Be 2) —
es -
_ 600036856W
Srundriß
Raturlehre
— — — —
von
Fried rich Albrecht Carl Gren,
Profeſſor zu Halle.
BIBL.D,PHARM.GESEL
Mit funfzehn Rupfertafeln.
Deitte gauz umgearbeitete Auflage.
alle,
bey Hemmerde und Schwetſchke.
‚1797-
Au e —*
— —
— — —— — 6 —
*
J
—
— —
—8
Grundriß
der
Raturlehre
von
Friedrich Albrecht Carl Gren,
Profeſſor zu Halle.
BIBL.D,PHARM.GESELS.
Mit funfzehn Kupfertafeln.
Dritte gaus umgearbeitete Auflage.
ö— — —— —— — —
Halle,
bey Hemmerde und Schwetſchke.
..,. 1797.
widmet
dieſes Lehrbuch
FR: —
einen oͤffenthlichen Bemeis
A & —
fein e'r \
Hochachtung und Freundfchaft
der Verfaffer.
— **
Borrede.
D. Fortfchritte, welche die Erperimentalnas
turlehre feit der erften , und felbft feit der zwey⸗
ten, Ausgabe dieſes Buchs gemacht hat; die
Entdeckung vieler neuen Thatſachen in dieſem
Zeitraume; die Berichtigung mehrerer Lehren,
und die Menge neuer Anſichten, zu welchen in
dem Gebiete dieſer Wiſſenſchaft der vereinigte
Fleiß fo vieler Naturforfcher ded in: und Aus⸗
landes Gelegenheit gegeben: hat, 5 machte es mir
zur Pflicht, dieſe Ausgabe ganz umzuarbeiten,
° Die Beränderungen, die ſie dadurch erlitten hat,
- find pon der Befchaffenheit, daB ſie als ein ganz
neues Werk angefehen werden kann. Es wäre
keines weges genug gemefen, neue Entdeckungen
bloß in Anmerkungen hier und da einzuſchalten;
es
vs | Dorrede,
es mußten Altere, nicht weiter Haltbare, Theo⸗
rien ganz aufgeopfert, viele Lehrmeinungen
ganz umgearbeiter werden, wodurch, Denn Form
"und Materie des Buchs durchaus eine Veraͤnde⸗
tung erhtt. Ich habe feinen Fleiß geipart, um
das Werk in Hinficht der Materien fo vollitäns
dig ald möglich zu machen, und eine Leberficht
alles Wiffenswürdigen in dem Gebiete der Na⸗
turlehre zu geben; und ic) darf mir fchmeicheln,
darin feinem meiner Borgänger nachzuftehen. |
Die neue Ordnung, in welcher ich die einzelnen
Lehren geftellt Habe, gewährt nicht nur eine nas
türliche Berfnüpfung derfeiben, fondern erleiche
tert auch die Ueberſicht des Ganzen, welches bey
der Menge von Thatſachen gewiß ein nothwendi⸗
ges Erforderniß if. Kenner werden übrigens
bald finden, daß ich nicht Bloß das Alte und Neue
gefammelt Habe, fondern daß viele Säbe mir ei
genthuͤmlich zugehören.
Der erfte Theil, melcher die allgemeine
Naturlehre enthält, Hat fehr beträchtliche Abs
änderungen und Zufäge. Im erften Haupt
ſtuͤcke deſſelben trage ich die metaphyſiſche Nas
turlehre vor, die mit Recht den übrigen Theilen
| der
DBorrede, vii
der Phyſik vorangehen muß. Es iſt in der That
unverzeihlich, die Aufklaͤrungen, welche die kri⸗
tiſche Philoſophie hier verſchafft hat, zu ignori⸗
ren. Die Gruͤnde derſelben fuͤr das dynamiſche
und gegen das atomiſtiſche Syſtem beſtimmten
meine Ueberzeugung fuͤr das erſtere; doch trage
ich auch das letztere zugleich vor. Ich habe in
dieſem Abſchnitte ganz auf Kants metaphyfi—⸗
ſche Anfangsgruͤnde der Naturwiſſenſchaft
gebauet; ich brauchte aber nicht die Ordnung zu
befolgen, wie er bey der erſten Begruͤndung ſei⸗
nes Syſtems thun mußte, naͤmlich den Begriff
der Materie nach den Momenten der Kategorien
durchzufuͤhren. Die ganze reine Bewegungs⸗
lehre gehoͤrt mit Recht zu dieſem Abſchnitte, da
ſie die Materie bloß als beweglich, ohne andere
empiriſche Eigenſchaften derſelben, zum Grunde
legt. Die Behauptungen, welche der ſel. Geh⸗
ler gegen die Saͤtze von Traͤgheit, Maſſe und
Widerſtand gemacht Hat, gründen ſich auf ei⸗
nen bloßen Mißverftand, der freylich fehr allges
mein if. Ich Habe ed für unnöthig gehalten,
mich auf eine detaillirte Widerlegung derſel⸗
ben, die mir fehr leicht geworden ſeyn wuͤrde,
ein:
vHI Vorrede.
einzulaſſen. Unbefangene Kenner werden ſehr
leicht ſelbſt entſcheiden koͤnnen; und fuͤr dieſe iſt
Das, mas ich beym $. 62. geſagt habe, hinlaͤng⸗
lich, ihr Urtheil zu beitimmen, Im zweyten
Hauptſtuͤcke handle ich von den Grundſtoffen
der Koͤrper, die wir durch die neuere Chemie
kennen, freylich nur vorerſt im Allgemeinen;
und dann von den Formen, worin ung Die Mas
serien unierer Welt ericheinen. Ich leite diefe
Formen von: den verichiedenen wechſelſeitigen
Verhaͤltniſſen der beyden Grundkräfte der Mater
rie bey dem fpecifiich verfchiedenen Arten derfel:
benab. Die £ehre von der Kryſtalliſation fand
bier ihren Platz. Die mannigfaltigen Phänos
mene der Cohaͤrenz ftehen ebenfalls damit im
Zuſammenhange, die wied rum auf die Lehr
‚ zen von den chemifchen DBerwandtfchaften
führen. Die chemitche Auflöfung ift fein gerin-
ger Beweis für das dynamiſche Syſtem. Um
eines neuern Sophiſten in der phnfifchen Chemie
willen, haͤtte ich wohl näher darauf hinzeigen fols -
len, (ob es gleich von felbft aus dem Gefagten
fließt,) daß die Kraft, welche das Anhängen li⸗
quider Materien an feite bewirkt, von der, wel:
che
DVorrede 1X
he die Aufloͤſung fefter in liquiden hervorbringt,
nur dem Grade nach verichieden if. Im eritern
Falle namlich ift die Anziehung zwifchen den
Theilen des feften-und liquiden Stoffes nur groͤ⸗
ßer, als zwiſchen den Theilen des letztern allein;
im andern Falle iſt ſie hingegen groͤßer, als die
Summe der refpectiven Anziehungen zwiſchen
den Theilen des liquiden Stoffes unter fich, ;
und zwiſchen den Theilen des feſten Stoffes un:
ter ſich. Im dritten Hauprftücke Handle ich
Die Phänomene der Schwere im Allaemei:
nen ad, die alle Körper, in fo fern fie ſchwer
find, und ohne Ruͤckſicht auf ihre Form, ob fie
naͤmlich feft, liquid oder erpanfibel find, jeigen.
Dahin gehört die Lehre vom freyen Falle, vom
Falle auf der fchiefen Ebene, von den Penvel:
fchmwingungen, von der Wurfbewegung, von
der. Centralbewegung ſchwerer Körper. Das
vierte Hauptftüc enthält die Phänomene
ſchwerer fefter Körper, und begreift die Lehre
vom Schwerpuncte fefter Körper, vom Gieich-
gemwichte derfelben, und von ihrem Stoße. Im
fünften Hauptftücke find die Phänomene
schwerer linuider Körper vorgetragen; oder
es
x Borrede.
es enthaͤlt den hydroſtatiſchen Theil der Natur⸗
lehre. Die Tabelle uͤber die eigenthuͤmlichen
Gewichte (S. 242.) habe ich fo vollſtaͤndig als
möglich zu machen geſucht. Das fechste -
Hauptſtuͤck, von den Phänomenen fehwerer
erpanfibeler Flüffigfeiten, ift ganz neu hinzuges
kommen. In den vorigen Ausgaben waren Die
ehren vom Drucke der Luft, der von ihrer
Schwere und ihrer Elafticität abhängt, in der
befondern Naturlehre, unter dem Abfchnitte von
der Luft, abgehandelt worden; allein die Gelege
des Druckes und Gleichgewichts der atmofphäris
fchen Luft kommen allen ſchweren erpanfibelen
Flüfigkeiten, allen Gasarten und Dämpfen, zu.
Sie gehören alfo in die allgemeine Naturlehre,
indem man das Wort: Luft, bier im generis
ſchen Sinne nehmen fann, Der Abfchnitt von
der Luft fällt in der befondern Naturlehre nun
weg; denn die Lehre von der Gasbildung im All⸗
gemeinen, und von dem Einfluffe der Wärme auf
Elafticität der Luft, ift beym Märmeftoffe abges
handelt; die Unterſuchungen über die fpecififche
Natur der einzelnen Gasarten aber find zerſtreuet
Dep | der Betrachtung der ponderabelen einfachen
Stoffe,
Borrede. x1
Stoffe, die ihre refpeetiven Grundlagen ausma⸗
chen, im zweyten Theile angeitellt worden. Ein
Syſtem der Naturlehre foll ja fein Wörterbuch
Derfelben feyn. Die £ehren vom Schalfe und
Zone, die fonft auch in der befondern Naturlehre,
und zwar bey dem Artikel: Luft, ftanden, ma⸗
chen jest in der allgemeinen Naturlehre das fie;
bente Hauptſtuͤck, das die Schwingungsbes
wegungen fchallender und klingender Körper
begreift. Die Euft ift nicht der einzige, urs
fprünglich fchallende Körper, ob fie gleich ein
gemeines Fortpflanzungsmictel des Schalles iſt.
Die eigenthümlichen Schwingungsbewegungen
beym Schalle und Klange kommen allen contracs
tilen und elaftifchen Körpern zu; fie gehören folg-
lich für die allgemeine Naturlehre, Ich habe‘
Diefem Abfchnitte das Wichtigfte aus den vor:
trefflichen Chladni ſchen Erfahrungen uͤber die
Schwingungsknoten und Klangfiguren ein:
verleibt.
Der zweyte Theil oder die beſondere Na⸗
turlehre hat im Ganzen noch betraͤchtlichere Um⸗
aͤnderungen erlitten, als der erſtere. Er iſt bloß
der Unterſuchung der ſperifiſch verſchiedenen ein⸗
fachen
xii Vorrede.
fachen Stoffe und ihrer Verhaͤltniſſe unter eins
ander, gewidmet. Der erfte Abſchnitt Handelt
vom Wärmettoffe. Er hat durchaus beträchtlis
che Zufäße und nähere Beftimmungen erhalten.
Sch habe es nicht fir nöthig geachtet, auf das,
was Herr Scherer neuertich gegen das Daſeyn
eines materiellen Waͤrmeſtoffes vorgebracht hat,
Nückficht zu nehmen. Ein gemiffer Grad von
Stepticismus iſt zwar der Miffenfchaft vortheils
haitz aber der Pyrrhonismus ift der Tod aller’
wahren Naturforfehung. Das zweyte Haupt
ftück begreift das Licht. Die photomerriichen
Unterfuchungen ded Herrn Grafen von Rum—
ford, die neuen Entdecfungen in der Anatomie
des Auges, find gehörigen Orts eingefchaltet,
und die Gründe, worauf die Einrichtung achro⸗
matifchet Fernroͤhre beruhet, mehr entwickelt
worden. Ganz neu find die nähern Unterſu⸗
chungen über die Mifchung und Entwicelung
des Lichts und feine Verbindung mit Wärme:
ftoff. Bey unparteyifchen und mahrheitslieben»
den Forfchern, die auf die Sache und nicht auf
Namen fehen, brauche ich mich wohl nicht zu
entſchuldigen, Daß ich nach Herrn Richter hier
| | noch
Vorrede. XII
noch den Namen: Brennftoff, brauche... Diejes
nigen aber, welche Namen und Sache als alte
fränfifch und deshalb verwerfen, weil es neu
fraͤnkiſche Chemiſten von Anfehen thun, werden
ſich vielleicht beruhigen, wenn ich ihnen fage,
daß das Syſtem, welches ich befolge, noch
neuer iſt, als das neufränfifhe. Im dritten.
Hauprftüce find die ſchweren einfachen Stof
fe, ihre Verbindungen und wechſelſeitigen Ber:
hältniffe abgehandelt. Diefer Adfchnitt enthält
die ganze phyſiſche Chemie. Ich eröffne die Un—
terfuchungen darüber mit der. Eehre vom Wer:
Brennen, und fege dadurch, diefen Abfchnitt mit
den vorigen in genauen Zufammenhang. Das
vorige Spftem der Chemie habe ich ganz aufge:
geben; man wird jest alle Thatjachen des anti-
phlogiftuchen Syſtems zum Grunde gelegt fin- .
den, dejjen Luͤcken aber durch die neue Cehre vom
DBrennftoffe ergänzt find. Das vierte Haupte
ſtuͤck, von der electrifchen Materie, iſt ganz
umgearbeitet., Die Gründe, welche ich $ 1315.
angeruhrt habe, haben mich für das Franklini⸗
ſche Syſtem beſtimmt, das ich in den vorigen
Ausgaben nur kurz berührt hatte, Judeſſen ha:
| be
XV. Borrede,
be ich die Erflärungen aller Hauptfächlichen Phaͤ⸗
nomene der Electricität auch nach dem dualiſti⸗
fehen Spfteme vollitändig mitgerheilt. Die Er:
fheinungen der fo genannten rhierifchen Electricis
tät habe ich jest jo umitändlich vorgetragen, als
es der Zweck ded Buche erlaubte. Sie find nuns
mehr durch die fcharffinnigen Linterfuchungen
des Herrn Dolta, mie ich glaube, völlig aufges
Part, und für die Lehre von der Electricität kein
geringer Zuwachs. Meine Theorie über die
Natur und das Weſen der electrifchen Materie
empfehle ich den Kennern vorzüglich zur Prüs
fung und nähern Beurtheilung; ich bitte aber
Daben auf den Zufammenhang derfelben mit der
Theorie von der Natur des Lichts im zweyten
Abichnitte die nöthige MNückficht zu nehmen. Im
fünften Hauptftücfe, von der magnetifchen
‚ Materie, find die feit der legtern Ausgabe mie
bekannt gewordenen neuen Entdecfungen nachges
tragen; dagegen ift feine Theorie des Magnes
tismus beygefuͤgt worden, weil jede befannte
unzulaͤnglich ift, und jede neue hinzugefommene
Thatfache jede vorige Theorie bisher umgeftos .
Ben bat.
| Han
Vorrede. xXꝛv
Man wird den letzten Abſchnitt der vorigen
Ausgaben in dieſer ganz vermiſſen; allein ich ha⸗
be mir vorgenommen, in einem beſondern Ban⸗
de die ſpecielle Betrachtung unſeres Erdkoͤrpers
in aſtronomiſcher, geologiſcher und meteorologi⸗
ſcher Beziehung naͤher abzuhandeln. Bey den
Fortſchritten, welche die Experimentalwiſſen⸗
ſchaften gluͤcklicher Weiſe machen, wird ihr Um⸗
fang immer groͤßer; aber es darf der Wiſſen⸗
ſchaft wohl vicht zum Vorwurfe gereichen, daß
zu ihrem, einiger Maßen vollſtaͤndigen, Lehrvor⸗
trage der halbjährige Eurfus nun nicht mehr hin⸗
reichend bleibt. |
Uebrigens habe ich mich bemühet, in meis
nem Buche die Mittelftraße zwiſchen einem kur⸗
zen aphoriftikhen Bortrage und einem ausfuͤhr⸗
Jichen Discours zu halten, die nöthigen Verſuche
mit Deutlicjfeit zu befchreiben, die Erklärungen
mit Beſtimmtheit zu geben, und befonderd die
Geſetze, wornac die Wirkungen gefchehen, her⸗
auszuheben. Da, wo ber compendiarifrhe
Zweck des Buchs feine nähere Befchreibung der
Werkzeuge und Werfuche verftattete, habe ich
Die nöthigen litteraͤriſchen Nochweiſungen gege⸗
ben.
xvi Vorrede.
ben. Ueberall wird man mein Beſtreben, dem
Werke mehrere Vollkommenheit zu verſchaffen,
bey Vergleichung mit der letztern Ausgabe wahr⸗
nehmen. koͤnnen. Halle, den gten May 1797.
F. A. G. Gren.
Druck—⸗ und Schreibfehler.
Beite: 241 ). 3, Zeile 3 und 4 ftatt einander lies gegen einander |
©. 44 3.17 ft. Zeiten 1. Geſchwindigkeiten.
S..49, $.80, 3.8 fl. Qualität I. Quantität. | Ä j
S. 64, 3.4 ft. AB-I. Ab.. > 3
S. 78, 4. 122, 8.9 ft. torpfbar I, troplöäe
©: 267, .3.8.f. längern I. kuͤrzern
S. 232, 3. 8 ſt. CB 3u CE I, CE gu CB.
.&.531, 3.ı ft. aus der Luft I. aus dem Blafe in die Luft
&.656, $.1033, 3.2 fl. antiphlogiftifchen- l. phlogiftifchen
Grundriß
ber
Naturlehre.
Einleitung.
. 1
MT arır heißt der Inbegriff der Kräfte eines Dinges,
Rob. Boyle tr. de ipfa natura, five libe‘a in receptam
natarae notionem disquilitio. Genev. 1688. 4. und in
der lateimifchen leberfegung feiner Operum, eb. |
Eontt verftebt man auch. unter dem Worte, Natur, die erfte
Grunduriab der Erfheinungen in der Welt, oder die hers
»rbringende Urfah der Dinge uud ihrer Wirfunaen,
und darauf beiiehen fich die Ausdrüde: die Natur bringt
bervor, die Natur thut dies und jenes, m. ſ. w. Dies war
die ‚Vatura naturans der Scholatifer gerner braucht
man dus Wort, Yıatur, auc für den Inbegriff aler mates
riellen Dinge , oder gleichbedeutend mit dem Worte, Welt;
und darauf beziehen fich die Redensarten: Man trifft in
der ganzen Yıatur dies und das nicht an, u. d. m. m
dıefen SEinne iſt ed dıe Natura naturata der Scholaſtiker.
natuͤtlich, Fünftlıch, unnatuͤrlich (praeter naturam ), wider
narürlıch (contra naturam ), und wunderbar. Bedeutung
| und Unterfhieb diefer Worte,
6. 2. Zersft nennen wir jede Urfach der Veräns
krung des Zuftandes eines Dinges oder der Dinge,
3. Für uns ift feine andere Veränderung des
Yuftandes der Dinge gedenfbar, als die ihr raͤum—⸗
| Ihes Verhaͤltniß betrifft; folglich find Kräfte Urs
ſichen der Aenderung des räumlichen Verhäftniffes
dr Dinge, entweder unter einander oder in ihren
4 | Theilenz
*
3
+
!
a. Einleitung, | J
Theilen; oder mit andern Worten, Kraft iſt,
Bewegung hervorbringt, oder hemmt.
6. 4. Naturwiſſenſchaft oder Naturlehre (Phy
fica), im weitlaͤufigſten Sinne des Worts, iſt dem
nach die Wiffenfchaft von. den Urfachen der Berän
derung des Zuftandes der Dinge. Wir fchränfer
fie indeſſen nur auf Gegenftände der äußern Sinng
oder auf materielle Dinge ein,
‚85. .MWir nennen die Veränderungen, die fid
in Anſehung des Zuftandes,der Dinge der Sinner
welt zutragen, Naturbegebenheiten oder Erfeheh
nungen (Phaenomena). Die Urfachen derfelben auf,
zuſuchen und anzugeben, ift eben der Zweck der Natur
lehre ($. 4.).
$. 6. Dieſe rationelle Naturlehre ſetzt die hiſto
riſche voraus, welche die Aufzaͤhlung der Gegenſtaͤnd
der Sinnenwelt zum Zweck hat, die weſentlichen Kenn |
zeichen, durch welche ſich die natürlichen Körper von
einander unterfcheiden, angiebt, und ſich mit ihrer |
fuftematifchen Kfaffification beſchaͤftigt. Man nen
die Ichtere, Lrarurgefchichte (Hiftoria naturalis),
und unterfcheidet fie noch von der GBefchichte der -
Natur, welche die Veränderungen, die unfere Sin—
nenwelt erlitten hat, erzählt, wovon wir aber nur
Bruchſtüuͤcke beſitzen.
Man ſchraͤnkt, * des wytlaͤufigen Umkanges, die Nas
turichre nur auf die fogenannte todte Natur ein, mit
‚Ausichluß der Phänomene des Lebens organiſcher Körpers
die man ın der Phyſiolegie abhandelt.
$. 7. Die Naturlehre erkläre die Naturbege?
benheicen (5. 5.), wenn fie die ° Urfachen derſelben
le
$. 8.
*
Einleitung. 3
$. 8. Beh dieſen Entwickelungen der Urſachen
von den Naturbegebenheiten kommt fie endlich auf
ſolche zurück, die: nicht mehr Ein Gegenſtand unferer
ſinnlichen Wahrnehmung ſind, und die daher außer
den Graͤnzen unſerer Erkenntniß liegen. Sie muß bey
dieſen Urſachen, als Grundkraͤfren, ſtehen bleiben,
wo; fie Die Schranfen unſerer Erfahrungserkennt⸗
niß berechtigen. Von diefen feßten -Urfachen kennen
wir nur die Wirkungen, nicht die wirkende Urſach am
fi. Alle Speculationen. und alles Dogmatiſiren
über diefe feßten Grundurfachen hat die Wiſſenſchaft
nicht im mindeften gefördert; und wenn es auch.gleich
möglich, und ſogar auch wahrscheinlich feyn möchte,
daß die, welche wir für Grundurfachen halten, noch
iammengefeßt ſeyn fönnen, fo müffen wir uns doch
bey ihnen beruhigen, fo fange ung zu ihrer Serglieder
rung alle Erfahrung verläßt.
Dos Auffteigen des Waſſers in dem Etiefel ber ——
it eine. Naturbegebenheit (nach f. 5.). Sie wird erklaͤrt
dur den Druck der Luft; denn in dieſem fieat der zus
reibende Grund diefer Veränderung. Die Luft ſelbſt aber
druͤkt durch die Schwere ihrer Theile, und die Felge dies
fer Schwere, oder die Schwerkraft, liegt außer den Graͤn⸗
zen! unferer finnlihen Wabrmebmung. Mir bleiben dar
ber bey ihr, als einer Grundurſach, oder einer Grundkraft
fteben , deren Wirkung wir nur erfahreny-die wir aber an
* ſelbſt nicht erkennen koͤnnen.
Alle Naturbegebenheiten — nach ge⸗
— vu nabaͤnderlichen Regeln in der Koͤrperwelt,
und die Wirkungen erfolgen immer auf einerley Art,
wenn fih die Körper in einerley Umftänden befinden.
Die Beſtimmungen dieſes beftandigerf Erfolge, der
Wirkungen bey Körpern unter einerfen Umftänden
nennt man Naturgeſetze (Leges naturae). Sie ſind
A2 freylich
——
4 Einleitung:
feeplich nur Folgerungen, welche wie ans den Wire
kungen der Körper. ziehen, oder Geſetze, welche mir
in die Körperwele eintragen. Nur die Wirfungen
find- in dee Natur, die Geſetze dazu fegt unfer Vers
fand hinein. Die Kenntniß diefer Naturgefege. ift
indeſſen für uns von der größeften Wichtigkeit und
vom größeften Nußen. Sie verfchaffen uns eine all
gemeinere Ueberficht der Phänomene, bringen Einheit
im unfere Vorftellungen, und befehren ung von dem,
was gefchehen Fann und wird, oder nicht wird, wenn
dieſe oder jene Umftände eintreten. Indeſſen muß
man zugeben, daß, wenn man die Ntaturbegebenhei:
ten auf allgemeinere Maturgefege zurücdführt, dies
noch nicht diefelben erklären ($. 7. ) heißt; oder daß
Kenntniß der Maturgefege noch nicht Kenntniß aus
Urfachen ift.. Beide thun aber auch einander feinen
Eintrag, und es bleibt dem ohngeadhtet wahr, daß
die Kenntniß der Gefeße der Natur mehr werth ift,
als Erflärungen aus Hppothefen, und daß wir in
fehr ‚vielen Fällen beffer hun, uns erft um diefe Ge-
ſetze zu befümmern, ehe wir es wagen dürfen, nad)
den Urfachen zu forfchen. Der Nugen der Kenntniß
der Naturgeſetze fließt aus ihrer Allgemeinheit und
Beftändigfeit.
Als Benfpiele zur Erläuterung dienen hier: die Zeit des Traͤch⸗
»$igfenns der Thierez; das Geſetz der Brechung des Lichts;
das Verbältnifi, das hierbey zwiſchen dem Sinne des Eins
fallswintels, und dem des gebrochenen Winfels Statt findet
das Gefeh des Falies der ſchweren Korper im leeren Mits
tel; das hydroſtatiſche Geſetz; das Reflexionsgeſetz; das
Gefetz des Anziehens ungleichnamıger Pole des Magnets 3
des Abftopens gleihmamiger Polc.deffelben, u. d. m.
Bepfpiele des. Nutzens für die Ausübung geben: die Anwens
dung des Geſetzes der Leitung der electrifchen Materie zu
Einleitune 5
Gewitterableitern; die Anwendung der Kenntni
wandtchaftsgeiene in der Chemie, u. a. s . er
$. 10. Ben den Erflärungen der Naturbegebens
beiten erforfcht die Naturlehre die Urfachen derfelben,
welche den Grund von jenen in fich enthalten, auf
eine doppelte Weile, teils durch Erfahruntggen (Ex-
perientiä), theils durch Jolgerungen und Oernunfe:
Kblüffe (Ratiocinio), die fie aus den ee
jieht. |
6. 11. Erfahrungen ($. 10.) heifen bie Wehe⸗
nehmungen der Veränderungen an ven Materien un:
ferer Welt durch unfere Sinne. Mir laffen hiebey
bie Dinge entweder in dem Zuftande, morin fie fich
ohne unfer Zuthun befinden, und dann heißt die Er:
fahrung eine Beobachtung oder Bemerkung (Obfer-
yatio); oder wir verändern dabey worſetzlich ihren Zu:
ſtand, und laſſen fie bey veränderten Umſtaͤnden an⸗
dere Wirfungen äußern, die fie für fich felbft nicht
hervorgebracht haben wuͤrden; in biefem Fall nennt
man die Erfahrung einen Verſuch ( Experimentum).
4. 12. Durch Verſuche lernen wir. AWirfungen
ımd Kräfte der Dinge fennen, die wir durch bloße
Beobachtungen wielleicht nie würden wahrgenommen
haben, und dringen durd) fie tiefer in die Natur der
Körper ein. Sie verleiten aber auch, zumal wenn
fie fehr verwickelt find, viel leichter zu Irrthuͤmern als
bloße Beobachtungen. Mangel an Beobachtungen
macht Berfuche nothwendig; aber die Verſuche müffen
auch auf Beobachtungen zuräcführen, wenn fie alle
Phänomene unter einander verbinden, und die allge:
| Ä meinften
j
6. Einleitung -
meinſten Urſachen entwiceln follen. Ben manchen
Dingen ift die Erfahrung durch Verſuche unmöglich.
6. 13. Die Mittel, dutch welche wir Erfah⸗
zungen anftellen, und die Veränderungen mit den
Sinnen wahrnehmen, oder der Unvollfommenheit
unferer Sinne zu Hülfe fommen, heißen Werkzeuge,
Inſtrumente. Man begreift fie zufammen unter
dem Damen des pbyfifchen Apparate (Suppellex
phyfica). Einfachheit, Genauigkeit und Reinlichkeit
ſind nothwendige Erforderniſſe derſelben.
$: 14. Zur Anſtellung der Erfahrung wird eine
gute DBefchaffenheit der Sinnorgane, die Anwendung
‚mehrerer Sinne (wenn fie Statt haben kann), Auf:
merkfamfeit auf alle Umftände, um nichts zu überfes
ben, die firengfte Genanigfeit, Vorſicht, Mangel
an Vorurtheil, Unpartenlichkeit, und endlich Vollfom;
menheit der Merfzeuge erfordert. Die Abänderung
ber Berfuche.ift von dem groͤßten Nutzen, und a
uns defio ficherer vor Serthümern.
$. 15. Bloße Erfahrungen fönnen feinen Nutzen
haben, wenn nicht Folgerungen und Schlüfle au“ die
Natur des unterfuchten oder mahrgenommenen Ges
genftandes daraus hergeleitet werden können. . Der
Naturforſcher muß daher auch aus den Erfahrun⸗
gen, die über die Dinge angeftellt worden find, durch
sichtige Schlüffe die Natur der Körper beftinnmen
und die Urfachen der Raturbegebenheiten entwickeln;
dann uber auch feine Folgerungen durch Verſuche und
de auch unter abgeanderten Umftänden,
T zu
I)
Einleitung Si 7
zu Beftätigen fuchen. Er muß zuerft die Kräfte ver
Stoffe analytiſch erforfchen, und dann aus ihrer
Verbindung unter einander ſynthetiſch die Folgerun:
gen machen, die zur Erklärung der Veränderungen
und der Naturbegebenheiten dienen, - Er verdient den
Namen eines Naturphiloſophen, wenn er ben den
Erflärungen der mannigfaltigen Naturbegebenheiten
fie bis auf die letzten Grundurſachen zurückfuͤhren
kann.
Franc. Bac. de — de interpretatione naturae; in ſei⸗
nen Operibus. Lipſ. 1694. fol. ©. 264 ff. Torb. Berg-
mann deindagando vero; in feinen Opusc. phy/.-chemic.
Vol.1. Holm. et Lipl. 1779. 8. im Inzroitu. »!. Sennebier
X Vart d’obferver. à Geneve 1775. T. I. u Die Kunft
zu beobabten, von J. Sennebier, a. d. Fr. von Gmelin,
feip;. 1776. T. 1.11, 8. Carrard art @’ oblerver. a Am-
fterdam 1777: :
$. 16. Die Erflärungen, die weder auf Er-
fahtungen, noch auf richtigen Vernunftfchlüffen bes
ruben, dürfen fchlechterdings nicht Statt finden. Da
wir aber ben den Erflärungen der Naturbegebenheiten
nicht immer die wirfenden Urfachen finnlich mahrneh:
men und unterfichen fönnen, fo höthigt ung in die:
fem Zalle die Befriedigung des-Bedürfniffes unferes
Geiſies, eine Urſache im Voraus anzımehmen, aus
der wir die beobachteten Wirkungen folgern, Dieſe
Frflärungsart heißt Die byporbetifche, und iſt der
%
caregorifchen entgegengejeßt, wo-man auf ſiunlich zu
erweiſende Urſachen zuruͤckgeht.
4. 17. Nur der Mißbrauch der Eike iſt
verwerflich; der gehörige und kluge Gebrauch derſel⸗
ber iſt oft nuͤtzlich. Sie geben nicht ſelten Gelegen-
beit. zu neuen und abgeanderten Verſuchen, und bies
ten
8 Einleitung.
ten alfo Stoff zur Erweiterung unferer Kenntniß und
zur Erforſchung der Eigenfchaften der Körper dar;
und es ift nicht zu leugnen, daß fie felbft zur Erfin⸗
dung der Wahrheit, und zur Vervollfommnung dee
Naturlehre beygetragen haben. Nur muf man bey
der hydothetiſchen Erflärungsart zugeftehen, daß fie
nichts weiter, als hypothetiſch iſt.
$. 18. Eine Hypotheſe muß, wenn fie zur, Er⸗
Härung zugelaffen werden fol, auf Verfuchen oder
Beobachtungen beruhen, zur vollftändigen und uns
gezwungenen Erflärung der Naturbegebenheiten hin⸗
reichen, und keinem andern ausgemachten und allges
Meinen Naturgeſetze mwiderfprechen. Dieſe Eigen-
ſchaften beftimmen ıhre Wahrfcheinlichfeit, und diefe
fleigt bis zur hoͤchſten Stufe, wenn alle und jede Sof:
gerungen daraus hergeleitet und die Unmöglichkeit
einer jeden andern Vorausfeßung dargethan werden
kann. Die analogifhen Erflärungen find oft nuͤtz⸗
lich, aber fehr leicht trügerifch, und alfo nur mit der
größten Vorficht anzumenden.
6. 19. Bey den Erflärungen find folgende
Regeln (Regulae Newtonianae ) zu beobachten:
1) Reine andere Urſachen find für wahr zu balten,
ale welche zur ungeswungenften, einfachften und
verftändlichfter Erklaͤrung einer Naturbegebenheit
nothwenditz und binreichend find. Die Urfachen
aber find wahr, a) wenn fie finnlich in der Natur
ju ermweifen find, und es ausgemacht ift, daß fie bey
der beobachteten Maturbegebenheit zugegen waren,
| alle
Einleitung. 9
alle andere Urſachen aber dabey offenbar ausgeſchloſſen
werden; b) wenn das Phänomen nicht bloß möglicher
Weile, fondern offenbar daraus fließt; c) wenn _
unter abgeänderten Lmftänden eben diefelbige Urfach
auch diefelbigen Phänomene hervorbringt; und d)ends
lich, wenn bey der Wegnahme der Urfach das Phaͤ⸗
nomen wegfällt.
Erlänterung ver& das Benfpiel vom Auffeigen des MWaffers
vermittelt des Druds der Luft in Ganpumpen. Petr.
—7 ——— introd. ad philoſ. nat. L. B. 1761. 4.
. XXX
$. 20. 23 Wirkungen von einerley Art müf
ſen auch einerlev Urſach zugefchrieben wenden,
Hierben muß man fich aber hüten, von der Aehnlich⸗
feit und der Uebereinflimmung gewiſſer Umftände ver:
ſchiedener Phänomene auf die Identitaͤt ihrer Urſach
zu ſchließen, und oft hält es.fchwer, das Zufällige,
mas die Aehnlichfeit macht, von dem Meinufchen
zu unterfcheiden.
Mujchenbroek a. a. D. |. XXXIV.
$. 21. 3) Die Eigenſchaften der Zörper,
welche Feine Abänderung fähig find, und die man
bey allen Zoͤrpern, mit Denen man Verſuche an-
ftelln Eann, antrifft, find für: allgemeine Eigen⸗
ſchaften der Koͤrper zu halten.
Mufchenbrork a. a, D. $. XXXV.
$. 22. 4) Die aus den Phänomenen durch
Jnduction gefammelcen Säge muͤſſen wir, ohnge⸗
achtet der entgeggenftehenden Hypotheſen, für völlig
wahr, oder ſehr nahe für wahr halten, bie wir
auf andere Phänomene treffen, durch N
10 Einleitung.
— noch genauer gemacht, oder Auonahmen
unterworfen werden.
AMuſechenbrock a. a. D. f. XXXVI.
Ifaac Newton Philofoph. natural. prineip. mathem. L. III.
$. 23. Zur philo ſophiſchen Erklaͤrung der natuͤr⸗
lichen Begebenheiten und Wirkungen der Materie,
wird außer der noͤthigen hiſtoriſchen Kenntniß der
Körper erfordert, daß man die ungleichartigen De:
ftandrheife'der Körper, und die einfachen Stoffe über:
haupt, die Art und Weiſe ihrer Vereinigung, und
ihre DVerhältniffe unter einander Fennt; und dann
endlich, dag man die Größe ihrer Kraft gehörig .
ermeffen kann. Die Kraturgefchichte, die Chemie,
und die Mathematik werden aljo die Grundlage,
auf welche man das Gebaͤude der philoſophiſchen Na⸗
turlehre errichten muß.
$. 24. Auf diefe Art wird dann die Naturlehre,
fo unvollfommen fie auch nod) ift, zu der nuͤtzlichſten
-MWiffenfchaft erheben, die unſerm Verſtande Nah—
- zung, und unferm phyfifchen Zuftande Vorgheil ver:
fchaffen fann, Sie giebt die unverfennbarften Fin:
gerzeige von dem Dafenn eines allmaͤchtieen, weifen
und guͤtigen Weſens, reife uns unmwiderftehlich zur
Bewunderung deſſelben hin, und. erhöhet. unfern
Glauben an daffelbe; fie macht uns näher mit uns
felbft befannt; fie lehrt uns die Körper kennen, deren.
wir uns täglich zu unferm Unterhalte bedienen; fie
jeigt ung den Nutzen mehrerer für unfere Geſuͤndheit,
und lehrt. uns den Nachtheil anderer für ung gehörig
RER: fie giebt Mittdl an die Hand, bie natürlichen
Dinge
Einleitung. | 11
Dinge zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Sebens
anzumenden; fie unterhält uns auf die angenehmfte
Weite, und fchafft Vergnügen; fie zerftört am fräf:
tigften die Feſſeln des Aberglaubens, ſchuͤtzt uns vor
tbörichten Folgen veffelben; und endlich, (was fein
unbeträchrlicher Mugen it!) fie führt uns chen fo
zur Demuth und Beicheidenheit, und zeigt.uns, Daß
unfer Wiſſen hoͤchſt eingefcyränke ift, als fie ung
zur weitern Anſtrengung unferer Verſtandeskraͤfte
immer mehr und mehr ermuntert, und Gelegenheit
darbietet.
6. 25. Da bie Naturlehre eine gemiſchte Wiſ—⸗
ſenſchaft iſt, ſo darf ihr Lehrvortrag ſich nicht bloß
auf ſpeculative Betrachtungen einſchraͤnken, ſondern
et muß intuitive Kenntniſſe ertheilen, die lehrſaͤtze
aus Erfahrungen herleiten und durch Verſuche bewei⸗—
fen. Die richtige Verbindung der_empirifchen mit
der ſpeculativen oder theoretifcben Phyſik macht erſt
das Lehrgebaͤude vollſtaͤndig. Am nuͤtzlichſten ſcheint
mir die Methode, nach welcher man bey dem Vor:
trage die Theorie mit den Verfuchen verwebt.
G. 26.
Geſchichte der Naturwiſſenſchaft.
Spuren phyſikaliſcher Wiſſenſchaften bey den
Voͤlkern des hoͤchſten Alterthums, den Hindus, den
Babyloniern oder Chaldaͤern, Perſern, und Aegyp⸗
tern. — Data, als Beweiſe der wiſſenſchaftlichen
phyſikaliſchen Kenntniſſe eines Volkes der Urwelt. Ver⸗
fall dieſer Kenntniſſe bey den vorgenannten Voͤlkern.
Wenige
12 Einleitung
Wenige Fortfchritte der Naturlehre bey den
Griechen, und Hinderniffe derfelben durd) übertrie=
bene Erflärungsfucht und Speculation, und Mangel
an Erperimentalunterfuchungen. Thales (um das
3: d. W. 3400), Pythagoras (3475), Demo
eritus (3500), Plato (363), Ariftoreles (3664),
und die Periparetifer; Zpifur (3900). Stiftung
ber Schule zu Alerandrien. Große Bervollfomms
nung der Mathematik und Aftroncmie ben den
Griechen in dieſer Schule: Euklides (300 3. vor
€. G.), Sipparchus (160 3. vor C. G.), Utolo⸗
maͤus (im 2. Jahrh. nach C. G.); Archimedes zu
Syracus (250 J. vor C. G.).
Geringer Fortgang der wiſſenſchaftlichen Natur⸗
lehre ben ven Römern. Lucres (im 1. Jahrhundert
vor C. G.), Seneca und Plinius der ältere (im
1. Jahrh. nad) E. ©. ).
Verfall der Maturlehre und der Weltweisheit
überhaupt beym machfenden Verfall des römifchen
Reiche. Zabbaliftifche und gnoſtiſche Philoſophie.
Neuplatoniſche Philoſophie. Myſtik. Alchemie.
Erhaltung und Bearbeitung mathematiſcher, aſtro⸗
nomifcher und chemifcher Kenntniſſe bey den Atabern
(vom 9.5. nah C. ©. an).
Traurige Befchaffenheit der Maturmwiffenfchaft in
den abendländifchen Reichen, vom Einfall der kriege⸗
rifhen nördlichen Völfer ins römifche Reich im stem
Jahrh. nad E. ©. bis zur allmäligen Wiederherftel:
lung der Wiffenfchaften im 15. Jahrh. Scholaftifche
Philo⸗
Einleitung. 13
Philoſophie. Einige wichtige practifche Entdeckungen
biefes Zeitraums, des Compaſſes, der Brillen, des
Schießpulvers. Fortichritte einzelner mechanifchen
Künfte und Operationen. Albrecht der Große (im
13. Jahrh.), Slavio Giojas (im 14. Jahrh.).
Urfprung der Zrperimental: Phyfif. Schleu⸗
nige Fortſchritte der wiſſenſchaftl. Kenntniß ver Na—
turfehre: Nicol. Copernicus (geb. 1472, geſt. 1543)
Tycho de Brahe (geb. 1546, geſt. 1601); Franz
Baco von Verulam (geb. 1560, geſt. 1626)3
Galileo Galilei (geb. 1564, geſt. 1641); Job.
Repler (geb. 1571, geft. 1630); Peter Gaffendi
(geb, 1592, gefl. 1655); Willebrord Snellius
(ab. 1591, geſt. 1626); Renat des Cartes (geb.
1596, geft. 1650); Evangeliſta Torricelli (geb.
1618, geſt. 1647); Otto von Guerike (geb. 1602,
geft. 1686); Rob. Boyie (geb. 1626, geſt. 1691);
Gottfr. Wilb. Leibnig (geb. 1646, geft. 1716);
Waac Newton (geb. 1642, 'geft. 1727).
Meuerer Zeitraum. Ermeiterung ber fehre von
der Blectriciuche. Sortfchritte der Naturlehre durch
Bervollfiommnung der Chemie. Entdeckungen in ver
fehre von der Luft und den erpanfibeln Slüfjigkeiten.
Berdienfte der Neuern; herrfchende Mängel; Hin;
derniffe,. Die ihren Fortſchritten entgegen find.
Es fehlt uns noch eine ausführliche und zuſam⸗
menhängende Geſchichte der Naturwiſſenſchaft.
Das Werk des Hrn. de Loys: Abregd chronologi-
que pour fervir à | hiftoire de Phyfique, à Strasbourg,
®
#
14 Einleitung.
T. I— IV. 1786 — 89. 8. fangt erſt mit Galiler
vom 9. 1589 an; die Ordnung deſſelben iſt nicht
mufterhaft, und die noͤthige Ericif wird. oft vermiße. -
— 27.
Verzeichni ih
einiaer phyſikaliſchen Schriften.
‚ı) Syſteme und Lehrbücher.
x) Iuac Neutoni philoſophiae naturalis ‘principia mathe-
matica. Lond. 1687. 4. 1726. 4. J
Eaden: perpetuis commentariis illuftrata, .[tudio P. P. Mo-
mge le Sueur et Franc. Jacquier. Generae. T. I— IV.
1739. 4. 1750. 4
Eadem commentationibos illuftrata potifimum — Tef-
fanek et quibusdam in locis veterioribus Th. /e Sueur er
- Fr. Jacquier aliter propolitis. T. I. Pragae 1730. 4.
a) Phyfices elementa mathematica, experimentis confirmata,
auet. Guild. Jac. S’Gravefande, Leidae 1719. 4. 1744.
T.1. 11. g. ed. 3a.
3) Chriſt. Wolfs Verfuh zu genauerer Kenntniß der Natur und’
Kuaft. Halle 1721 — 1723. B. I— IN, 8.
4) Petr. van Mufchenbroek introductio ad philofopbiam natu-
ralem. Lugd. Bat. 1762. T. 1. Il. gr. 4
$) Lesons de Phylique experimentale, par Mr. 1’ Abbe Nollet.
a Paris 1743: u, f. T. 1— VI. $.
Des Herrn Adts J. A. Nollet Vorlefungen über die Erperis
mentalnaturlebre,. Aus d. Franz. Erf. 1749 — 1764. ‚ae.
1— 6.8.
6) Job. Andre, Segners Finfeitung in die Naturlehre. Böttins
gen 1746. $. 1754. 8. 1770. 8.
7) Praelectiones in Phyhiecam theoreticam, confcriptae a Geo,
Walg. Krafft. Tubiug. 175%. 8. in Phylicae partes mecha-
nicas. P. Il. 1751. 8. in Pbyfhica» partes opticas et his
cognatas. P. Ill, 1754. 8.
8) Job. Ped Eb⸗rhards erſte Gründe der Naturlehre. Halle 1752.
8. 5te Auflage 1787. 8. '
9) Com
Einleitung. i5
$) Compendiaria phyhcae inftitutio, quam in ulum auditorum
elucubrarus eft P. Mako. Vindobonae. P. I. Il. 1762. 8.
10) Inftitutionum phyficae pars I. ſeu phylica generalis, con-
feripta in ufum tironum a Carolo Scherffer. Vindobonae.
1763. P. Il. feu phyfica partieularis. ib. eod. 8.
11) Lesons de Phyfique experimentale, par M. — de la
Fond. à Paris 1767. T, 1. 11. 12,
In veiiung zur Erperimentals Phyfif, a. d. Er. ded Hrn. Sis
gaud de la Sond. Dresden 1774. Th. J. 1. gr. 8,
Ebendeſſelben Elemens de phylique theorique et Er
tale. a Paris 1777. T.1— IV. $.
12) Anfangearinde der Naturlehre, von Joh. Chriſt. Polyk.
Erxleben. Göttingen 1772. 8. 1777. 8. mit Zufäßen von
6. €. Lichtenberg. 1784. 8. 1787. 8. 1791. 8. 1794. 8.
13) Wenzesi. “job. Guftav Ratften Anfangsgrinde der Naturs
Ichre. Halle 1789. 8. Zweyte Auflage von $. A. €, Gren.
Halle 1790. 8.
14) Ebendefielben Anleitung zur gemeinniglichen Pe ber
Natur, Halle 1783. 8.
15) Ebendeflelben kurzen Entrourf der PROERTRIBENIWAIT: Halle
1785. 8.
16) T. G. Kratzenfteins Vorlelungen über die Experimental-
phzlük. 6. Auflage.‘ Kopenhagen 1787. 8.
17) Elemens de Phylique en forme de Tables, par M. Schu«
rer. a Strasbourg 1786. 8. T. 1.
18) I. H. ven Swinden politiones pbyhicae. Harderovici T. J.
1786. -T. Il. 1787. gr. 8.
19) Grundlage zu meinen PVorlefungen über die Erperimentals
phyſik, von Marcus Zerz. Berlin 1787. 8.
20) Metaphyſiſche Anfangsgrinde der Naturwiffenfhaft, von
Immanuel Bant. ate Auflage. Riga 1787. 8.
:1) William Nicholſon's Einleitung in die Naturlchre. Aus
dem Engl. mit Zufäßen u. Anm, von U. 5. Lüdife. B. 1. II.
Leipzig 1787. 8.
3) Brundrig des marhematifchen u. chem, s mineral. Theils der.
Naturlehre, von Joh. Phil, Zobert. Berlin 1789. 8.
23) Geo.
16 Einleitung.
23) Ged. Sim. Blögels Anfangtgründe der Naturlehr; in Ver⸗
- bindung mit der Ebemie und Mineralogie. Berlin und
Stettin 1792. 8. und in deflen Encyklopaͤdie, ate Auflage,
Th. 11. Berlin und Stettin 1792. 8.
a4) Bo. lefungen über die Erperimentalphufif, von F. C. Achard.
Th.l — IV. Berlin 1791. 8. i
a5) Vollſtaͤndiger und faßlicher Unterricht in der Naturlehre.
In einer Meihe von Briefen an einen jungen Herrn vom
Stande, von Michael Zube, Leipzig. ©. 1. 1. 1793.
B. IN. 1794. 8.
96) Compendium inftitutionum phyhicarum in ufuın audito=
rum confcripfit Maschaeus Pankl. Pofonii. P. 1. 11. 11].
1793. 8.
57) Srundriß der Öffentlichen Vorlefungen über bie Erperimens
talnaturlehre, von B. Wiarimus Imhoff. Münden. Th. I.
1794. Th. II. 1795. 8. i
38) Ad. wilh. Hauchs Anfangsgründe der Naturlehre, a. d.
Dänifhen überfegt von Joh, Clem. Tode. Kopenbagen und
Leipzig. Th. I. II. 1795. 8.
a9) R. Sullivans Ueberfiht der Natur, in Priefen an einem _
Keıfenden. Aus dem Engl. mit einigen Anmerkungen. Leipzig.
3.1. 1759, B. 1. 1796. 8.
0) Lehrbuch der Naturlehre, von Jul. Conr. Yelin. B. L.
Ansbach 1796. 8.
2) Wörterbäder.
Phoſitaliſches Wörterbuch, oder Verſuch einer Erklaͤrung der vors
nebmften Begriffe und Kunftwörter der Naturlebre in alpha⸗
berifcher Ordnung , von Job. Sam. Traugott Gehler. Th. 1.
Leipzig 1787. Zb. 1. 1789. To. IIL 1790. Th. IV. 1791.
Ch. V. 1795. Th. VI. 1796. 8.
x
3) Vermiſchte Séqriften.
ı) Franc. Bacon. de Verulamio opera omnia, opera Simon,
loh. Arnoldi. Lipf. 1694. fol.
a) Robert. Boyle opera varia, Genevae 1680.4 cum appendic,
1682 — 1688.
3) Chrif.
Einleitung. 12
3) iſt. Hugenii opera varia, cura Guil. Inc. $’Gravefunde,
T. L II. Lugd. Bat. 1724. 4 _
Eiusd. opera reliqua. T. I. II. Anıftelod. 1728. 4.
6) Pecri var Mujchenbroek phylicae experimentalis et geome-
tricae disfertationes, Lugd. Bat. 1729. 4
$) Tentamina experimentorum naturalium captorum in aca-
demia del Cimento, edit. a Petr. van Mufchenbrocks
Lugd. Bar. 1731. 4.
6) Leon. Euleri opuscula varii argumenti. T. I — Il. Berol;
1746. 1750. 1751. 4
( Ebendeſſelben) Lettres & une princelle d’Allemagne fur
divers Jujets de phyhique et de philofophie. T. I- ıır,
-& Mitau 1770 — 1774. 8. Nouv. Edit. par M. de Condor
eet et dela Croix. & Paris. T. 1. 1787. T. II. 1788. or. 8.
Briefe an eine deutſche Prinzeffin über verfchiedene Gegenftände
aus der Phyſik und Philofophie. I— II. Th Leipzig
1769 — 1774. ar. 8. Meue Ausgabe von Sr. Kries. BL -
Gotha 1792. gr. 8, ——— |
7) Abe. Gorth. Kaefiner disfertationes mathematicae et phy-
fieae. Altenb. 1771. 4. i
2) Recherches fur les medifications de P atmofphere, par
Jean Andre de Luc. T. 1. II. & Göntve 1772. gr. 2.
J. 4. de Luc Unterfuchungen über die Atmofphäre, und die
zu Abmeflung ihrer Veränderungen dienlichen Werkzeuge,
0. d. Stanz. Th. 1. II. Leipzig 1776. 1778. 8.
9) Ebendeffelben Iddes fur la meteorologie. T. 1. II. A Lon-
dres 1786. 8. . ;
Fine Ideen über die Meteorologie, von J. A. de Luc, a, d.
dr. Th. J. II. Berlin und Stettin 1787. 1788. 8,
10) Voyages dans les Alpes, par Horace Bened, de Sauflure,
T.1— IV. & Gentve 1780 — 1786. gr. 8. |
Horat. Bened. von Sauffure Reifen durch die Alpen, a, d.
Sranz. Leipzig 17817 — 1788. B.I-IV. 8.
11) Se. Earl Achards chpmifchs phyſiſche Schriften. Berlin
1780. $, |
3 22) Eben⸗
19: Da Einleitung.’
ra} Ebendeſſelben Sammlung phyſikaliſcher und ehymiſcher Az.
handlungen. B. J. Berlin 1784. 8.
13) Torb. Bergmann opuseula phyſiea et chemiea. Vol. I. VU
Holm. Upfal. et Aboae 1779 — 1780. 8. Vol. III. ebenda
1783 und Lipf. 1786. gr. 8. Vol, IV— VI. edid. Erre- °
Beni. Gottl. Hebenftreit. Lipf. 1787. 1788. 1790. gr. 3.
14) Carol. Guil. Scheele opuscula chemica et phyhca, ed.
* Erz. Beni. Gott}. Hebenftreit. Vol. 1. II. Lipl. 1788. 1789-
15) Experiments and obfervations on different kinds of air,
by .Jof. Prieftley. Lond. 1774: 9 Sec. edit. 1775. 8. Vol. II.
1775. Vol. Ill. 1776. 8.
„Dr. Joſ. Prieſtleys Verſuche und Beobachtungen über verſchie⸗
dene Gattungen der Luft. a. d. Engl. Th. l. Wien und
Leipzig 1778. 8. Th. IL. 1779. Th. IIL. 1780,
16) i£bendeffelben Experiments and oblervations relating to
various branches-of natural Philofophy; with a coutinug-
tion ofthe obfervations on air. Lond, 1779. Vol4ll. Birmingh,
‚1781. 8. Vol. Ill. Birmingh. 3786. 8. (Der Herr Verf.
führt dies Werk als eine Fortſetzung des vorigen an, . Eine
neue Ausgabe beyder zufammen in 3 B. ift zu London 1790.
vom Verf. herausgeachen ). n
Dr. Jof. Prieftleys Verſuche und Beobachtungen über verfchies
dene Theile der Naturlehre. a. d. Engl. Leipzig 1780.
8.11. Wien und Leipzig 1782. 8. |
17). Opuscules phyliques et chymiques, par M. Lavoifier,
T.1. 11. “a Paris 177% 8. |
Herrn Lavoifier. phoſikaliſch⸗ chemifhe Schriften. a. d. Sram.
von Chr. Ehreufr. Weigel. ©. I. Greifewalde 1783. 8.
3. 11. 1785. 8. — aus dem Branzöfiichen gefammelt und.
iberf. mit Anmerf. von ebendenifelben. B. UI. Greifswalde
1785, 8. von 4. 5. Link. Bi IV. Greifswalde 1792. B. V.
1793. 8,
18) Job. Ingenhouß vermifhte Schriften, phofiihs medicinis
ſchen Inhalts; uͤberſetzt und herausgegeben von Nikl. Barl
Molitor. Wien 1782. 8. Meue, fehr vermehrte Auflage.
B 1.1. Wien 1784. 8.
19) Sammlungen zur Phufit und Naturgeihichte, von einigen
Liebhabern diefer Wiſſenſchaften. BT. Leipzig 1779. 8. B. II.
‚782, B. Ill. 1787. 8, IV. 1791. 8,
20) Opus-
Einleitung. 19
36) Opuscoli fifico - chimici del Cavaliere Marfi lio Landriani.
Milano ı781. 8.
21) Eammlung phyſiſch⸗ ———— Abhandlungen, von
G Se Schmidt B. J. Gieien 1793. 8.
23) Feyträge zur Phyhik und Chemie; von H. F. Link,
Roftoek und Leipzig. St. I. 1795. St. 11.1796. 8.
4) Magazine und Journale,
ı) Hamburgiſches Magazin, oder geſammelte Schriften zum
Unterricht und Beramigen aus der Naturforfbiung und dem
angenehmen Wiflenfchaften überhaupt. B. I — XXVI.
Hamburg 1747 — 1763. 8. |
Neues Hamburgiihes Magazin. Hamburg 1767.12. f. 8.
&) Obfervations fur la Phyfique, fur I’Hiftoire naturelle
et fur les Arts, par M. ’ Abb£ Rozier, M Mongez' et de
la Metherie. T. 1. ä Paris 1773. — T XLIII. 179 4 ·
3) Journal de Phyſiquo, de Chimie. et dꝰ Hiſtoire naturelle,
par Jean Claude Lametherie. T. I. à Paris. An. ze. 4.
4) an fhca di Europa, di L, Brugnatelli. Pavie.
T.1— XX $.
$) Giornale fihico - medieo — di- Ls= — a Pavia,
T. 1.411794. 8. (wird fortgef.).
6) Magazin für das Neuefte aus der Phyſik und Naturgefchichte,
herausgegeben von Lichtenberg. B. 1 — III. Gotha 1781 —
36. Fortgefegt von Voigt. B. IV. 1786, — B. X. 1796. 8,
(wird fortgeiegt).
7) Lor. Erell chemiihes Tournal, Th. I. Lemgo 1778. —
Th. VI. 1781. 8.
3) Sendeſſelben neuefte Entdefungen in der Chemie. Th. 1.
Leipzig 1781. — Th. XII. 1784. 8.
9) Ebendeſſelben chemiſche Annalen. Helmſt. und Leipzig 1784. 8.
(Wird fortgefekt, und es erfcheinen jährlich zwey Bände.)
10) Ebendeſſelben Benträge zu den chemifhen Annalen. B. 1.
Helmft. und Leipzig 1786. 8. — B.V.1792. (wird fortgef.).
ı1) Annales de Chymie, ou Recueil de M&moires concernant
la Chimie et les Arts, par M. de Morveuu, Lavoifier,
Monge, Berthollet, de Fourcroy, de Baron de Dieterich,
„2 Haj}en-
20 — Einleitung:
: Hafjenfratz et Adet. Tome l. ü Paris 1789. — T. XVII.
‚1793. 8
13) Journal der Phyfik, De von D. Fr. Albr. Carl
Gren. B.1. Halle u. Leipz. 1790. — B. VIII. 1794. ®.
13) — Journal der Phyſik, herausgegeben von D. F. A. c.
. Leipzig. BL 1795. — 3. III. 1796. (w. f. ).
$. 28. Ich theile die Naturlehre in die allge⸗
meine (Phyſica generalis), und in die beſondere
(Phyfica fpecialis) ein. Jene beſchaͤftigt ſich theils
mit dem, was dem Begriffe ver Materie nad) Prin-
eipien a priori zum Grunde liegt, theils mit Phänos
menen, die von allgemeinen Grundfräften abhängen,
Diefe hingegen unterfucht wie Natur einzelner Stoffe,
und erflärt die Veränderungen, die fie herborbringen
ober erleiden, |
Erſter
Erftter Theil.
Allgemeine Raturlehre
.
k
%
J
—8
Pr}
ı '
Digitized by Google
Erfter Abſchnitt.
Metaphyſiſche Naturlehre.
D $. 29. |
er gefammten Naturlehre liegt ber Begriff ber-
Marerie zum Grunde. Diefe ift zwar nur ein Ge—
genftand der Empfindung in der äußern Anfchayung;
oder das eigentlich Empirische der finnfichen und Au:
fern Anschauung, melches gar nicht a priori gegebew
werden kann; in fo fern indeffen die Naturlehre zur- -
vollſtaͤndigen Zergliederung des Begriffes von Materie
ſich feiner befondern Erfahrungen, ſondern uf deſſen,
was fie im abgefonderten, obgleich at fich empirifchen,
Begriffe felbft antrifft, nad) Principien a priori,
oder in Beziehungen auf die reinen Anfhauungen
im Raume und in der Zeit, bedient, heißt fie mera
pbyfiiche Naturlehre, die mit Recht den übrigen
Theilen der Naturlehre voran gehen muß.
Naterie. Grundkraͤfte derſelben.
$. 30. Wir koͤnnen uns nichts Koͤrperliches an-
ders denken, als daß es ausgedehnt iſt, oder daß es
in einem Raͤume enthalten iſt, den man nach dreyer⸗
len auf einander fenfrecht ftehenden Richtungen abmef-
fen, oder, worin man fänge, Breite und Höhe un—
terſcheiden kann.
24 1. Theil. 1. Hauptftüd.
$.:31. ‘Die Ausdehnung eines jeden Körpers
nach der Richtung der fange, Breite und Höhe i
durch Flächen begränzt, deren Sage und Stellingein-
ander die Jigur des Körpers en Jeder Koͤr⸗
per hat alſo eine Sigur.
$. 32. Das, mas ben Raum des Körvers
erfüllt, heiße Materie Einen Raum errüllen heiße
aber, dem Beweglichen widerſtehen, das durch feine
Bewegung in diefen Raum einzubringen ftrebt. Dies
Phänomen der Materie nennt man Undurchdring⸗
Uucht eit
$. 33. Die Vorſtellung des Raumes kann zwar
nicht von der Vorſtellung des Koͤrpers getrennt wer⸗
den, daraus folgt aber nicht, daß der Raum eine
Eigenſchaft der Materie an ſich ſey; Raum iſt viel⸗
mehr die Form der aͤußern ſinnlichen Anſchauung,
oder die Regel, unter welcher die Sinnlichkeit von
aͤußern Objecten afficirt wird.
$. 34. Materie iſt das Bewegliche im Raume,
und in ſo fern die Vorſtellung des Raumes von der
Vorſtellung des Körperlichen unzertrennlich iſt, kann
man die Materie den beweglichen oder empitiſchen
Raͤum nennen. Der Raum, in welchen alle Bewe⸗
gung zuleßt gedacht werben muß, (der mithin felbft
fchlechterdings unbemeglich ift, ) heißt der reine, oder
abſolute Raum, im Gegenfaß des vorigen, den man
auch den relariven Raum nennt. Der abfolute Raum
ift an ſich nichts, "fondern ift- eine bloße Idee, die
felbft fein Object hat. Ein nicht mit Materie erfüll-
tee
Metaphfifche Naturlehre. 85
ter Reli, oder einleerer Raum (Vacuum‘, hat als fol:
cher nur fubjective Gründe, und kann nicht als für fich ge:
geben oder als ein m.cfliches Ding angefehen werben,
In aller Erfahrung muß etwas-empfunden werden , und das
ift das Meale der ſinnlichen Auſchauung; folglih muß auch
der Raum, in weldem wir über die Bewegungen Erfahs
runaen anftellen ſollen, empfindbar; d. i. durch das, was
empfunden werden kann, bezeichnet ſeyn, und diefer, ale
der Inbegriff aller Gegenftände der Erfahrung, und ſelbſt
eın Dbject derfelben, beißt derrempirifihe Raum. Dicfer
aber, als matexiell, iſt ſelbſt beweglich. Ein beweglicher
Kaum aber, ı feine Beweaung wahrgenommen werden
fol, ſetzt um einen andern erweiterten materiellen
Kaum dv ‚, in welchem er beweglich ift, diefer eben
fowobl 3 andern, und fo foribin ins Unendliche, “
(Bants metaphyſ. Unf. der Yıanırw. ©.2.f.). Durch
den Beariff ven einem abfolnten oder reinen, und unbes
wegliben Raume erhält indeflen der Erfahrungsgebrauch
des Berftandes in der Beziehung eineg beweglichen Raus
mes auf einen andern weitern beweglichen Raum Einheit.
6. 35. Die Erfahrung lehrt, daß wir, wenn
wir den Raum irgend eines Körpers verengen toollen,
Widerſtand finden, fo groß oder Flein er auch ſeyn
mag. Was aber Widerftand feiftet, oder was Be:
megungen hemmt, muß felbft eine beiwegende Kraft
fenn ($. 3.). Alto erfüllt die Materie ihren Raum _
nicht durch ihre bloße Exiſtenz, fondern durch eine
beiondere bewegende Kraft.
$. 36. Eine Kraft, die dem Eindringen einer
andern oder der Annäherung widerftcht, heißt eine
surücftoßende, oder erpanfive Araft (Vis repul-
fiva, expanfiva). Die Materie erfüllt alfo ihre
Raͤume durch repulfive Kräfte aller ihrer Theile, d. i.
durh eine ihr eigene Ausdehnungsfraft, die einen
ketimmten Grad hat, über ben Fleinere oder größere
Grade ins Unendliche gedacht werden fönner.
$ 97.
26 J. Theil: ” ı Haupeftücf.
9. 37. Weil für gegebene ausdehnen Kraft
ber Materie eine größere zufammendrüdende ange=
nommen werden fann, die jene in einen engern Raum
jwingt, und fo ins Unendliche, fo folgt, daß die
Materie ins Unendliche zufammengedrüct werden
kann. Sie mürde durchdrungen werden, wenn
durch ihre Zufammendräcfung der Naum ihrer Aus:
dehnung völlig aufgehoben würde. Dazu würde eine
unendlich zufammendrücende Kraft erfordert werden,
welche unmöglich iſt; alſo Fann eine Materie von
einer andern niemals in diefem Sinne duchdrungen
werben.
Diefe Durbdrinsung der Materie vermittelt äußerer zufams
mendrüdender Kräfte fünnte die mechanijche heißen, im
Gegenfaß der chemiſchen, vermittelt der Anziehung, von
der unten gehandelt werden wird.
$. 38. Die Undurcdoringlichfeit der Materie
($. 32.) beruhet alfo auf einem phnfifchen Grunde,
nämlich auf dem Widerſtande, der mit den Graden
der Zuſammendruͤckung proportionirlic) wächft; denn
die ausdehnende Kraft macht die Materie felbft, als
ein Ausgedehntes, das feinen Raum erfüllt, erft
möglih. Da aber diefe Kraft einen Grad hat, der
überwältigt werden kann, doc) fo, dafj die gänzliche
Durchdringung unmoͤglich ift ($. 37. ), fo fölgt, daß
die Undurchoringlichkeit der Materie nur velativ,
nicht abfolur iſt.
Bey der Borausfegung der abföluten Undurchdringlichkeit-
nimmt man any, daß die Materie als Materie fchlechters
dings uud mit abfoluter Norhwendigfeit dem Eindringen
widerstedt, und daß fic Ferner Zufammendrifung fähig
ift, als in fo fern ſie leere Raume enthält,
$. 39.
Metaphofifche Naturlehie. 27
$. 39. Die Möglichkeit der Materie erfordert
außer der Erpanfivfraft eine Anziebungefraft (Vis
attractiva), die der Ausdehriungsfraft entgegenwirkt,
als die zweyte mwejentliche Grundkraft derfelben. Die
Erpanfivfraft, als wejentliche bewegende Kraft, kann
nämlich nicht durch ſich feldft eingefchranfe werden,
auch Farın die damit begabte Materie nicht durch den
Raum allein auf eine gewilfe Gränze ver Ausdeh—
nung geſetzt werden; aljo würde die Materie durc)
bloße repulfive Kräfte fich ins Unendliche zerftreuen,
und der Grad einer in alle Räume fich verbreitenden
Erpanfivfräft unendlich Fein, d. i. gleich Null ſeyn;
es würde aljo nirgendwo ein endliches Quantum Ma:
‚terre da ſeyn, oder jeder angegebene Raum mürde
vollkommen leer fenn. Alto erfordert Die reafe Mög:
lichkeit der Materie nocd) eine urfprüngfiche ‚innere
Anziehunasfraft, wodurch die Verbreitung eines jeden
beftimmten Quantum Materie auf einen beftimmten
Raum begranzt wird.
$. 40. Durch bloße Anziehungsfraft, ohne Er-
ranfivfraft, ift feine Materie möglih. Denn, wenn
eine Materie durch bloße Anziehungsfraft eriftirte,
fo würde der Raum ihrer Verbreitung ins Unendliche
verringert werden, oder ihre Theile würden in einen
mathematifhen Punct zufammenfließen, und der
Raum mürde feer, folglich ohne Materie fenn.
$. 41. Die Materie erfüllt ihren Naum nur
dann mit Beharrlichfeit, wenn die Erpanfivfraft und
die Anziehungskraft ihrer Theile fich einander das
Steichgewicht halten. |
6, 42.
-
28 | L Shell. 1. Hauptftüc.
$. 42. Der Raum, den die Materie erfüllt,
muß als eine fterige Groͤße ( Continuum) angefehen
‚werden. Er ift ins Unendliche mathematifch theilbar,
d. h. Feiner feiner- Theile kann der Fleinfte genannt
werben, oder er befteht, fo Flein er auch ift, immer
wieder aus Räumen, wie fich erweifen läßt.
Man ziehe ( Fig. 1.) die Parallelinien AB und CD; . auf beube
errichte man eg und fh ſenkrecht, und beicreibe fo das
' Parallelogramm efgh. Wird nun aus g die Linie gkaaezo⸗
gen fo wird das Parallelogramm dadurdh in die beyden
renede gef und ghf getbeilt. Wenn aus eben diefem
Puncte g die Linien gk, gl, gm aegogen werden, fo wird
das Dreved ghf dadurch immer in kleinere Theile aerbeilt.
Da es nun ausgemadht ift, daß fih die Linie AB ohne
Ende verlängern läßt, und da man ferner aus dem Puncte
g wegen alle Puncte der unendli verlängerten Linie AB
eine Linie ziehen kann, obne daß fie endlich mit CD zufams
menfiele, weil diefe font mit AB nicht parallel wäre,
welches der Vorausſetzung zuwider ift; fo folgt, dab das
Dreyeck ghbf dadurch in unendlich viele Theile netheilt, und
daß diefe Theilung ohne Ende fortgejegt werden fönne.
Oder (Fig. 2.) man ziehe genen AB die Finie IC ſenk⸗
recht, und befichreibe nun mit dem Halbmeffer DC den
Bogen CK , und mir dem Halbmefler FC den Bogen CL.
Der Augenſchein lehrt es, daß der Bogen LC der geraden
Linie AB näber fomme, als der Bogen CK. Der mit
dem Hälbmefler, GC befchriebene Bogen CM fommt ihr
noch näher, und der mit dem Halbmefler CH befchriebene
noh mehr, und fo inımer fort, je größer der Radius ift,
mit welchem der Bogen befchrieben wird, Der Raum
KCB wird dadurch immer mehr getbeilt. Weil fih num
die Linie CI nah I zu ohne Ende verlängert annehmen
läßt, fo laſſen ſich auch mit dem obne Ende wachſenden
Hadi 6 CI dur den Punet C unendlich viele immer grö⸗
fer werdende Bogen ziehen , bie der Linie AB immer näber
kommen, obne daß endlich ein folder Bogen mit AB zus
fammenfalen könne, indem er fonft nicht von feiner Bans
ente, und bie frumme Linie nicht von der geraden unters
hieden wäre. Der zwiſchen KCB befindlihe Raum wird
folhergeftalt ohne Ende getheilt werden koͤnnen.
$. 43. Aber auch vie Materie erfüllt ihren Raum
als ftetige Größe, und ift ins Unendliche theilbar,
| und zwar in Theile, deren jeder wiederum Materie
if In einem mie Materie erfüllten Raume mr
nämlich
Netaphofifche Noturlehre. 29
naͤmlich jeder Theil deſſelben repulſive Kraft, allen
uͤbtigen nach allen Seiten entgegenzuwirken; folglich
iſt auch jeder Theil eines Durch Materie erfüllten Rau:
mes für fich felbft beweglich, und alfo trennbar von
den übrigen durch Theilung. So weit ſich alfo die
mathematifche Theilung des Naumes, den die Mar
terie erfüllt, erſtreckt, fo weit erſtreckt fich auch die
mögliche phyſiſche Theilung der Subftanz, die ihn
erfülle, das iſt, ins Unendliche.
$. 44. Im der Wirklichkeit finder die Theilung
dr Materie frenlic ihre Gränzen; hier ift aber von
der möglichen Theilung derfelben die Rede, die feine
Sränzen hat. Sonſt kann die wirkliche Theilung
deh bis zum Erſtaunen meit getrieben werden, und
die Kunft vermag Theilungen vorzunehmen, die nach
ben Begriffen minder Unterrichteter unglaublich fchei:
nen fönnen.
Benfpieie folcher bewundernswuͤrdig großen Theilungen der
Vaterie geben: .
ı) Die Materie des Lichts. Durch ein Meines Loc in
einem Kartenblatt, dicht vors Auge gehalten, überfehen
wir eine beträdtlihe Menge irdiicher Gegenftände. Die
olge aber wird lehren, daf vom jedem fihtbaren Buncte
ichtfegel ins Auge fommen, deren Grundfläche das Loch
if, durch welches wir ſehen, und deren Spize ſich am
ſichtbaren Punete findet. Dieſe Lichtkegel müffen unzäbls
bar ſeyn / weil wir eine unzählbare Menge fihtbarer Puncte
wahrnehmen fünnen; und dieſe Lichtkegel müffen bey ihrem
Durchgange ſich auch nicht unter einander verwirren und
aufbalten.
2) Riechende Ausfluͤſſe. Eine Cubiklinie Lavendeloͤhl
kanu die Luft eines Zimmers mit feinem ganzen Geruch
ausfüllen, wenn es durch Erwärmung. zur Verduͤuſtun
bracht wird. Wenn dies Zimmer aa Fuß lang, 13 Zus
eit und 10 I hoch wäre, und nun angenommen wuͤrde,
deß in jeder iflinie Luft diefes Zimmers nur vier riechs
eine: Zeitung der Gubifiinie Des DeBld In mon eburc
eiıcı g der &u nie. IN 472397,986
Theilhen bewirkt. Ä —
S.
39
I Theil. 1. Hauptftück.
&. Sigaud de la Fond a. a. D,$. 35. Bon anbern
Berechnungen der außerordentlich aroßer Thrtfung
der Materie ben riecbenden Ausflüffen |. Rob. Bo yle
de mira effluviorum [ubtilitate c. 2.
3) Die Dehnbarkeit des Goldes. Ein Gran Gold Fanır
von aeichidten Golvfhlägern nah KReaumur zu 364 Quds
dratzoll (Cpariſ. M.) und darıber ausgedehnt werden.
Rechnen wir für jeden Zoll Länge 200 mit den Augen
erfennbare Theile, fo. wird jeder Quadratjoll 200.200 —
40000 Quadrate befommen, deren -jedes — eines Zolles
gur Seite hat, und mit den Augen zu unterfcheiden if.
an baben wir aber 365 Nuadratzoll, folglich 1,460000
dergleiben Quadrate, Das Blattgoſd aber ıft auf beyden
Seiten fihtbar, und fo erhalten wir 2,920000 mit den
Augen erkennbare Theile an einem Brane Gold.
Noch weiter acht die Sichtbarmachung der Theile des
Boldes bey der Vergoldung in der Verfertigung des Draths
zu den goldenen Treffen. Nach Keaumur mwırd dazu eine
cylindriſche Stange Silber von 22 Zoll Länge und ı5 Linie
im Durchmeſſer mit einer Unge Gold vergoldet. Beym
Durchziehen durch immer engere Drathzuͤge und bey dent
Glätten wird diefelbe endlich iu einer Fänge von rıo frans
zoͤſiſchen Meilen und darüber ausgedehnt, woben daß
Gold. die, ganze Dberfläche bedeckt. Die Unze Gold bilder
alfo hier einen Eplinder von 110 2000 = 220000 Klafs
tern X 6 = 1,320000 Fuß X 12 = 14,840200 Zoll —
12 = 190,080000 Linien. Nimmt mau an, daß im der;
Fänge einer Linie ı2 erkennbare Theile, und auf dem
Dratbe wenigftens 2 Flächen zu unterfcheiden find, fo wärs
ren bierbey von einer Une Gold 12 X 2 > 190,080000 —
4561,920000 Theile fihtbar gemacht ‚worden; weldes für
a. Oran — 733 Unze 9,295666 erfennbare Theile auss
macht,
Reaumur, in ben Min. de l’acad. roy. des Sc. de
Paris, 1713. ©. 203. ff. _
4) Die metallifchen Niederſchlaͤge. Man Töfe 4 ran
Erfenvitriol in 2 Kannen Regenwaller auf; - und troͤpfele
dazu vom der geiftigen Gallaͤpfeltinetur, fo wird nach dem
Umruͤhren die Fluͤſſigkeit durchaus eine fchwarze Farbe ans:
nehmen. Die Kanne Waffer ift zu 36 Umen gerechnet,
‚ amd die Unze zu 480 Tropfen; wir baden alfo 2 = 36 X
430 = 34,560 Tropfen, die alle ſchwarz gefaͤrbt find, und
den Eiſenniederſchlag entbalten. Das Eifen in 4 Gran
Eiienvitriol beträgt kaum ı Gran. Wenn wir nun in
jedem Tropfen nur 40 erkennbare Theile annehmen, fo
wäre bierben ı Gran Eifen in 40 x 34560 = 1,382400
erkennbare Theile zerrifien ivorden.
5) Die Pigmente. Ein Gran Rupfer in Salmiakgeiſt
Autgelöfer , färbt 392 Eubifzoll ( rbeint.) deftillirtes oder
Regenwaſſer ſchoͤn blau, umd leidet bierben nac wWiufchen»
broets Berechnung eine Vertheilung in 392,508000 erfenns
bare Theile. Sie
Metaphufifche Naturlehre, 31
Die Ausziebung von ı Sram Cochenille mit etwas Lauge
com Gewähsalkali färbt die vorige Menge deftillirteg
Waſſer roth; und erleidet eben fo ſtarke Vertheilung.
Mufchenbroek introd. ad philof, natur. .72. n. 4. 5.
6) Das Gefpinfte der Spinnen, Seidenwürmer. ©.
Rob. Boyle a. a. D. und Reaumur a. a. D.
$. 45. Das aromiftifche Spftem, welches man
auch die mechanifche Naturphiloſophie im Gegen:
faß der dynamiſchen, die wir hier zum Grunde legen,
nennen kann, nimmt ‚die Undurchdringlichfeit der
Materie als abfolut an, und läßt die Materie durd)
isre Eriftenz ihre Räume erfüllen, aber nicht als
Eontinuum, fondern als Snterruptum, mit leeren
Swifchenräumen, (Vacuum disfeminatum ). &s be:
hauptet daher auch eine Gränze der Theilbarfeit der
Materie, und nennt die leßten, nicht weiter theilba—
ren, Theilchen, denen es frenlich doch Ausdehnung
und Figur zugeftehen muß, Atome. |
$. 46. Wir finden. in der Erfahrung ben den
berfchiedenen, Körpern unzählige Derfchiedenheiten
ihrer Wirffamfeit, und unendliche Mannichfaltigfeit
ihrer Eigenichaften. Das atomiftifhe Syſtem, das
eine völlige Sleichartigfeit der primiriven Materie be;
haupter, iſt genöthigt, die fpecififche Werfchiedenheit
der Materie, wovon.uns die Erfahrung belehrt, aus
der verjchiedenen Größe, der verfchiedenen Stellung
und Sıgur der Atome und der leeren Räume zu erflä-
ven. Nach dem dynamiſchen Syſtem ift eine urſpruͤng⸗
liche Verſchiedenheit des Verhäftniffes und der In:
tenſitaͤt der reſpectiven Grundfräfte, die das Weſen
kr Matetie ausmachen (59. 39.), moͤglich, und es
| | laͤßt
32 E Theil. i Hauptſtuͤck.
laͤßt ſich folglich in dieſer Hinſicht eine weſentliche Un⸗
gleichartigkeit der Materie behaupten, und daraus
die empiriſche ſpecifiſche Verſchiedenheit ver förper-
lichen Dinge ableiten.
$. 47. Mach der atomiftifchen Erffärungsart in
ber Phyſik heißt ein Körper volllomme oder abſo⸗
lut dicht, wenn er keine leere Zwiſchenraͤume hat,
ſondern ſeine Atome den Raum des Körpets als ſteti⸗
ge Größe erfüllen. Die Wirflichfeit eines ſolchen Koͤr⸗
pers muß aber zu Folge dieſes Syſtems geläugnet wer⸗
den, meil die Erfahrung uns feinen Körper zeigt,
der nicht in einem gemwiffen Grade Arfammengedrüct
werden fünnte. Nach jenem Begriff von Erfüllung
des Raumes ftelle man Bergleichungen an, und nennt
eine Materie Dichter als eine andere, die weniger
$eeres in fich enthält, und dünner wenn fie mehr fees
ses enthält, als eine andere; und es giebt aljo ein
Marimum und Minimum der Dichtigfeit. |
$. 48. Da nad) pem dynamifchen Syſtem die‘
Materie ftets als Eontinuum ihren Raum erfüllt, fo
kann es fein Marimum und Minimum der Dichtig:
feit geben, - Dichtigkeit heißt hier der Grad der Er:
füllung eines beftimmten Raumes durch urfprüngliche
Grundkraͤfte. Hiernach ift eine Materie dichte: . ale
eine andere, wenn ber Grad ihrer Erfüllung oder die
Intenſitaͤt ihrer Grundkraͤfte größer, als der andern
ift. Jede noch fo duͤnne Materie kann gleichwohl
völlig dicht heißen, und fie ift mit einer andern verglis
chen weniger dicht, wenn fie ihren Raum zwar ganz,
aber nicht in gleichem Grade erfüllt,
= €
Metaphyſiſche Naturlehre. 33
Ss veriteht ſich, daß bier von derjenigen Porofität der Körver,
die von ıhrer Konfiguration und ihrem Befüge abhängig ıf,
auch wenn fie nicht finnlih wahrgenommen werden fann,
gar nicht die Rede if. |
$. 49. Die Menge der materiellen Theife, : die
in einem beftimmten Raume eines Körpers enthalten
find, nennt man die Maſſe deffelben, und die Größe
diefes Raums den Inbegriff oder den Raumrem:
halt { Volumen) des Körpers. Er iſt Dichter, wenn
er mehr Maſſe ben gleichem Naumesinhalt hat, als
ein anderer. —
$. 50. Mac) dem atomiſtiſchen Syſtem hat ein
Körper dann mehr Maſſe als ein anderer, menn er
ben gleichem Naumesinhalt mehr Atome und weni⸗
ger leere Zwifchenräume enthält, als ein anderer; nach
dem dynamischen Syſtem ift die Maffe eines beftimm-
sen Bolums defto größer, je größer der Grad der Er⸗
füllung diefes Raumes ($. 48.) iſt.
$. 51. Die Dichtigfeit der Materie ift demnach
ein Verhältnifbegriff, und es läßt fich. Diefelbe nicht
an ſich bey Einem Körper, fondern es laffen fich nur
die Verhältniffe der Dichtigfeit mehrerer Körper an-
geben. Man muß alfo die Dichtigfeit eines beftimm-
ten Körpers zur Einheit nehmen, und damit die Dich:
tigfeit anderer Körper. vergleihen, ob fie größer
eder geringer ift, als die zur Einheit angenommene
Dichtigkeit.
$. 52. Da die Dichtigkeit der Körper beſtimmt
wird aus dem Verhaͤltniſſe des Raumesinhalts zu der
Maſſe des Körpers ($.49.), fo fließen hieraus fol-
| C gende
x
34 1. Theil. x. Hauptſtuͤck.
gende Regeln zur Beſtimmung der Dichtigkeiten der
Koͤrrerc
1) Boͤrper von gleichem Volumen verhalten ſich
An ihren Dichtigkeiten, wie ihre Maͤſſen.
a) Aörper von gleichen Maſſen verhalten fich
in ihren Dichtigkeiten umgekehrt, wie ihre
Volumina.
3) Die Dichtigkeiten der Koͤrper uͤberhaupt ver⸗
halten fich wie die Quotienten der Maſſen dee
Aörper durch die Volumina.
Es find demnad die Dichtigkeiten im geraden Ver⸗
haͤltniſſe der Maſſen und im umgekehrten der Inbe—
griffe; die Volumina find im geraden Verhaͤltniſſe
ver Maffen und im.umgefehrten der Dichtigkeiten;
und die Maffen im zuſammengeſetzten Verhältniffe der
Dichtigfeiten und Volumina. .
Es ſeyen nämlich die Volumina zweyer Körper V, v, ihre Mafs
fen M, m, und das Verhältuif ihrer Dichtigkeiten fer D,
d; fo iſt nahı), wenn Vz==ev, D:d=M :m; und nach 2),
wenn Mm, D:Azer:Y. Nehmen wir nun neh einen
dritten Körper, deſſen Maffe der des erſten — M, und defs
fen Bolum dem des zweyten —v fen, und deſſen Dichriafeig
* u denen der beyden erficru verhalte, wie a D und did,
ij
Mr den erften und -
driften nah 2), Drdmv:V -
für den dritten und
zwepten nah 1), ö:d=M!m
folalich für den rue
ften und zweyten, D:d=Mv ; ph - 7
Es folgt alfo hieraus, daß V:ev= — 2 3 und 0 daß
M:m=DV ; dr ſey.
er Wenn aber nun diefe Regeln die Uns
wendung ir der Wirklichkeit finden follen, fo ift es
nöthia, daß wir die Maſſen der Körper ermeflen,
| oder
Metaphyſiſche Naturlehre. 35
ober die Quantitaͤten ihrer Materie angeben koͤnnen.
Da die Maffe der Körper eine intenfive Größe ift, fo
kann fie auch nur durch das Maaf der Mirffamfeit
ibrer urſpruͤnglichen Grundfräfte ermeffen werden;
und dazu fehlt es ums an einem Maafitabe. Der: '
geblic) behauptet man, daß das Gewicht diefer Maaf:
ftab fen, meil man daben ohne Beweis annimmt,
daß alle jpecififch verfchiedene Materie gravitire ‚ umd
zwar ben gleicher Erfüllung ihres Raumesinhalts
gleich) ftarf gravitire. — Die atomiftifche Naturlehre
geiteht aud) ein, daß es ihr unmöglich) ift, durch Zaͤh—
fung der Atome eines Körpers feine Maffe zu be:
ſtimmen. |
Ju der Mechanik verfteht man immer nur Gewichte, wenn von
Maſſen die Rede ift, |
*
Reine Bewegungslehre.
$. 54. Wir betrachten hier das Bewegliche, in
fo fern es als ein ſolches bewegende Araft hat. Wir
legen hierben die Materie (of beweglich zum
Grunde, ohne auf andere e Eigenfchaften ei:
ner bejtimmten Materie, di in der Wirklichkeit
antreffen, Rüdficht zu nehmen, und laffen die bewe—
gende Kraft nach millführlichen Nichtungen wirken.
Wir abftrahiren alfo von den bewegenden Kraͤften der
wirklichen Materien unſerer sen ‚ wodurd) fie.
nad) beftimmten Rihtungentfollicitict werden. Wir.
find folchergeftalt im Stande, die Geſetze der Bewer
gung in ven einfachiten Faͤllen zu entwiceln, die ung
in der Folge bey den ——— der mit beſtimm—
| C 2 ten
36 1. heil. 1. Hauptſtuͤck.
ten Kräften begabten Materien zur Erklärung und An:
wendung dienen fönnen.
$. 55. Jeder Körper, in der Welt muf einen
Raum irgendwo in derfelben einnehmen. Denft man
fi) von einem gewiffen Körper den ganzen Weltraum
in Gedanfen weg, fo ift ‚ver Theil diefes abfoluten
Raums ($. 34.), den er vinnimmt, der abſolute Ort
des Körpers (Locus abfolutus); fieht man aber da--
ben zugleich auf andere Körper, welche eine beftimm-
te Sage gegen ıhn haben, fo nennt man es den relati⸗
ven Ott, oder feine Lage, (Locus relativus , Situs).
Da aber der abſolute Raum felbft feine Nealität, fon:
. dern nur fubjectiv ift; da ferner feine Ortsbeftimmung
darin möglic) ift, fo Fönnen wir auch nur den velati-
ven Drt der Körper angeben.
$. 56. Die flerige Veränderung“ des Drts heißt
Bewegung (Motus)... Diefe, ohne Beziehung auf
andere Körper, oder die Veränderung des abjoluten
Drts ($, 55.), heißt abfolute Bewegung (Motus ab-
folutus); die Veränderung des relativen Orts, oder
der Lage gegen andere Körper, heißt relative Dewe:
gung (Motus relativus). |
$. 57. Benbehaltung des Orts ıft Ruhe eines
Körpers (Quies), die man aud) zwiefach, als abfos
lute (Ouies abfoluta) und als reiatıve Ruhe (Quies
relativa) betrachtet. Beyde unterjcheiden ſich mie ab;
folute und relative Bewegungen ($. 55.).
$. 58. Da aber ben der abfoluten Bewegung
C$ 56.) und ben der abfoluten Ruhe ($. 57.) nur
| der
Metaphyſiſche Naturlehre. 37
der abſolute Ort des Koͤrvers in Betracht kommt;
hierzu aber fein anderer Körper erfordert wird, als
der, welcher den Dre erfüllt; im abfoluten Raume
aber feine Stelie, fofalich feine Ortsveraͤnderung oder
feine Beharrung in dem Orte beflimmt werden fann:
fo kann auch fchlechterdings feine abfolute Bewegung
und feine abfolute Ruhe beftimme werden. Wir fön-
nen daher auch nur die relative Bewegung und Ruhe
der Körper in der Natur bemerfen.
$, 59. Die relative Bewegung eines Aörvers
ift in Nücficht auf die Veränderung der Sage anderer
Körper, entweder eine eigene (Motus proprius),
oder eine germeinjchaftliche (Motus communis). Ben
jener verändert ein einziger Körper gegen alle übrigen
feine Lage; ben diefer bemegen ſich ein oder mehrere
andere Körper zugleich mit, verändern aber ihre fage
gegen jenen nicht, oder die bewegten Körper bfeiben
in relativer Ruhe .($. 57.) gegen einander. Man
muß hierben nicht abfolure und gemeinfchaftliche Be-
megung mit einander vermechfeln.
$. 60. Da mir die Bewegung überhaupt nur
aus der veränderten fage der Körper gegen einander
beurtheifen, mehrere Körper aber gegen einander in
ihrer tage beharren, oder in relativer Ruhe fenn, und
Doch eine gemeinfchaftliche Bewegung haben fünnen;
fo fiche man feicht ein, daf man die Bewegung nicht
wahrnehmen fann, wenn mir bloß auf die Sage derje-
nigen Körper gegen einander Nückficht nehmen‘, die
‚eine gemeinfchaftliche Bewegung haben. ' Uber ben
Wahrnehmungen der veränderten Sagen ber Körper
geacn
38 I. Dheil. 1. Hauptſtuͤck.
geqgen einander muß auch beſtimmt werden, welcher
Koͤrder in Ruhe geblieben und welcher wirklich bewegt
worden iſt. Dies erhellet nicht immer ſo geradezu,
und es koͤnnen daher ebenfalls wieder leicht Taͤuſchun⸗
gen entſtehen. |
Von \er mirflichen (Motus realis) und fcheinbaren Bewegung
| (Motus apparens).
$. 61. Die Materie, die als folche Feine innern
Beftimmungen und Beltimmungsgründe hat, fon:
bern die bloß als beweglich, ohne alles Vermoͤgen,
fich felbft zu beftimmen, gedacht wird, mie wir hier
thun, heißt eräge (iners). Die Trägheit (Inertia) der
Materie bedeutet alio nichts anders, als das Unvermoͤ⸗
gen derfelben, ihren Zuftand von felbft zu ändern. Gie
ift alfo etwas Negatives; und der Ausdruck: Traͤg⸗
heitoetraft (Vis inertiae), ift daher ganz ohne Sinn.
$. 62. Die Trägheit der Materie ift aljo auch
fein Hinderniß ihrer Beweglichfeit, und die Mate-
rie fann dadurch, daf fie träge ift, der bewegenden
Kraft nicht Widerſtand Jleiften, wenn fie aus Ruhe
in Bewegung geſetzt werden fol. Der Satz: daß
die Trägheit der Maffe proportionaf fen, ift alfo eben.
falls ohne Sinn, und aus dem mißverftandenen Be:
griffe von Trägheit abgeleitet, nach welchem man fie
mie dem MWiderftande der wirklichen, durch eine fteti:
ge Kraft folleitirten, Materie verwechfelt hat, wenn
diefe aus Ruhe in Bewegung nad) einer andern Rich:
tung, als die ihr ſchon beywohnende ftetige bewegende
Kraft hat, geſetzt werden foll.
Huf dem mifverkandenen Begriffe von Traͤgheit beruhen auch
die Einmürfe, die der fel. Gehler im Gupplementbande
feiner phyſikaliſch en Woͤrterbuches gegen verfchiedene "or
Metaphyſiſche Naturlehre. 39
Saͤtze gemacht hat. Dieſer vortreffliche Gelehrte uͤberſah,
dk bier von einer in Abſtracto genommenen Materie die
Mede ſey, die bloß als beweglich, und ohne daß die in der
Wirklichkeit damit verbundene ftetiae Kraft der Schwere
ais auf fie wirkend gedacht wird. Eine ſchwere Kugel, die
anf einer boriiontalen Tafel rubet , widerſteht allerdinas in
- berizontafer Ricbtung , aber nicht deswegen, weil fie träge
iſt, Sondern weil fie fchwer if. Die Tafel träat zwar ihr
Gewicht, hebt ja’ aber ihre Gchwere find den Drud nicht
auf, den fie dur ihre Echwere verurfadt. ie wider:
ſteht, wenn wir hierbey auch von aller Friction, vom Wis
derflande der Luft, u. dergl. abftrabiren, vermoͤge der Kraft
der Schwere, weil fie von der verticalen Richtung, in mwels-
cber die Echmwere fie treibt, und in welcher fie auch ihren
Drud ausübt, abgelenft werden fol. Man bedenfe doch
nur, daß die Beweaung der fchiweren Kırael auf det horis
zontalen Zafel eine wirkliche Centralbewegung ift. Der Wis
verstand der ſchweren Kugel in jeder andern Richtung, ale
die Richtung der Schwere, bebt die andere bewegende Kraft
proportionirlich auf, fo wie hinwiederum durch dieſe die
Schwere verbältnigmäßig aufgchoben wird; kurz, es find.
bier nun zwey Kräfte wirffam, die einander entgegenge⸗
fest find; und, (was man in der That nicht beherzigt hat,)
es würte die ſchwere Kugel ben ihrer Bewegung auf der bos
rizontafen Tafel diefe gar nicht mehr driden, wenn fie
daranf mit einer Gefchwindiafeit bewegt wurde, die der
Endaeihwindiafeit ihres Falles durch den halben Halbmefler
der Erde gleich wäre, weil alsdann, wie in der Folge ges,
zeiet werden wird, ihre Kliebfraft der Echwere unter dem
eonator aleih wäre. — Den Widerſtand, welcen die
wirflidyen Materien ın der Welt vermöge einer wirfenden
ftetigen Kraft, wie fie follicitirt, leiften, fann man alfo
niet alg Einwurf benutzen, um den Gaß zu widerlenen,
daß die Traͤgheit der Materie, im metapbofifchen Sinne,
feinen Mıivderftand derfelben im Zuftande der Ruhe begruͤn—
de. So verfabren heift, den Satz der Träaheit (Lex in-
ertiae) durch dem Guß der Gegenwirkung (Lex reactionis)
umftofen wolkn, —
4. 63. Die Materie, als bloßer Gegenſtand aͤu—
ferer Sinne, hat feine andern Beſtimmungen, als
die der aͤußern DVerhältniffe im Raume, und erleidet
alſo auch feine Veränderungen, als die ihr raͤumliches
Verhaͤltniß betreffen. In Anſehung diefer, als Wech—
ſels der Ruhe mit des Bewegung, oder der Bewegung .
mit Ruhe, oder der einen Bewegung mit einer au:
dern, muß eine Urfach Statt finden, Dieſe Urſach
| | aber
2 L.Ddeil. r. Hauptftüch
aber kann nicht innerlich fenn, denn die Materie hat
Feine fchlechthin innerm Beftimmungen. Folglich ift
alle Veränderung einer Materie auf Aufere Urſach
gegründet.
$. 64. Hieraus folgt alfo das Geſetz der Träg-
heit: Ein jeder Koͤrper bebarrt in feinem Zuftande
der. Ruhe oder Bewegung, in derfelben Richtung
und ınıe derſelben Geſchwindigkeit, wenn er nicht
durch eine Außere U ſach Be wird, —
õunand zu verlaſſen.
$. 65. Geber Körper, — ſich bewegt, muß
nothwendig an einander graͤnzende Theile des Raumes
durchgehen, da er nicht zugleich in allen Theilen des
Raumes auf einmal ſeyn kann. Die haͤnge dieſes
Raums, worin ſich der BE bemegt, heißt feine
Bahn, oder fein Weg.
$. 66. Wenn fich ben einem Körper alle Theile
durchaus auf einerleh Weiſe bewegen, fo braucht man
auch nur die Bewegung eines einzigen Punctes zu be—
trachten; und jede Bewegung eines Körpers läßt ſich
aljo auch als Bewegung eines einzigen Punctes, folg:
lid) die Bahn des bewegten Körpers ($. 65. ) als eine
finte anfehen. Die gerade linie nach der Gegend,
nad) welcher ein bewegter Punct entweder feinen ganz
zen Weg hindurch, oder nur an einer einzelnen Stelle
deffelben, fortgeht, heißt die Richtung (Directio)
feiner: Bewegung.
$. 67. Da ein bloß träger beweglicher Körper,
eben weil er träge ift, feinen Zuftand nicht von felbft
ändern fann, fo muß auch bey feiner Bewegung die
Bahn,
._
Metaphufifche Naturlehre. 41
Bahn, in der er vermöge feiner Trägheit beharet,
immer geradlinig fenn, und feine Richtung muß un.
verändert fern. Die Aenderung der Nichtung iſt
Aenderung des Zuftandes der Bewegung, morein der
Körper nicht von felbft kommen kann; und fo oft fie
erfolgt, muß eine Urfach wirffam fenn, die fie hervor-
Bringt. Aendert fi) nun durch irgend eine Kraft vie
Richtung des bewegten Körpers alle Augenblice und
an jeder Stelle des Weges, fo ift die Bewegung
Frummmlinig (Motus curvilineus), und. die Rich:
tung wird. an jeder Stelle der Frummlinigen Bahr
dutch die Tangente der krummen linie an diefer Stel:
le beſtimmt.
$. 68. Der Raum, pucch — ſich die Koͤr⸗
per. bewegen, heißt auch das Mittel, das Mittel⸗
ding (Medium). Hier nehmen wir ein folches ar,
das der Bewegung fein Hinderniß entgegenfegt und
feinen Widerftand zu feiften vermag. Er heift als:
dann ein freyes oder leeres Mittel (Medium vacuum,
liberum); ſonſt aber ein widerſtandleiſtendes (Me-
dium reßiltens ).
$. 69. Gede Bewegung ſetzt nicht allein einen
Raum voraus, worin fie geſchiehet ($. 65.), ſon⸗
dern auch eine Zei. Wenn (Fig. 3.) die Puncte
A und B aus einander liegen, und die finie AB die
Bahn eines Punctes ‚vorftellt, fo Fann der Punct,
ber fich von A nad) B bewegt, nicht in A und B zu:
gleich fenn. Der Augenbfif, da er in iſt, iſt ver
fhieden von dem, da er in B if. Dies findet Statt,
fo klein auch die Entfernung des Punctes A von B "De
ie
4 1. Shell. "r. Hauptſtuͤck.
Die Dauer zwifchen dem Uebergange des. bewegten
Punctes ben feiner ftetigen Ortsperänderung aus einer
Stelle feiner Bahn in die andere ift diedeit. Auch die
Fleinfte Bewegung erfordert Zeit.
| F. 70. Die gleichen Räume nun, die ben einer
gleichfoͤrmigen Bewegung eines Koͤrpers beſchrieben
werden, dienen, die Dauer irgend einer andern Dez
Wegung, oder die Zeir zu meflen.
So bedienen wir uns im vor Leben der Bewegung der
Sonne, ſowohl ıbrer jährlichen, als ihrer täalichen, oder
vielmehr der Bewegung. der Erde um die Sonne und. um
ibre Achfe, zum Maaf der Zeit: und ein Jahr ift die Zeit,
worin’ die. Erde thren Umdaufskreis um pie Sonne bes
Tchreibt; ein Tag it die Zeit, worin die Erdfugel eine
aanze Umdrehung um ihre Achfe vollendet. — Eine Sruns
de it die Zeit, worin der Zeiger einer richtig aebenden Mis
nutenuhr ven nanzen Raum eines Kreiſes durchlaͤuft; eine
Wiinnte if die Zeit, worin eben diefer den Goften Theil des
Kreiſes beſchreibt, u. f. w. | | LE
, Bey den Aſtronomen heift wahre Somnenzeit.( Tempus folare
yrerum) die, welche vom wirklichen jährlichen Laufe der
Sonne zemeffen wird; mittlere Sonnenzeit ( Tempus fol,
medinm, aequale ) die, bey welcher eine mittlere oder ers
dichtete Sonne annenemmen wırd, die ihre Bewegung im
Kreife gleichförmig vollendet, und zwar im eben der Zeit,
in der die wabre Sonne ihren unaleihformigen Wen zus
‚rödlest. — Der Sternentag @empus primi mobilis )y
der durch die immer aleichformige Umdrebuna der Erde um
ihre Achfe gemefien wird, gewaͤhrt uns .ein beſtaͤndiges,
inımer gleihformiges, Zeitmaaf. Ä
$. 71. Die Vergleichung des Raumes und ber
Zeit bey der Bewegung eines Koͤrpets giebt den Ber
griff von der Geſchwindigkeit (Celeritas, Velocitas)
deffelden. Er ift ein relativer Begriff, und Geſchwin—
digfeit laͤßt fich nur angeben, wenn man eine gewiſſe
Zeit oder einen gewiffen Naum, worin die Bemegung
eines Körpers gleichförmig gefchieht, zur.Einheit an:
nimmt, und damit eine andere Bewegung vergleicht.
J Sie
Metaphyſiſche Naturlehre. 43
Sie ift alfo der Raum, welchen ein Körper in einer
zur Einheit angenommenen Zeit durchläuft, oder die
Zeit, welche ein Körper braucht, um einen jur Ein⸗
beit angenommenen Raum zu durchlaufen.
$. 72. Menn ein Körper in gleichen Zeiten glei:
he Räume durchläuft, oder wenn feine Geſchwindig⸗
keit gleich bleibt, fo nennt man feine Bewegung eine
gleichtöꝛ mige BSeweclung (Motus aegnabilis, uni-
formis). Iſt aber die Gefchmindigfeit des Körperg
während der Bewegung nicht immer gleich, oder
durchläuft er in gleichen Zeiten ungleiche Räume, fo
heit die Bewegung eine veränderte oder ungleichförz
nmgr (Motus variatus, inaequabilis). Dabey neh
men die ın gleichen Zeiten durchlaufenen Räume ent⸗
weder ab, oder fie nehmen zu. Im erftern Kalle
heißt vie veränderte Bewegung eine verminderte (Mo-
tus retardatus); im leßtern eine befchleunigte ( Mo-
tus aeceleratus). Beyde koͤnnen fo ſeyn, daf die
Geſchwindigkeit in jedem gleich großen Zeittheife gleich
ſtatk oder ungleich ftarf wächft oder abnimmt, und
daß alſo eine gleichfoͤrmig beſchleunigte (Motus uni-
formiter acceleratus), oder gleichfoͤrmig vermins
derte (Motus uniformiter retardatus); oder daf eine
ungleichförmig befchleunigte (Motus inaequabiliter
acceleratus), oder ungleichförmig verminderte (Mo-
tus inaequabiliter retardatus ) Statt findet.
$. 73. Aus der Vergleichung des Raumes und
ber Zeit bey der gleichförmigen. Bewegung der Körper
fießen dann folgende Gäße: | |
| L.
44 11. Theil. 1. Hauptſtuͤck.
1. Die Geſchwindigkeiten zweyer bewegten Koͤr
per verhalten ſich wie die durchlaufenen Raͤu⸗
me, wenn die Zeiten gleich find.
3. Die Befchwindigkeiten zweyer bewegten Koͤr⸗
per. verhalten ſich verkehrte wie die Zeiten,
: wenn die zurückgelegten Räume gleich find. -
3. Die Befchwindigkeiten zweyer Aörper über:
haupt verhalten fich wie die Producte der
Räume in Die verkehrt gefegten Zeiten; oder
wie die Quorienten der Räume durch die
Zeiten.
Es folge hieraus weiter, daß die zurücdgelegten
Raͤume zweyer bewegten Körper im zufammengefeß;
ten geraden Verhältniffe der Zeiten und Gefchwindig-
Feiten find; und daß endlich die, Zeiten in einem Ver;
Hältnifje find, das aus dem geraden der Räume u
bem ıtmgefehrten der Zeiten: befteht. ——
Wenn wir zweyer gleichfoͤrmig bewegten Körner Geſchwindig⸗
keiten C, c, ihre zuruͤckgelegten Raͤume S, ſ, und die daju
verwandten Zeiten T, t, nennen, ſo iſt —
nach 1), wenn T=t,C:c=S:h
nach 2), wenn S=[, C:c=t:T.
Nehmen wır mım noch einen dritten Körper an, deſſen Ges
Ihwindigfeit K heißt, und deflen bey feiner Bewegung zus
ridgelegter Raum dem des erften Körpers — S, und die bar
su verwandte Zeit der des pe =rfen, fo if
‚ für den erften und dritten,
(weil $S=S), :K=t-+T,
und fir den dritten und
jwenten, (welt=t),K:c=S:f,
folaͤlich für den erken und”
zweyten ıc=S&: =7T s ex
Es folgt Bierand — daß 5: F CT: et ſey; ferner,
daß T:t= 5: — fen.
£ 74. Jede veränderte Bewegung c6. 72.)
ſeht nad) dem Geſetz der Trägheit eine Urſach der ver:
aͤnder⸗
f
Metaphyſiſche Naturlehre. 45
änderten Geſchwindigkeit voraus, die im Augenblicke
der Veraͤnderung wirkſam iſt. Da nun jede veraͤn—
derte Bewegung für jeden untheilbaren Augenblick,
oder jeden unendlich kleinen Zeittheil, als eine gleich—
foͤrmige angeſehen werden kann, fo koͤnnen auch für
dieſen Augenblick Raͤume, Zeiten und Geſchwindig⸗
keiten durch die Geſetze der gleichfoͤrmigen Bewegung
ausgedruͤckt werden. Oder man kann ſich jede un:
gleichfoͤmige Bewegung ſo vorſtellen, als wenn ſie i
unendlich kleinen Zeiten gleichfoͤrmig waͤre, und
- jedem unendlich kleinen Zeittheile ein unendlich kleiner
Theil des Raumes mit der unveränderten Geſchwin⸗
digfeit zurückgelegt würde, welche der bewegte Punct
im Anfange diefes Zeittheilhens hatte. Wenn nun
eine unveränderliche und ftetige Kraft auf den Körper
wirft, und während feiner ganzen Bewegung zu wir:
fen fortfährt, fo muß er in eine gleishförmig bes
ſchleunigte Bewegung fommen ($.72.). Die Ge:
ſchwindigkeit, mit der er ſchon bey feiner Trägheit
durch den erften Impuls der Kraft fortgehen würde,
muß durch die ununterbrochen fortdauernde Einwir:
“ fung der Kraft ſtetig zunehmen und wachen, und
die Zunahme dieſer Gejchwinpigfeiten muß alfo im
gleichen Zeiten gleich: ſeyn. Hier wächft zwar nun in
jevem noch jo kleinen Zeittheilchen die Geſchwindigkeit
nach dem Gefeß der Stetigkeit, und die Gefchwindigs
keit iſt im jedem folgenden Zeitpunete ſchon größer,
als ım vorhergehenden; man tann aber annehmen,
daß die Geſchwindigkeit durch das ganze Zeitcherichen
jo groß bliebe, als fie im. Anfang deffelben war, und.
daß
46 I. Theil. x. Hauptſtuͤck.
daß erft nach Endigung des Zeittheilchens der Zufag
der Geſchwindigkeit urploͤtzlich hinzukaͤme, der eigent—
lich waͤhrend des Zeittheilchens allmaͤhlig hinzukam.
Dieſe am Ende des Zeittheilchens vom Anfang def:
felben an erlangte Geihmindigfeit kann man die Eno⸗
geſchwuidigte Velocitas ſoalis) nennen.
. & 75. Die Endgeſchwindigkeiten ($. 74.) muͤſ⸗
fen ſich ben der glei bfoͤrmig beicbl.unige.n Bewe⸗
gung, tie die unendlich Fleinen Zeiccheile, oder, wie
die Zeit vom Anfange der Bewegung an, verhalten,
weil der bewegte Körper in einem jeden unendlich Flei=
nen Zeittbeile einen neuen Eindruck erhält, der fich
mit den bereitS empfangenen vereinigt.
Wenn wir die Endaeibwindiafeit v und das Bann e Nenneny
pivzeuvmv:Vıe T
676. Man fann daher: Diefe erlangten Grade
der Endgefchwindigfeiten durch die Reihe der natuͤrli—
chen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, u. |. w. vorftellen,; weil
fie wie die Zeittheile felbft wachen.
$. 77. Wenn der Körper mit der Gefchmindig:
feit, die er ben der gleichförmig befchleunigten Bewe—
gung in einem endlichen und beflimmten Zeiccheile ers
langt hat, hernach gfeichförmig fortginge, fo würde
diefe Sefchwindigfeit ihn in dem zwenten dem erjten
ähnlichen Zeittheile durch einen doppelt fo großen
Raum führen, als die in einem und demfelben Zeit:
theife erhaltene zunehmende Geſchwindigkeit. Der
Raum wird fich alfo ben diefer gleihförmig beichleu:
nigten Bewegung verhalten, wie die Zeit mit der Hälf-
te der Endgefchwindigfeit multiplicirt; und der gleich:
‚Pemig bejchleunigte Körper wird ineiner gegebenen Zeit
nur
Metaphofifche Naturlehre, i 9
nur halb fo weit gehen, als ihn in eben ber Zeit ſeine dar⸗
in erlangte Endgefchwindigfeit geführt haben würde.
Bene der Kaum S heift, fo wid [= Kt ud I:S= *
— —VVI.
2
Wenn die Zeiten gleich find, fo verhalten ſich die Räume
der Bewegung, wie die Sefchwindigfeiten ($.73.). Im
sesenwärtigen Falle aber find die Zeittbeile aleih, folglich
werden ſich auch die Räume wie die Beichwindisfeiter
»rbalten. Weil aber nun eıne gleichfoͤrmige —
keit doppelt fo groß iſt, ats eine zunehmende, wenn fie im
einerley Auaenblid erhalten werden, fo wird auch der vers
möse einer galeihförmiaen Geſchwindigkeit durdlaufene
Kaum doppelt fo groß ſeyn, als der Raum, der in ebem
—— durch die wachſende Geſchwindigkeit zuruͤckgelegt
wird.
Dieſe Geſetze ſucht man auch durch Huͤlfe eines rechtwink⸗
Tgen Triaugels anſchaulich zu machen. Es zeige (Fig. 4.) ir
dem rechtwinkligen Triangel AB die Zeit, und C die in dieſer
Bert erlanate Endgefdywindigfeit au. Die Höhe BA fen in
Theile getbeilt, die wir als unendlich Fein und eınander
aleıh annehmen, AD, DE, EF, u. ſ. f. Da BA die ends
lie und beffimmte Zeit ausdruͤckt, fo wird jeder in diefer
- Hibe BA genommene Theil die unendlich Kleinen Rugen⸗—
biide vorftellen. Wenn wir nun ans den Theilungspuncs
ten D, E, F, u. ſ. f. die Drdinaren Dd, Ee, Ffı m. |. fü
jieben, fo wird jede Drdinate die in jedem mmendlich Eleis
nen Augenblife erhaltene Geſchwindigkeit vorftellen; und
fo wie eine durch eine ftetige Kraft zumehmende Geihwins
diakeit aleichformig waͤchſt, fo wäh auch jede Ordinate
gleihtörmia, nach eben der PBrogreifion, ©, Ir 27 3r
n.|. f. Wenn Dad den im erften Augenblide AD erbaltes
nen Brad der Beichwindigfeit ausdrüft, fo wird Ee den
Grad der Geſchwindigkeit ausdräfen, der im zweyten Aus
aenblide DE erhalten worden. Weil aber Did: Ee= AD:
AE=ı:2,w ſ. f., fo werden fib alfo dieſe Endgeſchwin⸗
drafeiten wie die Zeirtheile verhalten ($. 75.), und die
Endgeibmwindigfeiten Da, Ee, Fi, u. f. f. durch die Reihe
der mtürlihen Zahlen 1, 2, 3, u. ſ. f. vorftellen laſſen
4. 76.)._ Da der Raum "m Producte der Zeit in die Ges
cdwindiskeit gleich it (9. 73.) , fo fann der Flächeninbalt
des Drevefs ABC den Raum vorftellen, der tu der Zeit
AB mit der ftetia wachſenden Gefchwindigfeit, die am Ens
de ver Zeit durch BC ausgedruͤckt wird, beſchrieben worden
iR. Wenn nun die Aeichiwindigfeit, die am Ende der end»
lichen Zeit AB durch die Grandlinie BC des Trianaels ABC
ausgeörudt wird, nicht weiter zunäbme, fonderu nun der
Körper in der zwenten, der erſten AB Ähnlichen, Zeit das
mit gleihformig fortginge, . fe würde die Geſchwindigkeit
diefes zweyten Zeitraums durch die Drdinaten eines —
‘
*
48 1. Theil. 1. Hauptſtuͤck.
ecks BCKL von eben der Grundflaͤche und Höhe, als ber
Triangel ABC ift, vorgeftellt werden. Da aber diefer Triau⸗
gel nur die Hälfte des Rechtecks von eben der Grundfläche
und Höbe ift, fo ift auch die in einem endlıhen und bes
ſtimmten Zeitraume erlangte Geſchwindigkeit, die ſich aleichs
förmig bleibt, doppelt fo groß, als eine ın demſelben Zeits
raume erlangte zunehmende Geſchwindigkeit. a Se
$. 78. Es folgt hieraus ferner, daß die Raͤu—
me, welche ein Körper bey diefer gleichförmig befchleu:
nigten Bewegung, in verfchiedenen gleich großen Zeitz
theilen hinter einander zurüclegt, wie die ungeraden
Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, u. ff. wachſen; oder er
wird. im zweyten Zeittheile 3mal, im dritten smal
u.f. mw. fo vielen Raum zuruͤcklegen, als im erften
Zeittheile. | |
Der im zwenten Zeittbeile DE (ia. 4.) zuriüdgeleate Raum
— dem Zrapezio DdEe ift 3mal fo arof, als das Dreyeck
ADd, und der im dritten Zeittheile EF befriebene Raum
des Trapezii EeFf .ıft smal fo groß, als ADd, m f. f.
Am erften Zeittheile AD naͤmlich befchrieb der Körper
durch die wachſende Geichywindigfeit den Raum =ADd5
die am Ende dieſes Zeitrheils erhaltene Endgeſchwindigkeit
Da würde den Körper in dem folgenden gleichgroßen eits
tbeile DE durch einen noch einmal fo grofen Raum DdEx
. führen ($. 77.), oder der Körper würde ben feiner Trägbeit
gleichfoͤrmig fortgeben ; aber die ftetige Kraft wirft wah⸗
rend dieſes zweyten Zeittheils auf ib. fort, und bringe
ibm wiederum fo viel.ueue Geſchwindiakeit während diefes
awepten- Zeittbeils hinzu, als im erften, fo daß er audy
noch außer dem Raume DdEx, den er bey feiner Trägbeit
allein durchlaufen würde, den Raum dxe durchlaufen
muß. _Er legt alfo in dem zweyten Zeittbeile einen zmal
fo großen Raum zurüd, als im erften, Am Ende des zwey⸗
ten Zeıttbeils wird der Korper die Endgeſchwindigkeit Ee
baben, und bey feiner Srägbeit darin beharren. Er wurs
de ım dritten Zeittbeile den Goa EeFo zurüdlegen , aber
während diefes dritten Zeittheils wirkt die fietige Kraft
auf ibn fort, und brinat ihm einen Zufag von Geſchwin⸗
digfeit bey, fo daß er noch außerdem durd den Kaum eof
== ADd geht, und alfo im dritten Zeittbeile einen Raum
beſchreibt, der dur das Trapezium Eerf=smal ADd
ausgedrüdt wird, u. ſ. f.
$. 79. Es verhalten ſich diefemnad) die Räume,
‚welche vom Anfange der gleichförmig befchleunigten
" Be:
“ / ’
Metaphoſiſche Naturlehre | 49
Bewegung an zurhchgelegt werden, wie die Quadrate
der Zeiten vom Anfang der Bewegung an, oder wie
die Quadrate ber erlangten Endgeſchwindigkeiten
($.75-). | |
Es iſt alſo [= v’= tr”, und 5: ſ- Vꝛ: vꝛ ⸗ Tre,
VWenn naͤmlich der Raum im erſten Zeittheile = ı geſetzt wird,
fo wird er ben diefer beichleuniaten Bewegung im zweyten
Zeirrbeile allein = 3, int dritten Zeittheile allein = 5,
u. 1. f. ſeyn ($.78.)5 folalic wird er ın den zwen eritcn
Zeirrbeilen zuſammen ı + 3 = 4, in den drey erften Zeits
tbeilen zufammen ı +3 + 5 = 9 ausmaden. 4 umdy
find aber die Quadratzablen von 2 und 3, oder von den
Zeiten vom Anfang der Bewegung an. |
Wenn der nab dem eriten Zeittbeile AD (Fig. 4; bes
fchriebene Raum = ADd = A ill, ſo wird der durch
feıhförmia beichleunigte Beweguna mach zwey Zeittheilcũu
AD + DE beichriebene Raum = Ake = 4mal ADd,
und der nach drey Zeittheilen AD DE + EF junds
geleate Raum = AFf = ginal Add lıpa, u. 1. "Dover
es verhält ſich das DrevedAEe zum Dreyef ADd, wie
AE?: AD? = ke® ; Dd®,
. 80. Die fterige Kraft, welche die befchleu-
nigte Bewegung der Maſſe hervsrbringt, heißt, in
fo fern fie auf alle Theile der Maſſe zuſammen gfeiche
förmig wirft, die bewegende Kraft (Vis motıix j5
die beſchleunigende Kraft (Vis acceleratrix) hinge:
gen, in fo fern fie auf jeden einzelnen Theil der Maffe
witkt. Jene iſt alfo das Product der befchleunigenden
Kraft in die Odatttaͤt der Maffe, die davon afficire
wird, s Te
Wenn wir alfo die bewegende Braft P, die beſchleunigende
Braft f, und die Maſſe M nennen, ſo iſt P=t.M,
andP:p=fM : fin; und cben fo iſt auch f= n .
Gerner folat hieraus, daß das Product der bewegenden
Kraft in dıe Zeit aleih fen dem Produc'e der Rufe in die
Geſcth windigkeit; oder PT= MV, uud Plipe= MViımvj
daß dur bewegenden Krärre'durc dir Quadate ver Zeiten
multiplicırt ſich verhalten wie die Maften durch die durchs
laufenen Räume multiplicıre, oder PL? = M3, und
PT?2: pe?—= MS: ml; und daß Die bewegenden Kraite
duch die Raume multiplicıre ih verhalten wie die Maſſen
‘ multipiis
-
50 IL. heil, 1. Hauptftüd.
——s
Eden ſo iſt auhf=v, fiel, del v2.
$. 81. Eine oder mehrere Kräfte, die nur nach
einerlen Richtung wirken, Fönnen Sen Körper auch
nur nad) der geraden finie bewegen. Die Bewegung,
wo ein Körper durch eine Kraft nur nach einerley
Richtung getrieben wird, heißt eine einfache Bewer
gung (Motus ſimplex), und man fieht leicht ein, daß
jede einfache Bewegung ſtets geradlinig ſeyn müffe.
$. 82. Kräfte, die auf verſchiedene bewegliche
Puncte wirken, heißen. gleiche Kraͤfte, wenn fie
ihnen gleiche Geſchwindigkeit ertheilen. |
Hier , wo nur von beweglichen Puncten die Mede ift, wird die
Größe der Bewegung nur ans der Befchwindigfeit ermeflen.
Bey Körpern, die durch eine ftetige Kraft zum Widerftande
follieitirt werden, muß die Maſſe allerdinge mit zum Maaß
der Größe der Bewegung genommen werden.
$. 83. Zwey gleiche Ziräfte (82.), die zu
gleicher Seit auf einen beweglichen Punct nach ent:
gegengefessten Richtungen wirken, beben fich eins
ander auf, und verurfschen Feine Bewegung.
Anwendung auf Segners bydranlifhe Mafchine, die in der
goige weiter angezeigt werden wird. Bringt man je jwey
effnungen der vier Geitenarme diefer Mafchine gegen
einander über, fo wird fie durch das ausftrömende Waſſer
nicht bewegt.
6. 84. Wenn zwey ungleiche Kraͤfte zu gleis
cher Zeit nach entgegengefester Richtung auf einen
beweglichen Punct wirfen, fo erfolgt die Bewes
gung nach der Richtung der größeren Arafe, und
zwar mit der Differenz beyder Aräfte, Hier ift
die Bewegung ebenfalls nur einfach, denn fig erfolge
nur nach der Richtung einer einzigen Kraft.
Anwon⸗
Metaphufifche Naturlehre: 51
*
Anwendung anf die vorige Maſchine, an ber bie Oeffnungen
von drey Geitenarmen nad einerlep, die Oeffnung des viers
ten Armes nad der entgegengefegten Richtung geftellt ift.
£. 85. Wenn die Richtung der bewegenden
Kräfte eimander- nicht entgegengeſetzt ift, fo muͤſſen
fie einen Winkel einfchließen. Da nun ein Körper,
der von beyden zugleich getrieben wird, weder nach
benden zugleich gehen, noch ruhen kann; fo muß er
ſich nad) einer dritten Richtung bewegen. Man fieht
leicht ein, daß dies die Diagonallinie des Parallelo-
gramms feyn werde, von welchem beyde Richtungen
einen Winfel einfchheßen, und daß er jene in eben
der Zeit durchlaufen würde, welche er gebraucht hätte,
wenn er durch jede einzelne Kraft die einzelnen finien
durchlaufen wäre, die den Winkel einfchließen.
Beieat, ein bewegliher Punct werde durch eine Kraft AB
Fia. 5.) nah der Direction AB, und durd eine andere
raft AC, die mit der vorigen einem Minfel einfchlicht,- °
nach der Richtung AC zu gleicher Zeit fich zu beivegen ges
trieben, fo kann er nicht mach AB und AC zu gleicher Zeit
gehen. Er kann aber auch nicht ruhen; denn dies fönnte
er nur, wenn AB und AC ſich einander directe entgegens
geiegt und gleih wären, Es bleibt fein anderer Wen für
ibn, als der mittlere übrig, und dies ift die Diagonallinie
AD des PVarallelogramıng, das auf die Finten AB und AC
aufgelegt werden kann. Geſetzt, die beyden Kräfte wirk⸗
ten nicht zu gleicher Zeit, fondern nach einander, fo wird
zer bemealibe Punct erſt nah B, und von da durch bie
Kraft AC= BD nad D aeführt werden, und er wird alfo
eben da feyn, wo er auf dem Wege durch die Diagonallinie
angelangt ſeyn würde. Da bier die Bewegungen aleichförs
mig angenommen werden, fo wırd er, falls die Kräfte
einzeln nach einander wirfen, in der Hälfte der Zeit durch
Ab = # AB, und hernach durh bd = Ac=#AC ge
fübrt werden, und in d, auf der Mitte der Diagonale
AD, anlangen. Kurz, er wird am Ende jedes Zeittheils
bene, wenn die Kräfte ihm einzeln führen, auf irgend
einen Punct der Diagonale fenn, und alfo am Ende der ganzen
Zeit die gerade Linie AD befchrieben haben.
4. 86. Die Bewegung des Körpers heift in
diefem Galle eine zuſammengeſetzte Bewegung (Mo-
D 2 tus
52 I Shell, 1. Hauptſtuͤck.
tus compofitus), und man berfteht unter derſelben
überhaupt eine jede Bewegung eines Körpers, der
von zwey oder mehrern Kräften: zugfeic) -getrieben
wird, deren Richtungen nicht in einerlen gerade Linien
fallen. Die beyden Kräfte, deren Richtungen einen
Winkel einfchließen, heißen die äußern Kraͤfte; die
Bewegung durch die Diagonallinie fieht man als
durch eine mittlere Kraft hervorgebracht an.
$. 87. Das Gefeß der zufammengefekten Be:
wegung heißt diefemnah: Wenn ein bewiglicher
Punct von zwey Ziräften zugleich nach der Lage
der Seiten eines Parallelogramme getrieben wird,
fo durchläuft er Die Diagonallinie Dejjelben in eben
der Zeit, worin er die einzelnen Seiten durchlaufen
wäre, welche die Richtungen der beyden Kraͤfte
vorftellen. ’
Beftätigung durch Verſuche mit der Eberhardſchen Diagomalmas
fine; Anwendung auf ein an beyden Ufern eines Fluſſes
gezogenes Schiff; Anwendung auf den Fall eines Korpers
von dem Maftbaum eınes Schiffes, das in vollem Segeln
iftz u. dergl. Anwendung zur Widerlegung eines Einwurfs
gegen die Umdrehung und Bewegung der Erde.
$. 88. Wenn die Sänge der beyden Geitenlinien
AB, AC ($ig. 5.) die Groͤße der Kräfte, die zu
‚gleicher Zeit auf den beweglichen Punct wirfen, ober
ihre Gefchwindigfeit, und die Meigung derfelben ger
gen einander ihre Richtung ausprüdt, jo druͤckt die
Diagonale AD des Parallelogramms, das auf diefe
finien errichter ift, die Groͤße der Kraft oder die Ge:
ſchwindigkeit aus, welche aus den fie zufammenfeßen:
den Kräften und aus ihrer gleichzeitigen Wirkung
$. 89.
entſpringt. |
Wetaphyfiſche Naturlehte. 159
$. 89. Da die Diagonale eines Parallelogramms
nie fo groß ſeyn kann, als die Summe.feiner benden
Seiten, fo muß auch die durch diefe Zufammenfeßung
entjtandene mittlere Kraft (K. 86. ) oder Geſchwin⸗
digkeit Heiner ſeyn, als die Kraft oder. Geſchwindig⸗
keit, welche aus den beyden aufern Kräften entftanden
wäre, wenn fie unmitielbar hinter einander gewirft
hätten. Der Raum, welchen der Körper ben Diefer
Art der zufammengefegten Bewegung durchläuft, ift
alfo nie fo groß, als die Summe der beyden Räume
der einzelnen Bewegung geweſen ſehn wuͤrde.
$. 90. Der ben. der zufammengefeßten Bere
gung durchlaufene Raum ift defio großer, je Fleiner
der Winkel wird; welchen die Richtungen der einzek
nen Kräfte einfchließen, oder je mehr fie confpiriren;
defto Heiner, je größer diefer Winkel wird, oder je
mehr ſie dwergren. —
Je kleiner nämlich der Winkel. CAB (Fig. 5.) der Seitenkraͤfte
wird, deſto weniger find ſich Diele entgegengefent, »und
deito mehr wird alfo auch ihre Wirfang confpirtren; und
je arößer der Winkel wirds defte mehr werden die Geitens
kraͤfte ſich einander entgegengefeht , defto größer wird der
Werluft derfelden feyn. . Ä
Wenn wir GF und GH ( Fig. 6.) eben fo groß nehmen,
als vorher AR und AC (Sig. 5.)r aber fie unter einem
Meinern Winfel zufammen auf den beweglichen Punct
witken faffen, fo wird die Diagonale GD größer werden,
als vorher AD (Fin. 5.) war; und wenn eben biefe Kraͤfte
HG und HD = GfF (fig. 6.) unter einem größern Wins
kel zuſammen auf den beweglichen Punct wirken, fo wicd
die Wiasennie HF, die er durchläuft, Fleiner werden, als
AD (Fig. 5.).
$. 91. Jede einfache Bewegung (5. 81.) laͤßt
ſich anſehen, als ob fie aus zwey Kräften zuſammen⸗
geſetzt waͤre, deren Richtungen einen Winkel einſchlie⸗
u Ä fen,
—
54 Rh. x. Haupeftück,
Fen, und von deren gemeinfehaftlihen Wirkungen
die durch die.einfache Kraft herworgebrachte Richtung‘
die mittlere wäre, da es erlaubt ift, jede gerade linie
als die Diagonale eines Parallelogramms ſich vorzu⸗
ftellen. Es laͤßt ſich alfo eine jede Kraft in zwey am
dere gleichwirfende zerlegen. |
. 92. Menn ein beweglicher Punct durch drey
oder mehrete Kräfte getrieben wird, die nach verſchie—
denen, nicht entgegengefegten, Richtungen auf ihn
wirfen, fo kann man ben Weg finden, den er bey
feiner Bewegung nimmt, wenn man erft zwey davon
zuſammenſetzt, die daraus entftandene zufaınmenge-
feßte Bewegung als eine einfache befrachtet,. und mir
der dritten wieder zufammenfeßt, u. |. m. |
SBGefhjetzt, ein bewealicher Bunct wird (Fig. 7.) durch die Kräfte,
AB, AC, AD ımb AE zu gleicher Zeit follicitirt, fo fan
man erft AB und AC zufammenfeßen, und die gefundene
mittlere Kraft Af als eine aleichwirfende einfache anfchenz
diefe wieder mit der auß AD und AE zuſammengeſetzten
Ag zufammenfegen, und aus diefen beyden Kräften Af und
4 Ag bie Rictung und Größe der Kraft beftimmen, welche
alle vorige einfache Kräfte zufammennenommen 'hervors
braten, indem man die Diagonale AK des Parallelos
gramms AfgK zieht, wovon die benden gefundenen fräfte
Af und Ag die Seitenlinien ausmachen,
$. 93. Ein beweglicher Punct bemegt fich gegen
eine Släche gerade, menn feine Directionslinie auf
der Fläche ſenkrecht ſteht; wenn hingegen dieſe mit
der Fläche einen fchiefen Winkel macht, fo heit man
die Bewegung eine fehiefe. Der Stoß an eine Kugel
geht alſo gerade (directe), wenn die Directionglinie
deffelben verlängert durch den Mittelpunct der Kugel
geht; in übrigen Fällen geht er ſchief (oblique).
$. 94.
®
Metaphyſiſche Naturlehre. 5
94. Die Kraft, welche in einer ſchiefen Di⸗
rection auf eine Flaͤche wirkt, kann, wie eine jede
einfache Kraft überhaupt ($. 91.), als eine aus
zwey andern zufammengefeßte Kraft betrachtet wer:
den, wovon eine auf der Släche fenfrecht fteht, die
andere aber mit der Släche parallel fortläuft.
Benn eine Kraft in der fchiefen Direction CD (Fig. 8.) auf
die Flähe AB wirft, fo wird fie nicht mit der Intenſitaͤt
darauf mwirfen, als wenn fie fenfrecht auf AB ſtuͤnde.
Nah dem Gase von der Zerlegung der Kräfte ($. 91.)
beftebt CD aus der fraft CE und CA=ED. CE acht
parallel mit AB, bat alio darauf feine Wirfung, folglich
wirft nur die Kraft ED nah der Direction ED; und
die Große diefes wirkenden Cheils verhält fich zur unver⸗
minderten- Kraft, wie ED: CD. Je kleiner der Winkel
CDA wird, welchen CD mit ABij madt,i defto Fleiner
wird die Größe der Wirkung von CD werden ; denn defto
Heiner wird ED, und umgefehrt.
$. 95. Jede Wirkung der bewergenden Kraft
geſchiehet nur nach der Perpendikellinie, die von
ibe auf Die Släche des Beweglichen gezotgen wer⸗
den kann, und bey einer fchiefen Richtung wirkt
nur ein Theil der Kraft. |
Anwendung hiervon auf das Billard, auf die Bewegung eines
Schiffes, dem der Wind nicht aanz günftig ift, auf die
Bemweaung der Alügel einer Windmühle, die fchief gegen
den Wind ftchen.
jev (Fig. 9.) eine Kugel AFG im Durchfchnitt durch ihren
Mittelpunct c vorgeftellt. Sie erleide auf ihrer Perivpherie
in A einen Etof nady der Direction AB, fo daß AB auch
die Gröfe und Sefhwindigfeit der Kraft ausdrüde. Die
Kusel wird ſich keinesweges in diefer Richtung bewegen,
indem AB ſchief auf der Fläche derfelben ſteht, wie alle
finien, weiche nicht nab dem Mittelpunct der Kugel zu
gerichtet find. Nach dem Gate von der Zerlegung der
Kräfte ($. 91.) fünnen wir AB zerlegen in AM und 4D;
die (er*ere läuft nah der Nichtuna der Tangente von Ar
tAD, fie kann alfo die Kugel nicht in Bewegung feRen
und nicht darauf wirken, welches nur von AM geſchehen
kann, die auf der Kugel ſenkrecht ift, weil fie nah eo,
dem Mittelpunet der Kugel, zu gerichtet if. Die Bewes
gung der Kugel gefchieber alfo nah M, und immer nad
einer Richtung, die auf dem Puncte des — =
Kraft
€
6. L Theil. 1. Hauptſtuͤck
Kraft ſenkrecht if. Die Kraft AB feibet ben biefer ſchiefen
Richtung ebenfalls einen Verluſt, d. h. ihre Wırfıma ift
nıcht fo aroß, als ben der ſenkrechten, und die Groͤße,
mir der fie wirkt, verhält ſich zu ihrer unvermindertem
‚Große wie AM : AB. Sie wirft nur mit dem Theile der
Krafp, der in ihrer Genfrechtbeit enthalten ift.
$. 96. Mad) den bisher betrachteten Arten der
Bewegung, fowohl der einfachen, als der zuſammen⸗
geſetzten, muß ber bewegte Punct einen Weg zuruͤck⸗
legen, der eine gerade finie iſt, und dieſe geradli:
hige‘ Dewegung (Motus rectilineus) bey feiner
Trägheit fo Tange behalten, bis eine andere Urfach
ihn daraus verfeßt. Wenn alfo ein Körper eine
krummlinige Bewegung (Motus curyilineus) hat,
fo muß menisftens noch eine Kraft wirffam feyn, die
ihn von feiner geradlinigen Bahn abfenft, und diefe
Kraft muß ftets und in jedem Augenbfide wirffam
ſeyn, fonft würde der Körper nach der Tangente fei>
ner Dahn geradlinig fortgehen. |
$. 97. Jede krummlinige Bewegung iſt alfo
eine zujammengefeßte Bewegung, und fie erfolgt,
wenn ein nach geradfiniger Bahn durch eine Kraft
. getriebenes Bewegliches durch eine andere ftetige Kraft
nach einem ynveränderlichen Puncte abgelenft wird, -
der außerhalb der Nichtung feiner Bewegung liege.
Da die Richtungen beyder Kräfte einen Winkel eins
ßen, fo fann man fich vorftellen, daß die Be—
wegung nad) der Diagonallinie eines Parallelogramms
erfolge; daß diefe-Diagonallinie aber unendlich Fein
fen, und daß dieferhalb das Bewegliche in jedem Au:
genblicde eine andere unendlich Fleine Diagonallinie
beichreiben muͤſſe, indem die Kraft, die es nad) einem
u Puncte
Metaphufifche- Naturlehre. 57
Puncte treibt, ftetig ſeyn fol, folglich es. in allen
Augenbliden von der gerablinigen Bahn ablenft,
die es fich felbft überlaffen fortgehen würde,
Bevſpiel an einer Schleuder. |
Es befinde fib ein beweglicher Punct in A (Fig. 10.) und
werde durch irgend eine Kraft in der Rıchtung Aa aetries
ben, fo daß Aa auch die Geſchwindigkeit, oder den Raum
in der Zeiteinbeit angiebt ; zu gleicher Zeit werde A durch
eine andere Kraft nah C zu folltcitirt, und dieſe Kraft
fev fo arof, dafı fie A allein, in eben der Zeit, da er Aa
zurüdieat, durch Ax führen würde. Es it aus dem Bors
bergebenden. Flar, daß der Körper A bier die Diagonale,
AB des auf die finien Aa und Ax aefepten Varallelos
gramms durchlaufen werde, Wenn er in B angelangt tft,
und nun Feine andere Kraft weiter auf ihn wirfte, fo
mürde er in einer gleichfürmiaen Bewegung fortgeben, und
in der Zerteinbeit Bb — AB zurüdlegen; aber bey feiner
Ankunft in B foU die Kraft, die ihn nach GC zu follicitirt,
abermals wirffam merden, und ihn eben fo ſtark nah C
u beſchleunigen, als da er in A war, fo wird er wieder
E diefer awenten Zeiteinheit die Diagonale ED des Warafe
leloaramms befchreiben, das auf die Geiteulinien BZ und
Bb aufgefent ift. In der dritten Zeiteinheit würde er ſich
ſelbſt iberiaffen durch Dd== BD gleichfoörmig fortgehen;
aber in D treibt ibm eine Kraft wieder nah GC mıt einer
Brife DY = Au, und er durchläuft fo in diefer dritten
Zeit die Diagonale DE des Varallelogramme DiyE , u. ſ.f.
Der wahre Weg des Punctes A ift alfo ABDE und
weil die Ablenfungen deflelben von der gerablinigen Bahn
aur in den Stellen A, R,.D angenommen worden findy
fo wird jener ein Tbeil des Umfanges von einem Vielecke
fen, mwıe man finden wird, wenn man fi die Mübe
nimmt, den Weg ferner durch genaue Zeichnung aufzu—
ſuchen, wobey es fich zugleich ergiebt, daß die anfänglich
wachfenden Diagonalen bernach wıeder abnehmen, danız
wieder wachen, und zuleßt wieder abnehmen,
Wenn nun die Fraft Ax nicht unterbrochen und bloß
in A, Bund PD, fondern fterig wirft, und alfo A in jedem
smendlich Ffeinen Zeittbeilhen von der geraden Linie Aa
ableukt, fo beichreibt er. alle Augenblide eine andere unends
lich Heine Diagonale AB, oder er hat alle Augenblide eine
andere Richtung; folglich beichreibt er eine gegen C hohle
frumme Linie,
$. 98, Am Ende, jedes einzelnen Augenblicks
befindet fich bey diefer Frummlinigen Bewegung das
Beregliche in der. Richtung der Tangente, die durch
den
58 1. Theil. 1. Hauptftüc.
den’ Punet gezogen werden kann ‚in welchem es am
Ende dieſes Augenblickes iſt, und nach der Richtung
dieſer Tangente ſucht es jeden Augenblick zu entfliehen.
Wenn der bewegliche Punct A (Fig. 10.) durch eine Kraft
R nah der Richtung Aa getrieben, nnd durh eine andere
Kraft Ax von diefer Rıchtung flerig abaelenft wird, fo
wird AB eine frumme Linie, wie ın Sir. ız. Ab es iſt,
“ die durch die ftetige Wirkung der Kraft Aa auf den Körper,
der nach AB fich zu bewegen getrieben wird, nah C zu bers
vorgebracht wird. Befindet fib nun der Körper in B, fo
fucht er in der Nichtung der Tangente Bb, die auf dem
Punct B ( Fig. 10.) gezogen werden kann, nach b zu ents
fliehen; eben fo auch, wenu er in D angelangt ift, nach
der Richtung der Tangente Dd, u. f. f.
$. 99. Die Kraft, welche das Bewegliche ftetig
von der Nichtung der Tangente zu der durchlaufenen
frummen Sinie zuruͤckbringt, heift die Centripetal;
Eraft (Vis centripeta); die Bewegung felbft heißt
auch Centralbewegung (Motus centralis), und der
Punct, nad) welchem das Bewegliche ftets abgelenkt
oder gezogen wird, der Mittelpunct der Zräfte
(Centrum virium).
$. 100. MWeil die zufammengefeßte Bewegung
eines Puncts durch den Bogen Ab (Fig. 11.)
zerlegt werden Fann in die Kraft, die den Körper
in der Direction AB follicitirt, welche die Tangente
des krummen Efements Ab oder des Puncts A ifl,
und in die Kraft, die ihn nach der Richtung AC
follicitirt, welche auf.dem Elemente Ab oder der
Tangente AB perpendiculär iſt; fo nennt man jene
Kraft die Tangentialkraft (Vis tangentialis)', dicke,
die mit der Gentripetalfraft einerley it, die Nor—
mal£raft (Vis normalis‘,. Die Tanaentialfraft AB
laͤßt fich, wie jede einfache Kraft, als zufammenge:
fett annehmen, als ob fie aus bA und bB beftunde,
Der
Metaphyſiſche Naturlehre. 59
Der Theil bB der Tangentialfraft AB, der in der
Richtung des Radii BC ift, heißt die Centrifugals
Eraft (Vis centrifuga). Diefer Theil ift der Centri⸗
petalfraft Aa gleich) und entgegengefeßt, und ber .
übrige Theil Ad ift es, welcher macht, daß der Kör:
per in der Bewegung beharrt. Die Wirfung der
Gentripetalfraft wird durch die finie Bb ausgedräct,
durch welche der Körper von der Tangente AB wegge⸗
jogen wird; und diefe finie Bb tft der Kaum, welchen
der Körper in der gegebenen Zeit, da er den Bogen
Ab zurüclegt,' durch die Wirfung der Centripetal-
fraft allein durchlaufen würde, und heift das Maaß
der Centripetalftaft (Menfura vis centripetae). _
Dieſe Eentripetaffraft und Eentrifugalfraft zufammen
nennt man die Centralkräfte (Vires centrales).,.
$. ı01. Es ift alfo eine doppelte Kraft nöthig,
wenn ein Körper in einer Frummen linie bewegt wer⸗
den fol, eine Normal- und eine Tangentialfraft,
wovon jede, wenn die andere aufhörte, ihre ganze
MWirfung verrichten würde. Wenn die Tangential
kraft ploͤtzlih nachließe, fo wuͤrde der Körper durch
die Mormalfraft nad) dem Mittelpunet der Kräfte
C (Fig. 11.) geführt werden; und wenn die Mor:
malfraft auf einmal aufhörte, fo würde der Körper
in feiner Richtung nad) der Tangente fortgehen.
Wegen ber fo wichtigen Anwendung, die man von der Lehre
von: den Centralbeweaungen und Eentralfräften in der
Ponfif machen kann, und ohne welche fi die Lehre von
der Bewegung der Himmelsförper fchlechterdings nicht
gründlich vortragen und erlernen läßt, halte id es für
‚möthig , hier erwas miehr davon beyzubringen. Man fan
es nach Sefallen beym Vortrag uberihlagen, oder weıter
erläutern. ı) Die
—
60 I. Theil. - 1. Hauptftück.
1) Die. bey den —— aus dem Mittelpunete der
Kräfte C (Fia. 10) in den bewealichen Nunct auf der krumm⸗
linigen Bahn gezogenen Linien CA, CB, CD u. ſ. w. beißen
die Radu vretores; der Raum AUCB, BOD, u. ſ. w. zwi⸗
ſchen zweyen Radii vecrores AC und CB, CB’ und CDy
u. f. w. und dem Boaen AB, BD, u. f. w., den fie einichlies
gen, und den dag Mobile in der gegebenen Zeit durchläuft,
der Slächenraum (Area), welchen der bewegliche Punct mie
dem Radius vector durchläuft. Diefe bey einer Lentralbes
wegung in der Frummlmigen Bahn vom beweglichen Puncte
mu feinen Radıi pectoris beichriebenen Slächenräume verhal⸗
ten fich wie die Zeiten, m denen fie durchlaufen worden find,
Wenn dıe Kraft A« ( fig. 10.), die den Korper A vom
der gaeradlinigen Richtuug feiner Tangentialfraft Aa abs
lenft, ſtetig nab C wirft, fo wird die Babnı ABDE
Prummlinig. Mebmen wir nun zualeıb AB, BD und DE
unendlich Hein, ſo ſiud es unendlich kleine Bogen, die
wir wieder für gerade Linten balten fünnen, Der Körper
in A babe eime determinirte Geſchwindigkeit um in dem
een durch Aa zu gehen, er werde aber in cben dies
em Zeittheilchen aegen den Mittelpunct durch Ax gezogen;
er wird dann die Diaaonale -AB des Paralleloaramms
AaBx ın diefem Zeittheilchen befchreiben, und in Beine ®es
fhrwindigfeit baben, die ibn im folgenden Zeirelemente
nach der geraden Linie durch Bb = AB führen würde,
Die Eentriperalfraft wirft aber von neuem, und zieht ihn
aus B ın ß durch Bß, er durchläuft alfo eine neue Diaaos
nale BD vom: Paralleloaramm BbDß, n.f.w. Der Ras
dius vcctor CA, CB, CD, CE beſchreibt in der einfachen
eit den’ Fläcenraum ACB, in der doppelten Zeit den
Flaͤchenraum ACB + BCD. Esift aber der Fläbenraum
BCD = ACB, denn die Drevefe ACB und BCb baten
aleihe Srundlınien AB = Bb, und das gemeinſchaftliche
Pervendifel CB zur Höbe; es ift alfo ACB = BChb. Da
* nun ferner dıe Dreyecke BCb und BCD jwilchen einerley
Parallelen BC und bD liegen, und eine acgpeinihaftlihe
@rundlinıe BC haben, fo ift aub BCD = BCv, und
folglich BCD = ACB, Es ıftalfo der vom Radius nes
eto:ı in der einfachen Zeit beichriebene Flaͤchenraum zu dem
in der Doppelren Zeit befchriebenen = ACB: ACB + BCD
== ACB: 3ACB = 1: 3.-
2) Die Geſchwindigkeit eines Rörpers im jedem Puucte der
Frummen Bahn iſt ım uümgekehrten Verhaͤltniſſe der Perpendi⸗
Fellinie aus dem Wirttelpuncte der Rrafte auf die Tangente
der Frummen Linie ati dieſem Puncte gezogen.
Wenn. die Zeiten gleich find, fo verhält fich die Ges
fcb'windigfeit wie die Mäume AB, BD, DE, u. f. w.
( Fia. 10.), oder wie die Grundlinie der Dreyecke ACB,
FCD, u. f.w; ba num diefe Dreyecke gleichen Inhalts
find (1), fo verbalten fih die Grundlinien umgefehrt wie
die Hoben, oder wie die Perpenditel, aus dem Mittels
punct der Kräfte C auf. fie gezogen; folglich verhält ſich
auch die Gefchwindigkeir fo. Den
e
*
Metaphpfifche Naturlehre. 6
Weil ferner die Grundlinien derſelbigen Dreyecke ſich
derdalten wie die doppelten Flächenräume derſelbigen durch
jeue Merpendifel getbeilt,, fo verbalten fib auch die Ges
fbwindigfeiten gerade wie die Flähenräume , die ım
leiben Zeiten durhlaufen find, und umgefebrt, wie jene
Serpenpitellinie: oder wenn die Geſchwindigkeit c, der
Flaͤchenraum a, das Perpendikel p heißt, jo iſt d = —
Wenn die Centralkraft ſtetig angenommen wird, ſo
verwandelt ſich ABDE (Fig. 10) in eine gegen den Mit⸗
telpunct der fträfte C hoble frumme Linie, und ABb wird
die Tangente des Bogens BD ın B, Nehmen wir nun die
pet unendlich Flein, fo wird das Element des Bogens Ab
Fig. 17.) mit der geraden Linie AB jelbft für einerley
balten werden können. Der Zlächenraum ACb wird der
Beiten der Bewegung proportional feyn Cr), und fo wers
den fich auch die Gefhwindigfeiten in verichiedenen Puncteiz
der frummen fine umgefehrt, wie die Perpendikel aus
dem Mittelpunct der Kräfte auf die Tangente, verbalten,
oder fie werden fich verhalten directe, wie die in gleichen
eiten durchlaufenen Flähenräume, und umgekehrte wie
jene Perpendikellinie.
3) Bey der Preisbewegung ift die Gefchwindigfeit in allen
Puncten gleich, oder die Bewegung eines im Rreife bewegten,
und durch eine nach dem Uutelpunct des Kreiſes ſtrebende
Ientriperalfraft getriebenuen Börpers, ut gleichförmg.
Die vom Radius vector befchriebenen Flaͤcheuraͤume find
In aleihen Zeiten gleıh grog (1). Dieſer Gap gilt tür
ale Eentralbeweguingen. Ben der Bewegung im reife
find dieſe Flächenräume Gectoren des Kreiſes, denen,
wenn fie gleich find, gleiche Bonen des Kreifes jugehören.
Da bev dem Kreife die Perpendifellinje auf die Tangente aus
dem Centro dem Halbmefler oder dem Radius vector gleich ifty
die Radii aber in dem Streife fich alle gleich find / fo wird
auch die Seſchwindigkeit allenthalben gleich, folglich die
Bewegung aleıbförmig feyn.
mebr fich die Frummlinige Bahn dem Rreife naͤhert,⸗
33. mehr kommt die — der Gleichfoͤrmigkeit nahe.
5) In allen krummlinigen Bahnen iſt die Geſchwindigkeit in
denen dem Mittelpunct der Rröfte naͤher legenden Stellen
groͤßer, als in den mehr davon entfernt liegenden Stellen,
Diefer Sag folgt unmittelbar aus 2. F
6). Die ————— (Tempora periodica) bey der
Centralbewegung Mind die, welce die Körper brauchen, um
die ganze Bahn, worin fie beweat werden, zu vollenden,
Sıe a m einem zuſammengeſetzten Verhaltuiſſe aus dem
birecten dee Circumferenz, und den verfegrten der Geſchwin⸗
digkeiten.
Dieſer Satz folgt aus dem oben ($. 73.) angehihrten
allgemeinen Be. der gleihförmigen BB... © —
nifrer
62 I. Theil. 1. Hauptftück.
Umfreife K, k die Näume find, welche die Körper zurüds
legen , jo werden aud bier. die Umlaufgzeiten T:r =
.- feyn, wo C, c die Geſchwindigkeit bedeuten.
7) Eben fo folgt auch aus diefem Sage und (1), daß fi die
“ganze Umlaufszeit zu der Zeit, die zum Durclaufen in einem
Bogen verwendet wird, verhält, wie der Flächenraum der
Bahn zum Flähenraum des Gectors, den der Bogen mit
den radiis vectoribus auf ihn gezogen bildet.
8) Wenn um den Mittelpunct der Kräfte ein Kreis befchrieben
wird, deflen Fläcbenraum dem der Bahn gleich ift, welche
der Körper mit ungleihformiger Bewegung beichreibt, und
nun angenommen wird, daß der Korper in diefem Sreife
mit einer ®efchwindigfeit beivegt werde, die zwifchen der
größeften und Fleinften Gefhmwindigkeit feiner wirklichen Bes
wegung die mittlere ift, fo wird er diefen Kreis in eben der
Zeit beichreiben, worin er feine wirkliche Bahn durchläuft.
Auch diefer Satz folgt aus (1).
3) Die Bewegung in jeder frummen Linie kann folglich auf
die Bewegung im Kreiſe zurüdgebract werden, und die
Radii diefes Kreiſes heifen die mittleren Diftanzen ( Diftan-
tiac mediae) ded Körpers. Die Limlaufszcıren find im gera⸗
den Verhaͤltniſſe der mittlern Diftanzen vom wiırtelpunct der
Bräfte, und ım umgefehrten der Gejchwindigkeiten.
Wenn wir die mittlern Diftanzen D, d, und die Ges
fhwindigfeiten V, v nennen, fo find alfo die Umlaufgzeis
ten Tır= I: = Denn da die Umlaufszeiten im
geraden Verhaͤltniſſe der Umfreife find (6), die Umfreife
aber, wie aus der Geometrie befannt ift, fi wie die Radii
der Zirfel, oder wie die Diftanzen. vom Mittelpunct des
Kreifes verbalten, fo werden fib auch die Umlaufszeiten
wie digje verhalten muͤſſen. Die Zeiten aber verhalten
ſich verfebrt wie die Befchwindigfeiten, wenn die Räume
gleich find.
10) Die Gefchwindigfeiten ftehen im geraden Verhältmifie der
mırtlern Diftanzen vom Wiirrelpunct der Rräfte, und im ums
gefehrten der Almlaufszeiten.
Es ift dieſemnach Viov= 2 * Der Satz iſt eine
Folge des vorigen, verglichen mit $. 73.
ar) Wenn zwifcdhen der Tentriperal» und Tangentialfraft einer,
ley Derbälmis ſtets Start finder, fo wird der Körper, der
Durch Diele Krafte gerrieben wırd, m einem Rreife bewegt
werden, deſſen wIiıttelpunct mi dem Wirtrelpunct der Kraͤfte
übereinfommt, und umgekehrt. In jedem andern Fall wird
die Dabn vom Kreiſe verschieden ſeyn.
Wenn (Fig. 12.) der Korper A um das Centrum der
Kräfte C getrieben wird, und zwar mit einer Geſchwin⸗
Ju digkeit,
Metaphyſiſche Naturlehre. 63
digkeit, daß er in der Zeiteinheit, da er nach der Richtung
der Tangentialkraft den Kaum AB durchlaufen würde,
durch die gemeinſchaftliche Wirkung der Eentripetalfraft
den Bogen Ab befchreibt, fo wird die Schwungfruft Bb
aub das Maaf der Eentripetalfraft feyn, falls wir den
Bogen Ab unendlih Flein nehmen. Er wird alfo in b wies
der eben fo weit von C abfteben. In der folgenden Zeits
einheit würde die Tangentialfraft allein ihn bis D geführt
haben; er ift aber unterdeflen wieder durch die Eentripes
talfraft durh Dd = Bb abaelenft worden, und alfo ebem.
fo weit wieder vom Mittelpunct der Kräfte C eırtfernt.
Da nun, wenn wir die Bogen Ab, bd unendlich klein
nebmen , die Eentrifugalfraft Bb und Dd au das Maaf
der Eentripetaifraft ift, fo wird dieſe auch immer mit der
Ehwungfraft im Gleichgewicht feyn, und esı wird alfo
der Körver in allen Puncten feiner Bahn aleich weit vom
Mittelpunct der Kräfte entternt bleiben, folglib im Kreife
beweat werdenz deſſen Mittelpunct auch der Mittelpunch
der Kräfte ift. |
13) Die Centralfraft eines Rörpers bey der Bewegung im
Kreiſe ift gleidy dem Quadrate des in der Zeitemheit durchs
Iaufenen Bogens durch die doppelte Diftanz deſſelben vom
Mutelpunct der Kräfte dividirt; oder fie ift gleich dem
Quadrate der Gefchwindigfeir dividire durch diege doppelte
Diſtanz vom Mittelpunct der Kräfte,
Mennen mir die Eentralfraft P, den in der Zeiteinheit
durhlaufenen Bogen «, die Entfernung vom Mittelpunct
der Kraͤfte D n und die Gefchwindigfeit V; fo iſt pe,
V aD
ever P= ‚D° |
€s fen nämlih (Fig. 13.) Ab der in der Seiteinheit
durchlaufene Bogen, und er werde flein genug angenoms
men, fo daß er für eine gerade Linie = AB angeſehen
werden fönne, die feine Tangente if; dann wird aber
aub EB parallel feyn mit EA. Bb ift die Lentrifugals
fraft. Aus b ziehe man die Verpendifellinie ba auf AE,
fo wird Aa = Bb, und Bb alfo auch das Maaf der Eens
tripetalfraft abgeben. Es ift aber, EA: AB = AB:Bbs
denn die Dreyecke EAB und ABb find einander Abnlich, weil
der Winfel EAB = AbE, und daber auch AbB ein rechter
Mintel, die beyde den gemeinfchaftliben Winfel ABb
baben ; es ift alfo der dritte Winfel AEB —= BAb, und
bende Dreyecke EAB und AbB find äbulih. Eben fo find
aub die Dreyecke EAb und Aba ähnlihz denn der Wins
kel EbA ift ein rechter, und gleich Aab, der Winfel EAb
it für beyde Drevede gemeinſchaftlich, daber ift der dritte
Winkel AEb = Aba, und zwey gleichwinklige Drenede
find äbnlıh. Es verhält fih alfo au EA:Ab = Ab: Aa;
2
alfo Aa = Zr Aa drüdt aber die Eentripetalfraft =
?, und Ab den in der Zeiteinheit durchlaufenen Bogen «
Z aus /
64 I. Thell. 1. Hauptſtuͤck.
aus; folglich RP = %. EA if der Durdmeſſer des
Kreiſes = 3AC oder der doppelten Entfernung (D) des
2
Beweglichen A vom Mittelpunct C; alfo it P= 5:
Da AZ = x den Raum awsdrüdt, die Räume aber den
Beihwindisfeiten proportional find, wenn die Beiten gleich
find; fo kann für & auch die Geſchwindigkeit V fubftitwire
werden ‚, und alfo wird auch P — 5 ſeyn.
Aus dieſen Formeln folgt denn nun auch für die Kreis⸗
bewegung, da V= vVP(2D), und daß D= X.
13) Wenn zwey bewegliche Puncte in Kreiſen von verſchie⸗
denen Durchmeſſern gleiche Umtaufezeiten haben, ſo verhal⸗
> ten fich ihre Centripetalkrafte wie ihre Diſtanzen vom Mit⸗
telpunct der Rräfte.
Dıiefer Sag folgt unmittelbar aus dem vorigen. Es
werde ein Körper A (Fia. 14.) in einer Sreisbewegung
um den Mitrelpunct CE geführt, und befchreibe den Kreis
AGFE in eben der Zeit, da a den Fleinern Kreis agfe zus
ruͤcklegt. Es it Har, daß A in D fepn wird, wenn a 8
in d der Peripherie .befinder. Aus dem Vorhergehenden
ift befannt, daß der Theil BD und bd der auf die Tan—
enten AB und ab von C aezogenen Linie dıe Gentripetals
raft ausdrüdt. Da nun befanntiih vie Bogen AD und
ad fib verbalten wie die Halbmeſſer CA und ca, diefe aber
die Diflanzen des A und a vom Mittelpuncte der Kräfte
oder des Kreifes ausdrüdfen, fo werden fich auch diefe Bos
gen verhalten wie die Diſtanzen des A und a vom Mittels
puncte. Die Eentralfräfre berhalten fi aber ( wie
die Quadrate der Bogen dividirt durch die doppelte Diſtauz
vom Mittelpunct. Es verhält fi alfo BD:bd = *
* . Setzen wir nun den Halbmeſſer AC = 2, und den -
aC = 1, fo find auch die Bogen AD und ad wie 2:1,
2 - 2
und wir erhalten folgih BD: bd = a: —
4: jr = 2:1, folglih gleih den Diftanzen des A und
a von C *
14) Wenn zwey bewegliche Puncte in gleicher Entfernung vom
mittelpunet dev Kraſte mit ungleicher Geſchwindigkeit. gt
werden, 10 verbalten fich ihre Centripetalfräfte wıe die Quas
drate der Geichwindigfeiten.
Diefer Gap fließt wiederum aus (12). Wenn ( Zia. 15.)
wen Körper Q und q eine Kreisbtiwegunga haben, derges
pad daf in der Zeiteinheit Q den Bogen Ab, und q den
ogen Ad, bepbe im gleicher Enfernung AC vom Mittel⸗
punet ihrer Kräfte, beſchreiben; fo werden ſich nad ( >
„ihre
Metaphufifche Naturlehre. _ 65
| ; „Ab? Adı
ihre Eentripetalfräfte embelten wie au’ ac Abe:
Adz. Wenn fib nun die Bogen Ab : Ad verhalten wie
1:2, und die Diſtanz AC= ı gefeßt wird, fo ift die
\ : .
Eentripetalfraft von Q zu dr vong= — —
. =
ı+-ı ı-+ı
12:22. Da fi. num die. Mäume verhalten wie die Ges
ſchwindigkeiten, wenn die Zeiten gleich find, fo werden
fib auch die Eentripetalfräfte verhalten mie Se : ve
=V2:v2,d.i., wie die Quadrate der Geſchwndiagkeiten.
15) wenn zwey bewegliche Puncte in ungleicy großen Kre
* leicher Geſchwindigkeit bewegt werden, folglich ie
dhe Umlaufs iten haben, jo verhalren ſich ihre Centripetal⸗
Fräfte umgekehrt, wie ihre Entfernungen vom Wiittelpuncte,
Geſetzt / der Körper A ( Fig. 14.) laufe ben der Entfers
nung AC = 2 vom Mittelpuncte der Kräfte C im der Zeits
einbeit durch den Bogen AD, waͤhrend der Körper a bep
der Entternung aC = ı vom Mittelpuncte der Kräfte den
Bogen af = AD durdläuft, ‘fo wird nach (12) die Gens
tripetalfraft des A zu der von a fich verhalten wie an
af? 1 1 < . P ⸗ 240
= = 722 folglich verkehrt wie die Diſtanz
von C.
Aus diefem Satze folgt dann auch | Ä
16) daß, wenn die Diftanzen zweyer in einer Rrefsbewegung
befmöldyer Puncte vom Mitelpuncte, fo wie ihre Umlaufss
zeıren ungleich find, ihre Centripetalfräfte fidy verhalten wie
ıbre ernungen vom Mutelpuncte dividirt durch das Qua⸗
drat ihrer Umlaufszeit.
Wenn z. B. (Fig. 14.) 4 ſeine doppelt ſo große Bahn
AGFE in der Zeit T == 2 vollendet, da a feinem Kreis
aefg im der Zeit t = ı vollendet, fo wird die Centripetals
AC ,aC a2 ,ı 2
kraft von Azu dervon a fepne .. : — = 5: 5**
= * sr 1:33 kolglich, wie vorher (15.).
17) Wenn fidy die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten wie
die Würfel der Entfernungen vom Yirrtelpuncte der Rräfte,
fo find die Centralfräfte verkehrt wie die Quadrate der
anzen. :
Wenn wir in der vorigen Formel ftatt Ta, t*, bier
nah der Borausfegung die prorortionalen Quantitäten
AC3, ac3, fubftituiren, fo erhalten wir für die Gentrals -
fräfte des A und a das Berhältnif von A ; * =
mania. a
a8
- E Die
66
J. Theil. 1. Hauptſtuͤck. u
Die Beſtimmung der Eentripetalfräfte für andere Arten der
Ceutralbewegung fegt nun freplich fchon etwas mehr, als die
gewöhnlicen Elementarfenntnifie der, Geometrie voraus; ins
deſſen will ich doch hier einige Reſultate diefer Beftimmmungsars
“ten acben, um dadurd eben die Nothwendigkeit eines tiefer
Etudiums der Mathematik in der Naturlehre zu zeigen.
18) Winn ein beweglicher Punct durch, Eentralfräfte getrieben
irgend eine frumme Linie ABC (Fig. 16.) befchreibt, fo
nimmt man Rüdfiht auf den Bogen Br, der in dem Zeits
elemente befchrieben werden ift, auf deflen Tangente TBH
aus dem Mittelpuncte der Be F das Perpendifel FT,
das die Yıormallinie heißt, gefaͤllt wird, und durch welchen
Bogen man einen Kreis DBC achend annimmt, der eben
die Krümmung als diefer Bogen hat, und der Rrümmungs«
freis Ceirenlus ofenlator), fo wie fein Halbmefler der
Krümmungshalbmefier, genannt wird. Er laßt fib nun ers
weiſen, daß, wenn ein beweglicher Punct irgend eine frums
me Line ABC befchreibt , die in B die Krümmung des Kruͤm⸗
munasfreifes DBC hat, und der Mittelpunct‘ der, Kräfte
außerhalb des Mittelpunctes des Krümmundsfreifes. liegt,
die Centralfraft P in einem umgefebrten zufammengefegten
Verhaͤltniſſe des Quadrats der Yiormallinie und des einfachen
der Sehne des Rrümmimgsbogens-fey , die Durch den Anfang
diefes Bogens und den Yiittelpunct der Rräfte gebt; oder
aub, dab die Centriperafraft in jeder gegebenen krummen
Linie ſich verhalte wie der Kadius vecror dwidirt durch
he der Yiormallinie und dem doppelten Rruͤmmungs⸗
meſſer.
Es ſey (Fig. 16.) in B ein beweglicher Punet, der im
dem Zeitelemente den unendlich Fleinen Bogen Br durchlaus
fe, indem .ibn die Centriperalfraft von der Zangente BE
um das Raumtbeilben Hr == Bi ablenft, das er, wenn
die Eentripetalfraft allein wirfte, in cben der Zeit mit bes
fchleunigter Geſchwindigkeit durchlaufen wärde. Da Bi =
P eine ftetige Kraft ift, fo ſteht fie im geraden Verhaͤlt⸗
niffe des Raums, — umgekehrten des Quadrats der
zeit, folglich iſt P= Fr Die Zeit t wird aber vorgeftellt
durch den Flächenraum zwifhen den beyden Nadiis vectos
ribus FB un® Fr, und dem Bogen Br, oder durch das
Dreved BFr; da Pr mit der Tangente einerlen genommen
‚wird, fo iſt die Hobe des Dreyecks aubFT und die Grunds
linie Br. Man erhält deu Flähenraum des Dreyecks,
wenn man — EN mit der halben Hohe multiplis
r x FF
eirt, oder . Subſtituiten wir dafuͤr den doppeks
ten Flaͤchenraum, damit dag Merbältnif eiuerlev bleibt,
fo it e='Br x FT, Da fib nun P verbält wie
=, fe wird auch, weile = Br = ET il, P=
Bi
812. FTr Es verhält fich Bo: Br=#r:BE, nnd
daher
Metaphyſiſche Naturlehre. 67
daher iſt auch BEX Bo — Bra; ferner iſt Ro: Bi —
BS : BE, uud daher Bo x BE =,Bi > BS= Br?,
Setzt man aljo.in der vorigen Formel flätt Br? vıefen
zn [4 Bi x
ma fo erbält man em P 5 x "FT: =
ES 5Z Fr; oder bie Eentripetalfraft ift'im umgefehrt zus
fammenacjegten Werhältniffe der Sehne des. Krümmungss
bogens uud des Duadrats der Wormallinie, -
T
Da FB: FT=-BE; BS, fo.ift auch Bs —— FT
und daher auh P= BE SHTY oder gleich dem Radius
pector FR dividirt durch BE = 2BN oder den doppelten
Krümmungshalbmefler undden Wurfel der Normatiınir FT
19) Wenn die Lontralbewegung einen Regelfchnitt befchreibe,
P ıft die Centralkraft im umgekehrten Verhaltniſſe des Une
drats der Eutfernung vom. Brempuncte, als. dem yinicl
puncte Der Kraͤfte. .
Der es ift (nad Fig. 16.) P =
Es fen nämlich CBA ein Keaelichnitt, BK der Semipa⸗
rameter, und EN der Kruͤmmungshalbmeſſer, fo iſt dies
\ 3 .
fr = Er r Folalih der Durchmeſſer des Krümmungss
3 RE
Ireiieg BE = aBM : Wenn wir’ dies in der vorigen Fors
. FB >, Fk?
BK:,
mel (18.) für BE fubffituiren, fo it P= MS ET
Ueber dies it BM : BK = FB : FT; daher ıjt auch FT; —
{ B . ’ "
are x EEE, foleliih IBn- wenn Dieß auf Die vorige
— F3 x BR»
in? pP - en 2SEM3
Formel angewendet wird, P= _,,,, „S.EK3 x 1837
1 >
= SER HB: ' ober, megen des unperäuderlichen 2BK,
*— FR2 hr ’ .
So läßt fih num auch umgefehrt bemeifen, daß, wenn
ein Rörper durch eine ſolche Kraft nach dem Mittelpuncte
der Kräfte F getrieben wird, feine Bahn ein Kegel⸗
ſchnitt if. 7 e u
.20) Wenn ein Rörper in der Ellipſe bewegt wird, und der
Mictelpunct der Kräfte der eine Örennpunet der Ellıpje iſt,
P ſteht die Centralkraft im geraden Verhälnnfie der halben
Zwerg achſe, und im umgekehrten zujammengeferzien des dop⸗
peiten Quadrats der halben zugeordneten Achſe und des une
drats des Nadius vector. ‘Der Körper, der in der Ell pſe
CFia. 77.) beweat wird, bat die arößefte Geichwindigkeir in
ber Apfide Ay die dem Mittelpuncte der firäfte S näher iſt;
die kleinſte in der eutgegengefetzten B. Es iwichit alſo die
Beihiwindigkeit durch die eine Halfte der Elipie, CAD ‚rund |
nimmt ab,durd ‚die andere, DBC. Die Zeıt, welche der
E 2 Korper
—
a
63
Kai. 1. Hauptſtuͤck
Körper braucht, um von der einen Apfide A zur entgenens
aeiegten B zu kommen in Ste Hälfte der Umlaufszeit ; die
Zeit aber, welche der Körver
einer Bahn,
audit, um von einem Puncte
B. von E, nad dem .entaegenaeichten e zu
ommen, ift füner, wenn’ die dem Mittelpuncte det Kräfte
näbere Apfide in diefer Bahn liegt; länger, wenn der Körs
per durch die obere —* geht, z. B. wenn er den Theil
der Bahn G bis g zur
dlegt.
31) Wenn aus dem Brennpuncte der Ellipfe, welcher der Mit⸗
telpunct der Sr ;
dalben großen Achſe der Ellipfe aleich ift, ein Kreis beichries
äfte ift, mit einem Haibmeſſer, welcher der
ben wird, und der bewegliche Puncr in diefem Kreiſe mit
der Gefchwindigfeit beweat wird, die er an dem Enden der
Heinen Achſe der ellintifhen Babn bat, fo find dir Umlaufss
zeiten in diefem Kreife und der Ellipfe gleich.
) Wenn aus dem Brennpuncte der Ellipfe, welcher der Mits
ielpunet der Kräfte ift, mit einem Halbmeſſer, weicher die
mittlere Proportionalgroße zwiſchen benden halben Achien der
Euipfe hat, ein Kreis beichrieben wird, deſſen Flächenraum
alfo dem der Ellipfe aleih ift, und der Körper dicfen Kreis
in eben der Zeit zurüdleat, als die elliptiſche Bahn, fo ift die
mittlere Bejchwindigfeit in. der. Ellipfe der wirklichen Ges
ſchwindigkeit im Kreife gleich. (8.) j
Der Zwed verbietet, bier mehrere Refultate berjubrins
an. Das Bengebracte ift hinreichend, um davon in der
gölge bey der Lehre von der Bewegung fchiwerer Körper im
rummen Bahnen und der Himmelsförper fo vier Anıpens
dung zu machen, als es in einem Lehrbuche der Naturs
- jehre erlaubt ift.
Für das weitere Studium diefer Pehre von der Gentrals
bewequng und ihrer Anwendung find au empfeblen: Chrifi,
Hugenius de vi centrifuga, in feinen opuscul. polt!um.
T. 1. Amftelod. 1728 4. S. 107. ff. Newtons eben ans
aef. Princip. philof. natur.; Jo Bernoulli over. Law
fannae 1742. IV. Vol. £;5 5’ Gravefande oben _anaef.
elementa phy/fices T.I.; Io. Kerlii introductio ad veram
Phyficam et ad :veram aftronemıam, Lond. 1719. $.
Ioh. Bofevsich de inaequalitatibus, quas Saturnus.et Lu-
piter fibi mutuo videntur inducere, Romae. 1756. 8.
Leon. Euleri Mecbanica, Petropol. 1736. 11. Vol. 4;
Maclaurin expohtion des decouvertes de Newton. 4 Pa-
rıs 1756. 4.3 La Caille Legons d’ altronomia, A Paris
1761. 8., und befonders Räftners Anfangegründe dir hör
bern Wiechanif , oder der marhematiichen Anfangsgrände
iv. Th. ı. Abth. 2 ’ |
$. 102. Wenn die Materie von einer fetig wir⸗
fenden bewegenden Kraft getrieben wird, fo wird fie
dadurch in jeder Richtung, die nicht mit der urfprühg:
lichen
Metaphyſiſche Naturlehre; 6
lichen Richtung diefer Kraft zuſammenfaͤllt, widerſte⸗
hen, und folglich die zu ihrer — angewandte
Kraft vermindern.
$. 103. Wenn alſo eine Keaft in eine Materie
nach einer Richtung wirkt, die nicht mit der Rich:
tung der der Materie beywohnenden ftetigen Kraft
übereinfogimt, fo wird fie nothmendig eine Verände-
fung erleiden, bie nach der Größe des Widerftandes
in einer völligen Aufhebung ihrer Bewegung (nad)
6. 83.) oder in einer Verminderung ihrer Befchleuni:
gung (nad) $. 84.) beftchen wird. Hinwiederum
muß aber auch die Befchleunigung der Kraft, welche
der Materie inhärirt, dur) die Anwendung der Kraft,
die fie nah) einer andern Nichtung in Bewegung zu .
ſetzen firebt, ebenfalls fo viel verlieren, als diefe letz—
tere beträgt. Ben gleichem Widerſtande und gleicher
tirfenden Kraft wird diefe mechfelfeitige Verminde—
rung nad) Maafgabe der Größe des MWinfels Statr
finden, melche die Richtung der Kraft, die die Bewe—
gung bervorzubringen ftrebt, und diejenige mit ein-
ander machen, die der Materie urſprunglich —
(nad). $. 89.).
Erläuterung durch Gewichte, die an einem Seit über eine Rolle
gezogen find.
6. 104. Diefe wechſelſeitige une der
Kraft und Gegenfraft nennt man Gegenwirkung
(Reactio), und es ift aus dem Geſagten Flar, daß
Araft und Gegenkraft fid) immer gleich feyn müf:
fm. Die.jur Bewegung der widerſtehenden Materie
angewandte Kraft kann nämlich ‚nur in fo fern wer
min:
70 I. Theil. 1. Hauptftüd.
mindert werden, "in fo fern fie Widerſtand findet,
und fie kann diefe mit feiner größern Geſchwindigkeit
bewegen, als welche nach Leberwindung des Wider⸗
ſtandes uͤbrig bleibt, nicht mit ihrer urſpruͤnglichen.
Es fließt von ſelbſt aus dem Geſetze der Gegenwir⸗
kung, daß die Anwendung der Kraft auf einen Ger
genftand am größeften ift, wenn diefer vollfommen
widerſteht; daß ohne Widerftand Feine Anwendung,
d. h., Feine Verminderung der Kraft möglich ift, und
daß fein Körper in Bewegung. gefegt, werden kann,
mern die bewegende Kraft und der Widerfland urs
fprungfich in ihm felbft find.
Wenn ein Pferd eine Kraft hat, die 10 Ceutner Laſt zu übers.
wältigen vermoͤgend wärc, und cs fol einen Etein, der
durch eine ihm inbärirente Kraft, nämlich die der Gravis
tation , nad dem Mittelpnncre der Erde zu follicitirt wirds
und. deſſen bewegende Kraft einen Drud von 8 Eentnerm
heivorbringt, nah einer auf ver Richtung der Gravitas
tion fenfrecten, .alfo borigontalen Richtung aus Ruhe im
Bewegung verſetzen; fo wird ee dazu weniger als ı0 Cent⸗
ner Mraft ve wenden fonnen, nicbt mehr: feine actio in
corpus wird unter ıc Centnern feyn, wenn gleich die actio
corporis 10 Centner wäre,
4. 105. Wenn nun die Materie ſelbſt durch
eine ſtetige Kraft ſollicitirt wird, die ſie urſpruͤnglich
in Bewegung zu verſetzen ſtrebt, und die ihr folglich
Widerſtand ertheilt, ſo wird bey Betrachtung der
Groͤße der Bewegung ſolcher Materie nicht bloß die
Geſchwindigkeit, ſondern auch die Maſſe in An:
fchlag gebrächt werden muͤſſen, auf deren Theile die
fietige Kraft gleihförmig wirft. Wenn naͤmlich je
"der Theil der Materie von der ftetigen Kraft afficirt
wird, jo wird ben gleicher Befchleunigung diefer Kraft
der Widerſtand um defto — ſeyn, je groͤßer die
Quan⸗
Metaphyſiſche Naturlehre. 71
Duanticat der Subſtanz, d. h., je groͤßer die Maſſe
ift, Die von diefer Kraft afficire wird. Denn doppelt
fo viel widerftehende Materie enthält doppelt fo viel
Kraft zum MWiderftande, und wird alſo auch. zur
gleichen Veränderung ihres Zuftandes eine doppelt fo
große Kraft erfordern, als die einfache Maffe.
$. 106. Widerftehende Maſſe ift alfo die Duan-
tität des Beweglichen eines beftimmten Raums, das
ducch eine ihm benmwohnende ftetige Kraft zu einer Be-
wegung follcitirt wird, und daher in jeder andern
Richtung, die ihm mitgetheift werden fol, und wel⸗
de von der Richtung der ihm beywohnenden Kraft
verschieden ift, widerſteht. Das Product aus der
inbärirenden befehleunigenden Kraft in die Quantitär
des Bemweglichen heift die bewegende Araft, wie
ſchon eben ($. 80. ) angeführt worden ift. |
$. 107. Wenn zwey Körper von gleicher wider
ftebender Maife nach einerlen Richtung *) bewegt
werden follen, fo erfordern fie natürlicher Weiſe einer:
len Maaß der Kraft, um fi) mit einerfen Geſchwin—
digkeit zu bewegen; ungleiche widerftehende Maſſen
erfordern ohne Zweifel ein ungleiches Maaf der Kraft,
um gleiche Gefchwindigfeit dadurch zu erhalten; fo
feßt auch wohl ungfeiche Sefchwindigfeit gleicher wi—
derfichenden Maflen ein ungfeihes Maaß der Kraft
voraus. Eben fo leiften auch beivegte Korper von
gleichen miderfichenden Maffen und ungleidyer Ger
Ihreindigfeit, oder auch von gleicher Geſchwindigkeit
und ungleichen Maften, unoleichen Widerſtand.
2) Ich fage, wenn die Bewegung nach einerley Richtung ges
ſchehen fol. Denn eine verfhiedene Richtung wırd oe
er⸗
F 2 1% u Haupeft. Metaph. Naturlehre
‚berjenigen Richtung, in welcer Pie ber twiderftebenden
Maſſe beywohnende urfprüngliche Kraft dieſe ſollicitirt
einen verſchiedenen Winfel machen, und daher wird, wie
aus der Lehre von der Zufummenfehung der Kräfte : h. un
‚befannt ıft, die Anwendung der Kraft verſchiedentlich gro
ſeyn müflen, wenn bey gleichen. Maſſen die Gefhwindigkeit
gleich feyn fol.
*. 9.108. Die Groͤße der Bewerung ( Quanti-
tas motus) der Körper von widerſtehender Maffe
hängt folchergeftalt von ihrer Maffe und ihrer Ge-
ſchwindigkeit ab, und fie muß aus beyden ermeffen
werden. Es folgt aus dem Vorigen:
1) Die Größe ver Bewegung zweyer Körper ver-
hält ſich wie die Maffen derfelben, wenn die Ges
ſchwindigkeit gleich iſt. | -
2) Die Größe der Bewegung verhält fich wie die
Geſchwindigkeiten, wenn die Maffen gleich find,
3) Ueberhaupt verhält ſich die Größe der Bewer
gung nie die Producte, der Maffe in die Ge:
ſchwindigkeit. |
4) Die Größen zweyer Bewegungen find einander
gleih), wenn die Maffen fi) umgefehrt verhals
0 ten wie ihre Gefchmwindigfeiten.
Wenn wir die Größen der Bewegung zwener Körper Q, q,
ihre refpectiven Geibwindigkeiten C, o, und ihre widers
ftebenden Maflen M, m nennen, fo ift
nad 1), wenn C=c,Q:q=N:m,
nah 2), werınM = m Q:aq=E&:o,
Nehmen wir nun noch einen dritten Körper, deflen Ga
fhwindigfeit = C, deſſen Mafle = m, und deſſen Ords
Be der Bewegung 2 beißr ‚fo ift
für den erften und dritten mach I), Q:tz= Mm
für den dritten u. jwepten nah 2), z:q=C: oo
folglich für den erften und zwenten J q=NC; mo.
Ferner tQ=qg,wannl:m=c:MN.
— — ——
Zmwepy:
nn
nn nm benennen men —— manner |
Zweytes Hauptſtuͤck.
Von |
den Brundfioffen und Formen der
Körper, und ihrer Cohaͤrenz.
Srundftoffe der Körper,
i 109.
| —
Wir nennen die Maſſe eines Körpers gleichartig,
wenn alfe durch Zerſtuͤckung oder durch phnfifche Theil: .
lung deflelben darzuftellende Theile einerlen Natur mit
dem Ganzen haben; movon fie genommen find, und.
fich alſo nur in der Größe von ihm unterfcheiden; wie‘
drigen Falls heißt fie ungleichartig
Beofpiel von gleichartiger Maſſe am Wafler, von ungleichat»
tiger am Granit.
$. 110. Aber die Erfahrung, lehrt, daß auch
ſolche Körper, deren Maffe fi durchaus gleichartig
zeigt, aus allerlen ungfeichartigen Theilen ın man:
nichfaltigen WVerhälmiffen zufammengefeßt find, die
fir durch Hälfe der Kunft von einander trennen
fönnen.
$. 111. Diefe Trennung einer gleichartig erfchei-
nenden Maſſe in ungleichartige Theile (Partes dis-
fimilares ) heißt die chemifche Theilung, und wir un-
terfcheiden fie von der phyſiſchen oder mechanifchen,
die uns gleichartige .. (Partes fimilares) liefert.
6. 112.
%
74 J. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
4. 112. Die gleichartigen Theile der Maſſe hei-
fen auch Grundmaſſen; fie find dem Ganzen aͤhn—
fih, wovon fie herrühren, und nur in der Größe,
nicht in ihrer Natur, von demfelben verfchieden; die
ungleichartigen Theile hingegen, die man auch
Grundſtofſe, Beftandtheile (Partes conftituentes)
nennt, find weder dem Ganzen, wovon fie herrüften,
noch unter einander felbft in ihrer Natur ähnlich; fie
machen aber in der gehdriaen Verbindung und im ge—
hörigen Verhäftniffe zufammen das uns gleichartig
ericheinende Ganze aus.
Erläuterung durb PBerfriele an atmofphärifcher Luft, am
Glaſe, am Zinnober, am Waffer.
‚$. 113. Wenn ungfeichartige Theile fo verbun-
den find, daß die Mafle, die fie zufammen ausma-
chen, in ihren Fleinften Theilen fich den Sinnen gleich-
artig zeigt, fo heißt die Materie, die fie bilden, ges
muicbe, widrigen Falls ıft fie nur daraus gemengt;
ein Unterfchied, der wohl zu merfen iſt.
Bepſpiele gemengter Körper geben Granit, Porphyr.
$. 114. Den der bloßen Dermengung ungleich:
artiger Stoffe behalten diefe ihre vorige Natur; bey
der Vermiſchung derjelben hingegen entipringt dar:
aus eine Materie von ganz anderer Natur und an: .
dern Eigenschaften, als die ihrer Beftandtheife waren.
Beyſpiele geben ein innig zufammengeriebenes Gentenge von
Mineralaltali und Hiefelfande, das dur Zufammenthmels
zen zum Gemiſche, zum Glaſe, wird,
6. 115. Die, Verbindung ungfeichartiger Theile
ju einem gleichartigen Ganzen heiße Miſchung oder
öuf..mmenferung (Mixtio, Synthefis); die Tren:
nung derjelben daraus Scheidung, Zerlegung, Ser:
zung
Srundftof u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohär. 75
feruntg C Analylıs). "Die Verbindung: gleichartiger
Theile wird Zufammenhäufung (Aggregatio), und
ihre Trennung ſchlechtweg Theilung, Sertheilung, Zers
ftükung des Körpers genannt. Die beyden leßtern
Operationen geben feine neue, fordern nur eine der
Maſſe nach vergrößerte oder verfleinerte Materie. ı
$. 116. Wenn die aus einem’gemifchten oder ger
mengren Körper erhaltenen Beſtandtheile felbft moch
weiter gemifcht find, und als Gemifche darin fo prä-
eriftiren , wie wir fie durch Scheidung daraus darftel-
len, ſo heißen fie die nähern Beſtandtheile (Partes
proximae), und ihre weitern ungfeichartigen Grund: .
fioffe die entferntern Beſtandtheile (Partes remotae)-
des Körpers. |
Benfpiele: | ———
1) Atmoſphaͤriſche Luft.
Lebensluft. Stickgas. Kohlenſaures Gas.
uerſtoff. Waͤrme⸗ Stickſtoff. Waͤrme⸗ Kohlenſaͤure. Waͤrme⸗
ſtoff. | ſtoff. | ſtoff.
| Koblenftoff. Sauerftoff.
2) Eifenvitriol.
Schmwefeliäure. Eifenfalf.
Schwefel. Sauerſtoff. Eifen. Sauerftol,
$. 117. Die letzten, ‚nicht weiter aus ungleich-
artigen Theilen zufammengefeßten, Grundftoffe ver
Körper nennt mar Elemente, Urftoffe. Diele Ma:
terien fönnen wir zwar bis jeßt nicht weiter ‚zerlegen;
man ift aber deshalb nod) nicht berechtigt, fie für Ur:
anfange zu halten; und daraus, daß fie bis jetzt un⸗
zerlegt find, folge nicht, daß fie an fid) unzerlegbar
wären,
76. L Bhell. ⸗. Hauptſtuͤck. Von den
waͤren, denn vielleicht erreichen weder unſere Sinne,
noch unſere Werkzeuge je die an ſich —
oder wahren Elemente.
6. 118: Die bey den mannichfaltigen Zergliebe:
tungen der -verfchiedentlichen Körper und Materien,
mit welchen man Erfahrungen hat anftellen fönnen, -
angetroffenen, fpecififch verfchiedenen, unzerlegten,
alfo für uns einfachen, Stoffe, deren mechfelfeitige
Berhältniffe und Eigenfchaften der Gegenftand unfe;
zer Unterfuchungen in der befondern Naturlehre ſeyn
werben, find folgende: |
. 7) Kichtiioff ( Srennftoff).
2) Wärmeftoff (Calorique).
3) Sauerftoff (Oxygene).
4) Waflerftoff (Hydrogene).
5) Stidftoff (Azote).
6) Aoblenftoff (Carbone).
7) Schwefel (Soufre).
8) Pbospbor (Phosphore).
| 9) Aadicalder Salsfäure (Radical muriatique).
10) . — der Flußſaͤure (Radical Auorique).
11) — der er Borarfäure (Radicgl boracique),
12) Bold (C (Or).
13) Platin (Platine). | '
14) Silber (Argent). | {
15) Q&uedfilber ( Mercure).
16) Bley (Plomb).
17) Aupfer (Cuivre)),
ı3) Kifen (Fer).
19) dinn (Etain). Ä 5
2 20
%
Srundfloff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 77
20) Fine (Zinc).
21) Wismutb (Bismuth).
22) Spiesglanz (Antimoine).
23) Tüdel (Nickel).
24) Kobalt (Cobalt).
25) Arfenif (Arlenic). .
26) Magneſtum (Mangandfe),
27) Molybdin (Molybdene).
28) Wolftam (Tungftene)..
29) Uran.
30) Titan. |
31) Zıefilerde (Silice).
32) Ralferde (Chaux).
33) Talkerde (Magnefhe).
34) Schwererde (Baryte).
35) Strontionerde.
36) Thonerde (Alumine).
37) 3irfonerde (Circonie).
38) Auſtralerde.
Bon RK, zn der Peripatetifer: w. Ps Erde
$. 119. Einige diefer Grundftoffe find für ſich
nicht, fondern nur in ihren Zufammenfeßungen mit
andern, darſtellbar. Der Grund davon liegt wohl
obne Zweifel in ihrem großen Beftreben zur Vereini-
gung mit andern Stoffen, und in der Gelegenheit,
diefe immer bey ihrer Scheidung anzutreffen.
$. 120. Nicht immer beruht die fpecififche Ver:
ſchiedenheit ver Körper und Materien, die wir bis
jet fennen, auf der Verſchiedenheit ihrer Beſtand⸗
theile,
78 L. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
theile, ſondern ſehr oft auf dem verſchiedenen Verhaͤlt⸗
niſſe, in welchem dieſe unter einander verbunden find.
$. 121. Der Grund der mejentlichen und: fpeci-
fifchen Verfchiedenheit der Grundftoffe unferer Sin:
nenwelt muß wohl in der. Berfchiedenheit der Intenſi⸗
tät der urfprünglichen Grundfräfte, die das Weſen
der Materie ausmachen (9. 46.), geſucht werden,
vermoͤge welcher der Grad der Wirffamfeit und der
Wechſelwirkung der ſpecifiſch verſchiedenen Materien
ungleich iſt.
Formen der Materien.
$. 122. Von dem wechſelſeitigen Einfluſſe die—
ſer urſpruͤnglichen Grundkraͤfte der Anziehung und
der Repulſion, und ihrer reſpectiven Intenſitaͤt in den
verſchiedentlichen einfachen und zuſammengeſetzten
Stoffen hängt beſonders die Form der Aggregation
ab, die wir an den mannichfaltigen und -verjchiedes
nen Materien wahrnehmen, und weshalb wir drey
Arten von Körpern unterfheiden: 1) feite Koͤrper
(Corpora folida); 2) liquide oder torpfoar: flüfjige
ARörpst (Corpora liquida); "und 3) egpanfible oder
elaftifch = flüfjige Koͤrper (‚Corpora expanfibilia,:
Fluida elaftica). Die beyden Ießtern begreift man.
unter dem Nahmen flüfjige Koͤrper pn Anida)
jufammen,
$. 123. Feſte Aörper ($. 122.) find folche,
welche vermöge ‚der größern Intenſitaͤt der in ihren
Grundmaſſen wirffamen Anziehungs: oder Cohäfiong-
fraft einen merflichen und beträchtlichen Widerſtand
ben
Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 79
ben der Berfchiebung ihrer Theile an einander leiften.
Aber die Stärfe des Zufammenhanges der Theile und
der Flächen der Grundmaſſen ıft von mannichfaltigen
Abftufungen ben den verichiedenen feften Körpern,
und es gründen fich darauf befondere Unterabtheilun:
gen derfelben, die aber jo wenig durch beftimmte
Srinzlinien von einander abgejondert find, daß bie
verihiedenen Arten, die dadurch unterfchieden werden
follen, vielmehr ganz unmerflich in einander übergehen.
$. 124. So unterfcheiden wir harte oder ſtarre
Aörper (Corpora dura, rigida) bon weichen (Cor-
pora mollia) durch die Verfchiedenheit der Größe des
Widerſtandes bey der Verfchtebung und Trennung der
Theile. Wir finden hier unzählige Abftufungen, und
es lat fich feine beftimmte Gränzlinie zwiſchen beyden
ziehen.
$. 125. Solche feſte Körper, deren Theile ſich
Durch eine aͤußere Gewalt merklich verjchieben laffen,
ohne ihren Zufammenhang dadurch ganz zu verlieren,
heißen zäbe, debnbare, ftreckbare (ductilia); fie
find Hingegen fpröde (fragilia), wenn die Theile
nicht an einander verfchoben werden fönnen, ohne zu
reißen, oder ihren Zufammenhang zu verlieren. Auch
von dieſen Arten des Zufammenhanges laufen die
Öränzen derfelben wieder fehr in einander.
$. 126. Bon dieler Kraft der Anziehung. oder
Eohäfion ruͤhrt auch die Federkraft oder Spring:
kraft, Die man befjer Contractilitaͤt nennen follte,
her, vermoͤge melcher die Theile fefter Körper ben ih:
ser mehrern Entfernung von einander durch cine an—
I dere
80 I. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
dere Kraft mir Nachlaffung verfelben ihre vorige Nah⸗
heit wieder anzunehmen trachten. Ich unterfcheide
fie von der Elaſticitaͤt, die ihr gerade entgegengefeßt,
und deren Urfach weſentlich davon verfchieden iſt.
Das Unzureichende in ver bisherigen Erflärung beyder
Phänomene rührt eben daher, daß man fo verfchiede:
ne Wirfungen einerley Grundurfachen zufchrieb. Da,
wo man bisher ben federharten Kerpern eine Wieder⸗
‚ausdehnung nach einer vorherigen Zufammendrüfung
annahm, finder wirklich nichts anders als Zufammen-
ztehung nach einer vorhergegangenen Dehnung Statt.
Beyſpiele neben efaftiiches Harz, eine gefpaunte Eaite, Stahls
federn, u. dergl.
Eine Stahifeder bat Federfraft, weil fie ſich, wenn fie gebos
en, und foldergeitalt bey ihrer Krümmung in einen groͤ⸗
ern Raum aedehut wird, wieder zufammenzieht, wenn
die fpannende Kraft nahläft. Ein ſtaͤhlerner Ring bat
aus gleichen Urfachen Federfraft, und er Aufiert fie nicht
durch Erpanfion, fondern durch Eontraction. Wird er
nämlich von benden Seiten zuſammengedruͤckt, und da⸗
durch an feinen Kruͤmmungen gedehnt , jo ziehen ſich dieſe
wieder zufammen, fo bald die dehnende Kraft nachlaͤßt, die
freyiih, um die Krümmungen zu dehnen, den Rına am
antern Stellen zufammendrüden mufte. Hiervon läßt ſich
nun auf die Federfraft einer Bugel von Elfenbein u. dergl;
der Schluß leiht machen, ben deren es feichter ſcheinen
fonnte-.als ob fie eine erpanfive Elafticität befäßen, da
der Grund der Erſcheinung doch auch nur, wie ben der
Stapifeder, in der Wiederzufammenziehbung gebehnter
Theile liegt. Laͤßt man eine elfenbeinerne Kugel an einem .
Faden auf eine mit Fett dinn beftrichene polirte Steims
platte fällen, fo ſchuellt fie ſich frenlich zurück, fie drüdt
anf dem Fette einen fichtbaren Flef ‘ein, und zeigt alfo
dadurch eine wahre Zufammendrüduna, die fie durch die
Gewalt des Falles an der berührten &telle erlitt. Aber
man erinnere fih nur an den Ning, und man wird eines
ben, daß die Theile der elfenbeinernen Kugel am Kane
der plattaedrüdten Stelle geipannt wurden, folglich ſich
wieder zufammenzogen , wie der Druck nachließ, und daß
fie dadurch die eingedrüuc n heile erhoben.
. Durch dieſe Reaction mw.rd es alfo mönlih, daß die
Kraft der Eobärenz Bemesun: berporbringen, oder zu einer
beivegenden Kraft werden kana.
$. 127.
Grumdftoff. u. Form. d. Körp. m. ihrer Eohär. gr?
$. 127. Die Gederfraft oder Contractilität zeige
ſich, fo wie die übrigen Arten der Cohäfion,; ben den
mancherlen Körpern, in einem fehr verſchiedenen
Grade. Aber es ift wohl Fein fefter Körper, dem
bie Sederfraft gänzlich mangelte. Uebrigens lehrt die
Art und Weiſe, wie ſich diefes Vermoͤgen zeigt
($.126.), daß zu der Aeußerung deſſelben Dehn:
barfeit im gewiflen Grade ‘gehöre, ohne welche fonft
die gefpannten Theile in ihrem Zuſammenhange ganz
aufgehoben werden umd reifen würden, Daher läßt
es fich erflären, warum die Federkraft verſchiedener
Körper durch) lange anhaltende Spannung oder Deh-
nung merflich ſchwaͤcher wird, und warum fie zu⸗
nimmt, menn die Stärfe des Zufammenhanges durch
Vermehrung der Dichtigfeit wächft.
Beyſpiele vom Wachsthume der Federfraft dur Zunahme der
Dibtigfeit geben die aehämmerten Metalle, dae Zaͤrten
des Stahls, die Bolognejerflaichen ‚die Glastropfen.
$. 128. Die ©rade der Feftigfeit der verfchieder
nen feften Körper ſtehen nicht im Verhältniffe mit der
Dichtigkeit derſelben, fo weit mir dieſe durchs Ge
wicht ermeffen fönnen. - Go ift 3. B. Gold-und Bley
dichter als Eifen und Kupfer, aber doch lange nicht
fo feft, als diefe. Um dieſe Grade der Seftigfeit bey
verfchiedenen feften Körpern zu meffen, hat man ſich
ter Gerichte bedient, welche zum Zerreißen derielben,
ben einer beftimmten Dicke und länge, nothmendig
find. Muſchenbroek hat insbefondere jehr viele Ber:
fuche über die Kraft, angeſgellt, welche zum Zerreißen
mehrerer Körper erfordirt ‚wird. Er hat aber dabey
keine beſondere Ruͤckſicht auf vie $änge ber Körper ger
JR: 5 nom⸗
82 . I. Theil. =. Hauptſtuͤck. Von den
nommen, und daher geben auch Sickingens Berfuche
andere Nefultate. Ueber . die Stärfe verfchiedener
Holzarten haben wir auch von Buͤffon, und über Die
der metallifchen Gemifche von Hrn. Achard zahlreiche
Vetſuche erhalten. So nuͤtzlich aber auch alle diefe
Verſuche fürs ‚gemeine Seben fenn können, fo wenig
läßt fich doch daraus auf die Größe der Wirfung
der Cohärenz fchliefen, weil hierben, mie fchon Hr.
Rant *) erinnert hat, die Verſchiebbarkeit der Theile
gar nicht in Anfchlag gebracht worden iſt, die Doch
einen fo beträchtlichen Einfluß hat. So wird 5. B—
ein Stab von weichem Wachſe ſich durch eın ange:
hängtes Gewicht erft dünner ziehen laflen, ehe er
reift, und alsdann. in einer weit Fleinern Fläche reis
fen, als man anfänglid) annahm. So ift es mit
allen dehnbaren Körpern, und diefe größere Dehn—
barfeic ift vielleicht der Grund, warum z. B. das dich-
tere Bley ben gleicher Dice eher reift, als Kupfer,
u. ſ. w. Hierzu kommt denn noch Verfchiedenheit
des Gefüges, das dicht, blätterig, Förnig, u. ſ. 1%
feyn fann. |
Petr. v. Mufchenbroek introductio ad.cohaerentiam eorpo-
sum firmorum; in feinen Disfertat. phyfic. experimental.
L. B. 1729. 4 ©. 423. ff.5 und noch werrläuftiner, De
eohaerentia et firmitate, in feiner äntroduct. ad phalo-
Soph. naturalem, Vol. 1. ©. 390. f. |
Er ftellte Verſuche an mit reinen Metallen, mit legirtem
Metallen, mir Striden, mit-Hölzern, mit Tuͤchern, mie
een, mit Saiten, mit Knochen uid mit Gläfern. —
& will aus der arofen Zahl feiner Verfuhe nur die Res
ultate der mit reinen Metallen angeftelten bier mittbeis
len. Er lieg davon Parallelepipeda, oder. vieredige Gtans
8: gießen, deren Querichuitte 435 rheinlaͤndiſche Zoll ins
evierte betrugen ‚ dieſe mit dem einen, Dazu eingerichtes
ten, Ende ſenkrecht aufhängen und befeftigen, und an
das audere Ende eine mir Ketten verjehene Waagſchaale
mit Gewichten aufhängen, die er fo lange vermehrte, u.
ie
x
-
‘
Grundftoff. u. Form d. Körp. u. ihrer Cohär. 93
die Stange zerriß. Er bat hierbey zugleich das eigenthuͤm⸗
Iıbe Gewicht der angewandten Weralle bemerfr.
Gold jerrig von 578 Pf. eigenthüml, Gew. 19,238
Repellenfilbr — — 1156 — — — 11,091
Kupfer — — 638 — — — v, 181
Javbaniſches Rupfer 573 — — — 8,726
Deutſches Een — 1930 — — — 7,807
Engliſches Zun — 150 — — — 7,295
Eine andere Sorte — 188 —
Bancazinn — — 104 — — — 7216
Malaccazun — — 9 — — — 6,125
Engl. Bier 2 — — 25 — — — 11,333
Epießglarmeral — 30 — _ — 44500
Zınf von Goslar — 76.83 — — 7,215
Wismuth — — 55 92 — — 9,850
Wenn hierbey nur auf gleiche Dicke Ruͤckſicht genommen
wird, fo wurde ſich die Feſtigkeit der angeführten refpectis
pen Metalle verbalten, wie die zw ihrem Zerreifen ange
mwandren Gewichte, und das Eifen 5. B. wäre 2332 oder
774 mal fefter als Blev, u. f. w.
Narh dem Guſſe gefchlagene Metalle wurden fefter; doch
batte das ferne Gränzen, und fie wurden bey zu lange forts
geiegtem Hämmern wieder weniger feſt. .
Solgendes find die Nefultate einiger feiner Merfuche mit
Holj, wovon er auch PVarallelepipeda machen ließ, deren
QDueerichnitte „35 ins Gevierte betrugen:
-Büchenholz ;erriß von 1250 Pf.
sEichenholz — 11150 —
Eichenholz — — 1150 —
LEindenholz — — 100 —
Erlenholʒ — — 100 —
Ulmenholz — — 900 —
Tannenholz — — 600 —
Fichtenholz ⸗ — 550 —
Mehr ins Große geben Buͤffons Verſuche mit Holz (Ex-
p£riences [ur la force des bois; in den Mem. de !’ acad,
roy. des fe. 1740. ©. 153, und 1741. ©. 292.)
Des Hru. Grafen von Sidingen Berfuhe mit Metals
Ien (Verſuche über die Platina. Mannheim 1782. 8.) aes
ben andere Neinltate, als die Muſchenbroekſchen, indem
er auch auf gleiche Längen Rüdfiht nahm. Er lief aus
einigen Metallen Dräthe mahen 0,3 Lin, (parif.) im
Durchmefler , und 2 Fuß Länge, und es zerriß
Gold von ı6 Pf. 6 Un. — 434 Ör. (franz, Gew.)
Silber — 0 — 11 — 10. 44 —
Dlatina — 3 — 7 — 3 — —
Kupfer — 33 — 7 — 4 —
Eiſen — 60 — ia — — 8 — |
Hiernach folgt alfo die Feftinfeit der anneführten Mer
talle fo. auf einander, \wie fie felbit hier nad einander fies
ben; da binaegen nach YIiufchenbrock fie fo jolgen würden;
Kupfer, Gold, Silber, Eiſen.
F 2 Traitẽᷣ
34 1. heil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den
Trait& fur les proprietts' des anlage metalliques par
Mr. Achard. à Berlin 1788. 4.
Kurze Abbandluna über die Theorie der Feftigfeit der
Materialien von Gottl. Ludwig von Poͤllnitz, feipz. 1795. 8.
*j metaphyſiſche Anfangegruͤnde der Naturwiſſenſchaft. S. 91.
| $. 129. Slüffige Rörper ($. 122.) find fol-
"he, deren Theile von jeder noch fo Fleinen bewegen:
den Kraft an einander verfchoben merden fönnen.
ir müffen zwey mefentlich verfchiedene Gattungen
flüffiger Körper unterfcheiden ‚ nämlich liquide und
erpanfible.
6.130. Kiquide oder tropfbar:flüffige Rörper
($. 121.) zeigen fid) unfern Sinnen afs ein zuſam⸗
menhängendes Aggregat, und nehmen der Erfahrung
zu Solge in Heinen Waffen eine fphärifche Geſtalt an,
oder bilden Tropfen, fo bald die mwechfelfeitige Anzie;
hung ihrer Theile nicht durch andere Körper geftört
wird. Sie befißen allerdings einen gewiſſen Grad
von Compreffibilität, , und äußern ben der Zufam:
mendruͤckung erpanfive Efafticität, wir Dies Verſuche
am Waſſer gelehrt haben.
Ueber die Elaſticitaͤt des Waſſers, theoretiſch uͤnd hiſtoriſch ent⸗
worfen von F. U. W. Zimmermann. Leipzig 1779. 8.
4. 131. Expanſible oder eigentlich-elaſtiſche
Störfigkeiten (9. 122.) zeigen ganz und gar feinen
den Sinnen bemerfbaren Zufammenhang ihrer Theile,
und die anziehende Kraft ihrer Theile ift durch die
ftärfer wirkende abſtoßende Kraft. derſelben ganz auf:
gehoben. Sie müßten vermöge diefer überwiegenden
erpanfiben Kraft nach allen Seiten hin ohne Grän:
zen fich ausbreiten, wenn nicht Schwerfraft eigener
Theile oder BR eRalegaNDe Anziehungskraft fremder
Stoffe
Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 85
Stoffe dagegen dies verhinderte und fo ihrer Expan—
fin Gränzen feßte.
$. 132. Die elaftiihen Flüffigfeiten ($. 131.)
find entweder an fich erpanfible oder durch Mitthei⸗
lung oder Ableitung erpanfible. Die erftern, wie
der Würmeftoff, befißen ihre erpanfive Elafticirät ur⸗
frrünglich, menigftens fennen wir bey dem Waͤrme⸗
ſteffe feine Subſtanz, und unfere Sinne zeigen uns
keine, von der wir feine überwiegende Erpanfivfraft
ableiten fönnten. Die $uftarten und Dämpfe hinge>
gen befißen eine abgeleitete Erpanfibilität, und ver:
danfen diefelbe dem Waͤrmeſtoffe.
6. 133. Berner unterfcheide ich rein» erpanfible
und ſchwere erpanfible Slüffigkeiten. Ben den er:
fern, wie bey dem Waͤrmeſtoffe und Sichte, folgen
die Theile in ihrer Bewegung außer der Erpanfiv:
Fraft, fie fen urfprünglich oder abgeleitet, Feiner an-
dern Grundkraft, und fie verbreiten fichigon dem Orte
aus, wo die abftoßende Kraft ihrer Matörie thaͤtig zu
werden anfängt, nach allen Richtungen zu mit glei:
cher Seichtiafeit, und nur die ihrer Erpanfivfraft ent-
gegen wirkende Anziehung anderer Grundftoffe kann
der Berbr:itung derfelben ins Unendliche Gränzen
ſetzen. Dieſe rein = elaftifchen Fluͤſſigkeiten heißen
auch ftrabiende. |
6. 134. - Zur feichtern. geometrifchen Conſtruction
der Begriffe ben der Erffärung der Erfiheinungen der
rein: erpanfibeln Fluͤfſigkeiten ıfb es zwar erlaubt, ſich
die Berbreitung derfelben in Strahlen, und als die;
eretes Teilchen in geraden finien, vorjuftellen; aber
in
/
86 » 1 Shell. 2. Hauptſtuͤck. Von den
in der Wirklichkeit iſt diefe atomiftische Vorftellungs:
art durch nichts zu erweifen. Sie erfüllen vielmehr,
wie alle Materien, auch ben der groͤßeſten Dünne,
ihren Raum mit Continuität.
4. 135. Die ſchweren ervanfibeln Fluͤſſigkei⸗—
ten ($. 133.), wie die $uftarten und Dämpfe, be:
fißen alle eine abgeleitete erpanfive Elaftisität. Die
Erfahrungen in der Solge werden lehren, daß fie alle
aus einer ponderabein, an fich nicht erpanfibeln,
Bafis, die für fich durch die wechfelfeitige Wirkung
ihrer urfprünglich anziehenden und abftoßenden Kraft
die Aggregation der Feſtigkeit haben wuͤrde, und aus
einem an ſich erpanfibiln Etoffe, dem Wärme:
ftoffe, beftehen, durch deffen überwiegende Expanſib⸗
kraft die urſpruͤnglichen Attractionskraͤfte der Baſis
derſelben verſchwinden müffen. Eben die Schwere
ihrer Theile hindert, daß fie fich nicht fo, wie die rein -
elaftiichen Slüffigfeiten ($. 133. ) verbreiten Fönnen.
$. 136. Bon diefen ſchweren elaftifchen Fluͤſſig—
feiten ($. 135.) unterfcheiden wir zweyerley Arten:
1) luftformige Gasarten, oder Luftarten (Fluida
aeriformia), und 2) Dampftörmige oder Dämpfe
(Vapores). Gene behalten ihre elaftifche Form bey
jedem Grade der Zufammendrüdung, den wir anzu:
wenden im Stande find, und ben jedem ung befanns
ten Grade der Kälte; fie befißen alfo in diefen Um:
fanden Permaneität der mitgetheiften Elafticität, und
ihre Zufammenfeßung ($. 135.) wird durch mechas
nifche Zuſammendruͤckung nicht aufgehoben. Dieſe
hingegen, Bann A gkeiten verlieren
| durchs
Gerundſtoff. u. Form. d. Körp- u. ihrer Cohaͤr. 37
Buchs Zufammenpreffen, fo wie durch Kälte, ihre
Form der elaftifchen Aggregation; Die eigenen Anzie—
bungsfräfte der Theile ihrer Bafıs werden nun wieder
veritärft, und dieſe treten zum feften oder liauiden
Körper zufammen, indem fie fi von einem Antheile
des Waͤrmeſtoffs trennen.
$. 137. Alle tropfbar » lüffıge Körper, die wir
fennen, haben diefe Form ihrer Aggregation nicht
ihren urfpränglichen Grundfräften zu danfen, fon: .
dern würden durch dieſe vielmehr ſaͤmmtlich fefte Kör-
per ſeyn. Ihre liquiditaͤt iſt mitgetheift, ift Solge
des Einfluffes des erpanfibeln Waͤrmeſtoffs, mie
dies Erfahrungen in der [Solge näher, beweifen mer-.
ven. So hat alfo der Wärmeftoff durch feine erpane
five Kraft Antheil an der Hervorbringung der Form
aller ſchweren erpanfibefn und aller liquiden Körper.
So iſt J. B. das Waſſer unter 0° noch Reaum. ein feſter Koͤr⸗
per (Eis); ber 0° bis 80° bey dem gewoͤhnlichen Drude
der Atmoſphaͤre mopfbar » fluͤſſig (eigeutliches Waſſer);
bey 80° und daruͤber bey dem gewoͤhnlichen Drucke der Ars
moſphaͤre elaſtiſch⸗ſuͤſſig (waſſerdampf).
$. 138. Ohne den Druck der Atmwoſphaͤre, der
die urfprüngfichen Attractionskraͤfte der Theile ver—
fiärfe, wuͤrden fehr viefe tropfbar » Aufjige Koͤrper bey
dem gemoöhnlichen Grade der Wärme, moben mir
leben, gar nicht einmal als tropfbar - Aüffige erfcheis
nen; wir wuͤrden fie als folhe gar nicht Fennen, fon:
dern fie würden durch die nun Überwiegend werdenden
erpanfiven Kräfte des mit ihnen verbundenen Waͤrme—
ftofs zu erpantiein Slüuffigfeiten werden.
Done den Drudf der Atmofphäre würde das Waſſer ſchon bey
dem Schmelzpuucte die Form der elaftifhen Flaͤſſigkeit ans
nehmen und ven ———— des Tropfbar⸗fluͤſſigen
gar wicht erhalten, ,
Der:
88 L.Theil. 2. Haupiſtuͤck. Von den
Verſuche zur Beſtaͤtiaung mit warmen Waſſer, oder mit Aether
unter der Glocke der Luftpumpe.
$. 139. Ein merfmärdiges Phänomen der den
Theilen der Materie benwohnenden Anziehungsfraft ift
die beftimmte Geſtalt, melche die Theile annehmen,
wenn jene ungehindert und fren darauf mwirfen fann.
Bey den liquiden Körpern ift 28 die Bildung der
Tropfen. ben den feften die Arpftallıfirung und dag
Gefüge (Textura), das in diefer Ruͤckſicht unfere
nähere Betrachtung verdient.
$. 140. Ale liquide Körper nehmen der Erfah:
rung zu Folge in kleinen Maſſen eine fphärifche Ger
ftalt an und bilden Tropfen, fo bald fie nicht mit eiz
nem andern Körper fo ſtark zufammenhängen, daß,
fie darauf oder daran zerfließen. So bildet fein zer⸗
theiltes Quedfilber auf Holz, auf Glas, auf Stein,
und mehrern dergleichen Materien, lauter fleine Kuͤ—
gelchen;. eben fo auch Waſſer und Wein, auf Holz,
Papier u. dergl., das mit Bärlappfamen beftreut ift;
Dehl auf einer mit Waſſer feucht gemachten Tafel;
und alle dergleichen fläffige Körper uͤberhaupt nehmen
die Kugelgeftalt an, wenn fie in Heinen Maffen durch
die £uft fallen. ine bloß träge flüffige Maſſe würde
auf jeden Kall die Figur behalten, die fie einmal
hätte, und feine Tropfen bilden. Hat fie diefe Fi—
gur noch nicht, fo kann fie nicht ohne Bewegung ihs
ser Theile zu einer runden Kugel werden. Schon die
Bildung der Tropfen beweiſet alfo, daß eine Urfach
da fenn muß, welche diefe Wirfung hervorbringt.
Die Schwere Fann nicht die Urſach feyn, da fie viel,
mehr
Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohar. 89
mehr der Bildung der Tropfen wirklich hinderlich ift,
wie die Erfahrnng lehrt, und das Plattdruͤcken der
auf feften Körpern ruhenden Tropfen oder Kügelchen
bewirkt, die um defto mehr eine vollflommene Sphäre
Eilden, je Feiner fie find, und je geringer ihr Ges
wicht if. Es bfeibt nur die Kraft der Anziehung
zwiſchen den Theilchen des tropfbar » fläffigen Körpers
allein übrig, aus der man auf eine genugthuenbe
Weiſe diefes Phänomen erklären fann. Wenn man
nämlich vorausfegt, daß alle Theilhen einer Materie
mit gleicher Stärfe ſich anziehen, und die Verfchieb;
barfeit derfelben groß genug ift, um ihrer Bervegung
fein Hinderniß entgegen zu feßen, fo folgt aus richti-
gen mechanifchen Gründen, daß das Gleichgewicht
dann erft entftehen koͤnne, wenn die Maffe eine Ku:
gelgeftalt angenommen hat.
Hierher gebört auch das Rörnen der Metalle, und die Werfers
tigung des Schrotes aus Bley.
$. 141. Auch fefte Körper nehmen eine beftimm:
te Sorm an, und ihre Theile bilden Gruppen von eis
genen Geftalten, fo bald fie ungehindert der Bewe—
gung folgen Fönnen, welche die Anziehungskraft in
beftimmten Richtungen unter ihmen hervorbringt.
Hier ift nun der merkwürdige Umſtand, daß die
Theilhen ſich nicht nad) allen. Richtungen mit gleicher
Störfe anziehen, und daß die ſchon gebildeten Flei-
nern Gruppen und Grundgeftalten ſich in gewiſſen
Flächen ftärfer anziehen, als in andern, und folchers
geftalt polyedrifche Solida bilden, die wir Aryitalle
(Cryitalli) nennen.
$. 142,
90 5 1. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Don den
G. 142. Damit num felte Körper Kroftalle von
beftimmten und regelmäßigen Formen bilden, oder
ſich gehörig Erpftallifiren, iſt noͤthig, 1) daf fie erft
in den Zuftand der Flüffigfeit gebracht werden, um
Derfchiebbarfeit der Theile im hohen Grade zu erhal:
ten, und 2) daf fie allmahlıg und chne Störung
wieder erftarren oder aus Flüffigfeit in Feſtigkeit über:
gehen, mährend melches Ueberganges aus Flüffigfeit
in Seftigfeit fich die Theile in beſtimmten Richtungen
an einander fügen, und fo Körper von beftimmten
Umriffen, wenigftens von beſtimmtem Gefüge bilden.
$. 143. Unter diefer Bedingung kann man wohl
von allen feften Körpern behaupten, daß fie eine ge—
wiffe beſtimmte Geftalt annehmen, und Dadurch ent:
weder beftimmte Formen im Umriffe, oder wenigſtens
ein beftimmtes Gefüge erhalten. Die Natur zeige
uns diefe regelmäfiige Geftalt und Fuͤgung an unzaͤh—
ligen -feften Körpern in unzähligen Verfchiedenheiten,
an Erden und Steinen, Salzen, Dietallen, und
Schwefel; und wenn zahlreiche Arten nicht in diefer
regelmäßigen Geftalt oder Fuͤgung erfcheinen, fo läßt
doch das, daf eben diefe Arten fonft auch fo angetrof-
fen werden, fchließen, daß ben ihrem Geſtehen die
Bedingungen fehlten, unter welchen nur jenes Phä-
nomen Statt finden kann. Ben einigen zäben Kör-
pern, wie bey den dehnbaren Metallen, wird auch
das regelmoͤßige Gefuͤge ihrer Theile ben der Trennung
ſelbſt gefiöre, und loͤßt fich eben deßwegen nicht wahr:
nehmen. Die Kunſt kann frenlich die Natur in der
Configuration nicht immer nachabmen, da es ihr an
Mir
-Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohär, 91
Mitteln fehle, viele Dinge in den dazu nöthigen au:
fand der Slüffigfeit zu verfeßen.
Bepfriele an Kroßallifitung des Salpeters, Glauberfalzes, und
anderer Galje.
Kryſtalliſit ung verfhiedener Salze in einzelnen Tropfen
ihrer Quflöfung, die nachher mifroflopiih betrachtet
werden.
Der Sılberbaum oder Dianenbaum.
Der Bleybaum,
Der Zinnbaum.
de Rome Delisie Ellay de Cryftallograpbie. ü Paris.
1772 ar.8 Verſuch einer Kryftalloarapbıe von Herrn de
Kome Delisle, aus dem Franz. von Chr. Ehrenfr. Weigel.
Grcıfsmwald 1777. gr.8. Cryltallographie, ou defcription
des formes proöpres à tous les corps du regne mineral, par
Mr. Ron Delisle. Sec. edit. a Paris. T. 1 — IV. 1784.
$. Torb. Bergmann de formis eryltallorum , praelertim
e [patho ortis ; In ſenen opusc. phyfico »chemicis. Vol.II,
©. ı.#. Bon den Aauferlihen Kennzeichen der an
abaefaft von A. G. Werner. Leipz. 1774. 8.
6. 144. Die zur Bildung der Kryſtalle, oder
menigftens eines beſtimmten Gefüges, nöthige erfte
Bedingung, die leichte Verfchiebbarfeit der Grund:
maflen durchs Slüffigmwerden, wird ben feften Koͤr⸗
pern entweder durchs Schmelzen, oder durchs Auf:
löfen ın andern liquiden Körpern, oder durch Ver—
wandfung in Dampf, oder auch durch hoͤchſt feine
Zertbeilung. in einem flüffigen Mittel, ertheilt; und
die andere Bedingung, die Wiedermegnahme deſſen,
was fie Aiffig machte, wird entweder durch Erfäßs
tung und Gefrieren, oder durch Derdunftung des
Auflöfungsmittels, oder durch Niederſchlaͤge, oder
durch Ruhe und Bodenfüße erhalten, wobey nun
frenlih überhaupt Feine andere Art der Bewegung,
wie Schuͤtteln, Umrühren, die Ziehung ber feftwer:
denden Theile hindern und ftören muß, Ben einem
zu plöglichen Uebergange zur Feſtigkeit — die
Theil⸗
92 I. Theil. 2. Hauptftüch Bon den
Theilchen nicht Zeit genug, fich regelmäßig an einans
der anzulegen, und die Bildung wird unförmlich.
Benipiele von der Bildung der Kryitalle oder wenigftens eines
‘ regelmäßiaen Gefüges unter den angeführten Bedingungen
1) des Scomelzens und Erfältens find: das Eis, befonderg
ben dem Gefrieren der Fenfter, der Schwefel, der Spieß»
glastönig , der Wismuth ac.; 2) des Auflöiens in tropfbas
rer Fleſſiakeit: a) des Abdunftens oder Abfühlens: die
mannichfaltigen Salzfroftalle, der Schwefelrubin, b) des
Niederſchlagens: die Metallbaͤumchen ıc.; 3)der Verwand⸗
Luna im Dampf und Abfüblung : der Schnee, die Fryftallis
niiben Sublimare , und fo genannten chemifhen Blumen ;
4) tes feinen Zertbeilens in Wafler oder in andern Mer
diis; dıe Bildung der Palfigen Stalactite und Topbe.
Ben der Bildung organiſcher Köcper müflen wir endlich
auch bey diefer Brundkrart der Eohärenz als letzter Urſach
ſtehen bler.en, und felbit der Bıldungstrieb des Hrn. Blu⸗
menbach loͤſt ſich zulekt darin aut.
6. 145. Sehr viele größere Kenftalle laſſen fich
mechanisch in andere Fleinere zertrennen, Die entweder
den größern in der Geftalt ähnlich find, oder nicht.
Das erftere findet Statt, wenn die Theilungen des
größern Kroftalles mit allen feinen Slächen parallel
geführt werden fönnen; midrigen Falls find fie ihm
unähnlih. Herr Hauͤy hat diefen Gegenftand mit
fehr vieler Genauigkeit ben den Koflilien unterfucht,
und aus der Anhäufung von gemiffen Fleinern primi⸗
tiven Grundgeſtalten nach gewiſſen Geſetzen die Ent
frehungsart größerer Kryſtalle von fecundären Geftal:
ten fehr glüdlich entwidelt,
Nub Hrn. Hauͤy laſſen fi alle bis jeßt gefundene primitive
- Kormen der Fofftlien auf feche zurädbringen, nämlich:
das Parallclepıpedum, wohın der Würfel, die Rhomboide—⸗
und alle Solida gebören, die von ſechs Flächen eingeſchraͤnkt
werden, wovon je zwey parallel find;. das regelmäßige
Terrasdrum; das regelmäßige Octasdrum; die jecbsreitige
Saͤule; das Dodecasdrum mit gleichen und aͤhnlichen Raus
tenfiachen; und das Doderaedrum mit dreyfeitigen gleich»
ſchenkligen Flaͤchen. |
Des Hrn, Hauüy Abrif der Theorie von der Structur der Krys
„.. Rales in Grens neucm Journ. d. Phyſ. B. 11. ©. 418. f.
Phaͤno—
Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 93
Phänomene der Cohärenz der Körper,
$. 146. Nicht allein die Theile eines und eben
deſſelben Körpers hängen unter einander zufammen,
fondern auch die Körper von einerlen Art unter ein:
ander felbft, wenn fie ſich berühren, und zwar um
deſto ftärfer, je genauer und in je mehr Püuncten fie
fih berubren.
Bepfpiele des Zufammenbängens 1) flüffiger Körper giebt das
er ießen der Warlertropfen, deg Quedfilberfünels
den, der Debltropfen, bey ibrer Berührung; 2 fefter
Rörper, das Zufammenbängen zwey geſchliffener Meſſing⸗
platten und ®lasplatten, .
$. 147. Auch Körper von ungfeicher Art hän-
gen unter einander zufammen, wenn fie fic) genau
genug berühren. Diefe Stärfe des Zufammenhanges
iſt zwiſchen verfchiedenen ungleichartigen Körpern bey
gleicher Berührungsfläche fehr verfchieden.
Berinhe: 1) Zwen Metallplatten, Glaeplatten , oder Mars
morplatten, die mit Wafler oder Fett beftrichen find,
Dängen ftarf zuſammen.
„2) E6 werde eine runde dide Meffingplatte vermittelft
es in der Mitte derfelben befindlichen Hafens durch einem
aden an dem Arm eines Waagebalfens fo aufgehängtz -
daß fie genan horizontal hänge; fie werde an der Waage
ins Gleihgewicht gebracht, und dann auf die Fläche vom
untergefegtem Wafler, Weingeift und Quedfiiber fo gelegtz
daß feine Luffblafen darunter bleiben, Die Waage wird
aus dem Gleichgewicht gebracht ſeyn, und es werden Ges
mwichte erfordert werden, um die Platte loszureißen. Diefe
Gewichte werden bey dem verfchiedenen Flüffigfeiten vers
ſchieden ſeyn müflen.
Der Drud der Luft kann von diefer Erfheinung nicht
die alleinige Urſach ſeyn, ba fle auch umter dem leeren
Recipienten der Luftpumpe Statt hat, obgleich Bier die
tärfe des_Zufammeuhanges vermindert it. Wäre der
ruf ber Luft die alleinige Urſach, fo müßte die Gtärfe
bes Zufammenhanges fih blog nad der Flaͤche richten,
was do. nicht iſt. |
Muſchenbroet᷑ (intrad. ad philof. natural. T.I. f, 1096.)
lieg Cylinder aus verfhiedenen Materien verfertigen, derem
Durchmeſſer 1,916 rheinl. Zou betrug, und die Gruudflaͤchen
derſelben ſeht genau ſchleifen und poliren, Er Denia *
rund⸗
*
74
Zufammenhanges zwiſchen ungleichartigen Stoffen
L Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
Srundflaͤchen je zweyer Cylinder von einerlen Art, nach der
Erwärmung mit Rindstalg, befeſtigte den obern, und riß
nun den untern durch angebängte Gewichte, nach dem
völligen Etfalten des Talges, jenfreht ab. Er vımmt an,
daf der Druck der Luft hierbey 41 Pr. berraaen habe ‚und
diefen bringt er mit in’ Anfchlag , und da fand er denn fols
oende Refultare: es hingen zufammen :
Eylinder von Glas ° mit 130 Pf.| =|mit 89 Pf.
wiefing 3 .150s:, 2. 109 5
Rupfer 1— 200 $ 459 ⸗
Silber + ED ze Per — | ur Er Tr
gebartetem Stahl s 225 s |F |.» 184 $
weichem Eileen s 300 u „29 6
Zinn J 100 9,9 wi 4 9 9
Bley s 275 Ta, 1 21 0
Zink 100 + jr 09%
Wismuth + 150 5 eI 2 19 5
weißem \liarmor s 225 s |" 5] 5 184 5
ſchwarzem Wiar: a
mor ⸗ 230 51 „Lt #199: 8
Elfenbein s ios⸗1 1 DE u 9.2
Hr. v. Morveau lief von veribiedenen Metallen unde
Matten von aleiher Große und Geſtalt mochen, vie 1 ol
iin Durchmeſſer harten, und beftimmte die Kraft, mit der
fie auf Quedfilber hingen. Es hing daran
das Gold mit einer Kraft von 446 Branen
das Silber s + ⸗ 49
das Zinn 5 ⸗ ⸗ ⸗418 —
das Bey —— ⸗397 ⸗
der Wismuth⸗ ⸗ 372 #8
der Zinf ⸗ ⸗ ⸗ s 20 #
das Fupfer ⸗ s 12 #
der Spießglasfönig 5 3 126 9
das Eiſen ⸗ ⸗ s 115 ‘
der. Kobold ⸗ ⸗
. ⸗ 8
(Man ſehe Anfangsgründe der theoretifchen und. practis
fchen Chemie von Zr, de Wiorveau, Maret und
Durande, a. d. Franz. von Chrift, Ehrenfr Weigel,
Th. 1. Leipz. 1779. 8. S. 49. ingle bew; Experiences
faıtes en prefence de VAcad. de Dijon, le _ı2. Fevr.
. 1773. par Mr. de Morwear ; in Obf! de Phyfigue de Mr.
?’ Abb. Rozier. T. 1. ©. 172. und 460.).
Nachricht von: den Refultaten einer großen Anzabl von
Verſuchen diefer Art findet man bey Hrn. Achard: Ver»
ſuche über die Rraft, mir welcher die feften und flüfjigen
Körper zufammenbangen, nebft der Beitimmung der Ges
fege, denen dieſe Kraft in Abficht ihrer Vermehrung oder
Verminderung nach der Natur einer jeden Fluͤſſigkeit uns
terworfen iff; in feinen chymiſch Phyf. Si riften ©. 354. f.
$. 148. Es gründen ſich auf diefe Kraft des
Das
- Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 95
das Zufammenleimen, die Kütte, der Mörtel, das
CLoͤthen, das ED: das Derfilbern, das
Dergoiden.
$. 149. Aug verfchiedenen — angeſtellten
Verſuchen ſcheint das Geſetz zu folgen: daß die
Staͤrke der Cohaͤſion bey verſchiedenen Paaren
von einerley Koͤrpern, ſo wohl von gleichartigen
als ungleichartigen, mit der Menge der Beruͤh⸗
rungepuncte im Verhaͤltniſſe ſtehe.
Serſuche: Runde geſchliffene Glasſcheiben, deren Durchmeſſer
fib wie 1, 2, 3 gegen einander verhalten, bängen mit
Waſſer, mit verfchiedenen Kräften sufammen y die fich ges
gen einander fehr nahe verhalten, wie 12, 2°, 37, oder
wie ihre Brundflähen Man fehe auch Achard a. a. D.
Zab. 4. und 5.
6. 150. Es ift noch kein Geſeh befannt, nad)
welchem fich die Größe der Kräfte des Zuſammen⸗
hanges ben Körpern von ungfeicher Art richtete. Die
Dichtigkeit der Körper ſteht damit in gar feinem Ver:
bältniffe; und es ift feinesweges allgemein wahr, mas
SZamberger behauptete, daß eine flüffige Materie
von geringerm eigenthümlichen Gewichte mit einem
Körper von einem größern eigenthämlichen Gewichte
färfer zufammenhänge, als unter fich ſelbſt; oder daß
fluͤſſſge Materien von größerm eigenthämlichen Ge:
wichte ftärfer unter ſich zuſammenhaͤngen, als mit
Körpern von geringerm zigenthümlichen Semihtr.
Hamberger elem. Phyfices $. 157. 158.
$. 151. Auf den Zufammenhang fluͤſſiger Ma:
ferien mit feften, ber größer oder kleiner ift, als der _
wilden den Theilen der lüffigen Materie ſelbſt,
gruͤnden
2
96 L. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den
gruͤnden ſich verſchiedene merkwuͤrdige Phaͤnomene.
Wenn ein feſter Körper mit einem fluͤſſigen ſtaͤrket
zufammenhängt, als der fluͤſſige unter ſich, fo hoͤn⸗
gen ſich die Theile des letztern an den erſtern bey der
Beruͤhrung an ihn an, und machen ihn naß, oder
fie zerfließen auf ihm; wenn hingegen die Cohoͤſions⸗
kraft zwifchen den Theilen des flüffigen Körpers ftär;
fer ift, als zwiſchen diefen und bem ‚feften Körper,
fo bleibt der Teßtere bey dem’ Hineintauchen in jenen
trocen, und der flüffige Körper zerfließt nicht darauf,
ſondern bildet Kügelchen oder Tropfen ($. 140.).
- Da nun fehwerere Fluͤſſigkeiten auf leichtern feften
Körpern allerdings zerfließen koͤnnen, fo iſt dies zus
‚gleich eine Beftätigung des vorigen Saßes (9. 149. ).
Benfplele: Queckſiber zerfließt auf Gold, Gilber, Bley,
- Binn, und man kann allerdings fagen, «6 mache diefe
Foͤrper naß; es zerfließt hingegen nicht auf Eifen, Gläs,
Ds Stein. Wafler zerfließt, auf Glas, Holz, munferer
aut, und macht daher dieſe maß; es zerflieht hingegen
nicht auf einer mit Fett beftrihenen oder beifer mit Bärs
Iappfaamen beftribenen Tafel; man kann ſolchergeſtalt,
wenn man auf die Fläche des Waſſers Bärlappfinmen
ftreuet , durch denfelben bindurc ins Wafler greifen, ohne
daß die Finger naß werden. Fließende Metalle zerflie
nicht auf Steinen’und erdigen Maflen, und bılden darauf
in Eleinen Maflen Kügelchen oder Tropfen. j
6. 152. Serner, wenn fluͤſſige Materien in ihren
Theilen ftärfer zufammenhängen, als mit den Theilen
eines feften Körpers, fo nehmen fie.in den aus dem
letztern gemachten Gefäßen eine convere Oberfläche
an, die dem Abfchnitte einer Kugel um defto näher
fommt, je Eleiner der Durchmeſſer des Gefäßes ift.
Taucht man den feften Körper in den flüffigen diefer
Art hinein, fo bilder die Fluͤſſigkeit rund um ihn
herum eine Vertiefung,
Benipiele:
Grundſtoff. u. Form. d. Koͤrp. u. ihrer Cohaͤr. 97
Beyſoiele: Queckſilber ſteht im aldiernen Röhren mit einer
eonveren Flaͤche; fliegende Me alle Reben in dem irdenen
Gchmelzgeräßen mir einer conseren’ Fläches Waſſer fiche
ia einem mit Fett ausgeftrihnen und mit Bäriappfanmen
beftreueten Glaſe mir couverer Fläche. Eıne Glaßröbre)
Holz, der Finger in QDueditiber getaucht verurfacht rund
amber eine Bertiefung im Queckſilber. Ä
Nah pydrauliſchen Geſetzen ſollte die Fluͤſſigkeit in Gas
fäßen diefer Art eıne vollfommen horizontale Dberfläche
babem, ımd fie würde es hun, wenn die Theilhen unge⸗
bindert , obne Cohaͤſion, der Eawere folgten. Wenn fie .
binmwiederum bloß der Echärenz aleich’örmig folgten, und
nicht zug eich ſchwer wären, fo würden fie auch in dem
mweiteften Gefaͤhe eine voßfommene convere Tuaelfläche
bitden. Sind fie aber num zu gleicher Zeit ſchwet and cos.
bärirend, ſo werden die mıttlern Säulen finfen müffen,
wenn fie um fo viel höher ſtehen, als die Äußere, daf ıhr
fenfredter Drud dur die Schwere mehr beträgt, als die
Kraft der Eobärenz zu erhalten, vermögend ift. Nur an
den Geiten wird dann dıe Conperität wahrzuuehmen feyn.
$. 153. MWertn hingegen flüffige Körper in ihren
Theilen ſchwaͤcher zufammenhängen, als mit den Thei-
fen eines feften Körpers, fo ftehen fie in den aus letz—
tern gemachten Gefäßen mit einer concaven Släche,
oder fie ſtehen am Rande. höher, als in der Mitte.
Und eben fo bildet auch) die Slüffigfeit um einen folchen
feften Körper rings herum eine Erhöhung.
Bepipieles Queckſilber ſteht in zinnernen oder .bleyernen Ges
| fäten mit einer concaven Flache; eben fo aub Waffer im
giäfernen Gefäßen.‘ Um eine ıns Waſſer yerauchte Blass
RRaınge_ ftebt daſſelbe rund herum erhoͤhet; fo auch das
QDucdfilber um eine Zinnitange. zer
Die Fluͤſſigkeit würde nach hydraulifhen Geſetzen, wenn
ihre Theile bloß der Schwere, obne Eohärenz, folgten, ..
eine vollfommene horizontale Fläbe annenmen. Wenn fie
aber nun mıt den Theilen der feften Körper cobärıren, fo
werden die Theilchen derſelben, die die Wand des Gefähes
berühren, daduch in ihrem ſenkrechten Drude nah unten
u vermindert werden, (gewiſſer Maapen durch das Ans
leben au die Wand des Geräßes), und fie werden an der
MWand umber um fo viel höher Neben muͤſſen, als ihr vers
minderter Druf mit den Drude der davon entfernten Säu—⸗
len das Sleichgewicht halten kann.
$. 154. Hierauf gruͤndet ſich nun einzig und
allein Das Phänomen der Haarroͤhrchen ( Tubi capil-
8 lares),
-
58 I. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
lares) Man verſteht darunter hohle glaͤſerne Roͤh⸗
ten, deren Hoͤhlung etwa den Durchmeſſer eines
Pferdehaares und etwas darüber hat, und die an beyden
Enden offen find. Stellt man die untere Deffnung
in. eine Fluͤſſigkeit, die auf Glas zerfließt, fo fteigt in
Ffurzer Zeit die FSlüffigfeie darin in die Höhe und
erhebt fich über. die Oberfläche der äußern Fluͤſſigkeit,
und zwar zu einer. größern. oder geringern Höhe, nad)
der Enge des Haarröhrchens und der verfchiedenen
Natur der Fluͤſſigkeii. ri %
Verſuche mit gläfernen Haarroͤhrchen in Wafler, Milch, Ladı
mustincetur ; Tintez n. dergl. ua
} Das Haarröbrhen muß oben offen ſeyn, fonft wird die
. eingeichloffene Luft durch ihren Gegendruck beym Zufams
miendpreſſen das Auffteigen hindern, - -
Wenn die ‚gefärbten —— durchſichtig find, ſo
laſſen fie ſich in dem Haarroͤhrchen nicht gut unterfcheis
den, weil ſich wegen der Dünne der Säule die Farbe vers
wicht . Um diefe befler wahrzunehmen, flebt man das
aarroͤhrchen auf einen Papierftreifen. Undurchfichtige
luͤſſigkeiten, als Milch, laſſen ſich darin leicht. wahr⸗
hebmen. |
6. 155. Sn diefen Haarröhrchen fteht die Fluͤſ—
fiofeit an den Seiten ebenfalls höher, als in der
Mitte ($. 153.); aber wegen der geringen Entfer-
nung fließt der Ring, welchen die Slüffigfeit an den
Seiten bildet, zufammen; wegen der fortwirfenden
Urfach der Cohäfion fteigt das Waſſer an den Seiten
nun abermals höher, fließt wieder zufammen, u. f. f.,
bis endlich das Gewicht der Säule der in dem Haar⸗
röhrchen aufgeftiegenen Släffigfeit im Gleichgewichte
ſteht mit der Cohäfton, die zwifchen dem Glaſe und
der Fluͤſſigkeit obwaltet. Denn nun hat das Auffleis
gen natuͤrlicher Weiſe feine Graͤnzen.
Grundſtoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 99
i — 30 ' daß die Fluͤſſigkeit keine merkliche Bifrofrät
$. 156. Da ber Grund des Auffteigen? der
Fluͤſſgkeiten in Haarroͤhrchen einzig und- allein in der
Kraft des Zuſammenhanges derfelben mir dem Glaſe
u fuchen «ft, ſo laͤßt fich auch feicht einfehen, daß
diefes Aufſteigen und die Höhe deſſelben ben den ver:
ſchiedenen Fluͤſſigkeiten ſich fo wenig nach ein’nı bez
fannten Geſetze richte, als die Cohäfion der Körper
überhaupt ($.’150.); fondern daß fie vielmehr erſt
jedesmal durch Erfahrung gefunden werden müffe.
| $. 157. Es läßt fich hieraus erklären, warum
bie Höher des Aufiteigens der Flüffigfeiten mir ihrem
fpecififchen Gewichte in feinem Verhäftniffe fteht; und
æarum auch ſelbſt, nad) Muſchenbroekb Verfuchen,
Die Beſchaffenheit des Glaſes auf die Höhe, zu welcher
eineriey Flüffigfeit in Haarröhren von einerley Durchs
weiter feigt, Einfluß haben .fann.
Rab Muſchenbroek (introductio in philofophiam natura-
lem T. 1. 9. 373.) ftiegen in Haarröhrden von gleihem
Durchmeſſer aus hollaͤndiſchem Flaſchenglafe: —
Deſt Uirtes Waſſer ⸗ 3/30 Zoll rheinl.
Liquor anodynus ⸗ 1,40 # |
Alcohol ⸗ s 150 6
— Salmiafaeift + 3,600 #
Zuftiaurer Salmiafgid 9° 4136 8
Galpetergeift ⸗ ⸗ 2,079
©aljgelt + 5 ⸗ 2,07 8
Vitriolgeiſt A — 3,25 8
Vitrioloͤhl 5 ‚ 1,30 8
Zerpentinöhl J ⸗ 2,58 ⸗
In Haarroͤhrchen, von eben dem Durchmeſſer, aber
aus andern Glasſorten, waren die refpectiven Höhen eben
Dieter Fluͤſſigkeiten größer und kleiner,
E# wäre überhaupt der Mühe werth, zu unterfacheny
ob nicht diejenigen Fluͤſſigkeiren, die mit einer Glorplatte
färfer cobäriren, ın den aus eben dem Glaie derfcloem
‚perfertigten Haarroͤhren hoͤher ſtehen würden, als andere
minder ftarf damit cohärirende,.
6a $. 158.
100 I Theil 2. Hauptſtuͤck. Non den
$. 158. Fluͤſſigkeiten, welche auf dem Glaſe
nicht zerfliefen, ſteigen auch in gläfernen Haarröhren
‚sicht in die Höhe. Es iſt alfo bloß die Kraft der
Anziehung zwiſchen dem Glaſe und der Slüffigfeit,
welche das Auffteigen derfelben in Haarröhren bewirkt
(%. 155.), nicht der Druck der Luft, oder eines eins
gebildeten Aethers. |
» Petr. van Mufchenbroek de tubis capillaribus vitreis, in feis
nen dis!. phyf.- experim,. ©. 271. Tentamen theoriae,
qna 56 aquae in tubis 'capillaribus explicatur,
anctore lof. Weitbrecht, iin den Comment. acad. petropolit,
T. vilI. S. 262 C.B. Funceii Disl. de afeenfa Auido-
rum in tubis capillaribus, Commentat. I. Il. Lipf
1773: %
$. 159. Die Höhen, zu welchen einerley Fluͤſ⸗
figfeit in Haarroͤhrchen von verſchiedenem Durdje
meſſer und vor’ einerlen Glaſe aufjteigt, verhalten
fh umgefehrt wie die Durchmeffer der Haarröhren.
Denn in einem Haarröhrchen, daß noch einmal fo
weit ift, als ein anderes, müßte die Fluͤſſigkeit vier⸗
mal niedriger ftehen, weil fie viermal fo viel Gewicht
bat ($. 155.); da aber das noch einmal fo: weite
Haarröhrchen auch noch einmal fo viel Berührungss
puncte hat, die Cohäfiom von einerlen Körper aber
- den Berührungspuncten proportionirt ift (9. 149. ),
fo müßte die Slüffigfeit: deswegen in diefem noch ein=
mal fo meiten Haarröhrchen auch noch einmal fo hoch
fteigen, als in dem engern. Die Höhen einer flüffi-
gen Materie in den Haarröhrchen find folchergeftalt
in einem zufammengefegten Vert ältniffe aus dem ge:
raden der Diameter und dem migefehrten der Qua:
drate der Diameter; fie verhalten ſich folglich verfehrt
wie Die Diameter.
Geſetzt,
Grundſtoff u. Form d Körp- u. ihrer Cohaͤr. 107.
Geſetzt, ed fen ein Haarroͤhrchen A, deſſen Durchmefler = 1,
und ein anderes B, deflen Durchmeſſer = 2 ift, fo fellte,
weil das Gewicht die Urſach des verbinderren weitern Aufs
-fleigens der Flüffigfeit in Haarröhren it, und der Aus
balt der Eolinder ſich verhält. wie das Product ans dem
Quadrate der Durchmefler der Grundflächen in die Höhen,
um afeıhes Gewicht der aufgeftiegenen Eäule zu —
die Hoͤbe
1) in A zu der in B fenn == 22:1? = 431 |
Werl aber die Peripherie von A zu der von B fih verbäft
wie die Durchmeſſer; auch ferner die aröfere Peripherie
mebr Berührunaspuncte darbietet, und die Eohäfion zwi⸗
ſchen einerlev Körpern ſich verhält wie die Menge der Be
rührungöpuncre : fo follte die Höhe
2) in A zu der inBfenn = ıta.
Wir haben alfo ein zufammengefehtes Berhäftniß, wovon
wir die Blieder multipliciren müflen , um ein einfaches iu
galten. - iſt pl die. Höhe *
: 4.: 1 un
AIEEERURRLTE *
fall nA: B = Z=2:135 dies ft umge
Teer wie die Durdmeher.
6. 160. Wenn man jmen — reine Glas⸗
ſtreifen unter einem ſpitzigen Winkel uͤber einander
ſetzt, und einen Tropfen duͤnnes Oehl, Waſſer oder
Weingeiſt, kurz, eine Fluͤſſigkeit, die mit dem Glaſe
zuſammenhaͤngt, und feine merkliche Viſcoſitaͤt hat,
fo dazwiſchen bringt, daß der Tropfen beyde Glasplat⸗
ten beruͤhrt, ſo wird er ſich mit beſchleunigter Ge—
ſchwindigkeit nach dem Winkel beyder Glasplatten hin
bewegen. Eben dies widerfährt auch einem Queckſil—
bertropfen zwiſchen zwey reguliniſchen Zinnplatten.
Wird der Tropfen k( Fig. 18.) ziwifchen die beyden Platten AC.
und BC gebracht, die unter dem fpißen Winkel ACB über
— „einander geßellt find, und mit denen er zufanımenbängt,
—* wird er die Figur defg aunehmen muͤſſen. Weil nun
der Zropfen k anegen die beyden Platten AC und BC die
Kraft der Cobaͤrenz äußert , die Wirkung einer jeden Kraft
aber nab der endiculärlinte geſchieht (ſ. 95.) fo
muß auch der MWaflertropfen mit der Kraft km ın die
obere, und mit der Kraft kn in die untere wırfen. Da
num bepbe Kräfte einen Winfel,mkn einfchliefen, fo wird
der Zropfen durch die Diagonallinie KC getrieben werden.
Ge
03 1 Theil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den
Je näher er aber nah C fommt deſto platter und breiter
wird er; folglid defto mehr wırd die Menge der Beruͤh⸗
rungspuncte vermehrt werben. Die Kraft der Cohaͤrenz
wird alfo um fo färfer wirken, und daber die Bewegung
nach der Direction kC beftä ndig vermehren.
. 161. Wenn man jwen reine Glastafeln un⸗
ter einem fpißigen Winfel an einander feßt, und beyde
vertical in Waſſer oder eine andere Flüſſigkeit ftellt,
Die auf dem Glaſe zerfließt, fo wird diefe zwifchen
dem Winfe! bender Platten in die Höhe ſteigen, und
ber Rand der aufgeftiegenen Slüffigfeit wird eine Hy:
perbel bilden.
Wenn man zwen Glarplatten ANG (Fig. 19.) und ECB mit
der einen Kante A und B fo an einander fügt, dag fie mit
der vordern DG und EC von einander abftehen, und den
ſpitzen Winfel GBC bilden, fo wird, wenn man fic vers
tical in Waſſer hält, dies in dem Winkel in die Hoͤhe
Be und die Figur imfg annehmen. Denn weil man
ch zwiſchen beyden Matten lauter Haarröhrchen denken
kann, die deſto enger find, je naͤher fie nach AB zu ſte⸗
hen, fo wird, nach dem Geſetze ver Haarroöhren, daß
Waſſer um deſto hoͤher ſtetgen, je kleiner der Abſtand bey⸗
der Platten wird. Darch richtige Ausmeſſung hat man
gefunden, ——— eine Hyperbel ſey, deren Aſympto⸗
ten AB und BC find. Denn Bp verhaͤlt ſich zu Bn, wie
ber Abftaud der Glasplatten qp zu on; ed ıft aber die
2. mn zu der fp in umgefebrtem Verhältniſſe der Abs
ände der Marten an dreien Orten, oder wie Bp zu Ba,
Solalich wird auch Bp X fp= Ba X nın feyu, und
alfo die Eigenfchafr einer Hppirbel haben,
Mufchenbroek introd. ad philof. nat, f, 1062.
6. 162. Wenn man eine Feine hohle Glaskugel
auf das Waſſer in einem Trinfglafe fest, fo wird fie
in. der Mitte der Waflerfläche ruhig bleiben. So
wie fie aber der Wand des Gefäßes nahe fommt, fo
wird fie fich mic befchleunigter Geſchwindigkeit nad)
berfelden hin bewegen. Eben fo bewegt fie ſich auch
von der Mitte des Waffers gegen’den Finger, oder:
einen andern Körper, den man ins Waſſer ſteckt,
und
*
Erundftoff. u. Form d. Koͤrp. u. ihre Eohär. 103
und der davon naf wird; und zwey Glaskuͤgelchen
bewegen fich mit befchleumigter Geſchwindigkeit gegen
einander, wenn fie auf der Mitte des Waſſers ſchwim⸗
men, und einander nahe gehug fommen. Auch diefe
Phänomene folgen aus der Cohäfion: bey der unmite
telbaren Berührung, umd mir brauchen auch dazu
‚Kine anziehende Kraft, die in der Entfernung fehon
wirkſam waͤre.
Es befinde ſich ein hohles Glaskuͤgelchen G ( Fig. 20.) auf der
Mitte der Waflerfläche ef des Gefaͤbes ABCD. Es wird/
ob es gleich darauf ſchwimmt, ſich doch nach byproftatiichen
Geſetzen darein bis zu einer gewiſſen Diefe einfenten. Das
Waſſer, das damit cobaͤrirt, wırd daran, wie in g und hr
und fo rund berum , fidy erheben, mund einen fleinen Wafs
ferberg um das Kügelchen bilden. Da nun das MWafler im
und h, und fo um das Ganze herum, aleich hoc ſteht
A wird es auch daflelbe nah allen Puncten gleich far
sieben, und die entgegengefekten gleich großen Kräfte
werden ſich wechſelſeitig aufheben, folglich keine Bewer
aung berporbringen. u
So wie aber das Kuͤgelchen der Wand tes Gefaͤßes näher
Iommt, 3. B. der Wand A, und ſich num in H befindet,
fo wird der an der Wand A in e aufgeftiegene Waſſerberg
mit den am Kuͤgelchen auf der Geite in’k befindlichen zus
fammenflichen, umd das Waſſer wird folglich auf diefer
Seite au dem Kuͤgelchen und zwiſchen ter Wand wieder
Höher feinen. Da,mah dem Puncte des Kuͤgelcheus zu;
der der Wand A am nächiten ift, das aufgeftiegene MWafler
anf beyden Seiten um deſto höber treten muß, weil dee
Abſtand von der Mund da am fleinften ift, (mie vorber
C$ 161.) bev den Blasplatten ) , fo wird, wegen des Zus
———— dieſer Waſſerberge auf beyden Seiten des
nagelchens zunaͤchſt der Wand, und des Auhaͤugens des
Waſſers an das leicht bewegliche Kuͤgelchen, dieſes von
“OO amen Kraͤften getrieben werden, die einen Winkel ein⸗
fblıegen , und fih nah der Diagonale bender Richtungen,
Das if, nah der Wand zu, beiveaen, “Ge näher das His
gelchen der Wand, fommt, deito höher wird das Waſſer
an ihm and der Wind in die Höhe ſteigen, weil der Abs
fand bepder nun immer fleiner, wird. Je böber aber daß
SDoaſer an der Kugel binaufiteigt, deſto aröfer wird die
Anzahl der Berährungspuncte zwiſchen ihr und dem Waſſer.
Da nun ſolchergeſtalt die Cohaͤrenz des Waſſers von der
Seite k ftärker wirft, als auf der Geite I, fo wird das
Küaeldbem. ſich nah, der Geite k beivcaen, umd zwar um |
deſto fchmeller, je näher es nah A-fommt,.
Eben
os
104 1. heil. 2. Hauptftüc. Bon den
Eben diefe Mewandtnif bat es nun aud, wenn mani
der Nähe dee Kuͤgelchens den Finger ins Maffer ſteckt ;
-. denn das Waller wird an diefem auch in dıe Hobe ſteigen,
wie an der Wand des Gefäßen, und diefelbige Urfah Bes
mweguna-des Kugelchens hervorbringen, die es gegen bie
Wand zu bewegt. |
Weit ferner das Waſſer Härter mit dem Glaſe und dem
Finaer infammenpänat, als unter fich, to wird das Kü⸗—
gelben Dem Zuae des Fingers tolaen, an dem.das Wafler
gewiſſer Maaßen, ſo wie an den Kügelben , Flebt.
Aus dem Angefuͤhrten wırd man nun leicht einfeben, warum
wen Kıitaeld.en, dıe vom Naude des Betäfes entfernt in
die Mitte des Muflers gelegt werden, fich genen einander
bewegen, wenn fie einander nahe genug gefommen find.
4. 163. Wenn ein Gefäß mit einer Flüffigfeit,
bie fonft damit. cohärirt, uͤbervoll angefüllt wird, fo
wird fie aus derfelben Urſach, warum. eine Slüffig-
keit für ſich allein Tropfen bilder ($. 140. ), eine con⸗
dere Oberfläche erhalten, die defto mehr der ſphaͤri⸗
ſchen Geftalt nahe fommt, je Heiner der Durchmeffer
des Gefäßes if. Es iſt Bier ganz fo wie mit den
Oberflächen der Fluͤſſigkeiten in Gefäßen, die damit
nicht cohäriren ($. 152.). Legt man nun ein hohles
Glaskuͤgelchen auf ein mit Waſſer uͤbervoll gefülltes
Glas, fo wird es fi) von dem converen Rande weg
nach der Mitte zu bewegen.
Geſetzt, es befinde fib ein hohles Glaskuͤgelchen G
(Fa. 31.) auf der converen Fläche AC des aaa im
dem damit uͤbervoll annefüllten Gefaͤße ABCD, wird
ib, wenn es am Rande A ftebt, aur Seite 1 weniger
Maffer erheben, als in k, weil der Winkel in k zwiſchen
dem Mıfler und dem Kuͤgelchen fpiger iſt, als inl. Es
wird ſich alio weaen der ſtätkern Eobären, in k nıdb k
au vom Runde abwärts bewesen, bis fib in der Mırte
— Flaͤche um das Kuͤgelchen herum das Waſſer gleich hoch
efiadet.
$. 164. Wenn eine Fluͤſſigkeit aus einem Ge⸗
faͤße, womit ſie ſtaͤrker cohaͤrirt, als unter ſich, und
welches keinen nach außen umgelegten Rand hat, in
W der
Srundftoff. u. Form. d.Rärp. u. ihrer Cohaͤr. 105
der geneigten Lage deſſelben ausgegoſſen wird, fo: läuft
fie üngs der Wand des Gefäfes auswendig hinab,
ohngeachtet fie Durch Die Schwere nach der fenfrechten.
Richtung berabgetrieben werden follte. Sie wird
nämlich jeßt durch zwey Kräfte zu gleicher Zeit affi⸗
tirt, die ber. Cohaͤrenz und der Schwere, und muß
eine mittlere Bewegung. dadurch erhalten, Tfäffige
feiten hingeger, die mit dem Gefäße nicht cohätiren,
laufen auch, beym Ausgießen in der geneigten fage des
Gefaͤßes nicht fange der Wand’ deffelben ausivendig
berab. Im gemeinen leben giebt mar, des erftern
Zufalles wegen, den zum Ausgießen der Fluͤſſigkeiten
beftimmten Gefäßen‘ entweder einer umgebogenen
Rand, oder Einfchnirte und Ausgüffe, um bavdıff)
die Richtung oder Menge der Berährungspuncte,
und jo die Stärfe ber Cohoͤrenz, zu vermindern.
“ Beofpice: Waſſer Hieft an der Wand eines vollen Trinkaloſes
beum-Meigen deſſelben herab; Quedütber an der Wand
eines zinnernen Gefaͤßes.
Waſſer fließt an der mit Fett beftrichenen. — mit Bar⸗
larpſaamen beſtreuten — eines Glaſes nicht herab.
Queckſilber fließt an der Wand einer Reinernen Schaale
beum Ausgießen nicht berab.
€s ſey AB (Fig. 22.) ein mit Waſſer gefülltes Stat,
das in die geneigte Lage gebracht worden ift, fo wird bee
Tropfen a zwar dur die Schwere in der Dirscrion ac
gerrieben werden, aber die Eobäreny deflelben mit dem
Blafe wird nach der auf der Wand fenfrecht ſtehenden
MWirfuna ihn nach der Direstion ab zu ziehbenz er wird
alfo nach der Richtung der Diagonallinie ae getrieben werz
den; dies wird vom allen nachfolgenden Tropfen gelten,
und fie werden, wenn fie unmitrelbar hinter einander folgeng
einen Waſſerſtrahl länge der Wand des Gefaͤßes ae machen.
Wenn zu viet Wafler auf einmal anusgegoſſen wird, fo il
Das Gewicht Weflrkrabie ı viel ärößer, als die Summe
der Cobaͤſtonskraͤfte in den berübrenden Teilen, und dann
faͤlt der — enkrecht herab. Dies. erfolgt andy,
wenn das Gefäß horizontal gehalten wird. Alsdaun wird
die Richtung , nach der die Cohaͤrenz auf das Gefaͤß wirft,
der der Schwere gerade entgegengeieht, und das — ”
*
—
#86 1. Shell. 2. Hauptſtuͤck. Von den
muß der Wirfung der größern Kraft folgen, Eben dies i
auch der Fall, wenn der Tropfen in dem Purncre e ift.
wird nun nach der Direction ed durch die Eobärenz gegen
das Geläh, und nach ef dur die Schwere getrieben;
beyde Kräfte find fich entgegengeſetzt; und es fommt nun
darauf an, welche Kraft die gentene ift, die bewegende
Kraft der Schwere, d. b., das Gewicht des Maflertropfens,
oder bie Cebäreag dejielben mit dem Blafe, In das erftere,
fo fällt er herab; iſt das letztere, fo "bleibt er hängen.
Wenn der Waſſerſtrahl fehr gefchwind am Glaſe herunter
läuft, fo erbält er durch, den Fall eine Gefchwindigfeit
und die Kraft, nach der Dircetion aei ſich fortzubemegen;
Da.er aber. durch die Schwere zu gleicher Zeit, während
er nach ei zu geben fortfahren will, nad ef herabgetrieben
wird, fo durdlänft er ek, und die gelse wird lehren/
daß dies eine parabolifche Linie ſeyn muͤſſe. -
8 165. Wenn aus dee Mündung einer engen
Möhre, die etwa eine halbe finie im Durchmeffer
hat, ein Waſſerſtrahl ſenkrecht hervorſpringt, und
es wird derfelbe zue Seite mit einem cylindriſchen
Körper berührt, ‚ber: von der Natur ift, daß das
Waſſer auf ihm zerfließt; fo wird er ſich um den cy⸗
Iindrifchen Körper herum ‚bewegen, und herabfallen.
Dies gift von jeder Flüſſigkeit, die mit dem eylindri⸗
fchen Körper ftärfer zufammenhängt, als unter fi),
Eben fo wird aud) das Waffer aus einer fenfrechten
Möhre, die nicht fehr meit, und von der Natur ift,
daß das Wafler darauf zerflieft, wenn die Müns
dung der Röhre fchief abgefchnitten ift, nicht in der
fenfrechten, fondern in einer, geneigten Richtung herz
porfpringen. Dieſe Wirfung wird weder im erften,
noch im andern alle erfolgen, wenn die Mündung
ber Röhre fehr meit iſt. Flüffigfeiten, die im erften
Kalle nicht mit dem cylindrifchen Körper, und im
zweyten nicht mit der Materie der Möhre ftärfer zu⸗
fammenhängen, als unter. ſich, werden jene Erfcheis
J nungen
\
Gtundſtoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 107
nungen nicht zeigen, wenn auch die Mündung der
Röhre fehr enge ift.
Es ſpringe ( Fig. 23.) das Waſſer aus der engen Mündung b
der Nöhre ab in der fenfrechten Rıchtung bek bervory
wud es werde der Waſſerſtrahl in e mit einem vanden glär
fernen, metallenen, oder hoͤlzernen Stabe berußdst, fo.
wird der Strahl gleich ſeine Richtung am Beruͤdrungs—
puncte ändern, um den Stab berum nach d, und veiter
nab unten zu gehen, umd von e berab im der Richtung
ef fallen. Jeder ven Erab berübhrende Tropfen ſtrebt
dur die Kraft des Druds, die ibn nah oben zu treibe
Fra..24.), nach gk zu gehen; die GCobären; mit dem
tabe aber macht, daß -er jenfrecht darauf angezogen
wird, alſo mach der Richtung ge wirft; er wırd daber von
zwey Kräften getrieben, zk und ge, und die Diagonale
ze durchlaufen. » Da aber die Kraft der Cohaͤrenz ge fterig
‚wirft, fo wird er: alle Augenblicke von der Richtang der
Zangente sk abgelenkt werden, folglich eine krumme Linie
um den Stab berum befchreiben, wo die Cohärenz nad
der Richtung ge die Gentripetalfraft, und der Sprung in
der Linie gk die Tangentialkraft it. Durch die Wırfung
der Schwere wird zwar diefe Tangentialkraft beym Dinabs
ſteigen des Strahls anf dem linten Halbkreiſe befördert,
aber auch. wieder unten dadurch geſchwaͤcht; die Tropfen
werden alfp nuten langfamer bewegt werden, wenn fie
wieder der Richtung der Echwere entgegen in die Höhe
Reigen follen , fi folglich wegen des fchnelern Nachfol⸗
en$ der folacnden anhäufen, und durc das vergrößerte .
wicht die Stärke der Eohärenz genen den Stab zu übers‘
winden , und folchergeftalt berabfallen. F
Es ſey ad (Fig. 25.) eine enge glaͤſerne Raͤhre, die in
de eine ſchiefe Muͤndung hat, und es werde daraus dag
Waſſer nab der Richtung cf zu fpringen genoͤthigt. Go
wie das Waller die fhiefe Muͤndung erreicht, fo wird es
nun nob auf der einen Geite die Kraft der Cohärenz im
der Richtung cz äußern fünnen, aber aub nun von zwen
Kräften aetrieben werden, die einen Winfel gef einfchließen,
Es muß ſich folglih nach der Diagonale dk bewegen.
Iſt der Waſſerſtrahl zu ſtark, fo ift die bewegende Kraft
deflelben zu areß, fo daß die Kraft der Eohärenz des
Waflers und des Gefaͤßes in beyden Fallen ganz dagegen
verſchwindet.
Hamberger elem. phyſ. $. 168.
$. 166. Aus den bisher vorgetragenen Saͤtzen
von der Kraft der Cohaͤrenz zwiſchen feſten und fluͤſſi⸗
gen Körpern, und der Erfcheinung der Haarröhrchen,
laͤßt
iog 1.8heil. 3. Hauptſtuͤck. Bon den
aͤßt fich num auch erffären, warum das Waſſer und
andere Stüffigfeiten in Materien, deren Gewebe jarte
Zwiſchenraͤume und Nöhrchen bildet, und die damit
ftärfer zufammenhängen, als Die Theile der Flüffig:
feit unter ſich thun, z. B. in Söfchparier, Schwamm,
feinmwand, Zucker, geballrer Aſche, Dochten u. dergl.,
aufſteigt. Ingleichen läßt ſich auch daraus das
Durchfließen ſolcher Fluͤſſigkeiten durch allerley Seihe⸗
werkzeuge, als oͤſchvapier, feinwand, Zwillig, Filz,
u. dergl., erklaͤren. Alles, was eine Fluͤſſigkeit hindert,
in einer Haarroͤhre einer Materie aufzuſteigen, verz
hindert auch das Durchfließen durch dergleichen Körs
per. So fließt Oehl nicht durch Köfchpapier, das mit
Waffır befeuchter iſt; Duedfilber nicht durch Flor
und Leinwand, wenn fein Drucd nicht zu groß iſt.
Endlich jo läßt fi) auch daraus erflären, warum
Salz oder Galzfolutionen in nicht ganz damit vollges
fuͤllten glafernen Enlindern beym unmerflihen Abduns
fen über den Rand des Glaſes fteigen koͤnnen.
$. 167. Fluͤſſigkeiten, die mit einem feften Koͤr⸗
per nicht fo ſtark zufammenhängen, als es ihre Theile
unter ſich thun, fleigen in den aus dem feften Körper
gemachten Haatröhren nicht in die Höhe, fondern
ſtehen, wenn man diefe letztern darein eintaucht, im
dem Haarröhrchen tiefer als auswendig. |
Bepfpiele: Qucdfilber, geichmolzenes Bley, Zinn u. deral.
| ſteht im eınem aldiernen Haarroͤhrchen, das hineingetaucht
wırd , tiefer, als auswendig uinber. y
1) Da das. Quedfilber mit dem Slaſe nicht zufammenbännk
fo fann ed auch in dem daraus verfertisten Haarröhrchen
nicht aufſtergen. Aber warum ſteht es darin tiefer, ala
auswendig, wenn das Haarröhrchen ins Quedfilber —
wir
Grurdſtoff· u. Form, d-Rdep-u ihrer Cohar 209
BIN 26 .) das Haarröhrchen ab in das Queck⸗
. „wie, defien Dberfläbe in gf des Ges
fo ſellte das Queditiber, nach bys
— ee darin ‚fo hoch fieben als ausmwens
— nicht eher ins Haarroͤhrchen bineindrinaen,
+ ie getrennt ſind. Da die Theilchen des
Ruedi — nicht zerfließen, ‚fo,fann die Cor
d Queckſilber dieſe Trennung nıcht
E ein Druck des amgebenden Queck⸗
kan En diefen..Zufammenbang der Theile
ubeben. Es muß alio der Drud des
3 8 kg oder IF um das Haarroͤhrchen
zen I“ werden, tm die in das Haarrbhrcheun
aben Theilh n. des Quedfilbers von einander zu
nicht nich noch die Wirkung verrich⸗
iber im Haarröhrchen bis zur Hübe f zu
und es bleibt alfo nur däffelbe bis zur Höhe kl im
dbrcben ftchen. Es folgt hieraus, dag immer gleicy
— der Hoͤhe des Quedlilbers im Haarıöbrcen eblea
si Ber ee man (6 tiefsuntergeraucht werden, als. es will.
2 a, a. D.in den Disf. phyſ. - experim. S. 303,
3— Haarroͤhrchen iſt, deſto tiefer ſteht
— * tan —5* — wird , darin,
—— un die Hoͤhe des Quedfilbers außer dens
die in —— umgekehrt, wie die
Haarroͤhrche
— daß de Erklaͤrung, welche Hamber⸗
ſcheinung aufuͤhrt, (Ca. a. D. ©. 131.)
4J ir befriedigt Ich will daber eine andere verfirchen.
ch vorftellen, daß das Quedfilber rund um
— ac — herum aus lauter Säulen beſtehe, die
r des Haarröhrchens baben, und die alfo
ber Höhe mit einander im Gleichgewichte find,
Me. ver vorigen Anmerkung Angefuͤhrten num iſt
J nnung der Quecſilbertheilchen, die in das Haar⸗
„kl £5 —F 6.) liegende Schicht bewirkt wırdy
die icbt nennen wollen, und die wir
— Grundfäde mit der im Haarroͤhrchen
eo Je Meiner aun der Durchmefler des
chens ift, deito Fleiner wird die Gıundfläde der
erenen Duedfilberfäule ſeyn; folglich defto höher
24 es m Die äußere benachbarte Drud: Schicht von aleiher
— n müfen, um durch einen gleichen Druck
ein dem Zuſammenhange zu jertbeilen, der
FE en beflelben in das Haarrobr hindert. ft
ee er des Haarrohrs noch einmal so fein, fo
dflaͤche viermal fleiner, folglich müßte die
ee auswendiaen Drud : Schicht IF, fg, von gleicher
5 che , viermal hoͤher feun, um ein gleiches Gewicht
m Sehen: Aber bey dem halb fo großen Durchmefler —
ie
1
s auffteigen ir ein Drud nöthig, der dur
’
aber darin nur bis, jur Hohe kl, Das Queds _
yıo I. heil, 2. Hauptſtuͤck. Bon den.
die Peripherie nur halb fo groß, folglich auch die Menge
der zu trennenden Ducdffilbertheile halb fo groß fenn; die
Trennung des Zuſammenhauges der legtern ift aber das
tage des Aufſteigens, folglich müßte bier der Wider⸗
nd nur halb fo groß ſeyn, und das Duedfitter müßte
durch gleihen Druck noch einmal fo bob bineindringen.
Es wären diefemnad) die Hoͤhen des Queckſilbers auswens
dig in einem zuſammengeſetzten Verhaͤltniſſe, nämlich
des unigefebrten des Duadrats der Diameter und des ges
raden der Diameter der Haarröhrdben > folglich erhielten
fie ſich umgekehrt, wie die Diameter der Haarröhren-
3) Hieraus folgt denn nun, daß, fo wie das Waſſer zwifchen
wey unter einem fpißen Winfel ee Blastas
ein, die vertical ins Waſſer geftellt werden, auffteigt, und
eine Hoperbel bildet ($. 161.), dag Queckſilber zwifchen
diefen im daſſelbe getauchten Glastafeln in der umgekehrten
Etelluna eine Hnperbel bilden müffe,
. Mufchenbroek intr. in philof. natural. f, 1062, Tab.
XXVI. Fig. 13.
$. 1608. Wenn ein leicht beweglicher Koͤrper auf
einer Fluͤſſigkeit ſchwimmt, die daran nicht zerflieft,
und die Slirffigfeit in einem Gefäße enthalten ift, das
Davon naf wird, fo wird der Körper vom Rande des
Gefäßes mit einer defto größern Geſchwindigkeit zur
ruͤckgehen, je näher er dem Rande gebracht worden ift.
Hält ınan, wenn der Körper in der Mitte ruhig liegt,
einen andern Körper, der von ber Slüffigfeit naß
wird, in der Mähe des fhwimmenden Körpers.hinein,
fo wird der letztere fid) davon abwärts bewegen.
Beyſpiel: Eine mit Fett beftrichene und mit Bärlappfaamen
beitreute hohle gl ferne Kugel geht auf Waſſer in einem
Blafe von der Wand zuruͤck, gegen die man fie geführt
hat. Liegt fie im der Mitte ruhig, und taucht man dem
Finger in der Nähe derfelben hinein, fo bewegt fie ſich
vom Finger abwärts. Die Bewegung eines ſchweren Körs
pers auf der fhiefen Ebene erklärt hier alles, wenn man
zugleih ermwäat , daß das Wafler an der Wand des Blafes
und am Finger höher ſteht, als weıter abwärts,
6. 169. So wie die verfchiedenen ungleicharti:
gen Körper nicht mit gleicher Kraft unter einander
zufammenhängen ($. 147.), ſo zeigen auch die ver:
| ſchie⸗
Geundſtoff. u Form d Koͤrp. u. ihrer Eohär. 111
fhiedenen ungleichartigen Beſtandtheile der Körper
felbft nicht eine gleich flarfe Anziehung unter einan⸗
der; und die Erfahrung fehrt, daß zwey verbundene
und, zu ‚einem ſich gleichartigen Ganzen - vereinigte
ungkeähartige Stoffe dadurch) getrennt "werden koͤn⸗
dien, wenn ein dritter: Stoff; dazu gefeßt wird, mit
welchem einer von den beyden verbundenen ftärker
Bet: als fie unter. fi ch. ſelbſt mſenmen
6. 170. Man: — birfemnad an, daß zu
einem aus zwey ungleichartigen Beſtandtheilen a und
b zufammengefeßten Körper .C ein anderer Stoff d
geſetzt werde, mit welchem a färfer zuſammenhoͤngt
als mit b, fo wird ſich natürlicher. Weiſe a mit d ver⸗
einigen, und wenn dieſe Verbindung nun keine An⸗
gZiehung mehr mit b hat, fo wird b abgefchieden.
a 5,9 — man zu einer es (EC) aus Weingeifte
(a) Cd, w Waſſer (d), fo wırd das Harz abs
u AR et man zu einer Auflöfung des arabis
— — in Waſſer, Weingeiſt, fo wird das Gummi
ieden. Bermufcht man die — ung der Ralferde in
mıt_feuerbeftändigem Alfali, fo wird die
- erfere getrennt. Durch Kupfer trennt. man das in Scheis
bewafler aufgelöf’te Queckſilber, durch Kifen das in Schein
Sewafler aufgelöf’te Kupfer.
6. 171. Es mird alfo hier durch die ftärfer oben
- fhtoächer wirfende Anziehung eine Trennung ungleich»
artiger Theile ($; 111.) bewirkt, die vorher ein home;
genes Ganzes ausmachten, und durch äußere Ges
malt nicht getrennt werben fonnten, durch die man
nur gleichartige Theile von einander abfondern Fann.
K 172. Die Wirfung dieſer den Stoffen in-
de Natur beywohnenden Kraft ver Anziehung, vers
möge
112 °° L Shell. 2. Hauptſtuck. Bon den
möge welcher fich ungleichartige unter einander frärfer
oder fchnächer anziehen, nennt man die chemifche
Verwandiſchaft (Affınitas chemica), und mat
Schreibt demjenigen Stoffe eine nähere oder jtäı fere
Verwandtſchaft mit einem andern zw, ald mit einem
dritten, der von jenem ſtaͤrker angezogen wird als
von dieſem. en | X
| $. 173. Man hat mehrere Arten —
ſchaften unterſchieden, ohngeachtet es immer eine und
eben diefelbe Kraft ft, die fie bewirkt, und vie fich
hur nach der verfchiedenen individuellen Natur der
Materie ftarfer oder ſchwaͤcher, und nad) Verſchie
| denheit der Umftände in gewiſſen Abänderungen zeigen
Sie laffen fich aber fammtlich auf drey Arten zuräg fe
bringen. 2
$. 174. Die erfte ift Verwandtſchaft der Zu⸗
fammenfegung oder die mifchende Verwandtſchaft
(Affinitas mixtionis, compoßitionis, fynthetica), wenn
zwey oder mehrere ungleichartige Stoffe fich zu einem
neuen völlıg gleichartigen Ganzen vereinigen.
Beyſpiele: Gummi und Wafler,
Zuder und Wafler,
Salz und Wafler,
Maler und Weingeift,
Debl und Wade,
Geſchmolzenes Bley und Zinn,
- Eitber und Scheidewaſſer,
Kreide und Eifig,
Silber und Schwefel,
Silber nnd Gold, r
®ilber, Gold und Kupfer ıc.
$. 175. Hierher gehört auch die Aneignung |
( Appropriatio ), wenn zwey ungleicharsige Stoffe, Die
keine
100
Grundſtoff. u. Form. d, Körp. u. ihrer Cohaͤr. 113
Feine zufanımenfeßende Verwandtſchaft gegen einander
äußern, durch Hülfe einer dritten Subſtanz, ımd mit
diefer zufammen, in Verbindung treten, und, ſch zu
einem homogenen Ganzen vereinigen.
Beyſpiele: Fettes DE + Waffen, Alkati.
Schwefel, Waſſer, Alfch.
Eben fo wenig, als diefe ineigmende Verwandtſchaft, iſt die ſo
genannte vorbereitende als eine eigne Art der Verwandt⸗
ſchaft zu untericheiden.
6. 176. 2) Die einfache Wahlverwandtfhaft
(Afünitas electiva ſimplex) findet Statt, wenn zwey
mit einander zu einem gleichartigen Ganzen vereinigte »
ungleihartige Stoffe dur einen hinzukommenden
dritten getrennt werden, der einen von den beyden
verbundenen flärfer anzieht, als fie fich unter einandes
“ enieheft, und wobey der andere abgejchieven wird
Beyfpiele:
Beride Zuſammenſetzung.
Aatz. | were nu Neue Zutanmenftung
Borige Zufammenfegumg:
(Asun.) -
Thonerde. Schwefelfäte, } Neue Zuſammenſetzung.
ı
Gewachsalkali.
Vorige Zuſammenſetzung.
( Bleyglanz.)
Bley. —— Neue Zuſammenſetzung. |
$. 177. Bis feßt kennt man noch) fein allgemei-
nes Geſetz, wornach dieſe Wahlverwandtſchaften
geſchehen; dazu haben wir noch nicht Data genug
geſam⸗
114 1. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den
geſammelt. — Die Temperatur kat ſehr viel Ein⸗
fluß auf die Grade der Verwandtſchaft.
Von den Stufenleitern der einfachen Wahlverwandtſchaft.
K. 178. 3) Die dritte Art der Verwandtſchaft
ift die mebrfache Wahlverwandtſchaft (Affınitas
duplex, multiplex), moben mehr als Eine neue Ber:
| bindung ungfeichartiger Stoffe Statt findet, oder wenn
zwey mit einander vereinigte Stoffe durch Hinzufunft
zweyer andern, (die unter fid) verbunden, oder auch
einzeln fenn fünnen ), vermdge der refpectiven Anzie—
hung zu denfelben, getrennt werden, und wobey zwey
neue Verbindungen entſtehen.
eyſpiele:
Beyſp Vorige — —
(Glauberſalz)
— en |
— — Mineralalkali. Rene Bufany u
enfeRum
(Syps.) en Salzige Säure. f Rocjfalz. )
=— — —
a ——
Noriae Zuſammenchung.
(Salzigſaure Ralferde.)
Vorige Zuſammenſetzung.
Pottaſche. )
— — Grwäcsalfali. R on 4 a
(Glas, ) Riefelerde. aͤrmeſtoff. —
J 179. Wenn eine Materie fih mit einer an—
vn ſpecifiſch verfchiedenen oder ungleichartigen der-
geftalt vereinigt, daß fie zufammen eine völlig gleich-
artige Maſſe ausmachen, in der wir die Theile der
einen von den Theilen der andern nicht mehr zu unter:
ſcheiden vermögend find, fo nennt man Dies eine Aufis:
fing (Solutio),
$. 180. Hierben nennt man gemöhnlich denjent:
ei von benden Stoffen, melcher durch feine Fluͤſſia—
keit,
Grundſtoff. u. Form. d. Koͤrp. u. ihrer Cohaͤr. 115
keit, oder durch ſeine Schaͤrfe, oder durch ſeine
Menge vorzuͤglich wirkſam zu ſeyn, und den andern
in feine vermeinten Zwiſchenraͤume aufzunehmen
ſcheint, das Ziunöfinsem''tel (Solvens, Menſtruum);
den andern aber, der ſich mehr leidend zu verhalten
ſcheint, den aufzuloͤſenden Koͤrper. Dieſer Unter—
ſchied iſt aber in der Wirklichkeit nicht gegründet, fon-
dern beyde Mlaterien verhalten ſich thaͤtig. Um des
Sotachgebrauchs willen fann man ihn indeffen bey:
bebalten. | | 2:
$. 181. Bey jeder Auflöfung wird nicht bloß
der Zufammenhang der Theile des aufzulöfenden Kor—
pers aufgehoben, ſondern diefer wird jo mit dem Auf:
löjungsmittel vereinigt, daß fie nun beyde zufammen
eine Maſſe ausmachen, die fich völlig gleichartig ift,
und in welcher man auch mit dem beften Vergroͤße—
rungsglafe nicht mehr die ungleichartigen Theile, die
fich aufgelöfer haben, von einander unterfcheiden Fann,
Es muß alfo nothwendig eine wechfelfeitige Anziehung
zwiſchen den Theilen des Auflöfungsmittels und des
aufzuloͤſenden Körpers Statt finden, welche ſtaͤrker iſt,
als die zwiſchen ihren reſpectiven gleichartigen Theilen
ſelbſt; oder die Verwandtſchaft der ſich aufloͤſenden
Körner muß größer ſeyn, als der Zuſamenhang ihrer
gleichartigen Theile.
$. 182. Zur vollffommenen Auflöfung fpecifiich
verſchiedener Materien durch einander gehört, daß
darın fein Theil der einen angetroffen wird, der nicht
mit einem Theile der andern von ihr fpecififch unter:
H 2 ſchiede⸗
116 7 Theil. 2 Hauptſtuͤck Won den
ſchiedenen in derſelben Prodortion wie die Ganzen
vereinigt wäre. Nun iſt offenbar, daß, fo lange die
Theife einer. aufgelöf’ten Materie noch Kluͤmpchen find,
nicht minder eine Auflöfung derfelben moͤglich fen,"
als die der groͤßern, ja daß diefe wirklich ſo fange fortz
gehen muͤſſe, wenn die auflöfende Kraft bleibt, bis
fein Theil mehr da ift, der nicht aus dem Auflöfungss
mittel und der aufzulöfenden Materie in der ‘Propers
tion, worin bende zu einander im Ganzen ſtehen, zu:
fammengefegt wäre. Weil alſo in ſolchem Falle kein
Theil von dem Volumen der Aufloͤſung ſeyn kann,
der nicht einen Theil des aufloͤſenden Mittels enthielte,
ſo muß dies als ein Continuum das Volumen ganz
erfuͤllen; eben ſo, weil kein Theil eben deſſelben Vo—
lums der Solution ſeyn kann, der nicht einen propors
tionirlichen Theil der aufgelöf’ten Materie enthielte,
fo muß auch diefer als ein Gontinuum den ganzen
Kaum, den das Volumen der Miihung ausmacht,
erfüllen. Wenn aber zwey Materien, und zwar jede
derjelben ganz, einen und denfelben Raum erfüllen,
fo durchdringen fie einander, und alfo ift eine vollfom;
mene chemifche Auflöfung eine Durchdringung der
Materie, die allerdinge eine vollendete Theilung ins
Unendliche enthaͤlt. Ihre Unbegreiflichkeit iſt auf
Rechnung der Unbegreiflichkeit der unendlichen Theil:
barkeit eines jeden Continuums zu ſchreiben.
$. 183. Nach den Principien der atomiſtiſchen
Naturwiſſenſchaft würde es gar feine wahre Aufld:
fung geben, fündern diefe wäre doch nur immer
Trebeneinanderftellung der Heinften ; ungleichartigen
Theile,
Srundftoff. u. Form: d.Körp. u. ihrer Cohaͤr. 117
Theile. Mach derfelben würden uͤberhaupt nur ge:
mengte, nicht gemischte Körper ($. 113.) in der
MWirflichfeit Statt finden.
$. 184. Das Volumen zivener Körper, die ſich
aufgefdf’t Haben, iſt gewoͤhnlich fleiner, als die Sum:
me ıhrer Voluminum vor der Auflöfung. Geltencr
erfüllt das neu entſtandene Gemiſch ein größeres Vo⸗
lum, als feine Beftandtheile vor der Auflöfung hatten.
Bendes giebt, einen Beweis von der Abänderung,
welche die amziehenden und abfioßenden Kräfte der
Materien durch die wechſelſeitige Auflöfung erlitten
haben.
Bepmiel:
1) Vor der Auflöfung erfüllen, ben 60° Fahrenh.:
100 Br. Alfohol, vom eigenthuͤml. Gewichte = 0,825 , ein
Bolumen = 100. |
100 ®r. Wafler, vom eigenthuͤml. Gewichte = 1,000, ein
Bolamen = 92,5.
3) Nach der Auflbſung erfüllen, bey gleicher Temperatur :
r
200 Br. aus ⸗ se = N vom eigenthümilichen
Gewichte = 0,93002 , ein Bolumen = 177141.
Alfo Verminderung des Volums = 5,09.
Io. Dacv, Hahn disſ de efhcacia mixtionis in mntandis cor-
porum volaminibrs. L. B. 1751. 4. De denfitäte mixto-
rum e metallis et’femimetallis facternm, auct, Chrift.
Ehreg. Gellere, in den comwment. acad. petrop. T. XIII.
. 382.7, tiber. in Crelfs neuem chem. Archiv B. VI. S. 318,
e denhtate metallorum fecum permixtoruın, 'auct.
Geo. Wolfg. Kraft, ebendafelbft T. XIV. p. 252., überf.
ebendaf. ©. 323. Verſuche und Beobahtungen uber die
ſpeciſiſche Echwere und die Anziehungsfraft verſchiedener
Ealijarten, — von Rich. Rirwan, a. d. Engl. von C. Crell.
Berlin und Stettin 1783. fl. 8. Anmerfungen ber die
Bufprobe auf Zinn und Bley, von Arel Bergenftierna ;
is den neuen ſchwed. AbbandlL 3.1. 1750, ©. 156. , überf.
in Crells neueften iEurdedungen, Th. VIH. S. 162. Ders
ſuche über die Aenderungen der Dichtigfeiten bey Vermi—
ſchung don Alkohol und Wafler, von Hra.Gilpın, in Grens
neuem Journ. der Phyſ. B. 11. ©. 365. fi. Verſuche über
die
118 I. Theil: 2. Hauptftüd. Bon den
_ bie Nenderung des Volums und ber die Ferfprengung ber
Gefäße, die ben der Krofkallifation der Salze Statt hat
von Hrn. Dauquelin, ebendaf. B. III. ©. 8ı. ff.
$. 185. Die durch Auflöfung entſtandene
Subſtanz befißt andere Eigenfchaften und zeigt eine
andere Natur, als die einzelnen Stoffe, woraus fie
befteht, und ift num als eine neue, fpecififh davon
verſchiedene, Materie arizufchen.
$. 186. Zwen fefte Körper fönnen fich einander
nicht auflöfen. Die Summe der Cohäfiensfräfte
ihrer gleichartigen Theile ift größer als die Summe
ihrer Verwandtſchaften. Schon in der ältern Chemie
hatte man daher den Grundfaß? corpora non agunt,
nih Auid.. Es muß alfo erft immer, menigftens bey
Einem Körper, die Eohäfion feiner gleichartigen
Theile in einem hohen Grade vermindert, d. h., er
muß flüffig gemacht. werben, ehe eine Auflöfung vor
ſich gehen fann.
$. 187. Man unterfcheidet hiernach Aufloͤſun⸗
gen auf naſſem Wege (Solutiones humidae) und
Auf oͤſungen auf troctenem (Solutiones ficcae).
Den jenen iſt von den fich auflöfenden Subſtanzen
wenigſtens Eine ſchon an und für ſich im tropfbar-
fluͤſſigen Zuftande; ben ‚diefen hingegen find fie an
und für ſich feft, und fie müffen erft durch) Schmelzen
in den Zuftand der Fluͤſſigkeit verfegt werden, che fie
ſich auflöfen koͤnnen.
$. 188. Wenn ein fluͤſſiges Aufloͤſungsmittel von
einem feſten aufzulöjenden Körper fo viel in fich ge-
nommen hat, als es nur dabon auflöfen kann, fo
fagt
Grundſtoff. u. Form, d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 119
faat man: es fen mefärtiat (faturatum). Die Vers
wandtſchaft Des erfiern gegen die Theile des. letztern
hat alsdann ihre Graͤnzen. Sehr oft ift diefe Sätti-
gung nach Der verſchiedenen Temperatur auferordent;
lich verſchieden.
. 189. Wir merken hier noch den Unterſchied
wiſchen par tieller und totaler Auf oͤimg Bey der,
irſtern wird nicht die ganze Materie, ſondern nur der
eine oder andere Beſtandtheil derfelben vom flüffigen
Auflöfungsmittel in fi) genommen, mit Zurädlaf;
fung der. uͤbrigen, gegen die das letztere Feine Ver—
wandeihaft hat. So kann alſo auch) die Auflöfung
zur Scheidung dienen.
Ein Benfriel giebt die Scheidung des Soldes vom Silber durch
die Mart. |
6. 190. Wenn hierben der abgefhiedene Stoff,
er fen einfach oder zuſammengeſetzt, bey der Tems
peratur, wobey wir leben, die Aggregation der elaftı-
ſchen Fluͤſſigkeit annimmt, oder luftförmig wird, fo:
geht dann die Auflöfung mit Geraͤuſch und Aufichäus
men vor fih, das man das Aufbraufen (Effer:
vefcentia) nennt.
$. 191. Weann der abgefchiedene Körper aus
der Aufloͤſung als ein fefter Körper zum Vorſcheine
fommt, fo nennt man es Niederſchlagungt, oder
Fallung (Praecipitatio); der auf diefe Art abgefchie-
dene Stoff heißt ein Niederſchlag f Praecipitatum)y
und der Körper, der wegen feiner nähern Verwandt—⸗
Ihafr dem Niederſchlag bewirkt, das Faͤllungs nder
Niedetſchiaguugemittel (Praecipitans).
$. 192.
no. Th. 2. Hrft Don den Grundſtoff. je
$. 192. Die Niederfchlagungen gefchehen bald
durch einfache Wahlverwandrfchaft, entweder for
daß das Auflöfungsmirtel mit dem Foͤllungsmittel na?
het verwandt ift,„als mit dem aufgelöf’ten Körper,
und deshalb mit. jenem zuſammentritt und dieſen fah⸗
ren laͤßt; oder fo, daß der aufgeloͤſ'te Körper gegen
das Fällungsmittel mehr Verwandtſchaft hat, als
gegen fein voriges Aufldſungsmittel, und damit ein
im letztern unaufloͤsliches Product bildet: bald durch
eine Doppelte Wahlverwandtfhaft. |
$. 193. Dieſemnach find die erhaltenen Nie⸗
derſchlaͤge aus einer und derſelbigen Aufloͤſung vers
ſchieden, und man kann daher nach der Wahl des
Faͤllungsmittels einen Körper ans einerley Aufloͤſungs⸗
mittel unter ſehr mannichfaltigen Geſtalten nieder⸗
ſchlagen. er
& 194 Die Niederſchlagungen unterſcheidet
man uͤbrigens auch, wie die Aufloͤſungen ($. 187.),
in Niederſchlagungen auf naſſem Wege, und Nieder⸗
ſchlagungen auf troctenem Wege.
4. 195. Alle Niederſchlagungen geſchehen durch
Wahlverwandtſchaften, und es giebt im eigentlichen
Sinne feine fo genannte freywillige Niederſchla⸗
gungen (Praecipitationes ſpontaneae, fpuriae). Das
waͤren Wirkungen ohne Urſach. |
Torb. Bergmann de PR — in feinen opuæc.
phyf. ehemitis. Vol. 111. ©. 391. f. Des Herrn Guyton
-ayjorveau’s allacmıeme theorertibe und practiſche Srund⸗
fäße der ebemiſchen Affiniär oder Wahlanziehung. A. dem
Franz. von Dad. of. Veit, hera: saegeben von Sig. St.
Hermbitädt. Berl 1794. 8: Greus yſtematiſches Handb.
der Chemie. Th. IV. S. 144. fſ.
Drits
| 121
a Er in . |
Drittes Hauptflüd.
Phaͤnomene der Schwere im
Allgemeinen.
q. 196.
Jeder Koͤrper, welcher unterſtuͤtzt iſt, druͤckt auf die
Unterfage, welche ihm unterſtuͤtzt, und fälle oder bes
wegt fich, wenn die Unterſtuͤtzung weggenommen wird,
in einer geraden finie nad) der Erde zu, ohne daß *
eine aͤußere Urſach dabey ee ‚, melche diefe
Bewegung hervorbraͤchte.
4. 197. Dieſe Richtung zeigt einen Faden an,
rostan ein Körper fren herabhaͤngt. _ Eine finie in die⸗
fer Richtung heißt eine lorhrechte, fenkrechte over
verticale Linie. (‚Linea verticalis). Eine Ebene,
worauf fie jenfrecht iſt, heißt eine wafjerrechte oder
Syortzontalebene ( Planum horizontale); und eine
gerade linie in dieſer Ebene gezogen, eine waſſerrech⸗
te oder Horizontallinie (Linea horizontalis).
$. 198. Dieſes Beſtreben der Körper, in ſenk— |
rechter kinte gegen den. Horizont fich von, felbft zu be:
megen, menn fie nicht unterftüßt find, oder nach eben
der finie die Unterlage, worauf fie ruhen, zu druͤ—
den, heiße die Schwere (Gravitas). er
$. 199. Daaufder Oberfläche einer Kugel feine
andere Linie fenfrecht ficht, als diejenige, welche ver:
laͤngert durch den Mittelpunct der Kugel gebt, jo müße
wauch, wenn die Erde eine Fugelrunde Geſtalt hätte,
N . bie
*
122 J. Theil. 3. Hauptftüc.
bie Directionslinie der fallenden Körper verlängert
gegen den Mittelpunct der Erde gehen. Da aber
die Erde eigentlich Feine Kugel, fondern ein Sphaͤ⸗
roid it, fo geben zwar nicht alle Michtungen der
Schwere durd) ihr Centrum, in der Praxis aber Föne
nen wir ohne merflichen Sehfer hier die Erde als eine
vollfommene Kugel, und wegen der großen Entfere
nung des Centrums derſelben von der Oberfläche die
Directionslinien „ver Schwere. benachbarter Körper
auch als parallel anfehen.
$. 200. Die Schmere ıft eine fletitg wirkende
Kraft; denn wir nehmen ihre Wirfung, Druck und
Fall der Körper, in jedem Augenblice der Beob⸗
achtung und ununterbrochen wahr . ; ı
$. 201. Die Schwere ift eine Eigenfchaft aller
irdifchen Körper, und durch fie wird erft die Der:
bindung derfelben unter einander zu unſerm Erdballe
möglich. Durch fie find aber auch große Weleförper
felbft zu einem Syſteme verbinden.
202. Die Erfahrung lehrt, daß die Schwe:
re an einem und demfelbigen Orte in einem Körper
immer viefelbige, und eben fo, daß ıhre Richtung
an einem und demfelbigen Orte unveraͤnderlich iſt.
$. 203. Die Wirfungen der Schwere erfolgen
fo, mie fie durch die Wirfungen einer anziebenden
ZA «ft des Erdkoͤrpers gegen die. einzelnen irdifchen
Korper erfolgen würden. Auch lehren die Beobach—
tungen der Aftronomie, daß die Wirkung der allge:
| meinen Gravitation ſich umgekehrt verhaͤlt wie das
Duas
a
*
m.
4
4
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 123
Duadrat der Entfernung der Mittelpuncte ber gegen
einander gräbitirenden Weltförper. '
$. 204. In fo fern'die bisher betrachteten Wir⸗
fungen der Eohafion und der Wahlverwandtfchaften
von der anziehenden Kraft abhängen, die urfprüng>
lich Die Materie conſtituiren hilft, fcheint es doch,
dag wir die Echwerfraft, da fie nach ganz andern
Geſetzen wirft, nicht für identifch mic diefer urfprüng>
lihen Grundiraft der Materie halten Fönnen. Die
in ber Entfernung wirkende Kraft der Schwere iſt
keine nothwendige, mit dem Begriffe der Materie
unzertrennlich verfnüpfte, Eigenſchaft; ja, die Erſchei⸗—
nungen einiger Materien berechtigen uns, fie für voͤl⸗
tig fhwerlos zu halten.
6. 205. In Anfehung der Urſach dieſer Kraft ha:
‚ben fidy die Weltweiſen von je her fehr viel geftritten,
und haben gar nichts gewonnen. Alle diejenigen, wel—⸗
che Die Schwere von den Wirkungen einer andern ſub⸗
tilen Materie ableiten, mie. Cartes, Huygens,
Balfinger, Aragenftein, le Sage, fünnen bey als
fen mechanischen Erffärungsarten, von der Urt und
Seile der Bewegung diefer Materie, uns nicht be>
friedigen; und immer bfeibt, außer andern Schwie—
rigfeiten, dabey noch die Frage übrig: woher hat
diefe ſchwermachende Materie ihre Kraft? Wir
müffen eingeftehen, daß mir von der Schwere an
fih, als Urſach des Phänomens der Gravitation, gar
nichts wiſſen. Wir fehen hier nur das Phänomen,
und die Urfach davon Tiegt außer unferer Erfahrung.
Carteffi princip. pbilof. L. IV. prop. 19, 20. ff. Chriſt. Hu-
genii disl. de caulla gravitâtis; in feinen operidus en
24 I. Theil. 3. Hauptftück,
T.L €. 9. #. De eauſſa gravitatis phvfica general
disqnißtio ei.perimentalis, auet. (eo. Bernh. Bulfinger,
Parif. 1728. 4. Rragenfteins Bo: fefungen ber dee Frpes
rimentalpnfit. ©. 60. Lurrece newtonien, par Mr. /e
Sage, in ben M&m. de I" acad. roy. des fc, de Berlin,
annde 1782. ©. 404. fi. »
8, 206. Die Erfahrumg lehrt uns, daß ver:
ſchiedene ungleichartige Körper von einerlen Umfang
nicht gleich ftarf nad) der Dichtung der Schwere dr:
fen. Die Größe diefes Drucks, den ein Körper
Aufiert, Heißt fein Gewichte (Pondus), Gewicht
und Schwere müflen nicht mit einander verwechielt
werden. Schwere iſt die beſchleunigende Kraft
($. 80.), in fo fern fie auf jeden Theil der ſchweren
Maſſe wirft; Gewicht aber ift die bewegende Kraft
diefer fchweren Maffe, oder das Product aus der be:
fehjleunigenden Kraft der Schwere durch die Quanti—
tät der Davon afficirten Materie, oder durch die
fehwere Maſſe ($. 80.). Hieraus folgt denn, daß
bie befchleunigende Kraft der Schwere einer Maffe
gleich fen dem Gewichte verfelben dividirt durch die
ſchwere Maſſe.
Wenn wir die beſchleunigende Kraft ber Schwere f und die
Quantitaͤt der davon afficirten Materie M nennen, fo ift daß
Gewicht der feßtern, oder P=f.M, wP:p=f;:M
:f.m. fFeneiftf= Mm‘
An fo fern die Schwere eine ftefige Kraft it, und eine
gleichfoͤrmig beichleunigte Bewegung hervorbringt und
in fo fern alle Theile einer Mafle von der Schwere afflcire .
werden, laſſen fich auch für die Befchleunigung ſchwerer
M fen folgende Saͤtze annehmen:
1) Das Probuct aus dem Gewichte (P, p) durch die Zeit
(T, ce) iſt glei dem Producte der Maſſe (Mı m) au
der Geſchwindigkeit (C, ©), oder PT = MC; und P
:pe= MC: mo,
2) Die Gewichte mit den Quadraten ber Zeiten multiplicirt
find gleich den Maſſen mit den durchlaufenen Räumen ($, s,)
mulnplicist, oder PI? = NS, und PT?:pt? = Möims.
3)
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 125
Die 'e mir den Räumen mulriplicirt ſind gleich den
Waffen mir der Quadraten dee Geibwindigfeiren multiplis
cıt, oder PS = MC, und PS : ps = MC: : me*,
$. 207. Da die Schwere allen gleichartigen
Theilen eines ſchweren Körpers eingepflanzt ift, fo
kann die befchleumigende Kraft an und für fich weder
vermehrt, Noch vermindert werden, die Theile mögen
Bereinigt oder von einander getrennt fenn; das Ges
wicht hingegen Ändert fich nach dem Unterfchiede. der
Duantität ver ſchweren Materie, woraus der Körper
beſteht. Bi
- Wenn wir die Quantität aller von der befchleunigenden Kraft
der Schwere (£) afficirten Theile eines Körpers M nenneny
und annehmen; daf ein Autbeil m von diefer Mafle wegr
mmen wird, fo wird das übrige Gewihtp=Ff.IM
— m) Heiner fepn ‚ale vorher P oder F. M war; die bes
— Kraft ne. ** immer dieſelbige bleiben /
-n)
— —
— m u "WE; a.
$. 208. Wenn alle Materie ſchwer wäre, fo
wären wir Berechtigt, anzunehmen, daß die Körper,
welche mehr. Gewicht haben, auc mehr Materie ente _
hielten, oder dichter wären ($. 53.), und umgekehrt;
und Maſſe ($. 49.) und Gewicht wären daher gleiche
bedeutend. Wenn es aber nicht ſchwere Materie
giebt, jo koͤnnen dichtere Körper nur in fo fern Loͤr⸗
per fehwererer Art, ſchwerartigere Koͤrper (Cor-
pora fpecihce graviora), und lockere, Rörper leich⸗
terer Art, leichtartigere Rörpet ( Corpora fpecifice
leviora) genannt werden, in mie fern jene bey einere
len Bolum mehr, diefe aber- weniger fehwere Materie
enthalten. Das Gericht zeigt alfo nicht die Quan—
titär der Materie, jendern nur die Quantität der
von der Schwere afficirten Materie an (9. 53- )-
$. 209.
126 1. Theil. 3. Haupiſtuͤck
$. 200. Das Gewicht eines Körpers an. ſich,
oder die Ponderofität deflelben, (wenn ich fo fagen
darf), laͤßt fich nicht beftimmen, fondern nur Die
. Verhälmiffe des Gewichts der Körper; und man
muß daher, um anzugeben, welcher Körper ſchwere⸗
rer und welcher leichterer Art ſey, das Gewicht eines
andern Koͤrpers zur Einheit machen. Im buͤrgerli—
chen Seben nennt man die zur Einheit angenommene
Größe des Druds eines Körpers felbft Gewichte,
z. B. ein Gentner, eın Pfund, ein forh, u. deral,
Der Druck eines ſchweren Körpers: gegen das, was
ihn unterftüßt, überhaupt betrachtet, ohne Ruͤckſicht
auf das Volum des’ Körpers, heißt fein abſolutes
— (Pondus abſolutum).
6. 210. Wenn man zwey Koͤrper in Anſehung
ihres abſoluten Gewichts gegen: einander. vergleicht,
und ein gewiſſes beftimmtes Volum zum Grunde ber
Bergleihung feßt, oder ihre Volumina bey gleichem
abfoluten Gewichte mir einander vergleicht; fo erhält
man den Begriff von dem eigenehümlichen Gewichte
(Pondus fpecificum), oder ber eitgentbümlichen
Schwere (Gravitas fpeciica). Das eigenthümfiche
Gewicht eines Körpers bezeichnet alfo das Verhältmf
der Quantitaͤt der ſchweren Materie eines Körpers
u einem andern, die in gleich großen Inbegriffen ent:
halten find,
-$.2ı1. Es fließen hieraus die Regeln:
1) Zörper von einerley Oolum verhalten fich
in ihrem eigenchümlichen Gewichte wie ib
re abfoluten Gewichte.
Den
/
Phänomehe der Schwere im Allgemeinen. 127
Nennen ir die Volumina ziweneriPörper V, v, ihre abfos
(uten Gewichte P, p, und das fpecifiiche a 2, 2
. und nehmen wir V=vj, ſo iſt 232 = P
2) Roͤrper von einerley abſolu em —
verhalten ſici· in ihr mſpecfiſchen Gewichte
um kehrt wie ihre Volumina.
BennP=p, fitZ;iz=v:V.
3) Körper von ungleihem Bolum und ungfeichen
abfoluten Gewichte verhalten ſich in ihrem ſpe⸗
cifiſchen Gewichte wie die Quotienten des abſo⸗
luten Gewichts durch die Volumina.
Es iſt uͤberhaupt Ziz = Pr: pV = — ; m
Sreyer Fall ſchwerer Körper.
6. 212. Da die Schwere ununterbrochen und
ftetig auf die Körper wirkt, fo viel wir aus Erfah:
rung wahrnehmen fünnen ($. 200.), fo fann auch
Die Bewegung , welche ein Körper durch die Schwere
ben dem Salle erlangt, feine gleichförmige Bewegung
fenn ($.72.), fondern der fallende Körper muß zu
der erhaltenen Gefchmwindigfeit in jedem unendlich
Heinen Zeittheile einen.Zufaß erhalten, und folglich
mit einer in unendlich Fleinen Zeittheilen gleichförmig
beichleunigren Bervegung ($. 72.) fallen.
$. 213. Es faffen ſich alfo die oben (74 —
9.) angeführten Säße von der gleichfoͤrmig befchleue
nigten Bewegung der Körper auf den Fall der ſchwe⸗
ten Körper anwenden. Es folgt aus diefer Anwen:
dung: 1) daß Die Räume, weiche ein ſchwerer
— bey feinem freyen Falle in gleichen auf ein:
ander folgenden Zeitelementen zuructlegt, ſich vers
bauen
⸗
428 > Theil. 3. Hauptſtuͤck.
balten wie die ungeraden öablen vr, 3, 5, 7,
u.f.f. (4. 78.)5 2) daß ſich die Räume, welche
‚ein ſchwerer Aörper wom Anfange feiner Bewe⸗
Hung an, durch den freyen Fall surüclege, wie
die Quadrate dit Zeiten, oder-der am Ende Des
Salls erlangten Geſchwindigkeiten ($.’79.), und
3) daß die Geſchwindigkeiten am Ende des Sal
lens fich wie Die Quadratwurzeln det Räume ver:
“Denn weil S% Fo Te: Cnach a) mb Tir= Orc, fo
“muß auch C? ic? = S:l, und folglib Cie=yS:
YT ieon. "Galılei bat dıefe Geſetze des freyen Anlıes (mes
rer; Körper zuerit eutdeckt, die Theorie biervon entworfen,
und durch Verſuche mit dem Falle auf der fchiefen Ebene
zu betätigen geſucht. M. ſ. deſſen Dielogus'uie motu lo-
cali, L. B. 1699, 4. I
Niccioli ſuchte die Wahrheit der galileiſchen Edge mit
feinem Gebülfen Grimalbdi dur unmittelbare Verſuche
beitätigen. (M. f. Ricciofi almageftum novuam, L. M.
Cap. ar. Pr. 24.)- Er lich Kugeln aus Kreide, die 3 Un⸗
zen wogen, durch genau gemeflene Höhen bey einem ges
nauen Zeirmaafe: durch ein Pendul fallen, und er fand
in o Sec. so Zertien 10 Zuß Crom.) Fallhoͤhe.
3 5 .
1 3 40 40
2 8 -30 „3 907%
3 ss 2a '"s 16 ;
4 s 10 8 20 $
Berner
n ı&ec. :s ss 15 #
2 s co #
3 9 s g 135 »
4 $ . s 240 48
Aber diefe Reſultate treffen ohngeachtet des Wiberftandes
der Luft, auf welchen doch in der Theorie ſelbſt kelne Ruͤck⸗
fiht genommen worden it, fo genau mit. diefer pie m
fammen, daß ſchon deshalb mir Recht Mißtrauen in bie
Buverläfftafeit der Beobachtung geſetzt werden fann,
Die vollfommenfte Heberjeugung gewähren die, mittels
barer Weife durchs Pendul angeftellten , Verſuche, bie in
der Zolge vorfommen werden. m.
6. 214. Da die Directionslinie der fallenden
Körper auf die Erdfugel, fenfrecht fteht ($. 199. ),
ſo
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 129
fo kann aud) der Raum, den ein Körper ben dem Fal⸗
len durchläuft, durch die Perpendiculärlinie gemeffen
werden, welche Dusch den. Mittelpunct der Erdfugel :
gebt." - Diele: Perpendisulärlinie nennt man auch die
Soͤhe der ‚fallenden Körper: Cie iſt daher der
Raum, welchen ‚ein fallender „Körper. durchläuft.
Da ſich ben dem Fallen, der Körper die Räume ver:
halten wie Die Quadrate, der. Zeiten oder der Ger
Ihmindigfeiten ($. 213.), fo werten fi ch auch die
Hoͤhen fo verhalten muͤſſen. Wenn daher ein Koͤr⸗
per in der erſten Secunde durch eine gewiſſe Höhe ger
fallen-ift, ſo wird er in zwey Secunden viermal, in
drey Secunden neunmal ſo tief gefallen ſeyn.
$e215, Die Erfahrung lehrt, daß ein. ſchwerer
Körper bey feinem Falle in unfern Gegenden in der
eriten Zeisfeeunde eine Höhe von 13,094662: parif,
Suß ode 2173,63 pariſ. finien, oder 13,625 rhein⸗
ländifchen Zug = 15625 Tauſendtheilchen eines rhein⸗
aͤndiſchen Fußes durchlaufe.
Dieſe Fallhoͤbe im der zur Beitelabeit genommenen Zeitfes
rin bat — mittelbarer Weiſe durchs Pendul bes
#inmt, — oſeillatorium. Paril. 1673. Bol.
Pr. IV.
De von 15625 iſt ı2
$. 216. An einerley Ort find die beſchleunigen⸗
den Kräfte bey dem. frenen Falle der. ſchweren Koͤrs
per einerlen, ihre ſchwere Maſſe mag ſeyn wie fie
will. - Die Maſſe der fallenden Körper kann hier gar
nichts zu ihrer Gefchwindigfeit ben dem freyen alle
bentragen, wie es wohl fonft fheinen möchte. Nur
‚ bey dem Falle in einem widerſtandleiſtenden Mittel,
„B. in luft, Waſſer, u. dergl., wird freylich der
g Koͤr⸗
130 | 1. Theil. 3. Haupiſtuck.
Koͤrver, der bey gleichet Geſchwindigkeit weniger
Maſſe, und alſo weniger Gewalt hat, einerley Wi—⸗
derſtand mit der geringen Kraft nicht uͤberwinden,
den ein anderer mit groͤßerer Kraft uͤberwindet. Ein
jeder wird hingegen zugeben, daß in einem freyen
Mittel mehrere gleichartige Theile eines Körpers mit
gleicher Geſchwindigkeit fallen. Warum follten fie
es aber nicht thun, wenn fie einzeln, und nicht zu:
fammen verbunden wären? Alle Kbrper, große und
Heine, feichte und ſchwere, fallen alfo, ohne Einfluß
ihrer Maffe, im freyen Mittel, gleich geſchwind.
Diefer Gag folgt aus dem oben ($. 206.) ———
£f.m
er } — F m BE —
eier, wie oder M —
Aber nur fuͤr einerley Ort ſindet dieſer Satz Statt, weil
£ oder die beſchleunigende Kraft ſelbſt nach dem Acquatot
u abs, und nach den Polen hin zunimmt, wie nachher
| bemerkt werden wird.
6. 217. Da fid) die Sehre von ber gleichförmig
befchleunigten Bervegung auf den frenen Ball der Koͤr⸗
per anmenden läßt, fo folgt auch, daß eim ſchweret
Körper, der durch Ben Fall einen gewiſſen Raum
von feiner Ruhe an durchläuft, nach Verlauf eines
Zeittheils Tr erlangt, mit der er,
wenn die here nicht weiter auf ihn wirfte, in
> er eben fo großen Zeit den doppelt fo großen Raum
gleichförmig zurüclegen würde. |
$. 218. Da fid) die Endgefchmwindigfeiten ſchwe⸗
rer fallender Körper verhalten wie die Quadratwur⸗
zeln der Räume ($. 213. 3.) oder der Höhen, fo
werden die Räume, welche die fallenden Körper vers
mitcelft ver Endgefchwindigfeiten in ber Zeiteinheit
. für
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 131
für fich ſelbſt ohne Schwere zuruͤcklegen würden , die
man aud) die zuc Fallhoͤhe gehörigen Geſchwindig⸗
kerren nennt, fih wie das Duplum der Quadrat;
wurzeln der Kalthöhen verhalten, Zr
Benn ein Körper im einer Beitfecunde 14,625 $. durchläuft,
fo wird er am Enpe diefer Zeit eine Geſchwindigkeit haben,
daß er in eben diefer Zeiteinheit einen Raum von 2.15 , 62€
= 31,259 Fuß fuͤr ſich felbit, ohne Echwere zuruͤciegen
würde, ober die zu ſeiner Zallböbe aebörine Geſchwindig⸗
keit wird 31,350 Fuß ſeyu. Wenn nun ein anderer Khrs
er 3 Eecunden fang fälr, fo wırd, (nach $.213. 1.), feine
Uboͤhe 9. 15,625 == 1401625 Fuß fenn; amı Ende diefer
dristen Secunde wird die zu feiner Fallboͤbe für die Zeit⸗
einbeit gehörige Geſchwiudigkeit ——— zu 93,750
Faß ſeyn, oder er wuͤrde in:der Seiteinbeit, in Einer Se—
cunde, wenn die Schwere nicht weiter auf ibn: wirkte, den
Raum von 93,75 Fuß, und ın 3 Seennden den. Kaum von
3.947500 = 2.140,60 = ayı,25 Fuß Aleichfoͤrmig aus
södiesen. ‚Es. virbält ſich aber 31,250 : 93,750 =
2 625: VE 2.2 375 — 2575 * 1
sp 131450; . 31,250 = 31,250 ! 93,750, alſo wie
a
das Duplum der Quadratwurzeln der Fallböhen.
$. 219. Man findet alſo die, zur Fallhoͤhe ger
hoͤrige Geſchwindigkeit, wenn man das Duplum deg
Raumes, den der Körper nach der Zeiteinheit zuruͤck⸗
gelegt hat, mit der Anzahl der verfloſſenen Zeitein⸗
heiten muftiplicirt, |
Benn ein Körper ın der Zeiteinheit, in Einer Gecunde, 15,625
i Fun faͤllt, ſo iſt die zu ferner Fallhöhe aebörige Gefchwins
Diafeız 31,250 Fuß, und wenn er dren Zeiteinheiten, oder
drey Eecunden fällt, fo iR diefe 93,75 = 3 . 31,250 Fuß.
$. 220. Hieraus fließt ferner die kurze Regel
zur Beſtimmung der zur Fallhoͤhe gehörigen Ge:
ſchwindigkeiten, d. h., der Räume, welche die Körper
nach dem Falle aus einer gewiſſen Höhe in der Zeite
einheit gleichförmig zurüclegen würden, wenn Die
Schwere nicht weiter auf fie wirfte: Man multipli-
eire die gegebene Höhe des Falles mit dem in der Zeit:
4a einheit
J
1323 1. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
einheit beſchriebenen Raume, und aus dem Producte
ziehe man die Duadratwurzel; dieſe doppelt genome
men, ift die zur Fallhoͤhe gehörige Geſchwindigkeit.
Wenn wir die zur Fallpohe gehörige Geſchwindigkeit V und
die Höhe 5 nennen, und ee Secunde zur Zeiteinheit
nehmen, jo iſt
V — 25C015,625. 5) - 250. VS.
Wenn eintftörper 1000 heinlaͤndiſche Fuß hoch herabfiele,
fo würde bie: dazu gebörige Geſchwindigkeit am Eure des
Sales in der Zeiteinbeit, oder Einer Secunde, ſeyn —
2 V (19,625 . 1000) = 2. 125 = 250 Fuß.
Wenn alfo ein Körper eine Secunde lang, oder 15,625
Fuß bob, und eim anderer 1009 Fuß hoch herabfällt, fo
verhalten fib die zu dieſen Fallhoͤhen gehörigen Geſchwin⸗
digkeiten, Vi:v= 2 y (15,625 » 15.625) : 2 V (19,625.
1000) = 2. 19,628 : 2. Vi56a5 = 2. 161626 :
2.125 = 31,250: 250 = ı 28; oder es iHV:v—=
250. V 15,625 : 250. Y 1000 == 250.125 : a50. 1000
== 1:8, z
6.221. Da die Größe ver Bewegung eines durch
eine ftetige Kraft getriebenen Körpers wählt, fo wie
die Gefchwindigfeit zunimmt, und. die Gewalt oder
die Größe des Widerftandes aus Maffe und Ger
ſchwindigkeit zuſammen ermeffen werben muß; fo iſt
peiht einzufehen, daß die Gewalt fallender Körper
‚während des Sallens beftandig zunehmen, und fid)
überhaupt ben gleichen Maflen wie die Endgeſchwin—
digkeit oder die Quadratwurzeln der Höhe verhalten
muß. Ein Körper, der viermal fo hoch herabfällt,
wird alfo noch einmal fo viel Gewalt haben, als ein
‚anderer von eben dem Gewichte, und wenn er neun
mal fo hoch herabfälle, dreymal fo viel Gewalt.
Geſetzt, ein Körper fälr 19,625 Fuß boch herab, und ein au⸗
verer von eben dem Gewichte fällt 62,5 Fuß, fo verbalten
ſich ihre Hoͤhen wie ı 24, und ihre Endaefbwindigfeiten
wie rs. 625 : 62,5 ey 15625 : 1 62500 = 1257
250 — 1:2, folalıh wie die FI: Y'45 oder wie Die
Quadratwurzeln der Höhen. Da fit nun die Gewalt pers
haͤlt wie die Endgefchwindigkeit, fo wird fie fich auch mie
Die
Phänomene der Schwere im Allsemeinen 133
bie Quadratwurzel der Höbe verhalten muͤſſen, wenn die
Gewichte oder die ſchweren Maflen aleich find.
| $. 222. Wenn zmen Körper von verfchiedenen
Hoͤhen fallen, deren Endgefchwindigfeiten fich umge—
kehtt verhalten rote die, ſchweren Maffen, fo haben
fie gleiche Gewalt. '
Em Bewicht von 3 Pf., das aus einer Höhe von 14,62% Fuß
fälle, bar nıdt mehr Gewalt als ein Bewicht von ı W.,
das aus der Höhe von 140,625 Fuß fallt. Denn es find:
bier Seſchwindigkeit und Maſſen einander umgekehrt pros
vortional, oder die Producre daraus find aleich. Es iſt
nämlich die Endaeichwintiafeit von 3 Pf, = Yıssız =
125, amd bie von 1 W.—= tia40625 — 375. Sie vers
daiten fih alfo mie 125 : 375 — 1:3. Da nun die Brös
ten der Bewequng aleich ſind, wenn die Producte aus den
Seſchwindigkeiten in die Maſſen-gleich find, fo iſt auch
hier gleiche Größe der Bewegung, weil 3. 1 =.1.3.
$. 223. Aus den allgemeinen Gefegen ber Ber
Ahleunigung ſchwerer fallender Körper ($. 213.)
und dem Erfahrungsfaße im $. 215. läßt fich leicht
finden: Nwie groß der Raum ift, den ein Körper.
in einer jeden gegebenen Secunde feines Falles durch-
füllt; 2) wie groß die Höhe ift, von der er herabge⸗
fallen ift,. wenn bie Zeit feines Falles beftimmt wor:
ben ift; und endlich 3) tie viel Zeit er gebraucht ha
be, wenn die Höhe, gegeben ift.
Wenn wir die Zeit des Falles T, die zur Fallböhe nebörine Ge⸗
ſchwindigkeit V, und die Fallhoͤhe S nennen, fo dienen fols
gende Formeln beauem zur Aufloͤſung der Aufgabe, wobey
der Werth der zer in Kaufendtbeilchen des rhemt. Fur
Ges, die Zeit im Secunden genommen oder gefunden wird:
Au Bi ——
ae 1 v 15625 '
2) V=4o.yS=2,.Yv(ıg0ag.$) = 2.(ı25)? ,T
($. 218. 220.). ü
N
Wenn durch die Erde hindurch ein Loch ginge, das ger
rade durch den Mittelpunct der Erde träte, und die bes
ſchleunigende Kraft der Schwere⸗ bliebe gleihiötmig und
es wäre fein Widerftand der Zunft u. dergi. da; fe würde
ein
J
134° 1. Dheil.g. Hauptſtuͤck.
ein ſchwerer Körner, der durch biefes Loch durchſiele, wenn
wir den Halbmeſſer der Erde 196158c0 parif. Fuß anneb⸗
196° 5800 | j
men, in — oder nahe 1140 Secunden oder 19 Mi⸗
unten den Mittelpunct der Erde erreichen; aber er würde,
na f. 226. , hier nicht ſtehen bleiben, fondern durch die im
biefer Falboͤhe erlangte Geſchwindigkeit auf der andern
Seite eben fo hoch in die Höhe ſteigen, und von da wieder
bie ganz herauf zurücachen, und dies beftändig fo fort.
6.224. Se länger der Fall eines Körpers dauert,je
mehr nähert ſich feine Bewegung der Gleichfoͤrmigkeit.
$. 225. Wenn ein Körper durch irgend eine.
Kraft in loihrechter Richtung in.die Höhe getrieben
wird, ſo wirft bie Schwere, feiner Bewegung entge-
gen. Zwey einander entgegengefeßte Kräfte aber ver⸗
nichten fih; und wenn daher die Kraft, welche den
Körper in die Höhe treibt, fo groß ift, als die bewe-
gende Kraft der Schwere, fo kann gar feine Bewer
gung erfolgen. Wird er aber durch eine größere
Kraft mit einer gewiſſen Geſchwindigkeit in die Höhe
getrieben, fo nimmt, weil die Schwere als eine fletie
ge Kraft fortdauernd wirft, feine Geſchwindigkeit
eben ſo ruͤckwaͤrts ab, wie ſie von der zu der Ge⸗
ſchwindigkeit des Wurfs gehörigen Höhe würde zuge⸗
nommen haben. Der Koͤrper ſteigt alſo mit einer
gleichfoͤrmig verminderten Bewegung ($. 72.) in die
Hoͤhe, und feine Geſchwindigkeit oder die Raͤume,
welche er in gleichen Zeiten zuruͤcklegt, verhalten
ſich wie die ungeraben Zahlen 17, 15 , 13,.11, 9
5, 3,71. ° PB, |
5. 226. Ein Körper alfo, ber durch eine Kraft
lot&recht in die Höhe getrieben wird, ſteigt wegen der
Schwere nur zu derjenigen Höhe hinauf, aus mel:
cher
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 135
cher er ben dem Herabfallen die Gefchmindigfeit er:
langen fönnte, mit welcher er anfangs geroorfen
murde. |
$. 227. Ben der aleichförmig verminderten Be:
wegung gelten diefelbigen Gefeße, mie ben der gleich:
fürmig befchleunigten. Wenn daher der Raum be:
kannt ift, den ein’ Körper in der erften Secunde feines
fenfrechten Auffteigens der Schwere entgegen zuruͤck⸗
legt, fo laͤßt fich beftimmen: 1) die Gefchmindigfeit,
mit der er geworfen wird; 2) die Zeit, die er braucht,
um feine ganze Wurfsgeſchwindigkeit zu verlieren;
und 3) die Höhe, zu ber er auffteigt, che er feine
ganze Geſchwindigkeit verliert.
Geſetzt, ein Körper ſteigt in der erften Zeitfecnnde feines loth⸗
rechten Wurfs 9 . 15/6a5) Fuß = 1401625 Fuß hoch auf /
fo wird er überhaupt 5 Secunden lang, und 52. 15,625
== 390,625 Fuß hoch fleiaen,. Denn
in der ıften Secunde fteigt er gmal 19,625 8. — 1401615 $.
aten ı ⸗ 27 19,625 s == 109,375.9
zten ⸗ s 358 162 = 78,125 ⸗
sren s L 349 19,625 ı = 46,875 8
sten ⸗ —V— 15,625 4
folgl. in s Secunden s esmal 19,625 » == 390,625 9
Fall auf der ſchiefen Ebene. —
6. 228. Auf einer feſten wagerechten Ebene liegt
ein ſchwerer Körper völlig ruhig, wenn dieſe Ebene
die Directionglinie des Zalles feiner Maſſe lothrecht
unterftüßt. Eine Ebene aber, welche mit einer Ho⸗
rizontalebene einen fchiefen Winkel macht, und eine
fyiefe , geneigte oder inclinirte Ebene (Plauum in-
elinatum ) genannt wird, häfe nur einen Theil diefes
Druckes auf, ein anderer Theil treibt den Kürper
lüngs dee Ebene herab.
> | Eine
136: 1 Theil. 3. Hauptſtuͤck.
Eilne Kugel rollt auf einem fchlefen Brete herab; ein Würfel
| al-fcht darauf herab. Möthige Erinnerung wegen der
Eriction, J
J Es ſey CB (Fig. 29.) eine geneiate Ebene im Durch⸗
fKnitte,. die unter dem Winfel ÜBA gegen den Horizont‘
AB genagt if. CA ıft ihre „öhe, umd CB. ibre Länge.
Auf dieſer ‚aeneiaten Ebene beftude ſich eine ſcwere Kunefı
M, in deren Mittelpunete-E wir uns ihre Schwere vereis
nat denfen fünnen. Die Directionslinie des Falles if
nun fo, und weil dleſe nicht von .der Ebene CR unterftüßt
wird, fo muß die Kugel berabfalleng aber nicht mit der
ganzen bewegenden Kraft, fondern nur mit einem Theile
derſelben / wic aus der Zerleauma der Kräfte (f. 91.) folgt.
Die Kraft der Schwere, die in der Direction fe wirft,
laͤßt ſich zerlegen: in die Kräfte fg: und £b 5: md fe ift die
Diaacnale des Parallelogramms, das auf die Geitenfräfte
-£b- und fg aufgeſetzt iſt. fg ſteht fenfrebt auf CB, -und
kann alfo, wert CB vollkommen widerftchend angenommen
wird, feine Bewegung der Kpael:M bervorbringen ; es
bleibt folalich nut, der Theil Fb übria,, der, weil er parallel
mit der Ebene CB Iäuft „vor ber’ Ebene feinen Miberftand
erleidet ,. und folglich die Kugel laͤnge der Ebene herabzu—
gehen nöfbigt. | |
6. 229. Je größer die Meinung ber fdjiefen
Ebene ‘gegen die Horizontalebene wird, um deſto
mehr wird der Körper von ihr unterſtuͤtzt, mit defto
geringerer Gewalt faͤllt folglich ver Körper. auf ihr
herab. Je Feiner. aber ihre Dleigung negen den Ho:
rizont wird, mit defto größerer Gewalt wird der Kör:
per von ihr herabgetrieben.
Te Fleines der Neinungswin'cl CBA (Fig. 29.) wird, um des
fto mehr mäner: fih Fe der ſenkrehten Richtuna auf CB,
oder um deſto mehr Foınmt fg der Richtung fe näber, folgs
lich defto Kleiner wird Fb, oder die Kraft, mit der der Abb⸗
per atif der Eben« herabfällt.
Je größer CBA wird, defto größer witd fb. -
6. 230. Die Kraft fp (Fig. 29.), melche dem
ſchweren Körper M länas der geneigten Ebene CB
herabjugehen noͤthigt, heißt das relative oder refpes
ctive Gewicht des Körpers. Denn das abfolute
Gewicht ($. 209.) deflelben wird nur durch den
lothrechten Druck fc. beftimmt;
er | 6. 231.
\ !
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 137
6. 231. Die Kraft, welche erforberfih ift, um
bie Bewegung eines Körpers auf einer fehiefen Flaͤche
aufzuhalten, braucht natürlicher Weiſe nicht fo groß
zu fenn, als fein abfolutes Gericht. Eie ift um des
ſto Feiner, je mehr die Ebene acneigt iſtz um deſto
groͤßer, je weniger dieſe geneigt iſt. —
Die Kraft, weiche nörhia iſt, um das Herabrollen vom M
( Fig. 29.) duf der fchiefen Ebene CB zur verhüren , braucht
nur-der Kraft fir, die kleiner iſt ais fc, Wideritand zu lei⸗
fen, weıl fg an der Ebene * Widerſtand finder.
4. 232. Ueberhaupt verhält ſich das relative
, Gewicht eines Aörpers ($. 230.), dag den Roͤr⸗
per länge Der ſchiefen Ebene herabtreibt, zu feinem
abfoluten Bewichte, wie die .. der — Ebe⸗
ne zu ihrer Länge.
Verſuche mit dem Plano inelinato.
Benn wir das relative Gewicht eines Körpers Pr daß
abſolate P‘, die Länge ver fchiefem Ebene L und ihre Höhe
Amvennen, foitp:P=A:L, folglich p= P xy
and überhaupt für verſchledene Etenen p! m = a. **
Es iſt naͤmlich das Dreyeck feb dem Dreyecke CRa ahn⸗
ſich, weil der Winkel fcb dem Winfel CBA, und der Wins
kel cfb dem Winfel ACB gleich ift. Es verhäft ſich dems
nab fb : fe=CA:CB, oder das relative Gewicht Fb
zum abſoluten —F Kr wie bie Höhe der fchiefen Eber
ne CA zu ıbier Länge C
Heil ferner in jedem Deep die Seiten ben Sinus der
Winfel proportional find, fo ift auch das relative Gewicht
gleich dem abfoluten Gaming P mit dem Neigungsjinus
multiplicirt , ‚oder: |
=PxX fin. I,
4. 233. Ein. here Körper fälle auf der *
fen Ebene nach denſelbigen Geſetzen, wie bey dem
fteyen Falle; feine Bewegung iſt ebenfalls eine gleich.
förmig befchleunigte, und die längs der fchiefen Ebene
zuruͤck⸗
138». Shell 3. Hauptftüd.
zurüdgelegten Wege verhalten fich ebenfalls wie die
Duadratzahlen der verfloflenen Zeiten. Die befchleus-
nigende Kraft der. Schwere ift aber daben vermindert,
und fie verhäfe ſich zur unverminderten. Kraft der
Schwere wie bie Höhe der fchiefen Ebene zu ih—
ter Laͤnge.
»Menn wir bie befchleuniaende Kraft der relativen Schwere ©
und die der abfoluten E nennen, fo iſt &: F— A: L, und
en berhanpt =. Ehen darin, daf die beihlenuis
gende Kraft der Schwere auf der fhiefen Ebene nermins
dert ift, if der Grund zu fuchen, daf das relative Gewicht
Meiner it, als das abfolute, Denn wenn gleich die
Summe der von der Schwere afficırten Theile oder M dies
felbıqe —— fo muß doch das Product aus dieſen Thei⸗
len durch die beſchleunigende Kraft kleiner werben, *
dieie es wird. Be naͤmlich @< E£, fo muß @.
< f.M ode pP <.P fen. j
6. 234. Weil alfo die befchleunigende Kraft der
Schwere bey dem Falle auf der fchiefen Ebene vermin⸗
dert wird, fo wird auch der Raum, ben ein Körper
in der Zeiteinheit auf- der fehiefen Ebene zuruͤcklegt,
Kleiner ſeyn, als die fenfrechte Sallhöhe in dieſer Zeit-
einheit; und es wird fich der Raum, den ein Körper
auf der fchiefen Ebene in einer gemwiffen Zeit zuruͤck⸗
legt, zu dem Raume bes freyen Falles in eben dieſer
Zeit verhalten wie die Höhe der ſchiefen Ebene zu
ihrer fänge.
‚ Wegen ber *8* Bet, die alfo ein Körper braucht, um
aleiche Räume aut der ſchiefen Ebene, als bey dem freuen
Sale zurückzulegen, laflen Ab auch bie Zeiten des’ Falles
auf der aeneiaten Ebene bequemer beobadten; und fo be⸗
diente fib Galilei dieſes Bertabrens, um die von ibm ents
Dedren Se des Falles Schwerer Körper zu beftärigen
(} 213.) deſſen Dialogi de moru locali 111. ©. 53.
Geie daß die Ebene CB eine Länge ‚von 25 guf beo
einer 9 be CA von a! Fuß bätte, fo wuͤrde die von der
relativen Schwere berrübrende en Kraft zur
abfoluten ſich berhalten wıe 25:2 Die des
ſchleunigende Kraft ber relativen Bann 6 würde a
Phänomene der Schtwere im Allgemeinen. 139
nad den Körper u Fuß = 119625 in der Secunde
berabtreiben; und es. würden, (nad f. 223. 3.) Y —
— Y 16 Secunden, oder 4 Secunden Zeit verfließen ? >
ber Körper den ganzen Weg auf der fchiefen Ebene zurüds
gelegt hätte. i -
6. 235. Da die fenfrechte Fallhöhe eines ſchwe⸗
ten Körpers in. einer gegebenen Zeiteinheit beftimme
iſt (5. 215.), fo läßt fich auch der Raum beſtim⸗
men, den ein Körper in eben derſelben Zeit, die er
ben dem lothrechten Falle verwendet, auf einer geges
benen fchiefen Fläche durchlaufen wird. —
€
fen CR ( Fig. 30.) eine fchiefe Ebeme, deren Höhe durch
CA vorge ſtellt it. Wenn man nun’ aus dem’ rechten Wins
Bet A, ver durch die Höhe CA und die Horizontailinie
AB gebildet wird, das Perpendifel AF auf die ſchlefe Ebes
ne CB fällt, fo wird der Körper, wenn er freu von C nad,
der Berticallinie CA herabftele, diefe ganze Hohe CA bey
dam freven Falle in eben der Zeit durchlaufen, in der er
ben dem Falle auf der fhicfen Ebene vom Scheitel C nad
E aelangt. Denn es verhält ſich (9. 23) der Raum, den
der Körper in einerley Zeit auf der ſchiefen Ebene zuruͤck⸗
leat, ‚zur freven verticalen Fallböhe, wie, die Höhe der.
fhiefen Ebene CA zu ihrer Länge CB. Es if aber CF:
CA=CA: CD, weil bie Berpenditellinie AF wen dbns
liche Drevede CAF und CBA giebt, woraus man die Pros
-
portion CA : CB== CF + CA befoimint.
Wird der Neiaungswintel”der Ebene größer md =.
CGA, fo würde der Körper den Theil CH > CF in eben
ber Zeit auf der fchiefen Ebene LG zurädlegen, da er bey
dem, yerticalen Falle im freven CA durchlaufen würde,
Wenn alfo drey Körper zu gleicher Zeit von einem und
demfelben Puncte C dusgingen, der eine nach der Rich⸗
tuna CA,. ber ‚andere nad der Richtung CG, und der
dritte nach der Richtung CB, fo mürden fie zu. einerlen
X der erſte in A, der zweyte in H, unb ber dritte im
anlangen. + ; — |
4. 236. Man befchreibe auf der gemeinſchaftli⸗
hen Höhe der benden fhiefen Tlächen CB und CG
(Sig. 31.) einen Kreis, ver die Höhe CA dieſer
Flächen zum Durchmeſſer hat, fo werden CF und CH
J Sehnen
0 I Rheib 3. Baur,
Sehnen diefes Kreifes fern, und nad) dem vorherge-
henden $. wird. Der ſchwere Zörper dieſe Sehnen
in ben: der Zeit durchlaufen, da er den verticalen
VPurchmeſſer CA durchläuft, Es läßt ſich dies von
jever andern Sehne dieſes Kreifes beweiſen, und folgs
lich. der Sa annehmen: daß ein fehwerer Koͤrper,
Der ich nach irgend einer Sehne eines, Halbkreiſes
bewegte, Die Sehnen im HalbEreife in. eben der Zeit
durchlauft, in der er den ſenkrechten Durchmef:
fer des Kreiſes bey. dem. freyen Falle durchlau⸗
fen wäre u | =
Sigaud 0.0. D.1. $. 213.
$. 237. Ein Körper, der ſich lange der fchiefen
Flaͤche CB (Fig. 30, ) bewegt, hat am Ende feines
alles in diefer geneigten Richtung eben die Geſchwin—
digkeit, die er erhalten würde, men er von der loth⸗
gechten Höhe CA diefer Fläche heradgefallen wäre.
Wenn 3. B. CB gmal länger wäre, als CA, fo würde die bes
ſchleunigende Kraft der relativen Schwere, (nad f. 233.)
4 der abſoluten oder lothredhten feyn, und der Korper
. würde in ber erften Gecunde 191629 = 3,125 Fuß darauf
herabfallen, und in derfelben eine Gefhmwindiafeit von a .
3,125 = 6,250 Fuß erlangen. Wenn nun CB 28,125 Fuß
"fang wäre, fo würde die Zeit, um biefe gang zu durchlau⸗
fen, F 3 Secunden betragen (J. 223. Anm.); und
die zu diefer Fallhoͤhe gehoͤrige Beichwindigkeit wuͤrde, (nach
J. 219.), 3 . 6,250 = 18,750 Fuß feun. es
Da wir CA ’+ der fänge CB angenommen. haben, fo wird
die Höhe CA 5,625 Buß, und die Zeit, dieſe lothrechte
Höhe zu durchfallen, "wird F = 0,6 Gecunden
fern. Binnen 0,6 Secunden wächft aber die Geſchwindig⸗
eit bey dem lothrechten Falle auf 0,6 „ 31,250 = 18,750
Buß, alfo eben fo viel, als vorhin, an.
Karſtens Lehrbegriff der gef. Machen. .1. 8.0:
$. so. der Mechauik. | Z—
* 4. 238.
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 243
$.:238. Wenn ein ſchwerer Koͤrper auf- meh;
rern an einander haͤngenden ſchiefen Ebenen hinunter
fälle, ſo daß er bey dem Uebergange von der einen
zur andern nichts won feiner erlangten Geſchwindigkeit
durch eine andere Urſach verliert, ſo hat er am Ende
pines Falles eben die Geſchwindigkeit, als er erlangt
haben wurde‘): wenn er nach der lothrechten Richtung
in der Höhe von dem Scheitel der erſten ſchiefen Ebenf
bis zur Grundlinie der letzten herabgefallen waͤre; oder
als ob er auf einer ſchiefen Ebene; die von dem Scheie
tel der erſten bis zum unterſten ARME der legten ges
legt it, herabgefunfen wäre.
Es beinege fich -eim fchiwerer Körper durch die an einander gräns
senden fchiefen Ebenen en ) AB, BC uud C cd ‚ * |
een eben fo guoß, als ob er Vertical durch A
el hi 237.) Wenn er die Euene'BC durchlauft/ ſo —
17
- feine windigfrit fo Rh, als ob er dıe fet
Var Höhe RN bene BF = EH durdfalieh: wäre, und
bey * Fallen auf der ee ſchiefen Ebene wırd er
de ee erhalten, ald ob eı durch die Höhe ders
== BI gegangen wäre, Seine ‚erlangten Ges
— —* auf dieſen ſchiefſen Ebenen find alio >
den Bar die Höhen-AE + EH + HI bey dem fen
ten alle erlangten Geſchwindigkeiten. Diefe Höben mas
aber zufammen die lothrechte Linie Al vom Scheiref
A der. erften fchiefen Flaͤche bis zur Brundlinie der unters
fen aus. Eben diefe Gefchwindigfeit wurde, (nad |. 237.)
der Körper au srhalten ı, wenn er längs AD. hera fiele, _
Sigaud a.a. D. 1. $. 217.
$. 239. Hieraus folge denn auch, daß ein ſchwa
ser Körper, der in einer krummen linie hinabfälle,
am Ende feines Falles eben die Geſchwindigkeit er⸗
langt, als wenn. er von dem Puncte an, von dem
er fich zus bewegen anfängt, lothreeht auf die Horizon⸗
talfinie, die durch den unterften Punct der krummen
finie gezogen werden kann, hevabfiele, oder aud) als
wenn er darch v die Chorde des Bogens niederginge.
Jede
.
2
\
Jede Prime‘ Linie laͤßt ſich naͤmlich fo anſehen, als ob fie auß
unendlich Fleinen, einen Winfel einfhliefenden, geraden
Finien beftünde, und alio als die Durchichnittslinien an
„ einander arängender ſchiefer Ebenen. Folglich wird fich
aub der vrrine Satz ($. 238.) darauf anwenden laflen.
Gefent, der Körper fällt in der frummen Linie ABCD bes
‚ab, fo wırd er dieſemnach in D die Gefchwindiafeit erlangt
".'. “haben, dierer durch den lotbrechten Fall von Al = aD ober
auch dur die Ehorde AD des Bogens ABCD erhalten
wuͤrde. (Fig. za.. n *
6,246. Wenn ein ſchwerer Koͤrper durch irgend
eine Kraft in Bewegung geſetzt worden iſt, und eine
ſchiefe Ebene hinaufwaͤrts zu gehen genoͤthigt wird,
fo wird er mit einer gleichfdrmig verminberteni Bewe⸗
gung hinauffteigen, -und es wird nad) dem bisher
Vorgetragenen alles das, was oben von dem fenfredhz
ten Auffteigen ſchwerer Körper ($$. 225 — 227)
gefagt worden: ift, fich in Beziehung auf die fchiefe
Ebene anwenden laflen.
Baritens Anfangsgr. d. Natur. f. 77. 78.
Pendelfhwingungen.
6. 241. Ein fbwerer Körper, der an irgend
einer Stelle, die nicht mit feinem Schwerpuncte über:
einfommt, an einem feften Puncte jo aufgehängt wird,
daß er fih um diefe Stelle frey drehen fann, heißt
ein Dendel (Pendulum).
Eine Kugel, die an einem zarten Faden hängt; eine Stange,
die oben um einen Stift beweglich if, oder an eınem bie
— Metallplaͤttchen befeſtigt iſt, konnen Beyſpiele abs
en.
4. 242, Wir können uns vorftellen, daf zwar
der Punct B ( Fig. 33.) von der befchleunigenden
Kraft der Schwere getrieben werde, daß aber die fi:
nie CB, durch die er an dem Puncte C aufgehängt
iſt,
Phanoniene der Schwere im Allnemeinen. 143
iR, ſelbſt nicht ſchwer und doc) unbiegfam fen. Ein
folches eingebildetes Pendel heißt dann ein einfaches
oder mathematiſches Pendel (Pendulum fimplex),
Ein sufammengelestes Dendel (Pendulum compo-
ftum) hingegen ift ein folches, wenn mehrere ſchwere
Punete an der nicht ſchweren Unie über einander aufe
gehängt angenommen werden, oder wenn diefe Linie
ſelbſt ſchwer iſt.
6. 243. Wenn das Durch die Schwere aficire
Pendel: ruhen ſoll, fo fann es nur in der Sage fenn,
worin Die Nichtung des Fadens auf: dem Horizonte
fenfrecht iſt; oder ſich ſelbſt überlaflen fann es nur
dann ruhen, wenn fich fein Schmerpimer gerade une
ter dem Aufhängungspuncte in der — linie
durch dieſen Punct befindet.
$. 244. Wird das Pendel aus der forferdheen
Sage gebracht, und fich felbft überlaffen, fo fällt es in
‚einem Kreisbogen wieder hinab. Iſt es nun wieder
ben diefem Hinabfallen zur fenfrechten Richtung ges
fommen, fo hat es durch diefen Fall eine Geſchwin⸗
Digfeit erhalten, als ob es von dem Puncte an, von
dem es zu fallen anfing, lothrecht auf die Horizontal.
linie, die durch den unterften Punct der Frummen fiz
nie gezogen werden fann, herabgefallen wäre ($.239.)5
es muß aljo mit der erlangten Geſchwindigkeit auf
der andern Seite wieder im Bogen eben fo: hoc)
fleigen, mo es fi). dann endlich "wie vorher in
eben ‚denfelbigen Umftänden befinder, und daher wie
das erſte Mal den Bogen in umgekehrter Richtung
durchlaufen, und ſich alſo beſtaͤndig hin und her be⸗
wegen
144 I. Theil: 3. Hauptſtuͤck.
wegen muß. Diefe abwechfelnde Bewegung nennt
man eine Schwingung oder Vibration bes Pens
duls (Ofeillatio, Vibratio penduli).
Es fen CR (Fia. 33.) ein einfaches Pendul, und der Vanet
B werde von der Schwere afficirt. Gefecht, es wird das
Pendul aus der verticalen Lage im die geneigte Ch gebradht,
und ſich felbft überlaffen, fo —— ja von ſelbſt in Mewe⸗
gung fommen, weil der ſchwere Punct nicht mehr lothrecht
unterftüßt if. Der ſchwere Punct gravitirt in der Nichs
tung bq , und der Faden widerficht in der Richtung Ch,
Man verlängere Cb nah r, fee Fb auf Ch fenfredt , Kies
be.qr mit fb, und fq mit br paralfek, fo wirft die Braois
tatıon eben fo, ald wenn fie der Erfolg zweyer anderer
Kräfte bf und br wäre, die-fich gegen die Kraft der &chmes
re des Punctes, wie die Geitenlinien bf und br des Parals
Ielogramınd , das darauf errichtet iſt, zur Diagonallimie
bq uirhalten. Die Kraft br kann feine Gewegung hervor⸗
bringen da ihr der Faden bC vollfommen widerfiebt, und
fie kann nur den Faden dehnen; es kann alfo nur die Kraft
bf wırfen, und Bewegung bervorbringen. Da aber ber
Saden den fchweren Punct immer in gleicher Entfernung
von C erhält, fo wird ter bewegte Punet von der Re
tung der Tangente bE beftändig abgelenft und ggendtbigk,
einen Kreisbogen zu befchreiben, u
Geſetzt, der ſchwere Punct ift bey biefer Kreisbewegumg
Bis m fortgerüdt, fo wird, weil die Gravitation fi nice
bleibt, und alfo mg = bq angenommen werden muß,
Heiner werden , ale hf war, und diefe Geitenlinie mf wird
immer um defto- kleiner werden muͤſſen, je näher der ſchwe⸗
re Punct der miedrigften Etelle B.fommt, Der Drud uach
b£ ift alfo eine veränderliche Größe, und verjchiwindet:gamg,
wenn der ſchwere Punct in B anlangt. Diefer wird alfe
durch eine veränderliche Kraft befchleunigt, umd weil fie in
der Richtung der Tangente immer mehr und mehr abnimmt,
fo wird and die in aleıchen Zeittheilden binzu Fommende
Vermehrung der Geſchwindigkeit immer gefinger, bis fie
endlich wegfällt, wenn der ſchwere Punct in B anges
langt ift. Sn diefem Uugenblife aber hat er dur dem
Sal in ber frummen Linie bB im Ganzen eine Seſchwin⸗
digkeit erlangt, als er durch den Fall von A in lothrechtet
Richtung nah B erhalten haben würde ($. 239.), und
der ſchwere Punct ftrebt folhergeftalt, mac der Tangente
von B weiter im der horizontalen Richtung mit der erlangs
ten Geſchwindigkeit fortzugehen. Da aber der Faden diefe
gerablinige Richtung hindert, und ihn nötbigt, alle Aus
genblide feine Richtung, die-er nad der Tangente babeu
würde, zu ändern, fo muß er wieder im Kreisbonen BS
eigen. Da er aber bier eine fchiefe Flaͤche hinaufſteigt⸗
fo wird feine Geſchwindigkeit eben fo rüdıwarıs abnebmen
als fie bey dem Falle von b na B zunahm. Gefekt, *
ſey bis m gelangt, jo wird m£ bier die Kraft vorRellen,
| ie
Phanomene der Schwere im Algemeinen. 145
bie der Bewegung des B nach B entgegen wirkt; dieſe
Kraft wird an jeder Stelle der Bewegung von 6 nad
immer aröfer werden, je näber n nah ß fommt, und
8 fo aroß.feun,2waß die durch dem Fall von b nad B
erbaltene Geſchwindiakeit endlib ganz derſchwunden ift,
weil der ſchwere Körper nur zu derjenigen Höbe hinauffteis
gen Paum, aug.dber er bey dem Herabrall: :n die Gefchwins
diafeit erlangen fönnte, mit der er anfane geworfen wurs
de Ch. 226,). Auth iſt Leicht einzuſehen, daß die fteigende
Berweaung von BE nah A eben fo vicle Feit erfordern werde,
als uÖdtbig war, von b nah B zu fallen.
Rarfiens ‚Anf, der Naturw. f.81 — 83.
f. 245. Der Gall des Penduls (Fig. 33.) durch
dgen bB, und das Anffteigen durch BB, heißt
m halber pder auch ein einfacher Schwung (Ofcil-
ltio.dimidiata, Gmplex); der Gang durch den gan-
zu Bogen bE.und der Ruͤckgang von @ bie b, over
bis zum vorigen Puncte, von dem es ausging, ift
ein ganzer oder zufaınmengefegter Schwung ‚Ofcil-
datio compofita), Schwingungen, die in gleichen
Reiten vollendet werden, heißen iſochroniſch (Ofcil-
lationesiifochronae).
$. 246. Die Dauer des Schwunges, ober die
Schwinaungszeit, hängt: von dreyerley Umftänden
ab, namlih 1) von der Grdfe des Kiongations
winteis bCB; 2) von der Länge des Penduls,
die ben dem einfachen Pendul von der Entfernung
des Aufhängungspunets C vom ſchweren Puncte B
“ gerechnet wird; und 3.) won der befchleunigenden
ARrafı der Schwere, die nicht an allen Stellen der
Erdkugel gleich groß iſt.
$. 247. Bey zwey Penduln, die gleichen an⸗
faͤnglichen Elongationswinkel ($. 246.) und gleiche
Schwere, aber ungleiche fange haben, verhalten ſich
‚Die Schwingungszeiten wie Die Quadratwurzeln
der
146 Theil 3. Hauptftüch
der Längen, und folglich die Laͤngen der Pendul
wie die Quadratzahlen der Schwingungsszeiten.
Wenn bir die Schwingungszeiten Ty e, und bie Längen be
Pendul L, 1, nennen, fo ift
Tır= fL:y1, folglich
Ta: =L:lz; alfoL:1l=Tt!,
‚Man fee nämlich zwey einfache Pendul (Fig. 34.), bed
ren Längen BC und AC find, und die bey gleibem ams
fänglıben Eiongationuswinfel BCB = «CA in Bewearng
efegt werden,, Die refpectiven Bogen BB und «A, jbie fie
* ihrem Schwunge beſchreiben, find die Raume, die fie
durchlaufen. Da dies nun eben ſo eine beſchleunigte Be⸗
wegung hervorbringt, als ob fie laͤnge der Chorde des Bo⸗
gens niederſtelen ($. 236.), in dieſem Falle aber ſich Die
zuruͤckgelegten Raͤume wie die Duadratzablen der ver floſſe⸗
nen Zeiten verbaltek (6. 233. ſo werden ſich auch die
Raͤume SR und «A fo verbalten müflen. Es ift aber nach
aeometrifhen Sägen BB: aA=PC:xC. Da fih num
BB zu «A wie die Quadrate der Zeiten verbälr, fo wird
aub BC YHaC = T?; 1 fen; BC und «C aber fiellem
die Laͤngen der Pendul sor, alfo ML:1l= Tr:ı?, umb
ao T:e= YL:Y1l= vBßC:YaC. Ju der dops
pelten Zeit wird alfo der vierfache, im der drepfachen Zeit
der neunfache Raum beferieben werden. Nun ift der Naum
B viermal jo groß, wenn der Radius BC viermal fo lag
ft, und diefer wterfache Naum wird alfo in der doppelt
Zeit beichricben werben; der ang wird alfo doppelt
{6 lange dauern, wenn bie Fänge des Penduls vierm
dreymal fo lange, weun die Länge neuumal größer iR, a
die eines andern; alfo ‚verhält ſich die Länge der Pendel,
wie die Quadratzahlen der Zeiten, worin fir fbiwıngen>
und folglich die Dauer der Schwingung ‚, oder die Schwin⸗—
gungsjeit, wie die Quadratwurzel der Länge.
‚Ein Vendul alfo, das zu Paris, um einen Schwung
Dirmen 3 Secunde zu vollenden, 9 Zoll 2; Lin. parif lang
fepn müßte, muß, um eine Gecunde zum Schwusne zı
brauchen, 3 Fuß 85 Lin. 440,57 Linien, uns un Ebnigle
gungen zu machen, die 2 Secunden dauern, ia Fuß ıo Lig
nien lang feyn. f
$. 248. Die Anzahl der Schwingungen eines
Penvduls find im umgekehrten Verhaͤltniſſe der
Schwingungszeit, oder der Dauer der Schmwingune
gen, und alfo auch im umgefehrten Verhältniffe der
Quadratwurzeln der ange des Penduls.
Es it nämlich die Zahl der Schwingungen (N, n) deflo arb⸗
er, je fleiner die Dauer des Schwunges, oder die wine
gaungss
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 147
Seit CT, x); folglich verhält fie f
ge — J * lg haͤlt ſie ſich verkehrt wie
ı,ı
N Zee, 2 —
Da ſich nun die Shwinaungsjeiten verhalten mie die
Quadratmwurzeln der Länge (f.247.), fo werden fich auch
die Zablen der Schwingungen umgekehrt verhalten muͤſſen,
wie dıe Duadratwurzeln der Längen; dieſemnach ift
N:n = sr’ und Pine:
dıN= 7, fo wird auch Ap S 7 und daher T= YL
ſeyn, wie es f. 247. giebt.
(. 249. Da ein durd) die Schwere getriebener
Krper die Chorde eines Halbfreifes in eben der Zeit
* durchläuft, in Der er den fenfreihten Durchmeſſer des
Kreiſes beym freyen Falle durchlaufen wäre (5. 236.);
fo teürde der ſchwere Punct, in der Zeit, ba er
durch die Chorde FB (Fig. 35.) geht, die doppelte
fänge des Penduls 2BC — DB durchlaufen, und in
der eben jo großen Zeit, da er bey dem Hinauffteigen
durch Bb geht, abermals durch 2BC fallen, folglich
in der Zeit eines ganzen Schwunges die achtfache loaͤn⸗
ge des in Chorden ſchwingenden Penduls durchlau⸗
fen. Wenn ferner ein Pendul fich nicht durch) Kreis:
bogen, fondern durd ihre Chorden bewegte, fo
seärden alle feine. Schwingungen iſochroniſch feyn -
($. 236.)- us |
$. 250. Wenn ein Pendul durch Kreisbogen
unter verfchiedenen Elongationswinfeln ſchwingt, fo
find die Geſchwindigkeiten, die es erlangt, wenn es
ben dem niedrigften Puncte angelangt iſt, mie bie
Sehnen der durdjlaufenen Bogen. _
in Benduf CB ( Fig, 36.) durchlaufe den Boaen AB, deſſen
ag die ae Br BB dit; man ziebe BE fentrecht fen
CB, fo if die Geſchwindigkeit bey dem Falle aus Bin B
K 2 gleich
148 | I. Theil. 3. Hauprftäch.
leich ber aus E in B (f. 237.). Die @efchmintiafeit dei
olfe? aus E rad B tt gu der aus D ın B wie d’e Duas
dratwurzel von EB zu der von DB ($ ar3 3.), das il,
nach. geomerrifhen Gruͤnden, wie Bß zu DB ferner zies
be mar «F fenfreht auf CR, fo ift die Beihmwindigkeit aus
a in B fo groß, als bey dem lothrechten Falle durch FB,
Die Heihiwind:akeit des Falles ans FB aber ift zu der aus
DB wıe die Duadratwurzel von FR. zu der von DR, vas
in wie «B zu DB, Folalich iſt die eſchwindigkeit aut x
in B zu’ ber aus ß in B wie die Ehorde «B zu der Ehors
te BB, |
$. 251. Die Beftimmung der Zeiten und ihrer
Berhäftniffe ju den Roͤumen bey dem Falle auf vor.
geichriebenen frummen Linien würde hier zu weitlaͤu⸗
fig werden und mehr vorausfegen, als es hier thun⸗
lich ift; daher genügt es, nur die Reſultate der Un⸗
terſuchungen der Mathematif über die Pendul anzu⸗
führen. Diefe lehten nämlich, daf, wenn ein Kör-
per (Fig. 36.) durd) den Bogen PB eines Kreifes
fällt, welcher DB = S zum Durchmeffer hat, umd,
Cnad) 3. 223. Anm. ), die Zeit des Falles in der ver:
ticalen Richtung durd) den Durchmeffer dur) =
ausgedrüct twird, (Mo g den in der Zeiteinheit zu⸗
ruͤckgelegten Raum bedeutet,) dazu eine Zeit etfor-
dert werde, welche durch das Producer der unendlichen
BE BE? 8
Ries Hi tag mie
angegeben wird, mo m bie $ubolphifchen Zahlen
3,141592 .... für die Peripherie des Kreifes vom
Durchmeffer ı bedeute. Durch den Quadranten
. GB wird die Hoͤhe BE zußC S8; folglich ver.
wandelt fid) Die Zeit des Fallens durch diefen Qua
dranten ın —
Gi
-
Phänomene der Säweei im. gemeinen 149
(1+3.3 +%- ER Hier.
jr 0,785398... mit jener Heiße multipli⸗
art noch nicht völlig ı giebt, fo ſieht man leicht, daß
die eic Des Fallens a; den Quadranten des Bo-
gens Feiner ift als — — oder als die Zeit durch
den Durchmeſſer DB. Da ein ſchwerer Körper die
Sehne eines Halbfreifes in eben der Zeit durchläuft,
als er durch den rung Durchmeſſer des Kreiſes
fälle (5. 236.), fo iſt auch Die Zeit des Fallens
ducch den Quadranten GB kleiner, als durch. die
Sehne GB,
Wird nun der Bogen unendlich Ele, und 4B
Dafür angenommen, fo verwandelt fich jene Reihe in
I, Em Die Zeit des Fallens durch denfelben in 47
— — und daraus folgt denn der Satz; Die Zeit des
Sallene in unendlich kleinen Bogen Des YalbEreifes
verbäle fid zur Zeit des lorhrechten Sallens Durch
den Durchmefjer des Areifes, wie der vierte Cheil
des Umkreiſes zu deſſelben Durchmeſſer.
Pennen wir alfo die Zeit des Faͤllens durch eine: Halbfreif: 8
unendiih Fleinen Bogen, t, und die dur den vi breche
ten Durmeffer , T, pite: TeimYT I. v7
= & 7: 1, oder nabe wie 2525 113, oder wie 0784;
1,800,
$. 252. Da alle Sehnen eines‘ Halbfreifes in
* eben der Zeit von einem ſchweren Körper durchlaufen
werden, fo wird auch Die Bewegung durch die un—
mdlich Heine Sehne YB fo lange dauern, als der lorh:
rechte
150 I. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
rechte Fall durch DB; folglich fällt der Körper Durch
den unendlich Eleinen Bogen y8 in Fürzerer Zeit, als
durch die verſchwindende Sehne deffelben: und es
verhält fich die Zeit des Sallens Durch den ver:
ſchwindenden Bogen zur Zeit des Sallens Durch die
verschwindende Sehne ebenfalls wie der vierte
Theil des Umkreiſes zum Durchmeſſer. Die
Schwingungen durch Keisbegen find alſo ſchneller,
als durch Sehnen.
$. 253. Wenn mir nun den Satz des $. 251:
von der Zeit des Fallens in einem unendlich kleinen
Bogen eines Halbfreifes auf den ganzen Schwung
eines Penduls anwenden, fo wird die Doppelte tänge
bes Penduls CB zu dem Durchmeffer des Kreifes ges
nommen werden müflen, — indem der unendlich
Heine Bogen yB einem Kreife vom Halbmeffer CB zus
gehört. Da num ein ganzer Schwung aus dem Falle
in den Bogen 78, dem Hinauffteigen in einen eben
fo großen Bogen auf der andern Seite, und dem
Ruͤckgange von da bis y befteht, alfo aus vier folchen
Gängen, als der Bogen yß beträgt; fo wird fid) dies
femnad) die Seit eines unendlich Eleinen ganzen
Schwunges zur Zeit des freyen Salles durch die
Ooppelte.Länge Des Denduls wie der Umkreis zum
Durchmeſſer verhalten.
Es iſt alſo : T — v2 21 Veetie J,181992. .+?
1,000000.
$. 254. Wenn die Schwingungabogen von eis
ner merklichen Größe werden, fo wird auch die Zeit
des.
— =
—
Phänomene der Schwere im Algemeinen. 131
dis Schwunges größer werben, und alſo nicht mehr
in demielbigen Verhältniffe bleiben. Wenn indeffen
die Bogen ſehr Flein find, ſo bleiben Die Unterfchiede
ſehr Elein, und die Schwingungen des Penduls find
merklich ifochronifch. | | Ä
Solaende Tabelle zeigt die Fögerung, die aus der. Zunahme ber
. Schwingungsbonen bey einem und beimfelben Gecimdens
peudel an einerley Drt für einen Zag, im Vergleichung
mit dem wahren Secundenpendul, das mathematiſch ner
nommen unendlich Fleine Bogen befchreibt , entftebt. Die
Zunahme der. Bogen ift mach der Breite eine einfachen
Schwunges beftimmt, und die Länge des Penduls zu 3 Fuß
3 Ein. (Barif.)
einfacher Schwung. Tägliche Derzsgerung.
Zoll, Linien. Secunden,
Oo. 44 et Os
©, 8 . a 4 045 ®
1. ©. \ ” 1 ‚oO 0}
X. 4 J ° 1,8 “
L» 8 “ 28 .
>. °. 0
2» 4x %,5»
2. 8.4 sn 2. Ile
3. 0. m. 9,0. u. f. w.
wie man leicht weiter finden Fan, wenn man bie Zahl der
Zolle mit fich ſelbſt multiplicire, da dem bag Product die
Seeundenzabl angiebt, welche die täglihe Verzögerung
ausdruͤkt. Wenn alfo ein. Pendul, nar in der Breite von
3 finien, oder auf jeder Geite 4.Lınien ſchwingt, ſo ift
es fein wahres Secundenpendul, da es tagfih z Gecunde
zurudbleibt. Wenn aber die Bogen nur all ober „3, finie
befibrieben, fo würde die tänliche Verzögerung nur ein Mils
lionentbeilhen einer Secunde, oder in 21500 Jahren eine
Secunde betragen.
' De ia Lande Calcul aftronomique. 4 Paris 1762.
. 253. i j j R
6. 255. Wenn die Schwuͤnge des Penduls,
auch bey verſchiedenem Elongationswinkel, von voͤl⸗
lig gleicher Dauer, oder iſochroniſch ſeyn ſollen, ſo
muß es nicht in Kreisbogen, ſondern in der Cykloide
ſchwingen. Es laͤßt fi) naͤmlich aus der Anwendung
der angeführten Säße vom Falle in frummen Sinten
mf die Cykloide erweilen, daß ber Fall dur) ven
endli⸗
J
152 1. Theil. 3. Hauptftüd.‘
endlichen Bogen verfelben eben fo lange daure, afs
durch den unendlich Eleinen, - weswegen fie eben Die.
taz vtochroniſche Kinie Heißt. Daraus folgt denn Der -
Satz: Die Zeit des ganzen Schwunges in der Cy⸗
kloide, auch bey ungleihen Bogen, verhält ſich
zur Seit des freyen Sallens Durch die Doppelte
Länge Des Penduls wie der Umkreis sum Durch⸗
metjer.
—— —* ah, "M Han —* —E —
4.256. Die bisher vorgetragenen Beſtimmun⸗
gen der Geſchwindigkeit und Dauer der Pendulſchwin⸗
gungen gelten nur vom einfachen Pendul ( $. 242.)
im leercn Mittel, - Ein zufammengefeßtes Penduf
ift jedes phyſiſche Pendel, das daher erft auf ein ein:
faches reducirt werden muß. Wird naͤmlich ein ſchwe⸗
rer Körper an tinem ebenfalls fchweren Saden oder.
einer metallenen - Stange ſo aufgehängt, daß das
Ganze Schwingungen machen-fann, fo fann man die
laͤnge deſſelben nicht für die fänge eines einfachen Pen:
duls haften. Ein folches Pendul ift. vielmehr aus
vielen materiellen Puncten zufammengefeßt, die ine:
gefamme fchwer find, und eine verfchiedene Eutfer:
nung vom Aufhängungspuncte haben. Und eben des⸗
wegen nennt man es ein zuſammengeſetztes Pendul.
Selbſt eine Fleine metallene Kugel, Die aneinem zarten
Faden aufgehängt it, tft als ein zufammengeichtes
Pendul anzufehen, meil, wenn auch das Gewicht
des Fadens nicht in Anfchlag fame, doc, die-Kugel
nicht als ein Punct ohne Ausdehuung angenommen
werben
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 133
werben fan. Wenn daher die Geſete des einfachen
Pendels. auf wirkliche Pendel. angewendet werden
follen, fo muß. erft beflimmt werden, mie die fänge - _
eines einfachen Penduls ſey, deſſen Schwingungszeit
eben fo groß fenn würde, als die Schwingungszeit
eines zufammengefeßten Penduls von gegebener Ge⸗
ſtalt und Laͤnge.
..$ 257 Es fen CRDE ( $ig. 37.) ein —
wiengefeßtes Pendul; C fen der Aufhängungspunet,
um welchen fich das Pendul ben feiner Schwingungs⸗
bewegung drehet, und A fen der Schwerpungt des _
nduls, Mat nehme die gerade tinie C@ fo fang
an, als ein einfaches Pendul fenn muͤßte, wenn def °
fen Schwingungen mit jenem iſochroniſch feyn follten.
In diefem Falle muͤßte der Punct O allein ſchwer
feyn, wenn das zufammengefeßte Penduf in ein ein-
faches iſechroniſches verwandelt werden follte; oder
- bie Entfernung. zwiſchen diefem Puncte O und dem
Aufbängungspüncte C ift die Sänge des einfachen
Penduls, das mit dem zufammengefeßten ifochrenifch
oder gleichzeitig ſchwingt. Dieſen Punct O nennt
man den Mittelpunct der Schwingung oder den
Schwingungopunct (Centrum olfeillationis); und
die laͤnge jedes zuſammengeſetzten Penduls ift aus der
Entfernung. CO des Schtwingungspunctes O vom
Aufgängungspunete C zu ſchoͤtzen.
4. 258. Um alſo die vorgetragenen Saͤtze des
einfachen »Penduts auf ein zujammengejeßtes anzu
cn äft es ndthig, 8 dieſem den Schwingungs—
punct
754 Ihe 3 Hauptftüd.
punct zü beftimmen ($. 257.). Diele Beltimmung
wuͤrde uns hier zu weit führen; wir entlehnen alfo
nur einige Reſultate der Unterſuchungen, welche die
Mechanik darüber angefteilt hat.
. r) In einer ſchweren, gleichartigen, und gera⸗
den Linie, z. B. in einer cylindriſchen oder parallele—
pipedaliſchen Stange von Metall, einem Metalldrah⸗
te, einem Blechftreifen, u. dergl., ift der Schwin⸗
gungspunct vom Aufhängungspuncte um 3 der länge
der linie entfernt.
2) In einer foliden Kugel, die an einem nicht
bemerkbar fehweren Faden an ihrem Scheitel aufs
gehängt ift, liege der Schwingungspunct unter dem
Echwerpuncte der Kugel um 2 des Quotienten, den
man findet, wenn man das Duabrat des Radius der
Kugel mit der Entfernung ihres Schwerpuncts vom
Aufbängungspuncte dividirt. So iſt 5. D. ben einer
Kugel von ı Fuß (parif. ) Durchmeſſer, deren
Schwerpunct „440 Jinien vom Aufhaͤngungspuncte
entfernt it, der Schwingungspunct 4,712 finien
unter dem Schwerpuncte derfelben; bey einer Kugel
von 2 Zell Durchmeſſer ift er 0,13 linien, und bey
einer Kugel von einem Zolle 0,033 fin. darunter.
3) Wenn der Faden, an welchem die folide Ku-
gel hängt, ein merktiches Gewicht bat, fo findet man
den Schwingungspunct durd) folgende Formel: Es
fen u das Gewicht des Fadens oder des Drahtes, P
das Gewicht der Kugel, b der Durchmeffer der Ku:
gel, a die Entfernung des ‚Mittelpuncts der Kugel
vom
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 159
vom Aufhängungspuncte; fo liegt der Schmingungss
punct unter dem Mittelpuncte der Kugel um
(Zu+:P)b— Zu(lab+ a)
(Zu+rP)a— bu j
Eine fleine metallene Kugel von etwa zwey Linien im Durch⸗
meſſer, die an einem fehr zarten ungefvonnenen Hanffas
den aufgebängt ift, iſt — immer noch ein zuſammenge⸗
ſetztes Pendul ; indeſſen Fällt doch der Mittelpunct der Ku⸗
gel mit dem Schwingungspimcte fehr nahe zuſammen.
Hugenii horologium olfeillatoriam. Parif, 1673. Fol.
P. IV. prop. 7— 23. Jacob Bernoulli, in den Mm,
de l’acad. roy. des [c. 1703. ©. 78. ff. und S. ası. ff.
Joh. Bernouili, cbendaf. 1714 ©. 208. Mairen, ebendaf.
1735 ©. 183. Mu/chenbroek introductio in philofoph.
naturalem. I. $. 670. 671. De /a lande expolition dw
ealeul altronomilwe S. 199. Le Pause traité d’horlo-
gerie. üParis 1755. 4. ©.291. Räftners Anfanasar. der
böbern Mechanik, Böttinaen 17646 8. ©. 194. u. f. ©. 243.
Barfteus Lehrbeariff der Marbematit, Th.1. B. 2. Abihn,
VI. der Mechanik; ingl. Th. IV. Abſchn. VIII. und XI.
der Mechanik. 2
6. 259. Wenn ein zufammengefeßtes Pendul
Ehmünge von beftiimmter Zeitdauer verrichten fol,
fo muß die fänge des gleichgeftenden einfachen Pen
duls eine beftimmte Größe haben. Wenn die Zeit.
eines einfachen oder halben Schwunges gerade eine -
Secunde dauert, fo heißt die dazu gehörige Jünge das
Secundenpendul, oder auch die Länge Dre einfa⸗
chen Dendule. Ä
$. 260. Man kann die fänge des GSecunden-
penduls ($. 259.) durch Beobachtung beſtimmen.
Man hänge zu dem Ende eine folide Kugel an einem
dünnen ungezwirnten Saden auf, und beflimme die
Entfernung des Schwingungspuncres vom Aufhän:
gungspunete aufs genanefte ($. 258.) Man wähle
einen Ort zur Beobachtung, der eine gleichförmige
Tempes
136 .° UdTheil 3. Hauptſtuck
Semperatur vom etwa ro? Reaum. hat, und feinem
fuftguge unterworfen if. Man laſſe hierauf das
Pendul frey ſchwingen, zähle die einfachen Schwin⸗
gungen deſſelben eine Zeit lang fort, und beobachte
nach einer richtig gehenden und gut geordneten Se⸗
cundenuhr die während der Schwingungen verfloſſene
Zeit. Man drüde diefo beobachtete Zeit in Secun⸗
den aus, umd dividire fie mit der beobachteten Anzahl
der Schwingungen, fo hat man die Schwingungs-
zeit für ein einfaches Pendul von befannter Sänge,
nämlich von einer fänge, die der Entfernung des Auf:
hängungspuncts vom Schwingungspuncte glei) ift.
Aus der tänge diefes Probependuls und der Dauer
feiner einfachen Schwingungen läßt fi) nun nad)
einer leichten Rechnung ($. 247.) die fänge eines
einfachen Penduls beftimmen, das in einer Gecunde
einen einfachen Schwung macht: Man wiederhohle
diefen Verſuch oft mit Probependuln von verfchiedes -
ner länge, und nehme das Mittel von allen Ver:
fuchen, um deſto ficherer die fänge des einfachen Se—
cundenpenduls zu erhalten. |
Mairan 4.0. D. ©. 153 — 200, Van Swinden pohtiones _
pbyhicae. I. ©. 98.
Einen bequemen und fehr genauen Apparat, die Länge des
Seeundenpenduls zu befimmen, bat Hr. von Zach anges
acben und. beichrieben: Befchreibung einer neuen Vorrich⸗
tung, womit die Verſuche und Immungen der wahren“
Länge des einfachen Secundenpenduls genau und behend
angeitellt und gemacht werden Fönmen; ın Bodens Samml.
aftronomı er Abbandl. ı Supplement. ©. 175. ff.
und in Voigts Magazin, B.1X. St. ı. ©. 142. ff.
$. 261. Um indeſſen die wahre Sänge. des ein.
fachen Secundenpenduls, das in einem freyen Mitrel
= - fchlägt,
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 157
fhlägt, und wobey die Erde als ruhend angenommen
wird, zu finden, find noch einige Verichtigungen zu
den vorhergehenden Verſuchen nöthig, und zwar
1) Wegen bes Widerftandes der Luft. Die
Pendul erleiden nämlich von der fuft, die fie: beym
Schwingen aus der Stelle drängen müffen, einen
Widerftand, der um defto größer ift, je dichter die -
fuft, und. je größer das Volum des Penduls ift.
Pendul von groͤßerm Gewichte ſchwingen daher bey
gleicher tänge und gleichem Volum allerdings ſchnel⸗
fer, als die von leichterm Gewichte, obgleich die Groͤße
des Gewichts auf die Schwungbemegung an fic) fo
wenig Einfluß hat, als auf den Fall der Körper
(3.216.). Durch diefen Wiverftand der uff kommt
es hauptlächlich, daß die Schwingungsbogen immer
Feiner werden, und das Pendul endlich zur Ruhe
fommt, da fonft die Schmungbewegung an fich ohne
Ende fortvauern müßte. Ob nun aber glei) durch
diefen Widerſtand der $ufr die Dauer des Nieder⸗
ganges etwas langer wird, fo wird doch die des Auffteis
gens dadurch wieder etwas kuͤrzer, und durch dieſe Com⸗
penſation kommt es, daß die Schwuͤnge ziemlich iſo⸗
chtoniſch bleiben, und daher keine merkliche Veraͤnde⸗
fung Statt findet, die eıner Sorrection beduͤrfe. Eine
ganz andere Bewandtniß aber hat es mit der hydro⸗
ſtatiſchen Wirkung der fuft, wodurch, wie die Feige
beym Waſſerwaͤgen lehren wird, ein Theil der Gras
pitation des Penduls aufgehoben wird; hierauf muß
fih ‚die Berichtigung wegen des Widerftandes der
suft
17 L. Theil; 3. Hauptſtuͤck.
$uft beziehen. Dadurch, daß das Pendul fuftfans
ber Stelle drängt, verliert es einen Theil feines Ge:
wichts, und bewege ſich mit einem Verluſte feiner
Gravitation. Daher ift zu der beobachteten $änge
des einfachen Secundenpenduls noch etwas hinzuzus
fegen,. um die Länge deffen zu finden, das im leeren
Raume Secunden ſchwingt. Dieſer hin zuzuſetzende
Theil verhaͤlt ſich zur Länge des einfachen Penduls in
der luft, mie das, ſpecifiſche Gewicht der Luft zum
ſpecifiſchen Gewichte ver Materie, woraus das Pen:
dul beſteht.
Bouguer traité de la henre de la terre. ü Paris 1749. 4.
©. 399. ff. Han Swinden pol. phyf. I. ©, 93. }. 236,
2) Wegen der Wirkung der Centrifugalkrafte
auf der 'Zı de, die von der Umdrehung der Erde um j
ihre Achfe herrührt, wodurch die Schwere des Pens
duls, und alfo die fänge des einfachen Secundenpens
duls vermindert wird. Diefe Verminderung ift defto
größer, je näher der. Ort der Beobachtung dem Aes
quator liegt, oder je größer die Kreiſe find, die er
bey der täglichen Bewegung der Erde durchläuft.
Ein und daffelbige Pendul wird alfo unter dem Ae—
quator langfamer ſchwingen, als gegen die Pole zu,
und es wird dort verfürze werden muͤſſen, wenn es
iſochroniſch ſchwingen fol. Richer beobachtete Dies
ben feiner Reiſe nach Cayenne im Jahre 1672, ı Grad
56 Min. vom Yequatorz fein Pendul, das zu Paris
Secunden fchlug, mußte bier um 1! finie verfürze
merden, um die nämliche Geſchwindigkeit zu behalten,
Um aljo die wahre Sänge des einfachen Secundenpen⸗
duls
Phänomene der Schwere i im Nogemeinen, 153
duls zu beftimmen, welche Start finden müßte, wenn
die Erde ruhete, iſt zu der beobachteten fünge noch .
etwas hinzuzuſetzen. Um dies zu finden, darf man
nur den Bruch) ;t;, (als das Verhaͤltniß der Schwung⸗
fraft zur Schwere unter dem Yequator.( $. 271. 12.),
mit dem Duadrate des Cofinug der geographiſchen
Breite des Orts multipliciren, und die gefundene
Quantitoͤt zu der beobachteten laͤnge des Penduls zu⸗
ſetzen. Geſetzt alſo, daß der Ort der Beobachtung
unter einer Breite von 60 Graden laͤge, ſo iſt der
Coſinus = Z, und die Rechnung giebt I, ZI, oder
sr Wenn nun die beobachtete Sänge des einfachen
Penduls dafelbfi 439,28 Linien wäre, fo müßten
nach — z = 938 !inien zu dieſer beobachteten
Länge zugefeßt werden, um die wahre laͤnge des Se:
eundenpenduls zu finden, das durch die Schwung,
Fraft feine Berminderung erleidet.
Dr. de la Lande giebt hiernach folgende Zafel an:
unter dem Xequator 5 o Br. o Min, # ns3 kim
zu Vortobelo + 99 ZI: 18 5
zu Kleins Goade s 3 18 0 279 5 1,38 8
am Vorgeb. 8.9. ss 33 Ir 8 LO
zu Varis 3 s 48 85 go 8 9 0,673
u Xondon + » 51% 3 s 3 059 5
n Schweden de ss 60% ss 93 038 $
zu Pello in Lappland » '&6 + * v0 Q 6
Phoronomia, five de viribus ek motibus corperunr
Solidorum er Auidornm libr. Il. aut. Jao. Hermanno,
Amftelaed, 1714. 4 ©, 368. fi. De la Lande calcul
altronom. ©. 203,
3) Wegen ber Größe der Schwingungeboten.
Hierher gehört das, was $. 254. angefuͤhrt wor⸗
den iſt. |
| r
"160 1 Theil. 3. Hauptſtuͤck.
4) Wegen der Wärme. Die Temperatur kann
nämlich die fünge des Maafſtabes ändern, und daher
iſt es nöthig, bey der Meſſung des Probependuls ſi ch
eitweder ſtets einer gleichfoͤrmigen Temperatur zu bes
dienen, oder den Unterfchied der Sänge bey andern
Temperaturen an dem Maaßſtabe erforkht zu has
ben. — Wenn die Pendul ſelbſt von der Waͤrme
und Kälte in ihrer fänge verändert werden, fo würe
den fie natuͤrlicher Weiſe ifren Sfochronismus nicht
behalten. An genauer Uhren hat man deswegen
Pendul aus verſchiedenen Materien anzubringen ges
ſucht, die fi ch wechſelſeitig durch Verkürzung und
Berlängerung bey verfchiedenen Temperaturen coms
penſiren; ’ dahin gehört Grahams und Romains
roftförmiges Pendul aus eifernen und fupfetrien Stä-
den. Noch vollfömmener hat man die Verbindung
von Stäben aus Eifen und Zinf gefunden.
Müfchenbroek introd. ad philol, natural. I. $. 67%. *
Berthoud eſſai d’horlogerie. à Paris. T. Il. 1763,
T. 2. & 118 — 143. 181 — 188. 299 — 306.
6. 262. Ungeachtet aller‘ diefer Berichtigungen
fehrt die Erfahrung, daf an den verfchiedenen Orten
auf der Erde unter verfchiedenen Breiten die $änge
des einfachen Secundenpenduls nicht gleich fen; wor:
aus denn folgt, daf die Befchleunigung der Schwere
in den verfchiedenen Breiten nicht gleich ſeyn koͤnne.
Man hat diefe fänge gefunden:
ı ) unter dem Acquator, an ber Meeresfläche,
439,21 fin. parif. = 454,48 rheinl.;
2) zu Paris, unter der Breite von 48° 50°,
4409,57 fin. patif. = 455,89 rhein!.; ,
| 3
Phänomene der Schtwere im Allgemeinen. 161
3) zu Leiden, unter ber Breite von 52° 9°, 449,71
parif. = 456,04 rheinl. ;
4) zu Dello in Sappland, unter der Breite von
66° 48°, 441,27 fin. parif. ⸗ 456,61 rheinl.
Die Beftimmuna der Vendullänge von andern Orten fehe man
ben Mu/chenbroek introd. in philof, nat. T. I. ©, 99.
und in Bodens Feuntniß der Eroͤkugel, S. 85,
Nach den neueſten und genaueſten Verſuchen in Paris hat man
"Die wahre Fädge des Secundenpenduls daſelbſt 440,6 fin.
parif. gefunden,
$. 263. Die lehren vom einfachen Pendul harte
ſchon Galilet mit den Geſetzen der Schwere erfunden;
Suygene aber erweiterte diefe Erfindung, machte vom
Sabre 1656 an davon überaus wichtige Anwendungen
zur Verbefferung der Uhren, und wurde der Erfinder
der Denvulubr. -Er ſchlug auch die Sänge des ein:
fachen Serundenpenduls zu einem allgemeinen Fuß⸗
maaße vor, und nach feinem Borfchlage follte der dritte
Theil diefer Sänge ber allgemeine Fuß ſeyn. Er mußte
aber damals noch nicht, daß die länge des Secun⸗
denpenduls unter verfchiedenen Breiten verfchieden
wäre, und daf fie zwar ein natürliches, aber fein
allgemeines $ängenmaaf gewaͤhre. Fur einerlen Ort
bleibt indeffen dieſe fcharffinnige Beftimmung immer
anwendbar.
Chrift. Hugenii hörologium oleillatoriom.. Paril. 1673. Fol.
„ durbBeitmeflungen unveränderliche Längen :, Körpers
Sewichtmaahe zu erhalten, — von ‚ Wbirehurft.
a. Er Engl. überf. mit Anm. von 7J. 4. man, Mürab,
1790. 4-
6. 264. Eine andere fehr wichtige Anwendung
der Geſetze vom Pendul machte Huygens dadurch,
daß er - vermittelft derſelben die Beſchleunigung der
N Schere
162 " 1 pet: 3. Haupeftüd,
Schwere EN Weiß man nämlich die Sänge
des einfachen Penduls, fo läßt ſich nach) $. 253. leicht
beftimmen, mie viel Fuß der Körper in der eeften
Secunde feines Fallens durchlaufe. Weil naͤmlich
die Quadratzahl der Schmwingungszeit des -
fich zur Quadratzahl vond;$ oder von 3,1418926..
‘(als dem Verhäftniffe der Peripherie des Kreifes in
Durchmeffer,) verhält wie die halbe fänge des Pen
duls zur Beſchleunigung der Schwere, fo darf man
nur die halbe fünge des einfachen Secundenpenduls
für einen gemiflen Ort mit der Quabratzahl von
‚ 3,1415926.. tmultipfieiren, um den Fallraum ſchwe⸗
rer. Rörper in der erſten Zeitfecunde, oder die Be⸗
fchleunigung der Schwere, für den Ort der Beobach⸗
tung zu finden. : Die länge des einfachen Secunden:
penduls ift nach Mairan zu Parts 440,57 linien
(5. 262.), folglich die halbe fänge 220,28 linien
_Cparif.), und biefe mit der Quadratzahl von
,1415926 == 9,869604 wmultiplieirt, giebt,für bie
Sallhöhe der. erfien. Secunde 2174,07 Linien —
oder ſehr nahe, wie oben ($. 215.).
Warſtens Anfangsgr.d. Naturl. $. 94.
$. 265. Da die Beobachtungen lehren, daß die
fange des einfachen Penduls, wenn es ifochronifch
bleiben foll; ‚unter dem Aeguator fürzer fenn muß,
als gegen die Polarländer zu ($. 261. 2.), fo folgt,
daf die Schwere ımter dem Aequator geringer fenn
müffe, als gegen die Pofe zu. Zufolge diefer Beob⸗
achtungen waͤchſt die Sänge des einfachen Secunden⸗
penduls,
-
Phänomene der Schwere im Algemeinen. ‚163
pendufs, je mehr man’ ſich vom Aequator gegen die
Dofe zu entfernt. Es ift zwar nicht das Ganze der
Berminderung dieſer fünge gegen den Aequator zu
auf Rechnung der Verminderung der Gravitation zu
ſchreiben, jondern ein Theil kommt auf Rechnung der
größeres, Centrifugalkraft unter dem Aequator; da
aber die ſer Theil beftimme werden kann ($. 261. 2.),
fo laͤßt fü ch auch nad) angeftellter gehoͤriger Berichti-
gung die Verminderung der Schwere gegen den Ae:
quator zu angeben. Die Scyweren an den verfchie-
denen Orten verfchiedener Breiten verhalten ſich wie
die laͤngen des einfachen Secundehpenduls, die man -
nach den gehörigen Berichtigungen gefunden hat.
\ ’
. Newton: princip. philof. natur. III. pr. 20,
4. 266. Eben fo lehrt auch die Erfahrung, daß
Pendul, vie ifochronifch.fehmwingen, auf hohen Ge:
genden kürzer, als in niedrigern fenn muͤſſen; wor-
aus denn folge, daß die Schwere vom Mittelpimere
der Erde weiter abmärts geringer iſt, als ben mehre:
ser Mähe, und daf diefe mehrere Erhöhung wahr:
ſcheinlich der Grund ift, warum gegen den Aequator
zu iſochtoniſche Pendul, auch nach der Correction
wegen der Eentrifugalfraft ($. 261.), fürzer feyn
müflen, als gegen die Pole hin.
Bouguer trait& de la fgure de terre. à Paris 1749. 4. ©. 335
37.
Nach ihm war die Länge des einfachen Secundenpenbuls unter
dem Arquator
u ber Höhe von 2434 Toifen 363. 6,70 8,
⸗ 1466 Ä ;
* der Meeresfläce
Nach der gebörigen Berichtigung der dife —2 36 3.
6,69 5 36 3. 688 8.5 363. 7,21 8*.
3 2 Don
164 1. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
Bon den erbichteten Verſuchen einiger Franzoier, dte
das * —— zn * man: Ie Sage im
— — de P 49.5: de Luc lettres
h et ie * il ©. >
Beoflae Säriften, € e, 107. 358.5 und Achard
| Wurfbewegung.
= 6, 26%. "Wenn ein ſchwerer Körper in einer Ho⸗
sisontälfinie, oder in einer andern, die nicht auf dem
Horizonte ſenkrecht ift, in einem frenen Mittel durch
irgertd wine Kraft fortgeworfen wird, fo würde er,
wenn die Schwere nicht auf ihn wirkte, in gleichen
Theilen der Zeit gleihe Näume nad) der Richtung
des Wurfes durchlaufen; die Schwere treibt ihn aber
fenfrecht, nach der Flaͤche ver Erde herab, und der
Kdoͤrper wird alfo von zwey Kräften zugleich getrieben,
deren Nichtungen einen Winfel einſchließen. Folg⸗
rich ift die Bewegung des Körpers zufammengejeßt,
und feine Bahn wuͤrde ſich nach dem, was hiervon
($. 87.) gefagt worden ift, leicht finden laſſen.
Die Kraft der Schwere aber wirft nicht bloß im Anz
fange, fondern, als eine ftetige Kraft, ununterbrochen,
und befchleunigt folglic) den Fall des Körpers gleich⸗
foͤtmig. Wenn dieſer alfo bey der durch den Wurf
erhaltenen Geſchwindigkeit als bloß träge im erſten
Augenblicke ein Raumtheilchen der geradlinigen,
z3. B. horizontalen, Bahn fortgeht, fo. wird er auch
während diefer Zeit durch die Schwere herabgetrieben,
folglich nad) Endigung deffelben fo tief ſeyn, als er
beym lothrechten Falle fenn wuͤrde; nad) dem zweyten
Augenblide wird er aber viermal tiefer gefunfen ſeyn
J. 214.), wenn er in der Bewegung nach der Kraft
des
|
\
Phänomene dee Schwere im Allgemeinen. x6s
des Wurfes, oder nad) der Projectionslinie nur zwey
folhe Raumtheilhen, als im erften Augenblicke, fort-
geruct ift; nach dem dritten Augenblicke ıft er neun-
mal tiefer gefallen, da er vermöge feiner Gefchwin-
digfeit Durch die erftere Kraft wieder nur einen drey⸗
füh jo großen Raum, als im erften Augenblicke, vor⸗
geradt ii; u. ſ. w. Kurz, der geworfene Körper
wird eine Frumme tinie befchreiben, worin fich die
Abſciſſen verhalten wie Die Quadrate der Drdinaten,
und folglich eine Parabel. Auch diejes Geſetz hat Ga⸗
bilei zuerſt entdedt.
Ei werde ein ſchwerer Punet A(Fig. 38.) in der horizontalen Rich⸗
AH geworfen. Man theile AH im dren gleiche Theile
AB, BG, GH, die von dem bloß träaen Körper in gleichen
Zeiten zurücgeleat werden würden. Allein jo wic die freye
Wurfbewegung des ſchweren Körpers anfängt, finft er
Burh die Schwere binab. Wir mollen feßen, daß er in
dem Zeittbeilben, da er AB ohne Schwere zuruͤcklegen
wñrde / dutch dieſe AK himabfalle; er wird alio die Dingonas
teAE durchlaufen muͤſſen, folglich fib nach Endigung des ers
fen Zeirtheils in E befinden. Im folgenden Zeirtheile würde
er nad der Richtung bes Wurles, wenn er micht ſchwer
wäre, um BG = EM fortgerüdt ſeyn; die Echwere würde
ibır aber in dieſem zwenten Zeittheile allein 3mal tiefer
binabtreiben, als im erften, folaib um MT=KP=
3 AK; er durdläuft alfo die Diayonale des Parallelo⸗
gramms ENSF, und befinder fib nah Endigung des _
sen Beittbeild in F, alfo nah der ſenkrechteu Höhe
AP = 4 AK hinabaetrieben.. Im dritten Zeirtbeile würde
ihm die Kraft des Wurfes um FO = GH fortrüden laflen ;
er durchfaͤllt aber vermöae der Schwere in diefem Zeittbeile
den fünffahen Raum FR = 5 AK, und durdläuft alfo
Die Diagonale FL, fo daß er nab Endiaung der drey
Zeittheile 9 AK im der ſeukrechten Hohe AN = HL hinab:
gefunfen if. -
Da die Schwere auf den beweaten Punet nicht bloß im
A, E und F, fonbdern in jedem Puncte feiner Bahn fletig
wirft, fo machen aud die Dianonalen AE, EF und FL
Peine geraden , fondern frumme Linien aus, und die ganze
Babn ift eine frumme Linie, bie die Eigenibaften einer
Darabel hat: denn wenn man AN für die Achſe diefer
frummen Linie nimmt, fo find AK, AP umd AN vie Abr
f lerſſea/ und KL, PR und NL Me OMdinaten. u.
| vermoͤge
166 - 1. TDheil. 3. Hauprftüd.
vermöge der Gonftruetion AK: AP = KE?:PF? = AB?:
AG?; und AK:AN = KE?:NL’ = AB’:AH?®,
— dialog. de motu locali. L. B. 1699. 4 IV.
6. 268. Nicht nur in der horizontalen Richtung,
fondern auch in jeder andern, wofern fie nur nicht
auf den Horizont fenfrecht ift, muͤſſen nach diefer
Theorie die geworfenen ſchweren Körper eine paraboli>
ſche Bahn haben, und zwar 'meht nur ben dem Hin»
abfinfen, fondern auch bey dem Hmänffteigen, und
es laͤßt fich folchergeftalt der Weg, den fie nehmen,
und der Drt, wo fie fich in einer gewiſſen Zeit befin⸗
. ben, beſtimmen, wenn man die anfänauche Ge—
febwindigkeit, mit der fie geworfen wurden, oder die
Gewalt des Wurfee (Impetus jactns), fo tie den
Winkel kenut, den die Richtungslinie mit dem Hori⸗
zonte macht. In der luft macht freylic) der ABiders
fland derfelben bey: großen Wurfsweiten, daß die
Bahn des geworfenen Körpers nicht genau parabolifch
feyn kann. Auch find zwar die Richtungsfinien der
- Echmerfraft im eigentlichen Sinne nicht parallel; ins
deſſen ift bey Fleinen Weiten der Unterfihied fo gering,
daß er nicht in Anſchlag kommen kann.
Beyſpiele geben: geworfene Steine, Geſchuͤtzkugeln, und bes
ſonders ein ſpringender Waſſerſtrahl, wenn die Spring
roͤhre nicht lothrecht, fondern ſchief oder horizontal ſteht
Eigene Maſchinen, nm durch Verſuche dieſe Theorie zu beftäris
gen ,.beichreiben: ’s Gravefande elem. phyhc, $. 543 —
46. 4. 1624 — 29.; Mufchenbroek introd. ad pbilof. nat.
. 704. ; Nollet legons de phyhque. VI. &, 212. ff. Exp. s.;
Bernoulli in ben nouw. meni. de l’ acad, de Berlin 17%0.
Die Theorie aeworfener Körper fche man ben: Torricelli de
motu proiectorum, in feinen operibus. Florent. 1664. 4.5
Blondel art de jetter les Bombes. à Paris 1683. 4.; Mau«
pertuis,. in den Mimoires de U’ Acad. roy. des fe. 1731.
©. 297.5 :Tempelhoff-le boiibardier prufien, ou du
L Mon-
2
—
—
Phänomenerder Schwere im Allgemeinen 167
monvement des-projettiles. ä Berlin ı781. 8.; Raͤſtners
Yinfanasarände der höbern Mechanik $. 173: u. F. Kar⸗
ſtens Lehrbegriff der gefammten Mathemat, Th. IVe e—
banif, Aſchu XX.; und Anfangsar, der matbem. Wiffen⸗
ſchaften / Th. II. 9.33. ff.
6. 269. Ein ſchwerer Körper, beider fofcher!
geftaft in einer krummen finie niederwärts ‘geht, iſt
am Ende feines Niederfallens in eben der Zeit, als.
menn er von der Höhe feiner Wurfbewegung an ſenk⸗
recht auf die Ebene herabfaͤllt, die er am Ende feines. |
—— — —
Centralbewegung — — —
6. 270. Wenn aber die Richtungslinien der
Schwere nicht unter einander parallel, ſondern nach
einem Mirtelpuncte zu gerichtet find, fo wird die
Schwere als ‚Centripesalfraft, und. die Kraft des‘
Wurfes, die den fchweren Körper von der Nichtunge
der Eentripetalfraft abzulenfenftrebt, zur Tangentiaf:'
Fraft, folglich die Wurfbewegung ‚zu, einer wahren
- Gentralbewwegung werden ($.99.).. Den ven Flei-
- nen Weiten, in der wir auf der Erde die Koͤrber wer⸗
fen fönnen, fallen-fie freylich bey ihrer krummlinigen
Bahn auf die Erde zuruͤck; die von ihnen beſchriebe⸗
nen Bogen find fo klein, daß alle von denjelben gegen!
den Mittelpunct der Erbe gezogene Linien fir parallel
gehalten werden fünnen, und daß alſo die Bahn von’
einer parabolifhen Krümmung, die freylich nichr:wies -
der im fich felbft zuruͤcklaͤuft, dem Anfehen nad) ent⸗
ſteht. Es ift-aber doc) denkbar, daß «in: ſchweter
Alıyer i in einer folchen Erhöhung vonder Erde hori⸗
FR zon-
iss U Theil. 3. Hauptſtuͤck.
zontal geworfen werde, daß die Weite der Bogen ſo
wachſe, daß die aus ihnen nach dem Mittelpuncte
der Erde gezogenen linien nicht mehr fuͤr parallel,
ſondern für convergirend zu halten find; - dann wird
die Bahn nicht parabofifch-fenn koͤnnen, fie wirb- in
ſich ſelbſt zuruͤklaufend werden, und der ſchwere K dr⸗
der wird um die Erde herum eine Centralbewegung
haben. Wirklich ift auch Die Bewegung welche ber
Mond um die Erde, und alle Trabanten um ihre
Hauptplaneten ‚ fo wie diefe um ihre Sonne, haben,
eine wahre Gentralbemegung, und eine Folge derſel⸗
bigen ſtetigen Kraft, welche die krummlinige Bahn
Der geworfenen ſchweren Körper. auf unferer Erde herr
worbringt, nämlich der Gravitation... Die Schwere
iſt Die ftetig wirfende Eentripetaffraft; und die Kraft
des Wurfs, welche Die ſchweren Welten von det Rich⸗
tung dieſer Centripetalkraft nach der Tangente abzu⸗
lenken ſtrebte, die Tangentialkraft ober Schwung⸗
kraft. Dieſe letztere iſt alſo nicht Folge der Trägheit;
denn teil Traͤgheit Feine Kraft: iſt, fe wird ſie auch
Fein Vermögen haben, die ſchwere Welt ‚von ber
Richtung ber ihr inhärirenden Kraft der Schwere
abzulenfen. Um alſo die Centralbewegung der Hims
melsförper zu erflären, dürfen wir annehmen, daß
fie entweder nach. dee Richtung der Tangente zuerft
durch irgend eine Kraft in Bewegung gefeßt worden
wären, und daf Die nachher binzugefommene Schwere
fie von jener Richtung num ſtetig ablenfe; oder daß die
gravititenden Himmelskoͤrper durch eine projectile
Kraft nach der. Tangente ihrer Bahn mit einer deter⸗
minirten
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. xSg
minieten Geſchwindigkeit in Bewegung gefegt würden;
So läßt fi) denn auch die Frage leicht: loſen, ob
die Schwungfraft Folge der Trägheit, oder ob fie eine:
Deß es denkhar fen, daß die Bahn geworfener Körper zu
einer ſelbſt zurüdlaufenden Linie, und. nicht erwa
"Tuner e werde, die dem Mittelpuncte immer
. - fomme, ſich leicht beweifen, jede Geſchwin⸗
xr eit ei Fe der Murffraft kann durch die
* Tangente ausgedruͤckt werden, wie 5.3. (Fia. 39.)
Ab, und die Schwerkraft, die nah einem Mittel⸗
tz "wie nad C, wirft, durd Ac = bi. Wenn alfo
Ichiwere Körper ads A gegen T zu geworfen wird, fo
er im eben der Zeit, da er Ab durchläuft, zu dleicher
* ‚von der Dangente durch die Echwere um bi oder Ae
’ ogen, und alfo in eben der Zeit, als er nad der
rn Mrafe: des Wurfs allein Abs durchlaufen würde, vermoͤge
r engefeßten Bewegung den Bogen Ai beichreis
27 Ben; ' von da wiirde er in der folgenden gleich aroßen Zeitz
De die Schwere, nab der Zangente bı8 rt fortgeben s
— aber die Schwere ununterbrochen gegen C, und
2
*
— Breite ‚während daß er ini iſt, durch tn = ie
an t, fo wird er vermoͤge diefer zuſammengeſetzten
> im eben biefer Zeit den Boaen im befchreiben ; ee
de in der dritten Zeit von m aleichfürmig nad q forts
wenn die Schwere nicht wäre, wenn nämlid ng
feßt 2» + da aber die Schwere in n ihn zu gleis
dur np = qr führt,” fo wird er im eben diefer
dur nr geführt, und fo weiter. Weil die Eentripes
aft immer wählt, fo wie die Diftangen Ci, Cn, Cr
25 mi; fo Wird auch der geworfene Körper immer när
bder gegen C ju fommen, bis er an ben unterften Punct E:
iM; aber von da an wird er. fi wicht mehr C näs
r fondern davon abs und wieder nach A zurüdgeheir, '
der Lehre von der Eentralbemeaung (f. or. 1.) iſt
annt, daß die Dreyeke AiC, inC, nrC gleihen Ins:
: bafts find, und eben fo auch tEC, deflen Bogen der ges
. Körper an der unterfien Stelle durchläuft, Ar
** Stelle der krummlinigen Bahn iſt die Centripetal⸗
amı eften, und fen durch Em ausaedrüft, und
€ gegen Ae umgefehrt wie die Quadrate der
vom Mittelpuncte der Gravitation, oder
wie A0’ : CE®, Der Körper wuͤrde aus E nach o gleich⸗
r ‚ in eben der Seit, da er tE beichrieben.,
r5 ie Schwere in E zu wirfen aufbörte; fie zieht
aber un Em = oh nah C zu, daher legt er in ebem _
den Bogen Eh zurüf; von b würde er in der
—5 gleich großen Zeit durch hr weggehen, wenn ihn
J während diefer Zeit die Schiwere nach C ablenfte, und
Abe am Ende diefer Zeit bis s zurüdigebrache hätte; u. f &
us
*
170 0. 1 Dheil. 3. Dauptſuͤck.
Aus den Richtungen Eo, hr erhellet, dab, wenn der ges
worfene Körper in E angelangt ift, er von da an keines⸗
weges gegen C zu immer mehr näher fomme, ſondern Daß
er vielmehr, weil.er in den Yuncten E, h,s, G eben dies
felbige Eentriperaffraft- bat, ale in ben correipondirenben
Puncten der gegen über ſtehenden Hälfte, eben,fonob A
zurädfehrt, als er fih von da aus entfernte r ,
.. Man nehme nun,an, daß die Kraft des Wurfes Ab dies
felbiae bleibe, das Werhältniß der Tentripetalfraft oder
der Schwere aber aröher ald Ac, und durch Ad — be aus⸗
edruͤckt werde, fo wird der Koͤrper durch dıe vereiniate
irkung bender Ae durchlaufen. Wird die Schwerkraft
“noch arößer, nämlih == Ag, fo wird er in eben der Zert /
da er ohne Schwere Ab durch die Kraft bes Wurfev zurüds
Ierea würde, den Bogen AF dur die. gemrinichaitlichen
MWirfunarn durchlaufen. Eogivie er durch Ab vud ÄAc die
Eentralbewerung AFEG hat, fo. wird er durch Ab und Ad,
oder durch Ab und Ag, die von AHDI oder AKBL.y. f. w.
baben. — | TREE:
en inftifwziones phyhicae,..P. II. Vindob, 1763.
8. . 35. I. - W
’
6.271. : Wir koͤnnen nun von ben bieher vorge:
gragenen Gefeßen der: Schwere Anwendung machen
auf Centralbewegungen ($. 101.), ben welchen die
Schwere aid Centripetalfraft wirft, und fo auch auf
Die wichtige fehre von der Bewegung der Himmels:
förper. | Ba
. 1) Wenn. ein fehwerer ruhender Körper von der Nichtung
ber Schwere, bie auch zur Zeit der Mube eben fo autiin ibm
wirffam ift, als zur Beic der Beweguna, und feinen Druck bera
vorbringt, abgelenft und 3. B. na einer horizontalen Richtung
eworfen oder geftoßen werden foll, fo wird dazu Kraft erforbers
Ti feyn, und der ruhende fchivere Körper wird Widerſtand leis
fen:(}. 102.) Es if leicht begreiflih , daß, wenn der ſchwere
Körper noch einmal fo viel fchwere Malle hat, als ein anderer,
‘noch einmal fo viel — erforderlich ſeyn werde, um ihn mit
eben der Geſchwindigkeit in’ eben der Richtung zu werfen; nicht,
weil diefe doppelt fo fchivere Maſſe doppelt fo viel Träabeit babe,
and durch.dieielbe doppelt fo viel Widerſtand leifte, fondern weil
ihre bewegende Kraft oder ihr Gewicht, mit dem fie nah der
Richtung der Schwere drüdt, doppeit fo aroß if. Wenn num
zwey ſchwere Körver vom ungleicher ſchwerer Mafle in eine Cen⸗
tralbeweaung geſetzt, und ihre Beichwindigfeit, fo wie ihr Abs
Hand vom Mittelpunete der Kräfte, glei angenpinmen werden,
fo mird die Sentrifugaltraft in dem Körper von größerer ſchwe⸗
rer Mafle gröüer ſeyn, als im dem von Fleinerer fchwerer Maſſe;
und es wird folglich eine größere Centripetalfraftserfordern, um
\ . die
Phänomene ber Schwere im Allgemeinen. zyw
die 'sröfere Maſſe in: gleicher Bahn Mit gleicher Beſchwindigkeit
und ben gleichem Abftande vom Centro zu erhalten.
Wenn wir die fhweren Maffen P, p, und die Eentripefalfraft'
G:ı 8 — ” ift , alles gleich geſetzt, 3
LEET Te, |
Es babe naͤmlich der Körper A von doppelt fo viel ſchwe⸗
rer Maife, ale B, mit diefem bey gleichem Abitande vom
— ı Eentro und bey gleicher Umlaufszeit eine Centralbewegung.
Der Körper A iſt — 2B; in jedem von diefen angenom⸗
menen B aber ift die Eentrifwaalfraft glei der ın dem
eigentlichen B, folglich ift Die, Centrifugalfraft von, A zu
der in B wie das Gewicht oder die fchwere Maffe von A
zu dem von B. .
ni aber Waller und Quedfilber im einer gegen dem
ont geneigten Röhre eingeſchloſſen find, und im Krei⸗
berum bewegt werden, fo wird dabey das Duedfilber'
ıflchen, und weiter vom Eentro entfernt feyn, als
das Wafler.
Eben hieraus laͤßt nd auch erflären, warum bey dem
KRornfiebe die fchwerern Körner nach der Peripherie zu, die
leichtere Spreu näher nah dem Mittelpuncte des Siebes
gelammelt werden.
Müfchenbroek $ 730. Kraft praelect. phyf..I. j. 198.
=) Aus der Verbindung dieſes Satzes mit dem oben bey der
Gentralbewegung ©.65. n. 16. angeführten folgt der allgemeinere
für die ralbetoenumg ſchwerer Körper: Die Centralfräfre find
in einem amengeke n Verhälsnufe aus dem geraden der
ſchweren Maſſen un Entfernungen vom Mittelppuncte, und
dem umgelehtten des Quadrats der Umlaufszeiten.
Bean bie Centraffräfte Gy, gr. die ſchwere Maſſe P, p, die
Abſtaͤnde vom Mittelpuncte D, d, und die Umlaufszeiten
Ti vr, heißen, f-ift - - ‚,
ar n * > PD, d
— 6: 38 *E.
Wenn ale P=p, pitG:g= —X wie oben (S. 65.
n. 16.), und ferner D+d = GT?:gt?; und wenn G ⸗
und P=p, fo ift die Geihwindiafeit oder V: v — vB
eyd=T:t, und V”?:v’—=D:d. ferner wenh P=
p / und T=t, fit G:g = D:d (f, oben ©.64 n. 13.)5
und wenn T=t, ſo iſt G;:g=PD;pd.
Menn num Gig= 5:17 fit T:e=ND:d mb
Vz v; ferner, wenn T = 6, und Pip= 7:4 |
lo iſt ⸗. |
Endlich wenn P = pr nd D=d, fit G:g =
2 1 E | . a
77 ’- R “
Yan Swinden 1, S. 135. 4 365% 7 eu un ,
, ... J ?
Es fen ferner DB? : BE? —=C
72 1 Dheil. 3. Hauptſtuͤck.
3) Wemt. bie Quadrate der Umlaufs zeiten ſich verhalten wie
die Würfel der. Entfernungen vom Uitte der Rräfte, und
die ſchweren Wiaflen gleidy find, fo find Die Centralkraͤfte un ums
gefehrren Verhaͤltniſſe des Quadrats der Köntfernungen,
‚Ben alſo T:r=D:0,plMGig=n,:,; =
' d?:D2.
Nach dem oben (S. 65 m. 16.) Ungeführten war G:g —
ni er fubfituiren wir nun bier, nach der Vorausſe⸗
Auna, für T? umd £:, D’ und d’, fo iſt Gig= pn > —
zu I: I = d? :D?®, z
4) Wenn die ſchweren Wiaffen ungleich find, fo'find, in dem
eben angrfuberen Sale 13), die Cemralkraͤfte ım geraden Verhaͤlt⸗
miſſe der Wiafjen und im.umgefehrten des Quadrats der lEnıfers
nungen vom Uuttelpuncte der Kräfte.
: Dies folgt aus ‚der Verbindung des zwepten und britten Gas
—zzes umnd iſt dieſemnach k
3) Werm ein ſoᷣwerer Rörper in -einem Rreife mir eben fo gros
ge eit bewegt wırd , als er Durch den freyen Sall aus
er Hoͤhe bes vierten Theils des Durchmeſſers, oder der Hälfte
des Kadius des KAreies erhalten würde, ſo iſt feine Centritugals
Eraft der Schwere gleich. Ware der Körper an einem Faden ges
fpannt, und würde er im horizontalen Kreife bewegt, jo würde
er jenen chen fo fpannen, als wenn er frey daran berabbinge.
‚Der füdrper werde in einem horizontalen Kreife ( Fig. 40.) bes
wegt. Die Tangente BD fev gleih dem Radius AB. Je—⸗
ner bewegt fib,nach der Borausfegung, in der Circumferenz
des Kreifes mıt einer Geſchwindigkeit, melde er dutch dem
fentrehten Fall CB = 4 AB erlangen würde. Die durch
dieſen Fall erlangte Geſchwindigkeit würde ibn in eben der
‚Zeit dur den doppelten Raum von CB, oder durh BD
feihförmig führen ($. 217.) Wenn er alfo in B lösgelafs
; ‚würde, fo würde, er in eben diefer Zeit den Raum BD
' gleihförmig aurüdlegen, Man nehme von BD irgend eis
nen fleinen Theil BE, und ziehe dur das Gentrum des
Kreifes die gerade Linie EAH , die den Kreis in F fhneider.
?=CB:CG. Wenn wir alfo
dic Zeit, in welcher der Körper mit befchleunigter Geſchwin⸗
digkeit durch CB fällt, durch die Linie BD ausdrüden koͤn⸗
ger, fo wird BE die Zeit der beichleurigten Benegung
ı dur CC ausdruͤcken, weil bie Räume, weiche ſchwere Körs
per ben dem Falle durchlaufen , den Duadraten der Zeiten
— nal ſind. In der Zeit naͤmlich, in welcher der
were Köeper- mit eunigter Geſchwindigkeit aus C
in B fält, kann er mit der in B erhaltenen Endaes
Bean ben der gleihförmigen Bewegung a das
ſt, BD, durdlaufen: Die Zeitz im her er BD_gl Yarda
Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 173
tr iR gu der dur BE, wie BDyu BE, Weil
sun die Quadrate diefer Zeiten verhalten wie die Raͤu⸗
me, welche ſchwere Körper berabfallen, fo it BDe <BE*
= CB + CG. Es würde alſo der Raum CG mit der bey
Salle beichleunigten, und BE mit der gleihfünmigen
—* die der Körper in der Kreisbewegung bat,
eit befhrieben werden. Wenn ferner der Körs *°ı
8 losgelaſſen, wiirde, ſo
oͤrmiger Geſchwindigkeit in eben
denn aleich iſt, wenn durch dieſe in gleichen Zeiten
Räume zuruͤckgelegt werden. Daß aber CG = FE
. auf folnende Art bewieſen: Es iR HE: EB =
BE,-oder HF: FB = FB: FE und BF = EB, weil
„BE ‚genug- angenommen wird. Alſo it HE? : EB®
N‘ s.oder HE? : HE =EB?:EP. Da wir den
Plein genug annchmen , jo fünnen wir auch HE
1. Nehmen wir nun dem vierten Theil der ers
er'der Proportion, wodurch das Verhaͤltuiß nicht
2
wird, fo ift i Zr =EB?;EF, oder
wars, * ur ober ur == BC; es iſt alfo AF? : BE?
=BC:EF; ba nun AT: = BD?, ſo iſt BD? : BE? =
BC;:EF, Es war aber irach der Eonftruction BD? »BE?
= BC:CG; es ikalfoBC:CG = BC; EF, und alfe
EF=CG.
- Huygens de vi centrifuga, in feiner operib. th,
@e. F Mufchenbrock |, 736. *
Es laͤßt ſich hieraus erklaͤren, warum aus einem mit
Wafſfer gefuͤllten offenen Gefaͤße, wenn es vermittelſt eines
Stricks im verticalen Kreife mit einer gerifien Geſchwin⸗
digkeit umhergeſchwungen wird, nichts herauslaufe, wenn
gleich das — wenn es in das Zenith ſeines Kreislaufs
gekommen iſt, mit feiner Oeffnung ſenkrecht auf dem Ho⸗
rizonte ſteht.
Ferner laͤßt ſich hleraus beweiſen, daß ein Koͤrper auf
dem Aequator der Erde :ızmal geſchwinder bewegt ae
muſſe,
ur Eu I She: 3. Haupiſtuͤck.
müfle, als die Erde um. ihre Achfe, wenn er eine Flichs
kraft erhalten fol, die ver Schwere gleich if. Denn nah
dem eben vorgetragenen Gage müßte die Geſchwindigkeit
der Umdrehung der Erde fo groß fenn, Als die zu der Falls
höhe aus dem halben Erdhalbmeſſer ( —) der Erde gebös
rige Geſchwindigkeit, wenn die Fliehkraft der Schwere
"gleich ſeyn ſollte. Die zu diefer Höhe gehörige Geſchwin⸗
digkeit aber ift (j. 223.) 250 Y = 12: Ya R. Nah
iccards Meſſung iſt der Erdhalbmefler 19614791. parif.
uß = 20302343 ıheinl. Fuß. Da wir für R Taufends
theilden des rbeinl. Fußes nehmen muͤſſen, fo finden wir
für 125 y 2 R = 25183250, oder die zu der Falldoͤhe aus
dem halben Erbbalbmeiler aebörine Geſchwindigkeit it fo
groß, daß der darin beariffene Körper 25188250 Taufends
theilchen des rheinlaͤndiſchen 5 in jeder Secunde gleich⸗
foͤrmig durchlaufen wuͤrde. Bey der Umdrehung der Erde
um ihre Achſe hingegen durchläuft jeder Punct auf. dem
Dequator in einer Secunde 1425 parit. Fuß = 1476,427
rheint. Fuß, oder 1076437 Taufendtheilben _des_rbeini,
Fußes; folglich if die Geichwindigfeit , die zur Fallböhe
aus dem halben Radius der Erde gehört, zur Geſchwin⸗
digfeit der Umdrehung der Erde wie 25188250 : 14764277
oder faft wie 17:1.
6) Die fchönfte und erhabenfte Anwendung der Lehre von ber
Eentralbewegung und Schwere ift die auf unfer Planetenfrftem.
Die Uebereinftimmung derfelben mit den Phänomenen des letztern
ewährte die vblligfte Ueberzeugung von der Nichtigkeit und
ahrheit der Eopernicanifchen Weltordnung. Die Some ftebt
im Eentro unferes Planerenioftems ; um fie bewegen fich die Haupt⸗
Planeten, mit ihren Trabanten oder Wionden. Repler entdefte
nun, was die nachfolgenden Beobachtungen ſtets beftärigt haben =
1) daß die Planeten nıchtfin Kreifen, fondern in Ellipſen um die
Sonne laufen, ım deren einem Brennpuncte die Sonne ſteht;
3) daß die Planeten mir dem aus der Sonne nach ihnen gezoge»
nen Radius vectör Slachenrdume durchlaufen, die den Zeiten pros
u find, (f. oben &. 60. n. 1.) *); und 3, dafh die Quadrate
Umlaufszeiten der Planeten fi) verhalten wie die Würfel
der — wen lg reg: Bra Sonne **) Die Beobachtungen
—— ferner, daß die Nebenplaneten oder Monde um ihre Haupt⸗
aneten diefelbigen Geſetze befolgen , als die fegtern um die Gens
ne; und endlib, daß fogar die Kometen in ihren febr laͤnalichen
eliptifhen Bahnen diefen Gefeßen unterworfen find. Newton
‚machte die erhabene Anwendung der Geſetze der Echwere auf die
. *) ‘Io. Kepleri Altronomia nova «Krioloynt&, [. phyfica
| caeleltis eradita commentarlis de motibus [tellae Martis.
Prag. 1609. $ol. . :
»°) lo. Kepleri epitome aftronomiae Copernicanae, Linecii
1618. 89 Harmonicae mundi libri V. Line. 1619. Fol.
\
J ⸗
Phaͤnomene der Schwere ini Allgemeinen. 175
ng der Dimmelsförpen Er bewies, mas die Verglei
der Beobachtungen mit der Theorie voͤllig beftätigt: 1) daß
Jr in- ihren Bahnen durch eine Kraft zumckgehalten
+ die bep —— — Pas —— bey *
— na Dauptplaneten gerichtet iſt, um den ſie fi
=) daß dieſe Eentripetaffraft, welche die Planeten in
ihren ®. ‚im umgekehrten Verbältniffe des Quadrate der
Entfernu — der Sonne ſey, oder von dem Hauptplaneten,
eenn. von Nebenplaneten die Rede iſt; 3) daß auc dies von dem
Kometen. —— lichen Ellipfen fi um die Sonne
—
J J
J
=
u.
>}
TDeE
DZ
die Kraft, die,alle und jede Planeten und
Ometen um die Sonne, und bie, melde die Trabanten um ihre
uptplaneter —66 eine und dieſelbige ſey. Er bewies, 5) daß
je Kraft, di die Dianefeit in ihren Bahnen erbält, wie die Ehiwes
+ eine _aleichförmi; —5 eunigende Kraft fen, und zeigte zuerſt
Kraft, die ihn ih feiner Bahn um die Er⸗
‚ „der um. die
gegen die Erde fey: Es fen (Fig. 14.)
‚Erde C getrieben wird, und der um
wegung bat. Die Centrifugaltraft ſucht
n feiner Bahn AGFE abzulenfen, und die Cen⸗
en C hält ihm ftetig darım zurüd. Der mittlere
-
nd» CA, de Aalbaffiet der Mondsbahn, beträgt etwa
dhalbm oe: on wir jeden nad Piccard auf 19615791 pas
sup feßen pollen. Die Umlanfezeit des Montes um die Erde
N e 27 Tage 7 Ötunden 43 Minuten, Oder 39343 Minuten,
uft alfo in einer Minute einen Bogen Ab (Sig. ı1.), der
ade, oder mabe 33’ beträgt. Dan weiß das Verbälts
Zentripetalfraft Aa zum Radius AC, wenn man daß
baltmiß des Duerfinus Aa der Bogens Ab von 33% zum Nar
ie tere it = 12798 ? 1006006000000. Dies iſt
3 baltniß der Eentripetalfraft, die den Mond binnen
innte von der geradlin gen Bahn feiner Tangente ablenkt,
Dalbmeiter feiner Babn. Da num der Mond etwa 60 Erdr
eier, ober 1176947460 pariſ. Fuß von dem Mittelpuncte
Erbe abftebt, fo ift Aa,’ oder die Kraft, mit welcder der
omd gegen den Mittelpuner der Erde binnen eıner Minute zu
Ärebt, = — 26 15,052 pariſ. Fuß; und folg⸗
ib viel, ala öb ein fchwerer Körper in A binnen einer Mis
ee \ ne AR von 15,052 Fuß file. Wenn ficy
um a ee etebrr verhält wie das Quadrat der
Entfernungen „ fo muß die Schwerkraft des Mondes gegen die
Erde, da er 60 Erdhalbmeſſer vom Centro der Erde abitcht,
co: mal atringer, oder „455 der Beichlennigung der Schwere an
der Mäce ſeyn; und weil fich die vom Ichweren Körpern bey
— 5* durchlaufenen Raͤnme verhalten wie die Quadrate der
Year : 60° = 19,052 : x die Wirfung der Schwere
auf der Häche der Erde binnen einer Minute ſeyn. x oder 602.
air
19,052 $- fomint auch mir der aus andern Erfabrungen actundes
| ung der Schwere an der Erdflaͤche fo ziemlich und
via s fo überein, als man es in folden Fällen nur erwars,
‚ten # era da das angeführte Manf des Halbmeſſers der
lich größer ift, als wir‘es hier anaeneumnen has
2 en/
176 1. Theil. 3. Hauptſtͤckk.
ben, und ber Mond nicht mit feiner Eentripetaffraftges
gen bie Erde wirkt, fondern ein davon durch die Wirkung
gesen die Sonne aufgehoben wird. Es if alfo die Gravitation
unferer ſchweren Körper zu der Gravitation des Mondes gegen
die Erde, mie 60% : 1, oder wie das Quadrat der mittiern
fernung des Mondes vom Mittelpuncte der Erde zum Müadrate
der Entfernung der Körper auf der Flaͤche der Erde von ihrem
Mittelpunete. ——
Hieraus Fz num Newton der Schluß: 1) daß die Centripe⸗
talfraft des Mondes eben fo argen die Erde wirke, als die irdi⸗
ſche Schwerfrafts 2) daß fie mit diefer einerley fen; und 3) da
die Schwere im umgekehrten Derbälmifie des Quadrars der Ent⸗
fernungen ftebe. Er machte weitere Anwendungen für die Planes
ten und ibre Trabanten, umb flüßte darauf das Enftem der au
meinen Schwere oder Grapitarion, das feinen Namen unfterb
li aemacht bat. 4) Daß die Iraft, die alle Planeten , fo wobl
die Hanptplaneten als die Nebenplaneten, und dann auch die
Kometen in ihren Bahnen erhält, einerlen fen mit der Schw
und nach denſelbigen Gefchen twirfe, als diefe auf der Erde; u
daß — Kai reine gegen * Sonne die Anger
neten aber gegen prplaneren und gegen die Sonne, ı
eben denjelbigen Gefegen grapitirten, oder ſchwer
———— würden, als die irdiſchen Koͤrper
rde.
Hanac Newton philofophiae naturalis prineipia mathematice,
Londini 1687. 4. ig
La Lande aftronomie, f. 999.
7) Newton blieb bierbep nicht ſtehen, fondern machte vom
feinen ſchoͤnen Entdedungen noch weitere ,. ſehr finnreiche Anwen»
dungen zur Beltimmung der beichleunigenden Krait dır Schwert
auf der Dberflähe der Planeten, des Berhältnifles der ſchweren
Mafle derfelben, und der Dichtigfeit diefer Mafle; wovon ich
bier nur kurz die Refultate anführen will, j
- Die Schwere-( 8 auf: der Dberfläche eines Hauptplanetem
verhält fich wie die Schwere (G) feines Lrabanten gegen ihn⸗
multiplicirt durch das Quadrat des mittlern Abftandes ( D ) dies
fe6 Trabanten, und dipidirt durch das Duadrat des Halbım
( R) des Hauptplaneten; oder wie der Mütfel des mittlern Abe
ſtandes des Zrabanten dioidirt durch dad Quadrat feiner Umlaufss
it an das Quadrat bes Halbmeflers des Hauptplaneten,
a
GD? De
6* 1m oder ng
Die Sonne kann hierbey für einen Hauptplaneten; bie Haupt⸗
vlaneten aber fönnen für ihre Trabanten gebaften werben.
Mufchenbroek j. 743. Van Swinden L. ©. 154. f. 420,
8) Die fdyweren Wiaffen der Planeten ( P verhalten fi
ie die, Würfel der mittlern —— (8 von ihren
Krabonten, dioib \
Mi aaue den bin Qoadeate der Wininufegeiten -
Phänomene der: Schwere im Allgemeinen. 177
—
P:p= nr ine
9) Aus der Anwendi dieſes Satzes (8) ahf den vorigen
(7) ehr dann auch, daß die Schwere auf der Oberfläche Hr
‚Planeten. fib verhalte wie die Ihwere: Maſſe deffelben ‚- dividirk
Auch das Quadtat ſeines Halbmeſſers, ober
a u
re NE Mi u Br an, tu
10) Endlich die Dichrigfeit (A )-der ſchweren Maffe eines
Haupt laneten ver haͤlt ſich wie der Wuͤrfel der mittlern Entfers
zung feines Trabanten dividitt durch das Quadrat der. Umlaufs⸗
geit dieſes Trabanren, und dem Würfel des Halbmeſſers des
Planeten CR); oder fürzer, ſie verbält fich wie die Schwere
je der Dberflähe des Planeten/ dividirt durch feinen Halbs
me. "te Kzur ‚-
aD et
_ sd 75* oder Am u
La Lande aftronomie, f. 1018. 1022.
11) Außer den angeführten Bewegungen der Planeten und
Kometen um ihre Sonne, und der Trabanten um ihren Haupts
dlaneten, find noch als Folaen der allgemeinen Gravitation ans
ertaunt umd erwieſen: 1) die Ebbe und Sluth, wovon, als
einem irdiſchen Phaͤnomene, die weirere Ertlärung noch vorfoms
men wird, 2) die Ungleichheit des Mondslaufes, 3) das Vors
rüden der Nachtgleichen, 4 ) Das Wanken der Erdachſe, S )-die
turbatıonen des Laufes der Planeten, 6) der ungleiche Lauf der
ometen, 7) da* Abnehmen der Schiefe der Ecliptik, 8) die Bewer
gung der Apfidenlimien aller Planeten, 9) die Bewegung aller Ans “
tenlınien , ı9) die Ungleichheiren des Laufes der Jupitersmonden,
und 11) die. Rotation des Kınges vom Saturn; deren nähere
Beſtimmung und Erkläsung für die Aftronomie gehört. So iſt
alfo der Nußen der Kenutniß des allgemeinen Geſetzes der Gras
pitation von dem ausurbreitetfien Umfange, und im Grunde die
Bafıs der neuern Aſtronomie. 7 |
La Lande altronomie f..99.
ı2 ) Durd die er der Planeten um ihre Achfe erhal⸗
ten die Theile ıbrei Mafle eine Stiehfraft, deren Richtung auf
der Achie ‚ber. Hmberoana- Wahre: ıft, die dbaber unter dem Ae⸗
quater am ardgeften fehn, agegen die Pole zu abnehmen, und im
dıefen endlih ganz verfhwinden muß. Diefe Fliehkraft verhält
fib unter dem Aequator der Erde zur Echwere dafelbit, wie 13
239.
Es fen (ia. 41.) Bb ein Bogen, der unter dem Aequator
' binnen einer Zeitfecunde durchlaufen wird, und welcher
15 Secunden beträgt. Der Halbmefler des Aequators TB,
der nah Bouguer 19681717,3 parif. Fuß beträat, verbätt
fib zu Cb, oder der Flrebfraft, wie der Radius vom
1000000000000 jum Querſinus des Bonens von 15 Secun⸗
den, der binnen einer Zeitſecunde durchlaufen wird, .. je
| 264%
7 Rh 3. Dept
I J 1968171773.2844
2644. Cb beträgt alſo Juß = 0,052038 ..
Buß oder 7,496 Linien. Der Raum bd hingegen; der durch
die Schwere binnen einer Secunde unter dem Aeguator durchs
laufen wird, ift nad der Berehnung von 4. 264. aus der
Vendullänge unter dem NAequator (9. 262), 2167414 Li⸗
nien. Folglich verbält ſich die Fliehkraft zur Schwere
unter dem Aequator wie 7,496 Linien : 2167,414 Lin., oder
wie 1: 289. |
Nach einer allgemeinen Megel beſtimmt man die Flieh⸗
Praft unter dem Aequator eines Planeten nach folgen
Formel. Die Fliehkraft (2) verhält fi zur Echmwere (g)
Dafelbit, wie der Eubus des Halbmeflers (R) des Planes
ten mıt dem Quadrate der Umlaufszeit ( T) feınes Zrabans
ten multiplicirt au dem Cubus der mirtlern Entfernung
des Trabanten (D) mit dem Quadrate der Umdrebumgszeit
= des Planeten um feine Achfe, oderz:g= R’,T:;
.r2.
Van Swinden 1. ©. 157. . 431.
13) Diefe Fliehfraft vermindert die Schwerfraft, und zwar
am mehreften unter dem Aequator, weil fie hier der Richtung
der Schwere gerade entgegengefegt ift; weniger in — Breis
ten _wad den Polen zu, weil fie bier ſchief der Echwerfraft ents
gegen wirft, und aljo nur ein Theil von ihr der letztern direct
—— iſt. Dieſer Theil iſt deſto kleiner, je mehr der Sinus
des Complements der Breite kleiner iſt, als der Sinus totus.
Ueberbaupt iſt die Verminderuug, welche die Schwerkraft am
verſchiedenen Orten von der Fliehkraft erleidet, zu der, die fie
‚unter dem Dequater erfährt, wie das Quadrat des Eofinus der
Breite des Drts zum Quadrate des Halbmeſſers der Erde.
Ea Lands aſtron. $, 459. Vergl. mit $. 261. 2.
24) Weil die Erde eine fphäroidifche Geſtalt bat, und an
ben Polen abgeplattet ift, fo wird ein fhiwerer Körper unter dem
Lequator, auch noch aus diefer Urſach, unabhängig von der
Busen: wegen der —— Entferuung vom Mittelpuncte der
rdbe, eine geringere Beſchleunigung baben , als gegen die Pole
zu (6). Die Länge des einfachen Secundenpenduls wird daberz
auh nach ber — wegen der Fliebkraft, unfer dem
Weauator Fleiner ſeyn, als In ven größern Breiten nad den Pos
len zu (ſ. 262.). Dennoch koͤnnen au nod andere Urſachen
dazu beyiragen, |
Pier:
u . 179
— — msn nm nn ———————— }
Viertes Hauptſtuͤck.
Phaͤnomene ſchwerer feſter
Körper
Säwerpune feſter Können
9 272.
Man nehme einen dünnen platten Körper von regel
mäßiger Geſtalt und fchiebe ihm auf einer Spiße
hin und her, fo wird man endlid) einen Punct finden,
in welchem ver Körper auf der Spiße ruhet, und
durch deffen Unterftüßung der Körper vor dem Sallen
auf jeder Seite bewahrt wird.
$. 273. Diefer Punct heißt der Shwerpuner
oder der Mittelpunct der Schwere { Centrum gra-
yitatis). Wenn -drey ſchwere Puncre in gerader linie
neben einander, durch Cohäfion mit einander verbuns
den find, fo fieht man leicht ein, daß die fenfrechte
Unterftügung des mittleren fie alle vor dem Falle fichern
wird, wenn die Cohäfion der Puncte zur Seite des
unterftüßten durch ihr Gewicht nicht getrennt werden
fann. Der ſchwere Punct diesſeits und jenſeits des
unterſtuͤtzten druͤckt gleich ſtark nach unten, es kann
baber feiner eher ſinken, als der andere, und durch
die Eohäfion wird er verhindert, fich loszureißen vom
unterftügten, Es bleibt daher das ganze Syſtem un:
age Gerner sine bie. Unterſtuͤtzung eben fo viel
M 2 Drug,
180 1. Thell. 4. Hauptftüc,
Drud, als mern auf fie ein Gewicht druͤckte, das
der Summe des Gewichts. aller ſchweren Theile gleich
wäre. Es ift alfo eben fo gut, als ob die Schwere
alles einzenen Theile, "oder ob dag ganze Gewicht des
Spftems im unterflüßten. Puncte vereinigt wäre.
Eben deswegen nennt man ihn den Schwerpunct.
Es ift leicht einzufehen, daß das,’ was ich von drey
in einer geraden linie verbundenen ſchweren Puncten
angeführt habe, auch von zweyen gelte, wenn fie in
der Mitte der geraden finie, die fie bilden, ſenkrecht
unterfiäßt werden; und daß, wenn eine gewifle Air:
zahl ſchwerer Puncte des feiten Körpers einen gemein:
ſchaftlichen Schwerpunet haben, auch die um Eins
größere Anzahl einen gemeinfchaftlichen Schwerpunct
haben werde, folglih auch bey vier, fünf, ſechs,
u. f. w. fehweren Puncten derjelbe angenommen ner:
ven koͤnne. Kurz, in jedem feften Körper laͤßt fich
ein Punct annehmen, um welchen herum alle Körpers
theilhen auf der einen Seite fo viel Gewicht haben,
als die auf der entgegengefeßten Seite, und diefer
gemeinfchaftliche Schwerpunct liegt fo, daß, wenn alle
GKörpertheilchen, die auf der einen Seite liegen, durch
ihre Entfernungen davon multipficiet werden, die
Summe diefer Producte gleich ift der Summe aͤhn⸗
licher Producte für die Theilchen auf der andern Seite
deſſelben.
$. 274. Wenn die ſchwere Maſſe eines Körpers
durch ſeinen ganzen Raum gleichfoͤrmig verbreitet iſt,
ſo haben gleich große Theile deſſelben auch gleiches
Gewicht, und der Mittelpunet der Groͤße oder der
Figur
Phänsmene ſchwerer feſter Körper: agı
Figur” des Körpers wird dann auch ſein Schwerpunct
fenn. Der Mittelpunct einer ſolchen Kugel wird alfo
ihr Schwerpunet ſeyn; bey einem Cylinder und bey
einem geraden Prisma wird er in der. Mitte der. Achfe
liegen. Sehr dünne Scheiben kann man als ſchwere
Ebenen betrachten, die es freylich im geometrifchen
Sinne nicht. geben kann. In diefem Sinne fann
man von dem Schwerpuncte eines Dreyecks, eincy
Sreifes, und. dergl. reden. Wenn man aus zwey
Winkeln eines Dreyecks auf die Mitte der gegen über
ſtehenden Seitenlinien gerade Sinien zieht, fo} ift der
Durchfchnittspunct diefer Sinien dee Schwerpunet des
Dreyels; und wenn man aus irgend einem Winkel
eines Dreyecks eine gerade Linie auf die Mitte der
gegen ‚über ftehenden Seitenlinie. zieht, fo liegt ber
Schwetpunct in dieſer finie 3 von dem Winfel ent-
fernt, aus dem man die Sinie 309 (Fig. 27.). In
einer Pyramide und in einem Kegel liege der Schwer:
punct in der Achfe, und zwar in der Entfernung von
3 derfelben von der Spiße; in einer Halbfugel 3 in
der Höhe der fenfrechten Linie aus dem M iitclpune
der Grundfläche gezogen.
| Jurpene JI der geſammten — 18. u
6. 275, Wenn ein gerader Cylinder ‚ein gera-
bes Prisma, eine gerade Ppramide, oder ein gerader
Kegel, oder eine Halbfugel lothrecht ftehen, fo wird
jeder Punct der Grundfläche von dem Gewichte aller
Theilchen gedruͤckt, die fid) lothrecht Darüber befinden;
es iſt alle eben fo viel, alg wenn die Grundfläche jelbft
fchwer,
182 = LU ——
ſchwer, und das Gewicht derſelben durch den Raum
dieſer Flaͤche gleichfoͤrmig vertheilt wäre. Mithin
merden auch dieſe Körper. unterſtuͤtzt ſeyn, wenn dee
Mittelpunct ihrer Grundflaͤche lothrecht unterftügt iſt.
Zatſtens Anfangsgr..der Naturl. $. 35.
$. 276. Wenn der Schwerpunct eines feſten
Körpers lothrecht unterſtuͤtzt iſt, ſo kann der Koͤrper
ſelbſt nicht herabſinken, und der ganze Koͤrper wird
vor dem Falle geſchuͤtzt. Wenn hingegen die Vertical⸗
linie vom Schwerpuncte gezogen außerhalb der Unter⸗
fügung liegt, fo fällt det Körper, und zwar nach
ber Seite hin, wo der Schwerpunct liegt. Es ift im.
erften Falle gar nicht noͤthig, daß der Schmwerpunct
felbft unmittelbar gehalten werde, was in vielen Foͤllen
gar nicht einmal anginge; fo fann 5. B. ben einer
feften Kugel ihr Mittelpunct, wenn er ihr Schwers
dunct iſt, nicht unmittelbar unterſtuͤtzt werden, weil
die ihm allenthalben umgebende Maſſe derſelben es
hindert. Es braucht nur ein Punct A oder B ( Fig.
28.) unterftüßt zu ſeyn, der in der Verticallinie AB
liegt, melde durch den Schwerpunct C in der Rich:
tung der Schwere geht. In diefer Richtung wird
der Schwerpunct durch die Schwere gegen den Hori⸗
zont zu ſollicitirt, und eine Kraft, Die dem Gewichte
bes Körpers in dieſer Richtung vollfommen twiderfteht,
wird das Fallen des Schwerpunctes, folglich des
ganzen Körpers, verhuͤten. Diefe Richtung ACB
heißt die Divectionslinie des Schwerpunctes, oder
bie mittlere Nichtung der Gewichte aller ſchweren
Theile des Körpers,
4. 277.
Phaͤnomene ſchwerer feſter Koͤrpber. 183
6.277. Wenn ein ſchwerer Körper fo aufge:
hoͤngt wird (Fig. 28.), daß der Mittefpunet der.
Bewegung mit dem Mittelpuncte der EihiwereC. über-
einfommt, und der Körper fi zwar um denſelben
drehen, fonft aber nicht weichen könnte, fo wird es
in jeder fage ruhen, und es ift eben fo gut, als ob
alle übrige Theile außerhalb des Aufgängungepune:
tes feine Schwere hätten. x
6. 278. Wenn der unterftüßte Puner‘ , an wel⸗
chem der Körper haͤngt, höher liegt als der Schwer:
punct, und z. DB. der. Körper (Fig. 28.) in dem
Puncte A unterftügt wird, fo ift der Körper nur dann
in Ruhe, wenn-der Aufhaͤngungspunct A in einer
geraden Linie mit, der Directionslinie CB des Schwer⸗
punctes C liegt. Der Körper kann in dieſem Zu:
ſtande des Gleichgewichts. fich nicht um A drehen,
ohne daß fein Schwerpunct nicht ftiege. . Bey einer,
Abweichung, auch ben der geringfien,. der geraden
finie AC von der verticalen Richtung wird ſich der Kür:
per bewegen, und von ſelbſt in die Sage zu verſetzen
fireben, in welcher AC vertical, oder, in der, Dircc-
tionslinie-des Schwerpunctes CB ift. Der Schwer;
punct eines aufgehaͤngten oder ſonſt beweglichen
Roͤrpers ſinkt alſo immer herab, und zwar ſo Kief
als er kann. Er nimmt alſo unter allen moͤglichen
Stellen jederzeit ‚Die niedrigſte ein, die ex erhoſten
hann, ehne vorher zu ſteigen. | Ä
Hierauf gründet ſich aud) die Merhode, den Shwerpunct mecha⸗ |
aiſch zu finden · |
2 . a ee A Er, Be Eee 5 279.
184 1. Theil. 4. Hauptftüd.
$. 279. MWennB der unterftüßte Punct ift ( Fig.
28.), und niedriger liegt, als dee Schwerpunct C,
fo fann fein bdarrfiches Gleihgewicht Statt finden,
fonderit' e8 verurſacht die geringfte Abweichung der
geraden’ Sinie-BC von der Directionslinie des Schwer⸗
punctes, daß der Körper umfallen, und fich in eine
andere Lage verſetzen muß, worin die Directionslinie
ſeines Schwerpunctes entweder ſenkrecht unterſtuͤtzt
iſt, oder andere Urſachen ſein Fallen verhindern.
"Eine Kugel kann auf einer waaserechten Ebene in jeder Lage
rubig liegen, weil dieje die Direcriousline des Schwer⸗
punctes ſenkrecht unterftüßt‘; die geringfte Abweichung der
Ebene von der horizontalen Lage macht, daß dıe Kugel
‚darauf herabrollt.
’ .
Es: tft zwar an fih möglih, daß ein Kegel auf feiner
Spitze ruben fünn, wenn; feine Achſe vollfommen lothrecht
ſteht; aber die allerkleinfte Abweichung von diefer lothrechs
' ten Richtung wükde ihn zum Umfauen bringen.
Barftens Anfangegr. der Natur, 1042 |
"6. 280. Wenn die Dirertionglinie des Schwer
punctes innerhalb der unterftüßten Grundfläche eines
Körpers fällt, fo kann der Körper nicht durch fein
eigenes Gewicht umfallen. Wenn aber die Direc-
tionslinie außerhalb ber unterſtuͤtzten Grundfläche
fälle, ſo fällt ver Körper um, und zwar nach der
Seite hin, wohin der Schwerpunct liegt. Es ift im
erſten Salle nicht nöthig, daß alle Yuncte der Grund:
flaͤche unterftüßt find, ſondern die unterftüßten Puncte,
brauchen nur die Winkelpunste, einer ebenen geradli⸗
nigen Sigur auszumachen, wenn man fie mit geras
den Sinien zufammenzieht, und die Verticallinie Durch
ben Schmerpunct oder die Directionslinie deſſelben
muß eine Stelle der waagerechten Ebene treffen, die
innerhalb der Gränzen jener Figur liegt.
Phänomene ſchwerer feſter Körper. 185
Ein Tiſch auf. drey Süßen ftebt feft, und fefter als. auf nieren,
weil jene allemal in einerley Ebene fallen, welches bey vieren
nicht der Fat it, wenn der Boden nicht völlig waagerecht
iſt, und alle Fuͤße genau gleich lang find,
6. 281. Aus der Anwendung der Theorie vom
Schmerpuncte laffen fi) verfchiedene Phänomene und
Derfuche erflären. Dahin gehören:
ı) Die Erfdeinungen bes — ſchen Purzel
mannes.
Mufchenbroek introd. ad philoſ. nat. f. 508.
2) Die Einrichtung und Wirkung eines Weg⸗
mejlecs, oder Hodometers.
Sigaud de la Fond &l&emens de Phyfique T. 11. $. 277; deſſen
Anweifung zur Erperimentalphyf. }. 122; a
3) Die Lampe des Cardanue.
Sigaud a.0.D, f. 76.
4) Die Stellung einiger Gebäude, bie zu Fallen
ſcheinen, und doc) ficher ftehen, wie 5. B. be
Thörme zu Pi und Bologna. |
Cafatus mechanica. L. B.. 1684. 4. I. 6, 9.
5) Der Mechanismus des Stehens, Gehens,
Aufftehens und der verſchiedenen Beugungen
bey Menſchen und Thieren.
Petrus Borellus de motu animalium. Hagae 1743. 41
5 a Desaguliers courfe uf experimental uilofopby>
44
Beym Menſchen geht bie Directiondlinie feines Schwer⸗ =
puncts, wenn er auf zwey Füßen ſteht, durch das Des
rinaͤum. 5 ’ |
6) Das Hinauffteigen eines Cylinders auf einer
fchiefen Ebene.
Desaguliers a.a.D. U. $, 38. 4.6. Räfners Unterfubung
des Colinders, der fich eine fchiefe Fläche hinauf zu neu
fheint; im 1.3. der deutichen Schr der Föni Sa.
9 W. zu Göttingen S. y Arte - * )
7
186 L Thal. 4. Hauptfküd. .
7). Ein doppelter Regel, ber über zwey ſchiefen
Flaͤchen hinaufwaͤrts zu rollen ſcheint.
Oeo. Wolfg: Khafı explicatio expörimenti paradoxi de ad-
feenfu coni duplieis in altum en is den com-
ment. Polrop. T. VI. ©. 389,
8) Die Kaͤnſte der ET und Aeguilibch
ften.
GScehilers phnflfat. Wörterbub, Th. III. G. 933.
9) Das Aufhängen eines Eimers vol Waffer an
die Klinge eines Mefiers ‚, das frey auf einem
Tische liegt.
' Sigaud Er en D. fh. —8 deffen Aaweiſuns zur erderimental⸗
phv
10) Allerley andere Spielwerfe, wie ber Eleine
Seiltänzer von Holz, die Fleinen Männchen
von Kork unten mit Dep; bie. bon tel auffie:
ben, u..dergl.
— mathematiſche enuetns, © ur 9. Aufg.
Gieichgewicht ſetet Eorver.
4. 282. Eine gerade unbiegſame linie AB (Fig.
43.), oder eB (Fig. 44.), ohne Schwere, und in
einem gewiſſen Puncte fo. unterftüßt, daß fie fi zwat
um denfelben drehen, fonft aber nicht in Bervegung
zu foınmen vermag, und an der man fi ch zwey wir⸗
kende Kräfte vorſtellen kann, heißt ein Hebel (Ve-
etis), und zwar ein mathematiſcher geradliniger
Hebel; fonft aber, wenn die Linie ſelbſt ſchwer iſt,
ein pbyfifcher Hebel. Der untetſtuͤtzte Punet c
teißt der Ruhepunct, oder Bewegungepunct (Cen-
trum
Phänomene ſchwerer fefter Körper. 187
trum motus); bas, mas ihn unterflüße, wie £
(Big. 43.), die Unterlage (Fulcrum, Hypomoch.-
liam), die auch manchmal zur Weberlage wird (Big.
44), ‚oder au als Zapten anzufehen if. Die
Zräfte ( Posentiae), die den Hebel in der entgegen:
. gefeten Richtung zu drehen ftreben, heißen nad} ih;
zer verfchiedenen Beftimmung die Kraft (Vis) und
die Laſt (Onns), die man ſich auch als ziehende Ge:
wichte vorftellen kann. a £
9. 283. Wenn der Ruhepunct (Fig. 43.) am
Hebel zwiſchen den benden Puncten A und B, an
welchen die Gewichte angebracht find, oder zwiſchen
der Kraft und der laſt liegt, jo heißt er ein Hebel
der erfien Art, oder ein Doppelarmiger Hebel
(Vectis heterodromus); wenn aber die Stellen,
woran die entgegengefeßten Kräfte angebracht find,
bende an Einer Seite des Ruhepuncts liegen, (mie
Sig. 44. und 45.), fo iſt er ein Hebel der andern
Art, oder ein einarmiger Hebel (Vectis homodro-
mus). Ben dem erftern gehen bie benden Kräfte
nach verfchiedenen Seiten, wenn er fich bewegt; bey
dieſem geben fie bende nad) einerley Seite. Es find
vom Hebel der andern Art zmoenerlen Gattungen:
eine, wo die faft in der Mitte iſt, zwiſchen dem Ru—
bepuncte und der Kraft; und eine, mo die Kraft
zwiſchen dem Ruhepuncte und der Saft lieat,
Bevfpiele von phufiihen Hebeln der eriten Art geben die gemeis
nen Hebebaͤnme, der Geisfuß der Maurer, die Kramers
mwaager die Schnellwaage/ Scheren, Zanaen, |
Beyteieke von Hebeln der zweyten Art; der erften Barrung: die
uder eines Schiftes, ein Schiebkarren; der zweyten
Gattung: eine Schaufel, eine Senie, ein Arm des meuſch⸗
lichen Körpers, wenn er eine Kaft hebt.
$. 284.
188 : I. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
5 284. Gleiche Gewichte F und D ( Big. 43.)
bie am, doppelarmigen Hebel AB in gleichen Entfer⸗
nungen vom Ruhepuncte e frey hängen, erhalten ein⸗
ander im Gleichgewichte ($. 83.). Ungleiche Ge⸗
wichte hingegen in gleichen Entfernungen erhalten ein⸗
ander nicht im Gleichgewichte; das größere zieht dag
Heinere in die Höhe (6. 84.). 7
$. 285. Die Unterlage £ ( Sig. 43.) trägt bey:
dem doppelarmigen Hebel AB die. Summe der Ge⸗
wichte D und F, bie an benden Seiten ziehen ‚und
im Gleichgewichte ftehen. Wenn daher flatt der Un⸗
terlage eine Kraft der Richtung der Schwere des Rus:
hepunctes entgegen zöge, fo würde der Hebel ebenfalls
unterſtuͤtzt ſeyn, und: e8 würde alles ruhen.
$. 286. Dimmt man in diefem feßtern Falle
($. 285.) das Gewicht D an dem einen Arme des;
Hebeld Ac weg, und befeſtigt dagegen dieſen Punct
A, oder giebt ihm eine unbemegliche Leberlage
(Big. 44.), fo wird er eim einarmiger. Hebel; aber
er bleibt doch in Ruhe, obgleich: Die Kraft F an dem
andern Ende B nur halb fo groß ift, als die Kraft
P, die ihn in der Mitte in der entgegengefeßten Rich—
tung AK zieht. Die einfache Kraft F hält alfo ben
det doppelten Entfernung Be — 2 Ac ber doppelten
Kraft P ben der einfachen Entfernung Ac das Gleich-
gewicht. Auf eine ähnliche Are laͤßt ſich diefes auch
am boppelarmigen Hebel beweifen. Denn man
koͤnnte diefen einarmigen Hebel cAB jenfeitö der
Ueberlage £ um die Hälfte cA verlängern, die Ueber:
fage wieder zur Unterlage machen, nie ‚519. 46., und
Das
Phaͤnomene ſchwerer fefter Koͤrper. 189
das’ doppelte Gewicht P an das Ende G dis verlän:
gerten Arms aufhängen, das num mir dem vorigen,
nach der engegengefeßten Richtung in A ziehenden,
doppelten Gewichte im Gleichgewichte ſtehen wuͤrde.
Da dieſes aber mit dem einfachen F vorher (Fig. 44.)
im Gleichgewichte war, fo muß auch nun bey dem
'boppelarmigen Hebel (Fig: 46.) das. einfache Ges
wicht F bey der doppelten Entfernung cB==2 dem
doppelten Gewichte P bey der einfachen Entfernung
eG — ı das Gleichgewicht halten.
Das Seſetz des Gleichgewichts der Kraͤfte am Hebel [eitete Lars
tefins aus dem im folgenden f. 292. angeführten Gase herz
Variguon aus der Fehre non der Zufammenfekung der
Kräfte (Nouvelle mecanique ou-ftatique. a Paris. 3 Vol.
4.). Ich babe bier den von Hrn. Räftner gegebenen, weit
evidentern , Beweis kurz mitgetheilt. Die weitere Aus⸗
führung ſehe man In deſſen Vectis et ei Tree virium
.%heoriatevidentius expohita.. Lipl. 1753.
Die Anwendung des Grundfaßes des Archimedes auf
Zn Seren von Hebel, den boppelarmigeu fo wohl als
den einirmigen, ſehe * in: Oblervations of the funda-
nental‘“ Pepe of the lever, with a proof of the
iple aslumed by Archimedes in his demonftration,
by3s, TRRCe ; ın den phil. Transact. 1794- P.1. S. 33. ff.
"287. Das Gefeß ‚des Gleichgewichts ‚der
Kräfte am mathematifchen Hebel jeder Art heifit dies
ſemnach: Die ſenkrecht am Hebel wirkenden Aräfte
find m Gleichgewichte/ wenn ihr Verhaͤltniß in
Otdnung einerley iſt mit dem Verbaͤlt⸗
niſſe ibter Eutfernungen vom Ruhepuncte; oder:
Die Kraft iſt vermoͤgend, die Laſt zu erhalten, wenn
ſie ſich dazu verhaͤlt, wie die Entfernung der Saft vom
Nuhepuncte zu der Entfernung ber Kraft von dem⸗
felben.
So ift alfo Sig. 46. B-im Gleichgewichte mit-Pj wenn F:P
== Ge:Be, und Sig, 44. F im Öleichgewichte mit-P, wenn
F: P = Ac; . Bc.
g. 288.
RA $.. 288. Das Produet, welches gefunden wird,
wenn man die laſt oder Kraft, oder überhaupt bie
Gewichte, mit ihrer Entfernung vom Ruhepunete mul⸗
tiplicirt, heißt das Moment Der Laſt oder Kraft.
AKraft und Laſt erhalten einander im Gleichgewich⸗
se am Hebel, wenn ihre Momente gleich find.
Wenn (Fig. 46.) Fa Df, und P 4 Pf. beträat, fo mußr
Bleihgemicht Statt finden —* (nad 4. 286.), Bo ® Go
== 4:2 ſeyn. Wenn wir nun diefe Entfernungen vom
Kubepuncte Be == 4 und Ge = 3 mit den in B und G
“appficırten Gewichten F und P multiplieirem, "fo. erhalten
wir 2.424.292, alfo gleihe Momente. Weil nä
im Zufande des Gleichgewichts F:P = Ge; * ſo iſt
$. 289. Wenn die Richtungen ver Kräfte am
Hebel nicht fenfrecht darauf wirfen, wie. wir bisher
‘angenommen haben, fondern unter einem fchiefen
Winkel, fo ift die aus dem Ruhepuncte auf die Rich⸗
tungslinie gezogene Perpendiculfinie für ‚vie Entfer:
nung der Kräfte vom Ruhepuncte zu halten, und es
iſt Gleichgewicht da, wenn die Producte der Kräfte
in diefe Entfernungen, oder wenn die Momente gleich
find. ü
Es fen AcB (Fig. 47.) ein doppelarmiger Hebel, eu den die
Kräfte R und P in den fchiefen Kichtungen AR und BP
wirken. Hier find die auf diefe Nichtungen auf dem Rus‘
hepuncte gezogenen Perpendicul eD und cE für die Ent
me. dieier Kräfte vom Nubepuncte Arnd - und
es ift Gleichgewicht day wenn R:P =
wenn R x De== PX Ec,, Rau faun fib n
porftellen , daß das rechtwinflige Dreyed cDA um c
breht ne; in dieſem Falle wird die Kraft R,
D au die Linie AD angebracht, mit dem Momente
De wirten. Da fie nun das aanze-Dievel cAD eben
en mitdrebt, wenz fie cD dreht, fo muß fie es auch
nfehung eA t 5* folglich iſt das Moment, womie
_—. EX eD: EBstaon ah ai, Hit a
n eB
| $. 290.
Phaͤnomene fchtverer Fefter Körper. a91
5. 290. Einerley Potenzen, die an einerley
Puncte des geradlinigen Hebels applicirt find, aber
unter verſchiedenen Richtungen darauf wirken, müf-
fen ſich, wenn fie gleich ſtark darauf mirfen’follen,
umgekehrt wie die Sinus der Winkel verhalten, den
ihre Richtungen mit dem Hebel machen.
Ben alſo an dem einarmigen Hebe ca (Fig. 48.)
Araͤfte R und P an einerlen Puncte A angebracht u
und unter den fchiefen Richtungen AR und AP wirken, fo
fann nür darin Oreitgerdicn erfolgen, wenn R;P
eP.: eR, oder wenn R >< cR=P X ob.
Wenn * Kraft S (Se 47.) fenfrecht auf den Hebelds
arm cB wirft, und mit R.im Geichgewichte ift, ſo ift
$S:P=cE:cB, d. i,y mie der Sinus des Wintele cBP
oder — zum Sinus totus.
$. 291. "Eine Kraft am Hebel vermag alfo, bey
übrigens gleichen Umftänden, mehr, wenn ſie ſenkrecht,
als wenn ſie ſchief darauf wirkt.
$. 292. Die Bogen, durch welche die Aufh an⸗
gungspuncte der am Hebel im Gleichgewichte ſtehen⸗
den Gewichte bewegt werden können, verhalten ſich
wie ihre Entfernungen vom Ruhepuncte; und es ift
alfo einerlen Kraft nöthig, ein einfaches Gewicht
durch einen doppelten, drenfachen, u. f. m. Raum zu
führen, als ein doppeltes, drenfaches u. f. w. Ge
wicht durch den einfachen Raum; oder die Geſchwin⸗
digfeit des einfachen Gewichts iſt zweymal, dreymal
u. ſ. w. größer, als die Gefchtwindigfeit des. doppel-
ten, drenfachen u. |. w. Gewichte. So viel man
aljo Durch weitere Entfernung der Rraft vom Rus
bepuncte dee Gebels an der Kraft erfpart,; fo viel
verliert man an der Geſchwindigkeit dev Laft.
. am dem doppelarmigen Hebel -AcB: (Fig. 49.) fen in
eine Kraft applicirt, die viermal weiter vom Rubepuncs
te
92. Lee 4 Hauptſtuck.
te © entfernt iſt, als die Lat in A von ce, fo wird ‚fie
zwar, viermal fieiner zu feyn braucden, als die Laftin Ar
2° 5 gm.ibe das Gleichgewicht zu halten ; aber fie wirb die Far
. 4A nur durch den einfaben Raum Aa heben, während
ſie den dierfachen Raum Bb durdläuft. Denn Bb : Aa —
‚.eB:cA. Wenn in- dem Puncte B pad einfache Bemicht,
und in dem Puncte A das vierfahe Gewicht angebracht
wäre, fo wuͤrden ſie im Gleichnewichte fenn, weil 4. cA
== ı.cB. Über ben der Bewegung des Hebels wiirde der
Kaum, den A durdläuft, zu dem, melden B in eben ber
Zeit beichreibt , fi verhalten wie 1:4. Es wären alſo
die Producte aus den Gewichten in ihre refpectiven ‚Ges
la een proportional; folglıch wäre gleihe Groͤße
er Bewegung da, und alſo Gleichgewicht. Hierauf eben
‚berudt der Gartefianifhe Sag vom Gleichgewichte der Kraͤf⸗
te am Hebel (9. 286. Anm.) |
2... 293. Den dem pbyfifchen: Hebel, welches
jeder wirkliche Hebel ift, kommt das. Gewicht feiner
Arme ſelbſt in Betracht. Man kann ihn aber ‚leicht
auf einen mathematiſchen zurüdbringen, nenn. dag
Gewicht feiner Arme ‚bekannt ift, ‚das man nur im
Schwerpuncte berfelben vereinigt annehmen, und aus
der Entfernung biefes Schtogrpunctes vom Ruhepunc:
te leicht berechnen kann, tie viel Gewicht am fürzern
Arme nörhig fen, um das Gleichgewicht des Schwer:
punctes vom längern Arme zu erhalten.
Beftätigung durch Verſuche mit Leupolds Univerfalmange.
Auch läßt fich Hieraus leicht erflären, warum bey einem
auf einem fharffantigen Tiihe frenliegenden Stode eine
‚ziemliche Laft an das Furze hetoorragende Ende des Stocks
gehängt werden kann. 63
Anwendung der Lehre vom Hebel auf die Bewegungen
| i Ghedmaßen , und der durch fie zu Kberwältigenden
aften vermittelt der Muskeln. (Peer Borel/i oben
Ch agı..< ) angeführtes Werf; Parene Recherches de
Mathemätique et-Phyfque. à Paris, ı713. T. Il. ©. 631.
f.,- ©. 662. #., und 694. ff., T. 111. S. 335.3 ingleichem
Gehblers phyſik. Wörterb. Th. III. S. 295. ff.)
$. 294... Die Geſetze des geradlinigen Hebels
laſſen fich leicht auf den Winkelhebel oder gebroche:
nen Hebel (Vectis angularis), die Rolle oder Schei:
| er be
Phänomene: fehmerer feſter "Körper. 193:
be ( Trochlea), den Slafchensug (Polyipaftus), bag.
Rad an der Welle (Axis in peritrochio ) anmenden.
Die nähere Beftimmung und weitere Ausführung der
iehre von denſelben gehören aber eigentlich für ein *
buch der angewandten Mathematik.
Stoß feſter Körper. |
$. 295. Wenn ein fchmerer Körper anf einer.
horizontalen Tafel liegt, und darauf ben feiner Ber
wegung die Friction nicht in Anfchlag gebracht wird, ;
oder, wenn er an einem Faden aufgehängt ift, fo
witd Kraft nöthig fenn, ihn in. Bewegung zu feßen; :
das heißt, die zu feiner Bewegung angewandte Kraft
wird eine Verminderung erleiden, und er wird Wi:
berfiand feiften, um aus Ruhe in Bewegung zu kom⸗
men, nicht wegen feiner Trägheit, wie man ſich ge⸗
wöhnlic die Sache vorftellt, fondern, weil er von
der Richtungslinie der Schwere fletig abgelenkt wer⸗
den fol, wie ben ber MWurfbewegung. Wir muͤſſen
hier nun noch die Geſetze, welche die ſolcher Geſtalt
durch den. Stoß bewegten Körper. befolgen, naͤher be⸗
trachten. Dieſe Geſetze werden durch befondere Eis
genihaften der Körper, je nachdem fie entweder ri⸗
ge, oder feder;art, oder weich find, modificirt.
Nun giebt es zwar in der Natur feine bloß rigiden »
Körper , die nicht zugleich auch Federkraft ($. 127.)
hätten, und die Geſetze des Stoßes der erftern fön-
nen daher nur unvollfommen durch Erfahrung beftä-
tige werden; mir können uns aber doch hier ben der .
— Betrachtung der Körper jene Eigenfchaf:
N ten
.
194 „ai 4 Hauptfihl,
ten als abaefondert vorftellen, um 16 allaemein mog⸗·
liche Faͤlle zu erhalten, nad) denen die wirflichen bas
ffimme werden.
6. 296. Der Stof finder Statt auf eine deep
fache Art: 1.) zwifchen einem ſich bewegenden und eis
nem ruhenden Körper; 2) zwifchen zwey Körpern,
die ſich nach) einerley Richrung bewegen, der nachfol⸗
gende aber mit größerer Geſchwindigkeit, als der ers
ſtere vorangehende; und 3) zwifchen zwey Körpern,
die fi) mac) entgegengefegter Richtung bewegen.
"6, 299. Da die Eröfe der Bewegung eines mia -
derftehenden Körpers nicht allein von der Maffe, ſon⸗
dein’ auch von der Geſchwindigkeit deſſelben abhängt
(5. 105.)5 fo muß auch bey der Mittheilung der Bes
wegung dinſch den Stoß auf beyde Rückficht genom⸗
men werden, und ferner auch darauf, ob der Stoß
gerabe oder fehief ($. 39.) gefchieht. Mir bes
— hier nur den erſtern.
$. 298. Den dem geraden Stoße volltommen:
rigider Körper finden folgende Gefeße Statt, bie
fich aus dem Vorhergehenden feicht erflären laſſen:
1) Wenn ein vollfommen harter unelaftifchee
Körper auf einen andern vollfommen harten unelaftis
ſchen, welcher feft und unbeweglich ift, ftößt, fo ru—
ben bende nach dem Stofe.
2) Iſt der ruhende auch beweglich, fo vertheift
fich die Geſchwindigkeit des beivegten unter bende nach
dem Verhältniffe ihrer fchmeren Maffen oder Ge:
wichte, oder: die Gefchmwindigfeit beyber nad) dem
Stoße ift gleich der Größe der Bewegung des ſtoßen⸗
ben
Phänomene ſchwerer feſter Körper. 195
den Körpers durch bie Summe der ſchweren Maſſen
oder der Gewichte dividirt.
We wir die Gewichte oder di weren m P
"Berbnoindigfeiten vor dem Große * c, und ar —
z nennen wollen, fo iR z = —
3) Wenn ſich beyde Koͤrper nach einerley Rich⸗
tung bewegen, ſo koͤnnen fie nur dann auf einander
wirfen, wenn fid) der vorangehende mit geringerer
Geſchwindigkeit bewegt. Dann wird nad) dem Sto:
fie die Geſchwindigkeit des anftoßenden fleiner, und
die des gefloßenen größer werden müffen, ımd die
Geſchwindigkeit beyder wird gleich fenn der Summe
der Grdfen der Bewegungen, dividiet durch die Sume
me der ſchweren Maſſen oder Gewichte, J
CP + ep
siſt d =
Es ift dieſemnach z P+p
4) Wenn ſich beyde Körper in gerader Rich⸗
tung gegen einander bewegen, ſo muͤſſen ſie nach dem
Stoße ruhen, wenn die Groͤßen ihrer Bewegung
gleich waren; d. h., wenn entweder die Geſchwindig—
keit bey gleich ſchweren Maſſen gleich war, oder
die Producte der ſchweren Maſſen durch die Ge—
ſchwindigkeiten bey beyden gleich waren.
5) Sind aber ben dieſer entgegengeſetzten Rich—
tung die Groͤßen der Bewegung in beyden ungleich,
ſo gehen beyde Körper nach dem Stoße in der Rich⸗
tung desjenigen Koͤrpers fort, der die groͤßere Bewe⸗
gung hatte, und zwar muß die Geſchwindigkeit bey—
der dann gleich ſeyn der Differenz der Groͤßen der
Bewegung beyder Körper, dividirt Durch Die Summe
. ber ſchweren Meſſen oder Gewichte.
Joa N 7
‘196
Ee in alio =
L Theil. 4. Hauptſtuͤck.
P—cp
*
+ 6 #
Beſtaͤtigung durch Berfnce mit Thonkugeln, die au der
Luft mäßig getrodner worden find.
Um diefe Werfuhe mit Sicherheit und Bequemlichkeit
onftellen zu können, hat man eigne Vorrichtungen, bie
unter dem Namen der Percuffionsmafchine ober der Sroßs
majchine des Mariotte befannt find. (De la percuſſion
ou choo des corps, in den Oewres de Mariotie, à la
Haye 1740. T. 15 ’'s Gravefande (Phyfices elem. ma-
themat. L. I. c. 23.) und Yioliet ( Lecons de phyique
T. I. Leg. 4. Sect. 3.) haben ſolche Maſchinen umftänds
"Tich befchrieben.
Wenn man bie fi foßenden Kugeln in Bogen, wie
Pendul, fallen läßt, fo verhalten fih die Geſchwindigkeiten
an der unterften Stelle nur dann nahe wie die Bogen ſelbſt,
wenn dieſe fehr klein find; bey groͤßern Bogen bingegem
Bann man die Geſchwindigkeiten feinesweges durch die Bos
gen ſelbſt meflen, fondern jene verhalten fib wie die Quas
dratiwurzeln aus den fenfrechten Fallhoͤhen (4. 213. 3.)
Zur Entwidelung der Theorie diefer Gefege des centras
Yen Stoßes harter oder rigider Rörper muͤſſen wir auf die
Geſetze der reinen Bewegungsichre zuruͤckgehen.
1) Geſetzt, der geftoßene Körper ift nach dem ziventen Falle ru⸗
bend und bemealich, fo wird der ftoßende auf den ruhenden
als auf einen Widerftand wirfen, und von feiner Größe der
Bewegung fo viel verlieren müffen, als der Wipderftand
des rubenden beträgt. Er wird alfo genau den Theil feiner
Kraft verlieren, der erforderlih iſf, den rubenden nad
dem Stoße mit ber Geſchwindigkeit zu bewegen, mit dem
er felbft nach dem le no feine Beweaung fortfegt.
Es it naͤmlich Bar, daß diefelbige Kraft, die die einfache
widerſtehende Mafle mit der einfadhen Geſchwindigkeit bes
roegt , die — Maſſe mit der halben Geſchwindigkeit,
die dreyfache Maſſe mit dem dritten Theile diefer einfachen
Geſchwindigkeit bewegen werde, und überhaupt mit einer
Geſchwindigkeit, die der zu bewegenden Mafle umgekehrt
proportional ift. Ben dem Zufammentreffen der ſtoßenden
Mafle und der — geſtoßenen machen nun beyde
zuſammen eine vergroͤßerte widerſtehende Maſſe aus, die
nicht mehr von der vorigen Kraft mit derſelbigen Gefchwins
Dinfeit bewegt werden fann. Nun ift beym Zufammens
treffen feine andere Kraft da, als die der ſtoßenden Maffe
inbärirt, folglih wırd die Geſchwindigkeit der ſtoßenden
Mafle vor dem Stoße zur gemeinfchaftlihen Geſchwindig—⸗
Bert beyder Maflen nach dem Stoße ſich verhalten, umaes
kehrt, wie die Summe der Maflen zu der ſtoßenden Maſſe.
Wenn alfo die ſtoßende Waffe P, die rubende p, und die
Geſchwindigkeit der ftoßenden C heißt, fo it z:;C =
P:P+p, folglich z = FT wie nad (2).
WPa=p, fowirda2=jC,
we Wenn
Phänomene ſchwerer fefter Körper. 5%
Wenn man die einzelnen beweglichen Maflen mit der _
gemeinſchaftlichen Geſchwindigkeit nach dem Stoße, oder
mit z, multiplicirt, fo wird die Größe der Bewegung beys
der zufanımen foifenn, wie die Groͤße der Bewegung vor
dem Stoße war, alfo ungeändert, Dennz.P+z.p
PC ’
-——,P u I, PC;
31) Iſt die rubende Mafle unbeweglich, fo ift fie als unendlich
roß aegen die ſtoßende anzufehen, und die gemeinicafts
fie Geſchwindigkeit mach dem Stoße wird als uendlich
Flein ————— fie werden alſo beyde nach dem Stoße
ruhen (1). F
= (eze/tt tete _ BC—Pe-+ Pc+-pe
p +
+}
SER ı wie angegeben ift (3).
Die Geſchwindigkeit, welche p gewinnt, iſt
£P + e c s
FE um LE J
Er
diakeit, welche: P verliert, = C — Pr, a
Bart > | |
Die Größe der Bewegung beyder nach dem Gtoge ift wie
die Summe der einzelnen Größen der Bewegung vor dem
Stofe. Denn zp+ zp= tr p, Fitp;
——— 7 P-rp _"
= PC + pe. |
IV) Wenn beyde bewegliche Körper in entgegengefegrer Rich⸗
tung mit gleichen Kräften, db. t., mut gleicher Groͤhe der
Beweaung, an einander ftoßen, wenn naͤmlich PC = pc,
oder P:p = e:C; fo fann feine Bewegung: erfolgen,
fondern beyde Beiweguigen- müflen nach dem Geſetze tes
J. 83. ſich wechfelfeitig aufheben (4). - —
V) Wenn aber bey dieſer entgegengeſetzten Richtung PC und pc
ungleich find, fo muß das Gehen des f. 84. elutiefen. Es
fey nämlıb PC > pc, fo wird es einen acmıllaı Thal
x ber Beihwindiafär C geben, der mis P multiplicirt
eine
‚198. vH Theil: 4. Hauptftüd.
eine Größe der Beiveaung Px= pc macht. Bende wuͤrden
ſich aeaen einander aufheben, und alfo Ruhe bervorbrins
gen, wenn die Körper mit den Kräften Px und pc gegen
einander dırect ftießen. Es ift nun noch ein Theil d von
der Gefchwindiafeit übrig, oder d — C — x; der bıe
Gröfe der Bewegung Pd berrorbringt , die fib dann urter
die bewealichen Maſſen P und p vertbeilt und fie in Ber
weaurig nah der Richtung von C verfeht. Die gemeins
ſchaftliche Geſchwindigkeit nah dem Stoße, oder zı ift alſo —
Fr Weil nun Pr= pe, ſo in aus Pıpmeim
und alfo x = In, Da nınd=C—x, fo ift au
d=C _ = et Wenn wir nun diefen Werth
von d in der erſten Formel dafür ſubſtituiren, fo i z =
PPC — Ppc PC—po (9
Pr — P+p |
Die Größe der Bewegung nah dem Stoße it = PC —
pc, wie man leicht finden wird, und alfo gleich der Diffes
ren; der Größen der Bewegung vor dem Stoße. Wenn
man aber die Größen der Bewegung mac einerley Rich⸗
tung, nämlih nab ber Richtung der größern Kraft,
nimmt; fo — ge ie vangung diefer ſtaͤrkern
tiv, und dann i e Größe der Bewegung vor und
28 dem Stoße für glei zu achten. —
54. 299. Beym geraden Stoße federharter
($. 126.) oder fo genannter elaſtiſcher Körper kommt
noch in Betracht, daß von einer Aufern auf fie wir:
enden Kraft ihre Theile zufammengedrüdt werben,
aber auch mit eben der Kraft zugleich zuruͤckwirken,
und alfo dadurch Veränderungen in ber Bewegung
bervorbringen. Aus den Kräften des Stofes und
der Zuruͤckwitkung federharter Körper, (deren Feder⸗
kraft wir hier gleich fkarf annehmen, ) entfpringen fok
gende Gefege:
1) Wenn ein elaftifcher Körper an einen andern
gleich elaftifchen ruhenden und unbeweglichen anftößt,
fo fpringt er mit feiner ganzen Geſchwindigkeit zurüd.
2)
Phaͤnomene ſchwerer ſeſter Körper. 199
2) Wenn der ruhende Körper beweglich und von
geichem Gewichte iſt, fo bekommt er die ganze Ge⸗
ſchwindigkeit des ſtoßenden, und dieſer ruhet dagegen.
3) Wenn hingegen der ruhende bewegliche Koͤr⸗
per von ungleichem Gewichte iſt mit bem.bewegten,
fo ift die nene Geſchwindigkeit des anftößenden zur
vorigen wie die Differenz ‚der Gewichte zu ihrer
Summe, unb die Gefchwindigfeit des angeftoßenen
wie das doppelte Gewicht des anftoßenden zu beyden
Gewichtten. 5
4) Wenn fid) zen elaftifche Körper von glei:
dem Gewichte nach einerfey Richtung bewegen,
und zwar wie $. 298. Mr 3., fo werden fie beyde
nad) dem Stoße zwar nach einerley Michtung zu gehen
fortfahren,. aber mit verwechfelten Geſchwindigkeiten.
5) Wennfich beyde Koͤrper in gerader Richtung
gegen einander bewegen und‘ die Größe ihrer Bewe⸗
gung gleich groß ift, ſo werden fie mit eben ber Ge:
Ihwindigfeit von einander zuruͤckſpringen, mit ber
fie gegen einander liefen. —
J
6) Iſt aber bey dieſem Falle die Geſchwindigkeit
ungleich, Bas Gewicht aber gleich), fo. verwechſeln fie
nad} dem Stoße ihre Geſchwindigkeiten beym Zuruͤck⸗
Beſtaͤtigung durch Verſuche mit elfenbeinernen Kugeln.
1) Zar „Entridelung der Theorie wollen wir erſt den Fall L 2)
fegen. Der ftogende Körper wuͤrde dem rahenden die ifte
feiner Geihwindiateit eriheilen, wenn fle bevde bloß hart
and von gleichem Gewichte wären, tvie vorhin erwieſen il.
Da fie beyde elaftifh find, fo erleiden fie einen €indrud,
Yer im dem geftoßenen demjenigen Theile der Größe der
Berneaung oder der Gewalt des ſtoßenden proportional
wary dem biejer zut Webermältigung des ruhenden anivens
den mmfte. Dies war die Hälfte der Größe feiner 2
gun
a U. Bheil 4. Hauptſtuuͤf.
; sung ober. feiner Geſchwindigkeit, teil wir gieime Ges
wichte oder ſchwere Maflen annehmen. Nab Vollendung
des Stoßes ſtellt Ach hun diefer Eindruck wieder ber, und
war mit eben-ter Kraft, mit derer veranlaßt wurde.
Da, aber der ftofßende in der Richtung widerfiebt, in wel⸗
her fih der Einprud der aeftoßenen wieder heritellen will,
ſo verliert dadurch der floßende noch die: andere Hälfte der
Geſchwindigkeit die er übrig behalten würde, wenn beyde
Körper bloß hart wären, und wird allo ruhend; oder der
ſtoßende verliert’ doppelt ſo viel Größe der Bewegun
els er verloren babeu würde, wenn beyde Körper DIR
bart gewefen wären Der ftofende erleidet auch eınen Eiu⸗
drud, der dem Widerftande des aeftoßenen und alfo dem:
Eindrude proportional wars welchen dieler erlitt, alfo
auch gleich der Hälfte der Gewalt, mit der er den rubens
den- bewegte. it eben dieſe Gewalt fiellt fi der Ei
druck wieder ber, und ertberlt dadurch dem rubenten n
einmal fo. viel Gefchmindiafeit. Der rubende erlangt u
doppelt fo viel Größe der Bewegung, als.er erlaugt haben
würde, wenn beyde Körper bloß hart, aber nicht elaftııch
gewefen wären. | *
11) Hieraus koͤnnen wir nun allaemeinere Beſtimmungen feſt
ſetzen. Es heiße das Gewicht des ſtoßenden elaftiichen Toͤr⸗
pers P, feine Gefchmwindiafeit C, das Gewicht dis elaftis
fen ruhenden p. Die Geſchwindigkeit des ſtoßenden nah
dem Stoße, oder Z, würde > — fen, wein beyde Koͤr⸗
per nicht federhart wären.( 1. 298. 2.); die Größ: feiner
‚Bewegung märe dann — Wenn wir nun dieje von
der DB ber Bewegung vor dem Stoße, oder son PC =
— — Bj 7 (Ch s38. Ham.), abiichen,. fo
bleibe — ale die Größe der Bewegung, die er durch
den MWideritand bes ruhenden verlor. Da er aber, wei
er und der ruhende elaftifch find, durch die Neaction, w
vorhin gezeigt wurde ** doppelt fo viel Groͤße der Be⸗
wegung verliert, fo if die verlörme Orbfe der Bewegung
zPpc ’ ; —
— Wenn wir nun dieſe von der Groͤße der Bewe⸗
gung vor dem Stoße PC = SLR En Fr abziehen,
fo bleibt IIZAPE als die Große der Bewegung des
ſtoßenden elaftifchen Körpers nach dem Etofe, und es ift feine
Geſchwindigkeit, oder Z, = a pc = —— —.
Es verhaͤlt ib al 2:C = — :P+-p; m. die
Geſchwindiskeit des ſtoßenden nach dem Gtofe if —
Phaͤnomene ſchwerer feſter Körper. Doz
Khwindiakeit deſſelben vor dem * e wie die
der Mailen zu ihrer Summe (3) Di
Die Geicroindigfeit des ruhenden p nad dem Stoße
waͤre auch 57 sr‘ wenn beyde Körper unelaſtiſch
and bloß hart waͤren, und feine Größe der Bewegung
I Chi 298. Aum.)3. da er Aber elaftifch ifts fo Wird
durch die Reaction die Größe. ber Bewegung deſſelben nach
dem Stofe= z= * J und folglich die Geſchwindigkeit z =
P
—— Es iſt ale 2: C=aPtP+p; oder die Ges
ſchwindigkeit des geftofenen ift zur Yerereinbigeit des
ftoßenden wie das doppelte Bericht. des ſtoßenden zur
Summe der Gewichte bepder (3).
a) ger= Pr fo ik Z oder Fr = 0, undz ober
— = Cʒ oder der ſtoßende ruͤhet mad dem Stoße/
‚und der öeftoßene: defomms bie ganze Geſchwindigkeit des
ſtoß enden (2)
WW) Wenn P > pı fo itzZ= —— eine poſitive Groͤ⸗
P+Pp aPC
fe; wenn aber P< p, fo wird Z negativ: z oder; P+P
it aber immier -pofitiv.. Wenn alfo der floßende weniger
Gewiht bat als der rubende, fo fpringt er nah dem
St opın. legtern mit der Geſchwindigkeit Z zuruͤck; der
eftoßene aber wird‘ nad der Richtung des: ſtoßenden
ewegt.
V) Wenn die Maſſe des ruhenden p feit und unbeweglich ift,
fo ift fie gegen den floßenden P als unendlich groß anzufes
ben; in diefem Falle verwandelt ſich die Berhwindigfeit
> des ftoßenden nach dem Stoße, ober- ha * rin
IS e — — Cy,: oder ‚der Rgende wird mit ders
ſelben · Oeſchwindigkeit reflectirt, mit der e er anftieß (1%
Die Geihwindigkeit der unendlich großen geftoßenen Maſſe
nach dem Stoße waͤre oder unendlich Flein, oder
P+ 00
für nichts zu nehmen,
VI) Wenn p mit‘ der Fleinern Geſchwindigkeit c vorangeht,
und P folgt mit der größern Gefchwindigkeit C nach / ſo
wird der Stop sur «mit C — o geſchehen n konnen (4. 298.
Anm. 111.). Wenn die Körper * t elaftifch, wären Du"
würde p — den — Stoß allein zur Größe der
wegung Er — — wegen der Reation durch
Elaſti⸗
*
202
LH 4. Hauptſtuͤck.
Elaſtieltaͤt erhält p aber Up Lee); bie * ſeiner
P+
eianen Bröße der Beiveguna pe Ri binzufommt. Daber
if die ganze Größe ver Bewegung ron p nah dem Stoße
arplCe) . pe m PC sPpettpetrpe „m
e a;
epO — PEEPPE, und feine Geſchwindiskeit 2
p
= — EP, Der elaftifhe Körper P verliert
P+p |
von der Größe feiner Bewegung an 2 (Ch. und
11.);5 wenn mir dies don feiner Bedke der Bewegung vor
dem Stohe BC = — abziehen, fo bleibt zur Größe
p
der Bewegung mach dem Stofe et! Zee sEpe
= a Diefes Roßenden P Geſchwin⸗
digfeit Z aber ift * ere a
Wenn nun P= 4 ift (4), fo wird in den angeführten
Sormeln, die den Werth von Z und z ausdıiden, P+-p
== 2Pı P— p= 05 baber wird die erste Formel von z
verwandelt in GC, umb die von Z inc; das beißt, die
gieichen Gerichte verwechſeln nach dem Stoße ihre refpectis
ven Geſchwindigkeiten (4)
vil) Wenn P und p in entgegennefekter Kichtung mit bem
‘bie vorigen Formeln (VI) auch hier ihre
Geihwindigfeiren C und c an einander Pofın, fo werben
nwendung fins
den, nur daß c dem C entgegengeieht / und. alſo ın Kids
—*8 deffelben Hegdtiv genpnimen werden muß. Die Se⸗
windigfeit von p mach deau Stoße oder z, verivandelt ſich
alſo in FREE TUR = m, und
zwar nad der Richtung / In welcher P vor dem Brofe bes
weat wurde; und bieomP, ober Z, im = Fer ?
FR p
and zwar in der Richtung von C. | |
Wenn nun hierbey PC = pc, foil z= ce in der Rich⸗
tung von C, und Z= — Cy ober die Körver fpringen
= Tr der Seſfchwindigkeit zuruͤck, ‚mit. der fie anftier
gs) .
Wenn Pe p, fo if === C in der Richtung von C,
und. Z= — c; fie verwechſeln folglıh nad dem &toße
ihre Geſcwindigkeiten in entgegengefegter Richtung (6).
Wenn sr — p)C — spcy fo wirds wie die. Formel
Veit giebt, Ze 05 folglich bleibe ? nach dem Orcke *
u
Phänomene ſchwerer ſeſter Körper. ⸗03
Bude, md e wird Oo, in der Richtun von C, oder
foringt mit der Geihwindigkeit C+ ezurid, 4
Wenn endih (P— p)C > 2pc, fo bleibt, wie man
leiht fiebt, Z pofltiv, oder der Körper. P gebt mit der
Seſchwindigkeit Z in der Richtung feiner vorigen Geſchwin⸗
In_allen Fällen bey dem Gtoße elaſtiſcher Körper bleiben
Summen der reipectiven Größen der Bervegung vor
uud nad dem Stoße gleich. ——
Dan ſehe Car. Scherffer inltitutiones phyficae, P.T.. .
Vindeb. 1763..8. ©. 136 f., dem ich Hierbey in den Er⸗
klaͤrungen ganz gefolgt bin.
$. 300. Bey weichen Körpern finden dieſelben
Seſetze des Stoßes Statt, als bey harten Körpern,
nur daß fie zugleich ihre Figur ändern, melches: bey
harten Körpern der ‚Ball niche ift und: daß die Ver;
änderung ber Bewegung in, eine andere, ober im
Ruhe, nicht plößlich, fondern erft nach und nad) ge
ſchieht. ea en
$. 301. Wenn ein Körper einen andern nicht
ummittelbar anftößt, fondern. durch einen oder meh⸗
zere andete dazwiſchen liegende Körper von einerley
Beſchaffenheit, fo fann man jeden dazwiſchen liegen:
ben als einen floßenden und gefloßenen Körper anfe-
a, und hieraus Die erfolgte Wirkung feicht beur⸗
theilen. So pflanzt ſich der Stoß dutch eine Reihe
gleich elaftifher Kugeln bis zu det Außerfien fort:
und läßt man. an mehrere dergleichen elaftiiche Kugeln
bon einerlen Gewicht eine andere bon gleichen Ges
wichte anſtoßen, ſo wird bie letzte von allen nach
$. 299. Nr. 2. mit der Geſchwindigkeit abſpringen,
welche die erſtere hatte, und dieſe wird ruhen; laͤßt
man zwey anſtoßen, ſo werden die zwey letzten ab⸗
ſpringen, u. ſw. — et
4. 302.
24° IR Ball 4 Hauptſtuck.
$." 302. Wenn die Meihe der elaſtiſchen —
fo iſt, daß bie folgende Kugel immer-halb fo ſchwer
ift, als die zunächit vorhergehende, und die erſte mit
einer Geſchwindigkeit = C anftöft, fo erhäft, wie
ſich nah $. 299. Me. 3. leicht berechnen läßt, die
zweyte die Gefchwindigkeit = 7 C, die dritte die Ger
ſchwindigbeit von gmal.$C. == (4)"C, w fü fort, .
fo daß z. B. die hundertſte eine Geſchwindigkeit von
(4)”.C erhaltenwürde, die alſo mehr als 2 Billio⸗
nenmal' größer ſeyn würde, als die Geſchwindigkeit
C der erftemftoßenden Kügel: Es verfteht fih, daß
hierben in deimganzen Syſteme der ſtoßenden Kugeln
der Stoß immer als gerade angenommeh wird,
"sin ton. J —99. * 4. Han nehme alſo
Log == 04602059991
8 = 404721254
‚Loge, gr == 0,124938737.
‚ Nimmt man num (100 — 1). Yog. 4, fo erhält man —
99. 200. 3 3; namlıh! 124938737
f u. 01249387
Lin. (4,” = 123689350.
"Die Zahl, welcher dieſer Logaritbme sugebört, faͤllt
wiſchen 2338500000000 und 2338600000000,
» Grundlehren der angew. Mathem. von Job, Keim. Voigt.
Jena 1794. $- 190,
6. 303. Wenn ein edaftifcher Körper auf einen
andern harten unbeweglichen ſenkrecht ſtoͤßt, ſo wird
er mit eben der Geſchwindigkeit reflectirt, mit welcher
er anſtieß, und zwar, mie Teicht einzufehen ift, in der
entgegengefeßten Richtung. Eben dies erfolgt, wenn
ber ruhende unbewegliche Körper elaftifch iſt und
ein barter unelaſtiſcher auf ihn ſtoͤßt. Der letztere
wird natürlicher Weiſe ebenfalls mit ‚gleicher Geſchwin⸗
digkeit
Phänomene ſchwerer fefter Körper. 205
digkeit nach der entgegengefeßten a —
worfen werden.
Ein Ball ſprinat von der Mauer ab; eine elfenbeinerne Kugel
von dem Steine; aber auch eine nichts elaſtiſche Kugel vom
einer geſpannten Saite.
F. 304. Wenn ein efofifcer Körper * einen
hatten ruhenden unbeweglichen, oder auch umgekehrt,
ein harter auf einen ruhenden unbeweglichen elaftie
fen Körper in ſchiefer Richtung aufſtoͤßt, fo wird
er wieder im der entgegengefeßten Ichiefen Nichtung
zuruͤckgeworfen, und der iſt dem
Zinfallewinkel gleich. ..
€s fen AB fi Fig. 42.) eine harte unbewegliche laͤche, gegen
welche ein elaſtiſcher Körper im der ſchiefen Direction CD
in D anftögr. Die Bewegung des anftofenden Körpers
kann angefeben werden, ‘als ob fie aus der Bufammens
fegung der Kräfte CA und CE entfpränge. Da num jede
Wırkung nur nach der Perpendiculärfinte erfol gt ($ 95.»
5*8 wenn C iu D angelangt iſt, nur die Kraft CA =
D wirkfom feyn " fönnen, und nach der entgegengeſetzten
Aichtung diefer Kraft wird der rlaftifche. Körper durch dee
volfommenen Widerftand der Fläche in D.einen Eindruck
erleiden. Diefer Eindruck Kelli-fih mit chen der Gewalt
wieder ber, womit er veranlaßt wurde, fo bald ter Eich
geſchehen iſt; folalich würde der Körper von D nah E
wieder zuruͤckgeſchnellt werden; aber die Kraft CE = DB
it noch ungeſchwaͤcht, iſt noch nicht verwender, weil fie
Beinen Miderftand fand, da fie parallel mit der. Flaͤche
g. Der Körper wird alfo, wenn die Wirfung des Etos
3. in Devollendet it, wieder durch zwey Kraͤfte getrieben,
zämlıch durch DE und DB, und durchläuft alfo die Dias,
gonale DF des Parallelogramris DEFB,
Der Winkel CDE heißt der Emfallswinkel (Angulus
äncidentiae) , der Winkel EDF der Zurücdprallungs s oder
Reflerionswinfel (Angulas reßexionis. Bepde W nfel find
ſich gleich, weil ın beyden Dreyeden CED und EDF die
Eeiten CE und ED ven Seiten FE und ED aleich findy
und der rebte Winkel CED = FED; folal'ch find die.
Dreyecke aleih, uud aljo der Winkel CDE = EDF.
Beyſpiele liefert das uofpringen ber auf das Wafler fehr ſchief
geworfenen Stein
W | $. 305.
4. 308. Bon den ‚bisher vörgetragenen Gefeßen
des Stoßes zwifchen elaftiihen Körpern und zwi⸗
ſchen harten und elaftiichen Körpern lafen fid) Anwen
dungen auf das Billard machen. Die effenbeinernen
Kugeln find gegen das Polfter der Banden der Tafel
als volltommen hart, und dieſes allein: iſt als elaſtiſch
anzuſehen; daher wird auch beym Anſtoße der Kugel
an die Bande der Erfolg fo ſeyn, wie er nach $. 303.
und 304. fern muß; und die Kugel, die z. B. in dee
ſcchhiefen Direetion von F nad) D ( Fig. 42.) anftöße,
- wird von Dina C zurücklaufen, fo daß der Winkel
FDB dem Winfel CDA gleich if. Ben dem Stoße
der Bälle unter fh gelten die Geſetze des Stoßes
elaſtiſcher Körper ($. 299.). Wenn beyde Bälle
gleiches Gericht haben, und der ftoßende den ruhen:
den gerade trifft (der volle Stoß), fo gebt der letz⸗
tere in der Direction des ftoßenden fort, und zwar mit
der Geſchwindigkeit des ſtoßenden, der ſtoßende bleibt
aber an der Stelle des geftoßenen ruhig liegen, (nad)
$. 299. Wr. 2.); er bewegt fich hingegen felbft mic
minderer Geſchwindigkeit nöch fort, wenn fein Ge:
wicht größer ift, als das des geftoßenen Balles, nad)
($. 299. Mr. 3.). Die ungleichartige Elaſticitaͤt
des Elfenbeins und die Reibung auf der Tafel machen,
daß der Erfolg nicht ganz der Theorie gemaͤß geſchieht.
Auch findet niemals zwiſchen Baͤllen von ungleicher
Groͤße ein centraler Stoß Statt, und eben daher
wird das Sprengen der Baͤlle moͤglich, wenn die
Schnelligkeit der ſtoßenden Kugel groß iſt. Wenn
die ſtoßende Kugel P ( Fig. 9. b) in der ſchiefen Rich—
Zu: fung
Phaͤnomene ſchwerer fefter Körper. 20%
tung Pe an die ruhende p anftößt, fo ziehe man durch
den Berührungspunct c die Tangente eg ‚ und durch
eben den Berihrungspunct und den Mittelpunet von
p die linie fd. Die Kraft Pc läßt ſich zerlegen in
Pg und Pf, welche mit-fd und ge parallel find. Wenn
nun P in c anftößt, fo wird p, (nad) $. 95. ), in der
Richtung cd fortgehen, oder nad) cd geſchnitten
werden. Es iſt aber, um fich nicht zu verlaufen,
noͤthig, zu wiffen, ‚welche Richtung der Ball P nach.
vollendetem Stoße haben werde. Er hat naͤmlich noch
Die Kraft Pf übrig, mit der er dem Stoße von
(7) * e fortgeht.
366. Wenn ein harter Körper auf einen wei⸗
hen unbeweglichen ſtoͤßt, fo drängt der ftoßende nad)
feiner vorigen Richtung in den weichen ein, feine Kraft
wird aber immer mehr und mehr durch den Wider:
fland der zu verichiebenden Theile des weichen Körper
vermindert, und der eindringende verliert fo nad)
und nad) feine Kraft, Uebrigens find die Erfolge des
Stoßes weicher Körper unter einander, wie bie der
—
® Y
„@
I Funf⸗
208. L.Dieil. 5. Hauptſtück.
ei Ä Fuͤnftes Hauptſtuͤck.
Phänomene fhwerer liquider
Körper.
$. 307.
Di flüffigen Körper find zwar den allgemeinen Ge⸗
feßen der Schwere unterworfen, allein der eigenthuͤm⸗
fihe Zuftand ihrer Aggregation ($. 273.) macht bei
fondere Beftimmungen noͤthig. Wir handeln hier
die Erfcheinungen ab, welche tropfbare Stüffkge
Feiten oder. liquide. Koͤrper vermdge ihrer Schwere
hervorbringen, ohne uns ‚auf die no ratur
derjelben einzulaflen.
. 308. Bey den feften Körpern laͤßt fich wegen
der Stärke ihrer Cdhaͤſion ein gemeinfchaftlicher
Schmerpunct ($. 273.) annehmen und beweifen;
ben einem fläffigen Körper Fann ınan [dies wegen des
fo aͤußerſt geringen Zufammenhanges feiner Theile
niche thun, und man muf ihn vielmehr als eine
Menge von Fleinen Theilchen anfehen, die wegen ih:
zes geringen Zufammenhanges unabhängig von ein:
ander ihre Schwere äußern, ober mo jedes noch fo
Feine Theilchen feinen eignen Schwerpunct hat.
$. 309. Alle tropfbar - fluͤſſige Körper fenfen ſich
daher jederzeit an den niedern Ort, und nehmen,
wenn fie ruhig ftehen, jedesmal eine folche fage an,
daß ihre Oberfläche horizontal if.
WM | $. 310.
J
Phänomene ſchwerer liquider Koͤrper. 209
$. 310. Ein jeder Theil einer tropfbaren gleich:
artigen Fluͤſſigkeit wird durch fein eigenes Gewicht
und durch den Drud aller übrigen Theile an feinem
Orte erhalten, wenn die hoͤchſte Flaͤche eben uͤnd
waagerecht iſt, und es iſt alſo jedes ſchwere Element
deſſelben in Ruhe und im Gleichgewichte. |
$. 311. jeder Theil in einer gleichartigen tropf⸗
baren Fluͤſſigkeit wird von dem daruͤber und datımmter
ſiehenden Theile eben ſo ſtark gedruͤckt, als er ſelbſt
dieſen daruͤber oder darunter ſtehenden Theil druͤckt.
$. 312. Aus dieſen beyden Saͤtzen (9. zio. u.
311.) folge denn auch, daß irgend ein willtuͤhrlich
angenommener Theil in einer waagerecht ſtehenden
gleichattigen Fluͤſſigkeit, wie z. B. der im der Ötenze
afgd und bec (Fig. 50.) enthaltene Theil derſelben,
bon der darüber und darunter ſtehenden Fluͤſſigkekt
eben jo flarf gedrückt werde, als er ſelbſt Diefe dar:
über und darunter fichende Fluͤſſigkeit drückt, Man
ftelle ſich nun an die Stelle dieſer willkuͤhrlich ange⸗
nommenen Grenze eine fefte unbiegfame Nöhre vor,
die die Fluͤſſigkelt zwiſchen afgd und bec einſchließt,
und dieſe Roͤhre druͤcke nicht ftärfer und nicht ſchwaͤ—
cher auf die darin enthaltene Fluͤſſigkeit, als vorher
die umgebende Fluͤſſigkeit that, in deren Stelle ſie
geſetzt wurde. Die aͤußere Fluͤſſigkeit kann nun weg⸗
fallen, ohne daß der Stand der Fluͤſſigkeit in der
Roͤhre dadurch geaͤndert wird. Dies gilt natuͤrlicher
Weiſe von allen communicirenden Roͤhren, ſie moͤgen
gleich oder ungleich weit, gerade oder krumm, und
mannigfaltig gegen einander geneigt ſeyn.
O * 313,
— 1. Seil, 5. Hauptſtuck.
$. 313. Es folgt hieraus der allgemeine Satz:
Gleichartige Stüfjigkeiten ftchen in zufammenhän:
genden Röhren von jeder Geſtalt, Lage und Weite
der Schenkel, in diefen Schenkeln gleich hoch, und
fie find nur dann in diefen Schenfeln ım Gleichge—⸗
wichte und in Ruhe, wenn die Oberflächen der Fluͤſ⸗
figfeit in den Schenfeln in einerley maagerechter
Ebene fiehen. !
N
Dieſen Sag, derfich aus dem im $. 312. angeführten Erfahrungs
. faße- fo leicht herleiten läßt, fann man aud durch das
Carteſiſche Maaß der Kraͤfte nab Martiotte auf die tm
folgenden $. angeführte Weiſe darthun.
Erinnerung wegen des Falled, wenn der eine Schenkel der
eommunicirenden Röhre cın Haarröhrcen ift.
$. 314. Wenn ın gfeich meiten verbimdenen
Röhren vie Fluͤſſigkeit auf der einen Seite fteigen
mollte, fo müßte fie auf der andern Geite in eben
der Zeit_cben fo tief fallen, und die flüfjige Materie
wuͤrde alfo in beyven Röhren eine. gleiche Größe der
Bewegung haben, weil Geſchwindigkeit und Maſſe
einerleg waͤren. Gleiche entgegengefeßte Größen der
Bewegung heben ſich aber auf, und man fieht alfo
leicht, daß die Tlüffigfeit den maagerechten Stand
annehmen müffe, wenn die Nöhren gleich weit find.
Aber eben jo leicht laͤßt es fic) auch ben zufammenhän:
genden Röhren von ungleicher Weite beweifen, daß
Fluͤſſigkeiten von einerley Arc darin nicht eher in Ruhe
fommen, bis- fie gleich hod) darin jichen.. Denn ge:
jet, die eine Röhre hätte zehnmal fo viel Grund:
fläche ald Die andere, fo wird in jener die zehnfache
Mafle in eben der Zeit in den einfachen Raum fallen
muͤſſen,
Phänomene ſchwerer liquider Korper. | 271
müſſen, in melcher in diefer die einfache Maſſe ven
zehnfachen Raum in die Höhe fleigt; denn menn es
3 B. in der weitern um einen Zoll fallen follte, fo
müßte es ın der engern um zehn Zoll fleigen, und
zwar in einerley Zeitz es find alfo hier, und in jedem
andern Falle, Maffen und Geſchwindigkeiten einan:
der umgefehrt proportional, fölglich_ haben fie gleiche.
Größe der Bewegung, und die gleichen entgegenge: '
festen Rräfte heben fich auf. Die Slüffigfeiten einerley
Art muͤſſen alfo auch in ungleichen Röhren gleic) hoch
ſtehen und ſich einander das Gleichgewicht halten.
$. 315. Da alfo mweniges Waffer in einem
engern Schenkel der Röhre das Gleichgewicht haͤlt
mit vielem Waſſer in dem andern weitern Schenfel,
fo iſt leicht einzuſehen, daß es auch das Gleichgewicht
halten wird mit einem jeden andern Koͤrper, der eben
ſo viel Gewicht hat, als das in dem weitern Schenkel
enthaltene Waſſer. -
Wenn in die communicirende Röhre ABCD (Fig. gr.) Waſſer
geiullt wird, jo wird diefes Waſſer nur vann darin rubig
fiehen, wenn ed in beyden Schenfeln gleich body ıft, obs
gleich diefe Schenfel ungleich weit find ( $. 313.). Geſetzt,
daf es in dem engern Schenkel AB bis ab ftebe, fo wırb
es auch in dem weitern Schenkel CD bis cd in einerley
ortzontalebene mit ab ſtehen müflen: fonft ift kein
feihaewicht und feine Ruhe da. Die Waſſerſaͤnle ab hält
aifo der, uugleich mehr wiegenden, WBaflerfaule cd das
Gleichgewicht, wenn ihre Oberflächen nur in einerley Hos
rızontalebene liegen. Wenn nun in dem cylindriſchen
Ecentel CD, ftatt des Waflers von der Höbe ce und der
Grundfläche ef, ein fefter Körper läge, der an den Waͤn⸗
den des Scheufels eben fo leicht aufs und abglitſchte, als
Wafler, und doch genau an die Wände anſchloͤſſe; fo iſt
leicht einzuſehen, daß, wenn dieſer feſte Koͤrper eben ſo
viel woͤge, als das. Waſſer ın dem Raume cdef, er das
unterhalb ef liegende Waſſer nicht tärter und nicht ſchwaͤ⸗
ber drüden würde, als vorher das Waſſer in cdef rhat.
Da nun das Wafler in dem engern Gchenfel Ab vorher
das Gleichgewicht hielt mir dem Waſſer im dem weiters
O2 Sa
212 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
Schenfel CD, und alfo auch mit dem in cdef enthaltenen,’
d wird es auch das Gleichgewicht halten mit dem an die
telle des Waſſers in cdef gefegten, und gleich wiegenden,
feften Körper. .
Man fiebt leicht, daß dies von jeder. Weite des Echens
feld CD aelte, und daß alfo fchr weniges Waſſer in AB
mit fehr vielem in CD, und folglid mit jedem an die
Stelle des Waſſera augenommenen und’ mit demfelben
gleich wiegenden Körper, das Gleichgewicht halten koͤnne.
6. 316. Wenn der eine Schenfel der Röhre
tiefer abgeſchnitten ift, als der. andere, fo wird das
Waſſer aus dem fürzern beftändig ausfliegen, wenn
der andere damit höher gefüllt ift, fo lange bis die
Waſſerflaͤchen in beyden gleich hoch ſtehen. Werfieht-
man aber den fürzern Schenfel mit einer engen Oeff⸗
nung, fo fpringe das Waſſer mit Gewalt daraus in
die Höhe, wenn die Waflerfläche in dem längern
Schenkel höher ftehe. Wenn das hervorfpringende
Waſſer fich nicht in Tropfen zertheilte, fo müßte der
‚bervorfpringende Waſſerſtrahl eben fo hoc, fleigen,
als die Wafferfläche in der weitern Roͤhre liegt.
Verſuche mit allerley hiernach angelegten kleinen Epringbruns
nen; und Anwendung auf größere Fontainen.
$. 317.. Wenn communicirende Röhren von
gleicher oder ungfeicher Weite mit einer Slüffigfeit
gefüllt find, und e8 wird der eine Schenfel abgefchnit:
ten, und die Mündung mit einem Dedel verſchloſſen,
fo erleidet diefer Deckel von unten her von dem dar:
unter fiehenden Waſſer einen Drud, der gleich iſt
dem Drucke einer Wafferfünfe, welche diefen Deckel
zur Gtundflaͤche und die Höhe des Waffers in dem
längern Schenfel über dem im kuͤrzern Schenkel zur
Höhe hätte Weniges Wafler fann folcher Geſtalt
auch einen fehr großen Druck nach oben zu ausüben.
Es
"Phänomene ſchwerer liquider Körper. 213
“ s ‚Es | 9 municirenden Röhre von unaleich weiten
m
ein ( 6. 52. ) der weitere Gchenfel ED in CD abs
gr und mit einem genau fchliefenden feften Des
‚Mündung CD verfehen. Der enaere Schenkel
‘ab mit Wafler gefüllt. Dieſes Mafler wurde,
ae ergebenden Säken, das Gleichgewicht balten
fer, * — Ge — Schenkel ED bis
4 eichte, wenn er bis dahin verlängert und im CD mit
F — geſchloſſen waͤre. Dann wuͤrde die Waſſer⸗
Deeinen Druck erleiden, der dem Gewichte einer
u a Räte: die CD zur Grundflaͤche und
' Höbe hätte, So ftarf aber, ald die
CD” über der Flaͤche CD abwärts druͤckt,
| muß das Waſſer unterhalb der Flaͤche CD aufs
A: drücken; denn fonft wäre fein Gleichgewicht des
ers in diefem weiten Schenkel mit dem im engen
r ben gleicher Horizontalfläche-abed, Wird nun '
— CD ein” fefter Dedel angenormnyn , umd reicht das
Er fer im engern‘ Schenkel’ bis ab, fo wird der Dedel
auch von unten ber einen Drud erleiden, der gleich ift dem
Weiche einer Waflerfäule, die CD zur Grundfläche und
zutr Höhe hat.
Deieſer Schluß Ad fo weit auch CD in Vernleichung
’engern Schenfel AB anaenommen wird, ımd man
- d, daß fehr weniges Waſſer in AB einen fehr gro⸗
* c in CD nad oben zu ausüben kann.
et auch wach eben diefen Schluͤſſen der obere Theil
d ef ber commimnicirenden Nöhre (Fin. 52.), die
mit Wafler gefült it, «einen Druck nad oben, der
it dem. Drude einer — *—— welche ef zur
'und eb ober fc zur Hoͤhe hat.
F uch der all von jedem andern unregelmaͤßig
Sefäfe. 8 fen. ( Fig. 53.) ABCdck ein ſolches
im * eoten Durchfchnitte, und es fen big A mit
dt t und ganz vetichlofien. Der Theil cd-des Ge⸗
wird einen Druf nach oben erleiden, der dem Ber
der Waflerfäule gleich ift, die cd zur Grundflähe
i b zum bat; denn wenn cd offen wäre, und
'fbed dardiber ftünde , fo wuͤrde in derfelben das
in Dis be Neben, wenn es in A fo hoch ftünde, und
cd würde dadurd fo ſtark gern ft werden, als
——8 ame wuͤrde, folglich auch eben ſo
muß einen Druck nach oben zu
rleide ee * * einer ———
bie ke zur nd e un oder gf zur Hobe hat. Ends
Aich ‚ir Brum Wand Ak leidet ei Drud nah oben,
u ur: iſt dem Gewichte einer Maflerfäule, die lık zur
che und $ kl zur Höhe hat.
2 ——— ſich auch
1)⸗ä —— hydroftaticus (Elem. phyf. matlıe-
“2. Exp. 5 d. 729, Mufchenbroek introd.
me pbilof, —* R F 1283.)
2)
2124 1I. Thell. 5. Hauptſtuͤck.
2) wolfs anato Per Heber (Nuͤtzliche Verſuche Th. 1.
Kap. 3. $. 58 j
6. 318. Es leider wohl feinen Zweifel, daf der
Druck einer tropfbaren Tlüffigfeit gegen den Boden
zunehmen müffe, wenn die Höhe derfelben in einem
Gefäße zunimmt; . und eben fo ift aud) Flar, daß,
wenn die Grundfläche des Gefaͤßes vergrößert wird,
bey derfelbigen Höhe um fo mehr Waſſer in das Ges
faͤß geht, als die Vergrößerung der Grundflaͤche be:
trägt, folglich der Druck gegen den Boden ebenfalls
auch zunimmt, tie die Grundfläche. Aus beydem
folgt alſo: daß der fenkrechte Druct der tropfbaren
flüfjigen Koͤrper in einem zulammengefesten Ders
haͤltniſſe ihrer ſenkrechten Hoͤhen und Grundflaͤ⸗
chen ſey.
4. 319. Auch in einem unregelmaͤßig gebildeten
Gefäße druͤckt eine tropfbare Fluͤſſigkeit gegen den Bo-
den fo ſtark, als das Gewicht einer fenfrechten ABaf-
ſerſaͤule druͤcken würde, die den Boden zur Grund:
fläche und die perpendiculäre Höhe der Fluͤſſigkeit im
Gefäße zur Höhe hätte. | |
Wenn das Gefaͤß ABCdcgk (Fig. 43.) mit Wafler bis A ger
fällt it, fo leidet F Boden BC einen Drud, der dem
Gewichte einer Waflerfäule gleib if, die BC zur Gruud⸗
äbe und AB oder bC zur Höhe hat. Der heil deffels
en Cm zum Beyſpiele, leidet einen Drud, als wenn eine
Waſſerſaͤule fbmC über ihm ftünde. Denn cd wird nad
oben au fo ſtark gedruͤckt, als das Gewicht der. Waſſer⸗
fäule fbed beträgt, wie aus dem vorigen f. 317. befannt
if. Da aber der Theil der Wand ed fet genug angemoms
men wird, um diefem aufwärts gerichteren Drudfe vollig
u widerfichen, fo .muß er auf das uuter ihm befindliche
RW eben fo ſtark zurüdwirfen, und zu dem Drude der
Waſſerſaͤnle edmC gegen mC zu muf'alfo noch ein Drud
kommen, der dem Widerftande von der Wand cd, oder
dem Drude einer Waflerfäule gleich ift, die ed zur Grund⸗
flaͤche und db zur Höhe hatz folglich muß mC überhaupt
ernen
Phaͤnomene ſchwerer liquider Körper. 213
einen Druck erleiden, ter dem Gewichte der Waflerfünle
fbed + edmC aleih it. ©o ſaͤßt es fib nun weiter für
jeden andern Theil des Bodens BC beweiſen. ze
Man darf aber hieraus micht erivarten, daß bag mit
Haflr annz gefüllte Gefaͤß ABCdezk auf die Waaaſchaale
acient, fie fo ſtark drüden werde , ats ob eine Waſſerſaͤule
darın wäre, die BC zur Hruntflähe und AB oder
bC jur Höhe härte, ‚Denn wenn gleich Das Waſſer
gegen den Boden des Hefaͤßes eben fo ſtark ſenkrecht Drift,
fo druͤckt ed doch auch iugleich nah oben au, gegem cds
kz,' und kA fenfreht; daber geht von der gefammeen
bewenenden Kraft des Gefaͤßes nah unten zu fo viel ab,
als die enitgegengelsgte nach oben zu beträgt. ya |
$. 320. Der Drud des Waffers anf den Bo—
den eines Gefaͤßes richtet ſich alſo nicht nach der Waſ⸗
ſermenge im Gefaͤße, ſondern bloß nach der fenfrech-
ten Höhe des Waffers über dem Boden und ber
Grundfläche deſſelben; und jeder Theil des Bodens
leidet den Druck einer Wafferfäufe, Deren Grund—
flaͤche diefer Theil und deren Höhe die fenfrechte Tiefe
diefes Theis unter Der Oberfläche des Waſſers ıft.
$. 321. Wenn man in ein Gefäß, das mit
Waſſer gefüllt und oben offen iſt, zur Seite mehrere
Heine Deffnungen uber einander macht, fo fpringt
das Waſſer mit mehr oder weniger Gewalt zur Seite
heraus, und zwar um defto ftarfer, je näher bie
Oeffnung nad) dem Boden zu legt, der je höher die
darüber ſtehende Waſſerſaͤule iſt. 2
$. 322. Mir muͤſſen aus dieſem Verſuche ſchlie⸗
fen, daß der Druck des Waſſers fich nicht allein un⸗
terwoärts nad) dem Boden des Gefaͤßes zu aufere,
fondern auch) zur Seite anf die Wände des Gefaͤßes;
und dag diefer Drud abnehme, wie die Höhe des
Woſſers abnimmt. Jever Punct der Zeitenfläche
ne eines
216 1. Theil. 5. Hauprlüd. P
eines mit Waſſer gefuͤllten Gefäßes leidet einen Druck,
der gleich ift dem Gewichte einer. Wafferfäule, deren
Grundfläche dieſem Puncte und deren Höhe der
Entfernung dieſes Punctes der Seitenmand. in loth-
rechter Linie won der Dberfläche: des Waſſers gleich
ft: ‚oder jeder ‚Theil der Seitenwand leidet einen
Dtuck, wie eine ihm gleiche Fläche, wenn diefe in
Derfelben Tiefe Horizontal gehalten würde; nur muß
biefer Theil Elein genug genommen werden.
Es fen ein cubiſches Gefaͤß ABCD 34 ,) mit MWaffer big
AC gefüllt, fo kann man ſich dieſes Waffer in lauter aleich
hobe, mit dem horizontalen Boden BRD parallel laufende,
Schichten getheut vorftelen Die bober liegenden Schich—
ten preſſen auf die-unterm mit einer Kraft, die der Guns
. . meibrer Gewichte glei it. So hat die Schicht abed das
Gewicht der Schicht ACab zu trauen; die Schicht cdef bat
das Gewicht der Schicht abed, uber auch zugleich dadur
das Gewicht der Schicht ACab zu tragen; m. f.f, Ei
nun klar, daß 4. B. die Waflerichicht cdef von den darüber
liegenden Schichten eben fo gepreßt wird, als ob ein fefter
ſchwerer Körper von dem Gewichte der Waflerfäule ACcd
darüber läge und allenthalben gleichförmig anf die Fläche
ed drückte. Da das Wafler fo große Verfchiebbarkeit ‚feiner
Theile bat, und der Boden des Gefähes widerſtehend auges
nommen wird, fo. muß fi feine Preiiuna, die es von oben
- her erleidet, mach den &eitemwänten fortpflangen. Da -
num der Druck don obem ber zunimmf, je niedriger die
Schichten genen den Boden zu liegen, fo maß aud dieſer
Geitendrud des Waflers zunehmen. Wenn ih km ine
communicirende Röhre kmpq angefekt wäre, und das Stud
km der Seitenwand wäre weggensınmen, fo würde bie
Röhre bis-an die Horizomtallläbe AC.auch. mit Waſſer ans
5* ſeyn müffen , damit daſſelbe dem in AC uber Im das
leichgewicht hielte. Würde nun das Grid km der Ser
tenwand wieder eingefeßt, fo würde es von dem umacbens
den Wafler unftreitia einen Drir erleiden, der dem Drude
einer Waiferfäule gleich wäre, die km zur Grundfläche nnd
die Hoͤhe von der Mitte ziwifchen k und m bis C hätte,
Denn da k höher lieat, ale m, fo muh km entweder um
endlich Fein, oder es muf die Mitte zivifchen k und m ale
der umterfte Punct der Höhe genommen werden.
$. 323. Diefer Drud des Waſſers auf die Sei:
tenflächen eines Gefaͤßes nimmt von oben in arithme-
tiicher
Phänomene ſchwerer Tiquider Körper. 217
tiſhher Progrefiion zu. Sit ein eubifches Gefäß mie
Waſſer ganz erfüllt, fo beträgt der Drud des Waf-
ers gegen eine ganze Seitenflähe des Gefaͤßes halb
fo viel, als gegen den Boden; und gegen alle vier
Flächen noch einmal fo viel als gegen den Boden.
Es fen Das cubifche Gefaͤß ACBND (Fig. 54.) mit Waffer ange⸗
füllt, fo it der Drud geoen den Boden gleich dein Drude
einer Waflerfäule, die BD zur Örundflähe und BA zur
Höhe bat G. 320.)3 der Druck geaen die Seitenwand AB
aber iſt gleich gem Drude einer Wailerfäule, die AR zur
—— — und 3 AB zur Hoͤhe hat (j. 322. Anm.): folg⸗
Kb iR diefer Druck gegen AB halb fo groß, als gegeu BD.
4. 324. Auf dieſen Seitendruck der tropfbaren
Füffigfeiten und Die Zunahme deſſelben, fo mie die
Tiefe gegen den Boben ju zunimmt, gründen fich
eben; die im €. 32T. engefäßtte‘ Erfahrung und an⸗
dere Phänomene:
1) Segnero hydrauliſche Maſchine, die durch
den Seitendruck des Waſſersi in Bewegung ge⸗
ſetzt wird. |
5% In eine oben offene Glasroͤhre, an deren un:
tere Oeffnung eine mit einer Sluffigfeit gefuͤllte
Dlafe gebunden it, ſteigt dieſe Fluͤſſigkeit in die
‚Höhe, wenn die Blaſe und Roͤhre in Waſſer
getaucht werden, und ſteigt deſto hoher je tie⸗
fer ſie getaucht werden.
3) Eine leere verſtopfte, duͤnne, gläferne Flaſche,
mit platten Seitenflaͤchen, zerbricht durch ben
Seitendruf des Waſſers, wenn man fie ie Bi
in daſſelbe taucht.
6. 325. Aus allen bisher — Saͤtzen
folgt Ba) daß eine tropfbare Flüffigfeit unterhalb
ihrer
218° 1 Theil. 5. Haupiſtuͤck.
ihrer Oberfläche nach allen andglichen Richtungen druͤ⸗
de, nach oben ($. 317.), nach unten ($. 318.)
und zur Seite ($. 322.).
$. 326: Wenn eine Fluͤſſigkeit ſchwereret Art
auf eine andere Slüffigfeit leichterer Art, (mit der fie
fih nicht chemifch verbindet, oder von der fie niche
aufgeloͤſ't wird,) gegoffen-wird, fo ift, der Erfahrung
zu Folge, fein Ziveifel, daß fie die untere nicht aus ih—
rer Stelle verdrängen wird, oder daß dieſe, ehe alles
in Ruhe gefommen if, ‚nicht. in den obern Theil des
Gefäßes von der fchwerern- hinaufgedruͤckt wuͤrde.
‚Allein wenn man eine ſchwerere fluͤſſige Materie, auf
eine andere leichtere ſo gießen koͤnnte, daß beyder
Oberflaͤchen vollfommen waagerecht bfieben, - fo. if
Fein Grund :vorhanden, warum bie ſchwerere nad)
unten zu gehen ſollte. Denn fie würde in allen Punc⸗
ten gleich ftarf drücken, umd die untere leichtere Fluͤſ⸗
figßeit fünnte alfo in feinem Puncte nad) oben zu aus⸗
weichen, und auch nicht nad) den uͤbtigen Seiten zu
wegen des Gefaͤßes.
. 327. Wenn man aber. den ſchwerern fluͤſſi⸗
gen Körper zu dem. leichteren ſchuͤttet, ſo kann dies nie
in der Art geichehen, daß die Oberflächen horizontal
bleiben, und wegen des ftärkern Drucks ber ſchwe⸗
rern Säulen der ſchwerern Fluͤſſigkeit muß der leich⸗
tere zur Seite empor gehoben werden und fich über
den fchwerern ergiefien, und es fommt nicht eher Mu:
he und Gleichgewicht der Theile, bis der leichtere nach
oben ju ſteht und jede Sliftigfein eine u.
Fläche en bat.
$. 328.
' Phänomene ſchwerer liquider Körper. <arg
$..328. So fteigen alſo leichtere Fluͤſſigkeiten
durch ſchwerere, (von denen fie nicht, ‚oder nicht gleich
aufgelöf’r werden, ) in die Höhe, und ftellen fich end-
(ich nad) ihrem verfchiedenien-eigenthümlichen Gewichte
fo über einander, daß jede eine horizontale Oberflä-
che bat.
Beyſpiele: an der fo aenannten KElchtenrarwelt aus Queckſiſber,
der Auflojung, des Gemähsatlahı im MWafler, Weinneift
and Sreinchl; an dem Paifevin, oder der fheinbaren Ders
wandlung des Waſſers in Wein. -
6. 329. Wenn zuſammenhaͤngende Röhren mit
Stüffigfeiten von verfchiedener Art und verfchiedenem
eigenthimlichen Gewichte ängefüllt werden, fo wird
die ſchwetere Säule, die bey gleichen Raumesinhalte
mehr Gewicht hat, ſtaͤrker druͤcken, als die andere.
Wenn fie aber im Gleichgewichte gegen einander ſeyn
follen, fo muͤſſen ihre Gewichte gleich groß ſeyn.
Es wird affo die Hüffige Materie leichterer Art fo biel-
mal höher ſtehen, als bie won ſchwererer Art, fo viele
mal die feßtere die erftere an fpecififhem Gewichte
übertrifft; oder: Der fenkrechte Druck der Fluͤſſig⸗
Feiten von verfchiedenem eigenehümlichen Gewich⸗
te gegen einander ift im Vechaͤltniſſe ihrer fpecifs
fchen Gewichte, und fie fteben in zuſammenhaͤngen⸗
den Röhren im Gleichgewichte, wenn ihre Hoͤhen
ſich umgekehrt wie ihre fpecififchen Gewichte ver:
balten.
— — en zufanmenhängenben Röhren mit
$. 330. Eben dies erfolgt, wenn auch die Roͤh⸗
sen nicht gleich weit find. — Man fann aljo leicht
| die
220 . I. Theil. 3. Hauptftück,
die Höhen: zweyer flüffigen Körper von verfchiedenem
eigenthämlichen Gewichte, die fie in -zufammenbän-
genden Möhren haben, beftlimmen, wenn man nur
das Verhaͤltniß ihrer eigenthümlichen Gewichte weiß;
und fo fann man auch aus der Höhe einer Slüffigfeit
gegen das Waſſer den Unterfchien des eigenthämli-
‚hen Gewichts oder der Dichtigfeit zwifchen benden
finden. Wegen des verfchiedenen Eohärirens der
Fluͤſſigkeiten mit ven Gefäßen iſt indeflen diefe Be:
-fimmungsart nicht'genau und fcharf genug.
4. 331. Ein fefter Körper fchwererer Art ſinkt
‚in winem flhffigen feichterer Art unter. Denn wir
-Fönnen uns vorftellen, daß die Flüſſigkeit aus lauter
‚neben einander befindlichen Waſſerſaͤulen befiche, die
dann im Gleichgewichte gegen einander find, wenn
ihre Dberflächen in einerfen Horizontalebene liegen.
Wird nun ein ſchwerer feſter Körper darauf gelegt,
fo nimmt natürlicher Weiſe ver Druck der unter ihm
befindlichen Wafferfäufe durch fein eigenes Gewicht zu,
und die Wafferfäulen zur Seite müffen in die Höhe
fteigen, um das Gleichgewicht hervorzubringen, und
fie müfjen höher fteigen, als die Horizontalebene in
ber Oberfläche des feften ſchweren Körpers beträgt,
(nad) $.329.). Da aber der Drud des Waſſers auch
feitwärts Statt findet, fo fließen diefe Höher geftieges
nen Waſſerſaͤulen zur Seite über den tiefer liegenden
- feften Körper ber: dadurch wird das Gleichgewicht na⸗
tuͤrlicher Weiſe immer wieder aufgehoben, und der
fefte jchwerere Körper finfe bis auf den Boden des Ge:
faßes hinab, und dann feßt fich erft das Waſſer ins
Gleich⸗
Phänomene ſchwerer liquider Körper. Zar.
Gleichgewicht oder nimmt eine horizontale Oberflä
he an.
Wie die Kreife anf der Wafferfläche von einem bineimgeworfer
nen Steine entſtehen. 1.
$. 332. Wenn der ſchierere feſte Körner i in den
leichtern fluͤſſigen eingefaucht wird, fo finft-er darin
niche mit feiner ganzen Kraft der Schwere; Denn
an dem: Orte, worein er jeßt eingetaucht ift, war vor⸗
ber jo viel Waffer, als in: den Raum des feften Kor:
" pers’geht, und dag ganze Gewicht diefes Waſſers
wurde von der übrigen Flüffigkeit getragen ($. 310.).
Es wird alfo auch durch den Gegendruck der Fluffig-
keit von dem abſoluten Gewichte oder von der Groͤße
des Druckes des ſchwerern feſten Koͤrpers ſo viel auf⸗
gehoben und gewiſſer Maßen vernichtet, als das abſo⸗
lute Gewicht oder die Größe bes Drudes eines eben.
fo großen Wafferffumpens beträgt, und er ſinkt da⸗
Der nicht mit feiner ganzen Kraft oder feinem ganzen
Gewichte, fondern nur mit dem Theile, welcher übrig
bleibe, wenn man von ſeinem abfoluren Gewichte das
abfolırte Gewicht: eines eben. fo großen: Waſſerklum—
pens abzieht. Diefen übrig bleibenden Theil feines.
Drudes nennt man fein reſpectiwes BEN (Pon-
dus refpectivum)..
Som Sage der Alten: Liquid non gravitant- in propriis °
ocis.
Barum ein Fimer vol Waffer, den man aus einem Brunnen '
zieht , ſich leicht heben läßt, wenn er noc unter dem Wafler
ift, und erſt dann Ye volliges Gewicht zeigt, wenn er aus
fer dem Wafler ift
$. 333. Ein fefter Rörper ſchwererer Arc ſinkt
daher in einem fläflgen leichteree Art mit feinem
reſpec⸗
’
222 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
refpeetiven Gewichte. ($. 332.) zu Boden, und
verliert, wenn er darein verſenkt wird, ſo viel von
feinem abfoluten Gewichte, als der flüffige Koͤrper
wiegt, der feinen Raum crfüllen würde, und Den
ec aus der Stelle treibt, "
Beſtaͤtigung durch Verſuche: Ein metallener Würfel, der an eis
nem Perdehaare au: einer Waage hänat, voird im Waſſer
gewogen, und .er Braucht fo viel weniger ‚Gegengewicht,
als vorher in der Luft, um im Gleichgewichte erhalten zu
werden , als dag Waſſer wiegt, welches mit dem Mürfel
von gleihem Umfange,iit, oder weldes. in einen Eimer
geht, worein der Würfel genau paßt. |
$. 334- Schwere feſte Körner von g’eihem Vo:
lum verlieren in einerlen leichterm fluͤſſigen Körper
gleiche Summen von ıhrem abfoluten Gemichte, ihr
eigenthümliches Gericht ınag verfchieden oder einerfen
fenn. Ihr refpeetives Gewicht, welches übrig bleibt,
ift aber frenfich nad) Verhäftnif ihrer eigenthümlichen
Gewichte verfchieden. Ä Ä
Beſtaͤtigung duch Verſuche mit einem zinnernen und einem
blevernen Würfel, deren jeder einen rbein!. Decimal⸗Cubik⸗
zoll groß ift und die gleich viel in einerien Flätftafeit verlies
ren, aber ungleiches refpectives Gewicht übrig bebalten,
mıt dem fie zu finfen ftreben.
$. 335. Ben fchweren feften Körpern von un:
gleichem Raumesinhalte und einerlen abfolutem Ge:
wichte verliert der größere Körper mehr, als der Flei>
nere; oder, welches einerley ift, der, welcher Das
größere eigenthämliche Gewicht bat, verlicst weniger,
als der, welcher das geringere befißt.
Beftätigung durch Verſuche mit einer elfenbeinernen Kugel
amd einer Blenfuael, die beyde gleich viel wiegen, aber ume
gleich viel beym Waſſerwaͤgen verlieren. Die größere elfens
beinerne Kugel verliert rhehr, als die Pleinere Blevfugel.
$. 336. Einerley fefter Körper verliert in leich-
tern Slüfligfeiten von verſchiedenem eigenthumlichen
Ä Gewichte
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 223
Gewichte ungleich viel von feinem abfoluten Gewich⸗
te; im den dichtern oder fchwerern mehr, als in den
dünnern oder leichtern, Die Gemwichtöverlufte ver⸗
halten ſich wie die ie —“ der bag
figfeiten.
Verſuche mit Salzfoole, Wafler, Wein, Weinaeift, u. —
worin einerley feſter Körper. ungleich viel verliert.
Anwendung hiervon anf Seiff gkeiten einerley Art, die eine
verfchicdene. Wärme babe J |
6. 339° eberhaupt verhalten fich die Gewichts:
verlufte fefter!Körper in Fluͤſſigkeiten, worein fie.fic)
eintauchen, wie die Producte aus ihrem Volum mit
dem eigenthuͤmlichen Gewichte der Flüffigkeit. |
5. 338. Ein feſter Körper, welcher mit einer
Stüffigfeit gleiches eigenthämliches Gewicht har, muß
im derfelben nothwendig fein ganzes Gewicht vers:
fieren, und fein refpectives Gewicht ($. 332.) wird.
alſo = o ſeyn. Er wird alfo, in die Slüffigfeit vers
fenft, weder finfen noch fteigen, fondern ruhis
ſchweben.
Verſuche mit einem Eye, das in reinem Waſſer ſinkt, in Eat
foole ſchwimmt, in der Vermiſchung von beyden nach ei⸗
nem richtigen Verhaͤltniſſe aber ſchwebt.
4. 339. Die fluͤſſige Materie, worein ein —
Koͤrper gehaͤngt wird, nimmt in ihrem Drucke nach
unten nm fo viel zu, als der feſte Körper davon ver:
fiert, oder als die fluͤſſige Materie wiegt, die in den
Raum geht, welchen der Körper einnimmt.
Verſuch: Ein metallener MWuͤrfel von der Größe eines Eubiks
zolles wird an einem Faden bängend in MWafler aebalteny
das in einem Zrinfalafe auf einer Waaafhante fiebt und
an der Wange ind Gleichgewicht aeiept war, - Das Mleichs
gewicht wird geſtoͤrt, und das Waſſer druͤckt nuu die Waag⸗
ſchaale genau um ſo viel ſtarker/ als es druͤcken wirde,
wenn
224 L.Lheil. 3. Haupiſtͤck.
wenn noch ein Cubitzol Waſſer hucranie Der Faden
bat nur noch das reſpeetive Gewicht: des Wuͤrfels zu tragen,
$. 340: Das Gewicht, welches der ſchwere fefte
Körper im Waſſer verliert ($. 332.), geht alfo nicht
verforen, fondern wird vom Waſſer gewonnen. Es:
iſt nämlich jegt eben fo gut, als ob noch fo viel Waſ⸗
fer hinzufäme, als in das Volum des feften Körpers
geht; und die Höhe der Slüffigfeit nimmt um fo viel
in. dem Gefäße zu, als fie zunehmen würde, wenn
eben fo viel Waſſer dem Naume nad) hinzufäme
Mit der Zunahme der Höhe bey gleicher Grundfläche
des Fluͤſſigkeit wächft aber auch der Drud gegen den
Boden. | |
.$..341. Ein fefter Körper leichterer Art wiegt
weniger, als die flüffige Materie ſchwererer Art, vie,
mit ihm gleichen Raum erfülle ($. 211.). Es iſt
daher fehlechterdings unmöglich , daß er darin unters,
finfen ſollte, weil der Klumpen der fluͤſſigen Matekie,
den er aus der Stelle treiben müßte, ftärker druͤckt, als
er ſelbſt, und er muß alfo darauf ſchwimmen. Wird
ce der leichtere fefte Körper auf, die Oberfläche der
flüffigen Materie gelegt, fo muß er ſich Darein fo tief
eintsuchen, bie die Menge der von ihm verdraͤng⸗
cen Stüffigkeie ihm am Gewichte gleicy if. Denn
wenn man ihn auf die Flüffigfeit ſetzt, fo druͤckt er
doch vermöge feines eigenen Gewichts auf die unter:
ihm ftehende Säule der Sluffigfeit, und das Gewicht
diefer Säule wird Dadurch vermehrt; fie fenft fih al-
fo fo tief ein, big fie die Höhe hat, daf fie mit Dem
darauf liegenden feften Körper das Gleichgewicht mit
den
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 225
den benachbarten Säulen der Fluͤſſigkeit hält. : Wer
ſieht alfo nicht, daß der feſte Körper eintauchen mürfe,
und! zwar fo tief, ‚bis das aus der Stelle getriebenen
Waſſer eben fo viel wiegt, "als der ganze Körper ?
$. 342. Der.eingetauchte Theil des ſchwimmen—
den Körpers verhält fi zum Ganzen mie bag ei:
genthämliche Gewicht des ſchwimmenden Körpers iu
dem der Slufligfeit. oe
$. 343. Wenn zwey ſchwimmende Körper — |
- gleichem oder verfchiedenem eigenthuͤmlichen Gewichte
—
einerlen abſolutes Gewicht haben, fo werden fie fich
bende gleich tief in einerlen Fluͤſſigkeit eintauchen. _
Diefer Sag folgt unmittelbar aus. 341. |
$. 344: Ein feſter Körper von groͤßerm eigen⸗
thuͤmlichen Gewichte muß ſich bey dieſem Schwim⸗
men in einerley Fluͤſſigkeit tiefer eintauchen, als ein
anderer leichterer. Die Groͤßen der eingetauchten Thei⸗
le werden ſich verhalten wie die eigenthuͤmlichen Ge—
wichte der feſten Korper, wenn dieſe gleiche Volu—
mina haben. Ferner einerley feſter Körper muß ſich
deſto tiefer eintauchen; je leichter Die Fluͤſſigkeit if,
worin er ſchwimmt, und die eingetauchten Theile muͤſ⸗
fen ſich umgefehre verhalten wie die eigenthuͤmlichen
Gewichte der Fluͤſſigkeit. Ä
Befätiguna durch Verfuche mit aleichen Waͤrkeln yon verſchie⸗
denen Holzarten, die alle ſpeeifiſch leichter find, als Mafs
fer , aber von verichiedenem fpec fifhen Gewichte, die fich
in sen Waller. ungleih tier beym Schwimmen eins
tauchen. .
Berfuce mit einem und bemfelben Mürfel von Holz, der fich
in Weingeift tiefer eintaucht, als in Waſſer, in dieſes
tiefer als in Salzſoole. I
— Ver⸗
*
— 1. Theil. 5. Haupiſtuͤck.
Verſuche mit hohlen Glaskugeln, die mit Bley beſchwert ſind
und in Salzſoole ſchwimmen, aber in Waſſer ſinken, oder
ın Waſſer fchtwimmen, und In Salzſoole finfen. '
Anwendung davon auf das Schwimmen eines Schiffes in
ſuͤßen Waſſer uud im Seewaſſer.
$. 345. Man kann aus dieſem Grunde die ei—
genthüumlichen Gewichte verfchiedener Hüuffiger Körper,
(freylich nicht mit der größten Genauigkeit,) gegen. ein=
ander vergleichen, wenn man einerley feichtern feſten
Körper von einer bequemen Geſtalt darin fchwimmen -
läßt, und ven Unterſchied der Tiefe bemerkt, um wels
che er fich eintaucht. Wie fic) verhalten die Umfärrge
des eingetauchten Theils, fo verhalten fich die eigen—
thümlichen Gewichte der Sluffigfeiten umgekehrt.
$. 346. Wenn das abfolute Gewicht eines be:
flimmten cubifchen Inhalts, 3. B. eines Eubifzolies,
Eubiffußes, u. dergl., der Fluͤſſigkeit, und der cubiſche
Inhalt des eingetauchten Theils des ſchwimmenden
Körpers befannt iſt; fo läßt fi) das abfolute Gewicht
des ganzen ſchwimmenden Körpers daraus beftimmen.
Es iſt nämlich das abfolute Gewicht des ſchwimmenden
Körpers (P) gleich der Größe des eingetauchten Theis
fes (I) mir dem abfoluten Gewichte (R) des ber
fiimmten cubifchen Inhalts der Fluͤſſigkeit multi
plicirt. |
Es it alffoPp = IR,
Es ſey z. B. die Größe des eingetauchten Theiles des in Was
fer ſchwimmenden Körpers 1o Eubifzoll (parif.), und das
Gewicht eınes Eubifzjolles Wafler 368,17 Gr. (paril.), fo
ift das abfolute Gewicht des f[diwınnmenden Körpers 36811
Br. Der ganze Sag ıft eine natürliche Folge von f. 341.
6. 347. Wenn ferner 'das abſolute Gewicht. eie
ne3 beitimmten cubilchen Inhalts der Stüffigfeit und
das
f
Phänomene ſchwerer liquider Körper, 227
das abfolute Gewicht des ſchwimmenden Körpers ‘be:
fannt it, ſo laͤßt fich die Größe des eingetauchten
Theils des letztern finden. Diefe ift nämlich gleich dem
abjoluten Gewichte des ſchwimmenden Körpers, Durch
das abfolure Gewicht des beftimmten cubifchen In—
halts der Fluͤſſigkeit dividirt. |
Der ditIe nn.
Es ſey das Gewicht eined Schiffes mit der Ladung, oder die Laſt
mebrerer verbundener Pontons, 1000 Centner ( parif. )+ To
ift das Bolum Wafler, das dadurch beym Schwimmen ayß
der Stelle gedrängt wird, oder, weiches einerlen ift, das
Volum, um welches ſich der fchwimmende Körper eins
taucht, fo aroß als das Volum, welches 1000 Centner
Wafler einnehmen. Wenn nun ı Cubikfuß (pariſ.) Wafs
fer 70 Dfund (parif ) wiegt, fo ift die Große des einges
tauchten Theils = = = 1571,428 Eubiffuß,
$. 348. Wenn ein fefter Körper auf einer Fluͤſ⸗
‚ figfeit ſchwimmen fell, fo ift gerade nicht nörhig, daß
alle ſeine Theile ein geringeres eigenthümliches Ge:
wicht haben, als die Slüffigfeit; fondern es ift nur
nöthig, daß die Materie in,dem ganzen Volum des
Körpers nicht fo viel wiegt, als ein gleich großes Vo—
lum der Slüffigfeit. Es fönnen daher fehr wohl
khmerere fefte Körper in feichtern Sfüffigfeiten zum ‘
Schwimmen gebracht werden, menn fie mit andern
ungfeichartigen verbunden werden, die fpecififch leich—
ter find, als die Fläfligfeit, in dem Maafe, daß
das Volum diefer Verbindung nicht fo viel wiegt, als
ein eben fo großes Bolum, das mit der Slüffigfeir ers
füllt ift. 2
"Hierauf berubet das Schwimmen beladener Schiffe, der Menr
fhen auf Blafen, auf Shwimmgürteln, Binfen, u. beral.;
der Mebanısmus dee Auffteinens und Niederfinfens der
Fiſche im Waſſer; die Art, Schiffe in feichte Häfen zu bus
| 5 92 “ Firen;
-
28 LZheil 5. Hate
xiren das Emporfommen der Leichname Ertrunfener ;
Schwimmen metallener und galäferner Kugeln, der Bo
teillen , der Pontons, m. dergl.
Die Carteſianiſchen Teufelchen, |
Bon diefem bisher erwähnten Schwimmen der feften Körper
auf fpecifiich fchıiverern Fläffinferten, dem Innazare fläi-
do, oder dein franzöfifchen Flotter, ıft das Natare und Na-
ger, oder das Schwimmen, wie der Menihen und Thiere
auf Wafler, durch Hulfe eigener Bewegungen, zu unterfcbeis
den. Dieſe lektere Art des Schwimmens beruht auf rem
Widerſtande, welchen die Therle der Fluͤſſigkeit bep ihrem Vers
rucken aus der Stelle entgegen feßen; wumd fo fchioimmen
die Dögelın der fpecifiic leichtern Luft, dadurch, dag fie mit
ihren Fluͤgeln die kufttheilchen ſchneller fhlagen, als dieſe
auszuweichen im Stande find. Fben darauf beruht der Mes
chanismus des Schwimmens der Menſchen und. vierfüfiigen
Thiere im Waller. Da die letztern leichter fchwimmen;
als Menfchen » hat vorzüglich in der Stellung ihres Kopfes
und dem Ligamento nuchae feinen Grund, wodurch fie
nicht gendtbigt werden, einen Theil ihrer Muscularfraft
dabin zu verwenden, wohin ihn der Menfch verwenden muß,
nämlıh den Kopf aus dem MWafler bey der horizontalen
Lage des Körpers hervorragend zu machen. — Uebrigens
laͤht fich leicht beweiien, daß der flärffte Mann in rrınen
Armen nicht die Muskelkraft befige, die nötbig wäre, um
Zlügel von der binreihenden Geſchwindigkeit zu ſchwingen,
um damit im der Duft Negen zu fünnen.
Der Körper der Menſchen it gewöhnlich Fpecifiich ſchwe⸗
rer , als Waſſer. Nach Muſchenbroek (introd.. ad philof.
nat. T. 1. f. 1399.) if fein eigenthuͤmliches Bewicht ger
zen das des Waflers wie 1,111 zu 1,000; oder ein gleiches
Bolum Waſſer wiegt % weniger, als der Körper des Mens
er. Beym Mechanismus des Schwimmens num bat der
enſch nicht fein games abfolutes Gewicht im Wafler ems
porzubalten, fondern nur. ſein refpectives Gewicht, oder
dieſen Heberfchuß feines abfoluren Gewichts ber das abfos
Iute Gewicht eines fo. großen Waflervolums, als er auf
der Stelle dringt, addirt zu dem Gewichte des Theils vom
ihm, der noch beroorragt.
Da fih beym Hineintreten ins Waſſer die Lage des
Gchwerpumcts des Körpers nach oben in den Theil des Körs
pers erhebt, der noch bervorragt, jo wird dadurch die Ger
fahr des Umfchlagens im Wafler gar fehr nermebrt, wenn
man nur bie an den Leib oder bie an die Bruſt im Waſſer
eht. Auf diefen Umftand müßte beym Baden in der That
ehr Rüdficht genommen werden ; uud Per fonen, die nicht
fhwimmen fönnen, müßten fib nur an feichten Stellen
ſitzend oder liegend baden. Man lefe bierüber einen Aufs
- faß des Hrn. Hofr. Ebell im Neuen hannoveriſchen Maga⸗
zın 1792. Gt. 82.
Bepvipieie von Menſchen, die meift eben fo fchwer, als Wafler,
und meiſt noch leichter, ale dgffelbe waren, febe man bey
n (in den Philufoph. Transast, Vol, L, ©, 30.).
as
%
Phanomene ſchwerer liquider Koͤrber. 2d
Das Bepſoiel yon Paolo Moccia, ber war 300. nenpolis
tanifhe Pfund wor, aber doh Huch 30 Pf. leichter war,
als ein eben fo arofes Volum Wafler, erıäblt Rarftch
en der geſammten Mathematik. ‚Kbeil 11, Hy
droftatif $. 31.)
6. 349. Die Kräfte, mit welchen gleich große
feſte Körper von ſchwererer Art in einer fpecifiich leich-
tern Fluͤſſigkeit zu Boden finfen, verhalten fich wie
ihre reipectiven Gewichte ($. 334.); und die Kräfte,
mit welchen verfchiedene fpecifiich leichtere fefte Körz
per von gleichem Umfange in einer fpecififch ſchwerern
Stüffigfeit emporſteigen, verhalten ſich wie die Diffe-⸗
renzen bes Gewichts der feſten Körper und der fluͤſſi—
gen Materie, die aus der Stelle getrieben wird. Das
Auffteigen und das Miederſinken geſchieht mit gleich-
förmig beſchleunigter Geſchwindigkeit.
$. 350. Die ſchoͤnſte Anwendung finden die bie:
her vorgetragerren Säße von dem Drucke ber tropf:
bar: fluͤſſigen Körper auf fefte in fie eingefauchte
($. 332. ff.) an dem darauf ſich gründenden Verfah⸗
ren, das eigenthümliche Gewicht fefter und flüffiger -
Körper unter einander zu vergleihen. Das vorzuͤg⸗
lichſte Werkzeug hierzu ift die bydroftatifche Wange,
die fich eigentlich von einer gewöhnlichen Waage nur
durch ihre größere Empfindlichfeit auszeichner, fonft
aber zu der Abficht, feſte oder flüffige Körper damit
in flüffiger Materie abzumägen, eine eigenthuͤmliche
bequemere Einrichtung haben muß.
$. 351. Zur Vergleichung des eigenthuͤmlichen
Gewichts mehrerer Körper unter einander muß man
das eigenthuͤmliche Gewicht irgend eines Koͤrpers zur
\
Ein
—ñ
230 1. 3heil 5. Hauptſtͤck.
Einheit annehmen. Man mählt dazu am bequem:
ſten reines deftillirtes Negen oder Schneewaffer, def
fen Temperatur man aber nothwendig, ſo wie der an:
dern zu unterfuchenden Körper, beftimmen muß, meil
fi) Die Dichtigfeit der Körper, wie im Folgenden mei
ter dargethan werden wird, nad) der verfchiedenen
“ Temperatur fehr verändert.
Noͤthige Erinnerungen wegen des Aufhaͤngens der feften Körs
per an die bydrofiatiihe Waage. Man wahlt dazu Pier
debaar , deſſen eigenthuͤmliches Gewicht von dem des Wals
fers nicht fehr derſchieden ıf.
$. 352. Um das Verhälmif des eigenthuͤmli⸗
hen Gewichts verfchiedener fluͤſiger Aödrper gegen
reines Waffer zu finden, bringe man einen feften Körs
per, (einen folchen, der von den Slüffigfeiten nicht ans
gegriffen oder aufgeldf’t wird, am beften eine maffive
Ölasfugel,.) erft an der hydroftatifchen Waage han:
gend ins genauefte Gleichgewicht, verfenft ihn dann
in das Waffer, merkt genau den Verluft, welchen
er an feinem abfoluten Gewichte erleidet, trocknet
ihn dann wieder gehörig ab, und befiimmt mit glei—
her Sorgfalt ven Verluſt, welchen er in den andern
zu unferfuchenden Fluͤſſigkeiten erleidet. Das Gewicht,
das ein und eben derjelbe fefte Kärper in einer jeden
andern flüffigen Materie verliert, durch das dividirt,
das er im Waſſer verliert, giebt das eigenthumliche Ge:
wicht der flüffigen Diaterie gegen das zur Einheit ange—
nommene eigenthümliche Gewicht des reinen Waſſers.
Man findet nämlich durch diefes Verfahren das abfolure Gewicht
ber verfchredenen Fluͤſſigkeiten und des reinen Waflers, bev
gleihem Volum , nämlich ben dem Volum des eingetauds
ten feften Körpers; oder der Verluſt deileiben an feinem
abfoluten Gewichte in den Fluͤſſigkeiten iſt das Gewicht dies
fer Fluͤſſigkeiten bey feinem Volum (f. 333.). Die fpecifis
fhen Gewichte diefer Flüffigkeiten verhalten ſich a Se
- title
Phänomene fehrwerer liquider Körper. 231
diefe.abfoluten Gewichte, oder wie der Verluſt des feften
Körpers in denſelben.
$. 353. So fann man auch dadurch) finden, wie
groß das abfolute Gewicht eines gewiſſen gegebenen
Volums einer Slüffigfeit fen, mern man einen ſchwe—
ren feſten Körper von diefem gegebenen Volum in der
Flüffigfeit abmiegt. und den Werluft deffelben darın
merft. ‘Denn der fefte Körper verliert fo viel von fei-
nem abſoluten Gewichte, als die Slüffigfeit wiegt,
bie mit ihm einerley Raum erfüllt ($. 33 3.).
Nach wiederhohlten Verſuchen, die ich mit dem ſel. Hrn. Hofr.
Rarften angeſtellt babe, wiegt ein rheinlaͤndiſcher Decımals
cubifzolf reines deſtillirtes Wafler bey 65 Braden Fahrenh.
so2!% Gran cölln. nder 4923! Gran im Medicinalgewicte:
ein rheinl. Lubiffuß Waſſer von der genannten Tempera—
; tur wiegt alfo im coͤlln. Gewichte $026874 Gran, oder 65
Diund, 14 8, 20.753 Gr.; im-deutfhen Medicinalgewichs .
te aber, (das Pfund zu 16 Unzen,) 64 Pfund, ı Unze, 3:
Drahmen, 2 Scrupel, 95 Gran. (Raritens Anleitung zur
semeinnügf. Kenntniß der Natur $. 42.) |
Die Angaben verfchiedener Naturforfcher ber das Gewicht eis
ned gegebenen Volums des reinen Waſſers von einer bes
flimmten Temperatur find abweihend. Ein Hanpterfors
derniß hierbey iſt, daß der Cubus, defien man fich dazır
bedient, auf das genanefte gearbeitet fen; denn aefeht, daß
man fih dazu eines Würfels von ı oder 2 Decimalcubifs-
zollen bedient , fo wird ein geringer "Fehler bey der Beſtim⸗
mung des Gewichts des Cubikfußes Wafler durch denfelben,
1000 oder soe mal wiederhohlt fhon groß ausfallen müffen.
fulofs (Grondbeginzelen der Wynroey en Peilkunde.
Leiden 1764. 8.) der nah van Swindens Zeuanifle hierauf
ſehr große Sorgfalt, verwandte, und fih auch eines groͤßern,
- mit vorzüglicher Genauigkeit gearbeiteten, Wuͤrfels bediens
te, fand das Gewicht eines rhein!. Eubiffußes Regenwaſſer
von 64° Fabrenh., 62 Pfund, 9 Unzen, 5 Drachm., 36 Gr..
im Troygewichte. Dies auf cölnifches Gewicht reducirt,
weicht von der Rarftenfchen Angabe nur um weniges ab, —
Ein zweyter Umftand ift hierbey die Genauigkeit und Kichs
tigkeit der Gewichte, deren man fih bedient.
Herr Schmidt Cphuf. » mathematifche Abhandl. B. I. ©.
98.) bat die Beftimmungen mehrerer Beobachter auf gleiche
Maabe und Gewichte reducirt, und darnad wiegt ein _
parijer | 3
\ Duodes
332° I Theil. 5. Hauptſtuͤck.
| Duoderimals Eubiffug
cubifzoll -
Brunnenwaſſer Br
nab Wolf 371,85 Br. — 69,724 Pf. (parif)
Negenwafer nr .
nach Rarften 36811 9 — 69015 ⸗
nach Wiufchenbroef 37579 9 — 7046 ⸗
nacb 's Graveſande 377133 9 — 70748 $
nach Eiſenſchmidt 369,6 ⸗— 69,300 9
. nab KRirmwan 375,5 ⸗— 7a 9
nab Briſſon, Lavoiſier 373,33 ⸗— 70,000 ⸗
nach Schmidt 370,27 ⸗— 69426 $
$. 354. Um das eigenthümliche Gewicht ſchwe⸗
rer feſter Zörper gegen das Waſſer zu vergleichen,
fo bringe man den Körper zuerft in der fuft ins Gleich⸗
gewicht, und beftimme dann genau den Verluft, den
er ins Waſſer verfenft leidet. ein abfolutes Ge⸗
wicht, durch das dividirt, das er im Waſſer verliert,
. giebt das Verhältnif feines eigenthuͤmlichen Gewichts
gegen das zur Einheit angenommene des Waſſers.
6. 355. Körper, welche ſich im Waſſer aufloͤ⸗
fen laſſen, wiegt man entweder im ſtaͤrkſten Weingei—
ſte oder in Terpentinoͤhle ab, auf eben die Art, wie
im Waſſer. Weiß man nun das Verhoͤltniß des ei—
genthuͤmlichen Gewichts dieſer Fluͤſſigkeiten gegen das
eigenthuͤmliche Gewicht des Waſſers, (das man nach
4. 352. ſuchen kann,) .fo kann man auch leicht das
eigenthuͤmliche Gewicht des feſten Körpers gegen das
zur Einheit angenommene des Waſſers durch Red;
numg-finden. y
$. 356. Um fleine Stüde oder ein grobes Pul-
ver von einem Körper, deſſen eigenthümliches Ges
wicht größer ift, als das des Aaffers, in Nücficht
des Verhoͤltniſſes dieſer eigenthuͤmlichen Gewichte zu
unter⸗
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 233
unterfuchen, fo Fann man fo verfahren: Man bringe
eine Heine gläferne Flaſche, -Die recht troden ift, an
der hydroſtatiſchen Waage ins Gleichgewicht, thue
den feften Stoff hinein, merfe fein abfolutes Gewicht,
fülle das Gefäß mit-deftillirtem Waſſer voll, bemerke
das Gewicht von beyvden zufammen, ziehe von der
Summe das Gewicht der feften Maffe ab; der Reſt
giebt das Gewicht des Waſſers an. Man leere die
glaͤerne Flaſche ans, reinige fie, fülle fie wieder
mit deftillirtem Waller eben fo Hoch an Als vorher,
und beflimme das Gewicht des Waſſers. Dieſes Ge-
wicht des Waflers von dem Gewichte des Waſſers
ben der erften Operation abgezogen, giebt im Reſte
- das Gewicht des Waſſers an, das vorher mit dem
feiten Körper einerlen Raum einnahm. Das abſolu⸗
te Gericht des feften Körpers, durch das dividirt,
Das ein eben fo großer Waflerflumpen wiegt, giebt
das Verhaͤltniß des eigenthümlichen Gewichts des fe-
fien Körpers gegen das zur Einheit angenommene des _
Waſſers. — Oder man beftimme erſt den Verfuft
eines gläfernen Eimers im Aßafler, wiege darauf den
feften Körper darin ab, merfe fein abfolutes Gericht,
verfenfe den Eimer ins Wafler, merfe feinen Verluſt,
und ziehe hiervon den Verluſt des Gewichts des Ei⸗
mers ab, ſo giebt der Reſt den Verluſt des feſten Koͤr⸗
pers allein an; und alſo, nad) dem Vorhergehenden,
leicht das Verhaͤltniß ſeines eigenthuͤmlichen Gewichts
gegen das Waſſer.
Auf diefe Weite laͤßt ſich auch dat eigenthümliche nn. des
Quecdfilbers finden.
$. 357.
234 L. Theil. 5 Hauptſtuͤck.
—. 357. Aus dem, was ein feſter Körper von
feinem abfoluten Gewichte in einer Aüffigen Materie
. verliert, Fann man auch fehr leicht die Größe des fer
fien Körpers im Cubikmaaße finden, wenn man das
abſolute Gewicht der Slüfligkeit, das in einem gege—
benen Eubifmaafe enthalten ift, weiß. Wenn id)
z3. B. weiß, was ein Cubikzoll reines Waſſer wiegt,
fo ift der fefte Körper fo viel Eubifzoll groß, als das
Gewicht eines Eubifzolles Waſſer in dem Verlufte fei-
nes abfoluten Gewichts in dieſem Waſſer Bun
ten ift.
6. 358. Um fefte Körper, wär: heeifiſch leich⸗
ter find, als Waſſer, ihrem eigenthuͤmlichen Gewich—
te nach gegen das Waſſer zu vergleichen, ſo kann man
einen ſpecifiſch ſchwerern damit verbinden, den Ver—
luſt beyder im Waſſer bemerken, und den Verluſt des
ſchwerern allein hernach von dem Verluſte des Ganzen
zuſammen abziehen, ſo wird der Reſt angeben, wie
viel das Waſſer wiegt, das mit dem leichtern einer:
fey Raum erfüllt. Das abfolute Gewicht. des leich-
tern, durch das Gewicht diefes gleich großen Volums
vom Waſſer dividirt, giebt alsdann das Verhäftniß
des eigenthümlichen Gewichts des Teichtern feiten.
Körpers gegen das. zur Einheit ARgeROnEnIEINE des
Waſſers.
. 359. Wenn der Koͤrper —— mit
einander verbundenen Materien von ungleichem eigen⸗
thuͤmlichen Gewichte beſteht, fo erfährt man durch
das Wafferwägen nur das mittlere fpecifiiche Ge:
wicht, oder dasjenige, welchessaus der gleichförmigen
Der:
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 235
Vertheilung der aggregirten Stoffe in dem Inbegriffe
des Körpers entfpringen würde. So kann auch ein
Körper feinem ganzen Volum nad) ein geringeres eis
genthümlihes Gewicht haben, als Wafler, und in
feinen eigentlichen Theilen doc) ein größeres, mie es
z. D. bey Holz, Holzfohlen, wegen der $uft, -die fie
eingefchloffen enthalten , der Fall ft |
$. 360. Eine andere Methode, die ſpecifiſchen
Gewichte tropfbar- flüffigee Dinge zur beſtimmen,
giebt der Gebrauch der hydroſtatiſchen Senkwaagen
oder Areometer (Areometra, Hygrometra), bie
man auch für befondere Fälle Salzwaagen, Bierwaa⸗
gen, Branntweinwagen, u. f. w. nennt. Man hat ,
Davon zweyerley Gattungen: mit beftändigem und
mit verdnderlichem Gewichte. Sene nennt man
aud) Areometer mie Scalen.
6. 361. Areometer mit unveränderlihem Ges
wichte ( $. 360.) beftehen aus einer Röhre CD (Fig.
127. Taf. XIII.), die unten mit einem hohlen Gefäße
AJB zufammenhängt, worin fo viel Gewicht oder
beſſer Duecfilber fich befindet, daß das Werkzeug
fit) in der einen oder der andern Art von liquiden
Flüͤſſigkeiten bis auf eine gewiſſe Tiefe fenfe. Das
ganze Gewicht diefer Senfwaage darf nicht fo groß
ſeyn, als das Gewicht eines eben fo großen Raumes⸗
inhaltes der feichteften unter den tropfbar » flüffigen
Materien, deren eigenthumliches Gewicht dadurch
noch erforfcht werden foll, damit fie darın nicht ganz
unterfinfe, Der Hals der Senkwaage wird in Grade
CH,
230 1. Theil. 5. Hauptfück..
CH, HN, NP, PO abgetheilt; die beym Schwim⸗
men bes Areometers in den zu pruͤfenden Fluͤſſigkeiten
darein eingetauchten Theile, z. B. BC und BH, vers
balten ſich umgefehrt wie die eigenthiumlichen Ger
wichte diefer Fluͤſſigkeiten ($. 344.), auf. welchen
Satz fich der Gebrauch diefer Senkwaagen gründet,
6. 362. Um vermittelft diefer Areometer ($. 361.)
die Berhäftniffe der eigenthämlichen Gewichte der
Flüſſigkeiten genau zu beftimmen, ift es nöthig: daß
der Hals des Werfzjeuges vollfommen cnlindrifch fen;
daß es völlig fenfrecht in den Fluͤſſigkeiten ſchwimme;
daß das Gavicht des Areometers bekannt fen; und
endlich, daß die Abtheilungen oder Grade CH,
HN, NP, PQ am Halfe defjelben befannte Theile
dieſes Gewichts find. Am bequemften ift es, wenn
die Senfwaage die Einrichtung hat, daß fie anzeigt, '
tie wielmal das. fpecifiiche Gewicht des reinen Waſ—
fers im fpecifiichen Gewichte der zu prüfenden fuͤſſi—
gen Materie enthalten iſt. Die hierzu erforderliche
Eintheilung der Nöhre muß durc) Verſuche und Rech—
nung gefundeh merden. Damit die Areometer defto
empfindlicher find und die Fleinften Unterſchiede der
eigenthümlichen Gewichte der Fluͤſſigkeiten anzeigen,
ſo muß der Hals derfelben in Vergleichung mit dem
untern Gefäße fehr dünn ſeyn.
Tiller, in den Mdmoires de l’ academie roy. des feienceh vom
Ä J. 1768. ©. 450; Le Roy, ebendat. vom J. 1770. ©.
438. De Luc, in den philo/oph. Transacı. Vol LXVIIIl.
©. 500, und ım ‚fourn, de — T. XVIII. S 480.
van Swinden politiones phyficae, T. H. P. I. ©, 47. ff.
Rarſtens Anfangsar. der marhem, Wülenfhaften H g 2
®. 198
$. 363.
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 237
$. 363. Der leßtern Bedingung wegen müßte
eine. Senkwaage mit einer fehr langen Roͤhre verſehen
fenn, menn fie zur Beſtimmung des Unterfchiedes det
eigenthuͤmlichen Gerichte aller der Fluͤſſigkeiten dienen
follte, deren eigenchümliches Gewicht roifchen ein '
Paar Grenzen fällt, deren Verhältnif gegen einan-
:P der wien zu 2 oder nur zu zTift, womit mehr als Eine
" Unbeguemlühfeit verbunden feyn würde, zumal wenn
die Abrheilungen an der Möhre das eigenrhümliche
Gewicht der Fluͤſſigkeiten nad) allen zwifchen diefe -
Grenzen ‘fallenden Stufen bis auf Taufendtheilchen
vom Gewichte einer eben fo großen Menge reinen
MWaflers anzeigen follten. Deshalb ift es nöthig,
mehrere dergleichen. Senkwaagen zu haben, wovon
der Gebrauch einer jeden für folche Fluͤſſigkeiten einge:
fchränft ift, deren eigenchümliches. Gewicht zwifchen
ein. Paar engere Grenzen fällt, "deren Berhältnif etwa
nur mie 1 zu 1,100 if: Die Senfwaagen müf:
fen übrigens aus folchen Materien verfertigt fenn,
die von den Slüffigfeiten, zu ‚deren Prüfung fie be:
ſtimmt find, nicht angegriffen werden; am heften find
fie von Glas. Uebrigens ift ben dem Gebrauche aller
Senfwaagen zu bemetfen: daß fie ganz rein find;
daß man genau die Stelle, bis an welche fie fich ein:
tauchen, beobachte; und dann, daf die zu pruͤfende
Fluͤſſigkeit eine beſtimmte Temperatur habe.
$. 364. Sonſt richtet man die Abtheilungen der
Scale diefer Areometer mit unveränderlichem Gerichte
auch fo ein, daß fie, "wie 5. B. Die Branntweinwaa⸗
gen oder nn bey einer Mifchung bon Slüfe
fig:
238 J. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
ſigkeiten gleich angeben, wie viel fie von der einen oder
der andern Slüffigfeit enthalte; oder, ‘wie z. B. die
Soolwaagen oder Zalsfpindein, bey Auflöfungen,
"wie groß der Gehalt des aufgeldf’ten Körpers in der
Auflöfung fey, Auf diefe Weiſe wird aber der Ge:
brauch des Areometers fehr eingefchränft.
Beſſer iſt es daher, bey gemiſchten Flüffiafeiten die fir die&
perfchtedenen Miſchungsverhaͤltniſſe gehbrigen fpecıfiichen
Gewichte durch genaue Verſuche zu beſtimmen und im
Zabellen zu bringen, um fo im erforderlichen Falle aus
dem ergentbimlichen Gewichte der Fluͤſſigkeit das corres
fpondirende Miſchungsverhaltniß zur erfahren. Wir haben
dergleichen ſchon für Salzjauflüfaungen und Mifcbunaen
von Alcobol und Waffer, und fo bedarf es dann Feiner
beiondern Soolwaagen ud Branutwernwaagen. Ich werde
folhe Tabellen in ver Folge mittheilen.
Schmidt, in Grens neuem Journ. d. Phyf. B. I. ©. 117. ff.
$. 365. Weil überhaupt aber die Verfertigung
der Areometer mit Scalen, wenn fie die eigenthuͤm—
lichen Gewichte von Slüffigkeiten genau anzeigen, und
überhaupt die nad) $: 362. erforderlichen Kigenichaf:
ten haben follen, mit fehr großen Schwierigteiren
verfnüpft if; fo kann man nicht anftehen, der zwey—
ten Art der Genfwaagen ($. 360.), ben Areomte:
tern mic veranderlichem Gewichte, die man auch
Fahrenheitiſche Areometer nennt, den Vorzug ein-
zuräumen.. Das Einfache in ihrer Conftruction
macht fie eben fo empfehlenswerth, als die Allgemein:
beit ihres Gebrauchs. Cie lafjen ſich auch) fo einrich:
ten, daß fie ohne Rechnung gleich die eigenthuͤmlichen
Gerichte der Dadurch zu prüfenden Fluͤſſigkeiten im
Verhäleniffe zum Waffer angeben. Von diefer Art
ift das von Hrn. Schmidt befchriebene und von Hrn,
Ciarcy verfertigte Areometer, das mir Recht den
Namen
Wanomene ſchwerer liquider Koͤrper. 239
Namen eines allgemeinen Areometers verdient.
A(Fig. 128. Taf. XIII.) iſt ein hohles birnfoͤrmiges
Gefaͤß von Glas in feiner natuͤrlichen Größe, welches
nf mi eines maſſiven Glasſtaͤngelchens,
die Gchaale B- trägt, unten aber durch einen etwas
fuͤrkecn maſſiven Glasſtiel D mit einem kleinern um—
‚ gihehrten birnfoͤrmigen Gefäße C verbunden ift. Die—
fs untere_Gefaß wird durch eine bey C angebrachte
“ anfänglich offene Spitze mit Quedfilber gefüllt, daß
das ganze Werkzeug 700 befannte Gewichtstheile,
(halbe Gtane des cöllnifchen Marfgewichts ,) wiegt,
und es find ned) genau 300 Gemwichtstheile oben in
die Schüffel zu legen, wenn fid) das Werfzeug in
Regen: oder deftillirtes Waſſer (ben 15° R.) bis
an die mit einem Zeichen verfehene. Stelle E des
Halſes einſenken ſoll. Es wiegt folglich das Volumen
des Waſſers, das es dann aus der Stelle drängt,
1000 Gewichtstheile. Wenn man nun bey der Pruͤ⸗
fung jeder andern Slüffigfeit ducch die Veränderung
des Auflegegemwichts in der Schaale es dahin bringt,
daß es ſich darein bey eben der Temperatur eben fo
tief bis E einfenfe, fo giebt das aus der Schaale her:
ausgenommene oder hinzugelegte Gewicht den Um:
tetſchied zwiſchen dem fpecifiichen Gewichte der Fluͤſ—
ſigkeit und des Waſſers von gleicher Temperatur an,
Serner drüfe die Summe der Auflegegewichte und
des Gewichts des Areometers jedesmal das fpecifiiche
Gericht der Stüffigfeit aus, wenn das fpecifiiche Ge:
wicht des Waflers = 1000 gefeßt if. Wenn z. B.
nur 132 Gewichtstheile in die Schaale zu legen nöthig
wären,
20: 1, Shell 5. Haupiſtück. F
waͤren, damit die Senkwaage ſich bie E in bie zu
prüfende Slüffigfeit eintauche, ſo märe das eigen:
thümliche Gewicht derfelben zu dem deg Waſſers
wie 700 + 132:1000, daß ift, wie 0,732 : 1,000.
Weil die größte Menge der Auflegegemichte, nicht
gut, über soo Gewichtstheile gehen darf, damit der
Schwerpunct des fo belafteren Werkzeuges nicht zu
Hoch zu ftehen fomme; fo wird noch ein zweytes nad),
‚ganz Ähnlichen Grundfägen verfertigt, das 1200 Ge⸗
teichtstheile, und mit den größten Auflegegewichten
. über 2000 Gewichtstheile wiegt, um auch). für die
ſchwerſten Flüffigfeiten zu dienen.
"Befchreibung eines fehr bequem eingerichteten allgemeinen
Aräometers, von Herrn.G. G. Schmidt ; in Grens Jour-
‘“ nal der Phyfik., B. VII. S. 186. ff.
wilke, in den ſchwed. Abhandl. 3. XXXII. ©. 279. ff.
6. 366; Die Areometer mit veränderlichem Ge:
wichte laffen fic) auch zur Beftimmung des eigenthäm-
lichen, Gewichts fefter Körper einrichten. Hierher ge-
hört das Nicholſonſche Areometer, das: dazu- fehr
bequem eingerichtet ift, und auch den Vortheil ‚bat,
daß dadurch jedesmal mehrere Stüde eines‘ feften
Körpers gewogen werden fönnen , die einzeln zu Flein
ſeyn würden, um mit Genauigfeit ihr fpeciftiches
Gewicht zu beflimmen. Fig. 129. (Taf. XIII.) zeigt
das Inftrument, das aus weißem Bleche verfertigt
werden fann. Es ift fo eingerichtet, daf es im Waſ—⸗
fer vertical fhwimme, und dabey noch ein Theil Des
Körpers OT hervorrage. Unten ift ein fegelfürmiger
Eimer E befeftigt, im welhem, um den Schwer:
punct herabzubringen, ein paffendes conifches Stuͤck
Bley
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 241
- Bley liegt. Es find alfo Auflegegewichte auf- die
Schaale F nöthig, damit es fi) bis an das Zeichen b
- des dünnen Drahfes, der die Schaale F trägt, eins
fenfe. Dieſe Gewichte merft man eine für allemal,
Wenn man nun einen feften Körper, (deſſen Gewicht
aber jene nicht übertreffen darf,) unterfuchen will, fo
legt man ihn auf die Mitte der Teeven Schaale F deg
im Waſſer ſchwimmenden Inſtruments, und nod) fo
viel Gewichte zu, daß die Senfwaage ſich bis b eins
tauche. Die zuzulegenden Gewichte abgescgen von
den vorigen, ein= für allemal beftimmten, Auflegege-
mwichten giebt im Nefte, mas ber fefte Körper in der
$uft wiegt. - Man legt hierauf den Körper in den
Eimer E, und läßt das Werkzeug wiederum im Waſ—
fer ſchwimmen. Weil num der Körper im Waſſer
von feinem Gewichte verliert, fo wird man zu den
Gewichten in der Schaafe noch hinzulegen müffen,
damit das Areometer fi wiederum bis b eintauche,
Dieſe zujufeßenden Gewichte werden anzeigen, ‚wie
viel der fefte Körper im Waſſer verliert; und das ab;
fofute Gewicht deffelben in der fuft, dividirt durch) dies
fen Berluft im Waſſer, wird folglich angeben, wie
groß fein eigentiyumliches Gewicht gegen das zur Eins
beit angenommene des Waſſers fey.
Befchreibung eines fehr bequemen Inftruments zur Beftim-
mung des [pecihfchen Gewichts der Mineralien, vom
Hrn. Hauy, in Grens Journ. d. Phyf. B. V. ©. 502. fl.
$. 367. Das Abwaͤgen der Flüfjigfeiten in einem
Gefäße, das genau bis zu einerley Höhe damit gefüllt
wird, giebt noch eine Merhode zur Beftimmung des
Q eigen⸗
‚242 I. Sheil. 5. Hauptftüc.
eigenthuͤmlichen Gewichts derfelben, meil ſich dieſes
verhält, wie die abfoluten Gewichte ben gleichem Vo—
um. Indeſſen gewährt diefe Methede doc) Feine
große Genauigfeit und ift leicht Jrrthuͤmern unter⸗
worfen.
$. 368. Folgende Tabelle giebt bas eigenthums
fiche Gewicht mehrerer Materien gegen das zur Eins
heit angenommene des reinen Waſſers an:
ı) Meralle.
Platin, geſchmiedet - 21,061 (Sidingen)
geſchmolzen 19,500 (Briſſon)
— geſchmiedet - 20,336 —— -
— zu Draht gezogen - 21,041 - -
— in u - - 22,069
Gold, — (muſchenbrock)
— gegoſſen 19258 (Sriſfon)
— gehaͤmmert 0. 19,361
Silber, - 0.04 a (muſchenbroek)
— gegoſſen - - 10,474 (Sriſſon)
— gehaͤmmert - = 10,510 -
Kupfer, gegoflen .. Ak - .
— zu Draht gezogen - 8,87
— japanifhes, gegoffen - 17:6 (Mufcpenbroef )
— — geſchmiedet - 9,000
Eiſen, Roheiſen W dpi Seiſon)
— GStangmeiien - - 97,78
— — ſawed. 6— Gr muſchenbroer >
— Stahl - 7,833 (Brilon)
— — gefömiche, nicht
gehärtet - 7,840
— — — — und gehärtet 7,810
sinn, von Cornwall, ne 7,291
— — gehoaͤmmert 71299
— von Malacca gegoien 7,296
— — 7,331 (muſchenbroek)
— — — gehaͤmmert 7,306 (Briſſon)
— von Dancad - - 7,216 (Miufchenbroef)
Bley, gegoſſen - - 13 53 (Brilon)
Bley,
Phänomene ſchwerer Tiquider Körper. 243
11,445 (Muſchenbroek)
7,190 (Briſſon)
- 7,215 (Muſchenbroek)
9,822 (Briſſon)
9,670 ( Bergmann)
7,822 (Brilon)
7,700 ( Bergmann)
6,702 (Briſſon)
6,860 ( Beramann)
6,852 (Muſchenbroek)
Bley, gegofien -
Zink, gegoſſen -
— Goslarfher
BR, gegofien
Ketalt, gegoflen -
Cpieholanı z ‚ gegoflen
—
Xrfenit .. 8,308 (Bergmann)
Nickel, gegofien - 9,000 R
Maanefium - 6,850
Quedfilber - 13,550 ( maſchenbrock)
— - - 14, 110 *
13,568 ( Briffon)
— — der Mittelzahf aller
Verſuche von Muſchenbroek 13,674 n
2) Erden und Steine
Kreide . - “0... 2,315 | Birwan)
— 2 — ———
Dichter Kalkſtiiein—
bis . (Rinwan)
Körniger Kalkftein - — ‚ze
is
Sarrarifher Marmor - - os CBeiffon)
Darifcher — 2,837
Islaͤndiſcher Kalkſpath - ..23715. - -
Ditteripatb - - - . - 2,480 (Birwan)
Mergelerde - - = = 1,600
bis 2,400 —W
Verhaͤrteter Mergel 2300
bis 2,700 - -
Bitumindfer Mergelfhiefeer - 2, 361
bis 2,442: - .
Schieferipath - . - 2,647 A —
Braunfpath 2000 3,837 (Brifjon)
Dolomit .’. 2,850
bis 2,862 (Birwan)
GSyps, dichter “00.00. 1,872
: bis 2,288 - -
2,300 =
— faferiger —
— 2 Gyps,
244
Gyps, blaͤttrige·—
Fraueneis
Flußſpah
Apatit
Tungſtein -
Witherit
| Shmerfpan, dichter .
— blaͤttriger -
— faſeriger—
— bologneſer -
Leberſteen -
Meerſchau
Venetianiſcher aa =
Speditein .
Zopfftein, von "Eomo :
— ſchweizeriſcher -
— von Dauphiné
— ſchwedlſcher
Serpentin, von Zoͤblitz -
Asbeſt, von Zoblitz
Amiant
Bergkork ...0.
Asbeftartiger. Strahiftein
Bemeiner >
Glasartiger
Neppeit
Bitterſtein
Baikalith -
Boracit —— J
Toͤpferthun - -
%
k
6
a
— —
a
©,
La
bis
1. Sheil. 3. Hauptftüc. .
2,274
2,310 (Kirwan)
2,311 . .
3,155.
3,191 (Briſſon)
2,824
3,218 (Birwan)
6,066 ( Brifion).
4,338 (Birwan)
4,300
4,499 “ -
4,300
4,800
4,440
4440
2,666
0,336 (Groß)
2,780 (Muſchenbroek)
3,727 ( Briffon)
3,872 (Rirwan)
3,023 (Sauffüre)
2,768 (Briſſon)
2,853
— (Rirwan)
2,5
2; cmuſchendroek )
0,680
0,993 (Briſſon)
2,584 ( Birwan)
2,806
3,356 - -
2,950 |
3,493 . -
2,966 (Briſſon)
3,041 (Sauffüre)
3,320
3,380 (Hoͤpfner)
2,200 (Kowig)
2,565 (Wefteumb )
1,800
2,000 (Kirwan)
Schiefer
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 245
Schieferthon
Wetzſchieſer ·
Steinmarf, verhaͤrtetes
Bol, armeniſcher —
Zeichenſchiefer
Gründe - -
Lepidolith
Kyanit
Slimmer, rufiſhe
— ſchwarzer
Micarell
Hornblende
baſaltiſche
labradoriſche
Hornblendeſchiefer -
Made - = .
—
Trapp =. — im
Soft - »- =
Thonſchiefer
Sergerpflall - -
Quarz > “
Amt - -
Smaragd -
Beryll, Reicifcher -.
Braftantiiper
Praſer
—
Orientaliſcher Rubin
Orientaliſcher Topas
Orientaliſcher an
Su -
*
.- ei u
Er ne Ge Eu ze
1
2,600
2 ‚680 (Birwan) °
2,876
3,131 (Briſſon)
2,815 ( Birwan)
2,727 (Muſchenbroek)
3,186 (Briffon)
2,637 (Birwan )
2,816 A
3,517 (Saufföre)
2,791 ( Briffon)
2,938 ." - -
2,980 Birom)
3,410 .
3,333 . »
3,3590
3,434 - ··
2,909
3,153
2,535
2,893 ..@ “
2,780
3,022.
- 2,864 ( Briſſon)
3,000 ( Bergmann)
2,670
2,880 (Birwan)
2,653 (Beiffon)
‚ 2,647
2,654 .
2,651 ( Kirwan)
2,775 Eriſſon)
2,721 ß
2,7282 -
2,580 -
4,283
4,010
3,994
3,760
31570 ( Blapesi,
u 8 a
246
Braſilianiſcher Topas
Saͤchſiſcher Tepas , -
Drientalifher Aquamarin
Brafilianifcher Dapıiie
Kyarinıh - -
Keylonifcher Zirkon
Böhmifcher Boanas
Leucit
Chryſoberyll -
Chryſolith ·
Olivin ei
Dbjiiian - - .
Schoͤrlartiger Berpil .
Schwarzer Stangenfhört
Braſilianiſcher Turmalin
Thumerſtein - = }
Prenit
Zeolith .. - . s
— von Abdelfors -
Sreuflen - -
Laſurſtein
Ehryfopras - .
Edler Opal - »
Halbopal
Gemeiner Opal
Pechſtein - *
Hyalith
Chalcedon -
Carneol—
Katzenauge -
Geuerften - . 0 -
Sornflin - +. -
IM
Dr
bis
2,468
IJ. Theil. 5. Hauptſtuͤek.
3,536 (Sriſſon)
3,564
3,548
3,130
3,687
4,416
4,188
3,698
3, Ar (Birwen)
33
34 * * Werner)
2,960
3,225 (Kirwan)
- 2,348 (Briffon)
- 3,530 (Klaproth)
3,363 (Briſſon)
3,130
3,155 —
3,295 (Riemen)
2,943 - - -
2,083
2,093 . Selten)
—
2,35
— (Kirwan)
-»ı 2,896 2 -
2,479. 0°
2,144 ( Blumenbach)
1,700
2,118 ( Kirwan)
1,958
2,075 (Klaproth)
2,049
2,319 Griſſon)
2,110 ( Rirwan)
2,664 ( Briffon)
er - -
2,
560
2, = (Biewan)
2,58
cn (Briffon)
2,53 32 )
2,653 (Birwan
* Kieſel⸗
Phänomene ſchwerer liquider Koͤrper. 247
Kieſelſchiefer -
Porphyrſchiefer
Gemeiner Jaspis
Aegyptiſcher Saspis
Sinopel
Porzellanjaspis
Heliotrop
Holzſtein
Elaſtiſcher Quarz
Feldſpath
Mondflein - -
Bimftein -
Labradorftein -
Demantſpath
Strontionit .
Granit - -
Porphyr -
Sandſtein
Bergnaphtha
Petroleum
Aephalt -
-GSteinfohle. -
Bernſtein —
Brauntohle
1
/
‘bis
2,600 - -
2,559 ”
0,914 (Briſſon)
2,596
2,641 (Kirwan)
2,512
-2,700 - -
2,580
2,700
2,564 (Beiffon)
2,691 .
2,330 (Ruwan)
2,620
2,700 - —
2,045
2,675 E .
2,624. - -
2,437
2 ‚670
j 2,692 ( Rirwan)
3,710 (Blaprotb)
R 3,400 -
3,644 (Birwan)
2,538.
2,956 ( Briffon)
2,765
2,793 hu J
2,113
2,561 . ”
Erdhar ze.
0,708 Muſchenbroek )
0,854 *
1,203
1,744 j Io 5
” 1,270
SE dr -
1,06
I, die ( muſchenbrock)
1,019 \
1,292 (Gren)
4)
248 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
Ä 4) Schwefel.
Natärliher Shmefl - - 3,033 ( Beiffon)
Grangenfäwefe! .. - 1,800 (Muſchenbroek)
bis 1,990 ( Briffon )
5) Bohlige Subftanzen des Mincı
ralreiche.
Graphit - . - 1,860 (Muſchenbroek)
Kohlenblende . W 1,468 (Groß)
Diamant 22 — *
3,5
His 3 2 54 ( Mufchenbrock )
69) metaukalke und Erze.
Weiſſer Arſenik
| te 2,694 ————— )
Mother Arfenit - — - — - 3,223
Dperment “000 0. 3313 — —
Selber Afnt. - -- 352 °- .
Salmey W 2,560
is 4,409 . -
Autia - - - - 4,615 . .
Schwefelkies —44789
Kupferlie ·3360
GStaues Spießglanzerz - - 4,700,
bis 4,858 ” ”
Glas vom Spießglane - - 4,760
b
— von Io. Georgen,
ftad 5,354 . —
Bisusber; natarlicher ——68
bis 7,710 — 2
Bu Fünftlicher * - 7,838
bis 9,002 - -
Bleyglaͤtte — Pe” —
Bleyglanz - — u 7 —
Molybdͤͤ - - Ar (Beiffon) zu
y) Künftlice Verglisfungen.
Bouteillengfas, grünes - - „2,642 Deifen)
Weißes Kryſtallglas - 2,893 *
bis 2,488 ” ”
j Eng»
Phänomene ſchwerer liquider Körper.
—
Engliſches Flintalas - 3,329 m
Porzellän von Sees - - 2,145 . R
— von limoges - .. 2,341 . .
— von China - 2,384 . .
2) Salze.
Bitrioloͤl
Rauchende Salpeterfäure
— Kochſalzſaͤure
Boraxſoͤure
Arſenikſaͤure
Roher Eſſig
Deſtillirter Eſſig
Roher Weinſtein
— —
— — — — —
Aetzend er Satmiatgeift
Zerfloffenes Meinfteinfalz
Vitriolifirter Weinftein
Glauberſalz
Salpeter
NHombeidalfatpeter
Reines Kochſalz -
Steinſalz
Digeſtivſalz
Reiner fnblimeter Salm
Borax
Alaun F
Bleyzucker—
Enaliſcher Vltriol -
» ı 1 2 9
5
Zinteitriol 7 -
Weißer Zucker
9) Spiritudfe
Schwefelnaphtha -
Alcohol, (der reinfte)
Burgunderwein .
Maderamein -
Weißer Franzwein ‘
Frontignac .
*
iak
-
-
-
-
-
Slüffigkeiten..
0,716 (Kowig)
0,791 e .
0,991 ( Briffon)
-
-
.
-
-
-
- 1,869
- 2,143
- 1,420
- 31,900
1,877
1 1709 (Wufchenkroet )
1,583
1,194 (Brilon)
1,479 (Muſchenbroek)
3,391 (Bergmann)
— Sriſſon)
3 moſchenbrock)
1,900 =
... 0,890
0,897 ( Briffon?
1,550 —— )
2,298.
2,246
1,900
1,918
1,836
1,720
1,71% -
2,395
1,880
ik 1 2 2 a Tr ah
e— ’ % % “ % J Ei 4 ‘ ‘ ‘ s
1,606
1,038 . .
1,020 ( Nfufchenbroef )
1,008 v —
Mallaga⸗
250 J. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
Mallagawein - 1,015 (Muſchenbroek)
Rother Tapwein - - - 1,018 - 5
Weißer .- - - - 1,039 „ R
Pontac * - 0,993 - =
Champagnermwein - - - 0,962 - ;
Moſeler ee = 0,916 . a
Rheinwein - . - 099 - a
10) Aetheriſche Oehle.
gavendelöhl - 0,893 ( Briffon)
Meltendht - - - 1,034 ( Mufchenbroef )
Pommeranzendhfl - - 0,888 — —
Zimmtoͤhl 15,035 ie”
Saſſafrasoͤhl 1,094
Rosmarindhl er 0,934 - -
Fencheloͤhhß 09997
Wacholderoͤhl— - 0,911 - .
Krauſemuͤnzenoͤhl - - - 0,975 - -
Terpentinoͤhl 0,792
11) Fette Oehle und thieriſche Fette.
Rindertalg - - - - - 0,955 ( Mufchenbroef)
Kammeltalg - - - - 0,943 - -
Schweinefhmal - 00. 070,954 - -
Selbes Babe + - 70,960 i j
Weißes Wachs - - - 0,966 — —
Baumoͤhl— - + 0,913 - .
kein — — - - - - . 0,932 . -
Ruͤbſaamenoͤhl - + 0,853 - 5
Gacaobutter - - - - - 0,891 (Brandis)
Süßes Mandeldhl - - - - 0,928 ( Mufchenbroef )
Butter * - + 0,942 (Briſſon)
Wallrath 6— - 110,943 °- .*
12) Gummi’s, Harze, Gummihartze zc,
Arabiihes Summi - - - 1,452 (Brifjon.)
Traganth — =, 1936 - .
Weißes Pech - - _ 1,072 . -
Sandarıc -, - - 1,092 . .
Maftir - - - 1,074 - -
Storar ı - 2 . - 1,109 5 -
Eopal
Phänomene (ner lande Körper. 251
Eopal 0.0.
1,045
bis 1,139 ( Briffon )
Elemi . - - . 1,018 -
Anime - - - — 1,028 = -
Labdanum - =... 1186 - .
Suayac er . - _ 1,122 . e
Salapendlar3 0 - -.. 1218 n -
Drachenblut . - „1,204 = er
Summilad * ... 1,139 - -
TZacamabac - - en. ,1,046 . .
Benzoe e - e - 1,092 5 e
Caranna - . ..2 .212$ . -
Ammoniafgummi =» - _ - „1,207 - -
Kederagummi - . 2298 - -
Galdangummi - - 2214
Sarcocella 1268
Opoponax - - - „1,622 . -
Gummigutt - - . . „1231 . -
Euphorbium - - - A - .
Diidbanuım _- - - .: 2,173 - .
Myrrhe - .1,360 - -
Scammoneum . - „21,335 - -
Stinkender Afand - . . „1,337 a -
Bdellium — 4 . —
Federhazz7004533
Kampher— - _ 0,988
Aloe ·6— — - _ 1,358 ie ”
Dpium ..... . . - 1,336 *
Indigo — 07769
13) Einige thieriſche Subſtanzen.
Elfenbein = 1,825 (Muſchenbrock)
Wallroszahn - 1,933
Drientalifher Bezoar - - 1,530 |
bis 1,640 - -
J
Harnblaſenſtein - 3,664
bis 1,700 -
Kryſtalliniſcher Gallenſtein - 0,803 (Sen)
Rothe Eoraln - - 2,689 muſchenbroek)
Orien,
252 I. Theil. 3. Hauptflüd.
Drientalifhe Perlen 27750 ———— J
Krebsaugen 021,890
Huͤnereyre 7 7 = 1,090 . .
14) Bolzarten,
Indianiſches Eedernhol) - - 1,315 (muſchenbroek)
Burbaumbolz 0. 00. 1328 0.099 -
Braſilienholz J 1,031 —
Ebenholz J = 1,209 R ö
Fernambucholz . 1,014 a A
Franzoſenholz —W - 1,333 - =
Mahagonyholz - - - 1,063 R “
Griecholz = 00.0 = 1200 - =
Altes Eihenhol - - - 1,666 — eh
Eichenholz vom Stamme - -- 0,929 u z
Eichenholz von grünem - 0,870 ; R
Rhodiſerholz u125
Weißes Sandethouu - 1041 *
Rothes — - 1,128 . m
Campecheholz - - 0913 “ A
Buͤchenholz - . -. 0853 e *
Gelbes Sandetheig - = 0,809 . R
ErlenbolE > +. 0.709800 R A
Ahornholz - . - = 0,75$ r R
Eidendpcy - - - - 0734 s N
Arco =» —- - - 0793 . —
Pflaumenholz 040785 —
Haſelnholz— - 0,600 : 5
Birnenholz - . . » or66ı ; -
Ulmenhelz - - - . 0,600 e 5
Lindendo - —- 00. 060 ., .
Weidenhozzz064585
Wachdiderhzzzz6556
Saſſafras holz 060482 *
Zannenholz . . - 0,550 r e
Pappelnholz - 0,383 5 i
Kortholz ” “ “ - 0,2409 * ”
15) |
Phosphorus - . - 1,714 (Muſchenbroek)
16)
Holzkohle
bie — (BSielm)
17)
Phänomene fehwerer liquider Körper. 253
17)
Eis : . 0,916 (muſchenbrock)
Reines Waſſer - 1,000 .
- Mufchenbroek — ad philoſ. nat. T. II. 1417. Pifan-
teur — des corps — par Mr. FR a Paris
1787. 4
Gen verfchiedenen Luftarten giebt Hr. Lavoifier folgende
Beſtimmung:
Ein parij Duodecimal⸗ Lubitzolt
atmoinhärifche Luft wiegt s 046005 Graͤn Cfranı. I.
Stickluft ’ Or44444
Rebensluft ⸗ ⸗ s$ 0,50694 y
brennbare Luft s 5 0103539 ⸗
Luftſaͤure N) s 0168985 ⸗
Salpeterluft ⸗ ⸗05 4690
flüchtig s etafinifge Suft #* 0127488 ⸗
Schwefelluft 5 s 1403820 ⸗
$. 369. Man kann von diefer Tabelle allerley
nüßliche Anwendungen machen. Denn außerdem,
daß fich durch Vergleichung des gefundenen eigen:
thuͤmlichen Gewichts einer gegebenen Subftanz mit
dem in dem Berzeichniffe angegebenen auf die Reinheit
oder Acchtheit derfelben in vielen Fällen fchließen läßt,
kann man aud) dadurch das Gewicht des Eubifzolles
oder des Eubiffufes der darin angegebenen Materien
finden, wenn man bie Zahl, die ihr jpecififches Ge:
wicht angiebt, mit dem Gewichte des Eubifzolles oder-
Cubiffußes Waffer ($. 357.) multiplicirt. So z. B.
wiegt ein Eubiffuß (pariſ.) Waſſer 69,015 Pf.
(parif.); folglich wiegt ein (parif.) Cubikfuß Queckſil⸗
ber 13,674% 69,015 Pf. 943,711 Pf. (parif.),
oder 989,682 Pf. (cölln. ) Gem.
1) —— gehoͤrt auch das fo genannte Archimedeiſche Pros
lem. Rab Vitruvs 3 (de architectura Lib. 9.
Cap. 3.) hatte ſich der König Ziero zu Syraeus eine gols
dene Krone machen laflen, und fam auf den Verdacht,
dag ibm der Boldarbeiter dabey einen Theil Gold eutwen—
det und dagegen eben fo viel Silber dem Golde
abe.
252
I. Shell. 5. Hauptſtuͤck
babe. Archimedes follte prüfen ob der Verdacht gegruͤn⸗
det ſey, und er habe durch Waſſerwaͤgen den Betrug ber
fimmt, und das Verhältnis des Goldes zum Gilber in
der Krone angegeben. Archimedes Bicher repı Tav 10xau-
pevov bandeln nur now fhwimmenden Körpern, und ents
balten nichts von jenem Probleme. Man bält daher au
die Erzählung nah Vitruv für Fabel. Geſetzt aber, daf
die Metalle bey ihrem wechfelieirigen Zuſammenſchmelzen
ihre Woluming nicht änderten, fo würde ſich allerdings
das Verhaͤltniß ıhrer abfolucen Gewichte in dem Gemiſche
aus dem eigenthümlichen Gewichte deflelben erkennen laflen,
wenn die eigentbumlicben Gewichte der einzelnen Metalle
befannt find. Deun wenn die eigenthümlichen Gewichte
der Metalle vor der Vermiſchung D, d, die Volumina V,
v, die abfoluten Gewichte P, p beißen, fo it das eigens
thümliche Gewicht nah der Vermiihung, oder A, =
— udP:p=D(A4—d):4a(D-A)
Wenn nun die Krone des Ziero 20 Pf. ſchwer gewefen
ift und benm Abwägen im Waſſer 14 Pf. werldren|bätte,
fo wäre ihr _einenthiimliches Gewicht, pder Ar = 160
gegen das Waſſer gewefen. Das eigenthuͤmliche Gewicht
des reinen Goldes, oder D, hätte = 19,64 ſeyn mürffen.
Segen wir nun, daß der Zuſatz Silber gewefen wäre, fo
wäre d = 10,55. Es war alfo nah obiger Formel das
Gewicht des Goldes, oder P, zu dem Gewichte des Sils
bers, oder p, im der Krone = 19.64 ( 160 — 10,55):
10155 (19164 — 16,00) = 107,038 1381402. Es beftanten
alfe 145,440 Theile des gemiſchten Soldes auf 107,038 Thbei⸗
len feınem Golde und 38,402 Theilen Silber. Wenn wir
nun nach der Regel de tri fo anfegen:
1451440 Pf. fchlechtes Bold enthalten 107,238 Pf. feines
Gold, was 20 Pf.? fo erhalten wir 14,719 Pf. fein Gold, die
mit 9281 Pf. Silber vermischt die 20 Pf. der Krone ausge—
macht babeıt.
Da aber die Metalle bey ihrem Zufammenfhmeljen mehr
oder weniger im einander greifen und micht mehr die
Dichtigkeit behalten „\die fie der Berechnung zu Folge bas
ben foltten ($. 184. ),_fo ſieht man leicht, daß jene Fors
mel nicht die Verhaͤltniſſe der Quantitäten in ver Mifchung
angeben fann, wenn man nicht weiß, wie ſich die Dichs
tigkeit ändert. Auch läßt fie ſich nicht ben der Zuſammen⸗
fhmelzung von mehr als zwey Metallen anwenden,
2) Wenn man Bochſalz in Wafler auflöf’t, fo iſt der Maums,
welchen die Auflofung einnimmt, nicht mehr aleich »
&umme der Räume des Kochſalzes und des Waſſers. Es
find alfo einene Beobachtungen und darauf gegründete
Rebuungen nötbig, um aus dem fpecifiiben Gemichte der
Satifolution die Menge des Salzes zu finden, die in einem
egebenen Gewichte der Salzſoole entbalten in, Lambert
Hiftoire de l’acad. de Pruſſe 1762. T. XVII. ©. 27.f.)
bar eine folche Tabelle berechnet.
Gewicht
Phänomene ſchwerer liquider Körper. 255°
Gewicht des Salzes Eigenthuͤml. Gewicht der Coole.
o — —
1,000
10 — — 1,007
20 — — 1,014
30 — — 1,021
49 — — 1,027
5o — — 1,034 er
60 — — 1,041
79 = 1,047
80 — — 1,054
90 — — 1,060 -
100 — — 1,067
110 — — 1,073
120 — — 1,080
130 — — 1,086
140° — — , 1,093
150 — — 1,099
160 — — 1,105
170 — — 1,111
130 — — 1,117
so — — 1,123
200 — — 1,129
210 — — 1,135
220 — — 1,141
230 — — 1,146
240 — — 1,152
250 — — 1,158
260 — — 1,163
270 — — 1,169
280 0 — , — 1,175
270 — — 1,180 e
300 — — 1,185
310 — — 1,191
320 — — 1,196
330 — _— 1,208
336,8 — — 1,2047
Geſetzt, die Soole ift in ihrem eigenthuͤml. Gewichte
1,175, So füllen 1175 Gr. derfelben fo viel Naum, als
1000 Gr. Wafler, und es find in biefen 1175 Br. 280 Gran
Salz, oder das im ihr befindliche Salz beträat z5°2 ihres
Gewichtes. Nah der Regel de tri fann man num leicht
finden, wie viel Salz in einem Pfunde folder Goole fen;
denn wenn 1175 Br. Goole ago Gr. Sal; entbalten, fo
find in ı Pf. oder 7680 Br. Eoole 1830 Gr, Salz. |
3.)
256
3)
I. Theil. 5. Hauptftüd.
Wenn Alcohol und Wafler mit einander vermifcht werden,
fo ift das eigeuthämliche Gewicht nad ber Vermiſchung
nicht fo, als es der Berednung zu Folge nach ihrem refi ecs
tiven eigenthuͤmlichen Gewichte feyn ſollte. Um alf’ aus
dem eigenthümlichen Gewichte der Mifhung bar Berbälts
nif beyder Ingredienzien zu erfahren; find vor äufige Vers
fube und nähere Beftinnmungen nöthig. Herr Gılpın in
England hat dergleiben Verſuche über die Aenderungen
der Dichtigkeit des Alcohols und Waflers, wenn fie im
nerfchiedenen Verhaͤltniſſen mit einander vermifchr werden,
in zahlreiher Menge, und ‚mar für verfhiedene Grade
von Wärme von 30 bis 30° $., angeftelit, und Tabellen
entworfen, nad welchen man aus dem eigentdumiwen
Gewichte des Oemiſches den Gehalt an Alcohol oder Mailer
finden fann. ch habe eine ſolche Tabelle defielben für vie
Zemperatur von 60° F. mitgetheilt (Verſuche über die
Nenderung der Dichtiafeiten bey Werm:ichuna von Alee hol
und Waſſer, von Herrn Gilpin; in Grens neuem Journ.
der Phyf. B. U. ©. 365. fi.) Kerr Gilpin nımmt tarin
das eigenthuͤmliche Beiwicht des Alcvbols 0,835 an. Indeſſen
bat Herr Lowitz gereiatı daß Aleohol von diefen eigens
thümlihen Gewichte felbit noch nicht waſſerfrey fen , und
daß er durch die ftärffte Entwäflerung bis e,791 (bey 68° $.)
berabgebracht werden fonne. Er-ielbit bat-darnah eine
Tabelle der eigenthümlichen Gewichte fiir die Gemifche von
folhem Alcobol und Wafler aus Verfuchen entworfen, die
ich hier mittheile: .
Eigenthuͤml. Gewicht des Gemifches aus
0,791 100 Th. Alcohel © Th. Wafler.
0,794 99 9 u —
0,797 98 4 — 29 —
0,800 97 9 .. 6
0,803 i 96 ⸗ — 4 9 —
0,805 95 9 — 59 —
0,808: 94 ⸗ — 69 —
o,81L 93 8 - 79 —
0,813 92.0 — 8 — —
0,816 g9L ⸗ — 94 —
0,818 go ⸗ — 1048 —
0,821 DE Ze 11⸗ —
0,823 88 + — 123 —
0,826 1 u 130 0 u
0,828 ‚86 — 14 —
0,831 35 #8 — 15 —
04 834 — 16 7
0,836 31 — 1 —
0,839 32 9 — a8 ®. =
0,54% ss.” — 9 2—2 x
Eigen,
ns
‘
Phänomene. fhtwerer liquider Körper. 237 -
Eigenthuͤml. Gewicht bed Gemiſches aus
0,844 go Ip. Alcohol 20 Th, Waſſer.
0,847 79.9 — 21 4 —
0,849 0“ — . 124 —
o,851 77.0 — 23⸗ —
0,853 76,» — 1243 —
0856 75 — 51 —_
0,859 4 ı 264 —
0,861 ::ı 73% — 170 —
0,863 720 — 128% —
0,866 TER = 299 —
088 70% = 3101 —
0,870 69% 314 —
0,872 68% — 32—
0375.71 — 33 —
0,877 66 + — 34 ⸗ —
0,880 65⸗ 3035 —
0,882 64 + — 364 —
0885 s6 — 37—
0887, 6. — 38⸗ —_
0,889 GL — 39⸗ —
0,892 60 s — 140% —
0,894 SI u Hı —
- 0,896 58» = 419% —
0,899 57 — 3ı —
o,01 56—⸗ — 44 ⸗ —
0,903 SER, — —49— —
0,905 54435— — 460 —
0,907 53 9 — 47% —
0,909 32 ⸗ — 40 —
0,912 — SI» — 19% —
0,914 os — 50 + —
01917 499 — jSLı —
0,919 48 + — 3239 —
0,921 47 9 — 53 * —
0,923 46 ⸗ — 3541 —
0,925 .45 9 — 1.
0,927 4 — 56 —
0,930 43 — 5957⸗ —
0,932 42 9 — 59 —
0,934 41⸗ ——9 Zu
0,936 40 5 — 601 —
⸗ — 61 ⸗ —
0,938 39
3
2
2
®
258 I. Theil. 5. Haupiſtuͤck.
Eigenthuͤml. Gewicht
des Gemifches aus
0,949 38 TH. Alcohol 62 Th. Wa fer.
2,942 37 9 — 639 —
0,944 36 » HD —
0,945 359% — 654 —
0,948 34 0 — 66 9 —
0,950 330 — 674% _
0,952 32» — 68 1 —
0,954 31 # erg —
0,956 30⸗ — 703 —
0,957 29 9 er © ZW
0,959 28 0 — 72— —
0,961 27 3 — 734 —
0,963 26 4 — 741 —
0,965 25 0 — 759 —
0,966 24 4 — 76 ER
0,968 a3 — — — ®
0,970 28 — 7519 —
0,971 a1 0 — 799
0,973 20 4 — —————— —
0,974 19 9 — 518 —
0,976 18⸗ — 38 0 —
0,977 17 9 — 83 — —
0,978 16 9 — 84 ⸗ —
0,980 15 9 — 85 ⸗ —
0,981 14 ⸗ — 86 9 —
0,983 13 #6 — .897 0 —
8,985 3 — 881 _—
0,986 ı0 »# 994 —
0,937 10⸗ — 090 4 —
0,988 9 4 — —W —
0,989 go. — 934% —
0,99K 79 — 93 8 —
0,992 6» — 94 * —
0994 ar 3
09,995 4 — 956 9 —
0,997 340 — 97 —
0,998 2 ⸗ — 98 4 —
0,499 0 — 9 —
1,000 0% — 10% —
Crells chem. Annalen, 1796. B. J. ©. 202. ff.
$
&
Qu
ze
| 259
—— —— —⸗ —
Sechstes Hauptſtuͤck.
Phaͤnomene ſchwerer expanſibeler
Fluͤſſigkeiten.
$. 370.
Wir betrachten hier die Phänomene, welche ſchwere
elaſtiſche Fluͤſſigkeiten ($. 135.) durch ihr Gewicht
und durch ihre Elaſticitaͤt hervorbringen. Wir fen.
nen zweyerley Arten vieler Slüffigfeiten: Gasarten
oder Luftarten und Dämpfe ($$. 135. 136.). Bey
jenen ift die Efafticität dauernd, in jedem ung befann-
ten Grade der Zufammenprüdung fo wohl, als der
Kälte; diefe hingegen behalten ihre elaftiiche Form nur
ben einem gewiffen Grade der Wärme unter einem
beftimmten Drucke. So fange indeffen die leßtern im
mwirflichen erpanfibeln Zuftande find, befolgen fie auch
mit den erftern diefelbigen allgemeinen Gefeße der
ſchweren elaftifchen Stüffigfeiten. Da diefe Gefeße
unabhängig von der individuellen Natut der Bafıs
der erpanfibeln Flüffigfeiten find, fo gehören die das
von abhängenden Erfcheinungen in die allgemeine Na:
turlehre. Der Kuͤrze wegen bediene ich mich des Aus:
drucks: Luft, zur Bezeichnung aller erpanfibeln Fluͤſſig—⸗
keiten. An der atmoſphaͤriſchen Luft, die wir allent:
‚halben antreffen, fönnen wir am beften die Phänomene,
die allen erpanfibeln Stüffigfeiten gemeinfam find, beob⸗
achten, und wir fönnen ung daher ihrer am bequemften
zur Anftellung der hierher gehörigen Erfahrungen und
Ra Der:
260 T. Theil. 6. Hauptſtuͤck.
Verſuche bedienen. Das, mas wir von ihr als efa-
ſtiſcher Slüffigfeit fagen, gilt von allen andern elafti-
fchen FSlüffigfeiten, die auch eben fo durch ihr Ger
wicht und ihre Expanfibilität wirfen würden, wenn
fie an der Stelle der $uft die Atmofphäre um die Erde
bildeten. | W
4. 371. Ein expanſibeles Fluidum hat als fol:
ches ein Beftreben, einen größern Naum zu erfüllen
($. 131.), und übt folcher Geftalt Druck gegen jedes
Hindernif feiner Erpanfion aus. Ferner widerſteht
es ben der Derengerung feines Raumes vermdge fei-
ner Erpanfivfraft.
$. 372. Die fuft iſt erpanfibel und dehnt fich,
wenn fein Hindernif ihrer Erpanfion da ift, zu einem
Raume aus, deffen Grenzen man nicht Fennt. So
wie aber der Raum wählt, zu welchem eine Maffe
fuft fi) ausdehnt, fo nimme auch ihre Erpanfivfraft
ab, weil fie nun nicht mehr mit demfelbigen Grade
von Kraft ihren Naum erfüllt ($. 50.).
$ 373. Den der Ausdehnung einer Maffe luft
in einen größern Raum nimmt ihre Dicjtigfeit ab;
und die Dichtigfeit, die fie übrig behält, verhält
fich zur vorigen Dichrigfeie, wie der Raum, den fie
vorher einnahm, zu dem Raume, in welchen fie ſich
ausgedehnt bat.
$. 374. Die fufe iſt compreflibel. Ueber bie
Kraft, mir weicher die fufe fich auszudehnen firebt,
iſt eine größere möglich, und durch diefe läßt fid) die
fuft auch wirklich in einen engern Raum preffen. Se
mehr
\
}
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Slüffigkeiten. 261
mehr'die Luft aber zufammengeprefit wird, um befto
mehr wächft ihre Dichtigfeit und der Grad der Kraft,
womit fie ihren Raum erfüllt; folglich defto mehr
widerficht fie der fie zufammendrücfenden Kraft. Der
, Grad der Zuſammendruͤckung Hat folgtie für unjere -
endlichen Kräfte feine Grenzen.
6. 375. Wenn eine Maffe Luft im Gfeichge:
wichte ihrer Theile ift, fo iſt die Erpanfivfraft jedes
Punctes derfelben dem Drucke derſelben auf dieſen
Punct gleich.
4. 376. Ein elaſtiſches Fluidum wirkt auf das
Hinderniß ſeiner Expanſion mit derſelbigen Kraft,
mit der es zuſammengedruͤckt worden iſt. Die luft
in einem Gefaͤße uͤbt alſo gegen die Waͤnde deſſelben
eben denſelbigen Druck aus, als die Kraft aueüuben
. würde, mit der fie bis zu ihrem dermaligen Grade
der Dichtigkeit zufammengepreft worden ift.
$. 377. Diefuft it eine ſchwere erpanfibele Fluͤſ⸗
figfeit, und muß alfo durch ihr Gewicht Druck aus:
üben. Höher liegende Luftſchichten müffen alfo auf
die darunter liegenden durch ihr Gewicht preſſen.
$. 378. Wenn demnach die ganze Maſſe guft
fi ſelbſt überlaffen im Gleichgewichte ift, fo kann
ihre Dichtigfeit niche durchaus gleichförmig fern; die
untern Schichten muͤſſen, wegen der Compreffibilität
der $uft ($. 374.) und des Gewichts der darüber
liegenden Schichten, in einen engern Raum gepreft,
folglich dichter fenn; es muß alſo die Dichtigfeit der
Schichten hinabwärts wachfen. Mir der Zunahme
| te:
\ “
252 I Theil. 6. Hauptftück.
der Dichtigfeit der tiefer liegenden Luftfchichten muß
aber auch die Erpanfivfraft derfelben zunehmen, und
die abfolute Elafticität jedes Theiles. derfelben muß
bem Gewichte der "ganzen darüber ftehenden Säule
proportional ſeyn ($. 376.).
$. 379. Die Erfahrung betätigt dies an der
atmofphärischen $uft. . Wenn man eine gläferne recht
trocene Röhre, die an einem Ende gefchloffen und
länger ift, als 28 parif. Zoll, mit reinem gefochten
Duedfilber ganz anfüllt, das offene Ende mir vem
Singer zuhält, hierauf umfehrt, und, nachdem man
es in ein Gefäß mit Quecfilber getaucht hat, dic Roͤh⸗
re vertical hält und den Finger von der Deffnung weg—
zieht; fo bleibt das Quedfilber darin etwa 23 parif.
Zoll über der Fläche des Duedfilbers im Gefäße zu
ruͤck, durch den Druck der fuft, der auf die Fläche
des, Quecfilbers im Gefäße einſeitig iſt. Loangeli⸗
fta Torricelli ftellce diefen an Folgerungen fo frucht-
bar gemwefenen Verſuch zuerft im J. 1643 an, und
bewies dadurch die Schwere der tuft. Die Röhre
mit dem Queckſilber darin heißt daher aud) die tor-
ricellifche Röhre (Tubus torricellianus), und der
Raum über dem Quedfilber in der Röhre die torti⸗
cellifhe Leere (Vacuum torricellianum).
Cafp. Schotti Technica curiofa. Herbipol, 1664. 4. 1. IL
©. 192.ff.e.
Daß aber der Druck der Luft von dem angeführten Phaͤ⸗
nomene die Urfach fey, das folgt nicht nur. unmittelbarer
MWeife aus ihm felbft , fondern wird auch dadurch beftätigt:
1) daß durch MWegnahme der Luft uͤber der Fläche des Queck⸗
ſilbers im Gefaͤße unter der Luftpumpe, nach einem im
ber Folge anzuftellenden Verfuche, das Quedfilber in der
torriceliihen Rohre berabfinft; 2) daß das Queckſilber
ganz berausfällt, fo bald die Roͤhre oben geöffnet wird, >
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 263
alfo der Drud der Luft nicht mehr einfeitig ift 5 3) daf das
Queckſilber nach hydroſtatiſchen Geſetzen in der Möhre um
eben. fo vıel höher teigt, als das Niveau ded Quedfilberg
außerhalb höher wird; 4) daß, wenn die Möbre enge ges
nur it, begm fenfrechren Herausziehen derfeilben aus dem
SGeeaͤtße das Queckſilber in derfelben in die Höhe getrieben
wird und oben bangen bleibt. '
$. 380. Da der Druck der $uft fo groß fenn
muß, als der Gegendruck des Quedfilbers in der tor-
ricelliſchen Nöhre, fo können wir hieraus mit Necht
fließen, daß der Druck der Atmofphäre gegen jede
gegebene Fläche fo groß fey, als das Gewicht einer -
Duedfilberfäule von eben diefer Grundfläche und der
Höhe in der torricelliichen Roͤhre. |
Ein parif. Cubikfuß Duedfilber wiegt nahe 950 Pfund parif.z
ein Eubikzoll, — — 17 Carb, 24 Quentchen.
Wenn alfo der Druck der Luft das Gleichgewicht halt mit
einer Queckſilberſaͤule von 28 Zoll oder 24 Fuß, fo beträgt
er gegen eine Fläche von einem Quadratfuße 22163 Pfund,
und von einem Quadratzolle 15 Pfumd, 12355 Loth parit.
‚Um jede Linie, um welde das Quedfilber höher oder
niedriger , als 28 Zoll ift, beträgt der Drud der Yuft auf
eine Fläche von einem Quadrarfufe 635 Pfund mehr ober
weniger, Ä
6. 381. So large die luft nicht in Gefäßen ein;
gefchloffen iſt, fondern fren bleibt und auf ihre ganze
Maffe Nricfiht genommen wird, fo muß fie nur
durch ihr (Hemwicht twirfen, und daher dieſelbigen Gefeße
des Gleid)gemwichts befolgen, als nicht= elaſtiſche Fluͤſ⸗
figfeiten. | |
$. 382. Es müflen daher auch die fuftfaufen
unter einander bey gleichen Höhen und Dichtigfeiten
im Gleichgewichte fichen; jede fuftfäule muß aud)
faͤhich ſeyn, ftatt ihrer benachbarten einen Körper von
gleichem Gewichte zu tragen, und ihr Druck muß fi)
!
*
264 1. Theil. 6. Hauptfü
zu Sofge ber bydroſtatiſchen Geſetze nach allen Sich
u tungen zu aͤußern.
Wenn der —5* der atmoſphaͤriſchen Luft das Gleichgewicht
haͤlt mit &iner Queckſilberſaͤule von 28 Zoll, fo muß er auch
das Bleichaewicht. halten mit einer Waſſerſaͤule von 14 . 28
Boll,oder von 325 Fuß (parif.), wenn das Wafler ein 14mal
‚geringeres eigenthuͤmliches Gewicht hat.
$. 383. Hierans erklaͤrt fich auch die Erſchei—
nungf daß aus einem Gefäße mit enger Oeffnung
beym Lmfehren nichts herausfäuft, und daß der Hahn
eines vollen Faſſes, deſſen Spundloch geſchloſſen iſt,
nichts bey der Oeffnung herauslaͤßt, u. dergl. m.
4. 384. Es fofat ferner, aus der Schwere der
£uft nach hydroſtatiſchen Geſetzen, daß der Drusk der
Luftſaͤulen abnehmen müffe, wenn ihre Höhe, bey
übrigens gleichen Umständen, abnimmt, und umges
fehrt; daß folglic) das Quedfilber in. der torricellis
fhen Röhre in Hohen Regionen der Atmofphäre nicht
fo hoc) ſtehen fönne, als in niedrigern, mie auch die
Erfahrung lehrt.
$. 382. Ferner muß die wuft im Freyen nach
Verhaͤltniß ihrer Dichtigkeit druͤcken; und eben hier—
aus iſt es abzuleiten, daß das Fallen des Queckſilbers
in der torricelliſchen Roͤhre, wenn es nach hoͤhern
Regionen der $uft gebracht wird, nicht den Höhen pro:
portional, fondern immer verhaͤltnißmaͤßig Fleiner iſt.
In höhern Gegenden ift nämlich die $uft dünner, in
niedrigern dichter ($. 378.).
| de — —————— über die Atmoſphaͤre, Th. 11. ©.
K. 386. Der Druck der $uft kann feine Bere:
gung hervorbringen, fo lange er von allen Seiten
‚gleich
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 265
gleich bleibt; er Außert ſich aber ſogleich, fo bald er
einfeitig wird, oder auch auf der innern und aͤußern
Fläche eines Körpers ungleich Statt findet,
Hierber aebören die nachher ben der Luftpumpe anzuftellenden
Berfuhe: ı) mit den magqdeburgifchen Halbkugeln; 2) das
Zerbrechen einer Glasfchribe, die auf einen merallenen Ens
linder geküttet ift, aus welchem man die Luft anszieht;
3* Zerreißen einer über eben denſelben, geſpannten
$. 387. Wenn alfo die Luft nur von Einer Seite
ber auf einen Körper drückt, und diefer beweglich iſt,
fo fann er dadurd) in Bewegung gefegt werden.
Hierber gehört:
ı) AobervalPs Derfüch, oder Pascals Rammer. '
Tentamina experimentor. natur. capt. -in academia def
Cimento. ©. 29. ff.
2) Otto von Gutifes Windbüchfe mit verdünnter Luft.
C. Schorti technica ceuriofa. L. Xt. ©, 881. Otron. da
Ouerike experimenta de vacuo /[patio. ©. 112.
6. 388. Endlich folgt auch) aus $. 386., daß,
wenn die fuft auf einerlen tropfbar : fluffige Materie
ungleich drückt, dieſe leßtere nad) der Gegend hin, wo
jie weniger Druck von der fuft erleidet, bewegt mer:
den müfle. Hierauf gründer fich die Wirkung des
Hebers (Sypho).
6. 389. Der. gemeine Geber befteht aus einer
gefrummten Nöhre abe (Fig. 130.), wovon der eine
Schenkel be länger ft, als der andere ab. Der He:
ber fen mit einem fiquidum gefüllt, und fein offner
Schenkel ab in ein offenes Gefäß AB, das auch dies
fes liquidum enthält, bis g eingetaucht. Es iſt aus
Ä e dem
*
Er
266 4 Ahr. 6. Haupt.
dem Vorhergehenden ($.3 13.) Far, daf bie Fluſſigkeit
in ag durch den Druck der dieſen Schenkel umgebenden
gleichartigen Fluͤſſigkeit erhalten werde. Der Druck
der Luft findet auf die Fläche fh der Fluͤſſigkeit im Ge-
faͤße Statt: er finder aber auch Statt gegen die Fläche
der Fluͤſſigkeit an der Mündung c des längern Schen:
‚ Fels des Hebers. , Jenem Drude der fuft auf Die Slä-
che fh druͤckt die Sluffigfeit in dem Schenkel ba ent:
gegen, aber nur der Theil bg; dem Drucke der fuft
gegen c drückt die Shäffigfeit in dem Schenfel be ent:
gegen. Da Diefer leßtere Gegendrucf wegen der [ans
gern Säufe der Fluͤſſigkeit bc größer ift, als der Ger
gendruc von bg, fo erfolgt die Bewegung des fiqui-
dums nach der Richtung der größern Kraft: es fließt
aus dem längern Schenkel in c aus, und fteigt in a
in dem fürzern empor; oder es ift eben fo gut, als
db die Luft auf fgh ftärfer drückte, als gegen die Muͤn—
dung c. Zwar ift die fuftfäule, die gegen c drüdt,
um de länger, aber das fiquidum innerhalb de ift
auch um vieles Dichter, als die fuft, und daher fein
abſolutes Gemicht um vieles größer, als das abfolute
‚Gewicht der luftſaͤule von gleichem Durchmeſſer und
ber Höhe cd. |
9. 390. Wenn der Schenfel ba bes Hebers
(Fig. 130.) mit einer ſpecifiſch ſchwerern Fluͤſſig⸗
feit, L, der Schenkel be hingegen mit einer ſpeci⸗
fiſch leichtern Fluͤſſigkeit 1 gefüllt, und das Verhäfts
niß des eigenthämlichen Gewichts von -L zu dem
von 1 größer. ift, als das Verhältnif der fenfrech-
ten Höhe von c bis b zu der von a bis b; fo wird,
wenn
Yhänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 267
wenn die Mündungen a und c geöffnet werden, nad)
budroftatifchen Gefeßen, der Ausfluß aus a, und nicht
aus c, Statt finden. Wenn ferner das Gefäß AB
mit, einer fpecifiich ſchwerern Flüffigfeit, der Heber
feloft aber mit einer fpecififch Teichtern angefülle ift, fo
kann es aus den angeführten Gründen fommen, daß
der Heber in’ c zu fließen aufhört, nämlich dann,
wenn die in dem chenfel bg geftiegenen und
darin noch befindlichen Sluffigfeiten zufammen eben fo
ſtark in der fenfrechten Nichtung druͤcken, als die feich:
tere in dem längern Schenfel be thut.
$. 391. Wenn der fürzere Schenkel bg des He-
bers (Fig. 130.) länger ift, als die Höhe, bey welcher
das liquidum, das durch den Heber fließen fell, in
der torricelliſchen Nöhre durch den Drud der luft
erhalten werden Fönnte, fo Fann der Heber nicht
wirfen,
$. 392. Es fann fein Ausfluß aus dem Aufern
Schenfel des Hebers geichehen, wenn biefer äußere
Schenfel kuͤrzer ift, als der innere bg (Fig. 130.)5
dann gefchieht vielmehr der Ausfluß aus a. Dies ıft
auch der Fall, wenn der längere Schenfel be in einer
Fluͤſſigkeit derſelbigen Art ficht, als ba, aber un
.B. bis k. |
$. 393. Wenn bende Schenfel ba und be des
Hebers (Fig, 131.) gleich lang find, fo fann aus
dem mit einerley Slüffigfeit gefüllten und fenfrecht ge:
haltenen Heber nichts ausfliefen, indem der Gegen:
druck der Luft gegen a und o gleich groß iſt. Taucht
| man
1
2668. 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.
man aber den einen Schenkel, z. B. ap, in eine Sluͤſ—
finfeit dieſer Art, 5. B. bis fgh, fo fließt der Heber
ben c, und zwar defto ftärfer, je tiefer der Schenkel
ab eingetaucht wird. Seht. ift nämlich die Fluͤſſigkeit,
die in. dem .Schenfel-ab gegen die Luft druͤckt, nur in
der fenfrechten Höhe bg zu nehmen. in Heber diefer
Art heit ein wivtembergifiher Heber.
\. 394. , Außer dem Gebrauche, zu welchen die
Heber un gemeinen seben nußen, dienen fie auch, zut
Erklaͤrung mancher Phänomene der Natur und Kunſt.
Dahin gehört:
1) Die Wirkung einiger natürlichen Brunnen, die
fih von Waſſer ausleeren, wenn es darın bie zu
einer gewiſſen Höhe aeftiegen ift. ”
Mufchenbroek introd. ad philof, nat. T. U. f. 2100. Jour-
. nal des Scavr A..1688. ©. 455. Plinius hiſt. nat. L. I.
C. 103. Oliver, in uhilof. transact. No. 204. Vol. XVII,
©. 908. Atwell, ebeud. No. 424 Vol.XXXVII. S. 301.-
2) Die Einrichtung des Fünftlichen Tantalus,
des Derirbechers oder Diabetes ver Alten.
Mufchenbroek a. a. D. $. 2100,
- Heronis, Alexandrini, [piritalium liber. Amftelod. 1716. 4
Prop. 12.
3) Die Wirkung des Rircherfchen Hebers.
wolfs nuͤtzl. Verſuche. Th. TIL. ©. 576. 4. 116.
Die Wirkung der ſo genannten Fraterna Cari⸗
tas, eines drey- und mehrſchenkligen wirtem⸗
bergiſchen Hebers.
5) Rirchers Brunnen.
Karſtens Anfangsgr. der Naturl. 6. 282.
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigfeiten. 269
$. 395. Die Erfahrung lehrt, daß an einem
und demſelbigen Orte die Hoͤhe des Queckſilbers in
der torricelliſchen Roͤhre ($. 379.) nicht dieſelbige
bleibt, ſondern zu verſchiedenen Zeiten bis auf eine gez
wiffe Grenze größer oder Fleiner if. Es folgt bier:
aus, daß in der Atmofphäre Urfachen wirkſam feyn
muͤſſen, die ben Druck der tuft auf die Queckſilber—
faufe veränderlich machen. Weil alfo die torricellis
fche Möhre.den Druck der $uft durch die damit cor:
reipondirende Duecfilberfaule anzeigt, fo hat man
ihr den Namen des Barometers oder Baroſcobs
gegeben; und meil mit der Veränderung des Drucks
der $uft gewoͤhnlich eine Aenderung der Witterung
verfnäpft ift, fo nannte man es auch ein Wetter⸗
glas.
$. 396. Man hat dem Barometer‘ mancherley
Einrichtungen au geben geſucht, theils um es zu vers
ſchiedenen Anmendungen bequemer, theild die Ders
änderungen auffallender zu machen und genauer zu
meſſen. So wie die Einrichtung $. 379. angege:
ben ift, und wie fie zuerft ben der Erfindung war, - ers
. fordert das Inſtrument viel Queckſilber und ift nicht
bequem zu transportiren. Man Frümmte zu dem En⸗
de die Roͤhre wieder nach aufwärts, und maaf die
Höhe der Quedfilderfüule von der horizontalen Dbers
fläche des Duedfilbers in dem fürzern Schenfel, Da
aber das Queekſilber, wenn es in der laͤngern Röhre
durch den verminderten Drud der Atmoſphaͤre, z. B.
um einen Zoll, finfen follte, in dieſem Fürzern Schen:
kel ſteigt, und nun hier wieder um fo viel durch feine
eigene
270 : I. 2heil. 6. Hauptftück.
eigene Schtvere zuruͤckwirkt, folglich madht, daß das
in der längern Röhre enthaltene nur um einen halben
Zoll finfen kann; fo gab man dieſe Einrichtung bald
wieder auf, die man doc) nachher für die vollfommen;
fte gefunden hat. Man gab alſo diefem fürzern Schen⸗
kel ein weites fugelförmiges Behältnif, damit das in
der längern Nöhre herabfallende Queckſilber ſich in
einen defto weitern Raum ausbreiten und bier in der
Kugel die Höhe veflelben nur unmerklich vermehren,
auf das Ballen oder Steigen in der engern Röhre
aber feinen merflichen Einfluß haben möchte, da Fluͤſ—
figfeiten von einerlen Art auch in Röhren von ungleis
cher Weite gleich hoch ftehen ($. 314.). Je weiter
die Kugel des fürzern Schenfels in Vergleichung der
torricellifchen Nöhre ıft, um defto weniger mird das
Niveau der Queckfülberfläche in diefer Kugel durch das
Steigen und Fallen des Quedfilbers in der torricellis
ſchen Röhre erniedrigt oder erhöhet.
$. 397. Zu ganz genauen Beobachtungen aber,
und zu folchen Verfuchen, wo das Fallen des Qued;
filbers fehr beträchtlich) ift, Fann diefes Barometer aus
den angeführten Gründen nicht ficher angewendet wer:
den, wenn man die Scale nicht beweglich macht.
Herr de Luc ging daher zu der erftern einfachen Ein:
richtung diefes Inftruments wieder zurücd, und zeig:
te, daß das Barometer mit dem nach oben zu ges
frummten, gleich weiten Schenfel, oder das fo genann⸗
te heberfoͤrmige oder Heberbaromerer, alle Vorzüge
befüße, und durch die gehörige Einrichtung deffelben
der vorhin genannte Fehler, daß es die Höhe des
| Qucd:
Phänomene ſchwerer expanſibeler Slüffigfeiten. 271
Duedfilbers beym Sallen zu. groß und: beym Steigen
zu Fein angiebt, völlig gehoben werden Fönnte. Wenn
man nämlich von dem, ‚um welches das Quedfilber in
der längern Roͤhre gefallen ift, das abzieht, um welches
es in dem Fürgern Schenfel flieg, oder zu dem, um
welches es in dem längern Schenkel flieg, das, um
welches es in dem fürzern fiel, addirt; fo hat man je=
desmal die wahre Höhe des Fallens und Steigens.
Pur die Quedfilberfäule in der forricellifchen Roͤhre,
die aber dem Niveau des Queckſilbers im Fürzern
fteht, iſt es, die dem Drucke der $uft correſpondirt.
Durch) ihre Meffung findet man daher auch immer
die Höhe einer Quedfilderfäule, die mit dem Drude
ber $uft im Gleichgemwichte ifts
de Luc über die Atmofphäre, $. 381. ff.
$. 398. Zu der genauen Einrichtung des Baro⸗
meters gehört: 1) daß es bloß und allein durch Ver⸗
änderungen im Drucke der Luft afficirt werde und
diefe Veränderung auch wahrhaft anzeige. Dazu ift
noͤthig, daß die torricelliiche Seere vollfommen von
$uft rein ſey; denn wenn fie luft enthält, fo wird
die Queckſilberſaͤule fürzer feyn, als fie follte, und die
Wärme wird darauf Einfluß haben. Durch Erhi—
gung der torricellifchen feere muß alfo Das Queckſilber
in der Möhre nicht herabgedruͤckt werden oder finfen.
Um diefe torricellifche Röhre rein zu erhalten, iſt es
nöchig, ben Verfertigung des Barometers das Queck⸗
filber in der Nöhre ſtark auszufochen.
Aus der allgemeınen Wırfung der Wärme auf alle, Körper
wırd man leicht euriehen, daß die Barometcrhöhe bey
größerer Wärme größer, und bey geringerer Wärme Fleis
ner ſeyn muſſe, wenn auch der Deuck der Luft derſelbige
bleibt. Herr de Luc fand bey genauer Unteriuhung, daß
ine
972 be L. Zhell. 6. Hauptſtuͤck.
eine a7 erg lange Duedfilberfäufe vom ‚natürlichen Gefriers
puncte bie zum Giedepuncte des Waſſers um 6 Linien oder
z ihrer Länge zumehme, Nimmt man dieſe Beſtimmung
für die richtige, fo muß die Quedfilberfäule im Paromes
ter , das benm natürlichen Froftpuncte auf 27 Zoll fand,
ben unverändertem Drude der Armofphäre z. B. um eine Yis
wie reinen, folglih 325 Linien hoch ſtehen, wenn die Tems
peratur um den fecheten Theil des Fundimentalabftandes
vom Thermometer zunimmt und 62° Fahr. oder 135° Reaum.
wird. Die Aenderung der Wärme um30° Fahr. bringt
alio das Barometer jedesmal um eine £'nie höber, und jede
Acnderung um 1° um „g einer Linie. Herr de Luc bar zu
dem Ende um mebrerer Bequemlichkeit willen deu Zundas
"mentalabftand vom natuͤrlichen Frofpuncte bis um Sıedes
puncte am Thermometer in 96 gleiche Theile getbeilt,, und
fo fommt auf jeden ı6ten Grad Zunahme der Wärme dieſes
Thermometers eine Linie Zunahme der Hoͤhe des Barometer,
und auf jede Xenderung der Wärme um einen Brad, zz Linie
- Yenderung des Barometerftandes. — —
de Luc Unterf über die Atmoſph. ſ. 352 — 365.
Dhne durch neue Ecalen die Thermometerfprabe unnos
thiger Weife noch mehr zu erweitern, findet man die Bes
richtigung des Barometerftandes wegen der Wärme, wenn
der am Thermometer beobachtete Grad k, der, auf wel⸗
chen man die Beobachtung reduciren will, i, und die Zahl
der. Grade des Sundamentalabftandes vom Eiepuucte bis
zum Giedepuncte F heißt, wenn man zur beobachteten
Barometerhöhe B noch ra B hinzufeßt, oder, wenn i—k
negatin ift, a B davon abzieht. (S. Gehlers phyfical.
MWörterb. Art. Barometer.)
Noch it bier zu erinnern, daß der Fundamentalabland
an der Fahrenheitiihen Scale vom natürlihen Gefriers
puncte bis zum Giedepuncte bey der-Beitimmung des Hrn.
de Luc von 27 3. Barometerhöbe eigentlih nur gleich 178
Gr. gelegt werden fann, nicht 180 Or
5 vun Swinden' poſit. pbyf. II. ©. 107. f.
Nah Roy ( Philof. eransact. Vol. LXVU. ©. 635. ff.)
beträat die verlängerte Ausdehnung einer 37 Zoll laugen
Queckſilberſaͤule durh die Wärme vom ngtürlichen Froſt⸗
puncte bis zum Giedepuncte 0,5117 enal, Zoll, oder 5,7617
parıf. Linien; auch ift die Zunahme durd gleiche u.
von Graden in den verfciedenen Temperaturen nicht gleich
groß; nah Aofenthal (Bepträge zur Verfertigung, Kenntr
nif und Gebruuch meteorologiiher Werkzeuge. Gotba. B.
1. 1782., ®. Il. 1784. 8.) iſt die Ausdehnung der Queck ſil⸗
berfäule 5,56 pariſ. Lin, und nach Luz (Beſchreib. von Bar
rometern, ſ. unten $. 492. Ann.) 5,64 pariſiſche Linien.
Sinureiche Vorſchlaͤge sur Berichtigung des Barometers
ftandes wegen des Einfluffes der Wärme, ohne Thermomer
ter⸗
*
MPhaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Slüffigfeiten. 273 _
** haben La Grange (Mifcellänea Taurinenfia,. 1759,
T.1.©. 15. ff.), LQamonon (Journal de Phyſique T. XIX,
©. 7. ff.), und Rofenchal (Anleitung » das de Lueſche Bas
rometer zu einem böbern Grade der Volltommenhcit zu
bringen, Gotha 1779. 8.), gethau. Es gehoͤrt hierzu ein
beberförmiges Barometer, deſſen Schenkel ganz genau
gleich weit find,
warn Swinden poht. phyf. T; 11. &, 194. f.
$. 399. .2) Ein zweyter Umftand beym Bard—
meter ift die Scale, Zu dem Ende wird bie mir
Queckſilber gefüllte, gehörig ausgefochte,. und gleich
weite Röhre auf eim Bret unbeweglich befeftigr,
und darauf die Scale nach einem fehr genauen Fuß—⸗
maafe in Zollen und finien aufgetragen. Bey ung
ift es gewöhnlich, ſich dazu des Parifer Fußmaa—
fes zu bedienen. Beym heberförmigen Barometer
zieht man gemeiniglich in der Mitte der Queckſilber⸗
fäufe in der torricellifchen Möhre einen horizontalen
Strich, trägt die Abtheilungen inZollen, Linien und
Zehntheilchen ver linien oberhalb und unterhalb ders
felben auf, und um die jedesmalige wahre Höhe der
Duecfilberfänfe, die durch den Drud der Luft erhal⸗
ten wied, zu finden, addirt man den Stand des
QDuedfilbers oberhalb jener Wiittellinie und unter:
halb verfelben bis zum Niveau des Queckſilbers im
fürzern Schenfel zu einander, Wenn man das
Barometer bloß zur Beobachtung der Veränderungen
des Drucks der luft für einerfey Dre braucht, fo iſt
es hinreichend, die Unterabtheilungen der Zolle in fis
nien und Zehntheilchen der finien, nur einige Zolle
oberhalb und unterhalb des Standes des Quedfilbers
in beyven Schenfeln anzubringen. Zu den Beobach⸗
© tungen
374. I Theil. 6. Hauptſtuͤck.
tungen kleinerer Theile des Maaßſtabes dient ein No—⸗
nius oder Verne,
Da man fich auch des engl., rbeinl. und ſchwediſchen Maaßes
u den Beobachtungen bier und. da bedient, fo theile ich
Bier nab van Swinden (poht. phyſ. T. 11. ©, 107.) die
Vergleichung derjelben mit:
engl. rbeint. parif. ſchwed.
313. 30 3. 13% 29 3. most, 46,52 Dec 3.
30⸗ 2945 14484 2845 1797 0 29,66 8
29 ⸗ 285 1,83 $ 2735 53 85 at 8
28 $ 2735 2118 $ 264 3,27% 23,95 ⸗
$. 400. 3) Ben der Beobachtung des Standes
des Duecfilbers im Barometer und der Meflung
der fange der Queckſilberſaͤule iff es nöthig: daf die
Möhre des Barometers vollfommen vertical hänge;
daß bey der Beobachtung das Auge in einerley.horis
zontaler Ebene mit der Fläche Des Queckſilbers gehal;
ten werde; und daß man den Stand des Queckſil⸗
bers bey dem höchften Puncte feiner Converität er:
meſſe. 4) Sonft gehört es noch zur Verfertigung
genauer und vergleichender Barometer, als mefent:
fih: daß das Queckſilber von der gröfeften Reinig⸗
feit fen, und daher einerlen eigenthämliches Gewiche
in den verfchiedenen Barometern habe, welches aller»
dings ein Hauptumftand iftz daß die Möhre allente
halben gleich weit und ohne Rauhigkeit fen; daß bey
dem heberfürmigen Barometer der Fürzere Schenkel
genau parallel mit dem längern und mit. ihm vor
gleich weitem Durchmeſſer; und endlich), daß die Roͤh⸗
te von gehörigem Durchmeffer fey.
var Swinden polit. phyf. T. II. S. 94 — rı=
$ 401. Um Heine Veränderungen des Druckg
der $uft am Barometer recht bemerkbar zu mache r
Kar
Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Stäfigfeiten. 275
hat man allerley Compficationen nnd-Künftefeneit dar
an ausgedacht. Dahin gehoͤren: J
1) Das Auygenfbe Doppelbarometer.
Journ. des Scav. 1672. Dec. S. 139. Oper.) phyſ. T.
276. Mufchenbroek introd. j. 2080. — * a
2) Das Hookſche oder de la Hire ſche Doppel⸗
barometer.
‘ Hook, in den philof. transaet. No. 185. Vol. XVI. S. 241. De
laHire, in den Mem. de l’acad, roy. des fü. 1708. €. 157.
ff. Mufchenbroek introd, f, 2081. _
3) Books Radbarometer. | —
Hook mierographia. London 1665. Fol. T. XXXVII. Fig. .
Mufchenbroek |. 2089.
4) Morlande ſchief liegendes Barometer.
Mufchenbroek introd. |, 2078. } ee
) Bernoulli’s vechtwinkliges Barometer. ' |
Mufchenbroek |. 2083, N —F —
Alle dieſe Abaͤnderungen des Barometers ſelbſt
aber leiſten zu genauen Beobachtungen des Drucks
der duft die gehofften Vortheile nicht, bringen Wer:
mehrung der Sriction zumege, und der Einfluß dee
Wärme und Kälte darauf laͤßt fich nicht leicht und
genau berechnen. u ——
de Luc Unterſ. uͤber die Atmoſph. Th. J.
Von Reiſebarometern ſehe man: de Luc a. a. O. Ch.
11. 4. 459. fl. GT. ©. v. Wiagellans Beichreibung neuer
Baromerer, a. d. Franz. Leipz. 1782. 8. Lichtenbergs Dias
gazin fiir das Neueſte aus der Phnf. B. LU. St. 3. © 98,
D£fcription d’un barometre portatif par Mr. J..G. Sul
zer, in den act. helvet. T. III. S, 259. ff. Beicreibung
eines neuen Reiſebarometers, von Hra, Hurter, in£ichtenb,
Yiagaz. B. V. St. 4. ©. 84. ff. |
$. 402. Wenn eine Portion $uft von ber uͤbri⸗
gen freyen luft abgeſchnitten, z. B. in ent Gefaͤß ein⸗
geſchloſſen wird, ſo muß dieſer eingeſchloſſene Theil,
S 2 weil
-
276. LShel 6. Hauptſtuck
weil er vorher mit der umgebenden fuft im Gleichge,
wichte, und durch ihren Gegendrud bis auf einen ge
wiſſen Grad zufammengedrüdt war, eine Elafticicät
oder eine Erpanfiofraft befißen, die jenem Drucke
der fuft im Sreyen proportiönal ift ($. 376.).
$. 403. Der Drud, ven ein eingefchloffenes
elaftifches Fluidum durch feine Expanſivkraft ausübt,
oder feine abjolute Blafticicät, läßt fich durch die Hoͤ⸗
he der Queckſilberſaͤule meſſen, die es in einer in die⸗
ſem eingeſchloſſenen Raume befindlichen torricelliſchen
Roͤhre zu erhalten fähig iſt.
“6 404. Es muß demnach) auch diein einem Ge-
faͤße eingefchloffene $uft, die mit der äußern nicht im
Gemeinſchaft ift, (bey derſelbigen Waͤrme,) das
Duedfilber in der torricelliihen Nöhre.eben fo hoch
erhalten, als fie es zur Zeit der Einfchließung im
Freyen erhielt. So wird dann das Barometer zu
einem Ziaterometer der fuft. Feder eingefchloffene .
Theil der atmofphärifchen $uft wirft das durch feine
Efafticität, was das Gewicht der $uft im Freyen bes
wirft, eben weil diefe Elafticität dem vorigen Drude
der Suft durch) das Gewicht proportional ift ($. 378.).
$. 405. Es fen in eine Glaskugel b (Kig.
132.), von welcher unten die wieder nach oben zu
gefrummte Nöhre fga ausläuft, ein elaftifhes Flui—
dum durch Queckſilber gefperrt, und das Queckſilber
reiche in der oben bey a offenen Röhre bis g. Es iſt
Har, daf die in der Kugel b eingefchloffene elaftifche
sr nicht nur, wegen ber bey a offenen Röhre,
bern
Phänomene ſchwerer erpanfiheler Fluͤſſigkeiten 277
ben Druck der atmofphärifchen $uft, fondern auch
noch den Drud der Duedfilberfäule gf zu tragen has
be, und damit im Gleichgewichte fen, und daß folg-
lich ihre abfolure Efafticität durch die dermalige Höhe
der Queckfilberfäufe eines daneben hängenden Baro⸗
meters, addirt zu der Höhe det Quedfilberfäufe ef
gemeſſen weerde.
$. 406. Dun läßt fi & auch leicht erklären, war⸗
um durch die Efafticität der eingefchloffenen stuft diefel-
bigen Erfcheinungen des Drucdes und biefelbigen
Wirkungen hervorgebracht werden fünnen, als durch
den Druck vermittelt ihres Gewichts im Freyen
($. 379 — 394.). |
$. 407. Die in einem Gefäße eingeichlofiene
$uft drücke durch ihre Efafticitäf gegen die Waͤnde des
Gefäßes von innen fo ftark, als die Luft von außen ges
gen diefelbige durch ihr Gewicht druͤckt ($. 376.), ſo
lange fie im Innern des Gefoͤßes von der gleichen Be⸗
ſchaffenheit bleibt, als die äußere. . Wird aber ber
Druck der äußern $uft größer oder Fleiner, fo kann
fein Gleichgewicht mehr mit dem Drucke der innern
$uft Statt finden.
Hierher gehört das Anfchwellen einer mit wenig PN gefüllten
Blafe unter der. Blode der Luftpumpe; das Springen des
Waſfers aus dem Deronsballe dafelbft.
6. 408. Wenn auf eine tropfbare Fluͤſſigkeit die
fuff an zwey Stellen druͤckt, an der einen durch) ihr
Gewicht, an der andern aber, in einem Gefäße ein
gefchloffen, durch ihre Efafticität, und es wird nun
in diefem Gefäße die $uft verdünnt: fo wird das
278 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.
Gleichgewicht gehoben; die tropfbare Fluͤſſigkeit wird
durch den Druck der aͤußern luft in das Gefäß getrie⸗
ben und ſteigt ſo hoch, bis der ſenkrechte Druck der
aufgeſtiegenen Saͤule und die Elaſticitaͤt der daruͤber
ſtehenden luft das Gleichgewicht mit dem Drucke der
äußern luft halten.
Es werde eine Flaſche von elaftifhem Harze, die zufammenges
drüdet iſt, mit ihrer offenen Mündung in ‚Wafler gehalten.
So wie fie ſich weder ausdehnt, wird dıe Luft darin vera
dünnt, und das Waſſer ſteigt darın empor,
$. 409. Hierauf gründet ſich auch) die Wirfung
ber Sauagpumpen (Antliae alpirantes, fuctoriae),
in melchen durch den einfeitigen Druck der fuft auf
die Släche des liquidums dieſes in den. Stiefel der
Pumpe emporgehoben wird. Die gröfiefte Höhe, zu
welcher das liquidum darin durch den ganzen Druck
der Luft erhoben werden Fann, ift die, in melcher eben
dieſes liquidum in einer torricelliichen Roͤhre ſtehen
wuͤrde. Daraus folgt denn, daß eine und dieſelbige
Fluͤſſigkeit an hoͤhern Orten durch die Saugpumpe nicht
fo hoc) erhoben werden koͤnne, als in niedrigern ($.
384.), und daß bey unverändertem Drucke der $uft
die fpecififch ſchwerere Fluͤſſ igfeit darin nicht fo hoch ges
teieben werde, als die fpecififeh leichtere, fondern daß
die Höhen, zu welchen Stüffigfeiten ungleicher Art
ducch gleichen Druc der fuft darin empor gehoben
werden können, ſich umgefehrt verhalten wie ihre
eigenthümlichen Gewichte ($. 329.)
Dieter aebört auch eine ſchon von Muſchenbroek vorgefchlanes
e Methode , die eigentbiümlichen Gewichte der ——
ten aus den Hohen zu beftimmeny zu welchen fie durch eis
erled Drud der Luft erhoben Buben. Das von ibm bes
ſchrie⸗
Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüfigkeiten. 279
fehriebene Werkzeug kommt mit dem überein, welches fpär »
terhin Scanegarty, tarer dem Namen Hygroclimaz, und
danu auch Achard ur neu ausgeben,
Mujfchenbroek introd, ad philof. natural. T. 11. $.
1395. T. KXIX. Fig. 14. T. XXXII. Fig. ii.
Scanegxty im Journ. de phyf. T. XVIl. ©. 82,
Achards Borlefungen uber die Experimentalphyſik.
Ch. l. ©, 164. *
4. 410. Ferner gründet ſich auf dieſes gehobene
Gleichgewicht und den daher entſtehenden einſeitigen
Druck der luft ($. 407- 408.) die Witfung des
Saugens der Kinder, benm Tobafrauchen, u. f. w.;
der Mechanismus benm Trinken, beym Achmen; bie
MWirfung der Schröpftöpfe (Cucurbitulae fcarifica-
toriae); das Fuͤllen der Diafebälge mit luft; die
Wirfung des Stechbebers (Antlia oinopolarum);
Sturme intermittivender Brunnen.
Muſchenbroek a. a. D. J. 2114.
411. Wenn die $uft in einem Gefäße zuſam—
mengedruͤckt oder auch mehr luft in das Gefaͤß ge—
zwaͤngt wird, fo waͤchſt ihre Dichtigkeit, und zwar
im umgefehrten Berhaltniffe ihres Raumes (N. 52.);
es waͤchſt aber auch ihre Elaſticitaͤt ($. 374), und
der Druck, den fie im mehr verdichteten Zuftande
durch ihre Erpanfivfraft ausübt, ift eden fo groß, als
den fie ben derfelbigen Dichtigfeit im Steyen ausuͤben
wuͤrde ($. 404.).
$. 412. Der Drud der in einem Gefäße einge: .
ſchloſſenen und comprimirten luft gegen die Wände des
Gefaͤßes, und überhaupt gegen das Hinderniß ihrer
Erpanfion, verhält fich demnach) (ben gleicher Wärme)
jum Drucke ver äußern. $uft, wie.die Dichtigkeit. von
j jener
290° Lei 6. Hauptſtuck
jener zur Dichtigfeit von diefer, oder wie Die Anzahl
der Verdicdytungen zur Einheit. Wenn alſo die fuft
in einem Gefäße doppelt fo. dicht ift, als die äußere,
bey übrigens gleicher Wärme, ) fo ift es eben fo gut,
als ob die Luft im Gefäße die Dichtigfeit der aͤußern
$uft hätte, auswendig -aber alle $uft weggenommen
wäre.
war Swinden pohtiones phyl. T. II. f. 254, ff.
$6. 413: Zur bequemen Zufammenpteflung ber
Suft dient die Drucdpumpe oder Lompreflions:
pumpe Die Winklerfebe Drudpumpe vereinigt
Einfachheit mit Bequemlichfeit, und ich bediene mich
ihrer mit einigen Abänderungen.
winklers Anfangsar. der Phyſ. Leipz. 1744. 8. ©. 130. ff.'
En, —— Waſchine beſchreibt Wolf (Nuͤtzl. Verf. Ch. If.
“ 4. *
$. 414. Auf ven vermehrten Druck der einge
ſchloſſenen comprimirten $uft gründet fih die Wir⸗
fung und Einrichtung
ı) des Heronsballes (Pila Heronis) und des
Fonticulus compre/fonis.
Mufchenbroek a.a. O. j. 2110.
2) Des Seronsbrunnene an Hivaslı):
Mufchenbroek a.a. D. j. 2110.
3) Der Windbüchfe ( Sclopeta —
AMu/chenbroekx a, a, D. ff. aııı. 2113.
4) Der magifchen Tonne.
Barftens Anfangsgr. der Naturwiſſenſch. $. 288.
$. 415. Die Erfahrung lehrt, daß die Räume,
zu welchen einerley Maſſe von Luft bey fich gleich
blei⸗
\
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Fluͤſſigkeiten. 28x
bleibender Temperatur durchs Zufammenpreffen ges
bracht werden kann, fich umgekehrt verhalten, wie
die drückenden Kräfte oder Gewichte; und zwar erges
ben die Verfuche diefes Geſetz, welches das Boyle'ſche
oder Mariottiſche Geſetz heifit, fo wohl ben der vers
dichteten als bey der verbünnten „atmofphärifchen
luft.
Rob. Boyle defence againlt the objections of Linus, Lond.
1662. 4. (cap. V .)
Mariotte eſſay de logique. à Paris 1678: ©. er.
59. 416. Um diefes Gefeß für duͤnnere fuft, als
die gewoͤhnliche atmefphärifche ift, zu beflätigen,
läßt fich die Erfahrung auf folgende Arc anftellen.
Es ſey AB (Sig. 133. ) eine mit Quedfilber gehörig
‚gefüllte, gleich weite, torricellifche Röhre, die in dem
Gefäße B in Queckſilber vertical fteht. Das Queds
filber reiche darin durch den Druck der äußern luft
bis C, und CB fey alfo die dermalige Barometerhöhe,
AC die torricellifche feer.. Man laffe nun eine Pors
tion dieſer fuft, die für fi) unter dem dermaligen
ganzen Druce der $uft den Raum AD meffen würde,
in die Roͤhre hinauftreten. Der Erfolg wird feyn,
daß das QDuedfilber in der Möhre nicht ‚bis D,
fondern tiefer herabfinfen wird, 3. B. bis E, und
daß folglich die $uft fih von dem Raume AD zu dem
Raume AE ausdehnen wird. Die Efafticität diefer
dünnern $uft zufammen mit dem Gerichte der Queck⸗
ſilberſaͤule EB fichen im Gleichgewichte mit dem Drude
der Atmofphäre oder der gleich geltenden Queckſilber⸗
faule CB; folglich ſteht auch der eingefchloffene Luft⸗
V raum
*
w
282 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.
raum AE allein im Gleichgewichte mit einer Onedfil:
berfäule von der Höhe CB weniger der Höhe Kb, oder
von der Höhe CE. Es fann demnad) das Gewicht
ber äußern fuft, das die verdünnte fuft in AR zu:
fammendrüdt, durch das Gewicht der Queckſilber⸗
faule CE ausgedrüdt werden. Wird der Verſuch
mit der gehörigen Genauigkeit angeftellt, fo verhalten
fid) die Räume der $uft AD und AE, tie Cu zu QE,
‘ oder umgefehrt wie die refpectiven auf fi ie brügfenden
Gewichte.
— a. O. J. 2104. 's Graveſande hat zur Auſtellung
des Verſuchs einen genauen RE befoprieben (elam.
- phyf. $. 2102. ff.).
Sonſt läßt ſich der Verſuch auf eine leichtere Weiſe auch
fo anstellen, daß man die Glasrohre zum torricelliſchen
Verſuche (9. 379) nur zum Theile mit Queckſilber füllt,
und darüber Luft ſtehen laͤht, dann ihre Oeffnung mit dem
Finger: zuhaͤlt ‚die Röhre umkehrt, die Luft in. das an⸗
dere Ende der Roͤhre treten laͤßt, und die Laͤnge des Rau⸗
mes mißt , den fie einnimmt; hierauf die mit dem Finger
geiclofiene Deffnung in das Gefäß mit Quedfilber bringt,
den Finger wegzieht und vie Höhe merkt, in der das
Quec ſilber durch den Drud der änfern Luft darin zuruͤck⸗
bleibt. Es verftebt fih, daß man bierbey allen Einfluß
der Wärme auf die eingefchlofiene Luft vermeiden muß.
£ 417. Für die verdichtere fuft läßt fih das
Geſetz auf folgende Art leichter durch Verſuche bewei—
fen. Es fen PONM (Sig. 134.) eine gekruͤmmte,
allenthalberr gleich, weite gläferne, Nöhre, deren Schen⸗
fl MN und PO genau parallel laufen; fie fen im IM
geichlofien, in P aber offen, Es fey etwas Queckſilber
in diefelbige geſchüttet und fülle ven Theil NO der-
felben an, wodurch nun die $uft in NM dadurch ges
ſperrt iſt. Wenn das Duedfilber in N in gleicher
Höhe ſteht mit dem in O, ſo hat die fuft in NM Das
— der Queckſilberſaͤule zu tragen, welche der
dermo⸗
—
Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 283
bermaligen Barometerhöhe = a correfpondirt. Man .
gieße nun mehr Quedfilber in die Röhre PO, z. B.
bis zur Höhe X, fo wird die fuft im Schenfel MN
dadurch ftärfer zufammengepreft und z. B. den Eleinern
Raum MZ einnehmen. Man ziehe die Horizontale
linie ZF, fo ift klar, daf die in MZ eingefchloffene
luft jeßt das Gewicht der Queckſilberſaͤule von der
dermaligen Barometerhöhe — a und der Quedfil-
berfäule XF zufammen zu fragen habe. Ben genau
angeftelltem Verſuche aber, und gleich bleibender Tem:
peratur, wird der Raum MZ, den die ftärfer zus
kmmengedrücte $uft jegt einnimmt, zudem Naume
MN, ven fie vorher einnahm, fic) verhalten, wie a
ju XF + a; folglich umgefehre wie die refpectiven
auf fie drückenden Gewichte.
Mufchenbroek a. a. D. j. 2105.
$. 418. Die Abweichungen, die einige bey ihren
Erfahrungen hierüber gefunden haben wollen, fom= _
men auf Nechnung von Sehlern, die bey Anitellung
diefer Verſuche leicht. möglich find, fo wohl in Anfe:
bung der Meffung, als beſonders des Einfluffes der
Wärme und Seuchtigfeit. |
var Swinden pohtiones phyſ. T. II.-$. 263.
$. 419. Muſchenbroek fand das Mariottifche
Geſetz bey einer vierfachen, und Winkler ben einer
ahtfachen Verdichtung der geröhnlichen luft noch)
zutreffend. Wie weit es aber überhaupt ben den.
möglichen Graden der Verdichtung oder Verbünz
nung der $uft noch zutreffe, das willen wir nicht.
' Mufchen»
284 I. Sheil. 6. Hauptftäd.
7 — a a. O. . a2107. Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IL.
. 15.
Wenn Luft ganz ine Innere der Erde dringt und mit der
äußern Luft in Communication ift; und wenn das Mariots
tifhe Geſetz dafür noch immer geltend bleibt: fo müßte
dieſe Luft weiter hinab immer dichter nub dichter werden,
und endlih das fpecifilhe Bewicht des Goldes erlangen
und darüber, und — bey einer Tiefe, die noch
nicht den achtzigſten Theil des Radius der Erde betrüge.
$. 420. Es ift nach der Natur der erpanfibeln
Fluͤſſigkeiten wahrſcheinlich, daß das Mariortifche Ge:
feß auch bey andern Gasarten Statt finde; wenig⸗
ftens fcheinen einige ſchon angeftellte Verſuche dies zw
beftätigen. |
ı Felix Fontana opuscules phyfigues et chymiques. à Paris
1784. 4. ©. 126. Herbert disf. de aöre Auidisque ad
aöris genus pertinentibus. Vienn. 1773. 8. ©. 96. ff.
$. 421. Da fich die Dichtigfeit einer Materie
umgefehrt verhält, wie die Räume, die fie einnimmt
($. 52.), fo folgt aus dem Mariottifchen Gefege,
daß die Dichtigfeie einer elaftifchen Fluͤſſigkeit, bey
fbrigens gleichen Umftänden, fich verbalte, wie Die
auf fie druͤckenden Kräfte oder Gewichte,
$. 422. Weil ferner die Erpanfivfraft oder
Elaſticitaͤt einer elaftifchen Stüffigfeie der fie zufam=
mendruͤckenden Kraft proportional ift ($. 376.), fo
muß fie fich auch, bey übrigens gleicher NBärme, ver⸗
haften, gerade wie die Dichtigfeit, und umgefehrt wie
die Räume, die fie einnimmt.
$. 423. Ein efaftifches Fluidum, welches blog
feiner Erpanfivfraft in der Verbreitung folgte, müßte
fi) ins Unendliche verbreiten, weil die Auspan-
nungsfraft fich nicht dutch fich felbft befchränfen farın
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 285.
(6. 39.)3 es würbe alfo feine dauernde Atmofphäre
um unfere Erde bilden koͤnnen. Wenn aber das
elaftifche Fluidum zu gleicher Zeit auch ſchwer ift,
fo wird durch Die Schwerkraft deſſelben feine Be:
fhränfung möglich, indem die Schwerfraft feiner
Theile mit der Entfernung von der Erde in einem weit
geringern Verhältniffe als die Erpanfivfraft bey fei-
ner Verbreitung abnimmt. Gene nimmt nämlid) im
Verhältniffe des Duadrats der Entfernung vom Mit⸗
telpuncte der Erde ab, dDiefe hingegen nimmt ab ım
Berhäftniffe des Cubus diefer Entfernung; und fo
muß endlich die Erpanfiofraft mit der Schwerkraft
ins Gleichgewicht kommen und durch dieſe befchränft
werden.
Es bilde ein ſchweres elaſtiſches Fluidum eine Sphäre ABDE
( $ia. 135.) 5 ıbr Radius fen AC, und C der Punctz genen
welben die Schwerkraft aerıchret if. Drefe Gphäre breite
fih zu der arößern FGHI aus, deren Radius FC= :AC.
it. Das elaftıfbe Flutdum wird num einen Raum ertüls
len, der gmal aröger ıft, als der vorige; denn dei Maus
mesinbalt der Kıraeln iſt den Eub's ıbrer Halbweſſer
gleich. Es iſt alfo der Naumestubalt der Sphäre FGHI
zu dem der Sphaͤre ABDE, wie FO: AU = 2:1 =
3:1. Wer fih nun die Erpanfinfraft des elajtiichen Flais
dums umgekehrt verhält, wie der Raum, zu welchem es
fib ausbreitet (f. 422.), fo muß die Erranftofroft eines
Antbeils deſſelben an der Grenze der Ephäre F small
Heiner fenn, als am der Grenze der vorigen Sphate A,
Die Schwerfraft nimmt hingegen nur ab, wie das Duas
drat der Entfernungen von C, und es mnf daber dieſelbe
in einem Antherle des Flutdumt an der $rermic der Erbäre
F aeaen die Schwerkraft deffelben an rer Grenze dere
Erhäre A nur vermindert ſeyn in dem Berhältn.fje von
FCa2: AC’=2?: 1! — 41.
Die Unterſuchung und naͤhere Beſtimmung uͤber die Ab⸗
nabme der Dichtigkeit der Schichten der Atmoſphaͤre unſe⸗
rer Erde mit der Zunahme der Hoͤhen nach dem Mariottis
ſchen Gefere, und die darauf gegründete Merbode, die
Hoͤben der Derter durchs Baromerer zu meflen, fünnen bier
noch nicht vorgetragen werden, fondern finden am beften
den Plaß in der Folge bey der fpecrellen Betrachtung der
Atmofphäre unferer Erde,
$. 424.
36 Lil 6. Haupiſtͤck.
$. 424. Die Wirkungen des Druckes der luft
durch ihr Gewicht und ihre Efafticität hat man bes
fonders erjt durch die Luftpumpe (Antlia pneu-
matica) fennen gelernt. Sie tft die Erfindung eis
nes Deutfchen, des Magdeburgifchen Burgemeifters
Otto von Guerike. Er ftellte feine, nach der dar
maligen Zeit fehr merkwuͤrdige, Verſuche zuerft int
Jahre 1654 Öffentlich zu Negensburg, in Gegenwart
des Kaifers. Ferdinands des Dritten und mehrerer
deutſchen Meichsfürften an. Cafpar Schott machte
diefe Verſuche zuerft bekannt. Aus‘ feiner Schrife
fernte fie Robert Boyle, der nachher dieſe Erfindung
mit einigen Veränderungen noch mehr verbreitete.
Cafp. Schotti ars mechanico - hydranlico - pnenmatica.
" Herbip. 1657. 4. Otton. de Guerike experimenta nova,
ut vocantar, magdeburgica, de vacno ſpatio. Amfte-
laed. 1672. Fol. Rob. — nova experimenta phyſico -
mechanica de- vi aeris elaltica et eiusdem effectibus;
ex angl. transl, Genev. 1680. ; im feinen operübus.
6. 425. , Das Wefentliche der fuftpunipe befteht
aus einem hinlänglic) ftarfen metallenen Eylinder oder
dem Stiefel, der inwendig fo genau als möglich von
gleich weitem Durchmeſſer ift, und in welchen ein
genau paffender Stempel (Embolus) bequem auf:
und niedergefchoben werden fann. In den Boden
des Stiefels tritt eine Nöhre, welche durch einen Tel:
lee geht, auf welchen man ven Recipienten oder Das
Gefäß aufſetzt, aus welchem die $uft ausgepumpr
werden joll. |
$. 426. Wenn der Stempel von dem Boden
des Stiefels in die Höhe gezogen wird, fo triee die
Ä | tuft
*
Phänomene ſchwerer expanſibeler Fluͤſſigkeiten. 287
$ufr unter dem Recipienten, der auf den Teller der
fufepumpe genau anschließen muß, wegen ihr®® Ela;
ſticitaͤt durch Die Röhre in den Stiefel, und die $uft
wird. aflo unter dem Mecipienten verdünnt. Beym
Zurücftoßen des Stempels in den Stiefel darf num
die buft nicht wieder unter den Necipienten treten,
fondern es muß die Einrichtung getroffen feym, daß.
die tuft einen andern Ausgang finden fann. Iſt dies
geichehen und wird der ‚Stempel vom neuem: in die
Höhe gezogen, fo wird die Luft unter dem Mecipienz
ten abermals wieder in den Stiefel treten, und fol
cher Geftalt ben wiederholter Arbeit immer mehr und
meh! verduͤnnt werden. Ge größer der Raum des
Eylinders in DVergleihung mit dem Recivienten ift,
defto ftärfer und ‚fchneller gefchieht auch die Verduͤn⸗
nung. | j
4. 427.- Um beym Zurüdftoßen des Stempelg
die in den Stiefel gerretene $uft zu nöthigen, einen
andern Ausweg zu finden, und zu verhindern, daß
fie nicht wieder in den Necipienten zurücktreten Fann,
. dient entweder ein Hahn in der den Stiefel mit dem _
Teller verbindenden Möhre, der auf eine doppelte
Art durchbohrt ift, und hiernach behm Heraufzichen
und Herunterftoßen des Stempels jedesmal gedrehet
werden muß, oder es.find Ventile angebracht, eines
im Boden des Stiefels, und eines in dem Stempel,
die fich bende aufwaͤrts Öffnen, . Ben den Luftpumpen
mit einem Hahne ift der Stiefel gewöhnlich und wegen
der mehrern Beauemlichkeit liegend, entweder ganz
horizontal, Mer ſchief gegen ven Horizont; ben denen
I mit
\ L
38 I Theil. 6. Haupiſtͤck.
mit Ventilen ift er ſtehend, und fie heißen deswegen
auch wöhl verticale Luftpumpen. Dan hat diefe au)
mit zwey Eylindern, die fich in der gemeinfchaftlichen
Möhre des Tellers endigen und zum fchnellern Auss
pumpen fehr bequem find. Sonſt find bey allen die⸗
fen Suftpumpen mancherlen Vorrichtungen angebradjt
goorden, den Stempel in dem Cylinder bequemer aufs
und niederzubemegen. Um übrigens in den Raum
unter dem Necipienten auf dem Teller wieder bequem
Uuft laffen ‚zu Eönnen, muß die Verbindungsröhre
ztoifchen dem Stiefel und dem Teller mit einem Hahne
oder Wirtel verfehen feyn.
6. 428. Seit der Erfindung ber $uftpumpe
durch Otto von Guerike und ihrer erfien Verbefle-
zung durch Rob. Boyle ift man häufig bemüht ger
wefen, dem Werkzeuge theils mehrere Vollkommen⸗
heit, theils mehrere Bequemlichkeit zu geben. Diefe
Bemühungen haben aber auch zum Theile das Inſtru⸗
ment complicirt gemacht. Auf die Verſchiedenheit
der Einrichtung des dabey angemwendeten Mechanis:
mus gründen ſich verfchiedene Arten der $uftpumpen,
wovon ich bier nur die gemwöhnlichern und die neu⸗
ern nenne:
1) Senguerds Luftpumpe. Sie ift mit einem
Hahne und fchief liegend oder horizontal, und die ges
zahnte Stempelftange wird vermittelft eines Kreuze
hafpels aus: und eingewunden.
wolfs nüglihe Verf. Sp, 1. S. zıa, ff. #
2)
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 289
2) SawFeber's Luftpumpe. Cie ift mit dop-
pelten, ftehenden, Stiefeln und mit Ventil. Die
bezahnten Kolbenftangen werden durch ein Stirnrad
. bermittelft einer Kurbel auf = und niedergewunden.
Acta eruditorum, Supplem. V. S. 93, Er |
Hawksbee experiences phyfico - m&caniques, trad, de I’ Angl.
a Paris 1754. a Vol, 8.
3) Leupolds Luftpumpe. Sie iſt von ber vos
rigen dadurch unterfchieden, daß die Kolbenftangen
an einer Art Waagebalken durch einen voppelarmigen
Hebel auf- und niedergedrückt werden.
Acta eruditor. 1713. ©. 95. Leupolds deutliche Beſchreibung
der fo genannten Luftpumpe. Leipz · 1707. 4. Erſte Forts
feßung. 1711. 4.
)
J
4) Nollets einfache und doppelte Luftpumpe,
Sie haben die Einrichtung, daß einerlen Mechanis:
mus, welcher die Kolben zu bewegen dient, auch ven
Hahn jedesmal in die rechte Stellung verſetzt.
Nolle: „in 'ven Min. de P ucad. roy. des ſe. 1740. ©, 385.
und 567.5 1741. ©. 338.; ungl, in. den Legons de Phyf.
experim. T. III. Leo. X.' Rarftens Lehrbegriff der gef.
Mathematik, Tb. VI. ©. 432. t1.
s Gravefande’s einfache und derpelte £nftpumpe find
im Weienrlihen den Nolletſchen aͤhnlich, nur mehr zufams
mengelcht. J
Joh. von Wiufchenbroef Beſchreibung der doppelten und
einrachen Yıfıpampe, m.d. Franz. uͤberſ. von M. Job,
Chriitoph Thenn. Aussb, 1765. 8. Rarſtens Lehrdegr.
Tu. vi. ©. 439. ff. \ a
53) Smeatons Luftpumpe, mit Bentifen, und
fo eingerichtet, daß fie auch zum Zuſammendruͤcken
der Luft angewendet werden kann.
A Letter from M. J. Smeaton, concerning ſomo improve-
“ ments made — in the air- pump; in den philaf-
transact. Vol. XLVIl. © 415 ff. Rarſtens Yehrbeariff der
Maͤthem. Th. VI. ©. 443. ff. Ebendeſſelben Aufangsgr.
der Naturlı$, 232. ff. er
| : -& Einige
—
*
—
290 1. Theil. 6. Hauptftüc.
Einige Berkeierungen diefer Luftpumpe hat Hr. Leiſte
angegeben. ( Gefchreibung einer neuen Luftpumpe. Wol—⸗
fenbuüttel 1772. 4.) .
Die Emeatonfhe Luftpumpe, mit den von Nairne und
8 Blunt angebrachten Verbeſſerungen, befchreibt Hr. Lich»
tenberg. (Erxrlebens Aufangsgr. der Naturfehre, gte und
ste Aufl. nad der Vorrede.)
6) Cutbberſons Luftpumpe ohne Hähne und
Ventile, mit Stöpfeln und Dehlladen.
Beſchreibung einer verbeflerten Luftpumpe, von Joh Cuth⸗
berfon, a.d. Engl. Mannheim 1788. 8.
7) Schraders Luftpumpe, mit metallenen Re:
gelventilen.
Beichreibung einer neuen und vollkommenen Finrichtuna der
Journ. d. Phyf, 8. III. ©. 357. ff.
As eigenthämliche Arten der fuftpumpen find fol-
gende anzufehen:
8) Baaders Luftpumpen mit Quedfilber.
a) BpoRcatifches Tagebuh, von Zübner. I. Jahrg. 1784.
. 650. u
:b) Grens Journ, d. Phyſ. B. Ih. ©. 346. ff.
9) Sindenburgs Luftpumpe mit Queckſilber.
Antliae novae hydraulico - pneumatieae mechanilmus et
defcriptio, auct. C. F. Hindenburg. Lipf, 1787. 4
6. 429. Zu den Erforderniffen einer guten $uft-
yumpe gehört: daß fie die $uft fo viel als möglich
verdünne; daß dies fchnell genug gefchehe; daf fie
jur Anftellung der ;nöthigen Anzahl von Verfuchen
geſchickt und von einfacher Conftruction fey; und daß
fie feinen zu großen Aufwand von Kräften ben der Be:
wegung der Stempel erfordere.
Eine Vergleihung der mebreften der (4. 428.) angeführten
Luftpumpen nach diefen Erforderniffen, ſehe man bey
Ze" war Swinden poät. phyl. T. 11. ©. 143. ff.
17 | G. 430.
uftpumpe. Flensb. und Leipz. 1791. 8. und in Grens . ı
Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 291
$. 430. Zu den Recipienten bey der Luftpumpe
bedient man ſich in den mehreſten Faͤllen glaͤſerner
Glocken von hinlaͤnglicher Staͤrke, deren Gewoͤlbe
der aͤußern $uft widerſteht, wenn der Druck derſelben
durch die Verdünnung der luft unter der Glocke ein⸗
feitig wird. Um das Eindringen der äußern $uft
zroifchen dem Nande der Ölode und dem Teller zu
verhüten, dient ein naß gemachtes Leder, ın deffen
Mitte ein loch für die Deffnung im Teller if. Der
Rand der Glocke muß recht eben und glatt-gefchliffen
ſeyn. Man drüdt fie anfangs. etyas auf den Teller
auf, bis fie hernach bey meiterm Fortpumpen durch
den Drucd der Atmofphäre feft genug anſchließt. Wo
aber. die Zeuchtigfeit des Leders ſchaͤdlich ſeyn koͤnnte,
bedient man fich eines guten Küttes. Sonſt verbine
det man auch andere Gefähe, aus denen man bie
fuft auspumpen will, durch Zapfen mit Schrauben:
muttern, die in den Schraubengang der Verbin;
dungsröhre des Tellers genau paflen, und bringt
auch noch mit Dehl getränftes leder dazwiſchen. Um
diefe Gefäße. mit der verduͤnnten $uft von ber luft—⸗
pumpe abzunehmen, dient ein genau fihließender
Hahn in dem Zapfen. :
Bon der nöthigen Einrichtung des Necipienten, um verfchies
dene Berweaungen darunter vornehmen zu koͤnnen, ſ.
* Gravefande elem. phyl. J. 2476 — 2484.
$. 431. Durch die $uftpumpe kann man kei⸗—
nen vollfommen iuftkeeren. oder torricelliihen Raum
($. 379.) hervorbringen, fondern eigentlich nur eine
farfe Verdünnung der fuft. Die Dichtigkeis der luft
| T 2 unter
—
292 1 Theil 6. Hauptſtuͤck.
unter dem Metipienten nimmt in geometriſcher Pro:
greſſion benm aleichförmigen Auspumpen ab. Ben
gleich arofen Zügen verhält fih ihre Dichtigfeit vor
jedem. Zuge zur Dichtigfeit nad) jedem Zuge wie der
Raum, in den fie fih nach dem Zuge ausbreiter, zu
dem Raume, an dem fie vor dem Zuge ‚eingefchloffen
war.
$. 432. Die Verduͤnnung der luft unter dem
Recipienten der Inftpumpe, oder eigentlich die Elaſti—
eität der darunter befindlichen erpanfibeln Slüffigkeit, _
was oft Wafferdampf ift, beurtheilt man durch Kiate: .
tometer. Dahin gehört: Tr) eine Barometerröhre, die
mit ihrem obern offenen Ende durch den Teller der luft⸗
pumpe luftdicht tritt und folcher Geftalt mit dem
Raume des darauf ftehenden Necipienten in Gemein:
ſchaft iſt, deren unteres offenes Ende aber in einem
hinlänglich weiten Gefäße mit Queckſilber fteht, von
defien Oberfläche an eine genau eingetheilte Scale an-
gebracht, und woran die Barometerrdhre felbft befe-
fige if. Wenn nun die-$uft unter dem Recipienten
verduͤnnt wird, ſo wird fie es auch in dieſer Baro-
meterröhre, und der Drud der aͤußern $uft treibt das
Duedfilber darin in die Höhe. - Aus der Höhe des
Queckſilbers darin, abgezogen von der dermaligen Ba⸗
rometerhöhe, ergiebt fich das Verhaͤltniß der Elafticirät
des elaftifchen Sluidums unter dem Recipienten. Dieſer
Eiafticirätszeiger fcheint vor andern deshalb Worzige
zu haben, weil dadurch gleich vom Anfange an die
Grade der Berdünnungder Luft beurtheilt werden fünz
nen, und die Luft, Die fich etwa aus dem Queckſilber
ent⸗
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Friffiafeiten. 293
entwickelt, hierbey nicht nachtheilig wird. "Wenn das
obere Ende der Barometerröhre zur Seite gekruͤmmt
nicht ın den Teller, Sondern in deifen Communica—
tionsröhre tritt, fo ift es noch vortheilhafter, und
auch) da zu brauchen, wo man auf die Röhre die Ge—
füße, worin ‚die $uft verdünnt werden fol, aufs
ſchraubt.
Graveſande a. a. D. 6.i51.
$. 433. 2) Die gewöhnliche Barometer⸗
probe, eine furze, mit Queckſilber gefüllte, oben
gefchloffene, unten offene, Glasroͤhre, die mit ihrem
untern Ende in einem Ölafe mit. Quccffilber ftcht
und mit einer Scale verfehen tft. Das Quedfilber
fängt erft an, darin zu fallen, wenn die $yft unter
dem Mecipienten bis zu einem gewiſſen Grade der
Berdünnung gekommen ift. Die Höhe des darin zut+
ruͤckbleibenden Ducdfilbers wird als Maafftab für
die Elaſticitaͤt angeſehen. Wenn aber auch das Queck⸗
ſuber in dieſer Röhre ausgekocht worden iſt, fo ver—
miſcht es ſich doch bey ſeinem Fallen nachher mit dem
Queckſilber des Gefaͤßes, wodurch beym folgenden
Gebrauche das Queckſilber darin wieder lufthaltig iſt,
und fo die Probe unrichtig macht. |
$. 434. Beſſer ift daher 3) die beberförmige
Baromererprobe, oder ein abgefürztes heberförmi:
ges Barometer, welches ausgefochtes Queckſilber
enthaͤlt. Man beurtheilt hier ebenfalls die Elaſticitaͤt
des Fluidums unter dem Recipienten aus der Hoͤhe
der Queckſilberſaͤule in dem geſchloſſenen Schenkel uber
dem Niveau des ne in dem offenen Sc): el.
| $. 435.
-
24 1. Theil. 6. Hauptftüc.
. 435. 4) Smeatons Klafticitäteseiger. In
einer heberförmigen, gläfernen, gleich weiten Nöhre
CBAG (Sig. 136.), deren kuͤrzerer Schenfel ge:
ſchloſſen, und deren längerer bey G offen ift, befindet
fih Queckſilber, z. B. von J bis D, und ber Theil CD
enthält fuft. Wird nun die $uft im Raume des Re⸗—
cipienten, worin fi) der Elafticitätszeiger befindet,
verduͤnnt, fo dehnt ſich die fuft in CD durch ihre
Flafticität aus, und das Quedfilber fteigt im längern
Schenkel, bis Gleihgewicht da ift. |
l tif Geſetzes läßt ſich die Verduͤ
3 ein She en in A Elafice
tätszeiger nah van Swinden auf folgende Weife beurtbeis
len. &s ſey dan Queckſilber im fürzern Schenkel von D
bis B herabgedrüdt; es fey CD = a; b fen die dermas
lige Barometerböhe; IE = c fen die Höhe des Queckil⸗
ber6 über dem vorigen Nioeau, oderrüber dem Anfange der
Scale, und gleich DB; x zeige an, wie — die Luft
at 0
im Recipienten dünner ſey: fo iſt x = — ———
van Swinden poſ. phyſ. T. 11. ©. 153.
$. 436. Alle diefe Proben zeigen eigentlich an,
wie vielmal minder 'elaftifch die erpanfibele Fluͤſſigkeit
untet dem Mecipienten fen, als die $uft, die vor dem
Auspumpen darunter war; aber fie geben keinesweges
die Verduͤnnung der noch übrigen atmofphärifchen
fuft an, außer wenn man annehmen dürfte, daß fich
gar Fein anderes elaftifches Fluidum darunter gebildet
hätte. Dies ift aber nicht der Fall, fondern es erzeuge
fih) Dampf aus der Feuchtigkeit, dem Dehle, u. dergl.,
der als elaftifches Fluidum die Elafticitätsmeffer affi⸗
eirt und. macht, daß fie einen geringern Grad der
Verdünnung der $uft angeben, als diefe wirflich erlice
ten
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 295
ten hat, und als fie angeben wurden, wenn fich Feim
Dunft gebildet hätte. 7
$. 437. Um die wirkliche Verduͤnnung der luft
unter dem Recipienten zu erfahren, braucht man die
Smeatoniſche, fo genannte, Bitnprobe, ein glaͤ⸗
ſernes, birnfoͤrmiges Gefäß, das unten offen iſt
und fich oben in eine genau cylindriſche Röhre endigt,
deren Inhalt einen genau beftimmten aliquoten Theil
des ganzen Snhaltes des Gefaͤßes ausmachr und
wiederum in Fleinere Abtheilungen getheilt if. Man
hängt die leere Probe an einen beweglichen Stift, der
duch eine federbüchfe in dem Gewölbe des Recipienten
geht und dadurch herauf - und herabbewegt werden
kann, unter den Mecipienten über einem Gefäße mit
Duedfilber duf, pumpt die luft fo ftarf als möglich;
aus dem Necipienten aus, druͤckt dann die Birnprobe
mit ihrer offenen Mündung in das Queckſilber tief
genug hinab, und läft num wieder die Aufere fuft
unter den Mecipienten treten. Jetzt drückt diefe das
Queckſilber in den Raum der Birnprobe hinauf, zu⸗
gleich mird der Dunft, der den Elaſticitaͤtsmeſſer
($. 436.) affteiste, hierben durch diefen Druck jer-
ſetzt, und es bleibt bloß die $uft uͤbrig. Der Raum
diefer oben in der Röhre der Birnprobe übrig bleiben-
den buft, verglichen mit vem Raume des ganzen Ger
füßes, zeigt an, mie vielmal die Luft unter dem Neck
pienten wirflich dünner gemwefen fey. Aber es ift bier:
ben wohl zu erinnern: daß, wenn die Birnprobe den
wirflichen Grad der Verdünnung der Luft anzeigen
foll, es unumgänglich nothwendig iſt, daß das Duck-
— ſilber
*
296 I. Sheil. 6. Hauptftüc. ——
ſilber außerhalb der Birnprobe in dem Gefäße, worein
man fie taucht, nicht niedriger‘ ftehe, als inmendig,
fondern in gleihem Niveau damit fen, fonft wird die
Auft in der Birnprabe nicht die Dichtigfeit haben . ($.
416.), die fie der Borausfeßung au Folge haben müßs
te; daß ferner die zuruͤckbleibende buft in der Birn⸗
probe einerlen Temperatur habe mit der vor der Vers
duͤnnung; und endlich, daß aus dem Quedfilber felbft
fic) Feine $uft während des Anfullens der Birnprobe
entwicele. Um das feßtere zu verhüten, muß man
fich ſolches Quedfilbers bedienen, das man fur; vor>
her ausgefocht hat. Unter Beobachtung diefer Re—
geln laffen fich denn auc), wie Herr Schmidt gezeige
hat, die Einwärfe heben, die Drook gegen die Rich
figfeit diefer Probe gemacht hat.
Wenn man die Birnprobe nicht ganz fo tief in, Duedfilber « eins
taucen fann, als es inwendig ftcht, fo müßte man durd
Rechnung mach dem Mariodttifhen Geſetze zu beftimmen fus
hen, wıe groß der Raum x der darin befindlichen Luft uns
ter dem ganzen Drude der Atmofpbäre oder der dermaligen
Barometerhobe b ſeyn würde gegen den Kaum a, den fie
jest in der Probe einnimmt, da von dem aanzen Drude
der Armofphäre auf fie noch der Gegendruck abaeht, den
die perpendiculäre Höhe c des Duedfilbers darin uber dem .
Niveau des Ducdfilbers im Gefaͤhe verurfaht, Es iR näms
lich / (nad $. 416.)
x’a—=b—e:b; daher it
„lb Ze) :
job. Broofs vermifhte Erfabrunaen tiber bie —
die Luftpumpe und das Barometer, a. d. Engl. mit Zus
fägen und Anmerfungen von D. Rübn. Leipzia 1790. 8.
Ueber die von Hrn. Broof entdedte Triiglichfeit der Smeas
tonifhen Birnprobe und die Mittel, fie zu vermeiden, vom
Herrn Prof. Schmidt; in Grens neuem Journ, der ir
8. 111. ©. 150, ff. j a —
6. 438. Der elaſtiſche Dunſt von Feuchtigkeit,
der fich im Raume des Mecipienten bey der Verdüns
nung
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 297
nung der fuft zeigt, iſt übrigens allerdings ein Mit:
tel, die $uft noch mehr zu verduͤnnen, als ohne den:
felben gefchehen würde, meil mit feiner fortdauernden -
Ausziehung auch immer zugleich noch ruͤckſtaͤndige Luft
ausgezogen wird; woraus fich. denn auch leicht der
Unterfchied der Angaben der Bienprobe von denen der
Barometerprobe erklären läßt. =
| | $. 439. Mit den wohleingerichteten $ufipums
pen laffen fih nun durch Verſuche die vorher anges
führten Säße von der Elaſticitaͤt und dem Drucke
. der $uftleicht beweifen und anſchaulich machen, und
‚andere Berfuche anftellen, “die zum Beweiſe verſchie⸗
dener noch vorzutragender Süße dienen,
Verſuche hierzu:
Das Duekfilser finft im Barometer bey der Verdünnung ber
Luft, die auf das Duedjilber druͤckt, und ſteigt wieder
durh Hinzulaſſang der atmofphärishen Luft.
Das Duedfilber fteigt im einer Rohre, die oben offen und
mit dem Raume des Recipienten in Verbindung it, und
fallt wieder bey Hinzulaffung der atmoiphärifchen Kuft.
Eine Blasplatte wird fonleich vom Drude der Luft zerfprengt.
Eine Blafe, die tiber einen metallenen Enlinder geſpannt if
wird durch den Drud der äͤußern Luft mit einem ffarfem.
Knalle zerfprengt und auch Waller durch dieſelbe getrieben.
Zwey magdeburgiſche Halbkugeln von 4 Zol Durchmeſſer häns
gen durch einen Druck der Armofphäre ftar? zufammen,
Eine fchlaffe, fett gebundene Blafe mit atmofphäriicher Lufty
fhwelle im Guerikſchen Raume ftarf auf und fallt, wies
der durchs Hınzulaflen der äußern Luft zufammen,
Der Heronsball fpringt durch die Elaficität der eingeſchloſſenen
atımofphärifchen Luft.
Aus einem Gefäße mit enger Mündung, die im Waſſer fteht,
tritt die Luft beym Auspumpen bervor und die Äufere .
BAER: Luft treibt nachher das Waſſer in das. Gefäß
inein. |
Ein Heber hört in der verdünnten Luft zu laufen auf.
Taͤucherchen, die im Waſſer an offener Luft finken, ſchwimmen
bey verdünnter Luft.
Unter
298 1L.Thell. 6. Haupttüͤck
nter dem Kecipienten fiedet bey ftarfer Verdünnung der Zu t
nur mäßig erwärmtes Waſſer. Bach
Kıltes Wafler wird im Guerifihen Raume zum efaftifchen,
vollfommen durchfichtigen Dampfe, der fih bey Hinzulais
fung der atmofphärifchen Luft niederichlägt. Ben der Bils
dung diefes Dampfes erzeugt ſich Kälte, bey Dem Nieder⸗
fhlagen Wärme, wie ein empfiudliches Luftthermometer
beweifet. |
+ *
*t
J
Bier, Milch, Seifenwaſſer, Sauerteig, geben unter der Luft⸗
pumpe eine große Menge von Luftblaſen von ſich.
Holz, das durch etwas Angebängtes Bley im Waſſer zum
Sinken gebracht in, giebt beym Berdiinnen der Lufr eine
große Menge Luftblafen von fihb und kommt im Wafler
zum Schwimmen. _
Holz, das von Luft leer gemacht ift, finft im Wafler unter.
WBarmblätige Thiere fterbeu ſchuell in der verdünnten Luft ums
ter der Glocke der Luftpumpe. Ä
Eine brennende Kerze verlifcht in der verbinnten Luft.
Bey der Verdünnung der Luft vermindert fi der Schall eines
Schlagwerkes darin und verfchwindet beynahe ganz.
$. 440. Man pumpe atıs einem ſchicklichen Ge:
fäße die darin enthaltene Luft fo rein als möglich aus,
und hänge daffelbe, nachdem es vor dem Abnehmen
von der $uftpumpe durch einen Hahn genau verfchlof-
fen worden ift, an eine empfindliche Waage. Wan
bringe es ins genaue Gleichgewicht, Öffne den Hahn
und laffe die äußere $uft hineintreten, fo wird es num
einen Ausfchlag geben, und die zur ABiederherftellung
des Gleichgewichts nöthigen Gegengewichte werden
ungefähr angeben, mie viel die fuft wiegt, die in
den Raum der Kugel geht. Da aber die Dichtigfeit
der Luft durch Die Wärme vermindert und durch die
Kälte vermehrt wird; da fie ferner nicht ſtets in einer:
fen zuſammengepreßtem Zuftande in, der Armofphäre
it, mie das Barometer lehrt; und da der in der Laft
| be
v*
Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigfeiten. 299
befindliche Waſſerdunſt nicht immer ſich gleich bleibt:
fo fieht man leicht, daß man ben Beftimmung des Ge⸗
twichts von einem beftimmten Raume von luft hierauf
Ruͤckſicht nehmen muß. Die Angaben über das fpe-
eififche Gewicht der fuft gegen das Waſſer find aus
«ben diefem Grunde auch fehr verfchieden.
Die Kugel, deren ich mich zu meinen Weriuchen bediene, ift
aus der Berlaflenfchaft des fel. Hofraths Rartten. Gie faßt
nabe 1195 rhein!. Decimalcubifgoll, und die Luft wieaty
' wenn fie nicht fehr feucht ift und die Temperatur von 65*
Fahr. hat, ben der Barometerböhe von 27 Zul 8 Linien
parif., 734 Gran Medicinalgewichtz folafich wiegt ein
rheini. Decimalcırbitjoll Luft 455 oder 0,515 Gran. Da
nun ein Decimalcubifjou Wafler ben dtefer Temperatur
493,229 Öran wiegt (j. 353.), fo verbält fich das eigenthuͤm⸗
lide Gewicht des Waflerd zu dem der Luft wie 492229 2
6ı5 oder nabe 800 : 1. Wenu man das eigenthuͤmliche Ges
wicht des Waſſers zur Einbeit annimmt, fo int das der
Luft 0,0012. — Ein rheinl. Eubikfug Luft wiegt folder Ger
Kalt 615,062 Gran im Medicinalgewichte.
Rah Schufburgh (philaf. eransace. Vol. LXVII. &. 547.) ift
das eigenthuͤmliche Gewicht der Luft bey 29,27 Zoll engl.
(27 3. 5,6 8. varif.) und 10° R. 840 mal Meiner, als das
des reinen Waflers von eben diefer Temperatur,
Herr Schmidt fand nach einer Mitteliahl von mehrern: Verfus
hen die Luft von 15° — 165° R. und 28 174 8. — 27
— nn nk an ee 0
$. 441. Weil aber bey diefen Verfuchen die
$uft nie ganz aus der Kugel ausgepumpt werden fann,
fo erfährt man eigentlich nur, wie viel die $uft wiegt,
die in die Kugel dringt, nicht das Gewicht des gan:
jen innern $uftraums der Kugel, und man muf, um
genau zu verfahren, beflimmen, mie viel luft noch in
der Kugel geblieben if. Man kann zu,dem Ende erft
die luftvolle Kugel an der Waage genau wiegen, hier⸗
auf die fuft daraus fo ftarf als möglich auspumpen,
ben verjchloffenem Hahne wieder wiegen, und fo dag
Ge
*
300 1. Theil. 6. Hauptftüd.
Gewicht der ausgezoaenen $uft finden,’ worauf man
unter ausgefochtem Waſſer den Hahn öffnet, das
Waſſer hineintreten laßt und durch Umkehrung der
Kugel die darin noch übrige fuft in ein Gefäß! mit
Waſſer leitet, worin man fie genau bey beflimmter
Zeinperatur meffen fan. Der Raum diefer $uft, ab
gezogen vom innern Naumesinhalte der Kugel, giebt
im Reſte ven Raum der fuft am, die man gewogen
hat. Dieſes Verfahren iſt ficherer, als aus der Bere
gleihung der Gewichte der ausgepumpten fuft und
des nachher in die Kugel getretenen ABaffers unmit:
telbar das Verhaͤltniß ihrer ſpecifiſchen Gewichte zu
finden, j ; |
Noch bleibt allerdings ein Fehler wegen bes Gewichts des in
der auggepumpten Kugel befindlihden Dunſtes; er fann
aber nur unbeträchtiich ſeyn.
$. 442. Auf eine ähnliche Weiſe laͤßt ſich auch
das Gewicht anderer Luftarten ben einem beſtimmten
Volum erfahren, und fo das Verhäftnif ihrer eigens
thuͤmlichen Gewichte unter einander fo wohl, als ge:
gen das Waſſer beſtimmen. |
S. oben ©. 253. | „
4. 443. Da bie fuft,- wie jeder fluͤſſige Kör-
per, nad) allen Seiten zu drüct, fo muß jeder darin
befindliche Körper, mie beym Abmwägen im Waſſer,
nicht nit feinem abfoluten Gewichte finfen, ſondern
fo viel davon verlieren, als die Luft wiegt, die mit
ihm einerfen Kaum erfüllt, und ein und eben derfelbe
Körper muf aus eben diefem Grunde in der Luft
ſchwerer werden, oder eigentlich, fein refpectives Ges
wicht (9. 332.) muß zunehmen, wenn er in einen
engern
—
P4
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 3ox
engern Raum zufammerxgedrängt wird „wie auch die .
Erfahrung lehrt. Eben fo muß auch die Fallhoͤhe
der fchmeren Körper in der Suft anders ſeyn, als im
leeren Mittel (5. 216. ).
Ein ausnedehuter und aufaeloderter Federſack ift — als
wenn er enge zuſammengeſchmuͤrt iſt.
Hierher gehören auch die Erfcheinungen des Pulshammers. -
$. 444. Da ferner ein und eben derfelbige fefte
Körper, in einer Fluͤſſigkeit abgewogen, um defto meni-
ger von feinem abſoluten Getwichte verliert, oder ein
defto größeres refpectives Gewicht behält, je geringer
das ſpecifiſche Gewicht der Siäffigkeit wird, ($. 336.),
fo müffen einerfen Körper, in fuft'von verschiedener
Dichtigkeit gewogen, ungleich viel wiegen,
$. 445. Hierauf gründet fich das Gueriffche
Manometer (Manometrum, Dafymetrum , Es
wird nämlich an einen empfindlichen Waagebalken
eine hinfänglich große, hohle, aber luftdicht verfchloffe:
ne, metallene, oder beffer, ‚gläferne Kugel aufge:
hängt, und durd) ein maflives Gewicht von ‚Bien,
das gegen die Kugel einen viel kleinern Naum ein:
nimmt, ing Gleichgewicht gebracht, Wenn fih nun
die Dichtigkeit der $uft ändere, fe müffen beyde un:
gleid) viel von ihrem abſoluten Gewichte verlieren : und
zwar, wenn die füft dichter wird, fo giebt das Ge:
gengewicht den Ausſchlag; mird fie aber dünner, fo
ſinkt die Kugel, Herr Souchy und Gerſtner haben
eine Derbefferung dieſes fehr brauchbaren Werks
zeugs ängegeben, und letzterer hat zugleich die An:
wens
302 1. Theil. 6. Hauptftüch,
wendung deffelben bey Höhenmeffungen mit dem Ba⸗
rometer gezeigt.
Octon. de Guerike exper. nov. ©. 114. Belchreibung eines
Daſymeters, oder eines Werkzeuge, um die Dichtigkeit
jeder Laftſchicht zu meflen, » en. de Souchy; uͤberſetzt
in Lichrenbergs Wiagaz. fi das Yleuefte aus der Phyfif,
B. 111. Sr. 4. ©. 93. ff: Getſtners Beobachtungen, über
den Gebrauch des Barometers bey Höhenmeilangen ; in
den Beob. auf einer Reife nady dem Rieſengebirge. Dresd.
2. 8. ©. 271.5 und in Grens Journ. der Phyſik. B.
278
$. 446. Diefes Werkzeug läßt fich auch gebraus
hen, um das abfolute Gewicht eines beftimmten
Naumesinhalts der kuft, "und alſo ihr eigenthuͤmli—
ches Gewicht, unter verfchiedenen Umftänden derfel:
ben, auf eine fehr einfache Weiſe zu erfahren.
Es fen eine binlänglih große Kugel von diinnem Glafe, die
luftdicht verſchloſſen, am beiten zugefchmolzen ift, und bes
ren aanzer Raumesinhalt.V heiße, an einer dazu einges
ribreten, empfindfihen Waage, bey einer beftimmten Tems
peratur und einem beftimmten Barometerftande der Luft, mit
einem mafliven metallenen Gegengewicte von Bley, deflen
+» ganzer Raumesinhalt,v ift, ins genane Gleichgewicht gefeßt.
Der Luſtraum, welcher manometriih das Werkzeug affıs
cirt, iR V— va, was man durch aenaue Ausmeffung
der benden Körper, am beften durch Waſſerwaͤgen 1,337.)
beftimmt, und in befannten Maafen, 3. B. parıf. Cubik⸗
zollen, ausaedrüdt, eins. für allemal merft. Man ſucht fers
ner das abfolute Gewicht P eines Luftvolums a in befanns
ten Gewictstheilen, bey eben derjelbigen Teinperatur und
bemfelbigen Barometerftande, nad der vorber (}. 441.) ans
gebenen Methode, und merft diefes Gewicht ein s für alles
mal, fo bat man ı, oder das eigenthämliche Gewicht
fiir atmofphärifche Luft von beftimmter Temperatur und
Zufammendrüdung. Wenn fi nun die Befchaffenbeit der
Zuft Ändert und ihr eigenthimliches Gewicht zus oder abs
nimmt, fo wird das Gleichgewicht geftürt, und man muß
im erftern Falle Bewichtstheile zur Kugel, im andern Falle
um Begengewichte legen, um das @leichgewicht herzuftellen.
ie Summe diefer Gewichtstheile heiße p, und es it dem⸗
nach das abfolute Bericht des Luftvolums a ben vermebrs
Ar Dichtigkett P + p, ben verminderter Dichtigfeit aber
P — p geworden, und man findet das jegt veränderte eis
gentpümliche Bewicht durch TE oder —, wa
Phänomene ſchwerer erpanfibeler Stüffigkeiten, 303
a ſich immer gleich bleibt , ($. 437). Wenn die Luft noch
einmal fo dicht würde, als fie ben Beſtimmung des P und
bey Regulirung des Werfjeuges war, fo würde p—= P
oder P «+ p würde 2 P werden, im leeren Ralıme aber
wieP—- p=o, "'. |
‚„ Man hängt die Kugel und das maflive Gegengewicht
nicht unmittelbar an den Waagebalfen, fondern an kleine,
leich große und aleich fhwere Waagſchaalen, die an Hafen
ängen , wie ben der gewöhnlichen buproftatiichen Waage;
diefe Waagſchaͤlchen dienen zur Aufnahme der Gewichte p.
Diees Gewichte nebmen übrigens zwar felbt Raum ein; er
ift aber , als fehr umbeträchtlich genen a, wohl ohne merfs
lihen Febler aus der Acht zu laflen: fonft fann man ihn
aud aus dem einmal bekannten eigenthümlichen Gewichte
ihrer Materie leicht berechnen,
⸗
— — —
Sie;
304 1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen
— — —— ——— — — —
Siebentes Hauptſtuͤck.
Schwingungsbewegungen ſchallen—
der und klingender Koͤrper.
5. 447.
Das Anſchlagen an feſte, geſpannte, mit Schnellkraft
oder Federkraft begabte Körper, das Streichen ges
ſpannter Saiten, das fihrrelle und plögliche Hervor:
brechen elaſtiſcher Fläfigfeiten aus engen Muͤndun⸗
gen fefter Körper, wie z. B. ben der Entzündung des
Schiefpulvers in Schießgewehren, ben der Entzuͤn⸗
dung der Knallluft in der electrifchen Piftole, find für
ung mit einer Wirfung begleitet, die wir nad) einem
generischen Ausdrude Schall nennen.
$. 448. Wenn die Veränderung des Zuftandes bes
ſchallenden Körpers in unferm Gehdrorgane die Em:
pfindung bewirken foll, fo muß es nothwendig ein
Medium geben, durch welches diefe Veränderung die
Gehoͤrwerkzeuge afficirt, und dies iſt gemeinhin die
$uft, ohne welche um den fchallenden Körper her:
um für uns fein Schall da ſeyn würde, vorausge—
ſetzt, daß fein anderes dazu fühiges Medium den
Schall zu unfern Gehörwerfzeugen fortpflant.
$. 449. Wir müflen alfo ben der Darftellung
der Sehre vom Schälle Nücdficht nehmen: 1) auf den
urfprünglic) den Schall erregenben Körper (Corpus
ſono-
ſchallender und Elingender Koͤrper. 305
ſonorum) und 2) auf das den — bis zu unferm -
Gehoͤre fortpflangende Mittel.
F. 450. Um den Zuftand, morin die urſpring⸗
lich ſchallenden Körper waͤhrend des Schallens ſich be-
finden, gehörig beurtheilen zu koͤnnen, wollen wir ei—
ne geſpannte Saite als Beyſpiel waͤhlen. Soll ſie
faͤhig ſeyn, Schall (Klang) zu erregen, fo muß fie.
einen gewiffen Grad der Spannung haben. Wird
die gefpannte Saite, wie z. B. am der Harfe, aus
der geraden finie,. in der fie im Zuftande der Ruhe
ift, durch Druck daran gebogen, fo fommt fie offen= -
bar in Bewegung, wenn der Druc des Fingers, der
fie bog, wieder wegfaͤllt, und zugleich entfieht nun
auf unfer Gehdrorgan die Wirkung, die wir Klang
nennen. Der Grund der Bewegung der flingenden
Saite ift ihre Contractilität oder Schnellfraft. Wird :
nämlid) die gefpannte Saite aus der geraden Sinie ger
drückt, fo wird fie. ja dadurch gedehnt; ‚Ihre gedehnten
Theile ſuchen fich wieder fo viel als möglich zu nähern,
und fie ftrebt alfo, fich wieder in die Öeftalt ihrer fürze: .
fien Länge, d. i., in die gerade Linie, zu verfeßen. Da
fie aber, wenn fie in diefe Sage gekommen ift, eine der
terminirte Öefchwindigfeit erlangt hat, (indem die
Contractilität als fterige Kraft, obmohl als veran-
derliche Größe, wirkſam ift,) fo bleibt. fie in der gera⸗
den Nichtung nicht ruhen, fondern beugt fich auf die
entgegengejeßte Seite, von da wieder zuruͤck, u. ſ. f.,
bis endlich diefe Beugungen durch den Widerftand der
$uft immer fleiner und fleiner Werden, und fo. die
Saite wieder in Ruhe kommt. |
u. 5. 451.
306 1. heil 7. Hauptſt. — — |
6. 451. Die zum Schalle oder lange erforder:
liche Bewegung der Saite ift alfo offenbar ein pendul⸗
artiges Schwingen derfelben; fein bloßes Erzittern
ihrer Fleinften Theile. |
$. 452. Da demnach) das Weſen des Schalles
in pendulartigen Schwingungen der fchallenden Koͤr⸗
per oder ihrer Theile befteht, fo folgt, daß alle Koͤr⸗
per, welche, oder deren Theile, einer ſolchen fchmwin-
genden Bewegung fähig find, urſpruͤnglich fchallende
Körper werden fönnen: und dahin gehören alle fefte
contractile, und alle erpanfibele, oder überhaupt alle
fo genannte efaftifche; ihre Elafticität fey entweder eis
ne attractive oder expanſive.
6. 453. Wenn aber der Schall fchallender oder °
flingender Körper für uns hörbar fenn foll, fo müffen
die Schwingungen derjelben oder ihrer Theile eine be: .
ſtimmte Gefchwindigfeit haben. Deshalb mäffen die
contractilen Körper, wenn fie fchallend fenn follen, ei⸗
ne gewiſſe Spannung haben, damit ihre Schwinguns
gen den nöthigen Grad dee Gefchwinvdigfeit erlangen.
Eine zu ſchlaffe Saite Flingt nicht, weil fie nicht gem
ia genug ſchwingt.
6. 454 Don der Menge der ſchwingenden Thei-
le und von der Größe der Schwingungsbogen haͤngt
die Groͤße oder Staͤrke des Schalles ab; von der
Dauer derſelben die Dauer des letztern.
. 455. Wenn dieſe Schwingungen regelmaͤßig,
d. i., gleichzeitig ae, fo heißt die Empfindung,
’ die
ſchallender und klingender Körper, 307
die ſie in n unferm Gehörorgane bewirken, ein lang;
fonft aber, wenn das Gegentheil Statt finder, ein
Geraͤuſch, Getoͤſe, Dumpfer Schall. Ein augen:
blicklich vorübergehender, heftiger ne = ein
Zumal. |
$. 456. Wenn man zwey Saiten, bie * ei⸗
nerley Materie beſtehen und gleich dick, aber ungleich
lang find, gleich ftarf fpannt, fo — ſie nicht ei⸗
nerlen Empfindung auf unfer Gehoͤr, wenn fie ers
fchüättert werden. ' Wir jagen, daß die fürzere Saite
böber, die längere aber tiefer Flinge, und das Werz
häfenif der Höhe oder Tiefe des Fe ju einem
- andern nennen wir Ton.
$. 457. Die Schtwingungen der Saite bey ih⸗
rem Klingen find pendulartig ($. 451.). Da nun
ein Pendul defto langſamer ſchwingt, je länger es |
ift, fo muß auch bey dem tiefen Tone der längern
Saite die Anzahl der Schwingungen in einerlen Zeit
nicht fo groß ſeyn, als ben dem hoͤhern Tone der kuͤr⸗
zern Saite. Tiefe Toͤne find alfo ſolche, woben in
einerlen Zeit weniger Schwingungen find, als bey an⸗
dern, mit denen man fie vergleicht, und hohe Töne,
ben welchen mehr Schwingungen in eben diefer Zeit
Statt finden. Es giebt aber für das menfchliche Ohr
eine gewiſſe Höhe und Tiefe, über und unter welche
der Ton nicht weiter verglichen werden Fann.
6. 458. Die Contractilität der gefpannten Sai⸗
ten ift der Örund ihrer Schwingungen beym Klingen,
ober * die bewegende Saft baben; ihre Thaͤtigkeit
Ti nimmt
308 L. Theil. 7. Haupiſt Sckwingungsbewegungen
nimmt Daher zu, je mehr die Saiten geſpannt werben.
Was alfo bey den Penduln die verfchiedenen Schwe—
ren find, das find ben den Eaiten die frannenden Ge-
twichte, wodurd wir die Gräfe ter Epannung aus:
druͤcken fünnen. Und fo mie ein Pendul geichwinder
ſchwingt, wenn die Schwere ftärfer darauf wirft, fo
ſchwingt auch eine Eaite bey gleicher fange ſchneller,
wenn ſie ſtaͤrker geſpant iſt. Da nun von der Geſchwin⸗ |
digfeit ihrer Schteingungen die Höhe ihres Tones ab-
hängt, fo fieht man leicht ein, daß man ben Beftim-
mung der Tonhöhe der Saiten auch außer der Loͤnge
auf ihre Spannungen Rüdficht nehmen muͤſſe. Bey
fehr fangen und diden Saiten läßt ſich diefe Unafeich:
heit ihree Schwingungen, wenn fie verfchtedentlich ge-
ſpannt find, aud) fhon durchs Auge wahrnehmen,
$. 459. Endlich fommt in Anſehung der Anzahl
der Schwingungen, welche eine Saite in einer gege:
Genen Zeit macht, auch die Dice derjelben in Be:
tracht, und fie widerjteht der Bewegung um defto
mehr, je mehr Maffe fie ben gleicher fange und Span-
nung hat; fie muß alſo defto langſamer fchwingen,
und alfo einen tiefern Ton geben, je dicker fie ift, und
umgefehrt, wenn die fangen und Spannungen gleich
find. Man hat folglich bey Beſtimmung der Ton:
höhe einer Saite: 1) auf ihre Länge, 2) auf ihre
Spannung, und 3) auf ihre Dicke zu fehen.
$. 460. Die Erfahrung beftätigt folgende aus
dem Vorhergehenden fließende Süße bey Saiten von
einerlen Materie:
1)
ſchallender und Elingenber Körper. 309
1) Bey gleich fangen und, gleich dicken aber un:
gleich geſpannten Saiten verhaͤlt ſich die Anzahl ihrer
Schwingungen, folglich ihre Tonhoͤhe, wie die Qua;
dratwurzeln der fpannenden Kräfte oder Gerichte.
- Wenn wir die Anzubl der Schwingungen oder die Tonhoͤhe der
Saiten von gleihurtiaer Materie N, n, die fpannenden
Gewichte oder Kräfte P, p, die Längen derfelben Ly 1, und
F Durchmeſſer derſelben D, d uennen/ und L=1 und
D=dift,fpitN;n = pP: Vp.
2) Ben gleich geſpannten und gleich dicken, —
ungleich fangen Saiten verhält ſich die Anzahl ihrer
Schwingungen umgekehrt wie ihre fängen,
BennrP=pmdD=d,fpitfN:n=1;:L,
3) Ben glei) fangen und gleich gefpannten Sai—
ten, die ungleich dief find, verhält fic) die Anzahl ih:
rer Schwingungen umgefehrt, wie ihre Durchmefler,
— (Eine Saite von ungleicher Diche giebt falſche oder
vermiſchte Toͤne an.
Wenn LI und P=p fiftN:n=d;D,
$. 461. Es it alfo ben Saiten von einerley Mas
terie und gleicher Dicke die Anzahl ihrer Schwingun—
gen oder ihre Tonhoͤhe in einem zufammengefeßten
erhältniffe aus dem geraden des Duadrats der fpan:
nenden Gewichte und dem umgefehtten der fangen
derfelben.
EiNin=M: MR i
Das Monochord und Tetrachord,
$. 462, Ein Paar Saiten haben ven Einklang,
wenn ſie gleich viel Schwingungen in einerley Zeit
miachen. Wenn aber die eine Saite bey gleicher Dir
| de‘
. zro0 IL. Theil. 7. Hauptft. Schwingungsbewegungen
de und Spannung nur halb fo lang iſt, als die an⸗
dere, oder nod) einmal fo viel Schwingungen mad,
ſo giebt fie der Erfahrung zufolge die Oberoctave des
Grundtons an, den die andere Saite angiebt. Wenn
ihre Sängen fich verhalten wie 2 : 3, oder ‘wenn die
Fürzere 3 der fänge der andern hat, und fie alfo drey
Schwingungen in einerley Zeit gegen zwey Schwin⸗
gungen derfelben macht, fo giebt diefe Fürzere die
Quinte der fangern an; fie it Die Quarte des Grund:
tons, wenn fie 3 der Sänge derjenigen Saite hat, wel
che diefen angiebt; die große Terze, wenn ıhre fän-
ge z; bie Eicine Terze, wenn fie 3; die große Sexte,
wenn fie 3; die Fleine Sexte, wenn fie $; die Öbers
Duodecime, oder die Oberoctave der Quinte, wenn
fie 35 die Oberduodecime : Septime, oder die Doppel
te Octave der großen Terze, wenn fie F von der fäns
ge derjenigen Saite iſt, welche den Grundton angiebt.
Es laͤßt fich nach dem Angeführten leicht angeben, mie
die Spannungen der Saiten feyn müffen, wenn fie
gleich) lang und dick find und die angeführten Töne
angeben follen; oder auch, wenn fie gleich gefpannt
und gleich lang find, wie ihre Dicke fenn müffe, wenn
fie diefe Tone angeben follen.
Die Lehre von der Tonleiter und ber Temperatur gehört nicht
in ein Lehrbuch der Phoſik, fo wenig als die Lehre von den
Conſonanzen und Disfonanzen der Zone. ch übergehe fie
des wegen hier.
$. 463. Es ſey eine gefpannte Saite AB (Fig.
137.) des Monochords in irgend eine Anzahl gleicher
Theile, z. B. in viere, Aa, ab, be und cB, abgetheift.
Dian ftelle ven Sieg in c. Mari hänge ſchmale und
leichte
ſchallender und Elingender Körper. 311
leichte Streifchen Papier neben einander auf die Sai—
te von A bis c und ſtreiche mit einem Violinbogen
ben Theil cB der Gatte an. Es wird nun der Ton
gehört, der vermöge des abgefürzten Theils cB der
Saite Statt finden muß, und der fic) zum Grundto⸗
ne der Saite verhäft, wie AB zu cB, oder wie 4
zu 1. Zu gleicher Zeit werden num alle Papierftreif:
hen längs dem Theile AC herabgeworfen, er.
nommen bie in a und b hängenden.
6. 464. Dieſer Verſuch lehrt offenbar: daß es
in dem Theile Ac der Saite jenſeits des Stegs ebenfalls
Schwingung giebt, währendcB flingt; daß aber nicht
bloß der Punct c der Saite, wo der Steg ſteht, fon:
dern auch jenfeits deffelben a und bin Ruhe find; daß _
ganze Stellen der Saite zwiſchen dieſen Puncten
fhwingen, während cB ſchwingt; und daß die Stel⸗
len jwifchen den ruhenden Puncten wechfelfeitig in
entgegengefeßten Nichtungen fchwingen, wie $ig. 138.
e3 anzeigt. Die rubenden Puncte a, b_ und c ber
Saite heißen Schwingungefnoren. Der Punct
der Saite, welchen der beivegliche Steg berührt, if
nämlich allemal ein Schwingungsfnoten.
$. 465. Man nehme, wie Sig. 139, durch Ber:
rückung des Stegs unter der Saite bis c, cB 2 der
fänge AB, ftreiche cB an und luffe es Flingen ; fo
wird die Höhe des Tons fich zum Grundtone verhals
ten, wie 5:2, oder wie AB zu cB, und es werben
drey Schwingungsfnoten, naͤmlich a, b-und c, da ſeyn.
Man verrüde ferner den Steg und nehme den an:
| J zu⸗
—
312 1. Shit. 7. Hauptſt. Schwinaungsbewegungen
zuſtreichenden Theil der Saite (Fig. 140.) dB —=2
-pon der ganzen laͤnge AB, fo wird man nach dem vo:
rigen Verfahren zwey Schwirgungsfnoten, nämlich
b und «, haben, wobey die Tonhöhe des Klanges von
‘dB zum Grundtone der Saite ſich verhält, mie 3
zu 1. Man ftelle ven Steg (ia. 137.) ın b, oder
in die Micte der Saite, und ftreiche DB oder Ab an,
fo wird. es, außer an der Stelle, wo der Steg ift, fei>
nen Schwingungsfnoten weiter geben. Wlan made
endlich durch — des ar den flingenden
Theil der Saite *, 3, &, ihrer fänge, fo wird
man auc) außer der Stelle des Steps feinen Schwin⸗
gungsknoten in der Saite weiter antreffen.
4. 466. Um die Anzahl der Schwingungsknoten
ben einer durch einen Steg oder ſonſt durch Beräh?
rung abgetheilten Saite zu beitimmen, feße man die
‚ganze fänge der Saite in eine Anzahl gleich großer
Theile gerheife, welche heit, wovon das urſpruͤng⸗
lich Flingende Stuͤck der Saite die Anzahl 1 enthält;
man fehe 1 als den Zähler, und L als den Nenner
eines Bruches an; man bringe diefen Bruch - auf
die Fleinfte Benennung und ziehe dann 1 von L ab:
fo giebt der Neft die Anzahl der Schwingungsfnoten.
— Daratıs folge denn auch, daß ben verfchiedenen
Tonhoͤhen doch einerfen Anzahl von Schwingungsfno:
ten da. fenn fönne, indem die Glieder zweyer Brüche
"son verſchiedenem Werthe einerlen Differenz haben
koͤnnen; und daf alfo nicht jeder Ton, feine beftimmte
8 Schwingungsknoten habe.
Wenn
ſchallender und Blingender Körper. 313
Wenn 1 aegen L fehe flein und die Saite mur kurz ift, fo darf
man das Reſultat der anaeführten Verfuhe (f. 463. 465.)
nıcht erwarten, teil dann die Schwingungen tbeils zu
theils die Echmpingungsfnoten einander zu na—
e find
Einige Bemerfungen tiber dıe Schwinanngsknoten ben Hinaens
den Saiten von J. G. Voigt; in Grens neuem Journ. der
Phyfif. B. IL. ©, 352 ff.
» 8467. Nicht bloß ben Flingenden Saiten find
in ihren anfcheinend ruhenden Theilen fchwingende
Stellen und ruhende Puncte; fondern auch ben andern
klingenden Körpern, tie bey Flingenden Staͤben, Rin⸗
gen, Cylindern, Glocken, Scheiben, find während
ihres Klingens ganze Stellen in entgegengeſetzten
- Schwingungen begriffen, während die Grenzen der—
felben in Ruhe find. Das Weſen des Schalles ber
ſteht alfo auch bey ihnen nicht in einem Zittern ihrer
Fleinften Theile, fondern in Schwingungsbewegungern
ganzer Stellen, die durch ihre Gontractilität veran-
laßt werden. Herr Chladni hat das Verdienft, diefe
Wahrheit zuerft außer allen Zweifel gefeßt, und ein
Mittel erfunden zu haben, diefe Schwingungsbemes
gungen ben Flingenden Flächen auch fihtbar zu ma⸗
chen und die .ruhenden Stellen un Klangfiguren
darzuſtellen.
Entdeckungen uͤber die Theorie des Klanges von Ernſt Flo⸗
rens Friedrich Chladni. Leipzig 1787. 4.
$. 468. Man nehme zu dem Ende eine kreisrun⸗
de Scheibe (Fig. 141.) von Fenfterglafe, die ohne
Knoten und Blafen und gleichförmig dick if, und etwa
vier bis acht Zoll im Durchmeffer hat; man beftreue
ſie mit feinfdrnigem Sande; man lege fie in ihrem
-Mittelpuncte auf einen etwas zugefpißten Korf, druͤ⸗
de fie von oben her mit dem Singer an. den n Kork an,
| £ unter⸗
= * 2
um a; d
* 4 -
Le...- 3
314 1LTheil. =. Hauptſt. Schwingungsbewegungen
unterſtuͤtze ſie auch noch am Rande in g, oder q, ober
t, oder r, und ftreiche den Rand ın n, oder p, oder f,
oder m, überhaupt 45 Gr. von der berührten Stelle,
mit einem mit Colophonium befteichenen Violinbo⸗
gen in ſenkrechter Richtung unter maͤßigem Drucke.
Die Scheibe wird einen Klang geben, zugleich aber
wird der Sand auf der Scheibe von ihren ſchwingen⸗
den Stellen bewegt werden und ſich bey dem anhaf:-
tenden Streichen und Klingen der Scheibe an den
ruhenden Stellen anhäufeh, und fo tie Figur der
Zeichnung erhalten. |
$. 469. Man halte ferner die Scheibe ın ihrem
Mittelpuncte feft und ſtreiche fie etwa 30 Gr. von
der gedämpften Stelle des Randes in p, oder r, oder
gu.f. m. (Fig. 142.) an; fo bilder der Sand die
SKlangfigur der Zeichuung. — Man fafte die Schei: _
be (Fig. 143.) bey n in einiger Entfernung vom °
Rande zwifchen den Daumen und Zeigefinger und
flreiche fie in m; fo bilder der Sand den Kreis n. —
Man faſſe die Scheibe wie vorher und ftreiche fie in
p, (90 Br. von der gehaltenen Stelle) (Fig. 144.);
und es entfteht noch die gerade linie im der gezeichne:
ten Klangfigur. — Man faffe die Scheibe ferner
wie vorher, ftemme fie ben g oder p‘ (Fig. 145.) an
einen eigen und nicht allzu harten Körper an und
ftreiche in m, (45 Grad von der Stelle, we man fie
halt; ) und es entftehen aufer dem Kreife noch zwey
gerade fich durchkreuzende Sinien. — Man halte
die Scheibe nicht in der Mitte, fondern bey p (Big.
146.), und fireiche ben £ oder n, oder bey r oder s;
und
ſchallender und Elingender Körper. 315
und es bildet der Sand die gerade linie Durch Die Mitte
ber Scheibe und drey Bogen. — Man flemme die
Scheibe (Fig. 147.) bey e an eine Kante, indem
man die Singer in c und d an den Rand verfelben ſetzt,
und ftreiche in f; es bilden fich dann Die beyden gera-
Den gegen einander. geneigten finien e und d. Man
brüde eine elliptiſche Scheibe (Fig. 148.) in der
Mitte c auf den Korf an, dämpfe die beyden Puncs
te bes Randes p und q mit den Fingern und ftreide
inr, wo fich dann die Klangfigur der Zeichnung bil:
dit. — Wenn man die &usdratfcheibe (Fig. 149.)
in ihree Mitte auf den Korf druͤckt und an einer
ihrer Eden ftreicht, fo bildet der Sand zwey fih
rechtwinklig durchfreugende gerade finien, die von
der Mitte des Randes der Scheibe ausgehen; wenn
man aber in der Mitte des Randes flreicht, fo laufen
bie finien (Fig. 150.) von den Eden der Scheibe
aus. — Man faſſe die Duadratfcheibe bey a zwi⸗
fhen den Daumen und Zeigefinger und unterflüße
fie auch noch in b, und flreiche an, der Ecke der Schei-
be in c; fo entſteht die gezeichnete Klangfigur. —
Man halte die Quadratſcheibe (Fig. 151.) in o oder
q und ftreiche in p oder n, um die gezeichnete Klang:
figur zu erhalten. Wird die Stelle, wo man die
Scheibe hält ‚etwas verändert, oder ſtreicht man an
einet der Ecken in c.oder o (Fig. 152.), fo fann fid)
der vorige Klang auch durch drey, gefrummt durch
bie Scheibe gehende, Sinien darftellen. |
$. 470. So fann man alfo dadurch, daß man
die Scheide an andern Stellen hält, und unterftüßt,
und
I
316 I. Theil. 7. Haupeft. Schwingungsbewegungen
und an andern Stellen des Randes flreicht, fie jedes:
mal nöthigen, fich anders abzutheilen, und man kann
‚folcher Geftalt mit veränderten Tönen derfelben andes
re Klangfiguren zumege bringen und eine ungemein
große Mannichfaltigfeit derfelben erhalten. Nicht
immer ift aber jede Abänderung der Klanafigur mit
einer bemerfbaren Abänderung des Tons verfnüpft.
$. 471. Um eine Klangfigur hervorzubringen,
it es nöthig, die finien der Tläche, welche als ruhend
verlangt werden, durch Unterftüßung oder Dämpfung
in Ruhe zu bringen und die in Schwingung zu .
ſetzenden Stellen in Bewegung zu feßen. Indeſſen
ift es, wie wir gefehen haben ($.469.), nicht nöthig,
. ‚jeden Punct der zur Ruhe zu bringenden linie befon;
ders zu dämpfen und jeden fehwingenden Theil be
fonders in Schwingung zu feßen, fondern man braucht
nur einen Punct der finie, welche ruhen foll, zu dam:
pfen und eine Stelle am Rande der Scheibe durch)
Streihen in Schwingung zu feßen, da ſich dann
dieſe Bewegung den Übrigen zu bewegenden Theilen
der Scheibe mittheilt. Durch einige Uebimg kann
man es leicht dahin bringen, die verlangten Figuren
ſehr rein und ſchnell zu erhalten. Die noͤthige Daͤm—
pfung der Stellen laͤßt ſich bequem durch zugeſpitzte
Korkſtoͤpſel, worauf man die Scheibe legt, anbringen.
Beytrag zu den Verſuchen über die Klanafiguren ſchwinagender
Släcen, von Job. Gortfr. Voigt; in Grens neuem Journ,
d. Phyſ. B. I. ©. 391. ff.
$. 472. Den den meiften Klanafiguren nehmen
geroiffe feſte $inien mehrencheils jchlangenförmige
Krüm:
ſchallender und Elingender Körper. 517 |
Kruͤmmungen an, deren Anzahl ben jeder Figur bes
ftimmt if. An folchen neben einander gehenden linien
ift die fage der Krümmungen faft allemal fo befchaf:
fen, daß entweder zwey unmittelbar neben einander
befindliche finien, oder in wenigen Fällen zwey durch
eine gerade Linie getrennte fchlangenfürmige linien
egenfeitig fich einander nähern und von einander ents
In jedem Mäherungspuncte koͤnnen fie ſich
fo verbinden, daß fie einander burchfreuzen; es
nehmen alfo in diefem Falle zwey fich nähernde Krümz - '
mungen (Fig. 154. und 155.) die Geftalt von Fig.
153. an. Eben fo fönnen zwey einander durchfchneiz
dende Sinien (Fig. 153.) fich in der Mitte fo trennen,
daß zwey gegen einander ftiehende Bogen frummer
linien (Fig. 154. und 155.) daraus werden. Manche
Figuren werben dadurch fo verändert, daß man ohne Lie:
bung ihre eigenthümliche Seftalt daraus nicht würde bez
urtheilen fönnen. Der Ton ift bey einer abgeänderten Si:
gur derfelbige, als wenn diefe Figur regelmäßig erfcheint.
Diefe Abänderungen der Figuren Fann man oft durch
wenige Verruͤckung der Unterftißungspuncteder Schei⸗
be oder der zu ftreichenden Stelle des Randes erhalten.
Chladni a. a. O. ©. 19. ff.
$..473. Bey dem Klingen der Scheiben ſchwin⸗
gen allezeit zwey Stellen, die durch eine rubende
Uinie von einander abgefondert find, wie z. B. (Fig.
153.) anb und bod, oder (Fig. 149.) ebg und mbg,
nac) entgegengefeßten Nichtungen; oder die Kruͤm—
mung der einen Stelle, befinder ſich über ihrer natuͤr—
lichen fage, während die andere Stelle unter. diefelbe
ge⸗
318 1. Theil 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen
gefrümmt ift, und umgefehrt. Zwey Stellen, bie
in entgegengefeßten Winfeln der ſich durchfreuzenden
finien ſtehen, 3. B. anb und cnd (Fig. 153.), oder
ebg und fcn (Sig. 149. ), oder bcm und nhg ( Fig.
. 150.), ſchwingen allemal nad) der nämlichen Richtung.
Chladni a. a. O. ©. m.
$. 474. Bey den Arten bes Klauges der Schei⸗
ben, mo fich fternförmige Figuren zeigen, machen
nicht die Stellen am Rande die weiteften Schwin⸗
gungen; fondern der Punct, wo die Schwingungen
am weiteften find, oder der Ylittelpunet der Schwin:
gung, ift in jedem ſchwingenden Theile in einiger Ents
fernung vom Rande, wie in Fig. 141., 144. und 145.
dieſe Stellen durch Puncte bezeichner find, Wenn
unter dem Rande, deſſen man fi) zum Beftreuen
bedient, ganz feine Staubtheilchen befindlich find
und die Scheibe ganz genau horizontal gehalten wird,
fo werden diefe Puncte fihtbar, indem fich der keinſte
Staub hier anhoaͤuft.
Chladni a. a. O. S. 30, f.
$. 475. Den dem Klingen der Glocken ſchwin—
gen ebenfalls ganze Stellen, während finien zwiſchen
denfelben in Ruhe find. Man Fann dies leicht an
einem zum Theile mit Waſſer gefüllten, dünnen, Trink
glafe,. porzellänenen Spülnapfe, einer Taffe, u. dergl.
jeigen. Man halte das Glas etwas über dem Boden
mit dem Daumen und einem andern Finger, und
frreiche den Rand des Glaſes 45 Grad von der gehals
tenen Stelle mit dem Biolinbogen, fo geräch das
Waſſer im Glaſe in eine Bewegung von vier fchwins
genden Theilen des Glaſes, und diefe Bewegung zeige
ſich
fehallender und Elingender Körper. 319
fich fehr auffallend fo, daß das Waſſer als. feiner
Staub umberfprigt. Wenn man das Glas hingegen
bey 6o Grad von der berührten Stelle ftreicht, ſo
merden fich ben verändertem und höherm Tone fechs
ſchwingende Stellen der Wand zeigen und das Waſ⸗
fer bewegen. .
$. 476. Die Gefchmwinbigfeit, mit der fi
die fchmingenden Bewegungen in den angrenzenden
Theilen der zuerft und urfprüngfic) in Bewegung geſetz⸗
ten Stelle ducch die Maſſe eines contractilen Körpers
fortpflanzen, ift bewundernswuͤrdig groß, und übers
haupt ift diefe Geſchwindigkeit der Sortpflanzung der
zum Schalle erforderfichen Bewegung durch fich genau
berührende oder zufammenhängende contractile Koͤ⸗
per noch richt ermeflen. Die Sortpflanzung fcheint
zwar durch eine fehr lange Reihe folcher Körper für uns
momentan zu ſeyn, daraus folgt aber noch nicht, daß
die Geſchwindigkeit daben fo groß ſey, als Die des lichts.
‚ Hieraus erflärt ſich auch die Refonanz. u
- Aus diefer, zwar am fich fucccjfiven, fir uns aber mos
mentanerfcheinenden, Fortpflanzung läßt fih erflären, wars
um die maflıven Wände eines boben Gebäudes bis zum
hoͤchſten Stocke erfchättert zu werden feinen, wenn ein
Wangen auf dem Pflafter der Gtraße vor dem Gebäude
raflelt. Hier Scheint in der That die Wirkung größer, als
die Urſach; fie würde es wirklich ſeyn, wenn die Erfbüts
terung durch die ganze Mafle momentan, und nicht fuccefs
fin erfolgte. *
Chr. Ernft Wünfeh Nachricht von einem Verfuche, wel-
cher lehret, dafs der Schall durch fefte elaltifche Kör-
per unendlich gefchwind, oder doch eben fo gelchwind
als das Licht, Ach bewegt; in der Sammlung der deut-
Sehen Abhandl., welche in der k. Akad. d. W. zu Berlin
" worgelefen worden. Berl. 1793. 4. ©. 137. If.
- 5 477. Zur Erklärung der Fortpflanzung des
Schalles von einem ſchallenden Koͤrper durch die Luft,
als
320 1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen
als dem gewoͤhnlichſten Kortpflanzungsmittel, muf
man auch annehmen, daf durch die Schwingungen
des erftern Die umgebenden fufttheilhen, und durch
Diefe die benachbarten lhufttheilchen abwechſelnd zu>
fammengedrüct werden und fich wieder ausdehnen.
Dieſemnach ift die zur Fortpflanzung des Schalles
dienende Bewegung der $uft eine wellenfoͤrmige,
und keinesweges eine fürtichreitende. Der Schall
pflanzt fich von dem klingenden oder fchallenden Koͤr—
per, wie von dem Mirtelpuncte einer Kugel nach der
Siäche derfelben, im der tuft fort, und zwar nach der
Stärfe und Befchaffenheit veifelbigen zu einer grö:
fern oder geringern Weite, die bey der gehörigen
Stärke des Schalles, nach der Sage des Orts, fehr
beträchtlich fenn fann. Die mweitefte Entfernung def
felben fann man aber wegen der Menge der nicht zu
beftimmenden Umftände nicht angeben. Man kann
fi) die Fortpflanzung des Schalles in der fuft ale.
Schallftrablen (Radıi fonori ) vorftellen, wenn
man nur daben nicht glaubt, daß wirkliche Ausflüffe
einer fchall: machenden Materie Stutt fänden.
$. 478. Der Schall pflanzt fich in der $uft eben
fo feiht nah) oben, als nach unten und nach der
Seite zu fort, vorausgefeßt, daß die Dichtigfeit der
$uft, nach den verfchiedenen Richtungen zu, fich nicht
merflich ändert. In verdünnter $uft nimmt nicht
nur die Stärfe des Schalles ab, ſondern auch die
Geſchwindigkeit.
$. 479. Aus der angeführten Ausbreitung des
Schalles ın der Luft folge, dag die Staͤrke deffelben
abneh⸗
ſchallender und Flingender Körper. 321
abnehmen müffe, wie das Quadrat der Entfernung
junimmt. ⸗
$. 480. Die Fortpflanzung des Schalles durch
die Luft gefchieht ben weitem nicht mit der Geſchwin⸗
digkeit, als durch contractile fefte Körper ($. 476.),
und es verfließt eine merfliche Zeit, ehe der Schall
durch eine lange Strede von luft fi) fortgepflanze
hat. Da die Gejchmwindigfeit der Bewegung des
fichtes fo außerordentlich groß -tt, daß die Zeit, die
e8 zum Durchlaufen eines Raumes auf der Erde
braucht, fir nichts zu rechnen ift, fo hat man fich des
mit einem Schalle ausbrechenden Feuers, wie deg
Abfeuerns der Gewehre und des Gefchüßes zur Nacht—
zeit, bedient, um darans die Gefchmwindigfeit der
Fortpflanzung des Schalles in der $uft, in beftimm-
ter Entfernung zu meſſen. Die Nefultate der Erfah:
sungen hierüber weichen freylich fehr von einander ab,
tie ſich aud) aus der veränderlichen Beichaffenheit der
$uft kaum anders erwarten läßt. Die von Lajjmi,
Maraldi und de la Laille angeftellten fcheinen doch
die genaueften und ficherften zu feyn, und zu Folge
derfelben durchläuft der Schall in Einer Secunde
einen Raum von 173 Toifen oder 1038 pariſ. Fuß.
Memoires de Pacad. roy. des fe. de Paris, 1738. u. 1739.
Gehlers phyſ. Wörterb. Th. III. ©. 809.
Diefe Geichwindigfeit des Schalles kann auch dazu dienens
um die Entfernung eined Orts, eines Gewitterd, eines
Schiffes, u. dergi., Wweniaftens einiger Maßen, aus der Zeitz
die zwischen dem Wahrnehmen des Schalles und des gleichs
» zeitig ausbrechenden Lichtes verfließt, zu beurtheilen.
$. 481. Die Bewegung des Schalles ift anfcheiz
nend gleichförmig, oder er durchläuft.in gleichen Zei:
ten gleihe Räume, Die Stärfe des Schalles mag
| x beſchaf⸗
322-1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen
beſchaffen fenn, wie fie will, fo ift die Geſchwindigkeit
deffelben einerley; und alle Öattungen des Schalles
haben einerlen Gefchwindigfeit. 5
Experimenta et oblervationes de [oni motu aliisque ad id
attinentibus, factae a D. W. Derhamo, in den philof.
transact. No. 313°. © 3. ff.
$. 482. Alles, was die Elafticität der fuft ans
dert, bringt auch Veränderungen in der Gefchmwin:
digfeit des Schalles zumege, als: Wärme und Kälte,
Verdichtung und Verduͤnnung der Luft. Wenn ver
Wind nad) einer Nichtung blafr, die auf der Rich:
„tung des Schalles fenfrecht ift, fo andert er nichts in
der Gefchwindigfeit des Schalles. Sonft aber ver:
mehrt oder vermindert er diefelbe, je nachdem er mit
dein Schalle in einerley oder in entgegengefeßter Rich—
tung geht, und zwar um feine eigene Geſchwindigkeit.
6. 483. Der Schall wird von harten Körpern
nach den Geſetzen der Reflexion elaftifcher Körper zu⸗
ruͤckgeworfen. Darauf beruhet die Einrichtung der
Sprachgewölbe. Wenn durc) dieje Steflerion die.
Zerftreuung des Schalles in die Runde verhindert
und die Divergenz der Schallftrahlen dadurch ın eine
parallele Richtung verandert wird, fo muß auch der
Schall feine Srärfe behalten, die er fonft verlieren
würde. Darauf gründet fic) das Sprachrohr Man
ift haufig bemüht gemefen, ihm die fchiclichite Figur
zu geben; Hr. Lambert aber hat bewieſen, daß die
Sigur eines abgekürzten Kegels, mo nicht die befte,
doc) eben fo gut fen, als jede andere. Gehr Hu
gende Materien, oder folche, die eine ſtarke Reſonanz,
‚bewirken, fönnen zwar bey der Anwendung zu Sprach⸗
roͤhren
ſchallender und Elingender Körper. 323
ebhren die Stärfe des Schalles vermehren, aber fie
vermindern auch wieder auf der andern Seite die
Deutfichfeit articulirter Töne,
Athanafii Kircheri neue Halls und Tonfunft, a. d. 2, Nörds
Iingen ı684 Fol.
Sur quelques inftrumens acoultiques, par Mr. Lambert; in
den M£m. de l’ac, roy, des fc. de Prufle. 1763, ©, g7,
I. 2. Lamberıs Abhandlung tiber einige afuftiiche Inftrus
mente. A. d. Franz. nebit Zufägen über das fo aenaunte
Horn Merauders ded Großen, über Erfahrungen mit einem
elliptiiben Eprachrobre und über die Anwendun der
Errachröhre zur Zelegrapbie, von Gotrfr, Huth. erlin
1796. 8.
$. 484. Wenn der Schallſtrahl ben feinem Fort⸗
gange in der fuft ſenkrecht auf einen harten Körpeg
ftöße, fo wird er auf dieſen Körper mit feiner ganzen
Gewalt wirken und nad) den Gefeßen der Neflerion
von demfelben wieder in eben der Nichtung und mie
eben der Geichtwindigfeit zuruͤckgeworſen werden. Ein
Ohr aljo, das ganz nahe ben dem Drte des entſtehen⸗
den Schalles iſt, hört nicht allein dieſen Urſchall,
ſondern auch den Wiederſchall oder das Echo.
Wenn aber dieſer reflectirte Schall zu geſchwind auf
den erſtern folgt, ſo wird er undeutlich und kann von
jenem nicht unterſchieden werden. Die Erfahrung
lehrt, daß zwey Schalle noch deutlich find und unters
fehieven werden fünnen, wenn fie in dem neunten
Theile einer Secunde auf einander folgen. Wenn
daher ein Echo eines Schalles deutlich gehört werden
fell, fo muß die den Schall reflectirende Ebene fo weit
vom Urfchalle entfernt feyn, daß wenigftens der neunte
Theil einer Secunde vergeht, ehe der Schall bin: und
juräcgeht, oder, welches einerlen it, daß F einer
Secunde vergeht, ehe der Schall an die reflectirende
Ä 2 Ebene
324 1. Shell. 7. Hptſt. Schwingungsbewegungen x.
Ebene anſtoͤßt. Wenn wie annehmen, daß ber
Schall in einer Seceunde 10638 parififhe Fuß durch:
läuft ($. 480.), fo muß die Ebene wenigftens 5
oder 57? Fuß vom Urfchalle entfernt feyn, wenn das
Echo deutlich gehört werden fol. In diefer Entfers
nung’ Fann es aber nur einen einzelnen Schall oder
eine einzelne Sylbe deutlich wiederhallen, und heißt
daher ein einfplbiges Echo. Es kommt bey dem:
Ausfprechen eines mehrfyldigen Wortes ſchon der
Schall der erften Sylben zuruͤck, ehe das ganze Wort
ausgeſprochen iſt, und man hoͤrt daher nur die letzte
Sylbe allein deutlich nachhallen.
$. 485. Wenn die den Schall reflectirende Ebes
ne 519 patififche Fuß vom Urfchalle entfernt ift, fo
vergeht eine Secunde Zeit, ehe das Echo wieder an
den Ort des Urjchalles zuruͤckkommt, ımd im diefer
Entfernung Fann es fchon vielfplbige Norte wieder
hofen. Das Echo heigt alsdann ein vielſylbiges.
Wenn mehrere zuruͤckwerfende Körper in Entfernung
neben einander liegen, fo daß der Schall von einem
zum andern, und von jedem wieder an ben Ort des
Urfchalles reflectire wird, fo entſteht ein vielfuches
Echo, das eine Sylbe mehreremal wiederholt,
weil der Schall von der fernern reflectirenden Ebene
fpäter ins Ohr zuruͤckkommt, als von der nähern,
wenn anders nur der urfprüngliche Schall ftarf ges
nug war.
Nachrichten von verfebiedenen merfwürdigen Arten des Edie
ſehe man in Rirchers oben (. 483. anget. Echrifty usd
in Gehlers phyſ. Wörterb. Thel. Urt, Echo. s
— —
Zwey⸗
Zweyter Theil.
Befondere Naturlehre.
r
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— —— — —— — — — nn ——
— — — —
9. 486.
We unterſuchen in der beſondern Naturlehre (6.
28.) die Natur der einzelnen einfachern Stoffe ($.
118.), die einen Gegenftand unferer finnlighen WBahrs
nehmungen ausmachen, indem wis die Wirfungen,
welche fie auf einander ausüben, und die Zufammens
ſetzungen, welche fie bilden, erforſchen.
Erſtes Hauptſtuͤck.
Waärmeſto ff.
6. 487. Die objective Urſach der Empfindung,
die jedermann unter dem Damen der Wärme oder
Zige \Calor) fennt, nennen wir Waͤrmeſtoff (Ca-
loricum, Calorigue).
6.488. Mur dem Gemeingefühle, und feinem ar:
dern Sinne, koͤnnen wir dieſe Subftan; darftelfen. Aber
es berechtigt dies eben fo gut zu dem Schluſſe auf die
objective Nealität eines Wärmeftoffes, als die Dass
ſtellbarkeit für andere Sinne bey andern Subflanzen.
6. 489. Wenn mir auf die Körper Acht geben,
die wir in dem Zuftand bringen, daß fie in uns dee
Empfindung ber Erwärmung oder Erhitzung zuwege
bringen, fo finden wir, daß fie in einen größern
Raum ausgedehnte werden, und dief? Zunahme bes _
| Inbe—
328 IL Theil. 1. Hauptſtuͤck.
Inbegriffs der Körper, fo wohl der flüffigen als’ der
feften, in der Wärme oder Hiße (Rarefactio), ifE
eine ganz allgemeine Wirfung des Stoffes. der:
Wärme.
Beftätigunga durch Werfuche: Eine mit Luft zum Theile gefüllte
fhlaffe Blaſe fchwellt uber einem Soblfeuer anf; boble
Blasfugeln, die im falten Branntweine ſchwimmen, finten
im erwaͤrmten; Weingeift, Queckſilber, fteigt in glaͤſernen
Möbren höber , wenn dreie erwärmr werden; Machstıaelr
finfen im beißen Wafler unter, da fie im kalten Wafler
ſchwimmen; eine eiferne Stange acht nab dem Glirhends
werden nicht mebr durch einen Ring, durch den fie in! der
‘ Kälte geht; ein Eifendraht verlängert fih beym Glübends
6. 490. Man bedient fich daher diefer Veraͤn—
derung des Volums gemiffer Subſtanzen felbft als
Maaßſtab zur Beftimmung der Ab = und Zunahme
der Quantität oder Intenfität der die Wärme hervor-
bringenven Urſach.
Thermometer,
$. 491. Ein Werkzeug, melches uns Aende-
rungen der Waͤrme bemerflih macht und uns vers
ſichert, daf ein gewiffer- Grad der Wärme, dem das
Werkzeug jegt ausgefeßt iſt, derjelbige fen, oder nicht
fen, dem es ein andermal ausgefeßt war, heißt ein
Tyermomerer , Thermoſkop oder Waͤrmemeſſer.
$. 492. Den Maafftab zur Beflimmung der Yen:
derung der Waͤrme giebt ben den Thermometern die
Aenderung des Bolums der Subftanzen, naͤmlich die
Vermehrung oder Verminderung defjelben bey ber Zus
nahme oder Abnahme der freyen Waͤrmetheilchen.
Man wählt dazu folche Stoffe, die von den Verände:
rungen
J
Bärmefof.e 329
rungen des Wärmezuftandes leicht afficirt, und bemerk⸗
bar!genug durch geringe Zunahmen der Wärme augges
dehnt werden; dergleichen find tropfbare und elaftifchz
flüffige Körper. Um die Aenderungen des Bolums des
fto beſſer bemerfbar zu. machen, ſchließt man vergletz
chen Slüffigfeiten in enge gläferne Röhren mit Kugeln
ein, damit man dur) den Stand in der Röhre die Xen:
derungen des Volums, die auf die Aenderungen der
Wärme fchliegen laffen, wahrnehmen fünne.
$. 493. Die gemöhnlichiten Slüffigfeiten, deren
man fic) zum Fuͤllen der Thermometer bedient, oder ei=
gentlicher, durch) deren Ausdehnung und Zufamnienzie:
hung man auf die verhäftnigmäßige Zunahme und Ab-
nahme des Waͤrmeſtoffes fchließt, find Luft, Weingeift
und Quecfilber. Die Thermometer erhalten danach
den Namen der Luftchermometer, Weingeijichermo:
meter, &uecfilberebermometer. Die uftthermome:
ter find die empfindlichiten, und die $uft wird Durch glei⸗
he Quantitäten des Waͤrmeſtoffes ftärfer erpandier,
als ein gleiches Volum einer tropfbaren Slüffigkeir,
Das Duedfilber hat entſchiedene Vorzüge vor andern
tropfbaren Sluffigfeiten, dadurch: daß es leicht vom er
ner gleichförmigen Neinigfeit erhalten werden kann;
daß es gegen Aenderungen der Waͤrme fehr empfindlich
ift; daß es flarfe Grade der Hitze verträgt, ehe es
kocht; und eine beträchtlich große Verminderung der
Wärme dazu gehört, che es gefriert. Diefe Eigens
Ihaften hat der Weingeiſt nicht alle; denn wenn er
gleidy noch fpäter gefriert, als Quedfilber, und fi
noch ftärfer ausdehnt, fo Focht er doch weit früher,
als
330 I. Theil. 1. Hauptſtück.
als Waller, und verwandelt ſich leicht in Dunſt.
Se bald fich aber tropfbare Fluͤſſigkeiten durch Hiße
in Dämpfe, oder durch Gefrieren in fefte Subftan-
zen verwandeln, fo meilen fie ganz andere Grabe der
Ausdehnung, als vorher, und die vorige Scale fort:
gefeßt dient dann Feinesweges mehr für diefelben.
de Luc oben (©. 17. No. 8.) angef, Werk 410. a. m. ff. f.
’ 422. a. ff. Luz voltändige Anweifung, die Thermometer
zu verfertigen, Nürnb. 1781. gr. 8. Ebendeſſelben vollftäns
dige Beichreibung von allen Barometern , nebft einem Ans
bange, feine Thermometer betreffend, Nürnberg und Leipt
j jig 1784. gr. 8.
4. 494. Alle unfere Thermometer zeigen indeffen
Feinesweges die abfoluten Quantitäten des frenen Waͤr⸗
mefioffes an, fondern nur, ob die Quantität größer
oder gerinaer fen, als zu einer andern Zeit ver Beobach⸗
tung. Deſſen ungeachtet ift das Thermometer, fo wie
es iſt, doc) ein überaus wichtiges Werkzeug für dem
Naturforſcher.
$. 495. Cornelius Drebbel von Alkmar in
Nordholland wird gewoͤhnlich fuͤr den Erfinder des
Thermometers, beym Anfange des vorigen Jahrhun—
derts, angegeben. Sein Thermometer war ein Luft:
tbermometer und beftand aus einer gläfernen Röhre,
bie oben mit einer Kugel gefchloffen, bis zu einer
gewiſſen Höhe mit einer gefärbten Fluͤſſigkeit gefülle
und mit ihrer untern Deffnung in ein Behältnif, das
eben dieſe Fluͤſſigkeit enthielt, geftellt war. Die Luft
trieb num bey ihrer Ausdehnung durch Waͤrme die
Fluͤſſigkeit in der Nöhre herunter, oder dieſe flieg
hinauf, wenn fich die $uft durch Kälte zuſammenzeg.
| Im
Warmeſto ff. | 33%
Um das Werkzeug tragbarer zu machen ‚, Fann bie
Möhre Afg (Big. 125.) unten bey g wieder gekruͤmmt
werden und in die offene Kugel G auslaufen. es
feßt, die Fluͤſſigkeit ftehe in der Röhre bis f und in
der Kugel zur Seite bis G, fo wird die $uft zwiſchen
£ bis A durch die Ausdehnung bey der Erwärmung
die Stüffigfeit herabdrüden; ben der Verminderung
der Wärme wird die fuft zwiſchen k und A fich zu:
fammenziehen und der Druck der Atmofphäre auf
die Zläche der Fluͤſſigkeit in G diefe hinauftreiben.
Dover es Fann noch bequemer die oben bey g offene
Glasroͤhre (Fig. 126.), die unten in die Höhe ger
frümmt und hier mit einer Kugel A gefchlofien iſt,
mit der gefärbten Flüffigfeit fo gefüllt werden, daß
ein Theil der Kugel A noch luft enchält. Durch
die Zunahme der Wärme wird die fuft in der Kugel
A ſich ausdehnen und die Flüffigfeit über F in die
Höhe treiben; durch die Verminderung der Wärme
wird die fuft in A ſich zufammenziehen und die
Slüffigfeit wird von f herabgedrückt werden. Dieſes
Drebbelifche Luftthermometer hat aber den beträchtz
fichen Sehler, daß die aufßere Suft zugfeih darauf
wirft und daß nad) Verſchiedenheit des Druckes ders
felbigen die Tlüffigfeit in der Röhre verfchiedentlic)
hoc) fiehen kann, bey einerlen Grad ber Wärme,
Regen der großen Empfindfichfeit iſt diefe Einrich-
tung indeffen doch immer fehr vortheilhaft zu nüßen,
um momentane und fihnell vorübergehende Aende—
zungen der Wärme dadurch zu erforfihen.
$. 496.
332% II. Theil: 1. Hauptftüd.
$. 496. Wenn man an dem lLuftthermometer
die Wirkungen des Druckes der aͤußern $uft von der,
nen des MWärmeftoffes gehörig zu unterfcheiden, oder,
auch jene ganz auszuſchließen, im Stande iſt, fo,
kann es die Erforderniffe eines Thermometers: (9.
491.) erfüllen und zu einem fehr vollfommenen.
Werkzeuge werden. Die erftere Einrichtung bat
Amontons, die zweyte Bernoullis Luftthermometer,
bey welchen der Fehler des drebbeliſchen Thermometers
völlig gehoben iſt.
$. 497. Das amontonfche Luftthermometer
($,496.) befteht aus einer fangen, engen, gleich wei⸗
ten, gläfernen Röhre (Fig. 132.), die ben a offen
und unten gekruͤmmt ift und fich bier in eine Kugel
bendigt, die einen fehr großen Durchmeffer gegen
die Röhre haben muß, damit durch das Steigen und
Ballen des Quecfilbers in der Roͤhre das Niveau
des Quedfilbers in der Kugel ſich nicht merflich An:
dere. In der Kugel ift $uft über dem Queckſilber ein;
gefchloffen, umd diefes ſteht auch noch in der Roͤhre
über dem Niveau des Quecfilbers in der Kugel, und
zwar auch beym niedrigften Grade der Wärme, die
man durchs Werkzeug mißt. Es tft aus ber fehre
von dem Drucke und der Elafticität der erpanfibelen
Slüffigfeiten ($. 405.) befannt, daß die fuft in der
Kugel b nicht nur den Druck der Quedfilberfäule gf,
fondern auch den Druck der Atmofphäre, den der jedes;
malige Barometerfiand anzeigt, zu tragen habe,
Nenn man alſo zu der Höhe der Queckſilberſaͤule
uͤber dem Niveau ok die jedesmalige Barometerhöhe
addirt,
—Warmeſt off. 333
addirt, ſo hat man bie Höhe einer Queckſilberſaͤule,
wie fie ben der jedesmaligen Wärme der luft in det
Kugel von derfelben getragen werden kann.
“ Amontons, in den Mem. de l’ac, roy. des fe. a ®. 160, ff.
Zamberts Pyrometrie. Th. II. Hauptft, 3
$: 498. Es ift übrigens ein, ohne allen Grund,
bon mehrern Phnfifern, feit Sernoulli, angenom⸗
mener Satz: daß die Ausdehnungen der fuft, bey
gleichem Drude, in der Wärme, oder ihre abfolute
Elafticität bey unveränderter Dichtigfeit derfelben, den
Duantitäten des Wärmeftoffes proportional wären,
und daß z. B. doppelt fo ſtarke Efafticität der einge:
ſchloſſenen Luft, ben gleich bleibender Dichtigfeit, dops
pelt fo viel Quantität der fie afficirenden Waͤrmetheil—
chen vorausfeße. Das amontonfche $uftthermomerer
giebt fo wenig, wie irgend ein anderes Thermometer ($.
494. ), die wirklichen Verhältniffe des Wärmeftoffee
an. Jede fufts oder Gasart dehnt fich, ben gleichem
Grade. der Zufammendrüdfung, durch) gleiche Zunah⸗
me der Intenſitaͤt des Waͤrmeſtoffes anders aus;
warum ſollte num gerade allein die atmoſphoaͤriſche Luft
in ihren Zunahmen der Ausdehnung proportional ges
hen mit den Quantitäten der Waͤrmetheilchen, die fie
affıeiren ?
5. 499. Das bernoulifche Luftthermometer
(4. 496;) erhält man, wenn man die Kugel eines
Sapjelbarometers (5. 396.) zufchmeljt. Es ift num
das Quedfilber in der Kugel nicht mehr dem Wechſel
des Drudes der äußern $uft ausgefeßt. Sonſt hat
— Werkzeug die Unbequemlichteit, daß die Roͤhte
davon
334 IL Theil. 1. Hauptſtuͤck.
davon ſehr lang, und weit laͤnger, als bey einem ge⸗
woͤhnlichen Barometer ſeyn muß, weil ſonſt das Auf⸗
ſteigen des Queckſilbers bey verſtaͤrkten Graden der
Waͤrme die ganze Roͤhre ausfuͤllen wuͤrde. Uebri⸗
gens muß die Roͤhre gegen die Kugel enge genug ſeyn,
damit durch das Steigen und Fallen des Queckſilbers
in der erſtern ſich das Niveau in der . ‚nicht
merflic) ändere,
$. 500. Die florentiner Afademie bediente fich
zuerft einer tropfbaren Fluͤſſigkeit zur thermoſtopiſchen
Subſtanz. Ihr Thermometer beftehr in einer oben
verfchloffenen gläfernen Röhre mit einer unten befind:
lichen Kugel, worin gefärbter Weingeift eingefchloffen
iſt. Man bemerkte an der Nöhre einen Punct, wo—
bey die Sfüffigfeit im einer gemäßigten Temperatur
ſteht, 3. B. in einem tiefen Keller, und brachte nun
an der Nöhre über und unter diefem Puncte eine will⸗
führliche Eintheifung in Grade an, fo daß man jenen
Punct mit © bezeichnete umd' die Grade des Thermo⸗
meters auf: und abwärts zählte. Da aber ben dieſem
florentiuſ ven Thermometer jener Punct nicht mit
Sicherheit beftimme werden fann, und die Grade über
and unter demſelben nur willführlichi aufgetragen mer:
den fünnen, fo fieht man leicht die Unbrauchbarfeit def:
felben, um beftimmte Grabe der Wärme und Kälte
Darnad) zu meffen, und die Untauglichkeit der. Mes
ode, um vdarnach vergleichbare Thermometer zu
machen,
Tentamina experimentorum naturalium captorum in’acad,
del Cimento, edit, a Mufchenörgek, ©, 2: ff.
4 501.
Bärmefofl. 333
$. 301. Fahrenheit machte ſich daher um die
Verbefferung der Thermometer dadurch fehr verdient,
daf er zmen ziemlich fefte Puncte daran beftimmte
und den Abftand dverfelben von einander in eine bes
fimmte Anzahl Theile oder Grade eintheilte; fo wie
auch dadurch, daß er fih, nad) Halley's Mathe,
nachher des Duedfilbers zum Füllen der Thermometers
röhren bediente. Die Entfernung zweyer folcher feſten
Puncte an dem Thermometer nennt man den Funda⸗
mentslabitand. Bahrenheit nahm zum untern
Puncte die Temperatur, welche ein Gemifch aus
‚gleichen Theilen Schnee und Galmiaf hat, oder den
kuͤnſtlichen Sroftpunet (Punctum congelationis ar-
tihcialis ), und zum obern Puncte die Hiße des fies
denden Waſſers, den Siedepunct (Punctum ebulli«
tionis). Er feßte bey jenem © und theilte dieſen
Sundamentalabftand in 212 gleiche Theile, fo daß alſo
dieie Zahl für den Grad des Fochenden Waſſers war.
Auch unter. o trug er noch eben fo große Grade, als
oberhalb waren. Fuͤr die Hiße des fochenden Queck⸗
filbers fommen 600 feiner Grade. Gemöhnlid) mat
man aber die Scale diefer Thermomerer nur bis an
ben Siedepunct des Waſſers. |
Herm. Boerhaave elemtenta chemiae. Lipf. 1732. 3. T. I.
©. 146. ff.
. 502. Herr von Reaumur nahm dagegen zum
untern Puncte an der Scale des Thermometers ben:
bequemern natürlichen Jroſtpunct (Punctum rege-
lationis ), oder die Temperatur des fchmelzenden
Schnees und Eifes an, füllte das Thermometer mit
ein:
336 1. Theil. 1. Hauptſtuck.
Weingelſt, Ber, um bie Hiße des Fochenden Wäffers
auszuhalten, mit Waſſer verdünnt mar, und theifte
den Fundamentafäbftand von jenem Puncte bis zum
Siedepuncte it achtzig gleiche Theile, (weil er gefun⸗
den hatte, daf fein Weingeift fich um-o,08o feines No:
lums, das er beym natürlichen Froſtpuncte hatte,
ausdehnte,) und feßte aljo o ben'diefem Sroftpuncte,
80 beym Siedepuncte. Unter o wurden ebenfalls
fo große ‘Grade an der Scale aufgetragen, als nach
oben zu. Der marhrliche Srofipunet, eder das Reau⸗
muriſche 0, iſt bey Fahrenheit 32, Grad +: 7
Kèôégle pour eohſtruine des thermomätres, dont les deprös
foient comparables, per M. Reaumur, in den Mrmnoires
de U’ acall. ro yale des je. 1736. ©2452. ff. — m&-
a are 1731. S. 250, # ; ’
$. 503. Man hat in der So! ge Reanmurs Stufe
auch für die Queckſilberthermometer angewendet.- Sie
trifft aber nicht mit der Graduirung des wahren Reau⸗
murifchen . Thermometers überein, „und dieſes zeige
daher mit einem Queckſilberthermometer, das die Reau—
murische Scale hat, im einerley Waͤrme nicht einer
fen Grade; und wenn man ſich der Reaumuriſchen
Scale bedient, jo müßte man auch immer beſtimmen,
ob man bey derfelben ein Duesffilber - oder ein Wein
— gebraucht habe.
de Luc a. a. O. f. 440. a ff.
. 504. Man hat nachher noch — Ein⸗
— des Fundamentalabſtandes oder Scalen
eingeführt, aber wirklich ohne Noch die Thermome⸗
terſprache dadurch unbequemer gemacht. de Kisle
ſetzte beym Siedepuncte des Waſſers o, und beym
natuͤr⸗
Waͤrmeſtoff. 337
natuͤrlichen Gefrierpuncte 150, weil das Volumen
des Queckſilbers in der Temperatur des letztern um
0,01 50 geringer ſey, als in der des erſtern. Celſius
hingegen theilte den Fundamentalabſtand vom natürz
lichen Froſtbuncte bis zum Siedepuncte in hundert
gleiche Theile, und ſetzte bey jenem o, bey dieſem 100.
Diele Sale heißt auch die ſchwediſche.
6.505. Die Hauptfache ben der Graduirung
der Scale der Thermometer iſt die Beſtimmung zweyer,
hinlaͤnglich unterſchiedener, unveraͤnderlicher Puncte,
oder des Fundamentalabſtandes, die, wenn ſie immer
wiedergefunden werden koͤnnen und ihr Abſtand her⸗
nad) in gleic große Theile eingerheilt wırd, uns in
den Stand feßen, harmonirende Thermometer zu
machen. Man ift jest allgemein übereingefommen,
die Temperatur des fchmelzenden Schnees, oder den
natürlichen Oeftierpunct, und die Temperatur des
fiedenden Waffers fir die beyden feften Puncte der
TShermometerjcale anzunehmen, beren Abftand man
in 180 Theile, wenn man Fahrenheits Scale, oder
in go Theile, wenn man Reaumurs Scale, oder in
100 Theile theilt, wenn man Gelfius Scale haben
mil. Um Delisle's Scale zu erhalten, theilt man
dieſen Fundamentalabſtand i in 150 Theile, und zaͤhlt
von oben herab. Dies alles gilt nur vom Queckſilber⸗
thermometer. |
Die Bäbrenbeitiäbe, Reaumurifhe und Celſiuſſiſche Scale
laſſen fi leicht unter einander vergleihen, wenn man
weiß, daß 180 F., z0 N. und ıon C. Brave einander gleich
find, nur muß es bev der Keaumurifchen Scale dann ein
Quedfilbertvermometer feyn. Es ind demnach 18° 5. =
NR 10° 6; 9 FF. ⸗ 4 Rs; und alſo:
Y ı Gt
338 11. Theil. 1. Hauptſtück. nn
| mh =ut. |
se
ı Gr. F. — EN
i Gr. C.⸗ 143 F. = +8.
Wenn man aber Reaumuriſche und Celſiuſſiſche Grade auf
Fahrenbeitiſche, oder umgekehrt dieſe auf jene, reduciren
wild, fo muß mal nicht vergeſſen, daft Fahrenheit noch
32 feiner Grade unter denw Reaumuriſchen oder Celſiuſſi⸗
fhen o zäblt. Um Delisliſche Brade ın Fubrenbeitiiche zu
verwandeln, zieht man die aeaebene Anzahl von 150 aby
weil Delisle von oben herunter zahlt, multiplicirt den
Reſt mit 6, dividirt das Product durch $, weil 180° $.
mit 150 des Delisie, oder 6 mit 5 übereinfommen;) zu
dem QDuotienten addirt man noch 32, weil Fahreuheit diefe
noch unter dem natuͤrlichen Froſtpuncte bat. Um Deliss
liſche Grade ıu Reaumuriſche zu verwanceln, fo zieht man
die gegebene Anzahl Grade von ıso ab, multiplicirt dem
z Reſt mir 8 umd dividirt das Product dur 15, weil 80°
N. mıt 150° Delisl./ oder 8 mit 15 übereinfommen; und
um die Delisiiihen Grade auf Eellinifiiche zu bringen, fo
verfährt man kben fo, multipheirt den Reſt mıt 2 und
dividirt das Product durch 3, weil 100° C. mit 150° Delist.
oder 2 mit 3 übereinfommen.
Umgekehrt, um Fahreuheitiſche, Reaumuriſche . oder
Celſiuſſiſche Grade in Delisliihe zu verwandeln ,. fo ziehe
man dıe gegebene Anzahl der eritern von 212, der andern
von 80, der. dritten von 150 ab; multiplicirt den Kent der
erftern mit $, der andern mit ı5, der dritten mit 3; und
dioidirt day Product der erftern mit 6, der andern mit 8,
der dritten mir 2, fo giebt der Quotient die Delislifchen
®rade an. —
Algemeine Formeln zur Vergleichuug der Thermoneters
ade verfhiedener Scalen bat Hr Zindenburg aea.ben,
Carol. Frider. Hindenburg Pr. formulae comparandis
gradibus tberinometricis idoneae. Lipf. 1791. 4.).
Bequem find die Vergleichungsthermomerer ( Thermo-
meötres de eomparaifon ), wo man die augefuͤhrten verr
fbiedenen Sealen zugleich aufträgt.
van Swinden Disl;, fur la comparailon des thermome-
tres. a Amlierd. 1778. 8.
$. 506. Da die Hiße des fochenden Waſſers
nur bey einerlen Druck der Atmofphäre unveränderlic)
ift, und das Waſſer bey größerm Drucke der Atmos
fohäre eine größere, bey geringerm eine geringere
Hiße zum Sieden erfordert, fo fieht man leicht, daß
der Siedepunct nicht unveranderlich iſt. Daher ift
es zur genauen Beflimmung des Fundamentalabſtan—
ne des
Waͤrmeſto ff. 339
des noͤthig, den Siedepunct entweder nur bey einer
beſtimmten Normal: Barometerhöhe zu ſuchen oder
ihn bey einer andern Barometethoͤhe darnach zu bes
fihtigen. Die von der koͤniglichen Sotierät zu Lon⸗
don zur Berichtigung vieles Gegenftandes niederge:
feßten Commiffarien, Cavendiſh, de Luc, Maske—
Ipne und Hotoley, rathen an, den Siedepunct am -
Thermometer entweder bloß im Dampfe des fiedenden
Waſſers zu beftimmen, das in einem verichloffenen
Gefäße Focht, in melchem die Dämpfe fich felbft den
Ausgang verfchaffen Fünnen, doch fo, daf das fiedende
Waſſer felbft die Thermomererfugel nicht berührt;
oder die Kugel. des Thermometers in das Fochende
Waſſer ſelbſt zwey Bis drey Zoll tief einzufenfen. Zur
Normalhoͤhe des Barometers beftimmen fie für die
erjtere Methode 29,8 engl. Zoll, die 27 3. 11,538 1.
= 335,538 !in. parif. gleich find; für die zweyte aber
29,5 engl. Zell, die mit 27 3. 8,16 $. öder 332,16
linien parif. übereinfommen. Da nun genaue Ver:
fuche lehren, daß eine Aenderung des Barometerftan-
des von 29% bis 30% Zoll engl. (332,16 fin. bie
343,42 $. pariſ.) eine Aenderung des Siedepunctes
von 80,54 Gr. auf 81,25 Gr. Neaum. machte, oder,
daß um Einen Zoll (engl.) Zunahme des Barome:
terftandes der Siedepunct um 0,71 Gr. Reaum. —
1,59 Gr. Sahrenh. höher zu liegen kommt; da folg-
lich jede Aenderung des Baroıneterftandes um 0,114
3. engl. = 1,283 Linien parif. eine Aenderung des.
Giedepunctes von 0,114 . 1,59 = 0,181 Ör. Fahr.,
d. i., eine Aenderung um zIz5 des ganzen Abftandes
N) 2- zwiſchen
340 II. Theil. 1. Hauptſtuͤck.
zwilchen dem Giedepuncte und natürlichen Gefrier⸗
puncte zuwege bringt: fo hat man daraus folgende
Regel zur Berichtigung des Siedepunctes feftgefeßt :
Man beobachte zu der Zeit, da man den Siedepunct
am Thermometer beftimmt, die Barometerhöhe, und -
wenn fie um n.0,114 3. engl. (oder n.1,28 li⸗
nien parif. ) höher oder niedriger ift, als die Normals
höhe des Barometers feyn muß, fo muf man den
gefundenen Siedepunct um — ſeines Abſtandes
vom Gefrierpuncte tiefer herab oder hoͤher hinauf
ſetzen. — Das Waſſer, worin man den Siede⸗
punct beſtimmt, muß reines deſtillirtes oder Regen⸗
waſſer ſeyn, indem ie fonft den Sievepunct
erhöhen fönnen.
Bericht einer von der koͤnigl. Soc. ber Wiſſenſch. zu London
niederaeiegten Commiſſion, über die befte Methode, die
ferten Pancte des Thermometers zu beſtimmen, a. db.
philof. transact. Vol. LXVII. P. 1. er 37 übel. in *
Samml. zur Phyſ. und Naturgeſch. B
Aus — Beihr. von —— "And 32
Gehlers vhuf. Wörterb. Th. IV. ©, 336. f
$. 507. Zur Beflimmung des untern Punctes
am Sundamentalabftande wählt man die Temperatur
des zergehenden reinen. Schnees oder reinen Eifes,
worein man das Thermometer ſenkt und binlängliche
Zeit darin ftehen läßt. : Diefe Methode ift ficherer, als
wenn man das Thermometer in» eben gefrierendes
Waſſer ſetzt. Der künftliche Froftpunet aus Schnee
und Salmtaf ift ſehr unzuverläffie.
de Luc a. a. O. Th. 1.$. 438. c. Luz Anweiſ., Thermometer
zu verfertigen, ud 122,-— 129.
| $. 508.
Warmeſtoff. 341
$. 508. Thermometer, welche mit der noͤthigen
Genauigfeit verfertigt und mit einerlen Fluͤſſigkeit
gefülle find, barınoniren mit einander oder zeigen
ben gleichen Aenderungen der Wärme oder Kälte
einerlen Grade an. Wenn man aber aud) noch fo
genau bey ihrer Verfertigung verfährt, fo bleiben fie
doch noch einigen Heinen, ſchwerlich abzuhelfenden,
Mängeln ausgefegt, die befonders darin beftehen,
daß die Wärme oder Kälte nicht allein die Fluͤſſigkeit
des Thermometers ausdehnt oder zuſammenzieht,
fondern daß andy das las der Kugel und Röhre jo
wie die Scale felbft dieſe Veränderungen erleiden.
Noch iſt bier zu bemerken, daß die Roͤhre geboͤris cahbrirg
— und don einem. hinlänglım Beinen Durchmeſſer des ns
wendinen der Nöhre und einer ſchicklien Kanye ſey, das
Queckſilber gehörig von Luft gercintat uud ubeıoaupı in
der möglichfien Reinigkeit angemwender werde.
7Chermometer mit fleinern Kugeln find empfindticher,
- als die mit arößern. Die Kugel des Thermomercıs muß
zu genauen Beobachtungen das Bret nıcht berühren.
Zu den Schriften über die Veifeitigung der Thermome⸗
‘ter gehört noch außer den oben ($. 493.) angefubrten: '
Strohmeyers Anleitung, übereinftimmende Thermometer
zu verfertigen. Botting. 1775. 9. 4.
$. 509: Größere Grade der Hiße, die uͤber den
Siedepunct des Onedfilbers gehen, und die wir folg-
lich nicht mehr durch unfere damit gefühlte Thermomes
ter meflen fönnen, weil das Queckſilber dann feinen.
Aggregatzuſtand der tropfbaren Fluͤſſigkeit ändert
‚und in Dampf verwandelt wird, hat man durch Dys
rometer zu meften geſucht. Die metallenen find ſehr
unsollfommene und unzulängliche Werkzeuge. Es
gehören hierher: Ä
ı ) Mortimere Metslltbermometer.
3422 I. Theil. 1. Hauptſtuͤk.
A A discour[e concerning the ufefulnefs of thermometers in
chemical experiments — with de defcription and ules
of a metalline thermometer, newly invented by Cromw)
Mortimer; in den philo/.- transact. Vol. XLIV. 1735.
No. 434: Append, &, 672» Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IV,
. 359
2) Des Grafen von Löfer Metallthermometer.
Thermometri metailici ab inventione Comitis Loeferi de-
feriptio, auet, lo, Dan, Titio, Lipl, 1765. 4. Eber⸗
hards Naturlehre 6. 364.
3) Zeihers Metallthermometer.
Thermometri metallici defcriptio, auet. I. Ern. Zeihero;
in den nov. comment. petrop, T. IX. ©, 3085, ff,
$. 510, Wedgwoods Pprometer macht allen
andern den Vorzug ſtreitig. Es gründet fich auf dag
Vermögen des Thons, im der Hiße zu ſchwinden,
ohne fih durch plögfiche Erfältung wieder auszudeh-
nen. Auf eine meflingene Platte find meffingene
Stäbe geföther, die etwas fchräg gegen einander fau-
fen und fo eine allmählig enger werdende Nute bil-
den, in welche die zum Gebrauche dienenden thöner-
nen Wuͤrfel hinein gefchoben werden. Um nun den
Grad der Hitze eines Dfens zu meffen, legt man
einen thönernen Würfel hinein und wirft ihn fo-
glei, nachdem er die Hiße des Dfens angenommen
hat, in faltes Waſſer. Der Würfel geht defto tiefer
in die Nute des Ppromerers hinein, je ſchmaͤler feine
Seite durch die Hiße geworden ift, An der Stelle,‘
wo der Würfel ftecfen bleibe, fieht auf den Stäben
eine Zahl, die den Grad der Hiße angiebt. Es ver-
fieht fih, daß .man immer einerfen Art Thonwür:
fel zu dieſem Pyrometer brauchen müffe,
Philofophical transactions, Vol. LXXI. und LXXIV.
Freyer
Biärmefof. 343
Freyer Wäarmeftoff und deffen
Berbreitung.
6. sır. Um jeden erhißten Körper herum ber:
breiter fich, der Erfahrung zu Folge, die Kraftäufe:
rung auf unfer Gefühl und aufs Thermometer, wo:
durch wir eben auf das Dafenn des Wärmeftoffes
fchließen, nach allen Richtungen zu, und zwar mit
abnehmender ntenfität. Der Wärmeftoff iſt affo
eine erpanfibrle Fluͤſſigkeit ($. 131. ), und um jeden
erhißten Körper herum kann man fich alfo eine Sphäre
des Wärmeftoffes von unbeſtimmter Groͤße vorftellen,
in welcher bey der weitern Verbreitung des Wärme:
ftoifes feine Erpanfivfraft abnehmen muß, wie feine
Dichtigkeit abnimmt,
4. 512. Der Wärmeftoff ift ferner eine rein:
erpanjivele Slüffigkeit ($. 133), und feine Theil:
chen folgen ihrer abftoßenden Kraft ungehindert, ohne
zugleich von der Schwerfraft afficıre zu werden. Go
ftrömen die freyen Waͤrmeſtoffstheilchen mit dem fichte
von der Sonne nad) allen Richtungen aus, ohne durch
Schwere an die Sonne gefeffelt zu fenn, und fo ge:
hen fie von der Erde da, wo fie fren und in ihrer Ex—
panfivfraft thätig zu werden anfangen, nach allen
Richtungen, ohne gegen den Mittefpunct der Erde zu
gravitiren. Sie fönnen daher nicht, wie die ſchwere
fuft ($.423.), um die Erde herum eine bleibende At:
mofphäre bilden. Da der Wärmeftoff alfo nicht
ſchwer ift, fo koͤnnen auch feine Quantitäten gar-nicht
durchs Gewicht beſtimmt werden, und feine Vermeh—
| | rung
344 1. Theil. 1. Haupiſtuck.
rung und DBerminderung in den Körpern Fann, mie
auch die Erfahrung lehrt, das Gewicht des Körpers
weder vermehren noch vermindern. Der Wärme
ſtoff it demnach als inponderabele Subftanz zu bei
trachten. |
$. 513. Der Wärmeftoff ift urfpränglich er:
panfibel ($. 132... Wir fennen nämlid) feine Sub»
flanz, und feine einzige Erfahrung heist uns eine
folhe, von der wir die Erpanfibilität des Wärmeftof-
fes ableiten fünnten. |
$. 514. Diefen Umftänden zu Folge müßte der
Wärmeftoff fich von dem Orte aus, wo er fren wird,
ins Unendliche verbreiten, und feine Dichtigfeit, folge
lich feine Erpanfivfraft oder feine Kraftäußerung,
müßte daher endlic Null werden, weil er feiner Vers
breitung durch fich ſelbſt und durch feine eigene Aus:
fpannungsfraft nicht Grenzen feßen kann. Dies
wuͤrde auch gefchehen, wenn nicht, wie die Folge
lehren wird, dem freyen Waͤrmeſtoffe durch Anzies
hungsfräfte anderer Materien dagegen in feiner Aus»
fpannungsfraft Grenzen gefeßt, und er alfo dahin
gebracht werden könnte, feinen Raum mit Beharr:
lichkeit zu erfüllen.
$. 515. Zur anfchaulichern Erflärung gemiffer
Phänomene kann man fich zwar die Verbreitung des
MWärmeftoffes in. Strahlen (ırablender Wärme:
floff ), oder fo vorſtellen, daß die Theilchen deffelben
von dem Drte aus, wo fie fren werden, fich gerads
king divergirend verbreiten, wie Radii einer Kugel
vom
Warme ſt o ff. 345
vom Mittelpunete derſelben nach der Flaͤche derſelben
gehen; allein in der Wirklichkeit iſt dieſe atomiſtiſche
Vorſtellungsart nicht gegründet. Der Waͤrmeſtoff
muß vielmehr als elaſtiſch⸗ fluͤſſiges Weſen auch bey
der groͤßeſten Duͤnne ‚ feinen Raum mit Continuitaͤt
erfüllen.
$. 516. Es folgt aus der Verbreitung des Waͤr⸗
meſtoffes, daß die Staͤrke dieſes Ausfluſſes aus einem
Puncte, oder die Quantität der Waͤrmetheilchen,
die davon zu einer gegebenen Flaͤche gehen, im umge:
fehrten Verhältniffe der Quadrate der Entfernungen
abnehme. Erfahrungen hierüber mit dem Thermo
meter koͤnnen den Satz nicht beweifen, da. daſſelbe
sicht die Quantitäten des Waͤrmeſtoffes anzugeben
vermag ($. 494.).
Lamberts Pyrometrie, oder vom Maaße des Feuers und dee
Wärme. Berlin 1779. 4. ©. 201. ff. Marc. Aug. — Ver⸗
ſuch über das Feuer. A. d. Franzoͤſ. Tuͤbingen 1790. 8. 9. 38.
4. 517. Die Beſchleunigung der Expanſivkraft,
die die Theilchen des Waͤrmeſtoffes in Bewegung ſetzt,
iſt, wie die Wirkung auf den lichtſtoff lehrt, fo groß,
daß die Bewegung der frenen Waͤrmetheilchen für
Verſetzungen aus einem Orte in den andern ben un⸗
fern Verfuchen auf der Erde inftantan zu ſeyn fcheint.
Fuͤr fehr große Räume würde bie ei
allerdings meßbar ſeyn.
Picters Verf. }. 64 — 67.
$. 518. Die Intenfität ber Hiße oder Warme
hängt von der Quantitoͤt der freyen Waͤrmetheilchen
in einerley Raume oder ihrer Dichtigfeit ab, mit wels
her ihre Erpanfivfraft im Verhaͤltniſſe ſeyn muß. Die
durch
”
346: II. Theil. 1. Hauptfiäek.
durch ihre Wirkung aufs Thermometer beſtimmten
Intenſitaͤten der Hitze nennen wir auch die en
turen (Teimperies) der Körper.
$. 519. Wenn man einem Körper, deffen Tem:
geratur über Die des umgebenden Mediums und des
darin befindlichen Thermometers merklich erhöhet ıfl,-
ein empfindliches Thermometer nähert, aufmelcher Sei:
te man will, fo zeigt das Thermometer eine höhere Tem»
peratur. Dieſe erhoͤhete Temperatur bleibt aber nicht
beftändig, fondern fie kommt nachher allmählig mie:
der zu der Temperatur des umgebenden Mediums zu:
ruf. Dies folgt aus der Verbreitung des Wärme:
ftoffes. Jeder erhißte Körper, (wenn er nicht einer
dauernden Duelle neuer Wärme ausgefegt ift,) ver:
liert fo nad) und nach feinen Ueberfchuß der Tempera:
tur über die umgebenden, und es:ift fein Körper der
Erde befannt, der vermögend wäre, die höhere Tempe:
ratur zuruͤckzuhalten, und feiner, melcher vermögend
wäre, einen in ihn eingefchloffenen erhißten Körper in
der höhern Temperatur über die des umgebenden Mit:
tels zu erhalten und die Zerftreuung des von ihm aus:
tretenden Wärmeftoffes zu verhindern. Es giebt aljo
für den Wärmeftoff feine undurchdringliche Hülle.
$. 520, Mach der atomiftifchen Vorftellungsart
erklärt man das Warmwerden der Körper und die Zu⸗
nahme ihrer Temperatur aus dem in ihte leeren Zwi⸗
ſchenraͤume tretenden und Durch fie ſtroͤmenden Waͤr⸗
meftoffe und deſſen zunehmender. Dichtigfeit: aber
biernach würden nur die vermeinten leeren Zwiſchen⸗
räume der Körper warm ſeyn; die materiellen. Theile
müßten
Waͤrm . gar
müßten abfolut kalt ſeyn. Es geht hier vielmehr
eine wahre chemifche Durchdringung vor, wie bey den
Auflöfungen ($. 182.). |
Eigentlich wird aller Wärmeftoff, der andern Materien zuges
fübrt wird, durch ihre Anziehung dugenen aufgesommen,
. und er,durcbdrinat fte nur zu Folge diefer Anziehung , mie
das Licht die durchfichtiaen Korper, was in der Folaa benm
Lichte näher aus einander gefeßt werden wird. Eine mechas
nifche Durchdringung ift nicht moglich (j. 37.).
6. 521. Dur derjenige Wärmeftoff in Körpern
ft warm : machend, deffen Erpanfiofraft thaͤtig ift oder
thaͤtig wird; nur diefer wirkt aufs Gefühl und aufs
Thermometer und heißt freyer Wärmeftoff. Er er:
füllt, fo fange er frey ift, eben megen feiner Repul⸗
fionsfraft, feinen Raum nicht mit Beharrlichkeit;
dies fann er nur, wenn feine urfprünglich bewegende
Kraft duch die Anziehungskraft anderer Materien
gegen ihn ins Gleichgewicht gebracht wird, fo daf er
nun mit ihnen zufammenhängt oder chemifch damit
verbunden iſt. Man nennt ihn dann unmerkbaren,
verborgenen, fixirten Waͤrmeſtoff (Caloricum
fixum ). |
$. 522. Die Temperatur eines Körpers ($.
818.) hängt alfo nicht von der Quantität des darin
befindfichen Wärmeftoffes überhaupt, fondern von der.
des frenen Waͤrmeſtoffes ab, der durch) ihn dringt:
oder aus ihm. trift,
$. 523. Wenn ein Körper eine höhere Tempe:
ratur hat, als ein anderer, der mit ihm zufammen-
gebracht wird, fo pflanzt ſich die Wärme aus jenem
in diefen fort, und der fältere entzieht den Ueberſchuß
— der
a
348 II. Theil x. Hauptſtuͤck.
der Wärme dem wärmern. Der eine verliert affe;
und der andere uͤberkommt; und dies dauert fo lange,
bis das Ihermometer in bepden eine gleichförmige .
Temperatur anzeigt. |
5. 524. Da aus einem warmen oder erhißten
Körper nur in fo fern Wärmerheilchen meggeführt
werden, in fo fern die umgebenden Körper weniger
warn find, fo fagt man, daf die Wärme eines Kör:
pers, oder eines umgebenden Mittels, allemal einen
gleich großen Grade von Wärme in dem andern Koͤr⸗
per das Gleichgewicht halte. s
$. 525. Bey diefem Öleichgewichte des Wärme:
fioffes in Körpern von einerlen Temperatur muß man
aber nicht die Vorftellung haben, daß derfelbe durch
ſich ſelbſt zuruͤckzuhalten fen, oder daß er fi) durch.
den Gegendruck des eben fo elaftiichen Wärmeftoffes
in einer gleichförmigen Spannung oder Dehnung bes
finde, mie etwa zwey mit Sederfraft begabte Stahlfe:
dern, oder Polfter, oder zwey Portionen eingefchloffe:
ner Luft im Gleichgewichte find. Diefe Idee ftreitet
fhlechterdings mit der Natur des freyen Waͤrmeſtof⸗
fes, der, mie das ficht, nie mit Beharrlichfeit feinen
Raum erfüllt und für den es feine unducchdringlt-
he Hülle giebt. | | |
Die Borftellung von Spannungen und darauf ——
abſoluten und fpecififchen Slaſticitaͤten des Waͤrmeſtoffes
legt Hr. Mayer in feiner fonft ſehr fhägbaren Abhandlung
—9 um Grunde: Ueber die Geſetze und Modificationen des
14 J ärmenofis, von Joh. Tob. Mayer. Erlangeır 1791. 8. _
$. 526. Das Gleichgewicht der Wärme befteht
vielmehr in der Gleichheit der ducch die Verbreitung
| ‘ des
bit; Armeſtoff. *
des freyen Waͤrmeſtoffes hervorgebrachten Wechſel.
Wenn ſich nämlich zwey benachbarte Körper wechſel⸗
ſeitig eine gleiche Anzahl Waͤrmetheilchen in einer ge⸗
gebenen Zeit zuſchicken, oder, mit andern Worten,
wenn in einerley Zeit in den einen Koͤrper ſo viel freye
Waͤrmetheilchen aus dem andern ſtroͤmen, als von
ihm zu demſelben treten; ſo aͤndert ſich natuͤrlicher
Weiſe die Temperatur nicht, da die Quantitaͤt der
freyen Waͤrmetheilchen in den Koͤrpern gleich bleibt
und von derſelben die Temperatur abhängt. Geſetzt
aber, es verlöre in dem einen Körper die Wärme:
materie ihre beiwegende Kraft zur Berbreitung, fo
würde ihm von dem andern Körper mehr davon zu:
firömen, als er jenem wieder zufender, und fo mür:
de die Temperatur in jenem abnehmen; und dies würz
de fo lange dauern, bis die ABechfel ihrer Wärme:
theilchen wieder gleich mären.
Recherches phyhco-'m&caniques fur la chaleur, par Pierra
Prevofi. ä Geneve et Paris 1792. 8. ©. ı0, ff.
6. 527. Wenn alfo ein Körper in einerley Zeit
eben fo viel freye Waͤrmetheilchen ausftrömr, als er
empfängt, und umgekehrt, fo ift feine Temperatur
dauernd. Wenn er mehr empfängt, ale er aus⸗
ſtroͤmt, ohne diefe empfangenen Waͤrmetheilchen zu bin:
den oder ihnen durd) feine Anziehungskraft Schranfen
zu feßen, fo wird feine Temperatur zunehmen, d. h.,
er wird erbige werden. Wenn er hingegen mehr aus;
fendet, als er empfängt, fo wird feine Temperatur
vermindert werben, d. h., er wird erbälter,
No 6. 528.
350 IE. Theil. 1. Haupeftück.
$. 528. Wenn fid) eine Quelle von Wärme df:
net und die ihr ausgefeßten Körper die davon aus:
fliegenden Wärmetheilhen in größerer Menge ems
pfangen, als fie dahin ausſtroͤmen, fo werden fie er:
hist werden. Da fie aber in einer gegebenen Zeit
nur eine beflimmte Quantität davon empfangen füne
nen, fo muß auch eine gewiſſe Zeit für fie noͤthig ſeyn,
um einen gegebehen Grad von’ Temperatur zu errei⸗
chen oder bis zu einem gewiſſen Grade erhitzt zu mer:
den. Wenn wir nun hierbey nicht nur Maſſen und
Volumina, fondern auch die Natur der Körper, folg:
fich ihre Seitunggfraft für die freye Woaͤrmematerie,
gleich feßen, fo folgt, daf ihre durch die Mittheilung
erhaltene Temperatur von der Zeit und der Intenfität
des Waͤrmeſtoffes abhängen muf.
Wenn alſo ein Körper aleihfürmig eine Zeit hindurch Wärme
ansftromr und als eine ununterbrochene Quelle des Wor—
meitoffes anzuſehen ift, fo wırd ein Thermometer, in einer
gewiſſen Entfernung davon eıne kurze Zeit gehalten, nicht
fo hoch feinen, als in einer laugern Zeit. Und wenn
eben daflelbıge Thermometer zweyen Wärmcauellen , deren
Jutenſitaͤten verfhieden find, aleich ſtark genahert wird,
ſo wird es in einerley Zeit nicht von einerley Temperatur
zu gleichen Graden ſteſgen, ſondern durch den heißern Koͤr⸗
per hoͤher, als durch den minder heißen.
$. 529. Es iſt alſo die Zunahme der Tempera:
tur eines und deffelbigen Körpers, (fo lange feine Na⸗
tur unverändert bleibt,) in einer gegebenen Zeit der
Sntenfität der Wärme des wärme : verbreitenden Körs
pers proportional. Eben fo ift aud) klar, daß fie
fi) wie die Zeit verhalten muß, menn die Intenſitaͤt
der Quelle der Waͤrme beſtaͤndig und unveraͤnderlich
iſt und aus dem erwaͤrmten Körper kein Wärme:
ſtoff
Bärmefof. 351
off wieder ausftsömen oder fonft verſchluckt werden
fann.
$. 530. Aus benden Saͤtzen zufammen folgt
demnach): daf die Anhäufung der frenen Waͤrmema⸗
'terie in einem Raume, aus dem fie nicht wieder herz
austritt, in einem zufammengefeßten Berhäftniffe der
Zeit und der Intenſitaͤt der Wärme des die Waͤrme
zuführenden Körpers fen, oder ſich verhafte, wie
die Intenſitaͤt der die Wärme a Ur:
fach multiplicire mit der Zeit.
Prevo/t recherches, f. 12 — 15.
$. 531. Wenn die Temperatur eines Körpers
gleich bleibt, fo wird die aus ihm ausftrömende Wär:
mematerie ebenfalls in einem sufammengefeßten Ders
hältniffe der Intenſitaͤt feiner Wärme und der Zeit
ſeyn. Wenn alfo die Zeit gleid) ift, fo wird ein und
derfelbige Raum oder Körper, der noch einmal fo
hei, oder worin die Dichtigfeit des fragen Wärme:
ftoffes noch einmal fo groß ift, doppelt fo viel Wärmes
materie ausfchifen. Und.wenn die Intenſitaͤt feines
frenen Waͤrmeſtoffes gleich bleibt, (immer mieder
gleichfoͤrmig erfeßt wird, ) fo wird er in der doppelten
Zeit noch einmal fo viel Wärmeftoff ausftrömen.
Prevoft recherches, $. 16.
$. 532. Seder Körper, der MWärmeftoff mitges
thalt erhält, firömt zu gleicher Zeit auch Waͤrmeſtoff
a; und die Erhitzung deffelben ift daher nur die
Dfferenz der Quantitäten diefer ein- und ausftrd-
nenden Waͤrmetheilchen.
$. 533.
352 U. Shell. 1. Hauptſtͤck.
$. 533. Die Erhißung oder Erfältung eines der
fuft ausgefegten Körpers. ift, wenn die Temperatur
der fuft gleich bleibt, in. gleichen Zeittheilchen der
Differenz der anfänglichen Temperaturen gleich. Die:
fes Geſetz folgt aus dem vorhergehenden ungezwungen,
und Richmann hat es ducch eine Reihe finnreicher
Verſuche zu beftätigen gefucht. |
Inquißitio in;legem, fecundum quam calor Aluidi in’ vale
contenti certo temporis intervallo in temperie a@ris con-
ftanter eodem decrefeit, vel’crefeit, et detectio eius,
auct, Geo. Wilh. Richmanno ; in den nov, comment. pe-
trop. T. 1. ©. 191. Lambert a. a. O. $. 255. ff. Prevöft
recherches, $. 18. PET 7?
$. 534 Wenn ein erhißter ‚Körper in seinem
Falten Mittel fich befinder, deſſen Temperatiir - fich
gleich bleibt, fo führt die Erpanfion des Waͤrmeſtoffes
in jedem Augenblice einen Theil der, Wärme des Kör:
pers weg, welcher der in ihm zurücbleißenden Wär:
memenge proportional ıft. | A
Wenn z. B. der Körper „3 feiner innern Wärmein einem Au⸗
genblicte verliert, fo werden nadı dem erſten Yugenpfide ncch
2 feiner primiriven Wärmemenge übrig bleiben er wird
m jwenten Augenblide wieder „A von. biefen „3 verlieren,
und es werden „3 von den „3 der primitiven Wärmemenge
übrig bleiben, u. 1. f. Ä
Newton opusc. T. II. &. 423. und Princip. philof. nat.
L. III. Prop. VIII, Cor, IV. Kichmann a. a D. ©. 195.
Lambert a. a. O. f. 258. Prevofi a.a.D. f. 1%
$. 535. Dieſem Gefeße gemäß gefchieht die Fr: |
waͤrmung oder Erfältung eines Körpers in einem Mir:
tel, defien Temperatur conftant ift, dergeftalt, daß
die Unterfchiede feiner Wärme von der des Mittils
in einer geometrifchen Progreflion find, während tie
Zeiten der Erhigung oder Erkältung in arithmetifche
r oo Pre⸗
Waͤrm eſt off. 353
Progreſſion fortgehen. Die Fortſchritte der Veraͤn⸗
derungen der Temperatur des Koͤrpers werden deshalb
auch in gleicher Zeit immer kleiner.
Anwendung von diefem allgemeinen Geſehe der Erkaͤltung ober
Erhitzung in Fällen, wenn die ſich die Wärme mirtbeilenden
— beyde die Temperatur ändern, hat Prevofe a. a. O.
. 20. 2
$. 536. Die Erkaͤltungen erhitzter Koͤrver in ei⸗
nem Mittel, deſſen Temperatur ſich gleich bleibt, ſind
nach Wichmann im ‚geraden Verhaͤltniſſe ihrer Ober
Aächen und im umgefebrten ihrer Maffen. 2
Aichmann a. a. D.
6.537. Unſer Körper enthält felbft eine Quelle
zur Waͤrme in ſich, fo lange wir leben, mie der Kör:
per aller waͤrmbluͤtigen Thiere, d..h.,. es wird in un:
ferm -Körper während feines Lebens beftändig firirter
Waͤrmeſtoff zum freyen gemacht, ver fic dem Kör:
per mittheilt und den Antheif erfegr, welchen wir nach
den Geſetzen der Verbreitung des Wärmeftoffes ohne
Unterlaß on die uns umgebenden Mittel abſetzen.
. Wenn nun ein anderet ung” berührender Körper ung
in einerlen Zeit mehr frenen Wärmeftoff mittheilt, als
er von uns einpfängr, ſo nennen wir ihn warm oder
‚ heiß. wenn er hinaegen in eimerlen Zeit mehr Waͤr⸗
meftoff von uns empfängt, als er ung mictheilt, fo
heißt er kalt. Zelte ıft nichts Poſitives, fondern et=
was Megatives. Abfolure Adlte, oder das wahre
Null am Thermometer, kennen wir nicht.
$. 538. Wenn es für den freyen Waͤrmeſtoff
eine undurchdringliche Hülle gäbe, fo wuͤrde der dar⸗
| in
Eu
er
3
354 II, Theil. 1. Hauptſtuͤck.
in eingeſchloſſene Körper ſtets die Temperatur behal
ten, die er einmal hat, da die Intenſitaͤt feines Wär:
meftoffes durch Verbreitung nicht geichwächt ‚märde,
Es eriftirt aber Feine Materie in ver Natur, die für
die Waͤrmetheilchen unduchdringlih wäre ($.
518.).
$.. 539. Die Erfahrung lehrt aber, daß die ver⸗
fchiedenen Körper den Wärmeftoff nicht, gleich ſchnell
durchlaſſen und, ben gleicher Temperatur einen und
eben denfelben in ihnen eingefchloffenen Körper von
der höhern Temperatur, ben übrigens gfeicyen Um—
ftänden, nicht in gleichen Zeiten um gleich viel Gra—
de abfühlen laſſen. So lehren fchon alltägliche und
gemeine Erfahrungen: daß wir durch wollene Kfeider
und Bedeckungen ung mehr vor der Kälte ſchuͤtzen
koͤnnen, als ohne diefe; daß wir uns in Federbetten
auch in Zimmern, die unter dem Gefrierpuncte kalt
find, in der zum feben nöthigen Temperatur unſers
Körpers erhalten fünnen, wenn wir dafelbit in einer
Hülle von Metall unfehloar erftarren müßten; daß
ein erhißter Körper fchneller im Waffer abgefühle
wird, als in Luft von eben der Temperatur; daß
Bäume mit Stroh ummunden vor dem Winterfrofte
beſſer gefchüßt werden, als ohne dieſe Bedeckung;
daß es unter Strohdächern im Sommer Fühler und _
im Winter wärmer it, als unter Ziegelvächern;
daß Eisgruben mit hölzernen Bekleidungen den Eins
drang der äußern Waͤrme ungleich länger abhalten,
als mit fteinernen Wänden ; daß eine Eifenftange mit
einem hölzernen Tanbgeifle fihh an diefem ohne Merle:
— tzung
Waͤrmeſtoff. 355
Burig der Hand anfaſſen läßt, wenn fie an ihrem, Enz
' de glühend gemacht wird, da fie hingegen mit dem
mæetallenen Handgriffe bald eine verletzende Wärme er-
dangen wuͤrde; daß unter ber Hülle des Schnees bie
Temperatur des Bodens meit länger warm bleibt, alg
‚wenn er von der Luft allein berührt wird; daß wir
unter Afche erwoͤrmte Fluͤſſigkeiten länger warm er:
halten fönnen, als in der Luft; u. dergf. m, '
$. 540. Wir fchreiben diefemnad demjenigen
Körper ,. der die Wärmetheilhen fchnellee durch fich
durchlaͤßt, als ein anderer, oder der in Fürzerer Zeit bey
gleicher Dberfläche durch einerfen Wärmeftrom vor
einerlen Temperatur zu einer gleichen Anzahl von Gra⸗
den erhißt wird, eine größere wärıne- leitende Kraft
zu, als einem andern, und gründen hierauf den Un—
terfchied zwiſchen guten und fchlechten Keitern für die
Wärmeın:terie. Einen vollfommenen — |
fire die Wärme giebt es nicht. Ä
$. 541. Indeſſen herrſchen bey den Phyſikern
zum Theile noch widerſprechende Vorſtellungen von
dem, was fie unter waͤrme⸗leitender Kraft der Körper
verftehen, und fie haben ſich noch nicht gehörig über
den Begriff Davon vereinigt. Wenn 3. DB: ein big
zum Siedepuncte erhißtes Thermometer in eine Maffe
fhmelzenden Schnee geftellt wird, fo wird. es darin
weit fchneller zu der Temperatur des fchmelzenden
Schnees herabfommen, als in $uft von eben diefer.
Temperatur. Ich muß alfo dem fchmelzenden Schnee
eine ftärfere wärme: leitende Kraft zufchreiben, als der
32 - stuft,
356 I. Theil, 1. Hauptftüc.
$uft. Wenn ich aber dieſe darnach beftimme, ob ein
Körper fehneller oder langſamer, folglich in Fleinerer
oder in größerer Zeit, ben gleichem Volum zu einers
fen Anzahl von Graden duch) einerley Waͤrmeſtrom
erhoben werden kann; ſo muß ich der $uft eine ſtaͤrke⸗
re wärme leitende Kraft zufchreiben, als dem Waſſer,
weil ih-finde, daß fie. weit fchneller vom Gefrier-
puncte an zu einer gewiſſen — kommt, als
das Waſſer.
6. 542. Man muß ſich alfo erft Aber die Ber
ftimmung der wärmesleitenden Kraft einverftehen. Sch
beſtimme fie daher, mit Hrn. Thompfon, von dem
wir die zahlreichften Verſuche über diejen Oegenftand -
"haben , für das Dermögen der - Körper, bey übris
gene gleichen Umftänden, die Abkühlung eines dar:
in eingefchloffenen erhitzten Koͤrpers fehneller oder
langſamer zuzulaflen. Der Körper, der diefe Ab:
kuͤhlung fchneller zufäßt, ift ein beſſerer Seiter, als
der, welcher fie langfamer oder in längerer Zeit zu-
laͤßt. Im gemeinen feben nennen wir ſchlechte leiter
für die Wärme, z. B. Wolle, Federn, Haare,
Pelzwerk, warme, auch warm⸗haltende Koͤrper.
$. 543. Erſt in neuern Zeiten hat man dieſen
Gegenſtand, der in Anſehung des Nutzens, welcher
ſich von ſeiner Bearbeitung fuͤr Kuͤnſte und Gewerbe
und fuͤr die Geſellſchaft uͤberhaupt, ſo wie ſelbſt fuͤr
die Erklärung mehrerer Naturphaͤnomene daraus Zie⸗
hen laͤßt, fo überausswichtig ift, zu bearbeiten ange:
‚fangen. DasBerfahren, defjen fich «Herr Thompfon
in
Bäarmefnof. 357
in feinen neuern Verſuchen bedient hat, befteht dar⸗
in, ein: empfindfiches Queckſilberthermometer mit
hinreichend breiter Scale in einen Glaskolben mit eis
ner Kugel fo aufjuhängen,, daß die Kugel des Therz,
mometers in der Mitte der Kugel diejes Gefäßes ſteht;
den Zmifchenraum mit der Subſtanz, deren reipecti-
ve wärmesleitende Kraft. man beftimmen will, zu gleis
cher. Höhe auszufüllen, den Apparat in kochendem
Waſſer bis zu einerley Temperatur zu erhigen, hernad)
in einer kalt⸗ machenden Mifhung aus Eis und Waf-
fer von’ hinlänglicher Maffe wieder abzufühlen, und
nach einer. Secundenuhr genau die Zeit zu merfen,
welche verflieft, ehe das Thermometer von 70 Gr.
R. bis 10 Grab herabfinft, und zwar von 10 Gr. |
iu 1o Gr. Man fieht leicht, daß die feitungsfraft
der Subftanz für die Wärme im umgefehrten Vers
hältniffe der gefundenen Zeit der Abkühlung ftehen
muß. Verſuche über‘ die märme: leitende Kraft der
Körper haben Richmann, Thompfon, ngenbouß,
Pictet und Mayer angeftell. Die Nefultate, die
fie daraus ziehen, weichen oft von einander ab.
--New Experiments upon Heat, by Colon. Sir Benjam.
Thompfon, Lond. 1786. 4. Experiments upon Heat, by
Major - General Sir Benjam. mpfon ; in den phälof.
transact. 1792. P. 1. ©. 48. ff. Verſuche über die Würney
vom General Major a j. Thompfon, ın Grens Journ.
der Phyſik, B. VII. ©. 246. ff. Wiayer vom Wärneftvte
©. 228. ff. Ueber das Gefeß, welches die Leitnnaskraͤfte
der Körper fir die Märme befolgen, vom Hrn. Hefr.
Mayer; in Grens Journ. der Phyſik, B. IV. ©. 22. In⸗
geuhoufz über die Keitungsfraft der. Metalle für Wärmes
— I, ©, 154. Pictet Verſ. über das Feuer,
ap. 4— 5. 6.
4. 544. Die waͤrme⸗-leitende Kraft der Körper
hängt hauptfächlich von dem Vermögen derſelben ab,
n. * die
a IE Shell x. Haupiſtück.
die freye Wärmematerie durch ihre Anziehring dage⸗
gen zur unmerkbaren zu machen. Iſt nämlich ein ers
hißter Körper mit einem Fältern umgeben, der den
freyen Wärmeftoff jchnell bindet, fo wird der aus
ihm auf den leßtern ftrömende Wärmeftoff ſchnell und
leicht zur latenten Wärme gemacht, die nicht wieder
zuruͤckſtrahlt, und der erhißte Körper verliert fo defto
leichter feinen Ueberſchuß der Temperatur oder feiner
freyen Wärme,
Die wärme sfeitende Kraft des leeren Raums, wovon Herr
Thompfon fpricht, ift nichts anderes, als die warme > leitende
Kraft der Hülle, die den leeren Raum begrenit, und nabs
mentlih in den Verfuchen der Herren Thompſon und Picteg
die wärme s leitende Kraft des Glaſes.
Auch die Erfcheinung, daß in Zimmern, worin z. B.
durch Verbrennen von Oehl u. dergl. ſich rußhaltiger Dampf
bildet, an der Dede derfelben mit der Zeit die Stellen,
wo die Balfen laufeny durch ihre weißere Farbe erfennbae
werden, gründet fih auf die fchlechter leitende Beichaffens
beit des Holzes für Wärme,
Aus der verichiedenen waͤrme- leitenden Kraft (ä t fih nun
auch leicht erflären, warım ein Stud Metall und ein
Stuͤck Holz beyde von gleicher, aber. niedrigerer Temperatur
als unfer Körper, fib nicht gleihformig kalt beym Anfübs
len zeigen. | Ä
$..545. "Der Wärmeftoff, der bey feiner Ders
breitung auf die Tläche eines andern Körpers trifft
und davon nicht angezogen wird oder fie nicht durch-
dringt, wird nach den Gefeßen der Meflerion elafti-
jeher Körper (F. 303.) davon wieder zuruͤckgeworfen,
und ftrömt unter eben dem Winkel von der reflectiren-
den Fläche zurück, unter. dem er darauf ſtieß. Die
Erjcheinungen des Wärmeftoffes, der fich in Vereini-
gung mit dem Lichte verbreitet, betätigen dies am be:
fien, wie die Folge lehren wird, 2
Hier
Waͤrmeſtoff. 359
Hierher gehören Picrets Werfuche über die Zuruͤckſtrahlung der
dunfeln Wärme dur Hohlſpiegel und über die fo genanns
. te Zurüditrablung der Kälte.
Pictet » a. D. Kap. 3.
$. 546. So lange zwey Körper gleichartig bfei-
ben, fo fann es gar feinem Zweifel unterworfen feyn,
daf, menn die Temperaturen derfelben gleich find,
Die abfofuten Quantitäten des freyen Waͤrmeſtoffes
fih darin verhalten wie bie Maſſen oder Volumina. .
Der Wärmefioff mag darin Abänderungen feiner Et:
panfivfraft erleiden oder nicht, fo wird im erſtern
Falle dies immer auf gleiche Art gefchehen.
$. 547. Es folgt hieraus, daß, wenn zwey
gleichartige Körper von ungleichen Temperaturen mit
einander gleichförmig vermengt werden, fich die Wär:
memenge beyder zufammen gleichförmig durch das ganz
je Gemenge ausbreiten, und die Vertheilung des Ue⸗
berfchuffes des freyen Waͤrmeſtoffes den Voluminibus
oder Maffen derſelben proportionaf fern muͤſſe. Die
Erfahrung beftätigt diefe von Richmann angegebene
Megel vollfommen, wenn man das zugleich) in Anschlag
bringt, was von der Wärme während des Zufam-
menmifchens an die umgebende $uft oder :das Gefäß,
worin man die Miſchung macht, tritt. u
Wenn alfo T, t die Herfchiedenen Grade der Temper / tur der
zu vermengenden aleichartigen Körper, My m ıhfe Maflen
oder Volumina anzeigen, fo ift die Temperatur nad der
Vermengung, oder, = — > * —. Ben M=m
iR, lo in x THE, Beſettt, es werde 1 Pf. beißer
Sand von 180 Gr. F. mit 1 Pf. Sand von 40 Br, vers
menat, fo wird die Bemperatur nah der Vermengung
wre == 110.Ör, werbeu, oder der Weberfchuß , 149
Gr.
360 II. Theil. 1. Hauptftüc.
Gr., in rem einen Pfunde wird fi umter bevde Munde
gleihförmia vertberten, io daß das wärmere Pfund 132
oder 70 Brad verliert, und das tältere dagenen >42 oder
70 Sr. erlangt. “der, wenn 10 Pf. Wafler von ı80 Br. mit
6». Waſſer von 40 Br. vermifcht, werden, fo wird die
180.10 + 40.6
Temperatur nah der Vermiſchung —— —
== 1375 Gr. werden. j
Aus der Fa mil: x= ER a, folgt, daß M :
m=x—t::T—x; und man fann daraus find:n, wie
groß die Maflen oder Gewichte zwever aleibartiger Kör 17)
Deren verichiedene Temperaturen gegeben find, ſeyn muͤſſen,
um aus ıbrer VBermengung die verlangte Temperatur bers
ausjubringen. Man babe 3. 3. Waller von 60 Br. und
von 130 Gr.; wie ift das Berbältuik von jedem, um eine
Temperatur von 96 Br des Semiſchten hervorzubringen ?
BAutw.:96 — 60: 10 — 96 = 6:84 = 317,2...
man wird von dem Wafler von 130 Gr 3 Theile, und vom
dem von Ko Pr. 7 Theile mit einander vermifhen muͤſſen,
am 96 Pr. warmes zu erbalten,
De quantitate caloris, quae polt mifcelam Auidorum
eerto gradu calidorum oriri debet, cogitätiones, auctore
Geo. Wilh. Richmann ; in den now, :fomment. petrop-
T. l. S. 152. ff. |
6. 548. Diefe Regel findet aber gar nicht mehr
Statt, fo bald man ungleichartige Körper von verſchie⸗
denen Temperaturen mit einander vermengt. Hier
vertheilt fich der Ueberfchuß des waͤrmern nicht nach
Verhaͤltniß der Gewichte diefer Körper, und es find
vielmehr ungleiche Quantitäten des freyen Wärmefof:
fes nörhig, um in gleichen Gewichten gleiche Werändes
rungen der Temperatur jumege zu bringen. Wenn z.
B.19f. Quedfilber und ı Pf. Waſſer, welches leßtere
eine högere Temperatur hat, als jenes, mit einander
zufammengerührt werden, fo wird die Waͤrme des Ge⸗
menges allezeit größer fenn, als das arithmerifche
Mittel der vorigen Temperaturen; wenn aber bas
Queckſilber heißer ift, als das Waſſer, fo wird die
‚Temperatur Feiner feyn, als das arichmerifche Mittel.
" Wenn
Waͤrmeſtoff. 961
Menn 5.2. ı Pf. Qued ſilber von r10 Or. F. und ı Bf. Waſſer
von 44 Gr. mit einander vermengt werden, ſo ſollte nach der
vorigen Richmannifchen Regel die Temperatur des Gemenges
97 Br. werden, fie wırd aber nur 47 ®r.; und wenn das
Queckſilber 44 Gr. und das Wafler 110 Gr. bat, fo wird fie
107 Br. Wenn alfo das Pf. Queckſilber 63 Gr. durc Vers
theilung verliert, ſo newinnt das Wafler nur 3 Bir.; und
wenn binwiederum das Waſſer 3 Gr. verliert, fo gewinnt
das Queckſilber 63 Gr.
$. 549. Wenn alfo die Temperatur eines Körs
pers A um n Grade waͤchſt oder vermindert wird,
während die Temperatur des damit vermengten Kör:
pers B von gleichem Gewichte um m Grade vermin⸗
dert wird oder wächft: fo fünnen wir fchließen: daß
fo viel Waͤrmetheilchen, als den Körper A um n
Grade wärmer machen fünnen, ein eben fo großes
Gewicht von B um m Grade erwärmen; und daf,
wenn A und B bey gleichem Gewichte gleiche Tempe:
ratur haben, die Duantitäten der frenen Waͤrme⸗
theilchen darin fich verhalten wie mn.
Weil in dem vorhergehenden Erempel die Wärme des’ Waflers
’ bey der Vermengung mit nleich viel Quedfiiber um ı Br.
wächft oder vermindert wird, während die des Duedfilbers
am 31 Gr. vermindert wird’ oder waͤchſt; fo fchließt man,
daß fo viel Wärmetheilhen, als das Wafler um ı Gr.
wärmer macen fonnen, ein eben fo großes Gewicht Dueds
— um aı Gr. erwärmen. Wenn alſo Waſſer und Queck⸗
Iber Gen aleihen Gewichten gleiche Temperatur haben,
fo muͤſſen die freyen Waͤrmetheilchen in jenem fich zu des
nen in diefem verhalten wıe ar: 1.
$. 550. Diefes Verhaͤltniß der Ouantitäten
frener Wärmetheilchen in ungleichartigen Körpern bey
gleicher Temperatur und gleichem Gerichte nennt mar
die fpecififche Wärme (Calor fpeeificus) nad Hrn.
Wilke, over die compararive Wärme, auch die
Capacität der Rörper für Wärme, nad) Herrn
Eravoford. Beſtimmt man das Verhältniß bey gleis
chem
367 U. Theil. 1. Hauptftück.
chem Volum, fo nennt es ‚Her Wilke die relative
Wärme.
$. 551. Man beftunmt diefe fpecifiiche Wärme
der Körper aus den Veränderungen der Temperatu-
ren, die fie zeigen, wenn fie in verfchiedenen Tempe:
raturen vermengt worden und hernad) auf eine ge-
meinfchaftliche gebracht worden find. Wenn die -Ge-
wichte der Körper A und B gleich find, fo verhalten
fich die fpecififchen Waͤrmen m, n umgefehrt wie die
Peränderungen x, y der Temperaturen, nachdem
fie auf eine gemeinfcyaftliche gebracdyt worden find;
oder eiftem:n=— y:x, folglih m = 7. Wenn
die Gewichte P, p der zu vermengenden Materien
ungleich find, fo verhalten ſich die ſpecifiſchen Waͤr—
men m, n umgefehrt wie die Producte aus den Ver:
änderungen x, y der Temperaturen in die Gewichte;
oder es iftemin=yp:xP, folglich m = —. Der
Erfinder diefer Forinel ift Herr Irvine.
- Dfund Qucdfilber von 110 Br. mit ı Pf. Waſſer von 44
Gr. vermengt giebt eine Zemperatur von 47 Gr. Die
Veränderung der Tempiratur des Queckſilbers, oder x, ift
110 — 47 = 6335 die des Waſſers, oder y, iſt 44 — 47 =}!
folglich verhält ſich die ſpeciſtſche Wärme ded Queck —
— m; zu der des Waſſers, oder n, wie y: x — 3:9 =
213 und ed it alio a us}, wenn n = 1. "Reim 14
Hr. QDuediilber, oder P, von 100 Br. mit ı Pf. Wafler, ode
r von so Ör. vermengt werden, fo wird vermöge der E
% brung die gleichförmige Temperatur nach der geboͤrigen
Vertheilung der Wärme 70 Gr. Hier ift alſo x = ım —
7o = 30, y bingesen = 70 — 50 = 20, folglich min
= py:Px=1.20:14. 97 =20;/Q20= 1:21; das
ift, wie vorber,
$. 552. Der Erfte, der hierüber Erfahrungen
engeftellt hat, war Herr Wille. Here Black und
== ' Te:
MWBirmeftof. 63
Irvine hatten fi zwar auch fhon mit diefem Gegen:
ftande beſchaͤftigt; die Reſultate ihrer Unterfuchun:
gen wurden aber erft nachher Durch Herrn Krswrord '
befannt gemacht, der felbft mit vieler Sorgfalt die .
foecififche Wärme verfchiedener Körper zu beftimmen
gefucht Hat. Man hat fo die Mefultate diefer Verſu—
he ın Tabellen gebracht und die fpecifiihe Abärme
des Waſſers daben zur Einheit gefeßt. Diefe Verſu—
de erfordern aber außerordentlich viel Genauigkeit,
wenn die Mefultate nicht zu fehr von der Wahrheit
abweichen follen. Eine Hauptregel dabey iit, Feine
folche Subftanzen mit einander zu vermengen, die ei
ne chemische Wirfung auf einander außern, ſich wech»
felfeitig auflöfen, oder ihre Form ändern, oder ein
zufammengefeßtes neues Product geben, weil dabey,
wie die Folge Ichren wird, aus den Korpern felbit
Wärmerheilchen fren oder verſchluckt werden fünnen,
die die berechnete Temperatur erhöhen oder vermindern.
Herr Cıawford hat diefe Negel nicht immer beobad)-
tet, und eben deswegen find viele feiner Reſultate un:
zulaͤſſig. Diele Naturforſcher verwechfeln übrigens
noch die latente Wärme mit diefer fpecififchen; was
ganz irrig iſt. Die legtere ift nur Verhaͤltniß der
freyen Wärmerheilchen in Körpern bey gleichen Tem:
. peraturen und Gewichten,
Sonſt ift ben Anftellung der Verſuche über die fpecifiihe Waͤr⸗
me der Körper zu merken: 1) daß dazu Quedfilberthermor
meter geboren, die nicht nur febr genau, fondern auch ſehr
empfindlich find ; 2) dafi vie Märme, die während der Vers
menyung an die uıngebende Atmoſphaͤre abgeſetzt wird, ges
hoͤrig berechnet wird ; 3) daß die kaͤltere Subſtanz die Tem⸗
peratur der Luft im Imimer babe; 4) daß die fpecifiiche
Wärme des Gefaͤßes, worin die Vermenaung voraenemmen
wird, ſelbſt gehörig beſtimmt und der Einfluß —
n⸗
364 I. Sheil: 1. Hauptſtuͤck.
Aufchlag gebracht fen; 5) daß die Unterſchiede der fehr niedri⸗
'oen Temperatur fo wehl als der ſebr aroßen vermieden
werden; und 6) daß die Volumina fo viel als möglich gleich
genommen werden.
Wegen der Nichtbeobachtung der im #. angeführten
Hauptregel ben diefen Verſuchen find daber von Herru
Crawfords Erfahrungen die Nefultate zu verwerfen, die
er ben der Beltimmung der comparativen Wärme der Me—
tallfalfe, der Aſche, des Holzes, der brennbaren Luft, des
Weizens, ver Hafergruͤtze, der Bohnen, der Gerite, des Flei⸗
fcbes, Blutes, u a., berausbringt. Eben foauch die Reſul⸗
tate, welche andere bev der Mermiichuna mit Weller und
Salzen, Säuren, Alcohol, Eis, erhalten baben.
Verſuche über die eigenthümliche Nenge des Feuͤers in feſten
Rörpern und deren Meſſung, vau Job. Carl wilfe;
in den neuen ſchwediſchen Abhandi. Leipz. B. I. ©: 8,
und in Crells neuelten Entd. der Chemie, B.X. ©. 163,
Experiments and oblervatious on animal heat, and the
inlammation of combuftible bodies, being an attempa
to relolve thofe phaenomena into a general law of na-
ture, by Adair Crawford. Lond. 1779. 8. 178%. 8. Adeir
Eramwfords Verſuche und Beobachtungen über die thierifche
Wärme, a. d. Enal., herausgegeben von L. Crell, 1789. 8.
Prüfung der neuen Theorien über Feuer, Wärme, Brenns
ſtoff und Zuft, von Grenz in deifen Journ, der Phyfif, B.
1.6.3. ff. ©. 189. fi. |
$. 553. Mit Recht ft in die Zahlen in den Tabel-
len über die, fpeciftiche Wärme der Körper, die wir in
neuern Zeiten erhalten haben, ein Mißtrauen zu fer
gen, da man fi) durchaus zu den Verſuchen, wor⸗
auf fie fich gründen, folcher Materien, z. B. des Waf-
fers, bedient hat, die ihre Form durch Abänderung
der Temperatur ändern oder fonft chemifch auf ein:
ander wirfen. Ich glaube daher immer noch, daß
die fpecifiiche Wärme der Körper ſich umgefehrt ver:
halte, mie die eigenthümlichen Gewichte der Körper,
und halte alfo Boerhaaven nod) nicht für miderlcgt,
welcher annahm, daß fich die abſoluten Duantitäten
des freyen Wärmeftoffes in ungleichartigen Körpern
bey gleichen Temperaturen verfelben verhielten, mie
| Die
/
-,Biärmefofl. 365
die Volumina der Körper ;-melcher Satz gleich bedeu⸗
Bey dem ſchon dfter gebrauchten Benfpiele von Auedfilber und
Waſſer ($. 548. $51.) durfte die gemeinſchaftliche Tempe⸗
raiur nab der. Vermengung, des 1: Pr. QDuedfilber von
110° 3. und deb ı Pf. Wafler von 44° F. ftatt 47 Br. nur
485 Br. werden, (mie es in der oirfiihteit aucb wohl
ſcon kann, wenn der entweichende Waſſerdampf feine Würs
metbeifchen fForffübrte oder die fich zerftreuenden Warme—
tbeiie ſonſt beffer in Auſchlag gebracht werden fünuten,)
und dann wuͤrde die Rechnung nach der $ormel — St.
die fpecifiiche Wärme des QDuedfilbers zu der des t
geben, wie 48,5 — 44 110 — 48/5 = 416 : 6115 == 1,000
113,677 , oder umgekehrt, wie ihre eizenthuͤmlichen Gewichte.
Herm. Boerhaave elem. chemiae. Lipf. 1732. T. I. ©. 166.
232.
Wirkungen des Wäarmeftoffes auf die
Körper, '
Erpanfion der Körper durch Wärme,
6. 554. Die erfte Wirfung, die wir an ben
der Hitze auagefeßten Körpern wahrnehmen, ift die
ſchon oben ($. 489.) angeführte Ausdehnung in eis
nen größern Raum. Dieſe Ausdehnung ift Solge der
thätigen Erpanfivfraft der Wärmetheilhen, durch
welche die urſpruͤnglichen Nepulfionsfraft der Mater
sie der Körper in Beziehung auf Die Anziehungskraft
berfelben vermehrt wird, fo daß bende nur dann erſt
wieder im Öleichgemichte ſind, wenn die Materie des
Körpers einen groͤßern Raum als vorher erfuͤllt,
folglich expandirt worden iſt.
$. 555. Die Groͤße der Ausdehnung der Koͤr⸗
per in der Hiße, bey gleichem Volum derjelben und
gleicher Intenſitaͤt der mitgerheilten Hitze, zichter ſich
| nicht
366 II. Theil. 1. Hauptſtůck.
nicht nach einem bekannten Geſetze. Allgemein aber
dehnen ſich elaſtiſche Fluͤſſigkeiten ſtaͤrker und ſchneller
aus, als tronfbar: luffige; dieſe ſtaͤrker und ſchneller,
als feſte Körper. Werkzeuge, um die Zunahmen der
Ausdehnung fefter Aörper in der Hitze zu meffen,
hat man auch Pyrometer genannt. Muſchenbroek,
Douruer, Smeaton haben dergleichen angegeben.
Mufchenbroek introd. ad philaf. nat. T. IT. #. 1527. Expé-
riences l[aites à Quito, fur la dilatation et la contraetion,
qui fouffrent les métaux par le chaud et le froid, par
- Mr. Bouguer ; in den -Memoires de !’ acad. roy. des\fe.
1745. ©. 230. Smeaton delerıption of a new pyrometer;
in den philof. transact. Vol. XLVIll. 1754. No. 79.
Lamberts Py:ometrie, ©. 119.
Eotsendes find Die Nefultate verſchiedeger Verſuche dier
fer Art. Das Dolum der Körper, das beym Eispuncte =
1,00000 angenonımen worden ift, wurde durch die Zunahme
der Wärme bis zum Giedepuncte
bey Glas 1500083 Smeaton
Gold 1,00094 Bouguer
Bley 1,002$6 Smeaton
Zinn 1,0280 —
Silber 1,001%9 Herbert n
Meſſing 1,00193 Smeaton
Kupfer 1,00170 —
Stahl 100122 —
Eiſen ls — -
in der Hiße ift es herzufeiten, daß fich der Gang der
Pendul, die Federkraft, Sprödigfeit und Faͤhigkeit
der feften Körper durch die Temperatur ändern fann.
4. 557. Die Ausdehnung der feften Körper als
folcher in der Hiße hat ihre Grenzen, über welche hin;
aus fie aufhören, fefte zu fenn, und durch den fort:
dauernden und ftärfern Einfluß des AWärmeftoffes fie
entweder flüffig werden und fchmelzen, oder fonft Ber;
Anderung ihrer Miſchung erleiden. und -nicht mehr
die
RE
Warmeſtoff. 367
die vorige Natur behalten. Wenn feſte Koͤrper durch
die Hitze fluͤchtige Beſtandtheile verlieren, ſo koͤnnen
fie dadurch auch wohl ſich mehr zufammenziehen ; eben
dies Fann.auch erfolgen, wenn fie durd) die Hiße in
einen Grad der Zufammenfinterung oder anfangenden
Schimeljung fommen und ihre förnige und mit Hoͤh—
fungen verfehene Textur verändern und Dicht werden.
Ein Beyipiel giebt das Schwinden des Thons in der
Hitze.
$. 558. Ueber die Ausdehnungen tropfbar⸗
fluͤſſiger Körper in der Hitze haben wir nur erft wenig
zuverlaͤſſige Beobachtungen, welche uns indeflen doch)
lehren, daß die Erpanfion verſchiedener tropfbarer
Stüffigfeiten fehr verfchieden durch gleiche Grade von
Wärme ausfalle, und daß alle Angaben über die
-Duantität diefer Ausdehnung durch eine gewiſſe An-
zahl von Graden fehr unzuverläffig find, wenn nicht
genau beftimmt ift, bey welchem Grade von Waͤrme
fie gefunden worden find.
Quedjilber nimmt von der Temperatur bes natürlichen Ges
frierpunctes an bis zum Giedepuncte des Waſſers in feinem
forperlichen Inhalte zu, um 0,0185 nad) deLuc, um 0,0168
nab Roy.
Wafler erhält in diefem Intervalle eine Zunahme feines Vo⸗
lums um 0,045176 nab de Luc. .
- Hm. Schmidts Verſuche über diefen Gegenſtand Ichren, daf
der förperlihe Inhalt, wenn man ihn ben 15° R. =
ı ſetzt, d die Zunahme der — von 30 Gr. Rs
ober von 15° bis 45° R., zunehme bey
Waſſer um 0,01328
—— — eigenth. Gew. 87) — — 0403973
Terpentin — — 003708
Baumoͤhl — 0403019
Aralifche Lauge (486.9 Mafler, ı Th. Salj) — 01512
Salzwaſſer (4 Th WM, 1 Th. Salz) — — vaoısız
Doppelres Scheidewafler (eig. ©. 1,170) — 0,02460
Dirriolöhl (eig. Gew,1,893) — — 0402340,
Ders
368 IL Theil. 1. Hauptftüd.
Werfuche über das Gefeh der Ausdehnungen” einiaer Fläf⸗
ner
Reiten dur die Wärme, ;
fiafeiten dur = rme, von Hrn Schmidt; in
neuem 3.1.8. 216. ff.
6. 559. Uebrigens erhellet aus der Dilatation
der tropfbaren Flüflıgfeiten in der Wärme die Noth⸗
wendigfeit, ben der Beſtimmung der eigenthuͤmlichen
Gewichte derfelben eine gemwiffe Normal: Temperatur
durchaus zu beobachten ( $. 351.). |
6. 5360. Die Grenze der Ausdehnung der liquis
den Stoffe, als folcher, durch) die Hiße ift da, mo
fie anfangen, ſich in elaſtiſche Slüffigkeiten, in Däm:
pfe oder Gas zu verwandeln, meil fie dann ganz
andere Grade der Ausdehnung befolgen.
$. 561. Die elaftifcben Stüfjigfeiten dehnen ſich
durch die Wärme am fchnelleften und durch gleiche
Grade derfelben am ftärffien aus. In Anfehung des
Maafes der Ausdehnung der fuft durch eine be:
ftimmte Anzahl von Graden der Wärme weichen die
Refultate der Beobachter fehr von einander ab. Hr.
de Lu: nimmt an, daß ſich die $uft vom Öefrierpumcre
bis zum Siedepuncte um 27?, folglich für jeden Grad
Aenderung des Quedfilbertyermometers mit Reaum.
Scale fih um 34; ihres Volums ausdehne; und
feinen Berfuchen Zu Folge nimmt man an, daf die
$ufe von der mittlern Temperatur, (56 bis 60 Br.
FSahrenh.,) bis zur Siedhiße des Waſſers um F in
ihrem Volum wachſe. Mad) den Verfuchen des Hrn.
Roy hingegen zeigt bey 15° Gr. Reaum. jeder Grad
Zunahme der Wärme an, daß der Umfang der fuft
um 755 äugenommen habe. Hr. von Sauſſure giebt
Ä ein
Waͤrmeſtoff. 369
ein anderes Verhaͤltniß an, und nach ihm bringe zwi-
fchen dem Sten Grade R. bis zum 2aften ein Grad Aen-
derung des Ehermometerflurtbes eine Aenderung des
Bolums der fuft um 3'7 zumege. Mach ven Erfah:
rungen ber Herren Dandermonde, Berthollet und
Monge dehnt ſich die atmoſphaͤriſche $uft, ben unver:
ändertem Drude, um — ihres Volums durch
184,8
jeden, Grad Reaum. aus. Indeſſen lehren die ge:
nauen Verfuche der Hrn. Morveau und du Dernois,
daß die Zunahme ber $uft durch die Wärme progreffiv
ift, oder daß die Luft durch -gleiche Duantiräten der
Wärme nad) dem Thermometermaaße um fo viel mehr |
ausdehnbar ift, je mehr fie fehon ausgedehnt iſt. Nach
den Verſuchen derſelben betraͤgt die Vermehrung des
primitiven Volums der trockenen atmoſphaͤriſchen |
luft, beym Barometerſtande von 26 Zoll 9,5 linien,
son o ‚dis, 20 Br, Meaum. .0,0789-
}
rt ⸗ 0,2570
24 698.8 > 006574
os, ⸗ 0,9368.
Es beträgt dieſemnach die Vermehrung bed Volums
1
yon 9 * 20 Br. — 6,0789 = —
1
—
a0 eo A 91781 = 46:
1
s.60 4 —
40 ⸗ 2,4094 = —
1.5 Due Zur 7. Br — *
de Luc über die Atmoſph. 9. 607. Schukburgh in den philof:
transact. Vol. LXVII. ©. 363. ff. Le Roy, ebendaf.
S. 689. ff. Sauffüre Hpgrometrig, f. 113. Vandermonde,
Berthollee et Monge mem. Sur le fer, in den Mem. de
V’ ac. roy. des Je. 1786. ©. 36. ff.
Berfuche über die Ausdennbarfeit der Luft nnd der Bass
arten durch die Wärme,’ zur genauen Beflimmung der
Ya Umfaͤnge
370 1. Theil: x. Hauptftüc.
Umfänge berfelbigen ben einer gegebenen Temperatur, vom
Hrn. von Morveau, in Grens Journ. d. Phyf. B. J. &.293. ff.
Nach Robins wird die Luft von der mittlern Temperatur
bis zur Hige des glühenden Eiſens um das Vierfache ıhres
Volums ausgedehnt.
$. 562. Andere Gasarten befolgen nach den
angeführten Erfahrungen der Hrn. Morveau und
‚ du Vernois andere Geſetze der Ausdehnung durch
die Wärme, als die atmofphärifche $uft.
Nach diefen Verfuchen war das Volum
1) des Stickgas, ‚unterm Barometerftande von 27 B.r
Hey 00 R. 1,0000
-» 20° - . 1,0340
. 40° - - 1,2186
- 60°» - 1,7664
- 80° - - 6,9412
2) des Sauerftoffgas, unterm Baromft. vond26 3. 10,75 2
bey 0 R. 1,0000
- 20° » . 1,0452
40° - . 1,2483
- 60° =» - 1,9018
- 80° - . 5,4767
3) des Wafferftoffgas, beym Barometerft. von 27,66 34
bey 0 R. =» 1,0000
- 20° - - 1,0839
* £, g ” 1,2283
.- 60° - . 1,3742
, . 80° - - 1,3912
4) des Salpetergas, beym Barometerft. von 27 3., 3,51,
bey 00 R. 1,0000
- 20° » - 1,0652
- 40° - - 1,1763
- 60° » . 1,4437
- 80° - - 1,6029
5) des Fohlemauren Gas, bey gleihem Barometerftandey
bey o’R. - 1,0000
- 20° »- - 1,1105
.- 40°. ij. 1,3066
0 . 1,7385
..80° » - 2,0054
6)
Warmeſtoff. 371
6) des Ammoniakgas, unterm Barometerftande von 28 3.,
bey OR. - 1,0000
- 20° » . 1,2791
- 40°» - 1,8437
.- 60° - — 3,5878
- 80° - = 6,8009
$. 363. Durch Zunahme der Temperatur ber
£uft wird ihre Erpanfivfraft vermehrt, mie ihre Auss
breitung in einen größern Raum offenbar lehrt. Iſt
nun die $uft in einem. Gefäße eingefchloffen, fo nehmen
duch Vermehrung der Wärme ihre Eflafticität und
ihr Drud auf das Hinderniß ihrer Erpanfion zu.
Eine mit wenig Luft erfüllte Blafe fchwillt in der Hitze auf.
Am Luftehermometer drüdt die durch die Wärme ausges
debnte und im ihrer Elafticıtät vermehrte Luft die Flüffigs
keit in die Hoͤhe. ’
Im Herousballe wird das Wafler durch erwärmte Luft
zum Springen gebracht, 7
Die Seuerfontaine,
6 564. Die Zunahme der Elafticität der ein-
geichloffenen fuft durch die Wärme macht, daß fie
nun einer höhern Duedfilberfaule in der torricelli⸗
fchen Röhre das Gleichgewicht halten Fann als in der
Kälte; „und der Ueberfhuß diefer Höhe über die,
welche fie zur Zeit ihrer Einſchließung im Freyen ers
hielt, giebt das Maaf ihrer vermehrten abſoluten
Elafticisät durch die Waͤrme an.
$. 565. Es fehlt uns noch an genauen Verfü:
chen über die Zunahme der abfoluten Elafticität der
eingefchloffenen atmofphärifchen Luft und der Sasarten
durch eine beftimmte Anzahl von Waͤrmegraden. Es
ift wahrfcheinlich, daß die Elafticität einer und der⸗
Aa 2 ſelben
%
J
3722 Shell. x. Hauptſtuͤck.
ſelben Luftmaſſe, deren Dichtigkeit ſich gleich bleibt,
durch die Waͤrme nach eben dem Verhaͤltniſſe wachſe,
als fie durch dieſelbe unterm Drucke der Atmofphäre
ſich in einen groͤßern Raum ausdehnen würde ($.
561. 562.).
Amontons, in den Mem. de P acad. voy. des fc, ız02. ©,
160. ff. Le Roy 0.0.10. .
$. 566. Die Gewalt, welche eingefchloffene und
erhißte Luft gegen das Hindernif ihrer Erpanfion aus:
übt, muß durch die Zunahme der Hiße immer mehr
und mehr wachſen. Es ift denfbar, daß ihre Aus:
fpannungsfraft endlich fo groß werden fönne, daß fie
der Zuſammendruͤckung eben fo ehr wiberfteht, als
ein Stein. Das Wahsthum ihrer Elafticirär in den
Graden bes Glühens ift bemundernswärdig groß,
und groß genug, um alle Bande der Cohäfion und
Schwere zu überwältigen, wie die Kraft des entzuns
deten Schiefpulvers in Schießgewehren, beym Spren:
gen der Minen und des Gefteins in Bergwerfen
beweiſet.
Verſuch einer Theorie der Sprengarbeit, nebſt einem Vor⸗
ſchlage zur Verbeflerung der Kunftfäge, von Franz Baader.
Frepberg und Annaberg 1792. 8.
$. 567. Da alfo die Elafticität der $uft durch
die Wärme wächft, ‚fo kann auch eine duͤnnere tuft,
melche erwärmt ift, einer dichtern, aber Fältern, $uft
das Gleihgewicht halten. Die erwärmte luft breitet
ſich daher in der fältern aus, fteigt im derfelben em⸗
por, oder ergießt fich über diefe hin.
Hierauf gründen ſich
1) Die Wirkung der Werterfibädhte und die Wetterwechſel
a in Gruben,
\ Lomo-
BWBiärmieflof.- 3735
Lomonofow, in den nov. — petrop. T. I. ©,
— — in den Mm. Wr acad. roy. des fc. 1768.
218.
2) Der Zug der Luft in den wWindsfen.
3) Das Emporfleigen ber Wiontgolfieren.
van Swinden poht. phyf. T. Il. ©. 220. ff. Faujas
de St. Fond d£leription de la machine — de
Monl. de Montgolfier. à Paris 1784. T. L II.
4) Die entgegengefenren Ströme: der Luft durch die gebffuete
Thür eines geheigten Zimmers.
6. 568. Hierauf gründet fi ferner die! Me;
thode, Gefäße mit fehr enger Mündung mit Waſſer
oder andern tropfbaren Flüffigfeiten leicht zu füllen.
Bird nämlich durch Erwärmung des offenen Gefäßes
die darin enthaltene luft fo viel als möglich ausgetrie:
ben, und dann die offene Mündung bes heißen Gefä-
ges in die Slüffigfeit geftellt, fo Fann die darin zuräd:
bleibende fuft beym Abfühlen nicht mehr dem Drucke
der äufern fuft das Gleichgewicht halten, und dieſe
treibt nun das Waſſer in dafjelbe hinein. Aus der
Vergleichung des übrig bleibenden Raums, den jet
die abgefühlte Suft im Gefäße noch einnimmt, mit
dem Inhalte des Gefaͤßes, Täft fi der Grad der
Verdünnung, den die fuft erlitten hatte, beftimmen.
Schmelzen und Gefrieren.
$. 569. Die Wirfung des Wärmeftoffes auf
fefte Körper, wodurch fie in den Zuftand der tropfba=
ren Slüffigfeit übergehen, heißt Schmelzen (Fußo ),
und man fagt von einem durch die Hiße tropfbar s flüf
fig gemachten Körper: er fey im Fluſſe, er ſchmelze
er fließe.-
$. 570.
274° TU Theil. 1. Hauptſtuͤck.
$. 570. Aus dem, was oben ($. 123. 130.)
son dem Unterfchiede zwiſchen feften und tropfbar⸗fluͤſ⸗
figen Materien angeführt worden ift, folgt, daß die
“Erpanfiofraft des MWärmeftoffes den Grund der
Schmelzung enthalte und durch feinen Bentritt zur
feften Subftanz das Verhaͤltniß der urfprünglichen
Grundfräfte derfelben abändere und die Repulſions—
fraft in Beziehung auf die Anziehungsfraft der Theile
vermehre.
4. 571. Die Fluͤſſigkeit aller liquiden Materien,
die wir jetzt kennen, iſt abgeleitet und Folge des Ein—
fluſſes des Waͤrmeſtoffes ($. 137.).
$. 572. Den der Verſchiedenheit der Größe der
. Anziehungsfraft der Theilchen der fpecifijch verfchies
denen Materien unter einander und zum Waͤrmeſtoffe,
Darf es ung nicht wundern, daf einige Materien eine
größere, andere eine geringere Intenfität des Wär:
meftoffes zum Schmelzen erfordern, ja, daß es Mates
rien geben kann, die bey allen ung jeßt befannten
Graden der nmiedrigften Temperatur unferer Atmos
fphäre noch liquide find.
Streng » lüflıge und leicht » flüffige Materien,
$. 573. Manche Gemifche fchmelzen leichter,
als die einzelnen Materien, woraus fie beftehen.
Das Schnelloth der Klempner.
Das Rofe'fche Metallgemiſch, aus 2 Th. Wiemuth, ı Th. Bley
und ı Th. Zinn, das ſchon im kochenden Waſſer Hüffig wird.
$. 5374. Einige Körper fönnen durch Feine Hiße,
die wir jeßt hervorzubringen im Stande find, in Fluß
gebracht oder gefchmolzen werden. Man nennt fie
feuer:
Biärmeftoff. 375
feuerfeft. Sie find aber deswegen mohl nicht abfolut
unfchmelzbar zu nennen; denn alle fünnen doc) we
nigfteng durch Hülfe anderer, mit denen fie ſich che—
miſch vereinigen, im Teuer zum Schmelzen gebradt
werden, Die letztern nennt man deswegen Fluͤſſe,
Schmelzungeimittel,
Beyſpiele: Kalkerde und Thonerbe find für ſich unſchmelzbar;
—— aber, wenn fie vermengt find, in der Gluͤ⸗
ehitze.
Vermittelſt eines angezuͤndeten Gemenges aus drey Theilen
gereinigtem trocknen Galpeter, zwey Theilen Schwefelblu⸗
men und zwey Theilen feinen Saͤgeſpaͤnen, kann mar
cine kleine Silbermuͤnze in einer Nußſchaale fchmelzen,
("Baumes fehneller Stuß. )
. 375. Don dem wahren Schmelzen iſt dasFluͤſ⸗
fig: werden mancher Salzkryſtalle, 3.3. des Alauns,
Vitriols, in der Hiße zu unterfiheiden, das feinen
Grund in den wäfferigen Theilen derfelden Kat, bie
in größerer Hiße das Salz; auflöfen, ungeachtet fie
es in geringerer nicht Fönnen, und nad) deren Der:
lufte das Salz in der Hiße auch wieder feft wird.
$. 576. Wenn die geſchmolzenen Körper einer
niedrigern Temperatur ausgefeßt werden, als bie ift,
wobey fie zu ſchmelzen anfingen, fo werden fie wieder
fett. Man nennt dies das Gefteben oder Gefrieren
(Congelatio). Es ift Folge des Austrittes Des ihren _
Theilen adhärirenden Waͤrmeſtoffes, und es geſchieht
fehnelier oder fangfamer, eheils nach der Verfchteden-
“heit der Differenz der Temperatur des gefehmolzenen
Körpers und des umgebenden Mediums, theils nad)
der Seitungsfraft des feßtern für die Wärmetheilchen.
Bon der Kryſtalliſirung der Theile der Körper 2
dieſem
346 IL Shell. 1. Haupflük.
diefem Geftehen oder Gefrieren ift oben ($. 142.)
.. gehandelt worden.
—
$. 577. Nach der gegebenen Erflärung (6.
570.) vom Schmelzen müffen alle Körper im Sluffe
ein größeres Volum haben, als im Zuftande ver
Seftigfeit. Die Erfahrung beftätigt dies auch aller:
Dinge. Die Ausnahme, welche einige Materien, wie
Eis, Roheiſen, Wismuth, Spiesglanz, Schwefel,
zu machen fcheinen, läßt fic) aus der Kenftallifirung
ihrer Theile beym Geftehen feicht erflären.
Dampfbildpung.
$. 578. Eine, andere und höchft merkwuͤrdige
Veränderung der Form, welche fehr viele, fo wohl
fefte, als flüffige, Körper erfahren, wenn fie der Wir:
fung des Wörmeftoffes unterworfen werden, ift die
Verwandlung derfelben in elaftifche oder erpanfibele
Sluffigfeit, nämlich in Dampf ( Vapor ).
$. 579. Wenn z. B. Waffer in einem gläfer:
nen Gefäße der Hiße ausgefeßt wird und feine Tem⸗
peratur endlich einen gemiffen Grad erreicht hat, ſo
ſehen mir, daß fih eine Menge Bläschen tallent-
halben an der Wand des Gefaͤßes anfeßt, die fich
nad) und nad) ablöfen, emporfteigen und an ber
Dberfläche des Waſſers zerplaßen. Ben zunehmen:
der Hiße des Waſſers nehmen diefe Bläschen an
Menge und Größe zu, fo daß fie bey ihrem Empor>
ftetgen die Durchfichtigfeit des Waſſers endlich hin:
dern. Zuletzt geräch die ganze Maffe des Waſſers
in
Warmeſtoff. 377
in Bewegung, wegen ber Groͤße und Menge der
Blaſen, und das Waſſer wallt nun auf, kocht oder
fiedee. Bis zu diefem Sieden feige die Temperatur
des Waſſers, wieein hineingeftelltes Thermometer zeigt.
So wie e8 aber zum Sieden in einem offenen Gefäße
gefommten ift, bleibt das ng, - wofern es
nur den Boden oder die Wände des Gefäßes nicht
berührt, in dem Wafler auf dem erhaltenen Puncte
unveränderlih, Die Blaſen, die im fochenden ABaf-
ſer aufſteigen, find der Dampf des Waſſers. Die:
fer Dampf ift vollfommen durchfichtig, wie die Luft,
und bleibt auc) beym Heraustreten aus dem Waſſer
unfihtbar und elaftiich, fo lange er die dazu nöthige
Wärme bat oder nicht durch Zufammendrüfung
vernichtet wird. So verwandelt fich nun bey fort:
dauernder Hige das Waſſer nach und nad) ganz in
Dampf, und wird als folcher fortgeführt.
$. 580. So find nun mehrere fefte und liquibe
Materien fähig, bey einem angemeffenen Seuersgrade
in eine elaftifch) : flüffige Materie, in Dampf, verwan:
delt zu werden. Der dazu nöthige Grad der Hiße
ift bey den verjchiedenen Stoffen gar fehr verfchieden.
Naphtha und Weingeift fieden bey aeringerer Hige, als Waffer,
djefes bey geringerer, als Quedfilber. Schwefel vervampft
früher als Wismuth, Zinf, Spiefiglanz , Arfenif. Aber
duch das fonit jo feuerbeftändige Bold und Silber koͤnnen
zur Verdampfung gebracht werden.
$. 581. Uber die Erfahrung lehrt auch: daß
der Druck der atmofphärifchen Luft, die über der
Fläche der fochenden Fluͤſſigkeit fich befindet, ven
Grad der Hiße, ben dem eine und diefelbe Fluͤſſigkeit
| i | fiedet,
378 II. Shell. 1. Hauptftüd.
fiedet, ſehr abandert; daß eine defto größere Hiße
dazu erfordert werde, je größer dieſer Drud der luft
fen; und daß einerlen Sluffigfeit um fo eher und bey
deſto geringerer Hitze fiede, je geringer der Druck der
fuft darauf fen. Hierauf gründet fich eben die oben
($. 506.) angeführte Berichtigung des Stedepuncts
am-Thermometer. In hohen Gegenden der; Atmos
fphäre Foche daher das Waſſer ben einer niedrigern
Temperatur, als in niedrigern Gegenden, und im
leeren Raume der $uftpumpe bey fehr mäßiger Tem:
peratur.
Hr. de Luc beobachtete dies auf einer Reife über den Wiontcenis
im I. 1762 in verſchiedenen Höhen und wiederhoblte diefe
Unterfuhbungen im %. 1765 auf den G®ebirgen in Saur
cıgny. Ich tbeile bier Refultate dicfer letztern Beobach⸗
tungen mit, woben ich die Grade des bey 27 3. Barome⸗
terftand gradmirten Tbermometers auf ein ſolches gebracht
babe, das bey 28 3. beitimmt worden wäre.
ärmegrade
Barometeritand. des — Waſſers.
28 3. 5% 2 Sedhehntel ——
28h5c· — 80,39 -
28- 2-14 . 80,14 -
28- I1- 3 - 80,03 —
ir Be 3; ” 79,9% *
27-00. 79,90 -
27 . 9 - 7 ” 79,34 *
ı7- 6- 7 . 79,51 -
27° 5 - 3 2 79,53 =
27 — — 5 * 79,22
26- 8-14 - 73,93 “
264 4 - 15 “ 78,83 F
26 - 3 x 15 “ 78,73 *
235- IIL- 7 = 78,42"
sa.» 9 . 7744 ”
24° 5-15 ⸗ 77,04 ”
24 · I1- 1 a 76,70 2
233- 8- 2 . 76,43”
233-466 - —
33 - 11 14° ’ 780 5
Baros
Biärmefofl. 379
Barometerſtand. | Märmesrad
rade
des fochenden Waflers
213.108, 7 bis 2 Sechz. 74,74 R.
20- 4 - 15 Sechzehntel 73,21 -
29 Ze 9, e 72,590 -
de Luc Unterf. über die Atmofph. Th. II. $. 857. ff.
Bey meinen unter dem Recipienten der Luftpumpe am?
geftellren Verſuchen fand ich folgende Refultate:
Barometerſtand. Giedegrade des Waſſers.
NR.
143. 65 8. 67
$- -.. 56 bis 57 R.
7- 85- 55,58.
— 54 -
6- I - 51,5
=, 5° 59,5 -
373.3 49 -
3+ 32 » 48,5 -
„4-10 - 47 bis 47,5 R.
4- 4 - 45,5%
3-1 - 4 -
3-9 - 4 -
3, $°- 4 -
3.3“ at,25 R.
ee Br 40 .
2-11 - 39 bis 39,5 R.
2-9.» 38 N.
2-3° 35 -
»- . 33,75 R.
2 ·11 ⸗ 322 -»-
> SE SEE SE. 31 “
1-6-«- 29,5 ”
Grens unten ($. 588.) angel, Abh.
$. 582. Der Grund von dieſem veraͤnderlichen
Siedegrade des Waſſers und anderer tropfbarer
Stüffigfeiten ift folgender. Die Dämpfe haben feine
Permanenz ihrer elaftifchen Fluͤſſigkeit, als ben einem
beftimmten Grade der Wärme unter einem beftimm:
ten Drude ($.136.). Sollen fie alfo als efaftifches
Fluidum in der fuft oder unter ihrem Drucke beſtehen,
fo
380 | II. Sheil. 1. Hauptſtuͤck.
fo müßten fie einen ihr gleichen Grad der Elafticität
befigen, und diefen erlangen fie nur durch einen be-
ftimmten Grad der Wärme. Cie fönnen ſich alfo
auch ım Innern des Waſſers, auf deſſen Tfäche die _
Luft druͤckt, nicht eher bilden, oder das Waſſer fahn
nicht eher fieden, bis fie durch) die gehörige Hiße den:
jenigen Grad der Elafticität erreichen, welcher ver Elafti:
eität der $uft das Gleichgewicht hält. Je weniger die
$uft darauf druͤckt, defto geringer braucht die Efafti:
eitäat der Dämpfe zu feyn, um dem Drucfe der $uft
das Gleichgewicht zu halten, folglich bevürfen fie auch
eines defto geringern Grades der Wärme, um fich
bilden zu Fönnen. — Ohne den Drud einer, Atıno:
fphäre würden mir gar fein liquides Waſſer, Fein
Traphıha und feinen Alcohol kennen; denn fie würden
dann bey den Temperaturen, wobey wir leben, elafti-
ſche Slüffigfeiten feyn (138.). -
$. 583. So lange die Dämpfe als elaftifches
Fluidum beftehen, befolgen fie auc) diefelbigen Ge—
feße des Drucks und des Gleichgewichts ſchwerer
erpanfibeler Slüffigfeiten ; und es gilt daher in dieſem
Zuftande alles das von ihnen, was hiervon oben von
der $uft ($. 370.) angeführt worden if. |
$. 584. Die abfolute Elaſticitaͤt der Dämpfe Ä
läßt fich eben fo, mie die der luft, durch die Höhe
einer Duedfilberfäule meſſen, die in einer Barometer:
roͤhre damit im Gleichgewichte ift.
Die Beihreibung eines Elaterometers für Dämpfe habe ich im
der unten (ſ. 588.) angef, Abhandl. mitgetheilt.
$. 585.
Biärmefof. 381
$. 585. Die abfolute Elafticität der in Gefäßen
eingefchloffenen Dämpfe nimmt, wie die der einge
fchloffenen $uft, durch Die Wärme zu. Beobachtungen
Über das Wachsthum der abfoluten Elafticität der
eingefchloffenen Dämpfe des Waſſers durch eine be:
flimmte Anzahl von Wörmegraden haben wir vom
Hrn. von Betancourt erhalten.
Wärmegrade Abfolute Elaſticitaͤt
der Dämpfe des Waflers, der Waflerdämpfe.
10° R. 0,15 3. Barometerft.
20. - 0,65 - -
> 1 A 1,52 - =
40 2,92 - :
30 * 5,35 * 5
6o - 9,95 - 2
67. - 14,50 - e
zo - 16,90 - ®
80 - 28,00 - -
90 - 46,40 - —
> 57,80 - 5
100 - 71,80 - ®
104 »- 84,00 - x
110 - 98,00 - -
Me&moire fur la force expanlive de la vapeur de l’eau, par
Mr. de Berancour:. à Paris 1792. 4.
Fruͤhere, obgleich nicht fo volltändige, Verſuche hiers
über bat Hr. D. Ziegler angeftellt. (Specimen phyfico-
chemicum de Digeltore Papini, eius ftructura, elfectu
et ufu,. primitias experimentorum novorum circa fui-
dorum a calore rarefactionem et vaporum elafticitatem
exhibens. Aut. lo. Henr. Ziegler. Ball. 1769. 4 ).
$. 586. Die Gewalt, welche eingefchloffene
Dämpfe durch die Erhißung gegen die Hinderniffe
ihrer Erpanfion auszuüben im Stande find, ift be-
wundernsmwürdig groß, und die Kraft des im einge:
ſchloſſenen Raume bis zum Glühen erhißten Waſſers
und feiner Dämpfe Fann gar Feiner Berechnung un⸗
terwor⸗
6
382 | I. Shell. 1. Hauptſtuͤck.
terworfen werden, meil e8 uns an Mitteln mangelt,
den überaus großen Grad der Elafticität diefer Däms
pfe zu meffen, der mohl hinreichend ift, den bewun—
dernswärdig großen Effect der Bulfane und der Erd—
> erfchlieterungen daraus abzuleiten.
Geſetzt, es ift Wafler in einem Gefäße eingeſchloſſen, und es
würde darin mit ſeinen Daͤmpfen bi: 110? R., alfo nur
20 Grad über den gewöhnlichen Giedepunct, erhitzt, ſo iſt
nah der vorigen Tabelle die Elafticitär diefer Dämpfe
ſchon fe groß, um einer Quedſilberſaule von 98 3. Höbe
das Bleichaewicht zu halten; oder gegen jeden Quadratfuß
(parif.) Fläche der Waude des Beräßes mit einer Kraft zu
drüden, die dom fenfrechren Drude eines Gewichtes von
77584 Pf. (parıf.) gleich if. |
$. 587. Weil die Elafticität der eingefchloffenen
$uft ($. 563.) und Dämpfe durch die Hiße zunimmt,
fo mäffen fie auch in genau verichloffenen Gefäßen
auf das Waſſer, das mit eingeichloffen ift, immer
mehr reagiren und druͤcken, je ftärfer fie erhißt mer;
den; und folglich wird auch die Hiße dieſes Waſſers,
ehe es fiedet, den gemöhnlichen Siedepunct überftei-
gen ($. 581.) und wachen, und fie würde, wenn
- die Gefäße es aushielten, felbft bis zum Gluͤhegrade
zunehmen fünnen.
6. 588. Beyſpiele von der Elafticität der Daͤm⸗
pfe und ihren Wirkungen geben:
ı) Die Windfugel oder Dampffugel ( Aco-
lipila ).
wolfs nügl. Verf. zu genauer Erfenntn. der Nat. und Kunf,
Th. I. Kup 7.
2') Die Analllügelchen, |
3) Der papinianifche Topf ( Digeltor Papini).
| La
»
Weaͤrmeſtoff. | 383
La maniere d’ amolir les os, ou de faire cnire toutes for-
tes de viandes en fort peu de tems, par Mr. Papin.
a Amfterd. 1681. 8. Verſuch einer neuen Vorrichtung
von Papins Digeftor, von Wilfe; iniden fchwed. Abhandl,
B. XXXV. 6, 3.7 und in Erells neueften Entd. Ch. 1.
©. 33. ff.
4) Watts Dampf: oder Seuermafchine.
Beſchreibung der weſentlichen Finrichtung der neuern Dampfs
oder Feuermafhinen, nebſt einer Gefchichte diefer Erfins
dung und Bemerkungen über die abfolute Elafticität der
Maflerdämpfe, von F. U. €. Grenz; im neuen Journ. d.
Phyſ. B. 1. ©. 6 ff, u. ©. 144 ff.
$. 589. Die abjolute Efafticität der Dämpfe
einer kochenden Slüffigfeit in irgend einem Siedegrade
ift, fo lange die Dämpfe diefen Grad der Hiße behal-
ten, der abioluten Elafticität der Luft gleich, die
auf die Fläche der fiedenden Flüffigfeit drückt. Die:
fer Saf folgt aus $. 582. und Die Erfahrung beftä-
tigt ihn.
Gren a. a. O. ©. 183. 197.
$. 590. Aus dem gleichzeitig beobachteten Ba⸗
rometerftande fönnen wir alfo die abfolute Elaſticitaͤt
der Dämpfe einer in offenen Gefäßen fiedenden Fluͤſ⸗
figfeit finden.
Meiner Alcohol Eocht bey 64° R. unter einem Barometerkande
von 28 Zoll; alfo haben die Dämpfe des ftedenden Alco⸗
hols bey 64° eine eben fo große abſolute Elafticität, als
die des Wallers bey 80°: und wenn ferner die Dämpfe
des Alcohols und die des Wailers eine gleiche Temperatur
haben, fo haben fie eine ungleihe Elafticitätz die vom
Alcohol haben eine größere, als die vom Waſſer.
$. 591. Wir müffen in ben Dämpfen, als
zufammengefeßten Körperarten, die Baſis, oder den
Stoff, der an fich nicht erpanfibel ift, wie im Waſ—⸗
ferdampfe das Wafler, unterfcheiben, und das ur:
fprüng«
384 IE Shell, 1. Hauptſtuck.
fpränglich erpanfive Weſen, nämlich ven Wärme:
ftoff, oder nach Hrn. de Luc das fortleitende Fluͤſſige
(Fluidum deferens), durch welches jene Baſis zur
erpanfibelen Slüffigfeit ‘wird ($. 135.), und durch
deſſen Entziehung fie aufhört, elaſtiſch⸗fluͤſſig zu ſeyn.
Durch die Cohaͤrenz des Waͤrmeſtoffes mit der Baſis
des Dampfes verliert jener ſeine waͤrme- erzeugende
Kraft, oder wird latent ($. 125.), mie die nähere
Betrachtung dieſes Umſtandes in der Folge lehren
wird; und eben hieraus iſt die Fixitaͤt des Siede—
punctes beym bleibenden Drude der Atmofphäre zu
erklären. | Ä
$. 592. Wenn die Dampfblafen, die aus dem
kochenden Waſſer hervortreten ($. 579.), bie kuͤh⸗
lere atmoſphaͤriſche $uft berühren, fo werden fie durch
die Erniedrigung ihrer Temperatur zum Theile zerfeßt,
ein größerer oder geringerer Antheil ihrer Bafıs ſchei⸗
det fid) ab und bilder einen fichtbaren Nebel oder
Rauch, Mit Unrecht nenne man denfelben noch
einen Dampf, da er gar nichts mit des Natur des
Dampfes gemein hat. Er befißt Feine Elafticicht
mehr und tft nichts, als die Bafis des Dampfes, die
ihres erpanfiven Stoffes beraubt ift. Sie ſchwimmt
vermoͤge ihrer höchft feinen Zertheilung und ihrer
Adhäfion in der Armofphäre und folgt ihrem Zuge,
bis fie Durch mehrere Aneinandernäherung ihrer Theil:
hen zum concreten tropfbarsfläffigen oder feften Stoffe
zufammentrite und ſich niederſchlaͤgt, oder fich Durch
neues Dinzufommen von Wärmeftoff wiederum in ela-
ſtiſche und unfichtbare Slüffigfeit verwandelt. Wolken
find
Warmeſto ff. 385
ſind daher nicht Waſſerduͤnſte, die in der luft ſchwim⸗
men, ſondern das hoͤchſt fein zertheilte Waſſer, welches
aus dem Elaſtiſch-Fluͤſſigen, das es vorher bildete,
ben der Zerfeßung deſſelben niedergefchlagen worden
und noch nicht. zum zufammenhängenden Tropfbar =
Fluͤſſigen zuſammengetreten iſt. Hr. von Sauſſure
ſchreibt dieſem Nebel eine Blaͤschengeſtalt zu.
$. 593:' Ze niedriger die Temperatur des Damz
pfes wird, um defto mehr wird von demjelben zerſetzt;
und umgefehrt. Durch Subftanzen von einer niedri-
gern Temperatur wird nämlich) der Bafis des Dampfes
fo lange Wärmeftoff entzogen, bis in jenen eine gleiche
Temperatur eingetreten ift: es Fann alfo nicht mehr
die ganze vorige Quantität der Bafıs in dem Naume
des Dampfes dampfförmig bleiben; es ſcheidet fich
alfo ein Antheil ver Bafis als Nebel ab. Es ändert ſich
folglich mit der Temperatur’ das Verhäftnif der Baſis
des Dampfes zum Naume defielben, und Dies ift es,
‚worauf man eigentlich den Ausdrud: Maximum Dee
Verdampfung, beziehen follte. Im eingefchloffenen
Raume muß diefemnach die Dichtigfeit des Dam⸗
pfes defto größer werden, je höher die Temperatur |
. wird, vorausgefeßt, daß verdampfende Subſtanz
genug ba ift. |
4. 594. . Hieraus ift num begreiflich, wie in allen
bekannten Temperaturen der $uft Waſſerdampf beſte⸗
hen koͤnne. Mur ift ben gleichem Drude der guft
das Verhältnig der Baſis zum Naume des Dampfes,
| BB. oder
386. IL. Theil. 1. Hauptſtuck.
oder das Marimum der Berdampfung ($.593.), um
deſto Eleimer, je niedriger die Temperatur der luft ift.
$. 595. Mlerdings Fönnen Dämpfe aud) das
durch zerfeßt werden, daß fie mit Materien in Be⸗
rührung fommen, welche die Bafis des Dampfes
ſtaͤrker anziehen, als ſie vom Waͤrmeſtoffe angezogen
wird.
$. 596. Ein drittes Mittel zur Zerſetzung des
Dampfes ift feine Zufammendrüdfung. Seine Maffe
fann nicht, wie die der $uft, ben bleibenvder Tempera⸗
tuc in einen engern Raum gebracht werden, ohne
daf nicht ein Antheil des Dampfes zerfeßt würde, um
bey bleibender Temperatur das Marimum der Vers
dampfung ($. 593.) zu erhalten. Dieſes Maximum
der Verdampfung wuͤrde uͤberſchritten werden muͤſſen,
wenn bey bleibender Temperatur fein Raum verengert
werden follte. Ben gleicher Temperatur kann affo die
‚ Dichtigfeit des Dampfes - nicht vermehrt werden.
Den größerm Drucke dee Armofphäre iſt deshalb eine
größere Menge des latenten Wärmeftoffes zur Bil:
dung des Dampfes aus einerlen Quantität der Baſis
deſſelben nöthig, als ben einem geringern Drucke.
Bas hier von dem Drucke der Atmoſphaͤre gefagt ift,
gilt auch von dem Drude des Dampfes durch feine
Elafticität in verfchloffenen Gefäßen gegen fich felbft.
Aus dem Anaefübrten erklärt fih die Entftehung des Nebels
unter dem Recıpienten der Luftpumpe, wenn man wicder
Luft binzuläße, nachdem vorber in der verdünnten Luft
Berdampfung vorgegangen war. |
$. 597. Diesuft trägt zur Erzeugung der Dims
pfe nichts bey. Sie iſt vielmehr durch ihren Druck
der
Waͤrm eſto ff. 387
der Dampfbildung hinderlich, und es bedarf deshalb,
ohne den Druck der Atmoſphaͤre, weit weniger abfos
futer Quantität von Wärmeftoff, um eine und diefel-.
bige Quantität von Bafis dampfförmig zu —
als bey ihrem Drucke ($. 581. ): |
$. 598. Ueberhaupt bedarf es gar nicht = Aufs
loͤſung des Waſſers in der Luft, um fic die Phä-
nomene der Verdampfung des Waſſers zu erklären,
und darauf einen Unterfchied zwiſchen wirklicher Ver⸗
dampfung (Evaporatio) und Ausduͤnſtung (Exha-
Iatio) zu begründen, Jede Ausduͤnſtung iſt vielmehr
eine wahre Verdampfung, die bey einer niedrigern
Temperatur der Luft nur deswegen langſamer und in
‚geringerer Menge Statt findet, weil dann eine ges
ringere Quantität. des Wärmeftoffes zugegen iſt, ber
durch feine Cohärenz mit der Baſis diefe dampfförs
mig machen muß. Bey ber Ausdünftung gefchiehr
die Verdampfung nur an der Oberfläche, beym Sie⸗
den auch im Innern der Slüffigfeit. Die Gründe für ,
die Auflöfung des Waſſers in der luft und die dadurch
bewirkte Ausduͤnſtung hat Hr. de Luc umftändlich und
gründlich widerlegt. Sch werde in der Solge beym Waſ—
fer auf diefen Gegenftand wieder zurüdfommen.
de Luc nouvelles id&es [ur la meteorologie, T. 1.11. à Lon-
dres 1786. 8. F U. de Luc neue Ideen über die Mereos
— a. d. Franz Th. 1. Il. Berlin u, Stettin 1737.
2788. 8. Zweyter Brief des Hrn. de Luc an Hrn.ide la
Wietherie , über die Wärme, das Schmelzen und die
Verdunftung; in Grens Journ. d. Phy j8 3.11. ©. 402.
Dritter Brief des Hım. de Luc, über die Dämpfe, die lufts
förmigen Fiufligfeiten und die atmofpnärifche Luft; eben⸗
dafelbft Th. 111. ©. 132. Ebendeſſelben Prüfung einer Abs
andiung des Hrn. Wionge über dıe Urſach ter hauptſaͤch⸗
ihften Phänomene der Meteorologie; in Grens Journ. d.
Phyf. 8. VL, ı21.
Bb 2 3u
388 UL. Theil. 1. Hauptflüd.
a; x
Zu den hauptſaͤchlichſten Vertheidigern der Auflbſung
des Waſſers im der Luft, als Urſach der Ausdünftung,
gehbren: Hr.Le Roi (Memoire [ur Pélévation et la fus-
penhion de l’ eau dans l’air; in den Memaires de P acad.
yoy. des ‚fe. de! Paris, 1751. ©. 481.), und Hr. Zube
(über die Ausdunftung und ihre Wirfungen in der Amo⸗
fphäre, Leipz. 1790. 8. ).
4. 599. Auf die Zerſetzung der Daͤmpfe durch
Abkuͤhlung oder Erniedrigung ihrer Temperatur gruͤn⸗
det ſich uͤbrigens: |
\ 1) Die Operation des Deftillirens (Deſtillatio)
und des Sublimirens in der Chemie; |
2) Wilkens und Berretray’s Luftpumpen durch
Waſſerdaͤmpfe.
wilke, in den ſchwediſchen Abhandl. 1769. B. XXXI. ©. zi. ff.
Beſchreibung von des Hrn. Abbé Cajet. Berretray Lufts
pumpe; in Grens: Journ. d. Phyſ. B. VI. S. 36. ff.
$. 600. Eine Subftanz dem Einfluffe des Wärs
meftoffes ausfeßen, um fie in erpanfibele Fluͤſſigkeit
überhaupt, es ſey in Dampf oder in as, zu verwans
deln, heißt fie verflüchtigen. Materien, vie fich
durch die Hibe in erpanfibele Slüffigfeiten verwandeln
laffen, nennt man flüchtig. (Corpora volatilia ),
und fest ihnen die fenerbeftändigen (Corpora fixa)
I
entgegen, welche der Verfluchtigung im Seuer wider:
fiehen. Diefe Ausprüdfe find indeffen nur relativ,
und vielleicht ift Feine, Materie abſolut fenerbeftändig _
zu nennen, Diele Stoffe, die in unferer ftärfften
Hitze feuerbeftandig erfcheinen, koͤnnen durch Hülfe
anderer flüchtiger GSubftanzen, mit denen fie ſich cher
mifch verbinden, flüchtig werden, Man nennt dies
eine Mirverflüchtigung. e
. Benfpiele der Mitverflüchtigung giebt die Riefelerde mit Fluß ⸗
fäure ; des Eiſens dur ſalzichte Säure; des Rupfers durch
eben diejelbige; der Kohle durch Saueritoff. J
Gas—
—
Waͤrmeſt o ff.— 389
G a 8 bild un g.
4. 601. Mehrere Materien werden durch den
Waͤrmeſtoff in elaſtiſche Fluͤſſigkeiten, die nicht, wie
die Dämpfe, durch Erniedrigung der Temperatur
oder durch Zufammenpreffung ihre elaftifche Form
verlieren, alfo in Luft oder GHas ($. 136.) ‚verwanz
delt, wovon in ber Folge mehrere oegipiele vorfom:
men werden.
$. 602. Dieſe Sasarten beftehen — wie bie
Dämpfe, aus einer Baſis, die ihren ponderabeln
Antheil ausmacht, und aus dem Wärmeftoffe, det
jene elaftifch - Aüfftg mat. Die Urſach ihres Unter:
fchiedes von den Dämpfen liegt in der Art und Weiſe
der Verbindung beyder Beftandrheile, die bey den
Gasarten ſich wechfelfeitig aufgeföft haben, ben ben
Daͤmpfen hingegen nur zufammenhängen.
$. 603. Daf der Wärmeftoff die Urſach von
der Bildung der Gasarten und ihrer efaftifchen Ferm
fen, "erhellet daraus: daß zur Bildung eines jeden
Gas Waͤrmeſtoff nöthig iſt; daß durch die Zerfeßung
eines Gas Waͤrmeſtoff entwickelt wird; und daß die Ba:
* des zerſetzten Gas fo viel wiegt, als das Gas ſelbſt.
. 604. Ale Materien, welche laftfoͤrmig mer:
‚den fönnen, werden es fchon im jeder Temperatur, '
die wir Fennen, jo bald fie von andern Materien ger .
‘trennt werden, mit denen fie vorher verbunden waren.
Deshalb fönnem wir eigentlich die Grundlage Feiner
einzigen Gasart fuͤr fich, darftellen, fondern wir fen-
nen fie nur entweder in Verbindung mit dem Waͤr⸗
weſtoffe als Gas oder in Reg mit andern
— | Mate-
858 U. Theil. 1. Haupiſtück.
Materien, mit denen ſie im liquiden oder feſten Zu⸗
ſtande ſind.
$. 605. Alle Gasarten werden nur dadurch jer-
feßt, daß andere Materien ihre Grundfage ftärfer
anziehen, ‘als diefe vom Wärmeftoffe angezogen wird;
nicht umgekehrt, durch Entziehung ıhres Waͤrmeſtoffes
verrhittelft anderer Materten, fonft würde die Grund:
lage der Gasarten für ſich darftellbar fenn.
-$. 606. Man erhält: diefe luftförmigen Stoffe
auf eine mannigfaltige Weiſe aus fehr verfchiedenen
Subftanzen, theils bey Auflöfungen, — und das Aufs
bramen (Effervefcentia), das man bey manchen
Auflöflingen gewahr wird ($. 190.), rührt eben von
der ſchnellen Entwidelung luftförmiger Stoffe her; —
theils ben der Zerfegung derfelben durch Feuer, Gähe
rung oder Faͤulniß.
$. 607. Alle dieſe Gasarten find in den feſten
‚ober liquiden Körpern, aus denen man fie erhält,
vorher nicht als elaftifhe, aber comprimirte, Fluͤſſig⸗
feit zugegen geweſen; fondern ihre Grundlage war
nur darin, die aber bey ihrer Trennung fogleich durch
DBerbindung mit dem Wärmeftoffe gasförmig wird,
$. 608. Die fo wichtigen und intereffanten
Entdefungen dieſer $uftarten haben eigene Werkzeuge
noͤthig gemacht, um fie ben der Zerlegung der Körper
durch Auflöfung oder Feuer, wobey fie zum Vor⸗
ſcheine kommen, bequem aufzufangen und ohne Ver-
miſchung mit armofphärifcher $uft zu erhalten. Man
begreift diefe Werkzeuge unter dem Namen bes peu:
matiſch⸗
Waͤrmeſto ff. 391
matiſch ⸗ chemiſchen Apparats (Apparatus prieu-
mato - chemicus).
TE 609. Jede luftförmige Fluͤſſigkeit ift ſtets
#,
ſpecifiſch feichter, als irgend eine tropfbare Fluͤſſigkeit,
und feige in diefer aufrwarts. Hierauf gründet ſich
das ABefentlichfte beym pneumatifch = chemifchen Ap⸗
patate. Das erſte Stuͤck iſt eine ovale Wanne von
Holz oder verzinntem Kupfer, worin einige Zoll un:
ter dem Rande ein Gefimfe waagerecht angebradht iſt.
In dieſem Geſimſe befinden ſich einige Furzhäffige
Trichter neben einander, fo daß ihre weitere Müns>
dung dent Boden der Wanne" zugefehrt if. Die
anne witd fo weit mit Waſſer angefüllt, daß daſ⸗
felbe das Geſimſe ungefähr einige Zoll hoch bedeckt.
Das Gefimfe felbft diene nun dazu, daß die mit
Waſſer gefüllten umgekehrten Glaͤſer und Vorlagen
mit ihren Muͤndungen auf die Söcher geſtellt werden
fönnen, durch welche vermittelt der Trichter die fuft-
blaſen in diefe Vorlagen geleitet werden follen.
$. 610. Da aber einige fuftarten ben ber Bes
ruͤhtung des Waſſers davon zerfegt werden, ihren
fuftförmigen Zuftand verlieren und damit zur tropfs
baren Fläffigfeit werden; fo ift diefe Vorrichtung
($. 609.) nicht anwendbar, und man muß daher
das Duedfilber zum Sperren anwenden. Der Preis
und die Schwere des Quedfilbers machen freylich,
daß man dieſen Quectſuberapparat kleiner machen
muß, deſſen Einrichtung aber im Grunde dem vorigen,
aͤhnlich iſt. Zur Wanne dient entweder recht dicht
zjuſammengefugtes Holz oder Eiſenblech.
> Grens
'
EN
“ h
8
—
J
392 WM. Thell. x. Hauptſtuck.
Srens Velchreibung eines Quedfilberapparats; im Journ. deu
Phyſ. B. 1. &, 201.
6. 611. Zur Entbindung. der Gasarten felbft,
die man durch Deftillation oder Auflöfung gewiſſer
Stoffe erhält, dienen allerfen Metorten, gläferne oder
irdene,. die man mit den zu zerlegenden Stoffen ins
Sandbad, oder befchlagen in frenes Feuer⸗ legt. An:
die Mündung der Netorte kuͤttet man nad) Beſchaf⸗ |
fengeit der Umftände eine blecherne oder 'gläferne
Roͤhre, deren untere Deffnung unter den Trichter der
mit Waſſer oder Quecfilber gefüllten Wanne geſteckt
wird. Wenn ſich dabey zugleich ſolche Dämpfe erhe—
ben, die das Metall angreifen wuͤrden, ſo dienen
gläferne Tubulatretoren mit einem am untern Ende
nad) oben gefrümmten langen Halfe. Um die dabey
zu gleicher Zeit in Dampfgeftalt übergehenden Sub⸗
flanzen als tropfbare Flüffigkeit durch Abfühlung be:
fonders aufzufarigen, dient eine fo. genannte Wiittele
flaſche und der finnreihe Deftillirapparat des Hru.
Cavoiſier. "Zur Entwidelung luftförmiger Stoffe
ben den Auflöfungen, die Feine aͤußere Hiße erfordern,
wird befonders die Entbindungeflafche gebraucht.
Zu Vorlagen, in melche die durch das Waſſer oder
Queckſilber gehenden Gasarten treten, dienen gläferne
Cylinder mit eingeriebenen Stöpfeln oder ohne derglei⸗
chen, oder Glasflaſchen. Um einige Gasarten, die
fih nur fanafam in dem Waſſer auflöfen laſſen,
bequem damit in Verbindung zu bringen, ift vorzuͤg⸗
lich die Darterfche Glasgeräthfchaft anwendbar.
Die ben der Entbindung und Anffammiung diefer Zuftarten
nothiwendigen Handgriffe werden in den Vorleſungen ſelbſt
gezeigt.
Grens .
Warmeſtoff. | 89%
Grens ſyſtem. Handb. der Chemie, zweyte Ausg. Th. I.
4.157. ff. Beihreibung eines Glasgeräthee von J. .117as
gellan, a. d. Engl. von G. T. Wenzel. Dresden 1780. $.
voifier Traite el&mentaire de, chimie, T. 11. &, 451. ff.
Figirter MWärmeftoff.
6. 612. Es fen eine Maffe geftoßenes Eis oder
Schnee in einem Gefäße fo weit erfaltet, daß ein
hineingeftelltes Thermometer 10 Gr. Tahrenh. zeige,
Man bringe das Gefäß in ein geheißtes Zimmer, fo
daß die Falte Maffe nun einem beftändigen gleichförs
migen Wärmeftrome ausgefeßt fen. Das Thermome-
ter darin wird nun bis 32 Gr. fteigen, aber hier ftilf
fiehen, wenn auch gleid) der Wärmeftrom, der dem
Eiſe zufließe, der nämfiche bleibt. Die Temperatur
des Eifes fteigt nun nicht höher, fo viel Waͤrmetheil⸗
chen ihm auch zugeführt werden; aber es fchmilze
nach und nach, und erft dann, wenn dies gefchehen
ift, ſteigt das Thermometer allmählig höher. Erhitzt
man bas nunmehr tropfbar: flüffige ABafler- in dem
Gefäße über dem Teuer noch ftärfer, fo gelangt das _
‚Thermometer endlich’ an den Stedepunet, wenn; das
Waſſer zum Kochen gefommen iſt; aber nun tritt wieder
der Stillftand deſſelhen ein, und es feige nicht höher,
der dem Waſſer zugeführee Wärmefttom ‚mag noch
fo groß feyn, fo lange nur das Waſſer das Thermo:
meter umgiebt. — Oder man vermifche ein Pfund
Schnee, deſſen Temperatur 32 Gr. 5. iſt, mit einem
Pfunde Waſſer von 120 Gr. Mach der Richmann⸗
fchen Regel ($. 547.) follte die Temperatur des Ge:
mifches 76 Gr. werden; fie bleibt aber 32 Gr. und
ein-Theil Schnee wird gefchmolzen. Man vermenge -
JE ferner
|
394 . dheil. 1: Hauptſtück.
ferner 8 Theile Eiſenfeil von 309° F. mit einem 1 26.
Waſſer von 212°; die Temperatur des Gemenges
wird nicht 29039 werden, fondern 212” bleiben, und
ein Theil Waſſer wird ploͤtzlich verdampfen.
$. 613. Der auf das Eis wirfende Woͤrmeſtrom
erhoͤhet alſo die Temperatur des Eiſes eben ſo wenig
über den Gefrierpunct, als der auf das tropfbar⸗
flüffige Waſſer wirfende es über den Siedepunkt er⸗
bigen fann. Die Wirfung der Waͤrmetheilchen auf
das Eis fchränft ſich alfo darauf ein, die Form oder
den Aggregatzuftand des Eiſes zu verändern und
m
daſſelbe in tropfoar⸗ fluͤſſiges Waſſer zu verwandeln,
fo. wie die Wirfung derſelben auf das tropfbar⸗ flüf-
fige Waſſer bey der Siedhitze ebenfalls fid) Darauf
einfchränft, es in Dampf zu verwandeln. So lange
diefe Verwandlung dauert, bleibt das Thermometer
im erſtern Falle auf dem Öefrierpuncte, im andern
auf dem Siedepuncte unverändert ſtehen.
$. 614. Da die dem ſchmelzenden Eiſe oder
dem fiedenden Waſſer mitgetheilte Waͤrmematerie alſo
keine hoͤhere Temperatur, keine vermehrte Wirkung
auf unſer Gefühl oder aufs Thermometer darin her⸗
vorbringt, ſondern ihre thermometrifche und ermärs
mende Kraft dadurch ganz verliert, daß ſie das feſte
Waſſer in tropfbar⸗ fluͤſſiges, oder dieſes in Dampf
verwandelt; fo nennt manifie deswegen unmerkbaten,
verborgenen, figieten Wärmeftoff ($. 521.). Die
Duantitätder Wärmetheilhen nämlich, die zur Aende⸗
rung des Uggregatzuftandes des feften Waſſers in liqui⸗
‘8, Oder des liquiden in dampffoͤrmiges verwendet wer⸗
n den
Waͤrmenhtoff. 395
den muß, muß fuͤr das Thermometer und das Gefuͤhl
verloren gehen, und in der That kommt ſie auch
wieder als freye Waͤrmematerie zum Vorſcheine, wenn
der Dampf des Waſſers zum tropfbar⸗fluͤſſigen Waſ—⸗
fer durch Zuſammendruͤckung, oder das flüſſige Wa
fer plöglich zum Gefrieren gebracht wird, wie dies die
Folge lehrer wırd. Jene Beränderungen der Form
der Materie fönnen nicht erfolgen, ohne daß nicht
durch Die Anziehungsfräfte zwiſchen dem Waͤrmeſtoffe
und andern Materien das Verhaͤltniß der mechfelfei-
‚tigen Mepulfions ; und Anziehungsfräfte abgeändere
würde und der Märmeftoff feine fo genannte Strah:
fung verliert und getoiffer Maßen gefeflelt wird.
$. 615. Man muß aber den figirten Wärme:
ſtoff in doppelter Hinficht unterfcheiden: als adhaͤri⸗
renden und als chemifch: gebundenen. Die erftere
Art der Figirung findet bey der Schmelzung fefter
Materien, und dann bey der Berwandlung in Dampf
Statt; die leßtere hingegen bey der Sasbildung, Den
erfteen ift jeder Körper von einer niedrigern Temperatur
zu entziehen vermögend ; den leßtern-hingegen nicht.
$. 616. Iſt auch der Wärmefloff, der bloß die
Dilatation der theimofkopifchen* Subftanz bewirkt,
unmerfbar oder figirt ju nennen, und noch vom freyen
MWärmeftoffe zu.unterfcheiden ? Oder ift zwiſchen dem
fo genannten ftrahlenden Waͤrmeſtoffe und: dem durch
andere Materien fortgepflanzten (Feu propag? des
‘ Picrter, oder Feu gene des Prevoſt) noch zu unter:
fcheiden? Mir fcheint diefer Unterfchied nicht zuläffig,
eben weil wir den Wärmeftoff nur frey nennen, der
| auf
396 II. Shell. 1. Hauptſtuͤck.
auf die thermoffopifhe Subſtanz durch Difatation
wirkt. Wenn fic ferner der Wärmeftoff nur durch
bie Anziehungsfräfte anderer Materien gegen ihn,
nicht durch eigenthuͤmliche Repulſionskraft, fortpflanzte
und verbreitete; fo wuͤrde die torricelliſche leere wär:
meleer oder. abfolut Falt fenn muͤſſen, und durch fie
hindurch würde ein Körper nicht erhißt- werden fon:
nen, mogegen doch die Erfahrungen ftreiten. Auch
die torricelliiche feere ift Fein eigentliches Vacuum,
fondern flets mit dichterm oder duͤnnerm WBärmeftoffe
erfüllt, nad) Verhältniß der Temperatur der umges
benden Mittel. |
$. 617. Der Wärmeftoff, der bey der Bildung
liquider und elaftifch- Auffiger Materien figirt wird,
muß natürlicher Weiſe wieder als freyer oder fenfibeler
Waͤrmeſtoff zum Vorfcheine kommen und Tempera:
turerhöhung hervorbringen, menn elaftifch : flüffige
Körper wieder zu tropfbar⸗fluͤſſigen oder feften,. ober
tropfbar⸗ fliffige nieder zu feften werden; fo wie hin-
wiederum Temperaturerniedrigung oder Kälte entſte⸗
ben muß, menn fefte Körper bey ihrem Schmelsen,
oder fefte und liquide ben ihrem Uebergange zu ela-
ſtiſch- fluͤſſigen Materien den berührenden Stoffen
den dazu nörhigen MWärmeftoff entziehen. Es laflen
fi hierüber folgende Geſetze feftfeßen.
Grens Heberficht der Geſetze, wach welchen fih die Eapacität der
Körper gegen den Waͤrmeſtoff bey Veränderung der Form
ihrer Nagregation richtet, und welche zur Erklärung vieler
bierber gehörigen Phänomene dienen fünnen; im Journ.
der Phyſit, B. 11. ©. 24. ff.
6. 618. I. Der freye Wärmeftoff wird zum
unmerkbaren in Aörpern, Die aus dem Suftande
Ver
Waͤrmeſtoff. 397
der Feſtigkeit in den der tropfbaren Fluͤſſigkeit uͤber⸗
gehen.
4. 619. Hieraus erklaͤrt ſich:
1) Die Fixitaͤt des Gefrierpunctes im ſchmelzenden
Schnee oder Eiſe (5. 612.)
de Luc Unterſ. uͤber die Atmoſph. Th. I: 9. 438
e — g; deflelben neue Ideen über die een 4.
179.
2) Der Verſuch des Hrn. Wilke mit Schnee und
- warmen Waſſer ($. 612.) Ein Pf. Schnee
von 32 Gr. F. mit 1. Pf. heißen Waſſers von
162 Gr. F. giebt eine Temperatur von 32 Gr.
Der Schnee wird völlig gefhmolzen. Nenn
das Waſſer über 162 Gr. heiß ift, fo vertheile
fid) bloß der Ueberſchuß uͤber 162 Gr. gleichför-
mig unter das entftandene Waſſer. Die Mens
ge der vom Schnee verſchluckten Wärme ift alfo
130 Gr.; nach Hrn. Black 140 Gr.
wilfe, in den ſchwed. Abhandl. J. 17724B. XXXIV.
©. 93. jund in den neuen — Abh. J. 1782. Th. II.
Arawford. Verſ. und Beob. ©. 56. ff. de Luc neue
ideen über die Met. $. 211.
6. 620. 3) Die Erfältung bey der Auflöfung
kryſtalliniſcher Salze in Waſſer oder andern tropfbas
ren Flüffigfeiten. Dran bringe ein $uftthermometer
ohne Geftell in ein Glas mit Waſſer, ertheile ihm
die Temperatur des Waffers und merfe den Stand
deſſelben. Man fchütte dann von fein gepulvertem
Salmiak "oder Salpeter hinzu und rühre alles mit
"einer Glasroͤhre wohl um. Go mie die Auflöfung
des Salzes anhebt, fängt auch gleich das Thermome—
ser zu finfen an, und finft um defto ſchneller, je ſchnel—
j Ä | ler
*r
398 II. Theil. 1. Hauptſtͤck.
ler das Salz aufgelöf't wird. — Noch ſtaͤrker wird
die Erkaͤltung, wenn man fein gepulvertes Frnftallis
nifches Glauberſalz in Salpeterfäure auflöft.
Nach den neuern Verfuchen von Walfer zeigten ſich folgende
Miſchungen ſehr wirfiam zur Dervorbringung fünftlicher
Kälte. Die Temperatur der Materialien war 5o* Fahr,
Salze, Fluͤſſigkeiten. Hervorgebrachte
— er Temperatur.
"Salmiat 5 .
—— — Waſſer 16 Th. 4 100 Fahr.
fSatmiat s Th. |
Salpeter 5 Th
} Gasen 8 Th. )
Salpeterfaureds Am⸗ o
moniaf ı Th. Waſſer ı Th. > 4°’ »
Salpeterſ. Ammo |]
niat ı Th. Waſſer ı Th. —
Sodeſalz ı Th.
Glauberſalz 3 Th. Verduͤnnte Salve
terfäure 2 &h. — 3° -
Waſſer 6% +4 -
6 Th.
—— a ’ Verbünnte Salpes
Salpeter 2 Th. terfäure 4 Th. — 10°
Glauberſalz 6 Th E
SGalpeterfaures Am \ — Salpe; .
moniat 5 Th. | terfäure 4 Ch. — 14
Phosphorlaures Mi⸗ Verduͤnnte Salpe
neralaltali 9 Th. terfüaure 4 Sb. —ı2° 5
Phosphoriaures Mi:
neralalfali 9 Th. L. Verduͤnnte Salpe⸗
Salpeterfaures Ams terfäure 4 Th. —aı -
moniat 6 Th,
Glauberſalz 8 TH. Salzfäure 5 Th. o°
Slauberfalz 5 Th. Verdinnte Schwer
Ä felfäure Th. + 3° -
Die
| Bärmerof. 399
Die gerbiung Sciperergiune befand aus » 25, rauchender
Salpeterſaͤure und ı Tb. deſtillirten Waſſers; die verdünnte
Schwefelſaͤure aus gleihen Theilen VBitriolöhl und Wailer.
Beobachtungen über die befte Metbode, kuͤnſtlicher Weis
fe Kälte hervorzubringen, von Richard Walker; in Grens
neuem Journ. der Phyſ. B. 111. S. 458, ff.
Herr Lowitz fand befonders, das froftalliniiche aͤtzende Ger
wädsalfali und die falzıchtfaure Kalkerde zur Hervorbrin⸗
aung von Kälte bey der Auflöfung in Wafler ſehr wirkſam.
Jenes bewirkte mit aleihen Theilen Wafler von +.13° R.
eine Rälte von 3° Ra, und 4 Theile deflelben mit ı Th.
Mailer von 3° R. erregten eine Kälte von — 7° R. Dies
fes zu 3 Theilen gegen a Theile Wafler von + 2° R. gab -
eine Kälte von — 15°.
Verſuche über die Hervorbringung fünftlier Kälte, von
Hrn. ac in Erells chem, Annalen 1796. B. 1. &,
5239. u j
$. 621. 4) Die noch) ftärfere Erfältung beym
Schmelzen des Schnees oder geftoßenen Eifes mir
kryſtalliniſchen Salzen und mit Salpeterfäure. Beil
im erftern Salle zwey fefte Subftanzen zugleich in
die Form der tropfbaren Slüffigfeit übergehen, fo muß
auch ihre vereinigte Wirkung ftärfer ausfallen, als
jeder einzelmen. Uebrigens hat Herr Blagden fehr
ſchoͤn gezeigt, daß die gröfefte Kälte, die durch jedes
Salz mit Schnee oder ‚Eis beym Schmelzen hervor:
gebracht werden kann, diejenige ift, bey welcher eine
‚ gefättigte Aufldfung eben dieſes Salzes gefriert ;_ denn
nun fällt die Urfach der Erfältung weg. Durch der:
gleichen kalt⸗ machende Mifchungen ift es möglich, ſelbſt
im Sommer den Öefrierpunct des Quedfilbers zu er:
reichen.
Blagden Verſuche über das Vermögen verfchiedener Subſtanzen,
en Gefrierpunct des Waflers tiefer berabzubringen; im
Grens Zjouen. d. Phyf. B. 1. ©. 389.
Verfuche tiber die Hervorbringung einer kuͤnſtlichen Käls
te, von Rich Walfer; in Grens om. der Phyf. 2. I.
©. 419. Ebendeſſelben Verf. über dar Gefrieren des Queck⸗
filbers „„ ebendaf. B. 11. ©. 358. Ebendeſſelben vorher (j.
620.) angef. Abh. Lowitzens ($. 620.) angef. Abh. z
/ . €
Pr II. Shell, 1. Hauptſtuͤckk.
Herr walker (a. a. O) fand, daß eine Miſchuna von
12 Theilen Schnee‘ oder geftoßenen Eiſes, 5 Theilen Koch "x
und.s Theilen von einem Pulver aus gleihen Theilen Sal⸗
miaf und Galpeter, eine Kälte von — 18? Fahr. zumwege
bractt. | £
Zwoͤlf Theile Schnee oder geftoßenes Eis, fünf Theile
Kochſalz und fünf Theile falpeterfaures Ammoniak, bewirks
ten eine Kälte von — 25° $.
Schnee oder geftoßtnes Eis drey Theile, und verdinnte
Salpeteriäure zwey Theile, bende bey. o° F. vermifcht, ers
zeugten eine Kälte von — 46° F.
nee dren Theite, verdinnte Schwefelfäure ziwen Their
fe, beyde bey + 30° F. , brachten das Thermometer bis
> 24°.
Gleiche Theile Schnee und verdünnte Echwefelfäure, bens
de bey — 20° F. vermifcht, brachten eine Kälte von — 56°
F. hervor.
Um das Quedfilber zum Gefrieren zu bringen, (unter
— 40° $.,) fann man alfo Schnee und Galpererjäure, erft
jedes befonders, in einer der alt» macheuden Mifhungen vom
Schnee und Guljen erfälten, dann mit einander vermis
fhen und das. Queckſilber in einer Thermometerfugel fi
diefes Gemisch bineinftellen.
Herr Lowit (a. a. D.) hat über diefen Gegenſtand mebs
rere Verſuche angeftellt
Gleiche Theile Schnee und kryſtalliniſches aͤzendes &es
wädhsalfali, beyde von — 64° R., braten — 34° N.
Kälte. Quedfilber unmittelbar in die Mifhung gegofien,
erftarrte darin fehr bald zu einem feiten Körper.
Eine aͤhnliche Mifhung bey — 11? R. yab — 40°.
Bey der Temperatur der Materialien von — ı? R. brach⸗
te mit Schnee trodenes aͤtzendes Gewaͤchsalkali eine Kälte
von — 21°, Aetzlauge — 27° , kryſtalliſirtes aͤtzendes Mis
neralalfali — 21°, äkender Salmiakgeiſt — 5°, Foblens
faures Ammoniat — 17°, gewoͤhnliches Scheidewaſſer
— 19°, rauchende Salpeterfäure — 245, concentrirte Schwe⸗
felfäure — 19° , rauchende ſalzichte Säure — 275° , concens
trirte Eſſigſaͤure — 22°, Rüffiger Eiseflig — 22°.
Ben einer Temperatur von — 25° R. beiwirfte mit dem
Schnee trodnes Weinfteinalfali — 22°, falpeterfaure Kalks
erde — 22°, fein geriebene Epiedalanzbutter — 22°, ſalricht⸗
faure Zalterde — 24? , efligfaures Gewächkalfall — 26°;
falzichtiaures Eiſen — 28} , ſalzichtſaure Kalferbe — 38°.
Die letere gab bey der Temperatur der Materialien vom
— 13° gar — 40° R. mit dem Schnee.
Das vortbeilbaftefte — — von Schnee und faljihte
faurer Kalferde zur Hervorbringung der groͤßeſten Kälte find
zwey Theile des erftern gegen drey Theile der letztern. Beo
. 3° der Materialien fommt das Gemiſch auf — 39°,
und geht aljo unter den Gefrierpunct des Queckſilbers.
$. 622.
’Biarmefoff. | 401
$.: 622. II. Der unmerkbar gewordene Waͤt⸗
meftoff. wird. wieder zum freyen: und fenfibeln im
Aörpern, Die sus dem Zuftande Der tropfbaren
Stäfiigkeir in den der Feſtigkeit übergeben, oder
die uͤberhaupt ſich mehr verdicken.
. 623. Diefes Geſetz iſt das umgekehrte des vo⸗
rigen und eine ganz natuͤrliche Folge davon. Die
Körper, die Waͤrmeſtoff verſchluckt haben, um ge
ſchmolzen zu ſeyn, muͤſſen beym Geſtehen benfelben
wieder entlaſſen und ſolcher Geſtalt eine Tempera⸗
turerhoͤhung erleiden. Wenn das Waſſer gefriert,
fo: ſetzt es alſo die Schmelzungswuͤrme wieder ab:
Behy dem allmuͤhligen Gefrieren laͤßt ſich freylich we⸗
gen der in jedem Augenblicke nur unmerklich entwi⸗
ckelten Waͤrme dieſe nicht durchs Gefuͤhl und Ther⸗
mometer wahrnehmen; allein eben in dieſer frey wer⸗
denden Waͤrmematerie liegt der Grund, warum das
Woaſſer beym Gefrierpuncte der luft nicht ploͤtzlich und
durchaus gefriert, und warum das bey einer ſtoͤrkern
Kaͤlte gefrierende Waſſer * 32° fo lange behaͤtt,
bis es durchaus gofroren iſt.
6. 624. Es erklaͤrt ſich ferner aus bieſem Geſe⸗
te: 1) Warum Waſſer, das durch Bedeckung mit
Oehl und Ruhigſtehen, ohne zu gefrieren, bis unter
den Gefrierpunct erkaltet war,: mwennwes nun durch
Schuͤtteln oder Erſchuͤttern, oder Umrühren, 'zum
Gefrieren gebracht wird, ein darein geftelltes Thermo⸗
meter bis 322 erhebt. -2) Warum z. B. von ı Pfi
. Waffer von 32° mit 1 Pf. Schnee. von 4° vermifcht,
faft 3 1Pf. Waſſer geftiert und das ganze. Gemiſch
Cc auf
402 1. Shell. : 2: Hauptſtuͤck.
auf 32° fommt. 3) Warum Salzfolutienen, die
nach dem Abrauchen in der Hiße Fryftallifirungsfähig
geworden find, meit fpäter erfalten, als eben fo ftarf
erhißtes Waſſer von eben dem Gewichte oder eben
dem Umfange, wenn fie beyde unter gleichen Umſtaͤn⸗
den in ein Fälteres Medium gefeßt werden. 4) War⸗
um eine gefättigte Yufldfung bes Glauberſalzes, bie
bey der vollfommenen Ruhe in einem verftopften Ola:
fe erfaltete, ‚ohne fich zu kryſtalliſiren, im Augenbli-
de des Kryſtalliſirens beym Schütteln fich erhitzt.
5) Warum zerfallnes Glauberfalz, Bitterſalz, Mis
nneralalfafi, gebrannter Alaun, gebrannter Borar,
u. bergl., bey der Vermiſchung mit Waſſer von eben
der Temperatur, Erhißung zuwege bringen, da eben
die Salze im Fenftallinifchen Zuftande Erfältung bes
wirfen. Es wird nämlich im erftern Falle das Wafs
fer zum feften oder- Krnftallifationswafler. 6) Wars
um ſich gebrannter Gyps, und noch mehr-der gebranns
te. ungeldfchte Kalk, mir Waſſer erhitzen. Das flüffige
Waſſer wird nämlicdy damit zum feften Kryſtalliſa⸗
tionswaſſer. 7) Woher die ftarfe Erhißung der ger
brannten Talferde mit Vitrioldgl rührt. 8) Woher
die Erhißung der gebrannten Kalferbe, der äßenden
Alkalien, der Metalle bey der Auflöfung in. concens
trirten Saͤuren fommt. 9) Warum fic) Vitriolöhl,
Salpeterfäure, mit. Dehlen vermengt, erhigen. Sie
werden nämlid). dadurch zu Harzen verdickt. 10) War⸗
um gefchmolzener Talg, Fett, Harz, Wachs, fo
fpät erfalten. 11) Warum BVitrioföhl und Waſſer,
Weingeift und Wafler, Ejfig und Waſſer, Mehl
und
Barmen
und Waſſer, mit einander bey gleicher Temperatur
vermiſcht, eine erhoͤhete Temperatur erhalten.
9625. 111, Der freye Wärmeltcff wird zum
unmerib.ren ın Rörpern, Die aus dem Zuftande
der ropfbaren ——— in den des Kaupkp
—
. 626. Diefes Geſet eeffäre — Eifer
Hungen: 1) Die Sırität'des Siedepunctes des an freyer
vuft bey unveroͤndertem Drucke der Atmoſphaͤre ko⸗
chenden Waſſers ($: 579.). 2) Die Erfiheinung,
daß Waſſer, welches im verſchloſſenen papinianiſchen
Topfe bis uͤber den Siedepunct erhitzt iſt, ſogleich zum
Siedepunete zuruͤckkehrt, ſo wie der Dampf durch
eine Oeffnung feiner Ausgang nehmen kann. 3) War⸗
sim 8 Pf. Eifenfeil von 300° F. mit ı Pf. Waſſer
won 2123”: vermengt nur eine Temperatur von 212%
des Gemenges hervorbringen. 4) Watum offene
Gefaͤße, worin Waſſer kocht, durch das Feuer nicht
merklich über den Giedepunet erhißt werden koͤnnen.
5) Warum ein Zwirnsfaden, der um ein mit Waſſer
gefülltes, verftopftes Medicinglas dicht gebunden tft,
über der Flamme eines sichres nicht verbrennt. 6) Die!
Abfählung der Zimmer im. Sommer durch Beſpren⸗
gen mit Waſſer, und ‘die Methode zu Benares in Ins’
dien, Eis zu machen:. 7) Das Sinfen eines: empftnds
lichen $uftchermometers. unter ber Ölode der fuftpums'
pe beym Verduͤnnen ber feuchten Luft darunter,
3) Die flarfe Erkältung Bon — des Aethers,
— Meblem.)
Cc 2 | Beſchrei⸗
494 u heil. I Hauptſtuͤck.
ar Dr Lore ame I um
journal der Phyſik, B. VIIL ©. 409, ff. S .412: ff.
Veber die bequemfte Art, Waſſer durch —— * Vitriol⸗
aͤthers gefrieren — —— vom Hrn. Hofr. Mayer; im
neuen Journ. der Phyfif, 8.11. €. 394. f.
$. 637. Endlich —— dieſes Geſetz 9) die fo
genannte fäftererzeugende Kraft des lebenden Menſchen
in einem Medium, das uͤber die Temperatur der Blut⸗
waͤrme erhoͤhet iſt. Da naͤmlich der lebende Koͤrper
eine Quelle zur Entwickelung des Waͤrmeſtoffes in
ſich ſelbſt hat, fo würde, wenn die umgebenden Mit⸗
tel.von niedrigerer Temperatur den Wärmeftoff nicht
abführten,. dieſer ſehr bald in dem Maaße angehäuft
werden muͤſſen, daß er.nachtheiligen und tödtenden Reitz
für den Körper wirkte. In einem Mittel aber, das
über die Blutwaͤrme in der Temperatur erhöher iſt,
dann dieſe Abführung der Wärme durch dieſes Mittel;
nicht gefchehen; aber nun.öffnet ſich auch eine Quelle
zur Abfühlung. in deſto reichlicherm Maafe,. nämlich:
die Ausdünftung.
Chr. Henr. Guil. Roch disf. da tranfpiratione — ae⸗-
quilibrii caloris humani eonfervationi —
Hal. 1793. 3.
. 628. IV. Der unmerkbat gewordene Waͤr⸗
meſtoff wird wieder zum freyen und ſenſibeln in:
Zörpern,. Die aus dem äuftande Des Dampfes zu
tropf bar⸗ flüfjigen oder feften werden.
—. 629. Dieſes Gefeß ift wieder das ——
des vorigen. Als Beyſpiele zur Erklaͤrung dienen:
1) Warum eine Heine Quantitaͤt Waſſer in Dampf⸗
geſtalt, z. B. bey Deſtillationen, weit mehr Waͤr⸗
me a feinem Niederſchlagen abſetzt, als eine gleiche
ED Duan-
| W aͤ rem e ft o f.'7 . 405,
Duantirät Waſſer, wenn auch die Temperatur in bey⸗
den gleich iſt. 2) Warum der Waflerdampf ben ſei⸗
ner Zufammendrädfung und daher entſtehender Ver⸗
nichtung Temperaturerhoͤhung bemirft; und warum
unter der Glocke der fuftpumpe ein empfindliches luft⸗
thermometer fleigt, mwenn man zu dem’im Öuerif
fhen Raume enthaltenen Dunfte Luft läßt. Nach
Hrn. Warte Erfahrung ift die Quantität des Wär:
meftoffes, der als latenter im Waſſerdampfe ben glei⸗
cher Temperatur mehr enthalten ift, als im kochenden
Waſſer von eben dem Gewichte, fo groß, daß, wenn
“er in einer nicht verbunftbaren Subſtanz von einer⸗
len Capacität und. Gewicht mit dem Waſſer frey und
fenfibef würde, die Temperatur diefer Mafle um 943°.
erhöhen würde.
De Luc neue Ideen/ ©, 249 — 258. " |
$. 630. V. Der freye Wärmeftoff wird ver:
ſchluckt und zum unmerkbaren, wenn Subftanzen
die Gasgeſtalt annehmen. |
$. 631. VI. Der unmerkbar gewordene Wär
meftoff wird wieder frey, wenn Gasarten ihren
Iuftförmigen Zuftand verlieren und zum flüfigen
oder feften Stoffe niedergefchlagen werden. |
Die Erfahrungen über die Gasarten , die in der Folge erſt vors
getragen werden fünnen, werden diefe beyden letztern Ge⸗
ſetze beſtaͤtigen. | "
$. 632. Da das Eis von 32 Gr. F. bey feinem
Vebergange zitm tropfbar : fläffigen Waſſer yon eben
dieſer Temperatur nur eine beftimmte Quantität freyen
Waͤrmeſtoffes verſchluckt, und diefe ſolcher Geſtalt der
Menge des geſchmolzenen Eiſes proportional iſt; u
Fa | haben
\
406 II. Theil. x. Hauptſtück.
haben Hr. Lavoiſier und de la Place hierauf einen
Apparat gegruͤndet, theils die ſpecifiſche Waͤrme der
Körper zu beſtimmen, theils die verhoͤltnißmaͤßige
Quantitaͤt des Waͤrmeſtoffes zu meſſen, die bey der
Zerſetzung der Körper und der Aenderung ihrer Form
oder fonft benm Verbrennen frey wird. Sie nennem
ihn ein CLalorimeter, das freylich beffer ein Thermo⸗
meter heißen ſollte. Sonft nennt man ihn aud) den
Eisappatrat Mit Unrecht fieht man alle die bey der
Anftellung der Berfuche damit von den Erfindern an⸗
gegebenen Zahlen als Ausdräde für die fpecififche
Wärme der Körper an, da die mehreften die ben der
Formänderung fren gewordene latente Waͤrme anzei⸗
gen. Erinnerungen gegen den Apparat felbft hat Hr.
Wedgwood gemacht.
Lavoifier traitéâde chimie, T.II. à Paris ya9. ©. * Wedg-
wood, in den philof. transacı. Vol. LXXIV. 371.
Mittel, die Temperatur der Körper
zu erhöben,
8. 633. Mad) den angeführten Gefegen der Fi: -
girung und Entbindung des Waͤrmeſtoffes kann alfo
Erhißung oder Temperaturerhöhung in fehr vielen
Fällen dadurch hervorgebracht werden, daß Materien
durch ihre Einmwirfung auf einander oder durch Vers
änderung ihrer Mifchung ihre Form ändern, wobey
vorher latent geweſener oder chemifch gebundener Waͤr⸗
meftoff frey wird.
$. 634. Es ift aber wahrfcheinlih, daß Wär:
meftoff nicht bloß von Materien in ihrem gasförmigen
j Zu:
Biarme ſt o ff. 407
Zuſtande chemiſch gebunden werde, ſondern daß ſie
ihn auch in andern Zuſtaͤnden der Aggregation oder
der Form wirklich chemiſch gebunden enthalten koͤnnen,
oder ohne daß er vermoͤgend ſey, ſie zu expanſibeln
Fluͤſſigkeiten zu machen; und zwar, daß ſie bey gleicher
Maſſe nach ihrer verſchiedenen Anziehung dazu mit
verſchiedenen Quantitaͤten deſſelben vereinigt ſind, und
daß durch die Veränderung der Miſchung dieſer Mas
terien diefer gebundene Waͤrmeſtoff in größerer oder ge:
ringerer Menge daraus fren werde. Und dies wäre
ein zweytes Mittel, wie Temperaturerhöhung un:
abhängig von der Sormänderung entftehen Fann.
G. 635. Eine dritte Quelle zur Entftehung ber
Wärme, und die vorzäglichfte und hauptfächlichfte
für unfern Erdförper, ift das Sonnenfeuer; über
feine Wirfungsart fann aber erft in der Folge bey
der Lehre vom fichte Die Unterfnchung angeftellt werden.
8. 636. Das, Verbrennen entzündlicher Mar
terien, ober das Züchenfeuer, ift ein viertes Mittel,
Hiße jumege zu bringen. Die Folge wird lehren,
daß es hauptſaͤchlich dadurch wirft, daß dabey eine
gasförmige Subftanz zerfeßt wird, und alfo eigentlich
das oben ($. 631.) angeführte Gefeß Statt findet.
$. 637. Ein fünftes Mittel, Wärme zu erregen,
ift endlich, das Reiben fefter Körper unter einander,
das man ehemals gar für die einzige Duelle aller Tem:
peraturerhöhung 'anfah. Obgleich noch niche alle
Umftände_bey diefer fo gewöhnlichen Erfcheinung ins
an gefeßt find, - ” ſcheint doch fo viel ausgemacht zu
ſeyn,
408 IT. Theil. x Haupiſtick.
fenn, daß eine plößliche,und ftarfe Zufammendrädımg
ber Theile der fic) reibenden Körper Start finden muß,
wenn dadurch Hiße erregt, werben foll, mie auch das;
Geraͤuſch, das beym Reiben immer zugegen ift, be⸗
ſtaͤtigt. Vielleicht wird nun durch diefe plößliche Zus
. nahme der Dichfigfeit der Theile ihre Capacitaͤt oder’
ihre fpecififche Wärme ($. 553.) vermindert, und
fo Anhäufung von freyem WBärmeftoffe oder Tempera⸗
turerhöhung zumege gebraht. Hieraus ließe fich:
erklaͤren, wie bey übrigens gleichen Umſtaͤnden und
gleichen Körpern die Entſtehung der Waͤrme um defto
größer fen, je heftiger: das Reiben gefchieht oder je
ſchneller und ftärfer die fucceffiven Zufammendrädun:
gen und Schwingungen der Theile erfolgen. Ferner
lehren die Erfahrungen, daß die feitungsfraft der Koͤr⸗
per für die Wärme auf die Erregung der Hiße vielen
Einfluß habe, und daß diefe bey gleicher Stärfe der
Meibung um defto größer fen, je fchlechtere Seiter für
die Waͤrme die reibenden Subftanzen find. Die luft,
welche die reibenden Subftanzen berührt, kann daber
auch Wärmerheilchen fchnell genug ableiten, daß ihre
MWirfung nicht bemerfbar wird, wenn die Wirfung
des Reibens nur ſchwach ift; und mirflich fand Pic
tet auch im fuftleeren Raume deshalb die Wirfung
des Reibens größer, als im Iuftvollen, was zu gleicher
Zeit bemweifer, daß die $uft felbft die beym Reiben fes
ſter Körper erregte Wärme nicht hergiebt. Freylich
kann aber beym Reiben entzündlicher Subſtanzen die
Temperatur derfelben bis zu ihrer Entzändungshiße er⸗
höher und dadurch Verbrennen hervorgebracht mer:
ben,
Birma fiof.: 49
den, wobey dann die luft allerdings zur Erzeugung
der Hiße wirkſam if. Flüffige Körper fönnen ſich
wegen der Verſchiebbarkeit ihrer Theile — ein⸗
ander reiben, wie man ſonſt annahm. In ihnen ſelbſt
iſt daher dieſe Art der Erregung der Wärme nicht
moͤglich. Ben elaftiichen Fluͤſſigkeiten kann jedoch
durch plößfiche Zuſammendruͤckung. derfelben auf eine
ähnliche Art, wie beym Reiben, Waͤrmeſtoff angehäuft
werden, tie die Temperaturerhöhung der Luft benm
fehnellen Comprimiren verfelben offenbar bemeifer.
Pictets Berfuh über die Wärme, die dur das Reiben bervors
gebracht wird; in feinem über das Feuer/ S.
auf N
| RE
Um fi zu belehren, ‚wie man es anfangen müffe, dies
jenigen , welche eine materielle Urfache der Wärme fo wohl
als des Leuchtens annehmen, der aröbften Inconfequen
zu befcbuldigen, lefe man Herrn ler, Nicol. Scherer
Yia u den augen der
ne neuen — Thee⸗
rie. Jena er 8.
—— —
Zwey⸗
410 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
ab · vn⸗ —
— Br u Eu u Fe
| * 638.
Bo * und bey der Erhellung durch Feuer oder
durch leuchtende Materien bringen die Gegenſtaͤnde
in unſern geſunden Augen eine Empfindung jutvege,
welche jedermann ünter dem Namen bes Sehens
fentit, wodurch wir in den Stand, gefeßt werden, von
der Sage, Figur, Groͤße und Bewegung der ſichtba⸗
ren Gegenftände urtheilen zu Fönnen.
$. 639. Die objective Urſach diefer Empfindung
nenne man Lichte oder Lichtmaterie (Materia lu-
eis). "Außer dem Sinne des Gefichts kann dieſes
Weſen frenlih von feinem andern Sinne empfunden
werden: da es aber das Organ des Gefichts rührt,
ihm ſogar beſchwerlich und ſchmerzhaft werden kann;
da wir es vermehren, vermindern, abſondern, meſſen,
figiren und verſetzen koͤnnen; kurz, da es im Raume
und in der Zeit enthalten iſt: ſo iſt gar tein Bedenken,
ſein materielles Daſeyn anzunehmen und ihm objec⸗
tive Realitaͤt zuzuſchreiben.
$. 640. Der Zuftand'der Körper, bie in unſern
Augen die Empfindung des Sehens herborbringen,
heißt Erleuchtung oder Helligkeit (Claritas ), wel⸗
diem. bie Dunkelhelt oder Sinfterniß ( Obfcuritas )
9, zendeſcht iſt, die, wie niemand zweifelt, kein
eige⸗
ae 2 3: Same 41:
eigenes bunfel-machendes Weſen vorausfeßt, fonbern
bloße Abweſenheit des Fichte oder auch Verminde⸗
rung deſſelben bis auf einen Grad iſt, der von uns
nicht mehr empfunden werden kann.
— 6. 641: Diejenigen Körper, die aus ſich das
Licht entwickeln, und alfo für fich allein die Empfin⸗
Dung des Sehens verurfachen, heißen ‚leuchtende
Zörper (‚Corpora lucentia ), und dahin gehören die
Sonne, die Firfterne, alle brennende Körper; alle
andere Körper aber, die ung nur durch Hülfe jener
fihtbar werden, heißen, menn fie die Empfindung
bes Sehens. bewirken, erleuchtete oder erbelice
Koͤrper.
Schwach leuchtende Körper können durch ſtark leuchtende aber
auch ganz unſichtbar oder zu bloß erleuchteten gemacht
‚werden, weil die gleichzeitige ſtaͤrkere Empfindung in eis
nem und demfelben Organe die ungleich ſchwaͤchere vermiſcht.
So fieht man Phosphor beym Tageslichte nicht leuchten, -
nur erleuchtet, und die Geſtirne find unferm bloßen Gefichs
te dann ganz unſichtbar.
6. 642. Wenn wir durch gewiſſe Körper bie ge⸗
rade Sinie unterbrechen, die von unferm Auge zu den
leuchtenden oder erleuchteten Gegenfländen gezogen
werden kann, fo fönnen wir biefe nicht mehr fehen;
verfchiedene andere Körper hingegen verhindern es in
diefem Zalle nicht, fondern wir fönnen durch fie die
leuchtenden Sder erleuchteten Gegenflände wahrneh⸗
men. Jene heißen opake oder undurchfichtige Koͤr⸗
per (Cofpora opaca ); diefe durchſichtige (Corpo-
ra transparentia, diaphana, pellucida), Die Durch:
fichtigfeit derfelben leidet übrigens verfchiedene Stufen.
Sie hängt nicht von der Menge der Zwifchenräume,
fon:
412 II. Theil. :2. Haupiſtũc.
ſondern von der geradlinigen Richtung des lichts in
der Maſſe ab, wie weiter unten naͤher erlaͤutert wer⸗
den wird.
Noͤthige, Erinnermig — wegen des Sehens vermietet ber
durch Spiegel. refleetirten Strahlen.
5. 643. Wenn das ficht der Sonne dutch eine -
Heine Deffnung in ein verfinftertes Zimmer fällt, fo’
finder man, daß die. Erleuchtung der hinter einander
liegenden $ufetheilchen eine gerade finie macht. Da.
aber auch erleuchtete Gegenftände nicht wahrgenom⸗
men werden fönnen, wenn die gerade. finie zwiſchen
ihnen und unfern Augen durch undurchfichtige Körper
unterbrochen wird, fo muß ſich Das Licht fo wohl
von den leuchtenden als erleuchteten Aörpern in
geraden Kinien fortpflansen.
$. 644. : Die Theilchen des lichts, die in Einer
geraden $inie fich hinter, einander bewegen, nennt man
einen Lichtſtrahl (Radius lucis). Die durchfichtis
gen Körper ($. 642.) müffen diefe lichtſtrahlen durch
fid) nach unferm Auge hindurchgehen laflen, ſonſt
würden wir durch fie hindurch die fichtbaren Gegen:
fände nicht wahrnehmen fönnen. Ä
$. 645. Ein ifolieter Teuchtender oder erleuchtes
‚ter Punct ift von allen Seiten her ſichtbar; folglich
‚ verbreitet ſich auch das licht von jedem fichtbaren
Puncte nach allen Richtungen zu.
$. 646. Das licht ift alfo eine erpanfibele Stüf
ſigkeit, deren Theilchen durch überwiegende Repul⸗
fionsfraftin Bewegung geſetzt werden; und dieſe bewe⸗
gen
gen ſich von der Quelle aus); wo ſie thuͤtig werden,
nach allen Richtungen zu, wie die Radii einer Kugel
vom Mittelpuncte nach der Flaͤche. Wir koͤnnen ung
alſo die Verbreitung des lichts von jedem leuchtenden
oder ‚erleuchteren Puncte als eine Sphäre. von unbe—
ftimmter Größe voritellen ,, deren Centrum der ftrah-
lende Punct ‚einnimmt, und deren Kadü die Sicht:
ſtrablen find. ‚Ben ſichtbaren Puncten auf Flaͤchen
| undurchfichtiger Körper, kann diefer Ausfluf des lichts
als eine Hemifphäre, gedacht, werben,
6. 647. Das Licht ift ferner eine reins erpanfibe:
le. Fluͤſgkeit. Kein einziger Verſuch kann die Schwer:
kraft beffelben beweifen,,,oder darthun, daß feine Der
wegung, durch die Schwere in der Richtung abgeaͤn⸗
dert werde. Gs zeigt ſch Rn als OR
Subitanz . l: Te, ur ur 3
$. 648. POWER UEOR daß licht ſich ins Un?
endliche verbreiten, weil feine Repulſionskraft ſich nicht
durch ſich ſelbſt beſchraͤnken kann, und tirflich erfüllt
auch das licht nie mit Beharrlichfeit feinen Raum.
“ 6. 649 Die ‚Unterfuchungen i in der Folge —
aber wahrſcheinlich machen: daß die Elaſticitaͤt oder
Expanſibilitaͤt des lichts nicht urſpruͤnglich, ſondern
mitgetheilt iſt, und daß es aus einer an ſich nicht erpanz"
beln Subſtanz und dem Waͤrmeſtoffe beſteht, durch wel⸗
chen jene ihre elaſtiſche Fluͤſſigkeit erhält; daß es durch“
Anziehung anderer Materien, entweder gegen feine Ba⸗
ſis oder gegen feinen Waͤrmeſtoff, zerſetzt werden, und
| | fo
414 IL Shell: 2. Hauptftüc,
fo babin gebracht werden kann, in einem begrenzten
Raume, freylich nicht eo als elaftifches —
— zu werden.
. 650. Aus der‘ Erpanfibilität des lichte folge
kon: daß es als Eontinuum feinen Raum erfüllen
muͤſſe; daß es alfo feine ſo genannte discrete Flaͤſſi ig⸗
keit bilden koͤnne, deren Theilchen durch große Zwi⸗
ſchenraͤume in Beziehung auf ihren Durchmeſſer von
einander abgeſondert waͤren; und daß es ſich nicht in
abgefonverten, u. — — ver⸗
breite. RT —
. —* Indeſſen Siem Die Borfitting; daß
| fig das licht in discreten Strahlen verbreite, zur an?
fehaulichern Erflärung der folgenden Erſcheinungen;
die Optik laͤßt fich fo: gewiſſer Maaßen auf eine Geome⸗
trie des lichtes zuruͤckbringen. Ich werde: deshalb’
dieſe Vorftellungsart im Folgenden zum Orunde legen,
obgleich in der Wirklichkeit das Sicht in einem conti⸗
guirlichen Strome ausfließt und auch ben der groͤ⸗
Beften Duͤnne ein Continuum im Raume bilder, z
In der Wirklichkeit kann man ja auch nie einen Lichtſtrahl
darſtellen; dazu mußte man dar kicht durch ein unendlich
* Heines Loch in eim finfteres Zimmer treten laflen, deſſen
unmoͤglicht eit jedermann ein bt.
8. 632. Die Geſchwindigkeit der Ausbreitung
der Theilchen des lichts vom ſtrahlenden Puncte iſt
ſo groß, daß die Zeit, die es braucht, um einen auf
der Erde zu uͤberſehenden Raum zu durchlaufen, für
ung nicht mehr meßbar ift. Indeſſen ift diefe Bewe⸗
gung doch nicht ınflantan, oder N Zeit, wie man
ehemals
BA aTE 5; 415
ehemals glaubte, fondern für ſeht große Räume al-
lerdings meßbar. und nicht außer aller Vergleichung
groß, ‚mie die Afttonomie lehrt. Den ficherften Ber
obachtungen derfelben zufolge Durchläuft das licht den
Weg von der Sonne zur Erde, oder den Raum,
der dem mittlern Halbmefler der Erdbahn oder 23430
Halbmeffern der Erde gleich if, in 8 Minuten 7%
Secunde. Diefe Geſchwindigkeit verhält fich zu der,
mit weicher die Erde um die Sonne läuft, wie
10313: 135 zu der Geſchwindigkeit, mit welcher ein
Punce des Aequators der Erde’ ben ihrer Umdrehung
um die Achfe geführt wird ; "wie 653539 : 1; und zu
der Geſchwindigkeit “des Schalles in der luft beynahe
wie 976000: 1. Dieſe Geſchwindigkeit des lichts giebt
alſo binnen Einer Secunde einen Weg von mehr als
40000 geographifchen Meilen, Außer diefer großen
Gefchwindigfeit des: fichts‘ und aus. ber Dauer ber
Empfindung in unferm Organe nach empfangener Im⸗
preffion läßt es ſich denn auch erflären, warum ein
nicht eontinuielicher Strom bes Sichts, ber in ſehr klei⸗
nen Zwifchenzeiten von einem Orte her erfolgt, uns
als ein continuirlicher erfcheinen Fann.
Aödmer, ein dänifher Aſtronom, beobachtete mit Laffini in
den Jahren 1674 bis 1675 bie Berfinfterungen der Jupi⸗
terdmonde Reißig ı und fand, daß bey den verichiedenen
Gtrellungen der Erde in ihrem Kreislaufe um die Sonne die
Beit des Austritts des erftien Mondes aus dem Schatten
des Jupiters nicht fo erfolgte, als es der Berechnung
‚ aab bätte feyn müflen. Es fey 3.8. (Fig. 55.) S bie
Soune, T die Erde, TOM ihre Babn um die Sonne,
‚te der Halbmefler diefer Bahn, I,der Jupiter und BA
ein Theil feiner Babn im die Sonne, L der erfte Mond
des Jupiters, und Labe die Bahn diefes Mondes um den
Jupiter. Wenn die Erde fih im T befindet, und der Ber
obachter auf derielben nimmt den Austritt des Jupiters⸗
mondes L aus dem Schatten des Jupiters in 1 wahr, in
⸗ |
BER
u
0
416
I. Theil! 2. Hauptſtuͤck.
wird er diefem Austritt etwa nad 42 St und 30 Minuten
abermals wahrnehmen, und wenn bıe Erte in T bliebe;
in 30 mal 42 St. 30 Minuten den Austritt des Inditers⸗
mondes aus dem Schatten des Jupiters z0 mal beobasten
Pounen. Die-Erde legt aber in diefer Zeit einen Theil
ihrer Bahn zurud, und langt in c al, Wenn nun das
Lıör Zeit braucht / um ſich Fortjupflanzen, fo wird der
Beobachter auf der Erde in t biefen Austritt fpäter beob⸗
achten, als da die Erde in T war, und es muß folalıd
zu der Zeit vom 30 mal 42 Et. 30 Dim, no fo viel Zeit
bınjutommen , als das Licht braucht, um die Differenz
bee Raums IT umd Ic zu durchlaufen. Römer las um
aaiten Noybr. 1675 in der Akademie der Wiſſenſchaften zu
Paris eine Abbandluna über diefe allmäßlige , Fortpflans-
zung des Licts vor,” die er aus feinen Beobactungem
efoigert hatte. Caſſini und Marald widerſprachen ıbm
Mim. de !’ acad. roy. des fe. 1707. ©. 36. und 102.)4
‚Auygens bingegen. (er. de lumine ©. 6.) und Newton
(princ. philof: nat. ®, 207.) pflichteten ıbm bev. Bradley
‚endlih ſetzte durch die. von ibm gemachte Entdefung der,
Aberration der Firfterne die almählige Fortpflanzung außer
allen Zweifel, und feine genanern Beftimmungen babem’
gelehrt, dah, wenn die Differenz des Raums IT und Ile
dem Haibmeffer der Erdbahn te gieich ſey, das ihr And
Beit, von 8 Min, 7; Gecunde braude, um ihn zu durchs
aufen, oder dab das Licht, um vou der Sonne bis iur
Erde zu fommen,s Min, 75 Sec. Zeit verwende. (Bailly
hiftoire d’ altronomie moderne, T.11. &. 674.). Römer
felbſt bat nichts von feinen Beobachtungen ſchriftlich bins
terlaflen,
And. dieier großen windigkeit des Lichts und aus
| 14
der Dauer des — 288 eſſelben auf die 384 unfers
ae laͤht es fich denn leicht erflären ,. uns Der Audsı
u
des Lichts als ein unumterbrodener Strom vortoms
men. fönne, — dies in der Wirklichkeit nicht im⸗
mer ſo iſt. nu man eine glübende Kohle ſchuell im
Kreife ſowingt / fo ſcheint fie einen ununterbrochentn
| —* Kreis zu bilden, obgleich die Koble an den vers
tedenen Stellen deſſelben einander, nicht zualehdy,
Hr. von Segner ( Progr. de raritate luminis, Goer
fing. ı7 #0 ‚olgert bıeraus, daß der Eindruck des
25 auf die Netzdaut des Auges J Secunde daure. Mır
wolen annebmen, daß er nur „4 Secunde daure, fo wırd
day Fichte biunen diefer Zeit einen Weg von etwag Halbs
mcfern der Erde durkblauten. Es könnten alfo fucceffive
Fihtausfläffe um g Halbmefler der Erde von einander
— ** und une doch als ein eontinwirliher Gtrom
€ aunen, :
Gerab—
—
Licht. en "Arm
Serablinige Verbreitung bes
| Lichts. |
78 653: Aus dem Satze der Trägheit folgt,
daß die sichetheifchen, die durch ihre Repulſionskraft
in Thätigfeit gefeht worden find, wenn fie nicht durch
Anziehung anderer Materien dagegen afficirt werben,
-in ber Richtung, die fie einmal.haben, beharten,
folglich ſich geradlinig verbreiten. muffen
$. 654. Die lichtſtrahlen alfo, die von einem
-fichtbaren Puncte ausfahren und auf die Hornhaut
oder Pupille unfers. Auges, doder fonft auf eine Kreiss
„fläche fallen, muͤſſen einen Strahlenkegel ‘bilden,
deſſen Grundfläche an unferm Auge oder an der an:
:dern Flaͤche, und beffen |. an dem EIER
‚Pun.«te:ift,
6. 655. Weil die Stärke des Lichte (Inten-
‚fitas lucis) von der Dichtigkeit defjelben, und die
"Stärke der Erleuchtung von der Menge der auf eine
Flaͤche fallenden Lichtſtrahlen abhängt, fo fieht man
auch aus der Verbreitung bes fichts ($. 654. ) leicht
‘ein: dag fich die Zrleuchtung einer Släche umge
kehrt verhalten müffe, wie das Quadrat der Ent⸗
fernung der erleuchteten Släche von dem ftrablens
‘den Duncte; ferner: daß von einerley ftrahlendem
Puncte ben gleicher Entfernung weniger lichtſtrahlen
auf einerley Kreisflaͤche fallen muͤſſen, wenn die Achſe
des lichtkegels ſchief, als wenn ſie ſenkrecht darauf
iſt; daß immer deſto weniger Strahlen auf die Flaͤche
* muͤſſen, je ſchiefer der Auffallswinkel dor Achſe
Od bes
418 I. Shell 2. Hauptſtuck
des Sichtfegele ift; und daß die Erleuchtung der Flaͤche
ſich verkehrt verhalten muͤſſe, wie der Sinus des
Meigungswinfels der Strahlen gegen bie erleuchtete
Fläche. | |
Es fey ce (Fig. 56.) eim ſtrahlender Punct, aus welchem rund
erum Lichtſtrahlen ausfließen. Wenn ein Theil dieſes
ichts vom der Kreidfläche ACB aufgefangen wird, deren
Zurchmeſſer AB ift, fo it cAB ein Strablenfegel, deflen
Be c und deſſen Grundflaͤche ACB if. Die dem ftrabs
Ienden Puncte co zugekehrte Seite der Kreisflähe ACB
wird von demfelben Erleuchtung erbalten und alles Licht
empfangen, das zwifchen den äußern Strahlen cA und cB
an der Peripherie des Kegels enthalten in. Wird nun
dieſe Kreishähe nur balb fo weit vom ftrablenden Puncte
© in ab geftellt, fo daß, wie porher, die Achſe deſſeibigen
Strablenkegels cC fenfrecht auf ihrem Mittelpuncte ſteht,
fo wird nur der vierte Theil diefer Kreisfläbe von oben
den Gtrablen erhellt gen die vorber die aunze Fläche
erhellten denn die Kreisflächen verbalten Mh wie die
Quadrate der Durchmefler. Der Durchmefler der Duas
fhnittsflähe des Kegels, die bey dem Auf die Achſe fenfs
recht geführten Schnitte in der halben Entfernung derfelben
von der Spitze entitebt, if alfo halb fo groß. ABC ems
pfängt alfo bey der noch einmal fo weiten Entfernung
von c auf ihrer ganzen Flaͤche nicht mehr Fichtftrablen von
c, als der vierte Theil derfelben Flaͤche, wenn fie in ab
oder in der halben Eurfernung von c * Der Theil der
Flaͤche, der in ab alle Strahlen eben dieſes Strablenfedels
auffängt, wird alfo bey der doppelten Entfernung von e
in AB nur den vierten Theil der Etrablen dieſes Etrabs
lenkegels empfangen, folglid bey der doppelten Eutfers
nung viermal weniger vom ftrablenden Puncte c erfeuchret
‚ werben; und die Intenſitaͤt der Erleuchtung wird fich alfo
umgekehrt verhalten, wie das Quadrat der Entfernung
vom firablenden Pungte. —
Wenn feruer die Achſe cC des Lichtkegels CAR nicht ſenk⸗
recht auf der Flaͤche ACB ſteht, ſondern dieſe fcbief dage⸗
sen, wie dB, geftelit wird, fo lehrt der Augenſchein, daß
alsdvann nicht mehr alle zwiſchen cA und cB enthaltene
Strahlen die Fläche treffen fünnen, fondern ein Theil
vorbengeht, und alfo weniger Lichtfirahlen ſie exheüen
muͤſſen, als vorher.
Denn alſo ben der Entfernung ı. B. von 10 Fuf ven
der Slamme einer brennenden Wacsterze kleine Echrift
mit einer gewiſſen Deutlichfeit gelefen werden Fan, fo
werben bey der Entfernung von 20 Fuß vier folcher Flamıs
men der Wachskerze noͤthig feyn, um die Schrift in eben
ber Grärfe der Erleuchtung wahrzunehmen. Doc if dieſes
; Erempel'nicht ganz paffend.
| $. 635.
5. 656. Verſuche, welche bie Schwächung des
Sichts bey feinem Fortgange im Verhältniffe des Qua;
brats ber Entfernung vom ftrahlenden Puncte bewei:
fen, hat Hr. Graf Rumrord angeftellt und dazu
ein finnreiches Photcmeter befchrieben. | —J
des Lichts leuchtender Korper zu meſſen, vom Hrn. Genes
"rallieutenant Benj. Thompfon, Grafen von Rumford;
in Grens neuem Journ. d. Phyfif, B. II. ©, ı5. ff,
$. 657. Es folgt aus dem angeführten Gefeße
der Schwaͤchung des lichts bey feiner Verbreitung
($. 655.), daß, wenn auf einer gegebenen Sfäche die
Stärke der Erleuchtung oder die Dichtigfeit des lichts
zweyer verfchiedener Sichtquellen, (unter gleichem Auf:
fallswinfel der Strahlen) gleich ift, die Intenfitäten
oder Dichtigfeiten der refpectiven lichtmaſſen bey ihrem
Ausfluffe ſich verhalten müflen, wie die Quadrate
der Entfernungen diejer Lichtquellen von der Fläche,
Wenn fo 3. B. ein ſchwaͤcheres Yicht bey 4 Fuß Entfernung,
und eim ftärferes Licht ben 8 Fuß Entfernung von einericy
Fläche dieie gleich ſtark erleuchten, fo wird in dieſem Falle
die Intenſitaͤt des ſtarkern Lichts zu der des ſchwaͤchern
beym Ausflufle ih verbalen; wie 8°:4? = 16 = 431.
Menn' ferner die Erleubtung einer gegebenen Fläche
durch ein Kerzenlicht eben fo ſtark ift, ald dur das Minds
licht, fo muy die Intenfität des Mondlichts bey feinen
Ausflufle zu der Intenfirät des Lichts in der Flamme der
Kerze fich verhalten, wie das. Quadrat der Gutfernung
des Mondes von der Fläche zum Quadrat der Entfernung
des Kerzenlihts von derfelben. N
6. 658. Die fichrftrahfen, welche ben ihrer Ent:
wicelung aus dem ftrahlenden Puncte ausfahren,
entfernen fich natürlicher NBeife immer weiter von eins
ander und heißen Otvergirend, dus einander fahrend
(Radii divergenteg,); und ihre Divergenz muß defto
Dd 2 groͤßer
“
420 II. Theil.” 2. Hauptſtuͤck.
groͤßer fenn, fe größer der Winkel an der Spiße des
Strahfenfegeld iſt. Sonft Fünnen aber auch Ficht:
ſtrahlen, (vie dies in der Folge ethellen wird,) von
einer Flaͤche nach einem Puncte hin zuſammenlaufen
oder convergiren (Radiiconvergentes); und es muß
ebenfalls die Convergenz derfelben defto größer wer⸗
den, je näherdie Spiße des Strahlenfegels nad) der
Grundfläche defjelben zu: tritt.
Es fen (Fig. 97.) AB eine Kreisflaͤche, die vom Arabfenden
Puncte c Erleuchtung erhält, fo ift cAB ein Gtrablens
kegel, und der Winfel, welchen die zwey aͤußern Etrubs
len an entgegengefegten Puncten der Weripherie A uud B
mit einander in c-maden, AcB. Wird dielelbige Bruuds
flaͤche dem ſtrahleuden Puncte c näber gefiellt, wie in aby
fo wird der Winfel ach, den nun die Aufern Strahlen an
den entgegengeſetzten Puncten a und b der Peripherie bils
den, größer; ‚die Größe der Divergenz der Strahlen wird
fo aus der Größe des Winfels in c beurtheilt. |
Es Taufe ferner ein Strahl (Fig. 58.) von A nach cz
und ein anderer von B nad c, fo beißen fie num convers
irend, * die Groͤße ihrer Convergenz wird durch den
intel AcB ausgedruͤckt. Wenn nun eben dieſe Strahlen
ae zufammentreffen, wie Af und Bf, fo wird der
infel AEB größer ſeyn, und man fagt, ihre Convergenz
fey größer.
6. 659. Wenn die Släche, welche die divergi-
renden Strahlen von einem firahlenden Puncte auf:
fängt, ſich weiter vom letztern entfernt, fo wird auch
der Winfel der aͤußerſten an entgegengefegten Puncten
der Peripherie der Flache auffallenden divergirenden
Strahlen Kleiner, und ben einer fehr großen Entfer:
nung endlich fo Fein, daß der Winfel für ung ganz
verſchwinden, und daß man die auffallenden Strah:
len als ‚parallel anfehen kann, die alfo dann einen
Sirableniylinder zu bilden ſcheinen.
: . *
$. 660, -
Licht. 421
. 660. In einem freyen Mittel würde bie
Stärfe des lichts varallelee Strahlen ben ihrem Fort—
gange nicht vermindert werden; fie wird cs aber im
durchfichtigen Körpern, weil dieſe nicht völlig und nie
fo durchfichtig find, daß fie gar Feine Strahlen aufhal-
ten follten. Ueberhaupt aber nimmt die ‚Stärfe des
lichts darın nach einer geometriſchen Progreffion ab,
%
wenn das Medium homogen und gleichformig dicht ift.
€ fey ein durchfichtiges Medium, von bomogener Natur, deſ⸗
fen Dichtigfeit in allen Theilen gleihformig fey, und wors
in alfo dad Verhaͤltniß der Theile, die das Licht intercipis
ren, zu denen, die es durchlaflen, cinerley fey in dem Gans
zen, wie in einzelnen Schichten des Ganzen. Man denke
ſich num das ganze Medium in aleike Schichten abgetheilt,
fo iR flar, daß, wenn das Verhältniß der Theilchen des
Raums, die das Licht intercipiren, zu denen, die es durchs
laſſen, wie x: 1, nnd die Lichtmenge, die als parallel in
die erfte Schichtitritt, durch ı ausgedrücdt wird, der bas -
von qufgehaltene Theil = ſeyn wird. Die durd die erfte
Schicht durchgehende Lichtmenge wird alſo 1 — in ſeyn;
in der zweyten Schicht des Mediums wird davon der Theil
= — en aufgefangen werden, folglich wird durch dieſe
zweyte Schicht nur die Menge des Lichts geben, die
1 1 2 1
a ee re Sr
( — =) ausgedrüdt wird, In der dritten Schicht
ie a — |
wird davon ber Theil — — —— + * wieder aufge⸗
halten werden, folglich wird durch diefe dritte Schicht nur
- 2* 2 1 en 2 — —
die Lichtmenge 1 — 5F * xx x F xx NXX
3 — — — 1 — — i —⸗
= 1 — + * — = bin
durchgehen und: zur vierten gelangen; u. ſ. w. Wenn als
fo die Stärke des Lichts, d. 1. die Menge des Lichts, das
in parallelen Strabien auf die erfte Schicht trifft, _durb ı
ausgedrückt wird, fo ift fie auf der zweyten gleihen Schicht =
I ı N\2
1 = 7 auf der dritten (i ee auf ber vlerten
(4
422
| II. Theil. 2. Hauptftüc.
e— -" ). Sie nimmt folglich in einer geometrifchen
‚ Brogreflion ab. Gind die Gtrablen divergirend, fo nimmt
es auch noch uber dıes in der Progreflion: 1, kr hr zE2cr
in den aut einander folgenden homogenen, gleichen,
Schichten ab; und aus beyden Progrefitonen folgt, daf das
ı \3
Licht dann in der Progreflion: 1 — — Em =) J
4
——z — —
9
Scherffer inftitutiones pbyhicae, P. II. ©. 416. ff. 306. ff.
$. 661. Um die Schwächung des lichts beym
Durchgange durch durchſichtige Mittel zu meffen,
dient ebenfalls das vorhin erwähnte Rumforoſche
Dootomec ($. 656.). Minder genau und juver=
läflig find die von Bouguer und Lamoert angeftellten
Verſuche. |
Herr Graf von Aumford fand, daß das Licht einer Argands
ſchen Lampe beym Durchgange dur eine Tafel von hellem,
durchfichtiaen, gut. polirten Spiegelglafe ın dem Berhälts
nıfle von 2,1864 zu 1,0000 geichwächt wurde, oder daß nur
0,8136 der aanzen Fichtmenge, die auf die Glasflaͤche fiel,
dur das Glas bindurh gina. Nach einem Mitrel mchs
rerer Verſuche fand er den Zıchtverluft 0,1973 5 bey einer ans
dern Glastafel von derfelbigen Glacart im Mittel 0,1869:
durch bende Glastafeln zuſammen war der Lichtverluft nach
einer Wırtelsabl 0,3184. — Ben einer fehr dünnen reinem
Tafel von belem weißen Fenfterglafe war der Lichtverlufk
nach einer Mıttelzabl 9,1263. — Die Durdfichtigkeit ‚der
Luft fand Hr. Br. von R. fo groß, daß die Berminderung,
welche daß Licht beym Dushganne durch einige Fuße ders
felben erleidet, unbemerfbar war. Beym Durchgange dur
febr große Räume der Luft wird das Licht aber allerdings
merklich geſchwaͤcht, die Berehnungen- aber, welche Bous
er und Lambert angeſtellt haben, beruhen auf gar keinen
ern Dates.
Aumfords o. a. Abb. S. 43. ff.
Bouguer traitt d’optique [ur la gradation de la lumiere. à
aris 1729. 12. 1760. ar. 4. ]. Henr. /.ambert photome-
tria, five de menfura et gradibus luminis, colorum et
umbrae, Aug. Vind 1760. 8.
Saufiure's Diaphonomerer. ©. Grens neues Journ, der Phys
it. B. IV. E. 101 ff.
6. 662.
Licht. 423
$. 662. Durch unducchfichtige Körper wird das
licht in feinem Fortgange unterbrochen. Diefe Un:
terbrechung des tichts nennt man Schatten (Umbra)),
deffen Dunkelheit von der geringern oder größern Er:
feuchtung durch benachbarte erleuchtete Gegenftände
herruͤhrt. Schatten ift daher Abmwefenheit des fichts
oder Verminderung deffelben, und jeder opafe Kör-
‚per hat fo viele Schatten, als ihn leuchtende Körper
erhellen. Der Schatten ift eigentlich feiner Bewe:
gung fahig; und vollfommener Schatten ift nur er
ine Grenzen erfennbar.
$. 663. Aus der gleichen Stärke zweyer Schat:
ten, die ein und derfelbige dunkle Körper von zwey
feuchtenden Körpern auf einerlen Släche wirft, und
wovon alfo der dem .einen lichte zugehörige Schatten
durch das andere licht, und umgefehrt, erhellt wird,
folgt die Gleichheit der Intenſitaͤt der Erleuchtung
durch beyde leuchtende Körper; und daraus läßt ſich
dann nad) $. 657. weiter die Intenfität des tichts bey
feinem Ausfluffe finden. Hierauf gründet ſich das
Rumfordiſche Photometer.
4. 664. Nicht allein die Seite bes dunkeln Koͤr⸗
pers, auf welche keine lichtſtrahlen von einem ſtrahlen⸗
den Puncte fallen, ſteht im Schatten, ſondern jener
wirft auch einen Schatten auf andere hinter ihm ſte⸗
hende Körper, da die Sichtftrahlen in gerader linie fort:
sehen (9. 653.). Diefe leßtere Art des Schattene
heißt. gerader Scharten (Umbra recta), wenn et
anf eine x Herizontaledene fällt, auf melcher der dunk⸗
le
4 1 Theil. 2. Hauptſtuͤck.
le Körper vertikal fteht; und umgekehrter Schärten
(Umbra verfa), wenn er auf eine gegen den Horizont
vertical fichende Ebene durd) einen Horizontal ſtehen⸗
den dunfeln Körper, mie 3. B. durch einen Stab, der
in einer Mauer fiedt, gemacht wird, n
6. 665. Aus der geradlinigen Ausbreitung des
fihts folgt: daß die Figur des Schattens von den
aͤußern Sichtftrahlen, die an der. Grenze des dunfelg-
Körpers zunächft vorbenftreichen, beftimmt werde; daf
der Schatten des Körpers ben feinem Fortgange brei-
ter werde, wenn ber leuchtende Körper. fleiner ift, als
der dunkle; daß der Schatten des Körpers abnehme,
wenn der Durchmeffer des leuchtenden Körpers bey
derfelbigen Entfernung vom dunfeln Körper größer
wird; daß der Schatten einer dunfeln Kugel eylin⸗
driſch ſey, wenn ſie gleichen Durchmeſſer mit der
leuchtenden hat; coniſch, wenn fie bende ungleichen
Durchmeſſer haben; daß im Ieftern Falle der Schatz
ten die Figur eines umgefehrren abgefürzten Kegelg
habe, und bey feinem Fortgange unbegrenzt fey und
immer breiter werde, wenn der Durchmeffer der
dunfeln Kugel größer ift, als ver leuchtenden;
und endlich, daß der Schatten in eine Spiße aus⸗
laufe, wenn der Durchmeſſer der leuchtenden Ku—
gel groͤßer iſt, als der dunkeln. Ferner iſt die haͤnge
des geraden Schattens auf einer horizontalen Ebe—
ne ohne Grenzen, wenn der leuchtende Koͤrper
Heiner iſt, als der dunkle, und nicht hößer ſteht, als
der dunkle; ſteht er aber hoͤher, als der dunkle, und
iſt et als ein Punet zu betrachten, ſo iſt die $änge Dies
| | ſes
zn 50.52 | Ä 425
fes geraden Schattens begrenzt und verhäft ſich zur
Perpendicularhöhe des dunfeln Körpers, wie der Eos
finus der Höhe des leuchtenden Körpers zum Sinus
dieſer Höhe.
Es fen (is. 59.) AB’ein dumkler Körper, der auf der Horis
ontalebene BD vertical fteht. In S fen ein leuchtender
bunet, der nun gegen die ihm zugekehrte Seite des Kör—
pers AB Lıchtfirablen fendet. Die abgewendete Geite von
AB fieht aber dagegen im Schatten, und der flörper AB
verhindert auch, daß in der Länge BC Licht auf die Horis
zontalebene BD fale. SAC ift der erfte Lichtſtrahl der
von S auf die Ebene fallen fanır , und begrenzt fo die Läns
‚ge des Schattens BC. Die Hohe des leuchtenden Punctes
$ über AB wird. dur den Winkel SCH gemeſſen, deffen
Sinus As iſt. Da BC. dem Eofinus AF glei iſt, fo ſieht
man leicht , daß CB: AB == AF: AB, oder daß ſich die
Laͤnge des Schattens zur Hohe des DOpjects verbält, wie
er ee der Höhe des leuchtenden Körpers zum Ginus
dieſer Höbe.
Es folgt hieraus, daß, wenn die Höhe bes leuchtenden
Zuneies über der Horizontalebene, auf welcher der dunfle
örper fenfrecht ift, «45° beträgt, die Lünge des geraden
Schattens gleich der perpendiculären Hohe des Objects ift.
$. 666. Don diefem wahren Schatten ober
Rernfchatten - ($. 662. — 665.) ift noch der Salb-
fcharten (Penumbra) zu unterfheiden, der zwiſchen
Schatten und licht liegt, wohin erleuchtende Strah⸗
len nur von einigen Puncten des leuchtenden Koͤrpers,
nicht aber von allen fallen koͤnnen. Er findet daher
Statt, ſo oft der leuchtende Körper einen merklichen
Durchmeſſer hat, und iſt um defto größer, je größer
der fcheinbare Durchmeffer des leuchtenden Körpers
gegen den des dunfeln Körpers ift,
Die Grenzen des Kernfhattens find da, wo, wenn fich dad Au⸗
ge daſelbſt befaͤnde, der leuchtende Körper von demfelben
ganz geſehen zus werden aufhören würde; und die Grenze
des Halbſchattens ift da, wo cin Theil des leuchtenden Körs
pers verdeft zu werden aufünat. Es fen (Fia. 60.) SI die
Sonne, AB der Ducrchſchnitt einer auf der Horizontalebene
BE fenfrecht ſtehenden Mauer, Go lange ſich dag Auge
in ED befindet, fann es die Sonne ganz fehen; fo wie es
nach D Fommt, wird der untere Rande[der vn *
ren;
4:6
II. Theil. 2. Hauptftüc.
Grenje von A zw beruͤhren fcheinen, und hier fängt ber
zn hatten an, der bis nah C reiht. Innerhalb CD
ann zwar Licht von einigen, aber nicht von allen Puneten
der Sonnenfcheibe fallen, und zwar immer von deito we⸗
nigern, je näher der Raum gegen C zu liest. In C it die
Grenze des Kernſchattens, und ein Auge in C empfängt
den Außerftien Strabl von dem obern Rande 8 der Sonnen⸗
fheibe, und zwiſchen C und B fann es gar nichts mehr
davon fehen. Der Halbfchatten wird daher auch um deſto
dunkler, je näber er der Grenze des Kernfchattens liegt,
und verwifcht fi um defto mehr, je näber er der Brenze
der volfommenen Erleuhtung fommt. Wird nun aud noch
von andern Puncten zurädftrablendes ficht auf die im Halbs
fchatten liegende Fläche geworten, fo ift er auch wohl gar
nicht mehr gehörig in feiner Grenze zu unterfcheiden.
Aus dıefem Halbfchatten ift es berzuleiten, warum bey
Mondfinfterniffen vor der mwirfliben Werfinfterung der
Mond ſchwaͤcher erleuchtet zu werden anfänat. Es fep
(Fig. 61.) S die Sonne, T dıe Erde, Eder Mond, AB ein
The feiner Bahn um die Erde. Da der Durchmeſſer def
Sonneukugel arößer ift, als der der Erdfugel, fo ift der
conifche Kernſchatten der leßtern bearemit (f. 665.) und
läuft in eine Spiße anf, wieVPp. Er wird bearenzt durch
die Strahlen os und mqV. Man ziebe nPA und NpB,
fo beitimmen dieſe die Brenze der anfanacnden Halbſchat⸗
ten AD und BC. Wäre ein Auge in A, fo wiirde es noch
die ganze Sonnenfcheibe zuleßt ſehen, ınnerhbaib AD und
BC aber nur einen Theil derfelben. &o wie alfo der Mond
in. den Raum AD tritt, fo empfängt er nicht mehr vom
der nanzen Eonnenfcheibe,, fondern nur von einem Theile
derſelben, Licht; er erfheint alfo minder erleuchtet, wird
biäfler oder dunkler , und dies um defto mehr, je näher er
nah D kommt, wo der wahre Schatten anfängt. Eben fo
ift es bey feinem Austritte aus dem wahren Schatten bey
C, wo er immer heller zu werden anfängt, je näber er
nah B fommt.
Die Länge der Kernichattens TV läßt fich beftimmen,
wenn die Entfernung der Erde von der der Sonne TS = por
und der Halbmefler Tp der Erde und Sın der Sonne bes
fannt find. Die üuberhen Strahlen MP und mp berühren
bende Kuaeln und laufen in V zufammen. enn daber
Sm ımd Tp auf der Tangente mpV ſenkrecht fin®, und qo
mit TS parallel ift, fo find die Dreyecke moq und pTYV
Annlih, und es ift mo : oP (oder ST) = Tp : TV. mo
aber if = Sm — Tp. Bolglih iR TV ⸗
Oder auch, weil die Dreyecke SMV und TPV ähnlich find,
foiRSM : TP= SV: TV, oderSM:TP=ST + TV
: TV, folglib SM — TP: TP = ST: TV, und daher
IV = ar 2 TE; oder bie Länge des Kernfchattens der
Erbe ift gleich dem Tiroducte aus dem Halbmeiler der Erde
ım
Licht. 427
in die Entfernung des Mittelpunets der Sonne vom Mit⸗
telpuncte der Erde, dividirt durch die Differenz des Halb⸗
meflers der Sonne und der Erde.
Zuruͤckſtrahlung des Lichts.
6. 6567. Die fihtffrahlen, welche durch einen
Körper in ihrem Fortgange aufgehalten, fonft aber
davon nicht angezogen werden, werden wieder zurüd-
geworfen. Dieſe Veränderung der Richtung des
$ichts, wodurd) es wieder in das Mittel, aus welchem
es fommt, zurüuͤckgeſchickt wird, heißt die Zurück
ftrablung oder Aeflerion des Lichts (Rellexio
lucis); und das allgemeine Gefeß derſelben ift:
daß der SEinfallowinkel dem Reflexions winkel
gleich iſt.
$. 668. Die phyſiſche Urſach der Zurädftrah:
lung des lichts von Flächen ift die eigene Erpanfivfraft
des lichts felbft, beym Mangel der Anziehung zwifchen
der reflectirenden Fläche und der ganzen darauf fals
lenden lichtmaſſe oder eines Theils derfelben. Die chief
auffallenden lichtſtrahlen werden nicht eigentlich unter
einem fcharfen Winfel zurücgeworfen, fondern vor
der Berührung erft gefrummt und in die Geftalt ei⸗
ner Curve gebracht, deren erhabene Seite gegen die
Släche gekehrt ift. |
Man hut diefe Zuruͤckſtrahlung des Lichts nach den Geſetzen des
Stoßes federhatter Körper an harte Flächen (. 299.) zu
erklären gefucht, aber dabey offenbar die Erpanfiofraft
oder eigentliche Elafticität mit der Federhaͤrte (f. 126.) vers
wechfelt. Newton (Opt. L, Il. P. 3. prop. 9.) leitet weit
natürlicher die Zurüdwerfung des Lichts von eben bderfelbis
gen Urfach.ber, von der auch die Brebung abhängt, nur
daß fie unter verichiedenen Umftänden ſich anders äußert.
Dasjenige Licht nämlich, das durch ten Körper nicht bins
durch geht oder von ihm nicht angezogen wird, wird —
428
11. Theil. 2. Hauptftüc.
die reflectirende-Fläche fo abaeftogen, als ob eine Repulſions⸗
kraft in diefer Fläche felbft wäre. Er zeigte auch, daß die
ſchief auffallenden Lichtſtrahlen nicht eigentlich unter einem
fpisen Winfel zurüdgemworfen, fondern vor der Berührung
erft gekrümmt nnd in die Geftalt einer Curve gebracht wers
den, deren erhabene.Geite gegen die Flaͤche zu geehrt ift.
AR diefe Krümmung fo ftarf geworden, daß die Lichttheils
en parallef gegen die Zurdftrablungefiahe gehen, ſo
kann es fich derfelben nit weiter nähern, fondern weicht
nad dem Gage vom der Zerlegung der Kräfte in eben der
Bahn zurüd, als es ankam‘, bie es, wenn es aus dem
Wirkungskreife der Fläche getreten it, mad der Tangente
der Curve geradlinig, und, wie leicht einzufeben ift, unter
eben dem Winfel gegen die reflectirende Flache, als es ans
Fam, zurüdftrablt. Der Strahl dringt defto tiefer im den
Wirfungsfreis der Mepyliion ein, je gerader er auf der zus
rüdjtrablenden Fläche feht, Y
Alles dieſes läßt fih nun eben fo erflären, wenn man
annimmt, daß eine Ervanfiofraft die Lichtmaterie felbft
aficirt, der, wenn fie nicht duch Bindung oder Einfaus
gung des Lichts von der Materie des Körpers ganz! aufge
ne wird, defto mehr widerftanden wird, je näber das
ichttheilhen der Materie kommt, die nicht damit cobäs
rire. Ben dem fchief einfallenden Strable laßt fib nad
der Lehre von der Zufammenfeßung der Kräfte feine bewes
gende Kraft in eine perpendicnläre und parallele, in Anfes
bung der Släche, auf welche er fällt, jeriesen, Es fm LMNO
(Fia. 62.) ein folder reflectirender Körper, LM feine reflew-
tirende Fläche, Ai ein ſchief darauf fallender Yichtitrabf,
Der Bewegung des Lichttheilhens werde fhon in CD ven
der Fläche LM zu widerjtehen angefangen, Die Bewegung
deflelben in der Richtung Ai fann zerleat werden in die
Kräfte nah den Richtungen APund Pi, Nur die Derpendir
eulärkraft Pi fann Widerftand erleiden, nicht die Parallels
fraft AP. Je mehr nun das Lichttheilchen umterbalb CD
fih der Fläche LM nähert, defto mehr wird feine Etpanfios
fraft thättg, die es von LM zu entfernen firebt. Die Pers
pendiculärgeihmwindiafert Pi leidet defto mehr Verminde⸗
rung, je näber das Lichttheilchen F LM kommt. Die
parallele AP Fann feine erleiden. Der Lichtſtrahl befchreibet
alſo eine Curve io. Iſt das Lichttheilchen in o gefommen
und feine vorige Perpendicnlärgeichtwiudigfeit Pi num ganz
aufgehoben , fo würde es nach der mit der Slähe LM pas
valiel laufenden Richtung fortgehen; die genen LM aber
thätig gewordene Erpanfiofraft treibt es wieder nach) der
" RıdtunghE==iP; und da fie immer um defto fleiner wird,
je weiter ſich das Lichttheilchen von LM entfernt, fo bes
ſchreibt e8 von o an die andere Hälfte der Curve oh eben
ſo, als es bey feiner Ankunft io befchrieb, und geht ben h,
wo die Thätigkeit der Erpanfiofraft nicht weiter zunimmt,
nach der Tangente hB gerablinig fort. Ai uud Bh find
Tangenten der von dem Scheitel a der Curve gleich weit
sutternten Punste , und ai und oh ſind gleich ; daher .
R au
\
Licht. 4429
auch bie Winkel, welche die Tangenten Ai und Bh mit LM
zu machen fcheinen , ‚oder AFL und BFM, aleih. Obgleich
alfo das Licht nit eigentlich unter fharfen Winfeln zus
rüdgeworfen wird, fo koͤnnen wir doch in der Kolae die
Sache ſo betrachten, weil die Lichtftrablen eben fo juris
gewerfen werden, daß, wenn fie bis zur Berührung der
reflectirenden Fläche verlängert würden, fie dafelbft einen
fharfen Winkel bilden würden.
Carol. Benvenuti-Disl. de lumine. Rom. 1754. Vienn.
1761. 4.
$. 669. Wenn man daher einen Sonnenſtrahl
in einem finftern Zimmer mit einem gemeinen Spies
gel auffängt, fo finder man, daf der Strahl von
dem Spiegel in gerader linie unter eben dem Winfef
wieder zurücdgeht, welchen der auffallende Strahl
mit dem Spiegel machte. Es fen AB (Fig. 63.)
ber Planfpiegel. Der Strahl DC, welcher von dem
leuchtenden Körper nach) dem Spiegel hingeht, heifit
der einfallende Strahl (Radius incidens); die gera:
be finie, welche auf den Einfallspunct C fenfrecht ge-
gen den Spiegel gezogen werben kann, oder FC,.heifit
das Kınfalleloch (Cathetus incidentiae); der Wins
fel DCF, toelchen der einfallende Strahl mit diefem
Einfallsiothe macht, der Einfallowinkel (Angulus
incidentiae); der Strahl CG, der vom Spiegel zu:
rücgeht, der zurüctgeworfene Strabl (Radius re-
flexus); und ber MWinfel GCF, welchen er mit
dem Einfallslothe bilder, der Surüdftrahlungewin-
tel (Angulus reflexionis,).,
$. 670. 1) Der reflectirte Strahl liegt mic
dem einfallenden und dem Einfallslothe in einerley
Ebene, 2) Jeder perpendiculäe auffallende Strahl
| | wird
430 IT. Theil: a. Hauptftäd.
wird von einer refleetivenden Ebene in fich felbft
zurückgeworfen. 3) "Jeder Dunet einer veflectivens
den Ebene veflectirt, das Kicht von’allen Puncten
des leuchtenden oder erleuchteten Objecte. |
$. 671. Aus dem allgemeinen Neflerionsgefee
($. 667.) folgt ferner, daß, wenn der reflectirende
Korper eine ebene Släche ift, die darauf fallenden pa:
tallefen, Divergirenden ober convergirenden Strahlen
bey der Meflerion venfelben Parallelisnum, die:
felbe Divergenz oder Convergenz behalten, die fie vor
dem Einfallen hatten.
1) Es fen AB (Fig. 64.) eine reflectirende ebene Fläche, auf
welche die parallelen Strahlen EC , ec auffallen. Da fie
parallel find, fo find aud ihre Einfallswinfel ECD und
ecd gleich; unter eben folhen Winfeln aber werden fie zus
rüfgeworten. ‘Da aljo die reflectirren Strahlen CF und
cf eben die Winfel mit deu Einfallslothen DC und de mas
chen , fo find fie auch noch, wie vorher, parallel.
2) Es fen C (ig. 65.) ein ftrahlender Bunct, von weis
chem die divergirenden Lıchtftrahlen CD und CF nad der
ebenen Burüditrahlungsfläce AB geben. Da fie unter ebeu
dem Minfel reflectirt werden ,. unter weichem: ſie auffallen,
fo wird der Strahl CD von D. nad E, und der Strahl CF
von Fnah G jurädgeworfen. Wenn wir nun dieſe res
Aectirten Strahlen ridwärts hinter der Ebene AB, verläns
ern, fo laufen fie in c zafammen, und der Winkel DeF
iſt gleich dem Winkel DEF. Sie fahren alſo nah der Res
flerion nicht früher und nicht fpäter aus einander, als fe
es gethan baben’würden , wenn fie von c ausargangen wärs
ren, und der Winkel ihrer Divergenz ift derfelbige.
3) €s fahren die Strahlen ED und GF (Fig. 66.) 16
gegen die reflectirende. Ebene AB, daß, wenn dieſe nicht
du wäre, fie zufammenlaufen würden. Sie werden davon
aber unter dem Winfel reflectirt, unter welchem fie aufs
fielen, und der Strahl ED geht nad f, der Gtrabl GE
auch nah f. Wenn wir die einfallenden Strahlen in Ges
danfen hinter der Zläche AB verlängern, fo lauten lie ım
C zufammen und bilden den Winkel der Eonvergen, D
gleih drm Winkel DEF. ie fahren alfo nad der Refles
‚ion nicht früher und fpäter zufammen., als ohne die Re⸗
NHerion. Ihre Eonvergenz bleibt alfd diefelbige.
$. 672.
Lcht. — 431
5. 672. Wenn aber auch die reflectirende Flaͤche
nicht eben, ſondern krumm, z. B. ſphaͤriſch iſt, ſo laͤßt
ſich aus dieſem allgemeinen Geſetze der Reflexion ‚der
Meg der reflectirten Strahlen ‚ebenfalls: beſtimmen,
da man die Elemente dieſer Flaͤche als aus unendlich
kleinen einen Winkel einſchließenden geraden Flaͤchen
beſtehend anſehen kann, und ein lichtſtrahl nur auf
einen Punct fällt.
$. 673. 1) De lichtſtrahl, welcher auf eine
concave ſphaͤriſche reflectirende Flaͤche faͤllt und
durch den Mittelpunet der Kugel geht, wovon die
Flaͤche einen Theil begrenzt, wird in ſich ſelbſt zuruͤckge⸗
worfen, da er ſenkrecht darauf ſteht. 2) lichtſtrah⸗
fen, welche parallel mit einander auf eine concave
ſphaͤriſche reflectirende Fläche fallen und der Achie der
Floͤche unendlich nahe find, nähern fich nad) der Ne:
flerion und vereinigen fich in einem Puncte, welchen
man ben Örennpunct oder Dereinigungepunct pas
ralleler Strahlen, oder auch fchlechtiveg den Brenn:
punct (Focus) nennt. Diefe Strahlen treffen in
der Entfernung des halben Halbmeffers der Kugel:
fläche zufammen. . Dieje Entfernung heißt die Brenn:
weite (Diftantia focalis). 3) Wenn aus dem
Brennpuncte divergirende Strahlen nach der concaven
ſphaͤriſchen Släche zu gehen, fo werden fie alle parallel
zurücdgemworfen werden; folglich wird das licht da:
durch auf eine große Weite ungefchmwächt fortgepflanst.
‚ 4) Ueberhaupt werden divergirende Strahlen von
diefer Släche als weniger divergirend, oder als paral-
lel, oder als sonvergirend zuruͤckgeworfen, je nach:
dem
432 | | II. Sheik 3: Häuptftüc.
dem die Entfernung des ſtrahlenden Punctes von der
Flaͤche Fleiner oder größer it. Convergirende Strahe
fen aber werben als mehr convergirend zuruͤckgeworfen.
5) Wenn endlich die auffallenden Strahlen bei) Diefer
concaven fphärifchen Sfäche ausdem Mittelpuncre ver
Kugelflaͤche Fommen, fo werden. fie. alle zin: füch felbft
zuruͤckgeworfen, da fie ale anf der Fläche fenfrecht
‚ftehen. Wenn mir die Diſtanz des. firahlenden
Punctes von der reflectirenden hohlen -fphärtichen
Flaͤche d, den Radius der Krümmung dieſer Flaͤche r
nennen, fo it in allen Sälten die Entfernung: des Ver⸗
einigungspunetes der darauf fallenden Strahlen nah
ver Meflerion von der Släche, oder die Brennweite,
— 2d—r "ae klei
1) Alle diefe Saͤtze laſſen fi Teicht and dem allgemeinen Re⸗
ihnung und Rechnung der Wea der Lichtftrablen bey der
Es ſey 3. B. DBd (Fig. 67.) eine
ingleıhen CdF = CdA, fo find DFiund dE die reflectirs
ten Strahlen, die fi in F'vereinigen, und F iſt alfo der
Brennpuner oder Focus, diefer Strablen. Um nun des
Brennpunctes F Mbftand BF = x von der concaven fpbäs
rifchen Flaͤche durch Rechnung zu beftinnmen und eine
Formel dazu zu finden: fo wollen wir feßen, daß der Strahl
AD der Achſe AB unendlich nabe fonıme, oder daß dee
Bogen BD unendlih Hein fev; und, FB wird für FD und
AB für AD genonimen werden fünnen: Da die Win el
‚ CDA und CDF gleidh find, fo it AD:DF= AC:CF,
Da wir nun AD= AB =d, und DF= BF x neh
men, und BC — geſetzt wird; htä=dern
EC mr—x, Wenn wir nun dies in der vorigen *
ubſti⸗
—
a Er j \
eide 433
fubftituiren, fo haben wir das Berbältnif: dx = d—r:
r — x, woraus wir dr — Ux — dx—rx, oder dr =
adx — rx/ und — = xXı als die geſuchte Größe,
erhalten; oder die Entfernung des Brennpunctee FB =
AB x, BC AB >£ BC . —
— — was allgemein die Diſtanz
des Focus von den hohlen Kugelflaͤchen ausdruͤckt.
4) Wenn AB oder d, d. i., die Entfernung des leuchtenden
3)
Punctes, fo groß ift, daß der Radius BC der reflectirens
den Kugelfläbe, als unendlich Flein, dagegen verfchiwins
det, fo wırd AB= AC gefert werden fünnen; dan vers
wandelt fich die vorige Formel: x= en nt! =
.. . AB BC :BC
ir, dr FB BR == —, oder der Brenn—
punct it um die Hälfte des Halbmeſſers der Kugelflaͤche
von derfelben entfernt. Wenn alio J Strahlen A pas
rallel anzufeben find, fo ift die Entfernung des ftrablens
den Punctes in Vergleichung mit dem Racıud der Hugels
fläche für unendlich roß au halten, uud der DVereinigungss
punct diefer parallel ‚einfallenden Strahlen nach der Res
Herion ift 4 r. Es ſeyen alfo GK, DE, dg ( Sig. 68.)
parallel auf die hohle Kugelflaͤche AB einfallende Straͤhlen,
fo wırd der Strabi DE in fi felbit jurädgeworfen, da er
duch das Eentrism C der Kugelfläche gebt; der Strahl GK
wird na £, und der Strahl dg auch nad £ aurüdgeworfen,
und ihr Bereinigungspumet. oder Focus it k, deilen Abs
ftand von der Kugelfläbe E= 53CE= ir it, wor
den Nadiug der Kriimmung ausdruͤckt. — Eigentlih foms
men nur diejenigen Strahlen in einem Puncte hier zufams
men, die der Achſe DE unendlich nahe find; . die weite
davon entfernten vereinigen fich immer um deito früber mit
der Ace, weil fie defto ſchiefer auf der Flaͤche ſtehen und
alfo unter einem defto Fleinern Winkel zurüdgeworfen
werden,
So lange die Diftanz des ftrahlenden Punctes von der
refleetirenden boblen 'ngelfläche oder AB ( Fin. 67.) arößer
it, als der Radius der letzter« , oder als BC, ſo lange
bleibt der Wereingungspunet-F der Strahlen innerhalb
des Mittelruncteg C und der reflectirenden Fläche enthals
ten. Denn wenn AB > BC (oder d > r), fol
»sAB — BC > AB (wer d—r > d), weil aAAB —
BR x.BC
AB= AB (oder ad— d=d); da nun FB= u T;c
fo it auh FB < BC oder x r, oder die Diſtanz des
Prreinigungspunctes der veflectirten Strabien in Kleiner,
"als der Radius. |
Ee 4)
434 11. Theil, 2. Hauptftüc.
4) Wenn AB = PC ober d == r wird, fo wird die Formel:
ABXxBO BC: —
—
2
in — = r verwandelt. Dies heißt: Die Strahlen,
die aus, dem Mittefpuncte der Kugelfläce gegen diefelbe
fahren , werden im fib felbft zuruͤckgeworfen ‚und ihr Vers
einigungspunct ift das Gentrum der Kugelfläche ſelbſt.
s) Wenn der ftrableude Punct im Brennpuncte paralleler
Strahlen (2), oder wenn AB= — oder d — Ir iſt,/
fo wird in der vorigen Formel (1) 2AR— BC = 0 oder
ed—r= 0, und dann if der Focus, oder FB, =
es er, oder x =. er Es verhält ſich aber o:EC=
AB:», odero:r=d:oe, folglid ift FB oder x — «,
Das beißt: Die Strahlen laufen gar nicht oder in der uns
endlichen Entfernung nad der Reflexion zufammen, oder
fie werden parallel Seiten, u Wenn alfo ( Fta. 68.)
BA ein fphärifcher Hohlſpiegel, und deſſen Kadıus CE if,
und es befindet ſich in E in der Entfernung von + Ec von
der CR86 als dem Brennpunete paralleler Etrabs
fen, eis Arablender Nunct, fo werden die Strahlen fK und
fg durch Meflerion KG und gd parallel mit der Achſe ED.
6) Wenn AB oder d (1) Fleiner ift als $ BC oder $ r, oder
ad < r, d b., wenn die Entfernung des ftrablenden
Yunctes von der hohlen fphärifchen Fläche kleiner ift ale
der halbe Radius, oder als die Brennweite paralleler
®trablen, fo wird FB oder x in der Formel zu einer nenas
tiven Größe, und die reflectirten Strablen werden divers
irend, und wieder rüdwärts in Gedanken verlängert
Pinter der reflectirenden Fläche zufammenfabren. &o ift
es nah Fig. 69. Es fen AP eine fphärifche reflectirende
concaye Flaͤche der ftrablende Punct fey in d, und feine
. Entfernung von der Fläche fen Kleiner, ale 3 CB, oder
Yeiner ale FB. Es gehen von ihm die divergirenden Strabs
len dg und dh nad der Flähe bin; man aiche die Eins
fallstotbe Cg und Ch, und nehme die Winfel Ogk und
Chl fo groß_als dgC und dhC, fo find gK und hl die
reflectirten Strahlen, die divergirend find) und fo and
einander fahren, als ob fie von dem Puncte D binter der
läche berfämen. Da der: Winfel gDh < gah, fo ift auch die
wergenz der reflectirten Gtrablen Feiner, als die der
einfallenden.
Divergirende Strahlen werben alfo bey diefer Nefleriom
nah ver verfchiedenen größern oder Bleinern Entfernung
des ftrablenden Punctes von der concaven fpbärifchen
entweder convergirend (Fig. 67.), oder paralel
9. 68, ), oder in ihrer Divergenz vermindert ( Fig. 69. ».
Wenn
Wenn (ia. 69 ) die convergirenden St
Ih auf N Fläche fallen, fo —— ſie a Ar
in d zufammenlaufen. Ohne Neflefion würden ſie cs in
D gerhan haben. Da nun der Winfel gdh > gDh, fo
ift ihre Eonvergenz vermehrt.
$. 674. Wenn die concave reflectivende Fläche
die Krümmung einer Ellipſe hat, und der ftrahlende
Punct fteht in dem einen Brennpuncte diefer ellipti⸗
fehen Krümmung, fo werden die divergirenden Strah:
fen durch die Neflerion alle nad) dem andern Brenn:
puncte ber Ellipfe hingeworfen.
$. 675. Wenn die concave reflectirende Flaͤche
die Krümmung einer Parabel hat, fo werden alle
Strahlen, welche mit der Achſe parailel auf diefe
Flaͤche fallen, durch die Meflerion genau in dem
DBrennpuncte der Parabel gefammelt; und die aus
dieſem Brennpüncte auf die Fläche gehenden divergi-
renden Strahlen werden durch Neflerion zu parallelen.
$. 676. Ben converen reflectivenden fpbärt:
fehen Flaͤchen verhält es fich mit’ den nicht fenfrecht
auffallenden reflectirren Strahlen umgefehrt mie ben
den hohlen Kugelflächen ($. 673.). 1) Parallel
auffallende laufen nad) der Meflerion aus einander,
und werden folcher Geſtalt zerftreuet und divergirend.
Die reflectirten Strahlen ruͤckwaͤrts, in Gedanken ver⸗
fängert, treffen in einem eingebilderen Breunpuncte
jufammen, der auch um die Hälfte des Halbmeffers
der Kugelfläche hinter derfelben fiegt. 2) Convers
girende lichtſtrahlen, welche verlängert in diefem eins
gebildeten Brennpuncte zufammentreffen würden,
werben natürlicher Weiſe von der Kugelfläche als parals
Era lel
436. IE Theil. 2. Hauptſtuͤck.
fel reflectirt. 3) Heberhaupt wird die Convergenz
der. darauf fallenden conbergirenden Strahlen nach
der Neflerion vermindert; und 4.) die Divergenz der
-Divergirend darauf fallenden nach der Neflerion ver:
mehrt. Wenn wir den Abftand des ftrahlenden
Puncteg von der reflectirenden converen fphärifchen
Fläche d, den Radius ihrer Krümmung x nennen,
fo ift die Diftanz des eingebildeten Brennpunctes hin⸗
Pe dr
ie der Kugelfläche x = —
Es fen naͤmlich (Fig. 70.) ba eine convere ſphaͤriſche Fläche,
ihr Eentrum C, der Radius ihrer Krümmung AC= r.
Der ftrablende Punct befinde fib in O. Der Strahl OA
fteht fenfrecht auf der Fläche ab; denn verlängert würde
er C oder den Mittelpunct der Kugelflähe trefien: er
wird alfo in ſich felbit zuruͤckgeworfen. Dieſer Achie OA '
der Kugelfläche unendlich nahe falle der Strahl OL auf die
Flaͤche. Man ziebe das Einfallsloth CIQ, fo beftimmet
dies den Winkel OIQ; man made damit den Winfel QIR
leih, fo it der Reflerionswinfel gleich dem Einfallswinz«
el, und IR ift der Weg des reflectirten Strabls. Ders
längert man dielen ruͤckwaͤrts von I nah F, fo wird er
mit dem ebenfalls verlängerten OA in E zufammentreffen,
und E if alfo ‚der eingebildete Brennpunct hinter der
reflectirenden Fläche.
Um nun eine allgemeine Formel für die Entfernung dies
fes imaginären Brennpunctes zu finden,” verfähit many
wie bey den concaven fphärifchen Flaͤchen (ſ. 673. Anm. )
geſchehen ift. Die gegen über ſtehenden Winfel RIQ und
CIF find gleich und da RIQ = OIQ iſt, fo it auch OIQ
== CIF; und die Winfel OLQ und CIO haben einerley
Einus. Da wir den Strahl IO der Achfe AO unendlich
nahe nebmen, fo Fünnen wir auch IO = AO uud FI = FA
. feßen; AO aber ift der Abſtand des leuchtenden Punetes
. von der Fläche ab und = d. Es fen ferner AC=r, und
die Entfernung des Brennpunctes FA=x; ſo iſt OC —
! d-+r, F=eAF=x,CF=r—x Gü dem Dievede
ICO it 1O : CO = fin. ICF: An. CIO (oder in, 0IO =
fin. CIF ). ferner ift in. dem Dreyecke CIF, IF: CF =
fin. ICE! fin. CIF. Es ift demnach IO.: CO = IF: CH,
Gubftituiren wir dafür den angenomnienen Werth diefer
Ausdrüde, fo haben wird: dFr=x;r—x. Hieraus
erhalten wir dr — dx = dx rx, und x = —
2
—
RI 5... u Tr 2
4 AO x_caA * |
ober FA = AO HC CA
Man fieht leicht, daß der Brennpunet immer innerhalb
des Centrums C und der Flaͤche ab fallen muüfle, der Werrh
von d oder AO mag werden, wie er will. Die converen
ſphaͤriſchen Epiegel haben alfo nur einen einaebilveten
Brennpunct für divergirende und parallele Strahlen, vie
Strahlen mögen fommen, wie fie wollen. Wird AO oder
d unendlih aroß in Vergleihung mit r, oder werden die
einfallenden Strahlen mit der Achſe parallet, fo ik x —
— I = zr, und die reflectirten Strahlen rüds
2 u 2
. wärts in Gedanfen verlängert, treffen in der Hälfte des
Halbmeſſers der Kugelllahe hinter bderfelben zufammen
(Fig. 71.). Gehen die Strahlen umaefehrt, als conver⸗
irende fo, daß fie. nach diefem Brennpuncte zu gerichtet
And, wie ti und RI ( Fig. 71.), fo werden fie durch Kes
flexion zu parallelen.“ _
ft die Convergenz der Strahlen noch größer, fo daß
“fie noch vor dem rennpuncte der parallelen Strahler zus
fammentreffen würden, mie (Sig. 70.) RI und OA, fo
werben fie wenigftens in der Konvergenz vermindert; denn
10A< RFO, |
8677. Eine jede Fläche, welche recht glatt
oder polirt ift und das licht ordentlich) reflectirt, heißt
ein Spiegel (Speculum). Jeder fichtbare Körper
reffectirt zwar das licht, weil er fonft nicht ſichtbar
wäre; aber weil die Theilchen gegen einander eine
fehr mannigfaltige Sage haben’, fo refleetiren fie das
Sicht nicht ohne Dermirrung, und eg thut es nicht eın
Punct, wie der andere, wie ein eigentlicher Spiegel '
thun muß,
.$ 678. Indeſſen giebt es feinen vollfommenen
‚oder mathematifchen Spiegel, deffen Dberfläche gar
feine Unebenheiten oder Vertiefungen hätte. Ein fol:
her Spiegel würde nicht fichtbar feyn,. fondern an
feiner Stelle die Bilder der Körper, von welchen er
Erleuchtung erbäft.
| — . 679.
48 TE Dhell. 2. Hauptſtuck.
6. 679. Die Materien, woraus die Spiegel zum
optiſchen Gebrauch verfertigt werden, koͤnnen malt:
cherley ſeyn. Man waͤhlt aber gewoͤhnlich dazu ſolche
Stoffe, denen man nicht allein eine bequeme Geſtalt
leicht geben, ſondern deren Oberflaͤche durch Schleifen
und Poliren glatt genug gemacht werden kann. Das
Glas laͤßt ſich zwar fein und glatt poliren und durch
Delegung auf der andern Seite völlig undurchſichtig
machen, aber e8 wird auch wegen der dadurch entſte⸗
benden doppelten Abbildung der Sachen wieder un:
tauglich. Eigentlich find alle gläferne Spiegel Me:
tallfpiegel, denn die Metallfläche ver Belegung fpiegelt
eigentlih. Die metallenen Spiegel würden daher
Vorzüge haben, wenn man fie nicht aus unedeln Mes
tallen zu machen durch die Umftände gendthigt wäre,
wo fie aber dem Anlaufen an ber fuft und durch Duͤn⸗
fie ausgefeßt find. Die reine Platina würde in diefer
Ruͤckſicht alle Vorzüge im fich vereinigen, da fie hart
genug iſt, um eine feine Politur anzunehmen, ohne |
dem Anlaufen ar der $uft unterworfen zu fenn. Sil:
ber und Gold nehmen wegen ihrer Weiche nicht Polis
tur genug an. Indeſſen überzieht man doc) auch an:
dere harte und polirte Körper mit Blattgold oder
Dlatefilber und giebt ihm durch Policen die Spies
gelfläche. | ’
Anweiſung, die befte Compoſition zu den metallenen Spie
geln der Zeleffope zu maben, von 7. Wiudge, a. d.
philof. transact. Vol. LXVU. P.1. ©. 296,, über, in
den Samml. zur Phyf. und Naturgeſch. B. I. S. 584.
Das Blas, das zu Spiegeln genommen wird, muß auf
der hintern Fläche eben fo aut, als auf der vordern, und
zwar noch genauer geichliffen und polirt ſeyn, weil die
dintere Flaͤche eben wegen der Zurüdftrahlung - —
etalle
Licht. | 439
Metalle der Belegung das Bild hervorbringen hilft. Iſt
diefe hintere Fläche raub und mneben, fo Ift es auch das
darauf liegende Metall, und dann wird die Regelmäfigs
keit der Zurudftrablung geftört. Wenn gleich das Glas
fehr durchſichtig ift, fo iſt es doch nicht in allen Puncten
durchfichtiaz; es wirft allerdings einen Theit des darauf
fallenden Lichts von feiner-vordern Fläche und von feiner
Innern Mafle zuräd. Daher fpiegelt auch die vordere
Flaͤche der gläfernen Spiegel und macht Bilder; obaleich
weit fchivächere, als die binrere belegte Fläche. Diele Bil:
der beden ſich zwar eimander, Doch nicht vollfomnıen ; ımd
der weit ftärfere gleichzeitige Findrud des weit lebbafterk
Bildes von der hintern Fläche verwifcht dem des weit
ſchwaͤchern von der vordern Fläche; immer aber entftebt
doch dadurch einige Undentlichkeit, die beionders an den
. Rändern und Saͤumen der Bilder wahrzunehmen if. Dis
" dere gläferne Spiegel find aus der angeführten Urſach,
bey übrigens gleichen Umftänden, nicht fo gut, als duͤn⸗
nere. Diefes doppelte Bild vom aläfernen Spiegeln läßt
ih am beften an einer Leichtflamme wahrnehmen , die das
vor ift, wenn man von der Geite gegen den Spiegel flieht.
$. 680. Eben weil fein Spiegel ein vollfomme-
ner Spiegel ift, fo wird auch bey der Neflerion von
demfelben immer ein Theil des Lichts zerfireuet und
‚geht jolcher Geſtalt für die regelmäßige Zurückftrahlung
verloren. Diefer Theil ift: vefto größer, je unvoll-
fommener der Spiegel ift.
Hr. Graf von Rumford fand durch feine photometrifhen Vers
fuche den Lichtverluſt bey der Meflerion vom beften Names
denfhen aläfernen Planfpiegel 0,3494 der ganzen darauf
fallenden Lichtmafle; bey einem ganz gemeinen Blasipies
gel gar 94816. (a. a. O. ©, 47.)
$. 681. Sonſt find die Spiegel in Ruͤckſicht ih:
ter Figur entweder ebene Spiegel (Specula'plana )
oder Erumme Spiegel (Specula curva ); die leßtern
entweder convere (Specula convexa) ober con-
cave (Specula concava), und jmar nach der Verſchie⸗
benheit ihrer Krümmung entweder fpbärifche oder
elliptifche, parabolifche, byperbolifche, cylindri⸗
ſche, coniſche. Von der Zuruͤckſtrahlung der licht—
ſtrahlen
— II. Shell, 2. Hauptſtuc.
ſtrahlen von dieſen Spiegeln gilt alles das, mas wir
oben von den reflectivenden Slächen gefagt haben.
8. 682. Wenn vor einen vertical fiehenden Plan⸗
fpiegel ($. 681.) ein erleuchtetes oder leuchtendes
Object geftellt wird, To fieht das Auge das Bild diefes
Gegenftandes (Imago obiecti ) hinter dem Spiegel;
und zwar fehen wir das Bild eines Punctes in die-
fen Planfpiegeln da, wo der ruͤckwaͤrts verlängerte
reflectirte Strahl die Perpendikellinie vom Puncte
auf und Durch Den Spiegel gezogen Ducchfhneider;
oder eigentlicher: wir feben jeden Punct des Ob⸗
jectes hinter dein Spiegel da, wo die reflectirten
Strahlen von zwey einfallenden divergirenden
des Punctes rücdwärts verlängert fich durchſchnei⸗
den, Denn hier fommt die Spiße des verlängerten
tichtfegels zu ftehen, welcher feine Grundfläche auf
der Pupille unfers Auges hat.
Es] ſey (Fig. 72.) C ein ftrablender Punet vor dem Planfpies
gel AB. Er ſendet Lichtftrablen nah allen Richtungen um
fih her; es fällt alfo auch unter andern ein Strahl Cb
auf den Planfpiegel in b, und ein Strahl CE in fauf,
die wir als die Aufern des Strahlenkegels bCE anſehen
wollen. Bende Strahlen werden unter eben den Winfeln
reflectirt, unter denen fie auffielen, und der Strahl Cb
wird nah g, der Gtrahl CF nad h geworfen. — gh fey
bie Pupille des Auges, die die Grundfläche des abgeftumpfs
ten Strahlenkegels bfgh emipfänat. Werlängern wir die
reflectirten Strahlen bg und, fh rüdwärts hinter dem
Epieael, fo fchmeiden fie fib in Fz und bier ift der Ort
des Bildes. Es empfängt nämlich das Auge den Strah⸗
Ienfegel, der von dem Spiegel zurüdaeworfen wird, ebem
fo, als ob feine Spige in F wäre, und er affıcirt das
Organ eben fo, und nicht anders; folglich erzeuat fich im
uns das Urtbeil, als ob der ftrablende Punct in F wäre,
oder wir chen den ftrahlenden Punct nah F bin. Da die
Divergenz; der Strahlen von ebenen reflectirenden Flächen
nicht neändert wird ($. 671.), fo werden auch die binter
dem Gpirgel verlängerten reflectirten Strahlen nicht früher
oder fpäter fich fohneiden, ald bC und EC rüdwärts ges
. aoms
Licht. 44ı
nommens ober bie Eonvergen; berfelben in F wird dieſel⸗
bige ſeyn, als die Divergenz der, einfallenden in C war:
folglih liegt F fo weit hinter dem Spiegel, als C davor.
ift, und der Orr des Bildes iſt da, wo die rüdwärrs vers
längerten reflectirten Strahlen von zwey divergirend eins
eg eines ftrablenden Punctes ſich durchſchneiden
wurden, s
Dover man ziehe vom ftrablenden Puncte C die Vers
pendiculärlinie Ca auf-den Planfpiegel AB, und verläns
gere fie hinter dem Spiegel. Die reflectirten Strahlen gb
und hf, ebenfalls hinter dem Spiegel verlängert „' durchs
fchneiden jene Perpendifellinie in F. Da die bey a rechts
winfligen Dreyecke Cab, Fab die Seite ab mit einana
der gemein haben, und der Winfel abF = Bhg == Chbaz-
fo ift auch aF = aC, oder der reflectirte Strahl bg fhneıs
det bey feiner Verlängerung das Perpendikel CaF in einem
Puncte F, der fo weit hinter dem Spiegel ift, als der
ftrablende Punct C davor liegt. Eben dies gilt von jedem
andern von C fommenden reflectirten Ötrahle,. wie fh,
Hier in F ift alfo der Dre des Bildes vom Puncte C; folgs
Ih fann man auch fagen: Der Orr des Bildes hinter dem
Planfpiegel ift da, wo die difellinie von ſtrahlen⸗
den Puñcte auf den Spiegel gezogen und dahinter perläns
gert, vom rüd'wärts verlängerten reflectirten Strahle durchs
⸗ J
ſchnitten wird,
Dieſe letztere Regel kannten die aͤltern Optiker ſchon.
Sie zeigt uns indeſſen keinen phyſiſchen Grund an, wars
nm das Auge das Bild des Punctes C in F fieht; und
ift alfo im Grunde nur eine Formel, den Ort des Bildes
im Planfpiegel dur Zeichnung . beftimmen. Die erftere -
Hegel binaegen enthält zugleich einen phyſiſchen Grund.
Barrow (Lectiones opticae. Lond. 1674. 4.) hat’ fie
uern deirtlich entwidelt. Sie laͤßt fih auch anf Frumme
piegel anwenden, da die Kegel der Alten nur für Plans
fpiegel allein gilt.
. Da wir Planfpiegel auch fir ſolche fphärifhe Hohlfpies
gel anfehen Fünnen, deren Radius unendlich groß iſt, fo
läßt ſich auch die oben ($. 673. Anın.) angeführte allgemeine
Formel für den Vereinigungspunct der reflectirten Strabs
len anwenden. Da nämlih r = w gefeßt werden muß
4 00
ſo werwandelt ſich die Formel x — m — *
— d. aF GFig. 72.)/ iſt alſo aleih aC nnd ſteht wegen des
negativen Zeichens binter dem Spiegel; oder die reflectirs
ten Strahlen werden, ruͤckwaͤrts verlängert, in eben Ider
Diſtanz binter dem Gpiegel zufammenlaufen, als der
Punct der Divergenz vor dem Spiegel fleht.
$. 683. Es laͤßt ſich Hieraus leicht darthun:
1) Warum das Bild im Planfpiegel eben jo weit das
| | hinter
442 TI. Sheil: 2. Hauptſtuͤck.
hinter ıft, al das Object davor fleht, und warum
jenes fich dieſem nähert, fo. wie diejes dem Spiegel
näher. ruft; 2) daß das Bild dem Objecte gleich und
ähnlich fenn muͤſſe; 3) daß die rechte Geite der Ob—
jecte im Bilde links, die linfe rechts erfcheinen muͤſſe;
4) warum alle Perfonen das Bild des Objects Hinter
dem Spiegel an einem und eben demjelben Drte fehen;
5) warım die Bilder nicht die Deutlichfeit oder
Staͤrke des Lichts haben, als die Objecte felbft; und
6) warum ein Spiegel, worin ein Menſch fid) ganz
ſehen joll, nur halb fo groß und breit zu ſeyn brauche,
als der Menfch. |
- 1) Der erſte Sag erhellet aus der Anm. zum vorigen f.
' 4) Der zweyte Satz wird aus f. 671. klar: denn weil der
Planfpiegel die Divergenz der darauf fallenden Strablen
nicht ändert, fo fender er die von den verſchiedenen ſtrah⸗
lenden Puncten, deren Stellung gegen einander die Figur
des Dbijects beſtimmt, auf ihn fallenden Lichtfegel eben
fo bey der Reflerion zum Auge, ale wie fie dies vondem Ob⸗
jecte felbft empfangen würde, wenn das Dbject ohne dem
Spiegel eben fo weit vom Augeientfernt wäre, als die Spitze
des ‚verlängerten Lichtfegels jedes Punctes vom Ange ift.
2 Der dritte Sag folgt natürlich daraus, daß z. B. das
ıld unferer Perfon, wenn wir uns darin betrachten,
uns direct entgegen ftebt, daher umfere rechte Hand im
Bilde zur finfen werden muß, nämlih nur in fo fern,
als wir das Bild auf unfer Object bezieben. 4) Der vierte
Sat tft eine Folge der Negeln bes $.682., und wenn das
Dbject an feinem Orte bleibt, fo bleibt fiir alle die eins
zelnen Lichtſtrahlen, die vom Objecte auf den Spiegel, und
von da zu den einzelnen Augen fommen, bey der Verlänges
rung der reflectirten Strahlen binter dem Spiegel derfels
bige Durbfchnittspunct der Perpendifellinie, die vom
Dbjecte auf den Epicgel gezogen und dahinter verlängert -
werden fanırz oder der Drt des Bildes bleibt unverändert.
s) Der fünfte Gap folgt aus der Unvollfommenbeit aller
unferer Spieael ($. 680.), woburd verurfacht wird, dag
wegen der vielfachen, obgleich unmerfliben, Vertiefungen
und Erhöhungen nicht alles auf den Spiegel vom Dbiecte
fallende Licht genau eben fo wieder ins Auge reflectirt
werden fann, als es das Auge vom Dbiecte felbft erhalten
würde, fondern ein Theil anber# wohin zerftreuet wird,
Auch wird wohl nad ber verihiedenen Natur der Spiegebs
materie mehr oder weniger Licht verichludt, oder ...
eine
[4
feine Erpanfiofraft und Strahlung. 6) * fehtte Satz
laͤßt ſich durch Zeichnung leicht beweiſen. Es fen ( Fia.73.)
AB ein vertical ftehender Danfpiegel, vor welchem tin Ob⸗
ject vertical ſteht. Die Linie CD ftellt die ſenkredte Höhe
einer Perfon vor, deren Auge in O fey. Wir brauchen
bier nur die Laae der Bilder des oberften und unterften
uncteg von CD zu beftimmen. Es aebt von C ein
trahl Og nah dem Spiegel, der ımter eben dei Wins
kel zurücdgeworfen wird und nah O ins. Auge gelangt.
Dieſer Strahl Og rüdfwärts verlängert, durchichneider das
Einfallsiotd Ce in co; und bier ift alſo der Drt des Bils _
des von C. Vom unterſten Puncte D geht ein Strahl
‚son D nah i auf den Spiegel, und gelangt durch Re—
flerion von i nah O ins Auge; und diefer verlängerte
reflectirte Strahl durchſchneidet das Einfallsloth Did in d,
wo aljo dag Auge das Bild. von D fiebt. Was von biefen
beyden aͤußerſten Buncten des Objeets gilt, ailt auch von
allen —**6 liegenden, und das Auge ſieht das ganze
Doject im Bilde ca. Der Augenſchein lehrt, daß nur
der Theil des Spiegels ABy der zwiſchen grund i liegt
jur Reflexion der Strahlen, die von CD nad dem Spieael
. ommen, und ins Auge O gelanaen follen, diene, ig iſt
aber nur 23 CD, weil cd = CD, und Ca = oa, Kies
ib Ca= 3Cc md gg—=äcd=%CD. Was von der
256: des Dbjects gilt, gilt auch von der Breite; und
berbaupt bey jeder Entfernung,
$. 684. Kerner läßt fich daraus beweiſen, warum
in einem Planfpiegel, der unter einem halben rechten
Winkel gegen den Horizont geneigt ift, die Bilder
von horizontal daruntet liegenden Objecten aufrechts
und perpenbiculär, die von perpendiculären aber hori⸗
zontal erfcheinen. |
Der Perfpectivfaften. \
Es fen CD (Fig. 74.) ein Panfpiegel, der unter ein
halben rechten — CDA gegen den Horijont AB =
ftellt ift;: DE fen ein horizontal liegendes Object, vor
den Epiegel geftellt. Bon dem Puncte E acht ein Lichts
ſtrahl nah dem Spiegel tn F, umd wird reflectirt nach g.
Man ziehe von E die Perpendifellinie auf dem Spiegel
' und verlängere fie hinter dem Spiegel, Ee; man verläns
aere auch den reflectirten Strahl fg rüdwärts hinter dem
Epiegel, fo fchneidet er die Perpembdifellinie Ee in &
und bier iR der Dre des Bildes vom Puncte E. Eben fo
fällt von D des Objects ein Strahl Dh nad dem Spiegel
und wird von h mad i reflectirt. Man ziehe auch von D
die Perpendikellinie Dd hinter den Spiegel, und vertäns
gere den reflcetirten Strahl bi rüdwärts, fo fchneibet er
die
444 ı IE Zheil. 2. Hauptſtuͤck.
die: Linie Da. in.d; und bier ift der Ort des Bildes vom
Puncte D. Was von den beyden Außerften Puncten D und
E gilt, gilt von allen dazwiſchen liegenden; es entftebe
alfo ein vertical -ftehendes Bild de vom horizontal liegens
en DObjecte DE. J
Umgekehrt, wenn de das Dbject iſt, fo iſt DE das
Blid davon; und vertical Nebende Objecte bilden ſich alfo
horizontal Tiegend ab.
Me in einem folhen Spiegel eine Kugel auf einer ges
— Ebene darunter ſenkrecht in die Hoͤhe zu ſteigen
cheint? *
Mufchenbroek introd. T. II. j. 1989.
. 685. Ingleichen, warum in einem horizon
tal liegenden Planſpiegel die Objecte daruͤber oder
darunter verkehrt, das Obere unten und das Untere
derſelben oben fich abbilder. - u."
Beyſpiele hierzu: Es fey AB (Pia. 75.) ein horizontal liegens
°; der Planfpiegel, anf welchem das Object DE vertical
“steht. Dis Auge befinde ih in i, fo wird der Strahl,
“u der von D Mach h anf den Gpiegel fällt und von da unter
eben dem Wınfel refectirt wird, nach i ins Uuge gelangen,
Man verlängere dieſen reflectirten Strahl hinter dem Spies
el, und verlängere auch die Berticallinie von D auf dem
Epiegel, bıs ste fih bende in d ſchneiden, fo ift d das
, Bıld des Duncres von D. „Der niedriger liegende Punct
F des Obiects wird, wie man auf eine ähnliche Art
finden kann, fein Bıld in F mahen. So eutitchen von
alien Puncten des Objects DE die Bilder derfelben zwis
{hen d und e, und es ſtellt fich alfo im Ganzen ein umger
tehrt ſtehendes Bild de des Gegenftandes DE dar,
$. 686. In Planfpiegeln, die fchief gegen ein:
ander gefeßt werden, erfcheinen die Objecte dazwiſchen
pervielfältigt, wegen der vervielfältigten Neflerion ;
und zwar erfeheinen fie fo oft, weniger eins, als der
Winkel, den die Spiegel mit einander machen, in
360 Graden enthalten iſt. In parallel gegen einan-
der fiber ſtehenden Spiegeln erfcheint das Object, das
gerade zwiſchen beyde geſtellt wird, unzählige mal.
Hierher gehören die Winfelfpiegel, die nah Urt eines Bus
= bes geöffnet werden fünnen. Das Bild eines dazwiſchen
nu . geRells
eftellten Gegenftandes erfcheint bey einem Winkel ver
piegel ‘
von 120 Graden 2 mal
yo 9 3 5
. 72 $ 4 1
60 er Zn
sı$ 2 6 6
45 —
0 st —*
36: 3 „1 uf. w.
Es feven zwey PManfpiegel_AC: und BC (Fig. 76.)
unter einem Winfel ACB == 45 Gr. an einander gefügt.
Dis Auge O ſey felbft der ſtraählende Punct und befinde
fih zwifhen den Spiegeln, fo licht es fih an den Stellen
1y 2, 37 4 5, 6, 7 binter den beyden Spiegeln, und
zwar in einem Sreife, deſſen Radius OCT und deſſen Mits
telpunck C if. Das Yurye O bilder fich hinter dem Epies
ge BC in ı ab, eben fo weit dahinter, als es davor ift,
fo auch hinter dem Spiegel AC in 2. Jedes diefer Bilder
Ponnen wir Wieder als ein Object in Nücficht des gegen
über ſſehenden Spiegels betrachten, hinter dem es ſich fo
weit wieder abbilder, ale es davor if. Go bildet fih alfo -
1 binter dem Spiegel AC in 3, 2 hinter den: Gpiegel BC
in 4, 3 binter dem (bis b verlängerten) Spiegel BC in
.5r 4 binter dem (bis a verlängerten) Spiegel AC in &%
5 binter AC in 7 ab; das Bild von 6 ift mit dem von 7
eins, oder fällt damit’ zufammen, und 7 liegt in der es
raden Linie, bie von O durch den Mittelpunct dee Kreiſes
C oder den Winkel der Spiegel gezogen werden Fanny
und kann fi alfo auf feinem Spiegel werter abbilden.
Die Bilder des einen Spiegels find freylich Feine Ob⸗
jecte für den andern Spiegel in der That, und die im
Gedanken verlängerten Spiegel Ca und Cb fonnen feine
Bilder wirflib macen, wie mwir uns bier der mehrer
Leichtigkeit wegen die Sache vorgeftelli haben... Der wahre
Grund der Vieliachheit der. Bilder Tiegt in der vervielläls
tigen Reflerion des Lichts zwiſchen diefen Spiegeln, und
darin, daß wir da ein Bild des Punctes binfehen , wohin
die Epiße des verlängerten Lichtfegele Femmen muß, deis
fen Grundflähe die Pupille unferes Auaes 1. Hm dies
näber zu erläutern, mollen wie ung zwey Spiegel AC und
BC ı $ia. 77.) vorftellen, die unter dem Wınfel von 72
. ®r., BCA, an einander gefuͤgt find, und worm fi alſo
das Dbject viermal abbilden wırd. Das Object fer ın F,
die Pupille des Auges ın f, das nun das Bild von Fin
24 24 3, 4. ſieht. Es acht naͤmlich ein Lichtkegel Fih
nah dem Spiegel BC, der durch Keflerion von ih nad der
Pupille des-Auges in F gelanat und das Urtheil ergeuatyz
daß er von ı berfomme, wohin alſo die Seele das Bild von
F jest. Es fällt ferner;ein Yichtfegel Fab auf den Epvies
gel AC umd gebt durch Reflerion von ab nach Fzur Pu⸗
pille des Auges, das nun das Bild des Punctes F nach
a fiht, wohin die Spige des le a
_ ommt.
\
446 II. Theile 2. Hauptftüc,
kommt. a macht ein Bild in 3, nicht dedmenen, weil es
fib ben fo weit wieder hinter dem verlängerten Spiegel
BCD abbildete, als es davor ift; fondern weil in ung dag
Urtheil von dem Daſeyn des Punctes F in 3 entfteht, da
der Lichtkegel, der von F nah cd auf den Epreael AC
fälle, von da durd Reflexion auf den Spiegel BC in ge
eworfen wird, und bier wieder von ge nad der Pupille
in £ zuruͤckſtrablt uno fo ins Auge fommt, daß er ben der
Verlängerung feine Spitze in 3 .baben muß, over als ob
er von 3 herruͤhrte. Das Bild im 4 entfleht auc nicht
desivegen, weil ſich das Bild: ı binter dem verlängerten
Spiegel ACE fo weit abbildete, als es davor iftz fondern
weil ein Strabienfesel von F nad no, von da durch Zus
ruͤckſtrahlung nab Im, und von da durch Zurüdfirablung
nad der Pupille in f gelangt, und nun fo ins Auge fommt,
als ob er von 4 berrübste oder bier feine Spitze hätte. —
Alle andere Strahfenfegel, die von dem unbeweaten F
nach beydeu Spiegeln geben, treffen nach den Zurückſtrah⸗
lungen das Auge nicht , fo lange es in Fi. — Go ift es
nun in allen andern Fällen diefer Sriegel.
Kaefiner de multiplieatione imaginum ope duorum
fpeculorum planorum ; in ‚den disfertationib. mathem.
er phyf. U. ©. 8. Mujchenbroek introd. ud philof. nat. Il.
1993 — 1996. | f
Hierauf beruhet auch die Einrichtung der Spiegelzims
mer, Spiegelcabinette und Spiegelfäften.
Gehlers phyſikal. Wörterbuh, Th. IV, ©. 132.4 ff.
Bon Abbildungen in Spiegeln, die einen aͤußern Wins
kel mit einander bilden, ſ. Mufchenbroek a. a. O. f.. 1992,
$. 687. Vermittelſt der durch Planſpiegel reflec-
tirten lichtſtrahlen koͤnnen daher auch Gegenſtaͤnde
betrachtet, werden, wenn auch die gerade linie zwi⸗
fchen diefen und dem Auge von undurchfichtigen Koͤr⸗
pern unterbrochen wuͤrde.
Hierber gehört: 1) dag Peripectiv, durch ein dickes Brer zu
eben, oder das Zauberperjpecriv ( Tubus ws) Gehe
5 phyſ. Wörterbuch, Th. IV. ©. 544.
2) Das A„evelfche Polemoffop, der Wallgucker, Opern
Pu ee Mujchenbrock rg 8 J. 1997.
Gchler a. a. O. Th. III. ©. 539. |
$. 688. Aus der Meflerion der lichtſtrahlen von
den Kugelflächen ($. 672 — 676.), und aus dem
Sage, der auch auf frumme Spiegel anzuwenden
iſt:
iſt: daß das Bild eines ftrahfenden Punctes in einem
Spiegel da liegt, .wo von zwey unendlich. nahe eins
fallenden divergirenden Strahlen die reflectirten fich
durchſchneiden ($. 682.), läßt fich nun auch beftims
men, wie die fphärifchen Spiegel Bilder machen.
$. 689. Man fann hieraus leicht finden:
ı) Warum ein Gegenftand in einem hohlen Ku⸗
gelfpiegel gar fein Bild macht, wenn er fich im
Brennpuncte der parallelen — des —
gels befindet;
2) Warum das Bild aufrechts Eier dem pie
gel und größer als der Gegenftand erfcheint,
wenn diefer zwiſchen dem Brennpuncte und dem
Spiegel fich befinder;
3) Warum das Bild um defto weiter hinter dem
Spiegel, und defto größer erfcheint, je näher
der Segenftand nach dem Brennpuncte des Spie⸗
gels zurücktritt; |
4) Warum die Bilder verfehrt und vergrößert
werxrden und ein Luftbild darftellen, das weiter
vom Spiegel fällt, als der Gegenftand davor iſt,
wenn der Brennpunct des Spiegels zwiſchen dem
Gegenftande und dem Spiegel fteht;
5) Warum dasumgefehrt ftehende Luftbild Größe
und Entfernung des Öegenftandes erlangt, wenn
der Segenftand im Mittelpuncte der Kugelfläche
ſteht; u
6) Warum diefe umgekehrten $uftbilder" Fleiner
werden und dem Gpiegel näher liegen, als der
Gegen:
448 I. Theil 2. Hauptſtuͤck.
Gegenſtand, wenn der Mittelpunct der Kugel:
flaͤche zwiſchen den Gegenſtand und den Spie⸗
gel faͤllt;
7) Warum endlich das Object, welches Feine dem
Spiegel eoncentrifche Oberfläche hat, darin ver⸗
zerrt dargeftelle wird; weil nämlich dann der
Abftand der ſich abbildenden Puncte des Objects
vom Spiegel ungleich ift. |
| Mufchenbrocek a. a. D. $f. aout — 2023.
1) Es ſey ab (Fig. 78.) ein fphärifcher Hoblipiegel, fein Cen⸗
trum C, fein Breunpunct paralleler Strablen F, und ie
dieſem Brennpuncte ſtehe ein frablender Punct; fo wird
der Strahlenfeael Fgh bey der Keflerion zum Strablench«
linder, und alle von F divergirend sauffallende Strahlen
werden zu parallelen ($. C73). Das Auge in Q oder fonft
wo, das einen folhen Strahlenchlinder empfängt, kann
kein Wild des Punctes von F empfinden, weil der Strabs
lencylinder feine Spige hat. —
2) Es ſey der Gegeuſtand DE ( Fig. 79.) zwiſchen dem
Brennpuncte F und dem Spiegel ab, Velen Mittelpunct
C if. Der obertte Punct D des Obiects wirft einen
Etrablenfegel Deh nad dem Spiegel, der unter eben dem
Winfel seen wird und nal Q ins Auge gelangt.
Er fommt fo ins Auge, als ob er ferne Spiße in d hätte;
und hierher fert das Auge das Bild d des Punctes D.
Dom nnterften. Puncte E geht ein Strahlenfegel Eik nad
dem Spiegel, und durch Reflerios nab Q fo, als ob er
von e hinter dem Spiegel berfäme , wohin alfy unfer Auge
das Bild e vom Puncte E feßt. Da die Puncte d und e
im Bılde weiter ans einander liegen, ale im Objecte D
und E, fo feben wir das Bild größer, als den Gegens
'- Rand, Der Grund davon liegt in der Abnahme der Divers
gen; der Strahlen bey der Reflerion ($. 673. 4-).
3) Je näher der Gegenftand DE ( Fia. 79. ) dem Brenns«
puncte Fatritt: um defto mehr nimmt die Divergenz der
reflectirten Strahlen ab; deſto fpäter laufen fie bey ter
" Berlängerung binter dem Spiegel zuſammen; deſto weiter
ift alfo die. Spige der Strahlenfegel, die das Auge eıns
pföngt, von der Grundfläche entfernt ;':defto weiter fälle
alio das Bild hinter den Spiegel; uud defto weiter liegen
die aͤußerſten Puncte d und e aus einander: folglich defto
mehr wird es vergrößert, bie es endlich.unendlich aroß im
einer unendlihen Entfernung wird, d. d., gan verſchwin⸗
det , wenn die ftrablenden Puncte um die Brennweite ents
fernt find (1). " 2 ,
4
Licht. 449
4) €6 fen der mit der Gpienelfläche concentrifche Ger
genftaud DE ( Fig. 80.) fo weit davon entfernt, daß er
zwischen dem Breunpuncte F un» dem Gentro C des Spies
geld ab ſtehe. Der oberfte Punct D wirft einen Straps
lenfeael Dgh auf den Spiegel, drfien Strablen unter eben.
dem Winfel refleefirt werden, unter welchem fie auffallen.
Sie metden dadurd in ihrer Divergenz vermindert und
laufen in d sufammen. Go werden auch die Strablen des
Lichtkegels Eik durch Meflerion wieder zufammenlaufend
ine. Wäre nun ein Auge in e oder d, fo würde es frey⸗
lich fein Bild von dew Puncten D und E feben, da die
©trablen, die es bier empfängt, ctomvergirend find, und
folalich ben der Verlängerung rüdwärts noch weniger zus
fammenlaufen, ale die parallelen.(ı). Wan flieht leicht,
. daß dies auch der Fall feyn müfle, wenn fih dag Auge
näber nah dem Gpieael zu befindet, wo es alle die von
dem Spiegel zuruͤckfahrenden Strahlen als convergirend
empfängt. Wenn man dies aehörig erwäat, fo wird man
gar keinen Einwurf gegen Barrows Theorie ($. 682.)
von der Entftebung der Bilder in den Spiegeln bey diefen
ällen finden. — Wenn aber in ed eine reflectirende
laͤche ift, auf welche die Strablenfegel ike und ghd aufs
allen und davon wieder als diverairende nach allen Geis
ten zurüdftrablen, fo wird das Auge, das dieler Tläche
zu gerichtet ıft, das ganze Bild ed auf derfelben feben,
porausgeiegt, daß diefe reflectirende Fläche keim Kicht
anders wober erbält, das die Empfindunacn des Bildes ed
verwiſchen koͤnnte. Da die vom Epiegel reflectırten Sträbs
lIenteael ghd und ikd fi durchkreuzen, fo wird das Bild
ed gegen das Dbject DE verkehrt fteben , und die Puncte
d und e werden weiter aus einander licgen , ald D und E.
5) Wenn DE (Fig. 90.) nab C vom Spiegel zurüds
trirt und endlich ın ds anlanat, fo tritt dag umgekehrte
Luftbild ed dem Spiegel näber, wird Fleiner, und würde
endlich dem Geaenftande gleich und aͤhnlich, obaleıch ums
getehrt, fenn, wenn alle feine ftrablenden Puncte fo weit
vom Spiegel entfernt wären, als C, in welchem Falle DE
nur ein Punet fenn müßte.
6) Wenn das Dpject DE (Fig. 81.) fo weit vom Spies
. gel ab abftebt, daß das Centrum des Spiegels C zwiſchen
demielben und dem Spiegel iſt, fo werden die divergirens
den Strahlen der ÖStrablenfegel Dgh und Eik, die von
dem öberften und unterften Puncte D und E gegen den
Spiegel fabren, durch die Reflexion auch zu convergirenden,
die ın e und d zufammenfahren. Da ſich die Strahlen⸗
Pegel nach der Reflerion durchkreuzen, fo machen fie ein
umgefehrtes Bild ed des Genenftandes DE, und zwar lies
gen die aͤußerſten Puncte e und d ım Bılde einander nÄäber,
als D und E im Hbfecte; das Bild ift alfo verkleinert. —
Nebrigens bat es mir diefem Bilde wieder eben die Bes
wandiniß in Anfebung feiner Wahrnehmung, als ım voris
en Falle (4). Ein Auge in e oder d eınpfängt nur die
pigen der‘ Strahlenfegel, gie ihre Grundflaͤche. a.
450 U. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
Bild ed wird alfo nur dann fihtbar, wenn da, wo die
Mereinigungspuncte der reilectirten convergirenden Yichts
ftrabten binfallen, eine reflectirend Fläche ift, die diefe
Lichtftrablen wieder als divergirende zurüdftrabilen fann.
Da ein ftrahleuder Punct des Objects nicht bloß einem
Lichtfeael zum Epiegel feuder, fondern auf jeden Punct
des Spiegels Lichtſtrahlen vom leuchtenden Dbjecte fallen,
fo ftrablt aub 4 B. vom E (Fig. 81.) nicht bloß der Keael
Eik auf den Epiegel, fondern auch der Kegel Emn, ft
nun das Auge in Q, fo empfängt es uicht allein von dem
Wereintannaspuncte der reflecfirten Strahlen ghd, fons
dern much von dem der reflectirten Strahlen mne einen
Strahlenkegel, deren Grundfläche die Pupille des Auges,
und deren Spitze in e ımd d if. Eo liefie fi erklären,
wie das Ange in ed ein Bild von DE fehen fönne.
Defien ungeachtet if der Umftand allerdings wahr, daf
ein Auge die Bilder der Gegenftände, die weiter pom
Spiegel abfteben, als der Radius deſſelben betränt, und
die dem Spiegel Lichtfegel zufenden, auf dem Epiegel
felbft gewifier Maßen ſchweben ficht ; ein Phänomen, das
aus dem bisher Vorgetragenen nicht zu erflären ift, viels
leicht einen Gefichtsbetrug zum Grunde hat, und es von
neuem beftätigt, daß wir aus mehrern Umftänden, ale
aus dem Scheitel der Strahlenkegel, die fcheinbare Stelle
der Gegenſtaͤnde beurtheilen.
Kaeftner de obiecti in [pecnlo [phaerico viß magnitudine
apparente; in den comment.nov. Goeeting. T. VIII. 1777.
$. 690. Ingleichen Kıft ſich davon die Anwen:
dung auf erhadene Augelfpiegel machen, und Dat:
aus finden: |
ı) Warum das Bild eines Gegenftandes aufrechte
und Fleiner als derfelbe, Hinter dem Spiegel
erfcheint; | |
2) Warım das Bild um defto mehr verkleinert
wird, je Fleiner der Halbmeffer der Kugelfld:
heil;
3) Warum das Bild nie weiter hinter feiner Flaͤ—
che erfcheint, als um den vierten Theil des
Durchmeffers des Spiegels,
4)
. | L icht. | 451
4) Warum endlich auch das Bild des Gegenſtan⸗
des verzerrt iſt, wenn der Gegenftand nicht cons
centrifch ift mir der Spiegelfläche,
Mufchenbroek a. a. D. $j. 1998 — 1206,
1) Da der imaginäre Vereinigungspunet der, von
den Spiegeln diefer Art, reflecrirten divergirenden Strabs
len, oder der Strablenfegel, deren Grundflache die Pur
pille des Auges ift, allemal binter den, Spiegel fällt
($. 676.), fo muß auch das Bıld der Segenitände hinter
dem Spiegel eriheınen, Es ien (Fig. 82.) ab ein conprer
SKugelfpiegelr ED das Dbject, das mit dem Spiegel
gleihe Krummung bat, C der Mittelpunct des Spiegels,
F fein imaginärer Brennpunct paralleler Strablen. Das
Auge befinde fib in Q. Es empfängt durch Reflexion die
Lichtkegel »Egh und Dik von ven Auferften Puncten B
und D des Dbjects, und Nicht das Bild deflelben in ed,
Da die Divergenz der Strahlen ben der Neflerion von dies
fen Flaͤchen vermehrt wird, fo faufen fie auch rüfmwärts
binter dem Spiegel verlängert früber zuſammen, over die
Winkel ın e und d find’großer, als die ın E und D; die
Puucte e und d liegen alfo näder bey einander, und dag
Bild iſt Fleiner, als der Gegenttand, Wenn das Doject
auf der dem Spiegel zugekehrten Seite nicht gleihe Kruͤm—
mung mit dem Spiegel felbft hat, fo erfcheint es notbwens
diger Weife verzerrt. £
2) Ge Meiner der Halbmefler der Spiegelfläche wird,
deſto kuͤrzer iſt der Abſtand des Vereinigungspuncts der
ruͤckwaͤrts verlängerten reflectirten Strahlen; oder, wenn
r Eleiner wird, fo wird in der Formel: —— en
($. 676.), auch diefee x ald Quotient abnehmen, Die rüds
wärts verläugerten reflectirten Strahlen werden alio,. bey
gleihem Abſtande des Dbjectd vom Spiegel, deſto früher
azufammentreffen; die Vereinigungspunete werden deſto
näher bey eittander diegen, und das Bild wird alſo deſto
kleiner erſcheinen.
3) Je weiter der Gegenſtand vom Spiegel abruͤckt, oder
je größer d in der Formel: x = = * wird, deſto
groͤßer wird x, oder der Abſtand des Vereinigungspunetes
der ruͤckwaͤrts verlängerten reflectirten Etrablen vom
Spiegel; aber er fann nie größer werdeny alsyry wenn
aub d — ⸗ in Vergleichung mit r wird, oder der Gegen—
ftand fo weit vom Spiegel entfernt ift, daß die Diverdenz
der von feinen ftrablenden Puncten ausfabrenden Strablen
verfhwinder, oder fie zu parallelen werden,
Sa $. 691.
452 U. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
$. 691. Endlich laſſen ſich auch daraus die Er-
fcheinungen der cylindrifchen und coniſchen erhabe⸗
nen Spiegel beftimmen. Beyde Arten der Spiegel
wirken der Sänge nach als ebene Spiegel, und bilden
aljo in fo fern die Gegenftände, deren Fläche mit der
Släche diefer Spiegel concentrifch ift, in der ordent-
fihen Größe ab. Die cylindrifchen aber find der
Duere nad) erhabene Kugelipiegel, und müffen alfo
in fo fern verfleinern, und folglich die Gegenftände der
Duere nad) fehmäler vorftellen. Die conifchen find
der Quere nad) ebenfalls als erhabene Kugelfpiegel
anzufehen; da aber die Eirfelflachen nach der Spiße
zu immer Ffeiner werden, fo verkleinern fie auch oben
mehr, als unten.
Beftätigung durch Verſuche und Zeichnungen, die zwar vers
jerrt gemablt find, aber in dicfen Gpiegeln ordentlich
erfcheinen ( catoperifhe Anamorphofen ).
Cap. Schorti Magia univerlalis. Herbip. 1657. 4
Ein Inftrument, um Biefe anamorphotiſchen Beichnums
gen zu entwerfen, bat Lenpold beichrieben ( Jac, Leupold
Anamorpholis mechanica nova. feipz. 1714. 4.).
Bon Pyramidalfpiegeln.
Mufchenbroek a. a. O. ff. 2029. 2030.
Von prismarifchen Spiegeln,
Mufchenbroek a, a. D. j. 8032,
Brehung des Lichts,
$. 692. Wenn Sichtftrahlen aus einem Mittel
in ein anderes von verfchiedener Dichtigfeit in einer
ſchiefen Richtung übergehen, fo behalten fie, wenn
fie die Fläche treffen, die beyde Mittel von einander
ſcheidet, nicht mehr die vorige Richtung, fondern
werden
Ride 2.00.43
werben von derfelben abgelenft. Man nennt dies die
Brechung der Lichtſtrahlen (Refractio lucis ).
Beſtaͤtigung an Glas und Waſſer.
$. 693. Wenn der fchief einfallende Lichtſtrahi
(Radius incidens ) SC (Fig. 83.) aus einem dün-
nern Mittel, z. DB. aus der luft, im ein Dichteres,
z. D. in Waffer, übergeht, fo wird er an der Ober:
fläche AB des leßtern in dem Zinfallepuncte (Pun-
etum incidentiae ) C von feinem vorigen Wege abge:
Ienft, und der geraden finie, die man fenfrecht auf
und durch das dichtere Mittel im Einfallspuncte zie:
het, dem Einfallslothe oder Neigungslothe ( Cathe-
tus incidentiae ) DE näher gebracht, und gebt in der
Direction CR. Der Winfel SCD, welchen der ein:
fallende Strahl 80 mit dem Einfallslothe DE madıt,
heißt der Einfallswinkel (Angulus incidentiae );
der Winfel RCE, telchen der gebrochene Strahl
CR, der vox feiner vorigen Nichtung abweicht, mit
dem Einfallsfothe DE macht, der Brechungowinkel
( Angulus refractionis,); und der Winfel aCR, wel:
cher aus dem verlängerten einfallenden Strahle Ca
und dem gebrochenen CR fich bildet, der gebrochene
Winkel (Angulus refractus ).
$. 694. Die Erfahrung lehrt allgemein folgen:
des Gefes: Wenn das Licht aus einem Dünnern
Mittel in ein dichteres ſchief übergeht, fo wird
es Dem Perpenditel zu gebrochen, und der re:
chungewinkel ift Eleiner, als der Einfallswinkel;
wenn es aber aus dem dichtern Mittel in dao duͤn⸗
nere
44 IL. Sheil. 2. Hauprfüd.
—
nere ſchief uͤbergeht, ſo wird es vom Perpendikel
ab gebrochen, und der Brechungswinkel iſt größer,
als der Einfallswinkel. . Der gebrochene und eins
fallende Strahl bleiben aber immer mit dem Einfalls⸗
lothe in einerley Ebene. | |
ı) Wenn 3. B. oberhalb AR (Fig. 83.) Luft, unterbalß
Waller ıft, fo wird der fchief einfallende Lichtftrahl SC
beym Eintritte ind Wafler nicht nach a tortgehen, fondern
der Pervendifellinne DE jugelenft;. und der Brechungs—
winfel RCE ıft kleiner, als der Einfallswintel SCD.
2) Wenn hingegen’ ein Lichtftrahl BC aus dem Wafler
uunterbalb AB ſchief in die Luft uͤbergeht, fo wird er von
dem Verpendifel DE abaelenft, der Rrehungswintel SCD
ift größer , als der Einfallswinfel RCE.
$. 695. Diefe Brechung fteht zwar nicht im
genauen Verhältniffe mit dem eigenthuͤmlichen Gewich⸗
te der durchfichtigen Mittel; dagegen aber mag die
Größe des Einfallswinkels befchaffen feyn, wie
fie will, fo findet immer ein bejtändiges und un-
abaͤnderliches Derbältniß zwifchen dem Sinus des
Kinfallewinkele fi = ba, und dem Sinus des
Srechungewinkels oder dem Brechungefinus FR
für einerley Paar von durchfichtigen Mitteln
Statt.
$. 696. Jeder Lichtftrahl, der auf die durch⸗
ſichtigen Koͤrper von verſchiedener Dichtigkeit ſenk⸗
recht auffaͤllt, geht ungebrochen durch.
$. 697. Um nun von dieſen Geſetzen der Bre—
Hung Anwendung machen zu fönnen auf die davon
abhängenden Phänomene, ift es nöthig, das Bre—
chungsverhaͤltniß, das ift, das Verhältnif des Bre-
Aungsfinus FR zum Einfallsfinus (i= ba, (oder,
wenn
td‘. 455
wenn wir den Strahl umgefehrt gehen laffen tollen,
das VBerhältnif des Einfallsfinus FR zum Brechungs-
ſinus fi oder ha,) der durchfichtigen Mittel zu wiſſen,
die der Gegenftand unferer Betrachtung find. Hier
genügt es, nur das zwiſchen Luft und gewöhnlichen
Glaſe, und zwischen fuft und Waſſer zu wiflen. Das
erftere ift nahe wie 3:2, das andere fa wie 4:3.
Demnad) ift ( Fig. 83.) ba oder fi: FR=4:3.
Der Brehungefinus verhäft fich zum Einfallsfinus, den man
gleich 2,000 annimmt, wenn das Licht aus der durchſichti⸗
gen Mafle in die Luft gebt,
sah Rochon bey gemeinem Blafe wie s s 1,543
Slıntalafe s ⸗ $ 14613
a Diamant .@ ⸗ s 2,755
DBergtroftall ⸗ s 11875
F islaͤndiſchem Kryſtall— 4 1,625
1, deitill. Wafler von 14° R. s. 14333
rectificırtem MWeingerite : 14378
aefättigter -Kochfalzuuflöfung s 1,375
= Ealmiafauflöfung ⸗ s 1,382
nach Newton beym Frauenglafe + « s” 1487 _
Steinjalze ⸗ ⸗ s 1,545
Alaun ⸗ ⸗ 2 1,458
Birriolöhle + ⸗ ⸗1,428
Kampher ⸗ ⸗ ⸗1/500
Baumoͤhle ⸗ ⸗ ⸗14466
E Leinoͤhle J ⸗ 14481
Terpentinoͤhle⸗ % 1,470
6. 698. Sp viele Erklärungen’ auch über die
wirfende Urfach des Phänomens der Brechung gege-
ben worden find, fo ift doch Feine befriedigender, als
die, welche uns Newton felbft davon gegeben hat.
Sie redueirt ſich auf die Kraft der Cohärenz, oder,
wenn man lieber will, der Anziehung der durchſichti—
gen Materie mit dem Stoffe des Lichts, fo mie die
Reflexion im Gegentheile ven Mangel diefer Cohaͤrenz
oder Anziehung anzeigt ($ 668. Anın. ).
Wir
456°. Theil 2. Haupt.
Wir wollen zur Erläuterung annehmen, daß ebene Flächen bie
Mittel von einander trennen, dur welche das Licht auf
feinem Wege gebt, und daß diefe Flächen gegen einander
arallel find. Es fen alfo zwiſchen den parallelen Flächen
(Bin 84.) NSr nf Wafler oder Glas entbalten, und dars
ber und darunter Luft. Mair ziebe mit ihnen ML und ml
Mr in gleichen Entfernungen davon parallel. Cie follen den
Abſtand daritellen, ben welchem die Wirffamkeit des Koͤr⸗
pers NSnl auf das Licht thätig zu werden anfängt, der
war an fib Flein ift, aber: um der Deutfichkeit der
Beihnung willen bier verhältnigmäßig fo aroß vorgeftellt
wird. Es fomme ein Lichttheilchen in der perpendiculären
Richtung Ac aegen die Fläche NS. Go wie es in ce in die
Sphäre der Wirffamkeir NS gelangt it, und von dem
Theithen des Körpers NS ftärfer Aezogen wird, als vom
‘dem dünnern Medio, aus dem es fommt, fo nimmt feine
Beihwindigkeit in dem Raume von e bis rt zu; aber es
fann dadurch nicht von feinem Wege abaelenft werden. Es
geht bloß mir zunehmender ph a fort und ers
langt das Marimum derfelben innerbal .. Sowie es
aus q heraustritt, if die Anziehung des Körpers NSnf
dagegen feiner Richtung entgegen und der Wirkung auf
der obern Fläche gleich; es verliert alfo das Lichttheilhen
in dem Raume qt wiederum rüdwärts fo feine Vermeh⸗
rüng der Gefchwindigfeit, als es fie von e gegen t zu wachs
fend erhielt. Der ſeukrecht auffallende Strahl erleidet alfo
nach diefer Hypotheſe feine Brehung, wie die Erfahrum
auch lehrt; und die Gefchwindigkeit des Lichts außerhal
ML und ml bleibt fich gleich, Ä
Menn nun das Lichttheilchen in der fchiefen Direction
Dä gegen ML anfommt, fo kann diefe Beivegung in zwev
andere, DF und Fd, zerlegt werden. Da die Wirkung des
| Körpers NS auf das Lichttheilchen nad der Perpendiculärs
. linie geſchieht, fo ann die parallele Bewegung DF feine
Aenderung erleiden; die Bewegung oder Geſchwindigkeit
Fd hingegen muß, wie vorber gezeigt ift, wachſend zuneh⸗
men, und daher muß das fichttbeilhen von dem Puncte d
an gegen die Fläche NS zu die krumme Linie dI befchreiben,
die ihre hohle Seite gegen NT zu gefehrt hat. Die Tangens
. te li, die die Richtung des Lichttheilchens beym Eintritte
in die Fläche des Körpers NS anzeigt, muß folglih dem
Derpendifel Bb näber fommen und es unter dem kleinern
Winfel ilb fehneiden, als die erftere Richtung Dd mit dem
Perpendifel Bb bey der Verlängerung machen würde. Da
in dem Raume li die Anziehungsfräfte der Materie des
Körpers NSnl gegen das fichttheilden' gleich bleiben, fo
bleibt es ın der Richtuna Ti unverändert, bie es nad i
— Hier wird die Anziehung des Koͤrpers gegen das
icht, die auf nf perpendiculär ift, feiner Perpendiculärges
ſchwindigkeit wiederum hinderlich; fie nimmt daher bey dem
Fortgange des Lichts gegen ml zu ftufenmweife wiederum ab,
und es wird feine Bahn chen fo von i mad e zu auf die
enfgegengejegte Seite gebogen, als es von d na er
ab.
eicht. 457
ſchah. Ss verliert Hier allmaͤhlig die Zunahme der Vers
pendiculärgeihwindigkeit wieder, die ed in dI erlangte,
und bat in e wieder die vorige Geſchwindigkeit, die es
beym Einaange in d beiaß. Da die entgegengeſetzten Kruͤm⸗
mungen ie und dI glei find, fo muß auch die Richtung
des Lichts in Eeo parallel fenm mit der in Dd, mie die Ers
fahrung lehrt, und es muß wieder vom Perpendifel abges
lenft werden,
I Endlich it auch die Vermaneität des Verbältniffes zwi⸗
fchen dem Sinus des Einfallswinfeld und des gebrochenen
Winkels nach diefer Hypotheſe zu erflären. Es falle näms
lich ein Lichtſtrahl Al (Fig. 85.) aus der Luft in ®las, fo
wird er im leßtern dem Perpendikel PD zugelenft werden:
und der Winfel PIA = DIE mag ieun, tie er will, fo
wird der Sinus diefes Einfallswinfeld, oder EF, immer im
einem beftändigen aleihen Verbältnifle mit dem Brechungss
finus BC feyn; umd zwar wird EF : BC immer nahe wie
3: 2 feyn, wenn der Lıichtitrahl aus der Luft in Glas, und
nahe wie £ : 3, wenn er aus der Luft in Wafler tibergebt.
Weil nämlich die Sräfte der Anziehung im ®lafe an der
brechenden Flaͤche GH die parallele Gefhwindigfeit AP des
Lichtpartikelchens nicht Ändern, fondern nur die perpendis
euläre PI, und diefe vermehren, wie vorhin gezeigt worden
ift; fo wird das Licht in eben der Zeit nach der Drehung
von dem Einfallslotbe PD um den gleichen Raum CB ab ges
ben, in welcher es fib ihm um den Raum AP näherte.
Die Directiom des Lichts gegen die Flaͤche GH mag Henn,
welche fie will, fo wird, weil die Anziehungsfräfte diefer
Fläche gleich bleiben, die Zunahme der Perpendiculärger
ſchwindigkeit PI des Lichts immer diefelbige bleiben, (oder
auch die Abnahme derfelben, wenn das Licht aus dem dich⸗
ten in das dünnere Medium übergeht, oder vom Verpen⸗
difel ab gebrochen wird;) oder PI- wird mit IC ein immer
gleiches Verbältniß daben, indem PI die Verpendiculärges
ſchwindigkeit des Lichts vor der Brehung, IC fie durch die
zrechung vermehrt vorftellt. Hieraus iſt Kar, daß, weil
die Geſchwindigkeit des Lichts vor der Brechung aus AP
und PI, und nah der Drehung aus CB und IC zufams
menaciest ift, es im eimerley Zeit vor der Bredung Aly
und nach der Brechung IB durchlaufen muͤſſe. Wenn nun
AP = CB genommen wird , und PI und IC einerley Ber:
haͤltniß beftändig behalten, fo iſt auch die ganze Geſchwindig⸗
feit des Lichte vor dem Brecben zu der nach dem Brechen
in einem unveränderlihen Verhältniffe. Es ift aber
AI: AP (= BC) = fin. tot. Einfallsſinus
BC : Bl ) => Brechungsſinus : fin. tot.
— —— —
foistie Al: BI wieder Brechungsfinus zum Einfallsſinus
$. 699. Wenn die Strahlen bey dem Ueber»
gange aus dem dichtern Mittel in das Dünnere ſo
—— | ſchief
4
x
458 UI. Theil, e. Hauptftüd,
fehief übergehen, daß der Brechungsfinus größer
werden müßte, ale der Sinus totus ift, (welches
unmoͤglich ift,) ſo verwandele fich Die Brechung in
Zurücdftrablung.
Es falle ein Strablencvlinder E (Fig. 86.) von der Sonne im
finftern Zimmer auf ein aläfernes drenfeitiaes, gleichwinks
liges, Prisma in der Direction Ee, fo daß er auf der Fläs
che FV faft fenfrecht fen, fo wird er faft ungebrochen durchs
geben, aber in dem Glaſe felbft fehr chief auf die. Fläche
EV gehen; er follte ‚hier nun ben dem Uebergange ın die
Luft vom Verpendifel abaelenft werden; da aber der ‘Dres
&ungsfinus dann größer werden müßte, als der Sinus to-
tus, fo erfolgt Zurudfirablung von G nah der Flaͤche SF,
und bier geht er, weil er nahe fenfrecht darauf ftebt, auch
far ungebrocen in die Luft zuruͤck und bringt bier-Ers
leuchtung zuwege. Auch diefe Erfcheinung folgt aus der
vorber angeführten Urfach der Brehung. Die Anziehung
der Theilchen des Glaſes zu denen des Lichts macht näms
lich jetzt ben der Kleinheit des Einfallswinkels in C die
Derpendicnlärgeichwindiafeit defielben beym Uebergange in
die Luft ganz verfchwinden , und die Refraction verwandelt
fih in Reflerion.
Mufchenhbrock a a. O. 1732. Car. Scherffer inftitut. phyſie.
11. ©. 174 ff.
| $. 700. Den der Brechung des lichts in feinem
Uebergange aus einem durchfichtigen Mittel in ein an:
deres hängt alfo der Brechungsmwinfel ab: theils von
der Natur des brechenden Mittels, theils von der
Neigung des einfallenden Strahlee, Gemeinhin
find zwar die brechenden Kräfte der durchfichtigen
Mittel im Verhäftniffe mit ihrer Dichtigkeit; man
kann indeffen nicht fagen, daß diefe Regel ganz genau
und daß fie allgemein zutreffe; denn einige durchfich-
tige Mittel brechen ftärfer, andere ſchwaͤcher, als es
nach Verhaͤltniß ihres eigenthümlichen Gewichts ges
fchehen follte, So fann -daher manchmal das Sicht
beym Uebergange aus einem Mittel in ein anderes
merf-
’
eiqht. 459
merklich gebrochen werben, obgleich bie fpecififchen
Gewichte dieſer Mittel nicht merklich verſchieden find,
z. B. Alaun und grüner Vitriol; fo kann es ferner
aus einem Mittel in ein anderes ohne Brechung übers
- gehen, obgleich die Dichtigfeiten derfelben verfchieden
find, wie z. B. bey Baumoͤhl und Borar; ja es fan
endlich fogar beym Lebergange aus dem dichtern ing
bünnere Mittel dem Perpendifel zu ——— werden,
wie bey Waſſer und Terpentinoͤhl.
— a. a. O. $. 1720 — 1724
6. 701, Ben dem Brechen in durchſichtigen
ebenen Flaͤchen bleiben ſchief einfallende parallele
Strahlen auch nach dem Brechen parallel, ſie moͤgen
aus dem duͤnnern in das dichtere Mittel, oder umge—
kehrt, gehen. Bey dem Uebergange aus einem düns
nern Mittel in ein dichteres von ebener Fläche werden
einfallende Divergirende in ihrer Divergenz, und
einfallende comvergirende Strahlen in ihrer Convers
genz yermindert; beym Uebergange aus einem dich⸗
tern in ein duͤnneres Mittel von ebener Flaͤche wer⸗
den divergirende oder convergirende Strahlen mehr
Divergirend oder convergirend. Dies folgt aus dem
allgemeinen Geſetze der Brechung (5. 694.).
$. 702. Aus dieſem Brechen der lichtſtrahlen in
Mitteln von verſchiedener Dichtigkeit und ebenen Fläs
chen laͤßt ſich erflären, warum ein Öegenftand unter
oder hinter einem ebenen Glaſe dem Ange faſt um ̃.
näher nad) der Oberflaͤche des Glaſes zu erſcheint,
als er wirklich liegt; warum eine Muͤnze in einem
undurche
0° IL heil. 2. Hauptſtuͤck.
unduchfichtigen Gefäße, die ben einer gewiſſen Stel:
fung des Auges nicht zu fehen ift, fichtbar werden
fann, wenn das Gefäß mit Waffer gefüllt wird;
warum der Boden eines Gefaͤßes mit Waſſer hohl
zu fenn und höher zu liegen jcheint; warum ein Stod
im Waffer gebrochen erfcheint; warum ein Zifch im
MWaffer nicht an feinem wahren Orte, jondern unge.
fähr um ! näher nad) der Oberfläche zu gefehen wird;
‘warum Sterne fhon vor ihrem wirklichen Aufgange
und noch nad) ihrem wirklichen Untergange wahrgez
nommen, und eine Monofinfterniß gefehen werden
fann, wenn die Sonne noch über unferm Horizonte
erſcheintz warum die Geſtirne höher nad) dem Zenich
zu beobachtet werden, als fie wirklich ftehen;. und
worin endlich überhaupt die aſtronomiſche Strahlen⸗
brechung ( Refractio aftronomica ) befteht.
Mufchenbroek a. a. D. |. 1928 — 1931.
Einierrung ın die aſtronomiſchen Wiflenfchaften, verf. von Lam»
pert Hint. Roͤhl. Th. I. Greifswalde 1768. 8. S. 96 — 140.
$. 703. Noch gehoͤren hierher:
1) Die vervielfältigte Erſcheinung eines Gegen:
ſtandes durch ein Rautenglas (Poly&drum).
Es fen ABCD (ie. 87. } ein vielflächig geichliffenes Glas.
\ Die drep.vordern Flaͤchen BC, CD und DA feven dem
Gegenſtande F zu gerichtet, und hinter der Fläche BA bes
finde fib das Auge in O. Dies fiebt nun den Punct F
drevfach, in F, in L, und in M. Denn von dem Gtrabs
lenfegel, der auf die Flähe CD von demıftrablenden
Puncte fält, und wovon wır hier nur die Achie Fg ges
Kiaen baben, acht diefe Achfe, da fte fenfrecht auf den
lähen CD und BA ſteht, ungebrochen ın das Glas und
beraus, und gelangt zum Auae in O. Der Strablenkegel
Fb, der auf die Flaͤche CP fällt, wird im Glaſe dem Pers
pendifel zugeleukt und beym Austritte aus dem Slaſe
vom Perpendikel abgelenft, und,arlanat auch zum Auae
ta O, das nun den Gegeuſtand nah L. jegen muß. *
v
fo ift es endlich mit dem Strahlenkegel Fh, ber auch nad
den erlittenen Brechungen zum Auae in O fommt und
die Vorſtellung des Gehen in M erzeugt,
Mufchenbroek 4, a. O. f. 1933.
2) Die dioptrifchen Anamorpbofen, ober Zeich:
nungen einzelner Theile, die durch ein polnedris
fches Glas betrachtet als ein ordentliches Gans
zes ericheinen.
30. Geo. Leutmanns Anmerfungen vom Glatfchleifen. Wits
tenberg 1728 8. ©. 96 ff.
3) Die fcheinbare Ortsveränderung der Körper,
die durch ein gläfernes Prisma betrachtet werden.
4) Die befondern Erfcheinungen der Strahlen:
brechung in der fuft, die an verfchiedenen Stel⸗
fen ungleich erwärmt, und alfo ungleich dicht
ift, nach Hrn. Büfch und Gruber. |
Buſeh tractatus duo optici argumenti, Hamb. 1783. Tob,
Gruber phoficalifbe Abhandlung über die Strablenbres
chuna und Abprallung von erwärmten Flähen, Dresden
1737. 4
$. 704. Merfwürdig und noch immer probles
matifch ift die feheinbare Verdoppelung eines Gegen:
ftandes durch den durchfichtigen RKalkſpath oder
isländifchen Aryıtall,
Neber bie doppelte Bre ung des burchfichtigen Kalkſpaths,
von Hrn. Hauyz; in Grens neuem Journ. d. Phyſ. B. 11.
©. 403. j
$. 705: Aus den allgemeinen Gefeßen der Strah⸗
fenbrechung ($. 694. 695.), und der Kenntnif Des
Verhältniffes der Nefraction der Durchfichtigen Mittel
($. 697.) läßt ſich durch Zeichnungen oder durch
Mechnung leicht beftimmen, wie die Brechung der
| | Strah- -
262 Well 2. Hauptftüch,
Strahfen in gekruͤmmten Sfächen gefchieht. Wir
betrachten nur hier die Brechung der Strahlen in
Gläfern, wovon eine oder bende Tlächen eine erha—
bene oder hohle Kugelgeftalt haben, die man Kinfen
oder Lupen (Lentes ) nennt. Sie find entweder auf
einer Seite eben uno auf der andern erhaben (plans
conver) (ig. 88.); oder auf beyden Seiten erha=
ben (convercomver ) (Fig. 89.); oder auf einer
Seite erhaben, auf der andern hohl, fo daß ver
Halbmefter der erhabenen Seite Fleiner ift, als der
hohlen (Meniſcus) (Fig. 90.). Diefe drey Arten
heißen auch zufammen erhabene Kinfen ( Lentes con-
vexa® ), denen die hohlen Kinfen oder Hohlglaͤſer
(Lentes concavae ) entgegengefeßt find, mo entwe—
der die eine Seite eben, die andere hohl iſt Cplancons
cav) (Fig. 91.); oder beyde Seiten hohl find (con:
cavroncav) (Fig. 92. ); oder eine Seite hohl, die
andere erhaben iſt, jo daf der Halbmeſſer der erhabe:
nen Seite größer ift, als der hohlen (concaveonver )
(ig. 93.). Ein Glas, das auf einer Seite erhaben
und auf der andern hohl it, aber mit einerlen Halb⸗
meſſer, z. B. ein Uhrglas, bricht die Strahlen wie
ein planes Glas.
$. 706. Die gerade linie DE (Fig. — wel⸗
che durch die Mitte der Linſe AB geht und auf ben:
den Flächen derſelben perpendiculär fieht, heißt die
Are der Kinfe. Die Größe der linſe beftimmt man
nad) der Krümmung ihrer Convericät oder Concavi:
tät, und fie heißt einzollig, zweyzollig, zehnfuͤßig,
jwanzigfüßig, u. ſ. w., wenn der Durchmeſſer der
Kugel
Licht. — 463
Kugel eE, oder dD, wovon die linſe ein Abſchnitt iſt,
ı Zoll, 2 Zoll, 10 Fuß, 20 Fuß, u. ſ. w., betraͤgt.
6. 707. Wenn parallele Strahlen auf erhabene
Glaslinſen nahe ben der Achſe des Glaſes fallen, Ho
werden fie fo gebrochen, dafs fie hinter der finfe nach
der Achfe des Glaſes zufammengehen und fich in einem
Puncte vereinigen, welcher der Brennpunct (Focus )
‚der finfe heißt. Hinter diefem Puncte durchfreuzen
fih die Strahlen wieder und werden divergirend.
Wenn ftatt paralleler Strahlen divergirende Strah⸗
fen eines leuchtenden Punctes auf die erhabene linſe
fallen, fo werden fie nad) dem Brechen 1) weniger
Divergirend, wenn die Entfernung des leuchtenden
Punctes Fleiner ift, als die Brennweite der linſe;
2) parallel, wenn der leuchtende Punct felbft im
Brennpuncte iſt; 3) convergirend, wenn die Ent:
fernung des leuchtenden Punctes größer ift, als die
Brennweite. - Eonvergivend auffallende Strahlen
werden durch diefe Linſen nach dem Brechen natür-
licher Weiſe noch mehr convergirend. Man nennt
die erhabenen tihfen wegen der angeführten Wirfun:
gen auch Sammlungsglaͤſer.
ı) €s füllen (Fig. 95.) auf die biconvere Linfe ab mit der
Achfe derfelben, hK, die parallelen Strahlen g und b nahe
bev der Achſe des Glafes ein. Ste werden auf der vordern
Fläche des Blafes erſt dem Eınfallsiorhe zuaelenft, und
beym Ausgange aus der hintern ‚Flache vom Eınfallslorhe
abgelenft ; fie werden convergirend und vereinigen ſich
mit der Achſe des Glaſes in F, von wo fie wicder als
| el aus eınander fahren, wenn fie fih durchkreuzt
aben,
2) Wenn die Strahlen als divernirende auf diefe Linfe
fallen, fo werden fie durchs Brechen entweder weniger
divergirend, oder parallel, oder convergirend, nach def
verfchiedenen Entfernung des ftrahlenden Junstes . n
inſe.
464° 11. Theil. 2. Hauptftüd.
Linfe. Steht nämlich a)ıber Araßlende Yunct im Brenns
puncte der Linfe, 3. B. in F (Fig. 25.), fo werben die
Strahlen zu parallelen; 2) ftebt er näber, als der Brenns
punct, fo werden fie weniger divergirend, wie Fig. 96.
wo der flrablende Punct g näber an der Linfe ftebt, als
der Brennpumet F, und wo die Strablen gl und gm durch
die Brehung beym Einaange in die Linfe und beym Auss
ange aus derielden die Richtung von dn und eo erhalten.
Der mittlere Strahl gk geht ungebrochen durch, da er
fenfreht auf den Flächen der Liuſe ſteht. Werden die
Gtrablen nd und oe rüdwärts verlängert , ſo treffen fie
in p zufammen. Da nun der Winfel Ipm Fleiner if,
[8 Igm, fo ift auch die Divergenz der Strablen durd die
Breduna vermindert worden, und die Gtrablen fahren
fo aus der Linſe, als ob fie von einem weiter entfernten
Duncte berfämen, als g if. 3) Wenn der keuchtende
Punet weiter entfernt ift, als die Brennweite, fo werden
die davon auf die Linie fahrenden divergirenden &trablen
u convergirenden, wie ig. 97., wo der firablende Punct
A weiter von der Linſe ab abftebt, ale ihr Brennpuncr F3
die- Gtrablen Ao und Aq vereinigen fib nad den erlittes
nen Brecbunaen binter der Zinfe mitt der verlängerten Achſe
AG inG. Iſt G der ftrablende Punct, fo ift A der Bers
einigungspunct der gebrochenen Strahlen.
3) Eonvergirende Strahlen werden noch färfer convers
girend durch ‚die Brechung in diefen Linien. Es fen (Fi.
96.) ab eine biconvere Linfe, gegen welche die cunvers
irenden Gtrablen nd und oe fahren, die ohne die Linſe
n p jufammenlaufen würden. Gie werden durch Brebung
beym Fintrirte in die Linfe und beym Austritte aus deriels
ben nah g zu gebrochen, und vereinigen fich dafelbit mit
der Achſe. Da nun der Winfel Igm aroͤßer ift, als lpın,
fo ift auch die Eonvergenz der Strahlen größer (}. 658.).
$. 708. Die Entfernung des Brennpunctes pa:
ralleler Strahlen von der vordern Krümmung des
Glaſes, (wenn man auf die Dice des Glaſes nicht
Rüuͤckſicht nimmt,) heift die Brennweite (Diftantia
focalis). Man findet diefelbe, wenn man die länge
des einen Halbmeflers der Krümmung des Glaſes mit
der fänge des andern multiplicirt und das Product
mit der halben Summe diefer Halbmeffer, (beym
Menifeus aber das Product der Halbmeſſer mit ihrer
halben Differenz,) dividirt. Ben dem gleichförmig
convex⸗
ein 465
- gonbereonveren Glaſe ift folglich die Brennweite dem
gemeinfchaftlihen Halbmefler der beyden Flächen des
Glaſes gleich; beym planconveren aber dem Durchs
meſſer der Kugel, wovon das Glas ein Segment ift,
Bey einer Kugel von Glas liegt er um den vierten
Theil ihres Durchmeſſers hinter derfelben. .
Wegen der bäufigen Anwendung, die man von dem eönderen
Blaslinfen zu madhen bat, ift es nötbig, den Abftand
des Wereinigungspunctes der durch bie Linſe gebenden
Etrablen mit der Achie der Kinfe, von der Linfe, beredhs
nen zu koͤnnen, wenn der Radius der Kruͤmmungen der
Rinfe, der Abftand des leuchtenden Punctes, und das
Brechungsverbältniß zwiſchen Luft und Glas gegeben find,
Die allgemeine Formel dazu läßt fich aus Folgendem her—
leiten. Es fey ab (Fig. 98.) eine biconvere Lınfe mıt uns
gleiben Krümmungen; der Halbmefler AK der Krümmung
Al fey r, der Halbmefler BC der Kruͤmmung BT ſey Rz
der leuchtende Punct O fen im der verlängerten Achie der
Linſe. Wir wollen bier annehmen , daß der einfallende
Strahl der Achſe ſehr nahe kinfalle, fo daf wir Ol für OA,
PT für PB, und Al und BT für gerade Linien halten füns
zen. Man ziehe Ki, als das Einfalsloth, und verläns
gere OF geradlinig, fo it KIG der Einfallswinfel, und
KG der Sinus daven. Da der Strahl beym Eintritte im
Das Glas dem Einfallslorhe zugelenft wird, jo würde er
nah der erften Brechung auf der Fläche Al in I die Rich⸗
tung IP erhalten. Man ziehe alfo IP,. und fälewon K
Das Perpendikel KH auf IP, fo it KH der ala
Diefer Brebungsfinns verbalte fib zum Einfallsfinusz,
“ wenn das Licht aus der Luft in die Lınfe tritt, wie p zu gr
und wenn es, aus der. Lınfe in die Luft tritt, wieq zu p
Man ziehe noh aus C das Einfallsloth CT auf T, wo
der Strahl I in der Richtung nach P zu ans dem Glafe
tritt, und bey diefem Austritte vom Einfallslorbe ab ges
brodhen wird und in die Richtuna TF gebt. Man vers
längere PT nah D zu, und FT nab E zu, und ziehe CD
auf DP und CE auf EF perpendiculär, fo it CTD ver
@infalswinfel, CD deflen Ginus, und CTE der Bre—
&ungswinfel, CE deflen Sinus für den in T aus der
Kinfe in die Luft übergebenden Straß! TF. Es fm CD =
m, KG = n. Es erbellet aus der Figur, daß piq =
KG (oder n): KH; folglih it KH = -"1; ferner iſt
Har, dbafgq:p= CD (ober m): CE; folglih it CE =
Sr, & fev ferner OA, oder bie Entfernung des Teuchr
tenden Punctes von der Zinfe, = d; die Dicke ber-Zinfe,
6 g oder
—
456
ten Werte, wez Heiz pe — r= 7, — :7.
Bticher
II. Theil. * 2. Hauptſtuͤck.
oder AB, — 65 PB 23 und der gefuchte Abfland de
Vereinigungspunctes des Strahls nach. den Rrechunge
mit der Achſe in F, oder FB, = x. Da die rechtwinklia
gen Drenefe OAI und OKG ähnlich find, fo it OK:0A— '
KG : Al, das ift, ‚nach dem vorher dafür fubftituirtem
Werthe, dprid=n:Al; es if folglich Al m —
Da ferner die Dreyede PAl und PKH ähnlich find, ſo ifl
PA:PH = AI:KH, das ift, nad dem dafür fubftituirg
| Pr
DEREN >
Multipfieite man sun die mittlern’und aͤußerſten
z + doe — dar
dieſes Verhältniſſes, fo erbält,man FT —
= 8 tn , woraus man den Werth von =
pP
Ze hr Fr ER findet. Da weiter die Drey⸗
ede PCD und PBT ähnlich find, fo it PD:PB= CD:BT,
di, ztR:z=m:BT. BTift af = ir
Weil endlich auch die Dreyecke FCE und FBT abnlich find,
. : m
fo it FC: FB= CE:BT,d.i, x+R:x= ni : —
xmp. max- me,R
Hieraus entſteht die Gleichung wor⸗
aus man einen andern Werth für z = CH —
erhält. Aus der Vergleichung diefer bepden Werthe, um
x zu erhalten, und nach den gehörigen Reductionens‘ findet
man x = — „_ _dpgßr 4 dom —
dppR — dpqR-— pgRr — deqa — dpqr +
dcpgR + cgaBr — — Bean wie
adepa — depp + dppr —'eggr + epar |
nun die Dice der Linſe AB= e für nichts oder= 0 rechnen⸗
wie wir in der Praris thun fünnen, fo wird in der vorigen
Formel x = — —— ER ——
dppR — — paRe — dpqr »idppr
ae, eelstn nn Ast un Se TEEN ne USERBE Li
dp mn — dqa(R+r) — qRr
— nn IN nn, DE IR 8 ie all
ITB-4ITR Fr) — ae Dies ift —
meine Formel für die Geſtimmung des Abſtandes des Vers
einigungspunctes der Strahlen vonder Linfe, ‘oder für
FB, wo die Dide der Linfe nicht in Betracht fommt; und
zivar dient fie micht nur für Glas, fondern für jeden ans
dern durchſichtigen Korper, wenn nur das Brechungevers
bälfnif (p äy) befannt iſt, und die Halbmeſſer der
Krümmungen der brechenden Flaͤchen CR,.x), fo wie der
| Ad ſtand
id ’ ’
J
uAb ſtand (A) des ſeuchtenden Vuiactes, in Foßen, Zollen
oder Linien gegeben iſt. Beym Glaſe iſt p— 30, genauer
aber = 33, q = 20 zu nehmen. 0 .
Wenn paraliele Strablen auf die Blaslinfe fallen, fo
wird dee oo zu ———— und es wird in der vorigen
Back 4 „ER: — ö
ve ——— SR nun ı) bie Glass
linfe biconder, und zwar mit gleichen Halbmeflern der
Krümmung, fo it R * *⸗ und fir parallele Strahlen
r
wird dann x= 5.7, . Wenn wirgq=z, p=3
nehmen, ſo iſt x = ır, oder aleib dem Halbmeffer
der Krümmung, wie ed im f. angegeben if. 3) Iſt die
Blaslinfe planconver, fo wird für die ebene Flaͤche
derjelben R= , und für parallele Strahlen if x —
r & r
17 . Wenn tir das
ve — 0,0 7r — r u —
—— —— im Glaſe p:yq=3!:a nebmen, fo
wird x = ar, folglich gleih dem Durchmeſſer der erbabes
nen Seite, tie im f. amgeneben it. 3) Iſt dıe Glaslinſe
endlih ein Meniſcus, fo wird der eine. Halbmeſſern der
Krümmimng, oder R, negativ, und für parallele Strahien vers
wandelt fich die obige Formel in x — — —
Nehmen wir dat Brechungsverhaͤltniß im Giaſe — 3:24
2Rr 3* r
Producte der Halbmefler, dividirt durch ihre halbe Diffes
renz, wie es: im f. angegeben worden ift. ' Er
__
de la. Caille lectiones elementares opticae, Vindob,
1757. 4. Rob. Smiths vollitäydiger Kebrbeariff der Optik,
a. d. Engl. mit Aender. und IM. von Abr. Gotth. Kaͤſtner,
Altenb 1755. 4. ©. 8ı. ff. Kaͤſtners Antangsar. der Diops
trif, Börtina. 1780. ©. 345. ff. Rarfteis Anfangsarlınde
der ma’hematifben Wiſſenſchaften, 8. II ©. 316. ff,
Scherffer inftitutiones phyhic. P. II. S. 235. ff. ©. 320, ff.
$. 709. Eigentlich fommen nur diejenigen pas
‚‚zallelen Strahlen nad) ven Brechen in einen Punet
zufammen, die der Achſe des Glaſes unendlich nahe
find. Se weiter die parallelen Strahlen von der Achfe
einfallen, deſto Fürzer ift der Abſtand ihres Vereini⸗
gungspunctes vom Glaſe. Die Entfernung dieſes
vom erftern Punste. heißt die Abweichung der Strah⸗
Ä 92 len
*
468 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck. j
len wegen der Beftalt des Glafes ( Aberratio ex
figura). x |
$. 710. Sonft kann man die Entfernung des
Brennpunctes parallelee Strahlen der erhabenen fin:
fen, (obgleich nicht mit aller Schärfe,) auch practifh
finden. 1) Man laſſe die Sonnenftrahlen auf die
finfe, und die darin gebrochenen auf einen andern
Körper fallen, und bemege die linſe fo fange gegen
diefen, bis der Punct am heilleuchtendften und Flein:
ften wird. Seine Entfernung von der finfe ift die
Brennweite. 2) Man bevede die eine Fläche der
finfe mit einem genau darauf anfchließenden Papiere,
worein ‚viele Fleine runde föcher gefchnitten find, und
laſſe Sieht der Sonne hindurch auf eine parallel dar⸗
unter gehaltene Fläche fallen. Iſt diefe Flaͤche weiter
oder näher von ber finfe, als die Brennweite, fo ent:
ftehen fo viel leuchtende Kreife, als Löcher im Papiere
- find; im Brennpuncte hingegen vereinigen fie fich
alle in einen Kreis. 3) Man halte die finfe gegen
eine weiße Wand ober Tafel, und laffe nun ei⸗
nen Gegenftand, deſſen Diſtanz die Brennweite des
Glaſes aber menigftens taufendmal übertreffen muß,
darauf durch die linſe fi abbilden. Wenn das Bild
am deutlichiten Ift, fo fteht die Wand in der Brenn;
weite der fine. 4.) Am beften findet man dieje auch
in einem dunkeln Zimmer, in welches durch die Linſe
das Sonnenlicht hineinfält. Die Entfernung der
Spiße des fid) hier bildenden Strahlenfegels von der
linſe ıjt die Brennweite. Die Gründe von allem dies
fen werden aus dem Folgenden erhellen, |
or $. 7II.
— 2 i ch t. —7 469
. 711. Jetzt laͤßt ſich auch beſtimmen, wie dieſe
erhabenen linſen Bilder von den vor ihnen befindlichen
Objecten machen, wenn man zugleich das erwägt, was
($. 682.) gefagt worden ifl. 1) Wenn die von Einem:
Punete des Gegenftandes ausfahrenden und auf die
Sinfe fallenden Strahlen als parallel anzufehen find, fo
ift der Brennpunet das Bild des Gegenftandes, und
man fann ihn überhaupt als das Bild eines unendlich)
entfernten Gegenftandes anſehen. 2) Kein Bild
kann dem Glaſe näher liegen, als der Brennpunet.
3) Wenn der Gegenftand im Brennpuncte fid) befin-
det, fo macht er gar Fein Bild, oder er macht ein
unendlich großes Bild, in einer unendlichen Entfer-
nung, weil die divergirenden Strahlen dann nad)
dem Brechen zu parallelen werben, die nicht, oder
in einer unendlichen Entfernung, zufommenlaufen.
4) Wenn aber die Strahlen von einem Objeete kom⸗
men, das noch weiter vom Glaſe liegt als der Brenn:
punct, und deffen Strahlen, die von feinen einzelnen
Yuncten auf die Sinfe fallen, als divergirende darauf
kommen, fo vereinigen fi die Strahlen eineg jeden
Punctes des Objects, wieder hinter ber finfe und
machen ein Bild des ganzen Gegenftandes, das aber
verkehrt liegt, und weiter vom Glaſe entfernt ift, ala
Die Brennweite, 5) Würde in diefem Galle an dem
Drte bes Bildes der Gegenftand ſeyn, fo würde das
Bild deffelben da zu flehen Fommen, mo der Det des
Gegenftandes felbft war. 6) Ze näher das Obieet
dem Glaſe fommt, defto weiter rüdt das Bild vom
| ehr weg und wird zugleich deſto größer; und es
wird
470. II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
wird endlich ganz verfchwinden, wenn das Dbjert in
den DBrennpunct des Glaſes fommt. 7) Endlich,
wenn der Gegenſtand näher nad) dem Glaſe liegt, als
der Brennpunct, ſo fanı gar Fein Bild entſtehen, da
die Strahlen, nicht zufammenfahren, fondern diver-
girend bleiben.
Berfuhe: 1) Das Bild-der Flamme eines Lichts ſtellt ih
hinter einer converen Yinfe klein und verfehrt vor, went
die Flamme weit vom Breunpunete der Linfe entfernt iſt;
wird arofier und entfernter, wenn bie Plamme dem Brenu⸗
puncte näher kommt; verſchwindet endlich gaͤnzlich wen
die Flamme in den Brenupunct kommt.
2) Man laſſe im finftern Zimmer die parallelen. Strahlen der
Sonne auf eine erhabene Linſe Faller, wo man dei durch
Brechuug in der Linſe hinter derfeiben ſich bildenden Strabe
Tenfedel, und den umgekehrten nach der Durchkreuzung der
Strahlen wahrmehmen fann.
Die Strahlen der Sonne find wegen ber weiten Entfernung
derfelben von der Erde als parallel unter einander anzufes
ben; daher zeigt, fich binter-der Ölaslınje im Brennpuncte
derfelben das Freisrunde Bild der Sonne, der wegen der
Erhitzung / die er.bemwirft, au der allaemeinen Benenuung
des Brennpunctes für den Vereinigungspunct der parallel
einfalenden Strahlen Aulaß gegebem hat.
Serner balte man eine erhabene Linſe von mebrern Zollem
Brennweite erft dicht vore Auge, und febe dadurd nad
einem gebürig erfeuchteten Begenflande, der viel weitet
vom Glaſe abſteht, als die Brennweite; fo wird man dem
Gegenftand dadurch-erfennen: man entferne mun die Liufe
vom Auge, fo wird der Gegenſtand allmählig dem Auge
verichwinden; ben noch weiterer Entfernung der Linfe vom
Auge aber eudlich verfebrt und verfleinert wahrgenommen
werden, und defto Fleiner erfcheinen, je weiter man die
Linfe vom Auge entfernt hat.
Es fen ( Fia, 99. ), OCB ein Obiect, das von ber bicons
veren Slaslinfe ab weiter abftebe, ais derfelben Brenns
punct #7 Bon dem mittlech Mirncte C des Dbiecte acht
ein Strahlenfegel nah der Linie, und die divergirenden
Strahlen deffetben "werben, zu Converairenden, vereinigen
fi aber fpäter zufammen als in der Brennweite der Yinfe
f, wie die Berechnung im . 708. lehrtz fie kommen im
© zufammen und fahren bier wieder als divergirende aus
einander, hr Vereinianngspunet in eo ift das Bild vom
zus C. Eben fo werfen die Puncte O und B jeder einem .
trablenkege! mac der Linie, und die Strahlen jedes Kes
geld erden. durch die Brechung zw eonvergirenden und
machen ein Bild in o und b von den Puncten O und 2
o
tige 2 io. 471
So enfſſteht nun ein Bild des des ganzen Objeets OCB,
das aber gegen das Obiect verkehrt ſteht und der Liuſe
näber ift, als das Dbject auf der andern Scite. Wenn
a. = beo das Obiect waͤre, fo wärde OCB das Bild dayın
—— feyn. — Wenn in bco eine zjurädftrablende Fläche if,
die fonft nar wenig Erleuchtung erhält, fo wird das Bild
bco des Gegenftandes OCB darauf wahrzunehmen feyn.
"6,9712. Die Entfernung des Bildes hinter dem
Glaſe findet man, wenn man das Product aus der
Brennweite des Glaſes in die Entfernung des Ob:
jetr8 vom Glaſe durch die. Differenz der Entfernung
des Objeets von der Brennweite bes Glaſes dividirt.
Der Quotient giebt die Entfernung bes Bildes. : Die
Entfernung des Objects vom Glaſe verhält fich zur
Entfernung des Bildes von demſelben, wie der Halb:
meffer des Objects zum, Halbmeffer des Bildes,
6. 713. - Zur Erläuterung ber bisher vorgetra⸗
denen Süße von der geradlinigen Ausbreitung bes
Lichts, der Zuroͤckſtrahlung, und befonders ber Bre⸗
chung in erhabenen Glaͤſern, und auch ſonſt zur Be⸗
lehrung und Beluſtigung, dienen:
2) Die Camera obſcura des Baptiſta Porta,
wovon man die opeifche und Dioptrifche unter:
ſcheidet. Zu det letztern gehhrt auch die fo ge:
nannte belle Zammer (Camera clara J
I. B. Portae Mike vatnralis, iive de miraculis rerum
naturalium, libr. IV. . Neap. 1558.,$01. Antverp: 1376.
12. Gebr verm. in libr. XX. Neap. 189. Fol. Amftelod.
1. 2664 12. | |
‚ 2) Rirchers Zauberlaterne (Laterna magica ).
‘Achanaf. Kircheri ars magna Ineis et umbrae. Amſtelaed.
t671. 801. ’s Gravefande Phiyl elem. mathem. T. 11.
Sa 373. ff. | |
1) ‚ ta » 3)
472 1. Theil. 2. Hauptftüd..
3) Lieberkuͤhns Sonnenmitroffop (Microfco-
pium folare).
Befchreibung eines verbefferten Sonnenmikroſkops, von
Ernſt Bafıl. Wiedeburg. Nuͤrnb. 1758. 4.
4) Adame Kampenmikrofkop.
Elfay on the micerolcope, by Adams, Lond. 1787. gr. 4.
8 65. Theorie und Beſchreibung des von dem juͤngern
Herrn Adams verbeflerten Lampenmifroffops, von Herri
nn ‘in Grens ueuem Journal der Phyſik, B 1. ©.
297. Is —F
5) Martins Sonnenmikroſkop für undurchſich⸗
tige Gegenſtaͤnde, wozu auch Aepinus eine
Einrichtung des gewoͤhnlichen Sonnenmikroſkops
nach Lieberkuͤhns Vorſchlage beſchrieben hat.
Deſeription and ule of an opake ſolar mierofcope. Lond.
1774. 3. Adams a.a.D. ©.92. Emendatio microlcopii
folaris, auct. F. V. T. Aepino, in den'nov. Comment,
petrop. T. IX. ©. 316. ff. i
3) Die optiſche Camera obkura macht man gewöhnfich daraus
begreiflich, daß man annimmt, es fahre (Fig. 100) durch
die enge Deffnung £ der Wand ab, die das finftere Zimmer von
ben erleuchteten Gegenftänden trennt, von jedem Puncte:
diefer Geaenftände, welcher der Oeffnung zugefebrt ift, ein
Lichtſtrahl durch das Loch, (wie von den Buncten C, E unb
D des Gegenftandes der Strahl Cc, Ee und Dd,) unb
falle auf die Wand: ım finftern Zimmer, obne daf zualeich
von den benachbarten Puncten des Gegenftandes ein Licht⸗
ſtrahl auf denſelben Puuct diefee Wand fallen kann. AL iron
diefer Wand gehen nun die Fichtftraßlen wieder zurüd im
das Nuge des Zuſchauers, der alfo auf derfelben das ums
gekehrte Bild deo des Gegenftandes CED fiebt. Denn da
die Strablen fih in der Deffnung durchfrenzen, fo muß
das Bild verkehrt werden, Es wird defto fleiner on nrüfs
fen , je näher die Wand, worauf es fih abbildet, an der
Definnna ſteht; defto größer, je weiter fie davon entfernt
iR. Judeſſen ift diefe VBorkellung von einzelnen Lichtſtrah⸗
len, die von den Puncten des Gegenſtandes nach der Defts
nung zu geben follen, nicht der Natur gemäß, fondern e®
fahren vielmehr von den efleachteten Pıracten Gtradlentes
nach der engen Deffnung f, die ihre Spike am firabs
enden Vuncte haben, und deren Grimdfläche die Deffnan
Kif. Die Strahlen diefer einzelnen Lichtkegel breiten fi
bey ihrem Fortgange durch die Deffunng im Bimmer
mer weiter aus, und bilden auf der Wand, von der fie
aufgefangen werden, erleuchtete Kreisflächen oder: elliptifche
Flaͤchen, je nachdem fie ſenkrecht oder fchief darauf 33
Bere #73
Diefe Flähen, die von den Kegeln benachbarter ſtrahlen⸗
der Puncte des Objects herruͤhren / deden fich größten Theils;
von jeder Fläche bleibt aber doh ein Punct, nämlich um
des Lichtfegels Achſe, der das empfangene Licht reiner und
minder vermiſcht ins Auge diverairend zuruͤckſtrahlt, als
die iibrigen , von andern benachbarten Flächen mehrraededs
ten, Duncte diefer Flähe. So entftebt nun durch dic Zus
rüdftrablung von diefen Buncten der Wand aba de
eines Bildes des Seaenftandes; Da die Strahlenkehel fi
ducchkreuzen, fo it das Bild verfehrt. Je weiter von der
Definung im finftern Zimmer das Bild aufgefangen wird:
um defto geringer ift wegen der Divergenz der Strahlen
die Erleuchtung der zurüdftrablenden Puncte der Wand;
um defto minder lebhaft IR alfo das Bild, und auh um
befto mehr vergrößert. Da die weiße Wand das Licht fo
uruͤckſtrahlt, wie fie es empfängt, fo behalten auch die
Duncte bes Bildes die Farbe, welche die Strahlen des
trablenfegels hatten, von dem das Licht des Punetes bers
rührt; das Auge ficht alfo das Bıld mit den natürlichen
ing des Objects. Te größer die Deffnung £ wird, des
o umdeutlicher wird das Bild, weil fich dann deſto mehr
Strahlenfegel verfchiedener Puncte decken, folglich jene zus
rüdftrablenden Puncte der Wand defto mehr das Licht vers
miſcht mit dem Lichte anderer benachbarter firablender Puncs
te dem Auge zufenden , und alfo das Bild des ganzen Ger
5 weniger rein erhalten werden kann. Indeſſen
arf auch die Oeffnung nicht gar zu fein ſeyn, weil ſonſt
wieder nicht Erleuchtung genug Statt findet, um die Netz⸗
baut im Auge gehörig zu afficiren. Hierin ift auch der
Grund zu fuchen, warum man bey verengerter Pupille,
wenn man aus dem ftarfen Tageslichte plöglic ing finftere
Zimmer tritt, das Bild der Wand nicht gleich ſieht, fons
ern erft 3 ug nachher, wenn durch die erfolgende
Erwelterung der Pupille mehr Licht ins Auge kommen
kaun. Lebrigens erhellet aus dem Angeführten leicht, wars
um die Bilder im finftern Zimmer nie ſcharfe und genaue
Umeifle und nie die Dentlichkeit des Gegenftandes haben,
und warum fie, bey übrigens gleicher Oeffnung und gleıs
her Entfernuna der Wand davon, defto lebbafter find, je
mehr die ſich abbildenden Gegenftände erleuchtet find.
In jeden Zimmer, vor welchem erleuchtete Gegehftände
fteben , deren Puncte durch die Fenfter des Zimmers Strab⸗
lenfeae! auf die Wände des Zimmers werfen, würden Bils
der dreier Gegenſtaͤnde entfteben müflen. Da aber bier je—⸗
‚der Punct der Wand nicht bloß von einem Puncte der Ges
genftände, fondern auch von unzähligen andern zugleich
Licht empfängt, das er wieder zuruͤckſtrablt, fo kann Bein
reines und unvermifchtes Bild der Gegenftände erzeugt vers
den; wir koͤnnen alfo Feine Bilder empfinden , fondern fes
ben bloß die zurüdftrahtenden Puncte der Wand ſelbſt.
Mens in die Oeffnung F der Wand des finftern Zimmers
ab (Fig. 101.) eıne tleine erbabene Glaslinfe geieht wird,
deren Brennweite mehrere Fuß beträgt, fo werden die ee
verg
474
—
weit von ber
IL Theil: 2. Hauptſtuͤck.
verairenden Gtrablen der Strablenfeael, die von den leuch⸗
tenden Duneten der Gegenftände nach der Linſe zu aeben,
durch die Brebuma zu consergirendenz; wird nun die Wand⸗
auf der ſich das Bıld abmablen fol, aenau in den Bereis
nigungspumct der Etrablen der einzelnen Strahlenfegel ge⸗
ſtellt, fo entftebr ein reimeres Bild des ſtrahlenden Punctes,
und fo des aanzen Gegenſtandes auf der Wand ın diefer
dioptrifdyen Camera obſcura, als in der vorigen optifchen.
Da aber ben der verichiebenen Entfernung mehrerer frabs
lenber -Puncte der Objeete, umd eines und deſſelben Ob⸗
jects, von der Linfe, der Vereinigungspunct der einzelnen
©trahlen, die de einerien Strablenkegel gebören , ungleich
infe entfernt if; fo fiebt man leicht, daß
man von dem verfchiedentlich weit entfernten Begenfländen,
oder Duncten der Gegenftände, nicht gleich deutliche Bils
der erhält.
Hierher aebört nun auch die tragbare Camera obfura
Camera obfcura portatilis), der im Ganzen die Einrichs
tung des einentlih ‚finftern Zimmers ahnlich if. CM. f.
Muj/chenbrock introd, ad philof. nat. f. 2333.)
Die Rheinthaleriſche Camera clara ift im Grunde nichts
weiter, als eine folcbe tranbare Camera obfeura, übertrifft
aber au Nettigkeit der Abbildung und an Klarbeit des Bils
des die letztere fehr; ihr Unterfchied ift, daß das Bild dars
in nochmals durch ein erhabenes Glas betrachtet wird, und
dafı wegen der großen Definung der Gläfer die Darflelluna
darin sehr licht und heil wird. Es fen (Fig. 102.) DFGH
ein bölserner Kaften, der zur Verhütung des falfi Lichts
inwendig ſchwarz gefärbt if. Im der vordern Wand
DG ift ein erbäben gefchliffenes Glas; in der ed
che Im ftebt ein Vlanfpiegel, und in der obern Wand DF
iſt wieder ein erbaben geſchliffenes Glas. Wenn nun die
pordete Wand DG einem erleuchteten a zuge⸗
Febrt iſt, der weiter davon abſteht, als die Brennweite der
Linfe in DG beträgt; fo würde er in dem Kajten binter
der Linſe ein antachehrted Bild von fib machen, das um
deſto mehr verkleinert ift und defto näher aegen die Linie
au ſteht, je weiter der Gegenftand vom Glaſe entfernt if,
wie aus dem Vorigen befaunt ift. Ebe aber die Strablen
der einzelnen Strahlenkegel zu einem Puncte, oder zu eis
nem Bilde des Vunetes, zufammentreffen fonnen, fahren
fie auf den Planfpiegel Im, werden von diefem unterl eben
dem Winkel reflectırt, unter dem fie auffallen, und mas
chen ein borizontales Bild des ganzen Gegenftandes in der
Verkleinerung, die der Meite des Gegenſtandes und der
Krümmung der Linſe zugehörig ift. Da diefes Bild der obern
Linſe näber liegt, ale — Brennweite beträgt, fo werden
die davon ausfahrenden Strahlen bloß als minder divergi⸗
vende ind Auge fommen, und alſo nur verutfachen, daß
das Bild tiefer vom Auge binabgefegt ann unter einem
aröfern Sehewinkel wahrgenemmien wird. Je weiter der
Segenſtand von der Linfe ın DG abrüdtz; deflo weiter lieat
das Bild ab vom der Linfe in DF hinab entfernt; deſto wer
niger
*
ee al 25
niger divergirend erden die Strablen, die von dem Puncs
ten, welche das Bild machen und nach der Linſe in DF
zu geben, nah der Bredung in derfelben folglich defto
weiter fcheint das Bild entfernt. Daber bilden fir Lands
fhaften- u. dergl, Gegenftäude in diefer Camera clara pers
fpectinifch-ab. Gewöhnlich ift die Einrichtung fo gemacht,
dak die Wand DG vom Spiegel ml mehr oder weniger ents
ferut werden kann, wodurch das Bild eines naben Gegens
ſtaudes, welches dur das Glas im DF betrachtet wird,
mehr oder weniger vergrößert erfcheint. Um das Bild im
diefer Camera clara zu feben, muß man das Auge über
das Glas in FD halten, Es ift aber zu merfen, daß auf
diefes Glas wenig oder fein fehr ftarfes Licht von audern
Gegenftänden Fallen muß, wenn man das Bild, darunter
geborig deutlich fehen wills daher it es am beften, auf DF
noch einen oben offenen vieredigen, immendig geichwärzs
ten Kaften von Pappe oder Holz zu feßen, in den man binab
: #) Das Weſentliche der Zauberlaterne wird au? Folgendem ers
heilen.” Im Brennpuncte F eines Hohlipiegeld ab (Fig.
103.) ftebe die Flamme einer Lampe. Die divergirenden
Strahlen Fg, Fe, Fh werden von demfelben als parallele
aurüdgemworfen ; fie treffen bev ihrem Kortgange auf d
erbabene Glas kl und werden durch daflelbe zur conver
renden Strahlen gemacht. Ebe fie aber noch in dem Brenns
puncte der Linfe kl zufammenlaufen, treffen fie auf die
durhfbeinend gemahlte Abbildung auf Glas, das in ADB
ſteht. (Die übrigen Stellen des Glaſes find undurchfichtig
ag Die Strahlen gewähren ſolcher Geſtalt der Abs
dung eine ftarfe Erleuchtung. Sie fabren convergirend
auf die zwente Blaslinfe mn und werden dadurch noch
ſtaͤrker comvergirend; fie treffen in E mit der Achſe zufams -
men; durchkreuzen fich dafelbft , und geben als diverdirende
auf die dritte Glaslinfe op , wo fie, weil FE näber liegt, als
die Brennweite paralleler Strahlen ift, ald minder divers
irende ausfahren. "Steht num die Lampe: in ein Ges
Häufe eingeichloffen , das bloß nach der Geite der Linien zu
offen ift ‚, fo wird in einem dunfeln Zimmer auf der weifen
Wand bda ein hell erleuchterer Kreis gebildet, wenn das
Gemaͤhlde AB nicht da iſt, der defto größer if, je meiter di
Wand bda non der Zanberlaterne entfernt fteht, der aber
auch deſto meht in der Intenfität feiner Erleuchtung ges
ſchwaͤcht if. Daß letzte Glas op muß von mn mehr ent?
- fernt oder ihm mehr genäbert werden fünnen, damit die
durch daffelbe hindurch fahrenden Strahlen weniger oder
mehr divergirend nemacht werden fünnen., Wird das Ges
maͤhlde an feinen Drt ADB geftellt, fo mahlt fi das Bild
auf der Wand bda ab, und zwar umgefchrt, wegen der
Durchfreuzung der Strahlen in f. Da aber eiaentlich von
den Puncten des erleuchteten Gemaͤhldes in AB nicht einzelne
Lichtſtrahlen, fondern Strablenfegel ausfahren, Deren
Gtrablen durch die Brechung in op wieder au convergirens
den werden , fo wird das Bıld auf der Wand bda nur beo
einer gewiſſen Entfernung derfelben von der Linſe op —
gebos
»
476
IL Theil: 3 Hauptſtuͤck.
—J Deutlichkeit haben, naͤmlich nur alsbatin;: wenn
te Vereinigungspuncie der Strahlen einzelner Sirahien⸗
kegel genau auf die Wand treffen. Iſt dies nicht der Fall, fo
muf man die Linſe op, oderdie ganze Beräthichaft, fo lange
verichieben , bis das -Bild die gehörige Dentlichfeit hat.
Damit das Bild — werde, ſtellt man das Gemaͤhlde in
AB verkehrt. Laͤßt man das Bild in einen auffteigenden
Rauch fallen, fo fcheint es einen körperlichen Ranm einzus
nebmen und Fann täufchende Erfcheinungen bervorbringen.
Das — — deſſen Erfinder ber. ſel. Lieberfühn
if, iſt von der Zauberlaterne dadurch unterſchieden, daf
die Erleuhtung daben durch das ungleich ftärtere Sonnens
licht erhalten wird. Es werden nämlich die Strahlen der
Sonne durch einen Planfpiegel auf eine in der Deffnung
des finftern Zimmers ftehende Glaslinfe fenfrecht reflectirt
und durh Brechung zu "convergirenden gemacht; ebe fie
aber noch in den Brennpunct der Yinfe zufammenlaufen,
treffen fie in dem Rohre, worein man fie geben läßt, auf
einen kleinen durchfcheinenden Gegenftand, der in einem
Dbjectenträger gehalten wird, und gewähren. ihm ſo eine
Sehr ftarfe Erleuchtung. Die davon ausfahrenden: Lichts
rablen gehen dann. wieder auf eine Feine mifroffopifche
infe, die. der erftern Linfe etwas näher fteht, als die Sums
me ihrer Brennweiten befrägt, damit die Ötrdblen ale
ftarf divergirende aus ihr. berausfahren. Stellt man nun
eine weiße Wand gegen über, fo bi'det ſich das Feine Dbr
ject darauf ungemein ftarf vergrößert aby und zwar um
deſto mehr, je weiter man die Wand davon entferut, oder
je Eleiner die Brennweite der mitroftopifchen Linfe if. Eis
gast ift es doch nur der Schatten des Objects, der feine
mriffe beftimmt, obgleich auch die durchfcheinenden Gtels
len defielben Licht durchlafien , und. daher au im Bilde die
Zarbe zeigen, die fie felbft Gaben.
Die nähere Befchaffenheit diefer ſchaͤtzbaren Vorrichtun
laͤßt ſich am beften durd die Zerlegung derſelben und dur
ihren Gebrauch zeigen. J—
$. 714. Hohlglaͤſer ($. 705.), namentlich das
Planconcanglas, das concavconcave, und conver:
eoncabe, zerfireuen die Strahlen, welche von den
erhabenen Öfäfern gefammelt werden ($. 707.), und
heißen besiegen auch Zerftreuungegläfer. ı) Pa:
wallel mit der Achfe darauf fallende Strahlen werden
nach
tung
der auf der andern Seite des Glaſes liege und der
dem Brechen divergivend, und haben eine Rich:
‚, als wenn fie alle aus einem Puncte kaͤmen,
Zer⸗
us De 477°
Serftreuungepunet (Punctum difperßonis) ober der
eingebildere Brennpunct heißt; 2) divergirend dars
auf fallende Strahlen werben nad) dem Brechen noch
mehr divergirend; und 3) convergirend auffallende
werben entweder weniger condergirend, ober parallel,
oder gar divergirend, je nachdem ihre Convergenz
größer oder geringer ift. - |
1) Es falle (Fig. 104.) auf die biconcane Glaslinfe ab der
Strahl op, fo wird er, weil er fenfrecht auf den Flähen -
der Line fteht, ungebrochen nah k hindurdgeben. Mit
biefem falen die Strahler nd und me parallel. Sie wer⸗
den auf dem Einfallspuncte der erfiern Krümmung der Linfe
dem Einfallslothe zugelenft, und beym Austritte aus der
andern Krümmung vom Einfallsiothe daſelbſt abgelenkt,
und erhalten, die Richtung nah t und ſ. Sie fahren alfo
divergirend aus, fo, ald wenn fie, ohne die Lınfe, vor
F berfämen. Diefen Punct F nennt man daber auch den
eingebildeten Brennpunct der parallelen auf die Linfe fallehs
den Strahlen.
=) Es fallen (Fig. 105.) von dem Puncte d die divergirend aus⸗
. „ gebenden Strahlen df, de und dg auf die biconvere Linfe
ab. Der Strahl de geht ungebrochen durch nad) 1, da er
ſenkrecht darauf fteht; die Strahlen df und dg hingegen
werden durch die doppelten Brechungen auf beyden Flächen
der Linſe in die Richtungen nah k und. m gebracht und fahs
ren fo auß dem Glaſe, als ob ſie von o herfämen. Da der
Winfel kom größer ift, als fdg, fo if die Divergenz der
©trahlen vermehrt. *
3) Es fallen (Fig. 105.) die convergirenden Strahlen k, 1,
and m auf die Zinfe ab; fie werden durch die Brechung
nah d zu gehen und dafelbft zufammentrefften. Da nun
£dg £teiner ıft, ald kom, fo ift die Convergenz vermindert,
Wenn die convergirenden Etrahlen t, k, L (Fig. 1
nach dem imaginären Brennpuncte F der-biconveren fin
ab zu gerichtet find, fo werden fie durch die Brechung zu
den parallelen dn, po,em,
Wenn endlich die convergirenden Strahlen t, k, und £
(Fig. 106.) nad o, als der doppelten Brennweite der Linfe
ab, zu gerichtet find, fo werden fie nach der Brechung fo
divergiren, als ob fie-von der doppelten Brennweite der
Rinfe auf der andern Seite herrüßrten,
—
* *
*
Um den Ahftand ‚des imaginären Vereinigungẽspunctes der
von einem Gegenftande auf die Hohlglaͤſer — *
vergi⸗
278 II. Theil? 2 Hauptftüd.
. ‚sergirenden oder parallelen Strahlen Hinter der "Tinfe,
oder x, zu finden, dient die oben 4 708. Anm.) bergeleis
° tete Formel ebenfalls, wenn der Abftand des ftrablenden
Yunctes (d), die Halbmefler der Krimmungen der Line
R, r), und das Brechungsverbältnig (p : q) gegeben ins
nur mit dem Unterfchiede , daß der Fäbter-des. Bruchs das
Zeichen: —, erhält, und der Vereinigungspunct aljo ruͤck⸗
waͤrte binter der kinſe liegt. 1
Es iſt dieſemnach im Allgemeinen x = 2
— Fuͤr parallele Strahlen
ws d= »,pidx= — en) ı) IAdie
Blaslinfe biconcav, und zwar mit gleichen. Halbmeflern der
e 5 e m» r? >
Krümmung, fo ift für parallele Strahlen x = ãA—
und wenn beym Glafep :q = 3 : 2 angenommen wird,
\ fo if in diefem Falle x = — r. 2) Wenn die @taslinie
| planconcav ift, fo ift, weil dann R .s zu ſetzen if, für
parallele Strahlen x = — und wenn wir p!igq=
3:2 nehmen, x — ar. ») In das Glas comverconcay;
fo ift für paraßele Strahlen x = —— I — zund
— q)ir— R)
für das angeführte ————— des Glaſes iſt x
r
"say
$. 715. Da die Hohlgläfer die Strahlen, - wel:
che bivergirend von einem Gegenftande ausfahren ($.
714:), jerfteeuen, und der Punct des Bildes eines
Gegenftandes nur da gefehen werden kann, wo zwey
unendlich nahe einfallende Strahlen ſich durchſchnei⸗
den ($. 682.), diefes aber in Hohlgläfern nicht ge:
fehieht; fo fieht man, daß fie auch kein Bild von den
Gegenftanden machen fönnen. Da fie aber aus dem.
Glaſe in einer folhen fage aus einander fahren, daß
fie ruͤckkwaͤrts verlängert hinter dem Glaſe in einer
ley Vereinigungspunct zufammenlaufen wuͤrden, fo
' Dimnmt man dieſen eingebildeten Vereinigungspunct
— * Strahlen von einem. Object: als das, Bild Des
——— | | Objects
Hide. 479
Objetts an. Diefes Bild iſt aber nur «in mathemati⸗
ſches, und fein phnfifches Bild. - Auch. jedes erhabe⸗
ne Glas hat die Natur des Hohlglafes, wenn der Ge-
genftand demfelben näher liegt, als ver Brennpunet
‚G. 711.0 7.).
Verſchiedene Brehbarteit des farbi⸗
gen Lichts. |
Newtons Farbentheorie,
$. 716. , Mit der Brehung des fichts in durch
fi tigen Mitteln von verfchiedener Dichtigfeit ift noch
ein anderer merkwuͤrdiger Erfolg verbunden, nämlich
die Trennung des weißen $ichtftrahls in mehrere. de-
faͤrbte. Wenn man diefemnad) ein dünnes Bündel
weißer Somenftrahlen FG (Sig. 107.) durch eine
Kleine runde Deffnung von ungefähr ! Zoll im Durchs
mefjer in ein dunfles verfinftertes Zimmer ‚fo fallen
läßt, daß es von einem gläfernen horizontal gefiellten
brepfeitigen Prisma P aufgefangen wird, fo wird
der Strahl nad) dem Durchgange durchs Prisma auf
der vertica! ftehenden Wand in I fein rundes und weis
ßes Bild der Sonne machen, mie er thun müßte, da
bey der Brechung in ebenen Flächen parallele Strahs
len parallel bleiben ($.701.);. fondern man fieht auf
der Wand ein längliches Sarbenbild (Spectrum)
BC, das an den beyden Seiten durch. gerade parallele
— oben und unten aber durch Cirkelbogen begtenzt
ft, und aus folgenden über. einander liegenden, in
einander fließenden, und verſchiedentlich gefärbten
— beſteht; naͤmlich von unten nach oben zu:
roth,
480 IL Shell: 2. Hauptftüd. |
vorh, orange, hellgelb, geün, hellblau, indigo⸗
blau, violett.
$. 717. ‚Ehe wir zur Erflärung dieſes an frucht⸗
baren Folgerungen ſo uͤberaus reichen Phaͤnomens
übergehen, das ſeit Newton ben Namen der ver⸗
ſchiedenen Brechbarkeit des Lichts (Diverfa refran-
gibilitas ftaminum. BHeis) erhalten hat, wollen wie
erft noc) mehrere Limftände des Phänomens näher bes
trachten,, ‚die zur Erläuterung der Theorie des uns
fterblichen Erfinders und feiner Darauf gebaueten fehre
yon den Sarben abzwecken.
‚ Optice, five de reflexionibus, refractionibus, inflexioni-
bus et coloribus lucis, libri IIF, auet, If. Newtone ,
lat. redd. Sam. Clarke, Lond. 1706. 4.
$. 718. Die Breite des auf.der Wand in BC
€ Sig. 107.) bervorgebrachten Farbenbildes ift die
des mweißen Kreifes, der ohne das Prisma von dem
Strahle Fg in I wuͤrde gebildet werden; die fänge des
Bildes übertrifft die Breite etwa fünfmal. Wenn
man die fänge des Farbenbildes — ı feßt, fo beträgt
die Höhe des rothen farbigen — 2, des oran⸗
gefarbenen z&, des hellgelben z?, des grünen %, des
hellblauen X, des indigoolauen Z, des violblauen #.
Theilt man die Peripherie eines Kreifes nach Verhäft:
niß diefer Räume ein, fo fommen für das Rothe 45,
für das DOrangegelbe 27, für das Helfgelbe 48, für
das Gruͤne 60, für das Hellblaue Ko, fir das Ins
Digoblane 40, und für das Violblaue go Grade dies
fer Peripherie, |
J $. 719.
.
Licht. 481
$. 719. Wenn man die durch das erſtere Pris:
ma P hindurch gehenden gefärbten Strahlen (Big.
108.) etwa in der Entfernung von einem Fuße durch
ein zweytes drenfeitiges Prisma AB, deffen Achfe vers
tical geftelle ift, gehen läßt, fo erfcheine das Farben⸗
bild auf der Wand mit denſelben Dimenſionen und
in feiner Farbenreihe dem erſtern aͤhnlich, aber in ei—
ner geneigten Stellung MN, | |
$. 720. Wenn man in dem Verfuche (Big,
107.) durchfichtige Glaͤſer, die gleichförmig roch, oder
geün, oder blau gefärbt, und auf benden Slächen
eben find, hinter das Prisma in der Entfernung von
einem Fuße in die aus demfelben fahrenden gefärbten
Strahlen hält, fo läßt jedes Glas nur diejenigen ges
färbten Strahlen durch, die es im gebrochenen Sichte
zeigt ‚ und die Durchgehenden Strahlen bilden auf der
Wand einen einzigen, gleichförmig gefärbten Kreis,
deſſen Durchmeffer die Breite des Farbenbildes har.
$. 721. Man laffe einzelne gefärbte Strahfen,
bie aus dem erften Prisma SVT ($ig. 109.) heraus:
fommen, in einer hinlänglicyen Entfernung Durch ei⸗
ne Feine Deffnung X eines vertical geftellten Bretes
PO gehen, und, um bie darüber oder darunter be;
findlichen anders gefärbten Strahlen defto beffer abzu⸗
ſondern, ſie noch einmal durch die eben ſo große Oeff⸗
nung eines andern Bretes pq treten, das mit dem
erftern parallel, und etiva 10 bis 12 Fuß davon ges
ſtellt iſ. Die durchgehenden Strahlen fange man
mit einem zweyten Prisma stv auf, fo wird der ein:
Dh fach
482 IL Theil. 2. Hauptftück.
fach gefärbte Strahl auf der Wand Yy nach diefem
zweyten Brechen in der Farbe ungeändert erfcheinen
und ein freisrundes Bild auf der Wand machen.
Durch) fanfte Umdrehung des erftern Prisma SVT
fann man nach und nad) alle einfach gefärbte Strah:
fen des fiebenfachen Farbenbildes durch das Soc) in X
„bringen, Wenn ſie nun fo alle einzeln nach und nach
unter-einerlen Einfallswinfel auf das zweyte Prisma
stv gebracht worden find, fo wird man wahrnehmen,
das der rothe Strahl auf ver Wand Yy am niedrig:
fien nach Z zu, der orangefarbene etwas höher, der
gelbe nod) etwas höher, und fo immer fort, nach) der
Reihe der Farben im Sarbenbilde von unten auf zu lie:
gen fommen. Der rothe Strahl wird alfo weniger ge:
brochen, als der grüne; diefer weniger, als der blaue;
und der violette am ftärfften. - Die verſchiedenen
Strahlen des fiebenfachen farbigen Lichts in dem
Sarbenbilde des Prisma baben alfo ein verfihiedes
nes Srechungeverhaͤltniß in einerley drechenden
Mitteln.
Wenn wir den gemeinſchaftlichen Einfallsſinus ben den verſchie⸗
bentlih gefärbten Gtrablen des Farbenbildes = ı feßen,
fo it ver Brechungsſinus, wenn dag Licht aus einem und
demfelben Glafe ın die Luft tritt, in dem Lichte des Fars
benbildes:
. für die roren Gtrablen, von ber unterften Grenze des Fars
benbildes bis zur Grenze des Drangegelb = 1,54 ws
1154255
für die orangefarbenen bie zur Grenze des Hellgelb F
1,5425 bis 1,5445
für die beilgelben bis zur Grenze ded Grün = 17/544 bie
1,5 4667 ;
für — gruͤnen bis zur Grenze des Hellblau = 1154667
1,55 5
für die hellblauen bis zur Brenje des Indigohlon = 1,55 bis
14553335
y für
Licht. 483
für die indigoblauen bis jur Grenze des Violett — 1,55333
bie 1155555 3
für die violerten bis zur oberften Brenze bee arbenbildes +
1155555 bis 1,56.
Die größte Brechbarkeit des violblauen und die Fleinfte des
rothen Strahls in alſo gegen einander wie 1456 ; 1,54 =
78:77, .
$. 722. Man laffe auf ei ein rechtwinkliges Pris-
ma IKL (Sig. 110.) im finftern Zimmer ein Bi
del Sonnenftrahlen fo fallen, daß es auf die Fläche
IK des Prisma faft perpendiculär zu ftehen Fommt, fo
wird es durch diefe Fläche: ungebrochen durchgehen,
aber beym Austritte aus dieſer Fläche IL in M gebro:
hen werden und ein Farbenbild ORS auf der ver
ticalen Wand NN machen. Man drehe nun das
Prisma IKL von I nach) K allmählig um feine Ach—
fe, während man noch ein anderes Prisma ın VTX
geftellt hat, deſſen zwey breitere Flächen einen Win:
fel von etwa 35 Grad mit einander machen. Go mie
jeßt durch die Umdrehung des Prisma IKL der Strahl
gegen die Fläche IL unter einem Winfel von 50 Gr.
zu fallen anfängt, jo wird, mie fchon oben ($. 699.)
bemerft worden ift, ein Theil des lichts durch M nicht
mehr hindurchgehen, fondern die Brechung wird ſich
in Zurüdftrahlung verwandeln, und es wird endlich
alles Sicht reflectirt werden, fo wie der Winkel Feiner
wird. Ben diefer allmähligen Abnahme des Winkels
durch die Umdrehung des Prisma fängt nun ein Theil
licht an, nad) O zu reflectire zu werden; wird es. nun
hier von einem andern Prisma gebrochen, fo bildet
fi) auf ver Wand PO ein Sarbenbild, und zwar zu:
erſt ein violblaues in q, hernach auch noch das andere
22 Blau
484 II. Theil. 2. Hauptftüc.
Plau daneben, dann ein grünes inr,u.f.mw., fort,
bis zulegt auch das Roth in s dazu kommt, ſo, wie
man fortfährt, das Prisma IKL allmählig von I
nad) K umzudrehen. So wie aber die blau gefärbten
Strahlen in. q zum VBorfcheine kommen, fo fangen fie
an, dem erfien Bilde in Q zu mangeln; und die Gar:
be, die in Q zuerft verſchwindet, erfcheint zuerft in
griff. ‚Ein Beweis, daß unter den angeführten
Umftänden die blauen Strahlen eher reflectirt werden,
als die grünen; dieſe eher, als die rothen; oder daß
die brechbarften Strahlen auch am leichteften in M re>
flectirt werden.
$. 723. Man laffe einen Strahlencylinder durch
einerunde Deffnung in das finftere Zimmer in horizontas
fer Richtung treten; man laffe ihn ın der Entfernung von
10 bis 12 Fuß von der Deffnung auf eine vertical ftehen-
de erhabene Glaslinſe LL (Fig. ııı.), deren Brenn:
weite 4 bis 5 Fuß beträgt, fallen, und die durchge—
henden Strahlen nun durd) das.nahe dahinter gejtells
te Prisma CD brechen. Wenn man nun das Far:
benbild ef in der Brennweite der finfe auffängt, fo
fieht man es länglich und fchmal, und die Farben
viel deutlicher, als ohne die Linſe LL gefchehen würde.
Der Strahlencnlinder würde ohne die Linſe und ohne.
das Prisma auf der Wand den weiß leuchtenden Kreis
abed bilden; durch die finfe allein, ohne das Prisma,
würden die Strahlen zu convergirenden werden, und
alfo einen Fleinen Kreis machen, deffen Centrum mit
dem des vorigen einerley bliebe. Durd) das Prisma
wird der convergirende Strahlenfegel des weißen lichts
in
Licht. 485
in fo viele Fleinere aefpalten, als verfchiedene Arten
des fichts von verfchiedener Brechbarfeit, (das find ei-
gentlich unzaͤhlige,) in dem weißen lichte enthalten find;
und es zeigen fi) auf der Wand die Durchfchnitte .
diefer einzelnen Kegel des verfchiedentlich gefärbten
lichts, worin folglich nun jede Art der Sarbe in einen
kleinern Kreis verengert iſt. Weil ferner die Mittel:
puncte diefer Fleinen Kreife verhältnigmäßig eben fo
weit von einander abftehen‘, als die der größern in
einander fließenden des Sarbenbildes EF, das ohne die
tinfe LL erhalten werden fann, fo erfcheint die Farbe
lebhafter und reiner, als die Barbe der einzelnen Stret-
fen im gewöhnlichen Sarbenbilde EF. Indeſſen muß
man nicht erwarten, daß in diefem Falle die Kreife
wirklich von einander getrennt und abgefondert gefehen
werden.
6. 724. Wenn man im finſtern Zimmer die aus
dem Prisma fahrenden gefärbten Strahlen alle durch),
eine convere finfe auffangt, fo hat man im Brenn:
puncte derfelben wieder das weiße, belle und runde
Bild der Sonne, das man mit einem weißen Pa-
piere auffangen Fann. Hält man diefes näher nad) der
Sinfe zu, fo erfcheint das vorige gefärbte Bild mieder,
nur mehr verengert, und in der vorigen Drbnung der .
Farben. Faͤngt man aber die Strahlen in einer groͤ⸗
fern Entfernung, als die Brennmeite beträgt, das
durch auf, fo ift auch das gefärbte Bild wieder da;
aber die Farben fiegen in umgekehrter Ordnung, te:
gen der Durchfreuzung der Strahlen im Brennpuncte,
und
486 IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
und das Bild iſt deſto groͤßer, je weiter man das Pa⸗
pier entfernt. |
$. 725. Wenn man einzelne Bindel der ſieben
gefärbten Lichtftrahfen nach $. 721. durch eine convere
linſe auffaͤngt, fo ift das Bild davon im Brennpuncte
der finfe zirfefrund, und hat diefelbe — als das
darauf fallende gefaͤrbte licht. Die Brennweite der
rothen Strahlen ift aber länger, als die der uͤbrigen;
die der blauen Strahlen am fürzeften, nad) Verhaoaͤlt—
niß ihrer verfchiedenen Brechbarfeit ($. 721. Anm.).
$. 726. Wenn man den durch eine runde Deff-
nung ın ein finfteres Zimmer fallenden Strablencylin:
der in horizontaler Richtung mit einem gläfernen Ke:
gel auffängt, dergeftalt, daß die Spitze des Kegels
den Strahlen zugefehre ift; fo zeigt fich auf der da—
hinter ftehenden verticalen Wand ein fehöner Kreis
von den ficben Karben des Prisma, deſſen Durch:
meffer immer größer wird, je weiter -man die Wand
vom Kegel entfernt, fo wie dann auch die Breite der
farbigen Flächen zunimmt. Die rothe Farbe liegt
nach innen, die violette nach aufen. Hält man die
Grundfläche des Kegels gegen den einfallenden Strahl,
fo zeigt fich diefe Erfcheinung nicht.
Es fen (Fig. 112.) ABC ein gläferner Kegel im Durchfchnitte,
auf welchen der Strahlenchlinder DaEe fällt, Der Strahl
SA, der auf des Kegels Spite A trifft, gebt ungebrochen
durch nach [, da er des Kegels Ace if. Die Strahlen,
die oberhalb SA fiegen , werden nach unten zu, und die
unterbalb SA fommen , nach oben zu durch den Kegel ges
brochen. &s wird nämlich der Strahl Dd erft ın d dem
Eintallslothe ih zugelenft, und beym Ausgange auf der
Grundflaͤche BC vom Einfallstorhe mn abarlenft. Da nun
die violetten Strahlen ftärfer brechbar find, ale die ros
tben , fo wird auch dieſemnach das violette Licht mehr ale
das rothe nach anten zu unter die Achfe des Kegels *
| en
tidte 487
Ienft werben. Der Strahl Ee, der unterhalb der Achte
SA des Kegels auffällt) wird in e erft dem Finfallsloibe
fp zugelen?t, und beym Ausgange aus des Kegels Grundfläche
BC vom Einfallslothe kl abgelenft; und weil die pioletten,
Strahlen brechbarer find , als die rotheu, fo Fommen die
eritern weiter von der Achſe des Kegels Al hinaufwaͤrts,
als die leßtern. — Go liegen alfo in dem ganzen bunten
Kreife, der ficb bildet, die violetten nach außen, die ros
then nach innen, . und die andern verhaͤltnißmaͤßig das
‚zwifchen.
Wenn bingegen (Fig. 113.) der Strablencylinder DSE
egen des Kegels Grundflähe BC fällt, fo entitcht fein
arbiger Kreis. Der mittlere Strahl S acht ungebrochen
durch die Spitze des Kegels, da er deſſen Achfe ift. Der
; Strahl D fteht auch auf der Grundflaͤche BC ſenkrecht; er
geht alfo ungebrochen ins Glas; da er aber auf der Fläche
BA fo ſchief fteyt, daß beym Ausgange auf diefer Fläche in E
in die Luft der Brehungsfinus größer werden wurde, als
der Sinus totug, fo verwandelt jich die Brechung in Zus
rüfftrablung (- 699.) ; er gebt alfo nach der Flähe CA zur
wo er ungebrochen durchgehen muß, da er fenfrecht oder
nahe fenfrecht darauf iſt. Ge ift es mit allen über und
unter der. Achfe SA auf die Fläche BC ſenkrecht fallenden
- Strahlen.
6. 727. Aus der verſchiedenen Brechbarfeit der
einfachen Sichtftrahlen (K. 721.) folgt auch, daß in
den verfchiedentlichen Linſen die einfachen Strahlen
des weißen lichts, die von einerlen Punct fommen,
nach den Brechungen nicht in einerley Vereinigungs—
punct zufammenlaufen, fondern daf e8 vielmehr für
jedes einfache ficht einen eignen Vereinigungspunct
gebe; daß fie folglic) auc) fo viele Bilder machen, .
“als einfache Arten des fichts in dem weißen enthalten
find. Es deden ſich zwar Diefe verfchiedenen Bilder
größten Theil, doc) nicht vollfommen, und daher
fieht man einen violetten und blauen Rand um die Bil:
‘der, die durch erhabene linſen in dioptrifchen Werk—⸗
zeugen gebildet werden. Es folgt hieraus eine andere
Art von Unvollfommenheit ($. 709.) der dioptrifchen
- Werkzeuge, welche man die Abweichung der Strab,
Be ——— u #. len
488 IT. Theil’ 2. Hauptftüd,
len wegen der Sarben (Aberratio ob diverſam re-
frangibilitatem) nennt. |
$. 728. Die Darftellung der gefärbten Straß:
len aus weißem fichte gefchieht nicht allein durch Glas,
fondern durch jeden durchfichtigen Körper deſſen Slä-
hen brechende Winkel bilden. Nicht allein das Son—
nenlicht, ſondern jedes andere licht brennender Koͤr—
per erleidet im Prisma die erwähnte Brechbarkeit und
Abfonderung in einfache Farben.
$. 729. Aus diefen bisher vorgetragenen Erfah:
rungsſaͤtzen ($. 716 — 728.) folgt num nach New⸗
ton, daß das weiße ficht aus verfchiedenen Gattun:
gen des einfachen Lichts vermifcht beftehe, die eine
verfchiedene Brechbarfeit (Refrangibilitss) befißen,
deren Verhaͤltniß im $. 721. angegeben worden iſt;
und die eben aus dieſer Urſache, wenn ſie in der Ver—
miſchung, als weißes ficht, gleichen Einfallswinkel
in der brechenden Flaͤche hatten, nicht gleichen Bres
chungswinkel haben koͤnnen, folglich nun von einan—
der abgeſondert werden muͤſſen und die ihnen eigen⸗
thuͤmliche Farbe zeigen. Won dieſer Verſchiedenheit
der Brechbarkeit der verſchiedenen Gattungen des far⸗
bigen Lichts, die zuſammen das Weiße ausmachen,
ruͤhrt es nun ber, daß das Sarbenbild ($. 718.) längs
lich) wird. Denn wenn man gleich gewöhnlich nur
bie erwähnten fieben Gattungen des. farbigen Lichts
annimmt, fo giebt es doch eigentlich in jeder Art un-
zählige Berfcjiedenheiten der Drechbarfeit, die zwiſchen
der größten und Fleinften Drechbarfeit inne fiegen.
Wenn
Licht. 489
Wenn wir alſo erſt auf diejenigen der ſieben Gattun⸗
gen des farbigen Lichts Ruͤckſicht nehmen, die die größ:
te Brechbarfeit befißeh, namlich die Außerften violetten,
fo würden fie ih der angeführten Erfahrung für fich al-
lein ein freisrundes Bild der Sonne auf der weißen
Wand machen müffen, wenn das Prisma die ge:
hörige Stellung hat. Kommen nun hierzu noch die
zunächft darauf folgenden minder brechbaren violetten,
fo würden aud) diefe einen violetten Kreis bilden, der
Das Bild der Sonne ift, deffen Mittelpunct aber mit
dem des vorigen nahe zufammenfällt. So geht eg.
nun fort, duch. alle unzählige Gattungen des. violet-
ten lichts bis zu den am mehrften brechbaren Gattuns
gen der indigoblauen Strahlen, und fo weiter bis
herab zu den am wenigften brechbaren rothen. Es
entftehen alfo lauter in einander fließende Kreife der
unzähfig verfchiedenen Arten: des farbigen lichts,
wovon wir frenlich nur fieben verfchiedene Gattungen
des lichts, mac der Beſchraͤnktheit unfrer fubjectiz
ven Einrichtung, unterfcheiden koͤnnen, bey denen wir
aber doch wahrnehmen, daß Feine ſcharfe Grenzlinie
dieſe fieben verfchiedenen Gattungen von einander abs
fondert. So wird es nun einleuchtend, warum das
Sarbenbild zur Seite durch parallele gerade finien, oben
und unten aber durch Zirfelbogen begrenzt ift. Die
längliche Geftalt des Farbenbildes ift alfo bloß Folge
der verfchiedenen Brechbarfeit, und die Erfahrung im
$. 719. beftätigt es vollfommen. Denn wenn fie nur
von der bloßen Distraction des fichts-herrührte, fo
müßte die zweyte Brechung (Fig. 108.) es nachher
auch
490 II. Shell. 2. Hauptftüc.
auch in der Breite ausdehnen, und dann müßte das
neue Sarbenbild die Figur des Quadrats MmNn has
ben, was nicht ifl. Die Erfahrungen des $. 720.
— 723., 725. und 726. feßen es endlich außer allen
Zweifel, daß aus dem weißen fichte verfchiedene Cat:
tungen farbigen lichts entfpringen koͤnnen, die eine
verfchiedene Brechbarkeit befißen; umd der Verſuch
im $. 721. beweiſet nun noch insbefondere‘, daß
Die verfchiedenen einzelnen Gattungen bes farbigen
lichts die ihm zufommende Brechbarfeit eigemhüumlich
haben, und daß ihre Farbe unveränderlich und von
ihnen unzertrennlich if: Die Entdefungen biefer
Thatfachen durch die angefuͤhrten analntifchen Unterfu:
chungen beſtaͤtigte Newton dutch funthetifche Verſuche,
dergleichen der-$. 724. enthält; und verſchaffte fo feiner
unfterblichen Theorie denjenigen Grad von Evidenz,
der ben Gegenftänden der Erfahrung nur zu rs
möglich ift.
Naewtons oben "ch 717.) angefübrted Werf; ingl. deffelben
Lectiones opticae, in feinen opuscul. mathematia. , phile-
ee et — T. II. Eaufannae et Genev, 1746. 4
«7.
$. 730. Ungeachtet alfo zwar eigentlich unzählige
Gattungen bes verfchiedentlich brechbaren gefärbten
lichts in dem weißen lichte enthalten find, fo fünnen
witr doch, meil wir fieben Gattungen —— unter⸗
ſcheiden, nämlich Roth, Orangegelb, Hellgelb,
Grün, „Hellblau, Indigoblau und Violett, dieſe
mit Hecht als fieben verfchtedene Gattungen des ein-
fachen Uchts anfeßen- wobey mir aber in jeder Gat⸗
‚tung
Licht. 491
tung allmaͤhlige Abſtufungen von den am mehreſten
bis zu den am wenigſten brechbaren — Gattung
annehmen muͤſſen.
$. 731. Da die einzelnen Strahlen dieſer fi *
Gattungen des lichts durch wiederholte Brechungen
oder Zuruͤckſtrahlungen ($. 721.) nicht in der Farbe
geaͤndert, und in Uicht von andern Farben zerſtreuet
oder zertheilt werden, ſo muͤſſen wir ſie fuͤr einfach
anerkennen. Solches licht, deſſen Farbe durchs
Brechen nicht weiter veraͤnderlich iſt, heißt homoge⸗
nes Licht; und ſolches, das durchs Brechen verſchie⸗
dentlich gefärbte Strahlen zeigt, heterogenes Licht.
Dieſes heterogene licht kann dem homogenen lichte in
der Farbe aͤhnlich ſeyn, aber die damit veranſtaltete
Brechung durch ein Prisma zeigt die Zufammens
feßung im erftern, und die Einfachheit im Teßtern bald.
Solche Taufhungen haben mehrere vergebliche Ai:
derfprüche gegen Newtons Theorie veranlaft.: Die
DBerfuche, welche Hr. Wünfch neufid) mitgetheilt hat, |
verdienen indeffen Die Aufmerffamfeit. der Phnfifer
und die genaue Wiederholung um fo mehr, da fie
Newtons Zarbenfehre nur einfacher machen, nicht .
aber feiner Theorie von der verjchiedenen Brechbarfeit
des Lichts widerfprehen. Nach Hrn. Wünfch find
nämlic) nur drey Gattungen des farbigen lichts im
Farbenbilde einfach, naͤmlich Roth, Grün und Dio«
let, hingegen das Orangegelb, Gelb, Hellblau
und Indigoblau zufammengefeßt: das Orange:
gelb aus dem lebhafteſten rothen und dem ſchwachen
gruͤnen lichte; das Gelb aus dem lebhafteſten rothen
und
492 II. heil. 2. Hauptſtuͤck.
amd dem febhafteften grünen; dag Hellblau aus dem
‚gefättigten grünen und dem gefättigten violetten; und
Das Indigoblau aus dem ſchwachen grünen und dem
‚gefättigten violetten Lichte.
Derfuche und Beobachtungen über die Sarben des Lichts, ans
ge und befchrieben von Chrift. Ernft wuͤnſch.
eip}. 1792. 8.
Dan bat insbefondere gezweifelt, ob die grüne Farbe des
Barbenbildes von hoinogenem Lichte berrühre, oder einfach
fey, da man auch dur Vermifchung des blauen und gels
ben Lichte ein grünes Farbenbild erhalten fünne, Es fals
Ien 3. B. (Fig. 114.) in ein finfteres Zimmer auf fie
beyden ber einander lebenden Prismen G und g 4wey
verichtedene Strahlencnlinder des weißen Lichts S und I,
und zwar ſey bey dem einen Prisma G der brechende Wins
fel oben, bey dem andern g unten. * den aus dem Pris⸗
ma G fahrenden abgelonderten farbigen Strahlen liegt
aus leicht zu erachtenden Urſachen der rotbe Strabl oben,
der vıolette unten; im untern Prisma gift ed umgekehrt.
Man lafle einzelne gefärbte Strahlen diefer beyden Priss
men durch dıe beyden Deffnungen C und D von etwa %
Zoll Durchmefler in dem verticalen Brete AB, das in bins
länglicher Entfernung von den Prismen geftellt wird, ges
ben, und bey ihrer Vereinigung auf die beiweglihe Wand
EE in F auffallen. Durch fanfte Umdrebung der Prismen
um ihre Achſe kann man fo nah und nach alle Arten des
homogenen Lichte mit einander zufammenfallen laſſen.
Man wird wahrnehmen, daß aus dem gelben Lichte des
einen, und dem blauen des andern Prisma ein grünes
Farbenbild hervorgebracht wird. Allein wenn man diefes
beterogene Grün mit einem andern Prisma betrachtet, fo
findet man es in feine Grundfarben wieder aufgelöft,
ne bey dem homogenen Farbenbilde diefer Art nicht
geſchieht.
So behaupteten auch Mariotte und Bizetti, durch aͤhn⸗
liche Tänfchungen verleitet, daß das homogene grüne Licht
des Prisma durch wiederholtes Brechen geändert werde.
Es find nämlich bey der Anftellung diefer Verſuche genaue
Vorfichtsregeln nötbig, deren Vernachlaͤſſigung leicht eine
Duelle zu Fehlſchluͤſen und Irrthümern werden kann,
‚Wenn nämlıh das Zimmer nit durchaus verfinftert if,
and don irgend wo her zuſammengeſetztes Licht mit durchs
Prisma geben kann, fo kaun es freulich geichehen, daß
— ee. des einfachen Lichts noch anders gefärbte
nder bat,
$. 732. Die Urfache der MVerfchiedenheit der
Brechbarkeit der unterfihiedenen Gattungen des ein:
fachen
ide 493.
fachen fichts Tiegt nun wohl ohne Zweifel in ber
ungleichen Anziehung des brechenden Körpers gegen
diefe Gattungen des einfachen lichts, und laͤßt fich aus
dem, was oben ($. 698. Anm.) von der Urfach ver
Brechbarfeit überhaupt angeführt iſt, erflären. Die
Urſach aber, warum dieſe oder jene Gattung des
fichts im Auge diejenige Empfindung bewirft, mit der
die Vorftellung diefer oder jener lichtfarbe verfnüpft
ift, macht feinen Gegenftand unferer Erfahrungs:
kenntniß aus, und aljo läßt fi) auch davon nichts
meiter fagen.
Mufehenbroek a. a. O. J. 1813. |
$. 733. Die Fähigkeit eines brechenden Mittels,
die verfchiedenen Gattungen des farbigen fichts bey
der Brechung von einander abzufondern, fteht übri-
gens nicht im Verhältniffe mit feiner Brechfraft. So
kann alfo die farben: zerftreuende Kraft eines Mittels
geringer fenn, obgleich die Brechkraft deſſelben grö-
fer ift, als in einem andern; und fo fann auch die
Verkuͤrzung des Brechungsfinus z. B. ben rothen
Strahlen zu der Verfürzung deffelben ben violetten
Strahlen in verfchiedenen brechenden Mitteln in vers
fchiedenem Verhältniffe fiehen. -
Auf diefen Gag, den Newton noch nicht Fannıte, gründet fi
die Möglichfeit der achromatifchen Fernroͤhre.
$. 734. Wir fönnen nun aus dem bisher Vor:
getragenen Anwendungen zur Erflärung der Sarben
(Colores ) machen, welche die Körper zeigen. Wenn
das Sonnenlicht nur aus einerlen Gattung des homo:
genen lichts beftünde, fo wuͤrde nur einerley Farbe
in
2. IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
in der Welt feyn. Die Verfchievenheit der Farben,
welche die leuchtenden oder erleuchteten Körper zeigen,
rührt folglich daher, daf fie Strahlen einer oder meh:
rerer Gattungen ausftrömen oder zuruͤckwerfen, die
in unfern Augen befondere Empfindungen hervorbrin:
gen, mit welchen die Vorftellung der verfchiedenen
Sarben verknüpft ift.
$. 735. Die weiße Sarbe entfteht alfo, wenn
ein Körper die weißen tichtftrahlen unzerfeßt oder auch
Sicht von allen Gattungen in gehörigem Verhältniffe,
in unfer Auge ſchickt, und fie tft alfo eine Vermi—
hung aller Srundfarben im gehörigen Verhaͤltniſſe;
ein Körper erfcheint roch, orange, grün, u. f. w.,
wenn er nur rothes, vnrangefarbenes, grünes Sicht
auf unfer Auge fendet. Schwarz ift die Abmwefen-
heit alles lichts und aller Farben, und das abfolute
Schwarz entfteht, wenn ein Körper gar fein Sicht in
unſer Auge jender.
Verſuch: Eine Scheibe, die nach dem oben (f. 718.) anges
führten Verhältnifle der Groͤße der einfachen Farbenbilder
des Prisma im fieben Gectoren getheilt iſt, die mit den
in der Farbe correfpondirenden Pigmenten bemahlt worden
find, erſcheint bey einem ſchnellen Umlaufe weiß.
Ein anderes Verhaͤltniß der Farben gegen einander giebt
beym ſchnellen Umdrehen der Scheibe eigene Farben.
$. 736. Körper von allerley Farben, durch ge:
faͤrbte durchſichtige Gläfer allerley Arc betrachtet,
ericheinen dem Auge nur von derjenigen Sarbe, mel:
he das Sicht hat, das das Glas durchläßt, oder
melde das Glas im gebrochenen Fichte zeigt. Die
Fehlſchluͤſſe, zu melchen fich gegen diefen Saß Hr.
Monge
gibt. 495°
Monge duch optifche — verleiten eh
hat Hr. Le Gentil gut gezeigt.
Monge uͤber einige Phänomene des Sehens, in Grens Journ.
der D B. 1. ©. 142. Ueber die Farbe, weiche roth
und gelb gefärbte Gegenftände zeigen, wenn man fit durch
rotbe und gelbe Glaͤſer betrachtet, von Hru. Le Gentil,
in Grens Journ, der Phyſ. B. VI. ©, 165. |
$. 737. Erleuchtete Körper durchs Prisma be
trachtet, zeigen an ihren Roͤndern, wo Helligkeit und
Dunfelheit, Licht und Schatten, mehrere oder fchwäs
chere Erleuchtung, an einander grenzen, farbige
Säume. Hr. von Böthe hat die mannigfaltigen
Abwechfelungen der Phähomene, die hierbey Statt
finden, gefammelt und befchrieben; hier genügt eg,
nur einige der hauptſaͤchlichſten Erfcheinungen diefer
Art anzuführen, da fi die übrigen — be⸗
ziehen.
1) Weiße, einfaͤrhige, und ſchwarze Flaͤchen, wenn
fie durchaus gleichfoͤrmig und einfaͤrbig find, zei—
gen durchs Prisma feine Farben; aber dieſe zei-
gen ſich an allen Nändern.
2) Ein weißer Streifen auf fbwarzem Grunde
erſcheint ‚ wenn der brechende Winkel des Pris⸗
ma nach unten zugefehrt, und der Streifen‘
der fänge nach vor dem Auge ift, oben mit einem
rothen und gelben, und unten mit einem hell:
blauen und violetten Saume; die beyden letz⸗
tern ftrahlen ins Schwarz hinein.
3) Wenn der meiße Streifen nicht zu breit iſt,
und der Duere nach vor dem. Prisma, -oder
parallel mit der Achfe deffelben fteht, fo erſcheint
er
496
II Theil. 2. Hauptſtuͤck.
er mit einem rothen, gelben, hellblauen und
violetten Streifen ganz bedeft; und wenn er
weit genug vom Prisma entferne ift, fo ift auch
noch ein grüner Streifen in der Mitte zwifchen
dem gelben und hellblauen, oder der gelbe Strei-
fen wird ganz zu einem grünen.
4) Wenn ein ſchwarzer Streifen auf einem wei⸗
Gen Grunde durch ein Prisma fo betrachtet wird,
daß der brechende Winkel des Prisma nach un:
ten zu gerichtet iſt, fo zeigen fich Die vorigen
Erfcheinungen umgekehrt. Es iſt nämlich der
Ihmwarze Streifen oben mit einem hellblauen
und violerten, und uhten mit einem gelben und
rothen Saume umgeben. Die legtern ftrahlen
in die weiße Grenze hinein.
5) Wird diefer ſchwarze Streifen auf weißem
Grunde parallel mit der Achje des Prisma ge:
fegt, fo erfcheint er, durchs Prisma berrachter,
mit farbigen Streifen ganz bedeckt, nämlich mir
einem hellblauen, violetten, rothen, und gelben.
Iſt er hinlänglich weit vom Prisma entfernt, fo
wird die hochroche Farbe pfirfichblüchrorh.
6) Wenn der brechende Winkel des Prisma,
durch den man fieht, nach oben zu gerichter ift,
jo werden fich alle vorgenannte Phänomene
(1 — 5) umgekehrt zeigen, fo daß z. DB. ım
erftern Salle der weiße Streifen auf ſchwarzem
Grunde oben mit einem violerten und hellblauen,
und unten mit einem gelben und rothen Saume
umgeben ıft, u. |. m.
Die
Die Erflärung diefer und ähnlicher Phaͤno⸗
mene folgt aus ben bisherigen Säßen der New:
tonifchen Theorie dessichts und der Farben leicht,
sie ich anderswo gezeigt habe.
. 3. w. von Böthe Beytraͤge ge Sprit. Weimar, Fi, 8. Erftes
Stuck 1791. Zweyteẽ
In — der ——— Erklaͤrung dieſer Phaͤ⸗
nomene, die an ſich leicht iſt, wobey man aber viel Worte
machen muß, wenn man fie Anfängern deutlich genug
gertragtn wiil BET er Ara — — — nr:
ige Bemerkungen über Hrn t
jur Optik; im Journal der Phyf. B. VIL: ©, 3. * Ye
$. 738. Sonft beweiſen diefe Erfahrungen über
die farbigen Ränder, mit denen die Körper umgeben
erſcheinen, wenn man fie durchs Prisma betrachtet,
daß nicht nur das Sicht leuchtender Körper, fondern
auch das, durch welches uns die erleuchteten ſichtbar
find, aus verfchiedenen Arten des homogenen lichts
zufammengefeßt fen, und daß auch diejenigen Körper,
die dem bloßen Auge von einer beftimmten Barbe
erfcheinen, doch nöd, außer dem Lichte von diefer be:
ſtimmten Sarbe mehr oder weniger weißes Sicht dus
gleich ausftrömen.
$. 739: Die unzählige Verſchiedenheit ber Far⸗
ben, die wir an den mannigfaltigen Koͤrpern der Na⸗
tur wahrnehmen, ruͤhrt daher, daß dieſelben nicht
bloß eine Art von einfachem lichte, ſondern mehrere
Arten, die in unzähligen Verhäfeniffen mit einander
verbunden ſeyn fönnen, in das Auge ſchicken. So
entftehen alsdanıt die vermifchten oder zuſammen⸗
gefeten Sarben, und vielleicht ift fein Körper in der
Natur, der nur homogenes ticht einer einzigen Are
zuruͤckſtrahlte.
Ji $. 740.
498 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
‚$. 740. ‚Um zu erflären, wie es zugeht, daß ein
Körper eine gewiſſe Farbe zeigt, müffen wir freylich
annehmen, daß die verfchiedentlichen Materien in der
Natur eine Kraft haben, gewiffe Gattungen des ho-
mogenen Sicht3 mehr zu binden, zu figiren, und ihre
Erpanfivfraft untbärig zu machen, als andere Gar:
tungen, wodurch dann diefe letztern nur allein wieder
zurüdzuftrablen vermögend find, und Durch die man-
nigfaltigen Verhältniffe, in denen fie vermifcht ſeyn
tönnen, die Mannigfaltigfeit der Farben und ihre
Muͤancen bervorbrigen. So mwürde-alfo z. DB. ein
Körper grün ausfehen, wenn er enttveder nur das
grüne ficht, das im weißen enthalten ift, zuruͤck⸗
ſtrahlte, alle andere Gattungen aber, moraus das
leßtere befteht, einfaugte und figirte; oder auch, wenn
er gelbes und violettes Licht zugleich reflectirte, die
übrigen Gattungen des homogenen fichts hingegen
baͤnde. Schwarz wäre der Körper, der alle Gattun—
gen bes lichts einfaugte; weiß, der alle Gattungen
im weißen fichte reflectirte. Sch werde auf diefen
Gegenftand nachher wieder zurücfommen.
5. 741. Wenn ein Körper durch die Theilchen
auf feiner Oberfläche das von ihm zurücitraßlende
heterogene licht zu gleicher Zeit auch bricht,‘ fo erfcheint
er in verichiedenen Stellungen gegen das Auge von
verfchiedenen Farben. u
. Hierher gehören der Schillertaffent, die ſchillernden Papillong,
Die Federn am Halfe der Tauben, die Pfauens md Papas
geyenfevern. Alle Körper zeigen überhaupt, wenn man
ihre Fläche im Sonnenfheine genam betrachtet, bunte Fars
ben, felbit die polirten Metalle nicht ausgenommen,
$. 742.
—
side 499
P
$. 742. Wenn ein durchfichtiger Körper andere
Strahlen reflectirt, als er durchläßt, fo-erfcheint er
auch beym- reflectirten Lichte anders, - als beym gebro⸗
chenen.
Die frifhe Tinctur des Griesholzes ( Tinctura ligni nephri-
tiei ) flieht hinter dem Lichte blaugelb, vor dem Lichte gelbs
roth aus. — Die Lufr der Atmofpbäre laͤßt zwar dag -
mebrefte weiße Licht hindurch, reflectirt aber doch auch
zugleih blaues Licht, und fieht eben deswegen in diefem
reflectirten Lıchte blau aus. |
$. 743. Wenn mit der Veränderung der Mi:
ſchung eines Körpers auch die Anziehung feiner Theil-
chen gegen gewiffe Gattungen des lichts geändert wird,
jo muß aud) wo! feine Farbe geändert werden.
Hierauf gruͤnden fib unzählige a weldhe
die Chemie hervorbringen kann.
-, Die Mare und ungefärbte Auflöfung des Eifenvitrio!s im Wafs
..# .
fer wird durch wenig Galläpfeltincrur wiolert, dur
mehrere davon fehwarz. Die Farbe verihwindet durd zus
gefegte Säure.
Eben diefe Auflbfung wird durch Blutlauge fogleich ſchoͤn blau.
Die Auflöfung des Kupfervitriols im Wafler wird durh Am⸗
moniaf fogleich fbou blau, durch feuerbeftändiges grum.
Blaue Lackmustinetur wird durch Säure fogleih rubnroth;
durch Laugeuſalze wieder blau. Violenſprup durch die
erftere carmoifin, durch legtere grün.
Rothe Alfannarıncrur wird durch Alkalien blau.
. Die Hare und undefärbte Aurlöfung der Goldſolution im Wafs
fer wırd durch ungetärbte Zinuſolution ſchoͤn purpur.
Die ungefärbre Auilöfung des Abenden Queckſilber ſublimats
wird durch Kalfwafler orangefarbem.
Rauchender Salpetergeiſt von einer dunfelgelben Farbe wird
durch Wafler erſt grün, dann blau, dann ungefärbt
Rothe Fernambuctinctur wird durch Langenfalze ſogleich vio⸗
lett, durch Säure hochrorh.
Selbe Eureumatinctur wird durch Langenfal;e ſogleich braun,
Gerner gehören hierher die verfchiedenen ſympathetiſchen Tinten,
$. 744. Ein fehr merkwuͤrdiges Phänomen find.
die gefärbten Scharen. Wenn man des Morgens
512 beyin
500 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
beym Anbruche des Tages in einem Zimmer duch)
irgend einen Körper, z. B. den Finger, den Schatten
einer brennenden Kerze auf ein weißes Papier fo fallen
fäßt, daß zu gleicher Zeit aud) von demſelben ein
Schatten von dem Tageslichte auf das Papier gemor;
fen wird, fo wird man den erftern Schatten, welcher
dem Kerzenlichte zugehdrt und vom Tageslichte erleuch⸗
tet wird, bey genauerer Aufmerffamfeit darauf
hellblau finden, während der Schatten des Tages:
fichts, der vom Kerzenlichte Erleuchtung erhält, ein
gelblihes Teint hat. In einem finftern Zimmer,
in welches das Licht des Tages durch eine Deffnung
tritt, laͤßt fich die Erfcheinung noch) lebhafter machen.
Es zeigen fich ferner Abänderungen des blauen Schar:
tens, wenn man ben gelben durch gelb gefärbte Glaͤ⸗
fer heller oder dunkler macht, ober ihm verfchiedene
Muͤancirungen giebt. Im finftern Zimmer find die
Schatten, die von einem und demfelbigen Körper
auf eine weiße Släche durch zwey lichtflammen gewors
fen werden, ungefärbt; wenn man aber den einen
dadurch gelb färbt, daß man das auf ihn fallende
Sicht durch ein dunfelgelb gefärbtes Glas gehen läßt,
jo wird der andere blau. Man kann fo mannigfal-
tige Abänderungen der Farbe in dem einen Schatten
hervorbringen, während man bloß den andern durch
gefärbte Glaͤſer fich- anders färben läßt; und man
“erhält dieſe Abänderungen auch ohne Glaͤſer im fin-
ſtern Zimmer, in welches Tageslicht fallt, durch das
Kerzenlicht, wenn vorüberziehende Wolken Abwech>
jelungen bes Tageslichts zumege bringen. Entſteht
hier⸗
Licht. 501
hierbey die Farbe des einen Schattens, naͤmlich des
blauen, nicht bloß durch Contraſt? Wenigſtens kann
man wohl daraus ſchließen, daß den Augen in Hin⸗
fiht auf Gegenwart oder Abmwefenheit von Farben
nicht immer zu glauben ift.
Nachricht von einigen Verſuchen über die — Schatten,
vom, Heren Generallieutenant Benjam. Chompſon, ——
von Aumford; in Grens neuem Journ. der Phyſ. 3
©. 58. ff.
$. 745. Die Durchfi chtigfeit eines Körpers —
nicht allein davon ab, daß er licht in der gehoͤrigen
Menge, ſondern daß er es auch merklich in gerader
linie durchlaͤßt. So koͤnnen zwey ſehr durchſichtige
Subſtanzen, die beyde das licht ſehr verſchieden bre⸗
chen, undurchſichtig werden, wenn man ſie mit ein⸗
ander vermengt.
Waſſer in Schaum verwandelt, wird undurchſichtig.
Geſchmolzenes Wachs und geſchmolzener Talg werden durchſichtig.
Viele Glastafeln uͤber einander gelegt, ſind wenis durch ſich⸗
tig, werden aber durch dazwi chen gegoſſenes Waſſer durch⸗
ſichtig.
ia Ar Glas wird durche Zerftoßen zu einem Pulver undurch⸗
Papier: J Oehl getraͤnkt wird durchſichtiger.
uUndurchſichtige metalliſche Kalke und Erden werden *
Schmelzen durchſichtiger.
Der Hydrophan und Pyrophan.
4. 746. Weil nun hierbey heterogenes licht von
einander durch Brechung abgeſondert, und einige
Arten des gefärbten lichts eher teflectirt werden koͤn⸗
nen, als andere, fo koͤnnen dadurch auch Farben-
erfcheinungen entftehen, mie z. B. menn man zwey
biconvere Glaslinſen von fangen Brennweiten auf
einander Iegt, Wenn aber bey den Brechungen in
Zr verſchie⸗
507 . I. Sheil. 2: Hauptſtuͤck.
verſchiedenen Mitteln das Sicht ben dern Austritte eben:
diefelbe Nichtung wieder befommt, die es bey dem
Eintritte in das brechende Mittel hatte, fo wird es
nicht in farbige Strahlen zertheilt.
Mufchenbroek a. a. D. $. 1831. ff.
—Beugung bes Lichts.
$. 747. Außer der Meflerion, Mefraction und
derfchiedenen Vrechbarkeit des lichts hat man noch
eine andere Eigenſchaft deſſelben wahrgenommen, die
man die Beugung (Inflexio, Diffractio lucis )
nennt: Grimaldi hat zuerft davon geredet, New⸗
ton aber hat das Phänomen näher beftimmt, doch
aber auch. die Unterfuchung darüber nicht vollendet,
Als er einem dünnen Sonnenftrahle, der im finftern
Zimmer durch die feine Deffnung ging, deren Durch⸗
meffer etwa „2 eines Zolles betrug, einen dünnen
opaten Körper, z. B. ein Haar öder einen feinen Draht,
entgegen hielt, fo fand .er den auf ein weißes Pa⸗
pier davon geworfenen Schatten breiter, als er bey
dem geraden Fortgange des Fichts hätte ſeyn fönnen,
„und zu gleicher Zeit an jeder Seite des Schattens
dren gefärbte parallele Saͤume, wovon der, welcher
den Schatten zunächfi begrenzte, breiter war, als
Der zweyte, und von dieſem wieder Durch einen Schat⸗
ten getrenrit wurde; bey der gehötigen Entfernung
des Papiers war der zweyte Saum von einem dritten
durch einen dazwiſchen liegenden Schatten zu unter:
ſcheiden; bey zu großer Mähe des Papiers floffen die
beyden Außerften Saͤume auf jeder Seite in einander.
J Noch
. Licht. | 503
Noch deutlicher wurden diefe Säume, wenn er ven
lichtſtrahl zwiſchen zwey, nur 225 eines Zolles von.
. einander äbftehenden, Mefjerfchneiden durchgehen lief.
Das licht, das in gerader finie hätte durchgehen fol:
len, ward zu beyden Geiten abgelenft und in zwey
Theile getheilt, und ließ zwiſchen fich einen Schatten,
der defto breiter war, je näher er die Schneiden zu:
fammenrädte. Er bemerfte dabey auch auf jeder
Seite des Schattens in der Mitte drey farbige Saͤu⸗
me, bie wieder durch Zmifchenfchatten von einander
getrerint waren. Der Rand bes erftern Saums an
der Grenze des Schattens mar violett, dann bemerfte
man eine hellblaue, eine grüne, -eine gelbe und eine
rothe Farbe, die diefen erften Saum auf der andern
Seite begrenzte Am zweyten, von dem erſtern
durch einen ſchmalen und dünnen Schatten getrenn-
ten, Saume war der innere Nand blau, die Mitte
gelb, der außere Rand roth; und fo war es aud) im
dritten ‚fhmälften Saume. — Uebrigens ift.das
Phänomen felbft noch nicht fo unterfucht, daß fich
davon eine befriedigende Erflärung geben ließe. Bon
der Reflexion kann es gewiß nicht herrühren.
Phyhico- mathefis de lumine, coloribus et iride, aliisque
adnexis, auct. P. Franc. Mar. Grimaldo. Bonon. 1665. 4
Newson Optice, 1. 11l. &, 272. ff. Mu/chenbrock 4.4. D.
$. 1826 — 1829. R
Dos Auge. Das natürliche und durch optifche
Merkzeuge verftärkte Sehen.
$, 748. Um zu mwiffen, was es mit dem Gehen
der Gegenſtaͤnde für eine Bewandtniß habe, muß
Re —F man
-
4 , 1 Theil, 2. Haupiſthck. le
man nothmendig einige Kenntnif vom Baue des Au:
ges und derjenigen Theile deffelben haben, die zum
Haren und deutlichen Sehen erfordert werden,
$, 749. Die Geftalt des Augapfels (Bulhus
oculi) fomme der Kugelgeftalt fehr nahe, nur daß
porne der durchlichtige Theil weiter hervorragend ift,
Sein Sängendurchmeffer beträgt beym Auge des er:
wachfenen Menfchen etwa 11? Parifer linie. Er ift
in der, mit Fett häufig verfehenen, Augenböblung
(Orbita ) nad) allen Seiten durch ſechs Augenmus⸗
feln beweglich, und kann durch die Angenlieder
(Palpebrae) und durd) die Augenwimpern (Cilia )
bedeckt und vor einfallenden Lnreinigfeiten und zu
ſtarkem lichte geſchuͤtzt werden.
$, 750, Der Augapfel beſteht aus verſchiedenen
&äuten (Membranae), welche zum Theil zufam:
menhängend find, zum Theil Höhlnngen zwiſchen fich
laſſen, die mit den durchfichtigen brechenden Mitteln,
die man gewöhnlich die Seuchrtigkeiten (Humores )
nennt, ausgefüllt find, Die Auferfte diefer Häute
iſt feft, sähe, did, aus mehrern Blättern beftehend,
größten Theils undurchfichtig, und umgiebt den ganzen
Augapfel. ie heißt die felte oder harte Haut ( Tu-
nica felerotica), Je mehr fie fich dem Vordettheile
des Augapfels nähert, defto dünner mwird fie, und
endlich ganz durchſichtig. Diefer durchfichtige Theil
ber feſten Haut, durch die das ficht zum Innern deg
. Auges dringt, heißt die Hornhaut (Cornea trans-
parens, Tunica cornea ), und ift das Segment
. einer
i _ E L i ch t. | 505
einer Kugel, deren Halbmeſſer kleiner iſt, als der des
uͤbrigen Augapfels. Er iſt daher hervorragend (9.
749). Seine Achſe iſt aber mit der Achfe des Aug⸗
sprels gemeinfchaftlih. Die Hornhaut ift auf ihrer
innern Fläche noch mit einer andern, mit: vieler
Schnellkraft verfehenen, Haut, die man die Deomour⸗
ſche Membran nennt, bekleidet.
$. 751. In dem Hintertheile der feſten ober
harten Haut, zur Seite der Achfe des Augapfels,
etwas nach der Mafe zu, begiebt fich der Augennerve
(Nervus opticus ) in den Augapfel. Das innere
Blatt feiner feften Hirnhaut (dura Mater ), womit
er befleivet aus der Augenhöhle tritt, hilft entweder
die fefte Haut des Augapfels bilden, oder hängt we
nigfteng damit zufammen, Die Gefaͤßhaut (pia
Mater ) des Nerven Überzieht inwendig bie fefte Haut
des Augapfels, ift durchaus ſchwarzbraun und bünne,
Der übrige, marfige innere Theil des Nerven, ge:
wiſſer Maßen die fortgefeßte Subſtanz des Gehirns
ſelbſt, geht in eine weiße, niedergedruͤckte, coniſche
Warze aus, und die Subſtanz des Merven zur
Seite diefer Warjze breiter fich felbft zu der innerjten
Haut des Auges aus, bie nachher angeführt erden
wird
4. 182, Unter der — Haut liegt — an
derſelben die Gefaͤßhaut oder Aderhaut (Tunica
choroidea). Sie nimmt ihren Anfang von einem
weißen, aus Zellgewebe beſtehenden Zirkel, der die
Subſtanz des Sehnerven begrenzt, Sie hängt bier
ger ER mit‘
506 II. Theil. 2. Hauptfüc. .
mit der feften Haut und dieſem weißen Zirfel zufam-
men, und wird von da an concentrifch innerhalb der
feften Haut ausgefpannt, mit der fie durch etwas:
Zellgewebe und durch Gefäße verbunden if. Sie ift
auswendig braun, inmendig faft ſchwarz. Wenn
fie bis an dem Urfprung ber durchſichtigen Hornhaut
gelangt ift, fo wird fie dafelbft Durch vieles Zellgewe⸗
be mit der feften Haut vereinigt, in Geftalt eines
weißen Kreifes, des Ciliarkreifes (Orbiculus cilia-
yis), worin noch Sontana’s Strablencanal ( Cana-
lis ciliaris) zu merfen ift. Bon diefem Zirfel, durch)
den die Gefaͤßhaut mit der feften Haut zufammen«
hängt, wendet ſich ihre innere Samelle nad) dem In⸗
nern des Augapfels, und bildet die Strahlenbaͤnd⸗
chen (Ligamenta ciliaria), dicke, fchön gefaltete,
vasculdfe Streifen, die mit einem ſchwarzen feime
fıberzogen find und die Kapſel der Kryſtalllinſe um:
geben.
| $. 753. Zmifchen ber Hornhaut und den Strah:
Ienfafern fteigt Die Regenbogenbaut (Iris) aus dem
Ciliarkreiſe als eine Fortfeßung der Aderhaut ebenfalls
herab. Sie zeigt auf ihrer vordern Seite bunte ge-
fchlängelte Streifen, die vom Umkreiſe herabfteigen,
und diefe vordere Fläche nennt man insbefondere bie
Regenbogenhaut (Iris). Auf ihrer hintern Geite
befteht fie aus geraden Streifen, die mit einem ſchwar—
zen leime überzogen find. Diefe hintere lache nennt
man auch die Traubenhaut (Uvea)., In der Mitte
Diefer unducchfichtigen Haut, die Herr Sömmering
fehr paflend die Blendung beißt ‚, befindet ſich eine
kreis⸗
gie ;„ 57
Freiscunde Deffnung, ‚die Pupille, die Sehe, das
Kichtloch, durch welche allein das ficht nach dem In⸗
nern des Auges tritt und welche auf eine bewunderns⸗
wuͤrdige Art fih unmillführlich bey ſchwachem fichte
erweitert, ben ftarfem fichtg verengert. Der zarte
Rand diefer Deffnung wird von den Streifen der hins
tern Seite der Regenbogenhaut gebildet. |
$. 754. Wenn der Augennerve ($. 751.) durch
die harte Haut und Aderhaut getreten ift, fo breitet
fi) fein Marf zu einer feinen, zarten, in jüngern
Jahren mehr durchfihtigen, im Alter mehr undurch:
fihtigen Haut, der Netzhaut, Nervenhaut ober
Markyaut (Retina) aus, und legt ſich allenthalben
an die Aderhaut bis zum größern Kreife der Strahs
lenfaſern an. Auf diefer Nervenhaut befindet fih, nad)
Herrn Sömmeringe Entdefung, neben dem Eintritte
des Sehnerven, nad) aufen zu, gerade in der Achfe
des Auges, ein eyrunder, gelblicher, in der Mitte
ftärfer, nach dem Umkreiſe zu fehmächer, gefärbter
Fleck, und die Mervenhaut bildet hier eine gefchlans
gelte Falte. Diefe ganze Stelle zeigt fich viel dünner,
marfartiger, mie die übrige Mervenhaut, befonderg
nad) ihrem Mittelpuncte zu, mo fich fogar ein Fleines,
‚rundes Soc) darin befindet, mit zwar fehr dünnen,
aber rein abgefchnittenen Nänden, durch welches dag
‚braune Pigment der Aderhaut bemerkbar wird,
Yeber einen gelben Fleck und ein Loch in der Nervenhaut des
menfchlihen Auges, vom Herrn D. Michaelis; im Jours
nal der Erfindungen, Theorien und Widerjprüche in der Na⸗
kur und Arzneyw, Et, XV. ©. 3, ff.
$. 755.
508 „ IT. Theil 2. Hauptſtuͤck.
$: 755. Die fo genannten Beuchtigfeiten. des
Augapfels (6. 750.), welche zum Brechen der Strah-
ken beftimmt find, find: 1) in der Mitte die Eryftalle-
ne Seuchtigkeit oder die Kryſtalllinſe (Humor ory-
Stallious, Lens eryftallina), die eigentlich nicht fo
wohl eine Flüffigfeit, als vielmehr ein fefter, runder,
boͤchſt durchfichtiger, biconverer Körper if, deffen hin⸗
tere Fläche mehr erhaben ift, als die vordere, eigentlich
aus mehrern mit feinen Gefäßen verfehenen, und
durch ein fehr feines Zellgewebe verbundenen, mit
einer fehr durchſichtigen waͤſſerigen Feuchtigkeit ausge-
füllten Samellen befteht, die eine faferige Structur
haben, und bey menichlichen Augen durch fechs Scheiz
dewaͤnde, von benen je drey vom Scheitel jeder Halb:
Fugel der linſe gehen, getrennt find, wie fich nad) Hrn.
Reils Entdefung am beften durch Macerirung der finfe
in fhwacher Safpeterfäure oder- Schmwefelfäure finden
| laͤßt. Die linſe iſt in eine fehr durchſichtige Kapſel
(Capſula lentis cryſtallinae) eingeſchloſſen, doch ſo,
daß der enge Raum zwiſchen beyden mit einer Feuch⸗
tigkeit ausgefuͤllt iſt. Sie iſt mit dem Strahlenkoͤr⸗
per eingefaßt. Die mittlere Brechung der Linſe ver:
hält ſich nach Jurin gegen die der Luft, wie 1,46: 1.
Nach ebendemfelhen beträgt nach einer Mittelzahl der
Halbmeffer ihrer vordern Krümmung 3,3081 engli:
ſche Decimallinien, der hintere aber 2,5056; und
ihre größte Dicke 1,8525 ſolcher linien.
Don der faſerigen Structur der Kryſtalllinſe, vom Herrn Brof,
Aeil; in Grens Journal der Phyfit, 8, VIII, 6, 325. ff,
$. 756,
Licht. 509
4. 756. Den vordern Theil des Auges zwiſchen
der Hornhaut und der Kapſel der Kryſtalllinſe erfuͤllt
2) die waͤſſerige Feuchtigkeit (Humor aqueus). Der
ganze Raum wird durch die Iris in die vordere (Ca+
mera anterior) und hintere Aammer (Camera po-
fterior) eingetheilt, welche durch die Pupille Gemein;
fchaft haben. Die mwäflerige Geuchtigfeit füllt beyde
aus und treibt die Hornhaut in die Höhe. Der Halb:
meffer diefer Krümmung der Hornhaut beträgt nach
Turin 3,3294 Decimallinien engl. Die mäfferige
Feuchtigkeit ift dünn » lüffig, durchfichtig und ſchwach⸗
ſalzig. Ihre mittlere Brechfraft gegen die Suft ıfl
wie 1,29 : I. |
—
$. 757. Den groͤßern Theil des Auges hinter
der Kryſtalllinſe fuͤllt 3) die Glasfeuchtigkeit ( Hu-
mor vitreus) aus. ie ftellt eine fehr Flare und
durchfichtige Gallerte vor und befteht aus fehr feis
nen Zellen, in welche die gallertartige Fluͤſſigkeit ein
gefhloffen iſt. Sie hat vorne eine Concavität, mo
fie die Kryſtalllinſe berührt, und ift mit einer feinen,
durchſichtigen, eigenen Membran eingefchloffen. Ihre
mittlere Brechfraft verhält fich gegen die Luft nad)
Rochon wie 1,33 : 1.
Zinn defcriptio anatomica oculi humani. Goett. 1755. 4-,
recud. couravit Menr. Aug. Wrisberg. ibid. 1780. 4.
Alb. von Hallers Grundriß der Phyfiologie , a. dem Lat. mit
Anm. von Sömmering und Meckel. Berlin 1788. 8. Kap,
XV. An ellay on vihon, briefly explaiming the fabric of
the eye and the nature of vilion. byGeorg Adanıs. Lond.
1792. 8. wen Kaya Anweiſung jur Erhaltung des Ges.
fiht6 und zur Kenntnif der Natur des Sehens, a. d. Engl.,
von Sr. Kries. Gotha 1794 8
4. 7588.
570. I. Theil. 2. Hauptftüch
$. 758. Vermittelſt diefes fo bewundernswuͤrdig
eingerichteten Werkzeugs erhälten wir nun diejenige
Empfindung, die wir das Sehen nennen. Die rich:
tige Erflärungsart von der Hervorbringung diefer Em⸗
pfindung blieb aber fange Zeit unbefannt-und wurde
erſt von Zepleen entdeckt. Die Alten glaubten, daß
die Strahlen von dem Auge nach den Gegenftänden
zu ausgingen, wie Empedokles, Plato Euklides,
und von da wieder nach den Augen zuruͤckgeworfen
wuͤrden, tie dieStoiker annahmen. Porta entdeck⸗
te zuerft die Hehnlichfeit des Auges mit dem verfinfter:
ten Zimmer; er zeigte dadurch einen beſſern Weg zur
Erklärung des Sehens, ob er fich gleich die Sache,
ſelbſt noch unrichtig vorftellte, da er die Kryſtalllinſe
für die Wand hielt, auf welcher fich das Bild des
Gegenftandes abbilde, und’ von jedem fichtbaren
Puncte des Gegenftandes nur einen Strahl ins Au:
ge fommen ließ. Erſt Aepler gab richtige Begriffe
über die Art und XBeife der Entftehung des Bildes.
$. 759. Von jedem Puncte einesfichtbaren leuch:
tenden oder erleuchteten Körpers fahren nach geraden
linien Strahlenfegel aus ($. 654.), deren Grund-
fläche die vordere Släche der Hornhaut, und deren
> Spiße der fichtbare Punct if. Don diefem Strah—
lenkegel kann nur derjenige Theil die Empfindung des
Sehens des ſichtbaren Punctes bewirken, welcher auf
die Pupille trifft. Beym Durchgange diefes Strah:
— Ienfegels durch die Hornhaut und ‚wäflerige Feuchtig⸗
“Seit vor und hinter der Pupille leidet. er die erften
— Brechungen; auf der vordern Flaͤche der Kry⸗
ſtall
\
ide + 511
ſtalllinſe, Die wie ein erhabenes Glas wirft ($. 707.),
die dritte und färfere; und in der gläfernen Feuchtig-
Feit die vierte Brechung. Die divergirenden Strah⸗
fen diefes Strahlenfegels. werden dadurch convergi-
rend und treffen endlich in einem Puncte zufammen,
Diefer Punct der Wiedervereinigung der Strahlen.
ift der Ort des Bildes vom Puncte.
Es fen alfo (Fig. 119.) DE das Auge nad; einem Durchichnitte
in der Fänge feiner Ace. Bon dem Puncte A gebe ein
divergirender Strahlenkegel aus, der auf die Hornhaut
des Auges fällt. Da die Strablen auf dem dünnern Mes
dio, der Luft, in das dichtere übergeben, fo werden fie
dem Perpenvifel zu gebrochen, und dadurch, wie aus dem
Borigemvon der Brechung in frummen Flächen befannt ift,
eonvergirend, wenn der ftrahlende Punct nicht zu nahe,
d. h., die Divergenz der Strablen nicht zu groß if. Man
fieht , daß dadurh au Strahlen dur die Bupille fommen
Ponnen , die durch den geraden Fortgang auf die Blendung
getommen feyn würden. Dur die Brechung in der Krys
ftalllinfe C und der Gladfeuchtigfeit werden die Strahlen
noch ftärfer converairend und vereinigen ſich in einem
Yuncte in a, der das Bild von A ift,
$. 760. Die Strahlen jedes Strahlenfegels al-
fo, welcher aus jedem Puncte des Körpers ausfähre
und auf die Pupille trifft, vereinigen fich alfo hinter
der finfe, mie im finftern Zimmer, deſſen Deffnung
mit einem erhabenen Glaſe verfehen ift; und wenn
Das Auge die gemöhnliche Einrichtung hat, und das
Object nicht zu entfernt oder dem Auge nicht zu nahe
ift, fo liegt das Bild des Punctes auf der Netzhaut.
Don jedem fihrbaren Puncte eines Gegenſtandes ent⸗
fteht natürlicher Weife ein Bild auf der Netzhaut,
welche alle zufammen, wie im verfinfterten Zimmer,
ein verkehrt ftehendes vom ganzen Dbjecte machen.
€ fen (Fig. 116.) CAB ein Dbject, das vor dem Auge ſteht.
Bon den Puncten C, A und B geben divergirende Strah⸗
⸗ lenfegel nah dem Auge, deren Strahlen durch bie —
un
—3
512 u Theil: 2. Hauptftüd. \
ungen gu eonvergirenden werben ‚und ſich wieber in einem
Punet vereinigen. Sie machen alfo das verfleinerte und
verkehrt ſtehende Bild. bao.
. 761. Diefe Wiedervereinigung der Strahlen
“eines Strahfenfegels von einem fihtbaren Puncte auf
der Netzhaut, oder die Abbildung des Gegenftandes
auf derfelben, ift nun mit der Empfindung des Ge;
bens begleitet. Wie die Vorftellungen aber mit die:
fem Zufammentreffen der lichtſtrahlen zu einem: Bilde
des Gegenftandes zufammenhängen, dies zu erflären,
reichen unfere Erfahrungen nicht hin. Das Bild und
die Empfindung des Sehens find Wirfungen einer
einzigen Urfache. Wir fönnen nicht annehmen, daß
das Bild als Bild die Empfindung bewirfe. Denn
dies fann es ja nicht, da es nur Phantom iſt; eben
fo wenig fönnen alfo auc) die Karben, die am Bilde
find, die Empfindung der Farben hervorbringen. Noch
weniger wird man glauben, daf die Seele das Bild
des Gegenftandes auf der Netzhaut befchaue, und da:
durch Vorftellung davon erhalte, fo wie wir etwa in
der finftern Kammer das Bild eines abgebildeten Ge⸗
genftandes wahrnehmen.
$. 762. Dur die NWiebervereinigung ber zu ei-
nem Strahlenfegel gehörigen Strahlen in einem Punc⸗
te auf der Netzhaut erzeugt das deutliche Sehen die:
fes Punctes, undfin fo fern hierdurch fonft ein Bild
des Punctes entftehr, fünnen wir annehmen, daf das
Bild die Empfindung mache. Dur die Netzhaut ift
für. dieſe Miedervereinigungspuncte fühlbar und
pflanzt die Empfindung durch den Gefichtsnerven bis
| zum
Licht. — 513
zum Gehirne fort. Weiter koͤnnen wir nun eben ſo we⸗
nig erklaͤren, tie mit dieſer Empfindung die Vorftel:
lung des Sehens verfnüpft ift, als wir es erflären koͤn⸗
nen, tie der Eindruc auf die Nerven der Zunge und
des Gaums den Gefchmadf, auf die Iterven der Nas .
fe den Geruch, oder auf ben Öehörnerven das Hören,
und die davon abhängenden Urtheile unferer Seele er.
jeuge. Die BVorftellung der, Farben endlich möchte
wohl aus der verfchiedenen Empfindung berrühren, mel:
che die verfchiedenen Gattungen der tichtftrahlen auf
der Meshaut bewirken, und melche fie eben fo vers .
ſchiedentlich ruͤhren, als es verſchiedene riechende Aus⸗
fluͤſſe bey den Geruchsnerven thun.
$. 763. Die Frage, warum wir die Gegenſtaͤn⸗
de nicht verfehrt wahrnehmen, da doc) das Bild vers
felben auf der Netzhaut verfehrt Tiegt, hat in der
That. feinen vernünftigen Sinn, In der Zeichnung -
des Bildes (Big. 116.) beziehen wir freplich dieſes
. auf den Gegenftand, und da ficht das Bild gegen dies
fen allerdings verfehrt. Aber bey der Empfindung
des Sehens mehrerer Gegenftände zufammen beziehen
wir die Bilder zu den Bildern, und die haben ja ae
gen einander daffelbige räumliche Verhaͤltniß, ale
die Objecte; folglich) find fie nicht gegen einander ver-
ehrt. Wenn wir alfo einen Menſchen auf dem uf:
boden eines Zimmers ftehend wahrnehmen, jo bildet
er fic) fo auf der Netzhaut ab, daß jene Füße gegen den
zugleich mit abgebildeten Fußboden dieſelbige Bezie⸗
hung haben, als im Objecte. Er wird ja nicht mit
dem Kopfe auf dem Fußboden fiehend abgebildet;
Kt | folg.
}
314 I. Theil. 2. Hauptftüc
folglich fteht er auch im Bilde nicht verfehrt gegen den
Fußboden und gegen die Dede des Zimmers, fon-
dern das Bild hat diefelbige raͤumliche Beziehung ge:
gen die Bilder diefer, als die Objecte. Wenn fic)
alfo alles in ver Welt in derfelbigen räumlichen Ver:
bindung auf der Netzhaut abbildet, worin es natürs
lich ift, fo fehen wir nichts verkehrt.
Das aftronomische Fernrohr kann hier gar nichts dagegen, fons
dern wohl dafuͤr beweilen; weil das dadurch erbaltene Bild
.. das durchs bloße Auge erzeugte eine verkehrte Las
ge bat.
6. 764. Eben fo menig hat es auch mir der
Schwierigfeit zu bedeuten, die einige darin zu finden
glaubten, daß wir mit zwey Augen die Gegenftände
nur einfach fehen. Denn wenn gleich) von einerlen
Punct zwey verichiedene Strahlenfegel nach den bey-
den Augen gehen, jo feßen wir doch den Punct nur da:
bin, wohin die Spike des verlängerten lichtkegels treffen
muß, — uhd dieſe Spiße iſt ja benden Strahlenfegeln
gemeinfchaftlich; — daher muß der Punct, auch dur)
beyde Augen gejehen, nur einfach erfcheinen. Das
Gegentheil geſchieht, wenn man den einen Augapfel
mit den Fingern zur Seite drückt, wodurd die Op
gen der fichtfegel von einander gebracht werden, und
alfo das Object ziviefach empfunden wird.
$. 765. Ueberhaupt kommt es bey dem Urtheile
der Seele über das Gejchene auf weit mehrere Um:
ftande an, als bey den Empfindungen durch andere
Einne Wir verbinden von Jugend auf unvermerft
mit dem Gefichte das Getaſt, und üben uns dadurch,
aus dem, was uns das Auge darſtellt, Urtheile über
* die
»
”
En Lu Bra 515
die wahren, und eigentlichen- fagen,... Entfernungen,
Größe und Seftalten der Körper zu fällen. Wir ers
langen eine Fertigfeit, aus der Verbindung beyder
Sinne, bey Gegenftänden, die mwenigftens nahe um
uns herum find, richtig zu urtheilen; aber weil auch
diefes Urtheil mit dem Sehen felbft ohne unfer Ber
wußtfeyn fo innig verbunden ift, fo kommt es auch)
oft, daß mir etwas zu eben glauben, mas wir bloß
aus dem Gejehenen ſchließen; und wir feyleßen
manchmal falſch, ob wir gleich richtig ſehen.
Die Befchichte einiger Blindgebehrnen und am Staar gluͤcklich
3J operirter Perſonen⸗ (f. Cheſelden ın pbhilof. transact. no. 402.
und in Smith's Lebrbegriff der Dprit;_ingleihen Lchten⸗
bergs Magazın für die Phyſik, B. 4 St. ı. ©. 21.), km
es beweifen, daß wir von den Entfernungen, Zagen, Groͤ—
. ‚Ken und Figuren der Begenftände nıcht anders, als erſt
durch Benhülfe des Getaſtz urtbeilen fernen, oder daft wir
die Empfindungen des Gefichts mit denen des Getaſtes vers
feichen muͤſſen, um durch fortaeiehte Erfahrungen ın dem
tand gefet zu werden, aus dem Sefebenen auf ihre Eut⸗
fernungen, Lage, Figur, m. ſ. w. zu fchließen.
$. 766. Wenn man von den Auferiten Enden
eines fichtbaren Gegenftandes gerade Sinien nad) dem
Mittelpuncte der Pupille des Auges zu zieht, fo heiße
der Winfel, den fie bier machen, der Sebewintel
oder die feheinbare Größe des Gegenftandes (Angu-
lus opticus, viforius; Magnitudo, Diameter obie-
cti apparens). Diefer Schewinfel wird bey einerley
Object natuͤrlicher Weiſe größer, je naͤher dieſes dem
Auge kommt, und deſto kleiner, je weiter es ſich da⸗
von entfernt.
6. 767. Unſer Urtheil uͤber die Groͤße der Ge⸗
genſtaͤnde haͤngt nicht allein von ihrer wahren Groͤße,
Kk 2 ſon⸗
zi6 1. Theil, 2. Hauptſtuͤck.
föndertt auch don diefem Sehewinkel mit ab, unter
welchem mie die Objecte wahrnehmen, und von wel:
ehem auch die Größe des Bildes auf der Netzhaut abe
hängt. Gegenftände von verfchiedenen wahren Groͤ⸗
fen fönnen daher dem Auge unter einerlen fcheinbater
Groͤße erfcheinen, wenn fie unter einerley Sehewin⸗
kel wahrgenommen werden; und umgekehrt koͤnnen
Gegenſtaͤnde von einerley wahrer Größe unter einer
berfchiedenen fcheinbaren mahrgenommen merben)
wenn der Sehewinkel verfchiedenelich groß if:
Sonne ımd Mond koͤnnen uns gleich groß erfcheinen, ungeachs
tet ihre Große ſehr verfchieden if, wenn der Sehewinkel,
unter bem wir beyde feben, aleich groß ift.
- Der Stundenzeiger einer Taſchenuhr fheint und zu ruhen, weil
fih der Schemwinfel in kurzer Zeit nur unmerflich ändert,
Auf einem Kornfelde fcheinen ung die Kornähren, welche weis
ter entfernt find, dichter zu fteben, ale die nähern.
Eine lange Allee fcheigt ung am Ende fpitig zuzulaufen.
$. 768. Ein bloß erleuchteter Gegenftand kaun
daher endlid. dem Auge unfichtbar werden, wenn
der Sehewinfel fo Flein wird, daß er nicht empfun:
den werden kann, oder wenn der Bogen deffelben bis
zu einer Größe von etwa einer Minute abnimmt.
leuchtende Gegenftände koͤnnen uns hingegen in eine
noch viel weitern Entfernung fichtbar bleiben, wobey
fie uns aber dann auch ohne bemerfbären Durchmeffer
erfcheinen müffen, wie die Sirfterne.
—
$. 769. Sonſt beurtheilen wir auch noch die wah—
re Größe des gefehenen Gegenftandes aus feinen ung
fonft befannten Entfernungen, aus der ftärfern oder
ſchwaͤchern Etleuchtung, worin er ung erfcheint, und
dann auch aus dem Verhaͤltniſſe feines Bildes zu dem
Bil:
⸗
er FIT" we 517
- Bildern naher: Sampinne r deren wahre Größe wir
kennen.
Der hinter Bergen oder hinter Baͤumnen anfgehende Mond
ſcheint uns groͤßer, als wenn er hoͤher am horiente ftebt.
$. 770. Die Urtheile unferer Seele über Ent⸗
feenungen ber Dinge von ung hängen feinesmeges
von den Empfindungen des Gefichts allein ab, fons
bern wir erlangen die Fertigkeit ‚ von dem, was mir
‚fehen, auf die Entfernungen, Größen, oder Stel:
fen zu fchliegen, oder das Augenmaaß . ebenfalls
durch Vergleichung der Empfindungen des Geſichts
—
mit denen des Gelaſtes ‚ und durch Erfahrungen, die
‚wir, obgleich unvermerft, von Jugend auf hierüber
‚anftellen; und wir fü nd ung der Umftände, dus denen
die Vorftellung einer wirflichen Entfernung in ung
entſteht, felten deutlich bewußt. Ohne Erfahrungen
durchs Getaſt über die Entfernung der Dinge würden
wir glauben, daf die Gegenftände dicht vor dem Aus
ge ſtuͤnden.
+$. 771. Bey nahen Gegenſtaͤnden ſchaͤtzen wir
ie ‚Entfernung derſelben aus der zum genauen Se—
den nöthigen Veränderung des Auges, welche mir
‚vornehmen muͤſſen, um auf verfchiebene Entfernun-
gen deutlich zu fehen; und wir ‚urtheilen dann, daß
der Gegenftand da fen, wo die Spißen der Lichtfegel
zu ſtehen kommen, ‚deren Grundfläche die Pupille des
Auges if. Bey entferntern Gegenftänden ſchaͤtzen
wir die Entfernungen aus dem Winfel, den ‚die ben:
‚den Augenachfen mit einander machen; dus der Ver:
‚gleihung der. uns bekannten wahren Größe berfelben
| mit
’‚»
38 II. Theil: 2. Hauptftück.
mit der fheinbarem; in welcher wir fie wahrnehmen;
aus der größern oder geringern Helligfeit und Klar-
“heit, worin wir fie ſehen; aus der Deutlichfeit der
Heinen Theile eines Gegenftandes; und endlich aus
der Menge anderer zwiſchen dem Segenſtande und
dem Auge befindlichen Dinge.
Sieraus erhellet leicht, warum uns das Meer vom Ufer aus
eſehen, wenn’ wir ſonſt feine Gegenſtaͤnde, wie Schiffe,
* u. bergl., .darau’ wahrnehmen, bey weitem nicht
o weit ausgedehnt erfcheint, als diejenigen — d
es nicht geſehen haben.
$. 772: "Mir konnen mit geſunden Augen Ge⸗
genftänbe in verfchiedenen Entfernungen vom Auge
noch deutlich wahruehmen. Da nun das Bild eines
entfernten Gegenſtandes nicht fo weit hinter die Kry⸗
ſtalllinſe, die wie ein erhabenes Glas wirft ($. 711.),
fält, als das Bild eines nähern, und das Auge doch
nur dann deutlich fieht, wenn die Spißen der Strah:
Ienfegel oder das Bild des Gegenſtandes die Netzhaut
treffen; fo muß das Auge ein Vermoͤgen befigen, ſeine
Einrihtung zu Ändern, und dadurch auf- größere oder
Fleinere Weiten dentfich zu fehen. Aus der fafrigen
Structur der Krnftalllinfe läßt fih) nach) Hrn. Poung
allerdings fchließen, daß wir das Vermögen befißen,
fie erhabener zu machen, oder aus der biconveren
Form mehr der Rugefgeftalt zu nähern, fo daß bie
Halbmeffer ihrer Kruͤmmungen Feiner werden, wo⸗
durch alfo auch ihre Brennweite Fleiner wird. Dies
müßte ben nahen Gegenftänden ſtatt finden, da fie
Bingegen ben entferntern Gegenftänden wieder in den
ie Zufland zuruͤckkaͤme. Mit dieſer —
ndes
Liſcht. 59
aͤnderung kann eine andere recht wohl beſtehen, wor⸗
aus man auch die Deutlichkeit des Sehens in verſchie⸗
denen Weiten erklaͤrt, naͤmlich eine mehrere oder min⸗
dere Zuſammendruͤckung der harten Haut durch die
Augenmuskeln, wodurch zugleich die es conz
verer werden kann. \
— uͤber das Fa von vo Thom. Noung;
n Grens Journ. der P vi. ©: 415. ff. Henr.
wilh. Math. Olbers d N ort mutationibus internis
Goett. 1780. 4.
6. 773. Diefe Veränderungen finden natürlicher
Weiſe ihre Grenzen, und es giebt daher für jedes
Auge eine geroiffe Weite, in der es ben feinem natüır:
lichen Zuftande deutlich ſieht. Dieſe Weite, bey der
es Fleinere Gegenftände noch deutlich wahrnehmen
fann (Diftantia vihonis diftinctae ), feßt man zwar
gewöhnlich auf 12 bis 16 Zoll, allein fie ift bey vielen
Perfonen größer oder geringer,
$. 774. Wenn die Hornhaut eines Auges zu
fehr erhaben, die Krnftalllinfe zu conver oder ihr Ab:
fand von der Netzhaut zu groß ift, fo treffen bie
Strahlen ver Strahlenfegel von Gegenftänden, bie
ı2 bis 16 Zoll und darüber entfernt find, nach dem
Brechen zu früh zuſammen, ehe fie die Netzhaut er-
reichen, oder die Divergenz der Strahlen von den
Strahlenfegeln diefer Gegenftände ift für ein folches
Auge zu geringe, als daf der Vereinigungspunet die
Netzhaut treffen follte. . Ein folches Auge ſieht daher
nur nahe Gegenftande deutlich, entfernte undeutlich.
Perſonen, welche dieſen Fehler haben, heißen Zurz
ſichtige
520 1. Theil. 2. Hauptftüd.
firbtite (Myopes ), und die Weite, bey ber fie kleine
Gegenftände deutlich wahrnehmen, erftredt fih un—
. gefahr nur auf 4 bis 6 Zoll. Hohlgläfer vermehren
die Divergenz divergirender Strahlen ($. 714.),
and durch Hülfe derjelben fehen alfo Kurzfichtige auch
mehr entfernte Gegenftände deutlich.
6. 775. Wenn hingegen das Auge fo beichaffen
iſt, daß die Hornhaut und die Kryſtalllinſe flach, und
in der Convexitaͤt vermindert iſt, oder dem Boden
des Auges zu nahe liegt, ſo treffen die Strahlen der
Strahlenkegel won nahen Gegenſtaͤnden zu ſpaͤt zu:
fammen, und das Bild würde erft hinter die Netz⸗
haut fallen. Ein folches Auge kann nur entfernte
Gegenftände deutlich wahrnehmen, nicht aber nahe.
Diejenigen, welche diefen Fehler der Augen haben,
heißen Weitſichtige (Prefbytae), und jener entfteht
gervöhnlich im Alter. Die nächfte Weite, wobey ein
folches Auge noch deutlich) fieht, ift größer ala 16 Zoll;
ben manchen 2 bis 3 Fuß. Da erhabene Gläfer
das Vermögen haben, die Divergenz der divergiren-
den Strahlen der Strahlenfegel zu vermindern ($
707.) und die Strahlen aus nahen Puncten fo
zu brechen, als ob fie aus entfernten Puncten ber:
Famen, fo können Weirfichtige durch Huͤlfe derfelben
auch nahe Gegenftände deutlich fehen, und fie bebie-
nen fic) daher zu diefem Zwecke der Brillen.
6. 776. Gegenftände, welche fehr Fein find,
ſehen mir auch in der gewöhnlichen, zum deutlichen
Sehen erforderlichen XBeite ($. 773. ) nicht deutlich.
| Das
gie. * 521
Dadurch, daß wir fie dem Auge näher bringen, toi:
ben mir zwar den GSehemwinfel, unter dem wir fie
wahrnehmen, vergrößern; aber dann trifft das Bild ,
die Netzhaut nicht mehr, und wir fehen den Gegenz ,
fand verwirrt und undeutlich. Ein Werfzeug, mel;
ches dazu dient, ganz Feine Gegenftände größer, als
in der gewöhnlichen Entfernung vom Auge, und doch
deutlich zu fehen, heißt ein Mikroſkop oder Der:
größerungsglas (Microfcopium, Engyfcopium )
$. 777. Jedes erhabene Glas und jede Glas:
Ffugel, vergrößern der. Erfahrung zufolge die Objecte,
wenn wir fie dadurch betrachten. Man bedient fich
aber vorzuglih, um ganz Fleine Sachen dadurch zu
betrachten, Kleiner, ſehr erhabener finfen, oder klei⸗
ner Glaskuͤgelchen, und beyde heifen daher auch ein⸗
fache Mitroſkope (Microfcopia fimplicia). Die
Gtrahlen, , welche von dieſen Fleinen Gegenftänden,
wenn fie nahe ans Auge gehalten werden, divergirend
in daffelbe. treten würden, werden. durch diefe Vers _
größerungsgläfer, wenn fie in dem Brennpuncte der-
felben liegen, nach dem Brechen parallel ($. 707. ),
und das Auge fieht dadurch ven fehr genäherten Ge⸗
genftand deutlich. Das Auge fieht nun den Gegen:
ftand unter einem defto größern Sehewinkel, und alfo
auch um deſto größer ($. 767.). Weberhaupt ver:
hält fi) die Größe, unter welcher man Gegenftände
durch, eine Vergrößerungsfinfe in dem. Brennpuncte
derfelben erblict, zu der Größe, in der man fie ohne
Glas deutlich erkennen kann, wie die Fleinfte Entfer⸗
nung, bey ver man ohne Glas deutlich fehen fann,
Ä zur
522 | IL Theil. 2. Hauptftüd.
zur Brennweite der Vergroͤßerungsglaͤſer. Da nun
der Brennpunct defto näher an das Glas fommt, je
Feiner der Durchmeffer der Linſe wird, fo fieht man
auch leicht ein, daß die Linſen um defto mehr vergrö:
fern, je Fleiner. der Durchmeſſer der Kugel iſt, wo—
von die Flaͤche der lLinſe ein Abfchnitt if. Zu den
ftärfften Vergrößerungen gebraucht man daher ganz
Heine Glaskuͤgelchen.
Es fen LM ( Fig. 117.) eine Glaslinfe von fehr kurzer Brenns
weite, in deren Brennraume ein kleiner Gegenftand ab
befindlich fey. Es ift aus dem Vorigen ($. 707.) klar,
daß die divergirenden Strahlen, die von den erleuchteten
Puncten des Dbjects ab gegen die Linfe zw geben, durch
das Brechen zu parallelen werden. Die Strablen des
Punctes a geben alfo als parallele nah O, und die des
Punctes b als parallele nah Q. Die letztern fchneiden die
erftern unter dem Winkel, QCO = aCb. Das ter Linie
febr genäberte Auge ſieht nun die Puncte a und b deutlich,
wenn es nicht kurzſichtig iſt, und fo das ganze Feine Ob⸗
ject ab. Da wir nicht gewohnt find, Dbjecte fo nabe am
Auge wahrzunehmen, und überhaupt fo Feine fonkt nicht
deutlich fehen, fo beziehen wir das Dbject auf die Diftanz
AC, ben der wir fonft die Objecte deutlich zu feben ges
wohnt find. Da nun das Object AB in. der Entfernung
CA dem bloßen Auge unter eben dem Gebewinfel erfcheis
nen würde, fo ſchreiben wir dem Dbjecte ab die Größe AB
zu. Es ift alfo die Größe des fcheinbaren Durchmeflers
des Objects durchs Mitroffop zu der Größe deſſelben ohne
Mifroffop, wie die Weite, bey der jemand deutlich fieht,
zur Brennweite der Linfe. Weil nämlich die Dreyecke aCh
und ACB ähnlich find, fo if AB:ab=AC :aC.
"Man findet nah dem hier Ermähnten bie Stärke der
Vergroͤßerungen, wenn man bie —— bey der
man kleine Gegenſtaͤnde deutlich wahrnehmen fann, durch
die Brennweite des Vergroͤßerungsglaſes dividirt. Wenn
. B. ein Auge in ber. —— 10 Zoll dentlich
hebt, fo ift die Vergrößerung des ſ
eines Dbjectd, das man duch ein Wergröferungsalas von
ı Linte Brennweite betrachtet, 120 mal, folglid die Vers
größerung des Flähenraums 14400 mal.
| $. 78. Um die Gegenftände in den erforderli-
chen Entfernungen an ein ſolches Vergroͤßerungs⸗
£ | glas
inbaren Durchmeſſers
DT
eidt: 783
glas bequem zu bringen und dadurch zu betrachten,
und fie auch gehörig zu erleuchten, hat man mehrer:
len Vorrichtungen ausgedaht. Wir bemerfen hier
nur befonders das einfache Wilfonfche) oder Kieber-
kuͤhnſche Mikroſkop, und das Mikrtoſkop mit
dem Erleuchtungoſpiegel ’).
1) Gehlers phufif. Wörterb. Th, II. S. 221.
3) Mujchenbroek introd. ad philol. nat. T. II. Tab. XLV;
gig. 30°.
$. 779. Sonft hat man audy sufammengefeste
Mikroſkope (Microfcopia compofita), die aus
mehrern linſen beftehen, »durch welche man nicht den
Gegenftand felbft, fondern das Bild deffelben umge:
fehrt und vergrößert fieht. Der Gegenftand erhäft
entweder durch einen Hohlipiegel oder durch ein con-
vexes Glas Erleuchtung. Wir merfen hier das Eufs
fifche Mikroſkop. Ä
Es fen (Fig. 118.) ein Feines Dbject ach etwas weiter, als
die Brennweite der mifroffopifchen Linfe LM beträgt, von
derfeiben in der gehörigen Erleuchtung geftellt. In diefem
Salle werden die divergirenden Strablen der Puncte a, &
b durch die Brechung zu convergirenden (4. 707.), und
zwar werden fie defto fpäter zuiammenlaufen , je näher fie
dem Brennpuncte der Linfe LM find. BCA iſt biernady _
das Bild des Objeets, und ſteht aegen daffelbe verkehrt.
Wenn nun noch in FE eine ardfiere convere Linſe ift, deren
Brennraum mit dem Bilde BCA zufammenfällt, fo werden
die von B, C, und A ausfahrenden divergirenden Strablen
durch das Brechen zu parallelen ($. 707.) , und fchneiden
fib in O. ft bier in O das Auge, fo fiebt es das umges
kehrte Bild RCA des DObiects ach deutlich, unter dem Wins
kel BDA. Diefer. verhält fi zu dem Gebewinfel, unter
dem das Obieet ohne Mifroffop gefeben werden würde,
wie die Diftanz des Bildes BA von der Linſe LM zue
Brennweite CD der Linfe FE,
Damit aber die Länge dieſes Mikroſkops fürzer und zus
gleih das Gefichtsfeld arößer werde, wird zwifchen LM
und FE noch eine convere Linſe angebracht , und das Mi⸗
Ixoffop wird alfo aus drey Linfen zufammengefegt, & Ai
%
!
524 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
,. Cäie. —— kleines Dbject AB, de3 von ber klei
. mifroffopifben Linfe KEC weiter abſteht, als die Breu
weite derfelben beträgt. Die divergirenden Strahlen der
Puncte B und A werden folder Beftalt durch das Brechen
in die Zinfe KEC zu convergtrenden. Ebe aber die cons
- pergirenden Strahlen s, r, tund Z, K, V der Buncte
B und A fi fchneiden und das Bild machen, treffen fie
auf die größere comvere finfe GH (das Lollectivglas) und
werden dadarch friiher convergirend (f. 707.) ind und f,
wo fie das umgekehrte Bild Fd- des Dbjects,BA machen,
von da als divergirende fkq und dpn auf die finfe nk
‘(das Ocular) fallen, bie um die Brennweite von dem
ilde fd eutfernt fteht. Dirrch das Brechen in diefer Linie
werden Nie nun zu paralleien, und das Auge in O fiebt
dadurch das Bild fd des Objects BA deutlich umd vergrös
fert unter dem Wınfel aOp.
Um die Linſen dieſes zufammengefegten Mikroſkops ges
hoͤrig zu ftelen, den Gegenſtand gegen dis nftrument
richtig zu ordnen, zu behandeln, und gehörig zu erleuch⸗
ten, ſehe man Baker Employment for the miero[cope.
Lond. 1752. 8. Bepträge zum Gebrauch und V
des Mikroſtops/ a. d. Engl. Augsburg 1754. 8. Bran⸗
Ders Beireibung zweyer zufammengejegten Wiifroffopg
‚Augsb. 1769. 8.
6. 780, Werkzeuge aus zufammen verbundenen
finfen, oder auch Spiegeln mit linſen, melche dazu
dienen, entfernte Cegenftände, die man durchs bloße
Geſicht nicht deutlich fehen Fann, klar und deutlich)
wahrzunehmen, heißen Sernröhre, Teleffope (Tele-
fcopia, Tubi optici), Man fann fie überhaupt in
zwey Sattungen: ı ) in dioperifche, und 2) in catas
dioptriſche eintheilen.
6.781. Die dioptrifchen Sernröhre beftehen aus
verfchiedenen Slaslinfen, welche in einem Rohre ein-
ander näher gebracht oder von einander mehr entfernt
‚werden fönnen. Dieſe Sinfen felbft führen verſchie⸗
dene Namen. 1) Das Öbjectivglas oder Dorder-
glas iſt dasjenige, das ſich an dem Aufßerften Ende
bes Rohrs befinder und dem zu betrachtenden Ge:
ee genftande
eicht. 825
genftande zumächft zu gerichtet ift. Es ift allemal con:
ber und hat auch eine größere Brennweite, als die
übrigen finfen. 2) Die Augeneläfee oder Oeular⸗
glaͤſer, deren Stelle an dem andern Ende des Roh:
tes ift und die dem Auge zu gerichtet find. Ihre wahre
oder eingebildete Brennweite ift immer fürzer, als
die des Objectivglafes. Das Mohr, worin man.diefe
Glaͤſer befeftigt, überzieht man inmwendig mit einer
ſchwarzen Barbe, und giebt dem Objectivglafe Be-
deckungen, um dadurd) die Undeutlichkeit des Bildes,
melche von der Abweichung der Strahlen wegen der
Geftalt des Glaſes ($. 709.) entfteht, zu verhuͤten;
zu eben diefer Abficht dienen auch für die Augengläfer
die Dlendungen in den Möhren.
$. 782. Die erftere und ältefte Art diefer diop⸗
teifchen Sernröhre ift das Holländifche oder Gaulei⸗
ſche Sernrobre. Es befteht aus einem converen Obs
jectiv = und einem concaven Ocularglaſe, die auf
einerlen Achje fo geftellt find, daß der eingebildete
Brennpuncr des leßtern mit dem wahren Brennpuncte
des erftern zufammentrifft. Die Entfernung der fins
fen von einander ift folglic) der Differenz ihrer Brenn:
weiten gleich. Gegenftände durch diefes Fernrohr bes
trachtet, erfcheinen gerade und unter einem größern
Sehewinkel; eigentlich jo vielmal vergrößert, als. die
Brennweite des Deulars in der Brennweite des Ob:
jectivglafes enthalten ift. Wegen des geringen Ger
fihrsfeldes, oder Des geringen Raumes, den man
durch dieſes Fernrohr überfehen fann, und wegen der
Unbequemlichkeit, daß man das Auge dicht an das
Ocular
s26 II. Theil, 2. Haupiſtͤck.
Ocular legen muß, gebraucht man es jetzt nur noch
zu Tafchenperfpectiven.
Es fen (Fig. 120.) das convere Objectivglas MN mit dem
biconcaven Oculare PQ auf einerley Ace fo geftellt, daß
der Focus des eritern Do mit dem Focus des leßtern Ko
ufammenialle, Es jey das Dbjectivglas einem ſedr ents
ernten Dbjecte zu gerichtet, fo daß die von den äußerten
Puncten O und B des letztern auf das Objectiv fahrenden
divergirenden Strahlen als parallele anzufehen find, und
fi daher in Gtraplenchlinder verwandeln. ' Die Achſe A
des Strablencenlinders O ſtehe fenfreht auf MN und PQ,
fo gebt der Strabl, der diefe Achfe vorftellt, ungebrochen
durch beyde Släfer, und it ADo Die damit parallelen
Strahlen diefes Strahlencylinders O erden dur die
Brebung in MN zu convergirenden, und würden obne
-PQ in o zufammentreffen, durch die Brechung in PQ aber
werden fie zu parallefen (j. 714.). Bon dem unterm
Punete B des Dbsects gebt eben jo ein Strablencplinder
BD nah dem Dbiectivalafe MN ,. und die dur die Bre—
Kung in demielben convergirend gemachten Strahlen deflels
ben werden durch die Brechung in PQ zu parallelen. Was
von diefen Strablencplindern O und B gilt, gilt von allen,
den Strahlencylindern der uͤbrigen zwiichen O und B bes
findlıhen Puncte des Dbjects, die auf das Objectioglas
fallen. Wenn daher das Auge dicht hinter dem Dculare
PQ ift, fo wird es die Puncte A und B,-und fo die übris
gen dazwifchen , deutlich fehen; denn die parallelen Strah⸗
len Cb und Ko werden durd die Brehung im Auge ein
- Bild der Puncte b und o auf der Netzhaut machen, das
eben fo gegen das Object verkenrt ſteht, als ed ohne die
Glaͤſer durh die Brehung im Auge allein ftehen würde.
Das Auge fieht alfo den Gegenftand aufrecht, wie natürs
ih, und flieht ihn uuter dem Winfel bKo, unter dem
die Acfen der durch die Brehung im Auge gebildeten
GStrablenfegel geneigt find. Wenn das Auge in D wäre,
fo würde es den Gegenſtaud OB ohne das Teleſkop unter
dem Winfel ADB = bDo wahrnehmen, Wegen Kleinbeit
der Winfel bKo, bDo fonnen wır annehmen, daf ihre
Sinus von dem Bogen, dıe fie meifen, felbft nıcht merks
lich verfhieden find; wir fünnen alfo bo als einen Bogen
anfeben, ber den Winfel bKo, beilen Sinus totus oK ifl,
und zugleih den Winfel bDo mißt, deflen Sinus totus
oD if. Da die MWinfel fi verhalten wie die ihnen zuges
börigen Bogen, und umgekehrt wie der Sinus totus ders
felben, fo it bKo : bDo = — — oD :cK,
oK oD
Da nun oD, oK die refpectiven Brennmweiten des Dbs
jectivalafes und des Dculars voritellen, fo verhält fich
demnad der Winfel bKo, oder die fcheinbare Größe, unter
der das Dbject durchs Telefftop wahrgenommen wırd, zu
dem Winfel bBDo == ADB, oder zu der fheinbaren Größe,
unter
Licht. 527
‚unter der dad Dbiect ohne das Teleffop wahrgenommen
wird, wie die Brennweite oD des Dbiectivglafes zur
‚Brennweite oK des Oculars; oder das Dbject erſcheint
im Durchmefier fo vielmal vergrößert, als oK in oD
enthalten ift.
Scherfferi inftitut. 'phyf. P. 1. ©. 245.
6. 783. Eine zweyte Art ift das Keplerſche
Sternrobr (Tubus aftronomicus ), in welchem ein
converes Augenglas mit einem converen Objective von
einer längern Brennmeite fo zufammengefeßt ift, daß
ihre Entfernung von einander der Summe ihrer
Brennweiten gleich ifl. Der Gegenftand erfcheint
Dadurch verkehrt, und man fieht eigentlich durch das
Deular nicht den Gegenftand felbft, fondern das Bild
davon in. dem Mohre vor dem Deulare. Diefes Fern:
rohr hat ein weit größeres Öefichtsfeld, als das vorige,
und man bedient ſich deflelben zum aftronomifchen
Gebrauche. Man fieht die Gegenftände dadurch fo
oft vergrößert, als die Brennweite des Dculars in
der Brennweite des Objectivglafes enthalten ift.
Es fenen (Fig. 121.) MN ein biconvered Dbjectivglas, und
PQ ein biconveres Ocular von einer fürzern Brennweite,
auf einerley Achſe fo geftellt ‚daß fie um die Summe ihrer
refpectiven Brennweiten Do + Ko von einander entfernt
find. Es fen bier ebenfalls das Dbiect fo weit entfernt,
daß die von feinen fihtbaren Puncten fommenden divergis
renden Strahlen als parallele anzufeben find. O und B
fenen der oberfte und unterfte Punct des Objects, und AD’
und BD die Achſen der davon auf das Dbjectivglas MN
fallenden Strablencylinder. Die refpectiven Strahlen dies
fer Strablencylinder werden durch die Brechung in MN zu
convergirenden, laufen im Brennpuncte des Blafes MN
zufammen, und macen alfo in bo das umgekehrte Bild
des Gegenftandes AB, Da oK zu gleicher Zeit die Brenns
weıte der Linſe PO ift, fo werden die in b und o wieder
divergirend auslaufenden Strahlen durch die Drehung in
der Linſe zu parallelen, die fi nachher wieder unter dem
Wintel PFK = bKo fhneiden. Das in F befindliche Auge
fiebe num nicht den Gegenftand felbft, fondern das Bild
des Gegenftandes, und zwar unter dem Winkel bKo.
Wenn wir nun wieder wie vorher (f. 732. Anm, ).bo für
den
528 TI. Sheil. 2. Hauptſtuͤck.
den Bogen nehmen, fo folgt, dab ſich der Winkel bKo,
unter dem das Bild des Gegenſtandes vermittelt des Pers
fpectios geſehen wird, au bDo (== ADB), unter den das
Dbject AB von dem bloßen Auge in geiebeh werden
würde, verbalte wie Do : Ko, d. i., mie die Brenns
weite des. Dbiectivs zur Brennweite des Oculars; oder
daß der Gegenftand fo vielmal vergrößert erfcheint, als
die Brennmeite des Oculars in der Brennweite des Dbs
jectivglafes enthalten if.
Da das Bild, welches das Auge durch diefes Fernrohr
wahrnimmt, gegen den Gegenftand, mit dem bloßen
Ange gefeben, eine umgekehrte Lage bat, fo fiebt man
leiht, daß man die Gegenitände durch diefes Fernrohr vers
kehrt wahrnehmen müfle, °
$. 784. Die. dritte und gewoͤhnlichſte Art ift das
. Erdrobr (Tubus terreftris), defien Erfindung dem
Pater Rheita / zugefchrieben wird, Es befteht ge:
woͤhnlich aus drey convexen Dculargläfern von furzer
Brennweite, und einem converen Objective von länge:
rer Brennweite. Die Entfernung des Objectivglafes
vom nächften Deulare ift der Summe ihrer Brenn:
meiten gleih, und auch fo die Entfernung der Deu:
lare von einander. Man fieht den Gegenftand durch
diejes Erdrohr aufrechts, und eigentlich wird das ver-
fehrte Bild des Segenftandes, das man beym Stern
rohte fieht ($. 783.), durd) das zweyte Ocular wie:
der aufrechts gebracht. Die Vergrößerung ift wie
ben dem Sternrobre, und fann größer'werden, wenn
man dem zweyten Deularglafe eine größere Brenn:
weite giebt, als dem erften. Man hat auch Erbröhre
mit fünf Augengläfern.
Wenn zu den Gläfern MN und PQ des Sterurohres ( Fig. 121.)
noch zwey andere biconvefe RS und TV ( Fia. 122.) fo ges
fügt werden, daf dieje letztern um die Summe ihrer Brenns
weıten von einander abſtehen, fo werden die parallelen
Strahlen, die aus PQ berausfahren und ſich ın F fchneis
den,- durch die Brechung in RS wieder zu convergirenden,
und in der Brennweite von RS das Bild ȧ bervorbringen,
das gegen has im bo verehrt, und alfo wiederum fo, on
er
Licht. 39
der Segenſtand, ſteht. Da die von « und S divergitend
auf TV fallenden Strahlen aus dem Brennraume diefer
Linie fommeny fr werden fie wieder zu parallelen, und
das Auge ficht dadurch das Bild ȧ des Gegenftandes OB
deutlih, und zwar im derfeiben Stellung, als den Ges
genftand,
6. 785. Kurzſichtige muͤſſen bey allen vieler
Sernröhren die Ocularglaͤſer dem Objective näher
bringen, um die fonft parallel auslaufenden Strah⸗
fen als divergirend auf das Auge zu empfangen.
$. 786. Außer der Unvollfommenheit, welche dies
fe Werkzeuge durch Die Abweichungen der Strahlen we⸗
gen der Geſtalt des Ölafes ($. 709. 781.) erhalten, be:
ſitzen fie eine noch weit erhebfichere, die von der verſchie⸗
denen Brechbarfeit der farbigen Strahlen herrührt ($.
727.), und welche zur Folge hat, daf das Bild des
Dpjectes mit farbigen Nändern und überhaupt un:
- deutlich erfcheint.. Man fuchte fonft diefen Sehler da—
durch zu vermindern, daß man Objective von fehr
langen Brennmeiten anwendete, und mußte Deswegen
die Zernröhre fehr lang machen; allein die Unveut:
fichfeit wird deffen ungeachtet dadurch nicht gänzlich
gehoben. |
$. 787. Im Sabre 1747 Fam Zuler auf den
Gedanfen, den Fehler der dioptrifhen Fernröhre,
der von der Abweichung der Strahlen wegen ihrer
verschiedenen Brechbarkeit herrührt, dadurch zu bes
ben, daf man das Objectiv aus zweyerley durchfich-
tigen Materien zufammenfege, melche das Licht nicht
auf einerley Art brächen, fo daf die eine die farbie
gen Strahlen wieder vereinigte, welche die andere
st trennte,
530 1. Shell. 2. Hauptftüd.
trennte. Newton hatte diefen Fehler für underbef-
ferlich gehalten, und deshalb die nachher anzuführen:
den reflectirenden Teleffope angegeben. "Tohann Dol-
lond behauptete zwar erfi den Newtoniſchen Satz
gegen Zulern; allein er. fand nachher doch, nachdem .
befonders Alingenftierna Newtons Saß näher ge-
prüft hatte, daß er geirrt habe, und war der Erſte,
der ein farbenlofes oder achromatifches Fernrohr
zu Stande brachte. Die Einrichtungen diefer Fern⸗
röhre hat nachher theils er felbft, theils fein Sohn
anfehnlich verbeffert, und fie führen auch noch nad)
ihm den Namen der Dollondiſchen, Fernroͤhre.
If. Newton optice, L. 1. PJIL pr. 83. &. 106. Sur la perfe-
ction des verres objectifs des lunettes, par Mr. Euler; ind.
Men. de P acud. roy. des iciences de Pruſſe. 1747. &. 274.
Unmerfung über das Geſetz der Brecbung der Lichtſtrahlen
von verfchiedener Art, wenn fie durch ein durchfichriaes
Mittel in verfchiedene andere tberaeben, von Sam. Rlins
genftierna; in den fdhwed. Abhandl. vom J. 1754. ©. 300,
An account of [öme experimenits concerning the diffe-
rent refrangibility of light, by John Dollond ; in den
philofophic. transaet. Vol. L. ©. 733.
$. 788. Die Möglichfeit achromatifcher Fern:
röhre, oder vielmehr die Möglichfeit, den Fehler ber
Glaslinfen, der von der verfchiedenen Brechbarfeit
der verfchiedenen Gattungen des lichts entipringt
($. 727. ), zu heben, beruhet auf dem oben angeführs
ten Saße ($. 733.): daf die Sarbenzerftreuung bey
der Brechung in werfchiedenen durchfichtigen Mitteln
nicht im VBerhältniffe der brechenden Kraft derselben ift.
Dollond-fand bey feinen Berfuchen ‚da zwey Sor⸗
ten in England gemachten Glaſes, Crownglae und
Flintglas, zwar ziemlich gleiche Brechkraft befaßen,
indem
Lid. 331.
= ——
indem ben erſterm der Brechunasfinus für die aus
$uft einfallenden Strahlen ſich zum Einfallsfinus
verhielt, wie 134 zu 100, im leßtern wie 153 zu
1005 daß aber dagegen die Farbenzerftreuung im
Crownglaſe fic) zu der im Slintglafe verhielt, wie 2
zu 3. : Er erfah hieraus, daß, wenn diefe Glasarten
gehörig mit einander verbunden mürden, man fo mohl
in. Kugelflächen als dreyſeitigen Prismen eine Strah⸗
fenbrehung zumege bringen koͤnnte, ohne daß fich
das heterogene ficht von einander abfonderte, und
mithin, wider Newtons Meinung, fo mohl rothe
als violette Strahlen in einer gemeinichaftlichen Richs
tung ohne alle Spaltung aus dem Glaſe herausgchen
fönnten; und daß alfo zwey aus: jenen verfchiedenen
Slasarten gemachte kinfen ein zufammengefeßtes Ob:
jectivglas geben könnten, weiches den aus dem Bre>
chungsunterfchiede. des farbigen Lichts ——
Fehler gaͤnzlich verbeſſerte.
$. 789. Um dies noch mehr zu erklaͤren, ſetze
man, daß zwey drenfeitige Prismen, eines aus ge:
meinem Glaſe, das andere aus Flintglaſe ($. 783.) -
gemacht fenen, und daß jenes ben jedem Grade, um
welchen es die rothen Strahlen bricht, die violetten
um 2 Minuten mehr, diefes aber bey jedem Grade,
um welchen es die vorben bricht, die violetten um
3 Minuten mehr breche. Ferner ſey der brechende
Winkel des Prisma aus gemeinem Ölafe etwas grös
fer, als deſſen aus Slintglaje, fo Daß, wenn das rothe
licht durch jenen um 6 Grade abwärts gebrochen wird,
es durch dieſen, Der ſich in entgegengefegter Stellung
ia befinden
532 II. Theis 2. Hauptſtuͤck.
befinden, muß, um 4 Grade aufwärts »gebrocheh
werde. Man wird nun-feicht einfehen, daß die vio⸗
letten Strahlen im erftern Prisma um 6 Br. r2 Win.
herab, im zweyten um 4 Gr. ı2 Minuten hinauf
gebrochen werden muͤſſen, und daß fie alfo bey dem
Austritte aus dem fegtern noch um 2 ©r. abwärts
gebrochen bleiben, alfo gerade um fo viel, als es bey
den rothen Strahlen der Fall iftz daß folglic) fo wohl
rothe als violette Strahlen unter einem gleichen Nei⸗
gungswinfel von 2 Graden ausfahren,, ohne fich folg:
fich zu zerfpalten; und daß mithin zwar die Farben:
zerſtreuung, aber nicht die Tocyans ſelbſt, —
ben werde.
$. 790. Wenn nun zwey Glaslinſen, eine er⸗
habene aus Crownglaſe, und eine hohle aus Flint:
glafe, zufammen ein Dbjectivglas ausmachen, fo
kann man fie füglich als zwey im entgegengefeßter
Stellung der brechenden Winkel auf einander liegende
Prismen’betrachten, und es mird ſich in denfelben die
Strahlenbrehung auf gleiche Weiſe verhalten, oder
pie Sarbenzerftreuung wird aufgehoben werden, uns
geachtet die Brechung des Fichte beym Ausgange noch
verbleibt, falls nur der Krümmungshalbmefler des
Hohlglafes zu dem des erhabenen Glaſes das. dazu
noͤthige Verhältniß har. Es wird der aus der vers
fihiedenen Brechbarfeit des farbigen lichts herrührende
Zebler der Objectivgläfer gehoben, wenn die Farben⸗
zerfireuung (Discrimen refractionis ) in dem erhabe:
nen Glaſe fi) zur Sarbenzerftrenung in dem hohlen.
verhält, wie bie Brennweite paralleler Strahlen im
F erſtern
ae, 8
erftern zu ber im leßtern, ober wie die Halbmeſſer
ihrer Kruͤmmungen ($. 708. 714. ), wenn ein gleich-
förmig biconcaves Glas mit einem gleichförmig bi-
converen verbunden wird. | |
Roger Joſ. Boscovich Abhandlung von den verbefierten diop⸗
*
trifhen Fernröhren. Wien 1765. 8.
$.'791. Die mwefentliche Einrichtung dieſer achro-
matifchen Fernröhre ift alfo, daß das Objectiv aus
zwey ganz nahe zufammengeftellten Sinfen von fo ge:
nanntem Crownglaſe und Slintglafe zufammengefeßt
wird. Hinter die biconvere finfe nämlich aus Crown⸗
glafe wird eine biconcave finfe aus Flintglafe gefeßt,
deren Krümmungshalbmeffer fich gegen einander vers
halten, wie die refpectiven Farbenzerſtreuungen die
fer Glasarten. Man macht das Objectiv auch no
vollfommener dreyfach, aus zwey converen finfen
aus Crownglaſe und einer dazwiſchen befinnlichen bi:
concaven aus Slintglafe: Diefe Objective vertragen
eine weit flärfere Vergrößerung, : als die einfachen; '
und brauchen eine viel fürzere Brennweite zu haben.
Das Slintglas hat feine flarfe zerſtreuende Kraft wohl
vom bengemifchten Bleykalke; nur hält es ſchwer, die⸗
fes Glas vollkommen Far und ohne Streifen und
Wellen zu erhalten. |
Bon der Theorie der achromatiſchen Pernröhre fehe man:
Memoire [ur les mo de perfectionner les lunettes
@’ approche pär 1’ ulage d’ objectifs oompoſés de plu-
hieurs matieres differemment refringantes, par Mr. Clai-
raut, in ben Mem. de l’ acad. roy. des fe. 1756. ©. 380.
Second memoire, ebendaſ. 1757. ©. 524. Sam. Klin-
genftierna tentamina de definiendis et corrigendis aber-
rationibus luminis in lentibus (phaerieis reiracti, et de
perficiendo telelcopie dioptrico. Petrop. 1762. gt. 4
ruf. Bu umſtaͤndliche Unmeifung, wie alle Arten von
Sernröhren in der größten moͤglichen ERRRENEN
verfer⸗
534 II. Sheil: 2. Hauptftück.
verfertinen find a. Franz. von Geo, Sim. Rlügel,
Leipz. 1778. 4. —8 nova conltructio lentis obiecti-
vae duplicatae ab aberratione radiorum prorfus libe-
‚rae; ın den Goͤtting. gel Anzeigen 1796. ©t. 47. S. 465.
$. 792. Da das von Spiegelflächen zuruͤckſtrah⸗
lende weiße licht nicht in Farben zerſtreuet wird, und
alſo dadurch nicht die erwähnte Undeutlichkeit des Bil-
bes» entiteht,. fo weranlafte dies Llewion, den Ges
danfen, den ſchon Jacob Gregory, und vielleicht
noch fruͤher Merſenne, gehabt hatte, anftatt des Ob:
s jectivglafes im Fernrohre einen Hohflfpiegel zu gebraus
chen, befonders zu benugen. Diefe Arc der Fernröh-
re ($. 780,)- führt den Itamen der ——
(Tubi reflectentes,).
'$& 793. Die erfte Art, das Newioniſche Spies
gelteleffop (Tubus Newtonianus), befteht aus einem
Hohffpiegel, der in.ein Rohr fo eingefeßt ift, daß
das andere Ende veffelben ver Spiegelfläche gegen über
‚offen ift, welches nach dem Gegenftande zu gerichtet
wird. Die Achfe des Spiegels fällt mit der Achſe des
Mohrs zufammen. Dievom Hohlfpiegel convergirend
zuruͤckprallenden Strahlen werden von einem Fleinen
P anfpiegel, der unter einem halben rechten Winkel
gegen die Achſe des Rohrs befeftige ift, noch ehe fie
in dem Brennpuncte zufammentreffen, aufgefangen,
und von vemfelben nun nach, einer auf der Achfe des
Rohrs fenkrechten Richtung nach dem zur Seite in
dem Rohre befitidlichen Oculare zuruͤckgeworfen, in
deſſen Brennpuncte ſie ſich vereinigen und ein Bild
machen. Weil man dieſerhalb zur Seite in das Fern—⸗
u ge hineinfieht, fo ift RS mit der Achje deffel:
ben
Licht. 535
ben parallel ein kleines Fernrohr, der Finder, durch
welches man erſt den zu betrachtenden Gegenſtand
ſucht. Durch dieſes Newtoniſche Spiegelteleffon ſieht
man den Gegenſtand verkehrt, und fo vielmal vergrös
ßert, als die Brennweite des Deulars in der Brenn-
weite des Hohlſpiegels enthalten ift. B
An dem Rohre GHIN (Fia. 123.), das bey GN offen und bey
HI verfchloffen iſt, ſteht der fpbärıfhe Hohlipieael DC.
Es fen dıe Mündung GN des Rohrs einem Gegenftande
zu gerichtet, der fo wert entrermt in, daß dıe von einzelnen
Puneten fommenden diverairenden Strablen als parall’le ans
ufehen find. So kommen nun von des Dbjects oberftent
uncte der Strablencniinder OO, und von dem unterften
- „der ÖStrablencylinder BB. Die auf den Spiegel fallenden
Etrablen OD, OC würden dur Neflerion das Bild des
unctes O in o in des Epiegels Achfe machen , und die
trablen BD und BC das Bild des PunctesB in b. Allein
ebe fie zw einem Bilde zufammentreffen, werden fie von
dem unter einem Winfel von 45° gegen die Achſe des Spies
geld geneigten Fleinen Planfpiegel TV aufacfangen, und
nach dem Geitenrobre SR zu aeworfen. Da hierbey die
Convergenz der Strablen nicht vermehrt und vermindert
wird, fo fommt die Spige b des Strablenfegels DbC nadı ß,
und die Spitze des Strahlenkegels DoC nach w, und vB iſt
alfo das Bild des entfernten Gegenſtandes OB, Dievon w,
ß ausfahrenden divergirenden Gtrablen treffentauf dıe cons
vere Linfe e, und werden durch die Brechung darın zu pas
rallefen , und fchneiden ſich als ſolche in K. Das Auge ı8
K ficht alfo das Bild des Gegenſtandes deutlich ‚und war
unter dem Geheminfel Rto = bto, a
Wenu nun das Auge in D wäre, fo würbe es den Ges
genftand für fib unter dem Winkel ODB = bDo mwahrs
nehmen. Wenn wir, wie bey den vorigen Arten der Ferns
röbre, bo für einen Bogen nehmen , der die Winfel bDo
und bto mift, fo iſt bto : bDa = - rd == Do : to
= Do : ta, Der Sehewinkel vom Bilde »ß verhält fich
demnad) zum Sehewinkel des Gegenftandes OB mit bloßen
Augen betrachtet, wie die Brennweite DO de# Hohlipies
gels zur Brennweite tw des Oculars; oder der Begenftand
wird fo vielmal_vergrößert wahrgenommen, als bie
— des Oeulaͤrs in der des Hohlſpiegels enthal⸗
en iſt.
Da nähere Gegenftaͤnde einen laͤngern, weitere einen fürs
zern Focum baben, fo muüflen der Fleine Planfpiegel TV
und das Dcular einander mehr genäbert oder von einander
mehr entfernt werden koͤnnen.
Uebri⸗
c.
36 ‘ I Theil.“ 2. Hauptftüd.
Vebriaens fiebt man leicht, warum man in biefem Les
feftope den Gegenſtand verfehrt wahrnehmen muͤſſe.
Newton optice, p. 90,
$. 794. Bequemer für irdiſche Gegenftände ift
bie zweyte Art, das Gregory'iche Spiegelte eſ kop
(Tubus Gregoryanus), dem Dr. Hoot beſonders
dieſe Einrichtung gegeben hat. Es iſt naͤmlich, wie
bey dem vorigen ($. 793.), ein Hohlſpiegel in dem
Rohre befeſtigt, der in der Mitte eine runde Oeff⸗
nung bat. Die von demſelben convergirend zurüd-
prallenden Strahlen werden von einem viel Fleinern
Hohlfpiegel, der in einer der Summe ber Brennwei⸗
ten bender Spiegel gleichen Entfernung in der Achfe
des Rohres befeftigt ft, aufgefangen, und als paralle>
le durch die Deffnung des größern Spiegels nach dem
erften Dculare zu geworfen, durch welches das umge:
kehrte Bild des Gegenflandes wieder aufrecht gebracht,
und dur) das zweyte Ocular in dieſer Stellung ge:
fehen wird. Dieſes Teleffop hat alfo Aehnlichkeit mit
dem dioptrifhen Erdrohre ($. 784.).
In dem Rohre GHNI 93 124.) ſey der in der Mitte mit eis
ner freisrunden Deffnung verfehene Hohlipiegel DC bes
findlih. Er reflecrirt die Strahlen OD, OCT, die von eis
nem obern Puncte des fehr entfernten Dbijects fommen,
und die Strablen BD, BC, die von des Objects unterftem
Puncte kommen, dergeftalt, daß das umgekehrte Bild ob
des Obiects OB bervorgebraht wird. In dem Rohre iſt
ein anderer Kleiner Hohlſpiegel TV. ft diefer vom Bilde
bo nicht fo weit entfernt, als die Brennweite defielben bes
trägt , fo werden die von bo ausgehenden divergirenden
Gtrablen von ibm als _comvergirend zuruͤckgeworfen, und
maden wiederum ein Bild in ȧ, das einerley Stellung
mir dem Objecte hat. Die von wBpinergirend ausfahrenden
Strahlen werden durch die Brechung in der conoeren Linfe
LM zu parallelen und durchkreuzen fich "als ſolche in K, wo
fie das Auge empfängt und dadurch das Bild wß deutlich ſieht.
Wenn der Eleine Hoblipiegel TV um feine Brennweite
von bo abfteht, fo werden die bavon zuruͤckgeworfenen
Strahlen zu parallelen, und durch die rechung- in- ber
Linſe LM zu convergirenden. - Sie machen bier «in =
Ä e
Licht. 337
des Segenſtandes, bar mit ihm einerley Stellung hät.
Creffen nun die divergirenden Strahlen dieſes Bildes wies
der auf eine zweyte erhabene Linſe, die von der vorigen
um die Summe der Brennweiten abſteht, ſo werden ſie
dadurch zu parallelen, und das Auge ſieht dadurch, wie
beym Erdrohre, das Bild deutlich.
lac. Gregorii optica promota. Lond. 1663. 4.
4. 795. Die dritte Art dieſer catoptrico = dioptei-
ſchen Fernrohre iſt das Caſſegrainiſche Spiegeltele⸗
ftop, das dem Gregory ſchen (K 794.) ganz aͤhn⸗
lich iſt, nur daß die vom groͤßern Spiegel convetgis
rend reflectirten Strahlen ftatt eines Hohlfpiegels von
einem Fleinen erhabenen Spiegel reflectirt erden, noch
ehe fie in ihrem Brennpuncte zufammenfommen, und
zroifchen beyden ein verfehrt liegendes Bild durch das -
convexe Dcularglas gefehen wird.
5796. Die Spiegelteleffope waren vorzüglich)
beliebt, ehe die achromatifchen Sernröhre erfunden wa:
ren. ie fünnen weit fürzer fen, als ein gemeines
Dioptrifches von gleicher Güte. Aber ihre Spiegel
müffen auch mit außerordentlicher Genauigkeit gear:
beitet werden, und laufen an der luft leicht an und
werden unfcheinbar. Gläferne Spiegel Fann man wer
gen der doppelten Bilder, die fie machen, nicht gut
dazu brauchen. ‚Die Platina würde auch hier wieder
die entfchiedenften Vorzüge haben. Herr Herfchel hat
die Spiegelteleffope zu einem ganz außerordentlichen
Grade der Vollfommenheit gebracht und fie von un-
gemeiner Größe ausgeführt. Herr Schrader in Kiel
bat ihm darin mit gluͤcklichem Erfolge nachgeeifert.
Bey diefen gröfern Teleffopen ift der Zangfpiegel, der
ſich im Newtoniſchen ($. 793.) findet, mweggelaflen,
und des Beobachter fieht von vorne in das Rohr.
538 II. Shell. 2. Hauptſtuͤck.
Nachrichten von dem großen Herſchelſchen Sviegelteleſtope ſebe
man? in — Magazin für das Neueſte aus der
Dhyfif, 9. V. &t. ı ©. 108.5 Bodens — —
1790; Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IV. ©. ı
un. von Hrn. Seren a Teutene in Grens
em Journ. der Phyſik, B. 11. ©. 468. ff.
$. 797. Rod) find hier einige — Fragen
zu beantworten, die in dem Vorhergehenden keinen
ſchicklichen Platz finden konnten.
1) Was iſt die Urſach der Strahlungen, bie wie
an einer lichtflamme wahrnehmen, wenn wir fie
mit blinzenden Augen betrachten? Da bie be:
merfbarften Strahlungen diejenigen find, wel:
che von unten Divergiren, und movon jede mit
einer Derticallinie einen Winfel von etmwa- 7
Grad bildet; und da diefer Winkel dem gleich
ift, melchen die Ränder der Augenfieder beym
Schließen mit einer Horizontalfinie machen: fo
ift es nach Hrn. Young offenbar, daß diefe
Strahlungen durch Reflexion des lichts von diefen
flahen Nändern der Augenlieder hervorgebracht
werden. Die Seitenftrahlungen werden durd)
dasjenige Sicht bewirft, welches von den Seiten:
theilen des Pupillenrandes reflectirt wird, wäh:
rend dee obere umd untere Theil der Pupille
durch die Augenlieder bedeckt find.
2) Wodurch jcheinen Sunken zu entftehen, wenn
das Auge im Dunkeln gedruͤckt oder gerieben
wird? Ein breiter Druck, tie der vom Finger,
auf den opafen Theil des Auges im Finftern,
verurfacht ein Freisfdrmiges Spectrum an ver
Stell, welche der a gegen | über if; das
“ Sehe
\ :
gie 539
ficht des Discus ift ſchwach, das des Umkreiſes
ftärfer. Wird hingegen eine ſchmale Släche zum
Drucke angewendet, wie ber Knopf einer Steck⸗
nadel oder der Nagel, fo ıft das Bild fchmal
und heil. Offenbar rührt dies, nach Hrm.
Noung, von der Reibung der Netzhaut am ges
drückten Theile her, und das Gemuͤth bezieht
fie auf die Stelle, von welcher licht, das durch
die Pupille Fame, auf diefen Fleck fallen würde.
Weil die Reifung am Umkreiſe der niederges
drücten Stelle, wegen der größern Dehnung,
am größeften ift, fo ift auch hier die Erfcheinung
am lebhafteften. Wenn das Auge zu gleicher-Zeit
wirkliches Licht empfängt, fo ift nur der LImfreis
leuchtend, der Discus aber dunfel; und wenn
das Auge an dem Theile, wo das Bild erfcheint,
ein Dbject fehen würde, fo wird dies gan; un:
fihtbat und verſchwindet. Es verwifcht alſo die
ftärfere Reitzung durch Druck die fchtwächere
durch wirkliches licht. Wenn der vordere Theif
des Auges zu wiederhohlten Malen gedrückt wird,
fo daß dadurch eine Art von fchmerzhafter Em:
pfindung veranlaßt wird und ein fortdauernder
Druck auf dieSclerotica Statt finder, waͤhrend
ein ununterbrochener Drud auf die Hornhaut ge:
macht wird; fo nehmen mir gemeiniglich leuchten:
de, äftige, linien wahr, die einiger Maßen unter
‚einander verbunden find, und von jedem Theile
des Gefichtsfeldes gegen ein Centrum, das etz
was mehr nad) außen und ‚höher als die Au:
genachfe
540° H. Theil. 2. Hauptftück.
genachſe liegt, zu ſchießen. Wahrſcheinlich
wird hier eine ungleiche Bewegung der verfchie-
benen Stellen der Netzhaut, und mithin Mei:
Kung derfelben, hervorgebracht, die das Urtheil
erzeugt, das fonft mit der Meißung von wirkli⸗
chem Fichte verknüpft iſt. n
Thom. Noung oben (4. 773.) amgef. Abbandi.
Nähere Unterfuhungen über die Mis
fhung und Entwidelung des Lichts,
und feine Verbindung mit Wäre
: meftoff, ald Feuer
6. 798. Die fehre, nach welcher das licht als
eine eigenehümliche Materie, die von den leuchtenden
oder erfeuchteten Körpern ausgeht und in wirklich pro:
greſſiver Bewegung fortgepflanzt, vorgeftellt wird, heißt
das Zmanationefpftem, dem man die lehre entge:
genfeßt, nach welcher das ficht zwar auch von einer
eigenthümlichen Materie herrühren fol, die man
Aether nennt, doch aber fo, baf das ficht nur von
einem gewiſſen Zuftande biefes allenthalben berbreite:
ten Aethers, nämlich von einer ſchwingenden Bewe-
gung defielben, herrühre. Die Gründe, melche fich
gegen die Erflärungen der Phänomene des fichts nad)
letzterm Syſteme, machen laffen, find von der Art,
daß jich darauf feine befriedigende Antwort geben läßt.
Das Emanationsfpftem hat. erft, feitdem es Newton zum Brunde
legte und feine herrlichen Entdedungen in der Lehre vom
Lichte darauf bauete, fein arofes Wufehen erbalten,
Schon bey den Alten war die Meinung berrfcend, daß
das Yıcht ein Ansfluß eines materiellen Weſens fen ; -Epifur,
Empedokles und die Corpusculariften überhaupt.
|% — te
eig 54
„ fie an, unb machten daraus Erflärungen des Sehens, die
aber frentich das Gepräge der gänzlihen Unbefunntichaft
mit den Phänomenen des Lichts, die uns die Erperimens
talunterinhungen fpäterer Zeiten gelehrt haben, an ſich
tragen. Aus einer falich verſtandenen Stelle des Ariftoteles
De mense U. 7.) nabmen die Scholaftiter Anlaß, das Licht
ie unforperlih, für eine, bloße Qualitaͤt zu erklären. ‘hs
re Gründe waren: ı) weil man fonft einen Ieeren Raum
in der Natur annehmen müffe; 2) weil die Luft von Fins
ſterniß zum Lichte komme, ohne bemerkbare Theilung /
ohne irgend eine Beweguug; 3) weil das Licht vom haͤrte⸗
ſten Kroſtalle, vom Waſſer, u. dergl. durchſichtigen Körpern
aufgenommen werde, und alſo an einem und eben demſel⸗
ben Orte mut diefen Körpern fev: Eſt ergo Accidens re-
ceptum in torpore, in quo aliud omnino corpus admitr
ti nom poteft: 4)weil, wenn das Licht Subſtanz wäre,
feine augenblidlihe Verbreitung nicht begriffen werden
könnte. Anpere Gründe waren von der bey der Materias
lität des Lichts entitchenden Hemmung und Hinderung der
leuchtenden Ströme ın ihrer Bewegung , von der daraus
folgenden Verminderung ver Sonnenmafle, von der Uner⸗
meßlichfeit der Ausflüfle, die davon Statt finden müßten,
bergenommen. Einige dieſer Begengründe müflen von felbft
wegfallen, andere werden nachber mäber beantwortet wers
den. Tartefius (Princip. philof; P. II. $, 55. 63. 64.
Dioptrica ſ. 3. 4. fl.) bieit das Licht für ven Impulfus
der Diaterie feines zweyten Elements, der von der ſchnellen
Bewegung eines leuchtenden Körpers herrübre. Durch die
fehnelle uad beftige Bewegung der Theilchen des erften und
feiniten Elements würden die barten Kuͤgelchen des zweys
ten Elements von allen Seiten gedrädt und neftoßen, und
es pflanze ich diefer Stoß im Moment, obne Zeit, durch
alle geradlınige Reihen dıefer Kügelben fort. Diefem Eps
ſteme ſteht —** daß die Fortpflanzung des Lichts nicht
inſtantan iſt; daß ſich daraus nicht einſehen läßt, warum
3.8. das dichtere Glas durchſichtig, daß loderere Papier es
nicht iſt; daß nach diefer Hppothefe folgen würde, daß
nirgends Finſterniß feyn könne, indem fich der Impulfus
der Kuͤgelchen des zweyten Elements nad allen Rıktungen
fortpflangen müßte; und endlih daß das Dafepn dieſes
Elements vom nur fingirt, nicht ermiefen if. Zuygens
fuchte dieſes Eartelianiihe Syſtem dadurch zu verbeffern
(Trait de la lumitre. a Leide 1690. 4.), daß er der Mar
terıe, von deren Jmpulfus die Empfindung des Lichts abs
hänge, und der er ven Namen Aether giebt, Elafticität zus
fchreibt, und die Fortpflanzung des Lichts in derfelben durch
“ wellenformige Bewegung , oder Wirbel, melde jedes von
dem leuchteuden Körper bewegte Theilchen um fich ber er:
rege, ertlärt. Diefe Hungenfhe Meinung bat Euler
(nova theoria lucis et colorum ; in feinen opusc. varii
argument. Berol. 17.6. ©. 169. ff., und Lettres d une
Princej]e d’Allemagne, T. 1. L. 17 — 31.) in feiner fo bes
ruͤhmt gewordenen Theorie zum Orunde gelegt *
tbaus⸗
*
542
IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
Gebaͤude durch ſeine ſcharfſinnigen Berechnungen und
ſeine fruchtbare Auwendung ſehr viele Liebhaber erweckt. Er
nimmt an, daß eine böchft ſubtile und elaſtiſche Materie,
oder der Aether, im Weltraume ausgebreitet fey. Dieser
Aether ift, feıner Berechnung zu Folge, 38736100 mal
dünner, als die Luft, feine Elafticität if aber 1287 mal
größer, als die der Luft. Leuchtende Körper find ſolche, des
ren; Dberflähe in einem fchnellen Zittern ihrer Theilchen
ift, die dadurch den berührenden Aether eben fo beivegen,
wie die fchallenden Körper durch ihre Schwingungen die
Luft. Die Pulfus des Aethers pflaugen fih nach allen Seis
ten zu fort, wie die Radii einer Sphäre von ihrem Mits
telpuncte. Die Eucceflion diefer Schläge in einer und ders
felben geraden Yinie macht den Lichtftrahl aus. Durchſich⸗
tige Körper find foldye, deren Subſtanz diefe Schläge jelbft
fortpflanzt; fpienelnde Körper find folhe, deren Theilchen
dur die Schwingungen des Aethers nicht felbft in Bewer
gung gefeßt werden, fondern die Pulfus defielben unter
dem Reflexionswinkel zuruͤckſenden. Euler beftreitert zur
Bearindung feiner eigenen Hppotbefe das Newtoniſche
Emanationsfytem mit folgenden Gründen: 1) Wenn fich
die Natur nur bey geringen Diftanzen der Ausflüfle bedient,
. B. beym Geruche, um die Empfindungen zu erregen,
= weitern Diftanzen bingegen, wie zur foripflanzung des
Schalles, feine ſolche Ausfluffe braucht, fo muß lie aud,
um noch entferntere Dinge dem Gefihte empfindbar zu
machen, diefe andere Fortpflanzungsart gewählt haben.
— Ich muß geftehen , daß ich die Buͤndigkeit des Schluſſes
von dem Warum auf das Wie nicht geborig einfebes
auch dürfen ın der Naturiehre feine Erklärungen aus Zwe⸗
den geführt werden. 2) Beym Emanationsipfteme müßs
ten die Hımmelsräume mit der Materie des Lichts fo ans
gefüllt fenn, und diefe müßte mit einer fo großen Geſchwin⸗
digfeit bewegt werden, daß dadurch die Plaueten in ihrem
Yaufe getört werden wurden. — Allein nicht zu gedenfen, daß
ein Theil diefes Einwurfs auf das Eulerifche Spftem felbft
zurüidfält, und daß er ganz verfchwindet, wenn man erwägt,
daß in einer erpanftbelen, nicht ſchweren Fluͤſſigkeit, wie
das Licht ift, die Verſchiebung feiner Theile fein Hinder⸗
nif der Bewegung eines Körpers darin feyn koͤnne. 3) Die
unzäbibaren Lichtftrablen müßten ſich nad fo vielen Rich⸗
tungen durchkreuzen, daß fie dur ihren Anſtoß an eins
ander fib in ihren Bewegungen nothwendig hemmen und
ftören würden. — Der Einwurf fällt weg, fo bald man
das atomiſtiſche oder mechaniſche Syſtem nicht zum Örunde
des Emanationsivftems zu legen braudt. 4) Die Sonne
müßte durch den beftändigen Ausflug der Lichiftrablen von _
derfelben einen Abgang ıbrer Mafle erleiden, und wenn
diefe Verminderung der Sonne noch 5000 Jahre unmerk⸗
lich ſeyn follte, fo müßte die Dichtigfeit der fihtftrablen an
der Erde eine Zrillion mal gerınger fenu, als die Dichtiafeit
der Gounz, weldes unbegreiflin fey. — „Hierauf aber
laͤßt fich doch wohl antworten, daß durch einen 1
| anns
eicht. 543
w .
kannten Kreislauf dası Ficht wieber zur Sonne, ale feiner
Delle, gebundeh oder frey.zurüdfehren fann, um als
frenes Licht von’ da wieder ausgefendet zu werden. Die
Dinne des Lichts, ‚die Euler berechnet, fann auch noch
erınaer fenn, obne daß fie deswegen einen Widerfprud
In ſich felbft enthielte. Eine gleihe Bewandtniß bat e#
5) mit der unbeareiflihen Geſchwindigkeit, die, nach dem
Emanationsipfteme , das Licht im feiner Bewegung baben
müßte, Endlib 6) der Einwurf, daß die durchſichtigen
Körper ale nah geradlinigen Gängen fo durchbohrt ſeyn
müßten , daß für die undurchdringliche Materie derfelber
fein Raum übrig bleibe, ift ebenfalls wieder von einer
bloß atomiftifhen Vorſtellungsart beraenommen, und kann
bev der Aunabme einer hemifhen Durchdrinaung aan
und gar nit Statt, finden. — Dagegen läft ſich auf der
andern Geite gegen. die Eulerifche Theorie vom Aether
ſelbſt aufuͤhren: 1) Daß daben ein Weſen angenommen
wird, deſſen Daſeyn ganz nur ſingirt, micht erwieſen iſt,
und deſſen Exiſtenz fo gar nicht einmal möglich if. Denn
wenn er ein elaftiihes oder erpanfibeles Fluidum bildete,
das nicht ſchwer fit und auch von feiner andern Materie
angezogen wird, fo müßte er fi durch feine Repulſtons⸗
Fraft ins Unendliche zerfireuen, d. h., es wiirde niraends
ein endliches Quantum .defielben angetroffen werden,
weil nichts ift, was feiner Ausfpannungefraft Grenzen
fegen Fönnte, &olite er aber ein fchweres elaftiiches Ziuis
bum bilden, wie die Luft, fo würde freylich feine Beſchraͤu⸗
“ Pung möglih feyn: dann würden wir aber fein Dafenn
durchs Gewicht entdecken müflen; und davon lehren ung
die Erfahrungen nihtd. 2) Das Licht breifet ſich ganz
andere aus als die Schallwellen; denn das Sonnenlicht,
das durch eine Deffnung in ein finftered Zimmer fällt,
muͤßte nicht bloß im der Zaeraden Pinie, die fich won yder
Eonne durb die Deffnuma zieben läßt, fonderr an. allen
Orten im Zimmer gefehen werden, fo wie man den Schall
vor der Deffnung außer dem: Zimmer im demfelben an
allen (Stellen. hört. |
F. 799. Der Zuſtand der Koͤrver, worin ſie
leuchten, iſt ſehr haͤufig mit dem verbunden, worin
ſie erwaͤrmen; oder Licht und Waͤrmeſtoff ſind ſehr
haͤufig mit einander vereinigt. Dieſe Verbindung
des lichts mit Waͤrmeſtoff heißt Feuer; wie z. B.
Sonnenfeuer, Kuͤchenfeuer.
$. 800, Aus der fehr oft Statt findenden Eo-
eriftenz des fichts mie Waͤrmeſtoff folgt aber nicht ihre
| ER den:
544 II. Theil. ! 2 Hauptſtuͤck.
Identitaͤt; folgt nicht, daß auch der Waͤrmeſtoff die
alleinige, objeetive Urſach des Leuchtens ſey. Der
Waͤrmeſtoff afficirt nur unſer Gemeingefuͤhl, das
licht nur unſer Geſicht; beyde muͤſſen alſo weſentlich
verſchieden ſeyn, wie es auch ihre übrigen Erſchei—
nungen und die Geſetze ſind, die ſie befolgen. Waͤre
das licht ſehr verdichteter Waͤrmeſtoff, fo müßte nach
einer ganz natuͤrlichen Folge bey jedem ‘Leuchten eine
hohe Temperatur zugegen ſeyn, mogegen doch die Er⸗
fahrung ſpricht. Das licht aber ſonſt für eine Mo:
dification des Waͤrmeſtoffs erflären, ohne eine modi—
ficirende Urfach dazu anzunehmen, heiße Wirfungen
ohne Urſach behaupten.
$. 801. Mir fehen, daf bie Erleuchtung eines,
auch von undurchfichtigen Materien eingefchloffenen,
Raumes aufhört, wenn die Lichtquelle darin verliſcht,
was nicht gefchehen würde, wenn das licht, das
darin einmal verbreitet ift, diefen Raum fortvauernd
als erpanfibeles Fluidum erfüllte; ferner lehren dıe im
Vorhergehenden ſchon erwähnten Erfahrungen, daß
von den verfchiedenen: Körpern nicht alle Arten des
farbigen lichts, die zufammen das weiße ficht machen,
zuruͤckgeworfen werden, und daß eben deshalb Kör-
per Sarbe zeigen koͤnnen; endlich wiffen wir, daß wir
im Stande find, Körper, die an fich nicht Teuchtend
find, inden Zuftand zu verfeßen‘, licht zu entmideln,
‚wie 3. B. alle Brennmaterialien, wenn wir fie an:
junden, Aus allem diefen folgt nun, daß das Sicht
und ‚Die verfchiedenen Arten deffelben auch in einem
Zuftande ſeyn fönnen, worin fie nicht mehr eine ers
panfibele
LI 7545
panfibele Stäffigfeit, und nicht mehr fähig find, das
Organ des Geſichts zu rühren.
$. 802, Aus dem Lmftande nun, ber durch die
in der Folge näher anzuführenden Erfahrungen beftä:
tigt wird, daß in allen den Fällen,- wenn aus Körpern
licht entwickelt werden fol, durchaus ein gemiffer
Grad von Wärme nörhig ift, fchließe ich, daf das
- sicht Feine urfprunglich erpanfibele Fluͤſſigkeit, fondern
daß feine Erpanfibilität eine vom Wärmeftoffe abge:
leitete oder mitgetheilte, oder Daß das Kicht aus einer,
an fidy nicht expanſibe en, eigentbumlichen Bafle
und Dem Waͤrmeſtofſe zufammengefest fey.
$. 803. Diefe eigenthümfiche Baſis des lichts,
die in chemifcher Vereinigung mit dem Wärmeftoffe
erft das ticht macht und mit ihm eine fpecififch verſchie⸗
dene Materie conſtituirt, welche vermoͤgend iſt, das
Organ des Geſichts ſo zu afficiren, wie es der Waͤr⸗
meſtoff allein nicht zu thun im Stande iſt, muß durch
einen eigenen Nahmen unterſchieden werden, und ich
nenne fie Brennſtoff oder Phlogiſton.
FVFreylich ſollte ich mich fuͤrchten, dieſen Nahmen zu brauchen,
da er für gewiſſe Leute ſchon allein ein hinreichender Grund
ſeyn Founte, über mein ganzes Buch das Urtheil der Vers
werfung ausjufpreben. Aber day Urtheil ſolcher Leute,
die ſich durch bloße Autoriräten beſtimmen laffen, wie ein
Keßergericht , das fümmert mıc nicht.
$. 804. Aus diefem Sage run, daß das: licht
eine aus Brennſtoff und Waͤrmeſtoff zuſammenge⸗
ſetzte Fluͤſſigkeit ſey, läßt ſich eine Menge von Ere
ſcheinungen des lichts und Feuers erflären, die ſonſt
ganz unerklaͤrt bleiben müßten.
Mm $, 805.
546 IT. Theil. "2. Hauptftüc.
6. 805. Wenn aus der Zufammenfegung bes
Brennftoffes mit Wärmeftoff ein für unfer Gefichts-
organ bemerfbares leuchtendes Product entſpringen
fol, fo muß ein gewiſſes quantitatives Verhältnig
‚des erftern zum leßtern in der Zufammenfegung State
‚finden. |
Es if gleichwohl moͤglich/ daß Waͤrmeſtoff, der nicht genug
Brennftoff enthält, um vom menſchlichen Ochichteorgane
noch als Licht empfunden zu werden, für andere Thiergass
tungen doch noch Licht if.
$ 806 Die verfchiedenen Arten des. farbigen
lichts, vom weißen bis zum violetten lichte, rühren
von dem verfchiedenen Werhältniffe des Brennftoffes
zum MWärmefioffe, nach unzähligen Abjtufungen def
felben, in der Zufammenfeßung zum Lichte, her.
Verſuche, um diefes Mifchungsverhäftniß in dem far-
bigen fichte des Prisma auszumitteln , hat Hr.
Voigt angeftellt. |
Beobachtuugen und Verſuche über farbiges gibt, Karben und
thre Miſchuna, von oh. Gottfr. Voigt; in Grens neuer
‚der Phyf. B. Il. ©. 235. ff.
6. 807. Das Sicht hört auf, vom Organe des
Geſichts empfunden zu werden, nicht allein, wenn
feine Intenfitär bis auf einen geroijfen Grad abnimmt,
fondern au), wenn das Verhältniß des Brennftoffes
zum Waͤrmeſtoffe darin. bie auf eine gewiſſe Grenze
vermindert worden iff, 100 es fi ung dann bloß 106)
als reiner Waͤrmeſtoff offenbaren kann.
$. 808. Das ficht kann aunz zerſetzt und kann
wieder zuſammengeſetzt werten; es Fann ferner ver
aͤndert werden oder in ein andere Art des farbigen
i > Sichts
{
lichts Übergehen, wenn das Berkätenig feiner Be,
ſtandtheile geändert wird.
$. 809. Das ficht wird — wenn ſeine Ba⸗
ſis durch Anziehung anderer Subſtanzen dagegen vom
Waͤrmeſtoffe getrennt wird, und dieſer folglich allein
als reiner, freyer SB irmeftoff übrig bleibe, der nicht
mehr leuchtend iſt.
$. 810. Das Sicht kann aber auch dadurch aufs
hören, feuchtend zu feyn, wenn es, ohne zerſetzt zu
werden, ſeiner ganzen Zuſammenſetzung nach durch
Anziehung anderer Materien dazu, aufhört, erpans
ſibele Stüfligfeit zu ſeyn, oder figirt wird.
. 811. Wenn das licht andere Matetien, durch |
bie Anziehung derjelben dagegen, durchdringt, ohne
in feiner Zufammenfeßung aufgehoben oder verändert
zu werben, fo find diefe Materien ae odet
durchſi chtig und farbenlos.
6. 812. Da aber dieſe farbenloſen burchſicheinen
WMacterien gegen bie ſpecifiſch verſchiedenen Arten des
farbigen Lichts wicht gleiche Anziehung befißen, fo
Berurfachen ‚fie auch eine Abfonderung des farbigen
lichts aus weißem Lichte bey der Brechung. ($. 732.).
$. 813. Die Körper werfen das ficht zuruͤck,
bas fie weder durch ihre Anziehung zur Baſis deffels
ben, zerfeßen ($. 809.), noch fonft figiren (5. 810.)
noch fonft unzerfeßt, aus Mangel ber Anziehung J
dagegen, durchlaſſen ($. 811.
Mum2 $. 814
£8 IL Theil. 2. Haͤuptſtuͤck.
$. 814. Nun laͤßt ſich auch näher beftininten,
wie die Körper, der eben ($$.802. 813.) angeführten
Theorie gemaͤß, Sarben zeigen. ine jede Art des
farbigen lichts ſetzt ein anderes Mifhungsverhäftniß
feiner Ingredienzien ober Grundftoffe voraus ($,
806.). Ein Körper erſcheint daher gefärbt, unges
achret er durch weißes Ficht erleuchter wird, wenn er
die Zuſammenſetzung des lichts, durch Anziehung
eines Antheils der Baſis deſſelben, nur zum Theil,
nicht ganz aufhebt, oder dadurch das Miſchungsver⸗
hoͤltniß der Beſtandtheile des lichts abaͤndert, und
dieſes fo.abgeänderte licht reflectirt. Er erſcheint z. B.
roth, wenn er aus dem auf ihn fallenden weißen lichte
gauz zerſetzt und alle Lichtbaſis vom Waͤrmeſtoffe
trennt, fo daß dieſer nur allein übrig bleibe.
$. 815. Hiermit ſteht denn num auch eine That⸗
fache in unmittelbarem Zufammenhange, daß naͤmlich
die verfchieventlid) gefärbten Körper bey gleichem Ein!
fie des Eonnenfeuers darauf nicht gleich ftark und _
ahıh ſchnell erwaͤrmt werden... So iſt es befännt,
daß ſchwarze und dunkel gefärbte Körper von den
Sonnenftrahlen ftärker erhißt werden, als weiße und
hell "gefärbte derſelbigen Art. Zwey harmonirende
Thermometer, wovon die Kugel des einen durch
De nr Rauch
|
Lit. OT 5
Rauch geſchwaͤrzt worden, Die des andern aber rein;
gelaſſen iſt, den Sonnenſtrahlen unter einerley Um⸗
ſtaͤnden ausgeſetzt, werden nicht gleichfoͤrmig erhitzt
werden; das geſchwaͤtzte wird eine hoͤhere Temperatur
anzeigen, als das reine. Berfuche über diefe ungleiche
Erwärmung verſchiedentlich gefaͤrbter/ und ſchwarzer
und weißer Koͤrper bey gleicher Intenſi taͤt des darauf
fallenden Sonnenfeners’'haben Muſchenbroek, Frank⸗
im, Sauſſure und Pictet angeftelll. — Je mehr
nämlich die Körper durch ihre Anziehung zum Brenits
ſtoffe das Sicht zerfeßen, je meht fohdern fie reinen
Waͤrmeſtoff aus dem lichte ab, je mehr verändern fie
ſeine Action, zu erleuchten, im die zu erwärmen. Kür-
per, welche das Sicht: ganz, ohne zerſetzt zu werben,
durchdringt, und. die, welche es unzerfeßt reflectiren,
können daher nur in. fo fern erwärmt werden, als
beym fichte freyer Waͤrmeſtoff if. — Die verfchies
dentliche Seitungsfraft der verfchiedenen Körper. vou
einerlen Farbe für den Waͤrmeſtoff kann übrigens dis
Reſultate, von, welchen bier die Mede iſt, abandern. -
——
ctets Verf. tiber das Feuer, 9433. ff. a —
Reiſe durch die Alpen, Th. IV. $. 932. ©. 19.
816. Das Feuer, es fey Sonnenfeuer ‚ober
ee; erhißt demnach die feinem Einfluffe aus-
gefeßteni Körper nicht allein nach Maaßgabe des freyen
Waͤrmeſtoffes, der dabey ift,- fondern auch nach
Maafigabe der. ftärfern oder ſchwoaͤchern Zerſet ung
ſeines lichts, die es von dieſen Koͤtvern erleidet; und
man J eht leicht, daß die Erhitzung auf letztere Weiſe
von
550 II. Sheil. 2. Haurtftüd.
Bon der Natur der Koͤrber oder von ihrer Anzichung
‚zur Baſis des Lichts abhängig iſt.
—. 817. - Zeßt erhellet nun auch, mie durch Ber:
dichtung des Sonnenlichts die Fähigfeit deffelben ver;
mehrt wird,. Hiße zuwege zu bringen, die Anwendbar⸗
feit der Hohlſpiegel zu Brennſpiegeln ( Specula cau-
ftica, uſtoria, ardentis), und der erhabenen linſen
au Srenngläfeen (Vitra cauſtica, uſtoria), und bie
Urſach von der Benennung:des. Srennpunctes (Fo-
eus ) ben Hohlipiegelu ($. 673. J und erhabenen Lin,
fengläfern ($. 707. ).
$. 818. Wie durch die Meflerion des Fichte der
Sonne von Hohlfpiegeln im Brennpuncte derfelben
Verdichtung des Sonnenlichts entftehen müffe, iſt
aus dem Vorigen ($. 673.) befannt. Ein fphäris
scher Hohlfpiegel kann nie alle Sonnenftahlen, die
auf ihn fallen, in einen Punet, fondern fie nur in
einen engern Raum vereinigen ($. 673.), fo daß
der fphärifche Sertor, der von ben reflectirten Strahs
len gebildet wird, fich nicht in eine Spiße, fondern
in eine Kreisflaͤche endigt, und alſo der Brennpunct
eigentlich eine Kreisflaͤche iſt, deſſen Abſtand vom
Spiegel von der Größe und Kruͤmmung der Sphoaͤre
abhängt, von welcher die Spiegelfläche ein Theil ifk.
Da die reflectirten Strahlen defto früher die Achfe
des Spiegels fchneiden, je weiter fie von der Achfe
bes Spiegels auf ihn treffen, fo ift es überfläffig, -
einem Brennfpiegel eine große Sehne zu geben, und
| gemeinigfic mißt ſi ſie nur 60 Grade. Wenn nun der
Brenn⸗
vo title 551
Brennfpiegel, deſſen Ace genau gegen‘ den Mittels
punet der Sonnenfcheibe gerichtet iſt, alles Sonnen
feuer reflectirte, das auf ihm fällt, fo würde bie In⸗
tenfität des Sonnenfeuers in feinem Brennraume ſich
zur Intenſitaͤt des Sonnenfeuers auf feiner Floaͤche
voie das Quadrat des Durchmeſſers des Spiegels zum
Duadrate des Durchmeffers des Freisfdrmigen Brenn⸗
gaumes.verhalten. Da indefjen fein Spiegel ein voll-
Fommener Spiegel ift ($.678.), fo muß die Intenſitaͤt
des Feuers im Brennraume immer Fleiner feyn, als -
nach dieſer Berechnung. Gleichwohl iſt die Hitze, die
große Brennſpiegel in ihrem Brennraume hervorbringen
Fönnen, bie groͤßeſte, die wir zu erreichen im Stande
find. Beyſpiele großer Brennfpiegef find der Villetti⸗
ſche und Tfchienbaufenfche. Die Materie dazu fan
mannigfoltig feyn, falls fie nur die gehörige Form
und. Politur annimmt und bie Sonnenftrahfen gut
zuruͤckwirft. Gemeiniglich macht man ſie von Me—
tal. Auch ein convexes linſenglas auf der erhabenen
Seite belegt giebt einen Brennſpiegel. Wenn der
Brennſpiegel die gehoͤrige Wirkung thun ſoll, ſo muß
ſeine Achſe genau gegen den Mittelpunct der Sonne
gekehrt ſeyn, und dies iſt der Fall, wenn ſich das
Bild der Sonne auf einer Ebene, bie bie Achſe des
Spoiegels lothrecht ſchneidet, völlig kreisrund abbildet.
Dieſe Sage des Brennraumes macht daher manche
Verſuche mit dem Brennſpiegel unbequem. Wegen
des Sonnenlaufes und der daher entſtehenden Verruͤ⸗
cdung des Brennraumes muß man dem Spiegel außer
der noͤthigen verticalen Bewegung auch die horizon⸗
tale
552 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
tale leicht geben koͤnnen. Auch mehrere Planfpiegef
fönnen als Brennipiegel dienen, wenn man fie fo
richtet, daß fie Die aufgefangenen Sonnenftrahlen:
alle auf Eine Stelle werfen. Buͤffon hat dieſen Ge⸗
danken fehr glücklich ausgeführte. — Paraboliſche
Hohlſpiegel find übrigens bie vollkommenſten Brenn⸗
ſpiegel.
Mufchenbroek a. a. D. f. 1623. ff. ». of. Prieftley’s Ges
ſchichte und gegenwärtiger Zuſtan der Optik. a. d. —
überf. mıt Anm. von Ge. Sim. Rlügel. Keinj. 1776.
S. ı71. 1734. 101. ff. gr in dın Mem. de Pac. *
des fc. de Paris, 1747. 82. ff. 1748. ©, 305. Courti-
wron, er 7 m won ee EDEN
$. 819. Bequemer als die Brennfpiegel($. 818.)
. find die Srenngläfer, wozu man die biconveren Glas⸗
linfen ($. 705.) anwendet. Ihre Wirfung, bie
Sonnenftrahlen zu verdichten, läßt fih aus dem,
was oben ($. 707.) vorgetragen worden iſt, erklären.
Beil aber nicht. alles Sonnenfeuer, das auf fie fällt,
auch durch fie geht, fo ift auch) ihre AWirfung bey
gleicher Breite mit den Brennfpiegeln Fleiner. Wegen
der Abweichung der Strahlen‘, die bey der Brechung
von der Geftalt des Glaſes herrührt ($. 709. ), ift
es auch unnüß, den Brenngläfern eine Breite über
6o Gr. zugeben. Man ficht leicht, daß fie in diefer
Hinſicht um defto größer oder von deſto größerm
Durchmeffer feyn fünnen, je größer der Radius
ihrer Krümmung ift. Da ihr Brennraum, mie aus
der Strahfenbrehung in dieſen Glaͤſern befannt ift
($. 769. ), fein Punct ift, fondern noch eine merffiche
Breite hat, fo ſucht man diefen ben großen Brenn:
glaͤſern
-., gti.“ : 553.
. gläfeen noch durch ein zwehtes Glas, das Collectiv⸗
glas, das mit dem erſtern genau auf einerley Achſe
ſteht, in einen kleinern Brennraum zu verdichten.
Man ſtellt das Brennglas ſo, daß ſeine Achſe immer
genau gegen den Mittelpunct der Sonne gekehrt iſt,
zu welchem Ende man ihm fo wohl eine horizontale
als verticale Bewegung muß geben koͤnnen. Die
Gluth in dem Brenncaume großer Brenngläfer fann
ben heftigften Grad erreichen. Beyſpiele großer, ehr,
wirkſamer Brenngkäfer ſind die Tfehienbaufgnfsen,
wovon dag ardfiere 33 Zoll (parif. ) im Durchmeffer,
und 12%. Brennweite hatte. — Auch durch Ver:
bindung zweyer Hohfgläfer, deren Zwiſchenraum mit
einer durchfichtigen Floͤſſigkeit, wie z. B. Waſſer,
Terpenthinoͤl, ausgefuͤllt iſt, laſſen ſich Btennglaͤſer
darſtellen, wovon dag fo genannte Troudainiſche
ein Beyſpiel iſt. Erfahrungen uͤber die große Hitze in
dem Brennraume fo wohl eines großen Tſchirnhauſen⸗
fehen als des Troudainifchen Brennglafes erzählt
Macquer —. Aud) Glaskugeln mit Waſſer gefüllt
fönnen Brenngläfer abgeben.
Der. of. Wacquers chymiſches Wörterbuch, überf. von Leom
bardi, Th. 1. S. 454.
6. 820. Der frene MWärmeftoff, ber beym Son.
nenlichte ift, Fan, wie das licht, durch Brennfpie:
gel convergirend zuruͤckgeworfen werben ($. 545.)
ob er aber auch mit dem fichte in den Brenngläfern
gebrochen erde, das ift noch nicht genau ausges
madıt. So viel ift gewiß, daf das Glas im Stande
J den feeyen Waͤrmeſtoff beym lichte, durch ſeine
Anzie⸗
⸗
554 IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.
Anziehung dazu, zum Theil abzuſondern. Weil beym
Kuͤchenfeuer das Verhaͤltniß des lichts zum Waͤrme⸗
ſtoffe weit geringer iſt, als im Sonnenfeuer, fo erhel⸗
let: auch der. Grund, warum man fic durch eine vor.
Das Geficht gehaltene Glastafel eine Zeit fang vor der
Gluth des Kaminfeuers, nicht aber dys —
ers, ſchützen koͤnne.
5. 821. Vielleicht iſt das Verhaͤltniß des freyen
Waͤrmeſtoffes zum lichte im Sonnenfeuer nur ſehr ge⸗
ringe; und daraus ließe ſich erklaͤren, warum die
Sonnenſtrahlen bey ihrem Durchgange durch die luft,
die nur wenig licht zerſetzt, die Luft ſelbſt nur wenig
erwärmen koͤnne. In der Zerſetzung des Sonnen⸗
lichts durch den Erdboden und die Koͤrper darauf,
iſt auch wohl der vorzuͤglichſte Grund zu ſuchen, war:
um die niedrigern Gegenden der Atmofphäte an der
Erpfläche eine höhere Temperatur, als bie höhern Res
gionen derſelben haben.
$. 822. Billig kann man nun fragen: Was mird
aus der Bafis des lichts, wenn diefes durch andere
Körper zerfeßt und der Waͤrmeſtoff davon gefchieden
wird? Die Erfahrung lehrt, daß wir Licht aus un;
zahfigen Körpern, die an fich nicht leuchtend find,
auf mannigfaltige Weiſe entwickeln und fie fo zu
urfprünglich leuchtenden Körpern machen koͤnnen;
und zwar koͤnnen wir drey Arten biefer lichtentwicke⸗
lung aus Körpern unterfcheiden, nämlich): 1) das
Verbrennen verbrennlicher Subftanzen ; 2) das
Kruchten unverbsennlicher Stoffe, oder auch verbrenn:
Ticher,
et 555
licher, ohne Verbrennen; und 3) die Electricitat.
In allen dieſen Faͤllen wird das licht, das dabey
zum Vorſcheine kommt, erſt zuſammengeſetzt und er-
zeugt, aus ſeiner Baſis, oder dem Brennſtoffe, und
dem Waͤrmeſtoffe; und es ergiebt ſich daraus die Ant⸗
wort auf die vorſtehende Frage: daß das licht bey
ſeiner Zerſetzung oder ſo genaunten Einſaugung theils
durch chemiſche Verbindung ſeiner Baſis mit gewiſſen
andern Stoffen ſie zu verbrennlichen mache; theils
durch bloße Adhoaͤſion dieſer Baſis an andere Sub⸗
ſtanzen ſie in den Stand ſetze, durch bloße Erhitzung,
ohne eigentliches Verbrennen, sticht zu entwickeln;
theils endlich zur electrifcher Materie werde.
$. 823. Das Verbrennen (Combuftio) ent:
zuͤndlicher Körper (9. 822.) ift Erzeugung von
Feuer durch Zerfeßung des Sauerftoffgas, oder allge>
Meiner , durch Aufnahme des Sauerftoffes von der
verbrennlihen Subſtanz. Diefe Art der Erzeugung
bes fichts und der Entwicelung des Wärmeftoffes wird
- im folgenden Abfchnitte näher unterfucht werden. Die
Erregung des lichts durch Electricitaͤt ($. 822.)
kann auc) erft in der Folge betrachter werben. Es
bfeibt alfo hier nur die Erzeugung des lichts durch blos
fie Erhitzung unverbrennlicher Körper, oder auch ver⸗
brennlicher, doch ohne Verbrennen derfelben, übrig.
Hierher gehbren als Benfpiele die Funken, welche
Glas, Feuerſtein, u. a., durch Erhißung ben hefti-
gem Reiben, z. B. an einem umlaufenden Mühfftei:
ne, geben; das Sicht, welches Feuerſteine, zwey Ga:
cholonge, felbft unter — gerieben, nach Herrn
Lichten⸗
556 II. Theil. 2. Hauptftüc.
Kichtenbertge Erfahrung, zeigen;: das feuchten des
mit wenigem Waſſer frifch geloͤſchten Kalls im Dun⸗
keln; das feuchten des Hombergiſchen Phoophorus
aus ſalzigtſaurer Kalkerde beym Reiben; die Erſchei⸗
nung der fo genannten Lichtmagnete, oder ſolcher
Leuchtſteine die erit dem Tageslichte ausgefeßt werben
müffen, wenn fie im Dunkeln leuchten follen; das
$euchten ſehr vieler Körper nad) Weagwood's Er⸗
fahrungen,: wenn fie bis auf einen gewiſſen Grad er;
wärmt worden find;- das: Seuchten ‚eines Gemenges
von Schwefel und Kupferfeil beym Zufammenfchmels
zen mit Ausfchluß der fuft nach van Troſtwyk, Dei⸗
man u. U Das feuchten der Körper, das ein
ſchwaches Verbrennen derjelben ift, gehört nicht hier:
ber. Das ficht, das die- Körper durch bloße Erhi⸗
Kung oder Erwärmung, ohne eigentliches Verbren⸗
nen, jeigen, rührt von dem Brennftoffe her, den fie
durch die Zerjeßung des Lichts aufgenommen hatten,
der aber nicht hemifch damit verbunden zu fenn, ſon⸗
dern ihnen nur zu adhäriren ſcheint, und daher durch
«ine höhere Temperatur ihnen wieder -entjogen werben
fann, indem- er fi dann wieder mit dem Wärme:
ftoffe zum lichte verbindet und als ſolches austritt;
Doch kann auch chemiſch gebundene Brennſtoff Durch
Veraͤnderung der Miſchung, (wie z. B. beym Zuſam⸗
menſchmelzen des Schwefels mit Kupfer, beym loͤſchen
des Kalks mit Waſſer,) und daher entſtehender Ver;
minderung der Capacität der Materie zu demfelben,
duch den Waͤrmeſtoff als Sicht ausgefchieden werden.
Ueber das Leuchten verfhiedener Körper beym Erhigen ober
Antinanderreiben, von Jeſ. Wedgwood; in Grens ———
er
Licht. \ 557
der Dhyfik, 3. VI. ©. 45. Berfuhe über die Entzindung
des Schwefels mit Metallen, obne Gegenwart der Febenss
- fufr, von Hrn. Deiman, Teoftwpf ıc.; im Crells chem.
Annalen , 1793. ®. 11. S. 383. If. Jac. Bart. Beccarii de
qnam plurimis pbosphoris nunce primum detectis com»
mentarius; in den comment. bononien/. T. Il. P. Il. &,
136. ff. P. 111. ©. 498. ff.; überfeß: ım allgem. Yragaz. der
Yıatur, Runft und wifenfebaften , Th. VI. ©, tısu ff.
Th. vII. ©. 163. ff.
$. 824. Hierher gehört auch die leuchtende Hiße
unverbrennlicher Subftanzen durch mitgetheiltes Gluͤ⸗
ben. Wenn es, mie Einige annehmen, bloß daher rühr:
te, daß diefe Körper durch Ermeiterung ihrer, Poren in
der Hiße das Licht frey durchließen, fo müßte durch
Entfernung derfelben aus dem Feuer ihr Gluͤhen auch
fogleich aufhören; fie behalten aber ihre leuchtende Hi-
Ge eine merkliche Zeit fort, und zwar mit veränderter
Art des ausftrömenden tits, mie man am beften
wahrnehmen fann, wenn man ihr feuchten an einem
hunfeln Orte beobachtet. Sie gehen beym allmaͤhli⸗
gen Erkalten vom Weisgluͤhen bis zum dunkeln Roth-
glühen verſchiedene Nuͤancen des lichts durch. Es
iſt mir wahrſcheinlich: daß hierbey das licht ſeiner gan⸗
zen Subſtanz nach, alſo ohne zerſetzt zu werden, von
den Körpern angezogen werde und ihnen adhärire;
daß die Gapacität der Körper dazu in der höhern Tem:
peratur zunehme; und daß fie nun beym Erkalten es
nad) und mad) wieder, wegen Abnahme ihrer Capa—
cität dagegen, entlaffen. — Bielleicht findet bey den
vorher erwähnten fo genannten ln ii, (%
823.) etwas Aehnliches Statt.
$. 825. Nach der bisher vorgetragenen Theorie
bon ber Zufammenfeßung des. lichts muß man alfo
dafjelbe
558 IL Theil. 2. Hauptftüd.
daffelbe als ein vorzügliches Agens in der Natur bes
trachten. Sein Bentritt zu gewiflen Stoffen verichafft
uns verbrennliche Subftanzen, ändert die Mifchung
unzähliger Materien, erzeugt bie electrifhe Ma:
terie der Körper. ' Wenn wir auch’ nur einige Auf:
merffamfeit auf die dem Einfluffe des lichts ausge⸗
geſetzten Koͤrper werfen, ſo zeigt ſich ſehr bald, daß
die Einwirkung deſſelben im Stande iſt, beträchtliche
Veränderungen der Miſchung zumege zu bringen..
Die Morhwendigfeit des Lichts z. B. zum Gedeihen
der Gewaͤchſe ift unläugbar. Pflanzen, die benm
Ausſchluſſe von allem Sichte wachfen, werden bleich,
verlieren ihre Farbe, und erhalten diefe nach und nad)
wieder beym Einfluffe des Sichts darauf. Alle Feis
mende Pflanzen, wenn fie erft aus der Erde hervor
an das Tageslicht treten, find meif und ungefärbt,
und werden erft grün beym Einfluffe des Lichts dars
auf; die innern Blätter der Kohl : und Sattigarten,
die von den Aufern gegen den Einfluß des fichts ger
deckt find, find wäfferig, weiß und ungefärbt, und
fie erlangen erft Sarbe, wenn fie fich entfaltet haben.
Die Erfahrungen des Hrn. von Humboldt fönnen
jene allgemeine Tharfache nicht umftoßen, fondern nur
bemeifen, daß die Pflanzen ihren Brennſtoff aud)
außer dem tichte aus andern Stoffen, befonders aus
gewiffen Gasarten, zu ziehen im Stande find. Andere
Benfpiele von diefem Einfluſſe des Sichts werden in der
Folge hier und da noch näher im Bertacht kommen.
$. A. von Zumboldr Aphorismen aus der chemiſchen Phyſio⸗
logie der Pilanzen, Kerpzig 704 8. Grens — Handd.
der Chemie, Fh. l. fu 1384 fe»
a “ 1
Deit:
559
. Dritt e8 Haup ei ck.
Schwere einfache Stoffe und ihre
Verbindungen.
Erſcheinungen des Verbrennens in
— ————— Luft.
9. 826.
Die merkwuͤrdigſte Art der Erzeugung des fh u und
des Feuers ift das Derbrennen ($. 823.), movon
wir die begleitenden Umftände hier noch näher „su un
terfuchen haben, 5
$. 827. Man nehme einen offenen Glascylin⸗
der, der mit einem eingeriebenen Stöpfel luftdicht
verjchloffen werden fann, ftelle ihn offen in eine Schau:
le mit Quecfilber, fo daß er tief genug darim ſteht,
etwa zur Hälfte feiner Höhe; man verftopfe ihn ges
nau, und merfe fich die Höhe des Quedfilbers in ihm
genau durch ein angebrachtes Zeichen. Man lafle
hierauf ein Stüdchen Phosphor unter den Eylinber
treten, (auf 9 Eubifzoll eingefchloffener buft wenig:
ſtens 1 Gran,) und zünde ihn vermittelft eines Breun⸗
glafes durch Sonnenfeuer an. Er verbrennt, wit
Flamme und vielem weißen Rauche. Anfangs wird
die Luft durch die entftehende Hiße atısgedehnt, und
deshalb muß der Eylinder tief:genug im Queckſilber
| ftchen,
—
so ° I: Theil. 3. Hauptftüc.
ſtehen, damit nichts von derfelben entroifchen kann;
ihr Volum nimmt aber bald ab, und das Queckſilber
fteigt aber das gemachte Zeichen in dem Cylinder
durch den Drud der äußern $uft empor. , Nachdem
alles erfaltet und auf. die vorige Temperatur zuruͤckge⸗
bracht iſt, ſo findet man die ruͤckſtaͤndige Luft um ein
Merkliches in ihrem Volum vermindert, fo daß bey
genau angeftellter Meflung etwa 25 bis 0,27 ihres
vorigen Volums fehlen. Wenn die luft und das
Queckſilber recht trocken waren, ſo findet man die
Flaͤche des Queckſilbers und des Cylinders mit einem
weißen Salze bedeckt, das ſauer ſchmeckt, ſich leicht
im Waſſer aufloͤſ't und an der freyen $uft zu einer
ſauern Fluͤſſigkeit zerfließt. Es iſt Phosphorfäure, und
ſie wiegt, noch ehe ſie zerfließt, mehr als der Antheil
Phosphor, der dabey verbrannt iſt, dergeſtalt, daß jedet
Gran Phosphor beym gaͤnzlichen Verbrennen etwa 23
Gran dieſer trockenen Säure liefert. In 12 Cubikzoll
(patif.) atmoſphaͤriſcher Luft kann man etwa ı Gr.
(ftanz.) Phosphor verbrennen; die tuft nimmt da⸗
bey etwa um 3 Eubifzoll oder 14 Gran ab, und diefe
Abnahme correfpondirt der Zunahme des Gewichts
der erzeugten Phosphorfäure. Die bey diefem Pro:
zeſſe übrig bleibende -tufe ift zum fernern Verbrennen
des Phosphors ‚fo wohl ala jedes andern verbrennlis
chen Körpers unfaͤhig; ‚auch erſticken Thiere darin,
Lavvifier trait& &l&inentaire de Chimie, T.1. pi 98 — 66.
$ 828. Diefe Erfiheinungen ($. 827;) finden
bey ee und BR Verbrennen Statt, und jo laſſen
ſich
Schwere einfache. Stoffe u. ihre Verbindungen. 561
fi) folgende Umſtaͤnde als ganz allgemein . feft-
feßen: |
1) Zur Entzändung jedes verbrennlichen Körpers
ift ein gemwiffer Grad von Erhißung deſſelben noͤ⸗
thig, der nad) der Natur deſſelben größer oder
geringer if. ge = |
— Wenn F B. Dhosphor entzündet werden und verbrennen
fol, fo muß er wenigftens erſt 30° R. erhitzt fenn;
Schwefel fängt erft an zu brenren, wenn er über
feinen Echmelzpunct erhitzt ift; Rohle muß bis zum
Gluͤhen erhitzt fepn.
2) ·Beym Ausſchluſſe der atmofphärifchen lLuft ge
fhieht Fein Verbrennen; und es gefchieht um
defto febhafter, je mehr ihr Zutrict befoͤrdert
wird. Ä
Wir vermehren daher bas Verbrennen und verftärfen
die Gluth, je mehr wir den Luftzugang zum brens
nenden Körper befördern. Dies bemwerfet die Wirkung
des Lörhrohres, der Dlafebälge und anderer Arten
des Gebläfes , des beichlcuntuten Luftzugs der Wınds
Sfen, und endlich die Argandfche Lampe.
3) In einer gegebenen Menge von atmofphärifcher
£uft kann nur eine geriffe Menge des verbrenn-
lichen Körpers verbrennen.
So fann z. 3. in ı2 Enbifz. (parif.) atmofphärifher Luft
etiva nur ı Gr. (parif.) Phosphor verbrennen; der
übrige bleibt unverbrannt uͤbrig.
4) Die atmofphärifche buft, worin ein Körper ge:
hörig verbrannt worden ift, ift, bey gleichem
Drucke und gleicher Temperatur, im Gewichte
und Umfange vermindert, und hat die Sähigfeit
verloren, zum fernern Verbrennen und zur: Ne;
ſpiration für Thiere zu dienen.
5) Der verbrannte Ruͤckſtand des Körpers, (er
fey num feft, oder tropfbar-fluͤſſig, oder bilde
Mn ein
s62 11. Theil. 3. Haupiſtuͤck.
ein elaftifches Fluidum,) wiegt um ſo viel mehr,
als das Gewicht des verſchwundenen Antheils
der atmoſphaͤriſchen Luft beträgt.
Zuſammenſetzung der atmoſphaͤriſchen
Luft. J
$. 829. Offenbar iſt alſo unſere atmoſphaͤriſche
Luft, (die wir hier von der Atmoſphaͤre ſelbſt unter⸗
ſcheiden,) aus zwey verſchiedenen Luftarten zuſammen⸗
geſetzt: aus einer, die allein das Verbrennen zu un:
terhalten fähig ift, die beym Acte des Verbrennen
ſelbſt zerfeßt wird, die allein zu den Sunctionen der
Reſpiration für Thiere fähig it, die höchftens etwa
0,27 der atmofphärifchen $uft ausmacht, und die wir
durch den Namen der Lebensluft (Acr vitalis), oder
des Sauerſtoffgas (Gas oxicum), (aus Gründen, die
ſogleich erhellen werbden,) unterfcheiden; und dann
aus einer andern $uftart, die nicht zur Unterhaltung
des Verbrennens geſchickt iſt, worin Thiere erfticen,
die wenigftens etiva 0,73 Theile darin beträgt, und
die den Namen des Stickgas (Gas azotum‘) erhal:
ten hat. u
$. 830. Dieſe beyden Gasarten finden fich aber
in der atmofpharifchen Luft nicht an allen Drten und
nicht immer um gleichem Verhaͤltniſſe, indem in und
an.der Atmoſphaͤre bejtandig foldye Prozeffe vorgehen,
woben die febensluft ($. 829.) zerftört und zerfeßt;
andere, wobey fie erzeugt und hervorgebracht wird.
Carl Wilhelm Scheele chemiſche Abbandluna von Luft und
Seuer, Leipzig 1782. 8, Kavoiſier a. a. O. ©. 33: fh
Sauer:
Schwere einfache Stoffe u, ihre Verbindungen. 563
Sauerſtoffgas. Sauerſtoff.
6. 831. Einige Subſtanzen, welche das Sauer:
ſtoffgas der atmofphärifchen luft in der. Hitze zerſetzen
und bie Grundlage derſelben in ſich neffmen, entlaſſen
dieſe letztere wieder in einer ſtaͤrkern Hitze des Gluͤhens,
wie z. DB. das Queckſilber, ſo daß man dadurch im
Stande iſt, dieſen Beſtandtheil der atmoſphaͤriſchen
Luft vom Stickgas -abgefondert für ſich darzuftel-
len. Sonſt kann man noch) aus vielen andern Kör-
pern in der Gluͤhehitze das‘ Sauetftoffgad reichlich ges
innen, wie z. DB. aus Salpeter und dem Braun—
feine (dem natürlichen Magnefiumfalfe), Wir wols
len hier den letztern dazu wählen.
$. 832. Man fulle eine Fleine irdene Retorte
mit reinem gepulverten Braunfteine, kuͤtte an die
Mündung. ihres Haljes eine blecherne Röhre luftdicht
an, lege die Netorte in einen Windofen, bringe die
"Mündung der Röhre unter den Trichter der mie Waf;
fer gefüllten Wanne des pneumatifhen Apparats
($. 609.), und erhiße die Retorte almählig und ſtu—
fenmweife bis zum Gluͤhen. Erft geht die atmofphäri-
fche $uft der Gefäße über, beym Gluͤhendwerden des
Braunfteins aber entwickelt fic) die $ebensluft oder
das Sauerftoffgas, das fic) Dadurch zu erfennen giebt,
daß ein- glimmender Holzfpan darin von felbft zur
Flamme ausbricht. Wenn Feine {uft mehr fommt,
“nimmt man die Mündung der Nöhre aus dem Waſ—
fer, und läßt die Netorte erfalten.
J
v2 u 1. Thel. 3. Hauptftüd. 98 te
$. 833. Diefes Gas unterfcheider fich nun auf-
fallend von der atmofphärifchen tuft, ob es. gleich in
einigen Eigenfchaften mit ihr überein fommt. Es iſt
geſchmack,/ und geruchles; wird vom Waſſer nicht.
zerſetzt; iſt etwas fpecififch fehwerer, als atmoiphä-
riſche Luft (K. 308. ©. 253.); und. ift zur Nefpira-
tion für Thiere und zur Unterhaltung des Verbren⸗
nens weit fahiger, alg die letztere. Ein Thier erſtickt
im eingefchloffenen Raume diefer Luft viel fpäter, als.
in einem gleich‘ großen eingefchloflenen Raume von
atmofphärifcher fuft. Ein verbrennlicher Körper, wenn.
er 4 Eubiffuß atmofphärifcher Luft zu feinem gänzli-
chen Verbrennen erfordern würde, hat nur Einen Cu⸗
bikfuß Sauerftoffgas dazu noͤthig. Die’ Intenfität
des Verbrennens, oder die Entwidelung des Feuers
daben,. ift weit ftärfer,; als in atmofphärifcher luft.
Eine Waͤchskerze brennt darin mit hellerer-und gtoͤ—
ferer Flamme und fnifterndem Geräufche. Das glim⸗
mende Docht derfelben wird darin mieder zur Flam—
me erweckt. Zunderſchwamm, der font nur glimmt,
brennt darin mit Flamme. Glühende Kohlen verjeh-
sen ſich darin weit ſchneller und brennen mit ftär-
Ferm Scheine. Eine zugefpißte ftählerne Uhrfeder, die
vorher an der Spiße glühend gemacht ift, oder an wel:
che man ein Stuͤckchen angezünderen Zunderſchwamm
geftecft hat, verbrennt darin mit vielem Funkenſpruͤ-⸗
hen. Beſonders ftarf und ungemein feuchtend aber
ift die Slamme des darin verbrennenden Phosphors.
Durch ein öthrohr auf die Flamme einer Kerze gelet-
tet, kann man damit sine Die hervorbringen, welche
ber
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 565
der Hitze großer Brennglaͤſer und Brennſpiegel gleich
kommt.
Dugenhouſz vermiſchte Schriften, But. S. =01. ff. 6. 365. ff.
Des Hrn. von Humboldt Apparat, vermittelft des Sauerſtoff⸗
gas im unterirdiſchen Gruben bey böfen Wettern und
Schwaden derfelben zu refpiriren und eine Lampe Kane
ju erxhalten. F Crells chemiſche Annalen: 1796. B.
‚99: ft. 195. |
E 6. 834. Man unternehme nun ben Progefi des
Verbrennens des Phosphors im eingefchloffenen Rau:
me dieſes Sauerſtoffgas auf diefelbige Art, als in
atmofpbärifcher $uft-C$. 827.). Man fülle zu dem
Ende ‚einen Cylinder mit Quedfilber in einer Schau;
le, und laſſe etwa die Hälfte feines Inhalts Sauer:
ftoffgas hinauftreten. Man bringe dann.ein Stüd:
hen Phosphor unter den Eylinder, das in dem Dued:
filber eimporfteigt und darauf ſchwimmt, man zuͤnde
es unter dem Cylinder vermittelſt eines Brennglaſes
an. Wenn der Phosphor verbrannt ift, bringe man
wieder friſchen darunter, wiederhohle das Verbren—
nen, uff. Man findet nun, daß hierben alles
eben fo vorgeht, Wwie beym Verbrennen in atmofphä:
riſcher Luft: nur mie dem Unterſchiede, daß die Stär:
ke des Feuers dabey groͤßer iſt; daß mehr Phosphor
in gleichem Raume dieſes Gas verbrennen kann; und
daß, wenn Phosphor zum Verbrennen genug da und
das Sauerſtoffgas ganz rein iſt, Die fuft ganz und
total verſchwindet. Gewoͤhnlich findet man indeffen
einen geringen Ruͤckſtand von Stickgas, das damit
vermiſcht war. Die gebildete Phosphorfaͤure iſt hier:
bey von eben der Art, als beym Verbtennen in atmo⸗
ſphoͤriſcher tuft, und wiegt ebenfalls, auch noch ehe
Meuune a) fie
566 II.Theil. 3. Haupftüd.
fie zerfließt, "und ſelbſt nach dem Ausgluͤhen, mehr,
als der dazu verwendete Phosphor. Dieſe Zunahme
des Gewichts cotreſpondirt dem Gewichte des dabed
vetſchwundenen Sauerſtoffgas. |
$. 833. Rach Lavoiſiers genauer Beſtimmung
verſchwinden bey--diefer Operation durch das totale
' Verbrennen bon ds Gr. (franz) Phosphor 1385
Cubikʒ. ‚franz. ) oder 69,375 Gr. Sauerftoffgas, und
es bilden ſich 114,373 Gr. fefte Phosshorfäure; oder
100 Theile Phosphor . verzehren: beym Verbrennen
154 Theile Sauerftoffgas dem Gewichte nach, und
geben dann 254 Theife fefte Prospkopfäute ER
Lavoiſier a. a. O. S. 55. ff.- wen
$. 836. So wohl das Veiſchwinden des Sauer⸗
ſtoffgas beym Verbrennen des Phosphors im einge⸗
ſchloſſenen Raume des erſtern, als ſeine Darſtellung
aus dem Braunſteine durchs Gluͤhen, beweiſen fhon,
daß es fein urſpruͤnglich Elaſtiſch⸗ fluͤſiges ($. 132. Ir
fondern daß feine Form. der Erpanfi ibificät vom Wär:
meftoffe abgeleitet ſeyn müffe. Es beſteht demnach
das Sauerſtoffgas, wie jede Luftart ($. 602.) aus
einer eigenthuͤmlichen, ponderabelen, an ſich nicht
elaſtiſchen, Baſi s, und dem inponderabelen Waͤrme⸗
ſtoffe, der mit dieſer Baſis chemiſch verbunden iſt
und ſie in eine elaſtiſche Fluͤſſigkeit verwandelt.
& 837. Dieſer eigenthuͤmlichen Baſis der febenss
Inf: hat. man den Namen Sauerſtoff (Oxicum,
Oxygenium, Oxygene) gegeben ,. weil mehrere vers
BE Körper durchs Verbrennen in lebensluft zu
Säuren
Schere einfache Stoffen. ihre Verbindungen. 367
Säuren werden, und weil fie ein Beſtandtheil aller
Saͤuren iſt. Das Sauerſtoffgas ‚oder die Sebensluft
befteht alfo aus Sauerſtoff und Wärmeftoff.
"€ 838. Im Braunſteine und ander feften oder
liquiden Körpern, aus denen wir das Sauerſtoffgas
erhalten koͤnnen, ift nicht das Sauerfioffgas felbft,
fondern nur fein ponderabeler Beftandtheil, der Sau⸗
erftoff, enthalten (K 607. ), aus deffen chemifcher
Verbindung mit dem Waͤrmeſtoffe erſt Säuerftoffgas
erzeugt wird: - Durch bloßes Gluͤhen allein entlaͤßt
indeffen der Braunſtein nicht allen Sauerſtoff. |
$.. ‚839. Der Sauerſtoff iſt fuͤr uns eine ein: |
fache Subſtanz, das heißt, wir koͤnnen ihn nicht wei⸗
ter in andere ungleichartige Stoffe zerlegen. Er iſt
ferner für ſich nicht darſtellbar; denn fo wie er auch)
frey würde, wuͤrde er ſich fogfeich mit dem zu jeber
Zeit anwefenden freyen Wärmeftoffe zum Sauerftoff:
gas verbinden. Wir kennen ihn alfa nur aus feinen
Zufanmenfeßungen mit andern 'ungleichartigen Ma
terien. Er iſt uͤbrigens fehr-ausgebreitet in der Nas
tie vorhanden, und macht einen Beſtandtheil der "
atmöfphärifchen $ufr, des‘ Waſſers, . aller Säuren,
aller Metallfalfe und aller Gemengtheile der —
des Pflanzen⸗ und Thierreichs aus. —
Den Satz, daß der Sauerſtoff nie frey in irgend einem Körper
zugegen feyn kann ‚sondern immer im chemifcher Zufams
: rg * andern Materien ſeyn muͤſſe, beherzigen
vielr Phy rt und Aerzte 5— noch nicht gehoͤrig /
die ihn eine olhe Kolle in den Körpern der Pflanzen uns
MDhiere ſpielen laſſen, als ob er frau in Ibmen en enthalten fen
und aus einem Stoffe in den andern frcy übertrete, ohne
ee Aufagtmenfehung oder Zerſe tung dieſer Stoſſe.
4
a een ae ————
\
— ỹ
568 Dheil. 3. Hauptſtuͤck.
Theorie des Verbrennens.
$ 849. Stahl nahm zuerft, auf Veranfaffung
von Becher, in den verbrennlichen Körpern das Das
ſeyn eines eigenthämlichen Weſens an, das er Polo⸗
giton oder Srennftoff nannte und das er als bie
Duelle des Feuers beym Verbrennen betrachtete.
Den Einfluß ‚der tuft beym Verbrennen, ihre Zer—
ſetzung dabey, fannte Stahl gar niht. Ben den
weitern Fortſchritten in der Kenntniß diefes Einfluffes
blieb man, deffen ungeachtet von ber Nothwendigteit der
aber nach der fage der Kenntniffe von den dag Ver:
brennen begleitenden Umftänden die Vorftellungen,
foie der Brennftoff Feuer erzeuge, verſchiedentlich ab.
lo. loach. Beccheri phyfica fübterranea. Lipf. 170.
Spsoimen Beecherianum;,; exhib. Geo. Ern. Stahl. Lip.
1703. 8. Geo. i£ru Stable, zufällige Gedanken und nußs
liche Bedenken über den Streit vom X genannten Sul phur;
Halle 1747..8.
ı 9 8412. Die Entdeckung des Sauerſtoffgas,
des Verſchwindens deſſelben beym Verbrennen aller
Körper überhaupt, beſonders bey dem Verkalken ver
Metalle, und die Wiedererzeugung deflelben aus dem
Queckſilberkalke durch bloßes Gluͤhen, ließ zuerſt au
der Exiſtenz eines Brennſtoffes in verbrennlichen Koͤr⸗
pern und Metallen, als Duelle des Feuers, zweifeln,
und Hr.Lavoijier hielt ſich fo wohl durch diefen, . ſchon
dor ihm von Scheele und Prieftley gemachten , als
durch andere von ihm angeftelkte, ‚Beobachtungen und
Verſuche berechtigt, die Annahme eines eigenen ent:
zündlichen Grundftoffes aufzugeben, die darduf ge:
gründeten Vorftellungsarten in der Chemie ganz zu
verwer
l
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. $69
bermerfen, und ein neues Syſtem zu errichten‘, wel⸗
ches deshalb den Nahmen des antiphlogiftifchen Sy⸗
fteme erhalten hat. :
' M&moire far la combuftion, par Mr. Lavoifier; in den
Mem. de Pac. roy. des fü. 1777. ©, 592. ff., überfeßt im
\ Crells neueften Enideck. Th. V. ©. 188. Laveifiers Betrach⸗
tungen über das brennibare Welen zur Entwidelung feinet
Theorie vom Verbrennen und Verfalfen; aus den Mim.
de Pac. roy. des fe. 1783. ©. 605. ff., uͤberſ in drell
chem. Annalen, 1798: 3 11. S. 145. ff. Lavoifier traitä
elömentäite de chimie. T.Il. ä Paris 1789. 8. Synthehs
oXxygenii, experimentis conhrmata, edidit Fr, Lud, Schu»
rer. Ärgentor. 1789. 4. Philofophie chimique — par
A: F.'Poiircroy. à Paris 1792. 8. 1794. 8. Chemilchö
‚ Philofopbie, oder Grundwahrheiten der neuern Che-
' mie, von A: Fi Fourcroy. A. d. Franz. über[. von
Jı Sam, Traug. Gehler. Leipz. 1796. 8.
$. 842. Mach diefem Syſteme ift ein verbrenn⸗
ficher Körper ein folher, det bei) einer gemiffen Tem⸗
peratur das Vermoͤgen beſitzt, den Sauerſtoff der
lebensluft ſtaͤrker anzuziehen, als derſelbe vom Waͤr—
meſtoffe darin angezogen wird, Die Lbensluft beſteht
aber dieſem Syſteme zu Folge nicht bloß aus Sauer:
ftoff und Waͤrmeſtoff ‚ ſondern enthält auch noch das
licht ale Beftandrheil. Wenn nun ein entzündlicher
Körper, 3. B. Phosphor, bey der zu feiner Entzün:
dung höthigen Temperatur in Sauerftoffgas gebracht
wird: ſo zicht er den Sauerſtoff daraus an und vers
einigt fi) damit zu einem neuen Producte; fo wird
der Phosphot damit zur Phosphorfäure; das Sauer:
ſtoffgas wird folglich zerſetzt und fein gebundenes licht
und fein gebundener Waͤrmeſtoff werben frey und
Bilden das Beuer, welches entweicht. Weil nun in
vielen Fällen ben dem Verbrennen des verbrennlichen
Körpers aus demfelben und dem Sauerſtoffe eine
| | Säure
570 AI. Deeil. 3. Hauptſtuͤck.
Saͤure gebildet wird, ſo iſt dies Veranlaſſung geme-
fen, die Baſis der Lebensluft ſaͤureerzeugenden
Stoff oder Sauerſtoff (Oxygène) zu nennen; nicht
deshalb, weil ſie an ſich ſauer ſey, ſondern weil ſie
mit der ſaurefahitggen Grundlage (Baſe acidifiable ),
wie in unferm Falle mit dem Phosphor, erfi Säure
erzeuge. In dem Falle aber, (der fehr haufig ift, )
wenn die verbrennliche Subftanz zwar Sauerftoff auf:
nimmt, aber dadurch noc) feine Säure wird, wie
3. B. die mehreftien Metalle, nennt man das Product
ride, das man durch Halbſaͤure überjeßt hat.
Das Verbrennen heißt nach diefem Syſteme deshalb
au eine Oxigenirung oder Bridirung. _ Aus der
Verbindung der verbrennlichen Subftanz . mit. Dem
ponderabelen Sauerftoffe- folgt die Zunahme des Ge:
wichts des verbrannten Ruͤckſtandes, und wegen der
Smponderabilität des lichts und des Waͤrmeſtoffes
die Uebereinſtimmung dieſer Zunahme mit dem Ge—
wichte des verſchwundenen Antheils des Sauerſtoff—
gas. Das Verbrennen kann ferner nur fo lange dau⸗
ern, bis die — Subſtanz mit Sauerſtoff
geſaͤttigt iſt. In der atmofphärifchen Luft hindert das
Stickgas, womit das Sauerſtoffgas darin vermengt
oder vermiſcht iſt, daß die Erſcheinungen des Ver:
brennens darin nicht mit der lebhaftigkeit vor ſich ge
hen, können, als im reinen Sauerſtoffgas. Da end:
lich das Stickgas vom verbrennlichen Körper nicht
affieier wird, fo bleibt es als Ruͤckſtand der atmofphä-
riſchen fuft übrig. Der Sauerftoff befißt übrigens
gegen die verfchiedentlich gearteten Materien eine vers
ſchie⸗
x
Schwere einfache Stoffe u-ihre Verbindungen. 371
fehiebentliche. Berwandtichaft,. und Fann daher auch
aus einem .Körper an dem andern uͤbertreten, gegen
den er eine ſtoͤrkere Verwandtſchaft beſi tzt; undıies
kann ſolcher Geſtalt der verbrannte Körper wieder
zum — Koͤrper gemacht oder Boogie
werden. nu tn...
$. 843. Nach — — — alſo
das Verbrennen verbrenulicher Subftanzen in Sauer⸗
ſtoffgas durch eine einfache Wahlverwandtſchaft, und
bie Quelle des Feuers iſt einzig und allein das Sauer⸗
ſtoffgas; der, verbrenuliche Körper giebt dazu nichts
ber. Wenn man ganz unparteyiſch fern will, fo
muß man geſtehen, daß nach dieſem Syſteme das
licht eine ganz uͤberfluͤſſige Rolle fpielt; daß es ganz
wegfallen koͤrnte, ohne daß das Syſtem dabey Ein⸗
trag litte; daß die Phänomene y wo licht ohne allen
Beytritt des Sauerſtoffgas aus verbrennlichen Koͤr⸗
pern zum Vorſcheine kommt ($. 823.), "damit im
MWiderforucheffeben; daß daruach das Sauerftoffgas
ber einzige und⸗alleinige Bebalter des Lichts ift; ‚und
folglich. von der Einfaugung des Lichts von andern
Körpern ‚won der Entſtehung ver Farben der Koͤr⸗
ger, von der ‚Erzeugung der electriſchen Materie in
den. Koͤrpern, die doch auch licht ohne Beyhülfe ‚des
Sauerſtoffgas giebt, und von andern oben (86. 814.
823.) angeführten Umſtaͤuden feine Rechenſchaft gege⸗
ben werden kann. ‚Um dieſe Luͤcken, welche das anti:
phlogiſtiſche Syſtem in Anſehung ſo vieler und wichti⸗
ger Erſcheinungen des lichts laͤßt, zu ergaͤnzen, muͤſ—
ee wir nach der im Vorhergehenden vorgetragenen
lehre
572 1... 10, Theil. 3. Hauptſtuck.
lehre von det Zuſammenſetzung des. lichts ($$. 802.
813.), die Annahme eines eigenen Brennſtoffes in
den verbtennlichen Körpern: felbft zu Huͤlfe nehnten;
und alſo bende Syſteme gewiſſer Mafen wieder verei⸗
nigen. Nach diefem neuen Syſteme ift nun zwat die
Baſis des lichts oder der Brennſtoff ein Beſtandtheil
aller entzuͤndlichen Körper; wenn fir aber auf den⸗
ſelben, wegen feiner Imponderabilitaͤt, in chemiſcher
Hinſicht ſo wenig achten wollen, als auf die electri⸗
ſche Materie der Koͤrper, ſo koͤnnen wir auch die von
der antiphlogiſtiſchen Chemie als chemiſch einfach an⸗
geſehenen ſent zuͤndlichen Stoffe im dieſer Ruͤckſicht als
ſolche gelten laſſen, und koͤnnen mithin: — die
Sprade der Aneiphlogiftifer, reden.
Das neue Syſtem näbert fi in diefet Htuficht alfe‘; wie Kens
xer leicht einichen swerbeny-nocd mehr dem antipblagifis
ſchen, als in der Geftalt, wie es Hr. une gelie a ‚bat.
- Man fehe: Lieber die neuern Ge nde der
J. B. Aichter. Breslau und —— St. Ill. 1793. $,
6: 844: Nach dieſem neuen Shfteme ift alfo ein
—58 Koͤrper ein. ſolcher, der nicht nur die
Baſis des lichts enthoͤlt, ſondern auch Anziehung ge:
nug zum Sauerſtoffe beſitzt, um ihn dem. Wärme;
ſtoffe in Sauerſtoffgas entziehen zu koͤnnen. Sch
will zur Erlaͤuterung bey dem Phosphor als verbrenn⸗
licher Subſtanz ſtehen bleiben. Wird derſelbe im
Sauerſtoffgas erhitzt, fo wird dadurch feine Anzie—
hung zum Brennſtoffe vermindert, ſo daß ſeine An—
ziehung zum Sauerſtoffe uͤberwiegend werden kann.
Mun geht alſo der Act feines Verbrennens an: der
| Phoerhor zieht den Sauerſtoff des Sauerſtoffgas an
und
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 573
und bildet damit Phosphorfähre, während der Brenn:
floff des Phosphors mit dem Wärmeftoffe des Sauer⸗
fioffgas pas Sicht und Feuer conftituirt. Alles Llebrige
erklärt fich nun nad) diefem Syſteme, mie nad) dem
Vorigen (6. 843.). Die Desoridirung eines vers
brannten Körpers durch einen andern entzündlichen
gefchieht durch eine doppelte: Wahlverwandtichaft,
toben der leßtere dem erftern den Sauerftoff ea
Dagegen aber Brennſtoff uͤberlaͤßt.
4. 845. Der Erfahrung zu Folge verbrennen
die entzündlichen Körper entweder mit Flamme, ober
mit bloßem Gluͤhen. Die chemifche Zergliederung |
zeigt, daß alle Körper, welche mit Flamme verbren:
nen, entweder felbft flüchtig find, oder flüchtige Be—
ſtandtheile haben, die durch die Hitze in Gas oder
Dampf verwandelt werden, Die Slamme brennenz
der Körper iſt demnach brennendes Gas oder bren-
nender Dampf aus ihnen. Sonſt fann aber aud)
eine geringere Hitze machen, daß Koͤrper bloß ver:
glimmen, die fonft in flärferer Hige mit Flamme ver?
brennen würden, eben weil jene Hige nicht zur Ver⸗
flüchtigung der verbrennlichen flüchtigen Subftanz
hinreicht. Aus dem verfchiedenen quantitativen
. Berhältniffe des Brennftoffes zum Waͤrmeſtoffe bey
ihrer Verbindung durchs Verbrennen ($. 844.) läßt
ſich auch) die verjchiedene Farbe der Slamme erflären.
Alcohol und Schwefel geben beym ſchwachen Verbrennen eine
blaue Slamme; die Auflöfung der Borariäure ın Alcohol
brennt mıt einer gruͤnen; die Auflbſung der ſalzigtſauten
Strontionerde in Alcohol mit eingr rothen Slamme.
$. 846.
'
!
574°. Thell. 3. Haupiſtͤuck.
$. 846. Das Verbrennen verbrennlicher Sub⸗
ſtanzen kann wegen ermangelnder noͤthiger Tempera
tur manchmal ſo ſchwach ſeyn und ſo langſam erfol⸗
gen, daß ſich dabey nur bloßes Leuchten, und zwar
niur im Dunkeln, und auch da nicht. einmaf, zeigt.
Sn, diefem Falle gefchieht die Zerſetzung des: Sauer:
ftoffgas fo langſam, daß die Erzeugung des Feuers‘
dabey für jedes Moment der Beobachtung gar nicht,
oder nur beym Ausschluffe des Tageslichts als feuchten
wahrgenommen mwerden kann. Hierher gehört dag
Leuchten des faulen Holzes, des SHolognefer Phos⸗
phorus aus Schwerſpath, des Cantonſchen Phos⸗
pborus aus calcinirten Auſterſchaalen und Schwefel.
Das Derkalken der Metalle in ſchwaͤcherer Hiße it
ein fo ſchwaches Verbrennen, daß daben auch nicht
einmal im Dunfeln ficht wahrgenommen wird, ob eg
gleich in flärferer Hige in ſehr bemerfbares Verbren⸗
nen uͤbergehen kann.
$. 847. Auch der gemeine Phosphor erleider in
einer Temperatur, die nicht bis zu feiner wirklichen
Entzündung hinreichend ift ($. 828.), in der atmo⸗
ſphaͤriſchen Luft ein allmähliges und langfames Ber:
brennen, toben das erzeugte licht fo ſchwach ift, daß
es bloß im Dunkeln wahrgenommen werben fann, Er
zerfließt hierbey zu einer Säure, verzehrt das Sauer:
ftoffgas, und es geht hierbey alles eben fo vor, wie
ben feinem wirklichen Verbrennen. In ganz reinem
Saouerſtoffgas Iguchtet er „nicht, mie Herr Görtling |
gefunden hat, wohl aber in dem mit Stickgas ver⸗
miſchten. Wenn er indeſſen in Stickgas leuchtet, fo
iſt
- Schwere einfache Stoffeu. ihre Verbindungen. 375
ift dies ein Zeichen, daß es nod) etwas Sauerſtoff
enthalte, ober noch nicht reines Stickgas ſey. Uebris
gens ift das Phänomen, in Anfehung feiner Urſach des
nen aͤhnlich, mo eine einfache entzündliche Subftanz
für ſich allein in einer hiedrigen Temperatur das
Sauerftoffgas nicht zerießt, es aber in Verbindung
mit einer andern entzündlichen Subſtanz thut, wo:
durch feine Anziehung zum Sauerſtoffe vermehrt und
die zum Brennftoffe vermindert wird. Dies ift hier
der Sall ben der Verbindung des Phosphors mir Stick⸗
908. Der Phosphor Fann fogar nad) des Hrn. van
Marum Entdeckung noch in einer fehr ftarf verduͤnn⸗
ten atmofphärifchen fuft leuchten, worin ſonſt kein ei⸗
gentliches Verbrennen mehr vorgehen Fann. »
‚ Beytrag zur Berichtigung der: antiphlogiftifchen Chemie,
aut Verfuche gegründet, von J. F. A. Göteling. Wei-
mar 1794. 8. Ueber das Leuchten des Phosphors im
atmolphärilchen Stickgas, — von Scherer, Jäger und
Pfaff. Weimar 1795. 8. — ÖGrens neues journal der
Phyſ. 3. Ill. ©. 325. ff. 329. ff. 330. ff. |
Wahrnehmung, über das Verbrennen des Phosphors in dem
fo genannten leeren Raume der Luftpumpe, von D. vÄn
Marum; in Grens neuem Journ. d. Phyſ. B.111.&.96. ff.
$. 848. Wenn: Materien zufammen vermifcht
werden, die bey ihrer Einwirfung auf einander Wär:
meftoff in der nöthigen Menge entwideln, und ent:
zuͤndliche Subftanzen daben find, fo kann dadurch
beym Zugange der atmofphärifchen £uft Selbſtentzuͤn⸗
dung entftehen. Denn nun find die Bedingungen
zum Verbrennen vorhanden.
Ein Benfpiel giebt die Entzündung der Deble durch rauchenden
Salpetergeiſt. Man fchütte eın Korb Terpenthinoͤhl in ein
Feaelförmiges Gefäß, iniſche dazu ein halbes Loth ftarkes
Vitrioloͤhl, rühre es fchnell mit einer Glasröhre um, und
fhütte vann fogleich von ſtarker Galpeterfäure hinzu. Es
entitcht
576 II. Theil. 3. Hauptſtuck.
entfeht L ib eine lebhafte Selbſtent zůndung mit einer
$. 849. Wenn aber auch in Gemifchen durch
Verbindung und Zufammentritt entzündlicher Be:
ftandtheile die Anziehung derjelben zum Sauerſtoffe
verftärft, und. fonft noch Wärmeftoff darin frey ge-
macht wird, fo koͤnnen fie dadurch ebenfalls in Selbft:
entzündung gerathen. Beyſpiele geben:
ı) Hombergs Pyropbor oder Luftzünder, aus
gebranntem Alaun und Kohlenftaub zufammen
gehörig caleinirt.
— gt Handb. der Chemie. Halle 1794. Theil I.
2) Die Selbftentzündung des angefeuchteten ‚Ge:
menges aus Eiſenfeil und Schwefelblumen.
— — Experimentalchemie, Theil II. ©.
3) Die Selbſtentzuͤndung ſtark geröfteter noch hei
zufammengepadter Rockenkleye, Cichorienwur:
zeln, u, dergl.; des Hanfes mit leinoͤhl und Kien⸗
ruß, u.a.m.
Neue nordifche Beyträge, B. III. ©, 37. ff. Bentrag
zur Gefchichte der Selbftentzündungen und der fo aes
nannten Luftzünder, von Buchholz; im Crells chem.
Annalen, 1784. B. 1. S. 411. ff. ©. 483. ff. Bac⸗
quer, ebendaj. 1791. B. I. ©. 303. |
Eudiometer.
$. 850. Da die Sähigfeit der atmofphärifchen
fuft, zur Erhaltung des thierifchen febens beym Ach:
men zu dienen, lediglich und allein von dem darin be:
findlichen Antheile -Sauerftoffgas abhängt, und da
mannigfaltige Prozeffe, wodurch das Sauerftoffgas
| zerſetzt
uch
..
— einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 577:
zerſetzt oder gebildet wird, in und an der Atmoſphaͤ⸗ |
re vorgehen, und folglich) der Gehalt derfelben an
lebensluft nicht an allen Orten und zu allen Zeiten
gleich fenn kann, fo muß es natürlicher Weiſe ine
tereffant fenn, den verhaͤltnißmaͤßigen Antheil an
Sauerftoffgas in atmofphärifcher Luft ermeflen und
- Die davon abhängende Güte der luft fürs Athmen er:
fahren zu koͤnnen. Man fann darauf, ein Verfah⸗
ren anzuwenden, wodurch man diefen Zweck erreichen
fönnte, fo bald man Mittel fennen gelernt hatte, das
Sauerftoffgas ‚zu zerfeßen. Das Werkzeug, worin
man die Zerfeßung des Sauerſtoffgas in einer darin
befindlichen Menge von einer zu prüfenden $uft vor⸗
nehmen, und fo ihre Duantirät meffen fann, heißt
ein Eudiometer oder Cuftguͤtemeſſer. Prieſtley ift
der erfte Erfinder diefes Inftruments. Er ſchlug als
Zerfeßungsmittel des Sauerftoffgas dazu das in ber
Folge noch anzuführende Salpetergas vor. Fontana
und Jugenboufz haben das Werkzeug. und die Ver
fahrungsart damit fehr vervolfommnet. Scheele be:
diente fich dazu des allmähligen und langſamen Vers
brennens eines feuchten Gemenges von Eifenfeil. und
Schwefel, aud) des Schmwefelalfali (der Schwefel:
feber). Mit legterer hat LIiorveau (Gyuton) das
Verfahren fehr abgekürzt. Lavoiſier, Seguin, Re
beu empfehlen dazu das Verbrennen des Phosphors.
s Verſuche und —— en uͤber verſchiedene Theile.
der Naturlehre, B. J. ©. 6. Fontana delcrizioni ed
di alcuni [tromenti per mifurare la fatubritä dell’ aria.
in Firenza 177%. 4.
n Verſuche mit Pflanzen, S. 164. Ebend ſelben
alte me 164 ff: ienbefenen
O
378° I. hell. 3. Hauptftück.
Gefchichte der Zuftgüteprüäfungsiehre, B. 1. IL.
. Wien 1785. 8.
sihelm Scheelens Erfahrungen über die Menge der reis
— uft, * in unſerer Atmoſphaͤre befindet; in feis
ner Abhandlung von Luft und Feuer. ©. 269. ff. Bes
fchreibung eines neuen Eudiometerd, von Gupton Mor⸗
veau * Grens neuem Journal der Phyſik, B. 11. ©,
138. ff.
Abhandlung über die Eudiometrie von Hrn. Seguin; in Grens
Zournal der Phyfif, B. VI. ©. 48. ff. Beſchreibung eis
nes atmofphärifhen @udbiometerd von Heinrich Reboul; im
neuen Journal der Phyfit, ©. 1. ©. 374. ff.
6. 851. Mad) allen meinen bisherigen Verſuchen
muß ich das allmählige und langfame Verbrennen des
Phosphors oder fein Zerfließen in atmofphärifcher
$uft ($. 847.) als das vollfommenfte eudiometri-
fche Mittel anfehen, auch den Fleinften Reſt des
darin befindlichen Sauerfioffgas zu zerfeßen. Es
wirkt zwar langfam, gewährt aber aud) defto ficherere
Reſultate. Das Eudiometer damit läßt fih auf fol⸗
gende Art vorrihten. Man nimmt eine genau cn:
lindriſche Glasroͤhre, die an dem einen, Ende geichlof-
fen, und von diefem Ende an durd) eine Scale in
gleiche, hinlaͤnglich Heine Theile ihres Inhalts abge:
theilt iſt. Man füllt fie mit deftillirtem oder Regen⸗
waffer voll, läßt in einer Wanne mit Waffer eine
Duantität der zu prüfenden $uft hinauftreten, und
merft die Menge diefer Luft bey beftimmtem Barome:
ter: und Thermometerftande. Man ftedt einige Na⸗
bein durch einen Korfftöpfel, der einen Fleinern Durch?
meſſer hat, als die Röhre, befeftigt auf den hervor:
ragenden Nadelſpitzen reinen und Flaren Phosphor,
und bringt unten an den Kork einen Zwirnsfaden an.
Man bringe diefen Kork unter die Mündung des
| | Glas:
Shhwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 579
Glascylinders, wo er dann im Waſſer deffelben auf:
fteigt, und der Phosphor auf demfelben mit der fuft
des Enlinders in Berührung fomme. Man: bringt
"den Apparat inein ſchickliches Gefäß mit Waſſer, wor⸗
in er ftehen bleibt. Der Phosphor zerfließt nun alls
mählig unter feuchten; und man fann von Zeit zu
Zeit vermittelft des Fadens den Korf unters Waſſer
ziehen, um die dem Phosphor anhängende Säure
abzufpülen, und ihn fo wieder deſto wirkſamer zu
machen. Wenn endlich alles Sauerſtoffgas verzehrt
und an dem noch rücdftändigen Phosphor Fein feuch-
ten ‚weiter im Dunfeln wahrzunehmen ift, dann
jieht man den Korf heraus, und beobachtet ben corz
refpondirendem Barometerdrucke und Waͤrmegrade
die Menge des rücftändigen Stickgas und des ver⸗
zehrten Sauerftoffgas.
$. 852. Ob man aber gleich durch diefe eudio-
metrifchen Mittel die Menge der refpirabelen $uft in
einer $uftart mit Genauigkeit finden kann, fo kann
man doch die abfolute Güte und Heilfamteit einer ſol⸗
chen $ufr fürs Athemhohlen dadurch nicht beflimmen,
Noch viel näßlicher würde es feyn, wenn wir Mittel
hätten, die auf unfere Gefundheit und auf die Func⸗
tionen des $ebens nachtheiligen Einfluß habenden Ber
ftandtheife der Luft, die wir athmen und womit wie
umgeben find, mit Sicherheit und Öenauigfeit der
fiimmen, und fo ein Rakometer mit dem Eudioweter
verbinden zu fönnen.
$: 853.° Das Brennen eines Körpers, wie 5. B.
einer Serie , ift ein ficherer Beweis von dem Daſeyn
8023 der
580 ILI. Theil.” 3. Hauptſtuͤck.
der nöthigen Menge der lebensluft in einer zu prüfens
den armofphäriichen fuft, und man kann ſich deſſelben
allerdings nüßlich bedienen, um wenigſtens zu erfab-
zen, ob die fuft, 3. B. unterirdifcher Gruben, Hoͤh⸗
fen und Bergwerke, noch athembar ift.
Salze.
6. 854. Ehe wir zur Unterfuchung der mannig-
faltigen Verbindungen der verbrennlihen Subftanzen
mit dem Sauerftoffe, fchreiten, ift.es noͤthig, ung
mit dem Chhrafter der Salze im Allgemeinen und ih:
rer Gattungen befannt zus machen.
$. 855. Die Eigenfchaften , welche unfer Rüs
chenfalz befißt, fich im Waſſer auflöfen zu laſſen
und auf der Zunge Geſchmack zu errregen, fonmen
- noch mehrern andern Körpern zu, die wir deswegen
auch Salse (Salia, Sales) nennen. Um fie indeffen
don andern Körperarten, z. B. von einigen Erden,
zu unterjcheiden, bie wir nicht zu den Salzen rech⸗
nen, müffen wir ven Charafter ver Salje näher da=
bin beftimmen, daß es Materien find, die fi in
sveniger als zwey hundert mal fo vielem kochenden
Waſſer ganz auflöfen laffen und Geſchmack erregen.
$. 856. Einige Salze erfordern mehr, andere
weniger zu ihrer Auflöfung. Die mebreften löfen fich
in fiedendem und heißem Waſſer in größerer Menge
auf, als in Faltem. - Einige find feuerbeftändig, an—
dere find fluͤchtig. Manche der feßtern laſſen fich für
ſich allen gar nicht vom Waſſer trennen.
$. 857.
Schere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 581
6. 857. Die feften Salze fcheiden fi) aus dem
Waſſer durch Verminderung feines Saͤttigungsgra⸗
des bey der Abkuͤhlung oder bey ſeinem Verdunſten
in kryſtalliniſcher Geſtalt (K. 141.) ab, und dieſe
Salzkryſtalle zeigen ſehr große: Mannigfaltigkeit ihrer
Figur.
5. 858. Die Kryſtalle der Salze verlieren in bie
Hiße, und mehrere fhon im trocdener und warmer
tuft, ihre Figur und ihre Durchfichtigfeit, und 3er:
fallen oder verwittern in ein Pulver, welches im Ge:
wichte merklich vermindert iſt.
Benfpiefe, geben das Glauberfalz, das Foblenfaure mireral⸗
$. 859. Da die verwitterten Salzkryſtalle durch
Auflöfen in Waffer und Kryſtalliſiren ihr voriges Ge:
wicht und ihre Geftalt nieder erhalten; da man fer:
ner durch) Deftillation diefer Salzkryſtalle Waſſer aus:
treiben und fammeln Fann: fo muß das Waſſer einen
Beftandtheil der Salzkryſtalle felbft ausmachen und
ſich darin im Zuftande der Feftigfeit befinden. Man
‚nennt es das Rıyftallifationswaffer. Es ift in den
verfchiedenen Salzfruftallen in größerer und geringer
Menge vorhanden und darin mehr oder weniger feft
vereinigk
'$. 860. Einige Salze haben fo ſtarke Anziehung
zum MWafler, daß fie als fefte Salze durch Aufnah—
me der Seuchtigfeit der Atmofphäre darin zerfließen.
6. 861. Die Anzahl der Arten von Salzen, wel-
che die Natur und Kunft darſtellen fönnen, ift be-
traͤcht⸗
\
588 IT. Theil. 3. Hauptftüd.
trächtlih groß, und es finden fich bemerfensmwerthe
Unterfchiede ihrer Eigenfchaften und ihres Verhaltens
gegen andere Materien, fo daß man ver beflern Leber:
fiht wegen gendthigt wird, diefe Claſſe von Körpern
in Ordnungen und Gattungen abzutheilen. Ich
theife fie in Hinficht auf ihre nähern Beftandtheife in
zwey Ordnungen: I) in nfacbere, und II) in zufam:
mengefestere. Die Gattungen der erftern Ordnung
find: ı) Säuren und 2) Alkalien; die Gattungen
der andern Drbnung find: 1) Neutralſalze, 2) Mit:
telſalze, 3) merallifche Saize,
w Zucker koͤunte noch als eine Gattung der erftern Drdn
— werden, da er ein Opid if | r —
Säuren.
$. 862. Säuren (Acida) find Salze von ei:
nem fauern Geſchmacke, welche die blaue Farbe ver:
ſchiedener Panzenpigmente in eine rothe verwandeln.
$. 863. Nicht alle blaue Pflanzenpigmente mer;
ben von Säuren roth. Man bedient ſich als gegen:
toirfender Mittel zur Erkennung der Säuren haupt:
fählih der Lackmustinctur oder des damit gefärb:
ten Papiers. Jene ift fehr empfindlich gegen Säure,
zumal wenn man fie fo weit mit reinem Waſſer vers
dünnt hat, daß fie himmelblau wird.
$. 864. Es giebt von den Säuren mehrere Arten,
die ſich durch ihr Verhalten gegen andere Körper we:
fentlich von einander unterfcheiden. Man theilt fie ge-
woͤhnlich ein: in mineraliſche, vegerabilifche und bie:
| rifche
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 583
riſche Säuren; allein manche Säuren find!den: Koͤr⸗
pern mehrerer Meiche der Natur gemeinſchaftlich eigen.
Als identisch verichiedene Arten der Säuren. find anzufeben :
1) Die — (Acidum earbonicum, Atide carbo-
nique
3) Die Schwefelfäure (Acidum fulphuricum, A. fulfu-
rique).
3) Die Salpeterfäure (A. nitricum, A. nitrique).
4) Die Salzfäure (A. muriaticum, A. muriatique oxigend).
5) Die Slußfäure (A. Auoricum, A. Auorique).
6) Die Borarfäure (A. boracicum, A. boracigue).
7) Die Phosphortäure (A. phosphoricum, A. phosphorique).
$) Die Arfeniffäure‘ (A. arfeniicum, A. Arfenique).
9) Die — (A. molybdaenicum, 4. moly«
ique
10) Die Wolframfäure (A. wolframicum, A. zunſtique).
11) Die Bernfteinfäure (A. [uceinicum, A. fuccinique)i ;
12) Die Weinfteinfäure (A. tartaricum, A. tartareux).
13) Die itronenfäure (A. eitricum, A. citrique).
14) Die Sauerfleefäure (A.toxalicum, A. oraliqgue).
15) Die Aepfelfäure (A. malieum, A. maligye).
16) Die Gallusfäure (A. gallaceum, A, gallique).
17) Die Benzoefäure (A. benzoicam, A. benzoigue).
18) Die Eſſigſaͤure (A. aceticum, A. acetigue).
19) Dice EALRONOERNUNE (A. galacticum, “A. faccho » la-
ctique
20) Die Blaufäure (A. borulficum, A. pruffigue).
$. 865. Alle Säuren find zufammengefeßte Sub:
ftanzen und beftehen aus einem fäurefähigen Sub:
firate oder einem eigenen Radical (Bafe acidifiable,
Radisal) und dem Sauerſtoffe, den man, als das
fiurebildende Subſtrat (Bafe acidiſiant) anſieht.
(5. 842.)
Beyſpiele an Phosphorſaͤure und Schwefelſaͤure. Die erſtere
deſteht aus Phosphor und Sauerſtoff, die andere aus
Schwefel und Saucritoff.
‘6. 866. Man fann alfo Säuren’ zerlegen und
| zuſammenſetzen. Das letztere geſchieht, wenn ein
ſuaͤure⸗
584 TE. Shaiı. 3. Hauptſtuͤck.
füurefähiges Subftrat verbrennt und ben Sauerftoff
ber lebensluft in fi nimmt, tie ben dem Verbrennen
des Phosphors im Worhergehenden; das erftere er:
folgt, wenn der Säure durch eine andere fäurefähige
Subſtanz, die eine flärfere Verwandtfchaft zum
Sauerftoffe beſitzt, derſelbe wieder entzogen, und folg:
lich dadurch die füurefähige Baſis oder das Radical
. jener Säure dargeftelle wird, |
5. 867. Einige wenige ber bis jeßt befannten
Säuren hat man inbeß bie jeßt noch nicht zerlegen
und zufammenfegen fönnen, und kennt daher ihr Ra:
Dical noch nicht.
Pieber ‚sehixen Nr. 5. und 6. des borigen Berzeichnifieg
5 868. Verſchiedene Säuren kann bie Kunſt
zwar zerlegen, aber nicht zuſammenſetzen.
$. 869. Die verſchiedenen Säuren unterfcheiden
ſich von einander nach der Natur und Verſchiedenheit
ihres ſaͤurefaͤhigen Subſtrats (5. 865...
$. 870. Die fäurefähige Grundlage der Säuren
iſt entweder einfach oder zufammengefegr.
3) Zu den Säuren mit einfachem Aadical gehören:
« Rohi 5 ical it: R .
1. Roh — Ihr Radical it: Roblenftoff
2. * e
3. Salpeterjäure. « 9 8
4. Dhosphorfäure. ⸗ * _ _s PDbospbor.
$ —— ⸗ ⸗ s Arfenf.
. fAure. “ a L - Wolfram.
7. Wiolybdänfäure. + P) » Wiolybode.
3) Pauren mit zufammen Radical find: alle oben
+ 864. Anm.) verzeichnete Gäuren von Pr, i1. bie
fr. 19 hr ical ift aufammengefcgt aus Roblenftoff
a rd Bäure ck — vierfacb zus
naefehte Grundlage aus Ro
Phosphor und Stidtof, :
3
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 585
| eh mit unbef Radical ä
52 — —ãE fir ats: vr 2
$. 871. - Säuren, deren Radical aus —
Grundftoffen jufammengefeßt ift ($. 870.), unter:
feheiden ſich von einander bloß durch das Verhaͤltniß
ihrer Beſtandtheile gegen einander, und fönnen daher
auch durch Abänderung diefes Verhältniffes in einer:
ley Säure verwandelt werden. Ä
6. 872. : Die fünrefähigen Grundlagen fint nd
eines verſchiedenen Grades der Sättigung mit Sauer⸗
ſtoff faͤhig. Wenn ſie ganz mit letzterm geſaͤttigt find,
fo heißen fie vollkommene Säuven. In der wiſſen⸗
ſchaftlichen Nomenclatur endigen ſich die Mamen der
letztern im lateiniſchen auf icum, im Franzoͤſiſchen
auf ique. Wenn die faurefähigen. Grundlagen hin:
gegen noch nicht mit fo viel Sauerftoff gefättigt find,
als fie aufnehmen fönnen, fo erſcheinen fi fie gewöhnlich
von minderer Aciditaͤt und heißen unvollfommene
ober unvollftändige Säuren. Ihre Namen find im
Sateinifchen auf öfum, im Sranzöfifchen auf’ eur
flectirt; im Deutfchen habe ich es durch die Sferion
auf igt auszudrucken gefucht.
—
ifommene Säuren. Unvollfommene Säuren.
En Schweretfäure ı) Schwefeligte Säure
(Acidem felphuricunm;, (Acidum fulphurofam, ' .
Acide — ) Acide fulfureux ).
2) Salpererfäu 2) Salperrigte Säure -'
(Acidum mitricnm, . . »(Aeidum nitzelum,
Acide niträque )* Actde nitreu& ).
3) Salziäure 3
‚ (Acidum mwriaticum,. "(Acıdum muriatefum.
Atide muriutiquue) - :; Avide —— * *
4) Dhospherfäure " 2 PR
( Acidum ;phorienm, Acidum‘ —
Acide phosphorique ). Acide phosphoreuxr *
586. IL Theil 3. Hauptſtuͤck.
Vollfommene Säuren. Unvolltommene Säuren,
5) Vollfommene Arfeniffäure 5) Unveilfommene Arfeniffäure
(Acidum arfenicum, (Acidum arlenicofum ).
Acide arfenique ).
9 Nas meiner Nomenclatur. Sonſt heißt fie Acide muria-
ue oxigent. M. f. f. 873. Anm.
X ic beißt bey andern Acidum muriaticum , Acide, mus
riatique.
$. 873. Man. glaubt zwar auch), daß manche
ſaͤurefaͤhige Grundlage mit Sauerſtoff uͤberſaͤttigt wer:
den koͤnne, und nennt dergleichen Säure oxygenirte
Säure ( Acide oxigen?, ſuroxigéné); ‚aber fie find
in der That nur als vollfiommene Säuren ($. 872.)
anzufehen; denn eine Ueberſaͤttigung mit Sauerftoff
ift ſchon deshalb unmöglich, weiler nicht frey exiſtirt.
- &o nennt man in der metbodifchen Nomenclatur bie fonft fo ges
nannte dephlogiftifiete Salzjäure Acide —— ori«
gene, aber fie ift nur die vollfonmmene Salzfäure, und
bie gememe Galzfäure, - man als vollfommene Galzs
—— — anſah, iſt als unvolllommene Salzſaͤure zu
etrachten.
Alkalien.
. 374. Die Alkalien (Alcalia) oder Kann
‚ false ſchmecken ſcharf und urinoͤs, machen die blaue
‚Sarbe verfchiedener Pflanzenpigmente geün, die rothe
violett oder blau, und die gelbe braun; fie ftellen die
durch Säuren roth gemachten blauen Pigmente wieder
in ihrer vorigen Farbe dar, fo wie die Säuren hin:
wiederum die Wirkungen der Altalien darauf auf?
heben.
$. 875. Nicht alle blaue Planzenpigmente
werden von Alfalien grün, fo wie 3. B. nicht das
lackmus. Man bedient fi) als Neagentien für die
Altalien des blauen Violenſyrups, des mit Fernam⸗
buc
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 587
buc roch gefärbten, des mit Curcuma gelb gefaͤrb⸗
ten Papiers, der durch eine ganz ſchwache Säure
roth gefärbten Lackmustinctut, und auch ber rothen
Alkannatinctur.
6. 876. Sn der Natur treffen wir dieſe Salze
nicht rein an, fondern immer in Verbindung mit an? _
dern Subftanzen, 3. B. mit Kohlenfäure und an:
dern Säuren. Die Kunft muß fie davon erft ſcheiden.
Hier ift nur die Mede von den reinen Alfalien, die
man wegen ihrer auflöferiden Kraft auf das Zellge
webe und die thierifche Safer auch aͤtzende Alkalien
(Acalia cauftica) nennt.
6. 877. Wir fennen drey Arten der Alfalien
ı) das Bewächsalfali, 2) das Mineralalkali,
3) das Ammoniak. Wegen ihrer Eigenfchaft be>
greift man die erftern auch unter dem gemeinfchaft:
lichen Namen der feuerbeftändigen Alkalien (Alcalia
ſxa), und nennt das letztere fluͤchtiges Alkali (Alcali
volatile).
6. 878. 1) Das Gewaͤchsalkali (Potaſſinum,
Potafje) *) ift ein weißes feſtes Salz, das ſich in
ſtark abgeſtumpften vierſeitigen Pyramiden kryſtalliſirt.
Es loͤſ't ſich im kryſtalliniſchen Zuſtande im Waſſer
mit betraͤchtlicher Kaͤlte auf; nach dem Austrocknen
im Feuer aber, oder nach dem Verluſte ſeines Kry⸗
ſtalliſationswaſſers, mit Erwaͤrmung. Das ausge:
trocknete Salz zieht ſchnell euchtigfeit aus der Amos
ſphaͤre am und zerfließe; ſchmelzt aber fonft im nn
leicht,
Fl H. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
Teicht, ſchon bey 236° Fahrenh. Die Auflöfimg in
Waſſer hat den Geruch der frifch getunchten Zimmer
Sm Feuet laͤßt es fich nicht verflüchtigen. Es loͤſ't
im Schmelzen die Kiefelerde leicht auf.
. *) Synonyma: Pottaſche der Neuern (Potalle ); vegetabilis
— (Aal vegane, ——— alca-
linus ıxıvium aponarıorum
$. 879. Man: hält zwar das Gewaͤchsalkali fuͤr
eine einfache Subſtanz, allein feine Zerlegbarkeit und
Zufammenfeßung find doc) fehr wahrſcheinlich. Man
gewinnt es. aus der Afche der Pflanzen. , In einigen .
vulfanifchen Producten, worin. man es entdeckt hat,
ift es ohne Zweifel auch vegetabilichen Urfprunges,
und zwar aus Brennmaterialien der Flößgebirge, die
den Feuerherd der Vulkane bilden.
$. 880. 2) Das WMineralaltali ( Natrum,
Soude ) * ) ift dem vorigen ($. 878.) in den ange:
führten Eigenfchaften fo ahnlich, daß man feinen we⸗
fentfichen Unterfchied nur durch die verfchiedenen Ver-
bindungen mit Säuren und Wahlverwanrdtfchaften
darthun Fann, die ihn aber auch ſehr auffalend be be⸗
weiſen.
$. 881. Die Einfachheit des Mineralalkali iſt
ebenfalls bis jeßt problematisch. Man’ gewinnt es
theils aus der Afche verfchiedener am gefalzenen Mtee:
resufer wachfenden Kräuter, oder der Soda, theils
— Neutralſalzen, worin es, wie z. B. im. Koch⸗
ſalze,
J
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 589
ſalze, mit einer Säure, vereinigt im Mineralteiche
vorkommt.
$. 882. 3) Das Ammoniak (Ammoniacum,
Ammoniaque) *) unterfcheidet fid) von den beyden
vorhergehenden Alkalien durch einen ſehr lebhaften,
reitzenden und ſtechenden Geruch, und durch ſeine
große Fluͤchtigkeit. Wir koͤnnen es nicht in feſter
Geſtalt darſtellen, ſondern es erſcheint immer entwe⸗
der in Verbindung mit Waſſer in tropfbar⸗ fluͤſſiger
Form (liquides Ammoniak), wo es auch unter dem
Namen des aͤtzenden Salmiakgeiſtes bekannt iſt;
oder in Gasgeſtalt, wo es Ammoniakgas (Gas am-
moniacale, Gaz ammoniacal) heißt. Nur ben der
Berbindung mit Säuren liefert es fefte Producte.
*) Synonyma: Fluͤchtiges Alfali, urinöfes Salz (Aleali vola-
tle, Sal urinofum ).
$. 883. Wenn man recht ftarfen äßenden Sal⸗
miakgeiſt in einer gläfernen Retorte, die mit bern pneu⸗
matifchen Duecfilberapparate ($.610. ) in Communi⸗
cation ift, durch Sampenfeuer gelinde erhißt, fo tritt
das Ammoniak des Salmiafgeiftes mit dem Wärme:
ftoffe in fuftform aus dem Wafler, und man erhält.
fo das Ammoniafgas ($. 882.), das ſich als eine
eigene fuftart zeigt. | | ur
$. 884. Das Ammoniafgas befißt einen lebhaf⸗
ten, ſtechenden, faſt erſtickenden Geruch; reagirt auf
Pflanzenfarben, wie ein Alkali (5. 874.); wird vom,
Waſſer unter Erwaͤrmung augenblicklich zerſetztz das
Waſſer nimmt die Baſis deſſelben, das Ammoniak,
daraus
590 MM. Dheil. 3. Hauptſtuck.
daraus im ſich, und wird damit zum aͤtzenden Sal:
miakſpiritus; es ift irrefpirabel; dient nicht zur Un⸗
terbaltung des Verbrennens; ift leichter, als atmo:
ſphaͤriſche Luft. Es loͤſ't fih im Sauerftoffgas, in
der atmofphärifchen fuft und im Stiefgas auf.
. 885. Das Ammoniaf ift eine entzündliche
Subſtanz. Hat man Ammoniafgas mit Sauerftoff:
gas vermifcht, ſo kann man das Gemiſch anzänden,
auch durch den electrifchen Sunfen. Beyde Gasarten
erden zerfeßt, und das Product des Verbrennens
iſt Waſſer und Stidgas. Das Ammoniaf ift alfo
zufammengefeßt, und zwar aus dem in der Folge an:
zuführenden Wafferftoffe und Stickſtoffe. Das Am:
moniaf, das aus thierifchen Körpern durch trocdene
Defttllation derfelben oder durch Faͤulniß zum Vor:
fcheine kommt, präeriftiet nicht in ihnen, fondern
wird erft aus dem Waſſerſtoffe und Stidftoffe diefer
Subftanzen neu erzeugt und zufammengejeßt.
= Neutralſalze.
. 886. Säuren und Alkalien zeigen gegen ein:
ander fehr farfe Verwandtſchaft, und fie verbinden
fid) zufammen zu neuen Körperarten, die nicht mehr
die Eigenfchaften ihrer Beftandtheile äußern, oder
worin die Säuren und die Alfalien nicht mehr als
‚folche reagiren.. Das aus einer Säure und einem
Alkali entipringende Product, worin. weder das eine
noch das andere das Uebergewicht hat, nennt man _
ein Neutralſalz (Sal neutrnm ), *
Verſuch durch Sättigung der Salpeterſaͤure mit Gewaͤchsalkali.
$. 887.
#
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 591
76.887. Jede Säure giebt mit jedem der drey
Alkalien ein eigenes Neutralſalz. Die Anzahl der
feßtern läßt fich alfo beſtimmen, wenn man die An:
zahl der befannten Säuren mit den drey Alfalien
multiplicirt.
6.888. Die verfchiedenen Meutralfalze unter:
fcheiden fi von einander durch Geſchmack, Geftalt,
Auflösbarfeit, Seuerbeftändigfeit, Slüchtigfeit.
$. 889. Durchgehends find die Säuren ben
benden feuerbeftändigen Alfalien näher verwandt, als
dem Ammoniaf. Sn vielen Fällen haben fie auch ge:
gen das Gewächsalfali eine nähere Verwandtſchaft,
als gegen das Mineralalfali,
Erden und WMittelfalze,
$. 890. Erden (Terrae) find unentzündfiche, |
feuerbeftändige Körper, die fich ohne Zwiſchenmittel in
200 Theilen Fochenden WBaffers nicht auflöfen laffen.
6. 891. Einfache Erden (Terrae fimplices )
nennt man folche, die in. feine ungleichartige Beſtand⸗
theile weiter zerlegt werden koͤnnen. In der Natur
fommen fie immer in Verbindung unter einander oder
mit andern Stoffen vor. |
$. 892. - Wir fennen gegenwärtig acht verfchie-
dene einfache Erden: 1) Ziefelerde, 2) Aalferde,
3) Talkerde, 4) Tbonerde, 5) Schwererde,
6) Sırontionerde, 7) Swbonerde and 8) Au⸗
ftralerde,
p $. 893.
z92 Then. 3. Oauptſtch.
4. 893. Die mehreſten dieſer Erden verbinden
ſich mit Säuren auf-eine aͤhnliche Art, als. die Alka⸗
fien; fie-benehmen ihnen die Aciditaͤt und die Far
higfeit, als Säure zu wirken. Es gehören hierher :
Kalferde, Talterde, Thonerde, Schmwererde, Strons
tionerde. Man nennt fie deshalb aud) alkalıfche oder
abfsrbirende Erden, und das Product, das aus
ihnen und einer Säure entfpringt, ein Mittelſalz
(Sal medium).
$. 894. Die Mittelfalze fommen in Abſicht ihr
rer äußern Befchaffenheit fehr mit den Neutralfalzen
($. 886.) überein. Sie unterfcheiden fich unter em-
ander fo wohl nach Verſchiedenheit ihrer erdigten Ba:
fis, als ihrer Gäure, und jede alfaliiche Erde giebt
mit jeder, eigenthuͤmlichen Säure. ein eigenes Mittel:
falz. "Einige diefer Verbindungen find indeffen jo
ſchwer⸗ aufloͤslich, daß mir fie nicht mehr zu den Sal;
jen ($. 855.) zählen fönnen, ſondern ja ben m Steinen
oder Erden rechnen müffen.
$. 895. Gede Säure nimmt von einer alfali-
fhen Erde nur eine beftimmte Menge in fih, und
in einem vollfommenen Mittelfalje muß weder die
Säure noch die Erde überfchäffig fern. Es giebt
indeffen Mitteljalze, die nur bey einem Ueberſchuſſe
von Säure gebräuchlich find, z. B, der Alaun.
$. 896. Die affalischen Erden beißen nicht
gleich ſtatke Verwandtſchaft zu den Säuren. Einige
gehen auch in dieſer Verwandtſchaft den Alfalien u
andere nach.
$ 897.
— u
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 593
65897. 1) Die Rieſelerde (Silicea, Silice)
macht den vorwaltenden Grundtheil in den kieſelarti⸗
gen Erden oder Steinen aus; am reinſten findet man
fie im Quarze, Kieſelſande und Bergkryſtalle. Sie
iſt für fich unauflöstich im Waſſer, geichmadlos, un:
aufloͤslich in allen Säuren, - außer in der Be
unſchmelzbar.
%
$. 898. So unfchmelzbar die Kiefelerde für ſich
im Seuer ift, fo feichtfläffig wird fie durch Beyhuͤlfe
der feuerbeftändigen Alfalien. Dieſe "Töfen fie im
Schmelzfeuer auf und verbinden fich mit ihr zu ei-
nem neuen Producte, dem Glaſe.
$. 899. Das Glas (Vitrum) ift alfo eine Zu⸗
fammenfeßung aus. feuerbeftändigem Alfali und Kie-
felerde. Die leßtere erlangt durch erfteres Schmel;-
barfeit, und das Alkali verliert dagegen feine Aufldg-
lichfeit in Waſſer und Saͤuren. Je mehr matı Al
kalien zum Ölafe nimmt, deſto weicher und ſchmel zba⸗
zer wird das Glas, deſto weniger miderfteht es aber
der Einwirkung bes Waſſers und der Saͤuren. Die
Güte des Glaſes hängt von der Reinigkeit der Ingre—
dienzien, von dem gehörigen Berhältniffe derfelben ge:
gen einander, und von dem duͤnnen und anhaltenden
Fluſſe beym Schmelzen ab.
$. 900. 2) Die Ralkerde (Calx, Ckauæ) wird
in der Natur nicht rein, ſondern immer in Verbin⸗
dung mit Säuren angetroffen, und es iſt gewoͤhnlich
die — Kallerde rohe Kalkerde zu nennen,
Pp derglei⸗
594 U. Theil. 3. Haupiſtuͤck. I
dergleichen die Kreide, der gemeine Kalkſtein, ber
Marmor, der Kalkſpath if. Da die Kohlenfäuse
fich aus der rohen Kalkerde durchs Brennen im Seuer
ſcheiden läßt, ſo iſt dies ein Mittel, die Kalkerde
sein darzuftellet. Sie wird durch diefes Brennen be-
trächtlich verändert; Idf’e fich nicht mehr mit Aufbrau-
fen in Säuren auf, wie vorher, und hat einen fehr
fcharfen und brennenden, alfalifhen Geſchmack, da
fie vorher geſchmacklos war. _ Sie heißt jegt gebrann⸗
ter oder lebendiger Ralk (Calx ı viva, ufta).
$. 901. Diefer gebrannte Kalk if als die reine
Kalkerde anzufehen, die durchs Brennen von der
Kohlenfäure und dem Waſſer, womit fie in ‚ver Na-
tur verbumbden war, befrenet worden ift. Der ge-
brannte Kalf erhißt fich ftarf mit dem Waller, womit
er gelöfche wird, er fangt das Waſſer ein, und firiet
es fehr flarf, und föft fich bey mehrerm jugefeßten
Waſſer endlich völlig darin auf, wozu er aber 680
Theile davon braucht. Dieſe Auflöfung heißt Kalk⸗
waſſer (Aqua caleis vivae); fie ſchmeckt ſcharf und
alkaliſch, und reagirt gegen Pflanzenpigmente als ein
Altali (59. 874).
. 902. In genau verſchloſſenen Gefäßen bleibt
das Kalkwaſſer unverändert; an der freyen $uft wird
es aber mit einem Häutchen bedeckt, (AstErahm,)
das endlich zu Boden finft und einem neuen Häut:
chen: Plag macht, bis endlich) aller Kalk fich gefchieden
bat. Diefer auf dem Kalfwafler fich bildende Kalt:
rahm iſt wieder sohe, d, i., foplenfaure,. Kalferde, die
| F geſchmack⸗
‚Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen, 595
geſchmacklos und unaufldslic im Waſſer ift, und wie⸗
der mit Säure brauf’t; und der Grund aller Veraͤn⸗
derungen, melde das Kalkwaſſer an der luft erfährt,
rührt von der Kohlenſaͤure der Atmofphäre her, wel;
che die im Kalkwaſſer befindliche reine Kalferde mit
vieler .Stärfe darans in fich zieht, und wodurch fie
wieder die Natur des rohen: Kalfs erlangt.: Eben
diefe Umaͤnderung widerfährt auch dem gebrannten
Kalke felbft, wenn er am der $uft liegt, aus derer _
nicht nur nad) und nad) wieder Kohlenſaͤure, fondern
auch Wafler anzieht, und wodurch er fich allmählig
und nach) und nach löfcht, zerfällt, und feine Schärs
fe verliert. Die Kalkerde iſt für fih im ſtaͤrkſten
Feuer unfchmeljbar, . |
6. 903. 3) Die Talferde (Magnefia, Ma«
gnöfe) *) macht einen Beſtandtheil des Talks, Speck⸗
ſteins, Serpentins, Meerſchaums, Asbeſts aus,
und wird auch in der Natur niemals rein angetroffen.
Sie findet fic ferner im ſo genannten Bitterfalze und
in der Mutterlauge der mehreften Salzfoolen und des
Meerwaflers, im mittelſalzigen Zuſtande.
*) Syno Bittererde, T
) ee ie — Bitterfalzerde (Terra muriatica,
$. 904. Die reine Talferde ift nicht aͤtzend und
ſcharf, wie die reine Kalferde, loͤſ't fich nicht im Waſ⸗
fer auf, und erhitzt fi) nicht damit. Die Alfalien
köfen fie auf naffem Wege nicht auf. Sie fihmeljt
für fich im gewöhnlichen Feuer nicht.
Pr 2 8.905.
5966 IL Deil. 3. Haupiſtück.
$. 905. 4) Die Thonerde (Argilla, Alumi-
ne) N macht einen Beftandrheil des Thones und der
Thonarten, muß aber nicht mit dem Thone felbft ver:
wechſelt werden, worin fie immer mit Kiefelerbe ver:
bunden if. Bis jet hat man fie nur erft Hier zu
Halle'im Garten des Pädagogiums rein’ gefunden.
Die Thonerde läßt fich mie Waſſer ungemein fein zer:
heilen, aber nicht darin auflöfen ; giebt mit wenigem
Waſſer einen zähen Teig; zieht fi) beym Austrod:
nen fehr zufammen; und vor dem völligen Austrod:
nen fehnell in ftarfes Feuer gebracht, befommt fie Rif-
fe und fpringt umher. Nach dem Austrocfnen im
Feuer gebrannt, ſchwindet fie fehr ftarf und brennt ſich
bart, fo daß fie mir dem Stahle Sunfen giebt. Die
gebrannte Thonerbe laßt fich nicht wieder mit Waffer
zu einem zähen Teige bilden. Gegen die Kohlenfäure
hat die Thonerde feine Verwandtſchaft. Won den Als
Falien wird fie auf naffem Wege aufgelöf’r, was ein
sehr charafteriftifches Merkmal derfelben if. Sie ift
im ftärfften Dfenfeuer für fih unfchmeljbar, mit der
Kalferde aber ift fie ſchmelzbar.
”) Synonyma: Alaunerde (Terra aluminie)⸗ reine Thonerde
(Argilla pura),
$. 906. 5) DieSchwererde (Baryta, Baryte) *)
wird in der Natur immer in Verbindung mit Säuren,
“wie mit Schwefelfäure, (Schwerſpath,) oder mit
Kohlenfäure, (Witherit,) angetroffen. Die Kunſt
muß fie affo erft rein darftellen. Dieſe reine Schwer:
erde ift unfchmelzbar für ſich; ſie loͤſ't fich in geringer
Menge in See auf, indem fie davon wohl 900 Theile
jur
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 597
zur Aufloͤſung erfordert;- die Auflöfung ſchmeckt ſcharß
und reagirt als alfalifche Subftanz auf Pflanzenfarben‘;:
an: der: tuft wird fie geträbt, indem Die Schwererde
Kohlenſaͤure anzieht und nun unauflöslich wird.
*) Terra. ponderola off.
$. 907. 6) Die Strontionerde (Strontiona)
findet fich in einem Foſſil, das von feinem Geburtsorte
Strontion in Schottland den Namen Strontionit
erhalten hat, und worin diefe Erde mit Kohlenfäure
verbunden ift. Sonſt aber. macht fie auch einen Be:
ſtandtheil des Schwerfathe aus,
$. 908. Die reine, von KRohlenfänre befreyete,
Strontionerde hat einen aͤtzenden Geſchmack, loͤſ't
ſich in vielem kochenden Waſſer, nämlich in 250 Thei⸗
len, auf; vom Falten Waſſer aber braucht fie mehr
zu ihrer Auflöfung. - Die Auflöfung hat den Ge:
ſchmack eines flarfen Kalkwaſſers und wird durch
Anziehung der Kohlenfäure an der Luft getrübt: Die
mit Fochendem Waſſer gemachte und gefättigte Aufloͤ⸗
fung der Strontionerde in Waffer, wenn fie nad
dem Filteiren fogleich in einer gläfernen Flaſche genau
verwahrt wird, ſchießt zu klaren, durchſichtigen Kry⸗
ſtallen an, von xhomboidaliſcher Geſtalt, von einem
äßenden Geſchmacke, welche an der $uft ihre Durch⸗
ſichtigkeit verlieren. Die Strontionerde iſt im hef—
tigſten Feuer für ſich unſchmelzbar.
$. 909. 7) Die Zirkonerde (Circonia) iſt zu⸗
erſt vom Herrn Klaproth in den Zirkonen, nachher
auch in dem Ks als vorwaltender Beſtandtheil
und
598 I. Theil. 3. Hauptftüd.
und als eigenthümliche Erde entdeckt worden. Gie tft
unauflöslich im Waſſer; in Säuren auflösbar, aber
nicht mit. Kohlenfäure verwandt; in äßenden Alkalien
auf naſſem Wege nicht auflösbar; unſchmelzbar für
ſich und mit feuerbeftändigen ee; nur mit Borar
fließt fie zu Glaſe.
6. gıo. 8) Die Auſtralerde ( Cambria )"ift
von Herrn Wedgwood in einer Erdart von Neu⸗
Sid: Wales entdeckt worden: Sie ift unauflöslich
im Waffer, in Ueblauge und Säuren, auggenom>
men in der congenteirten falzigten Säure durch Huͤlfe
der Hitze, woraus fie aber doch Durch bloßes Waſſer
wieder gefällt wird. Im ſtarken Feuer ift fie für ſich
ſchmelzbar.
Einfache verbrennliche Subſtanzen.
$. 911. Alle verbrennliche Subſtanzen find zwar
zuſammengeſetzt aus der Baſis des lichts oder dem
Brennſtoffe (5. 803.) und ihrem eigenen Subſtrate.
Wenn dieſes leßtere aber felbft nicht weiter zerlegt wer:
den fann, fo nenne ich auch die entzündliche Subftanz,
Die es mit-dem Brennftoffe bildet, einfach, indem wir
auf letztern in chemifcher Hinfiht nicht Ruͤckſicht zu
nehmen brauchen (5. 843. )
$. 912. Einfache entzündliche Subſtanzen (4.
911.) find: 1) Waſſerſtoff, 2) Aoblenftoff,
3) Schwefel, 4) Stickſtoff, 5) Phoephor, 6) Aa
dical der Salsfäure, 7) Radical der Flußſaͤure,
8) Radical der Boraxſaͤure, 9) — 27) bie „=
Ä ta
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 599
tälle. Wir betrachten fie nach ihren Eigenfthaften:
und. nach ihren merkwuͤrdigſten Berbindungen, sonmohl
mit andern einfachen Stoffen als unter fih. u
Zur | anti» on
W affe r ſt 0 fi. Ba | fe ar om
6.913. Das Waſſer iſt Feine einfache Sub⸗
ſtanz, wie man fonft glaubte, ſondern kann in un⸗
gleichartige Beſtandtheile zerlegt und wieder daraus
zuſammengeſetzt werden
$. 914. Man ſchuͤtte Waſſer in eine Heine glaͤ⸗
ſerne Retorte, lege ſie in ein Sandbad, kuͤtte ihren
Hals in einen eiſernen Flintenlauf, in deſſen Mitte
man noch ſpiralfoͤrmig gewundenen Eiſendraht und
eiſerne Nägel gebracht hat; man bringe das untere,
ebenfalls offene, Ende des faufs unter den Trichter
der mit Waſſer gefüllten pneumatiſchen Wanne,
mache feinen mittlern Theil durch Kohlen glühend, und,
erhiße das Waſſer in der. Retorte bis zum Kochen.
So wie nun die Dämpfe des kochenden Waſſers
durch den gluͤhenden Theil des eiſernen Rohres ſtrei⸗
chen, verwandeln fie ſich in eine Gasart, melche ent-
zuͤndlich ift und fich charakteriſtiſch von andern zuft—
arten unterſcheidet.
$. 915. Um aber die Veränderungen, die. das
Maffer ben der Erzeugung. diefer Gasart erleidet, |
beſſer beſtimmen und. Schlüffe-daraus auf die Mi—
ſchung des Waſſers ziehen zu koͤnnen, ſtelle man den
vorigen Verſuch auf folgende Weiſe an Mannebme
eine beſchlagene Roͤhre aus hartem, Glaſe, bringe
| | | in
Y
\
\
wo .- EUa: 5 Hanstkädl.
im die Mistz ̊cer Hählung 274 &. (franz) eizak-
fürmig gewundensn Eirienbraft, kütte in die obere
Mündung derieiben am Hals tiner fieinern aläfernem
Reteete, in die man jmen Unzen defüilirtes Water
geichärter bat, ud lese fie in cm Sundbat. Dem
mittiern Theil der Rökre, mo das Erlen lieat, Saite
mas duch ein Kohlenbeden etwas geneigt treten, un
füste ihr umtezes Ende ın eine Mirtellaihe, Die im
kaltem Waſſer fieht, und aus der eine feitunasrähre
unter den Trichter der pneumatiihen Wanne tritt.
Man mahe die Hasröhre in der Mitte nach umd
nad) alühend, bringe dann das Waſſer in der Reterte
zum Kochen, und noͤthige fo feine Dämpfe, durch das
glühende Eiſen zu fireichen, mo ſich dann auch das er-
mwähnte Gas erzeugt. Man erhäft, wenn alles gut ae-
fingt, nach Abzug der atmofphärifchen $uft der Gefäße,
etwa 416 Eubifjolf (parif.) von diefer brennbaren
fuft, die 15 Gr. (franz) wiegen. Das Eifen in
ber Metorte ift verändert und mie verbrannt; es iſt
brüchig und fpröde geworden, und wiegt nun 85 Gran
mehr, als vor der Dperation. Das in der Mittel:
flafche gefammelte Waffer beträgt, wenin alles über:
deſtillitt ift, 100 Br. weniger, als das zur —
angewendete.
Lavoifier traitéâ mentaire/ T. I. ©, ↄ2. ff.
6. 916. Das erhaltene Gas heißt aus Gruͤnden,
die ſogleich erhellen werden, Waſſerſtoffgas (Gas
hydrogenium, Gaz hydrogene), fonft brennbare,
entsündbare Luft ( Adr inflammabilis). Es ift das
feichtefte von allen Gasarten a oben ©. 253.); es
befißt
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 601
beſitzt einen eigenthuͤmlichen unangenehmen Geruch,
iſt irreſpirabel, und loͤſcht ein hineingebrachtes licht
aus; ſonſt aber iſt es ſelbſt breunbar, und laͤßt ſich
entzuͤnden, wenn Sauerſtoffgas oder atmoſphaͤriſche
luft Zugang hat. ‚So brennt es an der Mündung
einer Slafche, worin es enthalten tft, nachdem. Anz
zünden mit einer. Slamme, die deſto fehnellen in das
Gefäß hinabſteigt, je weiter die Mündung der Fla⸗
fehe iſt. Wenn man eine mit: Diefem Gas: gefüllte
Glasglocke aus dem Sperrwaſſer hebt, fo fann man
von unten her das Gas darin ebenfalls anzuͤnden.
Vermiſcht man bas Gas in einem Gefäße mit etwa
dreymal fo viel, (dem Volum nad, ) atmofphärifcher
Uuft, fo verbreitet fich Die durch eine brennende Kerze
an der Mündung der. Slafche verurfachte Entzündung
im Moment durch den ganzen Raum, und es ent—⸗
fteht eine ftarfe Erpfofion, die noch) ftärfer ift, wenn .
man einen Theil reines Sauerſtoffgas mit zwey Thei.
len Waſſerſtoffgas, (dem Volum nach,) vermiſcht hat.
Man unternimmt dieſe Exploſion am ſicherſten in einer
Flaſche aus elaſtiſchem Harze. Auch dutch den electri⸗
ſchen Funken laſſen ſich dieſe Vermiſchungen anzun;
den. — Sonſt wird das Wafferftoffgas weder vom
Waſſer, noch von Alfalien ‚oder ee einge:
fogen over geändert.
$. 937 - Da bey dem gengeffe der Erzeiigung
diefes Gas ($, 915.) die Gewichtszunahme des ruͤck⸗
ftändigen Eifens zu dem Gewichte des erhaltenen Gas
addirt, dem Gewichte bes dabey verſchwundenen Waf:
ſers correfponbit; ſo folgt ganz natuͤrlich, daß dieleg
Waſſer
602 IL. Deil. 3. Hauptſtuck.
Waſſer theils zur Veränderung jenes Eifens, theifs
zur Bildung des Gas verwendet worben feyn muͤſſe.
Die Veränderungen, die das Eifen durch die Waſſer—
dämpfe beym Gluͤhen erlitten hat, find ganz diefelbi-
gen, als wenn es in Sauerftoffgas verbrennt ($.8 3 3.),
folglih muß Sauerftoff an ihn getreten jeyn, und
dieſer muß einen Beſtandtheil des Waſſers aus-
machen. Da die Gewichtszunahme des Eifens Bier:
bey zu dem Gewichte des erhaltenen brennbaren Gas
addirt, dem Gewichte des verſchwundenen Waffers
correſpondirt, fo muß die ponderabele Bafis diefes Gas
den andern Beſtandtheil des Waſſers ausmachen.
Weil alfo das Waſſer aus Sauerftoff und diefer pon-
derabelen Baſis des brennbaren Gas zuſammengeſetzt
ift, fo hat man eben beshalb der leßtern den Nahmen
Waſſerſtoff (Hydrogenium, Hydrogene) gegeben.
Laoifier traite el&m.' ©, 9 ff.
$. ‚918. Das Waſſer befteht demnach aus Sau⸗
erſtoff und Waſſerſtoff, und zwar, dem angefuͤhrten
und andern Experimenten zu Folge, aus 0,85 des
erſtern und 0,15 des letztern.
. 919. Die. Theorie bes angeführten Prozeſſes
($. 914. ff.) ift nun folgende. In der Gluͤhehitze ent
zieht das Eiſen wegen feiner nähern Verwandtſchaft
zum Gauerftoffe diefen dem Mafferftoffe im Waſſer,
und der Waſſerſtoff nimme den Brennſtoff des Ei:
fens auf, und tritt durch den Wärmeftoff als erpan:
fibeles aaa aus; das Eifen bleibt folcher Geſtalt
verfalft
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 607
verkalkt ober oxidirt zuruͤck. Die Bafis des Waſſer⸗
ſtoffgas iſt ale Waſſerſtoff und Brennſtoff.
6. 920. Die völlige Ueberzeugung von dieſer
ays analyeifhen Verſuchen gezogenen Schlußfolge
gewährt die Syntheſis des Waflers, oder die Wie⸗
dererzeugung vefjelben aus der ponderabelen Bafis des
Waſſerſtoffgas und Sauerfioffgas. Laͤßt man nam:
lich bende Gasarten in dem Verhältniffe von 15 Thei-
fen des Maflerfioffgas zu 85 Theilen des Sauerſtoff-
gas, (dem Gewichte nad), ) in einem eingeſchloſſenen
Raume verbrennen, fo werben beyde luftarten zer⸗
ſtoͤrt, und es bildet ſich wieder Waſſer, das dem Ge⸗ |
wichte nad) 100 Theile-beträgt.
Memoire fur la combuftion du gaz hydrogsne dans des vaiſ-
feaux clos, par M. Fourcroy, Vauquelin et ri —
in den — de chimie, TJI. VIII. ©. 230 ff.
. 30.
$. 921. Um diefes Verbrennen mit gehöriger Bez
quemlichfeit und mit genauer Schäßung der dabey
verzehrten Gasarten vornehmen zu fönnen, hat man
eigene Vorrichtungen eingeführt, die den Damen
der Bazometer führen. Der vom Hrn. van Marum
dazu vorgefchlagene Apparat iſt der einfachſte und be⸗
quemſte.
Lavoifier traitk &löm, T. II. © 3943. ff. Weber die Apparate
zue Waflers und Gänreerzengung , und ibre vortheilhaf⸗
tern Einribtungen, vom Hra. Succow; in Crells chem.
Annalen, 1791. ®.1. ©. 453. ff. Belchreibung eines ſeht
einfachen ——— vom Hrn. van ur in Grens
urn. ne 1154. ff. B.VI. ©. 3. ff. Bes
tee Ray —— 8 oder ae . einiger
damit angeftellten Berſuche, vom Hrn. von Hauch; ”
Grens neuem Journ, d, Dhsf Bi. ©. uff
$. 922.
604 . 1. Theil. 3. Hauptſtuͤck
6. 922. Wenn Wafferfioffgas und Sauerſtoff⸗
908 mit einander vermifcht werden, fo ift in der Tem-
peratur unter dem Gluͤhen die Anziehung ihrer reſpec⸗
tiven Grundlagen zum Waͤrmeſtoffe größer, als ge:
gen einander, und fie zerſetzen fich Daher nicht. Hin⸗
gegen in der Temperatur des Gluͤhens ziehen ſich Sau:
erftoff und Waſſerſtoff mechfelfeitig wieder ftärfer an,
und fie vereinigen fich wieder zufammen zum Waſſer,
während der Brennftoff des Wafferftioffgas mit dem
fren werdenden Waͤrmeſtoffe beyder Gasatten das
it bildet.
$. 923. Wenn wir einen parifer Cubikfuß Waſſer
zu 70 Pf. (franz.) rechnen, und einen Cubikfuß
Waſſerſtoffgas zu 6ı ©r., fo folge, aus dem obigen
Berhältniffe des Waſſerſtoffes zum Sauerftoffe im
MWafler, daß in einem Eubiffuße Waſſer 103 Pf.
Waſſerſtoff enthalten find, die über 1569 Eubiffuf
brennbare tuft bilden —
$. 924. Das MWafferftoffgas kann aus dem
Waſſer noh auf mehrere andere Arten dargeftellt
werden, ala auf die ($. 914.) angezeigte Weiſe.
Wenn. man nämlich mit Waſſer verduͤnnte Schwe⸗
felfäure oder falzigte Säure auf Eifenfeil oder Zink
gießt, ſo wird durch dieſe Metalle unter Einwirkung
der Saͤure das Waſſer ebenfalls zerlegt; ſie nehmen
den Sauerſtoff daraus in ſich, treten ihren Brenn⸗
ſtoff an den Waſſerſtoff ab, verkalken ſich und werden
von der Säure aufgeloͤſ't, während der Waſſerſtoff
mit dem Brennftoffe verbunden als Gas austritt. Man
fchütte
Schwere eeinfache Stoffe u. ihre Verbindungen, 605
ſchuͤtte zu dem Ende gekoͤrnten oder in Stuͤcke gebro:
chenen Zink in eine Entbindungsflaſche (9. 611.),
und gieße darauf ein Gemiſch aus 1 Theile Vitrioldhl
und 6 Theilen Waſſer. Die Aufloͤſung geſchieht
mit maͤßiger Lebhaftigkeit und Aufbrauſen. Das ſich
entwickelnde Gas fange man vermittelſt des uͤbrigen
pneumatiſchen Apparats durch Waſſer hindurch auf.
$. 925. Wenn man die Erzeugung des Waſ⸗
ferftoffgas nach der eben angezeigten Weiſe (5. 924.)
in einer Kleinen Slafche aus flarfem Glafe vornimmt,
die man mit einem Korkftöpfel verfchloffen hat, durch
welche eine enge zulaufende Glasroͤhre vertical geſteckt
ift, aus der das Gas hervarfreten kann; darin diefen
bervortretenden Strom des Gas anzuͤndet, nachdem
man ficher ift, daf feine atmofphärifche Luft mehr im
Glaſe eingefchloffen iſt; und über die Flamme des
brennenden Gas die Mündung eines Glaskolbens
oder ‚eines oben gefchloffenen Glascylinders hält: fo
entftehr ein fehneidender Harmonicaton. Die tuft, wel⸗
che hierben in das Gefäß ſtromt, im melchem das
Sauerftoffgas zerfeßt wird, bewirkt hierben die klin⸗
gende Erſchuͤttetuns.
$. 926. Das Waſſer kann nur * —
werden, wenn es mit einer Materie in Beruͤhrung
kommt, die Anziehung zu ſeinem Sauerſtoffe hat,
und zwar eine ſtaͤrkere, als die iſt, welche der Waſ⸗
ſerſtoff gegen den Sauerſtoff beſitzt. Deshalb wird
das Waſſer beym Durchgange durch gluͤhendes Glas,
Sol, Silber, Porzellaͤn, und Überhaupt durch uns
verbrenne
606 U Re. 3. Haupt
berbreimliche Körper nicht zetlegt, nn bleibe
. Waffer.
en Verfuche ber bie — und die Zerlegung
F ee a r n Jauch; in Grens Journ,
$. 927. Man fenut bis jeßt noch feinen Körper,
ber das Waſſer Dadurch zerlegte, daß er den Waffers
ſtoff deffelben flärfer anzdge, als er vom Sauerftoffe
angezogen wird. Die Natur fcheint aber diefen Weg
bey der Vegetation der Pflanzen einzufchlagen, vie
im Sonnenlichte das Waffer zerſetzen, den Waſſer⸗
ſtoff daraus in ſich nehmen und fi als Beftandrheil
zueignen, und den Sauerfioff frey machen, der als:
Sanerftoffgas ſich aus den Blättern entwickelt.
$. 928. Man bringe zu dem Ende in einen .
räumigen Glascylinder oder Glaskolben eine im Adaf-
fer eine hinlängliche Zeit ausdauernde gefunde und
faftreiche Pflanze, fuͤlle das Gefäß mit reinem Waſ⸗
ſer ganz voll, decke es mit einer Taffe oder Schuͤſſel
zu, fehre es in einer Wanne mit ABaffer fo um, daf
feine $uft von außen bineinfomme. Wenn man nun
hierauf den Apparat an die. Sonne ftelle, fo nimmt
man wahr, daß aus der Fläche der Blätter $uftbläg:
shen zum Vorfcheine kommen, die fid) davon ablöfen,
nad) oben in das Gefäß auffteigen und ſich fammeln,
und fo das Waſſer heraustreiben. So lange die Pflanze
friſch und gefund bleibt, Dauert die Entwidelung des
Sauerfioffgas im Sonnenlichte fort. Die faftigen
Pflanzen, die Wafferpflangen, die eryptogamiſchen
— wie beſonders Conferva rivularis, Die:
Ä Prieft:
Schwere einfache Stoffe u. ihre Birbindungen. 607
Prieſtleyiſche gruͤne Materie, geben das Sauerſtoff⸗
gas hierbey in vorzuͤglicher Menge.
$. 929. Die zahlreichen Verſuche des Seren
Ingenhouſz über diefen Gegenftand, ‚fo wie Die des
‚Heren Sennebier, beftätigen die Tharfache ganz all:
gemein, daß zur Entwidelung des Sauerftoffgas aus
den Pflanzen das Sicht Bedingung ift, und daf fie das
Gas defto reichlicher ausftrömen, . je heller der Tag ift
und je mehr die Stellung der Pflanze fie.dem Einfluffe
des Lichts ausfeßt. Die Pflanzen entwideln ferner _
das Sauerfioffgas nur fo lange, als fie gefund und
in dem Xcte der Vegetation begriffen find, und fie hd-
ven auf, es zu thun, fo bald fie abfterben. Bey ih:
rem Wachschume im Freyen geben fie auch unftreitig
mehr Sauerftoffgas, als unter WBaffer, obgleich dann
der Prozeß felbft nicht wahrgenommen werden kann;
denn die meiften Pflanzen, wenn fie unter. Waſſer
gefeßt werden, befinden fih in einem untauglichen
Medium, um lange ihre volle Kraft zu behalten.
Herr Sennebiet behauptet, daß bie Blätter des
Nachts und im Dunkeln gar feine $uft entwickeln;
die zahlreichen Verfuche des Hrn. Ingenhouſz zeigen
aber doch, daß fie dann eine irrefpirabele Gasart,
Stickgas und fohlenfaures Gas, obgleich in geringer
Menge, ausftrömen; welches nach ihm aud) die Blu:
men, die Wurzeln und die reifen Früchte, in den
mehreften Fällen, fo wohl im — als im
Dunfeln thun.
. Ingenhoufz Verſuche mit Pfamen, — —
worden s daß ie die Kraft beſitzen, die atmoſphaͤriſche Luft
beym Gonnenfheine zu a und im Schatten m.
e
GB: IL TEE 3. Haupiſtuck
ded Nachts über zu verderben, a, d. End. Beipg 1780. 8,
Wien, Th. 1— III. 1785 — 1790. 8. Einige Bemerkun⸗
gen über die DPSSRIER der Pfamen; in ea
verm. Schr. B. 1. ©. 341. ff, Memoires p 1co - chimi
ues Sur Wi afluence de la lumiere Par pour nıodi-
er les etres des trois regnes de la nature, et furtout
eeux du regne vegetal, par Jı Senriebier., a Geneve
1782. T. 1. 111. 8. ob. Sennebiers pbofifaliich » bemi»
he Abhandlungen tiber den Einfluß ves Sonuenlidhts auf
alle drey Reihe der Natur, a. d. Franz. Th. I — IV.
Leipz. 1785. 8. Ebendeſſelben Experiences fur 1’ action
de la lumiere [olaire pour la vegetation. a Geneve
1788. 8.
$. 930. Der Wafferftoff ift einfach und bis jeßt
unzerlegt. Er ift ferner für ſich nicht darftellbar, und
wir Fennen ihn nur in feinen Zufammenfeßungen. Er
macht nicht nur einen Beſtandtheil des Waſſers und
des Wafferftoffgas aus, fondern geht in die Mifchung
der Erbharze, des Alcohols, und aller und jeder naͤ—
hern Beftandtheile der Körper des Gewächsreiches und
Thierreiches ein.
6. 931. Das Wafler — in der Natur in
einer dreyfachen Form vor: als feſtes Waſſer, oder
Eis; als liquides, oder eigentliches Waſſer; und als
elaſtiſch⸗ flüffiges, ‚oder Waſſerdampf.
. 932. Das liquide Waſſer iſt im Zuſtande
feiner Reinigkeit eine farbenlofe, durchſichtige, un:
ſchmackhafte, geruchlofe, unentzimdfiche Flüffigfeit,
Die allerdings etwas Elaſticitaͤt befigt und compreffi:
bei ift, wie Zimmermanns und Abiche MWerfuche,
die Kortpflanzung des Schalles durch das Waſſer,
und das Abfpringen harter Körper von demfelben be:
toeijen,
Berzl, $. 130.
$. 933-
Eönnesnfahe Cnfe zer Beben. 605
. 933. Das Waſſer har feine Fluſſigkei nur
vom Stoffe ver Wärme ($. 137. 571.), und es ge⸗
bört zu den ſehr fehmel;baren Subftanzen. Ben Ver:
minberung der freyen Wärme unter 32° Sahr. wird
es feft oder zu Eis, wobey es dann wieder den vorher
latent gemachten Waͤrmeſtoff entlaͤßt. Die Entſte⸗
Kung des Eiſes iſt im Grunde eine Art von Kryſtalli⸗
ſation ($. 144.). Es nimmt dabey unter den gehoͤ⸗
rigen Umſtaͤnden eine regelmoͤßige Geſtait an, und
bildet ſich gewoͤhnlich in Nadeln, die unter einem Win⸗
kel von 60° ſich durchkreuzen. Daher bie ſechezacige
digur des Schnees.
4. 934 Bey dieſem Gefrieren des Waſſers ent⸗
wickein ſich die Luftarten, die im Waſſer aufgeloͤſ't
waren, als kleinere oder groͤßere Blaſen, die in der
Maſſe des Eiſes zerſtreut ſind. Diele bringen da⸗
durch manchmal ſehrt beſondere Erſcheinungen bervor,
und von der Menge derſelben haͤngt auch die groͤßere
oder geringere Undurchſichtigkeit des Eiſes ab. Merk⸗
wuͤrdig iſt es, daß auch gekochtes und von luft be⸗
freyetes Waſſer beym Gefrieren doch dergleichen Bla⸗
ſen zeigt. Sollte hier wohl nicht, nach Herrn Lichten⸗
berge Meinung, die Entwickelung ber im Waſſer las
tent gemwefenen Wärme durch Verwandlung einiger
Theile deſſelben in elaftifchen Dampf an der Entſte⸗
hung diefer Blafen Antheil haben fönnen ?
4. 935. Das Waffer dehnt fi beym Gefrieren
in einen groͤßern Raum aus. Dies rührt theils und
hauptſachlich von ber m feiner Theile her, -
Qq moͤge
GR A 3
möge welcher ſie beym Kryſtalliſiren eine — la⸗
ge anzunehmen ſtreben; theils von den entwickeltenn
luft⸗oder Dampfblaſen. Bon. diefer Ausdehnun
des Eiſes ben: ‚feiner, Entftehung. aus. dem Waſſer i
e8 herzuleiten, daß glaͤſerge Fiaſchen, die mis, Waſſer
gefuͤht und; verſchloſſen ſind, beym Gefrieren des
Waſſers erfpsingen, , und. daß dadurch ſelbſt eiſetne
Bomben mit großer Gewalt zerfprengt „ ‚Bäume, und
Felſen von einander geriſſen, das, Pfiaſter auf, den,
Straßen gehoben werben kann. Davon rührt es auch
her, daß das Eis ein geringeres ſpecifiſches Gewicht,
hat als das Waſſer und auf dem Waſſer ſchwimmt.
Verſuche über die ausbehnehde Kraft des gefrierenden Wafers,
a ERhE vo amer. bı En nr der
n i£rbm,
Phyſik, —* Vu. e. ‚a1, N.
$. 936. Merkwuͤrdig i eg, * das Weſſer ei⸗
ne etwas ſtaͤrkere Kaͤlte ertragen kann, ohne zu ge⸗
frieren, wenn es in genau zugeſtopften Gefäßen ver
Kälte ausgeſetzt wird, als beym Zugange der freyen
fuft. Eine mäßige Erſchuͤtterung bringt aber dieſes
Waſſer augenblicklich zum Gefrieren, und gewoͤhnlich
zu einer ſchaͤumigen, mit vielen luftblaſen angefuͤllten
Maſſe. Auch wenn die Oberflaͤche des Waſſers mit
Oehl bedeckt iſt, ſo kann es, ohne zu gefrieren, eine
ſtaͤrkere Kaͤlte ertragen als das Waſſer, das der
fteyen luft ausgeſetzt iſt, und wird ebenfalls durch
Umruͤhren oder Schuͤtteln hernach ſchnell zu Eiſe⸗
Sollte hierbey wohl nicht die noͤthige Entwickelung der
verborgen geweſenen Wärme länger, zuruͤckgahalten,
werden als, bey Beruͤhrung der freyen Suft?, Diellı-.
2 Fan ſache,
*
Schwere einfache Stoffe u. ihre Berbindungen. 2:
fache, warum fefte Salze das Gefrieren des Waſſers
hindern, worin fie’aufgelöf’t find, und ſchwache Salz⸗
laugen durch den Froſt concentrirt werden koͤnnen, in⸗
dem nur das Waͤſſerige gefriert, erhellet aus dem oben
($ 618:— 621.) Angefuͤhrten. Sie verſchlucken
nämlich eine größere Menge von Waͤrmeſtoff, und
balten ihn ftärfer zurüc als bloßes Waſſer, das oh-
ne Ausfceidung dieſet geößern Menge der unmerfba-
zen Wärme nicht gefrieren fann. Die Rüdfehr des
Eifes zum tropfbaren Waſſer oder das Aufthauen
deſſelben geichiht durd) die Aufnahme des frenen
Wärmeftoffes, der dadurch, daß er dem feiten Waſſer
Fluͤſſigkeit ertheile,; wieder unmerfbar wird.
$. 937. Auch ohne zu gefrieren iſt das Waſſer
vermögend, durch innige Verbindung mit feſten Koͤr⸗
pern in den Zuſtand der Feſtigkeit und der mehrern
Feuerbeſtaͤndigkeit uͤberzugehen, mie das Kryſtalliſa⸗
tionswaſſer der Salze ($. 859.) der Erde und Stei⸗
ne beweiſht.
$.. 938. Das. Waffer ift ein Auflöfungsmittek
für 'eine große Anzahl von Körpern. Beſonders iſt
es das eigentliche Auflöfungsmittel für die Salze, und;
durch deren Hülfe fann es dann auch wieder andere .
Körper auflöfen, auf die es fonft nicht wirft. Daher
kommt es auch, daß in der Natur nur wenig Waſſer
angetroffen wird, das völlig rein fern follte. Zu den
reinften: Waſſern gehören die. atmoſphariſchen. be:
ſonders S:onee und: Regenwaſſer. Um fich fonft
reines Waſſer zu verfchaffen, bleibt die Deftillation
aus. Gefäßen von hartem Glaſe das einzige Mittel.
2.42 "$. 939.
612 IL Shell. 3. Hauptftüd.
6.939. Das Waffer ift in der Hiße flüchtig
und verwandelt fich beym Sieden In Dämpfe. Es
geht nun durch Verbindung mit mehrerm Wärmeftoffe
in den Zuftand der eigentlichen grpanfibelen Fluͤſſigkeit,
in Waſſerdampf über. Die beym Sieden des Waf-
fers vorfommenben Umpänbe er fchon oben: ($. 579.
ff. ) ‚angeführt worden. nat Te
$. 940. Die fo RER
ftung des Waſſers iſt ebenfalld "nichts anderes als
die Verwandlung beffelben in eläftifchen Dampf durch
Beptritt wid Verſchluckung des Wärmeftoffes. Sie
gefchieht nur an der Oberfläche des Waffers in der
geringen Temperatur, und eben wegen der mindern
Intenfirät des dem Waſſer zugeführten Waͤtmeſtoffes,
in geringerer Menge und- unmerflih. Daf aber bey
dieſer unmerflichen Verdunſtung des Waſſers eben⸗
falls Waͤrmeſtoff zum verborgenen gemacht werde, be⸗
weiſet die Abkuͤhlung des Thermometers durch Waſſer,
das von feiner Oberfläche unmerklich verdunſtet, und
Die beträchtliche feitungsfraft des Waſſers für Wär;
me. Hrn. Warte Erfahringen bemweifen auch, daß
das Waſſer bey der unmerflichen Verdunſtung ver:
hoaͤltnißmaͤßig mehr en — als beym
Sieden.
de Luc; in Grens Journ. der pyſe 8. VI. ©. 125. ff.
4. 941. Das Morimun.der Berbampfung des
Waſſers (5. 593.), oder das groͤßte Verhaͤltniß der
Baſis des Dampfes zum Raume deſſelben, hängt bey
gleicher Zuſammendruͤdung von der Temperatur des
—
Schwere einfache Stoffe u. chre Verbindungen. 613
Dampfes ab ($$. 393. 594.). Wenn alſo Waſſer⸗
Dampf in der fuft enthalten ift, und es mindert fich
die Temperatur der fuft, fo kann das vorige Mari-
mum der Verdampfung nicht beſtehen, ſondern ein
Theil Baſis des Dampfes, alſo Waſſer, ſchlaͤgt ſich
nieder, der nun Nebel, und bey naͤherm Zuſam⸗
mentritte deſſelben, Waſſertropfen bildet. Wenn
aber auch bey bleibender Temperatur der Drud der
1Uuft zunimmt, ſo wird ein Theil des Waſſerdampfes
ebenfalls zerſetzt, indem, wenn er in einen engern
Raum gebracht werden ſollte, das Maximum der
Verdamofung uͤberſchritten werden müßte. |
$. 942. Mar fieht alfo, wie Wafferdampf in
allen Temperaturen bet Luft gegenwärtig feyn koͤnne;
durch den Wechſel ihrer Temperaturen und ihres
Drucks aber bald in größerer Menge erzeugt, bald
wieder zerſetzt werden muß.
$. 943. So lange der Woſſerdamof unzerſetzt
und ein expanſibeles Fluidum iſt, ſo lange iſt er auch
völlig durchſichtig und unſichtbar, wie Die atmofphä-
riſche Luft; er truͤbt alſo ihre Klarheit nicht, wenn er
als ſolcher mit ihr vermiſcht iſt. Wenn er aber, durch
die vorher (5. 941.) angeführten Urſachen darin zer:
feßt zu werden anfängt, fo bildet er den Nebel, der,
wie ich fchon oben ($. 592.) angeführt habe, Fein
Dampf mehr ift und mit Unrecht fo genannt wird;
er ift Höchft Fein zertheiltes liquides Waſſer. Durd)
Zunahme der Temperatur der $uft und abnehmenden
Druck derfelben kann der Mebel wieder verſchwin⸗
den,
*
614°. AU TDheil.3. Hauptſtͤck.
den, indem er ſich von neuem wieder in wahren
Dampf verwandelt.
g. 944. Auf Diefe swechfeffeitige Zerfeßung und
Bildung des Waflerdampfs in der fuft gründen fich
die befannten Phänomene vom Sichtbarwerden un:
fers Hauchs in Falter Luft und der Linfichtbarfeie
deffelben in warmer; das fo genannte Schmwißen oder
Anlaufen Falter, Körper in feuchten und heißen Zim-
mern; das Schmwißen der. Senfter in Diefen Zimmern, .
wenn die aͤußere luft merflich fälter ift als die innere;
- das Befchlagen der Gebäude beym Thaumerter nach an⸗
haltendem Srofte; das Befchlagen der Glocke der fuft-
pumpe bey Wiederhinzulaffung der Luft nach vorher:
gegangener Verdünnung; die Entftehung des Mebels,
der Wolfen, bes Thaues, des Reifs, des Negens,
des Schnees, des Hagels.
$. 945. Andere Maturforfcher erflären die un-
merfliche Ausdimſtung, mie ich fchon oben ($. 598.)
angeführt habe, lediglich aus der Auflöfung des YBaf-
fers in der $uft. Sie nehmen an, daf die fuft nur
eine beftimmte-Menge Waſſer auflöfen koͤnne, wo fie
dann damit gefättigt fey.. Ihr Sättigungsgrad ſey
aber, mie ben mehreren andern Aufldfungsmitteln,
nad) der Temperatur verfchieden; eine warme $uft loͤſe
mehr Waſſer auf als eine falte. Wenn daher die fuft
in der Wärme mit Waſſer gefättigt fen, fo fchlage
ſich diefes beym Erfalten daraus nieder und werde bey
zunehmender Waͤrme der uft wieder aufgeldf’t; und
hieraus erflären fie die vorher (5. 944.) angeführten
Erjchei:
Schwere einfache Stoffe u. ihre Wabindungen. 615
Erſcheinungen. Allein es laͤßt ſich die Verdunſtung
nicht allein leichter und ungezwungener ohne dieſe Auf:
fung des Waſſers in der $uft‘ erffärcn ; wie Herr
de Luc grimdlichdargethan hat; foribern es ſteht der:
felben and) entgegen, daß die Berbünftung ohne alfe
$ufe Statt finden kann, ja dann noch defto beſſer
Stärt finder, und daß die mit Waſſerdunſt beladene
lüft bey gleicher Waͤrme und abſoluter Elaſticitaͤt,
nach Sauſſfure's Beobachtungen, ein geringeres ei-
genthuͤmliches Gewicht hat als die trockene , welches
nicht ſeyn koͤnnte, wenn das Waſſer fo in der luft
aufgelbſt waͤre, als ein Salz im Waſſer aufgeloͤſ't
iſt. Es kann folglich das Waſſer nur als der ſpe—
ciftſch leichtere elaſtiſche Dampf I in der luft enthal⸗
ten ſeyn.
R 946. Ein erfjeug, — beſtimmt iſt,
die in der luft befindliche Feuchtigkeit anzuzeigen oder
zu meſſen, heißt ein Hygroſkop oder Hygrometer.
Die Subſtanz, welche durch ihre Veränderungen die:
in der Luft befindliche: Feuchtigkeit — beit ber
bygroſkopiſche Koͤrper. u:
5. 947. Man hat, eine, große Menge Körper
zu der hygroſtopiſchen Subftanz der. Hngromerer vor:
geſchlagen, und iſt befonders auch in der Beitimmung
der feften Puncte der Kngrometrifchen Scale fehr
ſchwankend gewefen. Die Herren Sauffüre und de
Luc haben viele Bemͤhungen angewandt , und viele
Ünterfüchnngen angeftellt, um fefte Srundfäße in
die Hygrom̃etrie eihjnführen. Das Syalonieter Des
Serrn
B
66 UL. Theil. 3. Haupiſtuck.
Serrn Sauſſure beſteht aus einem Menfchenhaare,
Das durch Kochen in einer lauge bes kohlenſauren Mi⸗
neralalkali von feiner Fettigkeit befreyet worden, am
einen feſten Punct angehaͤngt, und am andern En⸗
de mit einer duͤnnen Welle in Verbindung iſt, die ei⸗
nen Zeiger auf einer Scheibe drehet. Durch die
Feuchtigkeit wird: das. Haar ſchlaff, es verlängert ſich,
und das Fleine Gegengewicht an.der Welle drehet dieſe.
Durch Trockniß verfürzt.es ſich, und überwindet das
Gegengewicht: der Welle: Den Punct ber gröften-
Zeuchtigkeit beitimme der Erfinder unter einer gläfer
nen Glocke, die mit: Waſſer geſpertt und inwendig
mit Waſſer befeuchtet worden iſt; bei Punct der groͤß⸗
ten Trockniß aber unter einer glaͤſernen Glocke, die
auf einem bis zum Gluͤhen erhitzten, mit ausgeglü-
hetem Gemächsalfali bedeckten, Bleche. fteht. Den Abs
fand der, Punete des Zeigers auf der Scheibe in der
größten Feuchtigkeit und Trockniß theiftzer in 100
gleiche Theile. Herr de Luc hat.theils gegen die An⸗
wendbarkeit des Haares ſelbſt und. aller, Baden über
haupt, sheils, gegen die, Beftimmung. ber. feften Pun⸗
«te bes Herrn. von Sauſſure, viele Bemerfungen ges
macht, und die Vorzüge des von ihm ——
Sifhbeinhygromerers, zu zeigen. ſich bewuͤhet. Es
beſteht aus einem ſeht duͤnuen Streifen Fiſchbein, der r
niche in der.fänge, fondern in ber Quere der Fibern
Des Fikhbeins gefchnitten, unten an einen feften
Punct angehängt, und oben auch mit einer feinen
Welle in Verbindung it, die auf einer Scheibe einen
Zeiget drehet. Als Gegengewicht an ber Welle dient
ein
Sähtoere einfache. Stoffe u. Ihre Werbindungen. 617
ein’ fpicalfbynig gersunbener: feiner Gotbbrakt, dee
an dem einen Ende befeftigt und an dem andern mit
Der Welle verbunden ift. Den Punct der-aröften
Seuchtigfeit beſtimmt er durch ammittelbares- Eintau⸗
chen der hygroſtopiſchen Subſtanz in Waſſer, und
den Punct- ver, größten Trockniß in einem genau. verz .
ſchloſſenen und mit. feifch ausgegluͤhetem ungelöfchten
Kalke zum Theil dingefüllten zinnernen Gefäße, worin
er dad Hygrometer aufhaͤngt. Den Abftand. bender
Punete, den der Zeiger auf der Scheibe angiebt,
theilt er in 100 gleiche Theile. |
Sau nes oben x: HoF angeführte Schrift. Gehlers pbof.
die Dreteorblogie, f SH. I. ee: 1 _ 4 "* Bhendefeiben Abs
—⸗ uͤber die Duscomsitie 6, * philof. transactions
Vol. LXXXI. q ens Journ. der Phyſit
rer ©. 279. ——
5. 948. Ungeachtet der fo muͤhſamen und viel⸗
fachen Unterſuchungen, welche die genannten Natur⸗
forſcher in Ruͤckſicht des Hygrometers angeſtellt haben,
muß man bed) geſtehhen, daß die: Grundlage der Hy⸗
grometrie, bie fie errichtet haben, ſchwankend ift, und
bie Folgerungen, die fie aus den Beobachtungen mit
dem! Hyigrometer ziehen, ganz unftatthaft find. Zu:
vörderfimuß ich benierken, daß nur das liquide Waſſer
feuchtmachend ift, nicht das fefie oder das Eis, und
nicht das dampffoͤrmige. Feuchtigkeit bezieht ſich al-
fo nur auf das Anhängen des liquiden Waſſers an
_ einen Körper, und das Waſſer hoͤrt auf, feuchtma⸗
hend oder Feuchtigkeit zu feyn, wenn es zum feften
Waſſer oder zum Dampfewird. Es irren alfo dies |
jenigen ſehr; welche glauben, daß das Hygrometer
die
—
gi Mn SE . Haupiſtutk —
bie Anweſenheit oder Abtweſenheit aller waͤſſerigen
Baſis in ber Atmoſphoaͤre anzeigen ſolle, und alſo auch
den elaſtiſchen Waſſerdampf. Die Erfahrungen der
Herren de Luc und Watt lehren ja ſelbſt, da eine
empfindliche hygroſtopiſche Subſtanz iin Waller:
dampfe, der durch die nothige Wärme durchaus in
elaſtiſchem Zuftande erhalten wird, auf Trockniß jeine.
Nur dann, mern eim Theil des Dampfes durch Ab-
Ffühlung oder Iufammendrüdfung zerſetzt wird, ente
ſteht Seuchrigfeit im Dampfe durch Lie jeßt abgeſchie
dene wäflerige Bafis. Das Hygromerer des Hrm
Sauffine ſo wohl, als das de Lucſche wird affo in
der $üft nur von dem Waffer afficirt, das als höchft
fein zertheiltes liquides Waſſer darin ſchwebt, und
durch Zerſetzung des Dampfes daraus niedetgeſchlagen
wordeitn iſtWenn von zwey mit einander harmo⸗
nirenden Hygrometern das eine in einem ſtark geheiß:
ten Zimmer. ehr, deſſen Luft mit elaſtiſchem Waſſer⸗
dunſte vermiſcht iſt, und ſeine hygroſtopiſche Subſtanz
die Temperatur des Zimmers hat, ſo kann es einen
ziemlichen Grad von Trockniß anzeigen, während das
andere, deffen hygroſtopiſche Subſtanz Fate iſt, beym
Hereinbringen ins Zimmer ſogleich große Feuchtigkeit
angiebt, eben weil. es, bloß als Falter Körper, den
Waſſerdampf zerfeßt (. 593.) Die Wirkung des
Werkzeugs iſt dieſemnach fehr eingeſchraͤnkt, und es
iſt für die Meteorologie bey weitem nicht. fo wichtig,
als es Hr. de Luc darſtellte Hr. de Luc muß erſt
beweiſen, daß die hygroſtopiſche Subſtanz feines Hp:
——— auch Waſſerduͤmpfe, bey gleicher Tempera:
tur
— einſache — us ihre — 27
MWafferbampfes eine e Rrfere Anziehung habe, als der
MWärmeftoff; fonft braucht man fich mit Hrn. de Luc
nicht zu wundern, mie das Hygrometer in hohen Ser
genden der Atmofphäre auf. große Trockniß zeigen,
und doc) in diefen Gegenden ofr:plößlich ungemein
viel Regen entſtehen koͤnne, und man Fam ihm‘
nicht die Solgerung zulaffen, daß dieſes Waſſer nicht
‚als Dampf, fondern als. $uft in der Atme ſpbaͤre zu⸗
gegen geweſen ſeyn muͤßte.
Prüfung der neuen Theorie des Hrn. de Luc vom Regen,
und feiner daraus abgeleiteten Einwürfe’gegen die Auf
löfungstheorie, (von Hrn, Zylius). Berlin 1795. 9.
$. 949. Die uralte Meinung, daß ſich dad
Waſſer in Erde verwandeln laſſe, die ſchon Chales
behauptete, Helmont, Boyle und Ellet durch Bes
ſuche mit dem Wachſen der Pflanzen durch bloßes
Waſſer, Borricke, Boyle, Wallerius, Eller,
Marggraf durch Deſtillation des Waſſers aus glä-
ſernen Gefaͤßen, oder durch Reiben deſſelben beweiſen
wollten, hat ſich bey genauerer Unterſuchung von La⸗
voiſier und Scheele nicht beſtaͤtigt.
Lavoiſiers gb s hemifche —— uͤberſ. von Weigel, B. II.
1785. S. 29. ff. in den Anm. der Ueberſ., wo man die biers
ber gehörigen Schriften angezeigt findet.
Kohlenſtoff. Kohlenſaͤure.
$. 950, Die reine Roble oder der Kohlenſtoff
(Carböneum, Carbone) ift eine einfache, entzuͤnd⸗
liche Subftanz. Sie ıft feuerbeftändig, geſchmacklos,
anaufldelie in. Waſſer, Dehlen und Alcohol; un:
ſchmelz⸗
620 U. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
ſchmelzbar, unzerſtoͤrbar im heftigſten Feuer, wenn die
Luft davon ausgeſchloſſen iſt. Die gemeine Holzkohle
iſt freylich nicht durchaus reiner Kohlenſtoff, ſondern
enthaͤlt außer etwas Waſſerſtoff noch erdige und
ſalzige Theile, die ihre Aſche beym Verbrennen bilden.
Man erhält einen reinern Kohlenſtoff aus lampen⸗
fhwarz und Kienruß, wenn man diefe in bedeckten
Gefäßen heftig ausglühet. ,_
$. 951. Der Kohlenſtoff exiſtirt in — Men⸗
ge in der Natur; et macht den groͤßten Antheil aller
thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffe und der Erdharze
aus; er findet ſich in verſchiedenen Steinarten, im
Roheiſen und Stahle; bildet hauptſaͤchlich das Reiß⸗
bley, und iſt, wie wir gleich ſehen werden, das Ra⸗
dical der fo häufig verbreiteten Kohlenſaͤure.
6 952. Der Kohlenftoff erfordert zu feiner Ent:
zuͤndung in atmofphärifcher fuft und Sauerſtoffgas eine
hohe Temperatur des Glühens, und verbrennt ohne
Flamme. Unternimmt man diefes Verbrennen mit
einer vorher wohl ausgeglüheten Holzkohle unter einer
mit Sauerftoffgas gefüllten und mit Queckſilber ge:
fperrten Glasglode, fo daß man etwas Zunder:
ſchwamm und Phosphor an die Kohle geffebe hat,
und diefe durch ein Brennglas von außen vermittelt
des Sonnenfeuerd anzündet; jo findet man, daß die
elaftifche Fluͤſſigkeit unter der Glocke dabey nicht ver:
ſchwindet, wie beym Verbrennen des Phosphors,
fondern daß vielmehr eine eigene Gasart fich bilder,
die nicht zum Achemhohlen und zur Unterhaltung des
Ver⸗
Schwere einfache Stoffe. u. ihre Verbindungen. 6ar
MVerbrennens dient, die vom Ealten Waſſer langfam,
fehneller von der Sauge aͤtzender Alkalien und vom
Kalkwaſſer verſchluckt wird, das legtere trübt, das
seine Waſſer ſaͤuerlich macht, fo daß es die fadmus-
tinctur roͤthet. Laͤßt man alſo nad) Beendigung des
Verſuchs Aeblauge über. Das, Quedfilber. treten, fo:
nimmt das-tuftwolum ab ‚ und was zurück bleibt, iſt
der Antheil Sauerftoffgas, ber, dem —— der
Kohle beym Verbrennen entging.
$. 953. Es verzehren: bey dieſem Verſuche nach
Cavoiſiers genauer Beſtimmung 28 Theile Kobtenftoff
72 Theile Sauerfloffgas, (dem Gewicht nach,) und
es bilden fid) daraus, zufammen 100 Theile diefer ei-
genthämlichen Gasart, die von ——— oder Ab
fauge abſorhirt wird. |
Lavoiſier über die Bildung Ber feften — der —
oder beſſer der Kohlen * in Crells chem Annalen, 1788.
- I ar ff. B. U. S. 55. Deſſelden urait⸗ e„loment.
.67.
4.954. Diefe ben dem DBerbrennen er Kople
aus dem Sauerftoffe und. dem Kohlenftoffe offenbar
erzeugte Suft- heißt Fohlenfauree Bas (Gas carboni-
cum, Gaz acide carbonique). *) Es unterſcheidet
fi) durch fein größeres eigenthuͤmliches Gewicht (S.
253.); durch feine Unfähigkeit zum Achemhohlen.und
zur Unterhaltung des Verbrennens; durch feine Aci⸗
ditaͤt; dadurch, daß es vom Waſſer er wird
und das Kalfwaffer truͤbt.
*) Synonyma: fire Luft ( Adr 'fixus), Quftfäure (Gas acidum
aöreum), Kxreidenſaure (Gas aeidum —
$. 955-
2 MR Theil. au
6.955. Die ponberabele Baſis dieſes Gas ift
die Verbindung. deö feines Brennftoffs beraubten Koh⸗
lenſtoffes min dem: Sauerſtoffe, oder die Rohlenfäure
(€ Acidum: carbonicum „ 'Acitle (carbonique). Dieſe
Kohlenfäure:ift: bey dem Drucke ver: bLuft und der Tem:
deratur, wobey wir leben, gasfoͤrmig; bey ihrer Er⸗
zeugung und: ihrem. Freywerden nimmt ſie alſo gleich
Gasgeſtalt an. Die Abſorption des Gas duch Waf⸗
fer, Kalkwaſſer, Aetzlauge iſt eine Zerſetzung deſſel⸗
ben, indem ihre Baſis nn vom Wärmeftoffe ge:
trennt wird.
$. 956, Kaltes Waſſer kann etwa ein gleiches
WVolum des kohlenſauren Gas einſaugen. Dieſes boh⸗
lenſaure Waſſer (luftſaure Waſſer) hat einen
ſchwach⸗ faͤuerlichen Geſchmack, färbt die, lackmustine⸗
tur roh, und wirft Blafen, wenn man es ſchuͤttelt.
Es kommt diefes Waſſer hierin mit den. natürlichen
Sauerbrunnen, vergleichen das Pyrmonter⸗, Sel-
ter=, Eger: Waffer u. a. m. find, überein, die fich
freylich ſo wohl von eiriander ſelbſt, als von reinem
kohlenſauren Waſſer durch andere aufgeföf’te- Bes
ftandtheile unterfcheiden. Durch Erhitzung und Ko—
hen: wird alle Kohlenfäure. aus dem Waſſer wieder
als elaftifche Luft ausgerrieben, eben fo auch Burch die
Suftpumpe, Vermoͤge dieſer Kohlenfäure - iſt das
Waſſer faͤhig, auch andere Subſtanzen, z. Bi Etr⸗
den und Eiſen, aufzuloͤſen, die es fuͤr ſich nicht auf⸗
loͤſen kann. Beyſpiele geben die kohlenſauren Stahl⸗
brunnen, wie das Pyrmonter⸗ und Eger⸗Waſſer. Um
die —— des Waſſers mit der Kohlenſaͤure
bequem
—
Schwere einfache Stoffe u. ibeg Berbipdungen. 623.
bequenn ‚au. verrichten, dient ai PT AT
catbſchat. (. 6an. = 1
———— kun. VAR EN de seide aöreo;. in | "feinen Opusc, 4
6. 957. Mit den reinen Alfalien und der reinen’
Ralferde verbindet ſich die Baſis des. fohlenfauren Gas
ober die Kohlenſaure ſehr leicht und gern, und beyde
verlieren dadurch ihre Aetzbarkeit (9. 876. 902.) Und
kommen in einen neutral; und mitteifalzigen Zuſtand.
Miſcht man Foßlenfaures Gas zum Kalkwaſſer ($.
901.), fo wird diefes fogleich getruͤbt, weil die darin
aufgelöf’t? reine Kalkerde die Kohlenfäure in ſich
nimmt, ſich dadurch in. kohlen ſaure Kalkerde verwan⸗
belt, die als ſolche im Wa ſfer nicht aufldsbar iſt
ein Ueberſchuß bon Kohlenſtute macht indeſſen die
kohlenſaure Kalkerde wieder im Waſſer auflöstich,
oder, welches einerley ift, Fohlenfaures Waſſer loͤf't
die kohlen ſaure Kalterde auf. Dieſe Aufldſung wird
Durch Kochen zerſetzt. Die Kalkerde hat gegen die
Kohlenſaͤure naͤhere Verwandtſchaft als die Alkalien
dagegen haben; und jene entzieht daher dieſelbe den
fohlenſauren Alkalien und macht fie.ägend. Kalkwaſ⸗
fer wird eben deswegen vom kohlenſauren Alkali ſo⸗
gleich gettubt. Ammoniafgas ($. 882.) und kohlen⸗
faures Gas’ geben ſogleich e eine fete Materie, tohlen,
vr Ammoniat.
. 968. Die Kohlenſaͤure macht einen Beſtand⸗
theil ſehr vieler Körper aus. Sie macht nicht nur in
den Sauerbrunnen (59. 956.), ſondern auch in den
mouſſirenden Weinen und ip Boureillenbiere Das
Schaͤu⸗
*
64 L.. Theil. 3. Hauptſtͤck.
Schaͤumende, und bildet ſich ben jeder Weinzaͤhrung,
wo fie in dem fo genannten Gaͤſch enthalten iſt. Sie
erzeugt ſich beym Athemhohlen, und die ausgehauchte
Uuft enthält immer kohlenſaures Gas; fie erzeugt
fich ferner beym Verbrennen und der trodenen Deftil:
Tation aller vegetabiliſchen und thieriſchen Subftanzen,
Sie befindet ſich in mehrern Foſſilien wie in den ſo
genannten rohen Kalferden ($. 900.), die alle koh⸗
lenfaure Kalkerde find, 3. B. Kreide, Kaltſpath, ger
meiner Kalfftein, Marmor; fie fann durch jebe ans
dere Säure daraus ausgetrieben werden, und fie
erzeugt eben das Aufbraufen ($.ı 90.) ‚berfelben mit
andern färfern Säuren. Sie läßt fi auch burd)
Gluͤhen im Feuer daraus austreiben, und darauf be⸗
ruhet das Brennen des Kalkes (5. 900.). Von dem
in der Atmofphäre befindlichen kohlenſauren Gas ruͤh⸗
ren die Veränderungen her, welche Kalkwaſſer und
gebrannter Kalf mit der Zeit an ber suft erfahren
($. 902.) |
$. 959. Man hat daher mehrere Mireel, fich das
Fohlenfaure Gas zu verfhaffen. Man giefe in eine,
Entbindungsflafche auf gepulverte ‚Kreide verduͤnnte
Schwefelſaͤure, fo entfteht ein ftarfes Aubrauſen,
das von der entwickelten Kohlenſaͤure herruͤhrt. Man
bringe die Muͤndung der Seitenroͤhre der Flaſche un⸗
ter den Trichter der mit Waſſer gefuͤllten Wanne
und laſſe die aufſteigenden $uftblafen in die Vorlage
treten. — Oder man fülle eine Fleine irdene beichlas
gene Netorte mit rohem Kalffteine, Kreide, Marmor,
u. dersl. Kalkarten an, kuͤtte eine Roͤhre an die Muͤn⸗
dung
Schwere einfache. Stoffe us Ihre Berbindungen. 625
dung der" Retorte, lege Das untere Ende der Roͤhre
unter den Trichter der Wanne:des pneumafifchen. An:
parats, und erhiße dann die Retotte bis zum Glühen,
fo geht während des Slüpens as tohlenfaure Gas in
die Vorlage uͤber. F |
. 960. Bey dem Verbrennen ver Kohle in *
mofphärifcher kuft bleibt alſo nicht. bloß Stickgas
übrig; ſondern zu gleicher Zeit das neu erzeugte foh-
lenſaure Gas, und es läßt ſich hieraus die Schoaͤdlich⸗
keit des fo genannten. KHohlendampfes, eigentlich des
Brennens der Kohlen, audyderzeinften, in,verfchlofe
fenen Zimmern für. die Geſundheit und das seben der
—— leicht — * Ei —
TAAHTT
dann oder desoribirt fie. So zerfeßt ‚er ‘Daher auch
das Waſſer, und wenn man in dem oben (5. 915.)
angefuͤhrten Erpetimente ſich ſtatt des Eiſens der Kohle
bedient und die Waſſerdaͤinpfe Im Gluͤhen durch fie
ſtreichen laͤft, ſo erhaͤlt man Waſſerſtoffgas und
kohlenſaures Gas. Die Kohle entzieht namlich ig
Gluͤhen dem Waſſer feinen Sauerſtoff, wird damit
zur: Kohlenſaͤure, die fih als Fohlenfaures Gas
entwickelt, der Waflerfioff nimmt dagegen den
Brennftoff. der Kohle auf, und geht als Waſſerſtoff⸗
gas über.
ir"
Kr Son
626 © I Deil. 3. Hauptſtück.
Schwefel Schwefelſaͤure.
$. 962. Der Schwefel (Sulphur, Soufre) ift
eine einfache, entzündfiche, fäuerbare Subftang ‚ von
einer gelben Barbe; unaufldsfic im Waſſer; geruch⸗
los, außer wenn er gerieben oder erhißt wird, von
einem eigenthümfichen; aber ſchwachen, Geſchmacke.
$. 963. Der Schwefel wird in der Waͤrme erſt
weich, ehe er ſchmilzt, und diefes Schmelzen gefchieht
ben 224° Fahrenh. ·Bey diefer Hise und etwas dar:
über fängt er an, zu Därmpfen aufgelöf’t zu werden,
an denen man im Dunfeln fchon ein feuchten wahr-
nimmt. Wenn der geſchmolzene Schwefel: in nicht
zu Fleinen Maſſen ruhig erfaltet, fo kryſtalliſirt er fich
leicht in zarten Nadeln. _ Der natürliche fommt ge:
mwöhnlic) in oetaedrifchen Kroftallen, doch mit ver-
fchiedenen Abänderungen ‚ kryſtalliſirt vor.
4. 904. Im Anfange des Schmelzens iſt der
Schwefel ſehr fluͤſſig; er wird aber bey weiterm Er⸗
hitzen zaͤher und rothbraun von Farbe, in welchem
Zuſtande er ſchon einen Antheil Sauerſtoff aufgenom;
men hat und damit in den Anfang einer Saͤurewer⸗
dung tritt (Oxide de oufre). Wenn man ihn jetzt
ips Waſſer gießt, fo bleibt er weich, wie Wachs,
und nimmt leicht allerlen Eindrücke an: - Mit der
Zeit erhärtet er und erhält — vorige Ferbe und
Conſi ſtenz wieder.
5. 965. Wenn man don dem geſchmolzenen
— zur mn des Entzündung den Zur:
gang
!
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 627.
gang ber freyen luft abhaͤlt, ſo ſteigt er als Dampf,
in die Höhe und fegt fich bey ‚der Sublimation. als,
Fleine zarte Nadeln an, welche man Schwefelbius
men, Schwegeiblütben (Flores fulphuris.) nenn. _
. 8 966. Erhißt man den geſchmolzenen —
fel beym Zutritte der luft ſtaͤrker, ſo entzuͤndet er ſich
und brennt, ohne einen Ruͤckſtand zu hinterlaſſen,
mit Flamme und einem ſauern und erſtickenden
Dunſte. Der Schwefel wird ben dieſem Verbrennen _
zu einee Säure, Iſt die Hiße wobey der Sthivefel
verbrennt, nur ſchwach, fo ift die Flamme des
Schwefels bfau, und die. Säure, die fich. erzeugt, -
ift unvolllommen (5. 872.), ſehr flüchtig und gas⸗
foͤrmig; ift aber die Hitze ſtaͤrker, fo wird. die Flamme
des Schwefels weißer und. lebhafter, —
ſich volllommene Schwefelſaurei in Dunſtgeſtalt.
$. 967. Man. nehme Schwefelfaden lege ſie €
in eine blecherne Kapfel, die in, einer. Schaale auf.
Waſſer ſchwimmt, zuͤnde fie an, und ſtuͤrze nun eine
Glocke mit Sauerſtoffgas gefüllt darüber. Es ber⸗
brennt nur ein Antheil Schwefel, das Sauerſtoffgas
wird zerſetzt, und. es. fteigt das Waſſer in der Glocke
empor. Es wird hierbey nicht alles Sauerftoffgas,
verzehrt, wenn es aud) ganz rein it, weil der Scyiver
fel früher verliſcht, vermoͤge des Dünftes von der
Säure und dem jchroefligtiauren Gas, das ſich bilder,
Das in die Glocke aufgejtiegene Waſſer ift num fauer
und röther die fadmustinctur fogleih. Es enthält
freylich nicht bloß volllommene, fondern auch unvoil⸗
Rra kom⸗
a u Sei; 3. Hauptftüc
Föinmee Schwefelſaure (6. 966: die ſich aber mit
ber ‚Zeit an der luft in die erftere verwandelt.
5. 968. Nah Herrn Berthollet nehmen 69
Theile Schwefel beym Verbrennen 31 Theile Sauer:
ſtoff auf, und- bilden damit 100 Theile wafferfrene
Schwefelſaͤure; indeffen ift nr Beſtimmung noch
nicht ganz genau genug.
Lavoifier traité element. ©, 66. 72. 240. Berthollet über bie,
ae; in Crells bem. Annalen. 1789. B.1.©.
3» EWendeſſelben Mine ne Verſuche über die
* ——— ebendaſelbſt 1790 ©. 457. ff.
$.:969. Die Schwefelfäure “(Acidum fulphu-.
ricum, . Acide fulfurique), die man, fonft auch Ok:
triolfäure (. Acidum vitrioli, vitriolicum ) nennt,
iſt alſo das: gefättigte Product aus der Verbindung
des ſeines Brennſtoffes beraubten Schwefels mit dem
Sauerſtoffe. Man gewinnt fie im Großen eben-
falls durchs Verbrennen des Schmefels. Die con:
centrirte Schwefelfäure führt im Handel‘ auch den
Namen des PVitriolöhle (Oleum vitrioli), Mar’
bereitet. dieſe concentrirte Schmefelfäure auch durch
Deitillation aus dem grünen Vittiole, der die Ver-
bindung derfelben mit Eifen ift, nachdem man ihr
duch Brennen big zur rothen Farbe von feinem vielen:
Kryſtallenwaſſer 859.) befreyet hat.
9. 970. Das Vitrioldhl ift eine ſehr ſtarke Saͤu⸗
re; es brennt und aͤtzt in die Haut ein. m reinen
Zuftande iſt e8 farbenlos und geruchlos; es wird aber
durch leicht verbrennliche Dinge des Thier⸗ und Plan:
zenteichs ‚mehr oder weniger braun und ſchwefligt tie⸗
— * wie das verkaͤufliche gewoͤhnlich iſt. Sein ei—⸗
gen⸗
Schere einfache Stoffe u. ihre Berbindungen. 629
genehlimliches Gewicht geht von 1,800 bis 2,000.
Es ift ziemlich) feuerbeftändig und erfordert zum Sie-
den eine ftarfe Hiße. Eben deshalb läßt fich ſchwaͤ—
cheres Vitrioloͤhl durch Abdunſten des Wäfferigen ftär-
“fer machen. Das ftärffte Vitrioloͤhl enthält indeſſen
immer noch Wafler. Mit Waſſer vermiſcht, erhißt
es fich fehr ſtark. |
$. 971. Die Schwefelfaure liefert mit den Alfa-
lien und alfalifchen Erben eigenthümliche Neutral: und
Mittelſalze. Wir merfen hier das fehwefelfaure Ge:
wächsal£ali (vieriolifirter Weinftein), das ſchwefel⸗
faure Mineralalkali (GBlauberfals), die ſchwefelſau⸗
re Kalkerde (Gyps oder Selenit), die fchwefelfaure
Scwererde (Schwerfpath), die fehwefelfaure
Talkerde (Bitterſalz) und die fchwefelfaure Thon:
erde (Alaun).
$. 972. Der Schmefel ift eines verjchiedenen
Grades der Säurung (Oxygenarion) fähig ($. 872.).
In der Schwefelfäure ift er mit Sauerftoff gefärtigt
‚ oder faft gefättigt, und fie wird daher als vollfomme:
ne Säure angefehen; ben einem mindern Gehalte an
Sauerftoff liefert der Schwefel eine Säure von an-
derer Natur und andern Eigenfchaften, die als un:
vollfommene Schmwefelfäure anzufehen ift, und [bie
ih Khwefligee Säure (Acidum fulphurofum, Acide
Julfureux) *) nenne. |
*) Synonyma: phlogiftifirte Vitriolfäure ( Acidum witrioli
phlogifticatum), flüchtige Schwefelfäure (Acidum [ulphu-
— fluchtige Vitxxiolſaͤure (Acidum vitrioli ve-
$. 973. Man erhält viefe fchmefligte Säure
beym ſchwachen Verbrennen des Schwefels, mobe)
RR,
/
630 IE Thell. 3. Hauptſtuͤck.
er mit einer blauen Flamme verbrennt. Die Säure,
die ſich hierbey bilder, iſt weit ſchwaͤcher an Aciditaͤt
und ſehr flüchtig, wie ſchon der erſtickende Geruch
zeigt, der ſich bey dieſem Verbrennen aͤußert, ſo daß
ſie bey dem Ausſchluſſe der Seuchtigfeit fogar in Gas:
form erfcheint. ° °- |
$. 974. Man gewinnt diefe fchwefligte Säure
auch, wenn man zu der Schwefelfäure einen Körper
feßt, der durch feine Anziehung zum Sauerftoffe dem
Schwefel einen Antheil davon entzieht. Bringt man
etwas Baumoͤhl mit dem Vitriolöhle zufammen, fo
erzeugt fich fogleich ſchwefligte Säure, und es verbreitet
fich ein Geruch, wie dom brennenden Schwefel. Eben
Dies gefchieht, wenn man eine gluͤhende Kohle in Bi:
trioloͤhl ablöfcht. In beyden Fällen entzieht der Koh⸗
lenſtoff der Schmwefelfäure einen Antheil Sauerftoff,
wWwobey fich dann zugleich kohlenſaures Gas erzeugt.
6. 975. Am reinſten erhaͤlt man die ſchwefligte
Säure durch Aufloͤſen verſchiedener Metalle im Vi—
triolöhle vermittelſt der Siedhitze. Man ſchuͤtte zu
dem Ende gleiche Theile Queckſilber und Vitrioloͤhl in
eine glaͤſerne Retorte, die mit der pneumatiſchen Queck⸗
ſilberwanne in Verbindung iſt, und erhitze das Ge⸗
menge im Sandbade bis zum Sieden. Das Queck—
filder entzieht in diefer Hitze der Schmwefelfäure von
ihrem Sauerftoffe und wird dadurch verfalft; bie
Schroefelfäure hingegen verwandelt fich in ſchwefligte
Säure und geht in Gasform in die Vorlagen über.
$. 976. Dieſes Gas heißt ſchwefligtſaures Bas
(Ges fulphurolum, Gaz acide fulfureux),*) Es
iſt
1
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 631
iſt ſpecifiſch ſchwerer, als atmoſphoͤriſche $uft CI.
oben ©. 253.). Es hat einen erftidenden Geruch)
und ſchwach⸗ ſaͤuerlichen Geſchmack, iſt irreſpirabel,
und unfaͤhig, das Verbrennen zu unterhalten. Es
laͤßt ſich nicht vom Waſſer ſperren, ſondern dies ſaugt
es ein, oder eigentlicher, es zerſetzt es, und entzieht
bie ſchwefligte Säure dem Wärmeftoffe. |
) Synonvma: vitriolſaure Suft (Asr acidus vitrioliens )y
Schwefelluft, Schwefelgas (Aör fulphureus, Gas [ul«
phureum). u
6. 977. Das Mafler, welches die ſchwefligte
Säure aufgeldf’t Hat, iſt nun als liquide ſchwefligte
Saͤure anzuſehen. Es beſitzt den ſchwefligten Ge⸗
ruch und einen fäuerlichen Geſchmack. Es roͤthet
zwar den Violenſyhrup, zerſtoͤrt aber doch ſeine Farbe
endlich ganz. Die Tinctur der Roſenblaͤtter und meh⸗
rere Pigmente verlieten dadurch ihre Farbe gaͤnzlich.
Hierauf gründet ſich auch das Schwefeln der Seide,
um ſie weiß zu machen.
4. 978. An der $uft nimmt die ſchwefligte Saͤu⸗
ze nach und nach wieder mehr Sauerſtoff aus der Le⸗
bensluft an, verliert ſo ihre charakteriſtiſchen Merk—
male und wird wieder zur Schwefelſaͤure.
5. 979. Waſſer und Schwefel haben keine wech⸗
ſelſeitige Wirkung auf einander, und es ſcheint nicht,
daß der Schwefel für ſich, auch in höhern Tempera:
turen, das Waſſer zerlegen konne. Der Sauerftofl
iſt alſo dem Waſſerſtoffe näher wertvandt; als dem
Schwefel. |
Kar. | 6. 980.
632 A. Theil. 3. Hauptſtuͤck. F
. 980. Stickſtoff und Kohlenſtoff Haben auch
keine bemerkbare Verwandtſchaft zum Schwefel; der
Waſſerſtoff aber kann damit Vereinigung eingehen,
wie wir gleich weiter anfuͤhren werden. |
$. 981. Ein vorzügliches Aufloͤſungsmittel für den
Schwefel ſind die Alfalien, fo wohl auf naffem, als auf
trocknem Wege. Wenn man gleiche Theile äßendes
Gemwächsalfali oder Mineralalfali und Schwefel in
einem bedeckten Tiegel ben mäßigem Feuer ſchmelzt,
jo erhält man ein Gemiſch, das nach dem Erkalten
eine leberbraune Farbe hat, und fo lange es trocken
bleibe, geruchlos ift, beym Anfeuchten aber fogleich
einen Geruch wie nad) faulen Eyern entwidelt, an
der Luft zerfließt, und fich völlig im Waſſer mit gold⸗
gelber Farbe aufloͤſ't. Dieſe Verbindung heißt Schwe⸗
felleber (Hepar ſulphuris). Ich nenne ſie in der
methodiſchen Nomenclatur Schwefelalkali (Alcali
fulphuratum, Sulfure d’alcali).
$. 982. Wenn man zur Auflöfung des Schwefel:
alfali in Waſſer eine Säure fchätter, fo wird wegen
der nähern Verwandtſchaft bes Afalt zur Säure
ber Schwefel gefchieden, und zwar in Geſtalt eines
zarten weißen Pulvers, das man Schwetelmilcy
(Lac fulphuris, Magifterium fulphuris ) nennt.
Beym Zufaße der Säure zum Schwefelalkali wird der
‚übele Geruch, den bie Auflöfung des leßtern ſchon
‚bat, noch viel unerträglicher und ftärfer. Xenver
man trodenes Schwefelalfali an, fo entfteht ein Auf-
Sbrrauſen das bey der Vermiſchung der Saͤure mit der
we. waͤſſe⸗
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 633
wäfferigen Auflöfung des reinen Schwefelalkali in der
Kälte nicht wahrzunehmen ift. Jener Gerud) rührt
von der Entwidelung und Verbreitung eines eigenen
Gas her, das eine nähere Betrachtung verdient.
$. 983. Man nehme friich bereitetes, gepulver⸗
tes Schwefelalfali, ſchuͤtte es in eine gläferne Tubu:
latretorte, die im erwärmten Sandbade liegt, und
deren Hals mit dem prneumatifchen Apparate in Ber:
bindung ift; man gieße darauf verbünnte Schwefel-
fäure, und bringe alles nad) und nad) zum Kochen.
Bedient man fich hierben der mit Wafler gefüllten
Wanne, fo ift,es sur, wenn das Wafler darin
warm ift. |
$. 984. Diefes fo eshaltene Gas heit fchwefels
baltiges Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium fulphu-
ratum, Gaz hydrog£ne fulfure). “) Es unterfchei-
det fich durch einen fehr unangenehmen Geruch, iſt
ierefpirabel, loͤſcht ein hineingebrachtes Licht aus, iſt
aber felbft entzändlih, und brennt in Vermiſchung
oder Berührung des Sauerftoffgas nad) der Entzüns
dung; auch durch den electrifchen Funken läßt es ſich
‚anzünden, wenn es mit Sauerſtoffgas vermifcht if.
Wenn man das Gas mit lebensluft zufammen in ei-
nem Glaſe genau verfchließt und ftehen läßt, fo fin-
det man nach .einiger Zeit Das fchmwefelhaltige Waſſer⸗
ſtoffgas zerfeßt, und einen dünnen Ueberzug von
Schwefel an den Wänden des Gefäßes.
*) Synonyma: tifches on Schwefelleberluft (Gas he-
paticum, Aör ee
5. 985.
634 ° TE. Shell. 3. Hauptſtuͤck.
$. 985. Kaltes Waſſer faugt das fchwefelhaltige
Waſſerſtoffgas nach und nad) ein und erlangt davon
den Geruch und Gefchmad des leftern. Das damit
geſaͤttigte Waſſer fommt mit den fo genannten Schwe:
fe waſſern oder Schwifelbädern (Thermae hepati-
cae) überein, dergleichen das Aachner ift,' und man
fann vermittelft ver Parferfchen Glasgeraͤthſchaft ($.
611.) diefe Waſſer Fünftlih nachahmen. An. der
$uft werden diefe Waſſer trübe, und eg fcheidet ſich
Schwefel daraus ab; fie machen den Veilchenſaft
grünlich; fie trüben das Kalfwaffer nicht, außer wenn
fie zugleich Kohlenfäure enthalten; fie verlieren durchs
Kochen ihren Geruch und Geſchmack und ihren
Schwefelgehalt.
| $. 986. Die Baſis des jeßt befchriebenen Gas
ift brennbarhaftiger Wafferftoff und Schwefel. Dur)
die Verbindung des Schmwefels mit Alfalien und alfa>
lifhen Erden erhäft nämlich derfelbe das Vermögen,
das Waffer durch Anziehung des Sauerffoffes zu zer:
feßen, was er für ſich allein nicht vermag ($. 979.)
So mie alfo Schmwefelalfali mit dem Waffer in Be-
ruͤhrung fommt, fo entzieht es ihm Sauerftoff, ber
‚mit einem Theile des Schmwefels zur Schwefelfäure
‚wird, die mir der alfalifchen Subftanz in Verbindung
‚geht, während der Brennftoff diefes zur Schwefel:
ſaͤure werdenden Schwefels an den Warfferftoff tritt.
Dieſer fren merdende Wafferftoff des Waſſers nimmt
einen Antheil Schwefel auf, und bildet Damit die Ba-
ſis unferes Gas, bie aber von dem fren, gewordenen
Antheile des Alfali zuruͤckgehalten und erſt beym
Sufaße
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 635
Zufaße einer Säure und durch Huͤlfe der Wärme
daraus frey wird und ale Gas entweicht. Wenn
auf das trockene Schwefelaffali eine verduͤnnte Säure
gegoffen wird, fo ift es nur das Waſſer der Säure,
was unfer Gas bilden Hilft, und die Säure trägt wei:
ter nichts ben, als daf fie die Bafis des Gas vom Al-
fali, wovon fie aufgelöf’t wird, entbindet. — Die
Zerfeßung des fehwefelhaltigen Waſſerſtoffgas durch)
Sauerſtoffgas läßt fih daraus erflären, daß ver
Waſſerſtoff und der Sauerftoff fid) dabey anziehen
und Waſſer bilden, wobey der Schwefel nieberge-
fchlagen wird. Eben dies ift der Grund, warum das
Waſſer, welches fhmefelhaltiges Wafferftoffgas auf-
geloͤſ't enthält, an der freyen $uft Schwefel fallen
läßt. 2
$. 987. Das im Waſſer aufgelöf’te Schwefel
alkali erfährt beym Zuteitte der freuen luft eine ganzs
liche Zerfeßung; die vorher Flare Auflöfung wird truͤ⸗
be, es fchlägt ſich Schwefel nieder, und die übrige
auge enthält endlich nocdbloß ſchwefelſaures Alfalt
mit mehr oder weniger fohlenfaurem verbunden. Auch
das trockene Schwefelalkali verwittert an der freyen
$uft und verliert alle feine eigenthuͤmlichen Eigen⸗
ſchaften, ſo daß endlich bloß ſchwefelſaures Alkali
mit mehr oder weniger kohlenſaurem Alkali und
Schwefel vermengt, uͤbrig bleibt.
4. 988. oͤßt man Schwefelalkali in einer Schaa⸗
- fe unter einer mit Sauerſtoffgas gefüllten und mit
Waſſer geſperrten Glasglocke fiehen, jo finder —
| da
656 TE Theil. 3. Hauptſtuͤck.
Daß das Sauerfloffgas nach und nad) verſchwindet,
waͤhrend das Schwefelalfali Die vorhin angezeigten
Veraͤnderungen erfährt. Eben; wegen diefer Wirkung
des Schwefelalfali auf die lebensluft bediente fich
Scheele verfelben auch als eubiometrifches Mittel ($.
:850.). Hr. Guyton (Morveau) hat neuerlid) die
Anwendung des Schmefelalfali. dazu von neuem em:
pfohlen und die WVerfahrungsart dabey. vortheilhaft
abgeändert.
— ea); In Grens neuem Journ. d-Phpf. 8. Br f.
5. 989. Der Grund ber wechſelſeitigen Einwir⸗
fung des Schwefelalkali und des Sauerſtoffgas liegt
in der Anziehung des Schwefels zum Sauerſtoffe, und
des WWafferftoffes zu eben demfelben, und es ift hier-
aus leicht zu erflären, warum das Schwefelalfali mic
der Zeit zum fchmwefelfauren Alfali werden fan. Ein
‘anderer Grund von der Zerftörung der Schwefelleber
in der atmofphärifchen fuft ift in der Kohlenfäure zu
ſuchen, die ſich in feßterer findet, vom Alkali nad)
"und nad) angezogen wird, und es Fohlenfauer macht,
wodurch es nun unfähig wird, den Schwefel aufge:
"Töf’e zu erhalten, der ſich alfo niederfchlagen muf.
...$ 990. Die Verwandlung der Schwefelfäure
in ſchwefligte Säure durch die oben ($. 974. f.) an:
gegebenen Mittel ift fchon eine Zerfegung derſelben,
aber nur eine unvollfommene. Soll derfelben aller
"Sauerftoff entzogen und folglich der Schwefel daraus
- wieder dargeftellt werden, fo ift erforderlich, daß der
——— durch deſſen ſtaͤrkere Anziehung zum
Sauer⸗
|
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 637
Sauerftoffe diefe Zerlegung. vorzüglich bewerfftellige
iverden kann, im der Temperatur der Glühehige dar⸗
auf wirken koͤnne, und daf folglich die Schwefelfäure
ſo fixirt fey, um diefen Grad der Hiße ertragen zu
koͤnnen. Das legtere ift der Fall, wenn fie an ein
feuerbeftändiges Altali oder an eine Etde ‚gebunden ift.
$. 991. Wenn man demnad) gleiche Theile feuer-
beftändiges Alkali und ſchwefelſaures Gewaͤchsalkali
mit dem vierten Theile des Gewichts des Ganzen Koh-
fenftaub innigft vermengt, und in einem bedeckten
Schmelztiegel ſchmelzen läßt; fo erhäft man wirklich
Schwefelalkali, aus dem man nad) dem Auflöfen im
Waſſer und Durchfeihen, ven Schwefel durch eine
Säure fällen kann.
$. 992; In diefem Progeffe nimmt die e Rofle bey |
der Temperatur des Gluͤhens, kraft ihrer ftärfern Ver;
wandtfchaft, den Sauerftoff. der Schwefelſaͤure in fich,
und entweicht als fohlenfaures Gas, während ihr
Brennftoff wieder zum Schwefel gehts, der wiederher⸗
geſtellte Schwefel geht mit dem Alkali in Verbindung,
wodurch er nachher durch eine Säure nieder geſchie⸗
den werben fanın.
» 6.993. Auf diefen Uebergang der Schwefel:
faure in Schmefel durch glühende Kohle gruͤndet ſich
auch: die Entſtehung des bononiſchen Leuchtſteins
(Phosphorus bononienfis) aus Schwerſpath, an
welchem Vincenzo Eafciarolo die leuchtende Eigen:
ſchaft zuerft beobachtete. Man macht Schwerfpath
in einem Schmelztiegel erſt rothigluͤhend, reibt ihn
dann
638 II. Theil. 3. Hauptftüd.
dann in einem fleinernen oder gläfernen Mörfer zu
einem feinen Pulver, vermengt dies mit etwas. Tra⸗
ganthfchleim, bildet daraus dünne Scheiben-und aller:
len Figuren, die man trodfnet, und dann zwiſchen
Kohlen in einem gut ziehenden Windofen ftarf glühet
und fie nach verzehren Kohlen herausnimmt. Sie
leuchten im Dunfeln, wenn man fie vorher eine Zeit
lang am Tageslichte liegen läßt. Ihre leuchtende Kraft
"verliert fich, mit der Zeit. Beym Befeuchten mit
%
Waſſer äußern fie einen Geruch nach ſchwefelhaltigem
Waſſerſtoffgas. — Es iſt mir hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß dieſes feuchten ein ſchwaches Verbrennen des
Schwefels fen, der in diefem Prozeſſe aus der Schwer
felfäure gebildet wird und mit der Schwererde in
Bereinigung ift, in welcher Bereinigung er weit geneig-
ter ift, als für fich allein das Sauerfloffgas zu jer-
feßen. Die Entwickelung des Wärmeftoffes ift hierbey
für die einzelnen Augenblicke der Beobachtung zu unbe-
trächtlich, als daß fie wahrgenommen werben fönnte.
$. 994. Eine gleihe Bewandtniß hat es auch
mit Cantons Kichtmagnet oder Phosphorus, den
man am ficherften fo verfertigt, daß man gleiche Theile
Aufterfchaalen und Schwefel aufs innigfte und feinfte
vermengt, und in einem bedeckten Schmelztiegel einige
Stunden lang in der AWeißglühehiße erhält. Die
zufammengebadene weiße Maſſe zerbricht man im
Heine Stuͤcke und ſchuͤttet ſie in eine trorfene Glas:
zöhre, die man gut verftopft. Man findet die Maffe
im Dunfeln leuchtend, wenn man fie vorher dem Ta-
geslichte eine kurze Zeit ausgefeßt hat.
$. 995.
=
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 639
6.995. Endlich gehört hierher noch Hombergs
Pyrophor oder Luftzunder, der fid) an der freyen
$uft, zumal, wenn. diefe feucht ift, von ſelbſt entzun:
det und- mie einem Schmwefelgeruche abbrennt. Man
nimmt fünf Theile gebrannten Alaun und einen Theil
feines Kohlenpulver, vermengt es aufs genauefte,
ſchuͤttet/ es in eine Heine.irdene Slafche mit einer engen
Muͤndung, fo daf fie etwa bis zu zwey Drittel ange:
fülle wird, umfchüttet fie bis an den Hals in einem
Tiegel mit Sande und ftellt diefen ins Feuer. Man
erhißt alles ftufenweife pis zum Gluͤhen der Slafche.
Es bilder ſich nun Schwefel, der ſich fublimirt und
an der Mündung der Flaſche mit einer,blauen Slam:
me brennt. Wenn man die. Slamme an der Muͤn⸗
dung nicht weiter wahrnimmt, ſo iſt der Pyrophor
fertig. Man verſtopft die Flaſche erſt mit einem gut
paſſenden Thonſtdpſel ‚ nimmt den Tiegel aus dem
Seuer, und wenn die Flaſche mehr erfaltet we ver:
ſchließt man fie. mit einem. Korkftöpfel recht feft.
$. 996. Wenn man von dem gut —
Pyrophorus etwas auf Papier ſchuͤttet, ſo erhitzt er
fi), zumal beym Anhauchen, und fängt dann ganz
von felbft Feuer. Er verbrennt unter einem ftarten
fchwefligten Geruche. In nicht - gut verwahrten
Gefäßen verliert er ‚feine ‚Gespennzbebiitiei mit
der Zeit.
$. 997. Es iſt durch Berfuche — daß
der Alaun nur in ſo fern Pyrophorus gebe, als er
Gewaͤchsalkali enthaͤlt, und daß die Thonerde nichts
dazu
640 UII. Theil. 3. Hauptiſtuͤck.
dazu beytrage. In der Gluͤhehitze zerſeßt nun die
Kohle die Schwefelſaͤure des Alauns und wird zum
kohlenſauren Gas, welches austritt; die Schwefel⸗
ſaͤure wird zum Schwefel, der ſich verfluͤchtigt und
verbrennt. Das Gewoͤchsalkali, das bey allem ver-
Fäuflichen Alaun if, fixirt indeffen einen Antheif _
Schwefel und hält ihn zuruͤck, zumal da die Caleina⸗
tionshiße nicht‘ bie zum gänzlichen Verfliegen alles
Schwefels hinreiht; ferner bleibt die uͤberfluͤſſig zu:
gefeßte Kohle ebenfalls übrig. Die Theile des Pyro⸗
phors ſind demnach hoͤchſt trockenes, aͤtzendes Ge⸗
waͤchsalkali, Schwefel, Kohle und Thonerde. An
der feuchten fuft zieht das erſtere ſchnell Feuchtigkeit
an, erhitzt ſich damit, und dieſe Hitze iſt hinteichend,
den Schwefel zur Entzuͤndung zu bringen, da er ohne
dies ben ſeiner Verbindung mit alkaliſchen Subſtan⸗
zen zur Zerfeßung des Sauerftoffgas meit mehr ge-
neigt iſt; diefe Entzündung des Schwefels im Ppro-
phor pflanzt fich zu den Damit vermengten · Kohlenthei⸗
len fort. | | | |
Stickſtoff und deffen Verbindung mit
Sauerflofe
$. 998. ‚Die. ponderabele Bafis des Stickgas,
deſſen wir fchon in dem Vorhergehenden ($. 829.),
als Ruͤckſtand der atmofphärifchen luft, deren Sauer:
ftoffgas durchs Verbrennen einer verbrennlichen Sub—
ſtanz zerſetzt worden ift, erwähnt haben, heißt Stick:
Hoff (Azotum, Azoce), *). Erift: für fich nicht
Yasftellbar, und bis jeßt unzerlagt. Ben der Tempe⸗
ratur
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 641°
ratur und dem Drucke der fuft, moben wir leben, .
erfcheint er in Verbindung mit dem Wärmeftoffe gas;
förmig, als Stickgas. I
. *) Spnonyma: Salpeterftoff, Salpeterfäurefofl
$. 999. Das Stidigas ſelbſt unterfcheiber ſich
von andern Gasarten ſehr charakteriſtiſch. Es dient
weder zur Reſpiration für Thiere, noch zur Unterhal:
tung des Verbrennens. Es iſt unentzuͤndlich; ge—
such: und geſchmacklos; wird weder vom Waſſer
noch von alfalifhen Slüffigfeiten eingefogen; und ift
etwas weniges ‚fpecififch leichter, als atmofphärifche
tuft (S. 253.). In der Armofphäre macht es bey
weitem den gröfeften Antheil aus. Es finder fich
auch i in der Schwimmblaſe der Fiſche.
$. 1000. Der Stickſtoff macht einen Grundſtoff
ſehr vieler Koͤrper des Pflanzenreichs, und beſonders
des Thierreichs aus. Mit dem brennbarhaltigen
Waſſerſtoffe bilder er zuſammen das Ammoniak (9.
885.), das nad) Berthollet aus beynahe 0,4 Theis
len Stidftoff und o,ı Theile XBafferftoff zufammen-
| gefeßt ift. Das bey der trockenen Deftillation und bey
der Faͤulniß thierifcher und vegetabilifcher Dinge zum
Vorſcheine fommende Ammoniak ift erft ein Product
aus diefen genannten Grundftoffen. Beym Berbren:
nen des Ammoniafgas mir Sauerftoffgas ($. 885. )
erhält man daher auch Waſſer und Stickgas.
$. 1001. Der Stidftoff ift eine fauerbare Sub:
ftanz; er ift der Verbindung mit Sauerftoff fähig
und liefert Damit * den verſchiedenen Graden der
Ss Auf⸗
2 TE Dheil. 3. Hauptflüd.
Aufnahme des‘ Sauerſtoffes verfchiebene Produete,
Die gefättigte Verbindung des Sticftoffes mit dem
Sauerſtoffe giebt die Zalpeterfäure; die minder gefätz
tigte conflituirt die‘ unvollfommene Galpeterfäure,
die ich falperrigte Säure nenne; ein noch minderer
‚Grad der Dridirung macht die. Bafis des Salpeter:
gas, und. der mindefte die fe Bf 8 des ſauerſtoffhal⸗
tigen Stickgas.
Lavoiſier traitò lm. T. 1. ©, 78. ff.
6. 1002. Die Salpeterfiure '(‚Acidum nitri-
cum, de. nierique ) macht einen Beftandtheil des Sal-
peters aus, worin fie mit dem Gemwächsalfali zum
Neutralſalze verbunden ift, und man Fann fie vermit-
telft der Schwefelfäure, die eine nähere Verwandtſchaft
zum Sewächsalfali hat, daraus austreiben. Nenn
man nämlich Vitriolöhl auf Salpeter gießt, fo ent:
ſteht ein Aufbraufen und Erhißung, und es wird fo:
gleich eine Menge eines rothgelben fcharfen Rauchs
entbunden, der ſich durch Deftillation zu einer fropf:
baren Släffigfeit verdichten läßt. Die hierben geſam⸗
melte Säure heißt auch rauchender Sa perergeift (Spi-
ritus nitri fumans Glauberi). Ihr eigenthümlicheg
Gericht ift bis 1,593; fie ſtoͤßt ben Berührung der
$ufe rörhlichgelbe Nebel aus, womit aud) der übrige
Raum in den Standflafchen, worin man fie aufbe;
wahre, erfüllt if. Sie zieht Feuchtigkeit ftarf an;
erhitzt fi) bey der Vermiſchung mit Waſſer, wobey
‚die Entmwidelung der röthlichen Nebel noch weit Haus
figer wird, Bey dieſer Verduͤnnung mir Waſſer wird
R fi
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. "643
ſie erft grün, ben noch mehrerm 'zugefeßten Waſſer
blau, und zuleßt verſchwindet alle Farbe.
. 1003. Die gelbe oder rörhliche Farbe, und
die Eigenfchaft, vröthlichgelbe Nebel auszuftoßen,
fommen der vollfommenen Salpeterfäure, als folcher,
nicht zu, fondern feßt ſchon eine Modification derfels
ben voraus und rührt von minder vollfommener
Salpeterfäure ber, : Wenn man daher die rauchende
‚Salpeterfäure aus einer gläfernen Netorte im Sands
bade ben ganz gelindem eure nochmals deflillirt, fo
erhebt fich der rauchende Theil zuerſt, und der Ruͤck—
ftand verliert endlich alle feine Sarbe und feine raus
- chende Beichaffenheit. Eben jo wird. diefe flüchtigere
sauchende Säure bey der Verwuſchung mit Waſſer
von der uͤbrigen volllommenen Saͤure geſchieden, und
die farbenloſe verduͤnnte Saͤure iſt nun als die reine
volllommene Salpeterſaͤure anzuſehen. Die ver—
duͤnnte Salpeterſaͤure heißt auch Scheidewaſſer (Aqua
fortis ):
$. 1004. Die Safsererfiute unterfcheibet ſich
von der Schwefelſaͤure durch einen eigenen Geruch,
durch ihre Fluͤchtigkeit, durch ihre große Schärfe ges
gen organische Theile. - Sie faͤrbt Haut, Haare,
Seide, u. dergl., dauerhaft gelb. Die mir der voll
fommenen Salpeterfäure bervorgebrachten Neutral⸗
und Mittelfalje zeigen am beiten, ihren Unterſchied
von andern Säuren. Sch nenne von diejen nur das
ſalpeterſaure Gewachsalkali (gemeiner Salpeter)
und die ſalpeterſaure Ralkerde ( Mauirſalpeter).
Ss 2 $. 1005,
64 TE Theil. 3. Hauptſtuͤk.
6. 1005. In der Natur erzeugt ſich die Salpe⸗
terſaͤure bey der Verweſung organiſcher, beſonders
thieriſcher Subſtanzen, aus dem Stickſtoffe derſelben
und dem Sauerſtoffe, und die erzeugte Salpeterſaͤure
tritt mit der Kalkerde der Dammerde, worin die Ver⸗
weſung geſchieht, zuſammen, und bildet fo den
Mauerſalpeter (9. 1004.).
$. 1006. Der rauchende, roͤthlich gefärbte, An:
theil, der fi) aus dem rauchenden GSalpetergeifte
durch Erhißung abfondern läßt ($. 1003.), fi nur
ſchwer zur liquiden Fluͤſſigkeit verdichtet, fehr flüchtig
iſt, fchon in der gewöhnlichen Temperatur roͤthlichen
Dampf und Nebel bildet, und nicht die Acidität hat,
als die vollfommene Salpeterfäure, ift als unvollfom:
mene Salpeterfäure anzujehen, die ich falpetrigte
Säure (Acidum nitrofum, Acide nitreux') nenne
($. 1001.). Sie ift in defto größerer Menge im
zauchenden Salpetergeifte enthalten, ‚je rauchender das
Vitrioloͤhl war, deſſen man fich zur Rn def-
felben bediente.
$. 1007. Daf in ber fapeteigten Stüre die
Taurefähige Grundlage mit weniger Sauerftoff verbun:
den fen, als in der Galpeterfäure, erhellet aus meh:
rern Erfahrungen. Wenn man nämlich Salpeter
in einer gläfernen befchlagenen Retorte, die mit dem
pneumatiſchen Apparate in Verbindung ift, glühen
laͤßt, fo geht eine große Menge Sauerftoffgas über,
und zulegt entwickeln ſich auch Dämpfe von falpetrig-
ter Säure, wenn die Retorte dem Schmelzen gehoͤrig
wider⸗
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 645
widerſteht. Die zuruͤckbleibende Salzmaſſe ſchmeckt
altaliſch, läßt aber beym Aufgießen, ſelbſt von ſchwaͤ⸗
chern Säuren, wie von Eſſigſaͤure, die ſonſt die Sal⸗
peterſaͤure nicht austreiben, rothe Dämpfe fahren und:
giebt falpetrigte Säure. Dffenbar wird hier der vol‘
fommenen Salpeterfäure durch das Keuer ein Ancheif
Sauerftoff entzogen, der Damit als, Sauerftoffgas
austritt, und die faurefähige Grundlage der Salpe:
terfäure bleibt, mit weniger Sauerftoff und mit aufge:
nommener Bafıs des Lichte oder Brennftoff verbunden,
als falpetrigte Säure beym Alkali zurüd, bis auch,
durch die anhaltende Hiße ein größerer oder geringerer
Antheil derfelben ausgetrieben wird. Wenn vollkom⸗
mene Salpeterfäure ‚durch eine glühende gläferne
Nöhre getrieben wird, fo liefert fie auch Sauerftoff-
gas und falperrigte Säure. Endlich, wenn man un:
gefärbte, concentrirte Salpeterſaͤure im einer recht
durchſichtigen Retorte, die in Verbindung mit der
pneumatiſchen Geräthfchaft ift, den Sonnenftrahlen
ausfeßt, ſo entwickelt fih Gauerftoffgas und die
rucftändige Salpeterfäure wird wieder gefärbt. — —
Dunfle Wärme, ohne Sicht, bewirft biefe Veraͤnde⸗
sungen nicht, |
$. 1008. Alle Körper des Thier⸗ und Gewaͤchs⸗
reichs zerſetzen die Salpeterſaͤure und entziehen ihr
durch ihren Kohlenſtoff den groͤßeſten Antheil Sauer⸗
ſtoff, ſo daß ſie dadurch nun von anderet Natur und
anderm Verhalten erſcheint. Ein gleiches thun auch
ſehr viele Metalle, wie z. B. Kupfer, Queckſilber,
Eiſen. Wird Selva inne darauf gefchürtet, fo
| entſteht
646: 11: Thell. 3.Hauptftäck..
entſteht Erhitzung und Entwickelung von luftblaſen,
die bey Beruͤhrung der atmofphärifchen $uft ſogleich
: einen gelbrothen Nebel genen. Um dte hierben Statt
findenden Veränderungen beffer beurtheilen zu können,
wählen wir den folgenden Verfuch.
$. 1009. Man fülle eine Feine Entbindungsfla=
ſche ganz mit Kuprer- oder Meffingdraht an, gieße
verduͤnnte Salpererfäure, die aus einem Theile con
centrirter Salpeterfäure und drey Theilen Waſſer ges
macht ift, hinein, fo daß Feine atmofphärtiche Luft im
Glaſe zuruͤckbleibt, und verbinde die Slafche gehörig
mit der prreumätiichen Gerächihafl. Das Merall
Iöf’e fih unter Aufbranfen in der Säure auf, und es
tritt eine große Menge von luft durch die Seitenröhre
der Slafche aus, die man auffängt, nachdem man
die erften Portionen hat weggehen laffen.
6. 1010. Die erhaltene fuftart heißt Salpeter⸗
38 (Gas nitrofum, Gaz nitreux). Es iſt farben:
Ios, hat feine Spur einer Säure an fi, und roͤthet
an fich die lackmustinctur nicht, loͤſ't ſich nicht in
Waſſer auf, truͤbt das Kalfwaffer nicht, iſt hoͤchſt
irrefpirabel, und verloͤſcht ein hineingebrachtes licht.
Es verliert ſogleich ſeine Gasform, wenn es die atmo—
ſohaͤriſche luft berührt, und verwandelt ſich in röch-
lichgelbe ſaure Nebel, mie fie rauchender Salpeter⸗
geiſt ausſtoͤßt, und in Salpeterſaͤure, die vom Waſſer
nach) und nad) eingefogen wird.
$. 1o1r. Wenn man umter einen Glacchlinder,
der das Galpenegas ı mit Waſſer geſperrt enthält,
atmo⸗
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 647
atmofphärifche. Luft treten läßt, ſo entſtehen ſogleich
xoͤthlichgelbe Nebel unter Erwärmung und eine Ver⸗
minderung des Volums beyder tuftarten; das Waſſer
ſteigt in. dem Cyhlinder höher und wird nun zur ver⸗
Binnen Salpeterſaure. Wenn man beude luftarten
ſolcher Geftalt An gehörigem Verhoͤltniſſe vermiſcht
hat, fo bleibt endlich, bloß noch Das. Stickgas der at⸗
moſphaͤriſchen zuft uͤbtig. Man braucht gewoͤhnlich
16 Maafe atmoſphaͤriſche Luft, um 71 Di. Salpe;
tergas völlig zu zerftören,
$. 1012. Wenn man flatt der atmofpharifhen
fuft im vorigen Verfuche ($. 1011.) reines Sauer—
ſtoffgas anwendet, fo. ift die Nöthung und Erhitzung
weit beträchtficher; ‘und wenn beyde luftarten völlig
rein waren, fo erfolgt, bey der Vetmiſchung derſelben
im gehoͤrigen Verhoͤltniſſe, ein ganzliches Verſchwin⸗
den derſelben. Indeſſen ſind das Salpetergas und das
Sauerſtoffgas ſchwerlich ganz von allem Stickgas rein
zu erhalten, welches dann übrig bleibt. Man braucht
etwa 4 M. Lebensluft zu 75 M. Salpetergas.
$. 1013. Die rothen Nebel, die in benden Er:
fahrungen ($.. 1012.) entfiehen, find .falpetrigte
Säure, die nah) und nad) in Salpeterfäure überacht
und vom Waffer eingefogen soird. Aus Sauerftoff:
gas und Safvetergas wird alſo Salpeterſaͤure, und
jene benden $uftarten hören auf, zu feyn. |
. 1014. Es folgt aus allen diefen Erfahrun:
gen, daß das Galpetergas die Grundlage der Sal⸗
* | peter:
648 TI. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
peterfaͤure enthalte, die durch Aufnahme des Sauer:
ftoffes wieder zur Salpeterfäure wird; und daß alſo
das Metall ben der Aufldfung in Salpeterfäure (€.
‚1009. ) einen Antheil diefer legtern zerfeße, ihr Sau-
erftoff entziehe, dagegen Brennftoff abtrete, und fie
dadurch in einen veränderten Zuftand bringe, wobey
fie in der Temperatur unferer Armofphäre luftförmig
ericheint, nicht mehr als Säure wirft, und andere
Eigenfchaften zeigt. Bey Berührung des GSalpeter:
gas mit Sauerftoffgas ziehen: fi) aber die Grundfagen
beyder fuftarten an und bilden unter Entlaffung ih:
es Wärmefloffes wieder Salpeterfäure.
$. 1015. Die Bafis des Galpetergas enthält
alfo außer Brennftoff das Radical der Galpeterfäure;
indeffen werden die folgenden Erfahrungen zeigen,
daß fie daſſelbe noch nicht rein enthält, fondern noch
felbft in Verbindung mit einem Antheile Sauerftoff,
der aber nicht hinreichend ift, das Radical in den Zu-
fland einer Säure zu bringen. Es wird alfo der
Salpeterfäure durch das Metall ($. 12009.) nicht
aller, fondern nur der größte Theil des Sauerftoffes
entzogen, und die Bafis des Salpetergas befteht dem:
nach aus Brennftoff, dem Radical der Salpeterfäure
und etwas Gauerftoff.
$. 1016. Die Bildung der Baſis des Salpeter:
gas ıft aber noch nicht der erfte Grad der Dridirung
bes Radicals der Salpeterfäure, fondern es giebt
noch einen niedrigern. Wenn man naͤmlich Salpe-
tergas uͤber angefeuchtetem Eiſenfeil oder angefeuch—⸗
tetem
— — — — — — nn.
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 649
tetem Schwefelalkali ftehen laͤßt, fo erleidet es eine
Verminderung feines Volums von etwa $ und er-
langt ganz andere Eigenfchaften, als es vorher beſaß.
Naͤmlich das nun noch ruͤckſtaͤndige Gas wird vom
Waſſer eingeſogen; es wird durch Sauerſtoffgas nicht
zerſetzt, und zerſetzt dieſes nicht; es bringt damit kei⸗
nen rothen Nebel zuwege; es brennt eine Kerze Darin
mit vermehrtem Glanze, und ihr glimmendes Docht
wird darin wieder von felbft zur flammenden Entzünz
bung gebracht; brennender Phosphor, Schwefel und
Kohle verföfchen aber, und Thiere erſticken darin,
Vom Salpetergas ſelbſt wird es nicht afficirt.
$. 1017. Man hat dieſes Gas, welches Prieft;
ley ſchon unter dem Damen der depblogiftifircen
Salpeterluft erwähnte, gasfoͤrmige azorifche Halb:
fäure (Oxide d’azote gazeux) genannt. Ich nenne
es fauerftoffbaltiges Stidgas (Gas azoto[um ),
Bey feiner Enrftehung ($. 1016.) wird der Baſis
des Salpetergas noch Sauerftoff entzogen, indeffen
doch noch nicht aller, den fie enthält, und Dagegen
noch mehr Brennftoff mitgetheilt ; und es bildet nun
das Radical der Salpeterfäure, mit noch weniger
Sauerftoff verbunden, die Bafis einer andern. vom
Salpetergas verfchiedenen Gasart. Sonft. erhält
man diefes Gas noch, auf verfchiedene andere Weiſe,
wie z. B. dadurch, daß man ſalpeterſaures Ammo⸗
niak mit etwa dreymal ſo viel Sand vermengt, aus
einer kleinen Retorte in Verbindung mit der pneuma⸗
tiſchen Geroͤthſchaft deſtillirt; gegen das Ende, der
Operation kommt aber viel Stickgas. of
650 1... II Theil. 3. Hauptſtuͤck
BP Drieeps Verſ. u. Beob. über verſch. Gatt. der Luft,
©. 208, zo. "In. &, 16. 22. 126. 128. 133. Eben»
— Verſ. u. Beob. über verſch. Theile der Narurf
Tb 1. &. go so Tb. 11. ©, 156. 165. 306. Ueber die
Natur des von Hru Prieſtley fo genannten dephlogiftifirtem
Ealpe eraas oder der „adförmtaen azotiſchen Halbiäure,
von J R. Deimanı, Trooſtwyk, Nieuwland,
un Konmetnbusgh; in Grens neuem Journ. d. Phyſ B. .
. 243
% 1618. Das Radical der Salpeterfäure iſt
alſo mehrerer Grade der Oxigenirung fähig (F. 1001.).
Der erſte over niedrigfte Grad ift die Bafis des fauer:
ftoffpaltigen Stidgas; der zweyte die Bafis des Sal—
peiergas; der dritte die falpetrigte Säure; und der
vierte und legte Die Salpeterfäure. |
9. 1019. Das Stidgas hat feinen Einfluß auf
das Salpetergas, und bende Gasarten wirken nicht
auf einarder. Eben jo wenig wirft Fohlenfaures Gas,
Mafferitoffgas, fchmwefligtfaures und Ammoniafgas
darauf. Weil alfo die gewöhnlichen irrefpirabeln
$uftarten das Salpetergas nicht zerfeßen, und es nur
Das Sauerftoffgas thut, und diefes dadurch auch feibft
jerfeßt wird; fo hat matı eben das Salpetergas als
ein unomerrif.bes Mittel zur Prüfung des Gehalts
der atnrofphärifchen fuft an lebensluft vorgefchlagen
und angewendet ($. 850.). Indeſſen gewährt dieſe
Prüfungsart doch feine ftetigen und zuverlaͤſſigen Reſul⸗
tate, obgleich übrigens das Verfahren und die Werk—
jeuge Dazu von Fontana und Ingenhouß gar ſehr
bervollfommnet worden find.
| $. 1020. Meder die Kohlen noch der Schwefel
jerfegen in der Kälte die Salpeterfäure, wohl aber in
der Hihe und wenn die letztere recht concentrirt iſt,
obgleich
—
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 651
obgleich nur ſchwer und langſam. In Verbindung
mit Waſſerſtoff zerſetzt aber ſo wohl die Kohle als
der Schwefel die Salpeterfäure weit leichter: das
eiftere beweiſen vegetabillſche und thieriſche Stoffe,
wie 3. DB. Zucker, Dehle, u.a. m., die fhon im
mäßiger Märme die Salpeterfäure in Salpetergas
verwandeln; das letztere wird durch ſchwefelhaltigeg
Waſſerſtoffgas dargethan, welches von concentrirter
Salpeterfüure zerſetzt wird und dieſe fetbft jerfeht. =
- Ktr02R Die vbllige Zaſthang der Sahpeter⸗ |
inte und die Scheidung ihres Radicals kann durch
Kohle in der Temperatur der Gluͤhehitze bewitkt wer⸗
den, indem die: Kohle in dieſet Hiße, wegen’ "ihrer
nähern Verwandtſchaft zum Sauerſtoffe, dehfelben
der Salpeterſaͤure ganz entzieht. Wenn aber die
Salpeterfäure jur Temperatur der Gluͤhehitze gebracht
werden ſoll, fo muß fie fixirt ſeyn, wie fi fie e es im Sk
peter — Gewaͤchsalfali iſt. -
6, 1022. Der Salpeter, der für fich allen: in
der Hiße ruhig fließt, ; bringt ſogleich eine Ent zuͤn⸗
dung mit einem Geraͤuſche zuwege, wenn man ihn mit
gluͤhender Kohle in Beruͤhrung bringt, oder ihn in
gluͤhenden Fluß ſetzt und dann Kohle darauf traͤgt.
Dieſe Entzuͤndung und Zerſetzung des Salpeters in
der Hiße mit entzändfichen Dingen nennt t man bag
Derpuffen ( Detoniatio 5 derſelben.
5. 1023. Nicht bloß die Kohle, ſondern —
der Schwefel, der ——— die mehreſten Metalle,
und
—
62... IE Theil. 3. Hauptſtuck.
und überhaupt alle entzündliche Körper bringen mit
Auͤhendem Salpeter Verpuffen hervor.
£ 1024. Das Verbrennen der entzuͤndlichen
Körper beym Berpuffen gefchicht weit febhafter und
fehneller und mit weit ftärferm lichte, als forft in at⸗
mofphärifcherfuft, und ganz fo als in reinem Sauer:
ftoffgas. Der Salpeter wird daben jerftört, und es
bleibt nur das Gewaͤchsalkali deffelben übrig, das
aber freylich durch die erzeugte neue Säure, zu wel
cher der verbrennliche Körper- das Radical und Die
Salpeterfaure den Sauerftoff hergaben, mehr oder mes
niger verändert fen fan. . Wenn man daher auf
Galpeter ,. der. in einem glühenden Tiegel im: Feuer
fließt, Rohlenpulver fo lange -aufträgt, bis fein Verpuf⸗
fen mehr erfolge, fo bleibt das Gemächsaffali nur zum:
Theil Eohlenfauer übrig, weil durch das Gluͤhen def
feiben felbfi ein Antheil der, gebildeten Kohlenfäure
wieder ausgetrieben wird. Wenn man fich ben die:
fem Verſuche ftatt der Kohle des Schwefels be:
dient, fo hat man ebenfalls eine lebhafte Verpuffung,
and das ruͤckſtoͤndige Alfali iſt ſchwefelſauer. Der
Schwefel iſt alſo auch in der Gluͤhehitze dem Sauer⸗
ſtoffe naͤher verwandt, als das Radical der Salpeter:
Rure.
6. 1025. Die Entzündung des Schiefpulvers
ift ebenfalls eine wahre Verpuffung des Galpeters
vermi:telft der dabey befindlichen Kohlen: und Schw :
feltheile.. Die Güte deſſelben hänge von der Meinigs
beit ber dazu erforderlichen Materialien, von der ges
nauen
Schwere einfache Stofeu. ihre Verbindungen. 653
nauen und innigen Vermenaung berfelben, und dem
gehöriaen Verhältniffe derſelben gegen einander ab.
Diefes Berhältnif der Ingredienzien deſſelben ift frey⸗
Sich nad) dem befondern Gebrauche, wozu das Pul-
ver beſtunmt ift, verſchieden. Gewoͤhnlich befteht es
aus 0,75 Salpeter, 0,16 Kohlen und 0,09 bis 0,10
Schwefel. Der Schwefel ıft.nöthig, damit das Pul,
ver defto leichter Feuer fange.
$. 1026. Ein anderes hierher — merk⸗
wuͤrdiges Gemenge iſt das Anallpulver (Pulvis ful-
minans), welches das Beſondere hat, daß es, ohne
eingeſchloſſen zu ſeyn, auch ſchon in geringer Menge,
bey einer allmaͤhligen, bis zur Entzuͤndung des
Schwefels gehenden Erhitzung, in einem Löffel über
glühenden Kohlen, mit einem heftigen Schlage, ab:
brennt. Man macht es aus dren Theilen Salpeter;
zwey Theilen trockenen Weinſteinſalzes und einem Thei⸗
le Schwefel, die man recht fein zuſammenreibt.
$. 1027. Um nun beurtheilen zu koͤnnen, mas
aus der beym Verpuffen des Salpeters zerfeßten Sal:
. peterfäure wird, muß man daffelbe nochwendig in
verfchloffenen Gefäßen in Verbindung mit der pneus
matifchen Geräthfchaft unternehmen. Es dient dazu
am beften ein Gemiſch aus einem Theile Kohlenpul⸗
ver und drey Theilen Salpeter. Den Zulaß von
Schwefel muß man, wegen der fonft entftiehenden
Heftigkeit der Erplofion, ganz vermeiden, Dan
bringt von dem mäßig angefeuchteten Gemenge in das
genau gefchloffene Ende eines Flintenlaufs, ſtampft
64 I. Dheil. 3.Haupiſtuck.
es feſt, legt diefes Ende zwiſchen Kohlen, und ben
Flintenlauf ftarf geneigt mir feiner Mündung "unter
den Trichter ver mir heißem Waſſer gefüllten Wanne
bes pneumatifchen Apparats. So wie die Stelle, wo
ſich das zu verpuffende Gemenge endigt, glühend wird,
hebt die Verpuffung an, und verbreitet ſich nach und
nad) durch die ganze Mafje mit heftiger und Häufiger
Entwidelung von Gas. Nah Endigung. des Der:
ſuchs findet man den Salveter im Flintenlaufe völlig
zerfiört, und an feiner Stelle Fohlenfaures Gemäds:
alfali mit mehr oder weniger unverbrannter Kohle;
die übergegangene fuft beiteht aus fohlenfaurem Gas
und Stickgas. | | |
$. 1028. Da die Kohfenfäure, die ſich hierbey
bildet, nicht anders erzeugt werden fann, als daf die
Kohle der Salpeterfäure den Sauerjtoff entzieht; da
. ferner alle Salpeterfäure, hierbey verſchwindet und
auch das Sperrwaſſer beym Verſuche nichts davon
enthält; da ferner eine fo große Menge von Stickgas
hierben zum Vorſcheine fommt: fo folgt, daß ver
Stickſtoff das Radical der Salpererfänre oder ihr
ſaͤurefaͤhiges Subſtrat ausmache. Da ſich dieQuan.
titaͤt der bey dieſem Prozeſſe erzeugten Kohlenſaͤure
und der dabey verzehrten Kohle beſtimmen läßt ‚%
fann man aud) aus dem fchon befannten Verhältniffe
bes Kohlenitoffes zum Sauerftoffe in der Kohlenjäure,
und der Quantität des gefammelten Stickgas fehlies
Ben, mie das Verhältniß des Sauerftoffes zum Stid:
ftoffe in der im Salpeter befindlichen, hoͤchſt concen:
trirten, Salpeterfäure ſey. Herr Lavoiſter beſtimm⸗
te
. Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbihdungen. 65 5
te bie Zuſammen ſetzung dieſer Salpeterfäure ſehr na⸗ |
he aus 0,205 Stickſtoff und 0,795 Sauerftoff.-
Lævoiſ ter traité éle mentaire, Ta II. S. 524. ff,
$. 1029. Der Stickſtoff iſt alſo das titteſthige
Subſtrat der Salpeterſaͤure, und erſcheint nach Maaß⸗
gabe des Verhaͤltniſſes des damit verbundenen Sauer:
ſtoffes in verfchiedener Form und Matur. Mit etiva
vier Theifen Sauerftoff und ohne Brennftoff macht er
Die Salpeterfäure, mit etwa drey Theilen deſſelben
und etwas Brennſtoff die ſalpetrigte Säure, mit nahe
ziven Theilen deffelben und mehr Brennftoff die Baſis
des Salpetergas, und mit wenig mehr als. gleichen
heilen Sauerftoff und.noch mehrerm Brennftoffe die
Baſis des fauerftoffhaltigen Stickgas. Alles Sauer:
ftoffes beraubt und mit Brennftoff gefättige, giebt
das Radical der Salpeterfäure das Stiefgas,
$. 1030. Eine Beftätigung diefer Theorie. giebt
‚die Erfahrung, daß Salpetergas, durch einen glühens
ben Flintenlauf getrieben, ſich ganz in Stickgas ver:
wandelt, indem das glühende Metall hierbey den noch
im Salpetergas befindlichen Antheil Sauerftoff ganz:
lich in ſich nimmt und ‚dagegen Brenuftoff abtritt.
Ferner erklärt ſich daraus die gänzliche Zerftörung des
falpeterfauren Ammoniafs für ſich im Glühefeuer, und
feine Verwandlung in Wafler und Stickgas; in:
gleichen die Verwandlung des fluͤſſigen Ammoniafe
in Salperergas, wenn es durch glühenden Braunftein
in einet Röhre deſtillirt. |
Yeber
66 IL Theil. 3. Hauptſtuͤck.
Te ES ie
4. 1031. Einen: fontHetifchen Beweis für die
Miſchung ver Salpeterfäurg fann die Erfahrung von
Cavendiſh geben, welcher zu Folge ein Gemiſch von
fieben Theilen Sauerftoffgas und drey Teilen Stick⸗
gas in einer mit alfalifcher Sauge gefperrten Glasroͤhre
durch häufig wiederholte electrifche Funken im Volum
vermindert und die lauge falpeterfauer wurde. Frey:
lich bleibt es hierben noch unentſchieden, was die elec-
trifche Materie hierben ſelbſt bengetragen habe.
Ueber die Bermanblung eines Gemiſches der depbloaiftifirten
Luft in Galpeterfäure dur Hülfe des ee u.
* Grenbiins. in Grens Journale der I.
832. II. *
6. 1032. So viel ſcheint indeſſen als Thatſache
ausgemacht zu ſeyn, daß die Natur bey der Verwe⸗
fung organiſcher Körper Stickſtoff, der ein Beftand:
theil derfelben ift, mit Sauerftoff des Waſſers oder
der Atmofphäre zur Salpeterfäure vereinigt, und diefe
in fo fern ein Product der Verweſung genannt werden
Fan. Daß aber Sauerftoffgas und Stickgas durd
ihre Vermiſchung feine. Safpeterfäure geben, das hin⸗
dert die Verwandtſchaft ihrer refpectiven Grundlagen
zu dem ABärmeftoffe, womit fie in ii Sasarten
/ vereinigt find.
$. 1033. Jetzt läßt fi) nun die Theorie des Ver:
puffens nad) Dem aucivhlogiſtiſchen Syſteme leicht geben.
Der Salpeter entwicelt ın der Glühehige Sauerſtoff⸗
gas ($. 1007.), welches das lebhafte Verbrennen ver
ver:
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 657
verbrennlichen Subſtanzen verurfacht. In der dabey
Statt findenden Temperatur bemächtigt fich die ver
brennliche Subftanz des Sauerftoffes der Safpeterfäu-
re gänzlich, ihr Radical, der Stickſtoff mit Brennftoff °
gefärtigt, wird frey und entmweicht als Stidgas ‚ und.
fo wird die Salpeterfäure gänzlic) zerftört. Die gro⸗
Be Menge des Waͤrmeſtoffes, welche die Salpeterſaͤure
auch im Salpeter noch gebunden enthält, und die nicht
gänzlich zur Bildung der entſtehenden Sasarten ver
endet wird, und der Brennſtoff der verbrennli⸗
chen Subſtanz, der vom Radical der Galveterfäure
nicht alle aufgenommen werden kann, ift Urfach des
Beym Verpuffen entftehenden ftarfen Feuers. — Ei:
gentlic) fann man aber die Erſcheinungen des Ver⸗
puffens nicht von der aus dem Salpeter entwidelten
gebensluft ableiten; und es ift nicht dieſe, fondern die
Salpeterfäure felbft, die, ehe noch ihr Sauerftoff
luftfoͤrmig entwickelt wird, durch denfelben die vers
brennliche Subſtanz in der Gluͤhehitze zum Verbren⸗
nen bringt. Uebtigens läßt ſich leicht Daraus erflären,
warum das Verbrennen derſelben vermittelft des Sal⸗
peters auch beym Ausfchluffe aller Luft in verſchloſſe⸗
nen Gefäßen Starthaben kann. In der überaus
fehnellen Verbreitung des Verbrennens durch Die Maffe
des Schiefpufvers im verfchloffenen Raume; in der -
Menge von Stickgas und kohlenfaurem Gas, die bar
ben fo plöglich erzeugt wird; in der über alle Be
rechnung großen Elafticität, welche dieſes Gas durch
die überaus große Menge des frey werdenden Feuers
erhalten muß; und in der Erpanfivfraft des legtern
E Tt im
658: 1. he 3. Hauptſtuͤk. |
im Augenblicke feines Freywerdens, ift der Grunb ber
fürchterlich großen Kraft zu fuchen, welche das Schief-
pulver ausübt, -wenn es im verjchloffenen Raume
entzündet wird ($. 566.).
Ben: I feinen ven Schelen, ©h © m il. 9
$ 1034. Beym Abbrennen des Knallpulvers ($.
.1026.) ift es wohl gewiß, daß durchs allmaͤhlige Schmel⸗
zen deffelben aus dem Schmefelalfali, (zu Solge des im
Salpeter und Alfali ‘befindlichen Waſſers,) ſchwefel⸗
haltiges Wafferftoffgas gebildet wird, oder vielmehr
im erften Anfange feiner Entftehung begriffen ift und
mit der aus dem Salpeter entbundenen febensluft ei-
ne Knallluft macht.
Phosphor. Phosphorſaͤure.
$. 1035. Der Phosphor (Phosphorus), den
man, zum Unterfchiede von andern im Dunkeln (euch:
tend erfcheinenden Körpern, auch Kunkelſchen oder
Urin : Pbospbor nennt, ift eine einfache entzündli-
he Subftanz, durchfcheinend,. weißlich von Farbe,
etwas zähe von Conſiſtenz, und in einer Hiße, die
noch nicht die Siedhiße des Waſſers erreicht, ſchmelz⸗
bar. Er ift beym Ausfchluffe der Luft in der Hiße
- flüchtig und laͤßt fich überdeftilliren. Er madır ei-
nen weit verbreiteten Grundſtoff in den organiſchen
Körpern, befonders im Thierreiche aus, findet fich
aber auc) im Wineralreiche, wie z. B. im Eifen aus
Sumpferzen, |
| $. 10306.
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 659
6. 2036. Der Phosphor entzündet. fich beym
Zutritte der atmofphärifchen luft oder des Sauerftoff:
98 bey einer. Wärme von 30 bis 32° R., und wird
- darin zue Phosphorfäure (Acidum ‚phosphoricum,
4. phosphorique). Die Umftände, melde diefes Ber:
brennen des Phosphor begleiten, find ſchon oben ($$.
827. 834.) befchrieben worden. Der Phosphor laͤßt
ſich auch durch Reiben feicht in den zu feiner Entzuͤn⸗
dung nöthigen Grad der Wärme bringen. Auf die
leichte Entzündlichfeit des Phosphors gründen fich
übrigens die Turiner Zetzen, das Feu portatif und
andere Spielwerfe. Zur Verhütung feiner Entzuͤn⸗
dung bewahrt man ihn in Waſſer auf.
6. 1037. Die Phosphorſaͤure (5. 1036.) un:
terſcheidet ſich weſentlich von andern Saͤuren. Sie
iſt feuerbeſtaͤndig; fie kann das Gluͤhefeuer verttagen,
ohne ſich zu verfluͤchtigen, und ſchmilzt dabey zu einem
durchſichtigen, an der luft wieder zerfließlichen, Glaſe.
Sie bildet mit den Alkalien und Erden eigenthuͤmliche
Neutral⸗- und Mittelfalze, von denen mir hier nur
das phoephorfaure Ammoniak, das fi) auch im
menfhlichen Harne findet, und die phospborjaure
Zalkerde merken. Letztere ft im Waſſer unauflöslich
und geſchmacklos und: bildet den größeften Theil der
Rnochenaſche.
(. 1038. Durch bloßes Släßen für fich läßt die
Phosphorfäure fi ſich nicht zerlegen und ihren Sauer:
ftoff nicht fahren. Aber durch Hülfe des Kohlenſtoffes
läßt fie ſch im Gluͤhen vr. indem der Kohlen:
zt2 ftoff
.
6 Ha 3. Haupiſtuͤck.
ftoff init dem Sauerſtoffe der Phosbhorſaͤure zur Koh:
fenfäure wird, die in Gasgeftalt entweicht, und das
Radical der Phosphorfäure mie dem Brennftöffe der
Kohle gefättigt wieder Phosphor giebt. So beteitet
man auch den Phosphor aus Phosphorfäure. und
Kohlenſtaub durch Deſtillation.
$. 1039.° An der atmofphärifchen Luft entwickelt
der Phosphor bey einer Temperatur, die nicht bis zu
feiner Entzündung, reicht, auf feiner ganzen Ober:
fläche einen fanften weißen Rauch, von einem knob⸗
[auchsartigen Geruche, der im Finſtern leuchtet. ‘Der
Phosphor zerfließt dabey zu. einer fauern Fluͤſſigkeit.
Die daben Statt findenden Umftände, die Erflärung
des Phänomens, und die darauf gegrundere Aniven-
dung des Phosphors zu einem eudiomerrifchen Mirtel
find ſchon oben ($$. 847. 851.) angeführt worden.
$. 1040. Die faure Slüffigfeir, die fih ben die:
fem Seuchten des Phosphors in atmofphärifcher fuft
‚bilder, ift unvollfommene Phosphorfäure, die ich
durch den Itamen der phoephorigten Säure ( Aci-
dum phosphorofum, A. phosphoreux ) ünterfcheide.
Sie befigt einen Fnoblauchsartigen Geruch, ftößt in
der Hitze einen weißen ftechenden Rauch aus und
verwandelt ſich daben in vollfommene oder Phosphor:
fäure, moben fi im Sinftern auch leuchten zeigt.
| $. 1041. Der Phosphor entzieht der Schwe-
felſaͤure in der Hitze, der Salpeterfäure auch ſchon in
te Ba den Sauerſtoff, und. wird Phosphorfänre,
Por | $. 1042.
Schwere einfache Stoffe ur ihre Verbihdungen. 661
$. 1642. Die Oehle, ſo wohl die fetten als die
ärherifchen, löfen den Phosphor auf ‚ und die Auf:
lhoſung leuchtet im: Dunfeln. Ä
$. 1043. Mit Benhüfe der äßenden feuerbe-
ftändigen Alfalien und der gebrannten Kalferde zer:
feßt der Phosphor das Waſſer fehr leicht. Wenn
man daher Phosphor mit einer Aßenden fauge des
feuerbeftändigen Alfali Eocht, fo nimmt er ven Sau:
erftoff des Waſſers auf und wird zur Phosphorfäure,
die fich mit dem Alfalt verbindet, während der ABaf
ferftoff des Waſſers den Brennftoff des Phosphors
aufnimmt und in Verbindung mit einem Antheile
Phosphor als eine eigene Gasart austritt, die man
phoophorhaltiges Waſſerſtoffgas (Gas hydroge-
nium phosphoratum, Gaz hydrogöne phosphore ) *)
nennt.
) Synonyma: Phosphorgas, Phosphorluft.
Gen über eine, neue Luft, weiche man durch die Wir⸗
una von Lougenfalzen auf Kunfels Phosphor erhält;
in Crelis em. Annalen, 178 8.1. ©. sı4: ff.
$. 1044. Um biefe Gasart bequem und ohne
Gefahr zu entbinden, muß man fo wenig atmofphä:
rifche fuft, als möglich, im die Gefäße einfchließen.
Man nehme zu dem Ende eine Heine zinnerne oder
irdene Flaſche von etwa zwey Unzen Inhalt, ſchuͤtte
auf einen Theil Phosphor in derfelben etwa zwoͤlf Theile
einer ftarfen äßenden Lauge des: Gewaͤchsalkali, ſo
Daß nur wenſß luft eingeſchloſſen bleibt; man ſtecke
einen Kork feſt auf,- durch welchen eine gekruͤmmte
Glasroͤhre geht, die hoͤchſtens FE sinie im Durd)
X meſſer
662 II. Theil. 3. Hauptſtuck.
meffer hat, und’ deren anderes Enbe unter ben Trich⸗
ter der mit Waſſer gefüllten Wanne des pneumati-
fen Apparate tritt; und erhiße die Flafche allınähe
lig im Sandbade durch Sampenfeuer bis zum Kochen
der fauge.
6. 1045. Die Blafen des Gas, welche hierbey
übergehen, haben einen fehr unangenehmen, gleicy-
fam faufigen Geruch. Säft man fie an die atmo-
fobärifche $uft treten, fo entzünden fie ſich von felbft
mit einem Knalle, und der weiße Rauch, den fie zu:
ruͤcklaſſen, fteigt. bey ruhiger $uft als ein horizontaler
ing, der ſich immer mehr und mehr erweitert, em:
por; er iſt miedererzengte Phosphorfäaure.. Zum
Sauerftoffgas gelaflen, . entzunden fich diefe Blaſen
mir Heftigkeit. Dom Waſſer wird diefes Gas nidht
aufgelöf’e, und an für, ſich trübt es weder das Kalk:
waſſer, noch röthet es die lackmustinctur.
$. 1046. . Die Bafig dieſes Gas iſt brennbarhal⸗
tiger Waſſerſtoff und Phosphor. Zn diefer Vereini⸗
gung ziehen fie ven Sauerftoff ftärfer an, als fie eins
zeln für fich thun; fie zerfeßen alfo das Sauerftoffgas
plöglich, verbrennen; und das Product dieſes Vers
brennens ift Feuer, Waſſer und Phosphorfäure,
Säure des Kochſalzes, Flußſpathes
und Borarxes. |
$. 1047. Die drey verfchiedenen"Säuren, bie
im Zochfalze, im Flußſpathe und im Boraxe als
eigenthümliche Säuren einen Beſtandtheil ausmachen,
find
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 663
find bis jeßt noch nicht zerlegt, oder man Fennt ihr-
Radical noch nicht ($. 867.). Der Analogie nach
‚mit andern Säuren müffen wir aber freylich ſchließen,
daß auch fie aus Sauerſtoff und einem eigenen Sub:
ftrate beftehen.
$. 1048. 1) Wenn man auf gemöhnliches
RKochſalz Vitriolöhl gießt, fo entſteht ſogleich eine be⸗
trächtliche Erhißung und ein Aufbraufen, und es ent:
wiceln fi) häufige weißliche Nebel von einem eigen⸗
thuͤmlichen fauern und fcharfen Geruche und Ge:
fhmade. Wenn man diefe Mebel vermittelft einer
Deftillatien auffänge, und durch fo wenig Waſſer
als möglich verdichtet hat, fo erhält man eine faure
Stöffigfeit, die man in Dfficinen rauchenden Salz:
geift (Spiritus falis fumans Glauberi ) nennt.
$. 1049. Diefe faure Fluͤſſigkeit ift eine Säure
eigener Art, die man nach dem Salze, woraus mat
fie gewinnt, im Syſteme Aochfalsfäaure, Salzſaune
“(Acidum muriaticum, Acide muriatique ) genannt
hat. :Da aber die fo erhaltene Säure, wie die Folge
lehren wird, eigentlich nur eine unvolllommene Säure,
oder da ihr Radical noch eines höhern Grades der .
Sättigung mit Sauerſtoff fähig ift, fo nenne ich fie
falsigte Säure ( Acidum muriatafum) ($. 872.),
und brauche den Namen Salsfäure für jenen hoͤhern
Grad ihrer Drigenirung.
$. 1050. Eigentlich, entweicht dieſe Säure bey
ihrer Austreibung aus Kochſalz durch concentrirte
URN in Gasſorm, und wird durch das vor-
geſchla⸗
6 U. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
geſchlagene Waſſer wieder daraus verſetzt, indem es
die Baſis dieſes Gas in ſich nimmt. Man erhält da⸗
her dieſes Gas, wenn man die Muͤndung der Retorte
ſogleich unter den Trichter der Queckſilberwanne treten
laßt und die aufſteigenden Blaſen gehoͤrig auffängt;
Diefes Gas nenne ic) falzigtfaures Gas (Gas muria-
toſam) ”). Es ift fehr fauer; denn feine Bafıs if
die ſalzigte Säure. - Es ift erftidend, unfähig zur
Unterhaltung des Verbrennens; wird vom Waſſer
augenblicklich verſchluckt, und dag Waffer wird liquide
ſalzigte Säure. Die Alkalien, Kalkwaſſer, u. dergl.,
faugen es fchnell ein und verlieren dadurd) ihre alfa-
liche Beichaffenheit. Mit atmofphärifcher und Se:
bensluft bildet es mweißliche Nebel. Wenn man Am:
moniafgas damit vermifcht, fo verlieren beyde Gag:
arten fogleih ihre Luftform unter Erwärmung und
werden zu einem feſten Salze (Salmiaf). Kohlen:
faures Gas, Stickgas, reines und ſchwefelhaltiges
MWafferftoffgas, ſchwefligtſaures Gas und Salpeter⸗
gas haben Feine Wirfung darauf, wenn fie niche
feucht find. |
) Epnonyma: Galzfaures Bas (Gas acidum muriaticum,
Gaz acide muriatigue ).
1 $. 1051. Bon’ den eigenthümlichen Neutral⸗
und Mittelfalzen mit der falzigten Säure merfe ich:
das faligefaure Mineralalkali, (das Aochfals,
Steinfals, Meerſalz); das falsigefaure Ammoniak
(Salmiak ); die ſalzigtſaure Kalkerde; die ſalzigtſ.
Talkerde; die ſalzigtſaure Schwererde; und falsigef.
Strontionerde.
. 1052,
Schwere einfache Stoffe: ihre Verbindungen. 6635
$. 7052: Das Radical der falzigten Säure
läßt ſich mit noch mehrerm Sauerfloffe verbinden, und
erfcheint. dann in einem andern Zuſtande, von andern
BVerhältniffen und Eigenfchaften;. es wird: nun: zus
vollfommnern Säure, die ich, zum: Unterſchiede der
vorigen, Salzſaͤure ( Acidum muriaticum )* ) nenng
($.:872.), die man aber fälfhlich ala mir Sauer⸗
ftoff uͤberſaͤttigt anſieht (HG 873.) und. beshalb
origenicte Salsfäure ( Acidum nwriaticum oxige-
natum, Acide muriatique origéêné) genannt hat.
— Spnonnma: Denhiogifiifiete Salz ſaͤure (Acidum falis‘ 'de-
phlogifticarum ).
-$ 1053. Zur Bereitung der Salzfäure bedient
han ſich des Braunfteins, der, wie wir wiſſen ($.
832.), fehr vielen Sauerftoff enthält und ihn an
die falzigte Säure leicht abtritt: "Man ſchuͤttet davon
gepulvert einen Theil in eine Retorte, gießt drey Theile
concentritte falzigte Säure darauf, legt fie in ein
Sandbad, bringt fie mit der pneumatiſchen Wanne,
die mit heißem Waſſer gefuͤllt ıft, ‘in Verbindung,
und erhißt fie gelinde. Es entfteht eine Art von Auf⸗
braufen, und es entwickelt ſich nach der atmofphäris
ſchen luft eine elaftifche Flüfligfeit von einer blaßgelben
Sarbe, die man in Gläfer mit — Stoͤp⸗
ſeln auffänge. Pr
$. 1054. Die — elaſtiſche Fluͤſſigkeit iſt
fein Gas, ſondern ein Dampf, der bey einer Vers
minderung der Temperatur, die faum an den Gefrier⸗
vunet reicht, zu einer feften ſpießigten Subſtanz ge⸗
rinnt, die durch Wärme wieder zur elaſtiſchen Fluͤß⸗
figfeic
66 TE Thell 3. Haupkftüeh,
figteie wird. Die elaſtiſche Salzſaͤure befißt einen
ungemein ftechenden und erſtickenden Geruch, toͤdtet
Bineingebrachte Thiere ſehr ſchnell und ift ganz und
gar irrefpiräbel, wird vom Waffer nach und nach ein:
defogen, und bildet nun damit liquide Salzſaͤure.
Man fann fie auch nicht durch Quedfifber fperren,
weil fie dieſes auflöf’e, fondern nur in Glaͤſern mit
eingeriebenem Stöpfel aufbewahren.
6. 1055. Die Salzſaͤure roͤthet nicht nur erſt
blaue Pflanzenfäfte, ſondern zerſtoͤrt ihre Farbe ganz,
ſo wie alle Pflanzenfarben. Alle bunte Blumen und
gruͤne Bloͤtter werden darin mit der Zeit weiß und
ungefaͤrbt. Die verlotne Farbe laͤßt ſich durch kein
Alkali wiederherſtellen. Hierauf gruͤndet ſich die An⸗
wendung der Salzſaͤure zum DR von leinwand
und Baumwolle.
5. 1056. Eine brennende Wachskerze brennt in
der elaſtiſchen Salzſaͤure fort, obgleich mit vermin⸗
derter und dunklerer Flamme. Phosphorus, Kohle,
Zinnober, graues Spießglanzerz, Spießglanz, Wis⸗
muth, Zink, u. a. verbrennliche Körper mehr, fein
gepulvert in die erwaͤrmte elaftifche Salifhure geſchuͤt⸗
tet, entzänden fich darin ſogar von ſelbſt. Es ent:
ziehen dieſe verbrennlichen Subftanzen der Salzſaͤure
einen Andgeil" iuerſtoff und verwandeln ſi ſie in ſal⸗
zigte Säure,
4. 1057. Waſſexſtoffgas giebt mit elaſtiſcher
Salzſaͤure ein Gemiſch, das ſich anzuͤnden läßt; das
Product des Verbrennens iſt waͤſſerigte falzigte Säure.
J Der
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 667
Der Schtvefel zerlegt die Salzſaͤure auch, verwandelt
fie in falzigte Säure. und wirb felbft zue Schwefel: -
ſaͤure. Gefchwefeltes Waſſerſtoffgas wirb davon auf
eine ähnliche Art affieirt, als von Sebensluft; es fchei-
bet fi) Schwefel ab, und die Salzfäure wird zur ſal⸗
sigten Säure. Galpetergas bringt mit elaftifcher
Salzſaͤure ſogleich roͤthliche Nebel zuwege, und es
bilden ſich ſalpetrigte Säure und ſalzigte Säure.
Stickgas fheint feine Wirfung auf Salzfaure zu ha:
ben; aber Ammoniafgas bringt mit der erwärmten
elaftifhen Salzfäure eine Art von Verbrennungl zu-
wege; das Ammoniaf wird ganz zerfeßt; es erzeugt
fi) Stidgas, Waſſer und falzigte Säure.
6. 1058. Die Meutrals und Mittelfalze, ( Mu-
riates oxygenes), bie aus der Verbindung der Salz:
fäure mit Alfalien und Erden entipringen, unterfchei:
den ſich von den falzigtfauren weſentlich. Ich nenne
hier nur das falsfaure Gewaͤchsalkali (Muriace de
Pota/je oxigen?), das aud) die zerftörenden Wirkun⸗
gen der Salzfäure auf Pflanzenfarben befißt, in der
Hiße fehr reine Sebensluft entwicelt und dann zu
falzigtfaurem Gemwächsalfali wird. Mit Kohlenftaub
vermengt und -in einen glühenden Schmelztiegel ge:
tragen, bewirkt daB Salz eine heftige Verpuffung; -
eben fo auch mit Schwefel. Mit Phosphor zuſam⸗
mengerieben macht es eine gefährliche Erplofion.
$. 1059. Wenn man liquide Salzfäure in einer
weißen gläfernen Retorte, bie mit ber pneumatifchen
—— in Verbindung iſt, ben Sonnenſtrahlen
ang;
—⸗ —
668 | IL Theil. 3. Hauptftüd.
ausfeßt, fo entwickelt ſich Daraus Sauerftoffgas, und
der Ruͤckſtand ift falzigte Säure. Man hat hieraus
Anlaß genommen, die Salzfäure als ein Photometet
zu braucheny.aber es gewährt ganz und gat feine Zu:
verlöffigfeit.
$. 1060. Auch der Salpeterfäure entzieht die
falzigte Säure von ihrem Sauerfioffe und verwan⸗
delt fi) dadurch in Salzfüure. Wenn man daher
einen oder zwey Theile flarfe und farbenfreye Salpe:
terfäure mit vier Theilen concentrirter falzigter Säure
zufammenmifcht,, fo entfteht Erhißung und ein Auf;
-braufen, und es entwidelt ſich daraus elaftifche Salz
fäure, fo wie auch das Gemiſch den Geruch derfelben
geigt und eine gelbe Barbe annimmt. Das rüdftän:
dige Gemifch enthält nun unvolliommnere Salpeter:
fäure mit der Salzfäure gemifcht. Es hat von den
uͤltern Chemiften. ven Namen Roͤnigswaſſer ( Aqua
regis, regia), auch Goldſcheidewaſſer, erhalten,
und ift als fälperrigefaure Salsfaure ( Acidum ni-
trofo- muriaticum, Acide nitro- müuriatique ) anzu:
ſehen. Durch feinen Gehalt an Salzſaͤure ıft es
wirffam , und zeigt deshalb andere auflöfende Kräfte,
als falzigte Säure allein oder Salpeterſaͤure allein;
dadurd hat «8 — er auflöfende Kräfte aufs
Solp.
$. 1061. 2) Wenn man auf fein ER PER
Flußſpath Vitrioldhl gießt, ſo tritt fogleich eine Menge
weißliche Nebel von einem ſauern Geruche und Ge⸗
— hervor. Haͤlt man eine —“ uͤber dieſe
Nebel,
*
Schwere einfache Stoffeh. ihre Verbindungen. 669
Mebel, fo wird die Floͤche derſelben ſehr ſchnell ange:
griffen, fie verliert ihre Politur, wird undurchſichtig,
und das Glas wird wirflich angefreffen.: Diefe Wir:
fung auf Glas und Kiefelerde befißt Feine andere bis
jetzt bekannte Säure, und deshalb ift die aus dem
Flußſpathe durch Vitrioloͤhl ausgetriebene Säure: als
eine eigenthuͤmliche zu betrachten. Ich nenne fie fluſ⸗
ſigte Säure (Acidum fluoroſum) *). |
> Spnonpma: Stußwarhfäure, Spathfäure ( Acidum Auoris
mineralis), Acidam fluoricum. (Acide fluorigie) der
Dreuern, |
$. 1062. Die fluffigte Säure hat fehr viel Aehn⸗
lichkeit mit der ſalzigten Säure im Geruche, Gefchma:
fe und inihrer Stüchtigfeit. Man Fann fie nicht in fe-
ſter Geſtalt darftellen und ohne vorgeſchlagenes Waſſer
ben der Deſtillation nicht erhalten. Eigentlich ift fie -
im waſſerfreyen Zuſtande gasfürmig, und mird in
dieſer Form aus dem Flußſpathe durchs Vitrioloͤhl ge⸗
trieben, das Gas wird aber bey der Deſtillation von
dem vorgeſchlagenen Waſſer zerſetzt, und ſeine Baſis
davon eingeſogen, die nun damit die liquide fluſſigte
Säure bildet. Wenn an demnach ben der Deſtilla⸗
tion des Flußſpathes mit Vitrioloͤhl die Muͤndung der
Retorte unter den Trichter der Queckſilberwanne der
pneumatiſchen Geraͤthſchaft btingt, fo geht die fluſſigte
Säure als eine dermanente elaſtiſche Luft uͤber und
acht das fluſſigtſaure Gas (Gas fluoroſum) *).
Dieſes Gas verwandelt fich bey Berührung der atmo⸗
fohärifchen Suft in mweißliche Nebel, wird vom Waſſer
fogleich verſchluckt oder vielmehr zerfeßt, und “bilder
W | damit
\
679 I. Shell, 3. Hauptftäd.
damit liquide fluffigte Säure. Es ift ſchwerer als
atmofphärifche $uft, iſt irreſpirabel, verlöfcht ein hin⸗
eingebrachtes Sicht, ift fehr fauer, itruͤbt das Kalk⸗
waffer ‚gleih, und wird davon zerfegt, fo wie aud)
von Alfalien, und tritt mie Ammoniafgas sum feften
Körper zuſammen.
°) —— RER Gas (Gas weidum Auoricum,
$. 1063. Hat man diefes Gas aus einer gläfer:
nen Metorte deftillirt, fo feßt es bey feiner Zerfegung
duch hinzugelaſſenes Waſſer fogleich eine Fiefeligte
Rinde ab, zum Beweiſe, daf die fluffigte Säure die
Kiefelerde fogar in fuftgeftale bringen und verflüchtigen
kann. |
$. 1064. Mit der Kalferbe liefert die fluffigte
Säure eine im Waſſer völlig unauflösliche Verbin⸗
dung, und tröpfelt man die Säure zum Kalfwaffer,
fo entfteht fogleich ein Niederſchlag, der fluffigefaure
Kalkerde ift. Dergleichen ift auch der natürliche Fluß⸗
fpach oder Fluß (Fluor mineralis), der wegen feiner
Unauflödslichfeit im Waſſer allerdings nicht zu den
Salzen, fondern zu den-Steinen. oder Erden gehört.
Er kommt in fchönen wuͤrfligen Kryſtallen, mehr
oder weniger ducchfichtig, und von den fchönften und
mannigfaltigften Sarben vor. Er ift im Seuer ſchmelz⸗
bar, läßt aber feine Säure dabey nicht fahren. Er
löf’e im Sluffe andere Erdarten auf, und wird des⸗
wegen im Hüttenmwefen als Zufchlag beym Schmelzen
gebraucht, wovon er auch feinen Namen erhalten hat.
Beym Erhißen feuchter er im Dunfeln.
$. 1065.
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 67
$. 1065. 3) Aus dem Boraxe (Borax) ſchei⸗
den die mineralifchen Säuren auf naffem Wege ein
faures Salz ab, das fi ch in allen Verhaͤltniſſen als
eine eigenchümliche Säure harafterifirt und den Na:
men der Zorarfiure (Acidum boracicum, Acide
boracique) *) führt. Sie bilder ein glänzendes, weich .
anzufühlendes, ſchuppiges Salz, das faum einen
fäuerlihen Geſchmack hat, aber die lackmustinctur
sörhet, im falten Waſſer ſich ſchwer auflöfen läßt,
und davon bey 50° Sahrenh. 20 Theile erfordert, da
es hingegen im kochenden Waſſer leicht auflöslich ift.
Un der luft ift das Sal; beftändig; im Feuer ift es
nicht flüchtig, es läßt ſich aber Durch Waſſerdaͤmpfe
mechanıfch in die Höhe reißen. Es ſchmelzt in der Gluͤ⸗
hehitze zu einer durchſichtigen, glasähnlichen Maſſe,
loͤſſt aber leicht von der Thonerde des Tiegels auf,
Durch diefes Schmelzen wird es meiter nicht verän-
dert, als daß es fein Kepftallifationsmwaffer verliert,
Die Borarfäure unterfcheider fich alfo durch ihre Feuers
beftändigfeit von andern bisher abgehandelten Mine
ralfäuren gar fehr.
| *) Sononvma: Sedativfalz (Sal ledativum Hombergi).
$. 1066. Bon den Verbindungen der Borar-
fäure mit Alfalien und Erden nenne ich hier das bos
zoarfaure Yimeralaltalı, dergleichen ver Borax felbft
äft, der aber doch noch einen Ueberfhuß an Mineral:
alfali enthält; und die boraxſaure Zaikerde und
Taiterde, (Boraeit). |
—
Metalle.
&3 IE Shell) Hauptſtuͤck.
— Mektalle.
4. 1067. Auch die Metalle ſind einfache *
brennliche Subſtanzen. Wir kennen gegenwaͤrtig
neunzehn weſentlich verſchiedene metalliſche Subſtan—
zen: Gold, Platin, Silber, Queckſilber, Biey,
Rupfer, Eiſen, Zinn, Zink, Wismuth, Spieß-⸗
glanz, Arſenik, Robald, Nickel, Magnefium,
Molybdaͤn, Wolfram, Uran und Titan.
6. 1068. Die Metalle übertreffen‘ an ‚fpeeifi
ſchem Gewichte alle übrige Foſſilien, doch ift darin
unter ihnen ſelbſt ein betraͤchtlicher Unterſchied. Sie
find vollfommen undurchſichtig. Sie befißen einen ei:
genthuͤmlichen Spiegelganz, ‚der ein charafteriftiiches
Kennzeichen derfelben ausmacht, und ftehen beym
Fluſſe in ver Schmelzhiße mit convexer — in
irdenen Schmeljgefäßen: : :
$. 1069. Mehrere Metalle find befindet , und
ihre Theile laſſen ſich durch Druckwerk oder Hämmern
an einander merklich verfchieben, ohne ihren Zufam:
menhang zu verlieren, und fie laffen fic) fo zu dün:
nen Blättern und Fäden ftreden, tie z. B. Gold,
Silber, Platin, Kupfer, . Bley, : Zinn, Eifen.
Andere hingegen find fpröde und laſſen ſich nicht fire
den und dehnen, z. B. Spiefglanz, Arfenif, Kos
bald, Wismuth ıc. Man hat deshalb. die Metalle
singetheilt in Bansmetalle (Metalla perfecta ) und
Halbmetalle (Semimetalla). Allein bieje Eintheis
lung iſt nicht gut ſtatthaft und die Benennung nicht
gut gewaͤhlt. Denn es laͤßt ſich keine Grenzlinie zwi⸗
| | ſchen
.
Schwere einfache Stoffe u. ihre Zerbindungen. 673
ſchen ihnen ziehen, fondern es gehen vielmehr Die ger
fehmeidigen Metalle ganz RER in ‚die. fpröden
über.
$. 1070. Die Metalle find: alle — aber
in verſchiedenen Graden. So ſchmelzt Queckſilber ſchon
in der gewoͤhnlichen Temperatur unſrer Atmoſphaͤre;
einige Metalle ſchmelzen noch vor dem Gluͤhen, z. B.
Zinn, Bley; andere nach dem Gluͤhen, z. B. Sil⸗
ber, Gold, Kupfer, Eiſen. Alle Metalle, nur
Eiſen und Platin ausgenommen, ſchmelzen, wenn ſie
den gehoͤrigen Grad der Hitze erreicht haben, ploͤtzlich;
die letztern hingegen werden erſt erweicht, und darauf
beruhet ihre ſo nuͤtzliche Eigenſchaft, ſich ſchweißen
zu laſſen.
$. 1071. Die Metalle find kryſtalliſirbar, wenn
die dazu erforderlichen Bedingungen Statt finden
($.142.). Bey den fo genannten Halbmetallen ift das
innere kryſtalliniſche Gefüge leicht wahrzunehmen; ben
den zähen fällt es darum nicht in die Augen, weil
eben wegen ihrer Dehnbarkeit fich - Zerſtuͤcken bie
Sage ihrer Theile ändert.
$. 1072. Die, mehrften Metalle find in —
Schmelzhitze feuerbeſtaͤndig, wie Gold, Silber,
Kupfer, Platin, Eiſen, Bley, Zinn, Nickel, Ko:
balt, Magneſium, Wolfram; einige hingegen ſind
flüchtig. und’ laffen ſich in verſchloſſenen Gefäßen in
die Höhe treiben, wie Duedfilber, Wismuth, Zinf,
Arſenik und Spiefglanz. Die Seuerbeftändigfeit der
zu. ift freylich..nur.zelatip, und: man hat in ber:
R Uu | groͤß⸗
6 1. Sheil. 3. Haupiſtuͤck
größten Hiße großer Brennaläfer * das Gold. ſich
verfluͤchtigen gefehen. |
6. 1073. Die mehrfien Metalle laffen fich unter
einander zufammenfchmelzen, und es entipringen
daraus mannigfaltige Metallgemiſche, Metallver⸗
ſetzungen, oder Kegirungen, die wegen ihrer beſon⸗
dern Eigenfchaften oft von fehr großem Mugen find.
Diefe Metallgemifche find oft dichter, als fie der Be—
rechnung zu. Solge fern follten, oft meniger dicht.
Merkwuͤrdig ift es, daß einige Metalle gar nicht mit
einander zufammengefchmolzen werden fönnen.
Wir merken bier von diefen Metallgemifhen: vie. Legirung
des Boldes mit Kupfer oder Silber; die des Sib
bers mit Kupfer; beyde zu Münjen ud a
die Bronze (Aes), das Glockengut, Stuͤck aus Kupfer
und Zinn; das gelbe Rupfer, YWiefling, Tombad, Simi⸗
lor, aus Kupfer und Zinf; das Zinnamalgama, aus Queds
filber uud Ziun zur ieaun⸗ der Spiegel ; das Schneillorh,
aus Zinn, Bley und Wismuth; das weiße Rupfer , aus
Kupfer und Arſenik.
$. 1074. Ale Metalle, nur Gold, Silber
und Platin ausgenommen, erfahren eine höchft merf-
wuͤrdige Veränderung, wenn fie beym Zutritte der
$uft der Schmelzhiße ausgefeßt werden. Um bie bier-
bey Statt findenden Umftände beffer wahrnehmen zu
fonnen, ftelle man folgenden Verſuch an. Man
nehme eine genau abgerogene Menge von gleichen
Theilen Bley und Zinn, und Taffe fie in einem flachen
‚Raleinirfcherben fchmelzen. Das Metall verliert fehr
bald feine glänzende, fpiegelnde Oberfläche, und wird
mit einer grauen, erdigen Haut überzogen. Man
ftreihe dieſe mit einem eifernen Spatel zuruͤck, ſo
fommt zwar wieder eine neue: metalliſch⸗ glänzende
Fläche
Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 875
Flaͤche zum Vorſcheine; fie wird: aber bald wieder von.
neuem mit der grauen, erdigen Haut bederft, und
man fann endlich fo ben fortgefeßter Arbeit alles Me—⸗
tall in einen folchen grauen Staub verwandeln. Wenn
man das Metall bis zum Gluͤhen erhigt, fo geht diefe
Veränderung fchneller vor, und man fieht endlich das
Metall ganz deutlich urſpruͤnglich Teuchtend werden,
oder verbrennen, und es iſt jeßt der Unterſchied, daß
der entftandene Staub eine gelbliche Sarbe erlangt.
Durch Umrühren defjelben muß man fuchen, die noch
nicht veränderten Theile des Metalles mit der $uft in
Berührung zu bringen, wo fie dann jene Veränderung
ebenfalls feicht erfahren. Wenn man ben dieſer Arz
beit Sorge trägt, daf von dem Metalle nichts verfor
ren geht, fo findet man nad) Endigung des Prozeffes
und dem Erfalten, daß der pulverige, dem Anſehen
nad) erdige, Ruͤckſtand etwa 12 Procent mehr ..
als das dazu angetvandte Metall,
$. 1075. Es geht alfo bey dieſem Verſuche der
metalliſche Glanz, der Zuſammenhang, die Geſchmei⸗
digkeit, und eine große Anzahl ſinnlicher Eigenſchaften
des Bleyes und Zinnes verloren, und dieſe Metalle
verwandeln ſich dem Anſehen nach in eine Erde: Eine
ähnliche Veränderung widerfaͤhrt auch bey gleicher
Behandlung jedem diefer Metalle befonders. Metall,
das auf irgend eine Weiſe diefe Veränderung erfahren
hat, heißt ein Metallkalk Calx metallica); Metall
hingegen, das mit,allen den vorher befihriebenen Eis
genfchaften verſehen iſt, regmimupi;es Liietall oder
— Romig (Kegulus); und bie Operation,
Uu a durch
676 11. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
| durch welche ein regulinifches Metall in Kalf verwan:
delt wird, das Derfaiten (Calcinatio ).
‘6. 1076. Alle Metalle, nur Gold, Eilber oder
Platin ausgenommen, werden im Seuer beym Zutricte
der Luft verkallt. Man unterfcheider daher jene,
welche durchs Feuer nicht verfalft werden koͤnnen,
durch den Namen der edeln Metalle (Metalla nobi-
lia ), von den übrigen, melde unedle me jgno-
bilia.) genannt werden.
$. 1077. Die Metallkalke haben nach dem Un-
terfchiede der Metalle fo wohl, woraus fie entftanden
find, als nach dem Grade der bey der Verfalfung an-
gewandten Hiße, verfchiedene Farben und verjchie-
dene Natur. Einige zeigen offenbar eine fauerjalzigte
Beichaffenheit. Die Kalfe der uneveln Metalle,
nur der des Quedfilbers ausgenommen, geben alle,
wo nicht für fich allein, doch in Verbindung mit an-
dern, beym Schmeljen ın ein Glas, oder wenigſtens
in eine glafichte Schlade über, von anfehnlicher Dich:
tigkeit. Die Schmeljhiße, die dazu erforderlich ift,
iſt größer, als die, wobey die Metalle diefer Kalte
x fließen.
$. 1678. Diefe mrtallifchen Gläfer ( Vitra me-
tallica ) befißen andere Eigenfchaften, als ihre regulis
nifchen Metalle. Sie fließen im Feuer in den irde:
nen Schmeljgefäßen nicht mehr mit converer Ober:
fläche, löfen Erben und Alkalien im Fluſſe auf, mas
die regulinifchen Metalle nicht thun, und laſſen fich
mit teguliniſchen Metallen durchaus nicht vereinigen.
oo 144 Ben
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 677
Bey dem Verglaſen behalten die feuerbeſtaͤndigen Me⸗
tallkalke die Zunahme ‚des. Gewichts, die fie ben ihrer -
Entftehung über das Gewicht des angewandten Mes -
talles erhalten haben. Die metallifchen Glaͤſer befigen
verfchiedene Farben, und die metalliichen Kalfe ertheiz
len auch den erdigten und folzigten Glöfern, womit
fie ſich verglafen,. ihrer unterfchiedenen Natur nach)
verfchiedene Farben, oft fhon, wenn fie ihnen nur im
geringer Menge zugefeßt werben., Metalltalte,. dig
für fich Fein ducchficheiges Glas geben, koͤnnen anderm
Glaſe, mit dem fie sufammengefhmolzen werden,
auch die Durchſichtigkeit rauben. Auf die Verbin:
dung anderer Glaͤſer mit dert“ metalliſchen, und die
Faͤrbung durch dieſelbigen, gruͤndet ſich die Bereitung
der kuͤnſtlichen Edelgeſteine und Gravfluſſe, der
Pigmente zum Porzellaͤn⸗ und Emaumahlen, ber
Schmelsgläfer und de3 Emaille, und ber Glaſuren.
6. 1079. Wenn man den Kalt von Bley, 18 |
Bleyglaͤtte oder Mennige, mit Kohlenftaub verniengt,
in einem bedecften Schmelzgefäße der Schmehzhige
ausfegt, fo verwandelt er fich wieder in regulinifches
Bley. Diefe Operation, durch) welche inan die mer
tallifchen Glaͤſer und Kalfe wieder in reguliniſches
Metall verwandelt, heißt das — oder
Reduciren (Reductio).
$. 1080. "Die Wiederherſtellung der —
Metalle aus ihren Kalken und Glaͤſern erfordert aller
mal den Zufaß einer verbrennlichen Subſtanz, wie ..
3. B. der Kohle, oder folcher Dinge, die Pe.
enthal⸗
678 IL. Theil. 3. Hanptftüd.
enthalten, als: Seife, Pech, Harz, Fett, Oehl
Ben ſchwer⸗ fluͤſſigen Metallkalken kann man ſich aber
nur der feuerbeſtaͤndigern Reducirmittel bedienen.
Im Hüttenmwefen dient gewoͤhnlich das Brennmate:
rial, die Kohle, zwifchen denen man die Erze ſchmelzt,
feloft zum Neducirmittel. Um übrigens ben ſtreng⸗
flüffigen Kalten ihren Fluß und die beffere Schei-
dung des reducirten Metalles von der Schlade zu be-
fördern, oder diefe duͤnn⸗ lüffiger zu machen, braucht
man noch Zufäße, die als Flüffe ($. 5774.) dienen.
$. 1081. Ob man gleic) die edeln Metalle nicht
durch Feuer und luft verfalten kann ($. 1076. ), jo
fann es doch auf andern Wegen gejchehen, wie die
Folge lehren wird. Ihre Kalfe unterſcheiden fich aber
von denen der unedeln Metalle darin, daf fie zu ihrer
MWiederherftelung feines Zufaßes einer verbrennlichen
Subftan; bedürfen, fondern beym Schmelzfeuer in
der Gluͤhehitze für fich wieder zu regulinifchen Metal:
len werden. Und hierin ift ihnen auch der Kalf des
Queckſilbers ahnlich.
$. 1082. Alle Umftände ben dem Verfalfen ver
Metalle durch Feuer und $uft lehren, daß diefer Pro:
zeß ein wirffihes Verbrennen ıft, und daf die regu:
liniſchen Metalle verbrennliche Subftanzen find. Auch
finden dabey durchaus eben biejelbigen Phänomene
Start, als beym Verbrennen anderer. Subftanzen
(5. 828.). Denn 1) beym Ausfchluffe des Sauer:
ſtoffgas ift keine Verkalkung der Metalle durchs Feuer
allein zu bewerkſtelligen. In genau verſchloſſenen
Gefaͤ⸗
| Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 679
Gefäßen, oder unter einer Decke von Glas, Schla:
den, Koblenftoub u. dergl. geſchmolzen, bfeibt das
teguliniſche Metall reguliniſch. Auch ‚gefchieht Die
Bettalfung des Metalles nur an der Dberfläche beffel:
ben, to die $uft Zutritt hat. 2) Beym Verkalken
ber. Metalle durch die Hiße wird das Sauerftoffgas
verzehrt, und im einer beflimmeen Menge veffelben
fann nur eine gewiffe Menge des Metalles verfalkt
werden. 3.) Der Ueberfhuß des Gerichts des Me:
tallkalkes uͤber das des dazu angewandten regulini,
ſchen Metalles correfpondire dem Gewichte bes daben
verfchtwindenden Antheils des Sauerftoffgas.
.. ** —S— Th. 11. $, 2178, ff. Lavai-
$. 1083. Die Theorie bes Verkalkens der Me:
talle kommt alfo ganz mit der Theorie. des Verbren⸗
nens uͤberhaupt (5. 844.) überein. Die unedeln
Metalle find nämlich verbrennliche , oder folche brenn⸗
ftoffhaltige Subftanzen, die bey einem gewiſſen Grade
der Teinperatur das Vermögen befißen ‚den Sauer:
ſtoff ſtaͤrker anzuziehen, als er vom Waͤrmeſtoffe im
Sauerſtoffgas angezogen wird. Wenn fie alſo beym
Zutritte der atmofphärifchen $ufe im Schmelzen den
dazu noͤthigen Grad der Hiße erreiche Haben , ſo zer⸗
feßen fie das Sauerftoffigas dadurch, daß fie fich mit
dem Sauerfloffe deſſelben verbinden, ' mährend ihr
Brennfteff mit vem Waͤrmeſtoffe austritt. Die Me
talle werden durch vie Verbindung. mit dem Sauer
*
ſtoffe natuͤrlicher Weiſe in ihrer Natur und. in ihren Ei·
u geaͤndert; fie werden Merallfalfe, und
durch
680 II Theil. 3. Hauptſtuͤck.
durch Schmelzen derfelben metallifche Glaͤſer. Die _
Gewichtszunahme und die Uebereinftimmung biefer
mit dem Gewichte des verfchmwundenen Sauerftoffgas
erklaͤrt fih nun leicht; fo mie der Umftand, warum
beym Ausfchluffe alter Luft die Verfalfung der Metalle
durchs Feuer nicht Statt hat, und warum ın einer
beftimmten Menge von fuft nur eine gewiſſe Quanti-
tät des Metalles fich verkalken Fann.
$. 1084. Einige Metalle werben bey ihrer Ber: .
— wenn fie volllommen iſt, auch zu wirklichen
Saͤuren, wie das Arſenik und das Molybdaͤn; an:
dere hingegen zeigen noch keine ſaute Beſchaffenheit,
es fen nun, daß ihre Grundlage dazu nicht fähig iſt,
oder daß fie nicht fo viel Sauerftoff aufnehmen fönnen,
als zu ihrer Saͤurebildung erforderlich wäre. Man
hat deshalb die Metalfalfe in der neuern Nomencla⸗
tur Oxiden (Oxides) genannt. Die Berfalfung
ſelbſt iſt eine Oxidirung (Oxidation ).
$. 1085. Die Wiederherftellung ber. Metalle
aus ihten Kalken und. Gläfern ift demnach eine Des-
orfdirung (Deccæidation), oder eine Scheidung
des Sauerſtoffes von dem damit verbundenen Metalle
und zugleich eine Wiedererſtattung feines verlornen
Brennſtoffes. Dies kann ben dem unedeln Metallen
nicht: durchs bloße Feuer gefchehen , wenigftens nicht
auf eine vollfiändige Weiſe, fondern es ift nöthig,
daß noch eine verbrennliche Subftanz zugefeßt werde,
die in der. gehörigen Temperatur näher mit dem Sau:
erfioffe verwandt ift, als bas Metall, Dies iſt der
Koblens
!
Schwere einfache Stoffe u, ihre Verbindungen. 681
Kohlenftoff, der in ‚der Temperatur des. Glühens den
Sauerſtoff ftärfer anzieht, als er vom Metalle-ange:
zogen wird, bamit als Fohlenfaures Gas entweicht,
dem Metalle aber feinen Brennftoff überläßt, und fo
durch beydes das Metall’ wieder regulinifch macht,
wenn er in binreichender Menge jugegen iſt. |
$. 1086. Um dies zu beftätigen, reibe man
1 Unze Bleyglätte mit 2 Quentchen Kohlenftaub ge-
nau zufammen, fchütte das Gemenge in eine kleine
irbene Netorte, fee diefe mit dem pneumatifchen Ap⸗
parate in Verbindung, und erhiße fie flufenmeife bis
zum Gluͤhen. Anfangs tritt die atmoſphaͤriſche luft
aus, aber nachher folgt kohlenſaures Gas. Nah.
Endigung der Operation findet man den Bleykalk in
der Metorte zum regufinifchen Bien hergeſtellt.
1087. Man nehme ferner ı Unze rothen
Queckſilberkalk, reibe ihn mit ı Quentchen Kohlen:
ſtaub innig zufammen, und ;werfahre wie vorher
(8. 1086.), Man wird hierbey ähnliche Producte
erhalten, naͤmlich kohlenſaures Gas und laufendes
Queckſilber, das, weil es in der Hiße flüchtig iſt,
überdeftillire und fich in der Mittelflafche fammelt. —
Hr. Kavoifier fand hierbey, daß ı Unze (franz. )
rother Duedfilberfalf 7 Quentchen 34,3 Gr. lau⸗
fendes Queckſilber gab; daß dabey 75,5 Cubikzoll
C(oariſ.) kohlenſautes Gas entwickelt wurden, deren
Gewicht 52,45 Gr. betraͤgt; und daß von der ange⸗
wandten Kohle 14,75 Gr. verzehrt worden waren.
Dieſe 14,75 Gr. Kohle hatten alſo 37,7 Gr. Sau⸗
erſtoff ans dem Queckſilber in ſich genommen, waͤh⸗
rend
63. U. Theil 5. Hauptftüd.
send fie diefen zum regulinifchen Queckſilber rebucırt
hatten. oo.
Lavoiſiers oben (j. 953.) angef. Abhandl.
4. 1088. Die edeln Metalle befißen eine zu ges
ringe Verwandtſchaft zum Sauerſtoffe, als daß fie
ihn dem Sauerſtoffgas entziehen könnten. . Dies iſt
der Grund ihrer Unverfalfbarfeit im Feuer; aber auch
der Grund von der AWiederherftelung ihrer, dur
andere Mittel erzeugten, Kalfe, vermirtelit des glühen:
den Fluſſes für fih, ohne Reducirmittel ($. 1081. ).
Im fegtern Falle ift ihnen der Kali des Queckſilbers
ähnlich, das zwar ben einem Grade ver Hitze vor
dem Gluͤhen durch das Sauerftoffgas verfaltt werden
fann, aber durch die Glühehiße feinen Sauerſtoff
wieber entläßt. So wird das Duedfilber ein ſeht
gutes Mittel, die armofphärifche buft zu zerlegen
und ihre Zufammenfeßung zu zeigen. Man nehme
eine Unze rohen Duedfilberfalf, ſchuͤtte ihn in eine
Kleine gläferne Netorte, die durch eine Mittelflaſche
mit dem pneumatifchen Apparate in Verbindung if,
Man erhike die Metorte vorfichrig bis zum Gluͤhen.
Anfänglich tritt die atmofphärifche fuft der Geraͤth⸗
aft aus, nachher aber geht reines Sauerftoffgas
über, wobey ſich das Queckſilber reducirt und in die
Mittelflafche überdeftillirt. Das Gewicht alles erhalte:
nen Queckſilbers beträgt etwa 32 Gran (nürnb,)
weniger, als der dazu angewandte Queckſilberkalk.
5. 1089. Bey der MWiederherftellung der Kalfe
ver edeln Metalle und des Queckſilbers verbinder fich
alfo
Schwere einfalhe Stoffe w.ihre Verbindungen. 683
alſo in der dazu erſotderlichen Glauͤhehitze die Baſis
des lichts oder der Brennftoff des Feuers wieder mir
dem Metalle, und der NBärmeftoff wieder mit dem
Sauerſtoffe, und diefer mitt als Sauerftoffgas aus;
und das Metall fommt _— wieder in den vegut
liniſchen Zuſtand.
$. 1090. "Die Metalle befißen nach ihrer fpecis
fifchen Natur nicht. gleich ſtarke Verwandtſchaft zum
Sauerftoffe. Auch ift die Quantität Sauerftoff, den
gleiche Quantitaͤten ſpecifiſch verfchiedener Metalle bie
u ihrer Sättigung aufnehmen, nicht gleich groß.
$. 1091. Micht nur die Kaffe der verfchiedenen
Metalle unterſcheiden fih von. einander durch einen
verſchiedenen Gehalt von Sauerſtoff; ſondern es iſt
auch ein und daſſelbige Metall eines verſchiedenen
Grades der Oxidirung fähig, und feine, ſolcher Ge:
Kalt mit verfchiedener Quantitoaͤt von Sauerftoff ver:
bundene, Kalte unterſcheiden fich in ihren: Eigenfchaf:
ten, ihrer Sarbe, und ihrem Verhalten gegensandere
Körper, : So: verwandelt ſich z. B. das. Bley beym
flärfern oder ſchwaͤchern Verfalfen, nad) Maafgabe
ber Hige, in einen grauen, oder gelben, ‚ober roͤth⸗ |
lichen Kalt; das Queckſilber durch Schütteln in der,
gewöhnlichen Temperarur der luft in einen lchwarzen,
durch flärfere Hitze in einen rothen Kalk. |
$. 1092. Einen Metallfaff, der fo viel Sauer⸗
ftoff aufgenommen Hat, daf er die Grenze der Gätti-
gung damit — — oder ihr nahe iſt, nenne ich
voll⸗
684 II. Theil, 3. Hauptftüd.
vollkommenen Metallkalk, im Gegenfaße pen einem
unvollEommıenen (Oxide metallique du premier degre
d’oxidation‘), der noch nicht mit Sauerſtoff gefättigt
oder noch einer ſtaͤrkern Oxidirung fähig iſt, und aljo
auch noch Brennftoff enthält.
$. 1093. Die vollfommenen Kalfe einiger um:
edeln Metalle entlaffen in ver Gluͤhehitze für fich einen _
Antheil ihres Sauerftoffes. und verwandeln fich jo in
unvollfontmnere Kalfe, wie 5. B. die rothe Mennige,
der ſchwarze Kalf des Magnefiums, der rothe Eifen-
falf, die Arfeniffäure. Hierauf gründet fich die Ans
wendbarfeit des Braunfteines zur Gewinnung des
Sauerftoffgas ($. 832. ).
6. 1094. Die unedeln Metalle entziehen nicht
nur dem Sauerftoffgas in der Hiße und beym Schmel⸗
zen den Sauerſtoff, fondern auch verfchiedenen andern
Maäterien, womit er. vereinigt ift, fo daß es alſo
außer der Verkalkung ver Metalle durch Feuer und
$uft noch mehrere Mittel giebt f Wiesälitnife bervor:
subringen.
$. 1695. Ein * wirkſames Mittel — iſt
ber Selveter, mit welchem alle Metalle, deren Kalke
durch bloßes Gluͤhen nicht wiederhergeftelle werden
($:1081.), in der Gfühehige unter den ſchon befann:
ten Erfheinungen ($. 1022. ff) verpuffen und in
vollfommene Kaffe verwandelt werden, die mit dem
Gewaͤchsalkali des Salpeters zurücbleiben.
$. 1096. . Diefenigen'Metalle, deren Anziehung
zum Sauerftoffe ſehr ftark iſt, wie z. B. Eifen, Mags
neſium
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 685
neſium und Zinf, entziehen ihn auch) in der Gluͤhe—
hiße dem Warfferftoffe, “und zerſetzen folcher Geftalt
das Waſſer, wovon ſchon oben ($. 914. ff.) ein Bey:
ſpiel vorgefommen iſt. Sie werden daben aber nur
in unvollfiommene Kalfe verwandelt. Auch fchon in
der gewöhnlichen Temperatur, aber freylich nur ſehr
langfam, fönnen die erwähnten Metalle das Waſſer
jerfeßen und ſich durch Aufnahme feines Sauerftoffes
in unvollfommene Kalfe verwandeln.
$. 1097. Metalle, deren VBerwandtichaft zum
Sauerftoffe nicht ſehr ſtark iſt, laſſen fi aus ihren
Kalten durch Waſſerſtoffgas auch wiederherftellen,
"wenn man fie darin unter einem Ölascplinder durch
Hülfe eines Brennglafes hinlänglich bis zum Schmel-
zen erhitzt, wobey fich aus dem Sauerftoffe des Me—
tallfalfes und dem Waflerftoffe nieder Waſſer ergeugr,
und folglich das Waflerftoffgas zerfeßt wird. Der
Verſuch läßt fih mit Bleykalken und noch leichter mit
Duedfilberfalf anftellen. Metalle, die den Sauer:
ftoff fehr ftarf anziehen, werden auf dieſe Weiſe zwar
aus vollfommnern Kalfen zu unvollfommnern ges
bracht, aber doc) nicht völlig Hergeftellt, 3. B. Eifen.
Prieftley, in Crells chem, Annal 3. 1786. B. 1. ©, 23.
. 1098. Alle uneble Metalle verlieren mit der
Zeit an der bloßen Luft, und zwar ‚einige früher,
andere fpäter, ihren metallifhen Glanz, werden un:
fcheinbar oder laufen an, und einige Davon werden in
Roft verwandelt. Dieſes Roften iſt ein wahres Ber:
tallen der Metalle, woran aber die Feuchtigkeit der
— Atmo⸗
685 11. Theil. 3. Hauptftüd.
Atmoſphaͤre fo viel Antheil haben möchte, als das
Sauerftoffgas derfelben. Dieſer Roft ift oft ein voll
fommener Metallfalf, und gewoͤhnlich aud) mit Koh⸗
lenſaͤure aus der Atmojphäre verbunden.
. 1099. Die Metalle find in den Säuren auf:
lösbar; doc) greift nicht jede Säure jedes reguliniſche
Metall an. Die Auflöfung aller reguliniichen Me
talle in Säuren gefchieht mit Entwidelung von, Gas;
nur die einzige Salzſaͤure macht eine Ausnahme. Die
Gasarten, die fi) dabey erzeugen, find: mit concentrir:
ter Schwefelſaͤure ſchwefugtſaures Bas ($. 975.),
mit Salpeterfäure Salpetergas ($. 1009.), mit
verduͤnnter Schwefelfäure und mit falzigter Säure
Waſſerſtoffgas ($. 924).
F. 1100. Schon die Theorie diefer Gasarten
ergiebt, daß die regulinifchen Metalle bey ihter Auf⸗
loͤſung in Säuren Sauerſtoff aufnehmen und Brenn:
ſtoff entlaffen, ober ſich verfalfen, und daß fie m
ihren fauern Auflöfungsmitteln nicht als reguliniſche
Metalle, fondern als Metallfalfe enthalten find, Da
auch die edeln Metalle von Säuren aufgelöf’t werden
fönnen, fo folgt, daß aud) fie Dabey verfalft werben;
und dies ift auch das Mittel, die edeln Metalle in
den kalkfoͤrmigen Zuftand zu verfegen.
$.. 1101. Die metallischen Aufldfungen in Säw
zen fönnen die Metalle entweder als unvollkommenen
eder als vollfommenen Kalk enthalten, nach Maaß⸗
gabe der dabey angewandten Hitze oder der Zerieg:
: barkeit
N
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 68%
barfeie der Säuren. Ein und daſſelbe Metall kann
alfo mit. einer und derfelbigen Säure verſchiedentlich
geartete Verbindungen geben. Dieſe Verbindungen
der verfalften Metalle mit den Säuren machen. eine
wichtige Elaffe von Salzen, die merallifchen Salze
(Salia metallica), aus, die fich unter. einander fo
wohl nad) der Natur der metallischen Baſis, als der
Säure, die fie enthalten, mannigfaltig von einander
unterſcheiden.
$. 1102. Die feuerbeſtaͤndigen Alkalien ſelage
das in Säute aufgeldf’te Metall, wegen der nähern
Verwandtſchaft der Säuren zu ihnen, nieder, und
der Niederſchlag iſt kalkfoͤrmig.
4. 1103. Die verſchiedenen Metalle —
ſich wechſelſeitig aus ihren Aufloͤſungen in Saͤuren
nieder. Man hänge z.B. in die Auflöfung des Kup⸗
fers in Schwefelfäure (des. Kupfervitriols) ein polirtes
Stahlblech fo wird viefes auf feiner Oberfläche bald
mit regulinifchem Kupfer überzogen werden, und mit
der Zeit wird bey hinreichender Menge von Eifen alles
Kupfer niederfallen und die: Kupferauflöfung in
genau verſchloſſenen Gefäßen in Eifenauflöfung ver:
wandelt werden. Man bemerkt bei diefen Nieder;
ſchlaͤgen eines Metalles durch ein anderes Feine Spur
von Gasentwickelung, wenn die Solutionen Feine
‚frene Säure enthalten. Da aber doch das fällende
Metall nicht anders aufgeldf’t werden Fann, als daß
es verkalkt werde, ſo folgt, daß es ſich auf Koſten
des gefaͤllten Metalles verkalfe und dieſes eben das
durch wiederherſtelle. u
| EN $. 1104.
⸗*
688 L. Theil. 3. Hauptftüd.
6. 1104. Die Miederfchlagung eines aufge⸗
loͤſ'ten Metalles aus einer Säure durch ein anderes
regulinifches gefchiebt alfo durch die Anziehung des
fallenden Metalles zum Sauerftoffe, welche ftärker
ift, als diejenige, welche das aufgelöf’re Metall da-
gegen befißt. Die Ordnung, in welcher fid) die Me:
talle aus den Säuren einander niederfchlagen, giebt
aljo die Berwandtichaftsfolge verfelben gegen ven Sau:
erftoff, und es läßt fic) Daraus auch erflären, warum
fie bey allen Säuren einerley ift.
A
3Ziunuk.
Magueſium, Kobalt, Nidel.)
Eiſen.
Bley.
Zinn,
Kupfer.
Wismuth.
Spießglanz.
Arfenif.
QDuedfilber.
Eilber.
Sol.
Platin.
$. 1105. Mehrere Metalle bilden bey ihrer Nie⸗
berfchlagung aus den Säuren durd) andere regulinis
fhe Metalle Fryftallinifhe Gruppen, und geben fo
Gelegenheit zur Entftehung der fo genannten Eünftli
chen Degetationen und Metallbaͤumchen ( Vegeta-
tiones metallicae).
HDierber gehört insbefondere: 1) der Silberbaum (Arber Die-
nae). Man nimmt drey Theile aefättigte Auflöfung des
Silbers in Salpeterfäure, zwey Theile gefättigte Auftös
fung des Quedfilbers in Galpeterfäure, und zwangis an
deſtillit⸗
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Berbindungen. 689
deſtillirtes Waſſer, vermiſcht es ‚mit einander, ſeihet
Har durch, und gießt es in ein enges cylindriſches Gla
mit flachem Boden auf drey Theile vom einem Amalgama,
das aud einem Theile Silber und fieben Theilen Duedfils
ber gemacht und völlig reguliniſch if. Es fehläat fib nun
durch die: Zeit und Ruhe das Eilber reanlinich nieder,
amalgamirt fih mit dem uͤberfluͤſſigen Queckſilber, und
bildet kryſtalliniſche Anichüfle, deren Gruppirung die Des
getation ausmacht.
3) Der Blepybaum (Arbor Saturni!), Man löfet BI
der in deftillirtem Wafler auf, ſeihet die Aufloͤſung um
Durch ,. ſchuͤttet fie im einen ichmalen Mlaschliuder, und
hängt an_einem Faden ein Stuͤck oder eine Stange Zink
binein. Es fchlägt fi das Bley durch die Ruhe Fryftallis
nifch nieder und hängt fich an den Zinf an. -
3) Der Zinnbaum (Arbor Iovis). Wan erbält.ibn, wie
den vorigen, wenn man im die Auflöfung des Zinnes im
Eifigfäure reguliniſchen Zink hängt. '
$. 1106. Der Schwefel verbindet fidy im Sluffe
mit allen Metallen und loͤſ't fie auf, ausgenommen
Gold, Platin und Zinf. Die Gemifche, welche dar:
aus entfpringen, die Schwefelmmeraile (Metalla ſul-
phurata, Sulfures matalliques), find verichieden,
nicht bloß nach Verſchiedenheit der Metalle felbit, ſon⸗
dern auch ben einem und demfelbigen Metalle, je nach:
dem es regulinifch oder ald-unvolffommener Kalfimit
dem Schwefel vereinigt if. Die Natur liefert uns
dergleichen Verbindungen von Schwefel und Metallen:
häufig, als äize |
. 1107. ‚Einige Schtwefelmetalle verwi:tern in
feuchter Suft. Durch die Verbindung des Metalles
und des Schwefels wird die Anziehung. derfelben zum
‚Sauerftoffe verftänft; fie entziehen ihn fo mohl der
Feuchtigkeit, als dem Sauerftoffgag, und es erzeugt
ſich nun fo fchwefelfaures Metal. Beym Verwittern
des Schwefeloiſens (Schwefelfiefes), Fann auch wohl
| Xx Selbſt⸗
696 U. Shell. 3. Hauptftück
Selbftentzundung entftehen CH 849.) - Daß an
diefem Verwittern der Schwefelmetalle auch die Feuch-
tigkeit der Atmofphäre Antheil habe, erhellet aus dem
ſchwefelhaltigen Waſſerſtoffgas, welches ſich ben ver
Einwirkung von Eiſenfeil, — und, Waſſer er:
zeugt.
$. 1108. Merkwuͤrdig ift eg, of, wenn Schme:
‚fel und regulinifhe Metalle - zufammengefchmolzen
werden, bey der erften Einmwirfung des Schmefels
darauf, ſich Gluͤhen des entftehenden Gemiſches
zeigt, obgleich die Schmelzhiße nicht das Gluͤhen
erreicht, und obgleich alles Sauerftoffgas hierben
ausgefchloffen if. Der Verſuch laͤßt ſich leiche
mit einem Gemenge von einem Theile Schwefel und
dren Theilen Rupferfeil in einer Glasroͤhre über Koh:
Venfeuer anftellen. Die Erklärung des Phänomens
ift fhon oben ($. 823.) gegeben worden.
$. 1109. . Das Schwefelalkali iſt chenfalls ein
fräftiges Auflöfungsmittel für die Metalle auf trode:
nem Wege. Dieſe Verbindung, löf’t ſich auch im
Waſſer auf. Wenn man zu der Auflöfung der mit
Schwefelalkali vereinigten Metalle im Waſſer eine
Säure feßt, fo wird das Schwefelalkali natuͤrlicher
Weiſe zerftört, und es fallen der Schwefel und das
Metall zufammen nieder. Aber diefer Niederſchlag
ift Feinesmweges als reines Schwefelmetall zu betrach—
ten, wie man bisher geglaubt hat, ſondern iſt eine
Verbindung des Metalles mit der Bafis des ſchwefel—
haltigen ABafferftoffgas G 986,),- bie man waſſer⸗
ſtoff⸗
“
Schwere einfache "Stoffe u. ihre Werbindungen. 691
ſtoff haltiges Schwefelmetall (Metallum hydroge-
nio-ſulphuratum) nennen koͤnnte. Herr Berthollet
nennt ſie Hyäro-Julfures.
$. 1110. 9m fhmefefßafcigen MWafferftoffgas
laufen. die regulinifchen Metalle an, nur Gofd und
Platin ausgenommen, indem fie baraus wafferftoff:
haltigen Schwefel anziehen. Vollkommene Metall:
Falfe werden hierbey zu gleicher Zeit mehr in den regu:
liniſchen Zuftand: gebracht.
$. ıııı. Der Phosphor geht mit den a
nifchen Metallen Vereinigung ein, wie der Schwefel,
und macht fie, leicht⸗ flüffig.
$. 1112. Mit dem Rohlenſtoffe gehen nur we⸗
nige Metalle Verbindungen ein. Das Reißbley iſt
ein Beyſpiel dieſer Zuſammenſetzung. Von dieſen
kohlenſtoffhaltigen Metallen (Metalla carboneata, |
Carbures metalliques ) kennt man jeßt, außer dem
aus Eifen, noch das aus Kupfer nach Herrn vÄn
Marums Verfuchen. Mir fheint es doch, daß die
Metalle, wenn fie mit Kohlenſtoff i in Vereinigung tre⸗
ten, es als unvollkommene Kalke thun.
$. 1113. Wir betrachten nun noch die Metalle
einzeln nach ihren vorzuͤglichſten Unterſcheidungsmerk⸗
malen und Producten. 1) Gold (Aurum). Ein
edles Metall von einer gelben Farbe. Hat nach dem
Platin das groͤßeſte eigenthuͤmliche Gewicht unter allen
Befaninten Materien, eine mäfige- Harte, geringe
Xx 4 Feder⸗
692. 1: Theil. 3. Hauptflüc , > =.’
Federkraft und. wenig Klang, eine fehr große Zähig-
keit und Ductilitaͤt, feinen Geruch, und feinen Ger
ſchmack; ift unwandelbar in der Luft und im Waſſer
in feinem metalliichen Glanze; fehmelzt erft in der
Weißgluͤhehitze; fließt mit einer Aquamarinfarbe; ift
ſehr feuerbeftändig, und wird im regulinifchen Zuftande
nur von der Salzfäure, und durch fie vom fo genann-
; ten Koͤnigswaſſer oder Goldſcheidewaſſer, fonft aber
von feiner Säure aufgelöf’t, die es nur im kalkfoͤrmi⸗
gen Zuftande auflöfen koͤnnen. Der-Kalf des Goldes
färbt das Glas roth. j
Bu den merkwuͤrdigſten Producten des Goldes nebören:
seien b * eu y re ee a
e a), Das „Analigotd „(Aurum falminere), das aus ber
‚Quflöfung des des du iede ung mit Ammenia
und —*88 mit Waller erhalten * u |.
3) Der Goldpurpur des Cafjius (Purpura minerali
aus der verdunnten Auflöfung des Goldes in Koniasmwaher
durch Auflöfung des Zinues ın Königswafler niederaeichlas
gen. Er ift Golds und Zinnfalf, und jhönspurpurroth
von Farbe,
$. 1114. 2), Dlatin, Platine (Platinum ),
Es ift ein edles Metall von einer ſilberweißen Farbe,
Es fommt aus Peru in America ih Geſtalt Heiner,
rundlichet gefletichter Körner zu ung, die faft das Anz
feben des Eifenfeils haben und fic) wegen des anffe:
‚ benden Eifengehalts vom Magnet: ziehen laſſen, was
das reine Platin nicht thut. Das eigenthümfiche Ge
wicht des reinen Platins ift größer, als das irgend ei
ner bekannten Materie. Es läßt ich dehnen und,
haämmern, oder. if ftrecfbar, und übertrifft an Feſtig⸗
keit dag Gold, Seine Haͤtte iſt geringer als die vom
N geſchmei⸗
Schwere einfadje Stoffe u: Ihre&Bktbinbungen. 9%
geſchineidigen Eiſen, über größer, als die vom Kup:
fer. Es iſt ſeht ſtreng⸗ fläffig, laͤt ſich aber im Gift:
hen ſchweißen; hat keinen Geſchmack und keinen Ge⸗
ruch, und verliert an der luft feinen Glanz nicht. Es
wird von Feiner bekannten Shure aufgeloſ't, außer
von der Salzſaͤure, und durch dieſelbe vom Koͤnigs⸗
waſſer. Dieſe Auflöfung faͤrbt die Hand ſchwarz⸗
braun. J —
6. 1115. - 3) Silber (Argentum). Es iſt ein
edles Metall yon einer weißen Farbe und einem ſeht
ftarfen Glanze, ſehr dehnbar, von einer größern
Härte und Federkraft als das Gold, “aber von einer:
geringern, als das Kupfer, und ohme Geruch und
Geſchmack. Es ſchmilzt ben ‚einer Hiße, die. etwas
geringer ift, als die, mprin das Gold fließt. und. bie:
anfangende Weißgluͤhehitze if An der luft iſt es
feinem Roſten und Beſchlagen ausgeſetzt, nur durch
ſchweflige Duͤnſte laͤuft es ſchwarz, auch wohl bunt,
an. Das wirkſamſte Aufloͤſungsmittel fuͤt das Sil-
ber ift die Salpeterfäure; die Auflöfung ift-ungefärbt
und Mar, aͤtzend und scharf, und färbt die Haut
—
Se lang hc ei
ats mit ſalzigtet Saure; 4) Bnalifilder (Argentum ful-
zninans), Oder den Niederichläg: des Silbers aus der Sal⸗
peterfäure. durch Katkwwafler, der nach dem Ausſuͤßen mit
Ammoniaf am Zageslichte digerirt worden ift.
- &ırıd M Düedfilbee (Hydrargyrum, Ar-
gentum vivum; Mercurius), Es hat den Glanz
694, „.. 11: Theil. 3. Dauptftüd.
und die Farbe des Silbers, iſt in der ben uns gewoͤhn⸗
lihen Temperatur der Armofphäre ſtets fluͤſſig, oder.
gefchmolzen, und alfo das leicht + fluͤſſigſte aller Metalle.
Es wird erft feſt hey einer Verminderung der Waͤrme
bis 40 Gr. unter o nach Fahrenheit. . Im Feuer ift
es. Hüchtig, es kocht hen 6000 nadı Sahrenheit, und
laͤßt fich in Dunft oder in erpanfibele Fluͤſſigkeit ver⸗
wandeln. Durch Schütteln und Reiben unter Zus
tritt der $uft verwandelt es fich in einen unvollfommen
ſchwaͤrzgrauen; und durch anhaftendes Erhigen in
einen volllommenen, dunfelrochen Kalt, der fcharf
und metalliſch ſchmeckt. Diefe und alle Kalfe des
Duedfilbers laffen ſich durch die Gluͤhehitze wieder zu
regufinifchem Queckſilber herftellen, auch ohne Zuſatz
von’ brennlihen Dingen ($. 1081.) Die Safpeter:
ſaͤure loͤſſt das Queckſilbet leicht auf, und die Aufld—
ſung iſt ungefaͤrbt und klar, ſcharf und aͤhend von &e:
ſchmack, faͤrbt die Haut ſchwarz und laͤßt ſich kryſtal⸗
liſiren. — Er
Mir merken von den Producten des Qued ſilbers:
1) Den durch Schuͤtteln und Reiben des laufenden Queck⸗
4: Plber# zu gewinnenden ſchwarzgrauen Kalf, oder dem
Aethiops per fe (Oxide de 'mercure noirätre); 2) den
Durchs Feuer zu verfertigenden dunkelrothen volfommenen
Quedfi'berfalf, oder den Mercurius praecipitatus per ſo
Ce s(Oxide de mereute rouge pär le feu);
u.'.3) der durchs Abrauchen der Auflöfung des Queckſilbers in
u.. ‚&alveterfäure und Calciniren des Rüdftandes zu erhalten⸗
de Quedilberfatf , oder ber Mercurius praedipitatus ru-
. ber. .(Oxide de mercure par Pacide nierique) übereins
fommt ; 4) den Auedfilberpitriol, oder die Verbindung
des Queckſtiberkalls mit Schwefelfäure , die mach dem Ab⸗
roaichen mit: heifem Waſſer p das ſchoͤnaelbe mineralifcbe
Turpeth, Turpethum minerale, (Oxide de we er
„+ par Tacide fulfurique) giebt; $) das falpeterfaure Queck⸗
filber; 6) den ätende Queckſilberſublimat (Mereurins fub-
limatus corrofivus); 7) den weißen Präcipitat (Mercu-
rius praecipitatus albus), und 8) das verfüßte —
erou ·
Schwere einfache:&toffe u ihre Verbindungen. 695;
\(Mörcurius dulcis)s dieralle drey ſalzigtſaures Queckſilber
find, und ſich dadurch unterſcheiden, daß in dem erſtern
der Queckſilberkalk vollkommen verkalkt, im. dem dritten
amvolltommen verkalkt iſt, uud in dem zweyten ſich mehr
oder weniger dem erſten oder dritten nähert.
Die Auflöfung anderer Metalle in Queckſilber heißt
Amalgam. ©. ;
6.11 17. 5) Bley (Plumbum;, Saturmus).
Seine Farbe ift bläulich weiß; fein Glanz auf dem
frifchen. Bruche zwar: ziemlich ſtark, es verliert ihn
aber bald an der luft und wird unfcheinbar ; mit ber
Zeit toſtet es an der füft und wird mit einem grau:
lich : weißen Beſchlage überzogen, ber,fohlenfaurer Bley⸗
Falf iſt. Die Ductilitaͤt des Bleyes iſt ziemlich . groß;
aber ſeine Zaͤhigkeit und Haͤtte ſehr geringe. Es hat
einen eigenen Geruch, wenn es gerieben oder ge⸗
brannt ‚wird. Im Feuer ſchmilzt es ſehr leicht, vor
dem Glühen, ben 540 Gr. Fahrenh. Beym Gluͤ⸗
hen und in ſtarker Gluͤth iſt es fluͤchtig und verwan⸗
delt ſich in einen! weißlichen Rauch. Es wird beym
Schmelzen leicht verkalkt und in einen grauen Kalk
GBleyaſche) verwandelt/ der bey ſtaͤrkerer Hitze gelblich
wird (Maſticot), dann in eine Artı von Zuſammen⸗
ſinterung kommt, und eine blaß⸗ roͤthliche Farbe an⸗
nimmt (Silbergloͤtte, Bleyglaͤtte), und: zuletzt zum
einem wirklichen Glaſe fließt (Bleyglas), das ſchoͤn⸗
ducchfichtig, honiggelb/ und. anſehnlich dicht iſt· Die
Aufloͤſung des Bleyes im Saͤuren iſt ungefaͤrbt.
Vom Bleye ift zu merken: m) ie Biepäfibe (Cinis la: ir Qalk’.
„plumbi grylea),,der unvollfommene Kalk des Bleves, der
haben der Hitze bildet, die noch nicht. das Bilfihen! erreicht 50
2)der Maſticot (Gerulla citrina, Oride de plamb jaune)r,
ein vbollkommener Blevfalt, der bevm anfangenden Gluͤhen
des. vorigen Kalks entſteht 3die Bleyglätte (kichargyrum,
uide de plamb,,demi- «itreux) 98x „der, vollkommie
Kaltı der einsuamfongenke Zufammenfinterung, beym 9*—
|
»
“....+
!
696 TI. hell. 3. Hauptflüd.
| t3 4) di rtenaipe Minium, Os;
— * der ————— —— er
mir Waflei aͤngefeuchteten Maftieot dur Ealcinirem erbals
‘ten wird; 5), das Bleyxweiß (Cerufla alba), der dur bie
Dämpfe des Eſſias gebildete Fobleniaure Bleykalk; 6) das
DBleyglas (Vitrum ſaturni)/ das. durchs völlige
aller vorbergenannten Blenfalfe entftebt. umd die Grımds
han gt ale da era
er vie Blepfaits in € ae; "die vur® =
dunſten gu 8) dem Bleyzuder (Saccharum faturni), eis
nem füß ſchmedenden Ealze anſchießt, deſſen füßer Ges
ſchmack eben zu der aottlofen Verfaͤlſchung des Weins mit
Ble yalaͤtte Anlaf gegeben hat.
—6. 1118. 6) Rupfer (Cuprum, Venus). Es
hat eine roͤthliche Farbe, iſt ſehr duetil und geſchmei⸗
dig, von einer großen Zaͤhigkeit, einer betroͤchtlichen
Härte sind ziemlichen Federkraft; es iſt daher ſehr
klingend. Beym Reiben und Ethitzen zeigt es einen
merklichen und widrigen Geruch. Zum Schmeljen
erfordert es eine ſtarke und Weißgluͤhehitze, die man
auf r450° Fahrend. ſchaͤtzt. Beym allmaͤhligen Er:
hitzen unter dem Zutritte der luft läuft e8 mit bunten
Megenbogenfarben.an, und wird endlich mit einem
fihuppichten Kalfe, dem Gluͤheſpan, uͤberzogen. In
der Gfühehiße brennt das Kupfer, wenn die fuft Zus
gang haben kann, mit einer fhönen grünen und blauen
Flamme, und einem. Rauche,. der. einen grün - grauen
Kalk abſetzt. An der fuft verliert das Kupfer. bald
feinen. vegulinifchen Glanz, und wird, wenn Diele
feucht ift, auf der Oberfläche mit.einem grünen Mofte
überzogen, der ein fohlenfaurer Kupferkalk iſt. Saft
alle Säuren greifen das regufinifche Kupfer geradezu
an, und geben damit blaue oder grüne Auflöfungen.
Bu den merfwirdiaften Producken des Kupfers gebbren?
d ı) Der Aupferpittiot ( Vitriolum) de e\pro ) ober das
Bupfer in blauen Kröfallen; 2) ar
Schwere einfache Stoffeh. ihre Verbindungen. 697
faure Kupfer, das bey der. Verdünnung mit Waffer eine
fomvarbetiihe Tinte giebt, wovon die GSchtiftzüge beym
Anstrofnen unfihtbar werden und dur Ermärmen wieder
“gelb zum Vorſcheine fonimen; 3) das Spangrün, ber
Grünfpan (Viride 'seris); ein Fohlenfaurer, mit. etwas
Efitgiaure perbundener Kupferfalk, dur Hülfe der Eſſia⸗
fäure mebildet; 4) der kryſtalliſirte Gruͤnſpan (Viride aeris
oryltallifatum),. oder das froftallifirte effiafaure Kupfer ;
5) die Fbon et en a in Ammos
he "(Cu rum ammonlaca .e); arme igiſe
a P ein durch die ſalzigte Säure des Salmſaks Gebilde
- ter Kupferkalf.
$. 1719.57) Eiſen (Ferrum, Mars). Kein
einziges Metall ift einer ‚solchen Abwechſelung feiner
Eigenſchaften fähig, als das Eifen, dergeſtalt, daß
man ·mit Hecht eigene Arten deſſelben zw: unterſcheiden
genoͤthigt wird· Dahin’gehdren: gefchmeidiges Ei⸗
fen, Roheiſen oder Gußeiſen, und ‚Stahl. 3) Ges
ſchmeidiges Eiſen ( Ferrüm euſum, dastile); Es
Hat eine graulich⸗ weiße Farbe, einen lichtgrauen, glaͤn⸗
zenden, fafericht «hadigen Bruch; feine Härte iſt nicht
viel größer; als die vom: Kupfer; es läßt fich. kalt und
warm ſtrecken und fihmieben, und hat eine große Zoͤ⸗
tzigkeit/ eine betraͤchtliche Dehnbarkeit, eine mäßige
Federkraft; es iſt höchft fehmer <flüffig, und für ſich
allein unſchmelzbar, außer beym Zutritte der buft oder
zwiſchen Kohlen, wo es in der anhaltenden Weißgluͤ⸗
hehitze ſchmilzt, doch mit Veränderung feiner Eigen⸗
ſchaften. Schon in geringerer Hitze wird das Eiſen
beym Zutritte der luft verkallt. Es laͤuft erſt mit
bunten Regenbogenfarben auf der Oberflaͤche an, ver⸗
wandelt ſich dann in Gluͤheſpan oder Hammerſchlag,
was der unvollkommene Ralf des Eiſens iſt, und die⸗
ſer wird zuletzt beym anhaltenden Gluͤhen unter dem
Zutritte der buft zu einem roͤthlich⸗ braunen vollfomme:
F nen
ai
—
698 .... IL Theil. 3. Hauptſtuͤck.
nen Kalke, der auch ohne zu ſchmelzen durch Calcini⸗
ren mit brennlichen Dingen wieder zum unvollkomme⸗
nen Kalke herzuſtellen iſt; auch an der Luft verwandelt
es ſich leicht in Roſt: endlich gehoͤrt es noch zu den
chatakteriſtiſchen Merfmalen des geſchmeidigen Eiſens,
daß es ſich ſchweißen läßt. b) Gußeißen, Roheiſen
(Ferrum crudum). Es laͤßt ſich weder kalt noch
warm ſchmieden oder ſtrecken; wohl aber bey einer
anhaltenden; Weißgluͤhehitze, die man auf 1600 Grad
Fahrenh. ſchaͤtzt, für ſich allein fchmelzenz feine Farbe
ift mehr oder weniger lichtgrau, fein Bruch nicht fas
fericht , ſondern mehr oder weniger feinförnig; feine
Härte und Soroͤdigkeit ausnehmend großz'es hat da-
her auch ‘einen weit ſtaͤrkern Klang, als geſchmeidiges
Eifen ;r es roftet. nicht fo leicht, als diefes, und ſetzt
nicht fo feicht Gluͤheſpan ab. : Durch oͤfteres Gluͤhen
und Schmieden wird es in .erfletes verwandelt.
c) Stahl (Chalybs).: Erift Eiſen, das, wenn es
rothwarm glüher, nach dem plößlichen Ablöfchen im
Falten Waſſer, härter, fpröder und unbiegfarmer wird, .
vor dem Härten aber falt und warm gefchmeidig iſt,
und auch mac) dem Härter burch neues Gfühen feine
Gefchmeidigfeit wieder erlangt. Er hat einen weißen
lichtgrauen Glanz, einen feinkoͤrnigen Bruch; und
iſt einer ungemein großen Haͤrte, aber auch auf der
andern Seite wieder der Geſchmeidigkeit und Dehn⸗
barkeit des geſchmeidigen Eiſens faͤhig. Er iſt für
ſich allein ſchmelzbar, roſtet fpäter als geſchmeidiges Ei⸗
fen, früher als Roheiſen, und ſetzt ſtaͤter Glüheipan
ab, als. erjteres; er lauft mit lebhaftern Farben des
— Regen⸗
Schwere einfache Stoffe us ihre Verbindungen. 699
Regenbogens beym Erwoaͤrmen an, ald das gefchmei:
dige. Eifen.. Der: Unterfchied"biefer drey Eijenforten
ruͤhrt daher, daß das Roheiſen noch nicht den voll:
fommen regulinifchen Zuftand hat, ſondern noch in
einem, geringen Grade der Oxidirung ift, über dies
aber nuch-Kohlenftoff, oft bis zur Sättigung , aufs
gelöf’t enthaͤltz daß der Stahl zwar völlig regulinifch
iſt, aber auch Kohlenſtoff aufgeloͤſ't enthält; das ge⸗
ſchmeidige Eiſen aber vollkomnien reguliniſch /iſt und
feinen Kohlenſtoff anfgelöf’t hat. "Allen drey Ei⸗
fenforten iſt es eigenthuͤmlich, nicht nur vom Magnete
gezogen zu werden, d. hi retractoriſch zu ſeyn, ſon⸗
dern auch ſelbſt zum Magnete d. h. attractoriſch zu
werden. — Das Eiſen iſt in allen Saͤuren aufloͤs⸗
lich. Den vollkommenen Eiſenkalk loͤſen die Säuren
in geringerer Menge auf; daher truͤben ſich mehrere
Eifenfolutionen, an der: $uft, laſſen Eiſenocher fallen,
und berändgen ihre gruͤne Sat in eine. selbe *
braune.
„es ift. vom Eiſen zu — 1) der 1eifenmohe: (Akkbiaps
tialis, Oride”de fer noir)y ober der unvolfdinme —* i
des Efen wohin auch der Hammerſchlag Sluͤhe⸗
2 fpan gehört; 2) der vollföniinene ir (Croeus mar-
+ is, dæide de fer jaune) ı wie z. B. der ausgeglühete
Eifenroſtz 3) der grüne —ES oder da# ſchwefelſaure
Eiſen CVitriokum- martis‘) 5 '4) das Berlinerblau ( Caeru«
leum berolinenfe), oder das blaufaure iifen, '
4.351120.) ‚Binm- (Starietiin ‚> Iupiter ). .? Es
hot eine. glänzend» weiße Farbe, die. etwas bläulicher
iſt, als die. vom Silber; es iſt ſehr weich, ziemlich
Behnbar, : wenig zoͤhe, und von einer ſehr geringen
Federkraft, Es hat daher auch wenig Klang. - Es
— „ wenn man es biegt oder a den Zähnen
brüdt,
wo .: . .D. Theil. 3: Hauptſtück.
„ druͤckt, eim beſonderes Geräufch; und Kat, wenn es
gerieben oder erhitzt wird, einen eigenthuͤmlichen, et⸗
was widrigen Geruch. Es ſchmilzt vor dem Gluͤhen,
bey 420 Gt. Fahren, und verwandelt ſich dann
beym Zugange der fuft in ein graues Pulver, das
unvollkommener Zinnkalk ift, der beym anhaltenden
Gluͤhen endlich weißlih wird. Diefer vollfontmene
Zinntalt iſt hoͤchſt ſtreng⸗ fhüffig,. und giebt auch mir
verglaſungsfaͤhigen Subſtanzen kein durchſichtiges,
ſondern ein matt: weißes opafes Glas, und macht die
Bafis des weißen. Emails aus. Wenn das fließende
Zinn ‚unter. den Zutritte der luft bis zum Glühen
ſchnell erhitzt wird, fo. brennt es endlich mic einer Fleis
nen hellweißen Flamme, und giebt einen weißen
Dampf. An der fuft verliert das Zinn feinen regulis
nischen Glanz erft fpät, und wird auch niche mit einem
eigentlichen. Nofte überzogen. - Alle. Säuven greifen
dad Zinn anz die Aufldfungen find, wenigſtens bey
einiger Verdünnung, ungefärbt.
Wir merken: 1) die Zinnajche (Cinis ftanni, Oxide d’ dran),
der den volkommenen Zinnkalk. 2) Libavs rauchenden
piritus und die Zinnburter ( Liquor funians Libavüi ; Bu-
tyrum [tänni ), eigentlih die concentrirte Verbindung der
falzigten Säure mit dem vollfornmenen Zinnfalte. 3) Die
re Särber , oder die Auflöfung des Binns im
$. 1121. 9) me (Zincum). Ein weißes Me
tall, das zwiſchen dem Sproͤden und Dehnbaren dad
Mittel haft, oder halbgefchmeidig iſt, und auf dem
Bruche eine Fenftallinifche Fuͤgung nicht undeutlich
zeigt. Es ſchmilzt kurz vor dem Gluͤhen, und brennt
endlich. beym Gluͤhen unter. dem Zutritte der Luft mit
eu einer
Söwere einfache Stofft u Ihre Verbindungen. Tor
einer auferorbentfich hellen und blendenden Flamme,
aus der ſich ein ſehr lockerer und ungemein weißer
Kalk erhebt, der im Feuer ſehr beſtaͤndig iſt. An der
luft leidet das Zink nur wenig Veraͤnderung; es ver⸗
liert ſeinen metalliſchen Glanz nur langſam, ohne
eigentlich zu roſten. Beym Ausſchluſſe der tufe iſt es
in der Gluͤhehitze flüchtig und läßt ſich unverändert
f
auftreiben. Es loͤſ't fih in allen Säuren auf und
giebt damit ungefärbte Auflöfungen.
Don feinen Producten nehne ib nur 1) die Zinfblumen ( Flo-
zes zinei ), Oder den volltommenen Kalk des Zinkse, un
2) den weißen Zinkvitriol (Vitriolum zinei ) oder das
. deine .“ |
$. 1122. 10) Wiemuth (Bismuthum). Ein
roͤthlich⸗ weißes fehr ſproͤdes Metall, das ein blaͤtterich—
‚tes Gefüge hat, ziemlich hart iſt, noch vor dem Gluͤ⸗
hen bey 460 Gr. Sahrenh. ſchmilzt, beym Gluͤhen
unter dem Zutritte der $uft dampft und brennt, und
fich beym Ausfchluffe der uft in der Hige unzerſetzt in
die Höhe treiben laͤßt. Beym Schmeljen vor dem
Gluͤhen verwandelt es fich unter dem Zutritte der tuft
feiche in einen gelb:bräunlichen Kalf, der beym Schmelz’
zen in ein gelbes durchfichtiges Glas übergeht. Das’
wirkſamſte Aufföfungsmittel für daffelbe ift die Salper:
terfäure. - Die Auflöfungen deffelben find ungefärbt,
und die Niederſchlaͤge daraus weiß.
Ich Ari den Wismuthkalk, das Schmintweif (Calx.
s Oxide de, bismuth. blanc), oder den Mieders
flag defisiven aus der Aufloͤſung in Salpeterſaͤure durch
bloßes Vaſſer.
$. 4123. 11) Nickel (Niccolum). Es hat
eine. lichtgrau⸗ weiße darbe; iſt etwas ſtreckbar und
| | ſehr
”o2 1. hell. 3: Hauptſtuͤck.
ſehr feſt; iſt fehr ſtreug⸗ fluͤſſig und ſchmilzt erft bey
einer Hiße, wobey Eifen fließt; es iſt ſehr feuerber
ftändig, und verwandelt fi ſchwer in einen fhönen
hellgruͤnen Kalf, der mit dem Botaxe zu einem hya⸗
einthfarbenen Glaſe ſchmilzt. Die Aufloͤſungen des
Mickelmetalls in Säuren ſehen grün aus, mie Die des
Kupfer, und das Ammoniaf liefert mit dem Nickel⸗
kalke auch eine blaue Aufloͤſung.
$. 1124. - 12) Arſenik, Arſenikmetall (Arſeni-
cum). Ein fehr fprödes Metall, von einer weißen Far⸗
be auf dem frifchen Bruche, und von einer beträdhtli=
chen Härte. An dertuft verliert es ſehr bald feinen
metallifchen Glanz und wird unfcheinbar und ſchwarz.
Im TFeuer iſt es fluͤchtig und läßt ſich beym Aus=
ſchluſſe der Luft unverändert in die Hoͤhe treiben. Unter
dem Zutritte der $uft verfalft es fich leicht und ent:
zündet fid mit einer weißlich- bläulichen Slamme, Die
einen fehr weißen diden Rauch von einem eigenen
£noblauchsartigen Geruche. verbreitet, ber fi) als ein
weißlicher Kalk anfest und felbft noch, flüchtig iſt
(weißer Arfenif). Schon diefer unvollfommene Ar:
fenikkalk zeigt eine ſalzigte fäuerliche Natur und wird
zu einer völligen Säure, der Arjenikfäure (Acidum,
arfenicicum ), wenn er durch Huͤlfe der Salpeter⸗
ſaͤure ganz mit Sauerſtoff geſaͤttigt worden iſt. Die
Verbindungen des Arſenikmetalles mit Säuren find
ungefärbt.
ee a Bad
der unvollfoınmene, oder no phlogiftifirte-Kalf des Arſe⸗
uifmetalled „ der dur eine Sublimation gewonnen wird }
Ä a
Schwere einfache Stoffen. Ihre Verbindungen. 703
RR); ure (Acidum.-arfenicicum ;’ Acide “arfeni-
que), der vollfommene Kalk des Arfenifmetalles,
$. 1125, 13) Robalt ( Cobaltum ), Seine
Sarbe ift grau: weiß; esift fpröde und zerfällt unter
dem Hammer; doc) zeigt es im Zuftande der größe:
ften Reinigfeit Ducilität. Es ift fehr ftreng- flüffig,
und braucht zum Schmelzen eine Hiße, woben Kup:
fer fließt; nach dem fangfamen Erkalten zeige es auf
feiner Oberfläche eine neßförmige Bildung. Es ift
feuerbeftändig. Es verliert feinen regulinifchen Zu:
fand ſchon vor dem Schmelzen durch anhaltendes
Gluͤhen und Nöften, wie das Eifen, beym Zugange
der fuft. Der Kalf des Kobaltmetalles ift fhmwär;-
fih; bengemifchter Arfenif macht ihm röthlich oder
braun. Diefer Kalk ift für fich fehr ſchwer zu ſchmel⸗
zen, durch das Schmelzen aber geht er in ein Glas
über, das fo dunkelblau iff, daß man es ſchwarz nen-
nen fönnte; mit anderm Glaſe verduͤnnt, wird es
aber fhön: blau. Die Aufldöfungen des Kobalts in
Säuren fehen röthlih aus. Das Kobaltmetall zeigt
Magnetismus. |
Ich nenne von den Producten dieſes Metalled: 1) die Zaffer
oder den Saflor, der gerdftete Kobaltkalk, der mit zart.
gepulvertem Sande oder Kieſel vermengt ift; 2) die Smalte
oder blaue Stärke, das durch Kobaltfalf blau kingirte und
fein gemablene Glas RL der Robaltvitriol ( Vitriolum co-
balti) oder das fehwefelfaure / Kobalt in ſchoͤnen rotben
Kryſtallen; 4) AZellots ſympathetiſche Tinte, die man
fo verfertigt, daß man einen Theil Kobaltmetall, oder“
auch den geröfteten Kalk davon im drey Theilen Scheider
wafler durch Digeſtion auflöf’t, die Auflöfung mit 24 Thei⸗
len Wafler verdünnt, durchfeihet, ‚einen Theil Kochlalz
ufegt, und nad dem Aufloͤſen wieder durchſeihet. Die
Scriftzüge damit verfhwinden.in der mäßigen. Tempera⸗
tur und in der Kälte auf dem Papiere; kommen aber.beym
Eriwärmen des Papiers jchön s grün wieder zum Borfcheine,
verſchwinden wieder beym Erkalten, und-fo, fort. : Das
Weſentliche der Rinte ift ſalzigtſaures Kobalt. - 5 sr er
j a
04 U. Theil, 3. Hauptſtuͤck.
/
man ns blaue he Tinte. Dan kocht einen Theil
reinen Kobaltfalf in 16 Theilen deſtilirten Weineflias in
einem Blasfolben im Sandbade , bis etwa vier Theile Eſſig
übrig bleiben ; ſeihet die Aufloͤſuna durch, die roſenroth
ausfehen muß; dann läft man fie noch um die Hälfte ver—⸗
dampfen, ſetzt den vierten Theil des angewaudten Kotalts
on Kücenfa zu, und läßt es zufammen in der Wärme,
aufldien. e damit gemachten Schriftzuͤge verichwinden
in der Kälte, kommen aber in der Wärme ſchoͤn⸗ blau zum
Vorſcheine, und verfchwinden wieder in der Kälte,
6. 1126. 14) Spießglans (Stibium , Regulus
antimonii ). Es hat eine weiße Farbe, ift mäßig
hart, und fo fpröde, daß es fich leicht pulvern laͤßt.
Es hat ein grobftrahlichtes Gefüge, und nimmt nach
dem Schmelzen und ruhigen Erfalten auf der Ober:
fläche eine fternfdrmige Bildung an, An der $uft ver:
liert e8 nur wenig von feinem Glanze und rofter nicht
eigentlich. Es befigt weder Geruch noch Geſchmack.
Es ſchmilzt bey dem Gluͤhen in einer Hitze, die man
auf 810 Gr. Fahrenh. ſchaͤtzt. Ir der Weißglu⸗
hehitze laͤßt es ſich in verſchloſſenen Gefaͤßen in die
Hoͤhe treiben; beym Zutritte der luft hingegen verwan⸗
delt es ſich in einen weißen Rauch, der ſich in Geſtalt
weißer glaͤnzender Nadeln anlegt, die einen unvoll⸗
kommenen Kalk des Spießglanzmetalles vorſtellen und
daher auch noch flüchtig find. Der vollkommene Kalk,
der auch weiß ausfieht, iſt fcuerbeftändig, und höchft
ftreng : flüffig. Die Auflöfungen des Spießglanzme-
talles in Säuren find ungefärbt.
Bon den zahlreichen Zubereitungen des Gpießalanzmeralles
merfe ih nur: 1) das Glas vom Spicßglanze ( Vitrum
antimonii )y den gefchmolzenen und mit etwäs sochel
verbundenen unvollkommenen &prefalangtalt;3 2) das
j ibende Spießglanz (Antimonium- diapboreti-
cum ), oder den vollfommenen Kalk des Epiefglanzımes
talles; 3) die Spiefglanzburter (Butyrum antimonii )
oder: die concentrirte Berbindung des Gpiefglanztatfes
nit falzigter Saͤurez 4) den Brechweinftein (Tartarus
en eme-
Schwere einfache Stofjen..ihre Verbindungen. vos
Be 700 2 al —
6 1127.15), Magnefüm, Braunfteinmeral
( Magneßum), Es iſt weiß von Farbe, hart und
fpröde, von einem koͤrnigen Bruche, fehr fireng: Aüflig
und ſchmilzt ſpaͤter, als Roheiſen. Auch, ohne zu
- Schmelzen wird es im ‚Seuer, leicht verfalft und in ein
ſchwarzes Pulver, verwandelt; dies geſchieht auch in
der Luft. Dieſer Kalk ift Außerft feuerbeftämdig. Die
Auflöfungen des ‚reinen Magneſiums in Säuren find
farbenlos, WM |
Ga zeige von dem Magnefium an: 1) den rohen Braunftein-
- , »(Magnehia nigra Der ber natürliche und vollfommene Kalk
des Örannfleinmetalles ft, und eine. beträchtirche Menge
Sauer ſtoff enthalt , ben er zum Theil beym: Glühen als Yes,
vbeusluft fahren laͤßtz weswegen man ihn auch jur Bereitung
der letztern vorzüglich anwendet. 2): Was mineralıche Char
mäleon, Man nimmt dazu drey Theile Galpeter und eıne
Theil Braunftein, reibt beyde ſehr fein’ zuſammen, an
erhält das Gemenge ın einem Ziegel fo lange glübend, big
die Mafle nicht mehr ſchmilzt, fondern ein- trodenes erdiche?
tes Auſehen erhält; werauf man fie-in einem gut verftopfe
ten Glaſe aufbewahren muß. Wenn man enwas von dem:
Yulver in ein Glas mit Brunnenwafler wırft,.fo wird dag
Waſer grün, dan violett, hierauf rörblih, und zuleht
entfätbt ed fi gang; und-der Braunfteis faͤllt in feiner
- gatärlien Farbe zu Boden. rer Ale ee “
"ng
J $. 1128. 16) Molybdaͤnmetall (Molybdae-
num). Es iſt in dem Waſſerbleye (Molybdaena)
mit etwas Schwefel bereinigt. Sein Kalk zeigt eine
ſaure Natur und bildet eine eigenthumliche Säure,
die Molybdaͤnſaure ( Acidum molybdaenicum, Ac.
—
Von den Producken aus MAlybbänmetall erwaͤhne ich bloß des
blauen Carmins. (J. B. Richter uͤber die neuern Gegens
— * Chemie, ‚St, Il, Bresl. uad Hirſchberg 1792, 8.
ı 97; ö
99 $. 1129.
*
06 IL. Theil. 3. Hauptſtuͤck.
4. 1129. 17) Wolframmetall (Wolframium)
iſt die metalliſche Subſtanz, die einen Beſtandtheil
des Tungſteins oder Schwerſteins und des Wol⸗
frame ausmacht. Der vollkommene Kalf dieſes Me⸗
talles iſt gelb von Farbe, und hat Eigenſchaften einer
Säure, die als eine eigenthuͤmliche Säure oben ($.
864.) unter dem Namen der Wolframfäure erwähnt
‚worden. Die Reduction des reinen Kalfes zu einem
maffiven Regulus ift bis jeßt noch zweifelhaft, ob:
gleich andere Eigenfchaften deſſelben feine metalfifche
Natur außer Zweifel fegen.
$. 1130. 18) Uranium. Diejes Metall ift erft
von Hrn. Klaproth endeckt worden, und fein Kalf
macht einen Beftandtheil in der fo genannten Pech-
blende und dem grünen Glimmer. Dieſer Kalt hat
eine gelbe Farbe und liefert mit ber Salpeterfäure
geifiggrüne Kryſtalle.
*5* * Br —* nen ent
a A vie Drof. —— F
Crells — ge 1789. Ey 4 ME, *
Richter über die neuern Gegen
das neu entdeckte —— Uranium. yet u
irföberg. 1791. ©. ı.
S. 1131, 19) Titanium ‚ bie neuefte metallis
ſche Subftanz, die Hr. Klaproth in dem fo genannten
rothen Schörl entdeckt hat.
Mart. Heinr. Klaproths —— des hasgsrilchen ro»,
then Schörls; in feinen Beiträgen zur chentfchen Kennt-
af der Mineralkarper. Bel, For und Berlin, ı7u5. 8.
233. 11»
Zufam;
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 707
Bufanmengefeste Subftanzen organi»
| ſcher Körper.
. 1132. Die organifchen Körper beſtehen aus
_ einer nur geringen Anzahf von Grundſtoffen; und die
große Verſchiedenheit, die wir in den fo mannigfal-
tigen Producten derfelben in Anfehung ihrer finnlichen
Eigenfchaften antreffen, rührt nicht immer von dem -
Unterfchiede in der Qualität, als vielmehr von dem
derfchiedenen quantitativen Verhältniffe in der Ver:
bindung der Grundftoffe her.
6. 1133. So. weit die chemifche Zergliederung
der Körper der Pflanzen und Thiere jegt reicht, hat
man folgende einfachere Grundfloffe-in ihnen ange:
troffen. Außer dem Brennſtoffe, der in allen und
jedem dieſer Koͤrper und ihrer Producte zugegen iſt:
Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Stictſtoff, Phosphor,
Sauerſtoff; dann auch Schwefel, ——
Alkalien, Ralkerde und Eiſen.
$. 1134. Aus dieſen Grundſtoffen ſi nd die
eigenthuͤmlichen Zuſammenſetzungen gebildet, die man
als naͤhere oder unmittelbare Zeftandtbeile der orga⸗
nifchen Körper anfehen kann, und durch deren Aggre⸗
gation der Bau der letztern aufgeführt ift. Dieſe
Zufammenfeßungen find bloß das Werk lebender Or⸗
gane, und die Aunft vermag fie zwar in ihre Grund;
ftoffe zu zerlegen, Fann fie aber nicht hervorbringen.
VYy 2 | Bes
3
708 U. Shell, 3. Haupiſtück.
Beftandtheile der Körper des Pflan⸗
zenreichs.
$. 1135. Die Körper des Gewaͤchsreiches zei⸗
gen folgende weſentliche, nähere Beftandtheile. ($.
1134.): 1) Schleim; 2) öudter; 3) Stärke;
4) Zleber; 5) Eyweißftoff; 6) Weinftein; 7)
Weinfteinfäure; 8) Sauerfleefal;; 9) Sauerklee⸗
fäure; 10) Citronenfäure; 11) Aepfelure; 12)
Bensoefäure; 13) Ballusfäure; 14) Sarz; ı5)
Gummiharz; 16) Sederbars; 17) fettes Oehlz
18) Aetherifches Oehl; 19) Aampber; 20) ſchar⸗
fer Stoff; 21) re Stoff; 22) fadiges
Gewebe.
$. 1136. Menn frifhe Pflanzen einer Hiße
ausgefeßt werben, die nicht über den Giedepunct des
Waſſers geht, fo werden fie auegetrotnet oder ge:
doͤrrt. Sie entlaffen hierben ihr wefentliches Waſſer,
das ohne Zweifel als folches einen Beftandtheil in
ihnen vorher ausmachte; aber fie fönnen auch andere
wejentliche oder nähere Beftandtheile in diefer Tempe:
ratur verlieren und dadurch beträchtliche Aenderun:
gen ihrer Kräfte und Eigenfchaften erleiden, wie
3. B. das ätherifche Dehl den ſcharfen und den nar-
kotiſchen Grundſtoff.
$. 1137. In einer Hitze, die den Siedepunet
des Waſiſers uͤberſteigt, erfahren die vegetabiliſchen
Körper eine noch weit merklichere Veraͤnderung. Sie
werden geröfter; ihre Mifchung wird augenjcheinlich
verändert ‚ und ihre —— treten durch Einfluß
des
Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 709
des Waͤrmeſtoffes in andere Verhaͤltniſſe und zu neuen
Producten zuſammen, wie ſchon daraus abzunehmen
iſt, daß ſie durch dieſes Roͤſten ſaͤmmtlich einen eignen
Geruch und Geſchmack erhalten, ven man den btenz⸗
lichen ee meint, und ber vorher nicht
— war.
GA38. Beneiner. ftattern Hihze und dem
— Zutritte der Luft entzuͤnden ſich endlich
die vegetabiliſchen Körper, brennen ſaͤmmtlich mit
Flamme, und laſſen nach dem völligen Einaͤſchern
einen feuerbeſtaͤndigen Reſt, der gegen das Ganze
immer nur ſehr wenig betraͤgt. |
$. 1139. Der Ruß (Fuligo), der fid) aus der
Flamme der brennenden Vegetabilien anfeßt, ft Koh⸗
lenſtoff, der wegen des nicht vollſtaͤndigen Zutritts
der: Luft zum Innern der Flamme nicht verbrennen
Fonnte, und. theils mit dem Rauche mechaniſch fort:
getiffen,; theils daraus niedergefchlagen wurde. Es
koͤnnen ihm freylich mehr oder weniger fremdartige
Theile Anhängen, und er fann Deshalb von —
ner Beſchaffenheit ſeyn. ABLE We Iran
„. Glanzruß. Slarterruß, Gehlruß. Kienruß.
1140: Alle dieſe Theile, welche: ‚ben, dem Roͤ⸗
ſten und Verbrennen der vegetabiliſchen Koͤrper ſich
zerſtreuen, kann man auffangen und ſolcher Geftalt
näher unterſuchen, wenn man die Erhitzung derſelben
bis; zu eben dem Gtade in seiner. Retorte vornimmt,
die mit dem noͤthigen Unparate: verbunden iſt. Man
nehme z. B. Spaͤne von Büchenhakzsrfülle damit
eine beſchlagene irdene Retorte bis zu zwey Drittel an,
23112 kuͤtte
"0° TE Theil. 3. Hauptſtuͤck.
fütte eine gläferne gekruͤmmte Nöhre mit einer ober
mehrern Mittelflaſchen fuftdicht an ihren Hals, und
faffe die Mündung der leßtern feitungsröhre unter dem
Trichter der mit: heifem Waſſer oder mit Queckſilber
' gefüllten pneumatifchen Wanne: treten. Man gebe
gelindes Teuer, und verftärfe es allmählig bis zuletzt
zum’ Gluͤhen der. Metorte. Anfangs entmweicht die
atmofphärifche $uft der Gerächfchaft; dann geben
eigene Gasarten und Nebel über; die erftern treten
unter die Necipienten bee Wanne, die leßtern verdich⸗
ten fich durch Abkuͤhlung in den Mittelflafchen.
$. 1141. Man erhält hierbey eine außerordent⸗
fich große Menge von Gas. Ein großer Theil deifel:
ben ift Eoblenfaures Bas, und läßt ſich durch Kalf-
waſſer, Kalfmilch, oder äßende fauge fcheiden. Das
zurücbleibende Gas ift entzündbar, hat einen unan«
genehmen, brenjfichen Geruch, und befißt Eigen:
fchaften des MWaflerftoffgas; umterfcheidet fich aber
von dem reinen Waſſerſtoffgas durch ein größeres
eigenthümliches Gewicht, durch eine confiftentere
Flamme, mit der es brennt,. und dadurch, daß eg,
bey feinem Abbrennen mit febensluft in verfchlofferren
Gefäßen, nicht nur Waffer, fündern auch. Kohlen:
fäure liefert, auch nachdem es aufs forafältigfte von
allem anhängenven fohlenfauren Gas ‚vorher befreyet
worden if. Es conftituirt alfo. eine eigene Gasart,
die. man Lohlenftoff haltiges Waſſerſtoffgas (Gas
hydrogenium carboneatum, Gaz hydrogene car-
bone) * ) nennt. |
*) Sononymas Gchwseres brennbaren Bas.
6. 1142.
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. rı
3.1142. Die Erfcheinungen diefes Gas jeigen
alfo , daß Wafferftoff und Kohlenſtoff zufammen feine
Bafıs ausmachen, und folglich Beſtandtheile des
Holzes geweſen ſeyn muͤſſen, moraus man es erhält. _
Das fohlenfaure®as, Das man zugleich mit gewinnt,
feßt voraus, daß außer dem Kohlenftoffe auch noch
Sauerſtoff darin. zugegen feyn muͤſſe. Uebrigens
aber ift die. Koblenfäure nicht präeriftirend als ſolche
im Holze zugegen geweſen, fondern es maren ihre
Grundſtoffe vorher. in andern Verhäftniffen und mit
den andern Beflandtheilen zu andern Zufammenfegun-
gen vereinigt. Erſt bey der Erhißung bis zu einem
gewifien Grade tritt ein Antheil Kohlenſtoff mit einem
Antheile Sauerftoff zur Kohlenfäure zufammen und
bilder mit dem Waͤrmeſtoffe kohlenſaures Gas, zugleich
aber vereinigt fich ein Antheil Brennftoff und Waſſer⸗
ſtoff nes Holzes in Verbindung mic etwas Kohlenftoff
mic dem Waͤrmeſtoffe und tritt als Fohlenftoffhaltiges
Waſſerſtoffgas aus. Dieſes entzändbare Gas iſt es,
welches beym Erhitzen des Holzes im Freyen die Slams
me bildet, womit das Holz verbrennt.
5. 1143. Die übrigen Aüchtigen Theile, die
außer den Gasarten ben der trocdenen Deftillation
bes Holzes Eß. 1140.) atısgetrieben werden, verdich⸗
ten fih in den Mittelflaſchen durch Abkühlung. zit
teopfbaren Fluͤſſigkeiten. Sie bilden theils eine maß
ferige Fluͤſſigkeit, die gefbroch von Farbe, brenzlich
von Geruch, und. offenbar ſauer ift, und die man
ſonſt ‚einen Spiritus nannte; theils ein Oehl, von
xinem Starken brenzlichen Geruche und. einem: rn
a -
‘
712 0. Äh 3. Hu...
Geſchmacke, welches auf der waͤſſerigen ſauern Fluͤf⸗
ſigkeit ſchwimmt, anfangs duͤnner und Heller iſt, zus
letzt aber bey zunehmender Hitze dunkler von Farbe,
dicker von Conſiſtenz, und-zäher und’ pechartiger wird.
Die erhaltene ſaure Fluͤſſigkeit iſt bey ihrer gehoͤrigen
Reinigung nicht von der Efſigſaͤure verſchieben. Sie
bat eine zuſammengeſetzte Grundlage aus Kohfenftoff
und Waſſerſtoff; fie praͤexiſtirte vorher, als ſolche,
nicht im Holze, ſondern ihre Beſtandtheile waren in
andern Verhoͤltniſſen unter einander verbunden, und
ſelbſt ihr - wäfferiger Antheil iſt erſt ein Product des
Feuers, aus dem Waſſerſtoffe und Sauerſtoffe des
Holzes neu erzeugt. Auch das brenzligte Oehl
(Oleum empyreumaticum) iſt ein Product, und
fein Educt, und proͤexiſtirte vorher nicht. als ſolches im
Holze.“ Ben feinem Verbrennen mit Sebensluft- bifvet
ſich Waſſer und Kohfenfäure, und feine Beftandtheile
find auch Brennſtoff, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und
etwas Sauerſtofft Das Verhaͤltniß des Kohlenſtoffes
darin iſt deſto groͤßer, je ſpaͤter es an und
je — die an babey iſt.
ag 1144 Einige lanzeni — — trocke⸗
nen Deſtillation keine ſaure Fluͤſſigkeit, wie das Holz,
ſondern vielmehr Ammoniak. Dieſes Ammoniaf
konnte nicht vorher, als ſolches, in den Pflanzenges
genwaͤrtig ſeyn/ wo es ſich auch durch nichts Darin
darthun läßes fordern es wird ebenfalls erſt aus ſei⸗
- Beſtandtheilen in ftärferer Hige zuſammengeſetzt,
m zit daß auch der Stickſtoff in vie Mifchung
ſehr
Schwere einfaͤche Stoffe ur ihre Verbindungen. 713
ſehr vieler — und: Me — —
— and nd
. 1198, Ser EIER nad der Befilafion.
des Holzes ($ 1140.), iſt nun Die Kohle. Sie iſt
nur ber Antheil des Kohlenſtoffes Des Holzes, der
nicht mehr. Sauerſtoff. genug antraf, um als Kohlen⸗
ſaͤure auszutreten, noch Waferfiof, um als’ fohlens
ſtoffhaltiges Waſſerſtoffgas oder beydes zuſammen,
um als emohteumatiſche Säure ‚oder als. emppreumas
tiſches Dehl überzugehen, | ‚Sie würde reiner. Kohlens
artige, feuerbeftändige, falzige und erdige Seife
waͤren, die damit innigſt wrdungt zuruͤchbleiben.
4. 1146. Bey, dem. Verbrennen bes Holzes fo
wohl, als. aller vegetabiliſchen Körper, unter. dem”
vollfommenen, Zutritte der. frenen fuft, wird der ‚Anz
theil Kohlenſtoff, der bey trockener Deſtillation zuruͤck⸗
bleibt, durch Aufnahme des Sauerſtoffes zur Kohlen
ſaͤure, die als Gas entweicht, und es bleibt ‚dann
bloß die Aſche (Cinis) zuruͤck, ein zur Underhaltung
bes Feuers nicht: weitet) geſchicktes Pulver, das die
feuerbeſtaͤndigen Theile des Koͤrpers ohne weitern Zu⸗
ſammenhang in ſich enthält. Außer den erdigen Theis
len enthoͤlt die Aſche der Gewaͤchſe noch ſalzige Teile,
die ſich dürch Auslaugen mit Waſſer von jenen treite
nen laͤſſen. Dies meiften Pflanzen liefern fo aus ih⸗
ver Aſche durch Auslaugen, und duch Eindicken und
Abrauchen der ſauge bis zut Trockniß, Gewaͤchsal⸗
kali (9. 879) das eben daher den Namen erhalten
— 9— bat.
/
ns
Sei 3 Haupeftäcl
= Es iſt immer mit etwas Kohlenſaͤure —
die wohl von der Zerſetzung der Kohle beym Verbren⸗
nen an das Alkali getreten iſt; ſonſt enthaͤlt es aber
auch noch verſchiedene andere Salze, die es verunrei⸗
nigen, wie z. B. ſchwefelſaures Gewaͤchsalkali. Die
ſo genannte Pottaſche (Cineres clavellati) iſt ein
ſolches, wiewohl unreines, Gewaͤchsalkali, aus ber
Afche der Holzarten gewonnen. Die Alche verfchie
bener am gefalznen Meerufer wachfenden Kräuter un:
terſcheidet fi) von andern dadurch, daß fie mineralk
ſches Altalı enthaͤlt. Dergleichen Afche ift die Soda
(5881).
$. 1147. Die nad) dem Auslaugen der Aſche
der Pflanzen zurüd bleibenden erdigen Theile find nach
Defchaffenheit des Bodens, worauf die Pflanze wuchs,
verſchieden, und mehrentheils Kalf:, Thon = und
SKiefelerde; manchmal auch phosphorfaure Kalferde,
Pft enthält diefe Pflanzenerde auch Eifenfalf.
6. 1148. Mod find Hier die Unterfchiede der ein:
zelnen nähern Beftandeheile' der Körper des Pflanzen:
reich⸗ ($. 1135.) und ihre Grundfloffe anzuzeigen.
$. 1149. 1) Der Schleim (Mucillago), das
Bummi, loͤſ't fi im Falten und heißen Waſſer,
aber nicht im Alcohol und in ätherifchen Dehlen auf;
er ercheilt dem Waſſer Vifcofitäe, ohne erheblichen
Geſchmack; ift im reinen Zuftande, nach dem Aus;
trockenen durdyfichtig, geruchlos,. in.der Waͤrme nicht
zergehend, ſoroͤde und zerreiblich, Etr if ein worzügs
licher
m Er Zu
- “
=
|
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. *
licher Beſtandtheil aller und jeder Pflanzen und ihrer
Theile; nur laͤßt er ſich nicht aus allen, wegen der zu
gleicher Zeit darin befindlichen und auch in dem Waſ⸗
fer auflösbaren, andern Beſtandtheile, gleich rein
darftellen, : Aus einigen: Gewaͤchſen quillt dieſer
Schleim auch von felbft aus, wie das arabifche
Gummi ‚ das ZRiefhgummi beweiſet.
$. 1150. Die Grundſtoffe des Gummi ober
Schleimes find: Brennſtoff, Kohlenſtoff, Waſſer⸗
ſtoff und Gau. EB
4. ris1. 2) Das Sars (Refina) Ri im Alco⸗
hof und ächerifchen Oehle, aber nicht im Waſſer aufs
lösbar, zergeht in der Wärme und wird flüffig, laͤßt
fi) an der Slamme leicht entzünden, brennt mit einee \
rußigen Flamme, und hinterläßt eine Kohle nach dem
Abbrennen. Verſchiedene Gewaͤchſe laffen das Harz
entweder durch gemachte Einfchnitte, oder auch, zu»
mal-im Alter, von felbft hervorquellen. Gewoͤhnlich
find diefe narürfichen Harze mit ärherifchem Oehle ver⸗
bunden und dadurch verdünnt; fie haben davon Ge:
ruch und fluͤſſige Eonfiftenz, und heißen natürliche
Balſame. Erſt nad). dem völligen Verdunſten bb
Dehls bleibt das reine Harz zurüd.
$. 11 52. Auch das Harz beſteht aus Brennſtoff,
Kohlenſtoff Waſſetſtoff und Sauerſtoff.
6. 1153." 9) Das Bummibar; (Gummi ı re-
fina) iſt nicht als ein Gemenge aus Gummi und Harz,
ie als ein eigenthuͤmliches Gemiſch anzufehen,
das
716.2: 7 L. Theil. 3.Hauvtſtück.
Bas ſich weder ganz: im Waſſer noch in Alcohol klar
aufloͤſen läßt... Es bilder in den Pflanzen haufig einen
milchichten Saft, der durchs Austrodnen feft wird,
iſt in der Wärme zaͤhe, laͤßt fich aber nicht wie ein
Harz ſchmelzen. Seine Örundftoffe find: Brennftoff,
Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff.
$. 1154. Eine Materie eigener Art macht 4) das
Sederbatz (Gummi elafticnm, Caoutehouc) aus.
Es loͤſ't ſich weder im Maſſer noch im Weingeiſte
auf, wohl aber durch Huͤlfe der Waͤrme in fetten und
aͤtheriſchen Oehlen, und auch im Aether. In der Hi-
ge läßt es fich, mie die Hatze, erweichen, "und fließt
endlich zu einer jchwärzlihen Maſſe, nimmt aber nad)
dem Erfalten die Federfraft nicht wieder an. Es
brennt auch in der Flamme eines lichte. Es beftcht
aus, Brennftoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Stick⸗
ſtoff und Sauerſtoff.
2. 1155.Die — der — sin
Durchs Zermalmen und Durchbeuteln das bekannte
Mebl, das fi) auch aus einigen andern Theilen der
Pflanzen, mie aus einigen Wurzeln und Geüchten,
obwohl nicht in ‚gleicher Reinigkeit, darftellen läßt.
Wenn man Mehl, vorzüglich Weitzenmehl, mit fal
tem Waſſer erft zu einem, feften Breye knetet, und
biefen zwifchen den Händen durch darauf fliefendes
Faltes Waſſer fo. lange waͤſcht, bis das Spülmaffer
sicht mehr milchicht und trübe, ſondern klar und helle
abflieft; fo bleibt eine graue, zaͤhe, contractile, gläns
a ‚weiche Mafle.ubrig, die fih im, Weiler, im
ein;
Pi
Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 717
Weingeiſte und in Oehlen nicht aufldfen” Kıft, in ber
Wärme zu einer halbdurchſichtigen, hornartigen Ma⸗
terie anstrodnet, am Feuer unter einem «hornartigen
Geruche verbrennt, und: mie Waſſer angefeuchter. in
Faͤulniß übergeht. Concenitrirte Säuren und aͤtzende
Alfalien loͤſen ſie auf;. ‚doch letztere nur in der Hiße,
Dieſe Materie heißt 5) der Aleber (Colla, :Gluten);
Sm Weißenmehle ift diefer Kleber am häufigften; und
andere Mehlarten find deſto weniger nährend, je ge-
ringer das Verhaͤltniß deffelben darin zu den —
Beſtandtheilen iſt.
6. 1156. Der Kleber iſt zuſammengeſetzt *
Brennſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Phosphor,
Stickſtoff und Sauerſtoff.
6. 1157. Der andere und vorwaltende Grund⸗
theil des Mehls iſt 6) die Stärke (Amylum), Sie
ſondert fi aus dem zur Darftellung des Klebers
($. 1155.) gebrauchten Spülmwaffer durch die Ruhe,
als ein weißer locerer Bodenfaß, ab, der nach dem
Trockenen unſchmackhaft und ker ift, fi im Fals
ten Waſſer, im XBeingeifte und in Dehlen nicht auf:
loͤſſt, wohl aber im heißen Waſſer. Sie ift fein
Schleim, ob fie ſich gleich demfelben in der Mifhung
nähert. Sie läßt ſich auch aus mehrern frifchen Wur—
zelm und mehligen Srüchten durch Zerreiben derſelben
‚mit faltem Waſſer fcheiden. — Die Beftandtheile
der Stärfe find: Brennfoff, ’ afierhoff, Kohlen⸗
ſtoff und Sauerſtoff.
$. 1158.
118. Hell 3: Hauptſtuͤck.
$. 1158: Aus dem. frifh ausgeprefiten klaren
Safte verſchiedener Gewaͤchſe, z. B. der Kreſſe, des
Weißkohls, laͤßt ſich durch Kochen 7) eine Materie
ſcheiden, die ſich als Schaum oder auch in Flocken ab⸗
ſondert, und die alle Aehnlichkeit mit dem in der Fol⸗
ge anzuführenden Eyweßftoffe(Materia alluntnsie)
des — beſitzt.
$. ır 59. 8) Der Zuder (Saccharum) macht
ein eigenes, wefentliches Salz der Pflanzen aus. Unſer
gemöhnficher Zuder wird aus dem Safte des Zucker—
rohrs durchs Abrauchen erhalten, und ftellt nach der
Hölligen Neinigung von andern Theilen ein feftes, wei⸗
fies Salz dar, von einem füßen Geſchmacke, das fich
im Waſſer leicht, und aud) im Weingeiſte auflöf”e,
und ſich aud) in regelmäßiger Geſtalt kryſtalliſiren laͤßt,
wie der Candiszucer beweiſet. Er mache die lackmus—
finctur nicht roch, das Curcumapapier nicht braun,
Auf glühenden Kohlen verbrannt, ſtoͤßt er einen fte
end : fauerlichen Dampf aus, verpufft mit Salpeter,
und geht nach der Verduͤnnung mit Waffer in die
weinichte und endlich in die Effiggährung über. Der
Zuder ift in dem Pflanzenreiche ziemlich häufig ver:
breitet, und ein und derfelbe Beftandtheil in allen füß
ſchmeckenden Früchten und Pflanzen; nur läßt er fich
freylich wegen der übrigen ſchleimigen und auszugar:
tigen Theile nicht aus allen gleich rein, und noch me:
niger vortheilhaft darftellen. Der Zuder befteht aus
Brenuftofl, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und Sauerftoff.
ı $. 1160.
*
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 71
4. 1160. 9) Die Weinſteinſaure (Acidum
tartaricum) iſt ein Beſtandtheil des 10) Weinſteins
( Tartarus), eines weſentlichen Pflanzenſalzes, das
ſich aus dem Moſte, zumal aus herbem, bey der
Weingaͤhrung fcheidet; und. worin fie mit dem Ge⸗
wächsalfali verbunden, aber noch nicht geſaͤttigt ift,
fo daß auch der Weinſtein deswegen als ein fäuerliches
Salz erfcheint. Sonſt ift fie. aber auch ned) in eini-
gen fauern Früchten, wie 5. B. in den Tamarinden,
in den Beeren des Gerberbaums, enthalten. Die
reine Weinſteinſaͤure fchieft in blätterförmigen Kry⸗
fallen an, die an der Luft beftändig find, in der His
Ge zerfeßt werden und im Feuer verbrennen. Die
Weinſteinſaͤure befteht aus denfelbigen Beftandtheilen,
als der Zucker; aber der Sauerftoff ift darin in einem
äröfern , und die übrigen Grundſtoffe find in einen
geringern Verhältniffe als in jenem.
$. 1161. 11) Die Sauetkleeſaͤure oder Zucker;
fäure (Acidum oxalicum) ift im 12) Sauerkleeſalze
(Sal acetofellae) mit einem Theile Gemächsalfali vers
bunden ‚ aber nicht damit gefärtigr, fo daf diefes auch
als ein weientliches faures Salz erfcheint. Sie laͤßt
ſich auch durch, Kunft aus dem Zucer, der Stärke, .
dem Schleime, ber Weinfteinfäure und andern Pflane
zenftoffen, daducch darftellen, daß man Diele vermits
telſt der Salpeterfäure bis auf einen gewiſſen Grab
mir mehrerm Sauerftoffe verbindet. Sie ſchießt in
fpießichten, oder duͤnnen vierfeitigen prismatifchen Krys
ftallen an, die feht fauer ſchmecken, an der tuft in dee
Waͤrme verwittern, in der Hitze zerſetzt weiden, und
ſich
729. I Lheil. 3. Hauptſtjcc
ſch — —— zeigen. Die Sauerflefiure
bat mic ver Weinſteinſaͤure einerley Grundſtoffe gemein,
aber in.einem andern quantitativen. Verhoaͤltniſſe.
$.1162. 13) DieZitronenfäure ÜAcidum ci-
| tricum) iſt in dem Zitronenſafte (Succus citri) in
Berbindung mit ſchleimigen Theilen, und ſonſt noch
in andern ſauern Saͤften, z. B. der Johannisbeeten,
der ſauern Kirſchen, der Moosbeeren, der Preußel⸗
beeren, der unreifen Weintrauben, u. a., enthalten.
Dieſe Säure iſt im reinen Zuſtande kryſtalliſirbar,
und hat einerley Radical ($: 871. ) mit der Wein⸗
fteinfäure und Sauerkleeſaͤure, nur in einem andern
Berhäleniffe der Grundftoffe deſſelben. |
6. 116%... 14) Die, Kepfelf: zure (Acidum ma-
licum).. findet ſich in den Säften faurer Aepfel, ſonſt
aber auch i in andern ſauern Fruͤchten, wie in den Ber⸗
beritzen, Hollunderbeeren, Schlehen, Pflaumen,
u.a. Sie läßt ſich nicht zu feſten Kryſtallen bringen,
und unterſcheidet ſich von der Weinſteinſaͤure Zitros
nenfaure und Sauerkleeſaͤure durch ein anderes Ver—
hoͤltniß der Grundbeſtandtheile.
$. 1164. 15) Die Benzoefäure — ben-
zoicum) madht i in dem Benzoeharze (Benr.o&) einem
nähern: Beſtandtheil, und kann Daraus entweder
durch gelinde Sublimation, oder durch; Ausfochen
mit alfalischen faugen oder: Kalkwaſſer geſchieden wer⸗
den. Sie iſt eine fluͤchtige Saͤure, und erſcheint in
weißen, glaͤnzelnden Nadeln ( Benzoeblumen). Ihr
Geſchmack iſt nicht hervorſtechend ſauer. Sie loͤſſt
ſich
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. Jar
Sich: im kalten Waſſert ſchwer, leichter im kochenden
‚auf. An der $uft find: die Kenftalle beftändig, Im
MWeingeifte find fie aufldsbar, md auf gluͤhenden
Kohlen brennbar,. Auch das Rabical yon diefer Saͤu⸗
ze ift aus Koblenſtoff und Waſſerſtoff zuſammen⸗
gefeht
$. 1165. : 16) Der sufammenzichende. Stoff
(Principium adftringens). Außert fih in den Gewoͤch⸗
fen durch den zufammenziebenden Geſchmack, ben fie
gerurfachen, und dadurch, daß die wäfferige oder
geiftige Ausziehung berfelbenmit..der Auflöfung des
Eiſens in Säuren einen ſchwarzen Niederſchlag ‚ber
wirkt. Beyſpiele geben: die Galläpfel, die Rinde
Der Eiche, der Oranatäpfel, der Schmad, u. a,
Unfere gemeine Tinte ift ein folcher Niederſchlag des
Eiſens durch den zufammenziehenden Stoff. Wenn
dieſer zufammenziehende Stoff von den ihm. anhätr
genden färbenden, gummigen und ‚harzigen Theilen
befreyet worden ift, fo zeigt er fich als ein weißes, na⸗
delfoͤrmiges, faures Salz, das man Ballusfaure ger
nannt hat. Es ift in der Hiße flüchtig; auf gluͤhenden
Kohlen iſt es entzuͤndlich. Mit Salpeterfäure behans
delt, giebt e8 Sauerfleefäure. Der ſchwarze Nieder
fchlag, den der zuſammenziehende Stoff mit dem Ei⸗
ſen macht, iſt in einem Ueberſchuſſe von andern Soͤu⸗
ren aufloͤslich, wodurch die ſchwarze Farbe wieder
verſchwindet, die ſich aber dann wieder durch Alkali
zum Vorſcheine bringen laͤßt. Kohllenſtoff und
Waſſerſtoff machen auch das Radical dieſer Saͤu⸗
re aus. |
23 §. 1 166.
722 Dheil. 3. Hanpeftälh,
$. 1166. 17) Aus mehrern Saamen und Ker-
nen, 5. B. dem feinfaamen, dem Mohnfaamen, den
Mandeln, fo wie auch aus einigen Fruͤchten der Pflan:
zen, z. B. den Oliven, laßt ſich eine Affige Materie
auspreffen, welche durch Huͤlfe eines Dochtes die
Flamme ernährt, und fid) nicht in Waſſer auflöfen
läßt, alſo ein Oehl, und zwar eın ſolches, "das fich
nicht im Weingeiſte auflöf’t, auf Päpier getroͤpfelt
einen Fleck macht, der durchs Erwaͤrmen nfcht wieder
vergeht, und wenn es rein ift, Feinen erheblichen Ge:
ruch und- einen milden Geſchmack befißt. Man nennt
es ein ſettes Debl (Oleum unguinofum). Zum Sie⸗
den erfordern dieſe Oehle eine ftarfe Hitze, die mar
auf 600 Grad nad; Fahrenheit rechnet. Sie find
ſaͤmmtlich fpecififch leichter als Waller. © Einige trock⸗
‚nen an der $uft aus, andere bleiben ſtets ſchmierig.
Einige find in der gewöhnlichen Temperatur unferer
Atmoſphaͤre fluͤſſig, andere hart und ſproͤde; jene
nennt man au) Pflanzenbutter. Das Wache fanıt
man gewiffer Maßen zu den fetten Oehlen rechnen,
Die fetten Dehle find außer dem Brennftoffe faft bloß
aus Kohlenftoff und Waſſerſtoff, und nur aus vo.
‘ gem Sauerftoffe zufammengefeßt.
. 1167. Mit den äßenden Alfalien —
fi) die fetten Oehle vollfommen und innigſt, und wer:
den damit zu einer neuen Materie, die ſich in Waſſer
und Alcohol aufföfen läßt, zur Seife (Sapo). Die
Seifen werden durch alle Säuren wieder zerfeßt, und
das Dehl daraus abgefchieden, wiewohl in veränders
ter Natur. Auch alle Verbindungen der Sänren mit
| Stoffen,
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 723
Stoffen, mit denen fie nicht fo nahe verwandt find,
‘als mit den feuerbeftändigen Alfalien, zerſetzen die
‚aus feßtern bereiteten Seifen. . Berfchiedene Waͤſſer,
befonders aus Brunnen, loͤſen aus eben dieſer Urfe:
che die Seifen nur unvollfommen auf und zerfeßen fie.
Man nennt diefe Wäfler bare (Aquae durae), Die
weichen Waſſer hingegen (Aquae molles), tie die
atmofphärifchen und das deftillirte Waſſer, loͤſen die
"Seifen vollfommen auf,
.$ 1168. 18) Verfchiedene ſtark riechende und
ſchinedend⸗ Pflanzen, oder ihre Theile, ertheilen nicht
nur dem daruͤber abgezogenen oder deſtillirten Waſſer
ihren Geruch, ſondern es geht auch zugleich mit dem
Waſſer ein Oehl über, das von den fetten Oehlen mes
ſentlich verfchieden ift, wie ſchon daraus zu fehen ift,
Daß es fich mit Waſſer deftilliren läßt. Es erfordert
alfo eine geringere Hiße zum Sieden, als die fetten
Dehle, binterläßt auf dem Papiere feinen Fleck, wenn
man diefes anwärmt, ift in der Waͤrme leicht ver:
dunftbar, hat einen Durchdringenden Geruch, der in
allem mit dem Geruche der Pflanze übereinfommt,
woraus es deſtillirt worden ift; es löf’e ſich in Wein⸗
geiſt auf, und laͤßt ſich durch die Flamme eines lichts
anzuͤnden. Man nennt dieſe Oehle atheriſche, rie⸗
chende oder denillirte Oehle (Olea aetherea, deſtilla-
ta), auch wohl weſentliche O hle; doc) kommt der letz⸗
tere Name mit allem Rechte auch den fetten Oehlen zu.
‚Die mehreſten aͤtheriſchen Oehle find leichter, als das
Waſſer, und ſchwimmen oben auf; nur einige, be—
ſonders aus Gewuͤrzpflanzen heißer fänder, ſinken im
33 2 Waſſer
vi U. Theil. 3. Hauptſtuck.
Waſſer zu Boden. “Ferner unterfcheiden fie fih in
der Eonfiftenz, und befonders auch in der Farbe, Im
Waſſer löfen fie fich giniger Maßen auf und ertheilen
ihm ihren Geruc und Geſchmack. Die Grundftoffe
des ätherischen Dehles find außer dem Brennitoffe,
Waſſerſtoff und Kohlenftoff.
$. 1169. 19) Eine andere eigenthämliche Ma:
terie der Pflanzen, die aber feltener in ihnen anzu=
treffen ift, ift der Kampher (Camphora), eine
weiße, nicht fertig und auch nicht fcharf anzufühlenve,
fefte, durchſcheinende, glänzende Materie, von eis
nem ftarfen und durchdringenden Geruche und Ge:
fhmade, die fehr flüchtig ift, im gelinder Wärme
ſchmilzt, fich fehr leicht anzunden läßt, und ohne
Ruͤckſtand zu Kinterlaffen, mit ftarfem Nauche und
Muß verbrennt. Der Kanıpher ift im Waſſer nicht
auflösbar, aber im Weingeifte-und in Dehlen. Er bes
fteht aus Kohlenfioff und Waſſerſtoff.
$. 1170. 20) Der ſcharfe Pflanzenftoff (Materia
acris pl.) muß als ein eigener näherer Beftandtheil im
Pflanzenreiche unterfchieden werden. Mehrere Pflan-
zen naͤmlich, die übrigens geruchlos find, haben einen
fehr brennenden und fcharfen Geſchmack, fie erregen,
wenn fie frifch auf die Haut applicıet werden, Roͤthe,
örtliche Entzündungen, ziehen Blafen. Durchs
Trocknen verliert ſich dieſe Schärfe ganz oder größten
Theild. Das Waller, das man über diefe Pflanzen
abzieht, erhält dagegen alle Schärfe und alles Rei—
bende. Beyſpiele geben: die frischen ABurzeln vom
| Arum,
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 725
Arm von der Meerzwiebel, von der Zeitlofe, der
friſche Hahnenfuß, u. a. In verfchiedenen Gemäd):
fen ift diefer ſcharfe und fluͤchtige Stoff mit aͤtheriſchem
Oehle verbunden, und dadurch auch einiger Maßen
gemifdert ; wie z. B. im Merrettig, im loͤffelkraute,
in der Brunnenfteffe, im Senfe, u. a. Sonſt iſt
uns die. Mifchung diefes eigenen Stoffe noch fehr un⸗
bekannt. Irriger Weiſe haben ihn einige für Ammo:
niak gehalten. BR
$. 1171. Das Narcotiſche oder Betaͤubende
mehreter Pflanzen, z. B. des Opiums,rber Kirſch⸗
lorberblaͤtter, iſt gewiß feine Qualitaͤt anderer nähe:
ser Beftandtheile, fondern hängt vielmehr von einem
eigenen Subftrate ab,. das felbft einen nähern Ber
ſtandtheil des Pflanzenreichs ausmacht, und das ic)
21.) den narcotifchen Pflanʒenſtoff ( Materia nar-,
cotica.pl.) nenne, Bis jet hat man freylich diefes
Princip noch) nicht abgeſondert und. alfein darſtellen
Fönnen, daraus laͤßt ſich aber fein Schluß gegen die
Eriftenz eines folhen eigenen Weſens machen. Es
ift flüchtig in der Siedhitze deß Waffers, kann aber
doch durch andere fixere Beſtandtheile ſo figirt werden,
daß es die Siedhitze des Waſſers verträgt. Immer
aber verlieren die narcotiſchen Subſtanzen des Ge—
waͤchsreichs durchs Trocknen, Auskochen, von der
Staͤrke ihrer Kraft. Sn mandeit; wie in Kirſchlor⸗
berblaͤttern, iſt der narcotiſche Stoff an ein ätheri-
ſches Oehl gebunden. Fa 2 Fe
. 1172. Endlich iſt noch der nach Abſonderung
aller bisher erwaͤhnten nähern Beſtandtheile ver Plan:
——— zen
26 “ TE Theil. 3. Hauptſtück.
zen uͤbrig bleibende Ruͤckſtand, der gewiffer Maßen
das Skelett der Pflanze vorſtellt, unter dem Nahmen
des 22) fadigen oder holzitgen Theiles (Materia fihro-
fa pi.), als eine eigenthuͤmliche Zuſammenſetzung zu
unterfcheiden. eine Unauflöslichfeit in Waſſer,
Alcohol, Dehlen und Alkalien charafterifiren ihn
genugfam. Er ift brennbar, und Kohlenſtoff, Waſ⸗
ferftoff und: Sauerſtoff bilden feine Zufammenfeßung;
un aud) noch Sueftoft und Phosphor.
Sutammenfiguugen in thierifchen
Körpern.
$. 1173. Die Grundſtoffe, welche die Zuſam⸗
menfeßungen oder die nähern Beſtandtheile thieriſcher
Aörper bilden, find diefelbigen, als ben ven Körpern
bes Pflanzenreichs. Es find, außer dem Srennftoffe,
(der in jedem Producte derfelben enthalten ift, )
Stidftoff, Roblenitoff, Wafferftoff, Phoephor,
Sauerjtoff, und dann noch Kalkerde. Sm Allges
meinen unterfcheiden fich die allermeßreften thierifchen
Subſtanzen dadurch von den vegetabilifhen, daß fie
mehr Stidftoff und Phosphor lad ent:
halten.
$. 1174. Als eigene nähere Beftandtheile Der
thierifchen Körper aus den vorgenannten Grundſtoffen
($. 1173.) find anzufehen: 1) Galkrte, 2) Sett,
3) Eyweißſtoff, 4) Faſerſtoff, 5) Knochenma⸗
teris, 6) Milchzucter, 7) Ameifenfäure, 8) koh⸗
lenaure —— de Schaalthiere, u. a.
$. 1175.
Schwere einfache Stoffen. ihre Werbindungen, 7a7
eg 1275. Den: den trockenen Deftillation geben
Die thierifchen Körper alle tohlenftoffhaltiges Waſſer⸗
ſtoffgas ($. 1141.) und fohlenfaures Gas, und-die
mehreſten außer einem: brenzlichen Oehle kohlenſaures
Ammoniak; nur wenige geben eine brenzliche Säure.
Die Entſtehung dieſer Producte läßt ſich aus den an⸗
gefuͤhrten (5. 1173.) Grundſtoffen leicht erklaͤren.
DE 176. Die Kohle ſolcher thieriſchen Subſtan⸗
- zen, welche bey der trockenen Deftillation Ammoniaf
geben ($. 1175.), z. B. von Gallerte, Eyweiß,
Blut, Knochen, iſt beſonders noch dadurch merkwuͤr⸗
dig, daß ſie, mit aͤtzenden feuerbeſtaͤndigen Altalien
in bedeckten Gefäßen gegluͤhet, der nachher mit Waͤſſet
auszuziehenden fauge derſelben das Vermogen ertheilt,
das Eiſen aus feinen Aufloͤſungen in Saͤuren als Ser:
linerblau niederzuſchlagen. Es bildet ſich naͤmlich aus
dem jener Kohle noch anhaͤngenden Stickſtoffe, Waſſer⸗
ſtoffe, Kohlenſtoffe, Phosphor und etwas Sauerſtoffé
eine eigenthuͤmliche Saͤure, die man jetzt duicch den Na⸗
men der Blauſaure (Acidum boruffeum,“ A. pruffe
que) unterfcheibet, welche mit dem Alkali in Verbin⸗
dung tritt, es neutraliſirt, von demſelben aber durch
eine doppelte Wahlverwandtſchaft an das Elſen uͤbet⸗
geht, das in einer Säure aufgeldf ik Das Ber:
linerblau ift affo blauſaures Eiſen. Die Blaufsire‘
felbft iſt eine ſchwache Säure, für ſich allein in der’
Hitze fluͤchtig und gasfoͤrmig. Sie tritt von dem
Berlinerblau an Alkalien und Kalkwaſſer, wenn man
dieſe damit kocht. ER —
M
*
1 —
rei,
FRE TEL 3. Hauptſtuͤck.
90 1177. So wie der’ Kohlenfioff durchs Wer>
brennen zur Kohlenſaͤure wird, ſo wird der Phosphor
in der thieriſchen Kohle durchs "Einäfchern der letztern
zur Phosphorſalire die, wenn zugleich Kalkerde
zugegen iſt, damit phosphorſaure Kalterde bilden
‚Tann: Dergleichen i die Znochenache
$. 1178: 1) Die Gallerte (Gelatina) macht
einen ‚nähern. Beſtandtheil der frifchen Musfelfafer,
des Zellgewebes, her, Knorpel, ber Klauen, ber
Hörner, der Knochen, u. ar aus. Sie loͤſ't fich im
Waſſer auf, das man mit dieſen Theilen focht, er:
theilt demſelben einen milden Geſchmack, ohne erheb⸗
lichen Geruch, und einige Viſcoſitaͤt. Die Fleiſch⸗
bi uben find ſolche Auflöfungen des galfertartigen Thei-
les’ des Fleiſches im Waſſer. Nach | dem Verdunſten
Aufloͤ ſung begin Abtüpfen, zu einer duccdjfichtigen,
mit etwas Schnellkraft begabten, Materie ‚ die man
im. ‚gemeinen Leben auch eine SGallerte oder Sulze
nennt; und wird endlich bey fortgeſetztem Austrocknen
zu einer harten, feiten, durchſcheinenden, ‚hornartigen
Materie ’ bie fi im Waſſer und im Weingeiſte voll
fommen toieber auflöfen laͤßt, und auch ein Leim
(Gluten), ‚genannt. ‚wird. In der Hiße läßt fich diefer
leim nicht eigentlich ſchmelzen; auf gluͤhenden Kobfen
verbrennt er unter dem Geruche des angebrannten.
Horns. Mit Waſſer verdünnt, geht er in der Wärme
ſchnell in, Faͤulniß über. Die Gallerte iſt aus Brenns
fioff, Stickſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff Phos⸗
phor und Sauerftoff zufammengefeßt.
U. $. 1179
Schwere einfache Stoffe m. hreſVerbindungen 125
TE 25) Das Fett (Pinguedol;’Adeps,'
Axüngia) der Thiere iſt den! fetten Pflanzenöhlerr im:
allem ahnlich; und unterfcheidet ſich bey den verfchieri
benen Thieren ind: nad): Dem: verfchiedenen Stellen⸗
wo es abgefondert wird, in der Conſiſtenz, wie der
Talg oder Unſchlitt (Sebum), der Wallrath, das
Schmalz; und der Thran beweiſen. Auch die Butter
gehört.hierherir: Alles, was oben ($. 1166. ffi) von
den fetten. Pilanzenöhlen. angeführt worden ift , gilt
auch vom. thieriſchen Fette. "Seine — —
— dieſelbigen. rn ar) et
9. 1180. 3) Der EWeihßſoff (Materia albu-
—** macht den hauptſachlichſten Beſtandtheil des
Blutwaſſers (Seruin ſanguims) und der lymphati⸗
ſchen Fluͤſſigkeit aus; bildet den Kaͤſe der Milch das |
Eyweis. Er iſt vor-dem Gerinnen mit kaltem Waſſer
miſchbar, und darin ſo fein zertheilt, daß er aufge⸗
loͤſſt zu ſeyn ſcheint. Durch die Hitze gerinnt er aber
darin; und auch Alles, was das Waſſer ftärker:an::
zieht, wie concentrirte Saͤure, Weingeiſt, bringe:
ihn zum Gerinnen, und er fuͤllt als ein weißer jiges'
ruch⸗ und geſchmackloſer Koͤrper nieder, der nach wem!
voͤlligen Auscrocknen durchſcheinend, hart und ſproͤde
iſt/ in der Waͤrme nicht ſchmilzt, im. Waſſet und
Weingeiſte nicht aufloͤsbar iſt, fich:aber in Ammoniak:
und Alkalien aufloͤſen laͤßt. Seine Beftandtheile
fommen mit denen der Gallarte überein; nur find fie;
im Berhäftniffe gegen einander verfchieben. pl
59. 1281.) Won dem Enweißitoffe unterſcheidet
ns — eine feſtete Conſiſteng And — eine groͤßere
BR
RR N N. hät: 3. Hauptſtuͤck.
Gerinnbarkeit 4) der Haſerſtoff, oder der fadenar⸗
tine: Theil des Bluts (Pars fibrofa), der ans: dem
friſch geronnenen Blutkuchen duch Waſchen . mit
Waſſer getrennt werden kann, und ſich auch beym
bloßen Schlagen und Rütteln des friſch gelaſſenen
Bluts abfondern laͤßt. Er iſt im frifchen :Zurftande
weiß, fehe zaͤhe, trocknet in der Wärme zu einer
fpröden Materie aus, loͤſ't fich weder im kalten, noch
beißen Waſſer auf, audy nicht im Weingeiſte, wohl
aber in. concentritten Säuren, wie im Birrioföhle,
aus dem er aber doc) wieder durch Verduͤnnung mit
Waſſer gefällt wird, In der Hitze läßt er fich nicht
fhmeljen; auf glühenden Kohlen verbrennt, er. unter.
dem Geruche angebrannter Haare. — Mit dieſem
fabenartigen Theile des Bluts fommt- die von allem
Auszugartigen oder ‚Sallertartigen befrenete Musfel-
fafer überein, .und die Miembranen, die Knorpel,
Die figamente, die Nägel.und Klauen, die durch⸗
fcheinenden Hörner, die Haare, die Wolle, die Fe—
bern, nehmen alle aus biefem fadenartigen Theile
ihren Urfprung, und find im. Stunde in ihrer Mis.
fhung davon nicht verfchieden, wenn man ihren gal⸗
lertartigen Theil ausgezogen hat. In Anfehung fei-
nee Mifchung fomme er mit dem Kleber des Mehls
($. 1155.) überein.
$. 1182. Die Knochen per Tiere und ihre un⸗
burchfichtiger Hörner ‚ fo wie die Gerippe der Amphi⸗
bien und Fiſche, laſſen, wenn fie von allen nicht dazu:
gehörigen Theilen gereinigt und. von ihrem gallert⸗
artigen Stoffe durch Auskochen mit reinem Waſſer
völlig
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 731
völlig beftenet worden find , eine weißliche unſchmack⸗
hafte Subftanz zuruͤck, die nod) die organiſche Struc⸗ |
tur wegen ihres Zufammenhanges zeigt, fich in den
Säuren aufldöfen, in der Hiße in verfchloffenen Ge:
fäßen fi zur Kohle brennen läßt, im offenen Feuer
den Geruch der angebrannten Haare zeigt, und eine
große Menge weißer Erde zurücläßt. Ich nenne diefe
Subftanz der ausgefochten Knochen 5) Auöchenmar
terie, und unterfcheide fie dadurch von der Knochen⸗
erde ($. 1177.) die nad) dem völligen Einäfchern
oder Ausbrennen derfelben zurüicfbleibt. Die Knochen:
materie kommt in der Beſchaffenheit ihrer Grundtheile
mit dem fadenartigen Theile des Bluts uͤberein, und iſt
nur hauptſaͤchlich in dem BVerhältniffe des Phosphors
und ber Kalkerde verfchieden, die darin in einem grd-
fern Verhältniffe zu den,übrigen Grundſtoffen find.
$. 1183. In der Milch der Kühe, und wahr:
ſcheinlich auch in der Milch anderer kräuter: freſſenden
Thiere, findet ſich noch ein weſentliches Salz, 6) der
Miilchzucter (Saccharum lactis), von einem ſchwach⸗
zuckerartigen Geſchmacke, das ſich auch in luftbeſtoͤn⸗
dige Kryſtalle bringen laͤßt, ſich weder als Säure
noch als Saugenfalz zeigt, und vielmehr zu ber ur
nung der zuderartigen Salze ($. 861. ‚) gehört, . Er
iſt offenbar vegetabiliſchen Urfprungs.
4. 1184. Die Säure der Ameifen —
formicarum.), unterfheidet fich, mac) gehdriger Rei⸗
nigung, nicht von der Eſſigſaͤure des Pflanzenreichs,
und hat auch ohne Zweifel einen bloß vegetabiliſchen
Urſprung.
un. ge Von
732 TH Ha
Bon ſelbſt erfolgende Weränderung
‚der Mifhung organifher Kötper.
6. 1185. In den lebenden organischen Körpern
erfolgen zwar durch die Functionen des Lebens beftän:
dige Mifchungsveränderungen der verfchiedenen Stoffe,
welche zu den: nahern Beftandtheilen der organifchen
Körper gehören, und bie Abfonderungen beruhen
Hauptfächlih hierauf. Wir haben es indefjen hier
nur mit den von ſelbſt erfolgenden Veränderungen der
Miſchung zu thun, die in der todten organifchen
Subſtanz Statt, finden. Alle todte organifche Sub:
ftanzen find diefer von felbft erfolgenden Veränderung
ihrer Miſchung unterworfen, tern fie bey einem bins
länglichen Grade der Wäfferigfeit und Wärme von
dem Zugange der luft nicht ganz ausgefchloffen find.
Man nennt dieſe von ſelbſt erfolgende Zerftörung ihrer
Mifchung Gaͤhrung (F ermentatio).
"6.1186. Mad; der Befchaffenheit der Subftanz,
"welche in Gährung begriffen’ ift, auch wohl nach ver
Dauer der Gährung felbft, find die Producte verſchie⸗
den, bie fich dabey bilden; und man hat hiernach
| dreyerley Arten von Gaͤhrung unterſchieden: die wei⸗
nigte Gaͤhrung (Fermentatio vinofa); bie ſaute
oder Eſſiggaͤhrung (Fermentatio acida); und bie
fauligte Gährung oder SAulniß (Fermentatio. pu-
trida, Pütrefactio ). Indeſſen ließen: fich allerdings
noch mehrere Arten feftfeßen, |
2 | Mein:
Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 733.
Weingahrung,. - |
6. 1187. Die fehleimig- zucerartigen Stoffe
des Planzenreichs erfahren fehr bald eine auffallende
. Veränderung ihrer Mifchung, wenn fie bey dem ger
hörigen Grade der Verbindung mie Waſſer und ben der
Wärme (vor 60 bis 70 Gr.) vom Zutritte der buft
nicht ganz ausgefchloffen find. | |
$. 1188. Um die Erfcheinungen, die dabey
Statt finden, wahrnehmen zu fünnen, mähle ich den
Mioft, oder den ausgepreften Saft der Weintrauben,
ols Benfpiel. Wenn man denfelben in’einer enghalfis
gen Slafche in eine Temperatur von etwa 70° F. ruhig
hinftellt, fo geräth er ſehr bald in eine innere Bewe-
gung; die Durchfichtigfeit und Klarheit verlieren ſich;
die Maffe wird trübe; eg reift ſich eine große Menge
von $uftbläschen aus dem Innern derfelben los, die
auch wohl mit einem merflichen Geraͤuſche hervorbre—
chen, und wegen der Zähigfeit der Materie, worin
fie eingefchloffen find, eine Schicht auf der Oberfläche
der Slüffigfeit, den Gaͤſche, bilden. Sie find durch⸗
aus kohlenſaures Gas, das nad) Befchaffenheit der
gährenden Materie und der daben Statt findenden
Temperatur oft in ungemeiner Menge hervorbricht,
und benm verhinderten Austritte auch wohl die Gefäße
fprengen kann. Mac) einer laͤngern oder Fürzern Zeit
laffen diefe Erfcheinungen der Gaͤhrung nach, der
Schaum verliert ſich, die gegohrne Materie wird
wieder flar.und hell, und es entbinder fich Fein foh-
Ienfaures Gas weiter. Gebt ſcheint die Natur gleich⸗
ſam
734, 1 heil. 3. Haupeftüc.
fam einzuladen, diefen Zeitpunet zu nüßen, und bie
Bedingungen zu entfernen, unter welchen die Gaͤh—⸗
zung anhob, und unter welchen eine neue Mifchungse
veraͤnderung eintreten moürde. Die geaohrne Materie
zeigt jeßt eine veränderte Natur; ber füge Geſchmack
des Moftes und feine Klebrigkeit haben fich verloren,
und er hat den weinartigen Geruch und Geſchmack,
und beraufchende Kräfte erhalten, die man vorher
nicht an ihm wahrnahm. Es hat ſich ein dider Satz
gefchieden, der die fo genannten Sefen (Faeces, Ma-
ter vinj ) ausmacht.
$. 1189. Das Beduͤrfniß hat den Menfchen
vielerley weinartige Getraͤnke aus mancherlen Plan:
zenftoffen zu bereiten gelehrt. Aber in allen ift nur
die zuderartig : fehleimige Materie die Grundlage der:
felben, und der weinartigen Gährung fähig; und es
giebt daher außer dem eigentlichen Weine aus Trau:
benfaft noch eine große, Menge anderer weinartiger
Getränke. Hierher gehört unter andern: der Tider
oder Aepfelwein, der Meth aus Honig, das Dier
aus Mal;.
6. 1190. Den fofchen — die nicht ſeht
geneigt zut Gaͤhrung ſind, oder worin der Zuckerſtoff
mit zu vielen andern Theilen verbunden iſt, befoͤrdert
man die Gaͤhrung durch den Zuſatz gewiſſer Sub:
ſtanzen, die man Gaͤhrungsmittel (Fermenta)
nennt. Dahin gehoͤren Materien, die entweder ſchon
ſelbſt in Weingaͤhrung begriffen oder ſehr geneigt
dazu find.
\
$. 1191.
vini seetikcatiffiimus.),
Schwere einfachẽ Stoffe u. ihre Verbindungen. 733
. . 1151. Wenn man guten, geiſtreichen Wein
Aus einer glaͤſernen Retorte mit einer Vorlage im
Sandbade ’bey wohl verklebten Fugen und gelinder
Hitze deſtillirt, ſo geht eine Fluͤſſigkeit, in eigenen,
fett ausſehenden, Streifen in die Vorlage uͤber, die
einen ſtarken erwaͤrmenden Geſchmack, einen durch:
dringenden Geruch, und berauſchende Kraft beſitzt,
ſich anzuͤnden laͤßt, und mit einer Flamme ohne Rauch
und Ruß verbrennt. Der üuͤberdeſtillirte fluͤchtige
Theil des Weines heißt Weingeiſt ( Spiritus vini J
brennbater Geiſt (Spiritus ardens, inflammabilis),
Sranntwein (Vinum aduſtum). Er enthaͤlt immer
. noch mäfferige Theile beygemiſcht, die zu gleicher Zeit
mit übergingen. Alle gegohrne meinartige Getränfe
geben bey der Deftillation dieſen brennbaren Geift,
und zwar immer um deſto mehr, je beſſer fie find.
Die im Handel vorfoımmenden oder zum Bedürfniffe
verwendeten Branntweine werden auch aus ander,
oft in diefer Abficht bloß zur Weingährung Betrachten,
weinartigen Slüffigfeiten gezogen.
$. 1192. Der von feinem überfläffigen Waſſer
giemlich genau gereinigte’ Branntwein heißt rer tifi⸗
cirte Weingeiſt (Spiritus vini rectificatus), mens
er auch fchon eben nicht vom Weine, fondern, wie in
aunfern Gegenden, vom Kornbranntweine verfertigt
morden ift. Den allerreinften, und von allen außer⸗
weſentlichen Waſſertheilen durch gehörig angeftellte
Rectification befreyeren, nennt man Alcohot oder
hoͤchſtrectificirten Weingeiſt ae) Spiritus
6.1193,
736 .; AI. Dheil. 3. Hauptſtuck.
6. 1193. Der Alcohol iſt als das —
Product der weinigten Gaͤhrung, und als ein eigen⸗
thuͤmliches, durch die Natur erzeugtes, Gemiſch an⸗
zuſehen. Er iſt im reinen Zuſtande voͤllig farbenlos,
hell und, klar, durchdringend -und ſtark von Geruch
und Geſchmack, läßt fi ohne Docht leicht anzuͤnden,
and brennt, ohne Ruͤckſtand zu hinterlaſſen, mit
Flamme ohne Rauch und Ruß; Er iſt ſpecifiſch / leich⸗
ter als Waſſer, und ſein eigenthuͤmliches Gewicht
wird gewoͤhnlich zu 0,815 geſetzt; Herr Lowız aber
hat gezeigt, Daß dieſes bey der ſtaͤrkſten Entwoͤſſerung
des Alcohols auf 0,791 herunter gebracht werden
fönne. Er ift flüchtig, leicht verdunſtbar, und fieder
ſchon bey 165° F. Eben. diefes ift der Grund, mar
am er ſich Durch, Nectifisirung entwäflern, laͤßt. Mir
dem Waſſer läßt fich der Alcohol in allen Verhaͤltniſſen
vermifchen, und beyde nehmen nach der Vermiſchung
einen geringern Raum ein, als fie nad) der Summe
ihrer einzelnen Räume einnehmen follten. : Der Alco-
Hol gefriert nicht in den bey uns befannten Graden
ber Kälte. |
$. 1194. Wenn man die Dawofe des 6 Alcoteie
aus einer gläfernen Netorte durch ein glühendes glä-
fernes Mohr, das mit einer Mittelflaſche und dem
pneumatiichen Apparate connectirt, treten laͤßt, ſo
wird ein Antheil Alcohol zerlegt, und man erhält kob:
Ienftoffgaltiges Waſſerſtoffgas und kohlenſaures Gas.
F. 1195. Die Beftandrheile des Alcohols laſſen
fi — aus den Proͤducten ſeines Verbrennens beurthei⸗
——— len
|
|
Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 737
den und beſtimmen. Unternimmt man naͤmlich das
Abbrennen des Alcohols in einer. metallenen Schaale,
die auf der Sperrfluͤſſigkeit ſchwimmt, and ſtuͤrzt dann
eine Glocke mit atmoſphaͤtiſcher Luft daruͤber, ſo findet
man;, daß er, wie alle verbrennliche Subſtanzen,
Sauerſtoffgas verzehrt. Braucht man hierbey Queck⸗
ſilber zum Sperren; fo enthaͤlt die ruͤckſtaͤndige fuft
nicht allein Stickgas, ſondern auch kohlenſaures Gas,
und das Inwendige der Glocke iſt ſo wie das Queck⸗
filber mit einer merklichen Menge Waſſer bedeckt, auch
wenn man den aufs hoͤchſte entwaͤſſerten Alcohol ange⸗
wendet hat, Braucht man Kalkwaſſer zum Sperren,
ſo wird diefes getruͤbt und kohlenſaure Kalkerde nieder⸗
geſchlagen. Es folgtzalfo hieraus, daß Waſſer und
Kohlenſaͤure die einzigen Producte des Verbrennens
Des. waſſerfreyen Alcohols ſind.Herr Lavoiſier fin:
det durch Berechnung aus ſeinen Verſuchen, daß 100
Theile Alcohol. beym Verbrennen in. Sauerſtoffgas
316,0816 Theile Waſſer geben, und daß 100, Theile
des höchft entwaͤſſerten Alcohols aus nahe 28,53 Kohr
Ienftoff, 7,873. Waſſerſtoff, und, 63,597 ſchon ‚ge-
bildetem Waſſer beſtehen. Wenn man das-legtere
nicht als nähern. Beftandrheil bes Alcohols anfehen
will, fo befießt der: Alcohol etwa aus 0,285 Theilen
Kohlenftoff, 0,175 Theilen Wafterhoff und 9,549
Theilen Sauerfoff,
„ Kapoifier über die Berbinbung des fäurg s — Brundfiofs
fes mit Weingeifte, Oehlen und andern verbrennlichen
J Kecöͤrpern; in Creils chem. Annalen, 1790. B. 1. S. 518. jf.
Be: 1196. Yus der innigen und. genauen Vereini⸗
sung des Alcohols mit der concengrirten Schwefelſaͤur⸗
Aaa erzeugt
738° 1. hek- 3. Hauptſtuͤck. |
erzeugt ſich ein neues merkwuͤrdiges Product: die Vi⸗
triolnaphtha, ‚oder der Vitriolaͤthet: eine Fluͤſſig⸗
keit von einem eigenen, angenehmen, aber durchdrin⸗
genden, Geruche und Geſchmacke, die noch leichter
iſt, als Weingeiſt, ſich im Weingeiſte leicht aufloͤſ't,
und auch einiger Maßen im Waſſer, da zehn Theile
des letztern einen Theil davon in ſich nehmen ;- fehr
leicht und fchnell verbunfter, und dabey eine anſehnli⸗
che Kaͤlte erzeugt; ſich Teiche anzuͤnden läßt, auch
ſchon in der Entfernung von der Flamme eines lichtes;
und mit einer: ftarfen und hellen Flamme verbrennt,
Auch einige andere Säuren bringen mit dem Aßein-
geifte befondere Arten von Aether hervor, wovon bie
Salpeternaphtha, die Eilignaphrha 1J Beyſpiele
geben.
$. 1197. Die Beftandefeile des zur Weinguůh⸗
rung fähigen ſchleimig⸗ zuckerartigen Stoffes in Ber:
bindung mit dem Waſſer find: Kohfenftoff, Waſſer⸗
ſtoff und Sauerfloff; dies find aber auch, die Ber
ftandtheife des Products der Weingährung, nämlich
des Alcohols ($. 1195.), nur in einem andern Der:
hältniffe, befonders in einem geringern des Kohlen:
ftoffes zu den übrigen. Folglich befteht diefe Mi—
fihungsveränderung darin, daf in der gährenden Sub:
ſtanz der Kohlenftöff vermindert wird, Dieſes ges
fhieht aud) bey dem Acte ver Gährung, mie das aug-
sretende Eohlenfaure Gas offenbar lehrt. Es verbindet
fih) alfo unter dem Einfluffe der Waͤrme ein Antheil
Kohlenſtoff mit Satierftoff zur Kohlenſaͤure, die als
as austrict en Suerſtoff dazu liefert wohl nicht
allein
Sqhwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 739
allein der ſchleimig⸗ zuckerartige Stoff, fondern wahr:
fcheinlicher Weiſe auch das Waſſer, wovon alfo ein Ans
theil hierbey zerfegt, und wodurch aljo das Verhaͤlt⸗
niß des Waſſerſtoffes zu den uͤbrigen Grundſtoffen
noch groͤßer wird, und ſich ſo das Product, das
Spirituöfe, bildet. Durch die Entſtehung des Alco—
hols in der weinartigen Fluͤſſigkeit aͤndert ſich nun
natuͤrlicher Weiſe auch die Aufloͤſungskraft auf die
fremdartigen Subftanzen , die fonft in dem Waͤſſeri—
gen vor der Gährung aufgelöf’t feyn Fonnten. Daher
truͤbt fich die Fluͤſſigkeit, und es fondern fich fchleis
mige Theile, und, wie aus dem Moſte, ABeinftein
ab. Ze geringer die Menge des Zucerftoffes in ver
gährenden Fluͤſſigkeit ift, defto Heiner wird auch die
Menge des Spiritußfen oder des Alcohols, und um—
gefehrt. Eine zu große Menge des zuderartigen
Etoffes kann aber doch machen, daß der entftandene
ein füß bleibt und unzerfeßten Zucerftoff behäft,
weil, wenn erſt eine gewifle Menge Spiritudfes er:
zeugt ift, die Gaͤhrung dadurch ſelbſt gehemmt wird,
Effigsgahrung
$. 1198. Wenn die vorhin befchriebene Gaͤh⸗
zung des Weines oder der weinartigen Getränfe zu
lange unterhalten oder der fchon entftandene Wein in
einer Wärme von 75 bis g5° 5. unter dem Zugange
der Luft erhalten wird, fo geht abermals eine Mis
fhungsveränderung vor, die feine vorige Natur ganz
aufhebt und zerftört. Er verliert alle beraufchende
Kraft und wird offenbar fauer, oder zu Kfiig, Dax
Aaa 2 he
749 IL Theil, 3. —
her heißt dieſe zweyte Miſchungsveraͤnderung bie
Eſiggahrung ($. 1186.).
$. 1199. Der Wein wird bey dieſer Veroͤnde⸗
rung erſt truͤbe, und fängt auch wohl wieder an, merf--
fi) zu braufen, wenn er noch ungerfegten Zucerftoff
enchält. Er wird auf der Oberfläche nad) und nad)
mit einer Fahnigen Haut bedecft, und eine gewiſſe
Menge fadenartiger Materie trennt ſich von ihm los,
die fih nach und nad) zu Boden fegt und eine Art
Hefen bilder, die fo genannte Eſigmutter. Ein
Hauptumftand hierben iſt nun, daß das Sauerftoff:
gas der atmofphärifchen fuft, die hierben über der
Släche des in Effiggährung begriffenen Weines fteht,
eingefogen wird, Die Sküfligfeit wird nad) und nach
wieder hell und Far, und ijt num fauer., Die Pe:
tiode der Efjiggährung Pauert um defto länger, je
Fühler der, Nein gehalten wird und fe geringer der
Zutritt der luft iſt.
5. 1200. Jedes gegohrne weinartige Getraͤnk
iſt fuͤr ſich ſelbſt zur Eſſiggaͤhrung geſchickt. Alle
Saͤfte der Pflanzen, welche den Zuckerſtoff in ſich
haben und alſo in Weingaͤhrung gehen koͤnnen,
werden daher zu Eſſig, nachdem ſie die Weingaͤhrung
uͤberſtanden haben; und dieſe geht auch in ſolchen
Saͤften allemal vorher, che die eigentliche Eſſiggaͤh⸗
rung oder das Sauerwerden anhebt. Die Wein:
gährung ift in verfelben freylich um deſto ſchneller vor⸗
übergehend r und um deſto weniger bemerkbar, je ge=
tinger der Gehalt des Zuderſtoffes darin, oder je
mehr
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen: Jar
mehr ef durch Waſſer verduͤnnt if, oder je mehr die
$uft Zugang hat und bie Temperatur erhöhet ift.
6. 1201. Der Zuckerſtoff iſt zwar die eigentliche
Grundlage der weinigten Gaͤhrung; aber zur Eſſig—
gaͤhrung ſind auch andere Subſtanzen faͤhig, wie der
reine Schleim, die Staͤrke, die weſentlichen ſauern
Pflanzenfalze, die Gallerte, wenn fie bey der Ver:
duͤnnung mit Wafler den Bedingungen zu dieſer Gaͤh—
rung unterworfen werden. Die Effiggährung ſetzt
alſo nicht immer die Weingaͤhrung voraus, und iſt
. nicht überhaupt als eine Fölge der letztern anzufehen.
$. 1202. Den folhen Dingen, die nicht-fehr
zur Effiggährung geneigt find, befördert man diefelbe
durch Eſſigfermente. Dahin gehören alle Subſtan⸗
zen, die entweder fchon ſelbſt darin begriffen find,
oder fehr leicht darein gerathen, mit oder ohne vorher:
gehende Weingährung; z. B. Hefen von- fauerm
Weine, faurer Wein mit ſeinen Hefen Sauer⸗
teig, u. dergl.
$. 1203. Die Effiggährung des Weines beſteht
nicht in einem Verdunſten ſeines Alcohols, wie bey
einer zu großen Einwirkung der Waͤrme darauf frey-
lich wohl geichehen kaͤnn; ſondern er geht ſelbſt in
Eſſig uͤber, und hilft ſolcher Geſtalt die Eſſigſaͤure
vermehren.
$. 1204. Der Eſſig iſt noch nicht reine Eſſig⸗
ſaͤure, ſondern jeder Eſſig enthält immer noch außer
dem mehr oder weniger fremdartige Theile Die Ei
figfaure
742° 1. heil. 3. Hauptfä.
figfaure laͤßt ſich, da fie flüchtig ift, Durch Deftilfas
tion des Effigs aus demſelben darftellen. Dieſer de.
ſtillirte Zfjig (Acetum vini deftillatum ) ift erft als
reine Eſſigſaure ( Acidum aceticum ) anzufehen. Er
iſt farbenlos, völlig Far und durchfichtig, angenehm
ſaͤuerlich von Geruch und Gefhmad.
$. 1205. Die Eifigfüure ift im deftillieten Effig
Hutch fehr viele wäfferige. Theile verdünnt, die man
durd) allerley Mittel davon zu feheiden gefucht bat.
Da die Eſſigſaͤure durch ihre Verbindung mit Alka-
lien, Erden und Metallfalfen mehr figirt wird, und
folglich nun zuläßt, daß das damit verbundene Waͤſ⸗
ferige durch Verdunſten davon gefchieden werden
kann, fo giebt dies ein Mittel, die Effigfäure con⸗
‚centrirt Darzuftellen, wenn man fie davon durch
Schwefelſaͤure austreibt.
Die concentrirte Efjigfäure heißt auch radicaler Eſſig (Acetum
radicale. )
$. 1206. . Die fehr flarf concentrirte Effigfäure
iſt in der Kälte kryſtalliſirbar. Sie ſchießt ſchon bey
38° 5. zu fihönen, federattigen Kryſtallen an ‚ die
ben 59° 5. flüffig werden und einen ftarfen, hoͤchſt
durchdringenden Effiggerud in der Wärme zeigen,
Dieſe Effigfäure ift nach dem Erwärmen entzuͤndlich,
und verbrennt mit leichter, blaͤulicher Flamme.
$. 1207. Die Grundlage der Eſſigſaͤure ift, wie
die aller Pflanzenfänren, aus Koblenftoff und Waſ⸗
ſerſtoff zuſammengeſetzt, und die Eſſigſaͤure iſt alſo
als eine Modification anderer Pflanzenſaͤuren anzu⸗
ſehen.
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 743
Sehen. Ihre Zufammenfeßung läßt ſich am beften.
dadurch darthun, daß man fie durch ein glühendes
irdenes oder gläfernes Mohr treibt, wobey fie Waſſer⸗
ſtoffgas und Fohlenfaures Gas liefert; mas auch die
Daraus mit einem firen Alkali bereiteten Neutralſalze
bey ihrer trocknen Deſtillation thun.
$. 1208. Die Grundlage der Eſſigſaͤure unter⸗
fcheider ſich nicht i in der Qualität ihrer Grundftoffe
vom Alcohol; benbe beftehen aus Kohlenftoff und
Waſſerſtoff; und dag Hauptgefhäft der Eſſiggaͤh⸗
zung muß alfo darin beftehen, diefe Grundſtoffe noch
mit Sauerftoff in Verbindung zu feßen und dadurd)
in eine Säure umzumandeln. Die Erfahrung lehrt,
daß Sauerftoffgas zur Effiggährung Bedingung iſt,
und daß es daben verſchwindet oder zerfeßt wird, und
daß folglich feine Bafis eingefogen werde. Der Alco-
hol des Meines und der weinartigen Getränke naͤm⸗
lich ſaugt allmälig diefen Sauerſtoff ein, und mird
dadurch zur Effigfäure. Dazu träge nun die Vers
Breitung des Alcohols unter vieles Waͤſſerige des
Weines und bie Verbindung mit andern fehleimigen
und fauern Theilen bey. Denn reiner Alcohol wird
an der $uft freylich nicht zu Eſſig; er wird es aber wirk⸗
lich, wenn er mit vielem Waffer verdünnt in der Wär:
me nicht vom Zutritte ber luft ausgefchloflen iſt. Auch)
laͤßt fi aus Alcohol und’ concentrirter Schmwefelfäure
Effigfäure Fünftlicher. Weiſe erzeugen. Diefemnad)
iſt alfo die Eſſigſaͤure aus dem Beine bey der Effiggäh:
zung nicht ausgefchieden, fondern erzeugt; und die letz⸗
tere beſteht nicht im Verdunſten des Alcohols, fondern
ER un
144° Thell. 3. Haupttuck.
‚im Uebetgange deſſelben in Säure. Es erklaͤrt ſich hier⸗
aus, warum der Eſſig um fo beſſer werde, je geiſti—
ger der Wein war, woraus er entſtand.
4. 1209. Gleichwohl macht der Alcohol nicht
allein die. Bafis der Effiggährung aus; fordern an-
dere im Meine befindliche Subftanzen, wie Wein:
fein, NWeinfteinfäure und Schleim, können ebenfalls
darein verwandelt werden, und werben es auch, indem
fie Sauerftoff aus der Armofphäre in ſich nehmen,
modurc denn nun die Menge des Sauern im Eſſig
noch mehr vermehrt wird. Eben deshalb kann auch
Eſſiggaͤhrung Statt finden ohne vorhergehende Wein⸗
gährung, weil Subftanzen, die der erftern fähig find,
nicht zur letztern geſchickt ſeyn koͤnnen, wie Schleim
und Pflanzenfäuren, Die Natur bewirkt bey ver
Eſſiggaͤhrung durch Sauerftoffgas langfam und all:
maͤlig, was die Kunſt ſchneller und gewaltſamer, aber
auch mit mehrerm Verluſte, durch Feuer, oder
Schwefelſaͤure, oder Salpeterſaͤure, ausrichtet, wenn
ſie jene Subſtanzen in Eſſigſaͤure umaͤndert. Uebri—
gens muͤſſen auch dieſe Stoffe, wenn fie Eſſiggaͤh—
rung erleiden ſollen, durch genugſames Waſſer ver:
duͤnnt ſeyn. | — |
Einige andere Arten der Gährung
$..1210. Wenn man unter Gährung jede nas
türlihe und von felbft erfolgende Veränderung der
Miſchung organifcher Körper verſteht, fo muß mar
behaupten: daß fie ſo wohl bey der Ernährung und
F | . dem
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 743
dem Wachsthume der: Pflanzen als der thieriſchen
Körper hoͤchſt mannigfaltig Statt findetz daß alle
Abſonderungen darin beftehen und darauf beruhen;
und daß das ganze vegetabiliſche und animaliſche Seberte
im Grunde ein gaͤhrungsartiger Prozeß ſind. Wis
uͤberlaſſen dies indeſſen der Phyſiologie zur Unterſu⸗
chung, und bleiben hier bey den Miſchungsveraͤnde⸗
rungen der todten phyſiſchen Subſtanz, zu denen wir
dann freylich weder das Malzen des Getreides, noch
das Reifen des Obſtes rechnen Fonnen, weil hier die
ſich veraͤndernde Fun noch, als lebend anguſe |
hen iſt. : —
$. 1211. Das Rantigereheden der — Oel
und des thierifchen Fettes iſt aber als eine Art von
Eſſiggaͤhrung anzuſehen, weil daben ſich eine anfan⸗
gende Säure bildet, und der Kohlenſtoff und Waſſer⸗
ſtoff des Oehls Sauerſtoff aus der luft in ſich nehmen:
Vorzuͤglich gehöre: aber die * eG des —
ges hierher.
5 Faulende Gaͤhrung.
4. 1212. Die letzte Periode der von ſelbſt erfol⸗
genden Miſchungsveraͤnderung organiſcher Subſtan⸗
zen heißt die faulende Gaͤhrung, oder Faͤulniß
(Fermentatio putrida, Putrefactio ). Da indeſſen
die Erſcheinungen, die ſich dabey zeigen, und die
Producte, die ſich dadurch bilden, nach Beſchaffenheit
der Miſchung organiſcher Stoffe fo wohl, als nad)
ud m gugelaffenen Beringungen fü ſehr verfchieden find ;
ſo
745 TE Be: Be
fo muß man in ber That mehrere Arten ber Bier:
ber gerechneten Mifchungsveränderung unterfcheiden ;
fonft läßt fih von der Faͤulniß nicht einmal eine bes
Friedigende Definition geben, und auch feine Theorie
entwerfen. Die Folge wird lehren, daß die Verwe⸗
‚ fang fefter organifcher Körper wirklich auch von der
eigentlichen Faͤulniß bderfelben ihren Urfachen ; und
MWirfungen. nad) verfchieden ift.
$. 1213. Man farm bie Faͤulniß nicht als eine
Sortfegung der Weingährung und Effiggährung ans
fihen; denn nicht alle Subftanzen, welche zu dieſen
fähig find, erleiden jene. Mur. bey ſolchen foͤulniß⸗
fähigen Dingen, welche zugleich Beftandtheile enthal-
ten, die zur Weingährung oder Effiggährung gefchict
find, erfolgt die Faͤulniß nach dieſen. Andere Stoffe
geben in Säulnif, ohne alle Spur der erftern Arten
der Mijchungsveränderung.
$. 1214. 1) Xigentliche SAulnig, oder bieje-
nige Mifchungsveränderung organifcher Subftanzen,
wodurch fih Ammoniak und ein befonderes Efflu⸗
vium von einem Höchft widerwaͤrtigen Geruche, den
man. den fauligen. Geruch nennt, bildet, findet nur
ben ſolchen Subftanzen Statt, die neben dem Koh:
Ienftoffe und Wafferftoffe noch Stidftoff und Phosphor
enthalten. Dahin gehört: Eyweißftoff, Saferftoff,
Gallerte, Knochenmaterie und alle bie feſten und flüf-
figen Theile thierifcher Körper, die fie enthalten.
$. 1215. . Die Bedingungen, unter welchen
diefe eigentliche Faͤulniß Statt hat, find: ein geböriger
Grad
®
Ss Htwere einfache Stoffen. ihre Verbindungen. YPr
Grad von Feuchtigkeit und Wärme, und Zutritt ver
Luft, nach deren Maafigabe die Periode dieſer Mi:
fchungsveränderung fehneller ober ame⸗ erfolgt,
oder früher oder fpäter beendigt wird.
$. 1216. Die Stoffe, welche unter den genann-
ten Bedingungen zu diefer Fäulnif fähig find, erhal:
ten zuerft 'einen faden oder dummligen Geruch, der
bald einem unangenehmen ftinfenden Platz macht;
ver Geſchmack wird efelhaft und mwidrig; und wenn
es fefte Körper waren, fo vermindert fih der Zufams
menbang, der beym Sortgange diefer Periode immer
mehr abnimmt, fo wie der Geruch immer ftinfender
und widriger wird, Zu gleicher Zeit zeigt er fich auch
urinds, und es entwicelt fic) ganz offenbar Ammo⸗
niaf. Die Materie wird breyartig, verliert ihr orga⸗
niſches Gewebe, wenn fie vergleichen befaß, immer '
mehr und mehr; der Geruch ift nicht mehr mit dem
nad) Ammeniaf vermifcht, fondern hoͤchſt widerwaͤrtig.
Manchmal zeigt fich dabey in dem Ruͤckſtande auch ein
feuchten. Zuletzt bleibt, wenn nicht durch voͤlliges
Austrocknen dieſer Faͤulniß früher Grenzen geſetzt wer:
den, ein geringer erdiger Ruͤckſtand, der nichts mehr
von der organiſchen Structur an ſich hat.
$. 1217. Das Ammoniak, welches ſich hierbey
entwickelt und dem urindfen Geruc) bildet, und das
Effiuvium, welches den eigentlich fauligen, höchft wis
derwärtigen, Geruch erzeugt, find als die Producte die⸗
fer Faͤuiniß anzufehen. Jenes bilder fi) aus dem Stick⸗
Koffe und. dem Waſſerſtoffe des faulenden Stoffes;
letzteres
A. : "IE Theil 3. Hauptſtuͤck.
. keßteres liefert zum Theil auch wohl das Waſſer, das
dabey zerſetzt wird. Dieſes, das eigentlich faulige
Effliwium, wird ohne Zweifel vom Phosphor der
faufenden Subftanz gebilder, der in Verbindung mit
Waſſerſtoff, zum Theil auch in Verbindung mit Stid:
foff und Kohlenftoff, austritt.
$. 1218. Die Oasarten, bie fich in der luft,
worin Körper faulen, zeigen, find anfänglich Stick⸗
gas, hermach das Ammoniakgas, das den urindfen
Geruch bildet, und phosphorhaltiges und kohlenſtoff⸗
haltiges Waſſerſtoffgas, mit fohlenfaurem Gas ver:
mischt. Auch fchmefelhaltiges Waſſerſtoffgas hat
man in der aus faulenden thieriſchen Körpern aufs
fteigenden fuft angetroffen.
Lavoiſier über die Natur der Iuftartigen Flüffigkeiten , welche
von einigen thierifhen Stoffen in der Gäbrung auffleigen;
in Crells em. Anal: 1789. B.1. S. 172. ff.
$. 1219. &o entweichen alfd in und während
diefer Faͤulniß alle Grundftoffe, bis auf die erdigen,
welche die Mifchung der dazu geeigneten Subſtanz
‚ausmachten, und treten theils in andern Verhäftnif:
fen, theils mit dem Waͤrmeſtoffe, zufammen; und
fo wird dadurch der vorige Körper ganz zerftört. Das
Waſſer und die $uft, die hierbey Bedingung find,
_ werden ohne Zweifel hierbey mit zerfeßt, und ihr
Sauerftoff ift daben zugleich mit wirffam,
$. 1220. Abgehalten wird die Faͤulniß durch
alles das, mas die zu ihrer Entſtehung und ihrem
Fortgange nöthigen Bedingungen ($. 1215.) ent:
fernt. Die ſo genannten fAulnißwideigen. Stoffe
ee (Anti-
Sähroere einfache Croft u hre Verbindungen. de
C Anitifeptiea) wirken auch nur. auf, Dipfe Ürrt, “nicht
Durch eine eigene antifeptiihe Kraft, die eine vis oc-
eulta. wäre: ', Zu den Mitteln, ‚die Faͤulniß abzuhal⸗
ten, gebdrens das Austrocknen, der Sroft, Das Ue⸗
berziehen mit Harzen, Balfom, Wachs, Oehl, und
- dergl. ‚ das Aufbewahren in Weingeiſt, das Einfal«
sen und Mäuchern,. deren Wirkung fich leicht erfläs
zen läßt.
, John Pringle fome experiments on fubltances refilting pu-
trefaction; im den philof. transacı. n. 495. 496. Einige
Verfuche niit Materien, welche der Faͤulniß widerfichen,
von 3. Pringle; im neuen bamb. Wiagaz. B. X. ©. 300 ff.
.. Experimental Eflays by Dav. Machride. Lond. 1764. 8-
Dav. Wiacbride. durch Erfahrungen erläuterte Verſuche
über verfchiedene Vorwürfe, a; d. Engl. von Conr. Rahn.
Zürich 1766. 8. u
$. 1221. 2) Wenn bie vorhin ($. 1214.)
genannten Subftangen, die der eigentlichen Faͤulniß
fähig find,. unter Waſſer, alfo vom Zugange ber $uft
ausgefchloffen, fiegen, fo fangen die Erſcheinungen
der Faͤulniß ($. 1216.) auch ebenfalls an, aber fie
endigen ſich anders, Es entwiceln ſich Gasarten,
die, wenn ſie in Hoͤhlungen und im Zellgewebe einge⸗
ſchloſſen bleiben, den Körper,. wie z. B. leichname, ana
Schwellen, fo. daß er fpecififch leichter als Waſſer wer⸗
den und: darin zum Schwimmen gebracht werden
kann, bis nad) Zerftörung und allmäliger Auflöfung
deſſelben an. der fuft das eingefchlofiene Gas einen
Ausweg findet, und ber Seihnam dann finft,. ohne,
wieder empor :zu fommen. Die Gasarten, bie fid),
bierbey entwickeln, find. Stickgas, und nachher koh⸗
lenſtoffhaltiges und phosphorhaltiges Waſſerſtoffgas,
nebft Ammoniak. Wird nun das Waſſer, in wel-
EA Ä dem
—
“ — —
750° Shell ar Hauptſtuck
chem! die darin aufgelöf’ten ausjugsartigen Theile in
Die eigentliche Faͤulniß bis zu ihrer. Vollendung geben
wuͤrden und wirklich gehen, öfters gewechſelt, fo hört
endlich die Faͤulniß der ruͤckſtaͤndigen Subftanz auf,
und diefe zeigt nun bie Natur eines Fettes, oder iſt
zu einer wellrathähnlichen Materie geworden. Herr
Gibbes hat hierüber mehrere Verſuche mit, dem Sleis
fche von Thieren angeftellt,
Ueber die ——— des Fleiſches in eine dem Walrath
ſehr ähnliche Subftanz, von Geo, Smith Gibbes; in Grens
neuem Journ. der Phyl: B.1. ©. 126. ff. Weber die Vers
wandlung tbierifcher ubftauzen in eine fettige, dem Walls
rath Abnlihe, Materie, von — ebendaſ.
B. III. ©. 436 ff.
$. 1222. Es wird hierben alſo der Stickſtoff
und Phosphor der faulenden Subſtanz geſchieden,
nebſt etwas Waſſerſtoff und Kohlenſtoff; aber der
groͤßeſte Antheil der letztern beyden bleibe zuruͤck und
bildet die fettige Subſtanz, die auch noch die organi⸗
ſche Structur derjenigen zeigt, aus der fie entiprang.
Diefe Art der Faͤulniß ift aljo von ber vorigen zu uns
gerfcheiden, wenn gleich. beyde im Anfange mit einans
der übereinzufommen fcheinen. Da man durch Mar
ceriren des Fleifhes in ſchwacher Salpeterfäure eine
ähnfiche fertige Subftanz daraus erzeugen fann, fo
ſcheint die ‚eben angeführte Mifchungsveränderung
Dadurch noch mehr beftärige zır werben. Uebrigens ift
das Waſſer Hierben nicht weſentlich nothwendig, als
in fofern es die refpirabele $uft ausfchliekt; und fo Hat
man auch ben eingefcharrten leichnamen jene Berändes
zung ihrer weichen Theile in eine wallrathaͤhnliche Ma⸗
terie wahrgenommen, wo bie Umflände und ber
Mangel
Sqhwere einfache Stoffe u. ihre Werbindungen. y81
Mangel: mit eingefchloffener GERA: bies
ſelbe verſtatteten.
Aemoire fur les differeus dtars des cadatres DRAN *
les fouilles du Cimetiere des:Innocens en 1786 et 1787.
ar M. de Fourcroy ; in den Annales de c himie. T. Va
® et. ff. "Deukiima Mänols e; ebendaſ. T. viu.
+17
$. 1223. 3) flanzenfbeper, welche Eweiß⸗
ſtoff und Kleber enthalten, koͤnnen deshalb aͤhnliche
Erſcheinungen, als die oben ($. 1214.) erwähnten
thierifchen. Stoffe; in ihrer. Faͤulniß, geben. ı- Dee
Schleim, der Zucderfioff, vie wefentlichen. fauern
Salje, ber flärfeartige Theil der Pflanzenkoͤrper, ans
dern indefien das Phänomen ihrer Faͤulniß gar fehe
ab, da dieſelben felbft der vorhin. erwähnten eigentlis
hen Faͤulniß nicht fähig ſind. Die Producte, die
ſich hierbey bilden, ſind von denen der letztern weſent⸗
lic) verſchieden, wenn die Pflanzenkoͤrper feinen nähern
Beſtandtheil enthalten, worin Stickſtoff und Phos-
‚phor find. . Es. erzeugt fich, dann nicht der Höchfk wi⸗
bermwärtige Geruch der Fäulnif thierifcher Dinge, und
fein, Ammpniaf; das brennbare Gas, das ſich dabey
entwickelt, hat zwar einen. unangenehmen Geruch,
ber aber vom fauligen ($. 1216.) verfchieden iftz
es iſt kohlenſtoffhaltiges Wafferftoffgas, wie die
Sumprtluft beweiſet. Webrigens find zu der Faͤulung
der Pflanzenftoffe.diefelben Bedingungen nothis, as
be thierifchen Körpern ($. 1215.)
‚ Aleff. Volta lettere al P.G. — (ar aria infammıabile
nativa della paludi. Como 6. 8. Brier. uber die \
—— entftebeude —Sſ von ande Aler ler —
a. d. Stal, Winterthur 77h 8.
re 1335:
73a... A u...
..$ 3324 . 4) Das:Schimmeln vegetabiliicher
Stoffe muß als eine eigene Art von Faͤulniß derfelben
unterkhieden werden. . Dazu find :befonders ber
Schleim, der Ertractivftoff der Pflanzen, der ſtaͤtke
artige Theil, und die fügen und fauern Salze deriel-
ben geeignet, wenn fie im Waſſer aufgelöf’t oder d«-
mit verdünnt dem Einfluſſe der reipirabelen Inft aus:
gefeßt werden. Es verhert ver im Waller aufaelöf'te
Schleim hierben feine Aufläslichfeit, und verwandelt
ſich in eine Art von Haut, die micht meßr im Waſſet
auflösbär iſt. Mir ift es wahrfcheinlich, daß ver
Sauerftoff det $uft an diefer Erſcheinung vorzüglich
Antheil babe und durch feinen Benrrift zum Kobfen
und Waſſerſtoffe diefe neue Materie bilden beife. - -
-$. 1225. 5) Endlich iſt die Verweſung noch
von der eigentlichen Faͤulniß fe wohl tKierifcher ald
degetabififcheer Körper. wohl zu unterfcheiden, was
man bisher nicht gehörig gethan bat. Sie erfolat,
wenn die zur Faͤulniß nothwendigen Bedingungen,
Seuchtigfeie, Waͤrme und Luft, nur im geringem
Grade zugelaffen werden; und die Erfcheinungen f6
wohl, die ſich daben zeigen, als die Producre, die
fid) bilden, find weſentlich von denen der wahren Faͤul⸗
niß verfchieden. Die Mifchungsveränderung erfolgt
weit unmerflicher und langſamer. Dies ıft 5. B. der
Fall bey Seichnamen , die in die Erde gefcharrt find;
bey feuchten Pflanzen, die in großen Maſſen zufam:
mengedrüct liegen, oder auch in die Erde gefcharrt
werden. Wenn hierbey viel atmofphäarijche duft mit
— iſt, wie = teihnamen in Särgen, oder
E noch
Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 753
noch viel Feuchtigkeit da iſt, ſo kann anfaͤnglich die
Periode der wahren Faͤulniß eintreten, bis endlich
dieſe wegen verminderter ruͤckſtaͤndiger Feuchtigkeit und
mangelnden Sauerſtoffgas aufhoͤrt, und die bloße
Verweſung Statt hat. Feuchtigkeit und Luft, beſon⸗
ders die erſtere, dürfen indeſſen auch bey der Verwe⸗
fung, wenn fie vor ſich gehen fol, nicht ganz mangeln,
und die Temperatur der Subſtanz felbft darf nicht un:
ter den Gefrierpunct gehen.
.. 9 1226. Bey dieſer Verweſung treten wegen
veraͤnderter Urfachen auch andere Wirfungen ein, als
bey der eigentlichen Faͤulniß. Die Grundſtoffe der
darin begriffenen Körper verbinden fich in andern
Verhältniffen, als unter mehr verftattetem Einfluffe
von Wafler, Wärme und $uft, woben Säulnif, ger
wiſſer Mafen mit Ungeftüim, eintreten würde. ‘Der
Stickſtoff, der bey der Fäulnif mit dem Waſſerſtoffe
zufammen das Ammoniaf bilder, tritt bey der Ver⸗
weſung mit dem Sauerftoffe zur Salpeterfäure zus
fammen, die als das Hauptproduct der Verweſung,
befonders thierifcher Stoffe, anzufehen ift, und bey
der eigentlichen Foaͤulniß derſelben ($. 1214.) fih
nicht erzeugt. Diefe Salpeterfäure muß ſich aber bey
der überhaupt nur allmälig forefchreitenden Verwe⸗
fung auch allmaͤlig, und eben deshalb unmerflich, wier
der zerſtreuen und verflüdhtigen, wenn fie nicht eine
Bafis antrifft, durch die fie figirt und bis zur Wahr⸗
nehmung angehäuft werden kann, und fo manchmal
als Mauerſalpeter oder erdiger Salperer in zarten
Slofen ausſchlaͤgt. Ich will zwar nicht in Abrede
| Dbb - jeyn,
-
754 11. Theil. 3. Hauptſtuck.
| ſeyn daß der Sauerſtoff der zugleich mit- einwirken⸗
den atmofphärifchen $uft zur Bildung diefer Salpeter:
fanre beytragen koͤnne; hauptfächlich aber fcheint mir
doch der Sanerftoff der verweſenden Subſtanz und
ihrer Seuchtigfeit felbft dazu benzutragen. — Ein
Antheil des Waflerftoffes und der Phosphor werden
zwar ebenfalls bey der Verweſung in Gasgeftalt ge-
fchieden, aber aud nur allmalig; und es ift daher
zwar ein mobderiger, aber doc) fein eigentlich faufiger
Geruch der verwefenden Subftanzen wahrzunchmen,
obgleich übrigens die leuchtenden Erfrheinungen der
$uft in Gegenden, wo Verweſung häufig Statt finder,
davon herzuleiten ſeyn möchten. .
$. 1227. Ein großer Antheil des Waſſerſtoffes,
und derjenige Kohlenftoff, der nicht als fohlenfaures
Gas mit dem Sauerftoffe austreten fonnte, bleibt bey
der Verweſung mit andern feuerbeftändigen Grund;
Hoffen verbunden zuruͤck, und bildet nun das zweyte
Hauptproduct diefer eigenthümlichen Mifchungsverz
änderung, nämlic die Dammerde (Humus). -
$. 1228. Diefe Dammerde ift Feinesmeges als
eine eigenthümliche Erde, mie man font wohl glaubte,
fondern als waſſerſtoffhaltiger Kohfenftoff anzufehen,
ber frenlich noch mit mehr oder weniger andern erdi—
gen und falzigen Theilen verbunden feyn Fann, nach
Beichaffenheit der Mifchung und Vermengung der
verweſenden Subftanz. Eben diefes Waffer - und
Kohlenſtoffes wegen ,. den fie enthält, macht fie einen
Nabrungsftoff der darin wachfenden Pflanzen aus,
| und
Sätvere einfache Stofe u, Ihre Verbindungen. 755
und die fruchtbar machende Kraft des Düngere-fürg
Erdreich befteht hauptfählih darin, daß derfelbe
durch Verweſung darın zur Darhmerde wird, und
alſo die Beſtandtheile erſetzt, welche die Pflanzen bey
ihrem Wachsthume daraus in ſich nehmen. Uebrigens
kann die Dammerde auch nach Beſchaffenheit der
mehrern oder mindern Vollendung der Verweſung
verſchieden ſeyn; fo wie die Verweſung einer Sub—
ſtanz durch voͤllige Austrocknung aufgehalten werden
kann.
BbbVier—
736 1. Theil. 4. Hauptſtück.
WViertes Hauptſtuͤck.
Electriſche Materie
—
Einige vorlaͤufige Thatſachen und
Bemerkungen.
4. 1229. — —*
Wenn man eine trockene Glasröhre, oder ein Stuͤck
Stangenfchwefel, oder Bernftein, oder eine Stange
Siegellad mit einem Stüde trodenen Flanell reibt,
fo findet man, daß leichte und Fleine Stuͤckchen Pas
pier, Eifenfeil, Goloblätechen, Fleine Korkkuͤgelchen,
ur. dergl., von diefen geriebenen Körpern erft angezogen,
hernach aber wieder zurücgeftoßen werden. Iſt die
Glasroͤhre von hinlänglicher Größe, und lange und
ftarf genug gerieben worden, z. B. Dadurch, daß fie ”
duch eine Mafchine fchnell zum Umdrehen gebracht
“wird und fich daben an einem ledernen Küffen reiben
muß; fo macht fie, wenn man das Geſicht etwas
nahe daran hält, Die Empfindung, als wenn Spinn⸗
weben übers Geficht gezogen würden. Man fpürt
einen füßlichen Geruch, faft. wie nach Harnphospho-
rus; und nähere man ihr den Knoͤchel eines Singers,
fo bricht ein leuchtender Funke nit einem Geräufche
bervor, der zu gleicher Zeit in dem Finger ein Ste
hen verurfacht,
2 w $, 1230.
Eleetriſche Materie: :' 1
$ 1230. Dieſe Wirfungen «einer noch nihe
zecht befannten Urfach nennt man electrifche Er⸗
feheinungen (Phaenomena electrica ), und den Zu:
ſtand der Körper, worin ſich diefe Erfcheinungen zei:
gen, Wlecericität (Electricitas ), womit man aber‘
auch manchmal die Urfach felbft, die wir unterdeffen
electrijche Materie oder electrifches Fluidum nennen
soollen, bezeichnet.’ Electriſirt heißt ein Körper,
der in den Zuftand gebracht worden ift, daß er die an?
geführten Erſcheinungen ‚zeigt; — aber derje⸗
nige, welcher dieſes Zuſtandes faͤhig iſt.
5. 1231. Wenn man ben Ginfängfig —
ten Glascylindet oder die Siegellackſtange einem ſtar⸗
fen metallenen, gehörig abgerundeten und ohne ftarfe
Spißen und Ränder fenenden Drahte, der au feide:
nen Schnuͤren aufgehängt ift oder, auf gläfernen Fuͤ⸗
fen ruher, nähert, fo bricht auch ein. Funken hervor,
“wenn beyde nahe genug Fommen, und der, Metall.
Draht zeigt nun electrifche Erfcheinungen,- oder ifb elec⸗
triſirt. Eben jo wird auch der Metalldrath electriſirt,
wenn er jonft in unmittelbarer Berührung mit der
geriebenen Glasroͤhre, und den geriebenen Stellen.
nahe genug iſt.
$. 1232. Nimmt man ftatt des ‚Metalldraths.
dazu eine andere Glasröhre, eine Siegellackſtange,
oder ein feidenes Band, fo erfolgt Fein Funken bey
der Annäherung, und diefe werden nicht electrifict >
fo wird aber auch der; Metallorath nicht zur Electris
cität gebracht wenn er mit ben geriebenen Stellen
der
arg II. Dell. 4. Haudtſtück.
der Glaͤsroͤhre durch. eine ——— lange feidene
Schnur verbunden iſt.
. 123 3. Fernet zeigt auch der Metalldrath
nach dem Ausbxuche des Funkens von ber geriebenen
electriſi rten Glasroͤhre keine Electricitaͤt wenn denſelben
eine Perſon in der Hand hält, die auf der Erde ſteht,
"oder wenn er fonft mit der Erde in Berührung ift,
ober. in einer Mauer fledt.
8. 1234 Wenn eine nietaltene größte auf eine
— Art, wie eine Glasroͤhre (9. 1229.) gerie⸗
ben wird, waͤhrend daß man ſie in der andern Hand
haͤlt, ſo giebt ſie keine Spur von den electriſchen Er⸗
ſcheinungen.
$. 1235. Diefe Erfahrungen @ 1231— 1234.)
führen auf die Schlußfolge: daß das Metall, die
Erde, der Menſch die electrifche Materie, von wel:
cher die electrifchen Erſcheinungen abhängen, leiten,
oder fogleic) auf ihrer Oberfläche oder durch ihre Sub:
flanzen weiter verbreiten; die Seide, das Glas, das
Siegellaf aber diefelbe nicht leiten, oder nicht forts
führen, oder nicht. durch ſich fogleich durchlaſſen.
$. 1236. Man hat hiernac) alle befannte Kör:
per in Leiter (Condactores) und Nichtleitet (non
eonductores) eingetheilt. Und weil die erftern durchs
Reiben nach der gewöhnlichen Arc nicht electrifirt wer⸗
den fönnen, fondern wegen ihrer feitung die durchs
Meiben erregte Efectricität fogleich abführen, fo hat
man * auch unelectrifche (Corpora anelectrica ),
die
Electriſche Materie. 759
die feßtern aber, welche Durchs Reiben ftarf und merk⸗
lich electrifiet werden‘, eigentlich: elecerifche, an fich
electrifche Koͤrper (Corpora eleetrica.) genannt.
4. 1237. Allein diefe Eintheifung in electrifche
und unelectrifche Körper ift nicht ganz genau und rich:
tig; denn es Fönnen allerdings auch Metalle für ſich
durch Reiben electrifirt werden, wenn man nur die _
Ableitung der erregten Eflectricität verhütet. Es lau:
fen auch die Örenzen der fo genannten electrifchen und
unelectrifchen Körper fo in einander, daf wir weder
einen volltommen electriſchen Korper, der die elec:
triſche Materie gar nicht durch feine Subſtanz verbrei-
tete, noch einen volllommenen Keiter, ın welchem
die Electricität auf feine Art erregt werden Fünnte,
kennen. eder efectrifche Körper ift vielmehr ein mehr
oder weniger unvollffändiger feiter, und jeder leiter
ein mehr oder weniger unvollftändiger electrifcher Koͤr—
per. - Diele electrifche Körper werden unter gemiffen,
oft zufälligen ‚ Umftäspen zu feitern; und manche
Körper find eben fo unvollftändige feiter als Nichtlei-
ter. Man nennt diefe Halbleiter, z. B. trodeng
Marmorplatten, trockenes, nicht gewärmtes Hol;.
$. 1238. Um indeffen doch diejenigen Körper,
in welchen, mie 5. B. in dem Glaſe, die Electricität
leicht und merklich durch Reiben an andern fchiclichen
Körpern erregt werden kann, und welche die erregte
Efeetricität nicht fogleich fortführen und, es fey
durch ihre Subſtanz oder auf ihrer Oberfläche, nur
- mit Sthwierigfeit verbreiten, von den andern zu ums
terſchei⸗
760. I. Theil. 4. Haupt,
terſcheiden, in denen das egentheil gefchieht; fe
moͤgen Die Benennungen der Lrichtleiter für die ers
fterm, und der Beiter für die leßtern dienen, und wir
werden diefelben auch in diefem Sinne brauchen.
$. 1239. Zu diefen Nichtleitern, oder electri⸗
ſchen Aörpern, gehören befonders; das Glas und
‚die meiften Verglafungen, DBergfenftall, alle Edel
fteine, der Turmalin, ruffiiches Glas; alle Harze,
befonvders Copal, Colophonium, Pech, Gummilack;
Federharz; die Erdharze: Bernſtein, Asphalt, Stein⸗
kohlen; der Schwefel; Wachs; die Seide; trockene
Baumwolle; Federn; Wolle; Haare; trockenes El⸗
fenbein; die fetten und aͤtheriſchen Oehle; gedoͤrrtes
und ſehr trockenes Holz; die vollfommenen Metall⸗
kalke; und endlich die Luft, wenn fie nicht feucht ift.
$. 1240. ‚Zu den Keitern muͤſſen befonders ges
rechnet werden: alle regufinifche Metalle; das Waſ—
fer, der Nebel; ver Rauch; alle waͤſſerige Säfte der
Pflanzen und Thiere und ihm weichen Theile; thie:
rifche And vegetabilifche Kohlen; alle Salzauflöfun:
gen; Meingeiftz Naphtha; feuchtes Holz; feuchte
$uft; und vorzüglich unfere Erde. Glühendes Glas
iſt evenfalls ein feiter, fo wie auch geſchmolzenes Harz,
heiße Luft, ſehr erhißtes gebörrtes Holz, da dieje
Körper fonft unter andern Umftänden Nichtleiter find.
Auch die Feuerflamme ift ein feiter,
$. 1241. Um die Tichtleiter zu electrifiren, d. h.,
fie in ven Zuftand zu verfeßen, daß fie die electrifchen
Erfheinungen zeigen, dient vorzüglich daB Reiben
mit
Electriſche Materie 76:
mie verfchiebenen Materien, von denen wir gleich
reden werden; und da ſich Die electriſche Materie auf
dieſen Nichtleitern nicht ſogleich vertheilt, wie auf den
leitern, fo zeigen fie jetzt Electricität. Sie heißen
daher auch urſpruͤnglich⸗ electriſche Koͤrper (Cor:
pora idioelectrica ),
$. 1242. Wenn man aber einen feiter durch arts
dere Nichtleiter bon andern leitenden Materien abfons
dert, oder, wie man fagt, ifolirt, 5. DB. dadurch,
daß man ihn an feidenen Schnüren aufhängt, oder
auf Glas, oder auf Harz u. dergl. ſtuͤtzt, (wie in
dem Verfuche $. 1231.), und dann fo dem hinläng-
lich electtiſirten Michtleiter nähert oder damit in Ber
rührung bringt, fo wird er dadurd) ebenfalls electri-
firt. Man fagt in diefem Falle, die Electricität des
Nichtleiters gehe an den feiter über, oder theile fich
ihm mit; man nennt diefe Efectricität des Leiters eine
mitgetheilte (Electricitas communicata, derivativa),
und zunterſcheidet fie von jener urſpruͤnglichen der
Michtleiter (EI. originaria ). Die leiter heißen bes:
wegen auch fyinperielectrifche Ziörper.
$. 1243. Da die Nichtleiter die mitgetheilte
Electricität des mit ihnen verbundenen, oder durch fie
ifolirten, Leiters nicht fogleich abführen, fo zeigt er
jetzt die electriſchen Erfcheinungen. Da die trodene
gufe ein Nichtleiter ift, fo Fann der zu electrifirende
feiter darin ifolirt werden; und mie würden, wenn
fie es nicht wäre, gar feine mitgetheilte Electricitär
darin herverbeingen, überhaupt nichts von Electricität
wiſſen.
762 II. Theil. 4. Hauptftüd.
wiſſen. Feuchte und erwärmte $uft aber Teitet, und
Daher gehen ben feuchtem Better die .electrifchen Der:
fuche nicht fo gut von Statten, als bey trockenem; und
in Zimmern, worin viele. Perfonen find, ſchlecht oder
gar nicht. Ueberhaupt ift die atmofphärifche, Luft,
weil fie nie von’leitenden Stoffen frey ift ‚ein —
unvollkommener leiter.
4. 1244. Wenn man einen iſolirten electriſirten
feiter mit einem andern, nicht-⸗iſolirten, $eiter berührt,
fo verliert jener feine Efectrieität ganz und auf eins
mal; ein urfprünglich = electrifirter Nichtleiter verliert
feine Efectricität nur durd) mwiederholtes Berühren;
und der allmälige Verluft feiner Efectricität trifft
jedesmal nur die berührte Stelle.
$. 1245. Ein Nichtleiter entzieht dem ifolirten
eleetrifircen Seiter wenig ober nichts; und um ihn
durch, Mittheilung zu electrifiren, muß man ihn an
mehrern Stellen berühren, und doch nimmt er die
Electricicät nur mit Schwierigfeit an.
$. 1246. : Die Quantität der mitgetheilten Efec:
tricität unter tfolirte feiter von einerley Materie richtet
fi) der Erfahrung zufolge nicht nad) ihren Maffen,
fondern nad) ihren Oberflächen und der Ausdehnung
in die fänge.
G. €, Bohnenbergere Dept Segtröge zur tbeoretifhen und practiichen
ectricitätslchre, Stuttg. 1793. 8. ©. 46. ff.
6, 1247. Das electrifche Fluidum, das einem
leitenden Körper mitgetheilt wird, wird lediglich nur
auf
Electriſche Materie 763
auf der Oberfläche deffelben verbreitet, — in —
Inneres einzudtingen.
N Abhaudl. Aber die — im neuen —
der Phyſik, B. III. ©. 5
4. 1248. In Anſehung der Quantitaͤt des elec⸗
triſchen Fluidums, welche $eiter von verſchiedener Art
aufzunehmen faͤhig ſind, hat Herr Coulomb das
merkwuͤrdige Geſetz entdeckt: daß die Vertheilung des
electriſchen Fluidums unter leiter ven verſchiedener
Art, und uͤbrigens gleicher und aͤhnlicher Geſtalt,
ganz einerley iſt, die Natur dieſer Körper mag ſeyn,
wie fie will, So z. B. tritt eine iſolirte Fupferne
Kugel genau bie Hälfte ihrer Efectricität an eine ifo:
firte Kugel von Hollundermarf ab, wenn diefe von
gleichem Durchmeffer ift.
Coulomb a. a. D. ©. 57. ff.
$. 1249. Durch die Mittheilung werden bie
ifofirten Seiter efecteifirt, nicht nur wenn fie mit elecs
trifirten Körpern in unmittelbarer Berührung fi ind,
fondern auch dann, wenn fie ihnen auf eine gewifle
Weite genähert werden, Iſt das genäherte Ende des
leiters ſtumpf, oder abgerundet, ſo entſteht ein Fun⸗
ken, wenn er dem electriſirten Körper nahe genug
fommt, der nach der verfchiedenen Stärfe der Elec—
tricität mit einem größern oder geringern Geroͤuſche
oder Knalle ſichtbar hervorbricht. Die Weite, in |
welcher dies gefchieht, heißt die Schlagweite. und
fie ift, alles Uebrige gleich gefeßt, deſto größer, je ftär-
fer die Electricität des electrifircen Körpers iſt. Wenn
der electrifirte — ein Nichtleiter iſt, ſo iſt der
Funken
*
764 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
Funken nur ſchwach, und die Schlagweite nicht ſo
groß, als bey einem electriſirten, iſolirten Leiter.
Iſt in’diefem Falle der Leiter, mit welchem nfän den
Sunfen herauslockt, iſolirt, fo vertheift ſich die Elec-
tricität nad) Maafgabe der Oberfläche der Seiter; ift
er aber nicht ifolirt, fo zeigen bende nad) dem Aus:
bruche des Funkens feine Efectrieität weiter.
$. 1250. Menn das genäherte Ende des feiters
zugeſpitzt iſt, fo gefchieht der Liebergang der Electrici-
tät durch ein Ueberſtroͤmen, das bey ſchwachen Elec⸗
tricitäten wenigftens im Dunfeln entweder in Geftalt
eines Lichtpunctes oder eines Seuerbüfchels erfcheint.
Die Weite, in welcher hier der Uebergang der Elec:
tricität gefchieht, ift weit beträchtlicher, als ben der
Mittheilung durch Funken, und kann fich bey ftarfen
Efectricitäten auf eine fehr beträchtliche Weite erftre-
den. Ben nicht zu fhwachen Electricitaͤten ift diefes
Ueberftrömen durch Spitzen mit einem merflichen Ge:
raͤuſche begleitet. |
$. 1251. Eben fo leicht, als die electrifhe Ma:
terie in Leiter durch Spitzen derfelben Üüberftröme, jo _
leicht ftröme fie durch diefelben auc) wieder aus den -
tfolieten Seitern aus; und ein electrifirter iſolirter feiter,
der mit Spißen verfehen ift, verliert feine Electricitaͤt
fehr bald, und viel früher, als ein abgerundeter.
* 6. 1232. Bey dem Ansftrömen der Electricität
ans den Spitzen eines ifolirten feiters nimmt man auch
zugleich durchs Gefühl eine Bewegung wahr, wie
ein Blaſen, das aber allezeit von der Spitze ausgeht.
| $. 1253.
*
ns ...Electeifche "Materie. - 765
"6, 1253. So verhindert auch eine. feitende un:
ifolirte Spitze, die man in der Naͤhe eines ifolirten
$eiters hält, die Anhäufung der dem leßtern zugeführ-
ten Efectricität, und führt diefe fchnell und ſtark ab.
$. 1254. Menn man einen ifolirten feiter elec⸗
triſirt, fo wird die Efectricität fid) darauf verbreiten,
bis fie das Marimum ihrer Elafticität oder Dichtig:
keit/ oder Intenſitaͤt erhalten hat, das ber feiter vers
möge feiner- Eapacität erhalten fann. Was nun dent
$eiter noch weiter von electrifcher Materie. zugeführt
wird, theilt.fih nach) und nad) der ihn umgebenden
Luft mit. Die $uft ift zwar ein Nichtleiter ($. 1239.),
aber ein ziemlich unvollfommener. . Die umgebende
$uft wird alfo auch nad) und nad) electrifirt, obgleich
um defto Tangfamer, je trodener fie iſt, oder je weni⸗
ger. fie leitet. Dies. ift e8 aber nicht, was man mit
Stanklin electrifche Armofphäre nennt, und was
Yepinus und Mile mit dem Nahmen der electrifchen
Wirfungekeeife bezeichnen. Dieſe find der Raum
um den electrifieten Körper herum, in welchem ſich
das electeifche Anziehen und Abftoßen äußert.
nenbergers Beytraͤge zur theor. und praft. Electricitätsl,
DIE 1. Stuttg. 1793. ©. 82. ff. Et. 11. ©. 135. ff.
Die electriihen Atmofphären entftehen auf andere Art, ale
durch Mitrheilung, nämlich durch Wertheilung der nas
türlichen electriihen Materie, der Luft, wovon erft in der
Folge das Weitere vorfommen wird.
6.1255. Wäre die fuft ein vollfommener Nicht;
leiter, und wären es auch die andern Subſtanzen,
die man zum Iſoliren braucht, fo wuͤrde ein electriſir⸗
ter
76 I. Theil. 4. Haupifäd.
ter ifofieter "Seiter fein Marimum der Efectrieität uns
gefchwäche erhalten. Da jenes aber nicht ift, fo ver:
fiert er feine. Efectrieität allmälig. Herr Coulomb
bot durch feine. Verjuche gefunden, daß, wenn ber
Zuftand der fuft derfelbige bleibt, das Verhoͤltniß
der durch fie verloren gehenden Electricität eines
geiters zur mittlern Intenſitaͤt eine beftändige Groͤße
bleibt. Er hat ferner in Beziehung auf die Verbreis
tung der Efectricität-über die ifolirenden Subftanzen
entdeckt, daß zur vollfommnern Sfolirung des feiters
die Sängen der ifolirten Träger fich wie die Quadrate
der Intenfität ber ‚Electricität des Leiters verhalten
muͤſſen.
Coulomb a. a. D. ©. 53. ff. ©. 57.
Die Electrifirmafhine,
£. 1256. Set fünnen wir nun von den bisher
angeführten Thatfachen Gebrauch) machen, um dar:
aus die Erforderniffe und Einrichtung der Blectrifir:
maſchinen zu beurtheilen. Die weſentlichen Theile
derfelben find: 1) der eleetrifche Koͤrper, der Reiber,
aus einer nicht: leitenden Materie, der durch eine ber
queme Vorrihtung zu einer fehnellen Bewegung ge:
bracht, und vermittelft deffen durchs Reiben vie
Electricitaͤt leicht erregt wird; 2) das Reibzeug felbit ;
und 3) der ifolirte Keicer, den man auch wohl den
Hauptleiter, ven erften Leiter, oder fchlechtiweg den
Conductor nennt, und dem die durchs Reiben entwi—
defte Electricitaͤt zugeführt wird, Er iſt deswegen
nötig, daß man aus ihm ſtarke Funken oder ftarfe
Ueber:
4
Electriſche Materie. 767
Uebergaͤnge der Electricitaͤt erhalte, weil dieſe aus
dem geriebenen Nichtleiter nur allemal tan find
($. 1249.) |
$. 1257. Da es ——— RR die
zur Erregung der Efeetvicität gefchict find ($. 1239.),
fo hat man auch mehrere ‚davon zu den Reibern ver
Electrifirmafchinen vorgefchlagen und angewendet.
Nach der Verſchiedenheit diefer electrifchen Körper
hat man daher Glasmaſchinen, Zeugmafchinen, von
wollenem Zeuge, gefirnißtem Taffent, Harzmaſchi⸗
nen, u. a. Das ift aber wohl ausgemacht, daß die
Glasmaſchinen in Anfehung der Bequemlichfeit und
MWirffamfeit vor allen andern den Vorzug verdienen.
Gruͤnes und hartes Glas hat Vorzüge vor weißem _
und weichem Glaſe. In Anfehung der Sorm, in
welcher man das Glas als Neiber anwendet, hat man
Zugelmafchinen, Sphaͤroidmaſchinen, Eyunders
maſchinen und Scheibenmafchinen. Die erftern bey:
den Arten find jetzt mit Recht obfolet geworden, da
man dem Reibzeuge die dazu nöthige Krümmung
nicht gehörig geben fan; und man ift ben den benden
feßtern Arten, als den vortheilhafteften und bequem:
ſten, ftehen geblieben. Wenn man die Zerbrechlichfeie
der Blaefiheiben , die Unbequemlichkeit ben der Be⸗
handlung ihrer Reibzeuge, die Unvollfommenpeif der
Iſolirung der Neibzeuge daben, und ihren höhern
Preis bedenkt; fo kann man wohl nicht anftehen, den
Glascylindern den Vorzug vor den Scheiben einzu:
räumen,
3,
768 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
kann mich, bier nicht in eine Beichreibung des Details der
— der verſchiedenen Electrifirmafchinen. und *
dazu gehörigen Apparates einlaſſen fondern ich verweiſe
in diejer Hinficht auf folgende Schriften :
Bollſtaͤndige Abhandlung der theoretifhen und praftifcen.
Lehre von der Blectricitär, nebft eigenen Perfuchen vor
Tiberius Tavallo, aus dem Engl., zte Auflage, Leipzig
1785. 8
John Luthbertfons Abhandlung von der Efectricität, nebſt
einer genauen Befhreibung der dahin gebörigen Werks
uge und Verſuche, aus dem Holländ, Leipz. 1786. 8.
Dritte Sortfegung , ebend. -1796. 8.
SBerfuch über die Electricität, worin Theorie und Ausübung
diefer Wiſſenſchaft durch eine Menge methodiſch geordne⸗
ter Erperimente erläutert wird, son Geo. Adams, aus
dem Engl. Leipz. 1785. 8. '
©: €. Bohnenbergers Beſchreibung einiger Electrifirmafhis
nen und electrifcher Verſuche. Stuttg. 1783. 8. L— VL.
Fortfegung, ebendaf. 1791. 8.
Beſchreibung einer ungemein Pa. Electriftfmaibine, und
der damit im Teplerihen Mufenm zu Harlem anges
ftellten Verſuche durch Wiartinus van Marum, aus dem
zn Leibz. 1786. 4. Erſte Fortfegung, a. dem Hol,
eipg. 1788. 4. Die weyte erichienene bolländiihe und
franzoͤſiſche Fortſetzung: Seconde Continuation des Ex-
periences faites par le moyen de la Machine eleetri-
que Teylerienne, par Mare, van Marum, à Hirlem
1795. 4.1 iſt noch nicht ins Deutfche uͤberſetzt.
Beſchreibung einer neuen einfachen und vortheilbaften Elee⸗
trifirmafchine, vom Hrn. van Marum; in Grens Journ,
der Phyſik, B. IV. ©. 3. ff.
Beichreibung einer fehr vortheilhaft eingerichteten Electrifirs
mafcine, von Reiler ; in Voigts — fuͤr das Neue⸗
ſte aus der Phyſik, B. VII. &t. 3. ©. 73. ff. Weitere
a derfelben von M. 5. Wild; cbendaf. St.
$: ni. 77: °
Verſuche und Beobachtungen über die Electricität, von Hrm.
‘ ar — in Grens Journ. der Phyfif, B. IH.
. 49. ’
Befhreibung einer neuen fehr wirffamen Flectrifirmafchis
ne, vonıL. C. Kichtenberg; im Magaz. für das
Neueſte aus der Phyſik, B. 1. St. 1. ©, 33. ff.
Beihreibung einer neuen Electrifirmafchine, von Herrn ©.
w. Mundt; im Journ, der Phyfif, B. VII. ©. 319. ff.
Beſchreibung .einex fehr wirffamen Electrifirmafhine, von
Geo. Heine, Seiferheld, Nürnberg 1797. 8. _
| $. 1258.
J
Elertriſche Materie. 209
5. 1258. ‚Damit; die, in dem Glascylindet der
Eleetriſirmaſchine eingeſchloſſene buft durch ihre Any;
dehnung beym Warmwerden des Cylinders nicht: zum
Zerſpringen deſſelben Gelegenheit gehe, iſt es noͤthig,
durch ein. Loch in einer der Hauben feiner Haͤlſe den
freyen Aus⸗ und Eintritt der luft zu verſtatten. Die
innere, Seite: der Cylinder uͤherzieht man auch. vor⸗
theilhaft, zur Verhuͤtung des Aqhoͤngens der Feuch⸗
tigkeit an Die innere Glasflaͤche, nit einem harzigen
Urberzuge, 1 Die eiſerna Achſe mufſ. micht Durch, den
Colin der gehen, um dadurch nicht Electrieitaͤt zu
binden; und aus / eben dem Grunde fiade ich daher eg
auch ‚nicht: tquglich Cylinder mie; innen
verduͤnnter Kuft anzumenden. sig mil lisa Sir
. Man’ bebaudtet zwar jetzt / daß es, beſſer ſey⸗ 4* der innern
Fläche des Chlinders eine leitende Subitan; anzubri naeny
weil dann defto mehr Elertriectaͤt auf der kußern Fıaal
angehäuft werden fönnte, wovon die Gründe fich erit poor
dem weıter unten Folgenden ergeben werden. Allein minn
, glei dadusch Die Gapacität der. Anfern Flache für Elcesris
itär wächft,. 1 Iinmink Dadurc ach die Tutenfirät Der
Eleetricitaͤt ab," Allerdings aber Würde €8. vorfheilbaft
2ı.., jenn, der Jache des. Neibzenges gerade gegen über, und
aitgends anders), — der innern — eh laiteude Sub⸗
ſan; —— —
*
$.-1259. „um Ku bey) in Slasmafhi-
nen nahm. man fonft lederne Küffen, die man mit
Haaren. flopfte. "D. Ylooth | bat. ben; den glaͤſernen
Cylindermaſchinen hie mehterm Vortheile ein dünnes
mit Pferdehaaren ausgeſtopftes ſeidenes KHaͤſſen vor⸗
gefchlagen,-t das mit der einen Seite an ein, nach den
Krümmung des Enlinders eingerichteteg«, Hölzernes,
Geſtell befeſtigt, und mit einem ‚bieran,, befeftigtem
und mit einem: Zinfamalgama ı und, etwas Fett beſtri⸗
Ece chenen
770 m. a. 4. Hauptſtuͤck.
chenen leder nur bedeckt iſt, an deſſen anderm ‚Ende
ſich ein Stuͤck Wachstaffent befindet, der einen Theil
des Enlinders umgiebt. ‘Um das Küffen bequem an
ben Cylinder zu druͤcken, dienen Stahlfevern, oder
hoch beffer ſeidene Schnüre, die an Dem andern freyen
Ende des Küffens befeftige, über den Cylinder gezo⸗
- gen, und an einem bequemen Orte des Tiſches, tor:
auf die Mafchine ſteht, hinlänglich angefpannt wer⸗
den. Bequem iſt es, wenn man das Reibzeug auch
tfoliren Fannz und dies geſchieht am beften,dadurch,
daf man das Bret, worauf: das Kuͤſſen ruhet, auf
= hinlänglich ftarfe gläferne Säule ſetzt, die man
wich wohl noch mie: Pech oder Siegellack ausgieft
und überzieht. Um diefe Holirung aufzuheben, hängt
man an das Geftell des ea einen Metallraßt,
ber bis auf die Erde reicht.
Ccavallo a. a. 9. S. nos. f.
„O8, Zinfamalgama befteht aus5 helle Sinf, und 1 Tbeil
Quec ſilber Der fhmelzt das erftere, und gieft dann
das Duedfilb “ dazu, — das Gefaͤß vom Feuer,
und ruͤhrt Alle wohl. Von diefem Amalgama reibt
“man etwas in han fteinertten Mörfer recht fein, und mit
etwas Unfchlitt zufammen, und flreicht e6 auf das Leder
auf. Go oft, das Amalgama „auf dem Leder feſt und tros
den wird) muß man «6 entweder auffragen , oder. nen
auftragen.
"Eine vortheilhaftere Einriötung ir Reibjeuse für Scheiben,
nt. mafch befchreidt Hr. van -Wiarum; in
* — Phpf, Beil ©. 167: ff. 3. Vi. ©. 70 ff.
361260, Der erfte Reiter oder Conductor ber
Mafchine CH. 1256.) iff’ein blecherner Enkinder, der
an dem einen, ‘dein electrifchen Neiber zugefeheten,
Ende mif mehrern Spitzen, dem Suleiter, verſehen,
fen aber, mi das Ausftrömen der Elestricität ans
Be — | ihm
*
Eleetriſche Materie. 7
ihm zu — allenthalben — — abger
sundet und ohne ſchatfe Eden ‚und Kanten. feyn
muf. Man befeftigt an dem hintern und aͤußerſten
Ende deffelben auch wohl noch eine meflingene Kugel,
und überzieht Das. Uebrige, den Zufeiter ausgenommen,
mit. Zieniß oder Siegellad. Dieſer erſte leiter mag
nothwendig iſolirt ſeyn, wenn er electrifirt werden
ſoll, und man ſtellt ihn deswegen mit den unten an
ihm befeftigten metallenen Hauben,, die wohl abgerun;
ber fenn muͤſſen, auf hinfänglich. lange und ftarfe-
Glasfüße, die man aud) noch mit, einem Firniß übers
zieht und mit Pech ausgießt. . Nicht fo ficher. und
feft hängen ihn Manche an feidenen Schnüren auf,
Große Seiter macht man auch wohl von Holz oder
Pappe, die man mit Zinnfolie uͤbet ziehc.
.%r1261. Außer dieſem erſten Conductor ift es
gut, wenn man noch mit. einem zweyten verfehen ift,
den man von der Dede des Zimmers herab an feide-
nen Schnuͤren aufhaͤngt, und den man durch eine
Kette mit dem leitenden Geſtelle des iſolirten Reib⸗
zeuges in Verbindung ſetzen fann.
t;
$. 1262. Damit die Verſuche mit der Electri⸗
ſirmaſchine gut von Statten gehen, muͤſſen alle Theile
derſelben von Staub und Feuchtigkeit befreyet ſeyn;
ſie ſelbſt muß nicht in zu großer Naͤhe von ableitenden
Gegenſtaͤnden, und die Luft muß nicht zu feucht ſeyn.
$. 1263. Wegen der Mittheilung der Efectris
eität an die umgebende fuft ($. 1254. ), zumal wenn
un feucht ift, wird bey einer ſchwachen Wirkſamkeit
Cec a der
j 4
773 11. Theil. 4. Hauptſuck.
der Maſchine die Anhaͤufing auf dem Leiter weit ges
finger ſeyn muͤſſen, als es bey einer wirffamern Ma:
ſchine auf einem gleich großen Leiter ben Übrigens gfei-
hen Umſtaͤnden der luft und Ffofirung der Fall ſeyn
wird. Ben einer'fihnellen und ftarfen Wirkſamteit
de Maſchine kann die im lleberfkuß dem leiter zuge⸗
fuͤhrte electriſche Materie entweder nach dem Reib⸗
zenge zuruͤckgehen, oder nach andern leitenden Theilen
der Maſchine ſichtbar abſtroͤnen. ¶Uebrigens erhellet
aus den vorher‘ angefuͤhrten Thatſachen, daß es für
die Wirkſamkeit jeder Maſchine ein gewiſſes Maaß
der Größe des leiters — MO: welches das vers
theilhafteſte iſt.
Electriſche ——— mit der Elec⸗
—— ohne —
flaſche.
6. 1264. Man hebe die Iſolirung des Reib⸗
zeuges auf, man nehme den Conductor von der Ma;
ſchine ab, und bringe den Cplinder in Lmlauf,
Man wird jeht ſchon im beträchtlicher Entfernung
vom leßtern die Empfindung erhalten, als wenn
Spinnweben übers Geficht gezogen würden, und der
befondere Geruch wird fich weit ftärfer verbreiten, als
wenn der Conductor der Mafthine daran appliciet ift.
Hält man die Knöchel des Fingers in die Nähe des
umlaufenden Cylinders, ſo brechen ohne Unterlaß
Fnifternde Sunfen aus ihm rn.) die, aber nur Fur,
und klein find. ET J
$. 1265.
EGlectriſche Materie 1: 773
ı: 6.7265. Man. feße den Gonbuctor auf ſeine
Träger und electriſire, wie vorher. Mähert man jegr
dem efectrifirten Conductor den Knoͤchel des Fingers,
Oder. einen. ‚andern, gehörig abgerundeten leiter, fo bricht
en weit. ‚ftörferer Sunfe mit einem ſtaͤrkern Schalle
und lehhaftern Lichte hervor. Die Geſchwindigkeit
des Ueberganges des Funkens iſt ſo groß daß / man
nicht unterſcheiden fonn, ob er aus dem Conductor,
oder dem ihm ‚genäherten feiter, oder aus beyden
zugleich fomme. Der Sunfen iſt gerade, wenn er
nur kurz iſt; bey einer ordßern tänge bingegen ge—
ſchlangelt. nn
4. 1266. Die fänge und Stärfe der gejogenen
Zunfen hängt allerdings, von der Wirkſamkeit der
Mafchine ab; indeffen hat doch die electriſche Atmo⸗
ſphaͤre und die Geſtalt des genäherten leiters Dana
Einfluf.
Um durch Hülfe einer Nadelſpitze, die man unten dem Dans
men und dem Zeigefinger gehörig faßt, redt lange: Funken
aus dem Conductor zu —— lehrt Hr. —
Beptraͤge zur theor. und pract. Electricitatsl. St. IV
Stuͤtts. 1795: ©. ‚92. ft, |
4. 1267. Man hänge einen — ———
an ſeidenen Schnuͤten auf, und nähere ihn iſolirt dem
hg electriſitten Conductor, fo bricht auch zwiſchen
beyden ein Funken hervor, und der zwente Konductor
ift nun. electriſi — | 2
6. 1268. Eben ſo wird der zweyte iſolirte Com⸗
ductor auch electriſirt, wenn er mit dem erſten electri⸗
ſirten Eonductor durch eine metallene Kette in leiten:
der —— iſt. 26
12 9.
774 II. Shell. 4. Hauptftüd.
$ 1269. Er wird hingegen nicht electrifiet, wenn
ee durch ein hinlänglich langes ſeidenes Band damit in
Verbindung iſt.
$. 1270. Es trete eine Perfon auf einen trodes
nen Harzfuhen, und faffe eine Kette in die Hand,
die mit dem Conductor der Maſchine conneckirt.
Wird nun electrifiet, fo zeigt die Perfon die Erfheis
ungen eines electrifirten Conductors.
$. 1271.. Man laffe in der Nachbarſchaft des
Conductors ein Korkkuͤgelchen an einem feuchten
Zwirnsfaden herabhaͤngen, und electriſire dann. Das
Korkkuͤgelchen mit dem Faden wird ſogleich aus der
verticalen fage gebracht und gegen den Conductor
bingezogen, auch too in ——— Entfer⸗
nungen.
$. 1272. Man befeftige. den feuchten Gaben,
woran das Korffügelchen hängt, unmittelbar an den
Eonductor, und electrifire. Jetzt wird das Korffüs
gelchen fich gegen jeden ihm genäherten feiter zu bewe⸗
‚gen, oder von ihm fchon in — Entfernung
angezogen werden.
$. 1273. Man hänge zwey Korkkuͤgelchen an
einem feuchten Zwirnsfaden unmittelbar an den Con:
buctor, fo daß fie parallel herabhängen,. fo werden
fie beym Electrifiren divergirend aus einander gehen.
Eben fo ftränben ſich auch die Haare eines Haarbu⸗
ſches, feine haarfoͤrmige Glasfaͤden, die an dem
Conductor der Mafchine. hängen, — aus
einander.
$. 1274
denen Faden hängt, allo iſolirt ift, dem electrifirten
Conductor genähert, wird davon erft bis zur Beruͤh⸗
rung angezogen, dann aber ſogleich abgeſtoßen, und
bleibt abgeſtoßen. |
$..1275. Man lege ganz Fleine Papierſchnitzel⸗
chen oder Saͤgeſpaͤne in eine metallene Schaale, die
auf dem Conductor ſteht, und electriſire, ſo werden
jene ganz weggeſtreuet.
4. 1276. Ein Korkkuͤgelchen, das, an einem ſei⸗
denen Faden hängend, von dem electrifirten Condue⸗
tor der Maſchine ſtetig abgeftoßen bleibt ($. 1274-)r
wird von einem ihm genäherten nicht iſolirten feiter
‚angezogen, und nad) der Berührung damit wieder
vom Conductor, und ſo wechſelſeitig fort; oder es
ſpielt zwiſchen beyden bis zur Berührung beſtaͤndi
hin und her. | —
Hierher gehört: |
Die electrifche Spinne. |
Der Tanz der papiernen Puppen,
Das electrifche Glockenſpiel.
6, 1277. Wenn man eine oder-mehrere leitende
Spigen auf den Conductor befeftigt, fo wird die In⸗
tenſitaͤt der ihm mitzutheilenden Eleetricitaͤt dadurch
geſchwaͤcht. Man fühle eine Art von Wind aus den
Spigen, und man fiehr im Dunfeln ben nicht zu
ſchwacher Wirkſamkeit der Mafchine an ber Spiße
einen leuchtenden Feuerbüfchel, deſſen Strahlen von
der Spike ausgehen ($. 1250.) _
$. 1278.
6. 1274. Ein Korktuͤgelchen, das an einem feis
vr: 1. Theil. 4. Hauptſtuck.
6. 128.Wenn man eine leitende Spitze ih die
Nachbarſchaft des Conductors hält, fo wird die In⸗
tenfität ſeiner Electricitaͤt dadurch ebenfalls ſehr ge⸗
ſchwaͤcht, und man ſieht im Dunkeln an dieſer Spige
einen leuchtenden Punct ($. 1250. x
$. 1279.. "Menn man ein dünnes metallenes
Kreuz, deſſen Arme zugeſpitzt und mit ihren Enden
nach) einerley Nichtung umgebogen find, mit feinem
ausgehöhlten Mittelpuncte auf eine metallene Spiße
Iegt, die auf dem Conductor ſteht, jo kommt es bey
dem Electriſiren des Conductors in Umlauf, und
zwar nach der entgegenseſehten Richtung ſeiner gebo⸗
genen Enden,
$. 1280. Mai bringe einen iſolirten zweyten
feiter an den 'eleetrifirten Conductor der Mafchine,
ertheile ihm Electrieitoͤt, entferne ihn dann wieder iſo⸗
lirt davon, und beruͤhre ihn mit einem nicht- iſolirten
leiter, fo verliert er feine Efectricität ganz und auf
einmal. Er verliert fie hingegen nicht bey Berührung
mit einer Siegellackſtange oder einem Nichtleiter.
$. 1281. : Der durch einen nicht: iſolirten feiter
berührte geriebene Glascylinder ver Mafchine verliert
dadurch feine Electricität nicht auf einmal, fondern
zeigt auch nach.vielfältigem Berühren noch das Anzie:
‚hen des Korffügefchens an einem Zwirnsfaden.
5 . 1282. Man ſtelle eine kleine metallene Schaa:
le, mit gehörig abgerundeten Raͤndern, worein man
etwas Vitriolnaphtha gegoffen har, auf den Conduc⸗
tor,
/
| Electriſche Materie.) 7
tot, und electrifüre. So wie man nun aus dee Naph⸗
thadurch den Finger einen Funken zieht, entzuͤndet
ſich diefelbige. Der Verſuch laͤßt fich auch mit er⸗
waͤrmten Alcohol anſtellen.
$. 1283. Auch das Waſſerſtoffgas läßt 16
durch den electrifchen Funken leicht anzunden, wenn
es mit Sauerftoffgas oder. atmoſphaͤriſcher Luft ver;
miſcht iſt. Hierher geboͤrt die electriſche Piſtole.
Entgegengefetzte Electricitaͤten.
6. 1284. Man hoͤnge einen leiter an ſeidenen
——— auf, , Wolire das Reibzeug der Electriſirma⸗
fine, verbinde es durch eine Kette mit dem iſolirten
Leiter, hebe die Iſolirung des erſten Conductors der
Maſchine auf, oder laſſe von ihm einen Metalldraht
‚zur Erde geben, und electriſire. Jetzt zeigt das Reib⸗
zeug und der damit verbundene iſolirte Leiter Electri⸗
citaͤt; der erſte Conductox ‚der, Maſchine kann aber
keine zeigen, da er nicht mehr iſolirt iſt. |
$. 1285. Alle vorhin (66. 1265 — 1283.) ber
Schriebene electrifche Verſuche kann: man nun an
dem Seiter anftellen, der mit dem — Reibjenge
in leitender Berbindung iſt.
$. 1286. Wenn mm hierben den — Endud.
tor der Mafchine. auch iſolirt, for ift die Efectricität
des Neibzeuges fo wohl, als die des — Conductors
nur ſchwach. —
. 128% An ſich betrachtet zeige fi ſ 4 die Electri⸗
ritaͤt des Reibzeuges oder des damit verbundenen iſo⸗
e lirten
778 SI. Theil” 4: Hauptftüd.
firten Leiters von ber bisher betrachteten bes erſten
Conductors der Mafchine nicht verfchieden; allein
benm Gegeneinanderhalten bender Electricitäten offen
baren fich wefentlihe und bemerfenswerthe Linter:
ſchiede, die wir. jeßt näher betrachten wollen.
$. 1288. 1) Man verbinde einen Seiter, an fei:
denen Schnüren hängend, durch eine Kette mit dem
erften ifolirten Conductor dee Mafchine, während das
Reibzeug nicht ifolirt ift, fo wird jener Leiter beym
Electrifiren die Electricität des Conductors der Mas
fhine erhalten, und menn man beyde einander
nähert, werden feine Funken überfchlagen. 2) Man
verbinde den ifolirten feiter, flatt mit dem Conduc—
tor der Mafchine, mit dem feiter des ifolirten Meib-
zeuges, hebe die Sfolirung des erften Conductors
der Machine wieder auf, und electrifire. Jetzt
wird ber zweyte feiter die Electricität des Meibzeu-
ges erhalten, und dem erften feiter des Meibzeuges
genähert, daraus feinen Funken ziehen. 3) Man
tfolire den erften Conductor der Mafchine und auch⸗
bas Meibzeug; man verbinde mit leßterm durch
- eine metallene Kette einen an feidenen Schnuͤren
hängenden. Seiter, und electriſire. Naͤhert man nun
ben, Conducor des Meibzeuges dem erften Conduc⸗
tor der Mafchine, fo fchlagen zwifchen beyden ftarfe
Sunfen.
$. 1289. Zmey ifolirte Seiter alfo, die beyde
gleich) ftarf mit der Electricität des erſten Conductors
ber Maſchine verfehen find, geben fich bey ihrer An-
näberung
Elettriſche Materle.. 779
naͤherung Feine Funken. Eben dies iſt der Fall, wenn
beyde ‚gleich ſtark die Electricituͤt des Reibzeuges bes
ſitzen. In beyden Faͤllen behalten ſie auch ihre Electri⸗
eitaͤten. Abet ein durch das iſolirte Reibzeug eleetris
ſirter iſolirter feiter und ein durch den Reiber ver Mas
ſchine eleereifirter tfolirter feiter geben fi) ftarfe Guns
fen, und beyder Electricitäten hören dann verhäftnißs
mäßig auf. ER Ge Ar :
$. 1290: 2) Wenn man auf dem mit der Efees
tricität des Meibzeuges berfehenen $eiter ‚eine leitende
Spiße augebracht hat, fo fieht man an derfelben im
Dunfeln feinen divergirenden Feuerbuͤſchel, fondern
bloß einen leuchtenden Punet over Stern. Wenn
man aber- diefem fo electrifieten Leiter eine leitende
Spife nähert, fo zeigt fih an diefer ein leuchtender
Feuerbuͤſchel. Alſo ift das Phänomen umgefehrt
als das oben ($. 1277. f.),ermähnte. Man kann ſich
davon noch mehr Überzeugen, wenn man einen an bey:
den Enden zugeſpitzten Metalldraht vermittelft eines
gläfernen Handgriffes in gehöriger Entfernung zwi⸗
fhen'bem electrifirten Conductor der Mafchine und
dem electrifirten Conductor des Reibzeuges hält.
$. 1291. 3) Man verbinde einen Metallbraht,
‚ ber an dem einen Ende abgerundet und mit einem gläs
fernen Handgriffe in der Mitte verfehen ift, mit dem
andern Ende durch eine Kette mit dem erften Con⸗
ductor der Maſchine, führe das abgerundere Ende,
waͤhrend des Electriſirens, auf einem recht glatten,
trodenen, Harzkuchen umher, und ertheile fo den
| | berührten
80 II. Theil.’ 24: Hauptſuͤck.
beruͤhrten Stellen deſſelben die Electricitaͤt des Con⸗
ductors. Man .beftreue, dann den Harzkuchen duͤnn
mit Baͤrlappſaamen, ſo bildet dieſer an den electri-
ſirten Stellen. ſtrahlige Figuren. Man ertheile dem
nachher: wieder rein abgewiſchten Harzkuchen an den
berührten Stellen die Electricität des Reibzeuges, "und
es zeigen ſich nach dem Beftäuben mit Bärlappjaamen
runde Flecke ohne Strahlen.
"1Lc. Lichtenberg. de nova methodo, naturam ae momm
" fluidi electrici inveltigandi ; in den nav..comment. fociet.
Goetting. T. VIII. 1777. &. 168.
— 6. 1292. 4) Ein iſolirter, leicht beweglicher, lei⸗
tender Koͤrper, z. B. ein Korkkuͤgelchen, das an einem
ſeidenen Faden haͤngt, wird in der Nachbarſchaft des
electriſirten Conductors der Maſchine von demſelben
angezogen, dann aber wieder abgeſtoßen und bleibt
abgeſtoßen ($. 1274.). Uber in dieſem Zuſtande
des Abſtoßens wird es von dem electriſirten Conductor
des Reibzeuges angezogen. Das von dieſem angezo⸗
gene Korkkuͤgelchen wird dann wieder abgeſtoßen,
und bleibt abgeſtoßen; aber: es. wird in dieſem Zu:
ftande des Abftoßens von dem erften Conductor der
Maſchine angezogen. Alfo, was die Electricität des
Conductors und des Meibers der Mafchine abſtoͤßt,
das zieht die Electricität des 5 Neibzeuged an, und um.
gefehrt. |
6: 1293. Zwey ifofirte — wovon
dem einen die Electricitaͤt des Conductors der Ma—
—— dem andern die Electricitaͤt bee Reibzeuges mit:
getheilt
Elettriſche Materie. | Fer
getheilt worden iſt, ziehen “ einander an ’ —
Electricitaͤten hoͤren auf.
2294. Zwiſchen einem durch den Condsictor
der —— und einem durch das iſolirte Reibzeug
electriſirten iſolirten Leiter ſpringen leichte iſolirte lei⸗
tende "Körperchen beſtaͤndig hin und her „und werden
wechſelſeitig von dem einen und dem andern ange zogen
und, .n. ne die Edecrititat beide: teiter ers
ſhboft it. „den
6. 1295. Ben 'män eine Sisciatange d ER
Reiben mit-einem Kagenfelle‘ electeifirt, und ein klei⸗
nes leichtes Korkkuͤgelchen vermittelſt eines feinen
Zwiensfabentz darüber hängt, fo wird dieſes von einer
andern getiebenen Siegellackſtange abgeſtoßen, von
einer geriebenen Glasroͤhre "aber angezogen werden.
Eben ſo ſtoͤßt auch 5) das iſolirte electriſttte Reibzeug
unjerer Mafchine das Korffügelchen der’ electrifirten
Siegellackſtange ab, der eledtriſirte Conductor und
er geriebene Eoliner siehtiesran.: RT RN,
. 1296. Es hat alfo ganz, das Anfehen, als ob
es zweyerley Arten der Electticitaͤt giebt, die ſich ein⸗
ander. entgegerigefeße find‘, wie poſitive und negative
Groͤßen, die fi) einander. aufheben , "oder vernichten,
wenn fie gleich groß oder ſtatkoſind. Es mag num
eine Bewandtniß damit haben, welche es will; ſo
muͤſſen wir hier wenigſtens den Zuſtand ver durchs’ ‚
ifolirte Reibzeug oder durch den Reiber efectrifieten
Körper „d.h, ihre Electritaͤten, als entgegengeſetzt
GEiectsichnies contrariae ) anfehen, und, ohne ung
u | | noch
"32 TI. Theil. 4 Hauprftüd.
noch um Die Urfach zu befümmern, die Geſetze dieſes
verichiedenen Zuftandes zu erforfchen ung bemuͤhen.
6. 1297. - Schon du Say bemerfte dem Linter:
ſchied der Electricität des geriebenen Glafes und des-
Harzes, und unterfchied fie Durch den Namen Glas
electricität und Sarzelectricitär: eine Bezeichnung,
Die nicht gut gewählt ift, weil, mie die Folge lehren
wird, das Glas und das-Harz bald. die eine, bald
Die andere Art der Electricität erhalten fann. . Sram:
lin führte aus Gründen, die nachher angeführt wer:
ben, die Namen: Plus: und Minus⸗ Klectricität,
jenen für die Efectricität des Reibers, diefen für die
Electricität des Neibzeuges der Glasmaſchine, ein,
die er auch pofitive und. negative Zlectricitär nannte.
Sr. Lichtenberg — fie auf eine bequeme Art.
vurch E und —
. Serplebens — von Hru, Lichtenberg, 5. Aufl. &.soı. u
$. 1298. Allemal findet man, daß das ifolirte
Meibzeug die entgegengefeßte Electricität des Reibers
und Conductors erlangt: — E, wenn diefe + E
haben; +E, wenn dieſe — E erhalten,
$. 1299. Gewoͤhnlich erhält bey dem Aneinan:
Derreiben zweyer Subſtanzen diejenige, Welche am
wenigſten leitet oder am meiften electrifch ift, + E,
die mehr leitende — E. Groͤßere oder geringere
Glätte oder Feuchtigfeit ändern aber die Reſultate
diefer- Verſuche fehr ab; und die Werfuche dieſer Art
erfordern. überhaupt, fehr große Behutſamkeit und
—
$. 1300.
| Electriſche Materie. 783
. 1300. Durch Verſuche hat man gefunden:
1) Sliattes Glas erhält + E, wenn es mit leitenden
oder ifolirenden Subftanzen ‚gerieben wird, nur mit
Katzenbalge gerieben wird ed — E. 2) Raubes,und
matt gefchlifienee Glas wird + E, wenn: es mif
| Schwefel, Seide, Wagstaffent, und Metallbläre
tern; — E, wenn es mit wollenen Tuͤchern, mit
polirtem Glaſe, mit Siegellack, mit Papier, oder
mit der Hand gerieben wird. 3) Harz und Siegel⸗
lack befommt durchs Neiben mit Metall, Schwefel
und matt gefchliffenen Ölafe ‚ +E; mit polirtem
Glaſe, wollenen Tüchern, meichen Sellen, Papier,
— E. 2) Haſenfell erhält mic Metallblaͤttern, Tuch,
Seide, Papier, oder mit der Hand gerieben, + E.
5) Weiße Seide wird..+ E durch, Metallblärter,
Zus, ſchwarze Seide; — E durd) Papier, duch
die Hand, und durch weiche, Felle. 6) Schwarze
Seide + E an Siegellaf, — E an weißer Seide,
weichem Felle, Papier, oder an der Hand gerieben.
7) Schwefel wird + E mit Metall; — E mit polir⸗
tem und mattem ‚Ölafe, Siegellack, Holz, Papier,
Tuch, und mit der Hand gerieben. - 8) Wieraile
werden + E mit Harz; — E mit polirtem Glaſe.
Des Unterfchied und die Benennung: Glas» und
Harzelectricitat, für + und E iſt eben deswe⸗
gen nicht genau und richtig, weil dieſe Körper bald +
bald — erhalten koͤnnen.
Eigene Verſuche hieruͤber haben angeſtellt: * —
transactions, 1760. Vol. LI.); Symmer, (ebendaſ. ©
ge) 2 (Mifcellanea fociet. Taurinenſis, 1768.
©. Beccaria (G. Beccaria dell’ Ellettricismo
artißei ‚ in Turiao 1753. 4); Wille (de —
tibus
*
s
—v*3 — —
784 UI. Dhell. 4. Hauptſück.
tibus contrarüs , Roftoch.’1797. 4.)3 Aepinus ( Eenta-
men theoriae electricitatis et magnetilmi, auct. F. V.
"Aepino ‚ı Petrop. 1759. 4.);5 Bergmann ( Experinientz
electrica cum tabulıs vicreis fibi mutuo affrıctis infti-
tata; im feinen opusc phyf-» chem. Vol. N... 370. ; Ex»
perimenta electrica cum taeniis Sericis initituca ; ebemdaf,
E ai Lichtenberg (Erxlebens Naturl. 6. Aufl. S.
475“: I. u. ae.
| Gefege der Electricität.
- 8.1501. Ohne uns hier ſchon um die Urfad
der DVerfchiedenheit der Electricitaͤten zu befümmern,
toͤnnen wir doch Die Geſetze, die fie befolgen, näher
entwickeln. ‚Diefe Gefege ſind einfach, aber, frucht⸗
bar an Sofgerurigen, ‚und gewähren eine leichte Lieber:
ficht der bis jeßt vorgetragenen und noch gnzufuͤh—
renden Phänomene. ° ., | |
. 1302. I) Gleichättige Zlectricitäten ſtoßen
ſich ab. Ein Körper + E ftößt einen andern leichten
tind beweglichen + E ab, und beyde zeigen, gegen
einander genäßert; feine Funken, wenn fie verhältnif
maͤßig gfeich viel + E haben, fondern behalten ihre
Efecrrieitätr. Ein Körper —E ftöft einen andern, deir
fen Efectricität auch — E, und mit jener verhaͤltniß⸗
mäßig gleich groß iſt, von fi, unter ‘eben den Ex
„4,
nung. Hr. Coulomb hat dies durch directe Erfah:
tungen bewiefen. | |
Conlomb a. a. D., im neuen TJournal’der Phyſ. B. TIL
© sı. ff. |
= — $. 1304.
|
|
Electriſche Materie 578
$: 1304. Aus biefem Abftofen gleichnamiger Elec-
trieitäten hat man auch Anlaß zu den Electrometern
genommen. "Die meiften dienen hoͤchſtens nur, um
daraus ungefähr zu beurtheilen, ob eine Electriritaͤt
ſtaͤrker oder ſchwaͤchet ſey, als eine andere; ; — aber⸗
wie groß ſie eigentlich ſey·
1) Cantons Korkkugeltlectrometer. ee Er t
' 4 Philaf. transact. Vok XLVIII. P. ker a. + Fe
a) Zenly’s QDuadrantenelectrometer. .n
Philoſ. transact. hl LAIL ©. 359.
J
» Cavalld's Electrometer. — op |
2: —— vollgaͤndige aAbbandlau⸗ vom der Electrieitãt,
» £bendeifelben Tafeenelecttameter,
a. a. O. S. 2.
5) en Abänderung deffelben, von Adams beichrieben.
117’, Berfuch über die Electricität, worin Theorie und Aus⸗
übung diefer Wiſſenſchaft durch eine Menge methodisch
N rdneter Experimente) erläutert werdensiinon Geo.
dams, aus dem Engl. Leipz. 1788. 8, ®.: 164
= Achards Electrometer,
‚Abhandlung von der Kraft der Flectricität vo
J Ar im 8 de Beh der: une
3. der
re N A Bean
— Eleetrometer, beſonders für bie atmiofphäriige |
no.
erg Reifen durch bie Alpen, Cheil IM. EICHE
2) de Lucs Sundamentafelectrometer.
— neue Idéen über die —— 5 I
397, 5
Pan ſeht empfindlichen Electrometer aus Blartgoibt
Grens Journ, ber Dot, 8. I. © 380. n ’
Volfars St (mel ter, das er vergleiche
* bar gemacht * —* Is dem wet ehe Esiromes
ters eutſpricht.
Aler. Volta meteorofogifche Briefe aus dem Italiin.
8. I. Leipz. 1793. 3.
Ddd 1)
⸗*
786 11. Theil. 4. Haupiſtüͤck.
11) Coulombs elertriihe Wange , die auf. eine fehr_finnreiche
Art die‘ Stärke der unterfuchten Electricität vergleichbar
darſtellt, und ein wahres Electrometer iR
e Coulomb a. a. O. S. sı.
$. 1305. 1) Ungleichartige Electricitaten zie⸗
ben ſich an, Ein Koͤrper, der EKhat, zieht einen
andern, leicht beweglichen, — BE an, und umgekehrt,
und beyde zeigen nach dem Zufammentreffen. feine
Electricirät mehr; ‚wenn — viel + E ‚ober
— E hatten. Kr —
$. 1306. Dies giebt — ein Mittel an die
Hand, ünr die entgegengeſetzten Electricitaͤten ſelbſt
zu finden. Haͤngt man „namlich Korffügelchen an
einem Zwirnsfaden über eine mit, einem wollenen Tü-
che geriebene Siegellackſtange, und ertheilt. ihnen da:
durdy — E, jo werben fie von einem + E haltenden
Körper sangejogen, von. einem. mir — 'E verſehenen
zuruͤckgeſtoßen werden. J
S. 1307. Ein mit p Ei oder — E Weefehene
Körper sieht nicht nur denjenigen. an, der bie de ſei⸗
nigen entgegengeſetzte Electricitaͤt hat ($. 1305.), fon-
dern auch einen jeden andern⸗nicht electriſirten, oder
deflen Electricität o iſt. — Dieſe Wirfung der elec⸗
triſirten Koͤrper auf andere.o. ‚E ‚oder. Die entgegenge⸗
| ſetzte Electricitaͤt enthaltende geſchieht nach der Staͤr⸗
fe ihrer Electricitaͤt in einer groͤßern oder geringern Ent:
fernung, und der Raumz durch welchen ſich dieſe
Wirkung erſtreckt, nennt min eben den, Wirtungs⸗
Freie, oder die electriſche Aimeipbäce des: eleserif ir:
sen Körpers ($. 1254.). n
—
Electriſche Materie. 787
$. 1308. Wenn man. diefemnadh einen unifo:
firten feiter, z. B. eine-Metallftänge, dem electrifir-
ten Eonductor der Mafchine nahe bringt, fo erhält je:
ner andem dem Conductor zugefehrten Ende die entge-
gengefegte Efectricirät des. Conductors: + E, wenn
diefeer — E hatte, und — E,. wenn diefer
— E befaß; ben der größern Annäherung erhält der
feiter einen Sunfen, und die. Efectricität hört ganz
auf. Wenn aber der Seiter iſolirt ift, fo erhält dag
von dem eleckrifirenden Körper abgewendete Ende bie
gleichnamige Efeetricität von jenem, und alfo bie ent:
gegengefegte an dem dem Conductor fugefehrten En:
de. Bey der Annäherung nehmen beyde Electricitä-
ten zu, bis der Seiter endlich einen Funken erhält,
worauf feine Efectricität die gleichnamige des electti-
firenden Körpers wir.
$. 1309. Wenn man aber dieſen ifolirten feiter
wieder von der Majchine iſolirt entfernt, ehe er fo na⸗
he fommt, daß er einen: Sunfen erhält, fo hört die
Electricitaͤt, die ſich an feinen enrgegengefegten Enden
als entgegengefeßt zeigte, fogleich auf, und es ift als
les wieder im natürlichen Zuftände. Berührt man
ihm aber, mährend daf er in dem Wirfungskreife bes
electrifirenden Körpers ift, ah dem von dieſem abge:
wandten Ende mir dem Finger, oder fonft mit einem
leitenden Körper, fo entfteht ein Funken, und feine
Electricität hört auf. Entferne ich ihn jeßt zugleich
ifolirt von dem electrifirenden Körper, fo hat er die
entgegengefeßte Electricität des electrificenden Körpers,
Oder die gleichnamige des diefem zugefehrten Enbes,
| DODdd 2 & 1310,
738 I. Theil. 4. Hauptſtuck.
$. 1310. In diefem-Falle entfteht alfo Electri-
cität, ohne daß fie der efectrifirende Körper verlöre,
alfo nicht durch Mittheilung ($. 1242.), fendern durch
Vertbeilung der Electricitär. Sie gründer fich ei⸗
gentlic) auf die vorher angeführten Geſetze der Electris
citaͤt: daß ungleichartige Efectricitäten ſich anziehen,
gleichartige ſich abſtoßen ($$. 1302. 1305.), und.
macht das dritte Geſetz: II) Jeder electrifirte A dr:
per erregt in denjenigen Aörpern. die in feinen Wir:
Eungefreis Fommen, in dieſem Wirkungskreiſe ei-
ne der feinigen entgegengefesste Electricitaͤt
$. 1311. Wenn der in den Wirfungsfreis eines
electriſirten Körpers gebrachte ein Michtleiter iſt, fo
erhält er zwar auch an dem Ende, welches dem elec—
teifirten Körper zugefehrt ift, die entgegengefeßte Elec⸗
tricität ; allein eben wegen feiner nicht-feitenden Eigen:
ſchaft iſt die erregte Efectricität nicht ftarf, umd er:
ſtreckt fi nicht weit, und man findet an ihm viel-
mehr ſchwache abwechfelnde Zonen von entgegengefeß-
ten Electricitäten,
$. 1312. Dünne Nichtleiter halten diefe Wir-
ungen der Vertheilung der Electricität oder der efec:
triſchen Atmosphäre nicht auf, wohl aber die der Mit:
theilung,
2 Theo—
Electriſche Materie. 789
Theorie der entgegengefeßten Eleetri⸗
citaͤten.
Franklins Syſtem. Dualiſtiſches
Syſtem.
$. 1313. Der Erſte, welcher eine Theorie der
befannten electrifchen Erfcheinungen entwarf, bie den
bisher vorgetragenen Gefeßen entfprach, und aus der
fie ohne Ausnahme auf eine genugthuende Weiſe ab:
geleitet werden konnten, war Franklin. Die Grund:
fäße diefes Sranklinifchen Spftems, die wir nachher
auf die vorzüglichften Phänomene der Electricität an-
wenden wollen, find folgende: 1) Es ift durch alle
Körper eine fubtile Materie verbreitet, von welcher
die electrifchen Erfcheinungen abhängen. 2) Diefe
electrifche Materie ift ein erpanfibeles Fluidum, oder
eine folche, deren Theile gegen einander Repulſions—
fraft ausüben: 3) Das electrifche Fluidum wird von
den Theilen anderer Körper angezogen, und kann da—
Durch in den Zuftand gebracht werden, daß es auf:
hört, erpanfibel zu fenn. 4) Jeder Körper kann aber
durch feine Anziehungskraft zur electrifchen Materie
nur eine gewiffe Menge davon enthalten, wenn ihre
Erpanfivfraft derfelben darin im Zuftande des Gleich:
gewichts ſeyn, und wenn er Feine electrifchen Erſchei—
nungen äußern oder feine Electricität o fenn foll. Die:
fen Zuftand kann man die Sättigung des Körpers mit
electriſcher Materie nennen; man nennt ihn auch den
nsrürlichen Zuftend der Eieciricitaͤt eines Koͤrpers.
| 5)
790 U. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
5) Wenn ein Kösper. eine größere „Quantität bes
efectrifchen Fluidums erhält, als fein natürlicher Zu:
ftand (4) erfordert, fo wird er poſitiv elecerifter,
oder erlangt Pius : Blecrrieität. '6)- Wenn ihm Hin:
gegen von der Quantität der electrifchen Flüffigfeit,
- die feinem natärlichen Zuftande angemeffen ift, entzo;
gen wird, fo wird er negativ -electrifirt, „oder erlangt
Minus: lecrricirät. 7) Ale nicht = ifolirte leiten:
de Körper find im natürlichen Zuftande der Electre
cität. 8) Der pofitive oder negative Zuftand der
Efectricität fann nur ifolirten Körpern zukommen.
9) Das electrifche Fluidum kann aus einem Körper
in den andern nur dann übergehen, wenn dag elec⸗
trifche Gleichgewicht gehoben ift und Fein Widerftand
eines Vichtleiters den Uebergang hindert. 10) Ein
Körper, aus welchem das efectrifche Fluidum an. ei:
"nen andern übergehen fol, muß in Beziehung auf
diefen Plus » Efectricität haben. 11) Aller pofitiv -
oder negativ.:electrifche Zuftand der Körper entſteht
entweder durch Uebergang, oder Vertheilung ($.
1310.) des electrifchen Fluidums. 12) Die electris
fehe Armofpbäre der Aörper oder ihr -WMWirfungs-
Preis ift £uft durch Vertheilung electrifirt.
New experiments and obfervations on electricity, by Benj.
Franklin. Lond. ı751. 4. verm. 1769. 4. Des. Hru Ben).
gm Rrıefe von der Electricität, aus den Engl. mit
m, von J. €. wilfe. Leipz. 1758.
4 1314. Diefer Sranklinifchen Theorie. fteht eine
andere entgegen, deren erfter Urheber Rob. Symmer
iſt. — derſelben giebt es zwey verſchiedene elec⸗
| erifche
criſche Materien wobon, wenn ſie einzeln thaͤtig find,
die eine den Frankliniſchen pofi tiven Zuſtand, die an⸗
dere aber den negativen zuwege brinat. Der letztere
ruͤhtt alſo auch von einem poſitiven Weſen her, Jede
dieſer teſpectiven electriſchen Materien, (+ E und
— H ft eine expanſibele Fluͤſſigkeit, deren reſpec⸗
tive Theile Repulſionsktaft gegen einander aus:
üben. Sie ſelbſt, die ungleichartigen electriſchen
Materien, ziehen ſich unter einander an, und durch ih⸗
re Vereinigung in einem Koͤrper heben ſie ſich in ihren
Wirkungen gegen einander auf, ſo daß alle ſenſibele
Electricitaͤt vernichtet iſ. Man ſieht alſo, daß nach
dieſer Theorie, die man auch das dualiſtiſche Syſtem
nennt, jede der entgegengeſetzten electriſchen Materien
nur einzeln für ſich ein expanſibeles Fluidum iſt, daß
ſie es aber in ihrer Verbindung nicht mehr ſind, Ein
jeder Koͤrper hat im natuͤrlichen Zuſtande, wo er kein
Zeichen der Electricitaͤt von ſich giebt, beyde electri⸗
ſche Materien, + E und — E, in ſich vereinigt, und
zwar in dem Maafe, daß fie fi gegen einander auf-
beben, und alfo 6.E machen. Wenn das Gleichge—⸗
wicht beyder electrifhen Materien Durch irgend einen
Prozeß aufgehoben- wird, fo wird der Körper electri⸗
fiet. Er wird pofitiv electeifirt, wenn ihm frenes + E
mitgetheift oder wenn ihm von feinem natürlichen
— E entzogen wird. Er erhält die negative. Efectri-
eitat, wenn ihm freyes — E mitgetheilt, oder wenn
ihm von jeinem natürlichen + E entzogen wird, Das
frene + E oder — E eines: efectrifirten Kötpers kann
aber auch das gebundene gleichnamige eines Koͤr—
pers
-
92 nl. Theil. 4. Dauptftüd.
pers abftoßen, und das ungleichnamige - anziehen, fe
daß Electricitaͤt durch Vertheilung entfteht.
Symmers oben ($. 1300.) angeführte Abhandlung.
$. 1315. Diefes dualiftifhe Syftem hat zwar
viel Anhänger und Liebhaber gefunden, aber es er:
klaͤrt nicht mehr und nicht leichter, als das Franklini⸗
fhe, das fo wenig ein befanntes Phänomen unerflärt
läßt, als das Symmerſche. In Beziehung auf die
. oben ($. 19.) gegebene Regel kann man nicht umhin,
„der Sranflinifchen Theorie den Vorzug zuzugefteben.
Man braucht nach Sranklin nur Eine Materie, um
den dreyfachen Zuftand der Körper in Anfehung ver
Electricität zu erflären; nach dem Bualiftifchen Sp:
fieme braucht man dazu, nicht zwey, fondern drey
Materien: nämlich ein +E, ein —E und einoE:
denn diefes © E ift ja eine, aus den beuden an-
dern Materien durch Zufammenfeßung entfprungene,
neue Materie. - Was mic) aber noch vorzüglich bes
ſtimmt, mich für die Sranflinifche Theorie zu erflären,
ift der Umſtand, daß die vermeinten entgegengefeßten
electrifchen Materien einzeln betrachtet, fich den Sin;
nen in ihren Wirkungen gar nicht verfchteden zeigen;
(denn die oben ($$. 1290. f.) angeführten Erfcheinun:
gen fönnen doch wohl nicht als finnliche Berfchiedenhei:
ten zweyer Materien, fondern nur als Verſchiedenhei⸗
ten der Richtung des Stromes Einer Materie gelten,
und daß feine Analogie in der ganzen Maturlehre we—
der eine folche Uebereinftimmung für alle finnliche
Wahrnehmung ben zwey fpecififch verſchiedenen Mas
terien darthut, noch einen Fall hat, mo durch die
Ver:
Elerteifche Materie * 793 |
‚ Verbindung zweyer die Sinne afficirenden Materien ei-
ne dritte Materie, (das oE der Dualiften, ) entipringt,
welche fhlechterdings nicht mehr ſinnlich wahrzuneh⸗
men iſt. Dergeblich beruft man fi), um analoge
Rälle zu erhalten, auf Phlogifton und Wärmeftoff,
oder auf Wafjerftoff und Sauerftoff,. u. vergl. Diefe
Beyſpiele widerlegen geradezu das, was man dadurch
beweifen will. Ich will indeffen hier die Anwendung
beyder Syfteme zur Erflärung. der vorzüuglichften, bis
jeßt angeführten, eleetriichen Erfcheinungen geben. -
$. 1316. Durch das Reiben des Glafes an dem
Meibzeuge der Mafchine entfteht pofitive Efectricität
auf dem Glaſe und negative Electricität. im ifolirten
Reibzeuge. (Die Unterfuhung über das Wie ge-
Hört noch nicht hierher.) Mach dem Sranklinifchen
Syſteme wird alfo dem Meibzeuge durch das Glas
beym Meiben electrifche Materie entzogen und auf
der Flaͤche des Glaſes, wegen der nicht = leitenden Ei:
genfchaft deffelben, angehäuft. Wenn das Neibzeug
num ifolire ift, fo fann es feinen Mangel der efectri-
fchen Materie nicht erjeßen; es ift alſo negativ elec—
triſirt. In andern Fällen, wo ‘der reibende elec-
trifche Körper negativ electrifirt wird ($. 1300.), iſt es
diefer, der von feiner electrifchen Materie hergiebt,
und Das Reibzeug empfängt; das alfo in diefem Fal—
fe, wenn es ifolre iſt, pofitive Electricität zeigt, waͤh—
rend jener die negative hat. — Mad) dem duali⸗
ftifhen Syſteme wird durch) das Meiben des Glaſes
an dem Meibzeuge der Mafchine das + E des letz—
tern
79% II. Theil, 4. Hauptſtuͤck.
‚tern fren; das Glas führt wegen feiner nicht⸗leitenden
Eigenfchaft diefes+E nicht gleich durch feine Subftan-
‚gen weiter, umd zeigt nun. die Electricität das + E; das
— E des Meibzetiges bindet diefes+ E nicht mehr ganz,
und wenn es ifolirt ift, fo kann diefes F E in ihm nicht
erfeßt werden, und fein — E ift alfo ebenfalls freo.
Daher zeigt das Neibzeug nun negative Electricirät,
während das Glas pofitive hat. Und fo ift es aud)
in den andern Zällen, wenn der reibende electrifche
Körper — E aus dem Reibzeuge los macht, dann hat
dieſes + E.
- Der Wachstaffent, der den Glascylinder zum Theile umgiebt,
bat feinen Nuten bauptfählih darin, daß er durch die
entgegenaefegte Fleetricität die Intenfität des — E tes
Glaschlinders ſchwaͤcht; dadurch wählt die Eapacität des
legtern, und er kann ſolcher ®eftalt mebr + E aus dem
Reibzeuge aufnehmen. Bepde entgeaengefeßte Electrictäs
ten..des Wuchstaffents und des Glaſes bınden ſich zur
wechfelfeitia, obne ‚fich zu fättinen, welches bey glatten,
nicht s leitenden Flächen nicht Statt finden fann. So wie
nun.der Reiber dru Wachstuffent verläft, fo wird fein +E
jetzt wieder frey und wird vom Zuleiter eingefoaen. —
Man ficht hieraus auch leicht den Grund ein, warum der
Wachstaffent feine Falten und Unebenheiten haben müfle,
wenn feine Wirfung ſtark feyn fol,
6. 1317. Wenn aber das Reibzeug unferer
Electrifirmafchine durch leitende Materie mit der Er:
de verbunden ift, fo erfeßt es nad) Sranflin aus die;
fer unerfchöpflihen Duelle feine abgeführte electrifche
Materie fterig wieder; es bleibt alfo immer im na:
tuͤrlichen Zuftande, und kann demnad) immer wieder
electriſche Materie an das Glas abgeben, wenn bie:
. fe abgeleitet wird. Mach dem dualiftifchen Syſte—
ne zieht ed aus den leitenden Gubftanzen immer wie:
der fo viel + E an, daß fein — E nicht fenfibel oder
e fren
Eleetriſche Diaterie.. 7 795
‚Frey bleibt, und es kann daher immer neues F E ai
das reibende Glas abgeben, wenn dieſes weiter —
führt wird.
‚$. 1318. Jeder eleetrifirte Körper hat eine —
—* geringere, electriſche Atmofphäre, in welcher ſich das
electrifche Anziehen und Abſtoßen äußert. Der nega:
tiv⸗ electriſirte Körper hat fie fo gut, als der pofitive
electrifirte. Dieſer electrifhe Wirfungsfreis entſteht
nach dem Franklinifchen Syſteme lediglich durch Ver:
„ theilung ber nathrlichen electrifchen Materie der $uft,
Wird naͤmlich ein Körper pofitiv electrifiec, fo wird
bie abftoßende Kraft der auf ihm angehäuften efectri-
fhen Materie auch auf die natürliche electrifche Ma:
terie der fuft thätig, und bringt diefe aus ihrem Zus
ftande des Gleichgewichts, fo daß fie num felbft Repul⸗
fionsfraft in ihren Theilen und Anziehungsfraft gegen
andere Materien um den electrifirten Körper herum
äufert, und zwar mit einer abnehmenden Intenfität,
Die dem oben ($. 1303.) angeführten Gefeße gemäß
ift. Die $uft empfängt hierbey als ein Michtleiter Fein
eleetriiches Fluidum duch Mittheilung von dem elec:
trifirten Körper, als in fo fern fie leitende Gub:
ftanz enthält. Wird hingegen der Körper negativ
electriſirt, jo wird auch der natuͤrliche Zuftand der
Efectricität der $uft gehoßen, ihre natürliche efectri-
fche Materie ſtrebt in ven Körper einzudringen, oder
wird von dem Körper gezogen, ohne ſich doch, me:
gen der nicht = leitenden Eigenfchaft der fuft, von ders
felben ihm mitzutheilen zu fönnen. Wegen diefer ge:
gen den negativ⸗ ——— Bean electri⸗
ſchen
796 II hell. 4. Hauptftüd.
ſchen Materie ver $uft fucht diefe-fieans andern Ma-
terien anzuziehen, "ebenfalls mit einer Intenſitaͤt, die
fi) umgefehrt verhält wie das Quadrat der Ent:
ferhung von dem electrifirten Körper. — Nach dem
dualiſtiſchen Syſteme ift die’ Erflärung folgende. Ir
dem pofitiv -elecerifieren Körper ift + E thätig; es
aͤußert feine abſtoßende Kraft auf das natürliche
+ E ber $uft, und feine anziehende auf das natürliche
— Eerjelben. Es befchäftigt das letztere, ohne ſich
doc) damit zu fättigen, welches die nicht = leitende Eis
‚genfchaft der $uft hindert. Das natürliche, nun fen
fibel gewordene, + E der fuft äußert num feine Thaͤ⸗
cigfeit, d. i. Repulfionsfraft in feinen Theilen, und
anziehende Kraft gegen das — E anderer Körper.
Wenn der Körper negativ electrifiee ift, fo ift alles
umgekehrt. |
$. 1319. Wenn ein ifolietee leitender Körper
dem pofitiv: electriſirten Körper genähert wird, fo
daß er in feinen Wirfungsfreis fommt, fo äußert
nad) Sranklins Syſteme die chätig gewordene electri:
ſche Materie der fuft in diefem MWirfungsfreife ($.
1318.) ihre abftoßende Kraft auf das natürliche elec-
triſche Fluidum dieſes feiters, und ſucht ſich gleichfoͤr⸗
mig zu verbreiten, ohne doch, wegen der nicht = leiten;
den Eigenschaft der $uft, in den Seiter übergeben zu
fönnen. Die natürliche electrifche Materie des fei-
ters wird alfo auch aus. dem Gleichgewichte gebracht,
oder thaͤtig; fie häuft ſich alfo in dem entferntern En-
de des Seiter8 mehr an, waͤhrend fie in dem genoͤher⸗
ten Ende unter ihre natuͤrliche Menge vermindert if.
Iſt
EElectriſche Materie. 2 797
Iſt Hingegen ber Körper nenativ.electrifirt, fo frebt,
die natürliche electrifhe Materie des ifolirten Leiters
die der $uft, welche gegen den electrificten Körper hin⸗
ſtrebt ($. 1318.), zu erfeßen; feine natürliche electriz
ſche Materie wird alfo ebenfalls aus dem Gleichgewich⸗
te gebracht und thätig, und das entferntere Ende des
feiters wird negativ, das gemäherte pofitiv electrifirt.
In beyden Fällen entfteht alfo Eferkricität durch Vers
theilung, nicht durch Mitteilung ; und es erklaͤrt ſich
hieraus ungezwungen das oben ($. 1310.) ange
führte dritte Geſetz ber entgegengeſetzten Electricitaͤten.
Nach dem dualiftifchen Syſteme ſtrebt in: dem einer:
oder andern Falle das thätig gewordene natuͤrliche +E
oder — E der fuft in dem Wirfungsfreife des elecz »
trifirten Körpers das natürliche — E oder ++ E des
ifofieren Seiters anzuziehen, und das natuͤrliche FE:
oder — E beffelben abzuſtoßen. Es entfteht alfo in
diefem leiter Efectricität durch Vertheilung, nicht durch
Mittheilung, und es erfläct ſich darnach der Erfolg
des angeführten dritten Gefeßes der Electricitäten.
$. 1320, : Wenn man den ifolirten feiter, ‚ohne
ihn mit einem. andern feiter beruͤhrt ju haben, wie⸗
der aus dem Mirfungsfreife des electrifirten Körpers
entfernt, fo hört feine Electricität wieder auf. Seine
auf ihm ungleichfbrmig vertheilt geweſene natürliche :
electrifche Materie verbreitet fid wieder gleichförmig, :
und;da er nichts davon verlohren, nichts dazu empfanz :
gen hat, fo. ift er wieder im natürlichen Zuftande ber
Electricität. — Oder bey dem Wiederentfernen des
feiters binden und järrigen fich fein. natuͤrliches + E
und
98 11. Thal: 4. Hauprftüd
und — E wieder von neuem, und es wird daraus
gieder-o E. ER Beer
6. 1321. Wenn ber in den Wirkungskreis des
electrifirten Körpers gebrachte Leiter nicht. ifolirt iſt,
ſo entfteht zwar auch in dem genäherten Ende aus.
den vorhin angeführten Gründen Die entgegengeleßte
Electricität; aber in dem entferntern Ende feßt ſich
alles, wegen ber. Nichtiſolirung, ins natürliche Gleich?
gewicht. — — |
6.1322. Se näher. ber leitende, iſolirte oder
nicht⸗ iſolirte, Koͤrver dem electtiſitten kommt, deſto
meht werden, aus feicht einzuſehenden Gründen, die
entgegengejegten Electrieitaͤten auf einander wirken
Finnen, ſo daß endlich Die auf dem poſitiv⸗ electeifir-
ten Körper angehaͤufte efectrifche Materie die $uft-
ſchicht durchbricht, und ſich auf beyde Körper nach
den Regeln des Gleichgewichts vertheift. Es entfteht
in diefem Falle ein Sunkin, und wenn der leitende Kör-
per ifolirt iſt, Electricität durch Mitteilung, durch.
Abgabe pder Annahnie von efectrifcher Materie:
$. 1323. Wenn man in ben’ vorher (5. 1319.)
angeführten Fällen das entferntere' Ende bes’ feiters
mit dem Finger. oder einem andern leitenden Körper
berührt, . waͤhrend das andere Ende in dem Wirkungs⸗
kreiſe des electrifirten Körpers iſt, fo entſteht ein Sum
fen, und die Eleetricitaͤt an diefem Ende hört auf.
Sf naͤmlich das berührte Ende pofitiv efectrifirt, ſo
tritt das electrifche Fluidum von demfeloen am ben
Finger über und ſetzt ſich ins Gleichgewicht. Iſt es
hinge⸗
> Electriſche Materie. 799
hingegen negativ, ſo ergießt ſich aus dem beruͤhrenden
Finger oder Leiter electriſche Materie in daſſelbe, und
das Gleichgewicht wird ebenfalls hergeſtellt. Das,
dem electriſirten Körper. genaͤherte Ende des leiters be⸗
haͤlt deſſen ungeachtet die entgegengefeßte' Electricitaͤt,
weil die Urſachen dazu fortdauern. Entfernt man
nun den beruͤhrten leiter aus dem Wirkungskreiſe des
electriſirten Körpers, und zwar fo, daß er iſolirt bleibt,
fo hat.er jegt durchaus die ungleichnamige Eleetricitaͤt
des electrifirten Körpers, indem ſich im .erftern. Falle ,
die an dem entfernten. ‚Ende. nur. in der natürlichen:
Dofis. deffelben zuruͤckgebliebene electriſche Fluͤſſigkeit
auch wieder in das vorher negativ geweſene Eude ver⸗
breiten muß, folglich nun im, ganzen Seiter Die electri⸗
ſche Materie ‚unter den Gättigungspunct vermindert -
ift, alſo Minus⸗-Electricitaͤt macht; im andern Falle
Hingegen, die an dem genäherten Ende über. den natür- .
lichen Zuſtand defielben angehäufte electriſche Materie
ſich jeßt aͤhex das andere Ende verbreitet; das feine
natürliche Quantität ſchon hat, und folglich ver Koͤr⸗
per im Ganzen PlussEkertricität erlangen muß. —
Nach dem dualiftifchen Syſteme zieht im erftern Falle
Das frey gewordene-+ E an dem entferntern, Ende des
feiters aus dem berührenden Singer — E an, fättigt '
ſich damit, es entſteht ein Funken, und es hört alle
fenfibele. Electricitaͤt an dieſem Ende auf. Entfernt
man nun den beruͤhrten Leiter iſolirt aus dem Wir⸗
kungskreiſe des poſitiv⸗electriſirten Körpers, fo hat pr
(wegen des — E in dem'genäherten Ende,). jetzt —
E-—E, iſt alſo negativ electriſirt. So iſt es nun
auch
—
—
800 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
auch im andern Falle, wo ber electrifirende Körner
freges — E hatte; dann fättigt- fih das’ fren gemor-
dene. — E’ des entferntern Endes des. feiters- mit + E
aus dem ihn berührenden Ringer, und nach der Ent:
fernung aus dem’ WBirfungsfreife hat der ifolirte $eiter
nun FE>2-E-+E, oder ift pofitiv electrifirt.
$. 1324. Jetzt läßt fih nun auch leicht nad
beyden Syſtemen einjehen: warum die pofitive Efec-
tricität des Glascylinders nicht fo ſtark iſt, wenn der
Eonductor det Mafchine ihm genähert ift, als wenn
diefer entfernt ft} warum der- Eonductor der Ma:
ſchine die ſtaͤrkſte Efectricität erhäft ‚ wenn das Meib-
zeug nicht ifofirt iſt; warum bie‘ negative Electricität
bes ifolirten Meibzeuges am größeften iſt, wenn ber
Eonduckor dee Mafchine nicht ifolire iſt; und mar:
um ben übrigens gleichen Umftänden die Sunfen-ftär-
fer find, zwiſchen einem pofitiv = electrifirten Conductot
und einem negativ = electrifirten, als zwiſchen einem
electriſirten Conductor aberhaupt, und einem nicht⸗
— rten leiter.
- $.:1325. Wenn man erwägt, daß jeher electri-
ſirce Körper einen electrifchen Wirfungsfreis hat, ($.
1318.); wenn man jich ferner eine richtige Worftel:
lung. von der Entftehung diefer electrifchen Wirfungs:
freife und der Art. und Weiſe ihrer Wirkſamkeit
($. 1319.) macht, und hiermit den Erfolg des drit:
ten Öefeßes der Electricität verbindet: fo wird man die
Erfheinungen des Anziehens leicht: beiveglicher leiten⸗
der, ifolieter oder nicht ifolirter, Körper, und das
REN der on nach der Mirtheilung der Electri:
cirät,
— — — — —
—
Electriſche Materie. Boı
eitäf, dieſe mag poſitiv oder negativ fenn, dem Frank:
Iinifchen Syſteme gemäß fo leicht erflären FoRaen , als
nad) der bualiftifchen Theorie.
$. 1326. Eben fo leicht folgt daraus die Erklaͤ⸗
zung des erften und zweyten Geſetzes der entgegenge⸗
ſetzten Efectrieitäten ($$. 1302. 1305.). Es fenen
3. B. zwey Korkfügelchen pofitiv electrifirt, fo fliehen
fie von einander, weil fie ihren Ueberfluß der electric
ſchen Materie an die umgebende luft abzuſetzen ſtre⸗ |
ben, Ein einzelnes fo electrifirtes Korffügelchen wuͤtde
dies nach allen Seiten hin gleichförmig thun; es muß
alfo in Ruhe bleiben. Ben zweyen oder mehrern fich
Berührenden hingegen muß jene Tendenz nach ber aͤu—
fern Seite hin ftärfer fenn, als nad) der andern, und
fie fcheinen alfo einander abzuftoßen. Die Erklärung
iſt nicht ſchwieriger, wenn die Korffügelchen auch ne:
gativ electrifirt find. ie ftreben dann ihren Mangel
der Electricität aus der umgebenden luft zu erſetzen,
und fcheinen fich alfo abzuſtoßen, ba doch eigenrlih
auch hier die electrifche Armofphäre auf ihrer äußern
Seite ihre Entfernung bewirkt. Man brauche alſo
feine Zuflucht gat nicht zu ber luft zwiſchen ihnen zu
nehmen, was in dem Falle, da fie fich erft berühr:
ten, nicht einmal anginge. Ben zwey ungleichnamig
electrifieten, iſolitten, leicht beweglichen, leitenden
Körperchen, bie einander genähert werden, muß, wie
man nun leicht einfieht, das Streben nach ver ik:
nern Seite zu ftärker, als nach. der aͤußern Seite der
Wirkungskreiſe ſeyn, und fie müffen: fich alſo einans
Eee der
—
802 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
der naͤhern, oder den — des zweyten Geſetzes
zeigen.
$. 1327. Das wechſelſeitige Schwingen eines
feicht bemeglichen ifolirten $eiters zwiſchen einem elec-
trifirten und nicht» electriſitten Körper, oder zwifchen
zwey ungleichnamig electrifirten Seitern, wie der Tan;
papierner Puppen, das electrifche Glockenſpiel, be:
duͤrfen num feiner weitern Auseinanderſetzung, fon
dern fließen aus dem Angeführten vom ſelbſt.
Die verftärfte Electricität.
$. 1328. Wenn man in ein Zuderglas, das
auswendig und inwendig, bis einige Zoll unter feinem
Rande, mit Stanniol überzogen ift, und das uf
einem leitenden Tifche fteht, von dem Conductor de
Mafchine einen Metallvraht bis auf den Boden de
Glaſes herabhängt, und dann electrifirt, Hierauf aber
den Aufern Ueberzug des Glaſes mit der einen Hant,
den Draht, oder den Conductor der Maſchine, mit
welchem ber innere Ueberzug noch in leitender Verbin:
dung ift, mit der andern Hand anfaßt, fo. entjtcht
nicht allein ein ſehr Tebhafter, mit einem Gepraſſel ker:
vorbrechender Funken, fondert man empfindet aud)
eine Erfchürterung in den Gelenfen beyder Arme. Ei
nen ganz ähnlichen Erfolg hat es, wenn man das
Glas nah) dem Electrifiren von der Maſchine ab:
nimmt, und dann bende Ueberzüge zugleich berührt.
$. 1329. Diefer merkwürdige Verfuch beißt der
KAleiſtiſche le) , weil ihn. Hr. von Aleiſt zuerjt
. | (1745-)
Electriſche Materie. 803
(1745.) anftellte; Cunaͤus, Allemand und Muſchen⸗
broek machten ihn ebenfalls (1746.), und daher heißt
er auch der Leidenſche, oder der Muſchenbroekſcho
Verſuch. Sonft wird er megen feiner Wirfung aud)
der Erſchuͤtterungsverſuch genannt... ‚Die dazır vors
gerichtete Flaſche heißt die Keidner, oder die Kleiſti⸗
fehe, oder die Zrfchütterungeflafche; und die Elec⸗
tricität, welche fie hat, die verftärkte Electricitaͤt.
$. 1330. Anfangs nahm man dazu eine gläferne
Slafche, die man etwa bis zur Hälfte mit Waffer
füllte, und. mit einem Korfe verftopfte ‚ ducch welchen
ein Metalloraht bis ins Waſſer der Flaſche ging.
Man efectrificte diefen Draht durch Mittheilung, -
während daß man die Slafche in der Hand hielt, oder
in anderes Waſſer etwa zur Hälfte einfeßte, in wel⸗
ches die Perfon, welche den Verſuch anftellen wollte, ,
einen Draht ftedte. Man fand nachher, daß jede an⸗
dere gut leitende Subſtanz die Stelle des Waſſers
in der Slafche vertreten koͤnne, als: Quedfilber, Ei—
fenfeil, u. dergl., und endlich fah man ein, daß
dazu ein feitender Weberzug der äußern und inner.
Släche des Glaſes bis einige Zoll unter dem Rande
befjelbigen hinreichend fen, und alles leiſte, und daß
es auf die Figur des Glafes nicht anfomme, fondern
daß auch eine Glaotafel felbft dazu vorgerichtet wer⸗
den fünne.
Die electrifirte Weinflafche.
Das electrifirte Trinkwaſſer.
$. 1331. Dieſer Ueberzug bes Glaſes heißt die
Belegung (Armatura) ‚, und das damit verſehene
Eee 2 Glas
.n
804 IL. Thell. 4. Hauptſtuck.
Glas die belegte Flaſche oder die beletite Glastafel.
Man waͤhlt zu dieſen Belegungen duͤnne Metallblaͤt⸗
ter, die aber nicht durchloͤchert ſeyn muͤſſen; gewoͤhn⸗
lich Stanniol, den man mit Hauſenblaſe oder Gum⸗
miwaſſer aufflebt. Man muß hervorragende Ränder
fo viel als moͤglich verhäten, und alles recht ebenen
und glatt machen. Der Rand der Slafche oder ver
Slastafel muß allemal auf beyden Seiten, ben grö-
fern menigftens mehrere Zolle, frey und unbelegt
bleiben. |
" Eine. vortbeilhafte Methode, bie Flaſchen zu belegen, lebrt
r. Bohnenberger; (Beytraͤge zur theor, u. pract, Electri⸗
citätel. St. IV. ©. 151. ff.
$. 1332. Statt des Glaſes kann jeder andere
nicht = leitende Körper dienen, wenn er nur nicht zu
dick ift, feine beyden gegen einander über liegenden ii;
chen mit leitender Materie belegt, und die Mänder
dieſer Belegung einander nicht zu nahe find.
Wenn ein Leiter fih in dem Wirfungstreife eines andern Leis
ters befindet, fo ift dies allerdings als eine Belegung der
Luftſchicht dazwiſchen anzufehen.
4. 1333. Die eine Belegung der Flaſche oder
der Glastafel wird am beſten durch Mittheilung elec—
triſirt; die andere Belegung muß aber nicht iſolirt,
fondern mit andern leitenden Materien in Verbin:
dung feyn, menigftens muß fie im erftern Salle zu
wiederholten Malen mit einer Subftanz berührt wer:
den, wenn die von ihr aufzunehmende Electricität
ſtark werden foll; ift diefe andere Belegung ganz ifo-
lirt, fo wird die Flaſche oder die Glastafel gar nicht
geladen werden. Am ſchnellſten gefchieht Die Electri:
| ſirung
Electrifche Materie, 808,
firung ber. Kleiftifchen Flaſche dadurch, daß man die
eine Belegung mit dem ifolirten Meibzeuge, die an:
Dere mit dem Eonductor der Mafchine in leitende Ber:
bindung feßt,
$. 1334 Die Kleiſtiſche Slafche — die Glas⸗
tafel heißt in dem Zuſtande, daß ſie den Erſchuͤtte⸗
rungsfunken giebt, geladen (Vitrum oneratum),
und ihre Entladung (exoneratur) geſchieht, wenn
man die innere und aͤußere Belegung durch leitende
Materie in Verbindung ſetzt. Wenn ſich mehrere
Perſonen zuſammen anfaffen, und die erſte die aͤu—
ßere Belegung, oder eine daran befeſtigte Kette häft,
die letzte aber die innere Belegung oder den damit
verbundenen feiter beruͤhrt, fo bekommen fie alle die,
Erfchätterung, Ben einer ſchwachen fadung der Fla⸗
fche, und wenn der Perfonen, die fich anfaflen, fehe
viele find, (oder der Erſchuͤtterungskreis fehr aroß
ift,) und zumal auf feuchten Boden fliehen, empfin-
dert aber auch oft mur wenige, die an den beyden En⸗
den ſtehen, die Erſchuͤtterung.
Das Srantlinifche Batıbergemälbe, der — und die
Beribwörung
Die electtifche Thüte,
6. 1335. Die Geſchwindigkeit ber Electriitͤt
bey dem Entladen der Flaſche iſt erſſaunend groß. —
Wenn die feitende Subſtanz, durch welche der Erz
ſchuͤtterungsfunken gehen fol, nicht ganz zufammen:
hängen ift, fondern aus mehrern an einander fliehen:
den, fich nicht berührenden, leitenden, Körpern be:
ſteht, fo entftehen zwiſchen biefer Unterbrechung, un;
fen.
{
$. 1336.
“ )
806 1. Shell: 4. Hauprftäd.
$. 1336. Wird die Flafche überladen, fo ent:
ladet ſie ſich auch von felbft über den unbelegten
Rand, und manchmal wird dadurch auch das Slas
zerſchmettert.
$. 1337. Die Staͤrke der ladung hängt bey
übrigens gleichen Umftänden von der Größe der Be:
legung ab. Die Dide des Belegs träge zur Stärke
ber fadung nichts bey. Sonſt ändern aber auch zu-
fällige Umftände die Stärfe der fadung fehr ab; mie
3. B. die mehr oder weniger ifolirende Eigenfchaft des
Glaſes, die von feiner größern oder geringern Dice,
von feiner Reinigfeit, und auch von feiner Temperatur
abhängt; mehrere oder mindere Trodenheit der Luft,
Die ‚Continuität der re und ihre verfchiedene
glatte Oberfläche.
$. 1338. Es giebt zwar allerbings für eine Elec⸗
trifirmafchine von beftimmter Wirkſamkeit ein gewiſſes
Marimum ber Dice des Glaſes, wenn es nach der
Belegung der electrifchen Sadung fähig fenn foll; es
iſt aber auch gewiß, daß zu, dünnes Glas nicht dieje:
nige Stärfe der fadung, ohne zerfchmettert zu wer:
den, aushält, die ein dickeres Glas bey übrigens
gleihen Umftänden aushalten fann. Hr. Bohnen;
berger hat fehr ſchaͤtzbare Erfahrungen über die vor:
theilhaftefte Die der Gläfer und Höhe des unbe:
legten Randes verfelben mitgerheilt.
I. €. nei. über die Ladung des sun Glaſes; in ſei⸗
nen Beytraͤ ſchen Electrici⸗
taͤtslehre. Erhes € Gt, Stuttg. * 6, 1. ff. Zweytes
St. 1793. ©. 11. ff.
$. 1339.
Eleetriſche Materie -1 307
6. 1339. Bey gleicher Seitungsfrafe nimmt uͤbri⸗
gens der Erfchürterungsfunfen in — alle⸗
mal den kuͤrzeſten Weg. |
Der Auslader. i 220
Cavallo a. a. O. €. 129.
—— har
. 1340. Der leitende Körper, durch welchen
der Erſchuͤtterungsfunken oder der Schlag geht, wird
— electriſi irt, wenn er auch ifolirt fl.
$. 1341. Nach der etſten Entladung jeigt die
Flaſche noch einen geringen Erfchütterungsfunfen,
wenn man bende Belegungen zůſammen beruͤhtt.
$. 1342. Wenn die geladene Flaſche oder baegt⸗
Tafel vollkommen iſolirt iſt, fo zeigt feine Belegung
einzeln einen Funken / wenn man' ſie beruͤhrt. Bey
einer trockenen fuft verliert ſie auch in langer Zeit ihre
Electricitaͤt nicht. Sie behält ſogar ihre Ladung,
wenn man die dazu eingerichteten beweglichen Bele⸗
gungen einzeln durch iſolitte Koͤrper trennt; und zeigt
ſie wieder, wenn man dieſe oder andere wieder an⸗
bringt, und gebdrig durch leitende Miteeki in Vereiniz
gung feßt. Zſt die Aufere Belegung nicht ifofiet, ‚ fe
kann man zu wiederholten Malen aus der innern Bele:
gung ber geladenen Flaſche Sunfen jiehen.
— € 1343. Wenn man einen gekruͤmmten und an
benden Enden zugeſpitzten Draht der innern und Aus
Fern Belegung zugleich entgegen hält, ſo wird bie
— geladene Flaſche, oder die belegte Glasta⸗
fel,
308 I. Theil, 4. Hauptſtuͤck.
fel, ohne den Erfchütterungsfunfen entladen, und
vielmehr mit einem zifchenden Ueberſtroͤnen. Hat
man die Flache durch ven Conductor der Glasma⸗
ſchine geladen, fo zeigt fih) an der Spiße des Drah⸗
tes, die der innern Belegung zugefehrt ift, ein leuch⸗
tender Stern, wie bey der pofitiven Electricitäc ($.
1278.),. an ber der äußern Belegung zugefehrten
" Epiße aber ein Feuerbuͤſchel wie bey der negativen
Electricität,
$. 1344. Man, findet — allemal daß bie
aͤußere Belegung der geladenen Kleiſtiſchen Flaſche
die entgegengeſetzte Eſectricitaͤt der innern Belegunz
oder daß fie die negative hat, wenn die innere die po:
ſitive befißt, und umgefehrt. Zwiſchen einem mit der
aͤußern Belegung in Jeitende Verbindung gebrachte
feitenden Korper und einem mit der Innern Belegung
verbundenen... fairer ſpielt ein feicht beweglicher iſolu⸗
ter. leitender Körper hin und ber, und entladen da
durch die Flaſche allmälig. Ä
Auf diefe Art u ein electrifches Stodenfpiel eine beträdts
liche Zeit I
.$. 1345. — man eine Kleiſtiſche Flaſche
iſolirt, und ihre aͤußere Belegung mit der innern Be
legung einer andern, die nicht ifolirt iſt, in leitende
Verbindung feht, und dann ihre innere Belegung
electrifiet, fo werden beyde Flaſchen geladen, und
zwar mit ähnlichen Electricitäten. Auf diefe Art
kann man auch mehrere Flaſchen durch einander laden.
Allein man findet, daß jede folgende eine immer ſchwaͤ⸗
chere Sadung hat, als Die vorhergehende,
$. 13486.
Electriſche Materle. 9
g 1346 Man Fanit endlich auch mehrere Fla⸗
ſchen, deren innere Belegungen unter einander in
leitender Berbindung find, fo wie ihre äußern, durch
den Conductor der Mafchine laden, da danır natuͤr⸗
licher Weiſe ben der Entladung aller diefer Flaſchen auf
einmal auch der Funken, das Geraͤuſch und der Knall,
mit welchem er hervorbricht, und die Kraft, die er
äußert, um fo beträchtlich größer werben, als die Groͤ⸗
ße der Belegung. bey übrigens gleichen Umſtaͤnden zu:
nimmt. - Die auf biefe Art verbundenen Slafchen-mas
chen die fo genannte electrifche Batterie aus,
a vortheilhafte Einrichtung, die Flafchen einer ‚electrifchen
tterie fo mit einander zu verbinden, daß nicht nur ihre
Behandlung ſehr beauem , fondern auch dem Ausſtroͤmen der
electriſchen Waterie ‚möglihft begegnet iſt, befchreibt
in, Semager, hreibt Here
Bohnenbergers Beytr. zur theor. u. pr. Electr. St. J.
| ©. 9. ff,
X 6. 1347: Zu ben auffetlenbften Wirkungen dee
verſtaͤrkten Electricität belegter Flaſchen gehört:
„I Die Entzündung einiger entzuͤndlicher Sub—
ftanzen; wie des Wafferftoffgas, des Alcohols,
des Aethers, des Colophoniums, der Baum:
wolle, des Schiefpufvers.
2) Das Shhwelzen duͤnner Metalldraͤhte.
3) Die Toͤdtung kleiner Thiere, und die Vernich⸗
tung aller Reitzfoͤhigkeit in den Theilen, durch
welche der hinlanglich ſtarke Funke geht,
4) Die Durhbohrung mehrerer Kartenblätter,
‚mehrerer Bogen Papier, der Eyer, der Glas:
fheiben, -
»]l.:
Er:
\ $ 1348,
gıö II. Theil. 4. Hauptftäd
76, 1348. Alle diefe bisher vorgetragenen Wir:
ungen und Erſcheinungen der Kleiftifchen Flaſche, it:
re fadung und Entladung, laffen ſich aus den oben an:
geführten Gefegen der Efectricität ($..1302. 1305.
1310.), und aus dem Saße: daß dünne Michtleiter die
Bertheilung der Electricität'nicht, wohl aberj ihre Mit:
theilung und ihren Mebergang, aufhalten ($. 1312.),
leicht erklaͤren. Wird naͤmlich die innere Belegung durd
Mittheilung poſitiv electrifirt, ſo bewitkt Die darin an
gehäufte electriihe Materie, vermittelft ihrer Repul⸗
fionsfraft, eine electrifche Atmofphäre im Glaſe das des
halb nicht zu dick fenn darf, und die natuͤrliche electriſche
Materie ver äußern Belegung wird.abgeftoßen. Iſt diek
äußere Belegung ifolirt, fo Fann das daraus abgeſte
gene eleetriſche Fluidum nicht abgeführt werben; «
wirft alfo durch feine eigene Nepulfionsfraft auf dasde
inner Belegung: zugeführte electtiſche Fluidum zuräd,
verhindert deſſen Anhäufung dafelbft, und die Flaſche
kann alfo nicht geladen werden ($. 1333.). Jetzt er:
hellet auch, warum man während bes. ladens der io:
lirten Slafche einen Funken erhält, wenn man bie aͤu⸗
fiere Belegung mit einem feiter beruͤhrt * und warum
ſo durch oͤfteres Beruͤhren berſelben die Flaſche gela⸗
den werden kann. Iſt die aͤußere Belegung nicht ifo
lirt, fo fann ihre abgeftoßene natürliche electrifche Ma:
terie abgeführt, es kann folglich) die det innern Bele—
gung zugeführte dafelbft angehäuft, und die Flaſche
fann geladen werden. So viel electriihe Materie
der innern Belegung zugeführt wird, fo viel wird da:
durch aus der äußern Belegung abgeftoßen. - So viel
alſo
Electriſche Materle. 814
alſo Bie innere Belegung einen Ueberſchuß an electri⸗
fcher Materie empfängt, fo viel erleidet die Aufere dar:
an Verluſt. Es folgt hieraus: daß die äufere Bele⸗
gung negativ electriſirt ſeyn muß, waͤhrend die innere
es poſitiv iſt, wie auch die Erfahrung lehrt ($. 1344.) 3
daß man eine Flaſche durch die andere zugleich laden
fönne ($,. 1345.); und daß nad) der Ladung die Quan⸗
tität Des electrifchen Fluidums in beyden Belegungen
nicht größer oder kleiner iſt, als vor der Sadung, wenn
anders die Delegungen gleichen leitenden Slächenraum
haben, welches Feinesweges der Fall ift, wenn die ge:
ladenei Flaſche mit ihrer innern Belegung noch mit
dem Conductor der mn in leitender Verbin:
dung iſt.
§. ı 340. Wird die innere Belegung der Flaſche
negativ electrifirt, fo wird ihr von ihrer natürlichen
electrifchen- Materie entzogen. Die natürliche electri-
fche Materie der äußern Belegung firebt dann diefen
Mangel zu erfeßen, und. die Aufere Belegung zieht
alfo von den berührenden Seitern fo viel eleeteifche Ma:
terie an, 'als die innere Belegung davon verliert
Die äußere Belegung wird alfo in dieſem Falle po:
fitiv electriſirt, und die abſtoßende Kraft diefer dar
felbft angehäuften efeetrifchen Materie verftattet die
Entziehung derfelben von der innern Belegung. Iſt
die äußere Belegung ifolirt, fo kann die Slafche nicht
geladen werden, weil die jeßt verftärfte Anziehung
der Materie der Aufern Belegung zum electrifchen
Fluidum die Entziehung deffelben von der innern Be:
legung hindert.
$ I 350.
N
812 IL. Theil. 4. Hauptftück
$. 1350. Man ſieht alſo, daß nach dem Frank
liniſchen Syſteme in der Erklaͤrung der Ladung der
Flaſche alles, wie ben der Erklaͤrung der electtiſchen
Wirkungskreiſe und ihres Geſetzes (ßx. 1318. f.), auf |
abftoßende und anziehende Kraft zuruͤckgebracht we:
den fann,
$. 1351. Die auf die eine ober andere Art ar:
fadene Zlafche zeigt nun, menn fie völlig ifolirt if,
bey der Berührung ihrer einzelnen Belegungen Fein:
Efectricität, meil die anziehende Kraft der negativen
Belegung zu der auf der pofitiven Belegung angehäuf:
ten electrifhen Materie fchon durch dieſe ins Gleich
gewicht gebracht ift, und deshalb aus dem berüßren:
ben Seiter. feine electrifche Materie weiter anzkkr;
bie electrifche Materie auf der pofitinen Bee
gung durch diefe Anziehung der negativen Belegunz
in ihrer abftoßenden Kraft ebenfalls ins Gleichge
wicht gebracht ift, und fich alſo feinem berübrenden
feiter weiter mittheilen fann.. Bringt man aber bev:
de Belegungen in leitende Verbindung, fo geht der
Ueberſchuß der electriſchen Materie der pofitiven Seite
auf die negative Seite gänzlich über, und der natuͤt
Tiche efectrifche Zuftand beyder Welegungen wird mie:
derhergeſtellt. Muß der electriihe Strom hierber
diie luft durchbrechen oder durch einen Michtleiter ae |
Ken, der ihm niche Widerftand genug entgegenfegen
fann, oder kann der feiter den ganzen Strom nic |
faffen, fo enrfteht Exploſion. Zugleich erheller hier
aus, warum der Durchgang des electrifchen Stroms
durd)
Electriſche Materie. 813
Durch den ifplirten auslabenden feiter dieſen nicht elec⸗
teifiee (5. 1 340
9. 1352. Nach dem puafififien Spfteme läßt
ſich die Erflärung der Sadung und Entladung der be:
legten Flaſche und der begleitenden Phänomene eben:
falls leicht geben. Wird naͤmlich die innere Belegung
durch Mittheilung electrifire, 3. B. + E, fo ftößt
die dem Glaſe zugeführte Electricität die gleichnamige
der Außern Belegung ab und bindet die ungleichna-
mige oder das — E. Iſt die aͤußere Belegung ifolirt,
fo fann fie ihr abgeftoßenes + E nicht fahren laſſen,
und ihe — E wird nicht.frey, folglic) kann auch die
innere Belegung fein + E erhalten, und die Slafche
fann alfo..nicht geladen werden ($. 1333.). Bes
rührt man aber die äußere iſolirte Belegung, waͤh⸗
rend daß der innern + E zugeführt wird, mit dem
Singer, fo erhält man einen Zunfen, indem num
das abgeftoßene + E fi) mit — E aus dem Tin: .
ger färtigen Fann. Iſt die Aufere Belegung. nicht
ifoliee, ſo kann diefes + E ſtets abgeführt und
die Slafche völlig geladen werden. Die geladene. Sa:
fche zeige nun, wenn fie völlig ifolirt ift, ben der Ber
ruͤhrung ihrer einzelnen Belegung keine Sunfen, meil
das -+ E der einen Seite durch das Glas hindurd) hin⸗
dert, daß das — E ber andern Seite ſich nicht mit
neuem + E aus dem berührenden feiter fättigen kann,
und auch das — E der einen Seite nicht zulaͤßt, daß
das + E der andern Seite frifches — E fättige,
Bringt man aber beyde Belegungen in leitende Ders |
bindung,
Bı4 11. Theil. 4. Hauptfüd.
bindung, fo fällt Diefe Urfacd) weg, und bende entge⸗
gengefeßte Electricitäten fättigen ſich nun Durch wirf:
lichen Uebergang, da fie fi) vorher nur Banden, und
es entfteht der Erfchätterungsfunfen. Zugleich erhel
let aber auch hieraus, warum diefer dem ifolirten la:
ter, ‚durch welchen er geht, ‚Feine Electricität ertbeilt
($. 1340.). Eben fo läßt ſich auch daraus einjeben,
warum man nach $. 1345. eine Slafche durch die Be
legung einer andern electrificen kann.
$. 1353. Die. Electricitäten haften eben fo aut
in der Fläche des Glaſes felbft, fo wie auf- der Bels
gung, und daher zeigt auch das Glas, von der ifofir
ten Belegung durch ifolirende Körper getrennt, um
mit neuer Belegung verfehen, noch fadung ($. 1342)
und giebt. aus eben. diefem Grunde nach der erften Ext:
ladung noch einen zweyten ſchwaͤchern Erſchuͤtterungs⸗
funfen ($. 1341.). |
Der Eleetrophor.
$. 1354. Wenn man einen dünnen, glatten
und trodenen Harzkuchen, der in einer metallenen
Schüffel liegt, mit einem Kaßenfelle reibt, und dann
ein rundes Bret, das mit Stanniol überzogen, und
im Durchmeffer Fleiner ift, als der Kuchen, vermit;
telft ſeidener Schnüre auf den geriebenen Kuchen fest,
und daffelbe mit dem Singer berührt, fo entſteht ein
Heiner Sunfen; und hebt man dann den Kuchen an den
feidenen — wieder iſolirt in die Höhe, und be:
rührt
l
Electriſche Materie. 815
ruͤhrt ihn hier wieder, ſo erhaͤlt man wieder einen
Funken: und dies kann man ſehr lange Zeit immer
wiederholen.
$. 1355. Dieſe Vorrichtung heißt ein Electro⸗
phor oder beſtaͤndiger Electricitatstraͤger (Electro-
phorus perpetuus), den Hr. Volta zuerſt 1775 be⸗
kannt machte, Herr Wilke aber ſchon 1762 unter
einer etwas andern Geſtalt erfunden hat. Die weſent⸗
lichen Theile des Electrophors find: 1) der Kuchen;
2) die Form, oder der Teller, oder die Schuͤſſel;
3) der Dectel. Die beyden erſtern BARON heißen -
auch die Baſis.
‚Volta, in den Scelta di opuscoli interefJanti: T. IX. ©. 91,
und T. X. 37. Lettre de Mr. Alex. Volta [ur l’electro- °
phore perpetuelle de fon invention, in Rozier obferva-
tions fur Fa phyf. T. VII. ©. 21 ff.
* — — sagefenten Electricitäten, in den ſchwed.
271
— 3 Anfangtgrinde der.Electricität, hauptſaͤchlich in
Beziehüng auf den Electrophor, im feinen vermiſchten
Schriften, 8.1. ©. 1. ff.
. 1356. ‘Der Auchen des Electrophors kann
eine jede nicht = leitende Platte feyn, z. B. Glas, -
Pech, Siegellad, in welchen die Efectricität durch
Reiben mit fhiflichen Materien urfprünglich erregt
werden Fann, nur muß fie nicht zu dick ſeyn. Am ges
wöhnlichften nimmt man dazu harzige Materien, und
Das gemeine weiße ober ſchwarze Pech oder Eolopho:
nium dient recht gut, wenn man es Durch) etwas zuge:
ſetzten Terpenthin inder Sprödigfeit vermindert hat.
!
$. 1357.
816 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
$. 1357. Man gieft das gleihförmig gefloſſene
Harz in die Form, die aus einer leitenden Mafle be
fiehen muß, und aus einer runden entweder metale
nen, 3. B. meflingenen, oder auch hölzernen mit
Stanniol auf beyden Seiten gehörig belegten Scheibe
mit einem aufwärts gebogenen, inwendig 2E linie fe:
hen, Rande gemacht wird. Der Rand und die Eden
des Tellers muͤſſen wohl abgerundet ſeyn. Man gießt
fo viel geſchmolzenes Harz hinein, daf es mit dem
Rande gleich hoch ſteht; dieſer aber doch unbededt
bleibt. Die Oberfläche des Kuchens muß Yollfommen
Hlatt, ohne Blafen und Riſſe, und ohne Wermen:
gung mit leitenden Materien feyn, und feine untere
Fläche muß die obere leitende Fläche der Form oder
des Tellers allenthalben genau berühren.
$. 1358. Der Dedel, den man auch wohl we
gen der Geſtalt, die ihm einige gaben, die Trommel,
fonft aber aud) den Eonductor nennt, muß 1) aus
einer ftarf leitenden Subftanz beftehen. Man nimmt
dazu entweder eine zinnerne, oder auch eine hoͤlzerne,
gehdrig abgerundete, und mit Stanniol ganz glatt
überlegte, runde Scheibe, deren Durchmeffer nad
der Größe des Kuchens mehrere Zolle kleiner ift, als
ber des Kuchens.. Um ihn 2) ifolirt auf den Kuchen
zu ſetzen oder Davon abnehmen zu fönnen, dienen fei-
dene Schnüre von hinreichender fänge, die man an
feinem Rande oder in der Fläche felbft befeftige hat;
oder auch ein in deffelben se angefütteter glaͤ ſernet
Sengei
$. 1359.
LG
Eleteißhe Mateie· 817
- 6.1359. Man erregt die Electricität des Kur
— am beſten, wenn man ihn erſt etwas weniges
erwaͤrmt, und dann mit einem trockenen warmen Kar
tzenfelle oder Fuchsſchwanze peitſcht, und zwar wird
die ſe Electricitaͤt am groͤßeſten, wenn die Form nicht
iſolirt iſt. Wenn ſie alſo auf einem mit Wachstuche
beſchlagenen, oder ſonſt nicht gut leitenden Tiſche ſteht,
ſo muß man noch eine metallene Kette vom Rande
der Sorm herab Ringen laſſen.
$. 1360. 1) Wenn man ben Dedel auf den
geriebenen Harzkuchen vermittelt ber feidenen Schnüs
re auffeßt,. und dann mit dem Finger berührt, ſo e er⸗
hält man einen kleinen Funken. 2
G. 1361. 2) Ein mit dem Deckel in feitender
Verbindung ftehendes Efectrometer zeigt Electricität,
wenn man den Dedel ifolirt auf den Kuchen feßt,
und hat negative Electricität, wenn der Kuchen ner
gative-hatte; immer bie gleichnamige des Kuchens.
$. 1362. 3) Nach dem Berühren des ifofirt
aufgefeßten Dedels mit dem Singer zeigt das Electro:
meter feine Electricitaͤt an, und es iſt nach dem Aus⸗
bruche des Funkens keine Electricitaͤt im Deckel wei⸗
ter zu ſpuͤren.
6. 1363. 4) Hebt man den Deckel unberuͤhrt
und iſolirt wieder in die Höhe, fo zeigt Das Electro:
meter Feine Electricität darin weiter an, wenn ber
Deckel gehörig weit vom Kuchen entfernt, wird, und
3 giebt
818 It. Thal. 4. Hauptſtuͤck.
giebt feinen Sunfen bey der Berührung mit dem Sin:
ger, den er auf. dem Kuchen liegend fogleich giebt.
$. 1364. 5) Berühre man mit einem Finger
die nicht⸗ iſolirte Form des Kuchens, und mit dem an-
dern den ifolirt darauf gelegten Dedel, fo erhält man
einen Erfchätterungsfunfen, und dann ift alles wie
der tobt. | 5
$. 1365. 9 Wenn man aber den Deckel,
nach dem Beruͤhren auf dem Kuchen keine —
iat weiter zeigt, an den ſeidenen Schnüren in die H%
be sieht, fo zeigt das Electrometer gleich wieder Eier:
tricitaͤt. Man erhält beym aberinäligen Berühren in
der Höhe einen ftechenden Sunfen, und zwar ftäcker,
wenn man den Dedel vorher nad) $. ı 364 als nach
6, 1360. berührt hat. a
$. 1366. 7) Das Electrometer jeigt in dem be:
zührten und ifolirt aufgehobenen Dedel pofitive Elec⸗
- trieität, wenn der Kuchen negative hatte; immer die
entgegengefeßte Electricität des Kuchens.
$. 1367. 3) Wenn der Dedel nach dem Be-
rühren auf dem Kuchen ifolirt in die Höhe gehoben,
und ohne in der Höhe berührt worden zu ſeyn, tie
der auf den Kuchen gelegt wird, fo bleibt Fein Zeichen
der Electricität, während daß der Dedel auf dem
Kuchen liegt; fie zeigt ſich aber ſogleich, wenn der
Deckel wieder iſolirt in die Hoͤhe gehoben wird. |
$. 1368. 9) Wenn die Bafis iſolirt ift, ſo er:
galt man einen — Euren ; Wenn man ben
auf
Electriſche Materie, g19
auf den Kuchen ifoliet gelegten Deckel berührt, ver
aber nicht fo ftarf ift, als wenn die Bafıs nicht ifolire
ift ($. 1360.), fonft aber ebenfalls einen Erſchuͤtte⸗
rungsfunfen, ‚wenn man die Form und den n Kuchen
zugleich berührt.
$. 1369. 10) Wenn man in diefen Fällen den
Deckel ifolirt in die Höhe hebt, fo ift er electriſirt,
zugleich ift es aber auch die Form, und zwar ift fie
gleichartig mit der Electricitoͤt des Kuchens. |
6. 1370. 11) säßt man den in ber Höhe be⸗
ruͤhrten Deckel zum andern Male auf die iſolirte Baſis,
nachdem man das erſtere Mal Form und Deckel zu⸗
gleich berührt hatte, fo ift bey der zweyten ähnlichen
Berührung der —— — nur ſchwach,
oder gar nicht da.
6. 1371. 12) Wenn man Ne Bafe ‚noch *
man den Kuchen durch Reiben electriſirt hat, iſolirt,
den Deckel auflegt, ihn mit dem Finger oder einem
andern nicht⸗ iſolitten Seiter berührt, während mar
die Schäffel durch eine Electrifirmafchine poſitiv efer-
trifirt, fo wird der Electrophor zu allen bis jegt anger
führten Erfcheinungen tüchtig gemacht, als wenn man‘
den Kuchen mit dem Fuchsſchwanze gefihlagen hätte.
Dan fieht leicht, daß bey dieſem Werfuche der Elec⸗
tröphor als eine e geladene Harztafel angefehen werden °
kann.
$. 1372. Man kann den Electrophot als eine. |
Electriſirmaſchine brauchen, und bie nöthigften electri⸗
Sffa | ſchen
P
820 II. Theil 4. Hauptflüd.
ſchen Verſuche mit ihm anftellen, da die Efectricitit
feines Kuchens eine lange Zeit dauert, wenn man ihn
vor Feuchtigkeit. bewahrt. Man fann mit dem De
del, wenn man ihn nach dem Berühren und Aufjie:
ben dem Knopfe einer feiner Flaſche nähert, dick
nach und nad) faben, indem man ihre äußere Bela
gung mit leitender Materie verbindet, oder aud in
der Hand hält; auch auf die entgegengefegte Art la:
den, indem man fie an dem Auopfe faßt, und vi
Zunfen aus dem Deckel in ihre — Belegung
ſchlagen laͤßt.
$. 1373. Durch eine geladene Flaſche kann man
num auch die Electricitaͤt des Electrophors ſelbſt wer:
flärfen; wenn er naͤmlich mehr negative Electrickit
haben foll, fo ftellt man die auf der inneren Seite 1
fitio geladene Flaſche auf den, Kuchen, und führt ie,
indem man. fie bey dem — faßt, auf dem Kuchen
bin und her.
, & 1374. Die — des Electronker
laſſen fich ſaͤmmtlich fehr gluͤcklich aus den electriſchen
Wirkungskreiſen erklären und. dienen auch zuglead,
um die angeführten. Gefeße der Electticitaͤt ins ct
ju feßen. Jeder geriebene. Electropher ift mit feinem
darauf liegenden Deckel als eine geladene und belegte
$eidner Flaſche oder Glastafel anzufehen, und verhält
fih) auch wie dieſe. Wird nämlich der Harzkuchen
mit dem Fuchsſchwanze gerieben, fo wird er megatid
electrifirt, d. h., es wird ihm von feiner natuͤrlichen
electeiſchen Waaterie entzogen; und weil duͤnne Nicht⸗
leitet
Eleetriſche Materie. : “ Ser
Veiter der Vertheilung der Efectricität nicht mwiberfie-
Ken C$.1312.), fo ſtrebt die electrifche Miarerie der _
En die als| die untere Belegung der Harztafel
anzufehen iſt, dieſen Mangel zu erjeßen, und zieht -
Daher aus den berührenden feitern verhältnifmäfig
fo viel eleetrifche Materie an, als die obere Släche ver;
liert; und es ift hier alles fo, wie, bey der Ladung
einer Slafche, bie auf ihrer innern Seite mit negatiber
Electricitaͤt verfehen wird ($. 1349.). Mean fieht
Zugleich hieraus, warum die Bafis nicht ifolirt und
der Harzfuchen nicht zu did, feyn muß. Der gerie⸗
bene Harzfuchen hat aljo nun auf feiner obern Släche
negative Electricität, während die Form die pofitive
hat; beyde Electricitäten binden fich aber wechfelfeitig.
Wenn der leitende Dedel ifolirt auf ven Kuchen gelegt
wird, ſo ftrebt die natürliche electrifche Materie deſſel⸗
ben, fich in den negativ: electrifirten Kuchen zu ergie⸗
Ken, und es entfteht in dem Deckel Electricität durch
Vertheilung; die obere Fläche wird negativ, während
die untere pofitiv ift. Iſt die Bafis ifolire, fo wird
durch die pofitive Efectricität der Form die negative
der obern Fläche des Kuchens in ihrer Thätigfeit ges
bemmt, und daher ift die negative Efectricität der
obern Fläche des Deckels nur ſchwach. Beruͤhrt mar
‚aber die ifolirte Form und den aufliegenden Deckel
-jugleich, fo Fann die Form ihre angehäufte electriſche
Materie entlaffen, die ſich in die obere Fläche des
Dedels gleichförmig ergießt; die Anziehung der nega⸗
tiven Fläche des Kuchens kann num freyer auf die
natürliche efeetsifche Materie des Deckels wirken, und
fie
823 U. Theil, 4. Hauptſtuͤck.
fie nach feiner untern Fläche ziehen. Man ſieht num
leicht, warum man in dem angeführten Falle einen
Erfchätterungsfunfen erhält; man ſieht aber auch,
warum man diefen erhält, wenn bie. Bafis nicht iſo⸗
fire ift, und diefe und der Dedel zugleich berührt
werden. Wenn man den Dedel auf den geriebenen
Kuchen, deſſen Bafis nicht ifofirt ift, iſolirt gelegt
hat, und ih mit dem Finger berührt, fo entſteht
ein Funken, teil fid) aus dem berühtenden Singer
electrifche Materie in die negative obere Fläche des
Deckels ergießt. Nun ift alle Electricität wieder vor:
bey. Hebt man aber jeßt den Deckel ifolire in bie
Höhe, fo ift er poſitiv electrifire, weil fi) die auf der
untern Fläche vorher angehäufte. electrifhe Materie
über den ganzen Deckel verbreitet, und feine obere
Släche ihren Mangel durch Berührung mit dem Fins
gern fchon erfeßt hat. Bey dem Wiederauflegen des
in der Höhe ifolirt gebliebenen (unberührten) Des
eis auf dem Kuchen, muß nothwendig alle pofitive
Electricität deffelben mieder verfchwinden, fo mie
gleicher Maaßen ben dem Aufheben des Deckels von
bem Kuchen, der während feinem Daraufliegen nit
berührt worden ıft, fich Feine negative Elecrricität
darin äußern Fann. — MWenn man den Deckel ife:
lire auf den Kuchen gelegt hat, deſſen Schuͤſſel iſolitt
ift, fo geht ben gleichzeitiger Berührung des Deckels
und der Schüuffel, wie ſchon gefagt ift, die jet thaͤ⸗
tige natürliche electrifche Materie der Schüffel in den
Dedel über, um den Mangel deffelben auf der Dber:
fläche zu erfeßen; und daraus erhellee nun, warum
r — Tal nad)
A ;
Eleetriſche Materie. 825
nach. dem Abheben des Deckels auch die Form negativ
electrifirt ift ($. 1369.), und warum ber Erfolg
des $. 1370. nachher eintritt. Die Ladung des Elec⸗
trophors auf.die $. 1371. angeführte Weiſe bedarf
keiner Erklärung, da fie atıs der fadung der belegten
Flaſche und dem (5. 1312.) angeführten Satze folgt.
So laſſen ſich alſo alle Erſcheinungen des Electrophors
Dem Frankliniſchen Syſteme gemäß genugthuend, und
aus bloß anztehenden und abſtoßenden Kräften er:
Hären.. | | |
$. 1375. Nach dem dualiftifhen Syſteme iſt
die Erklaͤrung folgende. Wird der Harzkuchen gerie⸗
ben, fo wird ſein natuͤrliches — E auf ber obern
Seite frey, und da duͤnne Michtleiter der Bertheilung
der Electricitaͤt nicht widerſtehen, fo bindet dieſes —E
gleich viel + E auf der andern Fläche des Kuchens,
und ſtoͤßt das — E diefer Seite aus. ft die Bafıs
nicht iſolirt, fo geht dieſes —E frey aus, oder färtigt
ſich dus den leitenden Körpern mit andern E. Setzt
man den iſolirten Deckel auf den Kuchen, ſo bindet
Das — E der obern Seite des letztern das + E des
Didels, fo bald er in-feinen Wirfungsfreis kommt,
und das — E des Dedels wird frey und nach der
obern Seite zu ausgeftoßen. Daher zeigt nun ver
Dedel, während daf er auf dem Kuchen liegt, auf
der obern Seite — Ex. Beruͤhrt man ihn hier mit
dem Singer, fo füttige ſich diefes freye — E mit 4E
aus demfelbigen und es entſteht ein Funken; nun
ſcheint aber alles wieder todt. Hebt man aber den
Deckel nad) diefem Berühren an feinen Schnuren in
ee die
824 11. Theil. 4. Hauptſtuͤck.
bie Höhe, fo wird das +E der untern Seite befkt
ben, das vorher durch das — E des Kuchens gebun,
. ben war, wieder frey, wenn es aufer den Wirfunge
kreis des Kuchens fommt, und der Deckel hat jek:
eigentih FZE—E FTE= +E, iſt alfo. pofitis
electrifirt, und giebt beym Berühren mit dem Finse
einen Funken, ober ‚fein freyes + E fättigt fich mit
— E aus dem Finger. Segt man den Deckel, ohne
ihn in der Höhe berührt. zu haben, ‚wieder auf des
Kuchen, fo bindet das — E des letztern das + E des
‚erftern, und es ift feine Eleetricität weiter zu fpuren.
Wenn die Baſis iſolirt if, fo fann das + E du
Form nicht abgeführt werden. Denn wenn Die ober
Seite des Ruchens — E hat, fo bindet die ſes gleich
viel + E der untern Seite; dieſes 4 wirft aber auch
zugleich auf die innene Seite der Form und ſtoͤßt das
-+ derfelbigen ab, und zieht dag — E an. Wir
ber Dedel auf den Kuchen gelegt, fo fann das nicht
ganz frene — E des Kuchens nicht fo viel + E des
Dedels binden, folglich nicht fo viel —E frey machen,
und daher ift bey der Berührung des Deckels det
Funken nur ſchwach. Wenn aber Form und Dedel
augleich berührt werden‘, fo ift der Sall anders, denn
nun fann die Sorm ihr + E fogleich entiaffen, und
alſo fann das — E des Kuchens num freyer voirfen,
und es entfieht der Erfchütterungsfunfen, indem fich
das aus der Form abgeführte + E mit dem freven
— E ber obern Seite des Dedels ſaͤttigt. — Wenn
aber auch die Bafıs nicht iſolirt ift, fo entſteht doc
ber Erfchütterungsfunfen, wenn-man Dedel und Form
zugleich
/
en Eleetriſche Materie i 5
zugleich berührt, eben weil die Form ihr FE exieläßt,
indem bie obere Seite des Kuchens . bas J7 E
des u befchäftigt wird.
Der Eondenfater, der Eollector und
Der Duplicator der Electricität.
$. 1376. Auf die lehre von den electrifchen Wir⸗
Fungsfreifen: gruͤndet fich auch noch der Condenſator
der SElectricitaͤt, eine Erfindung des: Hrn. Volta,
und ein fehr wichtiger Beytrag zum electrifchen Ap⸗
parate. Er ift dem Electrophor ähnlich, nur daß er
nicht wie diejer aus einer ifolirenden, fondern aus
einer halbleitenden oder fehlechtleitenden Platte befteht,
auf welche der wohl abgerundere Deckel von Metall
vermittelft feidener Schnüre gelegt wird.
Volta, in den philof. eransact. Vol. LXXIIA P. I.
. 1377. Man madıt diefe Platte aus trocknem
und reinem Marmor oder Alabafter, oder auch aus
Holz; mit Siegellack oder Firniß ganz dünne uͤberzo⸗
gen, u. dergl. Kalbleitender Materie. - Der, Dedel
muß ganz genau an. die Platte anfchliefen. Man
kann aud) eine Metallplatte mit Taffent auf ihrer un⸗
tern. Seite überziehen ‚ feidene Schnüre daran befeftl-
gen, und fie dann fo ohne untere Platte brauchen,
wenn man fie auf einen Tifh, Stuhl, Buch, und
vergl. legt.
$. 1378. Vermittelſt diefes Condenfators kann
man Auferft ſchwache Efectricitären, die fonft nicht '
bemerkbar feyn, oder, welche fchnell und feicht ver:
ſchwin⸗
8326 u Theil. 4. Hauptſtuͤck.
ſchwinden würden, merklich machen und fanmeln,
und er verdient daher auch den Namen eines Mikro
electroffope oder YiTifroelectrometers.
‚$. 1379. Die Wirkung des Condenfators beru:
het darauf, daß in einem electrifirten Körper, men
ein anderer mit feiner natürlichen Electricitaͤt verſehe
ner Körper in feinem Wirkungskteiſe iſt, die Intenſtt
‚feiner Electricitaͤt vermindert, und er folglich füge
‚wird, mehr Electricität anzunehmen, oder feine Ca
pacität vermehrt wird. Dieſe Capacität wird bey der
Berührung am gröfeften, wenn nur. daben die wirt
diche- Mittheilung oder der Uebergang der Efectriciit
verhuͤtet wird, welches man erhält, wenn nian den
‚Körper ohne alle ſcharfe Ecken und ‚Spißen fo gar
als möglich) mad.
$. 1380. Wird alfo dem Deckel des Condenſa⸗
tors Electricitaͤt zugeführt, z. DB: pofitive, fo Binde
‚die Baſis das eleeteifche Fluidum mehr, Die Fntenie
tät deffelbigen mwird vermindert, und die Capacität
des Dedels wählt, und jo fann fic) immer mehr und
‚mehr von der zugeführten Electricität fammeln, die
unbemerfdar ift, fo lange der Deckel auf der Baſis
ruht, aber fich fogleich zeigt, wen man ihn an den
feidenen Schnüren hinlanglich davon entfernt.
'$. 1381. Um Bierbey den wirffichen Uebergang
ber dem Dedel zugeführten' Efectricität in die Baſis
zu verhüten, wählt man «ben zur Teßtern einen un
vollfommenen oder. Halbleiter, der dieſem Ueber—
‚gange der Electricität flarf genug widerſteht. ine
Electriſche Materie. 827
voͤllig ifolirende oder nicht = leitende Baſis wuͤrde nicht
dienen, weil ſie der Vertheilung der electrifchen At⸗
mofphäre iu fehr mwiderfteht, und folglich die Capaci⸗
tät des darauf liegenden Dedels nicht vermehrt wird,
Ein dünner iſolirter Condenſator ift daher ebenfalls
auch unwirkfam.
$. 1382. Durch den Condenfator hat man ent=
det, daf bey verfchiedenen Zerftörungen oder neuen
Zufammenfegungen von Körperarten, wobey Waͤr⸗
meftoff wirffam ift, fich Electricität entwidele, als
ben der Ausduͤnſtung des Waſſers, beym Verbrennen
der Kohlen, bey der Erzeugung von ABafferftoffgas
und Salpetergas, bey der Erhigung des menſchlichen
Körpers durch Bewegung, u. dergl. m. Iſt die
Efectricität eines Körpers, den man unterfucht, fo
ſchwach, daß der Condenfator nur ſchwache Spuren
Davon zeigt; fo fann man fie nad) Hrn. Cavallo das
Durch merflicher machen, daß man fie von dem grö-
fern Deckel an einen zwenten kleinern Condenjator
verfeßt, und fie folher Geftalt noch mehr condenfirt.
$. 1383. Gegen diefen Volta'ſchen Condenſator
hat Hr. Cavallo den freplic gegründeten Entwurf
gemacht, daß durch die Operation mit demfelben Elecz
tricität urfprünglich erregt, oder die Bafis electrophor
rifch werden kann, wodurch dann allerdings die damit
erhaltenen Reſultate trügerifh ausfallen muͤſſen.
Allein Hr. HR. Kichtenberg hat diefen Fehler durch
folgende finnreiche Einrichtung deffelben vollig gehe:
ben. Auf eine Metallplatte, wozu die äußere Seite
jedes
IL Theil. 4. Hauptſtuͤck.
jedes flachen zinnernen Tellers gebraucht werden Tann,
werden 3 Stüdchen Scheibenglas, fo Flein als man
fie nur erhalten fann, etwa in der Größe des Bud
ftabens o, in einen ungefähr gleichfeitigen Triangel
gelegt. Auf diefe 3 Glaspunete wird nun der Teller
des Condenfators gefeßt, der fonft die metallene Un-
terlage nicht weiter berühren muß. Auf Diefe Art
wird bloß eine dünne tuftichicht zwiſchen ziven Seiten
erhalten, und dadurch der Zwed der Einrichtung dei
Condenſators völlig erreicht, dabey aber der Fehlet
der gewöhnlichen Einrichtung vermieden. Es ift aut,
bie Platten vor jevesmaligem Gebrauch zu erwärmen.
* rrledens Naturiehre, von Hru. Lichtenberg. 6. Aufl. &.sog.f.
- 1384. Hiermit fommt aud) der vom Hrn. Ca⸗
vallo vorgefchlagene Kiecr-icıtätsfammiler oder Col:
Jector überein, der im Grunde der lichtenbetgiſche
Eonvdenfator mit doppelter $uftfchicht iſt. Er beſteht
aus einer Zinnpfatte, 13 Zoll fang und 8 Zoll breit,
an deren fürzere Seitenränder zivey zinnerne Röhren,
die an benden Enden offen find, angelöthet find. In
- ein hölzernes Fußgeſtelle find zwey gläferne, mit Sie⸗
gellack uͤberzogene, Glasfuͤße eingefüttet; ihre obern
Enden find in die untern Deffnungen ber zinnernen
Möhren eingekuͤttet, ſo daß die Zinnplatte durch die
Glasroͤhren vertical getragen wird, und völlig ifolırt
if. An AMs hölzerne Bodenſtuͤck, das die Zinnplarre
trägt, ift auf beyden Seiten ein höfgerner Rahmen mit
Huͤlfe eines Charniers befeftigt, fo daf diefe Rahmen
entweder mit der Platte parallel geftelle, oder bort
zonta!
> Electrifehe Materie,» *
zontal niedergelegt werden koͤnnen. Lieber die innere
Seite dieſer Rahmen iſt von der Mitte ihrer Hoͤhe
Goldpapier ausgeſpannt, ‚das noch wirkſamer mit
Dännem: Stanniol uͤberzogen werden kann. Wenn
die Rahmen vertical ſtehen, fo berühren fie die Zinn⸗
platte nicht, fondern find etwa 2 Zoll davon ab... Sie
find auch etwas fehmäler, als die Zinnplarte, um die
zinnernen Nöhren nicht: zu berühren. Vermittelſt
eines oben angebrachten. Fleinen Brets mit einer
Siammer fünnen die Rahmen im vertisalen Stande:
feft erhalten werben. |
Weichreibung eines neuen electrifen Inftruments, un eine:
zerfireute und wenig verdichtete Quantirät der Electricıtäf.
zu fammeln, von Hrn. Tiberus Lavallo; aus den philof.‘
J zransuct. Vol. LXXVIII. ©, 255. uͤberſ. im Journal der;
Phyſ. B. 1. S. 275. ff.
F. 1385. Wenn das Inſtrument gebraucht wer⸗
ven ſoll, fo ſtellt man es auf einen Tiſch, in ein Sen:
ſter, oder an einen andern bequemen Ort. - Man-
fielle ein Slafchenelectrometer daneben, welches durch
einen Eijendraht mie einer von den zinnernen Röhren
in leitender Verbindung if. Man veranftaltet eine
andere leitende Verbindung zroifchen der Zinnplatte-
und der electrifirten Subftanz, deren Flectricität man
in der Zinnplatte fammeln will, Um z. B. die Elec-
tricitaͤt des Regens oder der fuft zu fammeln, ſtellt
man das Inſtrument nahe an ein Senfter, und-ftecie
das eine Ende eines langen Drahts in die Oeffnung
der zinnernen Röhre, und läft das andere Ende aus
dem Tenfter in die Luft hervortragen. Durch die.
nahe Nachbarichaft der leitenden Subftanz der Rah⸗
| me
\
330 I Shell. 4. Hauptſtuͤck.
men wird die Intenſitaͤt der der Zinnplatte zugeflte
ten Electricitaͤt geſchwaͤcht, Folglich die Eapacität de
Zinnplatte dadurch vermehrt ‚ohne daß ein wirkliche
Hebergang der Electrieitäe aus ber Zinnplatte in de
feitende Fläche der Rahmen erfolgen fönnte: Wan
nun die Rahmen horizontal niedergelegt, und fo we
der Zinnplatte entfernt, fo wird die in der letztern ver
er infenfibel gemachte: Electricitaͤt jetzt fren, m
Die Kügelchen des Flaſchenelectrometers Diveram.
Durch-eine an das feßtere genäherte geriebene Sier
lackſtange kann dann die Natur der gefammelten Ex
tricitaͤt leicht: erforſcht werden. — Eine zu jchwate
Electricitaͤt kann man dadurch bemerriich made,
daß man fie aus dem’größern Collector an einen ir
nern verfeßt. | .
$. 1386. Der Zweck des Duplicatore der Eic
fricität, den Bennet erfunden, Lavallo verbeiiert,
und dem Nicholſon eine ſehr finnreiche, vortheildef
tere Einrichtung gegeben hat, befteht Darin, eine ww
ringe, jonft ‚nicht benserfdare, Quantität der Elecri
eität fo lange zu vervielfältigen, bis fie hinreichend
wird, ‚ein Electrometer zu afficiren, um fo ihre Be
ſchaffenheit zu erforichen. In Anfehung der Einrid-
tung, des, Werkzeuges verweife ich auf die unten angt
zeigten Abhandlungen. „Bey dem Gebrauche defid
ben ift aber dahin zu fehen, daß das Werkzeug nicht
noc) Nefte voriger Elestricität enthalte, die fonft ju
falihen Nefultaten Anlaß geben koͤnnten. |
Bon den Methoden, die, Gegenwart Fleiner Onantitäten zus
/ tuͤtlicher oder kuͤnſtlicher Electricität zu entdeden, 2*
Electriſche Materie: i Bar,
‚ihre Be —— — u ertennen 1: - Tiber. Cavallo; in
&rens Journ. der phrl. ©. . ©. 9. ff.
Beichreibung eines neuen uns Inſtruments, wels:
ches den doppelten Zuftaud der ri hervorbrin
von Nicholſon; ebendaf. 8.1. 1. ff. er
Finige-Erfheinungen ber Eleetriei⸗ |
tät im Iuftleeren Raume, |
$. 1387. Die Efectrieität Täßt ſich auch im luft—⸗
leeren Raume erregen, und eine Feine Electriſirma⸗
fchine unter der Glocke der $uftpumpe angebracht, lies
fert electriſche Erſcheinungen.
$.. 1388. Die verduͤnnte luft iſolirt aber nicht
mehr, ſondern leitet ſehr ſtark, und das eleetrifche
icht breitet ſich darin ungemein weit aus, und giebt.
im Dunkeln einen ſehr hellen Glanz. Wenn man
daher eine glaͤſerne Kugel, die von Luft leer gepumpt
ift, zum Reiber der Mafchine nimmt, fo erfcheint fie,
im Dunfeln ganz mit ficht ‚erfüllt. Das Leuchten
der Barometer iſt ebenfalls daher zu leiten. |
Die electriſche Schlange.
$. 1389. Wenn man eine glaͤſerne Glocke, ‚bie
oben mit einem metallenen Knopfe verfehen ift,; der
mit mehrern Spißen in die Glocke hinabfteigt, auf
einem beweglichen Teller der $uftpumpe luftdicht aufs
kuͤttet, dann die fuft darin verdünnt, und im-Duns
fein einen Funken in den Knopf der Glocke fhlagen
laͤßt, fo breitet ſich das electrifche Licht in den ganzen
Raum der Klocke aus. Dieſes electrifche Licht zeige ſich
aud), wenn man die Wand der Glocke an den Kopf
des electriſirten Conductors der Maſchine hält, und
iwar
832 II. Theil. 4. Hauptſtuc. |
zwar entftehen anfangs helle Blige, bis zuletzet dlki
mit Sicht erfälle if.
Adams Verf. über die Electricität, ©. 182, ff.
. Einige befondere Arten ber
| Electrieitaͤt.
. 1390. ‚An dem Turmalin, einer Schoͤtlch
bat man ſchon ſeit geraumer Zeit die Eigenſchaft ut
deckt, daß er, wenn er erwärmt oder auch abgekift
wird, Electricität erhält, und zwar entgegengeſcht
Electricitaͤten an entgegengeſetzten Enden. Die Ei
tricitaͤt aͤußert ſich nach der Richtung feiner Achſe, de
durch die beyden Enden des Kryſtalles geht, ſo de
dieſe die entgegengeſetzte Electricitaͤt haben. Dad
Reiben mit ſchicklichen Materien erhoͤlt er die El
citaͤt, wie andere Nichtleiter. Sonſt Hat iman de
Eigenſchaft, durch bloße Erwärmung, ohne Neter,
eleetrifirt zu werden, noch an dem brafilianghn
-Topas, am Eryftallifieten Galmey, - und am db
Facıt wahrgenommen. u:
Ich theile hier die Eigenſchaften des Turmalins im Apfict dl
die Electricität nach Hrn. Cavallo ( voliftandige
der Lehre vonder Klectricitär, ©. 26. ff.) mıt:
#4) So lange der Turmalin in einerley Grade der Wärnt ı
“halten wird, zeigt er keine Merkmale der Eleckricirät. &
wird aber electrifirt,- wenn mau ibn erwärmt oder erfältd,
und zwar in dem letztern Falle noch flärker, als in x=
erften. |
#) Die Electrieität zeigt ſich nicht auf feiner ganzen Die
flaͤche, fondern nur in der Gegend zweher eritgegengektte
Puncte, die man feine Pole nennen fans, ale;“
in gerader Linie mit dem Mittelpuncte des Steines un
aach der Richtung feiner Blaͤtter liegen ; mad meld“
Richtung er. vollfommen undurchſichtig iſt, ob er gleid
nach der andern Richtung halbdurchſichtig erfcheint.
). Während der Zeit, da der Turmälin erwärmt wird;
der eine Pol A von ibm + _E, der andere Pal B—
Electriſche Materie. 5 833
Bin er aber erfältet, fo bat während der Zeit bes Ers
tens A — E, und B > E. Wird der eine Pol mehr
erpärmt, indem der andere mehr eıtaltet, fo Bann «6
‘ Fommen , daß bende Pole + E oder — E haben. Ä
4) Wird er erwärmt, und nachher wieder abgekühlt, obne bag
eine feiner Seiten berührt wird, fo bat A+ E, B—
- die ganze Bett. der Erwärmung: und Abfühlung hindurch,
Wenn der Turmalin auf einem iſolirten Körper erwärmt
» oder erfältet wırd, fo wird diefer Körper eben fo wohl, alg
der Stein, dlectrifirr , und erhält die entgegengefeßte Elecs
tricität von derjenigen, bie fih im der darauf rubenden
Seite des Steins befindet. -
6) Die Electricitäti einer. jeden oder beyder Seiten Fann fi
in die enrgegengefehte verwandeln, wenn der Turmalin
i. dee Erwärmen.oder Erkälten verſchiedene Subftanzen bes
r t.
) Wird der Turmalim in verſchiedene Stuͤcke zericnitten, fo
“hat jedes Stud feinen pofitiven und megativen Pol, einer
jeden nach der politiven oder negativen Seite des Gteing
zur) aus welchem man das Stud geihnitten hat. Ä
8) Diele Eigenſchaften des Turmalins zeigen fib aub im Tufte
eeren Raume, aber nicht fo ftarf, als an der Luft.
9) Canton hat an einem im Dunfeln erwärmten Turmalin
während der Erwärmung ein fehr lebhaftes Licht twahrger
sommen,
-- _ Experiments onthe Turmalin, by Mr. Benj. Wil«
Jon ; in den philof. eransact. Vol. LI, P.1. S. 308. Re-
cneil de differens m&moires [ur la Tourmaline, nub-
lie par Mr. Franc. Ulr. Theod. Aepinus, a Petersbourg
1762. 8. Wilfe Hefchichte des Turmalinsz in den ſchwed.
Abhandl. B. XXVIII. S. 9% ff. B. XXX. ©. ı. ff. und
205. ff. Torb. Bergman de vi electrica Turmaliniz;
+ in feinen opusc. pkyfie. - chem. Vol.V. S. 402. ff,
Die Electricität des Boracits har Herr Hauͤy entdeckt. Er
hat ſeine Verſuche mit foihen Würfeln gemaht, tvovon $
‚Eden fo abgeſtumpft find, daß jede Abſtumpfungsflaͤche
' ‚einer nicht abgeſtumpften Ecke gegen über ftebt, und wovon
auch die zwoͤlf Kanten des Würfels abgefumpft find. Man
kann is dieſen Kryſtallen des Borgeits vier verſchiedene
Achſen annehmen, die eine Äbnliche Lage haben , und wor
von jede durch eine nicht s abgeſtumpfte Ede des Wuͤrfeis
und durch die Mitte der Abſtumpfungsflaͤche der gegen über
ſtehenden abaeftumpften Ede geht. Die electrifchen Kräfte‘
Außern fich in den Richtungen diefer 4 Achien fo, daf dies
J —0 von den beyden einerley Achſe zugehoͤrigen Eden
welche abgeſtumpft iſt, + E hat, während die gegen uͤber
febende nicht s abaetumpfte Ede — E zeigt,
Neber die Electricität des Boracits, oder Boraripathegz vom
Bu — ade Hauͤy; im Journal der Phyſik, ©. VI
—XE 7. fr vs F B r
ar | ©ga $. 1391.
%
P
834 II. Theil. 4. Hauptflüc.
6. 13912: Mocdy merkwuͤrdiger ift die Eiketric
Earl einiger Sifcharten. Am fätfften entdeckte mar i
jan dem Zitreraale,; oder electrifchen Aale (Gymaa:
electricus), der, wenn er geteißt wird, bey der %
ruͤhrung mit der Hand, oder auch mit einem leit
und ſelbſt bey der Entfernung im Waſſer , eine fit
Erſchuͤtterung und einen heftigen Stoß in den =
ten der Singer, ja jogar big zum Ellenbogen, tere
ſacht, als wenn man eine geladene feidner Flaſche ©
den Händen entladet. Bey Berührung und Keisıoı
des Fiſches durch Nichtleiter empfindet man fen
Stop. Aehnliche, wiewohl ſchwaͤchere, Wirkung
‘hat man an dem ditterrochen (Raia Torpedo) me
‚genommen, am dem Hetr Walſh wirkliche eleck
Funken fihtbar gemacht hat, als er den aus dem We
‚fer genommenen Fiſch reißte. Endlich gehört nohir
„ber der Zitterwelo (Silurus electricus), Der elech
ſche Stachelbauch (Tetrodon electricus ) un dx
T richinrus indicus.
—— On ol ah
ten dariiber forgfältig gefammelt.
Vom Zitterrochen febe man: John Walfh of the electric pr
erty of the Torpedo; in dem philo/. eransacı. vel
xıll. © 461.
Bom Zittertwels: Broufonet, in den M£m. de Pacad. voy. de
8 — Paris, 1782. FRE
om electriſchen Stachelbau eterfon, philof. var
act. Vol. LXXVL P, Il, ©. 382.
— —
Die fo genannte thieriſche Eleckricität
$. 1392. Wenn man ben einem lebenden Fr
ſche einen Nerven, z. B. den Ctutalnerven, entbldft
und
‘
Electrifche Materie. 835
und biefen Nerven mit zwey verfchiedenen Metallen,
3. DB. mit Silber und Zinn, mit Silber und Zinf,
zugleich berührt, während auch diefe Metalle mit ein:
ander in Berührung find, fo entftehr fogleich eine
frampfhafte Zufammenziehung der Musfeln, zu wel:
chen der Nerve geht. Die Erfcheinung zeige fich ‚fo
fange die Theile noch Vitalität haben. Sie zeige fich
auch ben abgetrennren Öfiedmaßen, wenn fie nur noch
Reitzfaͤhigkeit befißen.: — Wenn man das Ende der
Nerven auf ein Metall legt, z. B. auf Stanniof,
auf das entblößte Muskelfleiſch, zu welchem der Mer:
ve geht, ein anderes Metall anbringt, z. B. einen
Streifen Blatrfilber, und nun beyde Metalle durch
einen nicht = leitenden Bogen: berührt, fo ift die Er.
fheinung nicht da; fie zeige fi) aber, wenn man jene
Durch einen electrifchen feiter in Verbindung feßt,
-3. B. durch einen Metalloraht, durch eine Kohle. —
Die Erſcheinung zeigt fich ferner, wenn zwey Stellen
eines und beffelbigen Nerven mit zwey verfchiedenen
Merallen befegt und durch einen guten Seiter-in Ver⸗
Bindung gebracht werden; fie zeigt fich in dieſem Falle
nicht, wenn man die Verbindung durch einen.guten
Nichtleiter macht. , =
$. 1393. Die Berfuchelaffen fie) auf eine inter:
-effante Weiſe auch fo anftellen, daß man dem leben:
den Srofche die Haut ganz abzieht, die Eingeweide
herausnimmt, und ihn fo präparirt, daß feine Schenkel
bloß durch die Erurafnerven mit dem Rumpfe zufam:
menhängen. Man ftellt hierauf zwey Trinfgläfer mit
Waſſer gefüllt Dicht neben einander, und hängt den
gg 2 KGroſch
836 IT. Shell. 4. Hauptftück.
Froſch fo uͤber bene, daß der Rumpf in das Waller
des einen, die Schenfel in das Waſſer des andern |
Glaſes tauchen. Taucht man nun ein Metall in das
Waſſer deseinen, und ein anderes verfchiedenes Metal
in das Waffer des andern Ölafes, fo find die Zudun
gen im dem Srofche ſogleich da, fo bald auch die Me
talleloben mit einander in Berührung geſetzt werden.
$. 1394. Braucht man in diefem Falle oder in
dem vorigen nur Metalle von einerley Art, ti
- durchaus nicht verſchieden find, fo ift ben ihrer Br
ruͤhrung unter einander und mit dem Froſche feine
Zuckung deſſelben da; fie ift aber da, freylich nur
ſchwach und nur ben einem Froſche von flarfer Wircl
tät, wenn die Metalle zwar von berfelbigen Art, ar
doch in der Härte, in der fegirung, in der Aufen
Politur, in der Aufern reguliniſchen Beichaffenket,
perfchieden find. Go iſt 3. B. feine Zuckung bes Str
ſches in-dem zuleßt angeführten Verfuche da, menn
man die Verbindung des Waſſers in den Ghfäfern
z. B. durch einen Bogen von Silberdraht macht, de
durchaus gleichfoͤrmig in ſeiner Natur iſt.
$. 1395. Allein in dem angeführten Falle ($
3393.) find die Zudfungen gleich) wieder da, wenn
man das Eine Ende des leitenden Bogens mir eine
feitenden Slüffigkeit anderer Art, als bloßes Waſſer
iſt, z. B. mit einer Aufldfung von Alfali, mit Sche:
dewaffer, mit einer Auflöfung von Schtwefelalfalt
beftreicht; oder wenn man im das eine Glas bloßes
Waſſer, in das andere Effig, oder eine alfalifch
rſung, oder eine Auflöfung von Schwefelleber
oder
Eleetrifche Materie, - | 837
oder eine Salzauflöfung gießt , und die‘ Verbindung
jeßt auch nur durch ein einziges Metall macht.
$. 1396. Die angeführten Erſcheinungen von
Zuckungen hat man nicht nur bey Sröfchen und bey
Thieren mit faltem Blute, fondern auch bey warm:
bluͤtigen Thieren, und felbft bey menfchlichen Glied—
maßen wahrgenommen, fo fange fie noch Neisfähig-
keit befaßen. Nur zeigen fie fich defto ſchwaͤcher, je
geringer, bey übrigens gleichen Umſtaͤnden, die Reitz—
fähigfeie ift, und dauern defto Fürzere Zeit, je früher |
dieſe erlifcht.
$. 1397. Man applicire einen Streifen Stan: ,
niol unter die Spiße der Zunge und die Unterlippe,
fo daß er hervorſteht; man berühre hierauf die obere’
Flaͤche der Zungenfpiße mit Silber, und mit bem-
felben zugleich das Stanniol: fo empfindet man in
dem Augenblicke, da ſich beyde Metalle unter fic und
zugleich die Zunge berühren, einen fehr auffallenden,
gleichſam cauftifchen, Geſchmack.
$. 1398. Man fuͤlle einen zinnernen Becher mit
Kalfmilch, oder mit alfalifcher, mäßig farfer Lauge,
faſſe den Becher mit einer oder beiden Händen, bie
man mit bloßem Waſſer feucht gemacht hat, und brin-
ge die Spiße der Zunge auf die Flüffigkeit im Becher.
Sogleich wird man die Empfindung von einem ſauern
Geſchmacke auf der Zunge erhalten, welche die alfa:
liche Fluͤſſigkeit beruͤhrt. Diefer Geſchmack if, im
Anfange wenigſtens, fehr entfcheipend, bis er endlich
Dem
833 IL Theil 4. Hauptſtũck.
dem eigenthfimlichen allaliſchen der Ftüffigkeir Ps
macht.
6. 1399. Man nehme einen Becher von Zimm,
(nod) befler von Zinf,) ſtelle ihn auf eimen jülbermen |
Fuf, und fülle ipn mit reinem Waſſet. Steckt man
die Spiße der Zunge ins; Waſſer, fo finder man es,
wie natärlih, unſchmackhaft; fo bald man aber ;=
gleich den filbernen Fuß mit den recht benegten Hän-
ben preft, fo empfindet die Zunge einen fehr eutſchie
denen fauern Geſchmack.
$. 1400. Man bringe endlich zwiichen die finfe
obere Kinnfade und die finfe Wange eine Stang
Zinf, und jmifchen die untere rechte Kinnlade und
die rechte Wange eine Stange Silber, fo, daf dr
Metallftücfe aus dem Munde hervorragen, und ni
here hierauf diefe hervorragenden Euden einander;
fo wird man im Dunfeln bey dem Contacte beuder
Metalle sicht empfinden.
$. 1401. Wenn in allen den angeführten Faͤllen
Musfelbewegung oder Empfindung erzegt werden fol,
fo müffen Seiter von verfchiedener Art, fo wohl unter
einander, als mit den reißbaren ober empfindenden
Theilen in Berührung feyn.
$. 1402. Bey gleicher Meißfähigfeit der chieris
fchen Theile bringen: die verfchiedenen feiter in Be-
tührung unter einander und mit reißfähigen Theilen
nicht gleich ſtarke. Wirkungen hervor. Diefe find um
defto lebhafter, je mehr die angewandten Metalle von
einan:
Electriſche Materie 839-
einamder, in ber hier genannten Ordnung von einans
der abſtehen:
inf,
ne @tanniol,
Dfundzinn,
Bley /
Eiſen,
Selbfupfer /
„Kupfer,
Platin,
Soelde
Silber,
Ducdülber,
Reißbley (Holzkohle).
F. 1403. Der Erſte, welgher bie bey der Berührung,
von zwey verfchiedenen Metallen entftehenden Muskel⸗
bemegungen beobachtete, war GBalvani zu Bologna;
und maıt hat daher nach ihm bie Erſcheinungen dieſer
Ast unter dem Namen des Galvaniomus begriffen.
Die Verfuche darüber befhäftigten bald nachher eine
große Menge von Maturforfhern und Phnfiologen
in mehrern ändern; man änderte ſie auf mannigfal-
tige Weiſe ab und entdeckte eine Menge neuer That:
fachen, So wie es aber gemeiniglich mit neuen Ent
defungen phyſicaliſcher Thatſachen zu geichshen pflegt,
daß man ſogleich Erklärungen ihrer Urfachen wagt, ehe
warn noch- die Tharfachen felbft gehörig vervielfältigt und
abgeändert hat, fo geſchah es auch) hier, Man ging
gleich anfangs von einer eigenthümlichen, den leben⸗
den Organen beywohnenden, und die Muskelbewe⸗
gungen erregenden, chieriſchen Electricitaͤt aus, und
ließ die Muskeln ſich ordentlich damit laden und wie⸗
der
840 II. Theil. 4. Hauptftüd.
der entladen. Andere erflärten die Erfcheinungen vei
hemifche Mifchungsveränderungen, die ben der &
mwirfung der Metalle unter einander und mit den"
rübrenden lebenden Theilen in diefen vorgehen fol
und brachten zum Theile davon mwunderfiche Men
gen bey. Keiner von allen Naturforſchern, di ir
mit diefem Gegenſtande befchäftigt haben, hat ihn «
fo vielfahe Art unterſucht, als Herr Volta {
verdanfen wir die meiften hierher gehörigen En
ungen und die nähere Beſtimmung der dabey of
tenden Umftände. Er ift es aber-auch, der die der
wirkende Urſach zuerft aufgeklärt und ing $icht ar
und der bis zur Äberzeugendften Evidenz Dargethan t:
daß diefe Urfach, welche in den anaeführten Fl
- Musfelbewegungen erregt und ben GSefchmads : !
Hefichtsfinn afficirt, das gewöhnliche elertrifche
dum iſt, welches nicht durch einen thierifchen Sehen”
zeß, fondern durch die Berührung heterogener Im
unter einander in Action gefeßt wird; daß dieſes int:
culation gefeßte .electriihe Fluidum reißfähige Tv
reiße, und fo Musfelbewegungen und Empfindie«
veranlaffe. Es ift ihm endlich gelungen, "die hm ®
Berührung der heterogenen feiter im Action ak
electrifche Materie durch Hülfe des Duplicators he?
‚ Wahrnehmung an einem KElectrometer datjufı
So find alfo diefe Unterfirchungen zwar nicht fir
Phyſiologie aufklärend und fruchtbar gemefen, de
mehr aber für die Maturlehre im Gebiete der dit
[hen Erſcheinungen.
Ar,
Electriſche Materie. 841
AloyJfii Galvani de viribus electricitatis in motu muscularz
"commentarius. Bonon. 1791. 4. Aloyf. Galvani Abhands
lung über die Kräfte der tbierifchen Electricıtät auf die
Bewegung der Muskeln, nebft einigen Schriften der Herren
Dalli, Carminati und Ddlta über eben diefen Gegenftandys
herausgegeben von D. Joh. YIiayer. Prag 1793. 8. Nach⸗
richt von den Verſuchen des Hrn. Galvani über die Wırs
Fung der Eleetricität auf die Mustularbewegungen; im
Grens journal der Phyfif, B. VI. S. 371. ff. Briefe des
rn. Euſeb. Valli über die thierifche Electrieität; 'ebendaf.
5.382. ff. ©. 392. ff. Grens — — uͤber die ſo ge⸗
naunnte thieriſche Electricitaͤtz ebendaſ. ©. 402. ff. Schrei⸗
ben des Hrn. Prof. Keil au Gren über die fo geremte tbies
riſche Electricität; ebendaf. ©. gıu ff. chriften uͤber
Die thieriſche Eleetricitaͤt von Alex. Volta, aus dem tal,
von D. oh. Mayer. Prag 1793. 8. Carl Caſpar Creve
Benträge zu Galvani's Verſuchen über die Kräfte der thies
riſchen Electricität auf die Bewegung der Muskeln. Franks
Furt und Leipzig 3793. 8.5 inal. in Grens “Journal der
Dhyfif, 3. VI. ©. 323, ff. Chriftoph. Henr. Pfaff disl,
de electrieitate animali. Stuttg. 1793. 8.7, uͤberſ. im '
Journ. der Phyfif, DB. VIII. S. 196. ff Fortgeſetzte Ber -
merfungen über die thierifche Zlectricität , von’ Hrn. Pfaff;
ebendaf. ©. 270. ff. &. 377 ff. Nachrichten von einigen
Eutdefungen ded Herrn Galvani, nebſt Verſuchen und
Beobachtungen darüber, von Aler. Volta; ebendaf. ©.
303. fi. ©. 389. ff. €. 4. Pfaff über thieriſche Electricis
tät und Neißbarkeit. Göttingen 1794. 8. Weber die ges
reiste Muskelfaſer, vom Hrn. von Zumboldr; im neuen
“journal der Phrfif. B. 11. ©. 115. #f. Brief des Herrn
von Zumboldt an Hrn. Blumenbach; ebendaf. ©. yrı.
Ebendeſſelben neue Verſuche uber den Metalireis; ebend.
B. 111.©. 169. ff. Beobachtungen über den Muskelteitz
ben Thieren in den Galvani’ihen Beriuhen, von Herrn
wells in London; ebendaf. &. 441. ff. Weber die aereikte
TRuräeiaiez , 000 Hın. D. Pb. Michaelis; ebendaf.
.&. ı
- Des Herrn Alex. Volta neue Abhandlung über die
thierifche Electricität; ebendaf. 3. 11. ©. 141. ff, Schrei⸗
- ben des Hrn. Dolta an Gren; ebendaf. B. III. S. 479.”
Zweytes Schreiben des, Hrn. Volta an Gren über die fo ges
nannte thierifche Electrichtätz cbendaf. B. IV. ©, 107. ff.
"1404. Die” freye und bewegte electrifche
Miäterie ift ein Reitzungsmittel Für die belebte Faſer,
und die Folge ihres Reitzes bey ihrer unmittelbaren
Dutchſtroͤmung durch Diefelbe iſt Empfindung oder
Bewwegung derfelben. . Die entblößte -Musfelfafer
ober ihre Nerven find ſolcher Geſtalt das empfindlich⸗
a Ze fte
\
942, ° 1 Deil. 4. Hauptſtuͤck.
fie Electroſkop, und zeigen fo das Dafeyn eines ek:
erifchen Stromes an, der fonft das feinfte Electrome:
ter nicht in Bewegung feßen würde. Bey der De
rührung heterogener Seiter wird electrifhes Fluidum
in Bewegung gefeßt, es ſey nun, daß alle feiter im
natürlichen Zuftande davon eine geringe ben Saͤtti
gungsgrad derfelben in unmerfliher Menge überftei:
gende Dofis enthalten, und Dagegen felbft eine ver:
fchiedene Anziehungskraft. befißen; oder daß die Be
rührung derfelben unter einander felbft e8 frey macht
und fie es ftärfer oder ſchwaͤcher anziehen. Bilden nun
die feiter einen Kreis, fo wird das Fluidum dadurch
ſelbſt in Kreislauf gefegt, mas aber durch unfere bis:
berigen Werkzeuge nicht zu. entdedden war. Wenn
fo 5: DB. die entblößten Cruralnerven eines Froſches
von diefem Kreife heterogener feiter felbft ein leitendes
Stuͤck ausmachen, fo daß die ganze oder faft Die gan:
ze firömende electrifche Materie durch fie allein geben
muß, und die Nerven noch einen Reſt von Vitali: |
tät haben; fo werden die den Nerven zugehoͤrigen
Muskeln in Zuckungen gefeßt, fo bald die Herftellung
des Kreifes der feitung einen ſolchen electrifchen Strom
veranlaft, und fo oft man nad) gehöriger Unterbre:
hung deſſelben ihn gehörig wiederherſtellt. Wenn
ſich anftatt der zur Bewegung dienenden Nerven die
an der Spiße oder am Rande der Zunge, welche zum
Geſchmacke dienen, oder die aͤußern Theile des Aug⸗
apfels, in dem leitenden. Kreiſe befinden, ſo wird ‚auch
durch diefen electrifchen Strom Empfindung pon Ges
— und von Licht errez.
Er | s 1405.
Electriſche Materie 843
5. 1405. So kann man auf folgende Weiſe
h einen ſehr frappanten Verſuch Muskelbewegung
Afficirung des Sinnes des Geſchmacks und des
lehts zugleich durch den electriſchen Strom bewir⸗
Es treten vier Perſonen auf einen nicht ſehr
nden Fußboden, und werden mit einander folgen-
Maßen in leitende Verbindung gefeßt. Die erfte
der Weihe faßt in die rechte Hand, die aber mit
affer beneßt feyn muß, eine Zinfflange, und be
jet mit dem. Singer der linfen Hand die Spike der:
inge der zweyten Perfon, die wiederum mit einem
ger den bloßen Auganfel der dritten Perfon ber
hrt; Diefe dritte Perfon hält mit naßgemachter-
and die hintern Ertremitäten eines nad) der oben
. 1393.) angeführten Weiſe präparirten Froſches,
fen entblößten Rumpf die vierte und leßte Perfon .
der Reihe mit der naflen rechten Hand anfaft,
hrend fie in ber naſſen linken eine Silberſtange
alt. So mie nun der Erſte und feßte in der Reihe
ie Zinf : und Silberftange in; Berührung bringen,
md folher Geſtalt den Kreis vollenden, empfindec-
te Perfon, deren Zungenfpiße berührt wird, einen
auern Geſchmack, das berührte Auge des Dritten
nimmt einen Schein von licht wahr, und die Shen:
hel des Ftoſches, der vom Dritten und Bierten gehal⸗
ten wird, gerathen in heftige Zuckungen.
6 1406. Die verſchiedenen electriſchen leiter
jeigen das Verindgen, bey ihrer Beruͤhrung unter ein⸗
ander, einen electriſchen Strom zu veranlaſſen, nicht
mit gleicher Thaͤtigkeit ($. 1402.). Herr Volta theilt
| fie
844 N. Shell. 4. Hauptftück.
fie in dieſer Hinſicht in zwey Claffen: in troaͤm
welche die erſte ausmachen, und wohin borzhalih ix
Metalle, die Kieße und die Holzfohle gehören; =
in feuchte Leiter, welche die zweyte Claſſe ann
chen. Jedesmal nun, daf in einem vollftändigen du
von Seitern entweder einer bon der zweyten Claſſe
ſchen zwey unter einander verfchiedene von der ia
Claſſe, oder umgekehrt einer. von der erftern Ü
zroifchen zwey unter ſich verfchiedene von der im“
Claſſe gebracht wird, wird durch die bvormal
Kraft zur Rechten oder zur Sinfen ein elecinir
Strom veranlaßt, ber bey Unterbrechung des Au
wieder aufhört, bey Wiederherftellung deſſelben m
ber von neuem veranlaft wird, und fo in ben"
- fähigen Theilen, die einen Theil des leitenden A
ausmachen, Empfindung und Bewegung hervorbm
Herr Dolta hat durch feine. Unterfuchungen vr’
than, daß die electrifche Action hHauptfächlich durd |
Berührung weyer verjchiedenen Metaile mit fen“
Seitern veranlaßt wird, obgleich diejelbe auch bey S
rührung der trockenen heterogenen Seiter unter einan“
und felbft der feuchten heterogenen feiter unter cms
der Statt findet.
"551407. Die verfchiedenen Arten —
dung der leiter unter einander zur Veranlaſſung ec:
electrifchen Stromes Taffen fi) Durch Zeichnun
deutlich) machen, die. ich deshalb nach Herrn
auf der. XV. Kupfertafel hier benfüge. Sie dien
zugleich, die darauf Bezug habenden Grundfäße e
raue zu Bas Die hierher gehdrigen Seiter d
erie
Electriſche Materie. Er
en Elaſſe, wie die Metalle, find durch große Buch-
Ben, bie feiter der zweyten Elaffe oder die feuchten
eer durch Heine Buchftaben in den Figuren, anger
at. A Pe 46 17°; Sr . .
Fig. 156. Fann'den' Fall vorſtellen two der Froſchnerve dem
feñnchten Leiter a macht, der ati zwey verfdiedenen Stellen
von zwey verfchiedenen Metallen oder Leitern der erftern
Kiäffe A (Silber) und Z (Zinf) berübrt wird, die fih unter
- einander wieder felbft berühren, wie nach |. 1392; oder aift
- die Spitze der Zunge zwiſchen Silber und Stannlol, die
fi unter einander berihren, oder der Fall des $. 1397.
Fig. 157. ftelt den Fall vor, wo fih Ein Leiter der ers
ern Claffe zivifchen zwey ſich berührenden heterogenen
eitern der zweyten Claſſe in Berührung befindetz wohin
die Derfuche j. 1395. und f. 1398. gerechnet werden koͤnnen.
Wenn der Kreis: bloß von zwey Arten der Leiter, o vers’
fibieden fie aub find und fo vieltah auch die Anzahl ver
Stüde ift, woraus jeder befteht , zufammen gefeßt ift, wie
Big. 158., 159. , 160. und 1601., fo kann Fein Kreislauf des
electrifhen Finidums veranlaßt werden; denn die Kräfte
» find ſich einander gleih, die nach entgegen gefegten Rich⸗
tungen wirfeı. |
Eben dies ift auch der Fall, und es wird fein electrifcher
Strom veranlaft, der vermögend wäre, auf die zarteſten
Nerven Eindrud zu machen,. wenn von zwey oder mehs
rern verfciedenen Metallen ſich jedes zwiſchen Leitern der
wenten Elafle von einerley Art oder nahe von einerley Art
Vendet, welchen Fall Fig. 162. vorftellt, ober wenn im
dem Kreife zwey trodene Leiter von einerley Art, die mit
einem feuchten Leiter zwiſchen fich verbunden find, durch
einen trodeuen Leiter von verfibiedener Art an ihrem ans
dern Ende ‚verbunden werden, wie Fig. 163.
‚Wenn aber in dem legtern Falle A und das eine Z nicht
unmittelbar ſich berühren, fondern ein feuchter Leiter my
der aber von g verfchieden ift, fich dazwiſchen ‚befindet, wie
Fig. 164.5 dann iſt die efectrifhe Action nit mehr
“u beyden Seiten im Gleichgewichte, und es entfteht num
ein electriiher Strom. Wenn alfo g ein präparirter ——
2, 2, Stuͤcke von Zink, A Silber, und m ein Waflers
tropfen, ein Stuͤckchen feuchte Morchel, Seife, Kiebers
Eyweißz u. dergl. ift, fo wird ber in in Zudungen ges
brat , fo bald man den Kreis vollſtaͤndig macht.
In dem Falle, den Fig. 165. vorftellt, fann wieder Fein
electrifcher Strom veranlaßt werden, wegen des Gleichges
wichts anf beyden Seiten; dies findet auch in dem Falle
Fig. 166. und 167. Statt,
Aber in den Combinationen, die durch Fig. 168.7 169.
170.) 171, 0nd 172. vorgeftelt find, find fich die Retibnen, -
| ur
346
\ I. Theil. 4: Hauptſtuͤck.
durch die metalliſchen Beruͤhrungen entfpringen, ichh
einander entgegen geſetzt, folglich enkſteht eim dleci
Strom. In diefen Figuren fann g den präparirten
vorttellen , der von Perfonen R; mit feuchten Händen
halten wird, A und Zaber &: de von Silber und Fu.
Menn in Fig. 169. a zwifhen A und Z feblte, k ®
de die Combination mit der in Fig. 167. vorgeftellten Ör
einfommen und fein electriiher Strom veranlaft vun
Man Fann daber den Verfuh auf eine frappante In»
ändern. p im Kreiſe zur Linfen in Fig. 169. fep din v
fon , die ın der linken feuchten — einen ——
fel, worin etwas Waſſer a iit, bey dem Gtiele hält,
der rechten auch ein Gilberfiüd A bat. p oben im fl
zur Rechten balte in der rechten Hand ein Gtüd Zul,
der linfen die untern Ertremitäten des Präparirten fr
fhes g, deſſen Rumpf von der dritten Ober mittlen "
fon p mit der rechten Hand gehalteniwird,, mäbren #
der linken mit einer Stange Zinf das Silberftäd Atcr
ften Perfon berübrt. Wenn nun die beuden Außerku iv
fonen ihr Silber und Zink fib troden berübren lan, |
tritt der Full Fin. 167. ein, und der Frofch bleibe nis
er wird aber lebbaft erfcüttert, wenn die eine Derien ii
mit dem trodenen Zink eine. trofene Gtelle des ihm
Loͤffels zu berühren, das Waller a darin berührt, mim
der Fall Fig. 169. bergeftelle wird,
In dem Falle Fig. 173. wird, wie man nun lade
fiebt, dadurch, dafı proifhen jedes A und Z eim fear
Leiter a von einerley Art angebracht wird, die Met"
benden Seiten ber wieder ins Gleichgewicht gebratt, =
alfo die Entſtehung des electrifhen Stroms gebimden.
Fia. 174. ftellt den Typus des oben (f. 1395, ) beſchr—
nen Verfuchs dar, wo g der präparirte Fröſch if, ı,'
die beyden Gläfer mit Wafler, A den Bogen eines eine
Metalles, und m den Tropfen oder die dünne Et
von: Schwefelleberauflöfung, Salzwaſſer, Scheidemfr
u. dergl. vorftellt. Er ift dem Falle der Fig. 15 7. any
Es giebt noch eine dritte Art, das electrifche Flade
zu erregen ,, obgleıh auf eine weit ſchwaͤchere Mai, "
aum vermögend ift, einen volftändig praparirten Fri
ider noch ftarfe Vitalität bat, in Zudfungen zu werite
(Sie befteht darin, daß drey verfciedene Leiter, die ya
cius der ziochten Elafle find, den Kreis bilden, oda Ü:
zwifchenfunft eines Metalles oder eines Leiters der eri"
G’lafle. Diefer Fall, weit entfernt, den Grumbiägen !v
Lrerrn Dolta, mie man meint, au twiderfprechen, m
fi? nur noch allgemeiner. Fig. 175. ſtellt diefen Falır
wi'ben £ der Schenkel des nach J. 1393. präparirten Froe
odı’r eigentlih der tendinofe Theil des musculus galtte
en mius iſt, der den Rumpf m,oder die Ridenmustfeln, ede
and die Iſchiadnerven betuͤhrt, indem an die von
9— Eleciriſche Materie 847
a oder. zrep⸗ iöder ſeifenartige , oder ſalzige
tigkeit gebracht iſt
Volta, im MenEn —* der bhyſt, B.iv. e. 107. ff.
inige Beinerfüngen über die Natur
und Zufammenfeßung der electris
fhen Materie.
$. 1408. Ungeachtet der überaus großen Men:
> eleetrifcher Verſuche, die bis jeßt angeftellt wor⸗
en find, hat man daraus bis jegt noch wenig Folge
ungen über die Natur und dag eigentliche Weſen des
lectriſchen Fluiduins gezogen. Vielleicht hat man
ich bey der Erklaͤrung mehr Schwierigkeiten gemacht,
ils wirklich da ſind, indem man das Zufällige von
yem Weſentlichen nicht gehörig abfonderte; vielleicht
ft die vorgefaßte Meinung des dualiftifchen Syſtems
Jon zweh ſpecifiſch verſchiedenen electriſchen Materien
ſelbſt eine nicht zu uͤberwindende Schwierigkeit in der
Erklaͤrung der Natur und Zuſammenſetzung des elec—
triſchen Fluidums geweſen. Ich wage es hier, meine
Gedanken uͤber dieſen Gegenſtand vorzulegen. Waͤre
meine Erklaͤrung auch nur hypothetiſch, ſo hat ſie viel⸗
leicht doch das Verdienſtliche, neue Unterſuchungen
zu veranlaſſen, die etwa auf einem andern Wege die
Wahrheit finden laſſen. Meine Behauptungen ent:
halten indeſſen mwenigftens nichts, was nicht finnfiche
Thatſachen Tehrten, und was nicht auf Beobachtung
gegründer wäre. Auch verdienen fie vielleicht Dadurch
einige Nücficht, daß fie die electrifche Materie mit
ſehr allgemeinen Erfcheinungen der Natur in Caufal-
zufam?
2
848 IL Theil. 4 Hauptftüd.
zufammenhang feßen. Ich lege baben be
ſche Syſtem zum Grunde, ſchicke
ge allgemeine Thatſachen voraus,
Ich brauche mich nur kurz zu faſſen, *
Anwendung ſich leicht machen läßt. 2
Man veroleibe mit meiner Theorie die vom de £
neuen Tjdeen über die !ieteorologie , TE. L €
un? tie pon Gardınr ( SE
Seuers; uberjegt von ©. ein
1793. 8.) A
$. 1409. Da die poſi ts eectrfirten SR
ſchwerer, die negativ⸗ electriſttten “zz —
als in ihrem unelectrifirten Zuſtande, a
fuchungen mit den feinften Waagen; fo fol
electriihe Materie eine inponderabele S —
muͤſſe, in deren Sufammenfegung ein
Stoff eingeht.
$. 1410. Die electrifche Materie m
wirffam und thatig in und auf Nichtleite
electriſche Anzichen oder Abftofen, was eim
ger Leiter zeigt, zeigt er nur vermöge k
Armofphäre ($. 1318.), d.i, berimiml
einem Michtleiter, thaͤtigen electrifchen Maters
re die $uft eın feicer, jo würden wir ja nichts
triſchen Eriheinungen wiffen. , Das electri
zeigt fih nur ben dem Uebergange oder € Fintri
oder in einen Leitet durch einen Nichtle
Torricelliiche feere natürlicher Weiſe — * |
wenig als ein Michrleiter, jo muß auch Die:
Materie darın am freyefien werben und Da
$icht zeigen. Bey dem Uebergange des
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-. Electriſche Materie. 849
ectrifchen Funkens durch einen duͤnnen Draht; "der
avon gfühend und gefhmolzen wird, wird das efec:
ifche Fluidum nür in fo fern frei ,. ald die wenige
Raſſe die ganze Menge des firdmenden —
luidums nicht auf Einmal faſſen farm. In den lei⸗
en, ohne Verbindung mir Nichtleitern, wird alſo
ie. electeifche Materie nie fo frey, daß fie fich unfern
Sinnen bemerfbät jeigte.“ Es folgt hieraus, daß die
Nichtleiter weit weniger Anziehungskraft zur electri:
hen Materie haben muͤſſen, als die leiter.
$. 1411. "Die thätige electrifche Materie zeigt
ich als ein erpanfibeles Stuidum, deſſen Theile übers
viegende Repulſi onskraft beſihen, welche nur durch
Anziehung anderer Materien dagegen ins Gleichge⸗
vicht, und ſo zur Unthaͤtigkeit gebracht werden kann.
G. 1412. Die Anhaͤufung der electriſchen Mate⸗
ie auf einem leiter geſchieht nicht durch chemiſche Ver⸗
bindung: damit, Jondern nur durch Adhaͤſion. Der
Beweis dafür ift: daß bie electrifirten fetter nur auf
der Oberfläche, nicht im Innern, electrifirt find
($. 1247.), und daß die Vertheilung der Electricität
unter: ifolirte Seiter ſich nicht nad) ihren Maſſen, fon:
dern nach ihren Oberflächen richtet ($. 1246.).
$. 1413. : Die aus den feitern bey dem Leber:
gange durch Michtfeiter, wegen mangelnder Anziehung
der Teßtern Dagegen, ganz frey werdende eleci-:jcje
Materie zeigt fich als Licht, bey dem wir an ſich feine
Verſchiedenheit von dem fichte wahrnehmen, das
durchs Verbrennen verbrennficher Subftanzen und auf
Zah andere
850. Theil Hauptſtuͤck.
andere Welſe entſteht. Soll indeffen. unfer Geſun
organ diefes Licht, empfinden, : fo muß -es natürkhe
Weiſe, wie alles. Sicht, eine, beftimmte Zaren
quoad minimam. befißen. Daher. jeigt es fihm
ben Funken, bey dem Ausftrömen aus leitenden E
Ken, oder bey dem Einftrömen, in ‚diefelben. as
der unvollfommenen nichtleitenden Eigenfchaft der
und anderer Nichtleiter wird indeffen nicht alles dei
fie brechende oder firömende .electrifche Sluidum f-
und zum Sichtez ;und deswegen kann Durch Fur
Mittheilung der, Electricitaͤt entſtehen.
$.. 1414. Ich mache aus allen dieſen That:
den Schluß, daß die electriſche Materie nichts ande:
it, als Lichtmaterie, oder die Zufammenfegung:
der eigenthümlichen Bafis des lichts (. 802. $o:
und dem Wärmeftoffe, die ihrer ganzen Zulamms
feßung nach durch Adhaͤſion mit andern —
tent gemacht, doch nicht chemiſch gebunden, if. $
Beſtreben, fich ins Gleichgewicht zu ſetzen, ng
allein ‚von der Nepulfionsfraft ihrer Theile unter
ander, fondern auch von der Anziehungskraft ande“
Stoffe dagegen ab. Sie zeigt diefes Beſtreben m
wird chätig, wenn fie auf einem Körper uͤber kin
Sättigungsgrad .angehäuft worden ift. Durch mi
ſtaͤrkere AUnhäufung bey nicht genugfamer Anziew
anderer Stoffe, wie die Nichtleiter find, Fann fie a
| fich ganz frey werden, wo fie ſich dann als licht oft
bärt und als folches zerſtreuet. Die Anhäufun
der electrijchen Materie. auf ifolirten.Seitern würde!"
deſſen Durch die. Anziehung derfelben dagegen alen
= nie!
Electriſche Materie. : 851
icht gefchehen koͤnnen; oder diefe märde.nicht Hinrei-
yend fenn, der Repulſionskraft ihrer Theife unter ein-
nder hinlänglich das Gleichgewicht zu halten, fo daß
e fih als Sicht entwickeln und entweichen müßte,
»enn nicht die Nepuffionsfraft der efectrifchen Atmo—
häre die Anziehungsfraft des feiters Dagegen unter⸗
uͤtzte. Die Erſcheinungen des electriſchen Lichts im
Zacuum beweiſen dies. Die Wirkungen der Erpfo-
lon ſind Folgen des ploͤtzlich frey werdenden lichts
der Feuers, als expanſives Fluidum.
$. 1415. Es, erheller, aus dem Sefagten, daß
‚a8 freye Sicht nicht mehr Die electrifche. Materie iſt,
‚aß aber auch die Baſis des lichts allein fie nicht aus:
nacht, fondern daß das,andern Körpern adhärirende
icht nur diefen Namen führen fann.
$. 1416. Da die fichtmaterie aus ihrer. eigen:
hümlichen Bafis, (Brennftoff,) und dem Aärmeftof:
e zufammengefegt ift, ſo muß e8 auch die.elcctrijche
Materie ſeyn. Das Dafenn des Wärmeftoffes in der
Tectrifhen Materie, durch den fie eben ein erpanfiber
es Fluidum ift, folge alio fchon hieraus; Herr van
Marum hat aber den Wärmeftoff als Beſtandtheil
der efectriichen Materie auch direct erwielen. Das
Schmelzen der ‘Drähte durch den verſtaͤrkten electri-
hen Sunfen gehört auch zu dieſen Beweiſen.
——— um Erweiſe, daß in dem electe ſchen Fluidum Wärs
* zugegen ülty vom Herrn Dan Yrarum; im neuen
Iðurna
I der Dopfit, 3.11. ©. 1. tf.
$. 1417., Der Wärmeftoff allein macht aber
nicht das electriſche Fluidum aus; dagegen ſpricht der
Augenſchein. Das Daſeyn der eigenthuͤmlichen Baſis
Sa des
832 IL Shell. 4. Hauptftüd.
bes lichts in der electriichen Materie folar dt =
aus dem lichte ſelbſt, zu weichem die eletriite ©
terie ben ihtem Freywerden wırd; fondbıra au =
andern Berfuchen, wie z. B. aus der Zerietum =
Waſſers durch den electriichen Sunfen, ven ©
ferfioff, wenn er Waſſerſtoffgas bilden fol, moto
Dig die Baſis des fichts enthalten muß, Die er m”
nirgends anders woher, als aus dem efectriichen F=
dum empfangen fann.
$. 1418. Die Afficirung des Geruchsfinnes vet
electrifirte tuft, des Geſchmacks durch den electtiicee
Strom, der die Merven der Zunge reißt, beme!
nicht das Dafenn eines Niechftoffes, einer Ein
u. dergl., in der efectrifchen Materie; bemweif't nz
daß unfere Nerven durch Strömung der elecrrikhn
Materie’ gereißt werben.
6. 1419. Es folgt aus meiner Theorie: daf dr
electrifche Materie, in den Körpern zufammenackt‘
und zerfeßt werden koͤnne. Die urfprüngliche Er
tegung der Flectricität ben fo manniafaltigen Pre
zeflen des Schmeljens, Verbrennens, Verdampfens,
der Gas: und Dampfbildung, Gas: und Damrf:
zerſetzung, Tiefe fich daraus erflären. Ben dem Rei—
ben ift es ohne Zmeifel der dabey entwicelte Wärme
ftoff, melcher der durch Anziehung der Körper untho—
tig gemachten und ins Gleichgewicht gebrachten elecırı
fhen Materie die nöthige Erpanfivfraft ertheilt; vie.
feiche auch fich mit der in den Körpern befindlichen
tichtbafis erft zur electrifchen Materie vereinigt. Die
verſchiedenen Farben, welche das electrifche Sicht ben
feinem
& — E
Electriſche Materie: 853
inem Ausftrömen aus verichiebenen feitern zeigt, bes
eiſ't die Verfchiedenheit in dem quantitativen Ver:
ıleniffe feiner Beftandtheife, die aus Ber ungleichen
nziehung der Körper sum Wärmeftoffe encipringt.
die Hauptquelle für die electrijche Materie unferes
:roballes ift das Sonnenlicht, das wir alfo in diefer
inſicht wiederum zu etwas mehr, als Tag zu ma?
ven, dienen fehen, und das wir jo als den Grund
ieler anderer fehr großer und mirffamer Kraft:
ufßerungen in der Matur su — veranlaßt
yerden.
Fuͤnf⸗
854 11. Theil. 5. Hauptftüc.
Fünftes Hauptftüd.
Magnetiſche Materie.
| $. 1420.
Ein befonderes Eifenerz, das unter dem Marten ii
Magnets ı Magnetes), des magn tifchen Tiſcuße
nes, bekannt ift, hat die Eigenichaft, Das Eifen a
fich zu ziehen und mit ziemlicher Kraft an ſich zu kt
ten. Die Wirkung diefer Anziehung aͤußert füch ſchee
in der Entfernung, und wenn das Eiien feicht m
beweglich genug ift, fo bewegt es fih in der Maͤbe de
Magnets gegen venjelbigen zu, und auch untaefet:
der Magnet gegen das Eifen, wenn er Beweglichtet
genug hat. |
BVerfuhe: An einen rohen Magnet hängt fi Eiſenftil
ein Bart an.
Eine Nadel, die an einem Faden hängt, wird im der Entin
nung nach dem Magnete gezogen.
Eifenfeil, das auf Duedfilber oder auf einem Papiere auf Ds
fer ſchwimmt, bewegt ſich ſchon in der Entfernung gu
einen Magnet.
Ein Magnet, der auf einem Brete auf Wafler oder auf Dur
fiber ſchwimmt, wird ſchon in der Entfernung vom Eiks
angezogen.
$. 1421. Der Magnet, ber fich fren genua be
wegen kann, bleibt nicht in jeder Sage, die man ie
giebt, fondern wendet ſich ungefähr mit einem Er
de aegen Morden, und dem entgegengefeßten nat
Süden zu. An diefen ſich einander entgegengeſetzten
Enden hängt fich auch das Eiſenfeil in der aröftın
Menge an den Magnet an, und Eleine Städchen €
ſendraht ftellen fich hier fenfrecht auf dem Magnete.
Verfuk::
Magnetiſche Materie! 855
Werfüche: Ein Magnet, der an feinem Schwerpunete durch
einen Faden aufgehänat ift, drebt fi mit einer Geite
nach Norden , mit der andern nah Güden.
Eben dies geſchieht, wenn er auf Quedfilber ſchwimmt.
Din dieſen entgegengeſetzten Enden haͤngt ſich das Eiſenfeil am
Rärkften any und ſielit ſich ein Stuͤcchen feiner Eiſendraht
ſenkrecht. *
$. 1422. Dieſe ſich einander entgegengeſetzten
zunete des Magnets nennt man die Pole deſſelben,
nd zwar wegen ihrer Richtung den einen ben Nord⸗
ol (Polus boreus), den andern den Südpol (Po-
us auſtralis). Es giebt auch Magnete mit drey
nd mehrern Polen, welche sufammengefeiste ‚oder
momalıfche Magnete genannt werden, und aus
mehreren verwachſenen Magneten zu befichen fcheinen.
$. 1423.- Die Richtung des Magnets oder die :
Sage feiner Achfe, d. h., der geraden finie, die man
son einem Pole deffeiben zum ‚andern ziehen kann,
kommt nur ungefähr mit der Mirtagsfinie überein,
und läßt ſich am beften durch die Fünftliche Magnet:
nadel (‚Acus magnetica, Verforium) jeigen, von
deren Einrichtung weiterhin geredet wird.
$. 1424. Der Magnet zieht das Eifen am ftärf-
ſten, wenn es im vollfommenften regufinifhen Zu>
ſtande iſt. Die Anziehung deffelben dagegen wird
ſchwaͤcher, wenn das Eifen vererzt, oder in Säuren
aufgelöf’t, oder mit andern Metallen, bejonders mit
Hrfenif, verbunden wird; doch ift fie unter Den gehd>
rigen Umftänden nad) Hrn. Brugman allerdings
noch bemerfbar. 15 | |
Berfube: Einige Tropfen frifcher Eiſenvitriolauflbſung auf es
u. EM auf dem MWafler ſchwimmenden Papiere werden vom
AMagnete angezogen. LIT En *
61425,
856 IL Theil. * 5. Hauptftüd.
$. 1425. Ueberhaupt lehrt die Erfakruna,, ti
das Eifen immer um defto Ihwächer angezogen mer
je volffommener es verfalft wird, und ganz yolke
mener Eijenfalf wird nicht gezogen. Wir willen +
gewiß, daß das Eifen nicht das einzige Merall 3
welches vom Magnete angezogen wird. Das Kebe
auch das reinite, iſt nicht nur fähig, vom Masnz
gezogen, fendern auch fogar jelbft zum Masım
zu werben, und wirklich hat-man jeßt auch ide
Magnetnadeln von reinem Kobalte. |
Erweis , daß das Eifen nicht das einzige Metall fen, midi
der Maanet in feiner Reinigkeit anziebt, fondern Kir
auch diefe anjiehende Kraft gegen das Metall bes allem
‚Ren blaufärbenden — Aa —— pon Arm. >
pr Keen und ——
miſchem Woͤrterbuche, B. 1. Leipzis 1792. S. 896. Bar
$. 1426. Mod) auffallender iſt die Enden
des Magnetismus in einer bloßen Steinart, ders
chen neuerlicy Hr. von Sumboldt gemacht Hat. &
fand in tem DOberpfälzifchen und:angrenzenden Ge
birge eine Gebirgsfuppe von Serpentinftein, die «
nen fehr ftarfen Magnetismus zeigte. Sie beit
aus reinem Serpentinſtein, meiſt von lancharim:
Sarbe, ber hier und da in Lhloritfchiefer überack
Die Kuppe ift, dergeflalt gegen bie Erdachfe gerichtet,
daß das Geftein am nördlichen Abhange bloß Sir
pole, am füdlichen Abhange bloß Nordpole zeigt
Das Gebirge hat nicht Eine. Achſe, ſondern ich,
die aber nicht in einerley Ebene liegen. Zwiſche
zwey wirffamen Nordpolen liegt völlig untoirffame
Geftein, welches aber weder Durch feine äußern. Ken:
zeichen durch ſeine Miſchung von dem mir!
ſamen
Magnetifche. Materie. - ‚857
men zu unterfcheiben ift. Jedes noch fo flein ab:
efchlagere Stüd des feßtern zeigt den Magnetismus
nd Hat feine Pole. Was aber einen fehr wefentliz
yen Umftand daben ausmacht, und zugleich beweiſ't,
aß der Magnetismus des Gefteing nicht von fein
ingefprengtem Magneteifenfteine herrähren fönne, ift
a8? daß diefe Steinart, fo lebhaft auch ihre Po—
arität und fo ftarf ihre Anziehung zum Magnete ift,
eine Spur von Anziehung gegen unmagnetifches Ei:
en zeigt, woraus denn auch folgen würde, daß fie
dem Eifen nicht den Magnetismus mittheilen fann.
Denn es ergiebt fich aus dem folgenden, daß der
Magner das Eifen nur in fo fern anzieht, als er ihm
den Magnetismur ertheilt. Das eigenthämliche Ge—
reicht Diefer Steinart geht von 1,901 bis 2,04, und
ift alfo geringe. _ |
Ueber die merkwuͤrdige MORRIS Polarität einer Bebirgsfups
pe von Serpentinftein, vom Hrn. von Zumboldtz im
neuen Journal der Dhpfit, 8 81V. ©. En *
F. 1427: Die Kraft des Magnets, das Eifen
zu ziehen, wird verftärft, wenn man die Pole def:
felben fehr glatt abfchleift und dünne eiferne Platten,
die ſich unten in einen dickern hervorftehenden Faß
endigen, daran befeſtigt. Diefe angelegten Platten
ziehen nun weit mehr, als der Magnet felbft.
H. 1428. Der auf diefe Art vorgerichtete Mag:
net heißt gewaffner oder armirt (armatus ), und
die Stüce Eifen feine Armaturen oder Panzer. Um
die Srärfe der Anziehung des Eifens durch Gewichte
bequem auszufinden, dient ein eiſerner Stab, der
mit platten Seite an. die Fuͤße oder kuͤnſtlichen
ze Dole
858 IT: Theil. 5. Haupefitet
Dole des Magnets anſchließt, und in der Mitte mit
einem Hafen zum! Anhängen ber Gewichte verſehe⸗
ift, Man nennt diefen Stab ven Anker.
| $. 1429. Die Wirfung des Magners auf but
Eifen nimmt mit ber Entfernung ab, und zwar 2
Verhoͤltniß des Quadtats dieſer Entfernung. Han
90.1 55 .fJure hat durch feine Magnetometet gefun:
den, daß die Kraft des. Magnetg gegen das, Eijen a
verſchiedenen Orten veränderlich iſt.
Sauſſure Beſchreibung eines neuen Magnetometers; ia P
ven Reiſen durch die Alpen, Th. 11. ©. 126. ff.
. 1430. Die Erfahrung lehrt, daß ben de
cher Eutfernung die Intenſitoͤt der Anziehung zwiſche
Eiſen und Magnet dieſelbige bfeibt, es mag zwiſche
benden ein Mittel ſeyn, welches es will, nur mid
ein folches, das ſelbſt der Mittheilung des Magnet
tismus fähig ift, als Eifen. Auch im luftleeren Raw
me bleibt die Anztehung diefelbige. |
Hierauf gründen ſich allerlen Epielereven und Taſchen kuͤnſte
Verſuche: Die Magnetnadel wird vom Eiſen an
wenn ſie — hinter Meſſing ı —*— Baden
u.dergl. ſteht.
Eine unter der Blode der Luftpumpe im leeren Raume derh
bigen bängende Magnetnadel wird durch das aͤußerich as
die Glode gehaltene Eiſen angezogen.
$. 1431. Der Magnet zieht nicht allein bes
Eifen an, fondern auch einen andern Magnet. 3
fein die Pole des Magnets ziehen ſich wicht ohne Un
terfchied an, fondern nur die ungleichnamigen; 08°
der Nordpol des einen Magnets sieht nur den Gil
pol des andern, und umgefehrt, und beyde hängen
ben der Berührung ftarf.zufammen. :..
| (. 145:
Magnetiſche Materie 859
S. 1432. Die gleichnamigen Pole bes Mag:
3 Hingegen, als der Nordpol des .einen und der
ordpol des andern, der Suͤdpol des einen undider
adpol des andern, ziehen fi) nicht nur nicht an, -
‚dern ftoßen fich fogar zurüd.
8. 1433. Hieraus: folgt alfo das allgemeine Ges-
: - Ungleichnamige Pole der Magnete ziehen ſich
‚, gleichnamige Pole derfelben ftoßen fich ab.
Berfuche: Der Nordpol des einen Magnete hängt mit dem
Suͤdpole eines andern zuſammen.
Zwiſchen dem Nordpole oder Suͤdpole des einen nnd dem gleich⸗
namigen des andern ift Feine Spur von Zufammenbang zu
merfen, wenn fie fi berühren.
Ein Magnet, der an einer Waage ins Bleichgewicht gebracht
tft, wird bey der Aumäherung der ungleichnamigen Pole
eines andern Magnets herabgezogen, (Io wie vom Eifen ‚)
‚bed Annäherung der gleihnamigen Pole aber in die Höhe
geſtoͤßen.
Der Nordpol einer Magnetnadel flieht vor dem Nordpole des
Magnete» und geht nach dem Suͤdpole deſſelbigen au, der
bingegen wieder den Güdpol der Magnetnadel abftößt.
$. 1434. Wegen .diefer Wirfungen heißen die
ingleichnamigen Pole zivener Magnete auch freund:
haftliche (D. amici); die gleichnamigen, feindſchaft⸗
iche (P. inimici). | |
$. 1435. Die anziehenden und abftogenden
Kräfte der magnetifhen Materie verhalten ſich gera⸗
ye, wie die. magnetifche Intenfität, und umgekehrt,
vie das Quadrat. ihrer Entfernungen. . Herr Cou⸗
lomb hat dieſes Gefeß durch feine finnreiche magnes
tische Waage bewiefen. '
Abhandlung tiber den Magnetismus, von Hen. Coulomb; im
neuen Journal der Phyſik, B. II. S. 298. ff.
$. 1436. Das Eifen, befonders der Stahl, tft
dir Mittheilung des Magnetismus fähig, und kann
die
360 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.
die Eigenfchaften des Magnets, anderes Eifen zu x
hen, und die Polarität erlangen. Das magnerit
gemachte Eifen oder ſolcher Stahl heißt überhaur: «=
kuͤnſtucher Magnet, und übertrifft an Wirfunsr
den natürlichen. -
§. 1437. Der Magnetismus kann dem Str
und Eifen auf verfchiedene Art durch einen nararlice
Magnet mitgetheilt werden. Schon dadurch, dv
eine eiferne oder ftählerne Madel an der Armatur:
nes natürlichen Magnets eine furze Zeit hängt, e
hält fie das Vermögen, leichtes Eifenfeil zu ziehe,
und zeigt an der Spitze, womit fie den Pol »
Magnets berührte, den entgegengefeßten Pol ix
Magnets, oder die Spiße der Nadel wird 5. B. je
Suͤdpole, wenn fie an dem Ttordpole des Maaner
hing. In diefer Mitrheilung des Macnetismus ix |
auch zum Theil der Grund, daß fich an den ame
mirten Magnete hängenden Bart vom Eifenfeil nt
mehreres anlegt, und daß man auf -diefe Art c
große Menge Eiſenfeil ſchwebend erhalten Fann.
$. 1438. Stärfer und dauerhafter ertheilt mır
dem Stahle oder gutem Eifen den Magnetismus
durch das Streichen mit dem Magnete. Man bz
eine doppelte Art: die eine heißt der einfache Strich
dieiandere, der Doppelftrich, Um fo etwa in einen
eifernen oder ftählernen Stabe den Magnetismus jı
erregen, fo feßt man benm einfachen Striche auf ie
> gehörig feft liegenden Stab, einen Pol des armicter
Magneten i in der Mirte des Stabes auf, und fütr
ıba
RK
‚Magnete Materie 5; 861
n nach. dem Ende zu ab, fetzt ihn in der Mitte des
tabes wieder auf, und ihre jo mit einem gelinden
seriche mehrere Male fort. Das Ende der gerie-
nen. Hälfte des Stabes mird der entgegengefchte,
‚er Der ungleichnamige, oder der freundfchaftliche
‚of des nördlichen. Magnets, alfo zum Stöpofe,
enn man mit dem Nordpole diefes Stretchen verrich-
te. So verfähtt man nun auch mie der andern
zalfte des Stabes, ſetzt den andern Pol des armir⸗
nn Maanets. auf, und ftreicht damit, Man muß
ierben überhaupt aber nicht die Pole —
der ruͤckwaͤrts ſtreichen. |
F. 1439. Durch den Doppelftrich ($. —
nagnetifirt man den Stahl oder das Eiſen, wenn
nan den armirten Magnet mit feinen. benden Polen
ver fange nach auf den Stab auffeßt, und fo der
länge nach mehrere Male von dem einen Ende bis ’
um andern reibt, und zuleßt dert Magnet wieder
von der Mitte des Stabes abführt, Das Ende des.
Stabes, ‚welchem ben diefem Meiben der Nordpol
des armirten Magnets zunächit tar, wird zum Suͤd⸗
pole, und das andere zum Nordpole.
$. 1440. Weiches Eifen nimmt hierben den
Magnetismus leichter an, als hartes, oder. als Stahl,
verliert ihn aber auch leichter als diefeg. Und um ihn
in den magnetifirten Stäben zu erhalten, iſt es gut,
zwey davon fo neben einander aufjubewahten, daß
ihre freundfchaftlichen Pole ben einander liegen und
mir einem Anker gefchloffen find. |
$. 1441.
862 I. Theil. 5. Hauptftüd.
$. 1441. Auf eine ähnliche Art mache mzz =’
bie magnetiſchen Auferfen, an denen man die ©
fe der Anziehung gegen das Eifen ebenfalls durt:
nen Anfer und durd) angehängte Gewichte, wir.
dem armirten Magneten .($. 1428.), befiimae'
fann. |
$. 1442. Auch den Magnetnadeln ($. 14:
wird auf diefe Art der Magnetismus entroeder dr
ben einfachen Strich oder den Doppelftrich erthe
Sie werden aus duͤnnem Stahle bereiter, und ie
in der Mitte mit einem weht glatt ausgehößlten fe
von Meffing oder Achat verfehen, mit welchen r
auf einer feinen Spiße horizontal fchweben, unt«
fren darauf bewegen fönnen._ Ihre Vollkommende
beruht auf ihrer gehörigen und ſymmetriſchen Fie |
auf der Stätfe des ihr mitgerheilten Diagnetisms,|
und auf der Freyheit ihrer Bewegung.
Vom Compaß oder der Bouffole, feinem Bebrauche und Nıta |
Eine neue febr emipfindlihe Art der Aufhängung der Mas |
nabein vermittelt der ſtarken Fäden der Kreuzipinne ji
Hr. Benner angegeben. '
„Be are Br; Me Beunebaht safyrhäugen
$. 1443. Jede Magnetnadel ift, wie das Ei
fen und der Stahl Überhaupt, nur eines gemilen
Grades des Magnetismus fähig, der nicht uͤberſchte
ten werden Fann, fo ftarf auch die Magnete fint,
womit man fie magnetifirt.
$. 1444. Eben fo hat Herr Coulomb acfunden,
daß ben einer Magnernadel die Summe der Kräfk,
welche die Nadel oder einen Theil davon gegen Mer
den
Magnetiſche Materie. 868
m follicirt, genau gleich) if der Summe ber Kräfte,
elche die Nabel * ihren Theil ‚gegen Süden bt |
itirt.
Toulomb a. a. O. ©. 300
§. 1445. Er hat ferner — daß bey Mag⸗
tnadeln von verſchiedenen homologen Dimenſionen,
3er. von: einerley Natur, wenn ſie bis zur Sättigung
‚agnetifirt worden find, fic die Momente der diri⸗
ivenden Kräfte wie die Wuͤrfel der homologen Di:
tenfionen verhalten.
Coulomb a. a. O., S. 309.
§. 1446. Eine Magrietnabel Re buch das
Magnetifiren nicht ſchwerer und leichter ‚ als fie vor
em Magnetifiren war.
$. 1447. Die Magnetwadel⸗ und der Magnet
ichten fich aber in den wenigſten Faͤllen genau nach
Norden, und die Polaritaͤt derſelbigen gilt nur mit
Einſchraͤnkung. Wir finden vielmehr, daß die Mag⸗
netnadel an den meiſten Orten auf der Erde ſich
von der wahren Richtung der Mittagslinie entweder
nach Weſten oder nach Oſten zu mehr oder weniger
abwendet, und daher der magnetiſche Meridian
nicht mit dem wahren Meridiane immer überein:
fimmt: Der Winkel, welchen fie auf diefe Art mit
der wahren Mittagslinie macht, heißt die Howe
chung oder Declination der YWMagnernadel (Decli-
natio f. Variatio acus magneticae ).
$. 1448. Die Abweichung der Magnetnadel ift
an den verſchiedenen Stellen der, Erbe verſchieden.
Es
854 IL Tue 5. Hung.
Es zit einize Sarlm, wo te Mimerkum: ze ee
Etat finder, eder we Te Rıeumz Ser Ei er
del mit der Mittagstinie tes Ders aense am fi
andere, we die Madel meh; amder, et
tich abweicht. Aus meitern Becbadscungen jur
Karten entwerfen, morauf die brmeiteumnchen
der Nadel gezeichnet ind ( Decimszrionsfarze),
$. 1445. Eine ſelche linie auf der Erte, €
welcher vie Magnetnadel nicht abmeiche, akt ante
fürfichen Theile des großen indikhen Werrei, =
Neuholland, durch die phifipsinichen Ile, =
fadliche China und vinch Aſien, vermucküd fe:
Bas Eismeer zwiſchen Nova Zembla und Seittte
Eine andere ſolche linie, auf der feine Abmmeichem:
Tadel Statt finder, geht durch das ärbiopikhe Be
und einen Theil des atlantiihen Meeres, ba m
Gap St. Auguftiin in Brafilien vorben, und nie
ven Bermudifchen Inſeln, endlidy in die nordems
caniſchen laͤnder. Don diefer letztern finie an ik
der Erde nach Oſten zu Die Abweichung der Mage
nadel weſtlich. Diefe ift alfo in gaiiz Europa, —
Africa, in dem öftlichen Theile der nordamericandide
Sähder, und in dem. fünlichen Theile des weſtlice
Afiens mweftlih. Die. Abweichung nimme von ju«
$inie an immer mehr und mehr zu, bis im Decam
weſtwaͤrts von Grofbrittannien, und, oftwärts bw
Vorgebirge der guten Hoffnung, wo fie 1770 um
größeften war, nämlid 25°. Bon hier an nimm
die Abweichung der Madel immer mehr und mehr ob,
je weiter man nad) Oſten zu kommt und wird im
met
Magnetiſche Materie.: : 865
er kleiner, bis fie ſich an der erſten erwaͤhnten Linie
ne Abweichung ganz wieder verliert. Von dieſer
nie an oſtwaͤrts faͤngt die Abweichung an, oͤſtlich zu
erden, und nimmt immer mehr. und mehr zu. Die
oßte Öftliche Abweichung von 25° iſt unterhalb der
Dlichen Spiße, von America. Bon hier‘ an nimmt
e⸗ dftliche Abmeichung wieder ab und verliert fich
adlich auf der angezeigten zweyten finie ganz.
Berliner aftronomifches Jahrbuch für 1779
$. 1450. Selbſt ift.aber auch aneinerley Orten
ie Abweichung nicht zu allen Zeiten diefelbige, fon-
‚ern beider Veränderungen, (Variatio deolinationis).
Nach ange fortgefeßten Beobachtungen zu Paris hat
nan gefunden, daß die Nadel vor dem Jahre 1666
ſtlich abwich; im Jahre 1666 hatte fie feine Abwei⸗
hung. Seit diefer Zeit fing fie an, immer mehr
und mehr weftlich abzuweichen, undim Jahre 1783
betrug dieſe weftliche Declination 219 4% Jetzt
ſcheint die weftliche Abweichung dafelbft wieder abzus
nehmen. Man ficht hieraus leicht, daß die Decli⸗
nationstarten nicht für immer dienen koͤnnen. —
Or 2
; $ 1451. Uber die Zunahme. ber Abweichung
der Radel an einem und demſelbigen Orte iſt eigentlich
oſcillirend, wie Hert Caſſini durch ſeine genauern Be⸗
obachtungen gefunden, und hat keinen conſtanten
progteſſiven Gang, fo daß es ein tägliches, monat⸗
liches, und jährliches Marimum und Minimum =
| 0 Zii |
*
TE |
*
866 11. Theil. 5: Hauptftücdh. |
fer Abweichung giebt, melches zu bwerfchieten
ten gar fehr verfchieden fenn fann, und merasi
gleich erheller, wie unzuverfäffig es üft, durd &
Beobachtung die mittlere Declination der Na |
einen Ort beftimmen zu mollen.
Abweichung und Variation der Maanetnadel auf dem f
Dpfervatorium zn Paris ſeit 1667 bis 1791 be:
Bon Herrn Caſſini; im Journal der Phyſtt u
©. 418. ff.; 8. VIII. S. 433. ff.
$. 1452. Wenn aud) die Magnetnadel fı =
beitet war, daß fie vor dem Streichen mit dem;
nete völlig rmaagerecht auf der Spitze ſchwebte, kr
det man doc), nachdem fie. magnetifirt more
daß fie ihr Gleichgewicht in etwas verfiert un‘
anit der einen Spitze unter den Horizont neigt.
MWinfel, welchen die dazu eingerichrere Nade
ver Horizontallinie macht, heißt die Neigung
Inclination der Magnetnadel \Inclinatio acus,
gneticae. ) |
$. 1453. Um die Magnetnabel fo aufjukirr
daf fie die Inclination ungehindert zeige, dir!
gewöhnliche Einrichtung mit dem Hute nicht, —
dern fie wird vielmehr mir Zapfen werfen, 2
welchen fie in der Mitte eines Ringes hängt. (Mi
Qungenadel, Neigungscompaß) Um de;
gung gehörig zu bemerfen, muf die Nadel aut!
gleich im magnetifchen Metidiane ftehen. Dr
wenn ihre Achfe nicht im magnetifchen Meridian‘
jo find die Neigungen größer,” und wenn fie dn®
pi
Magnetiſche Matetie. 367
etiſchen Meridian. rechtwinklig durchſchneidet, ſo
bt fie gar voͤllig lothrecht, wenn fie anders gut und
n genug gearbeitet iſt.
Volfs nuͤtzliche Verſuche, Tb. III. Kap. 4. 4. 61. Recueil des
pieces [dr les 'baufloles d’ inclinaifon, à Paris 1748. 4.
Branders und Hoͤſchels Beicreibung des magnetifeen Des
elinatorii und RN N 1779. 8. .
6. 1454. io dem groͤßten Theile der nöröfihen
albkugel unfrer Erde ift es ver Nordpol der Magnete
adel, der ſich gegen die Horizontalebene neigt. Dies
Neigung ift nicht an allen Orten gleich ftarf, und.
immt zu, je weiter der Ort dom Aequator abſteht,
der je groͤßer ſeine Breite iſt. In der ſuͤdlichen Haͤlf⸗
e unſerer Erde macht die Spitze des Suͤdrols der
Magnetnadel die Neigung, und diefe nimmt ebenfalls
ach DVerhäftnif der Breite des Drts zu. Sonſt ift
die Inclination der Nadel, fo wie ihre Dechnation,
mancherlen zufälligen Veränderungen unterworfen.
Beobachtungen neuerer Zeiten uͤber die Groͤße der Neigung der
Nadel hat Herr Cavallo-in einer Tabelle zufammengeftelle
Theoretifche und practiſche Abhandlung der Lehre vom
Yiagnete, mit eigenen Derfuchen, | von ER Capalio, aus
dem Engl. Leipj. ızu. —.
108
$. 1455. In Eiſen und Staff fann der ———
temus auch urſpruͤnglich hervorgebracht werden, oh⸗
ne Beyhuͤlfe eines natürlichen oder kuͤnſtlichen Ma:
gnets, und alſo vhne Mittheilung des Magnetismus;
Man hat gefunden, "daß eiſerne Stangen und: Stife
te, wenn ſie einen Zeit lang. in lothrechter Stellung
Jii2 aufge⸗
⸗
‚868 11: Theil - 5. Hauptſtuͤck.
aufgeftellt wurden, wenigftens Polarität zeigten, nz
mehr, wenn fie im magnetiihen Meridiane ımter
nem Winkel gegen ben Horizont geneigt ftanden, r
es Die. Suchinationsnadel angiebt. Das untere Er
eines ſolchen Stabes ftößt den Morbpol der Mass
nadel, und zieht den Südpol. Es ift alfo felr x
Mordpol. Die Polarität ift aber nur von gar fur
Dauer und: verliert fich ben einer horizontalen ©:
[ung bald wieder. Sp fann man auch augenbiidir
Polaritaͤt in einer eifernen Stange jumege brinzı
j wenn man fie lotbrecht in der Hand,hält, und me:
wem. Hammer oder Schlüffel von. einem Ende x
Stange bis zum andern Ende fanft klopft. Das—
tere Ende wird der Ttorbpol, das obere der Ei:
Durd) Umfehren der Stange und neues Anſchlen
fann.man die Pole leicht wieder vermechfeln. Ei:
ſerne Werkzeuge, ‚womit man faltgs Eifen bohrt «=
fchneivet, werden an der Spitze oft magnerifch; v
gleichen zeigt das Eifen Polarität, wenn es; glühe
im falten Waſſer abgeldfht ift oder. gemwaltfam ;r
brochen wird. Durch die eleeteifchen. Funken Hat m
magnetifche Kraft in dem Eifen entſtehen, durch fir
fere fie aber auch wieder verfchwinden fehen.
1 Mulhede 6 ee
v.. 6.1456. (Außer mehrern bon Herrn. Ania
Mitchell, Eanton, TIngenhoufs, ausgefundenen
thoden, ‚den Magnetismus im Eiſen urſpruͤnglich
erregen, hat befonders dere Antbeaulme eine Mate
de bekannt gemacht, nach welther- man; leicht und ix
ru rblie ler quen
Magnerifche Materie. ' 869)
em Den Magnetismus im Eifen ——— erwe⸗
m und ſehr ſtark machen kann.
Kröghe, In den'philof; eransace. Vol. LXIX. ©; cr. Hl. A
Treatile of artificial magnets, by .J. Mitchell, Lond;'
1750. 8. TCanton,,in den philof. eransacı. Vol. XLVII.
€. 31. ff., und überfegt im Hamburg. Mag. B. VII.
S. 339. Ingenhouſz vermifchte Schriften, 3.1. ©. 49. ff.
Mömoire fur les aimants artihiciels, qui a remport& le:
prix de l’acad. de Petersb,, par Mr. Ancheaulme, aP:
‚1760. Barftens Entw. der Naturwiſſenſchaft/ ſ. 1583. ff. .
$. 1457. Der natürliche Magnet fo wohl ale
ex Fünftliche verliert feinen Magnetismus gänzlich‘
urch Bas Gluͤhen im Teuer und durch das Calcini—
ti So wird audy dem Stahle oder Eifen der Ma-'
netismus durch ftarfes Werfen, Krummbiegen, oder
urch Nüchwärtsftreichen bald wieder geraubt. Wie
an in den magnetifirten Stäben, den. Magnetismus
auerhaft erhalte, das habe ic) oben ($. 1440. ſchon
geführt. Eben fo bewahrt man auch dm beften
rmirte Magnete oder magnetifche Hufeifen auf, in?
em man fie paarweiſe mit ihren freundſchafelichen Po⸗
man einander legt.
8 1458. Noch ift hier — von Herrn
zrugmans entdeckte, Phaͤnomen beym Streichen
ines Stabes von Eiſen oder Stahl mit dem Magnete,
u erwähnen. In jedem Stabe, er fen von Eiſen
wer Stahl, AC' (Big. 176.) giebt es zwey Puncte
M und N, bie'fo beichaffen find, daß, wenn mar
ven Wien mit dem Streichen —* Magnets,
womit
370 II. Theil 3. Heuptſtũc.
momit man an einem Ende, mie in A, anzu
hat, aufhört, baldın A, bald ın C femme magr
fche Kraft pervergebraht wird. Wenn mans
nue bis M geftrichen hat, fo mırd ın A fen Dir
tismus erfcheinen; fireiht man bis N, femme:
andern Ende C mangeln, ob man gleich, man =
Dies : oder jenfeits der Puncte M und N mit Sir
aufhört, einen bemerfbaren Magnetismus an be"
Enven hervorbringt. Herr Drugmane nen: N
Puncte M und N 7 difftrenzpunete, meil die &
der Stäbe, die bis dabin geftrichen werden, auf de
[e einer Magnetnadel ohne Unterfchied, (indifee
mwirfen, und bende mit gfeicher teichtigfeir anjer
Philoſophiſche Berfuche über die maanetiibe Materie m
ren Wirkung in Eiien und Masnet, aus um li
Herrn Anton Brugmans überſetzt berausarsen
Chrift. Goith. Eſchenbach. Leipzig 1734: 8. S. x.*
$. 1459. Herr van Smwinden, der die
vie der Indifferenzpuncte des Her Brugmin
fehr vielem Scharffinne unterfucht hat, feßte aa
fen Snoifferenzpuncten noch einen culimmire
Punct, mit dem es folgende Bewandtnif hat. FÜ
man das eiferne Stäbchen AC mit dem Per
Magnets, 4. B. mit dem Nordpole,; won And
fireicht, fo erſcheint im Anfange in A der Ei
und in C der Nordpol, deſſen Kraft immer junm“
indem man den Magnet durch einen beftimmten X
von A fortführe. Es ift aber ein Punct in dem
hen AC von der. Eigenfchaft, daß, wenn der Nur
I)
Magnetifche Materie... Bm
wm Ende A bis dahin geführt worden, alsdann das
arımum der nördlichen Kraft an dem Ende C beob:
‚tet werde. Diefen Punct nennt Herr van Swin⸗
x den eulminirenden Dunct (Punctum culminans),
il, wenn man biesfeits oder jenfeits diefes Punctes
et Streichen aufhört, die Polarfraft am Ende C
‚emal fchwächer iſt. Herr van Swinden zeigt durch
ne Verſuche, daß die drey Puncte, naͤmlich der
Aminirende Punct und die beyden Indifferenzpunc⸗
, nicht nur von der fange und Dicke des eifernen
Yrabtes oder Stabes, fondern aud) von der Härte
es Eifens und der Stärfe des Magnets abhängen.
Brugmans a. a. D. ©. 81. f. Tentamina theoriae mathe
maticae de phaenomenis magneticis. Specimen 1. ſiſtens
principia generalia ad novam punctorum indifferentiae
et puncti culminantis tbeoriam. Franequ. 4, mai.
Leber die magnetifche Intenfität jedes Punctes einer Magnets
nadel hat Herr Coulomb fehr Ichrreihe Erfahrungen ans
geitellt. |
Coulombs oben (f. 1435.) angef. Abhandl.
$. 1460. Jede Theorie über den Magnetismus
it bis feßt unzureichend gewelen. Noch find unfere
Kenntniffe über die Erfcheinungen felbft nicht weit ge:
nug vorgerüct, und die Thatfachen felbft noch nicht
genugfam vervielfältigt, um darauf ein Sehrgebäude
errichten zu dürfen.
a j *
*
Petri van Mufchenbroek disſert. pheſica experimentalis de
magnete ; im feinen disf. phy/. et geom. ©. u ff.
| Leon.
872 IL Sheil. 5. Hauptſtuͤck.
Leon. Euleri opusculor. T. III. continens novam. ren
magnetis. Berol. 1751. 4.
Tentamen ıtheoriae electricitatis et magnetilmi, az
F.V. T. Aepino. Petropol, (1759.) 4-
Herrn. Anton Brugmans Beobahtungen über die Vere—
fchaften des Magnet, aus dem Lat. von C. & Ex
bach. Zeipz. 1781. 8.
Cheoretiſche und practiihe Abhandlung der Lehre vom Mus
te, mit eignen Verſuchen, von Tibetius Cavallo, uni a
Engl. Leipzig 1788. 8
Dom Urfprunge der magnetifhen Kräfte, von Hrn. PD.
vol, aus dem Srany. von Day. Lud, Bourguer. &
1794 8.
Reait
|
|
. A a .
’
Regiſter.
Zahlen bedeuten die Paragraphen, N. bedeutet bie Note.
A.
al, electriſcher 1391
füßen : 26
fidenlinten aller Planeten
u. ihre Deweg. 271. N. Fa
weidhung der Magnetnar
def 1447 f. Abweihungs
Linien derfelben 1448 ff.
eetum Iythargyri. Ace-
tite de plomb. 1117. N.
cıda. Acides. 864. Aci-
dum oxalicum 1161. ho-
rufßcum 1176
et}o corporis, actio in
corpus | 104. N.
berhaut des Auges
eolipila 588
epfeliäure 864. 1135. 1163.
epfelwein - 1189
equilibriſtenkuͤnſte 281
‚es Ä 1073. N.
ether, unter der Luftpumpe
138.
Eutlers 798 u. N.
\ethiops, per fe 1116. N.
martiahis ı1119.M.
\fAnitas [ynthetica 174.
electiva- implex 176.
\ggregatio 115
Uaun 895. 971
Klaunerbe 905
Alkali, Alcalien 874 ff. Cha⸗
rakter derfelb. 874 f. aͤtzen⸗
he 976. Arten derjelb. 877.
flüchtiges 382. als Auflo-
N. beym Lichte, und,
Amylum
fungsmittel für Schwefel
981. alcalia cauftica, vo-
latilia 376ff.
Alcannatinctur 743. N. ros
the, als Reagens für Als
calien ®
875
Alcohol, Auffteigen deſſelben
in Haarroͤhrchen 157. N.
eigenthämt. Gewicht deffels
ben 368. Gewicht deffelben
b. Vermiſch. m. Waſſer 369.
M. 3. 1192. Charakter u.
Phaͤnom. deffelb. 1193 ff.
Alcoholometer 364
Alumine . 118. 905
Amalgama 1116. N.
Ameiſenſaͤure 1174. 1184
Ammontaf 882-885. kohlens
faures 957. phosphorſaures
1037. falzigtfaures 1051.
bey Pflanzen 1144. bey ®.
Fäulniß _ 1214. 1217
Ammoniatgas 882 - 385.957.
1000, Ausdehnung defiels
ben durch Wärme 562. N.
| ı157
Analyis 7 115
Anamorphoſen, catoptrifche
... 691. dioptrifche 03
Anatom Heber, Wolf 317 N.
Anker des Magnets 1428
Angulus incidentiae, re-
flexionis 304. N. 669. re-
fractionis, refractus 693.
‚opticus, vilorius 766
Anti-
874
— diaphoreti-
1126 M.
Aarıcplogififch. Spitem 841
Antlia, alpirans factoria
409. vinopolarum 410,
pneumatica 414
Aysiehungstraft 39 f.
‚Apparat, phyſiſcher 13. zur
Beſtimmung der Länge des
Secundenpenduls 260. N.
pneumatiſch⸗chemiſcher 608
f. zur Waſſer⸗ und Saͤu⸗
reerzeuuang 921 mM.
Aqua regis 1060
Archimedeiſch. Probl. 369. N.
Arbor Dianae, A. Saturni,
A: Tovis 1105. N.
Area 101 M.
Areometer 360. mit Sca—
len 360. Fahrenheitiſches,
Eiarcy’fches, Nicholſonſches
365 f.
Argent., fulminans 1115.
N. vivum ——
Argilla
Arm des Menſchen als De
bei 283. N.
Armatura 1331. 1428. Ar
matur des Magnets 1428
Arſenik 118. 1067. Verdam—
pfung deſſelben. 580. N.
Charakter deſſelben 1124.
weißer 1124. N.
Arſenikkalk, Arſenikmetall
1124 u. N.
Arſenikſaͤure 364. 870. 872.
1124
Aſche, und EN. *
ſelben 46
Athmen, Mechanismus
ſelben
nn 829. eleetrifge
1254. 1307. 1313
Regiker.
Atome —
Atomiſtiſches Syſten
Attraction 3
Aufbrauſen —*
Aufhaͤngunge punct
Aufoͤſung 179 ff. auf nal
- und trodenem Best
partielle, totale 10
Sasarten
Aufidfunasmirtel “
‚Auge, Beſchaffenh. ».%
deflelben 2
Augapfiel, Augenböst, !
i. genlieder, Augenmimr
76
Augenglas
Augenmaaß
Augennerve *
Aurum fulminans ımt)
Ausdennung r
Ausdänftung 598 dei
(hen 627. unmerkiid*
Waflers ⸗
Auslader, electriſcher,
Iy’6 allgemeiner 135%)
Auslaugen der Ale ie
Auſtralerde 118. gg:
Austrocknen d. Pflany,
‚Axis in peritrochio
Axungia In
Azote J
B.
Bärlappfaamen , Vi
defleiben 15316*
Bahn der Körper 65. M
bolifhe gemworfener Id"
rer Körper J
Balancierkuͤnſte J
Balſam, natürlicher i
Barometer 395 ff. d
förmiges 397. genaue
richtung deffeiben 3
Kegifer,
Norlands ſchief liegendes
Sı. Vernouilli's rechts
pinfliges 401. Leuchten
eſſelben 1388
rometerprobe, gewöhnlis
he 433. heberförmige 434.
woftop
ryte
fe acidifable,
hant 865
aſis, ponbderabele 135. —
Dämpfen syıf. bey Gas⸗
arten, ſ. jede unter ihrem
Buchſtaben
atterie, electriſche 1346
— Phaͤnomen —7
—E des Object
906
acıdi-
ſes
zelegung, bey ber —
citaͤt 1331 f.
Benzoeblumen 1164. Bens
zoeharz 1164
denzoeſaͤure 864. 1135.1164.
Beobachtung 11
Berlinerblau 1119. N. 1176.
— Phaͤnomen deſſel⸗
1229
— 8
Befchlagen der Gebäude 944
BDeitandeheile 112. nähere,
entferntere 116. nähere,
. unmittelbare der organis
(hen Körper: 1134. - der
- Pflangenkörper 1135 ff.
d. thieriſch. Körp. 1173 ff.
Deugung des Lichts, |. Licht.
Bewegung, abjolute, relas
tive 56. eigne, gemeins
(haftlihe 59. wirkliche,
ſcheinbare 60. N. frumms
linige 67. gleihförmige,
veränderte oder. ungleiche
395 °
875
förmige ; verminderte, ber
fhleunigte ; gleichfoͤrmig⸗,
ungleichfärmig, befchleunig»
te; gleihförmig + , ungleiche
förmig » verminderte 7z.
‚ einfache 81. zufammenge
ſetzte 86. Geſetz der zu
fammengefesten 37. geras
de, Ichiefe 93. geradlini⸗
ge, trummlinige 96f. Toms
‚reals 99 Kreis, 101. M.
‚Größe derfeiben 105. 108
zeit derfelben . 69
Bemwegungspunct 282
- —— — reine 54 ff.
1138
Bierwaage
Bild des Gegenſtandes bey
Spiegeln, (‚Spiegel 682 ff.
bey erhabenen Glaͤſern
zıı f. mathematiſches,
phyſiſches 715
Bildung der Kryſtalle, orga⸗
niſcher Körper 144 u. N.
Bildungstrieb, Blumenbachs
144 N.
Billard 95. 305
Birnprobe, Smeatons 437
64 Bittererde, Bitterſalzerde
| | 903. N.
Bitterſalz 971
Blaſe, Zerreißen derſelben
bey der Luftpumpe 3836. N.
439. Aufſchwellen derſelb.
durch Hitze 563. N.
Blaſebalg, Fällen deſſelb. mit
Luft 410. Wirkung deſ—⸗
ſelben 328
Blauſaͤure 364. 370. 1176
Blaue Staͤrke 1125. N.
Bleichen der Leinwand und
Baumwolle 1055
Blen⸗
876
Biendund, im Auge 753. ' in
Fernröhren 2731
Bley 119. 1067. Charakter
deſſelben 1117
Bleyaſche 1117 u. M.
Bleybaum 143. N. 1105. M.
Bleyeſſig, Bleyglaͤtte, Bley⸗
glas, Bleykalk, Bleyzu⸗
cker 1117. N.
Blumen, chemiſche 143. M.
Bologneſerflaſchen 127. N.
Boracit 1066. zeigt Elec⸗
tricitaͤt 1390 u. N.
Borax 1065
Borarfäure 364. Radical
derſelben 912. 1065 f.
Bouſſole 1442. N.
Bouteillen, Schwimmen ders
felben 348. N.
Branntwein 1191
Branntweinwaage 364
Braunſchw. Grün 1118. N.
Braunſtein, als Beſtandtheil
des Sauerſtoffgas 831 f.
roher, Braunſteinmetall
1127 u. N.
Brechbarkeit, Brechung des
Lichts; ſ. Licht, Lichtſtrahlen.
Brechungsſinus 697
Brechungsverhaͤltniß 697
Brechungswinkel 693
Brechweinſtein 1126. N.
Breite 31
Brennbares Weſen; ſiehe
Brennſtoff.
Brennglaͤſer 317. Tſchirn⸗
hauſ., Troudainifhe 819
Brennpunct 673. eingebil⸗
deter 676. bey Linſen
707. 714. Entfernung
deſſelben practiſch zu fins
den 710. Urſach der Bes
nennung deſſelben 817f.
Kegifter.
Brennfpienel sıri W
tiſche, Tſchitrnhed
Breunſtoff 118. mW
Btrennweite 673. t.liein-
Brenzlider Gerndw"
ſchmack bey Pfage 2
Brillen
Bronze .
Brunnen, Wirkan te
türlihen 344. &9
394. Gturms =
render
Bulbus ocnli N
Butyrum ftanni nu
antimonii nl
Butter ir
€.
Cacholonge, zeigen dt!
Calcinatio x
Caloricum. Calori-
Calx, viva, ul»
plumbi gryfea *
Calorimeter
Campbria
Camera clara, Ru
- deriihe
Camera a n
Porta, optifcye, disp*
tragbare
Caoutchounc 1
Carbone rıki
Carbures metalliqus
Carmin, blauer u?
Eartefian. Teufelchen 34"
Cathetus incidentiae "
Eentraibewegung, Ider
Körper 270 ff. der iv
melstörper a
Centralkraͤfte roo. dar
petalkraft 99. 70 Qu⸗
derſelben 100. Cem
galkraft zoo. . Wire
derſelben Beyım pem
—
Kegifter.
trumm‘, 'vırıam 9)
"eillationis 257. gra-
tatis 272 f.ınotus 282
ullz, alba, citrma
A 11 17. N.
aılybs 21819. M.
mäleon,mineral. 11270,
zux 2 218. 909
——— entzuͤndet
u: En. 849
er ‚97 „5,2889
arfreis "u 75 2
ıeres clävellati : 1146
rconite 118. 909
rculus olcunlat, 301,N.18
ronenfäure ;' -1135
Khenille. 44. M.
haͤrenz ..146 ff.
. * 146 ff. Geſetz ders
149
a 1155
Mestinglas 819
oAlector, Aectriſcher 1384f.
om buſtio ‚. 823
ompaß ur 42. M.
ompoſit. d. Faͤrber —
ompreſſionspumpe 413
ondenfator;relectr. 11376 ff,
\onduetor,." nom, cöndu-
‚etor ı. II, 1236
söngelatio ı 576
konfp' riren 90
ontinuum 1. 42
Tontractilitaͤt126
Tonvergenz ;..f. Lichtſtrahlen.
Eopernicanifche Weltordnung
271M.
Corpora, folida, liquida,
Auida, expanfihilia 122.
rigida 124. ductilia, fra-
»gilja 125. lucentia 641
.'OPaca , transparentia,
“tliapnhana, pelliteida 642.
In
877
velatilia, ixa 600. ſono⸗
‚ ra449. anelectrica,idio-
‚ electrica 1236. 1248
Eorpuscularifien 798.0.
Crocus Martis⸗- 1119. 0%
Erownalas 788 f.
Cucurbitula fcarificat. 410
Euiminirender Punct, beym
Magnetismus 1459
Curcumatinctur 743 M.
Cuprum ammon. nn
Epkloide:.
Cylinder, Muſchenbrͤcin
147.,N. Schwerpuncrders
ſelben 274, Hinaurfteigem
- deffelben auf einer fchiefem
Ebene 2g:. Bingende 467
—— bey der
Eectricitaͤt 1257
D. aa
Dammerde #227 f.
Dampf, Dämpfe 136: 370 fr
578. Uriprung und Theo
sie deflelben 579 f, abſo⸗
Iute Elaſticitaͤt deſſelben
524f. Gewalt des einge⸗
— 138 586. Zerſetzung
derſelben 599
Dampfbildung s6 ff.
Dampfblaſen 3
Dampfkugel - 588
Danpmaldine, Watts und
Grens I . 588)
— 445
Declinatio acus magneti-
' cae 1447)
Drelinationsfarten 1448
DesoxidarionyDesoridirung
: 842. bey Metallen . >
Deftilliven -
Deftiliftapparat des ad
für »- 64u1
Deto-
878
Detonatio =
Diabetes
Diagonalmafhine, - Sn
:» bards 87.N.
Dianenbaum 143. |
Diaphonometer 661 M.
Dicht, vollkommen, abfol. 47
Dichtigkeit 48. Regeln dev
feiben 53
Diffractio lucis 47
Digeftor Papini 598
Directe 93. directio 66
Diſtantia focalis 673
Diftanzen, mittlere 101 M.
Divergenz ; f. Lichtſtrahlen.
Divergiren 90
Dörren der Pflamen 1136
Doppelbarometer, Huygen⸗
ſches, Hookſches, de —
Hireſches
Dreved, Schwerpunct Def
feiben 274
Dradpumpe 413
Dünger 1228
Dunkelheit 640
Dunft; f. Dampf.
Duplicator, electeifcher 1386
Dura mater 751
Durdfihtigkeit 75
Dynamifches Syſtem 46f.
E.
Ebbe und Fluth 271. M.
Ebene, horizont. 197. ſchiefe,
geneigte, inclinirte 228 f.
Echo, einſylb., vielf. 484 f-
Eeliptiß, Abnehmen. Schiefe
derjelben 271. M.
Edelgeſteine, kuͤnſtliche 1078
Efferveſcentia 190. 606
Eimer voll Waſſer, Verſuch
damit
"ln
Regifter.
Einfalisiseh 44, in
falltpanct &9;. du
deſſelben
ringeres Gew
als des Mafferi;;: |
thauen deffeibn
Eisapparat !
Eifen 144. N. 10%7. &
deſſelben 1119
Eiſenvitriol 11
116."
Eifenftein, magnenkt" |
Elaſticitoͤt — abe
Fluidi 403.
fenen Luft rt
vermehrt
—— —
Elaſtiſches Harı
Elaterometer, fir gu
404 433. 54
Electricitaͤt 2330 5 "
—— urſpruͤnglid
uantitaͤt der
Megif er.
, 2246. Intenſitaͤt der⸗
ver 2254. entaegenge
te 1284 ff. Geſetze der
sen 1301 ff. gleichartige,
ge Abitoßen 1302 ff. uns
ichartige, jeigt Anziehen
os$ ff. Mittheilung, Ber
il. Derf. 1310f. Theorie _
entgegengeſetzten 1313 ff.
anttins, dualiftifches oder
ymmers Syſtem derſelb.
13ff. natuͤrlicher, poſi—⸗
o u. negativ electriſcher
uſtand derſelben 1313 f.
erſtaärkte 1328 ff. Phaͤno⸗
ene der verſtaͤrkten 1347.
Fridgeinungen derſelben im
aftleeren Raume 1387 6.
389. einige befondere Arı
en derfelben 1390 ff. Gals
ani's thierifhe 1403 ff.
errichtätsiammier 13894
‚ctricitätsträger, beſtaͤn
iger 1354
ectriſch, electriſirt 1230.
electriſiren 1241. negativ⸗,
poſitiv · electr. 1313.1348 f.
Electriſche Materie 1229 ff.
Demerkungen über d. Na:
tur. und Zufammenfegung.
derfelben 1408 ff. iſt im⸗
ponderabele Subſt. 1409 f.
it expanſibel. Ztuid. 1411 f.
iſt Lichtmaterie 1414f.
—— Fluid. 1230. 1407.
Duantität, "und Coulombs
Geſetze deſſelben 1248
tlectriſirmaſchine 1256 ff.
weientlihe Theile derſel⸗
ben 1256, verſchiedene Ar⸗
1257 N.
ten berfelben
lectrometer, verfchiedene Ar,
ten deſſelben 1304
879
Electrophor 1354 ff. Theile
deſſelben: Kuchen, Form,
Teller, Schäffel, Dedel,
Trommel, Eonductor, Bar
ſis 1355 ff. Verſuche und
Phänomene defl. - 1360 ff.
Elemente 116.M. der Peris
patetiker 118. N.
Elementarweſt 328N.
Ellipſe 101,N. 674
Eiongationswinfel 246
Email 1078. 1120,
mahlen
Emanationsſyſt d. Lies * 3
Em holus =
Empyreuma “!: 113
Endaeihwindigfeity4 f.217 44
Engylcopium 776
Enrbindungsflafge bey Site
arten 611
Entfernungen der : Gegen»
* Hände beym Sehen 70 ff.
Entzändliher Grundſtoff; f.
Brennftuff.
Entzündung ; f. Verbrennen,
Erdachſe, Wanken derſelben
271. N.
Erden 890ff. einfache u. des
ren acht Arten 891.992. als
kaliſche, abforbirende 893.
Erden und Steine, eigens
thuͤmliches Gewicht derjels
«ben | 368
Erverfhütterungen, Urſach
derſelben find Dämpfe 586
Erdharze, eigenthuͤmlich Ges
“wicht derſelben 368
Erdrohr 784
Erfahrungen 10 ff.
Erhitzung und Errältung der
Körper 527. Richmanniſche
Verſuche darüber 533
Er klaͤ⸗
880
— 16 f. analogiſche
Stegeln derfelden 19 f.
——— hypothetiſche,
6
categoriſche
Erleuchtung 640. Staͤrke
derſelben 655
Erſcheinungen 5—10
Erſchuͤtterungs verſuch, electr.
Erſchuͤtterungsflaſche, Leid⸗
ner, Kleiſtiſche 1329. Er⸗
ſchuͤtterungskreis 1334
Erze 1106. eigenthuͤmliches
Gewicht derſelben 368
Eſſig 1198. deftillirter 1204.
radicaler 1205 N.
Effigfermente 1202
Effiggährung 1136. Theorie
derfelben 1198 ff.
Eſſigmutter 1199. Eſſig—⸗
naphtha 1196
Eſſigſaäure 864. 1143. 1203 ff.
reine, concentrirte 1204 f.
Eudiometer 850 fr. Guyton⸗
ſches 988
Evaporatio 598
Exhalatio 598
Expanſibilitaͤt Exvanſ okraft⸗
ß Körper. |
Experi jmentum *
Exploſion, electriſche 1351
Ey, ſinkt im Waſſer, ſchwimmt
in Salzſoole, ſchwebt in
der Vermiſchung von bey⸗
dem’ 338. IR)
Eyweißflöff 1135. 1158. bey
Thieren 1174. ‚Charakter,
: dejlelben ı . 1180
F. 9
Faͤllung, Faͤllungsmittel 191 f.
Faͤulniß 1186. 1212 ff. ei⸗
gentliche 1214 +
Negifter.
Gall, der Körpır Yan,
. der ſchweren Kim
fen Geſetze z12fi. m)
fhiefen Ebene sul
- frummer Linie
Fallhoͤhe 214 f. Selm
derfelben durd dad}
z4 in
Sarben, beym Prim!
Theorie u. Phännen
ſelb. 716 ff. vermik
fammen gefegte 735 }
‚ Anderung derf, bull
änderung d. Milde!
Charakter derſelb. bad
pern 814. unalidı
wärmung rn
gefätbter. .Köre 5
Sonnenſeuer
Farbenbild
ER
Faſerſtoff, bey Tier h
Beſchaffenheit dei. ?
Federharz 1135. Ge
deſſelben m
Federkraft vl
Fenfter, Gefrieren I
744. N. Odmiga"
ben 4
Fermentatio, vinol,®
: da,. putrida 3
mentum
Fernambuctinctur 3—
Bernröhre, —
787 f. Dioptriigt
dioptriſche Zi has —
diſches, Galileiſht
Kepleriſches 783. er
"784. Dolondifge
Ferrum, culum, duch
‚erudum .
Gefiigkeit A :
m
NRNegifter,
e thieriſche, eigenthuͤm⸗
ches Gewicht derſelben
68. Beſchaffenheit ders
iben 1174. 1179
„ propage, gene 615.
ortatif 1036
chtigkeitenides Auges 750.
755 f.
er 739 f 816
erfonfaine 563. M.
ermaſchine, Watts und
zrens 588
ur 31
der, beym Newtonſchen
Zpiegelteleſtop 793
ſterniß 640
h, Aufſteigen und Mieder⸗
inken deſſelben im Waſſer
| 348. N.
hbeinhygrometer 947
he, eines reflectirenden
Körpers, ebene, krumme,
:oncave fphärifche refleetis
sense 671 f. convere re—⸗
Tectirende ſphaͤriſche 676 f.
ichenraum 101. N.
imme, und ‘ihre verichies
denen Farben 845 und N.
bey Pflanzen 1138
iſche, von elaftiihem Har⸗
je 408. N. belegte eleca
triſche 1331
aſchenzug 294
ıtterruß 1139
iehtraft 271. N. 13
intglas, bey Fernröhren
788 f. eigenthämliches Ges
wicht deffelben 368. Bre⸗
Hungsverhältniß deſſelben
| 697
‚otter und nager, Unter⸗
ſchied dabey 348 N.
Iuor ,mineralis 3064
881
Sluß 1064. ‚Stöfe * ——
574
Släffigkeiten, ſtrahlende 133.
tropfbare, Ausdehnung ders
felden durch Wärme sg f.
elaftiiche. Ausdehnung derſ.
durh Wärme 561. conves
ze und conca@e Fläche ders.
ſelben ı52. MN. 153. N.
163. Herabfließen u. Nichts
herabfließen derieiben von
der "and. eines Gefoͤßes
164 u. N. Auffteigen derf.
in Ldihpapier, Schwamm
. u. andern K. 166. Durchs
fließen derſ. durch Loͤſchpa⸗
| pier, Filz u. dergl 166.
Hinderniß daran 166. ften
hen in den Haarröhrchen
tiefer als auswendig 167
u. M. aleihartige, allgem.
Satz derſ 313. fpirirudfe,
eigenthuͤml. Gewicht derf.
368. ſchwere erpanfibele od. '
or 370 ff. faure, bevm
olze 1143
Fluß ſaͤure 864. Radical ders
jelben 912
Sluffigtfaures Gas 1062
Flußſpath rosı. narärlihes
Leuchten deffelben 1064
Elußfparhiäure 1061 f.
FElußipathfaures Gas 1063
Focus 673
Folgerungen 1090
Follis hydroſtaticus 317 N.
Fontainen 316 M.
Fonticulus compreſſionis
414
Form, der Materien 122 if
der Aggregation 122
Foſſilien, primitive Formen
derſelben 145 u. N.
get Fra-
Ir
Froſch,
Funken, ſchelnbare
Gaͤhrung 1185.
882
Fraterna caritas
riction
394
MM
damit 1392 ff.
Froſtpunct, beym Thermomes
ter, kuͤnſtlicher zo1. na⸗
türlicher 502
Fulcrum '282
Fuligo !
Sundamentalabftand,
Thermometer
$undamentalelectrometer
1304. M.
beym Aus
ge 797. Beuerfunten 823.
electriſche 1249. 1322
Fuſio 569
11
beym
501
ſaure, fauligte 1186. des
Brotteiges 1211. faulen⸗
de, Theorie und Phaͤno⸗
mene derfelben. 1212 ff.
Gaͤhrungsmittel 1190
Si
958. 1188
Gallerte 1174. 1178
Sallusfäure » 864. 1178
Galmey, Eryftallifictes, zeige
Electricität 1390
Ganzmetalle 1069
Gas, Sasarten, Inftförmis
ge 136. 370\f. 601. Aus⸗
dehnung derfelben dur
Wärme 562. Beftandtheir
le derfelben find Bafis und
Wärmeftoff 602. Verſchie⸗
dene Arten, f. jede unter
dem Buchſtaben ihrer Stof⸗
fe, ſchweres brennbares
141. bey der Faͤulniß
. 221% 2222 f.
228 .
electrifhe Werfuhe '
mweinigte,
Geſchichte der Nam“
haft |
Regiſter.
. Gas, oxicum, ım
829 f. hydrogenimr
carbonicum 95% !
phurofum gr6. =
[um 1010, muriue⸗
‘ muriatolum 105% '
' drogenium care
‘ tum u
Gas bilbung be:
Gazomtter i
Gebäude, Stelum ir
“ ald wenn es faln ®
|
GSefaͤßhaut des Augri
Gefrieren
Sefüge
Gegentraft.
. b
Gelatina: J
Seißfuß der Maum,
Hebel oo
Geiſt, brennbare "
SGeräufh. Serie 7
Geruch, Brenzliger 7
fauliger, dummlign
noͤſer und Efflunien)
ſelben ragt
—
135 1
* |
Sefpägtugee :ft‘
Geſchwindigkeit zı 11"
’ gefolgerte Säge daran
Geſetz, das Bonleiht, ?
riottiſche
Geſpinnſt der Gpinnm !
Seidenwuͤrmer m
Geftale, beſtimmte
—
** 7—
choaltali grg k
“ felfaures 971. ſatpeun
res 1004. falzfautd
—n fadiges, im m
Je
CT
Regiſter.
e wicht bes Rörners 206.
üſt bewegende Kraft 206.
abdfolutes 209. eigenchüms _
Liches 210. Regeln deffels
Ben 211. relatives reipecs
zives 230 f. Verhaͤltniß
Des relativen gegen das
abſolute 232. Vergleihung
und Beſtimmung ded eis,
genthuͤmlichen Gem, fefter
u, rfliger Körper 350 ff.
‘360 ff. 368.
Stanzruß. - 1139
Has 112. M. Ausdehnung
deſſelb in Wärme 555. N.
899. ufattes, rauhes, matt,
geichliffenes, bey electris
Then ®. 1300..1338
Slascylinder, bey electriichen
Verſuchen 1257
Slaselectricitaͤt, iſt unſchicki.
Benennung 1297. —
S lasfluß
Slasgeraͤthſchaft; —*
61
.9566—
Slaskugel, hohle, Sinten
und Schwimmen derieiben
344 N. 489. N. mit Wafı
fer geſfuͤllt als Brenwglas,
819. Glaskuͤgelchen, Ders
ſuche damit 162 u. N.
Staslinien , Strahlenbre⸗
ung hey bdenielben 705.
biconvexe geben - Brenas
aidıer | 819
Giaemaſchinen, electr. 1257
Slasroͤhre electrifche 1229 f.
Glasſcheibe, Zerbrechen der,
ſelben bey der Luftpumpe
386. N. 43,. electr 1257
Glastafel, Verſuche damit
161. N, bey der Electri⸗
citaͤt 1330 f.
883
Slastropfer 127. N.
Glaſur 1078
Slauberfalg 143. M. Vers
wittern deſſelben 858. M.
971
Gleichaewicht, fefter Körper
2R2 ff, beym Hebel 284 f.
Geſetz deffelben am mathes
mariihen Hebel 187
Gliedmaßen, menſchliche —
electriſche Verſuche damit
u 1396 ff.
Glimmer, aräner 1130
Glocken, Klingen. derfelben
467. 475
Glockengut 1073. N.
Glockenſpiel, electr. ı 276.
| 1344
Gluͤhen, mitgetheiltes 324.
beym Verbrennen 845
Gluͤheſpan 1119. N.
Gluten 1155. 1178
Gold 118. große Dehnbar⸗
keit deſſelben 44. N. Aus⸗
dehnung deſſelben durch
Hitze 555.M. ſpecifiſches
Gewicht deſſelben 368. Les
girung deſſelben mit Kup⸗
fer oder Silber 1073. M.
Verdampfung deſſ 580 M.
Scheidung deſſelben vom
Silber durch die Quart.
189. N. 1067. Charakter
deſſelben 1113. Aufloͤſung
deſſelben in Konigswo ſſer
1113. N.
Goldkalk 1113
Goldpurpur des Caſſius
| 1113 N,
Goldſcheidewaſſer 1060
Goldſolution N.
43:
Graduirung der Thermomes
terfcale sos f.
Kttz Sranit,
F
334
Granit, von ungleiher Mais
ſe 169. N. gemengt 113. N.
Gravitas 198. ſpecifica 210
Gravitation, ſ. Schwere.
Newtons Syſtem derſelben
271. N.
Griesholztinktur 742
Groͤße, ſtetige 42. ſcheinbare
‚und wahre des Gegenſtan⸗
des beym Sehen 766 f.
Grünfpan, kryſtall. 1118. =
Grundkraͤfte
Grundmaſſen
Grundſtoffe 109 ff. einfas
here der organifhen Koͤrp.
1133. der Pflanzen 1113 ff.
der Thiere 1174 ff.
Gunmi. Gummiharze, eis
genthäml. Gewicht derfeh
ben 368. Gummi relina
1153. elafticum 1154,
Charakt. derſ. 1135. 1149.
arab., Kirfhgummi 1149
Gußeifen 1119
Gymnotus electricus 1391
Sys 368. 971.
H.
Haarroͤhrchen, Phaͤnomene
und Theorie derſ. 154. ff.
WVerſuche damit 157. N.
Haͤute des Auges 2, —
Hagel
Haibkugeln, mageburside
6. N. 439.
Halbleiter, — 1237
Halbmetalle 1069
Halbſaͤure 342. gaëfoͤrmige,
azotiſche 1017
Halbſchatten 666
Hanmerſchlag 1119N.
Hanf, entzuͤndet ſich 849
Harze, eigenthuͤml. Gewicht
derſ. 368. b. Pflanz. 2135.
Hauptleiter, electr. =
Hebel 282 ff. marhematiic
—
—
Regiſter.
Charakter deſſ. 115146. *
der Electricirät 1
Sarzelectricität, ik unit
Benennung 1297.17
Harzmaſchinen, electr. ı “
Hafenfell, 6.d. Electrir. ı
Haud) des Menihn u
Hebebaum, als Hebel ti:
re rbgl.
Phän., Theorie u.Eh
defielb. 282f. einarmir
doppelarmiger 283. gem
hener, Winkelhebel :«
Kraft und Laft bey dem
ben 282f. Moment ui
288. Potenzen und ini
der Winkel deſſ. 3
Heber 388 ff. gemeiner :
Wirtembergifcher 393.*
heriher 394. Wollt ®
tomifcher 31:3
Heberbarometer *
Helligkeit ä
Hepar ſulphuris m
Hepatiſches Gas sth
Heronsball 414.439. 5633
KHeronsbrunnen 4u
Hirnhaut des Auges mi
Hige; f. Wärme,
KHodometer sa
Höhe der Körper n
Hoͤllenſtein 1115.
Hohlglaͤſer 705. u
Hohlſpiegel, paraboliiche as
die beften Örennfpiegel ni
Holz, Leuchten d. faulen tu
Holzarten, Verſuche mit m
fhiedenen 128. N. em
thuͤml. Gewicht derſ.
250. eigenchän
Gewicht Verftben zu
Hon
Regiſter.
izortalebene, Horizoptal⸗
inie 197
en, Alexanders 483. N.
rnbhaut des Auges 750
rnfttber
feiſen, magnetifches 1441
mores 750 f.
drargyrum 1116
drauliſche Maſchine, Seg⸗
rers 83. N. f. 324. N.
drogène 113.917
drophan 745
dro? fulphures 1109
grometer. Hygroſkop von
Sauffure u, de Luc 946 f.
‚grometra 360°
‚perbel 161
‚pomochlium 282
I. |
ihr 70N.
1ago obiecti 682
apetus iactus 268
abegriff 49
aclination der Magnetna⸗
del 1452
ndifferenzpunct 5. Magne⸗
tismus 1458
ıflexio Jucis 747
ınatare fluido u. natäre;.
Unterfchied dabey 348. N.
en 13. akuſtiſche
483. N.
ntenfitas lucis - 655
ntenſitaͤt der Seundträfte,
46. 121 f.
eis 753
upiter 1120
zupiters -Monde, Ungleich⸗
heit de⸗ u derfelben
27ı N. 11.
| K.
Kaͤlte, iſt etwas —
1115. N.
885
437 kaͤnſtliche, Hervor⸗
bringung derſ. 620. N. Ge
Kakomeier .
Kalt, ungelöfchter, Urſach .
ner Erhitzung 624
Kalkerde 118. iſt für ſich uns
ſchmelzbar 574. N. 892.
‚goo f. rohe, gebrannte,
lebendige, reine, geloͤſchte
900 f. ſchwefelſaure 971.
ſalpeterſaure 1004. phos⸗
phorfanre 1037. ſalzigt⸗
ſaure 1051. borayfaure
1066. kohlenſaure bey
Schaalthieren 11
Kaltrahm 902
Kalkſpath, Phänomen beym
durchſichtigen 704. 958
Kalkwaſſer 901
Kammer, Pascals 387. N.
6
beym Auge 756
Kampher 1135. Charakter
deſſelben 1169
Kegel, Schwerpunct deffels
ben 274. doppelter, der
über zwey fchiefe Flächen
hinaufzu rollen ſcheint 281
Kegelſchnitt 101.
Kernſchatten 666
Kienruß | 1139
Kiefelerde 118. 892.897 f»
Klang 455
Klangfiguren des Chladni u.
Voigt 467 f.
Kleber 1135. us
Knall
Knallgold 1113. N. Knall
fügelhen 538. Knallſil⸗
ber 1115.09. Knallpul⸗
vr - 10:26. 1034
Knochenaſche 1037. 1177
Knochenerde 1132, Knochens
materie 1174. 1188
Knoten.
886
Rnotenlinien, Bewegung al
ler 71,
Kobalt : 18. 1067. \ Charak⸗
ter deffeiben 1125. ſchwe⸗
felfaures 1124. M. zeigt
mannetifhe Kraft 1425
Kobaltkalk, geräfteter. Ko⸗
baltmetall, zeigt Magne⸗
tism. Kobaltvitr. 1125. M.
Kochſalz, Gewicht des aufge
loͤſten 369. N. Saͤure
deſſelben 1048. 1060
Koͤnigswaſſer 1060
Körper zo f. Ausdehnung
derſelben 31. feſte 122.
123ff. harte, ſtarte, wei—
che 124. zaͤhe, dehnbare,
ſtreckbare, ſproͤde 125. fluͤſ⸗
ſige 122. 129 ff. liquide,
tropfbar⸗fluͤſſge 122.130 f.
expanſibele, eigentlich » elas
ſtiſch fläffige 122. 131 fı
espanfibele an ſich, erpans
ſidele durch Mitcheilung
132 f. rein, erpanfibele,
fhmere erpanfibele flüffige
133 f. dichte, lockere 208.
ſchwerartigere, leichtartis
gere 208. fallende, Hoͤhe
derfelben 214 f. feuerfeite
374. organiſche, Bildung
derfelben 144 N. fluͤchti⸗
ge, feuerbeftändige 600.
leuchtende, erteuchtete 64 1.
opafe, undurchſicht., durch⸗
ſichtige 642. warme, hei⸗
Se, kalte 5337. warm⸗ halı
tende 542. Capacitoͤt ders
ſelben für Wärme 550.
ſchwere liquide, Phaͤnome⸗
ne derſelden 307 ff. Eis
neriey fefte verlieren uns
gleich am Gewichte in ver
N.
Regiſter.
ſchied. Shüffigkrites ri‘
rigide, tederdbam, mei
(be, weiche 255 J
der menſchache —
fpecif, ich weret au 38
348. |
945 f. orgamuidt ı
f&allende
7
aentlich - eiectr. *
Kobie, reine 950 114)
thieriſch Subftanin
Kohlendampf, Sebi
deilelben %
KRoblenfäure 364 87a re
x ee dieit Dr
Konienfaures Gas, Yun
nung defleiben durd ®
me 562. M. 954 "
‚ Planen 2141. 8
Kohlenfioff 113. 912.
reiner 950. erilirtm®
fer Menge in d. Nam":
Theorie u. —
ſelben 95 2 ff. Birtan”
felben bey Metalea
Kometenlauf, ungie
ar.
Korkkuͤgelchen, ber —*
tricitaͤt
Sertingeielsctrumee
Korkmaͤnnchen
Kraͤmerwaage, als
2
Kraft, Kräfte 2. 3. am
ſche Erforfchung en
thetiſche Foigerunzn⸗
ſelden bey Stoffen i. 4
wegende 35. 54
ſtoßende, expanſive F
wegende, beſchieun⸗
PIE
ur
|
|
|
Regifter.
to. 106. gleiche gaf. um
leiche 34. Außere, mittle⸗
e 86. Wirkung der bewe⸗
enden, nah Perpandifeh
linien 95. Kraft und Ges
zenkraft 104. Mittelpunct
Jerfelben 99. Wärmes leis
tende 540 f. Beſtimmung
berfelben nah Thompfon
und andern 542 f.
eide 958 f.
'eidenfäure 954...
eis, Schwerpunck deſſelb.
274. im Waſſer 331. N.
Acnmungsbogen, Kruͤm⸗
mungshalbmeſſer, Kruͤm⸗
mungs kreis 101.
ryſtall 141. Phaͤnomen bey
dem Jsländifchen 704
ryſtalllinſe und Kapfel ders
felben 755
ryſtalliſtrung 139 4
üchenfeuer 636
uͤnſtlich I. =
‚ütte 48
ugel, Schwerpunct derfeib,
274. elfenbeinerne, Ver
fud damit 299. N. elfens
beinerne u. bleyerne, gleich
am Gewichte, verlieren uns
gleih beym Waſſerwaͤgen
335. N. metallene und glaͤ⸗
ferne, Schwimmen derſel⸗
ben 348. N,
Rugelmafchinen, electr. 1257
Rugelfpiegel, Phänomene des
erbabenen 690
Kupfer 118. 1067. gelbes,
weißes 1073. Charakter
deffelben 1118. fchmefel
faures,falzigtfaureg,Eryitals
liſirt effigfaures 1118, N
Kupferlalt 1118 u.N. Kup
—
—— |
Laden und entladen, bey der
an, des Cardanus
Laterna magica
Laugenfalze 274 fe; ſ. Aikali
B87
fervitriol 743... .uuı8
ae un.
774
Electricität 1334 ff *
laden . 133
Länge der, Körper 31
Lage des Körpers 55
Lackmustinctur 743. N. als
Pruͤfungemittel der Saͤu⸗
ren 86
ag1.
Archand'ſche 828
Lampenmikroſkop, Adams 713
Lapis infernalis lunaris
1115. N.
713
Lavendeloͤhl 44. N.
Lebensluft 829
Leere, Torricelliſche 379
Legirung 1073 u. N.
Leichname, Emporkommen d.
ertrunkenen x 348
Leim 1178 |
Reiter, electriſche 1235 ff, ‚die
x vorzüglichften 1240. iſolir⸗
ter, nicht.» ifolieter 1244 f.
1256.1308f. d.erfte 1260.
trocdene, feuchte 1406
Reiter für, die ‚Wärmemates
rie 540
Leuchten, ohne Verbrennen
822f. leuchtende Hitze uns
verbrennlicher Subſtanzen
324. verbrennlicher Sub⸗
ſtanzen 846
Leuchtſteine 823. Sonnen
Licht, Lichimaterie, Bikes
44. N. 118. 639 ff. pflanzt
ſich in geraden Linien fort
643.
888
643. Hadhredeffeisen 444.
verbreitet fib nah allen
° Richtungen 645. ift erpanı
ſibele, rein; erpanfibele Fluͤſ⸗
ſigkeit und imponderabeie
Subſtanzt 647. beſteht aus
einker an ſich nicht expan⸗
fivein Subſtanz und Wärs
meſtoff 649. verbreitet ſich
in discreten Strahlen 651.
BGeſchwindigkeit deſſ. 652.
Staͤrke und Schwaͤche deſſ.
T
655f. Abweſenheit deff. ift
Schatten 663f. Öredhung
defieib. 692 f. Gefeß dabey
694 Theorie u. Phänomes
ne dabey 695 f. Zurück
firablung deff 699. Phänos
ment dabey 702, Bredbars
keit des farbigen 716 ff. fie
benfadyfarbiges beym Prise
marzıf. homogenes, hetes
rogenes 731. Beugung deſ⸗
ſelb.747. Miſchung, Ent
wickelung und Verbindung
deſſ mie Waͤrmeſtoff 798 f,
| gen der darben
beſteht aus Brenn⸗ und
Waͤrmeſtoff 802 f. Urſach
der verſchiedenen Arten des
farbigen 806. Zerſetzung,
Zuſammenſetzung, Figirung
deſſelb. gog f. iſt Agens in
der Natur 325
Lichtmagn 823. Cantons 994
Lichtſtrahlen 644 divergiren⸗
de, converairende 658 f.
701. parallele 659. 701.
Brechung derſelben 692.
einfallende 663. Abwei⸗
chung derſelben wegen der
Geſtalt des Glaſee 709.
Abweichung derfeiben! mes
727
Luftbild "1
Regiſter.
Lgamentum nache
NM. ciliare 1
Linie, lothrechte, ſcbt
verticale ʒ waſſerren⸗
rlzontale 197. tale
niſche
Linſen (Lentes), mi"
planconvere, cenen⸗
re Meentscue, hehu
concave, Conan
concavcon vexe 79. ®
‚ berfelben 706. Crmmt
derſelben 707. Dem“
derielben “
Liquor anodynus, u
gen deſſelden in 7
den 157. N. Lie
Libavii 1)
Loͤthen 148. Lärhreht ©
Luft, atmoſphaͤriſche 1"
116. M. 370. 37% '|
fanmenfegung Mt e |
ſphaͤriſchen 329 f.
ſtand derfelben ben’
dul 261. erpaniibeii
compreffibele 374.
re, entzündbare 91° 7
954. N. vitriollaut"
aimoſphaͤriſche, RW"
volltommener electu
ter und Micheleitt U
1254. . Das Uebrit®
unter: Sasarten. —
Luftarten 136. 370-f 4
rie und Phaͤnoment
eigenchämt. Gewich
felben set
Luftgätemeffer
Luftpumpe 424 ff * |
von Guerike, bel”
macht v. Schott u de
424. Haupttheile er
Regiſter—
25 f. horizontal⸗ liegen⸗
e, ſchief⸗liegende,
? 427. verſchledene Arten
erfelb. 428. , Erforderniffe
iner guten 429 f. Wirkung
erſelben 431 f. Verſuche
amit 439 f. Willens
ınd Berretray’sfuftpumpe
ur Waſſerdaͤmpfe 599
tfäure 954 M.
tichichten - 377%
tthermometer 493. 563. N.
Drebbeliſches, Amonton⸗
ches, Bernouilli'ſches 497 f.
tzund. 849. Hombergs 995
na cornua
ven; f. Linfen.
M.
aaß d. Eentripetalfraft 100
igiſterium (Lac) ſulphu-
ris 982
ıgnefia 903. nigra 1127
—J— u. N
ıgnehie 118. 903
ıgnelium 118. 1067. has
rakter und Kalt deſſelben
1127 u. N.
agnet 1420 ff. Phaͤnome⸗
ne deſſelben 1420f. Pole
deſſelben 1422. zuſammen⸗
geſetzter, anomaliſcher 142 2.
Richtung oder Lage der
Achſe deſſelben 1423. zieht
Kobalt an ſich 1425. ar⸗
mirter 1428. kuͤnſtl. 1436f.
Verluſt ſeines en
mus
tagnetifhe Materie BR K
dagnetismus kann dem Eis
fen und Stable mitgetheilt
werden 1437. ferner durch
den einfachen und Doppels
verticas:
1115. N.
839
firih 1438 f. urfpränglie
cher bey Eiſen und Stahl
1455 f. Brugmans Phäs
nomen beym Streichen m.
Magnet 1458 f.
Magnetnadel 1423. von Kos
balt 1425. Phänomene ders
feiben 1430. 1433. Theos
rie und Phänomene des
Magnetism. derf. 1442 ff.
Abweichung derf. 1447 fs
Neigung oder Inclination
derfetden 1452
Drägnetometer \ 142 >
Manganele
Manom., Gueritfhe N
Markhaut 754
Marmor 958 f.
Mars 1119
Maſſe des Körpers 49f. 105.
widerfiehende 106. gleicye
artige, ungleichartige 109.
gemengte, gemifhte 113
Mafticot 1117. N.
Mater vini 1188
Materia, albuminofa 1158.
1180. acris, narcotica,
fibrofa plantarum 1170
— 1173
Materie 30.ff.. mechaniſche
und dhemifhe Durchdrins
gung derſelben 37. N.
große Theilungen derſel⸗
ben 44. N. 1— 6, ſchwer⸗
loſe, ſchwer⸗ machende 204f.
ftrena fluͤſſige, leicht⸗fluͤſſige
572 N. electriſche 1229 ff.
magnetiſche 1420 ff. Das
Uebrige ſ. unter: Stoffe.
Mauerſalpeter 1004 f. 1226
Mechanismus des Stehens,
Gehens u. ſ. w. bey Mens
ſchen und Thieren 281
Meerſalz
Bleriez 2*3
Dies 2175
MHeonurizie so
Deaıscoas 705
Shrmmız 27. R.
Menlır am 12
Mercnrins 1115. prascipiaes
pe Se, praer. raber, press.
alsnı; [obliaatzs —
kisea 3. der⸗
ſelbea ım 352* 455. 212.
Ghäncomene berieiben 375. als
einfahe serbrenalite Sab⸗
langen , Zbrorie ©.
mene berieiten 1067 #f.
ge Idmeljen vofr, andere
sad tem Blöben 1970. einis
ne lafien ib Ichwrıfen 1070.
find fronallıfirbar ı071. feus
erbefändige, — 1072.
Verkalken derfelben 1074. ff.
reguliniihe 1075. edle, uns
edle 1076. einige werden beum
Verkalken ju @äuren oter
Driden 1994. Dermandtichaft
und Berbäaltnig derfeiben zum
Sauerſtoffe 150 ff. Koblens
ſtoffhaltige 1112. Phänomene
derfelben bey der nen
1240. 1300
Metalla, Sulphnrata 1106. he
drogenio - [ulpbaratum 1109
carboneata 1112
Metallbaͤumchen 144. N. ıı
Metalldraht 1231
‚ Metalgemif 1073. Rereiach
Metallfalfe 1075.ff. —
ner, unvolkommener 1092.
eigentbüml, Gew, derfelb. 368
Metallthermometer, Meortis
mers, Loͤſers, Zeihers $09
Metallverfehungen 1073
Metalliſche Glaͤſer 1078. mes
tallifher König 1075. mer.
Salze 1251
Merh 1189
ben Bi
Mittel, Rittefkims &2. m.
Rendes 68. ————
Molybdaena Til
Moſlvbdaͤn. Molpbeänmetal;
Molybdaenum zıg mer.
‘ Charafıer und Kalt iefchen
zı28
Mondslauf, Ungleichheit ts
271 R
—— t
Montgolſieren PN
Moft
o u
Motns 56. aequabilis, uniler-
mis, variatus, retardasss
73. centralis c
Macillago 114
— Vorruͤcken den
el azı.
Naphtha, Berbampfung deriels
ben
Natrum Ä is
Repyifer
ur zu.M. todte 6
ura naturans, naturata
ı. N.
ürlich , unnatürlich, wider⸗
atuͤr lich 1. N.
urbegebenheit. Naturer⸗
beinung 5 ⸗ 10
turforſcher, Naturphiloſoph
15;
turgeichihte 6. Naturge⸗
Be 9
turlebre, Naturwiſſenſchaft
- biftorifhe, rationelle 6.
mpirifche, fpeculatide a5. Ges
hıcate derjelben 26. allges
neıme 28 — 485
iſche | 29 ff.
iturphiloſophie, mechanifche,
wnamifche - 45
bei 92. 596. N. 941 f.
tgung der Magnetuadel 1452
rigungsloth 93)
taungsnadel, Neigungscom⸗
pa 1453
ervenhaut. Netzhaut 754
srvus Options / gl
eutralfalje 886 — 889, tosı f.
ichtleiter, electrifche 1236. ff. ”
die vorzüglihften 1239
iederfchlag 191. f. Metallifcher,
arofe Theilung deflelb. 44N.
iederfchlagung 191 f. 144. N.
bey Metallen u104 f. Nieder⸗
ſchlagungsmittel 191
del. Niecolum . 118. 1067.
Charakter deilelben 1103
‚ordpol des Magnets -1422
tormalfraft >. 190
tormallinie 10 N. 18
tußfhaale, Schmelzen einer
feinen Silbermünze in ders
felben 574 N.
O.
blique | 93
Ibjeetivalad, Deularala® 781
dehl eigenthuͤml. Gewicht der
aͤtheriſchen u. fetten 368. loͤſet
d. Phosphor auf 1042. fettes,
aͤtberiſches bey Pflanzen 1135.
brenzligtes 1143. Charafter
Organiſche Subſtanzen, lebens
beſondere
3» bis zu Eude. Metaphy⸗
if
89:
er 9 4
deflelben 1166, -riechenbe , bes
fillirte, weſentliche 1168
Dehlruß 1139
‘Oleum empyreumaticum 1143
unguinofum | 1166
Dpernauder 687. N.
Orbiculus eiliaris 752
Orbita 749
de 1134. todte 118$
Dre, .abfoluter, relativer 35
Ofcillatio pendali 244
Oxicum, oxygenium, 6xyge-
ne 837
Drid, Oxide 842. Dridirungr
. Drigenirung, Oxidation 842,
beym Berkalfen der Metalle
) 108%
Oxide de Mercure 1116. N. Ox.
de plomb. 1117. N. Ox. de
‘fer. 1119. NR. Ox. detain
14120. N. Ox. debismnth ıı21.
N. Ox. d’arlenie. 1120. Wa
Ox. metallique du premier
degr& d’oxidation 1092,
, P.
See des Magnete 1428
apier, gefaͤrbtes, ald Rear
. gens für Alkalien u75
Parabel 675
Partes, fimilares, disfimilares
‚ill. conftituentes . 113
Paſſevin 328. N.
Pechblende 1130
Pendul, einfaches, mathemati⸗
ſches, zuſammengeſ. 242. 256.
Schwingung, Schwung deſſel⸗
ben, halber, einfacher, ganzer,
sulammıengefeßter, iſochroni—
ſcher 244f. Schwingungszeit
deſſelben 246f. Schwingungs⸗
punet deſſelben 257f. Aufhaͤn⸗
gungspunct deſſelb. 258. Laͤn⸗
ge deſs eiufachen 259 f. roſtfoͤr⸗
miges, Graham's u, Romain’s
a61. Lehren des einfacben vom,
Galilei 263. Schwingungsbo⸗
nen del. 261. Anmendung.der
Gefetze deſſ. oon Huygens 264
Vendulſchwugungen agı ff.
Dendulubr, von Huygens :63
Penumbra 666
> Dercuf
252 Zesißex
or. Re ° —
—— — Immer. — —
— A ⏑. —— — a
ent ser ae 7. Di —
Yanzıer, Bene mi Ye Femme =
zu eh gr Crofaz Penn. — —
Esrsfer wrieles 20 *_ De = -
YMesertarr 6 Fame ei
Missert :—= Yaere,ımı Kress, oem
Wanrtenlauf. Berturbationen
del, Dianeteufohdem 271. N.
Panum inelinatum 2:18
Batin, Platina, Platinum
sı$. 368. 1067. 111%
Matten, Morseau’6 metallene,
Aufammenhang berfelben mit
Qued ſilber 147. N.
Yıurelectricität 1397. 1313
Pole d. Magnetd 422. fünftliche
1428. unglelchnamige, gleich⸗
mamiae 1431 f, Befrk derf. u.
Verſuche 1433. freundfchaftlis
che, feindſchaft liche 1434
Molemoffop, Hevelſches 687.7.
Polyädrum 703
Polyſpoſtau⸗ 294
Vonperpfltät 209
Vom =
L_
AT
es *
Quedfilberapparat ‚ da ds
en
arten
- Quedfilbertalf ıneı®
QDuedfiülberpräcipitat, mei.
QDuedfilberfublimat ms ®.
Duedfilbertbermometer
QDuedfilbereitriof nais. R
N.
Mad an ber Welle
2
Radbarometer, Doofs zei
Radı-
Regiflen 83
lical muriatique, Auori- Rolle Ä 294
ue, boracique 118 Roſt, Moften _ 1098
lii vectores 101. N. fonori Ruhe, abfolgte, relative 47
77. Radius incidens, re- Ruhepunet 282
exus ! 699 Ruß ‘1139
a Torpedo 1391 6
azigtwerden ift eine Art von :
Mignabrung gi Sacebarum Saturni 1119. M.
a 429 Sättigung 18. bey der Elec⸗
uch 593
am .30. 33. abfolster, relatis
er f beweglicher, empirifcher,
serer, reiner 34. Raumesin⸗
alt 49
stenglas 793
tctio 104
uciren der Metalle. Re-
uctio j 1079
lexion; fiehe Licht.
ractio lucis692. Refrangi-
ilitas ftaminum lucis 717
zen 944. Negenbogenbaut
53. Regenwaſſer , reines des
ıllirtes, als Einheit bev
3ergleihung des eigenthuͤm⸗
hen Gewichts mebrerer Koͤr⸗
er 351. 368. 938
sulae Newtonianae 19
sulus 1075. antimonii 1136
ben, feiter Körper unter
inander 637. bev der Elecs
ricitaͤt 1241
ber, Reibzeug ben der Elec:
ricität 1256, 1259
f 944
fen des Obſtes 1210
febarometer 401
Kbley 1112
Ina 1151
ouanz 476. N.
na i 75%
btuna 66. einerley , entats
engefegte _107. 298. N.
‚chende Ausfluͤſſe, große Theis
ung derfelben 44 N.
ın des Saturns, Rotation
eſſelben 271. N. ſtaͤhlerner
26. N. Ringe, klingende 467
ckenfleye, entzuͤndet ſich 849
hre, Torricelliſche 379 f. mes
allene ben der Electric, 1234
iten der Pflanzen 1137
heiſen | 1119
Safer *
Saite, gefpannte 450f. Langer
Mittel beym
Galpeterluft ,
tricität 1313
Gäuren ‘863 ff. Arten und Eins
theilung derfelben 864. beftcs
ben aus eigenem Radical und
Sauerftoff 865. Zerlegen: und
"Bufammenfegen derſelb. 866 f.
einfaches nnd zufammengefeßs
tes Radical derf. 870. u. M.
vollfommene, unvolltommene
872. u. N. fchwefligte 972 f.
falpetrigte zoo ff. phospho⸗
rigte 1040, des Kochlalges
Flußſpaths u. Borares 1007 ff
falzigte 2049 f. fluſſigte nchı f.
1125. N.
Dicke und Spannung derſel⸗
ben 459 f. Einflang, Octave/,
Quinte u.f.w, derjelben 463
al acetofellae 1161
almiaf 1osof. Salmiafgeiftz
äßender , luftſaurer, QAuffteis
gen bdeflelben in Haarröhrs
chen 157. N. Aßender 893
Sulpeter 143. N. als Beſtand⸗
theil des Sauerſtoffgas 831.
1001 ff. — 1004. ale
erpuffen und
Berfalfen der Metalle 1095,.
erdiger 1226
Salperergas, Ausdehnung deflels
ben durch Wärme 562, N.
1001 ff. als eudiometriicher
Mittel 1019. Entwidelung
defielben bey Metallen 1099
Salpetergeift, Auffteigen deffelb.
in — 157. N. rau⸗
chender, Bärb,deil. 743.1. 1002
dephlogiſtiſirte
1017
Salpeternaphtha 1196
Salpeterſaͤure 864. 870. 372.
1001 ff, Miſchung derf. nach
Gavens
894
Carendiih 1031. iR Haupts
product d. — 1226
Salze, eigenthucual. Gewicht dert.
6%. Irpftallıniide, Erfältung
ep Aufiöfung derfelb. in Wal⸗
fer620. Character deri. 354f.
Krovitallifirung derf. 857. Zer⸗
fallen oder Bermittern derfeib.
859. Berfließen derfelben 850.
E:arbeil. derielben 861. urınds
fes 882.0. metalliihe 1101
Bolzacıft, Aufſteigen deſſelben im
Haarroͤhrchen 157. N. raus
&ender 1048
Salzigtſaures Gas eo
Eatjfrufalle 7?
®aljläure 864. 872. veoblaikhni
te, vollfommene, gemeine 873.
N. Madical derfelben gra. Bes
ſchaffenbeit u. Phänomene ders
felben 1049#f. orıgenirte, des
re ah 1062. falpetriats
050
— 364. Salzwaage 360
®ammlungsgläfer 77
Saturnus 1117
Sauerbrunnen, natürlide 956
Sauerkleeſalz 1135. Sauerklee⸗
ſaͤure 864. 1135. Charakter
derſelben 1161
Sauerſtoff. 113. 831 ff. Sauer⸗
ftoffaas, Ausdehnung deſſelben
durch Wärme 562.7. ift Theil
der atmofpbärıichen Luft 829.
—— und Phänomene def:
felbe 831 ff.
* der Kinder 410
@ augpumpen
49
Scale 399. Kahrenbeitifche sog.
NM. 393.N. Schwediſche 504.
Reaumuͤrſche, Celſiusſche,
Deslis leſche 505. N.
Schall 447 ff. Koͤrver, dic ihn ers
reaen, u. Mittel, die ihn forts
pRanyen 449. Stärke u. Dauer
deifelben 454. dumpfer 458.
Geſchwindigkeit deſſelben als
Mittel, d. Entfernungen eines
Dres, Gewitters u. f. w. zu
beurtbeilen 480.
Schallſtrahlen 477 f.
Schatten 662 f. gerader, umges
kehrter 664. wahrer, Kerne⸗
Regiſter.
Sal chatte SE ir
Shaufel, als Heid m’
& Hirt
‚, als 23 "|
Ehbeibe 294. Nmaratı dr o
— Qaerrer⸗ u.
„Deamrdinen, EEE =
E tedemafer
Eıbeidung
Eıbicbfarren, old etc
Shirefpulser, Eraftmi "
Eutzäntung ur? —
defieiben
—— als — *
Schillern ter Lörpır
Cemmuein, veartabiliih ? e—
e neneue bey ter —*
— ————
—— 1135. Eparafter »
ne‘
Shleuder g
Schmal; g*
ame und Sefrierez ge
Echmeljgiäfer
Echmeljungsmittel 7
Schnee 144. NR. 972. ts
Siritärt des Gerne!
beym fchnıeljenden 6 er
fub mit warmen Bit: —
Schnee
Schneewaſſer; ſ. Rear
Schnellwaage, ale scan
Schoͤrl, rotber *
Schroͤpfkoͤpfe *
Schrot, bleyernes rm
Schwefel 118. 144. MR. ni
Verdampfung defickh, sie T
- Beibaffendeir und Pie
ne deſſelben 962 fi. life @r
talle auf 1106. bep der &x
fricitär ımt
Schwefelalkali 981. if Sr%
fungsmittel für Metalle 177
Schnellloth
Schwefelbaͤder ER
Echwefelbinmen. Schcfe
then Hei
Shwefeleifen. Schwefelen
Selbſtentzuͤndung derieike
Ir
GhRrid
— Regiſter.
— cancluauan·
6. 1099
hit 976. Ehmerelles
erluft 984.
wefelluft 976
„oefelmetalle 1106. Verwit⸗
ern derſelben 1127. waſſer⸗
offhaltiges 1109
wefeſmilch 982
nwefelrubin 4. N.
wefelſaͤure 864 f. — 872.
3efchaffenheit und Phänomes
e derfelben 962. ff. vollfoms
aene 966. giebt Neutrals
nd Mittelfaize 971. flüchtige
973.
ywefelwafler 2x5
yivere, im allgemeinen 196 f
ſt ftetig s wirfende Kraft 290.
Irfach ihrer Kralt liegt außer
mferer Erfahrung 205. iſt
sefchleuninende Kraft 206.
igenthuͤmliche 210
hbwererde 118. 892.
ihwefelfaure 971. falzigtfaure
mg
biwerpunct , : fefter Kbrver
ı72 ff. Directionslinie deflels
yen 276.:f. mechaniſches Fins
yen deſſelben 273.N.
bwerfputb 906.971. Schwers
dein 1129
hwimmen, der Körper 341 f.
ver Schiffe 344. N: der Mens
hen, der vdgei in der Luft
N,
343.
bwimmblafe der Siihe wor; _
m Stickgas it 999
Heingung, Schwung u. ſ. w.3
Pendul.
einge 36bewegungen, ſchal⸗
ender und Flingender Körper
447 ff. Mittelpuncr derjelben
474. Geſchwindigkeit derfels
ben 476 f.
bivingunasfnoten 464 f.
lopeta pneumatica 414
ecundenpendufl 259
eben 638. Theorie und Phäs
nomene defielben 748. 758 ff.
ebenerve 751 f. -Seheminfel
j R 76
J e
Senſe, als Hebel
895
Seide, weiße ar e ‚se
der „ieife, * >
er
Seispentyindung 248 f.
Eelenit 978
S$Semimetalla
1069
Senkwaage, budroftatifche, mit
fländigem und veränderlis
chem Gewichte 360 f.
283. N.
Serpentinſteln, zeigt —
tiemus
Giedegrade des Fochenden —8
ſers unter der Luftyumge
581.
an. beym Ciermime
er
Siegellack, telectrifche Yoänos
mene deflelben 1229. f. 1306
Eilder 115. Verdampfung deis
felben 580. N. Legirung des
felben mıt Kupfer 1073. N.
Charakter deſſelben zızz. fals
peterſaures 1115. N.
Silberbaum 143. N. 1105. N.
Silberglaͤtte a —
Silice 118
Silurus electricus 1391
E ımilor. 1073. N.
Situs 55
Smaͤlte 1125. M.
Eoda. Soude 880. N. 1146
Solutio 179. Solvens 180
Sonnenteuer 635. Wirkung
deff. auf farbige Körper Yıg
Sonnenmifroffop, Lieberkuͤhns,
Martins 713
Sonnenzeit, wahre, mittlere
70. R
Soolwaage 36
Spangruͤn ttis. N.
Epatbidure 1061
Spectrum 716
Specula 'cauftica, ultoria, =
dentia
Sphäroidmafchinen , et
1257
Epieael 677. Es giebt feinen
- vollfommenen 678. Materien
- zur Zubereitung derſelben
679. ebene, plane, frumme,
convere , concave, ſphaͤriſche,
gl — —
o⸗
prismarıiche
— Spiegeltañen.
646 R.
N — —
Caſſegrain, Ders
ſchel, ader 72 — 726
Epirfglasfonig 144 NR.
Eprefalan; 118. 1067. Berdams
pfung deſſelben sgc.N. Cda⸗
— —— 1126. ſaweiß⸗
en cal anıbat —
er asian er. eBalan
Epiefglanjmet. Erich
ea 1126 u. N.
Spinnen, electriſche 1276
Spiritus, Libans rauchender
1120. N.
Spiritus vini, ardens, inflan-
mabilis 1198 f.
Sprachgewoͤlbe. Gpracprobr
sun.
Sprinabruunen 316 M.
Eovringfraft 126 f.
Stachelbauch, electrifcher 1391
Staͤbe, klingende 467
St aͤt ke 1135. 1157
Stahl 1119
Gtahibrunnen, kohlen er
95
©tablfeder m N.
Stalactite 4. N.
Stangenſchwefel, Phänomene
deflelben
Gtechbeber, Wirk. deffelb, ‚us
E:rteinjals
©tern, — bey der *
trieität 1290
Gternentag on.
&ternro * Keplerifchen 2
126
Stibium
Stickgas, Ausdehnung deffels
ben durh Wärme 562. N.
als Beltandtbeil der atmos
fobäriihen Luft 829 Theorie
u, Phänomene deilelb. 998. ff.
: _ fauerftoffbaltiges 1001. 1016 f,
Stickſtoff 118. 912. Theorie m.
Vbänomene deffeiben in Ver;
bindung mit Sauerſtoff 998 ff.
Stoffe, unzerlegte, unzerlegs
Er
Brmr ‘
—
Strablen 134. eimfelinie,»
rũd geworfene 669 £ gi
dene _
Strabienbändcben
— — —*
Strablencylinder
Gtrabiencanal, Fonts
©trablenfeael vi
Etrablender Yunct Bi
Etrablunaen des Auges 7
Strobhalmeleetromerse my %
Eee 218. 39: gr!
— g
au
runde krv * gi
ublimate Raliaiike ı
N Eablinıtrem 3*
Sabſtrat laureiaͤdises, er
bildendes
Subſtanzen, fobliae, ——*
eigenthuͤmliches Gewicht dm
feiben 368. ulammenarie“
organıfber Körper ja
Uebrigens fiecbe Stofft.
Eidpol des Maarers 1m
Sulfures metalliques mi
—— Soufre m
ulze ni
u Haft un
Snppeliex phylica
Gompatbetifcbe Tınten rR
1118. ” Dellots, IJliemazzi
blaue a R
5y*-
Regiſter.
thelis 115
'ho 388
tem , Franklins, bualiıtis
hes 1313 ff.
seller „ uͤber die einfachen
Stoffe 118. über die Zerreiß⸗
arfeit der Körper 128. N.
ber ten Zufammenbang der
lörper 147. N. über das Aufs
eigen der Flüſſigkeiten in
>aarröhrhen 157. uber bie
Berwandtihaft der Zufams
nenfeßung ı74 — 178. über
en Schwung und Berzöges
ung Des Gecumdenpenduls
144. über das Gewicht der
Flüffigkeiten 353. N. über
as eigent huͤmliche Gewicht
mehrerer Körper in Bergleis
chung mit Waſſer 368. uber
bas Gewicht des Sulzed, der
Soole, des Gemiſches aus
Alkohol und Wafler 36.
über die identifch s verfchietes
nen Arten der Säuren, nebft
ibren latein. und franzöfifc.
Benennungen 354. über volls
fommene und unvollfommene .
&äuren 872. über die Ders
waudtſchaftsfolge der Metalle
zum Gauerftoffe 1104, N
uber die Peftandtbeile der
Körper d. Pflanzenreichs 1135
ag 70. N.
al | 1179
alterde 118. 892. 903 f. ſchwe⸗
felfaure 971. borarfaure 1066
angentialfraft 106
antalus, fünftlicher 394
artarus 1160. emeticus
1126. N.
aſcheneleetrometer 1304. N.
eleſtop 790f.
‚emperatur der Körper 177.
18. Mittel, diefelbe zu ers
hohen 633 — 637
'empus, folare, verum, ſ. me-
dium, aequale, primi mobilis
70. N. periodicum 101. R.6,
Serpentindbl, Auffteigen deflels
ben in Haarröhrchen 137 N.
erra muriatica . 903
897
Tetrachord 461
TYetrodon electricus 1391
Textura 139
Thun ö . 944
Theile, gleichartige, ungleichars
tige ııı ff. fadige, holzige
bey Pflanzen
1172
Theilung, chemifche, phufifche,
mechaniſche ı1i. 115
Thermae hepaticae 98%
Thermometer, Thermoſkop 398.
N. 49i ff. Florentinifcheg,
Fahrenheitiſches, Keanmüris
ſches sonf. Frofts und Gier
depunct defielben soı.. Sca⸗
le deſſelben sog
Thon, Schwinden deffelben in
Hitze 557
Thonerde 118. 892. iſt für ſich
unſchmelzbar 574. N. reine
05. ſchwefelfaure 21
Thonkugeln 298. N.
Thran 1179
Thür, eleetriſche 1334 N.
Tinet. ligni nephritiei 742. N.
Tinte, gemeine 1165. ſympa⸗—⸗
thetiſche; ſiehe ſympathetiſch.
itan ı18. 1067. 1137,
Tobakrauchen 410
Kombad , 1073. N.
Ton , bober,, tiefer 456 f.
Tonne, magiihe 416
Topas, brafllianifder, zeiat
Eleetricitaͤt 1390
Topf, Papinianiſcher 582
Zap e | 144. N.
Traͤgheit 61 f. Geſetz derf. 64
Traubenhaut 753
Trichiurus indicus 1391
Trinken 410
Zrinfwafler, elestrifirte® 1330
Trochlea 29%
Tropfenbildung '139 fü
Tubi, capillares 154. optici
780. 783 ff.
Tungftene 118
Zunaftein 1129
Tunica felerotica, cornea 750
echoroidea 52
Zuriner Kerzen 1036
Zurmalin, eleetrifhe Eigens
ſchaften deflelben nah Ca⸗
vallo 1390 u. N.
zu Zur
898
urpeth, u ag 1116. N.
Uebergang, bey der Electri⸗
citaͤt 1313
ucbtcibae, beym Hebel 282
Ueberſtroͤmen der Electricitaͤt,
erſcheint in Geftalt eines
Lichtpunctes od. eines Bene
buͤſchels 250
Uhrglas, Strahlenbrechung bey
demſelben 705
Umbra recta, verſa 664
umiautszeuen . M.
Undurchdringlichkeit * iR nur
relatıp 38
Undurcfichtigfeit der —
745
Ungleichartigkeit 46
Univerſalwaage, Leupolds
293 M.
Unſchlitt 179
Unterlage, beym Hebel 282
m. 118. 1067. Charakter deis
felben 11120
Ur ſchall 484
Urftoff 117
Uvea 753
Vacuum 34, disfeminatam 45
Vapores 136
Vectis 282. heterodromus, ho-
modromus 283. angnlarig
294
Vegetationen, kuͤnſtliche, me⸗
talliiche 1108
Venus 118
Verbrennen, entzündlicher Mas
terien 636.822 f. Erfcheinuns
geu und Theorie deflelben in
aumoſphaͤriſcher Luft 826 ff,
Beſchaffenheit deſſelben 840 f.
bey Metallen 1082-f.
BVerdampfung, Marimum ders
felben 595 f. wirkliche 6598
Vereinigungspunct paralleler
Strahlen 673
Beaflichtiaen
600
Beralafungen , cigenthimliches
Gewicht der kuͤnſtlichen 3468
Vergleichungsthermometer
505. N.
Vergolden, verfilbern , vers
zinnen — 148
Kesifter
Vergroͤßerungsglas m"
Derkalten der Metal mi
1075 ff.- it wirflibis %o
brennen 1032. Theorie vi
ben 1083. iſt Dridirung u
Vermengung. Vermifhana 1
Berunuftichluffe
Verpuffen
Verforium
Berfubinf. Robersalki!
Kleiftiiche , Leidenſche, F
ſchenbroekſche bey —
citaͤt
———* bey der Ei
—
un
Merticallinie
Berwandribaft, ne
mifchende 173. BER
vorbereitende
Verweſung, Mt von *8*
aͤulniß verichteden 1m
beorie derfeib. 124 -ı=
Vexirbecher
Ih
Vibratio penduli _ “
Vinum adufeum mi
Bivleufyrup, als Reagai
Alkalien
Viride aeris - iD
Vis, attractiva 39. re
expanhıva 36. ——
widerlegt 64. morris, &
leratrix 80. centripeti 2
centrifuga, nmormalis, i
gentialis, centrals —
Vitrioh, grüner 969. har
1118.N. weißer me?
Vitriolaͤther. Bitrielan
Vitriolgeiſt, Auffteigen *
ben in Haarroͤhrchen 13%."
Bitriolöh 157.0. m!
BVitriolfäure, 969 f. pblost”
te, flüchtige ya".
Vitriolam de cypro mit
Vitrum oneratum 13348. r
tra caultica, uftoria . I"
Volumen v
Vulcane, entfichen aus Tor
pfen 8
Waage, bodroneuich 39. dr
lombs electtiſche um
Regiſter.
Wachẽtaffent bey |
v96 1166.
x Efectricirät 1316
rme 487. ſpeeifiſche, coms
ırative, relative sso, beym
endul 261
rmegrade des ern
zaſſers
rmematerie; .Waratke
rmemeſſer 491
rmeſtoff 118. 487 ff. ——
nd deſſen Verbreitung 51uff.
t erpanfibele Flüffinf. , rein s
rpanfibele Fluͤſſigkeit und ims
onderabele Subſtanz / ift ur⸗
yrünglich expauſibel 5115513.
rablender 515. freyer, uns
ierkbarer, verborgener, firirs
er 521. 614. Gleichgewicht
effeiben 524 f. Wirkungen
eſſelben auf die Korper ssg ff.
?rpanfion der Körper durch
‚enfelben 554 f. bey Gasarten
o2 f. finirter 612 ff. adbäris
ender, chemifch s gebundener
15. Beſetze deiielben 618 ff.
'eirer für denſelben 540
ihlverwandtſchaft, einfache
76. mehrfache 178
ıllauder he
ıllrath
iſſer, von aleichartiger —8
09 M. als fetter Körper,
8 tropfbar s Aluffig, als
Bifferdampf 137 N. warmes
38 Na deſtillirtes, Aufiteis
ven befielben i in Haarroͤhrchen
57N. Fieden deflelben 579.
at deſſelben 759. Einfluß
ser Luft auf die Siedhitze deis
elben und überhaupt auf deis
en Exiſtenz sgı — 583. Auss
zuͤnſtung defielben ift Feine
Auflöfung in der Luft 398.
Springen deflelben aus dem
Heronsballe 407 N. Ver⸗
vandlung des tropfbar s flüls
igen in Dampf * 913 ff.
ſt ne einfabe Subſtanz
yı3 f. befteht aus Sauerſtoff
nd Waſſerſtoff Hı8 f. dreys
abe Form deflelben . 931 ff.
iquides, einentlihe® 9331 f.
Befrieren deilelben 933 f. ans
Waſſerbley
899
dere Feſtiakeit deſſelben 937.
iſt Aufloſungsmittel verfchier
dener Körper 938. atmoſphaͤ⸗
riſches iſt das reinſte 938. ums
merkliche Ausduͤnſtung deſſel⸗
ben 940 f. liquides nur iſt
feucht s machend 948. läßt ſich
nicht in Erde verwandeln 949.
foblenfaures , luftfaures 956,
mwefentliches bey den Pflanzen
1136. hartes, weiches 1167
1128
Waflerdampf 931.939 f. —
citaͤt deffelben
Waſſerſtoff 118. 912. 913 * 9
einfach
Waſſer ſtoffgas, Ausdehnung *
ſelben durch Wärme 562 N.
916 ff. Baſis deſſelben in Wafs
fertof und Brenuftoff 919%
fchwefelhaltiget 984. phos⸗
phorhaltiges 1043. Entwides
lung deſſelben bey Metallen
1099. foblenftoffhaltiges *
Waſſerſtrahl, Springen deſſel⸗
ben aus einer Roͤhre 165.
u. N. 268 N.
Meg, des Körpers 68
Wegmeſſer 281
Wen 1189. Weinflaſche,
electrifirte 1330. N.
‚MWeingährung, Theorie und
Phänomene derfelben 1187 ff.
Weingeiſt, Verdampfung deflel«
ben 580. N. Beſchafenheit
deſſelben 1191. rectificirrer,
hoͤchſt⸗ rectiſicirter 1 >
Beinfein ı35.1100 493
Weinftein 1135. 1160. vitriolis
firter 978
Meinfteinfänre 864. 1135. 1160
Meitfichtigkeit 75
MWert;eu J
Wetterglas
Wetterſchaͤchte, Wetternehhel
in Gruben
97
Wiederberftellung ber Dreralle
1079 f. Theorie und Phaͤno⸗
mene derfelben 1085 ff.
MWiederichall 484
Winkel, gebrochener 693
Winkelhebel 294
Winkelſpiegel 686. N.
-
9
Bindbichfe 337. R.-
Windofen, Laftzug deileiben
67 N. 828
Wirkungsfreis,ckectriicer 1252
1307. 1313
Wismuth 118. 144. M. 1067
Nerdampfunag deſſelb. 580. N.
Eharufrer deffilben 1123
Mismiurbfalt 1122. N.
Witherit 906
Wolfram 113. 1067. Wolfram⸗
metal, Eharafıer und Kalf
deſſelben 1129
Wolframſaͤute 864. — *
Wolken 944
Würfel, metallener * —* ſer
gewogen 333. N. ziunerner
und bleyerner, abgewogen in
einerley Flüͤſſigkeit 334. N.
böljerne, Eintauchen derſel⸗
en in Fluͤſſigkeiten 344. N.
Wunderbar 1i. N.
Warfbewegung 267 Ff. Balilei s
Geſetz derfelben 267. anfängs
liche Seſchwindigkeit, Gewalt
derfelben 268
B.
affer 1125. N.
ange, als Hebrl 283. N.
apfen, beym Hebel 282
Baubergemäblde, Baar nat
1334
auberlaterne, Kirchers 71 3
auberperipectiv 637. N.
Zeichnungen, anamorphotiſche,
und Juſtrument dazu 691. N.
eit, bey jeder Bewegung 69 ff.
erfließen und Nichrzerfließen
der — aufandere 1591. N.
Zerlegung. Zerſetzung. Zer ſtuͤ⸗
ung. Zertheilung 119. Zer⸗
feßung der Gasarten durch
Regiſter.
sn; Gähruns ae;
Zerreißen der Körger, Bes
ce dbapen 128.1
Berftreunngsgläfer. der⸗
unaspunct ri
Zeugmaſchinen, efectride ıx
Zınf 118. 1067. Baar.
dDeiieiben 5290. M. Cbealr
—— zı2ı. fdedeio
tiri
Binfamataama, ber —— *
Binfstamen. Zintfalt 5
triol 1321."
Zinn 118, 1067. Ehre
deflelben IE
innamalgama ur
innaſche
innbaum 143. M. ug
innbutter. Zimnfalf, "
fommener, unneilsm-
12 ant“
Zinnpletten, ua
innober
irtonerde 218, en 2
Zitronenfäure 854. nie.”
tronenfaft rat
Sitteraal. Zitterrocken. -
weils
Zuder, it ein Drib *
1135. Charakter —
uckerſaͤure
uleiter, eleetriſcher
uruͤckſtrahl. d. Lichte z 1.0%
Zuruͤckſtrahblungs winkel
Zuſammenhaͤngen, der fr
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