulioii. Napo>
leon I. von Karl Hilter von Landoianni
Mit 118 Abbildimgen. Kiichheim. (Preis 4 Mb.)
Die Wflrdignng eiei groCsen Kaiien »k Meisler
(Erfinder) der modernen Knejifuhrung sieht hier im
Vordergrnnde, &o dais bmler den FeldiUgeti, die in
sehr klarer, ja drastischer Weite meisierhail genchil*
dert werden, die flbrigen Groirtatcn des gemlligen
Konen etwia h den HiBtergrund tteten. Cewife
werden auch seine slaatsmännischen Vonttge und
Leistungen, die mit seinen kriegerischen Etfulgen aafi
engste zusammenhangen, geschildert, auch sr]i.e Kör-
demngen des Öffentlichen Lebens, der ganten Vcr-
Wallung wie des kUnstleriichen Betriebes Dieser
knlpflc, g»B( im Geble det napoleoniacben Denkens
und Strebene, an die Antike an nnd erreichte eine
elgeniriige Ausgestaltung im Fmpiresli], tJpr, dank
lugleich seiner technischen Votlerdung, iiach der Re-
volution Emfluf'; erlungSe. »eil Ul<er die Gretiien t' r,>nk-
reiebs, wie dieses vor derselben dem Ueschraack fast
Iberd diiW«ge gewiesen hatte. Diese Stibichtung,
wie sie MOMMlidi im Ktuntgewerbe sich «igte, wird
hier darcb mebrere tllnstrationen veransehanlicbi,
wShrend die nic:il< ii . Abbildungen den reitgeriö>ii>chcii
rersönlichkeiteti und herTorregenden Begebenheiten,
Schlachten, Parade« oa«„ eis interessante Beigaben
gewidmet sind. SchaBtgaa.
Henry Thodet Schuen un<\ G lanbca (40H.),
— Wie ist Richard Waguer vom deat*
sehen Volke lu reierol (gDK)— Cari Win.
ters Verlag in 1 leide iberg.
1. Den bereits früher von ihm «il g fi p f ftTllfnT''
Gedanken, dafa die Kanat aar Rel«ieii and Knkar
fttfcn mHiee, enlteiekek der Verfaner weiter, iadtm
er das XIX. Jahrh. als die durch Beethoven, Goethe,
Richard Wagner geschaffene, grofse Kallurepocbe
preist, die dem sc hauenden Aage klar vorliege als
die Vorstufe (am Glau ben. und zwar an das Cbnsten-
Inm, filr welches der Verfasser einen neues ReprS-
sentaaten ersehnt and erboA, aber ohne hierbei, im
Obersehwniqta der Flwntaaie, anf die Kirebe Uasa«
weisen
II Welche Slciiung Kichnrd Wagner in dieser
neuen chritdichen Kahurperiode einiuaehmeB habe,
sucht der Verfaasci darzulegen durch eine Feier, die
er fflr sciaca Heros plant, die GeataRa^g
den Ideen des la F etemdea «aUMhataad.
geht er anf die T^agCdle der HeHenen sarlek, ihr
Entlehen sus dem Wesen der Völker prüfend, ihren
NAchkkng in 5chilier und Ooeihe preisend, ihre
Vollendung durch die Tonknnst in dem rblllillflMia
Mjraleriam fordernd, wekbea der Oealns Wagaeit g»>
adMOeo heb«. — Dieiwa mtae eine eigne Poier
gearidmet werden, fbr die der Verfaaser eingehend
das Programm entwirft, und zwar in der Einrieb*
taag Rlr DeatH^laad, wie (br daa Aaaland. b.
Die .Alle und \eui- Weif i deren Verleger,
Benziger \- Co., jährlich 2 t Helle a 3.'» Pf. versendet)
beginnt ihren neuen, XXXVIII Jahrgang schon mit
dem 1. Angaat and venpricbi für denselben 1000
Idnstralienen wie vennehrten Umfang. Fflr dieses
Versprechen darf sie Glauben beanspruchen «uf Grund
ihrer Leutungen im letzien Jahrgang, die .-AuUcrordcnU
lieh mannigfaliig sind hinsichtlich der Schrift, wie
der Bildwerke. Gedichte, Roasanc, Novellen, Bio.
grapWea^ Ütemiische. kaaalgascblcblll^
AafidKse, Keisebcicliiretbengen and Natal UMcr
sein in baater Reibe, ai»d ftlr die Prane« nnd Kinder
sriui eigetic .•\hti iluiigeii eingeiichlet. Ungemein reich-
ballig i6t auch <iic illustralion, in der selbst farbige
KnnslbeiiRgen nicht fehlen. Diesem durchweg gut
aatgrwthhen and anagdahrtan Apparat, der retlgHtae,
bntotiscike, allegoriscbe, aatarwisseaacbaRliehe, fand,
schaftliche, namentlich auch zeilgesch'chtliche Bilder
(Poririls) mit anerkennenswerter Aktualiiät bietet, darf
a
Der .Kegeiitburger Ma rien - K a Icnd er* für
das Scbat^ahr 1»04 (Vertag voa Paaiet, Preia 50 K)
iat wiedernm reich ea beieinenden MflteHaagcn vad
interessanten Erzählungen, dazu gut illttstriert ; nameni-
lich verdienen die Farbcntafcl von Scha>alzl>Knii(ler
und iiic < inginalholzschnitie Bvn lad l|aiin nach
Feueritein alles Lob.
.Benziger's M arien • Ka lender* und «Ein.
aiedler-Kalender* fOr 1904 bieten «iek icsig*-
mlfse Anwel^nngcn wie erbaaMebe Bericble, nnd ancb
die riililreiiheii \bt)Liiluti^»rn sind durchweg recht be-
triedigeitd, zutnni das Titelbild: Veronika reicht Jeint
das SchweifMuch, ein Karbendia^ aaa dem Kreas»
wegXjrkins von Fcnetsiein. a.
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Abhandlungea
Der Lettner von St. Maria im
Kapitol zu Köln.
(Mit 6 Abbildungen.)
fntcr den Kunstwerken Kölns
>U8 der enten mifle des
XVI. Jahrh. nehmen die
Arbeiten, die unter dem
Protektorate der Femilie
Hackeney amgeflihit wur-
den, eine hervorragende
weam nicht die erste Stelle ein.') Mit aner-
keonenswertem GesdiiGfc woftte jene Feaflie
hervorragende Meister an sich zu riehen, und
mit einer schrankenlosen Freigebigkeit war sie
•lelt berat, kSnstleritclie Beetrebmigen an for-
dern. I .eider sind viele jener bedeutenden
Schöpfungen, die unter dem Schutze der Hacke-
nays, spezidl der Brflder Georg und Nienitts
Hackenay, auf allen Gebieten der bildenden
Kunst entstanden, verschollen, andere mit der
Zeit bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden.
Vor elleeB ist an beklagen, dafi von jener
grofsartigen baulichen Anlage am Neumarkt,*)
dem Palaste, welchen Nicasius Hackenay für
den Kaiser Max aufÜlhren liefs, dem imposan-
teiteo ProAnben Kölns ms der eniten HIMe
des XVI. Jahrh., so wenig erhalten ist. Nur
der schlanke Treppenlurm bat standhalt dem
Stnnae der Zeit getrotct, aber bedaderliclier-
weise vieles von seiner ursiirünglichen Schön-
heit dngebttfst. Um so freudiger ist daher zu
begrUfsen, dafs sich von der inneren Einrich-
tung des Palastes ein hervorragendes, dieGe-
achmacksrichtung der Hackenays charakterisie-
rendes Kunstwerk fast unversehrt erhalten hat,')
nindidk das oAgenaonte Genllde «Dea Todea
Marit**. OMMlbe sierte frflher den Altar der
*)Obcr die Paatilie Hackenaj handelt Mcrlo
•EM* PaalKs Haehanjr mi
•) Bnaan, •GsaAldMa dar Stadt Kala*, Bd. 8,
8. 1013 fr.
•) Merlo — FIrneaieli.Richarls— Herak
KtHMCB tKaiaiiclto Kflulhr« 8. 1114. — Alden.
hoTtn •Verieichnis der Gcmilde de* >lidti»chen
MsMums in KOin« Nr. 442. — Ders. •Gcachichte
der Mlaer MdsiMhale«, (Ubcek 1902) S. 310.
Palastkapelle. Heute befindet es sich im Wall-
raf-Richartz-Museum in Köln.
Ea ist aolbllend, da6 die Hadieoay« bei
ihren zahlreichen Auftritgen augenfitllig die
Kölner Meister übergingen. In ihren Diensten
begegnen uns fast ausschliefslich Fremde, vor
allem niederidndiscbe Kflnstier. Audi jener
Meister vom „Tode Mariens" stammte aus den
Niederlanden. Die neuesten Untersuchungen
Aldenhovens identiüsieren ihn imt dem Anl*
werpener Meister ,Joos van Clccf. Die rcfeo
amtlichen und geschäftlichen Becidiungen des
Georg und Nlcarftis Hackenay mit den Nieder*
landen*) mögen wohl zu jener Zurücksetzung
der Kölner Künstler viel beigetragen haben;
aber abgeselxn hiervon läfst »ich jenes Hin-
neigen der Hacheneys nach den Ntederlanden
auch Iddlt aus den Zeitverhältnissen erklären.
Schon mit dem ausgebenden XV. Jahrh.
hatten am Niederrbein dieonhetraiadMO Kttnat»
ier vor ihren tnäc htigen Konkurrenten im Nor-
den die Waffen strecken müssen. Oft wandern
Architekten und Maler aus dem Norden an den
Niederrbein.
.^urserdem werden in bedeutender AnsaU
niederländische Kunstwerke nach den Rhein*
lande eingefthit Ftailich ist der Wert jener
Importarbeiten, namentlich der plastischen, ein
sehr verschiedener. Neben jenen bbrikmttfsig
in Brüssel and in Antwerpen hergestellten
Sclinitzaltären, die uns so zahlreidi in des
Kirchen am Niederrhein begegnen und denen
zumeist keine hohe künstlerische Bedeutung bei-
gemessen «erden darf; stoAen wir andi nidit
selten auf Arbeiten, die den WerfcsUttteo herroi^
ragender Meister entstammen.
Em derart^ kflnsderiach hochstehendes
Werk, das zu den bedeutendsten Leistungen
der niederländischen Plastik des XVI. Jahrh.
zählt, stiftete die Familie Hackenay der Kirche
Sl Maria fan Kapiiol: den vicAbewnnderlen,
in eine Orgelbühne umgewandelten l/Cttner.
Die zahlreichen Wappen^) an demselben
*i Ober die Sielhu^ das Nieaitas Uackanaf »am
KuHf md Iber seiiw Beddunfsa n den Niedct.
linden Kn nen :!, lOI'J.
^) NAch Merlo >Oi« FamUia H»ck«acj su Kols«
& 77. aiad ca die Wappaa iotgaadar VaatlHan: 1.
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im». — ZEITSCHRIFT FOR CmUSTUCHB KUNST
— Nr.«.
lassen erkennen, dafs aufser Cporj» und Nira-
sius auch ihre Anverwandten an der Stiftung .
des Kmntwcrket betd%t waictt. Onnit stimmt
auch die Nachricht Gelens*) ilherein: „I.ys- '
kirchiorum et Gradarionim vel gentis de Hacke-
Biy opai CM oovum aplendidunqne odaeum
Abwdcliend hiervon führt der Chronist
Weiniberg*) in «einen Reiner Denkwürdig- |
Weiten zweimal den Herrn NicasiuB Haciceoay |
als alleinigen Stifter des Kunstwerkes an; wah-
rend man nach den zwei von Knnen mitge-
teilten Ratdiriefeni auf deren Inhalt wir Mer
noch näher eingehen müssen, geneigt wäre,
in Georg Hackeuay den eigentlichen Stifter
nmeres Lettnen lu erblidcen.
Ennen veröffentlichte zuerst in der »Kölni-
schen Zeitung« vom 12. E)ezember lBOr>, !ipäter
in »Lützow's Zeitschrift«, Bd. VU zwei Briefe
des Kölner Rates aus dem Jahre 1624. die
eine Reihe »i htif,er Notizen für die GcschSchte
unseres I-cttners enthalten.*)
Ans jenen Briefen entnehmen wir, da6 die
Witwe des Herrn „Jorgen" Hackenay gemafs
dem letzten Wunsche ihres Gemahls dafür sor-
gen will, dafs der Lettner, den derselbe zu
Mechdn in Brabant fttr St. Maria im Kapitol
habe anfertigen lassen, baldigst an Ort und
Stelle aulgerichtet werde; sie bittet deshalb
den Kölner Kat^ Sdueiben an den Hersog von
jUUcli und die Statthalterin der Niederlande zu
richten, dafs sie den Lettner, nebst einem
H*ck«M;y (gshndn Pferd) Sala (xw«i mil den Racken
gtfiMiiMBdet fekcbite FiidMX 8. HMksnqr «xl
«OB MMle (drei Vissel, Merten). 3. HadMnt^ und
Hsrdennrth (drei tlQte). 4. Htckeaey ood von Straelen
(LDie). b. Salm und vi>n Krrehem (fUnfblitleriKe Rote).
*) Gelenitt* »De admiranda aacraet civili Macn*-
tiidbu Otlmlae« 8.389. EN« Angabe Cftealss'. i
dttfc te LtttMr «Bt Mannor bettche, i»i unrichtig. |
Vlwt Teile d«r AtdiiUktar beateben aai belgitcben
! " ngima sind am wMum, gstUMbc«
Sandstein.
^ IIAhlban». Laa >Daa Badi Watotifig«,
Bd« II, S. 120. WeiMbcff aptkht von , Jaapar Radw-
iwi<*, dem naittrliehen Seime „van Her Micaaie Hacke-
nei, der in C»pitolio da» kosllith Slelnwiik roiU in der
Kirchn hat laiuen machen". Bd. iV, S. 22, 23 ge-
denkt Weiniberg der Grabttille de« Georg nnd Ni-
ciaina Haekenaj „wie aa •■ Narico im OtpilolW an
«nahen, da aat nad«t einem groiaien Naaatntdn be-
graben (eigen, bei dem koitjichn gebilden tleines
portal mitten in der kirchn, das her Nicaiioi dahin
Bachrii laitsrn".
*} Einer diecer Briefe iil auch in Merlo ■KöL
aiie><« BOnMler« aalaf „kaknd*' abgndnickl.
.Grabe" und „.^Uarsteine" soUfirei ihr Gebiet
passieren liefsen.
Wir dürfen atM den Berichten' Weinbergs,
Helens und den Ratsbriefen wohl mit Recht
schliefsen, dafs die Entstehung jenes Famitien-
denkroals der Hackenays in St Maria im Ka-
pitol wohl in besonderer Wdas von den bmden
Brüdern Geovg lind Nicaiiua gefilrden wor-
den isL
Da Nicasias Hackenajrntin berdu 1618 starb,
mufs spätestens in diesem Jahre der Plan zu
jener Stiftung gcfafst worden «sein. Vielleicht
steht der Aufenthalt des Nicaaius in Mecbeln
im April dea Jahres 1S17 mit mserm Lettner
in Beziehung.*) Im Jahre 1523 waren bereits
die Arbeiten am Lettner abgeschlossen.'^) £s
müssen jedoch der OberflUirung desselben nadi
Köln Schwierigkeiten im Wege gestanden ha-
ben, da erst im Juli des folgenden Jahres 1524
die erwähnten Schreiben des Rates umZollbe-
Ireittng abgeben. Demnadi durfte tvohl kaum
vor Ende des Jahm 1521 der Lettner an
seinem Bestimmungsort eingetroffen sein.
Hat nun auch unser Lettner im Wandel
der Zeiten viel von aeiner «aprOngtieben
Pracht verloren, so bildet er doch atich beute
noch in seinem beschädigten Zustande eine
Hauptaierde von Sl Maria im K^toL
Summigc, msammengesettte Säulen mit
korinthischen Kapitellen tragen einen frei kom-
ponierten Architrav. Über letzterem erheben
sidi kleinere Baloslerslluleben mit einfach pro-
filierten Rasen und ebenfalls korinthischen Ka-
pilelleo. Auffallend sind die Mittelstttcke der
Slttlenschifte; wohl dne Weiterbildong der in
der Spätgotik in den Niederlanden mehrftck
auftretenden (an sp.itromanische Vorbilder er-
innernden) Saulenringe. (Vgl das Gesamtbild 1,
bei dem die untere gana dunkle; daau durch
die Hol7b.tnke verdeckte Smieopartie iveg-
gelassen ist.i
Auf jenen Säulchen ruht ein dreiteiliger
Arcbitntv, Ober dem ein reich ornamentierter
Fries sich hinzieht. Ein verhältnismäfsig hohes,
stark vorspringendes, fein profiliertes Gesims
bildet das architektonisdie Schhift^ied.
*j Ennen •Üeachicbie der Sudt Köln« 3, S. 1013.
Verachiedeotlich befindet sich unter des Wip.
p«n an nnferem Lettner die [ahreszahl ,,1523") die
doch darauf fainwaial, dab in jenem Jahre daa Kontt»
w«rk ÜMtggaal«!! WHdn.
sei
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
— Nr. 0.
262
Zwischen den Balustersäulchen sind Nischen
eingelassen, die, mit einer Fülle zierlicher Or-
namente der Frührenaissance umrahmt, den
figürlichen Schmuck des Lettners aufzunehmen
bestimmt sind. In den schmaleren Nischen
haben Einzelfiguren, in den breiteren Reliefs
Aufstellung genommen. [Vergl. Abb. 2 und 3.)
Von den acht Reliefs behandeln zwei Vor-
würfe des alten Testamentes, die Manna- und
Melchisedechszene, die übrigen sechs Bilder aus
dem Leben Jesu: Die Verkündigung, die Ge-
burt Christi, die Anbetung der hl. Drei Kö-
nige (vergl. Abbildung 3), die Beschneidung,
das letzte Abendmahl und^Christus am} Öl-
licherweise in den Händen mehrerer Künstler,
die bald mehr, bald weniger den Ideen des
leitenden .Meisters Ausdruck zu verleihen
vermochten. Daher kommt es, dafs wir auch
bei der glänzenden Schöpfung in Maria im
Kapitol deutlich die Hände verschiedener Bild-
hauer unterscheiden können. Besonders stark
tritt jene Verschiedenheit der Arbeit bei den
Reliefs, in der Gewandbehandlung und Kompo-
sition hervor.
Von ein und demselben Meister ruhten
offenbar „die Geburt Christi" und „die Anbe-
tung der hl. Drei Könige" her, zwei ruhevolle,
technisch brillante Arbeiten. Ihnen stehen drei
b. I. Grsamtbild den Lettnert Ober der Bankhöhe.
berge. Unter den 22 Einzclfiguren befinden
sich 10 Propheten (vergl. Abbild. 2), die übri-
gen 12 sind Heilige. Bei der Auswahl der
letzteren scheinen in besonderem Mafse die
Patrone der Stifter berücksichtigt worden zu
sein. Wir begegnen hier den Namenspatronen
des Georg und Nicasius Hackenay, weiter den
Patroninnen ihrer Gemahlinnen, der hl. Chri-
stina und Gudula. Die übrigen Figuren stellen
den hL Antonius Eremita, den hl. Christo-
pherus, den hl. Rochus, den hl. Michael, den
hl. Jacobus, die hl. Barbara und den hl. Jo-
hannes den Täufer dar. Zwei weitere Figuren
im RitterkostUm des XVI. Jahrh. lassen sich
schwerlich näher bestimmen, da sie ohne jeg-
liche Attribute gebildet sind.
Die Ausarbeitung eines so grofsartig ange-
legten Werkes, wie unseres I^ettners, lag natür-
weitere Reliefs nahe: „die Beschneidung", „das
Opfer Melchisedechs" und „das letzte Abend-
mahl", welche freilich im einzeln nicht so
gut durchgearbeitet sind. .
Viel freier behandelt, als die bereits er-
wähnten, sind die beiden Gruppen: „Die Ver-
kündigung" und „Christus am Olberge"; äufserst
bewegte, im einzeln gut durchgearbeitete Schöp-
fungen. Mit diesen steht das „Mannarelief"
im Zusammenhange, das freilich in manchen
Einzelheiten weniger gelungen ist.
Die eigentümliche Komposition der Gruppe
„Christus am ölberge" ist vielleicht dadurch
zu erklären, dafs dieses Relief in der Auf-
stellung am Lettner irgendwie mit dem der
„Verkündigung" korrespondierte und vom
Künstler dementsprechend als Gegenstück ge-
bildet wurde.
«63
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9-
2«4
Die Etnulfiguren, meist Schöpfungen von
würdevoller Ruhe, mit ernstem Faltenwurfe
offenbaren eine tüchtige Technik.
In der Skulptur und noch ungleich ent-
schiedener in der Architektur unseres Lett-
ners macht sich bereits der Einflufs der Re-
naissance geltend. Vor allem verraten der
omamentale Schmuck der Baldachine, des
naissance gehaltene Lettner bildet er gleich-
sam ein Mittelglied zwischen den noch goti-
schen Lettnern der Kirchen in Tesscnderloo")
Walcourt, Lierre und dem bereits vollständig
vom Geiste der Renaissance durchdrungenen
Werke des Cornelius Floris in der Kathedrale
zu Tournai aus dem Jahre 1566.'*)
Über den Namen des Bildhauers, der jene
Abb. 2. Au»chnttt «u»
Frieses, wie auch die meisten architektonischen
Glieder, so das schön profilierte Gesims ein
feines Verständnis des Formenschatzes der Re-
naissance.
In der Reihe der niederländischen Lettner
des XVI. Jahrh. verdient jene glänzende Stillung
der Familie H.ickcnay in St. Maria im Kapitol,
was die Ausarbeitung des figilrlichen Schmuckes
betrifft, mit an erster Stelle genannt zu werden.
Als der einzige in den Formen der Frllhre-
der Prophrlenreihe.
herrliche Kunstschöpfung ins Dasein gerufen,
fehlt es bedauerlicherweise an sicheren Nach-
richten. De Noel hatte sich seiner Zeit Kugler
gegenüber ausgesprochen, dafs der Name des
Künstlers: „Roland" und die Jahreszahl am
'*) Oer Lettner in Lierre in der Gommariuikirche
wurde ebeiifalli in Mecheln ir>35 von „Myniheeren"
und „Wiachtvent" hergetlellt.
") Abbildungen der genannten Lettner in „Vten-
d]rks" Sammlnni;
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S85
1903.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. ».
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Lettner zu lesen sei Merlo nahm jedoch
die Aussage De Noels mit starkem Zweifel auf,
und behauptete, dafs er weder eine Inschrift
noch eine Jahreszahl am I>ettner habe ent-
decken können. So bestimmt nun auch die
Behauptung Merlos gcfafst ist, so müssen wir
ihm gegenüber doch betonen, dafs sich tat-
Untersuchung Uber die Glaubwürdigkeit der An-
gaben de Noels nicht zu. Wir geben daher in einer
genauen Kopie die Inschrift des Schildchent
wieder:
Sollte die I.eseart de Noels richtig sein, so
Abb. 3. Gruppe der
Sächlich eine Inschrift in der Minuskel des
XVI. Jahrh. in dem Ornamente des Raidachines
Uber dem Relief „Christus am Ülbcrge" er-
halten hat. Freilich hat derselbe unter einem
dicken Farbenuberzug sehr gelitten, aber es ist
ohne Zweifel die Quelle de Noels für den Na-
men des Bildhauers „Roland"'. Der heutige
Zustand der Inschrift läfst eine abschliefsende
elkdnlgen-Anbetunc.
würe zu berücksichtigen, dafs ein Meister na-
mens „RoUant le Rou.x" bekannt ist. Derselbe
begegnet uns 1509 zum ersten Male als Archi-
tekt und Bildhauer in Rouen; 1525 wird dem-
selben die Weiterfuhrung des Grabmals der
Amboise in Rouen Ubertragen. Leider läfst
sich keine einzige Skulptur, wie mir ein treff-
licher Kenner der französischen Plastik des
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1903. — > ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST ~~ Nr. 9.
268
XVI. Jahrh, Herr Marquet de Vasselot in ent-
gegeBkommeiider Weise mitleiK idlMtliidige
Arbeit jenes Rotillant le Roux nachweiien, lo
dafs es uns daher für unsere Untersuchungen
an puseodem Veigleidiaagiiiietefui fehlt")
Ober 200 Jahre behauptete der Lettner seine
ursprüngliche Stellung in der Mitte der Kirche.
Im Jahre 1767 wurde St Maria im Kapitol wie
so iDROche« andere ehrwürdige Bauwerk des
Mittelalters einer Restauration in der bekannten
Weise des XVIII. Jahrb. unterzogen, und „bei
jener innerHcheo neuen Einricbtnng", «o nwtdet
eine gleichzeitige Quelle,
„ist auch dieses Toxal zur jf
Praeht der Kirdie ver-
rllekt und am Ende unter
der neuen und «schönen
Orgel zierlich angebracht
worden".««)
Auch in anderen Kir-
chen Kölns erhob sich in
der Mitte des XVITI.
Jahrb. ein Sturm gegen
die plastischen Arbeiten
des Mittelalters. In St.
Pantaleon wurde eben-
falls der Lettner (eine
herrliche Arbeit, unter
dem Abte Lanink 1B02
bis ir)14 angefertigt) aus
seiner alten Stellung am
Eingang dei Chores enU
femt und stark beschKd^
2u einer Orgelbtthne an-
gebaut.
Im Dom wurde ITM
das herrliche g'^ti- 'ip Sa-
kramentshäuschen ser-
tfUmmert Aucb in St Peter scheint du goti-
sche Sakiamentshäusrhen in jener Zeit zerstört
worden rti «sein. Wenigstens lassen die Funde,
die man bei der Anlage des neuen Fufsbodens
uMer der KonmiuDionbiok machte, darauf
schliefsen.
Damals zerlegte man den Lettner in St.
Man« im Kapitol in drei StUcke, die in der
heutigen Weise in Hufeisenform im Westen des
Langschiffes zusammengestellt wurden. Aufser-
dem wurde wahrscheinlich bei dieser Gelegen-
'•) über den angeblichen Meister RuUnd t. .M er 1 o
»Kdloische Kandiert, Spftlie 731.
^) Am ««m Mering gMammcllca Sdhcaa.
lilmD •SMdtHCliiv Klllac (Bo 48)l
V
r'»
AVb.4.
heit der Lettner mit einer dicken TQnchescbicbt
Obenogen. Infolgedenen bat vidlkch die
Feinheit der Ornamente und des figflflidien
Schmuckes gelitten.
Ober die Mhere Stellung des Lettnera gibt
uns dn Plan im Archiv der Stadt Köln wilU
kommenen Aufschlufs.*') Jene, freilii Ii flüch-
tige Skizze viude im Jahre 1754 bei der Ein-
fllbrang des neuen Baigermeisters angefertigt
um den an der kirchlichen Feier in St. Maria
im Kapitol beteiligten Personen ihre bestimmten
Plttie anxuweiten. Sie kann daher auf mathe-
m.itisihe Genauigkeit
keinen Anspruch erhe-
ben; immerhin informiert
sie recht gut Uber die
frühere räumliche Dispo-
sition der Vierung und der
Östlichen Apsis. (Vergl.
Abb. 4.)
Mit Zuhilfenahme die-
ser Skiue können wir
snnächst feststellen, daft
unser Lettner früher »us
zwei parallel laufenden,
auf je vier Pfdleni ruhen-
den Schranken bestanden
haben muls. Von diesen
waren die schmalen nach
Westen gerichtet und
zwischen die westlichen
Vierungspfeiler dngemau-
ert. Von den vier Säu-
len, welche die Rrü>;tung
trugen, waren die beiden
Ittfaeren direkt esit den
VierungspfeiVrr verbun-
den; durch die beiden frei-
stellenden Siulenwaiendrei Durchgänge gebildet.
Der zweite Teil des Lettners war nach Osten,
dem Hochaltare fugewandt und stand bereits in
der Vierung. Auf welche Weise der östliche und
westliche Teil miteinander verbunden waren,
läfst sich nicht mehr ermitteln. Die westliche
Schranke, heute das mittlere Stück der Orgel-
bühne, ist bei der Umsetzung am gHmpfUdiiten
davongekommen; sie hat fast nichts von ihrer
ursprünglichen Breite verloren. Schlimmer er-
ging es der Östlichen Schranke, die nach un-
serer Skizze dasselbe MittelstUck gehabt haben
muä, wie die westliehe Partie. Bei einer Zu*
V
au.
Nr. 1125.
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1003. —
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 0.
«70
samnoenstellung der beiden FlUgelstücke der
heutigen Orgelbahne würde man daher auch
hier in der Mitte vier Nischen erwarten. Da-
von sind jedoch nur mehr die Ansitze der
beiden äufseren vorhanden, während die beiden
mittleren bei der Umsetzung untergegangen
sind.
Von jenen zerstörten Nischen erblickt man
heute nicht unbedeutende Reste in der Para-
mentenkammer wie im Kirchgarten von St.
Maria im Kapitol.'*} Aurserdem gehörte die
Figur der hl. Elisabeth im nörd-
lichen Seitenschiffe (neben dem
Eingange zur Paramentenkam-
mer) früher zum Lettner.
In welcher Folge die Reliefs
und Figuren am Lettner ur-
sprünglich geordnet waren, läfst
sich mit Sicherheit nicht mehr
ermitteln. Wahrscheinlich waren
in den zehn westlichen Nischen
die zehn Prophetenfiguren mit
ihren Schriftrollen aufgestellt,
gleichsam dem Volke die Heils-
lehre verkündigend. In den 14
östlichen Nischen standen die
Heiligenfiguren, von denen nun
eine verschollen ist. Als Pa-
trone der Hackenays erflehten
sie am Altare Gnade für die
freigebigen Stifter.
Aus Gelenius S. 329 erfah-
ren wir einiges Interessante über
die nlhere Umgebung des I^tt-
nera. Er berichtet uns, dafs
unter dem Lettner ein Altar ge-
standen habe, den ein vielbe-
wundertes Bild zierte.
Auf unserem Plane A (vergl.
Abb. 4) wird der Altar als Kreuzaltar
bestimmt Eine Rechnung") des „Franciscus
Funk subsenioris Diakoni und Baumeisters"
aus den Jahren 1630/31 enthält folgend© Ein-
tragung: „Item in der heiligtumbfart gehabt
und verbrandt auff dem Creulzaltar vor unser
lieber Frawen bilt 1» Waxkertzcn."
Demnach stand auf dem Kreuzaltar ein
Marienbild. F,s liegt nahe, hier an das herr-
liche Gemälde des Todes Mariens zu denken,
das der bereits oben erwähnte niederländische
Abb
der
&. MutmalxllL-beH Epitaph
PajnUiea Hitckttnay, ipiter z
Station umgeändert.
näher
'*) Auf einem Sialeiitlompfe ein Zeichen
^) Im Pfarraiclu* vod St. Maria im Kapitol.
Maler zirka 1519 im Auftrage der Familien
Hackenay, Salm, Merle und Hardenrath für die
Kirche St. Maria im Kapitol anfertigte (jetzt in
der Pinakothek in München). Hinter jenem
Gemälde ragte das von Gelen seiner vielen
Wunder wegen hochgefeierte Kruzifix empor,
welches heute Uber dem Altare am nördlichen
Vierungspfeiler hängt") Weiterhin entnehmen
wir der Chronik des Hermann Weinsberg, dafs
Georg und Nicasius Hackenay in der Nähe
ihrer grofsartigen Stiftung zur letzten Ruhe be-
stattet waren.")
Obgleich die Kunstwerke, die
im Auftrage der Familie Hacke-
nay entstanden, meistens Ar-
beiten aufserkölnischer Meister
sind, nehmen sie trotzdem eine
nicht zu unterschätzende Stel-
lung auch in der Kölner Kunst-
geschichte ein. Durch jene Ar-
beiten nämlich wurden vielfach
die kölnischen Meister mit
neuen Motiven bekannt ge-
macht, ihr künstlerisches Schaf-
fen bisweilen merkbar beein-
flufst
Zum Beispiel darf der Mei-
ster vom Tode Mariens, den
wir bereits mehrfach erwähnten,
eigentlich nicht unter die Köl-
ner Maler gezählt werden. Er
ist nur kurze Zeit in Köln
geblieben; darauf ging er nach
.Antwerpen zurück; später
scheint er in Italien gearbeitet
zu haben.
Für die Kölner Malerschule
ist er nur deshalb von Bedeu-
tung, weil er einen entschie-
denen Einfluis auf den tüchtigen Kölner Meister
Bartholomäus de Bruyn ausUbie.*'^
Am Hackenay'schen Palaste, dessen Plan
am kaiserlichen Hofe in Innsbruck entworfen
wurde, nehmen wir zum ersten Male in K<iln
jenen zierlichen Treppenturm wahr, der für
■*) Noch heote erblickt man am Mitlelttdck der
Orgelbahne die Klammem, an denen die Kreuzbalken
befeitigt waren.
") Au« den beretit oben zitierten Stellen W ei na-
he rg 4, S. 2:<.
») Karl Aldenhoven »Geichichte der KAIner
Malenchule« (Lübeck 1!)02) S. 309.
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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 0.
«TS
die spateren Kölner Patrizierh9user vorbild-
lich werden sollte.*')
Unser Lettner ist, abgesehen von den klei-
neren ebenfalls aufscrkOlnischcn Arbeiten in
der Schatzkammer des Kölner Domes, dem
Epitaph des Bischdfes de Croy und dem zier-
lichen Geschenke des Erzbischofs von Mainz,
Albrecht von Brandenburg, das früheste gröfsere
Denkmal der Renai.ssance in
Köln. Manchem Kölnischen
Künstler, dem es die Mittel nicht
gestatteten, in der Fremde sich
weiter auszubilden, wurde an
jener glänzenden Stiftung der
Hackenays eine vollständig
neue Formenwelt erschlossen.
Sie bewunderten und stu-
dierten das fremde Kunstwerk
und waren dann später be-
strebt, bei ihren Arbeiten mög-
lichst die am Lettner entdeck-
ten Formen zu verwenden.
Dak ihnen dies nicht immer
in der besten Weise gelungen
Ist, bezeugt das Sakraments-
hauschen in St. Georg aus dem
jähre 1655. (Vergl. Abb. 6.)
Obgleich jener mittelmafsige
kölnische Bildhauer sich be-
mühte, einer sklavischen Nach-
ahmung aus dem Wege zu ge-
hen, so verraten doch eine
Reihe von Einzelheiten in der
Architektur des Sakramcnts-
hauschen.s, wie die charakte-
ristischen MittcIstOcke der Ba-
lustersäulchen eine starke Ab-
hängigkeit von dem Lettner
in St Maria im Kapitol. Noch
entschiedener ist das Abend-
prachtvollen Renaissance- Architektur. (Vergl.
Abb. 5 ) Auf den beiden Ecken eines einfach
gegliederten Unterbaues stehen zwei Karyati-
den, durch eine darunter befindliche Inschrift
näher als Judith und David bezeichnet. Beide
Figuren tragen entschieden den Charakter
der Frührenaissance. Auf ihnen ruht ein drei-
teiliger Architrav, auf diesem ein reich orna-
mentierter Fries. Das Ganze
wird gekrönt von einem hohen,
fein profilierten Gesims. In die
mittlere Flache wurde später
eine Nische gebrochen, in die
man eine Station hineinstellte.
Auffallend ist nun, dafs
eine Reihe von Details jener
Umrahmung, die Verhältnisse
der einzelnen Glieder des Ge-
bälkes, die Ornamente, ganz
genau dieselben sind wie bei
unserem Lettner. Auch das
Material ist dasselbe. Die Ver-
wandtschaft der beiden Bild-
werke ist so grofs, dafe wir
auf den ersten Blick in der
Station ein BruclistOck des
Lettners vermuten würden.
Aber dies ist wegen der Ver-
schiedenheit der Gesamtmalse
kaum möglich. Es mufs hier
ein anderes Werk desselben
Meisters oder derselben Schule
vorliegen. In dem oben er-
wähnten Ratsschreiben war
neben dem Lettner auch von
einem Grabe und einem Al-
tarsteinc die Rede, die von
Mccheln nach Köln überführt
werden sollten. Dafs jenes
Grab für die Familie Hackenay
mahl-Relief von der gleich- Abb. e. Salir«niFntihiu»ch«n in St. Ocorg bestimmt war, ist wohl selbst-
lu Köln.
namigen Darstellung am Lett-
ner bceinfluEst worden.
Bei einer Besprechung des Lettners ist es
wohl gestattet, ein ihm nahe.stehendes Bild-
werk kurz zu berühren.
Im Kreuzgange von St. Maria im Kapitol
befindet sich eine Station, umrahmt von einer
»») Weinsberg IV, S. •22. „So mmch keiser
Carolui diisem Nicaiio dai affUii-geU, to in Coln
vergadert war, la vollett line« baut getchenkt haben.
Und er hat ein pallast draut gebaat mit dem eirtten
windellorn in Coln."
verständlich. Wir wissen weiter
aus Weinsberg, dafs Nicasius und Georg
Hackenay in Maria im Kapitol und zwar in
der Nahe des Lettners beigesetzt waren.
Nach alledem wäre es nicht unwahrschein-
lich, dafs jene Umrahmung der Station ein
Teil des Grabmales der Hackenays ist, das
bei der Umsetzung des Lettners ebenfalls aus
seinem alten Platze entfernt und spater in eine
Kreuzwegsstation umgewandelt wurde.
Kttlo, W. Ewald.
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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
274
Das Rationmie von TouL
(Mit Abbildung.)
ine der interessantesten bischöflichen heute nicht mehr vorbanden sind, und das
Insignien iit ohne Zweifel dasRa- ilteMc der uns erhaltenen ToalerBisdiofaiegel,
tionale. Im Mittdaher diesseits nXmliGb dasjenige des Bischofs Riquin de
der Alpen vielfach verbreitet, ist Commcrcy (f 1127) das Rationale nicht zeigt,
es jetit auf nur wenige Kirchen beschranlct. ■ so mufs der Gebrauch dieser Insignie in Toul
In seiner Studie Aber diesen Gegenstand*) konnte | im X. Jahrb. oder noch früher zweifelhaft blei>
P. Braun nur drei Rischofssitze namhaft
machen, wo es noch heute bei feierlichen An-
Usaeo getTagen wird: Eichstitt, Krakatt,
Paderborn. Es sei uns gestattet, hierauf
ein viertes Bistum hinzuweisen, da« aich beute
noch des Rationale erfreut, Mmlich Totti*
K ; n 1 V Obwohl die deutsche Literatur sich
bis heute mit demselben fast gar nicht be-
schüfiigt hat, verdient es doch aus mehr als
einem Grande eine genauere Betiachtunit we9>
halb wir seine Gescfaicble hier ttwaa aitafUhr-
licher darlegen.'}
1. In keiner Diöseae iit der Gebrauch des
Rationale auf zahlreichern Denkmälern und
durch einen längern Zeitranm bezeugt als in
Toul, Eichstätt vielleicht ausgenommen, foul
ist Immer stoli ge we a e n auf «eine unke Ana-
zeichnung. Wohl aus diesem Crtirde hat man
versucht, ihr Alter möglichst hoch hinaufzu-
ificken. P. Bendt-Picart will et gesehen ha-
ben auf einem Siegel der Bischöfe Dreux oder
Drogon (907 -922) und Gauzelin (922—962)
von Toul; er meint st^ar, der Gebrauch des
Rationale in Toul sei vielleicht so alt wie die
Gründung dieser Kirche durch den hl. Man-
suetus, weil dieser Heilige stets mit dem Ra-
ttonale daigeatellt werde.') Diesdhe Anmcbt
vertritt amh eine Broschüre des Abbe« Guil-
lauroe/f Da indc^ die beiden genantUen Siegel
') VergL »Zeittcbr. lUr cbritll. Kuii»U XVI, U7 l).
*) Vergl. Marlin, Hisioir« ie* dioci««i dcToul,
da Nuicx «t de SaiM Di^ I (Mmmj 1»00) 467 m.
Dii W«rk haaMt n» frabcr SorgMl «ber das It*.
lioaalc an Toni. Nur darin irrt der Verfauer, wenn
■r flaattf, dai Rationale lei heute nur mehr in Nanejr
gcbriuchlich.
*) Uenot(>Picari, •Hutoire eccl^iiaslique et
|K>liti<)ue de la vilic et de la dioc^s« de Tout« (1707}
p. 108. „Dfcmt da Fiane« et S.Gaiutla la Raiionale
poTtcBl, fra 4mn le accMi d« la doMthm qn'fl bit
aa chapitre de Tabhaie de Marlin ci Tautre dans
la eharle de la (oudatiusi de l'abbate «ie liouxitre".
Die fracllche Abhandlung i»t iu der von mir bennizien
Ausgabe vom Amor »pitcr handKhHfiHcb bkuugcfttgi.
*) Gaillaum«, Laawtmmal, prdvofaiN« ttm.
Wm dca acak dvCtpwa d« TmI, chez lea Laiio«, en
niMW de faatiqwid de lanr dgKM (». a. 7 p*g.}.
ben, zumal Benoit-Picart in seinen Angaben
nicht selten die kritische Genauigkeit vef-
miwen laftt*) Sicher beseugt ist das Rationale
in Toul zuerst auf dem Siegel des Bischofs
Peter von Brixey (U66— U92) vom Jahre
1166,*) nicht erst bei Robert von Marcey,
wie Rohanlt de Fleury glaubt.'') Bischof Peter
sitit in Iitiirgis< her Gewandung auf einem vier-
eckigen Stuhle, mit Stab und Buch in den
Hunden; über der Kasel trügt er ein breites
Schulterband, da^ mit vi' -i rl if-en Bandver-
aierungen ausgestattet ist; auf der Brust hängen
mehrere Kreuzchen. In diesem OnutistVck
wird man unbedingt das Rationale erkennen
müssen, dessen Form im Mittelalter bekannt-
lich vielfach gewechselt hat. — Vielleicht läfst
sidi das Rationale in Toni bereits einige Jahre
früher nachweisen. Bischof Heinrich von
Lothringen (1127—1165) tr«gt auf einem Siegel
vom Jahre 1149 ein OrnatstUcfc'in Form des
erzbischöflichen Palliums.*) Da das Rationale
aber auch anderswo in dieser Form auftritt,
so därfen wir vielleicht mit Robert, dem
sich Martin anschliefst, auf dem genannten
Siegel das Rationale annehmen. Weil sich
iiltere Zeugnisse für das Rationale in Toul
nicht vorfinden, können wir es hier nnr bis
zur ersten Halfti^ 'l-^ XII. Jahrh. verfolgen,
während es sich in Halberstadt und Metz be-
reits in der aweiten Hdfte des X. Jahrh. nach-
weisen liifst.
Uber den Wert der Getchichie dei P. Benoit
vergL Martin, L p. XXV, Barbier de MoDlaBh ist
aUerdiBga gnwgt, aaf diiw Angaben hin, den Ge«
t>rauch des Rationale im X. Jahrh. antonehnen. VergL
Mtooirn de la aoci^li d'archtfologie lorraine, 3. tir.
XV (Nancy 18«7) p. 195.
•) Robert, »iügiUograplite de Toni« (Paris 1888)
pL II, Fig. 3.
') L* Me»ve Vril, 72 VerRl. dieie Zeitschrift
a. a, O. S. 117. Die Angaben Kohaulla de Fleury
Uber das Kaiicmaie voD TonS Sind duckans nngpnan
und unvolUtindic.
«) Robert, SiKiODinplm pi. I, Flg. 2. Hir
»cheint hier eher das PalÜHi ab tia Ratlonaia dar.
j getiellt (u aein.
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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
278
2 I')ic Fnrm de? Rationale tritt - abge-
sehen von Kichstätt - in keiner Kirche so ver-
tcUedenartig auf, wie gende in Toul. Fcfte
Gestalt nahm ea erat im XV. Jahrh. an, vorher
zeigt es einen häufigen Wechsel. Es lassen
sich vornehmlich fünf Formen unterscheiden,
von deneo swei allerdings nvr je eiomal auf»
tieten. Als eine Art Stola, Hie auf der Brust
gekreuxt und an der Kreuaungsstelle mit einer
runden Agrafie rerriert ixt, erscheint es auf
einem Siegel des Bischofs Eudes von Sorzy
(1218—1228) au» dem letzten Jahre seiner Re-
gierung.') Man roOdite leicht geneigt sein,
dieses Unikum als eine Kaprice des Verferti-
gers des Sigills anzusehen, um so mehr, da ein
zweites Siegel desselben Bischofs eine andere
Gestalt des Rationale seigt Dagegen ist indea
(iaran zu erinnern,
dafs noch heute der
BfacbofToii Krakau
ein Rationale in
Form einer gekreuz •
ten Stola trlgt.'°)
Darum ist auch das
eigentumliche Or-
natstück, das Bi-
schof Endel trVgt,
als Rationale -ansn-
sehen.
OienreiteFonn
ahmt durchaus das
Pallium (Y) nach;
wir sehen es so
auf dem bereite er-
wähnten Siegel des Bischofs Heinrich von
Lothringen, wo es mit vier Kreuzen verziert
ist; audt in dieser Form tritt es nur ein-
mal auC")
Drittens erscheint es in einer das Pallium
imitierenden Gestalt, nlmlich nicht als schma-
les, sondern als brdtea Schnlterband mit ebenso
breitem, längerem oder kiir/.ercm Pendant auf
der Brust; aufserdem ist es durchweg mit Edel-
steinen oder Stickerei versiert, wthrend das
Pallium aufser den KreuzL-ti jede Verzierung
entbehrt; die Edelsteine sind meistens reihen-
weise gestellt. So sehen wir es auf twei Sie-
*) Robart. SigUlograpUe pl IV, Fig. 19.
**) Abb. bei Ctienwein, Krdca«, Tig. 100.
") Auficr Frage bleibt ita» Rationale in Form det
Pallinmi auf einem Uilde dei hl. Mautueiut aui dem |
XVIL Jahrb. te Chor im Kalhedtale sn Tool |
Dm IU t i B » ri> vom ToaL
gcln des Bischofs Peter von Brixey aus den
Jahren 1171 und 1186, bei Eudes de Lorraine-
Vandtoont (f 1197),'*) Robert dt)stenge dft
Marcey (t 1253 Die Siegel zeigen diese
Form zuletzt bei Johann von Sierk (J- 1306),
wo es mit Vierecken und Perlen reich ver-
lieft du vordere Pendant hingt bia
unter den Saum der Kasel herab. Auch auf
Alteren Gemälden in der Apsis der Kathedrale
SU Toni sieht man diese dritte Form des Ra-
tionale.'*)
Eine vierte Form bebAlt nur das Schnlter-
band bei, veriichtet aber «tf du vordere Pen-
dant und ersetst es durch kleine Schellen oder
Kreuze. Sie begegnet uns zuert auf dem ein-
gangs erwähnten Siegel des Bischofs Peter von
Brixey. Wibmd ei hier vertiert und mtvier
Kreuzen versehen
ist, erscheint es auf
einem Siegel den
73 Bischofii Bad« von
' M Sorcey ganz ein-
' fach, aber mit fünf
Krausen.**)
selbe Form hat es
vielleicht auch auf
einer Mflnte des
Bischofs Johann
von Arzillito
1.320).")
Seit der^ Mitte
des XIV. 'jahrh.
endlich tritt jene
Form auf, welche
man mit verschiedenen Änderungen mehrere
Jahrhunderte beibehielt und die auch jeUt
'*) Robert, SlgilloKraphie pl. II. Fig. l, u. pl. III.
Flg. 0. Aach auf einer Mttni« de« Bttcboft Peier er-
•dwint es alt Schuherbiod aill roiiwilL Vergl. Bre-
tagne et Briard, Notiea aar «w tmvail« des
mmato lomhwa. (Naaqr 18B4) Nr. 7. Bar.
biet deMoatanIt toMiaMiMadelaaoe. dWhioL
lorr. 18a\ p. 25»
») Roberl, lloaaaits 4e T«al (1841) pL V,
Fig. 2, S.
**) Robert. SigUlographie pl. VII, Fig. 17; rtaaa«
encheint et aof Manien des Bttcbols JohaaD. Ro-
bert, Moonaiet, pl. V(I, Fig. 3, 4.
'*) Vergi LomlD»Aitiitc 1802. pu 13. Martla,
1. c I. 469.
•') Rebtf I, SigiUographic pl. IV. Kig 0.
R o b c r I , Monnaie» pl VII, Kig. .'.. Em (ich«re«
Urteil geiuuet die Uartlelliing nicbl, da aar der Kopf
wi4 der obantc Tefl der Brast aidubtf ist.
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«77
878
wieder in Nancy -Toul eingeRlhrt ist. Es ist
ein verziertes Schulterbaod mit zwei kürzeren
Pendants aaf der Braat and Mif den Rttcken.
die rechts und links herabhängen. Wir sehen
diese Form zuerst auf einem Si^el des
Biacbolä B<mri«oont (1880 bis 1868} vom
Jahre 1341.'^) Wie das Rationale in Bam-
berg und Eichstätt bereits frühzeitif^, so er-
hielt es auch zu i'oul auf den Schultern
eine achildftraitge Verciernng, aber erat viel
später und einfacher. .Auf dem Grabmale des
Bischofii Henri de Ville (t 1436} ist das
Rationale auf den Schalteni nit koatttren
Steinen in Form eines X verziert:'*) auf an-
dern Monumenten hat diese Verzierung eine
runde Gestalt, um endlich in eine Art Epau-
letten Uberzugehen, die a» dem Schallerbinde
befestigt sind.
Diese fünfte Form hatte Kanonikus Lesane
vor Angen, als er in den .^tuta** der Touler
Kirche*",! das Nationale! also beschrieb: „Est stola
Urga, fimbfiata, circuiens desuper humeros,
cum duobos nunipalts dimüait ante et retro,
et circa spatulas*') ex utraque parte in modum
sctiti rotundi lapidibus pretiosis cooperti, qui
signihcant honorem et onus pajitoris".
Nach dieser Beschreibung war das Rationale
in Tool im XV.Jahrh. ein breites, mit Fransen
versehenes Schulterband, das vom und hinten
mit zwei manipelartigen Ansätzen, auf den
Schultern aber mit runden SchDden, Epauletteo,
versehen und auficrdem mit kostbaren Steinen
Handert Jahre früher kommt eine ihnlicbe
Form aaf cimii» Sw|pl des BiKhofs Roftr voo Mwoey
vor, abar da Pelnfne mit awti Pndaaila amf 4cr Biist,
dazwiochen hingen drei GMckckCD. Robsrt. Si-
gilJogrnjjhie pl. V, Fig. 11.
'*) Vcff 1. D < m • r g «, IM«a«««rlci k h calkMraltt
de Tmü in dem Jomrul dt la McMtC d'arcbdologl»
lomlna XU (Nancy 1892) m u. D^marge ghobt.
die ciDfachere Form nuf dem Denkmal Henri» de
Ville, wo CS nur ein »chlichtes Band ml, enuprecbe
mehr der Wirklichkeil alt die (pCtem komplizierten
Formell. Indes erkJIrt sieb die Vetachitdaiiheit au
der Batwickalut luicru Onalsisdic«. Abbild, bei
Martin 1. I, p. 409.
'*) Slalutonim incignis ecdcsiae cathedrali» Tul-
lenais vetusia colleclio, a venerabili Nicoiao i« Stune,
■domata «t ia cajiilalo generali CiMnim a. 1497 coo-
Inaata. Jcitl ia der NMionalbibliolbek in Paris (Ms.
10. lOin flu Fonds litin) fol, f ~.
") Spatnlac tcapnlae. Martin I.e. schreibt
den P. BcBoh vcrbaaacmdt . . . ante el retro tt ciicn
^alalaa; dm Htwnmcnten luMgt in Indes ta taaca:
. . . aal« «t taifo, «t circa tpatulaa.
I verziert w^r. Die hier beschriebene Form und
Ausstattung sehen wir auch auf Denkmälern
I jener Zeit; so auf einem um 1600 entatandcnen
■ Henkmale de^: M Mnnsuetiis in der Kry;iti ('er
i Kathedrale.*') Der HeiUgc, in liturgischer Ge-
wandung, trägt aber der Kasel eme Art Pde*
rine, die bis Uber die Schultern hinabreicht;
I sie besteht aus zwei konzentrischen Kolliers,
1 das untere ist mit Fransen und vorn mit zwei
I Pendants versiert; das mgext Kollier Mogt die
Worte: I'aUr et fllius el Spiritus sandus; mit
I dem breiteren Kollier hingt es durch zwei
I Bpanletten lusamraen. Eine ganz ihnlicbe
I Form hat das Grabdenkmal des Bischofs Hugo
! (t 1617], doch besteht es hier anscheinend nur
aus einem breiten Sdtuherband, woran sich
auch die Epauletten befinden.**) Man sieht aua
; dieser Zusammenstellung, wie verschiedene
Stufen der Entwickelung das Rationale in Toul
I durchmachen mufste, bevor es seine endgOltlge
Gesta'' rrhi-lt. In der Geschichte des Ra-
tionale überhaupt nimmt daher die Toulei In-
signie eine wichdgcfe Stelle ei», als man ihr
; bisher angewiesen haL
3. Die Zeil, wann die Bischöfe von Toul
ihr ivaltes Vorrecht preisgaben, läfst sich
mit sicmlicher Scherheit leitstellen. Das 1700
gedruckte Caeremoniale von Toul erwähnt noch
ausdrücklich, dafs dem Bischöfe bei der feier-
lichen Meme das Superhuroerale — so wird
unsere Insignie in Toul richtiger genannt —
angelegt werde.*»} De Verl schreibt 1708, der
Bisehof habe sich ehemals des Rationale be-
dient**) Auch Cklmet spricht in einem Brief
vom 14. Januar 172fi an Monifaticon von dem
ehemaligen Gebrauch des Kationale oder
Superhumerale seitens des Biscbolk von Toul.**)
Nach diesen Angaben hat also der Ge-
brauch des Rationale in Toul bis zu Anfang
des XVIII. Jahrb. bestanden. 1801 wnrde da
Bistum Toul unterdrückt, aber bereits t8i7
neu errichtet, jedoch um sofort mit K.mrv ver-
einigt ju werden. Im Jahre 18.j1 hielt Bischof
»•) Abbild, bei Martin l. c. p. 170. Dentmail
befindet »ich in der Kircbe Blinod bei Toul. De Vert,
Explication de» c^r^moDie* de l'^gliM, II. pl. I, Fig. 5
' bietet dae AbbiMasf dca RaiioDBle, wdd* lai waaaaU
liehen mit dieier leistca Fwm ttsedaMfaaaWj
») Vergl. BaTbier de Moatasit «i M<moirM
de la loci^tj d'archcul. torraine (1887) p. 19t.
I **) ExplicalioM »ur le» c^^moniM de l'EgliM U,
(170») 153,
I *) VergL RohsTilt de Flonry I. c p. 73, wo
dar SrieC voDillndig abgedmefcl IM.
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279
IMS. — ZEITSCHRIFT FÜR CimiSTLTCHB KUNST — Nr. d.
SM
Menjaud eine Synode ab, bei welcher Gelegeo-
heit auch das Privileg der Toaler Kirche, das
Surhumerai, zur Sprache kam, worauf Abbtf
Guillaume") die ol)en erwähnte Broschüre über
den Gebrauch des Rationale in Toul verfafste;
am PlingKfeate da fotgeaden Jabics trag Men-
jaud nai.h Janger Zeit wieder zum ersten Male
bd der (eterlicben Messe das Surhumeral.
Ab I^avigerie 1866 den biachOfliclien Stuhl
von Toul-Nancy bestieg, richtete er, um offiziell
durch die höchste Amorit.it für sich und seine
Nachfolger die Erneuerung des alten Privil^
an erwirken, an die Kongregation der Riten
die Supplii^ue, die vielhundertjährige In«;ignie
der 1'oulcr Kirche wieder tragen lu dürfen;
er berief sieb aur Begrlfndung seinea Geiticbes
auf eine Tradition, nach der Papst Leo IX.
der Kirche von Toul dieses Privileg gegeben
babe Durch Reskript von 16. MMrz 186r>
wurde dem Bischof von Nancy-Tool der Ge-
brauch des Surhumeral gestattet."
i. Als Grund, weshalb den Bischöfen von
Toni der Gebrauch des Rationale konsediert
worden sei, bezeichnen die erwähnten Statuten
den Vorrang des Bi»cho6 von Toul vor den
ttbrigeo Bischöfen der ehemaligen Trierer
Kirchenprovinz: der Bischof von Toul nahm
in Abwe^e'^heit des Erzbischof'! von 'I'rier die
Kontirmation und Konsekration der Bischöfe
von Mets, Verdun, Nancy, Saint-Di^ vor. De
Verl hat sich dieser Meinung angeschlossen.
Wie der Bischof von Ostia als Koosekrator
des Papstes schon früh durch das Pallium aus-
gezeichnet wurde, so soll der Bischof von Toul
als Decanus der Kirchenprovinr. als Auszeich-
nung das Rationale getragen haben.**) Es ist
dies indes nichts als eine Vcrmutmig, Air die
sich ein stii hhaltiger Rewei? nirht beibringen
Ulst — Die Tradition will, wie wir eben hörten,
den Gebrauch unserer Insignie auf eine Ron-
zession des Papstes Leo IX. zurUckftlhren, der
vorher, als Bruno von Dachsburg den Touler
Bischoisstuhl (1026—1039) innehalte und der
apMer dieser Kirche a1» besondere Anaaekhnnng
*•) AbM Gailluwe lit Mcb der VarCtiMr ciiMT
WeitUttfigcn. aber uukrilixchci) »Hisloire du dioc^ie de
Toni el celui de Nucyt. b voL (Nancy 1«05> u.
Vergl. KmoO dcaOrdmm. Hmey ICfle, j». 331.
Marlin, I.e. III, (IPmN :tO'., n*..
*>j SlalDta etc. fol. üi. Vergl. >OalIi> chrUliaoat
S.Mil. XUI (1874) »57; vergl. IbU. 371.
I das Rationale verliehen haben soll. Leider ge*
! schiebt unter den Privilegien, die Leo IX. der
Kirche von Tool gewahrte, des Rationale gar
keine Krwahnitng, dafs diese Tradition eben«
falls abzuweisen isL**)
I Wahrscheinlich legten sieb die BIscbOfe von
. Toul das Rationale eigenmächtig zu, da sie
I hinter den Bischöfen von Meu nicht ztiritek-
I stehen mochten, di« es bereits unter Bbcbof
.^delbero IL (9S4— lOOj)] erlangt hatten.**) Ein
solcher Vorgang hätte bei der damaligen Frei-
heit in liturgischen Dingen nichts aufscrge*
«tthnliehea an eich.
.'. Rci der Verehrung, welche Totti stets
gegen den GrUnder seiner Kirche hegt^ wählte
man als Moster fdr das neue Superhumcrale
jene Form, welche der Heilige auf dem
schon erwähnten Denkmale in der Kr>-pu
der Kathedrale trägt Unsere Abbildung, fUr
I welche ich die Photographie der Freund*
lichkeit des Abbt' Hogard, Geheimsekretärs
, des Bischofs Turinaz von Nancy verdanke,
I gibt ein« Vontdlnngven der Gestalt and Aos-
' stattung dieses modernen Superhumerale. Das-
selbe ist aus Goldatoff gearbeitet und besteht
aus einer Pelerine, deren oberer Teil k jonr
gearbeitet ist. Goldfransen umgeben den aufsern
R.mij. Der innere Rand der Pelerine wird
bedeckt von einem schmalen Bande mit den
Worten: P«Ur et IStitu ei Sfiintus Sa/Kim.
An diesem Kollier sind r.wei halbkreisförmige
Schulterblätter mit Goldfransen angebracht.
Das Omatstttdc ist geschmackvoll mit Blamen,
Ranken und kostbaren Steinen reich verziert
Durch eine goldene Spange wird es zusammen-
gehalten.
Ist auch die SymboKk an diesem modernen
; Rationale nicht so reich vertreten wie an den-
jenigen des Mittelalters, so ist es doch ein
würdiges Omatstflck des Bischob bei den
feierlichen Poiitifikalhandhmgen, Uber dessen
Wiederaufleben der Freund mittelalterlicher
KuDMarchinlngie aich nur freuen kann.
Mtitem. BedaKitlaachniit, O.F.il.
») Vergl. Abel, Le palliain (Meli 1867) p. 67.
In der Luiticher Kirche gibl ei eine tholiche Tra-
dition. Papü Stephan IX., vartm Biwk«f vcm LSttick,
■an Jlwf Khelie im§ Kikmak g a gs h w hatsa. V«r^
Mon. Gfrtti XXV,
Vergl. äigiberli vita Ueoderici 1. n. 9 Mon.
Gctm. IV, 468.
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2B1
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
282
Die kunsthistorische Aus
XVII. (Mit
38. Spätgot, silbervergold. Ciborium
der Stiftskirche ru Fritzlar f Kat-Nr. 395).
Harmonische Verhältnisse zeichnen dieses
silbervergoldete, 40 cm hohe, Ciborium aus,
welches um die Mitte des XV. Jahrh. in Mittel-
deutschland entstanden sein mag. Der durch
seine ganz glatten Flächen um so kräftiger
wirkende, sternförmige Fufs hat knappen, aber
stark betonten Übergang zum mafswerkgravier-
ten, von ebenso behandeltem wuchtigen Knauf
unterbrochenen Schaft, aus dem ein auffallend
kleiner glatter Trichter herauswächst Desto
gröfser ist die von diesem getragene Platte, als
der Boden der sechsseitigen Kuppa, die durch
die stark betonte, nur infolge der Abstufungen
und Durchbrechungen leichter wirkende F.ck-
pfeileranlage einen ungewöhnlich reichen Ein-
druck macht, der noch erhöht wird durch die
unten abzweigenden konsolcnartigen Haken,
wie sie sonst an diesen Stellen zuweilen be-
gegnen, um herabhangenden Wappenschildchen
als Ösen zu dienen. Die quadratischen Füllun-
gen sind mit kräftig gravierten, eigentlich aus-
gesparten Blattwerkornamentcn geschmlickt, die
in vorzüglicher Verteilung die Flächen beleben.
.\m Fufse des langen Helmes, der seine ur-
sprüngliche Scharniervorrichtung mit Rosette
und Haken bewahrt hat, bildet ein gegossener
Blattfries zugleich den Abschlufs der Kuppa,
und aus ihm steigen in entsprechender Ver-
jüngung die Krabbenleisten auf, die sich in
dem bekrönenden Knäufchen vereinigen. Zwi-
schen ihnen entfalten sich die mit Schindel-
gravuren versehenen Helmflächen, die, unge-
wöhnlich hoch, langweilig wirken würden ohne
die aufgelöteten, langen Giebel mit ihren Fenster-
schlitzen nach vorn und auf den Seiten, etwas
zurückliegend und dadurch in den Höhenzug
um so gefälliger einstimmend. Das Bckrönungs-
koüufchen, das, fUr sich allein genommen, einen
viel zu schwachen Abschlufs bilden würde, trägt
ein gegossenes Kreuz mit Kruziüxus, der in
Bewegung u. Lendentuchdrapierung trotz seiner
Kleinheit die Ursprungszeit mit Sicherheit er-
kennen täfst. Auch die in Kreuzblumen endi-
genden Balken gliedern sich dem Ganzen vor-
trefflich ein, das in formeller Hinsicht als muster-
haft bezeichnet werden darf, in praktischer Be-
ziehung aber, wegen Mangel an Handlichkeit,
einigen Bedenken unterliegt. SchnatEen.
Ilung in Düsseldorf.
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283
1903. — ZEITSCHRUrr FOK CHRISTUCHE KUNST — Nr.
SM
Büche
Itlaatritrt« Gtschichta 4«t katholischCB
Klt«1i« VM Probwor O». J. P. KIrteb Ib Firn,
barg (Schweit) und rmfcMOf Dr V. Lakteli im
LcÜmerht. HctauDgc^eben von 4er Stlcfr. Le«>
Cocilichad In Wien. Mil lirka 50 TafeXiildem und
ab«r WH) Abbildungen im Text. AUgem. Verlagi-
Goelbchaii m. b. H. in Mtnchen.
Dm Bedtrlois mcb cnca g M mm volkaldn«
lieb gebalteMii Lcbrbncb der Kneheiigeicbichte hl
Uliverkf niibar, und dafl et illntiriett sei r- i vpr cht
lo »ehr den Gepflogeoheilen und Wunichcn unserer
Zeil, der durch Abbildaagen leichter Uber den langen
Text bwiKSfabolfeii wM, dab die Verbindungeo
biMer BleiMBtt ab efai dlircbam aBfabraeblaa Übtet«
■ebmen anebalnl. Van dar auf dieaem Gebiete darek
d!« Tcrwandlen Verfiffentlichungen der letzten Jahre
wohlbewlhrten Gctclltrhafl m Wien - M'Inchen iiiize-
nktrt, darf e« mit vollem Verttaaeii begrutat werden,
taiial twei lo tüchtige und gewandle Gelehrte fUr die
«haoMcbaAUehe BedeetMoc die ricbtige Aaiwabl, die
BiMpicdbcade Form alle Gcwlhr leiaten. In 20 bi*
i". KIpinfolioheflen (i I Mark, »oll das Werk
»eiueu Abschhifi finden, and zwar vor dem Ende det
olchiten Jabies. — L>:ts 1. lieft von 24 Seilen liegt
bcreila »or «nd behandelt im I. Kapiici ,tdie FUle der
Zeil*, in II. ,di« StifbiDg der Kirebe» »h BbwdiM*
der apoMaNaehea Rciiaa, im III. .da« ItircbBcbe
LalMB ia> apealoBtdwn Zeftaher', »nich&t .die gottes.
diemtlichen Vetutniiiluiigrii". - In knapper aber jjanr
klarer Weite und hier die Aiktänge des CbriMcnlams
alljektiT aber watmhertig getchildeti und keine Seile
CBlbcbrt der cbettw gal aoage fahrten wie aotgeiacbtcn
AUHldwigeni die den Text aaninellMr liegleileii,
indef* die Orientierung noch mehr eiteichlern würden,
wenn lie auch mil fortlaufenden Nummern versehen
wKren. Die Atis<>UlluDg i»t musterh.ifl tut nuf die
etwas in dnoklcn Initialen. — Mithin sind alle Vor-
badiagaatCB gabaMn ftr reiebca Erfalgl k.
Ptpat Piaa X. Sto Lebensbild de« beiligen Vaters.
Mit einem Rackhliclt auf d^e letiten T.ige l,eci< XIII.
V(t» Mgr. i>r. Anton de Waat. Mil emem Titel.
bild: Papst Pins X.. und 137 Abbildungen im Text.
AUgem. Verlagt^eaeaKbaft m. b. H. ia Mtacbeik
(IVela geb. 4 Mk.)
Dafi in no Oberaus kurier Fri«t (weniger als iwei
Mtmale nnch der Paptlwahl' dienen Lebensbild er-
schien, und dafs e> Uber den neuen, hi» dshin wenig
bekannten Papst so Vieles, so viel Imimes und nur
Zavertissiges bringt, findet seine Krkltrnng aar in der
aagevBbaUchea R«hrighcii aad Ge««adlbeit i» g«.
rade amf dicae« Geiriete bbehst Itewanderten aad
'luellenkundigen ;'n.iclib,irllfbc!i) Vcif.iMiers, dem nicht
bloCs die sehr wichligcn amtiicbcn Ucnchle des froheren
Bischofs und Palriaichcn an den papstUchen Stuhl
im Verfilgaag alaadan, aondcrn auch «ieUacba Mii>
Irilaagea aaa daa firbbctaB WirkaagcbteiMB vad ava
verltaalicbea Beifehungen SehMr HciUgkcil, sogar von
dieser selbst. Dank diesen giScVfichen Umsi&nden
i>i diene Biographie bereis »ctir riii)»ehend und lu.
gespilit, peisünUch im besten Sinne des Wottea; die
rschau.
Wirme aad FriKhe. aiii der aie geacbricben ia«, hat
daria. «ia ia der pciadaiicJMn Hhigtbaag aa die «iw
habcBB Pefemi des VL Vwtm Owaa Gtutd. - Vaa
den 7 Abacbnitlaa, in die daa Saeb xerftlH, lat dar
ersie dem verstorbenen Papste, »einer Bedealunjj nnd
seinen lelitea Tagen gewidmet, der xweite dem Kon-
Idave; aad in beiden fehh es nicht an neeen EiuiT-
aaBgea aad Geaiektapaaktea. — Die folgeadea fOnf
Abacbaille cnlhlea von der Kfadkml aad Heimat dea
neuen Pupulei , von «einer Tltigkeit ala Kaplan,
Pfarrer und Domherr, M^dann als Bischof, des Weiteren
als Patriarch, endlich al» Papst, also namenlUch der
Krönung. Diese treuheriigen, liebevollen Schildemngcn
aind reich an Belehrung wie Erbauung, nnd die lahl.
aaichea dwcbwegvonTefflicbea Bilder« {Br deraa ailigaa
ZutatHmensMhen «nd geschicktes ZatammeeMdlea
nur die Fertigkeit und Be riebsnmkeit des Dr. Baum-
gaiteu ausreichten, illusliicrca dietc ichUdeniogeu m
einer Geist, Gemüt, Geschmack so befriedigenden
i Weite, dafs der voraehm aieh darbietcsden Scbrifi m
jeder Rlaaicfct daa baatt Zaagvia aaagealclk «acdaa
darf. IKe l>etle Empfehhing derselben iat frrilicb daa
schttne Motto: ,,Omnia vestra in charitaie facHe". daa
ihr der hl. Valer eigenhSndig gewidmet hat, and das
ihr in Faksimile-Wiedergabe vorangeatetll iat. |>.
Von Sr. Heiligkeit l'ius X. hat Köhlens
> Kanslverlag Porträts m iwci Darstellungen
I beaorgl, fum Teil unter Zugrundelegung der im August
gcmaehtca Aababman daa römiacliea PlMic(f«^Ma
I Feiici aad lait VcnreBdaag der von Seiacr HciKglwft
tu diesem Zwecke gegebenen Unterschrift. — Von
j diesen beiden Darstellungen: A. Halbfigur, nach
dem treilend char.ikterisieiteii Bilde des Puilrätnialers
Massau mit segnend erhobener Rechlei B. Brust-
bild, liegen mehrere matte Lichtdrucke auf Kupfer-
. druck mil Plalienrand vor, die ja aaeb der Blatt- aad
! Blldgrdiae voa 30X41 (beew. 10X25). 41X00
1 (beiw. 26«/» X H."0. '>'' X 7:! (beiw. ."W'/, XII rm ,
I 1,20 Mk., '2 Mk., 4 Mk. kosten, aUo m&r»ig< i'iei»e
für die in jeder fiinsicht gelungene Ausführung. —
Nach dem Originalgemilde Maasaas sind für die
nidiaic ZcH aadi grtbere farbige Kaaatbllttcr
dcsadben Vsilagei eraiarten, wie farbige Ke>-
Ii<rbil4er Ueiaa« Parmalea (k 9b K) bttitt» »■
•Aiaaaa sbid.
Die .S c h »■ e 1 ^ e r 1 • t h r n Heiligen de« Mittel-
alters. Em Hand- und Nachschlage>Buch far
Forscher, KUnsiler und Laien. Mil 87 Text-AbbiV-
dnagen, 1 Kaite aad 1 LicbtdrackinfeL Voa E. A.
Btflekelberg. Verlag F. Amberger. Xflrteb
11»03. (Preis 15,10 Mk.)
Der auf dem Gebiete seiner heimatlichen Kullur-
und Kunstgeschichte, namentlich auch hinsichtlich
ibrcr llumographie aad ihres Reliqaienkaltes aaermOd-
liebe Vcrfaaaer legt ««ederam eia moatergflltigea BWk-
lein vor, das sich darcb reichen Inhalt und interessante
Illustration ansielchnet. rShIt in alphsbetfsehpT
Reihei)fol(«e die ; mm..;--- ■ > ■Ar- i ,-ei.rrn t.e-- ':e: :i.
gen Schwciiergcbictes bestatteten mittclallerlicbeo
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9»
1903. — ZEITSCHRIfT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Ni. 9.
«8»
Heiligen auf, mit mehr oder minder eingehenden No<
tiMD Uber ihren LebetM^ftaf, ihre Vcrebning, ihre Dw>
■Mlnogen, »owie ihre Llteratnr. Hier fehlt CS aMtt
aa Bind« bekauMoi NaMB and MHWiinfiH. Mwit
■n Fifwu lg wi ftr A^wIgMi, die cfaaebtn Hdl««»
oder Seligen genuieT nachgehen mAchien. Unter den
AbbiJdnngen begegnen raerkwflrdige Detaili ond die
Uberiichtitafela Uber die (tlrahienförmige) Atwdebnaug
der Vcrebivttg einielner hcrTorragcnder Heiligen lind
ebenso dankbar to begrufteu, wie die Landkarte mit den
ta Ii« cincMtagnta GnfaatllltD. Die mtdiiedeiwa
ftcfiner crialdNen die Oricntictniig eed daail die
HeTii;!iung de» in mehrfacher Hiniicht iehr brancb»
bareo Buchet, dai bolTenliich die bezügliche Korichung
in anderen Lindern bei denjenigen anregen wird, denen
ee gcKncen ■»£> c^l* •> da» «ielcciuliigc, «reit ser.
«liMli liMMriil «keneo Uelwran «ad «ifolgraidk m
MrttobBi S«kn>lfea.
Knniltch Ilse 4«a Aecbener Kaiierdomci.
Werke der Cii|d«toiad«k«Mt, BUenbiiiuehnilierei
■ad TcvtakiuMt. 35 Ltehtdiaidtt mit Text veo
Stephan Bcistel Kohlenc KoMt'VMlis ia
M.-Gl*db«ch. (IVeii 30 Mk.)
Die Aachener Schaltkaraoier hat anf der Welt nnr
•ieigeNelMBimhIer, und auch «oe dieaen des Vortag,
mm dir Coldscli«eledeltmii*t der Ataf tMMen
Jahrhoaderte dea Mittelalten aialirere Dalicad Deak«
miter ertten Ränget ta bealtten, die In den leittca
fünf Jahrtehnt r :; !■■; üfiereii abgebildet und beichrie-
ben »uid. .So vortrefflich dieae Abbildungen und Er-
Muteningen fOt ihfeZdt waren, den getteigerlen An-
aprflehan der Ccsesvart fealfea aie atebt mehr, ao
daJä die voraUglieben Llehtdracktafeln, die
Kühlen su eben vorlegt, and die nicht gerade aat- j
gedehntCQ, aber höchst inhaltreicheo Eikliirungcn, mit |
dei>en Beiuel als langjähriger, grüadlicher Kenner tie
begleitet, anft wftrmde ta bcgrttden »ind. Gröfae und
glcichmfthige Scbirfe der Aufnahmen geelallea ein-
tehendea Swdian, and der Teil (der die ta der
„AaeheaCihrt'* deMdban VerGuicTa «lillngit bebanddle
Geschichte des Schatses and «einer HauptstUckc a]s
bckaoni voraussetit) bietet aaf Orund der neuesteo,
voraehmlich durch die vorigjihnge konsthistorische
AeaaieUaac asgcragtcs UateisacbangCB Baue Anfaben
■ad KoDibiaalioaea ia grelaar Zahl nad galer Be>
grladong. Ob aie Irellich alle sich behaupten werden
bei der aagenbBcklichen Vorliebe gerade fOr diese
Forachun,7i-i: nders auf dem Gebiete des rheini*
sehen Grubcnschmelzcs (aber den ein giofses Pracht>
werk Ton Falkcs ia Monatsfrist erscheinen wird), ist
awaiCdhail. Dafs die beiden grodea Schteine, daeen
«tll Redt je S TaJeto gewidnat aiad, ia Aadien
aatgfftlhrt worden, ist »ehr wahr»cheinlich, dnfs der
Karluchrein aber noch Wibeil, dem Künstler des
Katili'Qchter», «einen Ursprung, nuch nur »einen Anl.ing
verdankt, kaum antnnebmen, wie Oberhaupt die Gruud-
■aKbaam^ dea Verfaatert, an den grofien Schreins-
«•die» ad daiehwav ■ehretc Jeteachatehiadaicb g/i-
atMlet wofde», «felleidit mh chvem Frageteiehen n ynt-
lehen i»t. Auch hinsichtlich der Uthebei der beiden l
Schnorgaasenschrcine in Köln konnten die Namen an I
daaielbta m etwaa aaderc« VataHrtaagea ftkraa. Dia '
auf Seite 6 erwähnte, mit Recht an die Maas »erlegte
(Trag-)Ahart«fel in nicht in Ascbaflenbiirg, »oodetn
bt Anglberg (wie «os dieser Zeitschrift Bd. XV,
Sp. ISftC: aa erwbea). — Die Prtfang der pticb*
ligcB FolwtsfidB mit Ihren 8S. dea HMiepaakt der
Leistnngsfilhigkeit in ihren EnlstelrangsxeiteB bcieich-
nenden Gegenstlnden bietet einen ungewShnHehea
Genufs an der Hand der leicht und snverUUaig wirken-
den Beschreibungen, dal» der Wunsch, auch andere
Schaukammem möchten eine solche Veröffentlichung
erfahren, gewila von aliea Intereiaealen geteilt wird.
Sehnltf«».
Der Severi-Sarkop hag tu i^rfurt und sein
Künstler samt Übersettung der Vita und Trans-
latio Sancti Sewri de» Pricatcia Liniolf von Dr.
Otia Baehaer. Mit STafch «ad 2 AbbOdaagca
im Text. Hugo Guther in Erfurt.
Als opB» posthumum erscheint diese kleineSludie, die
von der Vertiefung des verstorbenen Verlaster» in die
mittelalterlicbe Plastik Deutschlands, namentlich Tha>
riagens, und von »einem feinen Verstindnis für die»
adbe rflbailwbaa Zeognia abl^, Sic behandelt daa
■■r nncb in aeluaa Teilen voibaadenen Severi-Sarke.
phag, den der Verfasser un der Hand mehrerer guter
Abbildungen ctDgeheud beschreibt, erklärt und im
Zusammenhang mit gleichzeitigen .Skulpturen, sowie
alt Werken dcaielbcs Koutlata behandelt, als welchen
er (a«f Graad der Inachrift aa «laar Madonna der
Severikirche) J«bamaa Gaiiait aradttdl hat. Dhwn
durch die Anscliaaliehkeil «ad Lcbeadlgkeil der Oarw
Stellung, die Körperlichkeit der Erscheinung, den
mhigen Erost auigeieichncicn heimischen Bildhauer
aaa der iweiten lUlfte dea XlV.Jahrh. in die Kunst.
gMchkhle ciagcfiihrt sa haben, iat ein Verdianat daa
aaa Indtthafeai, adUca SdHiOea alAenifaaatt Jeagaa
GcMmcB. Sckatigea.
Meisterwerke der n i e de rlln d isch en Malerei
dea XV. «nd XVL jahrh. aaf der Anastel.
lang aa Brtgg« 1902. Haiaii g a g ah a a «aa
Mas J. Friedlsader. VeitefMUHtall F, Brack.
mann A.-G. 1003,
Von diesem glinienden Nachklang der hochbe«
dcviwunan Anaitelhing aa Bmgge, die bei 400 Ge>
nlkle an&fiil*, liegt «na aldM der aaa M Crofa.
foHotnfaln bcitehende vortlgiiche AbblUaBga»
apparai vor, BonJem nar der eine eingehende krillache
Beschreibung des leiiieren enthaltende, d^e brennende
Frage nach der Bedeutung der früheren niederllndi-
schen Maler Vom Standpunkt der höchsten Sachkenottiis
behandelnde Text, der ao weckt den WciteiiMr der>
artigen, die «nndtteUHn« VergMehvng emögliehaft*
den, von den berufensten Kennern besuchten und be.
sprochenen Ausstellung beweint Aufser diesem (nur
in 'J".''i lixemplnren \ im* Mk. gedruckten) l'racht.
werk hat der Verlag, der in Brügge mehr als die
doppdie Antahl von Anfnahiaea (alko der Hüfte
alatllcher Gcallde), geaincht haue, 198 PlgaieatP
drneke in Follofonnai (ft I Mk. das nnaafge*
iogene Forniatl veröffentlicht, und datu einen sehr
flbersichtltch geordneten K atalog berauigegeben, der
die «faHalaan Blltler gcnaa beceiehneti an«oU ia der
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2S7
1903. — ZETTSCHRIFT FDR CHRISTLICHE KUNST — Nr. «.
l KttDtllenumen, wie nacb den Nummern
■IdhmpikKlakigi. Daft di«M Ptg m — i JioH i «. von
denen uns eine Anikhl von Pn f rn v jrliegl, durchweg
den höchtteo Anforderungen genügen, vertlehl lich
bei diesem VerUge eifeDtüch von »elb«!, und gerne
mrdm Mch üncB di^nigcii pciicBi dit den ahcn.
Mocrdlatt aiit iUdit w da Vwinrinnii btar-
f itei und der AnerkcMUM^ ]ß d«r g> W ii> wm tc-
logencn fllnuKhCB ll«lllCHk ihi« SHlAin
«olcn. a.
Cvscllielit« d*r geUlllehtn Miiili WM H«r-
u%mm Barth. Guaiav SdUocsHMun, Haaabins
1903. (Frei» 2 Mk.)
In ,Schloe*unino» Bücherei fOr da« christliche
(etm^geliiche) UaW eraciMiDl dteie Geacbidtt« der
gcbtndMii UMik da n. Baad. Sie larOllt te 0 Ab.
schnitte, von denen der erste die geistlidta Mnlk de*
MitieUlters, der zweite die Höhe des katbolischen
Kirchenslih (Palestrina u«* ) behandelt, der dmie den
Eiaflaft der Keformation auf die geistliche Musik, der
«itrta die Heroen protestantischer Musik (Htndel,
Bach usw.), der ftloike die pobcn Wieacr Mdalcr
(Gluck, Haydn, Moaart, Beet boren «tw.). derseehale
die komnmiiier (Schubert, Spohr, Weber), der sie-
bente Mendelssohn, der achte die moderne geistliche
Musik (Schumann. Miller, Lachner, Lisit usw., usw.),
der ScUefaabacbaitt dk DeuaeiUicbeo Beatiabungeo,
die Ortel im UtUm JfMndcil^ im KirdMaSed. —
Obwohl das IirteicaM fttr die feialüeke HKmOk dea
Protestant ismos im Vordergrtiade alelil. M die Dar-
legung doch objektiv, daiu durchans wtlrdig und recht
inalraktir. Die ciage*>reuteD Abbildungen, Nc«iMn,
Pottilli onr. creehciaeB eia laleMMaale SefanbcB. CL
Hochland. .Mnn.-iisschnft Air alle Gebtete der Lite-
ratur und Kunst, berausgegebea ton Karl Mut b.
J«e, Kflaei'acba Bwihhaadhuis, MllackeB «. Keiaplen.
(Ftm TwricliUirlieb 4 Mk.)
Die»« neue Zcilschnfl mit ihrem hochgemuleten
Titel und Programm ist von einem «ngewöhnlich lahl-
lelcben und bedeutsamen Mitarbeilerstab umgeben
■Mar der nagge dea ak Kritiker (Vatemaadaa) be-
kuHilen «ad alaRedakleer tob .Alleaad Nene Weif
hewlhrlen FOhrer», der im Vorwort forden ehr ist-
lieben Id ea Iis mus eintritt, aber auf reali»ii>chrr
Grandtage, der modernen, aber wahren Kultur die-
aea, den V«lka)ebea aich widmen, Dichtung und
adUtoe Utetatar yfl e t e a , die Kaaat der Gegenwart
prttfen und flirdaia wUt elM dea RahaMB aekr taeit
apanot. — Daa am 1. Oktober etaebicMae, «oroakm
•mgatteltcte und mit S guten Bildern getchmiickte
I. Heft von r28 Seilen ist sehr reiehhaliig, und herviir-
ragende .Schriftsteller treten mit des reifen Fruchten
ihrer Talenia und Foncbaaiea ia die Schraaken.
So charakleri^rt Piak« rortreffltek dea tot geiade
HOO Jahren trott seiner gewaltigen ParaSnliekkeit elead
hingeschiedenen Papat Itonifsi VItl. — Lienhard
»erherrl'cht iii geistreicher Kiktion Heinnch vmi()fier.
dingen ala den Nibelnngendtcbtcr. — Pastor ver-
sieht im Ansclikla aa dae PradMweik toa HietaiBaiiB
die WaadlieakcB dar aielitriafketi KapaOa «ill aeoea
geachichtüchea Nothca. — v. Sehaai twfclgl dea
Einflufs von Kant in Frankreich hinsichtlich der Philo-
sophie. — W I e m a n verlritt die Belletristik durch
eine eigenartige romantische Novelle. — Eggert
iiafeit inleraaeaale BeiMIge aar WOrdigaag der Fraa
Edaerd lUMkaTa. — Lo«ra«ll ttfi Laa»
hr die toa {ha la «Ünig tarlnMeae De^malpflege.
— Storek rcferiett. fan Aaechlttfa an Riehard Wagner,
über Musik und Drama. — Leii»chuh feiert Ludwig
Richter su seinem hundertsten Gebtirtstage als dea
sinnigen, volkstümlichen Künstler. — Daoa fa|g«|la|%
ttie ea acheiat, atlodige Grappea: Laaehlaad«
Gedaakea; Kritik: Kla rkeiaiaehee LabensbiM
(Leopold Kaufmann) von Cardauns, llo c bland t-
Echo, in welchem, xor Verurteilung der (Kunst.)
Filscbungen, daa .Sammeln doch etwas einseitig
beurteilt wird, endlich Kundsebatt, in der Uber neue
Erscheinungen und VeröfTentlichungen auf dem Ge-
biete der Philoaofihie, Naiartaiaaeaacbaft, Fgdagogik,
Litcratar, Tbealer, Kaait, Mtnlk ele. aehr aarcgcad
berichtet wird. — Schon dieac kur^c Ii ' .ilt»aiig:»be leigt,
wie viel Wichtiges, Neoea, Akiueik» auf deu ver.
schiedensten Gebieten hier von dea koDpetealcsten
Beurteilen! and Reicrtntea geboica wird; «ad io
dieser HiiHkbt darf da» I. HoR alnft ZtetiCil ak tf.
piack betiacktet waidaa. la dar Oatoaiaalltfl wie ia
der Zsverllssiglteit UnsichlKch dea rnhaltea «ad der
Form wird die Grofsc der neuen Zeitschrift erstrebt
und allem Atucheine nach auch enricht. HolTentlicb
tut sie den bestehenden FachbUUtern nicht alixuviel
Eialrag. — Oaa U. Heft iai deaa L ebeabimig. la
ihai fiadcB die Aabiiae toa Wieaiaa. PMor, Eggert
Fortleitung oder Schlufs. Mansbach schildert in
geistvoller Weise das religiöse Leben als ein Hoch-
land der Srr'r, Stölile den Professor Emst »on
Lasauiz aus seinen Briefeci, Lienhard die Bedenken
gegen Ibsen; Lern er den Kampf um den Stidpol,
toa Weeck dea Fepet L«oXUl, aad ,KriUk« wie
.Haehlaadi4Mio* aad .Randashaa* aiad wjodeiw
reich aa Briehraaf. Sekattga*.
Ola Xaaat dea Jahres. Deutsche Kunat>
aaaatellnngcn 1903. GoackaiacktoD kaitooicrt
B Mk. VerlagsanstaH F. RraekfliaBa ia MOacbea.
Der hier >um zweiten Male, wiederum sehr prompt,
vorgelegte Jahresband bringt von den bedeutendsten
Kunstwerken, die in den hervorragendsten Ausstellun.
gea: i« Bcrüo, Oreadaa, Mlachaa, Veaadig^ Wica
endiaaBB aiad, VStl tonflgVeke Abbitdaagca alt
kurier Unterschrift; und ein aljihaheliach geordnete*
.Verieichois der Alibildungen- nennt die KOnstier,
ihren Wohnort und ihr Alter. Weitere Notiien fehlen,
so dals die Abbildungen nur durch sich wirken, im
ganieo gU atiagesuchi bis auf einige DarstelluDgen,
die docii Sicht aaf jedeai FaaiiKeWiaehe a ag a b ja ri«
awd. Dieac Orlcaiieniag Iber die KaaaUeiitaagea
dieses Jahres lafst an V'ollstSndigkeit der .Autwahl,
Aktttalitit des Erscheinens, HandUcbkeii de« For-
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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. — XVI. JAHRGANG. — Tafel III.
Abhandlungen.
Das neue Teppichwerk der St. Ma-
rienkirche zu Aachen.
(Mit 2 Abbildiiogen,
Tafel III.'
er namhaften Zahl
prldidger Kiicben-
tepi)i< he, wflrtie seit
dem Ende der fünf-
ziger Jahre des vo-
rigen Jahrhunderts
, cntstariden, ist in jüngster /t-ii ein neuer
hinzugefügt worden, der zwar niciU den
-v- Amprocb erhebt, der bedeolendale dieser
Teppiche zu sein, jedoch mit aiuleren pröfse-
ren Chorteppichen immerhin rivalisieren darf.
Wir meinen das Teppichweric, weiches Aachener
Damen zu Ehren der Gottesmutter für die
St Marienkirche xa Aachen angefertigt haben,
nnd das am 8. Desember letzten Jahres, dem
Fest der unbefleckt Empfangenen, ztim ersten
Male Altarstufen und Chor geschmöckt hat.
Die Anregung zu ihm ging von Frau Kom-
mersienrat Vossen, Frau Lingens>Bndiaiir and
Fräulein F.mnia Adenaw aus. Rasch waren fromme
Verehrerinnen der Gottesmutter in genügender
Zahl geftmden, welche bereitwilligst entweder
ihr Scherfiein zur Bestreitung der nicht uner-
heblichen Kosten spendeten oder ihre Beihilfe
für die Ausarbeitung des Teppichs zusagten.
So koonie, nadideiB Sdudber dieser Zdten
eine Skizze entworfen und Herr W. Mengel-
berg in Utrecht sie in seiner bekannten Weise
in Felben ireinicbst ansgeflibrt hatte, mit den
Werke begonnen werden. Es wurde der als
Stickgrund dienende Stramin in der Ausdeh-
nuog des Teppichs provisorisdi aneinander
gereOlt, die Zeichnung durch Maler Wirth
vergröfsert und auf den Stramin Übertragen
und dann den Damen die wieder auseinander
getrenntcD Stflcke ran Auastickcii ttbergeben.
Es geschah das gegen die Mitte des nczembers
1902. Die Arbeit schritt so rasch voran, dafs
im August des folgenden Jahres bereits an das
Zusammensetzen der Stücke und die Fertig-
stellung des Teppichs gedacht werden konnte.
Mit Bqpnn Oktober war das Werk vollendet
Das leppichwerk l>esteht aus zwei völlig
voneinander getrennten Teppichen, einem
kleineren f&r die Stofim des Hodialtan und
einem gröfseren Ttir den Chor. Jener mifst ra.
6X6 dieser ca. e'/aX^fK* Die Teilung er-
folgte aus praktisdien Grilnden. Natliüeh
mulste dafür Sorge getragen werden, da&
zwischen dem Altarstufentejipich und dem Chor-
teppich nicht blofs stilistisch und koloristisch,
sondern aodi hinsicbtlich der d^ontifen Mo-
tive und der in ihnen znm .Nusdruck kommen-
den Idee Einheit herrsche.
Der Chorteppich setzt sich aus einem ca. 4,20
X 4,20« haltenden MittdiUde und einer 0,90 m
breiten Borte zusammen. Das Mittelfeld besteht
aus einem Uber Eck stehenden Quadrate und vier
gleichseitigen reditwinkligen Drdecken. Dem
Quadrate, dessen Seiten in grofsen Unzialen
die Widmtmgsinsdirift: ACCIPE- VIRGO -
MATER- 0 VOD - LAETA - OFFERT - A-
Q y/SGRAXI- PIETAS - FILIA R VAf- A-D»
MCMIII (Nimm hin, Jungfrau-Mutter, was
freudig der l'öchter Aachens Frommsinn spendet
Im Jahre des Herrn 1908) eodifllt, ist eb
Vierpafs eingesrhriebcn, dessen Inhalt durch
die auf Spruchbändern angebrachten Beischriften
lERVSALEM. CALVARIA, TEMPLVM,
MÖNS - O/./VAffVAf. COENACVL VM ab
eine Darstellung Jerusalems und seiner heiligen
Statten gekennzeichnet wird. In der Mitte des
Bildes ragt der Tempel empor; darunter ge*
wahrt man in Form einer offenen Halle den
Abendmahlssaal, beide von einer turmbewehr-
ten Ringmauer umschlossen, links erhebt sich,
dnrdl drei Kreuze angedeutet, der Kalvarien-
berg, redits, durch OlivenbAume markiert, der
Olberg. Fslnwedd ilHen ^ von der quadra-
tischen Umrahmung und dem Vieipaft gebil-
deten Zwickel.
Die um das Mitlelquadrat gelagerten Drei-
edce weisen Darstdiungen Nasareths, dann der
Stadt im Gebirge Juda, wo nach dem Evan-
gelium Zacharias und Elisabeth wohnten, Beth-
lehems tmd Ägyptens aaC Eroe Inschrift gibt
die Bedeutung der einzelnen Bilder an. Nasa-
reth, die Stadt Judas und Bethlehem erscheinen
nach mittelalterlicher Weise als StAdte mit
tn 1908. — ZEITSCHRIFT FÜR
Mauern, TUrmcD, PaUsten ; Ägypten ist durch '
Pyramiden, Obelisken und zwei Sphinxe cha- i
nkeeriaieft. Den von den Bfldeni nicht ein- |
genommenen Raum der IVeiccke fül!t stilisiertes
Rankeowerk. Um die Darstellung von Nazveib .
breilen sidi blähende Granatswe^. um die |
Civitas Jiiila blühende Olivenzweige aus. Beth-
lehem ist von Ulienstengeln mit weifsen Likien,
Ägypten von Distebttuden nah violetten Distel-
köpfen umgeben.
nie das Mittelfeld einfassende Umrahmung
besteht aus den vier seinen Seiten entlang laufen- I
den Bortai vnd ebenso vklcn quadnrtiachen, mit '
einem Vierpafs ausgefüllten Eckstücken. Jede
Borte weist xwd streng stiUsieite, mit gefälliger
Eleganx nach beiden Seiten »ch entwickelnde
Rosennnken auf, die von einem Spruchband '
durch?ogen und durch ein Scheibenmedaillon 1
voneinander geschieden werden. Die Spruch- 1
btnder «n Fofiende und an den bdden Seilen |
des Tc])piclis enthalten rechts Namen von Alin-
lierren der alierseligaten Jungfrau: Adam, Abra-
ham, Imak, Jakob, David und Joarhim; links ,
Namen der entsprechenden Ai i r .i : F.va,
Sara, Rebekka, Lia, Bctlisabet- und Anna. Am :
Kopfende liefst man auf den Bftndero den ■
Grals: A VE- GRATIA - PLENA -AVE^ |
gegrüfst, voll der Gnade, sei gej^rtifstV Uas
Medaillon in der Mitte der Borte umschliefst i
luer das Wappen Aaehem^ den Aachener Adler, |
während in den übrigen drei in der Mitte der
Borten befindlichen Medaillons die Halbbilder
der Propheten Isaias, Ezechiel und Michaeas, i
Spruchbander in den Händen haltend, ange- {
brarlit sind. Die Stellen, .nif welche sie hin-
weisen, sind die bekannten Weissagungen von
der Gebart des Heilandes durch die allerMligste
Jungfrau: Isaias", 12: Siehe, eine Jungfrau wird
empfangen usw., Ezechiel 49, 2: Geschlossen
wird sein dieses Tor usw., imd Michaeli 5, 2:
Und dn, Bethlehem, in Lande Juda naw.
N.Ich dem Mittelfelde zu werden die Borten
von einem schmalen, treppenartig gemusterten
Streifen, nach dem Rand des Teppichs zn von
einem breiteren, mit geoinctrisi h stilisiertem
Blattmuster versehenen, durch seine ruhige Rin-
(kchhett unfnoMin kfiA%en Bande begrcnst
In den Vierpisaen der Bckstttelte sind vier
Sibyllen darf^estcllt, link«^ tmten die k'imaisrlic,
links oben die persische, rechts unten die del- 1
phisdie, rechts olien die tiliurtinisebe. Spruch-
tatader, vekhe m Form eines Quadrates die |
KUNST — Nr. 10. MS
^Sibyllen timrahmen und wiikungsvoll die \'\tt-
passe durchschneiden, enthalten die Sprtiche.
welche den Sibjrllen sugesduwbcn wurden. Bei
der kumäischen Sibylle liefst man: :A.\f NOVA
P/IÜG£A//£S . COhLO • DEJiirTITl'R ■ ALTO.
(Sdion wird vom Himmel hodi ein nener Sprofs
entsandt;, bei der persischen: ChKMES' ■ VIR-
GINIS'EHIT'SALVS. GENTIVM. [Zum Heil
der Vfilker wird der Jungfrau Sohn), bei der
delphischen: PkOPHETA EX - VIRGISE-NAS-
CEI VR. Geboren ein Prophet wird aus der
Jungfrau werden), bei der tiburtinischen end-
lidt: tfASCBTVX . M- BETULBMEM. (Zu Beth-
lehem wird er geboren werden). Die Zwickel
zwischen den Spruchbändern und den Bogen
der Vierpisae ftilt xierliehes, dreibllttriget
I^nbwerk.
Ungleich einfacher als der Oiorteppich ist
der Teppich, weicher für die Altarstufen be-
stimmt ist Er wurde erafiM^lMr gehalten so-
wohl, weil durch die mit den Stufen notwend^
gegebenen Falten ein reichere«! Mtiiter drvch
nicht genügend in die Erscheinung treten kann,
als audi, weil der Altaraiufenteppich am ehe-
sten und am meisten t.\ leiden pflegt, selbst
wenn man zu Laufern seine Zuflucht nimmt.
Anfserdem sollte der Stufenteppich eine pas-
sende Überleitung zu den einfachen, kräftigen
Formen des Altares bilden. Er b^nnt mit
einem breiten Inschriftenbande, das sich von
der einen Schmalseite bis zur anderen erstreckt
und die Bitte enthält: svf^ - rrvM ■ rnAf-^r.
ü/yju - cuAfyG/juiS - saac rA ■ i>hi • geki-
TRix. Dann folgt ein KransstiltsierterlUMenund
l.itien, der .-on aufreilit stehenden Rosenzwei-
gen und Lilienjitengelo gebildet ist und die
vordere Langseite samt den beiden Schmal-
seiten uni/ici I I i ' Mitte des Teppichs nimmt
ein rechteckiges leid von der Tiröfse der
oberen Flache der .Mtarstufen ein, das im
Gegensats aum siegelroten Fond des Tepfdcha
von fjedampfter c;rtirer Farbe ist und durch
Rosen, die in Reihen übereinander angebracht
sind, leicht belebt wird. An der Vorderseite
und den Schmalseiten ist das Mittelfeld von
kurzen Rosenzweigen mit gelben Rosen um-
rahmt, welche einen gefälligen Üljergang zum
roten Fond des Teppichs und zugleich einen
wirksamen Hc^ensntf rn dem Kranz vonRosen
und Lilien am .Aulsenrand bilden.
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1903.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10
804
Da der Teppich für eine der allerseligsten
Jungfrau geweihten Kirche be-^timmt und ein
Weihegescbenk , wie die Widmungsinschrift
Mgt, des FromnMtiioes der TBdMer Aachens
•n die jtingfrnti-Mmier sein sollte, so er-
schien es passend, nach Möglichkeit auf eben
diesen Zwtdk bei Feststellung der Dtrstetlangen,
welche den Teppich zieren sollten, Rücksicht
zu nehmen. Als ornamentales Leitmotiv wurde
daher für das Teppichwerk die Rose gewMhlt,
dem des Wechsels halber als Nebenmotiv auf
■!rm kleineren 'I'eppich dje Lilie ««gesellt
wurde. Kern Urnament konnte Air einen Tep-
pich, welcher der ,4>äsdlchen R<«e", wie die
Kirche betet, und reinsten Jiini;frau {gewidmet
werden sollte, geeigneter erscheinen, als eben
diese beid«. Wahrend es nun leicht anging,
den Altarstufenteppich auf die genannten Mo-
tive ?.n beschranken, reichten sie beim Chor-
teppich natürlich nicht aus. Hier, als auf dem
HauptstUck, mnrsien reichere Darailellungen
»orgeschen worden. So entstand die Idee, auf
ihm ein Marienleben anzubringen, einen Cie-
genstand, Dir den die kindlich fromme Knnst
des Mittelalters stets so viele Vorliebe gehabt
Der Umrahmung wurde rier Stammbaum
der allerseligsten Jungfrau zugewiesen. Am
Fnfaende des Teppichs rechts und links von
dem Medaillon beginnend, endet er oben
an den Seiten mit den Eltern Marias, mit
Joachim und Anna. Die drei Propheten in
den Medaillons der Borten und die vier Si-
byllen in den V'ierpasscn der Ecken sagen,
was das für ein Meoscfaenkmd ist, dessen
Ahnen dem Beschauer anf den in die Rosen-
ranken verwebten Spruchbändern entg^en-
treten. Es ist die allzeit reine Jungfrau (Isaias),
die geschlossene Pforte (Ezechiel), aus der
der FricdensfUrst, der Hmanuel, /u Bethlehem
Pfeboren werden soll (Michaeas), die Jung-
frau, welche zu Bethlehem (tibortinischc)
der Welt den Propheten schenken soll (del*
phische), den neuen Sprossen, der hov\\ vom
Himmel herabsteigt (kumaischc), um den Men-
schen Heil X« bringen (persische Sibylle).
Dem Minelleld wurde die Aufgabe, das
Leben Marias zu schildern. Da es aber un-
tunlich war, wirkliche Szenen aus dem Leben
der alleiseligslen Jungfrau dem Teppich auf-
zusticken, hiefs CS, den Versuch niarhcn, in
anderer Weise den beabsichtigten Zweck zu
erreichen. Es wurden deshalb statt jener Be-
gebenheiten, zugleich aber auch zur Elittne^
riinjj an dieselben die örtlichkeiten zur Dar-
stellung gebracht, an denen die allerseligste
Junglna geweilt ond gewirkt hat: Nanreth,
die Stadt im Gebiise;, Bethlehem, Ägypten
und Jerusalem.
Die Reihe eröffiiet unten links Nazareth.
Zu Nazareth geboren, ward Maria, nachdem sie
im Tempel erzogen worden, ebendort St. Joseph
verlobt. Zu Nazareth brachte ihr der Faigel
die frohe BotschaA, zu Nazareth weilte sie nach
der Rückkehr atis .\gri)tcn lanpe Jahre in aller
Stille mit ihrem göttlichen Sohne und ihrem
heilten Gemahl. Bs war ein Leben voll-
kommenster f'iottesliebe , welches Maria im
stillen Heim zu Nazareth führte. Daran soll
der Gnnatzwcig mit seinen roten Blüten er-
innern, von dem Nazareth nmrankt ist
Im zweiten Dreieck i.st die Civitas Juda, die
Stadt im Gebirge Juda dargestellt, von welcher
der hL Lnkas berichtet Als Maria empfangen,
machte sie sich, so erzählt der Evangelist, eilends
auf und begab sich ins Cnbirge zu einer Stadt
in Juda, wo Zacharias und Elisabeth wohnten.
Da geschah es nun, daft diese bei dem Grufse
Marias vom hl. Cei«;! erfUltt wurde, dafs der
Sohn, den sie unter ihrem Herzen trug, ge-
heiligt ward, und Maria selbst den wundersamen
I.obge^ang anstimmte, den von da an die Kirche
durch alle Jahrhunderte unaufhörlich zum Preise
der Gottesmutter wiederholt hat An diese
Begebenheit will die Darstellung erinnern, und
weil Maria bei dieser Rcjj;egniing mit ihrer
Baa« als Brmgenn göttlichen Friedens und
gOttlidier Gnade erseheint, wurden passend der
„Sudt in Jude" Utihende ÖI/.weit;e beigefügt.
Br'tblciiem, im dritten der Dreiecke, soll
darauf hinweisen, dafs Bethlehem es war, wo
Maria den von Gott verheHiNmen und von den
Propheten verkündeten Heiland der Welt gebar.
Weil aber Maria reinste Jungfrau blieb vor der
Geburt und in der Gebort ihres göttlidien
Sohnes, erschien es passend, das Bild Bethlehems
mit wrifsen Lilien zu umrahmen.
.\gypten, die Darstellung im vierten Drei-
eck, will dem Beschauer ins (Hsdächtras rofim,
wie Herodes in blinder Leiden'schaft finstere
Plane gegen das neugeborene Jesuskind schmie-
dete, und darum auf des Engels Befehl Maria
mit Joseph und detii Kinde zum fernen heid-
nischen Ägypten flüchten mulste. Es war ein
schmerzvolles Ereignis im Leben der Gottes«
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295 1903. — ZKliSCHRIFT FOR CV
mntter, eine Fügung, die ihr viel Mühen und
Sorgen und manche harte Beschwerde machen
tollte, and danim Mben wir denn neb ring»
um das Rild A^^yptens stachelige Distdll mit
ihren trüben Blüten ausbreiten.
Den Mittelpunkt des Teppichs nimmt Jeru-
salcTD diu Mit Recht Hier wird Marit von
ihren Eltern im Tempel dargestellt und den
Tempeljungfrauen dngereiht. Im Tempel zu Je-
nisalem bringt sie das Opfer der Reinigung dar,
hier hört sie die Weissagung von dem Schwert
der Schmerzen, das ihr Heiz dut( li!)oiii en wird.
Zu Jerusalem verliert sie den /.wolfj^hrigen
Jeaasknaben, bbaie ihn nach drei bangen Tagen
im Tempel inmitten der Gesetzeslehrer wieder-
findet Zu Jerusalem erblickt Maria ihren Sohn
in den Huden leber ha&erfdUten Feinde tmd
ist Zeilgin, wie er, mit dem Kreuze beladen,
nachCalvaria geführt wird und dort am Kreuze
verblutet Zu Jerusalem sieht sie ihn dann
gtorreieh erstehen und anf dem Olberg zum
Himmel auffahren ; im Abendmalilssaal daselbst
kommt der bL Geist am ffingstfesi Uber Maria
und die am sie vemmnelten Apostel herab;
zu Jerusalem schaut sie die Anfange Irr jungen
Kirche, ihr Wachstum, aber auch ihre ersten
l.«tden und Kämpfe; zu Jerusalem schltefst
sie ihr «uudertMfes Leben, um am Olberg ein
Grab zu finden und von dort durch Hoites
Allraacbt bald auch dem Leibe nach in den
Himmel aiaQienommen su «erden, von wo ihr i
göttlicher Sohn selber aufgefahren war. Zu Je-
rusalem hat Maria, als sie auf Calvaria unter
dem Kreuie stand, den furditbanten Kampf
heldenhaft durchstritten, hier ward ihr die j
Vollendung und der ewige Siegeslobn zuteil; i
darum wurden Palmen, Symbole des Sieges '
und Triumphes, den Zwickeln uro den Vier-
pafs herum eingefügt '
So enthält also der Teppich wirklich ein
Marienlebeo, wenngleich nicht in Szenen, wie
gewObnlidl, sondern durch Darstellung ihrer
.\bstammung, durch die pro[)hctisthen Hin-
weise auf ihren wunderbaren Benif und durch ,
Wiedergabe der Orte, tn denen sich ihr beiliges
Ixhen entfaltete. Die Pflanzenmotive, welche
die Orte begleiten, wollen das Bild vervoll-
stindigen, indem sie anf die besonderen Seiten
tm Tugendleben und Wirken Marias, wdche
gerade für die betreffenden Orte cbarakteristtscli
sind, symbolisch hinweisen. {
ISTLfCHB KUNST — Mr. 10. 29«
Am Kopfende des I cppichs gewahrt man
in den SpruchbAndem der Borte rechts und
links von dem in der Mitte aogebmchten
Wappen .Aachens den Grufs des Kngels. T>er
Widmung in der Umrahmung des Quadrates
im Mittelfeld fügen die Stffterinnen hier ihren
frommen Grufs an die Tinadenvollc bei. Da-
bei deutet das Aachener Wappen bezeichnend
an, dafs es „Töchter Aachens" sind, welche
Maria des tingels Worte zurufen. Damit aber
auch die Bitte und die Kmpfehlnnt; in den
mfitterlichea Schulz der Gottesmutter nicht
fehlen, so flehen die Geberinnen in der In-
5' lirift an der Vorderseite des kleuieren Tt![)-
pichs, welche gleidisam den Ubergang zum
Chorteppich bildet, mit den Worten der Kirche:
„Unter deinen Schirm fliehen wir, o heilige
Gotte^gebärerin."
Der feppich ist von bedeutender Wirkimg.
Ks liegt das zum nicht geringen Teil an der
Klarheit und Bestimmtheit der Zeichnung. In
festen, deutlichen Linien tritt die HHcderung
des Bildwerkes in die Erscheinung: l^rahig und
sieber heben sich die Oreamente, die In*
Schriften und die bildlichen Darstelltin^en vom
Grund und voneinander ab. Alles Kleinliche
und Verwirrende wurde fest ängstlich ver-
mieden. Dabei wurde in der Formengabe des
bildlichen Schmuckes nach Kräften der bdm
Teppich zur Anwendung gebrachten Technik
Rechnimg getragen. .Arbeiten, die im gewöhn-
lichen Krtu.'sticli .1I1S-. 'fühlt werden, erhei«;chcn,
wenn sie wirken sollen, cme ganz andere Form-
sprache, als solche, die in vottkommeneren
5>ti( ktechniken hergestellt werden. F.in reich
bew^tes, lebendiges, fein durchgearbeitetes Or-
naraent wird, im Kretlsstich gestickt, allsdt nur
mangelhaft zur Geltung kommen. Der Kreuz-
stich will eine einfache, ruhige, kräftige, grofs-
zuyigc Zeichnung, bei welcher nach Möglich-
keit nur gerade und gebrochene Linien verwertet
krumme aber tunlich« vertnicili n sind. Für
6gU(liche Darstellungen ist er wenig geeignet.
Em wurden dämm die Bilder der Sibyllen imd
Propheten nicht im K reu/stich hergestellt,
sondern von den Schwe&tero vom Armen
Kinde Jesu in mdateihafter Weise in den bei
Bildstickereien gebrXuchUchen Techniken aus*
gcfiihrt, eine Praxi«;, die ftlr ähnliche Werke
aufs dringendste zur Nachahmung empfohlen
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297
JÖ03. — ZElTSCKRll-T KÜR CHRJSTI.rCHE KUNST — Nr. 10.
296
werden kann. Die Figuren <;ewinnen dadurch
ni^emein an Adel und Feinheit, der Teppich
aber in hohem Mafse an Wechsel. Für die Ge-
vaadiingen kam der Köper- oder versetzte Stich,
fitr Gesicht, Handr- und Haar, sowie für die
Konturen der Atlas- oder Rürdcichcnstich zur
Anwendung.
Die vortreffliche Wirkong des Teppichs
liegt aller nicht nur an dem Charakter der
Zeichnung, sondern auch an seiner harmoni-
schen Ferbengebnif. Er pafst nicht nar voll-
kommen in seine l'mgetnnij; liiiu-in, zum Fnf'?-
bodenbelag, xur Bemaluog der Wände und zur
Polycfaromie des Aliirei» ei »nd auch die ein-
eeinen Farbentöne im Teppich fein gegenein-
ander abgestimmt. Die Teppiche wirken lebendig
und frisch, zumal der Cnorteppich, nirgends
gibt es Jedoch schreiende, uogebtthrlich sich
vorrlnint^t-nde Farben, nirgends tinan;jenchni
Sich bemerkkich machende Kontraste. Reine
Farben wurden nur ausnahmsweise und nur xn
kleinen Ktfekten gebraucht; im übrigen kamen
aittschliefslich gedämpfte, stumpfe Töne zur
Verwendung. Konturen wurden nicht in reinem
Schwarz nder reinem Weifs, sondern stets im
ticf iunkcisten Ton der jeweiligen Lokalfiurbe
ausgeführt.
Der Fond des Teppücb« besteht, entsprechend
dem in der Beosalung der Kirche vorherrschen-
den I srbentnn, aus einem dunklen Ziegelrot.
Auf dem Chorleppich tritt er fast nur in Ge-
stalt schmaler Binder su Tage, auf dem Altar-
slufentcpjiich kommt er dntjegen im F.inklaüi^
mit der Poiychromie des Altarunterbaues in
ausgiebigeren Mafoe zur Geltung. Den Fond
der Borten auf dem Chorteppich und des
Mittelfeldes auf dem Altarstufenteppich bildet
em sattes Olivengrün, von dem sich die helle-
ren Rosenbtotter und die roten Rosen in ebenso
wirksamer, wie gefälli^'t-i Weise abheben. Das
Quadrat des Mittelfeldes und die um das
Quadrat mch lagernden Dreiecke weisen einen
c;ed,unpftcn blanen ('rr.nil auf. \'on derselben
Farbe ist der Hintergrund der Sibyllen, wäh-
rend die Bogenzwidcet der EckstUcke einen
roten Fond haben. .\ls Grund der Prophcten-
bilder ist ein ins bordeawxfarbige 'spielendes
Braun verwendet worden, aus dem in gluck-
lichiter Weise die in lichten Farben ansge*
flllnten Gestatten der Propheten hervoitreteo.
Die Ppruehb,-inder sitid teils cremefarbig, teils
lichtgrau ; dasselbe gilt von den schmalen Ein-
fassungen der venduedenen Felder, Borten,
Streifen und Eckstücke des Chorteppichs, Der
Fond des die Borte an der Aufsenseite beglei-
tenden Streifens ist von abgetonter hellblauer
Farbe, die Inschriften and anf den Borten
braunrot, bei der Darstellung Jerusalems schwarz»
grau, sonst aber hellbraun. Die Städtebilder
sind in Gran, Granweirs, Violettbraun, Crime-
gelb und Braun ausgeführt; bei der Gewandung
der Propheten und Sibyllen wechseln Gelb,
Rot, Blau, GriiD, Grauweifs, Braun, und zwar
sind auch hier wie Uberall fast nur Misch-
farben gebraucht worden. Sebr wirkimgsvol!
ist der Faltenwurf durch lichtere und tiefere
Töne wiedergegeben. Fttr die Kamationstene
wurde ein leichtes Rosa gebraucht — Alles in
allem genommen können wir nur wiederholen,
dals der Teppich, den Aachener Damen ßr die
SL Marienkirche gestiftet haben, ttmtrntig zu
1 den vorzüglichsten Teppichwerken gerechnet
I werden darf, welche in neuerer Zeit zu kirch-
lichen Zwecken angefertigt wurden. Die Ge-
schenkgeberinnen haben ihrer Opferfreudigkeit,
ihrer Begeisterung für den Schmuck des Hauses
Gottes, ihrer Verehrung der Gottesmutter and
ihrem Kunstsinn in Gestalt des Teppichs dn
herrliches Denkmal geseut
fsrhliefslicb noch einige Notizen über die
Herstellungskosten des Teppichs, die ohne
Zweifel Interessenten willkommen sdn durften.
An Stramin wurden gebraucht 67 w = 166 Mk.,
an Stickwolle 45 = 387 Mk., au Futterstoff
51 ffi = 56 .Mk., an Einlassungskordel 48 m *
K) Mk. Dazu kamen für die farbige Ausfth«
rung des Entwurfes 400 Mk., fttr Vergröfserung
und Übertragung der Zeichnung 500 Mk., für
das Sticken der Sibyllen« und Prophetenfiguren
252 Mk., für die Zusammensetzung und Fertig-
stellung des Teppichs 160 Mk. Rechnet man
dazu noch verschiedene kleinere Ausgaben, so
belaufen sich die Herstellungskosten im ganzen
auf rund 2000 Mk., gewifs eine nicht geringe
Summe, die auch ihrerseits von dem Fromm-
sinn der Geberhuien beredtes Zeugnis ablegt,
' T^ug'eirh aber auch durch das priehtlge Teppirh-
werk, das mit ihrer Hilfe geschaffen wurde,
reichlidi aufgewogen wird.
LwwBbatf. ). Br«sD S.J.
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2M
I90a. — ZHITSCIIRII- 1 l-ÜK CHRISTUCHE KUNST — Nr. 10.
300
Der mittelalterliche Tragfaltar
(Mit 13 AbbilduDgco.)
Jei Besprechung des mittelalterlichen
Tragaltars im Stifte Adniont in
Oesterreich IMCht Karl Weifs,
mit der ArchäoloRip <les Mittel-
alters wie wenige vertraut, die Bemerkung, der
Trigattar gehör« ni den seltenaten Er-
scheinungen der Kun^t iles Mittelalter^')
und noch Garnier meimc, diese Ahärchen
•ricn von Infserster Selteoheit*) Wie unbe-
gründet diese Meinung der genannten Kunst-
historiker ist, denen «ich noch manche andere
Namen anreihen lietsen, h.-it die glänzende
fetroipektive Abteilung der Industrie' und
Kunstaiis-itelliiiig zu Düsseldorf bewiesen.
Mehr denn ein Dutzend TragalUre bot sich
dort dem Freunde mittelalterlicher Rtlnat lOin
Studium dar, von denen allerdings die meisten
bereits durch Otte bekanntgeworden waren. }
Rdches Material hat auch Rohault de
Fleury in seiner bekannten Weise zusammen-
getragen. F.ine monographisrhe Arbeit über
diesen Gegenstand existiert bis jetzt nicht. Wir
bieten aie in der folgenden Abhandlung, welche
wir mit einem gcdriintjlen Uel)crblick über die
geschichtlich-liturgische £atwickelung des Per-
Utile eioleiteD.*)
I.
I. Labartc und auch Garnier haben nach
dem Vorgange älterer Autoren die Ansicht aus-
gesprochen, der iragaltar sei erst seit dem
achten Jahrhundert gebmuchlich geworden,*)
wenigstens erst seit dieser Zeil nachweisbar.
Dem gegenUb«' genügt es, auf die Erzählung
im Leben des Kaisers Konstantin hinzuweiien,
der auf seinen Feldzügen ein Zelt nach Art
einer Kirche mit sich führte, damit sowohl er
selbst, wie auch die Soldaten der Feier der hl.
Geheimnisse beiwohnen konnten.*) Geschieht
hier auch des Ahais nl< bt aiBdrilcklich Er-
wähnung, so wird er lioch, als eins der nut-
>) •Mitteilungen der k. k. ZcBUal-KomBiiiisioai V.
(Wien \m>), ja
>) »lliitoirc de U MffSfi« «t d* l'dnttfl«. (Tmis
ia86>. p. 410».
•) Ott« >Kuisl.AKtilaloKie< I. (fi. AvfIaKc), 147.
*) .1.« Messe. V. (Parii IHH7), 1 »s.
^) I.abarle • llistoirc des arts Induslrieix ;^£d. '2)
III. ia2. Garnier «I.e.« p. (10.
*) Eaacbin* »Viia Cooatuitmi', I. I. c. 42, IV.
e. M. Migne P. Gr., XX, Q5f>, 1207.
wendigsten Requisite zur Feier der hl. Geheim-
nisse, nicht gefehlt haben. Überhaupt mufsten
alle Priester, welche auf Reisen oder su Hause
die hl. Messe feiern wollten, einen kleinen
Altar und die andern liturgischen Geräte bei
sich haben, seitdem durch Cewohnheit oder
kirchliche Bestimmting die Darbringung de<
Me&opfers nur auf einem konsekr ierten
Steine gestattet war. Wann letzteres geschah,
sieht nicht genau fest,') da es sich nicht be-
weisen Irlfst, daf« die Konsekration der Altäre auf
apostolischer Tradition *) oder auf Verordnung
der Pvpste Evaristua (t 106) und Silvester
r ^^'d sich gründe.'" Hoi h scheint sie im
Oriente schon üblich gewesen zu sein zur Zeit
Gregoia von Nyssa (t um 894), der von dem
Altare spricht, welcher fdr den hL Dienst ge-
weiht sei und den .Segen empfangen habe;'")
jedenfalls aber traf die Synodd von .Vgde
(606) die Bestimmung, der Alur mU^e nicht
nur dnrrh Chrisnm c!^"!albt. sondern anch durch
die prieslerliche Benediktion geweiht sein. ' ') In-
dem ferner Papst Felix (t 536) gestattete,
das Mefsopfer auch aufserbalb der Kircl>e dar-
zubringen, sofern es nur auf einem geweihten
und vom Bischof gesalbten Altare stattfinde.'*}
hatte der TVl^ltar aeine eigentliche Sank-
tion erhalten. - Zur Zeit des hl, AiiRUsiin
war es das Amt der Kleriker, den Altar von
einem Orte xum andern an tragen.
D» die um 3'M von KotMlanlin erhaole GrsiMt-
kirchc iü Jerub.Tlrn\ in (jcjjrnwÄrl lilrtricher Bischöfe
koiisekrirt warde, dar) aiaii uhne Bedenken an-
nehmen, dah der Haupigegenaland in der Kirche,
d«r Akar, ebcafüls geweiht wurde; et aekeiat daher
die AMidit jcoer ArckloloKm dwekaas kcitdU«!,
welche den Ursprung des Tragaltara in dM II. oder
III. jahrh. verlegen, wenngleich selbst vml Endlich der
Nunc ,, Tr.if^.iltai ' dani.ils noch nicht »-iiNlierle. V'cr^;!
Martigny >Uictionnaire des anlifiuties chretiennes« .
(Paris IHl^f»), 7;{.
•) Bona •RetttB Hturgic« >. Lc. 20. § 3 bc>
haaptet den apottoliichaii Urapnmf der Akafikomc*
kralion. Vergl. femer Prohsi 'Kirchliche Piaziplin in
den drei ersten chriitHcheii T Uirlmmlcricn« . (1873) 215 ff.
*) Mansi >CoDCilia< I, D tl. DecreleLGreg«*.'
1. 1. Tit. XV «D« MCT« unctione« .
I*) Oratio »In dien lamioam , In quo est bsp«
titaiui OMiianx. Mign* P. Gr.. XÜVI, 561.
») Hefele •Koaiilieii Gewb.« II («. Aufl.) im.
"IHarduii. . l'ihc.Ih . II, 101).'.
U)} S. Augustinus • Opp. ot«, Append. III,
Qaacst. «X otroqM isttHasato*. q. 101, a. 10, Hiffe«
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303
Die Einrichtung tragbarer Altäre mufste
übrigou den Christen nahe liegen, da solche
AltHre-veder den Juden noch KUch den
Heirlen unbekannt waren , womit allerdings
nicht gesagt sein soll, dafs der jüdische oder
bddnische Altar das Prototyp dea chrutHcben
gewesen ist War ja doch im Christentum
der Tragaltar nach Einführung der Konsekra-
tion des Altures durch den Bischof eine un-
abweisbare Notwendigkeit, falls nicht die Mis-
sionäre auf ihrer an^g;eflehntcii Reisen,**) in
der Einsamkeit der Walder oder unter den
H«idea und Nenbeicehrten auf lanKe Zeit des
Mefsopfers enlliehren solhen. Sie führten also
auf ihren Reisen autier den andern zur
M«sae notwendif^en Reqvinten auch einen
kleinen Altar mit si<ti und brachten in der
Wildnis das Mefsopfer dar. So erzählt der
ehrwürdige Beda, die beiden Missionare
Ewald bitten avfDireD Reben in Dentach*
land. tini t.1p,dich die Mes^e feiern /ii
können, die hl. Gefdssc und einen Tragaltar
mit sich geführt**) Auch von unserm fioni-
f a c i II s berichtet eine alte Biographie, er habe
auf seiner Reise durch lliUringen „am Ufer
des FlOJises Oraha sein Zelt aufgeschlagen,
daselbst Ubernachtet und in der Morgenfrühe
die Feier der hl ^fesse hc^tinjen";'' dieses
konnte er natürlich nicht ohne einen Altar.
Man machte sich die Einrichtung der trag-
baren Altare Übrigens auch sonst vielfach zu
Nutze. So relebrierte iler hl. Ambrosius im
Hause einer frommen Krau, und als Wyn ne-
bt I d, Abt .von Hddenhcim (t 761), wegen
Kränklichkeit ni.ht mehr zur Kinhe gehen
konnte, liefs er in einer Ecke seiner Keme-
nate einen Altar emchten.**) Ebenso noftte
er oft sttra Ersätze des festen Altares dienen,
P. L., XXXV. 2301. Dm Werk gtii«it n dm bd-
edilcn Sciwiflen des Lckiem
'*) 2. Mo*, m 27.
'*) Weil vuriujjiwciie .luf Kciscii gebrauLhl, heifti
der Trm|;Bll>r m den »heu Uctichtctt uiiU Schalzvcr.
zeichnisiten: AJtarr illncmriam, »d vi«m, mobile, UbuU
itineruia. Aodere Mamco liod: AJUre gcMAioriom,
laMh conMCTttai yortatilit naüa n. s. Auf cwem
tpttgoiiaclicii «liluiMiwBTrafillar kdAl cf iwdiriiU
lidi tifttuntt,
*^ >HI«l«fia Aagl.«. L V.«. II. mgn« P. L.,
VC. 244.
11) «Vila S. DoniriciK , auclore Othlan«, L I.
tt. 23. Mign« P. iL. LXXXiV, (Mft.
PauliDDi «Vit« S. Ambrotü«, o. 10. Migoe
P. L. XIV. aO. Habillpe 1.23». 61. U. 190.
wenn die meistens kleinen Kirchen das zahl-
retcb zusammengeströmte Volk nicht fassen
konnten und das Mefsopfer auf freiem Felde ge-
feiert werden mufste, wie es z. B. der Fall war
bei der Übertragung der Reliquien des Ra-
banus Maoroa nach Fulda. ">
2. Nadi Beginn der Itarolingischen
7.ch hrtreti wir wiederholt von kirchlichen Be-
stimmungen, welche direkt oder indirekt den
häufigen Gebrauch des Tkagaltares voraoaaetaen.
Es verbot z. B. das deutsche Nationalkonzil 742
den Geistlichen die Teilnahme am Kriege
„mit Ausnahme derer, welche zur Abhaltung
der hl. Hesse dazu ausersehen seien".*") Die
Darbringung des Mefsopfers auf ilen Kriegs-
zügen verlangt aber die Mitnahme eines Altars.
Ein Kapitolar Karls de* Grofsen.") EnbCschof
Hincm.u von Reitns die Syno<!cn von Paris
I im Jahre 829 und Mainz ÜSS''^) verordnen,
I die Messe nnr an etneoi cibrbareo Oitn oder
auf Reisen nur auf einem vom Bischof kon-
sekrierten Stein zu lesen.
Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb
der Thigaltar vietfach in Gcbranch. G«Ken
Ende des X. Jahrh. brachte ein Archidiaron
Godcfridus von Mailand einen mit Gold
und Silber vereierten Tragaltar aus Maibmd
nach der Abtei des hl. BenfgUHS zu Dijon,**)
un'l Wilhelm der F.roberer vermachte einen
i ragahar, den er auf seinen HeerzUgen mit-
genommen, der Abtd »von der ScMadtt".**)
In Deutschland aber haben wir das Zeugnis
der zahlreichen Tragaltare, welche uns aus
dem Beginne des XI. Jahrh. noch erhalten sind
und von denen weiter unten aust'ührlich die
Rede sein wird. Namentlich zur Zeit der
KreuczUge scheint die Verbreitung tmd der
Gebrauch des Tragaltares sehr angenommen zu
haben. Die Ausstattung der mitzufiihrenden
„Kapelle" wurde nunchmal anscheinend in
IttxnriQeerter Weise hieben.**)
>*| Rudplphrn* »Vita B, Rabanl Maari«, n. St.
i Migne P. L., CVII. ..... Vergl. Eißinhart »Tran«.
' lalio manyrum MarCellini et Peiri«, c. '2 n. 20 Migne
P. L., CIV,:.4[I.
*•) Hefele >Ko«Mlicf»-GMchkltie< III. 479.
•<) >CHiit.e. L I. c. 14 («. 7«»). Mign« P. L.,
inC. 1'.'4.
") .Capitul. a. XU. luperadd.«, c. 3, d. 732.
MigMc r. CXXV. 791.
») HardniB »CoiicUia« V. 3.i4, VI, 406.
*«) •Aand« «nshMogiiinM* IV. (UM) U».
») Rock alhe chaidi of <Mr frdM»«.!, 251.
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304
S. Seit doi KreiuxUgcD macht sich seitens
der ktrchlicben Behörden du Bestfeben geltend,
den Gebrauch des Portatilc, allmählich einzu-
schränken. Nur die Bischöfe sollten sich des-
selben noch allgemein bedienen dUrieii. Doch
erbidten die Regalnpriester mit Rllckticht auf
ihre ausgcdL-hnlen Misslonsreiscri die weit-
gehendsten Privilegien. So gestattete bereits
188t Hoooriui IIL den Dominikanem und
spiter auch den Franziskanern auf ihren Mis-
sionsretycndennebrauchdesPortatile. HrfgorlX.
dehnte dieses Privilegium soweit aus, dafs die
fenaitateii Reguleiprieater an jedem (ehrbaren)
Ortr 'He hl. Mes'se celehrieren durften. Clc-
mens VII. gestattete 1530 sogar den Carme-
liteni, in ilaer Gegenwart es auch andern
Priealera su erlauben.")
Auch angesehene Laien erhielten das Pri-
vileg des Tragaltares. So koniedierte Papst
Gemens V. 1306 den beiden äliern Söhnen
des Königs Philip)) TV. vnn Frankreich einen
'i'ragaltar zum Gebrauche der HofkapUtne.
Bereita im folgenden Jahre wnrde diese Kon»
Zession für den .-iltern Sohn d.iliin ausgedc-hnt,
dal« er durch jeden Kegular- und Säkular-
priester auf dem Tragaliare die hl. Meaae lesen
lassen konnte. Johannes XXII. erlaubte 1322
dem Könige Karl IV'. nnd stintr Gemahlin,
selbst vor Tagesanbruch durch jeden Priester
auf einem Tr^ltar die Celebration der hl
Messe vornehmen zu lassen T*"!
Die Säkularpriester bedurften seit dem
XIV. jahrh. tum Gebranche des Portatile der
Erlaubnis de'. Bisrhofs So verbot bereits
1313 Bischof Gottfried von Minden seinen
Frieatem imter Androhung der Exkommuni-
kation den Gebiaadi des Tragaltarcs ohne
seine — de^ Bischofs — Erlaubnis."; Auch
die Synode vun Prag 1340 gestattete das
Portatile nur nach erlangter Eilaobnis des
Bischofs und dann müsse der Ort der Cele-
bration „windstill und sonst uogefiihrlicb"
sein.**) ManctWi der den Tragaltar nur n»-
y«l0, Daeanga tCtöUmfm* i. v. capdh
(cd. Herschel) II, 12».
a') Vergl. Gattieo >DevM altkrit portatili»,«
Roma« (1740), c. 7, p. 302 1.« (aU AnhAtig lu dem
Werke deuelben Verfai««» >De oratortit privalia«}.
Sah* aach Benedict ut XlV. >Desacroa. santfcio
IDiiae«, L S, e. 6, a. 3«i.
«i) »AMMla u«li«aloKH|MS« XVL (186«) 97.
*) Harttheim »Coociltx IV, .^94.
») Helelc ».». O., Vi, 6Ö4.
gern entbehrte, erbat und erhielt in Rom durch
ein Privileg, was die Bischöfe allmählich ein-
schränken wollten. Dieses Privileg innfs sehr
ofi nachgesucht und nicht immer mit Klugheit
benutzt worden sein. Wenigstens beschloß die
Biacho6femnMalMng au Borgos 1611, daa
12. allgemeine I.,aterankonzil um Einschränkung
I dieser häufigen Indulte tu ersuchen. ") Das
Konzil von Trient sah sich wegen einge-
schlichener .Vfifsbrauche veranlafst. die Bischöfe
zu ermahnen,**) in Privathäusern fortan die hl.
Messe nicht mehr zu gestatten. Durch diese
Anordnung wurde natürlich der Gebrauch
des Portatile sehr eingeschränkt; zudem wurde
j auch für Privatoratorien die Ersetzung des Trag-
I aHares durch fixe Altire von den Synoden
vielfach angeordnet,") z. B. Mecheln (1Ö70)|
Trient (1520). Brixen (1608).
I PwlnlMm. BcdaKlainsahiiiidt.OJ'.U.
Ebend. ViU, 4(57.
>'l Wie weil einielM Biichöfe in der Ertcilnng
da» Frivikts ciagnf saif^ die EdMbnn das Bisckob
fobuin vmi Le«km an die fUlsfanlU«» «ob OmkIc
' im TaJirc 1 t.'ri, «ich Uher»Il de» Tra(;»Ili«rt bedienen
lu dürfen, scJbsi am (Mea, die mit dem Kirchen-
tiaiuir belegt wutta. Vergl, HIbS »MariCDkiMha M
l>*n»ig'. (1870) a. 41'.
•>) CeacIL Tridamt Seis. 82.
-) llartrheim I. c. VII, <;it5. VIII. 413. MI.
**) Im kircUldu» ^»ra«hg«bfa«ch Toilchi mh
ia tiriktem Simc nntar f f s c m Aliar nvr jenen, detien
Aufb»u und Plade aus .Stein «ngefertigt und zu einer
Einheit verbunden *mdi derselbe mufi ferner unbeweg-
lich an »einem PUlte Mehen bleiben nnd die WcAe
dufch den Biichof erbakaa habca. Wo aiaa wm
diaata Raqaiaaiaii Mk, habaa wir aldtt «kHa fixen,
■oadeiB aiaaa Iragbaian Akar. Ia d isa e s» Sinne wtren
•elbai die Akafkoloase dea Barock oad Rokoko, wenn
sie die Weihe nicht erhalten haben, alt Tragalttre
(in weiterem isinne) zu beieichnen. Wir nehmen In
unserer Abhandhing das Wort Tragaltar im engeren
SiuM. Var^ Sohwari im »Aiehhr Ar chHulteh«
Raaita 1 (i98a), 18 S, KMnaiw ttagbarar Attu« be.
dienen lich bekanndich anch jeUt noch die Mixtonire.
Am .30. MSrz 1902 wurden dem Pap«le Leo Xül. 8'2
KeUealtlre for orientaliache Riten Oberretchl (.%0 X
32 *m), Ea aiitd dies Uaöie Koffer mh aUan ftr die
CUalmlio« dar Masia aotwaadlgca UleaaiUaa (nneh
Paramanle), die in wenigen Minuten xu AUIren ein.
gerichtet Warden können. — Abbildungen «. in der
„Welt" V (1^H>2^ ««. — Die griecbUche Kir.he be-
dient sich statt des TragaJtares des sog. Antimen.
Sium», d. h. eines viereckigen, Tom Bischof gaw
weihKn Seidentnchas. In dar Mitia daa Ttehaa iM
die GraUegmg ChrlMl. In den vier Bdiaa üaA die
Evangelisten dargestellt, auch wcfdaa «all Hafllgan»
I reliqaien ia dasselbe eingeniht.
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905
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 10.
308
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XVIII. (Mit Abbildang.)
S
34. Zwei hochpotische bronzcgcgos-
scnc Reliefstatuetten im Sigmaringer
Museum des Fürsten von Holicnzul-
Icrn (Katalog Nr. 2818 und 2819.)
Auf einer aus dem Achtcrk konstruierten,
oben wie unten sich abrundenden Konsole slchl
jede dieser Figuren,
mit ihr aus einer
Formgegdssen und
33 cm hoch. Beide,
etwas kurz u. breit
gehalten; ohne
Zweifel , weil be-
stimmt je eine Ar-
katurzu füllen, sind
Meisterwerke des
Brunzcgusses, inso-
weit in ihm die
scharf markierten
'Gesichter, die kräf-
tig gewellten
Haupt-, die fein ge-
kräuselten Bart-
haare.die ungemein
gcf^lilig, im grofsen
Stil geordneten Fal-
ten vollständig zum
Au-sdruck gelangt
sind, insoweit na-
mentlich auch die
alle Unterschnci-
dungen vermeiden-
de Modelherungauf
die Gufstechnik die
höchste Rücksic ht
nahm. — St Petrus,
auch durch die ein-
gravierte hochgoti-
schc Majuskelun-
terschrift! S'- PS-
•TKVS APD"S bezeichnet, aber auch sofort
kenntlich durch den ausdrucksvollen, rundlichen
Kopf, das kurze, gewellte Haupthaar, den kranz-
liihcn Bart und namentlich die grofse Tonsur,
fafst mit der Linken das Buch, und die Rechte
scheint dieS^ hlUsselgchaltcn zu haben. Der Saum
des vorzüglich geworfenen Mantels, an dem be-
sonders bemerkenswert ist der breit vordie Brust
sich Inende und leicht über den rechten Arm
herabhangende Zipfel, ist durch Schraffierung
markiert, so dafs bei der flachen Behandlung
der Figur die hintereinander geordneten Fal-
tcngruppen um so kenntlicher sich lösen. Dafs
auch selbst die Hände gut modelliert sind
welche diese Periode nocli vielfach vernach-
lässigt, ist ein wei-
terer Beweis für die
ungewöhnliihc Lei-
stungsfähigkeit die-
ses Meisters. — Den
S'.PAYD'. APL'S.
charakterisiert der
längliche feine
Kopf, das oben
kahle Haupt mit
den lang herabfal-
lenden Locken, der
Spitzbart und die
für die Fassung des
.Schwertes bereite
und geschlossene
Hand. In kühnc-
rem Wurf ist der
Mantel weit und
machtig über Gürtel
und Knie zum lin-
ken Arm gezogen,
um über ihn herab-
zuhängen. — Es
herrscht mithin in
den beiden Si>nst
als Pendants be-
handelten Figuren
grofse Mannigfal-
tigkeit alsein neuer
Beweis für die Er-
findungsgabe lies
Künstlers, iler in der
zweiten Hälfte des
XIV. Jahrh. aus der rheinischen Schule her-
vorgegangen zu sein scheint. Auf diese
weisen nftmlich Faltenwurf wie Gesichts;iusdruck
hin, und der Umstand, dafs die ihr sonst eigen-
tümliche Schlankheit hier fehlt, fmdet vielleicht
durch die Bestimmung der Figuren zur Nischen-
füllung seine Erklärung. Die Vermutung, dafi sie
zur Blcndarkadcnausstatiung eines Rcliquicn-
schrcins gehörten, dürfte nicht unbegründet sein.
SchoUtgeii.
307
1903. — XEll^HRIFT FÜR CHRISTI.K'HE KUNSI - Nr. ta
Nachrichten.
Kunstfahrt der Utrechtcr St. ßernulphus»
Gilde im Jahre 1900 nach Löwen,
Villers, Brüssel.
Ill> (Sehliir«.)
Wir fahlen un< durch Hitse und Slrapazrn cinigcr-
matoen eracbOpfc. Urucr Finanzminiilter fx-rrchnet
eüc I hi lii liasM-, iln der Wegfall drr fneilh. ;-...-n
GiMeinahliteit dimraai seiner Kajse verii'hdtTt bat.
D.i» Hotel »de la Poite« in Brüucl, wimmelte von
AnetUuMni, deren Rciinlel die Puriaer Wettaaa-
■MluBK mtt, und bot keine Geleeenhelt m ein Enire-
nou». Mit dieser Mahlzrii üe'.v,, ,,iu h •'.],■ f tt-ilttÜTilie
aua. die rtnch froruiiicf liiidaiuij ittx pericjidti*
WVin <irf Cli.impaffne darKcbr^ai ht weidrn dürfen ---
auf Kotten der Gilde. Dw PimiumMH ttao. OAiet
sein Herz nnd Mim BOiM ond Melk dm enaOdeMi
GUdcpilfem eine DraechlMuaite zur VatOgmf, So
aMenwhnen wir, frtthlicli and bequem platlert, unsere
Endprozession durcti Rfn«»rl« Str.ii«- n titn! Mnnu-
oicnte. — Auch unsere fernere bettriireibuni; wird den
flotten Trab eines Brüsseler Zweigespanns annehmen;
der Lew wird ecliott geieiif«t bftbco: Bekommt
dicm Rciee ond dicee .BericlitereUrttiHir* denn kein
Ende? — Ba laisl sich nicht leugnen, daU auch die
wnert Zeit i^oiaartiKe un»l interessante Stadtbilder
ycM h.irtr:-, h.it KUr ihr. 'II \I illn >i;rn'. - r k<-hr «n
grolse ikhla^adern er<'>lt»ei: Roulfv^ids, Avrnu«'«. So
■nncher unserer Freunde sali i^t-stem Abend mit
«WKnOgtem Geeicht auf dem Ineitea Trottoir vw
einem der Caftfudflale ond wdi bei brillMter Be-
leuchtung die Mengi" zu Fuls, im Ti.nii. im Otniiilni»,
Automobil und E<|ui(>.(;,- ' lim und litt walkii. AIh r
<ii I II i\i|.tit-iz lii t;i (l.-. h eben in diesem gesflliL,< ti
Gewühl, in dieser tioterhaltenden BeweKung des
Menschcnitronice, in Vcfeln mit den riedgea Dirnen-
•ionen derStmlMn. KanfUdcn, Bnrenne. Waren' wd
Ifefuchemneffaaine.
Ridiütirin auf kleineren, axti kleinsten M,ii<«t.ili
küuiKii 4ie*e .modernen Errungenschaften " nicht »er-
tragen. Kleine stille BrUaselchen und Parischen rufen
du Heimweb wach nach den allen chanktcrvollen
Stidlea, die aie fcidrlngt haben, an deren Stelle cie
ind. «Eine uralte Bemerkung*, wird man
Wer nht* tkh quUt. immer etwas Niedage-
wesenes Vt'rjulirii^ürn, iilicrupannt «fin lii tn « Uli-im-s
Gehirn und scinei: harrt — die Nervenheilanstalt. Eine
angenehme Obeniachung, nach den Boulevaitlge-
nttHca bcfeitet w» noch immer der Uarktplatt
M BrUael. Inmitten eiuM amirtdebnten. in der
Hauptsache nindeniiiirit. n 1111,1 iil i i »< ini- .illen \V»llr
»ich weit ausbreitenden ätadlkörpen ist dort das
historische, kumcUimriache Hers ODmcctMtet c*-
bliebcn.
Dn irnftaeantn Rathnn». aelR rierlicliM GegeoOber,
Mdam du toi, die nlten GiUeiitaeer, lo ver-
•ebieden In Anlage und Anfban. rtmtlich reatanrien,
bemalt und vergoldet nach allen M nii r. auf Koolen
der ihre Veigai^enheit in Ehren haltenden Stadl
Bttael, bieten, was in uiiS4irer Zelt so selten zu
finden und ani genielren tat: ein barmoniacbea Ge-
samtbild. r,i» Rathaus wurilr 1 ('ij .in;^Mli-;;t iinJ
I 14)^ vollendet. Uaumcistcr waren J acob van Thiencn
und Jan von Ruijsbroeck. Der Turm bis Ober Pirsthfüi«
vicreckic. Ober tti ein reich behandelte* Octof an
nrit dnrcbbroebener Spiiac; er Itt 114 Meier hoch
und steht nicht in der MitK- der Passadenbreite, die
ihrerseits rechts und links bedeutende Verschieden-
h<-i:( ii m Krrnii r: ■ ihf , Brr itc i i ;.ilrni t":ji;rii u ^. w.
aufweini; auch das Hauptportal weicht von der mitt'
leren Turmfaasade ab.
.Mancdnde Sjrmmettte*. aptacb kopflKhOttelnd
ein Mbceca CSeachlecht. daa noch M« an den Hali
im .il'en SchnUrlcib stak, iin;! in- lul.m i-> ri. fije-
dtunücn die Gotik ins Hcilii;tuiH Aki Kaiisl w.udcr
zugelassen, dennoch pflichlgemafs jeglichen Turm mil
awei TreptMintOrmdicn flankierte, pour canae de cjm-
metrie. .Koch viel tn viel alcife. wMttwIttic* Sym*
tattrie*. tchrdi die allrrjangste Generation, die alch
aufs Antipodentnm gegen .alles jemaU Dagewesene*
verlegt, sich aus Oppositionswui -ivA 'hn Kupf «ti'l'i
und die arme Symmetrie austreibt un i ciutziert .ils
den bAsesten Geist. Von einem Extrem ins andere«
auf md ab, wie in einer Schaukel, vnltiKlert daa
HeiHcbcnTflIUeiD, pliiierlick an beobachten ftr Alle,
die nicht la ernsthaften und traciacben Temfieraraents
>ind, um sich zu am (liieren Ober die possierlichen
Ki 'l.lll'- .lif Reklame, der Mode, de« .Genies- und
des iaiuiüenwahns. Darinnen linden wir ein reicbca
Ameubletnent, neues. gUltea, gelbes Richenhols In
Überflula «md da« Mchcb Gobebna an« dem «Reu^
lehnten Jahrhundetf^. Der Wille war rot, da« Stne-
lien lobenswert, doch Manche bchauplcn. I.if'. d.is
Neunzehnte auf dem (Gebiete der bildenden Kunst
iiui . nie Zeit der .1 he und weit ttbcnriegead der
tniUlungenea Vetiuchc geweaeo.
Aber daa Mentchenlebon ist Qlierbmi|it htaterhcr
betrachtet, nicht viel andere«, als eine Reihenfolge
von Irrtümern und F<-hl<-rn; und <ler einzige, aber
.lutli 'riiist M< ilii J.is Hr\v .iMvi r., alaCs wenig-
stem .der Wille cut wai ", h Hgmont und Hoom
mulsten ihren Irrtum schwer hülse», als sie Oraniena
Rat .Auf nnd davon!* in den Wind acbliwen; dica
bezeugen die Salle dti ConaeO Commnnat wo aie
I.'i)l8 verurteilt wurden, la maison du roi ihr Ict^t« .i
Nachtquartier und der Markt, wo ihr S^hatlot er-
richtet war.
St. Gudula, Brtl^sels Kathedrale, deren Tttrroe von
der Hohe auf den unteren Stadtteil mit atolMr Map
Jeatkt niederblicken, nimmt dennoch in der Rdho der
Dnmkirche« nur «Inen «weiten Rata ein. Jedoch
hat M' I i» 711 iliri r Vollendung . in. ti , benao langen
Zeid.tum in .-Vtiiiptuch genommen, als ihre g^rOlser^
und grol'sariiiseren .Schwestern. Der Neubau wurde
1220 begonneit iwd der Oatliche Teil 1273 fertic^
eealcUl, Der Chor mit acinei
und »einem «chweren, am ^ht
f^ligen Triforium, macht einen entücMeden dflalem
Eindruck und stoh! .m Sonnlagt n m vt.^rkein lir^jen-
satz zur blumtgr» -Beau Mn..),-', weiche sich
am spllen Vormittag eintin !■ 1 um ihrem Oberherm
die acbcildife Visite >u macbeu. Der sweilen Hälfte
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IM3. ZEETSCHRIFT FOR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 10.
310
dw {RnfMlwteii JaHrHimlfrtt üu li t i iw rii dit TBroc
An beiden Seitea liee Chona ■iwt «wMomlce Ka-
jMfilcn t-rrichtcl. lierMrn Meiatcrwerkc der Glasmalerei
cm ticbeimnisvulle« Hcllilunkcl vcridhcn, fQr Besucher
und Beter gleich aniiehend. .B<rter* ! die nArdliche
ChapcUe dtt St. Sacnuocnt 4« miracle« »owobl,
die ettdliche der None Dame de d^vrance diMl
immer mit And.li-htij^rn c<"Mll(.
Das arme Mcnichealterx l'Uhit ticb vctid&sen, Ti>r-
laren in der kalten Welt, t^edrückt «lurch Schuldbe-
«■fttMln and Fiucbt vor Suafe und UaheU. Wohl
mrd dem Stnrblichea die frohe Boticlnft vcrkOndet.
wohl darf er auf BarmheniKkeit hoffen — alle in er
iat und bleibt ein Sinnenweten, ,im Dankten bang
und banit .ilU-iü', wie der hollAndischc Dichter KH^'t :
er verlangt nach Wiederholuni; der cvansclisciicn
Wmtder« «r aBchte aehco und hOrcn und fahlen. O
wie seme mOdiie er aufaer dar allgemeinen Ver-
iirifamif , eine perasnlielie Suaaffe von mHefat Herf
goXt. U. I.. Frau oder einem Schutxheillicrn enleet;en-
nehmen! Wenn alle die»l>eiai!;lic:hen Legenden und
Sa(;en nur einen Kii:i van \V»tirtuii aufweisen, «o
itt der AUglll^e diesem Bedürfnis reichlich entgegen
gekomaen. In allen von altersher katholischen
Gegenden eiAhrt man Wandergeachicblen vom hL
Saknunent, >berall finde« alcli HettercotteabiMcben,
auf bc»r>nil<'r'' An vcn-lirt. in KapclIcKtn unil Fck-
chen an^eltidtht, vuii Kcrxen und Blumen uihI IteCern
umgeben. — Auch der katholische Reisende wird
dicMH G«4;en*tand«n der Volluandachi den ehier-
bletigea Grofa nieiit vetenlliallen.
Von den übngen besuchten Kirchen w^re noch
manches Merkwtlrdiue j!U berichten; ebenfulU vom
Altertiim»iiiUii<-uiii, ciA.t tun' gute (Jbeisicht gewährt
der Kunstbestrebungen aller Völker und Jahrbttiidertc.
.Ein andermal, tprach der Pape.*
Wir iit'hiiiL'n Ab'<. iiLt'il m/ii l..incl und I^eillCn Mit
befriedigtem und duch beklemmtem GemUt.
Der Nordniedertinder, der daa Leben imd Trei-
ben katholischer Kcgiont-n ki-uM-n !■ rnle, mufs «ich
in die beschrankteren heimisciK ri / j»t itHle erst wieder
ei:i[' l>in Wenn auch »lie alliii lj iu*lichen Kirchlcin
mit tbren Gardinen tiod äUtMen uod Stubeben grtiUiett-
Idla dmtb atatUicbcce Baolea enelM aiad, etwit
Hltialichea, Abtrescblotaeac» iat «icb unaeven neuen
Kirchen geblieben ; jeder bat aetn bestimmte* Eck-
chcn unil Pi.Hzt un'l rr-ii 1ii ilnrt ein nicht
eingepfarrter oder gar freintiUii<iiiM.hcc KaEhuiik, «o
vrfrd er von den Habitur« einigermafsen als Ein-
driqgUa( angeachen, wthrend der Klbter ihn aogleich
ina Avge falbt. von wegen der naitfebfllir
Von der Reise heimgekehrt, entbehrt Mancher
noch geraume Zeit jenen Zusammenflnr« von Ein-
^^ll(lnl■(ll uiul f- ri iihl'. i> bei den grofsi Ti t-u.iliink -
vollen h'eieriiciikeilcn, die fUr solche Kathedralen und
wofUr diese Kathedralen gcschatfen sind.
Gelehrte, Arahivaze und Archtokicen werden die
Nnae ritmtifen dlier unaeiw OUdereiaen und unwre
Heisebcrichti-, nh- »-rritm nicht« mt-T »•■.nit; Ncuis
darin finden, keine Enlschk-terung vcratccklLr Kunst-
gebeimaisse, keine Entdeckungen auf kunsthislori-
adwm Gebiet. Bei niberet Beiracblaog werden alo
svalp oder dKilig%tn
Mae Calnm.bttafiihitett acin kOnoen. Ka
wflrde achon eine RIeaeiuubcit aeln. blolt daa 6e>
k.innt.- aufzunehmen und ru beh.iHm, der. Reirhtuni
der Liiiidt-c uud Jahrhunderte im Ueiiät.lktr.ts itui^u-
stapeln. Wenn wir uns auf einen cinielnen Ort, ein
einsigca Geblade beacbrankiea, dann würden wir ans
I xu Tage fordem kfloaen; eine Relae wie die «oaiige
aber mufs, Ihrer Art und ihren Teilnehmern ent*
I sprL>:tu-ii(i. immer eine ..;ni|)ti'»':<iniNiiji^he" bleiben.
Monumente, Kunstgegenständc, G«.-mälüe, StJtdte und
Lnndaeliaitcn entwickeln sich wie ein Diorama vor
uaaeren Aiigca. die wir sugkich mit unaeren Ueraen
weit und begteifr Mtacn. Wir bringen einen Schals
von Eindiitckcn heim, genOgend. um unsere Fantasie
ein Jahi lang zu tieichlftigen, unser GefOht fUr allea
Gute uiut .VliMiie .in;utHi hcn und uns lU ermutigen,
Arbeit und Studium, eifer- und vertrauensvoll wieder
! aufzunehmen.
DfiAergea b. Utrecbu Alfred Tepe.
Das Bre.slauer Diözcsantiiuscuni, dem Herr
Geisthcher Rat Dr. J. JudriiiI/ nU «eni : wie des 1-Ur»l.
biichöQiaclien Didieaan-Atchivs) Direktor xur ErötTnung
«na SB. Oktober 1908 einen eingehenden Bericht
widneU (M ia ■pülfotlachen Seal der frObeien
Domblbnotheh nnd In dem anatolMnde« Neebaa dea
Archiv» eingerichiel, Cberf-ncheiKl ist il^e Fülle von.
Kututgegeuiiandeu des späteren MiUclaltcr» und der
Renaissance, mit denen es bereits paradiert, dank vor
allem der f Qrtorge dea Herrn Kardiiuü» Dr. Kopp,
wie dar «igattUlmldiMi odnr laihweiaeB Oberlaanuig
•eilena mancher KirdMnvoniinde. Der Umiiand. dalä
hinalditHch der allermeiMen GegenttSnde der Ort, dam
sie entttammcD, bekannt ist, hat hohen kunstgeschicht.
liehen Werl, da gerade sn ihn die Forschung am er-
folgreichsten aaiuknuplrn vetuiag, um den Meister,
wesigalena die Scknie feauaatelten. Je mehr die For.
aehnng rieh lokaliiieran liann, nm an aehnafler getangt
sie in bcfricdiEendcn Ergehnis^en - /Misrschreine
(6 nichtige wohlerhiltrne l-lilgcliltäre, 1 'J .\u(>äriir min.
derer lledcutunj;) und Statuen (darunler »ehr hcrvur-
ragende), TafelgcmäJde and Miniaturen (dem Anscheine
nach recht wtrteoPe), MetalfellfK and •Gettte. MUn*
«CS» MednlMn ood SicfdMunpin Gllier md Krilte,
Gewebe and Stickereien (laden mannlgfitdialen Tech-
niken) bilden naiurgemkfs den llaupimlislt der neuen
Sammlung, deren Vorzug namentlich auch darin besteht,
dafs jene fast aliawhliefslich heimischer Herkunft sind,
mithin nicht nnr anihentiich, aondem nach der Rdka
dea teBgiSaeB Empllndtna nnd hKnularitdaii SehaJIcna
in dem groUen Betirke, dem sie jeitt unentftlhrbar and
unverlierbar aogehSren. Denn ein solches Diöseian-
museum (wie es in nn/elMeu liiitlinfln'n-n Kr»iilenjen
Deutschlands iingsi beateht, in anderen wie Trier, Kulda,
Paderborn, Frauenburg gerade gegründet oder be-
(aatlBt wird) iat i» eraler Linte imd nm »indcflcn
eine Reltnngmialion. SoR ea nellr ali dae aolche
sein und Mcibeii. so bcd.irf es eines geeigneten hin-
reichend gtuiscn und hellen l.okaU, passender Schrinke,
einer xuverlissigen Verwaltung, namentlich eines or-
dentlich vorgebddeten, aachveritindigen Lailcrs, der
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312
und duz« Zeil wie MiUel erhSIt Der Mugd «B
leUteccu trtj^t die Hauptschuld, «c>.wct;en die nwirtai
derartijjen Mtisi-eii vf tWuuimcrii, dir nt nehin den Staat-
Uchcit, provinzialen, kommunalen Sammlungen gegen-
■ber clMn ao «eilwerai Standpunkt haben, daft
■Itllmweiie die Verewifiu« aü einer d«n«lb«i tick
«oipMdm dürft«. Sekalli«««.
Friedricl» Lippmana f. Bi «h in ItoveMber
leOl. Uim kkiaer Kreit «wi Amltrnonvi «d Freon.
den feierte Ui dem achäne«, ftitliehen Hein Dr.
KncdritK I Ji.|Hn:iMi^ in FSerlin i!;i<i filnfundtwanrig-
jShrige Jubiliuui des li.iuslieitii j.Is Direktor des Ber-
liner Kupfer»(ichkabinelts. Lippmann war noch in
voUcr rritche, mitien io rastloser Tktigkeit. Ea
•diieiieii flini noch viele Jalire erfolcrekK«! WirkeM
beschicdcri ni sein.
Zu Beginn dieses Sonäiiitrs erktui.kic Lippmann
•a etMin llenleiden, von dem ihn nach Idingen,
wh irew n ICi»pfen ein titiifter Tod am 'i. Oktober
1903 eritete.
Das RcrllTicr Museum, die Kunslforschung und
die Kunstplicjje m Berlin haben durch den Heim,
gang dieses Manne» vieles, fast uneisel«lichi-s vci
toien. Der Vcr*lorbetie vcrcinifie in sel<ei>eni Malte
mit aniuieDder SeckkiiilMllit, «chaffcm, nicherem Ur-
teil und feinstem Geichmck preklkcheD Sipo und
"geschäftliche ITmsictil. Mit «Weil Wegen det K«Ml-
han.1cl< vi-itrrml, w ir r- ^tcts (irr Kr-.le am V'.:i<!.. wenn
es galt, dem Berliner Kabinett neue hchauc ,£uiu;uhren.
Alt Lippmnm, der einer FMfer Familie eni«i ammle,
im November l^ß an die SpMcc de» Berliner Knpfcr.
sticbkabinettK berufen wurde, wer der Betltnd die»««
Kiiliinetls III virlcr lliiiSiL-h' uiivwll*liiridi|; innl uii^jli-lcli.
mlfsig. t>i<f KupferstichsamiiiiuBK 4ei» üciietaipusu
meislcrs von Neficr, welche den Grundstock des Ka
kinetubildele, wnr cmr siemUck nmfMtgreich. enthielt
•b«r nebe« emMlnen fetenSlileken viel MiltelmitMge«
und MindeTwerlige«. Das Berliner Kabinett tiaad da> <
maU hinter den anderen europäischen KaWoelten mit
ihren meist reitiini ,S.:hSlicii wen znri.vk. I.^iipiiiai.n
hat et teitdem tu einer Jen äiifren Sarnwiutigen eben- '
b«rti|eBH«heiebrackl. Unerntuiluh war erdaraufbe-
dackt, die Werke der bedeutenderen Mei«ier in ergäuMn
und dnrch Ankaarfrltacr nnd friaeker AbdrOcbe tu vcr-
beMern. Mit Rc:tn i»t beim Jnbillnm Lippmanns
darauf hingewiesen worden, d«f«, wenn änderet seine«
WirlMht bekannter >rin mag, diese stillere Tätigkeit
den baeleiiTeil teiner Lebcnnarbeii gebildet hat. Be- |
londereSorgfaM widmete der Verstorbene den Werken \
von Schontfnaer, DOrcr «nd Rcmbrtadt, die dM Ber- i
liner Kabuiell jeltt in noHbertroffener Sckflnhcil anf-
weisen kann. Auch der im Ir^lnr l -"'. noch ilberaus
UttrfilgC Bcsilr des Kabinelü. in Zi-ichnuiijicii aller |
Meiner ist durch Lippmann« Verdienst «< .n • n li rr.
weiten worden. Kurt nacb der übernähme des neuen
Ante erwarb er die reickkiliige Dbertamminn« Po.
sonyi-Mul.Jt, Im Jahre 1882 folgte der Ankagf der j
köstlichen Zeichnungen BotticelH» in Dante« gUtttfcher
Komödie und der wertvollen Miniaturen i is ür-.n
Betitt de« Hertog* von Hamilton. Di« ieiite grofse
VermehraBfr derHandtfickmingendaaKaltinctt« Imtckte
im Jalire 1IKI3 die Erwerbttttf der an Werken ilalield.
schfr Meister des XV. iinl XVI f.ibrh. und nieder-
lündt&cbcr Meister des XVlü. jahrii. reichen Sammlung
von Beckerath. Der Berliner Besitz an Zeichnungen
Obm darf bente mit SitoU alt der idtehtt der Alk>cr.
tina bedcttoktoe der Wck facMkdiMt wwtdaa. Lipp»
mannt Sammeleifer wandte aick anck dew iltattrieHcs
Bachem m. die das Berliner Kabinett jtttl intekener
Zahl und .Schönheit besitzt. Auch um die Bescbaltung
der fttr Sludienzweckc unentbehrlichen iiiUiwitUel war
der Kabkiettidbektor eifrig bemttht. Die BeiilncrS«mm<
lang vnn pkalegrapkitchen Macbblldtiafen mtek Ge»
milden nnd Haadteickmacen aller Heitter wird an
Rl <:hh.ilti^kr<t kaum aberlrolTen. Ein IrefTliche« Hilfs-
mittel schuf Lippmann auch in dem tur Sammlung
der 1 1 .ii:<iliiu iit: der Konigiichen .Musreu zu Üerün
gehörigen Handbuch aber den Kaptcrsticii. Iis ist
eine durch znaammencedrlngte Kflrie und Scklbfe
dct Urteilt geradem mmilargllkige Arbeit. Fir ein
Hamjtindi des Holnchnitlt katie Lippmann berent
umf.uij;reichc Voiariiriirii L;rrTi:nh(; r!er Tod '1rs kaam
))4 lihri;;eii Maiiiirs Im; leider aucn dieser Arbeit vor-
teiti^ eui /. el ^rNriii. Von den sonstigen konst-
historischcu Vetitneutlickungen, tu welcken der Ver-
storbene »elMn amtfengender Dicmtn^eil nock Zeil
fand, verdienen die nnier aeiner Leitung von der
Keichsdruckerei meisterhaft hergesletllen Wiedergaben
der /eichMiin);ei( Dtlreis. kcnihriiinil«., sowie der Ihiiite-
xochiiungen Hotlicellis besondeis hervorgehoben <u
werden. Seine leitt« Ariteil, von welcher bisher adiMi
B Uefcrnngan vorliegen, war die Wiedergabe tod
Zctcknangen aller Meitter im Berliner KnpCmlicb.
kabinetl in inuslergUlligen Lic?i!<! rucken der Keichs-
druckerei. Daneben veröffemlithtc ei zahlreiche Auf-
sätre in Fachblülti:rii, l>rM<n<lrr» in dem •fahiboch der
Königlich PreuCsisehen Kunslsammlnngen«. Wir er-
widmen nor die Studie tiber den haXaniaehan llnli*
•cknHt im XV. Jakrk., «ber die HokBKknkle de*
Meitten J. B. nnd Uber die 7 PlanelenWIder.
r,roi"fc Verdienste hit ^ich der Veralurbene auch
um die i'iiege der allen Kuu§t lu der Keichshauptstadt
erworben. Als einen Mittelpunkt for diese Bestrebun*
gen grflndele er mit Wdhetm Bode. Robert Dokate
und anderen Amt^enomen 1888 die Berliner KnmU
^eschichiHche Gesellsckalt. Aach in dietet Vetelai>
gjiig war Lippmann die treibende Kraft.
Lipproaiiii. (Irr -\i'h der !je»iiiidrren lUild de«
Kaisers Friedrich und seiner kunstvcrsllUidigen <it-
niahlin zu erfreuen halle, pflrgtn in tcinein mit er-
leacnen RaniuchiUen, l>etondafa mit vwtrelfliekcB
Gemllden akdeuttcher tiiMl altniederkhidnicker Meiner
gf -chiiilicktfu Hfliii rinc .lu-geJehnte GcselligVeil.
Seiu ilaus »jt taj Jiaiiimcjjiuuki für Kunsiforscher
und Kunstfreunde. Meinem Vater, der Lippmann
durch seine kunatgetckichlUcken Studien niker ge-
treten war, habe ick ee atctt gedaakl, dafa er aneh
mick in das Haus seinem Freundet eingefilhtt hat.
Die damat« geknOpflen und fast zwei Jahrzehnte hin-
dunh ^icj iTr^irn Mciiehungen zu Ür. Frsrdr;ch Ltpp-
mann werde ich stets tu meineu wertvollsten Berliner
Ermnerungen rechnen dürfen.
Berlin, iai November im Dr. Paul Kaafmaan.
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313
314
Bücherschau.
1)»% (jcsett icT K u I m e n t c b ön hei t , erfunden
and syttenialKch darge»tellt von Johanne» Bo.
chcnek, VcffuMrde« »Kuon alier «cutchliehni
C«tutlen md der Tim«. Uoler Wiarbail von
P;itil I.erch; inil einem Vorwort von Prof. Gnitav
Klicikiii. lipilm. Grof»folio.Format, B Bogen Text
mil Abbilduiii?rti mul 3.'i doppelscitiiärn 'I utrln. In
dtganlar Mappe. Freii .'5 Mk. Dielerich sehe
VcrkfllMIchlllodlaDg (Theodor Wtteher l, l.eipiig.
DieMS •■■ «üiNoieD B«rcdituingcii und AbmcwMB»
gen, imwie mit lline« ««mheiien ZetelimiiigeD meiiMtt-
lichrr Cieül .i;tcii ^l^.<^ aitikrr Kuiiitwi-ikr icnsnimen-
geseute. elegasit aui|;c»UUe!e Werk lnU mi! dem
Anspruch auf, den von Jen alten Griechen gekannten
■nd gapflcflen, »piter verloren gegangenen, bi> in
nnicr« Tag* wctbew goacbl«!! Kanon fur die
SehSnheluverhllinitw mritdar M^eluDden ni haben.
Dieien Anspruch untenHHst die von tUldttaaeT Eber-
Irm auf r.ruiiii sorgsamer Pr(lfl^ll^;on luid praVl'uchcr
Erfahrungen beigegebene Empfehlung, und ihn be-
■titigt der nähere Einblick, der «it Sehritt und Tritt
.den goldenen SchDilt" angevandl findet, wie
in de« GHcderaDgen der ncMefalielMB Ldbcr, lo m
den Gebilden der altgriechiichen Künstler. Dl« Rechl-
eck, welches der Verfasser konstruiert, um auf seinen i
kihmeii jenes uraile Schönheilsii>-if> iriUt-Ut eines I
üoppelzirkcU m h&ufiger Wiedethulung einzu- j
Inge«, wird ihm durch die l.inienkreuiungen rnm
SelMun filr die otenedtEclie Geetalt. die ninnUche
«nd welblieiie, die je ihre besondere, afle Fonnen nnd
firg-iuc bestimmende EinmiWii hkeit reigl. Zahl- |
reiche Tafeln mil eiiit^riragenen Linien. Zahle»
and Buchstaben erläutern dieses System, wie a:ii
labendigen Körper, so am Skelett (unter Aasdehnung |
•ef die Tierwelt) und beleuchten sogar das Geheimnit |
der fcHiperlidiea EotwieUnng. — Oanli einer unalg- |
llchcB Falle von Rechenexempeln nnd FTaebweiten, die |
denEindruck einer mühevollen!, et>eii»u!ir;i tnavhen, Kat
die Durchsicht des Werke» eine ubci^cugeadi: Wirkung,
die durch die fachmftunische Prttfung der Einzelheilen
wohl noch bekrifUgt wird, wie im iatetewe der
wiwtMdwUklle» Atthelik, tn utnentüdk maA de*
kflBetleriaeheii Schaffelle. Del* diecas mtcut«
tick aliMngig Ist von der SckOnlieil der Linien, viel.
mebi von der kn;)i(i>;keil der rfii(>or1uj|ien, leugnet
keiner, und daf* diesen wiedenim ganx bestimmte,
in der Natur voigehiidele Geeelac sn Grunde liegen.
Wird wohl ebcnanweug hcitriMett werden, irot* der
Soeveribilin, die heelmtagealirker wie Mher tat den
Kanstier von manchen Sehen gcfordcrl wird. Je mehr
der Künstler diesen Kanon durch Studium «ich «nge-
ei^i^ct Iml, «in mi »icherer wird er von lim l.r riiir-n
EnlwUrien geleitet werden, ati der Hand keines ciii-
geborenen Schönheitssinnes. Zu diesem aber niiifs
nnliedingt die Kcnniak der Gcieii« binankom^n, ao
dafc ahn daa vorKegende, hflclMt verdienatvoHe Werk
als l.ebr. nnd Leinbuch ftlr den praktischen Kunst,
ontemchi auf« würmste empfoblei) werden darf.
Schaittcea.
Äslhetiit der Baukunst. Von Gerharil Giet-
mann, S. J. Mit 26 Tafeln und 100 Abbildungen
im Text nebst cmeiri S»ch- und Namenregister *u
allen luiif Binden der Kunstlekie, HeideTt Fvci-
bnrg. 1003. (Frei« 6 Mk.)
Ul diciein V. T ei I ecUielit dibvortflgl. pKttnat-
lehre' ab, die seil 1809 entcheint, und mit Ausnahme
des IV. Teil«- Malerei. Bildnerei und xchmtlckende Kunst
,vi;l. fnl. XI\' Sp ].'.'■ Itln dieser /eHM!,!;!!; nur vim
Gietmann bearbeitet ist, der iaiheiischen .Seele diese«
ganten Unlemehmen*. Dafs er eich die Baakeftat
far da» Bade «Hlbewahnet begreift «ichi dem ilwer
blhetiichen BelendiUing fdill ei nicht an Domen.
.\ber sie verlieren ihre Sch5(fe in der kriti-cheu
Schftrfe des geschickten Philoiiu^hcu, der mit klaren
bestimmten Grundsätzen an die Beurteilung herantritt
und al» nUcbtcmer Beurteiler keiner VoreingaMMnniea»
heit, oder gar Metetie um Opfer ftllt — 1» Teiles
entflrteheh er aeine ideal gehaltene, aber mafsvolle
Theorie, die er in logischer EntwirUnn..» und edler,
niif jede i'hrasc verzich'ei-der pr >- di.ircltluhrt,
/^uer*t weiden Uegntl uu4 ükiuenie der Architektur
geprtlfl, dann die drei g^rofsen "'"MMgHlHlfrll dcr-
■elben dargelegt, aito die bandweikliche», vorgeadiidit.
liehen etc. Voratnfen vor der frieehitchen
[und runiisclieu H.iuknri^t, eiidlich die aitchrist*
liehe» ujiid m 1 1 1 c lal t ei Ii ch c D Uaustik neha der
Renaissance. — So entfaltet sich unter seiner
geschickt sondernden Hand an der Anderen Ceachichie
der Baelniint iht* imiii« Aiagaaialieng, wie den Be-
dUi&iaie dar Bau, dem Mnleriei die Fotei, der Ken*
atraktton das Ornament entspriebt. Bia in* einadne
weist der Vrrfns»er dir Fi>rriibilduin;en, ihre Notwen-
di|^kr:< ibre Berechtigung nach, und dafs die kirch-
liche LtaiikuDst dal>ei im Vordergrund steht, hat seinen
Grand nicbi nur in acincr Vorliebe ftbr dieaellie, •ondcm
audi In ihrer vielwitigcn Bedeateng. — Trat* dca Vor*
herrsch ens der Theorie fehlt es nicht an praktischen
Hinweisen, und hieibei ist die Einheitlichkeit der
unverkeanbaie Veeamg^ deahalb der Magnet für den
Leier. Scbsataea.
Geschichte der ktrc Ii liehen Kons! von
Kit hard Blukuer. Freiburg i. B. und Leipzig
l',»0:t. Verlag von Paul Waetzel. gr. 8*. Uli, Seiten
mit 71 Abbildungen. Ladenpreis geheftet lU Mk.,
IS Mk.
Das vorliegende Werk Btlrki ers vcrf<il({t jmpuläre
Zwecke. Vom Standpunkt lie» evaugeitschen (iegen-
wartstheulogen aiM geichrieben, hat es sich die Auf
gäbe jteatelk, vor eisen wetteten Kreiae kirchlich
iateieiaiericr Leaer ein knraea Gcaamthild der kbeb«
liehen Kunstentwicklung zu entrollen, wobei der Haupt-
wert auf die Aufdeckung der zahlreichen Verbindongs.
fSdeu geleimt wird, welche die IcUiistlerische l!ei;itigiin)4
mit der aligemeinen jeweiligen kirchlichen Zeitvor-
itellung und mit dCB Ktergischen Bildungen und An>
forderangen der goticidienstlichen Gemeinde ve».
knüpfen. Ba kann nicht geleugnet werden, dala
BOrkner diese Aufgabe mit (ieschick zu lösen ver-
standen hat, uidem er weniger «uf eine gelehrte
Darstellung, als anf eine flUsaige. leicht ver\tundliche
Schreibart auaging. Ja dar Aaawahl de* Oberreicb
1903. — ZEITSCHRIFT FCR CHRISTUCHE KUNST — Nf. 10.
vorliftictulen StofTci hat »ich der Verfauer dahin b«.
«chriokt, dafi er es »ich tum GraudiaU machle, im
allCNMiDn BW solche Kuntlwerke tu ichildeni, welche
er MW «gCMr AoKlwMiiig kouiga gciwBl hat. Dtft
du W«rk hitrdvreh «hMii (tark ptnSoHdMB Sienpel
bflcommcn mufsic, licj;! auf der HsiM Pte lllutlrie-
ruiijj ist eine .iii»pruchslo»e : »i« ii^uikie es »ein, wenn
•iaN Buch mein ru teiifr werciiMi sdllle. Die AIjLm;.
dungeu, welche lediglich «1» Antchaaungsmittel dienen
mNm» bcrabca •todieh nTHmdaUnw 4« ymtuaa».
Dai Wark gliadtrt tich in drei Hauplabtchoitle,
*nn denen der enie das chrittliche Altertom« der
tweile das Millelniler, der dritte die Nt-ujeit tiehai)-
dell. Kechl giUcklich i»l der Abscbniti, welcher »ich
mit den Katakomben, ihrer baolichen Anlage und ihrer
nalcfiicben AiaadiailckaBg bcbüM. Nunanilkli var-
diowD die AoaMhiw^cn ttber die laiii hinfigiMn
wiederkehrenden Dirstcllungcii neachluiiK- Sie ver-
raten eua sehr eiogchende» Studium und eine genaue
Sachkenntnis Anci Nennenswert ist ntic)> du« Kapitel
alKf di« Baiikk«, ia welchem der Verfaaier m leb.
fMftar Art die Avawa^HDg det ciofacheo tiemeinde-
humt nr BuHäM dwiegt ud Mit dcf Botwicklinig
des Goncadicflfliet eildirt, flir weidtcn das ncee Ha«ta
eben jiassend gemacht werden iiiuf»lc. Mit Recht i»l
beim rumänischen Stil das Vurwaiteo der Eiuiei-
petsbulichkeit als etwas speiifisch deuKche» betont
vordeo. Amprecbeud iu mach dar Abachoill aber
den gotiicbes Bilderkreia.
Es würde dem üuche gcwif'- i icht zum Nachteil
gereicht haben, wenn sieb der \ cifasicr der Muhe des
Aiile^eiii eiitspiccbcnder Register unierzogen hätte.
NOrnbeiK. Fritz TraaKO't Schulx.
Geschichte der bildenden Künste VMl
Dr. Adolf K i h. Zweite Terbesserte und er-
weiteite Auflage. Mil einem Titelbild, 'rifeln
und 940 Abiiildnagen im Text. Herder, Freibnrg.
(Preia 90,40 Mk., biii gelnadak S5 Mk.)
Diese im Anfange des laufenden Tuhres Ur^jnmirne,
(hier bereits mi !• ebruarheft uni^f-kUndiijtej Neiinuihijje
hat in schnellem Fortschritt iluen Abkchlafs gefunden,
nad mM den basten EiapfcfaliiDgen darf sie begteiiet
mmäm io dta weMeti Kteite der Gebildeten, hr
wekhe dfe aOfemciw KmMgcMliklMc nickt die Be>
demting dea Kachatedtaiaa, MNidem nar der emMcn
Friv iiluuier «eisudf; hut, im Streben iiuch Mijden Grund-
aStzen und Kenntni&ken auf dic»em veilockendcn Gc.
biete. - Nach beiden Richtnnt^en hin ist das Bach
tm anvariXaaigar FBkrar, indem ea den KnnMgabildeti
nitr idealt feiiuiide Ameh e u Mif ea mtfegenbiiBgi, md
aus ihren gewalligeB Reihen die springenden f^inkte
heraushebt, um an ihnen in grofsen Zügen den Ent-
wick!iin(4sg:uit; darzulegen, dutcb nihi;; iurlschrei-
teude brorietuiig und an der Hand guter Alibil.
en. Wie die erstere überall, namentlich im Alter-
der MliclinaUieiien Periode nnd in der Fftth.
renaiisanc« den Fortfchrilt der Porachnng erkcmmi
iSfil. SO erscheint die Illustration, die sich nicht nuf
das Herkömmliche bc-schraikt uiid hiijSicli: Iicl; der
RepriiduktKiii das Hucliste etslrebl, e nc »ehr er-
hebliche Verbesserung. Dafs die Kunst des XLX. Jahrb.
M im gltcUicbtr AnweU cha.
J
rakteristischer Ilenkmtler und in daran geknüpfter
kurzer Beurteilung der Hanpikttnstler, der profanen
wie der rcHgiflaeo, wird den meisten J.escm sehr will,
koaneo aeiBi — S« «g maachcr in diaaat gut diape«
alcftcs, einlach aber vwraebin gehalleMa, iMil w
knappen und nicht zu weitllnfigen Kunstgeschichte
gerade dasjenige 6oden, was er auf diesem Gebiete
suchte; das Verzeichnis der technischen Ausdrücke ruit
dem sorgfiltigen Register als daokcnswette Beigabe
B.
Alte Meiilei» Pwllice Faksimiles nach den
Itcrthaiteil« GemlldcB der Welk — Voodieieiii hier
wiederhott in« Sinne kotier Anerkennang wie wamer
Empfehlung besprochenen Sammelwerk liegt nunmehr
auch der III. J a h r g a u ;bi£ auf eine Lieferung)
Tollendet vor, und es darf ihm das Zeugnis bcslin-
digcn Fortichritu hiniidillieh dar Trane nnd Feinheit
dar Wiadatgnbe «ugiHtelk «cideii. — b dleaen viet
Lieferungen (Tafd 61 bi» 118) alod wir maice
Deutsche (Holbein) vertreten, aber manche Ilaliener
iSiidnma, l'o'ci. I ipi'i, Mrlnjio lia Fnrli, KalTael,
iuian UKW,), von .Spaniern Muriilo, von Franzosen
Cliiuel, Millel; von Englindem Gainsburough; selv
viele NtedctHader, wie Knbena, Oaiade, Tcnieni»
Wonweimaw, Doa; «nd bei dieser Aaawahl md die
deutschen Galctien mit Recht hcvoiziigt Vor keiner
Schwierigkeit «tutdc tl.il( ^etnncht, jede vielmehr alt
Auffoiderung zur höchsten Anspannung betrachtet, so
data gerade die (icasUda mil den feinsten Fari>en-
»le aie dco
m»d PMtiXis moctaMdi
erschefiten, oamenflicli die bolUndiscbc« Bilder, die
an die Keprudukiion die hnclitle Aiifotderuiijj iipllen.
Im hegi mlüa hier eine BiaitieAle»e vut, wie sie bei.
•piellos dasteht, und da auch in beireff der Auswahl
nicht blofsericttcbleie Ewaickt, sondern anch aaiteRdck-
stckt gewaltet hat, ao iit nw nnehiteachrtokla Enip>
febluiig am Platze. — Jedes Udd bt in ein graute
Passepartout gefafsl, um in gefilliger Mappe mit je
■* Hlnlt Mk. ', «ider in einem Wechselrahmeri ('J Mk.)
als VVandscnmuck autuewahrt zu werden. — Dieselben
Bilder erscheinen, nuf feine Kartons gezogen, ia
SaaBMlnMppen iroD je 40 Blaii ('J.'> Mk.) imter deei
Titel: Meierei. Die BeMhreibung jedca Bildea iel
eehr «elivoll, klar, «Bfefasd. SahnOtgee.
Hundert ^^ei^let der Gi-genw.irt. Eine
Saaiiiiliing farbiger Kaksiniiia nach Gemildcn reii-
{{enössischer deutscher Künstler, erscheint liei F. .\
Scenaan als eine gewiiae Erfiaanng der «Alten
Meiller', diaaen dvrchaiia ebenbaftig hi beteg eif die
farhiKe Wiedergabe der einiehMD Bttticr, von denen
manche offenbar i^.nu aparte Umständlichkeiten be-
reuet haben Wie m dem ersten Kelcrate ; Uber die
iKideu ernten Helle Bd. XV .Sp. J.'.i) bereit» be-
richtet wurde, soll jedes Heft nur Künstlern derselben
Stadt gewidnei sein (mit Aeanahme ro» 2 Heften
flir Bhudone), jedem Kttnaller nar cfai Hin«. In
dieser Anordnung sind ftlr München Hefte vorge-
sehen, für Berlin 1, filr l)resdeii, LHlweidorf, Wien
je 2, fUr Karlsruhe, S'ntitjart, Worpswede je 1 ilefl.
— Von dieaen JO Heften (tOMk.) liegen beieiu 14
vor» ia deaca Miudiea «ad Berlia laH je 16 KtaaUem
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317
I9Ö3. — ZErrSCHKlFT FÜR CHRfSTLICHE KUNST — Nr. 10.
318
v«rtr«lrii «ind, Drei<len mit 10, Dttueldorf, KarltruliF,
S(iitig«n, Wien, WotptwtiUr mil j« i>, aufterdem
V. Bodnam, PeMoaco, v. VolluMidi, OMe. Urbu.
— An i m — ■chc ffci lüipp— , waKhe die AmlcM boi,
ül d«r Vartagar mtl Takt «od GMclc vorbeigeschim,
(obwohl von Schneider, Slack und Müller mJErc Gr.
milde *OT Astarte, Mrerweibchrn, Faun und N)ii)|j)4e
den Vonng «crdiciil habco wardeo). Di« venchie-
dauta* Arlan nnd Richtangan komnaa an Wort,
liolt dar am Madm ToMutaii und TadaUm af>
anahaandcn Sehwiafigkcllaa, uid dafi der Dratbrban.
druck aia ao glllcUich Vberwatiden bal, vertcheacht
luch die lelilen Ucdrukcn, ilic ^cgcn ihn vereinzeh
noch erhoben werden. Uitie haudlieben Foliobefie
Bit Ihian filnf auf grauen Karton gehefteten Bildern
duchnUlumi, danaa ja eioc Drackaatta aail der
darchaat faehotlnniichcn Charaktenaiik daa beUetfaa*
den Mcisleri vorhergeht, bereitet einen huhrn (Jenufs,
Dntl ein bcMterc« Hilfsmittel, (ich mit der Malerei der
Gegenwart, ihrrti 'Cliereinitiminungcn nnd Verschieden-
heilen, ihren Betirebiutgea aad Ergebmaten, ihren
Scbwicbco and SlirkcB haikaaat an mache«, itt wohl
ai«bt denkbar. Oaa bia Oataoi a» vaUaaideade Sammei-
werk Tafd l a t daher weithin cmale Beachtmg.
Sc Ii nQt,[etl.
üchBiualtftre in acharedtack^n Kirchen aod
Hnaeen mn der WcrkaUd dca BrOiacler BUd-
aetariBcmJas Berauino Ton l>r. Johnnjr Knoavat,
Aariftani aai Notdiichen Mtueiun in ii t ac kh ohBi
Mit «II AtbUdanga*. Heki, StrafafaMf lIHW.
(Prei* i> Mit.;
Ab Nr. XIV der .Sludieo stur ICanalg«-
achichie dea Aualande»*, die ichon manche,
aach In diem Zciiachiift gawdnlifte Perle beten
(neben den '.'ini^n auft beste einjjcftthrten .Studien
nir deiitsL-tien Kuiisipefchichte^) eracheint »oeben die
vorliegende .•\rbeit, die den (iei[!if;en, Mir^^'f:ill:gciL,
nmaichtigen Furacher venii. Er bietet hier aus dem
Schatte von Vielen aehaifn n eohn du naige », die er
anf Kanttretic», ratiifhtt in aciner Heimat, nament.
Seh h> den aehwediachen LaBdachaften L'pland, S6der
manland, VeiliiniiiUml und (Miergnlbud, liesonders
Uber die dort erhalienen SchtiilzalUiie, geumiiiek hat,
nur einen Brachteil, ntdem er, darch die Prüfung vi-r-
wandtar Aharachraine m Beicie«, arte in Könen and
Dljon, Wien, Knaael nnd GOatrow an VerrMehvncen
angeregt, vornehmlich die aui der BrUieeler Werktlatl
des Bildscbnilren Fan Bormann hervorgegangenen
AuUätzc genau uiUeri»i:cht , und dninjt die '1 ili^keit
dieses hervorragenden Meisters an der Hand von Ab-
bildungen seiner heimsilichen Werke klarsielU, ihm
aeiee Stellnng in der Kunatgeachiehle anwcial. — Mach
einigen Beraerlmngen aber die ,Schnilialilre in
Schweden", die vui) 1400 bis I4K0 am Norddeutsch-
land, diuiu II» die 'JOer Jahre des XVI jahib.,
also bis zum Ende der kalbolischen Zeit, aus den lliU
mischen Werluiillan iMiogcn wurden, verfolgi dar
Verfasser amichat »die Eniarkkinng dca Mmichea
Schnitaattaia von c«. 1400 bia 140O'*t der anciat «ua
kaatenfiinnifcn Niaehen mit loae naamraeageatelhen
Einzelfiguren tieslsnd, d.iiiii aus iraleiisch wirkendeti
Gruppen, die lulctit dem .Streben nach citihettlicber
Wirkung zum Opfer fielen. Zwei vorzügliche flimische
SchniliahCre im Dom tu ä4ient»üa bildeten den Uber*
K*nK "^"i Werlcen Inn Hormann*, die iuer«t in
I Gttsirow und LOwen usw., dana in den schwedischen
Kirchen nnd linaeen geprOft nd beschrieben werden.
Sein Mitarbeiter wnr (etwa von I&IO aa) aeis Soho
Pai'-;aier, dessen spätere eigene Arbeiten Vom Verfaaaer
fesl;:eslellt werden, um im letzten Abschnitt zu den
liruticler Schoitzattäreii ii> Scharedco ttbenuleilen, die
nicht aus den Bormannschen Werksttten stammen. —
Viele krttiiche nnd kUresde Beobachtugea ahid hier
in elfenMaMcher Aiadnwkaapeiw waaroaialiafiii,
den Wunsch weckend nach weiterer Bearbeiinng und
Veröffc&tlicheng teinea ao mthiam geaammeltcs reichen
Matariala aü Bhiaehlnla der AbbildungiBk X.
Wandern und Reisen, ntttstrierte Zeilachlifl
fttr Touriaiik, Landea. nnd Volkaknnde (L. «ebwnmi.
■ranalHch i HeAe, k M Vt), bei flWeat Beghin vor
Jahresfrist hier warm begrilfit, hat die Erwartungen,
j die an sie geknöpft weiden durften, nicht nur befne*
dl gl, sondern weil Übet boten. Der I. [.Thrj^ung liegt
vollendet vor (im prichligen Einband für 16 Mk.), und
schon der Blick auf die nngemeio gICateild«
Illnstratien bealitift den Reichtum nsd die Mioaif»
fahigkeil dea Ininita. Im Vordergründe aleben die
Land%chtifls-Schildeningco, die auch in fremde I.ünder
fuhren, aber das Vaterland dnrchau» bevurzugen, die
den Alpen ihr besonderes Interesse bekunden, nilCT
anch die HOfCl und El>encn nicht vemachliiMignn.
Knhniw md Sitlcnbildcr qiiclen ctae gMrfäo Rolle, «ud
dea üliidlebitdciii mit ihren KantideokmElem iit efai
weller Raum gewahrt. Neben ihnen komasen Zeh.
ericheiiiuiigen und .Krlinduiit^en zu ihrem Recht, wie
Kunst uud äpori. Auch die ErzShIung behauptet ihre
Stelle, der Poesie, namenllich der mundartlichen, wird
der Pinta gewahrt, nnd die mancherlei RatachMgc. die
far des Reiaenden von WidUigkeil abid, wi« Ar die
Auswahl, so far die Behandlung <)er Ti>uien, slompeln
die Misiellen tu einer besonders er(»iebii;eu Kubrik.
Nur erfahrene und bewährte Knchlruie kommen zu
Wort, wie für die groben Auftüize, so (Ur die klei.
Deren BeticlMe und Motiaen. SebnUiKe«.
Deutsche Gesellschaft fOr christliche
Kui,»t, ] ahre « - M a r liMi.t, Mii || Folio-
tatein in Kupferdruck, Fholotypie und Zinkographie,
nebst '_'T Abbildungen im 1 exte. Ausgewählt durch
die Juroren: Praieetor Btthlmaan, Q. Fngel, Pro-
femor Dr. Grauerl, Ftolciaor Kolmaperger, Dr. Joe.
Popp, Piofessor Rmneis, Professor li.-ilth. .Schinill,
Professur Wadere. Ncb&i erläulertident lext von
Dt. Jos, Popp. — München.
Dieae wiederum acfar leich nnd vornehm »nfga-
aiaitete Mappe BOnt 3 ArehilektcB (Aagermnlr,
Kurz, Schott), 7 Bildhauer (Iveu, Malter, Pruska,
RUllcr, Schreiner, Sibbel, Streicher), !< Maler iFeuer-
slein, Fuchs, Hackl, iluher, vm K.r.inier, Uayer-
Franken, Rudi, .Spiefa, Thoma) vor, so dafs also das
in Manchen besonders gepflegte Kunalgewerbe diea-
mal leer auifcht. AI« eigentliche Archiiektenleiatnng
kann nur die recht gewhickie Ergänzung der aken
romanischen Tlorfldrche von Kon betrachtet werden,
deiiit die drei Altarbaulen: romanisch [?), spät){ul>«ch,
Rokoko fallen in das Gebiet der Plastik, und dem
I gani im $iane dar sOddeulscben Spkigotik gdudiene
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320
KiugeUlta' i^r-l ilm Lob, bis auf die ciw»« lu« der
RoUe faUcodr l'rcdelU. — Dw hochgotischcn Skulp-
toren Ivens: sein gtobct TjUlJunnil üod die beiden
«ciUkhcB Standfigwcs vcmlcB cmno SiwUnm der
ftmaBilMlieii Pluift md iaaerhalb dwiea Rabmcn*
tilc^htigcs %el1ist£iidiges üchafTen. Rruika kiuipfl un
deu iipätgotucbeu RealHinui seüicr llciiual mil Er-
folg an, Schreiner und Streicher mehr an die Üntfu-
tinbchen Keniiniuenxen der Krab(eiiat!.<iaiice. Emer
etwa* freieren, aber doch noch uiafivoUen Ricbtang
folgen dn Ußim, di« wiedcnm du f eld b«haapt*n, nd
mit wenigHi Aunalinm müe AnBibeniiBBg «ttdicBen,
iiacucntiK ti Ifackl mit f'ciiicf ungemein antprechendeo
l'atfün.i U-ivann«:. hciicislrm mt seinen beiden öberau»
(jewaiidleri I )arslel|iiiit;eii nus dem LcHcii de» hl. Lud-
«ig, Spief» mil »eitlen durch Ilallung wie Ausdruck
inponictendcB WtodfignifBi endlich Hnber, dessen
Ghwccnllde w kfaitvoll wie elsenntig «ad. — Ute
eimalBcn dwcli biographische Notiien enigeflihrten
Ktlniüer mtlücii Mch v<in dem HetFiU3>;eljer eine kurie
Kritik ihrer L,ci»luii|;eit gefalicii Ifttseu, die dur<;iiwcg
Zustimmung finden mag, zumeisi wohl im Uegensatze
mm „Ucleiiwort", «reichet lunwchUicb de» Kamt«
«efcefcnt des inodeniMw AwdMomieB haMigl. nur
die KtnsUer alt AahlMitttni gelten Inieand, «ich enf
dem chriiltichei], salbet anf dem kircUiehen KtUMt-
gebiel. Das hierfür Aufgeboicne, stellenweise geist«
reiche Risomtcmeol bezeichnet auf der abschüssigen
Bahii einen starken theoretischen Fortschrbt, den
hoffentlich die Praxis fortführt tu desavourieren. k
Lndwig Richter. Ein KunMlcr fttr das deMtcbe
Volk. Von David Koch. Hft 106 Abbadonfen
nad Vlg— tten nach GemUden. Radieraagco, Zeich-
m^en aZMl Holnchliitten. Steinkopf in Stnitgarl.
IflOH. (Preis ;i MW (
Zum hundertsten (ieburtsiage Richters weiht der
Verfasser dem dentscheo Volke dieses Lebensbild seines
Liebliogtt welche* nicht ao aebr detaan Lebentlaaf
enlblan und d a aa en Werk* anCMiicn, ab viehndir
seine Eigenart schildern, seine deutsche Gemttliiicfe
darlegen, sein inniges Verstindnii für die Volksseele
nachwei-en »uQ. Wie dieses unvergleichliche I>.Tt.
stelluiigsgeschick sich aJImShlich uicht von »elliM, s<ii)>
dern in heifsem Ringen eniwickeh hat, wird :iii<ch*ii-
li^ md sjapathiich vorgefUwt. indem nacheinander
die BnlalelMBig aemar Wehaoaehauung, seine kttMi-
lertscben Ani&nge bis zur Ilelm'xehr aus Italien, sein
lUuslralionsstreben, die Zeit icuit:i grasen llildwertce
(1847—1^^ Ii ) geprllft, endlich sefaie K
oad aeiiie geistige Bedeutung fflr die denticbe Kunst,
anek Mr deren Zukunft gepriesen werden. Di« dco
T«Kl gaadUckt begleitenden nnd crilmteniden Uhialta-
tienen haben ingleich den Vanmt. manche aeiaer
Werke tti 7ei).;eii, die minder bekannt sind, so dafs
fOr Ana gaiue, warm geschriebene Buch das Verdienst
reichet Anregung and Bcle h in n g in Amprach genom-
men werden darf. i ,
GotieataL PreisgefcTönter Roman von Anton
Schott. Mit Bachtchmnck von Ph. Sdlnatadiar. —
Der Znnberknoien. Kahurroman von William
Bafrj. An* de* EagÜscben übertragen von Jo<
Imnn» -Sielmsika Mit Bilder« von BswOTOWaki. —
Lukas Uelroege. Ein moderner SeeUorger»
Roman von Patrick A. Sheehan. Autorisierte
Übersetzung aus dem Englischen von A. Lohr.
Uieie drei von der Allgemeinen Verlag s-
GcseIUch:ift lu MUnchen letzthin (lum l'n ne
von je ) Mk.) versandten Romane verdienen beste
Empfehlung hinsichtlich des Inhaltes, die beiden ersten
auch wegen der Uhutratioa, die teil* in Hotten and
doeh ktlfllgen Dafatcihmfrn, teili fai «ortfenieh ge-
gezeichiicten Vignetten besieht.
Im Goltcstal bildet eine Cjl.uhllttc den Ort der
Handlung, und in ihr spielen, nach Ma[«);abe moderiier
Zustände, drei Gruppen die Hauptrolle: der durch
eigene Kraft emporgedleheoe Besitier, die Bauern von
Moeinn und die UttlCMMhcitcfi die t«Ma in eher
schkehler Weite weilerleben, tetb im Wuaer der
Sozialdemokratie schwimmen- .\us dem dadurch be-
wirkten Wirrsal entwickelt sich, still von christlicher
Hand gepflegt, eine neue soziale Gestahnng, die den
Eindmck macht, GMck and Segen ta atiflen.
Dar Zanberknoten, dar chamidli «inen aoiialan
Hiniergmod hat, teigl da* nrwflduige Med» Volk
in seiner GenialKit and Einfachheit, die ea ilclh be.
wahrt unter den mannigfslligslen Verschliognngcn der
VerhUtnisse ; die eingestreuten Landschaftsbilder sind
von entzOckender Wirkung.
Lnka* Delmege ateUt ein flbenaa leichea
Priaeterltben dar, da*, «trvickdt in die Kin^Te der
Gegenwart, die Versdhnnng der katholischen Kirche
mit der modernen Kuhur erstrebt nnd setbat da, wo ei
lU weil ^e(-iiiinnt erscheint, in hohetti Mafse aniiehl
durch die edelsten Absichten und durch eine Falle von
fehlen, hwnorfawtiitcB Schi M er m i ge n. b.
GlDcktrad -Kalender fdr Zeit nnd Bwtg.
keil I'ii'l. .S! •, rl - I lus-Verlag in Wien. (^0 Pf.)
Dieser XXiV. Jahrgang uberra};! die meisten seiner
Vorginger noch an Voitretfliciikeit wie der Artikel
und MotiMn, so der Abbiktnogen. Unter den letateren
zeichnet tkh daa in Gold nnd Fnrho anagffllhitt
Titelbild der Unbeneckten Empflngnis (entwotfN VWI
f Klein, koloriert von Schönbrunner) aus als eine in
jeder Hinsicht »ludige (iabe zur 'iltjähngen Jubelfeier,
anf welche auch sonst noch mehrfache Rttcksichl ge-
nommen wird. — Der BOdcr.Zykhu aber das U.
Mefsopfer wird fortgaacUt, ein reiche« Zeichnangt»
material geboten wie in der Boehroibang dea apll»
gotucheii diiirgestuHls von St. Stephan zu Wien, so
in der biiuueruug mi den Maler Knpelwieser. Aufser-
dera wirken Won und Bitd noch tu Lehrhaftem wie
Uttterhahcndem erfolgreich susaranien.
Dr. Jariich' Volkakalender fax daa Jahr
1»()1, herausgegeben von Kaff Londalelner, „Nor.
beriu»". Verlag ^l'rci. . '"i Ff." bringt wiedem virl .Be-
lehrendes und Unterhaltendes", darunter eine Icurte
. Biographie des Gründers Dr. Jarisch, einen eingehen-
den intcreiaanten Bericht ttber die „Pilgerfahrt nach
Lonrdea'% eine adtr awMvrlebe ^WdlnMidachm".
Anch die Illustration, die in rdigHiien Biidemi Poililla
n*w. beatebi, kosunt weht an hnra. O.
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Digitized by G()
JZ
u
V
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u
u
c
c
o
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o
• (für jedes
gungen hat
Brühl, den
r, mit ganz
vieler Er-
Altarstufcn
m Marmor
lie Blenden
Mensa sind
}ldschmied
Fein gelegt,
itufcn das
die eherne
iaaks sehr
ibel ist aus
eine grofse
ms Panrer-
Fabernakel
rtüren, die
schmückt.
Rückseite
echnik mit
I Ägypten,
en Moses,
riesters im
geschnitz-
r sind lose
>er ist aus
larmor die
nholz sehr
in Glanz-
) bemalten
{enden Fi-
tnteresscn)
Katharina
en Spruch-
izen ange-
d. - Der
) auf zwei
ihang des
bewirken ;
iolzalulen
e Seidcn-
'erbundcn,
n das Chor
glücklich
-, namcnt-
nkommt.
n 0 ) K c n.
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Digitized by Google
Abhandlungen.
Neuer Hochaltar romanischen Stils
ftir die alte Kirche zu Gerresheim.
MilAbb.(Dop|i«llsr. IV«.V). I
ntei den so jahlrcichen
wie bedeutsamen Kirchen
des Niederrheins im
Übergangsstil zeichnet
sich die ehemalige Stifts-,
jeUige Prarrkirche zu
Gerresheimdarch Grobe,
Reichtum und Feinheit
der Verhältnisse aus. Gleich am Eintritt in
die Apsts steht die ursprüngliche AlUrmensa,
eine ungewöhnlich grofse imd gegliederte An-
lage, indem die Tiefe der imiipfahr 3 m betra-
genden Breite nahezu entspricht, und die drei
Seiten durch }e drei deRanteii von SMukhen
eingefafste Klecblattblenden verzicit sind, ein
•elbit in dieser schmuckliebenden Periode sel-
tener Dekor. Auf dieser Mensa stand bis
Ostern 1902 als Hochaltar ein „hafslicher Ro-
kokoaiifban" (vergl. die «Kunstdenkmaler der
Rheinprovinz* von Giemen, Bd. III, I. 94 ff.),
so dafa in derfilr die Ausstattung ihrer schönen
Kittlic begeisterten Gemeinde, die für die stil-
gcm.-tfse Erneuerung und Ergilnzung der vor-
tretriichen, aber hOcbst defekten Wandgemälde
auf Widerspruch aus benachbarten Kilnstler-
kreisen Stiels, um so lebhafter der Wunsch nach
einem wttrdigen Altaraufbatt sich kundgab. —
Nicht nur die geringe Tiefe der Apsis, sondern
vor allem die (>cs(aUung der alten Mensa, die
naturlich als ein Noli me tangere betrachtet
wofde, verlangte die LOaoog in der Form eines
Aufsatzes. Hei der Breite der Apsis mufsten
seine Horizontaldiroensionen recht ausgiebig
sein, wihreod seinen Vertikalverhültniaeen einige
BesdirXnknng auferlegt war durch die bereits
in mK&iger Höhe beginnenden, ungewöhnlich
schlanken Chorfenster. Da das Tabernakel dne
hohe Predella erforderte, so durfte wiederum,
damit diese ihren, für alle (-".lUe gebotenen
Sockelctiaraktcr nicht zu sehr cinbuf:>e, der Auf-
sata nieht zu niedrig sein, wenigstens nicht mit
Kinsrhliifs der architektonischen Bekromir.ir. für
welche an dieser Stelle, zumal über dieser Mensa,
auf einen gewissen Reichttun nielu verxidiiet
werden durfte. — Auf Grund dieser (Ar Jedes
Altarprogranim unerlafslichenj Rrwrigurgen hat
Bildhauer Mengelberg in Utrecht-Brühl, den
hier mitgeteilten Plan entworfen, der, mitgans
kleinen Verbesserungen ausgeführt, vieler Er*
kl unnjjen nicht bedarf. — Die Altarstnfen
bestehen in schwarzem und farbigem Marmor
mit Richenholaparkett-Einlage. In die Blenden
der restaurierten un>l polychromierten Mensa sind
drei vergoldete und kräftig \Von Goldschmied
Birgel in Köln) gravierte Measingtafeln gelegt,
die in schwarzen und farliij;en Konturen das
Opfer Abrahams und Melchisedeks, die eherne
Schlange und die Darbringung Isaaks sehr
wirkungsvoll darstellen. — Das Retabel ist aus
schwarzem Marmor ffebildet, und je eine groläe
Hinterglasmalerei- i'afel tiankiett das aus Panzer-
eisen doppelwandig gexbraiedeie Tfebemakel
mit seinen beiden vergoldeten Kupfertüren, die
je eine eingravierte Seraphirofigur schmückt.
Die beiden GlasUleln sind auf der Rückseite
in ebenso cfTektvoller wie solider Technik mit
den Darstellungen des .\usiugs aus Ägypten,
des dem Felsen Wasser entlockenden Moses,
des Mannaregens und des Hohenpriesters im
Allerheiligsten bemall. Die aus Holz geschnitz-
ten niedrigen l.«uchterbanke darunter sind lose
vorgestellt, der Rosettenwulst darttber ist aus
Kalkstein gebildet, aus schwarzem Marmor die
Hauptdeckplatte, die den in Eichenholz sehr
reich und künstlerisch aasgefthrten, in Glans«
und Matigold (von Ivosenthal in Köln) bemalten
Aufbau trägt. Die vier grofsen sitzenden Fi-
guren stellen (in Wahrung lokaler Interessen)
die Heil^ Margaretha, Hippoljrtus, Katharina
und Suitbeitus dar, deren Namen auf den Spruch-
bändern der darüber in den Frontispizen ange-
brachten Engelrelieft verseidinet sind. — Der
breite mächtige Aufsati ruht seitlich auf zwei
MarmorsKuien, die den Zusammenhang des
Ganzen vorztiglich wahren und bewirken;
die beiden in piano freistehenden HolzsAulen
mit F.ngelfigur, durch gemusterte Seiden-
gewebe mit dem Altaruntersatz verbunden,
tragen noch mehr sur Eingliederui^ in das Chor
bei, die ganze Silhouette ungemein glOddich
abscblielsend, worauf es bei jeder Altar-, nament-
lich Hochaltar- Anlage vorndimlich ankommt
Sehnatgen.
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»23
I9Ö8. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. II.
3S4
Der mittelalterUche Tragaltar.
(MM IS Abbildongen.^
II.
Ith tk-ni l'lK'rMick iiber die litur-
gische Kntwickclung des Horta-
u\e g^hen wir nunmdtr su «einer
k un st ,1 rrhiologischen Würdi-
gung über. Wir liabcn da im eiiuelnen darzu-
ICKen, welclieForfn er im Laufe der Zeit gdiabt,
wo raus er angefertigt und wie er ausge-
stattet gewesen ist; endlich wird auch die
Zusammenstellung und kurze Beschrei-
bung alter noch vorhandenen Monu-
mente zu unserer Aufgabe gL-hören.
1. Oer Tragaltar baue seit den ältesten
Zeiten dtirehweg dieadbe Grundform, wie der
fixe Altar, nämlich die Form eines Recht-
ecks o(Ut <^iuadrates. So /eigen ihn f.ist
alle Monumente, welche uns erhallen sind.
Zuweilen ist er auch von runder Form
gewesen. Kintni runflon. in Silber einjjefafsten
AUarstcin von Jaspis besafs z, B. nach einem
alten Inventar im J. 1800 die Abtei S. Alban
in England. Das Inventar bezeichnet ihn als
Altar des hl. Augustinus, des Apostels von
England.'^) Eines ovalen .\lt.ires hat sich auch
nach einer alten, atlerdiugi nieht fana einwand»
freien Biographie, der hl. Wulfram, Bis<:hof
von Seos (f 720^ bedient.*') Noch heute be-
wahrt man in Paye (D^ Devx-Sevres) einen
ovalen Porphyrstein {25 - 16 ciw), worauf der
hl. HUarias (f 867) das Me&opfer dargebra« ht
habensoll.*"} Auch im „Welfensehatze",*»)
sowie im Domsthatz von Fritzlar*"; befindet
sich ein Tragaltar, dessen Siciii infolge der
kreisförmigen Einfassung rund erscheint.
Vgl Roi^V .The eliurch ..f ..urfatheft,- I. '»'.'i.
") Mabillon >Acla Sanctorum ord. S. B«ned.<
HI, I, :m.
AbhiM. Roliaiili de Flcuiy V, pL jMO
Vcrgl. »Anaales arch^Uigiqueii IV, 240. Dvcange,
•Glouariam« t. v. altare (paratum).
^ Neon «DD «üer KcliqmeMcluis des Hatuei
BMaHdhwaic.ljaaelNirK« (Wtn IMI) 145. Dnm»
•ehtot Waik «dMli «Im «oHMflielM AUumdliuii;
aber 4Ie elf — nielit vtcnelio, wie die meltteii «relilo-
logischen H.itnihikhcr »nj^rn - im .'»ch.il.e lirfiitd-
licheu 'ltagnit»m. VVii t>e»ich<iea tlie»e werlvolle
Sammlung millelalierlicher Kuotigegenitände mit dem
ia der KandgcKliktit« nicht rcctn piMead ciB|e»
bttrgMMB NuMtt „WaiCiBtebtti". .
*") Katalog der Dusi^ciaoiftvbwiaUlätorieebmAlH.
ileUMUg (|iH>2) Nr. JUX.
Rri der viereckigen niundfitrm*', hat das
Portatile eine sehr verschiedene Kntwicklung
erfahren und Gestalt angenommen. Es lassen
sich vier verschiedene rcrnieii n.n hweii^^ n.
Die erste Gruppe — wir bezeichnen sie
als Tafelform —besieht nur aus dem Altar«
stein, welcher in ein Biett «ngeUoseii oder von
einem Holzrahinen eingeschlossen ist. .Sie utn-
lafst die cinfaciieren Monumente. Zwei sehr
schlicbie Exemplare besitit der „Welfenschats^V
Dieselbe» bestehen aus einem kunstlosen Eichen-
bteu (30 X ^ X '^"'i einem Kalkstein,
den man mit Ndgeln befestigt hat Ein ähn-
liches, rot angestrichenes Altarthen befindet
sich im Scbatie zu Quedlinbur g.^-; .Mehrere
sehr einfache Ex«mplare, bei denen der Stein
von einem Holzrahmen umgeben ist, landen
wir iit)ling4t im bischöflichen Museum au
AM^shll Ig.«)
") küpio »L'oeum de U«oge»< (low* 18<*2)
199 and Corbict in 4«r »lUrae de r«t ehidtiien
XXVU (I883> m apesdutt wu dreieckig«» Ai-
ilraa. Wobl mit Ünrteht; weder «He Utanriiebcn,
noch moiiiuniriiuiru Zengn.^se gcbes dsaa Aalifi.
") NcnmauD a. a. Ü. S.
*^ Das Mumm» hM nieht weniger sli sieben TVeg-
aklrcRen, «oa denen Udicr aar das Ihcste psbVaiafi
wnrde Fflnf sind gern ewfaeb nnd obne kttnaiieri.
sehen Wert. Wir machen hier tum erslen Male Uber
«iir«cll>rii nähere Angaben, welche wtr t!fr Freundlich.
k*<t Je» hi»chö(lichen Archivars Kicilni illrr-AugiburR
vcfdwkc». Dm Meale goliacbe AltSrcheu (31 .<
X 3 M mit 7 em breite« Habrrade) ital eineB frtn»
liehen, ichwarzgeaderlen Stein. Der t^lolirahmen iit
oben mit Meuingbtech beschlagen, rechli and linki
krabbenarlige VerrirruiiKcn. Es hnt in aufgenagelten
gotiachen Majuskeln öie Inschrift: Agtint Dtu <f-i
toilif piftuta. In den Ecken die Evangelitten.Sym.
bole in Meiaingbtech gnniert; Eade des XIV. Jahrb..
ttmnii wabiecbeialicb am der Ptwrei ThelfinKC« (DiB.
icsr A'jfshufg). — Ein ?wcilrs Al'ärclicii aus Solen,
hofer Sletn (30 "J < ■« ohne lioliiahmcu,
Jer »ohl verloren K'^C'"'t:f'' -'^ l 'IT. An den
Ecken und in der Milte cm ciugravieilcs Kreui. In
der RaAdeiafuMiag aaf teniefieM Gnade in gotitchen
Ittajeahebi «ben ^fpsM, uaicn CM^ mcIms «/iV. linha
KJ. — De* dritte IVmcelllrehen aiu deinaelben Stein
f • !}»,.■• > I (m incl. des Hulrrahnieiis] von 1 117.
In den Ecken grarierte Krcue mil Strahlen in Doppel-
kreisen; in der Mitte ChriaUu an der Geilscisiule, in
Dttfcr'Kber Wc«*e. — [>st vic«te Ahlrdiea ana ^i.
cbeai Steine (81.5 x 2? X 2.» tm\, amgebca von
einem Stfi tm breiten Hoknüinen aas der Kirche
St. Peter tu Augsburg; in der Milte Qttialns an
Kreuze. d.irtlbcr die liind GoUei, zur Seite Maria
und Johannes. — Das fuiific Aküicheii au* Jaapia mil
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aS» IMS. — ZEITSCHIUPT POR. CH
MeiMem war aber der tdelförmige Altar
auf der Deckplatte und auch an den andern
Seileo mit mehr oder minder reichen Metall-
versiemi^en versehen. So befinden sich im
„Welfenschati" zwei weitere tafelförmige Altär-
chen, bei denen der den Stein umr;t4>en(!L'
Holxrand mit ornamentiertem Silberblech l>e-
Rchtagen bt.
Die zweite Form des Portatile ist die eines
Buchdeckels oder Diptychons,**"; Wahr-
scheinlicl) um den Altarstein besser zuschütten
und den Altar selbst skberer transponieren zu
können, gab man ihm diese Form. Der Altar-
stein befand sich wohl auf der inneren Seite
des ersten Deckel^ mh dem zweiten «tude
er auf dem 'iVansport zugedeckt. Einen solchen
Altar besafs das Kloster von St Vito zu Ver-
dan im XI. Jabrh.; oatk dem alten Bericht
war er aus reinstem Golde und von wunder-
barer Arbeit n u h Art von Tafeln angefetti^t ;
wurden die lateln geöffnet, dann tiatte man
d«n Altar, war er geschtossen, benvtste man
ihn als Unterlage für den Arm des hl. Pantn-
leoa. Et ruhte auf den gegossenen Figuren
der Tier Evangelisten.^*)
Leider schnnt kein einsiges Altärchen von
dieser seltenen Form die ^rme der Zeiten
Ebrnhelnhaam (» X 21.5 X 2,5 ra») aat Um Ende
des XVII. Jahr^. i«i «brnfsUi Boeh ciwttiii; Oma-
menle fehlen jetzt.
**) Diete von mir *b Diptychon- Port atile bexeich-
nci« Ftftn iM wohl lu «Dlcrtcbeidcii «oo den in wMra
■(^MofogiwiMii md koBitiadiidkllidMii IHleheta
hiafif (imiiBteD Reiseaitirchen in Pam «in« Oip-
tycbon oder Triplyehon, welch« aua twci oder drei
mit Rt ll! ■ VIT,- rrieii KIfetibein- oder Metallpluilcn
betteheil. Diene vmicrten Platten dienten nur Orr
?f i va I a ndac h t, tie bildeten keine OpfersUUte tur
dia U. Ucue» w<td«n d«her mil Unrecht ak AHm bt-
MielkMt ; ai« atvbm anch in kaincm woanllichai Zm-
samineiihange mil dem .Mtafe, wenngleich sie »Inrk
■ ri die Kelnljeln udcr an die Triplychen des fe5lcii_
Alt.are» rTinnern u;ul jiivreileii vielletihl luitti ilereii
Stelle vettreten iiaben ; wir lauen ut «iaher in unserer
Studie unbeachtet. Eine pauendere Bezeichnung durfte
Bcvoliniia^DipqnclMQKin, dar Mama lUlaMllli«li«D
in wan>B*lam Mhr ntiltvartlindlieh, an nicht «a
»ageti fa.s.h.
Oer acht eiageheade Bericht dei CluouUlen
ttbar diflMS P«il«lilfl taatcts i,Faclam e»t altart ftsla.
imtan CK a«ra pudatiao ialeriot ■«« fabreÜMtaia opcta
eaoaimili itndie el largHione domni Heriaianm comi-
Iis in mo<!uni tabul.i.'uin ^'oi^serluin et coirpacUnii,
quod cam apcfitur, el aliare al et tabuiae apcnuntur,
quibu* ai moram adhibeaa, quod eat inatrumenlum
Moj*) et Airan imaginibat gloriofav, Ivaram Domi'
LtCHE KUNST — Nr. II. SM
Uberslanden au haben, wenn man nicht riel-
leicht das sogen. Reliqiiiar Heinrichs IT. in
der „Reichen Kapelle" zu Mtinchen als For>
talile bezeichnen darf. Dasselbe best^t atn
zwei zusammengeklappten Holztafeln, die Mitte
der X'orderseite der er'~i< n Tafel nimmt eine
I rechteckige Bergkristaliplatte ein, welche einen
Fjobtick ins Innere gestattet; vielleicht diente
sie als Ersatz für den Altarstein; die Rückseite
, der zweiten Tafel ist mit einer silbervergoldeten
; Platte bedeckt, welche folgende Venterongen
zeigt: zu obcrst sieht man das Lamm flottes,
dann die Pxciesia rwisdien Aaron und Mel-
clüsedech, erstercr fangt das Blut des Lammes
auf, endlich noch zu unterst das Opfer Abra«
■ hams. Im Innern hat diese Tafel eine kreuz-
förmige Vertiefung zur Aufnahme einer Par-
tikel vom M. Krente.
Die Darstellungen der zweiten Tafid sind
umgeben von der Um>irhrift : /// /fff ultarl
sanctorum reiiquiae contintniur, quorum hic
nttimM teri^« kattnhir «k. Es dttrfte uns
hier in dei Tat ein Kvemplar und zwar das
einzige eines Diptychon - Altärchena erhalten
sein. Diese Annahme wird nicht nur durdt
die angegebene Inschrift, sondern auch durch
den BUderschmuck sehr wahrscheinlich ge-
macht. Nach den »Kunstdenkmalen von Bayerna
ist die Rückseite allerdings vielleicht jüngeren
Datums als die VürderKcitt-, welciu- ttrsprilnglich
wohl sicher als Keliquiar gearbeitet wurde.^}
Die dritte Form des Portatile ist uns eben-
falls nur in einem einzigen Monumente er-
halten, in dem berühmten Tragaltar des Königs
Arnulf von Karnthen (f 899), einem der
nicae cmda a^rinil. tlabel hoc a qualtaor cacdl>
nibu* qmUtiHH cvanfaliitaTani hmnifaiw, lannai taari
et »(juilae ^Mdaa, *« argaato opat«, fosOi praebtam
»!tAt« poftanlliin et ae invieam vertit vaHlbaa aapt.
cietitiliu«. Super ipaum vero iiltnre limchiurn S. P»n.
i.ileijiii:> pooitur ligno inclutui» argento ei auro deco.
ratuin '. Hugo K I a V i n i a c e n *i », Chronico» Vifdun.
c. » Migna P. L. CLV, m — U«i dar ErhebaBg
des eafUachcu Biaehofa Aeea (f 740) fand man raf
leitwr Brast «ine Uolxlafd, dia „aadi Art einet AI-
laret ae« zwei Tafeln ttt»amnenge»elzi war". Zwar
»arcn die Ijcideii Tufeln durch Mllieriie N;i;;el ver-
banden, aber immethiu \\{\\ mcIi auth h:er an ein
Diptychon-AIISrchen deiilteiL ( Ir. Kimenn Dunel-
meniit, De raglbaa Anglpruin et Uanonm; ed.
Twysden, p. lAI.
*•) Abbild /etiler Kn/ler u. S i i> l U Ii » u e r,
• Kunitwerke der Reichen Kapeile«, Manchen IKTI,
Taf. X. Vergl. femer; .Die Kunatdenkmale de* Ke-
gianmgtbaairktObarbayern«. Stadt Mancban S. lOdQf.
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an
1903. — 2EITSCHKIFT FCK CHKISl J-ICHE KUNM - Nr. II.
31»
koctbamea SehäUe der „Reichen Kapelle" tu
München, wohin fr im Jahre IPll von St.
Emmeram in Kegensbitrg gelangte. Dieses Por-
tatfle iat nach Clemen „daa vollendetste Werk
der karolingischen CnliNchmierlekursr. il.is auf
uns gekommen ist, ebenso grofsartig in dem
architektoniacben Anfbau wie vollendet ia der
technischen Ausführung der getriebenen Ar-
beit".*') Pas vr.r/iij^lirhe Werk ist üln-rhaupt
der älteste Iragaltar, der sich erhakten hat:
er verdicDt daher eine etwas genauere Be-
schreibung, timsomehr da er zwar hau*!;; abge-
bildet, aber selten eingehender besprochen ist.
Das Geschenk Amulft an Sr. Emmeram, als
er ans dem roahrenschen KeUlzuge wohlbehalten
heimgekehrt war, ist eine Art Cibnriumaltar von
58 cm Höhe und 29 cm Breite, llber dem ab-
geschrägten Boden erbebt sieh ein nindbogiges
Ciborium, welches wieder von einem vier-
giebligen, auf kleinen Säulen ruhenden Dache
Qberragt wird.") Die Dacbfelder sind mit acht
biblischen Szenen verziert, die durch Insc luiften
erklärt werden, nämlich: 1. Christus in Be-
gleitung eines Apostels, vor ihm Blumen and
Vögel (Inschrift: Co/isidera/e lilia agri); 2.
C'hristm vor (-incm Tntcn iimi eine weibliche
Figur {IC XC) und Lazarus: 3. Zweite Ver-
auehnng Cbrbti {Si fiUits ßei tt, mift« fe 4t»r-
sum); 4. Christus und Petrus ' Prtrus, Amas
mer); 5. Dritte Versuchung [yaJe salanas);
6. Erste Versuchung [Die, ut lapi4ti\\ 7. Christus
und Nicoderous: 8. Zwei Träger mit einem
Toten {FiUus viduae). In den vier Giebelfel-
dern befindet sich ein F.ngel mit .Stab tind
runder Scheibe, und die iliei Symbole der Drei-
faltigkeit: Segnende Hand, I^mm, l aube. An
drei Seiten des Gesinkses zwischen den obern
und untern Stulen sieben sich folgende Hexa
nieter hin, die WA den Stifter des Werkes
nennen:
Rt* Armlfus amore Dei perfeetrmt istitä
üt fiat ornatus (egreguis aedihut) uH$
Quem Chrishu cum dütipidis etmp^mU miiftu.
Es befinden sich gegenwartig in dem Por-
t.itilc ?wci Altarsleine in Holzumrahmimg: der
obere ist bis auf fünf Elfenbeinplättchen ganz
schmucklos, der untere jflngere ist mit Gold*
Mcch umrahmt, woraufiüc Brustblldecvon sirk»
2<t Heiligen eingraviert sind.***)
Einen ähnlichen Altar hatte König Arnulf
bereits firUher dem Abte Salomon von Konstans
geschenkt, später cw.i!iUe Kiul III. denselben
als Hauultar.^) Zu dieser Gruppe darfte auch
jenes AlMrchen gerechnet werden, womit Kaiser
Lothar (f 855) die von ihm als letzte Ruhe-
statte erwählte \b?ei Prllm besichenkte. Auch
bei diesem Prachtwerke karolmgischer Gold-
schmieriehunst, dessen Beschreibung un» durch
das Inventar rler Kirche vom Jahre 1003 er-
halten ist,^') waren anscheinend zwei Altarsteine
I Vorhände», von denen der obere durch silbcnie
{ Sxulchen gelragen wurde.**)
<^ McrowingiKke w.i knoliividw UMlik im
»JalwMdkcr de* Vereim for AilcliiHninaiid* ta
Rbeinbna«. LXXXXII (1802) SO.
**) Die &h«(le Abbildung des Allmru finde ich in
dem Kodex der AbtiMin Ul» vm NiedcnBuiter (1007),
der jetit n dm badcnicDdiMB IMdimchilMB der
MüncV.cr.ft Stistsbibliolhek iShll (Cim. 'M). Abbild,
bei Kübel Kunitvolle Miniaturen und Initialen« (2.
AuH.) laf. ' ■ Swartenski »RegeMbaifCr Bwh-
maleret« (Leipzig 1901) Tal XIU, 35.
^ Beielireikung nach Zetller, Easler nnd
Siockbaoer a. a, > >. zu Taf. XVII- Abbild, ferner
bei Mol inier >H'*luire generale det arlt appliqa^s
rindutlHc' IV, |?ari> ISOl) P- Rohault de
Flewr. pt-.Ml. Lulhmer >Uold und Silber« (1888)
S. VcrgL ferner Monuk Qamm. &S. IV. .'üM.
Sighart .GeMhichle der bildciiden KOoiia ia BsyMM«
I wo das Aklrchen Oltchlicli alt Sakra»
ment»h»u5chcn vericifhnel iil, ihn'ich bei Laib und
Schwarx a. a (J. S >v i. Hamann i*l getteigt, die
Uoldfuaung des Aliärchei^^ fUr eine Regenaburger
Arbeit aw dar 2. Hilf«« d«a X. Jahrii. u kaltes. (Ein
Sehwert mH bftantiBiKben OiiiamcalcB iai Seliätie
\ deaMtInt'er« tu E«>en [1899] 8. Sondeiabdinck S. m\
1 Schmiil I -Kine Ooldicbmiedeschule in Rcgetisburu
un\ d»s Jahr IniH*-. .Muncheii 18'':!) datitit cmr-i
Teil der Arbeil in dieielbe Zeit, womit mau cmvcr-
Schloiter •SchriftqueDen zor
Kunttgetchichte« i lSO'i) Nr. 4.%3 Ub«r
iiitig Ariiuir« fUr die spälkarolingiich« KsSSt aieh*
Swartenski »Buchmalerei« S. lÖ.
*■) In dielen Jahi« bataehta Kaisir Heknleh II.
die Abtei und bat bei dieter Gelegeiifaelt den Abi Udo
um ein Verzeichnis der lahlreiehen Klrchenicllllre,
welchci uns glUcklicher.veise erballeti isl, während die
Schälle telbat im Laufe der Jahrhuiideiie, nimeatlich
infolge der franzötiichen Plünderungen, verloren gingen.
Mitgeteilt iit daiaclbe bei Uontbeim «HwioriaTic.
vemub* I.^Sn; Beyer »MtttahlMiBbdMalliteBidcii«
buch. I, 7!" Mil Über iclzung von
monumental« XV (1819,
**) Dif Ol I. C. p. 288. (Obiutit l^ihifius) captu.
I Um wrMiR cam «kari aabpotiio, inmieoicm «juatlBor
I ootamDH a^entc» et «lit eapiöla nuidlca allarl hiwi^
posita, «I coronula aurea; neciMm et cntcem anream
gemmalam aliari alAxam, com divctsii Cfistogia bioe
inde connesia, «fliflü generia gcaiait aadkiaa d«Ci^
ralam.
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32U
1003. — ZEITSCHRIFT FÜR CHIUSTUCHE KUNST — Mr. II.
830
Die vierte Form — wir bezeichnen sie als
Schreinaltäre — afamt nicht nur, wie die
ente Gruppe, dieMenw da Intstehenden Al-
tares nach, sondern auch den sogen. Stipes, es
ist ein fixer Altar en miniature. Der Schrein-
altar ist eine rechtwinkelige Riste, die auf den
vier Seitenflächen gewöhnlich mit Platten von
Elfenbein oder Metall bckleiilct ist. Die obere
FUche tragt den Altarstcin, oder dieser ist
vielmehr ta die Platte eingelanen und von
roctallenen Randt-rn umraliml. Häufig wird
der Schrein von vier Füfsen in Form von
LiOwen- oder Greifenklanen getragen. An dem
«Chfloen Portatile aus Stavelot [Belgien) sind
an den Ecken die vier Fvangelisteiifiguren SO
angebracht, dafs sie zugleich als Stützen oder
Pate ttr den Altar dienen.»)
Diese Gruppe hatNeunnann in awei Klassen
umer?;chie(len : hei der Mehrzahl ragen der
Ober- und Unterdeckel ein wenig über den Rand
tnnans und sind nach der Mitte abgescbrttgt;
sie sind namentlich rheinisch-westfttlisch-
sächtischer Herkunft; bei der zweiten Klasse
fehlen diene Vorsprünge; Deckel und Boden
schneiden geradlinig mit den Seitenflächen ab.
Beachtenswerter ist ein anderer Unterschied die-
ser ScbreinaltArchen. Wenngleich nämlich die
gröftem Tragaltlre mehr oder weniger alle zur
.Aufbewahrung von Reliquien dienten oder viel-
mehr bei ihrer Konsekration sehr reichlich mit
Rdtqnien veradien wurden, so tritt doch bei
einzelnen der Charakter als Reliquiar deut-
licher hervor, indem der Schrein mit einem
Deckel versehen ist, welcher durch Schar-
niere befestigt lit. Ea sind diese Portatilia
nicht so sehr sarkophagShnliche Schreine als
vielmehr Kistchen, die, manchmal im In-
nern mit Seide ausgestattet, cur Aufnahme
von Reliquien bestimmt waren. Der Altarstein
befindet sich auf der Oberfläche des Deckels.
Ein solch' kastenartiges Portatile besitzt der
Domschatz zu Hildesheim und dasWalpur-
gis-Klmter n\ E i i h s t 1 1 (beide noch nicht
publiziert und gewöhnlich als Reliquiare be-
aeichnet), audi der Sebreinaltar m Paderborn
adgt diese Btnricbtong.
**) Ein eigenartiges Keliqaiarium der Sammlant
Vulen (Aachen), welches von iiianchcn Aichä[<iIo(;cn
alt Trmgallilchen beieichnet wird (t. b. Kenard >Die
kimilliiitorische Auutellung DOntMorf 1U()2<, S. 1-1
ichaiBt B«r Reliqiiiariaa gewcica xa ads. Abbildung
ia *2ättiautk Hr ^iMUelM Kooit« XV, l&S-
Fragen wir, wann diese versrliitrdcnen
Formen gebrAucblich waren, sü lautet die Ant-
wort: Die iUeste und ursprüngliche Porm bildet
die Tafel; sie war der natürlichste Ersatz fiir die
Mensa des fixen .Mtares «nd liefs sich von den
Missionaren am bequemsten transportieren. Wir
finden sie daher auch in allen Jahrhunderten
bis zum Ende des Mittel.ilters, z. R. zu .\ d-
mont in Österreich von 1375, in Nürn-
berg von 1479, DiebolsheimbeiSchlettsudt
von 1501. Die Diptychon- und Ciboriumform
lüfst sich nur im X. und Xl.Jahrh. nachweisen,
wahrend der Schreinaltar bereits cur Zeit der
Karolinger aufkam, in der romanischen Periode
mit Vorliebe angefertigt wnrde und nüt der
Höhe der Gotik wieder verschwand.
Der Umfang des Tragaltan wechselt noch
mehr wie seine Form. Ein Schreinaltar zu
.Siegbiirg ist ^7 n/i lang und '2^ cn breit oder
tief, ein Tafel- Fragaltar in .Nürnberg sogar
46 X 46 m, wibrend ein Portatile in Sigma-
ringen nur Tf) 8 '-m hat. Nooh kleiner si.heinl
ein Altärchen in LUttich gewesen zu sein,
das nur 6*^ in der Lioge und 4 in der
Breite mafs, während ein von Karl dem Dicken
dem Kloster St. Denis geschenktes Portatile
grofs genug war, um einen Arm der Heiligen
Jacobus, Stephanua imd Vincentius anftu-
nehmen.**:
6. Was den Stoff und die materielle
Ausstattung des Portatile anlangt, so besteht
der Kern aus einem Holzbrett oder Holzkasten,
worin der Altarstein eingelassen ist Durchweg
ist der Stein von einer silbernen, emaillierten
oder getriebenen Kupferplatlc umgeben; eben-
solche Bekleidung tragen dann gewöhnlich die
vier Seitenflächen, häufig auch der imtere Bo-
den. In der karolingischen Zeit war diese
.Ausstattimg mit Mctallplatten ebenso wie bei
den feststehenden Altären sehr gebräuchlich.
So verfägte Graf Eberhard von Friaul, Schwie-
gersohn Ludwigs des Frommen, testamentari'^t "n
über einen mit f^itber bekleideten Aliar, und
im Schatze der Kirche St l^enis bei Paris be-
fend sich zu derselben Zeit ein Altar aus
Onyx, der von allen Seiten mit Gold be-
kleidet war.^) Auch der Altar, welchen Karl
*') Marlene «Ue anliqu» Eccieciae rilibut« 1. If,
c. 17 (ed. Anlweip. 1 736) II, KU. Mabillon, 1. c.
Praef. III, n. 'K
**) Sehloticr •3chiiftqaelen tur ücschichte der
iMMliiiitMwB Kvnitc. Nr. 852, «64.
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331
l»Oä.— /lill^CHHU-T FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.
332
der Dicke dieser Kirche überwies, war von
Gold, d. h. der HoUkem war mit Goldplaoen
bekleidet
Zwar liebte auch die romanische Kunst
noch sehr itic schimmernde Praclit ilesGoltle^,
aber die uhlreichen kirchtichcn Cefäfse und
Gerltachaften, womit man die Schatzkammern
aniällte^ machten die h.itifigere Verwendung
von minderwertigerem Material notwendig, was
für die ii^ihaUung der Arbeiten von grofser
Bedentung gewesen ist. So entging man-
ches Monument dem Schmelztiegel .späterer |
Zeiten und eriablt uns heute von dem Kunst- i
■inne früherer Jahrhunderte. Doch hat die |
romanische Kunst das minder kostbare Ma-
terial nicht schmucklos auf den Fliehen der 1
Tragaltdrc angebracht; durch das in höchster
Blüte Mebende Kunstgewerbe wurden sie zu
kleinen Ktin^twerken gemacht, die noch heute
unsere Bewunderung erregen. Neben dem
Golde und Silber wurde also seit dem X. Jahrh.
das Klfcnbein zur Bekleidung Irn roTt.i!llt>
verwendet. Zahlreiche, uns aus jener Zeit er-
haltene Monumente zei|[ren reliefiene Platten
an den Seitenflaclun wnd zuweilen auch an der
oberen Decktl.idie. l'ml Ah seil ilcin XI. Jahrh.
am Rheine und an der Mosel und Maas, sowie
in limogcs dw EraaUlierkooat cur BUtte ge-
lini^te, schmürltte man die Flächen vornehmlich
mit emaillierten Kupferplatlen. Selbslverstdnd-
lieh wurden aodi Fdigran, Perlen und edle
Steine vielfach zur Ausschmückung des \UurL-<
benutzt. Ein Altar im „Welfenschatse", und
zu Comiues sind mit Platten von Alabaster be-
deckt, im Stifte Klostemeaburg''*) haben sich
Statuetten aus Alabaster von einem Altltrcben
erhalten.
Die gotische Periode, welche, wie schon
bcm«-rki, fast .iU'.si:hli'jf-.lltli t.ifeirrtrmlRe AI-
tarchen anfertigte, sah von einem reicheren
Schmucke durchweg ab. Meistens wird der
Stein von einem Holzrahmen eingeschlossen,
der mehr rultr «rniger reich verziert ist. Bei
einem frühgotischcn i'ortatile lü Unterwittig-
hanten bei Wonburg liegt z. B. der grüne
••) Dm AUiehm wurde 1723 und 1733 größten.
teils Hnigmall«, ao 4a<s von dir wiprSiigiGltca Ar.
he<( niclit erlialteB tut. Abbild, in Drexlcr aad
I . i . 1 . c . . .M vohniicdearbeltea in OiorhHMDiliftKlaitcr-
ti«ut>urg<, Wien Ih!»".
Scbmiil 'Der cttntlliche .Miar«. Kegentburg
(1H7I) BIS. Das Ahirchc« iit im Kirchentaale de«
NalkntaliBiiaeiiflu, VilTtae I, Nr« 3339.
Aliarstcin in einer Holstnfel, die auf Gold-
grund noch Spuren vnn Synilmlcn der F.van-
gelisten zeigt und mit (^einwand uberzogen ist,
Ein spltgotiscbes Portatile im Nationabnasenna
zu M;in< ht'n liesteht .ms einem roten Marmor-
stein mit einer Einfassung, deren Fischblasen-
muster aus mehreren Lagen anageecbnittener
Birkenrinde hergestellt ist.") Einzig in ihrer Art
ist wohl iHe Rekleiilung des Schreinaltares im
Domschalzc zu Münster (37 x 20 x 17 m).
Der Hokkern mit rotem Marmorslein ist nto-
lich an den .Seilen mit einer proben Perlen-
stickerei bedeckt; aufserdem tragt daseinfache
Monument kleine getriebene Silbermedaillons,
die später teilweise erneuert wurden. Es stammt
aus dem XIII. Jahrb. Oafi diese Umkleidung
bei kirchlichen HerRten damals wohl Afters
vork.im. ilafui n ugt flas seltene Ciborium mit
Perlenstickerei der Sammlung Schniltgen
Auch der Inschriften, womit viele Trag-
aMre verziert sind, wäre hier kurz Erwähnung
zu tun. Bei den Schreinaltaren befinden sie
!>ich gewöhnlich um den Stein herum oder am
Rande der Deck- oder Bodenplatte oder auch
urti'r dem Hoden. Ihrem Inhalte nach könnte
man sie in mehrere Gruppen einteilen; ent-
weder sjihlen sie die im Innern geborgenen
Keli<)uien auf, wie am Mauritiusaltar in Sieg-
burg, oder sie nennen den Urheber bezw. Do-
nator, wie am Arnulf-, Gertrudis-, Begon-,
Swanehild-.Mt.ir, wovon später noch die Rede
sein wirf!, orlct sie i'rkl'itcn den Hild^i'hmuck,
I wie am romanischen Allärchen zu Augsburg,
an welchem der Gekreusigte mit der Synagoge
uml der Ecclesia, sovit- die vier Kardinal-
tugenden dargestellt sind, umgeben von der
Inschrift: In preeßMS ßxur sfams praetul €t
hoslit Christus — Virfutes donat, animas beaiei
Stiirn mitnai, ofier sie qobcn den Tag der Kon-
sekration an oder bezeichnen endlich die Be-
stimmung des Altaies, nämlich als Statte lu
■üencn, wo das Kreuzesopfer in geheiranisvoHct
Weise wiederholt wird. Lauteren Inhalt haben
die leoninischen Verse an einer Ansahl Altlr*
dien, welche derselben Werkstatt oder ii-den-
f.ills derselben Gegend angehören, nämlich der
Gregoriusalur in Siegburg, der Altar ttt Xanten
un I Cöln; am erstgenannten Altare lauten vier
dieser Verse:
M) «Zrilaehr. Ar ehrittl. Kamt» XVI, 1S6/1«0.
333
331
Cordit in »ttmri ttmptftttr ifiritnuH.
Immulat Aiiit< ^ura Jtvotio mtntit in ar«. *')
Keselben Vctk zieren den Ahar in Xioten,
ihnliche den in Maria /um Capitol zu Cöln,
womit die Inschrift eines Fortatile überein-
stimmte, das sich bis zur Revolution zu t^a
Soaterrcine (IMp. Creme) befimd.*")
6. Dafs der Altarsteio ursprünglich ohne
metallische oder hölzerne Bekleidung war, kann
wohl nicht zweifelhaft sein, wohl aber erregt
es etniges Bedenken, wenn bmchtet wird, nodi
Kar! der Crofse habe auf seinen HeereszQgen
eine hölzerne Tafel mit sich gefiihrt, welche
all Altar gedient hat«.*') Zur besseren Kon-
servierung, gewifs auch aus Ehifurcht wurde er
s|>äter in eine Holzplatte eingelassen oder mit
einem andern Material unfebcn. Aber noch
im Anfange des XII. Jahrb. herrschte in der
Normandie und auch wohl anderwärts ilio Ge-
wohnheit, ihn ohne solche Bekleidung zu kon-
servieren. Ivo von Chartres sprach sich
gegen diese Praxi': aus, er verlangte, d.ifs der
Stein auf einer Holzplatte oder auf einem an-
dern festen Material befestigt wurde^**) was in
der Folge auch überall üblich wurde.
Als Material des Altarstciucs wurde Schie-
fer, K.alksteni, Marmor gebraucht, last noch
mehr finden sieb kostbare Steinarten oder Hiilb-
edelsteine, wie Al.^haster, Jaspis, Onyx. ?;ct-
pentin; am meisten scheint der Porphyr bevor-
stigt worden zu sein. B ergk riet all isi nicht
so selten, wie Barbier de Montau!! gJariM.*")
Nicht nur das Inventar von Monza aus dem
X. Jabrh.**^ und das bereits erwähnte Testa-
ment des Grafen Eberhard von Friaul**^)
sprechen von Altärchen ans Kristall, es rfpfj^en
noch beute zwei Pottatilia im Welfenschatze
*•) Aai'm Wcertk ■K«uuld«akia.T«r i* toi
KhelDluden« Text Iii, 29.
T e X I e r • Dietioiiiiain d'of ft mrie« , ( Pwi«
col. -^03.
•■)Hir«e«la 8. Dionjaii, c. SO. ap. Ma.
bUlon, I. c. I. -_>('. n. 10. II. 3|l'>.
Ivo Carii ci t e n s is Episl. T'i: Non rontecra-
■nu» ni>) vel in taliboi (lie« labuli«) iicuriK vrl alii^uo
compctcMi soiMirMorio compact» et firaitci liul afriaa.
MigB«^ P.L. 102, 24. VtrgL Aaitimat Bpite..
EpiM. liW.
**) Barbier de Monlanlt indem •Balialni mo-
nuroental< XLVI 1 1880)3'^.
««i Ibid. p. 314.
tt) S«hlaaa*r >!khrifi<{wll«i« Nr. üM.
und eines zu Osnabrück und Brüssel an Stelle
des Alursteines eine Platte aus Bergkristall,
Ein Altftrchen, welches Ersbischof David von
(Tl.istoue der Kinlie vnn niasconher^ie schenl^le
und welches .\bt Heinrieb im Jahre 1126 mit
Gold, Silber tind Steinen vertieren liefs, soll
sogar einen Sj^r als Steht gehabt haben,**/
in dem wir allerdings einen antiken Glasfliifs
vermuten. Man wählte auch gern Steine, an
welche sich denkwürdige Bieigniase knttpfen}
so werden in einem alten englischen Inventar
zwei Altarcben mit Steinen erwähnt, welche
vom Blnte des hl. Märtyrers Thomas von
Canterbury benetzt waren, tii ^ lerer Altar-
slein war aus dem Grabe dct Alierseligsten
Jungfrau Maria,*'; der Stein dnes tafelförmigen
Attltehens im „Welfenschata" hat die Inschrift:
De pttra supra quam{\) natu; est Christus.
Wegen seiner Kostbarkeit wurde das For-
tatile nicht aelim in ehiem mit Leder oder mit
emaillierten undvngoldeten Metallplatten Uber»
zogcnen Kasten aufbewahrt, also ähnlich wie
die alten kostbaren Rvangelienbücher. Die In-
ventarien tmi dieses Schieinea attweiten eigens
Erwähnung.**) Einen in der Kathedrale zu
Borgos noch jetzt aufbewahrten Koffer halt
man Tilr den SöhStter des Tn^utea, der den
spanischen Helden Cid anf seinen Kriegaallgen
begleitete.«»)
7. Die uralte liewoUnbcit, in .den Altar
Reliquien von HeiNgen eintuschlieften, wante
he! dem Tragaltärchen nicht so strenge einge-
j halten wie beim fixen Altaie, wohl aber roufsten
I sie, wie auch diese^ arit den Mltesten Zeiten
konsek rieft sein. Diese Konsekration wird
bereits in dem früher erwähnten Dekrete drs
I Papstes Felix IV, vorausgesetzt. Fehlten aber
selbst in den fixen Altlren hMfig die Reli-
quien, d.inn um sn mehr bei den Tragaltären.
Noch im XIU. Jahrh. scheint man sie nicht
**) Kock >Church ot our fathers« I, 2M. Bb1I«>
uu monumeiital, 1. c. p. 330.
«) Rock, I.e. £5«. Dm «haria de lapidlbm,
super quie i !) sanclus martyr (Thama»)occahuil el unim
altare de sepulchro sanctae Mariar, argen!» oriiatum
et dedicatunt
**) KKpin •L'<euvr« de LimoeM* 19»*. Ein«
Rcckaiuig t«B dem Jahr« läftt iavtet: Paar ua datitf
de cair bouilly, poinsunn^ rl arnioyf^ pour mettre cl
porler )a prierre ä chanter la meis« ä la chapell« da-
dil M. le Dauphin, XVIlIa. p., M Tcsier, »Dicllcit.
naire« p. 21 1 «.
**) Cor biet ia iXicviede raitclirdlim« I.e. 933.
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33»
iintner eingeschlossen 711 haben. Nach D u-
randus 122^), (iem bedeutendsten der
mittelBltcrlichen Lttargiker. waren sie tut gilt-
tigcn Konsekration fies Portatile nicht von
nÖien.'<'j Das Ponlifikale der Mainzer Kirche l
aus derselben Zeit enthält für diese Konse-
kration zwei Formulare, das eine mit, das an- |
dere ohne Gebete für die Rekondition der Re-
liquien; die Pontifikalien von Arles und
Cambray tun der Reliqtiien Uberhnipt keine
Erwähnung." '
Bei den tafelförmigen Altarchen machte 1
man entweder in der Milte, unter dem Steine,
oder auch noch an den vier F.ckcn Hohliingei'.,
worin die Reliquien gelegt wurden; erhalten
haben sich in dieser Weise gebettete Reliquien
z. B. in Tafelaltaren des Weifcnschatzes, zu
Augsburg und München. Hei (ier andern Gruppe I
ruhten die Relii^uien natürlich im Innern des 1
Schreines oder Kastens; bei den Schieinaltir» I
cheii waren sie nicht selten durch eine Öffnung
an der untern Seite zugänglich, so daiä eine
fiatwendung oder Verwedishing ohne grofic
Schwierigkeiten m bewerkstelligen war. An
manchen Altären ist diese UffntinR nttr durch
einen Schieber verschlossen. Die Anzahl der
Reliquien war hünfig sehr grofa. DasPortatHe
der Sammlung: Rock hat tlcren nicht weniger
als achtunddreilsig,'*) deren Namen einzeln auf >
der Aufienfliehe verseichnet sind.**) |
8. Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich
ist, wtirdcn ih"c Tragaltäre in karoüngischcr
und namentlich in romanischer Zeit oftmals
in luxuriAser Weise ausgestattet Dieser Reich-
'<•) Ration«)« 1. l,c. Tled. Luifd. I.'jl.".) fol. XIH' '
') Marlene ^Dt antiquii Eccl. ritibOM L *2 e« 7
(ctl. Antw. 173H) II, »18, 812, äi:>.
^1 Anf^ctibtt bei Tesier «DieiloBBaire* p. 907.
— In einem .Siejburger und Hambefger Tragallnr be-
findel »ich »I* Reliquie >Lac be.it.ie M. V.i Diese
*-ij;ciiI ljiniiL:hc* krli [Uie ist tibnjjrn^ in .t]1<*ii Krl:- |
^uieuvcrteichDiMeii der bedeutenderen Kirchen aufge-
tlM. Venscbe sm BthUbuig dieser »Mfleiif ti«d
talilmcli. Vcrgl. Santr »Sjaibolik« (1902) 217«, 1
wo die Lineraiiir nfgetihh iit. Wfthrtelieiiilieh war I
rs .,ciii wc.fscr Slcln' , <icr m der N i'.e vi m Hrlhlehem |
und auf dsm Wi-ye, wckhcr nath tgyjjli:» fuhtt, gc- ,
brochen wurde. Die üage ertihlt, ei st\ enliiUnden, I
WO Mari« da« KiikI liinkle. Die wcib« F«rbe des 1
Steises isl mr Syaibol dm Slaguig Jm dwcib dU |
i,Mitcb der hl. jutigfrau". Ilefaer . Ai lencek
»Twichieii • , b.l. II t T«f. 100.
') Auch bei ftxtn Aktren hertschie das He«irehen,
mfiglichitj^viet« Keliqnica tu rekondieren. Vgl. 1 h«l- {
b«rtr »Uiwcika I 7A0. ,
tum (\e( .Ausstattung ?!Owic einzelne andere
tiriinde haben verschiedene Archäologen zu der
Uehauptung veranlafst, derSdireinsttar sei nicht
so sehr eine .Au-^hilfc ftir den fixen .\ltar ge-
wesen, aU vielmehr eine Auszeichnung des
Geistticlwn, der sich seiner bediente oder auch
eine Ehrung der eucharistischen Gestalten»
welche dadurch mehr in die Erscheinung ge«
treten seien; auch die namentlich in englischen
Inventarictt hiafig voricommcnde Bezeichnung
„Sttpcr-nitnrc" soll nach Rock fibr diese An-
sicht sprechen.'*}
Diese Meinung ist unhaltbar. Das Porta-
tile diente nitlit nur ursprünglich, sondern aii< h
im Mittelalter ausschliefslich als Krsalz für den
fixen Altar. Dieses beweiai nicht ntir die toi-
fige Bezeichnung des Portatile att „Reisedtkr^'.
sondern weit mehr eine Wsher nicht genug l>e-
acbtete Stelle im XIV. römischen Ordo (aus
der ersten Hälfte des XlV.Jabrfa), worin fol-
gende Anweisung gegeben wirdr wenn In Rom
ein Kardinal-Bischof in einer fremden Kirche
die hl. Mcne lesen will, dann sollen die Kle-
riker aufser andern UtensQieB auch einen Trag-
altar dorthin nu'tnehroen, es sei denn, sie
wissen, dafs der Altar jener Kirche konsekriert
ist.**) Hier ist es also deutlich au^espiocben,
dafs nicht die Wrtrde d« Celebranten die Mit-
nahme des Portatile zur fremden Kirche vcr-
anUrsie, sondern die Vorschrift, nur auf einem
konsekrierten Altar das Mefsopfer darzubringen.
Zugleich sieht man aus dieser Vorschrift,
dafs damals selbst in Rom manche Kirchen
keinen konsekrierten Altar bcsafsen; um wie-
viel mehr niufs m.i;i dieses von vielen Land-
kirchen annehmen. Einen fixen Altar beaafsen
sie swar, aber derselbe war nicht geweiht, fOr
die fVlehration wurde niif denselben jedesmal
ein konsckriertes Tragaltärchen gestellt. Hieraus
erklärt sich auch der Name Super-altare. Die
Synode von Exeter (Can. 4) verbot daher auch,
die hl Mp'iSf zu celebrieren auf Altären oder
Super-altaria, die nicht konsekriert seien. In
der Tatsache, dafs viele AltSre nicht konse-
kriert w.iren, glauben wir auch den Grund /.u
finden, weshalb manche Kirchen eine so grofse
Anzahl von Super- altaria besafsen. So hatte
die Kir<:lic von York zwei Altärchen aus rotem
Mariunr und zwei aus Jaspis, von denen das
eine mit (iold, Silber und edlen Steinen ver-
'«) Kock, 1. c. I, i.VJ.
Ordo romami XIV 11.4a. Uigne Tfl, llftS.
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337
DHKI. — ZKITSCHHItT FÜR. CHRISTLICHE KUNST — Nr. II .
ziert war.'*t Im Inventar der PatilskircVie zu Lon-
don werden an verschicdcnrn Stellen sogar eil
Snper'aitaria aufgezatilt, von denen eins Ala-
baster, zwei aus Jaspis, vier aus Marmor waren.^')
Neununn hat geglaubt, wenigstens die rei-
chen romaniscben Iragültdre mit ihrem kost-
baren Schmuclc wäieo vielleicht nicht zur Cc-
lebration benutzt worden, sondern seien Schau-
stücke gewesen, die in Domkirchen und Hof-
kapellcn bei gröfteren Fdeilicbkeiten auf den
Altar gestellt worden sfien. '* Alleniings wurden
im Mittelalter nicht sehen reiche Gerlte oder
Ceütrse au dem angegebenen Zwecke auf den
Altar gestellt,^*) dieses läfst sich aber von dem
l'ortatile nicht nachweisen. Wie wir eben j^e-
zeigt haben, wurden die Super-aharia, welche
nichit andera sind als Tfagaltare, sicher tur
Celebration verwemlet. M.inclie die-^er Super-
allaria wetteifern aber den Beschreibungen zu-
folge in der Kostbarkeit der Ansitattung mit
unsern deutschen •romanischen Tragaltärchen.
Übrigens kann der Reichtum des Materials und
der Auastattung nicht auflallen für eine Zeit,
welche das Kostbarste tind Edelste, was sie
hatte, zur Herstellung un'^ .Atisschmtickiinf; der
Kirche und kirchlichen (iegenstände opferte.
Kann es also keinem Zweifel unterliegen,
dafs auch die reichen l'ortatiiien zur Celebration
der hl. Messe verwendet wurden, so entsteht
die Frage, in welcher Weise sidi der Prie-
ster des Altärchens bediente. War ihm die I.ang-
oder Schmalseite ztigcwanrlt- Man hat geglaubt,
es sei die l^ngseite gewesen, und zwar des-
halb, weO im Mittelalter der Kelch auf den
.^Itarc zur rechten Seite der Hostie gestellt
wurde, nicht wie jetzt hinter dieselbe.**) Als
mjrsttschen Grand fllr diese Stellung geben be-
kanntlich die mittelalterlichen Liturgiker an, es
solle daddrrh angedeutet werden, dafs das
Opferblut aus der rechten Seite des Leibes
Christi geflossen sei."') .Daau ist indes zu
bemerken, dafs liereits r<\r Zeit des Duran-
dus der Kelch last überall hinter der
Monatlicum Anglicanum III, 171,
'*) Uucaiige •Glotiarium« %. v. Super-aliare (cil.
Uenichel, VI, ist*) Pugiii •Glotiirjr cf eccIdiMiical
oriuimcm« «. v. ^uper-kkare, |>. 211).
Neaattna a. a. O, S. 123.
'*) Coniuciudin«» Vtthum (cd. Alberi, li)*>Oi
i>. .'■.7, 100. l-.':!.
Annaics arch<5olog i i) ues XVI, 81 «.
") Inaoc«ntiu> III. >Dealt. mjwieriosc. iniMaei
II, 38. Mica«, »7, 833.
Ho.stie stand und darum mtifs man weisen
der geringen Breite und der verhältnisroafsig
gro&en iJUige des Steines bei sehr viden Trag-
altärchett annehmen, dafs nicht die Lang-, son-
dern die Schmalseite wjthrend der Celebration
dem PrMster zugewandt war. Diese Annahme
fmdet ihre Beitütigung durch die Stellung des
figuralcn Schmuckes zahlreicher .Mtärchen. Bei
mehr denn zwanzig der erhaltenen Portatilia
hatte der Priester wahrend der Celebration die
Figuren nur dann in a'.ifrechter ^'tell.ini^ \ or
sich, wenn ihm das Altirdien mit der Schmal-
seite zugewandt war. Die Stellung des Porta-
lile wird also verschieden gewesen sein, je
nach der Gewohnheit, ob man den Reich
hinter die Ho.Mie »teilte oder neben die'^elbe,
welch letatercs im frttheo Mittelalter durchweg
der Fall war und in Rom noch im XIV. Jahrh,
praktiziert wurde.
9. Das Alter der uns erhaltenen TVag-
altare ist .sehr verschicrlcn, die meistem stam-
men aus der romanischen Zeit, wo man sich
ihrer auch am häufigsten bediente. Weniger
zahlreich sind die Exemplare aus der goti-
schen l'eriode, w.t; darin seinen Grund hat,
dafs teils die noch vorhandenen romanischen
Monumente genügten und darum wenig neue
angefertigt uurden, Icils dafs jene, die sich
ihrer vornehmlich bedienten, oimlich die Mis-
sionilre, nur einfache Werke herstellen liefsen,
die später der Erhaltung nicht wert schienen.
Diiiften wir verschiedenen Iltetlieferunpen
i^ilauben schenken, dann reichen einzelne Trag-
alHire sogar bis ins christliche Ahettum suitick.
So will Maestriclit noch heule den Altar des
hl Servatius (f 384), Rom das Portatile des
hl. Gregor von Nyssa (f .394), Modenadas
des hl. Geminianus if 348j besitzen. Dur-
ham rühmt sieh des Allares des hl. Ctithbcri
(•}■ 683), Trier desjenigen des hl. Willibrord
(t 738). Falls wirklich einer dieser Alttre bis
in die Zeit der Heili.;en /unickreicht, dessen
Namen er tragt, so kana doch nur der Stein
ein so hohes Alter beanspruchen, die Ein-
fassung ist bei allen fünf viel jiingcrn Datums.
Der .sogenannte .Mtar des hl. Cuthbcrl ist liber-
haupt ohne Stein; er wurde 182h im Grabe
des Heiligen gefunden und besteht aus einem
1 5 em langen und 13 cm breiten Eichenbrette,
Oi>r.Tii»lu», .Rationale« III, I. c. !«!, n 'j:t
Oido romanu XIV, w. ,-.a. MifiMe, LXXVIll,
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1903 — ZElläCHRlFT FOR CHRISTLICHE KUNST — Mr. 11.
840
das iirsjiriinglicli mit einer getriebenen Silbcr-
pUtte überzogen war : letztere ist leider gröfsteti'
teib verloren gegangen. Manche ArcMlologien**)
sehen das Monument als Tragaltar an und zwir
aus der Zeit des hl. Cuthbcrt (-}■ 687 t. Die wc-
ntgea Fragmente mit einzelnen Buchstaben
bieten für diese .Ansicht kein genügendes Fun»
dament, es {"^i weder ein Tragaltar noch aus
der Zeit des genannten Heiligen, es düii^e
vielmehr im Xl.Jahrh. in das Grab Cttthberts
gekommen sem.
Der sogenannte Alur des hL. Gregor von
Nyssa in der Kirche S. Maria CampideDi zu
Rom i t ein Ufelfiiriniges Reliquiar (85 X 24
i'm], welches seinen Namen einem darin Lt -
findlichen Fergamentstreifen mit folgenden
an solchen Nfonumenlen wenig bekannt i-i
Um aber nicht in eine ermüdende Gleich-
förmigkeit SU geraten, wollen wir tugleicb den
Versuch machen, sie nach bestimmten Gesichts-
punkten in Gruppen einzuteilen. Wir können
bei dieser Rinteilung von verschiedenen Ge-
sichtsponkten ausgeben und ne entweder nach
.Mter nnd [, a n dst i ichen zusammenstellen,
wie Münzen berger in seinem monumen-
talen Werke über den mittelalterlichen Altar
rieutschtands getan hat, oder nach I'orm und
Gestalt, oder auch nach Schulen. Indes
mag uns keiner dieser GendMSpunkte genügen:
nicht nach Mter, weil die meisten Tragaltäre,
wie bereits bemerkt, aus der romanischen Zeit
stammen; nicht nach Ländern, weil das Por-
Worten verdankt: Um esimÜanviaH«um,^»ä \ tatile als ein kleines Kunslobjekt wie fchon
«t^ritwil Bfiitfu^ ('t> /^::>i im Xaziinzfituf ,te
Jerutaitm . . . pUnum mullarum reliquiarum
apütuhmm^ marti..., tmftuor. tt pirgnum.
Et est ... . Unter diesen berühmten Reliquien
fand sich laut Inschrift eine Krcuzpartikel, ein
hl. Nagel u. a. Als Altarstein diente ein (an-
gebliches) Mosaikbild des Heilandes in byzan-
tinischer .Auffassung, das jetzt teilweise ^cr-^tnrt
ist Das Monument ist wohl weder ein l'rag-
ahar noch llter ab das XIII. Jahrb.**} Von den
Altaren der Hc-ili^en .'Servatius, Williiirord und
Gemioianus wird weiter unten die Rede sein.
10. Nachdem wir bisher im allgemeinen
aber Gestalt, Materie, Ausstattung, Gebrauch
und Alter des mittelalterlichen Fortattie pe
handelt haben, liegt es uns nunmehr ob, eine
knrie Beachreibang aller noch erhalte-
nen, weit / e r ^ t r ci 1 1 e n Monumente im
einzelnen zu geben. Dieses scheint um
so notwendiger, da der Reichtum Deutschlands
»•} Kacine »Lif« «f St. Cnlhbert . (London iMi.Hi
1119. Kraut >Keai - Encyclopedic« 1, \1 Smilh
und Cccibam «Diclionnary« I, Kobaull de
Flaufj V, 7 m. SidcIc«« Übt ui ihrem Buche
•Etrif cbriitmi ait of Irdkitd« du Monamciit unb«*
tttekaiehtigi, kill ei alto nichi Ikr m «lt. — Die Rc-
Vqaifa dci hL Cuihlwri wnrdsii straiiml transfctiett,
M wcIclMr GdeBcnbeit wohl mancke Kinrgbclic Cecw-
dlnd« im Grab i^rielea V(1. Acta Sanetofsm.
tiO. Mm. III. ! "
*•) Alib. bei K II ii a u U li- i- i eu ry V, \~ . — M nr a c t i
(nicht Marrucci wie Fleury ichreib!') »Meniutii- ili S, M».
ria in Porlico« («d. I lliT'i, ed.'.' IWT.'i) crwabui den AU.n
nur nl» Sehenswürdigkeit der Kirche nhne jede wcilcie
KemerkuKg. — Err.^ «StoriA de)rimA(;iiie e chiesa di
S. Maria in PorliCo di CanitiileDi« , Roma IT '*', widmet
dem Altar ein |;anic» Kapitel und t'ereichnei aU Oft der
Anferttgunu oder llerkuDfl Jerusalem. — Maliaja,
Üloria di S Marm ia Porlico, wekhen Ktenry xuier«,
i|wicht Dicht von dem Akirckc».
früher, so auch noch gegenwS'tig rw sehr dem
Wechsel des Urtcs ausgesetzt ist, und beson«
der* weil dieaea Einteilungsprinzip den G^en-
stand selbst nicht berührt, auch nicht blofs
nach Form und Gestalt, weil die erhaltenen
Monumente eigentlich nur zwei verschieden«
Formen zeigen und somit kein genügendes
' I"undamcnt ftlr eine iiljersichtlirhe F.inteilung
) gewonnen würde, endlich auch nicht nach
Schiuleo, weil es ein mifsliches Unternehmen
ist, zu sagen, ,,das ist Cölner, das ist Trierer,
das ist Aachener, das ist Siegburger Arbeit".*^)
Denn diese Worte eines angesehenen Kunst-
historikers haben auch heute noch ihre Be*
deulun«?, wenn auch nicht mehr in demselben
MaCK, als zur Lt\X, da von h alke sie nieder-
schrieb.
Wir werden liei unserer Klassifizierung von
einem andern Gesichtspunkte ausgeben, nämlich
von dem Materiale, womit der Holskem
oder die Hokplatte vornehmlich geschmückt
ist. .\llerdings bietet auch diese Rinteilung
manche Schwierigkeiten, weil häufig mehrfacher
Schmuck angewendet ist, doch lafst sie ander-
seits die Müglii iikeit, siris die nach Ländern
(und soweit als möglich nach Schulen] zusam-
mengehörigen Monumente an kleinem Gruppen
zu vereinigen. Wir wollen auch die Form in-
sofern berücksichtigen, als wir zuerst die Ufel-
(ör inigen, dann die schrernartigen Ahtrehrä
behandeln.
(Illntir. Forts, im nächsten Jahrgang lieft I.'
Klorenj. Beda K lein sc h ro i d l, O.F.M
V.Falke »Gctchichte de^ deutschen KuMigc-
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341
\WKi. — ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. II,
342
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XIX. (Mil 2 Abbildungen.)
SR. Kasel von Sammetbrokat mit ge- i giindcr Schule, deren Miltclpnnkt Dijon war;
siicktem Kreuz in St.Patrokli zu Soest der Schlüssel für diese Ähnlichkeit wäre viel-
(Katalog Nr. 646). leicht geboten durch die lleiratsveibindung des
Aus prachtvollem Ge-
nueser Sammetbrokat:
Grüne Ranken auf rotem
Grund, dazwischen me-
tallische Goldblumen, ist
diese leider auch in der
Barockzeil beschnittene
Kasel gebildet. Der ge-
stickte Stab der Vorder-
seite ist (wie so oft) total
verletzt, so dafs die drei
Standfiguren, die übrigens
denen auf der Rückseite
ganz ähnlich waren, nicht
näher zu bestimmen sind.
Glücklicherweise ist das
Kreuz, 118 cm lang,
19 cm breit, Verhältnis-
mäfsig gut erhalten, und
wegen seiner Zeichnung
und technischen .Ausfüh-
rung im höchsten Mafse
beachtenswert. Üen Mit-
telpunkt dieses nur mäfsig
ansteigenden Gabelkreuzes
bildet die Krönung .Ma-
riens, welche von zwei
Prophetenfiguren flankiert
wird, wie solche auch
zonenmafsig geordnet und
von Spruchbändern bal-
dachinartig bekrönt, den
Längsbalken paarweise
verzieren in viermaliger
Wiederholung , nachdem
das unterste Paar (von
dem nur noch die Reste
der Spruchbänder erhal-
len sind) bei der verhäng-
nisvollen Umänderung der
gotischen Kasel in die Ba-
rockforni , verschwunden
isl. In ihrer weiten Drapierung und breiten, cere- herzoglichen Hofes von Cleve (auf den die
moniösen Hallung haben diese Figuren einen beiden Wappenschildchen hinweisen^, mit dem
gewissen Zusammenhang mit der van Eyck'schen burgundischen Königshause, die manchen im
.Schule, noch mehr wohl mit den etwas späteren XV. Jahrh. am Niederrhein entstandenen Kunst-
Gemäldeu und namentlich Statuen der Bur- werken, namentlich den gestickten, den eigen-
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IW)3 — ZiülSCIlKIl l l-ÜR CH
tUmlichen, von Köln ganz, imalihängigen Typus
aurgepriijt hat, wie er sich auch auf mehreren
in Weftfoten «rfattttnen Gtgenstliiiden dieter
^Mche Rodet Die Hattung der Figuien ist
vornehm, stellemveise schon etwas g«icrt. die
Bewegung feieriich, der Faltenwurf schvrer,
iler Ausdruck erhtben, uod die breite^ Wer und
ria etwas gespreizte Art kam der Verteilaug auf
die monotone Goldfliche sugutc, auroal im
Banne der «otgeiackten RneobOdeii, auf denen
sie stehen, und der kühn geworfenen Spruch-
bänder, von denen >ie tiberiängen werden. Die
Tecfanik ist ebento defikatp wie lolid. Ge-
tpinnte Goldfaden, die dutdi roten Überfang-
stich ratitenförmig gemustert sind, bilden Hrn
Grund, auf den die Sprucbblnder applutert i
lind, mSilbefflldengdiildetttndmitidiwarteB i
Tn-r!i''fTen, roten Initialen bestickt. Die Fi-
guren sind silmtlich und ausschlieblicb im Go-
betintticb Mttigeflibit Im m( eintdne, dnrcb
Goldfitden bewirkte Beigaben in der Krö-
nung Mariens, wie Kronen, Nimben, Welt-
kugel, Mantelborten, die beiden Faltstilhle.
Als Farben wechseln Rot, Blau, Grün ab. Der
Rasenboden besteht in grüner Seide, auf die
gelbe Seidcofiden im Stilstich, sowie GoldTädea
mit roten BlittcKen chigetragen aind, um den
Rasen an/.udeulcn, — Dieses einfache Ver-
fahren hat eine sehr harmonische Wirkung ge-
■cbaflen und wie die wenigen, aber ausge-
sprochenen Farbentfloe mit dem Goldgrunde
vorzuglich zusammenstimmen, so behaupten sie
sich zusammen dem wunderbar leuchtenden
Sammelbrokat gegenflber, der trotz seiner gtio^
zenden Wirkung dt-n beiden Wappenschildchen
als guter Hintergrund dient, üchnStcen.
86. Hochgotisches kupferverguldetes
Fahneokreas der Stiftskirche au
Xanten (Katalog Nr. 731).
Im Unters. von den Altar- un'l \'nr-
tragckreu^L-n , die stets mit einem Kruzitixus
versehen sind, fehlt dieser zumeist auf den Re-
licpiienkrcuzen, und wohl immer auf den
Fahuenkrcuzen, die sich übrigens aus dem
Mittelnltcr nur in wenigen Exemplaren er-
halten ii.ibi n, wie die l'^alincii selber. In der
Regel aus Holz gebildet, sclmn in Rörksiclu
uuf das Gewicht, waren sie leichter der Be-
arhadigung und Zerstiiiong aosgesetxL Die
beiden in Xanten befindlichen fast identischen
SII.ICHE KUN.ST — Nr. II Mi
pKinnplarc dürften Scitf-nhcilcti /u gelten
haben, und das hier abgebildete, 48 tm hoch,
mag kurz beschijebeii werden, da die klare
Abbildung eine längere Erklärung überflüssig
macht. - Der an der unteren konisclicn Bflchsc,
welche die verhdltnismäfsig dünne Tragstange
aufzunehmen hatte, angebrachte Haken hat
dieFalinr /u halten, /u der ein kleiner Nodii';
als Gegengewicht genügte, wahrend das Kreuz
selbst nur durdi dne gewisse Breite emen
harmonis<.hen Abschlufs zu bewirken \cr-
mochte. Dieses Kreuz ist aus starkem Kupfer»
blech ausgeschnitten und vergoldet mit seinen
erweiterten und ausgebuchteten, dadurch um
~.v \ollet wirkenden Balkcncndigungt-n. Auf
beiden Seiten ist dasselbe mit einer vorzüglich
gezeichneten, streng stilisierten Doppdmke
(Kfeublatt) verziert, die unten anfangend in
aufgesparter Technik, abo auf kräftig .schraf-
fiertem Grund, sich derart nach rechts und
links, wie bis oben hin verästelt, dafe 17 in
die ovalen Aussclmitte gespannte BcrgkristalU
Cabochons venchiedeaer GrObe, bei weitem
der grAlste in der Mitte, von ihnen in wirkunga-
vollster Einfassung umschlungen werden, zu
einer Art von Einheit verbunden trotz ihrer
Zmtreuung. Jeder Bergkristall hat auf der
Vorderseite eine profilierte Fassung, wie das
Kreuz riogstun, der auf der RUckseite eine
glatte, nach innen gekehrte SchrSge entspricht
Die untere Ausbuchtung des Kreuzes ruht, in
unorganischer Anordnung, stumpf auf einem
von beiden Seiten mit einer, ebenfalls ausge-
sparten, Bestie geschmficklen flachen Zapfen,
der ehensn unnrganisrh in einen achteckigen
Knauf Übergeht mit kleinen Beigkristallen in
den vier rauienlbimigen Pasten. — Die Ranken-
verzicrungcn des Kreuzes, zu der ilkiininicrte
Kodizes das Vorbild geliefert haben dürften,
weisen auf das Ende des XIV. Jahrb. und auf
den Niederrhein hin, wo auch der KristaD-
sebinuck sehr beliebt war, zumal an Gegen-
ständen, die in der Luit zu wirken tjesiimmt
waren, also namentlich bei Vortngekreozen.
Mit Vorliebe wurde ihnen deshalb auch, nament-
lich in luUcn, der Schmuck von KrisuU- oder
vergoldeten HettllM^fdcben beigegeben, die
ringsum die Schmalseiten der Balken umsäumen,
besonders von den Ecken auslaufend, wie sie
sich am Kreuzmittel und an den EUiden ergeben,
sei es bei der rechteckigen, ad et bei der Drei'
pafs*LOaang desselben. Sehaitgen.
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347
1903. — ZEll-SCHRIFT f OR CHRISTI JCHE KUSST — Nr. II.
34»
Bucherschau.
I>cr Dom >v Aachen vni sciiie Entttellnng.
Ein kuiistwisscnschartllcricr I'rntcst von Jos. Slrzy.
Kowski. Ndt J I.icbldrDcktafeln und 44 Tcxlab>
bilduDgen, hmnchich« Budiliaadhuig, Lclptif
1904. (Pni* 1 Mk.)
Dfflse mk flamnifiiilOT Be|;rtsi«ittDf wnUüA» «Flug-
»chrifl* ist ilein AiidcnV.cn Atcxmdcrs von Swciilgn-
rodtkol gcwidmcl. tlcs den Lesern un»erer ZeiUchrifl
(»ergl. Heft VII, 127; X, lM'MT,) hekinnlet. Mäce-
nalcn. l>er Aachener KarUverem haue ihn, den im
Ittalcn Jahriclmt teinei Leben* in Aachen wohnhaften
Stifker im gümcndcB Koodaksw'sclwn W«ffc«t *n
Sac1ivcntIiidigM]>KoiDniiniafi für die Mettawalion d«
Moiislcfi bci;jcsci!t, an dcicn Siliuiigen er aber nie.
malx teiinahm, auf die Abgabe vün zwei schriflliehen
Voten tich beichrSnkend, die, zum Teil anversihii<l-
lich fchaJt«!, auf die Bcrttungaii obae Einfluf* ge-
bbbok liBd. Aa dm aMfCB BnM, ■> den Be>
uliebca, die ttiVfiiadi korfektetien VortchUge tu
«lachen anter Verzicht auf allen Prachtaufwand, fehlte
es dieser Kommiision wahrlich nicht, die von den
verschiedeuiien Seiten gedringl, ihien Veiiickt auf
die mnsivtsche Bemnhu^ zuganiten der gestrichenen
nkht dnrchtBKtsts «fBoehle, diuch Uum ■acrgiackc
BctoonBK der vos Anfrac u gdofdetlcii DtlM)> den
Bilderkreis rettete und der auf den «orgflkigsten
Stadien beruhenden ktlntileritchen Durchfahrung zu
ilirctn Kech'e vcrhalf. Als diese gewihrleislel war,
höite ihre Titigkeit auf, lo da(* lie weder fUr die
MarmoibcUtlduig, noch fllr den Dekor der UMt>Bge
ifgandtei« fcraMwoMlieh Itt. — laeoincH die «w.
lief CAde Ktage. tiod AslilegeMhiUt «o« anderen Voratit-
»eltutigen autgehl, beruht «ie »uf Informationen, ^'
von allen anderen Heieiliglen tuverläatiger hitteii i;r-
boten werden kttnoen, wie von den beiden Genannten,
die mit ihren aiarrcn Gmndailten wohl ciae AUcr-
tttMr>SeaMuIlMg könenvitren, aber kein «liet Bra»
deakmel iebcMOMf ethilltii kdml«, «eiiigitem
kein im Cebnieche bcfindüchtt und in eeiner inne.
ren Vrrwnlirlotung Arjjeriii» enegendes. HSiie
der Vetfatser die hier nur angedeuteten Um^iandr,
besonders die unbedingte NolweDd^keil, den ver-
wtaietcn Tambour dca Oktogon» mit seiner Keppel
keraoniteh tn cUumeni niker erwogen» le wötde
er seine EiKertigkeil, die freilick reiner Hetriebt.am-
keit and Gewandtheit da* httchcte Zeugnis aus-
stellt, wohl etwas gezUgell, vielleichl auch seine
BezUchtIgungeu gemifaigt haben, die Übrigens, wie
die gatue Schrift, dB hebetiswUrdige« Gemisch von
fiwkcn BckanpCiiBgeB «nd leisen Abscktwickangen,
ron Vorwürfen md Bnlicknidignngen sind. Sie mögen
deswegen auch so ernst r.iirhi ^curiiuiien ^vin. ul>»iilil
sie als Alarmrufe sich gcbjiidcji und u;£s:iib<ii auch
als solche aiifgenommen werden. — Wer lur höchsten
Vorsicht beim Kesianriereti inahni, bebilt immer Recht,
wie so oh der Pciiiiniu, and im vorUegandea FnOe
bat die ftlehnunf nm so mehr FimdMttBI, al« «te von
emaien Zweifrin aoageht aa der Richtigkeit der biilaiig
unangefochten Ii rli eisen Annahme Ulf*r ilrn rtkjinin^;
nickt nur des Aachener Mdivstert, soadern aller tranko.
gaiileebea Handenkmllar. Diese Zweifel de» Ver*
fassen *kid teke« mekr«« Jeihre ek, haben ia m-
schiedenen Bachern und Artikeln («ergl. diese Zeltschr.
XV, :ViO) lebhaften Auadruck gefunden, vielfachen
Beifall geeniiet, auch Widerspruch erregt, und seine
neaesu PuUikalioni .KWnasicn, ein Nealsnd der
KaBUgM ck i chl a* (die bferdeaaldnt beipra^Bwcih
dea soU), trigl den AppeD weit hinaus in die Welt
mit der AuMidit auf nmnngliche Zustimmung Ihm
liegt das auf langen u: n iili^i: ira Reiten im Orient
den altchritilichen Deultiniüeni in scharfen kritischen
Beobachtungen entnommeite Alliai tu Grunde, dem
Abendbiade icien die AnicgaaseB «ad Vasbilder fkr
aefai erstes cheislIieheB Kanalacknflen aieht een Ilallea
i'Rom', wie bisher fast allgemein angenommen wurde,
sondern vom Morgenlande (Sjrriea, AimcDieu, Agy{)ien)
direkt geboten worden. Inwieweit diese EinAUsse auf
des nKaaitkreis de» Aachener Dornet- ein»
gei^kl Ittbea. taebt dcrVarfitear lot I.T«il aadcr
Hand «oo 37 lehneichen AbbUdaafea Baahiaweiieai
und erklirt I) den sogen. ,W<rif' iBr ela kellenisls.
sv.hes Broniewcrk, 2) die Elfenbeinrelieft der Evau.
geiienkaniel (Ur koptitch • hellenistiiche liildwerke,
;l) die ..\rtitchocke* fBr ein Werk christlich-onenia.
lilcber Ubcrliefaraag, 4) dea I>on selber flto eine Art
eoB .MerlTriea'i gcnib dem beBenistiMiketlcBt^
ichen Baoljrpus, endlich .^i) togsr Trier Air ebicaVor«
potten christlich •orientalischer Kunst. — Wai der
Verfasser in diesen .'< Abschnitlen liehau^ p' ru-
meist durch guteGrtlnde gesttiiit, teilweise Qberteugend,
wie die Bestimmnng der Elfenbeinrelieft, und auch
die Vergteicftaagea, aa daaea die orieataKscbea ZcoUal»
hnt'en entegen, sind bestechend, aber »ehr für de«
f'.riu 1- h. alt für den Aufrif«, irit ' -- l; auf den die
chnraKirrisiitche Bogenaufieilung des Aachener Oklo-
goni Ravenna das nichtte Vorbild ist und bleibt. — Daher
keaaea dicec Siodiea aicbt als abeehlieiscad besefckaet
werdaa, aoeh wtaicer di« Polgeiaagea, die en IhBCB
geiogM UMrdee hkieichdidi dar .Rastaaratie»*
des Aeehener Domes, die dea II. (kisacra) Teil
biUiei. - Diener ist nicht frei von Übereilten, ein-
sriiigea, harten Urleileo, wie schon in der .Ein-
Wiiung* : „Was man am Rhetn unter Kestauraiion
versteht", der Uiaweis aaf den Speicm Dorn, der
vor 80 Jabrea rcstsarien wardci feel fcamiseb wirkt.
— Was hier In bezug auf .die Architektur', nament.
lieh die Slulen, Fassade und Atrium unter Heran-
lichuiig der .oneiitilischen i'arallelen" vorgetragen
wird, ist sehr lehrreich, zum Teil Überraschend und
nea, teleblig aach, was über .die Ausstattung des
loaerea* getagt wird, Ober ,die Kappeimoeaak", die
ahe, 1719 gfntlieh teralMc, wie die aeae. 1879 aas-
t^ffuhri' 'i:' - Mosaiken de» Tambour»-, für
welclie die Vt.rarbeilen bis 18A8 zurOckreichcn, die
Arbeilen \HQh begonnen haben. — Dafs diese Auf-
gaben mit Emst und Crttndlickkeit bekandelt wardca,
besrelat sckaa die Retbe httewragcadcr AsehiologtB*
die hier PMeaiehaA gekisiet haben; und dafs dfe
Arbeilen etile tit dem Pkofes»or Scheper ttbertragea
»Hillen, WM nur die Anerkennung, die er far seine
Studieti, Versuche, PUnc m strengem Wettbeweib und
MBter scharfer Kritik voRlieat katce. Sein Vetrdieaat
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349
IMa. — ZEITSCHRLFT FÜR CHRISTUCHK KUNST — Nr. 11.
350
1
Icinn iiichl j;r»chm!lprt WTn'r : 'i.rth dif Krgflmiise
«Jer nfurii Korschuugeu, und wenn au» Uetwelbeu auch
im Lauf der Zeil mit iweifelloaer BeMimmtheil sich
etcebea «ollie, daii die VgibiUcr oichl in Iltlien (Korn
wMl RftfeitM), tMdm im, Orient n wehen ffcwtMn
«In», io wivdm die Vcnoche. Urnen »kUviiche
Gekang m TcraehaOen, «ielleiela wipdetom anf un-
ubcrwiiiJIiche üchwieri£keilen itofseti — Die meistrn
Kcuaaiationen bedeutender DcDkmäler, auch in den
leUten Jahrtehnlen, tMben AlMofs erregt, Dicht nur in
Dentachlend, und il»en teBeaflbet behwipicn in der
Regtl die cehirfelea KfHilter 4nt FeM. Magen lie
fortfahren, ihre Stimme ku erheben mit dem rffolgc,
daf» dte Vorfragen immer grOndlicjicr ^'^P'i'f'. »J-c
Arheilfti iiniiicr vnrsichtigf r aiui ««irjjfaltiKcr beliicbeii
werden, ta der Betchränttung aai da» Nolwendigel
Zu diesem Noiwendigen aber gehört, wenigttcn* hei
des für den GoUddkntt bcttimmien BendenkaUQern.
muA dif wBrdlfc, erbanNdbe Eindmeki wie im
AnftctB, in Innctn. Scbelicea.
Kirchlich« Knnetalierittmer In Denlaehland
TM Dr. Heinrich Bergner. Mit ca. M Tisfrln
tn Farbendnick nnd Autotypie, lowie Uber .'lOfi Ab-
bildungen im Texte Vollitindig in ca. .'> I.<;fpningen
h. 0 Mk. Chr. Herrn. Taochniti in Leipzig.
An gröfieren und icleineren Lchrbdchern der all.
Wenige» dürfle dem vielgewaiiderlen Vfrfi«»pr eul-
gangen $eiti, der trefflich zu dupoiueren ujid tlber.
lichilich zu gruppieren veratehl. — Der St. Gereon».
Iiirchc in Kdln (Seile SR) iegt abrigcna eine nMilw
Halle nnr im Sinne dca Zenlralbanea (ab DenhmaJt-
kirche) zogmndet noler den Doppclkapellen
(Seite 71) hat die de» Obergaag»»tiU im Schief» tu
Khcdi keine Erwihtiunj; jjrfunden — Die durch den
l'ro>pekt tugeiagte rasche Aufeinandetlolgc der (.'t)
Lieferungra »leUl «Mcrca SchhiliKfaMt glBchlicher.
weite kurce Fritt. SehaOljtea.
Die K ij 11 » I r Ii l( t i n n c n und die K u n s 1 f <j r in <;n
der Architektur, ihre Entstehung und ge-
schichtliche Entwicklung bei den verschiedenen
VAikem. In vier Binden henntfegnbcn von Kon«
(tantin Uhde. Waramih, BerNn. (Freit hroaeh.
Mk., geb. 9(1 Mk.)
Von diesem grofs angelegten, grundlegenden Werk,
welche» varnehmlich prakliachen Aufgaben, al«o in
etiler Linie des Architekten dienen, ihm fttr seine
Stadien nnd Anfliige die Detail« der Bantrerke in
syttenatiichcr Erklärung au» Baumaterial und Bau-
kunttraktion bieten will, sind die beiden ersten
Binde erichicncii.
Band I ('-'3 Bogen mit Hi.'i Abbüdungen. — Preii
broich. ].'> Mk.jlegt die Konstruktionen und Kunslfor.
wie detUachen Kenaigeachiciiie iai kein i inen dar. wie aie geachichilich entttande», dnrch Ma-
llangdmehr. w«U aber an einem ay »tematiieben ' teria) nnd Technik begrBndet alnd, also dieGrandilue
Handbuch der K u n s l a ! i e r l li in e r . iin;iiciitli.:h
der kirchlichen, obwohl Uue ihiieu m der iie-
•chrinkung auf das deutsche Mittelaller, ein fUr seine
Zeit vortrefflichea Werk gewidael iiaiie. Im Amcblnf«
daran, aber in der AtmdduMUif anf die KcnaimiKe
nnd in der BeiAign ng einiger von Otte minder betonter
Omppen, vefWftntliehle Bergner vor ;t Jahren aainen
(hier in Bd. .\IV Spul;!- Uli Seiprnchenrn J . ( Irondrifj'.
Daf» diciei su schnell m dem neuen V\erke .uit^ereifi
wird in den weiUn lien wie geislliclien Kre scn
beider BckenniniMe groieen UeitaU finden, denn der
VerfätMf iit «hi mir den Denkmllem wie mit der
Lileratnr gleich vertrauter Forscher und, weil mafsvoll
md objektiv, ein inverlftssiger Führer, der das Material
geschickt IM gruppieren, die Illustration. ,ils erf;\hrfiiei
Zeichner, gut auszuwählen versteht. — Die vor-
liegende I. Lieferung zeigt die Weite dea BUek«
ichoa in der 36 Seilen nmfaaienden Einlei In agi
die 1) Gegenstand nnd Uterainr behandell, 2} die
Quellen: die prmiireii DciiVniäler' » !e die srkundSren,
3) die bildenden Kakiocea und swai l.ituigie, Kdnsiter.
Stil, -t^, Knn»tbetrieb und Material, also eine FHIle von
tetChligeo Vorfragen, deren PrIIfvng überall den das
bahnniehandnn, aorgflUtigaft BetilMiehier er.
Mit. — Daa I,Biieh, weiches dem Kirchen,
bau gewidmet iaI nnd ihn auf Tft reicb ninArieHen
Seiten bis tief in die Gotik hineiiifli>iri. iieichaltigi üich
(ueiat mit der romanischen Kirche, der Uz^dilta, der
Halleakircbe, dem Zentralbau, die mit Kllcksichl auf
die IHargiKhen EinUMae. wie hinaicbilicb ihrer Grund,
«iate, Anfbnn, Ehiaelglleder, Fnrmaprache, Oranmcnilk
usw. untersucht weiden (mit Einschlufs ihrer EinV)iiineii,
Kapellen. Klosteraolagcn usw.). Ungemein ergiebig
i»t hier der Text bei knappster Formulierong, und mir
fdr d;e Einietforin und iterei, Vriliindun^;, mithin fiir
dte Schutiheil, die daiau4 hervurgcheii »oii. Da
Nahrung, Kleidung, Wohnung die HaupthedUrfnisse
dea Menschen dantcllen, an hat ihnen die Knast in
dienen, die daahalh b Tn stilk naat, Kcr «m ik, Bn«.
knnat cerBUk. Knn werden die Seiden cmlen bc»
handelt, obwohl sie den Aus^niit^^pankt darsielten,
desto eiiigehendcT die dritte, der 4 grofsc Kapitel
gewidmet »ind. in diesen werden zuerst die Eiemente
der Bauhandwerke fdr Holz und Stein, auch fttr
Eisen er^fteit, eodann die hialoritche Eniwickinng der
Bankonatmkiioncn, Ihr« bthetiache DnrckhildaBg.
namentlich der Gesimselemenle in Stein und de.
ren ZusammenMeUung lu ganzen Gesimsen der Mauern,
Decken, .Säuiei, u»w., en llK'n deren ästbel i-cher Zweck,
seine Erreichung i'.tirch Lmienfilhruog. plastische
Ornamenlieruug, Fäibuiij;, - In diesem bis in die
Ueiulen Eintelhctien klar dargelegten und oberana
anichanKch illustrierten System nr«l der Verfasser
nichli Wiehl 1 (;e> iiiicrw'ählil und un^jeieivhiirl, »ii dnfs
ipuuien uiid 1 Jechlcu, Weben, Koopleu, Niiheti nicht
nur erklärt, sondern auch abgebildet werden, dazn
daa Formen — Schneiden, Sigcn, Zimmern, Hobehi,
Drcehadn, — Bttehen, Behmeii, Mtneni, Zinbio,
Patten, — ÜiefK», Schniedcn, Wnbeo. Mnnam,
Pfeiler, Säule, De«ke, Gewfltbe ntw. werden in ihrer
kciiislrüktiven iiedeuluiiß dargeslelh, vor allem die
I'rohie gewürdigt lo ihrer die ^leiuaichiteklur beherr-
sehenden Wichtigkeit, der entsprechend, ihnen mehr als
die Hiifie dea gansen Bandes gewidmet iaI mit dem
nherwlefaadett Teil der Cssl amtchlitraii^ «if ZaiA'
nungen bemhendeii, durchaus klaren AhbiMnofen. —
Band II (!.'• Bogen mit .V26 Abbild. Fcciabroaeh»
CB Mk.X 4nrch diae gnidtlliMchcn Anslhhmgea
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362
vorbereitet, ist anuchliefslich dem Holibaa re»er-
viert, wie er kSnslIerisch und gcichichllich-geof^ra-
phisch sich cntwickc)r, die Sleinarcliilrktur bccintlulsl
hu. In 18 Kapiteln wird der HoUbau durch die
•imcIm« Perisdca ond Länder verfolgl, «eine Koo-
Mreklkiii auf ciecelwadate nad e Mcfcirifc lwle fe.
idiiMcft in Hhlrciehen A*fiMhaien, bei denen die
pliotograpJiiichen mit Kechi in der Mimlrrhcil bleibfn.
Von vomhetem wird belont, öa(« der llolihau
nidit imraer und aberall dem Steinbau den Weg gc-
■aifl, tondeni da{i ditMr wi« jener niehi icUen den
Xchb« ele VerlriM btevin, alelicBweite entocMben
lieh febOdet hat, lo dafs dieier II. Hand mit einem
pffhtMortteben .Sieindenkmal beginnt and mit einem
undutietbaren Steiniirukmal Amt-rikas »chliedt. —
Uurch 17 Linder luhfl in chronologischer Ent-
wicklang die Knnitfakrt, bei der das AUettum nalUr-
licli mm lillneeleii «egkooiml, alicr iniiteManie Einte)-
hciten vctMMchealicht. Aach ItaMen «pieh hier fcehie
grofte Rolle, selbst nicht in seinem spSieren Kansi-
helrieb. desto mehr aber Spanien, da die maurl.
sehe Haukunst das Holt nicht nur reiciiJub, \i>n<ii:rr,
auch mit vollstem Bewurxsein verwendet und sich
dafür einen eigenen Formenkreis geschaffen hat. —
Der L6wenBnleil (100 Seilen) enllUto an( Dentsch-
lend md die «ortflgllelien VorarlMiien (ende des
Irijlfn J-»hficfiii'' hallen hier in Verbindung mit ilen
etgeiieti Hcobachlutigea eute fa^l erschöpfende, unge-
mein instruktive Behandlung ermöglicht. — VerhSIlnit-
mSMg knepi» werden die Schweis und Tirol, aowie
Hofwegen behendeh, «rglehiger Engilend md ledies.
— StanaeiNwert in ttberali die Fttlle des Illusirations-
nelerlal», an weichet der «iel< ettf das praktische
Ziel ImuleuiTiicie \'erfaii»er M-inc Untcrurisungen on.
knttpfi, so dats er nach den noch ausstehenden beiden
Binden hi heheee Mnfae die Sehmvcht feweckt hat.
H
Der Stern voti llalAiat. Preisgekrönter Kum.-tn
von M. Hellinden. Mil HuchtchBMk von J. van
Tamek. — Die Heimei. Komen ans den ichle»
•iiclian Bergen von Paul Keller. Uk Bachechnrack
TOS Phil. Schumacher. Broschiert je Mk A. - ,
geb. je Mk. r>. — . (Allgem. Verl.igs ■ GeselKchafi
m. b. H. in München.;
Der Stern von Halalat führt ina Aheilmm und
in den Orient« beeoadcifl nach Bebylon. wo des )BdiKbe
Volk (in Malelal) litil und sich irorbereiiei fUr seine
Heimkehr, aach der es den Tempel wieder aufbanl usw.,
so dafs hier ein gruf^ifiges Hild ^ich entfaltet, ^\^'^ uhcr.
reich ist an belebienden Zügen. - Die 44 Abschnitte
weidOi durch Gruppenbilder eröffnet, durch figürliche
oder omaOMMalc Vignetten geschlossen, ond «leren
Ohereimtinmag mit de« Text, wie antreffende Stili>
sierung verdienen neben der Balten Zeidtenng alle
Anerkennung.
Die Heimat schildert das I^nd und seine Eigen-
art, besonders hinsichtlich der Aabtaglichkeit, n»il der
CS sebM Bewnhner an «idi feiseh, ihnen den Frieden
gewihrend, den hier enrilich n.-xth m -mthon i-rj»frifi-r:.i
geschilderten Irrfahrten und VVirrsalen der tield dieser
Enihhuig findet. — Fein geMimnt wie der spannende
Text, sind die duftig gehaltenen innslrationeni di*
auch hier jeden Abschnitt ah Bekrönungen mit Initialen
wie als Schlufsbild. I rl, l,r^ rnci,, l;iv : -.1 hafiliche An-
sichten oder genrehade äseneii, die poelisch anmalen.
B.
Porträts Papst Pius" X.. nach Uriginatauf-
n.ihmen .-im 10. August durch den pSpstlichen
liofphotographen U. Felici in Rom, hat die AH-
(gemeine Verlags. Ceaelltehaft m. b. H. hi
Manchen herausgegeben; sie verdienen die wlrsaste
Empfehlung urj^en der klaren, scharfen Aufnahmen,
wie wegen der weichen, nialenschen KeprcJuklionen.
Im Lehnstuhl silrend erscheint der hl. Vater einmal
' segnend, daher mit der Slola bekleidet (BddgrÖfse
I X 10 : »0 Pf.), die anderen Male mit anf dem Knie
ruhender Rechten, hi der Sonlane, teils ah gann PIgnr
( i:i> 28: tl. Mk . 2fi 20: ii.fiO Mk , l.'i V 10
80 Pf.\ ler.s »1. Kn.euUck | J!» X 'JO : 3 .'»0 Mk ,
1.'» ■ III: 8it l'f V Oer breite »ciNc "'ter lirllgfjue
kand mil oder ohne Untenchtifi l&fst fUr die Wahl
[ des Rebmcm «cilea Spiclnnni. d.
I
I Die .Gesellschaft lur Verbreitung klas-
sischer Kunst' in Berlin W. 31) (ElsschuUstrafse
hat ihre, in (iicser Zciüchrift Hd XVI, .Sp, lüj bereits
lahmlich crwShnie, grofse Wandschmuck-Samm-
lung von Meisterwerken klassischer Kantt
soeben tun ein saht herverrngendea Bxcmpliir
«ermehrl. nlmlich am ehe von Meisenbacb, Rtffhrtli
I i& Co. ausgeführte Heliogravüre k!es Allerheiligen-
I bildet von A. DUrer in der kaiserlichen Galerie
zu Wien. Dieses ungemein figurenreiche, I.MI ent-
standene Gemtlde stelll bckanaiUch Gott Vster mit
der Tiara vor, wie er den an Keeiise bangenden
Uailatkd mit wcH ansgebreileten Armen hilt, die
Taube des H). Geistes tu seinen HCopien. In ver-
schiedenen Reihen (;iuppiereii sich neben und unter
: ihnen Scharen der tngct und Heiligen, bei leltteren
\ Papel and Kaiser als die Führer der Auserwähllen
I aas dem geisilichen und Lsiensiande. fast die Erde
{ und ihre Landschaft berabrend. — Dieses herrllcbe,
• WUttderbar gestimmte, ungemein erheb 1 Ii H ' i " ijnet
sich durch seine ungewöhnliche trhaiiung ganz be-
s'jn'lrrs I ir dir Keproduktion, die hier in sehr scharfen,
»e c'i :^ibgetMi(en AbdrUcki-n (Bildgröfse 61 i 70 ras«
i'aptergtöfse 100 .\ 12 I rm) als prachtvoller Zimmer«
schmuck vorhegt mit der Uniciachrifl: ßtrwr,
At/tratio Smmttiuim»* 7>/mitmfit, Bmmemfhtlm« tt
KrterenJinimo Domino Dvminv Mutunio f'n'Jiitj.'i
FiuhiT, Ar.hitfisfoj^i) CgioHitHii^ ntuuAt kant in-
asicHtm hwiilhmr: QttHhtkt^t tur Vtrhrtitmmg
ktaniithtr Kun%t. Sehnllgan.
Ludwig Richter. Postkarten vmendet m
I awei Serien .1 50 Pf.) «Ii je 10 Karten, der Verlag
' von Georg Wigand in Leipzig und trigt auf diese
.-ri:):e:tii.l-e Wme s\\: Ver'jrr.iui.^; der lieblichen und
(innigen Bildchen bei. die dns deutsche Familienleben
j in so maanigfnehee Weise verberrliehen. &
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Abhandlungen.
Die Kalkarer Bildhauer
auf dem Wege vod der Gotik zur
Renaitiance
(Mit 8 Abbildungen )
I. Heinrich DouvermaDO in Kleve.
(151Ö-1517.)
Ion keinem westdeotscben Bild-
schnitzer aus der ersten Hälfte
des XVI. Jahrh. sind bessere
Nichricbten, von w e nigen kvNt-
vollere Meisterwerke erhalten, als von Heinrich
Douvernaann. Obwohl seine Arbeiten oft be-
handelt wurden, bat Boch niemand eine ein-
gehende Schilderung leines EntwicIteHings-
ganges versucht.
Er stammte aus Dinslaken im Kreise Ruhr-
ort*) Sein Vater Heinridi war dort wieder-
holt Schöffe. Der Brvder seiner Mutter
Katharina Nielant, Evert NieUot, wurde 1468
auf PMaentaiion des Her»^ von Kleve mit
der Bartholomäuskapelle in Isselbtirg (Kreis
Rees) begiftet, dann Pfarrer in Reeken. Von
ihm erhielt Johann Douvermann, ein Bruder
unseres BUdhauers, im Jahre 1490 eine Mefs-
Stiftung zn Dinslaken. Wenn er dieselbe gleich
selbst versehen sollte, hatte er damals 24 Jahie
alt Min. alao nm 1465 das Licht der Welt er-
blickt haben mdssen. Tm Jahre 1506 war er
Kanonikus au Wissel bei Kalkar, später Pfarrer
in Diaalaken, wo er am 4 September tW6
■tarl}i> Er wlre also nach jenen ersten Be-
rechnungen 90 Jahre alt geworden. Da das
ein ungewöhnliches Alter ist, wird man besser
annehmen, jener Onkel habe ihm die Stiftung
iO \»M als möglich (Ibertragen, d. h. als er
rieben Jahre alt und Kleriker geworden war.
In diesem Falle wire er 1488 geboren und
72 Jahre alt geworden.
Sein Bruder, der Bildhauer Heinrich Douver-
mann, tritt bereits 1510 als selbMiMliger Mei-
ster auC und mag um 1485 cur Welt ge-
kommen sein. Vielleicht hat er um 1510 für
Johann, den Pfarrer von Dinslaken, die beiden
70 und 78 m hohen Engd geschniiai^ wdcbe
1) SeheltCB, •Bsiblie tw
WUtel und Grieth« 80; Beis*«l, »Die BMiftthmng
des Mittelalter», III. AitMatlug der Kirche de»
U. VieiOT.« (Fiaitaaff 1889, Herder). 8 A«8. 177.
die sog. „Waffen Christi" tragen und in der
dortigen katholischen Kirche erhalten sind.*}
Der AltarauGntz jener Kirche, den Schölten
ihm zuweisen möchte,*; stamtnt aber nirht von
ihm, sondern ist die wohl schon um 14'Jö
entstandene Arbeit einer BrOsseler Werkstitie.*/
Eine ihm von lächelten zugeschriebene ,,Ri;-.Hie
des hl. Martinus in der evangelischen Kirche
daaelbM" achdnt abhanden gekommen an sein.
Um dieselbe Zdt (um I&IO) wurde Hein-
rich Douvermann zu Kleve mit der Herstellung
eines Marienaltars für die Stiftskirche betraut.
Der Auftrag war sehr ehrenvoll, weil die Stadt
daouls als Residenz des Herzogs eine hohe
KunstblUte erlebte und mit den KOnttlero
tu Brttsael und Antwerpen in regem Verkehr
stand. Von Brüssel und Antwerpen aus wurde
ja damals die ganze Umgegend mit «flämischen
Altären" versehen.
Leider ergab Douvermann ikh ehnem leicht-
fertigen Künstlerleben. Er itiachte Schulden
und forderte seine Arbeiten nur langsam. Die
Sache wurde so ar^ daft er um Öatera des
Jahres 1513 verurteilt wurde und seinen Auf-
trag verlor. Die Vollendung desselben Uber-
wies man, wie es scheint, dem Bildschnitzer
Jakob Derichs.^}
In die Mitte des Marienaltais der Stifts-
kirche zu Kleve ist ein thronendes, um 1350
gesehnitttes Itf arienbild gestellt. Sein Schrein ist
in einem Mischstil liu'^^:;' fuhrt; denn die Predella
mit dem Anfange des Stammbaumes Jesse und
dtetrefflich geschnitsteFoftaetauQgdieaesStainm-
bauroes in den breiten Kehlen des Schreines
ahmen Teile des Matthiasaltares von Xanten
nach, der wohl aus der Gegend von Utrecht und
Haarlem stammt Dagegen abd die Grappen aar
Rechten und snr Linken des Marienbildes
(Christi Gebart und Anbetung der Könige)
sowie ttber demsdben (Hariaa Tod and
Himmelfiihrt), deren reiche Baldachine and die
*) Cleasen, »Dte
provinf H. 209 Fig. 15.
•) Beitrige a. b. O.
*) Mtlntenberger- Beitiel, «Zur Ketiotni* und
Wordigoac nittstaitarltelMr Aharc Ocatachtend»,«
(Fraahfcrt a. M.) U, 80.
») SchAllen. »Die Stadl Klave 187»«. (Bob) «07.
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886
architektonisch gegliederten Pfeiler zwischen
dem Marienbilde und den Gruppen so aus-
geführt, wie es in Brüsseler und Antwerpener
Schreinen damals üblich war. Von selbst ent-
steht nun die Frage: „Welche Teile sind von
Douvermann, welche von seinem Nachfolger
ausgeftthrt?" Eine Beantwortung derselben
ist darum doppelt schwer, weil das ursprüng-
lich unbemalte Werk im Jahre 1845 mit Kreide-
grund Uberzogen und in Farbe gesetzt wurde,
so gut man es damals verstand. Wir dürfen
aber trotzdem aus späteren Werken des Meisters
einen Rltckschlufs wagen und dafür halten,
jedenfalls seien
Jesses Stamm-
baum in dei
Predella und
in der Kehle
rings um den
in der Mitte
quadratisch
überhöhten
Schrein , ein
grofserTeilder
Gruppen, so-
wie die beiden
reichen Pfei-
ler, welche in
der Mitte
rechts u. links
vom Marien-
bilde aufstei-
gen, von Dou-
vermann ge-
2. Arbeiten des Heinrich Douver-
mann zu Kalkar, (l.'il? - 1533.)
Im Jahre 1517 siedelte Heinrich Douver-
mann nach Kalkar über, wo er als Bürger auf-
noromen ward^) und noch in demselben Jahre
einen Sohn verlor, für den er den Sarg, der
Sitte gcmäfs, im Hospital kaufte.'; Die Kirchen-
rechnung von 1518 berichtet (S. 201), der
Bürgermeister von Kalkar und ein Teil der
Schöffen seien im Hause des Thocnis mit dem
Bildschnitzer Douvermann zusammengekommen,
um mit ihm einen Vertrag abzuschlicfsen, wo-
bei 13 Quart VVein getrunken wurden, .^us
einer im Kir-
chenarchiv
ruhenden Per-
garaenturkun-
dc V. 2y. März
des folgenden
Jahres erhellt
dann, dafs es
sich um „unser
liever Vrou-
wen Taeffel ter
Noct" handel-
te, d. h. um
den Marienal-
tar, in dessen
Schrein die sie-
l»en Schmerzen
( Nöten ) der
Gottesmutter
darzustellen
waren. Bisheu-
Schnitzt lakob Abb. I. Die Kre aztraeuns. Au» dem Altar dei «leben Schmerzen zu Kaikar. (e Steht der-
' ■' Von Heinrieh Douvermann. ISI9
Derichs scheint
die Baldachine Uber den Gruppen vollendet zu
haben, vielleicht auch die schwebenden Engel
oben neben dem Madonnenbilde und Uber der
Geburtsszene. Abgesehen von diesen fünf
Engeln ist alles noch rein gotisch und ohne
irgend einen .\nklang an Kunstformen der
Renaissance.
Bis zum Jahre 1515 wird Douvermann in
den Protokollen des Stadtarchivs von Kleve
genannt. K.s scheint, dafs er nach Verlust der
Arbeit für die dortige Stiftskirche ein bedeuten-
des Werk für das regulierte Chorherrenkloster
Gnadental bei Kleve im Angriff nahm, vielleicht
einen Hochaltar für die neue Kirche daselbst'.
•) Schollen, Kleve, 343 f., 608.
selbe wohl-
erhalten in der Kirche zu Kalkar. Meister
Hans Molnar bürgte mit seinem ganzen Ver-
mögen dafür, Douvermann werde bis zum
nächsten Weihnachtsfeste (1519) „die Tafel"
d. h. den Schrein vollenden. Es kann sich
aber nicht um die Fertigstellung des ganzen
Aufsatzes mit seinem Untersatz und mit seiner
ßekrönung gehandelt haben, da in den Rech-
nungen der Liebfrauenbruderschaft von 1520
noch Zahlungen für denselben Altar aufgeführt
werden. Ein gewisser Slockert empfing für
^) Sltdlrechnnng von IM 7. S. 92 b.
') ArmenrechnuDg von 1517 bb 1518, S. 14.
Ober den Ankauf (olcher SSrge vergl. Wolff, tGe-
schichte der Stadt Calcar«, (Frankfurt a. M. 1893.
FocHCr), S. 16, 49, b'i.
357
1808. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
35B
Douvermann 7 Gulden und 2 Albus; andere
erhielten Geld, weil sie ihm auf Kosten der
Bruderschaft zwei Schweine, Malz und Weizen
geliefert hatten.'] Da der Schmerzensaltar
1522 durch den Weihbischof von Cöln kon-
sekriert wurde, dürfte dessen Aufsatz damals
wohl vollendet gewesen sein. Trotzdem ist
die Bekrönung erst 1528 hinzugekommen ; denn
in diesem Jahre meldet die Kirchen rech nung
(S. 184) Heinrich Douverman habe 6 Gulden
erhalten für „onser liever Frouwen in der
Soennen" d. h. für das im Strahlenglanze der
Sonne oben auf der Spitze des Aufsatzes
stehende Bild der Gottesmutter (Abb. 2).
Eine eingehende
Beschreibung des Al-
tares ist hier unnötig,
weil sie öfter gegeben
worden ist."*) Es ge-
nilgt, daran zu erin-
nern, dafs um ein äl-
teres, verloren ge-
gangenes Bild der
Schmerzensmutter in
figurenreichen Reliefs
folgende Szenen ge-
schildertsind: I.Christi
Darstellung im Tem-
pel, wobei Simeon zu
Maria sprach: „Deine
Seele wird ein Schwert
durchdringen", 2. die
Flucht nach .\gypten,
3. wie Jesus, der von
Maria mit Schmer-
weicher hoch oben zwei weitere Engel auf
Fialen stehen.
Alle Beurteiler sind einig im uneinge-
schränkten Lobe der technischen Meisterschaft,
womit vor allem der Stammbaum gearbeitet
ist Die Gruppen enthalten vollrnnd ausge-
führte Figuren aus Eichenholz. Der Meister
verzichtete von Anfang an auf eine Polychro-
mie, mufste darum stärkere Licht- und Schatten-
wirkungen in sein Werk bringen. Er hat es
nach gehöriger Austrocknung mit Firnis über-
zogen, um es gegen Feuchtigkeit und Würmer
besser zu schützen. Das Innere der Augen
hob er mit weifser und schwarzer Farbe hervor.
Wahrscheinlich hat er
auch die Lippen rot
gefärbt. Die Tracht
der dargestellten Per-
sonen schliefst sich an
die damals am Nie-
derrhein beliebte Mode
Die Schuhe enden
an
vorne in einer sehr
stumpfen Bogenlinie.
Sehr verschiedenartig
sind die breiten Mützen
der Männer und die
hohen Hauben der
Frauen gebildet, doch
tragen Maria und ihre
nächsten Begleiterin-
nen über den Kopf
gelegte schleierartige
Tücher. Johannes d. E.
hat immer langes
zen gesucht wird, im Abb. 2. Marienbild »uh der Bakrtinune de* Altare« der Lockenhaar Und bleibt
Hieben Srhmeneo zu Kalkar. , . ,
Von Heinrich Douvernunn. 152K. o"^"« Kopfbedeckung.
Die Falten verlaufen
Tempel unter den
Lehrern thront, 4. wie
Maria ihrem Sohne auf dem Kreuzweg folgt
(Abb. 1), 5. wie sie unter dessen Kreuz
steht, 6. bei der Abnahme vom Kreuze, 7. beim
Begräbnisse bittere Tränen vergiefst Wie im
Marienaltare zu Kleve ist in der Predella sowie
in der Kehle des Schreines der Stammbaum
Jesses ausgeschnitzt. Auf dem Schrein aber
zeigt eine Sibylle dem Kaiser Augustus, ein
Engel aber dem Evangelisten Johannes die mit
der Sonne bekleidete Gottesmutter, neben
•) Wolff. .Geachichle. 110.
'°) Wolff, >Uie St. NikoUi Pfarrkirche in Cal-
car«, Calcar 1880, S. 76 f.; »Geschichte der Stadt
Catcar«, lOOf.; Giemen, •Kututdenkmiler« I, 0*2 f..
woaelbit die weitere Literatur nachgewiesen ist.
gern parallel und halten lange dieselbe Richtung
ein, gewinnen aber bei knieenden und sitzenden
Personen natürlich mehr .Abwechslung. Sie sind
noch oft dreieckig und geknittert, häufiger jedoch
bogenförmig, lassen die F'ormen des Körpers
genügend hervortreten und folgen denselben.
Die Männer haben stark hervortretende Backen-
knochen und, wenn sie bartlos sind, wie die
Frauen, ein stark hervortretendes Kinn. Die
Gesichter sind sehr verschiedenartig, individuell,
jedoch selten edel. Weil Douvermann eben
Leute seiner Umgebung als Vorbilder benutzte,
ist alles spiefsbUrgerlich und kleinstädtisch.
In den Hintergründen sind Berge, Bäume und
Bauten klein dargestellt, fast nur angedeutet,
wo
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
360
weil das Hauptgewicht auf das Figürliche gelegt
ist. Genrehafte Züge findet man in vielen
Gruppen. Trefflich ist z. B. bei der Flucht
nach Ägypten das Heranschleichen zweier
Räuber, und bei der Kreuzigung das Treiben
übermütiger Söldner und Knappen beobachtet
tind wiedergegeben. Frisches Leben bringt in
alle Darstellungen Bewegung und Wechsel.
Alles geht zwar noch voran im Geleise der
spätgotischen Kunst, aber ein Suchen nach
neuen Formen ist doch unverkennbar. Fleifsige
Gewandstudien bewahren den Meister vor
schematischen, eintönigen Falten und er neigt
lieh immer mehr dazu, statt dreieckiger ge-
schwungene Falten zu geben. Das zeigt sich
Abb. n. Die Krö nung Maria«. Auh dem Maricnaltare
zu Xanten. Von Heinrich Douvcrmann. 1538.
schon, wenn man die Gruppe der Kreuz-
tragung (Abb. 1) mit dem etwa 10 Jahre später
entstandenen Marienbikle '\hb. 2; vergleicht,
das den Schrein krönt.
Nach Vollendung des Altares der sieben
Schmerzen blieb Douvcrmann in Kalkar. Er
zahlte nach .Ausweis der Kirchenrechnung von
1B24 ;S. 83) der Kirche .*) Gulden Miete, diese
aber liefs in dem genannten Jahre sowie 1528
in seinem Hause auf ihre Kosten Verbesserungen
anbringen. Auch in der l.')27 aufgestellten
Liste der Bürger, welche Beiträge zu einem |
„Bollwerk an der Aldenkalkarschcn Pforte"
zahlten, wird Douvermann genannt. Wolff be-
hauptet, der Meister habe „damals an einem
andern Altare der Pfarrkirche gearbeitet",")
ohne jedoch anzugeben, was dies für ein Altar
*') •Getchichte der Sladt Calcar« HO.
gewesen sei. .Allem Anschein nach war es der
Schrein des Altares der hl. Crispin und Cris-
pinian, der Patrone der Zvmft der Schuhmacher
und Lohgerber, bei dem 1517 eine Vikarie
gestiftet wurde. Im Schrein standen die Sta-
tuen der beiden genannten Heiligen neben
einem mit stofflichen Gewändern bekleideten
Marienbild, das wohl 1698, als die Flügel des
Älteres erneuert wurden, dorthin gestellt wurde.
Diese Flügel und die Bilder der Predella sind
seit 1818 am Annaaltar venvendet, die beiden
Statuen der Patrone stehen auf dem in reichem
Renaissancestil ausgeführten, weiter unten zu
behandelnden Dreifaltigkeit<s«iltar. Ihr Falten-
wurf gleicht so sehr demjenigen der hl. Vero-
Abb. 4. Die Ve r kOn digunv Aua dem Marirnatlare
zu Xanten. Von Johann Douvermann IS36.
nika und des Simon von Cyrene in der
Gruppe der Kreuztragung (.\bb. 1) im Altare
der sieben Schmerzen, dafs sie mit ziemlicher
Sicherheit dem Douvermann zugewiesen werden
dürfen.'*)
Nach ('lernen '*) vollendete der Meister um
diese Zeit eine Darstellung der Geburt Christi,
welche ins Erzbischöfliche Museum zu Utrecht
gelangte, und eine schön ausgcftihrte, unbe-
malle Grablegung ans Eichenholz zu Uedem im
Kreise Kleve.
«) A. a. O. 'd. 75, 85, 87 und 99; «Die Si. Ni-
ko)ai-Pfarrkirche> 43. lieachleniwerl ial auch, dab
das reiche Maar der genannten Heiligen lo gebildet
i>t, wie dasjenige des neben der hl. Veronika stehen-
den hl. Johannes. Uberdres trigt ein hinter dem
hl. Johannes stehender Mann eine eigenartige Mdtie,
die von derielben Form ist wie die Motte des heil,
Crispin.
») »KunsldenkniXler d. Khelnprovint« I, 48H, 574.
36t
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 18.
362
3. Die Anfange der Renaissance in
den von Heinrich Douvermann und
seinem Sohne für Xanten gelieferten
Werken. (1633-1644.)
Der von Douvermann für Kalkar gefertigte
Marienaltar erregte so allgemeines Aufsehen in
der Umgegend, dafs das Kapitel von Xanten
einen ähnlichen zu besitzen wünschte, der
1636 aufgestellt wurde.'*) In ihm hat Douver-
mann sein Kalkarer Meisterwerk weiter ent-
wickelt und vervollkommnet
Wie zu Kalkar hat er auch zu Xanten in
der Predella den Anfang, in den Kehlen des
das zu Kalkar geleistete. Die Anordnung ist
viel klarer und besser abgewogen, der Falten-
wurf seiner Figuren bedeutender. Die ein-
zelnen Gestalten drängen sich nicht mehr auf-
einander und seine Gruppen sind in weit bes-
seres Verhältnis gesetzt zu den sorgfältiger be-
handelten Hintergründen.
Wer sollte nicht erwarten, in diesem Meister-
werk eine einheitliche Durchführung zu linden?
Eingehenderes Studium zeigt dagegen, dafs hier
zwei Bildschnitzer von sehr verschiedenen
Richtungen nebeneinander arbeiteten : Der alte
Douvermann, welcher ungef^ihr 50 Jahre zählte,
Abb. 5 Der hl. Petrus. Au« d.
Dreifaltigkeitoaltarc XU Kalkar.
Von Heinrich Douvarmtnii.
Vm IMO.
Abb. 6. Die Taufe Chri>ti. Au« dem Draifattln-
keitKaltar« zu Kalkar
Von Jobann Douvermann. Um IMO.
Abb. 7. Der hl Apostel Johan-
ne«. Aus dem Johannesaltare
XU Kalkar.
Von Arnold van Triebt. 1&44.
Schreines die Fortsetzung des Stammbaumes
Jesses in unübertrefflicher Kunstfertigkeit ge-
schnitzt. Oben in der Bekrönung verehren
auch hier Augustus und Johannes die im
Sonnenglanz stehende Gottesmutter.
In den Schrein stellte der Meister um ein
älteres Marienbild folgende Gruppen: 1. Die
Abweisung des Opfers Joachims, 2. Marias Ge-
burt, 3. ihre Opferung, 4. ihre Vermählung, 5. die
Verkündigung (Abb. 4), 6. die Heimsuchung,
7. ihren Tod und 8. ihre Krönung (Abb. 3).
Der Meister Uberbot nicht nur in diesen
Gruppen, sondern auch in der ganzen Anlage
**) Beistcl, »BaufOhruDf III 83 f.; »Kunil-
dcnkmiler der Rheinprovint« I, U6nf.
und sein Sohn Johann. Der Vater ist noch
beherrscht von den alten, gotischen Formen,
die er vereinfacht, grofszügiger und klarer
bildet. Sein Sohn hat sich dagegen vollständig
der neuen Kunstrichtung hingegeben. Er hat
nicht nur bei den meisten Gruppen die Hinter-
gründe und Geräte in den Formen der Renais-
sance ausgeführt, mit Blumen und Blattwerk
verziert, die nicht mehr gotisch sind (vgl. die
Rückwand des Thrones in der 3. Abb.), son-
dern auch in den beiden Gruppen der Ver-
kündigung und Heimsuchung sich von der
alten .Art vollständig getrennt. Bei der Heim-
suchung hat der Vater ihn noch in Schranken
gehalten, wohl auch die Gesichter selbst aus-
geführt, in der Darstellung der Verkündigung
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888
1Q08> » ZEtTSCHKIPT FOR CHRISTUCHE KUNST — Mr. 12.
884
aber lieft er teiiiem Sohne volle FreiUieit und
Selbständigkeit (Abb. -Ij. Das Gesirht des !
Engels, der vor Maria eine grofse Urkunde 1
endiiltet, ist inilslungeii. Die Figur der am» |
erwählten Jungfrau, welche sich erschreckt, auf !
ihrem Betsclteniel l<nieend, mit dem Oberkörper '
umwendet, ist zwar nicht ohne Verdienst, aber
wenig edel gebildet Die Grappe kflndet sieb
an als Krstlingswerk eines lebhaften, kühnen
Neuerers, der eben aus der Fremde heimkehrte
und nun zeigen will, wie dtt Ktinat atitwtrts
in berühmten, grofsen Städten neue Wege ver-
folgt, für die auch er sich begeistert bat.
In den Jahren 1533 bis 1544 brachte Johann
Douvermann, „der Bildhauer (sutuaritis) und
Solln lies Rildlia\iers Heinrich Douvermann"
von Kalkar nach und nach die für den
HochalUr bestiflimten Bütten nadi Xanten.
Da sie indessen von Arnolrl I^iierknep (1533
bis 1538) und Rütger Krop (1541} mit Kreide-
grand fibersofen «od versilbert wurden, wüh-
rend alle ttbr^en Werke der Douvermann, so
viel bekannt ist, iirsj»rürglicli ohne Polychromie
üheben, haben sie viel von ihrer Eigenart und
Kraft verloren, sind also cur Benrteflmig des
Stiles beider Meister weniger wertvoll, nieiclies
gilt von einem Kähmen, den wohl der jüngere
Donvemann lUO flir den Aufiatx des Xantener
Hochaltart aehnitste.^*)
4. Der Sieg der Renaissance in den
Werken des Johann Douvermann und
des Arnold van Triclit.
In den Rechnungen von Kalkar wird
Douvermann 1528 zum letsten Male genannt,
in denen von Xanten 1644. Trotzdem hatte
er bis zum letztgenannten Jahre, vielleii ht auch
noch später, zu Kaikar seine Werkstatte Sollte
er 1528 bis 1544 kdne weiteren Arbeiten für
Kalkn , 1 • fert haben, obwohl dort in jenen
Jahren mehrere neue Schreine hergestellt
wurden? Das scheint kaum glaublich. Manche
Wahrscheinlichkeitigrtiade sprechen dafür,
I*) B* kion knni der groftt halbkrebfilniiigc
R.ihii^cn (ib<n itiif Xintetift AlUtaufs.ilr sdn, d*
Heinrich nur Wcitülinge erhielt, sfm Sohn Johann
al( Triokceld A. Da« Kapitel halle da» Hol; ^e-
IwfMt F«r jede der BOalen sahllc a dem Biidbauer
2 bis 8Vs GcMgolden Isn 42 M> 51 WciftKHgta).
wahrend die V'eriilberung mit EiDuklaü der vom
Goldtcbmied eingesetzten Halb*d«lltctoe 3 Us 4 GoM'
gülden kt>sicic, demnach (euerer war als dl« SdiaitC
•fbcit. Vergl. Beiiael a.a.O. Kit.
Hemrich und Johann Donvemann bitten nach
Vollendung des Xanlcr.rr M i- ienaltares 'l"i"r'
den Aufsatz des Dreifaitigkeitsaltares in
der Kalkarer Kirche herge^itcllt, welcher jetzt auf
dem Altartisch der hl. Crispin und Crispinian
steht. Vom Dreifaltigkeitsaltare wird freilich
lölÖ gemeldet, „er sei vor kurzem errichtet
und gebaut, konsekriert and geweiht «oidcn**.
Wolff hat diese Nachricht auf das Schreinswerk
betogen, obwohl sie offenbar vom steinemea
Altartiadi handelt Die Predella des Drei*
fall^keittschreines mag mit ihren drei Ab-
teilungen, worin zwischen künstlichen Blumen
die kleinen, fein vergoldeten Figürchen des
der hLBdagdalena erscheinenden Auferstandenen,
der Gott«miittcr tind der hl. Agnes gestellt
sind, noch vom altern Aufsatz stammen. Da-
gegen ist der Jetsige Sehrein oienbar Jahrsehnte
nach 151H geschnitzt worden. In ihm stehen
die prachtvollen Standbilder der Apostelfärsten
(1,18 m hoch, Abb. 5) neben der Figur der
hl Magdalena (1,20 »» hoch). Wegen des Titels
des Ahares die blste. Dreifaltigkeit; ist Über der
Figur der hl. Bufserin die l'aule Christi (Abb. 6)
angebracht Der Herr ateht im Jordan unter-
halb rles Brustbildes des himmlischen Vaters,
von dem aus die abhanden gekommene Taube
des Heiligen Geistes auf ihn herabstieg. Offen-
bar lautete der volle Name des Altares: „Altar
der histen. Dreifaltigkeit, der hU Apostel Petrus
und Paulus, Magdalena, Agnes** usw.
Die drei Hauptfiguren stehen swischen vier
an fserordentlich reich ausgefuh rten Stützen
und unter prachtvollen, die Stelle gotischer
Baldachine vertretenden Ornamenten. Jene
StOtsen sind zusammengestellt aus viclgliedrigen
Sänlenstücken, Putten und Scheiben mit Brust-
bildern; in jenen Ornamenten aber sieht man
Soldaten in antiker römischer Tkndit neben
unbekleideten Kindern. letztere treten hier
nicht unvennittelt ein; denn bereits im Xantener
Marienaltan finden ^ch zwei tbnliche nackt«
Gestalten auf den Pfosten des Bettes, der
sterbenden, von den Apostcla nmgebcnen
Gottesmutter.
In der Kehle des Schreines hatte der Bild-
schnitzer im pflanzlichen Ornament kleine,
heute mei.st verloren gegangene Figürchen an-
gebracht Schon diese Kehle des überböbteo
Schreines erinnert an Douvennanna Marien-
<*) •ücacbichle der Stadl Catcar« Üti.
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3«5
1008, — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
366
alUre in Xanten und Kalkar, obwohl freilich
ihre Ornamente und FigUrchen dort gotisch,
hier aber nicht mehr gotisch sind. Entschieden
spricht für eine Zuweisung der Gruppe der
Taufe Christi (.^bb. 6) an Johann Douver-
mann nicht nur der Faltenwurf, welcher in
dieser Schnitzerei, den beiden Darstellungen der
Verkündigung und Heimsuchung im Xantener
Marienaltar nahekommt, sondern mehr noch die
Bildung der Flügel der Engel. Wahrend näm-
lich solche Flügel in andern Werken dieser
Zeit und Gegend oben am Rande gerade ver-
laufen, haben sie bei drei Engeln in der Gruppe
der Taufe Christi in Kalkar ebenso wie beim
Engel der Verkündigung in jenem Xantener
Schrein (Abb. 4) einen tiefen, halbkreisförmigen
Einschnitt, .^uch die
Anordnung der Federn
ist hier und dort so
eigenartig und so ähn-
lich, dafs sie auf die
Hand desselben Schnit-
zers hinweist, also auf
diejenige des Johann
Douvermann. Von ihm
stammen aber die drei
grofsen Figuren des
Dreifaltigkeitsaltares
(des heutigen Crispin-
altares) nicht. Letztere
gleichen so sehr den
sechs wertvollen Figur-
chen der beiden Pfeiler,
welche das Innere des
Xantencr Marienschreines in drei Teile zer-
legen, dafs sie dem Heinrich Douvermann zu-
gewiesen werden müssen. In jenen Pfeilern
komme.n übrigens bereits Einzelnheiten vor,
welche die im Kalkarer Dreifaltigkeitsschrein
zur üppigsten Fülle entwickelten Renaissance-
dekoration einleiten und ankUnden.
Wie jener Xantener .Aufsatz ist auch
dieser Kalkarer ein Werk zweier Meister. Der
ältere, Heinrich Douvermann, schuf die grofsen
Standbilder, Meisterwerke eines reichen, aber
klaren, spätgotischen Stiles; der jüngere, Johann,
der Sohn dieses Heinrichs, bildete die poesie-
volle Omamentation und die Gruppe der
Taufe Christi (Abb. 6). Ähnlichkeit mit den
freilich überreichen Pfeilern in der Mitte des
Dreifaltigkeits- (bezw. Crispinus-)schreines zeigt
vor allem der reiche .Altaraufsatz von St. Lco-
Abb.8. Die Krönung Ma
altare zu Kalkar. Von Arnold van Trichl.
nard zu Löau in Belgien. Zu derselben Rich-
tung gehört auch ein schönes Gitter der grofsen
Kirche zu Haarlem.
Neben den beiden Douvermann erscheint
in den Rechnungen von Kleve, Kalkar und
Xanten ein Meister, welcher den Sieg der
Renaissance vollendete: Arnold van Triebt
(Utrecht). Ordnet man die betreffenden An-
gaben jener Rechnungen der Zeit nach, so
ergibt sich folgende Reihe: 1540 erneuert
Arnold (Arnt) den Kronleuchter zu Kalkar,
154H Ubernimmt er zu Kalkar die Herstellung
eines Johannesaltares, 1519 arbeitet er am
Hochaltare zu Xanten, l.'i52 am Hochaltare zu
Kleve, 1551 bis 1553 liefert er fiir die
Xantener Victorskirche zwei Steinbilder der
hl. Dreikönige und deren
Baldachine, lr>53 ver-
setzt er zu Xanten eines
der vun Kanonikus
Berendonck gestifteten
Stationsbilder, 155G mo-
delliert er ein Marienbild
für die Krönung des
kupfernen Leuchters
im Xantener Chore,
1460 lieferte er Arbei-
ten nach Kleve.'*) —
Wolff schreibt ihm auch
den 1539 datierten, im
Kreuzgange der Xante-
ner Kirche eingemauer-
ria«. Au« dem Johanne«- ten Grabstein mit der
Darstellung der Verspot-
tung Christi zu. '*j Das wichtigste seiner Werke,
der Johannesaltar von Kalkar, war mit
dem oben behandelten Dreifaltigkeiisaltar 1902
zu Düsseldorf ausgestellt und ist dort allge-
meiner bekannt geworden.*") Über den Namen
seines Meisters und die Zeit der .Anfertigung
meldet eine Bruderschaftsrechnung von Kalkar
") Iiendyck. >Documenlt clau^tt 1B8Ö— 18«7
Reiabte pl. 3 und 1M80 Balluitrade pl. 21.
'») Reiitel III, 16. 23, 39 f.. .'»«f.. 108 nnd
lir>. — Wolff, .Geschichte. 137; Die Si. Nikol»U
Kirche ■.>.'>. 28; .Schölten, Kleve ftdil.
Die St. Nikolai-Kirche '2s, wo durch eioeo
Lesefehler Arnold vao Wicht steht, statt van Trichl.
Beistel III. .'>0 und Wh Anm.
") N. 321 und 322. Abb. des DreifaltiEkeits-
altares Tafel 13. Abb. des Johannesahsres. • Bonner
Jahrbücher CX> Tafel la S. -''K und »Kunstdenk.
mäler der Rheinprovinz l< Tafel M.
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897
1903. — 2£Jl^HKli-T FOR CHKläTLICHE KUNST — Nr. lg.
dm
mm Jthre 1543: „Item soe meyster Arndt den
bsck ^-erdiiukl was iip sintt- johans altair, aeo
om beuelt VI daler 1 rider, facit X gülden
XXII tlboi.'' Wolff rand im Schrein auf dem
Fufsgestell des Standbilt!es des hl, Joliannes
des Tttufera den Namen Johann Boegel nebst
denen Wappen. Er flllirte daraufhin aus, der
Genannte sei 1527 bis 1543 Mitglied und vor>
zUglicher Wohliater der Aiina-Brudenfhaft ge-
wesen und wer<ie 1540 aU Ratsherr genannt
Er habe auch jenes Standbild geachnittt**)
Indessen ist der letzte Teil dieser Ar^ .Nen
in setner Geschichte der Stadt Kalkar weg-
geblieben, «eil im Xanieoer SBdportal am
Fufse mehrerer Stataen in Ihnlicher Weis«
die Namen der Stifter eingegraben sind.**)
Roegel hat }ene mit seinem Namen beaeichnete
Siatiie bestellt und bezahlt. Darum redet die
Rechnung dir Rnidersrliaft rttr von dem
Schrein (back), den sie zu bestellen hatte, nicht
von den Statuen, deren Heratellung de der
Freigebigkeit anderer verdankte.
Arnoiii van Triebt, ein als tüchtiger Bild-
hauer urkundlich beglaubigter Meister, würde
nicht die Herstellung eines Schreines Über-
nommen hal)en, dessen Stitnen einem andern
in AuiUag gegeben worden wären. Heute steht in
seinem Johannesallare an dem Platz eines Ma-
rienbildes die gotische, aus dem Katharinaaltar
stammenrie Ptaftte d« hl. Severus. Von diesem
Katharinaaltare rührt auch die jetzige Predella
des Johannesaitaret her. Die auf dem Johannes-
schrein stehenden Rilder zweier Evange1i5ten
sind Reste eines andern VVerkeSi können aber
Arbeilen des Arnold van Triebt sein. Die
Malereien der Flügel wurden erst im XVII.
Jahrb. ausgefohrt. Sicher stammen von .Arnold
die Ornamente des Johannesschreines, die in
dessen seillichen Abteilungen stehenden,
1,2.'5 fi hohen Figuren Johannes des Taufers
und des Kvangeli&tcn (Abb. 7), sowie oben in
der Überhöhung des Schreines die Gruppe der
Krönung Märiens {.\\<h. 8). Offenbar hat der
Meister den Dreifaltigkeitsschrein nachgeahmt,
dessen reiche Pfeiler und Ornamente aber ver-
einfacht. Vergleicht man die der Überhöhung
des Drdfidtigkeitaaltares eingefi^ Gruppe der
*■) Die Sl. Nikolai.Kifche 21 f.
**) CMcbichlc dar üladt Calcar 137 AnnerkaRg;
Be{«tel, >Ba«MnBg> III 49. Bocfcl iil sefi4flm
mli L'nrrclit :iuch in kti4«T» WctkfB all BtMsclwilWT
genannt werden.
Taufe (Abb. 6) mit der in der entsprechenden
Stelle des Johannesaltarcs befindlichen Gruppe
der Krönung Marias (Abb. 8), so ist eine grolse
Schttlverwandisdiaft unvertamlMr. Man beachte
i. B. die starke Falte am Körper Christi unter-
halb der Brust und die Gesichtszüge fast aller
Personen. Auch haben die Ornamente Ober
den drei grofsen Standfiguren auffallende Ähn-
lichkeit. Scheiblcr-' betonte bereits 1883,
dafs der Dreifattigkeitsaltar dem Johannesaltar
adir gleiche in der Anordmmg und in den
Rcnaissanccornamenten der Einfassungen. Ja.
er war nicht abgeneigt, die sechs Standbilder
der beiden Johannea im Jbhannesahare, der
beiden Evangelisten auf dessen Schrein und
der Apostelflirsten im Dreifaltigkeitsaltare einem
tmd demselben Meister ausuachreiben, obwohl
er zugab, die Standbilder der hl. Petrus und
Paulus miiTsten wetzen ihres alteittimlichern
Faltenwurfes aus einer frühem Zeit stammen.
JedenfaHa beweisen seine Aofserangen, daft
in den beiden in Rede stehenden Altären
eine »Antithese" doch nicht verkörpert ist,
dafs nidit im Dreifaltigkeitsaltare nieder-
Itodischer, dagegen im Johannesaltar italie-
nischer EinHufs ticrrscht.'*) Beide liuldigen
der neuen, in den Niederlanden nicht oline
Frankreichs Vermhtdung von Italien aus ver-
breiteten neuen (icschmacksrirhturg. Ersterer
ist etwas früher, ist reicher und poestevoiler,
weil Johann Douvermann, sein Meistef, mehr
Geschick besafs und die Stifter bedeutendere
Mittel zur Verfügung stellten. Johann Douver-
mann hat seinen Vater nicht bis zum Bruche
mit gotischen Überlieferungen gefhhrt; ihn aber
doch mehr uiul mehr beeinflufst und der neuen
Kunst näher gebracht; den Arnold van 1 rieht
hat er vollstindig beherrscht, ihm vielleicht als
N'achfolget die W'crkstätte seines Vaters über-
lassen. Jobann erscheint in den alten Nach-
richten zuerst 1588, tuletxt 1544; Arnt snerst
1S40, zuletzt 1560.
Vergleicht man die zu diesem .Xtifsatre ge-
gebenen Abbildungen, so ist es lehrreich zu
sehen, wie in Kalkar vom Jahre 1519 bis um
da<! Jahr 1511 der Stil sich ai I -t' . Um wie-
viel edeler und ruhiger ist die Kreuziragung
des Heinrich Douvermann (Abb. 1), als die von
seinem Sohne geschnitxte Taufe Otristi (Abb. 6)!
Der altere Douvenaana hat in armer Krönung
**) »Zeilicbrift nirbUdende KmU XVHI« (IBn3)<4.
*«) »iluaner Jahrbdcher CX. (I&Oa) 278.
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3tt9
IWH. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 12.
(Abb. 3) ein feierliches Bildverk ge>
schaffen, während Arnold van Triebt sich bei
Darstellung derselben Szene (Abb. 8) in hohles
Pathos ergeht Wflfdiger hit doch Hetorieh
die Gestalt Hotte«! des Vatm gebildet, auf
dessen Knie er die Weltkugel sicher ruhen
läfit, «thrend Arnold diew Kvgel » unten
auf den Boden legt, dafs sie durch den Druck \
des FabcM eigentlich ins Rollen kommen und
henbfillen mllfste.
Nicht minder lehrreich ist ein Vergleich
der aliRfhiHfe-i '^fanilljiider. Schon in dem
1628 von Douvermänn dem altern geschnitzten
MarieolNldc (Abb. S) hagta die Fallen «n
sich freier zu bewegen. Freier, weiter, aber
auch geschwungener sind sie 1510 in dessen i
Standbild des hL Petrus (Abb. 5), flatterhaft, I
fchleifenförmig und dem neuen Geschmack
huldigend in Arnolds Bild des hl. Jobannes
aus dem Jahre 1544 (Abb. 7).
Dieser Arnold vaa Tricht ist der letzte
Bildhauer Kalkars , über den urkundliche
Nachrichten vorhanden sind. Zu Xanten
atellte er die letalen Figuren auf im eben
vollendeten Mittelschiff des alten Domes des
hi Victor, zu Kalkar den leUten Altar»
scbfem. Hier wie dort beeicgeilt er den Unter-
gang der Kunst des MitteUltera irod die Herr-
schaft d« Renaissance, die er in seinen Werken
auch darum in trefflicher Weise eiiifUhrt, weil
er aus der alten Zeit eine so tllebt%e ledi«
nische Schulung mitbrachte.
Armut und Religionszwisügkeiten hinderten
von jetft an Niedenhein die KiiMtiHtigkeiL
Kr;t in den letzten Jahrzehnten ist dort wieder-
um durch Anlehnung an die Meisterwerke der
alten KailEnrer Bildsdmitser neoes Kun^leben
entsUnden, das die alten Scfaltie instand
setzte tmd neue hincuftlgt.
Luxeabnrg. Slepk. Baissel S. J.
Zur Tiersymbolik, namentlich auf Grabmälern.
reit der Zeit der Romantik, d.h. dem
eginoenden Interesse Ittr die
deutsche mittelallerliche Kunst,
■l macht sich eine Richtung bemerk-
bar, weiche danuf hinansgeht, die einstige Kunst
in ihrer ganaen Gedankenfülle, ilirea gßaaen
Reichtum an symbolis.chen Beziehungen zu er-
gründen. Man hat dabei oft über da^ Ziel
hinauigeichoisenk indem man den dekorativen
Zutaten vornehmlich d^r nn'il:. den Tieren
und Ungeheuern gröfsere Bedeutung zulegte, .
ab fltnen wohl in der Tat gebUhrt Diea gilt |
auch von der Verwendung Ton Tieren auf
Grabsteinen.
Bereits Sehn aase (»Geschichte der bilden-
den Künste« IV, 274) machte darauf aofiaaerk-
sam, dafs die symbolische Bedeutung von Tieren
auf Grabmälern sehr schwankend und unklar
sei. „Sonderbar genug ist es, daft uns von
manchen Gebräuchen, denen offenbar eine Sym-
bolik zugrunde liegt, keine Erklärung über-
lieftrt ist"
Damit war eigentlich ein deutlicher Wink
gegeben, den ungelösten Fragen nachzuspüren,
doch blieb die Anregung Schoaases seither
unbeachtet. Noch heute gih es als feststdiend.'
den Lö*cn zu Fiifsen einer GrabfiRur ; Symliol
der Stärke, den Hund als das der Treue, den
Drachen als das des Qberwandenen Bflsen an-
zusehen, obgleich auch Schnaase schon als rein
•ttfterlichea mOglidicn Grund die Verwendung
von Tieren zur Verdcckung der Fufssohlcn
aooabm, eine Voraussetzung, der Otte (»Hand-
buch« I, 493) wtdetapricfat Inwieweit es ge-
stattet ist, sinnbildHehe Beaiehnngen anzuneh-
men, dUrHe sich am besten aus dem BeAind
der Denkmale selbst ergeben.
Die Tiersymbolik spielt in der romanisdie»
Kunst, besonders in der Miniaturmalerei eine
bedeutsame Rolle; In der Arcbitrictnr in*
dessen dienen sowohl LOwe als Drache^ und
andere phanustisch-dekorative Geschöpfe^ sdv
häufig als Träger. Die Frage aber, ob man in
derartigen Bildungen symbolische Beziehungen
oder im Sinne des Ornaments rein dekorative
Tiere zu erkennen hat, ist manchmal "rhr
schwer zu entscheiden. Wenn — wie in
Wediselbuig — am Nordportal der KtosleN
kirche I.öwe und Drache im Tympanon ein-
ander gegenüberstehen, während daneben ein
«ndeies Tympanon als Schmuck das Gottes-
lamm aufweist, ist mit voller BestimmArit an-
zunehmen, dafs sich hier eine symbolische,
Deutung ergibt. Steht auf der Kreuzigungs-
gruppe aus Frdbeig — nun in Museum des
Alterlurasvereins zu Dresden — Maria auf
einer Schlange, dann erklärt sich diese Dar-
Stellung ans der bekannten biblischen Ver>
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371
IWd. — ZHlTäCHKIFT FOR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
378
heilsmig. Johannes, «Iii GcKensttirk. h u aber der
Sy mmetrie wefjen ein Untier mit einem Kopf
und Ewei Leibern erhalten; hier eine sinnbildliche
Besiehung henMiasufinden »t adion adiwerer.
Am Lettner des Domes ru Halberstadt • -
etwa gleith/ieid^,' cntst.inden mit ilem zu Wechsel-
burg — steht wiederum .Maria auf einem Dra-
cheo, Johannes dagegen auf einer ausamnien-
gekaiierien männlichen Figur. Wer ist darin
zu erblicken? In VVecbselburg, wo sich zu
Fafsen Marin and Johannis eine birt^ nnd
eine unbärtige mannliche kniende Gestalt
findet, hat man auf das besiegte Juden- und
Hridentum geschlossen, aber da die im hohen
Chor des ^^agdeburger Domes eingemauerten
Apostel und lieiligcn elfLnfalls .luf kauernden
Menschen fufsen, die man früher Nero, Hc-
rodes as«r. getauft hat, konnte nun sich ni
der Vermiining biiiübergeleitet fnhlen, in 'üesen
Figuren weiter nichts zu erblicken, als ver-
grOfaerte Nachbildungen von Elfenbeintchnitte'
reien. So zeigt z. B. der Elfcnbeindeckd des
Echternacher Codex in Gotha den gffcreitf igten
Christus Uber der kauernden Gestalt der Terra.
Die SltBlptnren im Magdeburger Dome sind
zwiKt-hen 1310 und 1220 entstanden, und bil-
den eine Vorstufe zu den reifen VVechselburger
Werken. In Wechaelburg begegnen wir auch
noch zwei männlichen (lestalten, die zur Zeit
auäerbaib des Chores aufgestellt sind, ehemals
aber vielldcbt mit su der grofsen Kreuzigungs-
gruppe im Chor gehörten. Die eine stellt
verinutlirh Melchisedek dar, einen Mann in
priesterlichem Gewände mit ."jtab und Kelch,
Rr steht auf einem Drachen. Der andere, ein
jugendlicher Mann in r<jiiiis( lier Rüstung, viel-
Iddit der Hauptmann Longinua. bat einen
Uhren unter den Faiaen. Gehörten beide Fi-
guren einst wirkltdi aur Kreuzigungsgruppe,
dann «^ind die Tiere unter ihren Fiifsen einfa< Ii
aus Gründen der Symmetrie zu erklaren. (Vergi.
Hasak S. 34 und 25.) Bei dem reichen Formen*
schätz. <1rr dem Wechselburger Plastikei zur
Verfügung stand, ist es wohl denkbar, dafs er
die kauenden, als Postament dienenden Wesen
nach Möglichkeit variierte^
Wir haben also im hohen Mittelalter eine
ganze Anzahl von Beispielen stehender Figuren,
mit Tiergestalten unter ihren Ffilaen, und
es ist eigentlich nicht verwunderlich, wenn die
Grabplastik diese einmal angeschlagenen
TOne «eiterklingen lieiSk
I
I Das früheste Beispiel figtirlichen Schmtickes
an der Fufsplntte eines Grabmonittnents ist das
des Bischofs von Wettin ;f 1152), im Dom zu
Magdeburg. Der sdiriggeatellten Fn6ptatte
einen h.irmonischen Abschlufs zu gelien, hat
der Giefser eine winzige Nachbildung des an-
tiken Domaustiehers angefügt, noch von FOr<
st er >Denkmale« III, S. 17) für eine kleine
„weiMii he Fitjur" gehalten, der (!er Bischof ,,7tim
j Zeichen seiner Keuschheit" den Hirtenstab in
i den Nacken aetst Dies Beispiel ist kennieieh-
nend fUr das der Romantik eigene Streben,
, indglicbst viel in die Wcjke des Mittelalters
I hineinaogebeinnissen.
Dafs dies Streben noch nicht erloschen ist,
zeigt die Besprechung Hasaks tiber das Giab-
inal des Grafen Dedo und seiner Gemahlin in
i Wcdnelburg. Auf der in reicher Weise aus-
gebildeten Korr-ole der Gattin srhauen aits dem
I Geranke zwei Köpfchen hervor, „vielleicht die
I beiden vorangegangenen Sohncheo**. Da aber
gleiche Bil '.Lingeit mehrfach an Kapilälen im
! Chor des Magdeh'iri;er Horns und an der j»ol-
1 denen l'fortc zu Freiburg auftreten, ist hier die
Vermutung Hasaks absulehnen.
Im weiteren Verlaufe des Mittelalters bür-
j gert sich die Sitte, Tiere zu Ftifsen der Ver-
I storbenen anzubringen, mehr tind m«hr ein.
\ Zum erstenmal bei dem Grabdenkmal des
I W ip recht von Greitzsch in Pegau ( XIII. Jahrb.),
I wo sich unter der schrjlgen Fufsplatte die
I Fragmente eines LOwen befinden. Derselbe
wurde /war !>ei der Restaurierung des Denk-
j mals nicht hergestellt, doch erscheint sein Vor-
I handenaein wichtig im Bereich dieser Betrach-
! tung. Förster, und auch noch Otte er-
! blicken im T.öwen wie im Drachen an Grab-
I Skulpturen em Symbol von Tod und Sünde,
i Puttrich in den glttcben Tieren das Attribut
Dilnnlirher Kraft. Heute gilt der Löwe, wie
ein Blick in die K.unstinventarisationen zeigt,
I als „Symbol der StKrke". Wir finden also am
Grabdenkmal zu Pegau dasselbe Tier wie in
! Wechselbiirg zu Fufsen des römischen Haupt-
I manns. in Freiburg an FUfiwn Abrahams.
Bd Anlehnung an die bergebnchten Erklä-
rungen erscheint eine Deutiine; schwer; sehr leicht
I indessen bei der naheliegenden Krwagung, dals
der sich unter die Deckplatte schnriegende
I Löwe den unscliöneri Winkel unterhalb der
Fufsplatte ausfüllen soll, er verdankt also seine
I Anbringung lediglich der üatheüsdieD Emp-
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lf>03. ZEITSCHRIFT FDR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
S74
findoog des Kfinstlers. Wie dM M«gddnirger
Beispiel (Domauszieher') lelut. erkannte tnan
bereits recht früh, dafs eine kahl hervorragende
Fuläplatte keinen kOiwtlertsctien Anblick ge-
währte and zu einer Verkleidung herausfor-
dern mufste. Und so erklärt sich auch das
alUnAhliche Verschwinden der Fufsplatten
xQgansiea der Konsolen ans kiimilerisdien
Rücksichten.
Verzichtete die Plastik seit Beginn der Gotik
nt leicbere Aasgestaltung des Fta&nindes, so
beginnt um 1330 in Deutschland mehr und
mehr die Verwendung von Tieren su Fttlsen
der Verstorbenen.
Sie Darsteltang von LBire und Drache
halle in der deutschen Mlniatiiien- und Wand-
malerei, sowie in der Architektur seit roma-
nischer nie aufgehört, so wenig, wie die
der Apostel, von denen ja Markus durch das
Sinnbild des Löwen vertreten ist. Und da
Lowe, Hund und Drache auch in der gotischen
Architektnr, a. B. als Wasserspeier, sista eine
grofse Rolle spielten, so waren diese Tiere
memals aus dem Formenschatt verschwunden
ond jedem Sieinmetten geläufig.
Symboliscfae Beaiehungen In Löwen und
Drachen unbedingt zu letijjnen, würde freilich
bei einzelnen mittelalterlichen üenkmilern, an
denen diese Tiere als überwanden dargestellt
sind, nicht ratsam ^iein. Anders aber ist es,
wenn an die Konsolen, um deren Schrie zu
lieleben, ein Teufelchen oder ein Drache in
rein dekorativer Absicht angeklebt ist, wie z. B.
am Epitaph des l.tidwig Merke in Eisenach, zu
hursen des Schmerzensmannes, oder am Deckel
des Severi-Sarkophags in Erfim, au FUfeen St.
Severi. — Im XIV. Jahrh. schwindet mehr und
gegensätzlich zum XIII. Jahrb., in dem an-
scheinend eine gewisse Einheititchkdt in der
Verwendung der Tiere: Löwe und Drache ge*
herrscht hat, das Verstündni"; für Tiersym-
bolik. Es dr:ingen sicli l iere ein, denen eine
sinnbildliche Bedeutong gamicbt sugesprochen
werden kann, die als VVappenhalter sich be-
tätigen, sich untereinander bekämpfen oder
einander särtlich nmachlingen, die an den Ver-
storbenen über sich hinauf knurren, sie an-
fauchen, oder ihnen demütig den Saum des
Gewandes lecken. Rnrzam, wir finden eine
vollkommene Regellosigkeit und Willkür, genre-
hafte, frei erfitndene Zltgc, denen eine tiefere
Bedeutung nicht zugrunde liegt.
Idi habe abaichtlidi die Auswahl der Tiere
beschränlct lic- vrif'--nrii-!eripr. Anfiihningen wer-
den wohl genüge», die seitherigen Überlieferun-
gen der symboliseheD Deatangen stark tu er-
schüttern.
Der I.öwe mit einem Kopf und zwei
Leibern ist dargestellt auf einem ßpitaph in
Eisenach (Gymnasium) um 1860, und etwa
gleichzeitig auf dem Gtabsfein des Ijindgrafen
Ludwig des Eisemen in Reinhardsbrunn. Sind
hier nicht symbolische Benchungen vOUig aus-
geschlossen? — Auf dem Epitaph des Dietrich
von VVitzicben in .\rnstadt und der Tumba
Georgs von Meifsen in Schulpforu befand sieh
wahrscheinlich urs])rün<;tich ein Löwe, der heute
aber verstört ist ; erhalten findet er sich indessen
auf dem Grabmonument der fiirstUchen Kinder
ans dem Meiftener Hanse tu Schnlpfotta, and
schliofslich am Denkmal des Crafen von Kirch*
berg um 1420 zu Kapellcndorf.
Es ist sehr auffällig, dals auf der Skulptur
an Schulpforu auch das Itodehen auf etnero
Lfiwen steht; gewöhnlich trifft man bei weib-"
. liehen Figuren den Hund. — Warum soll
[ sdiliefslieb nicht auch einmal unter den Ffifiien
eines Kindes „das Sinnbild böser Leidenschaf-
ten, roher Naturkrafte, der Sünde und des
I Todes" liegen? Denn das Symbol „mäOBlidier
Stärke" kann doch nidit in Betracht gesogen
' werden.
Dem Drachen begegnen wir auf dem
Denkmal des Lant^rafen Ludwig L au Rein-
hardsbrunn um 1350. Mit lebhafter Armbc-
j wegung stö&t der Landgraf den Schaft seiner
Laote dem Drachen in den Schlund, ein Amt,
i das sonst St. Georg ausübt. Vermutlich h;»t
Nikolaus Postar an ein solches Vorbild
gedacht, als er das Denkmal schuf, dennoch
cfsdieint es sweifelhait, ob hier die Handlang *
symbolisch gedacht ist. Schon Dedo von
Wechselburg hält die Sturmläbne in der Hand,
ein auch auf Werken des XIV. jahrh. häufig
and typisch wiederkehrendes Motiv.
Erhielt das Denkmal des Landgrafen Lud-
wigs des Eisernen einen phantastischen Doppel-
I lAwen, so mag die Freude an der ScIiOpitang
dekorativ wirkender Tiere Vetanlassung ge-
geben haben, den Landgrafen Ludwig I. als
' Dracbentttter an bilden, vielleicht auch lag eine
Lokalsage von der Beai^ng eines Ungeheuers
' dit-ser Darstellung zugrunde Auch auf dem
Grabmal der jungen Krau im Dom zu Halle
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1M8. — ZEITSCHRIFT !• OK CHKISXUCHE KUN&T — Nr. 12.
376
hit rieh eb Drache niedergdtaaert. W«i aoll
er bedeittrrr f'-w,-. ^^dcv, Sii~g christlichen Tre-
bens und Strebens Uber die Mächte der
FimtOTRis und dei UnflaiibcM", wie man am
die Mitte des XIX. Jahrh. nraSdloi aDfeoom«
men haben würde?
Der dekorativeo Verwendung eines kleinen
Drachem an Severitarkopliag iit bereita Er-
wähnung getan. Weitave Dradusnbsiqiiele aind
aiir nicht bekannt
Der Hund, „das Zeichen der scböntten
Praaentagenden, der Treae", findet sich nur
selten. Auf rleni Rpitaph des U'itzleben in
Arnstadt ist er zerstört, dagegen sehen wir ihn
auf dem Epitaph dea Grafen Kirchberg zu
Kapetlendorf bei Jena. Das Grabdenkmal der
Landgräfin Jutta zu Reinhardsbrunn 7eipt einen
Schofshund, den die Laadgräfin auf dem
Hnken Arase tngt, wihrend <Ke redite Hand
ein Zepter fkfst. — Auf dem Grabstein des
AUenblumen im Dom zu Erfurt schaut ein
kleiner Hand unter dem Mantel der Gattin
hervor. In den beiden letzteren Fällen ist also
filr eine symbolische Deirtung kein Raum, und
ea aei darauf hingewiesen, dafs auf den Dar-
stellungen vornehmer Frauen des XIV. Jährh.,
wie erhaltene Wandteppiche und kunstgewerb-
liche Arbeiten zur Genüge zeigen, ein kleiner
Schoftinwd, ata beliebteatea Spietaeug, nur
adten fehlt.
Anderseits aber finden wir den Hund in
lahlieichen Fdlen auch ab Attrilmt der Ritter
und sogar der (leistlichea. Wal soll hier das
Symbol „der schönsten Frauentugend"? Gegen-
über dioen Tatsachen liegt es unendlich nahe,
in der Verwendung des Hundea niditB anderes
n: rrhücken, als eine Anerkennung seiner
Treue und Aohäoglichkeit an den Herrn und
die Herrin. Wie er tu deren Lebxelten ein
steter Begleiter war, so auch im Tode. Aber
diese Deutung war zu einfach und naheliegend,
um seither geglaubt zu werden. Gerade dafs
auch Geistliche nicht etwa einen, sondern
mehrere Hunde zu ihren FtlfscTi haben, die, als
«erliche Schoishunde gebildet, oft lebhaft be-
wegt an den Verstorbenen emporspringen und
klettern, das hatte doch stntzig machen und
die Annaltme symbolischer Deutungen hindern |
mttsaen. Ea ist auch bia dahin unbeachtet ge-
blieben, dafs manchmal. /. B. am Denkmal der
versiorhenen ("ir;tnn Margaretha von Rerg
und Ravensburg (zu .Mienberg l>ei Köln), die
Hunde mit Sebellen waeheBe IblabüDdar
tragen, mithin als Ha'i';tiere deutlich gekenn-
zeichnet sind; und wenn wir auf dem Grabmal
der Kurfllratto Anna von Brandenburg (f 1512}
einen Hand „Männchenmachen" sehen, so irt
dies Kunststackchen doch nur ein genrehafter,
niedlicher Zug, der das Vorhergesagte bestätigt.
Der Hund ist also hauptsächlich Attribut der
Persönlichkeiten, die nicht im grofsen, kriege-
risch bewegten Leben stehen, sondern mehr an
die Ittusliebkeit gdMinden atnd. Die den
Rittern zur Regleitung gegebenen Hunde sind
meist sehr starke, gtoüc, aähaefletschende Tiere,
nur selten kleine SchofidtünddieD, dfe oft
löwenartig geschoren, ein Mittelding zwilcliCO
Löwe und Hund darstellen.
Schnaase erwähnt, dafs auf dem Grabe
eines engliadien Ritters so Nbrfbik er einem
Löwen einen Hund zugesellt gefunden habe,
mit dem beigeschriebenen Namen „Jakke", und
achliefit daiaua (IV. S76), dafi «aho audb daa
Andenken des treuen, vielleicht mit beerd^an
Tieres erhalten werden sollte".
Ein derartiges Beispiel ist mir in Deutsch-
land nicht bekannt, doch ist der Fall aebr
kennzeichnend.
Selbst wenn man annimmt, dafs die ange-
führten Denkmale mit Lttwe. Hund und Dra-
chen irgend welche, uns heute unverständlich
gewordene Symbolik in sich trugen, so gibt
una daa Grabmal de« Laadgnrfen Hermann II.
au Reinhardsbrunn ein Rätsel auf. Der Land»
graf fiifst nSmlich auf einem Hirsch. Was hat
der Hirsch, der ein .Symbol Christi nach dem
Pbyaiologus adn kann, oder auch das Hdla-
verlangcn nach dem Taufwasser vorstellen mag
(Otte 1, 486), mit einer Grabskulptur au tun?
Und wenn er qrmboliidi au deuten ii^ wie
darf der Landgraf rieb auf ihn atdlcn?
Die sich aufdringenden ZweiCel, ob die
Kunst des XIV. and XV. jahih. noch ^nbDd-
liche Besieilinigen ausgedrückt I it md also
nur zn berechtigt. Bis in das .XIIl. Jahrh.
hinein war die mittelalterliche Kunst noch stark
dnrcbsetat von efaiera auageklUgdten und sdw
ausgedehnten h.ytnbf)lischen System, denn die
ganze KunstUbung lag noch in den Händen
der Klostergdstliddceit Dann bildete «eh be>
kanntlich das Bauhüttenwesen, welches sich vom
kirchlichen Einflufs allmählich löste. Damit aber
mu(ste in der K-unst da<i $cholastiscb*didBk*
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1008. — ZEnSCHiUFT FOR CHRISTLICHB KUNST — Nc 18.
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tiMh« ElncBt wtlkr tarildtritn und «iidie
qnnboliidie BuiehaDg veriofcn gehen.
Schnaase hat (IV, 27".. Randnote) eine
nur kleine Aiuabl «ulikUiger Symbole tu Fttfoen
Ventorbeoer erwilnit, lo in cfem Grabmal des
MarkgrafcD Dittmar und dessen Sohnes zu
Nienburg a. d. Saale (um 1350), unter des Va-
ters FUben den Löwen, unter denen des Sohnes
dnea „Wilden Mann" mit Keule. Ob teu-
terer Öfter auf Grabfiguren erscheint, wäre ein-
gehender Untersuchung wert, denn das Motiv
kehrt gern auf gravierten Metallpktten des
XIV. Jahrh. wieder, i. B. auf der r^57 datierten
Platte des Albert Hoveoer - Stralsund. Ein
langhaariger Meermann, der in ein Horn bllM,
wird hier von nhkwsrts durch einen Drachen
angefallen, und auf der Grabplatte des Johann
von Soest zu i'horn (1361) wird der den
„wilden Mann" bedrohende Lttwe von einem
an-ierrn Manne angegriffen. Unter der Figur
der Gattin aber erblickt man einen Hund und
— «io an einer Nufa (resicndei Eichhörn-
chen. Auf zwei „wilden Mltnnern" steht der
1474 gestorbene Johann von Lüneburg in Lü-
beck; auf je einem gefesselten „wilden Mann"
und je einem angeketteten Löwen John und
Gerhard de Heere (f 1832 und 1398) in
Brüssel. (Die Platten sind abgebildet bei
Green y. Monumental brasaea ele.) WeÜcr er»
wslint Schuman die Tumba desGrafen Geb-
hard von Qiwrfurt (f 1383), wo su des Grafen
FlMaeo ete Hnnd und eui Lowe miteinander
ktspfen. Ineinander verbissene Löwen und
Drachen zeigt das Denkmal des Bischofs Ma-
thias von Bucheck (f 1828) im Dom zu Mainz.
Daa Grabmal des Siegfried von Eppstein weist
einen Löwen und einen Drachen auf, die, von-
einander abgewandt, nach oben fletschen. —
Wenn Hcmriehll. von Schlesien auf einem
Mongolen steht, so deutet dies sicherlich auf
kriegerische Taten des Verstorbenen bin; die
Ptlbe des Biscliofs Rupert (-[- 1394) sn Pader-
born rohen «of swei überwundenen Fein»
den; und wenn zu Fdfsen von Heiligen, so
2. B. io St Goar auf der Grabplatte des OrU-
heiligen, «ich Teufel ae^, endieint diea
als ein weiterer Beweis, dafs man je nach Bc-
atellaqg und je von Kall zu Fall den die Fufsplatte
nadiierenden plastischen SdunudK variierte.
In eigentUmticher, fllr diesen Fall wohl
symbolisch zu deutender Weise, hat die Äb-
tissin Gertrud zu Quedlinburg einen Adler
>o FflfiMD, der not der rechten Klaue cmen
Löwen mit Schlangenschwanz, mit der Linken
einen Drachen, der ein Wickelkind im Maul
halt, packt, .\dler und Löwe treten am
Denkmal dea finbiadkoft Wolram von Jülich
I ^ VM"^) im Kölner Dome auf Hier mögen
I die evangelischen Symbole auf die Wahl der
I Here eingewirkt haben. Im bayerischen Htr
\ tionalmuseum befindet sich die Deckplatte vom
[ Grabmal des Heiligen Simpertns (Nr. Sil), um
j 1492 entstanden. Das Werk, dem Riemen-
j achndderschcn Kunstkreis nahe, zeigt den Bi*
I schof auf einem Wolfe stehend, der ein
nacktes Kind im Maule trägt; das Kind streckt
flehend den rechten Arm aum Heiligen enpor.
Hier ist der Wolf der T .egende entnommen, dn
Attribut des Heiligen.
Von einer logisch oder bewufst ange-
wandten Tieraymbolik auf Grabmoaumenteik
darf f-lcHrh P.lr Hie Z-i* vrm X1V_ Jr.hrh. an
kaum noch gesprochen werden. Die Aus*
nahmeOtlle amd lo hlulig, die Willkttrlichkeiten
in der Zahl der Tiere und in der künstlerischen
Auffassung und Anwendung so auffallend, dafs
die in den Tagen der Romantik gegebenen
Deutungen durchaus nicht stichhalten wollen.
Bei den zu Füfsen der Geistlichen ruhenden
Drachen mag noch die einstige Vorstellung
nachwirken, die in dieser Form daa filiei^
wundenc Böse darstellt, gleichwie bei dOA
Ungeheuern unter den Fülsen Christi, Marti
und einaelner Heiligen. Aber an sidt ist der
Drache nur die Ausgeburt mittelalterlicher
Phantastik, ein Nachklang einer in der Volks-
seele wachen Vorstellung eines mystischen
Fabelweieni. Wo käme man hin, wotltt man
in !rn an gotischen Kirchen unendlich oft
wiederholten Drachen als Wasserspeier daa
Printip des BOien, das der Wdduat erkennen?
Wie die wunderlichen Geschöpfe höhnisch vom
Dachrand heruntergrinsen, müfsten sie ja eher
den Triumph der Stinde und Verderbnis über
die chriadichen HeUawahrheiten verkUnden.
Das aber kamt doch mmfiglich angenommen
. werden.
Wie bereits anagrfllhrt. ist die Darstdteng
des Löwen immer im Gebrauch geblieben.
Im Mittelalter wurde der »l^önig der J'iere"
; oftmals nach Deutsehland gebracht, was,
I wenn auch nicht chronistisch beglaubigt, doch
' durch zahlreiche l/Okal"^agen belegt wird. Auch
i die KreuzzUge und die Berührung zwischen
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tIN». — ZElTSCHftlFT FOR CRRISTUCHB KUNST — Nr. IS.
8M
Abend* and Morgenland mflgen cur besseren
Kenntnis des grOfiten RaubtieiB beigetragen
haben. VÜlars von Honnecoiirt hat in
seinem Skizzenbuch einen Löwen gezeichnet,
den er seibat gesehen hat, und an Hofen wur-
den zur Kurzweil im Zwinger nel)en anderen
wilden Tieren auch I^wen gehalten. — Was
Wunder, wenn der Ldwe als „Herrentier" das
Vorrecht erhielt, als das Attribot der Ritler
und Herren aufzutreten? Er weist auf den
hohen Stand und die Vornehmheit der Ver-
storboicn hin und ist als Symbol hoher
Geburt, nicht aber der männlichen
Stürke, Kraft und Tapferkeit, ge-
schweige denn derSQnde und der teuf-
Hachen Gewalt aufzufassen. Und so er-
klärt er sich auch als Begleitei von fürstlichen
Frauen und Kindern.
Der Lowe erfthrt tlbrigens eine merkwflr*
dige W.nnill'ing Tni XTV. Jahrli. und /.ti Re-
ginn des XV. Jahih. erscheint er, dem gotischen
Proponionskanon entsprechend, aufserstschlank,
im laufe des XV. jahrh. rundet er sich zu
behäbiger Fülle. Amtlsanf h\ m scVicn, wie
die Löweubilder aus dem Kietnensciineider-
acben Kreis sich durch die weinerlich ge-
kniffenen Mundwinkel ah ein Fclio des sich
in des Meisters Werken zeigenden sentimen-
talen Attsdracks erweisen. — Aus dem wilden
Raubtier wird ein treuherzig-zahmes Haustier,
das gleich dem Hund airtlich des Ritters Füfee
leckt. Dss beste Betspiel dieser verilnderten
AufTassung bietet die Grabplatte Kaiser Ludwigs
des Bayern in der Frauenkirche zu München.
Sie schildert die Versöhnung des Herzogs
Aibrecht mit seinem Vater, Hertog Emst, der
bekanntlich de-; Sotme?; Ci.ittin, Agnes Rcrnauer,
hatte ertränken lassen; ein Lowe, der Versöh-
nung sichtlich sich freuend, steigt schmeichelnd
an Albrecht empi>r, und bekundet daduick
sein herzliches Wohlwollen.
Traten von 1350- 145U etwa in Deutsch-
land die Tiere an Grabroonnmenlen am httulig*
sten auf, so verschwinden sie später allgemach.
Eine Ausnahme acheint Franken zu bilden, das
den I^wen bis zum Hereinbruch der Renais-
sance beibehält. Jedoch gestattet der Mangel
an Vorarbeiten noch keine nenaue Feststellung,
ob sich in Deutschland bei der Darstellung
Ton Tieren etwa proTinaielle Uotenchiede er-
geben, dies oder jenes Tier mehr oder weniger
bevorzugt wurde. Es möge dies weiteren
Forschungen Torbehalten bleiben.
VVie weit sich das ausgehende Mittelalter
von den Anschauungen der romanischen Zeit,
in der dodi LOwen und Drachen eine grobe
symbolische Rolle spielten, entfernt hatte,
spricht sich in der Schrift des bayerischen
Abtes Angelus Rumpier aus, wo es an einer
Stelle heiftt: „Non reprehendo debitnm oroa-
turo, sed stiperfltiurn. Nam et pictorae libri
sunt laicorum. De his autem picturis dixerim,
qua« passionem Christi coniinent et nartyram
agones. Sed quid faciunt in ecclesia leones?
quid leonae, quid draconcs? quid denique cae-
tera animalia?"
Schnaase zitiert diese Sdirift, wagt aber
trotz der ihm aufj^estiegencn Zweifel — was
von seinem Standpunkt aus auch begründet
ist — nicht, die übliche Annahme der Tier>
' ^^ymbolik in der Grabplastik .iiifzuj^eben, und
1 in den Tieren nur das zu erkennen, was sie
I sind: dekorativ wirkende, mittelalter»
lieber Kunstfreudigkeit entsprungene
Attribute!
Über einer nicht cndcnwoUenden i reude
an der liebevollen Ausgestaltung von Einael-
heiten, und der dein nentschcn eigenen Lust
am Fabulieren, waren etwa vorher vorhanden
gewesene sinnbildliche "betiehungen in Ver>
gessenheit geraten. Vielleicht sogar haben diese
kaum bestanden: denn wäre die Darstellung
und Verwendung der Tiere in der Tkt in einer
Art SChoIaBtischer Fomuilierun^ festgelegt ge-
wesen, "io müfsten die Denkmäler clcichartiger
sein und könnten nicht solch freudige Mannig-
faltigkeit seigen. Wie dem auch sei, die FOlle
der erhaltenen Grabskulptdrcn beweist, dafs die
mittelalterlichen Plastiker sich nicht an ge-
gebene Regeln hielten, sondern, friadi und Un-
befangen ihm) Weg verfolgend, sich bemflhtei^
ein System umzustofsen, um für nch selbst
volle Freiheit des Schaffens zu erringen.
Zum Schlüsse möchte idi betonen, dafs die
Verdienste von Puttrich, Förster, Otte, Schnaase
durch meine Angriffe auf ihre symbolischen
Deutungen in keiner Weise bemikelt werden
sollen. Als Romantiker hatten sie vor der heu-
tigen, mehr auf dem Boden nlichterncr Betrach-
tung stehenden Generation das Bestreben voraus,
aus den Werken des Mittelalters möglichst viel
GeheimnisTOlles hervorzulocken.
Dr. Oiio ÜHchacf f-
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J903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
3H2
Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.
XX. (Mit Abbildnng.)
87. Gesticktes Reliquientuch der Pfarr-
kirche zu Blankenheim (Katal. Nr. 3ül).
Unter den zum ersten Male ausgestellten
sechs Blankenheimer ReliquientUchlein, von
denen zwei in XV, 123-128 dieser Zeitschr. ver-
öfTentlichi sind, nimmt das vorliegende hinsicht-
lich des Reichtums der figuralen Stickerei die
erste Stelle ein. Es besteht in einem roten Sam-
melbrokat, dessen Ecken mit den vier bekannten
Wappen, dessen Mitte mit drei Figuren bestickt
ist, einem Priester im Pluviale, der die mit Gold-
licher I^surtechnik behandelt sind, mit ein-
facher .Silberverbrähmung. Das die Mittelfigur,
eigentlich die Reliquie, in weitgeschwungenem
Wurf sehr dekorativ überspannende Spruchband
aus Silberßtden mit weifslichem (Jberfang und
bläulichem Umschlag hat die goldene Minuskel-
inschrift: de sudario <^loriose vir^inis marie.
Die breite Art, mit der die Miitelfigur ge-
zeichnet ist, mehr schwebend, als stehend, in
verklärtem Ausdruck und mit zierlicher Hand-
bewegung, klingt in den beiden Diakonen wieder,
kördeichen eingefafste Leinenreliquie ausbreitet,
und zwei Diakonen, die sie knieend verehren.
Der scharf charakterisierte, porträtartige Kopf des
Priesters ist im Gobelinstich ausgelührt, ebenso
die Hände und Albe; die Aufsenseite desChot-
mantels zeigt grünliche Goldlasuren, sein Futter
grünen Gobelinstich, sein Besatz schnecken-
förmig aufgenahte Silberkördeichen auf blau
besticktem Grund; die Agraffe besteht in zwei
tafelartigcn, goldumränderten Stickereien, Stola
wie Parura in Uberfangencn Goldfäden. Die
Diakonen, welche die ehrwürdige Reliquie kaum
zu berühren wagen, schwingen mit einer Hand
ein Weihrauchfafs, das ganz in Gold gestickt
«st, wie die über dem Rücken herabhangenden
dicken Quasten der Dalmatiken, die in grün-
imd dafs dieses und noch viel mehr durch die
Stickerei zum vollendeten Ausdruck gekommen
ist, beweist schlagend die Höhe, welche die
Nadelmalerei im XV. Jahrh. am Niederrhein er-
reicht hat, der Tafel- und Miniaturmalerei zur
ebenbürtigen Nebenbuhlerin erwachsen, trotz
viel schwierigerer Technik. - Dafs sie in dieser
Bedeutung nur selten in die Erscheinung tritt,
hat vornehmlich seinen Grund in der schlechten
Erhaltung fast aller alten .Stickereien, die für
den Gebrauch bestimmt waren, und zumeist
nicht für einen so vorübergehenden und so
wenig angreifenden, als die vorliegende, der fast
der volle Reiz der ursprünglichen Frische be-
wahrt geblieben ist, selbst hinsichtlich der ab-
getönten Farben. Schnutgcn.
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1»0B. — ZEITSCHIUFT FOR CRRBlUCnB KUNST — Kr. 12.
384
Bücherschau.
Winke far die Anferti(iin|r «ad Verilerans
dcrPai-Anente von |ot.Brft«a«8.J. Httnwel
Tafeln and 74 Abbildungen im Text. Krgtnwwg in
der SanmlunK von ,,Vurljm(en fQr Paramententticke-
reien". Herder. Freiburg 1904 (Mk. 6,40.)
Zn drn am Schlaf! dem Jahres 1903 enchieucncn,
«ucbcn bcrcils neu auf^'clcgten 200 Vorlagen
(vmtgL. dumm ZeiiKiuift XV. 286/397), Irt du obig*
IttlMftt «Ukoonnene Ernannt ; viel-
mehr al« ilienc«, rinr Qbprau« zcitgrm.lfiK*, ja ilringcnJ
notwendigf Anlt-itun^ für clir B»-b< hAlTuiij; <\rt l'ara-
mente, ihr Malnial. ihre Form, ihre Ai«iUttung!.art.
Die leutere wird durchweg von weiblichen Kratien
beaotgt, (tu denen frcillcli ia den letiten Jaluren. von
Ftasknich md Bel|^ Macahend* mlnnliehn Sücker
verefaaelt hinsdrekoramen aind, andb im DIcnatt von
ParamenipnKOchJlftcn, die vielfach ^ur Vrrbrcitiint
„billiger uod tcblrchier" Stoße, wie zur Vcrwä«»t^ru<iK
der Verzierungen beigetragen haben). Neben den
in der Rcgci von kanaUeriKb luvcaclmiten Ua(er>
aekncn bcerfebcatn GacUAn« clbt ca Ividtr aw
wenige dgentlicbe Berafattickerinnen , denn ihnen
wird durch jene Konkunenx die Tidgkcit lehr er-
schwert, zuntal, Sni I nterschiedc von den früheren
Jahrhunderten, für eigcsarügen uad reichen Uckor
nur selten grOlscre Summen geopfert werden. Da
aolche auch nur in itllcncn FiUtn nur VatflIpiaK
nahen, ao iai die Mitvifkuaff von OllcnaniiBneai
namentlich von freiwilligeti , die fOr dieses edle
Frauenschafien im Dienste des Heiligtums das rich-
ten Vcritlndnif haben, durchaus erwUnicht, und,
«er ihnen die Arbeit erleichtert, durch gute Vor-
bilder und Anweisungen, erfüllt eine wichtige, er-
habaaa and Terdienatvotle Angabe. Sie Jat nkht
Idcbt, denn ate aetat flldit ntv vide tauMtMaloriadte
Kenntnisse, »onderri mich (jrUndlli he kiintttechnische
Erfahrungen voraus, und gi-radc die kliteren sind
nur lulserst mUhsam tu erringen, daher nur wenigen
eigen. — über Beide« »erfigt, dank der sorgsamsten
InnngCwBhnlKkaM Halte der Vetftaar, der
MMglacben Gewindcr mit l^aeia%e(anainnd
Feraebungen gemaclit hat, mit der Fkbitkation
der Stoffe vertramt, in ikn Spitzen- und Stickerei-
Arten durchaus bewandert i>t, endlieh die Stilgesetze
kennt, so dafs er genau weil», wrh he Formen von
das cinaehicn T echn ik en fef«>rdert, b*w, gaelattet
«erden. — Ana dteaer Gnndlag« lal daa vorliegende
Buch herausgewachsen, die erste erschöpfende und
ganz zttverilsaige Anleitung, die unter Verzicht auf
theoretische KrOnerunnen, Qberall den [>rakli5chcn
Zwecken dient durch klare, illustrierte Unterweisungen,
DIaae bezieben sich im I. Teil auf die Para-
mente» die anant In allgeaeinen behandelt
werden, also Unaicbtllch des Stoffe«, der Anaslattung,
der ViTiii-run^jsmittel. der liturgischrn Farben, ȟdann
im besonderen, intuwcit zunlclitt die Jitui^itt-hcn
Gcwlnder in 13 Rubriken l>c«prochcn werden, dann
die atoffliiche AnsrBatung de« Alura und der gottea-
Gcine (90 Knbrikcn). endlich aenaüfe
Kii rhenhhn ent Wandbchaiw («eht
Rebilken). Der Behaedlenf dar ftimincnle M der
dritte Ahachnln gewldmel, ae da<a «f alle ein-
acbMcigen Prägen anigiebige, dnrehana beatimmte
wd korrekte Antaroit erteilt taird. — Faxt ebeaao
umfingtick tat der II. Teil, der sich eingehend mit
den Spitsen besclilftigt, natürlich noch spezieller
mit den Stickereien; hier werdi-n Stirk-M.ilerial,
• Stiche. •Techniken, -Arten in luni Kapiteln so
genau analysiert, praktische Bemerkungen fQr die Aus-
flUtrang von Stickereien und Ur die Elgenichaflen
der fMckmtiater ao laatrahtiv belgengt, dala kaum
etwas von Bedeutung vermilst wird. — Das Kapitel
aber die Restauration schadhafter Sticke-
reien, (an dif iiiihon vorher ZUtmlmdr M.ihnun;;rii
geknüpft waicn>. hatte die Warnung zur Vorsicht
fast noch slirker betonen sollen, denn bei dieser
Proxedur eiachelnt manckea alle Ktuiatwcrk getlhtdcti
Ahr deaaen tferalelliuv« wenn ate eberhaaiM noch
mötlith und ratsam ist, nur di r aller^jr "liiie Respekt
und die dUertieschicktesle Hand au»rcicbt. — Der
Anhang bringt eine Auswahl von Inschriften,
deren Verwendnng aich aelur etapfiehlt, vonaageactat,
WMnu«. — Aa
Zehhnem (Br Pkramentenallckewi lal grober Maagid,
der sich i r j:, luh dun-ii dm Icidii^cn Tnistand
erklirt, dal) ihre DieQste wemij begehrt und mit
Widerstreben ordentlich honoriert werden; auch hier
aoUtcn weibUcbe Kiifle alica aufbieten, den hockaten
Anapilclien au genflgea. — Bd dar ataaMaaweiten
Falle des Gebotenen nag die eine oder aiiJm Br^
glnzung persönlicher Veihandlung mit dem verdtrten
Verfaiiier vorbi h.iliL-n bleiben. — Alle, die Interesse
haben fär diu Paramentik. Priester wte Laien, KOnitler
wie Besteller werden ihm Dank wissen für seine vor-
trefflickcn »Winke", Unter denen aick eine wahre
MtNhiut von klaren md verllMichcn Unterwei-
sungen versteckt, so da(s wohl endlich der Unfug auf
diesem Gebiete aufhören wird. ScknUtfcn.
Moderner Cicerone der Union: Oetitache Ver-
lapVcaeOaehalt in SnMgiit. Zn den in dieaarZait«
aeiltift XVI, tp. IM, IxreiU besprochenen beiden
Binden iat itoiB TH: DieUmeebun^ Rums hinzu-
gekijmmen, Von Dr. T h a s » 1 1 o v .S 1 1> e I (er. Mit 86
Abbildungen und etnei Karle . Gebunden 2.50 Mk.
I Derselbe behandelt zunächst die Campagaa,
I wie aie aich nach vier Seiten, nlmUch vor der Porta:
I S. Seliealian. San FaelOi Pia und M Popolo a«a>
breitet, die Entwicklung und Hauptpunkte beschrel-
' bend, insoweit sieden Gcschichts- und Kunst-
freund, .iber aui-h den Nalurfreund inlerfüxieien.
I in der gleichen UmlänKiichkeit werden die Sabiner.
und Albanergebirge beapirociient viel knapper
die SeekOate. ~ Der Vcrfxaaer vcMtnht cai iMi
den Oberau veranataltetcn Rundgange daa Weaent-
llche /ti l.»ft'jnen. den Zim.imrnenii.in^ xwiiclien der
iniKtitladt und den AuUeiiuiteii zu iiiaikicren und an
der Hand vorzQglich ausgewählter und ausgeführter
Bildchen die Un^ptpunkte au beleuchten, ao dafa die
RnndfalM ao itateriultrnd wie belehrend ist,
Rom I, Antike Xnmt, «oll demniehat Mgen lod die
getchickle Pc^cf Hell8fa«en wird diaaar vieilelekl
achwicrIgalanAargaibe ohne Zweüti gerecht werden, b.
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C 625,692
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