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Full text of "Ferdinand von Richthofen's tagebücher aus China"

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Ferdinand von 
Richthofen's 

tagebücher 
aus China 




Ferdinand 
Richthofen 
(Freiherr von), 





l^acttath ColUflc Librarg 

FROM TOB 

J. HUNTINGTON WOLCOTT FUND 



Bitihltolwd ia 1891 bjr Room Wolcott (H. U. 1S70), in 
dMnieiy of his fitther, ibr **the pttfdisM ef booka of 

permanent value, tlie prefcrcncc fr, V L'ivcn tO 
work« of Hi»tory, Political luconomy, and 
Sodology," and incrnucd in 1901 bjT 
■ beqnwt in his wUl. 



r 



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Ferdinand von Bichthofen's 
Tagebücher aus China. 

Ausgewählt und her&uBg^ebeo 

TOD 

R Hessen. 



Band II. 



Hit 7 liciitdxucklafeln, davon nach Origiuaküiukuuagen 

Kichthofen's. 




Sellin 1907. 
Dietrich Beim er (Ernit Vohaen). 



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Alle Rechte yorbehalten. 



Dniek von J. J. Augaa tin in OlficksUdt. 



Inhaltsübersicht des zweiten Bandes. 



8 du 

HeUen in Ttchekiang, Ngmohw^i nnd Kiangro 1 

Die letzte große Koiso (Tschili — Sch&nsi [Mongolei] — Schenai — Sa'tacbwan — den 
YangtsgS hiiutb). 

Von Peking durch die Mongolei nach Singanfn 105 

Von Sinj^anfu über den Tain ling achan nach Tschöngtufii . . . . 223 

Von Tgchöngtofg ins Gebirge; den YangtaaS hin»b 2S5 

SchloS: Leteter Anfenthalt in Schanghai 341 

Indei 353 



Verzeichnis 
der niustrationen des zweiten Bande& 



Doppelsfiite au& einem R«i£«uotixbuch Uichtkot'en's mit topographisch-geotogiichen 

Aaftiihwim ynr 1(H 

Au dm BdwrtifebiMli Uclidi«feB*« : g»ologisdiei Pkrofll ni« Brilntonuf . . . U9 

Wdhwlii jlwhaft in MOSOmi Mmifolei« (StoMiy na!« LBi IM 

Il!leol7M«iMtt.Bbtt Im K«MwitoW»ftr, 4m jngrafllidk» Aller dlM«r Kohk b»* 

w«tMi»a UI 

GblUMn In Winter 168 

FmI SpÜngaett de ddneilaeliar Uendeiln bn FlMniUenkniee 846 



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Belsen in Tschekiang» Nganhwei und 

Kiangsu. 

Vom 12. Juni bis sm» 8. Anffott 1871. 

Im ISm 1871 kebrte idi «ob Jiqpw xnifiok, wo idi neun Monate, 
Bilm Teil «nf scbOnen Beisen im iDsern, zugebxscht hatte. DioM 

Jahreszeit ist wohl die uDgünstigste um nach China zn kommen, da 
Luau uicht weiß, wie mau amzweckiiiiiiäic^steü suiue Reise eiatoileukann. 
Im ganzen Lande hcrrBcht in den Monaton Juni bis Aujsmst große 
Hitze, und sie wirkt so gefährlich auf die Konstitutiou, daß kaum je 
ein Eiuropäer es wagt, während des Sommers nach dem Inneru zu 
gehen. Fälle von plötzlichem Tod durch Sonnenstich sind unter den 
Emopttem in Schanghai und an den Küstenplätsen häufig. Einige 
JGnuten ndt nabedecktem Hmpt anf der Btmfle sn idn, kam den 
•ofindgen Tod herbeiflüiien, und nur indem man nek mit dem woU^ 
bekannten, ana Baummark verfertigten Tropenhat und anfierdem mit 
einem Sonnenaelunn vor den Einfiflaaen der Sonnenatralden aohtttet^ 
kann man ob wagen, knxse Zeit auf derStrafie an gehen. Aber aelbBt 
mit Boleken Schutzmitteln wagt ea der Fremde nur selten, rieh wllireaid 
des Tages draufien zu bewegen. 

Der Kenntnis der Leiden, welchen man auagesotzt ist, «laud in 
scharfcni Widorsprut Ii di'v Drang gegenüber, sobald wie möglich 
meine K( nutnis des mittlen n China zu vervollkommnen. Natürlich 
riet mir jeder von solchem Unternehmen ab, und man sagte mir all- 
gemein, daß es vorteilhafter sei, nach dem Norden zu gehen und von 
Peking ans eine Ezkorsion an machen, vielleiobt bis in die stidiiohe 

]ttAllMte,n«Md«,ILBn«. 1 



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BdMn In TfolidkliaK, KgaaliwA und kicngin. 



Uoogolei. Allem ich waSte von mdnen 'bereits im Juli und Angost 
1869 ansgefiduton Beiaen, daß dort nach der Hitse die Begengfiaae 
ein sehr hedeutendes Hinderms des Fonkommens bilden kdnnen. Ich 

mafite vor allem vorsnchen, den Gedhren undVerzögerangen, weldie 
aus solchen Hiudciuisscu erwachseu könnten, auszuweiehou, und es 
war eiu glücklichor Umstand, daß ich den mir allseitig erteilton Rat- 
schlägen nicht nachgab; denn das JahrlbTl war das erste, in welchem 
die furchtbaren verheerenden Fluten im nördlichen China stattfanden, 
welche sich während der Soouner der folgenden Jahre fortsetzten. 
Sie Hngen bereits im Juni an, und daa Reisen war während der vier 
dsxanf folgenden Monate in allen Teilen des norddatliehen China un- 
möglich. Jej^cher Verkehr stockte: die Niederungen varen tther- 
schwemmt und die kleinen Flüsse m reifienden StrSmen geworden, 
welche den Übergang yoUsWn^g nnmdglich machten. Im mitderen 
CSkina jedoch, wo die Hitse sogrofiis^ gehören langandanemde Regen- 
güsse wühreod detsdben Zeit dock an den seltneren Ereignissen, 
wenn anch kurze und helKge Gewitter mchts Seltenes sind. 

Es kostet freilich einen einigermaßen heroischeu Entschluß, in 
dieser Jahreszeit aufzubrechen, um so mehr, als ich auf das Reihen 
zu Wafser, das ich längst als die ungünstigste Art der Fortbewcirung 
für den Geologen erkannt hatte, verzichten mußte. So bequem man 
auf dem Wasser f^Uirt, so reichlich man sich mit allem, was zum Lebens- 
unterhalt gehttrt) yersoigen kann, sieht man doch von den Flußuf >rTi 
aus nur wenig Ton der umgebenden Landschaft. Man lernt das Volk 
and das Land nicht kennen. Dasu kommt, dafi mir die besondere 
Struktur der sllddsdichen Oebhrge in ihren Grundzügen bereitB von 
meiner fiHheren Heise im Heibat 1869 Idar ist und ich mir Tollkommen 
bewufit bin, daS nur eine qner hindurch gerichtete Laodreise von dem 
gewflnschten Erfolg begleitet sein kann. Um ne aussuftthren, mu0 
ich also den Entschluß fassen, zu Fuß zu reisen, da ich nur durch 
eignes Vorangehen mit gutem Beispiel meine Begleitung und Diener- 
st liatt bei «iutom Mut erhalten kann, •während, wenn ich mich im 
Stuhl tragen ließe, sie mit Recht des vollen Maßes der Beschwerden 



Dar nra» Bdwplw. 



3 



sich bewnSt werden ivViden. EinDardMehmtt der Gebirge von Kingpo 
oder an einem Punkt sttdüeh davon in nordweadicher lUohtnng nach 

dem Yangtszö ischeint dio gooignetHto Linie zu sein, auf welcher es 
mir gelingen könnte, einen Eiiibliok in den Inneren Bau der parallelen 
Gebirgsketten zu gewinnen. Kinen genauen Heiseplau kann ich wegen 
meiner Unkenntnis des zu bereisenden Landes infolge des voUstän- 
digen Mangels an Berichten Uber dasaelbe nicht festitelien. Der Ans- 
gangspunkt muß jedoch Kingpo sein. 

Am 12. Jtini begab ich mich auf den Dampfer, welcher Schang- 
hai tSf^ch nm 4 Uhr nachmittags verlSSt, nm nach swöUbtflndiger Fahrt 
bei Sonnenaii%ang in Iffingpo anmkommen. Der Veikehr awiachen 
beiden Orten ist so lebhaft, und insbeiondere bewegen aidi die 
Chinesen so viel swiaehen beiden PlätMn, anch hat der Frachtrexkebr 
80 erheblich nigenonmien, daS der Dampfer gewöhnlich mit Kargo 
und Passagieren gefüllt ist. Meine Begleitung bestand wieder aus 
meinem Dolmetschör Paul Splingaort und einem Boy. Den letzteren 
hatte ich ein Jahr vorher in Peking in mcinoa Dienst gonoinmen. Ein 
Handschu von Geburt, in dem strengen Dienst eines Mitgliedes der bei 
der englischen Gesandtschaft .steheuden Militär- Eskorte au^ewacbsen, 
besaß er Eigenschaften, die ihn von dem Dorohschnitts-Chinesen weit 
unterschieden. £r hatte einen hohen Grad von persönlichem Mut, eine 
•ehr anerkennenswerte Ittitiatfve, war von der vollkommensten Ehrlich- 
keit nnd sprach, wenn anch nicht gellnfigt so doch gut Englisch. Denn 
da in Peking das sogenannte Pidjin-En|^h, wie es in allen EHsten- 
pUUsen im Verkehr mit den Cliineaen gebrünehlich ist, nicht bekannt 
ist, so hatten sich seine Mheren Lehrmeisternur in richtiger Spiaoh- 
weise mit ihm nntwhalten. Allerdings war es anffidlend, in welchem 
Maße er sich beim Umgang mit den nach dem Zuschnitt der Handels- 
städte erzogenen Boys von den Vorteilen und der Leichtigkeit des 
Ausdrucks jener besonderen Art der Umgangssprache überzeugte. 
Der Einfluß dauerte aber niemals sehr lange, und da ich während der 
Heise stets mit ilim ein richtiges Englisch F])rAol^ behielt er einen im 
gansen guten Dialekt bei. Er hatte Mne duokelhraone Hautfarbe und 



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nukcbte <rffc denEiocbuck eineftHtlbnegem, seioluiete noh auch keine«- 
wdgi durch Sdiönhett «m. Nftdi der nrmjlhrigen Er&hrang, woldie 
ich mit ihm TOm Sommer 1870 bit com Sommer 1872 httte, kmitt ich 
ihm juu das hSehato Loh wegen seiner Trene and DienstwüUgkeit 
spenden. — AnSerdem hette ieh meinen Jagdhund Diana hei mir, der 
viel dazu beitrug, uns die Zeit zu verkürzen. 

Bei aogenelimor külüor Bri»o kamen wir in Ningpo an. Hier 
regnet es weit mehr als in Schanghai, und schiine Tage sind eine 
Seltenheit; doch war es jetzt heiter und klar, und wir sahen die 
Hügel ringsherum in deutlichen Umrissen. Es mußte hier nun ein 
definitiver Plan gemaclit worden, dessen erstes Ziel die Stadt Kinhwa- 
fa. mr. Um ein^e Information m bekommen und die nötigen Vor^ 
bereitnni^n m treffeui suchte ich Herrn Dr. WctaÜkj aa£ Auch 
diesmal war er wieder überaus gefiÜUg und leistete mir die wesent- 
Bdisten Dienste flir meine Vorbereitungen. Doch war auch ihm die 
Gegend, In die ich gehen wollte, ToUkommen unbekannt 

Es ist merkwflrdig, wie nnbesucht das Hitgdland im Westen 
und Südwesten von Magpo ist An sonnenhellen Tagen breitet es 
sich 80 verlockend aus, die Natur ist gerade hier so reizvoll und 
die Einvvoluier sind von au hanllcr und ontgogenkonamcnder Art. daß 
man meinoa sollte, ein Rowohner von Nitirpo müsse dem Drang nach 
näherer Kenntnis der (icgcnd und nach größeren Ausüügeu nicht 
widerstehen können. Aber noch immer ist unsere Kenntnis auf das 
besduränkt, was Fortune von seinem Aufenthalt in den 40er Jahren 
mitgeteilt hat Zwei deutsehe Herren hatten einen Monat vorher aom 
ersten Haie ▼ersucht, etwas weiter nach dem Innern au gehen und 
eine Reise nach dem nahe gelegenen TitSntaischan ansaulUhren; 
doch hatten sie auf halbem Wege umkehren mfissen, da sie die 
widerspenstigen KuÜs nicht daan bewegen konnten, sie nach Jenem 
Orte an bringen. Dieeer ICfietfolg gab der Idee, gleicfalUls sn- 
nftchst eine Reise nach jenrai bertthmten Berg zu versuchen, einen 
besonderen Reias, und der Tien tai schan war infolgedessen mein 
erstes Ziel. 



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B«iMTorb«nitaiig«ii. 



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Die Herren von NiDgpo tttditen nnit zwar durch aUeiiei Yor- 
tteUnngen meinen Aufbruch m venUgenL Jeder von ihnen war im 
Beuts geheimer Sohttae in Oeetalt von nodi nicht gefimdeneni eher 
ans Gründen, die man höohit planaibel fand, Termnteton Vorkommen 
TOn Kohle, Eiaen, Knpfer naw. in umnittelbarer NXhe der Stadt Ich 
eifaielt 80 viele derartige Naduichten, daß ich wohl einen halben 
Uonat auf solche Untenrachungen hätte venrenden kennen. Doch 
• Bchien mir die Wahrscheinlichkeit dieser Reichtümer auf schwachen 
Füfien zu stehen, und ich traf daher kurzwog meiuc Austitltou zum 
Aufbmcli. Hen- M'carthy beeteUte den iiauptmanii der Kulis zu sich. 
Wie in solchen Städten alles in Zünfte geteilt ist uud sogar das Bottlor- 
woseu oino Zuaü mit ihren Yorgeactsten bildet, so haben auch die 
KuÜB ähnhche Verbindungen. 

Ein Kontrakt wird nicht mit einzelnen Leuten gemacht, da noan 
Bich Aof sie nicht verlaBsen kann und sie bei einem KontEi^bnich 
nicht wflrde belangen können, sondem stets mit dem Yorgesetaten, 
den sie sich selbst gewühlt haben und dessenBekanntaehaft mit renomr 
mierten Eanfinamuhlusem hinreichende Bürgschaft für Ebhaltong 
der Vetpiichtongen bietet In diesem Falle war der voigesetit» 
Hauptmann ein klmner dunkelfarbiger und yoUstKodig wie tan Pirat 
aussehender Mensch, bei dessen Begegnung in der Einsamkeit man 
sonächst die Haud au die Wafie legen würde. Doch erwies er sich 
als zu dem Geschäft sehr brauchbar. Er besclüoü .selbst mitzugehen 
und verschaffte mir atLßerdem noch neun Kulis, welche zum Preis von 
7 Dollars pro Mann und Monat engagiert wurden. Der Kontrakt 
wurde schriftlich angenommen und die Bodiogongen so gesetzt, dafi 
die Leute gehen mußten, wohin ich sie kommandierte. Man muß 
sich durchaus in solcher Weise rorsehen, ist aber dann, wenn man 
nur die nötige Energie anwendet, anch sicher, dafi die Bedingungen 
«rfttllt werden. Das Qeptt(^ hatte ich größtenteils schon in Schanghai 
so TcrteOt, dafi es lei<dit getragen werden konnte. Man hat dafOr 
Bamboakörbe, weldie innen einen waasesdiehten tlbexsag haben und 
mit einem Klappdedcd Tersehen sind. Sie sind aufiorordoididi leicht^ 



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Beisen in Ttobekiaag, Mganhw^ und Kiaagaiu 



sehr bequem zum P&ckcu und worden paarwoiae von jedem Kuli an 
einer Stange über der Schalter getragen. Das Gewicht, welches man 
einem Mann aufbürdet, beträgt gewöhnlich 80 Pfiind, doch nahm ioh 
wegen de« heifien Wetten ond auch, um schneller fortankommeD, die 
Rttduidit, Jedem nur die HSlfte deBTOigeBchriebenen Gewichtes auf- 
snladeo. 

Ich ▼erbrachte nur einen Tag in Ningpo und hatte hier auch 
das Vergnügen, Herrn Swinhoe^ an sehen, weldier eben durch aus- 
gesandte Leute eine bedeutende omithoIogiBdie Ausbeute gemacht 

hatte. Leider war er schon damals so leidend, daß er nicht mehr im 
Stande war, seinen Lieblingsbeschäftigmigeu in t'reior Natur selbst nac^h- 
zugehen. — Aach jetzt war ein Gans dun h die Stadt Ningpo wieder 
von großem Interesse: ich hatte seit rueioem trüiieren Besuch so viel 
von China gesehen, daß ich jetzt die Einzelheiten mit ganz anderem 
Verständnis betrachtete. Auch dif>sm!il machto mir Stadt und Volk, 
trotz Japan, einen angenehmen Eindruck. In Hinsicht auf Reinlich- 
keit, Elegena und Wobbtand erinnert Ningpo an Ganton. Dennoch 
soll es bedeutend Thoren haben. Früher hatte es einen bedeutenden 
Handel mit Uanila, der fast geas angehört hat Ferner vermittehe 
es ab sentraler Sehiffafartsplati den Handel swischen FokiSn und dem 
Norden (Schanghai, Schantnng und Tidntsin); auch diese Rolle hat es 
durch die Dampfischiffahrt verloren. Indessen ist auch jetzt der Handel 
in Ningpo niciit unbedeutend, und es blüht eine vielseitige Indusuie: 
bcrüluut sind Möbel und Scbnitz.oreioii. auch Matten, femer Bijouterien. 
Beträchtlich ist außerdem der Export von Fischen, zu deren Konser- 
vierung die zaidreicheu Eishäusor am Fluß dienen. Eissehiä'c gehen 
nach den Tsclmsan-Inseln und kommen mit Fischen beladen zurück. 
ICan gewinnt das Eis auf überschwemmten Reisfeldern: die dünnste 
Eisdecke wird abgerecht und in das Haus gebracht, wo sie weiter ge- 
Ineren soll. Jetet versoigen hiesige Ksnfleute auch Schanghai uMt Eis. 



*) Bollert 8«lii]u>e hat rieh 1865*~7d «nneiidl^ danh s«ologbdiA Fmeli«ii- 
gen In 8iid>CliIna vavdiwti fuuAi, 



Die Kingpo-Leol«. 



7 



Sehr merkwürdig ist der Einfluß, den sich Ningpo-Louto in 
Schanghai orobort haben. Die Sampan-Mannschaften nud die Ma> 
trosen sind größtenteila aus Kingpo, ebenso ein großer Teil der 
Knlia; auch die nboyt** von hier verdrängen mehr und mehr die 
TOn Canton. Aber noch gröfier ist ihr Anteil am Kleinhandel, be- 
■ondera am Cheap-Jack-Haadel, bei dem diete Leate ToUstftndig 
an Joden werden. Der Canton-Eanfmann will Grofihlndler sdn 
und finrdert dieselben Preise wie der Euroj^ter, der Ton Ningpo be- 
gnügt sidi mit Klekihandel and geringem Ftofit; viele sind Compra- 
dores und Shipchandlers und haben großen Zuspruch. Die ameri- 
kanische Flotte vor Korea*) soll ganz von einem Kingpo-Mano 
versortft worden. Dio Gesamtzahl der Ningpo-Leuto in Schanghai 
wird auf 4ut'ü0 geschätzt; fast alle leben in der europäischen Stadt. 
Es sclieint, daß die Schanghai-Leute mit ihnen kaum nach irgend 
einer Eichtung konkurrieren können. 

Bemerkenswert ist noch, daß die henroriagendsten Geschäfts- 
leute unter denen in Schanghai angeblich nicht aus IKogpo selbst 
stammen, sondern ans dem kleinen Tsa'kiluiSn, einige Kilometer 
nördlich von Ningpo. Dieser Plati ist andi als Sita einer Familie be- 
kannt, die durch lange Zeit den Drogenhandel in China snm größten 
T«l in ihrer Hand gehabt hat; noch jetst soll sie die grdßte Apotheke 
im gmiaen Land besitsen. Die Bewohner von Sehen hing dagegen 
scheinen eine ganz andere geistige Richtung zu haben als die von 
Ningpo : diese Stadt soll sehr viele niedere Beamte liefern. In einem 
Lande, wo alles so aiual^amiert iat, bildet dieses örtliche Hervor- 
treten von Veranlagungen und Richtungen des Unternehmungsgeistes 
eine bemerkenswerte Tatsache. 

Bei meinen Spaziergängen in Ningpo richtete ich meine Auf- 
merksamkeit diesmal besonders auf die Kunst. Man hat hier eine 
Menge schöner Bronsen, die aber meist nicht älter sind als aus der 
Sung-Dynaslie, wtthrend welcher dieser Zweig der Kunstindnstrie im 



*) AmwBisrisdw Eip«ditbm«n f^ftn Korea 1871/78. 



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Beisen ia Tscbekiaag, Kg&nhwei and Kiangau. 



nördlichen Teil der Provinz Tschekiang blühte. Besonders fielen mir 
die vielen an der Straße liegeudou uiui nach ihr geöftnöten Ateliers von 
Malern awf. Es worden dort jene Rollbilder verfertigt, welche die 
Chinesen so gern an die Wände ilirer Zimmer hängen und weiche mau 
in Jedem Kaufladen ausgestellt sieht. Ich besuchte wohl dO oder 40 
dieser kleinen Werkstätten. Oberall wxirde attsschließlich nach der 
Sdiablone gemalt: Knaben von 14 — 18 Jahren waren beschäfdgt^ auf 
dOnnem ofameaiaoheii Papier in &inen Linien dieUmriaae einer dnmiter 
gelegten Zeiehnnng nachsasielien; dann malt ein Maler die Ghwandnng 
und ein anderer die Geaiehter mit Farben an. Die Originale acheinen 
in Tielen Etilen gute Eunatwerke der alten Zmt geweaen sn aein, aber 
dnidi daa viele Dorebieielmen und durcb die hnndertßLltige Bemttsung 
der apSteren Dnrcbieichnimgen als Vorbild aiod ZenbUder der Origi- 
nale entstanden. Jetzt scheint ein wirkKoh erfinderischer und kom- 
ponierender Küustlor in dieser Gegend von Cliina nicht mehr vor- 
handen zu sein. Es gibt dann andere Läden, in welchen das Aufziehen 
der Bilder besorgt wird, worin die Chinesen große Geacliickliehkeit 
haben. Man beschäftigt sich auch viel mit dem Malen von Fächeln^ 
aber die Zeichnungen bekunden geringen Geschmack. Herr Swinhoo 
neigte mir ein schönes Exemplar eines altchinesischen naturgesohicht- 
lidien Wericea mit aahlreiehen Abbildungen, dna jetat aehr aelten ge- 
worden iat Ich war erateunt, inabeaondere bei den Vögeln die Originale 
Bu vielen jener Darstellungen mfinden, die idi in Japan ftrEnengmaae 
der dortigen Kunst angeaehen hatte. 

Spit ftbends gmg ich an Bord: ioh hatte nwei Boote gemietet^ 
um die kuixe Strecke durch die Ebene m Wasser surtckaulegen. 
Am folgenden Morgen um 4 Uhr fahr ich ab, und erst um 1 Uhr mittags 
erreichten wir Yiukiangkiau Das Wetter war heiter und die Luft 
kühl. Der Weg, mir schon ven früher her bekannt, zeigte sich jetzt 
durch die Sommerbeideidung der Landschaft zu größerem Vorteil. Es 
interessierte mich besonders, den Eindruck zu beobachtOQi welchen 
der Anblick des hier heirschenden Wohlstandes und der unverkonn< 
bar hohen Bildungsstufe des Volkes auf meinen nördlichen Bojr 



CU&MlMBh« MtlantatlMi. 



9 



maehte: er konnte sich nicht satt sehen an den woli]gel>aaten Dfirfem 
und dem Keichtum der Felder. 

D«e nBohate Ziel wer der wohlbekennte Tempel im Snowy 
VaUej, ein lieUinganel der Amfili^er yoo Sebnngliei, da ein Gebiigs- 
ort Ton ähnlieher Bomaatik in der Zeit von swei Tagen von dort tm 
mekt eneiohbar ist Ifan TeillOt SdiaaghM des Abends und geht 
dann Ten Hingpo, wo sohon Boot zur Weiterbeföidemng bereit 
liegt, entweder den Weg, den ich einschlug, oder etwas südlicher bei 
der Süidt FdDghwahäicu vorüber, um sicli dann diü leuto iSUecko 
nacli dem Tompel auf Stühlen tragen zu lassen. — Es war ein heiterer 
Taji, aber heiß und schwül, und deshalb wurde die Tour, da es ^\Teder 
der erste längere Spaziergang war, uagomolu anstrengend. Die Ent- 
fernung wird zu 60 — 80 Ii angenommen ; es scheint, daß 60 Ii nn« 
gcfUhr richtig ist. Nachdem der große Zufluß, welcher bei Yinkiang- 
heranskommt nnd dem Ningpo-Flnß anströmt, übeisehritten ist, 
gebt der Weg anfwXrts. Das Tai Tenweigt sich stemfifarmig in die Ge- 
birge nnd bildet ein groflesBeeken, das sildlieh ron einem 850 — 600 m 
hoben Zng begrenst wird, wSbr^d in W und SW die Berge bis geg«i 
1000 m anstMgen. Das Snowf Valley liegt lunter der illdweadichen 
ümwaDong an einem der QaeDbAche des Potsukiang oder des eigent- 
lichen Flnsses von Ningpo. Man muß daher, tun dorthin zu gelangen, 
;lus iti'ui T^d dcb Yiu-i'lussca über einen ungoftlhr 250 m hohen Paß 
hinübergehen nach dem sani'tw elligen Lande, welches den Po tsu-Fluß 
im Norden begleitet. 

Der ganze Wog fuhrt durch eine hebUche Gebirgslandschatt mit 
steilen, bis zur Höhe bewachsenen Gehttngen. Die Talböden reichen 
unvermittelt, ohne Schottertenassen, an diese heran ; nur zuweilen ist 
daawisehen eine Abdaehnng von Gebiigseohntt Torhanden. Der Feld' 
baa war in dieser Jahresaeit lomeist aof Reis besdhrSokt, dodi baute 
man aneh Ind^go-Fflaaien and eine Boehmeiia; die letalere war jetat 
ongeQdir 6 Fnfi hoch mit grünen StKmmen und noeh niclu inBlttte, doch 
seheint dies gerade die beste Zeit für ihre Yerwertnng sa sein, da ne 
eben geschnitten ond der Bast abgesohlilt worde. Lidigo war bb an 



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BeiMii In Taehekkogt üTgMJiwA aad Kiaogto. 



beträchtlicher Höho augebaut: ich fand ihn noch 30<) m über Snowy 
Valley. Zuletzt hat man noch einen steilea Anstieg zn übcrwindeD| 
ehe man den Tempel erreicht. Er f&hrt nach einer sehr scharf aus- 
geprilgten Stafia, von deren H9he atis man einen sehönen Überblick 
der Ebene von Ningpo mit den Hoben Oebirguttgen, die aieh BtLdUdi 
d»TOn Mlieben, gemeßt Mea Gestein bier herom beatabt ans rotem 
Sandstein nnd porphyiiacben Konglomeraten, die ich bereits bei Ge- 
legenheit mebes «sten Besaches der Gegend vonKingpo beschrieb.*) 
Die Schichtenabbrllcbe bilden lange Steilvritnde mit Schlnehten, in 
denen Wasserfalle unter dichter Vegetation versteckt sind. Die Fall 
richtnnfj der Schichten ist vonvaltend nurUöstlich, und darum sind 
die flchrotibton Wände nach SW gekehrt. 

Der Tempel liegt in einer Verobeniing auf der Stufe, weldie 
wir eben erreichten, ungefähr 350 ui über dem Meere. Aus ihr 
erbebt sich im Halbkreis eine zweite ebenso steile Stufe, so daß 
man nach S und SO hin von dem Rand der Terrassen eine freie 
Aussicht genießt^ nach den anderen Richtungen aber hoch auf steile 
GebugshShen bin«uliüeht. Durch emen Irrtum gm^on 'Wir an unserm 
Zid Torttber und stäegan trotn großer Ermfldong nodi ftber 800 m 
hoher hinan, bis ein alter Bnester in einem kleinen, Ton ihm allein 
bewohnten Tempel uns nuf den rechten Weg fthrte nnd nach dem 
großen Tempel sorttokbrachte, wo nir nm 7 Uhr abends snkamen. 
Auch dieser Tempel ist elend und sclunutzig, obgleich er oben ein 
wenig repariert wurde. Die erste Person, die wir dort trafen, war ein 
geldgieriger Priester, welcher für tla. Wohl der zahlreichen fronidoa 
Gäste nicht eine Hand bowegou würde. Einige höchst dürftige, un- 
saubere Zimmer, die niemals eine Reinigung erfahren, werdeu dem 
Besucher zum Aufenthalt angewiesen, und da manche von diesen nach 
der in Schanghai gebräuchlichen Art unsinnige Preise gezahlt haben, 
so wird jetit fllr ein Nachtquartier in diesen Ställen ebensoyiel ge* 
fordert, wie mnn in den eisten GasdiSosem einer europSisehen Groß- 



«)t.]laiidl»&.41,681 



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Stadt B^on vtbrde. Deimoeh ftthlen sieh selbst enropKisohe Damen 
hier u einer Weise ^ttckUdi, weldie mir oft unbegreiflieh gewesen 
ist mid ndi nur dureh den Wechsel des InxnriQsen Lebens in Sdianghai 
mit der allerein&ehsten Lebensweise und der gesunden Lnft dieses 
Tale« erkUnn UUIt 

Wenn em solcher Punkt einmal eine Berühmtheit eriangt hat, 
80 ist 08 8chwer, dio Touristen davon abzubringen. Um wieviel größor 
der Komfort anderswo auch sein mag, bo würde man ilin hier nicht 
zu schätzen wissen. Das Snowy Valley dient den Fremden seit einer 
langen Reihe von Jahren als Ausflugsort. Der chinesische Name ist 
UsUetöuBz' und heiät eigeutiich „Schneelochtempel" ; die Fremden 
haben ^esen Namen in Schtt dosa Terwandelt. Der Tompol soll ein 
AHer von ungel^Übr 2700 Jahren haben, wurde aber während dieser 
Zeit mehzmahi aerstOrt nnd wiedeiau%ebaat £s ist noi^ eine Stein* 
tsügl mit einer angeUidh schwer lesedidien Inscfaxift yorhandeni die 
Ton einem Kaiser ans dem 8. Jahiirandert vor Chr. herrühren solL 

Der nächste Tag wurde aum Basttag bestimm^ da ieh luer sum 
leisten lüde Gelegenheit liatte, in angenehmer Gesellschaft Ausflüge 
zn machen und diese überdies durch die oftmals gehörten mündlichen 
Er/iählungon von der landschaftlichen Schönheit des Ortes besonderen 
Reiz vorsprachen. Eine der Anzicliungen des Tempels besteht in den 
Bädern, welche mau in seiner unmittelbaren Kachbarschaft unter 
kleinen WassorfUllen nimmt, wobei man nocli dio Wahl zwischen ge- 
ringerem und höherem Fall hat. Doch ycrdaukt er seine eigentUcho 
Berübmüioit, bei den Chinesen sowohl wie bei den Fremden, seinen* 
aahiieichen großen Wasser&llen. Der bedeutendste wiid von dem 
Badi gebildet, weicher sich aus kleinen Zuflüssen in dem Kessel des 
Schneetals selbst sammelt und dann Uber eine 125 m hohe|ToUkommen 
senkrediteFelswandansfestemPorphjrithinabstOnt Von dem oberen 
Band der Hülie graiefit man auflerordentlich sdiSne Femblieke. Der 
Fall ist in der Ta;t sehr malerisch, dieV egetstion üppig und blütanreleh. 

Am 17. Juni machte ich meine erste Etappe gegen den Tientai' 
sehan hin, nicht ohne große Schwierigkeit, denn die Gegend gilt don 



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12 



BabOB in TtdialdMig, Ngaohw^i und KiAogttt. 



Leuten als ein weit entlegenes Hinterland mit Räubern und Dieben, nur 
durch einsame Gebirgswege erreichbar, ist aber berühmt wegen der, 
wie maii meint, himmelansteigenden Höhe der Berge und eiaea wohl* 
bekAnnten, sehr in Ehien gehaltenen TempeU. Die Ealfexnang wurde 
von den meisten Leuton auf 450 H angegeben, was mir nadi den Karten 
allerdings absurd erschien. Es hielt sehr schwer, meine Kulis filr das 
Brojektiu gewinnen. Es se%to sich jetrt, daß sie ofienbar gehofiithatteiif 
ehie leichte Zeit au haben, wie sie den Paddzlgem im Dienste der 
fiemden Beisendmi gewöhnHdi sateÜ wird. Wahrseheinfidi hatten sie 
auch auf eine mindestens achttägige Ruhe in dem Schneetempel bei 
fortlaufender Bezahlung gehoft't. Überdies ist dio Unkemitnis der 
Fremden mit den Verhäkuibötjii »tots eine gute Kiunalmioc^uelle für sie. 
Sie hatten auch bei mir schon am orsteu Tage versucht, ihre Neben- 
geschäfte zu machon, indem sie sich zum Ankauf von verschiedenen 
Dingen erboten und dann dasVierfiache der Preise berechneten, welche 
die Dingo in Wirklichkeit hatten. Sie hatten ttch nun überzeugt, daß 
sowohl diese Beredmung wie auch die Hoffnung auf leichtes Leben 
hinflülig sein wfirde, und waren degoutiert Ton der Verpfliditnng, die 
ne konlraktmftfiig übemonmien hatten. Wir mußten schon jetst euer« 
gisch auftreten, um sie anm Forlgehen an bewegen. Auf der großen 
Verkehtsstraße ttber Sintsi^ianghBUIn und Kinhwnfii au gehen, wiren 
bereit gewesen, da diese Straße nidit unbequem ist und ttherall 
Gast- und Teehäuser zu finden sind ; aber schrecklich war ihnen der 
Gedanke, in eine unwirtliche Gegend zu gehen, wo von Bequemlich- 
keit nichts zu finden sein würde. 

Der Weg iUhrte erst nach dem Fuß des groiien VVasserlalis und 
dann an dem noch in weiteren Kaskaden herabstürzenden Wasser ent- 
lang nach dem ongefklir 300 m tiefer als Snowy Valley gelegenen Dorf 
Ting sia, wo man den Po täu klang erroiclit. Schon von hier lumn man 
in der Bicbtnng auf Ningpo au Wasser hinabfahren : die erste Strecke 
bis Sjangkdn auf vom angebogenen BambusflUßen, von dort dann 
anf gewöhnlichen Booten weiter. Bald lunter Ting sia filhrte mein 
Weg in ein Seitontal des Fotsu, in welcbem wir noch 45 Ii anfwXrts 



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Im ünMuBiite UiMlnl 



titegeo. Sdion bdm Hiiwbiteigen an dem groflen WasmitJE hatte 
sich ein junger angdiendar Priester, dn Baisohe yon etwa 20 Jaliren, 
weldier den Gebraadi des WaHers smn Watehen nedi nieht va kennen 

nnd dio pflichtmäSige Vorschrift des Rasiereni des Sdildels nur jfthr- 
licli einmal vornehmen zu lassen schien, uns beigesellt. Er war sehr 
gesprächig, und, wie Priester nnd Bettler überhaupt n&ch ihren 
Wander-Gewohnheiten am besten in jeder Gegend Bescheid wissen, 
konnte auch er allein über den Tiän tai-Tempel und den Weg dorthin 
Auskonfit geben. Ich bemerkte zu meiner Verwunderung, daß er unsere 
Partei gegen die meiner Kulis ergriff und su deren großer Unzufirieden- 
hdit nnr die Wahrheit berichtete. Er gab mir die Liste der Orte tu^ 
dozdi die ieh m gehen haben wtirde, und ich verdanke es nun groAen 
Teil ihm, da0 ieh den Plan flheifaaapt habe aosfthren können. 

In dem Tal, in dem wir anfwirts gingen, liegen mehrere grofie 
'Döikx lentrent Jn dem ersten hatten üb meisten ESnwohner schon 
ehimal einen Fremden gesehen; je weiter wir kamen, desto geringer 
wurde die Zahl derjenigen, dio jcmab einen FVemden gesprochen 
Lattoii. iSlo drängten sicli natürlich stets sofurt hervor, um utib mit 
ihren wenigen Brocken vou kurruuipiortom Enghsch anzureden. Für 
t ili ■ kurr.o Strecke wird auch der Nebenfluß auf Bninl)iiHllüßen be- 
fahren, aber sobald man über die Schiffahrt hinaus ist, wird auch die 
Verbindung mit Ningpo selir gering. Hier herrschte noch ein nicht un- 
bedentender Frachtverkehr. Wir begegneten Zügen von Packträgem, 
von denen die meisten Papier- und Teeblätter in Säcken brachten. 
Den Elofi hinaof wnrde insbesondere Ifensdienhaar in grefier Quan- 
tiHt getragen; es bildet einen wichtigen Gegenstand des BUuidels. 
Aach hier war alles bis hodi hinaof bewadksen: im Tdbodea war 
breites Reiilsld, an manchen SteUen der Gehänge em Forstbetrieb 
▼on Kadelhols, dessen Bestände allerdings nur ein Alter von höchstens 
25 Jahren erreichten. Die Strauchvegetation ist hier Ton der grQßten 
Üppigkeit. Unter den Kulturpflaazon sah ich viele Tunc'-Bäume neben 
der allgemein verbreiteten StilUngia sebifera, außerdom viel Bambus, 
dessen getrocknete und dann einges&lzene Sprossen, die den Chi- 



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14 Betten in TaebekiMig, Kgubwft und Kliiigiii. 



neeen als DeltkatestMi gelten, einen BiemUch wiohtigen Handelsartikel 
bilden. Auch Boehmeria ist hier nemlich viel voriianden. 

Der dnreh das Tal ist gepflastert, und alle 5 Ii ist eine Station 
ftlr die Kulis angebradi^ wo sie gewohnheitigemäO rasten. ESne solche 
Station ist eine kleine schmnlage Halle mit einem GOtsen, einer Wid- 
mnngstafel und einigen BSnken, auf denen man sich niedeilllfit, nm 
kostenfrei Tee zu genießen. In einem großen Topf befindet sich ein 
trübes lauwarmes Getränk; tuun .->chÖpft mit einer Tasse, in die jeder 
den Dauuien bis zum Boden hineinsteckt, oder auch mit einem kleinen 
Bambusgefäß an einem längeren Stiel. Im gcwfihniichen Leben ■würde 
nsan sich ekeln, die Lippen an ein solches Trinkgefkß zu setzen; hier 
aber schlürftnian die unreine Flüssigkeit mit Wohlbdhagen: ue gewährt 
bei der £rBchiaffuug in der großen JEUtse ein außerordeodiches Labsal. 
Tee kann man sie nicht nennen, wiewohl an einigen Orten Teeblfttter 
die Grundlage der wiederiiolten Av^fluue gebildet haben mttgen. Hier 
wendet man ein Kraut an, das einen nicht nnaogenehmenhitteriichen, 
mediainisehen Geschmack hat und dessen Aufguß recht erquiekend 
ist; es schien mir eme Artomisia an sein. Diese Rasthluser, welche 
auf den größeren Verkehrswegen im sfldlichen Chma häufig sind, 
gehören m den mancherlei gemeinnützigen Instituten, durch die sich 
China ausz -irimr t. Sie sind meist die Stiftunjsr eines Wohltäters, 
Hhnlii h den Kapi llen in karholischen Ländern ; aber man verbindet 
mit jenen einen praktischen Nutzen, welcher diesen fehlt. Von der 
Stiftung wird eine Famihe versorgt, welche die Teetöpfe geflillt halten 
und den Staub von den Götzen abfegen sollte, aber meist mehr anr 
ReinUchkeit beitragen würde, wenn sie den Tempel und Gatzen gans 
ihrem eignen Schicksal Überließe. 

Ein prachtroUer Ftmkt war die Hittagsstation KiakVngss', ein 
großer Tempel, welcher 801i von Snow^r Valley gelegen ist. Wir gingen 
an den Priestern hinein und wurden artig aufgenommen. Sie laden 
uns ein, dort au Ueiben, und sahen es ntir ungein, daß wir es vor- 
zogen, eine Mahlaeit unter freiem Himmd im Schatten des dichten 
Laubgehdlses von unsern eignen Pkrovisionen zu halten. Man erreicht 



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NaehtUgor Im TempeL 



15 



dum weiteiliiii daa Doxf liutMshött, dun Wansumgliog und TriSn- 
IdailiDg. Letzteres Doxf liegt etwa 200 m Uber dem Meere und ge- 
rade auf dem !^k6, weldier die Gewässer des Potsa tod denen des 

nächsten Flusses scheidet. Hier machte ich das erste Nachtquartier, 
welches ein Prototyp derjenigen ^v^ll. dio ich von da au joJu 2sacht 
hatte. Es gab mir einen VorgesehiLiack von dem, was ich zu erwarten 
haben Avürde. Wir hatten erst versucht, im Dorf ein Unterkunftshaus 
zu linden, aber es war von solcher Art, daß ich keineswegs Lust ver- 
spürte, dort zu bleiben. Ich war daher auf die Tempel angewiesen. War 
aber derjenige von Snowy Valley schon ohne Komfort gewesen, so sind 
diese kleinen Tempel hOchst erbtttmliehe Orter. Im besten Falle war 
ein Tor nnd eine HaQe mit Biesenfignxen als WSchtetn yorbanden; 
g^nttber, dnxeb einen Hof getrennt^ Hogt eine nach vom offene Halle, 
in welcher der Bnddba nebst emigen anderen GötsenbiUem steb^ 
an denen oft Eop^ Hinde oder Fdfie fehlen. An den Seiten liegen 
dann xweiHlnser: die Rumpelkammern der hier stationierten Tempel* 
Wärter, meist ganz unbewohnbare Lokalitäten. Ich wählte hier als Lager- 
stätte (lioSchaubühDo, welche fiir theatrahsche VorsLullun^en im Innern 
des Tempels angebracht war. Da (ias W ottor klar urul ^\ inJ8till uud 
die Nacht kühl war, auch gatiendo Leute sich wenig einstellten, so 
ließ sich ein leidliches Nac}it<^uartier herrichten. Es kam dann immer 
besonders darauf an, die ^losquitonetae in geeigneter Weise au£Ba* 
hängen, die Betten gut aufisasddagen and die Mahlseit in geordneter 
Form an bereiten. 

Am nlkshslen Morgen erwaehte die gaose Gesellschaft mit steifen 
Gliedern, wie dies gewOhnlieh am sweiten Tage einer Fu^tse ge- 
schiebt; dodb hatten wir nns tlldilig eingelan£m, nnd von da an ging 
es immer TorwSrts, so gut es die Temperator erlaubte. Der Tag war 
heiter, aber das Thermometer stieg schon zu bedenkficherHShe, nnd 
mittags hatten wir aui oisior kleinen FaÜiiuho 3-4° C. im Schatten und 
43 Va** in der Sonne. Mit dem Dorfe Taing kialing, welches so viel 
heißt als „der Paß an dem Dorfe der Tsing-Familio", orreichten wir 
das FiuJ^system des nach Siatschaaghslen uud Tschönghsien ab- 



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IMmu bi TadinMOTg. Kgaaliwtt und KiMf ra. 



fließenden Wassen. Schon naefa einer gelingen Stredie vom Doiü» 
Bweigt lidi die StnBe nach dieien Städten ab. Dies ist die grOfiere 
VeikelinttcaSe. Nor mitHBlie brachte Ich meine KnBi an dem Wende- 
punkt vorbei; aie fiirchteten anf der Fortsetiang nmerea Weges nicht 
nur die Besdiwerden, sondern auch die Leute, welche als wilde Bar- 
baren verschrieen waren. 

Die erstero BeBorgnis Btellte »ich als gerechtfertigt heraus. Wir 
hatten aul tl* ni heutigen Woge von fiOli nach einander über vier Pässe 
£u gchou, welche kleine, demselben 8tromBystem angehörende Flüase 
trennen. Dioso kommen Ton Osten her, von einer Wassemcheide gegen 
die kurzen Küstenflüsse, welche in die tiefen Einbuchtungen dea 
Utmrod-Snndes und der Sanmlkm-Bai abfliegen. Die Namm dieser 
FKsse sind TblSnkiailing, Sikangling, Kanliling -nnd TOnsiling, 
welche beaw. 10, 18, 85 nitd 48 Ii Ton der Nachtstadon entfernt waren. 
Die Sienerie in dieser €tobirgswelt Ist prachtvoll: besonders leichnet 
sie sich durch malerische Felspactien von Qranit aus und erreicht den 
Höhepunkt der SdiSnheit m der ttppig bewachsenen felngen Granit- 
schlucht, in welcher man vom Ean Ii ling südlich hinabsteigt nach einem 
Tal, wo eine aus großen Quaderii errichtcto Steinbrüeke in einem 
Bogen über einen der Wildbäche führt. Die Gebirge sind von keiner 
bedeutenden Höhe : icli schätze sie im Durchschnitt auf (JOÜ ni. Zu- 
letzt bildet der Granit noch ein 15 Ii breitea welliges Plateau, das 
vielfach angebaut ist nnd stellenweise außerordentlich liebliche An- 
blicke biete! Am Abend kamen wir nach einem Dorfe Siautsiang, 
das an einem ebenfalls noch nach WestMi abfließenden Gebirgsbach 
liegt und yon einem w^gen Adceiland mit gianitisoher Unteriage 
umgeben ut Das Wirtshaus war auch hier ein schmutiiger Stall: ich 
quartierte mich daher wieder in einen priesterlosen Tempel unter- 
halb des Ortes ein. Jetit gewann idi schon mehr Routine in dem 
augenblicklichen SehatfiMi dea nStigen Komforts, und besondwe Hüfe 
leisteten mir dabei die hemmstehenden Götzen, die sich als treff- 
lich geei^'net erwiesen, mit ihren ausL'Ofltrockten Händen die Leinen 
dos Moäquitonetzes zu halten. Die Lhrlurcht der JBingeborenen vor 



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ÜImt riet Pässe an ünem Tage. 



17 



deDMllMn ging aaeh kdineswegB loweit, da0 sie danm Anttod ge- 
nommen hStten. 

Am dritten Tage legten wir nnr eine kurze Strecke von 20 Ii 
zurück, um iiTis ileivi Gebiet der nach Westen strömenden P'lüsso über 
einen hohen Fftß nach einem gfegen Ost gerichteten t iuöajstcm hin- 
überzusteigen. Nachmittage regnete ea^ und deshalb setzten wir die 
Tour nicht weiter fort. Der üölienzug zeichnete sich durch seinen 
Mhönen Gfiftteppioh «lu: die j^nseNoidaeite mid die Höhen selbst 
waren die sdiönsten Alpenweiden, die leider gams tmhenntct daUegeo, 
soweit nidit dat abgebaneae und gedOnrte Chna all FeaenrngVerwen- 
dong findet. Er Ittbrt den Namen EaaUkan^ d. h. der Scheiderlickeii 
▼on 9 U. Der Pa0 führt den Namen San wangling, d. Ii. DieikSnigspaß, 
und i«t ungefilhr 600 m hoeh. Von ihm ana fthenieht man naeh Norden 
eine weite Gebirgslandschaft in dentBohen Formen. Mm erkennt, dad 
zwei horvorragendo Ketten — diejenigo, in welcher Snowy \'allt!y 
und die Gebirge südlicli von Ningpo lioL'en, und der Kiu Ii kang ^ — 
ein Oebirgsland mit mehreren nach dem Tale von Sintechang konver- 
gierenden Schluchten eiuschliefien. Die Höhe der beiden angrenzen- 
den Züge ist ungefiUir 1000 m, während die des eingeschlossenen Ge- 
biigalandes 600 m nicht zn Ubersteigen scheint. Bei Sintscliang er- 
kemit man einen breiten Taiboden. Naeh Sttden ist der Blick engbe- 
grenzt; man iieht dorühin in ein naihes ■ohlnohtenreiohes Gebirge. 

Beim Abstieg aelgte ueh die Sttdseite des Gebirges gwu Tor^ 
schieden von der nSrdlidien. Sie war mit Stiauchwerk| dessen 
BUtttenehmnek ein anfierordendich mannigfaltiger war, bewachsen; 
doch stand gegenwürtig nicht yiel in BIttta HimbeerstrSncher mit 
wohlschmeckenden Früchten gewährten ein Labsal bei der grofien 
Hitze. 

Der Tempel Tatung sz', in dem ich üboraachteto, liegt isoliert 
zwischen zwei kloinen Dörfern. Ich fand, daß die Gerüchte von der 
geringen Kultur der Bevölkerung nicht unbegründet sind: man ist 
hier in der Tat bei Hinterwäldlern in einer fast unbewohnten Gegend. 
]>ie Leute sind aus ihren Tälern meist nicht herausgekommen, haben 



18 



BriMn la Tidwldaiig, Kgaaliwifi und Utafia 



aelbAt die nttdute hsiSn-Stadt nicht gesdien und idssen nidite von 
der ttbrig^ii Welt 

£■ fand meine Aneikennnog, hier etwas mehr Kampfbereitschaft 
als gewöhnlich au finden. Ich hatte einmi Mann, wddier zudring- 
lich geworden war^ in etwas unsanfter Weise aus dem Tempel geworfen, 
80 tl.'iÜ ff Ijeinaho lilnHtürzte. Ein 1 G jithriiror Junge zog mit trotziger 
Miene und drohender Haltung langsam eine große Sichel unter seinem 
Rock hervor und schwang sie drohend g^geu mich. Der Mann selbst 
hob, dadurch ermutigt, einen großen Stein auf. Schon begannen auch 
andere in der verflammelton Menge die Sicheln, welche aie ven dem Ge- 
echllft desGrasabschueidens noch bei rieh trugen, henroxsoiiehen, und 
in einem weiteren Moment «ritre die ganae Bande bewafibet gewesen. 
Ich erkannte die Gefahr, da ein solcher Angriff wenn man ihn nicht 
in der mten E^tstehnng abwehrt, sclmeU an den enistilichsten Folgen 
ftfaren kann, weil man dann aeiner nicht mehr Herr wird. Da ich 
wehdos dastand, so konnte ich nichts tun, als den Angriffen ein kalt- 
blütiges LKcheln entgegensetzen. Diei wificte. Der Junge mit der 
Sense, den ich zunilchat ins Auge faßte, zog sich Lingsam und scheu zu- 
rück, da er wohl etwas Übernatürliches in meiner Ruhe wähnte, und ein 
weiterer PuiT ließ auch den Mann mit dem Stein das Weite suehon. 
Bald zorstreuto sich die Gesellschaft, und iur längere Zeit wagton die 
Leute nicht, sich wieder zu zeigen. Gutgesinnt waren sie uns aber nicht. 
Oerade wie man es in Tirol noch vor 20 Jahren in einigen Hochtälern 
fimd, sprachen sie untereinander daron, daS wir kein Becht htttten, 
in ihr Land au kommtti, nnd ne uns aeigen mttfiten, daß wir nichts 
darin zu su^en hütten. Da ein Angriff in der Nacht nicht nnwaiir- 
scbeinlich war, ao maßten wir ▼ersuchen, die Leute versfthnlidi au 
stimmen, was uns denn auch am Abend mit Unterhaitang ondVoneigen 
Ton Bndern gelang. Sobald sie sahen, da8 wir keine sddeehten Absidi- 
ten hatten und einem geordnetou Benehmen ihrerseits auch eine An- 
erkennung unsererseits entgegensetzten, war ihr Mißtranen schnell 
in das Uogenteil verwandelt. — Es herrscht hier trotz doa üppigen 
Klimas große Einfachheit und Armut : man bekommt buchstäbHch 



19 



gtEDiobti ftufier etwas Reis; selbit Eier wwren mcbt sn haben. 
Auf den Feldern bauen die Leate außer Reia Weisen, Tabak, Ifaia 
und attfle Kartoffeln ; von Baumpflanaen haben aie StiUin(pa nnd den 
Tnog-Baiun, aber anfler Kaatanien nicht einmal IVachtbärnne. Hols 
gibt es im Überfluß ; in den DOrflsm atehen praehtroUe grofie Bftome, 
aber größere Bestände fehlen gilnzlich. 

Erat der vierte Tag brachte micli nach meinem Ziel. Aus dem 
Kessel von Tatung führt fli r W eg in sUdh'cher Richtung allniählit^h 
auf die Ilöhe der Umwalluug und erreicht dieselbe in etwa lOÜO m 
Meereshühe an dem Pafi Paischuling oder Qypressen-Paß, einer Ein- 
aatteluDg des Tien tai schan. Man steigt über grasiges Land an, und 
weithin aind die Nordabhänge ebenfiaUa nur mit Qraa bedeckt fViache 
GewXaaer rieseln allenthalben ans dem Gestein; ich ftad diese bei 
ruhiger Strdmong immer toU von Salamandern. Der Weg iat aehr 
einsam; mr begegnettti nnr onselnen Leuten, die stets sehr erstaunt 
waren, ao fremde Geatalten in dieser Gegend an erblieken. Es iat 
aeikwlbrdig, wie entlegen diese Qegcnd trota der Niho von Ningpo 
ist; selbst fttr die Bewohner der nächsten Umgebung liegt sie halb im 
Monde. Von Snowy Valley sollte der Tien tai achan noch 450 Ii ent- 
fernt sein, und niemand war jemals dagewesen. Als wir 50 Ii gemacht 
hatten, war die Entfernung noch 180; al.s wir dann nochnial.s GO Ii 
zwückgeiegt hatten, war sie nur noch 70, und nach wieder 20 Ii war sie 
auf 20 herabgesunken. Bis zum letzten Nachtquartier konnten wir 
nicht einen eioaigen Menschen finden, der den berühmten Berg und 
Tempel selbst besucht hStte, wenn aueh alle seinen Namen sehr wohl 
kannten. Von derHOhe und Steilheit des Berges eraXhlte manWunder- 
dinge: er gilt als der hdchste und steilste der FroTinaen Tacheldan^ 
Kiangnan, Eiangai nnd FokiSn. Sühe man vom Fud dea Bergea nach 
dem Tempel hinauf^ so müßte man, wie uns enKhlt wnrde, die Augen 
so steQ nach oben richten, daß der Hot vom Kopfe fiele ; von dem 
Borge selbst könne man das Meer nnd aus demselben im Hintergründe 
Europa aufragen sehen! Unter anderen Wunderdingen wurde erzählt, 
es lebe hier ein Priester von 106 Jahren, dessen Augenbrauen bis auf 

8* 



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20 



Bebau in ÜMhddaiig, KfuhwA und Klaagnu 



den Mund herftbbingen; er wohne in einer Hdhle, esse nur Beb, sei 
aber noch von keinem Uenichen geaeben worden. Ich aber tollte 
dioBe» Vorragi teilhaftig werden. 

Vom Cypressen^Pefi führte der Weg ia aUdwestlicher Bichtung, 
am SSdabhaog endaag, abwSrta nach dem berühmten Tempel Hwa- 
ÜDgBz'. Es regnete stark, und wir eilten, unser Ziel zu erreichen. 
Aus den Grasflächen kameu wir bald ia üppigbewaehsene Schlug Iiumi 
und bei mehroren Tempeln vorbei, unter denoii uuinoho von be- 
deutender Grußo waren. Wir rasteten in deren einem, um den starken 
Bogen abzuwarten, und wurden von den rrie»tora freundlich empfan- 
gen. Noch immer in strömendem Regen lan^'ten wir dann an dem 
Hanpttempel an. ISb war eine große Annehmlichkeit, hier einen vor* 
trelllieben Empfrng au finden. Ein junger Prieater^ ein lebhafter 
Mensch mit intelligenten Augen, machte den Wirt, aber nur an gat: 
denn wir mufiten nns trota aUen Strtubena eine Aniahl chinesischer 
QeriehtesnmlVohatOGkanfifaSngenlaiaen. Auch die weitere Bewirtung 
wollten die Priester Überoehmen, doch merkte ich bald, daS diese 
FOttenmg eine Spekulation auf meinen Geldbeotel gewesen war. Man 
gab uns übrigens ein recht gutes Quartier. 

Die Priester, welche hier in einer Art von Kloster zusammen- 
leben, haben neben den weitläuligeii Räumlichkeiten fiir ilu-e eiircne 
Behausung stets eine Anzahl Zinmier für yomebme Besuche frei, 
denn eine ihrer Hauptoinnahmen besteht in den Geschenken, welche 
ihnen Reisende geben. Ein ^fandarin, der hier seine Andacht Tor- 
lichtet, zahlt einen guten Preis für das Nachtquartier. £8 gehören au 
diesem Tempel 400 Priester, die aber meist den Dienst in Tempeln 
der Umgegend versehen. Sie haben gar keinen Beaita, sondern leben 
nur von Almosen und dem Ertrilgnis eines zum Tempel gehürigen 
Chnrndstückes. Sie dürfen nicht essen, was fliegt oder ISuf^ oder 
sdiwimmt: kein Fleisch, keinen Fisch, keine ESer; sie trinken keinen 
Wein, sondern sind die reinsten Vegetarianer und leben nur von Reis, 
Gemüse und Tee. Es war ihnen offenbar unangenehm, daß ich da- 
rauf bestand, meine eigene SUcho zu haben und innerhalb der ge-^ 



Die ftlMtar im TtSat^iehon. 



21 



heiligten Räume auch die den Priestern verbotenen Speisen zu esBon. 
Sie legen den Bosenknu» nie «ob der Hand und beton sehr viel, Tag 
und Nacht. Oft wird man wihrend dee Sehlafes durch die Glocke ge- 
weckty welche sie sora Gebet ruft. 

Übexhaupt können, was Strenge der Ordenaregeln und G»> 
nauigkeit in deren Befolgung betzifil) die dnrdi die entstellten Be- 
lichte der JesQtten so verrufenen Bensen von China den MSnchen 
maucher Orden und Länder zum Muster dienen. Dabei sind sie sämt- 
lich Schriftgelohrte, ohne sich indessen iliren Studien über das gogen- 
WHrtiL'e Ertordernit) liinaus zu widmen. Von dem Geld und den 
ISaturallen, welche sie von den Durchroisenden und durch Sam- 
meln in deu Dörfern erhalten, wird vorerst ein Teil für den Bischof 
oder obersten Pkiester des Bezirks, welcher in diesem Falle den 
Distrikt von TiSn tai hsign amfaSt, bei Seite gelegt; der Rest mofi 
fBat den Lebensunterhalt der Leato ausreichen. £in besonderes Inter« 
esse haben die Tempel dieses Teiles von China durdi ihr hohes Alter ; 
de^enige von Ti6ntai gilt als nodi Tiel Xltor als der von Sno^ 
Valley. Die Fjnester geben sem iUter auf 5000 Jahre an, und wenn 
ihre genaueren Angaben richtig sind, so wQrde die GrOndong noch 
immerhin Uber diojonige von Rom hinansreichen. Das Monumentale 
besteht aber uux in der l'ortijrhaltuug der Stelle, an der seit so 
langer Zeit ein dem religiösen Kultus geweihter Tempel gestanden 
hat. Die Bauart des Tempels selbst hat nichts Monumentales und 
zeigt nicht den Erhaltungszustand alter Baureste; das Gebäude ist 
offenbar sehr häufig erneuert worden. Auch die Religion hat sich 
g'^üTuh^rt und gewiß den äußeren Stil beeinflußt, denn diese alten 
Tempel sind jetat aUe buddhistischi was sie doch an£ftngs gewiB 
nicht gewesen sind. 

Unser junger fteundlicher Wirt hatte ein besonderes Vergn^en, 
uns in dem ganaen Tempel heromsufklbren. Dieser bot indessMi nichts 
Bemerkenswertes: daa einzige, was die Aufmerksamkeit fesselt, ist 
eine Halle mit 500 yergoldeten Götaen, die recht gut ausgeführt sind 
und 200 Jahre alt sein sollen. Sie gelten als 500 Brüder, Söhne des- 



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22 



EaiM in Tscbekiang, JNgauliwei und lUangBO. 



selboii Vatprs und tlersolben Muttor. Jeder hat seiueu Nainon und 
seine Bedeutung, und in der Darstellung ist den oinzelncu l'iguren 
viel Loben und Individualität gegeben. Merkwürdig ist, daß unter 
allen 500 kaum ein einziges Gesicht mit ausgesprochen chinesischen 
Zügen EU finden ist Der Tempel ist von üppigen Gebüschen und 
hohen Baumgrappen umgeben; besonders seiehnen sich einige alte 
Ecyptomeiien Tor dem Portal aus. Es würde hier eine unver^eich- 
liohe Station Air den Botaniker nnd Entomologen sein: der Beichtam 
der Flosa nnd der Ibsektenwelt ist anßerordeiittich grofi, nnd man 
kann mit Leichtigkeit auf Ffisden, die am Bücken des Oebirgos ent- 
lang fahren, grOfiere AnsHü^i^e ausfahren. Auch der Weg nach TiiSn- 
taihsiön würde bei den uiclit unbedeutenden HüheuabsiaaUcn und 
dorn Wechsel tief eingerissener feuchter Schluchten mit feUigen Vor- 
sprüngen ein ergiebiges Feld bioton. 

Es regnete die Nacht hindureli; auch am nächsten Vormittag 
war es noch neblig und regnerisch, dann aber klärte es sich auf, so daß 
ich den Gipfel des Tien tai schan mit Erfolg besteigen konnte. Wie ich 
nacliher hörte, hatte darüber großes £rstaunen bei den Priestern ge> 
hemeht, da hier nicht mehr als Bweimal monatlich heiterer Himmel 
sein sott und die Prester der Überseugang waren, der ffimmel werde 
sich bei der Entweihung des heiligen Bodens durch den Fuß eines 
Fremden ungewöhnlich Terfinstem. Der hödiste Punkt Hegt unweit 
des Tempels nnd dicht neben dem Cypressen^Paß ; seine Höhe beträgt 
ungefähr 1100 m, etwa 150 — 200 m mehr als die des Tempels. Durch 
ein tiefes Tal getrennt liegt 4 — ö km südlich ein noch mn iuu — Ijü m 
höherer Gipfel, der Tschung schan ; doch hat dieser nicht vermocht, 
seinoni Rivalen die geschichtlich überlieferte Krone zu rauben. Mit 
dieser Ausnalime ist der Tien tai oder „Ilimmelsaltar" allerdings der 
höchste Gipfel ringsumher und bietet daher eine schöno Fernsicht. 
Kach allen Seiten sieht man nichts als diurchfurchtes Gebirge, außer 
der Mauer im Osten bei Ninghai nnd dem scheinbar ebenen Talboden 
von Sintsdianghsi&i und dem aemlich breiten, Ton Allnvien erfiülten 
Tal von TiSntaihsiSn. 



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Best«%uug des «höchsten Berges" von China. 



23 



Alles dies Ist grün bokloidütea Mittelgebii-ge, ohne schroffe und 
besouders cliarakteristiscbe Formen, und doc!i tnic iicwlseeu Gesetzen 
der AnordnuDg, die aber nicht leiciit zu eutziÜ'ern sind. Hier befand 
ich mich in der Achsenketto der Gebiige des lüdöstlichen China. 
Yexfolgt man die Linie nach Südwesten, so erkennt man dort in der 
Feme die liSdbsien Gipfel der Qegead, obgleich iie dureh ein tief 
eiogeaehiuttenes T«l von dem Tl^n im- Gebirge getrennt lind, mid 
könnte man noch weiter sehen, so würde man in denelben Richtung 
in weiter EntfiBmong das Wni< Gebirge*) erblicken. Vei&Lngert 
man aber dieselbe lEUchtong nach KO, so ftUt sie in das hohe Ge> 
birge, das sich swischen dem Tal Ton Kingpo nnd dem Kimrod-Smid 
als ein langes Vorgebirge erhebt, um dann nach den Tschu san-Inseln 
fortzusetzen. Im Norden sieht man nur verhältnismäßig niedriges 
Hügelland, das sich weithin bis zum Tienmuöchau erstreckt, der trotz 
der weiten Entfernung noch erkennbar war, während nach büdon 
schwere Wolken den Blick eng begrenzten. 

Während ich mich der Bnirachtung dieser Aussicht und der 
Messung einselner Richtangslioien hingab, trat aus altem Gemäuer 
ein uralter Fkiester heraus. Ich sah erst jetst, dafi eine Tierei^ge 
UmwaUung ein mit Stroh bedecktes Sennhans umschlofi) das dadurch 
gegen die heftigen Stürme, welche den Gipfel umtosen, geschützt wird. 
Hier lebte seit 28 Jahren der Priester, welcher jetat 91 Jahre zlhlte, 
ohne jemals seine eriiabene Lage inmitten der großartigen Natur ver- 
lassen zu haben. Mit Stolz zeigte er mir das Land ringsumher, ab ob 
er der iluirscher na. Ii alieu Himmelsgegenden wäi-e; dort lag dieses 
fu, dort jene Proviuz ; alles konnte er von hier überblicken und rühmte 
sich, auf dem höchäton Gipfel von China zu stehen. £r lad tms in das 
Haas ein und setzte uns Tee vor. 

Der Tempel beim Gipfel ist klein, wie es deren eine ganze Anzahl 
an den Gehängen zerstreut gibt Sie sind als eine Art Sinecure zu Woh* 

*) Y«B dkmm Geblig« Wml, in «ngUMiier Sdnibart BoliM, 4m, in FoUSa 
lag«», dmob die TeapOaiiniiigm wn idasa Gtblngw bsrfihmt wnHe, vbidt d«r Tae 
seinen botanischen Namen Thea Hohen. 



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24 



Umso in Tschekiaug, Ngsnhwdi und Ki&ngsu. 



ninigon alter geachteter Priester bestimmt. Letztere habeu nur dea 
Dienst dos (j üizeu zu versehen und lehen von dem Teil der Almosen, 
der auf sie entfallt. In jedem dieser Häuser ist ein Altar, Räucherwerk 
und alles, was zu den täglichen geistlichen Verrichtungen der Priester 
gehört. Man gibt ihnen einen jungen Kahlkopf »la G^ehilfen bei und 
Teraieht sie mit allem, was sie bzwiehen, da man annimmt, daß ein 
hohes Alter eine Belohnong fUr gottoaftrehtigen Lebenswandel sei. 
Ober dem AUar war hier eine Insohzift angebmeht mit einem Motto 
filr den Berggipfel, welches Luitete: „Heer und Himmel sind eins", 
^ wunderbar passend ftr diesen Ort ! Das Hans des Alten war rein- 
lieber gehalten, als man es gewöhnlich findet; er fipeute neb, so seltene 
Oiste bei sieb bewirten zu können. Mit besonderem Vergnügen zeigte 
er uns seine Wasserqaolle, die er so glücklich ist, nahe am Hause zu 
habeu, trotz dosson Lage auf dem Gipfel. 

Nach dem Kloster zurückgekehrt, forderte ich meinen Wirt auf, 
mir auch jenen alten Priester zu zeigen, dem die Augenbrauen bis auf 
den Mund herabhiugcn. Er führte uns durch verschiedene Irrgänge 
dos Klosters nach der Zelle eines offenbar eine hohe Stellung be- 
kleidenden Priesters, bei dem er uns erst anmelden ließ. Es war ein 
bäfilieher, nngefifbr 60jSluiger Bonse^ wel<dier sieb viele Hübe gab, 
redit alt au ersoheinen* Mein FObrer sagte mir mit£hifiirebt benebeln« 
der Miene, dieser Mami sei von den Göttern durch ein bnndwt Jahre 
ttbersteigendes Alter gesegnet worden. Der Alte mochte woU merken, 
dafi wir so leicht nidit dttpiert werden konnten; die ▼orecbnelle An- 
deutung, daß er em Betrüger sei, war ihm offenbar unangenehm, und 
er verwies es dem jungen Menschen. 

Der kurze Aufentlialt in Hwatingsz' war in hohem Grade genuß- 
reich: die Luft hier oben ist kühl, und stets weht eine frische Brise, 
80 dafi der Naturforscher hier auch im Sommer einen angenehmen 
Standort haben würde. Bis zuletzt dauerte das freundliche Einver- 
nehmen mit den Priestern. Sie waren hier noch nicht von Fremden 
Terdorhen, hatten daher auch die Achtang vor ihnen noch nicht ver« 
loren; aber von ihrer Freigebigkeit im BesaUen geleisteter OefUlig« 



AbBtfflf rom .Hfannwlnltir*. 



25 



ketten hatten sie gehOrt, und da sie Uber den Betrag deiseiben keine be- 
Btiminte Kunde hatten, bo erwarteten sie^ wie es Bduen, da0 ydt Berge 
von Silber soxOcklassen wilrdeO) waren dann aber mit der allerdings 
sehr reiehlichen Bemblongf welche ich ihnen wegen der freundlichen 
Anfiiahme gab, sehr snfrieden, und wir schieden als die besten Freunde. 

Am 22. Juni nm 5 Uhr firtth veiliefien wir Tempel und Kloster, 
um noch an demselben Tage nach der tropischen Hitze der TAet 
liiuabzustcigeu. Der Weg fUhrte erst eine laui^je Strecke fast eben an 
den Gehängen des Tient&ischan hin und war ein ungemein genuß- 
reicher Fußpfad. Schon in geringer Entforuuujj; vom Tempel tritt 
Granit an die Stelle des mctauiorphischen (iestcins, welciies die Gipfel- 
masse des Berges bildet, und damit ändert sich die Szenerie. Der 
ganse westliche Teil des Tiöntai-Gebirges besteht aus flachen Kuppen 
mit steilen tecrasuerton Geh&ogen und vielem Febgewürfel von Gra- 
nitblöcken und pittoresken Felsgroppen, welche durch die steile Stel- 
lung der Zerklnftangsebenen hervorgerufen werden» iänaelne Dörfer 
und in diesen Höhen zerstreut. Zulelit fIlUt das Gebirge in swei 
Stnfen in eine Talebene ab, die eine alte Seeansflillung ist Die 
obere Stufe ist 450 m hoch nnd sehr stnl, die untere 300 m hoch und 
fast senkrecht. An der unteren Terrasse ist ein hübsches kleines Tal 
mit Dörfern und einem großen, abur Juizt lu Kuincn stehenden TcmpeL 
Der Talbach, welcher sich an« Schluchten in der oberen Stufe sam- 
melt, stürzt als ein Ii olin \\ i rfall über die zweite Stufe. Der Weg 
windet sich au beiduxi Ablailcu iu Treppen steil hinab. 

£s gibt hier prächtige Fernblicl:c. Das Wetter war heiter, und 
nur auf fernen Gipfeln lag einiges Gewölk. Das Auffallendste ist der 
Blick in die tiefe und breite £insenkttng des TiSntei-Tales, welches 
stdk in zwei Armen von Nord nach Sfld und dann von West nach Ost 
flieht und, wie sdion erwilhnt| die mSchtige Haup^ette von ihrer 
Fortsetiung im Ti6ntai>Gebirge trennt Wie man von oben in die 
fruchtbare und bevölkerte Ebene des Tales hesabbliokt^ so bietet 
sich von unten ein großartiger Anblick des Fdsger&Btes mit seinen 
zwei steilen Stufen, und in der Tat rechti'ertigt »ich vuu liier aus der 



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Beisen in Tschekiang, l!ig>iüiwdi aad Siaagsa. 



Name „Hlmiuclsaltar" in voUom MaÜt>. Auf diopon Punkt mag sich 
wohl auch die vorerwähote Sage bcziehea, wonacli der Hut voxu Kopfe 
fallen soll, wenn man vom Faß des Berges nach dem TiSntai liinauf- 
blickt. Nach Süden ist der Abfall nicht ganz so schroff, und dort sind 
die GehftDge bis nach dem Tal herab mit Vegetation bedeckt, wlihrend 
die wesdioheD gerundeten FelsgetdEoge ans kahlem Qranitfels be* 
stehen. Der Ponkti wo ich den Fafi des Gebirges erreichte, ist 80li 
Tom Tempel entfernt. 

Von hier sieht ddi mm sine Einsenknng panllel dem KordfoS 
der Achsenkette nach WSW fort : ein stark bevSlkertes und angebautes 
Tal, besonders ausgezeichnet durch die Kultur der Stillingia. Die 
Leute waroD gut, wiewohl durch die Lage an einem großen Verkehrs- 
weg zwischen Tientaihsien lind Sintschanghsien, dem ich fUr eine große 
Strecke zu folgen hatte, bereits durch die von der See herkommende 
Kunde von den schlechten Eigenschaften der Fremden übertüncht. Die 
Hitze In dorn eingeschlossenen Talkessel vrarde unerträglich. Bald ent- 
luden sich heftige Gewitter auf aUeu Seiten: wir mußten mit dem Ge- 
pftck Zuflttdit suchen und ^ngen bis au einem kleinen Tempel, wo 
wir inmitten einiger kleiner Hütten von Landbanem ttbemaohteten. 

Es galt nun, auf einem mSglichst direkten Wege nach Tong- 
yanghsiSn zu gehen, das auf der Karte «war in geringer Entfernung 
gelegen schien, aber offenbar nnr auf langwierigen und besdiwerlichen 
Wogen zu erreicheu war. Es war nicht ganz leicht, darüber Infor- 
mationen zu bekommen. Die wesendichsten Dienste leistete niii auf 
dieser ganzen Reise einer meiner Kulis, welcher früher studiert hatte 
und dann durch längere Zeit Lehrer gewesen war. um, wenn mäglich, 
seinen Weg zur Beamten-Karriere zu linden. Da jedoch ein Lehrer 
schlecht bezahlt wird und auch sonst einiges Vermögen dazu gehört, nm 
eine bessere Lanfb^m einschlagen an kdnnen, so hatte er es praktischer 
befunden, als Kuli Dienste an tun. Ich habe wXhrend meines vier- 
jtthrigen Aufenthaltes in Cbina selten einen Hann gefunden, der ein 
so intensives Interesse an der Geographie nahm wie £eser Pack- 
trttgei. Unter seiner ihm wegen seiner Mheren sitsenden Beschäftigung 



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D«r KttU alt Geograph. 



27 



beBonden beschwerlichen Last in der großen Hitze keacheod, Teo> 
•Xiimte er meht, jedea Voxttbergehenden am IiifonnatioDen sn frigen 
und sobald ivie mSg^cb dtm QefaOzte bu Papier sa biingeo. Er wuBta 
geoftu die Namen nnd SchreibweMe «Her Orte, duidi die wir kameD, 
und trug im Geist ein ToHstHndlges Bild der ganzen Gegend mit sich, 
da er nch stets naeh den Übergängen zn benachbarten THlem, nach 
den Entfomnngen und anderen geographischen Elementen orkandigte. 
Kr war luir tiahor von groI3cm Nutzon in dor Sainnilung von Irifor- 
matiouen, erwies sich auch sonst al» sehr auliän</lich und zuvorlässig 
in Mitteilungen, und ich hatte nur zu licdauern, daß er durch Kück- 
sichton aaf seino Familio beluudei ; war, mich noch auf späteren 
Belsen in ChinAza begleiten. Indem er wenigstens wußte, was fÜrLän- 
derstre<^en vor uns lagen, gelang es ihm häufig, meine übrigen Kulis 
zum Vorwirtagehen zu bewegen, wo sie nioht mehr vom fleck wollten. 

Der Weg Ahrte uns in dem breiten Titotai-Tale aufwlrts nach 
dem Dorfe TaiSnscban, nach welchnDi eine gua» Landschaft, ein nn- 
gefiihr 20 Ii langer Teil des Tales, genannt ist 5 Ii weiter, bei dem 
kleinen HadctfledLen Fing töu, erreicht mandenTalbacb, dessen breites 
Bett sehr gewanden ist. Bald daraof schlieft sich an diese Laadschaft 
diejenige von Kadu (K iai t<')u j an, dortni gleichnamigen Hauptort wir nach 
einer Wanderung von 40li voauusoroiuNachuiuai tior aus erroiciitou. Es 
i6t ein kleiner und sehr belebter Marktort. Die IJreiio des Tales, 
welche -woiter untou lö Ii betragt, war hier nur uoch 5 Ii: den FlUchen- 
inhalt des gesamten Talbodeos schätzte ich auf uugeiahr 6 deutsche 
Quadratmeilen. Im Osten ist das Tal sehr fruchtbar, im Westen wird 
der Boden mehr und mehr steinig. Hier und da ragen Inseigmppen 
ans dem Talboden heraas; sie bestehen aus weichen Gesteinen der 
porphyrischen Sedimente und sind mit fruchtbarem Boden bede<^t. 
Das Tal ist duroh seine QebiigBumgebung sehr schön und hat den 
VortMl eines von TiSntaihsien nbwilrta schiffbaren Flusses. Die be- 
deutende Bevölkerung wohnt meist in klänen Hftnseigruppen zer- 
streut, welche nicht mit einzelnen Namen bezeichnet, sondern in große 
Gruppen oder Landschattuu zusanimongefaiit werdon. Außer den 



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28 



Belsen in TtoheUeng, Nganturä und Kinnfsu. 



auf allen Feldern stehenden Stillingla-Bäumon gibt es auch sehr viele 
Fruchtbäumo, aber keine Maulbeerbäumo. die doch uoch ia dou Tälern 
oberhalb Ningpo angetroffen werden. Außerdem wächst sehr viel Reis, 
Mais undDoIichos, ftuchWeixeo, Tabak, etwas Baumwolle, Boehmeiia 
und Hanf (Loma); ich sah aber kein Opinm, anch kein Zucker- 
rokr. Der Reia war yor 8 bie 14 Tagen gepflanst worden und wurde 
eben gedüngt; er eifiüut in dieaer frühen Periode aeinea Waehstun» 
eine aekr aoigfiiltige Behandlung und betdiSftigte jetzt einen grofien 
T<»1 der Bevttlkemng. Auf den Bergen am das Tal wird ttbecall Tee 
gebaut, und der Ort Eadu ist ein herroiragender Teemarkt; ferner 
findet sich der Tung-Baum und süße Kartoflfeln au steilen Gehängen 
auf unfruchtbarpiji liuJcn. 

Von Ka In H la geht ein aehr bequemer Weg nach Tnng yanir, 
der über den 3o Ii von jenem Marktflecken entfernton Paß Ttpnling 
fuhrt. Ais wir eine kurze Strecke darauf gegangen waren, crfuhrou 
wir, daß es einen weit kOraeren Weg über den Tschang kiUng (-Faß) 
gäbe. Wir schlugen diesen sofort ein. Unsere Kalis mochten wolii 
besser ttber die Beschwerden dieses Pfiides nnterriehtet worden sein 
als wir selbst und besaßen auch nicht dasselbe Interesse wie ich, «ua 
dem Tal nach dem Gebirge hinanauateigen, um die Gesteine kennen 
au leinen. Idi hatte daher viele Sohwieri|^«ten, sie Torwttrts an 
bringen, und wir konnten ea emmal nur mit Gewalt durehsetaen. Die 
Hitae war noch größer als gestern; schon um 10 Uhr frflh begannen 
Gewitter, welche bis Abend an verschiedenen Stellen fortsetzten, die 
Luit kiüilto sieh aber nicht ab. Wolkenbruciuutig entluden sich dann 
die R<»gengiisae über einen kleinen Landstrich und scliwellten die 
Bäche furciitbar an. Noch am Morgen hatten wir den Tschaug klliug- 
Bach als ein breites, steiniges, vollkommen wasserlosos Flußbett in 
der Ebene überschritten ; als wir dann nachmittags demselben Tal in 
den Bergen folgten, fanden wir einen rauschenden breiten Beigstrom, 
der sieh inawisohen durch die Begenglisse i^bOdet hatte und das 
ganae Bett ausfiÜlte. Der Weg ^ diesem Mu0 hinauf war ungemdn 
beaehwedioh und daa heutige Tagewerk das bedeutendste, welches 



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29 



wir auf der ganzen Reise andtthrten. GSndieh eraiAttet eireichten die 

TrSger abends um 8 Uhr das Nachtquartier : einer nach dem andern 
kamen sio an, jodor voll Blasphemie über Jeu Weg, den ich ihncu 
vorgeanhrieben hatte, und nur eine besondere Zulage vermochte sie 
zu boi-uhigün. Abgesehen von der Temperatur war der Weg jedoch 
sehr genußreich. In der Tschaag kiling-^chlucht zieht sich die Vege- 
tation wieder bis auf die Höhe hinauf. Die Leute kamen mit großen 
Ladungen von Holz herab ; sie verbrennen dasselbe, um die Asche 
«Ig Dnngstoff aof die Felder au fUhren. 

Der fdgende Tag begann noeh sehlinuner, als der gestrige ge- 
endet Hatte. Um die knne Strecke von 15 Ii oder 1 deatsdie Meile 
anrttekaulegen, branohten wir 5 Stunden Zeit Der Ort, wo wir ttber- 
nachteien, hieß Tadiangki lingsia oder i,das Dorf nnter dem Tschang- 
Idling". Von dort betrügt der Anstieg nodi 850 m. üm diese sorllck- 
zulegen, geht man Steintreppen von mindestens 2000 Stufen hinauf, 
welche zum Teil ziemlich steil sind. Oben eröüuut .sich eine Aussicht 
üsdich nach dem Tientai-Tal und nördlich auf ein flachhügeliges Land 
von roter Färbung, Nach diesem geht es erst steil hinab, dann windet 
sich der Weg durch ein D^til^ an kleinen Waaaeracheiden entlang 
doroh die lieblichste Szenerie. 

Hier sind menschliche Wohnungen sehr sparsam zerstreut. In 
einer Entfernung von 9 Ii vom Pa8 £uid ich einen kleinen Tempel in 
reüsender Lage mit schöner Aussicht und frischem Luffamg bei dicbtnn 
Gebüsch von hohem Lanbhols. Die nSchstsn Häuser waren 2 — 81! ent> 
femt und der Tempel nnbewohnt Dies gab einen prid&tigen Ort, um 
einmal ganz einsam au rasten. Allein die CSnsamkeit erwies sich als eine 
Hlnsion 1 moflte die Leute nach Provisionen nndEinrichtungsstaeken 
ausschicken ; dadurch verbreitete sich die Nachricht von unserer An- 
kuiift wüit iu die Kuudu, und mein Tempel wurde zum Wallfahrtsort, 
was ihm lange nicht geschehoa sein mochte. Die Leute waren Ubcrau» 
gut und harmlos, aber lästig blieben sie doch. Tn der Einriclituug 
dieser Lokale au einem bequemen und wolmUclicu Nachtquartier hatte 
ich schon am aweiten oder dritten Tag nach Antritt meiner Beise Obung 



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edaogt. loh konnte mir in dieser Jalureaseit g«r keine beaaeren 
PltttBO snr Unterknnft wOnscken. 

Sobald wir ankommen, ist das erste die Reinigung, denn auf dem 
mit Stnnqoadem belegten Fofiboden liegt d«r Staub und Schmuts 

vieler Jahre. Das erste Bedürfnis ist dalier ein Besen. Ein Kuli wird 
ausgeschickt, um vor allem uieliroro Kxoinplarc dieses Artikels zu re- 
qnirieren. Ein zweiter muß einen Tiseli nobst zwei Stühlen besorgen, 
ein dritter Holz zur Feuerung, wieder ein anderer einen \V assereimer, 
und ia dieser Weise werden noch verschiedene für die Einrichtung 
notwendigen Dinge beschafft. Die Bauern, zu denen sie gehen, sind 
natürlich znnttcbst selir überrascht Uber die Forderung, aber da das 
Geldangebot anf dem Fn0e folgt, so werden sie bald gefiülig, und 
immer hatte ich in kuner Zeit mein Ameublement susammen. Erst 
mußten dann mehrere Hand anlegen, um den Fiats zu fegen; dann 
wurde der Hsoh mit den Stfihlen aulgeatell^ um einen Fiats zum Ar^ 
htSSsu und für die Mahlzeit au haben. 

Nun ging es an die Einrichtung der Schlafttellen. In jedem 
Tempel stehen hölzerne Säulen, welche das Dach tragen. Ich war stets 
mitkleinen Messiaghäkchen zum Kinschraubonversoken, einem Luxus- 
gegenstand, den ich jedem lloisenden selir anempfehle. Diese wurden 
eingebohrt und eine Leine, die mau auch stets bei sich fuhren muß, 
▼on S&ule zu Säule gezogen, so daß sich die Moskitonetze leicht auf- 
hingen ließen. Dann wird eine grofieKautsohukdecke auf dem Boden 
anagebreitet und darauf das Lager snredilgemaoht. Das meinige be* 
stand seit Anfimg meiner Reise aus drei grofien Decken aus mongo- 
lisehen Ziegenfellen als Unterlage, im Winter mit der Haarseite, im 
Sommer mit der Lederseite nach oben. Ich ^nnte mir auf allen 
memen Belsen in China den Luxus weißer, reiner BettwSsche, welche 
woU kaum ein Reisender vor mir mit sich gef&hrt hat. Sie macht 
noch einige Pfund mehr an Gepftck aus, aber man erfreut nieh eines 
weit größeren Komforts, als wenn man sich nur iu Decken hüllt. Kino 
schöne bunte wollene Decke lag oben auf und war der besondere Stolz 
des Boys Jim, der sie stets gern vor seinen Laiidsleuton produzierte. 



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Härrichtung «inea Nachtquartiers. 



31 



Nachdem dieser wichtige Teil der Einrichtunf?. der sofort dem 
Ganzen oin wohnliolies GoprUgo f^ab, orlodigt wai", folf^tc der Bau des 
Ofens. In dem Gepäck befand sich ein kleiner oisomor Handofen filr 
Holzkohlen, der sehr ])raktiKch eingerichtet und überall zu hahon ist, 
auch nur wenige Pfimd wiegt. Außerdem wurden Ztogcktoiae su 
einem Fetierplatz zusammengestellt und dort ein loderndes Feuor zum 
Kochen unterhalten. Das Kttcheogerttt befand «ich in einem be- 
■onderen Korb, der der Soig&lt Ton Jim «overtrant war and von ihm 
stets in der gr5£ten Ordnung und Beinlicbkeit gehalten wurde. Ein 
anderer Korb war dem Tafelsemoe nebst ZubehOr gewidmet Oben- 
auf lag eine kaxmoisinrote Tischdet^e, weleha idi ebenfalls vom An- 
fiuig bis aum Ende meiner Rdse stets mit mir filhrte. Wo es nooh 
einen eweiten Tisch gab, wurde er mit der deutschen Flagge bedeckt. 
Viele Iveisende gehen von dem Grundsatz aus, daß sie, .sobald sie sich 
von einer zivilisierten Gegend entfernt haben, mit Ziungerät, Zinn- 
tellern, Zinntasscn und zinnernen Trinkgefäßcn vorlieb nehmen müssen; 
indessen gewährt Porzellan und Glas eiaeu ho viel größereu Genuß und 
eilaubt eine so viel bessere Reinlichkeit, daß Ich mir auch das niemals 
Torsagt habe. Auch hier handelt es sieh um den Transport eines sehr 
geringen Mehlgewichts, und es konunt nur darauf an, daß derBeisende 
Mittel exfindet, um das Gerät vor dem Zerbredien «u schUtien. Dies 
ist mir nach trüben Eifiduungen auf der ersten Landreise stets in ans> 
geseichneter Weise gelungen. Ein Leuchter, mit einer Olasf^ocke sur 
Abhaltung des Windes Torseheni vollendete die Einriditnng. Es wurden 
dann nooh mnige andere Haken eingeschraubt, um KleidungastUcke, 
Jagdgeritt und derartige Sachen au^uhängen. AU dies war gewöhn- 
lich das Werk einer Iialben Stunde, und danu fühlten wir uns voll- 
kommen boliaglicli und konnten an einem schön gelegenen Ort tage- 
lang in deju selbHieingorichtoten Quartier angenehm leben. Der Rest 
der Tageszeit wurde gewöhnlich zu einem AusHuge benutzt, der Abend 
meinerseits zum Arbeiten, besonders zum Schreiben des Tagebuchs 
und zur Anfertigung der Karten, wKhrend SpUngaert sich bei der 
Küche natalich machte. 



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32 



BelMD In Taeliddiagt NganbwA nnd IBaagtii. 



Unter den mitgenommenen PtoTimonen nahmen drn GegenstMnde 
den ersten Bang ein: Fldwchextrikt Ton Liebig, gepxefite Gemüse, 
wie ne fSa die finmOBieche Marine beseitet werden, nnd HafetgrUtae. 
Au« den ersten beiden Snbttansen mit Zutat einiger Eier, welche man 
Ikst ttberaO bekommt, wmrde eine Snp|»e rerfertigt, wolcho allein Kraft 
genug besaß, um die grüßten Anatrengungcu mügli« Ii zu machen. Dann 
folgte in der Kegel ein Braten von sreschosseutui Wild: Fasanen, 
wilden Enten, auch ausnahmsweise ein Hirscli, oder wilde Tauben 
mit Reis gekocht. Außerdem fehlte es am Abend niemals au Tee, den 
der Beisende besonders mitnehmen muß, denn der landesübliche Tee 
ist von unserem verschieden und würde unsere BedürfioJase keines^ 
wegs befiriedigen. An jedem Morgen gab es Kaffee, den man immer 
gemahlen in Zinnbttohaea mitnimmt, mit kondensierter Müeh; dam 
stets einen deutschen Eiericnchen, su dem die Ingredienzen, Eier nnd 
Mehl, gekauft wurden. Unter dem Getriink war das widitigste ein 
amerikanischer CocktaÜ, der bei der Ankunft genossen wurde. Er 
besteht aus Kognak, Zucker, einerbitteren Substana und der ungefilfar 
doppelten Quantität Wasser ; das Ganze wird mit einem Bambusquirl 
Im SchäuiiKü fjebracht uud so j^ono.^seii. Dieses (iijUtiiik. dem ich 
bei ruliif^eiu Loben nie den Qeschuiack abfiowimion konnte, welchen 
der Amerikaner an seinem Spocilicum liiidet. stürkt nach einem an- 
fitrengendeu Tagewerk iu wunderbarem Grade die Lebensgeister. 

So hatte ich mich auch hier aufs bequemste eingerichtet. Wir 
unternahmen unsem gewöhnlichen Ausflug in den kühlen Abendstun- 
den und beschlossen das Tsgeweri^ wie in der Begd, mit einem Bad, 
an weldiem stets schon auf der lotsten Strecke des Weges ein Fiats in 
einem Badi ausersehen wurde. Auch am Morgen war der Weg nach 
dem Wasser stets unser erster Gang. Gewöhnlich traf ich prttehtige 
£nsche GebirgsbKche ; snweilen aber war die Temperatur des Wassers 
bis 87* C. Übrigens ist auch das Waschbecken ein Gegenstand, den 
der Reisende stet.s mit sich führen muß : man ist sonst niemals sicher, 
ein roinliches QofHß zu bekommen. Ich besaß eins von i^lankcm 
Kupfer aus !Ningpo, welches mir Jahre lang Diooste geleistet hat. 



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DtelMMkttelM. 



88 



Der nKchste Tag bnohte una 55 H weitet gegen TmigjaDg. Es 
-war ein gebirgiger von PaB an Fafl W aehQnem, klarem Wetter, 
aber großer Hitse und ohne kflUende Gewitter. Um 5 Uhr frtth 
brachen mr anf . Der Weg sog sich in n8rdliehem Bogen um das QaeU- 
gebiet des Tungyang-FloBBes h«»mi, wahraeheinlidi weil die Schhieh- 
ten seiner QuoUflttsse zu. tief und steil sind, um naoheinander ttber- 
setet zu werden. Die ersten 20 Ii führten noch über das flachhügelige, 
plateauartige rotgefärbte Land, das ich gestoro von dem Paß Tschang- 
kiling aus gesehen hatte. Die Gewässer desselben fließen nach NO 
ab, angeblich nach Tschöng hsi^n. Dennoch gehört das Gebiet zur 
Jurisdiktion von Tnngyang, weil die Kommunikation nach diesem Ort 
leichter ist. Es ist eine anmutige Landschaft: Ein dunkles baaalt- 
artiges Gestein, welches Augitporphyr, eine hier selten vorkommende 
Gebiigsart) Ist, bildet eine Menge kleiner waldbedeokter HOgel mit 
felsigen Schlnebten. Daswiaohen breitet sieh teila gelbes ToffUnd ans, 
teSh ein rolbilliuilichw Boden mit aerstrenten sehwaraen Gesteina> 
brodLon. Der Boden ist nieht sehr finiehtbari es wird luer aber Rela 
gebaut, nnd attenthalben finden sich kleine Teepfiaasungen ; jeder 
Bauer hat eine kleine Anpflanzung. Die Bevölkerung Ist dttnn nnd 
wohnt teils in Dürfern zusamuita, teilt» in zerstreuten Gehöften und 
Häusern. Die Kultureu sind von denen in den Tälom verschieden; 
eo fehlt 2. B. StilHngia vollständig, dagegen bilden grolle Gruppen 
hoher Bäume eine eigentlimlicho Landschaft. 6 Ii von unserem Tempel 
kamen wir zu einer großen Steiubrücke mit mehreren BogoUi welche 
gleich manchen Überresten sorgfältiger Kultur auf finiher bessere Zu- 
sittnde schliefien läfit; die jeteigen Bewohner wftrden kanm die fibr 
einen solchen Bau notwendigen Aosgaben erschwingen kennen. 

Bald daranf eocrelehten wir em grofies Dorf, ICatang, nnd 10 Ii 
weiter ein anderes, lingkdn. ffier standen wir am Fofi eines Hdhen- 
angesy weldier dies Platean in TSCW begrenat und eine betiXchtlidie 
Bnhe hat Gleich dem sfidöstßchen, der dorch den Zug des Tscbang- 
kiling gebildet wird, besteht er aus Quarzporphyr in verschiedenen 
V&riotäten. Wir hatten 7UU m hoch nach dem Paü Taugpuiing zu 

Bichthofcn, Ta^cbadkCT, H. BwmL 8 



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34 



steigen, von wo man nach Norden nnd Westen nichts als fast unbe« 
wohntes Gebirge überblickt, das mit Gras bedeckt ist und bis 1000 m 
Meeroshöhe ansteigt. Wieder ging es dann tief hinab in eine nach 
Tteh^üghn&n »bfliefiende Scfaluoht Hier tnfen wir hin und wieder 
«in Hans. Die Bewohner waren stete freundlidi und gaben nns Tee. 
Zuweilen waren ne im An&ng sehen nnd wurden dann erst beim 
G«eprilch &mililir. Häufiger aber begegnete daß die Frau des 
Hauses uns bei der ersten Ankunft; gastlich empfing und ahnungslos 
zum medersetzen nQtigte, bis dann die HSnner kamen^ Ua das Be- 
donkliclie und (icfährliche ihrer Zutraulichkeit vorhielten, so daß nun 
alle scheu wie vor einer Goistororscheinuug standen und uns sobald 
als möglich aus ihrem Haus, auf das wir üble Einflüsse herab})rinwen 
könnten, los zu werden suchten. Ich habe es sehr häutig erfahren, daß 
die Frauen harmloser und yorurtoilsireier sind als die Männer; hier 
seigte sich dies täglich, und ich würde nocli manche Beispiele ähnlicher 
Art atis dem ndrdlichen China anfUhren können. 

Bei dem reisMiden Dorf KiauhSng, welches in der liefe der 
ScUucbt gelegen ist, machten wir unter einer didit belaubten Baum- 
gmppe HBUng. Wieder muAten wir dann auf einen Paß hinauf, den San- 
mulingf d. h. „Paß an den drei Blumen". Er ist nach drri großen 
sdiattigon Bäumen benannt^ die gerade auf der Höhe stehen, und 
scheidet die Wasser von TschOnghsiSn von denen von Tung yang. Auch 
von dieser Hoho übersieht man nur schönes Gebirgsland, dessen 
Charakter durchweg Quarzporphyr verrät. Hier ist ein bedeutender 
Toe(li?trikt : ich sab viele ganz: neue Pflanzumjen. und es war offenbar, 
daß der Boden allgemein für den Anbau günstig und der letztere daher 
einer großen Ausdehnung fähig ist. Kinc Familie, die auf dem Paß 
wohnte, war mit dem Auslosen der Blätter beschäftigt. 

Es war gerade jelst die Zelt, in der die Blätter gepflflckt und 
aubereitet werden. Dies ist stete eb interessanter Anblick da man 
mit Staunen sieht, wie jedes der Hillionen Teeblätter yenchiedene 
Male durch die Hände der Leute au gehen hat Einige waren damit 
beschifdgt, die Blätter yon den Sträuchem abaunehmen und nach dem 



85 



Hanse zu bringen: ne werden dabei nor von den Stielen abgettreti^ 
und e« kommt mandies Stftek Stidl hinein, das entfernt werden mnS. 
Es wird daher Blatt ftr Blatt Torgenommen nnd das Unbraneh- 

baro bei Seito geworfen. Dann folgt sofort der Prozeß des ersten 
Rügtens, wozu die l'iainiea bei den Httusem der liauoni bereit stehen. 
Es sind die hübschesten Fnrailicnszenen. wolcbn man sehen kann, 
wenn der Großvater mit seiner zalürcichcn Kachkommenschaft das 
Pflücken, das Losen und weitere Bereiten der Teeblätter überwacht, 
wobei jedem seine bestimmte Rolle zugewiesen ist. Die besten Te6> 
gltrten iüer herum sind in den Höhen Ton 500 — 800 m. 3ie liegen 
nicht, wie Foxtone annimmt, am Fufi, sondern meist am oberen Teil 
der Gehftnge und auf den Hohen selbst, besonders wo diese platean» 
avtig aasgebreitet sind. Außer Tee bilden auf den H6hen noeb Mids, 
die stifie EartoSIdi, Kanliang, KOmerfrttchte und Bohnen Gegen* 
stlnde des Anbaues ; selbst Reis wird kultiviert) abor nor in den tiefer 
gelegenen Schluchten. 

Wer die Gobirgo von Taclickiang kennen lernen will, dorn 
kann ich diesen von mir eingeschlagen on Wo<j t»anz besonders eni- 
pfeiiien. Auf keinem andern habe ich eiuuu solchen Einblick in 
deren Charakter erhalten, da man hier von jeder Höhe, die man 
erreicht, die schönatcn Ausblicke in die Gegend genießt und weithin 
die Gebirge ttberschauen kann. Die Beschreibung des Weges kann 
nur ein sehr unvollkommenes BUd der Genüsse geben, wdche der 
Foftwanderer luer auf jedem Sehritte hat Er wird sieh gerade auf 
einaelnen Strecken am meisten der Katar erfreuen, deren besondere 
Sdulderang wie eine stete Wiedethofamg desselben Themas aussehen 
wOrde. So bildet z. B. die Wegrtreeke von dem Sanmnling nach 
einem nur in geringer Entfernung westiich gelegenen PaB ein inter^ 
essantes Stück des Weges. Die Schlucht, in welcher die Gewässer 
nach Norden abfließen, ist ituüerordentlich tief eingegraben und 
bereite an ihrem obersten Ende von steilen Wänden umgeben. An 
diesen Wänden hin flihrt nun der in dem weichen, zersetzten Oo- 
ateio auagebauene Weg entlang, und noch größer wird die Natur- 



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36 



BeiMs in Ttohekiug, Nganhw^ und KiAngra. 



ßchönhoit in einer üppig bewachsenea Sclüuclit, iu der man dann hin- 
absteigt. Es ist die erste, welche gegen Tungyang fließt und dem 
System des Tsientang-Flusses angehört. Auch hier halt sich der Weg 
stets an den Seiten der Gehängei ist in vortrefflicher Weise angelegt 
und stets von grttnen Gebttschen umgeben. Aber die Schlacht wird 
«n wild, als d»0 die SttftOe ihr weiter folgen kttnnte: abermals mnS 
sie blnaiif auf die Höhe, nm dann emt^ wo die Gewisser ein weit 
tiefores Nivean erreicht nnd sich an einem Haft gestaltet haben, 
wieder lu ihnen hinabsustMgen. Abends erreichte idi in der NShe 
des Passes Sitschailing einen kleinen unbewohnten, neben einem 
frischen Quell gelegenen Tempel, welcher eine schöne freie Aussicht 
bot. Rings herum stand hohes Gehölz, und in der Nähe waren oinigo 
Baucniliiluser, aber so ärnilicho, dali meine Leute kaum etwa:* zu essen 
bekommen konnten, da die Bewohner selbst nlcbtö hatten. Veryolflieli 
bot ich selbst eine Zulage der Bezahlung an: es konnte nichts erlangt 
werden außer ein wenig rohem Reis. 

Am 26. Juni legten wir die größte Strecke zu Fuß zurtlck, und 
sttj^ch war der Tag dar heifieste. Um 2 Uhr aeigte das Thermo» 
meter im Scdialten 41° C, in der Sonne 58** C; allein ich mnftte vor« 
Bochen, den Schi&hrtsplata am Fluß an rareidien, dn ich durch den 
Aufbruch am frtthen Morgen des nlehsten Tages einen ganaen Tag 
sparen konnte. Meinen Kulis dufte ich eine so ataAe Leistung nicht 
EUtranen, und ich mietete daher noch mnige andere znr Hilfe. Die 
ganze Entfernung betrug 75 Ii. Zuerst hatten wir 20 Ii auf einem 
Scheiderlicken, welcher zwei Nebenflüsse des Tu ngyang- Flusses 
trennt, allmählich abwärts zu steigen. Noch imn i>i beherrschten die 
basaltischen Porphyre, die auch hier eine plateauartige Bildung ver- 
ursachen, die Landschaft, und gerade wie gestern bildeten rote Erde, 
Basaltbuckel, viel BaumTOgetalion, wenige zerstreute Wohnungen, 
Ackerbau auf Boden von geringer Fruchtbarkeit und etwas Teekultur 
die wesentlichsten Medimale der Landschaft. Der Charakter lindert 
eich aber gana plfftalich mit dem Gestein. Es folgen nttmlioh sehr 
weiche rote, tonig^sandige Schichten von geringer Neigung, und da- 



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Ob« n«M PIbm. 37 

mit beginnt eb aaoft genmdete« Hfigelluid mit tief eingeechnittenen 
ScUnehten, welche von langen stylen Ifiaaem begrenit werden. 

Bei dem anBehnBehen Marktflecken M^iaohan tritt man vom 
Gebirge in da« Tal dee Tungyang-Flnssea ein. Hier Tereinigt neb 
mit nnserer kleinen Bergstrafie eine grOfiere Veikelirwtmde) die von 
TscböDg hsiSn flber den Paß Pai föng ling herUberfUhrt. Dies war nach 
langer Zoit der erste Ort, wo man schon Europäer vor mir geaohcii 
hatte, natürlich Bücher verkaufende Missionare, die immer die be- 
qur i!i( [1 Straßen wjiblen, auch um die vulkreichsten Plätze aufzusuchen. 
Die FaiföDgling-iStraße ist ein Teil der gebräuchlichen Verkehra- 
Btraße zwischen Ningpo tmd Tungyang. Der Name Mdischan be- 
deutet „Kohlonberg" ; es mag wohl diesem Umstand zuzaschreibea 
sein, daß von don Vozkommen TOn Koble in dieser Gegend berichtet 
worden ist Die Nachricht stammt wahrscheinlidi von jenen reisen- 
den Missionaren, die ttberhaapt steta ihr Angenm«fk ganz besonders 
auf das Voikommen von Kohle nebten, wenn anoh ihre Beridite nicht 
immer als genaue Dantellnngen des SaehTerhahs angesehen werden 
dttrien. loh erirandigte midi Teigeblich nadi dem Vorkommen: nie- 
mand hatte davon Knnde, und aach alte Borgbaue sollen nicht vor- 
handen bei. Indessen ist cb bei der Art der herrschenden Formation 
keineswegs unmöglich, d&U früher eixunal oiu kleines Kohlenvor- 
kommen hier gefunden worden ist. 

Von Mei schau aus ändert sich die ganze Szenerie. Von hier 
bis Tungyang hsiön, auf einer Entfernung von 45 Ii, ist alles Ebene. 
Sie ist fruchtbar und wohl angebaut, wiewohl in geringerem Maße als 
die von Tiöntai, welche besseren Boden und voUkommnere Be- 
wlsaerong hat; ebenso schien die Beriflkemngsdichtigkeit, wiewohl be- 
deoiend, wmt geringer za smn als dort. Auch hier ist StiUingia ein TOr- 
hensehender EaHarbanm; daneben findet sich auch Seidenbau. Der 
Weg dnrdi die schattenlose Ebene war ttberans anstrengend, denn die 
Temperator, in weleher wir uns bewegten, war nicht die, welche das 
Thermometer im Schatten angab, sondern wir waren auf dem gansen 
Wege der vollen Sonuoniiitzu ausgesetzt, die auch vom Boden zu- 



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88 



Kelsen in Tschekiang, Ngaubwui und Kiangsu. 



rQokstrahlte. Um 6 Uhr abends erreichten wir Ma tscha pu, dio SchifF- 
fahrtsst&don der gogouüberliügcudon Stadt Tung yaui^'; haieu. Der Fluß 
ist hier klein und seicht, schwillt aber in Zeiten auciauernder Regen- 
güsse büdeulend an. Jetzt war es liier lantro trocken gewesen: es 
lagen hier einige größoro Boote, dio aber wegen des ungewöhn- 
lich niedrigen Waasers keine Fahrten machen konnten; nur auf 
BamboBfidfieo konnte man jetzt den Fluß hinabfahren. Ich mietete 
deren swei zum Preis von 8 DoUare £Skt die Strecke ron 70 Ii bis 
SU dem Ort Fotang, toh wo am grGfiere Schiffe gehen konnten. 

Vergebens Tevsaditen wir einen Fiats zur Herbeige sn finden. 
Auch snf der Seite von Tüngyang, wo eine Menge von Httusem sieht, 
ftnd sich kein gooigneter Ork, und in einem Qastlisns würden wir der 
neugierigen Menschenmenge wegen eine unbehsglicheEisdstenz gehabt 
haben. Wir biwakierten also lieber auf dem Sand am Flußufer bei 
Mondschein. Auch die Schiffer, deren Fahrzeuge ];it. r iapcu, Latten 
die runden Mattendächer der Hoote an Land genonum ;i und hausten 
selbst darunter, das Steigen des Wusaem o^^vfiI tciul. Dadurch be- 
kamen wir liinreichenden Schutz, um die gefährliche Lagerung unter 
freiem Himmel zu vermeiden. Im Gebirge waren Bäder erfrischend 
gewesen, allein hier in der Ebene, wo wir Wasser im Oberfluß hatten, 
war die Temperatur des Flußwassen noch am Abend 38^ C, also sa 
hodi, daß man im Winter ein heifies Bad sn nehmen glaitben wttrdew 

Hier erst Torliefi ich eigentlieh meine Oebugstour durch das 
sfldliche Tschekiang. Sie um&8te dne an Natorgenufi reiche Zei^ 
und trota der großen Hitie und der bedeutenden Beschwerden blicke 
ich mit Zufriedenheit auf diesen swölfllgigeii Spaaergang surOck. Ich 
verdankte den guten Erfolg wesentlich den zweckmäßigen Einrich- 
tungen, insbesondere dem System, die Kulis für die ganze Reise zu 
mieten. Ohne diese Älaßregol wäre die Ausführung der Reise so gut 
wlo unmöglich gewesen. Man erspart dadurch sehr viel Ärgernis und 
kann bleiben, wo man will. Manche meiner Rastortc hatten durch 
reizendste I^age zu längerem Aufenthalt eingeladen; ich hätte mich 
wohl auch daau ▼erieiten lassen, wenn ich nicht stets befitrehtet h&tte^ 



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End« der OebfagmiM. 



39 



das von den Eingeborenen erflehte Regenwetter zu bekommen. Die 
Beise war eine echto GobirgHtour: aofler einem Tag im Tiöntai-Tai 
und einem halben Tag in der £beaa von Tungyang war aUea Qebifgi- 
wandeniog, immer beiganf and ber^ ftber FSiae and qaer Uber tiefe 
Scblacbten. Dies kam daher, weil der Beiieweg in den QaeUgebieten 
nach TerMduedenen Seiten abstrSmender GewSaaer gelegen war. Die 
Gebirge, doreh welche ich gekommen war, sind weniger adi9o im 
GeBamtanbIi<& ab im Detail der Bergwinde und Sdilaohten. Die 
Umrisse sind einförmig: es fehlen große, aiifragcnde Felsmasäen, 
schroöti und kühne Formen. Wie iu deu Proiilen und Ansichten, so 
herrscht auch in den besondorcn Vorhältnissen Eintönigkeit. Es gibt 
keine hervortretenden iiühenzüge, und es läßt sich kaum eine be- 
stimmte Gliederung erkennen. Selbst die sonst so vielfach and deutlich 
sich auszeichnende SW — NO-Richtung ist hier meist verwischt. In 
dem Schmuck der Landschaft ist viel Schönheit. Die Vegetation iat 
prachtroU ttppig and blütenreich; ihre besondere Zierde sind die 
mannigfidtigen immergrBnen BUKt^flanaen. Daa Cbirakteriatieche iat 
die Straaehvegetatioa, ron der aoch das meiste stammt, was in nnsere 
Gttrien gekommen iat Auch die hohen Banmgrappen fn Schlachten 
und Tallandschaften und die Veranohe aar Waldknltor efhdhen den 
anmutigen Eindruck in hohem Qrade. Zn wirklich hodittSmmigen 
Wäldern kommt es nirgend, aber es ist viel Land mit Cuuifereu aoge- 
pÜauzt, die mau 20 — 30 Jahre alt werden läßt. 

V^or allem interessierte es mich zu konstatieren, daß das Tien ui- 
Gebirgo nicht nur einen Teil der großen Achsenkette des südöstlichen 
China bildet, sondern sich durch die Analogie des innern Gebirgsbaues 
als die Fortsetzung der Gebirge im westlichen Japan erwies. Sehr auf« 
ffülond war auch die landschaftliche Ähnlichkeit dieser chinesischen 
Gebirge mit denen ron Japan« Selbst Splingaert, dem jede Vorkenntnis 
dafOr fehlte, einen tiefem Zosammenhang an ahnen, tiiadtte fort- 
dauernd diese Beobaditong. WSre daa Land mn 800 m weniger er> 
hoben, und könnte dadordi daa Heer in die Täler and ScUoehten ein« 
dringen ond manche FBaae bedecken, so hlttte man daa EbenbUd der 



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40 



B^ten in YiehekiADg, Ngaobw«! und Kiaogtu. 



japanischoQ Binnonaceiandsehaften. Wie in der äußeren Form, so 
wiederholt sich die Ähnlichkeit iu der Vegetation, und mau kann sie 
auch noch in dem gutmütigen Charakter der Bevölkerung suchen. 
AUecdinga fehlen dieaen Landschaften von China die Hanptzierdea 
TOD Japan, diejenigen, welche der Menaeh dort hioeingebfachfc hat: 
es fiahlen die Tempel von jenef Anlage, welche ne in Japan so an- 
aehead maeh^ die Toni*), die amnuügen DSifer Yon Japan und der 
poetische Hauch de» dortigen Lebens. 

So befriedigend in diesen Beiieliungen meine Beise war, madite 
es mich doch oinigermaBen rerzweifelt, zu sehen, wie kuza auf einer 
Karto die Strecken sind, die man bei angestrengter Tätigkeit zu Fuß 
zurücklegt. Ich stand täglicli um 4 Uhr auf, wanderte den ganzen Tag 
von '/jt) oder G Uhr nvorgeud bis o oder 7 Uhr abends mit einer zwei- 
stündigen Unterbrocliuag zu Mittag. Die Hfllfte dieser Zeit verging 
allerdings oft mit dem Warten auf die zurückgebliebenen Kulis, denen 
das IVagen von Gepäck tther die steilen QebirgspUsse sehr schwer 
wurde. Es schien immer, als ob der zurückgelegte Weg in keinem 
VerhUltnis au den darauf Torwandten Beschwerden stünde. 

Am nSdisten Tag konnten wir auf dem Boot von unserer gestri- 
gen Anstrengung ausruhen. Ich okkupierte mit Splingaert, Jim und 
meinem Gkpttck eines der El90e, meine 10 EuUs das andwe. Ich 
habe bisher ein MitgHed unserer Gesellschaft zu erwlhnen vergessen. 
Derselbe Priesteijüugliiig, der sich mir bei dem Abstieg von Snowj 
Valley angescbiossen hatte, wai" bald darauf andere Woge nach 
einem Tempel gegangen, dorn er angehörte. Er seinen aber solche 
Zuneigung zu uua gefaßt zu haben, daß er auf dem Tientai schau 
plötzlich wieder erschien imd sich als Begleiter anbot. Ich erklärte 
mich gern bereit, ihn mitzufüttern, wenn er sich nützlich machen wollte, 
und er war uns fortan ein Gegenstand steter Unterhaltung, da er 
seine Holle als komische Person der Gesellschaft ▼ortrefflich spielta. 
Kr war ein hannloser, nicht alisu intelligenter Mensch und unsIgMch 
geaprilchig. Er hatte nie G«ld beaessen, war stets von den Priestern 
ge8|»eiat worden, ffiag Ton einem Tempel sum andern im Lande undier, 

*) Eifueln steLcndea Poruii von Tempelanlagea in Japau. 



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Unnittg« BitM. 



41 



ateti als Gast, and hatte bei dieaem Wanderiebea das Waaehen voll- 
kommenveigeiaeii. Ehe er der übte, nn» au begleiten, wflrdigbefimdea 
winde, mußte er nch einer grOndlidien Beinigimg unterwerfen. Meine 
KnSfl mufiten ihn ina Waaaer ateefcen und mit Sand abreiben. Dann 
Wierde die Prosednr roh Seife tS^di fortgeaetst, «ein wild att^e- 
üpioÜtei naan\'uch3 wieder seinem Stande gemäß von dem erstcü 
besten chinesischen Haarkünstler trlatt rasiert und so sein äußerer 
Menscli iMiier vollständiL'en Umgestaltung unterworfen. Die Wirkung 
war aufialiend, indem der junge Mensch bald Behagen daran faud 
und die Bäder freiwiUig nahm, was er, wie er eingestand, früher nie- 
mals getan hatte. Auch für die Bekletdoiig, besonders fOr das Schuh- 
werk, das er aeit Jahren nicht beseBsen hatte, wurde geaoi^ Er 
erwies sieh dafttr so dankbar, daß ich beftrchtete, ihn flbezhauptnieht 
mehr los werden au können. 

Die FKüfie auf diesem finfi sind sehr lang und bestehen aus drei 
OUedem, deren jedes ein besonderes Bambusfloß ist. Das Torderste 
ist Tom aufgebogen, die hinteren hilngen lose daran, so daS sie Glie- 
der einer leicht beweglichen Kette bilden. Jedes trägt eine 1 FuS 
hohe PJattform, auf der es ganz trockeu iai. Der heutige Tag wur 
Boonenhell und ging ohne Gewitter vorüber. Die Hitze war sehr groß. 
In allen Dörfern wurde um Regen gebetet und gewallfahrtet, da die 
Rciserntc schon »ehr zu leiden begann und die Bohnenpiianzen ver- 
trockneten, loh machte während des Tages die folgenden Temperator- 
beobaohtongen: 





teLdt 


Temprratiir 

de« 
fllSwiMArs 


Tcnpentur 

Kn^l in dor 
Sonne 


Temperatur 
derfevehMB 




a. m. 


4.80 


81.8« 


80.2» 










9.80 


87.8» 


81.80 


48.70 




Wind 


p. m. 


1.30 


38.90 


35.80 


58.GO 






3.0 


41.70 


37.50 


59.10 








5.0 


37.10 


37.30 


58.50 






7.15 


84.80 


37.20 









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42 



Reisen in Tichekiug, Mganhwei und Kiangta. 



Die Zahlen beweisen die ungemein «froße WRrme wälireud clor 
l^acht. Es war aber vor aliem auch nicht angcuehm gewesen, bei 
solcher £inwirkiuig der Sonne den ganzen Tag ihren Sizahlen aus- 
gesetzt zu sein. An Arbeit und Beobachtung war oiehtTiel in denken, 
da die Fahrt eigentiieh ein fortdaaecndes Leiden war. 

Der Fla0 hat einen gewundenen LauC Ich hatte eine Gebirge- 
gegend mit sehr feleigem Strombett erwartet, Sbnlidi wie i^ sie firtther 
an dem nordweeiUehenNebenflufi des Tsitotaiig, dem Sinngankiang, 
kennen gelernt hatte ; statt dessen &nd ich ein ebenes Tal mit immer 
weiter auseinander weichenden Seitengebirgen. Der Flnfi hlüt sich in 
derNähe dur siidlichon Talwand, die isuiz aus i*orphyr besteht, welcher 
in Zügen bis zu TiOO m übor dem TalboJen ansteigt. 40 Ii unterhalb 
Tungyang liegt dio Stadt 1 wuh8i<?n ; bald daraufkommt man zu einer 
Pagodo, welche das Tal weithin beherrscht und dessen obere Strecke 
von der unteren scheidet. Am rechten Ufer sind hier ganze Wälder 
von Stillingia au sehen. Der Verkelu- auf dem Fluß ist unbedeutend. 
Tangyang prodnaert haoptsttchlich Schinken, welche dem Ort einen 
„westfillischen'* Ruf dnrch gani China verschafft haben. Die Tungjang- 
Schinken werden in Massen ansgefiihrt, und die Gooimands in den 
fernsten Teilen des Reiches, z. B. in Hami und Hl, eifreuen sich ihres 
Genusses. Die Gate des Artikels soll weniger dem Futter als der guten 
Rasse der Schweine snimsohr^en sdn. Aufier Ihnen kommen Tee, 
Wachs und ver8chiod(uio Medizinkräuter den Fluß hinab; hinaufgehen 
Salz, Tonwaren, Eisenwaren, Ziegelsteine, gebrannter Kalk und Baum- 
wollwaren. ]Jei Futang vereinigen sich zwei parallelo Flüsse, welcbü 
zusamuiüu den Saugh^^ bilden und beide schiffbar sind. Es ist liier 
ein Marktplatz von einiger Bedeutung ontstandeu*, jetzt lagen 26 SchitVo 
davor, von denen jedes 3000 catties laden konnte. Wir erreichten 
den Ort um sieben Uhr abends. Ich mietete sogleich ein großes Boot 
bis nach der Stadt Tungiuhsiön Ütt den Preis von 13 Dollars mit 
sechs Hann Bedienung. Bis Lanki wurde fUr die Kulis nodi ein be- 
sonderes Boot ausbednngen. 

Am 28. Juni fuhren wir auf dem Sanghl^, den man hier Sang- 



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Die Btidi dar fidiinksiL 



48 



tocht nennt, 50 U hinab. iit bei niederem WasienUnd ein «ohleoht 
nu be&Lrender Strom: aein breites Kiesbetk windet aidi durcb das 
ebene Tal mit Untielen und StromaohneUen. Zuweilen hat man nur 
4 — 5 Zoll Waaaer; dann mnfi daa Boot mit Hebeln und Stangen Zoll 
für Zoll anf dem Kies fortgeadioben werden. Die Ebenen am Ufer 
sind durch kleine AnhÜhon von 3 — 10 m Hoho unierbrochen, die aus 
grauem und rotem Sandsteia bestehen und trotz ihrer geringen Erhe- 
bung, mit Laubholz oder hohem Graswuchs bodöckt, als knlfnrloR« 
Strecken aus dem AUuvialland au^ageu; sie sind der Sitz vou groücu 
Fasanonhcrden. Bei einem Dorf Titito passierten wir eine Brttcke 
mit 13 steinernen Pfeilern. 

Der nächste Tag erst brachte uns 46 Ii weiter bis aar Haupt- 
stadt des Departements Ein hwa fo. So kora die Fahrt war, erreichten 
wir nnaer Ziel dodi erst in spKter Naeht, dn einaelne Stellen aufier- 
ordendioh besdiwmrlieh waren. Daa Tal wird hier 20 hm brmt, iat 
aber nnr mSfiig prodnktiT, da es viel Land gibt, das nicht bewllssert 
werden kann nnd daher nach Art der schon erwMhnten kleinen HShen 
aus dem Alluvialboden hervorragt. Wir legten bei Ktnhwafu au. 
Der Ort war durch uine hohe schlanke Pagodo aus'^ezeichnct, lur 
eine Departeraenta - Hauptstadt aber nur von gerin per Größe. Von 
dem Flusse aus gewährte (!s durch seine durch solide liauari Impo- 
nierenden Mauern eiueu guten Eindruck ; sie sind von rotem Sand- 
Stein aufgebaut und großenteils von Schlinggowächson überwuchert; 
überhaupt würde der Botaniker an ihr eine reiche Ausbeute finden. 
Wir gingen hinein, — da war alles aerstSrt! Die Taiping-fiebeUen 
haben in wenigen Gegenden wie in dieaer gehatist: die Bifite des 
Landes ist dahin, die Ortschaften verwttate^ die Bevölkerang Ter- 
niehtet Einige Hauptatrafien waren wieder au%ebaut nnd an beiden 
Seiten mit KaufUden besetat, in denen alles filr die umgebende Be- 
▼Slkerang Notwendige m haben yv&t ] den Luxus aber, der in firttherer 
Zeit hier geherrscht haben mochte, kannte man nicht mehr: es war 
alles nur tui- die alitaglichston Bedürfnisse des Lebens berechnet. 
Sobald man aus den Strafen heraustrat, waren nur Buinen zu sehen. 



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44 



R«ii«D in TielMlnMg, NgMdiw<i «ml Ki*iig«a. 



Auch die grofien Yamon'i der Mandariaen waren Temiehtot, and 
diese mnfileii sich mit ennMligon Behaosungen begnflgen. Ebe 
grofie Brfleke, von Qiudeni m xotem Sandstein fest und schtfn 
nnsgeAIirt, verbindet mit miohtigen, enf starken Ffeilem roheoden 
Bogen die Stadt mit dem gegenllbediegenden Uler. Sie leugt noch 
von dem früheren Beiohtom und Verkehr; gegeD\iribüg würde man 
ideht daran denken, «!e an bauen. Die Bevölkerung, von Natur schon 
von sanftüm Charakter, ist durch dio erduldeten Loidon achüchtera 
geworden. So auflFallend den Leuton unsor Anblick »ein mußte, waren 
sie doch voiikouimen harmio« und folgten uns nur seiton nach Im 
Kordon der Stadt erhebt sich der Kin hwa schon ungoiUhr ÜÜO m über 
dem Tal als ein verzweigtes Gebirge. Wir fuhren noch eine kune 
Strecke unterhalb der Stadt hinab und übernachteten erst dort. 

Am nächsten Tage hatten wir aunVchst die Strecke bis Lanki- 
hsiio snrllcksnlegen. Dies ist ein großer SchiffahrtsplatB, der ehemals 
von bedeutender Wichtigkeit gewesen ist. Er verdankt diese Rolle 
seiner l4ige am Zusammenfluß sweier großer Flüsse, welche sich hier 
■um TttCntBogluang vereinigen; der eine kommt von WSW und 
heißt Taing hö, der andere ist der Sanghö, auf dem wir hinabgekom- 
men sind. Wie alle andern Orte in diesem Tale, so wurde auch Lank! 
von den Robelleu zerstört ; ea steht aber durch seine Lage ck u anderen 
Städten 80 weit voran, daÜ es früher als aie AvictltT aufgelebt ist, und 
große Teile der ehemaligen Stadt sind bereits wieder aufgebaut worden. 
Es horrschte ein reges Treiben, doch werden die Zeiten der Vergangen- 
heit nie wiederkehreo: denn die wichtige Verbindungsstraße von 
Canton nach Plangtschuu, welche einst hier ein so reges Leben schuf^ 
hat ihre Bedeutung durch die DampfiMhiffishrt längs der Kttste ver^ 
loren. Die Waren von Canton nach dem Horden nehmen ihren Lauf 
nidit mehr durdi die an Untiefen reichen BinnenflOsse, sondern gehen 
in wenigen Tagen au SchüF nach Schanghai. Ea ist dies eine der 
vielen Verinderungeo, welche die Einfthmng der Damp&chiffidirt in 
den inneren VerhlÜtnissen des Reiches langsam, aber unwiderstehlich 
herbeigeführt hat. In früherer Zeit war der Fluü von Lan ki von weit 



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Ein vrklitigsr Handdaplate. 



45 



größerer Wichtigkeit als der bei YentsclKkifu mündeiido Sinngaa« 
kiang^ jetzt aber ist der Tee-Transpoit auf dem letiteren viel bedeu- 
tender aia der QeMuntverkehr auf dem exetoMD. 

Der Strom wendet üdi TOn Ijtnki nech Norden. Zur Beohton 
«teht die Siengta-Pmgode, welche das Tal weithin beliemcbt In 
mehreren Windnngen sieht der Strom dahin, bii er die (lebifge er- 
reicht) welohe das Tal von Lan ki nach Norden abedüiefien ; dort tritt 
er in eine steile Felssohlaeht. Das Gebirge prSsentiert sich als eine 
lange Ketto von vielen verBchioden goformton Gipfolnj die bia etwas 
Uber 000 ni anzusteigen scheinen. Die Gehäago ßind vielfach und un- 
regelmäßig gefurcht, mit niedrigem GebUseb bedeckt, vull von engen 
steilen Schluchten und hübschen Folspartieo, und dort hinein stUrzt 
sich nun der Fluß, um in ruhigem Lauf das Innerste der Gebirgskette 
an&uschließen. Bald wird auch die Hauptschlncht eng undsteilwandig : 
an beiden Seiten sieht man dicke SdiichtMi oderBioke gelagert, die in 
grofien Wellen fortueben. Wir haben hier wieder ^e ans Tscbekiang 
wohlbekannten porpbyriachen Sobichten, die dann noch Ton festem 
Porphyr bedeckt werden. Die EngMi reichen bis kmn vor Yentsdidu- 
fii. Sie gewSliren dm £SndnM^ einer Spalte, und der Floßhof ist auf 
dieser Stredte anffldUg gerade. Der Strom bekommt nur wenig ZnflnS 
nnd meist nur ans kurzen Schluchten. An einer einzigen Stelle, bei dem 
Dorfe Ta yatig, ujüikIi i vuii der linken Seite ein größerer Gobirgöbacli, 
der vom hohen Gebirge her sich sammelt; dnlu r ist dies aucli der 
größte Ort in der Enge. Im übrigen -ind liier die Ufer nur woiiiir be- 
wohnt und die Dörfer spärlich. Erst kurz vor Yen tschöu betritt der 
Fluß die allerdings nur sehr kleine Weitung, in der dieser Ort liegt. 
Wir kamen nun bald in ein uns bereits bekanntes Gebiet: hier war es, 
wo wir auf der firttheren Reise, den Sinnganldang berabkommend, 
dessen Znsammenllnfi mit demTsiSntang eireiehten. Beide FUtsse 
iiaben hier ungefthr Reiche QrSfie und gleiche Wassennenge und 
seteen nun yereinigk ihren Lauf nadi dem Meere fort 

In YentBcböuia war eben gro6e Aufregung. Schon obeibalb 
Lanki batlen wir gehdrt, diese Gegend sei Ton einer großen, weit- 



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46 



veneweigten li&uberbande infestiert, welche das Land vcriioore, die 
Reisenden töte und alle Waren fortnehme. Keiner könne wageo, 
jetzt doit hinabziifkhren, und wir wniden dringend angefordert, von 
Lftoki aaa uniem Reiieweg m Inders. Wohlbekannt mit der Art, 
wie flidi derartige Gerttehte io Chin» yerbreiten, laudwte iek dennoch 
keinen Angenblick, meine Beiae dozchzuftbren. Je nXher ich Yen- 
tsdiön kam, desto sdilimraer worden die Gerüchte, nnd hier standen 
groAe Volkshanfiao. Alles war an%elOst und in Unordnung, nnd doch 
war anf den ersten Blick garketn Grand dafür an erkennen. Erst bei 
näherer Nachfrage gelang es mir zu erfahren, da8 vor einigen Tagen 
einige Leute bei Nacht in den Haupt -Yamen eingebrochen wären und 
den hücliBtoTi Matiflarin, don Vorsteher des Departements, mit zwei 
andern Mandarinen ermordet haitiMi. Ich fragte, ob noch andere 
Mordanfklle vorlägen, oder ob Fälle von Brandstiftung und derlei be- 
kannt wären ; allein, «n Ort selbst war derartiges nicht mehr vorge- 
fallen. Man meinte, die Verbrecher seien sofort geflohen ; am so 
Bohlimmer aber stehe et in der Umgegend, weldie yoU sei Ton 
solchen Untaten. 

Ich erkannte sofort, da0 hier nnr «ne isolierte Handlung Toxiag 
nnd d«S wahrscheinlidi irgend ein Indivi dnnm, wdehes sidi doroh einen 
Btchtersprnch verletzt glaubte, oder ans andern persönlichen Motiven, 
an den Hauptpersonen sich geritoht habe, ohne irgend ein anderes 
Interesse dabei zu verfolgen. Anderweitige Nachfingen rechtfertigten 
dicBo Vermutung, da au keinem Ort, an dem ich wiikliolio Axi'ikniift 
erhielt, anch mir das Goringsto vorgekoumicn war. Indessen war man 
fest überzeugt, daß eine Räuberbande, deren Zahl genau auf 2000 
Mann angegeben wurde, in der Gegend zerstreut sei. Sie sollte Leute 
ans Canton, die man hier haßt, zu Anführern haben und meistens aus 
s<^ohen von Ningpo, die man mit Eifersucht betrachtet, ausammenge* 
setst sein. Taiusende von Menschen hatten infolge dieser Ger&cbte 
Tentschi^ufii verlassen und nch nnch andern Gegenden au Freunden 
geflflchtet Kanonenboote fahren den Fluß liinauf und hinab, natür- 
lich nicht um i^endwie einzugreifen, sondern um nur den Schein der 



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Wi« «In« ^ik •ntotdit. 



47 



Wachsamkeit und Kriegsbereitschaft zu wahren: kurz, man lieS die 
Mörder entweichen und ftt^o sich selbst den größten Schaden zu, in- 
dem hmui sidi Schreekbilder aehaf und die Handlungen des Lebens 
danad) einrichtete. Aber ao mnd die Cbinesen: eine Handvoll ent- 
■ddoaaener Leute jagt eine ganae Stadt in die Fludit, besondera wenn 
ne sich unaiditbar halten. Heine Knlia, die kein Hnster von Courage 
waren, Terioren ToUatlndig den Kopf. Schon Toifaer hatte ich nor 
mit Hohe durchaetaen können, aie bia hierher an bringen, und nun 
glaubten sie, ich hätte sie direkt in die Gewalt von Räubern und Mör- 
dern geführt. 

Einige Wochen später hatto ich Gelegenheit, mich zu über- 
zeugen, wie solche Berichte weiter wachsen. Während acht Tagen war 
die Zeitung in Schanghai voll von dem großen Aufruhr, welcher im 
Departement Yentschöu entstanden sei und sich durch einen großen 
Teil der Frovina Taobekiang fortgepflanzt habe. Die Anzahl der Auf- 
ruhrer, welche, wie es hieß, alles ermordet und Terbrannt bitten, 
wurde auf 10000 Mann angegebenl Ich Itefi es mir besonders ange- 
legen sein, den wahren SachTorhalt anch weiterhin m verfolgen, und 
fond, daß anfier dem Mord der Mandarinen audi nicht eine einage 
bennruhigende Tatsache Torgefiülen war. 

Wir hatten bald ein Kanonenboot zur Seite. Man sprach von 
großen Oefahren, denen wir auch auf den unteren Strömou entgegen- 
gehen würden, und })at uns, unsoro Reise so schnell wie möglich aus- 
zufuliren und Bedeckung mitzunehmen. Mit Staunen sah man, wie 
kaltblutig ich alle diese Gerüchte und Warnungen aufnahm. Da ich 
aber keinen Qrund hatte, mich aufzuhalten, so fuhr ich alshald vreiter 
und legte noch denselben Tag eine gro0e Wegatrecke sorUck. 

Bei Yentschön ergiefit sich der vereinigte Strom bald in die 
Porphyrschlncht, die ich bereits besucht hatte.*) Hin günstiger Wind 
brachte ans schnell vorwSrts, und um 8 Uhr nachmittags waren wir in 
Tunghihaien, bis wohin ich mein Boot gemietet hatte, angekommen. 



•) 8. Band I S. 32G f. 



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48 



Beiten in Tididduig, Kgsahwä and Kiangsu. 



Vou hier B,u> . tilKr- dio TJciso fjucr über Land nach deiu \ angtsz^kiang 
beginnen. Es mündet hier ein Fhiß zwischen zwei Felsen, so un- 
achcinbar, daß man ihn Tom Tsien tang aus kaum bemerkt. Wir fuhrea 
m ihn hinein und gingen an Land. 

Tunglu ist von den Rebellen ToUBtHodig serstört worden : es stehen 
nur einige Hftuser am Ufer, in denen nor wenige Hensohen wohnen. 
Ich hörte, daß der Flnfi schiffbar sei, und beabeiohtigte, ihn nodi ^e 
Strecke anfwSrts su be&hren, d« die VersohifFimg des OepSelces auf 
diese Weis« am leichtesten erschien; anBetrdem ging die Fahrt doch 
langsam genug, sodaS man d^ganaenTagmitHnfieanf Spasiergängen 
▼erbringen konnte. Die Boote, weldie in dieser Jahreszeit angewendet 
werden, sind klein und flach gebaut. Von den Schwierigkeiten der 
SchifTalirt konnte ich mir keinen Begriff machen, und alts man für eine 
Strecke von 70 Ii oder weniger als 5 deutschon Meilen den Preia von 
1 5 Talom für ein kleines Boot verlangte und eine Dauer von zwei bis 
drei Tagereisen in Aussicht stellte, hielt ich das für ein Zeichen doa 
schlechten Willens der Leute. Spttter überzoogte ich mich durch den 
Angenscheioy wie gerechtfertigt ihre Fordemng gewesen war, denn 
die Schwiez^keiten, die ich bisher anf Strömen dorehgemaeht liatte, 
waren klein im Verhiltois au denen, welche die Schiffer Itier sa über- 
winden haben. Ich Torsachte es nodi, mit dem Boot, waches mich 
bisher geAUirt hatte, stromaufwärts an gehen, kam aber bald an eine 
unpassierbare Stromschnelle, gab dah«r die Wasser&hrt anf und be- 
schloß, die Reise zu Fufi zu machen. Die Nacht wurde noch an Bord 
verbracht. 

AU wix bei der Stadt lagen, kam ein Mann, der das Aussehen 
eines Verbrechers hatte, sehr ungostUm und axitdringlich an Bord, trat 
in die Kajüte ein, machte einige Redensarten, in denen er seine Ver- 
trautheit mit Europäern zeigen wollte, sagte, er sei auch ein Fremder, 
und verlangte schließlich 120 Cash. Ich fand dies natürlich höchst un- 
Yerschilmt und war im Begril^ ihn hinanssuweifen, als mir mein Landa 
mit flehentlichen Geberden winkte, daß dem Ansuchen nacligegeben 
werden müßte, da wir sonst in eine sehr geflihrliche Lage kommen 



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Pririlegiert« EipressuDg. 



49 



wttrdeo. Idi gab eine Kleinii^eit and war enteunt sa sehen, daS der 

Lauda sofort den Rest der geforderten Summe und sogar noch etwas 
mehr hinzufügte. Begierig, den Grund fiir eine so privilegierte Zudring- 
lichkeit zu erfaliren, fragte ich (laii[i den Mann aus. Es zeigte sich, 
daß er ein Exilierter aus der tributptiichtigcn Provinz Hei lutig kiang 
oder dem. Schwarzen Dracheustrom sei — so nennen die Chinesen 
den Amur und den nördlichen Teil der Mandschurei. Die Strafe für 
ii^end ein schweres Verbrechen, das der Mann begangen hatte, be- 
stand in diesem Exil. Da er niin aber doch verpflegt werden mnBte, so 
erhieher das FriTil«g^am, von jedem denFttnnsdiiii hinangehenden 
Boot eine Steuer von 120 Gash für Hin* und Rflckfahrt sn fordein, 
nnd stand betreffil der GewXhmng dieser Forderung unter dem Schuts 
des Uandaiin. Sonst%e BeschftfUgung hat er nicht Die Leute 
ftrchten ihn, da er ein resoluter Ohankter ist und, wie sie sagen, 
der hsten-Mandarin sich wohl hüten würde, ihn in irgend einem vor- 
kommenden Fall zu bestrafen. Diese Sinccuro hat der Mann schon 
seit 5 Jahrua, mau tiullte meinen: zur Belohnung für ihn inul als Strato 
für die Bewohner von Tunglu. Das nennt man hier Verljaunung! 

Am Morgen des 2. Juli brach ich von Tuugiu auf, um die Reise 
quer durch das Streichen der Gebirgszüge nach der Provinz Ngan- 
hw^i vorlKofig in der Richtung nach Kingkwofu auszuführen. Der 
FSnnschni ist auf der Karte nur ein kleines Bttchlean, an dessen Ver« 
aweignngen jedodi drei StXdte gdegen nnd : nimlich FQnnschuihuSn, 
TsehanghwahsiSn nnd YfltsiSnhsiin, unter deren Gerichtsbarkeit das 
Gebiet des Flusses geteilt ist Ich erwartete also, hier in ein reich 
bevölkertes Tal an kommen. Am oberen Ende desselben eihebt sidi 
der Titemnschan, welcher ebenblls ein verlockendes Ziel bot Der 
Eingang des Tals ist eigentümlich: der Tsientang ist gerade hier an 
seinem Nordufer von einer mauerartig fortlaufenden Hügelkette bo- 
gleitet. Durch den kaum erkt line aren Durchbrudi des Fönu schui 
gelangt man an den Nordfuß der Kette, wo sich der früheren 
Struktur dieser Gebirge gemäß eine Einsenkung parallel den Bergzügen 
hinsieht In dieser fließt nun der £lttfl enflang; man geht dann durch 

BidttboAn,n«ilMlier,D.]ln4. 4 



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50 



B«Imd Itt Tladi«ktwD(g, KfuhwÜ und Kiuifni. 



eitieR«he ShnHoher qoergenditeter Biogel hiDdarch, und jedem der- 
sdben folgt ivieder eine ISnBenkimg, in der atelv ein lingerer Bach 
dem Hanptflofl meSk. 

80 U ging es am rechten Ufer des Hasses aufwlMs« Die Hitie 
wer seit dem frohen Morgen sehr gro6. Von allen Seiten zogen 
melirere Standen lang starke Gewitter heranf. Wir rasteten in einem 
Tempel, um ihnen zu entgehen, aber os kam nicht zum Regtion. Eist 
gfpon Abend wagieiiwir, nach cinotu am linken Ufer gelegenen Tempel 
woitcr au gehen, bekamen jedoch gerailo liier noch kurz vor der An- 
kunft einen tüchtigen Gu£. Die Tempel in diesem Talo sind an den 
schönsten Aussichtspunkten errichtet, also von Leuten, welche die 
Beize eines freien Blickes zu würdigen wußten, und bei jedem ist 
naoli der Äassiehtsseite ein höherer mit dner Haner umgebener Platz 
angebaut» von wo ans man mit Bnhe die Anssicht geniefien kann. 

Am ersten Tag hatten wir nnz 35 Ii gemacht; der nSehste 
brachte nns 48 K weiter bis 8 Ii hinter FUnnschnihrien. Der Blufi 
hatte hier einen sehr gewundenen Lauf. Die Berge steigen bis 500 m 
flber das Tal an und smd sehr steüwandig, bald breiten Talboden am 
Ilauptfluß zwischen sich lassend, bald nur engen Schluchten Kaum 
gewährend. Auf meinen bereits fast drei Jahre umfassenden Keinen 
durch die Östlichen Teile von China hatte ich noch keine lieblichere 
Gegend als diese gesehen. Die Vegetation ist äußerst üppig und von 
wahrhaft tropischem Reichtum, tind jetzt war alles wild und urwüchsig; 
denn die Taipings haben die Bewohner, welche früher die Katar in 
Schranken hielten, vernichtet. Die Düxfer sind Bninen; einst waren 
sie sdi9n gebant: die HSoser alle ans Badesteinen, zweistöckig, weifi 
angestrichen, weülänfig nnd gerSomig nnd mit architektonischen Yer« 
zierangen yersehen, was ganz besonders einen Uber das gewdhnfiche 
Hrean hinansrsgenden Gi«d der Enltor und des Wohlstandes an- 
deutet Das FSnn Bchni-Tsl war offenbar eine reiche Gegend ; jetztwar 
• kaum das zwanzigste Haus bewohnt, und dann war es eine ausgeflickte 
Buine. In den alten Mauern setzt sich entweder die Familie des 
früheren Eigentümers oder ein neuer AnkönunÜDg fest und richtet 



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JMa T«rwttitaBgna dnrah db Talplof . 



51 



tiek nur für die BedttxfiitMe dos Angonblicks ein. Kur einige wenige 
der jetaigen Bewohner stammen nodi ans der froheren Zeit; &8t alle 
sind eingewandert. Es aehien, als ob kaum d«r fHn&igste Teil der 
BoTSlkerang des gaoaen Tals am Leben geblieben sei. Die iltem 
unter diesen Überlebenden seichneten udi dadurch aus, dafi sie die 
Schriftoharaktere „Tai ping** auf der Stfm und den Backen eingebrannt 
hatten. Es waren solche Indirtdtten, die wegen irgend einer Ver- 
günstigung von den KobcUou l'arduii urhalton liatiea. Damals war 
ihre Existenz unter ihren oigonou Laudsleuten fjcftlhrdet, da diese 
j.ieiiials gern mit itidividuen verkehrten, welche durch das einge- 
brannte Zeichen bewiesen, daß sie den Rebellen irgend einen Dienst 
getan iiatten. Die meisten Bewohner starben nicht direkt durch die 
Hand der Rebellen, wenn auch Ströme von Blut in jeder Stadt und 
in jedem Dorf geflossen sind, sondern durob Hunger «i den Zuflnd^ 
stttten, wo ne sieb filr Jahre yecboxgen halten mnSten. Die Felder 
wurden nicht angebaut von außen her kam keine Zufuhr, teils wegen 
der Unsiobeibeit, teils wegen des Uangels an Geld, und so hatten 
Hunderttaosende das trauiige Schicksal des Yediungeins. 

Den wttstesten Anblick gewähren die Stüdte. Fdnnschui ist eine 
Stadt von Ruinen ; nur einige Dutzend Häuser sind in den ehemals 
^^ttliircicUöu und dichtbevölkerten Straßen notdürftig wiederhergestellt 
und werden jetzt von einer armen Bevölkerung bowolmt. Außer Reis 
und Sehweinefleisch ist nur das Notwendigste zu kaufen : es war 
nicht einmal ein £i oder ein Huhn zu bekommen. Vorher war diese 
Gegend lange Zeit mit Frieden und Ruhe gesegnet gewesen. Ein 
Zeichen dafür ist der Umstand, dafi die hsiSn-Städte keine Mauern 
hatten: sie waren weit ausgedehnte wohlhabende PlMtae, nur mit vier 
Toren veneben. Das ganae Tal war früher wohkngebaut; die ter- 
rasaierten Felder etstreekten sieh booh in alle Sehlnobten tmd Bunsen 
und an den untern Teilen der Oebinge binan£ In den dreiadm Jahren, 
die ttbw die fbrehibsre Katastrophe der Zerstörung hingegangen sind, 
waren die terrassierten Felder ^etch dem Talboden zu einer WUdnis 
geworden, dicht mit hohen Gräsern uud uudurchdiiDglicheubtiuuchera 

4* 



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Bflli«n in TMhddiHf t Kgaakwft und Uai^pm. 



bedeekt, und üppig aprofito das Dickicht in den Ruinen der Häuser. 
Die alten wohlgepflegteo StcaSen waren jetrt ein enger FofipfiMi, oft 
mit B m hohen Qillaeni oder von bltttenbedecktem (^estrltuch gana 
übwwadisen, so daß es sdiwerwar, hinduidisodiingen. Fasanen und 
\iradsohweine haben eine ungehinderte Eadstena gefanden und sich 
aofierordendich yennehri Grofie Pflanzungen yon Kastanien und 
If anlbeerbKmnen ragen noch als redende Zeugen frttherer Kultur fiber 
die überwiK hurten Felder hinaus. Die Maulbeerbäume sind verwildert 
und giußuutöils elrigogaiij^eu, -während die andern Nutzbäuuie ihro 
Kraft und ihre Triebfilhigkcit erhalten haben. 

Überblickt man eine Talstrecke von einem hohen Punkt, m 
glaubt man oft das üppigste Kulturland zu seheu : au» dorn reichen 
Grün schauen die weisen Giebel der Landhäuser hindurch, und dar» 
ttber erheben sich die nut Buschw^k und einseinen hohen Bäumen 
bedeckten Gehänge. Erst wenn man hinkommt, exkennt man die 
Verwflstnng und die Täuschui^: es sind nur maleiisch überrankte 
Bninen. Hier und da ist noch ein Plals, der durch seine Lage einige 
LebensfiÜiii^eit bewahrt hat, s.B. der Ort Putöu, 15 Ii ron Fönn schui. 
Er steht am Eingang einer engen Klause, die YOn sduoffen Kalkstein- 
felsen gebildet wird und den flufi einzwängt Anfierst malerisdi streckt 
sich daa Dorf in einiger Höhe über dem Fluß au eiuer schmalen Ter- 
rasse am Fuß der Kalluäteiuwand hin. Hier waren wenigstens einige 
Kaufläden und TechSiuser aufgebaut. Bei Put()u sah ich eine Papier- 
fabrik, wo man ein grauliches, ziemlich starkes Papier aus der Rinde 
von Crataegus Biwa macht, wovon Anpflananngeo in der Nähe der 
Fabrik sind. Das Papier hat aber nur wonig mehr Festigkeit als das 
Ton Bambus gemachte; dio Bogen sind 18 Zoll im Quadrat und wer- 
den au 8 — i Cash pro BUtt vetkauft. Etwas außerhalb des Ortes 
unter dem Schatte hoher Bäume maditen wir nachmittags Rast und 
erfreuten uns des prachtvollen Anblicks. Die Felsklanse bildet das 
Tor swischen dem unteren und mitderen Tai; im spitaen Winkel 
windet sich der Flu0 durdi die Enge. 

Es schien mir, daß die Vegetation, wenn sie auch im allgemeiuea 



W«ebsd in d«r Flor* und Fmaa. 



58 



M die dar Axialkette dieier Gebixge eigentttmlicli erinnert^ was die 
Art betriffi, wesendieh ren denelben yerschieden ist Nodi aaf- 
fidlender trat der Untenehied in der losektmkwelt liervor. Ich be- 
schäftigte mich bei den Fafiwanderungen fortdauernd mit dem Sammeln 

von KHfern; ich halle dazu viel freie Zeit, da moinc Kulis stets zu- 
rückbliüben. Die gemeinsten der Käfor, dio ich weiter sUdlicli in 
Maasen in die Spiritusflascho getan hatte, waren hier garnicht zu 
finden. Die Fauna war ärmer, aber fast jede Art, dio ich fand, 
war mir neu. Auch Libellen gab es hier, z. B. eine zinooberrotef 
welche ich dort nicht gesehen hatte, in Scharen. Unter den Dipteren 
hAtte eine gro6e goIdgrOne Waase von Niogpo bis Timgyaog sehr 
▼oigehensdit; hier konnte ich sie nicht mehr finden. Diese etwas 
rohen Winke mOchten wohl den Botaniker «od Entomologen daranf 
leiten, «nf einer Reise in diesem Gebirge yerschiedene Stationen anm 
Sammeln au machen. 

Nicht SU weit hinter der Elaose kamen wir in eine mit hohem 
Oras bedeckte Talweitung. Mitten darin Hegt Fönnsehuihsi^n. Die 
Luft war entsetzlich schwül und heiß, und wieder kamen starke Ge- 
witter herauf. Ich ging dureh die Stadt : etwas Too war das Elnzigo, 
was ich in den Ruinen bekonimou konnte, und ich wartete dann uutor 
einer hohen Baniane vor der Stadt auf moiuo Kulis, mit denen ich 
heute einen harten Strauß gekämpft h«tte. Sie hatten gehofft, daß ich 
von den Strapazen meiner Reise genug haben würde, um in Tnnglu 
den Ausflog sn beenden und Ton dort sn Wasser nach Ningpo an- 
rllcksokehren. Als ich eiklürte, dafl ich noch in dieses Tal hinsnf- 
steigen wOrde, begann bebah eine HeutereL Wiedediolt hatten me 
▼ersudit durchsabrennen, aber da ich stets einen Teil ihrer Zahlung 
▼orenAielt, Ikßte idi sie damit an dem empfindEchsten Punkt Um 
etwa mit einem Tdl meines G^lekes fortiugehen, dasu waren sie su 
ehrlich; anch hätte dasselbe nichts enthalten, was ihnen von Nutzen 
gewogen wäre, und wo das Silber sich befand, das war jlnn n nicht 
bekannt. In andern Teilen von China würde dio Posiüoa aüerdings 
sehr schwer zu halten gewesen sein, aber ich hatte es hier mit der 



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54 



BciMin In TtdMkiMig» NganliwA «iift KtongRU 



besten KJawe yon Leuten sn tan, und eo «ehr ich ne mit l^ehtem 
GepXck und kuxsen Tagemlbiehen gesobont liatte, liatten sie doch 
Omnd genug m Ungen. Denn da sie Ton Ningpo, also ans der Ebene 
waien, so war ihnen das Tragen des G^pftekes auf die Berge hinauf 

sehr schwer, und rio stöhnten unter einer Last, welche ein Borgbe- 
wohner mit Leichtigkeit getragen haben würde. Und doch — hätte 
ich sie nicht gehabt, so wäre e» nielstenteilH unmöglich gewesen, die 
nötigen Träger zu bekommen, und ich hätte zum mindesten einen 
wiederholten unnötigen Aufenthalt und sehr viole üble Auftritte ge- 
habt. Ich sah ganz deutlich, daS, wenn ich sie von Tunglu nicht 
weiter mitgehabt hätte, ich die weitere Reise hätte aufgeben m&ssen, 
denn hier herum wttrde die Schwierigkeit^ von Ort au Ort Triiger zu 
nehmen, unsll^ch sein. 

Schon seit Tunglu hattm sie nun verschiedene Mittel versucht^ 
um weggeschickt an werden. Jetst vwfielen sie darauf, mich duidi 
Langsamkeit aur Ungeduld au reiaen, damit ich sie wegen der sehr 
kurzen Tagemlrsdie wegschidcen sollte. Obwohl ich schon um 
5 Uhr früh aufgebrochen war, erreichten sie die kaum 2 '/a Meilen von 
dem Nachtquartier entfernte Stadt doch erst um 3 Uhr nachmittags. 
Allerdings war meine Ungeduld gereizt, und atich der Magou kam 
dabei sehr ins .Spiel; denn ich hatte noch kein irrühstück gehabt und 
imterweg» nichts zu essen bekommen, und erst von der Ankunft des 
GepAcks konnte ich Abhilfe erwarten. AU sie endhch einer nach 
dem andern heranaotteltra, gewKhrte ich ihnen weder die gehoffte 
Nachtstation m Fdnnschni, noch schickte ich sie weg^ sondern be- 
orderte sie nodi vor der Stadt, weiter talanfidirts an gehen. Ich sab, daß 
alles darauf ankam, sie fiber diesen Ort hinausauhaben, wenn ich auch 
deudieh med:te, da6 ich einem schweren Gewitter gerade entgegen- 
lief. Es mußte Zwang angewendet werden, und bei dem Wider- 
spenstigsten war sogar eine gewisse Gewalt notwendig; von diesem 
Moment an war er der Willigste vuu .dien. 

Kaum waren wir über die Stadt hinaus, so erreichte um ein 
Achtbarer Platzregen, der in wenigen Minuten die Wege und die 



Witapenstigkeit der Kalis. 



55 



mit hohem Gras bedeckten Felder anter Wasser setzte. Zum QlUck 
befimdea wir uns in der Nähe des Flusses. Das erste Boot, das wir 
hier Am Ufer sahen, stieß sofort «b, als es uns kommen sah, da der 
Mann sieh vor uns filrchtete. Es bUeb uns nichts übrig, als ein zweites, 
das in der Nihe lag, ans einem Yeisteck her an ttbemschen und es 
in Besddag an nehmen. Wir brachten nun wenii^tens unser Geplek 
nnter Daeh und machten einen Kontrakt aof 800 Cash fitr die Fahrt 
10 1! stromauffrlirts nach dem Marktflecken Yintsohti. Der Regen 
strömte fort mit wachsender Heftigkeit: es war ein vollständiger 
Wolkonbrucli, uüd wir kamen langsam vorwärts. Dia zwei Bootsleute 
hatten ihre Kleider abpolegt und arbeiteten hart, da ich ihnen eine 
große liezahlung angebuten hatte. Bald begann es dunkel zu werden, 
zugleich wurden die bisher klaren Fluten des Stromes golb und trübe. 
Das Wasser stieg, mächtiger und mächtiger rauschte der Strom herab, 
Strftncher and Binme in Menge mit sich fUhreod. Wir sahen, welche 
VerwUstongen er an den HUgdn, awischen welche wir jetrt eintraten, 
angerichtet hatte. An ein Weiterfahren war nicht za denken : gegen 
einen solchen Strom war nicht anaokonmien; anch war die Fahrt 
sehr gdEUirHch. 

Wir mnfiten anlegen und fiuden zom GlQck dicht dabei ein 
Dorf, wo wir uns in einer der HSaserminen ein nicht sehr komfor* 

tables, aber doch orträgliches Unterkommen boreitoton. Das Dach 
war .scliadhaft; wir suchten die wenigen regensicheren Stellen des Fiiß- 
boden.s auf, und auch diese waren bald eine Lache. Wir uiußten dann 
aas alten .Speichen, Sparren und Brettern, die wir vorfanden, ein 
Gerüst bauen, auf das wir unser Lager Uber dem Wasser aufschlugen. 
Mahlzcitssorgcn kenne ich auch in solchem Falle nicht mehr seit 
meiner Erfindung der ChoUet>Liebig— Snppe mit oder ohne Eier, dem 
non pIns nltra von Beisekost, das uns stets in korzor Zeit eine voll- 
kommen soreiohende Nahrung gewHhrte. 

Am folgonden Mozgen regnete es weiter, ich wölke aber das 
Quartier nach einem besseren Ort yerlegen. Im nassen Geblisch fort- 
gehend, &nden wir in knrser Entfernung einen Ideinen Basttempel 



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BeiMU in Tschekiang, Nganbw^ und KUogsa. 



neben einigen bewohnten Häusern, doch waren die Leute so scheu und 
ungefällig, daß aiü uinc liüusliche Einrichtung unmöglich machten. Wir 
mußten weiterziehen, und zum Glück hörte es auf zu regnen: es trat 
angenehmes, kühles Wetter ein. Wir kamen aber erst um 9 Uhr zam 
ordentlichen Aufbruch, zudem war es der dritte Wandertag, daher 
alias matt wie die Fliegen ; wir machten infolgedessen nur einen kuisen 
Uaiaeh. Von dem rechten Ufer aetsten wir auf einem Boot wieder 
auf das linke Aber. Der Strom hatte sieh sehr beruhigt, und man sah 
nur noch die Spuren der VerwAatung, die geatem die angeschwollenen 
Wasser angerichtet hatten. 

Wir kamen mm endlieh nachYintMhfltschOnn, nnserem gestrigen 
Ziele. Dort stand zwischen den zahlreichen Ruinen eines einst be- 
deutenden Ortes eine kloine Häusergruppe von einladendem Aus- 
sehen, wo der Talbowohuor und der Schiffer bei Kaul'ieuton in Fan- 
putsz? (Restaurants) und Tscliakwan (TeehHusern), bei Barbieren und 
Schneidern seine Bedürfnisse befriedigen kann. Von hier ftihrt der 
Weg an der linken Tabeite an Berggehangen hin. Der Talboden iat 
schmal und wird suweilen von Httgeln, die sich an den Floß heran- 
ziehen, gana yerdrttngt Der enge F&d war hoch ttberwaehaen : wir 
gmgen in einem fortdauernden Vwstedc und mußten tms durch die 
dicken, dichten, 4 m hohen Grilser und Stiäacher, welche oft Ton 
dornten Schlingpflanaen dnrchwadiaen waren, Bahn brechen. Hier 
und da blickte man Unks hinab in das schmale Tal nüt seinen ver- 
wilderten Reisfoldom. Am Wege fanden wir Rasttempel auf den schön- 
sten Au8sicht«i)unktcn, die überrosto einer Zeit lebhafteren Verkehrs. 

Nach '20 Ii stets gleicli bh'ibcnder Wegstrecke stiegen wir in 
eine Talweitung hinab und erroirhtOTi das Dorf ^fa t*?«^lm pu am rechten 
Ufer des Flusses. Auch dies ist einer der gröÜcrcü (Jrtc trühcrer Zeit; 
jetzt war nur ein halbes Dutzend Häuser bewohnt. ÜIs gab einen 
Kaufladen, und als Meckwürdigkeit sah ich einen gesattelten Esel, 
dessen Herkunft mir rittselhaft war, da in diesen Gegenden Ein* 
hufer sonst überhaupt nidht zu finden sind. Der Ort Tcrdankt seine 
Exiatena der Einmündung emes grofien Baches, der Ton Tschang» 



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Nmm Aoaledlar ia d«ii BnbMi» 



57 



hwahsien horeiDkommt. So schlecht die KommunikatioD von hier 
talabwärts erhalten ist, so gut ist aie talaufirirta* Ich war meinem 
GepSck sehr weit allein vdfomgogtiagaa, da Ton jetst an Splingaert 
ateti zur Bewadrang und itun Antreiben der EuKs anr&dtbleiben 
mußte, und sachte einen snr Mittagaraet geeigneten Ort aua. Ich kam 
auf einen XuSerst romantischen Weg, der in felsigen BezgabhSngen 
ansgehauen und mit einer Steingalerie von unten her au%ebaut war. 
An einem der schönsten Punkte inmitten hoher belaubter BSume stand 
ein Stoinbaldachin, von dem sich eine schöne Aussicht bot. Wir hatten 
hier einen der angenehmsten Rastorto, die wir bisher getrofteu hatten. 
Zu meiner Verwunderung nahiupn die Kulis mein Anerbieten, hier 
die Nacht zu bleiben, nicht an, soudern drflnLC a, noch 5 Ii weiter zu 
gehen, nach dem Dorf ^futing. Sie hatten in Erfahrung gebracht, daß 
dort Landsleute von ihnen in größerer Zahl seien. 

Der Ort ist ein Marktflecken, und wir blieben in einem Gebäude 
mit großen Hofil&umen, das froher als Yamen gedient hatte. Dieser 
Ort ist auf dem Wege, eine Kolonie von Ißngpo zu wecden : schon hatte 
ndi eine Menge Binwanderer dorther niedergelassen, und meine Kulis 
Ahlten sich hier daher gana zu Hause. Sie wurden gastlich au%e> 
nommen und bewirtet und kamen au dem Ekitsehluß, sich nach der 
Rflckkehr in ihre Heimat auch hier snsusiedehi. Zum ersten Male 
wieder waren sie vollständig guter Laune, die sich auch von jetzt an 
bcBBcr erhielt; denn während sie nur immer Wildnis und von Tigern 
bewohnte Gegenden vor sicii gesehen hatten, orkaunten sie nun, daß 
die Kenntnis neuer Gegenden doch nicht ganz unwichtig für sie sei. 
Schon häufig hatten sie am Wege die neuen Ansiedler im Tal nach 
ihren Verhältnissen gefragt und gefunden, daß dieselben auf dem seit 
SO vielen Jahren brach liegenden Boden ein günstiges Feld für Unter- 
nehmungen gefunden und sich bei einigem Fleiß eine angenehme 
Esdstena gegründet hatten. Der Boden ist frnohtbar und edaubt Reis- 
han und Seidenaueht, an Brennhola ist kein Mangel, und die Tal- 
gehSnge sind an Anpflansungen von Blumen und Strlluehem wohl- 
geeignet. 



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58 



Beiiea ia Tachekiang, Nguhwil und Kiangsa. 



Es ist eino auffallende Encheinuog, ein von der Natur so be- 
gOnstigte« Tal wie dieses ▼on so wenigen Menschen bewohnt und 
diese dennodi immer in gio0er Armut sn sehen. Die Felder koste« 
ten Yor der BebellioD 40000 CMh pro ni6n, jetrt nnr 1000 Casli. 
If «n sollte erwarten, das Land von einigen reichen Leoten ao^kanft 
and den Tagelohn steigend, das Volk wohlhabend au sehen. Aber 
der Tagelohn ist, wie fibeiall, nnr 50—100 Cash filr den Tag, anBer 
der Kost Die VeihSltnisse bessern sieh nur gana aUmlÜilieh, in dem- 
selben Mal3e, als neuer Zuzug kommt. Die alten Bewohner des Tals 
sind 8ohr gering au Zahl. Es kommen neue Ansiedler aus Niugpo 
und Sclmuliin«!; in Tschekian«,', sowie aus den Provinzen Ngatihwi'!!, 
Hupe und K^z tachwau. Sie madicn kleine Strecken der verwildortea 
Felder urbar und scheinen gute Ernten zu erzielen. Die Wohnung ist 
billig, der Einwanderer nimmt ein altes Haus in Beschlag und baut ea 
aus. Diese langsamen Auf bosseningen bestibken die Schlüsse, au 
denen ich durch manche Mhere Beobachloog gekommen war, daß 
nSmlich das Ma6 der bebaubaren Ackerflftehen in direktem VerhAlt- 
nis aur Quantität der Düngerproduktion, d. h. sur BevOlkernngsaahl 
steht und nicht ttbmchritten werden kann, ohne einen geringeren 
Bodenertrag mit sich an fthren. Selbst hier, wo die Felder 18 Jahre 
brach gelegen haben, sind sie durch tausendjährige Kultur so er- 
tchöpft, daß dieser Satz anwendbar bleibt. Liii Abf^ang der Bevölke- 
rungszahl, wie ihn dio Taiping-Rebellion mit sich gebracht hat, ist daher 
auch in China eino direkte Vermindening der Stcuerkraft, ebenj'O wie 
anderswo. In diesem Tal ist lotztoro wahrscheinlich von einem sehr 
hohen Maß auf ein sehr bcsciiränktes herabgesunken. 

Einer beinahe kalten Nacht folgte ein klarer, aber kfihler und 
angenehmer Tag, und wir konnten die lange Strecke ron 60 U ohne 
grofie Anstrengung snracklegen. Die FOfie haben an luden, da alle 
Wege mit gUtten RoUsteinen gepflaatert nnd, wie ea schon Ton Tonglu 
an der Fall gewesen war. Der anmutige Charakter der Landschaft 
setat in der Weitung von Mulang fort; diese wird durch Querriegel 
von beiden Seiten Im Norden abgeschlossen, und es folgt dann wiedw 



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59 



ein Talbodeo. Von hier mm hatte idi den ersten Anblick det Ti8n> 
niu-Gebiigei, dM sich ela ein langer Rtt<dcen zeigte. Der Weg windet 
•ich nnn «in linken Talgehiinge hin. Die Hügel waren sanfter im Cha- 
xakter, da die Torher hinfigen Ealksteinsage hier einer breiten Sand- 
steinsone Fiats machen; sie steigen 250—800 m über das Tal an. 
Besonder« romantisch ist der Blick in der Nahe von zwei Pagoden, 
welche den südlichen Ausgang dos noch höher hinauf folgenden Tal- 
kessels Villi ^ ittsicnhaien bezeichnen. Auch hier iiaben diese Bau- 
werke ihru I nnkfion schlecht verrichtet.*) Die einst umfangrcichö 
Stadt liegt in liuiaeu und ist noch spärlicher bewohnt als Fönnschui. 
Ich sah nur zwei oder drei kleine Krambaden an Stelle der mit Kanf- 
Iftdon besetzten Strafion, wie sie firüher hier gewesen sind. Bis hierher 
ist der FOnnscbuihO schiffbar; ea gibt aber auf der gansen Strecke 
sehr Tiele nnd starke Stromschnellen, nnd bei so niedrigem Wasser 
wie in der gegenwSrtigen Jahreeaeit ist er kaom als eine Verkehrs- 
ader eq beteachten. IGt nnsSglichen Schwierigkeiten wurden die 
kleinen flachen Fahrzeuge ttber die Stromschnellen mit Hebeln und 
Stangen nnd Leinen hiDaufgebraeht Oberhalb YtltstSn ist das Ge- 
AÜle nicht bedeutend und der Fluß überhaupt niclit mehr befahrbar. 

Sowie man den Talkessel von Yiitsitin verläßt, ist der eigen- 
tiiuilicho landschafUiche Chai'akter des Fönn scluii-Tales zu Endo. Ea 
verdankt denselben großenteils dem häutigen Wechsel sehr ßchmaler 
paralleler Zonen, in welchen die Furmationeu mit der stets gleichblei- 
benden Richtung WSW — ONO angeordnet sind. Der Fluß bricht durch 
alle hindurch. Die harten Gesteine, insbesondere derEIalkatein» bilden 
Qnerriegel) nnd in dem weicheren Gtostein nnd dann brwtere Beeken 
ausgewaschen. FrOher bildeten sie Seen, welche jetat in Talebenen 
umgewandelt sind. Die hKnIige Anderang des Gesteins bringt gewisse 
Verschiedenheiten im Typns der Formen nnd im Vegetationsohairakter 
mit sich. Von jetat an beginnen lange Rillen, welche sidi vom TiSn- 



*) Wie schon erwähnt, sollen dit^ Pagoden den Segen des Himmflls Aof dieAn- 
siedeloDgea Lerabdehen, TgL besonders Bond I, S. 579. 



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60 



B«is«a in T«oh«kiaiigT Ngukbwfi und Kiangra. 



maschao herabziehen; aber auch zwischen ihnen dauern die See- 
ablagerangen fort, und man hat auf dem Wege nach jenem Berg eine 
gans große denutige Seeanaffillnng an übenehreiten: sie ist die am 
hdchsten gelegene an diesem Wege, and hier haben sieh die meisten 
Ansiedler niedergelassen. Es scheint, als ob die Wiederansiedelnng 
von dem Ober- naeh dem Unterlauf des Flusses im Fortschreiten be- 
griflfen wtoe. 

Anoh hier ist die Landschaft sdiSn und Tollständig parkartig. 
WUde Bergwftsser stürzen sich herab; ihre breiten Betten sind mit 
großen Gerölieu eriullL, w*"lche sie, wenn der Regen sie anschwellt, vor 
sich herwalzen. Auch der Unterbau der Ebene besteht ganz und gar 
aus solchen ^oßon Oordllen, und nur obenauf liegt die fruchtbare 
Humusdecke, welche zur Anlage ausgedehnter Reisfelder Veranlassung 
gibt. Einer großea Anzahl von Bächen entquillt dw Hauptarm des 
FOnnsohui-Flusses am Südabhang des Si-Ticomuschan und Tung- 
Tifomusohan, die beide durch große Tempel an ihren Sttdgehttngen 
bekannt sind. Der bedeutendere von ihnen ist der an dem We8t-(Si-) 
Ttönmuschan gelegene, nnd nach diesem waren meine Schritte ge- 
richtet Das Tal, in dem ich auffrlits ging, entspringt in der Schlucht 
«wischen den beiden GHpfelmassen. Abends erreichten wir einen 
Tempel, namens IGngkuogtszö, 10 Ii vor dem Haupttempel. Ein 
junger Priester bot uns Gastfreundschaft an und stellto uns ein hübsches, 
reinliches Ziiumer znr Verfiigung, das wir auch annahmen. 

Am 6. Juli erreichten wir den Haupttonipol. Er liegt am Fuß 
der Abhänge des Berges im Waldesdunkei : ein weiter Komplex von 
Gebäuden, die terrassenförmig ansteigen; sie sind meist von den Tai- 
ping zerstört worden, worden aber jetst restauriert. Früher wohnten 
hier 400 Priester und Mönche, und es waren Räumlichkeiten fttr alle 
und außerdem noch fib die Anfiiahme 7on BVemden vorhanden. Ich 
war nun wieder an einem Or^ wo Fremde bereits gewesen waren. 
Schon im Jahre 1848 hatte der If issionar Medhurst von Schanghai aus 
den Tempel besucht. Vor einigen Jahren war Robert Francis ans Ein- 
kiang hier gewesen und hatte den Qipfel des Berges m tther 1500 m 



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D«r TefDfMl am TUSoiMieliM» 



61 



bettiamit, und eiQ dritter Beancb vu Schngfiai liatto, wie wir Ton 
den Priestern erfahren, vor einem Jalur stat^goifianden. Uan wies ans 
in dem Tempelkomplex ein Zimmer u, du bereits den Mheren frem- 
den Besuchern zur Wohnung gedient hfttte. Da wir jedoch dort mitten 
unter den Priestern gewohnt hätten nnd ich vorzog, in der Natur zu 
leben, so si hl;m irh dieses Anerbieten au» un.I sup)ite mir ein kleines 
luftiges Grcbäude, eine Art offner HaUe, aus, die ein wenig abaeit.s vom 
Tempel unter uralten schatdgeaBäumen neben dem Uber Felsen herab- 
stfisenden Bach gelegen war und jetzt als Reisspeicher diente. Die 
Crieeter waren erstaunt über meinen eigentümlichen Geschmack, da 
nnch ihren Begriffen das mir nnent angebotene Zimmer die Hohe des 
Komforts bot, während das yon mir gewühlte Quartier in iliren Angen 
einem Stall übnlich war. Ich liatt» jedoch attes, was ni einem ange- 
nehmen Aufenthalt nOtig ist^ und Luft und Licht zum Arbeiten. In 
meinen geologischen Notiaen und Karten war viel nachsnholen, und 
ich beschloß, einige Tage zu verweilen. Schnell fand sich in Gestalt 
von Böcken uud Brettern alloB zusammen, wa-s zu einer bohaglichen 
Einrichtung gehörte; Teppiche, Decken und Flaggen brachten auch 
den nötigen Schmuck hinzu, so daß die Priester mit Verwunderung 
den Salon betrachteten^ den ich in dem bescheidenen Gebäude her- 
gerichtet hatte. 

Am nächsten Tage wollte ich den Berg besteigen, aber das 
Wetter wartrttbe und neblig. Später begann es suregum, so da0 ich 
meine Zeit mit häuslicher Ari>eitTerbringen mußte. So Tiel ich sehen 
konnte, besteht der llfinmnsduui ans swei, 1300 — 1500 m hohen 
langgesogmen und einander sehr ähnlich gestalteten Beiden, die «n> 
in ^er WSW— ONO sich erstreckenden Linie angeordnet 
sind und sich durch ihr flachwinkligea P^fil von allen umgehenden 
Bergen auszeichnen, wie sie auch alle südlicher gelegenen um minde- 
stens die doppelte Höhe übertrofibu. Sic sind durch einen eben- 
falls -ohr hoch gelegenen flachen Sattel verbunden, Uber den der 
Weg nach Siaufönghsien führt. Diesen Weg hatten Medhurst und 
Francis eingeschlagen. Die Zeit dmr Stiftung des westlichen Tempels 



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62 



JtitStn in TKÜMkiBBg, Kginhird und KUuigia. 



hftbe ioh nidit otfahren könnm, doch Bcheint ein kwMilicher Beaach 
vor ungeflilur 700 Jahran, ako sa jener Zeit, als die Kaiser der San^- 
Dynattie xeitireise in Hangtsdiön residierten, ein epocheroacfaendes 
Ereignis gewesen an sein. Als die Taiping-BebeUion sich hieiher 
sog, fiacbteten die 400 Mönche bei der Ankunft der Bebellen in 
die Berge. Viele sollen dann nmgekommen sein, andere worden ge> 
tötet, andere mitgeschleppt und gewaltsam verheiratet. Der Tempel 
besitzt 70 m()u Reislaod, welches für die Fütterung der noch vorhan- 
deueu 30 Mönche und der 20 außerdem angestellten Dienstleut© hin- 
reicht. Die 50 Manu verzehren tägUch 70 Oatties oder ungefähr 
100 Ffund Reis; dazu essen sie GemUse, welches sie selbst bauen. Die 
Almosen, die sie sammeln, roichen fttr die weiteren Bedürfnisse und 
aar Ansaablnng eines Tagelohnes von 50 — 100 Cash an die Arbeiter 
bin. Bau- und Brennhols gibt ihnen der Wald im Überfluß; aacb 
Ziegel und Kalk brennen sie selbst Idi fitnd die Priester mit Aus- 
nahme von zweien sehr stupid und ihre unabwdsbare GeseOsohaft 
ISstig. Zum Glflck mnfiten sie ihre Besuche stets kurs eioricbten, da 
6m Glocke ne immer wieder bald an ihren Tempeldienst mahnte. 

Der Tienmn sehen ist gleich dem Ti^ntaischan eine außer- 
ordentlich gooiguoto Stätte für den Naturforscher: der Botauiker, der 
Omithologe und der Entomologe werden hier reiche Beute finden. 
In beiden FHllen haben nie es mit einem üppigen Pflanzenwucli« zu tun, 
der sich auf bedeutende Höhenunterschiede verteilt, hier in noch grö- 
ßerem Maße als bei dem südlicheren Berge. Ich kenne wenige Orte 
im Östlichen China, wo noch eine so kräftige und ausgedelinto Wald- 
▼egetalion au treffen ist wie am Titomuschan. Alle Beiae der Mora 
dieses bllttenreiolien Teils von China finden nch hier vereint Audi 
der Maler wOrde manchen Stoff fttr seinen Pinsel finden, insbe* 
sondere würden die bransenden WildbSdie mit der strotaenden Vege- 
tation ihm Gelegenheit an Vordexgmndstudien bieten. Aber audi der 
Tourist hat in China nicht hiofig Gelegenheit, einen fttr lingeren 
Aufenthalt gleich geeigneten Ort zu finden. Der Weg nach der Berges- 
höhe ist kurz, und bei klarem Wetter wird er dort einen schöneren 



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Ein Päanzenparadiet. 



Cberblick übur einen clor besten Teile von Chiua liabou, als er von 
irgend elnom audem Höhepuukt geboten wird. Dabei ist der Tempel 
mit großer Leichtigkeit zu erreichen. Man kann von Hangtschöu bis 
nach Lin ugan hsien zu Wasser fahren und hat von dort nur einen 
Tagemarsch bis zum Tempel; da TragstUhle stets zu haben sind, so ist 
der Besuch des Tempels auch für Damen lu ompfcblen. 

Aaeh an den beiden folgenden Tagen war der Becg verhüll^ und 
ieb stieg daher nur an seinen ÄbhSngen hinauf, ohne bis mm Qipfel su 
gehen, da dessen Besteigung in Ermaogelung einer Ansttoht mir yon 
keinem Kutaen gewesen wSre. Am 9. Juli brach ich dann auf, um 
mich nun wieder nach nnbesnchten Gegenden au wenden. Das Ziel 
war NingkwohsiSn. Der Weg dorthin war niemandem bekannt; die 
Beise wurde als sehr schwierig, die Gegend, in die ich kommen 
würde, als wild und unbewohnt boschrioben. Bei meinen Kulis galt 
Cö als t"i .-t^trhijnd, daß es in Ningkwo fu eine Gegend, 3000 Ii lang 
und lüUO Ii broit*), gäbo, wo sich nur Räuber imd Tiger aufhielten 
und kerne Lebensmittel zu haben wären. Sie schauderten bei dem 
Gedanken, dorthin gefUhrt an werden, and wiodor begann das Murren, 
dem ich meine Antoiilät entgegensetsen muflte. 

Am Mhen Morgen brach ich aus dem Waldesdunkel des Titin- 
mn sehen and Die ^mae F^estersehsfi war yenanmielt, um meine 
Besahlnng, welche sie sehr befinedigt annahmen, und einige kleine 
Geschenke au empfangen. Znnlchst galt es, einen Weg zu erreichen, 
welcher Ton Yfl tsien huSn nach Ningkwo hsiCn fthrt nnd von dem ich 
dnreh den Besuch des Tempeis abgegangen war. Um dies zu tun, 
ii;iiiito ich eine Anzaiii der vom westlichen Teil des Tienmuschan 
nach .SUdcu ausstrahlenden Schluchten und die sie tronuendon Kücken 
überschreiten. Es waren 3 Pässe zu übersteigen mit Krhobuugea 
von 150 m (Luugliog), 200 m (Schöu ling) und 300 m (YangUng), die 
Höhen von den Talsohlen aus gerechnet. Es ist eine anmutige und 
liebliche Gebirgpgegend. Die Talböden sind schmal, aber gerade in 



Um «twa ISOOXMOkm, glaidi 450000 qkmf 



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Baliam in TicliflUugi Kfubw^l und KiaBgiii. 



diegem höchsten Teil der WasBerlftafe hat sich der Feldbau suevst 
wieder au^esdiwungeo. Die tenanierlen Keiafeld^ des ebenen 
Landes waren hier reich «g BewKsserungen vom Berge her und sind 
kultiviert; d«r Anbau an den GehXni^ aber ist nech nicht wieder 
aufgenommen worden. In jedem kleinen Talkessel sind daher nor 
einige Hftuser wieder bewohnt und awar meist von Landeseingebore- 
nen. Es scheint, daß diu frischen Bergwässer für die Reiskultur günsti- 
ger sind als diejenigen, wolclio bereits durch größere Talstreekon tiher 
Reisfelder geflossen sind, und daß dies der Grund dos AnlÄugb der 
Kultur in den größorca Höhen ist. 

Wenn man in die Gebirge hinaufsieht, so verzweigen sich die 
Schluchten in dasselbe swischen einem Labyrinth kleiner grüner 
Rttcken> Die Vegetation sprofit auf diesen sehr ttppig. Man fiber' 
sieht mit einem Blick eine solche FUlle von frischem grünem Leben, 
daß man kaum ^aubtj in demselben Lande zu sein, wo, wie in der 
Prohns SdbtaDsi, Hunderttausende in Erdhöhlen in fader, einförmiger, 
gelbgellbbter Landschaft wohnen. Es fehlt nur an Unterbrechung 
^eser fortdanenid lieblichen, anmutigen Natur durch schroffere 
Formen. 

In »olehon Gegenden erkeiuit man recht, daß man Ciiiua nicht 
beui'teilon kauu, wenn man nur einen Teil des Landes gesehen 
hat: man inuU in verschiedenen Gegenden tief ins Innere, abseits 
▼on den großen >;3traßen, eindringen, um ein richtiges Bild zu ge- 
winnen. Erinnern auch diese oberen Teile des Fönn schui-Talbeekens 
nicht so beredt an irgend eine bestimmte Gegend in Japan wie die 
Landschaften in der Axialkette, so kommen sie doch an Lieblichkeit 
der Natur manehen der schönsten Teile jenes Landes, s. B. den nörd- 
lichen AbhSngen des Oyama, gleich* Aber auch hier fehlt der Reis, 
den die Menschenhand schafft: alle Staffage und alles, was die Katar 
▼erschOnert Der Tempel am TiSnnraschan s. B. ist weit großartiger 
ab die meisten Tempel In Japan, und die Katur hat auflerordenllich 
viel getan, um ihm Reize zu verleihen; aber es fehlen jcuo versteckten 
Aufgänge, die verschnittenen Hecken, die Torii, welche großen Baom- 



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über cUe Grenze Tschekmog — Ngauhwei. 



65 



gruppen einen so geheimnifvollen Zauber geben, und es fehlt vor allein 
eino ansprechende Bevölkcruiig. in dict* n ;ibgcsclilos8enen Gebirgs- 
gegenden sind die Leute gutmüdg und liaimios, aber sie erwecken 
nicht unsere Sympathien. Außer Feld und Haus kennen ihre Godaukon 
nur noch Geld und Gewicht, und man hört im gewöhnlichen Loben 
auch nicht eine ansprechende Bemerkung. Bildung fehlt gänzlich: 
die Leate können weder lesen noch schreiben and wiwen nichts über 
die Grense ihree Diitriktee iunans. Dasa konunt du stete iJistige An«» 
fingen, ^e UnzeinEebkeit nnd die oft tehr widenrürtige Anülrini^eh- 
keit Dw Anbau dee Lnndee geht hier nieht ^el Uber die Getreide* 
arten Idnaiu ; einige EastanienbMnme, StOlin^en, Haolbeerbltame und 
etwaa Teekuttitr finden noh woU ttbenU, aber spanam aentrent, nnd 
es gibt weder Fracht* noch ZierbBome. 

Bei Yanglingköu, nach Überschreitung des Yang ling- Passes, 
80 K vom Tempel, erreichte mein Weg die von Ytttsicn kouimende 
Verkolirsstraße, die selbst nur ein Fußpfad ist. Von hier au geht es 
fortdauernd in demselben Talboden KtromaufwHrts. Noch 8 Ii weiter 
kamen wir zu einem Tempel bei einem gröfiorea Doi£ Alles sehnte, 
lieh nach Ruhe: der Weg über den Yangling war bei großer Hitse 
aorUckgelegt worden nnd ongemein anetrengend gewesen. 

Am 10. Juli halten wir nwtk 15 ii an eteigen, um den Paß TaiSn- 
tnn kwaa an erreiohen, weldier die Ge wilaier des TaiSn lang Ton denen 
des Tangtud leheidet nnd die Grenae der ^vinaen Tachekiang nnd 
Nganhw^i büdet Anf der Hdhe, welche aoa Granit aaaamxnengeaetrt 
iaty «lefit ein Stftok alte Festungsmaner nnd eine verrostete eiaeme 
Kanone. Der Anstieg wie der Abstieg sudnnrknn, und beide betragen 
150 — 200 m über dem Niveau der angrenzenden Täler. Man geht 
sehr allmählich über Gehänge, die g^nz mit Gras bewachsen sind. 
Früher erstreckten sich Reiateider bis oben hinaul', sie sind aber ver- 
wildert. Die JVleoreshöhe des Passes ist wahrscheinlich ungefähr 
350 m, die Qip&l des Zuges, in dem er eingesenkt ist, dürften bis 
1000 m aufragen, aber kaum darüber. Der ganze Zug besteht ans 
Granit und aeiohnet ueh soharf in der Landschaft ab. Hva ging es 

aiAAMta, TtfM«i«r, n.Bni. 5 



66 



BdMo in TtdinlHaiig, Ngnltwtt uaA Ebapn, 



hinab in du Til des TonghÖ, der swar geringes GeftOe, abfior dooli 
einsehie StronudmeUen bal^ webslie die Sdiiffidirt oberhalb Ning- 
kwohsiSn onmö^di machen. Die Beisfelder im obenton Talboden 
waren anch hier der KnHnr wieder gewonnen, aber schon 85 ü ab- 
wärts lagen sie noch vollständig brach; die Dörfer waren wie an der 
Sudseite oiti«t iii oß und wohlhabend, sind aber jetzt nur spärlich von 
einigen Einwaiidororn bowoliiit. Die Szenerie ist nicht so lieblich wie 
Büdlich von der Wasserscheide, aber auch recht hübsch. An den Tal- 
wänden zieht sich schöner Nadelholzbestand hinan, meist20 — 30 Jahre 
alt; doch sah ich aoch einzelne Schläge von 50-~60 Jahren. Der Wucht 
der Biomo war aber •ehlecht £§ wnide jelat stark gefilUt^ beeonden 
das jnnge Hola, das in FlOAen aniammeogebonden ttromabwlrti 
wandert Kan kennt dabei gar keine Ökonomie, ond e« worden sehdne, 
didie StMmmOi an denen doch Mmit grofier Mangel hemeht, an Brenn- 
kols aersehnitten. Wir eirriehton abends einen weidlofigen Tempel, in 
den wir nns einqoartierton. Gleidi vielen Tempeln dieser Gegend war 
er in Reparatur begriffen, was bei den Tempeln in Tscheki&ng noch 
nicht der Fall gewesen war. Zum ersten Male auf dieser beschwer- 
lichen Reise wurde ich ernstlich unwohl, doch hatten die Mittel, welche 
ich bei meinern Gefolge schon zu wiederholten Malen angewendet 
hatte, auch bei mir die Wirkung^ das Übel im Keime zu vertreiben. 

Mit diesem alten Qemlner am Paß Tsienteiokwan, welches in 
firflhever Zeit aar Vertoidigong von Tschekiang gegen die von Ngan« 
hwü her geiiohtoton Angpille gebaut war, betraton irir eine andere 
nrovina and ein anderes Flnflgebiei. In den loteten Ttgen standen 
stets schwere Gewitter am Himmel. Ich hatte mich so daran gewtthnt, 
da0 es nnntttig war, vor ihnen Sohnts an snehen, da sie den Ort, wo idi 
Znflnchtnahm, nie erreichten, daß ich nunmehr audi bei dem drohend- 
sten Unwetter stets vorwirts ging. Gestern hatten wir ein besonders 
achwerosWetter im Tale unter uns goselin, und heute liattou wir Gelegen- 
heit, den Schaden zu beobachten, den es angerichtet liatte, da wir in 
den Bereit 1; dur Cborsehwcmmung kamen. Der Fluß hatte zum Teil 
d — 4 m über seinem Niveau gestanden, atellenweiae das Tal in seiner 



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Weit«r durch das rarwildert« Laad. 



67 



ganxen Breite bedeckt und die Saaten auf den Feldern yeniditet; 

auch die Straße war an vielen Orten zerstört. Dennoch fanden wir 
bereits alles Wnsäer abgelaufen, und es standen nur nocli einzelne 
Lachen auf dem Boden. 

Am 1 1 . Jali gingen wir 55 Ii weiter talabwärts. Enge Talstrocken 
wechselten mit andern, wo der Talboden eine Breite von 1000 m er- 
reicht. Der Fluß ist hier mehr gewunden als höher hinauf, und große 
.Strecken Yon zohigem, tiefem Wasser wechseln mit seichten Strom- 
tchneUen. Es gab einige Stellen, wo hohee Gettrlhieh und Bihime 
Überbang und Sdiatten gewSbrten; anoh ptlditige BadepUtae wurden 
im Laufe des Taget mefarfaeb benntit Einige Ifale verilSt der Weg 
den Fla0, um Uber medere l^lne zu führen. Bei dem Dozf Sa'kiaa 
ist dev obere mehr bewobnte und angebaute Teil dei Tale« abge- 
•cUoiBen; et folgt eine Enge. Die nSeliflten Weitttngen, inabeeondere 
diejenigen der Dörfer Schi k<Su und Mdilintschönn, haben viel schönes 
Land, aber es ist noch eine WiiJuid. ganze Dörfer sind hier als Kuiuen 
unter hohen Gräsern und BanibuBgCötriipp vergraben. In andern 
Dörfern ?ind einige wenige neue Ansiedler. Die Berge zu den Seiten 
werden niedriger, die Landschaft ireundhcher. Die meisten Hügel 
8indnur200 — 250 mhoch, aber an den stets parallel hereinkommenden 
Zuflüssen erhält man Durchblicke auf Höhen, welohe bis 500 m über 
die TaleoUe aufragen. Wo ein BUok talabwärts gegeben ist^ sieht das 
Land offen und frei aus. Sdiik6tt bt awisdien dem Elufi und der 
steilen Bergwand eiugeswingt. Hier bielten wir eine Ifittagsrast unter 
sehattigenBlumen; ihr folgte einer der heifiesten und besehwerliobsten 
Teile meines ganzen Beiseweges, wxewobl er nur 10 Ii betrug. 

Die erste Hälfte davon ftthrte an einer Bergwand hin, von der die 
.Suunenstrahicu reflektierten, die zweite Haiitc duicL dio baumlose 
Ebene auf einer harten, tennenartigen Straße auf Lehmgrund. Jenseits 
winkte ein vereinzelter Baum zu einem schatti<^nn Platz. Alles eilte 
darauf zu, denn die Gewalt der vom Boden zurückgeworfenen Strahlen 
war geradezu tötend, und wir fUhlten mächtig den Einfluß, welchen 
ue ausilbte, so daB bei etwas längerer £a^oniemng die schlimmsten 

5* 



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68 



Bdsen in TaeheUiag» NgviliwA und KteDgao. 



Folgen sa filreliten waren; dasn war es yoUkommen windstill. Die 
fiut gm» Terwildecte Ebene wird von einer dordi ihre BegelinKOigkeit 
ftoAülenden, geradlinig S W— >K0 streichenden, waldbedeckten Hflgel« 
kette abgeschlossen, deren KuppoD nch wie eine Feiienschnnr anein- 
anderreihen. Hier erholten wir uns im Waldesschatten bald von der 
kurzen, aber schworen Strapaze. Wir betraten dann ein reizendes 
Döfilö, welches der Fhißljogen umspült. Enge, üppig bewachsene 
Scliluchton ziehen bIcIi herab, und die Abbängo waren mit bUiten- 
reichen Sträuchem bedeckt. Auch das Dorf Mei Hn tschüno, 20 Ii 
unterhalb Sohiköu, wo wir Übernachteten, ist in einer mit verwilderten 
Feldern bedeckten Taiweitong gelegen. Wir kamen an einen Tompel, 
der ToB Ton Slrgen stand, d* er anr Fainiliengnift diente. Wir gingen 
weiter nach dem Dorf nnd moBten nun ersten Mal auf dieser Reise 
ein Unteikonunen in einem Wutshanse snchen. Da es im Iimeni 
h«fi nnd scbmutDg war, ao bereiteten wir ons ein Lager nnter einer 
Art Dach in £^ant des Hauses, wurden aber Ton Menschen, BOffsln, 
Hnnden, Schwemen und Moskitos so inkommodiert, dafi an ScUaf 
nicht zu denken war. 

Auch am iiiichüioa Tage dauerte die Iliue fort. Um 5 Uhr fnih 
waren gewöhnlich 2j — 27° C, und mittags wuchsen sie bis 37 und 39°; 
doch ist, wie schon erwähnt, der Temporaturgrad kein absoluter Maü- 
stab für die Hitze. Sie ist hier viel furchtbiu'or und schwerer zu er- 
tragen als in einer trocknen Luft. Täglich entladen ucb dann die 
starken Gewitter, von denen wir nie etwas bekamen nnd Welche die 
lüift nicht abktthlten. Die Weitnngen des Tals nehmen an und die 
Wildnis der anigescbosseneo Vegetation nicht ab. Die Engen Tor- 
sehwinden, daa AUnvialland breitet dch fortdanemd swischen den 
setdiehen Hügeln ans. Die D9zfer sind sparsam nnd Uegen weit ans* 
einander. Nach einer Wegstrecke Ton 80 H kamen wir au dem Maikt 
HttlikiticbSnn am rechten tJfer des Flusses. 5 K dayon am gegen« 
überliegeuden Ufer liegt die Stadt Ningkwo haiön, wo ein großer Zu- 
fluß von SW hereinkomiiit. Auch diese Stadt Ist verwüstet: nur we- 
nige Häuser sollen bewohnt sein, and die Größe des Verkehiä wird 



Dür weiten RaiNplin. 



69 



dadurch angedeutet) daß nur zwei Kaufleute und awei SpeiseiüluBer 
(Faapn) sich etabliert haben. Der Handel hat sich nach Höliki 
gesogen, wetdiea am Fhi0 and an der Vereinigang verBchiedener 
Stra0en gele^n ist Hi«r war endfidi wieder einmal Leben und Ver- 
kehr: attea neu enradiaea und am den Terachiedensten Elementen 
suaammengewiiifelt. Auf eine Unge ven 500 Schritt reihte lioh 
Bade au Bude, nur mit Speise- uod Teehiasem abwechtelnd. Die 
Gourmandise moinor Kulis wurde beim Anblick dor vielen t;agtrono- 
misclien Luxusartikel, dio sio nach langer Entbehrung einmal wieder 
zu sehen bekamen, aufs li u hbte orro<^t. leh ließ ihnon Zeit, ihren 
Appetit zu befriedigen, und rastete selbst iu einem Teoiiaus, von dem 
man eine schöne Aussicht über den Fluß und das Tai hatte. Ich hatte 
den Qena0| hier wieder einmal ein aemlich gut gebackenea Brot sa 
bekommen. 

Hier war der frtther entwoi&ne Teil mmnes Planes la Ende. 
Heine Absicht war gewesen, midi Yon luer nach Kinghnln aa wenden 
und dann am Kiahwaschan Torbei nadi jenen schOnen und aniie- 
henden Beigen bei T^tang am Yangtia^ sa gehen, die ich frOher 
schon besucht hatte. Allein ich hatte froher einmal Ten Bo jer 
eine ESnladuug evhalten, nach seiner Hlsnonsstation in der imhe von 
Ningkwolisien zu kommen. Ich hatte ihn lui Miirz 1869 auf dorn 
Darapli r zwisclieu Schaughai und Tschingkiang getroffen, und er hatte 
mir viel von seinem Lande erzählt. Von ihm durfte ich hoffen, zum 
mindesten die Informationon zu bekommen, die ich zu einer zweck- 
mäßigen Eütwickelung meiner Eeiaepläue notwendig brauchte. Auch 
war es mir Ton Interesse, wieder einmal eine Missionsstadon im In- 
nern kennen aa Imnen. Ich eefuhri daß der Pater 4$ Ii von meinem 
Bastort stromaofwSrte wohnte, and danach mndte ich mmnen Plan Ter- 
linden). 

Anstatt ttber eine aas nenn hohen Bogen bestehende Steinbrflcke 
nach NingkwohfliSn an gehen, wanderte ich direkt am rechten Fla6- 
ufer abwlrts. Der Charakter der Landsdiaft, der sich schon vorher 
so sehr geändert hatte, zeigte melir und mehr Abweiohtmgen Ton dem 



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70 



B«ii«ii in TacliAldAng, Mganhwä aod Siangsa. 



des Oberlandes, die insbesondere diirch das Anttioien ^renlogibdior 
Formationen hervorgerufen worden, wolclio dort nicht vorkommon. 
Ein ans Kalksteinen bestehender Httgelziig achliefit das Tal gänzlich 
ab, indem der Floß aich nur einen engen Ausweg doroh die Felsea 
gabt Die Talweitaog wir mit hohen Qrilaem ttberwaehseD. Kurs 
ebe wir den HUgelsug ecrdehtoo, fimden wir in dieier Wildnia swei 
Strolihlltten am Flu0ufer| welche lieh ein nener AnkSmoding an yor- 
Itofigem Unterkommen ftr aieh und seine FamiUe eiriehtet hatte, um 
den angreosenden Acker naeh und naeh unter Enltor au bringen. 
Hier bHeben wir. Wir hatten Etosamkeit, fiftehe Luft, IVeiheit, einen 
i iuß zum Baden und alles, was zu einem guten Lagorort gehört. Wir 
hofften auf eine gute Wildschweinsjagd, da diu Insassen uns erzählten, 
daß die wenigen Frliln-, die sie boroits angelegt hatten, jede Nacht 
von Wildschweinen heimgesucht würden. Das Haupt der Familie 
hatte sich anf den Feldern selbst ein Nachtlager hergerichtet, von wo 
ans er täglich die schlimmen Gäste von der Vernichtung seiner Snatea 
aibmlialten bemüht war. Vergeblidiwaehtenaach wir mitihmsdie WUd- 
sehwmne schienen daa Fniver an riechen und wollten gerade in dieser 
Nacht nicht erscheinen. Schon hoch oben im Tal hatte man uns von 
den V erwOstmi gen enihlt, welche dieseTlere anriditeten, und je weiter 
wir herabkamen, desto achUmmer wurden die Berichte^ desto bXufiger 
auch die Spuren Ton der massenhaften Anwesenheit dieser Tiere. 

Am 13. Juli erwachton wir frisch und gestärkt, aber wir hatten 
einen heißen Tag vor uns. Zuerst mußten wir den kleinen Ilügelzug 
tiberschreiten, der den Riegel der T ilwt itnng bildet. Auf den Sand- 
stein, der mit Strauchwerk bowachsen ist, folgte ein kleines, aber 
starres Kalksteiniand und dann ein sanftes Terrain, dessen Ober- 
fläche aus zerbröckeltem Schieferton bestand. Hier trafen wir ver- 
lassene Kohlenbaue. Ich hörte spftter, daß man hier an mehreren 
Orten früher Kohle gegraben hütte, um Kalk au brennen, ao lange 
man Kohle &nd und sie mit VoiteÜ extrahieren konnte. Dann ging 
man nur Hobfenenmg der KaUcOfen über. Der Y eiftU der Grube 
datiert noch vor die Tsiping-Zeit surück. Nachdem wir durch daa 



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Wieder der erste lät. 



71 



D^fil^ gokommeu waren, dtliiito sich wieder broiicB Land vor uns 
aus, aber nicht eben wio vorhin, sondern ein rot und gelb gefiürbtes 
WeMeolwid, das mit Löß bedeckt ist, dem ich hier zom ersten Male 
wieder begegnete« WahrscheinUch hat man ea hier mit einer alten 
fieeanafiülimg sa tnn. Mit dem L0A begeon aieh avob der StMb som 
entea Uale, leitdem ich Schanghai vetUuMen hatte, wieder su melden. 

In dieser Verehenm^ liegt Schnitong, «m kinner, «her aehr 
belebter llbrktfleeken am Fhfi, der aehr nniDgenehm sa paaaieren 
war, da hier eme Ifen Leute Ton dem Unteilande wohnten, welche 
die Abneigung gegen die Fremden in demselben Ma8e besaSen, wie 
man sie in den Marktflecken am Yangtszö findet. Das Volk drängte 
sich dicht heran, und wir hatten Not, Inäuhu abzuhalten. In einer 
Entfernung von 8 Ii in nonlöKtliciier Richtung, gerade vom Fluß liin- 
weg, bogt zwischen Hügeln das kleine Dorf Slitsun. welches mir als 
die MiMioJiBBtation angegeben wurde. Ich war meinem Zuge sehr 
weit voraitsgeeilt, um bei dem Pater meine Au&ahme vorzaberoiten. 
llit den Wegen in der menschenarmen Gegend, in die ich nun wieder 
kam, unbekannt, freute idi mieh, ala ein Knabe sich mir beigesellte, 
der mv sagte, daS er ein dunst sei und mich sn dem Fiiester bringen 
wolle. ünterwQgs maditen wir bei einem Teehana halt, und audi 
hier frnd ich in dem Wirt emen alten Christen. Das Land gewihrte 
keinen angenehmen Anblick: die Httgel sind schön bewaldet, aber 
alles niedere Wetlenland war mit wenigen Ausnahmen nur mit Gras 
bedeckt, die firühcro Kultur gänzlich verschwunden. 

Um 11 Uhr erreichte ich die Missionsstation, ein ganz verfallenes 
Dorf. Die größte der Ruinen war das Haus dos Priesters. Man führte 
mich in eine große, mit einem einfachen Dach bedeckte Halle, sagte 
mir aber, daß der Priester eben -abwesend sei. Dann wurde mir die 
Tttr der Kapelle geöffnet, tind man hoffte, dafi ich mich dann wieder 
entÜBmen würde. Es wurde den Hanslenten nnheimKch au Mut, als 
ich mich mhig binaetste und ezklirte, «n£ den Ftiester warten n 
wollen, «och die Bitte hinnuHlgte, da8 sie nach ihm schicken möchten. 
Bsld veraammelta rieh die gaose Ghristensehar dee Dorfes um mich, 



72 



Bd««n la Tiebeldang, NguhwA nnd Klugni. 



und d« ich wohl gewahrte, dafi es hiw besser sei, «idriugliche Fragen 
abzahalten, so stellte leb mich, als ob ich des Chinesischen garnicht 
mächtig sei. Staunend bctrauhtct^Mi dio Leute den schweigenden frem- 
den Gast, und umgekehrt war auch ich übeirascht, in der Christen- 
gemeinde ein 80 unreinliches Gesindel zu finden, wie es sieh liier um 
mich versammelt hatte, ^^ach zweisttlodigem Warten kamen meine 
Kulis an. Das Erstaunen der Leute wuchs, als wir ohne weiteres das 
Gepäck hinsetzten, einen Tisch erbaten und unsere Mahhseit be- 
reitetem. Als wir eben mit derselben beschMftigt waren, wurde die 
Ankunft de« Ftieiten gemeldet. 

Em Hanltier kam langsam aom Tore herein, darauf ein magerer 
Herr mit einem Strohhut von der GrOfie eines Wag«Drades, in dem 
ieh aber nicht den mir bekannten Pater Bojer erkannte. Der Priester 
erwies sich als ein Deutscher aus Luxemburg, namens Pater Bios, und 
es war mir doppelt angenehm, eine deutsche Konversation führen zu 
können. Pater ßies forderte uns auf, unsere Mahlzeit in seiner Woh- 
nung fort/u Sitzen. Ich war erstaunt zu sehen, daß der Jesuiten- 
missionnr, der in Schanghai mit soviel Pomp auftritt, in den kleinen 
Stationen eine quah ollo Existenz führt. Das hiesige Haus, welches 
sich in seinem Äußern durch nichts von den andern HSasem des 
Ortes unterschied, auch nicht in Besug auf Ordnung und Reinlichkeit, 
war in den untern nnd Hanptitumen vor Eirdie eingeriditet Darin 
stand ein Altar, und an den Seiten hing eine grofle Menge von bunten 
Bildern ans der biblis(^en Gesdiidite. Zwischen diesem Raum und 
dem Dach waren drei kleine Zellen angebracht^ in welchen ich kaum 
aufrecht stehen konnte. Die Sonne brannte auf das Dach, und die 
Hitse war gr80er als in der freien Luft, während im Winter dieselbe 
Wohnunf^ sehr kalt sein soll. Das Mobiliar bestand aus einem Tisch, 
einer Üank, einer Bettstatt und dem Ällcrceringsten Maß unentbehr- 
lichen Hausgerätes, einigen Medizinen und einem Brevier, Außerdem 
hat der Geistliche nichts, nicht einmal ein Buch oder eine Zeitung. 
An Anstalten, die zur Gesundheit besonders erforderlich sind, wie vor 
allem einer Badeeinrichtung, fehlt es gana: der Priester identifiziert 



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EbM jemübdi« llitii<HU«tatioii. 



78 



aich mit seiiier Gemeinde und lebt wo rntt^^ch noch Bchieohter als die 
meittmi Uiti^ieder deneiben. Sein wertToUatee Eigentum war daa 
Hanltier, daa Zeidien aeiner Würde der ongeheure StroUinl 

Ea gab bler achon £rüher eine kleine Cbriatengemeuide : durch die 
Taiping aber wurde aie beinahe aosgerottot Die AnkSmndioge sahlen 
für daa Reidand 800 Caah bia 2 Dollars pro mön, und awar an die alten 
Einwohner: mit der Regierung haben sie nichts zn tun. Die Benutzung 
des Bcrglauiius für joden frei. Von den alten Bcwohuern sollen 
nach der HeboUion nur ungefähr 3 v. H. übritjgeblieben sein, die 
rocibten sind in ihren Schlupfwinkeln auf deu Bergen verhungert. 
Einer der Uberlebenden erzählte, wie er 10 Monate dort zugebracht 
habe und in dieser Zeit dreimal in das Dorf zurückgekehrt sei. Die 
Hänaer aind in dieser Gegend viel mehr zerstört als in Tschekiang, 
nua dem Ghmnde^ weil ihre Bftoart einÜMfaer, daher die Zeratttrong 
leichter war. Bei der Einwanderong ana andern Froyinaen nnd der 
Wiederanaiedelnng der Terwflateten Strecken aind aach yiele Chaaten 
in die Gegend gekommen. Sie acharten nch xnaammen nnd ließen 
aich in dem achon früher chiirtlichen Dorf nieder. Die meiaten kamen 
•OB der ^TinE Hap4. Sie aind in drei Dörfern sentrent und aäbl- 
ten damals uDgefUhr 500 Köpfe, sollen sich aber bald vermehrt 
haben. Es fiel mir auf, daß sehr viel Misäionsarbeit an ihnen zu 
tun wäre; denn wenn sie auch ihre religiösen Vorschriften beobachten, 
ßo bind öic doch gerade so neugierig, unreinlich und unwissend wie 
die andern Chinesen, und die Frauen raachen sich durch die künst- 
liche Verkrüppelung üirer Fü^e ebenso wie die andern zur Arbeit 
onbrAucbbar. Der Fehler schien mir darin zu liegen, daß sich der 
Ifiasiontt den UnvoUkommenheiten aeiner Leute accommodiert, enstatt 
dieae zn aidi hinanfrnxiehen. Seibat besBglich der Religion wird 
den Leuten gar au viel von ihrem alten Qlanben gelnsaen. In der 
Kirche hmg eine Menge Bilder, deren Daratellnng Ton Teufeln und 
HfiUencpialen die der bnddhlstiachen Tempel an grober Sinnlichkeit 
übertraf und durdiaua xucht geeignet war, sich Uber daa Hireau budd- 
histischer Anschauung au erheben; 



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74 



BdtaD in Tiefaakitag, üTgMÜiwfi vai Kfawgm. 



Das Bekohningswerk datiert keineswegs ans der Neuzeit. Mit 
wenigen Aosoabmen stad die Chmten&milien solche, die aus der «Itea 
guten Zeit Tor 200 Jehren hecstunmen. Ihrer Beli^on aind aie durch- 
«u ergeben: eie beenehen die Meeae um 5 Uhr frOh, und des Abende 
h6rt msn in den Hftnseni die langen eintönigen FemOiengebete, wie 
in den Hochtllexn Ton Tirol. Der Hirt dieser Herde war ein pflicht- 
getrener Hann, dem die Seelsorgo weit mehr an sdiafibn maehte ab 
sein eignes Wohlbefinden, aber keineswegs der Mann, um seine Leute 
auch nur einen Zoll über das Niveau dos Aberglaubeu» zu erheben, 
dafe iliro Religlun kennzeichnet. Statt den Leuten ihre Kirche mit 
solcliouBUdorn auszustatten, an deren Darstellung der Pater wohl selbst 
nicht im entfemtesten glaubt, sollte er damit anfangen, den äußeren 
Menschen umzugestalten und die Leute aus ihrem Schmutz zu einem 
etwas besseren Dasein zu erheben. Zu meinem Ideal einer industriellen 
Mission sehe ich nii||ends anoh nnr den ersten Schritt getan. Die Mission 
ist jedenfalls ftaSerat erbiirmlioh dotiert und eriililt sieh wesenlüdi aua 
BtttrSgen der armen C9iiisten selbst Hier scheint mir ein anderer 
groto Fehler der katholischen Missionen an liegen. Von ihren reichen 
Mittefai yerwenden sie große Snmmen, um an den Bisehofitidtaen — 
Canton, Schanghai, Nanking, Peking — prachtvolle Kirchen zu er- 
richten uulI uiit einem gewissen imponierenden Pomp aufzutreten. Die 
kleinen Stationen müssen darunter leiden. Ks ist schwer oinzuselion, 
weshalb man das Dasein eines Qeistlichen zu einer Qual herab drückt. 

Ich machte in Sütson einen Rasttag. Eines der drei Zimmer 
war für Gttste bostimmt und wurde mir angewiesen, ein zweites war 
das Zimmer des Priesters, ein drittes das Refektorium. Ich versuchte, 
eine Treibjagd auf Wildschweine zn machen, da die Lente auch hier 
▼oll waren ron ESnlhlnngen Qber die VerwOatungen, welche die Tiere 
anrichten. Die Christen hatten sich erboten, das Treiben so besorgen, 
da ihnen selbst daran lag, einige der Tiere getutet au sehen. Sie 
gingen auf die umliegenden Httgel and machten einen Versuch, den 
Berg hinabantreiben, benahmen sich dabei aber so angeschickt, daß 
sämtliche Tiere zwischen ihnen durchrannten und wir nicht zum Schuß 



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75 



kommeii konnteD. Das kleine Tal ist redithttbwfa. Im Talboden sind 
Reisfelder, deren Eultor wieder begonnen hat Daran sch&eSt sich 
ein« breite, sanft ansteigende Btf sehnng Ton Gebii^issdiatt, and ans ihr 
heraus eriieben sich erst die GehMnge der Gebirge. Die Tenasae hat 

ihre besondere Kultur: sie ist mit einem Wald von Kastanienbänrneii 
besetzt, uater denen terrasaiorto, aber verwilderte und nicht wieder au- 
gebaute Reisfelder liegen. An den Gehängen ist viel guter Ilolzbe- 
stand mit Stämmen, welche bis 3 Fuß Dicke erreichen: teils Nadel- 
holz, teils Laubholz von verschiedenen Arten. Die Wälder gehen jetzt 
ihrer schnellen Ausrottung entgegen. Die gefällten Stämme weiden 
zerschnitten und in Stücken Ton 3 m Lftnge auf Schiebkarren nach 
Schal tang hingebracht, Ton wo man sie nach Ningkwo In hinabAOflt, 
nm sie dann nach Nanking an versdiiffsn. Der Best der StKnuae mit 
aUen Zweigen bleibt snm Vnmodeim Hegen. In wenigen Jahren wird 
man sich nadi dem Hob sorttcksehnen, das jetit so Teischwendet 
wird. Die Benotsung des Berglandes ist, wie in andern Orlen so aneh 
hier, fUr jeden frei, nnd dies ist ein Gnmd der Schnelfigkeit nnd flber- 
mäBigen Hast, mit der man die Bäume niederschlägt, um sie in Geld 
zu verwand ein. 

An der Landschaft ließ sich erkennen, daß ich das Tal des Yang- 
tszö Im eigentlichen Sinne erroü lit hatte. Das Alluviailaud an den 
Flüssen besteht nur iu Teilen der Einbachtungon, welche sich von 
dem breiteren Talboden dos Hanptstromes swischen die Qebirge hin- 
ein erstrecken; aber ander Gebirge und Ebene tritt hier noch ein 
drittes £lement fbrmgebend an£ Ich erinnere an die Schichten bei 
dem Orte Tatong*), wo ein kleines Tempdchen eine Haii^e für den 
Sehüfer auf dem TangtssSkiang bildet Ich hatte bei meiner Yangtnfi- 
Fahrt 1869 eigentttmliehe Schichten beobachtet, die nach hier im Tal 
eine grofieVerbreitong haben nnd einehSohat eigcutflmliohennd rtttsel» 
hafte Bolle spielen. Die Tatang-Schichten, wie ich sie schon damals 
nannte, bestehen aus groben Kooglomeratou von gerundeten RoU- 



8. Band I. S. 12L 



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76 



Baiieii In Tidiekiang^ HflfMibw^i und Kiaagtn. 



Stücken verscliiedener Qesteine in einem sandigen, rot oder braun 
gefilrbten Bindemittel. Sie legen tich immer an Gebizge lütezen 
Uraprnngs an, und ihre Ablagerang erfolgte ent, naehdem diese nnge- 
fkhr ihie jeteige Gestaltang eneicht hatten. Sie aind ateta nnter 
T^nkeln TOn 12 — 20 Orad geneigt und £dlen an jeder einaelnen Stelle 
▼on den Hfigeln hinweg nadi den angrensenden MuTialbeeken Inn. 
WiebdTatong selbst, sonndsieübwall, wo lohBiebiBfaerbeobaditete, 
oben in einer horizontalen Ebene abgeschnitten und bilden eine 
ToiTasso, welche 25 — 30 m über die ^Uluvitui aufragt und dLucli aimo- 
sphärische Einflüsso und durch die des Wassers oiuo wollige Ober- 
fläclic erlangt hat. Dio Täler aind steilwandi^' hineingeschnitten^ 
nehmen von dem Ursprung des Baches nach dessen unterem Teil an 
Breite zu und werden TOn zwei steilen AbatOEaen begrenzt. 

Über solche Terrassen hin fülirte im wesentlichen mein heutiger 
Weg, naohdem ich die AUnTialebene aan Ningkwo-Flnaae Tozlaasen 
hatte. Die Tecrasse ist grSfitenteOs ndt Gkbttsch bedeckt, und in den 
Sdilocfalen liehen sieh Terwilderte Reufelder hinab ; aom TmI finden 
sidi aadi auf der Hohe Spuren von ausgeddintem Mherem Anbau. 
Hin und wieder kommt man dann au einem in die Tenaase einge> 
aenkten Tal, and hier wieder ist der Anbau auf dem sehr ertragfUhigen 
Boden in manchen Strecken sehr susgedehnt. So ist z. B. der 5 Ii breite 
Talbodon eines von SW horkommendeu Baches, wo der Ort Ilwaugtu 
liegt, von den uoueu Ansiedlern wieder in eine prachtvolle und reiche 
Reisebeno verwandelt worden. lu diesem Reisfelder -Tal gingen wir 
fort. Auf dem ganzen Wege war die Aussicht nach Norden offen und 
frei gewesen. Wcltliin breitet sich nur die Tatung -Terrasse mit ein- 
gesenkten Alluvialtälern aus; gegen Süden aber erhebt sich eine 
4 — 500 m hohe Bergkette, deren nördlichem Fa0e mein Weg sidi 
mehr und mehr nftherte. Zulefest traten wir in das Gebirge ein. Die 
Landschaft ist hier noch einmal sehr lieblich und sohSo. Die Haupt- 
kette ist bewaldeti und in den Tllem steht viel hohes Hohs, das Ge- 
btlsehe unter der Feld- und Wiesenwildnis bildet. Dies ist eine von 
der Natnr reich gesegnete Gegend, und der Mensch ktfmit» sie mit 



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WI«8tr im BeNidk der Tutgte8>T«rnMaeii. 



77 



leichter Hflhe in einen Garten venrudeln. Zwischen zwei sehiffbeien 
RttMen gelegen nnd mit ^fien Stredcen fruchtbaren Bodens tw^ 
sehen, besitat sie «lies, was ftr den wirtschafifichen Anftcbwnng er^ 
fordextich ist; aber noch lange ^Nwd der Chinese nicht imstande sein, 

eie bedeutend über den Standpunkt zu erheben, auf dem sie sich vor 
der Zeit der Bebellion befand. 

Am IG. Juü ging ich durch den Steinkohlendiatrikt von Kiuli- 
tschwan, welcher das Ziel der Abweichung von der großen StraÖo 
gewesen war. Er liegt in Hügeln, welche der erwähnten Bergkette im 
Norden vorliegen und sie von dem Yangtszö-Tal trennen. Die geo~ 
logischen Verhälüiisse waren nicht leicht zu oifoftcheu, und ich konnte 
sie nur in Umrissen feetselaett. Ich will hier nor anführen, dad Kiali- 
tschwan swischen dem 500 m hohen Sandsteingebirge im Sflden nnd 
einem Kanerabfidl von Kalksteingebirge im Norden gelegen ist Der 
Weg fUurt an diesem Abhang hinauf. Uan sieht die Kalksohiohten 
dentlieh nach KW einftllen, nnd sobald man die H5ben des ge- 
wdhnHch als Pnkisehan bezeidmeten Gebirges enreicht hat, beginnt 
eine Auflagerung von Sandstein. In diesem sind die alten Halden der 
Kohlengruben in einer Reihe angeordnet. Da die Chinesen ein Flöz 
immer nur durch denselben Schacht bebauen, so deutet dies darauf 
hin, daß nur ein einziges Flöz hier vorhanden ist. Die Schachte sollen 
1.5—30 m tief gewesen sein, sind jetzt voll Wasser und hatten auch 
in früherer Zeit schon viel mit Wasser zu kämpfen; daher war auch 
der iPreis der Kohle stets ein ungewöhnlich hoher. Noch immer be- 
sitaen diese Eohlengrubm einen grofien Ruf in der G^ogimd, aber 
wlhrend der Taiping-Rebelfion wurden sie Teriaasen. Die jets^en 
Bewohner haben sie nicht wieder geOffiiet, weil die Arbeitskraft 
gering und die bergbankundige BerOlkening vemiehtet ist, doch 
ftnd ich einige Anwohner Ton Hnnan bei dar Arbeit, eine der Kohlen- 
gruben wieder zu erschließen. Die Mttchtigkeit des Kohlenflözes soll 
sehr um'cgelmäßig sein und an manchen Stellen mehr als 2 m or- 
reichen. Die KoMe wurde zum Teil in großen iStücken gefördert und 
soll fast ohne Flamme und Bauch gebrannt haben. In chinesischen 



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78 



BsiMB In TjwhtkiMg-, Kgaiiliw^ vnA KiMgmt. 



Bflchero ist sie mit denselben Namen beneidmet, den auu filr An- 
thnnt anwendet DaS sie eine diesem ihnlieheBesehaffenheit haben 
mn0, gebt auch ans der Fonn der TonQlen berror, welche ich in 
diesem ganieo Distrikt in Anwendnng fiind nnd die spemell fttr einen 
staiken Lvfbug gebant sind. 

Seitdem dürfte die Wiedereröffnung der Gruben weiter rorge* 
schritten sein, nnd es wftre wohl der Mfihe wert, die Untersnchung 
de» Koblendiöiriktea zu wiodorliolou. Die Lago an oinoiu sehiti liarou 
Nebenfluß des unteren Viuü tszö ist jedenfalls aolir günstig und wüido 
der Kohle leicht eiTion guten Mai-kt verschaffen. Es müßte allerdingg. 
um größere Arbeit einzuleiten, erat festgesetzt werden, in welcher Aus- 
dehnung das Kohlenflöz erhalten ist. Die jetzigen Gruben erstrecken 
sidl in der Länge von einer deutschen Meile, und da der Gebirgs* 
bau selir ein£sdi ist, so wird es sich leicht feststellen lassen, ob das 
Fite nodi weiter lertselit Dies ist das einmge Kohlenrevier am 
unteren TangtssS, weldies mbr nicht gana anssiditslos enohienett ist; 
auch auf den Rn^ den die KoUe besitz, und anf die Ausdehnung der 
froheren Kohlengruben ist etwas su geben. Wie aber so häufig in 
China, so ist auch hier der beste Teil der Kohlenformation nur noch 
in kloinen Fragmenten übrig. Eines derselben ist bei Kiu Ii tschwan, 
ein anderes soll 150 Ii gegen SW gelegen sein, GO Ii südwestlich von 
Kinghsi^u. Letzterer Ort iat sogar iiuch berühmter als Kiu U tschwan 
und soll die beste Kohle der Proviuz geliefert iiaben. 

Von den Kohlengraben kam ich nach dem kleinen Dorf Tschöu- 
jangtsun. Noch immer war mein Plan, über KinghsiSn nach Ta tung 
an gehen, aber anstatt des anf den Karten angegebenen Qebizgslandes 
sah loh nach dieser Ricfatong nur offimes Land miteinseben aerstreuten 
HtthenaOgen und Hflgelgruppen, und der Weg soll ÜMt nurüber Ebenen 
führen, so dafi nur geringe Aussicht anf erfolgrNdie Studien Tothanden 
war. Dasn kam, da6 meine GeseUsohaft von den Strapaaen sehr an- 
gestrengt war und der Gebrauch Ton Ifedbsin immer hinfiger wurde; 
besonders wurde Splingaert, an dessen Gesundheit vor allem viel ge- 
legen war, öfters unwohL Ich gab daher die lioiso aui und erkundigte 



T 



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BwubtauwMt* KoUtDlager. 



79 



mich nach dem nlehstcii SehiffahrtsplatB, mn nach Wuhu m fahren. 
Haa gab mir den Madtt Matdatgehdnn an, welcher noch 45 Ii ent- 
fernt sein aoUte. 

Die Bewohner dieser abgelegenen engenden waren stets zuvor- 
kommend nnd der ümgaog mit ihnen sehr angenehm; sie ervi^eswi sidi 
als gefUUig, miUeilfiam und zuverlässig. Der Weg führte nun Uber 
einen Wechsel von Ta tung-Torraaso und nach Norden gerichteten, in 
diese eingesenkton Tälern. Am Abend i^amen wir nacii Tautsun, 
einem kleinen äiuiiiehen Dorfe. Die Bewoimer waren so artig, mich 
selbst au&ufordem, bei ihnen zu bleiben, und versprachen, fiir alles, 
was nStig sei, ZU sorgen. Das taten sie auch. Ein solcher Fall veiy 
dient besondere Erwähnung, da sich dies nur selten ereignet: es war 
ein Intetmeno, welches an den Empfang in japanischen DOr&m er- 
innerte. Zum lotsten Male quartierten wir uns in einen veifidlenen 
Tempel ein, den die Ortsbewohner selbst sofort reinigten und mit 
allerlei hemgeschleppten Sach«i mSbÜerten. Dam kam ein prScht- 
tiges Bad in dem klaren Gebirgsbach nntw hohen Binmen. Nur das 
war schwer au begreifen, daO trotz des Beiefatnms, den die Natur 
ihnen bietet, diese Leute so arm waren. 

Je mehr wir uns am folgenden Tage dem noch 30 Ii entfernten 
Markrtiei ken nähLi tcu, desto breiter wurden die Tfll^r zwischen der 
Terr&ssü. Diese äcibst behielt immer ihren Charakter bei: äio war 
nicht angebaut, nur mit Gesträuch tmd wildem Qraswuchs bedeckt; 
kein Dorf stand auf ihr, hdchstens einmal ein einzelnes Haus. Hier 
nnd da war eine grOAere Strecke von Wald. Der Verkehr war ge- 
ring, und es kostete uns viele Mflhe, die richtige StraBe nieht an YBt- 
fieven. In den TMlem dagegen erblQhte neoes fitsches Leben, und 
in den aentffrten DSrfem hatten sich Ansiedler von anderen fto- 
vinaen festgesetzt 

Die BeySlkerung änderte sich, so bald wir den Ort ICatöu* 
tschSnn erreichten, denn Schiffe vom YangtszS bringen Leute liierher, 
welche boreit^ i roüide gesehen und die Achtung vor ihnen verloren 
haben. Wieder begegneten wir der so unangenehmeu Familiarität, 



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BeiMn in Tiebddaiig» MgankwA und KUuigto. 



det wir nur eiii aehroffm BenebmeD oder LidifferentiamiM entgegen- 
•etien kdnnen. Ee war hier jedooh kein Boot su mieten, und wir 
mnfiten noeh 80 Ii weiter Iiinabgehen nach dem Ort Tsingikiang> 
tm^Onn. Diea war ein aehr gennfireicher Fofiweg: Uub am Fhi0 hin auf 
hohen, tum Sehnte der anliegenden Felder errichteten DSmmen, teilt 
auf den die ErümmuDgen des Flusses absckneidendon Wegen. Hier 
hatto sidi bereits wieder oino dichte Bevölkerung angosammelt: es 
gab große Dörfer, und iu ihnen war viel Loben. Die Leute kamen 
in großen Gruppen zusammen, um uns zu öehen, hier uud da fanden 
wir scliJechte und dann auch wieder einmal eine recht gute Aufnahme. 
Die Felder standen in höchster Üppigkeit, nur ein geringer Teil diente 
dem Reisbau. Unter den vielen angebauten Pflanzen nahm besonders 
Hanf eine herromgende SteUnng ein : ganae Felder waren mit 8 — i m 
hohen Stengehi bedeekt Db Spuren der Rebellion waren hier aohon 
laatgans ▼erwisdit, die Tempel wieder an^bant, die Hinaer bewohnt; 
anf dem Flusse henrsehte Verkehr, und ich habe selten in China ein 
so reiches, üppiges Land an sehen Qelegenheit gehabt Spit Abends 
kamen wir an einem Landzipfel an, welcher an der Vereinigung zweimr 
bei Täing i klang tschönn zusammeufUeßender Flüsse liegt. Gegenüber 
dehnte sich der Marktflecken als eine lange Reihe von Lichtem aus, 
und auf dem Fluß lairen lioote in großer Zahl. 

Wir hatten erwartet, noch am Abend ein Boot mieten zu können 
nnd auf demselben zu übernachten. Splingaert mnfite hinübergehen, 
um mit Hilfe nriserer Kulis ein Boot zu requirieren. Nicht ohne Ban- 
gigkeit sah ich ihn gehen, und ab das Schiff auf der andern Seite 
landete, htfrte ich die Leute m&n. Der dichte Volkshanfen wuchs 
immer mehr an, nnd ich begftnn sehr besorgt um ihn an weiden. Die 
Rnfe „Ttemdet Teufeil'* und „ScUagt ihn totl** mehrten sich nnd 
gellten in achaneriicher Weise durch die dunkle Kadit herllbor. Er 
hatte eine harte Zeit nnd kam mit einigem Entsetsen ttber die Auf» 
nähme zurück. Da die Insulte erst angefangen hatten, als er im Orte 
solbfJt und vom Fluß entfernt war, ho w ar er nicht ohne Mühe und 
Geüalu* zu seinem Buotc zurückgelangt, natürlich ohne seinen Zweck 



T 



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WMIw aa TangtHÜ. 



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eneidit m haben. Wir maditeii uns «In Ligeor unter freiem Himmel 
rarecht. Die hohen Henfiitengel auf den Wiesen erwiesen sieh als 

sehr günstig, um die besonders hier unentbehrlichen Mosquitouotze zu 
befestigen. Es wurde ein kleines Feuor angemacht und so erwai lutuu 
wir den nächsten Mornren. Nach aher Erfahrung wußten wir, daß die 
Aufregung einer VoikBrneugü in China morgens stets am geringsten 
ist und mit jeder Stunde des Tages bis ssom Abend wächst, bis sie 
dann bei vollständiger Dunkelheit wieder zurücksinkt. Da wir nun 
vor der Sonne aufwachten, so trafen wir, indem wir sogleich die £x- 
pe^on nntemaluneo, die Leute in rahiger Stimmung, und es gelang 
uns bald, ein Boot an nüeten« 

Wir hatten nodi 150 Ii bis Wahn au fidven und legten diese 
Stre<&e in awei Tagen, am 17. und 18. Juli, awltek. So angenehm 
die Kohe war, so bot sieh doch einerseits der Beobachtung nur wenig 
dar, andererseits wurde die Beha^dikeit durch den schlechten 
Charakter der Bevölkerung gestdrt. Immer fanden wir es an diesen 
kleinen Wasser -Verkeiiräütraßon abseits vom Yaugtszö am schlimm-^ 
sten, nirgends wird der Fremde mehr insultiert. Zum Glück gewährt 
das Boot eine Gelegouhuit, sich den Leuten möglichst wenig zu zeigen. 

Mit Wuhu betrat ich wieder ein schon bekanntes Terrain, da ich 
den Ort bei meiner Fahrt auf dem Yangtszö besucht habe. Ich sagte 
bereits, dafi die Dampfrchiffe liier Halt machen, um Passagiere auf- 
annehmen; es wird aber nur mitten auf dem Fiuß der Dampf fBae eine 
Weile abgestellt, um die auf kldnen Booten rem Ufer mit ihrem Qe- 
pSdL horaakommenden Bmsenden aufimnebmen. Zur UntedLunllt dw 
Passa^ere an der Station am Ufer ist fiwt gar nichts getan. Es steht 
dort ein Ueinea unreinlidies ddnesäsdies Haus mit einigen llsehen 
und Biioken, wo wir einen halben Tag verbringen muflten, bis endlich 
der ersehnte Dampfer den Fluß hinab in Sicht kam. Ich entließ hier 
meine Kulle, welche über die durch die Reservierung bedeutend an- 
gewachsene Zahlung sowie über die freiwillige Zulage, die ich ihuoa 
wogcu ihres guten Benehmens in der letzten Zeit gab, hoch orfreut 
waren. Ich erbot mich auch, sie von Wuhu bis Schanghiu frei au be- 



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B«Ii«a bi Ttdiekliiig, NgMdnr A «sd Kluiftn. 



fdidem, von wo kob rie dran für einen bflBgen "BnU nach Ningpo 
bttten fikbren können; es wSre dies eine Beiie Ton swei oder drei 
Tagen tdt ne gewesen. AU^, de logen tot, «nf dem von mir sn- 

rdckgelegten Wege bis nadiTungln nnrttdcnigeben und von dort den 
Weg nach Ningpo zurück m meeben. Dieselbe Gegend, welebe ibnen 

früher so grausige Sckrockea bot, war ihnen nun, nachdem sie sie 
kennen gelernt hatten, so anziehend geworden, daü aio dem Zuge 
nicht widGrstehcu konnten, sie noch olumal zu durchstreifen, und die 
meisten von ihnen sprach on die bestimmte Absicht aus, im Föunschui- 
Tal sich niederzulassen. Kur den gelehrten Kuli und einen zw^eiten, 
der sich durch seine stete Buhe und Willi^ÜidglLeit eosgeieichnet hattOi 
bebielt ich in meinem Dienst. 

Am 20. Jnli eireicbte iob Tschingkirag« Ich lernte Iiier den 
Verweser des ZoUamti, Hem Detimg, kennen, in welcbem ich einen 
ebenso liebenswürdigen wie ftingebUdeten Lradsmran &nd. Er foT> 
derte midi sofort auf, bei üim au wobnen, und icb genofi nenn Tage 
lang seine Gastfirenndsdiaft. Em grofies Muob war ibm aur Vezfll- 
gung gestellt, das sich an Komfort und Eleganz mit jedem lihn- 
liehen Hause in Schanghai messen konnte. Erst bedurfte ich einige 
Tage der Ruhe, denn die Reise war sehr anstrengend gewesen ; dann 
ging ich ans Arbeiten, wozu dies ein vorzüglicher Platz war, da ge- 
sellschaftliche Bückaichten nicht hindernd in den Weg traten. Die 
Hitse war jedoch so groß, daß geistige Anstrengung nicht möglich war. 
leh merkte jetat erst, daß man die Hitae bei ruhigem Aufenthalt an 
einem Ort weit mehr ffthiti als wenn mra sich herambewegt, wie ich 
es in der ▼orausgegaogenen Zeit getan hatte. Hra sitat in den HBu- 
sem in einer ruhigen feuehten und ttbeduteten Atinosphttre, wührend 
man in freier Luft jede Bewegung des Windes gewahr wiid. Es gingen 
wührend der Zeit viele starke Gewitter nieder, und die leisten Tage 
des JuU wnren andauemd regnerisch. 

Ich hatte schon längst den Vinn gehabt, die Hügel von Tsching- 
kiang und Isanking. deren Imulm er Bau durchaus schwierig zu sein 
schien, aum Gegenstand einer detaillierten Untersuchung zu machen, 



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WdtaN SMfalite an TaiiglH& 98 

und beiddofl mm, diesen FIad MunifiÜireii. BesQ^di der Beiie- 
meihode hatte ich die Wehl, ob ich lu Fix8, xa Pferde oder m Boot 
gehen woHto. Die ento Mediode eriaub^ ttbendl hiningelangen, aber 
man kommt mit den KoUa lang—m rem Heek; anch waren meine 

beiden Begleiter von der yorhergehenden Reise noch stark mitge- 
Bommoü. Zu l'tcrdc zu i (jison ial t\ii xliilualimea im Detail oin ichiccii- 
tes Verfahren, denn maa luuß über Nacht an den arroßon Plätzen an 
der Straße bleibeo, was in dieaeoi Teile von China noch bpRon lno 
Unannehmlichkeiten hat Ich wählte daher das Boot, um so mehr da 
ich von dem bereits eingetretenen hohen Wasserstande profitieren und 
aUe während des niedrigen Wasserstandes nicht existierenden Kanile 
benntaen komite. £äne wandernde Nachtstation mit ausgepaekfeen 
Koffern bot eine angendime Abwechselang nach den Besehwerden 
einer FnAreiie. 

loh mietete ein nur sehr kleines Boot, um aach in die kleinen 
Eanlle gehen in können, Ittr den geringen Freu von 1000 Caah den 
Tag. Meine Geidlschalt bestand ans SpUng»ert| meinem Boy Jim, 

meinen beiden Knfis nnd einer Familie von sieben Köpfen, welche 
die Bomarumii^ des Bootes bildete. Kach gehöriger Vorpr(niaiiti( i'iiii,' 
schickte ich das IjouI voraus. Abends fuhr ich mit Herrn Doiriag iiiu, 
nnd wir besuLlitcn noch unterwegs in strömendem Regen den Kin- 
schan oder Goldborg, ein kleines Folariff, das westlich von Tsching- 
kiang am Flußufor aus Alluvieu aufsteigt. Hier war im letzten Jahre 
auf Koston des Mandarin, der das Salzmonopol an der Mündung des 
Groden Kanab nnd dadurch eine der eintrügliehaten SteUnngen im 
Beieh hat, ein grofier nnd schöner Ten^el an Stelle dea fiittheren aer- 
iUfMen gebaut worden, an weldiem es sich deutlich erwies, wie wenig 
die Chinesen Ton ihrer Ardütektar ▼erlernt haben, wenn sie nur Geld 
bekommen, um sie richtig nur Geltung bringen m kOnnea Hier hatte 
man nichts gespart: Architekten nnd Kflnsder von Buf waren TOn 
verschiedenen Orten des Reiches berufen worden, um den Bau aus- 
zuführen. Der Gesamteindruck des jeuigüu Tempels, dessen einzelne 
Baulichkelten terrassenförmig am Kiu schau aosteigea, iöt malerisch: 

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ReiMik in ÜMtektug, Kfudiw A imd Kiaocni. 



die grofien Fortale mit mSchtigeia Oberbau, das auf zwei StatEen 
anfgebsate, weit Torepziogende Dadi mit Beben boch angebogenen 
Ecken — ellee i«t gana bo konstruiert wie bei den Tempeln aus alter 
Zeit. Man edceontaber an derKonstniktion, wie tufleriicb der maasiTe 
Eindruck ist, denn das Holzwerk ist dnrchgäogig nur leichti und der 
schwer encheinende Aufbau ist aus dünnen Balken konstruiert Auch 
^iclit das Werk nur im großen gut und vollendet aus, im Detail fehlt 
ganz die Genauigkeit der Zimmer- uad 1 isclüerarbeit, welche mau in 
Japan so allgemein ündet 

Interessant war die Anfertigung der Götzen, deren wohl über 
liundert von einem Künstler aus Tschekiang in allen Größen und zum 
Teil mit phantastischer Gruppierung hergestellt wurden. Das Haupt- 
material besteht aus Lehm, der mit Baumwolle und langen sähen 
Fasern ▼erselrt ist. Ein Stftck Hola oder mehrere ausaaunengesetste 
Stube geben die Stellung der Figur an. Um dies Qestell wird Lehm ge- 
schmiert, und bald entsteht eine Figur, die in Umrissen schon den 
Typus zeigt, den man so oft gesehen hat. Es folgt daiflber eine Lage 
Ton Banmwottenton, in welcher flUe bestimmtere Nuancierung ange- 
bracht wird, und darüber endlich wird eine Schiebt von Cement ge- 
strichen — dann ist die Figur zum Vergoldet- und Bemaltwerden fertig. 
Jede einzelne Figur uiiuiut lange Zeit in Anspruch, da die einzelnen 
Schichten der Masse trocknen müSBen, aber der Künstler ist mit allen 
gleiclizeitig beschi^gt. Es sind althorgebrachlo Formen, dennoch 
gehört doch viel Geschick dazu, um die Figuren aua freier Hand und 
ohne Modell, besonders wo der Gesichtstypus eine andere Rasse be- 
kundet oder eine bosoudere Grazie in der Haltung des Körpers be* 
absichtigt wird, an arbeiten. Besonders beachtenswwt war «ne Gruppe 
an der Rttckwand des Hanptsltars mit der Mutter des Buddha in der 
Hitte und Texachiedenen ehrfurcbibeaettgenden Figuren rings hemm, 
von denen manche auf freistehenden Lotosblumen knieten. Auf einer 
der höheren Stufisn des Tempeb hat sich der Sala-Mandarin eine 
ringsum von GlaswSnden umgebene Qelegenheitswohnuog gebaut, 
welche eine prachtvolle Aussicht auf die Ebene und die Gebirge 



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G«k»DiMMlntfoii. 



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gewllurt und ein unTM^eidilich «ohfiner Ort für ein KttuBÜer-AteBer 
wlre. 

Wir fflodeo das Boot in einem Ueinen Kao«l liegen, der beim 
Kinachui vom Tangtszö sfidlidi abzweigt und ueli dann in grOfierer 
Entreelcung von ihm bllt. Dort bestieg icb mein Boot^ dss inxwiBehen 
hflbsch hergerichtet war, und HerrDetrin«? kehrte nach Taching klang 
zurück. Ich hielt mich bei dem folgenden A w iln£?e, den ich am 30. Juli 
hegann und am 8. Augrist beschloß, stots .lu »Wo kloinen Kanüle im 
Soden des FUisses und maclite vorHchiedeiio iSiatiünen, soweit es die 
Aasdehnung der Wasserstraße zuließ. Von da aus unternahm ich 
dann Ausflüge zu Fuß oder auf Eseln in die Gebirge, von denen ich 
eine genaue Detaillcarte anfertigte. Die Landschaft ist von Interesse, 
teils wegen ihres Terwiekelten Gebh^banes, teils wegen der NXhe 
▼on Schanghai, Es ist das ente Gebiige, wenn man den YangtssS- 
Strom anfwlrts ftfad^ nnd bietet sich dem fluchtigeren Besocher ab 
ein bequemes Ziel fQr kleinere AuidUlge dar. Ich will mich daxanf 
beschxSnken, einen QesamtttberbBck des Gebildes zu geben, und dann, 
ohne midi an die Zeitfolge zu halten, einzelne meiner Ihdninionen 
näher beschreiben. 

Wenn man von Schanghai den Yangtszö lünaurtahrt, so erheben 
sich aus der weiten einförmigen AiluN iniebeno hier und da veroinzolto 
Hügel, welche frülit i luseln im Meere gebildet hfilipn und jetzt ebenso 
aU Inseln in der Ebene erscheinen. Sie beschrUnkeu sich auf die Ge- 
gend südlich Tom Fluß ; nördlich schweift das Auge über ununterbro- 
chene Ebene. Kurs ehe man Tschingkiang erreicht, scharen sich die 
Hügel etwas dichter, und von der Silberwinsel aus, dicht unterhalb der 
groflen Handelsstadt, «kennt man im Sflden des Fhisses mn weiter 
ausgedehntes, ausammenhllQgendes Hügelland. Die Stadt Nanking 
liegt beinahe 10 Heilen in westüdier Bichtnng. Der Flufl macht dort 
eine kleine ntedliche Biegung nndstrümt nach Tsdiingkiang in breitem, 
wenig gebogenem west>Osfliehem LauC Ffäaxt man auf dieser Strecke, 
so sieht man im Süden kahle Hügel, bis zu deren Fuß sich das Allu- 
viaiiand erstreckt j nur hier und da wird es durch eine Ten'aöäe von 



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BeiMn in XsebekiwDf « NgMhwä und Kkagso. 



Löß von dem Fuß dor Hügel getrmnt. Steicen wir über das Gebirge 
hinüber, so sehen wir, daß es von nur geringer Breite ist. Dort, Vo 
sie am betrttohtlichsteD ist, beträgt sie nur zwei deutsche Meilen, und 
nach Westen wie nach Osten nimmt sie ab. Besteigt man einen Gipfel, 
so lifit mch das Hügellaad nur mit groSer Sohwierigkeit gUedevn, und 
nicht geringer ist diete für die Entwiirang des geologwehen Bmee des 
Oehi^es. 

Die kleine SilbeisLwel, der Hfigei, anf dem die Pagode steht, 
nehst dem Felsen, an welchen sich die en^üÜMhe Gesandtschaft in der 
eoropiüiehen Kiederlassong anlehnt, nnd das kleine Riff des Gold- 
Berges bezeichnen eine*Kette, deren Gipfel meist unter der Ebene 
vorborgen sind. Auß. r den en\'ähnten, nur wenig über den FJuU und 
die Ebene liervorragenden Kuppen ist sie noch weiter westlich durch 
einzelne Fölsen angedeutet, welche unter der Bedeckung von Löß 
anikauchen. Diese fast unsichtbare Frontkette zeichnet sich vor dem 
ganxen übrigen Gebirge dadurch aus, daß sie sehr alten Gesteinen 
besteht. Sttdiioh von ihr erhebt sich dicht bei Tschiogkiang ein kleines 
Gebiige; wesdioh gehend sehen ulr bald zwei bis drei Paraüldketten, 
welche auweüen dnrch Qneniegel verbunden sind. Jüb meisten dieser 
kleinen Höhenittge sind von West nach Ost g«riehte4f doch fo%en 
mehrere, insbesondere die bei Nankbj^ dem allgemeinen Streichen 
derGebirge des sfidSsäiohen China ron WSW nach ONO. Die meisten 
Erhebungen betragen nur 200 — 250 m über der Ebene, nur wenige 
ragen bis zur Höhe von 300 — 4(tn m auf. Zur größeren Bequemlich- 
keit nouneu wir das Ganze das Nanking-Gebirge. Eine Terrasno von 
gelbem L5ß, 25 — GO in hoch, nmhüllt sie von allen Seiten und filllt 
die Zwischenräume zwischen den einzelnen Ketten aus; an dem nörd- 
lichen Abhänge eistreckt sie sich in der Gestalt mehrerer Zungen in 
die Alluvialebeno — dor Überrest einer einst allgemeinon Lößbe* 
decknng. Im Westen nimmt sie einen bedeutenden Teil des Stadt- 
gnindes von Nanking ein und veibindet das Nanking-Gebirge mit den 
nichsten sfldwestlioh gelegenen Httgeln. Im Sfiden dehnt sie sich w^ 
gegen ^ AEnvialebene tun den Taibni (-See) Inn an^ und im Osten end- 



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Dm Mmnkiiig-CiebiffAi 



8T 



lieh verbindet sie die Hügel von Tschiagkiang mit einigen weiter hinaos- 
gelegenen Auslttufern. Dem Gebirge gegenüber, am nördlichen Ufer 
des Yangtszd, nimmt der hoü eine weit hervorragendere Stellung ein. 
£r bfldet dort ein ]l^toaii mit welliger Oberflftohe, dessen Gestalt und 
Anidelmiuig gana nnbekaimt dnd imd dessen Htthe wahxsdieinlieh 
nicht melir als 60 m betvigt Das AUnmUand am Flafi bat dort nicht 
mehr ab V4 bis 1 Va MeSka Breite. Über der LSfi-Temsse erheben 
sich jene 125—300 m hohen einzelnen Kegel, von denen wir mnige 
ab eriosehene Ytdkane kennen gdemt haben,*) wihrend andere die 
ÜberrestL < Ines vulkauiachen Tafellandes zu sein scheinen. Der eigen- 
tümlicho Charakter der Umrisse gibt der Landschaft dort ( in von doa 
südlichen Hügeln weit abweichendes Gepräge. Erst gcgenübor vou Nan- 
king erhebt sich wieder ein geschlossüneö Gebirge, dessen Umrisse eine 
Ähnlichkeit derZusammousetzung mit dem Nanking-Gebirge verraten. 

Das Nanking- Gebirge kann mit den Hügellandscbaften von 
Tschekiang und Nganhw^i an Schönheit nicht verglichen werden, 
obgleich es nicht gini ohne malerische Saenerie ist Sein größter 
Beis besteht in den Anssiebfeen, welche man Ton den höheren Gipfeln 
geoieSt, Das Tal des Yangtsaft mit seinem majestftdschen Flusse, 
dem Labyrindi seiner Kanile, seinen aahUosen DOxIei» und Stidten 
und dem Beichtom seiner Bodenprodukle breitet sieh weidun aus, 
und jenseits bflden die Vulkane efnen ebenso interessanten ab 
schönen liahmcn dos Panoramas; einige von ihnen sind nur noch 
in schwachen Umrissen am Horizont erkennbar. Selten bietet der 
Blick von einem hohen Gipfel bü vollkommen dm Bild einer Land- 
karte, wie es hier durch die vielen geraden Linien entsteht, die sich 
in Kanälen, Feldergrenzen und Fofipfaden wiederholen und unter 
allen Winkeln aneinander stoßen. — Bei der weiteren Betrachtung 
haben wir stets drei Elemente der Bodengestaltong: die Alluvialebene 
mit ihren Tenweigungen in das Innere des Qebirgdandes, die Lö6- 
Texiasse und die Httgel, getrennt an halten. 



•)t.BaAI,8.1S9. 



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B«iMci Sa Tsehekiug, Ngwihwii und Kiangsa, 



Ich wiederholte diesmal dio Untersuchung lier wcsth'chsten Aus- 
läufer des Gebirges in der Stadt Nanking und zunächst östiich davon, da 
de mir bereit!; von meiner frtthorenExkursIon bekannt waren, Derher- 
voiragendste Gegenstand in der Landschaft ist dort der laoggesogene 
Rtti^en de8 TBchungsduui, dessen Profil in otuvakteristisolier Gestalt 
mit aeinem ttoflfln Nordabbrach und dem laoggedehnton SQdnbhaog, 
an welchem die Ming-Giäber gelegen mnd, von vielen Orten liohtbar 
ist Ihm pnallel schließen sich im Neiden einselne Hflgelreihen an, 
wielche m der Löß-Tezrasse aufragen und dwen letste mit der steilen 
Felswand am Hufeisenkanal endigt. Im Osten grenzt daran ein 
Alluvialtal, jonseits dessen sieh der Sisia schau oder Single Tree-Hill 
mit 2i)0 m Mecreshöhe erhebt, dessen ich schon bei Gelegenheit 
meiner früheren Besuche diesorGegend erwähnte.*) Auch jetzt stattete 
ich dem sehr interessanten Berge einen Besuch ab. 

Ich ankerte an der Westseite des Berges, die ich früher zu 
Wasser nicht hatte erreichen können, und besuchte wieder die male- 
rische Sohiuebt. in welcher der Tempel gelegen ist £r ist ebenso wie 
daa bedeutende Kloster von den Bebellen gann sevstfirt worden, nur 
die fest gebauten Pagoden haben sie stehen lassen. Die Gebinde 
waren in Temssen an den Abhlüigen hinauf angeordnet; sie stammen 
aus einer sehr alten Zeit, und es ist einst großer Heiß auf ihren Bau 
▼erwendet worden. Ad der Ifarmor-Pi^ode, einer Ton jenen, welche 
noch stehen, ist mehr und hossore Skulptur vorhanden, als man sonst 
in diesen Teilen von China zu sehen gewöhnt ist. Üppiges Strauch- 
werk bedeckt die Kuirif^n und das ganze Tal, und nur wenige Priester 
fristen hier jetzt ein kümmorliches Dasein. Hirsche und Fasanen da- 
gegen finden eine Freiheit, welche ihnen früher kaum gewährt worden 
sein mag. In einigen Felsgrotten sind die Wände mit Skulpturen sehr 
einfacher Art, besonders Buddha-Bildeni, bedeckt In später Abend- 
stunde bestieg ich den Qipfd und fiberbUckte die reiche Ebene su 
meinen FOßen. Ifnn sieht im Westen den hohen Tschungschan und 



Saudi 8.7S. ISa. 



Auf dam Gipfol des »B«tfw adt dem ttoseliMn Baum*. 



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so BMiien Füßen dio Mauern von Nauking, und es gewährte mir hohes 
Intefeaae, in dem mir jetst in seinen Details bekuintMi Httgeiland im 
Süden tmd Osten die einselnen Wege an&aradien, die ich genommen 
hAttO) und die einielnen Qebifgij^ederongen hennmifinden, wie sie 
aidi mir eq;ebeo lietlen. Auf dem Gipfel Btend noeli immer der ein> 
seine Baun, welcher äem Berg leinen englischen Namen gibt ; seine 
Zweige sind alle landeinwlrts geVehrt, imd er sieht ans wie ein Besen 
und iBt von Stännen mehr mitgenommen worden als von den Rebellen. 
Dioso wollten ihn umschlagen, aber bei dem erston Schlag mit der 
Axt kam Blut heraus uud dies hielt sie von weiterer Verleteting des 
Heiligtums ab; den danebenatehcnden Tempel aber zerstörten sie 
ganz. Das Metall, welches in den Glocken gefunden wurde, wui-do 
zu Kanonen -Material verwendet. Ein wohlgepflegter, gepflasterter, 
breiter Weg verband einst den unteren mit dem oberen Tempel, 
und nodh jetat kann man den AsuA^ auf ihm mit Bequemli<^eit 
maehen, wenn er andi inm Teil ftberwaehsen nnd verwildert ist 
Eme lefamale Zone von EalkUippen, welehe an dem unteren 
Tempel ans dem Boden anfingen, setat, dueh Verwerfung in mehrere 
Teile getrennt, nach dem Gipfel fort, and der HSrte dieses Gesteins 
mag derselbe lu&o» Eriialtnng nnd hochan&agande Gestslt sum Tdl 
verdanken. 

Ic h stieg diesmal an der Nordseite des Kalkzuges hinab. Hier 
ist das Gestein durch das Aufboten von Eisen- uud Mangan-Er^en 
charakterisiert, welche zum Teil als manganhaltigos Eisenerz, zum Teil 
auch in Gestalt von reinem Limonit und Braunstein auftreten. An 
mehreren Stellen sind ausgedehnte Halden, welche dio Grubenbaue 
einer frulieren Zeit andeuten, deren aich die jetaigen Bewohner nicht 
mehr erinnern kSnnen. Es scheint, da0, wenn man Brennmaterial er- 
iialten kSnnto, sich hier eine gans lohnende Eäsenindostrie erSffiien 
liefie. Das Hflgell«nd, welches sich an den Beig anreiht, ut fiiOher in 
gcoüea. Strecken unter Kultur gewesen; besonders bei dem Abstieg 
auf der nordöstlichen Seite ericennt man noch die weit ausgedehnten 
tenassieiten Fehkr, die aber je&t ganz überwuchert sind. Der Ver- 



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Bauen in Tscbekiaog, Mganbw^i and KiAngsu. 



kehr ist so gering, daß man nur selten einen FuJßpfad tindet, der das 
Fortkommen erlaubt. 

Südöstlich vom Sisiaschan überblickt man ein großes kreis- 
fönnicrcH Tal, in des&on Zontrum der Markt Tungyaog gelegen ist und 
das im Osten wie im Süden von den größten und gesohlosiensten Ge- 
bixgen des ganien Zuges begrenzt wird. Die Oefriisser sammeln sieb 
strablenfifoniig und Tereinigen sich m. einem Telbndk, der Ton Tuog- 
ynng ans sdiiffbar irt nnd in den Kanal mflnde^ welober am Kordlnfi 
des Nanking-Gebiiges den Lokalverkebr yemnittelt leb legte bei 
Tangyang an nnd nntenabm von biw aus swei grdfiere Ansflttge, 
deren einer nach dem Hwaseban oder Blnmenberg, dem höchsten 
Zug des ganzen Gebirges gerichtet war, während das Ziel dos zweiten 
die Untcrsuclmnjsf der Kolilengrubon bei Pahwöimiau war. Unter 
allen Bergen zwischen Tschingkiane und Tung yang zeichnet sich der 
Hwaschan am deutlichsten außer durch seine Höhe auch durch seine 
Gestalt aus. Er erscheint als ein Doppelhom, dem sich im Westen 
ein Zug mit einer breiten Kappe «nschließt Aaeh von Tungyang ans 
ftUt er durch seine dunklen waldigen Geblnge nnd scbttnen Formen 
•uf. Es sebien, dnfi die Vegetation die Besteigong bei der grofien 
Hitse nnmtfgUcb mMbeo würde, doeb erfobr ich, dafi irgendwo in den 
Sofalnebten des Gebirges ein grofier, den I^mden in Sebugbai nnd 
Tsebingkiang nocb nicbt bekannter Tempel Pnnbwascban gelegen 
sei, weleber 18 fi von Tungyang entfernt sein sollte. 

Ich mietete Esel zum Reiten und brach mit meiner ganzen Ge- 
sellsclifift ;iuf. 1-.9 war ein prächtif^'tT lütt. Das Lungtan-Gebirgo zur 
Linken, den langen Wostabfall des Hwaschan zur Rechten, ging 
ostwärts hinan, erst durch Reisfelderund dann zwischen die mit dichten 
Gebüschen bedeckton AuBlüufor, die sieh von rechts und links herab- 
zogen, hinein. Näher und näher treten sie aneinander und reicben 
sich scbließlich in einem niedrigen Paß die Hand. Schon etwas vor 
diesem gebt ein freier mit Ziegelsteben gepflulerter Weg reobts nb 
in eine Seblucbt des Hwntduui und dann an dessen Oellingen bin«n£ 
Auf das Hdcbste wer ich erstaunt, unter diesen sonst so kahlen Ge- 



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D«r JBIdiiiailMig*. 



91 



birgen hier ein wahres Juwel von ursprün^icher Vegetation zu findea. 
Alle ikre roicben SohütM ttbenieht mui hiermit eioem Blick : das Auge 
'fldiwelgt in der Üppigkeit und MMuiigfiJtigkeit Eb Ist eine wabriiaft 
troptvehe BltttetOUe; koek lekiefien die Striocker «of, und rankende 
Fflaosea verweben d» gune in eük fiwt undwehdiini^okeB Diddohl 
Dttttber ragen hohe BKume ao^ die swar den Wald nicht eraetcen, 
aber do«li zeigen, ifKe er hier «ein kOmite. In eraem Land, wo, wie 
am unteren Yangtszß, die Hand des Menschen den Boden zu einem 
üppigen, aber einförmigen Kulturlaiid ohne landschaftlichen Reiz um- 
gewandolt hat und die Jsjitur auch jetzt an den verwiklorton Stollen 
noch nicht völlig in ihre Keclito wieder eiDgotreten ist, war es unge- 
mein wohltuend, ein Stück reiner Katur zu finden, an dem sich die 
Sinne weiden konnten. Eb war mir unbegreiflich, wie ein soldier 
Ort, so nahe bei Schanghai gelegen nnd in einem halben Tage von 
Tschiogkiang aiu eneicbbar, den dort wohnhaften iVemden gVmlieh 
entgangen uem konnte. 

Ehe naa die Htthe exx^cht, kommt man wa einer offenen Halle, 
einer Art Belredeire, ichOn geban^ nut einnn von SSnlen getragenen 
Dach, allein füx den GennS der Ansticht enichtet. Die jetzige Gene- 
ration weiß diesen ästhetischen Zweck nicht mehr zn sohBiaen: sie IlSt 
einen Baum stehen, der inzwischen aufgewachsen ist und die Aussicht 
verdeckt. Dennoch war auch meine Begleitung betrofTen, als die Leute 
von diesem Puncto auf rUo Fülle des üppigen Ptlanzenwuchses hinah- 
blickton, der die ganze Schlucht bedeckte. In früherer Zeit mag die 
Schönheit nicht so groß geweaen sein: erst dadurch, daß in den elf 
Jahren, die seit der Zerstörung durch dieRebeUen verstrichen waren, 
die Vegetation frei nnd ungehindert rioh hat entwickehi können, iat 
der Beichtnn geichaffen worden, wie ich ihn jetat vor mir sah. Vom 
Belredeve gelangt man bald au einigen aetatSrten Gebunden und dann 
in einer breiten banmreichen TSnuenkung an der Nordimte der tiefrten 
Stelle in dem letaten Bttcken dea Hwaadian an den weidSnfigen 
KloBtergebMuden Ton HwätBohfltaaS oder Panhwaaohaa, die von den 
Taaping-Bebellen ÜMt gana aerstört worden sind. Es ist ein wahres 



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92 



Bäben in TwcAuHäta^t VgßabmÜ. und Kiangin. 



Labyrinth von Höfen, Gängen und Baulichkeiten. Früher waren hier 
Uber 1000 Mönche; sa einer Zeit betrug ihre Zahl sogar 1182. In 
der Zeit dar Rebellion war sie anf 80 gesunken. 

Ber Prior des Elosteis empfing uns sebr frenndlicb und fdlirle 
uns au einem beben Priester, der ungeftbr das Amt eines Biseboft be- 
klmdet, indem er die Weibe der Friestor sa ToMeben bat Wir 
wurden bewirtet und dann bemmgeftUirt. leb fand eine wabre Vor» 
scbwendnng yon scbönem w^em Hannor: gro0e Höfe sind damit ge- 
püastort, Balustraden, Sockel von Säulonterrassen usw. sind daraus 
gebaut und zum Tfil mit schöner Oruaaiontik versehen. Ich er- 
kannt© tiarin deu Mann Ii dos OrtosKautsyt 1 > er Tempel soll von 
großem Alter, früher aber nur klein ^^ewescn sein, biß Kaiser Liang wu 
TOn der Sung-Dynastie seine Residenz in Nanking verließ, um sich als 
Mönch für den Rest seines Lebens in die Elostermauemsuittkzuziehen. 
£r baute Kloster und Teuipol und wurde Prior des letateren. Früher 
soUen nodi mXobtige Sftuien, OpfeigefilBe^ Glocken und andere gro0e 
Gegenstftnde von Bronae vorbanden gewesen, aber von den BebeUen 
geraubt worden sein. Die Kaiser Kanglii und Kifinlong der Jetngen 
Dynastie baben viel fär das Kloster getan; von letalerem stammen 
s. B. eisesne und kupferne Kocbkessel von kolossaleir GrSlIe in der 
Monstre'Kttebe. Sie ist jetzt serstört und wird nicht mehr benntst ; die 
Rossel sind zwarnocli erhalten, aber nicht vor Verfall gOHchützt worden, 
da zur Bereitung der Mahlzeiten der jetzigen Bewohner weit kleinere 
Gefäße hinreichen. Bibliothek, Bildcrsaniuilung und derarti^,'e Akzes- 
Boricn, die man sonst in den alten Klöstern von China findet, scheinen 
nicht mehr vorhanden zu sein. loh sah einige interessante, sehr alte 
kleine Figuren von Bronze, versuchte aber vergeblich, etwas davon 
XU erstebeo. Wie am Tiön tu schan, so ist auch hier außer dem Haupt- 
tempel nooh eine grofle Amtabi kleiner TempeUiaUen in der Nacb- 
bamcbaft aerslrent, welebe meist als Sinecuren ftr alte Priester ver- 
wendet worden und anm Teil noeb jelst verwendet werden. In einer 
derselben fimd idi einen Tao-Priester, welcher nadi uralter Sitte nocb 
einen Haarknoten und einen langen, wiewobl dtinnen Bart trug, so 



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Der HinDoirtampd des ,BlaniMib«gi*. 



93 



d$M er gm das Aussehen eines Koieanon hatte. Er empfing mich mit 
beaonderar Reimdlicbkeit und lohien mir durch seine Gesptttehe 
ttber das NiveAu der anderen Priester, die idi hier seh, wmt hervor* 
sarageo, eine Beobeehtong, weldie ieh medite, so oft ich Ftiesteni 
dieser malten Sekte begegnete. Er lebte im ▼oitreffliehsten ESnyer> 
nehmen mit den Buddhisten. Idi konnte nidit eifthren, ob die An- 
wesenheit eines soldien Priesters Tielleieht eine Überlieferang aus 
der Vorzeit ist, da vor der EinfUlirung des Buddhismus die Tempel 
wesentlich jener Sokto angehört haben. 

Während meine Oesellschaft von don Beschwerden dos Kittos 
ausschlief, ging ich nach dem Doppolhorn doa Hwa schan. Ich er- 
reichte zwar nicht den Gipfel, da das Gestrüpp zuletzt zu dicht wurde 
ond meine Kleider schon in Fetzen herunterhingen, gewann aber doch 
gute Aussichtspunkte. £in Arbeiter könnte in wenigen Tagen den 
allen Fafl|^Ml, welcher nach dem Gipfel führte klar machen. Ich 
weift keinen Ort bei Schani^ai, der Moh so vonttg|ich wie dieser 
Tempel bei Faahwaschan m einem stillen Sommeranfenlhalt eignen 
würde. In den abseits gelegenen kidnen Tempeln kSnnte man sich ohne 
grofie Sohwierif^eit eine Wohnung, wenn auch nur notdfbiftig, her* 
richten, und die Priester wttrden dazu gern hilfreiche Hand retchen. 
Man würde hier freie Luft atmen und viel spazieren gehen können. 
Für die Jagdfreundo gibt es Wildschweino in Menge, für den Sammler 
Pflanzen und Insi kten ohne Zahl. Es fehlt nur das allerdings schwer 
entbehrliche tlieüende Wasser. Ein rolsbrunnon gibt kühles Trink- 
wasser, aber in zu geringer Quantität. Die Pricstortichaft entnimmt 
ihren Bedarf einem gro§eu künstlichen Wasserbehälter, der in das 
Gestein eingehaaui und noch weiterhin mit Steinwällen aufgemanert 
ist; er soll Znflu6 Ton einer Qaelle erhaltwi. £s schwimmt darin eine 
Menge kleiner Schildkröten, welche den Prieetem kein Hindernis für 
den Oebranch des Wassers sind. 

Der Abstieg auf der Sftdsmte des Berges ist steil und unbequem* 
Auch dort ist ein aber brdter Weg, weldker snm grSfitMi Teil an» 
Stufen yon Kalksteui angelegt ist; die ebsdneii BISeke nnd ans ihrec 



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94 



BaiMD in TadMldaag » Ngiuihw^ und JCUngio. 



Lage gekoniincu und durch don (iebraach geglättet. Ich fand es äußerst 
beschwerlich hinabzagehen, and die Esel waren kaum imstande, Bich 
auf den Füßen zu erhalten. Auch hier sind die GehJLDge gaos mit 
Oevlriiioh bedeck^ aber nicht mit jener Vegetation von tropischer 
Fttüe wie In der Schlucht des lYoidebhanges. Am Faß des Berges 
fimden trir hier nnd d« ein kleines J$<Mf ; die Bewohner waren stets 
sehr artig und legten uns keinexlei Hindernis in den Weg. 

Des aweite Aasflug führte ans von Tongyang nach dem Gebirge 
im Sflden desTUkessels. Das Hanptuel war derTempel Pahwäimiau. 
Erst ging es 10 Ii auf Alluvialboden an Löfi- Ausläufern hin, die sich 
vom Hwa schau üua hinab erstreckten; dann folgten 5 Ii übor ein 
niedorcB Hügelland an (I m Dorfe Muntang. Dies war nun ein viel- 
gobrauehter, mit iSteiopiattcn, die durch Schiebkarron ausgefahren 
sind, jämmerlich gepflasterter Weg. Ich begegnete wohl 200 Eseln, 
welche Branntwein yon dem südlich vom Gebirge gelegenen Flach- 
land nach Tungyang tragen. Auch viel Brennholz wird herabgelUhrty 
um von Tangyang aus nach Nanking and Tsohtngkiang lu gehen. 
Alle Hügel sind mit Gebttsoh bedeckt^ so dafi es nur im Anfang schwer 
wurde, geologische Beobachtongen an machen. Muntang ist ein kleines 
IrmHches Dorf, eng swischen grttnen Hfigeln Angeschlossen und am 
Ursprung eines nach Westen gegen Kanking abfliefienden Baches ge> 
legen. 8 Ii wexter hinab liegt I^ibw^imian. Ehe ich mieh dahin 
wandte, machte ich noch einen Abstecher nach einigen f) Ii südlu her 
liegenden warmen Quollen. Der Weg führte über einen niederen i^&ii. 
Hier stand ich aiu JSüdrando des Kanking- Gebirges; nur im SW, jen- 
seits Tang schui, erheben sich noch einige niedere Hügelreihen. Vom 
Fufl des Gebirges aus erstreckt sich flachwelliges Land in die Ebene 
hinein, die rieh weithin aosbreitot. 

Ober solche Wetten hinab erreichte ich Tangschui, ein Dorf, 
schmutaig und widerlich, ob§^eich die Lage gestatten würde, es au 
einem redit hübschen Badeort an madien. In einer Ummauerung 
stand ein elendes Haus mit Bassins, die mit Uarem Wasser geftllt 
sind: dies waren die fittder der wannen Qnellwi. Es badeten darin 



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Wimm QuOeii. 



95 



Leute, die mit Haatkrankheiten und häßlichen GeaoliwttreD beluiftet 
waren. Die Temperatur komite ich nidit bestimmen, denn der Zuflofi 
Ist so nnhedeutendi da0 sie sich in den Bassins viel m gering ergeben 
wttrde. Der Ort war einer der unreinlichsten und widerwürtiigsten, 
die idi in China gesehen su haben midi erinnere, und ich konnte 
mich nicht enthalten, einen Ver^eich mit den wunderbar schönen 
Plätzen anzustellen, welche die Japaner an den zahlreichen Orten, 
wo hoiüe (^ut'iiuü zur Grüuduug \ oii Badeorten Voranlasaung gegeben 
haben, zu schaffen mißton. Was die Thermen hier veranlaßt, ließ 
flieh niclii orgründon; vulkanische Gostolne habe ich in derNfthe nicht 
beobachtet. Die Hügel im Süden bostoheu zunächst dem Dorfe aus 
Quarzit. VergebenB vei^uchte ich sie zu besteigen: die wilde Vegeta- 
tion, mit dornigen Ranken durchzogen, trieb mich zurück. Die süd- 
liche Ebene breitet sich grofi und schön ans, und man erkennt in ihr 
die Lage einaelner Sttdte. Sie ist aber nicht unbegrenzt, denn aufier 
einseinen isolierten Höhen erscheinen in der Feme Hflgebeihen, die 
im Westen des Tiihu(-Sees) gel^n rind. 

Idi gmg nadi Muntang suxack und folgte dem kleinen Bach 
abwürts. Bald kam ich an dem gaos aeiatörten kleinen Tempel Pa- 
hw^imian. Das Tal ist hier im Süden ron einem manerfbrmigen Ab- 
hang begrenzt, und an der Nordseito erheben sich ganz flache, mit 
Kiefern bestandene Wellen von steil stehenden Schichten mürber 
Sandsteine. Au dorn Tempel selbst liegt im Gebüsch eine Reihe von 
Kohlenhalden mit noch offenen 8chachten, die noch vor sechs bis 
sieben Jahren von den Bebellen bearbeitet worden, seitdem aber ver- 
lassen sind. Sie rind jetat veriiallen und zum Teil verschüttet Die 
Kohle, von der noch Reste vorhanden sind, hält swischen magerer 
und ÜBlter Kohle die Mitte und gibt beim Verbrennen einen bitnminöaen 
Geruch; rie soll als Schmiedekohle Ttnrendet worden sein. Uber die 
Tiefe der Qmben und die Mlditigkeit der Flöse konnte ich nichts 
er&laen. Der IWs der KoUe scheint hoch gewesen an sein, besou' 
den wegen der Unkosten, welche das Wasser yemrsachte. 

Es wird so oft von Fremden behauptet, daß die Mandarinen das 



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Baiien in Tlidi«ki»Dg, Mguihw^i und Klaagra. 



öffnen der Kohlengruben verhinderton und dsiQ die fremden Intercsson 
dadurch in hohem Maße geschädigt würden. Ich hatte eine Bestäti- 
gong dieser sehr allgemein verbreiteten und auch im Druck vielfach 
ausgekrochenen Meinnng memals in Wirklichkeit gefonden, im Gegen- 
teil übezaU ei&hreo, daß die Behörden das O&en devKeblengruben 
anfierordenffich begünstigten, da ihnen ja andi ein Vortml aus dem 
Regal erwuchst. Hier zum eisten Male begegnete ich der Versiche- 
mng der Lente, daß die Mandarinen das Bearbeiten der Graben nicht 
erlaubten. Vielleicht ist die Angabe riditig, entweder weil die Re- 
gierung sich die Kohlengruben für ihre Dampfschiffe reservieren will, 
oder weil sie fürchtet, den Appetit der Fremden nach dem Besitz 
der Gruben zu sehr zu reizen. Über die Aussichten, welche das 
KüiiiLiiiluz dieses Ortes haben würde, bin ich nicht imstande zu ur- 
teilen. Aller Analogie nach ist es dasselbe Flöz, welches sich bei den 
Ming-Gräbern bei Nanking in allerdings sehr nnbedeutender Weite 
aeigt. Erst spät abends langte ich in Tungyang wieder an. 

Zwei andere Ansflttge hatten die Untersuchung des Lungschan 
▼on dem Orte Lnngtan ans, wo mein Boot ]a|^ aum Zweck. Bei 
meiner eisten Ankunft in Cliina hatte ich von den Kohlengraben bei 
diesem Ort gehdrt^ und mein Ausflug galt ihrer Üntersuchung. Der 
Lungschan ist hier in awei PanJlelrttcken gespalten; die Furche 
awischen beiden ist durch die weichen, leicht yerwittemden Kohlen- 
schichten verursacht. Die Vorderreihe ist an einigen Stelleu unter- 
brochen. Geht man an einer solchen Stelle hinein, so sieht mau, 
wenn man die Furche erreicht, rechts uud links in ilir niedrl^'e Wasser- 
scheidoü. An diesen sind die Kohlengruben gelogen. Auch hier ist 
der Bergbau nicht wieder eröfliiet worden, ich fand aber auf den Hal- 
den eine Menge Koldenstücke, welche sich ab Antlirazit erwiesen. 
Die Kohle verbrennt ohne Flamme und Rauch und läßt ein wenig 
weifie Asche surttck. Die Länge des lum Abbau Teif&gbaren Kohlen- 
fltfaea schätete ich auf 3 km. Dies wflrde bei 1 Va Fb0 MKohtigkeit 
ein Kohlenqnantnm von nngefthr 850000 Tonnen ergeben. Die sehr 
günstige Lage und die, wie mir scheint^ gute Besdiaffenheit der KohlOi 



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Ein verlassener Kohlenber^baa. 



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verbunden mit dem Umstand, dafi ein erheblicher Wasserandrang nicht 
zu iiireiiteu iot, seheiut eiueiu aliurdiLigti nur st lir kleinen Kohlen- 
bergbau ftir einige Zeit etwas Aussicht zu or iilucn. 

Von (]pn Gnibon aus bestipf? ich deu Hauptrückeu des Lung- 
schao. Hier war die Vegetation verwildert, aber auf dem Felsboden 
nur von geringer Üppigkeit und setzte dem Fortkommen weniger 
Schwierigkeit entgegen als die Steilheit der Felsen. Die Berge hiw 
Himmeln von Wildsehweinen, und man begegnet fortdanemd ihren 
Spuren; auf dem Longschan insbesondere waren de Schritt für Schritt 
m Yerfblgen. Am Fiifi der Beige, haupttlcUieh entlang dem ganaen 
Faß des Hwaschan^ sind meQenlange Uanem anm Schnla der Felder 
gegen die Sahweine exiiditet; dennodi sind anßeidem ttberaU noch 
kleine Waehthinser gebaut, da die Tiere den Feldern Tiel Schaden be- 
reiten. Idi sah Uaiafelder gana von Wildschweinen abgefressen. Trotz 
ihrer großen Menge gelangte ich nicht zum Schuß, da für eine Treib jagd 
meino Zeit nicht ausreichte und die Ungeschicklichkeit der Bevölke- 
rung wenig giin.-;[i i'oRcfultÄto erwarten ließ. Einen sicheren Schuß kann 
man bei einer moudheüun Nacht von den Wachtstatiuncu aus erlialten, 
doch erforderte die Untersuchung des Gebirges fUr meine speziellen 
Absichten meine gaoae Zeit in solchem Maße, daß ich nicht imstande 
war, eine Nacht einer unerheblichen Nebenbeeohttfitiguog an opfin». 

Das Land ist, sobald man das AUttvinm Tozlllßl^ &Bt entvOflcer^ 
aber ein bedeutender Znsammenfinß Ton Menschen hat begonnen: von 
der ehemals kohtvierten Bodenfliche ist immerhin erst ein kleiner 
Bmchteil wieder angebaut. Dodh bat die BebeBion «ach ihr Glutes ge- 
hab^ denn die Vegetation ist einmal f&r eine Reihe von Jahren sieh 
selbst Qberiaasen gewesen, und «He Felder haben eine Zeit ruhiger 
Brache gehabt. An den Gehäugen gibt es uine Masse 10 bis 12 Jahre 
alten guten Holzes, und von dem dichten Gestrüpp wird die Be- 
völkerung ihren ständigen Brennliolzbedarf noch für lange Zeit be- 
friedigen können. Wenn die Regierung jetzt eine Überwachung und 
Kontrollo einführte, so wäre der Moment gegeben, am endlich einmal 
eine regelrechte Forstknltur au begrttnden. 



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Bsb» ia TidMkitDg, NgiuDÜnnft ud KbngMi. 



Anfier den beselirtebeneii Atnflflgen führte ich nodi mehrere 
ftiu, welche jedoch ausschließlich geologische Resaltete lieferten und 
deren Boschroibung eine elnförrnigo Wicdei iiolung des schon Gesagten 
sein würde, ■wenn ich mich frei von geologischen Details halten will. 
Zu den Eigontümliclikoitcn derBäcIie, welche nach Norden und Süden 
abfließen, gehört der Umstand, daß sie meist in Einsenkungon zwischen 
den einzelnen losgelösten Gobirgsgruppen, httnfig nur dmch die IitfA- 
teeraase in ihren Qaellbttchen voneinander getrennt^ entepringen und 
dann die davor liegenden Qebixge durchbrechen. In Ldfigabieten ist 
diese Erscheinong blnfig. Die GkMrge haben mwA eharakteristisehe 
Formen, und die Lagerung der Schichten läßt sieb oft schon von weitem 
daran erkennen. Die Höhen sehen yon der Feme kahl aus, und aber, 
wie man bei der Annlhemng bemerk^ hitifig nut einer nndnrehdring- 
Uchen Strauchvegetation bedeckt. Am Nordabhang dos Gebirges ftihrt 
eine Straße entlang, welche Tschingkiaug mit Nanking verbindet. Sie 
ist breit und mit Steinen gepflastert; es liegt au ihr eine Menge von 
Dörfern, welche fiiüher groß und gut auijgebaut waren, und zwischen den 
Dörfern waren noch Stationen für Kulis und Roisende vorhanden. Die 
vorher genannten Orte am Kanal, von denen ich meine Ausflüge antrat, 
lagen an dieser Straße. Der Verkehr ist jetst anbedeutend: er wird 
meist durch Schiebkarren besorgt^ welche hier ihren sttdlichsten Yer- 
breitungsbeiizk haben, femer durch Esel und Packpfecde. Von den 
Hauptorten an der Straße ftthren kleine Fußpfiide in die G^irge, m- 
wellen auch ein größerer Weg über das Gebirge hm weg, nachKfiyung* 
hsi6n und anderen Orten im Süden desselben. Der größte Teil der Ge* 
birgo ist jetzt unbewohnt, und beträchtliche Gebiete des Löß sind 
auch iu früherer Zeit der Kultur niiht erschlossen gewesen. 

Kinon kleiiier(!n Au.sfiug niachto ich nach Siasrhukai und den 
umliegeuden Gebirgen. Siaschukai zeichnet sich dadurch aus, daß 
hier unter dem Löß, der sich in einer langen Zunge vorstreckt, die von 
der Straße übersetzt wird, eine Gbranitkuppe auftritt, die zu hübscher 
und wilder Saonerie Veranlassung ffht Der letste Ausflug wurde von 
Eiautöu untemommen; er war der größte und anstrengendste von 



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Nra «ilbradite 0«birg». 



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«lleo, da wir bei bcranender Sooneohhie von 6 Uhr früh \m 7 Uhr 
abende fortdanomd «nf dao Beben waren, and hatte auch die be> 

deutendsten geologischen Resultate zur Folgo. Ich besnchte dabei 
den Liiisciian und Kaulischan, zwei IMickcii, in deuou die Kiehiuag 
WSW — ONO wieder zur Geltunjr komiut und welche durch ihre 
Hiiho sowohl wie durch ihro steilon Nordabstürze sich auszeichnen. 
Beide haben einen scharfen Stirurand, von dem aas sich der Südost- 
abhang langsam verflacht. Sie sind mit ihrer gansen Umgebiing der 
ÄnfmedcMmkeit dos Geologen besonders zu empfehlen. Die Schichten- 
ijiteme, besonder« dasjenige des Linschan, sind sehr merkwQidig 
nnd bieten manches, was leb in dem ganzen ttbi^en Gebirge nicht 
beobachtet habe. An den Gesteinsstllcken, die zur Pflasterong des 
Weges verwendet waren, sah idi, daß dort VerBteinerongen in Menge 
vorkommen. Ich schickte spKter Spliogaert nach einem swiscben 
beiden Bergen gelegenen Doife^ wo ersieh mit Sammeln besdiVfiigte, 
aber auch nur unvollkomniones Material mitbrachte. 

Ein weiterer Ausflug hatte die Untersuchung mehrerer praktisch 
ivichtigcr Mineral-Vorkommen zum Zweck. Er ^ng von dem Dorfe 
KauUizekang ans, wo der dem Yaogtszö-Tal zunächst liegende Zug 
dca Gebiiges in einer knnen Enge ron einem Fluß, der von Süden 
herkommt, durchbrochen wird. Man kommt dann in größere Tal- 
weitnngen und weit« hinauf nach einem aweiten ähnlichen, aber weit 
schrofferen Dnrdbbmch swischoi dem Kanlisohan im Weaten und 
dem Tschnschan Im Osten. Die IVontreihe seichnet sieb schon in der 
Feme durch ihre Steinbrüche ans; es wird hier Uaxmor gebrochen, 
aus welchem der Tempel auf dem Hwasdiaa gebaut ist Man fiüirt 
auf dem Wasser bis dicht an die Brttche heran ; eine niedrige Stein- 
brücke verhindert die weitere Fahrt mit dem Boot. An jedem ciuzol- 
nen Marniorbruch sieht man eine Reihenfolge von Scliicliten, in welche 
ein porphyrischea Ge.«itoin in ganz unregolmäßigon Gangmassen ein- 
greift. Man nennt den Marmor hier mi schi (d. h. Heisstein), weil er 
gemahlen und zum VeifiUschen von Beis (mi) angewendet wird. Un- 
glaubliche Massen werden au diesem Zweck verschickt; sie gehen 

7* 



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100 



BdwBfi in TiekekiMtgt NftolnviA und Kiaag»«. 



besonden nach den Orten, von wo «ne die Bfliazololir naoh dem 
Norden beginnt Der TribntreiB rndvon den ettdltchen £rovinsen her 
geaammelt vnd ging seit alten Zeiten den Groden Enal ]un«i£ Defran« 
dationen aller Art werden bei seiner Versdiickung auf dem langen 

"Wege nach Peking verübt. Man vermehrt das Volumen und Gewicht 
durch Wasser und wendet manche andere Mittel an, zu denen auch 
dio V ermengung mit dem Mehl des gemahlenen Marmors gehört. 

Mit diesem Gestein zusammen kommen Eisenerze in ganz regel- 
mäßigen Lagern vor. Spuren einer Eiseuindastne habe ich hier nicht ge- 
fimdeoi doch würde sich mit geeignetem Brennmaterial das Erz gewiß 
gut verwerten lassen. In der Kühe, auf einem kleinen Paß, befindet 
sich daa sehen bei meinem ersten Besadi von Tschingkiang aua 
enridinte VoikommmTon Graphit Eristregefanlßig in den an Qoanit 
▼erwandelteo Sandsteinen eingelagert^ gana in der NShe von Gtanit, 
weleher eine HtlgeUandsehaft swisehen dem S^rontang und dem davon 
abstehenden Paiaflelzug des Ean Ii sehen bildet Man darf ihn wohl 
alt ein vertUidertes EohlenflSs ansehen, um so mehr, als er sidi auf 
die Nachbarschaf); des Granit beschränkt. 

Was mich aber bei Kauuzö am meisten interessierte, waren die 
alten Kohlenhalden im Süden dos Onoa, jenseits dos Kauli schau. Es 
Bind nur noch dio alten Halden zu sehen, und es ist nicht möglich, 
einen Schluß auf die Art des Vorkommens und die Beschaffenheit der 
Kohle zu ziehen. Das Interesse fUr mich lag in einem sweiten Halden- 
zug, welcher dem ersten parallel sieht and bei welchem offenbar nicht 
Kohle der Gegenstand des Abbanea gewesen ist Die Kohle lagert 
im Sandstmn, weldier swisehen swei Kalkaonen eingescfalossea ist 
Die nSrdliehe Kalkaone, welche cu^eioh die ilteve istj aeidmet sich 
durch die große Menge von Fetterstebknaneni aus, die in dem Ge- 
stein lerstreat sind: in einaelnen Sehiehten findm sie sidi besonders 
eosammengedrttngt Ich erfohr, daß man hier den Fenerstein fftr den 
Handel gewonnen habe. Dieser Stein bildec iiiimhch überhaupt ein 
wichtiges Handelsprudukt in einem Lande, wo man sich desselben 
ausschließlich zum Feueranmachen bedient. In späterer Zeit wurde 



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Ein« AnfUirnag i» ebiii«sfadi>ii KoUtnhgwr. 101 

der weit bessere Fenevatein «os Englend importiett: dies hat das 
SeUlefien der Graben mar Folge gehabt. 

Die Schiefer, welche man auf die Halden geworfen hat, sind toU 
TonTersteineningen. Ich hatte dieselben bei metner ersten Anwesen- 
heit an diesem Ort mit groSem Fleifi und Eäfer gesammelt, da ich hier 
zum ersten Mal oin sicheres Kennzeichen der Alterggleichheit chinesi- 
scherKalke mit dein sogonanntonKohlenk.ilk (iderBerckalk erkannte, 
welcher in Europa die Gruadlatfc der Haupt-Steinkohienf ormation bil- 
det. Zum ersten Male war damit dio Altorsgloichheit wenigsten eines 
chinesischen Kohlenflözes mit der europäischen Kohlcnformation nach- 
gewiesen. Bei meinem jetzigen Ausflug berührte ich den Ort noch 
einmal mud studierte seine Schichtenfolge im Verband mit der aUge- 
meinen Qeologie des Landes, wie ne sidi mir ersddossen hatte, eÜte 
aber schnell tther die StXtten hinweg, wo ich froher den Tag ftber mit 
dem Sammeln der Versteinerongen beadilftigt gewesen war. 

Am 8. August kehrte ich mit meinem Boot nadi Tsching kiang 
soiQde und brachte als Resultat eine detuQierte geologische Karte 
des bereiston Gebirges mit Noch wohnte ich oinigo Tage bei Herrn 
Detring, wo ich mich ruhigen Arbeiten hingab. Die mühsamen Reisen 
in der furchtbaren Hitze, wolehe oino Htärkero Wirkung ausübte als 
diejenige der Tropen, iiattcu mich mehr angestrengt als je eine Reise 
auvor: ich bedurfito einige Tage der Rahe und konnte sie nirgends 
besser und angenehmer haben. Einige Spaziergänge nach den nttchsten 
Hftgein TOÜendeten meine Bekognosaiecungsreise. £inige Tage qpMter 
kam ich nach Schanghai, wo ich mich abermals nur kniae Zeit auf» 
hielt, um meine gr9fite und lotete Reise in China über Peking nach 
der Mongolei und von dort nach den nordwestlichen und wesdichen 
FrOTinzen ansiufiüiren. 



Ich verließ Schanghai am 12. Juni und ging per Dampfer nach Rückblick. 

Ninjrpo. Von dort unternahm ich dann eine sechswöcheotliche Fuß- Miinghtl» 
. ' 23. Angost 1871. 

reise durch landschal die Ii ungemein ächöuo Gegenden in den Provin- Aus eln^^m Brief 

zen Tschekiang und Nganhw^i und kam am YaagtszÖ wieder heraus. Eltern. 



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102 



SaiMB iB Tichekiang, Ngaahwtt nmä Kiaagra. 



Dort machte ich dann eine «weite Tour, wohnte mehrere Tage bei 
einem Landsmann in Tschingldang und kehrte schBefilich nach einer 

Abwesenheit vou mehr als zwei Monaten nach Schanghai zurOck. 

Ich glaube nichl, Jaii üs unter deu Fremden iu ( liliia violo gibt, 
welche die Stxapa/.i'n dieser Reise hJtttcn au^liahen können. Die 
Sommerhitze ist im mittleren China schlimmer als in den Tropen, da 
die Sonne eine furchtbare Gewalt hat. Eine Temperatur von 36° bi» 
40° 0. während de« größten Teils dos Tages war httofig; dann aber 
war die Temperator in der Sonne 57 C, oft bis anm späten Abend l 
D« ieh stets der Sonne ausgesatat war, so war es diese höhere Tem* 
peratnr, die ich au artragen hatte. Wagen nndReitpferde gibt es in den 
ProTinaen, in denen ich reiste, nicht: man kann nur an Fufi oder im 
Tragstuhl oder an Boot fortkommen. Das Boot ist bequem und billig, 
aber ein findet Reisen, wobei man mehts sieht. Den Tragatohl hätte 
ich 8elu- oft vorlassen müssen, da ich meist auf steilen Gebirgswegen 
ging; außerdem wäre alles aus der ^'ehörigen militärischen Zucht ge- 
kommen, wenn ich mich hätte tragen lassen: denn dann hätte jeder 
einen Stuhl haben wollen. Da mein Zug aus 13 Mann bestand, so 
schien es mir das Beste, selbat mit gutem Beispiel voranzagehen und 
alle Beschwerden ebenso zu ertragen wie mein letzter Kuli. Dies ging 
auch gana Torattglich. Ich fiwd bald, daß man bei einer Temperatur, 
bei der man im Hwise oder im Boot oder im T^agstuhl umzukommen 
mein^ gana gut au FuSt gehen kann. Natiirlich geht man sehr leicht 
gekleidet, mit tropischem Sonnenhut und grofiem Sonnensdurm. Maa 
«hält so auch alles, was an Luftsug vorhanden ist; das ist allerdings 
aafierordendich wenig, wird aber dankbar genossen. Gewöhnlich 
wiu"de, mit zwei branden Untorbrcchunt,' um Mittag', den ganzen Tag 
übergelaufen. Da die Gepäck-Kulis oft ausruhen, so machte icli dabei 
nicht mehr als 3 — 5 deutsche Meilen pro Tag. An Arbeiten des Abends, 
selbst an Tagebuchschreiben , war natürlich nicht zu denken ; dies 
holte ich in den wenigen Rasttagen nach, die ich mir gestattete. Das 
Nachtquartier war immer in freier Luft, gewöhnlich in einer kleinen 
offenen Tempelhalle. Ich tue mir etwas darauf au gute, da0 ich meine 



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Sie YenvSitaagtii duidi di« Taipiaf . 



108 



ganze GesoIIächaft Immer stramm und in gutem Zug erhalten habe: 
bei so niederdrückender Hitace tritt leicht ErschlafixiDg eis, and dann 
gebt alles schief. Ich war auch darin glttcklicb, kleine Eiaokheüsftlle 
gleich wegsiikimefen, da jeder iiutnüert war, sich bei den geringstsii 
Unwohlsein sofort an melden. 

Die Besehwerden der Beise wurden durch hohen KatuxgenuA 
und wertrolle geographisch - geologische Resoltate ToOkommen be- 
lohnt. Ich habe sehen früher einmal die Gegend, wo man den grünen 
Teo mjicht, als den Garten vou China bczoichuet. Damals sah ich 
sie auf eiiK r liootfabrt im Spätherbst; diesmal führte njich der gauae 
Wofj; über ßergo und durch Schluchten und Täler in der Jahresjseit, 
in welcher die Vef,'etatiou am üppigsten entwickelt ist. Die Fülle des 
Pflamseuwuchses, wo er sich frei entwickeln konnte, wird kaum in den 
Tropen Ubertroffen, und derBlüten6or steht an Ptacht wahrscheinlich, 
nur liinter dem von Japan anrttok. Die Gegend ist sonst eine Wildnis, 
da die Bebellen alles aerstört und die Berdlkentng ausgerottet haben. 
Von der Zenttfrong an Henschenleben, die hier Tor ungefilhr sehn 
Jahren stat^^efiinden hat, kann man sieh keinen Begriff machen, wenn 
man nicht selbst an Ort und Stelle gewesen ist. Wenn man nur ein- 
zelne TMler nimmt, so berechnet sich in ihnen die Zahl der Getöteten 
nach Millionen. Ich mute Euch nicht zn, dies zu glauben, und bin 
darauf i^ifaßt, dalJ itian mir sagt, ich übertreibe. Ich habe es früher 
auch nicht geglaubt, und wenn mau die Gesamtheit der durch die 
Taiping-Rebellion Uuigekommcnon auf dreißig Millionen Menschen 
schätzte, so hielt ich dies iiir eine lächerliche Übertreibung. Jetzt 
glaube ich, dafi diese Zahl viel zu gering ist. Ich habe sehr viele 
Stttdte gesehen, die früher groß und volkreich wuen und in denen 
nur ungefilhr 3 v. H. die Schreckensaeit Überlebt haben. Die StKdte 
selbst sind ftberwachsene Trttmmerhaufen; in manchen &nd idi nur 
fünf oder sechs Häuser notdürftig hergerichtet und wieder bewohnt. 
Ebenso ist es in den DSrfem, von denen viele Tausende in Trümmern 
liegen, zum Teil DOrfer, die ganz ans massiyen zweistöckigen Hiusem 
bestanden. 



104 



B«iseQ in Tschekiang, h'ganhw^ and Kungra. 



Wenn man dioso VerwüstuDgen siolit, kuTin mau «icli die Zelten 
vergegenwärtigen, als zcnbalasiatische Horden iu Europa einfielen, 
und die apMteron, als sie Turkestan und Indien überzogen. Ihre Züge 
waren stets mit einer Vemiclitiuig alles Bestehenden verbunden. Die 
Mongolen woden gegenwftrtig duieh die Institalion det fiewiaiamua in 
Ztigel gehalten; «ber in den Chine«en aelbtt ist trots ihver unlten 
Ziviliution d«a Element der entaetsUdisten Barbarei noch reiehlicb 
Torbandeo, nnd neben dieaer Barbarei beatefat eine SohwSche and 
'Wideiataadilosigkeit, die den seiatQrenden Elementen freiea Spiel lllfii 

Hätte ich vor einem Jahr nieht den „blunder^ gemacbt,' meine 
große lioiso von Peking aus aufzugeben, so wäre ich jetzt ziemlich 
nahe bei Euch. Ich hätte dann zunächst die große Roiso gemacht, die 
ich damals vorhatte, und wäre nach acht Monaten nach Schanghai 
zurückgekehrt, ungefähr im Mttrz, gerade zur rechten Zeit, um der 
dnngenden AnfiTorderung einiger masischor Reisenden zu folgen, die 
TOn Peking aus durch Zentral-Aaien nach Torkeatan reisen wollten. 
JetBt weiden ne bald dort ankommen: daa wäre ein ReiaeaeUofi mit 
Brillantfenerweifc geweaent leb werde non den Abaofabifi ohne Eklat 
machen mfiaaen, aber doch im gaoien an meiner Zofriedenbeit Heine 
letate Tonr war eine Abachloßreiae. leb habe nodi eine aweite von 
drei oder vier Monaten Tor mir. 




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I. und rrorilski/./i'ii. 



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# 



Die letzte große Reise* 

Tschili — Sohansi (Mongolei) — Schensi — 
Sz' tschwan — den Yangtsze hinab. 

Tob S& Oktobor 1871 liU SI. Mal 1872. 

1. Abschnitt: Von Peking durch die Mongolei 

nach Singanfu. 

Qnid« in Bubepanmn, wie gegenwKrtig, tritt mir der Gedanke DorReisepUn. 
beaonden xuihe, wie gerne ick diese Zeit bei Euch Terbriogen ' 
möchte. Es ist dies ein Gnind meines fortdauemden Y onrMdringeiis : 
es schwebt mir immer Tor, ds0 idi hier keine Zeit anm AnsniEen habe, ^ 
sondern nur sum wirklichen Arbeiten im Felde; und es schleicht sich 
auch immer ein leichter Vorwurf ein, wenn ich länger raste ala absolut 
notwendig ist. Bin ich imtorwegs, so bringt zwar das Gefiihl tlor Ein- 
samkeit die heimatlichen Ilogungou ganz besonders zum Vorschoin, 
aber es gesollt sich kein Vorwurf da7:n. 

Ich will nun wieder eino Reise antreten: nach meiner Absicht 
mmne letzte, aber auch meine längste ; denn sie wird gewiß fünf Monate 
dauern. Dann werde ich mich wohl gründlich ausgereist haben und 
nach Rnhe sehnen. Die Reise, welche ich vorh*be, wttrde ich firllher mit 
dem iborigsten Endrasiasmns miteinommen haben, wenn mich Jemand 
Ton der Hdgliehkeit ihrer Auaftlonmg bitte übessMigen kSnnen« Jetst 
ist mir der lelstere Pankt gaoa Nebensache, aber der Enthusiasmus ist 
merklich abgeschwicht; aUerdings durch nichts als das fortdauernde 



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106 Di« lotrte grofi« BelM. 1. Von Peking nneh BingAnfn. 



Gefühl meiner langen Abwegenheit und der Sehnsucht uacli Euch 
zurück. Gelingt es mir einmal ausnahmsweise für eine halbe Stunde, 
mieh auf den Boden derTatsachen und der zwingenden Notwendigkeit 
suBtelleiii 80 erwacht auch gleich wieder die Gier Dach derExforschuDg 
der Gegenden, in die ich midi begehen will; denn sie werden yoraus' 
üehtlich das intexrewanteite Feld meiner Reisen in China sein nnd 
einen guten Absdilnfi donelben hilden. Eb rundet Bich dadurch 
mein ganzes WeA so schOn ab, daß ich erwarten kann, bei der splltoren 
Bearbeitang etwas Ganzes nnd Vollständiges zu liefern — Yoratis- 
gcßotzt, daß die Reise gelingt. Icli will von Peklag nach dem nörd- 
lichen Schansi gehen, dann nach Sclicnsi, Kansu und Im Winter über 
ein Hochgebirge nach der Provinz Sz'tsehwan vordringen. Dort habo 
ich einen umfassenden Flau für Kcisou nach den wostUcheo Grenz- 
gebieten entworfen. Dann will ich auf dem Yangtsze nach Schanghai 
zurückfahren. Ich werde kaum vor Anfang M&cz hier zurück sein 
können. Die Reise ist gaoa zu Pferde. Geht alles gut, wie bisher, so 
wird das Tagebuch wenige Ruhetage zu yermerken haben. Aber wie 
werde ich wieder «in allem zurflckkommen: in Tagesge-schichte, in 
Kenntnissen ttberhauptl FOnf Monate, so schnell sie vergeheo, sind 
doch eine lange Zdt^ in der sich riel ereignet. Ich werde überhaupt 
noch einmal anfangen müssen zu lernen, wenn ich nach Hause komme. 

Ihr wißt, daß icli vor einem Jahr in Japan die mir \\>u der lio- 
gierung angetragene Stellung als Chef des Bergwesens und der geolo- 
gischen Landes- Aufnahme ausscldug, nur aus dem Gnmd, weil iclv 
mich nicht auf zwei Jahre binden wollte. Ich habe Euch auch wohl 
nachher geschrieben, dafi os mir später sehr leid tat, die Stelle seiner' 
zeit nicht angenommen zu haben, da es mir YieUeicht gelungen wttre, 
den Termin von zwei Jahren auf eins herabsnsetaen. Abgesehen davon, 
daS die Stellung pekuniXr eine sehr gute gewesen wttre, h&tte sie mir eine 
höchst interessante und einflnfireiche Beschlfügnng gegeben, und ich 
hStte die Befriedigung gehabt, diesen in Japan sehr wichtigen Zweig 
der Verwaltung auf eine gute Grundlage stellen und ein passendes 
Personal, waiirscheiulich meist Deutsche, eiuführeu 2U können. Als 



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D«r B«ii P1«B. 



107 



ich dann das sweite Mai nach Yeddo sorackkeiirte, war 68 au apttt; 
denn eine nach Europa abgegangene japanische Kommiaalon hatte 
den Auftrag bekommen, einen aogenannten miimig engineer zu be- 
sorgen, womSi^eh in Eni^and. Idi erwartete, daS sie einen Chailataa 
vom reinsten Wasser h^ommen würden, und ich bedauerte sc^on 
im Qeist die Re§n@i*uDg, bei der es sich um Einführung durchgreifender, 
für den Kredit uad dio Fifianzea des iloiches wichtifjor Einrichtungen 
handelte, während ich au einem wirklichen Furiächiitt in der ^'euio- 
gischen Landeskenntnis zweifelte. Überdies war es mir unaugonelim, 
daß ich durch meine Ablehnung schuld daran sein sollte, daß eine so 
wichtige Branche wieder in englische oder amerikaoische statt in 
deutsche Hände übergehen wttrde. Aber die Japaner haben Glück 
gehabt! Denn nach Zeitunf^beiiditen ist ihre Wahl auf Dr. Hoch- 
Stettor in Wien ge&Uen, der, wie Ihr wifit, einer meiner besten FVeunde 
ist Ich i^be, er ist der beste Mann fikr die Stellung: tUchtig, durch 
und durch gewissenhaft, Ton gesundem praktischem Bück, eine wahre 
Peile Yon einem Mann. Er ist weit geeigneter ab ich, auch schon 
deshalb, weil er eben von Europa kommt, daher auf der Höhe seiner 
Wissenschaft steht und seinem neuen Amt mehrere Jahre widmen 
kann. Seiner Familienpilicht hat er genügt: er hat eine Frau und 
fünf Kinder. Er ist um einif^e Jahre Hlter und erfahrener als ich, dabei 
dar günsti^^te Repräsentant deutschen Wesens; er ist Württemberger. 
Ich bin nun nicht mehr so unsu&ieden, damals die Stellung ausge- 
schlagen au haben. 

Für nuch aber trifil es sich recht ungltteklioh, dafi ich drei Jahre 
ganz isoliert Mm sein mufite, in aDem was Anregung betriff^ auf mich 
selbst angewiesen. Ich habe niemand gehabt, mit dem idi ftber mein 
Fach und meine Beschlftigung hätte sprechen können. H&tte Hodi« 
stetter diese ganze Zeit schon in Japan yerbracht^ welch reger Veikehr 
haue zwischen uns stattgefunden! Ich hätte noch elrunal soviel lolstoii 
können! Nun kommt er, da ich oben ins Innere gehe, um dann sofort 
nach Europa zurückzukehren. Ich werdo ihn also lucht einmal mehr 
sehen können. Wäre er nur ein halbes Jahr ixüher gekommen, so 



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IM« letett giofle SdM. I, YoiiP«khigMeh8in|pmfli. 



hUtfee ieh auch noch eioen großen Vorteil gehabt! Denn ich hätte 
dann meine KohlenplSne dwcfaftthrea kOonen and wttrde Enck als 
nnabhin^ger Ifann wiedenehen. Jetzt iet es damit an spMt: denn es 
Ist kein Preis hock genng^ nm miek lloger kier aarOdksakalten, als es 
die absolute Notwendigkeit erfordert 
P«ktag, Vor etwas mekr als einer Wocke kam iek kier an, en ronte ftlr 

. Inner-Asien. Ich wohne dieBmal bei meinem sehr lieben Freund Bis- 

Ans t'invm 

Brief an die niarok. Ihr kenn L ihn noch von der Expedition her, aucli aus meinen 
firüheroD Briefen aus I'ekiDg, wißt aucli uoeh vom vorigen Jahr her, 
daß damahs seine junge Braut aus Wiesbaden in China ankam, die er 
in Schanghai heiratete. Schon vorher hatte er sich hier ein eigenes 
Haus gebaut, das ich seiner Zeit mit einweihen half und jetzt mit ikm 
bewokne. S^tdem ist der Familienkreb um einen gesunden Jungen 
▼evmehrt worden, bei dem ick Tenuate bin, das erste Mal, da0 mir 
die Ebxe dieser SteUung enteil geworden Ist Hern Patcken keißt 
„unser Frita** und filbrt auok meinen Namen. Ick kabe ikm einen 
Wagen aus Sckangkai nti1|gel«»ckt, der in diesem Terlassmen Winkel 
der Welt eine erwttnscbte AkquisHion war. 

Von mciuoü frühoren Bekannten sind viele .veg; an ihrer Stolle 
sind andere, die ich wenig kenne. Aber doch bin ieh in Pekini' stets 
gut zu Hause, so sehr, daß ich selion gar nicht mehr daran denke, die 
Merkwürdigkeiten anzusehen, ebensowenig wie es einem Berliner ein- 
fallt, in das Neue Museum zu gehen. Daß die Straßen über alle Be- 
griffe staubig sind, daß alles im Verfall ist, und daß der ästhetische 
Sinn des gebildeten Euroi^ien auf Sokritt und Tritt beleidigt wird, 
kommt dnem seUiefilick so selbstrentHndliek Yor, daß man gamicht 
daran denkt, nock etwas daran aussosetsen. 

Das Land ist weit und breit flbersckwemmt, und Millionen Ton 
Menscken sind in unsX^okem Elmid. Vor mehr als 50 Jahren foad 
eine Shnlieke Überschwemmung statt; nach den damtKgen Erfahrungen 
glauben die Chinesen, daß das Land drei Jaliro unter Wasser bleiben 
wird. Einige Chinesen haUon die Überschwemmung f^ir eine Strafe 
fUr die vorjälirtgen Verbrechen, andere sehen sie als eine Strafe da^ 



Attflunieli Toa FeUag. 



109 



m, dafi sie nicht gleich aUe Europtter mit Stompf und Stiel aoBge- 
Tottet habeo. 

In Bwei Tagen trete ich meue lange Beise an. Ihr habt ana 
meinem Torigen Brief enehen, daft mir der EntschlnS daaa achwer 
geworden ist Nun aber, da er gebßt itt and die umfimendaten Vor- 
bereitungen getroffen siud, bin ich ganz wieder der Reitende nnd sehe 

mit Vergnügen neuen Arbeiten und Forschungen entgegen. Gegen 
die Kälte habe ich mir eineu großen Wolfepek und eine ganz kolossale 
Bfaenmütze angeschafft. Mit Provisionen bin ich reichlich versehen. 
Ein großer Haufen kleiner Silberbarren, zur lioatreitung der sehr be- 
deutenden Ausgaben, ist in meinem Gepäck verteilt. Mut und Er- 
lahrang sind in hinreichendem Maß vorhanden. So breche ich auf fttr 
meine letzte Reise, von der ich viel Erfolg erhoffe. 

Dw Gedanke, aoviel unerforschtes J^and an sehen, wirkt Ter» 
lockend. Aber was wire es ohne den Gedanken, die B«se bald 
Überstanden wa haben und dann nach der Heimat snrttckkehzen au 
kennen) 

Nach langwierigen Voiberdtongen kam ich heute endlidi tun Tagslrach 

10 Uhr zum Aufbruch. Der Vorsuch, Maultiere bis Sz'tschwan zu 85.0k*obsi 
mieten, war au cxurbluintcji Forderungen gescheitert; ich mußt»' mich 
schließ!i<'}i damit begnügou, sie bis Kahmn zu nehmen. Qestern war 
alles zum Aufbruch bereit, aber die Leute weigerten sich, den von 
mir gewünschten Wog elnzuachlagen. Es gab einen heftigen „row", 
der nach mehrstündiger Dauer damit endete, daß meine Leute klein- 
beigeb«! mnfiten. Zorn Aufbruch aber war es au spät geworden. loh 
▼edieA Peking — wahncheinlidi anm lotsten ICal! loh hatte 16 Tage 
in angenehmster Weise in Bismarcks gasdiehem Hans yerbracbt Bis- 
mareks gaben nur auch au Pferde das Geleit bis anm Tscfaangyi- 
mdnn, dann ging es auf der groSen Steinstrafte nach Westen fort 
Mein Zug bestdit aus acht Maultieren nnd swei Eseln; dasu kommen 
fiinf schwerbepackto Maultiere k 200 Cattios, ein halbbepacktes, das 
den Boy frägt, und zwei Reitmaukiero fiir 8|)Hngaert und für mich. 
Die Esel sind Eigentum der Leute. Wir haben als Begleiter zwei 



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110 



Dto totste gfofie B«toe. 1. Von Pddog oaoh 8i agan fa. 



Hündinnen: meine TielgereiBte Diana und einen Windhund von 

Splingaort. 

Nach 14 Tagen heiteren Wetten war ee heute feucht und warm; 
doch klirte es «ich nacfamittaga etwas an£ Die Straße bis Lnkdu- 
kiau mit der grofien Zehnpfeiler-Brftcke — der Name bedeutet 
HirBchgrabeo-Brtlcke — Uber den Hunhtf, Aber die »ehon tfarco Polo 
litt, iat ungemein belebt Ich zShlte und schState insgesamt an 3000 
Packtiere, denen ich begegnete ; meist waren es Kamole, aber auch 
viele Mauiti- ro und Esel, ferner KaiTcu, Schiobkarron und Kulis. 
Bei der Bmcko verließ ich die groQe SUdstraßo nach Pautingfu, 
Hf^nan usw., dio ich im vergangnen Jahr hinahgpzogpn war, und bog 
nach iSüd Westen ab, auf dio Borge zu. Dem Fuß der letzteren lagert sich 
hier ein breites 50 — 75 m hohes, flachwelliges Hügelland vor, in das 
das Hun hö-Tal eingeschnitten ist Der Boden ist nicht sehr fruchtbar, 
die Gegend wenig bevölkert und Xrmlicb, mit weit auseinander liegen- 
den Dörfern. WirfeshSnser existieren kanm. Ln Westen erhebt sich ein 
hohes Gebirge, dessen AbMKO— SW stricht Die nftchsüiegenden 
Berge heißen Ha ngan sehan „Pferdesattel-Berg*'; in ihnen sind yiele 
KalkOfen. Der höchste Berg der Gmp])e, der Miauföngschan, ist 
nach Fritscho etwa 1200 ni hoch; die vielen Gipfel des Manganschan 
steigen sonHt unmittelbar zu 500 m auf. 

Mein Plan war, nach Fangschan hsieii zu gehen, dio dortigen 
Kohlengruben zu besuchen und mir von dort aus einen Weg nach 
Tschai tang zu suchen. Doch hörte ich unterwegs von berühmten 
Kohlengruben bei Tainganschan, 95 Ii westlich von Tai fii tschwang. 
Da Pnmpelly sie nicht gesehen zu haben scheint, brach idi aunttchst 
dorthin au£ Ich begegnete unterwegs langen Zflgen von Kamelen mit 
Kohle, die nach Peking bestimmt waren. 

Die Strafie |^g zuerst durch Hohlwege in einer Art von regene- 
riertem Lttß mit 10 m tiefen Einschnitten; der Lehm war in semen 
tiefsten Lagen noch ▼oU frischer Wurzeln. Bald darauf beginnt an- 
stehendoe Goatcin. Ich kreuzte nielirere trockene, mit Geröll bcdeckto 
Bachbotten. Von einem derselben fuhrt eine sehr schlechte Straße 



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Wilda QebirgswAlt. 



III 



«teil hinauf nach dem Meiling oder KoMea-Paß und jenaeits — nach 
Weaten — hinab nach einem bfeiten Flofibett in tief eingeschnittenem 
Tal. Der Flnfi hat hier keinen Kamen, doch mufi ob der obere Lauf 
des LiuUhö sein. Im Korden sieht man ein hohes Kalkgebirge, das 

mit ßchroflfen Unterbrechungon nordöstlich nach dem Ma ngan schan 
fortsetzt, hier aber in eiaer W — 0 gerichteten steilen Mauer abbricht. 
Am Meiling-Paß siiul den Kalksteinen, wie es scheint, kohlenfülueudo 
Schichten regelmäßig aufgelagert, in denen lebhafter Borgbau auf 
mehreren Anthrazitflözen betrieben wird. Wir gingen am Liulihö 
aufwärts. Der Fluß ist zwisclien Kalksteinen eingezwängt und macht 
bedeatende Windungen. Auf jeder konyexoi Seite derselben steht 
ein Dorf. Nach SO sieht man durch em Tor nach der £bene hin. 
Bier beginnt ein hohes nach W fortsetsende« Ifanerg^bixge, das ans 
flach südlich ftllendem Kalkstein au bestehen schemt 

Bei dem kleinen Ort Heilung kwan macht der Flufl scharfe 
Windungen imd ffieOt in dflstem Engen zwischen WXnden TOn Schiefer 
bis zu der kleineu Häusergruppo Hung mei tschang („Anthrazit-Markt"), 
die aus zwei oder drei jt^^roßen Kohlen-Hon^s und eiticru Wirtalmus be- 
stellt. Bis hierher pehen Kamele den Fluß liinauf. Die Kohle wird 
mit Eseln und Maulduron vom Tai ngan-Distrikt herabgebraciit. liier 
tritt der Fluß an die Straße heran ; ein jetzt wasserloses Steinbett, 
offenbar zu Zeiten mit tosenden Fluten erfüllt, mündet hier Ton NNW, 
und io diesem geht der Weg anfwürts weiter. Die Landschaft hat den 
Charakter des Großartigen, Wilden und Oden : schroffsWünde mrSeite, 
daxwischen das breite steinige ElnObett; jeder Dorohblick zeigt Kalk- 
schroffen, die an Sttd-Tirol erinnern, wenn sie auch den Langkofl 
nie exreichen. Wo Raum vorhanden ist, wird der Boden angebaut 
und termsnert. Es gibt viele Fmchtbäame, besonders Kaki: die 
hohen ]ä.i.itlosen Bäume hängen jetzt ganz voll von den großen rot- 
gelben Früchten, und doch sind diese noch nicht ganz roif. Laogo 
Züge von Kamelen gehen mit Kaki beladen nach Peking. 

Ich machte heute eine großartige und äußerst instruktive 60- 27. Oktober, 
biigstour, die ich aber teuer bezahlen mußte. Ein Gebirge mit über 



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112 



Die letato pofie B«Im. 1. Tob PekliiKMdi Singufs. 



1500 m holicn Gi])feln und fa«t ebenso hohen Pässen begrenzt Bftdlich 
des Tichaitang-TaL Dieras Qebiige mufifee ttberatiegen werden, und 
w waren genölsg^ einein wahren Labjxinüi ven Windongan der 
Schluchten la folgen, um nach der Pafihöhe in gelaagea. Die all* 
gemeine Bichtang des Weges schien mir NW^ an sein, aber es 
fehlte an jedem Anhaltsponkt fiir kartographische EinaeichnaDgeo. 
Gleidi nach dem Aufbrach betraten wir ein enges Canon von 50 — 150 m 
Breite mit steilen, oft senkrechten Seitenwänden, die in Abstufungoa 
150 — (lOO m hoch ansteigen. Der Bodeu ist meist nur mit dem stei- 
nigen Flußbett erfüllt. So geht es 30 Ii fort, bis l in ])iuUlicliur steiler 
Anstieg nach dem Dorf Taingan schau hinaulluhrt, das 350 m über 
dem Auf bruchsort liegt. Hier über der Region des Canon beginnt 
aber erst der Anstieg. Durch Bergkessel und Engpitase geht es steiler 
und steiler hinan^ bis man etwa 750 m ttber Taingan an einem Berg» 
kessel die Höutsan* („dickes FlOa") -Grube erreicht. Dann geht es noch 
ungefilhr 200 m höher hinauf nach dem Tai hailing, einein PaS gegen 
ein anderes nach Süden gerichtetes Tal, das wahrscheinlich dem bei 
Hungmältschang yeriassenen Hanptflnfi des Liulihd angehört. Von 
diesem Pa8 zieht sich der Weg auf der Höhe am Abhang quor Uber 
die höchsten Runsen lui t nach einem zweiten Paß, 3Iiau ngan liüg, dor 
nach dem Tschai tang-Tal hinüberführt. Die beiden Püsso haben eine 
Höhe von etwa 1400 m; der Miau ngauling ist der höhere von beiden. 
Die nächsten Gipfel ragen noch 150 m höher auf, aber im W, etwa 
8 km entfernt, steigt eine Gipfolmasso noch etwa 500 m höher an 

Die Aussiebt ist großartig. Das Meer der wilden Kalkachroffen, 
das man übersieht, liegt teils im Niveau derPSsse, teib niedriger. Dar^ 
Uber hinaus in SO sieht man die Ebene. Im Sllden sind aackige 
Gebirge mit den biaansten Formen vieUach hintereinander gereiht 
Die Höhe der PSsse war gana unvorhezgeseben, ebenso die Steilheit 
und steinige Beschaffenheit des Weges. Es war keine Kleinigkeit, die 
normiJen Maultierlasten so hoch hinauf zu befördern; doch ging alles 
gut bis zur Hu Löäu-Grube. Hier waren einige reinlich goiialtone 
Häuser mit sehr guten Leuten. Die Sonne war untergegangen, und 



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tJoglftekliflhflir Vaehftmanidi. 



m 



ich wollte hier ttbernachten; doch gab es kein Futter, and die Leute 
weigerten sich, uns von dem Tempel am Miaungan-Paß, 8 Ii oberhalb, 
etwas zu holen, sondern wollten lieber mit Sack und Pack noch bia 
dorthin gehen. Ich warnte vei^ebenSf nnd wir brachen aof. ESn 

enger Weg, ztidom von den Regengüssen dieses Jahrea stark aus- 
gewaschen, fuiiric an den steilen (Johäugen iiin, olt in Jas GcöUjin aus- 
gehauen. Keclits hatten wir die ausgehauene Wand, links steilo, oft 
150 — 300 m hoho Abhänge. An einer Stelle spran«; von rechts oiu 
Felsen vor. Sieben Manhierc hatten ihn giUcklich passiert, das achte 
yerior den Boden mit den Hinterbeinen, wurde aber noch gehalten 
nnd hing nun mit dem Hinterteil über dem Abhang und lag mit dem 
Vorderteil anf der Straße. Mit großer Mtlhe wurde das schwere Ge- 
pttck abgenommen nnd in Sicherheit gebracht, das Tier aber stillste 
unrettbar hinab. Der Abhang war eine senkrecht aufgebaute Mauer 
▼on 5 m, darunter folgte eine BSsehung mit losem GerttH. Das Tier 
krftmmte den Rttcken, zog die Beine fest ein, fiel so auf den krummen 
Bftcken und rollte auf dem losen GerSÜ hinab. Allgemeines £ntsetsen 
— aber dem Maultier war nichts itroschehcn. 

Dann kam eine zweite scdiwicri^'e Stelle in einer Runse: rechts 
eine '.j m liolie Mauer, der Unterbau eine!- /..•r.^törton Hauses, an üir 
cutlaug ein mauerfürmig aufgebauter schmaler Pfad mit einem '2 Va m 
hohen senkrechten Abfall links. An einer Stelle war der Pfad bis auf 
2 Fuß Breite woggowascheo, nnd hier konnten die Tiere überhaapt 
nicht passieren. Wir mußten sttmtUches Gepttck abnehmen, hinüber- 
tragen und die Tiere ffihren. An einer steilen unbequemen Stelle 
wurde wieder aui^epackt Die Operation war gefthilich fiir Menschen, 
Tiere und Gepttck. Aber, wie es an Stellen, an denen man die QtöSe 
der Gefahr kennt, gewöhnlich ist, ging alles gut ab, wenn auch nur 
nach einer Stunde sehr schwerw Arbeit, bei der jeder zugreifen mußte. 
Nun ging es auch wieder recht gut weiter, und wir erreichten den 
höchsten Rücken, der «ich naeli dcai J'aÜ hinuiiiiieht : er tallt nach 
beiiieu Si'iten »teil und laug ab. liior aeliien aber keine Gefalir zu 
«oin. Plötziicii geht ein Maultier unverseheiii' vom Wego ab, rempelt 



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114 IMe iatit« große £«iM. 1. VonP«kiiig naoh Singaofu. 

beim Umkehren ein anderes ao, das Gepäck f^t lünab und rollt und 
rollt über die Steine In S'rit^.Mi nnd Sprüngen in die Tiefe. Es war 
geotde das Paekder, das alles anm tllgliohen Leben Notwendige trug. 
Dabei war ein von mir sinnreieh erdaditer grofler Kasten, in dem 
Teller, Taasen, Gläser nsw. yot dem Verderben geschtttat sein und 
eine Unsabl von Eleiiugkeiten des Beisebaushalta einen sicheren Plata 
gefunden liaben sollten. Jetat war an ein Weiterkommen nicht mehr 
zu denkenl Alle Tiere worden abgepackt^ und es ging ans Sudien. Zum 
Glück war es eine Vollmondnacht und der Himmel ganz heiter, 
aber ea blies oiu eisig kalter Wind ( '2° C), und wir mußten um 
in unsere Pelze hüllen. Der Kasten war ganz zerschellt; die audcrcn 
Gepäckstücke, aus Bambus geflochten, waren erhalten, der Inhalt 
&ber über den ganzen Abhang bis 150 m hinab zerstreut. Manches, 
was ich mit Sorgfalt fUr den Comfort der ganzen Reise vorbereitet 
hatte, war unwiderbringlich daliin : anderes, z. B. die Porzellantelier, 
Tintenflasche (Glas) und FlasciiMi mit Amioa und Glyaerin waren 
wnnderbarerweiBO gerettet Auch slmtlidie Tdple mit Uebig waren 
erhalten geUieben, außer einem einaigcn. Eine Zigarre Tertrieb bald 
die Sorgen, nnd wir legten uns auf den harten Gnmd und schliefen 
gut, wiewoU in stlndiger Gefahr, bei der geringsten Bewegung gleich 
dem €^pttek hinabzurollen. 
28. Oktober. Am heutigen Morgen wurde der Abhang noch einmal abgesucht, 
dann alles wieder aufgepackt. Um neun Uhr kamen wir zum Auf- 
bruth. Das Thermometer hatte früh um sechs Uhr — 2° gezeigt, dann 
war der Tag sonnenlioU angebrochen. Der^Miaiinganling ist eine tiaclic 
£iii8attlaug. Mau sieht hinab iu den von wilden Gebirgen umstarrten 
Kossei des Tschai tang-Beckena. Der FLufi entsteht aus vielen tief 
nnd schroff eingeschnittenen Armen, die ans allen Gebirgen heraus» 
kommen. In Tsohaitang selbst medcto man nichts von der groflarü- 
gen Gebirgswelt ringsum. Im Norden erhebt sich ein manecförmigea 
Kalkgebiige. Das höchste Geburge ist in WNW 80—50 km ent- 
fernt: ein langer, sanft gefoimter Rfl<&on, der jetat mit Schnee 
bedeckt — kern anderer Gipfel hat Schnee — and wahrschemlich 



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Dar K6M«1 von Tschat teng. 



115 



zwbchen 2000 und 2500 m hoch ist; e» ist wahncheinlich der Swu- 
Wtttuaohan. 

Der Abstieg nach dem nur etw* 1300 m hoch gelegeoen Nord- 
gelUlDge ist mit Stnnchwerk dicht bedeck^ darunter Tieleii Spineen, 
wthrend am Qehinge gar keine Strilncher sind. Das Volk hier hemm 
ist sehr harmlos und gut Dw Obstbau ist ein bltüiender Erwerhs- 
zweig; an den Sttdgehängen reicht er bis über 1^0 m HShe, am Kord- 
gehängo bis ungofälir lüÜO m. Birnen und Küsse sind lilclierlich 
billig, Kartoffeln — 1 Dollar pro pikul — von vorzüglichster Art. 
Hii^c, Hafer, Bohnen, Kauliaog scheinen die sonstigen Stapelartikel 
des Feldbaues zu sein. 

Der Vormittag verging mit dem Tagebuch und anderen Arbeiten. 99. Oklob«r. 
Splingaert beschäftigte sich mit dem Wiederaufbau der zertrümmerten 
Kiste, die ein zu wichtiges Möbei ist, um gans *u%egeben zu werden. 
Wir hatten alle Splitter zusammengesucht und sie wurden so au- 
sammenklabasterty dafi der Kasten wahrscheinlich besser lialten wird 
als vorher, gerade wie die geflickten Teller der Clxinesen. Nachmittags 
machte ich einen Ausflug nach den KoldengTuben. Seit Pumpelly 
haben die Minen von Tschai tang soviel Aofmerksamkeit auf sich ge- 
zogen, besonders von Seiten dilettierendcr und lüiiienbedUrftiger pro- 
testantischer Missionare, und Hendorson stellt sie so weit über das von 
mir entdeckte Authriuitfeld von Süd-Schansi, daß ich roclit herfierifr 
war, die Gruben kennen zu lernen. Zu hoch gespannte ErwxutuiigeQ 
werden leicht enttäuscht. So auch hier! — Ich besuchte zuerst die 
Fu tau- Gruben; sie liegen 4 — d Ii in SSW von Tschai tang an der 
linken Seite des von llialing kommenden Baches. D« eine Eisenbahn 
wegen dieser Gruben projektiert ist, so war ich erstaunt^ nur ganz 
gelinge Auftdilttsse und kleinen Bergbau zu finden. Die Gruben, alte 
und neue, sind auf eine Strecke Ton nicht mehr als 500 m am unter- 
sten GelUbige Terteilt; die höchsten liegen etwa 60 m Uber dem Bach- 
bett. Die Kohle hat die von Pumpelly angegebenen guten Eigen- 
ßcliaiteii, ist aber nicht so fest wie die von Püßchau in iSchaaiuiig, 
auch voll von Kutschflächon; daher gibt es viel Klein* und Stanb« 

8* 



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116 Di» letite groBe Robe. I. Von Pakluf mteh SinguCik 

kohle, die zu Koks gebrannt wird. Mau arboitot jetzt nur auf zwei 
Gruben mit ungefilhr 20 Mann, die nicht mehr als 250 kin pro Mann 
sa fördern Boheinen. Dies aind aUe voihandenen AufichlQMe. £e ist 
wahnoheinlieh, da6 die Flöxe weiter fortietzen, auch mQglieb, daß 
noch einige FlOse in der Tiefe liegen; aber ehe die Auftchlttsie nicht 
weiter gegaogen sind, wird sich wohl der Gedanke an eine Eisenbahn 
als etwas YeifrUht heransstellen. 
30. Oktober. Icli hatto boabsiuhtigt, von Tfchai Laii^' direkt nach Nauk()U, von 

da nach Ttischi kou, Slwaii und Kaliian zu gelion; da jodocli der 
IIudHö auf dein Wog nach Nankiui noch kaum zu paßsieren ist, die 
Reise weuigsteus 1 1 Tage in Ausprut h nehmen würde und von TBcliai- 
tang ein direkter Weg von 200 Ii nach Kaigan existieren soll, auf dem 
ich die wichtigsten Gebirge verqucron kann, so »chlug ich diesen 
Weg ein. Die Lokation von Tschai taag ist mir noch nicht gaaa klar. 
Pumpelly gibt es 150 Ii yon Peking an; da aber der Weg dorthin 
160 Ii betrügt, so wird die direkte Entfernung höchstens 120 Ii be- 
tragen. Auf der grofien chinesischen Karte ist das Wassemeta dieser 
ganzen Gegend sehr unvollkommen dargestellt 

Mein Weg führt sunKchst nach Panngantsohdu (160 Ii) über ein 
hohes Gebirge. Bald kommt man durch ein enges Felsontor im Porphyr 
nach einer Sclilucht, und In dieser gelit os 17 Ii aufwärts nach NW 
bis zum Fuß dor hohen Kalkscluoffon bt>i dem Dorf Paiyü, 500 m 
über Tsehai taug oder in uugefHiir 1 000 m Meereshöho. »Sehr onge. 
kurze, verzweigte Schluchten mit senkrechten Wänden ziehen durch 
die Mauer hinab. Der Weg windet sich steil hinan, bis er das san^ 
wellige Graslaud der Höhe, uugef^r 1800 m Uber dem Idewe, eis 
reicht. Auf dieser Höhe, die weithin ungefithr ^eich bleibt, (Ubrt der 
Weg weiter. Das ganse Mauergebirge iKuft, wie Blattrippen in eine» 
Stiel, in einen schmalen, von SO nach KW gerichteten Grat sosammen, 
über den der Nank6u-Zweig der Grofien Mauer hinwegsieht. Dio 
Mauer besteht hier nur aus einigen Ttknnen (wie die sogenannten 
Drum-Towers) und etwas verbindender Mauer, das Ganze etwa 1000 m 
lang } daiuber hinaus fehlt zu beiden iSoiten jede Fortsetzung. Der 



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GrofiuHg«« Oebirgspaoorama. 



117 



OratTerbiadet das breite Maaergebir^e mit dem Hanpiscbeiderflcken 

dos Tschai tang-Talos. Der Paß über diesen ist ungefähr 1800 m hoch ; 
OS war zu dunkel, um das Barometer genau abzulesen. Die Gipfel dm 
Scheiderückenfi stei^'eii im bis ungcfiilir i.OOO m nn. 

Das Geliirgspauorama, von den verschiedenen »Stollen des Weges 
auf der Höhe aus gesehen, ist großartig, besonders der Überblick des 
weiton bcrgifjcn Bockens von Tschai tang. Im W werden sehr hohe 
Gebirge sichtbar, die wobl an 3000 m hoch sein mdgeo. Die Kälte 
auf der Hdhe ist schon bedeutend, und am Nordabhang schmilit das . 
Eis nicht mehr. Der Sttdabhang ist bis anr Hdhe mit Stritucbeni be- 
deckt) danmter fSdhen und Spiraeen. Der Feldbau geht bis zu 1500 m 
hinau£ In Uahung jfi werden Hafer, Hirse, Buchweisen, Bohnen und 
Kartoffeln gebaut. Letztere sind ein Segen ftir das Land: an andern 
Orten wollen die Chinesen sie nicht essen, hier sind sie schon ein un- 
entbehrliches Nahrungsmittel geworden. 

Der sehr austrengondeii gestrigen Tour, die wir erst spät abond.s 31. Oktober, 
vollendeten, ließ ich heute eine kurze folgen. Der Wog führte in 
WNW- Richtung, zuerst über einen Paß, westlich vom Dorf und 125 m 
darüber, nach einer Schlucht, die bei dem Dorf Tau köu das Gebirge 
▼eriädt. Die Schlucht verbreitert sich, und mehr als 1200 m über dem 
Meere beg^t der erste Löß. Man tritt nun hinaus in ein Lößland, 
das sich gegen Korden aHmÜhlich nach daem Fltifi hin senkt und 
JoDseits ebenso allmllhlieh meder ansteigt. Die Hohlwege, Runsen usw. 
sind ganz wie sonst im Löfi. Wir kamen in ein Tal, das tief aus dem 
Gebirge kommt. 

Sieht man auf das südliche Scheidfgebirge zurück, so bietet sich 
ein ganz anderer Anblick dar als von Süden li(>r : es erscheint als eino 
Keilie dunkler haiiftgeformter Hügel, di«; aus denj L'iß nufr^teigen. und 
denselben Charnkter liut die ganzi» Landschaft, die man gegen Norden 
überblickt. — Fan schan pu ist eine Station auf der Straße von Peking 
nach YUtschöu. Es wird hier sehr viel Wein gebaut: ein großer Teil 
der Traubenversorgung von Peking soll von hier kommen, und alles 
Gute geht dorthin. Wir kauften Trauben, die aber keine besondere 



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118 Dl« ]0tBte große Bdte. 1. Ton FiUdk Aich 81ag«Dfii. 



Empfehlung iUr den Ort bildeten. Die Hdlie von F«nseluuipa ist 
etwa 750 m. 

I. MoTember. Schon ^'Ostcrn Abend hatte sich der Himmel bezogen; in der 

Nacht fiel ein wenig Hegen, auf allen Bergen ringsum Schnee. Murgens 
wehte ein iieftigor, sehr kalter NW-Wind, der zu feinem unerti'Uglichen 
Staubsturm ausartete, so daß mir die Fernsicht vüllig genommen 
wurde. Die Straße ftihrt erst 20 Ii auf Löß aufWürts nach einem etw* 
200 m über Fanschan gelegenen Paß, von da an erst 10 Ii in einer 
GebirgMKshlaeht abw&rts, dann 30 Ii am Abhang bin über Löß, and 
seUieSlieh folgt ein endloser Weg fiber die ▼ielen reiSenden Arme des 
Sangkanhd. Das Scheidegebixge switehen den beiden TSlem besteht 
aus vielen Gipfehi, die etwa ISKM) m im Osten bis beinahe 1800 m im 
Westen usteigen; andi soheint es in letzterer Riohtnng an Breite 
zuzunehmen. Der SangkanhO ist breit, yielarmig, führt aber trotz 
reißender Strümuug wenig Wasser. Paungan ist ein unbodoutendos 
tschou. Der Hauptonverbszweig ist Gotreidehandel; der Löß ist über- 
all mit Feldern bedeckt und bietet einen ertragreichen Boden. 

Ein nordchinesischer Staubsturm im "Winter ist das Gegenstück 
xa einem Samum. Die Luft ist mit Staub ond Sand erfüllt, die Sonne 
kaum erkennbar. Dicke Wolken worden von unten her, vom L58« 
grund ond Flußsand, aa^epeitscht Der kalte Wind ist ttoßerst em- 
pfindlich : er blSst durch alle Kleider hindurch, deponiert darin alle 
festen Bestandteile und entsieht dem ESiper die Wirme so eneigisch, 
daß man bald meint, es sei nichts mehr im Leibe xurttckgeblieben. 
Schlugt man das Ange tady so fegt sofort eine Wolke von Staub und 
Sand mit Heftigkeit hinein. Auch vor sich nieder zu sehen, ist bald 
nicht mehr nuiglich. Ks hl v. änderbar, wie nihig die Maultiere ^^egou 
den Sturm augehen. Wir kamen ganz ausgemergelt im Wirtshaus an: 
man ftlhlt sich nnr noch wie ein Gerippe. Im Zimmer gibt es dann 
die Alternative, entweder im Kalten zu sitzen oder mit dem Zimmer 
auch den &ang*} zu heizen. 



t. Buid I, 8. 814. 



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Bteubstam im Winter. 



119 



Der Tag bMch k«It an, aber wtndatiH und sonnenhelL Um 2.F«v«Bber. 
10 Uhr erhob sieh eine kalte Nordbrite, die sieh zu einer Wieder- 
holung des gestrigen Stormes in geringerem Maßstab steigerte. Der 
S«ngkaoh9 hat hier ein breites AUaTiahsl, das sich an der linken 

Seite bis zum PnÖ dos Gebirges in 12 Ii Breite aosdelmt; weiter liiaab 
wird e3 noch brclun . K« ist ein sandiger Lehmboden mit gutem Ertrag 
an Weizen, Kauliang, ilais und vielen audereu Foldfrüchten. Das Volk 
lebt meist von Hirso, den es dem Mais vorzieht. Das Tal ist berühmt 
wegen seines Weißkohls (paitsai), mit dem die Umgegend weitbin 
▼ersorgt wird. Die Bevölkerung ist dünn ; die Dörfer bestehen aus 
zerstreuten Häusern, die aus Itifttrockenen Lelmniegeln gebaut sind. 

Das n^Srdliehe Qebirge heifit Hwangyangsehao; es stmgt etwa 
1100 m ftber dem Tal oder m etwa 1600 m Meereshohe an. Anofa 
dies Gebixge nimmt nach Westen an Breite an und scheint mit dem 
sttdlichen ausammen das Panngan-Tal abnudilieAen ; der Sangkanhö 
kommt dort ans einer Schludit awisdien beiden heraus. Die Beige 
sind hoch, oben breit, darüber pyramidal zugespitzt nnd fidlen nach 
N und S steil ab. Die Straße führt in Nord-Kichtung grade auf das 
Gebirge zu LiiiJ erreicht dessen Fuß bei dem Tempel Takweisz'. 

Die Straße wendet sivh nun nach dem östlichen Vorspnuig des 
Hwang yang schan gegen dca Yang ho (weiter unten llunhö genannt) 
2U, und da der Vorsprung steil geg(m don Fluß abstürzt, übersetzt sie 
ihn auf einem Paß, 200 m über Paungan. Der Weg schließt einen 
merkwürdig interessanten Gebirgsbau auf. Der Yang hö ist ein kleiner 
Strom Ton brannem schnellfließendem LdAwasser, jetst migefthr 80 m 
breit bei 2 Füfi mitderer Tiefe. Das Bett ist bis 400 m breit nnd aar 
Untzeit gana ausgeftÜlt; dann ist ein Veikehr «wischen den Ufern 
überhaupt nnmffi^ch. — Nadidem wir ihn passiert hatten, kamen wv 
auf die große StcaBe von Peking nach Kaigan, die eben sehr belebt 
war. Es ging nun durch die Enge am FoB des KtBcfelsens hindurch 
und zuletzt noch 15 Ii über ziemlich ebenes Land nach der großen 
Stadt Stion Invafu, der Capitale dieses oigentünilichen Systems von 
breiten AlluvialtiUcrn, ausgodehoteo Lößterrassou und wilden Gobirgs- 



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120 



Die letxte grotte E«iti«. 1. Von Pakiug oach Si ugan tu. 



Schluchten, das sich nördlich vom Xaukuu-Paß ausdehnt, ijanz für 
eich abgeschlossen ist und da« Cbergangsglied von dem Flachland 
nach der Mongolei bildet. 
3.Koy«Bib«r. Sttenhwafu ist, wie di«> meisten großt ii Städte, in einom Quadrat 
gebaut, das nach den Himmelsrichtungen orientieit ist Die UmÜMSungs- 
mauorn und aehr weiiblafig, aber wabndieinfich ist kaum mehr ak 
V« des Banmea von bewohnten Plätzen eingenommen, der Rest von 
QSrten und Feldern. Auch der bewohnte Teil ist armaeUg nnd beateht 
aus LehmhäuBezn, bis auf einige Straften, in denen Kauflüden und 
Yamen's liegen. Die StraBAn sind breit, aber selbst jetst, 6 Wochen 
nach dem letzten starken lü'L^en, sind ^n-QÜe Strecken von ihnen un- 
paseierharc ITützen. Ich besuchte die katholische Mission, die zentral 
gelegen ibt und ein hübsches Grundstück hat. Ks wird hier jetzt oino 
Kirche in gotischena Stil erbaut, und ein Christ namens .Simon hat mit 
großem Erfol^r aus Holz einen Hochaltar in demselben Stil geschnitzt 
Anfierdem wird eine weite £mpfangshaUe mit großen Tapetenbildecn 
ans dem 18. Jahrhundert hergerichtet, welche Jagdazenen nnd der* 
gleichen yomtdlen. Diese WandTetsterungen sehen keinoBwegs reli- 
giös aus. Die Zahl der Christen soll 5000 betragen, die meisten 
stammen aus alter Zeit £s scheinen intelligente Leute darunter zu sein. 

Ich yerließ die Stadt durch das Westtor, vor dem, auf sandigem 
Grund serstreut, alte hohe Weiden stehea Es kamen eben Kamele, 
3Iaultiere, Esel und Karreu in 3Ienge aus Kaltau an. Die langen 
Züge unter den hohen Bäumen gaben ein malerisches und eigen- 
artiges IJIld. l»ei d(>n KamelzÜL'en waren vi«'le Moufrolen. Ich habe 
nie der vieibesproehnen .Ähnlichkeit de» Typus der Chinesen und 
Japaner mit dem der Indianer zustimmen können: sie besteht nur 
darin, daß alle diese Typen von dem der weißen Rasse verschieden 
sind und ihr gegenüber einiges Gemeinsame bieten. Aber in diesen 
Chalcha-Mongolen erblickte ich fiwt genau den Typus der Indianer. 
Wie sie auf ihren E^amelen hocken: mit ihren dunkeln kupferbrannen 
Gesichtern, ihrem straffen Haar, ihrer einfallenden, wenn auch oft ge- 
krflmmten und herabhängenden Nase, den breiten niedrigen Augen, 



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Di« «rctra MongolMi. 



121 



den meist bartlosen, Isltigen Gerichten, die bei alten LettCen etwas 
Weibisches haben, mit ihrer schmutsigen bimten Tracht; wenn man 
dann die Franen sieht mit gana runden Gesiditem und allerlei gro- 
teskem Schmuck, so gUubt man sich in das Great Basin*) yersetet, 
und ich meinte, lauter altbekannte Physiognomien wieder au erkennen. 
Trotz dem hKufig weibis^en Ausdruck, liegt in ihrem Gerieht doch 
otwas Wildes und oft eine Entscldossenhoit, die an die scheuSlichen 
Taten erinnert, durch die sich dieses Volk in »einer Geschichte aus- 
gezeichnet hat. 

Ahor auch durch die Lnndscliaft luhlt man sich au das „Oroat 
Basin" erinnert. 8ieht man von «1er Staffage : von Dörfern, StraÜen, 
J^'eldem, Kainclou usw. ab, so hat man oino eintönige und doch gerade 
in der Honotonie grofiartige Landschaft vor sich: breite, jetzt Odo 
Becken, von wasserannen FlOssen durchströmt, baumlos, fahl und 
erdfarben; darüber hinaus ragen die seharfgeaeichneteD nackten Ge- 
birge, jede Schlucht und jede Rnnse In ihren Gefaftngen, jeder vor- 
springende Fels deutlich erkennbar; femer ab sieben Reihen hinter 
Reihen in blauem und rQtlichem Duft, die höheren Gipfel mit einem 
Anflug von Sdmee. Die Ähnlichkeit wird vermehrt, durch das vulka- 
nische Gestein, das hier lange Hügelzüge ganz allein bildet und aus 
ihnen in schwarzen FelsrtMiien hervortritt. Der abwcchselud woicho 
und ütaubiffi-, dann wieder stoluige und doch noch staubige Grund 
weckt t'bcntalls Ennnerungpn an die einsamen Kitte Im Tlreat Basin. 
Begegnet mau dauu Gni[)iKMi der Chalcha-Indianertiguren, so träumt 
man sich unwillkürlich in jene Gegenden zwischen Sierra Nevada und 
Felsengebirge zurück. Sagte ich doch einst zu "Whitney**): ich or- 
vartetc in Zentral-Arien ein zweites Great Basin au finden, nur mit 
west-ösUicheo statt noid-sttdlichen Ketten. Diese Vorahnung hat sich 
in diesem kleinen Beispiel voUstladig erfüllt 

Süenhwafii liegt in einem breiten AUuvialtal. Die umgebenden 
Gebirge erheben sich nur stellenweise direkt aus ihm heraus. Fast bei 

*) 8. Bd. I, 8. Ifi7. 
♦♦) «. Bd. I, S. l. 



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122 



Die l^ite grafia Batae. 1. 7on Pdüag nach Biamfik 



allen entreckt aich eine lange Löß-Abdachong hoch an den AbhMagen 
Iiidkh, ao daß nur die oberen Teile der Oebiige duans hervorregeo. 
Im Westen legt wtk dem Nordabbang dea Hwangjang ■ehaa ein breites 
flachkuppiges Gebirge vor, dss sehr gegen dessen schroffe Gipfel ab- 
stidit. Die Straße führt bis dahin durch Ebene, dann Uber den kleinen 
Paß, weiter wieder durch Ebene und tlber L8ß, bis sie !n das K — 8< 
Tal von Ealgan einmündet. Dieser Ort liegt in einem Talkessel, der 
im Westen, Korden und Osten ganz geschlossen, im Süden aber offen 
ist. Dio BoriL'f> f iml alle kalil und scheinen sämtlich aus demselben 
vuikauischcu Uestoin zu bestehen. 

Kaigan oder Tschang kia köu liegt im nordwestlichen Winkel 
des Hauptkossels. Die Stadt gewährt von weitem einen höchst eigen- 
tttmltchen Anblick. In der erdfahlen Fttrbuog erkennt man die flachen 
Dicher und die Stadtmauern heraus, etwa so, wie ich mir Kaschgar 
und Taricand voiaustdleu pflege. Auf dem Blicken der GehSnge Uber 
der Stadt sieht die Große Ilaner hin. Das Leben und TMben Ton 
Menschen, Tieren und Wagen ist ungemein groß und hat etwas Impo' 
ssntes. Splingaert traf hier einen chinesischen Freund aus Si wan, der 
uns ein Gasthaus anwies, in dem wir vortrefflich untergebracht sind. 
Die Wando sind frisch gostriciicn, Stühle und Tische blank poliert. 
Dies gute Quartier ist sehr erwünscht, da hier der Kontrakt für meine 
Maultiere endet und ich mich nach neuen Befordorungamitteia gegen 
Südwesten nmsehen muß. 
4.— 6. Not. Drei Tage sind in Tschang kia kou im Fluge hingegangen. Sonn- 

abend morgen kam Comte Rochechouart mit Suite von Si wan en route 
fttr Peking durch. Er wurde bis hierher von Mynheer Verlinden Ton 
der belgischen Mission eMkortiert I^eser hat ein T&teiliches Interesse 
fttr Sptinga^ und wurde mein Gast» Mein Plan war gewesen, von 
hier Mauldere ftlr eine mögUchst weite Strecke au mieten. Man 
kann sie leicht bis Taivuönfu bekommen, aber nicht weiter. 

Dio voraussiciiilichij i,inf<Jraiigkeit dos Weges von hier bis Ta- 
tuiigfu. der Wunsch, das Plateau der Mongolei zu sehen und Splin- 
gaert dio Freude eines Besuches iu »Si wan zu verschaffen, ließen mich 



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123 



eineii iBngeren Pkn mit VeiUnden veiabrodeo, wooacli wir Uber Si wan 

und von dort im nSidlichen Bogen dnrcli ein Stfick der Mongolei nach 
Siviiij^tsze und Tatung fii gehen wollten. Wagen der Mission, bisher 
im Dienst von Kochecliouiut, übernehmen das Gepäck; wir «elbst 
reiten Pferde, die ich hier gekauft liabe. Morgen soll aufgebrochen 
werden. Die loBtandsetzung von Sätteln und Gepäck, Steinepacken, 
Karten, Profil usw. haben die Zeit hier in Anspruch genommen, so dafi 
ich bei den sehr kurzen Tagen keinen Ausflug machen konnte und 
nicht einmal die hier reaidierNiden amerikanischen Missionare auf- 
suchte, die mir yieUeicht manche Informatien hstten geben können. 
Ich besuchte ein russisches Baus, Jonneff, wurde auch gut aufgenom* 
men und fireundlich eingeladen, dort au wohneui und von der jungen 
Frau des Hauses in ipraaiöser Wdse bewirtet; aber man spricht in 
aUen hiesigen russisdien Httnsem nur russisch. Bei Jonnoff ist ein 
chinesischer Compradore, der russisch spricht, offenbar ein altes Inven- 
tarstück des Hausos, der die Rolle des Großvaters iu der Familie 
spielt. Er sitzt mit am Tootiach, und nichts aelieiot ohuo seinen Kat zu 
geschehen. 

Von hier führen verschiedene Straßen in die Mongolei. Die 
nördliche und östliche sind audi jetzt groAe Handelsstrafien, aber die 
westliche und nordwes^che sind geschlossen. GKlter gehen direkt 
nach Ew^hwatschöng, aber Ninghiafii kann jetst nur Uber Singan 
und Luitschdtt erreicht werden; der nach Kobdo und Uliassntu 
ist gaas angegeben. Als einaiger Dnrchgangsphts ftr em so unge- 
heures Gebiet, wozu noch Sibirien und Rußland kommen, hatEalgan 
natürlich eine SnBerst wichtige Stellung; die Bewegung Ist dem ent- 
sprechend. Auch die Bevölkerung ist beträchtlich; ein sehr großer 
Teil aber sind Passanten, und von den Bewohnern haben nur sohr 
weiii^ L ihre Familien hier. Es herrscht Woiilstand und Wohllebigkeit. 
Alan kauft alle Lebonsbedürfnisse billig und erhält Luxusartikel, zum 
Beispiel raffinierten europäischen Zucker, beef und mutton in erexj 
quantity und sehr billig. Antilopen (hwangyang) kosten 600 Oash pro 
Stack ; Kartoffeln für 400 Cash pro pikul sind hier besser als in Europa. 



124 Di« btito groS« R«iso. 1. Von Fddng tweh Singanfli. 

Dasu konunaii iprttne Gemflse, große £rdrttbeii, Mohnrttben uiidMideie 
mannigfidtige EneagDiBse der Gegend. Pferde, Esel, Maulliere und 
Kamele sind in großer Ifenga vorhanden. leh kaufte ein gatos Pferd 
fiir 12 Taäa; beste Kamele kosten 25 TaSls. Man kann hier für einen 
billigen Preis besser leben als in irgend einem mir bekannten Ort in 
China außer in Peking. Trauben kommen meist ans Fanschan, Pau- 
n^an odor Hwailai und sind den ganzen Winter über zo haben. Apfel 
sind sehr gut, irujieii schlecht. Fische wenloii im Winter gefroren 
vom Gelben Fluß über ('i hwa tscliöng jiebraclit. Aus der Mongolei 
kommeu Felle vom Fuchs, wilder Katze. Zioge, Schaf. l^i<'hhörnchenj 
ÜHtite vom Rind, Schaf, Ziege und Kamel; ferner Kamelhaar, 
Filz, eine Art Butter und sogenannter Käse. Letzterer ist Haut von 
gekochter Milch: die finsche Milch wird gekocht, und die Häute 
werden Übereinander gelegt Das Produkt hat die Gestalt halbkreis- 
förmiger Scheiben, ist sehr fett und kann nur in kleiner Menge ge- 
nossen werden; es wird ohne Sali bereitet Die Butter kommt in 
Blasen, ist weiß, sieht aus wie Schnuda und ist gleichMs ohne Salz 
gemacht Ich kaufte noch au 400 Cash pro kin einen sehr praktischen 
Artikel fUr Wttsienreisen, der in Siningfu (Provinz Kansn) gemacht 
wird und hier wanr f»angbar ist. Es ist ein Papier aus gepreßten 
Früchten; man hat ilariii koniprimierten und kouacrvierten Fruchtsaft 
in so reicher Beschaffenheit, wie man Ihn in keinem europHl«chon 
rrodukt ündet. Der Geschmack ißt augonohm säuerlich, und wenn 
man eine halbe Unzo gegessen hat, meint man eine ganze Frucht» 
mahlzeit genommen zu haben. 

Kaigan i.^t von Gebirgen aus Trachyt und llhyolit*) umgeben, 
die in steilen Wttnden abMen. Nördlich ist der Kessol beinahe ab- 
geschlossen ; der von NNW konmiende Fluß findet nur einen schmalen 
Durchgang. In dieser Enge sieht sich am Fuß des westlichen Blulf 
die belebte Handelsstraße hinauf bis zu dem Tor der China um- 
schließenden Mauer. Auch dieses Tor ist ganz einiach. Auf den 



*) Valkaoiscbe Ergufigesteine. 



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Doreh die Oro0« Mauer In die Mongolei. 



125 



BedTgen sitsen kleine TOrmclieD auf, die durch etwaa Hmiot mitein- 
ander verbunden sind. Unmittelbar hinter dem Tor kommt von links 
(NW) eine kleine enge FelBBchlueht herein: in dieser sieht «ich die Ri- 
achta-Strafie hinauf^ immer noch airiachen Trachyt-Wtladeo, die von 

LdB bedeckt zu sein scheinen. An den WSnden der Schlucht sind die 
Wüluiiuifj;en und Handelshäuser ihn- Hussen, im Sommer ijlUhondcr 
Hitze ausgesetzt und mit oiuuui reißenden Strom vor der Tür. Es 
war ein verlockendes Gefühl, der Schlucht iiut'wiirls f(il<,'oa zu können, 
um durch sie allmählich die lleitnat zu erreichen. Es wäre jetzt die 
■chünste Jahreszeit für die Reise ! 

Wir kamen heute etat um 12 Uhr zum Aufbruch. Das Gcpück 7. November, 
ging auf einem großen Karren nach ^chibartai ab, das 100 Ii im 
Norden von hier liegt; ich machte mich au Pferde nach Siwan auf. ' 
Der folgt dem im Zickaack gewundenen Hauptatrom dea Talen, 
im wesendidien in ONO^Richtong. Der Talboden ist dnrchschnitdich 
von ZOO — 1000 m Breite und beiderseits mit steilen GebSngen ein- 
gefaßt. Hier und da sind Dörfer aerstreut Die Berge erheben sich 
noch 500—600 m €ber den Talboden. Der Fluß ist reißend und 
muß oft überschritteu werden; sein durchschuittliches Oetalle i^t l : 100, 
Der Talboden ist zum Teil steinig, zum Teil fruchtbares Feld. i k- 
würdig ist eine vor dem Nordwind durch eine steile M:ui(?r iin Bolm u 
geschützte .Stelle, wo noch Kois gebaut wird. Nach ii» Ii (M rt ii hr man 
Kotöu jingtazö, wo Christen wohnen. Hier mußten wir uuö 1 '/a Stuu- 
den aufhalten, um bei einer Christenfamilio ein für uns vorbereitetes 
reiches und sehr annehmbares Maid einzunehmen. Ks gab erst Früchte^ 
dann Kuchen, nachher Fleisch in verschiedener Zubereitung und mit 
vielen QemUsen garniert Das Haus war äußerst reinlich und aierlich 
eingerichtet: poliert, kckiert, geputst und mit christlichen Bildern be« 
hängt. Der Genius desselben war ein Mädchen mit glühenden aus- 
dmckvoUen Augen und mit sdieinbar viel Verstand. Zum erstenmal 
gewann ich eine bessere Meinung von chinesischen Christen I Nach 45 K 
orreicht man Siyingtsze, nach 601i die Mündung eines großen Xebentales 
vonNO:die letzten 2Uli nach 8i wan täze machten wir in derDunkclhcit. 



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126 



Die latste grofie B«iw. 1. Von Peking naoh Si ngania. 



Wir erreichtOD Si wan tazö um 8 Uhr abends und wurden in einem 
gemütUohea Zimmer mit einer vortrefflichen Mahlzeit von den Herren 
emp&ngeo, «u doDen jetct die hiesige MiMion besteht Der £mp{ang 
war herzlich; beaondeis irarde Splingaeit mit wsrmor Freimdidiaft 
TOD den Uisnonaren und den CSbinesen begrllfit. 
8.KovMBbcr. SiwantwB« liegt Über 1200 m hoch in einem NNO— SSW-Tal 
am iresdichen Gehiloge, das bis etwa 250 m fiber dem Doif ans LOB 
besteht. Im Süden, 20 Ii entfernt, erhebt sich der stumpfe Gipfel des 
Ta Wang Hclian, des hüchatcu Borges der Gegend, etwa 700 m über 
dem Dorf. Dazwischen liegt ein anmutiges Tal, riugs von 500 — 750 m 
hohen Bergen umgeben; der Talbodcn ist mit Feldern bedockt und 
an den Abhängen ziehen sich torrassierte Felder bis 300 m Uber dem 
Tal hinauf. Man baut Kauliang (wenig), KartofToln, Hafer usw., keine 
Obstbäume. Weiden, Eschen, Pappeln bilden die Baum- und Stranoh- 
vegetataon. Die Gehänge sind mit niederen Gräsern nnd Eiäntem 
bedeckt; ich sah anch einen Apiikosenbaom, Spargel gedeihen im 
Miasionsgarten ▼ortn^cb. Ein bia sur Wasserfläche 14 m tiefer 
Brunnen hat T«* C. Tempecainr. Der Ort ist vor NW-Winden gesohlltat 

Hier nun lebt eine Christengemeinde von 1500 Seelen, meist in 
Löfihtfhlen. Die Mission, früher französisch, ist seit 1865 belgisch. 
Die Missionare sind vortreffliche, vernünftige Leute; sie tragen keinen 
Zopf^ leben europäisch und gut, suchen sich auch ot^vas Komfort zu 
verschaffen — sio brauen Bier, bereiten Wein usw. — imd verwalten 
die Mission musterhaft; es lienscht Ordnung und Reinlichkeit. Es 
gibt eine Sainte-Enfanff» mit gegen 100 Kindern; einige Klostorjung- 
frauen ecasiehen teils die Kinder, teils tun sie die weibliche Arbeit fttr 
die Ftieeter. Das Dorf iat am Ldßgehänge verstreut und gans unan- 
aehnlich, da £ut alle Bewohner in Ltfßhdhlen leben. Dies sind rein> 
liebe, wenn auch ärmtiohe Wohnungen. 

Ich beandbite zaent die Familie ron Erancis: die Wände waren 
wie poUert, die Zimmer siolich eingerichtet Ich ging dann su einem 
andern liauer, der mir sagte, daß neino Faniiüe seit vier Generationen 
dieselben kleinen drei liäurae bewohute, iu denen erlebte. DerCemeot 



B«l belgii^n MImIoimmii. 



127 



hält die Feuchtigkeit ab, und die Wohnangeii sind so gewitU^ daO 
kerne Risse im L96 Ton oben hinein in sie mttnden. Der Lö0 ist 
sandiger als sons^ weniger kalkig und enthSlt selir wenig Eonkre> 
üonen; er ist aber nngeschichtet, auBer wenn Geröllagen darin sind. 
£s sind kleine Pnpa-Oehiase darin; ich bekam aneh einige Knochen- 
stildce aus dem L50, aber seitP^re ArmaodDavid*) hat Niemand melur 
Derartiges gesammelt. Die ^lissioii erliält ihre Unterstützung vuu der 
Societ<^ ponr lapropagatl oa dolaiui, wohl in nngefiihr gleichem Verhält- 
iii- .\ iü die anilcrn Slisgioueu in China, findet aber ein bilii^'es Feld zur 
Auwendung ihrer Nüttel und hat das Bestreben, sie in gooiguetor Woiso 
zu verwerten. Die Jungfrauen dos Klo^turo erhalten gar keine Unter- 
stätsnng^ sondern müssen bei ihrem Eintritt von iliren Angehörigen 
genug erhalten^ um sich selbst zu kleiden und zu beköstigen. Sie 
sollen «um Teil wohlhabenden Familien angehören, die os sich cur 
Ehre anreebnen, eine Kloster- Jungfiran unter ihre Mitglieder an aXUen. 
AUe ehiisibchen Chinesenfirauen mttssen ihre Füße auBwaclisen lassen; 
neue Konvertiten haben diese Änderung sofort zu beobaditen. Es 
leben noeh Christen in andern Dörfern weit hemm aerstrent^ silmdich 
Chinesen. Für ihre religiösen Bedürfiiisso werden besonders die chiuo- 
sischen Priester verwendet, die zum Teil einen festen ^VuLusltz liaben, 
zum Teil auf den Dörfern herumreisen. Östlich von hier ist eine Station 
in Joho (Jühol) mit einem holgij»chen Priester und noch einif^e in 
K.wau tuug^*). Westlich sind noch eine ganze Anzahl. Herr Backs, 
der erst Tor einigen Tagen angekommen ist und wahrscheinlich Bischof 
werden wird, ist jetzt Chef der Mission und vorzüglich dazu geeignet 

Bei dem lotsten chinesischen Dorf Sanhanpa ist das Platesn 9.K«v«m1i«r. 
der Mongolei erreicht Bei dem vielen Auf- und Absteigen, wozu noch 
einmal ein recht gründliches Irregehen von 1 5 U oder 1 VsStunden kam, 
war es Abend geworden. Wir verloren auch jetat bald den Weg, aber 
auf d«r Glasfläche bei heiterem Himmel war es Imcht, eine bestimmte 

*) Laxarutenpater, der om die SrfondianK toq Cbina mebtTerdienle MiMionar 
des 19. Jahrhnndcrts. 

**) ChinesifGlie Bezeichnung fUr die Mandschurei. 



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128 



Di« leiste grofi« Beb«. 1. Von Feking iMch Si ngsnlit. 



Richtung ioDezuhalton, die uns auf die Kiachta-Strafie bringen mußte. 
Wir gingen nach WNW, bis wir einige Hongolenselte erreichtett. 
Von d« hatten wir nodi 10 H, meiat auf der groflen Straße, zu reiten 
und erreichten Schibartai um 8 Uhr. 

Der Weg ist ungemein interessant. Erst kam das D4fil^ tief 
eingeschnittener Tüler mit SSW<Richtung, die wir quer flbersetsten. 
Die trennenden Rücken bieten im Profil sanfte Wellenlinien dar, die 
gegen NW luirlit ansteif^eu. \'uü dem Platcaunuid üburblickt imui alle 
diese Wellenlinien hinter einander angeordnet und zum Teil sich 
deckend — wie die wolligen Liuiuii eines Plateaus. Man wüiUo liier 
nicht die tielbu Einschnitte vermuten^ denn man sieht keinen dor- 
selbeu. Im SUdon hingegen erscheinen sclurofloro Formen : die Tiefen 
sind 2war verdeckt, aber man ahnt sie aus der Form der Gehänge, 
und iwischen durch sieht man in der Ferne das hohe Gebirge nördlich 
von PauDgan, den Hwangyangschan. 

Die „Bairier^Range** von Pumpelly ist hier voUstiUidig tmaginir. 
Es esdsliert kein einsehier Gebirgssug, nur ein weites oben welliges, 
aber vielfach von Wasseilllafen durchschnittenes Oebirgsland, und 
wo die Einschnitte aufhören, da Lej^innt das Plateau der Mongolei. 
Dur rber<:aii;ti: schrull", denn noch das letzte Schluchtonsystoiu it^t 
tief und viel vorzweigt eingeschnitten; ohne jede Vcnniitluiii; tritt man 
dann auf die Hochebene. Dioso ist hier Üachwellig, „rolüiii: in einer 
Erhebung von etwa 50 m über den Vertiefungen. Letztere bildeu 
äufierst flache, teils runde, teils langgezogene Kessel ohne Wasser- 
ansammlung. — Schibartai ist ein kleines chinesisches Dorf von Wirts- 
häusern, eine Station an der Kiachta-Sttaße; die Häuser sind klein 
und Mrmlich, die Höfe sehr grofi, ftlr Kamele, Maultiere, Pferde, 
Schafe und Ziegen eingerichtet. 
10.Nor«mbsr. Die Richtung unseres Weges liegt weiterhin gana auf mongo- 
lischem Gebiete. Alles ist Grassteppe, ilaehweUiges Land mit S— N- 
Richtung der Wellenberge und WellentÄler und nördlichem Abfluß der 
Gewässer nach abiiuliloöeu Beeken. Die Huliunuaicrscluf de betra^t>u 
bis zu 300 Ol, urscheinou aber geringer wegen der durchgobends 



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Die Luübilduag. 



12B 



äußerst flachen Neigungen. Alle Höhenzüge sind vulkanisch und bo- 
Btehen aus einem graublauen, doleritischen, zum Teil mit Blasen or- 
rüUten porösen Gestein, das stets in dünnen, anscheinend horizontalen, 
in Wirklichkeit aber etwas luich Norden geneigten Lagen augeordnet 
ist. Die Höheolioien sind oft yolikommen gerade und teilen diese 
NeigQDg. Sporen von eigentlichen Vulkanen habe ich nicht gesehen, 
ebemowenig Yon Solfataren oder kleinen Layattrömen oder breooien^ 
artigen SoUnoken — ttbecall iat die vnlkaninche Qeateinmme braltiind 
flach aoBgebrntet. DieTller sind in der Uitte mit Bchwanem Humna- 
boden angeftUt, der leieht morastig wkd. 

Ea scfaeinti daft das Löfigebiet Uber ^e Mongolei binweg fiurt- 
aetat ood im wesendicben deren Chaiakter bedingt. Der Flatean- 
eharakter whd dadurch herrorgebracht, daS die Wasser keinen Ab* 
fluß nach dem Meere finden, sondern nur einen ßolchon narli Biiiiien- 
becken. Wenn meine frühere Theorie richtig ist, so ist die Lüßbiidung 
hier in der Tat noch im Fortschreiten begriffen durch das Residuum 
der Vegetation und des durch den Wind zugeführtcn Landes und 
Stanbes, die von ihr festgehalten worden. Die Zersetzungsprodukte 
aller vulkanischen Höhen werden durch Wind und Regen den liolden 
sngeltlbrft und in L(fß Terwandeli WSre der Plateaorand an einer 
Stelle Ton einem tiefen Bifi dorehaetas^ io wfirde einem gewissen Teil 
dertfnldok ein tiefer Abflnfi erSl&iet werden, onddieserTeflwflrde Yon 
nnn an dem Plateau entaogen aein und in ein LOfigebiigaland Ter^ 
wandelt werden. Diea ist gans besonders aufiUlend an dem Aobtieg 
TOn Siwan ana. In allen Tülem reicht Aer L58 hoeh hhuraf, aum Teil 
bis auf die trennenden Rücken, und viele der von dieseu ausgehenden 
Rippen sind damit überzogen. Beim letzten Anstieg reicht der Luß 
noch beinahu bis auf die Plateauhöhe; diese selbst besteht aus 
grauem Gneiß. Dann folgt Plateau -Grasboden. Waa darunter ist, 
kann man ebensowenig ahnen, wie wenn mau auf ebenem Löfigrund 
geht Aneh dieaer hat eine braune Farbe^ die oft durch Humus ge- 
aehwlzst iat, und erat in den Bnnaen kann maa erkennen, daft der 
Boden Lo8 iat. Auf dem Plateau oben amd keine Bansen yorhanden, 



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130 DtebtatagroBeBrfHb 1. Tob ftUngnMh fittnfiafa. 



und maa kann daher nur dnreh drcmnetantial evidenoe den Wabr- 
scheinlichkeitsbeweiB fthnn, daß auch hier, wie in der ganzen Um- 
gebung, die Verüelungea zwischen den Gebirgsiuassen mit Löß aus- 
gefüllt sind. 

Der heutige Weg flihrte 15 h nach SW nach oineni nioiigo- 
liachen 011 (Dorf), wo ein mongolischer Mandarin wohnt und ein 
Lamaserai ist Der alte Mandarin war gestorben, sein Sohn zur Präsen- 
tation in Peking: die Würde scheint demnaeh erbli<äi zu sein. Wir 
besahen die Wohnung, ein aUerfiebat im ebinetiachen Stil gebantea, 
ganz rem und ineriieh gehaltenes Ana und Gehtf ft. In jedem Zunmer 
war em breiter Kang mit Kissen und Peckeo; der Rest dee 2Smmers 
war mit eleganten M9beb eingeriditet, auch eine Stntrahr fand uoh 
vor. Wir worden verstkidig und freundlich bewirtet Der Tempel 
ist ein zierliches Bauwerk, das man auf einen Nipptisch stellen möchte ; 
im Innern herrschte eine Reinlichkeit und Ordnung, wie mau sie in 
chinesischen Tempeln nie sieht. Er ist im Quadrat gebaut, oben und 
unten ein kleiner Aufbau mit einer Galcrio herum j dann ein buntes, 
toimartiges Dach in kompliziertem chinesischem Sül, mit Windglöck- 
chen behängt. Im unteren Raum stehen zwei Rcüioa YOn bunten 
Slolen, femer goldene Buddlias und viele Bilder ringsherum, manche 
YoU von buddhistischer Mythologie, Ich wollte einige kaufen, aber es 
gelang mir nicht Das hftbsoheste ist eine Kapelle neben dem Tempel, 
wo in Hunderten von ganz blanken, measmgenenund silbernen Schalen 
geopfert wird: Butter, Ol, Siantm*), Beis, Hehl usw. befindet sich in 
diesen SchiÜchen. Fortdauernd wird eine Menge Fttmmchen !n den 
mit mongolischer Butter gefiillten Schälchen unterhalten : es brannten 
wohl 100 kleine Lichter. Und iu allem die skrujiulöseste Reinlichkeit! 
Hier sielit man viele interessante Metallbilder aus der Mythologie, 
zum Teil sehr alt, manche vergoldet, andere von Silber. Meine Patres 
sahen zu ihrer Verwunderung und keineswegs au ilirem Ergötzen ein 
Weihranchgefi&8 mit drei silbernen Kettchen, gana genau in der Form, 



*) So im Tigsbiieh; «ihiMlisiiilldi 8lsn»i» Hine. 



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In einem mongoliachen OlL 



131 



wie man es in der katholischen Kirtho auwendet. Dieser dt lioiüt 
im Mongolischen: Tsagantolof^hai; außerdem gab man mir noch den 
Mandschu-Kamon Tutai an, aber koiuoa clunoöischcn Namen. 

Die mongolischen Dürfer sind äußerst sparsam zerstreut, und 
daswiftobeii sieht man stundenlang nicht einen einzigen Mousehon, aber 
imgdieure Herden von Vieh: hier einige Hundert Kamele, dort einige 
Taiuend Schafe, dann eine Heide langhaariger Ziegen, daan wieder 
eine Herde von 500 Pferden. In der Nihe eines lolehen Weideplateea 
ist gewöhnJieh ein Dox^ nnd dessen Anwesenheit scheint sieh com 
Tdl naeh der Weide, mm Teil nach der Nihe einer QaeUe sa richten. 
Ein OU besteht ans einer Gruppe von Zelten: ich sah immer nur 
6 bis 30 aosammen. Das Zelt ist kreisnmd mit einem flaefakegelförmi« 
gen Dach. Der veHikale Kreis ist ans senkrechten Sparren ge- 
macht, etwa 4 — ä I'uß Loch und 12 — 30 h uü im Durchmesser, das 
Dach besteht aus eng aneinandergereihten radialen Sparron. Das 
ganze ist mit weißem Filz bekleidet, und obenauf sitzt eiuo Filzkappe, 
die zugezogen und abgezogen werden kann. In der Mitte steht ein 
senkrechter Pfahl. Der Eingang ht eine hölzerne Tür, so hoch wie 
die Umkzebwand. Neben dem Pfahl ist der Fenerplata: ein eisernes 
Gerüst aus vier Bingen nnd vier Stilben, in dnem Stndk gegossen; 
darin wird getrockneter Dfinger von Bindern und Pferden gebrannt^ 
wOTOn der Ofen eine un^bmbliehe Menge konsomiert Oben darauf 
wird ein flachronder eiserner Kessel geseirt, in dem alles gekocht wird. 
An den Winden hemm stehen reinliche, poHerte Bansten in Beihen 
ftbereinander; die Menge derselbai soll wahrseheinfidi den Wohl* 
stand des Hauses andeuten, denn sie geht jedenfalls weit über das B&> 
dürtnis der Bewohner hinaus. Gegenüber der Tür ist eine Art Divan. 
der als Bett dient In Tutai gab es sehr cnit eingerichtete, groüo 
Zelte, in denen es ganz wohnlich aussah, wenigstens bei gutem Wetter; 
bei Bogen muß solch ein allseitig geschlossener Kasten ohne Fenster 
allerdings ein entsetslicher Aufentlialt sein. Wir ritten heute mehr- 
mals auf Irrwegen, kamen um 5 Uhr dicht bei Elhanörtai yorbei, ritten 
dami weiter in der finsteren Ode heram und kehrten endlich naeh 

9* 



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132 Die letrta groAe Batse. 1. Von Pgkbig wdi ttngiBlii. 

einem U^en mongolbclieii Dorf sorOck, das 5 B 9idieh von 

Khanörtai liegt ; von dort brachte aas ein Lama nach dem richtigea 
Platz, dea wir umOUhrabeads erreichten. Es ist hier uugemoin schwie- 
rig, seinen Weg genau zu finden. Es sli hr allos so gloichrürmig aus, 
und überall kreuzen und teilen sich f^Lr^LÜou. Verlindou hatte den 
Weg schon einige Male gemacht und luhrto um doch gänzlich fehl. 

Khanörtai ist ein kleines 011, das an einer reichen Wasserqaelle 
Hegt. Wir Übernachteten hier in einem kleinen „Jart" (Zelt). Den 
^uasen T«g ttber hatten wir niobte gegeaten und bereiteten luia mm 
aelbat eine Beiaemablieit, die naoh «w5]f mimiterbrooben im Sattel 
verbraebten Standen und naeb ao irieleu Irrwegen nngemein wohltat. 
ll.NovMsbw. Ein hexxlicher Tag wie ^ vier ▼orberg^gaagenen! Die Tom- 
peratar iat jeden Morgen — bia — 10 ° C, imd aelbat aebndl fliea- 
«endee Wasser ist mit dickem Eis bedeckt Aber ea war stets wind- 
still und sonnenhell und die Temperatur am Tage ganz erträglich. 
Wir blieben in ziemlich gleichmäßiger Höhe, wahrscheinlich etwa 
1700 Iii hoch. Nach 4ä Ii orreicht man niif der Höhe des Plateaus 
das erste ohinesisclie Haus, und gleich darauf überblickt man eine 
breite, flache, SO m tiefer gelegene Talmulde voll chinesischer Dörfer. 
Das Tal iat von Nonl nach Süd gestreckt, ohne Bach, und heißt Tung- 
nin kttantaaS. Mit dem Talboden eixeicbt man Onudt In einem Dorf 
anf der Weatieite machten wir bei einer ohciadidien Familie Mittag. 
Von hier iat ea noeh 30 Ii bia «t dem weiten Tal von SiyingtBsfi, im 
Süden, daa von einem langen Granitberg abemgt wird, deaaen flache 
GebHnge Mk bia in daa Tal hinabaieben. Der Badi achlllngelt eich 
wie ein Süberband durch daa Tal. Man iat hier immer noch in beinahe 
1 500 m Meereshöhe. 

Hier liegt daa iiissiousdorf Slyingtszö, wo Mynheer de Vos 
eben ein zwcitsiuckigos Haus in europäischem Stil für die belgische 
Mission erbaut, das wie ein Palast unter all den Lehmhütten aussieht. 
Ich wurde herzlich empfangen und hatte den seltnea Luxus eines 
europäischen Zimmers mit Ofen. Auch Si3ängtsz6 iat noch sehr hodi 
gelegen, wahracheinlicb IMM) m. Von der Miaaion ana ttberaieht man 



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Voidiliigsii der ChlaMta in dia HimgoleL 



188 



die breite hUgellge Talmnlde. Ks ist hier etwa» niohr Formemreclwel 
ab auf dem sttdUchen PUteM, aber auch hier ist der Anblick des Hodb' 
landes wegen dea ToUattndigenHangelf an Bttomen dnnehaae Öde. Die 
Landschaft erhMltnnr Leben dnreh die vielen duneuBehenDSffer: jedes 
ein Hitafislien Lehmhttiten, daiwisehen grofie Sehober Ton ongedrosehe- 
nemGetnidennd einige Tennen; Sdiennen braucht man hier mdit Vor 
vier Jahren war hier noeh alles mongolisch und keine Spar von Anbau; 
abor die Chinesen dringen von Jahr zu Jahr weiter vor. Der Boden 
gilt als kaiserlich und wird vonMaudariiicu gegen BczaMung vorliehen, 
von der allerdings wenij^ in den Staatssäckel kommen soll. 

Es sind meist Schansi-Louto, die ihre bevölkerten Distrikte ver- 
lassen und sich hier ansiedeln. Sie bedecken sofort die Steppe mit 
Feldern, siedeln sich in den Dörfern an und sind fleißig. Der Boden 
braucht wenig Düngung; man entnimmt sie von den Viehherden der 
benachbarten Distrikte. Die Hauptfirttohte sind Tlafer, Flachs und 
Senf. Die letstofon beiden werden gentengt und gedroschen und das 
Samengemenge an Ol benutst. Die Uesige Flaohsfiwer ist au Ge- 
spinsten nicht branchbar« Hafer ist der Torwaltende Nahrongsstoff 
ftr die Menschen, anch Buchweiaen wiid gebaut; Gente und Kau- 
liang gedeihen nieht Die meisten Jahre bringen Mlfiemten, aber eine 
einzige gute Ernte macht die Eigentümer reich; denn hier herrscht 
nicht das Gesetz des sQdllchen China, daß nur eine besthnmte Anzahl 
von möu pro Kopf der Bevölkerung angebaut werden kann.*) Joder 
bebaut große Strecken. Zugvieh ist billig, und Arbeitskraft wandert 
ein. Jetzt z. B. ziehen die Dreseher von Ort zu Ort, von Dorf zu Dorf, 
von Süd nach Nord fortaclu'oitoud; sie bekommen pro Tag 50 cash 
und Kost, auch bis 100 und 120 cash: dies ist das höcIxBte, wenn die 
Arbeit am meisten gesn<^t ist. Das Land ist sehr billig; mnn rechnet 
gar nicht pro möu, sondern pro tsdiing von 100 möu. Man kann 
500 mdn ftr 50 Taüls kanfen. 

Der Kontrast swischen dem Nomadeovolk der Mongolen und 
dem AckerbauToIk der Cfannesen aeidinet sich hier ungemein scharf. 

*) s. Band I, S. 332; Qber m6u Band I, S. 218. 



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134 Dia totste grofle Rabe. 1. yonPeldiigiiMlifiiiiguifa. 

Der Bereich des Mongolen ist das freie weite Grasltmd. Dort lobt er 
in seinem Zelt: ansässig, wiewohl jeder Zeit £tUiig, seinen Aufenthalt 
sehnen tsa wedbaelii und sein Haas mitzunehmen. Den Spaten kennt 
er sieht, imd i^e dreht er ein Stttek Erde um. Er lebt mit seinen 
Viehherden mid sememFfiBrdimit dem er frei Uber die Steppe schweift. 
Des CSiinesen ESgentmn nnd Htvs nnd Feld nnd Handel. Die mon- 
goUsche Stoppe ist Öde bis auf die LegerpUlse nut ihren Viehherden; 
der Cfldnese bringt sofort Leben nnd Bewegung in die LandsohsfL 
Die Einfachheit und Treuherzigkeit des Mongolen hat etwas Oewln- 
nendes, und wir sind geneigt, ihm don Vorzug zu geben; aber man 
Bieht sofort, daß der Chinese liüher steht und seine Boschäftifrung eine 
produktivere ist. Der Chinese behandelt den Mongole n v. io ein Kind 
und spielt nach Gefallen mit dessen Neigungen. Jener ist stets schlau 
nnd yerschlagen, dieser offen heraus. Will ich mir ein Pferd kaufen^ 
so sagt der Mongole: „20 TaSls, yau pu yan?", und gebe ich nicht 
l^eieh eine Antwort^ so sieht er ab. Einige haben aUerdmgs schon etwas 
Handebgeist von den Chinesen eingesogen, verstehen aber das Hand* 
werk doch schlecht 

Der geologiM^e Baa dieser Oeg^d ist kompHsierter, ab Pum- 
pcllj angenommen hat Vom Tsching schau erhalte idi Granit, nOrd- 
lieh davon ist Gneiß; diese beiden Gesteine werden hier tn Ehdien* 
bauten verwendet. Der Boden, welcher sich an den Abhängen hinauf- 
zieht, ist durchaus als Löii zu bezeichnen, wenn :iui Ii die tiefge- 
schnlttenen Runseu \vLi^en des Mangels riefer Abz^i ifskanäle fehlen. 
£s ist überall ein gelber lockerer, etwas sandiger Boden, der im kleinsten 
Wasserriß die Neigung zu vertikalen Absonderungen zeigt, welche 
dem Löß so eigentümlich ist. Am Tsching schan sollen tiefe Riinsen 
existieren, und man findet dort 6 — 10 m unter der Oberfläche Knochen, 
alte Geritte, Pfeilspitien. Leider konnte ich nichts davon sehen. Ich 
riet den ICssionaren, eine Sammfamg davon ansolegen. 
12^14. Nov. Der Sonntag war als Rahetag bestimmt Es wehte hart von W, 
und der Wind trieb dickes Gewölk anaammen; die Aussidit war 
trübe, Bodaf es wohl tat, sich nach def Beise auf dem Hateau im 



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185 



waimen Zimmer und in guter QeBeliaohaft zu finden. Montag war es 
sehr kalt, und ioh beachlofi des angenehmen Quartiers wegen noch einen 
Tag hier au yorbringen, um meine Arbeiten au fördern. Ich brachte 
hier daa eiste Blatt metner promorisohen Karte aom AbsdJnfi. 

Die CShristengemeinde sShlt 300 Seelen, es gibt aber noch viele 
in anderen BOifem aeistrent. Die gaaae Kordaeita des Taching scfaan 
mit den breiten Qehlngeii bis SiyingtuS ist fast atuncUieSlich von 
Christen bewohnt tmd angebaut. Es schwebt ein Prozeß, in dem 
dio Mission diu ganze Gegend für sich z,ii gewinncu Lolii. Alle dioso 
Dörfer sind ganz neu: vor 4 — 6 Jaliren soll zwischen hier und örr- 
schisanhau fast gar kein Anbau gewesen sein — jetzt dringen die 
Chinesen jährlich woiter vor, imd die Christen kongregieren in Ge- 
meinden. Sind diese zahhreich genug, so wird ihnen ein Priester ge- 
sdiickt, wie es in Siyingtiaö erst seit kurzem geschelien ist. £s ist 
anch der Baa einer statdichen Kirche in Angriff genonunen worden. 
Weitere Dependenaen von hier sind: KweihwatschÖng, wo man auch 
grSfiere Bauten ansfthren will; feiner die Landschaft Hnpa, östlioh 
TOn dort, 400 Ii Ton hier; und Poto, 700 etwa westlich von Kwei- 
hwatsdiöng. Die Missionen haben bedeutenden Landbeaits und da- 
durch gute Einkünfte: sie nehmen ein bis zwei Zehntelvom Ertrage der 
Felder. Dieser Grundbesitz ist ein starker Hebel für die Mtssiouai'e. 



Ich schreibe diese Zeilen in oincni kleinen, in 1500 m Meeres- Kückblick. 
höhe gelegenen Dorf in der Mongolei, wo sich ein Zweig der ^a^jngjyi^^ 
gischen Mission etabliert hat. Die Herron haben aber ein hüb- tszg in der 
sches Hans, in dem ich ein bequemes und gut geheistes Zimmer ^^^K'^^^' 
bewohne. Die belgische Kongregation erldelt Tor sechs Jahren xxu einem 
Tom Papst die Mongolei angewiesen; sie fanden hier ein sdittnes, Brief an die 
schon TOT ihnen von fimnsQsisdien IGssionaren bearbmtetes Feld. 
Splingaert kam fiHlher mit dem Chef der Mission, Pater Verbiesty 
heraus. Auch hier seigte er die Treue und BedUchkeit, die er in 
meinem Dienst bewfthrt hat, und mit seinem praktischen Geschick 
hat er eine Menge käusücher Bc^ucniÜciikoiten eingeführt, die 



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Die letste groß« BeiM. 1. Von Peking nach Si ogaa fu. 



den liorren noch jetzt das Leben an diesem entfernten Posten an- 
genehm machen. 8ie bereiten Wein, brauen Bier, backen Hausbrot^ 
halten Milclikühe, machen Butter usw. usw. — alles nach Splingaerts 
Voischriften und Beispiel. Ich habe von dieser alten Freundschaft dio 
aogenehmsten Folgen gehftl>t Als wir in der großen, wichtigen Grens- 
stetion TaohMigkiAköii oder KaJgan «nkanen, Yon wo eil der be- 
deutende Handel China« mit Rnfiland aiugeht, and ioli mieh nacli 
einem neuen Kontrakt filr BeförderongiBmittet umaehen mnfite, reiste 
eben Pater Yedinden dmrch, eine biedere ehrfiohe Seele. Er warf 
sofort seinen eigenen Plan um nnd gab mir dielGssionswagen für mein 
Gepäck. Ich kaufto dann einige Reitpferde, und wir fÜlu'ten gemein* 
same Pläne aus, an dio ich sonst wegen Unkenntnis der Ortsverhält- 
nibse nicht Imtto dtsnki ii küuuoü. Erst ging es nach bi wantsze, sechs 
Meilen üsüich von KaJgan, 4400 Fuß hoch gelegen ; hier verbrachte 
ich einen sehr angenehmen Tag. Dann ritten wir bei horrlichcn], 
klarem, kaltem Wetter drei Tagereisen westlich über das Hochland 
der Mongolei nach dieeer Station, wo ich seit drei Tagen bei schaner- 
Bch kaUem, stttimiscbem Wetter bin; morgen geht es weiter naoh einer 
dritten IGsaionsstation Orr achisanlutn, ,,28 Hufen" (etwa wie bei uns 
in Schienen ^^Sieben Habea"). 

Kan hat mich an all diesen Orten, waa Natural^Yerpflegang 
betrifft, vollkommen TerwUbnt. Es ist hier alleB su bekommen: Fleisch, 
Wild, Qomüse, Früchte iu großer Menge und Mannigfaltigkeit und 
sehr billig. Es wachsen hier bessere Kartoffohi alh bei uns, und dio 
Traubon, die von etwas weiter unten im Lande kommen, kuimen sich 
mit denen jeder anderen Gegend messen. Die kaho Bergluft ver- 
ursacht einen großen Appetit, und ich könnte an gar keinem besseren 
Ort sein, um Kräfte fUr die weitere Reise zu sammeln. Was Geo- 
graphie und Geologie anbetrifiPt, so habe ich auf der kurzen Reise 
außerordentlicb befiaedigende Reaoltate gehabt und eine allerliebste 
geologisclie Karte meines Bebewegee geaeiohnet Anstatt TOn Peking 
aus den gewVhnliehen großen Weg nach Ealgan emmichlagen, ging 
ich wetdich in boHea Gebirge tmd quer über die höchsten Bftcken 



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]>H Bandgalitofe d«r MongoleL 



187 



hinweg mit Pässen von 1500 — 2000 m, Meine Packtierc, jedes mit 
dOO Pfiiukd bekden, hatten keine leichte Arbeit aaf den steilen Belg* 
pfiidenl Es pMuerten auch «lleilei Gheicbichten: ein Maultier stfixzte 
in den Abgnmd, ein andevea waif in der Kaeht sein QepKck ab, nnd 
80 gab es noch einige Ueine amflsante VorflÜle, die Im Angenbliek 
Sxgeifficfa sind, im ganaen aber doch die Belse wQiien. Aach war das 
alles gar nichts im VeriililtnU zu den Resnltaten, die ich gewann. 
Die liefen, steilen Gebirgsschluchten gaben mir einen geologischen 
Durchschnitt, so schön und so grofiartig. wie ihn ntir wenige Geologen 
einmal in ihroui Lohon zu soheu boknaiLutin. Diese (iobirge sind starr 
und wild, bis 2500 in hoch, tief zeiTissen und voll grandioser Pano- 
ramen und Einblicke. Sie 1)ilden den Hhorgang zu einer zuuächnt nörd- 
lich gelegenen Landschatt mit breiten muldenförmigen Tälern, die 
durch starre Kalkberge getrennt werden. Die Hauptstadt dieser ganz 
ftr sich abgesonderten Landschaft ist Süea hwafu. Hier waltet in Ge- 
birgen und Ttflem ein eigentümliches Gebilde, der Ldß : er ist das 
Lebenselement des nSidliohen China. Wo diese gelbe Erde nicht ist, 
da ist alles kahl nnd nnfintchtfiar. ÜGDionen von Menschen wohnen 
in Behansongeiii die darin aosgehSUt sind. Siwantsa^ ist ein Dorf 
von 1500 Christen, die fut alle Im LSfi wohnen. Diese Bodenart löst 
sich Immer in senkrechten KlufiflJlehen ab. Am Fnfi einer aolchen 
Wand werden einige Kammern mit spitzem Gewdlbe und Fenstern 
ausgegraben, die Wände mit Zement bekleidet und vielleicht noch 
eine Fassade angebaut; davor ist ein kleiner Hof mit Lehmmauer. 
Bei den Christen sind diese Wohnungen 2niweilen ganz reinlich und 
nett. Ich besuchte einen Bauer, der mir sagte, daß seine Familie seit 
Generationen in der kleinen Löß-Wohnung vegetiere. Ich verwende 
jetst viel Studium auf dieses interessante Gebilde, da meine Ansicht 
-aber seine Entstehong manchen Widerspruch zu finden scheint 

Wieder ein gans anderes Bild gibt die Mongolei. — Bei den meisten 
Lindem mnfi man die Karte konsokieren, um an wiaaen, daß man die 
Grense flberachiitten hat; aber wenn man die Mongolei betritt, so 
weift man anch ohnedies gans ndier, dafi man darin ist. Denn mit 



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188 



Die letst» gn»9e Reu«. 1. Von Peking nach Si ngaa fu. 



einem Mal, ganz ohne Obergang, gelangt man aus steilen Sehluohteo 
Aufsteigend auf ein Plateau mit sanftwelliger Oberfläche, das init 
rolkanischen Gesteinen flach übergössen ist; diese bilden den steilen 
Abbrach am Rand. Hier gibt es weder Häuser noch Felder : alles ist 
mit kanein GfM undKrihitera bewmohson, nicht ein Baum istsu Mhen. 
An den flachen nnd bewSsserten Stetten aielit man grofie Herden ron 
Hefden, Rindecn, Schafen, Ziegen nnd Kamelen weiden. Nicht weit 
dayon ist der Lagerplats der Hongoleni der aus einigen kreianmden 
Zehen besteht: eine 4 — 5 Fnfl helie aenkrechte Wand, darflber ein 
Kegeldaeh — das Ganse ans Stäben anfgebant nnd mit weißem Fils 
überzogen. Darin steht eine Menge schönpolierter Kasten übor- 
üiaaudorge schichtet im Kreise herum. Der Tür gegenüber ist eine 
Art Sofa, das auch als Bett zu benutzen ist. In der Mitte betindet 
sich der Fcuerplatz mit trockenem Kuhdünger als Feuerung. Der 
Boden ist mit weißem Filz belegt. Obenanf ist eine kleine Kappe, 
die abgezogen werden kann tmd dann als Fenster dient. Die Wohnung 
ist reinlich nnd ordenüich, und was den Komfort erhöht: man be- 
kommt die allerbeste llilcb. Es ist gnt fttr tmsere Ktthe, daß cUeses 
Land so weit entfernt ist; denn ne könnten mit ihren mongolischen 
Cousinen nicht konkuirieren. Die Leute sind ehdich und offen und 
gans kindlidi, haben aber kriegearisehe Eigenschaften. Hit den Chi' 
nesen können sie rieh gar iddit messen, nnd tSe würden von ihnen 
ordentlich übers Olir gehauen werden, wenn sie nicht durch ihre ganz 
verschiedene Beschäftigung und ilir abgesondertes Gebiet so unab- 
hängig wäreu. Öie schweifen auf ihren Pferden .so frei über die weite 
Grassteppe hin, daß mau sich wohl denken kann, daß sie sich nie 
engen Banden anbequemen würden. Daher wohnen auch Chinesen 
und Mongolen streng geschieden nebeneinander. 

Die meisten GewSsser fliefien in kleine Seen susammen, die 
keinen Abfluß haben. Soweit das abflußlose Gebiet reicht, wohnen 
nur Mongolen. Es gibt aber auch eine Menge Gewisser, die Uber das 
Plateau fließen und dann ehinawürts in ixgend eben Fluß mttnden. 
Hier liehen die Chinesen mit ihren Aokerban-Ansiedlungen weiter 



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ClMnkl«Hd«niiig dir Moi^olaL 



189 



und weitor hinaaf and dilngon die Mongolen snrlldc. Si^ingtutt bt 
in einem breiten fledien Tel gelegen, das ^en ■eichen Abflnfi nach 
Süden hat Nodi vor «nigen Jahren gab es hier Mongolen; jetst er* 
•trecken ndi die chinesischen DOrfer schon hoch hinauf. Die CSfazisten 
riedeln sich gern in diesen endogenen Gegenden an, wo sie bei Ver- 
fulgungon Sicherheit in den Bergen finden. Sie kommen gewShnlioh 
in cinzeliioii Dürfern zusaiamcu. Ein solchoa Dorf ist iSiyiiig Uzo, und 
es gibt noch mehrere üliulicho in der Nähe. Sind viele Christen an 
einem Ort zuöammen, so wird ein Zweli.' dor Mission dahin ver!pL't, 
und ein Priester siedelt aich dort an. Dor Kontrast ist angemein schart, 
wenn man von dor Mongolei kommt, wo nicht ein Jb^iAbreit Land 
kultiviert, ja nicht einmal ein Hnhn zu sehen ist. Immer noch auf 
Grassteppen fortgehend, steht man pldtadich am Bande eines breiton, 
sehr wenig eingesenkten Mnldentsl e s, dss aber seinen Abflnfi nach 
CSiina hat Es ist gespickt mit kleinen ehinesisidLen Dörfern: jedes 
Dorf eine Gmppe elender LehmhtttUni, die aber gans Tersdiwmden 
unter der Menge hoher Getreidesdiober. Daswischen die Tennen nntar 
freiem HImmd. Da wird gedroschen und gearbeitet. Vor jedem 
Haus sammelt sich eine Schar riesig großer Hühner, dio in der Größe 
der Eier da,s Außerordentlichste leistou. Mau baut iu dieser großen 
Höhe Hafer, Kartoffeln, Buchweizen, Flachs nnd Senf; letztere zwei 
Gewächse dienen zur Olbereitung. Es liegt doch etwas in diesem 
Hange zu produktiver Arbeit, was den Chinesen trotz seiner weni- 
ger sympathischen Charaktereigenschaften weit Uber die Mongolen 
stellt 

Meine gaten Missionare in Siyingtszö sind Missionare conune ü 
fant; sie steig«! nicht anf das Niveau der Chinesen hraab, indem sie 
sich den Zopf snhingen, sondern behalten ihren gana eigenen Stand- 
pnnkt, geisdg wie in Inßeciidben Dingen. Sie leben «noh mcht von 
chinesischer Kost, sondern recht got eoropSisch, was sie bei guten 
Kräften ediXlt; auch haben sie sidi ein gutes europiiscbes Hans erbaut. 
Das ihnen viel bessere Gksundhoit zur Vorrichtung ihrer oft sehr 
schweren Missionsarbeit, als wenn sio bei der großen KUlto in einem 



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140 Di« lotste gioß» Bulm. l, Voa Peking nMh Singmft». 

engen und zugigen chineMachen Hauso hockon wUrden. Uoü'ontlich 
wurd ei ihnen noch von Rom ans erl*iibt| die chinesische Tracht mit 
der enropBitchMi Bziesterkleidong sa TOrtaiiachen, denn jene ist ein 
baier Unsinn. Es ist ein Hinabsteigen m den Gewohnheiten einer 
niederen Basse, wMhrend derUissionsprietter in jeder Beatehung einen 
hdheren Standpunkt einnehmen boH als die Eingeborenen. loh finde 
aber hier wenigsten« zam Teil die Prinzipien Tertreten, die ieh mir in 
Hinsieht der Missionare in China gebildet habe. Jetzt wird andi eine 
große schöne Kirche gebaut. Die Priester erfiillen ihre Pflicht sehr 
gowissonhaft und, wenn man nach dorn Kirchenhcsuch urteilen darf, mit 
gutem Erfolg. Es gibt auch eine Art Kloster- Jungfrauen, deren Moral 
gut sein soll. Einige leiten die Erziehung in den Mädchon-Waisen- 
häusem, die geringeren besorgen Schneiderei, Wttscherei, Kocherei 
und dergl. Dann hat die liGssion Knabenseminare, aus denen einzelne 
Zöglinge als Priester hervorgehen. Die Christen sind meist altchrist- 
liehe Eamilien, doch gibt ea auch eine Menge neuer Konveititen. 

Nun geht es weiter nadi Tatnngfii und Taiyulinfo in Schansi. 
Von da woUte ieh direkt wesdioh duroh Schensi naeh Eanau gehen; 
es ist aber unmtfglieb, da dort fiberall BebeUenhordeo heiumaehen 
und ranben. Ich kann keine Leute und kebe Tiere dortbin bekommen 
und mufi daher auf der großen Straße nach Si ngan fu und nach Sa'- 
tschwan weiterziehen. 

Ilir glaubt niclit, was es auf so eiuer Reise zu tun ^iht : ich habe 
niTT Ruhe, wenn ich zu Pferde bin. Was nicht in Tagebuch und 
Karten niedorgelogt ist, das ist verloren, und es ist die skrupulöseste 
Gewissenhaftigkeit nötig. Auch mit Gepäck und anderen Kleinig- 
keiten ist immeifort etwas zu tun ; denn ich mufi bis ins kleinste Detail 
alles leiten und beaufriohtigen. Habe ich, um etwas ganz ProBUsches 
anzuführen, mein Auge nicht scharf auf die Seife gerichtet, so iat sie 
in 14 Tagen hin, und für den Best der Heise ist niehts da. Und wie 
mit dieser Bagatelle, so geht ea mit allem übrigen. loh habe einige 
Bttcher zum Lesen mit, aber ich komme nidit einen AugenbHck dazu. 
IStne leichte Zeit ist eine solche Reise nicht, aber wenn sie so fortgeht 



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Die belgiMha Miulon. 



141 



wie biaher, werde ich mit grofier BefriedigODg auf meioe Arbeiten ia 
Cbina coitt^bliokeii können. 

Wir litten heute erst nach den Eohlengiuben am Nordfufi des l& Naramtier. 
Tschingsehan, 8 Ii von Slyingtssfi. Sie bilden den westlichsten Teil 
eines kontmuieiUehen Zuges von Graben; diese selbst dnd hier yer- 

lassea. Wider alles Erwarten fand ich in dem sandigen Kobleoschiefer 

auf den Halden Dikotyledoiieu liiatter, loidor nur einigo unv^oll- 
kommene Stücke. Das grüßte, das ich der Zerklüftung wogen nicht 
mitnehmen konnte, habe ich abgezeichnet*). Pumpolly hat also wahr- 
scheinlich wieder einmal eine richtige Vermutung gehabt, indem er 
die Kohle, die unter dem Plateaurand von Kalgaa Torkommt| fUr 
Brannkohle hieh. 

Ich nniftte dem gutenPater Veilinden einen Tag in seiner Mission i&HoTvnber. 
schenken. Sie existierfc seit 10 Jahren und ist trota der unvoUkommenen 
Baoliehkeiten in ihrer Ordnung «ne wahre Uiaster-Uission. Die 
beiden Jungfrauen und ihre 50 llidohen yon 8 — 15 Jahren sind Bilder 
Uttheodster Gesundheit: aUe mit dicken roten Backen; alles hatte 
schöne r^e Kleider an. Die Oberin ist swar Chinesin, aber eine 
distinguierte Person von hoher Statur mit europäischer Nase und von 
intelligentem und gutem Benehmen. Die ganze Gesellschaft sieht glück- 
lich und zufrieden aus. Zwei der Mädchen sind verlobt; sie sollen 
aub die L H Waisenhäusern oft in reiche Familien heiraten. Die Mission 
hat guten Grundbesitz. Hanf ist das Hauptgewächs, dann folgen Hafer 
und Senf; Hirse, Buchweizen, Kartoffeln und Bohnen bilden den Rest 
der FeldfrUchte. Es gibt hier auch viele Bäume: eine Art Esche. 

NOrdÜch von dem Dorfe liegt die breite morastige E%ene; 
sUdlidi und Osüich sind niedere Hügel, westlich erhebt Ach der YttSn« 

*) Dieser'Fand war von grofler Wichtigkeit, da dikoty]«doiiia Pflaneen zur 

Zeit der eigentlichnn Steinkoblouformation nocli nicht vorhanden waren. Die sofortige 
Einsicht in die Bedeutung des Fundes spiofflt wirb in der liebevoll uiiuutii.sen Zeiih- 
iiung des Blattes wieder, die an Ort lud titelle im T«g«baeh auBgeföhrt wurde und 
liier reprodiuiert worden ist. 



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143 Di» I«M« groBe Beiae. ]. YonPaUngiiMihfliaguifa. 

Bchftii uogefHhr 800 m über das Dorf. Wir ritten dorthin 12 Ii und bo- 
itiegen den Berg bdi schneidend kaltem Winde. Es war mein Zweck, 
tf aterial aar Eonstroktion der Karte an bekommen, d» die Ansucht 
klar war. Aber es war vergebma: daa Gipfelgeatein war ao m»* 
gnetiseh, dnS die kleinen BlSdce, aua denen oben eine Hfitte gebaut 
ist, die Nadel gans umkehrten, jeder in anderer Art Der Berg hat 
eine nach Osten geöffnete Hnfeisenform and besteht sus Gneis mitPeg- 
matitglingüii ; nur die Gipfel sind vulkauischcs Gobirpe. Löß füllt 
daa Innere des Hufeisens bis hocli hiuauf. Die Aussicht ist interessant. 
Südlich beginnen in 10 km Entfernung die AbhSnge eines offenbar 
krystaUiiuschon Gebirges mit hohen zackigen Gipfeln, das sich von 
W nach O zu erstrecken scheint In W und N bis zu dem steilen Süd- 
ab£ül des Tsching schan sieht man ebene und sanftgeneigte UmrisBOi 
tüerunddahdhere, mit Steinpyramiden (aom Zeichengeben?) gekrdnfce 
Gipfel, von denen einer gans vulkanische Form hat und einen Krater 
Bubesiteenaobeint Alle diese Gipfel bilden nur ganz schwache An- 
sdiwellungen. Eben ao lang wie die Umiifilinien liebt neh untetfaalb 
derselben ein Steilrand bin, von dem aus die Böschungen sieb aU- 
rnfthlich gegen die THer hin Terflachen. Obgleich fUr den ersten Blick 
kontinuierlich erscheinend, sind doch alle diese Höhenformen durch 
viele breite Lößtäler unterbrochen. Im NW orhebtsich die steile Granit- 
wand des Tsching schan und dcssou osüich© Verlängennii^; ^' 'L^'^n die 
Einsenkung desTsitsikhana-Taies. Ostlich von diesem ist der Holang- 
kan schan sichtbar: er ist von S nnd SW ein stoilwaudiger Berg, aber 
oben flach wellig, ähnlich dem Tschingschan, und (Sllt nur leicht nach 
dem Plateau hin ab. £r bildet den eigentlichen Plaieaurandf und 
swar an den marfcierteaten Stellen desselben; ich batte ihn schon rorher 
▼on NW gesebeUf wo dies dentÜch eikennbar war. Im Daten sehlleflt 
die Aussicht mit ungefithr 80 km entfernten Ketten aUdlich des Tnng- 
yang hö mit stumpfwinkligen, aber schroiFen Gipfdn, wahiaeheinlioh 
krystalfinischem Gebirge, ab. 

Es scheint, JaJj diese ganze Laud:=cliait «jiu Uucisplateuu i>t mit 
einzelnen Anschweliungon, besonders dort, wo der Granit durchge- 



Du 



14a 



broehen itt; cUuin ist es von vulkaaischem Gestoln oben ttberfloMen, so 
daß dietea eine Deoke ttber allem, mit AusDalmie der Aosehwettimgen, 
büdet. Dami erat enttttnden dieTlÜer duidi EroBion, wobei die vulkaiu« 
•che Decke in grofien Strecken, einsdnen ansgedelmten Lappen und 
kleinen Liieln erhalten blieb. Eine Gruppe der letsteren Bind die 
Kuppen des Tn^nadum. Auch nach der Erosion aber sdbetnt noch 
vuJkauiöche Tätigkeit stattgeftinden zn haben. Der Löß Uberzieht, wo 
er nicht ^voggewaschen ist, alles mit Ausualimo der Bergkuppon, und 
in den nioderon Teilen beißen darunter aHenthalbon die Gesteine aus. 

Ich brach nach Tatungfu auf, von Horm VerHnden begleitet. Ks 17. Novombef. 
war heute der erste völlig klare Tag nach der Ankunft in Siyingtszö; 
die Aussieht war auch in große Femen sehr sdiarl Die Gebirge sind 
alle Bchneebodockt; in der Ebene Ist der Schnee stellenweise zu- 
■ammengeweht Alle GewSsstf aind seit mehreren Tagen mit 5 biB 
8 Zoll dickem Eis bedeckt, eo daß beladene iVaohtwagen darltber 
fidiren. Es gab beute auch aof der Sirafie sehr Tiel Eis, und et war so 
glatt, dafi die Wagen langsam vorwÄrts kamen und wir nur einen 
knnen Tagemanch madben konnten. 

Tschangku'r ist ein Marktflocken von einiger Bedeutung fUr 
diese Gegend: biäulin, Lein- und Senf-Öl, Hafer und Maultiere sind 
Expori-Aitlk* !. Es wird hier auch viel Pfordehandel getrieben. Ich 
kaufte eine 8iuto von Kwei hwa tschiing für L'ü Tai'la ; die Pferde von 
diesem Ort sind noch besser gebaut als die hiesigen. Hier ist die 
Hanptgegend für die Züchtung der Maultiere. Das Land ringsherum 
ist angebaut. Der Nachtplats liegt aof einem Kücken, dessen Ab- 
hinge mit Lö6 bedeckt sind; dmnmter liegt vulkanisohes Gestein. 

Der Weg fthrt nun erst sfldwestltoh nach dem Pa8 Uber ein flach- 1& NoTMabec. 
gipflif^s Gebvge, das He GewSsser des Tongyanghd von denen des 
Sangkanhtt sdieidet. Das Nachtquartier ist wahrscheinlich beinahe 
1800 m hoch, der Pa0 um 125 m haher. Die ftoSerst flachen Höhen 
des Zuges in W und 0 überragen den Paß nur um ungefähr 150 m; 
dennoch reichen Löß und Ackerhau bis zu ihnen hinauf, und in der 
Fafihöhe liegen Dörfer. Die Höhe, bis zu der hier Ackerbau getrieben 



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144 Di« ktete gw>0« Boba. l.TwPeldDf Mudi8iii(MDtfii. 

wird, ja bis zu der die Abhänge ganz mit Feidorn bedeckt Bind, ist 
zwischen 2000 und 2100 m, eine merkwürdige Tatsache, wenn nuui be- 
denkt) wie im sttdlidien China die Höhen vom Ackerbau fast gans 
ansgesohloasen sind. Das macht eimäg und aliein der L50. Eine an» 
nShemd genaue Karte dieser Gegend amniferligen, ist sehr schwer, 
4eils da es an markierten Hffhen fehlt, teils weil man die Einschnitte 
im Plateau an wenig überblicken kann. Überall erkennt man: toI- 
kanfsche Decke, von Löfi bedeckt ; Steilabbruch derselben ; darunter 
langgedoluito Lößgüliänge bis hinab zum Tal-AUuviuiu , iu das sie 
aUmählich verlaufen. Erst cino uidicbo UutorsuchuDg zoigt, daß 
krvstalHne Schiefer uuter dem vulkanischen Qostein anstehen, teils 
von Liiß bedeckt, teils in Kücken vorspringend. 

Das Tal von Föngtschönn ist etwa 1500 m hoch und ganz an- 
gebaut, auch voll von Dörfern. Hier wird Tiel Weisen gebaut. Der 
Boden ist dunkelbraon, locker, lehmig-Bandig und war fittther sehr 
produktiv; aber jetst mttSte er gedüngt werden, und es ist nieht genug 
Dünger vorhanden. Selbst wo der Boden beinahe eben ist, wird USA 
in Wassenissen entbl9fit Wir sahen abends einen reichen Mongolen, 
der eben den Exlds des Verkaufes von 800 Schafen, 150 Fanden usw. 
nach dem Tempel am Wataischan trug. Solche Beispiele frommer 
Devotion sollen bei den Muuguluu iiäuüg und ihre Tempel daher sehr 
reich sein. 

lä. MoTemb«r. Ich genoß am Morgen noch oinuial den schönen und ^rußartigen 

Rundblick. Der Kontrast zwischon den ruhigen riatoauliuieu und den 
Umrissen der krjstallinischen Zackengebirge ist auffallend; dazu tritt 
die allmähliche £insenkung des breiten, mit schwarcer Erde be- 
deckten LSfibeokens. Bingsherum stehen kleine Steinpjiamiden auf 
den hOcbsten Gipftb; sie dienten einst cur Beobachtung und au Sig- 
nalen. 

Im südlichsten von mehreren amphitbeatraUsch nach Westen 
geOibeten Halbkesseb sieht, tief am N<ndabliang dner Kette und 
nahe am Talbach, die Grofle Haner herab. Die Straße durchkreuzt 
sie bei dem Tor Tschönntschwanköu. Es ist ein etwa 3 m hohes 



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Wi«der doxcli di« Grofi« Mmmt. 



145 



Tor, aus drei knmiraen Stäben konstniiert, etwa wio dae schlechte Tor 
eines Vieh-Corrals und weniger wert als die Steuer von 600 cash, die 
ftr jedes lose Pferd, das von Norden kommt, exhoben wird. Die 
Mauer hat Ab solche bestanden, ist aber jetzt so vorfallen, daß man 
aie £Mrt flberaU leieht ttbersteigea kann. Sie iat ebenso wie die sehr 
Bthlreidien WaehttBme ans lufttroeknenlidAciegela gebeut Es spricht 
ftr ein kontiniderHoh trodmes Klima, dafi nieht die game Haaer 
liogst TOm Begen abgespult woiden ist Trotz dieses jammeiTolleii 
Zustandes macht selbst jetst das BanweA noch einen großartigen Ein* 
dznck, wie es mit seinen vielen TOrmen in langen linien dordi die 
Tller deht mid sieh dann an den Abblagen hinanwtndet 

Am Tor ist ein Zollhaus und oiuo Herberge. Wir warteten un- 
Rero Wai?on ab, um sie ohne Schwierigkeit durchzubringen. 10 Ii 
ßüdli( Ii [ir'ji rill kleines Fort THt iiniin tsf luvan pau ; ihm gegcnUbor am 
westlichen Gehänge, das hier immer noch der Steilabfall dos vulkani- 
schen Plateaas ist, befinden sieb ein paar grofio Dörfer gerade unter 
dem Plateaurand. Der Weg ist nun wieder typische Lößstraße, tief- 
eingeschnitten und mit vielen Seitensohluchten. Auch die Wolken 
von ieHneai Ldfistanb erinnetn wieder an die bekannten LOßgegeoden. 
Bei Schanli („am Fofi des Berges*) tntt nnter dem L50 noch einmal 
ein etwa 100 m hoher Hügel des doleritischen Gestdns aof. Daran 
schmiegen sich mehrere Tempel nnd am SfldfiiS das Doifl Soweit 
die staubige Lnft die Anssicht fpBstattet, Offiiet uch die Landsdiaft 
nach Sfiden sehr weit. Von West kommen lange Znngen von hohen 
Qebirgen herab, und im Osten sind einige nicht sehr ferne Berge 
undeutlich erkennbar. 

Die Leute im ganzen K u'i\ al '^ i und auch hier noch sind von 
der größten Gutmütigkeit und Harmlosigkeit: offen und frei beant- 
worten sie jede Frage direkt, ohne sie zehnmal wiederholt zu ver- 
langen. Sie belästigen uns nie, außer durch verzeihliche Neugier, die 
hier auch leicht zurückzuweisen ist Ich hörte nie einen schimpflichen 
Z uru f . T n ( b n WirtshKosem war die Rechnung stets schnell and ehriick 

*) ij«iit^ dar GmiMiii'', In dlMMi OegMMlai fiir d!« Ifonfolfli gebiatt«lit 
■M(li«ta,1!ligdAAw,]Llnd. 10 



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146 



Die letzte groß« Beia«. 1. Voo Peking; lutdi 1^ nganfu. 



gemacht. Wären die Leato flbenU bo, dann wMre da« Beiaen in Ciiina 

ein Vorgnügou. Die Herbergen lasaen aUerdinga manches zu wünschen 
übrig, denn aio ontspreclien den geringen Bedürfnissen der Bewohner. 

Die Häuser sind aus lufttrocknon Lehmziegeln gebaut und mit 
tiaclirundem Ceoientdach gedeckt. Au der Front sieht mau viel 
Gittenverk mit Papier, das als Feoater dient. Massiv sind nur die 
Tempel und einzelne bessere Hftiuer in den größeren Orten gebaut. 
IVots den Vmlichen Wohnungen hemoht Wohlstand, denn die Leute 
haben wenige BedttifiiiMe und fthren viel Frodokte m Markte. Jetit 
lat alles in Seliai^elae gekleidet: lange BSeke wie die der Ungami 
knise BScke, Jatdten, Hosen — alles Ton Schädels, mit der Haut 
naeh außen. Sie sdien darin reinlieher ans als in ihren seiietaten 
Kleidern. Auf dem Kopfe tragen sie die mongolisehe graue Ulskappe 
mit Pelzklapp en über den Ohren. Der Hensehensehlag ist von dem 
südchincsischcu gauz verschieden, viel weniger „chinesisch". Die 
Frauen haben kleine Füße, lassen sich aber sehen. Ihre Tracht ist 
schauerlich, wie in Peking: Hosen und kurzer Rock, eine Art Bloomer- 
Costume. 

SO.NovtiiilMr. Ein heiterer, windstiller Tag, in der Sonne warm, aber Schatten- 
Temperatur mittags noch — 2^0! Wir ritten auf breiter, on(«otzlich 
stanbiger Straße in V/^ Stunden bis aar Stadt Tatung. Westlich w- 
acheinen in geringer Entfemmig Gebirge, dendieh sich^ar gesdiiehtet ; 
aneh Osdich steht man in etwa 15 km Umrisse yon Beigen durch die 
Stanbatmosphlre, sfidlidi nur Ebene. 

Tatnngfn hat mftehtige Uanem; man geht durdi ftnf oder sechs 
Tore, ehe man in die Stadt kommt Diese ist gut gebaut: die Häuser 
mit httbsehMi Pottalen und SchnÖriEel-Dftchem, die Straßen recht- 
winklig sich kreuzend, mäliig breit und sehr belebt, viel nielir als in 
Sticnhwafu. Herr Vorlinden war gestern vorangeritton, und meine 
Aiikiuii't v~'nv dnhcr bekannt Der Sohn des fti-Mandarin ritt juir ent- 
gegen und türdcrto mich auf, im Yamon zu wohnen. Ais Grund zeigte 
sich nachher, als er mich im Wirtshaus aufsuchte, der Wunsch, ich 
sollte einen Toten auferwecken. Der zweite, 16 jtthrige Sohn des Man- 



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Tatungfa. 147 

dtrin hatte «ieii gestern mit Opimn aibsidillldi yergifket. Es steUte sieb 

aber heraus, daß der arme Junge schon gestern abend gestorben war. 
Mein Wirtshaus outsprii ht aUen Anforderungen, da ich ein Haus mit 
abgesondertem Hof bewohne. Mehrere Christen kamen und boten 
mir ihre Hüho an. 

Schon lange, ehe man Tatung erreicht, hört man viel von dei 22. NoT«inb«r. 
vorzüglichen Kohle, die dort in der Nähe in großer Masse und in 
großen Blöcken gewonnen wird; bis weithin wird sie verfUhrt und 
ist sehr gesudit Das Kohlenfeld liegt in den Gebirgen, die das Tal 
YOn Ta tnng in langer Beibe ▼esdieb begrenaen. Dem Aw^Wn nMÜk ist 
dies der AbM emes Ittftbedeckten Plateaus, das 500—600 m Uber das 
Tal an&osteigen seheint. Es war nicht mS^ioh, in der Stadt irgend 
welche vemttnftige Auskunft über die Koblenfelder an eriialten, nnd 
wir mußten aufr Cbratewohl dordiin reiten. Hier bot sieh ein geoIo> 
gisches Problem, das zu lösen ich bis jetzt unfthig bin. Es ist, als seien 
hier in einor vortlkaleii Schiclitenmächtigkeit von einigen l'ausendFuß 
alle mÖL'lichou Repräsentanten sonst mächtiger öchichLuiasaen zusniii- 
mengcdräügt: lauter alto Bekannte, aber sie gehören nicht zuHamnien. 

Die Grube, die ich besuchte, gehört zwei Famiheu an, die ein« 
schließlich der dazu gehörigen Jungen selbst arbeiten und außerdem 
einige Leute mieten. Ich fuhr in eine nngeflthr 1000 ui lange ge- 
wundene Strecke ein, die sich mit dem flds nach den Bergen hinein« 
senkt. I^e ist bis ly^ m hoch, daher bequem aum Einfahren. Die 
T^peratur aber war ^dir hoch, und der arme Pater Veriindeo, der 
vom Hals bis zur Ferse in Pelse geklmdet war, aahite seine erste 
Gmbcn&hzt mit vielen Schwriftropfen. 



Von Siyingtszö ritten wir am 15. nach Orrschisanhaa, wo ich Bfiekhliok. 

natürlich cinca Tag bleiben iKußtL'. l'atur Verlißdon, doösou Station ^f'*''^ 

(Scluuisi) 

dies ist, lobt hier in einem chiuosischea Haus, hat aber sonst alles 21./22. Nor. 

musterhaft oingorichtct. be«?ouders die Sainte Enfance, wo fünfzig teils einem 

Biitf an dls 

ausgesetzte, teils von ihrcu Ultcrn geschenkte Mädchen erzogen werden. 
Damit war der angenehme^ Aufenthalt in den belgischen Missionen 

10* 



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148 



Dto ktoto groBtt Bdtt. l.TmPaUnf twASliigMifti. 



beendet: eB folgten wieder Beiietage. Wsluend der fünf Ruhetage in 

den letzten zwei Stationen hatte es ge^itürmt; nun trat wieder Sonnen» 
schein und W ii:dstillc ein, die bis Tatung anhielten. Am drittou Tag 
passierten wir di ? (iroße Mauer, und f^estern langten wir hier an. Der 
Absrieg von den mongolischen Hochebenen nach denen von Chitia 
ist in hohem Grade interessant: auf einer Seite die ruhigen Linien 
dea Tidkanischen Plateaurandes, auf der andern hohe Zackengebirgo, 
Kette an Kette gereiht und aus dorn älto.^ten Gestein bestehend; da- 
zwischen diebreiten TSler, die sich aUmähiieh nach der Mitte aenken und 
aogebant und boTdlkert sind. Wie bedauere ich, nioht den Pinsel eines 
bedeutenden Ifalen an haben, um die wunderbaren Beleuehtungen 
wiedetsugeben, die ichhitt manchmal am Abend nnd Morgen sah. Blofie 
UmriSlinien würden nie den Charakter dieses Landes wiedergeben. 

Die GroSe Maner ist an dieser Stelle ser&llen. Sie ist besonders 
an den Ruinen der langen Reihe von Wachtttirmon zu verfolgen. Trotz 
ihres jetzt ia^l iiliLiall sebr elenden Zustandes vorfeblt sie doch an 
keiner Steile, wo ick sie gesehen habe, einen interessanten Eindruck 
zu machen. In langen gradeu Unieu durchzieht sie die Talebenen und 
windet sich dann wieder Im Zickzack an steilen Gehängen hinauf. Einst 
bildete sie ein Bollwerk Bir das friedliebende, ackerbauende Volk dar 
Chinesen gegen die stets feindlichen, wilden Horden der Komaden> 
Völker anf den hohen Steppeolindeni. Alle hohen Punkte an den 
Seiten der Maner sind mit kleinen Wiachttttimohen gekiekt Man gab 
von ihnen aus eine Art telegrsphiseher Alarmsignale, die schnell bUi 
cor Hauptstadt fortgepflanst worden. Jetst aieiit man mh^ an diesen 
stillen Zeugen einstiger rnftchtigerYSlkerkllmpfe vorttber. 

Ich habe jetzt drei Pferde: eins ftir mich, eins ihr Splingaert, 
und d.as dritte hat Feiertage. Es sind kleine mongolische Ponys, 
schnell und ausdauernd, dabei die gutmütigsten l lere, wenn sie trai- 
niert .sind. Sie sind hier sehr billig, die meiuigen kosten von 24 bis 
83 Taler das Stück. Das Maultiorreiten ist entsetzlich langweilig, und 
ich giug fast immer zu Fuß, so oft ich mit Maultieren gereist bin. Mit 
den Pferden gieiki es schnell: ieh kann leicht kleine Umwege machen 



uiym^ed by GoOglc 



BalsMttnmang. 149 

und bin doch luige vor dem QepXck im Gasduras, so daß meine 
Sdveibareien mir wennfer Nachtieit wegnehmen ab Mber. Wahr- 
scheudich werde ich die ganae bevontehende Heise in diesem Stil 
aosAhren. Ihr seht, daß ich wieder ganz im Reisen ansehe. Ea ist 
andb so das beste. AK der Torangegangene Kampf ist Torflber! 

Nua ich einmal dariu blu, uirnrat meino Beschäftigung xneino 
Godankon ganz in Anspruch, oder wenigstea» zum großufi Teil, denn 
es bleibt noch immer solir viel iiaum fiir Euch, fUr Vcrganfrenlioit 
und Zukunft. Wissenschaftliche Reisen halten den Geist fortdauorad 
beschäftigt, besonderB wenn man, wie ich im jetzigen Falle, weiß, dafi 
es die Abschlußreiso ist. Was mir jetat nicht klar wird, wird mir 
immer unklar bleiben, und ich strebe daher nach der größten Qründ* 
Üchkeit Wie bei jeder Arbeit widist daa Interesse am Gegenataad 
im VerliXltnis aur Dan« der Besdiif^fang mit demselben. Allerdings 
ist wihrend dw Reise die Sphlre der geist%en Arbeit besdalnkti aber 
nach meiner bisherigen Ei&hnmg ist der Gebt nachher nm so ftischer 
für altgewohnte Eindrtteke anderer Art, yon denen er so lange Zeit 
Ferien gehabt hat Ich brauche daher nicht im geringsten an beidreh- 
ten, daß die IntensitBt, In der ich mich jetzt mit China beschKftige, die 
Folge haben wird, daü ich auch später iu diesem Laiid uad Volk auf- 
gehen werde. 

Die Leute hier im Norden buk] so gut, daß es mir eine Freude 
ist, unter ihnen zu reisen. Weiter südlich werden sie unangenehmer. 
Dazu kommt dort die dichte BeTölkenmg und die Nenner, welche 
die größte Qual des Reisenden ist. 

Wie schade, daß A. das gnme Haar nicht eingelegt hat, das sie 
an der Untencbxifi: „Deine graumelierte Consine'' yennkfite! Jfinger 
nnd wir aDe in diesen aebn Jahren nicht geworden. Vor allem aber sind 
die Strapaaen des Bmsens kein FMservatiTnutteL Wenn man im 
Sommer anter glflüiender Sonne an Faß heramstroldit nnd dann im 
Winter in diesen Hochebenen spaaieren reitet, wo in der jetzigen 
Jahresaeit der Nullpunkt des Thermometers eine unbekannte GMße 
bt, imd selbst die Zimmertemperatui kaum über -|- 1 <^ zu bringen ist, 



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150 



INa lalito groie B«Im. 1. Von PddDf nieh Singtafii. 



wie s. B. jetsty wobei ich aber doch nicht firiere, so müssen wolil einige 
Spuren davon snrilckbleibeii, su deren Veimindemng ich sehr stark 
auf den TeijQngenden ESnflnfi der GeseUachaft meiner annen giau- 
melierten Conaine reobne. 

Ich mOehte gern noch viel achreiben, aber aelbtt hier kommen 
allerlei Unterhredmngen. So hatte ich s. B. eben einen mehrstündigen 
Besuch des hiesigen Mistionars, eines jangen itaBeidschen Fransls* 
kaners. Er ist ein hübscher Mann mit großem schwarzem liart und 
lebhaften Augen, aber wie es scheint nicht besonders beülhigt. Die 
Konversation wurde in einem Gemisch von Lateinisch} ItaUenisch 
nnd Chinesisch gefuhrt. 

Morgen geht es wieder weiter, zunächst nach Taijuenfu. Unser 
alter würdiger Freund, der ehemalige Bischof von Schantung, von 
dem ich im April 1869 schrieb and der nnterdes in Rom war, ist jetat 
Bischof in TaiyuSnfn, wo es 20000 Christen geben soH Leider maß 
tdi dann der grofien staubigen Heerstraße nach Singanfii in Sehens! 
folgen. 

23. Novembsr. Es gab hente noch viderlei m tan, tmd wir brachen erst nm 5 Uhr 

nachmittags von Tatuugfu auf. Icli nahm hier von Verlinden Abschied, 
der über Tai hai zuriickkehrto. Ich habe nur fiini iiaultiere bis Tai- 
yuVm fu (720 ü) gemietet. Wir hatten noch einen prächtigen Mond- 
scheinritt 

24. NoT«mb«r. Heute ritten wir im Hei ku tsz^-Tal aufwärts nach den dort ge- 

legenen großen Kohlengrtibeu. Dieses Tal erinnert ganz an die im 
oberen Plateau von Süd-Schansi etQgesenkten Schluchten: es ist eng^ 
mit nur wenig Raum anßerhalb dea breiten steinigen Flußbettes; zur 
Seite teils steile Winde, die die Schichtong deutlich entUSßen, teila 
kleine Schluchten, teila LSfl bis hoch hinauf^ in dessen senkrechten 
Wänden allenthalben Hahlen, die Reste einstiger Wohnnngen, und 
am BHiß die AnshShlungen der jetzigen Bewohner sichtbar sind. Der 
Kohlentransport verursacht einen außerordentlichen Verkehr, dennoch 
wird keine Straße gebaut! 



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Durch ödM Lud. 



151 



Auch hotitowareiuschönerwarmor Tai:, al ornochvioi iStaub in dor *25.Noyomber» 
Luft) die Aussicht darum selir mangolhatt. Dio Kichtung des Weges 
ipng parallel dem Rande des Gebuges, das das Sangkan-Tal im NW 
begrenzt. Der Talboden ist eben; erst die nach den Gebirgen an- 
tteigenden Hohlwege enlbUflen teil« wizklichen LOfi, teik in der Nihe 
von Floßbetten boriiontele Ablagerongeo, in denen Lebnii Sand nnd 
Sehotter wechaeln. Der Boden ist acbledit: grofie Streoken tind aandig 
oder alkalihaltig und nnangebant Weite illchen sind sogar guis 
wei0 Ton ansbllUienden Sabnn, ant denen dann Soda gesotten wird. 
Eine grofie Menge Erde wird mit demselben Wasser ausgelangt nnd die 
Lösung in eisernen Kesseln ein j^edampft oder iu kleineren an dor freien 
Luft krystallisiert. Das rrodukt wird zu 18 Cash pro Cattio verkauft. 

Dio Bevölkernnf]; <\e^ Talos ist dünn, aber sobald da« Erdreich 
etwas fruchtbarer wird, mehren sich die Dörfer. Die Straße ist seiur 
belebt : man führt Senf und Leinöl aus den Kön wai-Distriktea naoh 
Süden. Wir begegnen viden Chinesen, die mich russisch ansprechen 
und noh sehr wondotn, wenn Uh sie nieht Tentehe. Sie sagen, daß 
sie über IWiangkiakän nach Kiachta gehen nnd Tee ans HnpA nnd 
Hnnan itthren. Die unmittelbaren Endptmkte allea Verkehrs und ge- 
wlAnlidi Taiyatefii undTsohangkiakön. ISnen bedentenden Trans- 
port Temisaoht die Versendnng der Leichen von Schansi-Lenten nach 
ihrer Heimat. Audi Hongolen sind noch auf der StraBe nehtbar. Das 
nordwestliche Gebirge, das ich gestern an seinem NW-Ende überquert 
hatte, bildet eine fn^oßartigo Einfassung do.s Tales. Wir blieben heute 
TOizeitig liegen, da Spliogaert eioeo starken Fiebcranlaii hatte. 

Weiter auf einfönn^em Wog und durch ödes I^nd ! Da« Wetter 26. Movember. 
war windsdll und warm, aber die Luft voll Staub und „hazy . inst gar 
keine Aussicht. Die Richtung ging fast genau südlich ; der Weg bUeb 
in dem ebenim Talboden, der sich ein wenig gegen den Fluß senkt. 
Noch ist der Boden salifl>filllt und auf weite Strecken weifi von ana- 
gebltthten Sahen; gegen die SOidb^ge hin iat er von «ner dünnen 
Schicht bewe^chen Sandes bedeckt Dieser Boden ist für Wasser 
undurehUssig. In jedem Dorf ist die Straße tief auage&hren nnd be- 



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152 



DJ« letzte große BeUe. 1. Von Peking nach SiogM fik 



Steht nur tn emer Reihe eubedeckter Pfützen, obgleich swei Monate seit 

tlem letzten großen Rogen verflossen sind. Da« nMse Wetter hat hier 
großen Schaden verursacht: Kariolluln gibt es gamicht, und alle 
Feldfiüchte haben golitton. Kauliang, Hafer, Buchweizen, £rbsea; 
schwarze Bohnen sind sonst die Hauptfrüchte. 

Die Dörfer an den Straßen sind fast nur lieihen von Wirts- 
httusem. Abseits sieht man nur wenige Dürfer. Die Häuser sind elend ; 
das gßsa» Land ist in der Tat fast eine Wüste, nur doroh die Stiafie be> 
lebt, auf der ein anfierordenfUches 'treiben heirscht Wir begegneten 
heute Zügen Ton 100 — 500 Kamelen, Kongolen gehlfrig, die yom 
Wntaischan aarackkonmen. lltnner, Frauen, Kinder waren bei 
der Bei^tnng, Sie freue« sich) nns su begegnen, halten uns fUr 
„OiRTOssn* (Russen) und lassen sich gern in Gesprädie ein. Sie 
reisen mit Zelten und Kochgerät Für die Reise haben sie nur gewöhn- 
liche meist blaue Spitzzolte. Taiyo, ein Marktflecken, ist derUaupt- 
exportplatz der in der Nähe gewonnenen Pottasche. 

Der Sangkan hat im Sommer zuwoiion ein etwa 150m breites 
Bett, jetzt aber wird er auf einer 80 m langen Winterbrücke über- 
schritten. Das Wasser selbst ist nur etwa 25 m breit und fließt mit 
8 — 4 Knoten Geschwindigkeit. Das Gebirge, welches das Saogkan« 
Tal Im NW begcenst, heiAt Wukiayanadian, das sttdtfstliclie Hant6u- 
flchan. Tsehangkiataehflnn liegt amlVifl des leteteren; es ist einMaikt 
▼on angeblich etwa 2000 Hkueem. Das Wasser schmeckt wie an den 
meisten Orten des Tales wegen seines Salsgehalts schaueilich. 
ST.lTovMabff. Die Reise durch das Öde Sangkan-Tal war gesteni Abend be« 
endet; heute machten wir den Übergang nach dem Tal des Hutohö. 
Das Schoidegobirgc , dnä iiioi wiü Jdtl den Namen Mantduachaa 
fulirt. ist hoch und vielgliedrig. Große Schuttma.ssen von Gneis be- 
zeii iuiüton von Norden her die Annäherung an die Gebirgsschlucht. 
Von Salzgewinnung weiß hier niemand etwas; das Kochsalz wird 
aus TaiyUenfu belügen. Die Pottasche wird in großen parallelopipe- 
dischen Blöcken Tenaiidt. Am Eingang steht das Dorf Kwanwukdu, 
wo ein Zweig der Großen Mauer ▼orliber sieht Sie ist hier gut ge- 



HaadelirarkAbr mit der UoagolUL 



baut und gut erhalten, besonders auch die Türme und kleineren 
Festungen in der Nähe. Der Bach w&r firiiher mit einem Bogen von 
anflerordentlicher Spannweite überspannt, auf dem die Mauer anfutS, 
Aber nur em kleiner Bett dieses Bogens ist eilialteD. 

Von liier fillirt der Weg in einer schmalen, im Zidua«^ gewnn- 
denen Sehlndit naidi SO anfffrttrta naoh dem Pa6 am YenmSnnkwao, 
der etwa 600 m Uber dem Sangkaa-Tal liegt; dann ging es eist tm- 
gemein steil, darauf aihnitlilicli nachSfiden binab. Kir^kta liegt 750m 
vaaiet dem Paß, aber das Tiebte des Hnto^Tales ist noch nicht ganz er- 
reicht. Die Straße fuhrt fast ganz im steinigen Flußbett, das in beiden 
ScliluLhteu vou \\'aud z,u \V and reicht. Die beiden Bäche siud wasser- 
reich und li.ilb zugefroren, die SuaÜü zur Hiilfto mit Eis bedeckt. 
Daa Fortkorumeu war daher uuf/euioin schwierig; dennoch ist oino 
ungeheure Bewegung auf dieser IScraüo: heute zogen mindestens 
2000 Lasttiere von S nach N am Yenmönnkwan vorüber. Ein Zug 
von ungefähr 300 Kamelen war mit chinesischem Bauuiwollenseng 
beladen, das von Hwolnhsi&i nadi Kw^hwatschöng bestimmt war. 
Honderte von ^^f"*f1fm kamen mit mongolischen Wall&hreni Tom 
Wntaisehanmrllek. Dann ^g bnek-tea*) mid anderer Tee anf Ka- 
melen nach Tschangkiakön; Hobt in Sparren nnd Balken, Wagenildcr, 
Achsen naw. kommen von Sintsehön and gehen nadi yflnchiedenen 
Orten im Norden. Lange ZUge von Eseln bringen Frttchte von Tai- 
yaSnfb, femer Zucker, ^senwaren usw., aber nichts Yon fremden 
Gütern. Von Norden kommt besonders Lein- und Senf-Öl aus K6u- 
wai ; Senf und Pottasche von Tai yo ; Salz von Tung tachin und Kwöi- 
hwatöchöiig in großen Massen. Eine Herde junger Ochsen kam von 
L&mamiau nach Taiyuen tu. Junge Maultiere aus Köuwai begleiteten 
fast jeden Lastzug. Auch Schafe und Schweine gehen südlich. Kwei- 
hwatschöog und Tschangkiak^u bilden hier die Endpunkte des Ver- 
keim nach Norden hin, mgleich aaoh Irfunamiaa; die südlichen sind 
TaiyuSofanndHwoltt. 

*) bridk-tModisr jEfagdtt« wlid ttm ndadierwaittgs Soito tob T«s g«Baiiiil|4«r 
in Form ron Ztofda gepraSt wird. 



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154 



Die leUte große Beise. 1. Von Peking omIi Singuifa. 



Der LuU rciclit bis auf dio höchsten Gehänge hinauf, ftillt allo 
VertiefuDgen aus und ist in tiefen Schluchten entblößt, die in diesen 
niedersetzen; doch ist er von dem pi^ontlu i fMi Cebirge meist liinwog- 
gefiihrt. Der Abstieg nach Süden aber entblöüt Löß schon von hoch 
oben aiif und noch ehe man das Gebirge verläßt^ führt der Weg durch 
tiefe LSOeinschnitto. Der Wu tai schan gewährt von hier aus eisen 
ediabenea Anblick. Es aind nur flachgewdlbte (Hpfol, Ton denen an* 
daa Oebiige sich nach SW lang hinabrieht; aber ihre Höhe ist impo- 
aant nnd dttifte wohl 1800 m Uber dem Tal betragen. 
S8. NovemlMr. Ich Terlieft beute die grofie Tai7u9n-Strafie, um mioh dem Wu- 
tai sohan snauwenden, und folgte daher dem Tal ao^lrta atatt abwStta. 
Bis 30 Ii von Taitschöa liegt das AUuyiaUand, 1 1/3 km breit, auf der 
rechten Seite dos FluBstri. links bcspidt er Löß; dann kehrt sich das 
Verhältnis um. An dieser Stelle ist eine Winterbriicke über das breite 
Flußbett geschlagen. 

Taitschou mit seiner großen krenellierten Mauer nnd den yiel< 
BUinigen mächtigen Wachttürmen ist äußerst imposant nnd hat eine 
malerische Lage mit den vielen umgebenden Baumgruppeo und dem 
hohen Wntaiachan im Bücken. Daa Innere iat lehr miaerabel. Die 
Lente w»ren gnt^ eskortierten uns aber durch die Stadt Weder 
Handel noch Gewerbe scheint hier sn blühen: es wird nichts för den 
Export gemadit; man prodnaiert im Tal nnr Tiel Opinm, das cum Teil 
an Ort und Stelle konsumiert wird. Das Tal oberhalb des Ortes ist 
ziemlich dicht bevölkert, eine Menge ansehnlicher Dörfer liegt darin 
zerstreut. Einige davon suid mit 10 lu huhun, aus Ziegeln errichteten 
Festungsmatiern umgebou; auch im Saugkan-Tal waren diese Dorf- 
festungen eine gewöhnliche Erscheinung, aber dort waren sie neben 
den größten Dörfern aus lufttrocknen Lößziegehi 10 — 12 m hoch auf- 
gebaut, so daß sie aus der Feme imposant genug aussahen. 

Der Löß dieses Tales ist sehr sandig, ebenso der AUurialboden im 
Tal; dennoch ist dieser durchweg angebaut Aach hisor wittern weiBe al- 
kalische Sake aus dem Boden ans. Die Jahzesaeitutleiderauungttnstig, 
um dieUntenoluede der Kulturen anfbeidenBodenarten mbeobaditen. 



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GhlnatlBdiw OflacUAnlna. 



155 



Die Zjoate dieser Gegend und httonloB, weil sie feige rind. AU 
ihr leimen ist sof QM gerichtet: das Rechenbrett ist ihr Symbol, d«s 
Klappern der kleinen Bechenperlen Münk in Ihren Obren. Der 

kleinste Dienst muß bezahlt werden, und nnr das Aufzählen eines 
Haufens lüdor Cash findet bcroitwilÜgo uuU uauntgoltlicho Hülfe. In 
Maß, ilüozo und Oowicht wäclist der kleine Schansi-Chinese auf, darin 
lobt er. Kleine Übervorteihingon »ind sein Ziel, und ihnen widmet er 
alle seine Gedanken. Bis T&tung ging die Wirtschaftsrechnung immer 
glatt ab; von da an gab es immer Schwierigkeiten, und der arme 
SpUngaert als KassenfUhrer hat harte Zeit In jedem Wirtshaus 
wild weniger als die Httlfte des Texlangten und angegebenen Gewichtes 
an Pferdeintter gegeben. Dann wird aof einer kleinen Spiralwaga 
nachgewogen nnd der Fehler bewiesen, nnd daninf folgt unmer viel 
StreitoreL In der Nacht wird FnUm tm den Krippen gestohlen oder 
Lehm in dieselben geworfen, damit die Ffiarde KOmer ttbrig lassen. 
Wird dann Rechnung gemacht, so bieten nch aDerlei Schlopfnrinkel: 
die Verschiedenheit der Pfunde — von 16 und 12 Unzen — gibt Stoff 
dazu ; ferner die sonderbaro Cash-Rechnung : in Ta tung gehen 73 cash 
als 100 cash, hier 80 auf JO't; danach ist dort die Schnur von 73, hier 
die von 8Ü diu Einheit. Dazu kommen die Differenzen der Silber- 
gewichte an einzelnen Orten und die täglichen Kmsschwankungen. 
Der Chinese erhält dadurch hundert kleine gelegene Mittel zur Be- 
trügerei. Die Bewohner von Schansi nnd die besten Qeschttfblente 
in China, nnd das wül viel sagen: die Speknlation steht bei ihnen 
danMnd um Vordeignmd. Htm letstee Wirtshaus wurde von vier 
jungen Leuten in partnerdiip gehalten ; ne waren 19 — ^20 Jahre alt nnd . 
in alle erianbten und uneilaubten Tricks ihres Ges<diMftes eingeweiht 

Dw Weg nach dem Wutaischan bot yiel Interesse. Eine tief 99 JSr«T«mb«r. 
und weit in das Hochgebirge sich verzweigende Schlucht bildet eine 
enge Felspforte. Die Schlucht ist schmal, zackig gewunden und meist 
zwipchen sehr steile, schroffe und kahle Felswände eingeschlossen, 
weiche unuiittelbar zu ungefähr GOO m ansteigen. Der Fluß ist wasser- 
reich und reifiend, das Wasser klar und von grüner Farbe, das Bett 



^kjui^ .o i.y Google 



] 56 DIb lAtite gn>8a Bms«. i. Von Pokinf nach Singufii« 

steinig, voll großer Blöcke und boi der Mündung jeder Seitenschlucht 
durch einen mächtigen Schuttkegei eingeengt. In den ersten '60 Ii sind 
dem Talboden noch Felder abgerungen, Uber die der Weg fülirt; im 
übrigen ist er steinig und jetxt durch das yiele £i8 sehr schwierig. Der 
Anstieg in dioBen 60 Ii betrigt beinahe 600 m. Hier und da iat ein 
Ueinee Doi^ besonders auf der ersten Strecke, wo noch L9fl kooh 
Hoanf reicht Das beste Wirtshaus ist in Tento; die ttbiigen sind 
sehr elend, so aach das, in dem vir ttbemachteten. Der Ackerbau 
leistet hier das Köglichste im Erklimmen stdler OehiQge. Die Felder 
sind durch horisontsle Maneriiiden beeeichnet; Fom Hato-Tal aus 
sehen diese tttuscbend wie Schichtuugt^linien aus. Man baut Hafer 
und Buchweizen, auch Kartoffeln, iiu Hu to-Tal sind außer Opium und 
Tabak noch luter Pfeffer als .iVllotria der Agi'ikultur zu envilhnen. 

In Ngoköu, am Ausgang jener Schlucht, steht ein hübscher 
Tempel; talaufwärts sind Tempel allenthalben in Schluchten und 
Kessein serstreat Unsere Ankunft war bekannt geworden, und von 
mehreren Tempeln kamen Priester herab und luden uns ein, bei ihnen 
in wohnen. Sie leben von dem, was ilmen die Gllste geben, and ex^ 
warten auch Ton nns eine gute Beisteuer. Auf der Straße ist stets 
starker Vexfcebr, besonders von Pilgem. 
SO. K«Temb«r. Heute nur Tiendg Ii, aber «ne harte Tagesarhttt t Der FaS, der 
im weitemo Au&tieg ni überwinden war, ist iwisohen 2500 und 2700 m 
hochl Anistieg und Abstieg waren xiemficfa steil und der Weg mit Eis 
bedeckt, so daß Pfeide und Maultiere oft stürzten, letztere mit ihren 
Lasten, die dann immer wieder aufgepackt werden mußten. Dazu 
kam des Morgens eine Temperatur von — 24 " C und den ganzen Tag 
ein sehr heftiger Nordwind. Eines meiner Maultiere hat trotz Pelz- 
klappen ein Ohr ganz erfroren. Ztmi Lohn haben "*vir ein Quartier 
gefunden, in dem ich durch ein kleines Kohlenfeuer die Temperatur 
bis auf — 7*^ C zu bringen vermochto! Die Unte, am Feuer aa%etaut, 
fiiert immer wieder an der Feder und ist ganx unlnattofabar* 

Von Tnlinsa' bis au dem Dorf Tsohapu (10 IQ ist der Anstieg 
noch immer aUmldiHch. Tschapu ist em Dorf von wenigstens 100 



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Anfktiflg warn WntetBohaa. 



167 



Hänsem nnd Hoft gleieh hoch mit dem Ort Wntidtduui. Von dort 
geht es etwM iteüer talsnftrltrts zum letzten Doi^ demen schwer Ter- 
sfiiidlioher Kerne nngefthr TswoTisd» ist. Nun erst beginnt der 

eigentJicho Anstieg zuraPaß in einervonFelBblöcken crfüllteu Schlucht. 
Man hat noch ungefähr 500 m zu steigen. Der Paß ist eine flache 
Einsenkung in einem tiachweüigen Rücken; daneben strlit eiiu> 13- 
stöckige Pagode nebst einem Tempel, recht hübsch mit grün und gelb 
glaaierten Ziegeln bekleidet; aie helöt Sz't«z'wo. Ein steiler Ab- 
stieg von etwa 350 m fUhrt dann im Zickzack nach dem Tempel 
Tsulingsz' mit einer kleinen Pagode. 30 m tiefer liegt das hSchste 
Dorf des Gebirges, Siausiakön (Schlacht der kleinen Schlangen). 
Es folgen dann noch zwei DOifer in der nach SO gerichteten Schlucht, 
his sie in einer Weitong von Steroenform anslkuft. In diese münden 
vier BSehe in vier tiefe Schluchten, am in einer fünften als kleiner 
Strom abanfitefien; dadaroh werden fitnf regelmttSig angeordnete 
BergmasaiTe getrennt loh konnte nidit erfidiren, oh der Name Wa< 
taischan*) daher stammt; aber um diesen Kessel hemm sind die 
Tempel angeordnet. Der Kossei selbst von etwa 1000 m Durch- 
messer hat ebenen Boden und ist reich an sehr starken Quellen. Am 
Ausgang der von NO kommenden Schlacht liegen das Dorf Wtttai> 
schao und die großicu Tempel. 

AufilLllig ist dio ungemein hohe Lage der Dörfer in diesen Ge- 
birgen — Siausiakön ist ungefUhr 2100 m hoch — , noch auffftUiger, 
daB ihre Bewohner rom Ackerbau leben. £s wird allerdings nnr 
Hafer gebaut, wovon gro6e Schober bei den Dffifem stehen. 0er 
Anbau geschieht anm Teil im Talhoden, gans besonders aber an den 
Lj^ehingen, die hier bis etwa 160 m Ober Siausiakön hinauareidien ; 
es sind nur nodi einsehe Beste «ner früher allgemeineren UHS- 
ausfilllung. Elafer bildet, wie es scheint, überhaupt in allen hoch- 
gelegenen Teilen des nördlichen Schansi die Hauptnahrung. Man 
macht aua dem Teig kleine ovale Scheiben, jede wird um den Finger 



*) D«r Name b«deut«t ^ie fünf Opferaltar-Beq^a*. 



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158 



Di» l«tet» poOe BaiMi 1. Von PaUof umIi Stngtafti. 



KU einem Zylinder nosammeogelegt Diese Ueineo RShren werden 
dann in nnem kreiarnndon Geflecht senkiedit nebeneinender gesteUt 
and in einen fladmmden eisernen Kessel gesellt, danuf erst mit 
einer Matte, dann mit einem höhernen Deckel zngedeckt Im Kessel 

koclit Waaser. Dieses im Dampf gekochte Hafergericht heiSt Yo- 
miönwowo (Haformehlj und wird ia iabolliaftcn (^luautitäton verzelirt. 
Der Haferbau dieser Hochtäler goht fiir doii L'utcrhalt der Dorf- 
bewolmer und der zahlreichen Priester, Mönche uud Gäste drauf. 
Für die letzteren Klassen wird auch viel importiert mv.] von den Er- 
sparnissen der Opfergaben bezahlt, die die Mongolen den Tempeln 
davbringeiL Das Weiden Ton Schafen und Ziegen an den Berg- 
gehilngen bfldet anoL einen Töil des Untezlialts der Bewohner. 

Den Mongolen ist dies eine heilige StStte, und sie wallfshrten 
in Menge hiexher, besonders in dieser Jahresaeit Die H9he des an 
ttbeisteigenden Gebirges, die tiefen Felsschlnditen, die Schwierig- 
keiten der Reise — alles dies sdieint einen Zauber auf sie anssntlben, 
denn es steht alles im Gegensatz zu dem Charakter ihres eigenen 
Landes. Schon auf dem Wege erzählten sie mir mit wollüstigem 
Graust Ii von der scii\\ indohiden Höhe, die man ersteigen müsse: 
wenn mau hinaufsehe, so erschienen die Kamele wie Mücken. Das 
ist noch eine Wallfahrt, die wirklich mit Opfern Yerbaaden ist: an 
Beschwerden, an Geld ond an Tierenl 

Ich begegnete heute wieder langen Zttgen Ton Kamelen auf der 
PafihOhe, die teils nach den Tempeln ^gen, teils lurOekkehrten. 
Es war ein Jammer, die Plagen au sehen, denen Menschen und Tiere 
onterwoifen und. Man konnte kaum ein Kamel ohne wunde Knie 
finden, denn jedes war wiederholt gestürzt Wenn sie auf dem ab- 
sehfissi^n Eis ausweiten, so reißen sie sidh aufierdem beim Stun die 
Nase auf. Viele hatten von den spitzen Steinen wunde Füfie bekom- 
men. Den zurdckkohrendou Mongolen blies der eisige Nordwind in 
das pclzumrahmte Gesieht, und man konnte kaum etwas Erfroreuoros 
»ehen als diese breiten brauublauon Gesicliter über der kolossalen Pelz- 
masse } der Schnurrbart, wenn vorhanden, war mit Eisaapfen behängt. 



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Dw WalUiilutMtct dar MongoltMi. 



159 



Auch Frauen und Kinder waruu dabei. Diese Züge gaben der Land- 
schaft ein eigentümliche» Gepräge. 

Früher sollen im ganzen Wu tai schan 360 Tempel vorhanden 
gewesen sein, jetst ^bt es nook bein^e 100. Daren sind 28 Lama- 
Tempel. Unter den Liamaa sind viele Chinesen, denen es die reichen 
(beschenke der Mongolen der HOhe wert machen, das mongolisdie 
Mönehsgewand anzunehmen. 

Wir fluiden bei nnseier Ankunft eine kalte Aufiiahme. In den 
'Wirtsblnsern wollte man uns nicht haben, und mein Versuch, in dem- 
selben Tempel, wo Comte Rochechouart vor zwei Jahron gewohnt 
hat, Unterkunft zu finden, ächlug fehl. Da die hiesigen Priester sonst 
die (lelei,'euheit, ein Geldgeschenk zu orhaUou, nieht gern vortthergehon 
lassen, konnte ich mich des Schlufisos nicht enthalten, daß diosolbon 
Gründe, welche die Franzosen in den Tempeln bei Peking so unbe- 
liebt gemacht haben, auch hier zur Geltung gekommen sind. Kndlicb 
drängte ich mich in ein Wirtshaus ein. Da die besten Zimmer yon 
Mongolen beaetat waren, ao nrnfite ich mit einem unheixbaren Baum 
Toilieb nehmen. 

Das Wutai^GebiTge hat etwas Imposantes dnrdi seine breite 
hohe Masse, undcharakteristiaeh sind die tief niedersetnenden, schroffen, 
labyiintbisdi ndi Tcraweigenden Schlnditen. Die hohen Gipfel sind 
im allgemeinen breit und flach und, wie es scheint, regellos flbw die 
MaMe des Gebirges yerteOt, ohne einen zentralen Kamm zu bildea. 
Leider waren die höchsten Gipi'oi heute in leichte Nebel gehüllt. Ich 
konnte pio nur bis auf 5 — 6 km Entfernung erkennen und schUtzto 
ihre lloiie aut 300 m über dem Paß; aber andere ragen, nach ihrem 
Unterbau zu urteilen, noch höher auf, und ich glaube, daß 500 m 
Uber dem Paß oder eine Meereshöho von et^ a 3000 m für sie ange- 
nommen werden muß. Wahrscheiniich ist dies das höchste Gebirge 
in weitem Umkreise. 

Der Sfle schan (^Schneeberg'*) bei Ningwu, denElaproth auf 
einer chinesischen Karte ansfindig gemacht hat, ist hier nicht bekannt 
flberiiaupt kein besonders hoher Be^ dort hemm, und ich konnte 



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160 



Di« tetato groBe B«iMu 1. ToiiP«fcliigBaeb8lafuAi. 



keinen Berg eifiJireD, auf dem der Schnee liegen bleibt Was den 
PetRchft-Berg des JeBmten-lfluiona]» GerbÜlon bettifil, bo waren alle 
meine SrknndiguDgen nach demselben vergeblieb. AlIerdingB soll ea 
in der IKchtang nacb der angebUcben Lage Orte geben, wo im Sommer 

Eis existiert; aber solche Stellen werdon auch an den Nordabhängeu 
einiger Bcrgrückon bei vSiwantez? angeführt. Der Namo „Schnee- 
berg", der ja auch in Deutschland gebräuchlich ist, hat wahr!?cheinlich 
ebensowenig zu bedeuten wie das lokale Vorkommen von Eis im 
Semmer. Aach in dem Ort© Wutai schau fiült^ sagt man, in allen Mo- 
naten des Jahres Schnee, nor im 6. Regen ; dennodi hat es in diesem 
Jahr vom 27. des 7. Monats bis zum 10. des 8. Monats ohne UnteiU0 
bm Tag ond Naeht geregnet) naehdem schon in den Toiangegangenen 
Monaten viel Regen geftllen war. 
1. DcHmbor. TtoU der ungomttdichen Sitaaüon machte ich hente einen Rast- 
tag, da meine Leute sidi gestern mit dem oftmaligen Aufpacken sehr 
angestrengt hatten. Es webte wieder ein heftiger Nordwind bei klarem 
Himmel. Ich wollte arbeiten, konnte aber woni^ tun. teils wegen der 
Kälte des /.iitiinerp, teils weil den ganzen Tag LanKis ])ei nsir »aüen. 
Die Bettelei Ikl oüUetzHch, fast wie in ÄgA-ptou. Die Lamaa lel)on von 
Almosen, und hier oben sind sie an so gro^e Beträge gewöhnt, daß 
man sie nicht befriedigen kann, wenn man nicht große Viehherden 
in der Mongolei besitzt Sie bitten dreist um ein paar TaSls ^angko- 
yingtaafi) pro Mann; -dabei sitst das ganae Zimmer voll, imd die Ab- 
gehenden werden fortdauernd dnrch neue AnkSmmHnge enetat Die 
nngasdiche Anlhahme von gestern, als ich lange vor meinem Qepick, 
nor mit memem Pferd, ankam, bot giftcklicherwmBe einen Vorwand, 
mn sie alle recht gründlich abmweisen. Das war aber doch nicht so 
leicht; siesnchten mir nun vielmehr ihrerseits Geschenke aufisudrängen : 
kleine weißseidene Lappen, die man nachher opfert, und Zuckerwerk. 
Ich erklärte ihnen fest, daß ich ftir eine gastliche Aufnahme gern irut 
gezahlt hlltto, Üueu Tempeln aber nichts schenken wolle, da meine 
Religion eine andere sei und ich daher auch keiue Geschenke annehmen 
kdnne. £s bedurfte der größten Beharrlichkeit, am so gaos ohne 



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161 



Kontribndoii wegmkommeD, aber Naobgiebi^eit gegen einen wire 
das Signal wo. omem aUgemeinen Banbanfidl geweeen. — Weleh leidi- 
tes Spiel mögon clieee Leute mit den gathecaigeii, groAmtttigen ICon« 
golen haben, die ein Ehrengeletfc von Lamai bekommen, wenn sie gni 
sablenl Die Stimme Ton 80—40 TaSls w&d als geling betraditet, imd 
manche gobon über 1000 Taöls.*) Dafür sind die Priester vürzüglich 
gekleidet und besitzen viele Wortsachen. Dio yastlicho BegriiSuog 
geschieht durch das Anbieten des SclinupftabakiläöcbcI;t>iiM. Ich re- 
agierte wenig darauf und ließ sie stehen, was ihnen nicht bohagto. 
Die meisten der mongolischenLamas sind aus Kwantung**), besonders 
aus der Qegend TonXjamamiau; es sind grofie krfifdge Gestalten, mit 
breiten Gesichtern, zorücktretender Stirn und meistmitberabhängender 
Nase. Wenn sie einen kleinen Sobnnrrbait haben, sehen sie «nweilen 
gaaa ans me nngsmdie Banem. 

Es wurde leider an spät, nm noeh eine Rundreise bei den Tem- 
peln Tononehmen. Die ahen fibif Tai's: der Petat, Tang tai, Nan- 
tai,SitM ondTsehungtaif), sdieinMi Tempel aof Bergkuppen gewesen 
an sein, sollen abtf meist Teifiülen sein. Die Gnippe der Lamatempel 
bei der Stadt ist sehr malerisch und würde ein prächtiges Objekt ftir 
die Photographie geben. An Bäumen fohlt es natürlich ganz und gar, 
mit Ausnahme vereinzelter Besenstiele. Es ist jetzt gerade die Wall- 
j^irtszeit der Mongolen, die vom 10. bis zum 2. Monat dauert. 

Der Weg führte nun aus dem sternförmigen Tal von Wutaiscban 2.D«semb«r. 
nach Süden hinaus durch eine enge Felsschlucht nach einem Dorf^ 
das 1 50 m unterhalb Wu tai schan liegt. Zwischen den Felsen erscheinen 
in Seitenschlnohten einige hübschgelegeoe Tempel. Von diesem Ort 
geht es dann in eine rechts hereinkommende Iweite steinige Smten- 
scblncht hinein nnd weiter etira 500 m anftrMrti nach dem Pa6 Tdng- 

•) 1000 Taels sind nach heatigem Kurs rund 3000 Mk. 
**) «Östlich der Mauer", hier auf das nördlichste Tachili jeiuelts der Chinesi- 
leben Maaer bezüglich (nicht zn rerwechscln mit der Provinz Kwangtiing; !n Südchim). 

•{-) tai = Opferaltar (s. o. S. 157 Aiuo.) j f4 = Nord, taug = Ost, nan = Süd, 
ü = Waat, t«chung = Mitte. 
• Ric4(bofen, Tagcbfleliw. U.Band. 11 



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162 



Di« Istote groA« Utiat. 1. Von PaUof nach fii ngao fa. 



koliog (2500 m). Die Gohängo an diesem sind sauft, der Anstieg «11- 
mähllch. Am Paß liegt ein Dorf mit Wirtshaus. Vom Paß hat man 
eine AasBicht nach SW: nichts als Gebirgsrücken und Qipfel. Dann 
folgt wieder ein sehr steiler Abstieg nach dem Doif Wa tschu Ii. Nun 
geht! in einem 1»reiteii Talbodea weiter abwlirts sa meiner beatigen 
Nafifatstilion, dem Dorf linyaentawmi, wdefaee ttber 800 m nnter 
dem Pft0 und ttber 800 m tiefor ab Wutaisdum liegt 

Anob beate war die «liliüligate Ecscbeimmg die Höhe, bb su 
welcher die Ortschaften und der Feldbau Unanfireichen. Daa Dorf 
Tsingkolittg ist keine bolierte Erscheinung: man siebt rom PaB aus 
noch zwei Dörfer, die wonigatcna oben so hoch imd auch aa Pässen 
gelegen sind. Der Foldbau reicht bis zur Hüiio dos Tsingkoling, also 
wahrsclioinlich bis beinahe 2500 m hinauf, Ea wird dort oben zwar 
nichts als Hafer gebaut, aber die ZaJil der kleinen, an flachen und 
aiemlich steilen Gehängen angebrachten Felder ist groß, und der Er- 
trag soll gut sein. Auf dieser Höhe waltet ein steiniger Lelmiboden 
YOr; aber im liuyuto-Tal reichen GehAnge von wirklichem, unver- 
kennbarem IM mit ienkreebter Absondemng und tiefer Durob- 
IbzebuDg mebr&cb bb surHQbe dea Tsingkoling hinauf. Sie sind 
aogebauti soweit es möc^icb ist; aufierdem ist dem Talboden mög- 
liehst viel Feld abgerungen. Dieser Grund wird solion in der Höbe 
▼on Liu juön xum Teil snm Anbau von Opium Terwendet Das Flufi- 
bett ist breit und steinig, und das diesjährige große Wasser hat furchtbar 
viel fortgorissoQ. 

S.Uesember. Der heutige Weg führte weiter in südwestlicher Richtnnsr, den 
Abftillon dea Wu tai-Gebirges entlang, über mehrere Täk'r und trcn- 
nondo Pässe quer hinweg. Erst ging es südlich 25 Ii im Liuynen-Tal 
hinab. Das Gefälle ist stark, das steinige Flußbett breit, die ange- 
bauten LößgehMnge umfangreich. Eine Menge grüß er Dörfer ist im 
Tal aerstreut. Dieses wendet aiob dann gegen SO wieder in eine enge 
felsige Scblncbt, die von schroffen Bergen eingescblossen wird. Hau 
siebt so schön hindn in diese grofiartigen Koulissen und remutet 
dort so ▼onttglidie geologische Aufscblflsse, daß es Uberwindung 



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AekeriMw Im SdchgtlilifB. 



168 



koitet, dflin richtigon Weg so folgen, der santtchat auf don Sihaa- 
Hng fthrt, einen EalketeinpaS mit oteilem <Analieg Uber tief dorok- 
BcUnehtetenLOA. Die Steafie ist tehr Vetobt, besonden dnicb Eoblen- 
trttwport Vom Pa8 hüte ioh einen ■chttnen ÜbeibUek Aber du 
liti jaSn-Tal und anf die Kette der hohen Gipfel an leinem Unprnng. 
Nadi Westen hin bot sich ein nnbedentender Abstieg; denn hier 
schliefit sich eine weite LößausfÜllang an. Aus dieser ragen nur ein- 
zelne kleine Kückou auf, und über einem derselben steigt man süd- 
^vrstHi li hinab nach dem Nantai-Tal, einer großen ovalen Seeaiis- 
fülluug von etwa 25 Ii Lftnge von NW nach SO und 10 Ii Broito Ks 
ist ein prachtvolles Tal, über 1500 m hoch gelegen, mit iruchtbarem 
Boden, ganz angebaut und am Rand ringsum mit großen Dörfern be- 
setzt. Der Bachf der jetzt trocken war, ist eingedämmt; da sein Bett 
etwa 2 Va m Uber dem Talboden lieg^ fliefii er wie in einem Kasten. 
Ringsum sind Oebkge: in NW die Hanp&etto des Wntaisohan, die 
hier nicht so hoeh ist wie weiter nordOsdioh, in SO prachtvolle, aben- 
teoerlich gestslteto, hoeh ansteigende Kalksteinberge. Der BUok tal- 
abwirts naeh diesen hin ist oogemein meleriseh. Zwischen dem Ge- 
birgskraos und der Talebene liegt die L(i8abdadrang, nnd der See 
muß ganz in den L9B eingesenkt gewesen sein. 

Auf dem Paß steht ein Tor. Es war ein schöner AnbHck, als 
durch das Tor die jenseitigen Berge, von der unterstehenden Sonne 
beleuchtet, sichtbar wiuden. Wutaihsien ist ein kleines Örtchen von 
60 — 70 Häusern ; wir hatten große Mühe Quartier zu finden und blieben 
schließlich im Dorf Nanköu, 3 liim SW der Stadt. 

Idihabe diesmal Unglück mit den Packtieren. Zwei derselben 4.D«ioinb«r. 
waren schwach and haben mich auf der gansen Reise ISSten auf- 
gehalten. Des eine, ein jonges hflbsches Tier, konnte gestern Abend 
nnr nnter der grSfiten Hfihe bis lom l/Rrtshans gebracht werden, wo 
es am spiten Abend ankaoL loh hatte seinetweg«! schim die gestrige 
Tonr abgekOrst Ea wnrde für ui^Üiig e^Nrt weitersugehen, mid 
mein kleinmtttiger Treiber Terkmfte das IHer leichtrinnigfllr 3000 Caeb, 
wahrend es wohl den 50£Mhen Wert hatte; dies geschah ohne mdn 

11» 



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164 



Die l«Me gio8« Bdf«. 1. Ton PaUiv Mdi BtngMüi. 



Wlaaen. Hente wnideB swoi Esel fUr den Tag gemietet. Wieder konnte 
ein anderw lianltier nur mit MOhe bis hierher gebracht werden und 
bradi dann saMunmen, guas nnflüiig, «of den HintedKifien su etehen. 
Ein Ti«rant wtucdo gerufen, der die Heüong fllr 2000 CmIi, etwas Ol 
und Bnamwelle ttbetnalun. Er prodnnerle ein Acnpunktoiiietteck, 
nahm diirans 7 Nadeln, Jede 5 Zoll lang und oben von der Dicke eines 
StroUialmee. Uit wichtiger Miene omwickelte er daa spitae Ende jeder 
Nadel mit Baomwolle und legte ea in OL Dann wurde das Eieua 
desManltienbeAlhlt, sieben sorgsam atisgemessene Packte mit Kreide 
Liezeichuot und darauf die 7 Nadeln aDgezüiidut. Eine wurde 3 Zoll 
tief noboQ die Wirbelsäule gestockt und darin gelassen; die aechs 
anderen wurdüü je 1 ZoU tief ins Fleisch jijesteckt und wieder heraus- 
gezügoD, die Wunden mit einer Salbe auf rotem Fapier beschmiert. 
Die Wirkung der Operation ist abzuwarten. loh aber bin verurteil^ 
mich heute mit 30 statt 90 Ii zu begnügen. 

Tnngy^tschten, meine lieutige Station, ist ein lebhafter, un- 
gemein Tolkreieher Uaikt, nur 20 Ii von HanpiSn entfernt, dem Ort, 
wo Comte Boeheohouart TOr 3 Jahren ein bOses Abenteuer hatte. 
Wir waren erst langsam unter groHem Volkszulauf durch den Ort ge- 
ritten und dann noch 10 Ii weiter, daiaof aber aus Sorge um unser Qe< 
pttck umgekehrt und hatten die Stadt noch aweimal durchritten, um 
das Gepäck zu suchen. Dennoch mußten wir uns dauernd viel Neu- 
gierde gefallii iasseu. Die Leute sind aber, nachdem sie unser Wesen 
BOndiort haLuu, ganz ruhig und gut, und die Bofiirclitung, sie möchten 
UD^ al- njlchston Besuchern daa geschehene Unrecht zu. vergelten 
suchen, scheint sich als grundlos zu erweisen. 

Die Karton sind in dieser Gegend gaos £sUch. Ich mu0 die 
Position Ton WutaiJudfo bedeutend verändern, und die Geographie 
ist ganz anders, als man ne sich nach den Karten Torstellen würde. 
Han steigt in südwestlicher BSchtung von einem Lö^bec^en nach dem 
andern tie&r hinab. Diese Becken suid gro0, meist Ton Kalkbergen 
umgeben und durch niedere Pisse Terbnnden. Das gro0e LSfibecken 
▼on Wutai und das noch größere von Tungyft sind durch ein Kalk-^ 



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165 



gebirgo voneinander getrennt; die gut angelegte Straße fährt dnrdh. 
einen tiefen Einachnitt hindorcb, so daft man £»ttdanenid humb tteigt 
£b besteht gani ans LS0, der noh naeh SW senkt Der Hntoh<( 
kommt dnrch eine l»eite Elinsenknng heran ond verlllfit das Tal durch 
einen sehxoffen Einsehnittsm sttditedichen Gebirge. Von einem Tempel, 
5 H dsdidi von Tung jS, hat man eine priiehtige Ubersidit dieses volk- 
reichen Talbeckens. 

Dio lieutige btraßti war sehr belebt, teils durch Kolilentransport, 
teils durch Lasttiere mit allerlei Wareu, darunter viel englische ootton- 
goods; diese kamen alle von TTwoluhsil^n und gehen nach ver- 
schiedenen Orten, darunter nach Taiyu^nfu. Sie schlagen in Hwolu 
eine Bergstraße über Fing schan hsien ein, die dann südöstlich von 
Wutaihsien vorliberföhrt. Der Qrund, weshalb sie diesen Umweg 
daroh die Becge maehen, Ist, daß sie dadurdi eine Iakin*Taxe ▼er> 
meiden, die sie ftof der grofien StraBe Aber Fingtingtsdida m 
aaUen haben wttrden. Avl dieser SteaBe ist gu keine Abgabe an 
entriditen. 

Hier gilt LSfiland 20 tian (18000 Cash) pro m^n, berieseltes 
Land 150 tian. Auf diesem baut man Opium, Gemüse usw., auf jenem 

Weizen, Kauliang, JSik ir,\ ei/eiij Bohnen, Kartoüeiuj Weizen soll 50- 
fach, Kartoffeln 10f;u [i tragen. 

Das kranke Maultier muß nach Anordnung des chinesischen Tier- 5.Dezemb«r. 
arztes drei Tage in Ötricken aufgehängt bleiben; ich konnte daher die 
Wirkung der Acupunktur nicht beobachten. Auch muß noch einer 
meiner Leute zur Pflege zurückbleiben. Es worden ein neues Maul- 
tier nnd sweiEsel gemietet nnd nach vieleriei Veiliandlmigen die Beiae 
wieder angetreten. Erst war der Hotohtf sa übersehr^ten. Gestern 
hatten wir ihn bereiti awmmal dnrehritten \ in der Nadit hatte tick 
aber so yUlL neues Eis gebildet, dafi wir mne Uhre benntsen mnfiten. 
Das Gebirge, wdehea das TtingyS-Tal in SW begrenzt, ist an awei 
SteHen dnrehbroehen: ersten« dm^ den Flofi, dann dnreh einen von 
Löß erflillten Einschnitt, Uiucli Jen die Straße nach SSW führt. Rier 
botritt maa einen anderen großen Kessel, der sich leider nur unvoll- 



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166 ^« latmtb groB» Beis«. 1. Ton PeUiic iMeh Bi ngaa fti. 



kommen übersehen lieiS, da die Atmosphäre sehr dunstig wv. Ostlicti 
iit er Ton hohem geschlossoncm Gebirge begrenzt. 

Wir passierten 20 Ii von Tungyö das Durf Hanpien, den Ort 
jenes Abenteuem des Comte Roohechoairt Es war damals ein Fest 
mit Theater gewesen, nnd viele aufgeregte und angetnmkene.Lente 
hatten sieb ansammengerottet Die Engel traf einen bialnarbasiereaden 
Fleischermeister, der ab ein schlechtes Subjekt bekannt war, nnd führte 
an sdner Erblindong; es sollen aofierdem noeh klebe Verwnndnngen 
Torgekommeo sein. Die Leote waren gegen uns ganz hOflidi: kein 
Nachrafen und kein Nachlaofen. Sonderbarer Weise scheinen sie den 
Glauben zu haben, die Fremden hätten sich vor den Drohungen des 
Mannes gefiirchtet und deshalb geschossen, und auch in Tuner waren 
sie fast ängstlich besorgt gewesen, daS wir uns nicht vor ihnen fiirchton 
sollten. In Han pi6n werden Tusoh-Steine aus roten seidenglttnzendea 
tonigen Schiefem verfertigt. 

Hintor Fanglantschönn wird am Fuß des Gebixges auf ebenem 
Omnde Sali gewonnen, nnr dnzoh Auslangen des Bodens an der Ober- 
flftdie. Sakbrunnen g|bt es ntcht^ und die Leute sagen, daß auch 
unter dem Sabgrand die Brunnen nur 8ll6es Wasser geben. Noch 5 Ii 
weiter ist Doi^ in dem Tiel Papier gemacht wird. Es liegt am 
Ausgang des Sandstemgebirgszuges und hat waaaerreidie Brunnen. 
Das Wasser toll sieh gana besonders ftfr die Papier&biikation eignen; 
daher ist jedes Haua üine Fabrik. Das Papier wird aus Hanf (pai ma) 
gemacht. 

Tini: si;irjL' ist ( in .«rlir volkrt ii heB haicn mit viel Kleiiiliaiidel. Ich 
konnto niu- eben hindurchreiteu, da eine große Volltsmasso uns folgte; 
die Leute benahmen sich aber gut. Der Ort ist wie Tungyö der 
Marktplatz £Ur das Tal, wo die Bauern ilur Getreide vorkaufen und 
sich mit allem Kötigen yeneken. Das Tal von Tingsiang hat gans 
ebenen und sehr fruchtbaren Boden. Soweitich geritten bin, konnte, mit 
Ausnahme kleiner Strecken, alles Land ans Brunnen bewtssert werden. 
Das Wasser hat im vorigen Jahr viel Sehaden getan, und jetat ist alles 
damit beadtlftigt, au niyelfieten: au%espSltea Erdreidi wird abge- 



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Ten Koid> luwii Sfl^pMaatl. 



167 



aommen und in Haufen aufgeworfen, und diese werden doithin Teifthrti 
wo das Wasser den Boden fbrtigenssen hat Die vielen gescbifi^en 
HSnde nnd die grofie Menge cweirldiger Kairen gabm dsir Land* 
scbaft ein gana lebhaftes Aussehen. In F!8 hn, einem Idcunen Dorf im 
glMehea Kivean mit Tlngsiaog, bekamen wir ein miseiablea Qoartieri 
nnd die Nenner der Leute war h9ohst nnangenehm. leb Mn jetet 
sehen gamicht mehr daran gewöhnt 

Wir ließen Sintgchou einige Ii reclits liegen und kamen erst bei 6. Deiember. 
Mahwei tbciiunn auf die {iroßo Tatnng — Taiyuen-Straße. Sintschöa 
liegt in derselben AUuviiüebene wie Tingsiang, in der noch sehr 
viele Dörfer zerstreut liegen, jedes mit großem Baumbestand, meist von 
Weiden und Zizyphus. Die Größe der Gehöfte, die Portale und Gie- 
bel der Häuser lassen auf Wohlstand schließen; auch sehen die Dörfer 
von weitem recht hübsch aus. Nach den Wirtshäusern au nrteilea 
waltet aber die grtfflte Unsanberkeit: anaer letetes Nachtquartier ttber- 
tnf in dieser Beaiehong alle fi-Bberen EriEabtnngen. 40 Ii von Höhn 
beginnt das Tecndn aoansteigen, nnd bald entmekelt sich ein geglie- 
dertea LSfiscfalnchten-Syatem. So gebt ea hinauf nach dem FaS Sohi- 
£ng^ der etwa 850 m ttber 8£a tschau liegt. 

Dieser Paß v e r mi tt e lt allen Verkehr awiaehen Süd- und Kord- 
Schansi. Abgesehen von den Hohlwegen ist er sehr bequem, der An- 
stieg von beiden Seiten ganz allmählich. Auf der Paiitiuhe selbst 
pasüicrt man auf einer Strecke von IQOO Schritt fünf oder sechs feste 
Tore. Ea sind auch alte Wachttürrao vorhanden, aber keine eigent- 
liche Befestigung. Nach SUden erblickt das Auge nichts als Löß, der 
sich regelmäßig abdacht. Man ahnt gar nicht die vielen scharfen Risse, 
die den Verkelir erschweren und doch auch vermitteln. In einem 
derselben fitbrt die Straße^ ein 15—20 m tiefer Hohlweg, den Wind 
und Wasser durch Weg$lhmng des Straßenstaubes gebildet haben. 
Man sieht noek 6 m Uber der Straße die boiiiontslen Streifen, die 
früher von den Wagemidem in die Winde eingerissen worden auid, 
und am Paß iKßt sieh die aUmihliche Vertiefung der Straße gaas 
deutlidi erkennen. 



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168 



Die leiste grofie Keüe. 1. Von Peking nach Binganfo. 



Ich erfuhr auch heute wieder, als wir den vielen Wagen aus- 
weichen wolküii, wit^ Rcliwinrie: das Fortkomitien auf dem Lößplateau 
ohne Str&ßen ist. Man ist ganz verloren, so bald man sich von diesen 
entfernt. Terrassen und tiefe Hisse machen das Fortkommen ganz un- 
möglich, und man kann scliließiich nichts anders tun, als auf seiner 
«ignen Spur Daeh der StnSe anrU^inkehren. Die ObeiflAche sieht 
gaai glatt und eben am und ist doch toU von HindeniiMm. Stntegiseh 
irlie niohts leichter sa yerteldigen als dieses LöAtenain. loh begeg- 
nete hente andi grofien Kohlentransporten: alles bitamindse Kohle 
«08 dem Siidian bei TaijnSn. In der Veiaoigungsgcgend der Wn- 
tdluito -Kohle gibt es ttberall httbsche tragbare Öfen'fllr Koks, die 
recht praktisch sind. Hier heizt man nur den Kang, und tragbare 
Ofen sind nicht bekannt. 

Auf der großen Str iß^^ zi i^t die Bevölkerung ^vr iiiL'or xseugierde 
und ist respektvoller Man iindet viele, die als Kommis in Peking 
waren und einige Weltkenntnis an haben glauben. Diese besteht be< 
sonders im CSash-Zählen. Lesen und Schreiben sind die Emingen- 
sdiaften einer nmr sehr geringen Zahl. Hier treffe ich wieder auf das 
Sdiann-Brot| einen troeknen Teig^ der am Fener gedOrrt wird nnd 
sehr schwer nnd nnTerdaidioh ist; ich fimd diea Brot immer besonden 
dort, wo die Kohle büBg ist Die GeldwlhrangTaiiiert noch immer. In 
jedem hsiSn ist mit 100 Cash eine andere Zahl ron Kopfer-Cash ge- 
meint: 70, 73, 80, 90; an meiner heutigen Station s. B. 88. Bei Zah- 
lungen unter 100 Cash gibt man die richtige Anzahl. Der Tael vari- 
ierte bisher von 1800 bis 2040 liare Cash; dagegen muß ich am 
Gewicht stets 5 bis 10 v. H. verlieren. Ein Pferd kostet ttlgHeh etwa 
d50 Cash, Fleisch ist von 70 Cash in der Mongolei auf 200 gestiegen. 
Eier sind eine Seltenheit und kosten etwa 10 Cash. Kartoffeln sind 
immer noch in Menge und vorzi^icher Qualität zu haben; sonstige 
Gem1lse(paitsai*) sind sohlecht, nnr Zwiebeln leidlich. Der Tagelohn 
ist noch immer 100 Cash und Kost, pro Monat 1000—2000 Cash. 



•) s. 0. B. 119. 



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Mift<E Bilk ilwn TBi:<'lnlt'li K. V. t(l< l>tlii>foi»- 

Chinesen im Winter. 



nini+l-Torl K/ VjOOQIC 



169 



Das Opinmnuidien Mt ibier gana aUgemein: ÜMt alles Uber 30 Jalire 
hinaus raucht Der Kttchenjonge in diesem Hans z. B., ein Jfln^ing 
von 26 Jahren und yon elendestem Aassehen, eridlrt, filr den Honat 
1000 Cash Lohn, au eihalien und 600 davon ta yerrandien. 

Honte kam der erste Schnee&U, mit Ausnahme einiger flocken 7. Dtiembwr. 
znvor. Es fielen in drm NHehten etwa 6 cm. Die Luft war warm, und 
nachmittags trat Tauwetter ein. Die Chinesen aber froren wie immer 
beim Anblick von Sclince. Mein Boy brachte mir mitleidig alle meine 
Pelzsachon, und die Leute waren kaum zum Aufbruch zu bowegon. 
Die I>andschaft war ^veiß. der llimnici umflort, die dunstit^o Atmo- 
sphäre benahm die Aussicht. Die Straße war schlecht: des Morgens 
fßMt^ nachmittags kotig. Viele Wagen blieben stecken, und es war be- 
jammerswert, die Anstrengting der armen Tiere au sehen, wie sie 
schwere Frachten die ateUen Stellen der LSfistrafie aufwllrts sogen. 

Die Stsafie liegt mit Ansnahme einiger UeincrVerebenungen noch 
gana im LO0. In einem breiten Badibett ist ein Block von L&fi, all« 
seitig umspOlt, übng geblieben: er bildet em uneinnehmbares EasteO, 
da ez ringmm überhängend abfldlt Die Darfer an der StraSe «ind 
stellenweise in erweiterten Stellen von LSflklttften erbaut Wo die 
Kluft sich verengt, sind am Eingang und Ausgang über die ganze Breite 
der Kluic ötarko, massive Tore gebaut. Von Tor zu Tor flihrt die 
iSuaße, mit hübschen massiven Hauafronten und Hulmauf-rn zu beiden 
Seiten. Sieht man durch ein Tor liiiiciii. so erblickt man am andern 
Ende des Hofes die Lößmauer, die zu Wohnungen ausgehöhlt ist und 
eine gut gebaute Front aufweist, zuweilen in Etagen, aber noch nioht 
so palastartig wie weiter südlich. Viele Wirtshäuser bestehen in Löfi- 
anshöhlnngen. Ldfiland8chaftniitSofaneebedeckung,daa gab einen gana 
besonderen Anblick: niditi als gdbe WXnde und WM^eDeckenl Die 
Strafie folgt ssnm Teil einem breiten Flufibette, das nur Ealkgerdttherab- 
bringt Auchaller architektonisch verwandte StehiistdecaelbeKalkstdn. 

Der Weg führt nun in den letaten LdSabMen hinab und erreicht 8. ]>weeib«r. 
dicht vor TaiTuenfu ebenes Land. Die Stadt hat nicht das Impo- '^^r^^- 
Santo, das man von der Hauptstadt des geldreichen Schansl erwarten 



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170 



Dia ktBt« grvfl« BtiM. 1. PAIng nidi ffingmnfa. 



«oUte. Man hatte ans Kuluti hia ala den Stadtteil genannt, wo die Tor» 
neliiiurtenWirtBhlttf er seien. Wir ffngen in etnt| dea den anspracbsTollen 
Kamen Tftkwanlite*) ftlutfc; ee mr nber gnmenhaft aclüecht: die 
Zimmer kalt^ die O&n nidit heisbar, nnr Bauch gebendi Fenster und 
Winde sexxissen und darchltfcherl» der iNifiboden feucht und durch 
Kohle gesofawMrslj die Matten alt und seirissen. Es irsr taaa. trauriger 
C^edanke, hier einige Tageaubringca au sollen. loh sehid^teSpliDgaert 
und den Boy aus, uns ein besseres Haus zu suchen, aber es war in der 
ganzen Stadt nichts zu finden und mein Haus in der Tat noch di^n vor- 
nehmste. Unter diesen Umständen nahm ich mit r);iiik die Einladung 
des apostolischen Vikars der hiesigen Mission an, bei ihm zn wohnen. 
Diese besteht aus weitläufigen Baulichkeiten, und ich erhielt zwei 
hübsche, anständige und niedliche Zimmer. Nachmittags hatte ich 
einen heftigen Meberanfall und mußte mich zu Bett legen. 

Diese swei Tage Terbzachte ich im Zimmer: es gab eine recht 
gründfiche Erklhungansantreiben. Solche AnfliUe sollen in hiesiger 
gend im Winter und SVOhjahr sehr gefidiElicli sein, da sie leicht in 
Typhus ausarten. Die bdg^che Hission hat einige ihrer tlidiligsten 
IGlglieder (Verfaiest) Seegfeid n. a.) daran ▼erloren; anch Veilinden 
lag daran auf dem Tod, und die hiesige Ifnnon hat in einem Jahr 
drei IMester an demselben Übel verloren, den letzten erat vor einem 
Monat. Die Gefahr ist dann am g^rußten, wenn man sich durchschwitzt 
der rauhen, kalten Gebirgsluft aussetzt. Eini;::' tiichtirro Dosen Thinia 
und Schwitzmittel haben das zweitägige l^lobcr bei mir ausgotrioben; 
auch die verbesserte Wohnung hat das ihrige getan, mich herzustellen. 

Die Stadt liegt auf einem Terrain, das nach Säden abfällt. Der 
nördliche Teil ist trocken, der sttdliche und westlioha so lendit, dafi 
aller Verkdir aum Nordtor hinaus gesehehen mufi. Die Uisrion liegt 
innerhalb der Ifaner nahe am Nordtor und seiehnet sidh durch ihre 
typisch-italienische Kirche mit italienischem Campanile aus : ein Weck 
des soeben ▼erstorbenen Pastor Isaiah, das ihm viel Ehre madit Die 



') etwa wie »Grand Uotel". 



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Die HlMkniu« ron TaljttSnfii. 



171 



Titel sa dem früheren HinionsbeiHs «iod Yerloien gegaDgeo. Ah 
daher TOr 5 Jahren die ÜBttionare Ton ihren DSrfem im Gebirge 
hiexher sorflckkebiten, mnfiten aie aich neuen Ghrandbeaita kaufen. 
Sie «rfaielten diesen nieht nnbedevtenden HMoaeikonipkx ftr 840 tiaa 

(k 830 Caeh), und mit 2000 tiau an Reparaturen haben sie einen ge- 
räumigen und sehr anisütndigen Platz geschaffen. 

Eine Wohuung ist für den von Tsinan tu hierher vorsetzten Bischof 
bereit, der tHt'lioh erwartet wird. Jetzt lebt liier nur der Vikar, der in 
einigen Tagen zum Bischof geweiht vverdou wird; außerdem ein chine« 
Bischer Priester (Meng), der 7 Jahre in Rom studiert hat, Lateinisch, 
Italienisch und etwas Englisch spricht; ein weniger gelehrter ein- 
heiroiacher FHeater; dann ein redit anattndig aaaaehendes Peiaonal an 
£fi9naehang, Dienern neue Alumnen, die gnt und rrnnHeh 

Welmen. Endlich iat eine Knabenadmle im Hmb. Die Zahl der 
Cäuialen in der Stadt beMgt 400; ea liegen aber viele ICstionen in 
den DStfem der Umgegend. 

In einer denelben, Sllkdnhai6n, beiitet die lOasion bedentende 
Weingärten, wo eine beitthmte schwarze Rebe wächst, aus der ein 
reelit guter Wein in Masse gemacht wird. Der i'rciü der Trauben ist 
in der Lesezeit nur 10 Ca»h für das Pfund. Das Verhältnis der Oimsten 
zu den Heiden soll nicht gut sein, zu den Mohamedanorn weit besser; 
auch mit den ilandariueu scheint die Mission nicht gut zu stehen. 
Abgesehen vom Wein ist das materielle Leben sehlecht Die Kost 
ist chinesisch und ganz nngeniefibar, ich habe daher die Küche 
ftr meinen eigenen Koeh ftbexnommen. Aufiera Zeremonien wad«i . 
streng beobachte^ und ea wird viel gebetet. Der briefliche Verkehr 
ist gering; Zeitungen sind unbekannt, nur anweilen veriiTt sich eine 
MUnitk cattohca" hierher. 

Ich habe mich wieder gesund gemeldet und etwaa geaxbeitet ILDaanb«. 
Oestem kam Pater Gregorio von einer Uisnon 10 H von hier zum 
Besuch. Er spricht Französisch, der Vikar dagegen nur Lateinisch, 
womit OS bei mir doch etwas schwach steht. Ich fiodo es ßohr schwer, 
mehr Material Uber die Provinz zu sammeln; selbst der gelehrte äi'dn- 



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173 



Di« leteto gtoA« Bdae. i. Von Feking nach Stiig&nfiL 



schang der Mksion weiÜ nichts über sein Hcinmtland. Besonders über 
den Hwanghd im Westen ist gamichts bekannt. Die Karte zeigt eine 
Aiuwhl Obergangsstellen, alle als „kwan" in zwei verschiedenen chine- 
n«dien SohrifiBeidien benumt. Die Za|^lDge d«)un Millen ungemein 
lekmerig uaA mit Lasttieren ger nicht m enreidieii sein. Diet benebt 
■idi auf aQe Dbeigünge nwiHdien Pentötadkdn und B^itushön. Kaeh 
Pentd führt keine FahntiaSe, aber ein Tielbenatster Sanmweg. Der 
lebte Teil de« Weges iit sehr gebirgig. Von Ynöntidiönfu*) kann 
man sogar m Wagen über das Gebirge kommen, weit«iiin nur mit 
Packtieren, und es scheint, daß man auf diesen den Ilwanghö gut or- 
reichen kann. Die Missionare haben Reisen bis Taing lo hsien, lin hsien 
und Yung Hing t.seh6u gemacht und sprechen nur von dem Jioben und 
schwierigen Gebirge, den Schrecknissen und Entbehrungcu der Kuise, 
engen Tälern nsw. Aber das will bei Missionaren nicht viel sagen: sie 
lieben Wagen nnd TragstUhle. Die Oegend soU trotz der gelingen 
FUkhe der Talböden stark bevölkert sein, was fiir das Voricommen 
TOn viel IM spricht Es ist meAwflrdig, welche hennetische Scheide 
hier der Hwanf^ö nach Westen «i bilden solmnt Wenn ich einen 
CSiinesen nadi dem aichsten Weg nadi Yennganfa und Yttlinfii 
frage, so gibt er die Tnngkwan-Strafie mit Aufaihlnng aller Orte an, 
nnd es ttberiSnft ihn ein Schauder, wenn ich ihn nach einem direkten 
Weg frage. Da ist alles voll von Wölfen und Räubern, gerade wie in 
Tachekiang, wenn man dort die Wasserscheide zwischen den Tälern 
übersteigen will. In Tatung fu kannte man die Fassape von PatitH- 
tschöu, aber jenseits des Flusses sollten viele Käuberbandcn und Yü- 
lin fu deshalb unzagänglich sein. Ich fragte, wie ein nach Kinghia 
berufener Mandarin reisen würde, und man sagte darauf, es gebe nur 
awei Wege: entweder Uber Tongkwan — Singanfo — Lantschöniu 
oder nördlich nm die Biegung des Hwan§^6 hemm, wo man auf 
I[amelen reise nnd cA ftnf bis sedis Tage lang keine Ansiedlang finde, 
— ein niherer Weg sei nidit mSg^di!**) 

*) So im T&gtibuch; welcher Ort gemeint ist, bleibt unsicher. 
**) Ein Blick auf eine Kart« seigt die Größe dieser Umwege. 



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D«r Hwaagbö im Westen. 



178 



Die Kohlenproduktion nimmt hier eine hervorragende Stolle ein. 
Daß es liier in der NHhe Elsonwerko gibt, hatte ich Milhe, bestätigt 
ZU erhalten, Stabkrboiten, Waffen, Schwerter, Waffen sollon aber in 
Taiyiifiafii Belbat weder gemacht werden noch jemalB gemacht worden 
•ein, sondern von Langanfii kommen. 

Dem Sohneewettor TOm 7. ibI eine Beihe kalter Tage mit Nord« 12. DcmdW. 
wind gefolgt leb kann die Temperalur nicht mehr beobachten, da 
nach dem Broch des letrten tie%ehenden Tliermometeis nur aoldie 
ttbrig Bind, die nicht weiter ab Ina OoFahrenheit (— 18<»G.) herabgehen. 
Daa QaecksOber Binlrt jeden Morgen gans in die Kugel hinab. Die 
Zimmerheizung läfit viel zn wttDMhen ILbiig, da man nur die Heiaung 
des Kang kennt und ich das geheizte Bett nicht vertragen kann. Das 
Klima soll iii verschiedenen Teilen dos i ulcs v;u iierou und iiiTaiyuSn- 
fu besonders kalt und rauh soiu, da die Stadt deu über dio fiachou 
Lößgehängo stroicheudou Nordwinden ausgesetzt ist. Einige Orte in 
Taiyuöohsiea (s. B. Taiagjruen) sollen geschützt und bedeutend 
wärmer Bein; an solchen Orten blühen Obstzucht und Weinbau. Der 
Niederschlag scheint hier noch geringer an sein als in Peking: die 
Honate JaU nnd August 1870, als in Peking sehr bedeutende Bogen- 
gttsse fiden, sollen hier nicht regnerisch gewesen sein. 

In diesem Jahr traten auch hier besage und andanemde Regen 
ein, und das Tal war Monate hindurch unwegsam; aber wShrend der 
letrte große Guß in Peking, Si wan tsaS und Tatong fu acht Tage lang 
nnau^esetat dauerte, in Wutuschan sogar vierzehn Tage, erinnert 
man sich hier keines langen Regens. Leider wird kein meteorologisches 
Journal auf der MissionsRtation geftihrt. 

In diesem Teil do« Talea sind bowässerungsluhigc Felder selten; 
dio besten liegen südwestlich von hier bei sehr starken Quellen, 
welche 98 Mühlen treiben ; dort wird auch etwaa Beis gebaut. Der 
Grund kostet dort 100—200 tiau, 40^0 Taels pro möu. Er trSgt. 
zwei Ernten: erst Weisen, der im Herbstilquinoctium gesät und um 
das SommemolBtitium geenitet wird; dann noch Hirse, die 2 % Monate 
aur Entwicklung braucht. Eauliaag wird stets im IVtthjahr gesAt. 



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174 Die ktita groß» Bsbe. 1, Von Petdi^ nash BiqgmnAi. 



Kartoß'ülu vverdoo im Gebirgo gebaut und gedeihen gut, geben aber 
nur Hahrung für die Armen ; Reiclie halten es ftir eine Schande, sie 
KU essen. Ölfrüchte werden nicht gebaut. Das Tal produsiert gar 
aichts fiLr den Export aus der Provioi. Aach das Opivim, detaen An- 
bau besonders in den OebirgBtXlem im liassenhafte gestiegen itt, wird 
auaadkliefilioh hier ▼eEbrandil Cbnslen dfiifen kein Opium banen, 
doch BoU ea niebt gana veibindert worden kSnnen; sie randien es aueh 
nicht, soll«a *ber im gdieimen Opimn essen. Das Land gQt ftr Uber» 
TÖlkert; jeden&lla ist die Answanderung nach dem Norden, besonders 
aus Siütschöu, etark. Wahrscheinlich ist die Volksdichte fühlbarer ge- 
worden, seitdem durch das Opium große Strecken des besten Landes 
dem Anbau von Lebensmitteln entzogen werden. Die Verarmung 
ganzer Dörfer soll sehr bemerkbar, die einzelner PamiUen haar- 
sträubend sein. 

Diefiandelsbilanzfrage ist mir noch so unklar wie fiüher. Schansi 
importiert nodi immer Kom und Baumwolle neben yielem aadecen 
nnd eskortiert niclits als Eisen. Nnn ist swar das I«aad nicht reich, 
aber es henMobt doch Woblatand, nnd ee gibt sebr yiele reiche Fa- 
milien. Ein sehr bedeutender Faktor, der das De&dt aufbringen mag, 
ist die Verwendung yon Schaosi-Leuten aofierbalb der Fhivinz. Die 
Familien bleiben hier, die abwesenden Mitglieder kehren alle 5 oder 
10 Juliic zurück und bringen iliro Elrsparnisso mit. 

ScLaiisi 'Ahl allen andern Provinzen geistige Arbeitskraft und 
verzehrt deren (iold, abgesehen von den großen L^ntemehmem. Diese 
gruppieren sich uach Ortschaften: so soll Tai ku hsiön die Bankiers 
fUr das ganae Land liefern und daher von sehr reichen Leuten be- 
wohnt sein. Sin tschöu liefert das Kontingent der Eaufleato fUr den 
Durnen Wetten bis Hi. Selbst jetet wird trota der mobammedaniechen 
Unruhen Handel dortbin getrieben. Die WintemtQxme im Scbamo, 
3 Tagereisen lang, aollen das sehrecklicliste sem, was der Mensdi 
erleben kann, und suweilen Mensch und Tier fortblasen. Ea mag 
Übrigens der Bttckgang des weslKchen QescbXfts sein, was jetat die 
Iii-Leute nach derMongolei treibt. Auch den Kwdi hwatschöng-Handel 



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AUftnalnM fibaor fldMui. 



175 



balMB Sohanii-Leute in der UmkL — Ich kaufte heute Hwao^ö-FUche 
in Eis (etwft 240 Caah pro kin); sie kommen aiuschUefilich ron Pau* 
tötschön* Anoh diese Tstsache spricht daflkr, daß die nSheren Teile 
des Flusses nur schwer angimglich sind. 

Die Unterhaltung geht noch immer schwach. Statt Pater Qre- 
gorio ist jetzt ein anderer junger Pater hier, em civis Romanos, der 
nicht Französisch spricht. Der Vikar ist ein prächtiger Herr, aber 
leichtgläubig sind sie alle. Ileuto wurde der Aberglaube der Chinesen 
verdammt uud unmittelbar darauf erzählt, daß in einem hiesigen 
Tempel ein Blatt Papier, das man auflege, sieh von selbst mit den 
Gedanken beschreibt, die man hat. Die Krkliirung war einfach: der 
Teofel schreibt die Charaktere. An den Teufol, besonders an Besessen- 
sein, gUmben anch die belgischen Missionare. 

Es wmNle heute mit den ohinedsohen Missionaren die fVege Ter> 
handelt, wo Confimins sei, und gans klar demonstiierl^ daS er, da er 
anfierhalb der Kvdiengemeinsohaft gewesen sei, ndier in der HSUe 
wohne. Die dunensohai Priester kOnnen etwas Acfatimg ror ihrem 
Heiligen nicht Terhehlen, so sehr sie sich in adit nehmen; aber der 
Beweis war ebenso kurz als sonnenhell, daß seine Schriften nichts 
taugen könnten, da er nicht an Gott geglaubt habe. Man sieht, die 
Franziskaner von heute sind nicht um ein Jota weiter als die vor 
200 Jahren. Zur f>hro des Vikars muß ich sagen, daß er sieii an 
solchen Diskusüiooeu nicht beteiligt. Priester Mong, der durch und 
durch witzig ist, auch von Philosophie, Geschichte usw. etwas weiß, 
eine Spur von Urteil Uber allgemeine Angelegenheiton hat, andi etwas 
Violine, Hdte, Klarinette ond Haimoniom spielt, hat offenbar einen 
geheimen chinesisclien und einen Offenäiehen enropSischen Stand- 
punkt und denkt rieh, daB noeh nidit alles Uber die Chinesen gesagt 
ist, wenn man das Urteil dahin insammenfiiftt: rie rind Heiden. 

Ich vollendete in diesen Tagen die Vorhereitnng für die Reise lS./14.DeB. 
nach Singanfu. Die Entfernung beträgt 1300 Ii, und fUr Packmaultiere 
wurden 18 — -20 Taels gofordcrtj ich konnte nicht unter 14 Taels her- 
unter handeln. Dieser Preis steht ganz außer Verhältnis zu dem, 



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176 



Di« letite poß« Bali«. 1. Ton Pakfiig bmIi 8i nfu fa. 



den ich auf der Strecke von Tatung nach TaiyuSn gczaiiit habe, aber 
68 besteht eine Oberamkanfi swischen den Trägern, nicht unter diesen 
F^eu herabangehen, um das acUechto Geschäft wKhiead des Da<^floii 
Sommoa anaragLeichen. Der gaoae Haodei hatte geatockt| und die 
Waren hatten sich angewmmek, ao daS die Leute auch llir dieee hohen 
Preiie reiohliche Beaohiifiigung finden. Idi habe ■chlieBlich durch 
einen Christen einen Wagen mit drei Maultieren fttar das GepSck 
(1000 cetties) an 52 Ta8b ftr die ganae Entfesnuug und an liberalen 
Bedfagongen fUtt Rasttage usw. gemietet 

Ferner niaclite ich einen Gan«j durch die Stadt in Begleitung des 
chinesischen Pater Meng, eine» piäciitigen, den Europäern ergebenen 
Mannes. Die Stadt ist anscedehnt und orstrockt sicli ungefähr 8 Ii 
von N nach S und 5 U von W nach 0. Die Straßen sind breit und eben, 
aber ohne imposante Häuser, mit Ausnahme eines großen Tempels am 
Nord-Tor der Stadt und des Yainou fUr den Futai*). Der Eindruck 
ist der einer Stadt mit mXOigem Qeschilftsverkehr. Das Volk betrilgt 
sieh ruhige und anstlndiger, als ich es sonst in irgend einer andern 
ehinetisehen Stadt angetroffen habe; obgleidi die Leute hier keines- 
Wega daran gewöhnt sind, Bernde zu sehen — die lelaten ausländischen 
Beauoher waren vor swei Jahren swei mit Bfichem handelnde Hissio- 
nare tmd Graf Rochechouart mit seinem Gefolge aur sdlben Zeit — , 
benahm sich die Bevölkerung sehr gut. Niemals wurde ich beschimpft, 
sogar uicht vorfolgt, wenn ich mich in den Luden aufhielt, wie dies 
selbst in Schanghai und Peking noch andauernd goßchieht. Es gibt 
hier eine Straße mit großen Bankhäusera und einer g&uzcu Anzahl 
hübsch aussehender Läden, die sich um kleine Tempel gruppieren 
und in denen allerlei Kleinigkeiten zu kaufen waren. 

Ich ging in einige Kuriosititen-Qeschttfte lunein und machte 
melurara Einkiufe; die Saehen waren wenig billiger als in Peking. 
Schansi Ist die Gegend der AltertOmer, besonders ftlr Brooaen. Die 
gröfiten GeachSAe daftr sind in Taikuhaien, TaehanglantBoh^nn und 



*jt.B«adI, 8.389. 



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Ciiin<w1iirfi» AltMMnw. 



177 



Kiai da haifio, ans denen die Pekmiier Handlangen ihre Ware beliehen. 
Die Diden in TBiynSn werden ab nnbedeatend neben denen dieser 

Städte boEeichnet Alte Bronzen werden fortwährend in den Provin- 
zen ausgegraben und iiut diese Märkte srebracht. Ebenso würden die 
Kenner von altem Porzellan hier voraussichtlich eine gute Enite in 
»Uerhand Kleinigkeiten haiton. Ich kaufte auch drei Bilderbücher: 
s^wei davon mit JQiastrationen dea Lebens verschiedener Stämme der 
Miautsze*), mit schön geschriebenem Text; der dritte Band enthielt 
Landsohi^en in altem, mchtchinesisohem Stil, in ktümem Strich and 
in mnateiliafter Auafilbrang« Aach dies ^t einen weiteren Bewei«, 
da0 die Jnpaner «ach diese Art der Landschaftsmalerei, die ich ge- 
wöhnt war, ab ihre Erfindong an betrachten, von den Chinesen gelernt 
hftben. 

Die katheUsehe Ifisaion inScfaansi hat 15000 Christen, die durch 
26 Italienische Priester versorgt werden, welche von Ihrer Society per 

la propagazione della fode nur 10000 Franken pro Jahr erhalten, also 
weniger als der unterste „clerk" in Schanghai! Und doch haben sie 
tinc Kil l iip L'i baut, — sogar eine große Kircbo — , und die Mission 
macht in ihreu „uxterieurs" einen sehr würdigen Eindruck. 

Leider ist noch ein Mißton in das angenehme, gastfreundschaft- 15.DMeiBb«r. 
hebe Verhältnis getreten. Ich hatte freie WelmuDg in der Misi^ion und 
aeigte mich dadurch, daß ich den IMestem materielles Wohlleben m 
verseliaffen snohte, nadi Kiflften erkennilich, sc gut es die Fasten- 
regeln erlaubten, wobei loh die besten meiner Rmseprovittonen in nur 
alfani liberaler Weise angriff. Heute kam ein 0es4^enk des Vikars in 
Gestalt eines Kuchens. Ich Termutete sofort eine ^chinesische*' Be- 
deutung dieser Gabe, und so war es auch. Als ich nSmtioh dem Vikar 
als Gegengeschenk eine schöne und kostbare Glocke schenkte — das 
Beste, was ich hatte, und eigentlich nur für Mandarinen bestimmt — , 
zeigte mir der Dank, liaß er etwas anderes erwartet hatte, und in etwas 
plumper Weise wurde es vorgebracht, daß ein „Almosen*' gewünscht 



•) I. Band 18. 399. 



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178 



Dia Istart« |^«S« Bdae. 1. Von f ekiiig »Mh SingMiftt. 



werde, nicht ein bescheidenes, sondern eines, d&s der ser\ ilcn Haltung 
entsprochen hätte, die die ganze Hausgesellschaft in den letzten Tagen 
angenommen halte. Dieser Schlufiakt mit dem Pferdefuß unter der 
Fnunukaneikatto verdirbt Eindruck und Eruinerang. Wie «aden 
wer dieser Abschied eb der von den moogolisdien Uiesionent Oft und 
wiederiiolt wurde Ternchert^ was gegeben werde, ui «war „non mul- 
tum**, aber ee komme „ex corde" ; aber die Gabe eines Rfanriskaneie 
ist wie die eines CShineeenl 
16. Desember. Der Aofbiueh war hngwierig, wie gewOhnfidi nadi einem Iloge- 
ren Aufenthalt. Erst hatte ich Schwiorigkoit, meine Fulirleute zubewe- 
gen, für eine Zugahe von 2000 cash statt der großen Straße über Ki- 
hsien, Süktjuh^ieu, Kiai sin hsicn und Singschihsii ti. die mir zum Teil 
schon bekannt war, die gleichlange, aber schlechtere »Straße über Fünn- 
tBchöufu zu nehmen. Dann wurde das Gepäck genau nachgewogen 
— idi habe 995 catties — , und naolunittags zwei Uhr war endlidi 
alles aa^epadct Der Vikar erhielt sein Trinkgeld, das er »ex oorde** 
annahm. Ich erwarte aber von Ikm noch einen tüchtigen ^squeeae'* 
durch eine Eiste mit Steinen, die ich nach fnsntiin adressiert habe. 
Er sdüelct übeimoigen eine Xjulnng Wein nadi TschQngtingfii und 
▼eiqiradi, die K&to „ex oorde** mitsuschieken. 

Dw Vikar und Pater Meng bogleiteten mich in eleganten Uan- 
darin-Tragsesseln bis vor das Südwest-Tor; von da war es noch 20 Ii bis 
zu dem Dorf Nauyangt^un, meiner heutigen Nachtüiation. Der Fönn- 
hö wird auf Winterbrüekeo überschritten. Der Wog führt dann durch 
eine Anzalil von Dörfern. Die westHcho Kette (Si schan) bihlet den 
AbfaU eines Plateaus; ihre Gipfel steigen in beiualie ununterbrochener 
gerader Linie ungeftlhr 600 m über das Tal auf. Aus der Entfernung 
gleicht der Abfall einer geraden Kaneri die sanft und allmählich in 
das Tal übergeht; aber je nMher man heran kommtj desto löst 
sich die Kette in räiaehie Grate und Vorsprflnge au^ die durch tiefe 
Etnsohnitto getrennt sind, in denen die ZoflOsse des Fönnh« hemb> 
kommen. Im Sommer mufi dies eine anmutige Landsdiaft sein; jetit 
ist alles mit Schnee bedeckt Der Ltf 0 ist ein bedeutendes Element 



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y«iiobied«M Ibdnfttaisn. 



179 



im Ban der Hflgel, aber die tiefen Scfalnohten sind wdmoheinlich hn 
in dendaninter «utehendenFels eögesclinitten, da ans allenSchlnehten 
Koble heisabgebzadit iricd. Kleine Minen sollen liberall längs des Ab- 
hangs auf der Vorderseite der Berge seistreat liegen, aber es seheinen 
keine groffen Ißnen TOfhanden za sein. 

Wangfdngschan, wo frülior Eisen unJ Kuj;!« r l o arbeitet wurde, 
liefert jetzt nur noch Schwefel. Eisen ist in Füliu vorhanden, aber es 
wnrde hier nie ^'utos Eisen gemacht, vielleicht wogen des Heizma- 
terials. Der Platz liegt GO Ii westlich von Taiyaeniii in einer tiefen 
Schlacht Alles Eisen, das hier herum gebraucht wird, kommt als Gufi* 
eisen aus YU hsien und als Schmiedeeisen von La ngan fu. Nachträglich 
habe ich etfafaren, daß Schwerler, Kanonen, Speere und andere Waffen 
doch noch immer in Menge in der Stadt TaiyuHnfii gemadit werden, 
die ancb noch als eine Art von Begierungs-Arsenal Es gibt hier 
ancfa FolTermtthlen innerhalb der Stadt, von denen eine vor koisem 
«offlog. 

Heute ging es auf der Strafie naoh Fönn tschöu fa am rechten 17. Desembw. 
Ufer des Fönnhö weiter fort. 10 Vi hinter Tai yuiiu hsien liegt der an- 
sehnliclie, durch bedeutoudon Handel ausgezeichnet© Ort Tsingsz'- 
tschuuu am Fuß desGebirgos ; er ist durch seine außerordentlich starken 
Quellen bekannt, weiche sofort Mühlen treiben. Hier gibt es daher auch 
Reialaod, das einage in der Gegend. Aus dem Hcisstroh wird mit 
dem guten Wasser Papier gemacht: ganze Gehänge sind in cemen> 
tierte^ nach Sttd e3q[»onierte Wttnde verwandelt, die in Terrassen an- 
steigen und aom IVoeknen des Papiers dienen. Schon nSnUioh davon 
ist viel Obstiban; nach Sttden tritt man dannin ein ungemein frnehlbares 
und woUangebantss Land ein, dessen Mittelpunkt der ummanorte 
grofie Mad:t Tkung/uSn ist; Jedes Feld bat hier Brunnen, und alles 
Land kann bewissert werden; daher wwden andi swei Ernten endelt 
Der vorherrschende Fruchtbaum ist Zizyphus: seine Früchte bilden 
einen erheblichen Handelsartikel; forner werden Wein, Pfirsiche, Bir- 
nen, gute Äpfel und Nüsse gewonnen. Ich habe noch kaum eiue G egeud 
in China gesehen, wo alle Dörfern ein so wohlhftbigea Ansehen haben : 

18» 



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180 me ktat« groSe BaiM, 1. Von P«kiBg nach Singaafit. 



die Häuser sind massiv, in gutem, solidem Stil gebaut, meist ganz ohoo 
Fenster nach der StraBe zu. Auch Kau pai ist ein grofier Ort dieser Art; 
idi woUto dort bleiben, aber die Wirtshäuser waren doch so er- 
bftraiBch, die BevSlkentng so di<^ imd anaogenehm, daß wir weiter- 
ipngen. Li m wo &ndeii wir endHeh mit grote Mühe und nur durch 
offene Gewalt ein Unteikommen. Diei iit eben keine VetkefarMteSe; 
nur Kohlen und Qetreide frhren in Mawe darauf und mit diesen Wagen 
sind £e WirtdiQfe ftberftllt und alle Kangs Ton den Fuhileuten ein- 
genommen. Kur derbe Behandlung machte den Wirt gefSgig. 

Es gilt als ein Zeichen des Wohlstandes, wonu die Dörfer in die 
Breite wachsen. Hier ist diese Entwickelung weit vorherrschend, 
wenn man die Breite als quer zur Straße richtet annimmt. Jedes 
Dorf wird von einem rechtwinkligen Netz fahrbarer Straßen diirch- 
sohnitten. Kaufläden und*Wirtschaften gibt es wenig, fast nur Wohn> 
häuser. 

Der Tag war sehdn und heiter wie die vorhergehenden. Nock 
18. Dwaikbar. immer istdioGegend voll TonDSrfeni mit gatm, massivenHänsem. Die 
giOfiten sind wie em 10 m hoher fensterloser Kasten mit veniertem 
starkem Portal an der Vorderseite. Daran schlieBt »Ich euiHof mitdret 
Hansfironten. Auf dem rQckwärtIgeu Gebinde erhebt sich oft ein tunn- 
artiger Aufbau, der von wdtem den Dörfern ein stattliches Ansehen gibt. 
Auf den Kastenwäuden zieht sich eine creneUierte oder durchl^rochene, 
verzierte Kampe hin. Manche'dieser Häuser haben etwas Kastellartiges. 
In jedem Dorf stehen mehrere große starke Torgob^udo. die aber immer 
dem ganzen Dorf gehören, nie zu einzelnen großen Häu.sern. Das 
demokratische Prinzip ist stets gewahrt: jedes Dorf ist eine Gemeinde 
von prinzipiell gleichberechtigten Bar;c^cm. Eine distinguierte Stelinof^ 
unter den Gebäuden nehmen nur die Tempel ein, deren bei jedem 
Dorf mindestens einer steht^ oft mehrere; eine ganse Ansahl sbd 
anfieidem an den Berggehäagen und in Schluchten serstreut. Man 
sieht auch viele 'Vntwen-Monumente und schSne GxabmXler. Alles 
mteht einen stattlichen Eindruck und hat das Gepräge individueller 
WoUhäbigkeit Aber um wievfd anmutiger, gemütlicher und schöner 



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WoUhiUge Durfwr. 



181 



nnd die japaoucbea Dörfer, wo jedes Haus seinen woUgepflegten 
Gurten iiet| j» du guice Dorf niweilen eine Padkanlage ist, trots des 
aiiftokretiichen Geistee, dessen man sieh dort stets bewuBt ist. 

KiautschöDghsifin liegt 2 km vom Fufi des Gebirges aib: mn 
stMdicbes hsi&i mit 12 m hoben, in gutem Stand gehaltenen Manenii. 
Die Strafte ftbii nicht hindorch, sondern nur unter den Hauern bin ; 
es herrecht aber auch in den Vorstädten viel Leben. 25 Ii weiter setzton 
wir ubor den Schahft, einen wans orreichen, breiten Strom, der das 
Gebirge in einer engen ^>clüucht verUlßt. Dort hinauf ging^ viel Ver- 
kehr; auch bringen Packeael und Kamele Kohlen herab von Gruben, 
die sich 20 — 70 U von der Brücke ans erstrecken. Die Kohle ist nicht 
so gut wie die weiter nördlich gewonnene : weniger fest, auch von ge- 
ringerem Ghuia. Man bringt aoch viel Koks Ton gmnger nnreiner 
Besdiaffenhext herab. 

Der Weg ftthrt nun Tom Gebirge ab, mitten hinein in die große 19. i>Manb«r. 
Baoht von Fönntschönfii. Halbwegs ron dieser Stadt war ^o fiber> 
aohwemmte, jetat mit ESa bedeckte Ebene, die gans von Salalaiige- 
werken nmgeben war; man gewinnt bier in der schon firilher besdniebe- 
nenÄrf) ein lehmbraunes Steinsalz. Fönntschöufu ist ein großer Ort. 
Die mit großen gutorhaltenon Mauoia umgebene Beamten- undMilitär- 
Ftadtbleibt rechts vom Wepf» Hegen; daran schließt »ich die Kaufinanna- 
stadt mit alten, halljverfitllenen Mauern. Ks lierr«cbt hier viel Handel ; 
yangpu*"^) nimmt iu diesem Tal Uberall eine hervorragende Stellung 
ein. Die Stadt SianihsiSn ist jetzt gans von eisbedeckten Ebenen 
umschlossen nnd nur auf Umwogen an eneichen. In dieser Gegend 
Men reiche, gutansgeftthrte Daehvenaerungen von grOn und gelb 
glasiertem Ton anf. An den HSusem beginnt viel&ch der Kiyptenstil 
mit Erensigewttlbe und Bogenfront Wut trafen auch viele Exem|dare 
der geetem beschriebenen Xastenbanaxt mit Tonnen in imposantem 
StiL Der Baustil oa^^nt auf Verteidigung bere<dmet und gat.daftr 



•j B. Band I, 8. 519. 

*) BoropäiscUe TextUwaren. 



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182 



Dia letet« groi« Bein. 1. Ton Peking naeh Singaafti. 



geeignet : die Einschnitte in den oberen M&nerrändern sind Schieß' 
Boluurteii. Tempeln begegneten wir auch heute in Menge, darunter 
wann manche reeht habsoh, mit vielen ZierstMB mid wohleriudten. 

20. D«Mnber. Bei der Brücke Yi tnng kinn erreichte ich meinen alten Weg Tom 

Mai 1870 nnd dnmlt wieder Kohlenformation nnd LVfi uid darin die 
wnnderiiehsten LöBdOffer. Überall iat KohlenberglMni, and die Bxfidce 
und Strafie iind achwaxs Yon Kohlenatanb ; es findet audi ein leb- 
haftor EoUentran Sport statt. 

21. De£«mber. Die Kolilenformation im Liegenden, die mUchtigo Entwicklung 

des Löß, doHäon wunderbares lÄndschafdichos Gepräge, die eigen- 
tümlichen Lößdörfer, die hier die höchste Vollendung orreichen, die 
belobte Straße, der Anblick dos prachtvollen Uö schan-Gebirges — 
allea dies machte die heutige Tour ungemein anziehend, und ich be- 
daure nur, zu einem eingehenden Studium dieser Qegend keine Zeit 
SU haben. Besonden wQns^te ich, eine Anzahl gnt ansgeflUirter 
Aquarelle Ton Löfllandscfaafien mitnehmen sa können. Aach ftr 
Photographie bietet sich in der originellen Archi t ektor und der An- 
lage der IXKrfer ein reiches Material, aber keine Lttßlandschaft wire 
vollkommen iriedenrageben ohne das rotgelbe Kolorit. Mit diesen 
wechseln hier die grün, grau, rot und violett gebänderten Durch- 
schnitte der Überkohlensehichten.*) 

Bei Lingschi ist daa merk^s iirdigste aller Lößdürfer**), das alle 
Eigentümlichkeiten derselben am oindrücklichstcn aufweist. Beson- 
ders muß jedem Vorübergehenden ein terrassenförmig au&teigendes 
Banwerk auiTallen, das aus mehreren Bogenreihen besteht. Das Ganze 
ist nur eine Front an einer LOßwand, sftmtliche Bünme rind im LOß 
«nsgehShlt, nnd Uber jede Bogenreihe Ipannt sieh ehi breiter durch- 
brochener £Vies. Von deo vielen Baaweiken dieser Art ist dies das nnf- 
ttHigste. Außerdem sind viele Kiypten mitKrenzgew9lbe und die eigen- 
tttmlidien plumpen niederen Bogenreihen an den LSßwKndeiif wdche 

*) 8o hat Bichthofen den Komplex der über dea koUeftthnadea Schiohton 
lagerudeu Gesteinen ( namenklicll Sftndsteiiiea) gegeben« 
«. Band I ä. ÖU. 



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Dm mailcwiiidigita LBMorf. 



188 



ihnen als Fronten dienen, bemerkenswert. Eine andere Eigentümlich- 
keit liegt in der Niveauvenchiedenbeit der Gebäude : einige befinden 
sieh unten «a der Stiafle, «ndeore Loeh eVeo ttber den Löfiwttndei^ 
andere kleben an diesen selbst in allen Höhen, in den lumigldi^chBten 
Lagen, an unregslndlßigen Vorspiüngen, an Tenassen — kti», so 
nnregehnllSIg aerstrant, wie dies nur in LOfisehlnehtan Qbeifaaapt 
mOglicih ist 

Auf der Pa0h6he ftlhrt die StmBe lange in vielen Windungen 
ziemlich oben dahin. Es ist dies uugelalir Jio Höhe dos LößplatoauSj 
die in enior lab\Tintiiiöchen Vorzweigung von Graten ziemlich pewalirt ^ 
ist. Diese Grate trennen I.öSschluchtcn, die oben mit tiefen senkrechten 
Rissen beginnen und sich mit terrassierten Gehängen verbreitern. Zu- 
weilen ist nur Kaum fllr die Strafie ; dann wieder erweitert sich der 
Grat, und andere Schluchten dringen in ihm hinauf. Es wäre eine der 
schwierigsten Fiiramensaiifgaben für einen Ingenieur, einen kleinen 
Teil dieses L98gebietes graphisch danostellen. 

Mit dem Han Binling beg^rnt sichliGoh ein winnerea Elimn: der 88. 1»«mlMr. 
Schnee ist fiut gana Terschwiroden. Besonders aber aeigt es sich in 
der Allgemeinheit dar Wintecirocht Nördlich davon war ue selbst 
im Talboden nur stellenweise an finden; aber schon am Pa8 sind die 
Lö6felder bis hoch hinauf mit Weizen besät, und er ist von dort bis 
hierher aui" Lüii uud Alluvium vorwaltend. Da Weizen aber nur als 
"Winterfrucht gebaut wird, so wird eine große Menge nach dem Norden 
exportiert. Wir begegneLen gestern in 1 '/j Stunden .')20 Eseln mit 
Weizenmehl uud Weizeakömem; jeder trägt 100 — 150 kin, im Durch- 
schnitt 120. Dies ergibt zu 15 Arbeitsstunden etwa 200 Tonnen auf 
den Tag. Heute war der Transport noch bedeotender. Der Ausgangs- 
punkt des Handels istHungtnnghsijSn, wo das Hehl auf aahkeichen 
Wassermidilen gemahlen wird. 

Nlchst diesem Artikel nimmt Tabak den ersten Flata ein, ich 
konnte aber noch nicht ex&hren, woher er kommt Ich traf heute 
einen Zug von 95 Kamelen, die mit je etwa 400 eatties Tabak beladen 
waren, und das ist vielleicht nur ein Fünftel von fülem Tabak, der 



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Die letzte große Baise. 1. Von Peking nach Slogan fn. 

heute mit Wagen, Hanlderen tmd KameleD «nf meiner StnSe fnuispor* 

tiert wurde. Eiu großer Teil geht direkt durch nach Kwoi hwa tscliüng. 
Femer ist Bauiuwollo bemerkenswert, aber sehr wenig gewebtes Gut. 
Koch vieles andere kommt von Süden herauf, aber fast alle Lasttiere 
kehren leer von Norden zurück, isur die Wagen sind beladen, meist mit 
Assortimenten von Gütern aus Hwo in, die fUr die kleinen Kaui'leute an 
zahllosen Orten bestimmt aiad. Yangpu nimmt dabei natürlich eine 
Stelle ein, »b«r keinetwegt eine sehr bemeikenswerte. — £b wird auf 
der Straße tehr viel gereist: der gegenwSrtige Verkehr würde w»hr- 
■eheiididi ftr eine Elaenbekn kinreickm. Soldaten etekt man jetst 
wenige; ne sind geftrebtete Gfatei da ve nehmen und nickt be- 
sahlen. 

^DvmUr. Wir eilten beule im Fannhö-Tel hinab. Leider war die Ansaieht 

80 trübe, dnS ieh die tekr oberflScbHobe Aufnahme vom vorigen Jahr 

nicht vervollständigen konnte. Ilungtung ist eine mittelgroße, davch 
Transithandel ziemlich lebhafte Stadt. Ihr eigener llauJel bezieht 
sich besonders auf Weizen und Weizenmehl. Alle die großen Traus- 
porto nach dem Norden nehmen hier, wie schon erwähntj ihren 
Ausgang. 

Pingyangfu hat große schöne Mauern, aber sie umschheßen eine 
aeratörte Stadtj auch ist sie nicht so groß, wie ich geglaubt hatte. 
Wir wollten hier bleiben, fimden aber die WirtahAoaer ao achleoht 
nnd die nengiwige Volkamenge, ob^icb gaoa gatmttligi doch ao 
aahlreiok nnd ISatig, daS wir geawimgen wareo, weiter an geken. Ich 
konnte nickt einmal in die lAden geken, nm Antiken an kaufen. Eine 
Menge Soldaten von Hunan und Kwangai kamen naok dem Wirtabana 
nnd aucbten mit uns auf guten Fuß su kommen. Die Offiaiere saßen 
die i^mze Zeit bei uns, hatten übrigens nicht die geringste Gewalt 
über die errigtü Volkamonge. Jedes ihrer Kommamlos zum Rück- 
zug erregte nur Ht itorkeit. Eine andpro Militär-Episode war weniger 
angenehm gewoseu. Ich begoguote oinom militärischen Wagonzug, der 
von ctn a einem Dutzend Soldaten eskortiert wurde. Als der Führer una 
sah, ritt er sofort zurück und benachrichtigte die andern} dann aogea 



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Bod«iiktiltor tmd HmdaU 



185 



sie aa uns vorbei : der erste die gespannte Pistole w£ uns gerichtet 
die Übrigen mit ihren Waffen bereit Dies kam ganz unerwartet. Die 
Soldaten in Fing jangfii erklSiten ea deinit, dafi jene Fniclit vor einem 
Angriff von nneeier 8^ gehebt bAtton. 

Bei Hongtong wird etwte Beis gebaut; die aonatigm Feldfrüchle 
md: Weizen, KanKang, wwü Arten Ton HirBO, Baumwolle, mehrere 
Arten von Bohnen, Erbaen, Tabak und etwaa Han^ keine Oente. 
Das Verbot gegen die Opiamknltor*) wird aUjUhrUch wiederholt Die 
Erlaubnis, es zu umgehen, kostot 400 Cash pro möu außer den regel- 
maiiigen Abgaben. Dio L«julc ziehen es vor, dieao Abgabe nicht zu 
zahlen. Salz kommt von Lu tsun (Kiai tsch()u) und kostet hier 30 Casii 
pro kin, dort nur 13 Cash; es ist liogiorungsmonopol, und die Lizenz 
zum Verkauf kostet 3000 — 4000 Taels im Jahr. Da« bei riogyaogfu 
gewonnene Salz heißt „Salpetersalz". 

Unter den Handelsartikeln nach dem Norden spielt Tabak eine 
■ehr bedeutende Belle; aneh heute kamen grofie liaaaen deeaelben 
auf der Strafie ▼ordber. Außerdem begegnete ieh Mhr großen Mengen 
▼on rotem (apaniachem) Ffeflier, vielen Wagenladungen mit TiMhlerw 
leim, femer Pottaadie (von WOnnaihntn), Tee ^lidctea**), Baom^ 
woDe und Papier ana die*er Qegend. AUei geht nach dem Norden. Ich 
fragte, was denn von dort beaogen würde, und bekam zur Antwort: 
„nichts"; alles wird in Silber gezahlt. Es soll übrigens in Schansi 
ii) I amilicn geben, die über 1 Jldilliou Tatik beoitzon, noch reichere 
bei Siuganfti. 

Icli machte heute nur eine kui-ze Reise, da ich nach 40 Ii einen 24. Desembor. 
guten Platz fand, um den Weihnachtsabend still und ohne neugierige 
Menschenmenge zu feiern. Die Wirtshttuaer meiner Station bilden 
eine isolierte Gruppe, und ich £uid darunter ein recht gutes. Aller- 
dings ist es auch hier schwer, nur auf einen Augenblick au vergessen, 
dafi man in China ist, und sieh gana in die Heimat an venetien ; denn 
es fehlt jeglidier ^«^1^ an diese. Ich sudite daa Baffinietteste aus 

*) 8. Band I, S. 566. 
**)i.o.&I58. 



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18G 



DI« l«tit» groBe Bali«. 1. Yoii Peking neh Singuilta. 



memea Vorrllteii hemoB, um wetugstens in IraBoarisclier Hmnoht eme 

Erinnerung an die ziviliMerte Weit zu haben. Welch glorreiche Freude, 
welch tiefe Trauer werden Leuto uui dlo Weihnachtsbäume in der 
schönen Heimat herrschon! Mir ist dies nur noch ein Traum! Hier 
gibt es weder Freude noch Trauer: solche Gefühle kennt man in 
diesem Lande nicht. Nichts um mich als das Weben und Treiben um 
Qeld, nichts für mich als die täglichen Sorgen und Genüsse einer 
wifeenBchafilich sein voUendeo Beiiel — 

26, DflMBlMr. Wtfimmliiifin hat sehr elegante Tore, Tempetchen und eodere 

Bsawedce, aueb eine grofie Steinbclidce über den hier Torttbeifliefien* 
den Sd schul Auch die Strafie ist reioh an monunentalen Banweiken, 
besondenWitwen-DenkmUleco, die hier ans Kalkstein besonders schOn, 
rieriioh nnd gesdunaelnroU aufgebaut sind. Das Land ist frachibar: 
flacher, regenerierter Lößboden, der gröfitenteib bewässert werden 
kann. Hier gibt es das beste Brot, das ich in China gefunden habe, 
aber nur in dieser Stadt, ein weniy außerhalb ist es sofort wieder 
ungenießbar. Der Löß ist in dieser Qegend außerordentlich reich an 
I«ndschnecken. 

27. DeMBber. Ich yeriieß bei Snitdutschdnn die Hauptstraße, um nach dem 

berühmten Sabort Lntsun an gehen. Mes ist X<O0, teils in Kücken, 
teils in breiten Terrassen angeordnet Man c^nbt snweilen, sich auf 
ebenem Boden in befinden, steigt aber dann dnrch denEinsehnitt tiefer 
hinab nnd sieht deutlich, dafi es nur eine L50Terebenang ist Zuerst 
geht es über eine kleme Ansdkwellung, welche das Tal des Sö schuihö 
südlich begleitet nnd begrenst Weiter nordSstiich wird sie steiler nnd 
steiler, hier jedoch ist es eine breite flache, aber docli terriissiorte und 
durchfurchte Welle von kaum lö m Erhebung über dem l luß. Dann 
geht es unmerklich abwärts, bis man in Ngauyihsiün — (iO m unter 
Sui tou — angekommen ist. Die gradgestreckte Mulde des Sö schui 
liegt in etwas höherem Niveau als dicht daneben das Becken des Sees 
von Nganyi. Dies ist ein ghuT charakteristisches Beispiel fUr die 
Wasser^erteilung im Ld6. Der Boden auf den breiten liößverebenun 
gen ist fruchtbar und ertragreich: ea wird viel Baumwolle, Weisen, 



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Weilmaflht 1871. 



18T 



Tftbak ww. gebaut Dennoch haben diese Dörfer sämtlich ein Knn- 
ficliei AoBvehen und und nicht sahlreicb, in an&llendem Oegenstis 
so dem viel weniger prodnktiTeii T«iya9n-Tal. Der Gzimd mag in dev 
genügen BeiritMeningifkliigkeit der hiengen Felder liegen. 

Dm wette LSfilaod dehnt iich bti sa dem Fu0 dei Föngtiau schan 
ans: so heiflt hier eine hohe, nach KW eteÜ und nngefthr gnMUinig 
abfallende Gebirgskette, im O, SO und S von hier gelegen, mit hohen 
und breitcu Gipfeln, dlo etwa 1500 lu über Nganyi anzusteigen schei- 
nen, während die Kaiiimhöhe ungefUlir die Hälfte betrügt. Sic achoint 
g"Vi^ — UO 7A\ streichen und ftihrt in ihrer ganzen Lunge denselben 
Namen; sie setzt dann weiter gegen Westen fort, und die Sonne ging 
hinter fernen Bergen unter. Ein anderer Bergzag begrenzt das Tai im 
Horden, dessen Gipfel jedoch nur etwa 800 m imzusteigcn scheinen. 

Kganyihsiin ist eine grofie Stadt and innerhalb ihrer Mauern 
gaoa mit Hüiiseni ToOgestopft. Sie iat ungemein lebliaft: die Stiafien 
waren, wie bei einem Wodienma^ in einer achleniehen Ekinitadt, 
gans yotter Waren und Henaehen. Dennooh pafliierten wir in lan^* 
•amem Schritt «o migestdrt wie kaum je savor in einer anderen Tolk» 
reidien Stadt Hiebt ein Mensch kam ans nach, ja nicht einmal die 
GeschSfte wurden gestört ; es war, ais eb niemand Zeit hKtfee, sich um 
uns zu kümmern, denn jedermann war mit Kaufen oder Verkaufen 
beschäftigt. Der liüiidel ist von allerlei Art: ich boniorkto besonders 
Ilolzwaren, Korbwaren, »Suililwarou (Messer usw.) und Hanf. Der 
See ist von hier aus nicht sichtbar: er ist zwar nnr 2 — 3 Ii entfernt, 
aber CR ist alles coupiertes Lößtorrain : breite ebene Einschnitte, von 
senkrechten 5 m hohen Mauern begrenzt ttber denen sich die obere 
Lößstofe ausdehnt. Die Einschnitte sind ganz unregelmäßig venweigt^ 
ihr Bedrai mit Feldern bedeckt, giade wie in der oberen Stofe. 

YtIntBchSng, besser hekaant miter dem Namen Ton liatsun, 
einer kleinen Vorstadt am Nordtor, wo der SalareEkanf stattfindet, ist, 
ob^eioh weder ein hsiSn noch em fii, doch eine grofle, mit Hanem 
umgebene Stadt und steht anter den Clunesen weithin im Bnf eines 
großen, lebhaften Handelsplatses. Wir kamen hei Sonnenuntcrgaug 



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188 



Die leUto grofie B«iM* 1. Voa Feking nacli Singanfu. 



an und sucliten uus ein Wirtsliauis am üöttor, da der Packwagen noch 
unterwegs war und das Tor uiclit hätte passieren können. Es war nur 
eins vorhanden, ein jämmerliches Lokal: ein großer Hof mit Lehm- 
gebäuden hemm. Die Aufnahme wurde positiv verwehrt und nach 
einigem Weigern als Qrund aagegeben, daß kein Gastwirt ohne be- 
•andere Eciaabius des Maodaiia unbekannte Fremde anfiiehmen 
dürfe. Zun Glttok war das Tor nodi ofien. Es wurde dem Mandarin 
Anaeige gemacht) und sofort erschien ein Abgesandter desselben, der 
Ar ons sorgte. Ein Dntaend Leute wurden aus einem Zimmer aus- 
quartiert und wnr sogen ein. Seitdem werden wir anstlndig behandelt, 
soweit es die TJms^de erlauben; denn „aostitndig** kann man in 
diesen Fuhrmanusherbergen Avohl eigentlich nichts nennen. Das Volk 
ist offenbar scheu und wird unter strenper Zuclit irehalten; hat gar 
keiuo Mühe gemacht, die Ij*,>uIü aut iirni t^h-ius auszutreiben. In 
poliiseilicher Hinsicht scheint es hier ähnlich zuzugehen wie in King- 
tö tsch<3im mit dem dieser Ort sich Uberhaupt vorgleichen läßt. Die 
S&lzkontrolle ist außerordentlich streng. Der Käufer zahlt das Qeld 
auf dem Yamen, erhält eine Ordre und erhebt darauf in den Hagaainea 
die gewttnsebte Quantitüt Sab. Dafttr wird ihm ein FaB gegeben, den 
er als Ausweis fiir sein Sali bei sidi tragen muß. QuantiitKteD tob 
1^2 Ffimd kann jeder bei sich haben; Jede größere Quantitüt ohne 
Paß wird als Defraudation betrachtet und streng bestraft. Der kOchste 
Sahbeamte ist ein Tantai; unter ihm stehra vide Unteibeamte. Die 
Regierung veikauft hier das Salz filr 20 Cash pro Kin = 1500 Cash 
oder 1,25 Dollars pro 100 Pfund. 

In diesem Teil von Schansi trägt fast jedermann eine Waffe, ge- 
wohaiitii ein kurzes Schwert, „um Frieden zu haken"! lu China 
herrscht betreffs der Erlaubnis, Waffen zu tragen, überhaupt die größte 
Liberalität} vielleicht wird gerade deshalb so wenig Gebrauch davon 
gemacht. 

Der hiesige Salzsee heißt hier Yen tschi, so auok auf den chine- 
sisehen Karten. £r soll 60 Ii lang und 10 Ii breit sein. 



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BalifMfiuittDg im flinfisii. 



189 



Zmri&cliBt ging ich dmeh die Stadt Yfln tecbSDg; obgleicb es nocb 28. Daaanibsr. 
froher Uoigea war, war der Ort doch «choo belebl Die Mauern haben 
etwa 5 Ii im Geviert, und die gaase Fliehe wird too GebSuden ein- 
genommen. Die Stadt liegt noch 8 Ii vom Yentschi entCemt, den ich 
nnn anftnchte. Bei det Stadt ist alles Ebene. Man venmitet natOilich 
dio Wasserfläche in einer kleinen Einsenkung der Kbono zu finden; 
ich war daher nicht wenig vorwundert, iioth 100 ni nach dem be- 
rühmten Salzsee hinabsteigen zu müssen, llior hat man einen merk- 
würdigen Anblick : ein langgestrecktes abüuüioses Becken wird durch 
den Föngtiau schan, der in langer steiler Bösohnog nach dem Becken 
abfiUlt, im Süden, nach den anderen Seiten von sanft, im Norden teri- 
rassenförmlg aufsteigendes Gelttnde begxenst» Das Becken ist on- 
gefiüir 10 Ii breit and 60 Ii lang nnd erstredtt ai«^ am FoB des Gebirges 
entlang. ZiraSchst dem leteteren ist eine schmale Wasserfllchei der 
eigentliche See; der Best ist eine nach dem Nord-, West» nnd Ostrand 
etwas ansteigende FlKche, die gans von Sakwerken eingenommen wird. 
Ans dem Seewasser wird kein Sah gemacht, da dasselbe nur ganz wenig 
davon enthXll ttm Salzwasser zu bekommen, gräbt man ein trichter- 
ftirmiges Loch von ungefalir 2 — 3 m Tiefe mit einer oberen Weite von 
lä — 20 m aus. Eine konzentrierte Lautre sammelt sich im Boden, 
den sie 1 V2 — 2 Vj m hoch bedeckt. Au einer Stelle ist eine Treppe von 
kleinen Keservoirs gemacht. Das Wasser wird nun mit Schwingeimern 
von einem zum andern gehoben und fließt vom obersten durch Gräben 
nach Teichen, wo die Sonne das Weitere tut. Auf jedem Grondstilck 
wild jedes Jahr ein nenes Wasserloch gegraben. Jetst war man ge- 
rade mit dieser Arbeit beschSfiigt Die gaase FUtche »t mit Haufen 
und Hiofishen, WasseilScheni nnd Teichen bedeckt nnd mofi in ge- 
schülligerer Jahresaeit ein lebhaftes Bild bieten. Sie ist nnter nnge- 
fkfar 150 Gmndbesitser besw. Gewerkschaften geteilt; auf jedem 
Grundstück werden Jährlich 20 — 80 ming k 30000 catties produziert. 
Ein Durchschnitt von ÖO wiirdo als jährlichen Ertrag 7500 ming 
oder 3000000 Zentner or£;ebon. Dies ist alles, was ich bezüglich der 
Quantität ermitteln konnte j genauere Zahlen kann man nur auf dem 



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190 I^^e leUto grofie K«ise. 1. Von Peking nach Slogan fu. 

Salzamt selbst erfahren. Der Vorkaui'äprüiö ist 350 Taels pro iniiig. 
Mau kauft direkt von den Gewerken; diese zahlen 1 80 Taela pro ming 
Abgaben an das Salzamt, außerdem noch eiuigo kleinere BetiSge für 
gewisse Zwecke. 

Mit diesem Salz wild der größte Teil des Bedarfis der FroTiosen 
SehaoBi, Schensi, Kansa and Hdnaa gedeckt. Das Vorkommen ist 
in vieler Hinaiciit medcwüidig: ont «nf der ObezflSehe die tiefe £in> 
Senkung entlang dem GebiigMli&Il, dran die lioBomgeboag, femer 
der Boden selbst Bei dem Ansgraben der LSdier erweist sieb der 
Boden als ein schwarsblaner, nach Schwefelwasseistoff rieobender, mit 
fclwnen Qipskrystallen erfiülter alliier Salston. Leider fehlt es ganz 
an Bohinngon ; davon hat man hier keine Idee. Die tiefsten LScher 
sollen 10 — Ii! Iii tief sein. Man gibt zu, daß ein Brunnen von größerer 
Tiefe zu vorteilhafteren Besultaten fuhren könnte, nieint aber, ihn 
nicht graben zu können, da zu viel Wa-stjer einkommen ni>d die Wände 
zusammenstürzen würden, liier wäre ein geeigneter Ort für eine Tief- 
bohrung, da die Annahme des Vorhandenseins eines Salzkörpers viel 
Wahrscheinlichkeit hat. Der Löß ist zweifellos eine jüngere Bildung 
als der Salzsee. Aach er ist in dw nitchsten Umgebung mit Sals er* 
BUit, nnd awar in dttnnen hoxizontslen Lagen. Die Defiandation soU 
nngehener sein: man uitersdieidet gana allgemein «vEwan^Sah" *) nnd 
„Sohmnggetsala**. Letatores ist natOifich weit billiger, aber es stellt 
PrOgelstrafe anf die Entdeckung. Der Tagolohn iit 90 Cash und Eu>st 
(1 Tail etwa 1800 Oash). 

Eiaitechöu (allgemein Hai tschau gesprochen) liegt kaum 3 km 
vom Fuß des Föug tiau schan, wo der Grund sich aus dem westlichcü 
Endo dos Sakbeckens ein wenig erhebt. Es ist eine noch größere 
Stadt als Yüntsehüug, mit laugen VorstSdt(!u. Heute ging es hier un- 
gemein lebhalt zu, und wir mußten hindurchoilen, um nicht in der 
Menschenmenge stocken zu bleiben. Hier fielen mir zum ersten Male 
mnige grOBere Lttden mit importierten BaumwoUaengen auf j auSer» 



^) Biglsnnigt-Sds. 



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Ein ObfftpMradiM. 



191 



dem standen viele EUenwwren sum Verkauf, und ee herrschte ein leb* 
hsAer Kleinhandel 

Die nKduten 40 Ii fllhrt die Straße am Toü des Föngtiau sehen 

hin durch einen kontinuierlichen Obstgarten. Unter den Obstbäumen 
ist Weizen gosiit. Dio Früchte sind: BirnL'u. Apfel, Pllaumen, Kaki 
und Zizyplius ; dio BUiimo siti l n ou mittlerer UrüÜc. Aiiüordcm gibt 
es viele Eschen uud Weiden und zum ersten Mal hier im Norden 
Stillingia. Dieser Gürtel von Obstbäumen ist 5 — 6 Ii breit und nimmt 
das Schattland am Fuß des Gebirges ein Yü siang hsiSa, wo wir Uber- 
naehteten, ist eine kleine tote Stadt Die Unterkonft war so sclilecht, 
wie de jetat fibenll ist Der Wirt ist ein Jui^e toh 11 Jahren, dessen 
Vater gestorben istl Frlihe GescfaSfiBrei&, die i)m in wunderbarem 
Grade ansa^ehnet, ist eine Eigensdiaft der Chinesen. 

Die ndrdliche Yedage des Föngtianschan besteht sonSchst ans 89. DmmhW. 
einem Gflrtel ebenen Landes, der bei Kiaitschöu und Ytisiang wahr- 
scheinlich etwa 80—40 Ii breit ist, aber gegen W schmaler wird, bis 
er östlich vou Si^iaki iiur iiocli 8 Ii broit ist uud ui der Gegend 
von liauyautT tschöim ganz verschwindet: jenseits ist er von LoÜ be- 
grenzt. In diesem ganzen Gürtel habe ich keinen größeren Bach ge- 
sehen. Die Wasser vom Gebirge scheinen Steine herabzubi-ingen, 
sich auszubreiten und sich zu verlieren. Ein Teil des Grundes kann 
durch Brunnen bewässert werden, ein anderer ist niedrig und stets 
mit Wasser bedeckt Die diinesische Karte fpht einen größeren See 
nordwesdioh von Kiaitsehön an; ich habe ihn nicht sehen können, 
woU aber jene WasserUfoher, nm die sich nnfinichlbarer und nnange- 
baaler, sahdger Boden ausdehnt Die gaose Streoke am Fn8 des 
Gebirges yon Euaitschön bis Kuiyang, ttber 100 Ii, ma0 als ein unter- 
brochener Obstgarton bezeichnet werden ; die Breite scheint stellen- 
weise sogar 10 Ii zu beu-ageu. Die Dörfer sind darin sehr zahlreich. 

BeiSz'pa steht eine ISstöckigo Pagodo auf der Lößhohe. Von 
hier hat man einen Blick weit hinein nach Schensi. Der Hwanghö 
Kieht ohne Krümmungen von Norden herab. Sein rechtes Ufer ist 
eine steile Löfimauer, die, westlich von Putsohöuyerschwindend, strom- 



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192 Di« l«4>to giofie R^M. 1. Von Peking naeh (UagMfti. 

aufwärts allnmhlich an Höhe zunimmt. Dm linke Ufer ist eine Ällavi«!« 
ebene, in der Putachöu in liegt, amgeben von reidien, durch Brunnen 
bewÜMerten Feldern und diobt gefiten Dörfam. ZnnKchst dem Flofi 
iet em breiter Strich venig fruehtbueo Landes» dns aekhaltig sein 
soH, nnd dar&ber binnns nadi Westen ist der Bliek nnbegrenstt nm 
Ebene, die aUmSUieh nach Norden ansteigt. EVBber war dort eme 
dichte BerSlkerong, noch dichter als um Patsehönfo, aber die Re- 
bellen haben sie dfhin gemacht, da die Lente keine Berge hatten, in 
denen sie Schutz suchen konnten. — Im Süden erhebt sich der Hwa- 
schan mit den bizarrsten Profillinien, die man sehen kann, südöstlich 
der Föogtiau schau, der »ich alluiähiich nach dem Tuug kwau hinab- 
senkt. 

30. D«sember. Heute wurde bei kaltem klarem Wetter der Hwanghö übersetzt 
DasTungkwan ist nicht die Felsengc, die ich vermutet hatte, sondern 
eine LiSflenge. Zn beiden Seiten &Uen die Lödwftnde in das flofital 
ab, so daß nicht einmal fUr eine Straße Raum ist, im Norden fast 
senkredit 60 m, im Sftden in Tetraasen schnell bia etwa 250 m an- 
steigend. An der Südseite des Fdngtianscban dacht sich derLOA 
br^ nach dem ilufi ab nnd gibt hier Ranm fttr die Terschiedenen 
hslSn's, die am TktS Hegen. Die Strafle führt fiberden Lö6, nm den 
Fluß /u eiToichen, an dem einige Häuser mit einer Zollstation stehen. 
Der Fhiß int hier nicht mehr als 800 m breit. Es war eben schwerer 
Grundeisgaug ; vor einigen Tnqi :i koiime man überhaupt nicht hin- 
über. — Wagen und Tiere wurden nun auf ein Haches Boot gesetzt, 
dieses fuhr weit stromab an das jenseitige Ufer und mußte dort A^-ieder 
stromaufwärts nach der Festung gezogen werd(>n. Trotz der geringen 
Breite ist der Floß toU Untiefen und Blinke. Die Stromgesehinndig- 
keit sdiwankt an yerschiedenen Stellen awisdien 1 Vi und 5 km in der 
Stande. Alles ging gnt ab: die Fahrseit war swei Stunden, und ich 
sahlte 500 Cash tHr die Überfahrt. 

Tnngkwanting ist eine Festung, die jetst mit vier Reipmentem au 
je 500 Mann belegt ist Sie sieht sich an der LSSterrasse hinauf: die 
emte Stufe ist lö m hoch, und auf dieser steht au der Wassorfront eine 



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IM« Fertmg Tnngkwaa am Bwaa^tt. 



193 



TortreffHok gebaute mKohtige Umner Ten 8 Ii Ubige; die «nderen 
Mauem nnd mir mm Teil aiehibar. hk O und W lind awei groAe 
Toze, die lehSnaten Ezemplaie, die leb io Chioa geeehen habe: inKk- 
lieb ImpeMKite Bauwerke. Wir worden wiedeibolt angebalten, aach 

wurde meine Karte abverlangt ; wir kamen aber ganz gut durch. Im 
7. chmesiachen Monat war hier Meuterei gewesen, da diu Soldaten ihre 
Zahlung nicht bekommen hatten: sie stürmten Banken und Läden und 
brachten viele Menschen um. Zur Strafe wurden 18 Soldaten geköpft 
— sämtlich Hönaa-Lieute. Jetzt ist alles ruhig. Die Stadt ist nicht leb- 
haft, wiewohl sie eine der wichtigsten Passageplätze in China und 80« 
wohl mihtärisch wie mcrkantilisch der Schlüssel zum Nordwesten des 
Beiehe« iat Yen Tongkwan filbrfc eine breite, belebte Strafte auf einer 
15m beben lueiten Tenaaae am Bande der illdlieb darüber anatejgonr 
den LSfihllgel nadi Weaten. Dieae Teesane iat eine alte See-Aoa- 
fidbiag ; aof ibr liegt eine Menge kleiner D&fer, jetat jedea mit beben 
ICanem umgeben. Dieae Gegend aell vor dreiJahren vm den BebeOen 
verwOatet worden sein, doch merkt man davon jetst idehta mebr. 

Wir erreichten Hwa yin miau noch bei hellem Tage. Eine dichte 
Menschenmenge folgte uns, au daß wir noch einen langen Spazierritt 
machten und erst in der Dunkelheit zuriickkauien. Mit I\l:ihe fanden 
wir Aufnahme ia einem Wirtshaus. Es ist klar, daß hier dieselbe un- 
ausstehliche Neugier herrscht wie inHönan, und wir anticipieren schon 
Leiden von allerlei Art. Heute waren inr Tielen Soldaten begegnet, 
auch einigen höheren Offizieren; dieae waren Ton der größten Höf- 
liebkeit Sie imd von Singanfa abgesandt worden, om General Taan- 
tajin*) am Tongkwan an «npfitngen. HwAyinmiaa iat em befeatigtw 
Tempel, neben dem aieh einlfaikt etablieit bat StldBok dayon eifaebt 
aicb daa Hwaseban, dn wahibaft impoaantea Gebirge. Die Umriaae 
wetteifern an KObnbeit mit den Dolomiten von Sfidtirol; sie werden 
durch senkrechte Wände und Risse bestimmt, die sich abwärts zu den 
stoilbleu, v. ildesteu FeUschluchtun mit acLurtuu, eckigen Graten da- 



*) Über Tajin a. Baad I, 8. 248. 
JUslidiQfm,ViCaM«li«r,ILBwd. Ift 



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194 



IM» klite gvole BtiM. 1. P«klnf naoh SiaganflR. 



swüebtti entwickeln. Den höchsten Fel^gipÜBi BchitM ioh auf 1000 m 
ttber dem TaL Hoch oben neht man einen bewaldeten Keaael, dort 
rtebk dn Tempel; andere Tempel «ind in den SeUnohten Tecsteokt. 
Der Hwaechan kt einer der Ainf heülgcn Berge von China. 
31. Desember. Wir besuchten den Tempel Hwayin heute morgen. ESr ist mit 
Festungöiiiauüi [1 unu'cbeü, aui dur zioilicliü Tüi'iiiclien stehen; vorn er- 
hoben sich mäclitlL'i' Toro uud vor diesen rechtwinklig zur Frontn)auer 
sswoi kolossale buntbemaito Holzportaio mit großem Dachgerüst. innen 
•ind mehrere Höfe ; in dem ersten stehen Denktafeln auf Schildkröten 
unter grauen Dächern, wahrscheinlich Denksteine von Kaisem. £a 
ist nur ein Haupttempel vorhanden. Außen sieht sich eine rote Säulen- 
reihe hocnm, die dat kompliaiertey geapreiate, bontbemalto DachgeiOat 
trugt; dann folgt nnf drei Seiten eine Ziegebnaner ohne Fenater. Die 
Front heateht ans hohen GittertOnnen. Daa Inn«» bat eine euiikcbe 
weifie De<^e, die in E«uiicihiSalder geteilt ist und von roten Stolen 
getragen wird. Vor dem adiweren Hanptaltar ateht ein pilobtiger 
großer, aus braunem Hob geachnitzter Tisch. Auf diesem und an- 
deren Tiiiclieii davur sind einige wonigo große Opfergefäße und mHch- 
tigo rote Kerzen aufgestellt. Am Hanptaltar ist nichts als eine Nveiße 
Tafel mit Inschrift. In dem ganzen Tempel .steht nicht ein einziges 
Götzenbild, auch kein Buddha. Drachen und Schlangen sind vielfach 
mi Zieraten, Schildkröten zu Sockeln benatat. Wahrscheinlich ist 
dieaer Tempel eben ao nlt wie die Heiligsproi^nng des Hwaschan 
nnd atanuttt ana einer rorbaddhiitiadien Zeit Die BebeDen lurtlen 
ihn gana seratBit, aber er iat dnreb kaiaeiliebe Hnnifisena wieder auf- 
gebaut worden und madit der modernen Banknnat der ChineaMi alle 
Ehre. 

Die StraOe flQiit auf der Temaae weiter fort; diese reiobt nun 

völlig bis zum Fuß des Hwa schan, aus dessen Schluchten BHche ganz 
kiaioii Wassora hcrabkommen und über sandige Betten dem AVei hö 
zufließen. Stellenweise sind große Stetnmassen vom Gebirge herab- 
gefÖhrt; der Damm dazwischen i.st wieder mit Sand auageftillt, die 
Oberfläche mit Gras und Strauchgruppen bewachsen. Hier wimmelt 



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BiaMM in ate FlOTli» BehmiL 



195 



•ft Ton FaMneo. Du Luid ist noch «tttk bevölkert: Dtfiftr und Städte 
aiad iwar TenrOatet, aber die liente waren nar in die Beige gefltlditet 
nnd haben apller ihre Hllitaer meist wieder «o^ebaot j bei dem büUgen 
Uaterial (Lehm) ist das sehnsU geschehen. Die Lente haben hier eine 
höohst unangenehme, znm Ärger xtisende Kenf^er und ersehweren 
recht unnütz das Reisen. Besonders bei einem Tempel, wo eino Art 
Kirmeß war und das Landvolk zu einer Gruppe bunter Kramläden 
zusammenstromto, waren die Leute unanercnobm. Wir begegneten 
vielen iSoidatou und WagenzUgen mit Artilierie-Material : Geschützen, 
Lafetten, Munition, auch mehreren Wagen mit Silber. Die Soldaten 
behandelten uns anständig. 

Die Felder sind von mäfiiger Fnichtbsrfceit Es ist etwas Eigenes 
um diese See^AnsflUfamgen: die Ton Tatongfo, von Sintsdiön, von 
Tmyninfb, von Pingyangin, von Eiaitschdn sind sMmtKoh sslahaltig 
— so anch diese: auf allen Feldern wittern Salae ans. Das Ualexial, 
ans dem die Tarasse besteht) ist ▼orsngsweise hthm mit diehtgedrHng« 
ten Lagen TonMergdknollen. AUenthalbm sieht man stdiendes Wasser, 
das sam Teil zu Rohrpflanzungen benutzt wird. Am Gebirgsabhang 
ziehen sich liauibusptiauzungen hin, wahrscheiulich zur V erwertung 
des Sandes und doa klaren Wassers. Die Obstzucht ist bedentend, 
besonders in Kaki, die man jetzt 3 Stück für 1 (^a^h kauft, im ^Sep- 
teuibor, der Erntezeit, gogm* 5 iur 1 Cash. Auf den l'oideru stobt joUt 
Weizen; es wird auch viel Tabak und Baomwolle gebaot, an den 
Gebirgsbftohen auch Beis. Heute sah ich zum erstenmal weiße Reiher 
in Menge, an<^ den ersten WiedehopC Auffallend sind die Hassen 
▼on sdnranen Raben, deren Zahl sich vieUeidit durdi die lielen 
menschlidien Leiehen so vennehrt hat; eine sweile Art hat einen 
wi»6en Bing nm dem Hals. 

Hwatsohdn ist eine Stadt ohne HInser. In der weitUnfigen 
Lehmmauer sieht man nur Ruinen und Felder. Bei der Wieder- 
ansiedolung haben die Leute es vorgezogen, die Gofän^nismauer zu 
vermeiden; am Wust-Tor ist daher ein lebhafter Marktoit entötanden. 

Hier wimmelte es von Soldaten und von Menschen Uberhaupt. Wir 

18» 



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196 Dia btato gMi« Bein» 1. T«a PeUng Btnsufe. 

gingen hindnroh, um nodi 30 Ii weiter m reiteo. Unterweg« tnleo 
wir wieder SoUateiif die ans enililteii, dtU sie unter einem fremden 
Offirier, Fitejin, ftOndeo, der morgen frttk en ronte fttr TilSntiin necfa 
Hweteehöii kommen würde. loh kehrte daher sofort um ond bekam 
mit Hüfe der Soldaten Banm in emem l^rtahaoe. Sie hielten mir den 
Platz von nengierigem Volk rein, und ich schrieb eifrigst Briefe, nm 
sie dem PitÄj'in morgou mitzugobon. Der Sylvestorabend ^Mirdo niit 
Pansch gefeiert. Die Umsrebuns? war iiii ht 8:länzend: ein Zimmer in 
einem Wirtshaus ist hier oiu Kaum von 7 l'uü liauminhalt: 4X7 B^uß 
gehen nämlich auf den Kaog, SX'^ Fufi sind Raum zum Stehen. 
Diese Sorte von Räumen, nur anweilen mit zwei Rang's statt einem, 
scheint jetrt die B^el sn werden. An Heiien ist nicht m denken, und 
es ist schwer, die Tempenrtor Aber (fi sn erhalten. So besohlofi ich 
das Jahr 1871. — 



KwatMhfo Ich ritt eben ans diesem Ort westwRrts hevans, nm m^en Tages* 

(PiroT..8oilMii8i;^.-^^ von T'A deutschen Meilen zu vollenden, da bogegueteu mir 

Sylvester- 

ftl). Tid 1871. uiehrero Soldaten, die mir erzählten, daß ein Fremder, der sechs 
Aua eiaem Jaiire in chinoaisclion Kriegsdiensten in der Provinz Kansu gewesen 
ist und es bis zum Genoral gebracht hat, morgeu irüh auf dem Wege 
nach Tientsin hier durchkommen wird. Da ich ihn bei Nacht ver- 
fehlen wfirde, kehrte ich sofort um und benutse nun den Abend, um 
mehrere Briefe au schreiben. 

Die Reise nimmt bis jetnt den allerbesten Verlanf. An&ngi war 
es noch selir kalt^ besonders auf einer Tour Uber den Wntaisdian, 
ein 8000 m hohea Gebirge, in dem ich im Desember einen 2700 m 
hohen PaB fiberstieg. Er ist einer der Heiligen Berge Chinas, und in 
seinen Schluchten sind 3G0 Tempel zerstreul. .Mehrere davon sind 
Lama-Tempol mit Klrisrcm, die zu den heiligsten Wallfahrtsorten der 
Mongolen gehören. Es war gerado Walli&hrtszeit, und eine Menge 
reisender Mongolen war oben dort. Sie geben den Klöstern große 
Geschenke, oft mehrere 1000 Taler; mir wurde ein ähnliches „Al- 
mosen** augemntet An den Mongolen kannten sich die WaU&hrer in 



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HttbkUUk. 



197 



ftoderen G^ndeo ein Mnatar nebmen: eb reicher Mongole koaunt 
mit HnndeKtoii von Kamelen. Die Beise hm uid «irllck d«nert 
IfoDate wid koitet flm viel Geld imd EDÜbehrangea: die WaDfahrt 

ist im Winter, daan dnd die Bergp&de dtueh fiwt migangbv. 
Es ist jammervoll za sehen, unter welchen unsäglichen Beschwerden 
dio von der Natur fllr ebene Wege bestimmten Kamele über dio steilen 
Bergjitado pofiihrt wordpn: violo verunglücken daboi. Re5 solchen 
Wallfahrten mag man wohl in den Beschwerden und Opfern ein Yer- 
dienat finden ! — 

Dmch Gegenden von großem Interesse ging es fort, nach Tai- 
ynSnfii. Bort kam ich in ein eo aebleehtes Wirtahaos, dafi ich die 
angebotene Gaetfrenndaehaft der Franaiakaner amiahm. Sie aind 
Italiener; wir aprachen ein Gemiach TOn Lateimadh nnd CShineaiadL 
Ich blieb dort eine Woche in gatem Qnartier nnd lllhlte mich aehr 
aofineden. Aber obgleieh ich wlhrend der Zeit ftr Koat nnd Kftche der 
Mission sorgte, die Herren also unentgelUich meine Gäste waren, und ob- 
gleich ich auch mein Quai tier mit großen Trinkgoldom mehrmals über- 
bezahlte, verdarben dio Herren doch scblioClich jede gute luinnerung. 
jbrauziskaoer können einmal das Betteln nicht lassen, und so be- 
untaten sie auch diese gans wipaaaende Gelegenheit, um von mir, 
der noch ao große Reiaen TOifaatte nnd nattblieh nur das Kolvrendigate 
bei aidk trlgt, ein „ Almoaen" an erflehen. Ea wurden dabei nundeatena 
50 Taler erwartet Vontelfamgen ntitaten nichta. "Em „Almoaem*' 
aaUte ich awar mchii aber doch ein Itinkgeld, am bm den BVanoa- 
kaaem mcht mehr an wohnen. Dieaer VoiM atellt natttdich die 
liebenawllrdige Gaatfrenndachaft der bel^aehen Ißa^onare doppelt 
hoch. 

Von Taiyuenfii wollte ich oi^^entlich westwärts über den Hwani^ 
hö nach der Provinz Schensl gehen } aber diese Provinz und Kansu 
habea harte Schicksale gehabt Seit ungefiLhr 10 Jahren ist hier eine 
mohammedanische Rebellion. Die RebelloD haben die Dörfer aer- 
attet nnd aehr viela Henaehen nmgebracht. In Kanau iat noch immer 
Stieg gegen aie, nnd htnfig liehen noch wildo Banden Ton ihnen nach 



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198 



Die IfltBto große BaiM. 1. Ton Pakiiig oaeh Sinftnüt. 



Schensi hinein. Jeder Verkehr von Schansi herüber hat daher auf- 
gehört, ansgenommen auf dot grofien Hauptstraße, die TOn Tai yuen fu 
•ttdlich Aber die giofie Biegung de« Gelben Fkuee« nach Siogufii 
fllhrt. Nach ligend emer andern Biehtong lu geben, war nnmS^oh, 
da ich keine PackHeve hilto mieten kOnnen. 

Die grofie SteaBe bielet oiohtTiel Intereese, da sie mm Teil durch 
ein Gebiet {tthtt, da« ich Tom Tozigen Jahr her kannte. Sie flber^ 
setzt den Gelben Fluß am Pafi Tongkwan. Dies ist eine Knge, durch 
die aller Verkehr nach dem nordwestlichen China gehen muß ; man 
hat daher hier eine Festung gebaut. Die Passag© war mir etwas bo- 
denklich erschienen. Die chinesischen Soldaten sind eine unter Um- 
ständen gutmütige, unter andern Umständen sehr rohe Bande. Mis- 
sionare klagw «tat« ttber die Beliandlung; iebaelbtt hatte bisher auch • 
keine ttbenrngenehmen £iiahxiing6n mit ihnen gemadit. Kon ab«r 
betrat idi ein Gebie^ wo e« TOn Soldaten wimmelte und groAe Vor- 
sicht geboten war. Zu meiner aogenehmen Entttnaehong finde ich 
▼on ihrer Seile lospoktrollste Behandlang. Ich Toidanke die« teüi 
den vielen fremden Waffen, die sie in Kansa gegen die Bebellen rer^ 
weudon, teils den wenigen Europäern, die als Offizioro gegen dieselben 
dienen. Daß ich diesen Brief schreiben kann, verdanke ich gleich- 
falls den Soldaten, da sie mir das Haus von nongiorigcn Leuten frei- 
halten; diese Plage hat seit gestern abgenommen. In Schansi sind 
die Leute Temünfkig, nnd der Beisende hat dort Ruhe ; hier in Si^enai 
aber iat ee gerade wieder «o «chlecht damit beeteUt wie im vorigen 
Jahr m Hönan. 

Da« Wetter war bi« jetat gnt Ea fiel einige Kaie Schnee, aber 
nor 1 — 2 ZoU; nach einigen Tagen ist er atets verechwwiden, wenig- 
«ten« wo die Sonne «eheint Die KXlte i«t aaweüen grofi nnd «elir 

empfindlich, da ich seit einigen Tagen die Gegend heizbarer Lokale 

verlassen liabo. Mau muß hier in elenden Räumen wohnen. Der 
Raum, in dorn ich schreibe, ist ein kleines Zimmer zwischen rohen 
Lehmwänden ; auch der Fußboden ist Lehm, das Dach luftig. Decke 
nnd Fenster sind nicht vorhanden» die Tttr «chliefit nicht. So ist es 



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UnraUge Neiyahitiiaebt. 



199 



tligUoh. Da meist die Temperatur nicht über 0^ Grad steigt, oft aber 
recht erheblich darunter fsSlty so könnt Ihr £aoh denken, daß m«n 
deh nioiht immer behaglich filhlt 

Die Henjahmnarfit Teiglng nicht rahig. Eine Menge Soldaten t.J«i.l87S. 
kamcnan. Sdion um 8 Uhr früh nnd noch mehiese Male naehker kamen 
welche an meine Tür und polterten dazan mit dem Imnen Befishl: 
kai! dw in Arger tmd Zorn mehrmals wiederholt wurde. Wenn gie 
erfahren hatten, wer darin war, zogen sie freilich ab, aber angenehm 
war dies periodische Poltern nicht. Ich bekam nun einen Begriff von 
der Art, wie hier der Soldat dcu ruhigou Bürger behandelt, der natür- 
lich öffnen muQ und hinaufgetrieben wird. Morgens machte sich ein 
aufdringlicher Offizier niederen Grades sehr bemerkbar, der sich 
damit bei uns einschmeichehi wollte daA er den Wirt^ ans bemchende 
Kanilente nnd da« Volk Often mit einer dicken LedCKknnt» traktierte. 

Ich war kaum angeiogen, ab Pitajin ankam: in leidenem ebSr 
nenacfaem OoitQm mit roter Pelikappe und rotem Flflgelkragen, 
kaom Ton einem CShineeen au onterMlieiden. Er entpoppte sich ab 
ein Franzose namens Hnel, ehemals fransSsischer Unteroffizier, jetzt 
Genc-i ;\l mit dvia Titto**) (Nr. 1) -Knopf. Wir sprachen einige Worte, 
und er versprach, zum Cafö wieder zu kornnien, zog sidi aber in sein 
Quartier zurück, das inmitten des Zeltlagers seiner Soldaten liegt, und 
blieb dort, da er den Mandarin des tsohön erwartete. Er machte aber 
auch für mich einen Baum aoreofat, da er glaabte, ich wttrde einen 
Tag bei ihm Ueiben. 

Wir ichiokten nm 11 Uhr den Wagen Torans und ritten au FbeL 
Kanm waren wir som Hanse heraus, so fimden wir, da0 soeben ein 
lOlänfiger Lefinchenz-Berolver aus meinem Holfter gestolden worden 
war. Unser Vordadit fiel anf die Soldaten, die den ReroWer gesehen 
hatten, und besonders auf den niederen OfHzier, der sich so bemerk- 
bar gemacht hatte. Ich erzählte Pinel den Vorfall, ohne den Verdacht 

•) ,1Im1i anfr 

**) flo In Tks»bfiidi gMcfaiitb«a: tlla Ist In CÜdna im KomtamAwt 4w Pro- 
viailaltnippw. 



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200 letzte große Keüe. 1. Voa Peking nach Siugan fu. 

SU erwähnen; auch er vormutete sofort, daÖ die Suldaten don Dieb- 
stahl begangen hätten. Einige von diesen wohnten in meinem \Virt8- 
haxLB. Splingaert £^nv<? za demOfifiaer, der sie kommandierte und eben- 
üaUa den lütto-Knopf trag. Dieter hatte so wenig Zweifel, daß die 
Soldaten die ÜbeltKter wImo, da8 er aofivt aeinen eigenen BerolTer 
(anchLelMchenx) als Enateg»b nnd strangtle Unlemieinmg vevspfaoli. • 
Der Dieb sollte uns den Revolrer aelbst unter Bewachung nachtragen, 
nachher sollte er den Kopf Toriieren; nichts Tennochte die Sentena 
m mildem. Der aufdringliche niedere Offizior begann nuohsu daneni 
or hatte diu iiieno eines eutdecktcu Verbrechers. 

Pinel, ein Mann voll Feuer und Energie, spricht vorzügUeh chi- 
Desisch, trägt einen Zopf^ ißt chinesische Kost, hat chinesische Familie 
und hat schon unter Gordon gefochten; or folgte dann Lihungtschang, 
der ihm eine Batterie firemder Geschütze gab. Er war mit Li auch in 
Wutsohangfii nnd ging dann mit ihm nach Schenai, als Ii anmKom- 
mandenr der Tnq»pen in Sdiensi nnd Eansn bestunoit wnrde. Dann, 
nach der i^ffltre von Tifintsin, wnide Ii nach TiSnInn berafen. Er ttber- 
fiefi nnn den Oberbefehl an linknngpau, den Finel fiir einen fiUiigen 
Offiner hllt, und „borgte** ihm 1^2 Regimenter Infimterie, KaTallerie 
und ArtiUerie. Tinel blieb zurück als Kommaudeur von 800 mit alten 
englischen Musketen buwaffneten Soldaten nebst acht Qeschtttsen. 
Öoino kStaiiou war Paukihsien, wo er die Grenze von Schonsi zu be- 
wachen hatte. £a soheint überhaupt, daß Li's Trappen nur zur Be- 
wachung der Grenze von Schcnsi benntat wurden, denn Li koaunan- 
dierta nnr hie^ nnd in Kansu konunandieit noch immer IWknngpan. 
Dieser soll viele »Schlafthten" nnd'groBe MonitioDi- und Walfonvor- 
iKte an die BebeUen vedoren haben nnd hat aeine eigenen T^i^en. 
Sobald li's Truppen kamen, zogen sich die BebeUen anrttok nnd 
sollen nie gewagt haben, ihnen den Kampf ananbieten. Die jetzigen 
Hauptplätze der Rebellen sind Hötschöu und Kinghiafu. Kürzlicli 
sollen sie einen sehr wichtigen Platz an die Kaiserlichen verloren 
haben: Taiutisipuan der Großen Mauer am rechten Ufer dos Hwanghft, 
etwas datlich von Kinghia (Angaben von Pinel). Die Ötraße nach 



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LikiagtMhiii «Uli «odan ChuMiile. 



201 



Lan tachöa fu ist firoi^ aber voll von Tao kong pau's SoldflteDf die «Dgob- 
lioh ein Räuberieben fdhrdo. Dtm Lud ist entblößt von Bewoboecn, 
ebne AckedbAiiy die Ddxüx auoMit, bo dafi ee idiwer iat sa reiaen; 
«oeli sollen in den SeUapfwinkeb dee IM ▼ieUkoh Beete TonRebelleD 
■entreut aein: eine Art Deipesidoei die enfFlIlndeniiig «iiigelieB und 
mit dem Mord leiehte Seehe macfaen. Nor hinter LentMLÖnfii nnd 
die BebeUen nooh iminiMcliiiiikte Meiiter der Lage. Es sdieint de> 
neeb, daß ne mit dem Verinst yon Taintnpn !mmet^1^n Uber den 
HwangbÖ zurückgedrüngt sind. Den letzten Vorstoß nach ßchensi, in 
die Geperd vou raukihaien, machten sie in diesem Jahre (IbTl), 
zogen sich aber zurück, ah die Soldaten sich näherten. 

Jetzt tritt ein Wechsel ein: der ( Oberbefehl ist von Lihung- 
tschang genommen worden, und ein andrer Ueucral, Tsau*), über- 
nimmt den Oberbefehl in Sehens! und Kansu ; Liu zieht damit alle 
seine „geborgten" IVappen mflelc. Fin^ erfuhr hier, daß Tsaa ihn 
mit seiner Batterie an behalten wttDtchte and flbw sechs Regimenter 
setaen wollte; d* Li jedoch die Znstimmuig TOrsagte, h»be Tmn sieh 
an den Kaiser gewandt Koch wihrand wir spiaohen, wurde Tsantap 
jin, Ton Osten kommend, angemeldet, und ab wir HwAtMhÖn ver- 
lieSen, kam Ton Westen her ganz unerwartet andi liatajia, der noch 
längere Zdt in 81 ngan fd blähen soUte, ans entgegen : in großem Staate 
Ton Ulanen eskortiert, im stolzen Qeltlhl seiner Würde. Ich hXtte 
gern das Rencontre mit augesehen, da ich beide Generäle hätte kennen 
lernen können, aber mein Wagen war weit voraus, und ich konnte 
iliri niclit im Stich lassen. Man fürchtet, daÖ mit dem Woclisol der 
Truppen die liebellen wieder Mut bekommen und von neuem in 
Sohensi einfiülen werden. Finel sagt, Liu habe die Ordre vom Kaiser 
bekommen, gegen die Rassen bei III zu kämpfen, er habe sich aber 
geweigert; Daher vielleieht entrtand das GerOeht anter den Soldaten, 
daß er in Peking den Kopf Toriiefea werde. 

Die Dienstrarhlltnisse sind eigentlinlioh. Der Knopf gibt einen 
imaginlren Bang, bereditigt aber £Br sich nldit an einer gewissen 

*) Der oben «rwiüuite HTsAutajin". 



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202 



Die totste gio>« BdM. 1. Ton PaUiif nach SiDgenfa. 



Stellung. Manche mit dem ersteu Kuopi sind ohne KommaDdo, 
andere kommandieren nur ein Regiment, tviodcr nndere sechs bis zwölf 
und mehr. Jeder Offizier hat eine absolute Macht über seine Trappen 
und k«m tauh die Todesttnife Techllngen, wtx deren Volktroekang nur 
Kdpfon angewendet wtxd. Wer ron li'e Tmffeik Opinm mncht, yW' 
Berk du entemel «n Ohr, das sweitemal den Kopf. Desertion wud 
glelehfkQs mit Kdpfen bestoaft. Diese Strafe wird durch einMi Käme* 
reden voUsogen, der daftr 500 Cash erblUt Dies ist die Efimax 
chinestsdier Einrichtnogen! Geridit wird gar nicht gehallan : der Kom> 
mandierendo straft aus eigener Machtvollkommenheit. Bamhnshiehe, 
bis 600(!), sind eine gowöhnlicho Strafe. Tsokungpau hat einen 
Europller in kai^erlu lion Diensten köpfen lassen, weil er die Frau 
eines anderen Offiziers geküßt hatte. 

Um 2 Uhr verließ ich Uwatschöu. Ich besuchte noch den 
Offizier, der mir den Bevolver zum Enats gegeben hatte. Obgleich 
auch bereits Tajin, war er noch ein gau junger Mensch: grofi, 
hübsch und gans militärisch. Inswiseben waren noch mehr Regimenter 
angekommen, nnd die Stadt war voll von Soldaten. 

Die StiaSe führt auf der Teoasse fort Der Hwasohaa aieht 
ttdi nun gegen 8 W und verliert steh in cBe Feme ; seine Gipfel nehmen 
anch an Höhe an und erheben deh nundestens 2500 m Uber die 
Terrasse. Wo er nach SW abbiegt, schliefit sich ihm eine etwa 800 m 
hohe LSfiterrasse an, die sich der Straße immer mehr nShert und 
dann gegen den Weihö*) vorspringt. Man überaieht das Land jenseits, 
das sehr allmölilicli vom Fluß aus ansteigt und ganz mit Dörfern oder 
deren Kuiauii boducki ist. Im Norden ist die Ebene unbegrenzt 
Weinanhsieu ist zerstört, aber au der Westseite sind lange lobhaftü 
Vorstädte, die wieder von Militär wimmelten: meist Kavallerie in 
hllbscher kornblumenblauer Tracht, aber eine schlechte Sorte von 
Menschen. Wir entsogwi uns allen Unannehmlichkeiten dnrdi schnelles 

") Der litt Ist der größte Nebenfiufi des Hwaog bö, der an der Grenee der 
ülieliBehen OeUrge Sa Kaasa entspringt, ^s flekeail daraUUeft and nadi 600 Us 
650 fcaa lattgem Lauf bei Tnag kwaa ta&ndet. 



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BoUataiisSf«. 



208 



Beiten, da wir die I^mite ttberrMohton; ein angehemer Sokwaim 
WQgte uns nach, aber vor nns konnte Hch kdn Mob bilden. Wir 
rittMi dann dtirob den Ort nnd erreichten das kleine aerstörte Dorf 
liangtifinpo, wo wir notdürftige Unteiknnft ftnden. 

Der henlige Tag war heiter wie cUe vo r i g u , aber es ist nie recht S. Jnur. 
klar: die AtmosphUro ist stets „hazy'', Morgens ist die Temperatur 
— 20 bis — 8" C, am Tage steigt sie auf — 1» bis + 3°. Der verhält- 
nismäßig kälteste Teil des niederen Landes war das Hwanghö-Tal 
zwischen Putschöafu imd Tuagkwan : alles war dort noch mit Schnee 
bedeekt, auch die Niedemng am Maß, w&hrend bei Eiaitschöu der 
Schnee in d^r Ebene vendnmnden war und weedieh von Tongkwan 
nur noch edteen welcher an aehen iet 

Wir brachen apSt aof. Schon vorher sog Tiantajin YocbeL Er 
hatte «shon früher ein hohes Konunando in dieser F^oTioa gehabt nnd 
war nor von seinen damaUgen 0£Bn«ren bereitet Der Zug war nicht 
gerade imposant. Voran gingen 12 Lanaenträger zo Faß ; die Lanzen 
sind 5 Meter laug, von Bambus und daher leicht, und haben ein 
Fähoclieu. Dann kamen Ofiiziere, dann der Tragstulil mit Tsau darin, 
von 4 Männern getragen, nebst 8 schnurtragenden Soldaten; dann 
wieder Offiziere zu Pferde und das Pferd von Tsauj darauf ein 
Dutaend rumpeliger Wagen mit Ofißzieren und Qepäck. Abgesehen 
TOn den Waffen war der ganze Aufintg nnnülitttriach. Die Offiaieie 
tragen hohe KnVpfo. Eimge haben gßom gute Uaniercn, aber ein 
«iilit«TiMt1iM Andere hat kdner TOn ihnen. In dieser Besiehnng sind 
sie sehr yeiscfaieden von den Japanern. 

Die Stra0e bietet nidits Bemeikenswertes, anfier da8 nun das 
Terrain allmählich ansteigt. Am W^i hö sind hier und da steile Ufer- 
ränder. Mit der Herrschaft des Löß hört die Saizauswittorung auf, 
ebenso die siohendea * fO\v;Ls8er. Lößwohnungeu sind häufip. Je 
weiter westlich, desto grüßer ist die Verwüstung durch die Kobeiien : 
die Dörfer sind völlig zerstört, das Land sehr dtUm bewohnt; dennoch 
ist fast alles Feld bebaot, meist mit Weiaen nnd Luseme. Qxofie 
FUchen aeigen die Torjühnge Bestellnng mit BanmwoHe. Im Süden 



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301 IM« I«Me pofie Bali«. 1. Y«ii P«ldii( dmIi Singuiftu 

zeigt sich vrieder Gebilde von etwa 800 m Höhe mit gerondeteoFonnM; 
höhet Tiftfilend ist ihm Toigelagert 

Die Bebellion begeoD Tor 10 Jahno. Demab wurde Sehensi 
▼on Mohanmedaneni ftbenehweauni Die Einflüle dauerten bis Tor 
2 Jahren fort. Viele Schlaohten worden Ton den Kaüedidien Ter- 
loren, eine bei dem Ort, wo ich liente nbemadite) mehrere bei Hd- 
tschöu. Die Mohanunedaner haben gute Pferde, sind tapfer, reiten 
und schießen gut, haben auch fremde Waffen, die teils von ihnen er- 
obert, teil« von Tientsin aus ihnen gpliofort worden sind. Sie sind 
auch gut beköstigt und iiüßen den Chinesen überiiaupt Kespekt ein. 
Zur Emteceit machen sie die Hanptauaf^ und sammeln Ph>Tiant 
Die Gefangenen werden von ihnen gebunden und ins Feuer gewoxÜBOi 
wldaend die Ouneaen die ihren onchieOen. Bei ihren BanbaUgen 
machen die Mohammedaner aUea nieder, aneh IVanen und U«lne 
Kinder. — Dies teilte mir einer Ten Tmu's Offineren mit, der leit 
10 Jahren in Sohenai iat nnd rieh mir anaohloA; «r war bei Takn Ton 
den EogUtndeni gefimgen genommen nnd so seinem Erstaunen frei- 
gegeben worden. Tsau blieb heute in Lin tunghsien. Ich ging noch 
10 Ii weiter nach diesem kloinen Wirtahausort Schüipu, wo ich aller- 
dings auch viel SoldatongesoUschaft habe, 
3. jaininr Heute machte ich die letzte halbe Etappe nach dieser Stadt. Die 

Singanfa. Entfe^n^g Taiyuön fu ist 1 445 Ii. Wir machten sie in 19 Tagen, 
darunter vier halben Tagereisen, im Sommer kaui die Reise in 14 
bia 15 Tagen gemaoht werden; Maroo Polo hnmohte 21 Tage. Jetat 
gibt es in der groflen Biegnog dea Hwanghd drei Überginge: Tnng- 
kwan, Taildngkwan ondTschanihrifin, dodi weiA iehnieht^ ob nieht 
die zwei letsteren nnr rinenUbeigangbilden.*) Ober Tai hing geht man 
von Futschöufu nach Tungtschöufu; nach Si nganfu sind es auf dieser 
Straße 60 Ii Umweg. Der llwanghö ist dort breit und gut zu passioron ; 
die Passage ist sehr wichtig. In der Festung Taiking und ihrer Umge- 
bung liegen 20liaDgt8zÖ 500 Mann) Soldaten zum Schute von SchaosL 



•) watlndsrTatdwIUIist 



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Ankauft in SiogaaUk 



205 



Die Luft war ^ek und nebeH^ und man konnte kaum 1 II weit 
sehen. Esst gelit ca auf Lüß fort, dann abwärts nach dem Pascluü. 
Über diesen führt oino ganz aus Granitblöcken gebaute Brücke; sie 
ist durchweg eben und ruht auf ungefähr 70 Querroihen von Granit- 
aftnleDi die etwa je 3 Va m voneinander entfernt sind. Es ist ein Bau- 
werk ans alter Zeit und jetzt halb im Sand Tefgraben. 

Alle Dtfzfer bis Singen fii sind gans nentörti ebenso die weit- 
lättfigen Vontildte am Oat-Tor, deren Umwaliung xucht atark genug 
war. Die Hauptatrafie iai wieder aoi^bant nnd lebbaf^ beaonde» 
hente, daTaantajin einzog. Er hatte Schi Ii pn in derIVOhe paaaiert; 
wir folgten später, holten ihn aber bei der Stadt ein nnd sahen, wi» ■ 
er eskortiert wurde. Einige hundert Lanciers zu Fufi hatten ein Lager 
bezogen, ihn orwaxtet uulI l ogleitetüii iim imu in die Stadt; auch 
einige hohe Mandarinen kamen ihm entgasen. 

Singanfu ist nach Peking dio imposanteste Stadt, die ich in 
China gesehen habe. Der Stadtumfang ist 40 Ii. Die Mauern sind 
ebeoao hoch wie die von Peking and prächtig erhalten ; das Ost-Tor istso 
tdbtfn wie daa von Tongkwan und mttehti|^ ala irgend eina in Peking. 
Die StnJen aind gerade nnd nngemein belebt, die Eanfllden dicht 
gedrSogt nnd nach fluchtigem Eindradc reich auageatattet Maasen 
▼on Fasanen, «ach Goldlasanen, von wilden Enten nnd Hasen, Ton 
den besten Gemllsen nnd Flehten (Orangen von Han tschnng fu), 
▼on Znckerweik und phantastischen Gebäcken bilden anssiehender 
Gegenstände iiacli der Reiao in einer ausgosogouen Gegend. Wir 
passierten eine ganze Straße von Trodelbuden, in denen manches 
Schöne von Bronzen zu sein schien — leider unerreichbar wegen der 
Menschenmenge. Obgleich es erst 9 Uhr morgens war, waren die 
Stcaßen doch voll von Kenaohen. Wir aochten ein Wirtihaas anf der 
Straße MafangmÖnn, wo mehrere ansanunenirtehen. Sie waren sehr 
angelUUt, nnd wo Baun war, hatte man wenig Neigung, uns anfiro^ 
iiehmen. Ich mofite etwaa gebieterisch anftrelen, woan das MysteriSse 
meiner gl^chzeitigen Ankauft mit Tsautajin mir ^el halt Ich qnar- 
lierte einige Leute aoa und nahm Besita Ton einem großen Man* 



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206 



Dl« letsl« gmSe IMi«. I. Ton P«kiii( iMdi Slngasfo. 



dtfinliaiu mit hohem Emp&ogwimmer, grofiem Nebeniimmer uidiwei 
ScMufirimmem; die Wltnde waren geichmtel md gelifalt, die Türen 
ebenso und sehr hoch. Daflir worden 1000 Cash pro Tag ausgemaeht 
4./5. Januar. Ich schickte gostera Splingaert atif die M isiion. Es sind hier: 
Bischof Chi&is, der seit 40 Jahreu ia dlcaer i'roviaz lebt; ein zweiter 
Biscliof, derktirzHch aus Rom <?pkr»minon ist; ein Pater Aloysius und zwei 
chinesiscbo Prioster. Die Zahl der Clmsten in der Stadt beträgt 400. 
Die größte Mission ist in Kaalinghsi^n, 70 Ii von hier, wo eine grofie 
Kirche und viele Christen sind. Die Mohammedaner haben dieKirohe 
nnd die HKoser der Christen onberttbrt gelassen, aach diese nicht 
getötet Andi in Yorder-Eansnabd eiug» Tausend Christen; ein Mis- 
sionar hat sie in diesem Jahr besucht: er brauchte 40 Tage bis Lan- 
tsohönfhnndistnoch niehtmrflck, da die Stimfienoch au gefthifich ist 
Vor der Rebellion ihnd ein bedeutender Handel mit Rnfiland 
durch diePelu und mit Turkcstan durch die Nanlu statt.*) liaupt- 
artikel waren Seide von Sutschöu, Tee von Hupe, Ilunan usw., und 
Zncker. Singanfu ist der Stapelplatz dieser Waren. Fragt man hier 
nach Handelsverbindungen, so wird in erster Linie Sutschüu und 
Hangtschöu angegeben, dann erst Hanköu. Die Verbindung dorthin 
ist billig, da nur 5 Tage Landreise, bis LungkUtsdud, von dort ab 
WaMerstraße ist Hier in Singan fh komentriert sich in normaler Zeit 
der Handel von allen tOdOstlichen Provinzen (einschUeflUoh Canton), 
Ton dem sehr prodnktiTen Hantachungfu und Ton Sa'tsdiwan. Von 
hieryexbreiten sidi dami die Waren Aber Sehens! und Aber den ganzen 
Westen: daher ist diese Stadt zu solcher BlUto gelaugt. Sie soll über 
1000 000 Einwohner haben, darunter 50000 Mohammedaner. Die 
ßebellen, welche hier herum hausten, sindalleSchensi-Moliammedaner. 
Sie lagen von ungefähr 1865 bis 1867 am die Stadt herum und haben 
sich seitdem zurückgezogen; sie hatten keine Kanonen, sonst hätten 
sie die Stadt zerstört Während dieser swei Jahre stodLte Handel und 
Verkehr. Es wurden Ausftlle in großen Scharen gemacht, um Bro- 



*) Psln «ad Nanlu äad dis Noid- «ad flttdslfsAe dnroli Imn-AtiM, 



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Die Rebellion. 



207 



Tfaion so holen ; dennoch wann Nahnrngvoiittel m so geringer Menge 
voxhenden, ond viele Henechen atwhen vor Hiantger. Aach Landleute 
hatten aieh in die Stadt gediingt, haben ne aber alle wieder veikMeo. 
Die hiesigen Mohammedaner wurden immer in Schach gehaltoD, and 
noch jetzt dürfen sie die Stadt nacht yezlaBaen. Hier sind sie sicher, 
draofien vogelfrei. 

Eh scheint, daß die lilosigo Rebollion vernachlässigt wurJe, bo- 
lango man mit den Taiping- und Nieufei-Robollen zu tun hatte. Erst 
seitdem dort Ruhe ist, hat man hier mit Ernst losgelegt. Scheiisi ist 
nnn frei ; der letzte feste Platz der Mohammedaner in dieser Plrovina 
war £in ki pn, 5 Tagereisen nordweatlich yon hier — die genaue Lage 
kann ich nicht erfahren — ; er wurde vor kimea genommen nnd 
damit sind die Bebellen nach Kansa aorttdcgedxtngt Die Kanau* 
Mohammedaner aoUen mit denen von Seheoai dnrdiaat nicht gans 
einig aem; dennodi haben aie lie anfder Flu^t angenommen. Ich 
hifre, dafi auch Hdtsdiöa von den Eaiseriiehen vor einiger Zeit ge^ 
nommen worden iat : aie achoaaen die Manem nieder nnd zogen in die 
Stadt ein, die Rebellen flohen in die Berge. Aach Ninghiafu ist jetzt 
in den liäuden der iiaiaerlichen, aber' die iiebeilen haben die Gebirge 
im Besitz. 

SehonHi ist nach allgemeiner Aussage eine außerordentlich frucht- 
bare Provinz. Die „Ebene" erstreckt sich von Tungkwan bis Föng- 
tsiangfu, 800 Ii, und obwohl sie nach Xorden bald begrenzt ist, setzt 
doch das prodokdvo Land «ach dort noch Hundorte von II weit fort: 
denn das Notdgebiige ist „tasohan" (Eidgebirge), das Sttdgebirge 
„«chiadiaa" (Steingel»ige). Das Ikdgebiige Aber iat L08, der wahr- 
sdiMnlieh aaob im Norden erat altoilhUeh ansteigt, nm dann in L50- 
httgelland ttbeisageben. Das ganse X«nd des Feaohaa wird m nor^ 
maier Zeit angebaut; in trockenen und sehr naaaen Jahren iat die 
Ernte gering, aber, wenn mäßiger Regen fällt, sehr bedentend. Im 
Torigen Jahr (1870) kostete 1 t6u*) Mehl 1500 caah, dies Jahr 350 cash, 



etwa 10 liter; der chinesische Litor heißt acheng. 



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208 Die kfarte grafi« BaiM. 1. T«tt P«]diig nadk Siagaaftu 

* 

weSl im TOiigen Jahr Düne heraehta, dieees Jaihr mber sehr frudttibar 
war. Die Reg«D waiea nicht heftig oder lang andanomd nie In TMhiH 
oder Nord-Schanai : aehon in Slld-Sdiansi nnd am Tongkwan war die 
längste Daner swei bis drei Tage, nnd hier spricht man gar mdit mehr 

von einem aufiergewölmlich nassen, sondern nur von einem sehr finicht- 
baron Jahr. Trotz dieser Fruchtb&rkoit hat aber Sehens! fast gar 
keinen Export : nur Korn und Baumwolle i;eliu nach Schansi im Aus- 
tausch für Eisen uud Kohle, anderer E&porlliandel scheint kaum zu 
existieren. Außerdem ist nnr noch Rhabarber von Bedeutung, der in 
den Bergen von Schensi gewonnen wird und bis nach Canton geht, auch 
einige andere Ifedisinen. Der Profit am Handel mit und dnrdi Zentral- 
Aaien mufi alao wohl mmn grofien Teil die Bilanaen ani^eichen. Die 
BroTini ist weiendioK mn Ackerbanlaad. Der Landmann hat genug, 
nm gut an leben, nnd die StKdtor kanf en deiaen P^odokte für dat Geld, 
daa sie im Tranrithandel nnd am TranapoTt der Güter gewinnen. 

Es ist mir auf dem ganzen Weg von Tungkwau Iicr aufgefallen, 
Uaß trotz der ganz dünn gewordenen Bevölkerung fast alles Land be- 
baut ist, und Ich vermutete, daß Selbstdüngung eine Eigenschaft des 
Löß ist. So scheint es in der Tat zu sein. Obwohl viel Dünger besser 
Bein soll als wenig, erhält man durch das ganze Jahr gute Ernten mit 
wenig Dflnger, nnd selbst ohne Dünger sollen die Besnltate gana be- 
fiiet^end sein, sobald es nnr regnet Es ist das schon filÜLer von 
mir vennutete kapiUareAnfiteigen mineraiBsdierBestandtelle inFlilssig- 
keiten, die den LSfi ecfifflen, nnd wahischeinUch anch seine Sllhig* 
keit, in seiner portfsen Hasse gewisse Bestandteile ans der Atmosphäre 
en absorbiOTOD, was ihm diese Fruchtbarkeit nach vieltausendjfthriger 
Ausnutzung erhalten mag. Sehens! bis hinauf zum Ordos-Land ist 
wahrscheinlich das ausgezeichnetste Lößland der Welt. kSuclite man 
nach einer Provinzialfarbe, so könnte es nur Gelb sein, und hier 
scheint in der Tat „hwang" *) seine Bedeutung als Symbol der Erde 
nnd der Kaiser seinen hohen Titel „hwaogti" bekommen an habra. 



*) hwasf B gall». 



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IM« grafie FI«t in Cliiitft. 



309 



WenD man die hydiographiMihen Yeiiililftnuse Ton Scheui Uber- 
bliokt, BO erhlltmao wohl einiges Liehtttber die grofle flvt zur Zeit des 

KusensTau (2300 v. Chr.), der in Pingyangfo Tendierte; denn noch 
mehr als politisch und raorkaiitllisch bildet das Tuugkwan hydro- 
graphisch die ongo und einzige Ausgangspforte für ein weites Gebiet, 
und unmittelbar daran im Westen grenzt eine ungeheure Ebene. Wenn 
ein Damm 10 m über dem jetzigen Wasserspiegel quer gegen den 
Fluß gebaut würde, so würde eine grofle Strecke Landes mit zahl- 
reichen Städten und Ddifem überflntet weiden; wabesoheinlioh wttrde 
der FSnnhd im Unterlauf alagnieren und aneh an ihm die Ober- 
sehwraunong aieih auadehnen. Ea wttrde also ein von dem ge- 
aeheheo, was die Annalen besofaieiben. Vieles spricht dafilr, daB eine 
solche Barriere damals wurUich gebildet worden ist 

Es ist zunKchst klar, dafi hier einst ein großer See war, in den 
die Gewässer von W und In V\ uiiiudeLt>u und iu dem sie sich klarten, 
ehe sie östlich abflössen. Dieser See oxistiortn wahrscheinlich zur 
Lößbildungszoit, denn iu den Absätzen i»t regouorierter LöQ ; aber er 
fing an, sich zurückzuziehen, lange ehe die Ldfiaeit au Ende war, denn 
die Sedimente sind von Löß bedeckt. Ob dieser See zu jener Zeit 
existierte, ala noch das Keer den Fuß der Qebirge von Hdnan und 
Schansi bespülte und die Oebilde der Ghroßen Ebene sich absetaten, 
und ob er vieUeidit durch die Höhe des Meerwassers gebildet, ja 
selbst von Seewasser angefttUt war, oder ob er durch irgend einen 
Qebirgsreiachlufi gebildet wurde, vennag ich nicht an entscheid«!, 
da mir die Strecke ron Tuogkwan 500 Ii stromabwBrts unbekannt ist 
Genug; der See existierte und hat »eine Spuren zurückgelassen. Daß 
dies weit in vorhistorischer Zeit zurückliegt, beweisen die hohen Löß- 
hügel, die sich über den Sedimenten erheben. Nachher bildete sich 
im Osten ein tiefer Ausweg fUr die Gewässer: der See wurde drainiert, 
wahrscheinlich durch ganz allmähliche Vertiefung des Flußbettes. In 
einer spiteren Zeit — und dies mag in der Zeit des Kaisem Yan ge- 
wesen sein — wurden die Gewisser nodi eiomd an einem See au%e- 
stant Wahisdieinlich war damals der ganae Seeboden und das Flu6- 



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210 



Die letzte groA« Seise. 1. Von Peking nach Singen fu. 



bctt am Tungkwan und unterhalb woit höher als jetzt, vielleicht in 
einem Niveau mit der Terrasse, auf dor dio Süaßo fiilirt und die bei 
Tungkwan durchBchnittcn ist. Dio Aufstauung konnte durch die Fort- 
setzung derselben Hebung bewirkt werden, dorch, welche die grofie 
Oatebene aUmählidi gebildet und später die Wasser im Tung ting- and 
Poy»Dg-See «n^estant wozden. Beseieimet das Niveau der Sedimente 
wiridicb das KiToan des damaBgen Tales, so konnte ein geringer Hehr* 
betrag der Hebung am Tungkwan die ÜbetAutung mner sehr großen 
Landstsedce bewirken. DaB aber diese beiden Kireaus damals, und 
bis in weit spStere Zeit, sasammenfielen, wird durch die yergrabe- 
nen Monumente erwiesen. Daß eine Barriere sich durch lokale 
Hebung hiltK m konnte, wird wahrscheinlich, wenn es richtig ist, daß 
zu Zeiten groiio Erdbeben in Scheusi vorkomnion. Seitdem ein See 
auf den Sedimenten stand und dio Monumente vergraben wurden, 
hat sich der Hwanghö allmählich seinen schmalen und tiefen Ausweg 
eingegraben, und mit der wachsenden Tiefe desselben vertiefte sich 
die Hulde von Tang tsoböu fii innerhalb der alten See^Ablagerongen. 

EsbleibtalBonochiaantersudien, inwieweit Ytt^ durch mensch- 
liehe ArbeitdieDrainierung befördern konnte. Der Sehn king nennt dtte 
Sprengung des LongmQnni und man hat ohne weiteres angenommen, 
daß dies das LungmOnn obeihalb der HOndung des FSnnhtf ist. Es 
ist aber gar nicht einzusehen, wie irgend welche Arbeiten dort dio 
Drainit-i ung dos i'önn hö-Tales und des Tales von Schcnsi veranlassen 
konnten. Es gibt so viele Lungmönn**}, daß wohl ein anderer Platz 
damals diesen Namen geführt haben mag, vielleicht das Tung kwan 
selbst. Hier ganz besonders konnte vielfach durch Kunst die Drainie- 
rang des abexschwemmten Gebietes bewirkt werden. — Daß nach 
der Exslhlong damals die Wasser des Hwanghtt und des Yangtss^ 
Idang sich yermengten, hat mit diesem Teil der Arbeiten Yll's nichts 
suton. WahischeinUch gesehah durch jene Hebung eine der Verrftckun- 
gen im Laufe des Hwanghö von der Hflndnng bei TiSntsin nach der 
in Eiangsu. Da konnte allerdings auch dort die furchtbarste Fhit ver- 
*) t. Band I, S. 432, 531. 

**) B. Band I, S. 4^. LuagmönD heißt „Drachentor". 



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Ursprung der Bebellion. 



211 



uululit werden; aber der Schu kinf^ erwähnt nichts davon, wiü dort 
eine Ableitung der GcwÜHsor bewirkt wurde. 

Nachmittags besuchte icli die Mission. Mgr. Chiais, ein lobhafter 
Greis, erzählte viel von der Rebellion. Nach seinen Angaben hatte 
die ganze nördliche mohammedanische Rebellion ihren Ursprung in 
kleinen Aufständen in Scheosa, and »war snerst bei Hwatsehön im 
Jahie 1862. Die Mohammedaner waren ateto sehr fibermatig gaweaen, 
beaenderq. in Sioganfii. Sie atanden an^ ohne beadmmtea Ziel und 
ohne einhttdicbe FOhroDg, nor mit dem Beatreben, aämtUdhe Heiden 
in der PrOTins an vertilgen und dieae allein an beaitaen. Andere Orte 
folgten, die Aofttündiaelien rotteten neb auaanmien, aber Immer ohne 
Oberhaupt. Später erat folgte die Frovina Eanan und dann der Weaten. 
Er leugnet mit großer Bestimmdieit, daß die Initiative von Hö tschöa 
und dorn Westen ausgegangen sei. Die Cliristou waren stets sicher: 
damals war - — gerade au eiuom Sonntag — die Kirche in Kau ling voll, 
und alles machte das BLreuzeszoichen. Manche Heiden retteten sich 
dadurch, aber nicht alle, denn die Mohammedaner examinierten ihren 
ohriatlichen Glauben, und wer ihn nicht konnte, wurde geköpft. 

Im Jahre 1863 und 1864 kamen auch Tschang mau tsz@*) von 
Lauh^ikön herüber. Sie wurden durch die Jdiaaion in Kauüng 
gut empfinigeii und blieben ein^^e Tage; aie tSteten zwei Chiiaten, 
machten aber aonat keinen Schaden. Sie aoUen yUl milder geweaen 
aein ala dieUohammedaneri Tielleicht nur, weil aie luier gering an Zahl 
waren, denn in Hantacbungfa haben aie forcbtibar Tsrwfiatet Die 
Zahl der Chriaten in der Frovina betrug Mher 80000 und wird jetat 
auf 20000 geschätzt; allein in Hantschungfu starben 6000, teils durch 
die Taiping, teils durch die Hungersnot, die der Invasion folgte. 

Monumente aus alter Zeit sollen in Singanfu nicht vorhanden 
sein. Schihwangti's*"^ (hier Tainschihwang genannt) Grab ist noch 

*) EtgantUdi «dl» LMigha>rifen*, Boateluiiiif Kit iUa Taifdag« dfo lidi dM 
Kopf aleht naHmvi Uein. 

**) Bar BagrBndM' dar TrinpDTnMtie (S9t— S09 v. Chr*>, «iaar dar wjcthtigataa 
Kaiaar von Chim, gwwSlioUdi ala Erbauer dar Groflen iUmu b«Mic^«t. TgL fl. 219^ 

14* 



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212 DI» grofi« BfliM. L Ton PcUngoMb flinguifti. 

bei IdD tiing hnSn xu «eben. Die alten Pallete standen melit aiiBechalb 
der jeteigen Stadt und aind gana ▼enchwimdeD. Audi der Tempel mit 
der NeatorianiBcben Tafiel ist Temiehtet; er aoU früher sehr bttbaob 

gewesen sein, 60 Priester and eine hflbsche Umgobang von Laod- 
iiiiUöcru gehabt haben. Es sind Abzüge von dor Tafel zu kaufen, aber 
ohne d&a Kreuz und die syrischen Charaktere; ich bestellte 10 voll- 
ständige Abzüge. Die Missionare wollten nicht glauben, daß das Quon- 
zanfu von Marco Polo Siaganfu sein könne und suchten nach allerlei 
ausweiobenden Erklärungen. Zum Glück war ein Gelehrter gegen- 
wilrtig. leb fragte ihn nadi dem alten Namm yon Singanfii, nnd der 
ente Name, den er nannte, war Ewansnngfa, daa er noch dasn gans 
wie Qnenaanfii anaapracb, anr groflen Dbemachnng der lÜBBionare. 
6. janntEi leb heancbte beute das Arsenal des Generals Tsoknngpan im 
Tarnen seines Untergeaerab YulSn. £s sind daselbst 48 Leute TOn 
Ningpo, die in den Arsenalen von Futschen, Schanghu und beson- 
ders in Nanking gelernt haben, Muuiüuu und \V alTeu zu machen, haupt- 
sächlich aber Geschosse aller Art, von Revolverkugeln bis zu den 
kompliziertesten Hohlgeschossen. Eine Pulverfabrik ist in einem 
andern Teil der Stadt innerhalb der Mauer; es werden auoh Gewehre 
und Gesobtttee repariert Fabri^ert wird nur eine Art von Gewehren: 
ein Bohr yon m Lunge mit 3 em Bohrung, aus Eisen gegossen und 
abgedreht} von Tom au laden, mit SteDyiaier und Geacbttteab&ueroi^. 
Hinten Ist eine bölaeme Handhabe wie bn den dicken chinesisehen 
Bttebaen, von denen dies Listmment tfberhaupt eine Kaohbildong ist 
Es raht auf einem eisernen Dreifofi, der sieh ansammenklappen läfit, 
nnd das Rohr ist in einem Scharnier verstellbar. Das Ganze ist Uußcrst 
unvollkommen, aber die Leute waren offenbar stolz auf Ihr Fabrikat. 
Statt der Dampfinasciüiie zum AbUrehen usw. dient eine Kurbel, die 
von sechs Mann gedreht wird. Die Drehbänke sind gute englischOf 
auch ailea Bio! englisch. Man kann sagen, daß alles brauchbare 
Kriegsmaterial der Chinesen aus Europa kommt oder nadh enropÜ- 
scbem Muster gemacht wird. Sie haben Egonen, Snyder, Beyelver, 
Munition usw. yon Europttera und haben yon ihnen auch Instruktion 



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Eoropäerieiodschaft. 



213 



in der Verfertigung und im Gebrauch der Waffen bekommen. Man 
trifft noch viele, die unter Görden und zu seiner Zeit gedient haben. 
Die Leute in Schenti haben gesehen, de6 fremde Httlfe ihnen die Re- 
bellen yertneben hat, and doeh ist die Abneigung gegen iKe EniopBer 
allgemein und offen. In Schaoii haben die Leute wenigrtena den Aus- 
draekdwaelben sowie ihn« Neugierde yennieden, undlnNord<Sehanst 
und im K6n wei hat man Euroi^ler sogar gern erst mit dem Eintritt 
In S^enai ftUt sich der Fremde unangenelmi berfÜut 

Der Grund dieser Abneigung ist mir unklar. Halbgebildete 
Leute blicken aui uns mit einem GomiHch von Herablasaung — sie 
glauben allgemein, ganz Europa 3oi nicht so groß wie eine Provinz 
von China — vonScheu, da sie wissen, «laß wir einem Volk angelinrcu, 
das nur das Allerbeste hat und verfertigt, und von Abneigung. Die letz- 
tere stammt zum Teil daher, daß aligcmoin die Überzeugung herrscht, 
die Fremden hätten das Opium eingeführt, um die Chinesen zu vor- 
derben. Man glaubt fest, daß alle Fremden rauchen, aber ein Mittel 
kenneni um das Opium unschädlich au machen, dieses jedoch den Chi- 
nesen nicht mitteilen woUen. Diejenigen, welche Tiele Fremde ge« 
sehen haben, stofien sich an ihren von denen der Chinesen abweichen- 
den Hameran, ihrem Mangel an Etikette und den Tiden Be&pielen 
von roher Trunkenheit, die sie natürlich an sehen bekommen haben. 
Es mag die Chinesen auch ganz allgemein ein (Jefthl ron Olm- 
uacht befallen, wenn sie sehen, daß wir frei in eigener Kleidung 
in ihrem Lande herumreisen und nicht ausgetrieben worden können 
— wir, die Bewohner eines so kleinen Ländelions? 

Ich verkehre jetzt täglich mit OfHziercn und mit sehr vielen 
Soldaten. Täglich vermindert sich damit die Zahl an europäischen 
Soldaten, die ich für notwendig halten würde, die Chinesen zu schlagen. 
Qut Schießen ist ilir Motto ; von Exerzieren und Disziplin, ausge- 
nommen gegen die gröbsten Vergehen, halten sie nichts. Eine feste 
Stellung einsunehmen, wOrde neileicht Tiele Menschen kosten, aber 
im Feld Iftuft die f^uma dünesisdie Armee Tor einem Re^ment 
preuAiseher Infimterie. Das winen die Offiziere auch ziemlich gut, 



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2X4 Die letzte große K«i$e. 1. Voa Pdüog nach Singanfu. 

und ich glaabo dahor, daß Gedanken der Aggressive den Clunesen 

fem liegen. 

7. Janiutf. Der Verkehr nach Iii findet in ruhigen Zeiten, wenn er über* 

hanpt möglich ist — von hier aus hauptsfichlich zu Wagen statt, wenig 
mit Kamelen. Man konnte in Singanfu einen sswcispUnnigen Wageo 
bia Hi mieteo. Für 500 kin Ladung und 2 — 3 Mann Passagiere 
oder etwa ca. 800 kin Oesamtladiing sahite man 64 Tafik iUr die 
7500 H. Reolinefc man 1 Ta6l ^ 1600 caah, so ergibt dies eine 
nngemein mißige IVadit) nBmIioIi 27« casb pro 100 kin-IL Diese 
geringe Foxderong ist möglich, weil die Preise Yon Lebensnutteln, 
Futter ttsv. sehr bUBg sein soHeo, besonders sobald das Tor yon 
Cliina, das Kiayükwan, passiert Ist. Es war immer leicht, Wagen 
fiir den ganzen Weg zu bekommen, da die Fulirleute stets auf Rück- 
fracht rechnen konnton : sie brachtou dann von Westen her Äledizlnen, 
russische Waren und getrockucto Früchts von Chami, die einen 
großen Ruf haben, besonders getrocknete Melonen. Das Volk auf der 
ganaen Nanlu und Pelu und bis dorthin beschreibt mein QewXhrs- 
mann, der vielgereiste ebinesische Pater Pius, als sehr gutmtttig nnd 
angenehm. Welch hexrliche Gelegenheit wSie es jetst, yon hier ans 
Wagen au nehmen nnd durch dies große imbekannte Gebiet nach 
Europa auracksokehrent HKtten die Bebellen ein Jahizehnt ge- 
wartet, so würde ich wohl die Wagen schon gemietet haben! 

^Jannar. Es wiuauelt hier von beschäftigten mnl unlicscluiftigtcn Beamten 

aus allen Provinzen: gegen 500 auf öleilen wartende Mandarinen 
sollen in der Stadt sein. Sie bekommen kein Gehalt und haben Kredit 
bei wohlhabenden Freunden, die ihnen wohl auoh Geld yorstrecken, 
um eine Stelle zu kaufen. Ningpo-Leute tun außer der Arsenal-Arbeit 
auch Sebreiberdienste; es gibt auch mehrere lißngpo-Kanfleute, hier 
und in mehreren hsiSn's. Zn Nachbarn habe ich awei Handaiinen, 
einen von Kbgpo und einen yon Hunan; letaterer enidilte, daß yon 
18 Ftttai'a im Amt 14 aus Hunan smd, und das Verhiltnis soll in 
anderen einflußreichen Stellungen Xhnlich sein, zum Teil wie 18 zn 16. 
Selu' viele kommen von Siang sianghsien, wo es 1 700 Beamte mit roten 



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OisuuMtioB «ka ehinatiidiMi MÜltlii. 



21$ 



(HUitltr-) Knöpfen gebe. In ganz Hitiiaa toD ob nur 7 Iuiöii'b geben, 

wo die Leute als gut gölten ; unter den schlimmsten Orten wird Yo tsch6u 
genannt'*'). Auch mein Gowälirbmaiai urklärt den Yoluschan**) für die 
Stelle in China, von wo der Fremdenhaß ausgeht und genährt wird, sagt 
aber, daß die Berühmng mit Europäern anfangt, grade die Hnnan-Loute 
wegen ihres offenen, nicht chinesiBch-kaufmännischen Charakters zn 
Freonden sn machen. Tsokungpan ist aus Hunan und meist von 
Honan-Lenten umgeben, daher ist ihre Zahl hier sehr bedeutend. Der 
VozgJtaiger von Tso war Totajin, ein eneij^cfaer, aber grausamer 
Mannt der den Krieg Ton Anfiuig an leitete, bis ihn dne Rundliche 
Kngel ins Auge traf und tötete* Br hatte die Bebelleii unwiderstehlich, 
aber sehr langsam von Tungkwan bis Aber Singanfb vor sich her- 
getrieben nnd alles^ was mohammedanisch war, niodermetaeln lassen, 
insbesondoro allf; zurückgelassenen Frauen und ijLiuder. Die Flüsse 
waren damals rot vou Blut. 

Militärisches: Ein Bataillon hat 500 Mann Soldaten: einen 
Kommandeur (Yu^nkwan), 5 Leutnants (tsankwan) für je 100 Mann, 
50 Unteroffiziere (schi tsang) für je 10 Mann, 445 Gemeine (ping), 
außerdem 100 Mann Train (tsangfn). 

Gage pro Monat: 

5 tsaukwaii h Taels 16 Taäls 80 

50 schitsang ä Taäb 6 „ dOO 

445 ping i\ Taöls 4,4 „ 1958 

100 tsang&i 4 Tafils d . . . . „ 300 

Summa Tada 2688 

Der Yuüu kwan erLüit pro Monat 3000 TaSls, so daß ihm uugefälir 
862. Taels als persönliche Gage bleiben. Er hat aber noch manche 
andere Ausgaben, die seine nominoUo Gage auf 150 Taäls redusdeieD; 
die wirkliche aber wird kn Mittel auf 400 Taäa angegeben. Der 
Soldat kauft sieh Kleidung nnd Eaaen selbat, nur die Übeijacke mit 



*) s. Bua 1, 0. 410. **) 8. Band I, S. SM A 



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216 Dte Istarti groia Bdie. 1. Ton FtoUag nadi 8ingMifit. 

demB«taJ]loii8-Abseicb6ii beialih zgr BiUfte der StMt In emigen B«- 
tainoDen hJÜk d«r Konunuadeiir eine Mt dlgemeiner KfiU^e, in der 
die Soldaten k 1a carte essen. In einem Uetnen Reehnungsbuch 

Bclircibt der sclü tsang die täglichen Rechnungen eines joden auf, und 
der Gesamtbetrag wird dann von der Monatsgage abgnzogön; diese 
bleibt oft längere Zeit stehen, und der Soldat zielit auf seinen Kredit, 
wenn er etwas Besonderes braucht. In den meisten Bataillonen wird 
1,20 Tael monatlich für Kost gerechnet, für den sclütsang, ping und 
taangfii ^eich. Alle Beute jeglicher Art wird verkauft: vom Erlös soll 
der Kommandear 3 y. H. erhalten und der Rest von 97 in gewissem 
VeiliilltniB TerMk w«rden ; der Eommandear aber dispoDiert in Wiik> 
liehkeit nach Beliebeii ttber den ganaan Ertrag, lat die Bani^iBle nicht 
▼oH, so steckt der Kommandeur die betrefienden Betrüge ein, tmd in 
jedem Bataillon fliefit ahm diese Qnelle mehr oder minder reidilldi. 
Eine andere EinnahmeqneUe sind die Extrarechnnngen filr Führen, 
Transport auf Kamelen, Ansbessemng an Qeschfitzen, nnd die Ein- 
nahmen wachsen bedeutend mit der Zahl der Bataillone, die ein Offi- 
zier kommandiert. 

Jodes Bataillon soll eine gewisse Anzahl von Geschützrn haben, 
nämÜcii acht, jedes Ücschütz oino gewisse Auzalil von Mann zur Be- 
dienung, außerdem vier Lanciera zu Fufi, vier Mann mit großen MenHorn, 
zehn Mann mit englischen Musketen, vier Mann, die zwei Jingals*) be- 
dienen asw. Jede« Bataillon wird dadurch eine Tmppe ffis steh; hat 
man aber mehrere davon anaammen) ao bilden de einen nnbehilf- 
lichen, schwwbewe^ichen, inm Angriff gani nnbranchbaren läppen- 
kSrper. Jn einem Krieg mit China ist m berlicknohtigen, daB alles 
nur anfV erteidigung eingerichtet ist: man hat nur die an yerteidigende 
Stellung an umgehen, um vor jedem emsdiehen Angriff sieher an sein, 
und kann den eigenen Angriff für die Stellen anfsparen, auf die es be- 
sonders ankommt. Dem g&nz entsprechend iiußiTn die Offiziere ihre 
Meinung dahin, daö Exerzitien und ETolutiouen, wie sie sie bei 



*) LidisdM Bewkliimag für klainet tragbare Kaaoattu 



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Altertümer. 



217 



fremden Truppen gesehen, ganz unnötig seien: es komme nur darauf 
an, daü der Soldat gut schießen könne. 

Diese tioch? Taee verbrachte ich mit Briefschroibon und Arbeiten, 9./14. Januar. 
80 gut es die zahlreichen Unterbrechungen durch teils willkoinnienon, 
teils unwillkommenen Besuch erlaubton. Bei der Mission war ich 
einmal zu Tisch geladen, und dabei wurde, gegen die (ttglicho Qe- 
wohnheit daselbst, europäisch serviert. Der Verkehr war aber durch 
den loteten Eindruck Yon Taiyufinfii geetOrt. Priester Pius besorgto 
mir die Packliere nach Sa'tecfawani auch 15 Äbdrtteke der Kestorianer- 
Ta&l and war ttberhaapt sehr gefidBg, wiewohl nicht sehr praktisch. 
Er ist das Factotun der Hisdon. Christen gibt es 20 000 in der FtoTins, 
TOr der Taiping- Bebellion aber waren es 30000. 

81 ngan fa ist ein vorallglicher Plate, nm alte Bronaen und Httnaon 
so kaufen : beides wird fortdauernd in der ümgebang ausgegraben. 
Dio Hflndlur kaufen die Bronzen dick mit Grünspau und darauf i"o«t- 
sitzendem Lehm bedeckt; zum Teil worden sie achou so weiter vor- 
kauft. Auch alte Inschriften in jetzt unvorstHndlichon Cliarakteron 
sind häufig: dies soll allemal die Herstammnng aus der Tschöu- 
Dynastie*) andeuten, in der die meisten Bronzen gemacht wurden. 
Auch wenn die Inschrift fehlt, wird, wenn hohes Alter ersichtlich ist, 
die Tschöa- Dynastie als Herstammuni^eit mit Sicherheit ange- 
nommen, da in den daranffolgenden Dynastien (Hau- usw., aadi Tang« 
und Song-Dynastie) diese Industrie nicht blfthte. Es sind meist drei- 
Itlfiige Urnen und Opfeigefilfie Ton ▼arschiedenen Formen nnd mit 
Terschiedenen BeHefiteidmongen. Die FreiM sind hoch nnd ateigen 
fllr g)ro6e Stücke von 80^50 Catties Gewicht schnell anf 60—100 Talfls. 
Ich kaufte nur zwei rocht habsche kleinere Stücke, beide mitloschrift, 
eins noch mit dem Deckel, was äußerst selten Ist. Dio Münzen werden 
hier wenig vorstanden : dio meisten alten worden dor Han-Dynastio 
zugeBchrieben ; auch Ming*8 sind häutig Irisch ausgegraben zu kaufen. 
Ich kaufte auch ein großes prachtroUes Cloisonn^ ; noch ein zweites, 



*) IXe TiehiiirDTiMiti« fftgiwte von 1128 bi« 821 v. Chr. 



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218 



Die letzte ^oSe Heise. 1. Von Peking nach Singaofa. 



uavergleiclilich schönes und originelles Stück, wurde mir zufjobracht, 

einFarailieiibtuck, das aber nicht unter lOOTaeU feil war, so daß ich es 

nicht kaufte: Eine goldene Schildkröte mit aufgebogenem Kopf trägt 

zwei Wolkensäulen von Email; in den Wolken üiegen Fledermäuse. 

Auf dem Kopf der Schildkröte steht auf einem Bein ein goldener 

Phönix, dtt xweite Bein ist au^ieiogeii, die Kmailflügel sind vor 

den beiden Wolkenattulen ana^breitel Hinten yenohlingen aidi in 

•chtfngefonnteD Linien die Sdiweife der beiden Tiere, zwischen den 

beiden Sftnlen anfirteigend. ist die schönste Arbeit der Art, die 

ich gesehen habe: das Email roUkommen fehlerfrei, gar kein Sdiaden 

daran, das Ganze in hohem Kunstgeschmack gearbeitet. Der Preis ist 

eine Bagatelle, greift aber zu tiefen den lUrvorrat der lieisekasse. Ich. 

kaufte auch noch eine Ming-Vase von großer Schönheit. 

Sin^anfn Hier ruhe ich mich recht gründlich aus. Ich habe ein Uaus mit 

10. Januar, g^^^^^ hohen Zimmern in einem Mandaiin-Gasthäuschen und kann 
Ava r*— 



Brief an di« behaglich arbeiten. Nicht weit von nur ist die Mission: auoh 
italieoisohe Franaialcaner. Der Bischof ein rOstiger und lebhafter alter 
Henr, Uonsignere Ghiais, ist schon 40 Jahre hier und von einem Chi- 
nesen kaom noch an nntesscheiden. Sein WkMS war in Born behn 
Konnl nnd ist dort andi Bischof geworden: ein prllchtiger, liebent- 
wQrdlger Mann in meinem Alter. Ein dritter Missionar, schon grau» 
liaarig, ist ein Stück schlappo alte Tante: er glaubt nicht an die 
Keis^ ri \on Älarco Polo, der schon im 13. Jahrhundort hier war, ist 
aber ganz fest überzeugt, daß der Apostel Thomas in China gereist ist. 
Der erste Bischof ist trotz seiner langen Abgeschlossenheit ein so 
kluger Weltmann, als ob er sich immer unter zivilisierten Leuten be* 
wogt bKtte, und scheint gana der Mann au sein, nm eine Mission au 
leiten. Sonst aber fehlt all «Hosen Misnonaren gana im allgemeinen 
ein gutes Stack Ansbihlang. Man steckt sie noch jung in die Kutte, 
dann kommen sie ins Seminar, werden geweiht und solbrt hleiber* 
ans nach den IGssionen gesohi^^t^ Sie kennen mebt das Geringste 
vom praktischen Leben und sind darum auch 8o wenig praktisch in 
ihrer Mission. Da waren die Jesuiten in alter Zeit, welche aUe die 



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J>i« MiMion in Singanfa. 



219 



Cliristen gemacht haben, denen die jetzigen Migsiouaro nur Seelsorger 
sind, gans andere Leute. Die kannten die Welt genau und kamon 
WOB eSgenem Antrieb, nicht als willenlose Wodueage, hierher. Einige 
J«lize freier Studien wie auf deatechen UmTenitfttea und daiuL einige 
Jaliie gdsiliclier Pimxis in einer Pfanei wflrden den meiiten der her- 
snakommenden jungen Leute sehr gut tun. Der EntachluB sollte in 
reiferem Alter ge&fit werden, nicht lu einer Zeit des Lebens, in der 
man noch kein Urteil hat. Alle diese Vorbedingungen sind bei den 
leitenden tlorrcu der belgischen Mission orfiiUt, aber boi dou jungen 
Leuten verfallen slo schon in denselben Fehler, den ich eben erwähnte. 

Singanfu Ist oino große Stadt, dio von miicbtigon Mauern mit 
wahrhaft imposanten Toren umgeben ist. Es hat mehr als eine MiUioQ 
Einwohner und ist sehr belobt. Jetzt ist es nur die Hauptstadt der 
PtOYins Schensi; früher, während dreier Djnoastien, war es die Besi- 
dena der Kaiser yon China, snerst unter der Dynastie der Tain im 
8. Jahrhimdert dieser Zeitrechnung. Diese Kaiser machten anm 
erstenmal den Kamen China groB: der Huf ihrer Macht eistreckte 
sich weithin und drang bis au den RAmem. Am gefllrchtetaten war 
der Kaiser Schihwangti, der die Große Mauer errichtoto und dIo 
Bücher des Coufucius im ganzen Reich verbrennen ließ j diese wurden 
später aus dem Gedächtnis wiederhergestellt. 

So wenig iutcresse wir natürlich an den Details der chinesischen 
Geschichte nehmen können, ist dies doch ein großartiger geschicht- 
licher Boden. Seit undenklichen Zeiten war hier der Schaoplata 
mXchtiger V<)lkerbewegnngen, die, wie g«gen Europa Ton Ost nach 
West| sc hier TOn West nadi Ost gerichtet waren. Eine ungeheure, 
fitft unttbersteli^che Uaner, das ausgedehnte Kwenlun-Gehirge, setste 
diesen Strömungen im Sttden eine natOrliche Grenae. Entlang seines 
Kordab&lls ftthrfc am Zmtral-Asien zwischen Wttste und Gebirge eine 
große Völkerstraßo durch Kansu nach dem weiten fruchtbaren Tal 
von Singanfu. Zu wiedorhokeu Malen entwickelte sich hier eine hohe 
Kultur, und Kunst und Wissenscliaft blühten; dann aber folgte wieder 
eine neue lavasion von Noidweaten her: Millionen Yon Menschen' 



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220 



Di» 1«M« gnie B«tM. 1. Voit Fiakiag nacli fllnswiftk 



leben wurden Teniichtet, aber wiedw wuchs mit der Zeit neues 
Leben, Sobald man hierher kommt und einen Einbli<& in die An- 
ordnung dieser LHnder gewinnt, erSffiiet neh wie von emer Berges- 
höhe der ÜberUick über die Geschichte Chinas« Man fßanb% d«8 sie 
nur so und gar nicht anders habe kommen k6nnen: alles erscheint 
klar uüd natürlich. Ganz Zuiia^U-Asien mit seiner einfachen Gliede- 
rung und seiaea großen uralten Handelsstraßen liegt wie zu Füßen 
ausgebreitet. 

Jetzt spielt daä jüngste Drama in diesen Völkorbeweguugen: 
die mohammedanische Rebellion. Schon vor mehr als 1000 Jahren 
riefen die Cliinesen ein mohammedanisches, eine osttUrkiBche Sprache 
redendes Volk, die Uiguren, au Htllfe gegen die Tibeter. Jene kamen, 
ve^agten die l^beter, setsten uoh aber selbst auf diinesischem Gebiet 
in der l^vina Eansa fest Sie nahmen insbesondere den festen Hatn 
HdtschÖu im hohen Gebirge inBesits, und dort war seither der Herd 
von antichinesischen Intriguen der Mohammedaner. Sie breiteten sich 
weiter nach China hinein au.s und gewannen hier in den nünliichen Pro- 
vinzen sehr viele Anhänger für ihre Religion. Dio Spannung zwischen 
Mohammodauoru und Cliiucsou wurdo immer grüßer: da endlich, im 
Jahre 1862, revoltierten die Mohammedaner in der Stadt Hwatschöu 
— woher ich den letzten Brief schrieb. Der Aufstand wuchs, und er 
war bald Uber die ganae Frovina Schensi verbreitet, und von hier sdiritt 
er fort nach Kanau, von da nach Iii und ^^ukestan. In diesen fernen 
LSndem waren die Chinesen sehneU ermordet, die Mohammedaner 
erklXrten sich unabhängig. Li Eansu und Schensi abw hatten ne es 
nicht so leicht, denn ihnen fehlte sowoU ein Föhrer als ein be- 
stimmter Plan: sie hatten nur den aUgemeineu Zweck, sämtliche 
Heiden zu toten und sich zu Ilorreu dos Landes zu machen. Männer, 
Weiber und Kinder: alles wurde umgebracht und die Ortschaften 
vernichtet! Viele Millionen kamen dabei um, nur die Christen wurden 
verschont. Acht Jahre hindurch, bis zum Frühjahr 1870, hat diese 
Provinz fUrohteriich gelitten. £s wurden Truppen gegen die BebeUen 
geschickt, aber ne richteten nichts aus. Da entsandte man einen bo' 



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DI« ELriegsopenÜMMD. 



22i 



rfthmten ehmesisehen Feldherrn, Li, ntuch Schenfli. Er kam mit seinen 

40 Bataillonen, die alle europäische Waffen hatten, und sofort zogen 
sich die Rebellen olinc Schwortstroich aus der Provinz Schensi uaeli 
Kansu zuriifk, wo sio vou ilm ii ( llaulioiisbrüdern aufgenommen 
wurden. Li mußte iiacli dorn Maesacre von TiÖntsin als Gouveraeur 
der ProTin?: Tschill dorthin abgehen, wahrscheinlich um im Fall eines 
Krieges mit den Fnuusosen zur Hand zu sein; seine Trappen aber 
bfieben in Soheiisi und kümmerten sich nicht um Eansn, wo lidi ein 
anderer okioesischer Feldherr, Tsokongpau, mit 200 Bataillonen 
mit den BebeUen bescblltigte. Dieser Mami, der eine der höchsten 
SteQnngen in China bekleidet, hat wenig Olttck gehabt: er wurde Qftera 
übenrttltigt, nnd die Sendungen enropSischer Wafibn und Ifunition 
nach seinem Heer wurden schon unterwegs von den Rebellen erbcutot. 
Jetzt scheint die Re/nerung die Sache ernstlich in die Hand nehmen 
TM wollen, und es bcateht einige Auosicht auf Wiederherstellung dos 
Friedens, wenn auch die Ohioesen die großen Länder im Westen, 
Torkestan und Tli, yielleicht ftir immer werden aufgeben müssen. 

Filr mich ist dieser Krieg sehr unwillkommen. Es war von Anfang 
an, als idi nadi China kam, mein Plan gewesoi, durch Kansn und Bi 
nadi Europa anrUckiureisen nnd so diese grofien unbekannten LSn- 
dwstrecken wenigstois flttchtig su durdistreifen. Ich hatte die Beise 
filr ein sehr gewagtes Unternehmen gehalten, gab ne aber natllzlioh 
sofort ganz auf, als ich von dem Krieg in Schensi und Kansu hSrte. 
Jetzt, da ich Singanfu, die Pforte zu dieser Straße, erreicht habe, ist 
es mir doppelt schwer, an der Aus-taiirung dos Planes vorlündort zu 
sein. Ich sehe zu meinem LStauueu, daß die Reise vor der Rebellion 
eine ganz leichte war. Ein hiesiger chinesischer Priester, der erste 
wirklich würdevolle Mann, den ich unter den eingeborenen Priestern 
gefimden habe, hat alle jene Gegenden bereist, da dort Christen ser^ 
streut leben, nnd hat mir viel Information fiber dieselben gegeben. Man 
konnte damals ron hier einen Wagen mit zwei Maultieren nehmen 
nnd in 80 Stationen (Tagereisen von 5— T^Meilen) bis nach Kuldsoha 
nahe der russischen Qrenae iSshren. Cbeiall gab es Iiebensmittel sa 



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222 l«(s(0 große Beise. 1. Von Peking nmcb Singanfu. 

den billif^ston Prcison, und die Leute beschreibt er als gutmütig. Wie 
schön wäre es, wenn icli jetzt von hier die Heise mit einem Wügen 
and meinen Reitpferden antreten könnte. Aber jetzt wäre, wenn auch 
die AuBffthrang keine Umnögliohkei^ ao doch die Unteniehmiuig eine 
Absurdität. 

Ich werde nioht einmal die ProTinB Eeniu besuchen. Et g^bt 
dort kein I<aadroIk und keine Wurtehluser, eher viele Soldaten, und 
die StraBen sbd durch Rebellenhorden noch sehr onncher. Es wQrde 

viel Aufenthalt und Unbequemlichkeit geben, und ich würde nicht 
genug Ergebnisse im Verhältnia zur Zeit haben könuenj überdies 
würde ich die gute Jahreszeit für die SUdprovinzen verlieren. Ich 
biu eingeladen worden, die Armee, die Truppen von Li, dortiiiü zu 
begleiten. Das wäre ganz aniUsant, und ich würde dabei ein Stück 
chinesischer Kriegführung sehen; aber ich habe dazu keine Zeit. 
Ich gehe direkt nach der Provina Sa' tschwan. Die Packtiere sind 
achon gemietet. 



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Zweiter Abschnitt: 



Von Singanfu über den Tsinlingschan 
nach Tschöngtufu. 

Heute TerHe0 ich die Stadt nach zwölftSgigun ganz beiriedi- 15. Jamiar. 
gendem Aafianthalt Ea war eme interessante Episode der Reise. Hein 
Quartier war sehr amti&ndig und gut, und ich konnte auch recht gut 
arbeiten, was in diesen chinesischon Wirtshäasem selten der Fall ist. 

Ich mietete nun Maultiere bis Töohöngtufu, clor Hauptstadt von 
Sz'tscliwan, 24 Stationen, zu 17 Taöls Tür jedes und mit einoni Drittel 
Anzahlung. Es wurde Naelimittag, oho alle Klauseln des Kontrakts 
mühsam durchgefochten waren and ich meine Pont abgemacht hatte, 
deren Besorgung die Mission übernimmt. Eigentlich wollte ich schon 
am Id. abgehen, dem 4. des 12. chinesischen Monats; die Iieute be« 
wiesen mir aber ans ihrem Kalender, daß der 6. ein besonders gOn* 
sliger Tag anm Aufbruch an und Glttdc auf der Seise garantiieref 
und ich gab meiner Bost suliebe gern nach. 

Wir ritten zum Westtor hinaus, das ebenso groß ist wie das Ost- 
tor; die Mauern sind jedoch nicht so mächtig, als sie mir neulich im 
Nebel erschienen waren. Auch im Westen schließt sich eine große 
Vorstadt an, die mit Mauern umgeben und nicht zerstört ist. Die 
Stadt liegt auf ebenem Grunde: allerdings auf einer Terrasse, aber * 
sie steigt nicht in Terrassen an, wie Carl Ritter beschreibt. Die Ter- 
rasse zieht ganz eben bis zum Fuß des Gebirges fort, das von liier 



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224 



IX« ]«lBle giofi« BeiM. ^ YonStvgMiftinwihTiehSiigtnfii. 



etwa 20 km entfernt sn sein «ohdnt und sojEmt hoch «uteigt ; ei üt jetst 

ganz schneeig. Die Gegend ist eine ESnSde: alles sentSrttind menschen» 
leer, deimoch alles aagebaut. Auf den Feldern steht junger Weizen 
und Baumwollenstoppel; Kauliang gibt es nicht in der Ebene von 
Si Dgan fa. Die ersten bewohnten Häuser sind in dem ehemalä großen 
ummauerton Markt Sankiau, jetzt nur ein halbes Datsend, daronter 
Bwei Wirtshäuser, eine armselige Unterkunft. 
16. Jsaw. Erat ging et 80 Ii durch verwllstete Ehene» dann folgte ein Über- 
gang Uber einen Znflnfi des W^ihö und i^nch darauf ein swnter ftber 
den WöihO aelbat Dieaer Strom ist hier wasserreich nnd hat ein 
hreitea sandigea Bett, doch ist letateres meist trocken. Ber Fluß 
wird auf einer W!nter^chiffhra(^e ttbenetst Jetet heixiehte etaifcer 
Eisgang. 

Die Stadt IlBlcnyangliHieu ist zum erößten Teil zerstört; sie ist 
ein großes lisien und zieht sich lang am t'iaß hin. Die Straße fülirt 
vom Oisttor bis zum Westtor hindurch uud ist sehr belebt. Hier zweigt 
die Straße nach Kien tscliöu und weiter nach Kansu ab: jetzt die grode 
liUitltiBtraße. Die Strafie talaofwMrts ist weit kleiner. Die Stadt liegt 
6 m ttber dem Mufi : diese Stufe ist hier nur 1 Va km breit, dann folgt 
der steile Abbruch eines 100 m hohen LOfiiaades. Dieser ist gans 
durchlSchert von ehemaligen Wohnungen, die gruppenweise au- 
sammenliegen. Jedes derartige Dorf hatte nach ▼om eine Haner snm 
Schutz, und über dem Dorf war eine Torrasse, wo ein durch Stufen 
von unten her erreichbarer Tempel stand. Jetzt aber ist alles zerstört, 
selbst die Lötiv. i liaungen : sie sehen aus wie verlassene Wespen- 
nostor. Eine aufiailige Erscheinung, schon weit östlich von Singan- 
fu, dann wieder in der Umgebung dieser Stadt und vor allem auf der 
Löfistufe, sind breit abgestumpfte Kegel, manche bis 30 m hoch: es 
sind alte Qiahm Vier hoher Personen. Sie erinnern an die Mongolei; 
auch hier sind ihre l^file weithin sichtbar, und sie gehören au den 
Uerkmalen der Gegend. Bemerkenswert ist auch die grofie Zahl 
ehemaliger Tempel, die jetst aerstitrt sind. Heist stehen vom nodi 
awei 9 — 10 mhohe eiserne Spindeln mit weit heraosstehenden Drachen- 



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An NofdfiiS det Tilnllngsduai «uthag. 



225 



Teräeningeii; sie aind ans SduuinhGaAeiaeii und Mhr gMchmadcvoII 
gefertigt Es gibt daittr diei oder Tier venchiedene Fonneoi die 

immer wiederkehren. 

Von Hsiönyang nach Sinping fiUirto oin einförmiger Weg durch 
verwiistctü und entvölkerte und dennoch reich augebauto Gegenden. 
Vom Löäabbruch bia zum südlichen Gebirge ist das Land völlig 
eben, aber kein AUuvial-Land, sondern Seeausfuliung, welche unter 
dem Löß liegt. Halbwegs tritt die Straße an den LuQ heran, und hier 
sind einige sofierordendich reiche Quellen. Der Boden ist wieder 
regeneriezter JJiU not snsgewitterten Selsen, die der LSfi dsrttber nicht 
enthllt Nahe nnter der Oberflftche ist Wesseri so dafi £e Felder be- 
wSsserftwerdenkdnnen; infolgedessen wird sehr viel Opium und Tabak 
gebaut Sonst sind Baumwolle und Weiaen die Hauptgewiehse. Das 
südliche Gebirge ist großartig, von sehr einfachen Umrissen, aber 
scheinbar sehr gegliedert und wohl IüOO —2000 m hoch über der 
Ebene Der von Carl Rittor erwähnte Ta|ial schau ist eine Realität, 
denn er ist hier bekaant und soll auch im äommer mit äcimeo be- 
deckt sein. 

Sinping ist ein kleines, unbedeutendes hsiSn. Das Wirtshaus IT.Janiisr. 
war sehr schlecht Die Strafie fährte noch weiterlun 80 Ii in der Ebene: 
auch Her waren alle DOrfear Terwttsteti und doch alles Feld angebaut. 
Der L58 hat in dieser Gegend eine ungewÖhnBoh aanftweUige Ober- 
fliehe. Die Stadt om&fit die jenseitige steile Löfimaner: eine Seite 
der Stadtmauer liegt auf der Höhe, eine andere im Tal. Auch hier 
sind die Lößwände ganz durchlöchert Die Gebirge im Norden sind 
niodrii; ihkI liachgerundot, der Fluß bringt von da Kalk und Sand- 
steine litjrab ; das südliche Gebirge war heute leider nur in schwächsten 
Umrissen mehr zu ahuon als zu sehen, erscheint aber enorm hoch. 

Fufönghsien, die Stadt, die wir heute zunächst erreichten, ist ein 18» Jssssr« 
sehr annseliger Ort, aber von den Bebellen nicht eingenonunen. Sonst 
ist alles Tcrwtlstet, aber wieder sSmtlichea Land angebaut Weisen, 
Baumwolle und Erbsen bleiben voriieRadiend, daneboi sind grofie 
Strecken nut Opium bebaut Man pflaoat den Mohn in allen Ver- 

BMitbofn, AfaMdur, IL BmL 15 



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226 



Dto l«lste gnkfi« BoIm. 2.ToaSlBgMiftiiiMbTMWBftBAi. 



tiefiingea des Ltfß und ist jetet damit betcliiifliigt, diese bedeniend su 
vergrößern ; sie liegen gewOhnlidi 8 — i m tief unter der Obexflidie 
zwischen senkrechten WÜnden. Diese Wltnde werden nnn weiter hin- 
ausgerückt und (ior fortgeführte Bodou als Dünger über die Felder 
zerstreut. Der Löß ist stark bewohnt: sehr viele alte, verlassene 
Löcher zeigen sich überall an den Wänden. Wo die Oberflücho oben 
ist^ hat man eine Grabe mit einer senkrechten Wand gegraben, und 
in dieser dffnen sich die Wohnungen. 

Das Land ist Teil von Hasen, und Ich habe tVgliob gute Jagd. 
Am W^tbG gab es Tiele wilde Oftnse und rote Enten. Die Wirtihltuser 
sind jUmmexlioli, und da das Wetter seit Slnganfn sehr kslt ist, so ist 
dieser Umstand empfindlieb. Die Häuser haben kein licht und doch 
freien Znsug ftr die Luft; aueh die Kangs und eiskalt EoUenfeuer 
gab cü auch tlio erste und zweite Nacht von Schansi-Kohlen, die auf 
dem Weihö bis Usien yaiighsien hiuiinfgehen; jetzt ist nur noi h (rras 
zum Feuern da. Zu essen gibt es nichts als Mehl, wovon niaii sehr 
schlechtes Brot und schlechte Nudeln macht. Das heutige Wirtshaus 
war eine Erdhöhle. Der Ort ist übrigens nur eine Ömppe Ton Wirts- 
bftusem. 

Der Tapaä schan ist eine lange stumpfe Kuppe und sdkoint min- 
destens 2500 m aber dem Tal anfensteigen. Vor ihm erhebt sieh eine 
1500 m niedrigere aackige Gipfebeibe. Trota klarem IDmmel war 
die Aussiebt trüb, besonders naeh Sttden, und es waren nur Umrisse 

erkennbar. Das Gebirge scheint schroff abmstttrzen. 
19. Juuar. Der heutige Tag war endlich prächtig kl;ii , aber eine scbario 

Aussicht ist hier wegen der Staubatrao.'pbäre kaum möglich, außer 
nach liegen oder Schnee. Der Weg führt noch ganz auf Lö0, der sehr 
allmählich ansteigt und von tiefen steilen Runsen durchschnitten ist. 
Im Tal von Föngtsiangfii und nach Westen hin dehnt sich die Löfi- 
flicbe unllbersehbar aus ; sie ist mit spftdicb bewohnten Dfirfem be- 
deokt OroBe geschlossene Dörfer sind hier seltMi: es sind meist Weiler, 
die aus einer Ansahl kleiner Forts bestehen, denn jede kleine Hlluser' 
gruppe ist mit einer hoben Haner umgeben. Fast jedes Dorf Ist eine 



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IiBWaU.TalmifWirlh 



227 



Gruppe groSer vieneitiger EMten ; wahnclieiiüidi soUiofit jeder eine 
Ffunilie mit aller Verwwidliehaft eis. Offenbar war das Laad tot 

der Bebellion dielit bevölkert 

Lange und t-infürmig geht es auf dem Lüß fort. Plötzlich steht 
man an einem Steiiiand ; tief unten liegt der 2 — 3 km breite Talboden 
de.«W('ihü, in dorn dieser Bich in breitem Bett schlängelt. Jenseits 
erhebt sich das Gebirge, dessen Fuß vom Fluß bespült wird: es ist 
ein prächtiger, überraschender Anblick. Das südliche Gebirge, hier 
natüiliob einfach Nan schau (Süd-Gobirge) genannt, ist sehr gegliedert. 
Es scheint lange flache Parallelrttokea zu kaben, sinsekeii denen sich 
die Qaellbilohe der flttfichen entwiokeb, die die Vordexkette durch- 
brechen. Der Tapaisdiaa ist gana weift von Schnee, nidit Uoft in 
Knnseo gestreift wie die andern Berge^ ond hat von Sdmee gemndete 
Kanten. Alle Umrisse sind langgedehnt, die Formen flaeh mit stampf* 
winkliger Kuppe. 

£ndlich sind wir bei heiterem Wetter and Aussicht auf Bestand 20. Jauoar. 
an der ersten Etappc der langersehnten großen Bergstraße augelangt. 
Znvor kamen wir uach Kwöi tschöun, einem großen und bodoutenden 
Marktplatz, der mit Mauern umgeben ist wie ein hsien und von großen 
Vorstädten auf allen Seiten umschlossen wird. Gestern abend, als 
wir ankamen, strömten die Landleute in allen Btchtungen von dem 
Markt mit ihren Einkäufen nach ihren DürSeaen anrück: auf unserer 
Strafte sogen ans viele Hunderte en^egen. Dennoch hatte ich voll- 
kommen Rohe : wie ttbraaü westlioh von Singania aeigten sieh auch 
hier die Leute anstSndig, achtungsvoll im Betragen und olme anfdring- 
licfae Neugierde. 

Bald i^g es ttber eine lange Winterbrücke auf daa reehte Ufer 
des W^hö. Der FluA hat hier schnellen Lauf und klares Wasser 
und ist 400 Scluitte breit; sein sandiges Bett hat aber mindestens 2000 
Schritt Breite. Wir passierten auch bereits den breiten S( huttkegcl 
eines aus wilden weitverTrweigten Schhichten herabkomniondcu Berg- 
wassers. Das Wasser dieses und aller anderen Bergstrßme dient zum 
Treiben der Mühlen — hier bekommt man das weifte«te, feinste Weizen« 

15* 



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228 Dl« UM» inBe BdM. S. Von Siagwi fti aidi TichBagtafn. 

melil und sehr gates Oebltek — und mm Speiten von Bewfeldern, die 
sich am Talnod anadehneD. 5 Ii weiter fiegt der Maikt Uaying- 
tBchOna. Die BebeUen hatten luer alles Terwflttet, aber die Leute 
sind ans den Gebirgen sarllckgekelirt and haben £e HSnaer ans Hols 

lind Lehm wie Torher wieder au^ebaut. Steinbau ist in allen diesen 
Gegenden unbekannt und Backsteinbau ein Luxus. — Nun geht der 
Weg Immer am Talrand hin durch mehrere neu aufgebaute D iiior. 
Auf den Retsfeldora tuoimeltea sich wilde Gänse und Enten, rote Kuteni 
auch weiSe Beiher. 

Das W^i hö-Tal ist auf dieser Strecke eine der eigentümlichsten 
Landsdiafien, allenfalls dem Lö hö-Tal östlich von Hö nan fu vergleich- 
bar. Parallel der Kette des Tsanglingacfaan Unft hier an ihrem Nerd- 
fb8 ^e gradgettreekte Binne oder Furehe mit 3 — 5 km breitem Tal« 
boden, im Norden yon dem mehrmala dnrohadinitteiien gradlinigen^ 
150 m hohen Ab&ll der Ldfitenasae begreosti im Sttden von Zangen 
eines 250 — 850 m hohm Löfilandes, die ncAk awisehen den Schott- 
kegeln der saUreiehen GebirgsstrQme abwürts erstrecken nnd auch 
ziemlich steil ab&Ilen, wiewohl nicht so steil wie an der Nordseite.. 
Hinter dieser Vorstufe steigen dann die Gebirge höher und höher, 
wilder und wilder an, tief zerrissen durch die Schluchten der Berg- 
•wasser, bis zu den hohen Ketten, die hier den Gesichtskreis be- 
grenzen. Im Talboden windet sich der Wöihö in seinem breiten 
sandigen Bett zwischen firuchtbarem Älluvialland. Das Merkwürdigste 
für den mit dem Löß noch nicht Vertrauten wQrde der Anblick der 
njfardliehen LöAwand aein, die von nnten bb eben gruppenweise durch» 
Idchert ist Zahllose Zieksaekp&de fuhren vom Tal nach der Höhe 
und yerbinden alle diese Gruppen menschUdier Ins^tenwohnungen. 
Der Abfiülswinkel ist 25---40^ aber stets kOnstUch abterraasiert. Fast 
jede Temsse ist mit Höhlen beaetst und der Boden angebaut: nicht 
dm Ileckehen ist unbenutzt Am dichtesten ist das Gewimmel um 
Pankihsign. Diese Stadt liegt am Lößgchäage selbst und zieht sich 
laug daiaa hui; die Mauern erklimmen einen Teil des Lößraude». 
Biogsum wimmelt es von neuen Lehmhäusern und Lößwohnungen. 



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In G«blife bla«te. 



229 



Diese meikwllidige kleine Lendwliaift iit im V«riititDiB m dem, 
was ich bisher gesehen hatte, nngemnn belebt : es ist ein fortirHhien- 
des StrOmen von MensduMi mid Tieren. Und dies g^t talabwllrts 
ebenso fort; wafwM» aber sehHefit sich die Tslrinne bald, denn un- 

gefähr 10 Ii obcrlialb Pauki lisicn sieht man don Löß von beiden Seitea 
zusammentreton, und darüberhinaus orschoinen die Umrisse von Mittel- 
gebirgen. Pauki liegt an einer konvexen Biegung des Flusses. Über 
diesen führt eine Winterbrücke, und dann geht die Straße unmittel- 
bar in ein von SW kommendes Tal hinein. Der untere Teil liegt noch 
einsehen LößhUgeln. Bei meiner Nachtstation, deren Namen übrigens 
niemand dentUoh aossospieehen vennag, mündet mein Nebenweg 
in die HanptstiaSe. Hier tritt nnter dem Löfi sehen fisstes (Ge- 
stein an Tage. Der Bliek taUni^irts ist groflartig: man blickt in ein 
Labyrintfi yon Bergen, die höher and hoher ansteigen nad heute, bei 
duftiger, aber dunstiger AtmosphSre, riesenhaft anssehen. 

Ich begegnete heute, so lange ich am linken Ufer war, langen 
Zügen von l'acktieren mit Sui von*) von Kansu (mis Lan tschau fu) ; er 
ist in Kisten gepackt wie Tee und offenbar ein wertvoller und bedeuten- 
der Handelsartikel. Außerdem war nur noch Tischleiieim von Be- 
dentang. 

Sehen dieser erste Tag führte über den Haup^pafi hinüber, mit 21. JsaW. 
dem ich das Becken des Hwanghd ▼eiliefi; die Sdilacht ist awisohen 
steilen GranitwKnden eingeengt Es ist ein nngemein leirissenes Ge- 
birge : Beihen ron Zacken steigen hintereinander bis an den höchsten 
Felsrücken au£ Dieser Paß, der Tsiüntschaiing, liegt ungeführ 1100 m 
über dem letzten Ort der Ebene nnd etwa 1800 m über dem Meer. 
Schon nahe IhIuu aber steigen die Berge noch 1000 m höher an, und 
ich vermute nach dieser Paßhöho, daß der Tapal schau inindeBtens 
3300 m hoch ist. Alle Berge bis 2700 m Udhe sind noch so gut wie 
frei von Schnee; erst auf den höheren ist er ganz liegen geblieben. 
Ich nahm ungom Tom Hwanghö-Becken Abschied, da ich so viel 

*) so Im TH^sbueh gtichxlelMDj dj«a s wostUdiar Tsbsk, von grtaUdtar 
Färb«, kommt sm Kmimu 



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2dO Di« Mite groie BaiMk 8. Ton Slagaafii aaek TMdidiictiitei 

darin meinen Naclifolgorn in der Erforschung von China überlassen 
rnnfi. Weleh gewaltige Trenniing igt mit dieser WMsencheide gegeben! 
Und doch und die VVlkexaeliiften za beiden Seiten gftmUch «mal- 
gMniertt — 

In der nfirdliofaen Schloeht liegen Toreinselte kleine Dörfer an 
der StraSe, und sof den Hdhen iat wetug Anban; «of der SOdaeite aber 

geht es nach einem fruchtbaren Talbeckon hinab. Lange Oobirgs- 
schluchten voreinigeü sich hier zum Tunghö. Man baut iu Jicbcni Tal 
KartüÜelu, Mais und Buchweizen, und der Anbau erstreckt aich bis 
850 m an den Gehäugou hinauf. Diese sind mit dickem Lebm| nicht 
mehr mit Löß bedeckt. Es gibt hier Fasanen in Scharen: man neht 
bia 100 auf einmal, oft diobt am Wegej in den Beigen soll ea 
Htraehe, Damhiradie und Bergaobafe geben. Die Bewohner der Qe> 
birgiaehlnchten acheinen einer von den Ohineien abweidhenden 
Raaae anaugehttren; obwohl ue den Zopf tragen. Sie aind klein, haben 
kleine nmde Köpfe, und deor Bartwuchs beginnt in ▼exhiltniamtßig 
frühem Älter. Hier an der Strafie selbst wohnen jedoch wesentlich 
Chinesen. 

Die Straße bietet bis jetzt nichts Wunderbares. Hier und da Lst 
sie allerdings in den Jb'clscn ausgehauen, aufgomauert und mit Pläiiien 
gestützt; auch ist sie breit angelegt, wenn auch nicht überall breit 
erhalten. Das Einaige, woran man aie als eine alte große Kunst- 
atrafie erkennen kann, iat ^e Tracierong und die Pflaalemng. Alle 
eilialtenen Strecken aind mit Steinen gepflaatert, aber die Steine aind 
meist ana ihrer Lage gekommen, und ao Iat das Fortkommen eine 
Tortur. Hier and da gibt ea alte BogenbrOeken. Es ist viel Verkehr 
auf der Strafie: Laaten Ton Hola und HobskoUen aus dem Gebirge 
gehen nach dem Wcihö hinab; von weiterlicr kummi iiuiö, der iDci^t 
auf Menschenrücken getragen wird, femer Zucker und andere Waren 
von Sz'tschwan. 

22. JsiuMr. Heute war der Himmel ganz bedeckt; es blies bei — 8^ C. hart 

Ton NO und Bchncite leicht den ganzen Tag. Die Kälte war äußerst 
empfindlich, und als meine Leute hier in Tsauliangyi ankamen. 



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D«r Oianktar de» G«UigM. 



281 



hleheii aie ea aidit länger ans und kehrten ein, iigodiob, da6 nicht 
Bchon Iftngst ▼ozfaer du Signal dasa Ton nur gekommen war. Die 
meisten Reisenden li^en heute ganz still, da die Chinesen das Reisen 

auf beschneiter Straßo weniger filrcUteü ala das Reisen auf den besten 
Str&ßeo, während der Schnee lUllt. 

Der heutige Wog führte am Tuughö abwärts in stidwesth'cher 
Richtung. Wie schon jenseits des Passes hält sich die Straße ganz 
auf der einen Seite des Flusses, um Brückenbauten zu Yermeiden; 
man hat sie daher an steilen FekTorspräogen hin und zum Teil über 
dieselben hinweg bauen mfltseo. Lange Strecken sind in aShes Horn* 
blendegestoin emgebanen: eine mfihsame Arbeit, wenn man l>e> 
denkt, daft kein Schiefipulver verwendet wurde, wenn aueb kaum 
nennenswert im Veigleteh num Bau von modernen Oebirgsstiafien* 
Das Tal Terengte sich bald unterhalb meines gestrigen Rastortes, 
aber es wird nie eine eigentlidie Felsenge: es bleibt Raum fttr die 
DSHer und grfifitenteils anch für einen schmalen Strich angebauten, 
meist geneigten Bodens. Selten ist dieser 1 km breit, aber an den 
Abhängen steigt wie vorher der Anbau, fleckuüwuiso verteilt, hoch 
hinauf, nicht in terrassiorteu, sondern in abschüssigen Feldern. Diese 
Kultur ist dem Lehmboden zu danken, der das Gestein vielfach be- 
deckt. Stellenweise nimmt er Lößcharakter mit senkrechten Ab- 
bruchen an, und dann fehlen auch die Löß wohnungen nicht. Die Dörfer 
sind armselig^ aber toU von kleinen Restaurantn, denn der Straßen- 
▼erkehr bildet mne der Haupt-Einnahmequellen, Die Leute sahen 
uns aber kaum an und ließen uns vollkommen in Ruhe. Es ist viel 
Armut unter ihnen. 

Die Gebirge nahmen sobon vom Paß ans an HSbe und an Wild- 83. Jsaav. 
beit der Rücken und Gipfel ab. Die eigentUche Hocfakette des Tsm- 
ling scheint die Qranitkette zu sein, in die der Paß eingesenkt ist, und 
mit der Wasserscheide zusammenzufallen. N;uh Norden dacht sie 
sicli kurz, und wild ab und entsendet dorthin k m /.o .Ströme mit steilem 
Gefälle; nach Süden fließen lange Ströme mit geringem Gefälle ab. 
Die Qebirgswelt setzt hier weithin fort, wird aber milder und nimmt 



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2B2 Die I«Me pofl« BdM. 2. Yott SiagMifii uoh TicMiigtafti. 

ao Höhe ab. Dannooh beginnen in den TMleni erat weiter abwftrts 
die Engen. 

Am nnteren Ende eines langgeaogenen Becgkesaela liegt F5ng- 
hnin. Im Sttden der Siad^ doreh eine Voiatofe getrennt, ragt wieder 
liSlieres Gebirge aii£ Die StnBe folgt immer dem linken Uler ond 
hat dadurch in den Engen manche harte Aul^abe an tösen. Am ¥1aS 

sind hohe Steilabbrücho quer gegen die Schieferung des Gestoina 
voihaiult ii : sio bieten große Schwierigkeiten, nnd es gibt Stellen, wo 
die Straße entlang einer solchen Wand fast ganz auf Pfkhleu ruht. 
Sie konnte die Bewnnderang von Marco Polo wohl erregen, denn da- 
mals existierte in Europa kaum etwas Ähnliches. Die alte StraSe iafc 
allerdinga nicht ttbeiaU erhalten: aie hat durch Bergabratsehnngenf 
Anawaaehungen nnd Ahnntaangviel gelitten ond ist mir aowwt in stand 
gehalten, ab nötig schien, damit der Veikehr meht nnterhroohen wttrde. 
Um ihrem Zweck als grofie VeikehrsatnSe sa ent^reohen, bedürfte 
de eber gewaltigen Umaili^tang, ond da das in diesem Land mv dorch 
kaiserliche Munificenz geschehen könnte, so ist so etwas nicht sa 
erwarten. Fönghsicn ist eine kloineummauerte Stadt und der Sitz eines 
lebhaften lokalen Kleinvorkehrs; die Leute sind iinLitMijt harmlos. 
2ii/i6. Jan. Nichts bezeichnet die Unzugänglichkeit dieser Gebirge und die 

Wildheit der Engen, welcb^^ der Kialinghö zu passieren hat, besser 
als der Umstand, dafi die Straße, nm achliefilich Orte an demselben 
Kialingkiang (8.B. Panningfii) «necreicben, tfberhohe Pisse nach 
mgangbaren Seitentlleni gehen mnfi, nm erst spiter an dem bei Föng- 
hsiön Teilasaenen ¥baÜ saracksokeliren. Nach Gletsdienpnren habe 
ich mich auf diesem ganzen Gebirgsweg fortdanenid, aber immer ver^ 
geblich umgesehen. Es gibt kc^e abgescUiffBuen Felswinde nnd 
keine Gosteinsstücke mit geritzter Fläche. Hier und Ja xiiuiat man 
eine Moräne zu sehen, aber sie erweist »ich allemÄl als die Schuttan- 
häufung aus einer Seiteuruose, die gegen anstebondes Qestein auf- 
gestaut ht 

Die Vegetation auf dienern Gebirge nimmt stetig an, je weiter 
man nach Sttden fortschreitet. Im Sommer ist das gaoae Gebirge 



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Di* CMkirfartMfic. 



28a 



grSn, aber im eigeoliliehen Tiinling änd BKnme vod StKineher noch 
selten. Am Hoidablimig werden viele Weiden gepfl«nxt und als Brenn« 
bell Terbrucht AmSttdabbeng encbemen Eiehen, and diese nehmen 
an Menge an; es sind aber nnr kleine Btomohen und keine immer* 

grünen Arten. Überhaupt sind bis jetzt noch keine immergrünen Laub- 
hölzer erschienen. Heute auf dem Tiz'paischan sah ich die ersten 
wilden BambuayoKUschoi eio l>iMoten das eiiizigo ftische Grün. Kadel- 
hölzer fehlen außer einigen Cypressen ganz. In den Talbüden sind 
seit gestern viele schlanke Pappeln mit silbergraner Binde und auf- 
strebenden Ästen zu finden. Obstbäume sind noch selten, am häufigsten 
noch Kaki, die in all diesen Hochtllem gedeihen; aafletdem kommen 
einige FfirriohbKnme fort, sonst nicbti. HentOf bin Nansing, standen 
einige UaolbeerbSnme mit Zeiehen der Benotanng' Einen l^ug-Banm 
sah idh schon bei Fankihsidn. Bankende Oevrilohse treten erst jetit 
auf, und das Tal obeilialb Tft lin pn war bereits ungemein fieblicb durch 
die Meugo der Vegetation; auch die Schluchten des Töz' pai sind 
zwischen den Felsen viel bewachsen. DerAnbau reicht sehr hoch hinauf. 
Die Schweinezucht f&ngt an, sich bedenklich zu mehren; sie bringt 
nicht mehr die bessere Kasse von Kansu und Schensi hervor, sondern 
da» gemeine chinesische Schwein mit faltigem Gesicht und lang herab» 
hängendem Baach. £in anderes Symptom des Sttdens sind die £nten. 
Bis bieriber hatte ich gar keine gesehen; heute traten sie aof, und 
zwar gleich in gioAer Heage. Gerilocherte Enten werden mass e nhaft 
▼on Hantrabungfii nach dem Norden getragen. Sehale eadstieren nur 
noch als Famillenmit^der. Fasanen sind noch immer in Scharen 
vorhanden und lassen sich leicht schieden. 

Von Lasttieren hat tlas Kamel luituilich ganz aufgehört: west- 
lich von Singanfu sah irli noch einige Züge, aber welche jämmer- 
lichen Gestalten im Vorgleich mit denen weiter im Norden ! Mit Eseln ist 
es auch aus ; man sieht nur noch wenige und meist kümmerliche Exem- 
plare, die sich mit den lebhaften Tieren von Schensi nicht v^rgleidien 
lassen. Mongolische Pferde sind auch nicht mehr zu sehen, nur noch 
die kleinen allerliebsten Sa' tsehwan- Ponys; meine abgemagerten 



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2d4 I>i« g«>8e BaiM. 2. Von SiofiiiAa aaeh TiebSsglafo. 

Klopper beglnnon durch ihre Größe Staat zu machen. Die Maultiere 
auf dieser Straße pind vorzüglich; sie kommen meist von Sehens! und 
Ninghia« Dm Haupt-Lasttier aber ist hier der Mensoh. Die Leute 
mgen die Leiten m^t auf dem Backen, und swar bis etvra 80 kin. 
Der bedeutende EVaehtrerkehr auf dieser Stmfie von Haatsdkongfii 
bis Kwtitsohtan wird &st gaoi in dieser Weise yermitlelt 

iSne HezkwOxdigkeit, welche gestern sum erstemnal an den Ge- 
hlngen sttdHch 700 Santsclia j i oisdiien, sind HOhlen im Qesteiö, die 
an den unzugänglichsten Stollen 80 — 125 m über dem Talboden an- 
gebiachL sind: stets iu Gruppen von 20 — 10(J zubammeu umi j^auz 
unregelmÄßig zerstreut. Sie sind hier in den Schiefer aus pohöhlt. Ich 
kann keine Auskunft über die Zeit und den Zweck ihrer Anlage er- 
halten: die Leute hier wissen nichts davon. Als die Taiping kamen^ 
dienten sie der BeTölkemng ab Zufluchtsorte. 
96. JiBiiar. Die Gebirge nehmen zwar an absoluter, aber nicht an relativer 

Hdlie über dem Tai ab. Kdnnte man die Landschaft Ton einer fiKjhd 
aus ttberblidcen, so würde man mn ICeer Ton Gipfeln in breiter Zone 
angeordnet sehen. Die WnsseflUnfe sind ohne Talboden tief und scharf 
eingeschnitten, ehenao alle Seiteosehlttditen. Ddifsr gibt es nur an 
der StmSe; diese sdbst windet sieh an den Oehingen hin und steigt 
oft über ielfltge Vorsprünge hinweg. An den steilen Gehftngen wird 
noch Anbau getrieben, der aber an Areal sehr beschränkt ist. Von Löfi 
ist nur noch ein kleia wenig an einigen Stellen vorhanden. 

Kun erscheint Granit. Das Tal wird sofort enger und ist mit 
Felsmasscn bestreut. In der einzigen Erweiterung liegt Liupating: 
eine schöne Umfassungsmauer mit nichts als ein paar elenden Hütten 
darin und einer kleinen Vorstadt mit einigen Kramläden und Wirts- 
hllnsem. Trotzdem werden die Tore jede Nacht geschlossen. Die 
Lage des Ortes in dem Gheanitkessel ist romantisch, aber nm der Ghanit- 
gehirgslandschaft den aosiehenden Charakter in geben, die sie ge- 
wöhnlich in Europa ha^ fehlt es an Vegetation, vor allem an den Nadel- 
holawSldem, die so schön gegen das Starre der Winde und Blöcke 
des Granit abstechen. 



L>iyui^L.ü Ly Google 



335 



Heute bemerkten wir die ersten immergrünen Sträuchor und 
B&ume; in Sebeniinnd Sehwi habeiehkeinftgeteheii. £B«ok6ineikMyz>- 
tluMseeii und Lmiineeik sa eein. Sie begianen in einer Ueereehöhe 
von nngefilfar 27.00 eo^. Barometentnnd und endueneo glddi In 
Sehuen. Sofort nuwbt äch auch schon CliMnaeiropi beme^oh. 

Dm war ein prikdiliger llorgenspazi orgaog bei — 2 C oad mus 97. Januar, 
mem Sonnemdheiii, himb In wildem Febtal! ICstau, unser Ziel, ist dn 
MarktÜockoTi mit yiolenWirtshäusem und Kleinhandel. Die Schwierig- 
keiten dos We^,'os sind liier überstanden, und meine Leute baton um 
einen halben Rasttag. Pfordo und Esel mußton beschlagen werden, 
und alles Zeug wurde aus^'i h vssert. Die durchschnittliche Richtung 
war heute SzsW mit vielen kleinen Krümmungen. Der Muß strömt in 
einer engen Felsschlucht, die Berge erheben sich steil und wild bis m 
600— äOO m aber dem Tal; Anbau ist nur in ganz kleinen Fledcchen 
▼odiandMi, unuomelir spo&tane Ve^tation awisoben den Feben und 
Aber den Felswladeii. Die Sizmfie fthrt am zeohteB Uler hin und hat 
manche atefle An- uid Abstiege Uber Fdaen au ttbenrinden. Zoletet 
selat rie Uber einen kleinen Zofluß auf einer Kettenbraeke, der mten 
dieser Brttcken, die idi hier sehe. Sechs Ketten Ton 15 m Lünge sind 
in geringem Abstand Tonehiander aasgespannt und mit Brettern belegt 
Die Brücke ist schwankend und ftlr Tiere nicht nngefUhrlich. 

Metallfüliiuug ist in allen diesen metanuirjilsischen Gebirgen nicht 
bekannt; Gold wird im Haupttal nicht gowascheu. Es ist wahrschein- 
lich diese breite metamorphtsche Zone auf der Südseite, welche das 
Gebirge im Westen und Osten so unzugänglich macht. Die sanftesten 
ond anban&higsten Gegenden sind hoch oben. 

Dem bisherigen Charakter getreu wird die Schlacht nm so S8.JamMr* 
wilder, je weiter man in ihr hinabgeht. Die heutige Strecke war land- 
sdialtiicb die grotoligste ond ftr die Stra0e die schwierigste. Hier 
ist diese in der Tat, wie Uaico Polo becichtel^ an Felawloden entiang 
aa%edilmmt, snmTeUmit Fftblen nnterstlUBt, und die uralten Strecken 
haben an schlimmen Stellen nodi die aufgemauerte Brflatnqg yon 
1 Faß H(}he, die er bescfar^bt Diese Strecken sind die besten. Im 



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286 Dte lelsto groft* Beti«. S. Von^ngaiifliBAdiTMiSi^Ftafti. 

flbngen ist die Strafie iwar ■orgfiütig in Bepantor eriultea, aber doch 
•o acUeeht und «o eehwieiig und gefidiriieh fttr Paektiere, daB idi 
metneii Leuten ihien Wunsch, schon nach einer Station von 70 fi ein* 
snkehren, gewKhren mnfito. DieTVildheit des Gebiq;ee itthrt teils vom 
Gestoinsdiankter her, teils daher, da0 es an absolater Höhe nur 
wenig abnimmt, die relative Höhe daher talabwärts zunimmt. Die 
Gipfel, die sich hior zu Rücken gestalten, ragen noch imnior 900 bis 
1200 m über die Talsohle auf: natürlich nur etwas weiter abgelegene 
Höhou, die durch die Schluchteu sichtbar werden; die Schätzung ist 
bei ihnen ungenau. Nach der chinesischen Karte hatte ich schon mit 
nördlich von liier den Anfiuig einer großen Ebene «rwartot; statt dessen 
finde ich die sohrodbten Alpengebixge. So ungenau, sind die Qoellen, 
denen wir die Topographie von China bisher entnommen haben! -~ 

15 U nnttthalb Tsh^Uaitpa windet sioh der Strom dnrch eine 
FelwVlamm von grofiaitiger WUdlieit: die starren Gneiswlnde, der 
Strom in der Tiefe nnd die belebte StraSo, an den Felsen sich hin- 
windend, gewähren ein prächtigea liild. Die Klamin ^vlrd durch einen 
besonders festen Gneis veriir(«acht, der vuu dem sonstigen Gneis der 
Gegend abweicht, indem er größere rote Orthoklas-Krystalle führt. Kt 
ist granitartig und ungemein fest; die Straße ist zum TeU in ihm aas- 
gehauen. Der flufi windet sich gegen SO in regehnlLßigen Windungen. 
Die Abhinge werden nim etwas müder, nnd stromabwIrts sieht man 
die dem Gfimmersdhiefer eigentQmiiolie confisaenarlige Verschiebong^ 
wenn er qner gegen dte Strmchriohtang, wie hier, dniehbrodien ist 
Aber smtwirta vom Strom sind noch holie, wflde CKpfel, und daB die 
Schlucht unwegsam ist, wird dadurch angedeutet, daB die StraSe, um 
Fantschöng zu erreichen, einen PaB übersetzen muB. 

Mein Kaatort ist eine kleine lläusorgruppe mit vier Wirlöhuusem 
der kleinsten Art. Der Wirt und seine Frau mußten ihr Zimmer ver- 
lassen, um mir Quartier zu machen, und dies ist so lufitig, als ob es 
unter freiem Himmel wäre. Die Taiping haben auch auf dieser 
StcaBe bia gegen FOnghsifin hin isat allea aerstttrt Han hat wieder 
au&abauen begonnen und baut noch unter Benutnmg dttr alten 



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W ildbaU der Täler. 



237 



Trümmor, aber das Geld scheint für ^to Wohnungen noch mcht so 
reichen, und die Wirtsliiiuser ontbehron jodon Comforts. 

Von dieser Straße gestalten die Leute die Süge wie folgt : Vor 
2000 Jahren lebte ein Mann aus Schanai, Lia haa biDi von ungemoiner 
Kraft £r verdankte diese dem Umstand, daß er von einem Tiger ge< 
fiessen wmrde und lebendig wieder heraiiakun (alao ähnlich wie J onas). 
Er wild nun m einer Art von Herknies. Seine gr50te Tftt ist die Be- 

aiegangdesWaaaerdsachen(Bchnilnng)* Er gewann Anhang nnd machte 
aidi ab KOnig von Ss^tsehwan vom Kaiser unabhängig ; der Kaiser 
aber hielt die Wasserstnifien besetsi Um nnn doch Zugang zu den 

nördlichen Provinzen zu erhalten und diese für sich zu gewinnen, ließ 
jener diese Gebirgsstraße bauen und ging dann nach dem Norden, 
wurde aber gefangen genommen. Der Hansinling in Schansi*) ist 
nach ihm bonaDut, und in einem Tempel daselbst wird sein Bildnis 
anfbewahrt Die Straße wird hier nur die petalu (Ghrofie Nord« 
Strafie) genannt Es gibt von Singan In noch eine zweite, tun vier Tage 
kUnsere StraSe (Sian In Kleine StcaSe) nacb Hantsdiungfii; sie 
ist aber im ÜVinter wegen des ^elen Eises ftlr Paektiere ungangbar. 
Anßerdem gibt es noch einaelne FaSwege ttber das Geliü-ge, aber 
ohne Unterkunfbhttnser. 

Bei der Fracht über da« Gebirge nehmen Reis, Zncker, Seide 
und Medizin die erste Stelle ein, alles von Süd nach Nord ; außer- 
dem gehen in gleicher Richtung : Papier, Tischlerleim, VermiccUi usw. 
Die meiste Fracht geschieht durch Lastträger. Ein Mann erhält für 
seine Last, etwa 80 — 100 kin, von Uantschungfu bis Kweltschönn 
(600 Ii) 3 — 4 tiau. Rechnet man 80 kin und 3 tian, so ergibt das den 
gewöhnlichen Preis fiUr Landtransport von 6 Cash pro 100 kin-U. 
Maultiere kosten etwa 1 tiau pro Tag. Bechnet man 200 Kin ftir die 
]lbkttltie]ribwt und SO Ii anf den Tag» so ist der Prds in beiden EliUen 
gleich. Schensi schickt nadi Sa' tsohwan Felle, Wolle nnd BaomwoUe. 

Über das Klima dieser Gegend ist schwer etwas an erfidiren. 



*j B. Baod I, S. 529, 535 f. aod oben S. 183. 



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238 XMa tetato gvofie Jtoii«. S. Yon aiii|ufii nidi TiMbSiigbilit. 

Die iluflbetten seugen tod g^Iegeodich »ehr bedeutenden Finten, 
die aber wahxedieinlich von knner Dener eind. In Sa* tBcbwui war 
IVoekenheit, das Jahr onfimohtbar. Znweflen BoUen hier Hagelfidle 
▼on (nrchtbarer Heftigkeit TOikomnien. Der Schneefall im Gebiige 

orreicht zuweilen "25 — 50 mm, aber nicht luolir. 
29. Januar. Die Straße bleibt eine echte Bergstraße bis zum letzten Zoll und 

schließt mit einer der steilsten Passagen auf der ganzen Strecke. Zu- 
nächst fUiirto sie noch 10 Ii zum Boden der Schlucht Mnab. Der 
Fluß stünst bald brausend über Felstrümmer, bald bildet er mhige 
Becken von donkelgrOaer FarbeL 

Dw Glinimenchieler-Engen konnte van nach Felasprengongen 
Heir werden, und ei eind darin einige kfihne Pauagen ; der Qnarnt 
aber bildet eine Sehloeht, in der eine Straftenfllhrang nnmtf|^di iet 
Die StraSe reiteßt daher den Flofl nnd windet sieh etwa 800 m am 
Geh&nge hinauf nach dem Tor Kit<Sakwan. Dies ist eine antike 
Straßenstrecke, 2Va — 3 ni breit, in Treppen gebaut und mit einer 
Brüstung versehen. Hier liat keine erhebliche Zerstörung suiiigofun- 
den. Am Kituukwaa öffnet sich der Bhck auf den Talboden von 
Hantschungfu. Bei klarem Wetter muß die Aussicht prächtig sein. 
Das sttdliche Qebiige beginnt wieder etwa 70 Ii südlich von Han- 
tscfanng. Das einaigei was ich darüber erfahren habe, iatf dafi etwa 
150 Ii sfldlidi Ton der Stadt Stahl in Bauen gemadit wird, der staric 
nach Schensi geht 

Pautsdlidng ist ein kleines hsifin, recht htlbsch grade am Rande 
der Ebene gelegen. DwPütsanghö, bisher ein reißender Bergstrom, 
schleicht nun in breitem sandigem Bett fort, dem iiankiatig zu. Die 
Straße nach Ilan tschungfu, die weiter nachSz'tschwan fiihrt, übersetzt 
den Fluß gleich talaufwärts uud erreicht den Han-Fiuii weiter oberhalb, 
wo sie mit der Straße von Hantschungfu zusammentrifit. Es war in 
HwangschatscbOnn, meinem Unterkunftsort, eben Markt, und eine 
Menschenmenge wogte anf der Straße; doch kamen wir gut durdi. 
Hier kehrten wir in mnem infierst elenden Wirtshaus ein: unser Lager 
ist ?rieder an freier Luft ; es war auch schwer, die neugierige Menschen- 



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Die £b«iie ron Hanteehiuigfa. 



239 



menge abzuweisen. Der Lehm der Gehänge bildet hier eine breite allu- 
viale Abdachung gegen das Tal, aber gänzlich ohne die steilen Ab- 
bruche des Löß. Der Boden gleicht gani dem, welcher den Lö8 
gewöhnlich nntexlagert^ wo er dick liegt. Im Osten sieht sich die 
Tevmse nodi ^el weiter hinab und schlieft Tidleicbt die Ebene ab. 
Das AttoTial-Tal ist didht beyftlkert: nnr grofie DSrfer, «war Ton den 
Taiping, die hier drei Jahre lang hansten, stark mitgMiommen, aber 
doch von Hensdien whnmelod und groSenteils wieder au^ebant 
Der Schmvitz dor Iläuser uud Straßen beginnt, sobald man das Ge- 
birge vorhiiit. 

Reis, Weizen, Baumwoiio, Opium, Tabak, iliilsonfrüchto sind 
einige der Hauptgegenstände des Anbaues in der Ebene von lian- 
tachungfu. Orangen gedeihen gut; man hat hior anch gute kleine 
Mandarinen-Orangen. Derfian bat ein etwa 1000 m breites sandiges 
Bett imd fliefit jetst mit einigen Stromschnellen, wird aber mit Booten 
befahren, die jetnt 15, im Sommer 80 — 40 Pikul laden; sie gehen 
700 Ii weit abwXrts. 

Am Morgen zeigte sich, grade nördlich yon Hwaogscha, ein 80.J«nttsr. 
hoher stumpfer Gipfel, der einen Teil dos Gobirgsrandos bildet und 
weit über die aud' rcn Feile desselben uuöttjgt; ich schätze ilm uu£ 
mindestens ir)00 ui übt r dem Han-Tal. Er wurde mir als Wutstien- 
schan angegeben. Ein gciucinsamor Name für das Gebirge existiert 
hier nicht. Talaufwärts sieht man hohes Gebirge in der Ferne. Von 
hier ans lagert sich dem Abfall dos schroffen Gebirges ein sanftes, durcb 
seine rötliche Fürbnng ansgeaeiohnetea Hflgellaad tot, das sich gegen 
MiSnhsalSn hinsieht nnd das Tal abschließt Die aweite AbsehlnSUnie 
ist sttdHch Tom Han-Elnfl: unwmt Hantsdmngfii endet ein Gebirge, 
das sidi dem Floß endang erstreckt und sich nut sanften Formen 
nnd Höhen 600 — 800 m fiber das Tal eiliebt. 

Das Tal von Miönhsiön bildet eine 90 Ii laugo Bucht zwischen 
diesen beiden Gebirgen; darin finden das Sandbett des liun, ein 
firuchtbarea Alhivlal-Land, eine lehmbedeckte Schottorterrasso und eine 
Lehmabdachung Platz. Auf derStnJe war ein fortwährendes Strömen 



240 Di» Me frofi« B0iM. S. Von BingMif^ moh Ticbikigtafa. 



von Meoschen, besonders in der Nähe von Tsaiyiitintaz', einer wim- 
melnden Marktstnfie von d Ii in der Länge. Hier war eine Art Weih- 
naehtnuarkt wegen dm hemwiiiahendeii NenjAhrs : eine Reihe bunter 
Kranüftden mit Gegenetlndea aller Art lialte aioh an^^tao. Die Leute 
benahmen sieh dtucehaua anaOndig. IBSnhn&i im InfiecBten Winkd 
de« Talei» dort wo der Han das Gebixfe TeiläBt^ ist wieder einmal 
dne Umfitfanngimauer olmelfiluaer, denn die Taiping haben alles dem 
Boden ^eidi gemaeht. An dem ösdiehen Tor aber ist eine neue Stadt 
ohne Torschlufi entstanden. 

Schon bei der ^Vnüuhoruuy biulii mau gügou W 20 " S eine tiefe, 
gradliuigo Furche im Gebirge; das ist der Laiif des ITan. Der Weg 
fiihrt am linken Gehänge aufwärts; an dieser Seite 'i6i et» sanft, am 
rechten Ufer schroff und hoch. Talboden ist nicht vorhaadei), uur das 
Bett des schiffbaren Flusses. Die Straße hat viele kleine Runsen und 
weiche, quellige Stellen au überBchreiten. Sie war wahrscheinlich in 
sehr schlechten Zustand geraten und ist soeben gana neu gebaut 
worden : die einmge neue Stcafioi die ich in Glmut gesehen habe, ein 
Werk des Mandarin von Hantaehongfii, das ihm alle Ehre macht 

Wir begegneten yielen Answanderexn Ton Sa' tschwaa mit Weib 
und Sand und Kessel, In dieser Ftovina sind dxm Ifißjaiire gewesen, 
und daher henscht grofie Teuerung. Sie gehen nach Hantschungfu 
nnd besonders in die Oebirge, um Land zu bebauen. 300 Ii ron hier 
ßoU ein Ort Tie lu Uchw^ug liegen, wo viel Stalü gemacht wird; 300 
Soldaten sind daselbst stationiert, angeblich zum Schutz gegen die 
zahlreichen Arbeiter in den Stahlwerken. Stahl wird noch an zwei Orten 
jenseits Hantschungfu gemacht. Die großen Leimtransporto nach 
Schensi und Schansi kommen von einem Orte im Gebirge, 240 Ii von 
Hantschung. Daselbst wird eine Pflanze mit Knollen stark angebaut} 
der Iieim wird durch Kochen der Knollen mit Schweinshfaten, altem 
beschriebenem Papier, Kalk usw. gemacht. Die Fabrikation soll sehr 
bedeutend sein. 

SI.Jmuw. Der Mofi verilBi bei Sinpuwan den Gtobiigseinschnitt und 
wendet sich sfldlioh, um bei Taingan 71 in denselben surüeknkeliren. 



Den oberen Man-Fioil aufwärts. 



241 



Die Straße folgt der RlchtuDg des Einschnittes über mohroro Sättel 
und über dio oberen Enden von Keisfolderschluchton hinweg; matt 
Hieht den Einschnitt noch weit nach W 30^ S fortsetzen. Es ist einer 
der schönsten gradJinigen Talwege durch hohes Gebirge. Tai ngan ji 
ist ein lebhafter Msrk^late, dasu feste Station Ton acht BataUlonen, 
also etwa 4000 Haon: es sind Trappen too Hnnan und Si'tsehwan. 
Die StraSe war didit toU Menschen, nnd auf einem grofien freiem 
Uarktplats war es wie ein Ameisenhanfen: wobl 4000 Menschen, in 
einen Enänel losammengedräugt, waren mit Kaufen and Verkaofen 
beschäftigt. Wir passierton jedoch ganz ohne Belästigung. 

Dio tschwan-Sti-aßo botritt nun eine enge Querschlucht, er- 
reicht nach 20 Ii das Dorf Kwan tschwaupu und führt von da durch 
eine Kalkstein-Klamm. Heute sah ich viele Tung-Bäume. Der An- 
bau erstreckt sich bis zu den höchsten Höhen : alles abschüssige Felder; 
Beis wird gebaut, wo immer nur möglich. Man bemerkt hier anch 
aahkeiche Wassermtthlen. Unter den Xjcaten hensoht viel Amut. 

Der Ort Süenkiaping ist eine kleine Hlnseigroppe in enger l,Fbbraar. 
Sehlncht IBer beginnt der Anstieg nach dem Wn^gkwan-Pa8, der 
800 m Aber dem Boif liegt; es geht in eine tiefe Scfakoht hinein. 

Ober den PaS des Wutbgkwan er&hre ich folgende hllbsdie 
Anekdote, die mir als ein Stück wirklicher Geschichte angegeben 
wird. Sz' tschwan war einst von Mantszö bewuliut, während die 
Lü lö walirscheinlich achon damals in den Gebirgen lebten. DerMan- 
tszd-Herrscher residierte in Tschöngtu. Da kam Kaiser Tainschi- 
hwangti*) von Singanfu auf damals schon existierenden Gebirgs- 
wegen in das Han tacbnng-Tal und wollte nach Sa' tschwan vordzingen, 
iand abev die Gegend la unwegsam, um weiter an gehen. Da schidLte 
er Gesandte an dem Msntsstt-Henscher und ]ie0 ihm sagen, er bringe 
ihm Geschenke, um Freundschaft anEnknftpfen. Diese Geschenke 
seien swei EHhe, welche »nur anch Gras fiiSen wie andeie Etthe^ 
aber nur zeines Gold entleerten. Es kamen flinf Abgesandte — die 



•) 8. o. S. 211, 2ia. 



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242 Di» Ivtste Babfc 2. Ton 8la(aafii meh TaebSog tafo. 

«tWutiDg** — , um die Kühe in Empfang zu nehmen. Der KaiBer aber 
erklärte, daß diese Kühe eines schönen breiten Weges zum Reisen 
bedürften, «neb nur auf Brücken Aber die Gewisser gehen könnten. 
Die Gesandten berichteten getrenlich Burllok, nnd der MantsaiS-König 
Hefi die sehOne Straße bauen, wdche jetst nodi Ton T^5ngtu bis 
mm Wutittgkwan ftthrt. Tstnsehihwang brachte die Goldtiere in 
Gestalt s«ner Soldaten und nahm Ton dem Lande Besits. Ans jener 
Zeit datiert die erste Niederlassong der Chinesen in Ss'tschwan« 

Schon während dor Han-Üynastie okkupierten sie das Tal von 
Tschöngtu und die übrigon festen Plätze. Das Tal stromabwärts, 
die Gegend von Klatlngfu und Sütsciiuufu, blieb jedoch noch lange 
von den Mautsze besetzt, welche zuletzt in den Höhlen und Fels- 
wttnden wohnten.*) Fast 400 Jahre nach der ersten Unterwerfong 
schwang sich Liupi aom Herrscher auf, nach einigen ein Mann von 
Schansi, nach anderen von H5nao. £r hat das Verdienst^ snerst Yfin- 
nan nnd Kwäitschön geOffnet and unterworfen m haben. Anßerdan 
bante er an Stelle der fiwt nngangbaven kleinen Pfade früherer Zeit 
diegrofieTapeln von Paatschttnghsito bis Paukihnin (anehTsantanf 
das ist: Stationenstrafie genannt). — Als Pkovinc worde Ss'tschwan 
dem chinensohen Reich erst unter der Sung-Dynastie einyerleibt 

Wir begegneten heute der tibetanischen Gesandtschaft, welche 
dem Kaiser den Ti ibut bringt. Ein hoher Abgesandter, von den liiesi- 
gen Leuten als ^wang" **) hotitelt, in gelbem Gewand, wird in einem 
Kuppplstuhl getragen; um ihn sind ungefähr 20 liühere Lamas in roten 
vom Kopf herabhängenden Gewändern und 30 Mann Dienerschaft 
zu Pferde nnd zu Fuß. Ober 150 Packmaultiere mit je 200—220 kin 
Last tragen sorgfältig in Häute eingenähte Güter, wahrscheinlich die 
Geschenke f&r den Kaiser. Das bedeutende persönliche GepKck wird 
meistens nach Art der TragstOhle von den Kalis getragen. Das Ge- 
pMck hat rote Flaggen. Die Gesandtschaft war seit mehreren Tagen 

♦) Diese rerlassenen Felsemvohnungcn Imi Kicbthofen später auf der Fahrt 
den Mm kiaug abwärts selbät ge&ehen, wie er io einer kurxea Tagebnch-Notix vermerkt. 
**) " Frins oder Köoig. 



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243 



der Schrecken der reisenden Katifletite und Maultiertreiber, da alle 

Maultiore aufgehalten und rücksichtslos in den Dienst der Lamas ge- 
preßt werden. Vor Pau tschöng traf ich einen Kanfniann, der seine 
Gilter auf Maultiereü von Peking nach TschÖnji; tu fu führte. Er be- 
schwor mich, ihn in die Stadt za eskortieren und seine Tiere als die 
meinigen anzugeben, was ich jedoch aussclilug. Er wurde in der Tat 
angehalten: seine Tiere worden etwa eine Woche lang bereit gehalten 
und dann fttr die Lamas nach TongHsiSn verwendet, so dt3 der anne 
Hann wohl 20 Tage warten mufite, ohne irgendweldhen Schadeneraate 
Btt erhalten: Am meisten sprechen die Yamen-Leate ihren Arger aas, 
da sie en messe tagelang in dem jetzigen gräfilidien Sclmmta cÜe rote 
Oesenaehaft eskortieren maßten. Die roten Mäntel machen sich in der 
Gebirgslandschaft malerisch, das Dionstvolk ubor ist sehr schmutzig. 
Der Neubau der Straße von Mienh^irn na soll wesentlich für die 
lAma-Gesandtschaft ausgeführt worden sein. 

Endlick haben wir die Provinz S?' tachwan betreten. Die Straße 2AFebnur. 
folgt noch immer demselben Bach abwärts, aber er ist in seinen 
Krammmügen so steil in die Schichten eingeschnitten» daß der Weg 
die Qaeiriegel mit steilem An- and Abstieg überschreiten mnfi, da 
er neben dem Bach keinen Ranm findet Die Strecke vom FaS 
Wntingkwan an ist voll sehr schlechter Stdlen md viel weniger aorg- 
fiütig angelegt als die Tsingling-StraSe. Oft geht es auf Treppen aas 
einem durch langen Gebrauch ghitt:icriebenen Kalkstein hinauf, zu- 
weilen 40 — 50 Stufen auf einmal, und thineben ist ein steiler Absturz. 
Es ifet wunderbar, wie geschickt die Packt lere solche SteUoii liliorwiiuien. 

Bei Aufwand von etwas Zeit und Mühe könnte hier eine sehr 
reiche Sammlungvon wohlerhaltenon Versteinerungen angelegt werden. 
Riautschangpa nnd SchönnafienTi wären geeignete Aosgaagaplitee 
ftbr den Sammler. Die großen KorallenstOdce liegen vollstlndig frei 
herausgelöst in praoktvoller Erhaltong hemm. ICt der telleiftimigen 
Unterseite nach außen gewandt dienen sie als Ziersteine an den 
Manem vor den Häusern. Es ist die reichste Fetrefskten-LokaUtät, 
die ich in China kennen gelernt habe. 



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244 DfolBlrtagfoi0B«iM. S.Ton8itifMiftiBadtTieh8&K^fti. 

LtodnndLeiito in Ss' todiwaii Imen bis jetit niehto m wttiudieii. 
Die Liandscliaft ist leiseod: mit GebüMli bewmchsene Htlgel lehnen 
sieh u das steile Uanergebirge nOrdHoh an; weiter ndrdlich ragen 
einige hohe nnd sduroffe Kuppen an£ Die Leute benehmen sich mit 
Ruhe und Anstand. Ich bin nie mit weniger Belästigung in China ge- 
reist als von Sinf^anfu bis hiorlicr. iUlerdings sind dies Gebirgsbe- 
wohner. Tn den großen Tälern wird ob wohl anders worden, wie sich 
auch schon im Han tschung-Tal die Neugierde uuaugenehm bemerkbar 
machte. DieDöiferBindbessorgohaltenalsinScheusi, die Wirtshäuser 
nicht mehr gans so jXmmerlidi, wie sie dort durchweg waren. Noch 
immer kommen Züge TonAnswanderem vorbei, die durch dloTeorung 
ans Sa'tschwan Tcrtriehen sind: meist grofie Familien. Groflrater und 
Chrofimntter werden auf dem Bft^en getragen, die kleinen Kinder bis 
an seohB Jahren in swm Karben am Bambnsstock. Auch die wenigen 
HabseBi^eiten werden von den Leuten selbst geschleppt AUe gehen 
nach dem Han^Tal, die VennQgenderen, um Land au kauftn und anzu- 
banen, die Armeimi, um Kleinhandel au treiben. 
5. Februar. Ich machte heute einen Basttag zum Besten meiner Packer und 

ihrer Maultiere, du alles urmlidet war. Der teuren Futterprci.se wogen 
können die Leute es nicht auf ihre eignen Kosten tun. Da .sie in 
jeder Bezieluing ganz vorzüglich sind und nie die geringste Schwierig- 
keit machen, gewährte ich ihnen die Gunst. 

Dies ist eine wilde Gebirgsgegend. Die Schichten steigen au 
einer Reihe paraUelcr Ketten an^ die den Eialinghö übersetaen und 
Yon ihm in schroffen Kaisen durchbrochen werden. Die engen Berg- 
p&de k&nnen dem Fluß nickt folgen und mttssen hoch Aber die Kalk- 
rOdLcn hinw^g^lhren. Die Rttdcen sind alle ims Kalkstain und sekr 
schroff, die wmchen Sehiefer bilden Mulden daswischen. Die Gegend 
ist sptiiiich bevölkert; kn Süden insbesondere sollen wette Strecken 
wegen der wilden Tiere (Schweine, angeblich auch Tiger) gans un- 
bewohnt sein. Man baut Weizen, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, pflanzt 
auch viele Tuag-Bäume. Alles iat schön bewachsen, zum Teil mit 
Laubhok. 



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Das Bawlg»blq(« von Wimiama, 



245 



Henta ging es am EwUnghö weiter abwlrts in s&dUeher Bidi- 6.1i0bnuw. 
tuDg, das Gepäck mit einem Boot «af dem BloA, da diese Wegstrecke 

bei den Packern verpönt ist. Der Himmel war bedeckt, aber die Lnft 

klar. Ks war eine genußroicho Tour, lunclschafltlich reich an groß- 
artigen Ansicljten, ^eologip« Ii von hohem Interesse. Sie bezeichnet 
den Übergang vom System des Tapaschan nach dem Becken von 
8%' tschwan. Der Gebirgsbau enobeint einfiRch und ist doch Bchwer 
an enträtseln. 

Erst geht es Uber einen hohen Berg, dessen hfidiste Stelle am 
Tschau tiOnkwan, 850 m ttber dem Ort TsohaatiSn, liegt Der Kalk- 
stein ist hier nltmliob zo einer Welle aii%ebogen, imd derKiaHog- 
kiang*) durchseist diese in einer engen Spalte^ deren Winde senkredit 
850 m ansteigen. Die Strafle hinauf ist mit Sorg&It augolegt: ein 
breiter Weg in aahlreichen Windungen mit vielen hundert steinernen 
Stufen, nach außen mit aufgemauerter Brüstung vorsehen. Jenseits 
geht es wieder steil hinab nach dem Kessel von Lung fang ivou, 20 Ii 
von Tschau tien, wo rechts ein sdiluchtenreiobes Tal mündet, das aus 
hohem Gebirge kommt. 

Damit ist KwangyuQnhsiön oreieht. Blickt man zurück, so 
sieht man erst das niedere regelmitfiig geschichtete Hflgelland der 
Kohlenschichten mit langgedehnten Sttdgehingen und ateQen Qner^ 
durehbrUchen, dahinter das hShere dnnkle Gebirge der Xiteren For- 
matiooen mit langen ebenen Flrofillimen, die den langen Höhenrfilcken 
entsprechen. Kwangyn8n ist ein Knotenpunkt ftr den Kleinhandel 
einer umfangreichen Gegend. Zwischen Stadtmauer und FInfi sneht 
sich eino lebiiafte Handelsstraße hin, dicht gedrängt voll Kaufläden 
und Menschen; ich sah aber keinen Handelsartikel, r dio Aufmerk- 
samkeit besonders fesselte. Die Leute waren ebenso vornäufdg wie an 
den kleinen OrteUi die ich bisher passiert Ivatte : ein wahres Musten^olk. 

Hevte haben wir nur eine kleine Wogstrecke am Eialingki*ng 7. Fcbcuar. 

*) Derselbe Flaft wie der KialioghS. hö aad klang bedeoien beide «FluA" } da* 
«ntaraiitaidhriin nVidUehent dasleMsMmehr ImiadUdien OUiiaKsbfiadiUdi; vetgl. 
Hmnf hü und TangtstSk iang, di« aneb «infiMtb H5 und Klang g«iiMiii* irard«a. 



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246 Die totste groBe Baba. S. Yen SinfenftiiiMli ThehlSaglafii. 

abwSrtB gemaoht. Die Berge waren in Nebel gehttUt, da» Wetter war 
regneriach. Meine Lente bebanpteten, hinter dieiem Ort eben Berg 

passieren za müssen, der bei Regenwetter sehlClpfng nnd nngangb» 
sei, uiiti >v üiiBclitt'n hier zubleiben — •\valii>clicinlich ein Vorwand, 
um das Neujahr au einem größeren Orte zuzubringen. Südlich von 
KwanfjfjTien legt sich dem Kialing der gestern erwähnte Bergrücken 
in den Weg und zwingt ihn, seinen Lauf ihrem Nordabhang entlang 
nach WSW zu nehmen. £r windet sich, aelbat zu dieser Jahreszeit 
ein krifti|^ Strom, in einigen großen Bogen iwisohen diesem Steil- 
abfidl und den eanften Gehüngen, die aieb im Norden gegen ihn herab- 
sehen. 

Die Landschaft ist anmntig, nnr. sind die Baomgruppen nicht 
groS nnd ^eht genug. Das Gestein wVre das geeignetste für Land- 

scliaften ü la Japonaise; mit japanischer Vegetation und StaHago 
wäre die Gegend zauberisch- Die Berge sind zwar bewachsco, aber 
man läßt die Vegetation niclit frei aufkommen. Eine in China auf- 
fallende Eigentümlichkeit ist es, dafi es iiier keine gcschlossenon 
Dörfer gibt, sondern daß nur kleine Häusergruppen und Gehöite aliont« 
halben serstrent sind: dies gibt einen friedlichen Charakter. Auf den 
Feldern sind Heia, Weisen, Gerste, Hirse, Tabak, Saubohnen, Erbsen 
usw. SU sehen, kein Opium bis jetst; auch fidlen viele Manlbeer- und 
Tang-Blnme auf. Im Eialingkiang wird oberiialb nnd unterhalb yon 
KwangyoSn Gold gewasehen. 

Vor Tschau hwa -vnrd der F\nß mit Booten übersetzt. Die Stadt 
liegt etwa.') m über dem Wasserspiegel ; dennoch war am 17. Sep- 
tember vorigen Jahre.s bei einem plötzlichen Andrang der Gewä.-^ser 
die ganze Stadt überflutet, und das Wasser stand bis über die Dächer 
der Häuser. Die Katastrophe geschah am Tage, und die Einwolmer 
hatten Zeit, nach den Bergen zu flüchten, aber der Sehaden war gro0. 
Die Spuren amd noch allenthalben sichtbar. 
8. Febffur. Die StiaBe llbeischreitet nun den Gebirgssng im Westen des 
Fkuaea. Der Anatieg ist lang und sum Teil steil Es bieten sich schSne 
Aussichten dar, heute war allerdings alles nur nebelhaft erkennbar. Hier 



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Vegetation und BMiedalmig. 



247 



ist jeder Heck Jcb Botloiib angebaut: Rolsfoldor ziehon sicli bis hoch 
hinauf, Oraugeobäume sind zahkcich und jetzt zum Teil mit Früchten 
bedeckt. Dahinter kommen erst die Vorhöhen der Kohlengebiige) 
daon die hohen Kalkschroffen. 

Man eneioht die Pafihtfhe 82 Ii Ton Tschwihwa «a einer SteUoi 
wo in der Frontreihe dea Abfidles einaelne FelrabeBakmiy von dem 
Best der Schichten getrennt, «a&tsnen; sie sind mit Tempeb gekirnt 
nnd voll von Baomwadis. Von da geht es nodi 8 Ii «bwlrti in ein 
nach SO abffiefiendes SchladiteiujBtom; darin Hegt, zwischen steile 
Gehänge eingeschlossen und Uber noch steileren Wänden, das Dorf 
Tamuschu, das woseatlich aus Gasthäusern besteht, da es eine der 
Hauptätationen ist. Wir verbrauhten das chinesische Neujahr an 
diesem kleinen stillen Gebirgsort. 

Auch heute reisten wir bei Tauwetter und leichtem Schneeregen. lO,Vtbnar, 
, XKe Straße hat viele kleine Auf- und Abstiege, die nut Stufen, die 
aom Teil steü nnd im gansen sehlecht sind; doch kommen keine 
grofieo NiTeaadifferensen vor. Üs geht im gansen in sfidlicher Rich- 
tung. Der tie&te Ort ist Tschi knng ss', 80 Ii von Ta mn sehn nnd etwa 
250 m tiefiar gelegen. Dieses kleine Dorf liegt am Nordfofi Überaus 
markierter schroffer Nordabstttrze. In ihnen 9fifaet sieh ein Tor; der 
Weg iillirt Uber ein wildes Labyrinth von Felsblockon nach diesem 
hinein und erreicht gb 150 m über demDoi£ Hier ist im Felsentor noch 
ein Maiu rior erbaut, das Kignkwan. 

Übenraschend durch seine iromdartigea Umrisse ist der Anblick 
des Kii^nkwan-Zuges: in langer grader Liinie steigt eine 150 m mächtige 
Kon^omeratbank nach Korden an. In ungleichen Höhen (2d0 bis 
800 m ttber dem Dorf KiSn kwan) ist sie entlang der gansen linie ab- 
gehrochen und durch eine Anaahl teils geringer Einkerbongeo, teils 
tiefer iänsdmitte, Ihnlich dem Kiönkwan, wie eine Sige in eine 
Henge scbroflbr Abttilnngen getrennt ÜberbBokt man dm gan- 
sen Zug, so gleicht er ganz einer Reihe mächtiger Eisschollen, die 
aul' cln(3 gradlinige Reihe von Eisböcken aufgeschoben sind und 
ihro gezackten^ rechtwinklig abgebrochenen Enden nach oben kehren. 



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248 IM« laM» gni« Bfliie. 8. Yoa filngpafa nidi TaahBngtafa. 

Betonden AnfiUIend dnreli soine Formen üt ein TeA des Zaget, etwm 
15 — 18 km Ton EiSo kwao, wo die SchoUen wie eioe Beihe yon soohs 
oder aiebeiL HeilischsillineD anstellen. 

DieseZoneseheintdarehTenwei^e tief eingerissene Sdilnditen 

£a,Bt ungangbar zu sein und ist wahrscheinlich der schwierigste Teil 
aUor Passagen aUcllieh von der Kwangyuöii- Linie. Ks ist zwar alles 
irgend aabauialiige Land zwischen den violen 1\ l-^mauorn und Stoil- 
wändea benutzt, und es sind Häuser uud kleine Dürfer üborsll zer- 
streat; aber im ganzen ist die Zone des Schollengebirges trotz: .««eineir 
geringen ftbsolaten Höbe docb eine rechte Gebir^wildnis. Von Maoer 
in lianer dadit sieh dann dn wideber roter Tonboden sanft ab. DImo 
natOriiehen Terrassen sind nodi dnrch kOnstUche Tennebrt, da die 
flachen TonbOsobnngen für den Fekiban noch sttmlllch von Ifensehen' 
band terrassiert sind. M dieses Gelinde ist lose mit groBen BlOeken 
der festen Sandsteine bestreut; dazwischen sind einzelne Wohnhäuser > 
und Gehöfte versprengt, sehr scltcMi größere Häusergruppen. Sonst 
fehlt der Gegend joder .Schmuck. Außer dem Tung-Baum und Bam- 
bus ist der elgeutiiclie Baum dieser Landschaft die Cypresse, die zu- 
weilen in größeren Gruppen, meist aber nur in einzelnen £zemplaren 
an den Gebftngen zerstreut ist. Die Landschaft ist aber so eigentüm« 
lieh nnd hat einen so friedlichen Charakter, daß man gern in die Tlier 
hinabUiekt Im EVShling mnß der Anbliek sehr freondlich sein. Die Talr 
▼entweignngen sind so lAbTrintbisch, daß die Strafie, nm mohtfottdaa« 
emd einen Schetderttcken nach dem andern ttbenehreitenan müssen, 
rieh sovid als mOglioh an die Hanptwasserseheide hMlt, wodnreh sie 
allerdings zu Umwegen gezwungen wird. Für den Reisenden ist dies 
aber angenehm, donu mau verliert sonst die gute übersiclit der Gegend. 
19.Fl6bcssr» Die Straße selbst ist einst mit Sorgfalt angelegt >vordon und hat 

durch Alter nur stellenweise gelitten} sie ist *2 V2 — 3 m breit, mit Sand- 
steinplatten gepflastert und ho] jedem, auch dem leisesten Anstieg in 
Stafen gebaut Manchmal gibt es Treppen Ton Uber 200 Stufen ohne 
ünterbrechang. Sie ist an beiden Seiten mit der hierigen Cypresse, 
meist uralten Summen, bepflanat: «nem malerischen Banm mit 



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DieflIiiB«. 



249 



«eiriuenem, meiit etwas knimmeai Stemm and winUigera Getete; 
die doDklen Zweige liSagen kog henh, Iwft wie bei den Tnuef^ 
PypreMen tmi Tichekieng. Die Stnfie erlillt daduroh stelleoweta 
ein Tokudo'*>Geprige, nur feblt ilir 6m Leben deeselbea. Das Nen- 
ja]ir mag daran sdinld sein, aber jetat ist &st gar kein Veikehr an! 
der Strafie ; auch in den WirtshSusera klagt man ttber den Verfall des 
ohemaligon Verkehrs. Nach Kientachöu steigt die Straße tief hinab. 
In Ermangelung ebenen TaibocienBBchmiegt sich das hübsche Städtchen 
dem Bergabhang au. Alles ist jetzt gescldosHcn, da wof/on den Neu- 
jahrs Handel und Verkehr nihon. Es wird noch gratuliert: iMiinnor 
und Frauen gehen in ihren besten Kleidern bei allen Bekannten her- 
nm^ an den Läden der lliluser kleben frische Neujahrszettol mit 
frommen Spcttcben und die Visitenkarten der Qratnlanten , so daß man 
sehen von anfien sehen kann, wer am meisten beglflckwttnscht wird. 

Die Strafie ttbersetrt das Tal von Ba«ntsch6n, klimmt westwirls 
steil 250 m hinan, dann fiut ebenso tief wieder hinab nnd findet nnn 
wieder eine gewundene Linie ron Wasserscheiden yor, die mo mit 
großem Gesehick benntst, um jcuseits in ein anderes grSfieres Tal- 
system SU gelangen. Sie behllt die Hdhe bis nnmittelbar vor Wu- 
hsien, einem von oben recht hübsch aussehenden Dörfchen, nach dem 
Bio steil hinabsteigt. Die Straße ist wie gestern: breit, gepflastert und 
mit mächtigen dichtbelaubten Cypressen bepflanzt ; auch der Charakter 
des Landes ist genau so, wie ich ihn gestern beschrieb, nur sind die 
Kücken ein wenig niedrige. Das SchoUeogebirge bleibt noch immer 
in Sicht und bildet einen bisiarren Hintei^mnd, besonders die Haifisoh- 
ailhne, die sich heute sehr klar präsentieren. 

£in heiterer warmer FrOhlingsteg! Dara sehen aach die Felder fiabraHr. 
berMts nach FrOhjahr ans, besonders die Gemtlsotfirten; die spontane 
Vegetadonistalleidbgs nochsnrflGk. Das Belsen aofdenHQhenraeken 
ist sehr angenehm: man blickt stets lunab auf die Tller nnd weüiiin 
Uber das Land. Nach 30 Ii sehant man merst in das Tal des Tsa tung hö. 
Znm erstenmal in dieser Landschaft erscheinen grttne ÄUaTialblader 

*) Beichsst»^ io Japa% swücben Tokio and Kioio. 



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250 I>i« l«**** pofl« BalN. S. Ton fli agaa fa wwb TiebSagtaftu 

in den konyexen Biegungen des in grofien Windungen sich schlängeln- 
den BltuMB. An der Ostiette, auf der die Straße in die Höhe filhrt, ist 
der AbM neeh hoohundnenilieh ete3j jenteits aber erhebt dch niedere« 
HOgeOiuid. Hnn ttborblidkt «n große* deohea Beoken. Nur durch des 
NiTelUer'InBtnimeot konnte ich ericennen, defi die Höhenlinien, wo 
ne jenseiti zu einer Horizontallinie ineinander Terieufen, in gleicher 
Höhe mit den östlichen WaRserschoiden liegen und dadurch den Pla> 
te&uch&rakter wahren. Audi auch Süden hin ist er noch nicht ganz 
verwiecht, dort ist aber dio liüUü ein wcni? porinf^cr. Im J^orden sieht 
man noch immer die Vorborpte des Hochgebirues. 

Das Dort' Sclmngtingpu liegt auf der Höhe, und mau kaim dort 
fibomachten. Recht hübsch ist der Ta miau, ein Confucius-Tempel, 
tdls durch die dunklen Cypressenhaine, in denen er liegt, teils durch 
die weite Auesidit, die sich von hier bietet. Beim Abstieg kommt 
man auf wie Tenasae, die die auf der großen ehinesiachen Karte an- 
gegebene Biegung des Huaaea auaftUt: sie besteht aus Sdiotter und 
Lehm, ans dem die roten Tonaohichten noch inaelartig anfiragen; damit 
beginnen größere Felder. 

Tsx'tunghsilSn, meine Nachtstation, liegt sehr anmutig auf Allu- 
vialboden, am Fuß der Terrasse. Dio Stadt liat ein wohlhäbiges Aus- 
sehen und zeichnet sich (hirch stark goschnörkeitü Dächer au8; eine 
breite geptiasterto Straße führt hindurch. Das Wirtsluius Ist nraU;«/, 
aber die Leute belästigen uns nicht. Abends kamen Chriöieu zum 
Besuch, von denen es hier etwa 50 gibt : Leute von sehr guten Manieren, 
anständig imd verständig, die ersten Christen in dieser Provinz. Sie 
sind eine gute £mp£ehlung für die Missionare, nadi flüchtigem £in- 
dmdL weit besser als die von Sehen». 
14.F«lmitf. Das war heute ein alleriiebster Weg bei piKchtigem Wetter! Es 
ist ao recht firlihUnglioh. Hier sind nicht nur die Felder vollkommen 
gittn, auch Gfiaer und Kriiiter aproaaen, und die Biume knoapen. 
IHe Landschaft ist Heblich und irilre reizend, wenn es mehr Laobhoh 
gäbe und irgend etwas, das imstande wäre, einen romantischen Zauber 
aufizuUbeu. 



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Am BttuU dM »Roten BodkMit"* 



251 



Die Gebirgnrage habea nit Tis* taug hüSii ihr Ende eireioht 
Obwohl HtthenxOeken (de« PJateaai), etwa BSQ m flbar den Döi&ro, 
nooh immer die ESnÜMSimg bilden, weitet doch lett dnrcdiweg Laad 
mit sehr sanften Neigungen yor: flache Tttler ohneAUnTial-LMidf »her 
mit Reitfeldem temwrieit, yensweigon rieh in schwer su entwirrendem 
Netz zwischüu niederen Hügeln. Alloa dies ist angebaut mit Weizen, 
Gerate, Erbsen, Saubohnen, wenig Opium: Arachis*) wird eben go- 
erntet. Die Reiafelder stellen noch unter Waaser zur Vorboreitung. 
Tabak, etwas Baumwolle, »üßi; Kartoffeln, Bohnon usw. folgen später. 
Die Seidenkultur ist noch imuicr bedeutend. Obstbäume gibt es 
wenig: Kaki und Tsaurh'**) seit dem Eintritt in Schonsi überhaupt 
mcbt, Birnen wenig, aber in vorzüglicher Qualitttt, ebenso Orangen, die 
ersten in Cliina, die an sizilianische erinnern. Alles deutet auf ein 
feuchtes Klima. Die TonentblSfiungen sind mit Lebeimoosen und 
Algen itbersogen; auch Foxmen yon Ljcopodien sind häufig, echte 
Hoose selten. Besonders deutet die Anlage der Reisfelder yon der 
Höhe der flachen O^ängo an abwärts auf grofle Feuchti|^keit Land- 
schnecken sind seit dem Eintritt in diese Provinz sehr sahhreioh, aber 
arm im ArLcn; sie besciuiuiken sich auf drei oder vier Arten von Helix, 
ZWO! oder drei Bulimu», eine Clausilia. iS'och immer liegen Häuijür 
und Geliöflo zerstreut^ selten in geschlossenen Dörfern. Die Bewohnor 
sind ungemein gut, oimeScheu, Stets freundlich und geiMig: die besten 
Leute in China. 

Weiterhin findet sieh der Anbau nirgends auf der Höhe der IS.Fttmur. 
Bücken undHttgei selbsti beginnt aber unmittelbar darunter und wird 
immer reicher und fippiger nach den Talböden hin. Ln Miön-Tal ist 
viel Alluvial-Laod, das in kl^en Paxsellen angebaut ist: ein wahrer 
Garten, Jedes Stückchen für sich nivelliert und anfBerieaelnng be- 
rechnet Der Höhennntenchied swischen den benachbarten Feldern 
ist suweilen nicht mehr als 1 — 8 Zoll. Die Berieselungsanstalten sind 



*) Arncliitt hypogaea i>t die »dniiä. 

**} chineaiadie B«wiolmiuig für Zizyphua vnlgarift, doa Jxyobeobaam. 



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252 Dl« btat» gsofi« B«iM^ 8. Toa aingvifc nidi TiehSiigtnfn. 

von hoher VoUkommMiheii Die Vegetation ist hier «ich noch weiter 
TOigeachritten th Toiher. Die Sanbohoen Btehen in Blttte. E<8 wird 
auch viel Gerste gebaa^ «orgMun in BflMheln gepflaut. Von Bäumen 
sind Uoms, StiUingia ond Bambus die bemeEkenswertesten. Wo der 

Vegetation Spiebanm gelassen ist^ treten nichtige Schlinggevrilchse 
auf, liabon aber nichts, woran sie sich aufranken könnton. Auch hier 
in den Tälern sind wenip gesclilossene Dörfer, fast nur zerstreute Ge- 
höfte und kleine Gruppen von Häusern, diu Htets mit einigen Bäumen 
und Bambuagebüschea aasgezeichnet sind. Tempel sind in hübschen 
Lagen in Schluchten angebracht. Die Landschaft wirkt ungemein 
friedlich nnd sogleich wohlbAbig. Büffel, die vor ungeflthr vier Tagen 
erschienen, nnd hier schon in grofier Zahl Torhanden; welter nSrdlidi 
war ich keinem einagen begegnet. Zngleldi damit tritt die elendeste 
Basse chinesischer Schweine auf, weit snrttckst^end hinter der viel 
besseren, größeren, festeren Basse von Eansn nnd Schensi, die bis 
nach Kord-Sz' tschwan hineinreicht. Die eigentliche chinesische Rasse 
gibt fast gar kein Fleisch, sondern meist ein lockeres traniges Fett, 
das den Bedürfnissen der Leute gemäß zu sein scheint; denn vom 
Schwein ist das Jbleisch das Billigste j alles andere, selbst Fü£e und 
EUnge weide werden höher bezahlt. 

Miöntschön ist eine belebte, reinliche, gutgebaute und wohl* 
hubig aussehende Stadt, eins der hübschesten kleinen Sttdtchen, die 
ich In China gesehen habe. Die Hauptstrafie ist breit, mit grofien 
Quadern gepflastert nnd gana mit Eaufllden beseiat; Inder waren 
noch fast alle wegen des Heujahrsfestes geschlossen. Die Teehlnser 
oder Tielmehr Teehsllen sind gerünmig und reinlich nnd waren dicht 
besetzt; sie vertreten uruiz die Stelle großer Kaffeehäuser, die bis auf 
die Straße reichen. Trotz der dichtesten Monge folgte uns nicht einer: 
wenn wir täglich durch die Stadt ritten, künotou wir nicht unbe- 
lästigter sein. Das freundliche, gefällige Entgegenkommen, das uns 
hier yon allen Seiten zn Teil wird, steht im auffallendsten Gegensata 
zu meben sonstigen EriahmngeQ in China. Ich fühle mich in dieser 
Benehnng oft an Japan erinnert. Es liegt etwas so Harmloses, Unbe- 



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IM« Bewohner. 



258 



fangenes in dem Benehmen der Leute. l iL] man, auch ohne dio Land- 
karte zu können, auf die geographiselie AbgeschloBsenlieit und iSi-llist- 
stäadigkeit dieses Gebietes schliefieo müßte. Wie wenig weiß man 
davon! Man hatte mir so oft angeraten, grade in diese Gegend nur 
in oiiinesiBcher Kleidung nnd mit angehängtem Zopf au reisen. £a 
wäre ein Wahnsinn dies an ton! 

Die gewShnfidien lästigen Fragen hei der Begegnung kommen 
hier ^ttnioht yor. Bei der Überfahrt fther d.%n FluB Teilangte man 
kein IHnkgeld daa erste Mal in China! Jede direkte IVage wird 
sofort direkt beantwortet; daVei yerstehen die Leute gnttmd sprechen 
eine so reino Maudariuenspracho, daü sie auch leicht zu vorstchou 
sind in düü Wirtshäusern sind die Leute gefällig, und fast ausnahms- 
los geht die Rechnung ohne 8treit ab. Auch die Frauen haben hier 
eine bessere Stellung als in China im allgemeinen ; sie haben auch 
kleine Füße, tun aber doch viel Arbeit, aeigen dch, besorgen die 
Oesohäfte, f&bren häufig die Rechnung nnd kommen mit der Sprache 
£cei hecana. Streit nnd Zank hahe ich noch nicht gehört. Die Be- 
wohner Ton Sa'tBchwan haben Recht, mit Stola auf ihre FteTina 
an weisen. 

Nun geht es langsam den letaten Bei^prUeken hinan, den die lS.F«bnuHr. 

Straße 150 m Uber Lökiang am Tempel bei Palma kwan Übersetzt. 
Dies ist ein aus Stein gebauter, solider Tempel in einem Cypressen- 
haiu, mit oiuom Kloster dabei. Auch hier sah ich kein Buddlia llild, 
sondern nur große goldene Männer mit langen schwarzen Bärtou auf 
den Altären. Dieser, wie die hiesigen Tempel überhaupt, ist in guter 
Ordnung und rein gehalten. Bei klarem Wetter muß ^e Aussicht von 
hier aus henüch sein, da die Ebene Ton TWiOngtn an Füßen liegt 
Es geht nun hinab nadi dem ersten Slnß, einem breiten &8t wassere 
losen Strombett, an dessen jenseitigem Ufer der sehr belebte Uaxkt 
Hwangsfltsdiömi liegt; dann stromabwärts nach dem kleinen Dorf 
HöngkiatiSn, wo wir im Eungkwan blieben — so nennt man eine 
Station für Maultiere. Mau kann nämlich, wenn man mit solchen reist, 
die Stationen nicht ganz frei wählen, da an den meisten Orten nur 



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25i 



Di« l«tate grofi« BdMb 8.y«B6liiguftinichTMdiÖBctafiL 



Wurtshttaser für RoiBende sind, die im Tragstuhl kommen; dieSLudi- 
tierhüiuer Itegan ao gewissen Stationen io größerer Zahl zustmmen. 
17. Ffebroar. DioB ist eine der Utthendsteii} am reidirten kultiTiertan und am 
meiaten nTiHnerteii, dabei auch prodnktxvBten und bev9]kettsten Qe> 
gendeB in China: ein grofier (harten, io dem es von Menadien wimmelt 
Sie leben in aaUloten HSoseignippen und einseinen QehSften ler- 
•trent; Döifur sind fiut garnicfat vorbanden, aber um eo mebr StSdte. 
Und hier ist era scharfer Qegensate zwischen Stadt und Land ! "ESne 
Stadt ist «iriindlich Stadt, selbst aufgowaclisen, um don Handel und die 
Gewerlj-iiuluötrio der Gegend in slcli zu vereinigen, wälirend auf dem 
Lanfle i.ur Af'k*'rbau betrieben wird. Selbst ati der Straße sind eiozehie 
£ähäuscr, Kramläden usw. sogar soltcncr als im Gebirge. 

Die Städte sind unter denen luit untexgeordnetem Kang wahr- 
sclieinlich die schönsten in China. Die Mauern sind zwar schwach 
und unbedeutend, denn hier ist £Viedon ; aber Immer sind die Strafien 
anfiallend bieit und mit Quadern gepflastert Die Pflasterung -mrä. 
sofgOUtig in stand gehalten und ist in der lütte höher als an den 
Seiten. Hantseh6u kann sieh mit Oanton Tergleichen. Jede der 
beiden Stftdte hat innerhslb der Hauem eme en^scfae Heile im 
Durchmesser, tmd bei Haatach6u sind dieVorsUdte noch eme He3e 
lan«». In der nördlichen Vorstadt befindet sich eine breite gedeckte 
llulzbriicke von 150 lu Länge, wahrscheinlich auf Steinpfeilern. Man 
triflfl im übrigen China selten ein fu, das so groß und so schön ist 
wie hier die hsien's. Die breite Straße ist belebter als in Oanton, 
denn auf der dortigen Hchmalen Straße hätten die Menschen nicht 
Kaum; zu beiden Seiten ist sie mit roten und bunten Ta£aln behttngt, 
deren grofle Inschriften das malerische Ansehen vermehren. Daau 
kommt der monumentale Schmuck der Gleblude, ror allem der Por> 
tele und der Tempel. Jede Stadt hat in ihrem Innern mehrere grofle, 
yorsllglich in stsnd gehaltene Tempel mit reich gesohmttckten und 
ornamentierten Fassaden; sie liegen meist in der Hauptstrafie. ESn 
anderer aufiEUliger Gegenstand sind die grofien Teehallen: gerünmige 
offene Ha21en,ganzvollTonTi8chenundStUblen und Toetrinkem. Tische 



Die Städta und das Land. 



255 



und Stülilo sind in dieser Genend schwarz oder braun poliert und 
rein! — Der sehr boiloutendc Handel auf der Straßo ist bosondors 
für die Bedürfnisse der Landbewohner berechnet. Zwischen den 
Städten liegt eine Menge von Marktplätzen (tachönn'sj, zum Teil 
auch groß und lobhaft und auch sonst im Stil der großen Städte, z. B. 
der Or^ «n dem ieh heute ttbernachtete. 

Das L«Dd Ist in kleinen Pandlen angebant, jede Panelle fttr 
«ch niveUiert, so daft sie von einer anderen aus oder Ton einem Kanal 
unter Wasser gesetst werden kann. Das System der Irrigation ist von 
hoher Vollkommenheit; an den Wandungen der Wasserittufe, bei 
Geftilen, bei SebeidtiDg eines Kanals in mehrere Zweige usw. ist viel 
Ccmentbau ancewandt, und alles das ist in bestem Stand i{ohalton. 
Dio Natur h-u all erdings ihr Teil beigetragen, um die nienscidiche 
Arbeit zu erleichtom. Die Ebene ist von der Natur reich bewässert 
und ganz dazu gemacht, das yoUkommenste System der Berieselung 
zu gestatten. 

Die ganze Ebene hat dasselbe GefiUie. Sie wird dnreh die 
Flttsse zugleich feucht gehalten und drainiert. Dämme sind nicht Yor- 
banden, denn obwohl im nassen Sommer die HoSkanlÜe bis zum 
Sand gefüllt sind, flieflen sie nicht ttber, und es findet keine wirklidie 
Überschwemmung statt Gabelung nndWiedervereinigung derWasser- 
ISufo kommt vor, aber keine seitliche Verbindung wie bei den Kanälen 
in Kiangsu. Dio Ableitung der Gewfl.s.ser in verzweigte künstliche 
Kanäle zur Bewässerung der lieisfelder ist leicht und in großem Maß- 
stab auggefUlirt. Auf diese Weise sind gute Ernten fast immer ge- 
sichert, außer wenn es, wie 1871, zur Zeit der Ernte zuviel regnet. 

Das neblige Wetter der letaten Tage verwandelte sich heute in i8. Februar, 
leinen Regen. Dio Stcafie war sehr schlecht Der erste Teil des ^"^a<^f«- 
Weges führt durch den tieften Teil der Ebene, der sieh durch viel 
Zuckerknltur — Kintang ist der Hanptort dafilr — anszeichnet Die 
Gruppen der Bambnsgebüsohe und Laubbttume um dieHllnser werden 
hoher und dichter. Sin tu ist weniger groß und schSn als die gestrigen 
Städte. Außerdom passiert man mehrere hübsche kleiue Orte. Die 



256 Dfo letot« gnS« Baiw. S. YwSingaiiliiBMliTMiiSBgtafik 

ernten 2dli nach Siatu fUhren noeh Uber mohrore gutgebaute Stein- 
brll^an ; dann kommt man xa einet Seheide öwiachen dem nordövt- 
liohen and dem ifidwesdiehen Teil der Ebene. 

Tsehöngtafii nebt mm ent, wenn man darin lit Die Stadt be- 
ginnt mit einer Vorstadt, deren gradlinige, icb^Ine, brmte Strafie etwa 
1 1/2 km lang ist ; sie würde fUr eicb allein mit maneher nOrdlichen 
Stadt an Schönheit und Qrdße wetteifern. Eine breite SteinbrUcko 
über einen schiffbaren Strom trennt sio von der Stadt. Hior ist dar 
Aufenthalt zahlloser Bettler; man sieht jammervolle Geätalteu uuter 
ihnen. Wir ritten ima zum Stadttor hinein, das ebenso wie die Mauer un- 
bedeutend im Vergleich mitSingan fu ist, aber in der Stadt selbst f^t 
jeder Vergleich an Gunsten von TsohOngtn ans. Wir ritten ToUe iO 
lOnuten in sIldliGbar Bichtnng mit etwas Abweldinng nadi Osten durch 
schone breite StraSen Tdl Leben und Bewegung. Seit Marco Polo 
waren wir die eisten Fremden, welche in dieser Weise in die Stadt 
einsogen, — und doeh weder Insulten noch neugieriges Nadilaufen, 
außer von kleinen Jungen, die in den weniger Tolkreichen Strafien 
zuweilen lästig waren. Wir erreichten die prächtige Straße Tuogta- 
kai, welche die ganze Stadt von W nach i> gradlinig und in fast 10 Ii 
Länge durchzieht (d. h. nach Angabe der Missionare, in Wahrheit ist 
sie nur 3 Ii lang). 

Hier sind die meisten Gasthäuser, aber Mrir wurden nirgend auf- 
genommen, da kein Plata fUr Herde seL Dann bekamen wir einen 
freiwilligen Ftthrer, der ndi ala Chriat herausstellte; er ftthrte uns in 
andere Strafien und in mehrere Gasthftaser, wo Plate ftlr Pferde war. 
'Obeiall jedoch wurden wir hdlUch, abw beeinnmt abgewiesen: es 
sei alles besetet, war die gewöhnliche Antwort. Ein scbOnes Haus, 
mit kleinen Gärtchen in den Hofen, allerliebateu Sitzpliitzuu und Zier- 
raten, Papageien in Rincfon usw., wurde uns von einigen in Seide geklei- 
deten Herren als ihr Klub bozeiehnot, wo aber Fremde aucl» nicht unter- 
kommen könnten. So irrten wir herum, auch in mehreren Kungkwan's 
oder Manitiorhäusem. Endlich schickte ich SpUngaert nach dem Ya- 
men von TscbtfngtuhsiSn. Hier war man sehr freundlieh und beorderte 



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8ondeii)«rer Empfang in Tschöngtafu. 



257 



sofort einen Mann, uns oin WirtHhaus zu besorgen. Er filhrto aus in 
eins, das nicht besetzt war, aber die Zimmertüren waren verschlossen. 
Er befaiil, äie zu öffnen, aber es geschah nicht, und als er seinen Be- 
fehl wiederholte, entfloli der Wirt mit den Schlüsseln. Ick forderte 
den liaim an^ vermOge seiner PoliseigewaU die Türen sni erbredien, 
was lelir leieht gewesen wftre: er sagte, nm das ra ton, mllsse er noch 
sieben oder acht Leute vom Yamen rufen und dies irilrde er sofort aus- 
fuhren. Soldie Gewalt wollte ich indes nichtanwenden; audi wußte ich 
wohl| dafi der Hbnn nidit wiededcommen wttrde. Es war Uar: man 
wollte Tins selbst Ton Seiten des Yamen nicht helfen. Es wnrde dnnkel, 
und 08 blieb nichts übrig, als nach der Mission zu gehen. Laugst 
hatte man von dort aus Boten geschickt, um zu erkuuden, wer wir wären. 
Die Leute am Tore der Mission befolgten nicht die Regeln gewöhnlicher 
chinesischer Höflichkeit, wohl ein Zeichen, daß auch von ihren Vor- 
gesetssten nicht alle Europtter höflich behandelt worden waren. Ich 
sdiickte meine Karte nnd wurde in ein Fimpfangsirimmer geführt 
Dort eraohien ent Bim^ daonMonseignear Pinehon, jetat die ein> 
sigen bester hier. Heine Bitte, mir aurBeaehafinngdnes Wirtshauses 
bebülflieh su sein, beantworteten sie mit derEinladuDg, in derlfission 
SU wohnen, was ich notgedrungen vorlBufig annahm. Ich bekam ein 
hübsches Zimmer in dem großen Wohnhaus des Bischofs, ließ dann 
mein Gepäck kommen und installierte mich. 

Ich verbrachte nun hier eine stille Woche mit Arbeiten 'inri ! 9.-26. Febr. 
Fasten, denn letzteres wird hier mit rigoroser IStreuge durchgeführt. 
Die Versuche, ein Quartier in der Stadt zu bekommen, die ich schon 
Montag bei dem Tschi hsien wiederholte, waren gescheitert. Indes 
sohloA yoxgestem die Feier des Neujahrs: das erleichterte die Sadie, 
und ich habe endUch ein Wirtshaus bekonmien, daa ich morgen be- 
siehen werde. Trots der artigsten Redensarten ist es ezsiohilich, daß 
den IVanzosen die Beherbergung eines Deutschen nicht von Heraen 
kommt. Der Bischof ist ein wffardiger Hann, der vor 25 Jahren zur 
Zeit der Verfolgung hierherkam. Er mußte von Cantou zu Fuß auf 
verborgenen Wegen in Begleitung eines christlichen Führers durch 

itiahthofoa, TagabOdivr, IL Biad. 17 



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258 



IM« letete grofi« BbIn. 2. Top 8{BB«Bfan«diTidi6ogtafii. 



1 



Kwlogn und Kw^itsohöu hierberkommeii und kaufte dann dir eiD.e 
Kleinigkeit die jetdge MtMion in Tsdiffogto, einen Komplex groder 
schöner Gebftnde, die tof 50 Jsbren ma hoher HudMin, der grOfite 
Feind und Verfolger derChristen, erbantlutte.DieFaniilie warHeninter- 
gekommen, und da wegen der Hohe der GebSude (7 m) kein Chi- 
nese gewShnlicben Standes dieselben braucben konnte — dM Maad- 
mum, das erlaubt ist, ist Gm — , so kaufte die Mission ftir 3400 Taels, 
Avas wohi üu üJi" uiai soviel gokostoi liutte. Kein Missionar hatte seit den 
altciiristlichen Zeiten hier rosiclicrt Es ist aber kein glücklicher Auf- 
enthalt, denn CS f,'ibt fortdauornd Streit mit den Mandarinen. Der 
Qeneralgouyernour ist der Mission feindlich. Es wurde der Posten 
eines Tsiangktnn*) geschaffen, um die Verhältnisse zwischen Christen 
und Heiden 7n der gansen Ftovinz zu regeln, und einem Mandarin 
Übertragen, der sein Amt aar Znfiriedenheit des Bisehois Tenraltete. 
Er ist aber seit einem Jahr abberufen, nnd die Stelle blieb seitdem 
nnbesetsl Es existiert nur noch ein Tribunal von ffebif Handacinen, 
dem der „litsefu** voigesetat ist, ein Ss'ping, der sieben Jahre in 
Eiaohta gewesen ist nnd die Europäer su kennen glaubt Ich besuchte 
ihn gestern und fimd in ihm einen slten, hodimfltigen und fahchen 
Mann, einen Feind der Europäer. So gering sein Rang ist, besucht 
er den Bischof nie, und dieser geht in allen Angelegenheiten thi ilun, 
stets in vollem Staat. Trotz dieser wohl kaum gerechtfertigten Selbst- 
demütigung mag das Mißverhältnis wohl auf Gegenseitigkeit berahen, 
denn jede der beiden Parteion ist zur Uberhebung geneigt, sobald die 
andcEre sich im geringsten nachgiebig zeigt. Der Bischof ist fLbrigens 
einer yon den Gemäßigten unter den Missionaren, ein Mann ron ruhi- 
gem, berechnetem Aufboten. — Wir smd die ersten, die hier in 
Tschi(ngtnfu in europSisdier Kleidung frei undieigehen. 

Wir beaogen gestern unser Wirtahans, ein schmutaigesy dunkr 
les, ttbeirieehendes Lokal yon mehreren Ueinen Zimmern in einer 
abgelegenen Strafie. Es entlarvt sich jetast ein ganzes Kets ron 

•) Die Namen dtr im I'olgcntlcu genaniitaii lieamtcn sind in dieser Sduroibart 
uod Yerbiodung nicht klar. Tschibsiön ist der Magistrat eines hsien. 



^kjai^ .o i.y Google 



lÜMloiiara and Maadarineo. 



25d 



Intriguen, dessen Fäden in der Hnsion beim Biscliof selbst znsammen- 
lanfeu uiui il.iö ciu gutoa Gcf^oukapiLL'l zu Huc's Roman goVica wurde. 

In einor Stadt^ wo Hunderte der bostüü Wirtshäuser sind, ron 
denen ich selbst wohl ein Dutzend besucht habe, ist dieser Winkel für 
die Fremden bestimmt, denn auch Oooper*) hat hier woimeo müssen. 
Derselbe Mann, welcher es ihm auf Befehl des Yamen besorgt hatte, 
hat es auch mir besorgt Und dieser Mann ist die rechte Hand und 
der Spion des Bischof, dem er ti^jUch Bapporte erstattet, da er dicht 
neben diesem Haus wohnt Er heifit U, Ist Uhrmacher und CSiiistf 
ein schUner Kopf, praktisch und braudibar fllr den, dem er dienen 
iriU. Er Bodite sieh von An&ng an in mein Vertrauen einiusdileichen 
und rapportierte nach jedem Besuch sofort dem Bischof I dioserwieder- 
uin, eine Unvorsichtlgkoit des Li fUrchtend, sagte mir wiederholt, der 
Mann sei ein blagueur, ich solle ihm nicht zn viel glauben. 

Der Geschäftsgang, wenn Fremde kommen, ist, soweit ich ihn 
bis jetzt übersehen kann, folgender: Die ganze Angelegenheit ist dem 
Litsefii ttbertcagen; dieser bedient sich der Mission, um Verhältnisse 
und Zweck de« Fremden an eifidiren, und wilUahrt ihr darin, dafi sie 
kleinen Wfinschen derselben in Betreff des Fremden nachgibt Ein 
Christ, früherer Soldat, der in meiner Gegenwart beim litsefii war 
und offenbar dessen Vertranen genießt, ist das Werkzeug der Ver- 
mittlung zwischen dem Mandarin und dem Bischof. Der Tschi hsiSn 
darf in Freindon-Angologenheiton, ohne die Wlinscho des Litsefu 
entgegengenoraracn zu haben, nicht handeln. Daher die Komudio am 
ersten Tage! Der mitgegebene Soldat hatte peremptorische Gewalt, 
das Wirtshaus in Beschlag zu nehmen, wahrscheinlich aber auch seine 
Ordre, es nicht zu tun. Andererseits kann der litsefu durch seine 
Leute nicht mit Gewalt handdn, sondern muß sich des Tschi hsiSn 
bedienen, dessen EzecntiTe im ▼erliegenden FaU wiederum zwei 
PoUaisten sind, die im Verein mit Ii handeln. Diesen Zusammen- 



*) Englischer Heiseador, der über eine Reise nach dem Westen ClünM 1871 
ein Tielgelesenet Bach TeröffentUdit bat. 

IT» 



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260 ^ pofc B«<i«. 2. Vom SingMifiL nash TtdiSngtafit. 

hang ahnte ich Ton An&Dg ao, da sich ein fortdaueamdeB Zuaammen- 
a^eren der wenigen genannten Penionen aeigte. Nnn war mir von 
An&ng an vom Bischof diesoB Eremdengeflbignia mit dem TOihfiter 
La besümmt, aber es war besetst, nnd darum mnflte ich in der MiMion 
bleiben, wo man ofienbar, trots aUer SnAeren LiebenawBrdigkeit, mieb 
loa SU werden wünschte. Endlich zeigte mir Li vor vier Tagcu au, 
er habe ein Wirtshaus t'ofuudeu, das ich für 800 Cash pro Tag be- 
wohnen könne. Am folgenden Tag ging ich zum Li tse tu und bat ihn um 
ein Gasthaiu. £r beorderte seinen Ciiristensoldaten, es zu besorgen. 
Dieser ging ab, von Splingaert be^itet : erst zum Tschi hsien, um 
dessen Polizei au requirieren, dann merkwürdigerweise von allen Gast* 
hünsem direkt in das von Ii beaeichnete, und dieser wartete schon! 

Und nun die Hotive, die sooneiiklar sind! Der Bischof will 
fianaOnsche Politik treiben und andere Fremde — vor allem wohl 
Deutsche — von der Provina fernhalten. £r fbrchtet das Vordxiogen 
der EoglSnder am Tangtszö, wohl nur zum kleinen Teil deshalb, weil 
die wenigen Chiisten, welche iu Hanköu udur Schanghai gewesen 
sind, von der Religion und religiösen Gebräuchen nicht mehr viel 
halten. Er sucht auch meine Reisen zu hintertreiben. In den ersten 
Tagen erregte er mein lebhaftes Interesse filr Muping, fünf Tagereisen 
westlich von hier im Hochgebirge, wo er firtiher zehn Jahre residierte, 
WO ein Seminar ist und wo Annand David*) ein Jahr aubrachte. £r 
enShlte nur Intetessantes von dem Ort. Kaum aber liatte er gemerkt, 
daS ich das Vezlaiigen hatte^ den Ort au besudieo, so qirach ornur noch 
von den Qefiüiren der Reise, von Runberbanden, gefäfarliohen Rn8« 
Übergängen usw., und ebenso ging es In Betreff des Westens nnd 
Südwestens. Darin begegneten sicli seine Ansichten mit denen des 
Litse tu. (iaher ihr einmütiges Handeln in dieser Sache. Auch dieser 
Mandarin erzäliltc von den großen Straßen nach jener Richtung in 
tthnlichor Weise wie die japanischen Beamten, als sie Alcock's Reise 
nach dem Fusiyama verhindern wollten. Am deutlichsten gibt sicK 



•) s. 0. B. IST. 



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Bnk1iii6B dar famtiMwJMn MisdoD. 261 

derWansoh des Biscliofr, mich am Bdsen sa Tolundeni, darin su 
erkennen, daS er mir kein Geld ▼erschaffen will. loh hatte in Schang- 
hai koine Wechsel auf TkichSngta bekommen können, da ich, im Fall 
ich das Geld hier nicht erhoben konnte, die ganzo Sumuio hätto ver- 
lieren müssen. Durch den simplen und aufrichtigen Pater Kimc er- 
fulir ich, daß die Mission selbst viel Geld hat und daß ein Wort des 
Bischofs genügen würde, um mir von den Christen ein Anlehen mit 
Sicherheit durch Scheck auf Schanghai m Terschaffen. Mgr. Pinchon 
erklärte dies filr nnmögüdi. 

Da nnn meine IGttel redoaiert aind, msheiiem daran mane 
weiteren groAen BeiaeplBael Und hStte ich Geld, so würden mir 
aof Veianlaasttng dea Biechofii wahrscheinlich alle mC^Kchen anderen 
Hindernisse in den Weg gelegt werden. Mdn wster Plan war, Uber 
Tatsien lu nach Batang und dann gegen Kingyuenfu zu gehen. Da 
dies zu viel Zeit erfordert, wollte ich dann direkt nach Ningyu8nfu 
und via Yen yii(?n hsiön nach Likiang, dann nach Yungtsehanjjfu, wo- 
möglich nach Tangyuöhsien (Momein), von dort nach Yunnanfu, 
Kw^iyangfu, Tschung kingiu gehen. Ich hoffte, die große ond durch- 
greifende Reise in 100 Tagen zu rollenden. Dieser Plan ist nnn aer- 
stört, und ich werde mich mit der gewöhnlichen Beise nach Hank^u 
und einigen SeitenaosflUgen begnUgen mfissen. Es hA eine bittere 
FSlle! So nnterstfitat eine kadioltsehe IGssion die wissensehaltiichen 
Bestrebnngen Ton Kicht»Franaosen! — 

Ich machte wieder einen Gang dnrch die Stadt, ohne irgend 
welche Belästigung, da ein mitgehender Polizist die schreiende Jugend 
leicht abhielt. Der Eindruck hat durch die Entfernung der Neujahrs- 
zierden viel verloren : die hübschen bemalten Laternen, die vielen 
zierlichen Fescbögen, welche die Straßen iiborspaonten, sind weg. 
Aber dennoch bleibt die Stadt hübsch, und besonders ist die Reinlich- 
keit zu rOhmen: das Quaderpflaster ist in gutem Ztistand und gana rein 
abgekehrt; in den Kaufllden ist alles poliert nnd laekier^ und die 
Menschen sind aostlDdig und mit Aufwand großer Mengen Ton Seide 
gekleidet. Unter den KanflKden fldlt die große Anzahl derjenigen 



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262 Die litete groß« BeiM. 2. Von Bingaa fti Mcb Ttoböngtafii. 

auf, welche bloß dem Luxus gewidmet sind : viele Seidenzeug-Gosühäfte 
lind Läden mit seidenen Posamentierwaren und Bändern, viele mit 
seidenem Schuhwerk, eine große StrafieyoUSeidenstickereien, in denen 
HttbidlieB geleistet wird. Dtan kommen xahlreiche Schmucklideni 
beiondera fftr SUbenehmnck, der zum Teil recht httbeeh gaaibeitot 
ist, aber naebts yom eller&inttonllligMn. Edekteine siebt man wenig, 
dagegmi ganae Lüden mit Yfi-G^gensliDden.*) Es gibt über 20 Uhr- 
madier, die meistMi in einer einzigeii StraBe; jeder hat einen Laden 
mit rielen Meinen nnd grofien ühren. Audi diet spricht flhr vmge- 
wohnlichen Luxus: in Pokin^' ist das niclit zu finden. BuchlUdeii sah 
ich Aveniu, doch soll es viele geben. 3feino Bilderjagd fiel nicht be- 
friedigend aua, i( h .'ikquiriorto aber einige interessante Manuskript- 
karten. Alte Bilder haben einen hohen Preis, die neuen sind mei.st roh. 

£Iin mit besondorer Mauer umgebener Teil ist die Mandschu- 
Stadt; es wohnen darin 30000 Mandschu — Frauen und Kinder einge- 
rechnet — , sftmtUch dem lülitlizBtand ang^Oiig. Si« Terianen ihre 
Hauern nichts da es sofort Keilerei gib^ wenn sie mit den einhiämi- 
Bcben Truppen, angeblieh 20000 Hann, in BerBhmng kommen. Die 
IVanen nnd aneh Mandschu nnd haben ausgewachsene Fftße. 

Trotz der aaUreiehen KanflSden merkt man wohl, dafi Tschdng- 
to kdne Handelsstadt ist: man nebt keine grofien Gesohllfte, sondern 
nur den ausgedehntesten und mannigfaltigsten Kleinhandel. Aber 
selbst unter Borückeiclitigung deeseri ist an kaum begreiflich, wie alle 
diese KautiHden arifrefüllt gehalten worden, denn man nimmt gar 
keinen Warenverkehr wahr. Die Straßen sind voll von FußgHngeni, hier 
und da begegnet man einem Tragstuhl, auüordem zahlreichen die Luft 
verpestenden EimertrBgem. Fremde Waren sind wenig zu sehen. 
Gemeine Wasserglllaer zu 600 cash werden als Hängelampen und 
Opiumlampen benutst Anfierdem sah ich einige Qoincailleries von 
PorceUan, Glas und MetsU — aUes sehr teuer. 'Wirklichen Eingang 
haben solche Sachen nicht gelimden, lange nicht in dem Ma0 wie in 



•)«.BttidI,B.860. 



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Biii4lebb«i««tiiiig ▼«!! TibhitiiflD. 



208 



Singaofa, wo sidb die lianduinen B. «ehr «ttgeindn der Steunn- 
keiMii be^enen sollen; hier sind sie nur in geringer Menge xa 1600 
eash ftlr des Paket en bekommen. Weinflasehen kosten 800 cash. 
WoU am gangbarst«! sind Uhren und Torgoldete KnOpfe. Um die 

Stapelartikel fremder Importe konnte ich mich noch wenig kümruern, 
da ich auf der Missiou nichts erfalireu konnte. Dorthin kam Überhaupt 
niemand, während ich liier viel Bosuch erlialto. 

Wichtige Handelsplätze in der Nähe sind Kwaahsien und Ya- 
tschöafu; letzteres ist zu Boot erreichbar, erstercs nicht, da wegen 
der starken Strömung keine Schiffe ühor Tschöngta hinausgehen. 
Das Hauptgeschäft an beiden Orten ist der Ziegeltee von Sa'tschwan. 
Von KwanhsiSn geht der Handel nach NW in die 8i&n-Lftnder; der 
Transport soU auf Maultieren von Tontlglicher Beschaffenheit ge- 
schehen. Ein anderer wichtiger Ausgangspunkt ist Songpanting, wo 
inmitten unabhüngiger Stftmme (Sifan) ^t nur Mohammedmer wohnen. 
Dur Ziegeltee geiit von dort auf den beßchwerlichstcii Gebirgswegen 
zum Teil bis nach Siiiingfu. Der Transport aus den Sifan-Ländera 
liefert hauptsSchlich Schaffelle, Schafwolle und Hirschgeweihe, auch 
etwas Rhabarber und andere Medizinen. Kwanhsien führt aus den 
Sifan- Ländern auch die Wolle ein und hat außerdem defi bedeutend- 
sten KbabarberhandeL Der beste fihabarber kommt von Mu ping; er 
wttehst auf den höchsten und wildesten Gebirgen in groBer H9he, a. B* 
aof dem Tastteschan (Großer Sdineebeig). Auch von Lungnganfii fin- 
det Handel nach dem Korden statt, und awar duxdidaaGebietTonffiai- 
tschön ilber den Fdnnschuiling nach Kansu. Es sind enge und steile, 
fttr Packtiere ganz unbrauchbare Gebirgspfade. Der Handel von Ta- 
taeh()ufu richtet sich besonders nach Tibet. Sungpan und iiamentlich 
Kwan hsien sollen außer Rhabarber noch einen außerordentlich be- 
deutenden Handel in Medizinen haben, die von den Hochgebirgen 
kommen. Bei Kwanhsien steigen die Gebirge sofort hoch an. Eine 
Felsstraßo fuhrt den Fluß entlang nach Mautschöu. Von dort geht 
eine aiemUch bequeme Straße nach Lungnganfn. Auch Ton Miön- 
tschöu ist ^ese Stadt leicht au erreichen: man geht stets im Talboden 



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264 



Die leUte groß« Baise. 2. Von Singaafa nach Tacböogtufu. 



anfwSrts, und an dor Strnßo selbst sind keine hohen Gebirge. Bei 
LimgDgaii fu wird Steinkohle gowonneo. Yoq da Dach Sungpaa fuhrt 
ein siemlicb beschwerlicher Gebirgsweg von vier Tagen. 

Hingyntofii soll ein annes Land seuii aber viel Kupfer und 
Silber, aaeh Gold und "Ekoa prodniieren. I>ie VerkeliinstBafie Uber 
NingynSn naohTaU in in derFroinuiTfinnan adieint^ ob^moh ftnfierrt 
beschwerlich, vor der BebelHon von einiger Bedentnng gewesen wa 
■ein. £i kamen anf derselben sogar die Handelsartikel von Bhamo, 
daranter englische Waren, bis hierher; Talifu soll noch jetzt mit 
letzteren f^ut versorgt sein. Die Straß© über Tungtachwanfu und 
Hwcili tscliöu nach Talifu ist größer und wird mehr benutzt als die 
über Ning}ruenfu. 

Was den Gebirgsbau in der Nahe von Tschöng tu betrifit, so istbe- 
sonders der Gebirgszug in KW von Int^sse, dessen östliches Ende ich 
auent von Tas'teng bsi&i erblickte nnd das dort Panpifinsohan ge- 
nannt wird; weiter wesilieh keiflt er Tiehapingschan, Kating sohan 
und San mite scban. Alle diese Gebizge scheinen nicht aar Höhe 
des ewigen Schnees anfisnsteigen ; diese wird viebnehr wohl erst dort 
erreicht, wo diese KO — SW-Ztige mit den (wahrscheinlich!) N — S 
streichenden ZUgen des Westens interferieren *), was iu der Gegend 
von Maping geschieht. 
26. Febrnar. Dies ist schon die fünfzehnte Provinz, die ich kennen lerne — es 

sind ihrer im ganzen 18 — , und esistnichtdio voräclitlichste. Sz'tschwan 
— dies ist richtiger als Sse tschwan — hat über 8000 denlMshe Qoadrat- 
meOen FlMche, und die ktete ZMblung »oll 36 Millionen Einwohner 
ergeben haben. Es produsiert Seide, Tee, Zucker, Bbabarber, Opium, 
Tabak, sehr viel Sab, ein sehr wertroUes Ol zum Fimisstti, eine feine 



Aus einem 
BfMaadl« 



*) Di» ttritMloriMih« ErkeoatiilS dl«««r sdiwIecigsiH darch das 
tMliui g«waltig«r Reusa v«fidd«daii» Biditnng «otstsliSBdtD VsriiiltBisss im O*- 
birgslMme» In disssn 0«U«t| lubMoiiisn dtt AafttoHqng dss BegiUb der Hinter- 
indltchen (N — B-) Ketteo und Ihrer groBen Bedeatiing fOr die Bodenfaeldtang Hinter> 
Indiens nnd anch dr's wcsdiekenCliiiiaisleiiisderlMiraiidenuigswIMigsleiiE^gebalsse 
der Biehthofenaehen Beiaen. 



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flOdtoblUar in Ss'tMbmui. 



365 



Art WAohs, daa von Tnsokt<ni gemacht wird, und eine llenge anderer 
Sachen von bedeutendem Wort. Tschöng tu fu ist eine große Bchdne 
Stadt) die mich yoUkomnieii ttbenaicht hat; sie hat einen Durefameaser 
Ton einer Meile und Aber 800000 Einwohner. Ee ist hei weitem die 
■chönate Stadt in China. Die Strafien sind grade nnd breit| mit grofien 
Sandateinqnadem gepflastert nnd mit einer Wölbung in der Mitte. Eine 
Strafie, die Tnngtakai, ist eine Stande lang und gana grade, ungemein 
belebt nnd in allen Teilen von maleriseher SehOnheit. Alle StraSen 
sind zu beiden Seiton mit Kanflllden dicht besetzt, und überall wimmelt 
e» von Menschen. Dazu liaben du; Leute Kunatsinn, älmlich wie die 
Japaner. Vor den HÄusern liänf^eu kleine Papicrlatemen mit recht 
guten Malereien, lu jedem Teehaus, in jedem Kaufladen sind die 
Wände mit /.alüroicheu aus freier Hand /:;emalten Bildern behängt. 
Ich bin erstaunt über die künatleriscbe Vollendung vieler derselben, 
da i<^ sie den jetzigen Chinesen gamicht zugetraut hatte. Der Kunst- 
sinn aeigt uoh besonders auch in den ans Stein gearbeiteten Ehren- 
pforteo, deren man eine grofle Zahl sieht Wenn nimlioh eine jnnge 
Witwe das Andenken ihres Mannes dadureh ehr^ da0 sie nicht mehr 
heiratet, so eniehten ihr die Verwandten des Mannes noch hei ihren 
Lebieiten ein solohes Denkmal. In ^elen Ildlen tat es der Kaiser. 
Die Qeschichte ihres musterhaften Beispiels inrd auf eine Steintafel 
geschrieben und in das Monument gesetzt. Ich fürchte bei einem Teil 
unsere» schönen Geschlechts AuswanderunfrsgelUste xu erregen, wenn 
ich hinzufüge, daß uuch manchem Mädchen, das sich vornimmt, seine 
Carriere als Jungfrau zu machen, und diesen Vorsatz hält, ein ähn- 
liches Denkmal errichtet wird. In manchen Provinzen müssen sich 
diese gefeierten Damen mit einem ziemlich plumpen Aufbau begnügen, 
in anderen sind es gescbmackvoUe, zierliche Portale. Hier aber baut 
man grofle Ehrenpforten ans rotem Sandstein von wahriiaft ardii- 
toktenischem Wert nnd mit Sknlptorarbeiten von großer VoUeodnng 
in meist humoristischen Darstollongen. In manchem kleinen Dorf 
flüirt die Straße durch ein halbes Dutaend solcher Ehrenpforten. 

Diese groBe schdne Stadt liegt in einer Ebene, die zwar nicht 



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266 Die letzte große B«ise. 2. Von Singanfa nach Tschöngtuftu 

ausgedehnt ist, aber an Fruehtbai koit und Dichtigkeit der Bevölkerung 
und günstigon Natiirvorhältnisson kanui ihres Gleichen in der ge- 
mäßigten Zone hat. In olnoui IJiukrois von 8 Mellen liegen 18 Städte, 
von denen ich drei gesehea habo. Sie sind ebenso schön wie die 
Hauptstadt, aber kleiner, and wimmeln wie AmeisenhaiiileD. Das Laad 
dazwischen ist dicht besät mit Qehölton und Häusergrappen, jede von 
Barabaagebüsch und Kttltarbttamen nmgeben. Katar and Kunst baben 
die Ebene sa einem Modell von BawÜMerungaanatalten gemaobt. Sie 
liegt nur ungefltbr 800 m über dem Meer; im Wetten ateigt bohee 
Gebirge an, das rieb bald aar Höbe des ewigen Scbnee« exhebt; auch 
im Nordweaten ist bobes Gebirge, nacb allen anderen Seiten schliefit 
sieb der Ring dnrch liebficbes Hügelland. In der Nordwesteoke bricbt • 
aus hohem Gebirge ein mächtiger, wasöon'eieher Strom h(>rvur, der 
sich, üubald er die Ebene betritt, in viele Arme teih. £iu Bündel 
Armo, in dem Tschöngtufu liegt, vereinigt sich am Fuß des Hügel- 
landes bald wieder zu einem einzigen Strom, der nach Süden Hießt 
und auf dem man zu Wasser bis nacb Schanghai fahren kann. Ein 
anderes Bündel Arme vereinigt sich mit einer Menge anderer StrOme, 
die Tom nordwestliohen Gebirge berabkoamien, und aucb diese vei^ 
lassen die Ebene als ein yeroinigter Strom nach Südosten Inn. Dies 
sind die natOrlieben BewÜssemngskanSle : ue strOmen mit schnellem 
Laui^ da das GeMe der Ebene nicht unbedeutend ist; daher gibt es 
keine Dumme vnd keine Überschwemmungen. Jeder dieser StrOme 
wird Ton breäen, vielbogigen Steinbrücken überspannt. Die Kunst 
hat diese vorzügliche Bewtissemng zur vollkommensten und bis in die 
letzten Details mit Sorgf ilt au g tulu ten Berieselung benutzt. Da auch 
der Boden nichts zu wuuöclieu übrig läßt, so ist das Land über alle 
Begriffe ertragreich. 

Wenn mau eine Karte von China überblickt und fast das ganze 
Land mit Gebirgen bedockt sieht, so macht man sich keinen Begriff 
dayon, daß so tief im Innern noch soviel Leben und Bewegung und 
eine solche Höhe der Kultur heRschen — am so weniger, wenn man 
sieh^ wie diese Provinz durch hohe und breite Gebii^ von den be* 



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CIutt«kt«r der BvrSIkMiiny. 



267 



nachbartoD Knltnrgegenden getroDot ist Dioso Kultur datiert mebrare 
JahrtftUBende luiadt. Als aber im 13. Jahrhandert die Mongol«! 
Chili» eroberten, verwilsleleD sie diese Ftoviiii ▼oUkommen und 
machten, so gat sie es yennochten, die ganie BeTSikemng nieder: 
allein in Tsehdngta sollen sie 1400000 Menschen gettttet haben. 
Der Rest zog sich in die Gebiige surttck, wo die Nachkommen noch 
in Unabhängigkeit leben. 8k' tsehwan aber wnrde durch Einwanderung 
aus audoreu Provinzeu nou bevölkert. Jetzt herrscht hier mehr Ver- 
feinerung und Anstand ala in irgend oiucm anderen Teil vou CJiina. 
Nie bin ich so angeuehm gcruist wie hier, und obgleicli in dieser Stadt 
vor mir kein Fremder iu europäischer Kleidung sich hat sehen lassen, 
kann ich auf der Straße ruhig umhergehen. Ks kommt keine Insulte, 
kdne Beleidigung, kein neugieriges Nachlaufen vor: obschon grade 
hier die innere Abneigung gegen die Fremden grofl ni sein scheint, 
hat man doch den Anstand, es sieb nicht merken an lassen. Auf dem 
Lande heirscht diese Abneigung nicht: dort hatte ich immer mit dem 
besten, hatmloseaton Volk xu tun. Sie bildet sich in den g^ofien 
Städten aus, wo die Lente mehr von den Ereignissen erbhren und 
einander ihre Ideen mitteilen. Das Feuer wird in diesen besonders 
durch die Kandidaten zu Staatsämtern angeschürt, die wohl wissen, 
düQ ihr KinllulJ in Liinlicheni Maße sinkt, wie der der Fremden steigt; 
sie verbreiten \ i Ii luiduugcn gßgen diese, die gewöhnhch auf Knt- 
stellung oder Cbertreibung vou Tatsachen boruhen. 

Es ist wohl dieser Abneigung zuzuschreiben, daß ich bei meiner 
Ankunft in keinem Gasthaus Aufnahme finden konnte : man wies mich 
höflich, aber bestimmt zurück. Alierdlogs waren die meisten ganz 
besetst, da eben chinesisches Neujahr gefeiert wurde, em Fest, das 
14 Tage dauert. Aber selbst die Poliaisten des Mandarin, an den 
ich mich sdiliefilich wandte, konnten nichts ftr mich ton. Als es 
dunkel wurde, war ich geawongen, nach der Hission zu gehen, um die 
Henen au bitten, nur ein Gasthaus an besorgen. Wie ich wohl er- 
warten mufite, war die Folge davon, daß ich eingeladen wurde, in den 
weitläufigen Räumliclikeiteu der Alibhiou Quartier zu uehmeu. Ich 



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268 XX« 8»*« R«»«' Von Singaoifti aMh TiehSog tafe. 

war natürlich genötigt, anzunohmon, und wohne nun eine Woche ia 
der Ifiasion, immer noch tä^ch yersadiend) ein Qaathaus sa finden. 
Morgen werde ich eins beaiehen. Ihr werdet erwarten, dafi kh eine so 
liebenswfirdige AnfPordemng mit beiden HSnden ergriffra haben 
werde ; aber die Herren und Franaoaen, und das Pliesteige wand editttst 
einen EVanzoaen nicht Tor politischen Baokünen. Dasn hatte ich schon 
in Taiyugnfii die Erfidming gemacht, daß die in der Hission ver- 
brachte Zeit, mit Ausnahme meiner schrifflichen Arbeiten, rerioren 
ist: denn es ist in diesen großen Städten meine Aufgabe, sehr viel 
Information einzusammeln. In der Miasion aber besucht mich nioinüiiti, 
und die Missi nare sind über das JLand, in dem sie wohnen, sämtlich 
ganz unwissend. 

In Sz'tschwan sollen ao 100000 Christen sein. Die Provinz ist 
in drei Bistümer geteilt, und auch der Bischof von Tibet wolnit noch 
in Sz'tschwan, in der Stadt Tataienla, da kein Missionar Tibet be- 
treten kann. Der hiesige Bischof ist Monseignenr Pinchon, der yor 
25 Jahren in den Zeiten der Verfolgung hierheikam und nur wihrend 
des Konnls xwei Jahre abwesend gewesen ist: ein kluger Mann Ton 
würdigem Auftreten und trott ^elen Redens reserviwt, denn er spricht 
nur von den gleichgültigsten Bingen und yerbirgt in seinwn Innern 
Tteles, worüber er sprechen könnte, aber nicht sprechen will. Er teilt 
sein Gefängnis mit einem jüngeren (tcistlichen, Pere Rimö, oineui gut- 
mütigen, unbedeutenden Mann, der dem Bischof tief untertÄnip ist. 
Kin Gefhngnis nenne ich den Auteutliait, weil beide iiorren niemals 
ausgehen; einen Garten haben sie nicht. Die Wohnhäuser sind gut 
gebaut, aber düster. Es herrscht eine eisige Kälte und Gemütlosig- 
keit Die Christen werdeuiem gehalten undaindchinesisclien Priestern 
Überlassen j nur wenige werden angelassen und «rstatten Bericht Wie 
anders wttre es, wenn ein Mann wie mein guter Pator Vedinden hier 
wirel Er würde tü^ch su Fu0 seine Christen besuchen und die 
popultrste und geachtetste PenSnlichkeit in der Stadt sein. Auch mit 
den Mandarinen würde er wahrscheinlich ebenso gut auskommen wie 
an seinem jetsigen Aufenthaltsort, wVhrend die Ues^n Riester mit 



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Leben der Miasioiuur«. 



269 



ilmeii auf geqpMuiteiteiii Fufi ttehen. Der Grand iat der, daß jede 
Fartei aar Oberhebuug geueigt ist, wenn ihr ein wenig freiea Spiel 
gegeben ist. Die Fraaaoien kennen ea nidit laaten, mit ihrer SÜBsion 

Politik zu [relbüxi. 

Da (Jlt^ Gelegoulioit sich nicht wledor hioton dürfte, so will ich 
sie benützen, um Euch zu zeigen, wig poialicli hier die Fastenregehk 
befolgt werden. Folgende« iat das Menu seit acht Tagen: 
EVtthBtUck für 4 Personen (Splingaort ist Nr. 4): 

2 Untertaaaen mit Kartoffeln k la grabse du perc 

(d. h. in Sdinben geschnitten und in Schweinefett 
geaotten, letaterea iat in China gestattet), 
2 Untertassen mit Bflhrei mit Zwiebeln, 
4 Untertassen mit QemfUebUtttern in Wasser gekocht, 
1 Untertasse mit getrocknetem Fisch. 
Mittagessen fui' 4 Personen: 

1 Untertasse mit getrocknetem Fisch, * 
4 Untertassen mit Gemüseblättem in Wasser gekocht, 

2 Untertassen mit Rührei mit Zwiebeln, 

2 Untertassen mit Kartoffeln k Ut graisse du poro. 
Abendessen Hbr 4 Personen: 

2 Untertassen mit Bilhrei mit Zwiebeln, 
2 Untertassen mit Kartoffek k la graisse da poro, 
1 Untertasse mit getrocknetem Fisdi, 
4 Untertassen mit Gemüseblättem in Wasser gekocht. 
Ihr werdet mir dies um so höher anrechnen, als ich von einer 
anatrengondoü Kciae hier ankam. Ich befinde mich dabei in aller- 
bester Gesundheit, aber von meinen geistlichen Herren kann ich das 
nicht sagen. 

Ich teilte Euch schon, als ich über die belgische Hission schrieb,, 
meine Ansicht Aber die chinesische Lebensweise der franaifsisohen 
IGssionare mit Hier habt ihr die Beatttigang. Bei dieser Uission 
sind 15 enropl&che Fkiester : sie leiden almtlioh an Verdanungskrank- 
keiten. Ein nnaiger hat daa Alter Ton 58 Jahren erreicht, die meisten 



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270 



Die letzte große Heise. 2. Voo Singanfu nach Tachöogtnfiu 



sterben jung. Herrn Rime's Gesundheit ist canz gebroolien. Der Bischof 
verrUt einon kranken Körper cinrcli geibu Gesichtsfarbe, gelbe Au'_'f>n 
und Schwäche des Körpers. Der Europäer kann chinesische Koat 
nicht vortragen, und eB encbeint mir als eine erhebliche Schädigiing 
der Missionsarbeiten, wenn der Missiuuar sich solche durch nichts Sil 
rechtfertigende und gttnzlich nutBloae £Dlbehnmgen ftoferlegt Es liegt 
genog VerdiMudicheB darin, Familie und Vateriand und geistige Ge- 
nosse an&ugehen, nm sieh der Ifisdoo unter Heiden sa ividmen. 
Wosa es durch Handlangen sa yemehren snchen, die, als Verdienst 
gereehne^ Bagatellen sind, — wenn tfberiiaapt Verdienst dabei ist — , 
die aber dem Zweck des Missionars in hohem Grade nachteilig sind? 

Ich lasse mich, wenn ich auf das Missionsthema komme, stets zu 
einem Wort.schwall hinreißen, wahrscheinlich, weil ich früher von 
der größten Hocliachtung gegen die Älit^sionen erfüllt war und es 
mir ein wirklich unangenehmes Gefühl ist, nun, da ich sie näher kennen 
gelernt habe, so yieles zu finden, was mir teils für die Missionsarbeit 
nachteilig zu sein scheint, teils von moinom ehemaligen Ideal eines 
Missionars sich sehr weit entfetnt Ich bin hier soeben nur auf etwas 
gans Aufierliches glommen, aber ich wQrde kein Ende finden, wenn 
ich anf das IBssionsweik selbst eingehen wollte. Ich finde nicht die 
hochhexngen, von heilige Eifer beseelten Mloner, die wie Fran- 
dscos Xaverioa onter die Heiden gehen und ihnen das EvangeHom 
und die chrisdiche liebe predigen. Ein solchw Mann wflide noch 
jetzt Wunder wirken, aber jetzt bekehrt man durch politische Vorteile, 
die man den Christen gibt, und vermehrt die Gemeinde durch das 
Aufziehen verwaiator oder ausgesetzter Kinder. 

Die eigentliche Gcaieiruie besteht aus den Kacbkommen der 
alteu Clu-isten£amiiien. Es sind prächtige Leute in dieser Provinz. 
Zum erstenmal, seit ich in China bin, ist es mir geschehen, daß, wenn 
ich abends in das Gasthaus eingekehrt war, Christen sa mir kamen 
ond sich offen als solche erklXarten. Sie baten mich gewöhnlich am 
meinen Segen, ds sie mich fttr einen Priester hielten. Noch nie waren 
diese kleinen Tereinzelten Gemeinden ron einem firemden Beiester 



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EdUf« 4«r lliidon. 



271 



beandutwovdeo, obgleich si« gani leicht eireidibar eiod. DIeie Sed- 
sorge ist chineMachen PrieRtern «iihdiingestellt worden, denen eunelne 
Bezirke snm HemmretBen sngewiesea sind. Ich maß gestoben, daft 
mich die Anfiichtigkett dieser Christon, die seit 200 Jahren fest an 
ihrw Religion haken, gertthrt hei 

Ef> ist ttbrigens wohl mdgltch, daS Ich die vielen TonügHchen 
uiid liülie IJowunderuug verdienendeu Seiten des gegenwärtigen ^Mis- 
sionswerke.s nicht vollständig kenne, da ich, um ein richtigos Urteil 
zu fallen, die kleinen Missionen auf dem Lande kcnu(Mi uiüiJte. Ich 
sehe nur daa Vorgehen in den großen Städten, und es üt ganz natür- 
lich, daß es an den Sitzen bischöflicher Oberleitong ganz andere 
Sachen zu tun gibt als an den kleinen Pfarreien; dennoch scheint ea 
mir, daß der latotere Name ceitgemJlBer wltro ab der von „Hissionen'*. 
Das muß man den Eramtosen laaaen, dnS ne gate, ergebene nnd ge- 
horsame Chriateii eniehen, die beaonden aUea Zeremoniell genau 
beobachten. Aber wahre Bdigion scheint bei diesen nicht tief na 
warsein, denn die Ergebenheit dauert nnr so lange, als die Christen 
in ihrer Hennat im Innern Chinas leben. Wer von ihnen nur einmal 
nach Schanghai gekommen ist, der ist als Christ nichts melir wert. 
Ich kenne keine Ausnahme von dieser Regel! 

Meine Reise von Singanfu war außerordentlich angenehm und 
interessant reich an geographischen und geologischen Krgebuisson. 
£8 war ein Ritt von 33 Tagen durch ununterbrochenes Gebirgsland: 
erst Uber hohe Ketten, dann Uber sanfteres, hügeliges Land. Die Straße 
ist der einzige Verbindungsweg swisohen Nord-China und der Provinz 
Sa' tachwan. Es war nichts Oeringea, sie ohne Anwendnng von Pnlver 
so bauen. Ein geirisser liapi, der stdi vor 1600 Jahren anmHemoher 
dieaer Provins «nfschwaog and denen Andenken hier nodi gefeiert 
wird, liefi sie bauen, indem er sebe Amtlichen Soldaten, angeblich 
100000 Hann, an die Arbeit setsto. Sie fthrt durch enge Schluchten 
und Uber hohe Pässe und ist reich an großartigen Ansichten. Das 
Wetter war gut, mit Schnee hatte ich wenig zu tun. Nie bin ich in 
China so wenig durch die Leute belästigt worden : an&ngs verhielten 



272 



Di« letote grofi« BaiM. 2. Von Sl agaafii naeb TtebBiigtiLfo. 



sie sich passiv und indifferent, seit dem Eintritt in diese Provinz aber 
freundlich. In Europa kttnnte ich eiae so lange Qebirgsreiae ia eheor 
80 henmterig^oiiiiiieiier Gegend nicht bo ohne Belästigung ansftümn. 
89. Palmar. Ich hin noch immer hier, nnd es iak wenig Anadcht auf baldigen 
Aofbradi, da ich mich sa einer Abkttmmg der Reise ungern ent- 
sohfiefie nnd noch den Han eines groSen Ansfloges betreibe. Die 
gaoae Zeit Uber war dtlsteres, feuchtes Wetter: nur sdten blickte die 
Sonne einige Stunden durch den Nebelüor; zu eigentlichem Regen 
aber kam es nicht. So soll da« ICiuna hier meistcna soin: von den 
1'2 Monaten soll in 9— iü vier Ilimciel einförnjiji^ grau bewölkt sein. 
Daa beste Wottor ist im März und April ; im Oktober und Kovembery 
die am unteren Yangtszö so schön sind^ herrschen hier dicko Kebel; im 
¥nnter ist wenig Kiederscblagi aber das Wetter feucht. Schnee filUt 
in der Ebene selten, nnd audb dann nur sehr wenig, und erversdiwindet 
achnelL Die Winteifrucht wichst in dieser Feuchtigkeit auf und ist 
meist im Hai abgeerntet. Ende Hsi bei^nen gewdhnlioh die Regen; 
sie nelmien im Juni au und sind im Juli am stHrksten, im August 
meist etwas abnehmend. Dies ist also ebenso wie in Schansi und 
Tschili und umgekehrt wie am unteren Yangtsze, wo im Juni und Juli 
die Souuo brennt und starke Gewitterschauer faiiou. Im Mai und 
Juni wird der Reis gesät, im Oktober geerotet. Der Mißwachs im 
vorigen Jahr rtthrte daher, daß Juni, Juli und August trocken waren, 
der Reis daher schlecht wuchs und Anlang Oktober sehr starke Regen 
dntraten, so dafi alles weggeschwemmt wurde. Im Sommer soll nach 
Angabe des Pater Rim4 die Temperatur hSufig 82 — 96^^ C. eneiehen, 
aber kaum hSher steigen. Es finden in dieser Jahreszeit sdnroffe 
Temperaturwechsel statte die der Gesundheit nachteilig sind. Dies 
ist das Elana eines wannen Tales am Steilrand yon Scfaneegebirgen. 
Auf diesen selbst ist die Vorteilung der Niederschläge wahraehoinlich 
eine ganz andere als in der Ebene. scheint aber, daU wenigstens 
der nördliche ToU dos Sz'tscbwan-Beckens das Ivlima von Tächöogtu 
ungefähr teilt Aufi'ailend ist es, d&Q niclit nur die Hogenmonato hier 
und in Peking ttbereinstunmen, sondern daß auch die abnorme Erschei* 



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XliaM iiad Tsomag. 



278 



nnng kog «nlwlteader Spttragen — in Peking im September, Lier 
im Änfiuig Oktober — im vorigen Jahr in beulen Gegenden Btattge- 
fimden bat 

Die Tenrong ist jetzt in 8z' tsebwAa aebr groA. Es werden viele 
Arme auf Staatskosten gospdst: die Mandarinen geben deren Zabl 
auf 30000 an, was wobl fibertrieben sein mag; die Zabl mag aber in 

ihren Rechnungen figurieren! — Die Leute bekommen schifan (weicli- 
gekochten Reis); dio Speisung geschielit außcrlialb der Stadt unter 
Militärbodi:ckung. In IIupu und Hunan ist die Frnto gut gewesen. 
Es sind von Peking aus groüo Zufuhren von dort nach den östlichen 
Departements von Sz'tschwan angeordnet worden, um die Ausfuhr 
▼onTschttngtu stromabwärts zu verhindern. In der Provinz Kwei- 
tMhöu, soweit dort Anbau vorhanden ist» war die Ernte sehr gut; daher 
▼oUaieht sich eine betrlohtlicbe Auswanderung dorthin. Seit drei 
oder vier Jahren soll die Ernte hier bestftndig unter dem Mittelmaß 
gewesen sein. 

Die Bewohner von Ss'tschwan, d. h. die Hanjtn^ unter ihnen, 
sind sKmdieh Einwanderer aus denKachbarprovinsen, meist von Hnpä, 

demnächst von Schansi, aber auch von Kiangsi, Kwangtung und den 
meisten audoreu rroviuzcu. Das Land war durch die Monj^olen voll- 
ständig verwüstet, die Einwohner vernichtet worden, so weil aie sich 
nicht iu die Berge zurückgezugLii hatten. Der Zuzug von außen her 
fand dann durch Jahrhuudorto »tatt. Das Wort puntijin ist daher eine 
Schande fiir einen Bewohner von Sz'tschwan. Fragt man jemand, 
woher er sei, so aatwortet er: von Hup6 oder ausübend einer andern 
Prohns; fragt man, wie lange er hier sei, so antwortet er: seit 12 oder 
20 usw. Qenerationen. Jede Familie kennt ihre Abstammung nach 
Ort und Provinz gans genau, die Toten ab«r werden hier begraben. 
Zur Zeit der Sung-Dynastie, als Sa^tsehwan sum erstenmal eine Fta- 
vinx des Chinesischen Reiches bildete, wohnten hier noch keine Chi- 



*) Bezeidmaog der Chioesen: Uanjea, im Q^ensats xa pen tijen = Ein- 
geborene. 

BkliUiofen. T»|{ebticber, IL Band. 18 



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274 Dia letat« grofie Beise. 2. Voo SingiAfa nach Tsdiöngtufo. 

nesen, sondern die Mantszö, welche jetzt in Unabhäogigkeit in den 

Gebirgen leben. 

Man unterscheidet hier Man tszö, Mangtszö, Fantszö undMiautzÖ. 
Das Wort Ijin scheint mir für ihre Qesamthcit als „Barbaren" an- 
gewendet la werden. Die Faatssd bewohnen die Gegend von Soog- 
peatiDg und Ton dort westirtIrtB: sie sind seUrüdif ihr Land ist 
Hoefagebirgdand, ue treiben Soha&udi^ und ans ihrem Gebiet kommen 
Schaffelle, Hiischgeweihe nndMediimen. Sie heiflen aneb SIfan wie 
ihr Land. Ober die Mangtszö, die in Ylbmaa und Kw^itsebön wobneo, 
babe ich noch nichts er&bren können. Die Hanteifi sind in den 
Westgebifgen zerstreut, allenthalben unabhängig, den Chinesen sehr 
feindlich und von ihnen gefiirchtot. Sie töten jeden Chinosen, der ihr 
Gebiet betritt. Unter den Si fan wohueu chinesische Kautlouto, aber 
nicht unter den Mantszö. Diese bewohnen unter andenn das Ngomi- 
Gebirge, zwiscbou Yatsehöufu und Uwei ii tschöu, und machen hier 
durch mehr als drei Breitengrade jede Verbiodoog von Ost nach West 
QnmögUob} dadurch ist die Stellung von King juOnfu so isoliert. Eben- 
so sind sie ndrdlicb TOn Yatscbdufii} g^en Mantsobön bin, seistreot. 
Überall leben ne in kleinen Gruppen nntw HSup^ogen; Ihre Sprache 
soll mit der tibetiseben verwandt sein. Ans der Gegend von Söuig» 
ynSnfii werden anchLöltf genannt. Bitten die Hissionare das geringste 
Interesse fUr die Landeskenntnis, so wOrde es ihnen ein leichtes sein, 
mit allen diesen Stämmen in Berührung zu kommen und ihre Sprache 
zu studieren. Die Miau tszÖ endlich bilden einen iutoressanten Gegen- 
stand der ethnographischen und historischen Forschung, denn sie 
waren einst sehr mächtig. 

Tscböngtufu soll schon im Scliuking*) erwähnt sein, und wenn 
Kublai-Khan hier wirklich 1 4O00OO Menschen niedermachen Uefl, so 
war die Stadt früiier großer als jetzt. 

Die jetaigen Bewohner von Sa' tsohwan adieinen rein diinesisch 
an sein und sieh mit den frflberen Einwobnem nicht Tormisoht an 



«)s.B«idI,8.41S. 



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Die Spione des Bisehofs. 



275 



haben. Um so mehr ist es zu verwandern, daß sie sich zu einem 
Vülkehcn amalgatniert haben, das bcssoro Eigenscliäücu hat und hölior 
steht als die Bewohner dor nächHlen Provinzen. Ks hoTTselit molir 
Beiolicbkeit, mehr Anstandsgefühl, mehr Verfeinerung der Sitten, 
Manieren und Lebensweise. Zieht man in letzterer Hinsicht das Mittel 
aller Klaaseo, so steht Tschtfugtu jeder anderen Stadt ia Cbin« ▼ovaa 
und kann neli mit den gröfitan Städten der Welt venen. Wenigstens 
in gleichem HkBe gilt dies von den kleinen Stttdten nnd dem Banero- 
stand. Dies betrifft natOrlidb nnrden DurchscfamttlnderlicherBildQng. 

Das Spioniersystem ist hier jetst irollBtilndig. Jeder Schritt wird 2. Wm. 
von den Agenten dos Bischofs bewacht. Gehen wir ans, so folgt uns ein 
unbekanntes Individuum vom Gasthaus an nach — stets ein anderer, 
um Verdacht zu vermeiden. Zwei Christen, die in Schanghai gewesen 
sind und die den größten Eifer hatten, uns dienstlich zu sein, dürfen 
nicht herkommen: es sind die einzigen brauchbaren Leute, einer von 
ihnen ein Gelehrtor. Memen unschuldigsten Wünschen wird entgegen- 
gearbeitet. So wollte ich com Beispiel Proben von Seide nnd anderen 
Fjrodokten mit der Angabe der richtigen Frehe mitnehmen. Ich selsta 
die Wttnsehe bei Li anseinander. Sein iltester Sohn, ein kleiner Mili- 
tVr-Handarin, war TonDiensteifiBr beseelt, da er sidi schon als Agenten 
fOx Kanfhttaser Ton Schanghu sah, nnd schüttete sein ganxes Hers 
aus. wollte auch gleich alles besorgen. Dies war gestern morgen. Zuerst 
r;ip[ (irtlnrtp Li dem Biscliof, bei dem ich ihn antraf, und holte seine 
InsU'uktiouen. Abends kam sein Sohn ganz kleinlaut herein und brachte 
ein kleines Strähncheu der aUerschlechtesten Seide, voller Knoten, 
während er sich vorher als Kenner gezeigt hatte. Heute morgen ^ng 
Splingaert ans, nm die Muster zu besorgen. Der Spion folgte ihm 
standenlaog. Als Splingaert ihn los war, ging er anf den Seidenmarkt, 
eine große Halle, eine Art B^rse, wo nur in Seide gehandelt wd. 
£r sagte, die Kauflente hKtten den lebhaften Wunsch gehabt an han- 
deln, nnd ich bestellte einen mit Hnstnn hierher. Knn sind anfier den 
zwei Mandarin-Soldaten (Polizisten) noch zwei angebliche Soldaten hier, 
deren Sendung wir erst gar nicht enträtseln konnten, bis sie, von Fragen 

18* 



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276 ^ grofi« Reise. 2. Voa Singan fu nach Tscböog tufa. 



bedrängt, erklärten, sio seien vom Bischof t^uacliickt uud gohörteu dem 
Li tsofu-Yamen an. Dieso zwei besorgeu die inuore Spionage, und 
stets ist einer von ihnen vor der Tür, wodd wir Besach haben. Sobald 
der Seidenh&ndler kam, erhielt er von eioem dieaer Türhüter vor 
uiBera Ang^n geheime lostniktioD, infolge deren er wo unauiDige Preise 
nannte, dftS die Muster wertitos worden. Bildenreilcllnfer werden schon 
nn der Tttr abgewiesen. Diese Anoidnnng hat wehrseheinUch den 
Zweok, mir den Aofenthalt nu veilmden. So gibt es noch hnndert 
Kleinigkeiten, in denen sidi die Spionage und die kleinlichen Machi> 
nationen des Bisdiofii zu erkennen geben. Bei den Christen sind m 
offenbar angeschwärzt und verdächtigt. 

Von den Mandariaen, mit Ausnahme des Litsefu, habe ich bis 
jetEt nur Freundlichkeiten oi-fahrcn. Gestern wurde Splingaert von 
ihnen in das Theater eingeladen nnd mit Atipzeichnnng behandelt. Die 
Poliusten sind die einzigen brauchbaren Leute, deren wir uns be- 
dienen können. 

Es existiert hier noch der Palast des Kaisers Liu pi, der im Jahre 
220 n. Cäur. seine Residens in I tschau (Tschffngtn) nahm und die 
grofie Nordstraße bauen liefi. Das Volk ehrt sein Andenken. Splingaert 
besuchte heute den Palast Es steht noch em Stttck fester alter Mauer, 
„so groß und fest wie die TOn Peking"; darin sind nebeneinander 
drei große Eingaugstore anm Palast, davor ein freier Plati. Innen ist 
nicht viel su sehen, und der inneitte Teil ist Terschlosson. Außerhalb 
der Stadtj am Südtor, ist die Grabstätte des Liu pi in einem kieiuea 
Tempel. Viele Mandarinen gingen dorthin, um sie zu besuchen. 

Ober die Ureinwoimer ist nur nach und nacli Material zu sam- 
sanmieln. Die Sifan beginnen unmittelbar hinter Kwanhsien und 
leben zu beiden Seiten des Min kiang, mit Ausnahme der ganz chi- 
nesischen Orte am Fluß. Hautschöu, Tsakuting, Sungpanting sind 
Kolonien im Gebiet der Sifan, und diese bewohnen das ganae Land 
westlich nnd nördfich von diesen Orten. Bei K^nknngting und Ta» 
tsignin kommen sie mit den Hantsafi^ in den Distrikten von Litai^ 
nnd Bataag mit Tibetem in Bwtthrung; ne sind den Chinesen nidit 



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Dia Ui«law»liaer tob Bs'toehwn. 



277 



feindlich gesinnt und yermisehen sidi mit ibnen. In Maako, aüd- 
wesdich Ton Songpao, hemoht eine kriegeriiehe Königin, die als 
eine Art Amazone gilt und sich die nördlichen Stämme zu unterwerfen 
sucht. Die Mau tsze sind in 18 triliutpüichtige ätUmme geteilt, ein 
jeder unter soinoui regulus; Mnping ist einer dieser Stämme. Sie 
wohnen südlich von den SI fnn, westlich bis über Tatsieulu hinaus, und 
scheinen nach S und W an tibotauische Stämme zu grenzen. 

Nun kommt das merkwürdige und, soviel ich his jetzt erüahren 
kann, abgesonderte Gebiet der Löld. Sie bewohnen das üheat vier 
Bireitengrade sidi erstreckende Hochgebirge swisehen Yatsoh^ufiL 
im Norden nnd Hw^ilitachön im Sflden. Im Westen sind sie begrenst 
dnreh die Straße nach NingTuSnfa nnd das von den Clunesen okku- 
pierte Gebiet dieses Departements, im Osten durch dieUnieTatsehön- 
fu, Kiatingfu, Sütschöufu; von da aus besitzen sie noch einen be- 
deutenden Strich östlich vom Kin schakiat y. Diese ganze Zone ist fUr 
Chinesen «ndurchdriu glich: nur wo sie dichte Nachbarn sind, vertragen 
sich die Lölö mit den Chinesen, sonst sind sie ihre bitteren Feinde. Wer 
ihr Land betritt, dem verbrennen sie die Fußsohlen, wenn sie ihn über- 
haupt sorQekkehren lassen. Sie yermisehen sieh nie mit den Chinesen, 
geben ihnen anoh nie ihre TOcfater. Sie nlihren sidi hanplsHcUich von 
Hais, Bnehweiaen nnd WUd, kleiden sieh in FeUe und gebrauchen 
keine Medinn. Ihren Namen soUen sie von dem ihnen eigentitmlichen 
schallenden Ruf eines schnellen „16 \6 lö \6** haben. Sie machen so> 
weilen Ansftlle aof chinesische Ortschaften : ihre Unterjochung bat sich 
jedoch bisher aia unmöglich erwiesen. Diese kSuinaie machuu es schwer, 
einrn paysrinlcn Reisßweg zu finden. Mau kann, wenn man nicht seiir 
viel Zeit zu allmählichen Bewegungen zu Gebote hat, die Gegend nur 
auf oiuigeo Hanptlinien durchstreifen; dazwischen ist sie unzugänglich. 

Mein ursprttnglioher Beiseplaa war nur bis an dieser Stadt fest» LMMn, 
geseixt. Ich hatte zwar Torgehabt, noch irgend einen Ausflug nach 

__ Brief an die 

Westen ausaufkihren, aber den Bntwnrf eines bestimmten Planes mnSte 
ich bis an meiner Ankunft in TsdiOng tu Terschleben, ffier finde ich 



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278 Die letate grofie E«ijM. 2. Von Sioganfa Mck TiebSof tafa. 

nun, daß ich nur die Wahl habe zwisohon garkeinem Ausflug oder 
einer weit angelegton Gebirgsreise j meiner ganzen Arbeit in China 
würde der wichtigste Abschluß fehlen, wenn ich von hier direkt nach 
SchanghM xurückkehren wollte. Ich habe daher noch eine Rundreue 
beaeUonen. £• exliebt lich im Westen von hier eine der grofiartigelea 
Gebiigdinder der Welt| das sich weit nach Norden, Westen und 
Sfiden ausdehnt und schnell an GipfeJn mit ewiger Schneebedeokung 
ansteigt Es ist in üefen Felsschhichtea von großen StrOmen durch- 
ftircht, deren oberer Lauf noch wenig bekannt ist, wlhrend an ihren 
Mündungen vom Gelben Meer bis nach Indien hin einige der größten 
Handelsstädte Asiens licfjon. Das ist eins der großartigsten For- 
sdiungsgebieto, diu einem unternehmenden Reisenden noch offen Hind. 

Mein Zweck ist nur, den Ostrand dieses zentralasiatischen Ge- 
bizgslande», die Abfülle desselben nach dem eigentlichen China kennen 
au lernen. Da aber das Laad yon wilden und halbwilden Völker^ 
sdisften bewohnt ist, so sind nur gewisse Linien voigeaeielmet, auf 
denen man das Land durohsiebeD kann. Eäne derselben fthrt Aber 
NingjruSnfii nachTalilii im wesüiohen TOnnan; diese Straffe hebe 
ieh eininsehlsgen beschlossen. Talifo ist «war seit Jahren in das 
HSnden der Mohammedaner, die im westlichen Yünnan ein eigenes 
Kouigreich gegründet haben; aber kaiserliche Truppen stehen um die 
Stadt, und es geht durchaus nicht sehr kriegerisch her. Ich möchto 
gern von dort noch einige Tagereisen gegen Südwesten gehen, um 
ein großes oder vielmehr ein als wichtig betrachtetes Problem au 
lösen, nimlich die Untersudiung der Verbindung awischen Bhamo 
am Lcawaddi und Talifu. 

Es Ährt dort seit uralten Zeiten eine Handdsstrafie ; die £ng- 
linder möchten sie gern kennen lernen, um von Bhamo anS| das mit 
Damp&ebiffen erreicht werden kann, ftir die Produkte Indiens und 
für den englischen Handel fiberhaupt einen Weg nach China zu 
bahnen. Es sind schon mehrere Reisen zum Zweck dieser Unter- 
suchung unternommen worden, aber sämtlich fehlgeschlagen. Zuletzt 
drang im Jahre 1868 Major Sladen YonBhamo bis zu dem chinesischen 



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]>«r waitara BaiMplAD. 



279 



Ort Tangylldtsoliött^ ▼<». Ich bisaelite daW nnr diesen an er- 
raioheo, so wire die giuise PaMage bekannt 

Dieeen Nebenplan muner Beise, der nor eine Art AnhXngiel 

ist, lutbe i«tk abuditOdk memsndem mitgeteflt; denn wKhrend man 

für moino ganze eigentliche Reise nur geringes Interesse haben würde, 
würde man 1:1 wiß der Ausfuhrung des angegebenen Unternehmens, 
das, wie gesagt, für mich nur Nobensaclie ist, mit Spannung entgegen- 
sehen. Käme ich nicht bis Taogyttö tachöu, so würde man daher von 
Fehladklagen des Unternehmens, von Zurflokweichen vor Schwierig- 
keiten usw. sprechen. Ich habe bisher immer das Frinsip verfolg^ 
nie im Torans ron großen Hftnen an spieehen, sondern diese lieber 
ftr nuoh SU behalten und ihre Atisltthnaia dann als fidt aocomnli 
xnitsuteilen. 

Es wird mieh ^en sdiweron EntscUnfi kosten, nicht den Ver> 

such za machen, nach Birma nnd Rangon weiter zu gehen, von wo 
ich bald bei Euch sein würde, sondern aui dor Gegend von I nüfa 
mich noch einmal ostwärts zu wenden, um über Yünnaafa und Kwei- 
yang fu nach Tschung king fa am Yangtszö und von dort nach Schang- 
hai an gehen. Ich würde im enteren Fall meine Tagebücher, Karten 
und Sammlangen einem Ungewissen Schicksal Uberlassen. Ich weiß 
noch nicht, ob ich die Kraft haben werde, der Versnchnng su der 
ersteven Rmse au widerstehen. AUe meine Berechnungen grOnde ich 
jedenfidls anf die Bttckreise nach Schan^ud. 

Ihr seh^ ich nehme es mit dem Absdüufi m^er Beisen nicht 
leidit, sondern tue meinMögfichstes, um etwas Grilndliohes und Gsases 
zu leisten. Es wäre Leichtsinn, jetzt, da ich soweit gekommen bin, 
nicht die Gelegenheit so gut als möglich auszunutzen. Diese letzte 
wird vielleicht die beschwerlichste meiner Reisen in China werden, 
aber, wenn ich sie gut durchführe, auch die dankbarste. Sie Aihrt in 
ihrer ganzen Länge durch gänzlich unbekannte Gegenden. Ilir müßt 
nldit glauben, daß ich dabei leichtsinnig au Werke g^e. Ich suche 



*) beksantw tute dem Haaraa HoBasto. 



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280 



Di« l«tst» grofle K«iM. 2. Von Sioganfa nach Tschöngtula. 



über jodo Gogond, die ich zu berühren Jiaho, vorlier die ausgedehn- 
testea Erkundigungen einzuziehen, und zögere nicht, was mir unklug 
scheint, sofort aufzugeben. Meine Geaundheit ist bis jetzt vortrefflich, 
und, so viel kräftige Proyisionen und Tem&nftige Lebenaregelo damit 
SU ton haben, hoffe idh, sie zu bewahren. 

Heine Nachrichten aus Europa datieren natttiüch weit snrftck« 
Ich werde mehr naehsuholen haben, als meneehltche Kraft leiaten 
kann. Hein Intereeee an den Begebenheiten in der H^mat, wenn ee 
auch gegenwSrtig keine Nahrung erhSlt, hat nicht im mindesten nach> 
gcLusen, und ich glaube, daß auch mein Genuß an der Kunst ganz 
wie frUiior existiert Ich fürchte mich beinahe vor dem Eindruck, den 
mir das erste Wiederanhören einer guten Autiuhrung eines Musik- 
werkes wie des „Messias" machen wird. Meine Korrespondenz, mit 
Ausnahme des lokalen Briefwechsels (jetzt China und Japan), ist leider 
■ehr beidirttnkt Es ist mir stets ein peinliches QefiUil, dafi ich in 
• gazketner brieflichen Verbindung mit Beriin stehe. Ich habe frtthw 
Öfters geschrieben, habe aber yon dortigen Fachgenossen nie eine 
Zeile Bur Antwort bekommen. Die gelehrtMi Herren dort fühlen udi 
so exhaben, dafi sie schon eme grofie Gunst au erweisen glauben, 
wenn sie Briefe gnädig annehmen, und sich über die gewöhnlichsten 
Fdiiijon der Höflichkeit hinwegsetzen. Da icii nicht gcnei<it bin, um 
die Gunst der hohen Uerren zu betteln, so habe ich schon l!in<?f»t die 
Mitteihmgen nach Berlin eingestellt. Es dient natürlich nicht zu meinem 
Vorteil, da dadurch auch die Teilnahme an mir erloschen ist. - — 

Auch von hier will ich wieder au Pferde aufbrechen und hoffs, 
die ganae Reise in dieser Weise ausiufilhreii. Natfiilich gehe ich viel 
au Fu0, auf Oebiigswegen oft den ganaen Tag. Ich habe nur noch 
meine Pforde aus der Hongolei; sie haben die Reise sehr gut aosge« 
halten, und ich kSnnte sie hier um das Dreifiushe des ISnkaulspreisea 
Twkaufen. Hier hat man Pferde so gro6 wie E^el, allerliebste Tiere, 
leicht und schlank gebaut, lebhaft und feurig; aio klettern wie Katzen 
auf Fels wegen. Doch würde ich ein zu scliwerer Reiter für dieselben 
sein. Sehr merkwürdig sind die wilden Tiere, welche es hier gibtj 



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WilMMfiiKltltehft fiMDmlmiMn. 



281 



besonders in den westlicheD QobirgeD. Bei den Miasions EtraDg^ret 
iat ein DAvid*), ein wahres Sammelgenie; er hftt in Peking in 
wenigen Jahren ein reiches Museum msanimengestellt Denn kam er 
nach Ss'tsdiwaa. Hier hat er das grofie Gllidc gebäht, nur 5 Tage- 
reisen wesdieh ron Tscbtfngtufo, mitten im Hochgebirge in einem 
waldbedeckten Ta), die Hissionutation Hoping ansatreffen. Die 
Missionare lebten dort wShrend der Christenrerfolguni; und haben 
Jetzt eine Station mit drei europäischen Priestern und einem Priester- 
Seoiiuar. David war dort oiu ^'anzes Jahr. Er reiste fast garnicht 
herum, sondern blieb in Mupiug — wie er Uberhaupt kein Reisender 
ist — , und die zahlreichen Christengingen in die Gebirge und samiuol- 
ten für ihn. Es erschloß sich ihm hier eine reiche, zum großen Teil 
unbekannte Tienvelt, von der er große und äußerst wertvolle Samm- 
lungen angelegt hat. £in besonderes Qlftck fibr ihn war es, daß Muping 
so nahe bei einem sehiffbaxen Fluß gelegen ist, dmm so konnte aUes 
leicht und bilBg nach Schaaghai hinidigelangen. 

Ich tauge snm Sammeln garnicht: bei der Eile meines Beisens 
beschrilnke ich mich auf Steine, und von diesen sammle ich nur 
wenig, da ich sie wochenlang mit groBen Kosten mit mir herum- 
schleppen muß. Doch habe ich einiges von Wert. In einem neuen 
Lande ist es für die Geologie besonders wichtig, Versteinerungen zu 
sammeln, um die Grundla^^e alles Anderen, das Alter der Formationen, 
zu bestimmen. Früher kannte uiau iu China par keiuö Fundorte von Ver- 
steinerungen. Ich habe darin Glück gehabt und schon eine ganze Auzaiil 
gefunden. Den bei weitem reichsten Fundort traf ich an der Grenze 
▼on Schensi und Sz' tschwan, wo es Berge der schSnsten Versteine- 
rungen gibt Um Tiere und Pflanaen wo, sammeln, muß man wie David 
lange an einem Ort bleiben kennen, aber audi dann könnten es nur 
wenige dies«n genialen Sammler nachmachen; andi würde keiner 
wie er die ganse ChristengeniMnde aur Veifllgnngliaben. Sie habenihm 
BSren, Leoparden, wüde Ochsen, Aflbn und anderes Wild gesdiossen, 



*3 8- o- 8. 127. 



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282 ^« Btaat, i. Von SiagMifti aadi Tsehönttiifii. 

wovon es in diesen Bergen viel gibt. In der Jagd habon auch wir viel 
geleiatet Hier ist das Vateikod der Gold£uMen; ich habe von ihoen 
keinen geBehoasen, aber mit gemeineo Fasanen bitten war ein Schiff 
beladen können. £s ist unglaublicb, welche Menge es davon im Tsin- 
ling-Oeburge gibt, dem höchsten der Oebiige^ welche ich ca Terqneren 
hatte; sie sitaen herdenweise auf den Feldern, auch sind sie niebt 
schwer zu schießen. 

Zu niüiijuuj sehr großen ßedauorn bia icli zum Samuieln von 
SHmercien auf JieMcr Reise überall zu spät epkommen. Gerade in die- 
sen Ländern hätte ich wirküch Wertvolles sanimoln können, aber es ist 
hier längst Frühjahr. Im vorigen Sommer war ich zu früh unterwegs. Es 
lassen sich einmal beim Reisen nicht mit Vorteil verschiedene Zwecke 
veifblgen: man muß ein Ziel im Ange haben und diesem seine Kraft 
widmen. Ich brauche vor allem klares Wetter, nnd je nachdem sich 
in verschiedenen Breiten die Wahrsdieinlichkeit dsftr bietet» mnS idi 
meine Belsen einrichten. Bis jetst habe ich in dieser Beraehung in 
wirklich wunderbarer Weise Erfolg gehabt; es wird aber jetzt damit 
y.a Kudc sein, denn nach einigen Wochen ist viel Aufenthalt durch 
liegen zu erwarten. 

6. März. Endlich ist die Reise entschieden. Trotz aller Spionage wurde 

Tagebuch, foyong mit Beamten von Tschöngtuhsiän gehalten, die über alles 
gute Aofklürung gaben und ihre UntersMltsung verspnu&en. Im feind« 
liehen Lager hingegen ist Unordnung ausgebrochen. Alle verdlehti« 
gen einander, da sie sehen, daB ihre Schliche nicht geheim geblieben 
sind und ich auch troti derselben eriangt habe, was ich erlügen 
wollte. Die Spionage wird immer klarer. Die mir zuerst angeblich 
vom hsicu beigegebcnon zwei Polizisten wurden schon am nächsten 
Tag verdächtig, als zwei beglaubioto Poli/üsteu des hsien eröcliii i ' n. 
Jene gaben dann an, vom Litsofu-Yamen zu sein. Erst später ent- 
puppten sie sich als bezahlte Kreaturen des Bischofs, die sogar in 
der Mission wohnen. Sie hüten noch immer die Tttr. Dieselben 
Leute hatten die Wache bei Cooper, welcher meinte, vom Yamen be- 



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Enfflieb «im Anlbnioh firtif . 



288 



gOoitigfc za sein, w&hrend er von der Mission bewacht wurde. Die 
■ehr nhlreiche Li-EftmiEe besoigt ihr Gerbems-Amt noeh immer ge- 
wiaaenhaft. Sie Terdeokt nimBdi dem Biachftf den diemaligen Auf- 
trag von selten der R^erun^ Gewehre bm Henk^a absoholen. Die* 
breobte drei SMthQen IfaDdarinen-Eiitfpfe nnd der FamiHe Geld ein; 
daher die Ergebenheit gegen den Bisdiof, der in ihnen brandibare 
Werkzeuge hat. Andere Individuen der Clique jedoch snehen aidi. 
bei mir einzuschmeicheln, da sie sich entdeckt linden und das Trink- 
geld zu verlieren ftirchton. Auch der Bischof selbst ktH)[jto übrigens 
BchließHcli meine schriftliclio Anfrage nicht anders als mit der Be- 
scbaftung des mir nötigen Geldes beantworten. 

Ober der hiesigen Mission lagert eine Gewitterwolke, die aus 
dem durch Jüfitranen und Stolz geleiteten, wohlüberlegten und doch 
sehr unklugen Bradunen de» Bischofs hmrvoigeht. £r betrachtet ron 
Toraberein alle Mandatinen als seme Feinde, aUe Heiden als toi^ 
woxfenes Genndel. In seinen bitteren Aus£Ulen sucht er den dmst- 
liehen Standpunkt dadurch ni wahren, daß er jede Bede mit: „les 
panvres payens" schliefit Er stellt sich den Mandarinen schroff gegen- 
über, und ebenso schroff ist das Verhilltiiis zwischen Christen und 
Heiden. Es wäre hier sehr leicht fUr ihn, sich mit den Mandarinen 
gut zu stellen. Höfliche Behaudluu^, Eingehen auf ihre Art gesell- 
schafdicher Formen, ein Neujaiirsigratulationsbesuch usw. würde das 
Verhältnis angenehm machen, und sie würden ihm gern in Kleinig- 
keiten willfahren. Aber er stellt nur gebietoriscbe Forderungen statt 
höflicher Wünsche und beruft sich schroff auf die Verträge, auch wenn 
sie nicht stricte anwendbar sind. Er erreicht dadurch schwer, was 
leicht ecreichbar wire, und auf solche Weise, dafi er bittere QeftÜiie bei 
den Mandarinen hervozruft Die Gemeinde sieht dies ein: sie hat 
Geld snsammengesohossen, um dem Mandarin den üblichen Kenjabra- 
grnfl au schicken, aber er hat ihn nicht angenommen. Dann wollten sie 
dem vorigen litsefu ein fiiieriiches Gelmt durch die Stadt geben ; es 
wurde ihnen aber gleidi&lls verweint. 

Die Christen sind dahin gekommen, sich iUr außerordentlich gut. 



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284 Die ktito groBe BeiM. 8. Von Sitic»afli möh TtohSiigtiifta. 

die Heiden für aufierordentlicb schlecht m hftlteii; dasa nod sie 
Mch eines SdinUes bewußt, der den Heiden nicht suteil wird. 
Ziddreiebe Beketiningen in der Pronns finden aas diesen Ho* 
tiven statt Die Cluisten dOifen vieles ungestraft tun, was bei den 
Heiden «trafiUlig ist. Sie kommen seUieSlich dahin, sich hoehmfltig 
go^'cn die letzteren zu benehmen. Wenn ein eo gutes Volk wie das 
hiesige gegen die Christen aufgereizt wird, so liegt daher die Schuld 
in erster Linie an diesen und ihrem Leiter und erst in zweiter Reihe 
an der Auf hetzung durch beleidigte In diyiduen. Uad wie soll eiu Be- 
amter niclit aufgereizt werden, wenn or neben sich eine Macht im 
Staate aufwachsen sieht, die eine politische Stellung einnimmt und 
lieb ihm schroff gegenUbersteUt» — eine Macht) welche nach Grnnd- 
sfttBen handelt, die die Handhabung Reichen Rechtes filr aUe unmdglidi 
macht? — Der Bisohof begebt die UnbOfliehkeit gegen niedere Handa- 
rine, wie den TsohibnSn usw., ihre Besu<^e nicht «naundimen und 
zu ignorieren; derTmingtu (Generalgouvemour) erwidert damit, dafi 
er den Bischof ignoiieit. Üas Verhältnis wird iaiMn r gospanuter. 
Daher sieht der Bisohof iingstlich der Revision des frnii/.üsischen Ver- 
trages entgegen, in der Hoffnung, daß sie ihm den politischen Schutz 
seiner Christen als Recht geben wird. Sollte dies nicht geschehen 
und Unglück äber die Mission kommen, so wird sich auch hier das 
Gewitter schwer endaden. 

Mein Beiseplan ist nun: KingyuQn — ^Talifn, vielleicht Tangyfiö* 
tschau, Yflnnanfii, Kw^iyangfu, Tschungkingfn. So wihle kh aum 
Schluß eine beschwerliche, lange und teure Reis^ anstatt der leichten, 
schnellen und billigen Fahrt stromabwtrts. Kann ich sie aber ganz 
ausfllhrcn, so darf ich hoffen, daß die Ergebnisse der Zeit und Mühe 
augeuiosseu sein werden. 



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Dritter Abschnitt: 



Von Tschöngtufu ins Gebirge; 
den Yangtsze hinab. 

Es bnaehte lange Zeit, um mit den Vorbereitungen cur Reise 11. Min. 

fertig zu -werden. Es mußten noch immer mehr Informationen ge- 
sammelt werden, da sich verschiedene Aussicliten auf eine gezwungene 
Umkehr zu bieten schienen, insljesoruh're btnm Ubergang über den 
Kin scha kiang, der verweigert werden könnte. Dann kam das Mieten 
der Maultiere und Beschaffen eines yertnuxeDSwertoii Mannes, um das 
Gepllck nach SUt8ch6afu m bxiogen; letsteres geschah 4iurch die 
UissioD, ersteres konnte nur durch das hsi8n-Amt geschehen. Von 
dieser Seite erhielt ich die wXnnste UDterstiltaoDg, da Splingaert dort 
▼ollslftndig Hattsfireund geworden ist und viele Besuche von Beamten 
des Tarnen erhielt. Qostem sollte es fortgehen, aber es erschien 
die erbärmlichste Aaswahl an Maultieren: alt und dürr und voller 
Wuuden, Der Yameu befahl, bessere zu bringen, aber es erschienen 
nur Tiere von gleicher Beschaffenheit wie die ersten, und das wieder- 
holt. Endlich kam ein kategorischer Befehl vom Yamen^ die besten 
Tiere in Beschlag zu nehmen. Dies wirkte. Es war eben ein langer 
Packzug von Ningyuenfu angekommen, nnd heute morgen mufiten 
die Leute ihre drei besten Tiere beigeben. 

Um 2 Uhr nachmittags brachen wir anl Es waren etwa 4 Ii bis 
zum lianmönn (Süd-Tor). Aach hier war die Strafie Ihnlich wie in 



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286 DIa Ma groB« Bali«. 9. Voft Taelitogtate dsn YMigtiS Uaab. 

der nördlichon Hälfte der Stadt. In der Hähe des Südtors «ieht man 
vielSeidenarbeiten: Webeiei, Flechten ▼onSclmfireD, Fabrikatioii ron 
Oroainenten aller Art usw. Dm Tor telbat kt grade wie das Nord- 
tor, die südlidie Voretadt »ber yiel unbedeutender die nördliche. 
Bin wenig anOerhalb steht tin, Tempel, Wuhoss', mit großer roter 
ümftssuDgsmauer and vielen hohen BSomen: er ist merkwttrdig, 
weil Kaiser Liupi darin begraben ist, sowie auch als Ziel luculli- 
scher Ausflüge von Seiten der eleganten Welt von Tschöngtiifu. Es 
gibt hier alles, was Herz und Gemüt der Chinesen erfreut: Tempel 
und Tempolchon, Wasser, kioino Brücken, Sommerh&uschcn, einen 
Teich mit LotOB und Schildkröten und an diesem ein Toehaus nnd 
Bestaurant erster Klasse. Auf einer breiton steinernen Terrasse, einer 
Art ofher Sttolenhalle, stehen polierte Tische and StQUe. Die Aus- 
sicht nuf den aehmufadgen grUnen Teich ist alles, was der Chinese 
▼on NatttigenuS yeilaogt. £s war hier eine sahlieiche Gesellschaft 
▼ersammelt: alle mit Tragsttthlen gekommen und in Seide gekleidet 
Die Kellnw waren sehr geschäftig, kunstvoll zubereitete Gerichte 
herumzutragen. Auf der Terrasse hänst cino von Jesuiten hergestellte 
großo chinesiKcho Karte der boidon Erd-Honiisphären, auch viele 
hübäche Bilder. Am Tempel selbst ist nicht viel zu sehen. Liu pi's Grab 
ist ein aufgeworfener Erdbügel von 8 m Höhe, mit Bäumen bewachsen 
nnd durch eine Mauer mit geschlossenen Toren abgesperrt 

Auf halbem Weg passiert man den Markt Tsntscbiaa, welcher 
als Sita großer Seiden-Hongs*) Ruf hat Ein Heng ist hier gani so 
gebaut wie ein Wirtshaus : Ein hohes Portal mit großer goldener Auf- 
schrift ftÜirt in die als Restaurant, Ettcbe, Bureau usw. dienende Halle, 
die mit einem zweiten Stock überdeckt ist. Von hier führt ein breiter, 
nicht oder nur teilweise bedeckter, beiderseits mit Reihen von Zimmern 
versehener Gang nach dem Schang foug**) im Hintergrund. Von der 
Straße Bioht man daher grade nach dem Schan^fong hinein, das aber 
noch durch eine mit großen Kännern bemalte VortUr und einen be- 

*)s. Baad 1,8.393.33«. 



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Dl» BcidiabSiw. 



287 



sondereiiHof abgeidiiedeiiist. DsrQangUt gewöhnlich lang; swiMshen 
den TOreo, die sich an beiden Seiten in die Zimmer öffnen, stehen 
Tische nnd Stühle ftr die Besucher des Restanrants. Der Einblick 
ist hfibseh and hat etwas Wohlhttbigea. Diese hier genannte Art Heng 

(eigontlicli auch ein „tiön"*)) unterscheidet sich von den Gasthäusern 
dadurch, daÜ dortnurBesucherzum Zweck des Seidenhandels wohnen: 
teOs Käufer, teils Verkäufer — eine Art „Seidenklub". Alles zu- 
sammon könnte mau aU eine „Seidenbörse" bezeichnen. In Tsu- 
tschiaii wird Seide von Mic^ntschöa, Kiatingfu und andern Gegenden 
rerkauft. Kichts fkllt so in die Augen wie alles, was mit der Seide 
In Verbindnng steht. Han sieht spinnen, Fäden reinigen, reelen,**) 
wehen, transportieren usw. 

Sdiwangliuhsiön, mein heatiges Quartier, liegt In einem der 
besten Teile der Ebene, Ist auch eine hftbsdie kleine Stadt, aber doch 
weniger ansehnlich als die Städte nördlich TOn Tschöngto. Es war 
eben Murkttag, und eine JUcngo Menschen folgte uns ins Gasthaus, 
daB uns vom Yauion bereitgestellt wurde. Es war kein Arg in ihnen, 
und sie entfernten sich ruhig wieder. 

Wieder nur eine kurze Station : meine Maultiere waren nämlich 12. Min» 
ans einem Zng von 27 heranskommandiert worden, die sämtlich mit 
Melonenkemen (t) beladen yon Ningjnön gdconamen waren. Hier 
hatten sie üoh ein Bendea^ons gegeben, um gemeinsam surfleksu- 
kehren; die 28 sind leer und haben Tschöngtnfa so schnell reriassen, 
um nicht yon den Uandarinen nach einer anderen Richtung gepreßt 
SU werden. Der heutige Tag war neblig wie der gestrige und &st alle 
seit Wochen ; nur hin und wieder blickte die Sonne durch. 

Gestern war kein Hügelland zu sehen gewesen, heute erschien 
es deutlich büdlicli voiu Woge in geringer Entferminp Dann tritt es 
im Tal des Min nach SUdon hin weit zurück, aber am rechten Ufer 
kommen die Httgel bis herauf nach Sin tsinhsiön. Die Ebene ist auch 
in diesem Teil ungemein fruchtbar und yorsaglich berieselt, die Be- 

*) Wfrtdiftvi. 
**) Mft dHn En^Isdi«« für n1m^«I&". 



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288 DIs lotste grote Bdia. 8. Tad Tadittnctafli dan TaagM Unab. 

▼Olkernog unglaublich dichti in uUlosen Weilern sentreut Jeder 
WeUev ist eine kleine Hiasexgrappe, die wahneheinlioh von nur 
emer Fiamilie be volint viid. Die Hinter liegen nnter hohem OebHieh 
yenteckt, das einen fiut tropischen Chumkter hat nnd eine große 
Zierde der Landschaft ist; es fehlen nur Kokos- ttnd Äreca-Palmen 
und die großen Brotfruchtbäume. Andererseits wird man auch oft an 
Japan erinnert. — - Die Felder prangen jetzt in schönstem Grün; 
Kaps und Pferdebohnen blühen, auch Obstbäume sind in Blüte, Wei- 
den und Erlen haben schon kleine Blätter. Die Erle wird hier viol- 
&ch als Eulturbaum gepflanzt. Der Bambus ist herrlich: der schöDste^ 
den ich in China gesehen habe. In der Ntthe von Schwangliu wttchst 
eine .Art, die an Bambus ^gantea erinnert, bis 15 m hoch wird und 
sehr dichte und stammreiche Bttndel bildet; besonders sehSn wirkt 
er in Gestalt glatter Hecken zu beiden Seiten der Strafte. Um <Ue 
HHusergruppen stehen Obst* und MaulbeerbKurae, darunter findet 
Gemüsebau statt. Dann kommen die Felder, Yon denen drei Kate» 
gorien zu uutorschoiden sind: 1) die, deuou man nicht genug Wasser 
für Keisbau zuführen kann; 2) die iiir den Reisbau geeigüoten, im 
Winter aber trocknen Felder; 3) Reisfelder, die auch im Winter naß 
blcibeo. Höchst geringe Niveaudifferenzen sind daher für die Art des 
Anbaues und den Preis dos Bodens entscheidend. Die dritte Klasse 
ist nnr filr Reis — ein e Ernte — brauchbar und liegt jetrt bradi unter 
Wasser. Die sweite Klasse ist am wertvollsten und jetst mit Gerst^ 
Weisen, Erbsen, Saubohnen, Raps und Tersohiedenen Gemtlsen be- 
stellt Im Hai wird dies alles geemtet und das Wasser sofort auf die 
Felder gelassen; nach acht Tagen wird gepflügt und dann (Anfang 
Juni) sofort der Reis gepflanzt. Der trocküo üruiiJ, il. Ii. c]( r lur Reis 
nicht naß genug ist, wird toila für <lifi Dörfer und Bambushaiuo benutzt, 
teils iUr einen sehr ausgodehntou Ucmüäcbau — die hiesigen GemiLso 
sind sehr mannigfaltig und von vorzüglicher Beschaffenheit, aum Teil 
mir gana neu — teils fUr Hanf, der eben gekeimt ist. 

Wir passierten wieder einige volkreiche Marktplätse, die ins- 
besondere an der Hanptbrttcke gelegen sind. Auch heute waren die 



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Bo4— kuHut. 



289 



Brildcen saUreieh; der Ifiokimg Mlbst Aber wird in swei Armen mit 
Fillirea ttbeitehritten, dun folgt aodi ein Ann snr endem Seite von 
SintiinliaiSn. In derUmgegend wird Rhabarber gebrat: eine addeebte 
Art Ton heUer Farbe, die nieht sehr bitter ist, den 8pe«cbel nicht stark 

fiürbt und kleine Knollen besitzt; die Knollen werden im 7. Monat in den 
Grund gesteckt, im 9. geerutet. Die Pflanzo wächst 1 '/a in hoch, die 
Blätter werden 5 cm breit und 15 cm lant;. I)rr Anbau ist hier sehr 
verbreitet; auch viele andere Mediziaalpiianzen werden angebaut. 
Dejr Minkiang ist noch 6 Ii oberhalb schiffbar, und vielo Schiffe 
kommen hier auaammenj doch ist der Flu0 voller Stromschnellen, 
bat ttberiianpt einen schnelleren I^nf als die raderen Elllasei die ich 
bisher in der Ebene sab. 

Ich hatte yeimate^ schon heate ttber hllgeligea Land zakommeo, 18. Min. 
doch setste die Ebene bis Eiungtsehöv fort und wird in N und S nnr 
von einer niederen Terrasse begrenzt. Hier werden von NW nach W 
die Umrisso ziemlich ualior liuiier Gebirge kenntlich. Die Ebeoo ändert 
ihren Charakter: stollenweiso ist sie noch so Iruilubar wie vorher, 
aber auf großen Strecken horrscht ein zäher gelber, ätots etwas un- 
ebener Boden, der weniger fruchtbar ist Die Seidenkoltnr nimmt 
nach Westen hin ab, dagegen sind viele Hände mit Weben von Baum- 
wolkeugen beschäftigt, die dann von hier westUcb in die Oebir^ 
ISndeor wandern. Die fianmwolle selbst kommt von Hnpä und geht 
auch als Rohstoff staidK nach Westen. Beisbm ist noch immer sehr 
Torbencschend. Die Weiler, auch die DSrfer und Hlixkte am Wege 
sind nicht mehr ganz so dicht gesitt. Die Kanalisation ist sehr 
kompliziert: alle Kanäle haben ein starkes Gefölle und erfordern 
äußerst zahlreiche Brücken. 

Kiungtschöu war mir schon von Mgr. Pinchon als ein aufrühre- 
rischer Ort genannt worden, dessen Bevölkerung wegen Streitsucht 
und Roheit berüchtigt sei. Ich erfuhr dann nodi, daß die Leute dem 
Mandarin nicht gehorchen und sich Clberhrapt an keine Qesetae 
kehren. In der Tal gebdrt die Stadt an den unangenehmsten, die ich 
m China kennen gelernt faAben. Der Uradaiin hatte mir ein Gasthana 

Bkldkata,Vfec«hSAv.ILlluS, 19 



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290 IK* Utete grafts Biiia. 8. Von TidkSiif tafii 4m YtagtMB Unftb. 

augewieaen. Eioe wogendo MenaoheiuneDge ezfiUlte bald jeden Baum. 
Ich giDg die ganie Stadt su Fa0 ab, am die Keagier der Leute sa be- 
fiiedigea; eber meh daa half nichts: das Wirtshaus hHeb toU. Es war 
eine Menge, die, mit gaten Worten beh«Ddelt| bei mnfilrinj^efaer Neu- 
gier blieb nnd nicht zu Exeessen sehrttt, die Jedoch durch ftlsche 
Behandlung goßlhrlich werden konnte. Ich fUrchteto einmal für das 
Lebeu meines Boy, als derselbe heftig wurde und tätlich angriff. Als 
68 dnnkel wurde, hielten wir den langen Eingang mit Maultieren be- 
setzt, und dies hielt die Menge schließlich draußen, aber sie tobte 
noch lange auf der Strafie. Der Kontrast des hiesigen Empfanges mit 
meinen £E&brangen in dem übrigen Teil von Ss'tsohwan ist £ut un< 
erUidioh. Sonst gute Hftuieteni wirididie Verfeinerung, und hier 
ebensoviel Roheit wie in Hunanl — 

Abends meldete sieh der hiesige chinerisehe Priester durch mnen 
feiediobenBrief anund ersdüen bald darauf in Tollem Staat ErgUnbte, 
ich sei ein franeGsisdier Gesandter oder Konsul und werde ihm beim 
hiesigcu Yaiueu Kedresa für die lusultierung eines einfältigen Uhristcu 
verschaffen, der auf der Straße gepredigt hatte. Dies zeifjt, wie die 
Christen politischen Schut:^ erwarten und sich gewissermaßen als fr&Q- 
sösische Untertauen betrachten. 

Die Stadt ist ärmlich, aber sehr volkreich. Das hübsche GeprXge 
der Stildte im nördlichen TschOngtu hat gana aufgehört. Die Hnupt* 
Produktion der Gegend ist Tee, der. als Ziegeltee in grofier Masse 
nach Lbass» »usgeltthrt wird. 
14. Hin. Wir vediefien Eäungtsdiöu früh um 6 Vi Uhr ; demioeh war die 

turbulente BevÖlkorung nur unsertwegen schon auf den Beinen, und 
die Straßen standen alle voll Menschen, doch benahmen sie sich heute 
ruhig. Die Stadt ist ziemlich groß nnd hat eine prachtvolle Lage am 
wcstliohcn Kndo der Ebene von Tschung iu fn und am Fuß einer langen 
Hiitclitiguii üebirgswand, ist aber noch durch liügeliand von dieser ge- 
schieden. Der Boden ist fruchtbar und trägt üppige Gemüsefelder. 

Die Straße führt sum Südtor hinaus und überschreitet den hier 
sehen breiten und wasserreichen Flufi nuf einer schönen, gans aut 



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291 



Quadern von RotMndsteia gebavteD Stoinbrtlcke ; ne iaht Mif 1 6 Btarkon 
PfeQern, die durch 15 breite, aber spitse Bogen ▼erbonden sind. Die 
Brllcke ist swisohea 12 und 15 m breit und i^icb allen Brfidcen dieser 

Gegend in vorzüglichem Zustand : nicht ein Stein ist schadhaft. Nnn 
geht es sofort auf dio gostorn erwähnte Terrasse hinauf, die sicli als 
ein breites flaches Gelände herausstollt, anfangs 50 m über der Ebene 
liegt, dann aber aUmählich gegen JSVV hin ansteigt. Diese Latcrit- 
TerrasKo ist noch immer stark bevölkert, wenn auch lange nicht so be- 
deutend wie die Ebene. Die Häuser liegen Mnzeln zerstreut, doch 
gibt es anoh Ddrfer, nod io einigen von diesen wird Markt gehalten. 
Der Aaban besteht auf den Feldern, die ftr keine Winteifracht ge- 
eignet sind, meist in Beis, und daher ist jetet alles mit Wasser bedeckt; 
anfierdem sieht man viel Gerste, Sanbohoen, Wenen, Erbsen nnd 
Raps, wie in dw Ebene. Die Felder stehen nicht so tippig wie unten, 
aber man erhält aus dem Laterit-Roden doch einen ganz guten Ertrag. 
Die Felder liegen besooders in den breiten Senkungen; sie werden 
durch Strecken angebauter Kiefernwälder getrennt, dio eine Seltenheit 
darstellen und der Terrasse ihr besonderes Gepräge geben. Opium 
wird nur m mäßiger Ausdehnung angebaut. Die Straße ist klein lind 
leidlich instand gehaUen, der Verkehr aber nicht bedeutend. 

Das westliche Gebirge steigt hinter einer Voireihe von Hflgela 
schnell zu emer Mauer an, die oben teils eben, teils sltgenartig aiisge> 
sackt ist; ihre Hohe schKtee ich auf 1100—1300 m Uber der Ebene 
yon Eiungtschön. Hinter dieser an mehreren Stellen unterbrochenen 
Mauer erheben sich einige höhere Gipfel, dio aber heute wegen Nebels 
nicht deutlich erkennbar waren. 

Der Weg hält sich noch immer auf der Laterit -Terrasse ; er ist 15. Mün. 
ganz mit KoUsteinen gopilastert und daher sehr unbequem. Wie 
gestern herrschen Wald und Reisfeld vor, abwechselnd mit Raps, 
Gerste usw. Ein prächtiger Blick tat sieh au^ wenn man sueiat in 
das Tal von MingscbaahnSn hinabsieht Das Tal des Tatichön- 
Flusses beschreibt einen großen Halbkreu um den Kordfoß des 
Tbchönkongschan herum; es hat nur 1—2 Ii Br^te und ist im Norden 

19» 



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292 BaImi. 3. Yon Ttdi5ngta fa d«n Y«ngt«id Unat». 

yon einer halbkreisförmigen, aus horizontalen Schichten gebauten Rot- 
sandateinwand begrenzt. Die Laodaohaft war heute zaaberisch schoa: 
im Talboden und an den GehSngen, soweit die Kultur reicht, das 
frische GrOtt der Saaten mit dem Gelb der Uohenden Bapefelder ver- 
miioht; in den Seiiluchten und an fernen Gehftngeo ein sarter Doft, 
der die Berge weit h9her erscheinen liefi, als sie sind — jeder Teil 
des Panoramas ein prachtroUer Gegenstand fOr ein AqnarelL Daan 
das Leben in dem fimchtbaron Talboden: kleine Dörfer und riele 
einzelne HÄuser zerstreut, an eleu Abluingen Kultur bid au diu uiiglaub- 
lichätcu Stellen hinauf: oft nur Streifen von Grün und Gelb in dem 
dunkleren Tou der Gehänge. 

Der Fluß ist bis Yatschöufu schiffbar, obwohl voll starker 
Stromschnellen. Wir sahen yiele kleine Boote, die mit Baumwolle be- 
laden waren. Znletat ^ng es anf einer Brttcke Aber «nen nOrdUchen 
Znflufi nnd auf einer FioBhrftcke ttbar den HaoptflnS; dann folgte 
wieder eine SteinbrUeke anf Bogen Uber einen slidlichen Zuflufi, end- 
lich die Stadt Die Flodbzadce ist sehr einfush: ein etwa 10 ZoR 
dickes Bamhustan ist über den Flnß gespannt nnd Begt in ab^vUrts 
gerichtetem Bogen auf dorn schnelltließciideu Waaser- au ocIült 
Unterseite sind die dünnen Enden einer dichten Reihe von Bamhus- 
bundolu angebunden. Die dicken £nden sind dann mit zwei iieiheu 
von Faschinen bedeckt, welche den mit Matten bedeckten Weg ein- 
schließen. Die Packtiere konnten ohne Mühe über die Brücke gehen,, 
nur eins sprang ins Wasser, rannte gerade hindurch, wurde TOm Strom 
forlgofilhrt und kam beinahe um; doch wurde es samt den darauf 
befindlichen Satteitasehen noch gerettet 

Tatsdiönfii ist eine grofie Stadt Da es sn Wasser eneichbar 
ist, so ist 68 der Enotenpankt des Handels ftr ein aufleroidenilich 
großes, wenn auch nicht grade stark bevölkertes Gebiet. Tibet und 
Kieutschaog*) sind die Haup^ebiete, die von hier aus versorgt 



*) KiliilsdHUg ist «iae TaUands^sft Im s1ldw«s<llcikett Bs*4Mhw«ii mit dm- 
mahrfach erwihntfln HiofTnibifta ab Zantnle. 



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TfttMUufti. 



293 



werden. Die BeTSlkerong war durch Neugier mumgenebm, aber nicht 
so roh wie In KinngtBchön. 

iJie» Tagebuch zu schreiben ist seit Tschöngtufu eine Schwie- 
rigkeit, die nur fester Wille überwinden kann. Die hiesigen Wirts- 
häuser haben im Schaagfong*) in der Mitte eine offene Halle mit 
Tisch und Empfangsaitzen, der sich an den Seiten dunkle Zimmer 
mit Schla^ritschen aoscbließon. Man ist also anf die offene Halle 
angewieBon, und Ton dieser die Leute fem au halten, ist anmöglich. 
Ifan ist stets von neugierig ausgereckten K9pfen umgeben und 
wird mit langen beltstigt; dasu kommen die vielen Verhandlungen, 
Rechnungen usw., so daß idi noch nicht eine Zeile ruhig geschrie* 
ben habe, denn auch abends geht das fbr^ bu es Zeit cum Schlafen- 
gehen ist. 

Seit Tschöng tu fu lial r ich eine Eskorte von vier Manu, die in 
jedem hsien gewechselt wird. Seibat diesen Polizisten aber ist es voll- 
ständig unmöglich, die Leute femzahalten ; uns gelingt es noch zeit- 
weise, jene aber sind ganz unfilhig, etwas gegen die Menge ausau- 
lichten : ihre Befehle werden ausgelacht, und Tätlichkeiten wagen sie 
nicht. Die Pforten an schliefen ntttst nichts, denn entweder ist flb^ 
haupt kein Riegd da, oder er ist so schwach, daß der Andrang einer 
Menge das Tor sofort sprengt, ffier hatten m audi den Tarnen gegen 
uns: er wollte unsere Eskorte nicht erneuern. Vom Tarnen von 
Tschöng tu hsiSn war ein oflener Brief mi^egeben worden, den ^e 
Eskorte uns voranzutragen und abzugeben hatte ; er war so gut wie 
eine Ordre Tür die Eskorte. Dieser Brief war nun irgendwo liegen ge- 
blieben, und der Yamen erklärte, kein Dokument in Händen zu haben 
und daher nichts tun zu können ; er weigerte sich auch, unsere Karten 
anzunehmen. Splingaert mußte selbst Inngehen und brachte die Sache 
mit gewohnter Geschicklichkeit ins Reine. Die Eskwte erschien, ver^ 
langte aber die Vorausbesahlung eines eiheblichen Betrages, da sie Tom 
Tarnen nidit besahlt wOrde ; es wurde uns andi «n gefkOschtes Doku- 



*) •. ou 8. 286. 



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294 Srofi« fieiM, 3. Von Tsohöngtufa den Yaogtsiö hinab. 

ment übergeben, auf dorn der Yamea uns die Kamen der Leate als 
Bürgschaft in die Hand gab. Alles dies erfordert noch viel Zeit, heute 
und bis moigen fiiih. Die Eskorte ist hier zwar überhaupt von 
keinem weaentlichen Nutaten, doch diea kann aidi Kodeni. Die Ldl6 
•oUen YOr der Zahl der Leute Respekt haben. 

MiogsehanhiuSa iat bemerkMiswert wegen aeiner bedetttmden 
Teeproduktion fllr den Bedarf in Übet. Der Strauch ist hier gro0 und 
hat dunkles Laub. Hm macht den Tee mit wenig Soi^gfidt au8 großen 
Blättern; dio Qualität soll auch schlecht sein. Die Teeblattur worden 
nach Tatsiönlu getragen und dort weiter präpariert, angeblich zu 
Ziegeltee. Eine sehr allgemeine Beschäftigung in der Gegend ist das 
Spinnen und Woben von Baumwolle: die gewebten Stoffe werden 
ebenfalls nach Tibet exportiert Ein merkwürdiger Handelsartikel 
sind LampendoehtO} die eigentflmlich ladenartigen Msckdoehte, wel- 
che in ganz China so beliebt sind und in UDgeheurer Menge konsumiert 
werden. Hier ist einer ihrer Produktionsoite. Die Dochte sind das 
Hark einer langen Binse, die im Winter auf den Reisfeldern knltiviert 
wird ; jetzt ist gerade «Ue Zeit des Einsammelns trad Absehilens. End- 
lich ist seines reinen Geschmackes wegen ein starkes alkoholisches 
Getränk bouierkenswert, das man aus Mais braut. Ich habe es nur 
in dieser Gegend angetroffen; es hat den reinsten Geschmack unter 
allen Getränken, die ich in China kennen gelernt habe. Der Gebrauch 
▼on Mais zur Nahrung ist hier sehr allgemein ; er ist die Sommetfirucbt 
auf den trocknen Feldern. 
. Hin. Ee hidt sdiwer, uns heute von Yatsdköu fu loszueisen ; die Stadt 

ist für die Bewohner von Ei8n tschang eine Axt Baden-Baden : sie lust- 
wandeln in den Strafien, gehen ins Theater, besuchen die Kaufllden 
und dttnken sich im VollgenuO von allem, was das Leben Bestes bietet 
EinTagin Yatschöu fu I — da.s war die Bettelei meiner Leute den ganzen 
Weg über j^ewesen. Da ich aber dennoch weiter wollte, so mußten dio 
Esel beschlagen und allerlei Kotiges besorgt werden, was den ganzen 
Tag in Anspruch nahm. Endlich setzte ich meinen Willen durch, ging 
aber nur bis hierher, nach Kwanyinpu, da die Leute Fracht füi den 



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B«it«hiiafni sn TIb«k 



295 



Sett Uicer Tiero gefimden hatten tmd morgen nechkommen woflen, 
um dann mit ▼oDern IVain TonrirtB ma gehm. 

Die Angelegenheit mit der Eekorte wurde auch geregelt: ei 

gehen vier Leute weiter mit. Diese gehören zu der zahbreichen Baode 
der Satelliten des Yamon: alio unbezahlt und hauptsächlich von 
Trink^'uldern abhäniric. Außerdem bekomracn sio Tantiöoio von 
jeder Geldstrafe oder Erpressung, die sie oiatrciben helfen. Worden 
tie ab Eskorte beigegeben, so erhalten sie vom Yamon 80 Cash pro 
Tag und gewöhnlich noch ein Trinkgeld von den Reisendon. £a 
scheint^ da0 Oooper sich hat Erpretnmgen gefallen lauen, daher 
wurden ne anoh bei mir Teisncht. Andererseits leigte rieh der Yameik 
•prOde, wahraeheinlidi weil vor knnem die tibetanische Gesandtschaft 
die Tatschdnfii-liskorte geprügelt hat; sie hatte nXmlich ftr 20 Pferde 
gesahlt nnd erhielt nur 10. IHese Gesandtschaft mxS hier Ton den- 
selben Leuten bis nach Lliassa — 70 Tagereisen — eskoriiert werden. 
Aogebiich tut man ihr auf dem Weg nach Peking jeden Gefallen, be- 
handelt sio aber dafür aut dorn Rückweg 8chleeht. In Aclituiig stellen 
diese tributbringendoD Lamas oichti und ihre Heise ist eine saure 
Arbeit. 

Leider waren heute alle hohen Gipfel in Wolken gehüllt, daher 
konnte ich fUr die Orographie der Gegend nichts tun. Der Weg führt 
Ton einw 50 m hohen SehottarteiTasse nach dem Bittfiehen hinab, 
das hei Yatschönfh von Sttden her mftndet Da er sieh gann an die 
wesdidie Seite hllt, die ofk schroff naeb dem Bach ahfilllt, so gibt es 
schon manche steile Axt- nnd Abstiege ; der Weg ist aber gut gobaat 
und gut in Ordnung gehalten. Dio Querschluchten werden auf gut 
konstruierten Steinbrücken überschritten. Die Gehänge zu beiden 
Seiten und die Gebirge bis in größere Entfernung bestehen ganz aus 
Rotsandstein. 

Die Landschaft ist anmntig: im Talboden Reisfelder und zer> 
streute Häasergmppen, h0her hinauf die andern Feldfrachte, da> 
■wischen viel Banm- mid Stranchwuchs. Je weiter man kommt, desto 
mehr nimmt dieser an: alles sprofit und grttn^ und mani^e BKume 



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296 Di6 l«tate groA» BdM. 3. Von Tiehengtafa d«n TMogtuS hinab. 

sind schon in Blüte. Unter den K: :uii( m, die das tonige Erdreich 
bedeckeDi sind sehr schöne Blumen, auch viele Moose und Farn- 
kräuter. Unter den Bäumen ist mir vieles ganz neu. Schon nach 
20 Ii wird d«s Tal su einer engen Schlucht switohen roten Wänden. 
Dm kleine Dofl| in dem ieh mte, liegt gnni eng daswischen em> 
geeohlossen. 

17. Min* Vom Föilungkwan, dem „FtS cum fliegenden Drftdhen'', hat 

man eine gute tTbersicht über das Gebirge, da er, wie so oft im Rot- 
sandstcingeblrgo, nii-ht durch ein© Einsattelung, Bondorn übor don 
Iviicken hinweg führt. Man übersieht eine Menge flacher Rücken, die 
nur in NO durch tiefe Einächnitte In Massive aufgelöst sind. Die fernen 
Schneogebirge südlich von YungkinghsiSn aind von dort nicht sicht- 
bar: hohe schroffe Gipfel kommen nicht vor, aber stumpfe Sägelioien 
«ind hftafig. Vom Süden kommen auf der Sitraie Kupfer von KiSn- 
tMhang, Eisen aus demtelbenTal, grobe Schafwolle ▼onTatuSolu und 
eine Menge Mediainen von ttberall. Nach Süden und Westen gehen 
BaumwoIIseuge — utAa stark — , schwaxses Sndsals — ebenftllt aebr 
bedeutend — und Tee, der auch hier noch gebaut wird. 

18. Mjin. Yung king hsien liegt in einer Erweiterung des Talea auf ebenem 

Boden. Die Lage ist hübsch, die Stadt aber ärmlich und schmutzig: 
eine lange Reihe kleiner Krambuden, Es wird hier viel Schmiedo- 
arbeit gemacht, besonders Werkzeuge, Meaaer, Lanzen usw. Man be- 
reitet hier auch eine große Monge von Rohr schlechtem Tee. In allen 
Tttlem der Umgebung wird auf dem Botsandatein Tee gebaut, und 
der Anbau erstreckt sich &st bis nur Hohe von Siankwan blnauC IHe 
Bauern tragen ihn jetat in grofien Säcken nach Yungkiug an Markt: 
es sind alte Blätter mit den Zweigen, einmal getrocknet und noch 
nicht zusammengeschrumpft; in Yungking wird er dann noch einmal 
gedörrt und gerollt, und dann gohL derTee in Paketen nach TatsiSnlu, 
wo er, wie erwähnt, fertig gemacht wird. Man läßt hier den Strauch 
bis 10 m hoch werden; viele Abhänge sind ganz damit besät. Bei 
Yungking vereinigen sieh zwei Täier: das kleine kommt von SSO; 



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297 



der Bach darin ist toU Ton Gerdllen aus granitiacfaen und porphyri- 
Aohen QesteineD. Man fibenetsfe ihn aofainar S^Üire; dann fi>]gt die 
Stnfie dem Hanptflnfi 30 Ii gegen WSW. Et Ut ein prlchdges Land- 
■ehaftsbild: dai saatbedeekte Tal mit sentreuten Gehöften, die von 
weitem rehdieh anMehen, imd darlbw die Oehäoge dea roten Sand« 
Steins. 

Nachdem man 15 Ii südlich gezogen ist, setzt die Straße auf oinor 
feston Stoinbrücke mit Pfeilern, die mit Sandsteinblöcken von 20 Fuß 
Länge, 4 FuQ Breite und 2 Fuß Dicke belegt ist, von dem östlichen 
auf daa westliche Ufer über. Hier beginnt eine Enge. Zum erstenmal 
steht hier Granit an, der in große Blöcke aufgelöst ist Von mm an 
geht es steiler nod steiler hinan, immer am brausenden Bergstrom ent- 
lang. 20 Ii von Siaukwan passierten wir ein größeres 0oil| 10 Ii 
weiter bei Hwangyipn, das schon hoeh gelegen ist^ die obere Grense 
des Reislandes. Stellenweise ist die Sehlocht romantisoh und reich 
an kleiner Szenerie, die Stoff zn allerliebston Vignetten geben würde : 
Felsblöcke übereinander gestürzt, mit üppiger, halbtropischer Vege- 
tation bedeckt, von hohen StHmmen überragt; zwischen ihnen das 
brausende Gewässer, über das eine leichte Drahtbrücke führt: jeuseits 
einige Mühlen; darüber die geschichteten Rotsandsteinwände und hinter 
ihnen, höher aufragend, die schwacabewaldetoo Gxanilkuppen. Die 
Straße pasdert swei EettenbrOcken: eine besteht ans ausgespannten 
Ketten, an weldien unten eiserne GerSste mit dem Brettersteg be- 
festigt sind, so daß also hier die Brttcke an Ketten hingt Sehr httbsch 
sind swei andere kleine Brflekeo, wdche seitwärts ttber den Haupt- 
bach fähren und nur als Steige ftir Menschen benutzt werden: vier 
runde Eisenstäbo von 10 m [.iint^o liegen von Fels zu Fels, darauf 
BambuHquer.Htückcheu uud auf diesen ein schmaler Brettersteig. Zur 
Sicherheit uud Befestigung dienen zwei längere Kisenstäbe, welche 
etwa 1 m über dem Steg die beiden Seitengeländor bilden. Diese 
Brücken sehen ungemein leicht und aierlich ans und sind fUr die Ober- 
spannuog dieser wilden Bergströme sehr geeignet 



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298 letzte große Ueise. 3. Von Tacböngtafu den YaogtszÖ binab. 



Ana einem be- Ich war fluten Mutes für meine weite Reise aufgebrochen. Pack- 

tioro waren auf laii'^e hinaus ffetnictot, und ich j<ali der Verwirklichnnff 
aiiakiip«*)ttiid . . , 

einemBrief an ^^''iß'^ Fiäno mit Zuversicht entgegen. Die Straöo nach Ningyueufu 
die Eltern, güt als sehr gefiUuiich, da sie duich Gebiete des unabhilngigen Stam- 



•) Das Mannskript, dem dionachfolgonde Darstellung «um größeren Teil entnom- 
meai.>>t, i^'chört« «iim apäteron Entwurf oiiies dor Kapitel des dritten Bandes von „China", 
aber nur als Ajinierkuug '^um Text. Di«8o beginut mit den Sätzen: «Obwolil ich soust 
in diesem Werk die Erxabloog ron Beinerlebnissea oder^DintoUang von Abenteuern 
ab itt «nwMmäkaiM pemSididMi Belwark» wo «• lidi um 4id objektiv» Wladaigsbo 
TOB bgobnliMti handelt, gofliaeentUdi fanisleDliBba, wdlldidodidie Epiiodoi welche 
neino Heise gende m dorn Panktt wo iob toieh den ^insoodeleiiHoAnuigoii Umgibt 
M daen jihen Bado fBhrte, hier nach meiBem Tagehnch ennden. Wie lekht Ub- 
koBBtiua dee Sachrerhalts m inigea Temntangen ttbor die UtiadbeB eoieber Kat»- 
•tvopheB fflhren kaan, entaehaie kh Baber*! Bemerkttngeii Uber die Teraieindtdieyei^ 
aBhuenng neber Umhelur (B. Oeogr. Boc. Sapplem. Papem, Tel. I, 8. 19).* Uod dar 
hier aaknBpfende Bcliliül der ABmedrang lautet: „Unter solchen ümctiadeB erschien 
fliir das Beharren anf der AnsfQhrnng meines Planes aU eine Torheit, um so mehr, ala 
er an und für sich, angesichts der Rebellion in Yiinnan, welcher bald nachher Margary 
jsnm Opfer fiel, als eine Tollkühnheit betrachtet werden konnte. Mehrere Jahre nach- 
her (1877) hat Haber, ingere^ dnrch die Idciit>fizi»'niiip von Ninp ynön fu mit dem 
Kaindu d&s Marc<> I'ohi. die Keise in jene Gegenden erfolfp-eicb ausjjeführt. Als 
Britischer Konsul war er ©iao geheiligte Person, der jpgltcher Schutz gewährt wurde. 
Er reiäte wit allem Pomp eines großen Mandann, nnd es blieb ihm erspart, durch ein 
zufälliges Abenteuer an einer unglücklichen Stelle den Zorn oder die Bache der Be- 
alaaageB auf der gaoseD BeiaeGaie auf eieh aa hdon.* Die einleiteodea Worte 
sind heeondere aa beaehteB, well dacane dio lehaifb TreoBong hermgeht, fio Blehfc» 
hoÜBB swlediea wieeeaechaftliehar «Bd popollrer DanteUoBg aog* Uo gebea dem 
Henaugeber wohl aueh dio Bereehtigaagt jenes Btanaskript, das im übrigen ja aar 
etaeÜbertragong dee— aa deabetrelfo&dea Tagea ongUsehTeiiaSteB — Tagobadis d«r- 
sleQtf hier aa beaalaea. Dio Tagobad^AalMclianQg vom 19. Hii« begiaat adt den 
bSehst aasdraeksrellen Worten: .A. bard da^e woric aad rotregrsesite la tho evtrone, 
probably fatal for mj Jooroej; aad it was aearlx^ fiital for aa (Elae harte Tagesarheik 
und ein Rückschritt im äuSersten Grade« wahrBcbflinlicb TerhingnlsToU für meine 
Reise, und fast auch verhängnisvoll für uns}." Im übrigen sind die Sätze des Tage- 
buchs in jenem Mannskript fast wörtlich zur Übersetsrang gelangt. — Außerdem sind 
noch einige St' I!cn eirp.« Briefs an die Eltern, d.d. Satsehöaiu 31. März 1872. ec^ 
gänsead benutzt wurden. 



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299 



mes der Lölö fUhrti die die StnJe bewachen lud oft in grofiem 
iSdiwsim berrorbreeben, um die darcbaebenden Paoksttge sn plUn- 
d«m. Dies hatte mich nicht abgeaebreck^ denn gegen die eisernen 
Keulen und Messer der L9l9 haben wir gnte Schnfiwafien, und wenn 

man dio Gefahr vorher kennt, ist man auch gegen sie gerüstet. 

Der Führer meines Zuges war ein wackerer Maim aus Ki6n- 
tschang, wie der Bezirk von Ningyueu iu gewöhnlieh genannt wird. 
Meine Begleitung bestand außer dem Personal des Packzuges aus 
meinem treuen Dolmetschw, dem Belgier Paul Splingacrt, und zwei 
Boys. Der eine von ihnen war ein Handschu aus Fekingi der schon 
seit Jahren unter dem Namen Jim bei der dortigen britischen Qesandt- 
schaft Dienste getan hatte und mir leidenschaftlich ergeben war. Na«^ 
meiner Heimkehr hat er mehr als 25 Jahre hindurch die erste Stelle in 
der d^esischen Dienersdiaft bei der deutschen Gesandtschaft in Pe- 
king bekleidet und ist dann von der Verwaltung in Tsingtau mit (dem 
Vcmclimou nach) wichtigen Angelegenheiten betraut worden. Während 
er schon lange in meinem Dienste stand, hatte ich den andern erst in 
Tscböngtufu angeworben; or war ein außerordentlich gewandter und 
hübscher junger Bursche, der schon einige Male in Peking und einmal 
in liiiassa gewesen war. Nachher bereitete er mich nach Schanghai, 
und TOn hier nahm ihn Herr Detring aur Weltausstellung nach Wien 
mit, wo er seine BQdungsfilhigkeit sehneU erwies; bei nochmaliger 
Bttckkehr nach Wien erhidt er spftter militXrisdhe Ausbildung in einem 
Ssterruchischen Kavallerie-Regiment tmd brachte es in China zu hoher 
OfBziersstelhiDg. Anfierdem war uns eine beständige Elskorte von vier 
Mann, die von einer Kreisstadt zur anderen wechselte, beigegeben 
>\ (>r(irii: sin war von geringem Nutzen, sollte aber das Ansehen der 
Expedition erhöhen. Meine Reisemtttel waren drei Reitpferde, die ich 
ans der Mongolei mitgenommen hatte, eines fUr mich, eines fiir Splin- 
gaert und eines zum abwecbsehiden Gebrauch fUr die Diener. Ich 
pflegte daa Pferd wenig an benttCaen, da ich fiurt immer zu Fujß ging. 

Am 18. Min kam ich durch Yungkinghsifo nach Siaukwan, 
emem in tmge&hr 1380 m Meereshöhe gelegenen kleinen Weiler, 



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900 Die lotste grofie Keiae. 3. Von Tschöngtafu den Yaiigta»^ biaab. 

hinter welchem bald der Anstieg: nach dem nach GiU's Mr^ssung 2810 m 
hohen Paß Tasiangling begiunt; jenseits steigt man hinab nach Tsing- 
kihsien. DioDStag, den 19. März, wurde dieser Weg eingeschlagen. 
Es ist ein enger Pfad, der sich an mäßig steilen, hier nnd da aber von 
sehr »bschttMigen Stellen unterbrochenen GehMogen huMofwindet. Da 
Uber 2500 m Meereshdbe viel Schnee kg, wm der gan^Mre Pfiid noch 
mehr eingeengt und aehrtcUedit. Ich ging «Ueinweilyevui. Am Wege 
aind Stationen in je 5Ii Abatand Toneinander. Ich kam durch Takwan, 
Pa&Dg nnd Henpu. AU ich daa erste sienilich ▼erfallene Hans der 
folgenden Station, deren Namen mir als Tsohangho angegeben wurde, 
erreichte, beschloß ich zu warten, bis ich den ganzen langsamernach- 
folgendcn Zug überblicken könnte, da grade liier der Weg einige 
schiituino iStellen hntte. Er führt durch eine steil herabkommende 
Ruüse, welche eine tiefe Nische im Gehänge bildet Ich befand mich 
auf der Nordseite derselben und konnte den zurückgelegten Pfad auf 
der S&dseite auf ungefähr ein halbes Kilometer ttberseben. 

Wilhrend ich wartete, schritt ein Hann mit einem Gong bergab 
an mir voraber. Er hatte die Aufgabe, durch Schlagen des hiuttftnen- 
den Instruments auf einen hinter ihm folgenden langen Zug aufinei^» 
sam stt machen, der nun auch sii^tbar wurde: ein grofier Saig wurde 
von 16 Mann getragen, — reiche Chinesen bestatten ihre Toten im 
Faiijiiiengrab und lassen sie oft sehr weit transportieren — 5 vor den 
ßargtrügern schritten andere Männer, welche zu je vier die schon fertig 
bearbeiteten mächtigen Planken zu dem kolossalen äußeren Sarg 
trugen. Einige Soldaten begleiteten den Zug, den ich aof insgesamt 
40 bis 50 Mann schätate* Langsam bewegte er sich vorwärts. Als er 
das Bett der Runse erreichte, sah ich an dem loteten sichtbaren Punkt 
des jenseitigen steilen Gebinges die Spitee memes ICanlttenugoS eis 
scheinen, und ith wartete, mit einiger Besorgnis scharf ausblickend, 
wie die beiden ZOge aneinander Torllberkommeo würden. Nodi ehe 
sie einander erreicht hatten, sah ich den meinigen halten; als Ursadie 
stellte sich nachher herans, daß an einer meinem Blick nicht zugäng- 
lichen Stelle ein Maultier mit seiner Baumwoii- Ladung den Abhang 



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Dm TwUqgalifo]]» Kanoontre. 



dOl 



luDAbgOAtiiEst war, ohne ftbrigeos wesendieheo SchadeD su nehmeii, 
da 68 auf weiolien Schnee fiel. 

Mit wacliäcndui Aufmerksamkeit betrachtete ich den in lockeren 
Gruppen laugsam fortschreiteudon Zug mit dem Sarg^ den meine 
Leute noch nicht walirnehmcn konnten. Die Sargträger schienen mir 
absichtlich langsam zu gehen. Bald nachdem diu Vordermänner des- 
selben das erste Maultier erreicht hatten, bomerkte ich, wie ein Stroit 
analuraoh, und wie SplingMirt, der am £ade meinee Zuge* ging} herbet- 
eHto und, siadi Minea OebSrden su urteilen, Flieden nwisclien den 
Leuten su atiftea snehte. Hötilieli sah ioh, wie er von den Qegnem 
heftig eiftfit und in Boden gewoxfen wurde, wie er sieh ihnen swar ent- 
riß, aber von ihnen yerfolgfe den Weg aofWttrts rannte und dort nn«s 
wartet auf die einzelnen Gruppen des Zuges und schließlich auf die Sar^- 
träger stieß; wie jede Gruppe sich den Verfolgern anscliloß und die 
ganze Bande, mit Stöcken, Eisonstlibon und Steinen bewatfnct, unter 
wildem Geschrei hinter ihm her rannte. Von Zeit zu Zeit blieb er 
stehen und suchte sie au beschwichtigen, indem er ihnen gleichseitig 
seinen Revolver entgegenhielt. 

loh eilte, als ieh den ersten Moment der Gefitbr gewahrte, durch 
tiefen Schnee nnd GestrSuch den Abhang hinab, indem ich den Bogen, 
welchen der Weg dnreh die Rnnse machte, abschnitt, nnd sah den 
Veilaaf der Episode wihrend des Hinabeflens. Bei memem Anblick 
stataten die Leute, berieten untereinander nnd fielen snirfick. Schnell 
erzählto mir Splingaert, daß er Jim im Kampfe mitlremduu Leuten 
gesehen habe, darauf achuell herbeigeeilt sei und Frieden zu stiften 
versucht habe; inzwischen seien mehr Fremde gekommeu; plötzlich 
habe ihn einer heftig geschlagen und am Nacken erfaßt; er habe zwar 
den Täter schn^ niedergeworfen, aber um nicht von der Waffe 6e- 
branoh an machen, sei er geflohen ; ^mungsloa aei er auf mehr fremde 
Lente gestofien; mit Gltlck sei er einem ScUag ausgewichen, der mit 
einem schweren eisernen Kolben gegen ihn geftihrt wurde nnd der 
ihn getStet haben wllrde^ und wie durch ein Wunder sei er an der 
ganaen Bande vorbeigekommeiL 



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302 letite große Keiae. 3. Von Tschöngtufa den Yangtszg hiub. 



Wiihrond er orzfthlto, kum oiu oinzL-liiL-r besser gekloidt t r Nach- 
zügler des fremden Zutres vurltoi. Auf Befragen erfiihron wir, daß er 
deMea Obmauu soi. Ich forderte iha auf, die Leute zu beschwich- 
tigen, und hoffte, daß damit die kleine Angelegenlieit erledigt seia 
würde. Doch er war ein hochfahrender Mann, dem das Bewadttein 
eioer starken Bedeckung Mut verlieh. Dberiegend ging er weiter, 
machte aber im Hinabgehen adnem Ha8 gegen EnropSer in einigen 
■efaleehten Worten Luft. Indenen ichien die Sache beigelegt^ ab 
bald nachher die 16 mit Baumwolle bebiden«! Hanltiere meinet 
Zngee an ans Torfiber kamen und ihren Weg ruhig foitsetsten. Mein 
vorgeblich warteten wir auf meine eigenen Pack- und Reittiere und 
meine Leute. Wir eilten also hinab, ihnen ent^epen. 

Als wir am Fuß des steileren Anstiegs ankamen, hörten wir be- 
reits, daß die Fremden sich meiner lieit- und Facktiere bemächtigt 
hätten. Bald trafen wir sie, wie sie den Berg weiter hinabzogen: 
fremde Reiter saßen auf meinen Pferden, andere hatten sich mit 
meinen Gewehren bewaffnet oder sich Decken und andere leiditent- 
wendbare Oegenstünde des Gepi<&es angeeignet. Es wäre leidit 
gewesen, unsere Sachen mit Gewalt wegsunehmen; aber da hätten 
wir unsere Beyolver nicht nur aehen, sondern auch brauchen mttssen. 
Da die Leute jedoch keine StrafienHIuVer von PMfession waren und 
der Zug ofleubar einer hohen Persönlichkeit angehörte, so wäre dies 
dasEude meines Keisens gowosou, und zwar ein höchst unangenehmes. 
Waffongowalt durtten wir also nicht anwenden. Wir versuchten die 
Leute zur Vernunft zu bringen, und die Lastträger waren auch dazu 
bereit; aber ihre Vormikiner, darunter der, welcher Splingaert zuerst 
attackiert liatfee, und vor allen der Offisier redeten sich und die Leute 
in eine sokhe Wut hinein, dafi eine Wiederholung der Attacke bevor- 
stand, wobei wir natüilich hätten schießen müssen. Der Obmann 
hatte Erpressung im Sinn und hoffite sein Ziel durch seine grofle Cber- 
legenheit in der Zahl der Eskorte au errdichen. Daher scUng er 
einen entrflsteten Ton an und wurde hefHger, lauter und drohender. 
Kr erhob die gänzlich erfundene Anklage, wir hätten ein Stück des 



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m 



Sarges abgebrochen, und SpKngaart hfttte einen seiner Leute so ge« 
schlagen, dafi er unfthig sei sä Fgehen. Zum Beleg der letalen En(- 
schnldiguDg muflte ein Mann sidi lahm stellen, wenn wir ihn sahen ; 

sowie er sich unbemerkt glaubte, war dio L»hmh»*it spurlos vor- 
Bckwunden. Obgleich der Obmann ein M ui i iiin lüedoren Grades 
war, nahm er niV h heraus, moinon Paß zu verlangen, was ich selbst- 
verständlich zurückwies. Diese Geringschätzung steigerte seinen Zorn, 
Anfangs hatte er ein Lö^ogcld von 20Tael8 (je 6 Mark nach damaligem 
Kurs) verlangt, was ich verweigerte ; als aber meine Leute ohne mein 
l/nssen darauf eingehen wollten und ihm erklKrten, sie würden mich 
daiu bereden, steigerte er die Snnune anf 400 Taäs. 

Ein glltlioher Ansf^eich erwies sich hei der gro0en Enregtheit 
bald als unansMurbar. Nur swei Wege waren mfJgUch: EUneiseits 
bitten wir von nnsem Revolrem vollkommen berechtigt Gebraneh 
machen und unser Eigentum zurückerobern können, da die Baudo 
als Straßonrftuber behandelt werden durfte; dies wäre auch ausführbar 
gewesen, aber Mrir wußten, daß die Weiterreise dann unmöglich und, 
falls wir jemand töteten, unser eigenes Leben bei dem Rückweg durch 
die nächsten belebten Ortschaften aufii äußerste gefährdet sein würde. 
Andererseits konnten wir die Sache vor den nftchsten ein Bichteramt 
bekleidenden Mandarin bringen; denn ich hatte die Anklage eines 
mörderischen Anfalles auf Splingaert. auf meine Tiere und mein (}e> 
pick, der persönlichen Aneignung meiner WaSen, Flaggen usw. usw., 
sowie der Erpressung auf Grund lügenhafterBehauptungen au erheben. 
Allerdings war dieser Weg wenig crfolgvorheißcud, denn wir durften er- 
warten, daß die Leute die Bevölkerung gegen uns aufreizen und zu Tät- 
lichkeiten veranlassen, auch den Mandarin für sich ^'owinnen und eine 
beliebige Anzalil von Zeugen für Behauptungen uud Anklagen jeglicher 
Art herbeischaffen würden, während wir auf uns allein angewiesen wa- 
ren. Ich beschloß jedoch, demgemifi zu handeln und die Angelegenheit 
yor den dem Distrikt YungkinghsiSn ▼orgesetstenliaodarin zu bringen. 

IKe Oeftohle der Enttinschung, des Aigers und der BetrObnis, 
mit denen ich den Blickweg antrat, lassen sich nicht beschreiben; denn 



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d04 DtoMegrotoBoiM. 3. VottTtahSogtaAidaB TttgtaSUmb. 

ich wftr mir bewußt, dafi, falls es iiiw golingen eottle, der, wie wir er- 
wuteteo, aufgeregten Velksmeiige au entrinneii, die ernste Begeben- 
heit deren erste, jedeniaUs imbedeatende Veraidassniig ich mir noch 
nicht erklären konnte, mit grOfiter Wahrsoheinlichkeit moner Beise 
ein Ende machen wOrde. Andererseits lag aUerdings etwas Eomiseh- 
Bofriodigendes in dem Umstand, da0 wir swei Mann eine Bande von 
47 Gefengeiien, darunter oiueu OfHzicr und mehrere Soldaten vor Ge- 
richt führten. Entweichen konnton sie üicht: denn durch die ganze 
Gegend weit und breit führt nur eine einzige titraße, und auf dieser 
mußten sie mit ihrer unbequemen Last ziehen. Wir hatten uns, da die 
niederen Leute des Zuges doch das Bewußtsein der Ungerechtigkeit 
ilirer Sache hatten, bald wieder in den Besita unserer Pferde und 
Lasttiere gesetzt und liefien den andern nnr die übrigen gestohlenen 
Sachen. Wir ritten ihnen weit Toran, wohl wissend, daß sie unfehlbar 
uns nach in ihr Verderben gehen mufltoi, ttbemachteten auch viel 
nttfaer an nnserm Bestimmungsort als der schwerfällige Zug. Dieses 
SicgesbewußUsein aber wurde sehr zurück u'cdrlioyt durch die Wahr- 
scheinlichkeit, daß die Leute versuchen würden, in der Stadt Yung- 
kinghsien einen Aufruhr gegen uns zu veranstalten. Es war daher 
meine Hauptaufgabe, zuerst in der Stadt anaukommen, um die Be- 
völkemng vorzubereiten und zu sondieren. 

Die ganze Sache stellte sich mehr und mehr als das heraus, wo- 
fhr ich sie von Ao&ng an gehalten hatte: als ein ErpressungsTersuch, 
der durch Hassenerregung in einen mörderischen Akt ausartete. Ihrer 
groften Zahl bewnfit beschlossen die Leute, einen von so wenigen Men- 
schen begleiteten grofien Packzug zu inkommodieren, um Geld m 
erpressen. Sie hatten dies schon melirfach mit Erfolg ausgeführt. Kurz 
ehe sie una begegneten, hatten sie, wie ich am folgenden Tage erfuhr, 
einen Kaufmann, der zu Pferde reiste, angehalten. Zuerst hatten sie 
ein Sargbrett gegen sein Pferd niedergesetzt, dann behauptet, er habe 
das Brett verietst, und gedroht, ihn zum Mandarin mit zurückzunehmen, 
hatten ihm dann aber erlaubt, sich losaukanfen, und ihm seine Bar- 
schaft und seine Kleider abgenommen. 



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47 Oefluwen«! 



Als die Leute nnn sahen, daß der Weg bo direkt siim Ibnduin 
filhrte, lleBen lie mir in dieaer Neeht aegen, daß aie die Sachen ohne 
liSs^geld freigeben wQrden, Aber es war an ipilt ! — Die Beleidigong^ 
dnrch eine •olclie Sdiwefelbande snr Umkehr geawnngen worden an 
seioi war an empfindlich, um iiDgestraft gelanen ta weiden. AnBer- 
dem aber existiorten nun schon die Qefahren, die mich beetimmten, 
meino Roiso ganz aufzugeben. — 

Am nächsten Morgen hatten wir noch 40 Ii bis YungkinghsiSn 
zurückzuiegeo. Nicht ohne Bangigkeit zogen wir um 10 Uhr vor- 
mittags in die Stadt ein, da wir erwarteten, die Bevölkernng würdo 
boeitB gegen imi angeregt worden sein; überdies war eben MariU- 
teg, and eine Menge Voliu strttmte nach dar Stadt MHr kamen in» 
des ohne BelSstigong nach 4em Yamen des Dtstiikts-Handarin, wo 
whr sofort eintraten nnd von diesem gut emp&ng^ worden. Wie ge- 
wdhnfioh waren aufier mehreren Unterbeamten noch yiele Leute in 
der HaBe. Kaum hatte ich den Sitz neben dem Mandarin, dem ich 
sofort moiii Mi I'aß und ein empfehlendes Schreiben der höchsten 
Provinzialbehürdo vorlegte, eingenoniuiün, aU der Offizif^r des Sarg- 
zuges eintrat. Er war klug genug, meine Gewehre mitzubringea j der 
Mantel aber war an einen Vorübergehenden verkauft worden und ist 
trotz der energischen Nachforschungen von Seiten des Yamen nicht 
wieder aom Vorschein gekommen. Das Benehmen des Offiaieis beim 
Vethör war foig; sein unterwürfiger, gleißender Ton, in dem er seine 
Sadie darstellte, stach sehr unTorteilhaft gegen die mSnnliche nnd 
fireie Art ab, in welcher Splingaert die Afilbre ersShhe. Es gelang ihm 
denn auch nicht, das Vertrauen der Anwesenden su gewinnen. Der 
Distriktamandarin war schnell von seiner Schuld überzeugt und be- 
hielt ihn in Gewahrsam, indem er mir die weitere Verßigung über ihn 
auheimstellte. 

Wir gingoa darauf ins Wirtshaus. Nun aber kam die Besorgnis 
von Seiten des Yamen, die ich schon vorher gehabt hatte. Die Be« 
amten eridirten, nicht imstande au sein, die gaaae Bande von 47 liann 
einsnaperren, nnd fllrohteten, die Leute würden unter der großen 

KäUkotm,ttMA»,llL»mi. SO 



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306 Die letzte große JEieise. 3. Von Tichöngtafa den VangtaiS kiii«b. 

Volksmenge in der Stadt oinon Aufruiir gegen uns machen. DerYamen 
habe keine Soldaten und »ei außerstande, uns zu schützen: wir milßtea 
also auf das Schlimmste gofafit sein. 

Kachmittags kamen meine 47 Gefangenen an und die Vormänoer, 
vier an der Zahl, aparierton sofort int Gefilngnis. Das E^ignts war 
wttbrend dea Tages in der ganaen Stadt mchbar geworden and war 
in Jedermanns Hand. Die allgemeine Heinoog wendete neb an nnsem 
Gnoatan, da es sich henmasteHtei, daß die ganie Oesefladiaft hier 
wohlbekaont war ond ab eine Bande von Strafienrttabem betrachtet 
wurde. Die begleitenden Soldaten waren Zugehörige der Provinz 
Hunan und wurden als golcho gehaßt. Meine Leute und einige Christen 
erstatteten mir über diese Dinm' getreu* n l!* riclit; dennoch erwartete 
ich mit einiger Unruhe den Anbruch der Dunkelheit, denn damit ist 
hier die Gefahr eines Yolkaauflauft vorüber. 

Das Weitere ist einÜMdi. Am nHclisten Tage besnehte idi den 
Mandarin selbst, einen Tantal — Mandarin vom 8. Enop^ was aiem* 
lieh hoch ist, — nnd iknd in ihm einen fiebonswfirdigen, ventandigan 
Mann. Er war an jeder Strale ftr die 47 Mann berwt, doch habe er 
keine Macht, den OfiEuBler au bestrafen, nnd kSnne weder Scbaden- 
noch Kostenersatz von demselben herauspressen, da dieser kein Geld 
habe. Wollte er aber dorn Gonoral, unter dem der Offizier steht, den 
Sachverhalt mitteilen, so sei 03 unfehlbar um dessen Kopf geschehen. 
Dies wußto der Oftizier uatürüch selbst am besten. £r war de- und 
weiimütig, krümmte sich wie ein Wurm und wollte mir öffentlich den 
Fafi£ftll maehea Doch hatte ich mit diesem erblimlichett Snbjek« 
kein Ek-barmeo, nahm k«ne G^nngtuuog an nnd liefi die Angelegen* 
heit, soweit sie Ihn betraf in suspenso; sein Kopf ist mir natllriich 
eine zu hohe Strafe. Die Kulis bat ich frei ausgehen an lassen, mit 
Ausnahme dessen, der Splingaert mit dem Eisen beinahe totgeschlagen 
hStte : er war so schlecht, daß er sich unmittelbarnachher noch rühmte, 
daß er dieser Maim gewesen sei. Dieser und die vier Vtn miiiiacr, 
einer davon ein Kaufmann von Yuuking lisiüu selbai, wunltm nach 
meinem Wunsch bestraft. Wie ich nach meiner Abreise erfuhr, ist 



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DkBtniik 



807 



ihre Strafe selir viel blrter, ik ich gewOnsoht h«tte : ne nftwen fUr 
drei Monate den Ean^ ein schwOTet Brett um den Hdb, Hagen, und 
jeder bekommt tXglich 200 Söhlige. Dasu kommt, dafi ihnen Ton den 
Unterbeamten doB Yamen jeder Pfennig, den «ie betitaen, ausge- 
preßt wird. 

Wonn sich aucli jotzt dio Hoffnung regte, daß wir unsere Reise 
wieder würden aufnehmen können, bo erwies sie sich doch als illu- 
sorisch, denn ich wäre einem Chor der Hache in dio Hände gefallen. 
Der Sarg enthielt die Leiche der Frau eines Generals Li vonUiman, 
der eine bedeutende Anzahl Truppen in dem Gebiet too NingyuSnftt 
kommandiert und an einem Ort an der Strafte stationiert ist Der 
Weg nach NingyuSnin ist eine mnfache Linie, von der man nicht 
abweichen kann, und fiüirt durch wildes GebiiigBlaad, welches Ton nur 
halbunterwoifenen, sum Teil nodi gana unabhängigen Sifiui- und 
Ldlö-StSmmen bewohnt wird. Zum Schutz gegen diese ist nSmUch 
oino Anzahl von Militär-Stationen an^'elegt worden, aui dio man 
ald Kastorto wesentlich angcwieaen ist. Die Offiziere unter dem Ge- 
neral sind gleichfalls raeist ans der Provinas Hunan, wo der Fremden- 
baß am größten ist. Die Nachricht von dem Ereignis eilt natürlich 
wie ein Laufifeuer die ganze Straße entlang und kommt jenseits gana 
entstellt an. Die vorgegebene Beschttdigung des Sarges wQrde au 
einer Demoliemng desselben anwachsen. Um den Kopf des OflGsiers 
an retten, wire sicher einer der beseitenden Soldaten umgekehrt und 
blttte an all den aahfaceidien Gamisonsorten die Sache, au Gunsten 
seines Offisiers und gegen uns gedroht, endlUt — garnieht der auf der 
Straße sehr zahlreichen Kulis zu gedenken, dio die Partei ihrer Ge- 
nossen nehmen würden. Es war daher beinahe gewiß, daß wir auf 
dem Weg nach Ningyuen f'u in dio schlimmsten Lagen kommen wür- 
den, in denen der Gebrauch der Wafleu unvermeidlich wäre. Die 
Hunan-Söldlinge, die ohnedies in dem Buf standen, sich fUr kärglich 
einkommenden Sold durch Erpressung schadlos an halten, da sie an 
ihren weit abgelegenen und gana isoliexten Posten nachWillkttr schalten 
konnten, würden uns auf die Kunde hin, daS awei „fremde Teufel'' 

«0» 



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808 Di« Me poto Beb«. 3. VonTtdiSagtafii deoT«iigtnfiliiii«lk 

im Anzugo swen, welche dio Hostrafting der HllOMi-Ejunerftdcii vor- 
anlafit bitten, nDfehlbar ihre Eaohe filhlen lassen. Der vortreffliche 
lfmndarineiUSrteiins, dafi die chioenache Macht uns in dieser Gegend 
nnmVi^elx davor sdifitsen könnte. 

Dies sah der Tarnen selbst gana klar, ohne da0 idi ein Wort 
davon erwtthnte. Der Mandarin erbot sich daher von selbst, den Weg 
entlang Briefe an die BchSrden mit Darstellung des Sachverhalts zu 
schreiben. Da ich jedocli lio Art solcher Darstolhmgen zu gut vorher 
kannte, so verlangte loh mit großer Bestimmihoit auch noch einen 
offenen Brief, den ich vorzeigen könnte. Man gab ihn auch, obgleich 
mit großemWiderstreben. Es stand darin, unsere beiderseitigen Dienst- 
leute htttten Streit gemacht, das habe zu einem Streit zwischen mir ond 
dem Offiiier geführt, wir lültten uns aber geeinigt Man entachnldigte 
sich wegen des Inhalts: man könne den ri<^tigen Sadivedialt nicht 
schreiben, da sonst der Offizier geköpft werden mttfite und der Tarnen 
inTungkinghsiön die Rache sftmdicherHiman-Offinere auf dem Halse 
haben wfihde. Ja, man fürchtete sich schon ohnedies davor, weil der 
Ofiizier und der Sarg so lange festgehalten worden war, und bat mich, 
zu erlauben, den Offizier loszulassen. Ich ^\ ünst fite, dio gaozo Bande 
noch bis auf einen Tag nach moioor Abreise fes^ehaitea zu haben, 
und das ist auch get^chehcn. 

Das Zusammenhalten der Hunan-Offiaiere ist so gefiirchtet, da6 
sogar meine MaoUiwtreiber, die gntmtttigsten Leute von der Weh, be- 
stimmt darauf rechnen, nodi einmal tttchtig geprttgeltund ausgesogen 
au werden. Ich hatte nllmlich darauf gedrungen, wenigstens diesen 
einen kleinen Ersatz fttr ihre veriorene Zelt an geben. Sie meinen, 
sie bitten das Geld annehmen mQn«i, es würde ihnen aber mehr- 
fach wieder abgenouimen werden. 

Das ist die lange, lange Geschichte einer au öieii unbedeuten- 
den Begebenheit. Icli habe sie so weitläufig erzählt, weil sie die 
Veranlassung war, daß ich die versprechendste Reise, die ich je 
angetreten habe, so schnell wieder aufgeben mußte. Es war keines- 
wegs gewöhnliche Forcht, die mich umkehren lieft, denn durch die 



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809 



wfldenLdlÖ hatte idi mich ebenaoiremg Abhaken laaaen wie jemala 
Mher duch das Verhandenaein Ton BSaberbaoden in iigend einer 
Gegend. Um mein Motiv an Teratehen, maß man niebt nnr Oluna, 

sondern besonders die eigentflmlichen Verhältnisse in dieser Gegend 
kennen. Wir zwei Mann können es loicht mit 50 Mann anfnehmen 
und slo alle zu Paaren treiben. Kommen wir aber in den Fall, einen 
Soldaten oder Lastträger erschießen zu müssen, so haben wir das 
ganae Volk gegen uns und fallen entweder als Opfer einer aufgeregten 
Menge, die zu lahlreiiUi ist, ab daß wir uns gegen sie verteidigen 
konnten; oder, wenn irir vor Gerioht gehen, haben wir nieht einen 
Zengen ftr nna, aber Tauaende gegen nns. Paan wire der Beite auf 
daa JanunervoUate tm Ziel geeetat 

Idi bin ea kttnlUgen Reiaenden adkiddi^ die Angelegenheit in 
Peking weiter au verfolgen. Wlbe mein FaU vereinselt, so iribre daa 
nicht notwendig. Allein vor vier Jahren reiste hier Mr. Cooper, in 
der Alisirht, einen Weg durch Tibot nach den britischen Btsüiuungen 
in liiclicii aiifzutiiiden. Er hatte ein Uhnliches Abenteuer, nur viel 
schlimmer, domi er wurde von einem MiUtttr-Mandarin fünf Wochen 
gefangen gehalten, und es wäre, so sagt man, um sein Leben geschehen 
gewesen, wenn ihn nicht der würdige Bischof von Tibet, Mgr. Ohau- 
vean in Tataitoln, dnroh aetnen Einflafi hätte befreien iaaaen. Beide 
Eriebmaae und derar^ wie aie in andern Teilen von China unerhOrt 
amd. Daa Gebirgaland gegen Tibet hin iat im groSen und ganaen von 
onabh&ngigen 8tttmmen bewohnt» Um aie in Sdiaeh an halten und 
die ffoSe HandehatraAe nnd die von Chineaen bevölkerten Ebklnven, 
von denen Ningjuenfu die größte ist, vor ihnen zu schützen, sind 
in zahlreichen Garnisonen Soldaten stationiert, die nicht der regulären 
Ärmeo angehören, sondern auf Zeit geworben werden. Ihre Ofliziero 
der uioderoü Grade werden als eine Art Ausschuß betraohtotj sie be- 
nehmen sich sehr unabhängig und sind gefUrohtot Gehen nun solche 
VoifiÜle, bei denen diese Offisiore beteiligt waren, ungoatraft vor- 
über, ao kann llberhanpt kein enropiiacher Beiaeader mehr dieae 
Gegend betoelen. 



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810 



Die Islirt« gn»>« BaiM. 8. Von TsdiBag tafe dm YsagtnS tttaab. 



99^. Min. Ich Bchwuikte noch bu geston früh in meinem EntaeUiiA, ein ich 
Aufbrach TOD Qeduiken, meine canneBeiee au&ugebon, schwer ertragen konnte, 

Yung king- 

und doch mufite ich mich dasu entschliefien. Unter dem Vorwnndf 
meine Reise fortaotzen zu woUen, entlockte ich dem Yamcu einen 
offenen Brief, der aber nur das bereits Erwähnte enthielt, nichts von 
Genugtuung für uus. Damit kouuto ich unmöglich abgehen. Man 
kannte die Affäre natürlich bereits auf dem ganzen Weg, and natfir- 
lich tiberall unter grOndlicber Entitellung. Am wiiksamaten wird die 
fidsciie Ventton bei Li und «einen untergebenen Hunaa-Leuten sein, 
und dort bitten wir alle» au beArehten. Mit Ausnahme dieses Briefea 
hat der hierfge Mandarin alles getan, was er konnte. Kostenersats 
Und er natOrlich, doch war «r von den Lenten nicht m erhalten, und 
▼om Yamen verlangte ich nichts, da dieses guten Willen zeigte and 
keine Schuld hatte. Hätte Töu, der Obmann der liando, einen Z n II- 
mandariii Knopf, 80 würde er sofort fo'^ttresetzt worden sein : da eraber 
den Militär-Knopf hat, so wagt es doi Vanu n nicht. Darum weigerte 
sich der Yamen auch, mir einen Brief andem Inhalts mitzugeben. 
Ich hatte zahlreiche Zeugen auf meiner Seite : die vier Yamen-Leute, 
die mich begleiteten, einen Soldaten, der in Tschang lang tsai wohnt, 
Packleute, Bojs und andwe, die aoft krSftigste ftr mich einstanden. 
Auf dem Yamen herrschte nicht nur TQlKge tTbeisengnng von der 
Schuld des Offiaiers Tdu, sondern wahres Entsetzen über das, was er 
getan hatte; und doch wollt© man nicht gegen ihn auftreten. 

Ich war in Tschougtü sehr vor den Gefahren der Reise nach 
Kicntschaug gewarnt worden, da die Löiö's in Scharon bis '.'00 Mann 
zu i'b rde die Reisenden überfallen sollen. Diese Gefahr hatte mich 
nicht zurückgeschreckt, denn auf Lolö's darf man schießen und be- 
kommt dafür schließlich noch eine Auszeichnung. Aber die Anssicht, 
in den Fall zu kommen, grade auf dieser Straße midi meines Lebens 
gegen KuHs und Soldaten mit Waffen wehren zu mttssen, ist sehr Tiel 
emsdiafter, und das würde fast unTermeidlich bevorstehen. Das MQi* 
tlr hat hier eine schlimme Macht, und m wendet sie gegen Eoropter 
an. Der Coopor'ache Fall war der erste, der meinige der zweite gana 



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811 



Hlmfiohfiir Art Die Strafie naeli Tibet ist unter gewttbnfiehen üm- 
ständen gftiiB offen. Es war ein Zn&U, defi idi den Hnnan-Lenten 
sehen vor der Oebelnng der Straffe begegnete. Diese Gefidir beatebt 

sonst nur in den Bjmtonnemento der Tong ping, einer Art 
rcgimontorn geworbener Truppeu unter Ofüziereo, die nicht zur regu- 
lären Armee gehören. 

Die Reise nach Yatecliöu fu machte ich hcnto bei schönstem 
Wetter, ganz wie ich es für die unerfoiaohten Gegenden jenseits 
des Siangling brauchen würde. Die Hitze war schon £ast unertrMg» 
lieh, ob^eicb die Temperatur nur dO<> C und die Jja& ToUkommen 
durduicbtig war. ünBore GeBcbichte iat hier allgemein bekannti siun 
Glflek die gnte Veiaion. Man erzShlt, 50 Hann hätten nna ange&Uen 
nnd beraubt} wir aber bitten die gaoae Bande gefiuigen genommen 
und dem Yamen ttbeziiefert XTnterwegs kamen nne Leute entgegen, 
die uns dankten, dafi wir die Straße von den auf dem Siangling ge- 
fürchteten Räubern gereinigt hätten. 

Wir sahen uns hier nach einem Boot um: ob gfib zunLichst nur 
BambusEöÜe, und selbst von diesen konnte keins vor morgen firUh 
abgehen. Wir mieteten eins von hier nach Kiatlngfu (280 Ii) für den 
hohen Preis von 7400 cash, ließen aber dann die Anzahlung von 400 
oaah aitaen imd mieteten ein Boot ftr 8000 eash. Die Iiente kamMi 
naehtrtgÜoh in Streit um den K$der und t^ken die Beate, indem 
die Bootdeute denen vom FIoB 2000 oaah aahlen muAten. 

Der Flufi iat waaaeiTeich, reißend und voller Stromaohnellen, M. Mka. 
hat aber wenig Untiefen. Die Fahrt naeh Kiadngfe wird in 1 Va Tagen 
gemacht, im Somuier in eiaeui Tag; ;iulV.;iild nimmt sie vier Tage in 
Anspruch. Das Panoramn der Gebirge um Yatschöufu präsentiert 
sich prächtig und im zartesten Duft: ein schöner Gegenstand fUr 
Landachafismalerei. Das verzweigte Talsystem setzt tief im Qebirge 
niedw, dessen Voraptttngo sich hintereinander verschieben. Das Ge- 
birge selbst ist teils manerartig mit erkennbarem Sdiiehtenaafbau, 
teila sind Kuppen von den liauem abgelöst AbwSxta wedisdn im 
FlnStal Eugen mit Weitungen: die Engen aind von Winden aus Bot- 



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312 letzte große Btb«. 3. Von Tschöngtufa den i wogtsig hinab. 

aantistelu oln^ofaßt, dio zum Teil acnkrocht und sogar überhängend 
aufiragen und mit Farnkxäutüm und Ranken übcrzogon sind. Einzelne 
Stellen sind von hoher malerisc her Schönheit, besonders voll kleiner 
allerliebster Ssenen mit einer Staffage von einselnen Hütten mit etwas 
Biamen und Feld. In SW bleiben immer die Höhen des Tsehe- 
knngschaa, lang nach dem IloA abfiUlend, siohlbar; nerdOallioh 
henscht nur niederes Gebirge. Es filhrt auch eine Landstraße im 
Tal, aber ne bt schwierig tmd für Packtee gans imbisochbar, da man 
zwischen Yatsehötifa tmd Tsa'hökai fliebenmal m Boot über den 
Fluß setzen muß. Wir orroichtcu Tbz'iidkaij einen großen Ort, 
hchuii u;u b 5 Stunden, blieben aber der Pferde wegen, die erst spät 
abends ankamen, liegen. 
S5. Miim. Die Hitze war heute sehr empfindlich, die Gegend allerliebst ; 

alles prangt im frischen FrtthjahrsgrUn. Wie bedaure ich, dafi mir 
hotanische Kenntnisse fehlen: es gibt so Tieles Neue, Unbekannte. 
Die Besonderheit in Sz'tschwan, die ich yon Anfang an bemerkte, ist 
der Anbaa alles Hügellandes und die Besiedelung nut serstrenten 
Gehöften. Außer den FeldMohten sind hier die Hauptprodukte 
Pela^, Seide mid Tung-01. Pela wird nnr in Kiatingfu gewonnen. 
Der Pelaschu**) wird in der Ebene und an niederen HügoLsoiten in 
großen Mengen kultiviert; er steht an Rainen und auf Feldern. Es ist ^ 
ein niederer Baum, der im Frühjahr schnell Zweige und Blätter treibt; 
ich halte ihn für eine Art Sambucos. Er soll hier weder Blüten noch 
Früchte haben ; die Vermehrung geschieht vielmehr durch Stecklmge, 
die ohne Sehwierigkeit wachsen. Der Stamm erreidit bis 10 Zott 
Dmrahmesser mid wird kos gehalten mit mehreren AststUmpfen, wie 
bei uns die Weiden. Das doppelt gefiederte Blatt schießt lang heraus. 
£b wird bestimmt yersichert, daß hier kein anderer Baum aur Waohs' 
bertttung Terwendet wird. 

Die Eier des WachBinsekts kommen von Kien tschang; dort 
kultiviori man den Wurm auf einem immergrünen Baum mit eiförmig 

*) i&a untoti besduiabeiM Lmktenwuhs. 
**} »chaaBaaift. 



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Daa LiMktmwMh«. 



mgespiteten Blättem, d«r auch hicur w&chst und PairkiötMa — die 
ehtneolBcheD SduriftReielieD diesen Kamene waren nicht ra bekommen 
— genannt wird. Anf diesem Baum erzeugt das Insekt nur sehr wenig 

Wachs, legt aber Imoi-. Der Pe laschu würde in Kien tschang auch ge- 
deihen, aber dort ist das Laad so wertvoll für dio Kultur von Getreide 
und Feldirüchton, daß dio Wachabereitung goriugorcu Vorteil bripgen 
wilrde, während hier umgekehrt damit ein größerer Gewinn erzielt 
werden kann, als wenn man denBoden ausschließlich mit FeldfrUchten 
bebaute. Zu £nde des dritten und lu Anfiug des Tteiten HonatSi also 
im SU, werden die kleinen Eibehilter von EiSutsehang heritber- 
gebnMsht; es soU dann ein wahres Strömen ron Henaehen hierher 
stattfinden. Die Eier werden nur von dort bezogen, nicht ron Ytbnian; 
sie werden audi hier nicht gewonnen, denn es ist ftlr die Fortpflanaung 
der Insekten hier zu kalt, wahrend das KJima von Kien tschang be- 
deutend wärmer sein soll. Die Eibehälter sind von di r » iriißo und Form 
einer Erbse, innen mit einer mehligen Substanz angefüllt und von 
bräunlicher Farbe. 300 von ihnen gehen auf 1 Tael Gewicht. 10 Ta^ 
Eierkapseln produzieren 2 — 3 kin Wachs. Man macht Kapseln aus 
den BlAttem des Tong-Baumes — sie dfiiÜNi angeblioh von keinem 
andern Baum sein — und tut in jede 6—7 Eibehllter; dann bricht 
man kleine Zweige mit je swei Blattatielen ab, beliMtigt die Bktt- 
kapsaln an diese und hSngt den kleinen Apparat an den Zweigen des 
Baumes auf; dies mttssen Zweige vom yorfaergehenden Jahr sem. 
Nach 3 — 4 Tagen beginnen die Insekten auszukriechen und sich über 
dio Zweige auszubreiten, die bald ganz von ihnen bedeckt sind. Es 
iöt ott"( nbar eine Art Blattlaus, nach der chinesischen Besclu-eibxmg 
rund, tlach, ohne Heine, ohne Kopf, ohne Augen und von braUyQer 
Farbe. Nach und nach überzieht sich die Rinde mit dem wachsigen 
Sekret. Im siebenten Monat schneidet man die Zweige ab, streicht 
▼on jedem das Wacha ab und kocht es in Wasser; dann |^e6t man 
daa Wachs in Becken. Der einselne Baum kann nur jedes aweite Jahr 
benutst weiden, da alle Zweige abgeschnitten werden. Im folgenden 
Jahr treibt er neue Zweige, aber diese sind erst im «weiten Jahr 



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314 Dia letsto grofio B«tM. 3. Von Ttehdnfftaflt d«a Yaaglnft hinab. 



wieder Tenrendbar. Die Maoipiil«tioa kostet wenig Arbeit, aaeh ist 
weoig Oberwaehmig notwendig, da die Waohsläase angeblieh keine 
Feinde haben; eelbtt die Ameisen sollen ihnen nidits ton. KiaHngfa 
und EiSotsehang teilen sich in den Gewinn, der sehr gro0 sein soD. 
In BLlSn tschang sind die Bftnme so wertroU, daß man sie nicht mit 
dem Feld Terkauft, wXbrend sie hier mit diesem msammengeheo. 

Seide ist ebenfalls ein bodoutnnder Produktionsartikel. Man 
füttert die Kaiipon erst, wenn sie •^roÜ .simi, mit Maulboerblättorn, in 
der ersten Hälfte ihrer Entwicklungszeit dagegen mit den Blättern eines 
ganz andoreo Baumes, den ich nicht kenne. Hier machen die O! e nden 
schon einen nnausstehlicben Lttrm; sie sollen jedes Jahr im 2. Monat 
damit an&ngen. 

Der Transport auf dem Yahö ist nidit unbedentend, wird aber 
meist nur anf Bambnslltffien besoigt Anfwirts gehen Baomwotte ron 
Hupä, Banrnwollenaeug ron Ss'tsohwan, Yangpn*), Papier, Ton> 
waren, Tabak ron Möitschöu, Zucker, SUßholz usw.; herab geht 

nur wonig: eiaerno Pfannen und Schmiedoeiaen von Yungkinghsiez^ 
Medizinen und Soda aus den Gebirgen westlich von Yatsch6uf\i. 

Die Straße nach Tatsien lu und Kien tschang, soweit ich sie be- 
gangen haboi ist ungemein belebt. Man ist nie allein, stets Übersieht 
man ganze ZUge von Kofis. Maoltiere sind selten und geh«i nur nach 
KiSn tschang. Nach Tatsitoln gebt besonders Tee Ton schlechtester 
Qualitttt; er wird in langen Paketen (pan) transportiert, die tn Matten 
eingeschlagen sind. 1 pan wiegt 18 kin, und die meisten Leute tragen 
6 — 7 pau; doch tragen viele sogar 10 — 12, nnd ich beobachtete 
mehrere Lasten bis zu 13 pau oder 233 kin**), eine fast unglaubliche 
Last, wenn man die Steilheit der Oebirjrswege in Betraolit zieht, und 
düi-h sollen gar 18 pau als eine einz.igo Triigerlast vorkuuiuien. Es 
wcrdeu vielleicht nirgend in der Welt so schwere Lasten von Menschen 
über Gebiige getragen, and das für einen armseligen Lohnl £s scheint. 



*) «. «. 8. 181. 
««) «tws 140 kg. 



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Kiatingfu. 



81Ö 



da6 wegen der gleichmllSigen Vort^ang der Lftst dieter Tee leiehter 

zu tragen ist als Lasten voo geriogerem V'olumeo wie Salz, Kupfer 
und Eisen. 

Die Temperatur stieg heute bei klarem Wetter auf 32®, 5. Di© 26. Mi». 
CicadoQ scbrieeu laut. Abends folgte jedoch ein heftiges Gewitter, 
womit woiü eine Änderung eintreten wird. Die Gegend war ähnlich 
wie gestern, nnr mehr ofiene», ebenes Lud; jedes Stttekcbea Erde 
Ist reisend| aber die Landsohaft bietet wenig Abweebselnng. Ich ei^ 
reichte Kiatanglii nm Mittag. Die Annähenmg an die Stadt von 
Westen ber ist msleriscb: eme rechte cbineriscbe Landschaft der 
bflbsebesten Art wie aof den Idten sonst flbertriebenen Stahlsdcbeo, 
die aber dooh bin nnd wieder ihr Modell in der WnIcliebkeH finden, 
'i ure, Tempel, Kulu's*), Schnörkeldächersteigeuluisiit; aus den grünen 
BttUDion auf — alles auf niodorüm Hügelland, das nacli dorn FJuß mit 
schroffen berankten Wänden abfällt. Dann folgt am Wasser die lange 
rote Stadtmauer, über die die dunkolon Schnörkeldäcber hervorragen, 
und jenseits des Minkiang erhoben sich wieder grüne Httgel mit 
roten Scbiobtwftnden und mit Tempeln zwischen den Bänmon. Wir 
legten an der Stadtmauer an. Meine Bootsleute hintertrieben das 
Mieten eines neuen Boots: es wurden, offenbar in deren Interesse, 
30 Ta^ fUr ein einsiges Boot naob Snifnyeiiangt, während meine 
alten Leute rieh erboten, die Fahrt ftr die Hllfte au machen. Splin- 
gaert ging auf den Yamen, wo man yersprach, Boote nach der Taxe 
zu liefern; doch begann gleich darauf das Gewitter, das alles weitere 
verhinderte. Es regnete stark, und es fielen viele abwärts geschlängelte 
Blitze mit schweren Doimerschlägen. Vorher hatten sich einige Neu- 
gierige eingefunden, aber fast nur Kinder; wenn sie genug gesehen 
hatten, gingen sie ab. 

Kiatingfu ist keine grofie Stadt, scheint aber firflber noch kleiner S7. Hin. 
gewesen au s^; denn innerhalb der Jetsigen Umfassungsmauer ist 
eine alte Stadtmauer, die auch aus roten Sandsteinblöcken ausbaut 



«}i.BMid 1,8.5». 



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316 DtoloMftgroSeBaiM. 8. Ten TkdiAaf tafti den TaogtaiS btMb* 

ist und deren Tore noch erhaltea sind. Auch als Haodelsort ist die 
Stadt nieht ron Bedeutung, außer als Sammelplata ittr die awei weit- 
ToUen F^dnkte der Gegend : Peia nnd Seide. Sonst flült nach Baun- 
woUe doroh die Hasse au^ audi baumwollene dunesische ZengOi aber 
wenig Yangpn. Idi sah einen Laden, wo nor ehristiiehe Bilder in 
haben waren, die znm Anhingen an die Wand aufgezogen werden. 
Es waren zum Teil schöne Drucke in Schwarz, darunter die Steinle- 
sche Madonna in großem Foiuiat. Diese Bilder werden für dio Mis- 
ßions l*Itranp6res gemacht. Es gibt hier eine Menge Cbii>ttMi mit oinooi 
chinesischen Priestor. Einer der ersten Christen, der ein Spirituosen- 
geschttfi hat, besuchte uns : ein sehr anständiger Mann. Dio Bevölke- 
rung von Kiatingfa neigt wieder gann die gute Bildung wie in den 
Sttdten des nordSediehen Ss'tsohwan: niemand folgte uns, man be- 
aohtete nns kaum, und wir konnten sogar ruhig in die KanflSden 
gellen. 

Das Besorgen der Boote nahm noch Iftngere Zeit in Ansprach. 
Das Endergebnis war, daS wir iwei Boote sn je 7000 Cash nach Sni- 
fu (41011 zu Wasser, 35011 zu Lande) mieteten: eins Air uns, eins fiir 
die Pferde. Ohne die energische und ganz solbstloao Hilfe des Yaiuoa 
wären wir hier nicht leicht zum Ziele gekommen. Wir gelangten erst 
um 1 Uhr zum Aufbruch 

Der Min klang wird erst unterhalb von Kiatingfu durch die Auf- 
nahme des Yahd und des Tuoghö ein bedeutender Fluß. Sein Lauf 
ist schnell, und man kann die Fahrt von Kialingla nach Suifii bei Hoch- 
wasser in einem Tag machen, während sie stiomauiwJbts 10 — 12 Tage 
erfordert; jetat dauert sie swei bexw. nenn Tage. Das Wetter war kal^ 
windig und regnerisch. Es hatte die game Nacht geregnet, und auch 
heute waren nur einEelne Pausen regenfrei. Aussicht war infolgedessen 
wenig vorhanden, würde aber wahrscheinlich auch wenig uüUeu. Der 
Fluß bleibt von niederen Hügeln aus rotem Sandstein und Tongesteinen 
cingeschloH.sen, dio bald seine Ufer bilden, bald durch einStUck ebenes 
Land von ihm getreont sind. Schon nach kurzer Fahrt erscheint am 
linken Ufer ein großes Salzsudwexk, und an den Hügeln waren in ge- 



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an 



ringer Entfemung die hohen Gestttoge zahlreicher Sabbnumen sicht- 
bar. Ich woUto anhalten, um die Brannen anzaaehen, eihieltaber den 
Bescheid, wir wtbrden gleich zu anderen hommen, die dfdit am FloB 

seien. Aber es kamen keine, und zu spät erfuhr ich, daß wir die be- 
rühmten Salzbrunnen von Wu tung tschiau passiert hatten, an deren 
Besichtigung mir soviel gebogen war. Ich hatte früher gehört, sie seien 
weiter unterhalb gelegen, und verfiel dadurch um so leichter dieser 
nnaogenebmen Versäumnis. Man gewinnt liier das weifieate, beste 
Sab in bedentender Quantität 

Heute ging es mit schnetter Fabrt den Hb klang liinab. DieStrS" S8.1Iba. 
mung ist so i^eiehmüBig, dafi man kaum merkt^ wie schnell man fort- 
kommt Es gibt weder Stromschnellen noch StiUwasser, wihrend wir 
gestern etwas oberiialb Ki8nw4ihsifo eine Hufierst schlimme Strom« 
schnelle zu passieren gehabt hatten. Der Tag begann trübe mit kaltem 
Nordwind; später klaite i s sich hall) auf, während der Wind nach Ost 
herumging. Die Fahrt ist von goriiigein Interesse, und es wftro eine 
Tortur, sie stroniaut zu machen. So hübsch die Landschaft ist, und 
so angenehme Erinnerungen sie weckt, ist sie doch von geringer Ab- 
wechslung, und auch die Qeologie ist ein ewiges Eineriei. Sehr httbsch 
ist auf dieser Strecke der Tsai tsesdian, der «Beig der reichen Leute**, 
ein 150 m hoher, horiaontsl geschichteter roter Bluff, der nach dem 
Flu0 in einer etwa 120 m hohen glatten Wand und auch nadi den 
andern Seiten steil abfilUt Auf Stufen und Leitern steigt man hinauf 
und ein eisernes Tor sperrt den Zugang bermeliscb ab. Da hinauf 
flüchteten sich zur i aiping-Zeit viele reiche Leute, indem sie dort 
ihre Schatze wie auf einem „Königstein" bergen konnten. Ihre Häuser 
sind jetzt verfalle n und werden von sehr armen Leuten bewohnt. 

Man hat von oben eine sciiöno Aussicht, die nur leider heute 
nicht sehr klar war: am SW-Ufer des Flusses breitet sich über dem 
SteUufer ein rotes, weUigeS| reich angebautes und dicht bevtflkertes 
Land aus; dann werden die Hflgel höher und höher bis zu einer etwa 
1000 m ftber dem Eluft erhabenen Kette, die auch vom Strom aus 
an mehreren Stellen sichtbar ist Die Saeoeiie hat aber nicht das Bo- 

^ 



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S18 Di» laMe grofi« BaiM. 9. Von TiehBof tafti toi TanffenS hiiwb. 

miUltiscJie derRutsandstoinschluchton bei Tschönntschöu in Hunan.'*) 
Tnng-Binme stehen jetat hier ia voller Blttte und bilden eine grofle 
Zieide der Laadeduift; sie sind «ehr aUgemein verbreitet Feldfrncbte 
sind noch immer Weisen, Bspi, Erbten nnd Snubohnen; als zweite 
Frucht folgen meist Mais nnd Aimchis. Awsk Beis&lder sind -vielfsch 
vorhanden. Der Pe 1a sehn ist nicht mehr lu sehen. HauIbeerbKnme 
sind hiiulig, üicltt aber der andere Seidenraupenbaum von Kiatitigfu. 
Der Teestrauch tritt sporadisch auf, ist aber allgomein verbreitet. Die 
Zaiil der Zierbätimo ist sehr groß: darunter fällt eine stattliche Ficus 
anl^ Muse ist häufig, aber Palmen fehlen. Kiefern werden hier viel 
zu Brennhok angebaut. — Statt heute in Ningyuüii fu anzukommen, bin 
ich nun in diese gar keine Sonderinteressen bietende Begion ver- 
schlagen. Zuf^eich Ist der Barbestand der Kasse so snsammenge- 
schmolaen, dn6 ich kanm mehr *n grofie Sprttnge denken knnn. 
89. Min. Das Dorf NiuschipiSn, wo ich rastete, Hegt noch 40 Ii oberhalb 

Sil tschau fu. Heine Leute baten miehf sie nicht bis au dieser Stadt 
mitzunehmen. Es werden jetzt nämlich 1500 Yung-Soldaten**) ont* 
lassen uud für dio.selhon zur Fahrt stromabwärts gegen 100 Schiffe in 
Dienst gepreßt. Meine zwei Boule würden sicher dies Schicksal haben, 
uud meine Leute meinen, sie würden bis nach Fu tschöu hinabgehen 
müssen, von dort als Unbekannte keine Fracht zurückbekommen und 
in Ermangelung von Mitteln, ihre Schiffe aorfldksubringen, dieselben für 
eine Kleinigkeit verkaufen mttssen. Sie sagen, das würde sie und Ihre 
Familien minieren; sie hfttten mich such nor genommen, weil der 
Yamen In Kl* tingln sie geawnngen hätte. Die hohen Forderungen 
dort seien gemadbt worden, weil niemand mit offenen Augen in die 
Gewißheit des Ruins habe hineinlatifen wollen. Mit diesem Frondienst 
wird ein großer MiLi':)i;iii( h getrieben: es ist die schhmmsto TjTanuei, 
die sich daä Volk gefailen lassen muß. Ich fuhr deshalb houto nur 
24 Ii den Fluß hinab und liege nun 16 Ii oberhalb der Stadt. You hier 



•) •.Banal, 8. 376 ff. 
*^ c. o. 8. 811, «ndi 307. 



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Ankunft am Yuflwli. 



Bchickte ich meinen mala^, an ein Wirtalwus sa nehmen, und will dann 
nüt einem kleinen Boot nach der Stedt htnah&hren. 

Sfitechönfu liegt in einem hügoligen Kesad. In dw Umgebung 

gibt es httbtche, maleriflche Tempel und Tore. Die Stadt selbst ist 
schmutzig und enggassig: man merkt, daU man am YaugUzö ange- 
kommen ist. Die schlochton Einflüöso, diü sich stromaufwärts er- 
strecken, sind mächtiger gewesen als die guten aus dem Inoem ron 
Sa' tschwan. Die Bevölkerung iatnnm Teil noch recht gut, aber os gibt 
schon Tiele schlechte Leute, die uns den Aufenthalt im WirtahMis und 
daa Gehen auf der Strafie nnangenehm machen. Besonders sind noch 
viele Soldaten hier. Seit 1862, der Zeit der Unruhen, sind mehrere 
Rec^menter Yungping hier stationiert; jetit stehen sie ab, da man sie 
endlich für unnötig hSlt Diese Soldaten sind auf Zeit geworben und 
erhalten mehr Zahlung als die regulären Truppen. Die Offiziere sollen 
aus der regulären Armee zum Kommando der Yungping sozusagen 
relegiert sein. Da alle guten Wirtshäuser von Offizieren besetzt sind, 
muiiten wir uns mit einem sehr schlechteu begnügen, wo wir dunkle 
und schmutzige Zimmer haben. 

Wir besuchten die Mission, die vom Wirtshaus ziemlich weit 
entfernt ist. Die Mission existiert als besonderes Bistum seit 10 Jahren 
und hat etwa 16000 alte Christen, aber sehr wenig neue; die alten 
halten fest ansammen und nnd auf die neuen schlecht au sprechen. 
Wir fiuden hier lfons.Lepley, Procureurapostolique, einen schlichten, 
sehr angenehmen Mann. Er lud uns ein, in der Mission zu wohnen, 
doch schlug ich ea aus. Mein Gepäck von Tschöngtufu war ange- 
kommen, auch vier Kisten, die ich im März 1870 von Hanköu ftlr 
meinen zukünftigen Gebrauch hatte liit rlier schicken lassen. Allein 
da die Herren Missionare von chinesischer Kost leben, so scheint ihr 
Appetit durch die FroTisionen, in denen sie etwas Besseres als Reis 
geahnt haben mOgen, gereist worden au sein. Kaum waren die Kisten 
9 — 10 Monate luer, so genügte das bloBe Oerttcht, dafl ich meine 



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820 DiA letela groi« BaiM. 8. VonTtohöngtaftidm YwaftHfihibub. 



Beise in Sz' tschwan ausgeben habe, um anzuordnen, dafi die Easten 
geltffhet nod der Inhalt unter die Mitglieder der Mission yerteflt wttrde. 
Die Herren liefien rieh nicht nur 500 ManilA-Zigairen, ein Dutaend 
Flaschen Kognnk, Laebig und eine Qmuititlil Yendnnter Ftovitionen 
flchmecken, sondern Tortnlten auch Papier, Notisbttcher, BUdnston's 
Karte, awei Canton-Kasten, SchieftpnlTor nnd all den kleinen Kram, 
den ieb an Kleidungsstficken, Stiefeln usw. stmaniniengepackt hatte 
und der als eine voUstäiidigo Roiso-Ausrüstuiig ius den Fall, daß ich 
bestohlen sein sollte, vor^oseheu war. Ich hätte kaum einen beaseren 
Beweis für meiau ottmaligc Behauptung haben können, daß dto chine- 
aiache Kost Süx uns unzureichend ist. Die Kriegsgefuhle mögen dasu 
bttgetragen haben, die Sachen ab gute Prise zu betrachten. 
31. Min. Zorn Glftck ist Möns. Lepley nnschuldig an der Geschichte, da 

Ans cinom ^ cUuimIb nlcht anwosend war, doch mnfite giade er mir das GestSod. 

Brief »D die ? €»- 

jOim» ^ machen: es war ein Fall, in dem der Priester dem Laien beichtete. 
Die Absolntion ist auch erfolgt, denn mir kam die Sache mehr komisch 
als ernst vor. Hein erster Blick in der Mission war auf ein Corpus 

delicti gefidlen, nämlich auf einen leeren Pott von Liebig-Extrakt, so 
daÜ ich gleich hiieh alinto. 

Möns. Lepley, der nRchstens zum Bischof <r«^wniht werden wird, 
ist ein liebenswürdiger Mann von schlichtem, au^ichtigem Charakter. 
Es ist vollkommen desolat über die Sache. Im übrigen mag sie unter 
den geheimen Kriegsakten begraben sein, zu denen sie wohl gehört. 
Ich bemerkte neulich in einem Brie^ dafi der fVansose auch im 
BriesteigewiDde Politiker bleibt: hier ist der deudiche Beweis. 

Naditii^ch, einige Tage nach Yorstehendem, mn8 ich noch 
erwähnen, daß Möns. Leplej die döbris noch hat aosammensnehen 
lassen. Der Befund erhdhte das Komische der Geschichte. DieKoflfor 
erhielt ich wohlerhalten wieder, aber von dem Inhalt waren nur noch 
Fra<Tmonto vorhanden, und diese waren zum Lachen. Uebig's Fleisch- 
extrakt hatte bi( Ii i;i INnnado verwandelt; wollenes Zeug hatte in- 
zwischen Löcher bekommen, und diese waren mit gutaufgenähten chi- 
nesischen blauen Flicken bedeckt Was au sehr europüschen Schnitt 



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IN» MiMdoH TOB MtMthteAi. 



821 



hatte, hatte sieh naeh düneeiedier Mode umgewandelt; dim oder 
vier noeh Tochandeiie Zliinhtlebmi mit Hafergrtttse und deigleichen 
waren geSffiiet, aher da der Inhalt offenbar idcht to got ertehienen 

war als der der grofien Zahl von vorschwundenen Zinnbüchsou, 
war er nur augebrochen worden, der Reat natürlich verdorben. Dio 
beste Motamorphoso hatte der Kognak erfahren. Er hatte «ieh iu ein 
Dutzend Flaschen vorzügUchen Portweius verwandelt, aus Herrn Lep> 
leys nicht bedeutendem VoiTat; natürlich nahm ich nur einen kleinen 
Teil dAYOn an. Da ich nicht weiter reiae, so iat kein ernstlicher Ver* 
loat Ahr mieh entstanden. Ich hntte den Fall des Niehtvorhandenseina 
der Kisten flberhanpt vorgesehen und mit meinen Fjrovisionen, die idi 
auf der gaoaen Reise mitfthzte, so gut hansgehalten, daB ich mit dem 
Rest die grofie Reise von Tsch9ngtafii aus htttte antreten können. 
Sogar Raffee, liOldi und solche Sachen sfaid noch hhin^ehend vw* 
banden, so daß ich auf meiner Rückkehr gut loben kann. 

Sonnabend setzten wir uns mit dem hsien-Yamouin Verbindung: 
Karten wurden ausgetauscht, und Spliugaort verhandelte mit dem Ming- 
schan, der sehr bereitwillig war, aber vom Land nicht die geringste 
Idee hat. Ich bekam zwei Polizisten, doch vermochten sie die Sol- 
daten und das Volk nicht ahEohalten, da sie mit ihm gemeinsame 
Saohe machten, und wir waren sehr hellatigt, so daß an Tlltigkett 
nicht ^el au denken war. 

Gestern, Ostersonntag, begaben wir uns schon In aller Frtthe snr 
Hesse nach dar Hission, wo anfierljepley noch ein ganz junger Hissio- 
nar war, der die Schrecken von Paris mil^macht hatte, und blieben 
dort den ganzen Tag, der recht angenehm verging. Maua. Lepley 
versprach den hauptschuldigen Missionar hierher zu zitieren. 

Heute sind alle Soldaten abgegangen, und wir haben infolge- 
dessen mehr Ruhe. Heute hätte ich, wenn alles gut gegangen wäre, 
von NingyuSnfu nach Talifu aufbrechen sollen. Dieser Qedanke 
verbittert mir jeden ferneren Reiseplan, denn ich kann nichts mehr 
ausfthren, was jener Reise an Bedeotnng entfernt nahe kommen würde. 
Von hier ans noch nach Tangyfie tsehdn gehen m wollen, wlre hei 



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323 Dto l«tiia graBe BaiM. 8> Ym TMbBngtnfa dto TuglMS Unik 



der Toi^esGliritteneii JÜBreueit ein uosuiniges Unternebmeii. Ich hatte 
vor, noch die Reise Uber YttDDanfu, Kw^iyaogfii nach TschnagkiDg- 
fii SU macheii; slleiDi je mehr ich mich Uber diese Reise infermiere» 
desto weoiger Erfolg Tonpricht sie. Sie irttrde swei Honate daoem 
und viel Aufwand an Kraft und Zeit erfordern. Es schein^ da0 der 
ganze Weg nur durch Rotsandsteingebiet führen würde, da ist aUo für 
die Geologie doch zu weni^j zu j^ewinnon. Das Interesse beginnt in 
W, S und O erst jenseits des (icl>iett< dieser Reise. Da ist im Westen 
Hw^ilitschöu mit seinen Kupferminen} Wutiogschao mit seinen ^le- 
taUen, Brachiopoden, Knochenhöhlen nsw.; femer das ganze südliche 
und wesUiohe Yfinnan; dann der Waaserscheideaog in Kw^taoh<^u nnd 
die Grenagebiige gegen Hdnan. Es ist mir nun blo0 die Wahl gelassen: 
entweder die angogebene Reise oder den Tangtssft hinab. Die ange- 
fllhrten €hrllnde nnd das stets quilende Bewnfifeiein, eine so großartig 
angelegte Reise durch den Sfidwesten angegeben tu haben, werden 
mich wahrscheinlich veranlassen, den Fluß hinabzugehen. 

SUtschöufu ist das Entrep6t für den Handel nach Yünnan: es 
geilt dorthin nelir viel Raum wolle, und von dort kommen: Kupfer, 
Weißkupfer (paitung), Blei, Silber, Gold, Opium, Tee. Der Metali- 
handel war früher sehr bedeutend, ist aber sehr heranteigegai^fen. 

Es fiüit mir nicht em, von hier ans noch einmal die Reise gegen 
Birma lun in Angriff so nehmen. Ich kannte kleinere Reisen ansfilfaren 
hatte dies aneh vor, kSnnte aber nadi allen lUobtnngen nor bn an 
die Grenaen der eigentlidi interessanten ond wichtigen Gebiete heran- 
gehen und wtlrde viel Zeit darauf wenden müsseo. Einen Plan nach 
dem andern gab ich auf. üer Ilauptgruud ist wohl der, dnü iuich 
nach Auff,'ahe des früheren keiner der Pläne zu befriedigen ver- 
mochte. Ich will nun den Yangtszd hinabfahren, werde aber nach 
der Ankunft in Haoköa wolü noch eine Landreise in geologischem 
Interesse ausßihren. 
7. ApriL Wenn das Pech angefangen hat, sich einem an die Fersen an 

kleben, so ist es schwer wieder lossuwerden. Jetst besteht es in 



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W«{tm 8«bwiertglMltni. 



828 



einer foxtdaaeniden Venögeniiig der Abreise, Ton Tag sa Tag. Idi 
habe ISogit alle Reiaeii sfldwttrts ausgeben. Viel Zeit and viel Geld 
bt Tersettelt, die Hitae wird bedeutend,' die Regen fiuigen an; die 
Reise ginge entsetslieb langsam, und schliefiKch wttrde nur wenig her- 

auskommou. Schon seit Montag ist mein Beschluß gefaßt, den Fluß 
hinftbznfahron, aber os gab keine Schiffe : bis vor drei Tagoa wurde 
jedes ankommende Bout sofort von Soldaten in Beschlag genommen. 
Seitdem sind nur wenige angelangt, und diese verlangen unsinnige 
Preise, z. B. für die Fahrt nach Itsohang 850 Taels*) für ein großes und 
170 für ein kleineres Schiff. leh könnte wohl ein kleines Boot nach 
Tsohnng king nehmen, aber da gehen die Pferde nicht hinauf und jeder 
Versudi, sie su yeikanfen, sdilSgt lehL In Tsohffngtufa bot man mir 
90 Tads ftr die drei Pferde ; hier biete ich sie ftr 80 TaSls ans, finde 
aber keinenEiofer. iSnige wohhseinendeClunstett eiboten sich frennd- 
lichst, sie als Geschenk auzuuohuion, da aucli die Herron der französi- 
schen Expedition zuletzt auf dies Mittel reduziert gewesen waren. So 
Isppert sich ein Tag nach dorn andern liin ! Ich iiabe die Zeit möglichst 
mit Arbeiten ausgefüllt; das Stillsitzen in einem dunkeln Zimmer ist 
aber für geistige Arbeit nicht sehr geeignet, und von Ausgehen ist 
keine Rede wegen der tnrbnlenten BoTölkerung. Ansflttge in die Nach- 
barschaft sind nicht TielTersprechend: die Gegend ist allexliebst, aber 
ich kenne sie von hundert andoen Orten. Will man aber ein wenig 
weiter weg, so steht der Zeitanfwand anBer allem VerfaSttnis au dem, 
was man erwarten darf. Nach den Salabronnen von Sz'liutBing z. B. 
beträgt die Entfernung 240 Ii, und man braucht mindestens drei Tage. 
Am meisten reizt mich Takwan, von wo BrachiopoJcn in lilasae 
kommen; aber ea ist neun Tage bis d ort hin, obgleich die direkte Ent- 
fernung nur 210 Ii beträgt. Die Tour würde also bis zum Fundort der 
Brachiopoden etwa drei Wochen in Ansprach nehmen, ebenso lange 
wie eine kleine Sohweiseneise, nnd bis stur Ankunft bei den Yer- 
steineruDgen nichts bieten. 



*) also MMb daa duiallgMi Knit dis lugahMMilldMSiHBiM von flbof 9000 Hk. 

31* 



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Di« Ifltel» gfofia Bel«e. 8. Ton Tao]i»iigtafa den ¥aiigtii6 biub. 

Die Lölö sind nach Möns. Lepley ein indolentes Volk, das auf 
niedrigster Stufe stehen und Lastern, besonders dem Trünke, ergeben 
sein aoU. Sie halten angeblieh Gelage ab, bei denen Männer und 
EVaum auf dem Bod«! um den Maiafaranntweb heromritaen und 
einer nach dem andern wie ein Vieh abfiJlen und ein&ch am Plate 
liegen bleiben, bis sie aufwachen. Sogar Chinesen ipre^en mit Ekel 
von dem Sehmuta und der Unreinliehkeit der LttlÖ. Die Frauen 
tragen einen Rock in bunten Farben, und einen Oberwnrf. Die M&nner 
bei den schu-Lölö, d. h, den „zahmen", tia^eu chinesische Kleidung; 
die „wilden" tragen einen großen Überwurf von Fellou, ohne Honen. 
Jbidrdlich vom Tung hö, auch zunächst südlich vom FluD, wohnen nur 
,,zahmo" Löld ; die „wilden" beginnen im 6ebiq;e. Sie leben von 
Hais, den sie selbst bauen. Salz haben sie nicht; um es zu bekommen, 
machen sie Baubsflge. Die Gegend von ^ng schan haiön soll sehr von 
ihnen heimgesudit sein. In Yttnnan hat man rersucht, Lölös au be- 
kehrw, doch haben aie die aehleohtesten Christen ab|^geben. 

Silber kam frtther von verschiedenen Orten in Yünnan, aber der 
Hauptort ist W^i ningtsch6u in Kw^itseh6n. Es kommt dort in Henge 
ein „schwarzes, weiches" Erz vor, aus dem Silber mit Leichtigkeit 
dargcstoUt wird; aber dio Produktion ist sehr unbedeutend, weil sie 
zu UDöIcher ist. Zuerst stehlen die Arbeiter, dann berauben sich dio 
Grubenbesitzer gegeusoitig : wer die stärkste Maimschaft hat, nimmt 
den schwächeren Corps das Silber ab. Die gefiUiziichsten Räuber aber 
sind die Soldaten, welche hiogesetat werden, um das Aoabringen an 
bewachen. Der Ertrag wird idtmlidk in drei Teile geteilt: Va f^ den 
Besitaer, % für den Staat, V« für die Mandaiinen. Sind aber alle diese 
Gefiduen tlherwunden, so wird das Silber noch in den meisten Fitten 
auf der Straße gestoUea, da alles genau bewacht wird und jeder 
Transport bekannt ist Oold wird in Tfinnan ans Erzen gewonnen. 

Dio Provinz Kw^itscbüu soll ganz entvölkert sein, da der rohe 
Teil der Bevölkerung den Aufenthalt unmöglich macht. Zur Taiping- 
Zeit gingen viele Leute nach der Provinz, aber dio meisten sind zurück- 
gekommen. Aus den mittleren Teilen der Provinz soUen 70 y. H. der 



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Nacbziehton von Kwöit«ch6a. 



325 



1863 vorhandenen Bovölkemnjg; nach Sz'tschwHu aus^^i undert sein. 
Müiriir i -T zahlreich uud gibt einen Grund mehr zur Auswanderung. Die 
Hiau tsz6 werden nicht gofürchtot, soudoru gerühmt : sie sollea frei- 
gebig und großmütig sein und alles weggeben, wenn man als fVenod 
unter sie geht; doch lassen sie sich nicht gern reizeu. Sie habeo viel 
fimehtbares Land, treiben Aekerbaa und sollen stets Silber snm be- 
Mblen baben, — wober, ist ein Gegenstand grofier Kengier f&r die Chi^ 
nesen. Quecksilber, Zinnober, Auripigment und Realgar sind die baupt- 
slldiVchsien Ausfobrartikel des nordwestlicben Teiles TOnKw^itschön* 
Kupfer kommt allenibalben Tor, wird aber nicht ausgeftbrt. Lebens- 
mittel aller Art kosten die HSlfte der Sz' tschwan-Preise. Das Klima 
gilt als sehr ungesund: es soll wenig tiießcudos Wasser, aber viül 
stagnierendes geben, und dieses ist ungesund zum Trinken und ver- 
breitet Fiobcrluft („böse Ausdünstungen"). Nur wer dort geboren ist, 
kann das Klima gut aushalten. Dies soll ein Grund der geringen Aus- 
wanderung nach Kwöitschöu sein. Das Klima bat sich noch sehr 
▼erscblimmert, seit die rttttberiseben Zeiten begonnen haben, da viele 
Leicben in den stagnierenden Gewissem gebfieben sind. Hau bat 
swar viele Brunnen, grofienteib im festen Gestein, doch ist auch deren 
Wasser ungesund. 

EndHeh ist es so weit, daß es morgen fortgeben soll! Durch lOiApriL 
alle diese Tage lagen nur zwei Schiflta hier, zwischen denen ich die 
Wahl hatte; das eine ist groß und bequem und könnte auch die 
Pferde aufTiehmen, aber der Preis bis I tschang beträgt 100 Taüla, 
und dann müßto ich außerdem noch warten, bis das Schiff Ladung 
hat; das andere ist kloin und für die Pferde nicht geeignet. Der 
Preis bis Itschang wurde ftir letzteres auf 55 TaSls ausgemacht. Ich 
mttßte also entweder um der Pferde willen 50 Tatis mehr sahlen 
und auch noch warten oder ohne Pferde gehen, — aber niemand 
will sie kaufen. Endlich habe ich das sonderbare GeschXft machen 
mflssen, die Pfinde ftir 180 Hang Seide, die etwa 30 TaSk wert sind, 
nmantausohen! Dies ist heute geschehen, und morgen kann ich dann 
also meinen desolaten Aufenthalt in Sütschöufu abbrechen. Das 



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326 IHe letete KTote BdM. S. Ymi TmliBiigtiifti dmi TangtuS hinab. 



RdBon tu Heidd bilngt eine Art roviag spirit herror: man wud nie 
müde, aiifier wenn mtm rastet, und mSehte nur immerra unterwegs 

sein. Dio ganze Reise von Pokiog bis hierher erscheint mir wie 

garnichts, da es zu Pferde keine Strapazen gibt. Jetzt auf ein Boot 

zugehen, ist mir fast wie ein A\'eg nach dem Gefängnis. Es machte 

mich traurig, die Pferde wogführen zu sehen ; aber zu Lande entlang 

dem YangtszÖ zu reisen, hat in Sz' tschwan keinen Sinn : es ist teoer, 

die Hitse groß, mit dem Beisegepttck hat man die größte Lbs^ und 

es kommt nichts dnbm kemns. Ent von Ew^itadiönfa an sind die 

üfer des ItangtsxS mne Landreise in hohem Grade wert 

11.— 16.Apia. Eine allerliebste Fahrt: alles reisend, hllbsch, niedlich 1 Wo 

Sütsch6a— {gggQor man den Fuß hinsetzt, sproßt, grünt und blOht es. Und doch 
Tiohnny Ung. 

ist in dem langen sich aufrollenden Panbrama so wenig Abwechslung, 
dai^ eine tägliche Beschreibung des Gesehenen immer nur dasselbe 
enthalten würde. 

Der Strom nimmt von SUtschöu bis Tschungking an Breite und 
Kraft allmähhch bedeutend zu. Der Kinschakiang scheint bei dem 
Zusammenfluß mit dem Min der kleinere Ton beiden FiUssen au 
sein.*) Die Strömung ist bis Lu tschdn im Durebschnitt langsam, dann 
nimmt sie zu, und es stellen sich Stromschndlen ein, Ton denen die 
von Sintukön die gefkhrliehste ist; doch hat der Fluß selten die Ge- 
schwindigkeit des Min. 'Wirbel werden von der Kiangtsin-'Biegung 
an häufig ; einer von diesen drehte mein Boot ganz herum und zerbrach 
das Ruder, so daß wir einen halben Tag in Iv angtsin bleiben mußten. 
Wir sahüu auf der ganzen Strecke immerliin uur ein Boot, das Schiff- 
brucii goHtten hatte : m hatte noch das Ufer erreicht und war dort 
gesunken, konnte jedoch noch gehoben werden. 

Ss'liutsing soll die lebhafteste Gegend von gana Ss'tsdiwan 
sein : dieser Ort und einige andere in der Nachbarschaft sind groß 



*) Dia Ciiioeaeu betrachtea auch den Min ala den Oberlauf des Vangtszd and 
nennen an dieser Stelle beide zusammea Takijing (Großer FtuÖ), walir«ad der YangtssS 
oberhalb den Namen Kiuacbakioag (Qoldsand-Flaß) erhält. 



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Die SaUbnmnan. 



und dichibevölkert Beyonden BoUen nch hier die Weiber durch ihr 
emansipierles Weaen suseichnen. Alle Uttoner arbeiten «m Sab, die 
Frauen fllhren das GesehSft. Die HSnner sollen roh sein, wie ge- 
wShnlidif wo ein großer Conflnz Ton Arbeitern ist Die Zahl der 

Salzbrunnen ist auSorordentlich groß; ihro Tiefe beträgt ungefähr 
100 tschang. Die Laugo ist angeblich ganz kunzentriert. Um Gas zu 
erhalten, bohrt mau ungefähr 200 tschang tief: in diesen tiefen Brun- 
nen hat mau unten Salzwa^ior, darauf eine Schicht Fetroieuui, und 
das Qas steigt durch das Kohr auf und pfeift zum Bmnnen horaus. Oben 
wird eine höhseme ELappe mit einigen Kreisen von Durchbohrungen 
gemacht und durch jede derselben ein Bambusrohr gespeist Diese 
Rdhren werden in VersweigaDgen weithin Teriagt und som jßrhitaeQ 
der großen Ähdampfkessel benotst. Auf Kohlen soll man auch bei 
der Ankge eines tiefian Brunnens nicht stofien. Die Salzbrunnen sind 
innerhalb einer FIftche von 27 Ii im Durchmesser verteilt. Feoer^ 
bruuucn gibt es 24, die Salzbrunnen sind „nicht zu zäliK ri'*. An 
vielen Stellen vcnvendet man Gras und Holz zur Feuerung. Das Wasser 
wird von den Brunnenbesitzurn an die Sudwerke verkauft. Zur Boh- 
rung wird ein Bohrer von 120 kin Gewicht benutzt, der an einem Seil 
von einfachen Bambusstreifen hängt. Bleibt ein Stück Eisen stecken, 
so läßt man ein haodjfbmiig — 6 bis Steilig — gespaltenes Bambusrohr 
hinabgehen. £in Ring Ton Eisen ist Uber der Spaltung lose ange- 
bracht und fidit herab, wenn der Bambus den Boden berOhrt; die 
Finger &saen das BUsenstttck, der Ring hMit die Finger Ibst susammen, 
und so wird das StQck heraufgezogen. Es gehen aber doch oftmehrere 
Monate mit vergeblichen Versucheu hin. In die fertigen Brunnen werden 
Röhren von Cypressenholz, nicht von Bambus, hinabgelassen. Je zwei 
Röhreustücke werden durch Nägel, Baumwollenzeug und Tung-01 
miteinander verbunden und dannhinabgostoßen. Bambusröhren dienen 
aum Schöpfen der Laugo: sie werden mittels einer 3 m großen IVom- 
mel und Fferdegöpel angesogen. Das Salz kommt in dicken Krusten 
von stttnj^ig-kiystslliner Struktur in den Handel. 

Die produktive Salagegend aieht von Sa'liutsing über Tuog- 



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328 letzte große Heise. 3. Von Tschöngtafa den VangtsxS hinab. 



tschwanfu nach Pauninglu. Am Yanf^tszö sind keine Jiruunen ; bei 
* Lutschöu solloü allerdings eiüigo in geringer Entfernung sein. Die 
Angaben von Salz in yerschiedeDon hsien's, wie Pumpcily aie au&ählt, 
sind überall begründet. In den meisten Fällen erlaubt die Regierung 
die Salsgewinnung nicht, und an andern Orten ist aie zu beschränkt, 
um erwXhoenBwert za aein. In dem hsa^n tod EwtitschÖiifii Iritt eine 
starke Salsqnelle im Strombett dee TangtaiS auf; aie wird im Winter 
auagebeatet, iat aber achon beim enten Steigen dei Waateia bedeokt 
£b sollen anch ganz yereuaelte Salzbrunnen hier und davoriLommen, 
wo ein einziger Baner die ganze Umgebung versorgt. Die meisten 
Bronnen am Yangtszo sollen noch bei Yüu y&ug BeiUj aber erst 30 4. 0 Ii 
nördlich vom Fluß anfangen. 

Am flinften Tage brach das Ruder, und wir mußten, um es reparie- 
ren zu lassen, in Kiaogtsinhaien bleiben. Das nahe Tschungpai scha ist 
wn großer Ort, der wegen seines Kauliang-Branntweins bertthmt ist 
Kiaogtainhaifin dagegen iat klein; ea liegt auf einer £bene In einer 
langen Schleife des Flusses. Wir blieben gegenüber der Stadt bei 
einer Pagode liegen. Die Gegend ist wegen Ihrer Orangenhaine be- 
rühmt; schon bei Lutschöu sind sie eine Zierde der G^gendj und Ton 
SchimOnn an beinahe bis Tschungkingfb bekleiden sie emen grofien 
Teil der Gehänge zu beiden Seiten des Flusses. Zur Frucbtzeit soll 
jeder Baum Tausendo von Früchten tragen; jetzt waren sie in Blüte 
und verbreiteten einen erfrischenden Duft. Orangen niiid ein erheb- 
licher Handelsartikel von Kiangtsio. Was jetzt noch von Früchten 
SU haben ist, entspricht vollkommen unsem sizilianischen Orangen 
beater Art; sie sind sogar im Durchschnitt grdßer. Sie schälen sich 
ebenso wie jene mit dünnw, sich gaos ablösender Sdiale, sind von 
schönstem Aroma, süA tmd so zart, daft man aUes easen kann; ^e 
adimelzen im Hunde. Es sind die einzigen Orangen, die man den 
europälsdien yergleichen kann. Die nächstbeste würde die sogenannte 
Kuli-Orange von Amoy sein, bei der sich aber die Schale nicht ablöst. 

Am Bt'chston Tage lan^ t' n Vi ir nachinittÄgs in Tschnngkingfu an. 
In dem „Limestoue-raJi" Biakiston's tritt endlich einmal wieder der 



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OnafeiilHliM. 



d29 



Ealkfttein ra Tage, der hier mm Kalkbiennen benntst wird. Die Fe]*" 
wBnde und mit Offirangen roa Hohlen gespickt; in den meisten sind 
kleine Tempel, Eapettehen und bnddlustische I^guren angehrftcht 

Von dieser Kalkstoinengo bis Tschungking ist schnelle Fahrt^ da die 
StrömuDg Btark ist Zu beiden Seiten herrscht, wie vorher, rote« 
Hügelland. 

Die ganze Landschaft zwischen Sütsehou und Tschungking hat 
echten Sc' tschwan- Charakter: alles ist hUgelig; es wechseln sanfte 
QehKoge mit SandsteinabbrUchen ; samtUches Qestein, mit gans ge- 
ringen Ausnahmen, ist rot; die Httgel sind bis oben hinauf angebaut, 
und die BerOlkemng lebt meist in einseben Geh<^n aerstreut Es 
ist viel Baumwuoht TOThanden, aber kein spontaner und auch kein 
Knltorwald, sondern nur ^naelne Gruppen von BHamen und StrXu- 
chem, die sieb aber stellenweise sehr httofbn. Hier und da sind auch 
Kiefei npdanzungon zu schon, sie kommen aber kaum über das Aller 
der Schonung hinaus. Der hervorrageudste Kulturbanni ist der Feigen- 
baum lozwoiArteu, von denen eine schon ganz im neuen Blätterschmuck 
steht, während die andere eben die alten Blätter abwirft. Es sind 
riesige Bäume mit großem Wurzelwerk; sie stehen bei allen Dörfern, 
Tempeln, kleinen Kapellen und noch sonst oftserstreut. Die CTpresae 
ist noch ebenso Teibreitet wie im ganzen Korden und Westen, aber 
die schdnen Exemplare der Petalu*} sind selten. Bambus erfireut sidi 
der allgemeinstett Verbreitung und Nntaanwendung; seine buschigen 
Gruppen rieren jedes Gehlinge und jede Schludit. Aufier einigen 
Weiden, Erlen, Ulmen und anderen mir unbekannten Bäumen folgen 
der Tung-Baum, der Lackbaum, Orange, Ptirsicb, Kirschbaum und 
Zizyphus. 

Der Tung-Baum war in Blüte, als ich den Min lierabtuhr; jetzt 
hat er Früchte: es kommen nur zwei Früchte auf etwa zehn Blüten. 
Die schönen grBnen Blitter haben jetzt ein helles Grttn und geben, 
ebenso wie der breite Wuchs, dem Baum ein httbsches Aussehen. Die 



«)s.o.S.SS7. 



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330 Die UM» groBe Heise. S.yoaTNli8iigtafii4ea TangtulSliiiieli. 

OraDgonbäame lä0t man hier 30 — 40 Jabze alt weiden; aie werden 
an sanften OehSngen !n Abstinden ron 8—4 m gopflanzt Der Grand 

ist tcrrassiert, und unter don Bäumen stehen Woizon, Saubohnen u. a. 
Der Baum trägt nur jedes zweite Jahr und soll dann 2 — 3 tiau ab- 
werfen, obgleich großo Oraogeu nur 1 ('ash pro Stück kosten und 
kleinore zu 2 — 3 ätück für 1 Cash zu haben sind. Die Blüte SäRi in 
den April, die Frucht reift im November. Die Ernten mUmen enorm 
sein. Der ganse Finfi wird von hier aus mit Orangen versorgt, nnd es 
sollen ganae SchiiEdadnngen nach Hankön gehen. Die Kirsdien sind 
eben reif, nur mittelgrofi, aber TOnüglich im Geschmack. Ziayphas 
(Tsatt'xh) wird hier nur wenig gebaut Die Enstena von Äpfidn er^ 
kenne ieh nur aas einer Art dattelartig eingetrockneter Apfel von 
Kiangtsin. Sie sind wie die Jujnbe in einer nachahmnogswerten Art der 
Zubereitung prUserviort. Es scheint, daß die Seiten mit einem scharfen 
Messer der Länge nach elugesclmitton werden; die Fruciit wird darauf 
in Zucker gekocht, gereioigt und getrocknet. 

Die erete Feldfruoht ist schon weit vorgeschritten. Weizen wird 
stellenweise schon eingeerntet und gedroschen ; er ist vorzüglich geraten 
und hat dicke, schwere Ähren, ebenso die Gente (sechsaeilig), die Je«* 
doch nodi nicht reif ist. Rapssaat ist auch hier sehr allgemein: die 
Kapseln sind noch grün, aber ausgewachsen ; der Baps steht 4 — 5 Fuß 
hoch, selten mehr. Der Mohn wird schon abgezapft: die B^apseln werden 
yiermal mit einem scharfen Hesser tief in der Längsrichtung geritst 
Man sieht hier aber nur wenig Mohn. Die Mißernte hat die Leute an- 
gespornt, dies Jahr kornfrüclite statt des Mohns zu bauen. In einigen 
lisiön's ist die Verständigung allgemein, und das öfl'ontliche opprobrium 
des Cbertreters wirkt stärker als der Befehl des Mandarin. Erbsen 
stehen in Schoten und sind seit einiger Zeit mein tägliches Gemüse. Sie 
sind sehr zart; es gibt auch solche, bei denen man die Hülse mitkuchen 
kann. Saubohnen nehmen einen großen Teil des Bodens ein. Nach' 
dem die Schoten ausgewachsen sind, pflfickt man sümtliche Blftlter 
ab; diese werden getrocknet, pulyerisiert und zur SchweinefUttening 
aufbewahrt Man hat hier weifie und weiß und schwan gescheckte 



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BodsnknUwran. 



831 



SoHwaine, die den earoplÜBcheii ihnlich und von der dünemcben 
Bmw gans Tenebieden sind. Vielleiobt und eie ttber YOnnui einge- 
wandert. Bneliweisen sieht man viel auf sandigen Flnfinfiwn, die bei 

Hochwasser überschwemmt aiud; es ist eine Dreimonatsfhicht. In 
Tschöngtiifu wird or nebst GomUso, Kiiben etc. als dritte Lruclit 
sswischeu Reis und Weizen gesät. Ilafor ist liier unbekannt; auch 
Hirse habe ich nicht gesehen. Tabak wird zwischen Lutschöu und 
Tschungking viel gepflanzt; die Pflanzen Bind schon stark im Blatt. 
Mach ihm folgt Mais. Wo jetzt Weizen, Erbsen, Saubohnen und Raps 
stehen, folgen nachher Reis, Bohnen, Kaoltang nnd Mus. Schliefiiicb 
neht man hier aadi ▼ielfach die Rebe, Den Teestrauch habe ich am 
Flnfi gamicht bemerkt, Manlbeerbftnme wenig. 

Das Ansseiehnende der Kulturen Ton Sa'tsebwan ist derWedi- 
selvon Feidfrucht mit Bitamen nnd StrSnchem. Die Orange bildet ein 
dichtes Lanbdach tther Weizen nnd Raps, und doch kann man selten 
schöneren Weizen .sehen als in den Oraiigenhainen vüu Kiangtsin. 
Tung-Bäume, Zizyi'hu:-, (_>ijstbttume, Maulbeer, Tee, Pelaschu, Cy- 
pressen — alles steht auf Feldern und Rainen. Die Baacrngehöfto 
sehen von weitem rein und reich aus: nach außen weiße Wände mit 
dunklem Gebälk, vorn eine Mauer, darin ein Tor mit dreifachem SchnÖP' 
keldach; innen auf drei Seiten die Residens des Bewohners mit seinem 
ganaen Hausstand. Mes ist gu^ekleidet, und die Leute nnd stets 
freundlieb. Die Erscheinung des fVemden ttheizaseht sie nicht, sie 
treten ihm höflich entgegwi. Ea henscht andi eine gewisse Süßere 
Reinlichkeit, man mnfi nur nicht an tief blicken. 

Ich wohne hier auf meinem kleinen Boot nnd sehe mich nadi 17.— 19. April. 

oiuom 'Tößeren um, Ja dieses zu unsicher ist. Ich brauchte ujieh hier "^^^^aK" 

kiagfii. 

gamicht erst an den Mandarin zu wenden, denn niemand belSstigt mich. 
Es stehen oft viele Leute am Ufer, aber keiner kommt an Bord, und 
es i^llltkein schlechtes Wort Das Benehmen der Leute ist Uberraschend 
gut, besonders flUr einen so großen Handelsplatz. Ich hatte eine turbu* 
lente Bevölkerung befürchtet und ließ mich daher gestern in einem 
gescUossenen StuU nach der Mission tragen. Heute ging ich au Fuß 



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383 IMd I«lsl« gfofl« BdiA. 8. VoaTkeUfaif tafcteiTaailii8hIii*b. 



dnioh die gsose Stadt: es £»]gteii stet» einige Leute nach, aber aie 
waren nicht Ulstig. Tachongkingfu ist anf einer etwas bocU^en flatt- 
form ron «anft einfiJlendem Gestein gebaot, die sidi wie eine Znnge 

zwischen die beiden Flüsse — hier m&ndet der Kialingkian/? in den 
YaiigtHz^! — orstrpckt und nach beiden in etwa "20 ni hohen Steilab- 
brUchon abfallt. Der wIi htl«^o Platz ließ© sich gut befestigen. Die Stadt- 
mauer hat einen Umfang von etwa 30 Ii. An den FlQssen stehen außer- 
halb der Mauer eine Menge Hftuser aus Bambus und Matten, die bei 
Hochwasser entfernt werden. Eine Vorstadtschließt sich nur im Westen 
' an, nach den andern Hicbtungen betritt man ^ei<^ das ausgedehnte 
Grftbeiland. Die BerSlkernng soll sich auf 700000 belanfen, nur 
100000 weniger als in Tschöngtnfa; das mag flbertiieben sein, aber 
sie ist jedenfalls bedeutend, da die Stadt eng gebaut und jeder fleck 
bewohnt ist. Der Warennmsalz soll IXglich 50000 Taöls betragen, die 
Zahl der hier liegenden Schiffe Ist aber kleiner als in Hanköu und 
Siaagtan; auch kann sich die Stadt an Schönheit mit Tschöngtufti nicht 
messen. Die Straßen sind enger und nicht so reinlich, es fehlen die 
schönen Häuserfronten und die vielen herabhängenden Tafeln, über- 
haupt der Luxus. Auch in den Läden sieht man wenig Luxusgegen- 
stände: man vermißt die zahlreichen Schmuck- und Quincalllerie» 
Lüden, Silbemohmuck, Büdier, Bilder etc. Hier ist alles HandeL — 
Der Qrund der Stadt ist ganz uneben: man geht immer treppauf und 
treppab, im Tragstufalsu sein ist eine Tortur. Keine Strafe ist grade, 
jede besteht aus lauter EjUmmungen und Winkeln. 

Die hiesige Misston ist die beste, die ich getroffen habe. Die 
Herron sind prächtige Leute, voran der Provicar, Möns. Favand, ein 
alter jovialer Herr, der schon 3C> Jahro in (vhina weilt. Der Bischof^ 
Mgr. Doafl^chos, wird in Jeinigen Tagen von Europa zurückerwartet. 
Der Provicar ist ebenso eifrig wie liebenswürdig. £ia dritter Missionar, 
P^re Vin9ot, hat sich durch die Einführung eines neuen Industriezwei- 
ges Verdienste erworben. £ioige reiche CtiristenfamiHen waren durch 
ihre Aulbpfemng tBu die Priester in der Zeit der Veifblgung herunter- 
gekommen, und die Uisnon suchte ihnen wieder auf die Beine su 



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»IndiuMAlto* Minton. 



883 



hdfen. Erst maditeii sie Stearin, dann Alann — beidea mit Veditut Ds 
kam der Pater darauf^ den geringon Goldgehalt aas dem Silber dea 
Handels tni extrahieren. Er bat daa Ihroblem, etwaa ao gans Nenea 

hier oiuzufaLiLii. in vorzüglicher Woiso gelöst. 

Zuerst wird ^^ordhäusür Schwefelsäure gemacht: Man kauft auf 
den KolilenwerkeD Eisenvitriol für Gcash pro kin; dies wird in Kesseln 
erhitzt, um das Krystallwasser zu verflüchtigen. Drei Ofen dienen 
zur Bereitung der Schwefelsäure: jeder enthält 300 Retorten^ denen 
Boämk die Verdiebtungsgefilfie anhingen. Es wird eine langflammende 
Koble verwendet, die 90 H von bier am Eialingkiang Torkonunt In 
2 Vs Tagen iat dieWeiSt^Ubbitee fittt eireiebt, nnd jedes Gefiifi entbült 
dann SebwefekKure. Retorten nnd Ofianmaterial mußten natOr- 
Iteb erst gesudit nnd gemacht werden, aber auch diese Sdtwierig* 
keit ist glücklich gelöst worden. Das Silber wird in der Schwefels&nre 
in offnen TonschUsseln aufgelöst, die auf oinom laugen Ofen stehen. 
Das schwefelsaure Silber vard dann in sehr Imbsche offene Porzollan- 
gefttfie getan, die in zwei Beihcn auf einem anderen Ofen angehraclit 
sind, und das Silber nun mit Kupferstäben niedergeschlagen. Das 
Kupfervitriol wird dann in große irdene Bebttlter getan nnd das Kupfer 
dnrdi alte mswne Pfiumen ala CementkupliBr darana wieder ge* 
Wonnen nnd in Stilbe gegossen. 

Daa Gold, welebea rieb ana der Silbemtriol-LOsnng nieder- 
Bcblfigt, beträgt 0.0025, daa ist 2*/, Unsen Gold — etwA 50 TaSls 
Wert — von lOOOÜnzen Silber. Es werden täglich 1200 Unsen (Hang) 
Silber verarbeitet. Das crhakeno Silber ist so reiü, daß zu 2 '/o v. H. 
über den Wert desgewöhnlicheu Silbers verkauft wird, besonders auch, 
da OS neue große Barren sind; dies wiegt aber natürhch den Verlust an 
Silber nicht au£ Der tägliche Brutto-Ertrag des einen Wexkea wird auf 
400 Francs veranschlagt, Kosten und Verlust auf 300 Francs, so daß 
100 Francs Reingewinn bleiben* Solober Weike gibt es drei; sie ge- 
hören drei cbxistliclien Familien, die daa Geheimnis des Frosesaea 
bewahren. Die SchweCelsItnre soll «nf 50 Franca pro Kilo an stehen 
kommen. 



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834 Die lalita gnSe BdM. 8. Von Tidhllngtafit YMflaS Uiiftb. 



Dies Mt das erste Beispiel der Aasf&ImiDg meiner Idee von 
indnstrieUeii Missionen 1 — es hat hier vonllgUcb angeschlagen: die 
drei Familien kamen dnrcb die Religion herunter und kommen durch 
sie wieder herauf! Kein Nicht-Christ kann ihnen den Gewinn ent- 
siehen. Der Pater sinnt bereite auf neue Mittel, um auf dem betretenen 
Weg fortzufahren. 

Die Mission hat GOOOO Christen, davon 3ü00 in Tschungking, 
10 französische und 40 chtnosiseho Priester; sie ist von allen die 
zahlreichste. Mit den Mandarinen steht »ie auf gutem Fuß, obgleich 
1S63 auf Anstiflen derselben eine Zeratörung des christlichen Eigen- 
tums und des Missionsgebäudes selbst stattfsnd. 1865 erhielten die 
Christen fast 1 Million TaBls EntachKdigung, Kirchen und Hibiser 
worden angebaut, den bankerotten Kanfleuten wieder auf die Beine 
geholfen. Es gibt jetrt eine ganse Anzahl reicher chrisdicher Eauf- 
leute. 

Meine beabsichtigte große Landreise ist im wahrsten Sinne des 

Wortes zu Wasser geworden, denn ich gleite nun ganz behaglich 
den Yangt8zÖ hinab. Mit dem Verkauf meiner Pferde war der letzte 
Anhalt an wahrus iteiseu abgebrochen. Das Bootfabreii ist eia faulos 
Leben, wenn auch ein fortdauomder Naturgenoß. Ich suche unter- 
wegs einen Teil der Arbeiten anstände zu brii^en, die ich noch an 
machen habe. 

SO.^SI.ApffiL Ich gab hier mein altes Boot anf^ da es au gebrecUioh ist, und 
TBchn»^ habe endlich, nach vieler Mühe, ein grdfleres an 40 TaSla bis Itschang 
gemietet. Ich hatte viel Besuch an Bord und war viel auf der Mission: 
damit ging die meiste Zeit hin. Das Wetter ist schOn, die Gegend 
aber ganz ungeeignet an Aasflügen, wenn man den CSiazalEfter des Laa- 
. des schon kennt. 

Man spricht hier viel von der Wiederaufnahme der QuecksUber- 
gruben in Kweitscluhi. Die Vorkommen scheinen entlang einer ganz 
bestüomten Zone angeordnet zu sein. Der nächste Ort von hier und, 
wie es scheint, früher der prodaktiyste scheint Kaitschöu in Kwei- 
yangfii au sein. Vor 1848 kostete dort das Quecksilber 32 Tattls fttr 



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Anfbradi too Tidmai^liig; 



835 



das pikol und irarde in T«ehiiiigkingfa £är 50 TaSk verkanft. D«B 
der Ertrag tod Eaitacböu «Hein 20--dO ptkul pro Tag war, dfiifte 
jedoeh nicht ganz znvedltBBlg sein. Damals beganoeo die UimdieD in 

Kweitschöu und damit die allmähliche Entvölkerang. Jetzt kommt 
garkein Qnockailber von Kwtiitschöu hierher. Die Erze in Kwei- 
tschöu sül]('n weiß sein und in dicken Diestern und Aderu vorkoiuiuon. 
Die Gegend ist steil gebirgig nnd tief eingeschnitten. Die Gruben sind 
In großer Zahl auf einer Fläche von 10 Ii Duichmeaser zerstreut. Jetzt 
sind sie aamtUch voll Wassw. Der Gouremeur von Kwöitschöu in 
VerbindtiDg mit andern PeiBOnen, danmter ein chriatÜcher Kau&nann 
in Tachnn^ing, möchten die Graben wieder anfinaehen, dodk fehlt ea 
an Mitteln, das Waaaer an heben. Daa QQecksflberens aoU 25 7o UetaU 
geben. Es wird in großen Kesseb zur Roiglut erhitst; dartlber 
mit Lehm abgeschlossen, eine Kuppel von por0sem Lehm. Das Quedc- 
silber wird dann aus lotzterom goschlemmt. Die Kückstände sollen 
von armen Leuten mit gutom Trofit aufgearbeitet werden. Es ist wohl 
mdglicb, daß dort Chancen fUr einen sehr profitabeln Bergbau sind. 
Ich wurde angefordert, den Distrikt von Kai tschöa zu untersuchen 
und Methoden anzugeben ; ich sollte mir dafür eine Grabe ala alleiniges 
Eigentom ausauchen dttifen! 

Die Ufer ye^dem von Tsehnn^ing an ihren Charakier. Die 23. April, 
fiehliche Landschaft mit den aaoftgeneigten Schiebten nnd mit Feld- ^"^^""«^ 

Tscilling kiag. 

bau and Orangenhainen yerschwindet: es folgen steilere Ndgnngen, 
hlrtere Gesteine und dichter gedrängte Hebungen. 

Am Eingang der Iron-Gorgo Blakiston's, 15 km von Tschung- 
king auf dem Fluß, 7 km direkt, befindet sich ein Eisenwerk. In 
einem 8 m hohen Hochofen wird grauer Toneiseustein von Hutschöu 
(am Kialiogkiang) mit griinem Holz ohne Zuschlag geschmolzen, daa 
Roheisen in flache oblonge Scheiben von 1 Zoll Dicke gegossen. 
Es ist meist krystaUiniaches hartes weites Eisen, eine Art Stahldwen; 
ea wird aber anoh weidiea graues Eisen gewonnen. Die tHg^iche Aua« 
bringnng betrügt 4000 kin. Es sind auch EViachÖfen rorhanden, in 
denen Schmiedeeisen in kleinen Zjlinderbldeken gewonnen wird. 



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886 IKe lalirt« groB« Bebe. ft. Von TieUnKtufki dM TuftnS h^Mb. 

S4, ApriL Wir kunen in FtatBchda sehon um 2 Uhr nachmittagy an. Die 

liSttta mnfiten hier ihren Pnsa*) haben, hielten ein grofles Mahl nod 
waren nicht zu bewegen, weiter an g^en. Fnttehön iat ebe grofie 
Stadt, die von lanter Steilnfem umgeben ist Der Anbau TOn Ophim 

ist in dioeer (iegend kolossal; es wird, wio überall, im Oktober bis 
Mitto November (im 9. und 10. chinesbchcn Monat) gesät. 

25. April. Die heutige Strecke war einförmig: nichts als die roten Becken- 

schichtenf ), die am Ufer gewöhnlich lange, eingeschnittene und durch- 
furchte Abbrtiche von 250 — 800 m Höhe bilden. Die Vegetation ist 
wie Mher: riele pTpieasen, pradhtvelie flcoB, keine Orangen, Tnng- 
schn ttbei«]! aeratreut Opium wird hier aehr viel gebaut, aber «Ke diea- 
jährige Ernte ist nicht gut, und die Köpfe geben weniger Saft als ge- 
wöhnlich; es wird eben fldBig gesammelt Die Kultur besteht hier 
seit 20 Jahren. Das Opium dieser Gegend ist bedeutend teurer als 
das von Tsi-höngtu und Sütscluiu, dahor der Gewinn größer und der 
Aobau ausgedehnter. Auf Berichten aus dieser Gegend mag Ilobson's 
Schätzung beruhen, daß ein Drittel alles 1,'uten Bodens von Sz' tschwau 
mit Opium bebaut ist. Welzen ist hier noch nicht reif, die äaubolmen 
haben noch alle BiAtter, und die Feldfrüchte im allgemeinen sind Mor 
noch kaum soweit, wie sie oberhalb Tschöngtu vor 10 — 14 Tagen 
waren. Raps wird hier &st gar nicht mehr gebaut Dies ist ein grofier 
Untersdued gegeii die oberen Oegenden. 

26. April. Der Flnfi wird nun mehr und mehr kanalartig, awisdien 20 bis 

80grädigcn, aus rotem Sandstein au%ebauten Böschungen, die hier und 
da durchfurcht nind und Durchblicke gewähren. Unterhalb Tschung- 
tschöu folg(ni zunächst schlirnmo Stellen, besonders iu der Schiingen- 
biegung, auch weiterhin nocii bei einigen plötzlichen Wendungen des 
Strombettos. Die Bergzeichnung von Biakiston ist hier noch mehr 
ein Erzeugnis der Phantasie als gewöhnlich : alle die kleinen Kuppen 
und Spitzen, die er angibt, existieren nicht 



*) I. Baad t,Sw 837. 883. 

f) QsBMint dad dl« Sobidrt«B dM sBotM Baakto»« Ton 6fl*tMhwsn. 



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Sommer- and Winterbett des ¥«ogtsa& 



837 



Die merkwürdige Strecke von Wanhaiön bis Siaukiang ist bei 27. ApriL 
Blakiston unvollkommen gezeichnet. Es ist hier doiitlich ein Wiuter- 
kanal und ein SommorkaDal zu unterscheiden. Die Seitenwände sind 
250 — 300 m hoch, ans fast hoiisontal gelagerten roten Sandsteinen 
aufgebaut und haben Btfachnngen Ton 30 — 50 Der Flufi ist in 
Schifften yon festerem Sandstein wie ein gat konstruierter Featunga- 
graben emgesdmitten. Auf ganae Streeken bin hat er eine Breite 
Ton nur 120 m, und sie betrigt nur stsUenweise 200 — ^250 m. Der 
wabneheinUch sehr tiefe Strom fliefit mit ^eiebmSfiiger bedeutender 
Qesebwindigiceit daawischen lun. Über dem Wasserspiegel, der jotsst 
etwa 3 m über dem niedrigsten Stand ist, erhoben sich beiderseits senk- 
rechte Mauern von 3 — 8 m Höhe, widcho eine Plattform abschneiden, 
die den Fhiß boidorsfits von .len Bergwänden tionnt. Diese »tlbst be- 
grenzen das etwa GOO m breite Sommerbett, die Sandsteinmauem das 
schmale Winterbett Diese Stollen sind bei Hochwasser gefährlich: 
im Juli und Augost, wo gar kein Soluffahrtsverkehr stattfindet, soU das 
Wasser hier entsetslich wfiten. 

Yftnyang ist ein bekannter Salsmaikt Es kamen viele Boote 
heran, um au verkaufen. An Bord war eine Axt Sakfieber ansge< 
brechen: alles wollte Sali kaufen, da die Leute es unter dem Schnta 
meiner Flagge dnrehsdimuggehi*) und inHankiSu mit 100 Vo Profit 
verkaufen zu können glaubton. Ich kündigte an, daß ich dann bei 
jedem Steueramt anhalten lassen würde, und das balf etwas. — Wir 
langton um i> Ubr in Yünyang an, und ich be»chluß sofort einen 
Ausflug nach den Salzbrunnen, die angeblich 30 Ii nördlich von hier 
an einem kleinen von Norden mündenden Fluß gelegen sind. Erst 
ging es 15 Ii au Lande, da die Stromschnellen keine Schiffahrt ge- 
statten, dann 15 Ii au Wasser. Der Fluß ist ganz awisehen Steilge- 
hlngen eingeengt, besonders wo die Wasserfahrt beginnt Am Flo0 
filhrt eine Straße anfiritrts. 140 Ii hinauf liegt an ihr eine Missions- 
station, von wo die Strafie weiter nach Taningfii geht; dort ist hohes 



•) 8. Hand I, S. 349. 
IUcbtbof«a. TagebBch«r, U. BumL 22 



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388 Di* leteto gvote Bri««. 8. Vo« MiffiigtaiAi dm YaogftnS Und». 

wildei Gebirgilsnd. Hau biingt ans den Gebirgen yon TaDiog, 800 Ii 
von TfioTang^ eine Menge Rhabarber oadi leteterem Ort borab, der 
▼on irilden Fflanaen im Gebirge gewonoen wird; wir begegneten 

mehroron solcher Lftdnngen. Außerdem wird Kohle und Eisen ans 
der iNiiliu i;;cLr;uht, uucli Tang-Öl, das allonthalbon an den Stetige- 
hängen güwoniteu wird : an doa unzugänglichsten Stellen zwischen den 
Feben stehen Tung-Bäurae. 

Der Salzort selbst liegt in einer Schlucht mit 250 m hohen ab- 
■dittssigen Seiten — ein großer, sehr häßlicher Ort Die Brunnen 
diftQgen «ich auf kleinem Umkreis snsammen, sind 60 m tief und 
beben 1,2 m Liehtang. Die FSrdenmg geadueht mit ▼ler Bimera ; der 
StndE, an dem ein Eimer befeatigt iat, itt ohne Ende und hingt in 
einer Bolle. Der Eimer wird sehr ■cbnell gehoben nnd in mnen 
Bebiher ausgegossen, aas dem ein kontinuierlicher Strom dnidh Ab- 
floßröhren das Salzwasser nach den tieferHegendeo Sudweiken bringt. 
Die Feuerung geschieht hier mit Kuhle. Unter den Pfannen, die aus 
Eisen sind und 4 Fuß Durchmesser haben, wird eine betrüchtlicho 
Glut erhalten. Die Lauge ist sehr konzentriert (30 — 60% Salz) und 
von bitterem Geschmack. Die Bevölkerung ist sehr zahlreich, und 
es waren sehr schlechte Leute darunter, wiewohl diese von vielen got- 
gesinnten Bfiigem aar Buhe verwiesen wurden; diese sagten sogar, 
wir seien ^e Leute, die die Bebellen vernichtet hlltten. 
98/S9<ApiU. Wir mußten wegen des Gegenwindes liegen bleiben, bei dem 
einige Stromschnellen geOhiticb sind. Alle Schiffe rasteten auf dem 
Weg stromab ; die stromauftribts gerichteten gingen mit voUen Segeln 
an uns vorüber. Die Strecke bietet wenig Interesse : alles ist rotes Ge- 
birge. Mit Kwdi tschöu ist die Grenze zwischen Sz' tschwan und Hupö 
erreicht. 

SO. Aprit Kweitsclunifu scheint oin kleines fu zu sein. Ks hat im Jalire 

1870 durch 'ln^ Wasser gelitten. Am 15. Tag des S.Monats (Ende 
Juli) stieg das Wasser zn solcher Höhe, wie ue aeit den ersten Hing- 
Zeiten, vor uogefthr 500 Jahren, nicht mehr vorgekommen ist Der 
Yangtsafi stOrst sich gleich unterhalb der Stadt in eine Felddofk^ und 



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60 Meter hohe Fiat. 



839 



nur dadurch ist die Höhe erklärlich, zu dor das Wasser angestiegen sein 
soll. Man zeigte mir Im Pe ti tschin-Tempel, 3 km unterhalb der Stadt, 
dio W'asserhöho: das Barometer zeigte 18 über dem jetzigen Wasser- 
spiegel, also etwa 50 m Uber dem tiefsten Wasserstand ! Dio Stadt, 
welche auf einem hohen Steilufer steht, war Uberscliwommt; die 
Hauer nod viele Gebftade stttizteo in den Fluß. Man baut jetzt eine 
neue Haner gana aas Sandsteinprismen von 6 Fn0 Linga und einem 
Qnadratfiid QnerBchnitt; ee wird abweehaelnd eine Selüdit der BIdcke 
Ittnga und eine Schieht qner gelegt 

Von Kwii tBchöv In führt eine Landstraße in grQßerer Entferaung 
vom VinÜ nach I tschang fu, die bei Hochwasser für besonders wert- 
volle Waren benutzt wird. Der Weg soll 10 Tage, bei 50 — 60 Ii pro 
Tag, in Anspruch nolimon. Packtioro können auf der Straße gehen, 
und es soll auch Futter vorhanden sein. Bei Kwei tscinju fu kommen 
S&lzqnoUen vor, aber nur im Flußbett selbst, der Stadt gegenüber. 
Bei niedrigstem Wasserstand werden Salzbrunnen im Flußbett ange- 
legt, jetst sind schon keine mehr vorhanden. Das Vorkommen ist 
grade so nneridüriiclk wie das bei TflnyanghsiSn. 

loh machte gestern einen Ausflug nach dem Peti tschin-Tempel 
— der Bishops Mitra von Blakiston — ^ um die Lagerung zu sehen. 
Der Sehiehtenbau ist klar, aber es stellen sich nun gans neue Biltsel 
heraus, deren Lllsung nur von dem sorgiUltigsten Studium der Vei^ 
Steinerungen zu erwarten ist. 

Dio Füngsiangsia (Blasebalg-Schlucht) ist ein kurzer, aber wilder 
Kngpaßj der e'nwn Kalkzug mit mindestens «jUi» m hohen Gipfeln 
verquert. Am Eingang erhebt sich rechts eine 120 m hohe senkrechte 
Felswand, links steigen die W&nde in schmalen Staffeln mit senk* 
zechten gelben AbbrÜchon bis zu einem Bluff an, der mindestens 
500 m hoch ist Hwkwflidig ist es, daß an scheinbar gana unaogKng- 
Echen Stellen, hoch Uber senkrechten WKnden, auf kleinen anbau- 
filhigen Abdachungen mensddidke Wohnungen stehen; anweilen sind 
auch die Höhlen im Kalkstein dazu benutzt An einer ganz unzugSng- 
Kchen Felsspalte, etwa 100 m ttber dem Floß, sind mehrere Holzkisten 



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340 Die lelite grofi« BdM. S,T«iiTbcb8afftafiideiiTMigtnSUBab. 



eingenunnit; dies aind die «fSogBiaDg". Kiemand weiß, wie sie daluD 
gekommeo und. 

Die Klamm der WuBchan-Gorge ist 23 Seemeilen (rand 40 km) 
lang. Das Ealkgebiige kat hier, reohtwiaklig som Streioben der 
Schiehten, etwa 30 km Breite. Heraufgehende SdulFe brandien ge- 
wöhnlich drei Tage, um hindurehsiikommen; aam Hinahfahren ge- 
nügt; n drei Stunden ! Es ist ein Kanal zwischen 800 bis 900 m hohen 
Steihväüdeij tuit wenig Krümimingi n und ohne StromschnelleD, aber 
mit vielen Wirbolo, ohne Kiippeii und von großer Tiefe. Die Seiten- 
wände sind 80 steil, daß uian die Schüfe aufwärts nicht aa der Leiae 
sieben kann; daher ist so lange Zeit erforderlich. 

Hau begiont das Becken von Kw^, in dessen Zentrum die Stadt 
Patong gelegen ist nnd das ich erst morgen werde übersehen kOnnen. 
Patong ist em kleines bsiSn ohne Hanmi. 
1. Mai. Der Weg führte heute erst doroh die KoUenmolde von Kwä* 

tBch6tt*X dann durch die Hitan-Elamm nnd Kiukan-Klamm bis in das 
Granitland von Sant6nping. Die Stromschnellen sind zahlreich, einige 
von ihnen gefährlich, besonders die Sin tan**). In den Klamnis ist der 
Strom ruhig, nur die Wirbel niaftien die Schiti'ahrt wchwierig. Die 



Gestein, wahrscheinlic h Granitgrus. Südlich ziehen in weitem Halb- 
kreis die Ealksteinschroffwi hemm, nOrdiich scheint das Land offsner 
au sein. 



Land bildet. 

*) Kw«<itBcIiöu and das vorher genannte Kw(^i t8ch6u fa sind verschiedene 
Städte. Außerdem ist jene Stadt •dbetTontindlieh Ton der Provina Kw^taohia so 

unterscheiden. 

**) Sin tan = neue Stromichnelle. 

•j-) .Schluß der Tagehuch-Aufeeichnnn^n. — In einem Notir.buch findet sich 
der V^ermerk; „Ankuutl in llauköu Freitag Abend, den 17. Mai; Abführt öüQUÜig 
früh, den 19. Mai ; Ankunft in Schanghai Dienstag, den 21. Mai." — 



Gegend von San tön ping ist ein rundhügeliges Land von zersetztem 



Itflchaogfu.-^) 




Bis Nanto bleibt das Gestein am Flo6 Ghanit» wird aber rechts 
von hohen Kalksteinscbroffen ttbenagt^ während es links ein h^eliges 



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ScUufi. 

Letzter Aufenthalt in Schanghai. 

31. Mti bi» 18. Oktober 1872. 

Ich biD mit meinen letzten Arbeiten in Cliina beschäftigt; es l5.JttoL 



sind Bchnftliche Ausarbeitungen, für die ich eine gewisse moraUaeho 

Bfiafutdla 

Verpnichtang fiihle. Ich eile, aber sie dauern länger, aU ich gUabtd| 



und ich kann das Endo noch nicht mit Sicherheit absehen. 

Auf jeden Auadrook meiner Gefühle bei der Aiuucht auf baldige 
Heinikelir Tenüchte ich. 

Noch bin idi mit meinen Arbeiten meht geos fertig. Ein Qrund si. jnoL 
dieser Laogssmkeit liegt daiio, da6 ich bei dem Oedanken an die Fort>etraag 
Reise mich nnr selten vnd nnrollkommen den gans proauschen Ans- Briefs, 
arbeitungen hingeben kann. Noch immer kann ich daher die Zeit der 
Abreise nicht genau festsetzen. Auch für den Reisoweg habe ich noch 
keinen bestimmten Entschhiß fassen können. Ich kuuime mit einem 
Berg von Kisten, die zwar als Frachtgut gehen, aber doch meiner 
eigenen Begleitung bedürfen werden. Geld ist nicht darin. Ihr wißt^ 
daß ich seit meiner Ankunft in China auf diesen Punkt keinen Wert 
gelegthabe— wohl zu wenig — and meine Zeit ganz meinen Angaben 
gewidmet habe. Steine habe ich genug, auch einen ganzen Kasten 
mitTagebttdiem, Karten usw. Dameine.Arbeit^ über 70 enggedmdcte 



*} Es ini der httztc uud längste der .Briefe über China" für diu Uendelakammer 
in ScbanghAi, b. Band I, 347. 



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842 



Lfltatar Aufenihalt In 8«h«iigkat* 



QuartBoiten umfiuMn wud uod englueli geschrieben iat, wm mir koiaet- 
wegB gdftufig gehtf so werdet Ihr begreifeO| wie ich trots aller Bemll- 

htiDgcu, fleißig zu sein, dech lange Zeit brauche. 

Wie werde ich Euch treffisnt WHret Ihr dodi noch äße im Pfair- 

hauso zusammea! Ich hoffe, ca blüht uns noch oino schöne gomeia- 
same Zeit. Dann werde ich erst merken, wie viele Jahre verflosson 
Bind!*) Des Raisens und Ilerurabowegens habe ich genug. Ich sehne 
mich nach Ruhe, und kann ich auch nur zeitweise bei Euch sein, welch 
schöne herrliche Zeit wird das sein! Ersatz fUr manche einsam TW- 
brachten Tage steht mir dann hoffentlich in reiehatem Mafie bevor. 
24. Juni. Bei mir durchkreuzen nch natOdicb die yenchiedensten Oefilhle 

Alis einem «jem Gedanken an die Heimkehr, aber das einer unendHchen 

Brief an den 

Bruder Karl. fVeudigkcit wsltct dooh Yor. — £s ist mir nichts beeohimender, als 
▼on Mama Dank zu eriialten, den ich allein ihr sdiiildig bin. Es ruft 

mir aufs stärkste ins Gewisseu, daß ich immer nur gestrebt habe, 
meinen Verpflichtungen nachzukonmien, es aber nie habe tun können, 
— einfiicli darum, weil ich immer so egoistisch war, meinen eigenen 
Bestrebungen und den mich anregenden Beschäftigungen nachzugehen, 
statt mich praktischer Tätigkeit hinzugeben und dadurch die Erfüllung 
meiner Verpfliditnngen zu versuchen. 

Wir werden uns beide gealtert wiedersehen, aber im ftbrigen 
wvst du mich nicht gar so sehr verttndert finden. Soweit icb es vermag^ 
empfange von nür, noch ehe ich Dich selbst wiedersehe, meinen hers- 

*) Richthofen war als Natorforsdior der aaßerordoDtlicbon Preufiischen G«- 
sandtflchalit, die sich zum Abschloß von Haadelsyerträgen mit China, Japan und Slam 
unter Oraf Friedrich zu Eulenbiirg nach Ostasieo b^ab, im Mai 18R0 aus seiner Hei- 
mat ab^^ereist, hatte sich nach dem Besuch dieser Länder und IndonesienM vr n der 
Gesandtschaft getrennt und, nachdem ein Plan einer Expedition ron Indien nach Juner- 
asien aufgegeben war, nach San Francisco begeben, wo er am 22. Au^ttst 1862 ein- 
traf. In Californicn verbrachte er sechs Jahre — die schwerste Zeit seines Lebens. 
Mit dem Aufbruch von San Francisco am 3. August 1860 beginnen di&se Tagebücher. 
Er Tsrittfl GUa» am 18. Oktobw 1872 ab Sebaoghai and traf am 29. KoTSsbar in 
HuwDle^ am 1. Daianber 1878 In aslii« Vatonladl CMmdis Ift ObancUailaii tili. 
Di« Zeit aaiaar AbWM«nh«lt aus dar Htinat beinig also 13 Jalm und 7 ll<wnl>i 



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L«li«e Soffsn in Schanghai. 



848 



lichsten Dankj d*8 Da so lange Zeit die Sorge für onsere guteo £lfteni 
■Hein getragen hait 

Noch immer kommen Briefe an meiner Statt, nnd ich mnfi Euch 14. JvlL 
immer noch bitten, mmnen Uxiaab am eimoe Wochen ca Teriitngem. '^^^"^ 

* * Brief and 

Eb i«t mir pmnlicb, einen Dampfer nach dem andero abgehen so sehen £it«m. 
and noch nicht mttzagehen. Jeder nimmt einige Bekannte mit, und 

einige von dioson sind Im Laufe der Wochen, die ich mit Eeiso-Idoen 
verbracht habe, ßchon in der Heimat angokommon. Es ist aber noch 
einiges abzuwickeln, und da maß sorgfältig ein Schritt nach dem an- 
deren gemacht werden. Es iat besser, wenn ich Euch davon in Kenn^ 
nis setze, daß es die Soige uro meine Zukunft betrifft. Als ich von 
meiner lotsten Beiae surlickkehrtei fend ich meine Mittel aiemlich sa- 
aammengeidmiohen. Zo^eich lag ein Brief von Ocaf Enlenhorg hier, 
der mir mitteUte^ da6 mein frohere» QeBuch an ihn, mir yoa «taatswegen 
die IGttel aar B&ekkehr and fernerhin aar wiasenflchafttichen Bear^ 
beitung meiner Reiie-Ergebmite sn gewShten, awar Ton dem Kattot- 
Ministcrium günstig aufgenommen, eine Beschlußfassung aber nicht 
tunlich sei, da sich die Höhe meiner Ausgaben nicht Übersehen lasse. 
Ich fand mich also einigermalien autn Trockene gesetzt und, im besten 
Fall, im stände, die Rückreise auszuführen und mit leerer Tasche zu 
Hause anzakonmien. Dabei gaben mir aber doch die Arbeiten, welche 
ich im öffentlidien IntereBse so lange Zeit hindurch aoagefiüirt habe, 
and die Yeilftngerang der hier eingegangenen Verpflichtangen yon 
12 aaf 22 Monate einen geirisaen Anspruch auf NachbewilUgang Ton- 
■eiten der grofien Hänser von Schanghai, da ja ein grofier TeO meioer 
Ergebnicae ihnen an gate kommt. Dies ist eine delikate Angelegenheit, 
da kein Schritt von mir selbst ausgehen kann, sondern ich die Nach- 
bewilligung nur in einer Art von Anerbieten annehmen würde. 

ZunÄchst muiito meine Arbeit ülior die letzte Reise vollendet 
werden. Dies ist geschehen, und in wenigen Tagen wird auch der 
Druck beendet sein. Es ist nun bereits eine Bewegang im Gange, mich 
-aufzufordern, die praktischen Ergebnisse meiner Reisen aam allge- 
meinen Besten ansanarhetten, and mir «fie daaa nötigen Mittel an Ge- 



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Leister Aofentbiüt ia SduuigbaL 



böte zu atellen. Zwar fehlt in diesem Augenblick die kräftige Hand, 
um einen solchea Vorschlag schnell und gründlich durchzuführen; 
aber es ist den einsichtigen Loinon klar geworden, daß man nickt 
▼on mir erwarten kdone, meine Zeit noch weiterhin gemeinnfttagen 
Zwedten firel au widmen, tmd ao^eieh, daS das auf meine Reisen ver^ 
wendete Kapital dnrdi weitere Zusohtttse nntaharer gemacht werden 
kOnne, als es bisher geschehen ist Was immer proponiert werden 
dlfarfte, gründet sidi auf den Wert, den man meinen bisher ▼8r8ffeni> 
lichten Briefen beilegt, und wird in solcher Weise geschehen, daß ich 
es mit vollem Aiiöiami auiiLliuien kaiui. Sicherheit ist zwar nocli nicht 
vorhandcu ; da es sieb aber um pino f?anze Anzahl von Tausenden für 
die nächsten Jalu-o handelt und ich nur darin das volle Mittel sehen 
würde, die Ergebnisse meiner mühevollen Reisen vollständig auszu- 
arbeiten sowie überhaupt eiue Existenz zu haben, wie ich sie mir 
wftnsclien mnß, so werdet Ihr es reneihlich finden, dafi ich meine 
Sehnsucht nach der Bttckreise unterdrOeke und den Gang der Erdig- 
nisse mit Ruhe, wenn auch nicht gerade mit Geduld, abwarte. Was idi 
dabei für meine Exist^ gewinnen kann, steht in kmnem Veihllltnis 
au dem Opfer an Zeit, das ich dafttr bringen mufi. Es ist swar ein 
Ärmutszeuguis, wenn ein Mann in meinem Alter sich noch nicht Selb- 
ständigkeit genug gewonmsn hat, um von solcher äußeren Stützung 
miabhängig zu sein. Aber wenn man weder reich geboren ist, noch 
das Geldmacheu zum Lebensziel gemacht hat, noch sich in einer 
Staatskarriere befindet, sondern sich sorglos den BeschXfügungen hin- 
gegeben hat, die einem am meisten Vergnügen machen, so muß man 
stramm arbeiten, um sidi an der Oberfll&che an halten, und sich an das 
achwache Tau der Sffendiohen oder staadichen Gunst anklammern, 
die man sich durch seine Leistungen erwirbt. 

Kann ich mich jetst swei bis drei Jahre gana meinen Arbeiten 
widmen, so darf ich hoflfen, sowohl auf wissenschalttichem wie auf 
praktischem Gebiet nicht Uucrbebliclios zu leisten. Schon das Wenige, 
was i(-h bisher schrieb, erfreut sicli allgemeiner Anerkennung, und 
meine Äußerungen und Tatsachen worden vieliach als Grundlage zu 



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AbMhiwt TOB BpQogMrt. 



845 



Arbeiten Tenobiedeoer Art über Cbioa dtiert. Ich werde es vielleicbt 
nodk einmal eU eines der günaligaten Ereigniaae in meinem Leben 
betitaehteii, daß mich seioendit die Handebkammer snr ForlrotEiuig 
meiner Arbeiten an{jg;efordert hat^ nicht nur, weü ich dadurch eine 
Arbeit, die aontt nur Brucbatllck geblieben wSre, an einer Art von 
Abschluß bringen konnte, sondern auch, weil dadurch meine Tätigkeit, 
ganz unbeschadet ihres wissenschaftlichen Charakters als des Haupt- 
zieles, auf praktische Fragen gerichtet worden ist, in denen Bich mir 
ein ganz neues Feld mit neuen Gesichtspunkten eröffiiet hat. Die 
großen Bewegungen dos Handels und Verkehrs auf neuen und wichti- 
gen Gebieten und die £rforachuDg der ProduktionsfiÜiigkeit eines 
Landes wie China sind Gegenstände von groflem Interesse und grofier 
Wichtigkeit, und es ist ein besohfttnkter Standpunkt, der, davon aus- 
gehend, daß die Wissensehaft fUr sich selbst Zweck des Forschens 
sein soll, die michtigen Fragen des praktischen Lebens ▼emachlissigt. 
Ich bitte aber diesen nie soviel Animerkflamkeit gewidmet, wie ich 
es getan habe, und iKicte mir uio erlaubt, so positive Urteile auszu- 
sprechen, wenn icti nicht dui ch die Aufforderung der Handelskammer 
darauf hingeleitet worden wäre. 

Heute hat sich ein fUr meinen unbedeutenden Lebenslauf bcdeut- 
sames Band gelöst: ich habe meinen treuen Spliogaert anm Dampf- 
schiff bei^eitet, das Um nach dem Norden zu seiner neuen BesdiSfÜ- 
gnng gefbhrt hat Es ging mir wirklieh nahe, mich von dieser treuen, 
ebrlicheii Seele an scheiden, nachdem idb 42 Monate mit ihm ttt^cb 
ansaomiengelebt und alle BMchwerden und Ge&hren mit ihm geteilt 
habe. Er besitat goldene ESgenschaften, die in unserer Zeit sdten ge- 
worden sind und sich besonders im bewegten Leben überseeischer 
Plätze wenig zu erhalten pflegen. Auf meinen Kat wird er Handel in 
der Mongolei treiben, wozu er sich vorzüglich eignet, und ist mit einer 
Hasse Waren dorthin abgegangen. Dort hat or die belgischen Missio- 
nare, die ihn wie ihren Augapfel schütsen wwden, und TerfUgt Uber 
die Dienste einer Schar von Christen, die in smnem Interesse arbeiten 
werden. Ich hoffe daher, da8 es ihm dort gut gehen wird. Ich habe 



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346 



^ aeine Verbindnng mit eioem grofien, wenn «ich nioht grofimtttigen 
Haas in Schanghai gesorgt*) 

Auch meine prächtigen Hundo, dio mich ao linue bogleitet haben, 
habe ich nicht ohne Trauer gehon sehen. Ifh 'Iii -ki; sie Euch in 
efhgie mit KSpiingaort.**} Ihr werdet sehen, daÜ dio Natur ihn nicht 
bevorzugt hat, aber könnte ich Euch die Photographie seines Cha- 
rakters beilegen, so wfirde sie ichöner sein als die manchea ttofieriich 
mehr BeronBugteo. 

leb wohne hier wieder bei meinem Blande Callee, der eeit 
einiger 2eit österreichiacher IGniafeer-Beaident iit Er iat jetst nadh 
Peldng gegangen, da er flbw Hak und Kopf in AnaatellnngB&agen steckt 
In Japan nnd Slam hat er schon Bedeutendes tn dieser BSnsicht ge- 
leistet, und iu i.'hiiiü .».clioint es anch gul vurwarts zu flehen. Hier habo 
ich ilim aucli etwas Kat erteilen k'innen. Die drei Länder wordea in 
Wien bosser repräsentiert sein ala auf irgend einer früheren Ausstellung. 
— >- Jetat wohne ich mit dem österrotcbiHchcn Konsul Schlick zusam- 
men: nn einfacher, anspruchsloser Mensch, aber reines Qold; man 
lernt dies erat nach and nach kennen. 

Könntet Ihr die Hitie filhlen, die hier seit 14 Tagen herrscht, 
so wttrdet Ihr mir Toneihen, daB ieh den Brief soUieSe. Ea findet 
eine Tollstilndige Destillation der Gedanken statt, und nnr eine go- 
wisse Stupidität bleibt als Residnmn znrtlck. Es erfordert die größte 
Anstrengung, eine geistige Arbeit zu Luu, und der einfachste Brief ist 
jetzt eine Arbeit 

*) SpBaguit timt biM dsmnf in «»■«««■*f«ii» Di«aite| in dansn «r «• Mm Rtags 
•iitas hobsn lUadailn ttfadite. Br kebstst« eins CUaasb* di« Oun SSKtader tdieafcls. 

Das hier wiedergegobene Bild, das ihn im Kreise seiner Familie zeigt, sandte er so 
Biehthofen'a 70. Qebortstag (5. Mai 1903) und bekundete in dem begleitenden Glück- 
wimschschfdibwi Mine Treue dofdi die Versicherung, daß er aUe seine Kinder in den 
GrundRHtzen ersiopcn habe, die er von Richthofen während dieser Reisen gelernt hätte. 
Nachdem er über 30 Jahre lang Terschiedeno Arator in China und Chinftsi-Hch-TurkestAn 
bekleidet hatte, ist er, bald nach Bichthofen, im Jahre 1906 in seiner »weiten Heimat 
gestorben. 

**) vergl. die Bilder auf Tafel 3 (zu S. 76) des ersten Bandes. 




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Flim Ar 4l«T«itrb«llaaf dec EkgeboiuaL 



847 



Seit 14 Tagen bin ich mit meinen Angelegenheiten nur wenig M. JvU. 
Torwürta gekommen, aber doch etiras. Der Dmck meines Briefes, «'»o]» 

^ Brief an die 

den idi notvrendig abwarten mofite, ist endlich seit vier Tagen ganz £it«rD. * 
beendet, und ich schicke Euch heute diesen Beitrag zu meiuen sämt- 
lichen Werken. Meine finanziellen VcrhatKlIunKon fingen durch einige 
Tage Btark ahw^^rts, nher seit gestuiu iat daü Barometer gestiegen. Es 
wird wahrscheiolicii darauf hinauskommeD, daß die Yeröfieotlichung 
der nicht-wieiRenschaftiichen Besoltate meiner JEteben snm Gegenstand 
einer öffentUcben Unteroehmong gemnoht wird. 

Die nicht-wisaenachafiiliobon Restdtate nenne ich die> welche anf 
die Hü&quellen des Landes und »uf inneren Handel und Veikehr Besag 
haben, nebst einigen andern Gegeostlnden. Ihre DarsteUnng soll das 
Feld offen legen, das sieh sptter hier dem fremden Untemehmongs- 
geist bieten wird. Die Tüchtigkeit der Sache wird rollBttndig aner- 
kannt. Die Schwierigkeit liegt zumeist darin, daß dio hiesigen Resi- 
denten nur ten]i)ürär hier sind und das Land vorlassen zu haben hoflFen, 
wenn die Zeit kommen wird, von meinen Ergebnissen Gebrauch zu 
machen. Sie haben daher kein direktes praktisches Interesse an dem 
Gegenstand. Ich selbst nehme den Standpunkt ein, daß solche prak- 
tischen Arbeiten aufierhalb meiner Sphire wisaenschafüioher BeschSf- 
tignng liegen nnd man von nur nicht erwarten könne, da6 ich mich 
mit groSen Arbeiten, die Zeit und Ausgaben erfordern und mir selbst 
nicht SU Oute kommen, anm allgemeinen Besten frei lungebe. Trotsdem 
werde ich die Aufgabe fibrigens mit großer Liebe zur Sache ergreifen, 
da ich von ihrer Wichtigkeit durclidnmgen bin und gern dio Golegen- 
hcit benutze, wissonschafdicho Arbeiten auch praktisch zu verwerten. 
Die reiu gi'olugischon Arbeiten werden dabei natüriich nicht ZU kurz 
kommen und mit den andern Hand in üand fortschreiten. 

Wie wohl wird es mir tun, an den Familien-Interessen, von 
denen rieie Euch jetat gewifi lebhaft bewegen, wieder unmittelbar 
Anteil m nehmen und mit Euch IVeud und Leid mehr au teilen, ab 
es bei so grofier Entfernung möglich ist. Auch bei Verwaodtut und 
Blonden hoffe ich mich schnell wieder emsnbflrgem und allen Neffen 



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848 



Letetor Aoftothalt in Schangh^L 



liDd Nichteo noch emmAl eio gani goter Onkel sa s^d. In weiteren 
Ereiflen, politisdieQ und wiMenaeliafifichen, wird mir die Einbttigeniog 
Tiel adiwerer werden. Doch hoffe ich moh da du Beste, blonden 
wenn ich nidit in m grofier Abhttngigkeit ankomme. 

Das Opus, welches die Post Euch bringen wird, ist wie die 
früliercn nur zum Ansehen; zur Lektüre ist oa nicht geeignet. 

Zum oratcuuial seit meiner Ankunft in China bin ich seit einigen 
Tagen in dem Fall, ohne bestimmte und strammo Beschäftigung zu 
sein. Bisher habe ich freie Zeit wenig gekannt, und ich würde an- 
glücklich sein, wenn ich viel davon haben sollte. Jetat ist es sehr 
heifl, und die Titigkeit ist auf ein Minimam redimiert Viele Leute 
sterben am Sonnenstich. Ich wohne noch immer in Osteneicli, wo 
idi mit Schlick gemeinsame Wirtschaft flüire. 
9.Aiigact Mdur und mehr dringen die Ereignisse au meiner schlennigen 
Aus einem Heimkehr,tindich verbringe diese letzten Woohen meines Aufenthalts in 

Brief an die 

Eltera. Fremde mit großer Ungeduld. Wäre ich ob nicht Euch und mir 

schuldig, die Ent.sciieidung ia der Angolegonhoit, von der ich geschrie- 
ben haue, abzuwarten, so hStte ich meinen Aufenthalt längstabgebrochen. 

Meine Beschäftigung besteht jetzt im Warten. Scheinbar handelt 
es sich um die Alternative filr mich, mir fiir einige Jahre eine voll- 
ständig nnabhttngjge Stell wig ansicbem oder miter den unglttokKchsten 
VeihXltnissen aurttcksttkehren. In Wirklidikeit aber handelt ea nch 
nm weit mehr, da iek in jenem Eall meine Stellnng au gana be- 
stimmten Arbeiten au yerweoden habe, die meine Reisen in China erst 
au dem geistigen und reellen Kapital umwandeln würden, das ne 
werden können, aber an sich noch nicht sind. Die Frage ist daher von 
Wichtigkeit fUr einen längeren Abschnitt meine.«. Lebens. Die Aus- 
sichten stehen nicht unirünstig, sind aber keineswegs sicher und würden 
gleich in nichts zerfallen, wollte ich mich vorzeitig von hier entferueu. 
Ich muß also warten. Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben ! 
7. September. Ich kann Euch mitteilen, daß es besser steht, aber der Termin 
Aus einem nichtabsohen läfit Kadidem Hitae und andere Ursachen 

Bnef an die 

taten, bisher die Huigkeit in meiner Angelegenheit Tonseiten der zum Han- 



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dein beBtunmleD Peraonen gtinlich g^ndert hatten, ist gestoni eod- 
lieh der Än&Dg gemacht worden, und er hat adion m einem gttnetigen 
Reaoltat gefthrt, so dafi ich nun der weiteren Entwiddnng mit mehr 
ZuTerrieht als Mher entj^gensehen kann. Die Temperatur i«t ktthler 

geworden: mau kuna arouitou uad iiorumgchcu, und dies ist zum Ge- 
lingen orfordorlicli. So orfolgreich wlo der Anfang worden die weiteren 
Schritte vorausHielitlieli nicht soiu, und es wird noch oinigoZeit dauern, 
bis der Erfolg so gesichert ist, wie ich ihn wünsche. Bis dahin muß 
ich auf meinem Posten bleiben, denn, sowie ich ihn verlasse, verläuft 
der Strom im Sande. Ich hoiSe das Beste, und ist auch das Warten 
eine harte Au%ahe, so würde doch der BSifolg die Unannehmlichkeit 
reichlioh aofiriegen. 

MitButeüen habe ich Euch ganichts. Das Ostezreicfaische Kon- 
sulat hat midi nodi nicht hemnsgewoifen und sehdnt auch nicht dra 
Absicht EU haben. Hstte ich nicht diese angenehme Gastfreundschaft 
gefunden, so liättc ich das Warten in Schanghai kaum so lange ertragen 
können. Die Familie ist wieder versammelt. Herr von Calice war ia 
Peking, ist aber zurück, gelit jetzt nach Japan und dann nach Wien, 
wo ich ihn wiederzusehen hoffe. Schlick ist der Alte, stets unermUd- 
lieh. Beide arbeiten, und ich arbeite auch : es gibt kein fleißigeres 
Haus in Schanghai. Gesellschaft sehe ich sehr wenig. Verkehr, Lek- 
tBie usw.— das lasse ich dies, bis ich wieder su Hanse bin. Ich treibe 
nur altchinesische Studien und besebUtige mich mit einem Aufiata 
Uber entaetilich alte GtoogEaphie,*) um mir die Zeit des Wartens an 
▼ertreiben. Bei Untltti^eit wäre sie schwer lu ertragen. 

Im ganzen bin ich mit dem Absiteen meines Urianhs in China 
doch immer noch besser daran als die, welche ihren Urlaub in Deutsch- 
land zubringen, auch immer um Verlängerung nachsuchen, achiieiilich 
aber doch nach China auf ihren Posten zurückkehren mlLssen. Ich 

*} 41« im Uuukript erfaalt«!«]!, sIm» in disssr Fom aldit v«y3ff«iitllcbten 
Yoratbeiteii m dsa iiitloriadi-fMgiapUlsdisa FoiMbanfaa, dis n. d. T. JEabridMlaag 
dsr Keontais vim ChiDa" dmi iwalleo Abiehnitt in L Bsod« des groflsa ^COiIiia''* 
Werks UdsB. 



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850 



wOide meiDen Posten za Hsose keinetwegi alt solir fort usehen, 
wenn idb ihn mir mcht so geduldig enifie* 
S1.8«ptoDib«f. Was die midi hier fenelnde Angdegenheit betrifft, so kamt ich 
An, einem ^^j^^Q SdiHtt vorwltts melden, da die Zeit seit memem letatoo Brief 

Brief ao die -» %, • 

Eltern. Reise eines Herrn nach Hongkong botrefft Regdang derselben 

ansgßfiÜlt war uud er erst morgen zuriiLkkülirL. Von Schanfjhai aber 
ist wohl niclit viel ZU schreiben, waa Euch intoressieron köniite. Mit 
Ausnahme der unvermeidlichen Diners, die mit der külilen Jahreszeit 
wieder eintreten, verbringe ich fast meine ganze Zeit zu Hause an 
meinem Arbeitstisch. D&a österreichische Konsulat ist dafiir günstig 
gdegen: die fVont naeli dem Eloß, auf dem die viden Bampfer ein* 
kommen nnd ausgehen, mein Zimmer sehr gro0 nnd nadi Tom heraus. 
Die Fenster sind große, stete offiie TOren nach der breiten VsEranda, 
die sich um das halbe Haus hemmsieht, wie dies hier digemein ist. 
Man atmet daher immer frische Luft nnd meifct nicht die Stad^ dft 
am andern Ufer des Flnsses nnr BKume nnd Felder sind. 

Die Zeit vorgeht mit sehr geringem Nutzen und ohne Vergnügen 
oder Genuß. Ich schlage sie mit meinen noch immer fortgesetzten 
altertumlichen Studien tot, die augenblicklich mein lutcrosäe iu An- 
spruch nehmen und gute Vorstadien fUr meine wdteren Arbeiten 
Uber China sind. 

In einigen Tagen werde ich meine Sammlungen und Effiokten, 
gegen 40 Eisten, nach Hamburg sehid^en, mit dem ersten Dampfer, 
der von hier dorthin geht. Hoffendidi kommt alles gnt an. Es wSre 
pritchlig, wenn ich meine Sachen bereiten kOnnto; aber noch immer 
Utfit sich meine Abreise nicht festoeteen. Indes, wie ich schon gesagt 
habe, die Wartezeit ist nicht zu lang, wenn alles gut geht, da ich dann 
wenigstens v nrläutig keine Sorgen habe und meine Arbeit für einige 
Jahre in 1. .stimmte fruchtbringende Bahnen geleitet ist. 
10. Oktober. ihr werdet wohl ungefiÜir gleichzeitig mit diesem Brief ein Tolo- 

^^^^^^ gramm von mir bekommen, das meine Ankunft anmddet Eigentlich 
dte iai«n. bin ich schon jetst aar Abreise bereit nnd hatte vor, statt dieses 
Briefes selbst au kommen. Ich habe Tor 14 Tagen 23 Kisten durch 



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IKe totartcn Z«lt«n «uf CUaa. 



851 



direkten Dampfer nedi Hamburg geBchickt, and eben ist der Rest 
meiner Schlltae im Betrage von 21 Kisten durch einen andern Dampfer 

ebendahin abgegangen. Die Koffer sind auch gepackt, und meinerseits 
war alles für morgen vorbereitet, um mit der englipchon Post nach 
Suez luid dann via Triest und Wien zu gehen ; auch die Details dos 
Beiseplanes waren entworfen. Allein, ich muQ noch einmal eine Wocho 
wsrtani um am 18. mit der französischen Post abzugehen. Wahr- 
acheioUeh nehme ich den Weg Uber Marseille. 

Herne Angelegenheiten hier sind soweit im Reinen, daß ich be- 
Bchliefien kannte, die nächsten swei oder drei Jahre gans der Aus- 
arbeitung meiner Besoltate Uber Chba su widmen. Ich hoffe auch 
bei unserer Regierung noch ein gutes Entgegenkommen zu finden"^, 
um peknniXr befriedigend gestellt su sein. Jedenfalls werde ich fürs 
erste so ziemlich unabhängig sein, und ich dari' sagen, daß mein 
langes Warten hier guten Erfolg gehabt hat. 

In den vier Jahren seit meiner Abreise von Califoruicn bin ich in 
ein» den Strapazen des Roisens und den anstrengenden Arbeiten ganz 
aogemessenen Weise gealtert, und da ich Euch keine Photographie 
schicken kann, so fttrchte ich, da8 Ihr im Anfkag etwas betroffen sein 
werdet, an der Stelle meiner froheren jugendlichen Ztige ein gans 
anderes Gencht au sehen. Dodi ich glaube, das wird sich bald geben, 
und Ihr werdet schliefifich finden, daß ich mich gar nicht besonders 
rerlndert habe. Ein heiterer GeseDsehafter ist nicht aus mir geworden. 
Das fortdaucmdü Streben, sich über Wasser zu halten, wenn man 
weder Vermögen besitzt, noch vom Staat versorgt wird, noch einem 
Krwerbstand angehört, iBt nicht geeignet, das Geaiüt besonders heiter 
zu stimmen. Eines habe ich aber doch gewonnen : von Califomien 
wäre ich unzufrieden und wirklich unglücklich zurUckgekommen; jetzt 
blicke ich mit Zufriedenheit auf die lotsten Jahre surttck. Kann ich 
meine weiteren Arbeiten ansflihren, wie ich will, so sind dies goldene 

*) D&s geschah später darch BewUUguag amefanlicher Mittel aus dem k&is«ir- 
licben Diflpoaitionsfonds uud aus Foads des preußischen Kultus- nnd HandeU-Mioi- 
stwittiis Ar dls ToriMRuitliehtuig der wiMenseksUffiBh«! Bif>biiliis. 



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852 



LaMac AiifMak In Sehaaclud. 



Jabie gewweD, imd nftdi dem Prinnp: „Ende gut — AUm gut* ver- * 
sehmene ich viel tod dem Veiliut der TonuigegaiigeiieD Zeit 

Hein sehnfiolier Wunsch ist jetst, dafi ich Ench aUe wohlbehalten 

antrefTen möge. Icli hoffe, daß wir nach so laugor Tronnuug Woih- 
nachtcti un l Neujahr recht freudig zusammen verbringen werden. 

Mit diesen herrlichen Aussichten verbleibe ich, aum letzten Mal 
aus China, 

Euer treuer 8ohn 

Ferdinand. 



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Register des ersten und zweiten Bandes 



Abrasion (Gebirgsabtni|!rnng), erste Be- 
obachtungen 1 2iL IMi ilfi, 2&L 

Acbsenkette des südöstlichen China II 
23,39, 5i 

Acker- und Gartenban in China, All- 
gemeine Bemerkungen 1 61, ä^f., 
lalf., 16L 222 f., 325, 329, 331 f., H 
5& mf., 2g& ä2flr. — Zusammen- 
hang von Bevölkerungsdichte und In- 
tensität des Ackerbau 0(5 1 332, H 58, 
133. — Besitzverhaltuisse I 218, 
II I33> — Parzellierung des Bodens 
1 15L 223, 353. — Bodenpreise l 98, 
218, II 73, 1^ [65, Iii - Beobach- 
tungen über Ackerbau einzelner Ge- 
genden I 17. 33. 45. 182. 221. 242. 
250. 270. 273. 325. 850. 353. 358. 415. 
438 f., 468. 492, 541, II 19, 28, 64, 
126, 14ii 162, 165. 183. 231.244.246> 
248, ML 255, 2M, 2ai f.. 312, 318, 
a2ß ff., ailiL — Ackerbau auf Löß l 
468, 511. 529, 562, U Ififi. — siehe 
auch Bewässerung, Forstkultur, Obst- 
bau, Terrassen • Anbau, Weidebenut- 
zung, Weinbau und dio einzelnen 
Bodenfrüchte. 

Afong (Boy) 1 23, 3L 8L 164i 245. 

Ai schan (Schantung) I 196. 

Altertümer in Schansi I 516, 543, II 
176 f.; in Singanfn II 217 f. — 'siehe 
auch Antiquitäten-Handel. 
RicLchofen, Tkg«bOcli«r, U. Band. 



Amk^st, Lord, I 100, 354. 

Anthrazit vom Taihangschan I 475t 
479, 483; in Schansi I 496 ff., 530 f., 
553 f. ; in NW-Tschili U 1 11 ; am Yang 
tssS im Lnng schan II 96. — siehe auch 
Koble-Yorkommen. 

Antiquitäten-Handel in Schansi I 
543, 545, U 12ßf., 184l Ningpo IL 
Tjln SinganfuII217f. 

Apotheken und Drogenhandel 1 335, 
489 f., II L 208. — Medmn-Kräuter 
von 8z' tschwan 1 371 f., 384, 399, 547, 
II 263i 289i 296, ai4. — siehe auch 
Bhabarber. 

Arachis (Erdnuß), Anbau II 251j MS, 

Architektur, Chiuesischo, Allgemeine 
Bemerkungen 1 279, II Säf., 181. UKjf. 
— I>ößarchitektor I 533 f., II 169j 
182 f. — s. auch Monnmentalbanten, 
BrUckenbauten, Skulptuxwerko, ilaus- 
formen, Dachformen, Baumaterialien. 

Bambus, Anpflanzungen I 221 f., 377. 
485, II 13, 195i 248. 252, -121); Bam- 
bus gigantea in 8s' tschwan II '^88. — 
Bambus-Sprossen als Nahrungsmittel 
ü 13 f. 

Bananen, Anbau I 292, 350. 
Barrow I lfi3, SÄfi» 

BasaltTorkommen in Schantung I 

22 



354 



Register des ersten und zweiten Bandes. 



Bauart der Iläuser siehe Hautformen, 

Dachformen, Höhlen Wohnungen. 
Baumaterialien, verschiedene: I 39. 

62i 68, 7Ij Basalt I 183; 130, 193. 

196. II 195. 228.339. 
Baumwolle, Anbau I 182i 2JQs 
m m •'^8«. 422. 439, 453, 464, 

518, 542, 557, D 186. 195. 203. 22Af.. 

— und Baumwollenzouge als Handels- 

ware u. Indostrie-Eneugnls I 81. 109, 
422, 452, 464, 496, 538, 557, II 42, 
158i 289i 222. 294. Mii 316, 322: 
(Yangpu) U 18L IMi 237, ;U4. 316. 

Bef ör der ungs- Organisation I336f., 
325 f., 433 f., II 5^ — siehe auch Hong. 

Bergbauin China : Allgemeine Bemerkun- 
gen I 22 f., ill, 498, 501, n 2114. — 
BesitzTorhältnisse 1 217, 500. — Tech- 
nik des Bergbaues siehe Kohlenberg- 
bau, Technik, vergl. auch die einseinen 
Mineralien. 

Bevölkerung: Anthropologische Beob- 
achtungen I 160, 172, 22i, U 229. — 
Provinzielle Verschiedenheiten 1 55. 
99. 172. 205. 224. 252. 324. 358. 417. 
439 II 7. 134. 14(j. 230. 224. — Un- 
abhängige Stämme I 398 ff., 401,412, 
U 177, 24L 274i 22ßf., 29ii 22af., 
307. 224. 

— Allgemeiner Charakter I 123. 

Ulf., 144, 194 f., 204 f., 258 ff., 264i 
383, 406, 579, II 65. 79. 81. 104. 139. 

244, 252 f., 267. 275. 290. — Pa- 
triarchaliscbe Lebensformen I 396 f., 
403 ff.; Stände 1 262. — Politisches 
Unabhängigkeitsgefühl I 406 f., U IfiQ. 
— Laster: Spielsucht 1 219, 260; Opi- 
umraacben: siehe dieses. 

— Benehmengegon Fremde I 103. 

112, 116, 120, 155i 129f., 184, 194. 
2M f., 259, 297, 304—307, 3M^ MÄt., 
m 378 f., 416, 446, 448 f., 479 f., 
485, 513, 525. 550 f., n 34, 72, 145, 
m 159, ITfi, 195, m 22L 252f., 
m, 290, 293, üüüf., 31«j, 323, 331, 



338. — Behandlung durch den Rei- 
senden I 62, 88, üßi 20L 204, 242, 
440, 448, 451, 520, 547, 5.50, U IK 
Bevölkerung: Bildungsst&nd 1 205. 
223. 2B1 f., n 65. — Schulen, Chine- 
sische, I LMf.« 217; Missionsschulen 
1 178, 2Üfi; Universitäten 1 386 f., 393 f., 
395 f. ; ExaminatioDen und Kandidaten- 
Versammlungen I 243, 393 f., 398, H 
2fi2; Heranwachsende Jugend 1 222 f.. 
2fiL 

— ReligiÖ!;e Gebräuche I §9, 195. 

m, 344. 354, 363, 382, 402 ff., U 336. 

— Aberglauben I 2L 112, 195, 32L 
335, 354, 402 f., U 175, 223. — Wall- 
fahrten I 12Äf., 276, n 144. IM. 
liüf. 

— Städtisches und ländliches 
Leben 1160j IM, 190, 222 f., II 254. 

— Städte, allgemeine Bemerkungen 
I 65, 109ill2i 181f., U 2M. — Dörfer. 
Weiler u. Oehöfi« 1 160, IM, 216, 222. 
253. 438. II 131. 154. 180. 22ßf.. 246.. 
2aaf., 29L 312, 222, aaL — Laad- 
sitze in Hunan I 388. — Fehlen von 
Landsitzen in Sdiantung I 100. — 
Wiaterdörfer I 115, 411. 

— Soziale Zustände: Übervölkerung, 

Yolksdichte, Kinderproduktion I ^ 
fi4, 144, 529, 333, 453, 492, 564. — 
Wandcnin^n, Auswanderung: nach 
der Mandschurei I 238« 2411 ; — Neu- 
ansiedelungen in Tschekiang und 
Nganhw^i C 58, 23; Vordringen nach 
der Mongolei II 133, 135, 138 f.; aus 
Sz' tschwan ins Han-Tal II 240, 2AA ; 
Besiedlung von Ss'tschwan II 273: 
Auswanderung von KwätschöuU 324 f. 

— Teuerung, Armut, Not und Hunger 
164. 151. 162 f., 163, HL 12S, 323 f., 
424,444,509, 560ff., II223. — Bettelei 
I 163, llüf.. 342. — Trinkgelder Un- 
wesen 1 l/iCt. — Lohnverhältnisse 1 
188. 297. 439, U 58, 133, IM. — Zu- 
kunft durch Industrialisierung Chinas 
1571. 



Register dea ersten und zweiten Bandes. 



355 



Bewässerung, kUnstlicbe, I 15. 46. 61. 
182. 467, 479, 485, 509, 527, 541, 
II Mi I13i 179. 187. 225. 251 f.. 255. 
266,2a2f., 289. 

Bits, Pater, II TL 

Bhamo am Irawaddi II 264i 22& 

Binnenschiffahrt, Möglichkeit: auf 
dem Yangtsig I TL 86i IMi Siang- 
kiang u. Tungting-Seo 1 385, 402, 409, 
420f.; Han I 421; Hwaihö I 462; 
HwanghÖI475f. 

Birnen von Pu hsISn I 524 f. 

Bismarck, Graf, 1 lAl^ 

Bismarck, Dolmetscher in Peking II 108 f. 

BlaküsUm, Th. W., n 320i328i 2Mf., 332. 

B I e i -Vorkommcm I 455. 

B 1 e i w • i 8 , Fabrikation I 455. 

„BlnmederMitte" (T8chunghwa),Name 
fiir China, I 22« .^15. 

Bodenfrächte, Allgemeines : siehe Acker- 
bau und Obstbau. Einzelne Boden- 
frilchte : siehe diese. 

Boehmeria (Fampflnnse) 1 313, II 9, 28. 

Bohnenknchen u. Bohnenöl, Fabrika- 
tion 1 2Ü 

Bonnjf, Rer., I 

Boote, Formen der, I 290, 811. 314. 325. 
398 f. ; Hausboote 175; Sampan 1 1 29 ; 
Dschunken 1 147, 212; Mandarin-Boot 
(HoUu-Boot) I 147i I 344j MayanR- 
Boote 1 398 f., 41 9 ; Bambusflöße I ai4f. 
U 12 f.. 38.41.311. 

Botanische Beobachtungen I 185, 222, 
239, aSfiff.. 36L U 22, 53, 25Ii 282; 
Sämereien I 235 ff., II 282. — siehe 
auch Vegetationsbeobachtungen. 

Bouvet, Pire, I 355. 

B oy 8 , T. R.'8, in China: Afong I 23, 37, 
87. 164. 345; der Oesandtschaflskoch 
I 345i Li, das FÜou 345, SfiUf., 417, 
435f.; Jim U 3, 30f., 40, 83, 299; 
Boy Ton TschSngtufu II 233. 

van Braam'tche Gesandtschaft 1 .^55. 

V. Brandt, Max., I 4^ 6, 588. 

Branntwein von Mais II 294. 324 ; von 
Kauliang II 328. 



Branntwein, Handel II 94. 

Brick-Tea siehe Ziegeltee. 

Briefe an Eltern u. Angehörige I 26 ff., 
93 ff.,110ff.,l 92 ff;,283 ff., SaSff, 344ff., 
416ff., 573 ff., 586ff., R lülff., 105 ff., 
108f.,135ff.,147ff.,196ff.,218ff..264ff., 
221 ff., Ml ff. 

Bruchlinie in Schanai I 524. 

Briiekenbauten: oltchincsische Stein- 
briicken I 53. 62, l£2, 193, 537, 
II 33. 43 f.. 1 10. 205. 230, 29 1 . 2iIL — 
Kettenbrücke in Sehens! II 235; Flofi- 
brücke bei Yatschöu II 2f)2j Ketten- 
hängobrücken in Yungkinghsieu U 
292. 

Buchweizen, Anbau I 291. II 117. 133. 
139, 141, 151. 156. 165. 230, 331. 

V. Calice, österreichiacherMinister-Resident 

11346,312. 
Californien, Aufenthalt v. R.'s, I 2, 

30, 141. n 351. 
Canton I 343, II2M. 
Chiais, Bischof in Singanfu II 20(ii 21L 

21B. 

China: Wissenschaftliche u.wirtschaftliche 
Erschließung I L 21 f. — VerfaU 1 142, 
IM f., 263 f. — Ursachen der Rück- 
Btändigkoit n. des Verfalls I 27, 263. 
561 — 572 ; bessereVerpangenheit 1 64. 
263. 561 ; Zukunft I 570 if. 

Chinesen als Handelsleute 151. 80 f.. 99, 
217. 259 f. ; Schansi Lente als Kaufleute 
1538 ff., 11155, 174 f.; Ningpo-Leute 
U7, 155. 

Christen, Chinesische, I IM, liS, 174, 
497, U 7 1 ff., 12Ö. 125 ff., 206, 211,217. 
250. 220 f., 2S3f., 290, ai£. — siehe 
auch Mission in China, Allgemeines. 

Confueius U 115, 212; als Erfinder des Pa- 
piers 1 391. 

Coojxr, T. T., U 259, 283, 295, 302. 

Cosi, Eligio, Bischof von Schantung I 176. 
20G. 

Cyprussen in Sz'tschwan II 248 f., 329, 
331. 336. 

23« 



356 



Register des ersten und zweiten Bandes. 



nachformen cbinesischerHäusor 1 21 3f., 
217; nifang n. wafanp 1 2Mf., 271 f.. 
2üH f.. 511; Kegüldach der Mongolen 
U 131, IM. 

Dämme am Großen Kanal I Lfiflff., am 
Hankiang 424 f. 

Darwin, Cbarle«, Urteil Uber Darwinis- 
mus 1 207—210. 

Dattel, Chinesische, (Zizyphus) I 541 f., 
II 16L 179. 19L 25L 329, 33üf. — 
siehe auch Tsaurh. 

David, Pire Armand, 1 134i U 12L 260.; 
als Sammler in Mn ping II 281 f. 

DentrecoUes I 3(12. 

Dttring, Zolhimtsverweser II &2f., 101.299. 
Dickson, Dr., I 385, 421. 
Dochte aus Binseiunark in Bs'tschwan 
11221. 

Drogen waren, Chinesische, siehe unter 
Apotheken, Medizin-Kräuter, Rhabar- 
ber u. Tihwa -Wurzel. 

Dschehol (Johol) I 272, ü 122. 

Du Halde, J. B., I 309, 311. 

Dünger als Feuerungsmaterial II 131. 
IM. 

Dnngstoffe, Wertung und Bedeutung 

I 38. 223. 332. U 58. 
Düngung I38i 94^ 15L 161. 332. 388. 

511, U 58, m y_L 208i 226i Dün- 
gung mit Kalk I 38Ö ; Asche als Dung- 
Btoff II 29j SelbstdUngung des LöB 

II 208. 

SichenpflanzuDgen für den Seiden- 
wurm 1 182i 225^ 23üf., 443 f., 446. 

Eisenbahn)- iijG utacl i ten Uber zukünftige: 
in Scbantung 1 29] am alten Hwang- 
hö 1 157, 161_i in Tschili I 274i am 
Pekiang 1 353j am Han klang I 431, 
445; Grubenbahnen zum Taibang- 
schan I 483 f., 553 f.; Zukunft der 
Eisenbahnen 1571. 

Eisenoxjd- u. Eisenritriol-Fabrikation 
in Poschan I 185. 

Eisen -Vorkommen u. Eisenindustrie, 
Allgemeines: I 96. 131, 167. 451: in 



Schansi I 497 flf., 505 f.; 551 f.. H 89, 

100, m 

Eisen- utid Stahlwaren, Cbinesiache, 

I 2Mi 489, 495 f., 499, 501, 543, 551, 

II 18L 19L 296j 314. 
Eisenwerke, Chinesische: in NingpoI36j 

ia WusüStswun I 96j in Poschan 

I 187 ; alte — in Langtien I 449; in 
Luscban 1 449 ; in Hwai king fu 1 489 ; 
in Schansi 1 498 ff.; in Nan tsun 1 501 f., 
in Taiyang I 505 f.; in Tschang lan 
1543; in Schwofanghsicn I55I; in 
Lrtping I 552; in Taiyuenfu II 173. 
179; in Wangföngschan 11 I79i bei 
Hantschnngfu n238i2iQ; beiTüchung 
king fu 11335. 

Eis-Gewinnung u. -Handel in Ningpo 

II 6. 

ElaphuruB (Hirsche) I 132 f. 

Elias, Ney, 1 285^ 475 ff. 

Enten U 226 f., 233; geräuchert« von 

Hantschungfu II 233. — siehe auch 

Mandarin -Enten. 
Entwaldung I m., Ifilf.. 183. 187. 201 — 

Folgen der Entwaldung 1 254, 266,56 1 . 
E r 1 e als Kulturbaum II 288. 

Fang lan tschönn (Schansi) H IM- 
Fang sch an (Vnlkankcgel) 1 
Fantschöng 1 419, 428ff, 436f., biyl. 
F a n 1 8 z ^ unabhängige Stämme der, 

U 274, 2Ifif., aüL 
Farnkraut-Asche für Glasur 1 309, 312. 
Fastenmenu in Tschöngtufu II 2(i9. 
F a t i (11 wa ti), Vorstadt von Canton 1 MS. 
F a t s c h a n (Kwangtung) 1 34fi. 
Favand, Msgr., II 332. 
Feigenbäume , Anbau II 329. 386. 
Feilungkwau -Paß (Sz' tschwan) 11226. 
Felle u. Pelzwerk als Handelsware I 247, 

560, U 124. 
Feuerstein - Gruben bei Kau tszS II IDfl. 
Fi s c h e r e i : bei den Tschusan-Inseln 1 46. 

im Tai hu l 60, Liautung 1 22L 239; 

Fischerei mit Cormoranen 1 312. 333-, 

Fischhandel H 6, 124, 12i 



Register des ersten and sweiten Bandes. 



Flachs, Anbau II IMi IM^ 
FUming I 258. 

Fluß-Benennungen, Allgemeines Uber, 

im 

Föng h wang schan (Liantung) I 229, 
237. 

Föng siang sia-SchIncbt am YangtssS 
n 339. 

Föng tiau schan (Schansi) II 18L 189. 

laif. 

Föng tsiang fa (Scbensi) II 22£. 

F ö n n h ö (Schansi) I 5 1 3, 5 1 9, 526 f., 529, 

537, 546, II mf., IMi 2üäf. 
Fönn scbni h ö (Tschekiang) II 49 ff., 
Fönnschuibsien (Tschekiang) II ^ff., 

Fönn tscb6u fn (Schansi) 1 537, II 178 f., 
181. 

Forstkultnr 144. 168. 240. -270. 272 f.. 
361,365. 510f., 561, II 13, 3IL CiL 15. 
97, 2iL 222. — Vernichtung der Vege- 
Ution I 88 f., 167f., 183i 18L 2Ü2. — 
Folgen der Entwaldung 1 254, 266, 561 . 
Fortune, Kob., I 322 f. ; II 4^ 25, 
F6uHang h s i e n (Kiangsi) I 101, ailL 
Franzi sk an er- M i ssion in Tsinanfn 

I 172 ff., 176i 205 f. ; in Hunan I 407; 
in Taiyuenfu II mf-, 175, ITTj 197i 
in Sl ngan fu II im, 211. 21fi. 

Frauen , Fraucnleben in China 1244, 324, 
896 f., 401, 404, U 34^ m ML — Fufl- 
verstümmelung 1 244, 399, II 12L 2^ 
— Witwenmonumente I 190i II 180, 
186, 2fi^ 

FremdenhaB in China I 397. 576ff., H 
213. 215. 2ßL — Mjthe vom Kinder- 
diebstabl 1 574, 582. — siehe auch : Be- 
völkerung: Benehmen gegen Fremde. 

Fremdhandel in China, Lage, Aus- 
sichten, Folgen I 51. 80 f., I25i 411, 
464, 569 f., UM. — siehe auch Chi- 
nesen als Handelsleute. 

Fremd waren (Importe) in China 1453, 

II 123j 153i 165i 190i 262f.. 264j 
(Yangpu) U 181, 184, 314, 316. 

Fu nin seban (Hönau) I 445, 448. 



Fu tang am Sanghö (Tschekiang) II 42. 
Fu tschöu (Fokien) als Teemarkt 1 101; 

Arsenal 577. 
Futsch6a (Liautung) I 217- 
Fn tschau (Sz'tschwan) U 336. 

Gaubü, PÄre, 1 99, SiiÄf. 

Gebirgs-Benennungen, Allgemeinea 
über, I 359, 445, 452. 

Gefährdungen, persönliche: trügeri- 
scher Boden bei Lö k6u 1175 f. ; in den 
Kohlengruben von Pu tsüen 1 179 f.; in 
King tö schönu I 2üi — 307; in I- 
tscbang I 365 ff.; am Luihö I 379 f.; 
tätlicher Angriff in Tatungsz' TL 18; 
Angriff in Tftinpikiangftschöun n80f.; 
Begegnung mit den ätraiicuräubern bei 
Yungkinghsien U 300—310. 

Gegenwartsstimmungen und Zu- 
kuuftsnussichten I 110 f., 282 f., 340 f., 
n 105 f., 149j 280j Weihnachten 1871 
n IMf. ; Abschied aus China II MI ff. 

Gelbes Meer, Fahrt I 

Geld in China I 95, 222 Anm.; Carolus- 
Dollars 1 316, 322; Haikwnn-Silber 

I 36L 509 f.. II 333j Ca.sb -Wertung 

Geologe, Arbeit des, I 124, 207. 253.341. 

II 2aL 

Gericht n. Prozeß I 373f; Civilprozeß 
in Hwaikingfu 1 490 f.; Verfahren 
gegen den Hundedieb I 520 ff.; Ver- 
handlung gegen die StraOenräuber in 
Yungkinghsien II 305 ff. 

Gewehre, Chinesische, I 409, II 212. 

Gewichte, Verschiedenheit, I 453. 

Glasfabrikation in Poscban I 187f; 
in Lang tiön I 448 f. 

Glas ur - Herstellung für Porzellan 
I309iai2. 

Gletscher spu ren, Fehlen — : in Schan- 
tung I 171 ; in Liautung I 220; im 
Tsinlingnm 

Qoldfieberin T8chifu I30f.. 84, 194.197. 

Gold Point am Pojang-See I 288- 

Gold-Vorkommen in Chinaiaa f.,lMff.; 



358 



Register des ersten und xweiten Bandes. 



Goldwnscbereten am Han I 426 ff.; im 
Tsinliug U 235i im Klaling U 246; 
bei Ningyuenfu II 264.; in YUnnan 
II 221; Gold-Extraktion ans Uandeis- 
»Iber II 33.3 f. 

Gr ab male r in Schensi U 221. 

Granitgebirgo: versenktes am Tsung- 
yang, I 119; Taischan 1 ITOj beiSan- 
tdn ping II .^40. 

Graphit-Vorkommen I 13L U ÜHL 

Gras als Brennmaterial 1 SS^ 182, 20L 
ML 439, 563, II LL22fi- 

Graswnchs, unbenutzter, I 122. t6ft- 

Groat Basin, Ähnlichkeit mit chine- 
sischen Landschaften 1167, 23L U L21. 

Große Ebene I 462f, 484, 559, .062; 
Einbruch der — am Tai hang schan 

I 494 f., 554 ; Bildung — II 2Ü2 f. 
Grofie Mauer: bei Schan haikwan 1268; 

bei Nankuu I 278; bei Kukwan 
1 555 ; bei Tschai taug II 116; bei Kai- 
gan II 122i 125 ; bei Tschönn tschwan- 
kdu II I45i 148; bei Kwanwukdu 
L52f. 

Großer (Kaiser-)Kanal: bei TiSntsin 
1 16j bei Hang tschöu 1 5& ; von Hang- 
tschou nach Tschingkiang I 60 — 65 ; 
Mündung in den YangtssS I 148 ; von 
Yangtschöu bis Tsingkiangpu I 148 
bis 155; Strömung im Kanal 1 149f; 
Schleusen und Dämme I 1 53 f.. 161 ; 
Verbindung mit dem HwanghÖ I 175; 
Verbindung mit Tschdn kia köu I 462. 

Guillain, Msgr., I 343. 

a f e r als wichtigste Feldfrucht am Rande 
der Mongolei II 133, m liL I-5('>.157f. 

Hafermehl-Nudeln II 1.58. 

Handel in China, Allgemeines: Handels- 
bilanz zwischen Nord n. Süd I 559 ff., 

II 1 74 ; Land- und Wassertransport 
I 443, 557 ; Transport - Organisation 

I m f., saß f., aiÄ f., 433 f., u 5 ; Kauf- 

• laden 1 155, 231 f., U 262, 222 ; Märkte 
1 160, 163j 222 f., II 211L — siehe auch 
Verkehr und Verkehrsmittel. 



Handels- und VerkehrsstraSon , 
grofie : Allgemeines 1 496 f., 562 ff. ; der 
Yangtsxg-Strom 1 TL Sfif-, 139i durch 
Kiangsi 1 99 f. ; Peking-Mukden 1 264 f., 
274; die Ilan-Strafle ITSj 429 ff.; die 
TanghÖ-Straße I 431 f.; dieVerkehrs- 
straflen vonHünanfa I 462 ff.; Eisen- 
straße von Tsö tsch6u nach Tsing hwa 
1 495 f. ; Straßen durch Scbanai I 517 f., 
544 f., U 155 ; dnrch Tschekiang U 44f. ; 
über Kalgan nach Nordn. West U 119. 
123; Pelu u. Nanlu 11 2üfif., 211^ 
22lf.; über den Tsin ling schan U 23X1 f., 
235 f., 237; vonSz'tschw an nach Tibet 
u. Birma II 278 f., ■'^1 1- -— siehe auch 
Großer Kanal, Kaiserstraßen. 

Handelskammer von Schanghai, Auf- 
trag der, I aifli ML 588, U 311 ff. 

Han f als Handelsware I 102i 3IL 

— (Loma), Anb.iuU28,S0, 14^230. 

Hang (Handelshaus) siehe Hong. 

Hang tsch«Su fu I 56 f., 322i 330, 331. 

Hau jiu, BezeichnungdcrChinesenU2I3A 

H a n k i a n g 1 IS f . , 4 20 ff ., 4 3 1 f U 238 f . ; 
Uocbtluteu I 424. 

Hanköu: Lage 178 f.; Handel u. Verkehr 
1 19 f. ; Kohle aus Hunan I S2 ; Europ. 
Settlement I 84, 414, 416; Leben in — 
I418f. 

U a n s i n 1 in g (Paß) 1 529,535, 546, U 183, 
232. 

Han tschüu (S/tschwan) U 254. 

Hantschungfu (Schensi) II 21L 233 f., 
237 f.. 210. 

Han yang fu I 78, 83 f. 

Hart, Sir Robort, 1 24. 

Hausformen: Adobe I 15, IMi "'72 ; 
Häuser in Kiangsu 1 1 60 ; in Bchantong 
1163,1^; in der Mandschurei 1213 ff., 
217. 252; in Kiangsi 1 223 f.; im Löß- 
gebiet 1533 ff., II IMx 182 f.; in der 
Mongolei U 132 ; Zelte der Mongolen 
U 131. 138i «n N.-Schansi H 146: Im 
Fönnhö-Tal II 180; Wirtshäuser in 
Sz'tschwan U 2fifi f. — »• auch Dach- 
formen, Höhlenwobnungen. 



liebster des ersten and xweiteo Bandes. 359 



Hebung oder Senkung des Landes in Liati- 

tung 1 220. 
„Heilige Berge" in China 1385 f., 454, 

ü 194i 12£. 
H<JiInngkiang (Mandschurei) H 4iL 
Hinterindische Kotton U 2M^ 
H i o g o (Japan) I & 

Hirse, Anbau 1 250j 291_, 325, 322, 

453, 492 f., 508, U 115. 117. 130. 141. 

172, I85i 246i aaL — Hirse alsVolks- 

naluungsmittel II 1 19. 
V. HoehsUtUr, Ferdinand, U lülf. 
Höhlen 11 2;i t. 242. 329. 331L 
Höhlen Wohnungen: im Rotsandstein 

1 377; im Löß I 455, 468, .533 ff., 

n 126, 137. 169. 152 f.. 224. 226. 228. 

— siehe auch Architektur im Löß. 
Holikitschönn (Ngan hw^i) II 68 f. 
Hönau (Provins) Reise durch — 1437 bis 

492 ; Land und Leute 1 438 f., 453,492. 
Höuanfu I 432, 441, 447, 460f., 465; 

als Straßenknotenponkt 1 462 ff. 
Hongkong 1342. 

Hongs (Handelshäuser) I 293, ML 305i 

315. 336, 479, U 286j Seiden-Hongs 

in Tsutschian H 286. 
HöngBchan (Hnnan) I 385 f. 
Hongschan hsiün (Hanau) I 386. 
Hüng tsch6u f u (Uunan) 1385. 
üorsoshoo* Channel bei Nanking 

172i H 88. 
Hü schan (Schansi) I530f.,U182. 
Hö schan ku pi schan (Schansi) 1 515, 

530. 

Hö tschöu (Schansi) 1527, 529. 

H B i h u (See) siehe S i h u. 

Huc, Abu, I 78, 84, 247, II 232. 

Hühner als Ilaustieru 11 UÜL 

H u k 6 u (Po yang- Ausfluß) I 98, 1U5, iÜ 

H un an (Provins) 1 343, Ssäi Mä, 323 bis 
416 ; Land und Leute I 328 f., 402 ff., 
438; Hunan-Leute als Militär in Ss'- 
tschwan 11 31)2 f. 

Hnnan - Kohlenhandel I 82, 423f., 
442. 



Hunde v. R-'s 1 417, 520 f., H 4, llO,3ifi. 

HungtssShu (See) 1 130. 

H u n h ö (sQdl. Mandschurei) I 2l2i 250. 

Hunhö(Tschm)I22,2aLlI HO, llfi. 

H u p6 (Provins!) I 78—79, 414—437. 

Hu to hö (ticU&nsi) U 152i 156i 

Hu tschäu fu (Tscbekiang) I 

Hwai hö 1 4.32, 445, 456, 462, 477. 

Hwai king fu (Hönan) 1462, 485, 487. 
489, 492. 

Hwai In siehe Hwoluhsicn. 

Hwai ngan fu am Großen Kanal 1 IM. 

Hvuang (Cliines. Schwindler) 1 3{U f. 

Hwanghö (Oelber Strom) 1 117, 154; 
altes Bett bei Wangldayin{,' 1 156 ; 
Stromverlegungen I 15fi, 175. Lä2f., 
476 f., H 210f.; bei Tsinanfu 1 174 f.; 
Dammbrüche u. Überschwemmungen 
1 285i 476 f. ; 46 1 ff., 473 ff. ; Scbiffbar- 
keit I 475 f.; Unnahbarkeit des N— S- 
Laufs U 172i bei Tungkwan 11 192, 
209 f., 222 f. 

Hwang schan (Mount Elias) in Schan tu ng 

I m. 

Hwangächan (Ngan hw<^i) I 315. 318. 
Hwang schi kiang am Yangtsxii I 82. 
Hwang yang schan (N..TBclilli) II 119, 
122. 128. 

.Hwa schan in Schensi II 192 ff., 202. 
H w a s cha n bei Nanking H 90 ff., 22. — 

siehe auch Ta hwa schan. 
Hwatingsz'- Tempel im Tien tai schan II 

2Üff. 

Hwa ts ch 6 u (Schensi) II 195f., 202. 
Hwa y in miau (Tempel in Schensi) II 123. 
Hw^i-Dynastie, Kaiser der, I 458. 
Hwei Ii tBch6u (Sst' tschwan) 11264, 274, 
22La22. 

Hwoluhsiön (Tschili), Handelsstadt 
I 557 f.. II 153, IfiS. 

Ihö (Hönau) 1456. 
Ihö (Schantung) I 164 f. 
Indigo, Anbau II 2. 
Industrialisierung Chinas, sukünMge, 
1571 f. 



360 Begister des ersten und xweiten Bandes. 



Industrie, einheimische, in China: siehe 
unter Baumwolle, Eisen, Kohle, Por- 
zellan, Seide u. a. m. 

Inschrift des Yü am Yoluschan I 393. 

Inschriften im Höhlentempel hei Lung- 
mönn I 459. 

I tschang hsien (Uunan) I 355^ 363 ff., 

1 1 8 ch an g f u amYangtsag 185. 139. U323. 

325. 334. 33a f. 
Itschöufu (Scbantung) I 1G5. 

Jagd und Jagdtiere I 65^ 72^ 132i 238 f., 
281. 313f., 32L 333, 409, 504, 510, 
U 70, 74, 9L 226, 230i 233. — EU- 
phurus 1 132; Mandarin-Enten I 312, 
313 f., 327i Tiger 1228 f., 238, 357 f., 
U 244i Wildschweine 1122. U 70. 74, 
93, 9L 

Japan, Aufenthalt 1868 13— U; Beise 

nach — 1870/71 1 588, II L — PoUti- 

scher ZusUnd 1868 I 4. 
— VergleichemitChinalSSjMiMi 

264. 323. II 39f., 64, 18L 24», 2üfi. 
Japanisches Binnenmeer I 9 ff.. 50, 

U 4£L 

Jesuiten-Mission in China: Allge- 
meines 1 122 f., II 218 f. — Jesuiten- 
priestor 1 133 f., II Uff. 

Jim (Boy) II 3, 3ü f., 40, 83, 232 ff. 

Jobs , Opfergaben u. Opferplatz I 59, 344. 

Judenkolonien in China 1 461 . 

Juhö (Hönan) 1 451, 455. 

Jujube siehe Dattel, Chinesische, u. Zi- 
zjrphus. 

J u t s c h 6 u (Hönan) 1 452, 455. 

Kadu siehe Kiai töu. 

Kaifüngfu (Hönau) 1 157j 286, 432, 

447, 461. 
Kai ping hsien (Liautung) I 21^ 
Kai piug- Kohlenfeld (Tscbili) 1 223. 
Kaisorgräber 17L279f., 467. 
Kaiserstrafien, alte, 1 168i IMi 269 f., 

319.551. 
Kai tschäu (Kw^itsch6u) 11 334 f. 



Kaki-Pflaumen 1 32S, U IIL 191. 

ia5,233i 2iL 
Kaigan (Tschang kia kön) H 116, 119. 

mff. 

Kalkbrennerei 1 ^ 3S8, II 70, 329. 

Kang (heilbare SchlafstelleuJ I 202, 2H. 
U 118. ir,8. 173. 196. 

Kanghi, Kaiser, 1 23, 58, 536, II 22. 

Kan kiang (Kiangsi) 1 9L ?9i 107. 109. 

Kan tsch6u fu (Kiangsi) 1 22Ü. 

Karrenführer, Fuhrleute und Träger, 
Erfahrungen mit — 1 219 f., 248f., 440, 
486, 490, U 12, 53 f. 

Karten, Chinesische, Mangelhaftigkeit 
I 3L 74, a5f., 37M, 420, H 116, 
164, 236; Jesuitenkarten in Tschöng- 
tufa II gSfi- — Kartographische Ar- 
beiten t. K.'b 1 420, 456, a IMf- 

Kartoffel, Anbau U LLL 123. 136^ 139. 
141, 156. 165. 174. 230, 2itL 

— , siifie I 333, 350,454,508, H 19, 35i2äL 

Käse und Butter aus der Mongolei n 121. 

Kauliang (Sorghum, Negerbirse) 1 216. 
212, 265, 270, 273, 453, 4ü7, 493, 508, 
U 85. 115. 119. 152. 165. 173. 224. 
331. — siehe auch Hirse. 

Kauliang-Branntwein II 22fii 

Kau ling (Pafi), Porzellanerde vom, 
I2ö2f. 

Kau Ii mönn (Tor von Korea) I 229ff. 
Kau ling hsien (Schensi) II 206, 21L 
Kaulischan (Kiangsu) H 99 f. 
Kau tsze kang am Yangtszg 1 132, H 32i 
22 ff. 

Kau yu hu(S«e) 1 152ff. 
Khanbalik (Cambaln) = Peking 1 12. 
Khanörtai (siidl. Mongolei K II 132. 
Kiaihsiön (Schansi) 1 542. 
K i a i k ö u (Tschekiang) 1 22^ 
Kiai sin hsien (Schansi) U 1Z2. 
Kiai tschöu (Schansi) II IMi 190f. 
Kia lin g kiang (hö) (Schensi — 8z*- 

tschwan) 11 232, 244 f., 322. 
K i a n g n a n (Landschaft), Name 1 98, 313. 
Kiangsi (Provinz): Allgemeines 1 97—1 17, 

284—313; Name I 98j Verbindungeo 



Register des ersten und zweiten Bandes. 361 



mit Kwangtung und Fokien I 99 f.; 

Yerkehrastraßen I UHL 
Kiangsu (Provin«) 160—73, 127—138, 

U 82— 101. 
Klang tsin lisien (Sz'tschwan) II 326. 

328. 

Kiatingfu (Ss'tschwan) U 2IL 28L 

311 f., 315f. 
Kiau hö (Schaotang) I 
Klan Bchanbei 8chan hal kwan 1 268. 270. 
Kiau tscböng hsie n (Schansi) I 543, 

n lÄL 

Kiaat8ch6a (Schantnng) I 132. 

Kia 7Ü kwan, Tor U 2Ii. 

Kien to hsien, Teedistrikt in Ngan hw^i 

I LLL 

Kien tscbang (Landschaft, Sz' tsch wan) 

U 292. 296. 299. 312. 
Kig n tschau (Sz'tschwan) II 249. 
K i 1 u n g (Formosa), Kohle vun — I 138. 

Kimönn (Nganhwöi) 1 30L 309, 315 ff. 
Ki mönn am Wnschui (Kwangtung) 1362. 
King hsien (Nganhwöi) U 69^ 28. 
Kingsmül, Hob., I 35. 74. 89. 130. 471. 
King tö schönn (Kiangsi) I 10.3. 290^ 

30L3Daff., 3QSff., 
King tsch6u fu (Hup6) I 423. 
KingtszSschan am Yangt«zS I 112 f. 
K i n h w a f u (Tschekianp) II 4. 43. 
Kinhwaschan (Tschekiang) II 44. 
Kin kiak6u, Hafen (Schantnng) I 192. 
Kin scha kiang(ObererYangtM^)II277, 

285. 32fi. 

K i n 8 c h a n (Qoldberg) bei Tschingkiang 

II 8a f. 

K i n t a n g -Insel (Tschusan) I 49. 
Kin tsch6n fu (Liaasi) I 251, 256 f. 
Kirchenbanten, Katholische: in Can- 

ton I 343f. ; 5n Peking I 579. 
Ki tan (Habnenkopf) ani Yangtsze 1 90, 92. 
Kiuhwasehan bei Ta tang I l2jL 
Kiu kiang am Yangtszö 1 8Gi 96 ff-, IMi 

284; Teehandel in — I lOL 
Kiulikang •Scheiderücken (Tschekiang) 

II LL 



Kiu Ii scban (Hunon) I 442 f. 

Kiuli tsch wan am YangtszS, Koblen- 

distrikt UI2f. 
Kiungtschöu (Sz* tachwan) II 289 f. 
Klima- Verschlechterung durch Waldvcr- 

nichtung I 254i 266i 561 f. 
Klöster, hervorragende: auf Patöu 1 42 f.; 

bei Yüting I 321; im Tientai scban 

II 2nff., im Tien mu flchan 11 60, 62; 

Pau h wa schan Iläl ff. ; imWu tai schan 

U IL&f., lüfif.; Palma kwan bei 

Tscböng tu fu 1125i 
K o b e (Japan) 1 8. 

Kohle, Alter der — in China 1132, Ii lOL 
lAL 

— Vorkommen, Allgemeines: I 74. 
82.90 f.. 06. 104, 131. 138. L6fif.. mf.. 
186. lülf.. -M7. -211, 273. 277. 285. 
294 ff., 358i "^'Sö., 115, 442 f., 448, 
450 f., 473, 475, 481 ff.; in Schansi 
494 ff., 502, 514, 523, 526, 530, 537, 
541, 549, 553 f., 556; U 3L 70, 21 ff.. 
95, 96 f., 100 f., UOff.. 115. 141. 147. 
150. 168. 179. 181. 264. .3;^. 340. 

Kohlenbergbau, Technik: Sangbu I 90; 
Itsch6ufu 1 166i Pu tsüen I IMi Kai- 
plng 1 274; Tschai to 1 277; Ming- 
scban-LoplDg I 296—300; Liföng 
I 482; am Tsching pn schan I 500; 
Bositzrerhältnisse I 212 f., 482. 

Kohlengruben: bei Hwangschikiang- 
SangbuI90; bei Kitau I Ol f.; am 
Papien schan I 96^ bei KantszS 1 132, 
U 100; bei I tschöu fu 1 165 f., 186j bei 
Pu tsüen I 179 f., 186 ; bei Poschan 
I186;betW«;ihsienI19r, beiWuho- 
schul I 217; bei Pönnsihu 1 241 ; bei 
Kaiping 1 273 ; am Tsch^ to-Paß 1277; 
bei Lo ping-Mingschan I 294—300; 
bei M^i tan tschwang 1 358; am Luihö 
312 ff- ; im Kiu Ii schan I 442 f.; bei Pi- 
ko tsi körr I 450 ; bei Kung bsten 1 473 ; 
von Liföng 481 ff. ; bei Tsching pu- 
schan I 499 f.; bei Nantsnn I 502; bei 
Kwan miau I 514; bei F6u schan hsien 
I 515; bei Tiensi 1 523; bei Bchipa- 



362 



Regster des ersten und sweiten Bandes. 



tswi 1 549 f.; bei Kio Ii tscbwsn nil«. ; 
bei Pa hw^i miau II f. ; im Lung schan 
II 96j im Tai Dgan schan (Höataau) 
II 110ff.{ bei Tscbai tangU 115f.; am 
Tsching scban II 141 ; bei Tatung fa 
II Iii; bei Uöikutszg II IML 

Kohlenniederlagen in Mingschan 
1 293j in Taukin I aifi. 

Koks, Gewinnung 1 166 (I tsch&u fn), 1 450 
(Fi ko tsi kürr). 

K 0 r e a I 210, 22fi f., ^ ff- i Tributverbält- 
nis KU China I 235i Produkte I 2Mf. 

Koreaner, Schilderung der — I231ff. ; 
nute u. Haartracht 1 \ Reinlichkeit 
1 232 ; Anstand 1 232 ; Nationalbownßt» 
sein 1 233 f., 241 ; verschiedene Rassen- 
typen 1 236 ; Reisender Koreaner I 267. 

K 6 u w a i, Grebiet außerhalb der Tore II 145. 
151, 153. 213. 

Krankheit auf der Reise 11 60^ 78. 103, 
151. 170. 

Krieg 1870/71 : 1586f. 

Ka k wau, Tor von — I 555 f. 

Ktlli, der gelehrte — II 26 f., 

K u D g h 8 i e n (Uönan) I 469, 473. 

Kunst n. Kunstsinn bei den Chinesen 
Ulf., 211.265. 

Kunsth and werk in China: BUdschnit- 
zerei in Schantung I 193; Rollbilder- 
berstellung in Ningpo II Zf. ; Götzen- 
bilder- Fabrikation II 84; Bilder in 
Kialingfu U iUL 

Kn po k6u, Tor I 22. 

Kupfer, Vorkommen II 296i M^i S2a. 

Kur o Bchi w o - Strömung 1 2. 

K U s c h a n ( Schantung) I lHiL 

Kü Jungk wan (Tor) bei Peking I 278 f. 

Kwangsi (Provinz) 1 343, 346. 

Kwangsinfu (Tschckiang) I 100 f. 

Kwangtung (Provinz) I 343—365. 

Kwangjucnhsiön (Sz'tschwan) II 
2i5f. 

Kwan bsien (Ss'tschwan) II 263. 2IiL 
K w a n h w a (Mandarin-Dialekt) 1 345, 352. 
Kwaatung (östl. der Mauer), Landschaft 
I 268, W 12L IfiL 



Kw^i hwa t s c h ö n g (N-Schansi) II 123 f., 

135. 153. 174. 184. 
Kwei t8cbönn(&chensi)U227,234i2M. 
Kwöitschöu (Provinz) : Land und Leute 

n mf; Minerabchätse U a24, ^M. 
Kwi^i tBch6uamYangtssä(Hnpö)II34a. 
Kw6itschöufu (Sz' tschwan) II 326, 328. 

2Mf. 

Kwealun - Gebirge, östliches, I 440, 445, 
U 212x 

Ijai t8ch6u fu (Schantung) 1 1 92 f., IM. 

Lama miau am Lwan hö II 152. 

L a m a - Priester I 250; im Wntiu schau 

u i^ff., um 

Lama -Tempel bei Mukden I 249 f.; im 
Wutaischan II 158 f., 196 f. 

Landj unker, ein chiti esischer, I 222 f. 

Lan ki hsiö n (Tschekiaog) II 42^ 44 f. 

Lan t8ch6n fu (Kansu) 1 464, 488, II 17ii 
200 f. 

Laterit I lü3f., 288. 290i 1« Sz'tschwan 
II 291. 

Lauhököuam Han I 430, 452, II 2LL 
Lautieschan - Vorgebirge (Liautung) 
I2M. 

Lautaxe (Eremit) I lüL 
LauySmiau (Poyang-8ee) I ^^7. 
Leichen- Transporte nach Schansi II 1 ^L. 
Lepletf, Missionar, II 3IB f., 324. 
Letters on China 1347, 11 341. 343, ML 
Li (Boy) 1345, 360 f., 417. 435 f.. 481. 
487. 

Liang tszä hu (Hup6) I 83. 
Liau hö (Fluß und Tal) 1 215, 245, 250, 
253. 

Liausi (Landschaft) 1 2i^ 268. 

L i a u t u n g (Landschaft u. Halbinsel) 1310, 
212—268; als Agrikniturland I 219^ 
221; Exporthäfen I 219i SüdkHst« 
I 224 ; Bewaldung 1 227 ; allgemeiner 
Überblick 1245 f. 

Lihungtsehang, Besuch bei — 1 6&f. ; als 
Befehlshaber im Westen U 2QD f., 22L 

Li k i ti e n , Dorf (Hupd) 1 425 f. 

Lin raa tschwang (Schantung) 1 l£3i 



Register des ersten nnd xweiten Bandes. 



363 



Ling sclii hsicn (Schansi) 1 534, 536, 

um 

Lin schan (Riangsu) II ää. 

L i n 1 8 c h i (Schantung) 1 IM, 

Ztitajin, Mandarin von Tschönntsch^n 

1370» aiSx 

Literaten, Chinesische, ihre Oefährlich- 
keit 1 244^ 397 f., 576, U 2fiL 

Li ts Chi- Früchte 1 3alL 

LitÜeddU 1 äO^L 

Uu (Kapitän) 1 395 ff., 411. 

Liu hö (Kiangsi) I ma. 

Liu han sin, Sage von — II 237 : siehe auch 
Hansin ling. 

Liu Ii h6 (Tschili) TL Ulf. 

Liu piy Herrscher von Sz'tscbnran I 242, 
27L'^2a[L 

2.1« tajin (Liukungpau) II 200 f. 

Lö hö (Hönan) I 456, 460, 466 f., II m 

Lö lö, nnahbängige Stamme der, II 241« 

274, 21L m 2a&f., aoL 324. 

Lo ping (Kiaiigäi) als Teedistiikt I 101. 
laü; als Kohlondistrikt 1285. 221, 294f. 

Lopingbsien (Schansi) I 551 f. 

LöÜ, Beobachtungen über die Natur des — 
1 IMf., 437, 441, 447, 455, 4G9 flf., 
511f., U 127. 134. 2Qfl. 

Löß- Landschaften 1130 ff.. 146. 152, 189. 
191. 455, 468, 470, 503f., 511 f., 514, 
528 f., 555, 558, K TT, fifif., 98i LLZff., 
129, Jü, lÜL ISif., 2ü2f.. 224f., 
22äf. — Schwierigkeiten des Verkehrs 
auf den Straßen im LÖß 1 514 ff., 528 f., 
531, 546, 11 IM f. — siehe auch Archi- 
tektur im LöOgebiet u. ilöblcnwobnun- 
gen im I^ß. 

Lotschanghsien (Kwangtung) 1 346, 
355. '^t. 

LÖ yang (Uönanfu) 1 457, 460. 

Ltt-Eisen I 498, U Uß. 

Lu i h Ö (Hunan) I 376 ff., 384. 

Lu k6u kiau-Brücke (Tschili) UUlI 

Lu Dgan fu (Schansi) I 497, II 122^ HiL 

Luug h wa (btbausi) 1514 f., 528. 

Lungmönn (Drachentor) bei Hönan fn 
I 456 f., 460. 



Lung mono am Hwangbö II 210. 
Lun{»ngan fu (Ss'tschwan) II 263. 
Luog schau (Kiangsu) U 96 f. 
Lungwangschan (Liautuog) 1 2M± 
Lu schan (Gebirge am Povang-See) 1 97. 

104. 107. Lmf., 284i 201 
Lu schan hsien (Hönan) 1 446 f. 
Lu tschou am Yangtszö (Ss'tschwan) 11 

326. 328. 
Lu tsun (Vün techöng) 11 185 ff. 
L u 1 8 K ^ - Schlucht (am Tsiün tang kiang) 

ia2fiff., 35LU42. 
Lwan hö (Tschili) 1211 f. 

M., Dr., Leiter des Arsenals in Nanking 

1 68,m 

Ma, Vizeköuig, I [Id. 
Maeartney, Lord, I 10(L 'a^Si 355. 
Magnetismus des Yucn schan II 142. 
Mais, Anbau 1 115, 22L 250i 313, 320, 
325. 453, 518, 11 19. 28. 35. 119. 230, 

21)4. 318, aaix 

Mais-Branntwein II 2Mj 324. 

Maler- Ateliers in Ningpo II 8. 

Mandarinen 1 69, 157, 369, 373, 547, 
U 96, 214; Mandarinen in Hunan 
I 38Dff., 412, 416 ; mongolischer Man- 
darin II l.HO. — Ein Mandarin als Wirt 
I 151 f. — Verkehr mit Mandarinen 

I 151 f., 18L 185i 220i 24Sf., 211 f., 

aifi f., äiüL aiiä ff., MS. 2m ff., ssy ff., 

460, 547, U 276, 283, 305 f. [352. 
Mandarin-Dialekt (Kwanhwa) I 345. 
Mandarin-Enten 1 312, 313f., 321. 
Mandschurei, südliche, 1 210, 212ff., 

25Si2Si 
Ma ngan schan (Tschili) 11 llOf. 
Mangtszö, unabhängige Stämme der, 

II 224. 

Man t6u schan (N-Schansi) 11 15i. 

M a n t s z 6 , unabhängige Stämme der , 

U 241 f., 274, 276 f. 
Matsu schau am Yangtszg I äfi. 
Mauer, Chinesische, siehe Große Mauer. 
Mayangbsien (Hunan) 1 398 ;'Bewohner 

1398,419, 434 f. 



36'! Register des ersten und xvreiten Bandes. 



de Marchi, Pater, 1 176, Ufi. 

Marco Polo 1 2L 58i 190i 198. 33Q f.. 559, 
II HO. 204. 212. 218. 232. 235. 

Marraor im Lungkiakweischan I 119; 
am Pu schan (Hönan) 1 442 ; von Kau- 
t«z£' U 92, 22. 

Maulbeerbaum-PflanEnngen I 60. 
182i 273i 328, 330i 350, 467, 479, 508. 
n 52. 233. 288. 314. 318. .^Sl. — aiehe 
auch Seide. [II 143* 

Maultier-Züchtung in TschangkuV 

MautschAu (Ss'tschwan) II 274^ 2Ifi. 

M'carihy, Dr., in Ningpo U 4.f. 

Meadowa, Th. T., I 917. 

Medimrst, Missionar, Ii fiD. 

Medizin- Kräuter von Ss'tschwan I 
an f., 384, 399, .H7, II 263. 289. 291. 
296. äii» — als Tribut 1 547. 

Meeresbedeckung, ehemalige, in Liau» 
tung l 22£L 

Meiling (Paß) 1 99i 355f., 363j Höhe 
I 103, Söfi. 

Mei mäi Bchan (Tschili) I 271. 

Melonen, Anbau 1 242 ; getrocknete Melo- 
nen von Cbami II 214; Melonenkem- 
Handel II 2S1. 

Mennige, Fabrikation I 455. 

Menschen haar als Handelsware II üL 

Mossingwaron, Chinesische, I 545. 

Metall-Uandel von Yünnan II 322. 

Metallurgie in Tschungkingfu II 222. 

Meteorologische u. Klim atologi- 
sehe Bemerkungen: Taifun 1 2 f.; 
Schnee u. Frost im Süden I 92, 115, 
160. 357. 387, 426 ; Scheu der Chine- 
sen Tor Schnee 1 357. II 169^ 231 ; 
Sommerhitze im Süden II ]^ 37, 4L 
GZ f.; Winterkälte in der Mongolei u. 
Schansi ü 118. 146. 149. 156. 198, 
2M; im Tsin ling schan Ii 2;iü; Klima 
von Ss'tschwan U 222» 

Meteorstein in Ling schi hsiön 1536. 

Miau ngan ling (Paß, Tschüi) U 112, 
114. 

Miautszg, unabhängige Stämme der, 
I398fiF., 401,412, U HL 274, 22L 



Miöntscb6u (Sz'tschwan) II 251 f. 

Militär, Chinesisches: Allgemeines II 
200 flF., 203, 213, 2 15 ff.; MiUtär- 
Arsenal in Singanfu II 212. — Offi- 
ziere, Chinesische I I8Ij 390, 392, 
395, 411, II 196^ 2flflf., 203^ Hunan- 
Offiziere in Sz'tschwan II äHZ f. ; frem- 
der, in chinesischem Dienst II 196. 
198. 200 f. ; Rangvorhältnisse U 2Ü1 f. 
— Soldaten, Chinesische I 469, 577. 
U 184j 193, 195i 198 ff., 202 ff, 213f.; 
Yingping-Rcgimenter II 3iL 318 f., 
323. Disziplin und Strafen II 20fi, 
202. 

Ming-Gräber bei Nanking I II f., U M ; 

bei Pekinp I 21i>f, 
Ming schan (Kiangsi) 1 292 f.; Kohlen- 

feldor 122fi. 
Ming schan (Schansi) I 552. 
Ming schan bsiün (Sz'tschwan) II 291. 

224^ 

Min kiang fSz' tschwan) II 266. 276. 287. 
289, 215 f.. 32fi. 

Mi schi- (Keisstein-) Marmor von Kau- 
tzg U22f. 

Mission in China, Allgemeines: I 133 f., 
135f., 143f., 149, 172f., 176f., 206, 
407, U 13 f., 140, 175, 218 f., 268 ff., 
274. 202 f. — Empfehlung industrieller 
und wirtschaftlicher Mission II 77 f., 
11 71, SM. 

Missionare und Miasionsanstalten I 40, 
57, 225i U liö ; Jesuitenmission 1 133 f., 
2Ü5f., U 71—74 fSütsiin); Taylor- 
Mission I 149 ; Franziskaner in Tsl- 
nan fu 1 172 ff., 205 f. ; in Ilunan 1 407 ; 
in Tai yiicnfu n 170 f.. 175. 112 f., 
197; in Singanfu ü 206, 211. 218; 
Tien tsin-Missionare 1 LH; Protestan- 
tische Bibelverteiler I 176, 505, 520, 
II 37 ; Franz. Mission in Tien tsin I 
574ff. : in Sücn hwafu II 120; Belgische 
Mission in der Mongolei II 122, 126 f.. 
135 f., 139 f., 141.147.197; in Si ngan- 
fu ü 206, 21X, 218; Französische in 
Tschöngtufu U 257 ff., 268 ff., 275^ 



Register des ersten and zweiten Bandes. 



282 f.; in Sütschonfa II 31 9 f.; in 
Tschungkingfu II 332 f. 

Missions-Waisen schule beiTsinan- 
f u I 178» 2Üß. 

Mohammedaner in China i 461, 488, 
513, II 204i 206 f., 2iL 22gj Moham- 
medaner-Bebellion in Schensi o. Kan- 
8u I 465, 488, 513, 548, II lälU 
2Üüff., 204, 2üßf., 2LL 22üf. 

Mohn, Anbau 1 22L 439, 468, 485, 509, 
536, 566 ff., II 154. 156. 162. 22äf.. 
239. 291. 330. 33fi. — siebe auch 
Opium. 

Momein (Yünnan)1126L 279. 284. 321. 
Mong, Chinesischer Franziskaner-Priester 

n HL 115 f., im 

Mongolei 1 m 25L U 120^ Besuch 
der südlichen — II 125 ff. ; Allgemeiner 
Charakter im Gegensatz zum eigent- 
Uchen China II 128ff., 137 f., 139. 
142 f. 

Mongolen, Ähnlichkeit mit Indianern 

U120f.; Charakter 1540, H 133 f.. 

188; Religiöse Gebräuche II 130; 

Häuser u. Zelte II 13Qf. 
Möngtsinhsiön, Furt im Hwanghö 

1463, 474. 
Möng yin hsien (Schantung) 1169. 
Monumentalbauten , altchinesische, I 

71 f., 102, im 279 f., 457f., U 193 f.. 

211 f., — siehe auch Pagoden 

und Tempel. 
Morrison, Rev. Rob., I 309- 
Moschus-Handel I 360. 
Mount Elias (Scbantung) 1193. 
M 0 y n n (Wu yuen hsien) (Nganhw^i) 1101, 

285i2ILL 

Mukden I 210, 212 ff.. 238^ 242 ff., 247 f. 
M u p i n g (Sz' tschwan) U 2£1L 263 f., 2aL 
Mu ting amFünnschui(Tschekiang)II5L 

Nagasaki I LL 

Nähnadel- Industrio in Schansi I 506. 
Nan kang fu (Kiangsi) I 103. 107. 109. 

287. 

Nanking L 67 f., 126, 12L 284i Ming- 



Palast 1 67i Porzellanturm I £8 ; Arsenal 

I ()8j TOj 577; Mauern I Ii; Museum 

u. Sternwarte I 133. 
Nanking-Gebirge I 128. LI 85 ff. 
Nan k öu bei Peking 1 278^ 555, H UiL 
Nan kön- Gebirge (TschUi) I 277j Nan- 

k6u-Schlacht 1 278, H 12Ü. 
Nannganfn (Kianf^i) I LQ3. 
Nansiungtschöu (am Meiling) I 355. 
Nantienmönn (Pa6, Schansi) 1 546, 548. 
Nan tschangfu(Kiang8i)I100, 104, 
Nantschau amPaihö (Hönau) 1 444 f., 

452. 

Nan t s u n , Eisendorf (Schansi) I 501 f. 
Nanyangfu am Pe kiang (Kwang tung) 
I 104. 

Nanyangfu am Paibö (Hönau) 1432, 
440 f. 

Nganking (am Yangtszg) I LLL 
Naturalien, Sammeln von, 1 221f., U 53, 
2aif. 

Nessel (Boehmeria) zu Geweben I M2. 
Nephrit (Yü Stein) I 2fiü. 11262. 
Nestorianische Tafel II 212^ 21L 
Neujahrsfest, Chinesisches, I I26f., 

381 f., U 242 f. 
Ney Elias 475 ff. 

Nganhwdi (Provinz) I I 17-1 27. 313-325. 

n 65—81. 
Ngan lu fu (Hupe) I 425. 
Nien fe i- Rebellion I ITfi, 122, Ifilf-, 523, 

11202. 
Nienhof, Job., 1 lOa OüiL 
Nikian (Tschekiang), Teehandelsplatz 

1 328. 

Nimrod-Sund H 16, 23. 
Ning (der Schwindler) 1 22äf. 
Ning hia fu (Kansu) U 123i 172, 2M. 
Ningkwofu (Nganhw«^i) II 49. 
Ning k wo hsien (Nganhw^i) 1163,66, 
68,26- 

Ningpo 1.35 f.; Handel, Industrie und 
Leben H 6; Europäische Gesell- 
sehaft I 5(k Teohandel I Uli f., II 3 ff. 

Ningpo-Leuto 175, HL SC, 105, lOTj als 
Handelsleute in Schanghai U Tj^ als 



366 Begister des ersten 

Kolonisten bei Muting II 57^ in Schensi 
U 2Uf. 

Niugt8ch6u (Kiangsi), Teedistrikt 1101, 

Ningyuea (südl. Mandschurei) 1 258, 2&Il 
Ningjuen fu (S»' tachwan) 1 360i 37L 

II 264. 274, 277. 284. 287. 292. 321. 
NLppou, Siidkiiste I ßff. 
N in k an- Schlucht am oberen YangtazS 

II 340. 

NintBchwaog siehe Yingtsz^ koa. 
NiveauTerschiebnng in Liantang 
I22Ü. 

Nudeln ans Weizenmehl 1 533 ; aus Hafer- 
mehl n 1^ 

»Nymphe' (Hausboot) I 75 f., Leben 
an Bord 1 93» 135. 

Obstban, Fmchtbäume im allgemeinen 
1 15i 61i 163i IM. ^ 439, 467, 
525. 527, 541, U 115. 173. 179. 191. 
195, 23ii 25L 32Sff., 3Mf. 

Obsthaadel I 2^ 525, U 1 1 7, 124i 

Öffentliche Arbeiten in China I ]50i 
mf., U 240. 

Ül-Oewächse: Tung-Baum I 313. 320. 
aSfif., 359i 383f., n 13, 19. 28. 233. 
2iL 244, 248, 313i 31S, 329f., 3Mj 
336. 338; Camellla sassanqna (Tee-Öl- 
Strauch) 1 320, 384 ; keine Oliven 1 329. 

Öl-Herstellung I 21^ 454; von der 
Tung-NuB I 315, 320i 338i 359, 383, 
II 212, 32L 338 : von Camellia »assan- 
qua (Tee-Öl?) 1 320, 384; aus Senf 
und Hanf H m. 

Opium, Allgemeine Bemerkungen I 219. 
221. 244. 439, 454, 468. 485. 518, 
527, 535, 538, 541, 564 ff., II 154, 156, 
162, 174, 322, m aafL — siehe auch 
Mohn, Anbau. 

Opiumrauchen, Laster des — 1 147. 
IhL 219i 244, 260 f., 302. 490. 509. 
564 ff., n 169, 174, 213; Regienings- 
niaßnahmen gegen — 1 566. H 185, IVAO; 
Opiumessen II 174 ; Frauen als Opium- 
raucher I 244. 



und sweiten Bandes. 

Orange, Anbau I 328. 350. II 205, 232» 
217. 328. 330f., 336j Mandarin-Oran- 
ge von Han tschang fu II 239, 251 ; 
Kuli-Orange von Amoy U 328. 

Orthoceratiten-Platten als Schirme 
1415. 

Pagoden. Bestimmung der, I 126. 579, 
U 59. 

Pagodenbauten, hervorragende, I 59. 

68. 105. 107. 126.137. 217; bei Peking 

1 276 ; achtstöckige bei F6n liang 1310, 

II 43i Siangta-Pag. II 45j dreizehn- 

Btöcklge bei Sa' tax' wo Ii Ifil und 

Sz'pa n laL 
Pahw^imiau, Tempel und Kohlenfeld 

II 9fl, 94 ff. 
Paiföngling (Paß, TschekUng) U 37. 
Pai hÖ (Tschili): Barre I Ui Fahrt aof 

dem — I lAff. 
Pai h Ö (Hönan-Hup^) I 428 f., 437. 
Paischuling (Paß im Tien tai schan) 

U laf., 22. 
Palmen (Chamaerops) I 29L292, II 2^ 
Pa miau -Schlucht (Pe klang) I 3^ 
Pampelmusl 292. 
PanpicDscban (Bz* tschwan) II 2Ma 
Pa pai 7 au, Stamm der, I 399 f. 
Pa pien schan am YangtszS I 9fi. 
Papier, Fabrikation I 25, 102, lfl2i 518, 

H52. 166. im 
Pa tau hö (Liautnng) I 2Mi 243. 
Patunghsien am YangtszS II 340. 
Pauhwaschan - Kloster bei Tsching- 

kiangn aOff. 
Pau ki h sie Q (Schensi) II20(L22flf., 212. 
Pa u n i n g f u (Sz* tschwan) II 232. 
Pan ngan tsch6u amSangkanhöHlISt 

118. 128. 

PautotschAuam Hwanghö II 122± 
Pau tschöng (Schensi) U 23£, 238i 212, 
P e k i a n g (Kwangtung) I 349 ff. 
Peking: Erster Eindruck I 18; Lage und 
Anlage 121; Mauern 22; Sternwarte 23; 
Europäische Gesellschaft 24; Atisflüj^e 
in die Umgcbxmg 224 ff.; Aufenthalt 



Register des ersten 

1870 573 — 586; Aufenthalt 1871 
U 108f. 

Pela-Blattläuse als Wachserzeuger II 

312f., aifi. 

Pela schu (Pela-Baum) II 3l2i 318, 331. 
Pe ta lu U 329. 

Petroleum, VorkommeD II 327. 
Petunse (Paitnntsxg) = Porzollaoerde 

I 304. 319, 323. 
Pfeffer, roter, U 156i 
Pferde: Mongolenpforde II 233 f., 280; 

Ponies von Sa' tschwan II 233. 280. 
Pferdehandel in Kihsien I 545; in 

Tschang ko'r II lA^ 
Pillars, East- u. West-, am Yangtszfi 

I 126. 

IHnehon, Bischof in Tscböngtufu II 233 ff., 
268,2fi9- 

Ping tlng tsch6a, Kohlengebiet in 
Schansi I 549 ff., 557, n lfi5. 

Ping tu (Schantung) I 122i 125. 

P i n g y a n g f n (Schansi) 1 485, 506, 516 f., 
535, n IM. 

Pitajin (Pinel) H 196. 198 ff. 

Pi tszS wo (Liautung) I 219j 220f., 224- 

Pochwerke I ULSlOf. 

Porphyr in Tschokiang I4L 52 f., 327 ff., 

II lü, 33^ 45. — Porphyr-Schlucht 
von Lutszl- I 221 f., Mli U ü — 
Porphyr-Gebirge in Liautung 1 240; 
in Nordost-Tschili I 271. 

Porzellanerde, Herkunft: Kauling 
I 309 f. ; Matsun I 310i Yükan I 310; 
Kimönn 319 f. — siehe auch Petunse. 

Porzellan -Industrie in Kingtöschönn 
I 304i 308; norkunft des Materials 
1 308 ff. ; Pochwerke bei F6uliangl 310. 

Po schan hsien (Schantung) 1 181, 184 ff. 

Possjet (Possiett) 1 139i210f. 

Pottasche, Gewinnung II 152f., 18.*). 

Po y an g - See I 97i 391; Winterhesnch 
IlQiff.; Besuch imFruhherbstI2S6flr. 

Priester, buddhistische: auf Putiu 
1 47f.; in Schansi I 504; Priesterzög- 
ling vom Tien tai II 13i iüf. ; im Tign- 
tai-Tempel U 20 f., 23 f.; im TiSnmu- 



nud zweiten Bandes. 367 

schan II fiüff. — Lama-Priestor 1 2^0, 

II 160, lafi. — Tao-Priostor im Hwa- 

schan H !12f. 
PümpeRy, Raph., 129. 130. 132. 471. Ul 10. 

115. 128. 134. 141. m 
P u 8 a (Tsching pu sa), der Schiffergötze 

1 327, 382, n aafi. 

Pu t6u (Tftchekiang) II 52. 

Put6n -Insel (Tschusan) 146 f.; Klöster 

auf — 1 42. 
Pu t8ch6u am Hwanghö II mf., 203 f. 
Pu tsöen (Kohlenfeld, Schantung) 1 179 f. 

C^uecksilber in Kw^itschöu II 325; 

Gruben in Kai tsch6u II 334 f. 
Quenzan fu = Singanfu II 912- 

R ap 8, Anbau, 1 359, 388, 424, 454, U 288. 

2aif., 3I& a3üf.,a3fi. 

Bassenverrat er. Europäische, in China 

I 68, 70, 576f. 
Bäu eher stöckchen, Fabrikation I III; 

— als Opfergaben I 5(L III- 
Bebellionen und Räuberumvesen: Tai- 

ping-B, 1 14, 54 f.. 71. 83. 184. 308. 
■AÄlf., 441, 522, II43, 50ff., 103 f., 
20Läl2. — Nienf<Si-R. I 170. 172. 
Ifilf., 523, 1I2Q2. — Mohamme- 
daner-B. in Scbensi u. Kansu 1465, 
488, 513, 548, H 197 f., 200 ff., 204^ 
2Qfif., 21_L 2iQf. — B. in Yünnan 
1 343; in Hönau I 469, 488 f., 511f.; 
in Tschekiangü i£f. 

V. Rehfues, Deutscher Gesandter I 581 ff. 

Beis, Anbau 1 37. 45. 95. 115. 122. 
137. 313. 320. 330. 331. 350, 355. 359. 
378. .388, 479, U 9^ 13, 28, 33, C4, 
76,125il73jl79, 185, lUÖ, 228, 239. 
241. 246. 251. 288, 2':)!. 295, 297. 331. 

— Beißmühion I 323. — Beis-Tribut 
n 1 00. — Verfälschung II 100. — siehe 
auch Terrassen-Anbau. 

Beisen, Allgemeines über — in China 
lfilf.,124,140,156il58il88fM 198 f., 
314. aailf.. 325 f., 548, H 2 f., 83, 102» 
140. 149. 281. 326. 334. 



SGB 



R«^ster des ersten und zweiten Bandes. 



Reisen, Technik des — : Ansrüstung, Ver- 
proyiantierung, Gepäck, Quartiere 1 
159. 2Ü1 f., 21L 344i 346x 435 f., 442, 
544, II lif.. 23 f., 14Ü. — Küche des 
Roisendon l 2QÄ f., 25L 2fiL 33^ 532, 
11 32i 55i 

Reiseabenteuer, gefährliche: in Pu- 
tsub'n I IIS f.; in KingtoscbÖnn 
1 304—307 ; in Itschang u. Tschönn- 
tscböu I äfi^fT., am Luihu I ^ff., 
II 18iSÖ f.; Begepnung^ mit den 8traßen- 
rinbem bei Vuug king hsien II iülLältL 

Reisebegleiter 1 iL 43, 76f. 86f., 
IMi 164i II 2« 109, 299i (Hwang) 
301 f., 342l (T»chönn) 360 ff., 417; 
Turuf 465 ff. — siehe auch Splingaert 
nnd Boys. 

Rcisepläne, Allgemeines über — I 26. 
2af., 35, 42, 06^ mf.. Üflf., ML 
343. 34ßff.. 417 f., 585 f.. U 1 ff., IM f., 
140, 22J f., 26L 278 f.. 284. 321 f. 

Reiseunfälle 1 240, U 113f. 

Rhabarber, Anbau II 208. 263. 289. 338; 
als Jlandelsprodukt 1 490, II 208, 2fi2. 

Rhixiaus, Anbau I 250. 22fl. 

Rime, Pater, U 257 ff., 268. 

Rindvieh in China: Rind Viehherden I 
354. 439; Rindäeischgenuß verboten 
I 404 f.; Büffel I 354, 439, K 252; 
Miichreichtum der mongolischen Kühe 
U 1.38. 

Rochechouart, Comte, 1 429, 433, II 122. 

159. 164. l£fi. 
Kor/er, Pater, II 62» 

„Salamis", Fahrt der — auf dem YangtaasS 

I 139,411. 
S alz und Salzhandel 1 320, 352i 37L 519, 

538, 557, II 42. 185. 190. 296, 331. 

— Salzmonopol, BabskontroUe I 352, 

519f., II 83, 185. 188, 190, m — 

Salzschmnggel u. Schmuggelsalz 1 349. 

35L II ISOiSäL 
Salzaus witterang auf alten Seeböden 

n 151, 166. 189. 195, 203, 
Salzgewinnung: am FönnbÖ I 519f.t 



538, II ISli am Sangkanhö II I5h 
bei Fanglan tschönn II lC>f> ; am Yen- 
tsclii (Lutaun)II 189f ', tiudwerkeam 
Minkiaog II 31 6 f. ; bei Sz'liutsing 
II 327 : Salzbrunnen am YangtszS 
II 328, 33L aaä; Sudwerk bei Ytin- 
yang II 232 f. 

Salzmarsch am Liau hö 1 2 LS. 

Sämereien chinesischer Blutenpflanzen 

laasf., u m 

Sandstürme 1 169, iMi 456, 474, III 18. 
San Francisco I l^II 342 Anm. 
Sang hö (Sangtschi) (Ttchekiang) U 42 f. 
Sang hu> Berg, Kohlenflöz am YangtszS 

Sangkanhö (Schansi) U 118f.. 143. 
IM f. 

San miau- Stamm bei Yotscb6a I 412f. 
San mönn-Bai II liL 
San mu ling (Pa6, Tschcktang) II 
Sanachuihsien (Kwangtuug) I 349. 
San tiau hÖ (Schansi) I 524 f. 
Santöuping am YangtssS II 340. 
Scha hö (Uönan) I 446. 
SchanAlin (Koreanisches Greuzgeb.) 

I 24if. 

Schanghai: Ankunft I 12^ Leben und 
Gesch-^ftslage I 12^ Rückkehr I 137, 
284, II 3, 101 ; leteter Aufenthalt 
U Mlff. 

Schan hai kwan 1 267f 

Schansi (Provinz) 1 492-555, II 14.S-192, 
151 6 f., 538 f.; Geologische« I 493 f., 
503, 506 f., 516 f., 541. 

Schansi -Leute : Charakter 1 520, II 155; 
Ursachen ihres Wohlstandes I 538 f., 

II 124 ; — als Minenfachleute I 299^ 
— als Bankiers u. Handelsleute 1 538 f , 

n 155, m. 

Schantung(Provinz)II3, 29, 140i Land 

und Leute I 163—196, 2M. 
Schaschiam YangtszS 1 410, 423. 
Schau hing fu (Tschekiang) I 54, 309, 

U7. 

Schau po am Großen Kanal 1 149 f., I^f. 
Schau tsch6u fu am P^kiang I 355 ff. 



Register dee enstoa nnä «weiten Bandes. 



.3(19 



Bcbajangtschönn (Hnp^) I 423. 
8 c h e a 8 L( Provinz) 1 430, n 133 ff. ; Frucht- 
barkeit II 2Q7 f.; Bildung der Ebene von 

— n2fl2f. 

8chen8i(TT»g8tnhl)I28, 32, IIL 
Schibartai (südliche Mongolei) U 125« 

Schiebkarren als Transportmittel 1 1 56, 

SchihwangH (Tsinschihwangti), Kaiser 

U21L_219,241f. 
S'eAt A:tir«i,Chinesi8eherKaufmann in Loping 

I 295 f. 

Schi ling (Paß, Schansi) II lfi7. 

Schimon ose ki- Straße I LL 

ßchliek, österreichischer Konsul in Schang- 
hai U 346i Mi 

Schneeberge in Nord-China II 160f., 
225, 222. 

Schö ki tschönn, Handelsplatz in Hö- 
nau I 431 f., 452. 462, 545. 

SchünnyangtschÖnn = Mukden. 

Schu king (Urkunden* Sammlung) I 412, 
U 211}f., 21L 

Schulwesen, Chinesisches: Schulen I 
15a f., 217i UnhersitätAn I SSß f., 393 f., 
395 f.; Kandidaten - Versammlungen 
I 243] 393 ff., II 267; Examinationen 

I 243, 398. 

Schun ngan h s i S n (Tschekiang) 1 325 f. 
Schuyuan( ,,Büeherg:arten''),Chine«ische 

Gelehrteuschulo 1 386 f.; Yoluschu- 

juan 393 ff. 
Schwang liu hsien(Ss't8chwan)n287. 
Schwefelsäure, Herstellung O 333. 
Schweine u. Schweinesncht in China 

II 233. MIL 33il Wildschweine 1 122, 
11 Tfi, 74, 93, 97, 2iL 

Seen: siehe Sihu, Tai hu, Kauyuhu, 
Poyanghu, Tungtinghu, Yentsohi 
(äak&ee von Ln tsun) u. a. ; ehemalige 
Seebecken I 243i 517, 526, 537, 557, 
U 59. 163. 189. 195. 209. 224. 
Seetang als Nahrungsmittel I 12^ 
Seiden. Seidensucht 1 60i 182, 273, 328, 
443 f., 467, 508. 518, U 3L mf-, 

Richüiofeit. TtgobOcbcr, IL Baad. 



289. 312, 3Ui aifi. — vom (wilden) 
Eichen-Seidenwurm I 182, 22]L 2^ 
237, 443 f. — 8. auch Maulbeer-Pflan- 
Eungen. 

Setdenbandel. Seiden -Hengs II 275. 
286. Slfi. 

Seidenstoffe u. Seiden wirk ereien : in 
Fan tschöng 1 429 ; in Lu sch&n 1 446 f.; 
in Tsutschiau (Sz'tichwan) II 2Mf. 

S«n, Kapitän. 1 411 f. 

Senf. Anbau II lS3i IM. UL 

Sia n pr k 5 a n K (Runan) 1 385. 891, 410. 

Siangling (F&fi. Sz'tschwan) n 300, 
311. 

Siangsianghö (Hunan) 1388. 
S i a n g t a n (Hunan) I 384, 388 ff., 430. 
Slang yan g fu am Han I 428. 
Sian fu-Tal (ScLaiitung) I 181, 183 f. 
Sian hau schan am Yangtssä I 115. 
Siau ku schan (In8elimYangt«zS)1 113f. 
8 i a u k w a n (Ss' tschwan ) 11 297, m 
Sienscbangs als sprachkundige Keise- 

begleiler 1 37, 63, 465ff. 
8i fan, unabhängige Stämme der, II 263, 

274. 276 f.. 302. 
Sihu (See) 1 57 ff., 330; SommerschloS 

Kaiser Kanghi's I 58i 33L 
S i k a w e i , Jesuitenstation I 12. 1 33. 
Silber -Vorkommen: in HÖnan I 455; 

Silberers in Yiinnan u. Kwtitschöa 

U 324* 

Siliangscbanam YangtssS I 126. 
Si ngan f u 1 157. 430. 457 f., 464, U 198i 

204 ff.. 21B ; als Handelszentrale II 206, 

214; Arsenal II 212. 
SingleTree.Hill(Sisia8chaii)I73,128, 

USSff. 

Bin min tun (südl. Mandschurei) I 251. 
Siaagan-Fluß (Tschekiang) 1 320 ff., 326, 

II 42i4iL 
Sin tai (Schantung) l 169. 
S i a t auj Stromschnelle im Yangtszd II 340. 
Sin tschang hsien (Tschekiang) II 15, 

22i2fi. 

Sin tschöu (Schansi) II 153. 167, 124. 
8 i n t n k 6 u , Stromschnelle II 32iL 



370 



RegUtor des enton 



and iweiten Bandes. 



Siaiascban (Single Tree-Hill) I 73. 128. 

II ÖS ff. 

Si B u ] ing (Paß, Liauttmg) I 22^. 

8iu hö (Kiangsl) 1 lüL 

Sin ninghsiön (Nganhwdl) I 321. 

Si wan tsKg (Nord-TschiU) II 116, 122 f., 

12.5 f.. ISfif. 
Siyingtszg (Mongolei) U 123^ 12^ 

L12f., 135. ISS). Ua. 
Scliii do sa (Schneeloch • Tempel) siehe 

Snowy Valley. 
Sknlpturwerke u. Ornamentik, altchi- 

neslBche, 1 21 f., 190, 22a f., 459, 537, 

II 194. 265. 
Snowy Valley bei Ningpo U 9ff. 
Sorghum siebe Kaullang. 
Speckstein, Schnitxereien aus, 1 193. 
Splingaert, Paul (Dolmetscher) 1 Ifif., 88, 

155. 17fi. 200. 221 f.. 27.3. 284. 294. 

2Mi 3M, 317, MIU 345, Möf-, 392, 

417, 461, 521 f., 550f., II 3, 39 f., 5L 

78, 80, 32, 109, 122i IMf.. 170, 206, 

256, 225 f., 285i 299i Sül U 345 f. 
Sprachstudien v. R.'8 im Chinesischen 

139, fii 

Städte u. Stadtanlagen, Allgemeine Be- 
merkungen 165, lli9, 117, lÄl f., n 254, 

Steatit siehe Speckstein. 
Steinschleiferei: in Poscban I 188; 

in Tschang tien 1 lfi2> 
Stillingia sebifera (Talgbaum) 1291, 

302. .^38. II 13. 19, 26, 28, 33, 37, 65. 

Strawshoe - Channel bei Nanking I 
128. 

Strohwaron, Fabrikation in Ping yang 
I 518. 

Stromschnellen: im Tschang kiang 1 
311; im Sin ngan I 324 ; im Wu schui 
1 afiif. ; im oberen Yangtszg II 326. 
33C.f.. 340. 

Suen bwa i'u (Nord-Tschili) II LI äff. 

Suifu (SUtsch6ufn) (Sz'tschwan) 1 418, 
U 27L 285, aiif.. SlSf., 322 f., 326, 
322- 



S u i y e n (Si yen), Tabak aus Kansu U 22^. 
Song pan ting(Sx' tschwan) II 2G3. 274. 

Sungschan (Hönau) 1 454 ff., 466 f., 493. 

Sutscht'infn (Kiangsu) 1 62^ Arsenal 1 ^ 
äiitscböufa siehe äui fu. 
S ü t s u n . Jesuiten-Mlssionsstation II 21 ff. 
Swinhoe, Roh., 1 134i H 6, 8. 
Sycee (Mock-Sycee), Opfersilber 1 327. 
8 ■ ' 1 i u t s i n g (S»'t«chwan) II 326 f. 
Sa'schnikäu, Fähre über den U wanghö 
1474 f. 

8 8 ' t s c h w a n ( ProTin«) U 242, 243— 838 ; 
Klima II 222; Charakter der Bevölke- 
rung n 252 f., 2ßüf.. 33ii Herkunft 
der Berölkerung II 278; Geschichte 
der Prorins II 267; Unabhängige 
Stämme U 274, 22fifM 294, 298 f.. 
307,324- 

Tabak, Anbau 1 184. 273, 291, 359. .388. 

492, 518, 527, U 19. 156. 185 ff.. 195, 

225. 239, 246, aäL 
Tabakhandel O 183^ IMi 3!4i Kansu- 

Tabak, Suiyen 11 223. 
Ta hau schan am YangtssS 1 115, 117. 
Tabwaschan (Großer Blumenberg) 1 

mf. 

Taifun- Beobachtung auf dem Pasifiachen 
Ozean I 2- 

Tai hang schan, Gebirgsrand von Schan- 
si 1 475, 479. 481, 493, 549, 558. 

Tai hn(8ep)fKtang8u)I60,125. 1186.95. 
Tai hwa ( Rljabarbur) l 4^0, U 208, 263. 
289,m 

Tai ku h 8 i ü n (Schansi) 1 543. 545. Ul 74. 
176. 

Tainganfu (Schantung) 1 169 f. 
Tai ngan schan (Tschiii) II llOff. 
Tai ngö seh an • Insel I 43f. 
Taiping- Rebellion und ihre VerwQKtOn- 

gen 1 14, .54, 57, IL M.. 184, 308. 

aaif., 441, 522, U 43, 50 ff., 103 f., 

207. 211. 236, m 
Taipingfuam Vangtszi:' 1 126. 
Tai ping- Kanal (Dunau) I 410, 423. 



Register des eraten und sweiten Bandes. 



an 



Tai scban (Schantung) I I69f. 

Tai t ach 6 u (Nord-Schanu) II IM. 

Tait*ung, Kaiser 1 458. 

Tai tszS hö (südliche Mandschurei) 1241, 

Taijueu fa (Schaiwi) 1 517, 535, H 150, 
153. 169 flf., 176i Ebene von — 1 537 ff., 
541. 

Ta kian sx' bei Peking I 276f. 
Takinschan = Großer Ooldberg (bei 

Hank6u) 1415. 
T a k u - Fort» Iii, 575, .583. 
Ta kn scban (Insel im Yangtsz^) I 105f., 

Taknschan (Hoher Einsiedlorberg) (LI- 

autung) 1219. 226 f. 
Takutang (Poyang-See) 1 106i HOf. 

Ta kwan (Yünnan) II 322. 
Ta licn wan (Liantnog) I 212. 
Ta Ii f o (Yünnan) II 264. 278. 284. 321. 
Ta ling hö (südliche Mandschiirti) 1254 f. 
Tan {T-Djrnastie, Kaiser der, 1 457 f., 
U 212. 

Tang hö (Flofi in Hönan-Hupd) 1 431. 
T a n g h ö (Fluß in Liautung) 1 239, 242^ 
T a n g b ö k 6 o am Han (Hup^) 1 428. 
Tangyüö t8ch(4 u (Momein) 11 261.279, 

2841321. 
Ta ning fn (Sz'tschwan) II 337 f. 
Tan kiang (Hönan) 1430 ff. 
Tao-Priesterim Hwaschan II 92 f. 
Tapaischan (Schensi) II 225 f., 229, 

Ta pa scban, Oebirg8sj8tem(Sz'tschwan) 
II 245. 

Ta siang ling(Pa8, Ss'tschwan) II 300, 

Tatschangszö (Tempel mit der Großen 

Glocke) 1 235. 
Tatsien lu (Sz'tschwan) n 26L 268. 

276. 294. 296. 314. 
Tatnng (am Yangtszö) 1 77, 120, 123. 

n 69, 75, la. 
Ta tung fo (Nord-8chansi) U 122 f., 140. 

143, Ufif. 



Ta tnng- Schichten siehe Terrassen- 
Bildungen am Yangtsz^. 

Tayang bö (Uantung)1226f. [1303. 

Ta yuSn ti (Großes Chutental) in Kiangsi 

Tee, Allgemeines überSorten, Straßen des 
Toehandels und Teemirkte 1 lOÜf., 

120, 285» 31G, 322, 223f., 371. II 23. 
44 f.; Brick-(/iegeI-)Tee U 153. 185. 
263. 290. 294. 296. 311. 

— Anbau 1 105, 313, 331i 415, II 28, 

33, 34 f., 65, 294. 2%. .318. SSL 

— Genuß in China II LL 32. 319. 532. 
TeehanseriaiiL 496. 532, II U. 
Tempel, hervorragende: HimmeUtompel 

in Peking 1 24i in Ningpo 1 .38 ; 
Putou 147; Huk6u 1 98 f., 105i LLi"- 
föng tszg 1110; Pan t*z& ki miau 1 1 23 ; 
auf dem Single Tree-Hill bei Nanking 
1 1 28, II 88] Lao miau bei Mukden 1 :49; 
am Lwanhö 1 272; Tatschung szS (Pe- 
king) 1 225; am Yü tsilen schan 1 22fi; 
Ta kiau sz' 1 276; am Po yaag-See 1 288; 
am Yolu schan 1 393 ; bei Lungmönn 
1458 ff., Mondbergtnmpel bei Tsiog- 
hwa 1 484 ; bei Pi lo sz' 1 504 ; Schansi 
als Land der Tempel 1 522 ; im Snowy 
Valley 11 10 ff.; Hwatingsz' U20ff.; 
im Tien mu schan U üD ff. ; Tempelbau 
am Kin schan II 83; Pau hwaschan 
11 90 ff.; im Wutaisclian II 158 f., 
l^f.; am llwa schau II 194; Paima- 
kwan bei Tschöngtufu 11 253 ; Wu- 
hoBi' bei Tschöngtufu 11 286: Pe ti- 
tschin bei Kw^itsch6ufu II 339. 

Tempelgebirge bei Peking 1 276— 281. 

Terrassen - Bildungen am Yangtszü 1 89, 

121. 126. 138i II 25 f., ÜL 
Terrassen-Anbau 133i 60, 8L ?ii 

187.365. 377. 445, 11 51, 126, 248.330. 
T h ea t e r in China 1 188, 261_, 265 f. 
Thermen und Bäder von Tang schal 

U94f. 

„Thetis", Ostasiatische Espedition 1 210. 
Tibet 11 242f., 263, 268i 276, 290, 292i 

294 f. ; tibetanische Tributgesandt- 

schaftU 242f., 225i 

24* 



372 



Register des ersten and zweiten Bandes. 



1 

Tiemönnkwan (am Hwang bö) 1 175. 
Tienmönnhsien (Hopö) I 422. 
TiÖQ oiu schan, Gebirge I 316i 330. 

U 49. 52 ff. 
Til^ntaibsien (Tscheklang) II 21fM 26f., 

ai. 

Tientaiscban (Tscbekiang) U 4. ü, 

la ff., 25, aar. 

TientsinI 15] 575; als Handelszentrum 
I 463 f.; Massakre von — I 573 ff. 

Tierbeilkunde in Cbina U lG4ff. 

T i g e r : in Nord-China 1 228 f., 238 ; in Süd- 
China 1 351 f., U 2Mi 

Ti hwa- Wurzel als Medizin I 489. 
* Ting hai (Tschusan) 141. 

Tischlerleim als Handelsware II 185. 
229. 222 ; Herstellung U 2iSL 

Toba (Owari-Bucht) (Japan) I L 

Tong bu (See) 140. 

Töng tscböu fu (Schantang) I 32. 

Töpferei u. Tonwareu-JLudustrie I 186f., 
2-41. 303. 492. 552. 

Tsai tse schan (Sz' tscbwan) II .^17. 

Tsau rh, Anbau U 25L — siebe 

auch Zizyphns. 

Tsau tajin, Befehlshaber in Schensi II 201, 
203 ff. 

Tschai tang (TschÜi) II 110, 112, 114ff. 
Tscbam^i ha(Camelliasassanqua),Tee- 

Ül-Strauch I 384. 
Tschang kiaköu (Kaigan) U 116, 11^ 

122ff., I3ßi 153. [U 152. 

Tschangkia tschönn (Nord-Schansi) 
Tscbangkiuhsien (Schanttinpr) I 180. 
Tschang lan tschönn (ÖchausiJ I542f.; 

Antiquitätenhandel in — 1 543, II 12g. 
Tschangmau tszS (Taiping - Kcbellen) 

II2LL 

Tschaug pai seh an (Koreanisches Qren>- 

gobirge) I 245 f. 
Tflcbang scha fu (Hunan) I392ff.,401. 
Tschangschan, Berg u. Stadt (Schan- 

tung) I 181, m 
Tschang tö fu (Hunan) 1410. 
Tschan kiang (Kiangsi) 1303, 309ff., 

314i3iaf. 



Tschau hwa (Sz'tschwan) II 246 f. 
Tschautien (Sz* tscbwan) II 245i 
Tscbekiang (Prorinz) 135—60, 325— 

340,n 1— 65,3fif. 
Tscbifu 1 13ff., 26 ff., 178, 181.190. 194. 

19fif.,19L210i212; OoldfieberI30ff., 

194, m. 

Tschili (Pronnz) 1 14—25, 2B8— 281, 

II 108—125. 
Tsching kiang am YangtszSIGe, laiff.: 

Leben in — I U6 f.. 284. 11 82. lÜL 
Tschö ling, Paß I ;^G3. lill f. 
Tscböngbsien (Tscbekiang) H 1 5, 33f.t 

32. 

Tschöng ting fu (Tschili) 1557. 

Tscböngtufu (8z' tscbwan) 1538, 547 f., 
U 223, 253i 2^ 33 1 f. ; Aufenthalt in — 
II 256 — 286; als Handelszentrum 
U2fi3. 

Ttchönn, der Schurke I 360^ 363, 225 ff-, 

376. 380. 389. 
Tschönn tscb6u (Hunan) I 360. 372 f. 
Tschönn tscb&n fu (Hönan) 1 462. 
Tsch6ukiak6u, Handelsplatz (Hönan) 

1462. 

TstfAu (Sienscbang) I 3L £3. 
TachU (Offizier) I 390, 392. 
Tschunghwa, Name für China I 22. 
315.438. 

Tschung king fn (Sz'tschwan) 1139, 
II 2bL 3Ma '-^U 332 f., 335. 

Tschung kwo, „Reich der Mitte" L22. 

Tschung schan bei Nanking 171. II 88 f. 

Tschusan-Archipel I 42ff.; politische 
Bedeutung 1 44 f. 

Tscbusan, Insel I 44 ff. 

Teengkwofan, Vizekönig ron Tschili 
1577 f. 

Tsien tang kiang (Tscbekiang) I5fi, 100, 

285. 318. 32ilff., liSn, JJLÜ., 40, tli 
Tsi nan fu (Schantung) 1 155, 157, 172 ff.. 

1>0'>. 

Tsiu^' hwa tschönn (Hönau) 1479, 483, 

486 f., 492,544, 558. 
Tsing kiang pu am altenHw&ngbö 1 147, 

155. 



Register des ersten und Kweiten Bandes. 



Taing ko liog (Pafi, Schansi) II I£If. 
Tsin ling schan U 228, 2Mff. 
Tsin ling-Straße U 229ffM U2L. 
Tiing tschöu fu (Schantung) 1 180, 122, 
Tsin hö (Schansi) I506f., 510 f., 520. 
Teokungpau, Befehlshaber in Kansn 

U 200 ff.. 212. -215, 221. 
TsötBchän (ächansi) 1 486, 497, 503, 

513,541,643,549. [1294 f. 

Tsun, Chinesischer Kaufmann in Loping 
Tsnngming, Insel u. Stadt, Yangtn^ 

Mündung I 13fi. 
Tss' pai schan (Schensi) II 22^ 
Tsz' tung hsien (Ss'tschwan) II 250 f., 

T\tng, Mandarin als Sien schang I 465 ff., 

479, 484, 486 f., 430 f. 
Tang hö (Nganbwei) ILÜHS. 
Tnag hö (Schensi) U 2aaf. 
Tung hö (Ss'tschwan) U 324. 
Tnngkwan, Festung am H wanghÖ-Knie 

I 464, 476, 485, II 122 f., IM. 
Tung kwan-Enge II 192. 210 f. 
Tungkwo schan am YangtesS 1 120 f. 
Tungliangscban am YangtszS I 12fL 
T u n g 1 i n (am YangtszS) I LLL 
T u n g 1 o - Gebirge (Kwangtung) I 363 f. 
Tungluhsicnam Tsien tang II i2i 47 ff. 
Tungschu (Tung- Baum), Nüsse u. Öl 

I 313, m m M9. 383f., II 13, 19, 

28. 233. 241. 244. 248. 818. 318. 

a23f., ML 336iaüÜ. 
Tung ting, Insel im Taihu I fiL 
Tung ting- See I 82, fiSi 401, 408. 
Tung tschäu am Paihö 1 1& 
Tung Yang amNanking-QebirgeI190.S4. 
T u n g 7 a n g h ö (Tschekiang) II Ml 3fi ff., 

TuDgjanghstcn (Tschekiang) II 
2S, 33 ff., 38i Schinken von — U 42. 

Tungyangtschönn am YangtssS 1119. 

Tun ki tflchünn (Nganhw^i) 1322. 

Tusche, Chinesische, in Siuning I 321; 
rot« TnschsteJne von Hanpien II 1 66 

T u B i 1 i n g (l'afl, Öchansi) 1 546, 548. 

Tu tBchangh8icnamPoyang-SeoI288. 



Cborkohl enschichten II 1B2. 

Überschwemmungen: am Paihö 1 17^ 
am Yangtazg I 84i 284f.; am QroBen 
Kanal I 153 f.; am Hwanghö I 175, 
285. 476 f.; am TaUnghö 1254 ff.; am 
Han kiang I 424f. ; Sommerfluten in 
Nord-China 1 254i 266i H L 108; 
Grofie Flut zur Zeit des Kaisers Vau 
n 202 ; bei Tschau hwa in Sz' tschwan 
U 246; bei Kw^i tsch6u f.i U 338f. 

Universitäten, Chinesische, I 243. 
386 f., 393 ff., 398. 

Vegetation, Vernichtung der, I 88f., 
167 f., IMx lfiL207i Folgen: I 254, 
266. 561. 

Vogetations - Beobachtungen u. 
-Schilderungen I SSx lüx 51, Ulf., 
115. 182. 196. 216. 226. 238. 289. 
292 f., 303. 315. II 35, 62, 90 f., 103i 
233 f., 235i 252, m 225 f., m 

Verliest, Pater, U 135, HÜ- 

Verbrecher-Tribut in Tunglu II 48 f. 

Verkehr, Allgemeines : siehe auch Handel 
u. Handels- u. Verkehrsstraßen. Land- 
u. Wassertransporti 443, 557 ; Schlech- 
ter Zu stund der Land-Kommunikations- 
mittel l 18. 39. 94. 16.3. 165. 169 f. 

19S, m 2fi9, 2V4, 27S, 555, 
562 ff., n 230 f., 235 f., 247 f.; Ver- 
schwendung tierischer Kraft im — 

I 563 f. ; TrägerUsten II aii. 
Verkehrswege: Landverkehr : alt« 

Kaiserstrafien I 168, IM, 263 f., 319. 
551; alte Straße durch den Tsin ling 

II 230 f., 235 f. — Wasserverkehr : 1 17j 
Sicherheitsstationen 1 86, IM; Schlep- 
pen 1 147 ; Umschlagplätze I 423; 
Kanäle I 54, G2; siehe auch Großer 
(Kaiser-) Kanal. 

Verkehrseinrichtungen: Verkehrs- 
bureaus I Sßfif., 375f., 433 f., U 5. 
— Wirtshäuser 1 32, lÜL ^ 
3iaf., 223, 442, U 2afif., 293i im Löß 
1 523. — Teehäuser und Restaurants 
1 319, 496, 532, U U, 5£, 2Ä4 f., 232. 



374 Regster de« ersten und zweiten Bandes. 



— Knngkwan's (Maultier - Stationen) 
II 253 f., 2Sfi. 

Verkehrsmittel: Landverkehr: Schen- 
si's I 28i 32j m Schiebkarren 1 156, 
II aS ; Karren I l&i ; Reisen im Karren 
1 198 ff.; Lastwagen in Liautung 1 222 ; 
Stähle in Kiangsi 1 300 ; Scbiebkarren 
in Kiangsi 1 300 f. ; Wagen Ton Lu- 
schan I 449; Wagen in Schansi I 531 ; 
Maultiere als Reittiere I 544 ; Achsen- 
wechsel in Scbikia 1 54r>; La!«ttiere in 
Scheust II 233 f. — Wasaerverkebr: 
Reisen im Boot, Vorteile und Nachteile 
I 02 ; Hausboote I 75; Überlandtrans- 
porte von Booten I 54i Fähren I 56; 
Mandarinbootff I 147.344; Dschunken 
1 147, 212 ; Reinlichkeit an Bord 1 148 ; 
Kohlenschiffe in Hunan 1 377; Ma jang- 
tschwan I 398 f., 419. 

Vfrlindtn, Pater, H 122. 136. 141. 143. 

Versteinerungen I 90] 95j bei KautszS 
(im Kohlenschiefer) I 132, U lOli bei 
Loptng 1 298; im Kalkstein bei 
Tschönn tschou I 372; im Kohlen- 
schiefer bei Tankiu 1 378, 381 ; Ortho- 
ceratiten I 415; im Koblenkalk bei 
Sehipatswi I 550; im Linscban II 99; 
Dikotjledonon - Blätter am Tsching- 
schan II 141 ; an der Wutingkwan- 
Straße II 243, 2fil ; Brachiopoden von 
Takwan II 323 f. 

FtnfOt, Pater, II 332 f. 

Vogelwelt Chinas I 122, 15L 409, 504, 
510, U 195i 226, 22Sf., 223; Cormo- 
rane I 833; Mandarin • Enten 

I 312 f., 32L -l^Mi Eisvögel 1 360; 
Reiher II 195, 22fi; rot« Enten II 22fi f. 

Vulkanische Tätigkeit, Spuren von 

— Vnlkankuppen bei Nanking 1 128 ff., 

II S2; Vulkankegel in Schantungl 189. 
192 ; vulkanisches Gestein bei Tai- 
ngan 1456; in der Mongole! EL 122 f. 

Wachs von der Pe la-Laus II 265, 312f., 

aifi. 



Waiseninsel, GroBe, siehe Taku schan. 
Waiseninsel, Kleine. si«he Sian ku schan. 
Wang kiaying am alten UwaaghÖ I 155, 

157, IIS. 
WasserfälleliLU 11 f. 
Wassermühlen I III, 310, 323. 556, 

n 173, 179, IMi 22L 24L 
Wegema ße (U) 1 21h. m 530. 
Weidebenntzung, roangnlhafte I 46, 

6L 122, 168, 18L 439. U LL 
Weidegrnnd, Kaiserlicher, in der süd- 
lichen Mandschurei I 2M. 
W^l hö (Scbantung) 1 122. 
W^ i h ö (Schensi) U 194i 2Ü2 f , 224i 221f. 
W^ihslön (Scbantung) I 169, 190ff.; 

Kohlenfeld von — I m f. 
Wei hw^i fu (Hönan) 1463. 
W e i n b a u n. Traubonhandel 1 LL 6L 27L 

329, 508, U LLZf., 124, HL 
W4iningtsch6u (Kw^itsch^u), Bilber- 

gruben II 324. 
Weiß als Trauerfarbe l lüi 
Weißkohl (Paitsai) H 119, IfiS. 
Weümann, Missionar I 505, 550. 
WfUs WiUianuf 1 459. 
WUhney, J. D. 1 1, H 1^ 
Wildboar -Range siehe Tongkwo schau. 
WiüiatMon, A., englischer Missionar I IS^ 

24, 165, IMi 242. 520, 534, 536. 556. 
Witwen-Monumente I I90i H 180, 

186. 2fi5x 

Wohl tat igke its-Einrichtungon 
I 408; Teehäuser als — II 14. 

Wu hu amYangt8»6IIL 125, H 79, SL 

Wn i-Gebirge 1 101. U 23. 

Wn ning (Teedistrikt, Kiangsi) I lüL 

Wu schan- Schlucht am YangtssS II 340. 

Wu schul, Fluß in Kwang^tung 1 355. 359. 

Wu tai bsiön (Schansi) II 163 ff. 

Wutai schan, Gebirge II 144, 152, 154 ff., 
157 ff., 162. 196 f. 

Wutingkwan-Paß (Schensi) 11241, 243; 
Sage vom — II 2ilf. 

Wu tlng schan (YUnnan) II 322. 

Wu tschang fu 178,83. 

Wu tschöng (Kiangsi) I 107 f. 



Register des ersten nod Eweiten Bandes. 



375 



Yfn tsch6n am Sikiang I 347, 2^ 
Wn tung tschiau, Salzwerke II 317. 
Wu Wang am Taientanfj I 328, 330. 
Wuyuenbaien (Teedi^trikt in Ngan- 
hw^I) I 101. 285. 291. 322. 

Ya hu (Sa'tschwan) n 291. Sllf.. aii. 
Yalu klang 1219, 22fi f., 22iL 
Yang hr. (Liaiitung) 1 2ÜL 
Yanghö(Hanhu) inTscMli H 119, U2f. 

Y an g h o (TschUi) 1 270 ff. 
Yangkwöitsx^ (Schimpfwort) I 88. 

112. HG. 155. 16.3. 285, 327. 350. 
496, 520, 550. — Erwiderung: Tsun- 
tsz£ (Jüngster Sohn) I 550. 

Yang Hu-Gebirpro (Sdiantong) 1 121L 

Yang pn siehe Fretudwaren. 

Yang tsch6a fa I UH. 

Yangtssv als Verkehrs- und Handel- 
Btra&e 178, 8ßf., 139i Schiffbarkeit 
des oberen — 1 139 f.; Wechselnder 
Wasserstand I 79, Mi §61 414 f., 420, 
II 337. 3Bd. — Stromschnellen im 
oberen — II S2fi» aSfif., Mü. 

YangtsxSkiang, bei Nanking 172; Fahrt 
von Hanköu nach TscUingkiang I 24. 
bis 131, S^ff- ; Mündungsgebiet I 135 f. 

Yatsch6ufu (Sz'tschwan) II 2C3i 
277. 292 f., aiL 

Yaakiang(Kiangsi)l 107, 109,2911 

Yautschöufu (Kiangsi) 1 103, 107f., 

Yauyin, Stamm der, 1399 f. 
Yenmünnkwan (Schansi) II 152 f. 
Yen tschi, Salzsee (Schansi) II 188 f. 
Yentschöufu am Tsientang 1 326i 
II 45 ff. 

Ving tszö kou (LiantungU 2 12. 215.237. 
211 f., 2hL 

Y i n i n g , Teedistrikt (Kiangsi) 1 101. 
Yin kiang kian (Tscbekiangl 1 41. II 8 f. 
Yin schan (Silberinsel) I Li^ II 
YokohamaI3ff. 

Y o k 6 u (YokiakAu) (Hup4) 1 421 f. 
Yolu schan, Berg (Hunan) I .392ff.; 

Universität am — 1 393 ff., U 21hs 



Yotsch6afu (Hunon) 1 85, 408, 410 ff.. 
II 215, 

Yä, Minister u. später Kaiser I 413f., 531, 
U21iL 

Ynen kiang (Hunan) I 409 f. 
Yuen mingyuen bei Peking 1 2Zfi. 
Ynen schan (Schantung) I Iftfl- 
Yuen schaa bei Si ylug tazh II 142 f. 

Y Q h 8 u (Schansi) 1 .549, .55 1 . 557, II 129. 

Y ü k n n g , Buch I 83, 432, 437, 463, 478, 

481,531. 

Yungkinghsicn (Sz'tschwan) II •>9B, 

Yungping fu (Tschili) 1 210, 269, 21L 

Y ü ttna n (Provinz) ü 332. 

YUn t8chöng(Latsun) (Schans )II 187 ff. 
Yün yang am YangtszS II 337 f. 
Yü-Stein (Nephrit) I 26fi, U 2fi2. 
Y(i tai am Taihangschan I 491 ff. 
Yü ting (Nganhwdi) I 31fi, 320f. 
Yü tsai schan (Hönau) 1 454, 466f. 
Yü t8ch6u (HÖnan) 1 431 f. 
Yü tsien hsien (Tschekiang) II 52, 
63ifi^ 

Ziegelstein, Fabrikation 1 303, .Ml , 
Ziegeltee (Brick-Tea) H 18^ 2<i3 ; 

Handel nach Tibet 11 263, 290i 294. 

296iaLL 

Zizjphus (Chinesische Dattel) I 541 f., 

II 16L 122, 19L 251i 322, 330f. — 

sielie auch Tsau rh. 
Zollstationen im Binnenverkehr 1 10.5; 

IO61 llfl, 28L 349, 384, 556. U Ifiö. 
Zoologische Beobachtungen I 132. 161. 

221 f., 228 f., 22s, 332 f., Ü22. 53.251. 

2aif., 312 f. 
Zacker • Früchte aus Schansi I 542; 

Fruchtsaft- Papier aus Kansu II 124: 

getrocknete ]?>üchte von Cham! II 214.; 

Zuckeräpfel von Kiang tsin II 330. 
Zuckerrohr, Anbau 1 2aif., 350, 359j 

II 2^ 

Zuknnfts-Äussichten u. Pläne, Persön- 
liche 1 140f., 282 f., 340f.. H 105ff., 
149. 3A3ff. 



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