Handwörterbuch der
Astronomie
Karl Wilhelm Friedrich
Johannes Valentiner, Wilhelm Valentiner
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ENCYKLOP^DIE
DER
NATURWISSENSCHAFTEN
HERAUSGEGEBEN
VON
Prof. Dr. W. FÖRSTER, Prof. Dr. A. KENN GOTT,
Prof. Dr. A. LADENBURG, Kustos P. MATSCHIE, Prof.
DR. A. SCHENK, Geh. Schulrath Dr. O. SCHLÖMILCH,
Prof. Dr. W. VALENTINER, Prof. Dr. A. WINKELMANN,
Prof. Dr. G. C. WITTSTEIN.
IIL ABTHEILUNG
H. THEIL:
HANDWÖRTERBUCH DER ASTRONOMIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Professor Dr. W. VALENTINER.
BRESLAU
VERLAG VON EDUARD TREWENDT
1898.
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HANDWÖRTERBUCH
DER
ASTRONOMIE
UNTER MITWIRKUNO
VON
Prof. Dr. E. BECKER -Strassburg, Prof. Dr. E. GERLAND- Klausthal, Prof.
Dr.M.HAID-Karlsruhe, Dr. N. HERZ- Heidelberg, Dr. H. KOBOLD-Strassburg,
Dr. N. v. KONKOLY-Budapest, Prof. Dr. C. W. PETERS (f), Dr. E. v. REBEUR-
PASCH WITZ (f), Dr. Fr. RISTENPART -Heidelberg, Prof. Dr. W. SCHUR-
Göttingen, Prof. Dr. H. SEELIGER -München, Dr. C. STECHERT-Hamburg,
Prof. Dr. W. WISLICENUS Strassburg, Dr. K. ZELBR-Brünn
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. W. VALENTINER
Ordentl. Professor der Astronomie an der Universität und Direktor der Astrometrischen Abtheilung
der Grossbertoghchen Sternwarte zu Heidelberg
ZWEITER BAND
MIT 30 ABBILDUNGEN IM TEXTE UND 4 TAFELN
BRESLAU
VERLAG VON EDUARD TREWENDT
1898.
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HARVARD «SU?« LI9RARY
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ASTROf: alc;:i-:vatow
R.W. V IL. K.IUCTIÖ*
JULY 12. l.»3
Das Recht der Uebersetzung bleibt vorbehalten.
- - — d by GU* -
Inhaltsverzeichniss.
Saite
Gnomon. N. Herz 1
Regula parallactica 2
Qundratum geometricum 3
Heliometer. W. Schur 4
Kr^tc Vorschlafe zur Herstellung von Heliometern 4
Beobachtungen von Tkiksnkckkr an einem Heliometer 5
Die kleinen Fraunhofer sehen Heliometer e,
Verringerung der Helligkeit des Heliometerbildc» 6
L>as Konigsberger Heliometer 6
Beobachtungsweise am Heliometer 8
Distanzmessungen. Bestimmung des Schraubenwertes im Bogenmaass IO
Einfluss der Ocularstellung auf die Distanzinessungen Ii
Messung der Positionswinkel 14
Verschiedene Heliometer alterer Zeit 1$
Repsoi d's neues Heliometer der Gottinger Sternwarte 17
Berücksichtigung der Instrumentalfehler bei den Messungen von Positionswinkeln ■ 24
Belgisches Heliometer 25
Bemerkungen über die tuktinftige Bedeutung des Heliometers 26
Heliotrop. Vai.entINKr 27
Horizontalpendel. Valentinkr 27
Das Pendel von Henoler , , , , , , , , , . . . . . . . . . . 28
Das Pendel von Zöllner 30
Das Pendel von v. Rebeur-Paschwitz 32
Ablenkung des Pendels durch Sonne und Mond 36
Das Pendel als Seismometer 39
Interpolation. Vai.knti.ner 41
NMViON'sche Interpolationsformel 4^
Interpolationsformel für die Mitte 43
Berechnung der numerischen Wcrthe der Differentialr|tioticntcn einer nach gleichen
Intervallen fortschreitenden Function 45
Jacobstab. N. Herz 48
Davisquadrant 48
Kometen und Meteore. N. Herz 49
Einleitung 49
A. Kometen S1
Zahl der beobachteten Kometen 52
Acussere Erscheinung der Kometen 53
VI Inhaltsverzeichnis«.
Koma, Kern, getrennte Kerne . ' S4
Schweife, anomale Formen 55
Lichtausstrftmungen 56
Beobachtete Kcrntheilungen 59
Doppelkometen 60
Bahnen der Kometen 66
Langperiodische Kometen 68
Komet Hallky 68
Komet PONS-BlOOm . . , s__! §9.
Komet OLBKRS , , , , , , , , , , , , . s . . . . . : 63
Andere Kometen dieser Klasse 7°
Kurzperiodische Kometen 70
Komet la Hire-dk Vico; Komet Grischow; Komet Helfen zrikdrr . . 7»
Komet Lkxki.i 72
Komet Biela; Komet Picott 73
Komet Enckk; Komet Turm 74
Komet Winnecke; Komet Blanvain 75
Komet Faye; Komet Brorsen; Komet Petsrs 75
Komet d'ARRKST; Te.mpei.'s Kometen und Andere dieser Klasse ■ 76
Helligkeiten und Periheldistanren der Kometen 77
Vergleichung der Bahnen der periodischen Kometen mit denen der kleinen Pla-
neten 97
Ursprung der Kometen 83
Physische Beschaffenheit der Kometen und ihrer Schweife 85
Einfluss der Planeten auf die Kometen 90
TtSfERAND's Criterium für die Identität tweier Kometen 94
Kometensysteme 97
B. Meteore 103
Allgemeine Bemerkungen über die meteorischen Erscheinungen 103
Beobachtete Meteorstcinfälle 104
Eintheilung der Meteormassen 109
Erste Bestimmungen der Höhe der Sternschnuppen 110
Sternschnuppcnfällc 1 13
Acussere Erscheinung der Meteore, Grösse, Farbe, Schweife 120
Anomale Bewegungserscheinungen 126
Apex und Antiapex 128
Berechnung der Höhe der Meteore 132
Geschwindigkeit der Meteore, Einfluss der Erdanziehung und der Luft . . . 147
Die scheinbare Vcrtheilung der Meteore nach Zeit und Raum 158
Sternschnuppenschwarme 177
Bestimmung der Meteorbahnen 190
Stellare Schwarme 200
C. Beziehungen zwischen Kometen und Meteoren 208
Bahnen der Lyraiden, Perseiden, Leoniden, Andromediden an
Vergleichung der Kometen und Meteore nach den Radianten 212
Art des Zusammenhangs »wischen Kometen und Meteoren 221
Kosmogonie. E, Gf.ri.and 228
Einleitung 228
Das Weyen des l'rstofl's 230
Die Nebelmassen und Fivsternsysteme 231
Die Fixsterne 233
Unser Sonnensystem 237
Neigungen und Excentricitäten der Planetenbahnen 241
Neigung der Axen der Planeten 242
Entstehung der Satelliten , 242
I
1
InhalUverceichniss. VII
Der Ring des Saturn 843
Die Kometen »44
Die Meteore 244
Das Zodiacallicht 244
Die Quellen der Soniienwännc 245
Längenbestimmung, Valkntinkr 247
Telegraphische Längenbestimmung . 249
Durch gleichreitigcs Rcgistriren der Stcrndurchgängc auf den Apparaten
beider Stationen 249
Die Coincidemmethode 3$2
Die Signalmethode 255
Die Stromtcit 257
Langcnbestimmung aus Chronomcterllbertragung 259
„ ,j durch Beobachtung von Mondculminationcn 269
„ ,j durch Beobachtung von Mondatimuthen 272
„ „ durch Beobachtung von Mondhöhen 373
u jj durch Beobachtung von Monddistanzen 273
Mechanik de» Himmel». N. Hekz 278
1. Allgemeine Begriffe 278
2. Orthogonale Transformation 280
I. Abschnitt. Die Translationsbcwegungcn 284
8. Kräftcfunction 284
4. Bewegung des Schwerpunktes .... a86
5- Princip der Flächen 286
6. Erhaltung der lebendigen Kraft 288
8. HAMiLTON'schcs Princip 289
8. Lagrangk's Form der Bewcgungsgleichungen »90
9. Differentialgleichungen der Bewegung in rechtwinkligen Coordinatcn . ■ . 29 1
10. Differentialgleichungen der Bewegung in polaren Coordinatcn 292
11. Differentialgleichungen für die Variation der Elemente 296
12. Erste Näherung. Bewegung in Kegehchnittslinien 299
13- Die Bewegung in der Parabel 304
14- Bewegung in der Ellipse und Hyperbel 306
15. Elliptische Bahnen. EntWickelungen nach der mittleren Anomalie .... 307
16. Nahe parabolische Bahnen 3» 2
17. Berechnung der Coordinaten und Geschwindigkeiten 3*4
18. Transformation der Differentialgleichungen für die Variation der Elemente . 317
19. Variation der Elemente. Einführung der störenden Kräfte 319
2Q. Variation der Elemente ftlr grosse Excentricitätcn (nahe parabolische Bahnen)
und für sehr kleine Excentricitaten und Neigungen 3*4
21. Die Störung der Periheheit in der parabolischen Bewegung 327
22. Störungsrechnung 329
a) Berechnung der speciellen Störungen 33°
23. Spccielle Störungen in rechtwinkligen Coordinaten. BOND-ENCKKschc Me-
thode 3.30
24. Beispiel 336
25. Störungen in rechtwinkligen Coordinaten. L'ebergang auf osculirende Elemente 342
26. Störungen in polaren Coordinaten. HANSKN-TfKTfEN'sche Methode ■ ■ . 343
27. Beispiel 351
28. Störungen in polaren Coordinaten; l'ebergang auf osculirende Elemente . . 356
29. Vcrgleichung der Störungen in rechtwinkligen und polaren Coordinatcn.
Uebcrgang auf ein anderes Intervall 357
30. Variation der Elemente 360
31. Beispiel 363
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VIII Inhaltsverzeichnis«.
b) Berechnung der allgemeinen Störungen 366
32. Vorbemerkungen 366
33. Entwickelung der störenden Kräfte 367
3t. Kleine Neigungen tun] K\centr:eiuten 370
35. Kr.twiekclung der negativen ungeraden l'otcnren von /•' 372
36. Differentialquotienten der K und P 377
37. Kntwickehing der St< 'rungslune tion für l'lanctenbewegnng 379
38. Variation der Elemente 383
39. Secularglieder der Storung-hmetion 3S7
40. Secularstorungen in c , i, r. 390
41. Stabilität der Bewegungen 393
42- Secularstörcng der mittleren Länge 396
43. Periodische Störungen. Glieder langet Periode 398
44. Beispiel 401
4.'. Argumente langer Periode in den I'lanetenbewegungen 402
■lfi. Bemerkungen filier die Stimmgen rweiter Potenz der M.i'-ai 404
47. Störungen in polaren Coordinaten 40S
48. Beispiel 409
49. Die canonische Differentialgleichung 41g
50. Ideale Coordinaten, Han.-i:n's Methode der Störungsrechnung 415
51. Differentialgleichungen für Länge und Radiusvector 4»8
52. Kntwickelung der Störungen in Breite 423
53. Entwickelung der Störungsfunction für grosse Excentricitätcn und Neigungen 426
54. Osculirende Elemente: mittlere Kiemente 429
5"). rroportionalcoordinnten. Ürroi./i'KVche Meüuule 43'
5fi. Theorie der Bewegung der Satelliten, Kntwickelung der Slorungsfunction . 436
57. Integration der Differentialgleichung für die Länge und den Radiusvector ■ 440
58. Integration der Differentialgleichung für die Breite 444
59, Elementüre Glieder, Secularbewegungcn von Knoten und I'erigeum 446
60, SceiilnratceK ration 449
Gl. Andere Formen der Entwickelung 45 1
C2. Die Secularaccderation de' Mondes 454
(>3. Bestimmung der Ungleichheiten aus Beobachtungen; parallaclische Ungleichheit;
die Wirkung der Abplattung des Centraikörpers 45^
fit. Die Coordinaten der Satelliten in Bcrug auf die Hauptplanetcn 4^0
65. Anomale Bewegung des Pericentrums: die Bewegung des siebenten Saturns-
satelliten 464
Hfi. Die Bewegung der Jupitersatelliten
07. Die Störungen in der Bewegung der Kometen , 47^
G8. Bewegung der Kometen bei grosser Annäherung an einen Planeten . . . 479
(">!<■ Anomale Bewcgung--ersd)cinungcn bei Kometen 4$4
70. Bewegungswiderstände 487
71 Absolute Bahnen; intermediäre Hahnen, C. vLDKN'.-ehc Methode 493
7'j. Aufteilung der Differentialgleichungen 495
73. Zerfallung der Bewcgutigsgh-ichungen m Differentialgleichungen für die inter-
mediäre Bahn und die Storungsglcichungcn 499
74. Die Differentialgleichungen für die intermediäre Bahn des Mondes .... 501
75. Die intermediäre Bahn des Mondes. Integration der Differentialgleichungen . 505
7>i. Entwickelung der störenden Kräfte 512
77. Die Störungen 5*4
78. Convcrgeni der Entwickelungen 5*9
II. Abschnitt. Die Rotationsbewegung Sa3
79. Das Potential S23
80- Das Potential einer Kugel S2^
osie
Inhaltsverzeichnis». IX
81. Das Potential eines Ellipsoides auf einen inneren Punkt 528
82. Das Potential eines Ellipsoldes auf einen äusseren Punkt $35
83. Das Potential eines Massencomplexes auf einen sehr entfernten Punkt . . . 539
84. Die LAPLACE-PoissoN'sche Gleichung 541
85- Attraction von Sphäroidcn 544
86- Figur einer flüssigen rotirenden Masse 547
87. Gleichgewicht von spharnidisch geschichteten Körpern unter Berücksichtigung
äusserer Kräfte ; die Oberflächenform 533
88- Gleichgewicht von sphäroidisch geschichteten Korperu. Innere Lagerung . 555
89- Figur der Satelliten 561
90. Die Differentialgleichungen der Rotationsbewegung 563
91. Die Bewegung des Körpers im Räume q66
92. Die Bewegung der Rotationsaxe im Räume 569
98. Integration der Differentialgleichungen für den Fall, dass keine äusseren
Kräfte wirken 570
94. Die störenden Kräfte 573
95. Die Bewegung des Erdkörpers $77
96. Die Bewegungen der Rotationsaxe der Erde g8l
97- Präcession und Nutation 5S4
98. Numerische Werthe 588
99. Aenderungen der Hauptträghcitsaxcn 593
100. Einfluss auf die Rotationsaxe . . . . . . . . . . , , , , , , fiflQ
101. Die Libration des Mondes 604
102. Die Libration in Länge 606
103. Die Lil>raticn in Knoten und Neigung 609
104- Numerische Werthe 613
105. Berechnung der geocentrischen Coordinaten eines Mondkraters 615
Mechanische Quadratur. N. llnaz 618
Berichtigungen 643
Gnomon bis Mechanische Quadratur.
Gnomon ist das älteste und einfachste astronomische Instrument, welches
bei allen alten Völkern zur Bestimmung der geographischen Breite (Polhöhe),
der Schiefe der Ekliptik, der Richtung des Meridians und der Zeit verwendet
wurde, und welches noch heute in einer etwas veränderten Aufstellung zur Be-
stimmung der Zeit bei
den Sonnenuhren dient
(Fig. 242). Es besteht
aus einem auf einer ebe-
nen horizontalen Fläche
senkrecht befestigten
Stabe von entsprechen-
der Höhe. Die Anwen-
dung ist sehr einfach.
Der Schatten, den der
Stab SP wirft, wird
sich im Laufe eines
Tages drehen und da-
bei seine Länge ändern,
der kürzeste Schatten
fällt natüilich zur Zeit
des wahren Mittags,
zur Zeit des Durch-
ganges der Sonne durch
den Meridian (wenig-
stens sehr nahe, da auf
die Mittagsverbesserung
hierbei keine Rücksicht
genommen zu werden
braucht). Sei also der
kürzeste Schatten PQ, so ist PQ die Richtung des Meridians, S Q P die Mittags-
höhe der Sonne, und die Zeit, zu welcher der kürzeste Schatten beobachtet wurde,
der wahre Mittag. Für einen gegebenen Gnomon wird natürlich jeder Schatten-
länge eine gewisse Sonnenhöhe entsprechen und man kann leicht eine Tafel
anlegen, aus welcher mittels der gemessenen Schattenlänge die Sonnenhöhe ent-
nommen werden kann.
Zu gleichen Zeiten Vor- und Nachmittag wird die Schattenlänge dieselbe
sein, und man kann daher zur Bestimmung des Meridians und des wahren
(A.242.)
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Gnomon.
Mittags gleiche vor- und nachmittägige Schatten beobachten, was mittels einer
Reihe concentrischer Kreise wesentlich erleichtert wird. Sind PR und PR'
zwei gleich lange an demselben Tage beobachtete Schatten, so wird die Richtung
des Meridians den Winkel RPR' halbiren und die Zeit des wahren Mittags wird
ebenfalls die Zwischenzeit, welche zwischen den beiden Beobachtungen liegt,
halbiren (s. a. Zeitbestimmung aus correspondirenden Höhen). Zur Erhöhung
der Genauigkeit kann man eine Reihe von gleichen Vor- und Nachmittags-
schatten RXP, RX'P u. s. w. beobachten.
In Folge des den Schatten umgebenden Halbschattens entsteht eine gewisse
Ungenauigkejt der Beobachtung, welche dadurch verkleinert werden kann, dass
der Stab an dem oberen Ende mit einem Loche versehen wird. Höhe des
Gnomon und Länge der Schatten werden dann vom Fusspunkte desselben bis
zur Mitte des Loches bezw. bis zur Mitte des in dem Schatten entstehenden
lichten Fleckes gemessen.
Die mittäglichen Schatten werden natürlich je nach dem Stande der Sonne
verschieden sein; im Sommer sind dieselben kürzer, im Winter länger, der
längste mittägliche Schatten findet zur Zeit des Wintereolstitiums statt, der kürzeste
zur Zeit des Sommersolstitiums. Man kann demnach hieraus die kleinste und
grösste Meridianhöhe der Sonne ermitteln und aus derselben die geographische
Breite des Beobachtungsortes und die Schiefe der Ekliptik; es ist nämlich die geo-
graphische Breite ? = 90° — \{hx h%) und die Schiefe der Ekliptik t = ^{Ai — hx),
wo mit hx und h% die beiden betreffenden Meridianhöhen bezeichnet werden.
Die Höhe des Gnomon war sehr verschieden; man findet Berichte von
Obelisken, welche als Gnomone verwendet wurden, von 700 und mehr Fuss
Höhe; noch 1467
wurde in Florenz
ein Gnomon von
270 Fuss Höhe er-
richtet. Nach der
Meinung einiger
Egyptologen waren
die grossen Pyra-
miden, wenn auch
gerade nicht zu
dem Zwecke er-
richtet, so doch
als Gnomon ver-
wendet.
Zur Messung
von Höhen ande-
rer Gestirne als der
Sonne ist der Gno-
mon nichtverwend-
bar, da sich sein
Gebrauch auf die
Messung der Schat-
tenlänge stützt.
Schon für den Mond bediente sich Ptolemäus eines anderen Instrumentes, welches
er Regula parallactica nannte, da er es zur Bestimmung der Mondparallaxe (aus
den gemessenen Höhen in verschiedenen Deklinationen desselben) verwendete.
(A. 248 )
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Später wurde dasselbe auch Regula Ftolcmoica oder auch Triqvetrum genannt
(Fig. 243). Ein nach Ptolemäus »mindestens vier Ellen langer« Stab AB, welcher
mit Hilfe eines Bleilotes vertical aufgestellt werden kann, ist in 60 Theile, und
jeder derselben »in so viele Untertheile als möglich« getheilt An dem oberen
Ende B dreht sich ein anderer ebenso langer, unbiegsamer Stab B C, dessen
zweites Ende C längs eines dritten, bei A ebenfalls drehbaren Stabes AC geführt
wird. Da die Drehung von BC, sowohl in der Verticalebene, als auch um den
Stab AB herum (in verschiedenen Verticalebenen) erfolgen kann, so kann man
längs BC hinweg auf einen beliebigen Ort des Himmels visiren, und erhält
dann in dem zur Sehne A C gehörigen Cen tri winke 1 CBA die Zenithdistanz des
Gestirnes. Es ist nämlich
AC= chord CBA
oder in unserer Schreibweise
AC—%$i*\CBAt
Die Länge von AC kann dann an der Theilung von AB ermittelt werden,
indem man den Stab AC durch Drehung um A längs AB anlegt. Da Ptolemäus
eine Sehnentafel construirt hatte,
in welcher die Länge der Sehnen
in Theilen ausgedrückt ist, von
denen 60 auf den Halbmesser
gehen, so erklärt sich daraus die
Theilung von AB in 60 Theilen
und deren Untertheile. Coper-
nicus vereinfachte die Ablesung
dadurch, dass er die Theilung
direkt auf dem Stabe ^Cauftrug.
Bei dem Gnomon und der
Regula parallactica wurden
die zu bestimmenden Zenith-
distanzen aus einer trigonome-
trischen Linie derselben (bei
dem ersten aus der Tangente,
bei dem zweiten aus der Sehne)
ermittelt. Nebst diesen hatte
aber Ptolemäus auch an Instru-
menten beobachtet, welche direkt die Zenithdistanzen abzulesen gestatteten. Eins
— das einfachste — bestand aus einem behauenen prismatischen Steine (Fig. 244),
dessen eine Seite AB VC in die Ebene des Meridians gebracht und dessen eine
Kante AB durch ein Bleiloth vertical gestellt wurde. Um den Punkt A, in welchem
ein Stift senkrecht zur Fläche ABDC befestigt war, als Mittelpunkt, war eine
Kreistheilung B C angebracht. Zur Beobachtung des mittäglichen Schattens wurde
ein zweiter Stift längs der Theilung BC so lange verschoben, bis der Schatten
des Stiftes A auf denselben fiel; der abgelesene Theilstrich gab, wenn die
Theilung von B ausging, sofort die Zenithdistanz der Sonne. Peurbach, welcher
dieses Instrument Gnomon geometrüus oder Quadratum gtometricum nannte, ersetzte
jedoch die Kreistheilung wieder durch die viel leichter herzustellende TbeWung
der Seiten BD, CD, sodass die Zenithdistanz bezw. Höhe der Sonne durch
ihre Tangente gegeben wird. Peurbach gab auch eine Tafel, welche aus der
Ablesung (jede der beiden Seiten ist bei ihm in 1200 Thle. getheilf) die Wxnkel
gab (Tafel von Antitangenten). N- Herz.
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4 Heliometer.
Heliometer. Erste Vorschläge zur Herstellung von Helio-
metern. Ehe das mit dem Namen Heliometer bezeichnete Instrument sich
Eingang in die astronomische Beobachtungskunst verschafft hatte, war man bei
der Bestimmung des gegenseitigen Abstandes zweier Gestirne hauptsächlich auf
das Fadenmikrometer angewiesen. Bei diesem Apparat wurden die festen Fäden
senkrecht zur täglichen Bewegung der Gestirne gestellt und daran zur Bestimmung
des Rectascensions- Unterschiedes die Durchgangszeiten wahrgenommen, ferner
wurden die Deklinations-Unterschiede dadurch bestimmt, dass man den voran-
gehenden Stern auf einem festen Faden entlang laufen Hess und dann auf den
nachfolgenden durch eine Mikrometerschraube einen beweglichen Faden einstellte,
so dass man aus der Ablesung der Schraubentrommel in Verbindung mit einer
zweiten Ablesung, die der Coincidenz des beweglichen und des festen Fadens
entsprach, den Deklinations-Unterschied in Einheiten der Schraubenumdrehung
ausgedrückt bestimmen konnte. Nach demselben Verfahren war auch der Durch-
messer eines Himmelskörpers, z. B. der Sonne, in zwei auf einander folgenden
Richtungen, nämlich parallel und senkrecht zum Himmelsäquator zu bestimmen.
Dagegen versagte die Anwendung des Fadenmikrometers bei der Bestimmung
des Durchmessers in einer beliebigen Richtung gegen die tägliche Bewegung so
lange man die zu Anfang dieses Jahrhunderts durch Fraunhofer eingeführte Uhr-
bewegung der Aequatoreale noch nicht kannte.
Aus dem BedUrfniss, den Durchmesser eines Himmelskörpers in jeder '
beliebigen Richtung zu bestimmen, entstand bei dem französischen Astronomen
und Geodäten Bouguer in Paris der Gedanke, durch Anwendung zweier in dem-
selben Rohre befindlicher Objective von demselben Himmelskörper ein Doppel-
bild herzustellen, welches durch eine messbare Verschiebung eines der Objective
so angeordnet werden konnte, dass sich die Ränder der beiden Scheiben be-
rührten. War diese Berührung einmal hergestellt, so musste sie auch erhalten
bleiben, wenn durch die tägliche Bewegung das Gestirn über das Gesichtsfeld
des Fernrohres vorüberzog. Die erste Nachricht über diesen Vorschlag von
Bouguer findet sich in der >Histoire de l'academie royale des sciences«, Annee
1748, pag. 87, und in den »Mdmoires de l'academiec, pag. 11, und nach der
hier gegebenen Beschreibung bestand die vorgeschlagene Einrichtung darin, zwei
volle Objective anzuwenden, die so standen, dass die Ränder der neben einander
sichtbaren Sonnenbilder sich berührten. Bei der scheinbaren Vergrösserung der
Sonnenscheibe im Winter mussten die Bilder dann übereinander treten, im
Sommer dagegen einen freien Raum zwischen sich lassen und diese kleinen
Segmente oder Zwischenräume sollten mit einem Fadenmikrometer gemessen
werden, um additiv oder subtractiv zu dem festen Abstände der beiden
Objectivmittelpunkte hinzugefügt, auf diese Weise den veränderlichen Sonnendurch-
messer zu geben. Würde man die Objective noch weiter gegen einander ver-
schiebbar machen, so könnte man auf diese Weise Abstände von 3 — 4° messen.
Einige Jahre später machte Short in den >Philosophical Transactions« der
Royal Society in London, Vol. 48, pag. 165, darauf aufmerksam, dass eine solche
Erfindung von Savery in Exeter schon im Jahre 1743 angezeigt worden sei und
zwar hat Savery in einem hier wörtlich mitgetheilten Vortrage den Vorschlag
gemacht, ein Objectiv durch drei einander parallele Schnitte in vier Segmente
zu zerlegen und entweder die beiden äusseren oder die beiden inneren Segmente
in der Weise aneinander zu befestigen, dass die von ihnen entworfenen Sonnen-
bilder sich mit ihren Rändern nahezu berühren.
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Heliometer.
In den >Phil. Tr. for 1753c Vol. 48, part. I, pag. 178, wird ferner von John
Dollond der Vorschlag gemacht, ein zur Messung beliebiger Abstände verwend-
bares Heliometer dadurch herzustellen, dass übereinstimmend mit der jetzt ge-
bräuchlichen Form dieses Instrumentes ein Objectiv durch einen Schnitt durch
den Mittelpunkt und in der optischen Axe in zwei Hälften von der Form einer
halben Kreisfläche zerlegt und den einzelnen Theilen eine messbare Bewegung
in der Richtung des gemeinschaftlichen Halbmessers gegeben wird. Danach
könnte man Dollond als den Erfinder der gegenwärtigen Form des Heliometers
ansehen (man vergl. noch seine nähere Auseinandersetzung »Phil. Tr. for 1753«.
Vol. 48 part. II. pag. 551), wenn nicht La Gournerie in den >Comptes rendusc
der Pariser Akademie, Band 88, pag. 215, darauf aufmerksam gemacht hätte,
dass auch diese endgültige Form des Instrumentes schon von Boucuer im Jahre
1748 in der »Bibliotheque impartialec Vol. m, pag. 214, in Vorschlag gebracht
worden sei.
In diesen Schriften ist auch mehrfach die Rede von der Verbindung eines
Heliometerobjectivs mit einem Spiegelteleskop, jedoch hat, soweit bekannt, eine
solche Einrichtung keine praktische Bedeutung erlangt
Die Beobachtungen von Triesnecker an einem Heliometer. Wenn
auch Bouguer als der eigentliche Erfinder des Heliometers in seiner jetzigen
Gestalt anzusehen ist und er dem Instrument mit Rücksicht auf die Anwendung
auf die Sonne diesen Namen gegeben hat, so wird doch Dollond als derjenige
zu bezeichnen sein, der ein solches Instrument zum ersten Male zum Gebrauch
für die Astronomen hergestellt hat, und fernerhin muss man das Verdienst, zum
ersten Male eine grössere Reihe von werthvollen Beobachtungen mit solchem
Instrumente angestellt zu haben, unzweifelhaft dem Wiener Astronomen Franz
von Paula Triesnecker zuschreiben. Das von ihm angewandte DoLLOND'sche
Objectivmikrometer ist in den »Wiener Ephemeriden« für 1796, pag. 314, näher
beschrieben. Dasselbe war an einem Fernrohr von 3^ Fuss Länge und 2^ Zoll
Oeffnüng angebracht, und die Scala zur Messung der Stellung der Objectivhälften
war in englische Zoll und deren Unterabtheilungen eingetheilt. Die beiden
Objectivhällten bewegten sich von der optischen Axe aus gleichzeitig nach ent-
gegengesetzten Seiten, und während einer der Objectivschieber eine Scala trug,
war an dem anderen Schieber ein Index angebracht, der auf den Nullpunkt der
Scala zeigte, wenn die optischen Axen der beiden Objectivhälften zusammen-
fielen und das Fernrohr nur ein einfaches Bild des Gestirnes gab. Eine Zeichnung
eines Instrumentes dieser Construction findet sich in Pearson's »Practical Astro-
nomyt und auch Lalande's »Astronomie« Vol. II enthält Beschreibungen und
Zeichnungen älterer Heliometer. Die von Triesnecker an diesem Instrument
angestellten Beobachtungen, namentlich über die Stellung des Jupiterstrabanten
gegen den Planeten würden ihres Alters wegen einen hohen Werth besitzen,
wenn zuverlässige Daten zur Verwandlung der Scalenablesungen in Bogenmaass
vorhanden wären; aber es lässt sich nachträglich Nichts darüber ermitteln, da
wohl der DoLLOND'sche Rcfractor, aber nicht mehr der Mikrometer-Apparat auf
der Wiener Sternwarte vorhanden ist.
Die kleineren Fraunhofer' sch en Heliometer. Der nach-te ScV.r.tt
auf diesem Wege war die Herstellung einer Anzahl von kleineren HeV.orr.e:«:-
durch Fraunhofer in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts für d e >.rrr
warten in Berlin, Breslau, Göttingen, Gotha und anderen Orten, ab<?x aV:^"f*
von einigen Beobachtungen an den Instrumenten in BreV.Au ur.d Be:
Brandes und Winnecke in den Zwanziger und FttnrV-ger Jihrer. ;r^«-v-r K;'r"
6
Heliometer.
beobachtungen in Gotha von Hansen haben diese Instrumente erst später Bedeutung
erhalten als sie von Repsold in Hamburg mit neuen Einrichtungen versehen
auf den Venusdurchgangs-Expeditionen in den Jahren 1874 und 188a verwandt
wurden. Die kleineren FRAUNHOFEa'schen Heliometer haben eine Brennweite
von 1 * 15 m und eine Objecüvöffnung von 76 mm. Die beiden Objectivhälften
lassen sich mit Hilfe von Stangen bewegen, die neben dem Rohre hin zum
Ocular gehen, und durch Uebertragung ihrer Drehung werden feine Mikro-
meterschrauben in Thätigkeit gesetzt, die einerseits die Bewegung der
Objectivschlitten in einer zur optischen Axe senkrechten Ebene ausfuhren und
andererseits durch die Zahl ihrer Umdrehungen und der an einer Trommel ab-
gelesenen Unterabtheilungen ein Maass für die Grösse der Bewegung geben.
Um den Spalt zwischen den beiden Objectivhälften in die Richtung der beiden
gegen einander zu bestimmenden Gestirne zu bringen, ist der ganze Objectivkopf
um die optische Axe mit Hüte einer ebenfalls am Rohre entlang führenden
Stange drehbar und die Grösse der Drehung wird mit Hilfe zweier Nonien an
einem Kreise abgelesen, der sich nahe dem Objectiv am Umfange des Fernrohres
befindet. Das Material der Rohre war, wie überhaupt bei den meisten Fern-
röh ren aus älterer Zeit, Holz und erst in Veranlassung der Expeditionen wurde
dafür Eisenblech gewählt. Schon diese älteren Instrumente hatten parallactische
Aufstellungen, und mit den später eingeführten Verbesserungen haben sie in
Bezug auf Abstandsmessungen Resultate geliefert, welche denen der voll-
kommensten und besten Apparate der Neuzeit durchaus nicht sehr nachstehen,
und nur die Kleinheit der Objective legte eine Beschränkung in der Wahl der
zu beobachtenden Gegenstände auf.
Es wird hier die Bemerkung am Platze sein, dass bei dem Gebrauche eines
Heliometers unter allen Umständen ein Verzicht auf die Helligkeit geleistet werden
muss, denn so wie das Heliometer als solches in Thätigkeit tritt und die beiden
Hälften des Objectivs gegen einander verschoben werden, muss die Helligkeit
des von einer einzelnen entworfenen Bildes auf ein Halb reducirt werden;
beispielsweise wirkt die einzelne Hälfte eines sechszölligen Heliometers nur noch
wie ein Fernrohr mit der Ocffnung j/6^6 = 4*24 Zoll, also etwa wie ein vier-
zölliges Objectiv, von Deformationen der Bilder abgesehen, von denen später
die Rede sein wird.
Das Königsberger Heliometer. Das grösste Ereigniss auf dem Gebiete
der Anwendung des Heliometers in der astronomischen Beobachtungskunst war
die Lieferung des Heliometers von 6 Zoll Oeffnung für die Königsberger Stern-
warte durch Fraunhofer im Jahre 1829, von wann ab es dann in den Händen
Bessel's in den folgenden Jahrzehnten zu einer Reihe der wichtigsten Unter-
suchungen gedient hat. Die Beschreibung desselben findet sich theils in den
> Astronomischen Nachrichtenc, theils in den > Astronomischen Beobachtungen
der Königsberger Sternwarte« , zu einer Besprechung wird es sich jedoch
empfehlen, die Stellen nach dem Werke anzugeben: > Abhandlungen von Fried-
rich Wilhelm Bessel«, herausgegeben von Rudolf Engelmann. 3 Bde. Leipzig
1875. Abbildungen des Königsberger Heliometers findet man u. A. in den
»Astronomischen Nachrichten« Bd. 8 und in Bd. 2 der soeben genannten Ab-
handlungen.
Im 2. Bde. des Werkes, pag. 95, findet sich zunächst ein Aufsatz von Bessel
betitelt: »Vorläufige Nachricht von einem auf der Königsberger Sternwarte be-
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Heliometer.
7
findlichen grossen Heliometer«. Hiernach begann Fraunhofer mit der Her-
stellung des Instrumentes im Jahre 1824 und von ihm rührt das Objectiv und die
Einrichtung des Heliometer-Apparates her; da sein Tod aber schon 1826 erfolgte,
so war das Durchschneiden des Objectivs und die Vollendung der parallactischen
Aufstellung seinem Nachfolger Utzschneider vorbehalten.
Es mag an dieser Stelle erwähnt werden, auf welche Weise ein Heliometer-
objectiv hergestellt wird. Der erste Schritt besteht natürlich darin, ein gewöhn-
liches achromatisches Objectiv, welches aus einer Crown- und einer Flintglaslinse
besteht, herzustellen und es dann durch einen Schnitt in zwei halbe Objective
zu zerlegen. So lange man noch mit kleineren Linsen zu thun hatte, mag wohl
der meistens eingeschlagene Weg derjenige gewesen sein, jede der beiden Linsen
rund hernm mit einem Diamant zu ritzen und durch einen Schlag mit einem
hölzernen Hammer die beiden Hälften von einander zu trennen. Bei den in
den letzten Jahrzeh nten hergestellten grösseren Heliometerobjectiven, deren Werth
mehr als 2000 Mark beträgt, dürfte diese Trennungsweise aber wohl mit Gefahren
für die Linsen verbunden sein, und es ist daher das nachfolgend beschriebene
Veriahren an die Stelle getreten. In eine eiserne Kapsel von demselben Durch-
messer wie der des Objectivs wird zunächst eine gewöhnliche Glasplatte gelegt,
deren untere Fläche eben und deren obere entsprechend der Krümmung einer
der äusseren Flächen des darüber zu legenden Objectivs ausgehöhlt ist, und den
Abschluss nach oben bildet eine zweite planconcave Glasplatte. Durch den
Mantel des eisernen Cylinders gehen nun senkrecht zur Grundfläche zwei
schmale, diametral gegenüber stehende Schlitze hindurch, und durch diese wird
die Schneide einer feinen mit Fett und Diamantstaub behafteten Stahlsäge hin
und her geführt, bis beide Linsen des Objectivs und die werthlosen, zur Be-
festigung dienenden, darüber und darunter liegenden Glasscheiben durch einen
feinen Schnitt zerlegt sind. Werden nun die einzelnen Objectivhälften in halb-
kreisförmige Fassungen gebracht und diese mit den Objectivschiebern verbunden,
so ist noch die Einrichtung zu treffen, dass durch kleine, zur Schnittlinie senk-
recht wirkende Schrauben die optischen Mittelpunkte der beiden Hälften genau
mit einander zum Zusammenfallen gebracht werden können. Es mag hier ferner
noch die allgemein gültige Bemerkung hinzugefügt werden, dass eine etwa mit
der Zeit oder bei verschiedener Neigung des Fernrohres und Richtung des
Spaltes wieder auftretende seitliche Entfernung der Objectivmittelpunkte bei
grossen Sternabstünden einen nahezu verschwindenden Einfluss hat, bei sehr
kleinen Abständen, wie z. B. Doppelsternen einen Fehler von erheblichem Betrage
gegenüber der zu messenden Grösse selbst hervorbringen kann, dass aber durch
Messung von Positionswinkeln engerer Doppelsterne in zwei symmetrischen
Stellungen der Objectivhälften, oder wie der übliche Ausdruck lautet, vor und
nach dem Durchschrauben aus dem halben Unterschiede der gemessenen
Richtungen in Verbindung mit den Distanzmessungen der Abstand der beiden
Sterne berechnet werden kann.
Nunmehr wieder zu dem augenblicklichen Gegenstande, nämlich der Ein-
richtung des Königsberger Heliometers zurückkehrend, ist zu bemerken, dass
das Instrument im October 1829 aufgestellt werden konnte. Das Fernrohr hat
8 Par. Fuss oder 2*6 m Brennweite und 70 Linien oder 158 mm Oeffnung. Die
beiden Objectivhälften können jede für sich durch Schrauben bewegt werden,
die zugleich auch zur Messung der Grösse der Bewegung dienen, indem sie am
Ende mit Zähltrommeln versehen sind, an denen Hundertel-Umdrehungen direkt
abgelesen und Tausendtel geschätzt werden, so dass die Ablesungen bis auf
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s
Heliometer.
^ Secunde in Bogenmaass gehen. Eine andere Vorrichtung, mit welcher man
die Verschiebung der Objectivschlitten durch Scalen und Mikroskope messen
kann, ist bei den Beobachtungen nicht zur Verwendung gekommen. Die Ver-
schiebung der Objectivhälften geht in einer vollkommenen, auf der Axe des
Rohres senkrecht stehenden Ebene vor sich und erstreckt sich auf 56 Bogen-
minuten nach jeder Seite, so dass man einen Raum von 1 0 52' übersehen kann.
Bessel hat schon damals Fraunhofer den Vorschlag gemacht, die Objectiv-
hälften auf einer Cylinderfläche beweglich zu machen, deren Axe durch den
Brennpunkt des Objectivs geht, wodurch die später zu erwähnenden Unter-
suchungen über optische Ungleichheit unnöthig geworden wären, und bei den
neuen Heliometern ist diese damals mit construetiven Schwierigkeiten verbundene
Einrichtung überall eingeführt worden. Das Ocular des Fernrohres kann ebenso wie
eine Objectivhälfte senkrecht zur optischen Axe verschoben werden und die
Richtung der Verschiebung wird durch einen eingetheilten Kreis angegeben.
Die 5 Oculare haben die Vergrößerungen 45, 91, 115, 179 und 290. Gegen-
über den ausserordentlichen Vortheilen, welche die Einrichtungen der neueren
Heliometer gewähren, die Ablesung der Objectivstellung und des Positionskreises
vom Oculare aus besorgen zu können, musste das Königsberger Heliometer
für jede Ablesung um die Deklinationsaxe gedreht werden, bis das Objectivende
dem Auge des Beobachters nahe war. Dadurch entstand nicht nur eine grosse
Unbequemlichkeit, sondern noch das Bedenken, dass durch die Veränderung der
Schwerewirkung auch eine Veränderung der Stellung der Objectivschlitten eintrat.
Bei dem ähnlich construirten Bonner Heliometer ist eine Einrichtung an-
gebracht, die Ablesung mit Hilfe eines kleinen Fernrohres vom Ocular aus zu
besorgen.
Die von einem halben Objectiv entworfenen Bilder eines Sterns sind be-
kanntlich nicht kreisförmig, sondern haben eine etwas birnförmige Gestalt, deren
Längsrichtung zur Richtung de& Spaltes senkrecht steht. Diese Eigenschaft muss
sich besonders stark bei hellen Sternen zeigen und bei dem neuen Göttinger
Heliometer verschwindet dieser Eindruck erst bei Sternen von der siebenten
Grösse ab, aber Bessel hat gezeigt, dass die dadurch entstehenden kleinen
Verschiebungen in der Lage der Sternbilder bei symmetrischer Anordnung der
Beobachtungen vor und nach dem Durchschrauben eliminirt werden.
Die Art und Weise, wie an einem Heliometer Distanzen und Positionswinkel
gemessen werden, ist von der Beschaffenheit des zu beobachtenden Gegenstandes
abhängig. Bei engen Doppelsternen, die nur einen kleinen Theil des Gesichts-
feldes einnehmen, biingt man die vier von beiden Objectivhälften gebildeten
Lichtpunkte durch Drehung in Distanz und Positionswinkel zu gleichen Abständen
in eine gerade Linie, '.iesl beide Coordinaten ab und wiederholt dann die
Messung in umgekehrter Richtung, um die jedem erfahrenen Beobachter bekannten
systematischen Unterschiede in den Einstellungen zu vermeiden; darauf werden
die beiden Objectivhälften, wie in Zukunft immer kurz gesagt werden wird,
durchgeschraubt und nun diese beiden Beobachtungen wiederholt, so dass man in
jeder Coordinate vier Ablesungen erhält und bei der Einrichtung der Ablese-
vorrichtungen am Königsberger Heliometer maass Bessel auf diese Weise den
vierfachen Abstand.
Handelt es sich dagegen um die Messung des Durchmessers eines Planeten,
so bringt man die Bilder der Scheiben mit abwechselnder Drehungsrichtung in
Berührung mit einander und erhält daher für eine Messung ebenfalls vier Ab-
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Heliometer.
lcsungen. Soll die Lage des Trabanten eines Planeten gegen den letzteren
bestimmt werden, so würde es am einfachsten sein, das Bild des Trabanten
nach dem Augenmaass in die Mitte des von der anderen Hälfte herrührenden
Bildes des Planeten zu stellen, jedoch ist man dabei zu sehr auf das Augenmaass
angewiesen und man wird daher in den meisten Fällen besser thun, mit Besskl
d^n Trabanten nach einander auf zwei einander gegenüber stehende Punkte
des Randes zu bringen, indem man ihn vorher nach dem Augenmaass in die
Mitte des Planeten einstellt und ihn dann durch Drehung in Position oder
in Distanz je nach dem Zweck der Messung auf den Rand bringt. Ist das
Licht des Planeten zu hell gegenüber dem des Trabanten, so dass letzterer
überstrahlt wird, so kann man die den Planeten abbildende Objertivhälfte mit
einem feinen Drahtgitter tiberdecken. Bei der Bestimmung der gegenseitigen
Lage zweier, weit entfernter Sterne kann das tür Doppelsterne beschriebene Ver-
fahren nicht mehr zur Anwendung kommen, da man nicht mehr alle vier Licht-
punkte im Gesichtsfelde übersieht, sondern nur zwei, nämlich bei einem Stern-
paare a b etwa das vom Objectiv I entworfene Bild von a und das von II
entworfene Bild von b. Das einfachste Verfahren wäre nun offenbar, diese beiden
Bilder unmittelbar mit einander zusammenfallen zu lassen und bei verschiedener
Richtung der Schraubendrehung und mit Durchschrauben zusammen vier Ein-
stellungen zu machen. In Wirklichkeit ist dieses Verfahren aber nicht zulässig,
denn bringt man etwa eine kleinere Sternscheibe auf eine grössere, so fehlt
jedes Unheil darüber, ob die Bedeckung der Bilder eine centrale ist. Es tritt
deshalb nachfolgendes Beobachtungsverfahren an die Stelle. Man nähert die
beiden Sternbilder einander und führt bei Distanzmessungen mit der Positions-
schraube kleine Schwankungen aus, so dass die Sternbilder bald nach der einen,
bald nach der anderen Seite ein wenig von einander abweichen, und wird dann
bemerken, dass der Weg, den ein Lichtpunkt gegen den anderen beschreibt,
als gerade Linie erscheint, wenn die Punkte in der Ruhelage sich genau bedecken
würden. Nach Vollendung einer Messung bringt man die Bilder zuerst absicht-
lich nach der entgegengeselzten Seite etwas aus einander, und bei der Messung
der Positionswinkel verfahrt man ganz ähnlich, indem man dann die Einstellungen
durch Schwingungen mit der Distanzschraube prüft.
Dieses Beobachtungsverfahren führt bei Messungen entfernter Sternpaarc
erfahrungsgemäss zu sehr genauen Resultaten, dagegen um erliegt es einer Be-
schränkung bei kleineren Sternabständen. Sieht man nämlich beide von einer
Hälfte entworfenen Sternbilder im Gesichtsfelde , so ist es vorzuziehen, die
Sternbilder in der Ruhelage des Instrumentes mit einander zu vergleichen, indem
man z. B. das Bild des Sternes a der Hälfte II so neben das Bild des Sternes b
in der Hälfte I setzt, dass ein rechtwinkliges Dreieck mit einer so kurzen
Cathete entsteht, dass man gerade im Stande ist, ihre re:htwinklige Stellung zur
längeren Cathete ab beurtheilen zu können und zwar so, dass man etwa bei der
ersten Messung a über b und bei der zweiten a unter b setzt. Mit Hilfe der am
Positionskreise abgelesenen Amplituden kann man dann die kleine Reduction, die
aus der Ausweichung im Positionsvvinkel entsteht, berechnen (siehe darüber
Schur, »Astronomische Nachrichtenc, Bd. 94). Etwas anders hat J. Franz bei
seinen Messungen weiterer Doppelsterne am Königsberger Heliometer verfahren,
indem er die vier Sternbilder zu einem Trapez mit einer sehr kurzen Diagonale
vereinigt, und es lässt sich zeigen, dass in diesem Falle eine Reduction wegen
der Grösse der Amplitude in Positionswinkel nicht erforderlich ist (»Astronom.
Nachr. c, Bd. in).
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IO
Heliometer.
Das wichtigste Erforderniss bei der Anwendung eines Heliometers ist die
Verwandlung der in Schraubenumdrehungen oder in Scalentheilen abgelesenen
Distanzmessungen in Bogenmaass, und es stehen dazu mehrere Wege offen.
Eines dieser Verfahren besteht darin, sowohl die Höhe eines .Schraubenganges
oder eines Scalentheiles als auch die Brennweite des Objectivs in derselben
Maasseinheit auszudrücken. Die Kenntniss der Brennweite gewinnt man durch
die bekannte Methode der Bestimmung der vierfachen Brennweite. Diese
Methode wandte Bessel auf das Königsberger Heliometer an und fand nach
wiederholten Versuchen für die Brennweite des Objectivs 1134 134 Par. Linien
bei -+- 120,8 C. mit einem wahrscheinlichen Fehler von :£ 0^*015 oder einem
75000tel der ganzen Brennweite. Ferner bestimmte er die Höhe eines Schrauben-
ganges durch Vergleichung mit einem auf dem Objectivschieber II befestigten
Stahlblatt, worauf eine Länge von 24 P. L. verzeichnet war, für verschiedene
Stellen der Schraube und fand danach 82 52 12 Windungen eines Schraubenganges
= 24 00006 P. L. und aus beiden Zahlen für die Normaltemperatur von
16°'25 C. den Winkelwerth einer Umdrehung R = 52"89329.
Die Kenntniss dieser wichtigen Constanten verschaffte sich Bessel ferner
noch auf folgende Weise:
1. Beobachtung der Stellung eines Fadens im Brennpunkte durch das
Objectiv hindurch. Zu diesem Zwecke wurde das Heliometerfernrohr mit dem
Objectiv nach unten vertical gestellt und darunter ein REicHENBACH'scher Theo-
dolit mit Höhenkreis gebracht. Die Objectivhälfte I wurde in die Axe des Helio-
meters gebracht und die Hälfte II der Reihe nach um — 5 und +5, — 10 und
-f- 10 u. s. w. bis — 60 und + 60 Schraubenwindungen verschoben und mit
dem Theodoliten die entsprechende Entfernung der beiden Bilder des Fadens
gemessen Das Resultat war R = 52"90299 m. F. =t 0"00275.
2. Bessel hatte hauptsächlich in den Jahren 1838—40 in der Plejadengruppe die
Abstände einer grossen Zahl von Sternen gegen Alcyone gemessen und hiervon
wurden zehn besonders häufig beobachtete Sterne ausgewählt, deren Oerter
durch Durchgangsbeobachtungen am Meridiankreise festgelegt waren. Die Ver-
gleichung ergab für den Schraubenwerth R = 52"-88127 ±. 0" 00880.
3. Es wurden sechs Sterne gewählt, die nahezu in einem durch die Plejaden
hindurchgehenden grössten Kreise liegen und mit a, b, c, ät e, f bezeichnet.
Von diesen sind die Sterne a, c, / von Busch zu wiederholten Malen in den
Jahren 1839 un(* 1840 am Meridiankreise bestimmt, und Schlüter hatte zwischen
je zwei auf einander folgenden Sternen Abstände und Positionswinkcl ebenfalls
in den Jahren 1839 un<^ 1840 am Heliometer gemessen. Die Vergleichung der
Bogenlängen ac, cf und af, nach den Beobachtungen an beiden Instrumenten
berechnet, ergab das Resultat: R = 52"-89036 ± 0"'00314.
Das Resultat der Bestimmung eines Schraubenwerthes nach verschiedenen
Methoden ist also das folgende:
1. Beobachtungen mit dem Theodolithen 52"90299 m. F. ±0" 00275
2. Beobachtungen von Plejadensternen 52 -88127 ±0 00880
3. Beobachtungen von 6 Sternen im grössten Kreise 52-89036 ±0 00314
4. Messung der Brennweite und einer Schraubenwindung 52 '89329.
Die Uebereinstimmung ist eine befriedigende. Bessel entschied sich aber
doch dafür, das E rgebniss der Messung der Brennweite und der Schraubenhöhe
allein anzunehmen, nämlich R = 52' -89329 in der Wärme 50° F. Die Reduction
der bei einer anderen Temperatur t gemessenen Abstände wird mit einem
Coefficienten bestimmt, der sich aus der Beobachtung von zehn Plejadensternen
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Heliometer.
1 1
gegen Alcyone zwischen den Temperaturen — 1 °'5 und 74° F. oder — 18° und
H- 23° C. ergeben hat. Demnach ist der Ausdruck für die Verwandlung der
e L v J , „ . . 52"89329
Schraubenumdrehungen in Kreisbogen —+ ^ _ ^ 0.0()()0037765 •
Indessen drückt schon Bessel Uber die Richtigkeit des hier angewandten
Temperatur- Coefncienten einen Zweifel aus, indem er Über das bei sehr
niedrigen Temperaturen entstehende Zittern der Sternbilder klagt und das Ver-
härten des Oeles an den Schrauben befürchtet. Beobachtungen von Schlüter
allein, bei denen die sehr tiefen Temperaturen vermieden sind, ergeben für die
Temperaturcoeföcienten anstatt des von Bessel angewandten, nämlich rund
378 Einheiten der achten Decimale, einen solchen von 1243 Einheiten und spätere
Untersuchungen von Auwers haben dafür 854 ergeben, welche Zahl wohl die zu-
verlässigste und auch rückwärts für die Beobachtungen zu Bessel's Zeit an-
zuwenden ist. Mit diesem Temperatur-Coefncienten berechnet ist der berichtigte
Schraubenwerth nach der Brennweiten-Bestimmung R = 52"89456. Es ist bei
der Vergleichung neuerer Resultate aus Heliometer-Beobachtungen mit den
BESSEL'schen mehrfach die Rede davon gewesen, ob es nicht zweckmässiger sei,
anstatt des nur einmal aus physikalischen Experimenten hervorgehenden Schrauben-
werthes den auf Sternbeobachtungen in der Nähe der Plejaden beruhenden
Werth anzunehmen, (verg). Schur, »Bestimmung der Masse des Planeten
Jupiter«, 1882, und Elkin, »Triangulation der Plejaden«. New Häven 1887),
jedoch bat sich keine Veranlassung ergeben, davon abzuweichen. In den letzten
Jahren hat J. Franz den Winkelwerth aus Beobachtungen der für die Venus-
durchgangs-Expeditionen und auch an den neueren Heliometern für diesen Zweck
verwandten Sterne im grössten Kreise im Cygnus und in der Hydra beobachtet,
und es hat sich der Werth R = 52"'87567 ergeben, der von der BESSEL'schen
Annahme nicht unerheblich abweicht, dagegen wieder ziemlich nahe einer Neu-
berechnung älterer Bestimmungen kommt, nämlich
aus Schlüter'« Plejadcnbeobachtungen 52"* 88469
Schlüter's Taurusbogen 52 87584.
Diese Unterschiede zwischen den verschiedenen Bestimmungen des Schrauben -
werthes des Königsberger Heliometers sind von grossem Interesse für diejenigen
Astronomen, die sich mit der Vergleichung dieser älteren Beobachtungen mit solchen
an neueren Heliometern beschäftigen, aber man wird wohl bei dem von Bessel selbst
angenommenen und von Auwers verbesserten Werthe, nämlich 52"'89456 stehen
bleiben müssen, weil man nicht wissen kann, ob die Brennweite eines Objectivs
auf so lange Zeit constant bleibt und sich nicht durch allmählich eintretende
kleine Veränderungen des Druckes, mit welchem das Objectiv in seiner Fassung
gehalten wird, um Grössen, wie sie hier in Frage kommen, verändern kann. Da die
gTösste am Königsberger Heliometer messbare Distanz etwa 60 Umdrehungen
beträgt, so bringt der Unterschied der Annahmen 52" 89456 nach Auwers und
52" 87567 nach Franz oder 0"01889 im äussersten Falle den Unterschied von
etwa 1" hervor. Man wird daher bei Beobachtungen aus der älteren Zeit den
BESSEL'schen Werth mit der Verbesserung von Auwers anwenden und bei der
gegenwärtigen und ferneren Benutzung den Schraubenwerth mit Franz aus Stern-
beobachtungen bestimmen.
Es erübrigt noch einige Worte über den Einfluss der Ocularstellung auf die
Distanzmessungen zu sagen. Bessel hat das Ocular so gestellt, dass er von den
zu beobachtenden Gegenständen deutliche Bilder erhielt und die bei verschiedenen
Temperaturen beobachteten Distanzmessungen mit Hilfe eines später von Auwers
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Heliometer.
verbesserten Temperatur-Coefficienten auf eineNormaltempeiatur von 50°F.reducirt.
Späterhin ist dann am Ocular eine Scala angebracht, und dasselbe ist bei den auf den
Venus-Expeditionen benutzten FRAL'NHOFER'schen und bei allen später construirten
grösseren REPSOLD'schen Heliometern geschehen. Es wird jetzt von jedem
einzelnen Beobachter bei möglichst verschiedenen Temperaturen das Ocular mit
einem an dem Rohre angebrachten Triebwerke so eingestellt, dass man von
einem Gestirn, am Besten einem engen Doppelstern ein deutliches Bild erhält
und dabei die Temperatur des Instrumentes an den Thermometern abgelesen;
aus der Ausgleichung dieser Beobachtungen erhält man dann die dem Beobachter
zukommende Ablesung für 0° und die Veränderung mit der Temperatur, und
bei dem Gebrauche des Instrumentes hat man dann dem Ocularrohre die der
Temperatur entsprechende Stellung zu geben und darüber eine Bemerkung im
Beobachtungsbuch zu machen. Ist das Ocular für sich allein noch gegen das
Ocularrohr beweglich, was bei einem Heliometer eigentlich überflüssig ist, soweit
man nicht etwa Fäden im Ocularkopf genau sehen will, so hat man es bei
diesen Untersuchungen und bei den Beobachtungen selbst, natürlich fest in seine
Fassung hineinzudrücken. Da man die richtige Ocularstellung schon in Folge
der allmählichen Temperaturabnahme während eines Abends nicht völlig
genau treffen wird, so wird immer ein kleiner Unterschied zwischen der be-
rechneten und der abgelesenen Einstellung übrig bleiben und die gemessene
Distanz dafür verbessert werden müssen. Der nächstliegende Gedanke ist nun der,
die Abweichung der Ocularstellung durch die Brennweite zu dividiren und die
gemessene Distanz mit diesem Quotienten zu multipliciren, um die Reduction
der Distanzmessung auf die normale Ocularstellung zu erhalten.
Auf Veranlassung von Auwers sind jedoch an den Expeditions-Heliometern
und ausserdem auch an einigen der neueren REPSOLD'schen Heliometer, an
denen Beobachtungen zum Zwecke ihrer Verwertliung für die Reduction der
Expeditions-Beobachtungen, z. B. Beobachtungen der Sterne im Cygnus- und
Hydrakreise ausgeführt worden waren, besondere Untersuchungen darüber an-
gestellt und grössere Sternabstände gemessen worden, wobei die Stellung des
Oculars um kleine Quantitäten, z. B. 1 mm nach der einen und der anderen
Seite von der der Temperatur und dem Beobachter entsprechenden Normal-
stellung abwichen. Dabei hat sich nun herausgestellt, dass die Reductionen
meistens ein wenig kleiner als nach der Rechnung sind. Einen Ueberblick
darüber gewährt eine Zusammenstellung in dem grossen Werke: »Die Venus-
durchgänge 1874 und 1882. Bericht über die deutschen Beobachtungen. Im
Auftrage der Commission für die Beobachtung des Venusdurchganges, heraus-
gegeben von Auwers, Vorsitzender der Commissiom, 5. Bd., pag. 172. Danach
ist der Mittelwerth für die Expeditions-Heliometer, sowie für die älteren Instrumente
in Königsberg und Bonn nnd das neue Göttinger Heliometer etwa 0 95 des
berechneten Werthes. Die Ursache dieser Abweichung ist noch nicht aufgeklärt,
aber wenn man sich bemüht, dem Ocular möglichst genau die dem Auge und
der Temperatur entsprechende Stellung zu geben, so wird eine kleine in dem
Coefficietiten für einen Beobachter steckende Unsicherheit nahezu verschwinden.
Nimmt man ein Heliometer in Gebrauch, so wird man jedoch in erster Linie
bemüht sein müssen, seine Normal-Ocularstellung und die Veränderlichkeit mit der
Temperatur zu bestimmen, und so lange man diese noch nicht kennt, womöglich
an jedem Abende auf Doppelsterne zu focussiren.
Im Früheren ist schon kurz von der optischen Verbesserung die Rede ge-
wesen, die die Distanzmessungen au den Heliometern mit ebener Objectivführung
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Hclicmettr.
'3
betrifft. Zur genauen Verfolgung dieser Frage dient die BESSFx'sche Original-
abhandlung in den Astronom. Untersuchungen, Bd. I, pag. 104, oder nach Engel-
mann's Ausgabe Bd. 2, pag. 148, ferner in seiner Anwendung auf das Bonner
Heliometer durch Winnecke ist auf die »Ast.onom. Mittheilungen von der Kgl.
Sternwarte zu Göttingent. 4.' Thl., pag. 198, enthaltend die Abhandlung von
Schur Uber die Triangulation der Praesepe, hinzuweisen, und in B^zug auf die
Expeditions-Heliometer auf A. Auwers > Venusdurchgänge 1874 und 1882c 5. Bd.,
pag. 204. An dieser Stelle soll eine kurze Erläuterung dieser Angelegenheit ge-
geben werden.
Stehen eine Objectivhälfte und das bei den älteren Heliometern seitlich
verschiebbare Ocular in der Axe des Fernrohres und richtet man das Letztere
auf einen Stern, so werden die davon herkommenden Lichtstrahlen in axialer
Richtung durch die beiden Linsen hindurchgehen, wenn der Stern in der Mitte
des Gesichtsfeldes erscheint. Bringt man dagegen das von der anderen Objectiv-
hälfte entworfene Bild eines zweiten Sternes dahin, dass es mit dem Bilde des
ersten Sternes zusammenfällt, so gehen die von ihm kommenden Lichtstrahlen
in einer schiefen Richtung durch das übjectiv entsprechend dem Winkel zwischen
den beiden Sternen.
Bessel hat nun auf Grund seiner Kenntniss der Krümmungsradien und der
Brechungsverhältnisse der beiden Linsen berechnet, dass bei einer Neigung des
Strahlencylinders zur Fernrohraxe von 24' das von einem Punkte ausgehende
Licht sich über einen Raum von J"-7 und bei einer Neigung von 48' sich über
5''*1 ausbreitet. In Folge dieser Eischcinung ist an die an der Messvorrichtung
abgelesene Distanz zweier Sterne eine Verbesserung anzubringen, die im Ver-
hältniss des Cubus der Distanz wächst und wobei eine Constante <x zu ermitteln
ist, welche man dadurch erhält, dass man eine Reihe von Abstandsmessungen
zwischen zwei weit entfernten Sternen ausführt und dabei dem Ocular mit Hilfe
der an den älteren Heliometern angebrachten Bewegungsvorrichtung senkrecht zur
optischen Axe eine Verschiebung in der Richtung der Verbindungslinie der beiden
Sterne ertheilt. Diese Messungen werden dann unter sich Unterschiede zeigen,
welche von dem schiefen Durchgange der Lichtstrahlen durch die Objectivhälften
henühren, und dazu benutzt werden, um durch Rechnung die an die Distanz-
messungen anzubringende Verbesserung zu ermitteln. Bei dem Königsberger
Heliometer, bei dem die Melsungen in der Weise angestellt werden, dass eine
Objectivhälfte immer in der Axe des Rohres stehen bleibt und die andere Hälfte
sich bald auf der rinen, bald auf der anderen Seite der Axe befindet, ist
der grösste Werth der optischen Verbesserung nahe 1" und bei dem Bonner
Heliometer etwas weniger. Bei den auf den deutschen Venusexpeditionen
angewandten kleineren FRAUNHOFER'schen Heliometern, bei denen nach der neuen
Einrichtung das Ocular beständig in der Mitte stehen bleibt und die beiden
Objectivhälften sich gleichzeitig nach entgegengesetzten Seiten bewegen, wo also
die Bewegung jeder von ihnen auf die Hälfte reducirt wird, ist bei einer Distanz-
messung von 3500" die optische Verbesserung nach den Untersuchungen von
Auwers auf höchstens 0"-l zu veranschlagen.
Die Frage, wie bei den älteren Heliometern auch ohne Untersuchung über
die Gestalt der Sternbilder auf diesen Umstand Rücksicht zu nehmen ist, hat
Ambronn an dem kleinen, auf den Auckland-Inseln und in Punta Arenas benutzten
Heliometer der Göttinger Sternwarte dadurch behandelt, dass er eine Reihe von
13 Sternpaaren zwischen 377" und 3100" Abstand, deren Oerter nach Meridian
kreis-Beobachtungen bekannt sind, gemessen hat. Der daraus folgende Ausdruck
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>4
Heliometer.
für die Berechnung einer Distanz von r Scalentheilen hat die Form A = 17"9I129 r
— 0"-0OO0OOO53 /-». (»Mittheilungen von der Kgl. Sternwarte zu Göttingen.
3. Thl. Triangulation der Plejadengruppe.t) Nach diesem Ausdruck ist an die
mit einem constanten Scalenwerth berechnete Messung des Sonnendurchmessers
noch eine Verbesserung von ü" 06 und an die an der äusserten Grenze der Mess-
barkeit liegenden Abstände von einem Grade etwa 0"*4 anzubringen. Wenn
aber, wie es jetzt durchweg geschieht, die Verwandlung der Distanzmessungen
in Bogenmaass auf Messungen anderweitig bekannter Sternabstände beruht, Jso
fällt eine etwaige Unsicherheit in der Bestimmung des Coöfficienten zum grössten
Theil wieder weg.
Nach eingehender Besprechung der Abstandmessungen ist jetzt noch eines
Umstandes zu erwähnen, der die Messung der Positionswinkel betrifft. Dabei
wird nämlich vorausgesetzt, dass der Positionskreis richtig am Instrument ange-
bracht ist, so dass sich für zwei in einem Stundenkreise liegende Sterne die
Ablesung 0 oder 180 Grad ergeben würde; andernfalls sind die Messungen noch
um den Indexfehler des Positionskreises zu verbessern. Zur Ermittelung dieser
Ccrrection brachte Bessel bald nördlich, bald südlich vom Heliometer im Spalt
der Drehkuppel in der Höhe des in die Meridianebene und nahe horizontal
gestellten Fernrohres ein Collimatorfernrohr an, dessen Objectiv gegen das des
Heliometers gerichtet war und in dessen Brennpunkt sich ein Fadenkreuz befand.
Bringt man nämlich die beiden Objectivhälften auseinander, so wird man vom
Fadenkreuz des Collimators zwei getrennte Bilder erhalten, und stellt man den
Spalt des Heliometerobjectivs vertical, so kann man es nach einer Reihe von
feinen Drehungen mit dem Positionswinkel und der Rectascensionsschraube
dahin bringen, dass bei dem Auf- und Abbewegen des Heliometerfernrohres sein
Fadenkreuz bald mit dem einen, bald mit dem anderen Bilde des Fadenkreuzes
des Collimators zusammenfällt, und bei dieser Stellung des Spalts müsste die
Ablesung am Positionskreise entweder 0 oder 180 Grad sein und die Ab-
weichung davon ist der Indexfehler des Positionskreises. In gleicher Weise kann
man den Indexfehler auch bestimmen, wenn man den Spalt horizontal stellt
und das Heliometer im Stundenwinkel hin- und hersch.vingt, nur ist in letzterem
Falle noch auf die Aufstellungsfehler des Heliometers als Aequatoreal Rück
sieht zu nehmen, die bei der vorausgehenden Methode nicht in Betracht
kommen. Im Jahre 1833 machten C. A. F. Peters und Selander, die sich
damals in Königsberg aufhielten, die Bemerkung, dass sich für den Indexfehler
verschiedene Werthe ergaben, je nachdem sich bei der Einstellung des Fernrohres
auf den Collimator die Deklinationsaxe, an deren Ende das Fernrohr befestigt ist,
zur Linken oder zur Rechten befand, oder wenn der Collimator im Süden war,
die Axe dem Fernrohr bei der täglichen Bewegung folgte oder voranging. Der
Grund dieser Erscheinung liegt darin, dass das am Ende der Axe befestigte Fernrohr
durch die Wirkung der Schwere eine kleine Torsion erleidet, in Folge derer bei
horizontal oder vertical gestelltem Objectivspalt die Ablesung des Positionskreises
in der einen Lage etwas zu gross und in der anderen Lage ebenso viel zu klein
ausfällt. Es ergiebt sich dann, wenn diese Drehungsconstante ermittelt ist, der
Einfluss bei der Richtung des Fernrohres auf einen bestimmten Punkt des
Himmels durch Multiplikation des horizontalen Maximalwertes mit einem vom
Stundenwinkel und der Deklination abhängenden Coefficienten.
Nachdem die Besprechung der Einrichtung des Königsberger Heliometers
und der im Wesentlichen von Bessel aufgestellten Beobachtungsmethoden der
Hauptsache nach erledigt ist, sind jetzt noch einige Worte den anderen Helio-
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Heliometer.
'5
metern aus älterer Zeit zu widmen. Ein Heliometer, welches dem Königsberger
in seinen wesentlichsten Theilen gleicht und mit dem von Winnecke und Krüger
eine Reihe von wichtigen Untersuchungen ausgeführt sind, ist das im Jahre 1840
von Merz in München hergestellte Heliometer der Bonner Sternwarte,
woran Winnecke Ende der fünfziger Jahre eine Vermessung der Präsepe ausführte,
die mit einer ähnlichen Untersuchung von Schur am Göttinger Heliometer im
Jahre 1895 nachträglich herausgegeben ist. Nahezu gleichzeitig mit dem Bonner
Heliometer wurde ein anderes für die Sternwarte in Pulkowa gebaut Eine
Beschreibung davon nebst Zeichnung findet sich in W. Struve, »Description de
l'observatoire astronomique central de Poulkovac, St. Petersburg 1845. Das Objectiv
hat 7-4 Pariser Zoll Oeffnung und 123 Zoll Brennweite und übertrifft daher die
Heliometer in Königsberg und Bonn, welche G Zoll Oeffnung und 95 Zoll, also
nicht ganz 8 Fuss Brennweite haben. Bei der Beschreibung dieses wohl haupt-
sächlich der starken Winterkälte wegen wenig benutzten Instrumentes stellte
W. Struve einige Forderungen auf, die bei den neueren Instrumenten von
Repsold zur Ausführung gekommen sind, nämlich die unveränderliche Stellung
des Oculars in der Axe des Rohres, die Bewegung der beiden Objectivhälften
symmetrisch nach entgegengesetzten Richtungen, Herstellung des Rohres aus
Metall anstatt Holz, feste Verbindung des Objectivträgers mit dem Rohre, so dass
sich nicht wie bisher der Objectivkopf allein gegen das feste Rohr dreht, sondern
das ganze Fernrohr mit allem Zubehör, wodurch sich auch eine bequemere
Ablesung des Positionskreises ermöglichen lässt, der sich dann nicht mehr am
Objectivende des Fernrohres zu befinden braucht, sondern dem Ocularende näher
gebracht werden kann, und ausserdem wünschte Struve noch ein Metallthermo-
meter im Innern des Rohres, welches vom Ocularende abgelesen werden kann.
Ein Heliometer, bei dessen Herstellung schon mehrere der von B Essel und
Struve aufgestellten Forderungen berücksichtigt worden sind, befindet sich auf
dem Radcliffe Observatory in Oxford und eine Beschreibung und
Zeichnung dieses von A. Repsold in Hamburg hergestellten Instrumentes ist
in >Astronomical observations made at the Radcliffe Observatory, Oxford, in
the year 1850«, Vol. XI, Oxford 1852. Das Objectiv von Merz & Söhne in
München hat 75 inches = 7*2 Pariser Zoll Oeffnung und 10^ engl. = lO'O Pariser
Fuss Brennweite und die Objectivhälften bewegen sich auf Kreisflächen, deren
Mittelpunkte mit dem Brennpunkte des Objectivs zusammenfallen. Jede Objectiv-
hälfte hat eine Bewegung von 1| Grad nach jeder Seite, so dass sie um 2^ Grad
von einander entfernt werden können. Die Bewegung der Objectivhälften kann
auf zweierlei Weise gemessen werden, nämlich entweder durch die Umdrehungen
der Mikrometerschrauben, wie am Königsberger Heliometer oder an Scalen an
der inneren Seite der Objectivschieber, die durch glühend gemachte Platin-
drähte beleuchtet und durch ein bis zum Ocularende gehendes Mikroskop ab-
gelesen werden. Bei den Messungen wurde die letztere Einrichtung benutzt und
der Winkelwerth eines Scalentheiles dadurch bestimmt, dass man das Heliometer
mit vertical gestelltem Spalt auf einen Collimator richtete und den Deklinations-
kreis ablas, dann eine Objectivhälftc bis zu 260 Theilen der Scala verschob,
das Fadenkreuz des Heliometers auf das des Collimators einstellte und wieder
den Deklinationskreis ablas. Auf diese Weise erhielt man einen Theil der auf
Theilungstehler untersuchten Scala zu 29"-4. An den auf diese Weise gefundenen
Scalenwerth wurde später noch eine kleine Verbesserung angebracht, die sich
aus der Vergleichung der Heliometerbeobachtungen zwischen Plejadensternen und
Sternen in der Nachbarschaft von 1830 Groombridge mit Meridianbeobachtungen
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Heliometer.
und Beobachtungen am Königsberger Heliometer ergab. Der Indexfehler des
Positionskreises wurde durch Messungen von Sternpaaren bestimmt, deren gegen-
seitige Lage aus Beobachtungen am Königsberger Heliometer bekannt waren;
dabei ergab sich die Drehungs-Constante zu 17 Minuten, also viel grösser als in
Königsberg, wo sie nur etwa 2 Minuten betrug. Die Einstellungsweise der
Sterne am Oxforder Heliometer war bei Johnson verschieden von derjenigen, der
sich Bessel und alle übrigen Heliometerbeobachter bedient haben; es wurden
dort nämlich die Bilder der Sterne in symmetrischen Stellungen nebeneinander-
gebracht und die Scalen und der Positionskreis abgelesen, und wenn die Sterne
ungleich hell waren, so blendete Johnson den helleren nicht durch ein Gitter,
sondern in der Wei^e ab, dass nur ein kreisförmiger Ausschnitt der Objectivhälfte
zur Geltung kam. Bei den Messungen blieb eine Objectivhälfte unveränderlich
stehen und die andere wurde bald nach der einen und bald nach der anderen
Seite bewegt. Johnson beobachtete vorzugsweise Sternparallaxen und Doppelsterne
und Planetendurchmesser, und nach seinem Tode war Main 1861 bis 1879 mit
Messungen von Doppelsternen beschäftigt, aber unter Stone wurde das Helio-
meter nur bis 1881 als solches benutzt
In Deutschland begann sich zu Anfang der siebziger Jahre wieder eine neue
Epoche der Beschäftigung mit dem Heliometer anzubahnen, indem die für die
Beobachtung der Venusdurchgänge von 1874 und 1882 eingesetzte Reichs-
commission den Beschluss fasste, dazu Heliometer zu verwenden, und zu diesem
Zwecke wurden die schon erwähnten FRAUNHOFER'schen Heliometer der Stern-
warten in Berlin, Breslau, Gotha und Göttingen durch A. Repsold & Söhne in
Hamburg mit verschiedenen neuen Einrichtungen versehen. Die älteren Holz-
rohre wurden durch eiserne ersetzt, die Stellung der Objectivschieber wurden
nicht mehr an den Schraubentrommeln, sondern an zwei silbernen Scalen mit Hilfe
eines Mikroskops vom Objectivende abgelesen, und die Objectivschieber wurden
so eingerichtet, dass sie sich gleichzeitig in entgegengesetzten Richtungen be-
wegten. Die Oculare, wenn auch die ältere Einrichtung zur seitlichen Ver-
schiebung zum Zwecke von Beobachtungen für die optische Verbesserung noch
beibehalten war, wurden für die Beobachtungen selbst stets in die Axe des Fern-
rohres gebracht, am Ocularrohr wurden ferner Scalen angebracht, und die kurzen
für die Aufstellung auf einen Tisch eingerichteten Säulen mit Dreifuss wurden
durch lange eiserne Säulen und starkem Dreifuss zur Aufstellung in Fussboden-
höhe ersetzt. Auch mit diesen Instrumenten wurden vor den Expeditionen in
Strassburg Beobachtungen zur Bestimmung der Brennweite nach der Bessel' sehen
Methode angestellt, aber zur Reduction der Distanzmessungen wurden ausschliess-
lich die Resultate der Messungen von Sternen im Bogen grössten Kreises benutzt,
deren Oerter durch Meridianbeobachtungen auf einer grossen Zahl von Stern-
warten festgelegt waren. Die Resultate aller Beobachtungen an diesen Instru-
menten von einer grossen Anzahl von Astronomen, sowohl auf den Venusdurch-
gangs-Stationen selbst als auch zur Vorbereitung auf diese Erscheinungen und
zur nachträglichen Untersuchung, sind in dem schon erwähnten fünf bändigen
Werke enthalten, welches Auwers im Namen der Reichscommission verfasst hat,
und welches als eine der bedeutendsten literarischen Erscheinungen auf dem
Gebiete der Astronomie zu betrachten ist. Die in diesem Werke niedergelegten
Vorschriften und Methoden haben auch vielfach zur Richtschnur bei der An-
wendung der neueren grösseren Heliometer gedient.
Während also die deutschen Expeditionen sich älterer Instrumente bedienten,
wurden für andere Nationen durch Repsold's Reiseinstrumente dieser Art von
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Tafel I.
Valentiner, Handwörterbuch der Astronomie.
Band II, pag. 17.
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Heliometer,
17
neuerer Einrichtung hergestellt, darunter zwei Heliometer auf Bestellung der
russischen Regierung, von denen jetzt eins in Dorpat und eins in Kasan auf-
gestellt ist, von deren Leistungen für die Expeditionen aber bis jetzt noch nichts
bekannt geworden ist, abgesehen davon, dass später Backlund und nach ihm
Hartwig das Heliometer in Dorpat fleissig benutzt haben.
Ein von Oudemans zur Beobachtung des Venusdurchganges 1874 benutztes
Instrument dieser Art befindet sich auf der Sternwarte in Leiden, und ein Helio-
meter von 107 mm Oeffnung und 163 m Focallänge ist im Jahre 1873 für Lord
Lindsay hergestellt worden, welches von Gill auf Mauritius zur Beobachtung des
Venusdurchganges, zur Bestimmung der Sonnenparallaxe aus Beobachtungen der
Juno und später zu demselben Zwecke zu Beobachtungen des Planeten Mars auf
der Insel Ascension benutzt worden ist, und schliesslich durch Gill und Eijcin
in der Capstadt zur Bestimmung von Fixsternparallaxen Verwendung gefunden
hat. Eine Beschreibung dieses früher dem Lord Lindsay gehörenden Heliometers
findet man in »Dun Echt Observationsc, Vol. 2.
Der nächste Schritt war dann die Lieferung eines Heliometers neuester Con-
struetion durch Repsolds an die Sternwarte der Yale University in Newhaven in
Nordamerika, welches von Elkin in den »Transactionsc dieser Sternwarte Bd. 1
beschrieben und zunächst auf eine Triangulation der Plejaden angewandt worden
ist. Das Objectiv hat 151 mm Oeffnung und 2*5 m Brennweite. Noch etwas
grössere Instrumente dieser Art sind Ende der achtziger Jahre für die Sternwarten
in Leipzig, Capstadt, Göttingen, Bamberg und neuerdings für die von KuFFNER'sche
Sternwarte in Wien von Repsolds hergestellt worden. Da von dem Göttinger
Heliometer eine grössere Untersuchung vorliegt (»Astronomische Mittheilungen
von der Kgl. Sternwarte zu Göttingenc, vierter Theil), so soll als Beispiel für die
Art und Weise, wie Instrumente dieser Art jetzt benutzt werden, und welche
Resultate sie liefern, eine nähere Beschreibung dieses Instrumentes im Vergleich
zu den älteren Einrichtungen hier gegeben werden.
Das neue REPSOLD'sche Heliometer der Göttinger Sternwarte hat ein
Objectiv von 6 Pariser Zoll oder 162 mm Oeffnung und 2'6 m Brennweite von
Reinfelder & Hertel in München. Eine Abbildung des ganzen Instrumentes und
einzelner Theile (S. die hier beigefügten Copien), sowie eine ausführliche Beschrei-
bung und Darstellung aller Untersuchungen findet sich an soeben genannter Stelle,
wo sich zugleich eine Abhandlung über die Oerter der Präsepesterne von Schur
befindet. Die Bewegung der Objectivschlitten geht wie bei allen neuen Heliometern
auf einer Cylinderfläche mit der Brennweite als Radius vor sich, und die auf der
Rückseite der Schieber befindlichen Scalen werden durch ein neben dem Ocular
endigendes Fernrohr abgelesen. Jede der beiden Objectivscalen ist in 200 Thle. ge-
theilt, und um Verwechselungen zu vermeiden, geht auf Scala I die Bezeichnung von
0 bis 200 und auf Scala II von 200 bis 400; die Ablesung der Stellung der Scalen
geschieht in Göttingen derart, dass zuerst durch Verschiebung des ganzen Ablese-
mikrometers mit Hilfe einer Schraube ohne Trommel ein Fadenpaar auf einen
Theilstrich der Scala I und darauf mit Hilfe einer mit Trommel versehenen
Mikrometerschraube ein anderes Fadenpaar auf einen benachbarten Strich der
Scala H gebracht wird. Die Stellung der Trommel kann wohl abgelesen werden,
aber dies geschieht nicht, sondern es sind die Unterabtheilungen und die Be-
zifferung der einzelnen Hundertel erhaben aufgetragen, und daneben befindet
sich eine bewegliche Bezifferung der ganzen Umdrehungen, und mit Hilfe einer
Druckvorrichtung werden die ganzen und die hundertel Umdrehungen in einen
vorüber gezogenen Papierstreifen abgedrückt, und nachträglich, z. B. am folgen-
Vaiät»«, AMroBom*. iL 2
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18
Heliometer.
den Tage, werden dann nach dem Augenmaass noch die tausendtel Umdrehungen
abgelesen. Da bei einer Distanzmessung vier einzelne Einstellungen gemacht
werden, nämlich je zwei vor und nach dem Durchschrauben der Objectivhälften,
so wird bei der vierten Einstellung der Abdruck noch zweimal wiederholt, um
mit Leichtigkeit die Einstellungen filr die folgende Distanzmessung unterscheiden
zu können. Die Bestimmung der periodischen Fehler einer Mikrometerschraube
nach den BESsEL'schen Vorschriften ist bekanntlich insofern etwas umständlich,
als man bei jedem Eingriff in den Mechanismus des Mikrometers auf eine Aen-
derung gefasst sein muss; es ist deshalb dem Mikrometer die bekannte Einrichtung
gegeben, dass zwei Fadenpaare zur Ablesung der Scala II verwandt werden,
deren gegenseitiger Abstand ein ungrades Vielfache einer halben Schrauben-
umdrehung beträgt, so dass bei abwechselnder Benutzung der beiden Paare die
Hauptglieder des Ausdruckes für die periodischen Fehler sofort eliminirt werden.
Die Ablesung des Positionskreises, der bei den neuen Heliometern nicht mehr
am Objectivende, sondern mitten auf dem Fernrohr, nahezu in der Verlängerung
der Deklinationsaxe angebracht ist, geschieht mit Hilfe zweier um 180° abstehen-
der Mikroskope, die an einem das bewegliche Fernrohr umschliessenden und an
der Deklinationsaxe befestigten eisernen Cylinder angebracht sind, und deren
Trommeln den Raum von 10 Minuten in 60 Theile theilen, so dass man 10 Se-
cunden direkt ablesen und einzelne Secunden schätzen kann.
Zur Ablesung des Positionskreises wird nur eine Hälfte des Gesichtsfeldes
der beiden Mikroskope verwandt, und in der anderen Hälfte erblickt man durch
ein die Hälfte des Rohres einnehmendes Prisma hindurch ein Bild des Dekli-
nationskreises, der ebenso wie der Positionskreis eingerichtet ist, und um Ver-
wechselungen zu vermeiden, sind beide Kreise durch verschiedenartige Dia-
phragmen im Brennpunkt des Ablesefernrohres bezeichnet. Zur Drehung des
ganzen Rohres in Positionswinkel dienen drei verschiedene Triebe, mit welchen
man den Uebergnng von sehr schneller Bewegung bis zur feinsten Mikrometer-
bewegung machen kann. Um Sterne von verschiedener Helligkeit neben einander
einstellen zu können, ist vor dem Objectiv senkrecht zur Axe ein in sieben Sec-
toren eingetheiltes Blendrad angebracht und drei dieser Sectoren sind mit Draht-
gittern von verschiedener Dichte ausgefüllt, so dass man nach Bedürfniss eine der
Objectivhälften damit bedecken und einen Stern um T4, 2*2 oder 2 5 Grössen-
klassen abblenden kann, und mit Hilfe von zwei dichten Zusatzgittern kann man
einen Stern erster Grösse als von achter Grösse erscheinen lassen, ohne den
Eindruck des Bildes zu stören, und wenn bei sehr hellen Objecten, z. B. dem
Planeten Jupiter, Beugungserscheinungen auftreten, so befinden sie sich in solcher
Entfernung, dass bei der Messung keine Störung entsteht.
Die Temperatur des Heliometers wird durch zwei Thermometer bestimmt,
von denen sich eines im Objectivkasten und das andere am Ocularende in einer
Kapsel befindet, so dass die Erwärmung durch die Nähe des Beobachters stark
abgeschwächt wird. Ein Metallthermometer neben dem Objectivende sollte im
Ablesefernrohr für die Objectivscalen sichtbar sein, aber durch die Erschütterungen
auf der Reise von Hamburg nach Göttingen war diese Einrichtung in Unordnung
gerathen und es gelang auch nicht, es ohne Störung für die Objectivscalen sicht-
bar zu machen, als die Messungen am Instrument schon im vollen Gange waren.
Es ist deshalb auf den Gebrauch verzichtet worden, da man durch die beiden
Quecksilberthermometer die Temperatur des Instrumentes genügend kennen lernt.
Bei den Messungen mit einem Heliometer wird vorausgesetzt, dass bei zu-
sammengeschraubtem Objectiv die beiden Bilder eines Sternes sich völlig decken,
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Heliometer. 19
dass also keine seitliche Verschiebung der Objectivbälften senkrecht zum Spalt
vorhanden ist, weil man sonst keine engen Doppelsterne messen kann und auch
bei grösseren Abständen nur eine Projection davon zu Stande kommt. Um die
Mittelpunkte möglichst nahe zusammenzubringen, lässt sich eine der Objectiv-
hälften durch Correctionsschrauben parallel mit der Spaltrichtung verschieben,
aber auch nach erfolgter Correction kann sich im Laufe der Zeit wieder ein
kleiner Abstand einstellen und dieser kann sogar sofort auftreten, wenn man in
Positionswinkel bewegt. Bei Messungen von Doppelsternen geben die Ablesungen
des Positionskreises vor und nach dem Durchschrauben immer ein Mittel, die
Abstandsmessungen für diesen Fehler zu verbessern, misst man dagegen Durch-
messer von Planetenscheiben, und sucht die Abweichung der Objectivbälften
durch Messungen an einem vielleicht weiter abstehenden Doppelstern mit wesent-
lich anderem Positionswinkel zu bestimmen, so sind die daraus erhaltenen Resul-
tate auf die Messung der Planetenscheibe nicht anwendbar. Bedient man sich
dagegen eines doppeltbrechenden Ocularprismas , welches einen einfachen Stern
in einen Doppelstern verwandelt, und am Heliometer vier Bilder von einem
Stern hervorbringt, so kann man die Abweichung der beiden Objectivmittelpunkte
mit Hilfe eines am Ocularende angebrachten Positionskreises ermitteln, und in
Göttingen wird dazu der kleine, eigentlich für die Oculareinstellung bestimmte
Kreis benutzt
Zur Untersuchung der Theilungsfehler der Objectivscalen dient ein Mikroskop
in der Nähe der Scalen und parallel dazu, und ein an seinem Objectivende an-
gebrachtes reflektirendes Prisma lenkt das Bild der Scalen um 90° ab, so dass
sie im Ocular des Mikroskops sichtbar werden. Mit Hilfe eines groben Trieb-
werkes lässt sich dem Mikroskop eine Bewegung in einer Längsrichtung geben,
so dass es über die verschiedenen Theilstriche geführt werden kann.
Die Beleuchtung der Scalen, Kreise und Mikrometertrommeln geschieht
durch acht Glühlampen, die ihr Licht von vier Accumulatoren erhalten.
Sowohl für die Bestimmung des Indexfehlers des Positionskreises, als auch
zur Prüfung der Abhängigkeit der Brennweite des Heliometers von der Tempe-
ratur und zur Herstellung von künstlichen Doppelsternen und Planetenscheiben,
befindet sich in einem Aufbau des neben dem Heliometerthurme stehenden
Treppenhauses ein horizontales Collimatorfernrohr von 1*3 m Focallänge. Diese
Einrichtung ist in den ersten Jahren benutzt, aber aus nachfolgenden Gründen
später aufgegeben worden:
1) Der Indexfehler des Positionskreises wird mit Hilfe eines Collimators nur
in einer Lage des Fernrohres, nämlich ausschliesslich im Horizont bestimmt; da
nun die Ableitung des Scalenwerthes für die Objectivscalen schon auf Stembeob-
achtungen beruht, die an Meridiankreisen gemacht sind, so ist es consequenter,
dasselbe auch in Bezug auf die Positionswinkel zu thun. 2) Die Prüfung der
Abhängigkeit der Brennweite des Objectivs von der Temperatur geschieht viel
genauer durch Einstellungen auf einen Doppelstern und nach den Erfahrungen
in Göttingen am Tage durch Einstellung auf das Bild des stets sichtbaren Polar-
sternes, als durch einen Collimator, der wohl meistens eine kürzere Brennweite
als das Heliometer haben wird und dessen Focallänge, wenn auch bei geschützter
Aufstellung in geringerem Maasse, von der Temperatur abhängig ist. 3) Unter-
suchungen über den Einfluss des Positionswinkels auf Messungen von Doppel-
sternen und Planetendurchmesscr lassen sich viel einfacher mit Anwendung des
Ocularprisma ausführen, und Untersuchungen über die absoluten Fehler von
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20
Heliometer.
Durchmesserbestimmungen erhält man mit einem solchen Collimator auch nur in
ungenügender Weise.
Die vorhin schon erwähnte Untersuchung der Theilungsfehler der Objectiv-
scalen hat in folgender Weise stattgefunden. Die Beweglichkeit des Unter-
suchungsmikroskops geht nicht so weit, dass man die ganzen Längen beider
Scalen unmittelbar mit einander vergleichen kann, auch ist nicht die ganze Länge
von 200 Theilen auf jeder Scala zu untersuchen, sondern nur eine Länge von
180 Theilen kommt bei den grössten Ausweichungen der Objectivhälften zur
Geltung, und ferner bildeten, so lange noch die Ablesung des Metallthermometers
in Frage kam, nicht die Striche 100 und 300 die sichtbaren Mitten der beiden
Scalen bei zusammengeschraubten Hälften, sondern 104 und 304, weshalb sich
die Untersuchung auf den Raum 14 bis 194 auf Scala I und 214 bis 394 auf
Scala II zu erstrecken hat Es wurden nun zunächst die beiden Hälften einer
Scala mit Hilfe einer Hälfte der anderen Scala miteinander verglichen, wodurch
die Fehler des Striches 104 gegen die Mitte von 14 und 194, und 304 gegen die
Mitte von 214 und 394 bekannt wurde. Nachdem auf diese Weise beide Scalen
halbirt waren, wurden in verschiedener Weise Räume von 30 Theilen einer Scala
mit den aufeinanderfolgenden Räumen der anderen Scala verglichen, wodurch
die Theilungsfehler der Striche 44, 74, 104 ... . 134, 164 auf Scala I und 244,
274 . . . 334, 364 auf Scala II bekannt wurden, indem man die Fehler der vier
Endstriche 14, 194, 214, 394 als Null annehmen konnte. Durch eine zweite
Dreitheilung, nämlich durch Abtragen des Raumes zwischen 10 Theilstrichen,
wurden dann die Fehler von 24, 34, 54, 64 u. s. w. bekannt, dann durch eine
Reihe von Fünftheilungen die Fehler aller mit graden Zahlen bezeichneten
Striche, und schliesslich durch Halbirung dieser Räume ergaben sich die
Theilungsfehler auch für alle einzelnen Striche. Diese Untersuchung wurde in
den Sommermonaten von 1889 und 1890 von Schur und Ambronn ausgeführt,
und jeder von ihnen hat darauf an 90 Tagen je eine Stunde verwandt, im
Ganzen hat also die Untersuchung von der Berechnung abgesehen, 180 Stunden
in Anspruch genommen. Ohne auf Einzelheiten einzugehen , hat die Rechnung
gezeigt, dass durch Vernachlässigung der Theilungsfehler eine Distanzmessung
um 0" 3 unrichtig werden kann, während die Unsicherheit der Messung des Ab-
standes zweier um 4000 Secunden von einander entfernter Sterne etwa 0"17
beträgt und durch Wiederholung natürlich erheblich geringer wird.
Am Positionskreise sind Untersuchungen über Theilungsfehler nicht angestellt,
da nur zwei nicht verschiebbare Mikroskope vorhanden sind. Da aber dieser
Kreis von Repsold auf derselben Theilmaschine getheilt ist, wie der Kreis am
Meridianintrument der Strassburger Sternwarte, bei dem nach den Untersuchungen
von Schur der Fehler eines Durchmessers nur ausnahmsweise eine Secunde be-
trägt, so werden wohl auch bei dem Göttinger Heliometer nur ausnahmsweise
Fehler entstehen können, die bei Messungen zwischen um 2° voneinander ent-
fernten Sternen den Betrag von 0" 03 im Bogen grössten Kreises erreichen; auch
zeigt es sich bei den Messungen, dass die zufälligen Beobachtungsfehler den
möglichen Betrag der Theilungsfehler bei Weitem überragen.
Die Abhängigkeit der Ocularstellung von der Temperatur des Instrumentes
ist durch häufiges Einstellen auf Doppelsterne bei Nacht und auf den Polarstern
vor Beginn von Sonnenbeobachtungen bestimmt worden. Aus Gründen, welche
hier nicht näher auseinandergesetzt werden können, wird die Temperatur des
Instrumentes aus den berichtigten Angaben des Objectivthermometers O und des
Ocularthermometers 0 durch den Ausdruck / = O + \ (o — O) berechnet, und
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Heliometer.
21
für die jetzigen beiden Beobachter haben die Ablesungen der in Millimeter
getheilten Ocularscala bei verschiedenen Temperaturen ergeben:
Schur N= 21-18 -H 0 019 t° Celsius
Ambronn 21-40 -h 0 025,
also nicht nur für den Eispunkt zwei um £ mm verschiedene Zahlen, entsprechend
der ungleichen deutlichen Sehweite, sondern auch etwas verschiedene Werthe
der Temperatur-Coefficienten aus Untersuchungen zwischen -+- 23 und — 12°
Celsius.
Von der Reduction der Distanzmessungen auf die normale Stellung des
Auges ist schon früher die Rede gewesen; dieselbe beträgt für Schur 0-96 und
für Ambronn 0*90 des aus der Rechnung folgenden Werthes. Zur Bestimmung
der Abhängigkeit der Distanzmessungen von der Temperatur des Instrumentes
sind vorzugsweise die Abstände zwischen zwei unweit des Pols gelegenen Sternen
im Winter und Sommer gemessen worden. Der Ort des Mittelpunktes zwischen
den beiden Sternen, der Positionswinkel und die Länge der Verbindungslinie
sind für 1900
o = 12* 1" 8 = + 86° 18' p = 82° 54' und s = 6780",
der Abstand ist also nur um einige Minuten kleiner als die grösste am Helio-
meter messbare Distanz von 2°.
Aus zahlreichen Messungen zwischen -h 27 und — 17° C. hat sich ergeben,
dass eine Distanz von 100 Scalentheilen oder 4000 Secunden bei einer Tempe-
raturänderung von einem Grad Celsius verschieden gemessen wird,
von Schur um 0 00079 Skalentheile oder 0"-032
„ Ambronn „ 0-00091 „ ,, 0"036.
Auch hier zeigt sich wieder eine durch die Einzelwerthe viel zu sehr be-
gründete Verschiedenheit, um mit einem Mittelwerthe rechnen zu dürfen.
Vereinigt man die Einwirkung der Ocularstellung und der Temperatur auf
die Grösse der Distanzmessungen mit ihrem richtigen Zeichen, so zeigt sich, dass
sie sich , wenn auch einzeln nicht unbedeutend, in der Gesammtwirkung nahezu
compensiren. Bei der augenblicklichen Kenntnis der Zahlenwerthe stellt sich
heraus, dass bei den grössten am Heliometer messbaren Distanzen und Tempe-
raturextremen von 40° C. nur folgende Aenderungen hervorgebracht werden, bei
Schur — 0"-25, bei Ambronn — 0"14, so dass die vollständig reducirten
Messungen eigentlich von der Temperatur so gut wie unabhängig sind, umsomehr
als auch die Bestimmung der Scalenwerthe auf Messungen bei verschiedenen
Temperaturen beruhen.
Zur Bestimmung des Scalenwerthes sind in Göttingen keine Experimente wie
früher in Königsberg vorgenommen worden, deren durchaus nothwendige Wieder-
holung bei verschiedenen Temperaturen die sehr störende Abnahme des schweren
Fernrohres erfordert haben würde, sondern wie schon bemerkt, beruht der
Scalenwerth wie bei den Heliometern der Venusexpeditionen auf Beobachtungen
einer Reihe aufeinanderfolgender Sterne, deren Oerter durch zahlreiche Meridian-
beobachtungen auf Veranlassung von Auwers festgelegt sind. Diese Beobach-
tungen haben folgende Resultate für den Scalenwerth bei 0° C. ergeben.
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Schur Ambkohn
Cygnuskreis 40"01601 40"01915
Hydrakreis 01506 01610
Polbogen 01486 01599
Gill's Standard stars für Victoria . . 01750 01710
und die einfachen Mittelwerthe sind . 40"01586 40" 01710.
Der zwischen beiden Beobachtern auch hier bestehende Unterschied hat aut
die grössten am Heliometer messbaren Abstände von 2° einen Einfluss von nur
0"-2l. Da sich schon bei den anderen Constantenbestimmungen zwischen beiden
Beobachtern Unterschiede von offenbar individueller Natur gezeigt haben , so
rechnet auch jeder mit dem von ihm bestimmten, durch spätere Beobachtunger.
noch weiter zu bestätigenden Scalenwerth, und nur die Tabelle für die Theilungs-
fehler der Objectivscalen ist bis jetzt gemeinschaftlich benutzt worden.
Wie für die Distanzen, so sind auch für die Positionswinkel Untersuchungen
über die innere Uebereinstimmung angestellt und werden die Ergebnisse für
letztere auf den grössten Kreis reducirt, so hat man zur Vergleichung für einen
Bogen von 4000 Secunden
den wahrscheinlichen Fehler einer Distanzmessung ±l 0"'176
„ „ „ eines Positionswinkels ± 0"'359.
Die Fehler verhalten sich nahe wie 1 zu 2 und das Gewicht einer Distanz-
messung ist daher viermal so gross als das einer Positionswinkel-Messung. Wenn
man also eine grössere Zahl von Sternen miteinander durch Messungen verbinden
will, so ist es für die Bestimmung der gegenseitigen Lage am zweckmässigsten,
ein Dreiecksnetz über die Gruppe zu legen und darin die Seitenlinien zu messen
und ausserdem die Orientirung der Gruppe durch Messung einiger möglichst
langen Linien am Positionskreise auszuführen.
Nachdem nun hei den neuen Heliometern, gegenüber der früheren geradlinigen
Bewegung, den Objectivhälften eine Kreisbewegung mit der Brennweite als
Radius gegeben ist, hätte man erwarten sollen, dass die an diesen Instrumenten
erhaltenen Distanzmessungen zwischen zwei Sternen vollständig einwandsfrei
seien, dass also der Abstand zwischen zwei Sternen einfach durch Multiplikation
der an den Scalen bestimmten Objectivbewegungen und eines constanten Scalen-
werthes erhalten werde, und zwar ist man zu dieser Annahme deshalb berechtigt,
weil Focussirungen auf enge Doppelsterne bei zusammengeschraubten sowohl
wie bei möglichst weit von einander getrennten Objectivhälften in der Ocular-
stellung keinerlei Unterschiede zeigten, die Bewegung der Schieber also als voll-
kommen kreisförmig zu betrachten ist.
Nichts desto weniger zeigte sich bei der Ausgleichung der am Göttinger
Heliometer angestellten Distanzmessungen in der Praesepe (siehe »Astronom.
Mitthlg., vierter Theil«), dass die aus den Messungen einer grossen Zahl von
kleinen Dreiecksseiten hervorgehenden Entfernungen zwischen vier an den
Grenzen der Gruppe liegenden Sternen weder mit den Meridianbeobachtungen
noch mit den darauf angestellten Heliometermessungen zwischen denselben Uber-
einstimmten. Nahezu gleichzeitig machte auch Gill (Astr. Nachr., Bd. 130,
pag. 163 und 188) darauf aufmerksam, dass sich bei Gelegenheit der Bestimmung
der Sonnenparallaxe aus Beobachtungen des Planeten Victoria im Jahre 1889 bei
der Vergleichung der an den Heliometern in Capstadt, Newhaven und Göttingen
erhaltenen Distanzmessungen im Vergleich mit den Resultaten von Beobachtungen
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Heliometer.
*3
an zahlreichen Meridiankreisen Unterschiede herausgestellt haben, über die er
folgende Uebersicht giebt:
Mittlerer
Capstadt
NeuhaTen
Göttingen
Abstand
Gill
FlNLAY
Jacob y
Chase
SCHUJt
Ambronn
* Ann t §
1000
tt
+ 0*03
+ 0-07
ii
+ 0-18
tt
+ 0-14
+ 0V20
+ 0-14
2000
+ 0-01
000
+ 013
+ 008
+ 0-03
+ 0-02
3000
+ 0-01
— 0-01
+ 013
+ 0-08
+ 009
— 011
4000
H- 0 01
000
000
— 001
— 0O8
— Oll
5000
— 0O6
— 005
- 015
— 010
— 001
— 015
6000
— 004
— 013
— 0-21
— 018
— 012
-0-22
7000
000
-012
-0-12
-0-08
-007
-021
Auf noch grössere Correctionen dieser Art ist Elkin bei der Triangulation
zwischen Polsternen gekommen, wo sie bei 634 Secunden Abstand ein Maximum
von + 0"-50 erreichen.
Gill glaubte diese Eigentümlichkeiten, die besonders die Distanzen von etwa
1000 Secunden betreffen, dadurch erklären zu können, dass man sich bei den
neueren Heliometern bei der Beurtheilung des Durcheinanderschwingens der
Sternbilder nach einem im Gesichtsfelde des Fernrohres befindlichen Quadrat
aus Metallfäden richte; da aber diese Art der Messung am Göttinger Heliometer
gänzlich ungebräuchlich ist, indem man sich dort des Quadrats nur vorüber-
gehend bedient, um bei sehr genauen Positionswinkelmessungen die Mitte des
Gesichtsfeldes zu bezeichnen und es dann wieder bei Seite schiebt, bei den
Distanzmessungen aber in der Weise verfahren wird, dass mit Hilfe des Prismas
am Ocular das Durchschwingen der Sternbilder nach dem Augenmaass in genau
verticaler Richtung vor sich geht, so ist die Gux'sche Erklärungsweise auf die
Göttinger Beobachtungen nicht anwendbar. (Siehe Schur, Astr. Nachr., Bd. 131,
pag. 381). In Göttingen ist deshalb eine grössere Reihe von Versuchen an-
gestellt, die auch in Zukunft noch weiter fortgesetzt werden, zwischen einer Reihe
von Sternen in der Praesepe und in der Vulpecula, die nahezu in einer geraden
Linie erscheinen und deren Abstände durch Rechnung mit den aus Meridian-
beobachtungen folgenden Oertern auf den die beiden äussersten Sterne ver-
bindenden grössten Kreis reducirt werden können, alle möglichen Abstände zu
messen, um auf empirischem Wege die Gestalt einer Curve zu bestimmen, welche
die an die Distanzmessungen anzubringenden Verbesserungen ergiebt. (Siehe
Astr. Nachr., Bd. 134, pag. 65 und Astr. Mitthlg. Göttingen. Vierter Theil,
pag. 153.) Danach wachsen diese Correctionen für Distanzen von 0 bis 1500 Se-
cunden schnell bis zu einem Maximum von + 0"-27 an und verschwinden dann
wieder für grössere Distanzen. Es wird dort ferner gezeigt, dass diese Correctionen
viel zu gross sind, um durch Constructionsfehler des Heliometers erklärt zu
werden. Diese Correctionen sind also in ihrem Verhalten einigermaassen be-
kannt, aber die Ursache liegt noch nicht klar vor Augen, jedoch ist zu hoffen,
dass die Fortsetzung der darauf gerichteten Untersuchungen Uber diesen höchst
wichtigen Umstand noch die nöthigen Aufklärungen geben wird, so dass man
den Betrag nicht nur auf empirischem Wege ermitteln kann, sondern der Grund,
sei es in der Constructionsweise des Instrumentes, sei es durch Einwirkungen
physiologischer Natur, klar vor Augen liegt.
Bei der Behandlung der Präsepebeobachtungen ist auf Grund des empirisch
bestimmten Verlaufs der Correctionen eine Uebereinstimmung mit den Heliometer-
messungen des erwähnten grossen Vierecks erzielt worden, die durch fortgesetzte
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24
Heliometer.
Untersuchungen über diesen Gegenstand vermuthlich nicht erheblich abgeändert
werden wird.
Es ertibrigt nun noch, in Kürze darzustellen, wie die Messungen von Positions-
winkeln am Heliometer von den Instrumentalfehlern zu befreien sind und zu
diesem Zwecke soll der Gang angedeutet werden, wie nach den Vorschriften
von Bessel zu verfahren ist. Ausser Bessel's Schriften sind übrigens für die
Theorie des Heliometers noch zu erwähnen:
P. A. Hansen, Ausführliche Methode mit dem Fraunhofer sehen Heliometer
Beobachtungen anzustellen u. s. w. Gotha 1827.
H. Seeliger, Theorie des Heliometers. Leipzig 1877.
H. Battermann. Untersuchungen über die Gestalt der Bilder u. s. w. Astr.
Nachr. Bd. 120.
Es seien
/ und 8 berechnete Werthe des Stundenwinkels und der Deklination eines
Sternes mit Einschluss der Refraction,
T und D die an den Kreisen abgelesenen Werthe von Stundenwinkel und
Deklination,
x und y die Abweichung des Pols des Instrumentes (der Richtung ('er Stunden-
de) vom Himmelspole und zwar x in der Richtung des Meridians gezählt,
7 Indexfehler des Stundenkreises,
C Collimationsfchler des Fernrohres bezogen auf das Ende derDeklinationsaxe,
* die Neigung der Deklinationsaxe gegen die Stundenaxe bezogen auf
das Ende der Deklinationsaxe,
ß die horizontale Biegung des Fernrohres,
a die Biegung der Deklinationsaxe,
k Indexlehler des Positionskreises,
(jt Drehungs-Constante bei demselben,
9 die geographische Breite des Beobachtungsortes,
dann hat man aus den Beobachtungen von Sternen verschiedener Deklination
zur Bestimmung von x und y die Gleichungen
8 — D + xeos t -i-ysint — ß sin (9 — 8) = 0
/ _ \5 T— 15f -+- (x sin t — y cos /) tang 8 = 0
und wenn 7/ und Tv die auf das Mittel der Uhrzeiten bezogenen Ablesungen des
Stundenkreises bei Axe folgend und Axe vorangehend sind und man die Ausdrücke
hT = £(7> — Tv) bildet, so erhält man Gleichungen für C, ii und et von der Form
15 bTcosd = C— /, sin 8 — a cos 9 cos t cos 8.
Die beste Bestimmung von C, /, und a ergiebt sich aus Durchgangsbeob-
achtungen im Meridian und in zt 6* Stundenwinkel, und nachdem /, gefunden
ist, folgt die Neigung der Axen / = *, — et sin 9.
Zur Reduction der Positionswinkel-Messungen ist dann zu rechnen
X = (x sin t — y cos f) sec 8 H- ß cos 9 tang 8 sin t
J = ix sec 8 — C tang 6 -f- |x (sin ycosö — cos <p sin 8 cos t),
oder wenn man setzt
sin tsech = X
— cos t sec 8 = Y
cos <p tang 8 sin t = B
sin fcosi — cos y sin icost = M,
so hat man
x= X X+yY+ $B
J — <, sec 8 — Ctang 8 -h y.M.
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Heliometer.
*5
Der Positionswinkel p zwischen zwei Sternen gezählt am Mittelpunkt zwischen
denselben ergiebt sich aus der Ablesung P des Positionskreises nach den
Ausdrücken
Axe folgend p — P-\-k-\-\->t- /
„ vorangehend = P -h k + \ — J.
Um eine Abweichung des Fadenkreuzes von der optischen Axe des Fern«
rohres zu eliminiren, werden die Beobachtungen an derselben Seite der Säule
nacheinander immer in zwei verschiedenen Lagen angestellt, zwischen denen
das Fernrohr um seine Axe um 180 Grad gedreht ist, und um alle in obigen
Ausdrücken enthaltenen Instrumental-Constanten zu bestimmen sind sowohl
Beobachtungen im Meridian an Sternen in der Nähe des Pols und nach Süden
hin als auch zu beiden Seiten des Meridians in 6 Uhr Stundenwinkel anzustellen.
Auf die Bestimmung des Index-Fehlers des Positionskreises mit Anwendung
des Colli mators ist, wie schon bemerkt, im Laufe der Zeit verzichtet worden
und es sind später Beobachtungen weit entfernter Sterne, deren Oerter aus
Meridianbeobachtungen bekannt sind, an die Stelle getreten. Um sich ein Ur-
theil über die dabei erreichbare Genauigkeit zu bilden, soll hier eine Uebersicht
Uber die Resultate gegeben werden.
a) Collimatorbeobachtungen.
1889 Juni
13
Index-Fehler
-t- 0'-27
Drehungs-ConsUni
Aug.
16
-r- 0-92
- 0' 25
Sept.
3°
-t- 0-60
— 018
1890 Febr.
12
-+- 013
— 0 14
Nov.
12
■+■ 0 17
■+• 0 09
1891 Apr.
16, 22
-0-22
- 0 32
Oct.
23
-+- 0-37
-0-60
1892 Apr.
14, 16
-t- 0 f>4
- 0 -58
Mittel
■+- 0 36
— 0 -28
b) Sternbeobachtungen.
Abstand
1892 Hydrakreis Sternpaar cf h- 0 30 -t- 0*192 118'*3
ad -»-0-89 -t- 0-179 111*3
1889, 90 Stand, stars. Victoria -t- 112 — 53 8
Mittel mit Gewichten + 069 4- 0- 18
und die abgerundete Annahme ist
* = + 0'-6 u. = -+- 0'*18.
Die Besprechung des Heliometers kann nicht abgeschlossen werden, ohne
noch einer ganz besonderen Form zu erwähnen, welche von belgischen Astronomen
bei der Beobachtung des Venusdurchganges im Jahre 1882 benutzt worden ist,
und wovon man eine Beschreibung in den >Annales de l'observatoire royal de
Bruxelles, Tome V 1884« mit Abbildungen findet. Man hat nämlich auf Veran-
lassung von Houzeau eine achromatische Linse von 4 34 m Brennweite und
0-22 m Oeffnung, wie bei den Heliometerobjectiven in zwei halbe Objective zer-
legt und jede der beiden Hälften an den Enden zweier verschiedener Fernröhre
angebracht und an jedem Fernrohr die Hälfte eines anderen, viel kürzeren
Objectivs so eingeführt, dass die Brennpunkte der ungleichen Linsen mit ein-
ander zusammenfielen und zwar wählte man die Brennweite des kleinen Objectivs
so, dass sie sich zu der Brennweite des grossen Objectivs nahe so verhielt, wie
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Heliometer.
der Durchmesser der Venus zum Durchmesser der Sonne, so dass, wenn man
die Sonne durch das kleine und die Venus durch das grosse Objectiv durch ein
gemeinschaftliches Ocular beobachtete, bei geeigneter Einstellung des Abstandes
der beiden optischen Axen in Positionswinkel und Distanz das Bild der Sonne
dasjenige der Venus mit einem schmalen Ringe umgab. Auf die allmähliche
Veränderung der Lage der Mittelpunkte der beiden Himmelskörper wurde da-
durch Rücksicht genommen, dass das kleine Objectiv mit Hilfe einer Mikrometer-
schraube verschoben und das ganze Fernrohr im Positionswinkel gedreht werden
konnte. Die centrische Einstellung des Venusbildes auf das wie bemerkt etwas
grössere Sonnenbild wurde nicht direkt durch das Ocular, sondern durch Pro-
jection auf einen davor angebrachten Schirm beobachtet und da bei einem
solchen Instrument die Objective natürlich nicht durchgeschraubt werden, so
waren noch besondere, hier nicht näher zu erörternde Untersuchungen nothwendig,
um aus den jedesmaligen Ablesungen der Mikrometerschraube den Abstand der
Mittelpunkte von Sonne und Venus zu bestimmen. Diese beiden gleichgestalteten
Heliometer wurden bei dem Venusdurchgang 1882 in Amerika unter — 33£ und
-t- 29| Grad Breite benutzt.
Zum Schluss dürften wohl noch einige Betrachtungen darüber anzustellen
sein, welche Stellung das Heliometer in Zukunft gegenüber der sich immer
weiter ausbildenden Anwendung der Photographie auf die Astronomie ein-
nehmen wird.
Unter den astronomischen Instrumenten nimmt in Bezug auf die Genauig-
keit das Heliometer entschieden die erste Stelle ein; während man aber den
gewöhnlichen Refractoren, wie der Erfolg lehrt, immer grössere Dimensionen
geben und dadurch immer schwächere Sterne beobachten und auch photo-
graphiren kann, sofern bei genügend langer Exposition die an sich schwache
Lichtwirkung sich immer mehr steigert, was bei Beobachtungen mit dem Auge
natürlich nicht stattfindet, so ist diese Aussicht dem Heliometer mit seiner
complicirten mechanischen Construction wohl nicht beschieden und selbst bei
den grössten erreichbaren Dimensionen fällt immer der Nachtheil ins Gewicht,
dass man bei dem Gebrauche des Heliometers zuerst damit beginnt, die beiden
Hälften auseinander zu schrauben und dadurch die Lichtstärke des Apparates
sofort auf die Hälfte zu reduciren.
Nachdem man bei den Venusdurchgängen in diesem Jahrhundert neben den
Heliometern auch photographische Apparate angewandt hatte, zeigte es sich bei
der Bearbeitung, dass die aus den Heliometerbeobachtungen der deutschen Ex-
peditionen erhaltenen Resultate, wenn auch die Erwartungen wohl etwas weiter
gegangen waren, doch vollkommen auf der Höhe der Zeit standen und dass die
photographischen Aufnahmen der Nordamerikaner Dank der ausserordentlichen
sorgsamen Vorkehrungen damit nahezu gleichwerthig waren, dass dagegen die
photographischen Aufnahmen auf den deutschen Expeditionen schon viel zu
wünschen übrig Hessen, weshalb sie bei dem zweiten Venusdurchgang im
Jahre 1882 nicht wiederholt wurden, während anderweitige Versuche, soweit
darüber etwas in die Oeffentlichkeit gedrungen ist, als vollständig verunglückt
anzusehen sind.
Im folgenden Jahrzehnt hat die Anwendung der Photographie auf die
Astronomie freilich sehr bedeutende Fortschritte gemacht und bei der Schnellig-
keit, mit der man heutigen Tages einen Sternhaufen photographisch auf-
nehmen kann, dessen Bestandteile an Helligkeit weit jenseits der mit dem
Heliometer zu erreichenden Grenzen liegen, hat die photographische Methode
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Heliotrop.
*7
auch mit Rücksicht auf den Zeitaufwand gegenüber den mühsamen heliometrischen
Vermessungen einen sehr grossen Vorsprung gewonnen, natürlich unter der
Voraussetzung, dass die Genauigkeit der aus photographischen Aufnahmen ab-
geleiteten Sternpositionen an die der heliometrischen Vermessungen heranreicht.
In letzterer Hinsicht würde man schon viel früher sich eine Vorstellung haben
verscharTen können, wenn nicht die RuTHERFURD'schen photographischen Auf-
nahmen von Sternhaufen aus den sechziger Jahren so lange Zeit so gut wie
vollständig unbeachtet und unbearbeitet liegen geblieben wären. Nach dem,
was darüber aber aus den letzten Jahren von der Sternwarte in New-York be-
kannt geworden ist, in deren Besitz, diese älteren Photographien Ubergegangen
sind und wo sie von Harold Jacoby vermessen werden, hat man schon vor
zwanzig Jahren eine recht befriedigende Genauigkeit erreicht. In noch höherem
Maasse wird dies wohl bei den neueren Aufnahmen der Fall sein, wie man sie
in Potsdam, Paris und an anderen Orten anstellt, und eine sehr günstige Gelegen-
heit zu Vergleichungen wird das Erscheinen der auf der Göttinger Sternwarte
in den letzten Jahren vorgenommenen Triangulation der Praesepe liefern. Es ist
zu vermuthen, dass auch dem Heliometer in Zukunft immer noch eine sehr be-
deutende Rolle vorbehalten bleibt, wenn es sich in Händen von Astronomen
befindet, die der mühsamen und schwierigen Behandlung eines Pracisions-
instiumentes gewachsen sind, aber in Bezug auf die Schnelligkeit der Auf-
nahmen und der raumdurchdringenden Kraft wird es hinter den photographischen
Refractoren zurückbleiben. Man wird sich in Zukunft wohl nicht mehr
darauf einlassen, am Heliometer Oerter von Sternen bestimmen, die nahe an
der Grenze der Sichtbarkeit liegen, aber ohne Zweifel wird es auch in Zukunft
bei der Aufnahme von Sternhaufen durch die Photographie von unschätzbarem
Werthe sein, die Abstände der helleren und von einander entfernteren Sterne
eines photographisch aufgenommenen Sternhaufens durch heliometrische Beob-
achtungen festzulegen, um die Dimensionen der Gruppe durch ein sicher be-
stimmtes Winkelmaas ausdrücken zu können. Wenn die Heliometerbeobachter
durch den Vorsprung der Photographie entmuthigt, die Hände in den Schooss
legen und Alles der Photographie überlassen wollten, zu deren Ausführung am
Femrohre selbst vielleicht nicht einmal wissenschaftlich ausgebildete Astronomen
erforderlich sind, so könnte vielleicht eines Tages ein ganz unheilvoller Rück-
schlag erfolgen. Auch kann wohl kein Zweifel darüber bestehen, dass man die
Bestimmung der Grösse des Sonnendurchmessers und dessen von einigen
Astronomen vermuthete, aber keineswegs erwiesene Veränderlichkeit mit der
Sonnenfleckenthätigkeit wohl noch auf lange Zeit und vielleicht mit Ausschliessung
der Photographie für immer dem Heliometer überlassen muss. Dieses Instrument
wird also, ausser seiner grossen Leistungsfähigkeit auf anderen Gebieten, eine
Rolle spielen und einen Namen verdienen, der ihm mit Rücksicht auf seine
erste Anwendung von seinem Erfinder zuertheilt worden ist. Schreiber dieser
Zeilen erfüllt es mit einer gewissen Befriedigung, dass die Göttinger Sternwarte
die Verfolgung solcher Untersuchungen zu einer ihrer Hauptaufgaben ge
macht hat Schur.
Heliotrop ist ein ursprünglich von Gauss angegebener kleiner Apparat,
welcher bei geodätischen Messungen dazu dient, einen anvisirten Punkt durch
reflektirtes Sonnenlicht als sternartiges Object erscheinen zu lassen. Es besteht
aus einem kleinen, um zwei Axen (horizontal und vertical) drehbaren Spiegel, der
in der Mitte eine kleine, kreisförmige Oefinung hat, und einer etwa £ Meter
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Horizontalpendel.
davon entfernten Röhre mit einem Fadenkreuz. Spiegel und Röhre sind auf einem
Brett befestigt, welches auf einem Pfeiler genau über dem anvisirten Fixpunkt
aufgestellt wird. Durch die OefTnung des Spiegels und das Fadenkreuz visirt
man nach der Beobachtungsstation, dreht hierauf am Spiegel so lange, bis das
Sonnenlicht das Fadenkreuz erhellt. Dann geht das Sonnenlicht nach dem
Stationspunkt hin und erscheint dort als sternartiger Punkt je nach der Entfernung
von grösserer oder geringerer Helligkeit. Um die Einstellung des Spiegels gut
kenntlich zu machen, ist die Röhre am vorderen Ende durch einen Deckel ver-
schliessbar, es erscheint dann bei richtiger Einstellung ein kreisrunder, von der
OefTnung im Spiegel herrührender dunkler Fleck in der Mitte des Fadenkreuzes.
Man hat natürlich den Spiegel dem Lauf der Sonne entsprechend nachzudrehen
um das Centrum des dunklen Flecks stets in Coincidenz mit der Mitte des
Fadenkreuzes zu erhalten. Mit einem kleinen Spiegel kann man in dieser Weise
sehr entfernte, sonst nicht mehr mit einem Theodolitfernrohre erkennbare Punkte
zur scharfen Einstellung sichtbar machen. Valentiner.
Horizontalpendel, ein Instrument von äusserster Empfindlichkeit, welches
ursprünglich bestimmt war, die Massen und Entfernungen von Sonne und Mond
durch die von letzteren geübten anziehenden Wirkungen zu ermitteln. Es beruht
auf der Idee, ein Pendel um eine nahezu verticale Axe schwingen zu lassen.
Schon Gruithuisen sprach in seinen >Analecten für Erd- und Himmelskunde,
München 1828c den Gedanken aus, dass es möglich sein müsse, die anziehenden
Wirkungen der genannten Körper direkt zu bestimmen. Er wollte dazu lange
und feine Bleilothe verwenden, die er tief im Erdinnern aufzustellen vorschlug.
Bei Vorversuchen, die er mit einem solchen Instrument machte, das er Elkysmo-
meter nannte, glaubte er deutlich die »Wirkungen der Schwere und Bewegung
der Erde und die der zunehmenden Nähe anderer grosser Weltkörper< zu er-
kennen. Wenngleich es keinem Zweifel unterliegt, dass Gruithuisen in seinen
Resultaten irregeleitet wurde und diese nur durch äussere zufällige Störungen
veranlasst sind, da die kleinen Grössen, um die es sich hier handelt, durch so
rohe Hilfsmittel, wie er sie beschreibt, nicht zu erkennen sind, so verdient sein
Name hier doch Erwähnung, weil ein Schüler von ihm, L. Hengler, in der
That bald nachher das später von Fr. Zöllner und E. v. Rebeur-Paschwitz
construirte Horizontaipendel im Princip angegeben hat.
L. Hengler, damals Student der Astronomie in München, später katholischer
Geistlicher in Württemberg und astronomisch nicht mehr thätig, schreibt in
Dingler's Polytechn.-Journal 1832, Bd. 32 folgendes:
(Da in seiner Abhandlung, die lange in Vergessenheit gekommen war,
und erst viele Jahre nachher, als Zöllner ganz unabhängig die Idee des
Horizontalpendels erfasst und das Instrument zur Ausführung gebracht hatte,
wieder bekannt wurde, das Princip deutlich ausgesprochen ist, mögen hier die
betretenden Stellen wiedergegeben werden.)
»Das so verschiedentlich angewandte und für so viele Zwecke wichtige
Pendel ist nach einer Richtung hin noch nicht gehörig benutzt, nämlich als In-
strument, diejenigen bewegenden Kräfte zu messen, welche nicht in paralleler
Richtung mit der Schwere wirken. Es ist nämlich bekannt, dass das Pendel,
wenn es von der Schwere allein afficirt wird, nur in verticaler Lage ruht, und
dass eine gewisse Kraft, die aber nicht parallel mit der Schwere wirken darf,
erfordert wird, dasselbe aus der senkrechten Lage zu bringen, welche Kraft dem
Sinus des Elevationswinkels proportional ist; daher liesse sich durch das Pendel
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Horiiontalpendel.
jede solche einwirkende Kraft genau bestimmen. Allein, da es viele Kräfte
giebt, die im Verhältniss zur Schwere so gering sind, dass wir den Sinus des
durch sie erzeugten Elevationswinkels bei einem Pendel von der Länge, die wir
ihm zu geben im Stande sind, unmöglich wahrnehmen können, so sind wir auch
nicht im Stande, solche Kräfte durch ein gewöhnliches Pendel zu messen. So
wissen wir wohl, dass z. B. jeder Körper auf der Oberfläche der Erde gegen
den Mond, gegen die Sonne u. s. w. zu einer Zeit stärker gravitiren müsse, als
zu einer anderen, je nachdem er auf der diesem Körper zu- oder abgewandten
Seite sich befindet, und das Pendel müsste diese Diflerenz seiner Natur nach
genau anzeigen; allein hierzu wäre schon ein Pendel von mehreren tausend Fuss
I,änge nöthig, um nur eine Spur von dieser Differenz wahrnehmen zu können.
Ebenso verhält es sich mit vielen anderen Kräften, welche alle ganz genau durch
das Pendel bestimmt werden könnten, wenn wir im Stande wären, ihm jede be-
liebige Länge zu geben. Diese Schwierigkeit nun glaube ich durch eine Vor-
richtung überwunden zu haben, sodass man im Stande ist, ein Pendel, oder
eigentlich eine Pendelwage zu verfertigen, die an Empfindlichkeit einem gewöhn-
lichen Pendel von jeder, selbst von unendlicher Länge gleichkommt, und man
daher ein Instrument hat, jede auch noch so geringe Kraft, welche nicht in
paralleler Richtung mit der Schwere wirkt, zu messen. Diese Pendelwage beruht
auf dem Princip, dass man ein Pendel in einer gegen den Horizont geneigten
Ebene schwingen lässt, anstatt in einer senkrechten, wie es bei gewöhnlichen
Pendeln der Fall ist, und hier gilt folgender Lehrsatz: Bei einem in schiefer
Ebene schwingenden Pendel verhält sich die Elevationskraft zur Schwere, wie
das Product aus dem Sinus des in dieser Ebene beschriebenen Elevationswinkels
in den Sinus des Neigungswinkels der schiefen Ebene zu dem Produkte aus der
Länge des Pendels in die Länge der schiefen Ebene. Oder wenn y die genannte
Kraft, G die Schwere, a
der Sinus des Elevations" ^
winkels, L die Länge der
schiefen Ebene, / die
Länge des Pendels, und
a der Sinus des Neigungs-
winkels ist, so ist
7 : G = a a : IL
oder
T = TL G-
Nach Beweis dieses
Satzes beschreibt Heng-
lf.r sein Instrument wie
folgt:
»Um einen Körper in einer gegen den Horizont geneigten Ebene schwingen
zu lassen, wobei die Reibung fast gänzlich aufgehoben ist, mache man folgende
Einrichtung:
Es seien A und 2? senkrecht über einander stehende feste Punkte; DH und
AF zwei Fäden, welche in A und H befestigt sind und den Hebelarm J>r.
dessen Schwerpunkt nach P fallt, in horizontaler Lage halten; so wird d>c«c:
Hebelarm nur in einer mit der Linie MN (welche durch // und B gezeerr.
parallelen Lage ruhen, und jedes Mal wieder dahin zurückkehren, wenn er h
irgend eine Kraft aus dieser Lage gebracht worden ist, oder eigentlich w»ch Art
KB
(A. '.'45.)
Digitized by Go
3« Horiiontalpendd.
eines Pendels hin- und herschwingen, und zwar in einer schiefen Ebene, deren
Neigungswinkel = < HAB ist. Man mag daher ein Gewicht oder eigentlich
den Schwerpunkt des Hebelarmes auf jeden beliebigen Punkt desselben über-
tragen, so beschreibt er Schwingungen in einer unter dem Neigungswinkel
HA B gelegten Ebene , wobei die Länge des Pendels dem Abstand von
dem Punkte Z (wenn dieser der Punkt ist, wo die Linie HA den Hebelarm
schneidet) proportional ist. Denn man wähle sich den Punkt F, ziehe Fa senk-
recht auf AH und drehe den Hebelarm um die Linie AH als Axe (denn diese
ganze Linie ist unbeweglich, weil die Punkte A und H unbeweglich sind), so
beschreibt die Linie Fu eine Kreisfläche und F einen Kreis in einer Ebene,
welche gegen den Horizont unter dem Winkel uFz = HAB geneigt ist, was
sogleich einleuchtet, wenn man sich das Dreieck AFu als festen Körper denkt,
welcher alsdann einen Kegel beschreibt, dessen Axe Au ist und dessen Grund-
fläche uF zum Radius hat. Aus dem nämlichen Grunde beschreiben die Punkte
xxF Kreise in einer schielen Ebene, deren Neigungswinkel vxz = wPz = uFz
= HAB sind und deren Radien dem Abstände von z proportional sind, d. h.
für den Punkt P ist Pw, für x ist xv der Radius.
Will man nun obige Gleichung hier anwenden, so ist HB der Sinus des
Neigungswinkels der schiefen Ebene = a,AH die Länge derselben = L, wP die
I änge des Pendels = /, daher
_a • HB
' ~~ AH-wP
oder da man, wenn der Winkel HAB = wPz sehr klein ist (wie hier gewöhn-
lich) ohne merklichen Fehler AB statt AH und Pz statt Pw setzen kann, so
ist auch
a-HB
T = ~ABTPz G t
Es müssen nun, worauf Hengler besonders aufmerksam macht, die Punkte
A und D unbeweglich fest sein; es dürfen die Fäden AF und DH keine
drehende Kraft haben, auch keine bekommen durch barometrische, hygrometrische,
thermometrische Veränderungen ; sie dürfen daher nicht aus geflochtenen Stoffen
oder dergl. sein; es müssen auch alle fremden Kräfte, Luftzug, Magnetismus
u. s. w. abgehalten werden, endlich muss eine Vorrichtung vorhanden sein, den
Hebelarm in Ruhe zu bringen.
Mit einem solchen Instrumente stellte Hengler verschiedene Versuche an,
die ihm die ungemeine Empfindlichkeit desselben zu zeigen, aber jedenfalls auch
in ihren Resultaten durch Zufälligkeiten weit mehr zu liefern schienen, als that-
sächlich der Fall gewesen sein kann, da der Apparat erst in ungleich verfeiner-
ter Ausführung die Bedeutung erlangen konnte, die er gegenwärtig that-
sächlich hat.
Ebenso wie die Hengler'scIic Abhandlung übrigens keine Beachtung fand,
erging es auch einer Mittheilung Perrots in den »Comptes Rendus Bd. 54t (1862)
über einen nach gleichen Principien construirten Apparat. Selbst die ver-
schiedenen Abhandlungen Zöuner's haben längere Ztit zu keinen neuen Ver-
suchen in der Richtung, für welche das Horizontalpendel eigentlich bestimmt
war, angeregt, und doch waren die Ergebnisse der ersten Beobachtungen Zöll-
ner's der Art, dass eine verbesserte Construction des Apparats wichtige Folge-
rungen hätte erwarten lassen. Andererseits hatte aber schon Zöllner darauf
hingewiesen, dass, wenn das Pendel nicht zu den von ihm erwarteten Resultaten
bezüglich der Constatirung der Anziehungswirkungen von Sonne und Mond
Digitized by dooQlc
Horiiontalpendel.
3«
führen sollte, es jedenfalls ein sehr empfindliches Seismometer abgeben müsse.
' Und nach dieser Richtung hin fand es zahlreiche Anwendungen, die zu all-
mählichen Verbesserungen in der Construction des Horizontalpendels und zu seiner
letzten Vollkommenheit geführt haben. Zöllner beschreibt seinen ursprünglichen
Apparat in folgender Weise:
An einer eisernen Säule mit Dreifuss, dessen Füsse möglichst lang sind, um
durch feine Bewegungen der Fussschrauben möglichst kleine Aenderungen in der
Lage der Aufhängepunkte zur Richtung der Schwerkraft nach Belieben her-
stellen zu können, befinden sich oben und unten Klemmringe mit Ansatzstücken
zur Befestigung zweier Uhrfedern (an Stelle derselben hatte Zöllner ursprünglich
feine Drähte genommen, die sich aber bald als unbrauchbar erwiesen) die mittelst
eines 3 kg schweren Bleigewichtes mit einem vorn befindlichen Spiegel in
Spannung gehalten wurden. Das Gewicht stellte mit einer Glasstange, die durch
Ringe gelegt wurde, welche ihrerseits mit dem einen Ende der Uhrfedern ver-
bunden waren, das eigentliche Pendel dar. Auf der gegenüberliegenden Seite
der Säule war ein Gegengewicht angebracht. Eine Fussschraube, welche mög-
lichst in der durch die beiden Aufhängepunkte gelegten Verticalebene stehen
muss, gestattet ganz nach Bedürfniss die Empfindlichkeit des Instrumentes zu
verändern, indem durch die relative Lage der Aufhängepunkte die Schwingungs-
dauer des Horizontalpendels bedingt ist. Eine Schwingungsdauer von 30 Se-
cunden (halbe Periode) war leicht zu erreichen. Bevor das Pendel in die Ringe
gelegt wurde, welche in kleine, auf der Axe angebrachte Einschnitte eingreifen,
wurde es unter dem direkten Einfluss der Schwere vermittelst einer im Dreh-
punkt provisorisch angebrachten Schneide in Schwingungen versetzt und ergab
als Schwingungsdauer sehr nahe 0" 250. Der Spiegel am Pendelgewicht diente
zur Ablesung der Ablenkung an einer Scala. Die Beobachtungen, welche
Zöllner mit diesem Instrument im Jahre 1870, anfangs in einem KeUerraume
der Leipziger Universität, dann im Garten der Leipziger Sternwarte unter Berück-
sichtigung aller denkbaren Einflüsse anstellte, führten beiläufig zu folgenden Re-
sultaten und Ergebnissen. Da der Abstand der Scala vom Spiegel 3186 mm
betrug, die Dauer einer Schwingung 14"444, ergab sich unter Berücksichtigung
der Schwingungsdauer bei verticaler Aufhängung von 0" 25, dass 1 mm Sealentheil
am Horizontalpendel einer Ablenkung von 0 0097063 Bogensccunde eines ge-
wöhnlichen Pendels entsprach. Da der 10. Theil eines Scalentheils leicht zu
schätzen war, so war eine Ablenkung von der Lothlinie von nur 0 001 Bogen-
secunde auch leicht zu constatiren.
Nun hat C. A. F. Peters in seiner Schrift »Von den kleinen Ablenkungen
der Lothlinie und des Niveaus, welche durch die Anziehungen der Sonne, des
Mondes und einiger terrestrischer Gegenstände hervorgebracht werden< (Bull, de
la classe physico-math. de l'Acad. Imp. d. sc. de St. Petersbourg, t. III, 14, *844)
nachgewiesen, dass die mittlere Ablenkung, welche der Mond in günstiger Lage
hervorbringen kann, 0" 0174 beträgt, diejenige, welche unter gleichen Verhält-
nissen durch die Sonne hervorgerufen wird 0"-0O80. Wird nun das Horizontal-
pendel so aufgestellt, dass die Gleichgewichtslage mit der Ebene des Meridians
zusammenfällt, so werden jene Maximalablenkungen entgegengesetzte Zeichen
annehmen, je nachdem das Gestirn sich im Osten oder Westen befindet, man
würde darnach also die doppelten Wirkungen, nämlich 0"0348 bezw. 0" 0l6O
erhalten. Es müssten sich also in der That nach jenen Vorversuchen diese
Grössen erkennen lassen.
Zöllner selbst gelang dieser Nachweis nicht, er hat einestheW» Wem*
32
Horizontalpendel.
genügend ausgedehnten Beobachtungsreihen angestellt, anderentheils musste der
Apparat erst weiterer Vervollkommnung entgegengeführt werden, bevor man
wirklich so feine Resultate zu erzielen hoffen konnte. Nach ihm sind ver-
schiedene Verbesserungen vorgeschlagen, alle zu dem Zweck, das Horizontal-
pendel zur Constatirung der leichtesten Erschütterungen der Erdkruste zu ver-
wenden. Sie richteten sich auf den empfindlichsten Punkt
des Apparats, die Aufhängevorrichtung, sowie auf die Ein-
führung einer Dämpfung, welche das Pendel nach wenigen
Schwingungen zur Ruhe kommen Hess. Beobachtungen sind
aber mit den zuletzt genannten Vorrichtungen, die darin
beruhten, dass ein am Pendel befestigter Draht in ein mit
einer Flüssigkeit gefülltes Gefäss tauchte, nicht angestellt.
In ersterer Beziehung sind Ewing und Gray zu nennen, von
denen letzterer die Aufhängung nach der aus Fig. 246 ersicht-
lichen Weise durchführte. Hier ruht das Gewicht C in einer
Gabel der Stange b, die sich mit der Spitze auf ein Stahl-
lager am Stativ stützt, während der Faden a vertical über
diesem Stützpunkt befestigt ist.
E. v. Rebeur -Paschwitz nahm 1887 die Arbeiten zuerst an einem ganz
primitiven Apparat in höchst ungünstiger Aufstellung in Karlsruhe auf, wo er
(A.246.)
damals Assistent der Sternwarte war. Dann, als die Möglichkeit genauer Resultate
bei Construction eines verbesserten Apparats unzweifelhaft wurde, lieferte Repsold
mehrere Pendel, die, an verschiedenen Orten aufgestellt, in Potsdam, Wilhelms-
haven, Strassburg, Puerto Orotava (Teneriffa), zum Theil sehr überraschende
y Googl
Horiiontalpenriel.
33
Ergebnisse hatten. Endlich hat Stückrath in Berlin-Friedenau das Horizontal-
pendel auf v. Rebf.ur's Anregung noch weiter vervollkommnet und namentlich
zwei senkrecht zu einander aufgestellte Pendel an demselben Apparat vereinigt,
um mit dem gleichen Instrument die Ablenkungen und Schwankungen zu unter-
suchen, welche genau in die Ebene eines Pendels fallen und daher hier un-
vermerkt bleiben. Obwohl mit letzterem Instrument auch noch keine Beob-
achtungen angestellt werden konnten, da der Tod den jungen Gelehrten ereilte,
so mag doch jetzt hier die Beschreibung gerade dieses Instrumentes, welche der
genannte Mechaniker in der »Zeitschrift für Instrumentenkunde Bd. XVIt, pag. loff.
(Berlin 1896) veröffentlichte, wenigstens im Wesentlichen wiedergegeben werden,
da wohl kaum auf frühere Constructionen zurückgegriffen werden dürfte.
>Das Instrument ist im Ganzen in der Fig. 247 abgebildet. Die Haupttheile
sind ein leichter, als durchbrochenes, gleichschenkliges Dreieck aus Aluminium
( A. 248 )
gefertigter Körper, das Pendel ABC (Fig. 248) (wie es ähnlich vorher von
Repsold gemacht war) und die beiden am Gestell angebrachten feinen Spitzen 5
und S\ um welche die Drehung des Pendelkörpers stattfindet. Bedingungen
für die Empfindlichkeit und Brauchbarkeit des Instrumentes sind 1) möglichst
feine Spitzen aus möglichst widerstandsfähigem Material, 2) die Erzielung einer,
soweit irgend thunlich, reibungsfreien Bewegung des Pendels, 3) die Möglichkeit
der feinsten Justirbarkeit der Lage der Spitzen gegen einander bei stabiler
Lagerung derselben im Gestell. Als vierter Punkt kommt dann noch in practischer
Hinsicht hinzu, dass dafür Sorge getragen ist, das Aufhängen des Pendels auf die
Spitzen bewirken zu können, ohne Gefahr zu laufen, die feinen Spitzen durch
Gleiten der Pfannen auf denselben zu beschädigen. <
Bei der noch mangelnden Erfahrung über das für einen solchen Apparat
zweckmässigste Material zu den Spitzen nahm Stückrath Stahl und Achat, und
Valentin er, Astronomie. II. 3
34
Horizontnlpendcl.
es gelang ihm der Schlift mit beiden Sorten der Art, dass der Krümmungsradius
der äussersten Spitzenabrundung nicht mehr als 0 005 mm betrug. Um ein
möglichst freies Spiel des Pendels auf den Spitzen zu erreichen, verfuhr der
Verfertiger folgendermaassen: »Sei (Fig. 249) das Dreieck AB' C in A um eine
horizontale Axe drehbar aufgehängt. Sein Schwerpunkt O' liegt dann selbst-
verständlich senkrecht un-
ter A. Um dies Dreieck
in der gewünschten Lage
ABC zu erhalten, muss
ß bei C ein horizontal ge-
richteter Gegendruck an-
greifen. Auf das System
wirken nun folgende
Kräfte: in O die Schwer-
kraft in senkrechter Rich-
tung OU,'m C der Gegen-
druck horizontal , dessen
Richtung sich mit O U in
X schneidet. Soll im Sy-
stem Gleichgewicht herr-
schen, so muss die Druck-
(A. 2-10.) richtung in A durch X
gehen. Werden nun die Axe A und der Punkt C durch Planflächen ersetzt,
welche senkrecht zu AX bezw. CX stehen, und stützen sich diese Planflächen
auf Spitzen, deren Axen in AX und CX liegen, so kann das System, ohne
Neigung abzurutschen, auf diesen beiden Spitzen schweben, mit der denkbar
leichtesten Drehbarkeit um die Verbindungslinie der beiden Spitzen als Axe.
Analog einem Wagebalken kann das System im stabilen, indifferenten, und
labilen Gleichgewicht sein. Es ist stabil, solange die Projection O" des Schwer-
punktes O auf die Verbindungslinie der Spitzen auf der entgegengesetzten
Seite der Verticalen Af bleibt wie O, und labil, wenn O" auf dieselbe Seite
von AF fällt wie O. Die Empfindlichkeit des Instrumentes wird, ähnlich der
Wage, um so grösser, je näher O" an AF herankommt. Im Gleichgewicht,
also in Ruhe, kann das Pendel nur hängen, wenn die Ebene, welche durch die
Punkte A, O, C gegeben ist, zugleich die Richtung der Schwerlinie enthält.
Verschiebt man also den Punkt C in der Richtung senkrecht zur Ebene der
Zeichnung, so muss nothwendig eine Drehung um die Axe AC eintreten, bis
sich die neue Ebene ACO wieder in der Richtung der Schwerlinie befindet.
Da das Instrument ausserordentlich empfindlich ist, so kam alles darauf an, die
Justirbarkeit der Spitze C so fein und sicher als möglich zu machen. c
Es genügt nun bei der weiteren Beschreibung des Apparats, nur ein Pendel
zu berücksichtigen, da das zweite genau gleich construirt ist und in genau
derselben Weise wie das erste, nur in der dazu senkrechten Ebene zu
funetioniren hat.
»Eine starke runde gusseiserne Platte EE (Fig. 248), welche auf 3 kräftigen
Fussschrauben ss ruht, dient dem Instrument als Grundplatte und kann durch
die Fussschrauben soweit horizontal gestellt werden, als es mittels der in Fig. 247
sichtbaren Röhrenlibcllen möglich ist. Auf dieser Platte steht als Umhüllung
des Instrumentes ein kupferner Cylinder, der durch eine oben aufgelegte starke
Spiegelglasplatte geschlossen wird. Durch die Grundplatte geht für jedes Pendel
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HoritonUdpendc).
35
ein zahnartiger Conus H derart, dass seine Axe nahezu senkrecht unter der
oberen Spitze S liegt, welche das Pendel trägt. Jeder Conus trägt unten ein
Schneckenrad R, welches durch eine Schraube ohne Ende sehr langsam gedreht
werden kann. Auf der oberen Conusfläche ist das Lager für die untere Spitze S'
befestigt. Die Spitze S' geht als Mikrometerschraube durch ihr Lager und kann
ebenfalls durch Schraube ohne Ende und Schneckenrad r sehr fein vorwärts
bewegt werden. Da es sich für die Feir.stellung der Spitze höchstens um eine
Umdrehung der Mikrometerschraube handeln kann, so ist die Bewegung durch
Schneckenrad und Schraube ohne Ende sehr gut möglich, wenn das Rad nicht
dem Durchmesser der Schraube entsprechend am Rand ausgedreht ist, sondern
seine Zähne der Neigung der Schraube entsprechend schräg auf den Umfang
aufgeschnitten sind. Unter einem Mikroskop
wird nun die Spitze S' so eingestellt, dass
sie etwas, sagen wir 0*5 mm ausserhalb der
Axe des Conus // steht; sie wird also bei
der Drehung von H einen Kreis von 0 5 mm
Radius beschreiben. Nur durch diese Ein-
richtung ist es möglich, die Pendel, während
sie schwingen, in eine bestimmte Gleich-
gewichtslage zu bringen. Ueber den beiden
Conis // steht ein dreibeiniger Bock DDD,
dessen Grundriss und Stellung zu HH aus
Fig. 250 ersichtlich ist. Auf den beiden
winklig zu einander stehenden Oberflächen
dieses Bockes sind 2 Schlitten G durch
Schrauben verstellbar. Auf diesen Schlitten
sind die Lagerböcke L befestigt, welche ihrerseits die Lager / für die oberen
Spitzen S (Fig. 251) tragen. Analog den unteren Spitzen S' gehen die Spitzen 5
als Mikrometerschrauben durch die Lager / hindurch, durch Gegenmuttern ge-
sichert. Die Spitzen S werden unter dem Mikro-
skop so eingestellt, dass sie in die Axe der Zapfen Z
des Lagers J fallen. Es tritt dann durch Drehung
von / in den Lagerböcken L keine Verschiebung
der Spitzen S im Kaum ein.
In den Kopf A des Pendels ist ein Messing-
zapfen M drehbar eingepasst, und durch eine
Mutter mit demselben verschraubt. Dieser Zapfen
ist senkrecht zu seiner Axe durchbohrt und in
ihm die Schraube V durch Gegenmuttern be-
festigt. Die Schraube V trägt an ihrem einen
Ende einen eingckitte!en Achatstift a, der als
Pfanne, auf der das Pendel schwingen soll, gut
plangeschliffen ist. Der Kopf A ist soweit ausge-
fräst, dass man M mit V ca. 30° drehen kann,
um der Schraube V die richtige Lage Sx geben
von a soll möglichst genau in die Axe von
von M ist weiter ausgedreht als das Gewinde V, um Raum für die Arretirung
des Pendels zu bekommen. Im untern Kopf C des Pendels ist die A.chaty>fanne
ebenfalls in eine Schraube V* eingesetzt und die Schraube im Kopf C durch
Gegenmutter gesicherte
(A. 250.)
zu können.
M fallen.
Die plane Fläche
Die untere Hälfte
36
Horiiontalpendel.
Die Arretirung des Pendels geschieht mittels Schlüssel, die nach aussen
laufen und durch welche Stahlhülsen auf den cylindrisch gedrehten Theilen der
Spitzen 5 und S' verschoben werden. Zur Bestimmung der Schwingungsdauer
der Pendel in verticaler Lage dienen noch die kleinen Stahlspitzen hh '. Es ist
nun nicht schwer, den Apparat zum Gebrauch fertig zu machen. Mit dem beweg-
lichen Schlitten G wird die obere Spitze 5 möglichst genau senkrecht über die
untere S' gebracht; die Arretirungshülsen werden soweit vorgeschraubt, dass die
Spitzen in ihnen verschwinden, das Pendel auf erstere aufgesetzt, diese dann
zurückgeschraubt, womit das Pendel frei ist. Der Schlitten G wird dann soweit
verstellt, dass das Pendel schwingt, und die einer Schwingungsdauer von
25 — 30 Secunden entsprechende Empfindlichkeit erreicht ist. Die Feinstellung
geschieht dabei an der unteren Spitze S\ Um die Pendel ohne Berührung des
Instrumentes in kleine Schwingungen versetzen zu können, sind noch im Innern
2 kleine Luftkammern / angebracht, und kann man durch Gummischlauch und
Ball Luft gegen die Pendel blasen, welche die Pendel in Bewegung setzt.
Was nun noch von wesentlicher Bedeutung bei den REBEUR'schen Apparaten
ist, ist die Einführung der photogtaphischen Registrirung der Beobachtung, sodass
der Apparat sich selbst Uberlassen ohne Unterbrechung (abgesehen von der Er-
neuerung des photographischen Papiers u. dergl.) alle in Bettacht kommender
Erscheinungen aufzeichnet. Diese Registrirung wird durch ein etwa 3 m vor dem
Apparat aufgestelltes Benzinlämpchen, dessen Licht durch einen feinen Spalt au:
den Pendelapparat fällt, und geeignete Spiegelvorkehrungen bewirkt. Auf einer
durch ein Uhrwerk gleichmässig fortbewegten Trommel befindet sich das photo-
graphische Papier und auf diesem zeichnen sich dann die Pendelschwankungen
mit genügender Deutlichkeit auf.
Was nun die Anstellung der Beobachtungen anbetrifft, so handelt es sich
darum, die Schwingungsdauer des Pendels zu ermitteln, denn wenn man den
Neigungswinkel der Drehungsaxe des Pendels gegen die Lothlinie mit / be-
zeichnet, T0 die Schwingungsdauer bei horizontaler Lage der Axe, so hat man
für die Schwingungsdauer T bei sehr kleinen Schwingungen
Man kann also durch Beobachtung der Schwingungsdauer in gewöhnlicher
und beliebiger Lage der Drehungsaxe die Neigung der letzteren leicht ermitteln
Bei einer Veränderung der Lage der Drehungsaxe gegen die Lothlinie wird sich
das Azimuth a der ersteren verändern und die Art dieser Veränderung ist zu
ermitteln. Solche Veränderungen können in sehr verschiedener Weise verursacht
werden, es können lokale Ursachen auftreten, Temperaturschwankungen, Ver-
änderungen des Instrumentpfeilers u. dergl., sie können durch Anziehung von
Sonne und Mond bewirkt werden, durch irgend welche Vorgänge im Erdinnern,
Schwankungen in der Richtung der Lothlinie oder durch Aenderungen des
Horizonts in Folge von Schiebungen in der Erdkruste. Man kann in jedem
Fall die Azimuthveränderung sowie die Aenderung in der Neigung der Drehungs-
axe gegen die Löthlinie in folgender Weise erhalten. Es treffe eine mit dem
Pfeiler fest verbundene nahe verticale Gerade die Himmelskugel in einem Punkte
S, die ebenfalls mit dem Pfeiler fest verbundene Drehungsaxe des Pendels treffe
in ihrer Verlängerung die Sphäre in einem Punkte D, es sei Z das Zenith, und
nennen wir nun ferner in dem so gebildeten sphärischen Dreieck SDZ die
y
oder
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Horizontal pendc).
Seite S£> to, den Winkel ZSD ir, die Seite SZ /, ZD i, das Azimuth von S a,
das von D a, so ergeben sich die folgenden Gleichungen
cos cd = cos i cos I -+- sin i sin I cos (et — a)
sin to cos v = cos i sin I — sin i cos I cos (« — d)
sin co sin n = sin i sin (<x — a).
Da nun co constant ist, kann eine Aenderung der Richtung von D als
zusammengesetzt gedacht werden aus einer Aenderung in der Lage von 5 und
einer Aenderung des Winkels it. Diflerenzirt man daher obige Gleichungen, um
die Abhängigkeit von / und a von a, /, it zu erhalten, und lässt man dabei die
wegen der Kleinheit von *, /, co gestatteten Abkürzungen eintreten, so ist
0 — äi[sin I cos{ft — a)— sin i\ + dl [sin icos (» - a)— sin /]- - d(* — a) sin isin /sin (« — d)
0 = dn sin i sin (o — a) —di cos{* — a)-\-dI->r d(a — a) sin i sin (a — d)
0 = dr> [sin i cos (a — a) — sin f]-i-di sin(a — a) + d{a — d) sin i cos (a — a).
Daraus folgt also
<// = <// cos (et — a) •+■ d-K sin Isin (<z — a)
und
du . . r . dl
da = da. H — : — ; [sin t — stn I cos (* — a)\ h : — . sin (a — a)
sin t 1 v /J sin i ^ 1
und man sieht, dass die Beobachtung der Azimuthänderungen in zwei zu einander
senkrechten Verticalkreisen die Niveauänderung des Pfeilers sowohl nach Richtung
als Grösse um so genauer ergiebt, je kleiner i ist. Man erhält die betreffenden
Ausdrücke für da, wenn man einfach a der Reihe nach 0°, 90°, 180°, 270°
setzt, und kann annehmen, dass die mit da und dn bezeichneten Bewegungen
des Pfeilers gegenüber denen dl verschwindend sind, wenn man sie nicht durch
Anwendung von Miren in geeigneter Weise bestimmt.
Da sich nun aber von vornherein nicht entscheiden lässt, welche der oben-
genannten Ursachen eine Ablenkung des Pendels hervorrufen, so wird man
dahin zu trachten haben, das Beobachtungsmaterial in der Art zu sammeln und
zu ordnen, dass sich eine Trennung lokaler, kurz- oder langperiodischer Einflüsse
ermöglichen lässt. Hinsichtlich der F.ntwickelung der Ausdrücke für die Kraft-
componenten, die aus dem Unterschied der Anziehung eines Himmelskörpers
auf einen Punkt der Erdoberfläche und den Erdmittelpunkt resuitiren, kann auf
die verschiedenen Abhandlungen verwiesen werden, z. B. auf die genannte von
Peters oder auf eine solche von Hagkm (A. N. 2568) »on the deflection of the
Level due to solar and lunar attraction« oder auf die RKBKUR'schen Arbeiten,
welchen letzteren dieser ganze Artikel im Wesentlichen entnommen ist, da der
frühzeitige Tod ihres Verfassers die Lieferung eines zugesagten selbständigen
Aufsatzes für das Handwörterbuch vereitelte. In Kürze ergiebt sich, wenn mit
a, x Azimuth und Zenithdistanz eines Himmelkörpers P, mit m seine Masse in
Tbeilen der Erdmasse, mit r, A seine Entfernung vom Erdcentrum und einem
Punkt der Erdoberfläche, auf den sich a und % beziehen, mit g die Schwere,
p der Erdradius bezeichnet wird, der Unterschied der Anziehung von P im Erd-
mittelpunkt und dem Punkt der Erdoberfläche
*-5(?-0
und mit Vernachlässigung von p* im Ausdruck für A* und der ParaWaxe in t
A8 = r' — 2r p cos z,
sodass auf den Punkt der Erdoberfläche die nach P gerichtete Kraft
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3*
Horizontalpeodel.
1 = img -fc- cos t
wirkt. Wird nun diese in drei senkrechte Componenten X, Y, Z zerlegt, von
denen X, Y dem Horizonte parallel und bezw. nach Süd und West, Z der Loth-
linie parallel und nach dem Nadir gerichtet ist, so hat man
X = 7 sin z cos a
Y = f sin m sin a
Z = — 7 cos z.
p
Setzt man nun in dem Ausdruck für 7 r = A und — = sin rr, wo die
Horizontalparallaxe von P bedeutet, so erhält man für die horizontalen, bei der
Bewegung des Pendels in Betracht kommenden Componenten
X = mg sin* tt sin 1z cos a
Y = mg sin* it sin 1z sin a.
Hieraus folgen dann leicht die Bewegungen eines Pendels, das in specieller
Ebene aufgehängt ist, z. B. für die Aufhängung im Meridian ergiebt sich, da
K = 0 wird, für z = 0°, z = 90°, a = 0°, a = 180°, dass sich das Pendel zur
Zeit der Culmination und des Auf- und Untergangs des Gestirns im Meridian
befindet, dagegen wird es nach Westen abgelenkt zwischen oberer Culmination
und Untergang, unterer Culmination und Aufgang, nach Osten in den übrigen
Zeiten; die stärksten Ablenkungen treten ein. wenn das Gestirn im ersten Vertical
eine Zenithdistanz von 45° hat.
Hieraus ergeben sich dann auch die numerischen Beträge für die Ablen-
kungen, welche z. B. durch Sonne und Mond bewirkt werden müssen, und auf
die bereits oben hingewiesen wurde.
Die seitherigen Beobachtungen, welche mit den neuen Apparaten, wie er-
wähnt, an verschiedenen Orten angestellt wurden, können nun, was den eigent-
lichen Zweck des Horizontalpendels betrifft, nur als vorläufige angesehen werden,
die zu sicheren Ergebnissen noch nicht führten. Wohl ist auf allen Stationen
die Einwirkung des Mondes auf das Pendel klar zu Tage getreten, aber da sich
in den photographischen Aufzeichnungen periodische Aenderungen der ver-
schiedensten Art gezeigt haben, die in täglichen und jährlichen Oscillationen
zum Ausdruck kommen, so ist es noch nicht leicht, die Ursachen und Wirkungen
genügend von einander zu trennen. Bei einer kurzen Beobachtungsreihe in
Wilhelmshaven trat eine Mondwelle sehr deutlich zu Tage, und die Coefficienten
der einzelnen Glieder unterlagen Aenderungen, die als Functionen der Deklina-
tion des Mondes zu erklären waren; in Potsdam und in Puerto Orotava waren
solche Aenderungen angedeutet, aber die Sicherheit war keine grosse. In Strass-
burg, wo die ausgedehnteste Untersuchung angestellt und in den >Beiträgen
zur Geophysik, Bd. II«, veröffentlicht ist, ergab sich die Mondwelle im Jahres-
mittel zu 0"00551 cos (t — 251 °4) ~h 0"00522 cos (2t — 195° ö), sodass die
halbtägige und eintägige Welle nahe dieselben Coefficienten haben, die aber dem
Mittel aller möglichen Deklinationsstellungen des Mondes entsprechen. Werden
nach dieser Formel für stündliche Wcrthe von T die Oscillationen berechnet, so
ergeben sich die Abweichungen
0A_. o"'0069
6/,_ 0"-0002
12*— 0"-0032
18*
-t- 0" 0102
1 — 0 0082
7 ■+- 0 0005
13 — 00019
19
+ 00096
2 - 0 0079
8 4- 0-0002
14 -+- 0 0005
20
H- 0 0073
3 _ 0 0064
9 — 00010
15 -+- 0 0036
21
-h 0 0038
4 - 0 0041
10 - 0 0023
16 -4- 0 0067
22
- 0 0003
5 - 0 C018
11 00032
17 -+■ 0 0091
23
- 0 0041.
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Horiiontalpendel.
Es beträgt darnach die ganze Oscillation 0''018. Vergleicht man nun diese
Werthe mit der theoretisch geforderten Ablenkung
ex = — 0 0174 sin 2t cos a = — e0 sin 2z cos a,
wo z und a die Zenithdistanz und das Azimuth des Mondes (nördliche Ablen-
kungen als positiv gezählt) sind, welchen Ausdruck man unter Einführung der
Polhöhe 9 und Deklination 8, Stundenwinkcl t transiormiren kann in
t , = (e0 s in 2 <p — \ e0 sin 2 9 cos » 8) -+- e0 cos 2 <p sin 2 8 cos t 4- £ e0 «'« 2 9 <w * 8 f w (2t — 1 80°),
so ist zuerst der erste Theil als constant mit dem Nullpunkt des Pendels zu
vereinigen. Das zweite Glied erhält für die Breite von Strassburg (9 = 48° 35')
den Faktor — 0"00218 sin 2 8 und variirt daher zwischen den Grenzen 0"00181.
Das eintägige Glied bleibt daher immer sehr klein und verschwindet bei Beob-
achtungen eines Monats. Die Theorie erklärt also hier noch nicht die beob-
achtete Variation. Das halbtägige Glied ergiebt den mittleren Ausdruck für 80=28°
zu -+- 0"00798 cos (2t — 180°), es ist also etwas grösser als das beobachtete,
und letzteres weicht auch in der Phase in dem Sinne etwas ab, dass das Maxi-
mum der Ablenkung um etwa eine halbe Stunde später eintritt, als es die Theorie
fordert. Nimmt man aber an, dass die Erdoberflache elastisch deformirt wird,
sei es durch die direkte Einwirkung des Mondes auf die Erde, sei es durch in-
direkte Wirkungen, in Folge des Drucks der vom Mond bewegten Wassermassen,
so würde sich eine solche Verzögerung erklaren, während die Uebereinstimmung
des numerischen Coefficientcn in diesem Falle zunächst als genügend angesehen
werden dürfte1). In Betreff der Elasticität der Erdoberfläche sind die Beob-
achtungen in Wilhelmshaven sehr interessant und lehrreich. Dort, wo die obere
bis auf einige Meter hinabgehende Erdschicht aus schwerem Thonboden bestand,
der bei anhaltenden Regengüssen gänzlich durchweicht, zeigte sich, dass wenn
der Luftdruck um 1 mm stieg, die Lothlinie um den Betrag von 0" 29 nach Osten
wanderte, mithin das Niveau des Ortes sich um diesen Betrag nach Osten senkte.
Da Barometerschwankungen bis zu 35 mm beobachtet wurden, so entsprach dies
Aenderungen im Niveau von mehr als 10". Die Bewegungen des Pendels ent-
sprechen so genau den Barometerschwankungen, dass man das Pendel geradezu
als sehr empfindliches Barometer ansehen konnte. Einflüsse der Temperatur
sind, wie zu erwarten, auch deutlich wahrgenommen, indessen bei der jeweils sorg-
fältig beobachteten Aufstellung des Apparates nicht in direkter Art, sondern als
eine Abhängigkeit der Sonnenstrahlung auf das Gebäude oder den dasselbe um-
gebenden Erdboden.
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, hat sich das Instrument sehr empfind-
lich gegen seismische Erscheinungen gezeigt. Die photographische Registrirung
giebt hier im Gegensatz zu vereinzelten Beobachtungen über Erdschwankungen
eine fortlaufende Controlle über den Grad der Ruhe oder Unruhe des Erd-
bodens. Es lassen sich hier aus dem gewonnenen Material bereits drei ver-
schiedenartige Phänomene unterscheiden, v. Rebeur sagt Uber dieselben: »Eine
regelmässige Erscheinung in den aufgezeichneten Curven ist die mikroseis-
mische Bewegung. Dieselbe entsteht vermutlich durch kleine Schwingungen
') Spätere Beobachtungen in Strassburg, welche R. Eiilkrt angestellt und discutirt hat,
ergänzen diese Angaben nach verschiedenen Richtungen hin. Es wird dabei die DiflTercnr in
Verbindung mit dem eintägigen Glied zur Berechnung einer Deformationswelle verwandt. Man
würde darnach für Strassburg für die durch Deformation entstehende Mondwelle den Ausdruck
«halten 0"00551 ca (t - 25l0 4) 4- 0" -003*6 an (2t - 334° 7)
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4D
Horizontalpendel.
des Pendels, die durch horizontal gerichtete Oscillationen des Bodens erzeugt
werden, ohne dass dabei eine Veränderung der Gleichgewichtslage eintritt
Man muss dies daraus schliessen, dass wie bei den Erdbebenstörungen
symmetrische Figuren entstehen. Wenn Erdwellen, wie die sogleich zu er-
wähnenden, im Spiele wären, so tnüsste diese Symmetrie zuweilen gestört sein,
oder die Amplitude der Wellen müsste so klein sein, dass sie gegenüber den
Ausschlägen des schwingenden Pendels nicht in Betracht käme. Die mikro-
seismische Bewegung ist in Strassburg im Winter häufiger als im Sommer, er-
reicht aber niemals die Grösse wie auf den früheren Stationen Wilhelmshaven
und Potsdam«.
»Eine zweite, sehr eigenartige und bisher in dieser Weise wohl noch nirgends
wahrgenommene Erscheinung bilden die Erdpulsaticnen, welche wir nach dem
Aussehen der Curven und auch aus anderen Gründen als etwas von der mikro-
seismischen Bewegung durchaus Verschiedenes anzusehen berechtigt sind. Sie
haben mit ihr nur das gemeinsam, dass das Maximum ihrer Entwickelung etwa
in dieselbe Jahreszeit fällt. Als dritte auffällige Erscheinung sind die zahlreichen
Störungen anzuführen, die wohl alle von entfernten Erdbeben herrühren.«
»Diese Störungen dauern meistens nur einige Stunden, und ihr Zusammentreffen
mit gleichzeitigen Erdbeben ist in sehr zahlreichen Fällen nachgewiesen, wobei
solche aus den grösslen Entfernungen, Japan, Persien u. s. w. deutlich zur Re-
gistrirung kamen. Bei 369 correspondirenden Beobachtungen in Strassburg und
Nicolajew in der Zeit von 1892 Februar bis 1893 August wurden 1 14 correspon-
dirende Störungen verzeichnet, und wenn bei diesen Registrirungen nicht für jede
Störung am Pendel eine entsprechende Ursache aufzufinden war, so ist zu be-
denken, dass fast £ der Erdoberfläche vom Ocean bedeckt sind, dass es anderer-
seits noch weite Strecken auf der Erde giebt, die noch kaum oder nur sehr
selten von Kulturmenschen betreten, daher direkter Beobachtung oder Ver-
gleichung unzugänglich sind«.
Auf weitere Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht der Ort, es muss dafür
auf die in grösseren Abhandlungen niedergelegten Untersuchungen verwiesen
werden; insbesondere sind zu erwähnen:
I. Fr. Zöllner. 1) Ueber eine neue Methode zur Messung anziehender und
abstossender Kräfte. 2) Ueber die Construction und Anwendung des Horizontal-
pendels. 3) Zur Geschichte des Horizontalpendels (sämmtlich in den »Berichten
der K. Säch. Ges. d. W.« ; abgedruckt im 4. Band von Zöllner's »wissenschaft-
lichen Abhandlungen«, in denen auch eine ursprünglich in Poggendorff's »Ann.
d. Physik« veröffentlichte Schrift Safarik's »Beitrag zur Geschichte des Horizontal-
pendels« wiedergegeben ist).
II. E. v. Rebeur -Paschwitz. 1) Ueber das ZöLLNER'sche Horizontalpendel
und neue Versuche mit demselben (»Verhandl. d. Naturw. Vereins in Karlsruhe,
10. Bd.«, 1888}. 2) Das Horizontalpendel und seine Anwendung zur Beobachtung
der absoluten und relativen Richtungsänderungen der Lothlinie (»Nova acta der
Kaiserl. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, 60. Bd. No. 1«,
Halle 1892). In diesem Werke ist am Schluss ein ausführlicher Literaturnachweis
mit Inhaltsangabe gegeben, wo auch die verwandten Arbeiten von Russell, d'ABRADiE,
Plantamour, G. H. Darwin, Milne u. A. besprochen werden. 3) Horizontal-
pendelbeobachtungen auf der kaiserlichen Universitäts-Sternwarte zu Strassburg
1892 — 1894 (»Beiträge zur Geophysik, herausgegeben von G. Gerland, II. Bd.,
2. Heft, No. 7«, Stuttgart 1895). ■*) Verschiedene Aufsätze und Mittheilungen in
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Interpolation.
4«
den »Astron. Nachr.«, dem »Seismological Journal of Japan«, und verwandten Zeit-
schriften.
HI. Hecker, das Horizontalpendel (»Zeitschrift für Instrumentenkunde, 16. Bd.,
1. Heft«), Berlin 1896.
IV. A. Schmidt, die Aberration der Lothlinie (»Beiträge zur Geophysik, 3. Bd.,
1. Heft No. 1«).
V. R. Ehlert, Horizontalpendelbeobachtungen im Meridian zu Strassburg i. E.
(ebendas. »No. 6«). Valentinkr.
Interpolation. In den astronomischen Hilfstafeln und Ephemeriden, wie
solche in verschiedenen Jahrbüchern und in zahllosen speciellen Fällen gegeben
sind, finden wir die numerischen Werthe für regelmässig fortlaufende Tafel-
argumente berechnet. Mag dieses Argument nun die Zeit oder ein anderes
Element sein, welches als unabhängige Variable für die entsprechenden Functions»
werthe zu betrachten ist, so wird es häufig vorkommen, dass man letztere für
einen Werth des Argumentes gebraucht, der zwischen zwei Tafelargumenten liegt.
Man muss dann den verlangten Werth interpoliten. Zur Ableitung bequemer
Formelausdrücke für diese Rechnung sollen hier die von Encke in seiner ersten
Abhandlung über Mechanische Quadratur (»Berliner Astron. Jahrbuch 1837«) ein-
geführten Bezeichnungen angewandt werden.
Nennen wir zunächst die Werthe des Arguments, für welche die numerischen
Werthe der Function gegeben sind
a, a 4- o>, a -+ 2 a», a + 3 u> . . . .
und die entsprechenden Functionswerthe
/(<*). /(* + 0. /(« + 2), /(« + 3) . . . .
sodass also die gewählte Intervalleinheit co unter dem Functionszeichen fort-
gelassen wird. Ein beliebiger unbestimmter Functionswerth wird dann durch
f{a -t- nto) für das Argument (a -+- nto) ausgedrückt werden können, wo dann n
eine positive oder negative, ganze oder gebrochene Zahl sein kann. Die ersten
Differenzen von /(«), f(o ■+■ 1), f(a -+- 2) u. s. w. werden dann durch das Functions-
zeichen /' ausgedrückt, und um den Ort der Differenz anzudeuten, wird unter /'
das arithmetische Mittel der Argumente derjenigen beiden Functionswerthe hinzu-
gefügt, welche zur Bildung der Differenz dienten. Darnach ist
f(a ■+■ 1) -/(*) =/> + \)
f(a -+-2) — f{a •+- 1) =/'(« -+- \)
f{o -f- 3) -/(<* -+- 2) =/'(a u. s. w.
Aehnlich geht man weiter zur nächsten Differenz, welche nämlich durch
Abziehen zweier auf einander folgender Differenzen gebildet wird. Man bezeichnet
diese zweite Differenz mit /" und giebt ihren Ort dadurch an, dass man wieder
das arithmetische Mittel aus den Argumenten hinzufügt, welche bei den beiden
vorhergehenden Hauptfunctionen lagen, deren Differenz die neue Function ist.
Ebenso wird mit /"' die dritte Differenzenreihe bezeichnet, mit /"" die
vierte u. s. f. Z. B. wird
/'(* + *) -/*(*- i)=/»
J\a + \) -f\a -+- \) =/'(a -+- 1) u. s. f.
/>-+- 1)-/» =/"> + *)
/"(« + 2) -f\a + 1) = /"> + 4) u. s. f.
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42 Interpolation.
So entsteht folgende Uebersicht:
I. Differenz II. Differenz III. Differenz IV. Differenz
Argument
TT - ^ . «
Hauptfunction
a — 3 o>
J\a — 3)
a — /tu
j\a — l)
a — o)
/<«- 0
a
/<«)
a 4- ci>
/(« + i)
a 4- 2<o
/(« + 2)
« + 3o>
/<« + 3)
/">-!) ,„„, n
Es stehen also hier immer die geraden Differenzen mit gleichen Ausdrücken
im Functionszeichen auf gleichen Linien, die ungeraden Differenzen mit gleichen
Ausdrücken im Functionszeichen zwischen den Zeilen der Functionswerthe.
Nach dem TAYLOR'schen Lehrsatz ist
f{a 4- «o>) = f(a) 4- anm 4- ß»*m* 4- f«sü>3 -f- . . . .
Nun sind uns aber die Difterentialquotienten nicht bekannt, sondern nur die
Differenzen der Functionswerthe, wonach wir haben
f(a 4- «ü>) =/(a) 4- Af (a 4- -t- 4-1)4- ...
Setzen wir nun aber für n die verschiedenen Werthe, 0, 1, 2, 3 . . . ein,
so haben wir in der TAYLOR'schen Reihe
f{ä) = /(*)
f(a 4- u>) = f(a) -f- a<o 4- ß
tu* -f- 7 u>5
/(a 4- 2a>) = /(<*) -+- 2ou> 4- 4ßws 4- 8yu>s 4- . .
/(a -t- 3oj) = f{a) -t- 3aw 4- 9ßto* 4- 277<os -f- . .
u. s. w.f andererseits ist
tür Argument (a 4- u>) f\a 4- u>) = f{a) 4-/'(tf -t- £)
(a + 2<u) /(« 4- 2 tu) = f{d) +/'(a 4- *) 4-/'(<* -f- |)
= /Crf) ■+■ 2/'(ö ■+■ -+■ + 0
(a 4- 3«o) f{a 4- 3«,) =/(«) 4-3/'(a4-i)4- 3/"(a4- l)4-/"'(<*-»-f)
u. s. w.
Hieraus findet sich
1) /'(* 4- f) = «co 4- ßu>» + 7">*
2) 2/'(a 4- i) 4-/> 4- 1) = 2oto> 4- 4ß«>* 4- 8To>s
3) *f{a 4- *) + 3/"(« 4- 1) +/'> 4- |) = 3ao> 4- 9ßo>» 4- 27To»s .
Multipliciren wir Gleichung 1 mit 3, Gl. 2 mit — 3, Gl. 3 mit 1 und addiren,
so kommt
T«** = */"(« + *)
ebenso, wenn wir Gl. 1 mit 5, Gl. 2 mit — 4, Gl. 3 mit 1 multipliciren und
addiren
3<d» = */>4- 1) -*/"> + *)
und, wenn wir Gl. 1 mit 9, Gl. 3 mit —4$, Gl. 3 mit 1 multipliciren und
addiren
«<o =/'(* 4-4)- 4- 1) 4- */'"(« 4- |).
Setzen wir diese Werthe von ao», ßu>s, 701» in die TAYLOR'sche Reihe ein,
so kommt
/{a 4 *•) «/(*) 4- nf\a 4- j) 4- + 0 +
»(» - 1)(« - 2) ,„,, (0
+ !.2.3 "/"'(« 4- |) 4- ... .
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Interpolation.
43
welche Formel die NEWTON'sche Interpolationsformel ist, und aus der sich andere
Formeln, die zur Berechnung besonders in speciellen Fällen bequemer sind,
ohne Mühe herleiten.
Zunächst ist
/>4- 1)=/» 4-/'> + *>
/"'(" + |; =/'> ■+■ i) 4- /""(<* + 1) u. s. w.
Daraus wird
/(« 4- *■•) -/(«) + «/•(« + + 2GLlLl}/>) 4-
»(»- l)t>+ 1) *(« - l)fr -f- - 2) W
P2T3 / (a ■+■ 4) + — TT ^3:4 / W'
wozu wir gleich hinzufügen, indem wir n negativ nehmen, und beachten, dass
/> + *)=/'(*-*)+/»
u. s. w. ist
/(* - »•) = /(«) - */'(a i) "+* ^f~JV>) -
(„ + ,)„(„ _ i) + »>*(* -D(»-8) (3)
—7.2.-3 — / + --r.2."TT4 r
Während also die NEWTON'sche Formel (1) die Differenzen benutzt, die fort-
laufend eine halbe Zeile tiefer stehen, verwendet die zweite Formel für die un-
geraden Difterenzen, welche zwischen der Ausgangsfunction und der nächstfolgenden,
also eine halbe Zeile tiefer, liegen, für die geraden Differenzen dagegen, die auf
gleicher Zeile mit der Ausgangsfunction liegen. Wie die Formel (2) die vorwärts-
schreitende, nach unten gehende (ungerade) Differenz verwendet, so die Formel (3)
die rückwärts, nach oben gehende. Bei beiden Formeln kommen also die
Functionswerthe zur Verwendung, welche dem, von dem man ausgeht, voraufgehen
und folgen, während in der NEWTON'schen nur die folgenden gebraucht werden.
Was den Vortheil der Benutzung von (2) und (3) betrifft, so wird man (2) annehmen,
wenn der gesuchte Werth näher an a als an a 4- «> liegt, (3) im entgegengesetzten
Fall, da dann beide Male n < \ ist.
Die Formel (3) läust sich auch so schreiben
/(• 4- ««) =/(a) 4- nf\a - *) + "(* * !)/"(«) +
(» + !)«(»- 1) /f„ . ^ («4-2)(»4-l)«(»»-l) ,
+ 1V2T3 f (a~*) + 1.2-3.4 f (ö)u's w
Nehmen wir aus (2) und (4) das arithmetische Mittel und setzen
so kommt
/(« 4- »•) = /(*) + »/'(«) + 4> + f]"^ V» +
(„ + \)n>(n - 1)
+ — \~T^T^f (a)-
Setzen wir in (2) n = \, so kommt
f{a 4- =/(*) 4- J/'(<J 4- *)-*/*' (a) - + 4) + !**/"» +
und ebenso in (3), wenn man von (<* 4- a>) ausgeht
/(«4-i»)«/(«)-i/>4-i)-i/,X«+l) + T^"(« + *)-r-Tlt/,'"(«+>)+ • ' '
und das Mittel aus diesen beiden Gleichungen giebt
/(a 4- «/(« 4- i) - !/"(« 4- 4) 4- tI»/""(« + i) - t A*/Vl(* + IX (6)
(4)
(5)
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44
Interpolation.
welche Forme) ein sehr bequemer Ausdruck Air das Interpoliren in die Mitte ist.
Die Bedeutung ist so auszusprechen, dass man das Mittel der den gesuchten
Werth einschliessenden beiden Functionswerthe nimmt, von diesen { des Mittels
der beiden zweiten Differenzen, die auf gleichen Zeilen mit den Functions-
werthen stehen, abzieht, hierzu yfy (^) des Mittels der entsprechenden beiden
vierten Differenzen addirt u. s. w.
Die vorigen Formeln (bis zu 5) lassen sich auch in der Weise schreiben,
dass man nicht die einzelnen Differenzen mit den entsprechenden Coefficienten
multiplicirt und darnach die Summe der einzelnen Glieder bildet, sondern dass
man die Glieder so anordnet, dass das folgende jeweils als eine Correction des
vorhergehenden erscheint. Es ist dieses Verfahren für die numerische Rechnung
oftmals bequemer. Darnach gestaltet sich z. B. Formel (2)
(7)
/(a -+- mm) = /(a) + «[/> + + [/"(«) -r- [/'"(a + 4) H
+'-^\r»+ ■••]]]]
Für die Coefficienten *-* ~ l\ -* ~ ^ u. s. w. sind mehrfach
Tafeln mit dem Argument n gerechnet, die aber in den allermeisten Fällen dem
geübten Rechner keine Erleichterung gewähren, da er in jedem speciellen Fall
durch Kürzungen in den Brüchen und Differenzen rasch zum Ziel kommen wird.
Beispiel: Die Rectascension des Mondes werde nach dem Berliner Astr.
lahrbuch gesucht für 1897 April 215*. Wir finden daselbst folgende An-
gaben der Rectascensionen und ersten Differenzen, womit die nebenstehenden
höheren Differenzen gebildet sind.
April 1 0* 0* 8~23"94
I. Diff. II. Diff. III. Diff. IV. Diff. V. Diff.
12 0 30 11 77 '"?!~tr,!? + 10"17
\y>H£ii :i£ —
sm» :ss -iz -»
12 159 57 80 ~1"22 j9" +28 79 + 3 56
4 0 2 23 26 36 + 23 2856
Wenden wir zuerst Formel (2) an, so haben wir, da die Functionswerthe in
12 stündigen Intervallen gegeben sind, für April 2*15* zu interpoliren zwischen
April 2 12* und April 3 O* und es ist n = \ zu setzen. Ferner ist hier
nf\a -l- £) = i (+ 22~34'54) = -f- 5- 38'635
^lT2^/r'(Ä) = -"l(-+-20X'82) ~ ~ !*957
"*7.2(.V~ 1} <* + » = - Tis (+ 4"41) - - 0,169
5-36"497
Also die gesuchte Rectascension == 1* 14- 23"49 + 5"' 36* 497= 1* 19- 59'99.
Wählen wir die Form (7), so gestaltet sich die Rechnung in folgender
Weise:
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Interpolation. 45
""7 -/"'»= - A (- 0"69) - -4- 0-31
" - [/"' (a -4- \) -4- 0-31] = A (-h 4-41 -4- 0-31) - ■+■ 1-98
[/'» -+- 1-98] = - f (-4- 20-82 + 1-98) = - 8-55
«[/'(<* -+- i) - 8-55] = }(+ 22-34'54 - 8-55) = 5-36-50
wie vorher.
Endlich wollen wir die Interpolationsformel (6) in die Mitte anwenden und
erhalten darnach fUr April 2 6* und 18* folgendes:
- */"(« -4- 4) = - i (18-27; = - 2-28
+ t1i/""(« + J) = A(- 0-57) = - 0 01
also 1* 3- 16' 63 - 2-29 = 1* 3- 14-34 für April 2 6*. Ebenso
- t- h) = - i(+ 23-02) = - 2-88
+ tH/"> ■+■ 4) = A(- 0-77) = - 002
also 1* 25*« 40-76 — 2-90 = 1* 25-37-86 für April 2 18*. Darnach finden sich
folgende in 6 stündigen Intervallen fortlaufende Kectascensionen nebst den bei-
stehenden Differenzen:
April 2 0* 0*52-9-77
-+-11— 4'\57
6 1 3 1434 ^ + 4-58
12 1 14 23 49 + » JJ} -4- 5 22 + J£
18 1 25 37 86 1 , I + 5 80 + 058
3 0 1 36 58 03 + 11 MU
Wenn wir hier wieder zwischen 12* und 18* in die Mitte interpolirten, würden
wir für April 2 15* finden: 1* 19- 59-99 wie vorher. Es mag an dieser Stelle
bemerkt werden, dass es sich bei der sehr bequemen Interpolation in die Mitte
oft empfiehlt, die ursprünglich in grösseren Intervallen gegebenen Reihen, bei
denen die Differenzen sehr beträchtlich sind und daher hohe Differenzen berück-
sichtigt werden müssen, die Reihe durch fortgesetztes Interpoliren in die Mitte
so umzuformen, dass schliesslich nur kleine Differenzen bleiben, sodass es dann
genügt, die erste oder allenfalls noch zweite Differenz mit in Rechnung zu ziehen.
Es ist nun noch kurz der Fall zu behandeln, wo man die numerischen
Werthe der Differentialquotienten der nach gleichen Intervallen fortschreitenden
Werthe der Function gebraucht.
Die NEWTON'sche Interpolationsformel (1) können wir auch wie folgt
schreiben:
/(« -4- *.) =/(*) -+- n[/'(a -4-4)- V»(a + 1) + \f»\a -4-4) — ]
+ T^rä [/'> ') - ••••]•
Nach dem TAYLOR'schen Lehrsatz haben wir aber
/(«^)-/W + »-a- + r,Jir + r.j.3 *"
woraus dann
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46 Interpolation.
" ^ =/'(a + */> + D + */"' (*+*)-•••
~Tjr~r\a + 1) -/"' (« + |) + . . .
Bequemer ist die Anwendung der Formel (5), die sich dafür nach den steigen-
den Potenzen von n geordnet in folgender Form schreibt:
f(a + «„) = /(„) + « [/'(«) - !/"'(„) + Jj/n,,) - + . . . ]
* -rn \rw - T2S""w+ -k™ - • • ]
+ Ui T.T-T: » [/T("> ~ i/v"W +■■•]•
Hier kommen nun die Werthe f"(a),/''"(a) u. s. w. wirklich in den Differenzen-
reihen vor, dagegen sind f'(a),f'"(a),/v(a) die arithmetischen Mittel, welche in
dem allgemeinen Schema auf einer Horizontallinie stehend gedacht werden können,
die durch die /(a), /"(a) u. s. w. gelegt ist. Durch Vergleichung kommt dann:
* dJäT -/W ~ i/*"« + s/v« - iiö/vu« • • •
*Ssr = A«) - ^/"»+ <^/vV) - ^>/™<«) • • •
"> =/'"(«)- */v(<0 + Wo/vllW • • '
Wir erhalten hiermit die Werthe der Differentialquotienten für den gegebenen
Functionswerth , von dem man ausgeht. Will man dieselben für eine Function,
die nicht unter den gegebenen vorkommt, so hat man die Differenzen erst für
diese zu berechnen. Wenn man die Taylor' sehe Reihe differenzirt, so kommt
d/(a -+- »tu) df\a) ^V(«) n*m* WM
da - da + nW da> ~ + 1 • 2 da* "*" ' *
d*f(a -+-»«») d*f(a) dV(a)
da* - da da ^ ' ' '
In diese Ausdrücke sind darnach die vorher berechneten Werthe für
df{ä) dV(a)
da ' da*
einzusetzen. Man erhält
• • • *
da
d*/(a-hn<a)
da* u,a
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Interpolation. 47
Wollen wir aber die Differentiale von f{a 4- suchen, so kann man
folgende Interpolationsformel, die sich leicht aus den obigen ableiten lässt, indem
man n mit tt 4- ^ vertauscht, benutzen; wonach
/(« + + = /(„ 4-*) + */'(a 4- « 4- {n + ^^-^/"(a -u 4)
(w -f- \)n{n ~ j) (« 4- })(« 4- - \){n - \)
1-2-3 7 ^a~,~*'"i~ 12-3-4 7 ^ *; "**
und wo f(a 4- \\ /"(« 4- . . . . die arithmelischen Mittel der einschliessenden
Differenzen sind. Nach der Formel (6) (Mitte) ist aber
J (a 4- *«,) = /(* 4-*)- + *) + ]f8-/"> + *) ~ löW^' + «+•
das sind also die von n unabhängigen Glieder, und wenn wir nun nach steigen-
den Potenzen von n ordnen, kommt:
/(« 4- (» 4- 4) ») = /(« H- i ») + • [/ ' (a 4- 4) - ,<4/'" (« + *) + + *)
4- i «*[/"(« + i) - n- 4) + m/^' + *) + • - • ) ,0v
+ i «s [/"'(« + * - i/v(* + h) + tMtt/v,1(" + 4) + - - • J W
^»4|/> + i)-Ä/^+j)-]
■+■ rb«5(/v(" + i) - A'^C« -+- *) +]■
Nach dem TAYLOR'schen Lehrsatz ist wieder
/(<* 4- A «•> 4- *«») = /(« +" ■+- «"» äa H j .2 "
und daher
-yvfr + i-) =/> + 1) _ 5r> + 1) + + 1) +
u. s. w.
Beispiel. Es sind zu berechnen die ersten Differentialquotienten für die
Mondrectascension im obigen Beispiel und zwar für April 2, 19*, 20*, 21A.
Wir haben nach obigen Zahlen zunächst für
f'(a) = 22* 13' 72 -+- 22* 34-54) = 4- 22* 24-13
f'(a) = 4- 20-82
/»» = 4(4- 5-10 -f- 4-41) = -+- 4-75
/""(«) = - 0-69
/V(a) = 4(— 0-24— 0-16) = — 0-20.
Diese VVerthe gelten nun für April 2 12*, für 19*, 20*, 21* haben wir, bei
dem 12 stündigen Argument n der Reihe nach zu setzen = ^, J, \ und erhalten
nach (8a) /M =
(t-i)/"w
4- 5
i2* 24" 13
4- 2 2"'
24-13
4- 22*
24-13
4-
1214
4-
13-88
4-
1561
4-
001
4-
026
4-
054
+
001
+
000
o-oi
4-2
!2* 36-29
4- 22"'
38"27
4- 22*
40-27
Will man den ersten DifTerentialqtiotienten für eine Stunde haben, so hat
man obige Zahlen noch durch 12 zu dividiren und erhält der Reihe nach
1* 53-02, 1* 53-19, 1* 53-36. Valentin«.
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Jacob*stah.
Jacobsstab jst ein frtiher gebrauchtes Instrument zur Bestimmung der
Winkeldistanz zweier Objecte. Die Oerter der Planeten wurden in den ältesten
Zeiten meist nicht durch direkte Bestimmung der sphäriscl len Coordinaten er-
mittelt, sondern durch sogen. Alignements mit anderen, bereits bekannten Steinen
verbunden. Man suchte zwei Sterne, mit welchen das zu bestimmende Object
in derselben geraden Linie (in einem grössten Kreise) stand und schätzte die
Entfernung derselben von dem einen der beiden Sterne im Verhältniss zur Ent-
fernung der beiden bekannten Sterne; oder aber man bestimmte den Ort des
zu bestimmenden Gestirns als den Durchschnittspunkt der beiden Verbindungs-
linien je zweier bekannter Sternpaare u. s. w. Diese Schätzungen waren nur
sehr roh, und Regiomontan führte statt derselben die direkte Messung der Ent-
fernung des zu bestimmenden Objectes von zwei oder mehreren bekannten Sternen
(A. 252.)
ein. Zu diesem Zwecke bediente er sich des schon früher bei den Feldmessern
verwendeten Jacobsstabes, den er Radius astronomkus nannte. Derselbe be-
stand aus einem ziemlich langen Stabe AB (Fig. 252), welcher in gleichen Ent-
fernungen mit Löchern versehen war, in welche ein kurzer Querstab CD ein-
gesteckt wurde. Man legte das Auge in A an, und visirte Uber C und D nach
den beiden Objecten, deren Distanz zu bestimmen war. Für kleine Winkel ist
CD
<CA£f = ÄE'
daher der Winkel umgekehrt proportional der Entfernung AE, in welcher der
Stab CD von unveränderlicher Länge eingestellt wurde. Für grössere Winkel
(kleinere Entfernungen AE) konnte
tang\ CAD = \CD
genommen werden, wenn der Stab CD stets bis zu seiner Mitte eingesteckt wurde.
Wurde diese Vorsicht nicht gebraucht, so konnte daraus ein kleiner Fehler der
Winkelmessung entstehen, der aber damals keinesfalls in Betracht zu ziehen war,
und jedesfalls z. B. von dem Fehler Übertreffen wurde, der in der nicht ganz
sicheren Stellung des Auges in A begangen wurde. Statt der Rechnung nach
der Tangentenformel bediente sich dann Regiomontan einer Tafel, die mit dem
Argumente AE direkt den Winkel CAD gab.
Das Princip, durch einmaliges gleichzeitiges Visiren nach zwei Objecten den
Winkel sweier Objecte zu bestimmen, wurde seither auch beibehalten; eine Ver-
vollkommnung der Idee findet sich in dem später zur Bestimmung von Sonnen-
höhen auf dem Meere verwendeten Davisquadranten. Zwei Bogen AB und
ab (Fig. 253), welche sich zu 90° ergänzen, sind von A, bezw. a aus getheilt
Die Diopter D und d können längs der beiden Bögen verschoben werden,
während in dem Mittelpunkte C sich ein drittes Diopter befindet. Zur Beob-
achtung wurde d auf einen gewissen Theilstrich gestellt, so dass der Winkel
dCa = m bekannt war. Sollte dann z. B. die Sonne beobachtet werden, so
stellte man sich so, dass man die Sonne im Rücken hatte, und drehte das
Instrument so lange, bis die Sonnenstrahlen durch das Diopter d auf die Oeffnung
von C fielen, was an dem entstehenden Sonnenbildchen leicht zu erkennen war.
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Kometen und Meteore.
4«)
Wurde nun noch das Diopter D so gestellt, dass man, durch dasselbe auf C
visirend, den Meereshorizont sah, so gab der Winkel dCD die Höhe der Sonne
in dem Augenblicke der Beobachtung, und da man den Winkel ACD — n an der
Theilung ablesen konnte, so war h = m •+■ n.
(A. VA.)
Später wurde zur Erhöhung der Genauigkeit statt des Diopters in d eine Linse
von der Brennweite dC angebracht, und im weiteren Verlaufe entwickelte sich
mit Zuziehung von Spiegel und Fernrohr aus diesem Instrumente der Hadley' sehe
oder Spiegelsextant und der Prismenkreis (s. Sextant.) N. Herz.
Kometen und Meteore. Zu den Meteoren (griech. t<x firriopa = die
I.ufterscheinungen, vergl. auch das aus dhfo = Luft und Xtftoc = Stein zusammen-
gesetzte »Aerolith«) wurden in den ältesten Zeiten auch die Kometen (griech.
xoii^TTjC = Haar- oder Schwanzstern, von x^jat], latein. coma = Haupthaar , Haar
gezählt. Die durch die Luftfeuchtigkeit bedingten Erscheinungen : Regen, Schnee
Hagel; die von der Lufttemperatur und dem Luftdruck abhängen: Wind und
Sturm; die elektrischen Lufterscheinungen: Blitz und Donner, u. s. w.; Feuerkugeln,
Sternschnuppen, aus den Wolkenregionen zur Erde gefallene Steine, ja selbst viel
später noch mitunter neue Sterne, endlich auch die Kometen bildeten zusammen
die Erscheinungen des Luftmeeres: xa yuHiop*. Aber alle diese Erscheinungen
hatten nach der verbreitesten Ansicht nicht nur ihren Sitz, sondern auch ihren
Ursprung in der irdischen Atmosphäre; sie wurden in dieser erzeugt, entstanden
und verschwanden in ihr. Insbesondere mag bemerkt werden, dass Aristoteles
die Kometen tili eine aus trockenen Ausdünstungen entstandene und entzündete
Masse hält; Heraclides aus Pontus erklärt sie für hochstehende, erleuchtete Wolken.
V*mmm«, A»tronomie. tl. 4
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Kometen und Meteore.
Wenn aber diese Ansichten auch die verbreitetsten waren, so findet man doch
auch schon im Alterthume abweichende Meinungen. Anaxagoras und Demokrit
erklärten die Kometen für eine Conjunction zweier oder mehrerer Sterne, die ihre
Strahlen vereinigen, eine Ansicht, durch welche allerdings die Kometen von
irdischen Luftgebilden ausgeschieden, dafür aber zu den Phantasiegebilden ver-
wiesen wurden. Nach Plutarch (»De placitis philosophorum«, III. Buch, 2. Kap.)
hatte Diogenes die Kometen für wirkliche Steme gehalten. Seneca erwähnt in
seinen »Naturales questionesc (VII. Buch, 3. u. 4. Kap.), dass sich diese Annahme
nach der Meinung des Apollonius bereits bei den Chaldäem findet, während
Epicenes gerade das Gegentheil hiervon, dass nämlich die Chaldäer die Kometen
für Ausdünstungen der irdischen Atmosphäre hielten, berichtet. Dieser Widerspruch
löst sich, wenn man, was ja ganz wohl möglich ist, annimmt, dass beide ihre
Kenntnisse aus verschiedenen Quellen schöpften, d. h. dass einzelne unter den
gelehrten Chaldäem der ersteren, andere der letzteren Meinung waren.
Selbst die Meteoriten sollen bereits von Diogenes im 5. Jahrhundert vor
Christi Geburt für Weltkörper erklärt worden sein. Er hält den berühmten bei
Aegos-Potamos gefallenen Meteorstein für einen aus dem Welträume zur Erde
gelangten Stein, und spricht dabei die Meinung aus, dass es unsichtbare Sterne
giebt, die nur dann sichtbar werden, wenn sie auf die Erde herabfallen.
Seneca selbst hält die Kometen nicht für vergängliches Feuer, sondern für
ewige Werke der Natur, wofür er als Beweis anführt, dass sie einen bestimmten
Lauf haben, nicht schnell entstehen und vergehen, und ihre Stellung am Himmel
nicht nach der Windrichtung ändern. (»Quaestiones naturales«, Kap. 23). Den
Einwand, dass sie als Wandelsterne nicht im Thierkreise stehen, erklärt er für
belanglos, »denn wer hat den Sternen Grenzen vorgeschrieben?« Dass man ihre
Wiederkehr noch nicht beobachtet, und ihre Bahnen noch nicht berechnet hat,
ist kein Grund, ihnen die Beständigkeit abzusprechen, denn man sieht einen
Kometen, wie schon Apollonius hervorgehoben hat, nur, wenn er aus den oberen,
entfernteren Regionen des Himmels in den unteren, »der Erde nahen Theil seiner
Bahn kommt«.
Diese vollständig richtige Ansicht thcilte das Schicksal anderer, ähnlicher,
z. B. der Ansicht von der Bewegung der Erde: sie wurde im Mittelalter voll-
ständig verlassen, vielleicht nicht einmal gekannt, weil — nichts davon im
Aristoteles stand.
Mit den Meteoriten befasste man sich im Mittelalter gar nicht. Vereinzelte
Erscheinungen wurden nicht beachtet, und auffallende Objekte am Himmel waren
in dem abergläubischen Mittelalter immer nur Vorboten, göttliche Zeichen, genau
so wie die Kometen. Soll man annehmen, dass weniger Erscheinungen dieser
Art auftraten? Sternschnuppenfälle, Feuerkugeln, Meteoritenfälle bieten sich ja
gerade in einer Form dar, welche mit blossem Auge beobachtet werden kann,
sodass auf ihre Beobachtung die astronomischen Hilfsmittel der späteren Zeit
(Fehrnrohr) keinen Einfluss haben konnten. Nichts desto weniger ist es viel wahr-
scheinlicher, dass man weniger beobachtete oder vielmehr weniger beachtete, wie
dieses an dem Beispiele der Sonnenflecken ersichtlich ist.
Namentlich seit Regiomontan waren die Kometenerscheinungen Gegenstand
der Beobachtungen von Astronomen ; und jeder bedeutendere Astronom zog die-
selben in den Kreis seiner Betrachtungen, und versuchte die Gesetze ihrer Be-
wegung zu erforschen; in der That machte die Kometenastronomie auch relativ
bedeutende Fortschritte nicht ohne dass sich nebenbei im grossen Publikum die
Meinung von der astrologischen Bedeutung der Kometen als göttliche Warnungs-
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Kometen und Meteore.
5«
zeichen zur Verkündigung von Strafen u. s. w., erhalten hätte. Ja selbst im
18. Jahrhundert war die Kometenfurcht nicht völlig geschwunden, und selbst noch
im Anfang unseres Jahrhunderts fanden die Untersuchungen der Astronomen über
mögliche Zusammenstösse eines Kometen mit der Erde ein verzerrtes Echo bei
der grossen Menge, welche in diesen Untersuchungen nichts weiter zu finden
glaubte, als die genaue astronomische Festsetzung der Zeit des bevorstehenden
Weltunterganges.
Anders verhielt es sich mit den Meteoren. Der Volksglaube mass den Feuer-
erscheinungen in der Luft, wenn sie nicht massenhaft auftraten, keine besondere
Bedeutung bei, was wohl seine Ursache darin haben konnte, dass sie allzu ver-
gänglich sind; wenn auch jemand ein bedeutenderes Meteor sah, so war dasselbe
eben nur für ihn vorhanden, nicht aber für andere, die sich von der Erscheinung
desselben nicht wie bei den Kometen überzeugen konnten. Der astronomischen
Untersuchung der Sternschnuppenfälle hingegen stellte sich als Haupthinderniss
die scheinbare Unregelmässigkeit im Auftreten derselben und in deren Bewegung
entgegen.
Auflällig waren nur die Meteorstein fälle; allein diese wurden angestaunt,
wohl auch als vom Himmel gefallene Steine verehrt; aber die Bedeutung der
Kometen legte man ihnen nicht bei. Man dürfte wohl nicht fehl gehen, wenn
man den Grund dafür darin sucht, dass diese zur Erde gefallenen Steine sich
von den Kometen wesentlich dadurch unterschieden, dass man ihre Natur kannte,
während man von der Beschaffenheit der Kometen so gar nichts wusste.
Seit Reciomontan hatte man nun aber die Erscheinungen der Kometen
und der Meteore wenigstens von wissenschaftlicher Seite vollständig getrennt
Die Kometen waren Objecte der Astronomie geworden; Meteore irgend welcher
Art mussten aus dem Bereiche derselben gewiesen werden. Dieses blieb so bis
zum Ende des vorigen Jahrhunderts. 1794 erschien die für die Meteorastronomie
epochemachende Schrift Chladni's: »Ueber den Ursprung der von Pallas ge-
fundenen und anderer, ihr ähnlicher Eisenmassen und über einige, damit in Ver-
bindung stehende Naturerscheinungenc ; 1799 fand der grosse, von Alex. v. Hum-
boldt in Cumana beobachtete Sternschnuppenfall statt, und 1803 wurde durch
die im Auftrage der Pariser Academie von Biot vorgenommene Untersuchung des
Meteorsteinfalles von l'Aigle die immer wiederkehrende, und damals von wissen-
schaftlicher Seite immer wieder geläugnete Thatsache von Steinfällen wissen-
schaftlich ausser Zweifel gestellt, und damit waren auch die Meteore in den Kreis
der astronomischen Forschung gerückt.
Im Jahre 1866 wurde Schiaparelli durch seine Untersuchungen über perio-
dische Sternschnuppen auf die Identität der Bahnen grosser Schwärme mit
einzelnen Kometenbahnen geführt, und damit eröffnete sich der astronomischen
Forschung ein neues Feld. Wieder traten Kometen und Meteore als zusammen-
hängende Glieder in dem Reiche der Naturerscheinungen auf, aber sie sind nicht
mehr Erscheinungen unseres Luftkreises, nicht Gebilde tellurischen Ursprungs,
welche Gegenstand der Meteorologie sind, sondern zusammenhängende Objecte
kosmischen Charakters, Glieder des Sonnensystems, welchem sie seit Zeiträumen
angehören, die sich selbst der astronomischen Forschung entziehen, oder denen
sie sich erst in späteren Zeiten einverleibt haben, um demselben längere oder
kürzere Zeit anzugehören.
A. Kometen.
Die ältesten beobachteten Kometen waren selbstverständlich besonders auf-
fallende Himmelserscheinungen. Sie hatten mächtige, sich über weite Himmels-
4#
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Kometen und Meteore.
striche hin ausdehnende Schweife, woher auch der Name derselben rührt. Ihrer
Ortsveränderung am Himmel wendete man keine Aufmerksamkeit zu, denn sie
wurden als der terrestrischen Atmosphäre angehörige Objecte angesehen, die,
ähnlich, wie die Morgen- und Abendröthe jeden Tag neu entstehen und ver-
schwinden. Merkwürdig ist, dass Aristoteles, der derselben Meinung huldigte,
für den Kometen (l)1), 372 v. Chr. Geb. rohe Ortsbestimmungen gab (Auftreten
in dei Gegend des Frühlingspunktes, Bewegung gegen den Gürtel des Orion
zu, wo er verschwand), so dass Pingre sogar seine genäherte Bahn berechnen
konnte.
Von wirklich systematischen Kometenbeobachtungen, d. h. von Bestimmungen
der Positionen der Kometen nach ihren Coordinaten an der Himmelskugel kann
erst seit Reciomontan, welcher in dieser Art im Jahre 1472 den Kometen (23)
') Es wäre der Kürze wegen gut, wenn man die Kometen, deren Bahnen bestimmt sind,
ähnlich den Planeten consequent durch Nummern bezeichnen würde. Daraus ergiebt sich aller-
dings die Schwierigkeit, dass in dem Maasse, als die Bahnen von älteren Kometen bestimmt
werden, neue Zahlen einzuschalten sind, während andererseits durch Identifikation älterer Kometen
mit später beobachteten, andere Zahlen ausfallen. Dieser Wechsel der Bezifferung erstreckt sich
jedoch nur auf die relativ unsicheren, namentlich aus chinesischen Beobachtungen abgeleiteten
Bahnen der älteren Kometen. Da diese aber keineswegs mehr als eine Direktive für die späteren
Untersuchungen Uber die Identität dieser Kometen mit den in unserer Zeit beobachteten
geben, so kann hieraus kaum ein Uebelstand erwachsen, und kann die Numerirung des ersten
GALLE'schen Kometenverzeichnisses (aus dem Jahre 1847), welches seither manchen späteren
Werken zu Grunde gelegt wurde, beibehalten werden. Dies geschah in dem diesem Hand-
wörterbuche zum Schlüsse beigegebenen Verzeichnisse der Kometenbahnen. Hierzu ist nur
das Folgende zu bemerken: Die älteren Erscheinungen des Halley' sehen Kometen aus den
Jahren 12 vor Chr. Geb., ferner 66, 141, 837, 989, 1066, 1301, 1378, 1456, 1 531 'erhielten
die Nummer 19 des GAl.LE'schen Verzeichnisses; die von Ckloria aus den ToscANEUJ'schen
Beobachtungen ermittelten Bahnen der Kometen 1449 und 1457 I erhielten die Nummern 18
bez. 20, während die höchst unsicheren Bahnen der Kometen aus den Jahren 240, 539, 565,
135 1 und 1533 des älteren GALLE'schen Kometenverzeichnisses die Bezeichnungen a, b, e, e
und i die Kometen aus den Jahren 1006, 1402, 1499, 1500 des zweiten GALLE'schen Ver-
zeichnisses die Bezeichnungen d, /, g, h, und die wegen mangelhafter und der Zahl nach un-
genügender Beobachtungen ebenfalls nur unsicheren Bahnen der Kometen 1816 und 1818 I die
Bezeichnungen k, l erhielten. Hierdurch correspondiren die Nummern von 22 angefangen
durchweg mit der GALLE'schen Bezeichnung.
Gewöhnlich bezeichnet man die Kometen nach dem Jahre ihres Erscheinens, und fügt,
um Sie von einander zu unterscheiden, römische Ziffern, nach de» Zeit ihres Periheldurch-
ganges bei. So ist der Komet 1892 I, der am 6. März 1892 von Swift in Rochester N. Y.
entdeckte Komet, welcher sein Perihel April 6 7 M. Z. Berlin passirte; der Komet 1892 n ist
der am 18. März von Denning in Bristol entdeckte Komet, der Mai 1 1*2 durch das Perihel ging;
Komet 1892 III der am 6. November von Holmes in London entdeckte Komet, dessen Durch-
gang durch das Perihel auf Juni 13 2 fiel. 1892 IV ist der am 18. März (also vor dem Ko-
meten 1892 III) von Spitäler in Wien nach der Ephemeride von v. Haerdtl wieder aufge-
fundene WiNNECKE'sche Komet, dessen Perihelzeit Juni 30'9 fiel. 1892 V ist der October 12
(also ebenfalls vor dem Kometen 1892 III) von Barnard auf dem Mount Hamilton auf photo-
graphischem Wege entdeckte Komet, der Dec. 1 11 durch das Perihel ging; 1 892 VI der von
Brooks in Geneva N. Y. am 28. August (also vor den Kometen m u. V) entdeckte Komet,
welcher Dec. 28'1 durch sein Periuel ging; während der ebenfalls von Brooks in Geneva N. Y.
am 19. November 1892 entdeckte Komet bereits mit 18931 bezeichnet werden muss, da seine
Perihelzeit 1893 Januar 6 5 fallt. Diese Bezeichnung muss hier zur leichteren Orieqtirung bei-
behalten werden. Die nach der Jahreszahl beigefügte Bezeichnung a, b, c, d . . . nach deT
Zeitfolge der Entdeckungen ist jetzt fast allgemein aufgegeben worden.
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Kometen und Meteore.
53
beobachtete, gesprochen werden. Die Zahl der beobachteten Kometen beträgt
in den Jahren
vor 500 vor Chr.
Geb.
3
700
bis
799
nach Chr. Geb.
13
499
bis
400
II
6
800
,,
899
7 7
II
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31
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11
7
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18
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27
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1»
II
1»
19
1700
»»
1799
»1
II
II
96
500
1»
599
i'
'i
11
24
1800
»»
»895
1»
• »
II
284
600
»»
699
l>
II
11
21
wobei aber, was namentlich für das letzte Jahrhundert zu beachten ist, die
periodischen Kometen in jeder Erscheinung wiedergezählt, hingegen für die Zeit
von 1800 bis 1895 24 Kometen, die nur ein- oder zweimal gesehen und dann
nicht mehr wiedergefunden wurden, nicht mitgerechnet sind.
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, dass bis 200 vor Chr. Geb. die Zahl der
Kometen noch merklich durch die Zahl der auffälligen Kometen gegeben ist;
erst seit 200, d. i. seit Hipparch wurde diesen Himmelskörpern — wie überhaupt
der Astronomie — eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet, woraus sich die
plötzliche Zunahme der gesehenen Kometen leicht erklärt: dass thatsächlich mehr
Kometen erschienen sein sollten, kann nicht wohl angenommen werden. Merk-
würdigerweise erhält sich die Zahl der beobachteten Kometen bis 1700 ziemlich
constant; selbst die Anwendung des Fernrohres bringt hierin keine Aenderung
hervor. Dieses scheint auf den ersten Augenblick sonderbar; das Befremden ver-
schwindet aber, wenn man berücksichtigt, dass das Fernrohr nicht zur Aufsuchung
von Kometen, sondern anfänglich nur zur Betrachtung, später (seit Gascoigne 1640)
zu Ortsbestimmungen verwendet wurde. Der erste teleskopisch entdeckte Komet
war der von Sarabat 1729 entdeckte Komet (60), was eigentlich sehr merkwürdig
ist, da er in relativ sehr grosser Entfernung von der Erde und Sonne entdeckt
wurde, indem seine Periheldistanz vier Erdbahnhalbaxen (die grösste überhaupt
bisher bei einem Kometen gefundene Periheldistanz) ist, also nahe der Jupiter-
bahn fällt.
Aber erst in unserem Jahrhundert nahm die Zahl der teleskopisch entdeckten
Kometen besonders zu, und unter den bis Ende 1895 entdeckten 284 Kometen
ist die weitaus grösste Mehrzahl teleskopisch.
Die Kometen unterscheiden sich von den Planeten durch ihr nebelartiges
Aussehen. Während die Planeten im Fernrohre das Bild von gut bestimmten,
von scharfen Contouren begrenzten Scheiben (grosse Planeten) oder feineren,
fixsternartigen l.ichtpünktchen (kleine Planeten) bieten, haben die Kometen das
Aussehen von dunstartigen, den Nebelflecken ähnlichen, kleinen, meist kreis-
runden Wölkchen von mehreren Bogenminuten Durchmesser, deren mattes Licht
allmählich, fast continuirlich gegen den dunklen Himmelshintergrund abnimmt,
so dass der Komet meist mit verwaschenen, sich von dem dunklen Hintergründe
nur unscharf abhebenden Contouren erscheint. Von dieser den teleskopis* hen
fast ausschliesslich eigenen Form unterscheidet sich diejenige der mit freiem
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54
Kometen und Meteore.
Auge sichtbaren Kometen durch eine oft nur kurze, oft ziemlich ausgedehnte,
bei manchen besonders auffalligen Kometen sich Uber einen grossen Theil des
Himmels ausdehnende mächtige »Ausstrahlung« , den Schweif, welchem die
Kometen ihren Namen verdanken. Man nennt den Kometennebel, welcher das
eigentliche Objekt des Kometen bildet, die Coma, mitunter auch den Kopf;
doch findet man, namentlich in älteren Werken, den Namen »Kopf« in zweierlei
verschiedener Bedeutung gebraucht. Schröter nennt die Coma des Kometen
die »Kernlichtkugel«, die vordere, der Sonne zugekehrte Begrenzung des Kometen-
schweifes, welcher sich z. B. bei dem Kometen (122) 181 1 I auf einen, anfänglich
ca. 18-, später bis zu 7 fachen Durchmesser der Coma erstreckte, den Kopf. Dieses
schliesst sich mehr der älteren Bedeutung an, bei welcher unter Coma (Haar)
der eigentliche Schweif verstanden war. Hevel gebraucht in seiner Kometographie
den Namen »Kopf des Kometen« (caput cometat) in der jetzt üblichen Bedeutung,
für den Kometennebel, zählt aber die Nebelhülle (die Coma) bereits zum Schweife,
während er als Kometen nur den in der Mitte des Nebels auftretenden Lichtpunkt,
den Kern (nueleus) erklärt1). Lichtpunkte dieser Art, Kerne, sind nicht bei allen
Kometen sichtbar. Selbst bei grossen, mit freiem Auge sichtbaren Kometen
fehlen dieselben manchmal. So war bei dem Kometen (298) (1887 I) keine Spur
eines Kernes zu finden; die Coma, als Begleiterin des Kernes auch »Nebel-
hülle« genannt, war so verwaschen und diffus, dass der Komet im Fernrohr
früher verschwand als dem blossen Auge, und dass mikrometrische Messungen
(Ortsbestimmungen) überhaupt nicht gemacht werden konnten; die Positions-
bestimmungen dieses Kometen waren, ein in diesem Jahrhundert einzig da-
stehender Fall, blosse Einstellungen am Aequatoreal und Ablesungen am Kreise.
Mitunter treten bei Kometen mehrere Kerne in dem Kopfe aui; mitunter
haben dieselben nur das Aussehen von undeutlichen Lichtansammlungen, Ver-
dichtungen, so dass bei einer grossen Anzahl von Kernen der Kometenkopf ein
granulirtes Aussehen erhält. Ein derartiges Aussehen hatten nach den Hevel-
sehen Zeichnungen (vergl. in seiner »Cometographie« die Tafeln zwischen pag. 452
und 453 und zwischen pag. 458 und 459) die Kometen von 1590, 1607, 1647 und
1661. Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Schiaparelli bei dem Kometen
(224) (1862 III)5*) am 25. August 1862.
Mehrere getrennte Kerne sahen Tycho und Cornelius Gemma bei dem
Kometen von 1577 (No. 29). Spektroskopische Beobachtungen haben gezeigt,
dass selbst bei denjenigen Kometen, bei welchen ein deutlicher Kern nicht wahr-
zunehmen ist, ein solcher vorhanden ist. Das Spectrum des Kometen besteht
nämlich9) aus einem continuirlichen Spectrum, das von einem festen (oder
tropf barflüssigen) Kern herrührt, und mit der Helligkeitszunahme dieses Kernes
auch an Intensität gewinnt4) und aus einem Linicnspectrum, das den in der
Nebelhülle (Coma) auftretenden Stoffen angehört. Das continuirliche Spectrum
zeigt sich nun selbst bei denjenigen Kometen, bei denen ein deutlicher Kern
nicht constatirbar ist
») Caput Ccmetae, nemfe nueleus una cum circumfuso jubare (vergl. u B. seine »Cometo-
graphie«, pag. 341.
') Vergl. »Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnappen«, deutsche Ausgabe
von Boguslawski, pag. 173.
*) Vergl. den Artikel »Astrospectroskopic«, pag. 408.
*) Ebenda, pag. 409, TergL auch Herz, »Bestimmung der Bahn des grossen Kometen von
181 1 « . patf. 200.
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Tafel III.
Valentiner, Handwörterbuch der Astronomie.
Hand II, pag.j
Tafel IV.
vrALENTiNtK, Handwörterbuch der Astronomie.
Hand II, pag. 58.
Herz del.
Fig. 3
(1888, Mai ai)
Komet Sawerthal 1888 I
(nach Wutschichowsky , Astron. Nachrichten No. 2844)
Verlag von EnuARD Trkwknkt
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Kometen um) Meteore.
Der Kern des Kometen ist nicht immer in der Mitte des Kopfes. Bei dem
Kometen (122) (1811 I) sah Herschel den Kern excentrisch, und zwar »immer
weiter von der Sonne entfernt, als die Mitte des glänzendsten Theiles der ihn
umgebenden Atmosphäre. Diese excentrische Lage war so beträchtlich, dass bei
der Schwierigkeit, mit welcher der Lichtpunkt gesehen war, letzterer sehr leicht
dem Beobachter entschlüpfen konnte«1). Bei dem Kometen (270) (1880 1), dessen
Bahn sehr nahe mit derjenigen des Kometen (161) (1843 I) übereinstimmt, erklärte
Gould die geringen Abweichungen durch die Nichtübereinstimmung des optischen
und physischen Schwerpunktes.
Bei den grossen, in den ältesten Zeiten allein auffälligen Kometenerscheinungen
bildete eine der merkwürdigsten Erscheinungen der Kometen der Schweif. Bei
dem Kometen (161) (1843 I) und bei dem DoNATi'schen Kometen (213) (1858 VI)
betrug die Schweillänge nahe 60°; bei dem Kometen (122) (dem grossen Ko-
meten von 1811) nahe 90°; bei dem Kometen (37) (dem grossen Kometen von
1618) über 100°, und bei dem grossen Kometen des Jahres 1861 (221) sogar 120°.
Rechnet man hiermit und mit den wahren Entfernungen der Kometen von der
Erde mit Rücksicht auf die Richtung der Kometenschweife deren absolute Längen,
so ergeben sich ganz ungeheure Werthe; für den Kometen (221) findet sich
35 Millionen Kilometer, für den Kometen (213) 80 Millionen Kilometer, für
den Kometen (122) 110 Millionen Kilometer, und für den Kometen (161)
250 Millionen Kilometer.
Schon Seneca bemerkte, dass die Kometenschweife die Sonne fliehen, und
dieselbe Regel findet sich in den griechischen Berichten über den Kometen
(19) vom Jahre 837. Neuerdings wurde diese Beobachtung von Fracastor und
von Petrus Aplanus an dem Kometen von 1531 gemacht. Seither hat sich die
Regel, dass die Kometenschweife stets von der Sonne abgewendet sind, bestätigt
gezeigt, wenngleich die Kometenschweife nicht mit der Verlängerung des Radius-
vectors der Kometen zusammenfallen, sondern von demselben oft nicht unbe-
trächtlich abweichen.
Die Form der Kometenschweife ist meist schwach gekrümmt, an den Rändern
lichtstärker als im Innern, so dass sie das Aussehen einer cylinderförmigen, im
innem hohlen Dunströhre gewinnen, sonst aber ausserordentlich mannigfaltig:
der Schweif geht als dünne Säule aus dem Kometenkopfe an der der Sonne
abgewendeten Seite hervor und wird allmählich breiter, wie beim Kometen (37);
oder er umgiebt den Kometenkopf in einer ziemlichen Entfernung, durch
einen dunklen Zwischenraum von demselben getrennt, wie eine kleine Hohl-
kugel, die auf der von der Sonne abgewendelen Seite in eine mächtige, sich all-
mählich erweiternde Röhre übergeht, so dass man eigentlich zwei Schweife zu
sehen glaubt, die nahe parallel, aber von dem Kometen weg schwach diver-
girend verlaufen und sich gegen die Sonne zu um den Kometen herum durch
einen Kreis schliessen (Komet 122); oder der Schweif des Kometen besitzt
an der einen Seite eine scharfe Begrenzung (Lichtlinie) und ist nach der anderen
Seite verwaschen, federartig geschlitzt (Komet 29). Bei dem Kometen (37)
beobachtete Horatius Crassus am 30. November 161 8 in der Mitte des Schweifes
von dem Kopfe des Kometen ausgehend, über eine kurze Strecke hinziehend
eine schmale, helle Linie, instar meduüae arboris*).
») Monatliche CorTespondenz rur Beförderung der Erd- und Himmelskunde von v. Zach,
Bd. 38, pag. 459.
*) Hmt, Cometographie, pag. 881.
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56
Kometen und Meteore.
Diese Formen bilden schon mannigfach den Uebergang zu den anomalen
Kometenschweifen. Nebst der Hauptform des von der Sonne weggerichteten,
nur wenig gekrümmten Schweifes hat man nämlich wiederholt kürzere Neben-
schweife beobachtet, die zu den Hauptschweiten geneigt, oft auch gegen den
Radiusvector der Kometen senkrecht stehen, oder zur Sonne gerichtet sind,
und die deshalb als anomal bezeichnet wurden.
. Unter den älteren Kometen, von denen Hevel in seiner Kometographie be-
richtet, bietet die merkwürdigsten Erscheinungen in dieser Art der Komet (29),
bei welchem Cornelius Gemma nebst dem Hauptschweife noch einen zweiten,
kürzeren Schweif von derselben Krümmung in nahe derselben Richtung sah,
überdies aber noch drei nahe gleich lange, ziemlich kurze Nebenschweife, von
denen der eine nahe 30° gegen den Hauptschweif geneigt, von der Sonne weg
gerichtet, der zweite nahe senkrecht auf dem Radiusvector des Kometen und
der dritte zur Sonne gerichtet war.
Zunächst wäre dann der grosse Komet von 1680 (No. 46) zu erwähnen, bei
welchem Gottfried Kirch ebenfalls einen gegen die Sonne zu gerichteten Schweif
beobachtet hatte, weiter der Komet von 1744, welcher 6 fächerförmig geordnete,
30 bis 40° lange Schweife hatte; der Komet von 1807, der einen längeren, fast
geraden und einen kürzeren, stark gekrümmten Schweif hatte. Der Komet von
1823 hatte zwei mehrere Grade lange Schweife, von denen der eine der Sonne
zu, der andere von der Sonne weggerichtet war.
Merkwürdige Erscheinungen bot der DoNATi'sche Komet (213). Derselbe
hatte nebst einem langen, gekrümmten Hauptschweif noch einen zweiten, be-
deutend schwächeren, geraden, ebenfalls von der Sonne weg gerichteten; die
zur Sonne zugekehrte Schweifhülle, gewöhnlich die Lichtausströmung genannt,
welche, wie oben bei dem Kometen (122) erwähnt wurde, eine durch einen
dunklen Zwischenraum von der Coma getrennte Dunsthülle bildete, war beim
DoNATi'schen Kometen geschichtet, gleichsam aus einer Reihe von concen-
trisch übereinandergelegten Lichthüllen bestehend; eine ähnliche Erscheinung
beobachtete Wimnecke auch bei dem Kometen 1862 II.
Anomale Schweife wurden auch beobachtet bei dem Kometen 1844 I und
bei dem Kometen 1862 II.
Der WiNNECKF.'sche Komet (131) hatte im Jahre 1875 zwei kurze, einen
Winkel von 60° einschliessende Schweife, zwischen welchen sich mehrere andere
fächerförmig ausbreiteten.
Der Komer 1888 1 zeigte einen gegen den Haupfschweif unter 60° geneigten
Nebenschweif (vergl. die Fig. 1 und 2, Tafel IV).
Besondere Aufschlüsse über die Kometenschweife brachte seit 1892 die Photo-
graphie. Bei dem Kometen 1892 I zeigten die auf dem Mount Hamilton und in
Sydney aufgenommenen Photographieen eine Theilung des Schweifes in mehrere,
bis zu 8 Strahlen, während er direkt (im Fernrohre) nur von Barnard am 3. April
doppelt gesehen wurde. Am 7. April zeigten die Aufnahmen eine in 2° Ent-
fernung vom Kopfe sich zusammenballende Anschwellung, welche das Bild eines
zweiten Kometen darstellte, aus dessen Kopf ein neues System von Strahlen
hervorbrach. Eine ähnliche Erscheinung zeigte der Komet 1892 UJ auf einer
photographischen Aufnahme, welche Barnard auf dem Mount Hamilton am
10. November, vier Tage nach seiner Entdeckung, erhielt: eine schwache, diffuse
Nebelmasse am Ende des ca. 1° langen Schweifes, welche Anschwellung übrigens
auch von Campbell schon am 8. und 9. November beobachtet worden war.
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Kometen und Meteore.
Ebenso zeigten die photographischen Aufnahmen der Kometen 1893 II,
1893 IV, 1894 II Theilungen des Schweifes; bei dem Kometen 1895 IV beob-
achtete man einen Nebenschweif, der gegen den Hauptschweif um etwa 30°
geneigt war, und überdies eine fächerförmige Ausstrahlung gegen die Sonne zu.
Eine besonders bemerkenswerthe Erschei nung bot sich bei dem Kometen
1894 1 dar; dieser Komet hatte eine fächerförmige Coma, welche sich nur in der
zur Sonne senkrechten Richtung in einen kurzen, schwachen Schweif von
etwa 2' Länge und 1' Breite fortsetzte.
Dass die Schweiflänge bei den verschiedenen Kometen variirt, wurde schon
erwähnt; allein besonders bemerkenswerth sind noch die Veränderungen in der
Schweiflänge eines und desselben Kometen. Im allgemeinen hängt dieselbe von
der Intensität des Schweifes und von der Vergrößerung des bei der Beobachtung
verwendeten Instrumentes ab. Je stärker die Vergrösserung, desto mehr wird
das schwache, nebelartige Licht des Kometen zerstreut, geschwächt, desto kürzer
erscheint der Schweif, während bei lichtstarken Objekten selbstverständlich starke
Vergrösserungen den entgegengesetzten Effekt hervorbringen. Aehnliches gilt natür-
lich auch von den mit freiem Auge angestellten Beobachtungen; je schärfer das
Auge des Beobachters, desto weiter wird er den Schweif verfolgen können, desto
länger wird er den Schweif sehen. So erklären sich die untereinander oft so
widersprechenden Angaben Uber die beobachtete Länge der Kometenschweife.
Die Länge der Schweife ist jedoch nicht constant, sondern wechselt von
Tag zu Tag; ganz ausserordentliche tägliche Veränderungen zeigte z. B. der
Komet 1893 II. Allein viel merkwürdiger sind diejenigen Veränderungen, welche
sich innerhalb weniger Secunden an dem Schweife zeigen : Fluctuiren, Schiessen,
Spielen. Wohl die älteste Beobachtung dieser Art ist die von Cysatus an dem
Kometen (37) gemachte. Hevel berichtet über die Beobachtung von Cysatus
am 4 Dezember 1618, dass der ganze Schweif des Kometen fluctuirte, und die
Strahlen des Schweifes von dem Kopfe des Kometen wegschössen und sich dann
plötzlich zusammenzogen, so dass der ursprünglich an seinem äussersten Ende
mehr spitzige Schweif auseinandergezogen und besenartig zerstreut war. *Coma
Cometac tota ßuetuabat, quasi vento leviter agitata; radii quoque Comae e capite
avibrabantur, subitoquc retrahebantur . . . ita fiebat haec radiorum e capite Cometac
ejacuiatio, ut deniqut Coma alias in extremo acutior multum dilataretur et scoparum
instar spargeretur*. l). Ein solches Fluctuiren und Schiessen im Kometenschweite
hatte Schröter bei dem Kometen von 1807 und bei demjenigen von 1811
beobachtet. Endlich wurden ähnliche Erscheinungen bei dem Kometen 1893 IV
auf photographischem Wege constarirt. Die mannigfachen Photographien weisen
Veränderungen auf, welche mit Rauchsäulen verglichen werden können, die sich
in den umgebenden Raum hinaus zerstreuen '•*).
Zu diesen Fluctuationen im eigentlichen Schweife gesellen sich mitunter
Erscheinungen in der Coma, welche als »Ausströmungen« bezeichnet und auch
seit Brssel als Ursache dieser Fluctuationen angesehen wurden. Bessel be-
schreibt diese Erscheinung3) bei dem HALLEv'schen Kometen in seiner Sonnen-
nähe 1835, am 2. Oktober, als eine »Ausströmung der Lichtmaterie aus dem
•) Cometopraghie, pag. 883. Hierzu ist zu bemerken, dass hier das Wort coma noch die
ältere Bezeichnung »Schweif« hat, indem der Kern mit der NebelhUlle, welche jetzt als Coma
bezeichnet werden, immer als <aput bezeichnet erscheint.
*) Vergl. Kjlkutz, Bericht Uber die Kometen ; Vierteljahrsschrift der Astron. Gesellschaft,
Bd. 29, pag. 64.
3j Astron. Nachrichten, Bd. 13, pag 187; gesammelte Werke. I. Bd.. png 55.
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5«
Kometen und Meteore.
Kerne, welche einen Kreissector von etwa 90° bildete, beiläufig der Sonne zu-
gekehrt war und bis auf 12 bis 15" Entfernung von dem Mittelpunkte von dem
nebligen Grunde, auf welchem sie lag, unterschieden werden konnte . . . Am
8. Oktober heiterte es sich wieder auf . . . Die Ausströmung war stärker ge-
worden als am 2., der Winkel ihrer Ränder kleiner, etwa 45°; ich konnte
sie bis zu 15 bis 20" Entfernung von dem Mittelpunkte von dem hellen Grunde
unterscheiden, auf welchem sie lagt. Nach und nach wurde der Winkel an der
Spitze des Kegels, nach welchem die Ausströmung scheinbar stattfand, kleiner,
d. h. die Ausströmung mehr cylindrisch, jedoch nicht geradlinig begrenzt, sondern
etwas seitlich gekrümmt; am 12. Oktober war der Winkel der Begrenzung nahe
30°; >der Kern des Kometen und seine Ausströmung gewährten das Ansehen
einer brennenden Rakete, deren Schweif, durch Zugwind seitwärts abgelenkt wird«
(vergl. Taf. III, Fig. 1). Am 13. Oktober war das Aussehen, wie Taf. III, Fig. 2
zeigt, völlig verändert; an Stelle der Ausströmung »lag eine unbegrenzte Masse
von Lichtmaterie, links von dem Mittelpunkte.« Am folgenden Tage, dem 14. Oktober,
hatte sich aber (vergl. Taf. III, Fig. 3) die Lichtausströmung wieder hergestellt, und
blieb so mit grösseren Veränderungen bis zum 22. Oktober, an welchem Tage sie
die durch Taf. III, Fig. 4 dargestellte Form angenommen hatte. Diese war aber
am 25. Oktober wieder verschwunden, und an ihre Stelle eine der Lichtanhäufung
vom 13. Oktober ähnliche, aber weniger intensive und weniger ausgedehnte
Lichtanhäufung getreten. Zu bemerken ist dabei noch, dass der Komet während
der Zeit des Ausströmens einen besonderen Glanz entwickelte. Schon am
2. Oktober bemerkte Bessel eine starke Vermehrung des Glanzes; am 12. Oktober
erschien der Komet heller als die Sterne zweiter Grösse im grossen Bären; ebenso
am 13. Oktober; am 22. Oktober erschien er wie ein Stern dritter Grösse, und
am 25. »war der Kern des Kometen so glänzend, dass man ihn, als die Dämmerung
den Nebel noch fast unsichtbar machte, mit der schwächsten Vergrösserung des
Heliometers für einen Fixstern hätte halten können.«
Ganz ähnliche Ausströmungen wurden von Hejnsius bei dem Kometen von
1744 wahrgenommen1), und in jüngster Zeit zeigte sich ein auffälliges Beispiel
derselben Art bei dem Kometen 1888 I. Am 21. Mai nahm die Helligkeit des
Kernes um 1 bis 2 Grössenklassen zu, und aus dem Kopfe des Kometen
schössen zwei sehr helle Ausläufer hervor, die sich kreislörmig nach beiden
Seiten umbogen (vergl. Taf. IV, Fig. 3) und den eigentlichen Schweif an Helligkeit
übertrafen. Bemerkt muss noch werden, dass der Lichtausbruch zwei Monate nach
dem Durchgange durch das Perihel stattfand.
Lichtausbrüche, welche sich durch mehr oder weniger schnelle, oft durch
plötzliche Vermehrung der Helligkeit des Kernes äussern, ohne das sonstige
Aussehen des Kometen wesentlich zu verändern, sind bereits mehrfach beob-
achtet worden.
Der Komet 1884 1 (No. 124) war bis zum 22. September 1883 sternartig,
von der 12. Grösse. Am 23. September stieg seine Helligkeit auf die 8. Grössen-
klasse; der Kern war aber dabei nach Schiaparelli nicht sternartig, sondern
hatte einen erkennbaren Durchmesser und verwaschene Conturen. Am 2 5. September
hatte sich der Kern ganz verloren, und der Komet bildete einen sehr hellen
Nebel; hierauf folgte rasche Abnahme der Helligkeit; am 1. Januar 1884 bildete
der Komet nach Beobachtungen in Potsdam einen feinen Lichtpunkt mit
schwacher Ausstrahlung; 1$ Stunden später war an Stelle des Kometen ein
») Bembl's Werke, Bd. I, pag. 64.
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Kometen und Meteore.
59
Stern 7. Grösse getreten; von 7* 20«- bis 8* 10* M. Z. Potsdam fand eine weitere
Zunahme der Helligkeit statt; dabei trat das continuirliche Spectrum ausser-
ordentlich stark hervor, während das Banden spectrum bedeutend zurücktrat.
Auch am 13. und 19. Januar war das continuirliche Spectrum besonders hell
(der Komet ging durch sein Perihel am 25. Januar).
Der Komet (321), entdeckt am 6. November 1892 bereits lange nach seinem
am 13. Juni erfolgten Periheldurchgange, wurde am 14. Januar 1893 noch als
ein mit Schwierigkeit zu erkennendes Object von Houch in Evanston gesehen;
am 16. Januar wurde er aber von Kobold in Strassburg, sodann in Nordamerika
wieder als ein fixsternartiges Object 8. Grösse mit einer Nebelhülle von 30"
Durchmesser gesehen, und am 23. Januar war seine Helligkeit noch 8. Grösse.
Obgleich die mächtige Schweifentwickelung der grossen, mit freiem Auge
sichtbaren Kometen jedenfalls zu den grossartigsten Naturschauspielen zu zählen
ist, so bieten sich für den Astronomen bei gewissen Kometen noch viel merk-
würdigere Erscheinungen dar: die Theilungen der Kometen.
Theilungen von Kometen wurden schon in doppelter Art beobachtet:
Theilungen des Kernes, wobei die sämmtlichen Kerne in derselben Nebelhülle
eingeschlossen waren, sodass der Kopf des Kometen aus einer Coona bestand,
in welcher sich mehrere Kerne befanden; und Theilungen des Kometen in
mehrere Theile, von denen jeder aus Coma und Kern bestand.
Offenbar können die bereits früher erwähnten Kometen mit mehreren Kernen,
sofern diese deutlich begrenzte Lichtpunkte bildeten, ebenfalls zu denjenigen
Kometen gerechnet werden, welche vielleicht ursprünglich ebenfalls nur einen
Kern hatten, bei denen man aber die Theilung nicht beobachten konnte, weil
sie vor dem Sichtbarwerden des Kometen stattfand.
Schon Aristoteles berichtet in seiner »Meteorologia« Kap. VI, dass Democrit
von der Erscheinung von in Sternen aufgelösten Kometen spricht Die Mittheilung
ist aber zu unbestimmt und von keiner anderen Seite bestätigt, um derselben
grosses Gewicht beizulegen. Ueberdies muss bemerkt werden, dass Theilungen
von Kometenkernen in Anbetracht der Kleinheit des Kopfes nicht wohl mit
freiem Auge wahrgenommen werden können1).
Wohl die erste beobachtete Theilung eines Kernes ist die von Hevel in
seiner Kometographie2) berichtete Theilung des Kometen von 1618. Die aus»
führlichsten Beobachtungen rühren von Cysatus her, der dieselben folgender*
maassen beschreibt:
Am 8. December war der Kern bedeutend grösser geworden und nicht mehr
rund, sondern in drei oder vier unregelmässige, kugelförmige Figuren getheilt,
die aber mit einander verbunden waren (quales solent apparerc Saturni comitts).
Am 17. December waren an Stelle des früher festen Kernes einige kleine
Sterne getreten, welche am 18. noch deutlich getrennt gesehen wurden.
Am 20. December. Der Kern scheint aus mehreren Sternen zu bestehen,
von denen sich drei durch besondere Helligkeit auszeichnen.
Am 24. December. Kern und Schweif wurden grösser, aber weniger hell;
von den drei hellen Punkten wurde nur mehr einer gesehen; die übrigen Kern-
punkte schienen an Zahl gewachsen, aber mehr zerstreut.
') Man beachte nur, dass schon ein ziemlich scharfes Auge dazu gehört, um die
Sterne » und 5 Lyrae, welche etwa 8$' von einander entfernt sind, oder selbst die beiden
Sterne o, und a, Capricorni, welche ca. 6J' von einander entfernt sind, getrennt zu sehen.
*) P**. 34«
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6o
Kometen und Meteore.
Auch Gottfried Wendelin hat eine Theilung in 3 oder 4 Theile gesehen1).
In der ganzen folgenden Zeit blieben diese Beobachtungen ganz unbeachtet.
Erst 1846 trat eine noch viel auffälligere Erscheinung auf: die Theilung eines
Kometen in zwei andere, von denen jeder für sich einen vollkommenen Kometen
mit Coma und Kern darstellte. Es war der BiELA'sche Komet von 67 Jahren
Umlaufszeit, welcher nach seiner Erscheinung 1832, in welcher er nichts auffälliges
darbot (bei seinem Periheldurchgange im Jahre 1839 wurde er nicht gesehen) bei
seinem Wiedererscheinen 1845 (Periheldurchgang 1846 Februar 11.) in zwei
Kometen zerfiel. Schon am 19. December 1845 nahm Hind eine Verlängerung
des Kometen wahr; Encke sah den Kometen am 21. December noch ungetheilt;
erst am 29. December wurde er, zuerst in Amerika, bestimmt getheilt gesehen.
Mauky in Washington beobachtete noch einige Zeit nach der Theilung eine
eine Verbindung 2wischen beiden Kometen bildende Strahlenbrücke; die Ent-
fernung der beiden Kometen, von denen der kleinere nördlich voranging, stieg
bis zum 20. Februar auf 6' Distanz; Ende März war der kleinere unsichtbar
geworden, Mitte April auch der grössere, folgende. Bei der nächsten Wiederkehr
1852 wurde der Komet am 25. August von Secchi entdeckt, zunächst aber nur
einfach; erst am 15. September wurde, ebenfalls von Secchi, auch der andere
Theil in ^° Entfernung gefunden. Die Entfernung war also jetzt, entsprechend seiner
geocentrischen Distanz, auf 2^ Millionen Kilometer gestiegen; doch fanden sowohl
Hubbard als d'Arrest bei ihren Berechnungen der Beobachtungen, dass das
Maximum der Entfernung sowohl 1846 als 1852 im Perihel stattfand, d. h. dass
die Entfernung bis zum Perihel wuchs, und nachher während der Zeit der Beob-
achtungen wieder etwas abnahm.
Die beiden Theile wechselten wiederholt die Helligkeitsverhältnisse, waren
überhaupt ziemlich lichtschwach und schwierig zu sehen, und wurden nur in Rom,
Cambridge, Berlin und Pulkowa beobachtet. Am 28. September war der Komet
verschwunden, und ist in den folgenden Perihelien nicht wieder gesehen worden.
Ueber die muthmassliche Wiedererscheinung desselben im Jahre 1896 vergl.
pag. 73-
Das zweite bestimmte Beispiel eines Doppelkometen bot der Komet (216);
derselbe wurde am 26. Februar 1860 von Li Ais zu Olinda in Brasilien entdeckt,
konnte aber nur durch 7 Tage beobachtet werden. Pechüle hat aus den
Beobachtungen die Bahnen der beiden Köpfe gesondert berechnet.
Ein besonders auffälliges Beispiel von Kerntheilungen bot der Komet (281);
er ging am 17. September 1882 durch sein Perihel in einer Entfernung von
0*00775 Erdbahnhalbaxen, d. i. nahe 1157000 km vom Sonnenmittelpunkte, also
fast in Berührung mit der Sonnenoberfläche. Er erschien so hell, dass er
bei Tage in der Nähe der Sonne gesehen wurde. Finlay und Elkin beob-
achteten am Cap der guten Hoffnung am 17. September seine Berührung mit
dem Sonnenrande. Beide beobachteten den Eintritt des Kometen in die Sonnen-
scheibe wie ein Verschwinden hinter der Sonne; auf dieser war keine Spur
•) Hier muss auch der Erscheinung des Kometen von 1652 gedacht werden, von welchem
Hevel berichtet, dass er in Amerika von Pater Joh. Könige, und auch in Europa bei seinem
Erscheinen, aus mehreren Kometen bestehend gesehen wurde, die sich später vereinigten
(1. c. pag. 351). Dass der Komet mehrere Kerne hatte, wurde allerdings auch von Hevel
selbst (ibid. pag. 889) und von Bl'LLlALous (ibid. pag. 890) beobachtet; allein von einer
späteren Vereinigung der Kerne ist dabei keine Rede. Auch sind Erscheinungen dieser Art später
nie wieder beobachtet worden, und muss diese Thatsache vorläußg bis auf weitere Bestätigungen
mit grosser Reserve aufgenommen werden.
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Kometen und Meteore.
61
des Kometen zu sehen, während die Rechnung ergab, dass die Beobachtung einem
Durchgange des Kometen vor der Sonnenscheibe entsprach. Finlay verfolgte
den Kometen an einem sechszölligen Aequatoreal von 4* 40** M. Z. Cap; um
4* 50"» 58* M. Z. Cap war der Komet plötzlich verschwunden; 3 Secunden
später glaubte er noch einen Schimmer desselben zu sehen, aber war dessen
nicht mehr sicher. Elkin beobachtete am Heliometer das Verschwinden des
Kometen am Sonnenrande um 4* 50*» 52*; 4' vorher war der Komet noch deut-
lich zu sehen er vergleicht die Beobachtung mit der Bedeckung eines Sternes
4. Grösse durch den hellen Mondrand.
Statt der zahlreichen Beobachtungen über die Theilung des Kernes genügt
es, die folgende Zusammenfassung der Erscheinungen von Kreutz anzuführen1):
>Bei der Entdeckung des Kometen September 8. war der Kern durchaus rund,
10" — 15" im Durchmesser. Mit der Annäherung an die Sonne nahm derselbe
eine stetig sternähnlichere Gestalt an; September 17., £ Stunde vor dem Eintritt
in die Sonnenscheibe, betrug der Durchmesser nur mehr 4", desgleichen am
nächsten Tage bei Gelegenheit des Durchganges durch den Meridian am Cap
der guten Hoffnung; September 21 0 M. Z. Berlin wird der Kern zuerst von
de Bernardieres als oval notirt. September 22-2 betrug nach den Messungen
Schäberle's die Ausdehnung desselben in der Längsaxe 11 " 9, in der Breitcn-
axe 4" 8.
Gegen Ende des Monats wurde die Verlängerung allgemein bemerkt;
Sept. 30*7 entdeckte Finlay zuerst zwei Lichiballen im Kopfe des Kometen und
damit die ersten Anzeichen der vor sich gehenden Trennung des Kerns in
einzelne Punkte.
Die weitere Entwickelung in den Monaten October und November wird von
den Beobachtern je nach der optischen Kraft ihrer Femröhre abweichend
geschildert. Die Zahl der sichtbaren Kernpunkte variirt zwischen 2 und 6, stets
aber waren die im nachfolgenden mit (2) und (3) bezeichneten*) bei Weitem die
hellsten, und von beiden wieder (2) der hellere. Die Identificirung der von den
verschiedenen Beobachtern gesehenen Punkte unter einander ist nicht immer
leicht . . . Von den einzelnen Beschreibungen scheint mir die von Eddie in
Grahamstown am besten die Entwickelung der Kernpunkte wiederzugeben.
Vom Monat Dezember ab waren die einzelnen Kernpunkte, so weit über-
haupt das Schwächerwerden der ganzen Nebelmasse ihre Sichtbarkeit noch er-
laubte, in Folge der zunehmenden Ausdehnung der ganzen Kernlinie viel leichter
von einander zu unterscheiden als früher, und ihre Identification kann von jetzt
ab keinen Schwierigkeiten mehr unterliegen. Die relative Helligkeit der einzelnen
Punkte erlitt insofern gegen früher eine Aenderung, als jetzt allmählich der
Punkt (3) den Punkt (2) an Helligkeit erreichte und ihn übertraf, sodass derselbe
in der späteren Sichtbarkeitsperiode im Gegensatz zu den früheren Beobachtungen
fast ausschliesslich den Ortsbestimmungen zu Grunde gelegt wurde. Charakte-
ristisch ist noch die zunehmende Entfernung der Punkte (1) und (2), die nach
und nach die relativen Entfernungen der anderen Punkte untereinander bei
weitem überwog. Im Laufe des Monats März 1883 wurden auch für die stärksten
Femröhre die Punkte unsichtbar; die wenigen Ortsbestimmungen, welche noch
angestellt wurden, beziehen sich meistens auf eine schwache Verdichtung nahe
der Mitte der Kemlinie . . . Dass die Länge der Kernlinie bei den verschiedenen
0 »Untersuchungen Uber das Kometensystem 1843 >88o I und 1882 II«, I. Thcil, pag. 93-
>) VcrgL die Fig. 2Ö4.
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Kometen und Meteore.
Beobachtungen so sehr variirt, darf bei der Unbestimmtheit der Enden derselben
nicht weiter befremdenc.
Ausser dieser Kerntheilung, welche nur im Fernrohr sichtbar war, traten
bei diesem Kometen überdies Nebenkometen auf, die, wenigstens theilweise,
Süd
Anblick des Kometen im umkehrenden Fernrohre
für östliche Stundenwinkel für westliche Stundenwinkel
(Aufgang Tor der Sonne; vor dem (Untergang nach der Sonne; nach dem
Periheldurchgange) Periheldurchgange)
nach Kreutz (> Untersuchungen Uber das Kometensystem 1843I, 1880I und 1 88211c).
(A. 234.)
sogar mit dem freien Auge gesehen wurden. Am 5. Oktober soll sich der Komet
angeblich in Escuintla (Guatemala) vor den Augen der Passagiere eines Dampfers
in fünf deutliche Körper zertheiit haben. An demselben Tage um 4* Morgens,
l\h früher, sah Markwick in Pietermaritzburg südlich, dem Kopfe vorangehend,
in einer Entfernung von 1^° zwei nebelartige Gebilde, die er aber an den
späteren Tagen nicht mehr finden konnte. Am 10., 11. und 12. Oktober Morgens
sah Schmidt in Athen einen Nebel, der an der Bewegung des Hauptkometen
im Grossen und Ganzen theilnahm, sich aber von diesem täglich um etwa 1°
entfernte. Diesen Nebenkometen bemerkte Hartwig ebenfalls mit einem
kleinen Handfernrohre auf der Reise nach Buenos Ayres, an Bord des Dampfers
»Petropolis«.
Am 14. Oktober morgens sah Barnard in Nashville südwestlich von dem
Kometen in der Entfernung von etwa 6° sechs teleskopische Nebel mit Anzeichen
von Verdichtungen in der Mitte.
Am 31. Oktober bemerkte Brooks in Phelps 8° östlich vom Kometen
einen schwachen Nebel von etwa 2° Länge, mit einer deutlichen Verdichtung
an der gegen die Sonne zu gerichteten Seite; diesen Nebel sah er nochmals
am 22. Oktober, obzwar bedeutend schwächer und kleiner.
Endlich sah de Oliveira-Lacaille am 16. November in Olinda (Pernambuco),
6° südlich vom Kometen eine kleine Nebelmasse von sphärischer Form und
schwacher Verdichtung in der Mitte.
Der Komet 1883 I zeigte Anfangs April nach Pritchett im Kopfe zwei sehr
nahe bei einander liegende Concentrationspunkte.
Der bereits wegen seiner bedeutenden Aenderungen im Schweife erwähnte
Komet 1888 1 war auch in dieser Richtung merkwürdig. Am 19. März sah
Charlois in Nizza nebst dem Hauptkern 8. Grösse einen zweiten Kern 11. Grösse,
und am 27. März Cruls in Rio de Janeiro noch einen dritten Kern. Alle drei
Kerne waren von einer gemeinschaftlichen Coma umgeben. Bei dem Lichtausbruche
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Kometen und Meteore.
vom 21. Mai blieben die drei Kernpunkte unverändert sichtbar; sie wurden
zum letzten Male am 4. Juni, wieder von Charlois in Nizza gesehen.
Auch bei dem Kometen 1889 IV trat nach Ricco in Palermo Anfangs August
eine Verdoppelung Hes Kerns, am n. August eine Dreilheilung auf.
Auch mag bemerkt werden, dass die bereits erwähnten Lichtanschwellungen,
welche die photographischen Aufnahmen der beiden Kometen 1892 I und 1892 m
zeigten, hierher zu zählen sind. Mehrfache, isolirte, also wahrscheinlich plötzlich
auftretende und rasch verschwindende Nebelmassen in der Nähe des Schweifes,
ähnlich denjenigen bei dem Kometen (281), wurden auch bei den photographischen
Aufnahmen des Kometen 1893 IV beobachtet
Getrennte, den Hauptkometen begleitende Kometen wurden beobachtet bei
dem in mehrfacher Beziehung interessanten Kometen (309). Am 1. August 1889
hatte Barnard in Nashville zwei Begleiter des Hauptkometen A gefunden, welche
er B, C nannte; jeder der beiden Begleiter hatte einen sehr kleinen Kern in
einem kleinen Kopfe (a very small nuclcus and condensation in a very small
head)x) und einen kurzen, feinen Schweif, und bot so ein vollständiges Abbild
des grossen Kometen dar. Es war absolut keine nebelartige Verbindung
(nebulous conneetion) zwischen dem Kometen und den Begleitern, weder zur Zeit
der Entdeckung noch jemals später, weder in dem 12-Zöller noch in dem
36 Zöller zu sehen. Aug. 4. entdeckte Barnard noch zwei andere Begleiter D
und E, welche bedeutend schwächer waren und nur in der Nacht der Entdeckung
gemessen, später nur selten und schwer gesehen wurden.
Vom 1.— 5. Aug. entfernte sich B v. A tägl. um 0"'93; v. 16.— 24. Aug. tägl. um 0"20
u » n Cy.A „ ,, 1 ''72; „ ,, „ 2 "76
Die Entfernungen betrugen: Aug. 3: BA = 66" 48 Aug. 28: BA «= 73"22
CA = 263"46 CA = 328"'4.4
Am 4. August war die Entfernung CD «= 78"; CE = 156".
Der hellste von den Begleitern war C; am 2. August hatte C bereits die
Helligkeit von \A, wurde immer heller, und war Ende August heller als der
Hauptkomet A, obzwar bedeutend kleiner. Seit Mitte September wurde er
immer grösser, aber minder hell und verschwand Ende November. B war An-
fangs etwas heller als C, verlor aber bereits Mitte August an Helligkeit, und
verschwand schon Mitte September.
Der Komet wurde im nächsten Jahre nochmals in der Opposition beobachtet,
von den Nebenkometen wurde aber dabei keine Spur gesehen.
Für den Kometen (281) hatte Kreutz 16 verschiedene Elementensysteme
abgeleitet, je nachdem der Schwerpunkt in den verschiedenen Kernpunkten an-
genommen wurde, die Beobachtungen vor der Theilung ausgeschlossen oder
berücksichtigt wurden, u. s. w., denn die Kenntniss des wahren Schwerpunktes
des Systems konnte selbstverständlich aus den Beobachtungen nicht erlangt
werden. Allein dem Wesen nach kommt diese Untersuchung darauf hinaus, die
Bahnen der einzelnen Kernpunkte zu untersuchen2); die Resultate sind im
Folgenden zusammengestellt'):
*) Astronomical Journal, Bd. 9, png. 77.
*) Es ist dabei zu beachten, dass die Cogffkienten der Normalgleichungen fili alle Kern-
punkte dieselben sind, und nur die absoluten Glieder um die Rectascensions- bezw. Deklinations-
Differenz der beiden Punkte zu ändern sind; es wird dieses sofort klar, wenn man bedenkt,
dass z. B. die Bahn des Punktes (3) aus derjenigen des Punktes (2) so erhalten werden kann,
als ob die Beobachtungen von (2) um die Beobacbtungsdifferenzeo (8) — (2) fehlerhaft wären.
») Krxutz, 1. c, II. TheU, pag. 35 ff.
Uigitized uy
Kometen und Meteore.
Elemente mit Berücksichtigung aller Beobachtungen für diePo-
(*) (3) (*>
17261308 17-261298 17 26 12*1
69°35'16" 0 69c35'14"-2 69° 35' 2'
(I)')
y— 1882 Sept. 17-261318
»= 69° 35' 15"-4
ü - 346 0 39 9
/= 141 59 45-3
= 7-8893086
e = 0-9998987
a = 76-67
U*= 671-3 Jahre
346 0 38 8
141 59 44-2
7-8893177
0-9999078
8414
771-8 Jahre
17-261298
69° 35' 14"-2
346 0 33 4
141 59 42-5
7-8893361
09999152
91-48
875-0 Jahre
346 0 20*6 .
141 59 3*4 l:
7-8892472
0-9999199
9700
955-2 Jahre
Elemente mit Ausschluss
(!)«)
7-= 1882 Sept. 17-259805
« = 69°35'24"-5
= 346 0 42-7
i = 141 59 44-6
log q mm 7-8895744
e = 0-9998982
a = 76 22
U = 665-6 Jahre
der Beobachtungen vor
die Punkte:
(3)
17-260737
69°35'45"-5
346 0 56 5
(S)
17-262826
69° 34' 35" 0
345 59 58-7
141 59 32-2
7-8889619
0-9999077
83-98
769-7 Jahre
141 59 48-7
7-8897746
0-9999158
92-30
886-8 Jahre
der Theilac:
(4)»)
17-259659
69° 35' 34"-2| "
346 O 42-7 J
14i 59 44-6 Ij
7-8897581
0-9999206
97-80
967 2 Jahre
Aus den Beobachtungen vor der Theilung ergab sich für den ungetbe.
Kern:
T= 1882 Sept. 17-2611872
co = 69° 34' 26"-3
ft = 346 0 52-9
/= 141 59 42 0
)
Mittl. Aequ.
1882-0
= 7-8888971
e = 0-9999407
a = 130 9
U= 1497 Jahre
Man sieht hieraus, dass nach der Theilung jeder der Kernpunkte eine an::
Bahn beschrieb. Der Haupteinflnss der Theilung zeigt sich auf die Excentn.
und mit dieser, da die Periheldistanz nur unwesentlichen Veränderungen ur
werfen ist, auf die grosse Axe und die Umlaufszeit. In dieser Richtung ^
ist bemerkenswerth, dass man nahe dieselben Werthe erhält, ob man die Be
achtungen eines Kernpunktes mit Rücksicht auf die Beobachtungen vor .
Theilung oder auch mit Ausschluss dieser Beobachtungen bestimmte, dass j
für die verschiedenen Kernpunkte die Differenz sich nicht in demselben S:r
ergab. Die Excentricität war am kleinsten für den der Sonne nächstgeleef
Kernpunkt, und um so grösser, je weiter der Punkt von der Sonne entfernt
ein Resultat, welches a priori erklärlich ist, da man, wenn nicht die Resuh
durch Beobachtungsfehler entstellt sind, für den von der Sonne entfernteren Purr
eine grössere Umlaufszeit finden muss. Man kann nämlich annehmen, das> '
') Mit (1) ist dabei der der Sonne nächste Kernpunkt bezeichnet (vergl. Fig. 254).
*) Bei diesen Bahnen der Punkte (1) und (4) wurden dabei für die Lage der Bahn kf''
Conectionen gesucht; und / sind daher die Ausgangsclementc. Die Bezeichnung -
Elemente ist die allgemein übliche, = Länge des aufsteigenden Knotens, i = Neigung
Bahn, «0 = Abstand des Ferihcls vom Knoten, « — Länge des Perihels ; a = halbe gr<*-
Axe, t — Excentricität, p = Parameter, q = Periheldistanz, 7"= Zeit des Periheldurchgaag?
U es Umlaufszeit.
\
V
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Kometen und Meteore.
65
rihel die Kernpunkte noch dieselbe Geschwindigkeit v hatten; da nun (vergl.
»allgemeine Einleitung in die Astronomiec, pag. 135)
1 = 1 - v*
a r
so wird a umso grösser, je grösser r ist, und da
5t, so werden bei grossen Werthen von a und kleinen r die Unterschiede
den grossen Axen sehr beträchtlich. Nimmt man a = 88 und für das Perihel
r = log q 7 889, so wird Aa = 260000000 oder für Iq = 0 000001 8 ent-
echend einer Aenderung von log q um eine Einheit der 4. Decimale wird
= 471; eine derartig starke Diffeienz zeigt sich aus den Beobachtungen nicht.
Aus dem Gange der Differenzen in den Excentricitäten kann man aber
gern, dass ein in der Nähe von (2) gegen (3) hin gelegener Punkt eine
\\t\ beschrieb, die sich sowohl unter Berücksichtigung als unter Ausschluss der
:obachtungen vor der Theilung vollständig identisch ergeben würde; da jedoch
e Bahn vor der Theilung eine wesentlich verschiedene war, so lässt sich hier-
is immerhin noch kein weiterer Schluss auf die Lage des Schwerpunktes ziehen,
enn für den Schwerpunkt müsste sich e' en die Bahn vor und nach der Theilung
entisch ergeben; die Differenz kann aber von der Wirkung äusserer Kräfte,
älche möglicherweise auch als Ursache der Theilung anzusehen sind, herrühren,
id müsste sich, wenn die Beobachtungen vor der Theilung hinreichend zahl-
ich wären, um die Elemente aus dieser Zeit für genügend sicher zu halten,
)llständig heben lassen, wobei auch unter Bestimmung der wirkenden Kraft die
ifferenzen zwischen den Bahnen der einzelnen Kernpunkte erklärt würde.
Bei dem Kometen (309) war die Theilung nicht beobachtet worden; die
ebenkometen waren schon als Begleiter entdeckt worden. Chandler be-
immte nun die Bahnen der Nebenkometen l). Für die Elemente des Haupt-
ometen A wurde angenommen:
T= 1889 Sept. 30 0119 M. Z. Greenw. e = 0 470704
ir = 1° 26' 17" 3 \ w. , A a = 3 684682
Ä- 17 58 45-3 M'"^enqU- 1950229
1= 6 4 10-5 ) ,ÖJUÜ £/= 7 0730 Jahre
Für den Begleiter C waren 155 Positionen, über den Zeitraum von 114 Tagen
erthcilt, und von 16 Beobachtern beobachtet, gegeben; viel weniger gut waT der
legleiter B bestimmt; für diesen waren nur 23 Beobachtungen auf der
ternwarte und 6 Beobachtungen von Wien, verthcilt auf einen Zeitra.in
5 Tagen, vorhanden, wobei nebst der Kürze der Zeit noch der zu-t-i:* - -----
itand auftrat, dass die Beobachtungen vom Mount Hamilton und Wun * • ^
inder stark abwichen.
Für den Begleiter C ergab sich das Resultat, dass die iMfir^^ _ :.
ind gegen die Bahn des Hauptkometen verschwindend kleu. «-3—
nimmt daher an, dass A& = A/ = 0 wäre, woraus der -. j-. — -
Kraft, welche die Trennung bewirkte, in der Bahnebene wrr_^ -
Voraussetzung folgt für den Begleiter C:
') Aslronomical Journal, Bd. 10, pag. 153.
*) Eine Voraussetzung, welche auch schon toii IIüs:— t ■ ~ "**
Elemente IV unter der Annahme eines
VALnrrona, Astronomie. IL
66
Kometen und Meteore.
A7 = - (K2?21 ; A? = — 0000245
A<o = — 555"46; = 0.
Für den Begleiter B nimmt Chandler sofort an, dass die Bahnlage nicht
geändert wurde; unter dieser Voraussetzung findet sich:
Aco = -f- 32"-95 -I- 1588 03 AT; A* = — 0000456 — 00006551 dT
A? = — 0 000153 — 0O014133 A7t
Nun wurde auch hier die Voraussetzung gemacht, dass die Form der Bahn
dieselbe ist, also A* = 0 wäre; dann folgt:
AT- — 0*697 A? = -f- 0-000831
Aco = - 1074".
Dass hier der Einfluss von e viel geringer ist als bei dem Kometen (2*1)
hat seinen Grund in der Form der Bahn selbst: der Komet (309) beschreibt
eine Ellipse mit kurzer Umlaufszeit, wobei auch starke Aenderungen in der
Excentricität nicht so merklich hervortreten.
Unter der Annahme, dass die Theilung in der Bahnebene selbst statt
gefunden habe, leitet Bredichin für den Begleiter E dessen Bahn ab und findet
A7'= + 7*3987 A(x = -f- 0"-000225
Ar = -+- 3° 18* 32" A? = -h T 57"-3.
Berechnet man die Schnittpunkte der Bahnen der beiden Begleiter C und L
mit dem Hauptkometen, so findet man für beide nahe denselben Punkt in der
Nähe des Aphels1). Die Entfernung des Aphels ist aber für diesen Kometen
a (1 -+- e) = 5 42, also sehr nahe gleich der Entfernung des Jupiter; in dei
That war der Komet im Jahre 1886 dem Jupiter sehr nahe gekommen, unc
hatte durch diesen bedeutende Störungen in seiner Bahn erfahren, und ist es
daher denkbar, dass auch die Theilung des Kometen durch die Wirkung des
Jupiter hervorgebracht worden war.
i
Die Kometen erscheinen auf kurze Zeit und verschwinden meist, um nie
wiederzukehren: ihre Bahnen sind sehr nahe parabolisch. Sie scheinen daher
nicht dem Sonnensysteme anzugehören, sondern fremde, im Welträume herum-
irrende Körper zu sein, welche nur dann sichtbar werden, wenn sie in da»
Bereich der Sonne gelangen, so dass die Anziehung derselben hinreichend
kräftig ist, nicht nur um ihre etwaige geradlinige Bahn abzulenken, sondern auch,
um sie soweit anzuziehen, dass sie in die Sonnennähe kommen und hier durch
die Wirkung der Sonne (Licht, Wärme etc.) sichtbar werden. Aber nicht nur
die Sonne übt eine anziehende Kraft auf die Kometen aus; eine qualitativ
gleiche, aber nach Maassgabe der Masse viel schwächere Anziehung üben auch
die Planeten aus, und es ist daher möglich, dass auch durch die Anziehung der
Planeten, bei hinreichender Annäherung an einen derselben, der Komet der Sonne j
zugeführt, in eine weit geringere Periheldistanz gebracht wird. Es sind daher irr
Folgenden Wirkungen zweierlei Arten zu untersuchen: die Wirkungen der Sonne
und diejenigen der Planeten.
Die Wirkung der Sonne äussert sich zunächst durch die allgemeine
Attracrion als eine den Kometen dem Sonnensysteme näher bringende Kraft
') Der Werth dieser Berechnung darf nicht zu hoch angeschlagen werden; denn bei der
kleinen Verschiedenheit der drei Bahnen hat man es nothwendig mit sehr schiefen Schnitten
xu thun, die natuigeroäss keinesfalls auf irgend welche Sicherheit Anspruch erheben können.
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Kometen und Meteore. 67
Bahn, welche der Komet um die Sonne beschreiben wird, hängt nur ab
der Geschwindigkeit, welche er in einer gewissen Entfernung hat; ist v die
Geschwindigkeit des Kometen in der Entfernung r, so würde die grosse Axe
der Bahn bestimmt durch
und die Bahn wird eine Ellipse, Parabel oder Hyperbel, je nachdem sich a positiv,
Null oder negativ ergiebt. Unter der Annahme, dass v alle möglichen Werthe
haben kann, würde es also auf den ersten Blick scheinen, dass alle möglichen
Bahnen gleich wahrscheinlich wären. Dabei ist aber zu beachten, dass für r
ein bestimmter Werth nicht wohl angenommen werden kann; wo beginnt denn
eigentlich die Wirkung der Sonne auf den Kometen merkbar zu werden? Strenge
genommen wirkt die Sonne, sowie jeder Körper auf jeden anderen selbst in un-
endlicher Entfernung, nur mit ausserordentlich geringer, der Null gleich zu
setzender Intensität. Die Bahn des Kometen kann dann noch immer geradlinig,
oder wenigstens äusserst nahe geradlinig bleiben, mit so geringen Abweichungen,
dass dieselben sich der Beobachtung, wenn eine solche möglich wäre, völlig
entziehen würden ; aber eine Wirkung ist vorhanden. Aus diesem Grunde muss
also für v die Geschwindigkeit in der geradlinigen, noch nicht von der Sonne
gestörten Bahn des Kometen, also für r der Werth 00 gesetzt werden; dann
wird ~ = — v*, d. h. alle Kometenbahnen würden hyperbolisch sein.
Betrachtet man aber die Bahnelemente der beobachteten Kometen1), so
wird man eine verhältnissmässig sehr geringe Anzahl von hyperbolischen Bahnen
finden. Dieses hat bereits Laplack veranlasst, unter Anwendung der Wahr-
scheinlichkeitsrechnung zu untersuchen, welche Wahrscheinlichkeit dafür besteht,
dass eine Kometenbahn hyperbolisch sei; er findet diese Wahrscheinlichkeit
äusserst gering2), indem unter 8264 Kometen nur immer eine hyperbolische
Bahn beschrieben wird, deren grosse Halbaxe gleich oder kleiner als 100 wäre,
d. h. welche sich von der grossen Halbaxe <v (Parabel) merklich entfernt. Die
späteren Untersuchungen von Schiaparelli3;, Seeliger4), Niessl8) u. A., welche
mehr oder weniger weitgehende Voraussetzungen über die Vertheilung der Kometen-
bahnen, deren Perihele, über die Eigenbewegung des Sonnensystems etc. machen,
führten zu theilweise einander widersprechenden Resultaten Uber die Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens von Bahnen der drei verschiedenen Kegelschnitts-
formen. Eine befriedigende, in dem Sinne der durch die Beobachtungen ge-
gebenen Erfahrungen liegende Beantwortung der Frage ist bisher unter der An-
nahme des stellaren, d. i. nicht zum Sonnensysteme gehörigen Charakters der
Kometen noch nicht gegeben: die Beobachtungen ergaben bisher ein merk-
würdiges Hervortreten einer bestimmten, speciellen Bahnform, in welcher Ver-
theilung allerdings durch die in neuester Zeit entdeckten Kometen eine kleine
Verschiebung einzutreten beginnt.
») Vergl. hierin das Kometenverzeichniss am Schlüsse des Werkes.
*) Coimaissanees des Tenpa für 1816, pag. 213.
*) Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppen, pag. a6i.
«) Astron. Nachrichten No. 2968.
») Astron. Nachrichten No. 8224.
5#
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68
Kometen und Meteore.
Von den 578 erwähnten Kometen, welche bis 1709 gesehen worden waren1),
sind nur für 135 Erscheinungen zusammen 122 Bahnen berechnet, indem sich 13 Er-
scheinungen auf den periodischen HAi.LEY'schen Kometen und 2 Erscheinungen
auf den periodischen PoNS-ENCKE'schen Kometen beziehen. Unter diesen
122 Bahnen sind 8 elliptisch mit grossen Halbaxen kleiner als 10, 5 elliptisch
mit grossen Halbaxen grösser als 10, und 2 hyperbolisch. Ueber die 284 Er-
scheinungen bis 1895 giebt die folgende Tabelle Aufschluss.
In der Zeit
Von 1801 bis 1830
„ 1831 „ 1850
„ 185 1 „ 1860
„ 1861 „ 1870
„ 1871 „ 1880
„ 1881 „ 1890
„ 1891 „ 1895
-° c E
a 4» o
V
U
w
■u
7
1U
10
7
13
10
7
wurden Kometen entdeckt, deren Bahnen sind:
Ellipsen mit Halbaxen
kleiner
als 10
2
3
1
2
l
8
gTösser
als 10
11
12
12
6
8
9
3
Parabeln
Hyperbeln
25
21
16
20
17
24
8
2
2
parabel-
ähnliche
Bahnen
33
30
26
25
35
11
£
ß
E
«
c/j
3
NJ
47
46
41
35
39
53
23
Zusammen
22
61
131
6
198
284
Hierzu muss noch erwähnt werden, dass ausser den hier angeführten noch
einige Versuche gemacht wurden, für einzelne Kometen die Beobachtungen
durch hyperbolische Bahnen besser darzustellen. Alle berechneten Hyperbeln
unterscheiden sich von den Parabeln so wenig, dass sie als parabelähnlich zu
bezeichnen sind: dasselbe gilt von denjenigen Ellipsen, welche in der Columne
>Ellipsen mit Halbaxen grösser als 10« aufgenommen sind, wenngleich hier die
Grenze etwas weiter hinausgeschoben hätte werden können. Unter diesen 61
elliptischen Bahnen sind 9 mit einer Umlaufszeit von weniger als 100 Jahren;
es sind die folgenden:
1) Komet (19); der HALLEY'sche Komet; im Jahre 1682 von Flamsteed am
25. August zuerst beobachtet (nachdem derselbe schon am 23. August von den
Jesuiten in Orleans gesehen worden war). Seine Bahn wurde von Halley be-
rechnet, welcher aus der Aehnlichkeit der Elemente mit denjenigen des
von Apian 1531 und von Kepler und Loncomontan 1607 beobachteten Ko-
meten auf die Identität derselben schloss, und seine Wiederkehr tür 1759
vorhersagte. In der That wurde er, zuerst am 25. und 27. December 1758 von
einem Landmanne, Palitzsch, bei Dresden, gesehen, so dass die Zusammen-
gehörigkeit der vier Erscheinungen von 1531, 1607, 1682 und 1759 unzweifelhaft
festgestellt war. Laugier berechnete aus diesen 4 Erscheinungen Elemente,
mit denen er die Berechnung des Kometen zurück verfolgte und die Identität
desselben mit älteren Erscheinungen festzustellen versuchte. Später wurden diese
Rechnungen von Hind wieder aufgenommen; aus den Jahren 1456, 1378, 1301,
') Für die Zeit von 1800 bis 1895 sind nur diejenigen Kometen berücksichtigt, deren
Bahnen bestimmt worden sind; einzelne Kometen, welche nur einmal gesehen wurden, deren
Bahn daher nicht bestimmt werden konnte, wurden, wie schon erwähnt, nicht mitgerechnet. Dahin
gehören : der Sonnenfinstcrnisskomet von 1882 Mai 16, 1893 April 16; ein von M. Wolf auf
den photo graphischen Platten 1892 März 19. und 20. gesehenes Object u. s. w., welche in der
Zusammenstellung nicht aufgenommen sind.
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Kometen uml Meteore. 69
1223, 1145, 1066, 989, 912, 837, 760, 684, 608, 530, 451, 373, 295, 218, 141,
66 n. Chr. Geb. und 12 v. Chr. Geb. sind die Bahnen der Kometen 1456 und
1378, ferner die Bahnen der Kometen aus den Jahren 1301, 1066, 989, 837, 141
und 66 n. Chr. Geb. und vom Jahre 12 v. Chr. Geb. thatsächlich, soweit die
rohen Beobachtungen die Resultate als zuverlässig zu betrachten gestatten, von
der Bahn des HALLEY'schen Kometen nicht allzu verschieden, obgleich einzelne
etwas stärkere Abweichungen zeigen.
Die Vorausberechnung ergab eine Wiederkehr für 1835, in welchem Jahre
er von Dumouchel in Rom am 5. August wieder aufgefunden wurde. Ueber seine
Erscheinung in diesem Jahre wurde bereits gesprochen; die Folgerungen, zu
welchen Bessel gelangte, werden weiterhin besprochen werden. Seine Ele-
mente1) sind:
7*«= 1835 November 16. q = 0 586
k = 165° 48' e = 0-967
Ä = 55 10 a = 18
1 = 162 15 U~ 76 Jahre.
Die nächste Wiederkehr wird 191 1 stattfinden.
2) Komet (124) Pons-Brooks; am 20. Juli 1812 von Pons entdeckt. Aus
seinen Beobachtungen 1812 fand Encke, dass die Bewegung in einer sehr ge-
streckten Ellipse stattfand; die von ihm gefundenen Elemente ergaben eine Ellipse
von nahe 71 Jahren Umlaufszeit; vor seiner Wiederkehr 1883 wurde die Rechnung
neuerdings von Schulhof und Bossert in Paris aufgenommen, welche für den-
selben eine sehr ausgedehnte Aufsuchungsephemeride gaben. Indessen wurde er
unabhängig von dieser Ephemeride am 1. September 1883 von Brooks in Phelps
wieder entdeckt. Ueber die an demselben beobachteten Lichtausbrüche s. pag. 58.
Die Elemente von Schulhof und Bossert sind:
T = 1884 Januar 26. q = 0 7757
ic — 93° 17'-2 e = 09550
ft = 254 57 a = 1724
* = 74 2 6 Ur= 71-56 Jahre.
Die nächste Wiederkehr wird
1955 stattfinden.
3) Komet (127); der OxBERS'sche Komet, den 6. März 181 5 von Olbers
entdeckt. Auch dieser Komet wurde bald als elliptisch erkannt; vor seiner
Wiederkehr wurde die Berechnung von Ginzei. in Wien wieder aufgenommen,
der ebenfalls sehr ausgedehnte Aufsuchungsephemeriden gab; er wurde, nachdem
er schon 1886 vielfach aber vergeblich gesucht worden war, am 24. August 1887
von Brooks in Phelps, ebenfalls unabhängig von der Ephemetide, neu entdeckt.
Die aus den beiden Erscheinungen abgeleiteten Elemente sind:
r*= 1887 October8. q= 11991
ir = 149° 52-5
ß= 84 32 3
i = 44 343
e = 0-9311
M,ttl. Aequ. a= n.41
1890 0 ^= 72-64 Jahre.
Die nächste Wiederkehr wird i960 stattfinden.
•) Hier sowie im folgenden, wenn nichts besonderes erwähnt ist. Mittlere»
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7o
Kometen und Meteore.
4) Komet (172): der de Vico'sche Komet 1846 IV entdeckt 1846 Februar 20.
5)
6)
7)
8)
9)
>>
11
(181):
(193):
(238) :
(239) :
(270):
„ BROKSKN'sche
„ WESTPHAL'sche
„ TFMPEL'sche
„ Coc(iiA'sche
„ GouijVsche
1»
1847 V
1852 IV
(8661
1867 I
1880 I
11
1847 Juü 20.
1852 Juli 24.
1865 December 19.
1867 Januar 22.
18S0 Februar 4.
sämmtlich nach ihren Entdeckern benannt; ihre Elemente sind:
Komet
T
a
i
1
e
a
u
Zu erwartende
Wiederkehr
172
1846 März s
90° 27'
77° 33'
85° 6'
0-6638
09022
17-6
*
73-7
1919
181
1 847 September 9
79 8
309 50
19 9
0-4883
0-9739
18 7
811
1928
193
1852 October 13
43 14
346 10
40 55
1-2500
0-9190
15-4
. 60-7
1913
238
1866 Januar 11
42 24
231 26
162 42
09765
0-9054
10-3
33-2
1899
239
1867 Januar ao
75 59
78 28
18 13
1-5773
0-8654
1 1-7
401
1907
270
1880 Januar 27
74 14
356 19
143 8
00059
09995
IM
36-9
1917
Bei den letzten 6 Kometen ist daher die Umlaufszeit noch nicht durch die
beobachtete Wiederkehr bestätigt, doch wird bei allen schon am Ende dieses
oder im Anfange des nächsten Jahrhunderts diese Bestätigung erfolgen können.
Der Komet (238) hat ein erhöhtes Interesse durch seinen Zusammenhang mit
den Sternschnuppen, und der Komet (270) durch seinen Zusammenhang mit den
Kometen 1843 I, 1882 II und 1887 I, filr welchen Fall jedoch für den letzteren
die von Gould und Kreutz berechneten parabolischen Bahnen eine grössere
Wahrscheinlichkeit haben (vergl. auch pag. 55).
Für die Kometen mit kurzer Umlaufszeit soll zunächst eine Zusammenstellung
ihrer Elemente bei ihrer Entdeckung und bei ihrer letzten Erscheinung gegeben
werden.
£
"C
:Num.d.GALLK-
sehen Verreich.
Jahr und OidA
, nungsnumm.
d. Erscheinung^
1
45
1678
1
164
1844 I
2
65
1743 I
3
79
1766 II
4
81
1770 I
5
84
1772
5
r»
1852 III A
5
1852 III B
i-
92
1783
7
96
1786 I
7
96
1895 I
8
102
1790 II
8
102
1858 I
8
102
1885 IV ;
9
131
1819 III !
9
131
1858 II
9
131
1893 rv
7
M. B. 2t*
hgq
9
•4I322
342
August 18
Sept. 2-5
Januar 8 2 I 93
April 27 0 |25l
August 13 G 356
Febr. I6'7
Sept. 23 7
Sept. 24-0
Nov. 20 0
Januar 30'9
Febr. 4 77
Januar 28- 3
Febr. 23 6
Sept. 1118
Juli 18-9
Mai 2-07
Juni 30-93
1 10
109
108
50
156
158
III
115
116
274
275
276
°48'
30-8
19-6
13
16- 8
18G
5-3
58-3
17- 4
38
4232
45
51 r»
63
63
86
74
131
257
245
245
55
334
334
207
269
28-98|269
41 113
389
11 07
113
104
'20'
49-6
545
11
590
15-6
496
53-5
40-5
8
44-8.r.
9
3- 2
4202
11
318
4- 62
2
2
1
8
1
17
12
12
4:>
13
12
56
54
54
10
10
52' 0-O589 38«
54-8 0 0742 38
53 7 9 9353 46
2 9-6010 59
34-5 9-8289 51
31 9 9939 46
33'5 99346 49
33 8 9 9318 49
6-9 0 1 641 33
36 [9 5248 'ö8
54 -4C 9-53284 57
58
24-2
19-75
43
482
50'
7-5
9-8
46
49-4
25-7
2-6
7-4
32*1
2
48-23
]n-4872
0-4914
0-4901
0-4674
0-4988
0-5538
0-5458
0-5476
0-5133
0-3440
0-34597
U
Jahr.
55
00267
00109
0 01061.55
9 8885 |49
9-8859 49
10-5 0-7578
14-38|0759Ü8J
2-5 0-4997
0-7 0-4965
14 31-57 9-9477 1|46 8308|o-50994
659" -6
649-9
6528
706- 1
633-6
5240
538-7
53.V3
588-9
1081-4
1074- 108
258-97
257-865
631-6
638-7
609-672
53S
5-46
5 44
503
5- 60
6- 77
6-59
663
602
3-27
3-30
13-70
13-76
5-62
5-56
682
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Kometen und Meteore.
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17
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21
20
244
251
251
277 '
285
286
486
21 293
22
22
295
295
23309
24310
25316
26 321
27|322
28327
29 329
30|380
1819 IV
1843 m
1881 I
»846 III
1879 I
1846 VI
1851 n
1890 V
1867 n
1879 UI
1869 III
1891 V
1873 II
1894 III
1881 V
1884 II
1884 III
1891 II
1886 IV
1886 VII
1893 m
1889 V
1889 VI
1890 VII
1892 m
1892 V
1894 I
1894 IV
1895 II
T
M. B. Z.
Nov. 20-3
Octob. 17-2
Januar 22 7
Febr. 25 4
März 30-6
Juni 1-2
Juli 8-7
Sept. 17 5
Mai 23 9
Mai 7-2
Nov. 18-8
Nov. 150
Juni 25-2
April 23-3
Sept. 13 4
August 16*5
Nov. 17.8
Septemb.3'5
Juni 6-6
Nov. 22-4
Juli 122
Sept. 30-4
Nov. 29-6
Octob. 26-5
Juni 18-2
Dec. 110
Febr. 9 5
Octobcrl2-5
August 20-9
67
49
50
116
116
240
322
319
236
238
42
43
306
306
18
306
19
19
229
7
7
1
40
68
345
16
130
145
338
19
84-3
4878 209
28
141
76
570
14 57
10
16
59
14-27
6
33-8
110
10
77
209
102
101
260
148
146
101
78
296
296
120
14 9
29-3 11
35-42 II
41
190
290
25-5 i 13
16 53 15
30
29
30
1 ,9 9506 43
22- 5 !o 2285 33
19 67 024008 33
56 9 8130 52
23- 2 9-7707 54
24- 4 01843 1-16
55 4 KJ 0695 41
9
46
46
3125
57
65
5
206
54-2
90
18 5
10*73206
460 53
34-5 52
42-690 12190
6
0
5
5
12
25
46
24
01941
0-2482
00266
23-23[008607
45 0 1284
15 00 121 10 09 12 44-37 0 1305333
6
6
25
50-7
27-6
157
38
30
27
41
10
33
9-8607
01071
01964
56
35
34
22-28,25 14-57O-202 16 33
59-57
84-92
150
23-7
52
17
330
45
53-5 331
52-6
37-7
192
4-3
206
84
48
170
3-4
28-9
2772
59-07
860
5-3
41-2
88-7
21-8
446
181
12
3
3
6
10
12
20
31
5
■>
3
56 0 0 1261
1- 7
2- 03
411
149
99989
9-99526
0-29000
01315
12-5
81-8
57-9
0-3
50-4 0-2595
47 3 0-3303
01551
00597
01 438
01131
87
45
46
28
42
28
24
35
44
34
40
loga
22 4 jO-4547
46-6 0 5811
17-97
80-2
4-8
100
16-5
50-30
33-2
9-3
71
44-8
7-2
0-58592
0-4978
0-4916
0-7392
10-5376
0-55034
38-7 0-5037
0-5179
0-4927
44-730-49537
82-7 0-4777
26- 450-47836
0-6307
0-4888
0-5539
51- 680-55594]
27- 2 0-5329
52- 8 0-5485
0-820-54733
5- 10 0-56636
31- 2 0-6208
8-5 0-5866
1 1-9 0-5594
32- 2 0-5331
17-6 0-5802
521 0-5121
39-5 0-5710
736-9
476-8
468-942
635-7
6495
276-2
554 1
630-27-2
623- 1
593- 1
647- 1
641139
681-4
679-939
4017
657- 1
523-8
520- Ui
563- 1
5337
533 805
501-723
415-8
566-0
5139
562-8
478-4
605- 1
493-7
4- 82
7-44
7- 57
5- 58
6- 46
12 85
6 40
6-69
5-69
5-98
5-48
553
5 21
5-22
8- 83
5- 40
6- 77
6-82
6-30
6-65
6-62
707
8-53
6-88
6-90
6- 30
7- 42
5-86
719
1) Der la Hif:e-de Vico'sche Komet. Der Komet wurde 1678 von la Hfre
entdeckt, nach dieser Erscheinung aber nicht wiedergesehen. Die Aehnlichkeit
zwischen seinen Elementen und denjenigen des am 22. August 1844 von de Vico
entdeckten, veranlasste i.k Verrif.r und Brünnow zu einer genaueren Untersuchung,
welche die Identität der Kometen ausser Zweifel stellte. Nimmt man in der
Zwischenzeit 31 Umläufe, so wird die Umlaufszeit 5 36 Jahre. Seit 1844 ist der-
selbe aber wieder nicht mehr gesehen worden. In neuerer Zeit wurde auf die ent-
fernte Aehnlichkeit seiner Bahn mit denjenigen der periodischen Kometen (285) und
(295) hingewiesen. Der blosse Vergleich der Bahnen genügt dabei nicht, da wie bei
den Kometen (Sl), (286) und (309) bedeutende Störungen nicht ausgeschlossen sind.
Genauere Rechnungen von Kri;eoer und Boss ergaben auch, dass diese Kometen
nicht identisch wären. Mehr Aehnlichkeit zeigt seine Bahn mit der Bahn des
periodischen Kometen (329); nimmt man in diesem Falle 9 Umläufe des Kometen
an, so würde sich die Umlaufszeit zu 5 612 Jahre ergeben; die genaueren Unter-
suchungen von Schulhof hierüber sind noch nicht abgeschlossen, scheinen aber
die Identität zu bestätigen.
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7i
Kometen und Meteore.
2) Der von Grischow 1743 entdeckte Komet wurde ebenfalls später nicht
wiedergesehen. Clausen, der seine Bahn berechnete, hält ihn jedoch für identisch
mit dem periodischen Kometen (132) und ist der Meinung, dass die beträchtlichen
Aenderungen durch eine Störung des Jupiter bewirkt wurden, welcher die Umlaufs-
zeit von 673 Jahre (vor 1758) auf 5*60 Jahre (nach 1817) vermindert hätte (vergl.
auch pag. 90).
3) Auch dieser, am 1. April 1766 von Helfenzrieder entdeckte Komet, ist
nicht wiedergesehen worden. Man hat neuerdings die Vermuthung ausgesprochen,
dass der Komet identisch wäre mit dem periodischen Kometen (131); mehr
Wahrscheinlichkeit hat die Annahme der Identität mit dem Kometen (277) oder
(293), immerhin unter der Voraussetzung von bedeutenden Störungen; ausführliche
Untersuchungen hierüber sind noch nicht angestellt.
4) Für den von Messier am 14. Juni 1770 entdeckten Kometen hatte bereits
der erste Berechner Lexell, nach welchem der Komet auch der LEXELL'sche
Komet genannt wird, eine Umlaufszeit von 5£ Jahren gefunden ; man warf daher die
Frage auf, warum er nicht früher gesehen worden war. Als er dann bei seiner
in den Jahren 1776 und 1781 erwarteten Wiederkehr nicht gesehen wuide musste
der Grund hierfür angegeben werden. Zweifel an der Ellipticität der Bahn, an
der Güte der Beobachtungen, veranlassten, dass die Frage wiederholt von ver-
schiedenen Berechnern insbesondere von Burckhardt aufgenommen wurde.
La place hatte als Ursache eine starke Annäherung des Kometen an Jupiter ge-
funden, durch welchen derselbe im Jahre 1767 aus einer nahe parabolischen Bahn
in jene elliptische übergeführt worden war, welche sich aus seinen Beobachtungen
im Jahre 1770 ergeben halte, in welcher er aber nur bis 1779 blieb, in welchem
Jahre neuerdings eine so bedeutende Annäherung des Kometen an Jupiter stattfand,
dass seine elliptische Bahn wieder vollständig umgestaltet wurde.
Die Apheldistanz dieses Kometen ist in seiner elliptischen Bahn zwischen
1 767 — 1779, gleich 5*63, also etwas grösser als die grosse Halbaxe der Jupiters-
bahn. Steht nun Jupiter in der Richtung des Aphels, wenn der Komet dasselbe
passirt, so ist die Annäherung der beiden Körper so stark, dass die Wirkung
des Jupiter nicht mehr als Störung angesehen werden kann, indem sie die
Wirkung der Sonne Übertrifft, und Laplace wandte für die Untersuchung eine
Methode an, bei welcher die Bahn während der grossen Annäherung als eine
jovicentrische angesehen wird1). Später wurden diese Arbeiten in weit ausge-
dehnterem Umfange von Le Verrier wieder aufgenommen51). Da es denkbar ist,
dass einem gewissen Werthe eines Elementes, z. B. der Knotenlänge , andere
Elemente entsprechen, welche die mögliche Bahn des Kometen vor der ersten
Störung bezw. nach der zweiten grossen Störung innerhalb der zulässigen Beob-
achtungsfehler darstellen, so kann man die sämmtlichen möglichen Elementen-
systeme als Funktionen eines Elementes darstellen, oder, wie dieses Le Verrier
that, alle Elemente von einem gewissen Parameter (unabhängige Variable), welchen
er ft nennt und welcher mit der Genauigkeit der Beobachtungen zusammenhängt,
abhängig machen. Le Verrier fand so, dass unter den bis dahin entdeckten
Kometen kein mit dem LEXELL'schen identischer sein könne. Erst in neuerer
Zeit wurden durch die Untersuchungen Chandler's über den Kometen 309 (s.
hierüber das später Über die Störungen durch Jupiter Gesagte) auf die mögliche
Identität dieser beiden Kometen aufmerksam gemacht.
') Vergl. den Art. »Mechanik des Himmels« § 68.
') Annales de l'Observatoire de Paris; T. Iii.
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Kometen und Meteore.
5) Der BiELA'sche Komet wurde 1772 von Montaigne am 8. März entdeckt
und von Messier viermal beobachtet, u. z. am 26. 27. 30. März und 1. April.
Die erste Bahnbestimmung war daher äusserst unsicher. Die Aehnlichkeit der
Elemente mit denjenigen des am 10. November 1805 von Pons entdeckten Kometen
(1806 I) war nicht auffällig genug, dass er schon in dieser Erscheinung als perio-
disch erkannt worden wäre, obzwar Gauss bei seiner Bahnbestimmung bereits auf
eine stark elliptische Bahn geführt worden war. Der am 27. Februar 1826 von
Biela zu Josefstadt in Böhmen und unabhängig von diesem am 9. März von
Gambart in Marseille entdeckte Komet wurde aber bald von beiden als identisch
mit demjenigen von 1806 erkannt, und dadurch wurden beide auch auf die Identität
derselben mit dem Kometen von 1772 geführt. Bei seiner nächsten Wiederkehr
wurde er am 25. August 1832 nach der von Biela vorausgerechneten Ephemeride
im Collegio Romano wiedergefunden. Hlbbard und d'Arrest, welche für die nächste
Erscheinung die Vorausberechnung Übernahmen, fanden nahe identische Bahnen.
Ueber seine späteren Erscheinungen in den Jahren 1846 und 1852 wurde bereits
gesprochen. Eine Schwierigkeit bei der Bahnbestimmung ergab die bereits er-
wähnte Thatsache, dass die Entfernung der beiden Köpfe im Perihel ein rela-
tives Maximum erreichte. Auch schliessen sich die beiden Bahnen nicht voll-
kommen den beiden Kometentheilen an. Als der Komet im Jahre 1859, wie
man damals annahm, wegen der sehr ungünstigen Stellung des Kometen nicht
beobachtet wurde, setzte man grosse Hoffnungen auf die Wiederkehr desselben
im Jahre 1865 behufs genauerer Bestimmung der Bahnen. Allein, wie schon
erwähnt, ist der Komet seither nicht wiedergesehen worden. Zwar hatte im Jahre
1865 am 4. November Talmace, am 5. Hind, am 9. Buckhincham, am 18. Barber
und bei der Erscheinung 1872, von Klinkerfues aufmerksam gemacht, Pocson in
Madras am 2. December in der Nähe des Ortes, wo der Kometsich befinden musste,
einen kometenartigen Nebel gesehen, allein alle diese Beobachtungen ergaben,
mit der Ephemeride verglichen, so bedeutende Unterschiede, dass man das beob-
achtete Object nicht mit dem BiELA'schen Kometen identificiren kann.
Am 8. Dezember 1896 wurde von Perrine ein Komet entdeckt, für welchen
Ristenpart die folgenden elliptischen Elemente berechnete:
T= 1896 November 24 7433
t: = 50° 21' 37" 7
= 246° 24' 7" 2
< = 13° 50' 41 "1
log q = 0 0464 12
? = 44° 12* 27" 3
u. = 503"490
log a = 0 565344
Umlaufszeit 7 047 Jahre,
aus welchen er sofort auf die Aehnlichkeit mit dem BiELA'schen Kometen geführt
wurde. Doch bleibt vorerst ohne ausführliche Störungsrechnung, bei denen in
erster Linie die Wirkung der Erde in Betracht zu ziehen ist, der grosse Unter-
schied in der Lage des Perihels sowie in der Durchgangszeit durch das Perihel
noch unaufgeklärt, und muss erst die genauere Rechnung, bei denen zunächst
eine engere Verbindung der Erscheinungen von 1846 und 1852 unerlässlich ist,
darüber entscheiden ob der erwähnte Komet mit dem BiELA'schen identisch ist
oder sich nur in seiner ursprünglichen, später durch Erdstörungen modificirten
Bahn bewegt. Dass der Komet zur Zeit der grössten Störung, also in der
Mittl. Aequin. 1897 0
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74
Kometen und Meteore.
grössten Erdnähe, nicht hat beobachtet werden können, kann nicht gegen die
Identität sprechen, da er in seinen früheren Erscheinungen an Intensität verlor ;
auch spricht dafür, dass er 1896 erst nach seinem Periheldurchgangew also wahr-
scheinlich in Folge eines plötzlichen Anwachsens der Intensität, entdeckt wurde.
6) Der von Pigott am ig. November 1783 entdeckte Komet unterscheidet
sich von den anderen kurz periodischen Kometen wesentlich durch die grosse
Neigung; eine noch grössere Neigung hat nur der Komet (102), der aber schon
den Uebergang zu den lang periodischen bildet. Der Komet ist seither nicht
wiedergesehen worden, und kann auch nicht leicht ohne ausführliche Störungs-
rechnungen mit einem anderen Kometen verglichen werden.
7) Der Encke'scIic Komet. Der Komet wurde von Mechain am 17. Januar
1786 entdeckt und ausserdem nur noch einmal am 19. Januar von Mechain und
Messier beobachtet; an eine Bahnbestimmung war daher damals gar nicht zu
denken. Als Encke die Berechnung des am 26. November 18 j 8 von Pons ent-
deckten Kometen übernahm, wurde er auf eine Ellipse von 1207 Tagen Umlaufszeit
gelührt, woraus er auf die Identität desselben mit dem von Bouvard, Pons und
Huth am 19. Oktober 1805 entdeckten, ferner mit dem von Miss Caroline
Herrschel im Jahre 1795 entdeckten aber nur vom 7. bis 27. November beob-
achteten Kometen geführt wurde; eine weitere Zurückrechnung ergab, dass auch
die Beobachtung des Kometen 1786 I diesem Kometen angehöre.
Der Komet, welcher übrigens lichtschwach und nur teleskopisch ist, wurde
seitdem fast bei jedem Periheldurchgange beobachtet: 1822 in der ersten voraus-
berechneten Wiederkehr wurde er von Dunlop in Paramatta aufgefunden und
von Rümker daselbst vom 2. bis 29. Juni beobachtet; 1825 wurde er von Valz in
Nimes am 13. Juli wiedergefunden; 1829 von Encke in Berlin am 7. Oktober,
1832 von Mossotti in Buenos-Ayres am i.Juni, 1835 von Kreil in Mailand am
22. Juli; 1838 am 16. September und 1842 am 8. Februar von Encke in Berlin;
1845 am 4. Juli in Washington; 1848 von Bond in Cambridge U. S. am 27. August;
1852 von Vogel in Bishops Observatory in London am 9. Januar; 1855 von
Maclear am Cap am 12. Juli; 1858 am 7. August und 1861 am 4. October von
Förster in Berlin; 1865 Febtuar 13 von Bruiins und Engelmann in Leipzig;
1868 Juli 17 und 1871 September 19 von Winnrcke in Karlsruhe; 1875 Januar 26
von Holden und Tuttle in Washington; 1878 August 3 von Tebbutt in Windsor;
1881 August 20 von Winnecke in Strasshurg; 1884 Dezember 13 von Tempel in
Arcetri; 1888 Juli 8 von Tebbutt in Windsor; 1891 August 1 von Barnard auf
dem Mount Hamilton; 1895 gleichzeitig von Wolf in Heidelberg und Perrotin in
Nizza. Seine Vorausberechnung hatte später v. Asten, und in letzter Zeit Backlund
übernommen; seine nächste Wiederkehr ist für das Jahr 1898 zu erwarten.
Die zahlreichen Beobachtungen dieses Kometen ermöglichten selbstverständlich
eine äusserst genaue Bahnbestimmung; dabei zeigte es sich aber, dass sich seine
Umlaufszeit stetig, um ungefähr 3 Stunden für jeden Umlauf verkürzt. Encke
wurde hierdurch auf die Einwirkung eines widerstehenden Mittels geführt,
worüber ausführlich in der »Mechanik des Himmels« gesprochen werden wird.
8) Für den am 9. Januar 1790 von MEchain entdeckten Kometen ergaben
sich die in der Tabelle angegebenen parabolischen Elemente. Der von Tuttle
am 4. Januar 1858 in Cambridge U. S. und unabhängig von diesem am 11. Januar
von Bruhns in Berlin entdeckte Komet erwies sich gleich nach der ersten Bahn-
bestimmung als identisch mit dem Kometen 1790 II, so dass inzwischen 5 Umläufe
stattgefunden hatten, und die Umlaufszeit 13 7 Jahre beträgt. Der Komet wurde
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Kometen und Meteore.
75
in der nächsten Erscheinung 187 1 am 12. Oktober von Borelly in Marseille und am \
1 5. Oktober von Winnecke in Kalsruhe wieder aufgefunden und am 8. August 18S5 von [
Perkotin und Chari.ois in Nizza. Für die letzte Erscheinung hatte die Bearbeitung \
Kahts übernommen. Die nächste Wiedelkehr ist für das Jahr 1890 zu erwarten.
9) Der WiNNECKE'sche Komet; entdeckt im Jahre 1819 von Pons am 12. Juni,
wurde für denselben von Encke eine elliptische Bahn gerechnet. In ganz der-
selben Weise wie beim TurrLE'schen Kometen und im selben Jahre, unmittelbar
nach der Entdeckung des Kometen 1858 I wurde dieser Komet von Winnecke in
Bonn am 8. März 1858 entdeckt und als identisch mit dem Kometen 1819 III erkannt.
Unter der Annahme von 7 Umläufen seit 1819 wurde Winnecke auf eine Bahn von
5 54 Jahren Umlaufszeit geführt. Bei dem nächsten Periheldurchgange 1864 wurde er
nicht gesehen; 1869 wurde er am 9. April von Winnecke in Karlsruhe wieder auf-
gefunden, sodann 1875 Februar 1 von Borelly in Marseille, 1886 August 19 von
Finlay am Cap, endlich 1892 März 18 von Spitaler in Wien. Die nächste
Wiederkehr ist 1898 zu erwarten.
10) Der Komet wurde am 27. November 1819 von Blanpain in Marseille
entdeckt, später aber nicht wiedergesehen. Ueber die Versuche Clausens ihn
mit dem Kometen (65) zu identificiren, s. pag. 90. In neuerer Zeit ist auf die
mögliche Identität mit dem Kometen (316) hingewiesen worden.
11) Der FAYE'sche Komet; gleich nach seiner Entdeckung 1843 November 22
durch Fayk, als elliptisch erkannt. Die genauere Bahn ergab sich erst nach den Er-
scheinungen 1851, wo er nach den in der Tabelle mitgetheilten Le-VERRiER'schen
Elementen von Challis in Cambrigde (England) am 28. November 1850 und 1858,
wo er von Bruhns in Berlin am 7. September aufgefunden wurde. Die Verbindung
dieser Erscheinungen schien anfänglich nach den Rechnungen von Axel Möller
ebenfalls (die Berücksichtigung der Störungen durch ein widerstehendes Mittel
zu fordern. 1865 wurde er nicht beobachtet, in der Erscheinung 1873 wurde er
von Stephan in Marseille am 3. September wieder aufgefunden, sodann 1880
August 2 von Common in Ealing (1881 I); in der Erscheinung 1888 wurde er
nach Aufsuchungsephemeriden von Kreutz, denen die MöLLER'schen Elemente zu
Grunde liegen, Aug. 9 von Perrotin in Nizza und in der letzten Erscheinung 1896
nach einer genäherten Ephemeride von Engström, welche ebenfalls nach den
MöLLER'schen Elementen abgeleitet war, am 26. September 1895 von Javelle in
Nizza aufgefunden.
12) Der BRORSEN'sche Komet; sofort nach seiner am 26. Februar 1846 durch
Broksen in Kiel erfolgten Entdeckung als elliptisch erkannt; bei seiner ersten
Wiedererscheinung 1851 wurde er nicht gesehen ; erst in der folgenden Erscheinung
1857 wurde er von Bruhns am 18. März neuerdings entdeckt, während die Ephe-
meridein Folge der nach van Galens Elementen zu kleinen mittleren Bewegung(623")
den Periheldurchgang zu spät angab. Für die Erscheinungen des BKORSEN'schen
Kometen giebt Kreutz1) die folgende Zusammenstellung: Die Erscheinungen des
Kometen theilen sich wegen der fast genau 5.1 Jahre betragenden Umlaufszeit in
Frühjahrs- und Herbsterscheinungen. Gut zu beobachten ist er nur in den ersteren.
Im Jahre 1857 war aber seine theoretische Helligkeit11) kleiner als die Hallte der-
jenigen der ersten Erscheinung im Jahre 1846; nichtsdestoweniger wurde er be-
deutend heller gesehen. Schmidt, damals in Olmütz, glaubte den Kometen
sogar 1857 April 8 bis 12 mit blossem Auge gesehen zu haben. In der nächsten
l) Viertcljahrshcft <l. Astron. Gcscllsch. Bd. 26, pag. 76.
») Ucber die Helligkeit, vcrgl. pag. 77.
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76
Kometen und Meteore.
Herbsterscheinung 1862 wurde er nicht wahrgenommen; 1868 wurde er von
Schmidt in Athen wieder aufgefunden; in der nächsten Herbsterscheinung winde er
am 31. August 1873 von Stephan in Marseille wieder aufgefunden; der Komet war
diffus, ohne merkbare (Kondensation; seine Helligkeit war ^ dei jenigen der ersten Kr-
scheinung 1846, thatsächlich war er aber, wahrscheinlich in Folge seiner ungünstigen
Stellung, noch viel schwächer. 1879 wurde er, wieder im Frühjahr am 14. Januar
von Tempel in Arcetri aufgefunden, mehrere Wochen nach dem Periheldurch-
gange zeigte er eine rapide Lichtzunahme und eine VergrÖsserung des Kernes,
eine Erscheinung, die übrigens auch schon, wenn auch weniger decidirt in
den früheren Erscheinungen wahrgenommen worden war. In der Herbster-
scheinung 1884 wurde er nicht gefunden, aber ebensowenig in der Frühjahrs-
erscheinung 1890, obgleich seine Stellung in diesem Jahre nahe so günstig
war, wie 1846; in der Herbsterscheinung 1895 war seine Stellung besonders
ungünstig; die nächste Wiedererscheinung ist für das Frühjahr 1900 zu erwarten.
13) Der Komet wurde von C. H. F. Peters am 26. Juni in Neapel entdeckt;
er wurde nur in dieser einen Erscheinung beobachtet, später nicht wiedergesehen.
Zu bemerken ist übrigens dass diese Bahn aus Beobachtungen abgeleitet ist,
welche im Ganzen einen Zeitraum von kaum einen Monat umfassen.
14) Der d'ARREST'sche Komet; am 27. Juni 1851 von d'ARREST in
Leipzig entdeckt und bereits in der ersten Erscheinung als elliptisch erkannt;
in der nächsten Erscheinung 1857 am 5. December am Cap wieder aufgefunden,
sodann, nachdem er in der nächsten Erscheinung nicht gesehen wurde, 1870
August 31 von Winnecke in Karlsruhe aufgefunden, 1877 Juli 9 von Tempel in
Arcetri, 1890 Oktober 6 von Barnard auf der Licksternwarte. Der Komet war
in seiner Erscheinung 1890 ungefähr unter denselben Umständen sichtbar, wie
bei seiner Erscheinung 1870; die Periheldurchgänge fielen auf 1870 September 22,
und 1890 September 17; dennoch wurde er im Jahre 1890 nur mit grosser Mühe
gefunden; lange blieb das Suchen erfolglos, bis er, schon nach dem Perihel-
durchgange, am 6. October von Barnard gefunden wurde. Der Komet hat
daher ausserordentlich an Lichtstärke verloren. Die nächste Wiederkehr ist 1897
zu erwarten.
■
15) Der erste TEMPEL'sche periodische Komet, mit kurzer Umlaufszeit : Tempel t
entdeckt von Tempel am 3. April 1867 in Marseille; er wurde in der nächsten
Erscheinung 1873 von Stephan in Marseille am 3. April wiedergefunden, sodann
1879 April 24 von seinem ersten Entdecker Tempel in Arcetri. Bei den folgenden
Periheldurchgängen 1885 und 1892 wurde er nicht aufgefunden, die nächste
Wiederkehr ist 1897/8 zu erwarten.
16) Der dritte TEMPEL'sche Komet: Tempel, - Swift: entdeckt am
27. November 1869 von Tempel in Marseille. Die Ellipticität seiner Bahn
wurde nicht gleich bei der ersten Bahnbestimmung erkannt, wenn auch die
Abweichungen von der Parabel schon damals angedeutet waren. Bei dem
nächsten Periheldurchgang wurde er nicht beobachtet und erst durch die Ueber^
einstimmung seiner Bahn mit derjenigen des am 10. Oktober 1880 von Swift in
Rochester entdeckten Kometen wurde er als periodisch erkannt (die Bezeichnung
Tempel, war inzwischen für den von Tempel entdeckten periodischen Kometen
1873 II gewählt worden). Die Berechnung des Kometen wurde sodann von
Schulhof und Bossert durchgeführt. Bei seinem Periheldurchgange 1886 wurde
er jedoch nicht gefunden; 1891 wurde er am 27. September von Barnard auf dem
Mount Hamilton wieder autgefunden; seine nächste Wiederkehr findet im Früh-
jahr 1897 statt; da aber die Frühjahrserscheinungen bei diesem Kometen sehr
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Kometen und Meteore. 77
ungünstig sind, so dürfte er nur unter besonders günstigen Helligkeitsverhältnissen
gesehen werden, und erst im Herbst 1902 kann seine Wiederkehr mit Sicherheit
erwartet werden.
17) Der periodische Komet Tempel,, entdeckt am 3. Juli 1873 von Tempel
in Mailand, wiedergefunden 1878 von dem ersten Entdecker Tempel, in Arcetri
am 19. Juli und 1894 von Finlay am Cap als äusserst schwache, kreisrunde Nebel-
masse von 1' Durchmesser. Nächste Wiederkehr: 1899.
18) Der erste DENNmc'sche Komet1); wurde bei seinem zweiten Perihel-
durchgange 1890 nicht gesehen; nächste Erscheinung 1898/9.
19) Der erste BARNARD sche Komet wurde bei seinen folgenden Perihel-
durchgängen 1890 und 1895 nicht gesehen; nächste Erscheinung 1900.
20) Der WoLF'sche Komet wurde bei seinem zweiten Periheldurchgange
1891 von Spitäler in Wien wieder aufgefunden; über seine Störungen durch
Jupiter wird später gesprochen. Nächste Wiederkehr 1898.
21) Der erste BROOKS'sche Komet wurde bei seinem zweiten Periheldurchgange
1892 nicht wiedergefunden; nächste Wiederkehr: 1899.
22) Der FmLAv'sche Komet; in seinem zweiten Periheldurchgange 1893 von
Finlay selbst am Cap wiedergefunden; nächste Wiederkehr 1900.
23) Der periodische Komet Brooks, hatte eine ungewöhnlich lange Sicht-
barkeitsdauer, und sind die von Balschingkr abgeleiteten Elemente bereits
sehr nahe richtig. In der zweiten Erscheinung wurde er am 20. Juni 1896 von
Javelle in Nizza wieder aufgefunden. Ueber die Begleiter wurde schon früher
gesprochen; seine Störungen durch Jupiter werden später behandelt.
Die folgenden 7 Kometen: (310) = Komet Swift,, (316) = Komet Spitaler,
(321) = Komet Holmes, (3*22) = Komet Barnard,, (327) = Komet Dennikg,,
(3*29) = Komet Swift,, (330) = Komet Swift, sind bisher erst in einem
Periheldurchgange beobachtet worden. Die nächsten Feriheldurchgänge fallen
bezw. für den Kometen (316) in das Jahr 1897; für (310) in das Jahr 1898; für
die Kometen (321) und (322) in das Jahr 1899; für den Kometen (329) in das
Jahr 1900, für den Kometen (327) in das Jahr 1901 und für den Kometen (330)
in das Jahr 1902.
Dass die Kometen nur in der Nähe des Perihels gesehen werden, hat seinen
Grund darin, dass sie in grösserer Entfernung von der Sonne zu lichtschwach
sind. Ihre Lichtintensität wird bestimmt durch die von der Sonne erhaltene
Lichtmenge, welche umgekehrt proportional dem Quadrate ihrer Entfernung r
von der Sonne ist; weiter ist für eine durch ihre Entfernung von der Sonne
bestimmte Lichtintensität die von der Erde gesehene Lichtstärke umgekehrt
proportional dem Quadrate der Entfernung A von der Erde. Ihre Helligkeit
wird daher
wobei H0 die Helligkeit in der Entfernung 1 von der Sonne und Erde eine für
den Kometen (abgesehen von Helligkeitsänderungen, Lichtausbrüchen) constante
Grösse ist. Abweichungen von diesem Gesetze deuten auf Eigenlicht-Entwickelung.
Kometen werden daher nur in der Nähe ihrer Perihele entdeckt, und daher
kommt es aurh, dass die beobachteten Kometen überhaupt nur mässige Perihel-
distanzen haben. Vergleicht man die bis Ende 1895 beobachteten Kometen,
') Die Kometen nach ihren Entdeckern benannt.
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78 Kometen und Meteore-
deren Bahnen berechnet wurden, nach ihren Periheldistanzen, so erhält man ist
folgende Tabelle:
Periheldistanzen
zwischen 0 0 01 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0 7 0 8 0 9 10 12 1 5 2*0 3i) 5'
Bis 1800*) 5 4 4 16 9 25 10 18 11 13 11 4 2 1 1
i8oibisi85o 533 15 3674 13 6 11 9 5 3-
1851 bis 1880 3 2 3 15 — 9 9 11 9 13 15 13 11 2 -
1881 bis 1895 3 1 272 1 5568 10 10 12 4-
Zusammen 16 10 12 58 14 41 31 38 39 40 47 36 30 10 1
Dabei sind jedoch die nach Ephemeriden gefundenen Kometen mit j:
rechnet; zählt man diese nicht mit, so ergiebt sich die folgende Tabelle,
welcher jedoch die wiederholten Erscheinungen desselben Kometen, falls die-
selbe nicht nach der Ephemeride wieder gefunden, sondern neu entdeckt wefc
mitgezählt sind*):
Periheldistanzen
zwischen 00 0 1 0-2 03 04 05 06 07 08 09 10 12 15 2*0 30
Bis 18001)
5
4
4
16
9
25
10
18
11
13
11
4
2
1
I
1801 bis 1850
5
3
6
3
6
7
4
11
5
11
9
5
3
1851 bis 1880
3
2
3
6
5
9
11
8
13
14
10
6
2
1881 bis 1895
3
1
2
3
2
1
5
5
6
7
9
8
9
4
Zusammen
16
10
12
31
14
37
31
38
36
38
45
31
22
10
:
In diesen Zahlen zeigt sich auffallend die Wirkung der grösseren, lich
stärkeren Kometensucher. Bis 1800 fand sich das Maximum zwischen 05 ur:
10 der Periheldistanz; zwischen 1801 und 1880 zwischen 0 7 und 15; r.x-
1880 zwischen 0 9 und 2 0. Selbstverständlich kann diese Tabelle kein v
ständig getreues Bild geben, da ja viele Kometen in neuerer Zeit schon
vor ihrem Pcrihcldurchgange, andere erst nach demselben entdeckt wurdet
Noch weniger zeigt sich hierin die Wirkung der grossen Fernrohre der neur
Zeit, mit denen ja keine Kometen entdeckt werden. Doch zeigt sich die Wirker,
derselben in der Dauer der Beobachtung nach dem Periheldurchgange.
') Bei dem ersten Kometen von 372 vor Chr. Geb., dessen Bahn Oberhaupt nur genifcc*
bestimmt werden konnte, bleibt die Periheldistanz unsicher; man findet nur, dass sie •kleic« «
*) Speziell mögen die Kometen, deren Periheldistanz kleiner als 0*2 und jene, deiea
Periheldistanz grösser als 20 ist, angeführt werden.
1668 (>)\
: 0 005
1874 I :0 044
1830 JI : 0126
1826 II
: 2-008
1880 1 1
1816
: 0 048
1827 III : 0138
183SI
:2041
1680 1
1882 I
: 0 061
1851 IV : 0141
1854 I
: 2-045
«8431
: 0-006
1689
: 0 064
1582 : 0168
1890 IV
: 2-048
1887 I J
»593
: 0 089
1853 IV: 0173
1847 II
: 2115
1882 II
: 0-008
182t
: 0-U92
1577 : 0178
1892 III
: 2 139
1865 1
: 0 026
1780 I
: 0 099
1826 III : 0- 1 88 (?)
1855 I
: 2-194
1826 V
: 0 027
1665
:0 106
1895 IV : 0-192
1747
: 2199
1847 1
: 0-048
1769
: 0-123
1889 n
1885 H
17*9
: 2-255
: 2-507
: 4-043
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Kometen und Meteore.
79
Der erste Komet, der in einer zweiten Opposition beobachtet wurde1), die
nicht mit seinem Periheldurchgange zusammenfiel, war der Komet 1811 I, der
von Wisniewski in Neu Tscherkask im Jahre 1812 beobachtet wurde, wo er von
seinem Perihele bereits sehr weit entfernt war. Die Beobachtungen des Kometen
1882 II bilden nach dem Durchgange desselben vor der Sonnenscheibe am
17. September eine ununterbrochene Reihe bis Mitte März 1883, obzwar er schon
am 4. Januar 1883 in Opposition war. Der Komet 1889 I wurde in der zweiten
Opposition 1890 März 28 in Wien wieder aufgefunden, und der Komet 1889 V
wurde in der zweiten Opposition 1890, in welcher die Entfernung des Kometen
von der Sonne bereits 3 8, diejenige von der Erde 2 8 Erdbahnhalbaxen war,
wiedergesehen, und bis 1891 Januar 1 beobachtet, sodass dessen Beobachtungen
vom ersten Periheldurchgange bis zu seinem Verschwinden einen Zeitraum von
556 Tagen umfasst.
Besonders bemerkenswerth jedoch ist die Thatsache, dass die Bahnen mit
grossen Periheldistanzen seit 1881 weniger die parabolischen als die elliptischen
Kometen mit kurzer Umlaufszeit betreffen.
Von den seit 1881 entdeckten periodischen Kometen sind zwei mit Perihel-
distanzen kleiner als l (davon einer, dessen Perihcldistanz sehr nahe gleich 1 ist),
und 11 mit solchen grösser als 1. Es hängt dieses damit zusammen, dass die
Excentricitäten dieser Kometen immer massig sind, sodass die Bahnen derselben
denjenigen der Planeten ähnlicher werden.
Vergleicht man die periodischen Kometen mit den kleinen Planeten, so
findet man übrigens nicht nur diesen einen Berührungspunkt zwischen denselben.
In erster Linie tritt der Umstand hervor, dass die Halbaxen derselben von den-
jenigen der kleinen Planeten nicht sehr verschieden sind. Unter den sämmtlichen
beobachteten kurz-periodischen Kometen haben zwei eine mittlere Bewegung
kleiner als 300"; mit Rücksicht auf ihre Perihcldistanz wird daher in demselben
Maasse ihre Apheldistanz wachsen; sie ist für den Kometen (174) gleich 9'44,
für den Kometen (102) gleich 10*43, für den ersteren daher etwas kleiner, für
den letzteren etwas grösser als der Halbmesser der Saturnsbahn. Diese beiden
Kometen bilden gewissermaassen den Uebergang zwischen den kurzperiodischen
Kometen und denjenigen mit langer Umlaufszeit. Ihnen zunächst kommen dann
die folgenden Kometen:
V-
?
•
*
(277)
402"
56°-l
6°-8
(310)
4,6
425
102
(163)
468
33-3
11-3
(327)
478
44-3
5-5
(330)
494
407
30
') Bei Kometen mit nahe parabolischen Bahnen wird, sobald der Komet in grössere Ano-
malien gekommen ist, seine Bewegung riemlich langsam, und die Richtung von der Sonne zum
Kometen sich nur wenig ändern ; sie nähert sich immer mehr und mehr derjenigen Richtung,
welche dem Perihel entgegengesetzt ist, und welche für Ellipsen das Aphcl ist, und für Para-
beln oder parabelähnliche Hyperbeln auch so genannt werden kann. Da die Erde sich in-
zwischen in ihrer Bahn fortbewegt hat, so geht sie dann zwischen der Sonne und dem Kometen
durch, woraus ersichtlich ist, dass die mit den Perihelien nicht zusammenfallenden Opposi-
tionen (filr alle Kometen, deren Periheldistanzen kleiner als 1 sind) sehr nahe an der entgegen-
gesetzten Seite des Himmels (in der Gegend des Aphels, für Hyperbeln genauer in der Richtung
der Asymptoten) stattfinden.
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80 Kometen und Meteore.
Zum Vergleiche mögen hier diejenigen bis Ende 1895 entdeckten kleinen
Planeten, deren mittlere Bewegungen kleiner als 500" sind, nebst den Excen-
tricitäten und den Neigungen angesetzt werden:
T
•
i
Planet (279)
403"
4°-7
2°4
(361)
450
11-8
12G
(153)
451
94
7 9
(190)
452
95
6 1
(334)
456
04
4*6
Kometen mit den kleinsten Halbaxen sind:
1*
?
■
1
Komet (96)
1080"
57°'8
12°9
(132)
737
434
90
(79)
706
598
80
und die Planeten, deren mittlere Bewegungen grösser als diejenigen der
periodischen Kometen sind:
?
•
9
•
1
Planet (323)
1120"
16°0
19°'3
Planet (270^
1089"
8°'7
2°-4
(244)
1106
79
28
(341)
1087
110
57
(149)
1106
3-9
09
(8)
1086
90
59
(281)
1098
76
53
(228)
1086
13 9
26
(352)
1092
8-5
34
(43)
1085
9-7
35
(254)
1091
7-0
45
überdiess noch 20 mit mittleren Bewegungen zwischen 1000" und 1080".
Von den übrigen 20 Kometen haben 10 mittlere Bewegungen zwischen 500"
und 599" und 10 zwischen 600 ' und 699". Soweit also die relativ noch geringe
Zahl der periodischen Kometen einen Schluss gestattet, unterscheiden sich die-
selben von den kleinen Planeten nicht wesentlich durch die Axen und Neigungen,
sondern wesentlich durch die Excentricitäten1).
Bezüglich der Neigungen ist zu bemerken, dass mit
Neigungen zwischen 0° 5° 10° 15° 20° 30° 40° 50° 60°
die Anzahl d. kurz periodisch. Kometen 6 8 7 2 2 3 1 1
beträgt, wobei für die Kometen, bei denen die Neigung ausserhalb der gewählten
Grenzen veränderlich ist (z. B. lür den Kometen 84), stets der grössere Werth
angesetzt ist. Man ersieht hieraus ein Ucberwiegen der kleinen Neigungen;
zusammen 23 unter 20° und 7 über 20°, ganz ähnlich wie dies bei den kleinen
Planeten der Fall ist. Immerhin ist zu beachten, dass die relative Zahl der
Kometen mit kleinen Neigungen nicht so gross ist, als bei den kleinen Planeten.
Von den bis Ende 1895 entdeckten kleinen Planeten sind die Bahnneigungen
') Auf die nahen Beziehungen zwischen Kometen mit kurzer Umlaufszeit und den kleinen
Planeten hat schon V. MARfH im Jahre 1862 hingewiesen. Er sagt: »It is perkops wortky 0/
rtmark, that tht asteroid Polyhymnia approathts in txctntrkity so ntar to tht tomets of shert ptriod,
as to suggest tht suspUion, that samt of tht Asteroids may ytt bt found to partakt somtwhtä of
tht comttary charaettr, and to fournish a tonnttting Unk bttwttn tht plantts and comtts. (StLLIMAN
Journal of Sciences and Arts II. Serie, Bd. 33, pag. 94.
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Kometen und Meteore. 8l
zwischen 0° 5° 10° 15° 20° 30° 40°
für 126 149 79 27 25 1
demnach in $ ausgedrückt
zwischen 0° 5° 10° 15c 20° 30° 40° darüber
für die kurz periodische Kometen 20 27 23 7 6 10 7
für die kleinen Planeten 31 37 19 7 6 0 0
Mit Neigungen unter J0° sind daher 68$ von den kleinen Planeten, hin-
gegen nur 47$ der kurz periodischen Kometen. Ganz auffällig unterscheiden
sich aber auch die periodischen Kometen von denjenigen mit parabolischen
oder nahe parabolischen Bahnen. Unter allen bisher entdeckten Kometen sind:
mit Neigungen zwischen 0° 5° 10° 15° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 90°
Bis 1800 54536766776
Zwischen 1801 und 1850 03213397525
Zwischen 185 1 und 1895 366257857 14 13
Zusammen 8 13 13 6 14 17 23 18 19 23 24
mit Neigungenzwischen 90° 100° 110° 120° 130° 140° 150° 160° 170° 180°Zus.
Bis 1800 2 9 8 12 10 7 6 4 2 1221)
Zwischen 1801 und 1850 471766302 76
Zwischen 1851 und 1895 11 9 9 10 5 11 6 5 2 144
Zusammen 17 25 18 29 21 24 15 9 6 342
Von 30° zu 30° zusammengefasst erhält man hier Kometen mit
Neigungen zwischen 0° 30° 60° 90° 120° 150° 180°
54 58 66 60 74 30
daher auffallend wenige Kometen mit retrograden Bewegungen und kleinen
Neigungen, während im Übrigen die Kometen nahe gleich vertheilt erscheinen.
Rechnet man jedoch die periodischen Kometen ab, und zwar
Mit Neigungen zwischen 0° 5° 10° 15° 20° 30° 40° 50° 60° 70°
die kurzperiodischen 687223 1 1 —
ferner die langperiodischen *) — — — 2 — — 2 — —
so bleibt f.d. Korn. m. parab. Bahnen 2 5 6 2 12 14 20 17 19
Mit Neigungen zwischen 70° 80° 90° 100° 110° 120° 130° 140°
die kurzperiodischen _____ — — —
ferner die langperiodischen *) 1 l — — — — —
so bleibt f.d. Korn. m. parab. Bahnen 22 23 17 25 18 29 21
Mit Neigungen zwischen 140° 150° 160° 170° 180c Zus.
die kurzperiodischen — — — — 30
ferner die langperiodischen*) 1 — 2 — 9
so bleibt f.d. Korn. m. parab. Bahnen 23 15 7 6 303
oder zwischen 0° 30° 60° 90° 120° 150° 180°
parabolische Kometen 27 51 64 60 73 28
oder in | 9 17 21 20 24 9
daher ziemlich gleich viel direkte und retrograde Kometen mit kleinen Nei-
gungen , aber eine Uberwiegende Anzahl von Kometen mit Neigungen zwischen
') Ein Komet mit unbestimmter Neigung.
*) Mit Umlaufszeiten unter 100 Jahren.
Valämtheb, Astronomie, IL
6
8a
Kometen und Meteore.
30° und 150°. Diese Erscheinung bietet aber durchaus nichts auffälliges. Nimmt
man nämlich eine gleichmässige Vertheilung aller Kometenbahnen an, so wird
sich dieses darin äussern, dass die Pole aller Kometenbahnen an der
Himmelskugel gleichmässig vertheilt sind, worin dann sowohl die Vertheilung
nach der Neigung als auch diejenige nach dem Knoten enthalten ist. In diesem
Falle wird die Neigung gegen irgend eine beliebige feste Ebene gegeben durch
den Abstand des Poles der Bahn von dem Pole der festen Ebene; die Zahl der in
einer gewissen Calotte enthaltenen Bahnpole muss nun proportional der Oberfläche
dieser Calotte sein, wobei es ganz gleichgültig ist, auf welche feste Ebene die
Bahnen bezogen werden. Bahnen, deren Neigungen nun kleiner als i sind,
sind in einer Calotte enthalten, deren Mittelpunkt der Pol der festen Ebene ist,
und deren Halbmesser sin i ist; die Oberfläche dieser Calotte ist proportional
ihrer Höhe, also proportional 1 — cos /'; ist daher N die Anzahl aller Bahnen,
so ist die Zahl n derjenigen Bahnen, deren Neigung kleiner als i ist, gegeben
durch
n = N(\ — cos i) = 2 Nsin* \i.
Dabei ist ein Unterschied zwischen direkter und retrograder Bewegung nicht
gemacht; es sind also z. B. die Neigungen zwischen 0° und 10° und diejenigen
zwischen 170° und 180° zusammengezogen.
Rechnet man diesen Ausdruck für N= 100 (in #) so erhält man für die
Zahl der Kometen deren Neigungen
zwischen 0° 10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 90°
ist den theoretischem Werth 15 4 5 7 3 10 0 12 3 14-3 15 8 16 9 17 4
während sich a.d. 303beobacht.
nicht period. Kometen ergiebt 13 15 27 37 41 46 37 47 40
oder in £ 4 2 4 9 8 9 12 3 13 5 15 2 12 3 15 5 13 2
Verhältnissmässig zeigt sich demnach noch ein geringes Ueberwiegen der
kleinen Neigungen; dass die .retrograden und direkten Bewegungen ziemlich
gleich vertheilt sind, zeigt die vorhergehende Tabelle.
Es zeigt sich also hier eine auffallende Trennung der Kometen zwischen
den periodischen und parabolischen, so dass die ersteren sich mehr den kleinen
Planeten nähern, gegen welche die Unterschiede in den Neigungen nicht so
bedeutend sind. Hingegen besteht ein sehr bedeutender Unterschied in den
Excentricitäten. Die grösste bisher bei einem kleinen Planeten beobachtete
Excentricität ist noch immer kleiner als die kleinste bei den periodischen
Kometen beobachtete. Bezüglich der Anzahl hat man unter den 407 bis Ende
1895 entdeckten Planeten:
97 deren Excentricitätswinkel zwischen 0° und 4° 59'*9
175 „ „ n 5 „ 9 59'9
III » „ 10 „ 14 599
21 „ „ „ 15 „ 19 59 9
3 „ „ über 20 ist.
Die grössten Excentricitäten haben
Planet (332) : 9 = 22° 7' 9 (f* = 605") Planet (324) 9=19° 38'- 1 (fi = 806")
(183)*: 20 18-2 (fi = 761") (132) 19 21 2 (ji = 904")
(164)*: 20 160 (ji — 831") (393) 19 13 6 (|x = 768")
(33)* : 19 389 (pu = 731").
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Kometen und Meteore.
83
Von diesen sind jedoch nur die mit * bezeichneten genügend sichergestellt,
da die Planeten (33) und (183) in mehr als 10, der Planet (164) in 6 Oppositionen
beobachtet wurde, während die vier anderen nur in je einer Opposition beob-
achtet wurden; speciell der Planet (132) ist seit seiner Entdeckung nie wieder-
gesehen worden. Von den 30 periodischen Kometen sind:
1 dessen Excentricitätswinkel kleiner als 25° ist (Komet 321)
3 deren „ zwischen 25° und 29°59'9 sind (Komet 309, 316, 240)
5 „ „ „ 30 „ 34 59 9
5 „ ,, 35 39 59*9
5 „ „ „ 40 „ 44 59 9
** n n it 45 „ 49 59-9
2 „ „ 50 54 59*9
4 „ „ „ 55 ,, 59 59*9
sind; dabei sind die ausserhalb der angegebenen Grenzen veränderlichen Excen-
tricitäten mit ihrem kleineren Werthe berücksichtigt.
Hieran wird sich unmittelbar die Frage knüpfen, ob alle möglichen Excen-
tricitäten gleich wahrscheinlich sind. Wird Uber die Entstehung der Himmels-
körper keine besondere Annahme gemacht, so kann man offenbar annehmen,
dass alle Excentricitäten zwischen 0 und 00 gleich wahrscheinlich sind; allein
eine solche Annahme würde den ^tatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechen.
Ebensowenig kann man annehmen, dass alle grossen Halbaxen gleich wahr-
scheinlich sind, denn die Elemente sind stets bedingt durch äussere Umstände,
nämlich durch die Anfangsconstellationen der Himmelskörper (Integrations-
constanten). Aus der pag. 65 angeführten Formel für die Geschwindigkeit folgt,
wenn man r = 00 setzt:
a
also, wie schon erwähnt, sämmtliche Bahnen hyperbolisch. Setzt man für die
Hyperbel - «an Stelle von a, so wird diese Formel:
1
oder da
ist, so folgt
f=l + qv*.
Die Excentricität wird sich daher um so mehr von der Einheit entfernen,
je grösser q und je grösser v ist. Gemäss der Formel, aus welcht-r dieses
Resultat abgeleitet ist, müssen q und v in zusammengehörigen Einheiten, also z. B.
q in Einheiten der Erdbahnhalbaxe, v in Einheiten der mittleren Geschwindigkeit
der Erde um die Sonne ausgedrückt werden. Für v hat man aber nicht die
absolute, sondern die relative Geschwindigkeit des Kometen gegen die Sonne zu
wählen, dabei also die Richtung der Bewegung der Sonne in Betracht zu ziehen.
Aus dem Umstände nun, dass die meisten Kometen Parabeln beschreiben, wird
man folgern können, dass v in grossen Entfernungen nahe Null ist, d. h. dass
die Kometen an derBewegung des Sonnensystems theilnehmen, und
nur jene, bei denen eine starke Abweichung von der Parabel bei kleinem Werthe
von q stattfindet, wird man als stellaren Ursprungs (dem Sonnensysteme
vollständig fremde Körper) anzusehen haben. Dass die ersteren dem Sonnensysteme
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»4
Kometen und Meteore.
angehören, und dabei dennoch sich nach ihrer einmaligen Annäherung fortwährend
entfernen, enthält keinen Widerspruch; es liegt darin nur der Ausdruck der
Thatsache, dass die meisten Kometen, die beobachtet werden, schon vor ihrer
Erscheinung dem Sonnensysteme angehörten, und mit dem Sonnensysteme sich
auch noch weiter bewegen werden. Dieses gilt auch für jene Kometen, welche
streng parabolische Bahnen beschreiben, also thatsächlich nicht wieder beobachtet
werden können.
Die periodischen Kometen nehmen nun aber nicht nur an der Bewegung
des Sonnensystems theil, sondern müssen auch mit demselben in engerer Ver-
bindung stehen; entweder sie sind durch die Anziehung der kleineren Körper
des Sonnensystems, also der Planeten, wenn sie denselben hinreichend nahe
gekommen sind, in ihre Bahnen gelenkt worden, oder aber sie mussten von
vornherein mit den Planeten einen gemeinsamen Ursprung haben, was seinen
Ausdruck in der berühmten KANT-LAPLACE'schen Hypothese über die Entstehung
des Weltsystems1) findet. Dieses zeigt sich auch in zwei Thatsachen ganz
augenfällig: dass sie sich rechtläufig bewegen, und dass ihre Bahnen gegen die-
jenigen der Planeten nur wenig geneigt sind.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wird man vermuthen müssen, dass,
sowie es in dem Gürtel zwischen Mars und Jupiter eine grosse Zahl von kleinen
Planeten giebt, in demselben Gürtel auch eine grössere Zahl von Kometen sich
bewegt, und dass vielleicht, ebenfalls gegen die Ekliptik nur wenig geneigt, noch
eine grössere Anzahl von periodischen Kometen längerer Umlaufszeit mit grösseren
Periheldistanzen existirt. Die Entdeckung von Kometen dieser letzteren Art kann
natürlich nur mit lichtstarken Fernröhren stattfinden, die aber in ihrer jetzigen
Construction zum Suchen von Kometen wenig geeignet sind, da sie nur ein geringes
Gesichtsfeld zu überblicken gestatten. Mit den gegenwärtigen Hilfsmitteln bleibt
also die Entdeckung derselben dem Zufall überlassen.
Die Frage, ob der Unterschied zwischen den kleinen Planeten und den
periodischen Kometen ein in der Natur derselben gelegener ist, oder eine Folge
ihrer Bewegung, hängt aufs innigste mit der Frage nach der Ursache der äusseren
Beschaffenheit der Kometen zusammen.
Wenn die Kometen kurzer Umlaufszeit und die Planeten einen gemeinsamen
Ursprung haben, so kann ihr äusserer Anblick nur eine Folge der Verschiedenheit
ihrer Bahnen sein. In der That wird das Aussehen derselben wesentlich bedingt
erscheinen durch die Wärmewirkung der Sonne. Bedenkt man, welche Verschieden-
heit die Sonne in den verschiedenen Zonen unseres Erdballes erzeugt, wie hier
tropische Hitzen und dadurch bedingte Verdampfungen mit eisigen Kälten und
den begleitenden allseitigen Erstarrungen wechseln, und bedenkt man weiter, dass
die Wärmewirkung der Sonne im verkehrten Quadrate der Entfernungen steht,
so wird man, — abgesehen von den verschiedenen Wärmewirkungen auf die
einzelnen Theile eines und desselben Körpers, welche theils durch die Rotation
desselben, theils durch die Lage seiner Rotationsaxe bedingt sind, — auf die
Abhängigkeit der Veränderungen jedes Weltkörpers von seiner Bahn geführt.
Körper, die sich in nahe kreisförmigen Bahnen bewegen, werden nahe dieselbe
Wärmemenge in allen Punkten ihrer Bahn erhalten; so wie aber die Excentri-
cität grösser wird, wird die Wirkung im Perihel bedeutend stärker als im Aphel.
Man hat für das Verhältniss V der Wärmemenge
l) VeTgl. den Artikel »Kosmogonic.
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£ Kometen und Meteore.
für e = O l <p = 5° 7 V
= 1-494 e = 0-9 <p = 64°-2 K
361
1521
2401
4312
9801
39600
0-2 11-5
0-3 17-5
04 236
05 300
06 36-8
0-7 440
0-8 53-1
085 582
81 00
1521
2250 0-95 71-9
3*449 0-96 73-7
5-444 097 75-9
9-000 098 78-9
16-00 0-99 81-9
3211
Während also die Wirkung der Wärme bei den Planeten, bei denen die
Excentricitäten kleiner als 0 4 ist, im Perihel höchstens das vierfache von der-
jenigen im Aphel ist1), wird dieselbe bei den periodischen Kometen schon be-
deutend grösser; wie die kleine Tafel zeigt, wächst das Verhältniss ziemlich
rasch. So ist es erklärlich, dass von den auf den Kometen befindlichen Stoffen,
wenn diese in die Sonnennähe kommen, unter den gegenüber der Sonnenferne
vollständig veränderten Verhältnissen, ein Theil in Dampf verwandelt wird und
sich als Dunsthülle (Coma) um den Kometen lagert. Bei der Entfernung des
Kometen von der Sonne werden dann die Stoffe wieder condensirt, und so ist
die Abnahme der Dunsthülle nicht ein bloss optisches, sondern ein physisches,
von der Verkleinerung der Coma abhängiges Phänomen.
Allerdings können auch Planeten mit grossen Excentricitäten beobachtet
werden, die sich von den Kometen mit kleinen Excentricitäten eben durch das
Fehlen der Coma unterscheiden. Man muss also jedenfalls eine gewisse stoff-
liche Verschiedenheit annehmen, und wenn auch gemäss den spectroskopischen
Untersuchungen die Grundstoffe, aus denen die Kometen bestehen, von den-
jenigen der Planeten nicht verschieden sind, so ist doch in der Zusammensetzung
ein Unterschied: die Kometen zeigen das Kohlenwasserstoffspectrum (modificirt
durch Kohlenoxyd). Da gewisse Kohlenwasserstoffe (Methylen) selbstleuchtend
sind (phosphorescirend), so wird das durch Polarisationsversuche unzweifelhaft
erwiesene Selbstleuchten der Kometen theilweise auch hierdurch erklärt Dass
aber die Kometen auch andere Grundstoffe enthalten, ist durch das Auftreten der
Natriumlinie (zum ersten Male bei dem Kometen 1882 I am 27. und 28. Mai
in Dunecht gesehen) und zahlreicher Eisenlinien nachgewiesen. Es ist aber
bemerkenswerth, dass die Metalllinien bei der Annäherung an die Sonne auf-
leuchteten und bei der Entfernung der Kometen von der Sonne an Intensität
abnahmen. Weiter muss hervorgehoben werden, dass die bedeutenden Licht-
ausbrüche in der Nähe des Perihels (plötzliche Lichtzunahme) ebenfalls durch ein
in Folge starker Erwärmung auftretendes starkes Glühen (grosse Intensität des
continuirlichen Spectrums) oder durch Ausbrüche von brennenden Gasen (grössere
Intensität des Kohlenwasserstoffspectrums) erklärt werden können. Hierdurch er-
scheint die erhöhte Wärmewirkung der Sonne auch durch Beobachtungen constatirt.
Es ist hierbei bereits von den nicht periodischen Kometen die Rede. Dass
sich in dieser Richtung die periodischen Kometen von den nicht periodischen
nicht unterscheiden, ist wieder durch spectioskopische Beobachtungen erwiesen;
aber bei den nicht periodischen Kometen ist, wie die obige Tafel für das Ver-
») Hier mag bemerkt werden, dass die von manchen Geologen zur Erklärung der Eiszeit
herangezogene Veränderlichkeit der Excentricität der Erdbahn keineswegs die erwähnte Folge haben
kann, wie ja auch der Unterschied der Jahreszeiten nicht auf der Entfernung der Erde von der
Sonne beruht (da die Erde im Winter in der Sonnennähe ist), sondern wegen der Kleinheit
der Excentricität und ihrer Veränderung, auf der Stellung der Erdaxe.
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Kometen und Meteore.
hältniss der Wärmewirkung zeigt, die Wirkung der Sonne noch unvergleichlich
viel stärker. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn bei so kleinen Perihel-
distanzen, wie diese bei den Kometen vorkommen (vergl. pag. 78), theilweise
Verdampfungen und Massenverluste in den Weltraum entstehen. In Hinsicht
auf die Bewegung bleiben derartige Massenverluste nicht ohne Wirkung: ein
Massenverlust ist stets von einer Verzögerung der mittleren Bewegung begleitet.
Bei den Kometen mit parabolischer. Bahnen kann diese Erscheinung nicht wesent-
lich hervortreten; hingegen kann diese Störung bei den periodischen Kometen
mit grosser Sonnennähe merklich werden. In dieser Richtung mag hervor-
gehoben werden, dass unter allen bisher bekannten periodischen Kometen, wenn
man von dem nicht wiedergefundenen Kometen ^79) absieht, der EnckescIic
die grösste Excentricität und (selbst einschliesslich des Kometen 79) die kleinste
Periheldistanz hat1).
Es ist aber eine bekannte Thatsache, dass bei manchen Kometen eine
plötzliche Verkleinerung der Dunsthülle unmittelbar vor der Annäherung an das
Perihel, und nach dem Durchgange durch das Perihel wieder eine langsame
Vergrösserung der Coma stattfindet. Diese Erscheinung haben z. B. Hevel bei
dem Kometen von 1618, Winnecke bei dem DoNATi'schen Kometen 1858 VI,
Schmidt bei dem ENCKE'schen Kometen beobachtet. Diese Erscheinung lässt
sich eben wegen der nachherigen Vergrösserung der Coma durch einen Massen-
verlust nicht erklären. Ebenso lassen sich die längere Zeit nach dem Perihel-
durchgange erfolgten Lichtausbrüche nicht wohl auf die Wirkung der Sonne
zurückführen. Eine Erscheinung dieser Art ist der zwei Monate nach dem Perihel-
durchgange erfolgte Lichtausbruch bei dem Kometen 1884 I. Auffällig in dieser
Richtung ist auch der Komet (321), der erst 4 Monate nach dem Periheldurch-
gange als ziemlich helles Object entdeckt wurde, und 6 Monate nach seinem
Periheldurchgange, nachdem er bereits ein sehr schwaches und schwierig zu
beobachtendes Object geworden war, neuerdings eine sehr starke Helligkeits-
zunahme in einer schon sehr grossen Entfernung von der Sonne erfuhr.
Ein noch viel schwierigeres Problem bietet die Erklärung der Kometen*
schweife. Dass man, um zu einer befriedigenden Erklärung zu kommen, nebst
der allgemeinen Gravitation noch andere Kräfte annehmen muss, war schon am
Ende des vorigen Jahrhunderts erkannt; es war selbstverständlich, eine Repulsiv-
kraft anzunehmen, weil die Kometenschweife von der Sonne weggerichtet sind.
Da eine solche abstossende Kraft mit den aus ihr folgenden, für irdische Ver-
hältnisse grossartigen Naturerscheinungen in der Elektricität bekannt war, so
war es naheliegend, diese abstossende Kraft mit der Elektricität zu vergleichen.
Schröter nimmt eine >unserer elektrischen ähnliche, ab- und fortstossende Natur-
kraftc an; Olbers identificirt diese Repulsivkraft mit der Elektricität; er sagt:
»Enthalten kann man sich indessen schwerlich, dabei an etwas, unseren elektrischen
Anziehungen und Abstossungen Analoges zu denken. Warum sollte auch diese
mächtige Naturkraft, von der wir in unserer leuchten, stets leitenden Atmosphäre
schon so bedeutende Wirkungen sahen, nicht im grossen Weltall nach einem,
weit über unsere kleinlichen Begriffe gehenden Maassstabe wirksam sein?«
•) Eine Erscheinung, auf welche schon Peirce und Mitchell hingewiesen haben (s.
American Journal of Sciences and Arts, 2. Serie, Bd. 33, pag. 99). Doch lawt sich die Be-
schleunigung der mittleren Bewegung de« ENCKE'schen Kometen keinesfalls durch einen
Massenverlust erklären,' hingegen wlirde ein Massenverlust die Erscheinung erklären, dass
zwischen 186$ und 1871 eine Beschleunigung der Umlaufseeit, wie dieselbe vor 1865 und
nach 1871 sich ergab, nicht stattfand.
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Kometen- und Meteore.
87
B essel unterwarf die Erscheinungen der Rechnung, indem er die Grösse der
Kraft (das Verhältniss derselben zur Sonnenattraction) zu bestimmen suchte,
welche nöthig ist, um die Schweifform, d. i. die Krümmung der Schweife zu
erklären. Ist — (t das Verhältniss derselben zur Sonnenattraction, negativ, da sie
im entgegengesetzten Sinne wirkt, so ist die Summe der Massenanziehung der
Sonne und der Abstossung durch die Polarkraft 1 — u.. Bredichin hat die BESSEL'sche
Theorie auf die Berechnung der Schweife einer grossen Zahl von Kometen an-
gewendet; er findet drei Grundtypen: für den ersten Typus 1 — u. = H O; für
den zweiten Typus 1 — jt = 1*4; für den dritten Typus: 1 — u. = 0*3. Bei
den Kometen mit mehreren Schweifen (anomale Schweife) gehört dann jeder
der Schweife einem anderen Typus an. In den > Astronomischen Nachrichtent *)
versucht er, um die Beobachtungen mit den Rechnungen zu vergleichen, Ephe-
meriden für die Kometenschweife zu rechnen, und Marcuse geht sogar so weit,
deo Typus der Kometenschweife als charakteristisches Element für einen Ko-
meten anzusehen: »dann würden dieselben eine wichtige Rolle bei der Identi-
ficirung von Kometen spielen •)«.
Das Leuchten des Schweifes entsteht dann dadurch, dass zwischen den elek-
trisch polarisirten, von dem Kometen ausgestossenen Theilchen elektrische Ent-
ladungen, Ausgleichungen, stattfinden.
Bredichin nimmt an, dass die Verschiedenheit der Kraft auf die einzelnen
Schweiftheile dadurch erklärt wird, dass sie aus anderen chemischen Elementen be-
stehen. Unter der Annahme, dass die Grösse der Abstossung von dem Molekular-
gewichte abhängt, so dass auf die leichtesten Moleküle die stärkste Abstossung
ausgeübt wird, erhält Bredichin die folgende Scala, in welcher die auf Wasser-
stoff ausgeübte abstossende Kraft gleich 12 gesetzt ist:
für alle Elemente, deren Gewichte zwischen 100 und 200 sind, 0*1. Hiernach
würde auch die Erscheinung erklärt sein, dass der Typus I sich ziemlich scharf
von den beiden Typen II und III, welche in einander übergehende Zahlen liefern,
scheidet.
Hiergegen ist einzuwenden, dass Kräfte, welche nach Art der allgemeinen
Gravitation wirken, von der Masse unabhängig sind, da eine der Masse propor-
tionale Kraft eine der bewegten Masse umgekehrt proportionirte Beschleunigung
ertheilt, und dass Kräfte, welche der elektrischen Anziehung und Abstossung
analog wirken, ebenfalls nicht von der ponderabeln Masse, sondern von anderen
Umständen, bei der Elektricität selbst von der Dielektricitätsconstanten, die mit
der Masse in keinem einfachen Connexe steht, abhängen. Von diesem Einwurfe
frei ist die Annahme von Marcuse, dass man es mit magnetischen Kräften zu
thun hat, und dass die normalen Schweife aus paramagnetischen, die anomalen
aus diamagnetischen Stoffen erzeugt werden. In beiden Fällen aber bleibt eine
Variation der Intensität dieser Kraft mit der Zeit, wie dieselbe von Bredichin
durch seine Rechnungen in einzelnen Fällen nachgewiesen wurde, unerklärlich.
«) Bd. 107, No. 3563.
*) Ueber die physische Beschaffenheit der Kometen, pag. 51.
H 12
Li 1-7
C 10
N 09
O 0-8
Na, Mg 0 5
P, S 0 4
Cl 03
K, Ca 0-3
Fe, Co, Ni, Cu 0 2
Kometen und Meteore.
Weiter aber ist zu bemerken, dass die Uebereinstimmung in den Rechnungen
von Bredichin nur eine scheinbare ist, und dass die verschiedenen Schweiftypen
sich weder scharf trennen1), noch auch charakteristisch sind, indem sich, wie
dieses bei der Unsicherheit der Schweiftypen nicht anders möglich ist, bei ver-
schiedenen Erscheinungen desselben Kometen der Schweiftypus ändern kann.
Es lassen sich aber gegen die Annahme von materiellen Schweifen, welche
durch elektrische Entladungen sichtbar werden, noch manche andere, nicht
minder wichtige Bedenken erheben: Entsteht der Schweif durch unausgesetzte
Ausstossung von Materie aus dem Kometenkörper, so muss sich dieser, wenn
auch die Dichte des Schweifes äusserst gering wäre, dennoch erschöpfen. Zweitens
haben die Theilchen des Kometenschweifes, da sie in sehr verschiedenen Ent-
fernungen von der Sonne sind, aber gegen den Radiusvector immer nahe die-
selbe Neigung behalten (entweder in der Richtung des Radiusvectors von der
Sonne weg oder gegen die Sonne zu, oder gegen den Hauptschweif unter einem
bestimmten Winkel geneigt), die verschiedensten Geschwindigkeiten in der Bahn,
welche bei den normalen, von der Sonne weggerichteten Schweifen der sehr
sonnennahen Kometen mit grossen Schweifen zu ganz ausserordentlichen Unter-
schieden führen. Der grosse Septemberkomet 1882 II hatte die wahre Anomalie
— 120° bis 120°, also einen Bogen von 240° in 9 Stunden 20 Minuten zurückgelegt;
dem entspricht eine mittlere Geschwindigkeit von 143 km in der Secunde, und
eine wahre Perihelgeschwindigkeit von ca. 238 km in der Secunde. Bei einer
Schweiflänge von nur 1 0 25' musste der äusserste Schweifpunkt eine lineare
Geschwindigkeit von 1000 km, und bei einer Schweiflänge von 20° eine lineare
Geschwindigkeit von nahe 15000 km in der Secunde gehabt haben. Aber die
Geschwindigkeit von ausströmenden Theilchen verändert sich ja nicht bei ihrer
Entfernung vom Ausgangspunkte; ein von einem bewegten Körper ausgehendes
Projectil behält die Geschwindigkeit dieses bewegten Körpers nebst seiner eigenen,
und so müssten die Schweiftheilchen, welche an der Bewegung des Kometen
mit der diesem eigenen Bewegung theilnehmen, eine starke Krümmung nach
rückwärts zeigen, welche, wenn die Ausströmungsgeschwindigkeit wesentlich
kleiner ist als die Geschwindigkeit des Kometen, dem Schweife eine mehr
tangentiale Richtung geben würden3). Ein solcher Fall ist thatsächlich bei dem
Kometen 1894 I (vergl. pag. 57) beobachtet worden. Endlich, wenn man auch
annehmen wollte, dass die Geschwindigkeit der Ausströmung bei einem con-
stanten, sich stetig erneuernden Schweife mit 1 km pro Secunde, wie sie Bessel
für den HALLEv'schen Kometen erhält, oder selbst mit 90 km pro Secunde, wie
sie sich aus den allerdings nicht ganz einwurfsfreien Rechnungen von Olbers
für den Kometen 181 1 I fand, als zulässig erklärt wurde, so bleibt das so oft
beobachtete Fluctuiren des Schweifes, das Schiessen und Spielen, wobei der
Schweif sich während eines kleinen Bruchtheiles einer Secunde, anscheinend
plötzlich um mehrere Tausende Kilometer verkürzt und verlängert, ganz unauf-
geklärt.
') Beispielsweise erhält Bredichin für den Kometen :
1858 VI: l — p. 6 1811 I; l-ft^lO'4
1472 6-2 1835 (Halley) 10-9
1807 9-3 1862 II 11
1877 II 9*3 1682 (Halley) 12
3) Nimmt man ein widerstehendes Mittel an, so wird an diesem Schlüsse nichts geändert;
im Gegenfheile wirkt das widerstehende Mittel nur in demselben Sinne, den Kometenschweif
noch stärker lurückkrUmmend.
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Kometen und Meteore.
89
Viel wahrscheinlicher erscheint es, den Kometenschweif als eine optische
Begleiterscheinung stark elektrisch polarisirter Kometen anzusehen. Gerade so
nämlich, wie die Sonne Licht- und Wärmewirkungen ausübt, muss sie auch als
eine Quelle von Elektricität angesehen werden, welche in den sie umgebenden
oder umkreisenden kleineren Körpern Elektricität durch elektrostatische Induction
(Influenz) erregt. Die Menge der inducirten Elektricität ist abhängig von der
Natur des Körpers selbst (seiner Dielektricitätsconstante) und von der Entfernung.
Bei denjenigen Körpern, deren Bahnen stark excentrisch sind, wird, gerade so
wie bei der Wärmewirkung eine grosse Verschiedenheit in dem elektrischen
Zustande, eine bedeutende Erhöhung der elektrischen Ladung und elektrischen
Spannung in der Sonnennähe auftreten, wodurch sich elektrische Ausgleichungen
mit anderen in der Nähe befindlichen Körpern (Entladungen) namentlich Aus-
gleichungen in einem etwa vorhandenen wenig dichten Medium (ähnlich wie
bei den GEiSLFR'schen Röhren) auftreten werden. Diese elektrischen Aus-
gleichungen werden nun wohl auch mit einer Ueberführung von Massen ver-
bunden sein, welche aber in einem Massenaustausch zwischen den nächstgelegenen
Massen, ohne nennenswerthen Massenverlust bestehen. Da die Entladung in
der Richtung der Kraftlinien (senkrecht zu den Niveauflächen) stattfindet, so ist
die Richtung der Entladung in der Richtung des Radiusveciors (von der Sonne
weg), während sich bei in der Nähe befindlichen sehr stark polarisirten anderen
Körpern in anderen Richtungen auch in diesen Ausgleichungen, also anomale
Kometenschweife ergeben werden. Eine besondere Stütze erfährt diese Annahme
noch dadurch, dass jetzt, seit Anwendung der Photographie die Erscheinungen der
anomalen Kometenschweife viel öfter beobachtet werden; dass übrigens auf den
Platten viel mehr Details auftreten, als man mit freiem Auge wahrzunehmen in
der Lage ist, deutet darauf hin, dass das Licht der Schweife stärker aktinisch
ist, also auf der brechbareren Seite des Spectrums liegt.
Auch das Fluctuiren, Schiessen, Spielen der Schweife erklärt sich durch
diese Annahme ganz ungezwungen. Beobachtungen, durch welche diese Theorie
eine specielle Stütze erhält sind noch : das Zurücktreten des Kohlenwasserstoff-
spectrums bei dem Auftreten von Metalllinien, eine Erscheinung, welche nach
Hasselberg speciell den elektrischen Entladungen eigen ist, und die Beobachtung
von Herschel, dass die Farbe des Kometen 1811 I in allen Teleskopen grün-
lich oder bläulichgrün war, während die Farbe der Lichthülle eine sehr bestimmt
gelbliche, in auffallendem Contraste mit der grünlichen Farbe des Kopfes stehende
war, was auf eine disruptive Entladung an einer negativen Elektrode schliessen
lässt.
Schon Schröter nimmt an >dass schlechterdings die Regionen des
Himmels den ätherischen Lichtstoff selbst enthalten müssen, welcher von der
fortstossenden oder fortwirkenden Kraft der Sonne und des Kometen zum Lichte
des Schweifes erweckt wird.c Ziemlich präcis ist die Elektricität als Ursache der
Kometenschweife 1862 von V. March in folgenden Worten ausgesprochen1):
•>...! ventured the Suggestion, that the tail of a Comet is probably of the samt nature,
it being simply an electric currenl, rendered visible by its cwn illumination of a
stream of particles which it is continually transporting with nearly the velocity
of electricity itself from the atmosphere of the Comet.* Allein hier wird noch
!) »The distinguishing Features of Comets considered as Phascs of an Electrical discharge
resulting from Excentricity of Orbit«. American Journal of Sciences and Arts, II Serie, Bd. 33,
pag. 89.
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9°
Kometen und Meteore.
die unwahrscheinliche Annahme gemacht, dass der elektrische Strom die Ursache
ist, dass die materiellen Partikelchen von den Kometen mit nahe der Geschwindig
keit der Elektricität von dem Kometenkörper fortgerissen werden.
Was nun zweitens die Wirkung der Planeten auf die Kometen betrifft, so
ist sie im allgemeinen bedeutend schwächer, als diejenige der Sonne, wird aber
dennoch nicht zu vernachlässigen, wenn der Komet den Planeten sehr nahe kommt;
im letzteren Falle kann der Einfluss zweierlei Art sein: er äussert sich in einer
Umgestaltung der Bahn, und ferner, wenn die Wirkung auf verschiedene Theile
des Kometen merklich verschieden ist, in einer Theilung des Kometen in
mehrere Theile, welche im Laufe der Zeiten auch ganz verschiedene Bahnen
beschreiben können.
Die erstere Wirkung wurde zuerst beim Kometen (81) constatirt und in
Rechnung gezogen, nichts desto weniger aber anfangs von mancher Seite stark
angezweifelt; während aber dieser Komet die Astronomen immer wieder be-
schäftigte, wurde der Frage selbst weiter keine Aufmerksamkeit zugewendet.
Mit den beiden Kometen (G5) und (79) beschäftigte man sieb damals noch gar
nicht, vielleicht weil die Beobachtungen derselben eine genaue Bahnbestimmung
nicht vorzunehmen gestatteten, ein Umstand, der bei denselben noch jetzt eine
nicht unerhebliche Rolle spielt. Aehnliche Umstände waren zufälligerweise bei
den folgenden periodischen Kometen vorhanden, wie aus den Bemerkungen über
den BiELA'schen und ENCKE'schen Kometen, pag. 73, ersichtlich ist. Die Excen-
tricität des Kometen (102) war zu gross, als dass man die Abweichung von der
parabolischen Bahn sofort der richtigen Ursache zugeschrieben hätte, und so
kam es, dass man erst nach der Erscheinung der beiden Kometen (131) und (132),
deren Bahnen als elliptisch erkannt worden waren, auf die Frage nach den
Ursachen geführt wurde, warum diese Kometen denn nicht schon früher gesehen
worden waren, und ob nicht frühere Erscheinungen mit denselben identisch
wären oder Störungen durch die Planeten, namentlich durch Jupiter stattgefunden
haben konnten. Clausen versuchte es, die beiden Kometen (65) und (132) zu
identinciren '). Für den ersteren Kometen leitete er die in der Tabelle, pag. 70.
gegebenen Elemente ab; für den Kometen (132) interpolirte er zwischen zwei
von Encke gegebenen Elementensystemen das Folgende:
T= 1819 Nov. 20-3
7v = 67° 39*4 logg = 99501
«,= 77 32-8 ? = 45°31'1
i = 9 109
Er schloss nun folgendermaassen: Wenn die beiden Kometen identisch sein
sollen und die Bahn des ersteren durch die Einwirkung des Jupiter in die
Bahn des letzteren verändert worden sein soll, so müssen sich die Bahnen
nothwendig in einem Punkte schneiden, welchen einmal gleichzeitig die beiden
Kometen und Jupiter eingenommen haben. Clausen fand nun für den Schnitt-
punkt der beiden Bahnen
X = 254°53'-3; ß = Q° 25' 8
in der wahren Anomalie des Kometen (65): — 199° 30' 8 und des Kometen (132):
— 1720,48'1 mit sehr nahe den Radien-Vectoren gleich der Entfernung des
Jupiter von der Sonne. Jupiter hatte diesen Ort eingenommen 1805 -h n x lla'862.
1 Astron. Nachr. Bd. 10, p»g. 345.
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Kometen und Meteore.
Um jedoch von der Unsicherheit der Bahnen frei zu sein, rechnete Clausen für
beide Kometen mit r gleich der Entfernung des Jupiter von der Sonne und den
vorhin angegebenen wahren Anomalien nebst den aus den beobachteten Er-
scheinungen von 1743 bezw. 1819 gefolgerten Periheldistanzen die grossen
Halbaxen und fand:
hga = 0-55187 für den Kometen (65) und 0-49877 für den Kometen (183)
oder die Umlaufszeiten bezw.: 6 73 und 5-60 Jahre, woraus folgte, dass im Jahre
1759 oder 1760 beide Kometen in demselben Punkte in der Nähe des Jupiter
gestanden waren, d. h. dass der Komet (65) nachdem er seit 1743 zwei und einen
halben Umlauf vollführt halte, in die Jupitersnähe gekommen war, und dadurch
in die Bahn des Kometen (132) gedrängt worden war, in welcher dieser nach etwa
zehn und einen halben Umläufen gefunden wurde. Die auf Grund seiner Unter-
suchungen vorgenommene Vorausberechnung erwies sich jedoch als trügerisch,
wie erwähnt wurden die beiden Kometen nicht wiedergesehen.
Da alle kurzperiodischen Kometen sowohl wegen ihrer geringen Neigung
als auch wegen der eigenthümlichen Verhältnisse ihre grossen Axen und Excentri-
citäten in ihren Aphelien sehr nahe der Jupitersbahn kommen, so sind Störungen
derselben durch Jupiter nicht ausgeschlossen; da aber die Störung nicht durch
die Jupitersbahn, sondern durch den Jupiter ausgeht, so bleibt bei der Beurtheilung,
ob eine solche Störung vor nicht gar langer Zeit stattgefunden hat, oder statt-
finden wird, der Umstand maassgebend, ob bei einem der letzten Durchgänge
des Kometen durch das Aphel der Planet in der Nähe gestanden ist. Hierfür
wird man sehr rasch durch eine rohe Näherung einen Ueberblick erhalten. Ist
T die Zeit des Periheldurchganges und t die Umlaufszeit in Jahren, so sind
T -\- (n -\- \) x die Zeiten der Apheldurchgänge, wobei n jede beliebige positive
oder negative ganze Zahl bedeutet. Sucht man für diese Zeiten die heliocentrischen
Längen L des Jupiter, und ist diese für einen der Apheldurchgänge genx^rr.
gleich 180° ■+■ * (Länge des Aphels), so wird eine Jupitersnähe wahrsch«- v \
und eine besondere Untersuchung erforderlich.
Für den Kometen (286) zeigte sich eine grosse Jupitersnähe im
LEHMANN-FiLHfes nahm die Berechnung der ehemaligen Bahn auf1 . F"
den Kometen mit Rücksicht auf die Störungen die heliocentris* -'^
1875 August 13 0: M= 230° 17' 34" «• - ~
* « 18 18 57 ) • -
ft = 207 40 51 Mittl. Aequ. 1880* * - -
/= 27 27 26 - - -
Der Uebergang auf jovicentrische Elemente bez-aeca *- ~ ---^ ~v--'
Perijovium 1875 Juni 8 90 Mittl. Berl. Zeit
<u = 43° 53' 13'
= 289 85 14
66 7 50
Mittl. Aequ. 1880-0 -"»a» * .,••--...-»
Damit wurden Sonnenstörungen '«- '*
Februar 24, und für 1875 April 5.
gegangen; es ergab sich
') Astroo. Nachr. Bd. 124.
») Vergl. den Art. »1
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94 Kometen und Meteore
1875 April 5-0:3/= 226° 32 -6 <p — 23° 1 '-2
* = 5 39 2 1 bga = 0 62084
& = 208 26 8 1 Mittl. Aequ. 18800 ft = 415"668
1= 29 26-6 ) C/= 8 54 Jahre.
Noch bedeutend grösseren Störungen war der Komet (309) ausgesetzt, dessen
grösste Jupitersnähe p = 0 0095 war. Die Rechnungen hierüber hatte Chandler
ausgeführt1), wobei er während der Zeit der Jupitersnähe die Sonnenstörungen,
d. h. die Anziehung der Sonne vernachlässigte; er erhielt die folgenden Elemente'):
Angenommene heliocentrische
Elemente a. d. Beobachtungen Jovicentrische Heliocentrische Elemente
nach der JupitersttKhe Elemente vor der grossen Störung
T= 1889 Sept. 30 012 1886 Mai 20 747 1886 Nov. 28 779 Mittl. Zeit Greenwich
tr= 1°26'17" 291°52'-6 203° 3'7
= 17 58 45 242 20 6 179 13 4
/= 6 4 10 37 555 7 438
a= 368468 -0-16929 89896
e= 047070 1 0580 03947
q= 195023 0-00981 54411
U= 70730 Jahre - 2695 Jahre
Es war daher die Periheldistanz vor der grossen Störung fast genau gleich
der Apheldistanz nach derselben während die Richtung der Apsidenlinie nur um
22° gedreht wurde, d. h. durch die Anziehung des Jupiter wurde die Bahn des
Kometen so stark verändert, dass der Ort des früheren Perihels zum Aphel wurde.
Auch die Knoten wurden vertauscht, d. h. der Komet, der bei seiner Jupiters-
nähe nahe seinem niedersteigenden Knoten war, wurde so weit abgelenkt, dass
er an dieser Stelle seinen aufsteigenden Knoten erhielt, während die Drehung der
Knotenlinie nur etwa 19° betrug.
Die Umlaufszeit war vor der grossen Störung nahe viermal so gross als nach
derselben; mit dieser waren aber vier Umläufe des Kometen 107 8 Jahre, während
neun Umläufe des Jupiter 106*6 Jahre sind; 107 Jahre früher musste also wieder eine
Jupitersnähe stattgefunden haben, diese fiel aber in das Jahr 177p, das Jahr der
grossen Störung des LEXELL'schen Kometen. Allerdings bestehen wohl zwischen
den Elementen des Kometen (309) vor seiner Störung 1886 und den Elementen
des Kometen (81) nach seiner Störung 1779 noch sehr grosse Abweichungen,
allein bei der grossen Unsicherheit der letzteren Elemente giebt dieses noch
keinen ausreichenden Grund gegen die Annahme, und Chandler hielt die
Vermutung der Identität beider Kometen für hinreichend gesichert.
Diese Resultate wurden durch die Untersuchungen von C. Lane Poor*)
etwas modificirt. Poor berücksichtigte während der Jupitersnähe bei der jovi-
centrischen Bewegung des Kometen auch die durch die Sonne bewirkten
Störungen, und rechnete nach dem Uebergange von den jovicentrischen
Elementen zu den heliocenttischen Elementen noch mit diesen für einige Zeit
die durch Jupiter bewirkten Störungen, wobei die heliocentiischen Elemente nicht
unerheblich verändert werden; das hauptsächlichste Resultat ist, dass die Um-
laufszeit sich vor der Störung zu 281 9 Jahren ergiebt; dann sind vier Umläufe
nahe 113 Jahre, und damit fällt die grosse Jupitersnähe von 1779 also auch die
l) Astsronomical Journal Bd. 9, pag. 100.
«) T bedeutet für die heliocentrischen Elemente die Zeit des Perihels, ftlr die jovicentrischen
Elemente die Zeit des Pcrijoviums, ähnlich für die anderen Elemente.
5) Astronomical Journal Bd. 10, pag. 91.
UlylllZGU Oy
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Kometen und Meteore.
93
Wahrscheinlichkeit der Identität mit dem LEXEix'schen Kometen weg. Da aber
möglicherweise eine, wenn auch nur ganz geringfügige Aenderung in den Aus-
gangselementen die kleinste Entfernung vom Jupiter und damit auch die Wirkung
dieses Planeten wesentlich ändern kann, so ist das Resultat noch nicht voll-
kommen sichergestellt.
Bemerkenswerth ist übrigens, dass in der jetzigen Bahn des Kometen fünf
Umläufe desselben gleich 35-4 Jahre sind, also nahe drei Umläufen des Jupiter;
es muss also im Jahre 192 1 eine neuerliche Annäherung des Kometen an Jupiter
stattfinden. Chandler1) hat die Rechnung für dieselbe durchgeführt und findet
die jovicentrische Hyperbel:
T= 1922 Juni 12 46
it = 339° 2' 9 1 p~ 15555
= 98 31-5 1 Mittl. Aequ. 1920 0 p _ 0 2854
/ = 26 55-2 )
also eine nicht allzugrosse Annäherung, so dass die Aenderungen in der Bahn,
wie man durch eine Vergleichung mit den oben angesetzten Aenderungen des
Kometen (286) leicht überblickt, nur sehr mässig sein werden.
Inzwischen hatte Tisserand2) eine Beziehung gefunden, welche zwischen den
Elementen der Bahn vor der Störung und nach derselben bestehen muss.
Bezeichnet man mit Af, m, mlt bezw. die Massen der Sonne, des Kometen und
des störenden Planeten, mit a,, r, die grosse Halbaxe und den für die Zeit
der Störung gültigen Radiusvector des störenden Planeten, und bezeichnet man
die wegen der Kleinheit von m (man kann m = 0 setzen) nur von dem stören-
den Planeten abhängige Grösse
i /AI -r- mx Vax _
so besteht zwischen der grossen Halbaxe a, dem Paiameter p und der Neigung i
der Bahn vor der Störung, und diesen Grössen (a, p', f) nach der Störung die
Beziehung3) j I
a + IPoYF cos ' = ~> + 2 u.0 ^7 cos /' = K,
wobei also K die Stelle einer Charakteristik der Bahn und des störenden Himmels
körpers bezeichnet, welche Callandreau *) die Invariante für den Kometen
(mit Bezug auf einen gewissen störenden Planeten) nennt.
Es handelt sich zunächst darum, für verschiedene Kometen zu bestimmen,
ob dieselben den Planeten nahe kommen; als Wirkungssphäre bezeichnet man
seit Laplace die Entfernung in welcher, wenn Sonne, störender und gestörter
Himmelskörper sich in gerader Linie befinden würden, die Wirkung der Sonne und
diejenige des störenden Körpers einander gleich wären. Diese ist gegeben durch
und wird für
£ $ 5 <S 2J. I) ?. ^
p = 0001 0003 0005 0003 0 280 0316 0296 0501
Schulhof hat die kleinste Entfernung der Bahnen, für 56 Kometen, für
welche elliptische Bahnen berechnet worden sind, bestimmt 5). Aus diesem Ver-
') Astronomie*! Journal Bd. 10, pag. 124.
*) Bulletin Astronomique Bd. 6, pag. 291.
*) Vergl. d. Art. «Mechanik des Himmels« § 68.
*) Compt. rend. Bd. 112, pag. 1304.
*) Bulletin Astronomique Bd. 8, pag. 291.
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94
Kometen und Meteore.
zeichnisse sollen im Folgenden die wichtigsten angegeben werden. Als Grenze
wurde dabei angesehen
für die vier äusseren Planeten 0*8
für die Erde 0*3
für Mercur, Venus und Mars 0*06
No.
Name
U
Andere stören-
der
Kometen
Jahre
0
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de Körper
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1871 I Winnecke
5200
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250
1 871 IV Tempel
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258
1874 IV Coggia
806
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275
1 881 in Tebbutt
2954
$ 0-008
279
1881 VIII Swift
2740
046
284
1883 n Ross
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288
1885 HI Brooks
496
0-3
302
1888 I Sawerthal
2182
$ 0 027
307
1889 m Barnard
128
05
C? 0*04
308
1889 IV Davidson
5127
0-04
•) Weitere elliptische Elemente nicht publicirt, Umlaufsteit als unsicher angegeben.
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Kometen und Meteore. 9S
Hierbei ist aber nur die kürzeste Entfernung der Bahnen gegeben; um dann
in einem gegebenen Falle zu entscheiden, ob zwei Kometen identisch sind, hat
man durch eine genauere Rechnung den Ort (die Länge /) der grössten Nähe
des Planeten zu bestimmen, und für die Anwendung des TissERAND'schen Criteriums
den Ausdruck K zu bestimmen. Schulhof hat mit Ausnahme des ersten periodi-
schen Kometen (45) und des Kometen (174), die bis Ende 1890 erschienenen dieser
Untersuchung unterzogen, und die folgenden Resultate erhalten1):
Komet / K Komet / K Komet / K
65 271° 0-525 132 248° 0517 285 126° 0 556
79 80 0-493 163 210 0 508 \ 0 492 (vor 1868)
( 0-486 (1770) 164 163 0 537 "v \0
81 184 \ 0-478 (nach 1779) / 0'466 (1842) 293 54 0
84 269 0-482 1 M Zö4 \ 0-475 (1890) 295 205 0
92 233 0-473 189 153 0504 „Aft ... / 0531 (vor 1886)
ro-
\o-
96 335 0-591 240 59 0 590 \ 0 530 (1889)
102 263 0 337 244 223 0 527 310 189 0-462
131 108 0-509 251 126 0 562 316 228 0 540
277 223 0-414
Hier ist nun besonders hervorzuheben:
1) Die Veränderlichkeit des K ist eine sehr geringe.
2) Es sind gewisse Kometen, bei denen die Differenzen in / und K nur
sehr gering sind, und die dennoch als nicht zusammengehörig bezeichnet werden
müssen; z.B. (81) und (286); (163) und (244) u. A.; insbesondere ist die Gleich-
heit der Richtung der Proximitätspunkte und die Gleichheit der Invariante K
für die Kometen (25 \) und (285) zu berücksichtigen, und
3) Ist die Veränderung von K für den BRORSEN'schen Kometen (171), ohne
dass bei demselben eine bedeutendere Störung stattgefunden hätte, auffällig.
Dass die Veränderlichkeit von K eine geringe ist, hat schon Schulhof in
den »Astron. Nachrichten« No. 2964 hervorgehoben; was jedoch den zweiten und
dritten Punkt anbetrifft, so wird eine Untersuchung Uber den Einfluss der
Elementenänderungen auf den Werth von K erst ein Urtheil über dessen
Schwankungen ermöglichen.
In der Gleichung
ist |a0 eine von den Elementen des gestörten Himmelskörpers unabhängige Grösse.
Unterliegen daher a, p, i gewissen Aenderungen, so wird K eine Veränderung
erfahren, welche gefunden wird aus
, _ . da u0 . . _
dK = — ^ 4- ~= cos t dp — 2(i0y> stn tdt.
Es ist ausreichend genau, für diese Untersuchung in dem Werthe von fi0 die
Masse des störenden Himmelskörpers gegenüber der Sonnenmasse zu vernach-
lässigen, und die Jupitersbahn als kreisförmig anzusehen; dann wird:
1
>) Astron. Nachrichten Bd. 124, No. 2964 für die ersten 22 und Bulletin Astronomique,
Bd. 8, für die letzten swei. Dabei hat er / und K bei den meisten für die erste und letzte
Erscheinung gerechnet, und dabei nur sehr geringe Unterschiede gefunden, was nach dem oben
Gesagten nicht auffällig sein kann.
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96
Kometen und Meteore.
und da «,= 5*2026 ist, ji0 = 0 08427. In dem letzten Gliede ist übrigens di
im Bogenmaasse auszudrücken; soll es in Graden ausgedrückt werden, so
muss der Coefficient noch mit arc \° = 001745 multiplicirt werden; es ist
demnach:
AA'= - ~ -+- 0 0843 ^ A/> - 000294 y^m iM.
Acndert sich die Periheldistanz eines Kometen beträchtlich, so dass dieselbe
grösser als 2 wird, so wird er meist nicht wiedergesehen; bei den kurzperiodi-
schen Kometen sind überdiess die Neigungen nur mässig; für /' = 10°, p — 2,
A/ = 10° würde der binfluss des letzten Gliedes 0 007, was sich mit den bei
der TissERAND'schen Gleichung vernachlässigten Gliedern vereinigt, und es reducirt
sich demnach die Beziehung auf eine solche zwischen a und p, was auch aus
der Gleichung (k) ersichtlich ist, da dann cos i als constant angenommen werden
kann ; dann giebt aber diese Gleichung keinerlei Aufschluss Uber die Zusammen-
gehörigkeit der Bahnen, indem nur Elemente, die von der Form der Bahn, nicht
aber solche, die von ihrer Lage abhängen, in die Gleichung eintreten. Ist aber
i gross, so wird das letzte Glied in {k) überhaupt klein, und mit den vernach-
lässigten Gliedern zu vereinigen sein, so dass daraus die Constanz der grossen
Axen der Kometenbahnen — innerhalb der Grenzen der vernachlässigten Glieder
— folgen würde.
Es kann daher aus der Uebereinstimmung der Werthe von K und lx) auf die
Identität der Bahnen kein sicherer RUckschluss gezogen werden; und ebenso ist
die grössere Differenz zwischen den Werthen von K für die Kometen (79) und (277)
oder fUr die Kometen (81) und (399) noch nicht gegen die Identität beweisend.
Durch die ungleiche Wirkung einer attrahirenden Masse, sowohl der Sonne,
als auch eines störenden Planeten, oder durch Einwirkung äusserer Kräfte auf
verschiedene Theile eines Kometen kann es vorkommen, dass die Massen sich
trennen, wie diess durch die Beobachtungen von Kerntheilun^en und Kometen-
komplexen (Hauptkomet und Begleiter) constatirt ist.
Kreutz1) untersucht den Einfluss, welchen eine in der Richtung der Tan-
gente wirkende Kraft (also ein Widerstand des Mittels) auf die Bewegung der
verschiedenen Kernpunkte haben müsste, und sucht die Constante K des Wider-
?'*
Standes, welchen er nach dem Gesetze K-^t d. i. proportional dem Quadrate
der Geschwindigkeit und umgekehrt proportional dem Quadrate des Radiusvektors
(entsprechend einer immer stärkeren Verdünnung in concentrischen Schichten von
dem Centraikörper weg) annimmt, so zu bestimmen, dass, ohne Rücksicht auf
diesen Widerstand alle Kernpunkte dieselbe Bahn beschreiben würden. Hierbei
erscheint also die Trennung der verschiedenen Theile des Kometen eine Folge
der auf verschiedene Punkte desselben verschieden wirkenden Widerstandes eines
im Weltraum vertheilten Mittels.
Charlier8) nimmt als Ursache die blosse Attraction nach dem Gesetze der
allgemeinen Gravitation. Gegen die Ableitung der Differentialgleichungen
lässt sich nichts einwenden; dagegen wird die Integration derselben unter ganz
•) Dass / nur genähert Übereinzustimmen braucht, folgt daraus, dass die Störung nicht in
dem Punkte der grössten Nähe der Bahnen, sondern nur in der Umgebung dieses Punktes
stattzufinden braucht.
3) «Untersuchungen Uber das Kometensystem 1843 1, 1880I und 1882 II«, zweiter Theil, pag. $3.
*) Bulletin de l'Academie de St. Petersbourg, Bd. 32, pag. 383.
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Kometen und Meteore. 97
»
unberechtigten, dem Probleme nicht entsprechenden Voraussetzungen vorge-
nommen. So wird als >Referenzcurve<, d. i. die gemeinschaftliche Bahncurve, von
welcher aus die Abweichungen der einzelnen Theilchen gesucht werden, ein
Kreis angenommen, eine Voraussetzung, durch welche allerdings, entgegen der
Behauptung Charurr's sehr bedeutende, dem Problem anhaftende Schwierig-
keiten verschwinden, welche aber bei der Bewegung der Kometen durchaus
nicht zutrifft. Weiter wird bei der Ableitung der Stabilitälsbedingung (Gleichung 15)
ein Zustand relativer Ruhe vorausgesetzt; die Stabilität der Ruhe ist aber eine
wesentlich andere, als die Stabilität der Bewegung, wie schon Laplace bei einer
anderen Gelegenheit hervorhob1).
Treten in dieser Weise durch irgend eine Ursache Theilungen der Kometen
auf, so werden sich die einzelnen Theile im Laufe der Zeit in genähert
gleichen Bahnen um die Sonne bewegen, sich dabei aber von einander ent-
fernen; so entstehen Kometensysteme, für welche einzelne oder mehrere
Elemente njihe dieselben sind, während andere von einander abweichen können.
Welche Elemente identisch sein müssen, lässt sich nicht allgemein angeben. In
der Regel wird man zunächst eine genähert gleiche Lage der Bahnebene, also
nahe dieselbe Länge des Knotens und nahe denselben Werth der Neigung an-
nehmen müssen, während die Lage des Perihels, die Exccntricitat und die
Umlaufszeit schon ziemlich weit von einander verschieden sein können, und die
Zeit des Durchganges durch das Perihel überhaupt jeden Werth haben kann,
indem dieselbe von der Form der Bahn und auch von dtm Zeitpunkte der
Trennung abhängt*). In speziellen Fällen können aber auch andere Elemente
stärkeren Schwankungen unterliegen; ist z. B. die Periheldistanz sehr klein, so
kann eine Trennung in einer zur Bahnebenc senkrechten Richtung zwei Bahnen
erzeugen, deren Neigungen von einander stark diftcriren, u. s. w.
Die ersten Untersuchungen über Kometensysteme rühren von Hoek her3).
Es wird zunächst die Aphelrichtung ttlr 22 Kometen bestimmt, und diejenigen
Kometen zusammengestellt, bei denen die Richtungen weniger als 10° im
grössten Kreise abweichen; so entstehen acht Systeme von je 2 Kometen, und
die folgenden beiden Systeme von je drei Kometen:
167 (1845 13, 173 (1846 V) und 176 (1846 VIII)
218 (1860 in), 226(18631) und 231 (1863 VI),
für welche die Längen und Breiten des Aphels bez. sind:
167: X= 280°-5, ß = — 41°6 218: X = 303°1, ß = — 73°2
173 275-3 — 55 4 226 313 2 —73 9
176 281 0 - 49 5 23t 313 9 - 76 4
Nun wird untersucht, ob und wann die Distanz aller drei Kometen einander
nahe gleich waren. Dieses war der Fall für die ersten drei Kometen im Jahre
56-97 mit den Distanzen 600-00, 600 42 und 600 25; und für die letzteren drei
Kometen im Jahre 1020 87 mit den Distanzen 500 00, 500 56 und 500 36.
') Bei der Interpretation der Gleichung (15) muss es Übrigens hcissen, »die beiden Körper
müssen also V3 — 1-732 mal (nicht aber, wie Charlier meint, 3 mal) eine Rotation um den
gemeinsamen Schwerpunkt ausführen, während der Schwerpunkt selbst einmal einen Umlauf um
die Sonne TOilfuhrt,« Q ist nämlich nach der Definition das Quadrat einer mittleren Bewegung.
*) In diesem Sinne kann man dann auch von Kometensystemen ohne direkt nachweisbare,
physische Zusammengehörigkeit sprechen.
*) »On the Comets 1860 HI, 1863 I, 1863 VI,« Monthly Notices, Bd. 25, pag. 243.
Vauwtime», Astronomie. II. 7
Mittl. Aequ.
1864-0
q8 Kometen und Meteore.
Die nächste Bedingung ist nun die, dass die drei Bahnen einen gemein-
schaftlichen Durchschnittspunkt haben, dieses ist für die drei ersten Kometen
nicht der Fall; die Durchschnittspunkte sind:
Für die Kometen: 167, 173 X = 171° 11' ß-=-14°53'
167, 176 249 26 — 46 49
173, 176 298 45 - 47 5.
Diese drei Kometen bilden daher kein System. Für die drei letzten Kometen
hingegen rinden sich die Durchschnittspunkte:
Für die Kometen: 218,226 X = 316°42'-9 ß = -76°31'ö
218, 231 312 18 6 -75 39 5
226, 231 320 46 2 —78 39 3
also in genügender Ueberein-
stimmung; demnach im Mittel X = 316 35 9 ß = — 76 56*7
und Hoek nimmt daher an, dass diese drei Kometen ein System gebildet haben.
In der Nähe dieser Schnittpunkte aber muss auch eine Ursache für die Trennung
gesucht werden, und Hoek macht die Hypothese, dass dort ein Bewegungs-
centrum war, um welches früher die Bewegung stattgefunden hat.
Hoek setzte später seine Untersuchungen fort, und dehnte sie auf alle Kometen
seit 1556 aus; aus diesen Untersuchungen mag noch das System der drei Kometen
(43) (1672), (44) (1677) und (47) (1683) hervorgehoben werden. Er findet für
die Durchschnittspunkte der Bahnen1):
Für die Kometen: 43, 44 X = 275 °5 ß — — 72°'8
43, 47 286 9 - 82 4
44, 47 315 9 - 78 -8,
also im Mittel, reducirt auf das Aequinoctium 1864 0:
X = 318°5, ß = — 78°-8
sehr nahe dem Durchschnittspunkt der Bahnen der drei Kometen (218), (226), (231).
Die Radienvektoren der Kometen 44 47
waren im Jahre 1076 54 400 402*4
513-86 600 602«)
woraus Hoek schliesst, dass gegen die ursprüngliche Identität derselben kein Ein-
wand zu erheben ist*).
Man darf jedoch in den Conjekturen hierbei nicht zu weit gehen. Sucht
man nach Aehnlichkeiten zwischen Kometenbahnen, so wird man bei der Identi-
fikation oder bei der Zusammenstellung derselben in Gruppen oder Systemen etwas
vorsichtig sein müssen; einerseits lcönnen Kometen identisch sein, bei denen die
Elemente nicht die geringste Aehnlichkeit zeigen; Identität solcher Kometen
kann aber nur eine eingehende theoretische Untersuchung zeigen, unter Berück-
sichtigung der Störungen seitens anderer Himmelskörper. Beschränkt man sich
aber auf die Aehnlichkeit der Bahnelemente, so wird man selbstverständlich nach
') Monthly Notices, Bd. 26, pag. 4.
a) Mit demselben Rechte könnte man aber mit Rücksicht aof die Unsicherheit,
die Bestimmung dieser Radienvcctorcn aus den doch nicht absolut genauen Elementen in An»
betracht der Entfernung selbst unterliegt, schltessen, dass die Kometen wahrend dieser
ganzen Zeit nicht verbunden waren, als auch, dass sie um diese Zeit noch einen einzigen
Kometen bildeten.
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Kometen und Meteore.
99
Maassgabe des Anwachsens der Zahl der Kometen immer gewisse ähnliche
Elementensysteme finden, ohne dass desshalb an eine engere Verbindung ge-
dacht zu werden braucht. Bei den neueren Kometen, bei denen in Folge der
guten, hauptsächlich aber zahlreichen, über einen grossen Zeitraum sich erstrecken-
den Beobachtungen eine ziemlich sichere Bahnbestimmung ermöglicht ist, wird
man die Grenzen für die zulässigen Unterschiede zwischen den Elementen
ziemlich enge zu ziehen haben; bei den älteren Kometen, namentlich etwa vor
dem Jahre 1700, also für die ersten 50 Kometenbahnen, wird man auch weitere
Grenzen in den Unterschieden für zulässig halten können.
So sind die Elemente der periodischen Kometen (131) und (241), namentlich
die Bahnlage, nicht allzu verschieden; und wenn nur sehr wenig periodische
Kometen bekannt wären, etwa wie im Anfange unseres Jahrhunderts die 4 kleineren
Planeten, so könnte man ganz wohl, sowie ursprünglich bei diesen, an einen
gemeinsamen Ursprung, einen Zusammenhang in historischen Zeiten, denken.
Gemäss der Zahl und Lage der periodischen Kometen wird man wohl aber alle
kurzperiodischen Kometen als eine zusammengehörige Gruppe auflassen können,
ohne zwischen einzelnen derselben einen besonderen tieferen Zusammenhang
zu vermuthen, wenn nicht die Elemente durch aussergewöhnliche Uebereinstimmung
auf einen solchen hinweisen.
Der Komet (94) zeigt eine grosse Aehnlichkeit mit dem Kometen (124) von
74 Jahren Umlaufszeit; seine Elemente sind:
T = 1785 Jan. 27; * = 109°9; ft = 264° 2; i = 70°2; q = 1143.
Da jedoch der Komet (124) im Jahre 1812 durch sein Perihel ging, so kann
der Komet (94) mit ihm nicht identisch sein, wohl aber in der Zwischenzeit von
27 Jahren ihm vorangehen. Unter der Annahme einer nahe gleichen Umlaufs-
zeit würde er um 1859 wieder durch sein Perihel gegangen sein; doch ist die
Umlaufszeit kein charakteristisches Element.
Mit den kurzperiodischen Kometen haben folgende 4 Bahnen Aehnlichkeit:
Komet (4): T = 568 August 29; * = 317°; & = 294°; i = 4°; Iogq = 9 96
mit dem Kometen (81); allerdings sind hier die Knotenlängen um nahe 180°
verschieden, allein unter der Annahme einer Neigungsänderung von nur 5g,
wobei der aufsteigende Knoten zum niedersteigenden würde, würde die Knoten-
änderung nur etwa 17° betragen. Aber der Komet (81) hatte vor 1766 eine ganz
andere Bahn, und wenn die beiden Kometen früher ein System gebildet hätten,
so müsste der Komet (4) sich in der alten Bahn des Kometen (81) bewegen1).
Weiter:
Komet 39 T= 1661 Jan. 27; ir=116c; ft = 82°; * = 33°; iogq = 965
mit dem Kometen (171) und
Komet 208 T= 1857 Aug. 24; it = 21*8; fl, = 2008; <= 328; %? = 9873
Komet258 T= 1874 Juli 18; ir = 55; ß, = 2159; /= 341; iogq = 0227
mit dem Kometen (322);
die beiden Kometen (208) und (258) sind jedoch als elliptisch erkannt, mit den
grossen Halbaxen 38, bezw. 45, Umlaufszeiten 235 und 306 Jahren, und es ist daher
nicht ausgeschlossen, dass der Komet (322) durch eine bedeutende Störung aus
einer ähnlichen Bahn in seine jetzige übergeführt wurde.
•) Es ist dieses ein auffälliges Bci?piel, dass man bei der Vergleichung der Bahnen stets
auf die der ersten Vergleichung untugängliclien näheren Un;siändc Kti^kMclit nehmen nmss.
7*
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lOO
Kometen und Meteore.
Eine bedeutende Aehnlichkeit in den Bahnen findet sich bei den folgender.
Kometen l):
13, 247 70, 186 (b) /, 254
30, 313 (a) 101, 279, 324 134, 203, 232, 326
35, 262, 312 118, 275 (c) 161, 270, 281, 298
38, 331 257, 274.
Sodann in etwas weniger guter Uebereinstimmung in einzelnen Elementen
12, 55 (mit einer Aenderung von 10° in der Neigung, bei welche:
der aufsteigende Knoten zum niedersteigenden wird).
119, 225, 332 mässiger Unterschied im Knoten,
213, 224, 264 „ „ „ „
Durch die Länge des Pcrihels unterscheiden sich die folgenden Bahnen:
265, 299 76, 263 151, 169 und Gruppe (c
28, 53 90, 269 236, 306
40, 314 103, 268 260, 292.
48, 118 104 und Gruppe (a)
Bei sonstiger Uebereinstimmung der Elemente finden sich grössere Unter-
schiede im Knoten bei den Kometen:
46, 72 125, 314 273, 275
106, 245 137, 292 275, 308;
118, 273 149, 253,
in der Neigung bei den Kometen:
94, 102 265, 320,
ferner bei Gruppe (b) und Komet (20);
in der Periheldistanz bei den Kometen:
76, 263 237, 320 266, 287,
in der Lage des Perihels und Periheldistanz bei den Kometen:
68, 250 227, 278;
in der Peiiheldistanz und im Knoten bei den Kometen:
130, 296.
Die Bewegung der Kometen, und zwar die ungestörte um die Sonne,
sowie die Störungen durch die Planeten, sind unabhängig von der Masse der
Kometen'); umgekehrt wären aber die Bewegungen der Planeten von den
Kometen beeinflussr, wenn diese eine bedeutendere Masse hätten. Im Volke
hat sich auch, nachdem der astrologische Aberglaube über die Bedeutung der
Kometen zu schwinden begann, die Kometenfurcht herausgebildet, die Furcht,
dass durch den Zusammenstoss eines Kometen mit der Erde die Welt, d. h
') Eine derartige Zusammenstellung giebr, wie schon erwähnt, nicht unmittelbar die
Zusammengehörigkeit der Kometen an; die Fixirung der Grenzen bleibt daher immer mehr oder
weniger dem «ubjektiven Ermessen anhcimgestellt (vcrgl. pag. 98).
') So lange diese nicht mit der Masse des Centralkörpers vergleichbar ist, d. h. so lange
in der Summe M + m die Masse m des gestörten Körpers gegen die Masse M des Centralkörpers
vernachlässigt werden darf.
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Kometen und Meteore.
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die Erde, zu Grunde gehen würde: es wurde an die Erscheinung eines Kometen
der Weltuntergang geknüpft. Nun hat man aber bisher noch keinerlei Störungen
der Planeten durch irgend einen Kometen angeben können. Der ExcKE'sche
Komet kann sich, wie schon Bessel 1819 bemerkte, dem Merkur bis auf 0-017
Erdbahnhalbmesscr nähern, so dass seine Entfernung vom Merkur etwa
seiner Entfernung von der Sonne wird, und die vom Merkur auf denselben aus-
geübte Kraft sich zu der von der Sonne ausgeübten wie 6500 m \ M verhält, wenn
m die Merkurmasse ist, und die durch Merkur bewirkten Störungen in der Be-
wegung des ENCKE'schen Kometen zur Bestimmung der Masse des Merkur dienen
können. In der That hat Encke zuerst auf diese Art eine genauere Bestimmung
der Merkursmasse durchgeführt, und durch die fortgesetzte Beobachtung des
ENCKE'schen Kometen hat diese Bestimmung später durch von Asten und Back-
lund einen hohen Grad von Genauigkeit erlangt. Umgekehrt hat man aber
eine Einwirkung des ENCKE'schen Kometen auf die Bewegung des Merkur nicht
constatiren können.
Ferner hat bereits Olbers auf die grosse Annäherung des BiELA'schen Ko-
meten an die Erde hingewiesen; seine Entfernung kann bis auf 0011 herab-
sinken, d. h. bis auf etwa ^ der Entfernung der Erde von der Sonne. Die
von der Erde auf ihn ausgeübte Kraft ist dann etwa der 41*5te Theil von der von
der Sonne ausgeübten1); wäre die Kometenmasse nur der «te Theil der Erdmasse,
so würde die von dem Kometen auf die Erde ausgeübte Kraft . , sein. Für
41 • bn
den BiELA'schen Kometen allerdings ist zu beachten, dass diese Eventualität ein-
treten kann, oder eigentlich hätte eintreten können, aber nie eingetreten ist, und
vielleicht nie eintreten wird, da inzwischen der BiSLA'sche Komet verschwunden zu
sein scheint.
Noch näher kann die Erde dem Komet (220) (1861 I) kommen; die kleinste
Entfernung der Bahnen beträgt 0*002, und es' würde die Wirkung der Erde auf
den Kometen, wenn beide Körper zur selben Zeit den nächsten Punkt ihrer
Bahnen passiren würden, 73 mal stärker als die Wirkung der Sonne auf den
7*3
Kometen, und die Wirkung des Kometen auf die Erde — , wenn die Masse des
Kometen der n te Theil der Erdmasse wäre.
Dass man durch den Schweif und selbst mitunter durch die Coma Fixsterne
fast ungeschwächt hindurchsicht — die mitunter beobachtete geringe Licht-
schwächung lässt sich durch die Contrastwirkung gegen den dunklen Himmels-
hintergrund einerseits und gegen den helleren Hintergrund des Kometen anderer-
seits erklären — kann nicht als Beweis für die geringe Masse gelten. Bei einer
noch so geringen Dichte des Kometen müsste eine geringe Schwächung des
Lichtes, überdies aber auch eine Ablenkung stattfinden, wenn der Fixstern nicht im
Centrum des Kometen oder in der Schweifaxe sich befindet. Wenn aber auch mit
— j ~, wo-
bei r die Entfernung des Centraikörpers, rx diejenige des störenden Kcrpers, M und m die
Massen des ersteren und letzteren sind; fllr kleine Entfernungen ist dieser Ausdruck nicht aus-
reichend (wegen der vernachlässigten Glieder). Da aber die Wirkung der Sonne und des
störenden Körper« in der Entfernung p = dem Radius der Wirkungssphäre einander gleich sind,
so ist die Wirkung in der Entfernung r gleich (-£) ; ftlr die Erde ist der Radius der Wirkungs-
sphäre V+^oxr)'- 000540.
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Kometen und Meteore.
Gewissheit constatirt werden könnte, dass eine Lichtablenkung nicht stattfindet,
so wäre damit noch nichts erwiesen, denn dann ist der nächstliegende Schluss,
wie auch Olbers bemerkt, dass der Schweif aus discreten Theilchen besteht:
bei der enormen Ausdehnung des Schweifes könnte dann die Masse noch eine
ganz beträchtliche sein. Die Kerne selbst scheinen allerdings nicht sonderlich
gross zu sein; für den Kometen 1811 I war der wahre Durchmesser des Kerns
nicht über 4000 km; für den grossen DoNATi'schen Kometen 1858 VI nur 1000 km,
bei dem grossen Kometen von 1862 nach Winnecke's Messungen bloss 40—50 km.
Die Messungen dieser kleinen Winkel, unter denen die Kometenkerne erscheinen,
sind aber dann mehr Schätzungen, mit erheblicher Unsicherheit behaftet.
Würde man für den Kometen (220) einen Halbmesser von etwa 1000 km und
für seine Dichte etwa diejenige der Erde annehmen, so würde n = 258 5, und
seine Wirkung auf die Erde ^ der Sonnenwirkung, also 4158 mal stärker als
die Wirkung des Jupiter. Allein, wenn der Halbmesser nur -fo des früheren, also
100 km angenommen wird, so wäre die Wirkung schon jjhns der fiühereo, also
3S"hnj» ur)d nimmt man für den Kometen etwa die Dichte des Wassers, so wäre
die Wirkung im Verhältniss 5*5 : 1 zu verkleinern, also nur ^^55 der Sonnen-
wirkung, wäre aber noch beinahe ;o gross, wie die Wirkung des Jupiter.
Ob man auch für den Kometenkern, dessen Spectrum jedenfalls dasjenige
eines festen oder flüssigen Körpers ist, eine Dichte, etwa wie diejenige der
atmosphärischen Luft annehmen dürfte, bleibt fraglich; Uber die Grösse der
Kerne befinden wir uns noch ziemlich im Unklaren; viele sind, wie erwähnt,
selbst im Fernrohre nicht sichtbar (vergl. pag. 54) und veirathen sich nur durch
das Spektroskop. Auf diese Weise können wir also Uber die Wirkung der Ko-
meten kaum Aufschluss erhalten, um so mehr, als eine solche hypothetische
Annäherung nicht oft stattfindet, da die angeführten Proximitätspunkte sich auf
die Bahnen beziehen, die Körper selbst aber äusserst selten gleichzeitig durch
diese Punkte gehen werden und man bleibt bei diesen Schlüssen zur Zeit auf
den Mangel jedes Einflusses des Encke' sehen Kometen auf den Planeten Mercur
angewiesen. Um so werthvoller ist für die Beurtheilung der Kometenmassen daher
noch die Thatsache, dass im Jahre 1886 der Komet (309) mitten durch das
Jupitersystem ging, ohne in den Bewegungen der Satelliten auch
nur die geringste merkliche Störung hervorzubringen. Der Komet
näherte sich dem Jupiter bis auf 0 0098 Erdbahnhalbmesser (vergl. pag. 92) oder
20 38 Jupiterhalbmesser, während die Entfernung des äussersten Jupitersatelliten
27 Jupiterhalbmesser beträgt.
Diese Thatsachen beweisen zur Genüge, dass die Kometenmassen nur
äusserst klein sind, und dass man bei der Berechnung der Störungen der anderen
Himmelskörper ihre Massen, wenigstens bei der jetzt angestrebten und erreich-
baren Genauigkeitsgrenze, und vielleicht noch sehr lange hinaus, in völliger
Strenge gleich Null setzen kann. Es gilt dieses nicht nur für die grossen Planeten,
sondern auch für die kleinen Planeten, ja sogar für jeden Stein auf der Erde,
da die Wirkung nicht von der Masse des beeinflussten (gestörten) Körpers, sondern
nur von dem Verhältniss der Massen des störenden und des Centraikörpers ab-
hängt. Man könnte nur noch einwerfen, dass die Wirkung eine wesentlich
andere sein müsste, wenn die Annäherung bis zur Berührung stattfinden, d. h.
wenn ein Zusammenstoss stattfinden würde. Die Wahrscheinlichkeit dieses Zu-
sammenstosses ist nun wohl äusserst gering; aber selbst wenn ein solcher
stattfinden sollte, so würde er nur von verderblichen Folgen für den Kometen,
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Kometen und Meteore.
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nicht aber für, die Erde, begleitet sein. Zwar ist die Geschwindigkeit der Ko-
meten, ebenso wie diejenige der Erde weit grösser, als die Geschwindigkeiten,
welche man bei terrestrischen Objecten zu beobachten Gelegenheit hat, und wenn
der Komet der Erde mit dieser Geschwindigkeit begegnen würde, so könnte
er zum mindesten ein hübsches Loch in sie hineinschlagen; denn die Ge-
schwindigkeit des Kometen ist, eine parabolische Bahn vorausgesetzt, 1*4142 Mal
so gross, wie diejenige der Erde, also, da die letztere 29*5 km pro Secunde be-
trägt, ftlr den Kometen 42 km pro Secunde. Die relativen Geschwindigkeiten
werden daher zwischen 12 und 72 km variiren. Aber, wie spater gezeigt wird,
kommt der Komet eben nicht mit dieser Geschwindigkeit zur Erde; so wie er
in den Luftraum treten würde, müsste er sich entzünden, und, wie ein riesiges
Meteor leuchtend, zum grössten Theile verbrennen; der Rest könnte detonirend
zerspringen, oder auch als ein grosser Block zur Erde fallen; aber die Ge-
schwindigkeit des Falles würde, wie gross auch die kosmische Geschwindigkeit beim
Eintritte in die Atmosphäre wäre, lange bevor er die Erde ei reicht, unter Um-
ständen schon in den oberen Regionen der Atmosphäre, unter 1000 m gesunken
sein. Die Luft wirkt dabei wie ein elastisches Polster, das die Erde und ihre
Bewohner gegen Kaustrophen von Aussen schützt
d. Meteore*
Auffallende Erscheinungen in den Luftregionen, von welchen bereits im
Alterthum berichtet wird, waren hellglänzende, leuchtende Feuererscheinungen, oft
von dem scheinbaren Durchmesser der Mondscheibe, an Glanz dem Monde nicht
viel nachstehend, ihn mitunter Ubertreffend; Erscheinungen, welche man in
späterer Zeit mit dem Namen Bolide, Feuerkugeln belegte; ferner die
»vom Himmel gefallenen Steinet, welche meist aus einer detonirenden
Feuerkugel, d. h. aus einer Feuerkugel, welche unter einer heftigen, weithin,
oft mehrere Meilen weit hörbaren Explosion zerspringt, zur Erde fallen, und
welche man als Aerolithe, oder je nach ihrer Beschaffenheit als Meteor-
steine oder Meteoreisen bezeichnete. Die Meteorerscheinungen, welche
Meteormassen zur Erde entsenden, nannte man früher wohl auch zum Unter-
schiede von den anderen, Meteorite. Es ist jedoch schon hieraus klar, dass
zwischen Feuerkugeln und den Meteormassen ein Unterschied nicht besteht.
Nichtsdestoweniger hielt man diejenigen Feuerkugeln, welche ohne Zurücklassung
irgend einer sichtbaren oder hörbaren Spur verschwinden, wesentlich verschieden
von denjenigen, welche Meteormassen zur Erde senden, und bezeichnete wohl
auch als Feuerkugeln vorzugsweise die ersteren. Heute ist dieser Unterschied
hinfällig, und Meteormassen sind nichts anderes, als die zur Erde gefallenen
Reste der Feuerkugeln, diese nichts anderes, als die in der Atmosphäre befind-
lichen oder sich bewegenden Meteormassen.
Nicht alle Feuerkugeln sind gleich gross und glänzend. Schmidt beschreibt
eine besonders glänzende in seinen »Resultaten aus zehnjährigen Beobachtungen
über Sternschnuppen, Berlin 1852c (pag. 44) folgender maassen :
»1848 Januar 21. Von allen Meteoren, die ich seither gesehen habe, das
glänzendste und grösste. ... Es schien mir, als sei das Meteor im Zenith ent-
standen; ich erblickte es erst in etwa 60° Höhe, gleich einem Sterne 2- an
Glanz, wo es bald Aldebarans Helligkeit und Farbe erreichend, in wenig g*-
schlängeltem Laufe dem Kopfe des Pegasus sich zuwandte. Hier nahm
Meteor schnell einen gewaltigen Glanz und das intensivste Smaragdgx-^a
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Kometen und Meteore.
dem sich hinten, in der Richtung der Bewegung, ein ganz unscheinbarer grauer
und kurzer Schweif anschloss. Das Merkwürdigste jedoch war der feurige Licht-
schein, der rothen, carminfarbigen Nordlichtglnth ähnlich, welcher, soviel ich er-
kennen konnte, sich zu beiden Seilen des Meteors so an die grüne Hauptmasse
anlagerte, dass es an beiden Seiten wie zurückwehendes Haar, von dem scharf
elliptisch abgerundeten Kopfe in zwei schmalen Zonen den Uebergang des grünen
Lichtes in die graue Schweifmaterie begrenzte. Diese Lage und die beiderseitige
scharfe Absonderung von der Umgebung macht es mir augenblicklich während
der kurzen Dauer der Erscheinung durchaus wahrscheinlich, dass hier kein
subjektives Phänomen vorwalte. Das Meteor glich einem langgedehnten fallenden
Tropfen geschmolzenen Metalles. ... Als das Meteor einen fast blendenden
und ungeachtet des Mondscheines schattenwerfenden Glanz erreicht hatte, trat
es, schon in der Nähe des Südwest-Horizontes, hinter mässige, vom Monde erhellte
Schneewolken, durch welche das grüne Licht, zwar verwaschen und vom Nimbus
befreit, doch wunderbar stark in grosser Scheibenform durchstrahlte. Den Durch-
messer des scheinbar begrenzten grünen Theiles schätzte ich in 10° Höhe auf
30 Minuten l) wenigstens Die Dauer der Sichtbarkeit des Meteors überstieg
schwerlich 4'. Es verschwand um 7* 25"» 54' Mittl. Berl. ZeiU.
Nicht jede Feuerkugel giebt Anlass zu einem Meteorsteinfall. Im Gegentheile
sind die Meteorsteinfäile ■) weit seltener, als das Aufleuchten von Feuerkugeln.
Wenn nichtsdestoweniger, namentlich in den chinesischen Annalen, von ziemlich
zahlreichen Meteorsteinfällen berichtet wird, so hat dieses vielleicht nur darin
seinen Grund, dass den »vom Himmel gefallenen Steinent mehr Aufmerksamkeit
zugewendet wurde, als den spurlos verschwindenden Feuerkugeln. Arago giebt
die folgende Zusammenstellung der in historischen Zeiten bemerkten Feuer-
kugeln.
Vor Chr. Geb. 3 Im 5. Jahrh. 3 Im io. Jahrh. 27 Im 15. Jahrh. 13
Im 1. Jahrh. 7 Im 6. Jahrh. 20 Im n. Jahrh. 29 Im 16. Jahrh. 12
Im 2. Jahrh. 2 Im 7. Jahrh. 13 Im 12. Jahrh. 4 Im 17. Jahrh. 39
Im 3. Jahrh. 1 Im 8. Jahrh. 13 Im 13. Jahrh. 8 Im 18. Jahrh. über 100,
Im 4. Jahrh. 17 Im 9. Jahrh. 14 Im 14. Jahrh. 7
während in unserer Zeit fast in jedem Monate in der einen oder anderen Gegend
der Erde eine glänzende Feuerkugel gesehen wird. Hingegen hat Biot aus der
Zeit von 644 v. Chr. Geb. bis 333 n. Chr. Geb. 16 Meteorsteinfälle nur allein
in den chinesischen Annalen verzeichnet gefunden.
Das Auftreten derselben ist sehr verschieden. Zumeist sieht man sie nach
mehr oder weniger heftig detonirenden Feuerkugeln, deren Theile nach allen
Seiten zerstieben, von denen einzelne als Meteormassen zur Erde gelangen. Viel
seltener kommen Meteorsteinfäile vor, ohne dass vorher eine Feuerkugel gesehen
worden wäre; in diesen Fallen wird oft nur eine starke Detonation vernommen,
oder aber es fällt eine grosse Zahl kleiner Meteorsteine aus einer dunklen Wolke.
Ebenso verschieden ist die Grösse der Meteormassen. Die meisten sind nur
kleine Bruchstücke von wenigen Grammen, doch sind auch mässig grosse von
einigen Kilogrammen Gewicht nicht allzu selten. Sehr grosse Meteormassen, die
') Also etwa gleich der Grösse des Mondes.
*) Man spricht von Metcorsteinfällen ohne Unterschied auf die Beschaffenheit der gefallenen
Mnssen, also ebensowohl bei eigentlichen Meteorsteinen als auch bei Meteoreisenmassen.
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Kometen und Meteore.
dann vereinzelt zur Erde fallen, gehören zu den Seltenheiten und erregten zu
alten Zeiten Aufsehen. Zu den merkwürdigsten sind die folgenden zu zählen.
Der grosse Stein, der 465 v. Chr. Geb. bei Aegos-Potamos in Thrakien zur
Erde gefallen war, soll >zwei Mühlsteine gross und eine ganze Wagenlast schwer«
gewesen sein.
Im Anfange des zehnten Jahrhunderts fiel bei Narni in Italien ein Stein in
die Nera (Nebenfluss des Tiber), der noch eine ganze Elle über der Oberfläche
des Wassers hervorragte.
Am 7. November 1492 zwischen 11 und 12 Uhr Mittags fiel bei Ensisheim
hn Elsass eine bedeutende Meteormasse in ein Getreidefeld, einen Meter tief in
den Boden eindringend.
Im Jahre 1750 wurde in Sibirien auf einem Hügel in der Nähe des Jenissei
von einem Kosaken, Medwedeff, eine Meteormasse von 635 kgr aufgefunden,
von welcher die Tataren behaupteten, dass sie vom Himmel gefallen sei. Diese
Masse, obzwar keine von den grössten, hat insofern ein besonderes Interesse,
als sie Chladni Veranlassung zu seiner ersten berühmten Abhandlung >Ueber
den Ursprung der PALLAS'schen l) und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen und
über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen; Riga 1794« bot.
1783 fand eine von den Spaniern zur Ausbeutung von Silberminen nach
Otumpa im Bezirke San Jago del Estero, Provinz Chaco-Gualambo der Laplata-
Staaten kommende Expedition daselbst eine Meteoreisenmasse von 2*5 m Länge,
2 m Breite und \ m Dicke mit ca. 15000 kgr im Gewicht.
1784 wuide von Bernardina da Mota Bertellio in der Nähe von Bahia
(Brasilien) eine Eisenmasse von über 2 m Länge, 1 m Breite und nicht ganz 1 m
Dicke im Gewicht von ca. 7000 kgr gefunden.
Noch grössere Eisenmassen, welche den Charakter meteorischen Eisens
tragen, sollen sich nach Chladni9) am rechten Ufer des Senegal in Afrika finden.
In neuerer Zeit hat Nordenskjöld 1870 im südlichen Theile der zu Grönland
gehörigen Insel Disko mitten unter Granit- und Gneissblöcken 15 Blöcke meteori-
schen Eisens gefunden, von denen die drei grössten bezw. 20000 , 8500 und
4300 kgr Gewicht haben3).
Zu den grösseren Massen gehören auch diejenigen, über welche Daubree
in den Comptes rendus, Bd. 64 berichtet, von denen die eine, aus den Seealpen,
625 kgr, die andere, aus Mexico, 780 kgr im Gewicht haben.
Kleinere Meteormassen fallen zumeist in grösserer Zahl in den sogen. Stein-
regen. Von den älteren Steinregen, welche sich z. B. in der bereits erwähnten
Schrift von Chladni über Feuermeteore erwähnt finden, sind manche, wenn auch
nicht mythologischen, so doch mythischen Ursprungs. Dass dieselben nicht als
Steinregen im eigentlichen Sinne des Wortes aufzufassen sind, erwähnt schon
Chladni bei einzelnen (vergl. z. B. in seiner Schrift pag. 233). Die grosse Mehrzahl
derselben ist allerdings zweifellos sichergestellt. Zu kritischen Untersuchungen in
dem Gebiete der Meteorastronomie können nichtsdestoweniger erst die Meteorfälle
seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts herangezogen werden, weil bei den früheren
die nöthigen Detailangaben fehlen. Wohl der erste gut bestimmte ist der am
26. Mai 175 1 stattgefundene Steinfall bei Hraschina in Slavonien, wo Abends
») Sie wurden von dem Reisenden Pallas in Petersburg untersucht.
*) »Ueber Feuermeteore und Uber die mit denselben herabgefallenen Massen, Wien 1819.«
P*6- 333-
*) Deren meteorischer Ursprung wird übrigens mehrfach angezweifelt.
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Kometen und Meteore.
gegen 6 Uhr aus einer in einem grossen Theüe von Deutschland siebtbaren
Feuerkugel, die unter heftigem Getöse zersprang, zwei Meteormassen im Gewichte
von 35 kgr und 8 kgr in einer Entfernung von ca. 1,500 m von einander zur Erde
fielen. Der erstere grössere drang ungefähr 6 m tief in die Erde, wohl die
grösste Tiefe, bis zu welcher das Eindringen der Meteore constatirt wurde..
Eine gewisse Berühmtheit erhielt der grosse Steinregen von Barbotan in der
Gascogne am 24. Juli 1790. Aus einer zwischen 9 und 10 Uhr in verschiedenen
Gegenden gesehenen Feuerkugel mit langem Schweife fielen zwei Minuten nach
ihrem Zerspringen eine Menge Steine zur Erde, die gesammelt, und mit einem
von dem Maire unterzeichneten Berichte an die Academie geschickt wurden.
Der mit der Untersuchung betraute Gelehrte Bertholon erklärte aber diesen
ganzen Bericht als ein dein Volksglauben entsprungenes Märchen1) — vielleicht
die letzte Erklärung dieser Art, welche von einer wissenschaftlichen Körperschaft
gegeben wurde. Für die am 26. April 1803 bei L'Aigle gefallenen Meteot massen,
von denen die grösste nahe 9 kgr wog und welche ebenfalls der Akademie ein-
gesendet worden waren, gab der Physiker Biot, wie schon erwähnt, die richtige
Erklärung. Der Fall von L'Aigle gehört übrigens zu den eigentlichen Steinregen;
auf einer elliptischen Fläche, in der Ausdehnung von 11 km von S. O. nach N. W.
und 4£ km in der dazu senkrechten Richtung fiel eine grosse Menge Steine.
Ein ähnlicher, wenn auch nicht so ausgedehnter Steinfall war der vom 20. Januar
1868 bei Pultusk; aus einer, im ganzen östlichen Deutschland, in Polen, Böhmen,
Mähten beobachteten Feuerkugel fielen nach einem unter donnerartigem Getöse
erfolgten Zerplatzen über 3000 Steine, von denen die grössten ein durchschnittliches
Gewicht von 1 ^ bis 2 kgr hatten, auf einer Fläche von mehr als 7 5 km Länge
und 2 km Breite.
Ausser den Meteorsteinfällen ist noch der Staub fälle Erwähnung zu thun,
zu denen vielleicht auch, wenigstens theilweise die Erscheinungen des rothen
Schnees, des rothen Regens, Blutregens, Schlammregens u. s. w. zu zahlen sind.
Chladni zählt in seiner zweiten Schrift eine grosse Menge auf, welche haupt-
sächlich aus dem Grunde Beachtung verdienen, weil die weitaus grösste Mehr-
zahl auf ganz bestimmte Daten fällt. Die wichtigsten mögen deshalb hier an-
geführt werden.
1) 1548 November 6 fiel im Mansfeldischen eine rothe Flüssigkeit, wie
geronnenes Blut, nach einer Feuerkugel (10. November)*).
%} 1560 December 24 in Lillbonne: Blitz und Krachen bei heilerem Hitpmel;
Feuer am Himmel. Alibi rfieitur, pluisse satiguine (December 28).
3) 1618 in der zweiten Hälfte des August Steinfall, Feuermeteore und
Blutregen in Steiermark.
4) 1623 August 12 Blutregen zu Strassburg (August 15).
5) 1637 December 6. Zwischen 7 Uhr Abends bis den folgenden Tag 2 Uhr
auf einem Schirl im Meerbusen von Volo: zwei Finger hoch Staubfall.
(December 9).
') Vier Jahre früher war bei Luce (in Maine) am 1 3. September 4 \ Uhr Nachmittags aus
einem dunklen Gewölke nach einem kanonensdmssahnlichen Donner ein ca. 3^ kgr schwerer
Stein tur Erde gefallen, welcher ebenfalls mit noch rwei anderen zur selben Zeit bei Aire in
Artois und bei Coutances in Manche gefallenen der Academie geschickt wurde, von dieser aber
als irdisches Gestein erklärt wurde.
*) Die in () beigesetzten Zahlen geben die Reduction auf eine gemeinsame Epoche (1850)
wie dieselbe von H. A. Newton für die Sternschnuppen des BioT'schen Kataloges in Siuman
American Journal of Science and Arts., II Serie, Bd. 36 durchgeführt wurde.
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Kometen und Meteore. 107
6) 1643 Januar in Weinsberg blutiger Schnee.
7) 1645 Januar 23/24 in Herzogenbusch blutiger Sehne (Januar 36).
8) 1646 October 6; um 7 Uhr Morgens in Brüssel rother Regen (October 8).
9) 1721 Mitte März in Stuttgart rother Schlammregen.
10) « 7 55 October 14 Morgens 8 Uhr in Lucarno ein warmer, wie aus einem
Backofen kommender Wind; die L'ift füllte sich mit Dünsten, um 10 Uhr voll
von einem rothem Nebel, um 4 Uhr blutrother Regen, der beim Aufsammeln
£ rothen Bodensatz gab. Darnach ein entsetzliches, 8 Stunden währendes Gewitter.
Regenmenge 9 Zoll. Der Regen fiel auch aui der Nordseite der A'pen bis nach
Schweden. Auf den Alpen lag 2« hoch rother Schnee (October 15).
11) 1755 October 20 schwärzet Staub wie Lampenruss auf der Insel Zetland
(eine der Orkney-Inseln) bei Südwestwind (daher kein vulkanischer Staub vom
Hekla); in der Nacht vom 23. auf den 24. October schwarzer Staub auf einem
Schiff zwischen den Shetlands-Inseln und Irland (October 21, 24, 25).
12) 1755 November 15 rother Regen in Russland, Schweden und am Boden-
see; das rothe Wasser schmeckte säuerlich, der Bodensatz zum Theil vom
Magnet angezogen1).
13) 1781 April 24 weisslicher Staub 3 mm hoch in Sicilien; nach den da-
maligen Untersuchungen kein vulkanischer Staub.
14) 1803 März 5/6 in Udine, Venedig, Neapel, Friaul rother Schnee.
15) 1813 März 13/14 wurde in Catalonien und den Abbruzzen eine rothe
Wolke beobachtet, von welcher nach und nach der ganze Himmel die Farbe
des rothglühenden Eisens annahm; dabei wurde es finster, so dass man Licht
anzünden musste, nierauf fiel rother Schnee; der Rückstand bestand aus Kiesel-
erde, Thonerde, Kalkerde und Eisen.
16) 1814 October 27/28 im Thale bei Onegha bei Genova Regen von
rother Erde.
Nun kam es allerdings auch vor, dass man eine papierartige Substanz,
Seide, Menschenhaare, ferner ölige, theeiige, klebrige, schlammige, gallertartige
Massen, Pilze und Srhimmelsubstanz in dem gefallenen Regen erkannt hat, und
selbst aus Feuerkugeln fallen gesehen haben will. Die gallertartige Substanz
welche früher auch als »Sternschnuppensubstanz« bezeichnet wurde, ist aber,
wie schon Merett 1667 in seinem Kataloge britischer Thiere, Pflanzen und
Mineralien bemerkt, nichts anderes, als eine aus Eingeweiden von Fröschen
bestehende oiganische Masse. Diese Bemerkung wurde neuerdings von Carus
geprüft, welcher in jener Substanz sogar gewisse Theile von Eingeweiden
erkannte. Die Eileiter der Frösche haben nämlich die Eigentümlichkeit,
durch Aufnahme von Feuchtigkeit stark aufzuquellen, und zwar bis auf das
hundertfache ihres Volumens, so dass ein einziger Frosch einen Liter Gallerte
liefert. Doch lässt sich dieses Aufquellen nicht immer gleich beobachten,
und scheint zur Laichzeit am grössten zu sein, und nach dem Laichen zu ver-
schwinden11). Hiernach wären die gallertartigen Massen Auswürfe vgn inj Magen
von Vögeln stark aufgequollenen Froscheingeweiden. Welche Bewandtnis* es
mit den Pilzen, Sthimmel, Papier, Seide, Menschenhaaren hat, ist d.il>ci w< ht
aufgeklärt. Ob dabei in mancr.en Fallen nicht Verwechselungen nni Antrat,
') Hier wiid die Vermuthung auagesprochen, dat» diese Rr*<:hc-inunt; vn-H<-i<ht lf'c^^nt
ist mit derjenigen Tom 20. Octob«»; diesai 1*1 jedoch nicht nothig, mclmelir i»t
dui eich an beiden Daten SttrnscUnuppenfiUe ereignen. ^
«) Die Ursache liegt in der vermehrten Absonderung »on Muan in den»
1
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Kometen und Meteore.
Glimmer etc. vorgekommen sind (in einzelnen Fällen wird ausdrücklich die Un-
verbrennlichkeit derselben erwähnt, in anderen die Brennbarkeit mit einem
brenzlichen Gerüche), in anderen Fällen nicht thatsächlich organische Substanzen
durch den Wind mitgerissen worden waren, lässt sich aus den älteren Berichten
nicht mehr deduciren. Wo aber mineralische Stoffe als nachgewiesen anzusehen
sind, ist der tellurische Ursprung nicht so unmittelbar anzunehmen. Allerdings
hat die Annahme, dass man es nicht nur mit Meteorstaub, sondern mit sogen.
Passatstaub zu thun hat, der meist zimmt- oder blutfarbig ist, und namentlich
an der Westküste des tropischen Afrika, zwischen Cap Bojador und Cap Blanco
so häufig ist, seine Berechtigung — allein: der Passatstaub ist nicht an bestimmte
Daten gebunden; allerdings kann am io. August oder am 13. November oder
an den nächstgelegenen Daten ebenso gut Passatstaub fallen, wie an jedem
anderen Tag, aber umgekehrt: an jedem Tag ebenso gut wie an diesen ganz
bestimmten Tagen.
Nebst den obigen Mittheilungen von Chladni mögen noch die folgenden
auffälligen Beobachtungen bemerkt werden:
17) Olmsted1) führt einen Bericht von rothem Staub 1755 November 13
und von rothem Regen in der Picardie von 1765 November 14 an.
18) Aus der neueren Zeit ist der Fall von rothem Schnee am 25. Februar
- 1879 im südlichen Europa bekannt; er wurde als Wüstenstaub aus der Sahara
erklärt; G. Rohlfs und Dr. Stecker, die sich damals bei Lokna (Tripolis) auf-
hielten, berichteten von einem am 24. Februar daselbst stattgefundenen heftigen
Samum.
19) 1880 März 30 war ein heftiger Staubfall in Catania.
20) 1885 October 14 Schlammregen unter heftigem Sirocco in Klagenfurt.
21) 1896 Februar 25/26 rother Schnee im westlichen Ungarn, Steiermark,
Niederösterreich, Mähren, bis nach Schlesien, wo (in Troppau) bei leicht
bewölktem Himmel und Windstille grauer Staub fiel. Dass dieser Staub nicht
aus den Sandebenen Ungarns herrühren konnte, wird dadurch erwiesen, dass
gleichzeitig in Serbien, Kroatien, im Banat, Südoststürme wehten, welche grosse
Staubmassen führten Auch die Erklärung, dass es Wüstenstaub aus der Sahara
gewesen sei, trifft nicht zu, da sonst Süd bis Südwestwind hätte wehen müssen.
Auf 1 Liter Schnee kamen 3 gr Staub, welcher nach chemischen Untersuchungen
frei von jeder organischen Substanz war, und hauptsächlich aus Quarz bestand.
Nach den einzelnen Daten zusammengestellt hat man:
Januar 26: No. 7; im Januar: No. 6.
Februar 24: No. 18; Februar 25/26: No. 21.
März 6: No. 14; März 13/14: No. 15; Mitte März: No. 9; März 30: No. 19.
April 24: No. 13.
August 15: No. 4; zweite Hälfte August: No. 3.
October 8: No. 8; October 14: No. 20; October 15: No. 10; October 21
bis 24: No. 11; October 27/28: No. 16.
November 10: No. 1; November 14: No. 17; November 15: No. 12.
December 9: No. 5; December 28: No. 2.
Hält man diese Daten mit den später gegebenen charakteristischen Daten
für die Stemschnuppenfä.le zusammen, so wird man nicht umhin können,
diese Falle als höchst wahrscheinlich nicht terrestrischen, sondern ebenfalls
kosmischen Ursprungs anzusehen. Ebenfalls kosmischen Ursprungs ist jedenfalls
') Su.mman, Bd. 26, pag. 132.
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Kometen und Meteore.
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der Meteorstaub, den zuerst (1872) Nordenskjöld auf dem Polareise in Grön-
land, dann in Spitzbergen und auf dem Schnee in Schweden und Finnland
gesammelt hat.
Die zur Erde gefallenen Meteormassen sind im Momente des Fallens in
einem Zustande hoher Erhitzung, von einer sogen. »Schmelzrinde«, d. i. von einer
geschmolzenen, erst in Erstarrung begriffenen, dünnen, glatten und dunklen Kruste
umgeben. Aerolithe ohne Rinde führt Schiaparelli1) nur zwei an: den von
Chantonnay, gefallen am 5. August 18 12 und von Stirif, gefallen 9. Juni 1867.
Versuche Uber die Schmelzrinde an terrestrischen Körpern gleicher Natur haben
gezeigt, dass das Aussehen und die Constitution der Kruste durch eine plötzliche,
blitzartige Schmelzung erklärt werden können*).
Ihrer chemischen Constitution nach bestehen die Meteormassen entweder
aus gediegenem, metallischem Eisen oder aus Gesteinen, oder aus Gemengen
beider; in den Steinmeteoren findet man kleine Krystalle eingesprengt, was
ebenfalls auf eine rasche Abkühlung oder heftige Erschütterung während der
Krystallisation hindeutet, da bei Schmelzung und langsamer Abkühlung sich
grosse, ausgesprochene Krystalle bilden.
Unter den vielen Eintheilungen, welche für Meteormassen gegeben wurden,
ist die consequenteste die von Daubree8) gegebene; er theilt die Meteor-
massen in:
A. Siderite, welche Eisen enthalten,
B. A siderite, welche kein Eisen enthalten.
A. Zu den Sideriten gehören: I. Holosideren, welche nur Eisen enthalten,
oder Gesteinsbeimengungen in so geringen Quantitäten, dass nur die chemische
Analyse sie nachzuweisen vermag, sie sind sehr selten, etwa 1 % aller Meteorfälle.
Diese nach Rose vorzugsweise als Meteoreisen benannten Massen bestehen
au? einer Legirung voa Eisen mit geringen Quantitäten (bis zu 20 %) Nickel. Die
auftretenden nichtmetallischen Bestandteile sind: phosphorsaures Nickeleisen
(Schreibersit), Spuren von Silicium. An der polirten Oberfläche des Meteoreisens
treten, wenn dieselbe mit Salpetersäure geätzt wird, die sogen. Widmannstätten-
schen Figuren, d. s. zarte Linien und Zeichnungen hervor, aus welchen man
erkennen kann, dass die Masse krystallinisch ist, aus dünnen Lagen einzelner,
feiner Krystalle bestehend.
') »Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppen», pag. 27.
*) Wohl die ersten Versuche dieser Art rühren von Schreibers (1816) her. In neuerer
Zeit wurde von H. Reüsch versucht, diese Schmclirinde als durch wiederholte oberflächliche
Schmelzung der Masse beim Durchgange durch das Perihel ru erklären. Der Widerlegung
dieser Ansicht hat v. NlESSL einen grossen Theil seiner Abhandlung »Ueber die Periheldistanzen
und die Bahnelemente jener Meteoriten, deren Fallerscheinungen mit einiger Sicherheit beobachtet
werden konnten, Brünn 1891« gewidmet. Er untersuchte die Bahnen von 86 Meteoriten und fand,
dass von diesen nur für einen, denjenigen von Tieschitx (gefallen 15. Juli 1878), gleichgültig ob
man die kosmische Geschwindigkeit gleich 2, V2 oder ]/ 1 • 5 annimmt, die Periheldistanz kleiner
ist als diejenige des Mcrcur: und ausserdem noch für 5, resp. 6 kleiner als diejenige der Venus,
und zwar für die Fälle von Toulouse (gefallen 10. April 1812), Hraschina (gefallen 26. Mai 1751),
Villanova (gefallen 29. Februar 1868;, Blansko (gefallen 25. November 1833) unter jeder der
drei Annahmen, und für diejenigen von Jova City (gefillen 15. November 1861), für v — y~2
oder 2 oder aber für die beiden von Stannern (gefallen 22. Mai 1808) und Agen (gefallen
5. September 18 14) für die Annahme v — yVh. An eine Schmelzung in diesen Entfernungen
kann aber bei der bekannten Constitution dieser (zur Erde gefallenen) Meteore nicht gedacht
werden.
>) Compt rend., Bd. 65, pag. 60.
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I IO
Kometen und Meteore.
II. Syssi deren, wo in den Gemengen von Eisen und Gestein das erstere
m compakten Massen auftritt, und die Gesteine, zumeist Olivin, Bronzit, nur in
mässigen Quantitäten eingestreut, vorkommen (nach Rose Pallasit genannt).
m. Sporadosideren, in denen die Gesteinsmassen vorwiegen. Sie ent-
halten das Eisen:
1) in grösseren Massen, compakt: Polysideren (nach Rose Mesosiderit).
2) in kleinen Massen, eingestreut: Oligosideren. Sie bestehen aus Silikaten,
und zwar vorwiegend aus Aluminium-, Calcium-, Eisen-, Magnesiumsilikaten (Anorthit,
Augit, Bronzit, Diopsit, Enstatit, Olivin), aus reiner Kieselsäure (Quarz) und ent-
halten ferner die Sulfide von Eisen, Kupfer, Chrom (Magnetkies, Magneteisenerz,
Kupferkies, Chromeisenerz), dann das metallische Eisen, Nickeleisen, Phosphor-
nickeleisen. Rose unterscheidet: a)Chondrite, feinkörnige Gemenge von Bronzit
und Olivin mit eingelagerten Eisenkörnern (Chondren). b) Howardite, fein-
körnige Gemenge von Anorthit, Augit, Olivin mit eingelagertem Eisen, Schwefel-
eisen und Chromeisenerz; von diesen trennt er die beiden folgenden, seltener
auftretenden Formen: c) Chladnit, nur durch zwei Exemplare vertreten: die
Meteorsteine von Bishopwill und Bussi; d) Chassignil (eisenreicher Olivin) nur
durch ein einzelnes Exemplar vertreten (Meteorstein von Chassigny).
3) Eisen in äusserst kleinen Quantitäten: Cryptosi deren. Zu diesen
gehören die von Rose als Eukrit bezeichneten Meteormassen.
B. Die Asiderite, welche Uberhaupt kein Eisen enthalten, bilden die
Asi deren. Zu diesen gehören unter anderen die folgenden beiden Formen von
Rqse: a) der Shalkit (nur durch ein Exemplar vertreten: Meteorit von Shalka)
und b) die kohligen Meteorite von Bokkeweld und Alais.
Auf die viel kleineren Feuererscheinungen, welche in der Luft auftreten,
wurde man, obgleich dieselben viel häufiger sind, erst viel später aufmerksam.
Die Hauptursache dafür ist wohl darin zu suchen, dass sie in grösserer Zahl nur
in den Morgenstunden sichtbar sind, und dass die vereinzelt auftretenden der frühen
Nachtstunden, wenn sie überhaupt beachtet wurden, nicht viel Anlass zum
Nachdenken gaben. Erst Lichtenberg (seit 1770 Professor in Göttingen) scheint
denselben eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet zu haben, und zwei seiner
Schüler Brandes und Benzenberg, fassten schon 1798 den Plan, correspondirende
Beobachtungen dieser vereinzelten Feuererscheinungen, Sternschnuppen, an
verschiedenen Punkten zu machen, um deren Höhe zu bestimmen. Als Standlinie
wählten sie ursprünglich die etwas Uber eine deutsche Meile von einander ent-
fernten Punkte Clausberg und Ellershausen bei Göltingen, später Clausberg und
den etwa drei Meilen davon entfernten Ort Sesebühl bei Dransfeld. Zwischen
11. September und 4. November 1798 beobachteten sie zusammen 402 Stern-
schnuppen, aus welchen sie aus der Bcobachtungszeit und den begleitenden
Umständen (Bewegungsrichtung, Grösse etc.) 22 als identisch erkannten. Aus
diesen fanden sie die Höhe derselben: für 7 unter 10 Meilen, für 9 zwischen
10 und 20 Meilen, für 5 zwischen 20 und 30 Meilen, und für eine über 30 Meilen.
Diese Höhen zeigten zum ersten Male zur Evidenz, was früher nur aus einzelnen
Beobachtungen gefolgert und immer wieder angezweifelt wurde: die grosse
Höhe der Sternschnuppen und ihre Identität mit Feuerkugeln. Schon Chladni
hatte in seiner 1794 erschienenen Monographie über die PALLAs'sche Eisenmasse
die Höhe einzelner Feuerkugeln berechnet, und daraus im Verein mit der Länge
des zurückgelegten Weges am Himmel im Bogen auf die Länge des Weges in Kilo-
metern geschlossen, welche mit Rücksicht auf die Zeitdauer der Erscheinung die Ge-
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Kometen und Meteore.
in
schwindigkeit gab. Sind a1( 8X die Rectascension und Deklination des Autblitzens,
as, 8, Rectascension und Deklination des Verschwindens einer Feuerkugel, so
wird die Länge des Weges am Himmel (der Bogen des grössten Kreises) aus
dem sphärischen Dreieck, dessen Ecken der Pol des Aequators und die beiden
genannten Punkte sind, gefunden:
Chladni fand für die Feuerkugel vom 17. Mai 17 19 wenigstens 5 deutsche
Meilen pro Secunde, für diejenige vom 26. November 1758: 6^ deutsche Meilen;
für eine andere vom 17. Juli 1771: 4^ bis 6 deutsche Meilen, also die Ge-
schwindigkeit der Bewegung vergleichbar mit der kosmischen Geschwindig-
keit der Erde und anderer Himmelskörper in ihren Bahnen. Die Resul-
tate wurden vielfach für nicht beweisend erklärt; bei der kurzen Dauer der '
Erscheinung ist man selbstverständlich bei dieser Art von Beobachtungen auf
Schätzungen der Orte am Himmel für den Anfangs- und Endpunkt der Bahn
angewiesen, und ebenso wird die Angabe der Zeitdauer der Erscheinung eine
blosse Schätzung sein. Aus einigen wenigen Beobachtungen wird daher der
Schluss nur sehr unsicher. Noch fraglicher blieb aber die von Chladni ver-
muthete Identität zwischen Feuerkugeln und Sternschnuppen. Seine Beobach-
tungen beruhten ja ausschliesslich auf den, wenigstens öfter und an verschiedenen
Orten beobachteten, also in gegebenen Fällen leicht als identisch zu erkennen-
den Feuerkugeln, aber durchaus nicht auf Sternschnuppen. Chladni erklärte,
nachdem er die älteren Ansichten über den terrestrischen Ursprung der Feuer-
kugeln ausführlich widerlegt hat, die Feuerkugeln als dichte, schwere, im Welt-
raum zerstreute Massen, »in welchem sie sich, durch die Wurlkraft oder An-
ziehung getrieben, so lange fortbewegen, bis sie etwa einmal der Erde oder
einem anderen Weltkörper nahe kommen, und von dessen Anziehungskraft er-
griffen, darauf niederfallen., Durch ihre äusserst schnelle und vermöge der An-
ziehungskraft der Erde noch mehr beschleunigte Bewegung muss nothwendig
wegen der heftigen Reibung in der Atmosphäre eine sehr starke Elektricität
und Hitze erregt werden, wodurch sie in einen brennenden und geschmolzenen
Zustand gerathen, und eine Menge Dünste und Luftarten sich darinnen ent-
wickeln, welche die Masse zu einer ungeheuren Grösse aufblähen, bis sie
endlich bei einer noch stärkeren Entwickelung solcher elastischer Flüssigkeiten
zerspringen muss. Gegen das wirkliche Brennen dieser Körper ist von einigen
eingewendet worden, dass in einer so beträchtlichen Höhe die Luft so dünn
und so unrein sein muss, dass kein Brennen daselbst stattfinden könne.
Aber abgesehen davon, dass man noch gar nicht weiss, in welcher Höhe die Luft
nicht mehr zur Unterhaltung des Feuers tauglich ist, so wird auch die etwas
geringere Tauglichkeit der Luft durch die Schnelligkeit der Bewegung dieser
Massen reichlich ersetzt« '). Auch hebt er gleich eingangs seiner Schrift hervor,
cos s = sin it sin 8, + cosit cos d, cos (ot, — ax).
Ist die Höhe der Feuerkugel gleich h km gefunden worden, so wird diesem
Bogen s ein linearer Weg h arc s entsprechen l). Hat man nun die Dauer der Erschei-
/ h arc s\
nung gleich /Secunden nourt, so wird die Geschwindigkeit I — - — \km pro Secunde.
!) Dabei ist auf die verschiedene Höhe des Aufblitrens und Verschwindens nicht Rück-
sicht genommen. Hiertiber vcrgl. pag. 134 ff. Die älteste Messung ist wohl diejenige von Haixzy,
welcher fUr die Höhe einet Feuerkugel 90 englische Meilen (144 8 km) fand.
*) 1. c, pag. 24/5.
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Kometen und Meteore.
dass die Meteormassen ihren Ursprung in den Feuerkugeln haben, und dass
sich diese in einer wahrscheinlich parabolischen Bahn im Welträume bewegen
(was er, wie es scheint, aus ihren kosmischen Geschwindigkeiten schliesst).
Endlich bemerkt Chladni, dass Sternschnuppen sich von den Feuerkugeln nur
durch ihre schnellere Bewegung unterscheiden1), womit bereits alle drei Arten
von Meteorerscheinungen als identisch erklärt erscheinen, was er auch (pag. 56)
besonders hervorhebt: >Aus dem, was bisher vorgetragen wurde, ist zu ersehen,
dass folgende 4 Naturerscheinungen, von denen roch keine einzige auf eine
befriedigende Art erklärt worden, sich durch einander selbst erklären, sobald
man ihre Identität annimmt: 1) die sonderbare Beschaffenheit des Pallasi-
schen und ähnlicher Eisenmassen; 2) die Feuerkugeln, 3) die Sternschnuppen,
4) das Herabfallen eisenhaltiger Massen.«
Für die Sternschnuppen war jedoch in keiner Weise ein Beweis geliefert;
die Annahme der Identität derselben mit den Feuerkugeln war ein, allerdings
sehr naheliegender Inductionsschluss. Nichtsdestoweniger findet man noch
viel später eine Trennung dieser Erscheinungen. Quetelet meint, man habe sehr
häufig Sternschnuppen mit Aerolithen, Boliden und Staubfällen verwechselt; er
hält aber ihren Ursprung für sehr verschieden: Niemand hat noch eine Stern-
schnuppe berührt'). Es ist jedoch eine der Logik widerstreitende Forderung,
eine Sternschnuppe berühren zu wollen. In dem Momente, wo sie zur Erde
fällt, ist sie, in der ursprünglichen Bedeutung der Worte, nicht mehr als Stern-
schnuppe, sondern als Meteorsteinfall zu bezeichnen. Schiaparelli meint allerdings*),
dass drei sicher verbürgte Fälle angeführt werden, wo Sternschnuppen auf die
Erde fielen; damit ist aber nur das wirklich beobachtete Fallen von Meteor-
massen unter den bekannten Begleiterscheinungen der Feuerkugeln verstanden,
welche hierbei an Stelle der sonst die Meteorsteinfalle charakterisirenden Begleit-
erscheinungen treten.
In Deutschland waren die ersten Anhänger Chladni's v. Zach und Olbers;
der letztere hielt die Meteorsteine anfänglich für Mondsteine, d. h. für Steine,
welche aus Mondvulkanen mit einer grossen Geschwindigkeit herausgeschleudert
wurden, so dass sie bis zu jenem Punkte kamen, wo die Anziehung der Erde
diejenige des Mondes überwiegt, und sie in Folge dessen von der Erde an-
gezogen würden und nicht mehr zum Monde zurückkehren könnten.
Die Beobachtungen von Brandes und Benzenberg aber über die Höhe der
Sternschnuppen bildeten den bis dahin fehlenden Beweis für die Identität der
Sternschnuppen mit den Feuerkugeln, und gleichzeitig den Beweis, dass die kos-
mischen Geschwindigkeiten, wie sie früher in vereinzelten Fällen gefunden
wurden, allen Körpern dieser Art zukommen. Olbers gesteht4), dass es die
Beobachtungen von Brandes (die inzwischen wesentlich vermehrt worden waren)
über die Geschwindigkeit der Sternschnuppen waren, welche seine frühere An-
nahme widerlegten. Die Geschwindigkeit, welche einem Körper auf dem Monde
ertheilt werden müsste, damit er nicht mehr zum Monde zurückkehren könne, wäre
nämlich ca. 7967 Pariser Fuss (2*59 km), und dann würden die Massen mit einer
Geschwindigkeit von 35000 Pariser Fuss (11 -37 km) zur Erde gelangen. Damit
dieselben aber mit den beobachteten Geschwindigkeiten von 4 bis 6 deutschen
') Jetzt ist das Gegentheil erwiesen.
') Physique du Globe, pag. 319.
») 1. c, pag. 197.
*) Schumacher^ Jahrbuch für 1837, pag. 54.
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Kometen und Meteor«.
«»3
Meilen (30 bis 45 km) zur Erde gelangen könnten, müsste man annehmen, dass
dieselben vom Monde mit einer Geschwindigkeit von 110000 Pariser Fuss
(35 7 km) pro Secunde fortgeschleudert worden wären: dieses aber hält Olbers
für nicht mehr wahrscheinlich.
Ueber die Beziehungen zwischen Sternschnuppen und Feuerkugeln spricht
sich Olbers in »Schumacher's Jahrbuch« für 1837 dahin aus, dass sich zwischen
beiden kein Unterschied angeben lässt; »sie gehen in einander Uberc. Sie
haben dieselben Höhen, dieselben Geschwindigkeiten, dasselbe Aussehen, ganz
ähnliche Schweife. Allein unter den Sternschnuppen selbst macht Olbers einen
Unterschied, der allerdings nicht in ihrem Aussehen begründet ist, sondern in ihrer
uns unbekannten Materie. »Ein Theil der Sternschnuppen wenigstens muss also
mit den Feuerkugeln gleichen Ursprung, gleiche Beschaffenheit haben, und wir
können ohne Bedenken das, was von den Feuerkugeln erforscht, erwiesen, oder
wahrscheinlich gemacht ist, auch auf diese Sternschnuppen anwenden. Aber
sind denn die Sternschnuppen wirklich untereinander wesentlich verschieden?
Ich glaube es mit Brandes, ob ich gleich nach meinen Erfahrungen nicht alle
von ihm angegebenen Verschiedenheiten bestätigen kann ... es mag unter den
Sternschnuppen einige geben, die bloss elektrische Funken sind, oder in unserer
Atmosphäre aus bekannten oder noch unbekannten, sich entzündenden oder
bloss phosphorescirenden Gasarten und Dämpfen oder auf andere Art entstehen:
der grösste Theil der Sternschnuppen bleibt mit den Feuerkugeln identisch1)«
Auch Olmsted hatte 1834, als er bereits nicht nur den kosmischen (nicht tellu-
rischen) Charakter der Sternschnuppen erkannt hatte, sondern auch die ersten
Versuche zu einer Bahnbestimmung für die Novembermeteore vornahm, die gleich-
artige Zusammensetzung der Sternschnuppen und der Meteormassen geleugnet;
als Grund hierfür führt er an, dass er nicht begreifen könne, wie solche Massen
in so kurzer Zeit einer so vollständigen Zerstörung unterliegen könnten').
In England wurde Chladni's Schrift durch Eduard King, welcher 1796
einen Auszug derselben in seiner Abhandlung »Remarks concerning Stars, said
to have fallen from the Cloudsc gab, bekannt, jedoch in einer etwas modificirten,
oft entstellten, und nicht zu billigenden Form. Dass Chladni's Meinung in
Frankreich unbekannt blieb oder nicht gebilligt wurde, geht schon aus dem
pag. 106 von dem Gutachten der Pariser Akademie über den Steinfall von
Barbotan gesagten, hervor. Erst der Steinfall von L'Aigle bewirkte einen Um-
schwung der Meinung, und 1804 erschien eine französische Uebersetzung der
CHLADNt'schen Schrift von Eugene Coquebert.
Den Beobachtungen von Brandes und Benzenberg wurde allgemein wenig
Interesse entgegengebracht; ihr Beispiel fand auch keine Nachahmung. Erst
als in Europa die Einzelheiten des grossen Sternschnuppenfalls von 1799 be-
kannt wurden, änderte sich die Sachlage. In Europa selbst war der Sfern-
schnuppenfall wenig auffällig; er wurde zwar an vielen Punkten Deutschlands
gesehen, auch im Norden Europas, und selbst in Grönland wahrgenommen;
nirgends aber bot er besonders auffällige Momente, wenn auch die Zahl der
Sternschnuppen über den normalen, gewohnten Durchschnitt stieg. Um so gross-
artiger entfaltete sich das Schauspiel in Süd-Amerika, und theilweise auch in
den südlichen Theilen von Nord-Amerika. Humboldt beschreibt denselben in
•) 1. c, pag. 5a
*) SlLUMAN, I. Serie, Bd. 26, pag. 15a.
VALXxmirai, AttTDoomic. Jl.
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Kometen und Meteore
seiner > Reise in die Aequinoctialgegenden des neuen Continents1)« folgender-
maassen.
>Die Nacht vom n. zum 12. November (1799) war kühl und ausnehmend
schön. Gegen Morgen von 2$ Uhr an, sah man gegen Ost höchst merkwürdige
Feuermeteore. Bonpland, der aufgestanden war, um auf der Gallerie der Kühle
zu geniessen, bemerkte sie zuerst. Tausende von Feuerkugeln und Sternschnuppen
fielen hintereinander, vier Stunden lang. Ihre Richtung war sehr regelmässig
von Nord nach Süd; sie füllten ein Stück des Himmels, das vom wahren Ost-
punkte 30° nach Nord und nach Süd reichte. . . Nach Bonpland's Aussage
war gleich zu Anfang der Erscheinung kein Stück am Himmel so gross als
drei Monddurchmesser, das nicht jeden Augenblick von Feuerkugeln und Stern-
schnuppen gewimmelt hätte. Der ersteren waren wenigere; da man ihrer aber
von verschiedenen Grössen sah, so war zwischen diesen beiden Klassen von
Erscheinungen unmöglich eine Grenze zu ziehen. Alle Meteore Hessen 8 bis 10°
lange Lichtstreifen hinter sich zurück, was zwischen den Wendekreisen häufig
vorkommt. Die Phosphorescenz dieser Lichtstreifen hielt 7 bis 8 Secunden an.
Manche Sternschnuppen hatten einen sehr deutlichen Kern von der Grösse der
Jupiterscheibe, von dem sehr stark leuchtende Lichtfunken ausfuhren. Die
Feuerkugeln schienen wie durch Explosion zu platzen; aber die grössten, von
1° bis 1° 13' Durchmesser, verschwanden ohne Funkenwerfen, und Hessen leuch-
tende, 15—20 Minuten breite Streiten (trabes) hinter sich. Das Licht der Meteore
war weiss, nicht röthlich, wahrscheinlich, weil die Luft ganz dunstfrei und
sehr durchsichtig war. . . Fast alle Einwohner von Cumana sahen die Er-
scheinung mit an, weil sie vor 4 Uhr aus den Häusern gehen, um die Frühmesse
zu hören. Der Anblick der Feuerkugeln war ihnen keineswegs gleichgültig;
die ältesten erinnerten sich, dass dem grossen Erdbeben des Jahres 1766 ein
ganz ähnliches Phänomen vorausgegangen war. . .< (pag. 51,52).
»Von 4 Uhr an hörte die Erscheinung allmählich auf; Feuerkugeln und Stern-
schnuppen wurden seltener, indessen konnte man noch eine Viertelstunde nach
Sonnenaufgang mehrere an ihrem weissen Lichte und dem raschen Hinfahren er-
kennen « (pag. 52). >Da bei meinem Abgange von Europa die Physiker
durch Chladni's Untersuchungen auf Feuerkugeln und Sternschnuppen besonders
aufmerksam geworden waren, so versäumten wir auf unserer Reise von Caracas
nach dem Rio Negro nicht, uns überall zu erkundigen, ob am 12. November
die Meteore gesehen worden seien Der Kapuziner in der Mission San
Fernando de Apure, die mitten in den Savannen der Provinz Varinas liegt, die
Franziskaner an den Fällen des Orinoko und in Maroa am Rio Negro hatten
zahllose Sternschnuppen und Feuerkugeln das Himmelsgewölbe beleuchten sehen.
Maroa liegt 780 km südwestlich von Cumana. Alle diese Beobachter verglichen
das Phänomen mit einem schönen Feuerwerk, das von 3 bis 6 Uhr morgens
gewährt Am Süd-Ende von spanisch Guyana, im kleinen Fort San Carlos,
traf ich Portugiesen, die von der Mission San Jos£ dos Maravitanos den Rio Negro
heraufgetahren waren. Sie versicherten mich, in diesem Theile Brasiliens sei
die Erscheinung zum wenigsten bis San Gabriel des Cachoeiras, also bis zum
Aequator sichtbar gewesen.
»Ich wunderte mich sehr über die ungeheure Höhe, in der die Feuerkugeln
gestanden haben mussten, um zu gleicher Zeit in Cumana und an der Grenze
von Brasilien, auf einer Strecke von 1035 km gesehen zu werden. Wie staunte
') Gesammelte Werke, Cotta'nche Ausgabe, Bd. 6.
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Kometen und Meteore.
ich aber, als ich bei meiner Rückkehr nach Europa erfuhr, dieselbe Erscheinung
sei auf einem 64 Breiten- und 91 Längengrade grossen Stück des Erdballes,
unter dem Aequator, in Südamerika, in Labrador und in Deutschland gesehen
worden 1 . . .« (pag. 53/54).
>Von Weimar an den Rio Negro sind es 3340 km, vom Rio Negro nach
Herrnhut in Grönland 5850 km. Sind an so weit auseinander gelegenen Punkten
dieselben Meteore gesehen worden, so setzt dies für dieselben eine Höhe von
1850 km voraus .... Ich möchte fast glauben, dass die Chaymas in Cumana
nicht dieselben Feuerkugeln gesehen haben, wie die Portugiesen in Brasilien
und die Missionäre in Labrador Die Physiker (Benzenberg und Brandes),
welche in neuerer Zeit über die Sternschnuppen und ihre Parallaxen so mühsame
Untersuchungen angestellt haben, betrachten sie als Meteore, die der äusseisten
Grenze unseres Luitkreises, dem Räume zwischen der Region des Nordlichtes
und der der leichtesten Wolken angehören. . . . Welchen Ursprung nun auch
diese Feuermeteore haben mögen, so hält es schwer, sich in einer Region, wo
die Luft verdünnter ist, als im luftleeren Räume unserer Luftpumpen, wo (in
49 km Höhe) das Quecksilber im Barometer nicht 0-024 mm hoch stände, sich
eine plötzliche Entzündung zu denken. . . . Man könnte annehmen, bei den
frühesten Umwälzungen des Erdballes seien Gase, die uns bis jetzt ganz unbekannt
geblieben, in die Luftregion aufgestiegen, in der sich die Sternschnuppen bewegen;
aber aus genauen Versuchen mit Gemischen von Gasen von verschiedenem speci-
fi sehen Gewichte geht hervor, dass eine oberste, /on den unteren Schichten ganz
verschiedene Luftschichte undenkbar ist .... Diese Schwierigkeiten würden
grossentheils beseitigt, wenn man die Sternschnuppen nach der Richtung, in der
sie sich bewegen, als Körper mit festem Kern, als kosmische (dem Himmels-
raume ausserhalb unseres Luftkreises angehörige) nicht als tellurische (nur
unserem Planeten angehörige) Erscheinungen betrachten könnte.« (pag. 57).
Humboldt führt hier in seinem Berufung auf Chladni an, dass dieser die
Sternschnuppen als den äussersten Grenzen des Luftkreises dem Räume zwischen
der Region des Nordlichtes und der der leichtesten Wolken angehörig, betrachtet j
dieses kann jedoch nur auf ein Missverstehen der CHLAONt'schen Meinung zurück-
geführt werden. Merkwürdig ist, dass sich in der nächsten Zeit die Meinung
herausbildete, dass die Sternschnuppen, aus dem Welträume kommend, duich die
Anziehung der Erde zu Satelliten derselben werden. Laplace sieht dieses als eine
bekannte Thatsache an, er schreibt in der Connaissance des temps für 18 16
(pag. 213) in einem Aufsatze: >Sur Us Comiies* : »Les Cometes serraient ainsi re-
lativement au Systeme solaire, ce que les aerolithes sont par rapport ä la terre, ä la-
quelles elles paraissent ötrangeres.« Die Erscheinung der Kometen, als aus dem Welt-
räume kommende, dem Sonnensysteme einverleibter Körper, wird hierbei mit den-
jenigen der in gleicherweise aus dem Weltraum kommenden, zu Satelliten der Erde
umgewandelten Aerolithen erklärt. Dieselbe Meinung äussert H. Daw in seinen
»Untersuchungen Uber die Flamme«1). Er sagt: >Die Thatsachen, welche in
dem ersten Abschnitte dargestellt sind, enthalten den Beweis in sich, dass das
Licht der Sternschnuppen und der Meteore nicht von einem Entflammen (in-
fiammation) elastischer Flüssigkeiten herrühren kann, sondern dass es auf dem
Glühen (ignition) fester Körper beruhen muss. . . . Diese Körper bewegen sich
auf jeden Fall mit einer ungeheuren Geschwindigkeit, bei der sie fähig sind, in
der allerverdünntesten Luft eine Verdichtung zu bewirken, welche hinreicht, aus ihr
') Gilbert*! Annalen der Physik, I. Serie, Bd. 56, pag. 240.
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Kometen und Meteore.
hinlänglich viel Wärme zu entbinden, um diese Körper zu entzünden. Man wird
daher alle diese Phänomene erklären können, wenn man annimmt, dass die Stern-
schnuppen kleine, feste Körper sind, welche sich um die Erde in sehr excentri-
schen Bahnen bewegen, und sich bloss dann entzünden, wenn sie mit unermess-
licher Geschwindigkeit durch die oberen Theile der Atmosphäre hindurchziehen,
und dass diejenigen dieser Meteore, welche Steine herausschleudern, indem sie
explodiren, ahnliche Körper sind, welche eine verbrennliche oder elastische
Materie enthalten.«.
In seiner zweiten Schrift fUeber die Feuermeteore und über die mit den-
selben herabgefallenen Massen c beschränkt sich Chladni nicht bloss auf eine
Erweiterung seiner ersten Schrift, sondern er macht auf einige bei den Stern-
schnuppen gemachte Beobachtungen, auf gewisse anomale Bewegungen, auf das
Verhältniss der kosmischen Geschwindigkeiten, mit denen die Meteore in die
Luft eintreten, zu denjenigen, mit denen sie zur Erde gelangen, auf den Ursprung
der Sternschnuppen u, s. w. aufmerksam, wovon später an seiner Stelle die
Rede sein wird. Ferner vergleicht er bereits die Zahl der Sternschnuppen nach
den Tages- und Jahreszeiten, wo allerdings mehr die Anregung zu diesen Zählungen,
als seine aus nur wenigen Beobachtungen gefolgerten, von den späteren wesent-
lich verschiedenen Resultate, zu erwähnen sind.
Brandes hatte im Jahre 1823 neuerdings correspondirende Beobachtungen
zur Bestimmung der Höhe der Sternschnuppen aufgenommen, und einen weit
ausgedehnteren Plan dafür entworfen. Seine Mitarbeiter waren1): Scholz in
Leipe bei Bolkenhain und Ottawa in Trebnitz (beides Schüler von Brandes),
Liedtky und Wolf in Gleiwitz (Gymnasiallehrer daselbst), Petzoldt in Neisse
(Gymnasiallehrer daselbst), Lohrmann und Pressler in Dresden, Baron
von Richthofen auf Brecheishof bei Jauer; Lieutenant von Prittwitz in Berlin,
Krzizanowsky in Krakau, Dr. Heilbronn in Brieg und Brettner, Dove, Feldt,
Gebauer, Nepilly, Türkheim, Weber und Wicher in Breslau. Für diese Zahl
der Beobachter waren aber die erhaltenen Beobachtungen nicht gerade allzu zahl-
reich: Brandes erhielt Höhenbestimmungen für 63 Sternschnuppen. Bemerkens-
werth aber ist, dass er bereits das Vorherrschen einer gewissen Bewegungsrichtung
bei den Sternschnuppen constatirte, und dafür auch die richtige Ursache angab.
Um dieselbe Zeit hatte auch Quetelet, ohne von den Untersuchungen
von Brandes zu wissen, seine Untersuchungen über die Sternschnuppen be-
gonnen*); bald darauf, nach der Wiederkehr des grossen Sternschnuppenphänomens
im Jahre 1833, wurde Olmstedt auf die Periodicität der Erscheinung geführt und
damit waren, um die Worte Bessels zu gebrauchen, die Sternschnuppen >zu
Gegenständen der Aufmerksamkeit des Astronomen geworden, und forderten
diesen auf, auch ihre nähere Untersuchung, als nicht ausser seinem Kreise
liegend, zu betrachten.« Die erste praktische Aufforderung dieser Art war wohl
diejenige, welrhe Arago in den Instructionen für die Officiere des Schiffes »La
Bonite« bezüglich der astronomischen Beobachtungen der Sternschnuppen giebt.
Die Officiere des Schiffes wurden angewiesen, die Zeit der Erscheinung der Stern-
schnuppen, ihren Ort am Himmel und die Richtung der Bewegung zu notiren*).
Gegen den kosmischen Ursprung der Meteore schien auch der Umstand zu
sprechen, dass dieselben oft mit heftigen Winden und plötzlicher Abkühlung
auftraten. Dass dieses eine nothwendige Begleiterscheinung der Sternschnuppenfälle
') Vergl. seine »Unterhaltungen für Freunde der Physik u. Astronomie«, Leipzig 1825, pag. 5.
*) »Physique du Globe«, pag. 267.
*) Compt. rend., Bd. I, pag. 393.
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Kometen und Meteore
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ist, ist längst widerlegt; hingegen treten Fälle von Meteormassen, detonirenden
Feuerkugeln u. s. w. mitunter mit derartigen Begleiterscheinungen auf, und es
herrschte daher die Ansicht, dass die meteorologischen Processe primär und die
auftretenden Feuerkugeln eine secundäre Erscheinung wären. Olmstrdt war
der erste, der die meteorologischen Processe als eine Folge der Sternschnuppen-
fälle — er dehnt dabei die Begleiterscheinungen auf alle diese Processe aus —
darstellte: es wird eine grosse Menge Luft aus den oberen Regionen von der
grösseren Geschwindigkeit der täglichtn Bewegung in die unteren Regionen
kleinerer Geschwindigkeit geführt, wodurch nothwendig ein Westwind entstehen
muss; da überdiess die starke Erhitzung der Luft sich nur auf die die Stern-
schnuppen unmittelbar umgebenden Theile der Luft erstreckt, und auf entferntere
Theile nicht so schnell fortpflanzt, so wird die mitgefilhrte Luft zumeist kalt
und eisig sein, daher die plötzliche Abkühlung. Jedenfalls kann dieser Verlauf
der Erscheinungen eintreten, wenn die entwickelte Wärme nicht jene abnorme
Höhe, wie beim Glühen der Meteormassen hat, also bei den Staubfällen, welche
daher auch zumeist von plötzlichen Condensationen der in der Luft befindlichen
Dünste, also von heftigem Regen begleitet, auftreten.
Am spätesten wurden die Grösse und Farbe, Uberhaupt das äussere Aussehen
in den Kreis der Untersuchungen gezogen, zum ersten Male geschah dieses,
wenigstens in systematischer Weise von Schmidt, welcher erwähnte, dass es
zur Untersuchung über die physische Constitution nicht genügt, die Sternschnuppen
als Punkte zu betrachten.
Die Sternschnuppen erscheinen als plötzlich am Himmel aufblitzende, fixstern-
artige Lichtpunkte von verschiedener Grösse; als feine, kaum und selbst mit
freiem Auge überhaupt nicht wahrzunehmende, nur im Fernrohr sichtbare Licht-
pünktchen, durch alle Grössenabstufungen bis zu solchen von der Helligkeit
der Fixsterne erster Grösse und selbst vom Glänze der Venus in ihrer Erdnähe:
man hat solche beobachtet, die deutliche Schatten geworfen haben, und zu den
zahlreichen kleineren Sternschnuppen treten auch zur selben Klasse von Körpern
gehörige Feuerkugeln. Manche Sternschnuppen ändern ihre Helligkeit während
ihrer Erscheinung; sie erscheinen klein, unansehnlich, und werden dann immer
heller; oft entwickeln sich aus solchen Sternschnuppen Feuerkugeln der grössten
Gattung, wie schon in einem Beispiele pag. 103 erwähnt ist. Eine andere, von Heis
am 26. September 185 1 in Aachen beobachtete leuchtende Kugel nahm allmählich
an Helligkeit und Grösse zu, bis sie auf etwa $ Monddurchmesser angewachsen
war, und wurde dabei so hell, dass sie die ganze Stadt wie mit einem bengalischen
Feuer erleuchtete. Am Ende ihrer Bahn blieb sie etwa 10 Secunden wie
unbeweglich am Himmel, und verschwand durch Abnahme an Helligkeit.
Von diesen sternartigen, scharf begrenzten Sternschnuppen trennt Schmidt1)
eine gewisse Gruppe von nicht scharf begrenzten, verwaschenen, deren Zahl
durchaus nicht unbeträchtlich ist, und die er nebelige nennt. Der Grösse
nach lassen sie sich in eine der sechs Grösscnk lassen einreihen, hingegen bleibt
bei denselben, wie aus den ScHMiDT'schen Zusammenstellungen ersichtlich ist
die Farbe unbestimmbar.
Dass die Sternschnuppen feste Körper sind, geht daraus hervor, dass sie
continuirliche Spectra geben; dabei ist zu bemerken, dass bei denselben vorzugs-
weise das Grün mit bedeutender Intensität hervortritt«).
•) «Resultate aus lehnjährigen Beobachtungen Uber Sternschnuppen, Berlin 1852t, p»g. 4.
>) Vergl. den Artikel .Astrospektrotkopie«.
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11$
Kometen und Meteore.
Die Sternschnuppen beschreiben am Himmel Bahnen, die oft nur 1° bis 2°,
oft jedoch 8 bis 10° lang und auch länger sind, und verlöschen dann meist plötz-
lich. Ob das Aufleuchten plötzlich stattfindet oder ncht, kann im Allgemeinen
nicht angegeben werden; meist sieht man eine Sternschnuppe erst, wenn sie schon
einen, wenn auch nur kleinen Bruchtheil einer Secunde geleuchtet hat; nur
dann, wenn man zufällig sein Auge auf die Stelle des Aufleuchtens gerichtet
hatte, kann man dieses wirklich beobachten. Mit grösserer Sicherheit kann man
über das Verschwinden der Sternschnuppen sprechen. Im Allgemeinen wird
das Verschwinden derselben als plötzlich bezeichnet. Doch berichtet schon
Bessel über einen Fall, in welchem Feldt eine fast oder ganz verschwundene
Sternschnuppe aufs neue leuchtend werden, ihren Weg am Himmel noch be-
trächtlich weit fortsetzen und dann allmählich verschwinden sah. Fälle dieser
Art sind später mehrfach aufgetreten. Zeziou beobachtete 4 Fälle, wo das
Meteor in der Mitte seines Laufes unsichtbar war, und 4 andere, wo das Meteor
abwechselnd erschien und wieder verschwand. Hierher gehörte z. B. auch der oben
beschriebene Fall der von Heis am 26. September 1851 beobachteten Sternschnuppe.
Der Weg, den die Sternschnuppe an der scheinbaren Himmelskugel be-
schreibt, ist zumeist, wie man sich ausdrückt, eine gerade Linie, d. h. ein Bogen
grössten Kreises. Ihre Bahn ist also entweder geradlinig, oder wenigstens in
einer Ebene gelegen, die durch das Auge des Beobachters geht; dass aber
die wirklichen Bahnen der Sternschnuppen gerade in Ebenen liegen, die eine
ganz bestimmte Lage zu einem ganz bestimmten Beobachtungspunkte haben
würden, in Ebenen, die durch diesen Beobachtungsort gehen sollten, ist viel
weniger wahrscheinlich, als dass alle Bahnen geradlinig und beliebig im Räume
vertheilt wären. Ueberdies hat man bei jenen Sternschnuppen, welche gleich-
zeitig an mehreren Orten gesehen wurden, an sämmtlichen Orten ihre schein-
baren Bahnen als grösste Kreise beobachtet, woraus folgt, dass ihre wahren
Bahnen in denjenigen Ebenen liegen müssen, welche durch die bezüglichen
grössten Kreise und
die bezüglichen Beob-
achtungsorte gehen,
also in der Schnitt-
linie dieser Ebene,
d. h. in einer Geraden.
Hieraus folgt dann
aber auch, dass, wenn
eine Sternschnuppe an
mehreren Orten zu-
gleich gesehen wur-
de, die sämmtlichen
grössten Kreise sich
in demselben Punkte
an der Himmelskugel
schneiden müssen,
nämlich in dem Punkte, in welchem die durch die Beobachtungspunkte zur
Bewegungsrichtung gelegte Parallele die Himmelskugel trifft. Schneiden sich
die grössten Kreise nicht säromtlich in demselben Punkte, so gehören die
Beobachtungen nicht derselben Sternschnuppe an.
Von der Bewegungsrichtung im grössten Kreise finden sich auch mannigfache
Abweichungen; man sieht schlangenförmig (a, b, Fig. 255), wellenlörmig (<r) ge-
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Kometen und Meteore.
ii9
krümmte Bahnen; manche Sternschnuppen scheinen sich plötzlich(</) oder auch
stetig (*) zurückzukrümmen, um ihre Bahn in einer gegen die frühere um einen
beträchtlichen Winkel, oft sogar um 180° geänderten Richtung fortzusetzen; andere
scheinen auch einen Moment still zu stehen, und dann ihre frühere Bahn fortzusetzen,
oder auch in dieselbe wieder zurückzukehren ; oft beobachtet man eine springende,
schnellende Bewegung wie beim mehrfachen Abprallen eines bewegten Körpers
von Widerständen. Schmidt beschreibt einige Fälle von ganz merkwürdigen
Bewegungsanomalien; so z. B. bemerkte er am 17. September 1843 ein Meteor,
das schussweise Sätze machte1); am 11. November 1849 beobachtete er in Bonn
ein solches mit schlangenförmig gekrümmter Bahn, während Heis in Aachen
dasselbe sich in einer geradlinigen Bahn bewegen, aber abwechselnd aufleuchten
und verschwinden sah, so dass für den ersten Anblick die Meteore als zwei
verschiedene gelten konnten9).
Viele Sternschnuppen hinterlassen auf den zurückgelegten Bahnen eine
leuchtende Spur, bei manchen sehr kleinen Sternschnuppen ist weiter nichts als
diese Spur zu sehen, so dass sie sich nur als Lichtlinie darstellen. Olmstedt8)
bezeichnet diese als phosphorie Ihtes, und unterscheidet sie von den tumtnous
bodks, welche ihre Bahn für längere Zeit sichtbar fortsetzen und der dritten
Gattung, den grossen ftre balh.
Von diesen Lichtlinien, >leuchtenden Bahnstücken«, welche nur subjektive
Phänomene sind, entstanden durch den zurückbleibenden Rindruck, den das
helle, rasch bewegte Meteor auf der Netzhaut des Auges zurücklässt, ist aber
wohl zu unterscheiden der eigentliche Schweif der Sternschnuppe, welcher
oft erst nach dem Verschwinden der Lichtlinie erscheint. Schmidt beschreibt
diesen folgendermaassen *).
»Der Schweif hat selten parallele Ränder, manchmal eine besondere Farbe,
und äusserst selten erkennbare, und dann sehr merkwürdige Bewegungen. Ge-
wöhnlich ist der Schweif an seinen beiden Enden, namentlich am Anfange der
Bahn, zugespitzt, und ist gegen den Punkt des Verlöschens hin, etwas breiter,
zuweilen auch etwas heller. Ausnahmen mannigfacher Art sind sehr häufig.
Der Schweif ist in einigen Fällen ganz gerade, mit deutlichem Durchmesser,
und an seinen Rändern äusserst scharf begrenzt; er ist in der Mitte breiter, oft
so breit, dass das Fragment eine elliptische Gestalt annimmt, zuweilen stellen-
weise abgebrochen, aus Stücken bestehend, die wiederum in der Mitte breiter,
an den Enden zugespitzt erscheinen. Bei weitem in den meisten Fällen zeigt das
Schweiffragment keine Spur von Bewegung. Dass solche aber, wenn auch
äusserst selten, wirklich vorkommt, und dann gewöhnlich in auffallender Weise, ist
nicht zu bezweifeln. . . .
»Am 24. Oktober 1845 um Mitternacht, als ich bei sehr heiterem Himmel
mit HerTn Prof. Argelander im Garten der Bonner Sternwarte Vergleichungen
über die Helligkeit verschiedener Fixsterne anstellte, leuchtete plötzlich ein roter
Blitzschein auf, der die Nacht schwach erhellte. Wir sahen sogleich gegen das
Zenith, woselbst eben das letzte gelbrothe Fragment eines von O— W durch den
Perseus ziehenden bedeutenden Meteors erlosch. Zwei 5° lange, $° breite, ganz
gerade Schweifstücke blieben stehen, und von ihnen erlosch das östliche schon
*) 1. c, pag. 10.
*) 1. c, pag. 101.
*) SnxiMAN, I. Serie, Bd. 25, pag. 339.
*) »Resultate am zehnjährigen Beobachtungen*, pag. 92.
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HO
Kometen und Meteore.
nach 10 Secunden. Aber höchst auffallend war das Verhalten des grossen,
gelblichweissen, in der Mitte breiteren SchweifstUckes unter a Persei; nachdem es
ungefähr 15 Secunden stark geleuchtet hatte, bemerkte zuerst Prof. Argelander
dass es sich zu krümmen begann. . . Das Schweiffragment, am Ende der ersten
Minute der Sichtbarkeit schlangenförmig gekrümmt, hatte am Ende der zweiten
Minute die Sichelform angenommen. Um 12* 3*" bemerkte ich im kleinen Fern-
rohre, dass an dem Punkte der stärksten Krümmung die Sichelgestalt des schon
lichtschwächer gewordenen Schweifstückes auseinanderging. Es trennte sich
dann völlig in zwei kleine Nebelflecken, deren letzte Spur ich mit freiem Auge
noch um 12* Zm'b erkannte, mit dem Fernrohr aber um 12* 5"" erlöschen sah . .
Der Durchmesser der kleinen Nebelmassen war gewiss 10 Bogenminuten.c
Diese mehr oder weniger kurzen Anhängsel, wirkliche Schweife der Stern-
schnuppen, welche übrigens nicht allzuhäufig auftreten, scheinen thatsächliche Resi-
duen des durch Verbrennen theilweise oder ganz im Auflösen begriffenen, oder bereits
aufgelösten Meteors zu sein. So beobachtete Schmidt am 23. September 1845 e'n
Meteor, das ein nebel artiges Fragment hinter sich zog, in welchem verschiedene
matte, phosphorescirende Punkte zu erkennen waren1), und am 10. August
1850 ein Meteor, das einen in der Mitte breiteren Schweif zeigte, der fünf Se-
cunden nach dem Verlöschen des Meteors nochmals stark aufglühte, und erst
am Ende der zwanzigsten Secunde verschwand1).
Nach dieser allgemeinen Uebersicht kann nun an die Erörterung der wesent
lichsten Punkte geschritten werden.
I. Die äussere Erscheinung der Meteore (Grösse, Farbe,
Schweife). Mit normalem, nicht sehr scharfem und nicht sehr geschwächtem
Auge sieht man in klaren Nächten die Sterne, welche man in die ersten sechs
Grössenk lassen getheilt hat, und es gehört nicht allzu viel Uebung dazu, diese
Sternklassen von einander zu unterscheiden. Man wird daher auch leicht die
Sternschnuppen der verschiedenen Grössen in eine dieser Klassen einreihen
können.
Teleskopische Fixsterne sind in viel grösserer Anzahl vorhanden, wie mit
freiem Auge sichtbare, und nach Argelander beträgt die Zahl der zur 7., 8. und
9. Grössenklasse gehörigen Sterne etwa das 40 fache der mit freiem Auge sicht-
baren. Teleskopische Sternschnuppen hingegen gehören zu den Seltenheiten:
nach Schmidt's Beobachtungen etwa 36 teleskopische auf 1000 mit freiem Auge
sichtbare. Das] erste teleskopische Meteor sah J. H. Schroeter im Jahre 1795.
Er beschreibt dasselbe3) folgendermaassen : »Am 28. Juni 1795 um 11* 15,, zog
sich ein äusserst feines und mattes, einer äusserst entfernten, sogenannten Stern*
schnuppe völlig ähnliches Lichtpünktchen von oben bis unten mitten durch das
ganze Gesichtsfeld, so dass es dieses ungefähr in einer Secunde Zeit passirte . . .
es strich zwar deutlich, aber so fein, und in milchfarbig gräulichem, äusserst
schwachem Lichte durch das Gesichtsfeld, als wenn es kein Meteor in unserer
Atmosphäre, sondern ein ätherisches, in dem sehr entfernten Himmelsraume
wäre.c Olbers bezweifelt in vielen Fällen die Realität der Erscheinung: »Die
höchst seltenen Beispiele, wo andere Astronomen in grossen Teleskopen
sehr kleine und blasse Sternschnuppen gesehen haben wollen, scheinen zum
>) ibid., pag. 22.
») ibid., pag. 69.
») .Aphroditographische Fragment -, Helmstadt 1796«, pag. 341.
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Kometen und Meteore.
Iii
Theile auf Verwechselung mit anderen Gegenständen zu beruhen1).! Niehl
lange darauf aber sah Mason bei der Gradmessung in Pennsylvanien ungefähr
SO teleskopische Meteore, und 1839 zog Schmidt auch die teleskopischen Meteore
in den Bereich seiner Untersuchungen.
Die Ursache der relativen Seltenheit der teleskopischen Meteore ist aber
leicht einzusehen: Die Fixsterne sind bleibend, und können leicht verfolgt werden;
die Sternschnuppen sind ephemere Erscheinungen, und die Wahrscheinlichkeit,
dass ein Beobachter sein Fernrohr gerade auf einen Punkt des Himmels ge-
richtet hat, wo eine Sternschnuppe aufleuchtet oder passirt, ist nur sehr klein,
und um so kleiner, je kleiner das Gesichtsfeld des Fernrohrs ist; daher werden
die grösseren lichtstarken Fernrohre mit kleinem Gesichtsfelde sich zu Stern-
schnuppenbeobachtungen nicht eignen ; man muss zu dergleichen Beobachtungen
kleine Handfernrohre, eventuell die Kometensucher verwerthen, welche lichtstarke
Objective, bei kurzer Brennweite und daher ziemlich grosses Gesichtsfeld (bis
zu 4°) haben. Kleiber findet*), dass ein Beobachter, der, ohne seinen Stand-
punkt und seine Stellung zu verändern, seinen Blick gegen den Himmel richtet,
ein Gesichtsfeld von etwa 80° Oeffnungswinkel umfasst. Nimmt man an, dass
das von Schmidt für seine Beobachtungen verwandte Fernrohr ein Gesichtsfeld
von 3° hatte (er erwähnt nur, dass er hierzu ein >mittelstarkes< Fernrohr ver-
wandte), so würde das von diesem umspannte Gesichtsfeld etwa (^)* des sich
dem freien Auge darbietenden betragen; die Anzahl der durch das Fernrohr
am ganzen Himmel gesehenen Sternschnuppen wird gleich der Zahl der Stern-
schnuppen, welche durch eine grosse Anzahl, nämlich (^;s auf verschiedene
Punkte des Himmels gerichtete Fernrohre gesehen werden; setzt man voraus, dass
') »Schchmacher's Jahrbuch für 1837«, pag. 37; bei massig stark bewegten terrestrischen
Objekten (fliegenden Vögeln) müsste aber die Geschwindigkeit selbst bei schwachen Vergrößerungen
schon »ehr gross sein ; Objekte, die sich in starker vergrößernden Fernrohren langsam bewegen,
können daher kaum terrestrischen Objekten angehören.
') Astronomische Nachrichten, Bd. 110, No. 3621 und No. 2638. Ist / eine der Grösse
des Gesichtsfeldes proportionale Grösse, welche die Wahrscheinlichkeit für das Aufleuchten eines
Meteors darstellt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Meteor nicht gesehen wird: q = l /
und die Wahrscheinlichkeit, dass n Beobachter dasselbe nicht sehen, q* =• (1 — p)ny daher die
Wahrscheinlichkeit, dass «üeses Meteor wenigstens von einem der n Beobachter gesehen wird,
1 — q*. Ist nun aus Beobachtungen bekannt, dass 1, 2, 8 ... n gleichseitig beobachtende
Beobachter «,...*« Meteore sahen, so ist
1 — q = amt ; l - g* at»t; .... 1 — qn — amH.
Daraus folgt durch Elimination des Proportionalititsfaktors a:
l+q^^-i; \+q + q*= ~l .... 1 + q + q' + . . . + qn- 1 = ^
und durch Subtraktion:
q — ~ m^ = - m>y^ — m>y^ = - »'«-ij_L_
Versuche in dieser Richtung wurden von Newton mit 12 Beobachtern gemacht, und
spater von Kleiber mit 8 Beobachtern.
Ist die Zahl der Beobachter 1 2 3 4 f. € 7 8 9 1011 12
so istd. Zahl Av.dens. I Newton 325 633 834 1000 1114 1200 1279 1342 1404 1456 1508 1560
geseh. Stemschn. nach 1 Ki kibkr 380 652 863 lüt-ü 1125 1250 1340 1405 — - -- —
Aus diesen Zahlen folgt nun q — 0 768, demnach f> = 0'232, d. h. ein Beobachter sieht
etwa A aller am Himmel erscheinenden Meteore. Diese Anzahl ist der Grösse des Gesichts-
feldes proportional. Das Gesichtsfeld der Oberfläche für die ganze Halbkugel ist 2n, das
Gesichtsfeld einer Calotte vom Gesichtswinkel 2 a ist 2« (1 — cot a) =-= 4« sin* demnach
/ — 2rt»*4«. Hieraus bestimmt sich der Gesichtswinkel 2a — 79° 40' also etwa 80°.
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122
Kometen und Meteore.
die Zahl der Beobachtungsstunden, welche Schmidt auf teleskopische Meteore ver-
wandte, gleich war derjenigen, welche er mit freiem Auge beobachtete, so würde
die Zahl der teleskopischen Meteore etwa die 700 fache der von ihm beob-
achteten, also auf 1000 etwa 25000 sein, demnach das 25 fache der mit freiem
Auge sichtbaren. Diese Zahl hat natürlich nicht einmal die gleiche Sicherheit
wie die von Argelanoer für die Fixsterne gefundene, es ist eben nur eine
rohe Schätzung. Thatsächlich hatte Schmidt im Fernrohre einmal eine
Sternschnuppe 1% einmal eine zweiter Grösse, 2 mal solche dritter Grösse,
4 mal von vierter und 8 mal von fünfter gesehen, zusammen also solche der 6
ersten Grössenklassen 16, d. i. nur den neunten Theil der von ihm beobachteten
teleskopischen. Zu einer wesentlich abweichenden Zahl kommt H. A. Newton ,).
Aus gleichzeitigen Beobachtungen von Pape und Winnecke, bei denen der
erstere mit freiem Auge, der letztere in einem Kometensucher beobachtete, wird
geschlossen, dass, wenn mit dem Femrohre der ganze Himmel überblickt werden
könnte, die Zahl der teleskopischen Meteore das 200 fache derjenigen mit freiem
Auge betragen würde. Das Gesichtsfeld war nämlich nur der 1371te Theil des mit
freiem Auge sichtbaren, und da Winnecke 45 beobachtete, während Pape 312 sah,
so ist das Verhältniss ^-1371. Eigentlich mtlsste man sagen, dass man durch
dieses Fernrohr Sternschnuppen bis zu einer gewissen Grössenklasse
in 200 facher Zahl wie mit freiem Auge sichtbare beobachtet, und Newton bemerkt,
dass man mit einem stärker vergrössernden Feinrohre noch mehr sehen würde *)•
Schmidt beobachtete:
1842 an
57 Tagen 311
Meteore, darunter
50 geschweifte.
1843 „
93 „
385
1»
>>
18
1844 „
128 „
523
11
11
58
"
1845 ,>
153 „
613
M
>'
53
»1
1846 „
93 „
411
II
>>
39
'1
»847 ,.
98 „
473
>>
11
80
>'
1848 „
133 „
483
»1
M
55
»
1849 „
90 „
505
II
II
77
II
1850 „
*
364
1t
11
101
II
Zusammen 4068 Meteore, darunter 531 geschweifte.
Der Grösse nach waren dieselben8):
Im
2*» 3'
n 4"" 5"* 6m
darunter geschweifte 1"»
2-
3-
1842
90
95 76
32 15
3
40
8
2
1843
86
110 108
63 14
2
14
4
1844
82
99 155
115 54
13
36
18
4
1845
65
98 162
152 93
33
27
18
8
1846
74
81 76
98 51
12
24
10
3
1
1847
98
85 81
104 52
19
48
17
8
3
1848
81
91 105
125 54
16
30
17
6
1
1849
44
83 111
140 69
37
22
24
20
6
1850
36
64 79
71 45
21
23
29
25
10
5
*) Siluman, II. Serie, Bd. 39, pag. 201.
') Es scheint jedoch, dass hier das Fernrohr auf eine bestimmte Gegend rur Zeit eines
stärkeren Erscheinens von Meteoren gerichtet war, es müsste sonst auffallen, dass die meisten
Beobachter in den Femröhren thatsächlich so selten Sternschnuppen beobachten.
*) Die Summen stimmen bei Schmidt nicht immer ; er hat bei seinen Zählungen hin und
wieder 1 oder 3 Ubersehen.
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Kometen und Meteore.
Der Farbe nach waren (einschliesslich der teleskopischen)
weisse
gelbe
gelbrothe
grüne
nebelige
1842
264
5
21
8
13
1843
282
26
46
19
13
1844
352
86
17
27
40
1845
415
50
39
8
93
1846
230
55
27
15
85
1847
269
72
35
7
90
1848
248
107
29
11
87
1849
207
142
20
8
128
1850
187
102
11
2
61.
Insgesammt waren
unter 2151 weissen
213 geschweifte, also 0 099 aller geschweift
„ 589 gelben 159
<>
0270 „
213 gelbrothen 39
»
ti 0'183 „
„ 97 grünen 36
>>
„ 0-371 „
577 nebeligen 8
<>
,, 0014 „
unter 566 Meteoren 1"» waren
224, alsc 0-395 aller geschweift
711 „ 2-
»1
119
0167 „
„ 877 „ 3"
n
69
„ 0078 „
„ 868 „ 4u. 5~
>i
26
„ 0029 „
Hieraus folgt, dass die helleren Meteore am öftesten geschweift erscheinen,
und dass der Farbe nach die Schweife am öftesten bei den grünen Meteoren
auftreten.
Auf 100 Sternschnuppen entfallen:
1»»
2-
3*«
4"«
5"'
6"»
weisse
gelbe
gelbrothe
grüne
neblige
1842
290
30-5
245
10-3
4-8
09
84-9
1-6
6-7
26
42
1843
223
286
280
16-3
36
0-5
732
67
11*9
49
3-4
1844
158
191
29-9
22-2
10-4
2-5
673
164
3-2
5-2
7-6
1845
10 8
16-2
26-8
252
15-4
5-5
68-6
8-3
64
1-3
15-4
1846
18-8
20-6
195
250
130
31
55-1
13-4
6 1
3-8
21-6
1847
223
193
18-5
23-8
118
4-3
584
13-4
73
1-6
19-2
1848
172
19-3
222
26-5
11-4
34
51-9
22' 1
5-5
2-3
181
1849
9 1
17-2
22 9
289
14-2
7-7
41-2
27*9
3-7
1-7
25-5
1850
11-4
20-2
250
224
14-2
6-7
56-7
23-2
3-2
0-6
16-3
im Mittel
17-4
21-2
24- 1
22-3
110
3-8
61-9
14-8
60
2-7
14*6
Hier zeigt sich nun ein Gang, sowohl in den Grössenbestimmungen, als
auch in den Farbenangaben. Schmidt schreibt dieses aber, wie selbstverständ-
lich , der fortgesetzten Uebung zu; es waren ja 1842 Uberhaupt die ersten
Beobachtungen dieser Art, und Schmidt der erste Beobachter; er musste
sich also erst successive die passendste, bequemste und sicherste Beobachtungs-
art zurechtlegen, und sich auf Grössen- und Farbenschätzungen einüben. Es ist
eine jedem Beobachter bekannte Thatsache, dass im Laufe der Zeiten den
schwächeren Objecten eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet wird, und die
helleren etwas schwächer geschätzt werden; es wird daher die Zahl der beob-
achteten schwächeren Objecte steigen, die Zahl der helleren abnehmen,
während ungefähr die dritte und vierte Grössenklasse ziemlich constant bleibt.
Noch mehr unterliegen die Farbenschätzungen subjectiven Elementen; Schmidt
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it4 Kometen und Meteore.
bemerkt: »Es ist mir oft auffallend gewesen, dass verschiedene Personen sowohl
Fixsterne als Stern sehn uppen, die ich entschieden grün nannte, als blau oder
blaugrün bezeichneten *j.< In der That hatte er ein blaues Meteor nur ein ein-
ziges Mal gesehen und zwar 1842, Juli 31; das Meteor erschien anfangs hell-
grün, veränderte aber dann seine Farbe, und schien mit blauem Lichte zu zer-
springen. Wirklich rothe, carmin und blutfarbige bemerkte Schmidt ebenfalls
nicht; die roth gefärbten waren stets mit einer Mischung aus Gelb, also gelb-
roth8).
Von teleskopischen Meteoren beobachte Schmidt:
7~
8-
9«
10«
11-
Zusammen
1844
0
0
2
0
0
2
1845
0
1
1
0
0
2
1846
2
6
4
4
2
18
1847
4
8
6
3
0
21
1848
2
0
5
2
0
9
1849
1
8
G
3
4
22
1850
5
11
18
14
0
48
1851
1
5
10
6
2
24
Zusammen:
15
39
52
32
8
146
daher unter 100:
103
26-7
354
219
55.
Die häufigste Farbe ist das Gelb, doch hält er dieses für subjectiv, wie
ja auch mit freiem Auge die meisten Fixsterne, mit Ausnahme der auffällig ge-
färbten, weiss erscheinen, während im Fernrohr das Gelb mehr hervortritt.
Nebelige hatte Schmidt im Fernrohre keine gesehen.
Das sonstige Aussehen der teleskopischen Meteore war von denjenigen der
mit freiem Auge sichtbaren nicht verschieden: sie beginnen schwach und enden
im Maximum des Glanzes.
1869 giebt Schmidt für die von ihm später beobachteten Meteore eine
Zusammenstellung der Helligkeit nach den einzelnen Monaten und nach den
einzelnen Tagesstunden; welcher er später eine Ergänzung für die späteren Beob-
achtungen folgen Hess. Es war die Helligkeit
Aus den Beobachtungen bis 1869') aus den Beobachtungen bis 1876*)
im Januar 4 06 aus 19 Beobachtungen 4 22 aus 35 Beobachtungen
im Februar 4'98 „ 27 „ 4 80 „ 44
im März 4 03 „11 „ 4 33 „ 33
im April 4 30 „ 8 „ 4*31 „ 54 „
im Mai 4 21 „ 20 „ 4 22 „ 80
im Juni 4- 12 „ 47 „ 4' 32 „ 103
11
') 1- c, pag. 85. Doch ist die blaue Farbe nicht gar so selten, wie denn namentlich
die weissen Sterne stets einen Stich ins Bläuliche haben. Jedenfalls scheint hier eine subjec-
tive Disposition Schmidt'* vorzuliegen. Schmidt beobachtete ziemlich viele Meteore, deren
Farbe gegen das Ende ihres Laufes in grün bis smaragdgrün Uberging; dieses ist der Fall bei
den Meteoren No. 318, 1171, 2» 87, 2289, 2733 (das grosse Meteor vom ai. Januar 1848)
2873, 3565, 3684 Wahrscheinlich auf Contrastwirkungen ist es zurückzuführen, dass eT nach
den hellen, prachtvoll grünen Meteoren meist schwach röthliche, trübe und lichtschwache, einer
verglimmenden Kohle ähnliche Fragmente als Rückstände beobachtete.
*) In den Astron. Nachr. Bd. 88, pag. 348 bezeichnet er aber kurzweg diese Meteore als roth.
s) »Astron. Beobachtungen über Meteorbahnen, Athen 1869«, pag. 5a.
*) »Astron. Nachr.« Bd. 88, pag. 343.
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Kometen und Meteore.
'«5
Aus den Beobachtungen bis 1869 aus den Beobachtungen bis 1876
im Juli 4-16 aus 95 Beobachtungen 4 34 aus 215 Beobachtungen
im August 4*05
119
>•
409 „ 260
11
imSeptember4*33 „
56
4*33 „ 114
rl
im Oktober 4 09 „
64
11
414 „ 92
» 1
im November 4 02 „
31
i»
4 09 „ 49
M
im Dezember 412 „
44
•1
426 „ 78
M
Der Unterschied steigt bis
auf eine
G rossen klasse; die geringste Helligkeit
war im Februar, die grösste im November. Dass dieser Unterschied auf die Rein-
heit der Luft zurückzuführen wäre, ist nicht wahrscheinlich, einmal, weil für
diese Zusammenstellung nur die heitersten Nächte gewählt wurden, und anderer-
seits, weil sich ein solcher Unterschied bei anderen Beobachtungen nicht con-
statiren lässt. Nach den Tagesstunden ergiebt sich aus den Beobachtungen bis
1869 Tür die Zeit»)
6 5* 7-5* 8 5* 9-5* 10 5* 11'5* 12*5* 13 5* 14 5* 15 5* 16 5*
die mittlere Helligkeit 4 36 4-34 4-31 4 07 4 19 4*28 4 26 4 12 3 88 3 91 4 34
Die mittlere Helligkeit aus 11000 zwischen 1853 und 1876 beobachteten
Meteoren ergab sich zu 4 27; für die verschiedenen Nachtstunden war ein merk-
licher Unterschied nicht zu constatiren.
Für die mittlere Dauer der Meteore fand Schmidt
für die weissen gelben gelbrolhen grünen nebeligen
imjah. 1844 1"00 (24B.) l'*51 (18B.) - 1-96 (12B.)-
1849 085 (64B.) 0-90 (80B.) 1"28 (14B.) 1*60 (5B.) 0-91 (17B.)
1850 116 (12B.) 1-25 (8B.) 1*41 (6B.) - -
1842-18500*82 (100B.) 1*03 (106 B.) 1-31 (20 B.) 1*85 (17B.) 0*91 (17B.)
1842 — 1876 0*746 (886 B.) 0*983(400 B.) 1*627(188B.) 1*973 (125B.) —
Die Constanz dieser Zahlen im Laufe der Jahre zeigt, dass der Unterschied
in der Dauer bei den verschieden gefärbten Meteoren reell ist; die Meteore
von kürzester Dauer sind die weissen; die längste Dauer haben die grünen.
Hierzu mögen noch die folgenden Angaben hinzugefügt werden:
Herschel fand aus 17 Sternschnuppen am 12. u. 13. Dez. 1863 die mittlere
Weglänge 11°*7, die mittlere Dauer 0**78');
aus 23 Sternschnuppen am 28. und 29. Decftmber 1864 die mittlere Weglänge
1I°*0, die mittlere Dauer 0*64 •);
aus 19 Sternschnuppen am 18. October 1864 und 20. October 1865 die
mittlere Weglänge 19°*0, die mittlere Dauer 0*684);
Newton fand aus 867 von 6 Beobachtern angestellten Beobachtungen die
mittlere beobachtete Weglänge 12°*6 und mit Rücksicht auf perspectivische Ver-
kürzung daraus 16°' 4 als wirkliche mittlere Weglänge unda die mittlere Zeit-
dauer 0*45*); also wesentlich kleiner; auch bemerkt er dazu, dass die Zeit-
schätzungen im Allgemeinen zu klein werden. Hingegen haben andere Beob-
') 6*5* gleich 6* bis 7* u. s. w.
•) Radiant: a = 105°, 8 = + 30° in der Nähe von t Geminorum. Monthly Notices,
M- 25. P»B- l63-
*) Radiant: a = 94 °, i = •+• 3T° in der Nahe von ö Geminorum; Monthly Notices,
«) Radiant: a = 90°, & = -f- 15*5° Monthly Notices, Bd. 26, pag. 51.
*) Suximan, II. Serie, Bd. 39, pag. 203.
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Kometen und Meteore.
achter die Bemerkung gemacht, dass die Zeitschätzungen im Allgemeinen zu
gross werden. Es scheint hier jedenfalls ein subjectiver Unterschied vorzuliegen,
welcher vielleicht in der Gewohnheit begründet ist. Man schätzt den Ein-
tritt eines Phänomens zu früh oder zu spät, wenn man gewarnt ist, und dasselbe
nicht zu spät oder zu früh beobachten will, und man schätzt die Dauer einer
Erscheinung zu gross oder zu klein, wenn man dem entgegengesetzten Fehler
entgehen will. Im Allgemeinen dürften die Zeitschätzungen eher ru gross aus-
fallen, wie man denn bei sehr kleinen Grössen immer geneigt ist, grössere
Werthe anzugeben. Im Mittel aus allen würde sich die mittlere Zeitdauer sehr
nahe 0* 7 ergeben.
II. Anomale Bewegungserscheinungen. Schmidt sah 175 von dem
grössten Kreise abweichende Meteorbahnen; auf 1000 Meteore kamen 43 mit
anomalen Bahnen. Von den 175 beobachteten entfallen:
auf das Jahr 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850
Anzahl von anomalen Bahnen 12 9 17 26 22 21 26 37 5.
Im Ganzen waren unter den Beobachtungen 1842 bis 1850 von den ge-
krümmten Bahnen: 68 unter den weissen, 49 unter den gelben, 31 unter den
gelbrothen, 13 unter den grünen, 17 unter den nebeligen; relativ am häufigsten
ist daher die Anomalie bei den grünen. Es muss jedoch bemerkt werden, dass
dieser Schluss mit Rücksicht auf die geringe Zahl der grünen Meteore noch
nicht als erwiesen anzusehen ist.
Nach den Grössenklassen waren 48 anomale Bahnen bei Meteoren der
ersten, 45 bei Meteoren der zweiten, 45 bei der dritten, 26 der vierten, 9 der
fünften und 3 der sechsten Grösse.
Zezioli fand unter 6853 beobachteten scheinbaren Bahnen 48 gekrümmte
(vom grössten Kreise abweichend), 24 wellenförmige, 22 geschlängelte, 10 schwan-
kende, zusammen 104, daher auf 1000 Meteore 15 mit anomalen Bewegungs-
erscheinungen, also eine wesentlich kleinere Anzahl wie Schmidt.
Die Unregelmässigkeiten in der Bewegung können zweierlei Ursachen haben:
6ie können wirklich stattfinden und auch nur optisch sein, d. h. durch die Lage
des Beobachters gegen die Bahn der Sternschnuppe bedingt. Wäre die Bahn
der Sternschnuppen stets gradlinig, so könnten Anomalien überhaupt nicht vor-
kommen. Aber die Sternschnuppen bewegen sich mit sehr grosser Geschwindig-
keit, welche die auf der Erde beobachteten weit übertreffen, in einem wider-
stehenden Mittel: der Luft, und schon Chladni erklärte 1819, dass der Grund
für die schlangenförmige oder Zickzackbewegung »in nichts anderem als in einem
Abprallen oder Ricochetiren von der einer so schnellen Bewegung wider-
stehenden Atmosphäre liegen kann.« Dieser Meinung schlössen sich auch im
Allgemeinen Brandes und Olbers bezüglich der stetigen Richtungsänderungen an.
Die sprungweise geänderten und auch die aufsteigenden Bewegungen erklärt
jedoch Brandes, und hier stimmt ihm Olbers bei, aus partiellen Explosionen,
welche die Feuermeteore nach Art der Raketen in die Höhe treiben. Viel ein-
gehender haben sich mit dieser Frage Schmidt und Schiaparelu beschäftigt.
Ob nun das Leuchten der Meteore nach der ursprünglich (1794) von Chladni
geäusserten Meinung durch die Reibung der Meteore entsteht, oder ob nach der
von Davy 1817 geäusserten Meinung, welcher sich später (1819) auch Chladni
anschloss, die grosse Erhitzung durch Compression der Luft stattfindet, in allen
Fällen wird man es als erwiesen anzusehen haben, dass der leuchtende Theil
der Bahn sich in der atmosphärischen Luft befindet. Aber der Einfluss der
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Kometen and Meteore.
«7
Bewegung der Luft kann auf die Bewegung der Sternschnuppen nicht merk-
lich sein; die Geschwindigkeit eines heftigen Sturmwindes ist etwa 40 m in der
Secunde l) ; die Geschwindigkeit der Luft in Folge der Erdrotation erreicht ihr
Maximum im Aequator; sie betragt hier auf der Erdoberfläche 464 m und in der Höhe
von 100 km 471 m, während die direkt gemessenen Geschwindigkeiten der Stern-
schnuppen mehr als das 50 fache betragen. Nimmt man dieselbe zu 30 km an,
so tritt daraus eine Ablenkung in der Richtung von etwa 06° auf; da dieses
jedoch nicht plötzlich geschieht, so wiid die Bahn etwas gekrümmt; die hieraus
resultirende Krümmung wird aber so schwach, dass sie nie bemerkt werden kann.
Wesentlich anders aber wird der Einfluss der jährlichen Bewegung der Erde,
die Anziehung, welche die Erde auf die Sternschnuppen ausübt, und die Ein-
wirkung des Luftwiderstandes. In Folge der Erdanziehung würden die Stern-
schnuppen Hyperbeln um die Erde beschreiben, die, in so lange 6ie sehr grosse
Distanzen im Perigeum haben, nicht merklich von der Geraden abweichen werden;
dieses gilt aber nur für diejenigen Sternschnuppen, welche von der Erde weitab
vorübergehen, während für jene, welche in die Atmosphäre der Erde gelangen,
ganz merkliche Krümmungen auftreten werden'). Die durch die Bewegung der
Erde hervorgebrachten Aendeiungen in der Richtung der Bewegung werden sich
aus zwei Theilen zusammensetzen: eine scheinbare8) und eine wirkliche, welche
daher rührt, dass sich die Bewegung der Erde auf die Bewegung der Stern-
schnuppen überträgt; diese letztere wird ebenfalls nicht plötzlich auftreten, und
auch hierdurch wird eine Krümmung der Bahn folgen. Da hierbei von der
Rotation der Erde abgesehen werden kann, so genügt es, der Luft die jährliche
Geschwindigkeit der Erde beizulegen, wobei also während der kurzen Dauer der
Erscheinung einer Sternschnuppe die Bewegungsrichtung der Luft stets mit der
Bewegungsrichtung der Erde um die Sonne zusammenfällt.
Fällt eine Sternschnuppe aus dem Zenith gegen die Erde, so wird die An-
ziehung der Erde die Bewegung beschleunigen, der Luftwiderstand dieselbe
verzögern und die Bewegungsrichtung t*
wird geradlinig bleiben, wenn die Zenith-
richtung mit der Richtung der Erdbewe-
gung zusammenfällt. Fällt dagegen die
Sternschnuppe nicht aus dem Zenith, so
wird sie durch die Erdanziehung aus
ihrer Bahn abgelenkt und der Erde ge-
nähert (vergl. Fig. 268). In allen Fällen
aber wird sich die Componente der Ge-
schwindigkeit des Meteors in der Rich-
tung der Erdbewegung verändern und
schliesslich die Geschwindigkeit der Erd-
bewegung selbst erlangen.
Man nennt den Punkt am Himmel,
gegen welchen sich die Erde bewegt,
nach Pritchard den Apex, den ent- (A 2JÄ)
>) Fave (Compt. rend., Bd. 63, pag. 1100) betrachtet die raschen, schlängelnden Bahnen,
das rasche Aufleuchten und Verschwinden der Meteore als optische Tauschungen, verursacht
durch meist nicht sichtbare Wasserdunste (Cirrocumutus, Cirrui); hingegen die langsam
schlängelnden als Folgen von Strömungen in den höheren Luftregionen.
*) Vergl. hierüber das später bei der Zenithattraction Gesagte.
*) VergL apäter Uber den Unterschied zwischen
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Kometen und Meteore.
Regengesetzten Punkt den Antiapex. Sei 5 (Fig. 256) die Sonne, O die Erde, so ist
O A die Richtung nach dem Apex, OS diejenige nach der Sonne; da nun die Be-
wegung der Erde in der Ekliptik stattfindet, so wird auch die Tangente OA an die
Bewegungsrichtung stets in der Ekliptik liegen, folglich die Breite des Apex stets Null
sein. Ist Or die Richtung nach dem Frühlingspunkte, so ist rO A die Länge /
des Apex; rOS die Unge Oder Sonne, daher die Länge des Apex stets nahe 90°
kleiner als diejenige der Sonne. Bei den Rechnungen über die Meteore
wird man zumeist damit ausreichen, die Erdbahn als Kreis anzusehen, daher
/ = 0 _ 90° Zu setzen; doch ist die Berechnung des Winkels w zwischen der
Tangente und dem Radiusvector der Erde nicht schwer, und in manchen Fällen
dennoch erwünscht. Man hat, wenn man die Ellipse auf rechtwinklige Coordi-
naten bezieht, von denen die J(-Axe mit der Richtung nach dem Perihel zusammen-
fällt, und a, e, <p die halbe grosse Axe, Excentricität und Excentricitätswinkel, r, v, E
Radiusvector, wahre und excentrische Anomalie bedeuten:
ä— *
dy Tx = ~ CotE'
y = acos<?smE ■+■ acosycosE
und da
ist, so wird
. r stnv _ cosv -\- e ricos v -+- e)
sin E = , cos E — — — = —
acosy 1 •+■ e cosv a cos <?*
dy cosv -k- c
dx sin v
Ist T der Winkel, welchen die Tangente mit der positiven Richtung der
X-Axe einschliesst, so ist
/angT=Tx' 180° — w = T- v,
daher
t™<rT cosv e \ + ecosv
lang 1 — : tangw = : .
stnv * estnv
Setzt man nun
w = 90° - oi,
so ist
wenn FI die Länge c'er Sonnenperigäums, also
n = 280° 21 '-3 -f- 1' 028(/— 1850)
%r^7? = 82244 (2)
ist. Da nun / = © — w ist, so wird
/ = 0-+- 0,-90°, (3)
und wenn a, d die Rectascension und Deklination des Apex sind und e die
Schiefe der Ekliptik bedeutet:
cos d cos a = -+- sin (0 ■+■ °*)
cos d sin a = — cos (0 -+- o>) cos t (4)
sin d — — cos (0 -f- t») sin c.
Zur Berechnung der Rectascension und Deklination des Apex dienen die
Formeln (1), (2) und (4), in denen der Radiusvector R und die Länge O der
Sonne aus den astronomischen Ephemeriden zu entnehmen sind.
uigii
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Kometen und Meteore.
I39
Beispiel: Für 1865 Juli 285 ist 0 = 125° 48'; logR — 0 0065
n — 280 37
O — n = 205 11 log lang <»
logm(Q-U) = 96289» «»
&y . % R — 8 2309
7-8598
u. = + 0° 24' 9
/=36° 13'.
Sei nun OA (Fig. 257) die Richtung der Erdbewegung, d. h. die Richtung
nach dem Apex, 55' die Richtung der Bewegung der Sternschnuppe. In dem
Momente, wo dieselbe die Erdgeschwin-
digkeit vollständig recipirt haben wird
wird man ihre Bewegungsrichtung er-
halten, indem man die Geschwindig-
keiten nach dem Geschwindigkeitsparal-
lelogramm zusammensetzt Stellt os die
Geschwindigkeit der Sternschnuppe vor,
wenn oa dieselbe für die Erdbewegung
ist, so würde schliesslich die Bewegung
der Sternschnuppe ob sein; da aber diese
Mittheilung der Geschwindigkeit eben
nicht plötzlich stattfindet, so wird die
Sternschnuppe thatsächlich eine Curve
beschreiben, welche in gewissen Fällen
auch nach aufwärts gekrümmt sein kann.
In dieser Weise wird nun allerdings die Erscheinung nicht auftreten; denn
man sieht sofort, dass es sich hier um eine Stosserscheinung handelt, und die
Uebertragung der Geschwindigkeiten findet etwa in folgender Weise statt: Seien
Af, m die Massen der Erde und der Sternschnuppe, oa = G die Geschwindig-
keit der Erde, und zerlegt man die Geschwindigkeit v der Sternschnuppe in die
beiden Componenten os' = v x in der Richtung der Erdbewegung, os" = v%
senkrecht dazu, so würden die beiden Körper schliesslich in der Richtung OA
(A. 257.)
die Geschwindigkeit
MG
mv
- haben, und da m gegenüber M verschwindend
Af-hm
klein ist, die Geschwindigkeit G, welche sich mit der Geschwindigkeit vt
cusammensetzen würde. Die relative Bewegung der Sternschnuppe gegen die
Erde wäre aber in der Richtung OA gleich Null, so dass schliesslich die Stern-
schnuppe sich in der Richtung der Tangente des Auffallsortes bewegen würde.
Dieses wird aber nur der Fall sein, wenn die beiden Körper vollkommen un-
;lastisch sind; sind die beiden Körper vollkommen elastisch, so wäre, wieder
jnler der Voraussetzung der Kleinheit von m, die Endgeschwindigkeit der Stern-
;chnuppe in der Richtung OA gleich + f„ daher die relative Geschwindig-
keit gegen die Erde die resultirende aus den Geschwindigkeiten G •+■ vx in der
Richtung OA und f, in der dazu senkrechten Richtung. Nun ist die Stern-
ichnuppe allerdings nicht elastisch, hingegen erfolgt ihr Stoss gegen einen elasti-
schen Körper, die Luft; aber die jeweilige gestossene Masse ist veränderlich,
ind hängt von der Dichtigkeit der Luft ab. Das Problem, die Untersuchung
ler Bewegung einer unelastischen Masse bei dem Stosse gegen eine elastische
vlasse von veränderlicher Dichtigkeit, ist aber nichts anderes, als das Problem
les Luftwiderstandes. Aber es ist hieraus klar, dass die Wirkung des Luft-
sviderstandes sich nicht nur auf die Veränderung der Geschwindigkeiten, sondern
Valbntink», Astronomie. II. 9
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«30
Kometen und Meteore.
auch auf die Aenderung der Bahnform bezieht, und dass der Einfluss dieser
Geschwindigkeit auf die Bahnform infolge des Umstandes, dass die Geschwindig-
keiten der Sternschnuppe und der Erde vergleichbar sind (Grössen derselben
Ordnung) unter Umständen grösser werden kann, als selbst die Anziehung
der Erde.
Die Anziehung der Erde wirkt in der Ebene des Radiusvectors OS und der
Bewegungsrichtung der Sternschnuppe SS\ und in Folge derselben würde die
Sternschnuppe eine in der Ebene SS'O gelegene krumme Bahn beschreiben.
Der Luftwiderstand wird, wie später gezeigt wird, die Bahnebene unter der Vor*
aussetzung, dass die Sternschnuppe eine Kugel ist, nicht ändern. Die Zusammen-
setzung der Geschwindigkeiten aber findet in derjenigen Ebene statt, welche
durch die Bewegungsrichtung der Sternschnuppe parallel zur Bewegungsrichtung
OA der Erde gelegt wird. Fallen diese beiden Ebenen zusammen, oder mit
anderen Worten, schneidet die Bahn der Sternschnuppe die Bewegungsrichtung
der Erde, so wird die von ihr beschriebene Curve eine ebene Curve sein.
Diese wird sich aber als grösster Kreis an der Himmelskugel nur dann projiciren,
wenn der Beobachter sich in derselben Ebene befindet. In allen andern Fällen
muss die Sternschnuppe eine von einem grössten Kreise abweichende Bahn
beschreiben; die Krümmung der Bahn wird aber nur nach der einen Seite statt-
finden; es treten Bahnen von der Form d, e Fig. 255 auf.
Fällt aber die Richtung der Erdbewegung nicht in die Bahn der Stern-
schnuppe, so wird die Sternschnuppe in Folge der Erdanziehung und der Erd-
bewegung eine doppelt gekrümmte Curve beschreiben, die, von verschiedenen
Erdorten aus gesehen, eine sehr verschiedenartige Gestalt haben kann.
Wie später gezeigt wird, ist aber der Einfluss der Erdanziehung nur be-
deutend für die aus der Nähe des Antiapex kommenden Sternschnuppen; für
alle aus grösserer Entfernung vom Antiapex kommenden Sternschnuppen wird
demnach die Aenderung der Bewegung in die Ebene fallen, welche durch die
Bewegungsrichtung der Sternschnuppe parallel zur Tangente an die Erdbewegung
in dem Momente des Eintritts des Meteors in die Atmosphäre gelegt wird,
und die Bahn wird wenig von einer ebenen Curve verschieden sein. Für die
aus der Nähe des Antiapex kommenden Sternschnuppen ist aber wieder der
Einfluss des Luftwiderstandes gering, und für diese wird daher die Bahn in der
durch die Anfangsrichtung der Sternschnuppe und den Erdmittelpunkt gelegten
Ebene enthalten sein, die Bahn daher ebenfalls eine ebene Curve, so dass die
Bahnen sich zumeist in den Formen d, e darstellen werden. In denjenigen
Fällen, wo der Einfluss der Erdanziehung und Erdbewegung gemeinschaftlich
wirkt, wird derselbe jedoch nur mässig sein, und die Bahn wird zur doppelt ge-
krümmten: es treten mässig gekrümmte Curven von der Form b auf.
Im ersten Theile der Bewegung, wo die Masse der Luft wegen der sehr
geringen Dichte nur klein ist, wird ausser dem Verluste an lebendiger Kraft und
dem damit verbundenen Glühen und Verbrennen eine merkliche Aenderung in
der Bewegungsrichtung nicht auftreten. Eine bedeutende Aenderung in der
Richtung wird aber dort auftreten, wo die Geschwindigkeit des Meteors bereits
abgenommen, und die Dichte der Luft zugenommen hat, also in den unteren
Theilen der Bahn ; daher kommt es, dass gerade gegen das Ende der Bahn oft
starke Krümmungen sichtbar werden, und dieses zumeist bei den hellen und
lange sichtbaren Meteoren.
Manche mögen thatsächlich ihre Bewegungsrichtung so weit geändert haben,
dass sie wieder aus der Erdatmosphäre heraustreten, ihren Weg im Welträume
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Kometen und Meteore.
131
fortsetzen. Kleinere Meteore werden schon in den obersten Schichten der Luft
aufgezehrt, ohne dass eine Abweichung ihrer Bewegungsrichtung vom grössten
Kreise sich merkbar machte; grössere ändern ihre Bewegungsrichtung, wie er-
wähnt gegen das Ende ihrer Bahn, und nur diejenigen grossen Meteore, welche
trotz des fortwährenden Verbrennens noch hinreichende Masse haben, um in
die unteren Luftschichten zu gelangen, beschreiben dann Bahnen von der Form /
(Fig. 255); nur wenige Meteore, und zwar nur jene, welche nahe aus dem Zenith
fallen, gelangen thatsächlich zur Erde. Auch in dieser Richtung wirkt die Luft
wie ein elastisches Polster1).
Eine zweite Ursache, durch welche die Bewegungsrichtung thatsächlich ge-
ändert wird, ist die unregelmässige Form der Meteore. Jeder Körper von un-
regelmässiger Gestalt, der in einer Translationsbewegung begriffen ist, wird durch
den Luftwiderstand in eine Rotationsbewegung versetzt, wodurch auch die Richtung
seiner Bewegung geändert wird. Derartige Complikationen treten bei der Be-
wegung von Kugeln aus gezogenen Geschützen auf; bei diesen ist der Lauf schwach
schraubenförmig gedreht; dadurch erhält die Kugel eine Rotationsbewegung,
und da sie nicht kugelförmig, sondern conoidisch ist, so wird sie aus der verticalen
Ebene etwas abgelenkt.
Noch complicirter werden die Bewegungen, wenn der Schwerpunkt einer
solchen, in dieser Weise in Rotation versetzten Kugel ausserhalb der Symmetrie-
axe liegt. Schiessversuche wurden in Christiania mit derartigen Kanonenkugeln
vorgenommen ; sie wurden hergestellt, indem man in der Form seitlich an einem
Stäbchen ein Thonkügelchen anbrachte. Dieses wurde dann herausgeschabt,
und die Oeffnung an der Stelle, wo das Stäbchen das Kügelchen hielt, durch
einen Eisenpfropfen verschlossen. Bei einem vierzehnpfündigen Geschütze, das
unter einem Elevationswinkel von 10° mit einer Anfangsgeschwindigkeit von
1000 engl. Fuss (ca. 300 m) abgeschossen worden war, war nach einem Wege
von 8400 engl. Fuss (2*5 km) die Kugel um 40 Fuss (12 m)
von der ursprünglichen Richtung nach der Seite abgewichen;
die Horizontalprojection der Bahn war ungefähr ein Kreis von
270 km Radius. Eine vierpfündige Haubitze, unter einem Ele-
vationswinkel von 45° abgeschossen, wich in der Entfernung
von 1316 Fuss (400 m) um 27 Fuss (8'5 m) ab; die Horizontal-
projection der Bahn war ungefähr ein Kreis (aber etwas ge-
schlängelt) von nahe 10 km Radius.
Sehr instructiv in dieser Richtung ist das von den Austra-
liern benützte Wurfgeschoss : der Bumerang, eine knieartig
gebogene Scheibe ab cd, Fig. 258 die etwas windschief, also
wie eine Schraubenfläche gebogen ist, so dass z. B. die
Ecken ac Uber die Zeichnungsfläche heraustreten; wie ein
Pfeil abgeschossen, geräth dieselbe in eine drehende Be-
wegung und wird dabei in einem weiten Bogen zum Ausgangspunkte zurückkehren.
Manche Abweichungen von den Bahnen lassen sich durch optische Unregel-
mässigkeiten erklären. Schmidt erklärt die schlängelnde Bewegung dadurch,
•) Dieses scheint auch die Ursache, dass bei den teleskopischen Meteoren anomale
Bewegungserscheinungen viel seltener auftreten. Schmidt sah (Resultate, pag. 173) unter 146
teleskopischen Meteoren nur eine sicher als anomal tu bezeichnende Bahn (und eine möglicher-
weis« schwach gckrlimmte) wahrend er unter 4068 mit freiem Auge beobachteten Meteoren 175
anomale Bewegungen sah; diesem entspricht der Prozentsatz von 0 68 % bei den teleskopischcn,
hingegen 4*4 g, also nahe 7 mal so viele bei den mit freiem Auge sichtbaren.
9*
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Kometen und Meteore.
dass ein Meteor eine rotirende Bewegung senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung
hat, so also, dass die Rotationsaxe in die Richtung der Bewegung fällt, aber
nicht das ganze Meteor, sondern nur z. B. ein Punkt ausserhalb der Axe, welcher
vielleicht aus leichter entzündlichen Stoffen besteht, zum Glühen oder Verbrennen
kommt Je nach dem Standpunkte der Beobachter wird dann ein solches Meteor
einen verschiedenen Eindruck auf das Auge machen; ist die Rotationsaxe, also
die Bewegungsrichtung gegen die Gesichtslinie nur wenig geneigt, so entsteht
die schlängelnde Bewegung; ist eine starke Neigung, steht sie z. B. beinahe
senkrecht auf der Visirlinie, so wird das Meteor in regelmässigen Intervallen
aufblitzen und verschwinden, eine Erscheinung, welche sich z. B. bei dem bereits
erwähnten Meteore vom n. November 1849 (vergl. pag. 119) den beiden Beob-
achtern Schmidt und Heis darbot.
Eine Bahn von der Form e, Fig. 255, wird einem Beobachter in der Richtung
mm' je nach der Neigung in allen möglichen Formen zwischen d und e er-
scheinen, und wenn die Ebene, in welcher die Curve d Hegt, durch das Auge
des Beobachters geht, so wird das Meteor eine gerade Linie nach der einen Seite
zu beschreiben scheinen, sodann einen Augenblick still stehen, und in seine
frühere Bahn zurückkehren. Bei einer Bahn von der Form b wird, wenn sich
das Auge in der Richtung mm' befindet, das Meteor, während es die Bahnstrecke
aß zurücklegt, still zu stehen und dann in seiner früheren Bahn fortzufahren
scheinen, u. s. w.
III. Die Höhe der Meteore. Einer der wesentlichsten Funkte in der
Theorie der Meteore war die Ermittelung ihrer Höhe. Nur durch wirkliche
Bestimmung derselben, ohne jegliche Hypothese darüber, kann erwiesen werden,
ob sie terrestrischen Ursprungs sind, oder nicht; nur wenn ihre Höhe bekannt
ist, kann ihre lineare Geschwindigkeit gefunden werden, welche für die Be-
urtheilung ihrer wirklichen Bahn im Räume von wesentlicher Bedeutung ist.
Ein einfaches, zum Theile graphisches Verfahren zur Bestimmung der Höhe
ist das folgende: Man trägt von dem Beobachtungsorte A die Richtung Axx), in
welcher das Meteor aufblitzte (das Azimuth) auf einer in genügend grossem Maass-
stabe ausgeführten Spezialkarte der Gegend ein, und notirt die beobachtete Höhe
o über dem Horizonte. Hat man die Azimuthe von zwei oder mehreren Orten
(A, B, C u. s. w.), so werden sich die Richtungen Ax, By, C«, .... in einem
Punkte O schneiden, über welchen eben das Meteor S aufblitzte. O ist dann die
Projection von S auf die hierzu in dem Bereiche der Erscheinung des Meteors
als eben angenommene Erde; AO, BO, CO . . . sind die Projectionen der
Visirlinien AS, BS, CS, und OS ist die Höhe, in welcher das Meteor aufgeblitzt
ist Die Entfernungen AO, BO . , . können mit einem Maassstabe entnommen
werden, und dann folgt
OS — AOianga. = BOtang§ = CO tätig -\ . . .
In derselben Weise erhält man die Höhe O'S' des Verschwindens, und dann
ist die Länge des Weges, welchen das Meteor zurückgelegt hat:
W= y(00')* + (OS - O'S')'
und die Geschwindigkeit des Meteors
W
ue = ~J >
wenn / die Zeitdauer der Erscheinung ist
') Die Figur kann jeder leicht selbst ergänzen.
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Kometen und Meteore.
«33
Bedingung, dass an allen Orten dasselbe Meteor beobachtet wurde, ist
zuerst Uebereinstimmung der Zeiten, wobei aber auf die Längendifferenz Rück-
sicht genommen werden muss. Meteorerscheinungen, welche z. B. in Berlin,
Heidelberg und Breslau gesehen werden, können nur dann als demselben Meteor
angehörig angesehen werden, wenn die Erscheinung in Heidelberg um die
Längendifferenz, d. i. um 20 Minuten Ortszeit früher, und in Breslau um 14^ Minuten
Ortszeit später gesehen wird, als in Berlin.
Die zweite Bedingung ist, dass sich die sämmtlichen Richtungen AO, BO
CO . . . und ebenso die Richtungen AO', BO', CO' ... in denselben Punkten
O, O' schneiden, und dass sich aus allen beobachteten Höhen a, % 7 . .
a', ß', 7' . . . dieselben Abslände von der Erde O S, O'S1 ergeben; Bestimmungen
dieser Art waren es, welche schon im vorigen Jahrhundert die grosse Höhe der
Meteore über der Erde und ihre grossen Geschwindigkeiten darthaten.
Selbstverständlich wird der Schnitt der Linien AO, BO . . . nicht genau
in einem Punkte stattfinden, denn die Beobachtungen können nicht absolut
genau sein, und sind stets mit gewissen Beobachtungsfehlern behaftet, die bei
den Meteoren eine nicht unbeträchtliche Grösse erreichen. Erstrecken sich
daher die Beobachtungen nur auf einen geringen Bereich, so wird diese Methode
ausreichend genau sein. Will man aber den graphischen Weg verlassen, und
die sämmtlichen Operationen durch Rechnung ersetzen, so wird man besser auf
die Krümmung der Erde Rücksicht nehmen, wenn das Beobachtungsbereich
wie in dem obigen Beispiele (Berlin, Breslau, Heidelberg) etwas grösser ist
Diesem Umstände trägt bereits die von Olbers gegebene Methode Rechnung.
Olbers leitete aber seine Formeln unter der Voraussetzung ab, dass sich die
Gesichtslinien von sämmtlichen Beobachtungsorten in einem Punkte schneiden.
Unter dieser Voraussetzung werden jedoch die Resultate nicht ganz correkt, und
Brandes schlägt eine andere Berechnungsart vor1), bei welcher auf die Möglich-
keit Rücksicht genommen
ist, dass sich die Gesichts-
linien im Räume nicht
wirklich schneiden , son-
dern kreuzen, wie dieses
in Folge derBeobachtungs-
iehler zumeist der Fall sein
wird. Die Berechnungsart
von Brandes lässt sich am
einfachsten in folgender
Weise darstellen:
Sei O (Fig. 259) der
Mittelpunkt der Erde, OC
die Rotationsaxe, AB der
Aequator, Px ein Beob-
achtungsort, also CPX des-
sen Meridian, pxOPx*=Bx dessen geographische Breite, und|sei für die Zeit der
Beobachtung OA die Richtung nach dem Frühlingspunkt, so ist px OA der
Stundenwinkel des Frühlingspunktes, also die Sternzeit 0t für die in Px gemachte
Beobachtung. Bezieht man nun alle Punkte auf ein rechtwinkliges Axensystem,
dessen XAxe durch den Frühlingspunkt, dessen K-Axe nach dem Punkte,
(A.259.)
•) »Unterhaltungen für Freunde der Physik und Astronomie, Leiptig 1829«, pag. 17.«
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134 Kometen und Meteore.
Rectascension 90° ist, und dessen Z-Axe nach dem Nordpol gerichtet ist, so
werden die Coordinaten von Px, wenn man mit a den Erdhalbmesser bezeichnet:
xx = a cos Bx cos Bx ; yx = a cos Bx sin Bx', zx = a sin Bv (1)
Es möge nun @1( mit den Rectascensionen und Deklinationen a,, $x, der
von Px aus beobachtete Ort der Sternschnuppe am Himmel sein; ist nun PXS
die beobachtete Richtung, PX'S' die Projection dieser Richtung auf die X K-Ebene,
so wird, wenn man Px '(V) parallel zu OV und Pxs parallel PX'S' zieht,
CYW-S'-^; sPxS = Sx
sein. Ist Q ein beliebiger Punkt in der Richtung PXS mit den (laufenden)
Coordinaten ij, C, so findet man leicht, wenn man Px Q* = f>x setzt
izi£i = i^yj. = c - *i = (2)
cosax sin ax tanghx Pl * '
und dieses ist die Gleichung der Geraden Px S. In ganz gleicher Weise hat man
für einen zweiten Beobachtungsort P9:
= a cos B% cos 9a ; y s = a cos B9 sin 6 , ; *2 = ö jmt 2?8 ( 1 a)
und ist @s mit den Coordinaten at, 6", der von aus beobachtete Ort der
Sternschnuppe, so wird die Gleichung der Visur für diesen Ort:
Sei nun die Determinante
f<7iaj ««a, (3)
*wa, j/«a, tangh%
und die Unterdelerminanten der ersten Zeile
Dx = 4- sin a, /a«^- Ss — sin a, /ä«^" 3t
Z>4 = — ftw aj to/^ fij -+- aa Ajt«^ 8 , (3a)
Z?3 = -f- cos ax sin a9 — sin ax cos as = x/« («4 — a, ),
so ist die Bedingung für das Schneiden der beiden Visuren
Z> = 0. (4)
Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so wird der kürzeste Abstand der beiden
Visuren
D
k = • (5)
Die Grösse dieses kürzesten Abstandes wird auch einen Massstab geben für
die Güte der Beobachtungen bezw. für die Zusammengehörigkeit derselben. Da
D = Dx(xi-xx) + Dt (yt -yx) + Dt (*, - *,) (3b)
ist, so wird D in demselben Maasse erhalten, in welchem a ausgedrückt ist:
Man kann aal wählen und erhält dann k in Einheiten des Erdhalbmessers
ausgedrückt; in dieser Einheit ist 1 km = 0 000157 oder 0 0001 = 0 637 km
= 637 m. Nähert sich k diesem Werthe, so sind entweder die Beobachtungen
sehr schlecht, oder die an den beiden Punkten gemachten Beobachtungen
gehören nicht derselben Sternschnuppe an. Schneiden sich die beiden Geraden,
so sind die Ausdrücke
j mi . * m,j . . ms
1 D~x' * = D\' l = D~*' ()
wobei
mx = tanghi{y% -yx)- ««<*,(*, - zx)
m, = cos «,(*, — zx) — lang 8, (*, — xx) (6a)
w, = sin *i(x% - xx) — cosa^yt - yx)
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Kometen und Meteore.
»35
ist, einander gleich, also dx = rf, = </3 = pt, wenn jetzt p, die Entfernung der
Projektion S' des Schnittpunktes S der beiden Visuren von Pt' bedeutet und man
hat dann tür die geocentrischen Coordinaten x0, y0, s0 dieses Schnittpunktes,
also für die Coordinaten der Sternschnuppe:
xo = *\ + 9xcos^\
y*=yx + Pi«««i (7)
*o = *i Pi'*V*i-
Die Entfernung p0 der Sternschnuppe vom Erdmittelpunkte und ihre Höhe h
über der Erdoberfläche werden gegeben durch
t^Y^F+yT+^'t h = H-a. (7a)
Da sich die Gleichungen (6) in der Form schreiben lassen
Vldi = ml; D% d, = w, ; Dtdt = mt (6b)
so kann man, wenn die Bedingung des Schneidens nicht erfüllt ist, und die
Abweichungen als Folge von Beobachtungsfehlern angesehen werden können,
als den wahrscheinlichsten Werth von px den Ausdruck1):
betrachten. Ganz ähnliche Ausdrücke erhält man für die Entfernung p,'«) für
die Coordinaten x0', y0\ *0', die geocentrische Entfernung p0' und die Höhe h'
des Verschwindens, wenn man an Stelle der beobachteten ap 4t> a„ des
Aufleuchtens die Coordinaten at', i/, o,', 6t' des Verschwindens setzt Der
zurückgelegte Weg W folgt aus
= (*0 - *>')'+ (y. ~ y.')9 + (*• - *•')• (9)
und die Geschwindigkeit u0 aus
«o = T ' <10)
wenn die Dauer der Erscheinung /' ist IV und u0 sind in derselben Einheit
ausgedrückt wie a\ wurde daher für a die Einheit gewählt, so hat man W und
u0, um dieselben in Kilometern auszudrücken, mit 6370 3 {log = 3 804 16) zu
multipliciren.
Die Bedingung (3) hat eine einfache geometrische Bedeutung. Bezeichnet
man den Punkt an der Himmelskugel, wo die Verbindungslinie PXP% in der
Richtung über P% verlängert die Himmelskugel trifft, mit und seien dessen
Rectascension und Deklination A, A, so ist, wenn die Entfernung PtP9 = ? ist
xt — x , = P cos A cos A
— y j = P cos A sin A (1 1)
*a — s, = P«» A
und die Gleichung (3) wird
D = P cos A *w A i/« A /a»^ A
COS Oj J/fl Äj /<I«^ 5j
*w Oj */« et, fang ö*s
und die Bedingung (4) wird:
A**^ A j/*(a, — at) -f- tanglx sin (A — a4) — B9sin (A — aj = 0, (4')
(3')
«) Brandes schlägt hier natürlich einen andern Weg ein.
*) Selbstverständlich kann man auch ganz ähnliche Ausdrucke fllr die Entfernungen p,,p,'
zweiten Beobacbhmgspunkte erhalten, indem nur in (6a) af, it durch «,, i, ersetzt wird.
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•36
Kometen und Meteore.
welche Gleichung aussagt, dass die drei Punkte @„ @„ $ in einem gTössten
Kreise am Himmel liegen müssen. Dieses ist auch selbstverständlich; sollen
die Visuren P^lt -P,©, derselben Sternschnuppe angehören, so müssen sie
sich schneiden, also in einer Ebene liegen, welche die Himmelskugel in dem
grössten Kreise ©,©,$ schneidet. Sind nun die Beobachtungen fehlerhaft, so
werden die Punkte ©,,©„$ nicht in einem grössten Kreise liegen, aber wenn
die Beobachtungen thatsächlich einer
und derselben Sternschnuppe ange-
hören, so werden die Abweichungen
vom grössten Kreise nur massig sein,
und die kleinstmöglichen Aende-
rungen, welche man an die Orte
©j, ®j anbringen muss, um sie auf
einen grössten Kreis zu reduciren,
geben nach Bksskl1) ein Maass Mir
die Genauigkeit der Beobachtungen.
Die anzubringenden Aenderungen
werden aber am kleinsten, wenn
man für den grössten Kreis den durch
den Halbirungspunkt © (Fig. 260) von @t ©, gehenden grössten Kreis wählt.
Diese Aenderungen sind dann = @,S2 = /, wenn die Kreisbögen S,8„
@, 8a senkrecht auf ©g* stehen. Man hat nun zunächst die Grössen j,,/,, xlf
zu berechnen, wobei/,, p% die Positionswinkel der Linien sx, s% (vergl. die Fig. 260)
bedeuten, wo also der grösste Kreis Sßx gegen den Nordpol gerichtet ist. Die
Berechnung erfolgt aus den Dreiecken ©rgJ-Pol des Aequators, ©,-$-Pol des
Aequators; man erhält:
cos j, = sin A sin 5, -+• cos A cos Bx cos (o, — A)
sin sx cospx = cos A sin ix — sin A cos 8, cos (c^ — A)
sin sx sinpx = cos 8t sin (o, — A),
und ebenso für den zweiten Ort; setzt man daher
sin 8 , = kx sin Kx
(A. 260.)
cos 8X cos (a, — A) = kx cos Kx
so wird:
cos sx = kx cos (AT, — A)
sin sx cospx*= kx sin (AT, — A)
sin sx sin px = cos 9X sin (a, — A)
sin 8, = £8 sin K%
cos 8a *w (o, — A) = k% cos AT,,
(12)
cos s9 = <w (A*, — A)
sin j, <w/>3 = kt sin (AT, — A) (12a)
sinstsinpi = cosbisin{a% — A).
Ist jl/ der Positionswinkel von ©<p, so ist
«= «» Xl j/« (M- px) = sin s , 0>, — 3/)
und daraus
«'« *i _ sin(pt— AT)
-~si»{M-pxy
(13)
sin s
sm Sr
sin s.
oder
sm sx — sm s%
sin — M) -h sin {M — px)
sin (/>, — M) — sin{M—p~)
Nachdem M aus (14) berechnet ist, erhält man / aus (13).
Unter 48 von Brandes als correspondirend angegebenen Sternschnuppen
fand Bessel unter der Voraussetzung ihrer Gleichzeitigkeit
») A«tron. Nachrichten Bd. 16. pag. 321; gesammelte Werke, in. Bd., pag. 328.
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Kometen und Meteore.
«37
(A.2GI.)
Fehler / zwischen 0° 1° 2° 3° 4° 5° 6° 7° 8°
in 14 11 5 7 5 8 2 1 Fällen
und schliesst hieraus, dass die Beobachtungen eben nicht als streng gleich-
zeitig anzusehen sind. Nimmt man aber an, dass die Sternschnuppen an
den beiden Beobachtungspunkten nicht wirklich gleichzeitig aufleuchten und ver-
schwinden gesehen wurden, so werden sich auch manche Anomalien der Be-
wegung erklären lassen. Bsssel führt den folgenden charakteristischen Fall an:
Sei AB (Fig. 261) der Weg einer Sternschnuppe
Uber den beiden Beobachtungspunkten PA P9,
wobei der Einfachheit halber die Bahn der
Sternschnuppe und die beiden Beobachtungs-
punkte in derselben Ebene angenommen werden,
und werde ihr Aufblitzen in Px bemerkt, wenn
sie in Sx ist; ihr Verschwinden, wenn sie in Sx'
ist; von P9 aus bezw., wenn sie in St, St' ist,
so ergiebt die Rechnung für den Ort der Stern-
schnuppe im Räume zur Zeit des Aufblitzens
den Schnittpunkt der beiden Visuren PiSx, PtS9,
also S0, für den Ort des Verschwindens S0', so dass man durch die Rechnung
an Stelle der Bahn AB eine andere, davon ganz verschiedene, aufsteigende
A0B0 erhält. In der That giebt die Rechnung in sehr vielen Fällen aufsteigende
Bahnen; wie aus dem Früheren folgt, sind aber aufsteigende Bahnen nur dann
als reell zu betrachten, wenn die scheinbare Bahn der Sternschnuppe merklich
vom grössten Kreise abweicht; wo aber nur der erste, normale Theil der Bahn
gesehen wird, was man leicht daraus schliessen kann, dass von verschiedenen
Beobachtungspunkten aus die Bahn der Sternschnuppe sich als grösster Kreis
darstellt, kann von aufsteigenden Bahnen nicht wohl die Rede sein.
Wenn nun überdies die Ebenen PiSl Sx und P^S^S^ nicht zusammen-
fallen, so werden sich die Visuren PtSlf ^,5, und ebenso die beiden anderen
kreuzen, und einen Schnittpunkt überhaupt nicht ergeben.
Besskl ersetzt nun die Voraussetzung der Gleichzeitigkeit des Aufblitzens
und Verschwindens durch die Annahme, dass die Bahn der Sternschnuppe eine
gerade Linie wäre, welche ^
Voraussetzung bei allen je-
nen Sternschnuppen, wel-
che keine Bewegungsano-
malien gezeigt haben, zu-
treffend ist.
Seien ©i©!' (Fig. 262)
die durch die Rectascen-
sionen und Deklinationen
Oj, d|, ax', 8|' an der Him-
melskugel bestimmten
Punkte des Aul blitzens
und Verschwindens der
Sternschnuppe vomPunkte
Px aus gesehen, so stellt
(A. 262.)
dieser Voraussetzung der grösste Kreis die scheinbare Bahn der
Sternschnuppe, gesehen von Px, dar; seien die Projectionen des Entzün-
dungs- und Verschwindungspunktes der Sternschnuppe von Pt. Wenn nun die
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138 Kometen und Meteore.
Beobachtungen gleichzeitig wären, so müssten die drei Punkte der Himmelsk :
in einem grössten Kreise liegen, und ebenso die drei Punkte 2/3 .
Da dieses nicht der Fall ist, so entsprechen die Beobachtungen nicht dense >-
Zeiten, und zu den Zeiten, zu denen die Sternschnuppe von Px aus in 2r:
gesehen wurde, würde sie von Pt aus in zwei Punkten 2„ 2,' gesehen «rci:
sein, welche man erhält, wenn man die grössten Kreise 9ß<5lt f$2,' r~
Schnitte mit dem grössten Kreise <S,@,' bringt
Aus der Figur folgt sofort, dass die Beobachtungen als gleichzeitig znmsekc
sind, wenn die Positionswinkel px = />,, px = />,' sind.
Führt man die auf den Deklinationskreis von $ bezüglichen Polarcoordicifr
p, s ein, so sind die Polarcoordinaten von 2„ 2,', wenn man die Strecken JI
= u,, $2,' «= setzt, bezw.: pv ff,, px,
Die Bedingung, dass ein Punkt A* auf dem grössten Kreise €=)3f' —
ist, wenn = S das Perpendikel von $ ist, dessen Positionswinkel mit/':
zeichnet war, ausgedrückt durch
cos (p — F) = tang S cot s.
Aus den Coordinaten der beiden Punkte <3„ <&,' folgt daher:
cos(p9 — P) = tang Scots9 \ cos (pt '—/>) = tang S cots,',
woraus sich P und S bestimmen, und dann ist für die Punkte 2,, 2,':
cos (px — P) = tang S cot <r, ; cos(px — P) = tang S cot a,'.
Aus den beiden Gleichungen (15) folgt:
cotst cos (pt — P)
cots,' ~~ cos (J>%' — -P)
und dann in derselben Weise wie bei (14) zur Bestimmung von P:
■
■
dann folgt S aus einer der Gleichungen (15), und endlich
cot <», = cotS cos(px— P)
cot = cot Scos{px — P).
Aus den Grössen px, a9, px\ <x,' erhält man nunmehr die Rectascensions
und Declinationen a, 8, 8' der Punkte 2,, 2,' nach:
;i» 8 = <y, j#« A -t- sin ff, *m A rar
<w 8 (a — A) = cos q , <w A — ff, sin & cos px
cos 8 sin (a — A) = sin ff, sin px
und ebenso für a'8'; oder wenn man
cos o, = / jm! Z cos <j,' = /' sin Z '
sin <j, w px — IcosL cos o,' cos px = /V« X '
setzt:
sin & = /cos(L- A) «ff 8' = /' w (Z * — A)
cos 8 w (a — A) = / i/V» (Z - A) <rw 8' cos (a' — A) = /' (Z ' - A) (1>>
<w 8 (a — A) m sin <s^sinpx cos 3' sin (a' — A) = jw ff,'j«i px\
Ersetzt man ietzt die Beobachtungen ©i®!* durch die mit den Be-
achtungen in Px gleichzeitigen, fiktiven, der wirklichen Bahn der Stemscbnuf^
angehörigen Beobachtungen 2,2,' in P9, so werden sich die Visurcn ge**
schneiden, die Bedingung (3) oder (3 a) ist erfüllt, und man würde durch fl*
Gleichungen (6) denselben Werth erhalten; es wird also genügen
_ p co* A sin (tt — A) m casbsmj*'- A)
P*-r sin(a-ax) * ^' «»(«'-»/)
zu berechnen, und dann nach
Diojtized by Go
Kometen und Meteore.
«39
x0 — Jf,
■ p, cos a,
p, sin o,
.r0' = xx ■+■ p/ma,'
*o' = *i -r- Pi'^V
h' = Po' - a
(7)
(7 a)
Po = y*o* + V + *<?
A = p0 - a
die Höhen der Sternschnuppe und nach (9), (10) ihre Geschwindigkeit.
Bessel leitet nun auch Formeln ab für den Einfluss von fehlerhaften Beob-
achtungen auf die Resultate. Hierbei setzt er aber voraus, dass der Gesammt-
fehler sich in s äussert, und die p fehlerfrei sind; man kann jedoch auch
Formeln ableiten, welche diese Voraussetzung nicht erfordern, und zwar durch
Differentiation der Formeln (12) *); man erhält dann
dsx=txt] dsi = tif, dpx=qx%\ dp^ = q9t,
wenn « = cos 8 da dH der in den Rectascensionen und Deklinationen voraus-
zusetzende Fehler ist, und mit diesen Werthen wäre weiter zu operiren. Da
man jedoch auf einfachere Weise zum Ziele gelangen kann, so sollen die Werthe
für die Coefficienten tx, /s, qx, qt nicht weiter abgeleitet werden.
Die Resultate werden nämlich etwas übersichtlicher, wenn man von den
Formeln ausgeht, welche LehmannFilh£s in seiner Inauguraldissertation »Zur
Theorie der Sternschnuppen t, Berlin 1878, gab.
Die Richtung, aus welcher die Sternschnuppe kommt, ist bestimmt durch
den Durchschnittspunkt ihrer geradlinigen Bahn (oder auch der zu ihr parallelen
Geraden durch das Auge) mit der Hirn-
mclskugel. Legt man ein rechtwinkliges
Axensystern, dessen XY- Ebene der
Aequator, dessen XAxe nach dem Früh-
lingspunkt, und dessen Z-Axe nach dem
Nordpol gerichtet ist, zu Grunde; ist ST
(Fig. 263) die wieder als geradlinig ge-
dachte Sternschnuppenbahn, und T ihr
Durchschnittspunkt mit dem Aequator,
TS' ihre Projection auf den Aequator,
so ist ('Y')TS,= %L' die Rectascension,
STS = ©' die Deklination des schein-
baren kosmischen Ausgangspunktes; die-
ser ist aber nichts anderes, als der Ra-
diant Sind nämlich mehrere Stern-
schnuppen beobachtet, die in derselben
Richtung kommen, so wird die durch
das Auge des Beobachters gelegte Parallele den Verschwindungspunkt (Flucht-
punkt) bestimmen, in welchem sich die scheinbaren Bahnen schneiden müssen1).
Den Radianten für eine einzelne Sternschnuppe kann man aus den Beobachtungen
an einem Orte nicht bestimmen; hierzu müssen Beobachtungen von mindestens
zwei Orten vorliegen; hingegen ist der Radiant mehrerer Sternschnuppen durch
den gemeinschaftlichen Schnittpunkt aller ihrer scheinbaren Bahnen (grösste
Kreise am Himmel) bestimmt
die Coordinaten des Durchstosspunktes T der Meteorbahn mit der
$ «• ••>-•• * ...........
CA,*».)
*) Am besten vor Einführung der Hilfswinkel.
*) Vergl. auch 'Allgemeine Einleitung in die Astronomie«, pag. 161.
140 Kometen und Meteore.
X K-Ebene /, q, 0, die laufenden Coordinaten der Sternschnuppen bahn £, r, ;
ist die Gleichung derselben
5 - P _ Ti - <? C_ _
cosW ~ sin*' - tang
wenn p = TS' die Entfernung der Projektion des Punktes, dessen Coortkr-i
E, i), C sind, von T bedeutet.
Ist nun Px ein Beobachtungsort, dessen Coordinaten wie früher xvr. ,:
seien, und r, , a,, 8t Projection der Entfernung, Rectascension und Ihi
nation des Punktes 5 von dem Beobachtungsorte Px , so werden für er
Anfangs- und Endpunkt die Grössen «,, 8,, ol', 8,' bekannt sein, hinter
sind rx, rx unbekannt. Nun ist aber für einen beliebigen Punkt r, «, Je
Sternschnuppenbahn :
\ = -+- r rt>i a -= p -+- p w 9t'
i) «=» .y, ■+- r im a = q -f- p im 9T ;?.
C = *t -f- r fangt = p/attg®
Diese drei Gleichungen lassen sich schreiben:
x , — p + r cos* — p r<?j 9T = 0
^1 — ? + — p im 9t' = 0 2
i, -f- r Am^ 8 — p Am^ $)' = 0.
Eliminirt man hieraus r und p, so folgt
*\~P Vi-** *i
cosa sina tätigt
cosW im 9t' tang%'
oder
(*» — P){*in « S)' — *in Wta*g — Oi — * <*W £' — *) v
-f zxsin = 0. ^
Setzt man für die vorläufig unbestimmten Coordinaten o, 8, die
des Aufleuchtens et,, 8t und diejenigen des Verschwindens o,', 8t' an dein B*.
achtungsorte Px, so erhält man zwei Gleichungen für diesen Beobachtung^
ebenso erhält man aus den Beobachtungen für das Aufleuchten und Verschwicdr
an dem zweiten Beobachtungsorte zwei Gleichungen: zusammen 4 Gleichung
aus denen sich die vier Unbekannten p, q, 91', 3)' bestimmen lassen. Die Gleich^
ist jedoch in Bezug auf 9t' nicht von der ersten Ordnung, indem sie im V or:
cos 8t' enthält. Man wird jedoch leicht genäherte Werthe für 9t' und SV erhalte
verschafft man sich gleichzeitig genäherte Werthe für p und q und setzt 6;
Ausdrücke
9t' = 9l0 -f- A91; S)' = S)0 + AS>; p « p0 + A/; 7 = ?0 -t- A?
in die Gleichung (22 a) ein, und entwickelt nach Potenzen der Incremente 1*
AS), fXpt bq, wobei man diese Aenderungen einfach als diflerentiell ansehen kzr
so erhält man:
nx = axbp + bxbq <rtA9l -1- dxb% (55
wobei
-f- im aj /<M£ SSD0 — im %0tang tx = a,
— <w at tang^o 4- <w %0tang 8, = ^
+ (*i - /><>) 9t0Az«^ 8, -+- Oi - y\>) «'« V"tf 8t - *, <r*i (9t0 — a,) = ^
— K*i — />•) "* ai — Oi — ?o) «ll *«% 2>o = ^1
(*i — Po)a\ + Oj — ?o)*i + «1 «» (9t0 — «1) = »x
ist, oder für die Rechnung bequemer:
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Kometen und Meteore.
141
(23a)
ax = 4- sin *xtang 2>0 — sin % tangt^
bx = — cos a, tang S)0 4- cos H0 tang6x
gx sin G\ = ax hx sin Bx=yx — q9
gxcosGx = ol hxcosHx*~xx — p0
cx = hxcos{Hx — ^iti)tang^x — sxcos($l0 — ax)
dx = hxsin (Hx — *x)scc* S)0
gx hxsin (Gx 4- Hx) 4- sx sin (&0 — ox) = nx.
In ähnlicher Weise erhält man fllr die drei Übrigen Beobachtungen a,\ 4,';
a„ 8,; os', 6",' Werthe für ; «„ A, und damit die Gleichungen
nx' = axkp 4- 4- fj'A & -+- <rVA3>
«» « a,A/> -f- 4- <r, A91 4- </,A$ (23')
- a^p 4- 4- ct'&% 4- </s'A2>.
Sind mehr als zwei Beobachtungsorte, so erhält man mehr Gleichungen als
Unbekannte, und man wird hieraus die Werthe für A/\ A?, A«, A3) nach der
Methode der kleinsten Quadrate bestimmen.
Hat man nur zwei Beobachtungsstationen, so wird es gut sein, diese
Gleichungen unbestimmt aufzulösen, was am besten durch Determinanten ge-
schieht; man erhält dann leicht:
A/ = Axnx 4 Axnx 4- A%n% 4- A%'nt'
A? = Bxnx 4- B\'nx 4- Byn% 4- -ff,'«,' ^.^
A3t= C^j 4- CtV 4- C>, 4- <:,'«,' * ;
AS^Z»!», 4-
Dabei wird es (wegen des folgenden) praktisch, die Coefficienten cx, dx
unverändert beizubehalten (nicht mit arc V zu multipliciren) und erst die er-
haltenen Correctionen ASl, A£> durch Division mit arc 1' in Winkelmaass über-
zuführen.
Die Gleichungen werden nur dann unanwendbar, wenn 2>0 oder eine der
beobachteten Deklinationen nahe 90° sind; in diesem Falle wird es am besten,
auf ein anderes Coordinatensystem Uberzugehen,
etwa auf das der Ekliptik. Um jedoch einfache
Transformationsformeln zu erhalten , schlägt
Lehma nn-Filhes nach dem bereits früher von v.
Oppolzer bei einer anderen Gelegenheit em-
pfohlenen Vorgange vor, das Coordinatensystem
so zu wählen, dass der Frtihlingspunkt zum Pole
wird. Zählt man dann die Coordinate \i analog
der Rectascension vom Pole über das Winter-
solstitium weiter (vergl. Fig. 264) und die Coor-
dinate v der Deklination analog, so hat man für
einen Punkt S der Himmelskugel aus dem
sphärischen Dreiecke PS\P\\
sin v =s cosi cos o
cos v sin fi = — cos 6 sin ot
cos vcosy. = sin 6, v stets positiv;
und die Berechnung wird dann so wie früher durchgeführt, wobei nur p, v an
Stelle von a, < tritt.
Wurden SC, 2)' aus nur zwei Beobachtungsstationen ermittelt, so wird die
Gleichung (22) vollständig erfüllt sein müssen, und eventuell noch übrigbleibende
Fehler werden nur sehr klein sein und nur von der Vernachlässigung der Qua-
(A.264)
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142 Kometen und Meteore.
drate und Produkte der Correctionen A91, A$, A/\ bq herrühren1). Sind aber
die Correctionen aus mehr als zwei Orten bestimmt, so werden die Gleichungen
(22) nicht vollständig erfüllt sein können, und es werden gewisse Fehler übrig
bleiben, die von den den a, 8 anhaftenden Beobachtungsfehlern herrühren. Setzt
man also in die Gleichungen (22) die bereits corrigirten Werthe 91', 2)', /, q,
hingegen an Stelle von 8,, . . die zur Erfüllung der Gleichungen nothwendigen
corrigirten Werthe a, -t- Aa1( 3, + A8, . . . und entwickelt, so erhält man:
kxcos 8t Aa, -f- /, A8j = mx. (25)
Da man jedoch nur die ersten Potenzen der Correctionen zu berücksichtigen
braucht, so wird man bei der Berechnung der Coöfficienten ausreichend genau
die Werthe p0, q0 anwenden können; bei der Bestimmung von mx hingegen muss
man die corrigirten, definitiven Werthe p, q, 91', 5)' verwenden, weil der durch
das Einsetzen derselben hervorgehende Unterschied gegen Null die Fehler Aa,,
A8t bestimmt. Da jedoch die Werthe xx - p, yx — q überdies zur Berechnung
von rx und p, erforderlich sind, so kann man setzen:
*\—t = 'i ""/i
yx-q = ixsinjx
k\ = |— 'i cos C/i — a,) tang ■+- s, cos (91' — «,)) sec 8,
/,=-/>«(/,- «• r2, .
mx = (*t — />) («« a, /tf/i^ £' — i/'/i 41' /a»^ 8 , ) - v ;
— OVt — *i) «i tong'S' — cos 91' /<™^ 8J -h zx sin (91' — a,).
Macht man nun die Annahme, dass man in jeder Richtung einen gleich
grossen Fehler zt t begeht, dass also cos&lbzx = &&x = =fc e anzunehmen ist,
so wird
e Ü!_
[*.] + [/.]•
wobei [Zj den absoluten (stets positiv zu nehmenden) Betrag einer Zahl Z be-
deutet5). Führt man diese Rechnung für jede Beobachtung (für das Aufleuchten
und Verschwinden, für jeden Beobachter getrennt) aus, so kann man durch ent-
sprechende Combinationen den Beobachtungsfehler s für das Aufleuchten und
Verschwinden für jeden einzelnen Beobachter oder auch für Sternschnuppen
verschiedener Grössenklassen u. s. w. erhalten.
Bestimmt man aber den Fehler Aa, A8 aus der Gleichung
,
wobei für die Coefficienten nicht die absoluten Beträge, sondern die wirklichen
Werthe eingesetzt werden, so erhält man die an die beobachteten Werthe a, 8
anzubringenden Correctionen A8 = e, Aa = tsecB, damit die Visuren die Stern«
schnuppenbahn schneiden; führt man dann die corrigirten Werthe *x -+- Aa1#
8j -H A8lt o,' +ao,', 8/ H- A8,', aa -f- Aa, ... für alle Stationen ein, so
') Dieses übersieht Lehmann-Filhks in seinem Beispiele. Zwar ist im Räume eine Gerade
durch drei sich kreuiende Gerade bestimmt, hier sind aber die vier sich kreuzenden Geraden in
einer specieücn Lage: es schneiden sich twei und iwei derselben. Und in der That ist durch
diese vier Geraden eine alle vier schneidende möglich: die Schnittlinie der durch sie gelegten
Ebenen.
*) Lekmann-FelhäS bestimmt die Correctionen Aa, AÄ so, dass die Fehlerquadratsumme
ein Minimum wird.
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Kometen und Meteore.
•43
werden die Gleichungen (21) gleichzeitig erfüllt sein, und es genügt zur Be-
stimmung von r und p zwei dieser Gleichungen zu verwenden (die dritte ist dann
von selbst mit erfüllt); verwendet man dazu die beiden ersten, so folgt:
ixsin (/,-«').
r» ™ ««(«'-<*,) •
für den Punkt des Aufleuchtens, und
, ixsin{Jx — *'),
für den Punkt des Verschwindens. p, ist die Entfernung der Projection des Ent-
zündungspunktes von T, pt' die Entfernung des Verschwindungspunktes; p,, px'
werden sich also für die verschiedenen Stationen nicht identisch ergeben müssen ;
je grösser ihre Werthe, desto früher wurde ihr Aufleuchten, bezw. Verschwinden
beobachtet. Die I^änge des beschriebenen Weges folgt hieraus:
Jf=(Pl -9x')sec<®. (27)
Die Coordinaten des Punktes des Aufleuchtens und Verschwindens sind für
den ersten Ort:
rjoi -f-r-P!«»«' Vot-f + Pi'™*' (28)
Coi = ?X tätig %' Co, = p,'ÄWff ©'
und es werden die Entfernungen dieser Punkte vom Erdmittelpunke und von
der Erdoberfläche:
Po i = VV + W + Cot* Po i ' - Vl'öt + Voi' + C-.?
Verwendet man statt px, p,' die Werthe p9, p,' für den zweiten Beobachtungs-
ort, so werden die Endwerthe 50>»tJoj. • • • V natürlich etwas verschieden
erhalten werden; denn nach der Annahme wird das Aufleuchten und Ver-
schwinden nicht an allen Orten gleichzeitig wahrgenommen.
Hat man mehrere Beobachtungsstationen, so wird man durch die Auflösung
der Gleichungen (23;, (23') nach der Methode der kleinsten Quadrate bereits
die Beobachtungsfehler unschädlich gemacht haben. Hat man aber nur] zwei
Beobachtungsstationen, so wird die Gleichung (22) strenge erfüllt sein; aber
man hat keinerlei Controlle über den Einfluss der Beobachtungsfehler, und dann
kann es auch vorkommen, dass sich aufwärts gerichtete Bahnen, nur als Folge
von Beobachtungsfehlern, ergeben. Es ist also nöthig, den Einfluss von Beob-
achtungsfehlern in «, 8 auf die berechneten Höhen zu ermitteln.
Differenzirt man die Gleichung (22 a) nach allen darin vorkommenden Grössen,
mit Ausnahme der festen Werthe yx, *,, so erhält man, wie man sofort sieht:
ax A/> -+- bx iiq + cx A91 -I- dx AS) -f- kx cos 6X Aat -+- lx btx = 0. (30)
Würde man nun hier <w<5,Aa, = A8j = e setzen, so würde dieses voraus-
setzen, dass immer nur Fehler desselben Zeichens s möglich sind. Wollte man
ferner ± e zulassen, so müssten die Gleichungen mit jeder der Zeichencombi-
nationen ± ^, i ± /, t aufgelöst werden; es ist daher am besten, den Einfluss
der Fehler C0s&x&*x = e,, A8, = yx, ^^Aa, = e9 .... zuerst getrennt zu
untersuchen. Hat man die Gleichungen (23), (23') unbestimmt aufgelöst, so er-
hält man sofort die Auflösung der Gleichungen (30), indem man die Grössen
n\> n%> n\* *t durch die correspondirenden Werthe Attx /,?,,
4- *»if ■+■ V*t' /,>9' ersetzt; es wird also:
ixsin(Jx — <xx)
sin{W-ax)
(26 a)
Pi
"««(»'- a,')
(26 b)
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«44
Kometen und Meteore.
= (*, e, + /, ?1) + Ax'(kx'tx' + /, V) ^.(*»*t + 'i».) +
4- «»'-»■ V?«')
A? = *,(*,ti + A?,) -r- 4- /, V) 4- 4- 4-
4- -£,'(*,'*>' -+- /,>,') f„ ,
A« -^(^tj 4- 4- + 4- C,(*,tf + /,»,)+ '
A$ = />,<*! «. 4- /, ?l) 4- ZY(*l V 4- /, V) 4- /Wt 4- /,?t) 4-
Es ist zu bemerken, dass alle hier auftretenden Coöfficienten schon früher
berechnet sind.
Den Einfluss von A9(, A2\ A/, A^ auf p01, pot' kann man mittelst der
Gleichungen (29) bestimmen ; das Resultat wird jedoch Ubersichtlicher, wenn man
alle drei Gleichungen (20) verwendet. Es wird dabei besser Ar zu bestimmen, als
Ap; denn A&, Atj, AC enthalten A91, A£, A/>, bq sowohl implicite in Ap als auch
explicite, hingegen, wenn man Ar benutzt nur implicite in diesem Ausdrucke; das
Resultat muss zwar identisch sein, doch werden die Reducttonen im ersten Falle
etwas länger. Eliminirt man also aus der ersten und dritten, und dann aus der
zweiten und dritten Gleichung (20) p,1), so folgt:
rx (cos a, tang 2)' — cos 9t' tang 8 1 ) = z t cos %' — (xx — /) tang 2)'
r, (sin ax tang 2)' — sin W tang 4 ,) = sx sin St' — (yx — q) tang 25'.
Differenzirt man diese Gleichungen, so folgt:
A25
Ar, (cos *xtang<® — cos%'tangÖx) = — 9lcos H' — Pl tang®' sin W AtL +
cosW
-+■ kptangV -f- rxsinaltang$}'b*x -+- r, ^ A8,
A3) 1
Ar, («« a, tang S>' — «« Sl'/tf^«,) = — 9xsin %' -f-p, tang 2)' cos &' ASt +
j/n ST
t- bqtang%' — rt cos ax tang® In x -+- rx Adt.
Multiplicirt man jede dieser Gleichungen mit dem Coefficienten von Ar,
und addirt, und setzt:
Ax = xxcosKx Cx=\xcosLx Ax' = x,' cos Kx' Cx — X,' cos Lx'
Bx — x, sin Kx Dx = \xsin Lx Bx = xj sin Kx Dx = kx% sin Lx
A% = x%cos K% Cs «= X, cos Lt A9' = x%'cos KJ C,' = XJcos Lt'
Bt = x%sin ATS Z>, = X, sin Z, 2?4' = x,'**» DJ «= X,'j/« Zt'
tang » 2)' 4- /«v* 6v — 2 <w (51' — ai) tang 2)' /<r»^ 6", = A$
<w (9f — a,) tang 2)' — tang 8V .
N~äü*W a,Un1'
sin (*» -a,) tang*®
^ 2 _ 9.C05 j.
(31)
4- j^==T, ««7;
f<» (M' — g,) tofyg)' x/«g,-
^oj (St' — ctt) /<in^2)' — tang 3,
(32)
») Man könnte «uch andere Verbindungen wühlen, doch werden die Zwischenresultate
weniger symmetrisch.
igmzeo Dy
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■45
so wird:
Ar, = [-p.ff/X, cosßi— ZJ4- t,x, tang<S>'ccs{Ti^-Ki)](kl tt + ^ ft)
-I- [- p, », X, Vw(2, - Z, ')4- T«*i ' tang%'cos{Ti-Kx ')j(V«i '+ V?i ')
4-[— p^X, — Z^+t.XjtovS)'»^^-^)]^!, 4-/,f,) /— 1. l'»2, 2'
+(-P^xt^i(2/-.z>')+t/x1,AwVa)'«i(7;--/rt,)](*1'tf '+/,>,')
4- ruiti-t- rififi.
Endlich ist
Aß0, = Afjfwa, — rt jf*a,Aat
Atj01 «= Art«« a4 4- rt cos «j Aat
AI.
AC01«A>'ItoV*l4-r1^-
AA, = *Po, = ^ *$oi 4- 3*1 A,„ 4-^- ACP1
Poi Poi Poi
= Ar, ccs «, 4- ^ «V» «, 4- ^- 8.) 4-
VPoi Poi Poi /
Setzt man also noch
p0/ Po* Po»
sec «, a, - ^ sin *,) - (33)
\Po' Po» /
Po«
^/ 1- p, X, «« (2« - lj) + x' *> *»V ©' C7» — A»l = (33 a)
-9, (33b)
so wird:
A/*, - ± {[£,,] ([*,] 4- [/,]) 4- [Etl']([ix')) 4- ['.']) 4- [Ei%] ([*,] + [/,]) 4-
+ ((VI 4- [/,')) 4- [&,] 4- [9,]| e
Die Berechnung der Coefhcienten ist viel einfacher als es auf den ersten
Blick erscheint Da die Coefhcienten der Gleichung (30 a) bereits früher berechnet
sind, so hat man nur noch nach den Gleichungen (31), (32), (33) und (33a),
(33 b) die in (34) auftretenden Coefhcienten zu bestimmen und erhält dann:
AA, = dt <2„.
Es wird demnach die berechnete Höhe Jt, unter der Annahme eines Fehlers
s in den beobachteten Coordinaten
hi ± Q, t
werden können. Ist nun eine Bahn als aufsteigend gefunden worden, so wird
man aus dem Gliede finden, ob durch einen Fehler e — =fc 0o-5 (oder einen
den Umständen entsprechenden Fehler)1) die Höhen so geändert werden können,
dass die Bahn absteigend wird; in letzterem Falle kann man die aufsteigende
Bahn als eine blosse Folge der Beobachtungsfehler ansehen; wird jedoch durch
eine zulässige Annahme über t das Resultat nicht geändert, so sind einzelne
Beobachtungen zu verwerfen; aber nur dann, wenn die Güte der Beobachtungen
ausser Zweifel gestellt ist, was wohl selten mit Sicherheit zu constatiren ist,
die Bahn thatsächlich aufsteigend.
i) Das Resultat wird dann sofort in derjenigen Einheit erhalten, in
war, wenn <v, <*V nicht mit arc\' multiplicirt wurden.
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l46
Kometen und Meteore.
Zur Bestimmung der Höhe und Geschwindigkeit der Meteore ist die Kennt-
niss der Rectascensionen und Deklinationen des Anfangs- und Endpunktes uner-
lässlich. Ein geübter Beobachter, der ein scharfes Auge und eine genügende
Kenntniss des gestirnten Himmels hat, wird dabei meist ausreichend genau die
Coordinaten der beiden Punkte durch die Lage derselben zu den Fixsternen be-
stimmen, und durch Einzeichnen in eine Sternkarte fixiren. Man hat zwar auch
ein Instrument hierfür construirt, das Meteoroskop, welches, selbstverständlich
ohne Fernrohr und selbst ohne Diopter, die Visur längs eines Stabes gestattet,
welcher, azimuthal montirt, Höhe und Azimuth giebt. Selten aber wird man Zeit
haben, auf beide Punkte einzustellen, und inzwischen für den Punkt des Auf-
leuchtens abzulesen, selbst wenn zwei Beobachter thätig wären. Die Genauigkeit
der Beobachtung dürfte hierdurch keinesfalls erhöht werden. Feldt giebt die
Genauigkeit der Schätzung nach der erst angegebenen Methode auf etwa $° an.
Oft kommt es darauf an, einen Punkt der scheinbaren Meteorbahn und die
Richtung derselben zu kennen; dieses ist der Fall, wenn man für mehrere
Meteore am selben Beobachtungsorte den Punkt finden soll, in welchem sich
ihre scheinbaren Bahnen schneiden. In diesem Falle ist der von Lehmann-
Filhes1) gethane Vorschlag empfehlenswerth.
Brandes fand nach seiner Methode1) unter 63 Meteoren
die Höhe zwischen 0 3 6 10 15 20 Meilen und darüber
für 3 8 12 23 10 7 Meteore.
Unter 31 neu reducirten Meteoren fand Bessel die mittlere Höhe
zwischen 0 3 6 10 15 20 25 Meilen und darüber
für 1 — 5 H 6 2 3 Meteore.
Schmidt und Heis fanden3) für die Meteore 1"» 2« 3*" 4*» und kleiner
die mittlere Höhe 16*2 15 9 10 8 8'5 Meilen
aus 14 20 24 21 Beobachtungen.
Hieraus würde folgen, dass die höheren Meteore die helleren sind.
Diesem widerspricht die frühere Annahme, dass nur die grösseren Meteore bis zur
Erde gelangen, durchaus nicht; nur die grösseren Meteore gelangen in die
tieferen Regionen, allein ihren grössten Glanz entwickeln sie in den höheren
Regionen, wo ihre Geschwindigkeit und daher auch Wärmeentwickelung am
grössten ist. Allerdings geben die hier angelührten Zahlen noch keineswegs
definitive Werthe, indem die Zahl der Beobachtungen noch zu gering ist. Nur
das eine ist aus allen diesen Angaben jetzt wohl schon mit Sicherheit zu
schliessen, dass die Höhe der Meteore jedenfalls zwischen 6 und 20 Meilen an-
zunehmen ist.
1865 gab Newton die folgende Zusammenstellung der Resultate über seine
Rechnungen4): Die Höhe der Meteorbahnen war
zwischen den Grenzen 0 30 CO 90 120 150 180 210 240 270km u. darüb.
daher d.mittl. Höhe x= * 45 75 105 135 165 * * * km
für P=(39) 114 243 277 100 57 (20) (20) (8) (12) Meteore.
!) Astron. Nachrichten, Bd. 96, No. 2296.
*) Unterhaltungen für Freunde der Physik und Astronomie c, pag. 53.
') »Resultate«, pag. 112.
*) American Journal of Sciences and Art», II. Serie, Bd. 39, pag. 193.
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Kometen und Meteore.
U7
Als Mittel der Höhen findet er hieraus, indem er die Höhen unter 30 und
über 180 km weglässt
2 (ex)
Ferner fand er aus correspondirenden Beobachtungen
mittlere Höhe
des Erscheinens des Verlöschens der Mitte der Bahn
für 39 Meteore vom lo/n. Aug. 1863 l) 112-4*»* 62'9>fa»i 901km
für 78 Meteore vom 13/14. Nov. 1863») 154 9 97 8 126 4
Hierbei erscheinen einzelne Meteore in Höhen Uber 200 km. Newton
ist der Ansicht, dass alle Höhen über 150 km verworfen werden sollten3).
Mason giebt aber an, dass sich die teleskopischen Meteore in seinem Femrohre
mit 80 facher Vergrösserung nicht schneller zu bewegen schienen, als die sonst
mit freiem Auge gesehenen; ihre thatsächliche Winkelgeschwindigkeit war daher
nur -fo, ihre Höhe unter der Annahme derselben linearen Geschwindigkeit 80 mal
so gross als diejenige der letzteren. Mason schätzt ihre Höhe auf 1200 engl.
Meilen (1930 km). Auch Erman fand für einzelne Meteore die Höhe über 100
deutsche Meilen (750 km).
Obzwar hierüber noch viel zu wenig Erfahrungen vorliegen, kann doch das
Vorkommen viel grösserer Höhen als derjenigen, welche man im Durchschnitte
findet, nicht schlechtweg geleugnet werden. Schtaparelli nimmt an, dass dieses
Meteore von ganz bedeutenden Massen wären, welche einen bedeutenden
Luftwiderstand erfahren, und schon in den äusserst verdünnten Schichten der
Atmosphäre verbrennen. Schon Quetelet4) sagt, dass die verschiedenen
Meinungen Uber die Höhe der Sternschnuppen daher rühren, dass wir eine un-
genügende Kenntniss von der Höhe der Atmosphäre haben, und Schiaparelli
bemerkt noch8), dass die allgemein angegebene Höhe der Atmosphäre zu 28
bis 47 km sich eben nur auf jenen Theil erstreckt, welcher noch Licht reflektiren
kann. Er bemerkt, dass alle über die Höhe der Atmosphäre »von vielen grossen
Mathematikern publicirten Arbeiten grösstentheils nur scharfsinnige Rechnungs-
Ubungen sind, deren Resultate keine grössere Genauigkeit gewähren, als die
mehr oder weniger willkürlichen Hypothesen, die der analytischen Beweisführung
zu Grunde liegen.« Quetelet theilt die Atmosphäre in eine atmosphire stable,
den oberen Theil, der sich in relativer Ruhe befindet, und die Domäne der
Sternschnuppen ist; der untere Theil, von Winden bewegt, die Region der von
uns als Sitz der meteorologischen Erscheinungen bezeichneten Phänomene, ist die
atmosphire instable. Doch nimmt er die Höhe beider Theile noch relativ
niedrig an.
IV. Die Geschwindigkeit der Meteore; Einfluss der Erdan-
ziehung und der Luft. Dividirt man die Weglänge eines Meteors durch die
Zeit, so erhält man seine Geschwindigkeit. Hier sind aber zwei Faktoren, die
der Beobachtung zu entnehmen sind, und beide sind mit gewissen Unsicherheiten
behaftet. Nichtsdestoweniger sind die erhaltenen Resultate alle insoweit :»tn
') American. Journal of sciences and arts ; U. Serie, Bd. 36, pag. 303.
») Ibidem, II. Serie, Bd. 40, pag. 350. Der Schluss, dass die Novembermeteore betTÜchtWctA
höher erscheinen, ist vorläufig noch nicht genügend sichergestellt.
8) Ibidem, Bd. 39, pag. 303.
«) »Physique du Globc«, pag. 313.
*) »Entwurf«, pag. 4.
14»
Kometen und Meteore.
Einklänge, dass sie für die Meteore eine Geschwindigkeit ergeben, welche mit
der Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn vergleichbar ist.
Schmidt giebt in seinen »Resultaten« über die Geschwindigkeiten keine
Zahlen; die Resultate waren nicht befriedigend, meist enorm gross, so dass er
es vorzog, »alte Ungewissheiten nicht durch neue schwankende Angaben zu
venu ehren«1).
Hält man für die mittlere Weglänge 16°, für die mittlere Höhe 100 km,
für die mittlere Sichtbarkeitsdauer 0* 7 fest, so folgt die mittlere Geschwindigkeit
16 X 0 01745 X 100 atx L
— = 40 km.
Diese Geschwindigkeit ist das 70 fache der Geschwindigkeit einer Kanonen-
kugel, und etwa um die Hälfte grösser, als die Geschwindigkeit der Erde in
ihrer Bahn. Sie ist aber, wie später gezeigt wird, nicht die wahre kosmische
Geschwindigkeit (»), sondern die relative Geschwindigkeit gegen die Erde (*);
v ist im allgemeinen kleiner1). Allein man hat zu beachten, dass diese Ge-
schwindigkeit die mittlere Geschwindigkeit nicht nur aller Meteore, sondern
auch jedes Meteors im Laufe seiner Bahn ist, und zwar die mittlere Ge-
schwindigkeit während seiner Sichtbarkeitsdauer. Beim Beginn seiner Sicht-
barkeit war seine Geschwindigkeit schon grösser und hat zu Ende seiner
Sichtbarkeit in Folge des Luftwiderstandes schon abgenommen. Aber bereits,
wenn es sichtbar wird, hat es so viel an lebendiger Kraft verloren, dass es
zum Glühen kommt, und dieser Verlust an lebendiger Kraft ist natürlich auf
Kosten seiner Geschwindigkeit eingetreten: die Geschwindigkeit der leuchtenden
Sternschnuppe ist schon bedeutend kleiner, als diejenige der noch nicht leuchten-
den. Man kann also annehmen, dass die kosmische Geschwindigkeit der Meteore
eine weit grössere ist, als die Geschwindigkeit der Erde.
Denkt man sich im Räume ein beliebiges, festes, rechtwinkliges Axensystem,
und seien x9,y0, z0 die Coordinaten der Erde, xx,yx, st die Coordinaten einer
Sternschnuppe S, so werden die Differentialgleichungen der Bewegung der Stern-
schnuppe im Räume in der Nähe der Erde3)
X\ ,« *1 *Q y
dt* r»
dt* * r» + *
dt* * r* + *
= (*i - *o)' + -y9)* + (*i — *<>)•>
wobei k die Constante der Erdanziehung ist. Wählt man als Einheit den
Aequatorhalbmesser der Erde, als Einheit der Zeit die Zeitsecunde (an Stelle des
mittleren Sonnentages), so wird
k __ *®Y~fn
(sin ic)t • 24 • 60 • 60 '
wobei k® die Constante der Sonnenattraction, m die Erdmasse und it die Sonnen-
parallaxe ist; also mit m = ^sqoqo • * Ä 8"*815:
log k = 7 093615 - 10, log k" = 2-408040.
») 1. c, pag. 144.
*) Weil die meisten Sternschnuppen aus der Gegend des Apex
8) Vergl. den Artikel »Mechanik des Himmels«, § 9 und § 25.
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Kometen und Meteore.
149
Die Anziehungskraft der Erde ist dann ^ ; diese ist aber identisch mit der
(mit der Entfeinung veränderlichen) Beschleunigung der Schwere, welche mit g
bezeichnet wird; es ist also
k* - gr\
Für die Erdoberfläche ist also k* = g, gleich dem Werthe der Beschleunigung
an der Erdoberfläche; in der That ist k* dieser Werth, aber in Einheiten des
Erdhalbmessers; will man denselben in Metern erhalten, so muss er mit dem
Radius der Erde in Metern {log = 6*80464) multiplicirt werden.
X, Y, Z sind anderweitig auftretende störende Kräfte; von der Anziehung
der übrigen Himmelskörper kann in den Entfernungen, in welchen Stern-
schnuppen beobachtet werden, jederzeit abgesehen werden; mithin bleibt dabei
nur der Widerstand der Luft. Dieser ist eine Function der Dichte der Luft und
der Geschwindigkeit, sowie des Querschnittes und der Masse des Meteors. Die
erstere ist eine Function der Entfernung r vom Erdcentrum und kann durch
6 -/(r)
ausgedrückt werden. Die Function der Geschwindigkeit, und zwar der relativen
Geschwindigkeit u des Meteors gegen die mit der Erde bewegten Lufttheilchen
werde mit ?(*) bezeichnet. Ist endlich p der Halbmesser des als kugelförmig
4 no*Q
gedachten Meteors, so wird sein Querschnitt icp1, seine Masse — — — , wenn
Q sein specifisches Gewicht ist, daher der Luftwiderstand:
wobei
4 Q9
gesetzt wurde. Die Componenten des Widerstandes werden daher, da dieselbe
in der Richtung der Tangente an die Bahn wirkt:
X=-AArMu)^-t Y=-AArM»)^; Z - - A/(r)v (u) ^ ,
wobei das negative Zeichen zu nehmen ist, weil der Luftwiderstand der Bewe-
gung entgegengesetzt wirkt. Wenn man die absolute Geschwindigkeit des
Meteors im Raum mit v bezeichnet, so wird
- - (£)'= ffl+
und da
dxx
dxx dt 1 dxx 4y± 2 ^± 1 ^ll
ds ~ _ds_ ~ v dt ' ds ~ v ~dt ' ~ds ~ v ~di
dt
ist, so werden die Difierenzialgleichungen
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150 Kometen und Meteore.
Bei der Untersuchung der Bewegung des Meteors kommt es jedoch wesent-
lich auf die relative Bewegung des Meteors gegen die Erde an; führt man daher
die relativen Coordinaten des Meteors gegen den Erdmittelpunkt
ein, so wird
dxx dx dx0 m d* xx d*x d*x0
~dl Tt~*~~dt > ~dJi~ = Tn + ~~di*~
Nun kann man für die kurze Zeit, während welcher die Bewegung der
Sternschnuppe untersucht wird, von der ungleichförmigen Bewegung der Erde
absehen, und diese als geradlinig und gleichförmig betrachten; es wird also
dt* = dt* ~~ dt* ~U"
Weiter wird die Erdgeschwindigkeit conslant zu setzen sein; sei dieselbe
für den Moment der Beobachtung G und ihre Componenten nach den drei
Axen Glt Gv GSI so wird:
sein, und man hat:
G* = G* -h Gf + G?
r* = x* H- y* + »*
v*
und die Differenzialgleichungen werden:
jp- + *■ T, + A/(r) Ii-' |Ä + G,) = 0.
Multiplicirt man diese Gleichungen der Reihe nach mit 0, — *, y, dann
mit z, 0, — x, endlich mit — y, x, 0, und setzt für den Augenblick
dz dy ,
dx dz
*Tt~* dt~f*
dy dx
*Tt ~y Tt
so erhält man die Gleichungen:
^ + Af(r) *P [/, + {Gxy - <7,,)] - 0
+ Afir) [/, + (G\a_ Gtx) ] =0 (5)
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Kometen und Meteore. 151
Wäre die Erde ruhend, also Gx = Gt = <7, = 0, u = v, so könnte man
diese Gleichungen integriren; es wird, wenn
m = eSM*¥« (5a)
gesetzt wird:
fx = /» = ^t*W; A = 'i<M') (5b)
und da gemäss der Bedeutung von /p/t« /»:
/1* + /»J + /i* = 0
ist, so erhält man durch Multiplication mit jc, y, s:
oder da t}»(/) nur dann verschwinden kann, wenn der Exponent — a© wird, so
wird allgemein:
cxx + cty -f- = 0,
d. h. die Bahn der Sternschnuppe würde eine Ebene sein, was an sich klar ist.
da in diesem Falle der Widerstand in der Ebene der Bahn wirkt, also eine Ver-
änderung der Bahnlage nicht bewirkt werden kann.
Multiplicirt man die Gleichungen (4) xnit^, ^ , ~ und addirt, so folgt
mit Rücksicht auf (3):
du k* dr M , , . © (u) ( . _ dx dy „ d%\ Ä . .
" 7/ + 7* 17 + A' W v r + G> Tt + G> Tt + G> Tt) - °- W
Für den Fall der ruhenden Erde wird hieraus
" Tt + ^ 7? + w ' * = a (6a)
Betrachtet man zunächst die Erdatti action in jenem Bereiche, in welchem
der Luftwiderstand noch nicht vorhanden ist, so folgt:
du k* dr
uTt + V*Tt = «>
Diese Gleichung integrirt giebt
., _ ... - 2*. (i _ I)
und da für r0 = 00 : u = »0, d. i. die relative, von der Erdattraction nicht
beeinflusste Geschwindigkeit der Sternschnuppe ist, so wird1)
tfi — «0> = — ; «s = «0> -+- 2gr.
u, u0 drückt man gewöhnlich in Einheiten der mittleren Erdgeschwindigkeit
aus; dann muss man für g, r, k die entsprechenden Einheiten wählen, k gilt
aber für die Einheit des Radius des Erdäquators. Nun ist
hg Halbmesser des Erdäquators = Ag- 6377*4 km = 3 80464
log Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn = hg 29 6 km = 1 47 129
log Erdhalbmesser in Einheiten der Erdgeschwindigkeit = hg (r) = 2 33335
hgk (für die Secunde und r = 1) = 7 09361
hg (r)t = 3-50002
logk = 059363
Atf 2*2;(r) = 9-15494
„> = «»4 0 14287.
') Die Formel folgt natürlich viel einfacher, wenn man die Bewegung einfach als einen
beschleunigten Fall ansieht; es wurde aber biet wegen des späteren die Ableitung aus den
DifTereniiaJgleichungeo gewühlt.
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«3»
Hiernach itt die Tafel auf pag. 168 gerechnet. Für grosse Werthe von ».
gCDÜgt C$ 0 07143
zu nehmen. Beispielsweise sei
9-7408
toguj = 94816
2^r — 9- 1 549 log *" = 96493
Add. = 01677 logu =98246.
Setzt man Sternschnuppen voraus, welche sich in parabolischen Bahor
um die Sonne bewegen, so ist ihre Geschwindigkeit in der Entfernung der Er:?
von der Sonne, also in der Erdnähe 29 6 }/2 = 417 km; die grösste, be«
kleinste relative Geschwindigkeit wird daher 713 km, bezw. 121 km, für die
von Schiaparelu als Grenzwerthe angenommenen Anfangsgeschwindigkdttr
u0 = 71200 und 12200 Meter werden die durch die Erdattraction veränderter
Geschwindigkeiten : u = 72070, bezw. 16545 Meter, daher die Geschwindigkeit
zunahmen 870, bezw. 4345 Meter. Für das Eintreffen der Meteore in der Niie
der Erde wird man diese Geschwindigkeiten an Stelle der kosmischen O
schwindigkeiten zu setzen haben; ein Theil dieses Zuwachses entfällt allerdings
schon auf die Bewegung in der Atmosphäre, aber innerhalb der Erdatm osphä-t
werden diese Geschwindigkeiten nur noch unwesentlich geändert. Um
von dem früheren abzutrennenden Theil zu bestimmen, kann man
4
v ^
setzen. Nimmt man die für das Aufleuchten der Meteore maassgebende Höhe
wieder zu 100 km, so wird
u' — u = 13-6 bezw. 59 3 Meter.
Diese Beträge können gegenüber den grossen Geschwindigkeitsändeningec,
welche die Meteore durch den Luftwiderstand erfahren, als vollständig ver
schwindend angesehen werden.
Nimmt man jetzt die Erde als ruhend an, und vernachlässigt die Attractioo
innerhalb der Bewegung in der Luft, so hat man
k* = 0, Gl = Gt = G% = 0
zu setzen, und erhält dann die Integrale (5 a), (5 b) und an Stelle von (6) tritt:
und da udt = ds ist:
u du
Nun ist icp*ds das von der Sternschnuppe in der Zeit dt verdrängte Luft-
tc p ^/{r^ds
volumen, daher dm = — die zugehörige Luftmasse; versteht man unter
u0 die Geschwindigkeit der Sternschnuppe im Welträume (relativ gegen die Erde),
so kann man die zugehörige Grenze für m gleich 0 setzen, und es ist
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und Meteore» '53
Hieraus folgt der Satz: »Bei der Bewegung in einem widerstehenden Mittel
wird, wenn keine anderen Kräfte wirken, die Endgeschwindigkeit nicht von dem
besetze abhängen, nach welchem die Dichtigkeit sich ändert, sondern nur von
der Menge der verdrängten Materie c »). Die verdrängte Luftmasse ist aber, wenn
die Sternschnuppe vertical fällt, gegeben durch das Gewicht der, der Luftsäule
das Gleichgewicht haltenden Quecksilbersäule, und wenn die Sternschnuppe in
der Zenithdistanz Z fällt, wenn man ihre Bewegung als geradlinig ansieht, in
dem Verhältnisse sec Z vergrössert, also
m = — 1 sec Z,
g
,venn q das spezifische Gewicht des Quecksilbers, und H die Höhe des Baro-
meters in dem Punkte ist, welchem die Geschwindigkeit u entspricht; man
mt daher
tu e .
-k H sec Z.
f t^t = _ AHqsccZ^ -\$- £
Sei
"•>
«0
>o wird für alle Sternschnuppen, die mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit
40 aus dem Welträume in die Atmosphäre treten, dieser Ausdruck eine blosse
Function der Erdgeschwindigkeit «, sein. Wenn für verschiedene Meteore die
Geschwindigkeit ux denselben Werth erreicht hat, so wird der Ausdruck
~ 3^ * Uo) = C
;ine Constante sein; und dann wird:
H
= c.
p Q cos Z
Eine andere Sternschnuppe von dem spezifischen Gewichte Q' und dem
Halbmesser p' wird, mit derselben Geschwindigkeit «0 in der Richtung Z aus
dem Weltraum kommend, dieselbe Geschwindigkeit », erlangen in einer Luftschicht,
für welche der Luftdruck durch die Barometerhöhe ff angegeben ist; dann ist
lir diese Sternschnuppe
H'_
p'Q'cosZ'^"
lemnach, wenn A, A' die Dichten derselben sind, da Q : Q' = A : A' ist:
H\IT = PbcosZ:p' A' cos Z.
Hieraus folgen die Sätze:
1) Sternschnuppen gleicher Dichte, welche in derselben Richtung aus dem
kVeltraum kommen, werden dieselbe Geschwindigkeit erreicht haben in Luft-
ichichten, für welche die Barometerhöhen sich verhalten wie die Halbmesser.
7ür kleinere Sternschnuppen wird also die Geschwindigkeit bereits in höheren
Luftregionen (bei kleineren Barometerhöhen) auf denselben Werth reducirt sein;
die grösseren werden daher tiefer herabsinken.
2) Bei Sternschnuppen verschiedener Dichtigkeit wird caeteris paribus die-
selbe Endgeschwindigkeit in Luftschichten erreicht, für welche die Barometer-
») SchiapaäILU, .Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppen*, p«g. 331.
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»54
Kometen und Meteore.
höhen sich verhalten wie die Dichten; die dichteren steigen also tiefer hinab.
Hieraus foli?t die geringe Wahrscheinlichkeit für das Herabfallen kleiner, wenig
dichter Stoffe. Solche können nur dann in tiefere Regionen herabgelangen,
wenn sie, durch grosse Meteorsteine gedeckt, hinter diesen sich bewegen, oder
aber erst durch Explosion von grossen Meteoren in geringen Tiefen entstanden
sind. Meteorstaub kann nicht als solcher zur Erde gelangen, da seine Ge-
schwindigkeit schon in den obersten Luftschichten aufgezehrt wird; er ver-
brennt. Doch ist es immerhin nicht ausgeschlossen, dass in der Luft ver-
brannte Stauhmassen als Oxyde (Eisenoxyd, Silicate), die sich in der Luft
schwebend nicht erhalten können, nach und nach als Meteorablagerungen zur
Erde gelangen. Dass auch die verbrannten Meteore Rückstände in den Dämpfen
zurücklassen, wird auch schon von Daubree erwähnt
3) Je grösser cos Z, d. h. je kleiner Z, desto grösser wird H für dieselbe
Geschwindigkeit u, d. h. desto tiefer steigen die Meteore in die Atmosphäre
herab (ein übrigens an sich klarer Satz}. Ist cos Z sehr klein, d. h. bewegt sich
das Meteor nahe in horizontaler Richtung, so wird der Geschwindigkeitsverlust
in sehr grossen Höhen stattfinden.
Die Höhen Hx, Hv für welche ein gegebenes Meteor die Geschwindigkeiten
uv «, erreicht, folgen aus
»o «0
und daraus -j
(8a)
"1
Nun ist 9 fu) für die kosmischen Geschwindigkeiten der Meteore sehr gross
(es wächst wie die dritte oder vierte Potenz der Geschwindigkeiten), demnach
würde das Integral in (8 a) nur klein sein gegenüber den Integralen in (8), und
daraus folgt, dass die stärkste Verminderung der Geschwindigkeiten in den
oberen, dünneren Theilen der Atmosphäre stattfindet, und dass im unteren
Theile der Bahn die Bewegung beinahe unabhängig von der Anfangsgeschwindig-
keit der Meteore ist, eine Thatsache, die bereits von Benzenberg erkannt wurde.
Die wirkliche Berechnung des Integrales kann nur vorgenommen werden,
wenn man das Gesetz <p («) kennt. Schiaparelli legte der Rechnung die folgen-
den beiden, aus Artillerieschiessversuchen abgeleiteten Gesetze zu Grunde:
I. Das Gesetz von Didion:
<p («) = 0 026 «» -f- 0 0000G5 «« = 0 026 -+- ^ k2
II. Das Gesetz von S. Robert:
9 („) = 0-03874 «» 4- 0 00000007997 «* = 0 03874 [l -+- {^f] »*,
wobei als Einheiten das Meter, die Zeitsecunde, und das Kilogramm gewählt
sind. Es ist nun allerdings noch weitaus nicht erwiesen, dass diese, für mässige
terrestrische Geschwindigkeiten geltenden Gesetze auch für die kosmischen Ge-
schwindigkeiten der Sternschnuppen gelten; legt man jedoch diese Gesetze zu
Grunde, und schreibt
das Gesetz I in der Form <p («) = a (1 -+- clu)u*
„ II „ » 9{u) = a'(l -h *'«»)«',
so erhält man durch unbestimmte Integration:
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Kometen und Meteore. 155
_ T fudu r du 1 rn * \ -
Für das Gesetz I : / —7-7 = I T. : = - / ( - — — I du
J 9 («) ja« 1 + a« a J \u l +
■i * — /ff» (1 + a »)] = ^ £g» j-
-I- Ott
, _ „ fudu r du 1 /vi a '« \
Für das Gesetz II: / — j-z = I — — r—st = — I I - — ^ — ; — r~i ) =
J <f(u) J a' u (1 -+- a' »«) a J \u l + a'«2/
1 1 u
= -r [/^» » — i Ay» (1 -t- a'«')] = -r Ätf „ , •
« " yl + a«'
Nimmt man daher das Integral zwischen den angegebenen Grenzen, so wird
für das Gesetz I: + | H = **. (y^»— ±±Z*)
fllr das Gesetz II: + } Ä = % ( — ^ Vl->-°V\
Hier sind für g, p, //" das Meter als Einheit, und ebenso q und Q das
spezifische Gewicht, bezogen auf dieselbe Einheit, zu setzen. Da aber die
spezifischen Gewichte sich wie die Dichten verhalten, und die Dichte des Queck-
q 13*60
silbers 13 60, bezogen auf Wasser ist, so kann man -~ = — ^— setzen, wenn 1
die Dichte des Meteors, bezogen auf Wasser ist. Will man die Quecksilber-
höhen statt, wie dieses hier geschehen ist, in Metern, lieber in der üblichen
Weise in Millimetern ausdrücken, so ist H= und man erhält, wenn Uberdiess
von den natürlichen Logarithmen durch Multiplikation mit dem Modul M
= 0*43429 auf BRiGG'sche Logarithmen übergegangen wird, und die Zahlenwerthe
der Coefficienten eingesetzt werden1):
für das Gesetz I:
/ f, 400\ , f, 400\ 3 9-805xl3*6xO-026xO-43429 L
hg ( + "»7/ ~ * V + «0 ) = 4Ö5Ö ^cosZ '
= 0001,293 JK7o72
hg 400 = 2*60206
Atf 0-001 1293 = 7 05280,
für das Gesetz II:
9*805x1 3*6x003874x0*43429 .
• h
4000 ?bcosZ
= 00033653 — r— — ~
pbcos Z
Äg-696 = 2-84261
hg 00033653 = 7*52702.
») Schiapakklu hat für q irrthUmlich den Werth 10*5; daher wird der Co*fficient für
das erste Gesetz irrthUrnlich 0 0008719; die Tabelle von Schiaparelli kann aber unmittelbar
beibehalten werden, wenn statt der von ihm angenommenen Dichte des Meteors 35 die
Dichte gleich 2 702 angenommen wird. Dasselbe gilt beim zweiten Gesetr , (ür welches der
Coefficient O C0278 wurde.
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'$6
Kometen und Meteore.
Aus der Form der linken Seite wird schon klar, wie gering der Einfluss
von u0 bei sehr grossen Anfangsgeschwindigkeiten wird; selbst eine Anfangs-
geschwindigkeit u0 = <
Beispielsweise möge
würde an dem Resultate nichts wesentliches ändern.
= 2000 m
u0 = 72000 m; ux
Dann wird für das
angenommen werden
I. Gesetz
log{\ + ^ = log 12 = 007918
log
hg 1 T8Ö = 000241
log
007677
, . 8 88519
705280
= 1-83239
log[
log[
II. Gesetz
l -f-
1 -f-
0 04964
0 00004
004960
8 69548
7-52702
log
pA cos Z
1-16846
Halbmesser
p A cos Z
für eine aus dem Zenith fallende Sternschnuppe (Z = 0) vom
p = 4 cm = 0 04 m und dem specifischen Gewichte A = 2 7 wird
log pbcos Z= 9 03342,
demnach für das erste Gesetz h = 7 34 Millimeter, für das zweite Gesetz
h = 1*60 Millimeter.
Für einen Eisenblock (A = 7'79) von der Grösse des in Otumpa gefundenen
(15000 kgr Gewicht) würde der Halbmesser unter der Voraussetzung der Kugel-
gestalt p = 0*772 Meter ; tür diesen Fall wäre, wenn der Block aus dem Zenith
gekommen wäre: log pA cos Z = 0*77916, daher wird die Geschwindigkeit
2000 Meter nach der DmioN'schen Formel in der Luftschicht vom Luftdruck
408*9 mm, nach der RoBERT'schen Formel in jener vom Luftdruck 88 6 mm ge-
wesen sein. Der Block würde zur Erde gekommen sein, wenn er die kosmische
Geschwindigkeit 72000« gehabt hätte mit der Geschwindigkeit 1008« (nach
der DiDiON'schen Formel) bezw. 539*8 m (nach der RoBERT'schen Formel); wenn
seine kosmische Geschwindigkeit 16000 m gewesen wäre mit der Geschwindig-
keit 944 m (nach der DiDiON'schen Formel) oder 539*0 m (nach der RoBERT'schen
Formel). Die Wirkung der Erdbewegung wurde dabei näherungsweise berück-
sichtigt, indem an Stelle der wirklichen kosmischen Geschwindigkeit die relative
Geschwindigkeit gesetzt wurde.
Der hier auftretende Verlust an lebendiger Kraft ist ein ganz enormer.
Eine Reduction der Geschwindigkeit von 72000 m auf einige hundert Meter
würde eine Erwärmung von mehreren Millionen Graden zur Folge haben. Dass
diese Temperaturen, welchen kein Körper widerstehen kann, nicht wirklich auf-
treten, hat seinen Grund darin, dass der Prozess sich nicht in dieser einfachen
Weise abspielt Zunächst wird vor dem Meteor Luft comprimirt: die hierdurch
erzeugte Wärme wird theilweise weggeführt, theilweise in Töne, also wieder in
lebendige Kraft umgewandelt. Schiaparklli findet1), dass die hierbei erzeugten
Temperaturen bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 72000 m auf 11000°, bezw.
42500° C. steigen, und bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 16000 m auf 2800°
bezw. 7050° C., je nach dem man die DmioN'sche oder RoBERT'sche Formel
anwendet.
') L c, pag. 239.
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Kometen und Meteore. 157
Um nun auch noch die Bewegung der Erde zu berücksichtigen, möge
zunächst vorausgesetzt werden, dass die Geschwindigkeit der Erde nur klein ist;
dann hat man nach (3):
1 1, aGldl+G*Tt + G>Tt G% I
v = uV + * 5» + 1?J
\\ G*Tt+G>Tt+G*dl G-* . {G*dji + G'%t+G*Tt) ]
und das zweite Glied in (6) wird:
u*( G* <dl+G*Tt + G*7i\
4/Wt«V V + — ~ 5^
[ G> (G*Ts + G*T*+G*Ts) 1
= ^/(r),r»« [l -V^T + i ^— 5? ^-J ■
Es ist aber Gx ^ -4- (7, ~ G, ^ die Projection der Geschwindigkeit
der Erdbewegung auf die Richtung der Bewegung des Meteors. Der Winkel
zwischen diesen beiden Richtungen ist gegeben durch den Bogen des grössten
Kreises am Himmel zwischen dem Antiapex und dem Radianten. Sind 8', 93'
Länge und Breite des Radianten1), / die Länge des Apex, also 180° + / die
Länge des Antiapex, so ist der Cosinus des Winkels zwischen dem Antiapex und
dem Radianten: — cos 93' cos (£' — /); demnach wird der obige Ausdruck:
A/(r)9(u)u [l - \~ [1 - cos* 93' cos* («» - /)]] . (8a)
Sei zweitens G > u, so wird
\__\( G*%+G*% + G*Tt u*\k_
-fcl1 G> l-G>+*— Gi " J
Setzt man wieder
so wird
G*Tt + G* % + G* Tt = ~ Gu cos ®cos{$ ~ l)t
; = ^[l+| cos® cos («•_ /) - h- i ^ «x» /)] ,
daher
& («• + c, $ + c, g + c, ^) = ^/WfW £ [1 - (gc)
Der Fall (a) tritt ein bei den aus der Nähe des Apex kommenden Meteoren,
der Fall (b) bei den aus der Nähe des Antiapex kommenden ; u kann nur nahe
•) Und «war des scheinbaren Radianten.
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«5«
Kometen und Meteore.
gleich G werden, wenn die Beweeungsrichtungen nahe auf einander senkrecht
stehen; dann kann man aber
„ dx dy _ dz
setzen und erhält v* = u9 + G* und das letzte Glied in Gleichung (6) wird
A/(r)?{u)7/^L^. (8 b)
yu* -+■ Cr*
Man erhält daher für die drei Fälle die Resultate, wenn man an Stelle des
/u du
^ü) setzt:
(9 b)
(9 c)
(9 a)
r u a //
f <t(u)[u-Gcos 53Vw(i*'- /)] ©' cosQl'- /)- 1^+1^** 9' ')]
Die weitere Behandlung dieser Integrale, welche übrigens, wie man leicht
sieht, keinen theoretischen Schwierigkeiten unterliegt, würde an dieser Stelle zu
weit führen. Als Resultat mag jedoch hervorgehoben werden, dass die früher
erhaltenen Resultate eine sehr wesentliche Modifikation erleiden, und dass man
zu dem Schlüsse kommt, dass für die kosmischen Geschwindigkeiten weder die
DiDiON'sche noch die RoBERT'sche Formel das Widerstandsgesetz darstellen.
Dass aber durch diese Näherungsformeln die analytische Behandlung des
Problems durchaus nicht erschöpft ist. sieht man sofort an der Form der er-
haltenen Näherungen.
V. Die scheinbare Vertheilung der Meteore nach Zeit und Raum.
Ueber die Vertheilung der Meteore im Weltraum können wir natürlich nur
Schlüsse ziehen aus der Vertheilung der Meteorerscheinungen, wie sie sich
uns direkt darbieten. In dieser Beziehung hat man die Häufigkeit und die Richtung
der Meteore zu untersuchen.
Meteore sieht man in allen Nachtstunden, des Sommers und des Winters;
aber sie erscheinen nicht gleich häufig. Die grösste Zahl der Sternschnuppen
erscheint in den Morgenstunden, worauf bei der Instruction für Beobachter
besonders Rücksicht genommen werden sollte, da die meisten Beobachter nur
in der ersten Hälfte der Nacht beobachten, und dann das Wachen aufgeben;
und die meisten Sternschnuppen erscheinen in der zweiten Hälfte des Jahres1).
Die Meteore erscheinen in allen möglichen Richtungen, aber doch sind gewiss«
Richtungen vorherrschend; endlich scheinen viele Meteore aus einem und dem-
selben Punkte auszustrahlen, als wenn sie hier entstehen und sich dann von dem-
selben entfernen würden.
Man hatte nicht so bald begonnen, sich mit den Sternschnuppen zu be-
schäftigen, so mussten diese Erscheinungen auch auffallen; sie bildeten anfäng-
lich ebcnsoviele Einwände gegen den kosmischen Ursprung der Meteore, und
hauptsächlich Coulvier-Gravier zog aus ihnen Argumente für den terrestrischen
l) Jedoch nur für die Beobachtungsorte auf der nördlichen Halbkugel.
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Kometen und Meteore.
•59
Ursprung1): vorherrschende Windrichtung, Zeiten der Bewölkung, der elektri-
schen Erscheinungen, u. s. w. Aber so wie bei dem CoPERNicANi'schen Systeme
alle anfanglich gegen dasselbe geltend gemachten Argumente schliesslich nur
dazu dienten, dasselbe zu bestätigen, so auch hier: alle diese Erscheinungen sind
die nothwendige Folge des kosmischen Ursprungs, wenn man auf die Erd-
bewegung Rücksicht nimmt.
Das Gesetz der stündlichen Variation der Sternschnupper wurde zuerst von
Herrick 1838 erkannt. Chladni untersuchte zwar bereits 18 19 die stündliche
Häufigkeit der Meteore; das ihm vorliegende Beobachtungsmaterial erstreckte
sich natürlich nur auf die Meteorsteinfälle und Feuerkugeln. Unter den seit
852 bis 1818 beobachteten Meteoren findet er
zwischen 12 18 0 6 12 Uhr
12 16 37 11 bis 12 Fälle.
Dass auf die Nachtstunden eine geringere Anzahl entfällt, erklärt er damit,
dass während dieser Zeit weniger Menschen im Freien sind, und schliesst, dass
ein Einfiuss der Zeit sich hierin nicht kundgiebt. Bezüglich der Vcrtheilung der
Detonationen und Meteoritenfälle nach den Tagesstunden meint auch Schmidt'),
dass eine sie darstellende Curve in Zukunft darthun werde, dass sie »weniger die
Variation jener Phänomene, sondern weit mehr die mittlere Gewohnheit der
Lebensweise der Menschen repräsentirt, von denen verschwindend wenige in
den Nachtstunden beobachten, während welcher die halbe Bevölkerung der Erde
schläft.c
Bezüglich der Vertheilung nach Jahreszeiten findet Chladni:
im Jan. Febr. März April Mai Juni
die Zahl d. Sternschnuppenfalle: 7 6 13 9—10 12 8-9
die Zahl der Feuerkugeln: 24 21 21 18 17 8
Juli August Sept. Oct. Nov. Dez.
die Zahl d. Sternschnuppenfälle: 9—11 9—10 8 10 7 7
die Zahl der Feuerkugeln: 21 27 20 23 27 23
wo die in einzelnen Monaten auftretenden Doppelzahlen daher rühren, dass sich
die Fallzeiten nicht genauer ermitteln Hessen. Auch hier schliesst Chladni, dass
sich ein Einfiuss der Jahreszeiten nicht bemerkbar macht.
Coulvier-Gravier in Paris hatte auf diese Veränderlichkeit ein besonderes
Augenmerk gerichtet, und wenn auch seine Erklärungen, nach welcher die
Meteore in der Atmosphäre entstehen, längst veraltet sind, so verdankt man ihm
doch ein werthvolles Beobachtungsmaterial. Er fand aus 12jährigen Beob-
achtungen für die durchschnittliche Anzahl der Sternschnuppen in den einzelnen
Nachtstunden die in der folgenden Tabelle eingetragenen Zahlen. Schmidt
giebt 1869 die Resultate der Zählungen während eines Zeitraumes von 27 Jahren,
während welcher 1246 Beobachtungstunden waren, in welche sich Schmidt mit
einigen Gehilfen theilfe. Ersterer beobachtete zusammen 1637, die letzteren 1594
Sternschnuppen; die Resultate sind in der zweiten Columne der folgenden
Tabelle eingetragen; als Mittel für die stündliche Anzahl findet er dabei 1162)
') Humboldt schrieb 1850 im Kosmos: »Es ist schwer, die Ursache einer solchen
stündlichen Variation, einen Einfiuss des Abstandes vom Mitternachtspunkte »u erraten«.
(Cotta 'sehe Ausgabe, 3. Band, pag. 439).
*) »Astron. Beobachtungen Uber Metcorbahnen«. pag. 54.
*) Doch sind dabei die periodischen Novembermeteore ausgeschlossen. Hatdikgsb.
(Sitiungsberichte der Wiener Academie, Bd. 55, pag. 131 und 187) versuchte eine Abhängigkeit
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i6o
Kometen und Meteore.
ist die mittlere stündliche Anzahl
nach COOXVIER- Dach Schmidt
Gravier
107 1407
131 16-32
168 17-91
15-6 18-21
13-8 1875
13*7 14-92
130 —
Die jährliche Variation wurde zuerst 1838 von Brandes bemerkt; er fand, dass
die Zahl der Sternschnuppen im Herbste grösser sei. Von den späteren Beob-
achtungen sind in der folgenden Tabelle die stündliche Anzahl der Meteore aus
12jährigen Beobachtungen von Wolf enthalten; Schmidt giebt in seinen Resul-
taten« aus den von ihm in der Zeit 1842 bis 1852 beobachteten Sternschnuppen
die mittlere Anzahl der in einem Jahre gesehenen Sternschnuppen 478 davon
entfallen auf die einzelnen Monate die in der zweiten Columne eingetragenen
Zahlen; die durchschnittliche Anzahl der Beobachtungsnächte, welche einen
Maassstab für die Güte der Atmosphäre in den einzelnen Monaten giebt, ist in
der dritten Columne eingetragen. Mit Rücksicht darauf, dass die grössere Anzahl
der Meteore der grösseren Zahl der Beobachtungsnächte entspringt, lässt sich
hieraus kein sicherer Schluss auf die Häufigkeit der Sternschnuppen ziehen, da
das Ansteigen der Zahlen ebensowohl als eine Folge der häufigeren Beobachtungen
angesehen werden kann; doch ist die grössere Häufigkeit der auf eine Nacht
entfallenden Meteore auch aus dieser Tabelle ersichtlich.
Wouaus
Schmidt
QUETRI.KT
Schmidt
jährigcnBcob-
achtungen
durchschnitt- aurchschnin- |
... , , , liehe Anzahl
liehe Anzahl i
Zahld. Nacht,
m. ausseror-
dcntl. grosser
Zusammenstellung aller
beobachteten Stcrnschnup-
penbahnec9) bis 1868
stund!. Anzahl
der Meteore j
der Boobach-
Zahl v. Stern-
Schmidt
der Meteore
1
tungsnachte
schnuppen
Januar
55
17
1
11
93
15
Februar
54
5
4
12
46
3
März
5-2
11
6
14
56
7
April
46
11
6
19
76
16
Mai
4 1
12
9
7
60
15 .
Juni
5-4
14
8
6
66
28
Juli
98
45
10
14
484
800
August
12 9
188
16
68
1531
612
September
7-4
38
12
13
329
157
October
64
37
10
29
586
256
November
50
53
10
37
1134
179
Decembcr
41
29
8
17
271
92
—^?5va-
der Mcteoritenfalle nicht von der Ortsieit, sondern von der Zeit Uberhaupt tu constatiren, und
reducirte zu diesem Zwecke alle Fallzeiten auf Greenwicher Zeit Dadurch aber gelangte er nur
au dem Resultate, dass die Häufigkeit der Nachmittags falle verschwindet, indem ja »was für
einen Ort Nachmittag ist, für einen um 180° verschiedenen Vormittag ist.» Hierzu bedarf es
allerdings keiner umständlichen Reducrjonen.
') Die periodischen Novembermeteore ebenfalls ausgeschlossen.
*) Beobachtete Coordinaten des Anfangs- und Endpunktes.
In der Zeit ist die mittlere stündliche Anzahl in der Zeit
zwischen nach Cour. vier- nach Schmidt zwischen
hA Gravier
6 72 417 iq
7 C-5 5-33 "
8 70 572 15
9 63 667 16
n K £ II
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Kometen und Meteore.
Aus Quetelkt's Katalog von Meteorerscheinungen seit 1800 vor Chr. Geb.
ergiebt sich überdiess
für die Zeit Januar bis Juni Juli bis December
Die Zahl der Meteorsteinfälle 186 216
Die Zahl der Feuerkugeln 553 843
Nach den von ihm in der vorigen Tabelle mitgetheilten Beobachtungen ent-
fallen auf das erste Halbjahr 69, auf das zweite 178 Nächte mit besonders grosser
Zahl von Sternschnuppen; doch giebt dieses auch nur mehr ein allgemeines Bild
über die Vertheilung der Meteore. Eine die stündliche und jährliche Ver-
theilung berücksichtigende Zusammenstellung giebt Schmidt in den Astron. Nach-
richten, Bd. 88, pag. 321. An den Beobachtungen hatten sich nebst Schmidt noch
vier Beobachter: W (Wuri.isch), Ch (Chantzidakis), Ii" und G betheiligt. Es
beobachteten gleichzeitig:
in 136 Stunden S 2225 Meteore und IV 2606
29 „ 277 „ „ Ch 321
100 „ 1399 „ „ IV 1326
51 „ 1101 „ „ G 755
Zusammen 316 „ S 5002 „ „ — 5008
Aus den Beobachtungen wurde die stündliche Häufigkeit der Meteore für
jede volle Stunde abgeleitet, wo also 2. B. die Zeit 12* als die Stunde zwischen
11* 30« und 12*30"« anzusehen ist: es folgt1) für die stündliche Häufigkeit
der Meteore.
•
6*0
7*0
8*0
9*0
10*0
11*0
13*0
14*0
15*0
16*-0
17*0
70
87
3-4
47
51
90
41
6-5
14 2
1 1*3
11-5
Februar
2-6
31
3-5
4-7
40
5-2
7-8
91
6-6
10-2
70
Man
40
41
51
51
4-6
7'6
70
90
60
7-7
April
4-7
4-4
5-9
6-5
91
8-8
8-2
8-8
8-3
Mai
44
51
6-3
6-9
7-2
7-7
80
Juni
6-0
68
68
6-8
6-4
7-8
8-8
Juli
81
8*8
121
13-4
12-4
16-0
191
230
August
127
145
17-9
251
321
37-3
24-5
25-8
Scptemb.
6-2
56
7-9
8-9
112
90
10-4
180
12-2
101
<>
October
6-3
7-3
8-7
9-9
12-3
13-8
200
25-0
17 8
290
29*
Novemb.
5-5
6*5
90
10-4
10-6
121
14-8
18*1
18-9
17-9
14-4
?1'5
Deccmb. | 6 0
62
7-7
6-7
114
140
11-2
1J-5
17-7 | 18-9
10-4
15-6
Die Zahlen dieser Tabelle wurden nun graphisch ausgeglichen, und diejenige
Zeit 7*' gesucht, für welche die sich hieraus ergebenden Monatsmittel * gelten;
das Maximum ergiebt sich für die einzelnen Monate zu den Zeiten T.
Es folgt:
in den Monaten Januar Februar März
die stündl. Häufigkeit z = 8 62 5 62 6*47
zu den Zeiten T = 11* 05 11* 60 11* 55
1510
Juli
Zeit des Maximums T
in den Monaten
die stündl. Häufigkeit z r= H 13
zu den Zeiten T = 11* 45
Zeit des Maximums T= —
April
6-40
10*60
13-75
15-75 1460
August Septb. Octob.
2060 9-81 14-15
10*80 10*76 12*30
14-60 14-60
Mai
6-05
11*15
14- 60
Nov.
13-29
11*75
15- 25
') Die periodischen Novembcrmetcorc ebenfalls ausgeschlossen.
IL
Juni
612
10*53
14-75
Dec.
1216
10*40
14-75
11
im Jahre
10-03
11*60
14-80
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i6a
Kometen und Meteore.
Als Jahresmittel ergiebt sich die stündliche Häufigkeit z = 10 in der Stunde
zwischen 11 und 12 Uhr; wollte man also die Beobachtungen abkürzen, und nur
die Mittelwerthe aus den Beobachtungen direkt erhalten, so würde es genügen,
die Beobachtungen in der Stunde zwischen 11 Uhr und 12 Uhr Nachts vorzu-
nehmen. Schmidt gelangt zu den folgenden Schlüssen:
1) Die mittlere stündliche Häufigkeit der Meteore für einen Beobachter ist
im Jahre s = 10.
2) Das mittlere Maximum der Häufigkeit trifft auf 15 Uhr.
3) Die Epoche des jedesmaligen (täglichen) Mittelwerthes von * ist 1 1 £ Uhr
Nachts.
4) Das allgemeine Minimum fällt in den Februar, das Maximum in den
August, wobei die grossen Novemberströme ausser Betracht blieben.
5) Vom Januar bis Anfang Juli ändert sich * nur wenig und erreicht im Mittel
nicht 7; dann erfolgt die rasche Zunahme mit bedeutenden Maximis im Juli
und August. Der September zeigt allgemeine Abnahme, und in den drei folgenden
Monaten wächst z wieder zum doppelten Betrage des z im ersten Halbjahre.
Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Schluss No. 2 nicht mit
voller Sicherheit gezogen werden kann. Vergleicht man die Tabelle, so rindet
man zunächst im Juli und October innerhalb der Beobachtungszeiten ein fort-
währendes Ansteigen: für T ergiebt sich das Maximum erst später. Auch im
November ist das Ansteigen gegen 17A ziemlich gut angedeutet, wenn dem Ab-
falle gegen 16* kein besonderes Gewicht beigelegt wird. Erwünscht wären jeden-
falls noch Beobachtungen aus den späteren Morgenstunden, nur mttssten dieselben
mit den übrigen Beobachtungen eine homogene Serie bilden, also auch die durch
die Dämmerung bewirkte Verminderung der Anzahl berücksichtigt wird.
Dass die Meteore vom i j. und 27. November ausgeschlossen wurden, hat
seinen Grund darin, dass die Häufigkeit der Meteore an diesen beiden Tagen
unverhältnissmässig gross ist. Die Maximalwerthe für die stündliche Anzahl
waren für die einzelnen Monate1):
Im Januar:
am 2: 29
Februar: am 8: 18
März:
am 7: 30
11
April:
am 27: 20
11
Mai:
am 6: 35
11
Juni:
am 30: 24
11
Juli:
am 31: 56
Im August: am 10: 136
m n am 11: 81
11 11 am 9: 65
„ Septemb.: am 3: 28
„ October: am 16: 81
M am 15: 80
am 14: 64
Im November: am 27: 2777
» 11 am 13: 2052
11 11 am 12: 120
„ „ am 7: 46
„ December: am 6: 120
„ am 7: 82
Dass die Sternschnuppen nicht aus allen Richtungen mit gleicher Häufigkeit
kommen, hatte schon Brandes beobachtet*). Die Richtungen, nach welchen sich
die Meteore zu bewegen scheinen, waren für 34 von ihm beobachtete Meteore
in den folgenden Oktanten
nachd.Richtungzwischen 26fc 71° 116° 161° 206° 251° 296° 341° 26° Azimuth
schienen sich zu bewegen 94 62 — 337
') Diese Maximalwerthe wurden natürlich nicht jede« Jahr, sondern nur in einem der
36 Beobachtungsjahre gefunden.
8) Arago hatte in seinen bereits erwähnten Instruktionen (Compt. rend. Bd. I, pag. 391)
auch auf diese Thatsachc hingewiesen.
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Kometen und Meteore.
163
Coulvier- Gravier gicbt die folgenden Zahlen:
Aus der Richtung zwischen*) 202° 247° 292° 337° 22° Azimuth
schienen zu kommen 246 293 258 202
Aus der Richtung zwischen 22° 67° 112° 157Ä 202° Azimuth
schienen zu kommen 88 87 90 198
H. A. Newton giebt Zusammenstellungen für die Zahl der Meteore, welche in
den einzelnen Azimuthen zu sehen waren (also nicht Richtungen); die Vertheilung
war eine ziemlich gleichmässige, mit einem kleinen Ueberschuss in Südost
Brandes gab auch schon die richtige Erklärung: Die meisten Sternschnuppen
müssen entgegengesetzt der Bewegungsrichtung der Erde zu kommen scheinen:
die meisten Sternschnuppen kommen aus dem Apex; denn wenn sie kosmischen
Ursprungs sind, und sich Sternschnuppen aus allen Richtungen gleichmässig
gegen die Erde zu bewegen, so wird diese Vertheilung auf der Erde nur dann
gleichmässig erscheinen, wenn die Erde ruhend ist; sobald sich aber die Erde
gegen einen gewissen Punkt hin bewegt, so werden die hinter der Erde kommen-
den zurückbleiben, einzelne, deren Geschwindigkeit kleiner ist, wie diejenige der
Erde, werden diese gar nrcht erreichen, während vor der Erde nicht nur die-
jenigen zur Erde (in die Atmosphäre) gelangen, deren Bewegung gegen die Erde
zu gerichtet ist, sondern auch andere, welche sich mit kleinerer Geschwindigkeit
als die Erde in derselben Richtung bewegen, welche also gleichsam von der Erde
eingeholt werden. Nun findet Brandes, dass die Bewegungsrichtung der Erde im
Mittel gegen das Azimuth 228° 10' gerichtet ist*); aus dieser Richtung muss also
die Mehrzahl der Meteore zu kommen scheinen; d. h. ihre Bewegungsrichtung
muss gegen das um 180° verschiedene Azimuth 48° 10' gerichtet sein, was sich
auch aus seinen Zahlen ergiebt.
Diese Idee von Brandes wurde in sehr glücklicher Weise von Bompas 1856
zur Erklärung der stündlichen Veränderung in der Anzahl der Meteore und des
Maximums der Häufigkeit derselben in den Morgenstunden herangezogen*)
und acht Jahre später von A. S. Herschel zur Erklärung der jährlichen Ver-
änderung4). '
Die Richtung gegen welche sich die Erde bewegt ist immer um 90° von der
Sonne entfernt, gegen diese zurück. Wendet man sich also mit dem Gesichte gegen
die Sonne, so hat man den Apex zur rechten Hand in 90 p Entfernung (vergl.
Fig. 256) in der Ekliptik. Vernachlässigt man zunächst die Schiefe der Ekliptik,
und nimmt die Bewegung der Erde im Aequator an, so kann auch der Apex
als im Aequator gelegen angenommen werden. Am Abend, wenn die Sonne
im Westen untergeht, ist also der Apex im Norden in seiner unteren Culmination
(unter dem Horizonte), es ist »meteorische Mitternächte Um Mitternacht, wenn
die Sonne in ihrer unteren Culmination ist, geht der Apex auf, es ist »meteorischer
Morgen«. Des Morgens ist der Apex in seiner grössten Höhe, es ist »meteorischer
') Hier sind also die Aximuthe um 180° verschieden gegen Brandes.
*) Dabei ist die Bcobachtungsxeit also twischen Abend und Mitternacht vorausgesetzt,
während welcher Zeit der Apex von der unteren Culmination (Aximuth 180°) zum Aufgangs-
punkt (Aximuth 270°) steigt. Es ist merkwürdig, dass Brandes diese Idee nicht weiter ver-
folgte; hätte er dieses gethan, so hätte er nothwendig auf das Maximum der Häufigkeit in den
Morgenstunden geführt werden müssen. Bei Coulvikr-Gravier fällt das Maximum auf 270°
wie dieses der Fall sein muss, wenn die Beobachtungen Uber die ganze Nacht vertheilt sind.
3) »Monthly Notices of the R. Astr. Soc«, Bd. 17, pag. 148.
*) »Monthly Notices of the R. Astr. Soc«, Bd. 24, pag. 133.
II*
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i64
Kometen und Meteore.
Mittage, und wenn die Sonne in ihrer oberen Culmination ist, ist der Apex im
Untergehen begriffen, es ist »meteorischer Abende1). Nun kommen aber die
Sternschnuppen am zahlreichsten aus jener Halbkugel, in welcher der Apex sich
befindet; von dieser Halbkugel ist zur Zeit des »meteorischen Mittags«, also bei
Sonnenaufgang, der grösste Theil Uber dem Horizonte, und zur Zeit der
»meteorischen Mitternacht«, bei Sonnenuntergang der grösste Theil unter dem
Horizonte, zur Zeit der oberen und unteren Culmination der Sonne gerade zur
Hälfte über dem Horizonte, und zwar um Mitternacht auf der Ostseite. Daraus
folgt, dass das Maximum der Häufigkeit der Sternschnuppen um 6 Uhr Morgens
eintreten müssle. Nach den Ubereinstimmenden Angaben aller Beobachter tritt
aber das Maximum nicht um diese Zeit, sondern etwa 2 Stunden früher ein ;
diese Erscheinung ist zur Zeit noch nicht genügend erklärt.
Die Häufigkeit der Meteore ergiebt sich hier als eine Function der Zenith-
distanz des Apex; je höher der Apex Uber den Horizont steigt, desto grösser
wird die Menge der sichtbaren Sternschnuppen. In Folge des Umstandes nun,
dass der Apex sich nicht im Aequator bewegt, wird er in verschiedenen Jahres-
zeiten veischiedene Höhen erreichen. Am 21. Juni, wenn die Sonne in der
Ekliptik am höchsten steht, ist der Apex um 90° zurück, im Frühlingspunkt, es
wird also Mitte des »meteorischen Frühlings«; am 23. September steht der Apex
am höchsten; seine Deklination ist gleich der Schiefe der Ekliptik, also +23° 27',
er erreicht die grösstmögliche Höhe, es ist also Mitte des »meteorischen Sommers« ;
am 22. December ist der Apex im Herbstäquinoktium, es ist Mitte des »meteori-
schen Herbstes« und am 21. März, wenn der Apex die Deklination — 23° 27'
hat, ist Mitte des »meteorischen Winters«. Die grösste Höhe, welche der Apex
erreichen kann, ist am 23. September, morgens 6*; dann ist seine Höhe für die
Breite von Mitteleuropa ungefähr 70°; am 21. März wird seine grösste Höhe
nur ungefähr 23°; während der ganzen zweiten Hälfte des Jahres steht daher
der Apex auf der nördlichen Halbkugel höher, während der ersten Hälfte des
Jahres tiefer; daher der grössere Reichthum an Sternschnuppen in der zweiten
Hälfte des Jahres*).
Um das Verhältniss der Zahlen durch Rechnung zu bestimmen, hat man zu
beachten, dass durch die Bewegung der Erde die Richtung, aus welcher eine
Sternschnuppe kommt, geändert erscheint;
s * es ist dies eine dem Aberrationsphänomen
ähnliche Erscheinung. Ist E (Fig. 265) der
Ort der Erde, EA die Richtung nach dem
Apex, Ea die Geschwindigkeit der Erde in
ihrer Bahn, SE die Richtung der Bewegung
der Sternschnuppe, sE ihre Geschwindigkeit,
so giebt die Diagonale des aus sE, aE
construirten Paralellogramms S'E die schein-
bare Richtung und Geschwindigkeit des
(a ^ ^ Meteores. Die Richtung ES bestimmt nun
den Radianten, und es ist daher SEA = 9
die Elongation des wahren Radianten vom Apex. Da die Sternschnuppe
') Die meteorischen Tageszeiten folgen der Sonnenzeit, weil die tägliche
Apex entgegengesetzt der jährlichen Bewegung der Erde in ihrer Bahn ist.
') Coulvier-Gravirr brachte diese Häufigkeit in Beziehung zur Lage des Perihels der
Erdbahn.
iguizeo oy
Google
Kometen und Meteore.
i«5
aus der Richtung S'E tu kommen scheint, so wird die durch das Auge ge-
legte parallele Grade die Himmelskugel in der Richtung ES' treffen; diese Richtung
bestimmt den scheinbaren Radianten, S'EA = <J» ist ihre Elongation vom
Apex. Durch die Erdbewegung werden also die Radianten aller Stern-
schnuppen dem Apex genähert.
Die scheinbare Elongation vom Apex <|> lässt sich aus der wahren 9 und
den Geschwindigkeiten Ea — G und sE = v der Erde und der Sternschnuppe
einfach berechnen; es ist:
v sin y
tangty
veosy
Umgekehrt erhält man aus der beobachteten Elongation diejenige ? aus
der Formel
sin (<p - y) = - sin 4.
Allein diese Formeln sind nur verwendbar, wenn die wahre Geschwindigkeit
r bekannt ist; die aus den Beobachtungen gefolgerte ist aber nicht die kos-
mische v, sondern die durch die Erdbewegung veränderte u9\ denn indem die
Erde sich in Folge ihrer Bewegung dem Meteore entgegen, oder von ihm weg-
bewegt, werden aus den durch die Beobachtungen erhaltenen Erscheinungen nur
die relativen Geschwindigkeiten erhalten. Man erhält aber aus dem wahren
Radianten und der wahren Geschwindigkeit den scheinberen Radianten und die
scheinbare Geschwindigkeit durch
v sin 9
tangty
oder
u0 stn tj» = v sin 9
u0 cos y = v cos <J; -+- G
G -+- vcosy
«08 = G9 -h v* -h 2Gvcosy
und aus den beobachteten Radianten und der beobachteten Geschwindigkeit die
wahren Grössen durch die Formeln:
»0 sin <J>
oder
v sin y = u0 sin <J>
vcosf = u0 cos 4» — G.
v* = »0» + G* — 2G u0 cos <|»
Ist aber der scheinbare Radiant beobachtet, während man über die wahre
Geschwindigkeit eine Annahme zu machen in der Lage ist, so sind v
und 4» gegeben, und man erhält 9
und v aus den Formeln
Q
sin(f — 4»)— - sinty\
v
stn 9
0 stn <|*
Eine Unbestimmtheit bleibt filr
9 = 0 und 180°, da u in der Form %
auftritt, in diesem Falle wird aber
»0 = v ± G.
Denkt man sich aus allen Punkten
der Himmelskugel Sternschnuppen
kommend gegen den Mittelpunkt
einer Kugel, in welcher sich der
Beobachter befinden soll; sei OD
(Fig. 266) die Richtung nach dem
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i66
Kometen und Meteore.
Apex. Eine Sternschnuppe, die zur selben Zeit von C aasgeht, zu welcher de-
Beobachter von A ausging, trifft diesen in O, wenn CO die Geschwindigkeit
der Sternschnuppe und AO die Geschwindigkeit des Beobachters ist. Ist AB da
Horizont des Beobachters, so wird eine von B nach O gehende Sternschnuppe in
allen Punkten ihrer Bahn im Horizonte BA bleiben, der sich mit derselben
Geschwindigkeit in der Richtung AD bewegt, so dass der Beobachter A und die
Sternschnuppe B gleichzeitig in O ankommen. Von allen Sternschnuppen, die
sich mit derselben Geschwindigkeit CO gegen O hin bewegen, werden daher
alle über dem Horizonte BE befindlichen sichtbar, und über dem als ruhend
gedachten Horizonte B' E' erscheinen; umgekehrt: wenn der Apex £> unter den
Horizonte ist, so bleiben alle aus dem Kugeltheile BDE kommenden Stern-
schnuppen unter dem Horizont, weil sie mit diesem gleichzeitig nach O rücken
und nur diejenigen werden über dem Horizonte sichtbar, welche aus dem kleinen
Kugeltheile BEF kommen. Die Zahl der sichtbaren Sternschnuppen wird also
von der Lage von AD gegen BE, d. i. von der Höhe des Apex abhängig sein.
Denkt man sich die Sternschnuppen im Raum gleichmässig vertheilt, so
werden aus gleichen Oberflächentheilen der Kugel BDE auch eine gleiche
Anzahl Sternschnuppen fallen; die Zahl der aus irgend einem Kugeltheile, d. i.
in irgend einer Richtung fallenden Sternschnuppen ist daher der Oberfläche dieses
Theiles proportional. Die Oberfläche der Calotte BDE ist aber
2Är G//=2J?*Cff 4- OAcosz),
wenn * die Zenithdistanz des Apex ist. Ist demnach N die Gesammtzahl der
Sternschnuppen, n die Zahl der über dem Horizont sichtbaren, so ist
N=K-±Rk\ n = K-2Rr,(R 4- OAcost),
wo K ein Proportionalitätsfaktor ist, hieraus:
n ( OA \
Da nun OA : R = G : v ist, so ist
n = \n[\ 4- ^ cos .
Würde G » 0 sein, so wäre stets n = \N, d. h. es würden immer die
Hälfte aller Sternschnuppen sichtbar sein; der Faktor
G G
F*= 1 -+- - cos 9= 1 - sin H,
wenn H 90° — * die Höhe des Apex über dem Horizonte bedeutet, stellt
daher den Vergrösserungsfaktor der sichtbaren Sternschnuppenzahl dar; es ist
für v = G -|/2 :
H= 0°
F = 1-000
H= 0°
F = 1000
4- 10
1123
— 10
0-877
4-20
1*242
-20
0-758
4- 30
1-354
-30
0-646
4-40
1-455
-40
0-545
-+- 50
1-542
— 50
0-458
-h 60
1-613
— 60
0-387
4- 70
1-665
— 70
0-335
4- 80
1-697
— 80
0-303
4- 90
1-707
- 90
0-293
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Kometen and Meteore.
*7
Um die Höhe des Apex zu finden, hat man zunächst seine Rectascension
und Deklination zu berechnen (vergl. pag. 128; und dann wird, wenn B die geo-
graphische Breite des Beobachtungsortes, 0 die Sternzeit der Beobachtung, also
*8 — a der Stunden winkel des Apex ist:
sinH sin B sin d -f- cos B cos d cos (8 — ä).
Die grösste Zahl der Sternschnuppen würde man, abgesehen von der durch
die Helligkeit der aufgehenden Sonne stattfindenden Störung, sehen, wenn der
Apex im Zenith ist, die geringste Anzahl, wenn er im Nadir ist. Im ersten
Falle ist //«-+- 90°, im letzten Falle — 90°; und es wird sich die Zahl der
sichtbaren Sternschnuppen in beiden Fällen verhalten, wie
Wäre v<G, so würde man keine Sternschnuppe sehen können, wenn der
Apex im Nadir ist; für — Gfö wäre das Verhältniss
()/2 1) : (|/2 — 1) = 2 4142 : 0 4142 = 5-8284.
In der folgenden Tabelle giebt der erste Theil die wahre Elongation cp
vom Apex mit dem Argumente: beobachtete scheinbare Elongation <\> für die
Geschwindigkeiten v = Y2 • 2, |/2 • 1, >/2 • 0, ]/l • 9, /l • 8 entsprechend den
hyperbolischen Bahnen mit den Halbaxen 5, 10, der Parabel und den Ellipsen
mit den Halbaxen 10 und 5; der zweite Theil giebt für dieselben Annahmen die
kosmischen relativen (nicht von der Erdattraction afficirten) Geschwindigkeiten u0 ;
die zweite Tafel giebt mit dem Argumente u9 die veränderte Geschwindigkeit u
und den Werth <D, der später erklärt wird.
V =
r —
v —
1
Vi-öc
V —
v =■ |! V = I V I V —
^1-8 6- \ i/fidViKr.Vi^G
Vl'9G
Wcrthe für <p
Werthe für un
0°
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
0° o'-o
16 43-41
33 19*9
49 42*0
65 40-9
81 57
95 43-4
109 187
121 361
182 23-7
141 36 1
149 18 7
155 43 4
161 57
165 40 9
169 42-0
173 19-9
176 43 4
180 0 0
0° O'-O
16 52*9
33 39- 1
50 H O
66 19-9
81 54*6
96 42 0
110 25 5
122 48 6
133 38- 1
142 48-6
150 25 5
156 42 0
161 54-6
166 199
170 110
173 39 1
176 52-9
180 00
0° O'-O
17 32
83 59-7
50 42-3
67 2 1
82 47-9
97 45-7
III 38-6
124 8-2
135 00
144 82
151 386
157 45-7
162 47-9
167 2 t
170 42-3
173 59-7
177 3-2
180 0 0
0° O'-O
17 14*3
34 22 0
51 161
67 47 8
83 45-8
98 55-4
112 58-8
125 35-9
136 30-6
145 35-9
152 58-8
158 55-4
163 45-8
167 47-8
171 16 1
174 22 0
177 143
180 00
0° O' O
17 26-2
34 46-2
51 52-9
68 37*7
84 49- 1
100 12 2
114 27-7
127 13-6
138 1 1*5
147 13-6
154 27 7
160 12 2
164 49 1
1G8 37-7
171 52-9
174 46-2
177 26-2
180 00
2-4832 2-4491
2-4579
2-3835
2-262-
2 1028
1-9129 1-8729
1-7042 1-6619
1-4896
1-2828
1 0954
0-9355
2*4234
2-3479
2-2261
20648
1-4452
1-2367
1 0488
0-8895
0 8056 0 7611
0 7042 0-6619
j 0-6273 0-/>874
0-5707 0-5327
0-r>304l 0*4941
0-5036 0-4685
04882
04832
0 4540
04491
2*4142
2*3883
2-3118
2- 1888
20257
1-8315
1-6180
1-3988
11886
l-ooooj
0*8413
07148
0-6180
05460
04J36
0-4568
0-4325
04186
0 4142|
2*3416
2*352^2-3152
2-275« 2-2370
2 1505 2 1110
1-9854 1 9437
1-7887
1-7442
1-5724 1-5247
1-3504 1-2996
1 1381 1 0847
0-9486 0*8944
0-7908
0-66(14
0-5724
0-5031
0-4533
0-4185
0-3956
0-3824
0-3784
0-7374
0-6155
0-5247
0-4586
04115
0-3789
0-3576
0-3455
03416
i<>8 Kometen und Meteoie.
u
* !
U
u
] .
1 °
u
0
0-35
0-5152
21°37'-0
0-60
0-7091
9°32'0
1-25
1-3059
2o30'S
0-36
0-5221
20
49 1
0-62
0-7261
9
11
1-80
1-3538
2
19-4
0-37
0-5290
20
8-4
0-64
' 0-7433
8
32-4
! 1-35
1-4019
2
9-7
038
0-5360
19
19-8
0-66
0*7606
8
5-7
, 1-40
1-4502
2
11
0-39
0-5431
18
38-2
0-68
0-7780
7
41-2
1 1-45
1-4985
1
53-1
0-40
0-5503
17
58-5
0-70
0-7955
7
18-4
1-50
1-5469
l
45-8
(Ml
0-5576
17
20-7
0-72
0-8131
6
57-2
1-55
1-5954
1
39 2
0-42
0-5650
16
44-7
0-74
0-8309
6
374
1-60
1-6440
1
33 2
0-43
0-5725
16
10-4
! 0-76
0-8487
6
191
1-65
1-6928
1
27-7
0-44
0-5800
15
37 8
0-78
0-8667
6
1-8
1-70
1-7416
l
229
0-45
05876
15
G-6
0-80
0-8847
5
45-7
1-75
1-7904
1
18*4
0-46
05953
14
3G-8
082
0-9029
5
30-5
1-80
1-8392
1
14-2
<W
06081
14
8-3
0-84
0-9211
5
16-3
1-85
1-8882
1
10-3
048
0-6109
13
4M
0-86
09393
5
2*9
1-90
1-9372
1
6-7
0-49
0-6188
13
151
088
0-9577
4
50-5
1-95
1-9863
1
3 4
0-50
0-6267
12
50-2
0-90
09761
4
38-8
200
2-0354
1
0-2
0-51
0-6347
12
26-4
092
0-9945
4
27-7
205
2*0845
0
57-4
0-52
0-6428
12
3-6
0-94
10131
4
17-2
210
2-1337
0
548
0-53
0.6509
1 1
1 1
4.1*7
096
10317
A
%
215
21829
0-54
0-6591
11
20-8
0-98
1 0503
3
57-9
2-20
2-2322
0
500
0-55
0-6673
II
0-8
100
1 0689
3
49- 1
225
2-2815
0
47-8
a r/t
0'56
06756
10
41-6
rüo
I.II AO
rl loa
3
291
2'oU
2-O008
0
45-8
057
0G839
10
231
MO
11631
3
11-8
2-35
2-3802
0
439
0-58
0-6923
10
5-3 :
115
1-2106
2
56-8
2-40
2-4296
0
42-2
0-59
0-7007
9
48-3
1-20
1-2581
o
42-6
2-45
2-4790
0
40-5
060
07091
9
320 1
1-25
1-3059
2
30-3
2-50
1
2-5284
0
38-8
Die Dichte der Sternschnuppen in den beiden Halbkugeln, in denen sich
der Apex befindet, und in der anderen Halbkugel verhalten sich wie 5 83 : 1 ;
aber die Dichte wird nicht in allen Punkten gleich sein. Gleiche Flächen-
elemente der Kugel, welche man von O unter gleichen Gesichtswinkeln sieht,
erscheinen nämlich dem Beobachter in A ungleich, und da bei gleicher Ver-
theilung der Radianten auf gleiche Flächentheile eine gleiche Anzahl von Stern-
schnuppenradianten kommen muss, so verhalten sich die Dichten umgekehrt wie
die Gesichtswinkel, unter denen gleiche Flächentheile erscheinen; diese ver-
halten sich aber wie umgekehrt die Quadrate der Entfernung, daher ist die
Dichte der Sternschnuppen in einem Punkt C proportional AC*, d. h. proportional
dem Quadrate der relativen Geschwindigkeit, und hängt daher von der Elon-
gation vom Apex ab. Es verhalten sich demnach die Dichten der Radianten
im Apex und Antiapex wie (-j/2 -+• 1)» : ()/2 — 1)* = 33*97 : 1. .
Der Faktor F giebt ein Gesetz für die Veitheilung, aus welcher sich die
tägliche und jährliche Variation ableiten lässt. Vergleicht man die aus diesem
Gesetze folgende Anzahl mit den Beobachtungen für verschiedene Annahmen
von v, so kann man hieraus auf den wahrscheinlichsten Werth von v einen
Rückschluss ziehen. H. A. Newton1) vernachlässigt für die Untersuchung der
täglichen Variation die Veränderlichkeit von d, und setzt d = 0, d. h. er nimmt
die Bewegung der Erde in der Aequatorebene an; es wird dann
cos z = c os B cos t
und da in diesem Falle der Stundenwinkel des Apex auch immer um 90° grösser
') American Journal of Sciences and Arts, III. Serie, Bd. 39, pag. 205.
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Kometen and Meteore.
169
angenommen werden kann, als derjenige der Sonne, so ist / = T + 90°, wenn
T die wahre Sonnenzeit ist; es ist also
cos s a — cos B sin T
und damit der Coefficient von N
\F= - ^ cos B sin •
Newton rechnete diesen Ausdruck für die Breiten von New Häven und
Paris für drei verschiedene Werthe von — und erhält:
v
T =
6*
9
12
15
18
Paris: B = 48° 50'
= $G v = G v = GY2
0089
0-209
0500
0791
0-911
0 171
0268
0500
0732
0829
0-268
0-336
0-500
0-664
0-732
New Häven, B -
v = \G v = G
0030
0-168
0-500
0832
0-970
0-125
0-235
0-500
0-765
0-875
= 41° 18'
v = oyi
0-235
0-311
0-500
0-687
0-765.
Je kleiner v ist, desto grösser muss selbstverständlich der Unterschied zwischen
der Zahl der am Abend und am Morgen sichtbaren Sternschnuppen sein; die
Verhältnisszahlen des Maximums und Minimums werden
für Paris 10 24 4 85 2 73
für New Häven 32 33 7 00 3 30.
Newton vergleicht nun diese Zahlen mit den von Coulvier- Gravier aus
Beobachtungen gefundenen; nach ihm ist dieses Verhältniss (vergl. pag. 160)
16-8
6-3
2-667. Daraus zieht Newton den Schluss, dass die kosmische Ge-
schwindigkeit v noch grösser sein müsse als G |/2, d. h. die Sternschnuppen be-
wegen sich mit hyperbolischen Geschwindigkeiten. Berücksichtigt man aber
das spätere, aus viel zahlreicheren Beobachtungen abgeleitete Resultat von
Schmidt, wonach dieses Verhältniss
18-75
4-17
4-497 ist, so würde folgen, dass
die Mehrzahl der beobachteten Sternschnuppen elliptische Bahnen
um die Sonne beschrieben, deren kosmische Geschwindigkeiten in der Ent-
fernung der Erde von der Sonne
grösser als die Geschwindigkeit der
Erde in ihrer Bahn, aber kleiner
als die parabolische Geschwindig-
keit ist
Dieses Resultat steht auch im
Einklänge mit einem auf ganz an-
derem Wege erhaltenen, welches
sich aus der Bewegung des Sonnen-
systems ableitet.
Das Sonnensystem bewegt sich
gegen einen Punkt, der sehr nahe
die Rectascension 260°, und die
Deklination 32° hat (Apex der
Sonnenbewegung). Sei in ("Fig. 267)
A der Aequatorpol; 0, VI, XII, XVIII der Aequator; sjir, i:9jt,, die Ekliptik
also 0 der Frühlingspunkt, so stellt r^, den Apex der Erdbewegung für den
(A.267.)
170
Kometen und Meteore.
December yor (wenn die Sonne in it, ist); n,, ic6, it9 sind die Orte des Apex
für die Monate März, Juni, September; dabei ist As, = 66"5°. Ist n der Apex
der Sonnenbewegung (im Sternbilde des Hercules), so ist
n%A\\ = 10°; A n = 58°.
Die Geschwindigkeit der Bewegung ist nahe gleich, ftlr die Erde 29*5 km
pro Secunde, ftlr das Sonnensystem etwa 24 km, allerdings mit beträchtlichen
Unsicherheiten; es soll für die Geschwindigkeit des Sonnensystems T = 0*8 G
= 23-6 km festgehalten werden. Legt man durch II und it6 einen grössteti
Kreis, und theilt ihn so, dass sin nil6 : sin Il6Tt€ = G : Y = 5 : 4 ist (vergl.
Fig. 265; es ist y = [\it6\ = nßr6 und T tritt an Stelle von v), so erhält
man in ü6 den Ort des resultirenden Apex für den Juni. Ebenso folgen die
übrigen Orte desselben. Nun sieht man sofort, dass zwischen dem März und
September die Rectascension des resultirenden Apex kleiner ist, für die
Monate von September bis Marz hingegen grösser als diejenigen des Apex der
Erdbewegung. In den Sommermonaten wird also der resultirende Apex früher
culminiren (vor 6* Morgens), in den Wintermonaten später (nach 6* Morgens).
Wenn eine solche Verschiebung der Culmination, die im Sommer und Winter
im entgegengesetzten Sinne stattfinden würde, nicht beobachtet ist, so kann,
da eine über das ganze Jahr sich erstreckende Verfrühung des Maximums der
Häufigkeit der Sternschnuppen nicht dieser Ursache zugeschrieben werden kann,
gefolgert werden, dass die weitaus grösste Mehrzahl der beobachteten
Sternschnuppen an der Bewegung des Sonnensystems theilnimmt
In dieser Allgemeinheit ist der Satz jedoch vorläufig nicht erwiesen. Vergleicht
man die von Schmidt in der Tabelle auf pag. 160 gegebenen Zahlen, so findet
man, wie schon dort erwähnt, dass die Zeit des Maximums noch nicht mit ge-
nügender Sicherheit festgelegt ist. Eine Entscheidung hierüber muss also erst
späteren Zeiten vorbehalten bleiben. Allein auf andere Weise kann man wenigstens
Anhaltspunkte für eine Bestätigung dieses Satzes erhalten; doch muss zu diesem
Zwecke die Rechnung zu Hilfe gezogen werden.
Sind A, D, Rectascension und Deklinatien des Sonnenapex, T wie bisher
die Geschwindigkeit der Bewegung des Sonnensystems, und haben a, 8, ? die-
selbe Bedeutung für den resultirenden Apex, so ist
7 sin 8 ■= T sin D -4- G sin d = T sin D — G cos Qsin c
7 cos 6 cos a = T cos D cos A -+- G cos dcosa = r cos D cos A •+• GsütQ (J)
7 cos 8 sin a «=* T cos D sin A ■+■ G cos dsina = T cos D sin A — G cos O tos s.
Sind a©, 8® Rectascension und Deklination der Sonne, so hat man
sin 8® = sin 0 sin t
cos d® cos a® = cos © (2)
cos Ä® sin a® = sin 0 cos t
daher wird :
Y cos 4 cos 8 © cos (a© — a) = T cos D (cos AcosQ-h sin AsinQ cos s)+G sin <3cosQsin*t
^cosicosiotsin (a©— a) — Y cos D (cos AsinQ cos i— cosQsinA)+ Gcost '
und ferner folgt aus (1) mit Rücksicht auf die Beziehungen
sin D sin e -+• cos D sin A cos t — cos ß sin X
cos D cos A = cos ß cos X
wo X, ß die Länge und Breite" des Sonnenapex sind:
7» = c7« + T» _ 2G T cos ß sin (X - 0). (3a)
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«7i
Die Zenithdistanz z des resultirenden Apex folgt aas:
cos z s= sin Bsin $ 4- cos Bcos 6 cos (6 — a)
und es ist 8 «= 7*4- a®, wenn T der Stundenwinkel der Sonne, also die wahre
Sonnenzeit ist; daher
cos z = sin B sin 6 4- cos B cos h cos T cos (a© — oc) — cos B cos 8 sin Tsin (ot© — et),
daher mit Rücksicht auf (3), wenn
sitt B
[r sinD — GcosQsmt) = k
cosB
^ [T cos D (cos AcosQ + sin A sin 0 cos %) 4- Gsin 0 cos 0 sin » e] = / (4)
[r cos D (cos A sin Qcost — cos 0 sin A) 4- G cos s] = m
gesetzt wird:
cos z = k 4- l cosT 1 — m sin T. (5)
Hier ist nun in F= (1 4- a cos z) wie leicht ersichtlich a = ^ zu setzen, und
dann ist
N 7
« = y(l + ak 4- alcosT— am sinT)\ a = ~-
Da
— = ~ (— aisin T — amcosT),
ist, so wird für die Zeit des Maximums und Minimums:
lsinT0 + mcosT0 = Q
und die zugehörigen Maximal- und Minimalwerthe werden:
N
*i, t = "2 0 + ak =*= a Y** **')•
Hieraus folgt das Verhältniss zwischen dem Maximum und Minimum:
«1
11
*s \ -\- ak — a y7*~4- «*
Man kann nun schreiben
k*=sinB'k0; i cos B > J0] m = cosB • m0
und es wird daher
tangT^-^ (6)
unabhändig von der geographischen Breite. Ferner wird:
oder wenn man
setzt:
Vess 1 + a (*o sin B + Y*o mo cos 2)
"l+fl (k0 sin B — |//0> 4- «(? <w -ff)
£0 = x *w AT
1 4- axsin (B 4- AT)
14- axsin (B — K)
(7)
(8)
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17a
Kometen and Meteore.
Berücksicht man die Formeln (2) so kann man schreiben:
Y [r sin D — GeosQ sin t]
/„ = Y [P w ^ fM (a® — /f) + 2
«0 = Y [r«xZ>«n («© - i<) +
*w 8®
cos
sin 2 0«a8 sj
l
Für r =- 0 wird
tangT^ = —
2 w e
1 0636,
;«2 0
sin 2 0 e
Die Maximalabweichung von T0= 6 Uhr und 18 Uhr findet statt für sin
= 1, oder 0 = 45°, 135°, 225°, 315°, und schwankt zwischen ± 19*8 Minuten
die Berücksichtigung der Schiefe der Ekliptik giebt daher keinen Aufschluss fir
die Verfrühung des Maximums der Sternschnuppenzahl auf die Zeit gegen 14
und 16*. Für das Verhältniss V findet man für T = 0:
V ~*~ mo = cos e> iin e2 stn > *o = — <w 0 j/« e
und da, wie man hieraus sieht, k$ -+- /0* 4- m0» = 1 ist, so wird x = 1,
cos K' = — cosQ sin t. (7 1
Um nun den Einfluss der Sonnenbewegung auf die Sternschnuppen zu be-
rechnen, müssen die Cocfficienten numerisch entwickelt werden. Man hat
A = 260°, D = -+- 32°
X = 25ö°8'-5; B = ■+- 54°56'-6
und mit der Annahme T = 0 8 (für C = 1):
7» = 1-64 [1 •+- 0 5604 j/'« (0 -h 104° 51r*ö)].
Die Werthe von 7, kQt /0, w0, 7*0 (für das Minimum) Tx (für das Maximum
ferner logx, K und K' sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
23°27'5;
Monat
,0
T
'0
T
i
1-590
0045
- 0O74
0 997
5* 4:w
17*43«
April . . |
10
1-572
0-049
-0-125
0992
5
31
17 31
20
1-547
0062
- O l 76
0984
5
19
17 19
30
1-514
0-084
— 0 229
0-972
5
7
17 7
40
1-473
0-114
- 0-285
0-955
1
54
16 54
Mai ... |
50
1-425
0-152
~ 0-344
0-932
4
39
16 39
60
1-371
0-198
— 0-405
0-900
4
23
16 23
70
1-312
0254
- 0-464
0-858
4
6
16 6
Juni . . <
80
1-250
0321
-0-519
0806
3
49
15 49
90
1-185
0-397
- 0-564
0-745
3
32
15 32
100
1-119
0482
— 0-592
0-675
3
15
15 15
Juli . . . <
110
1055
0-574
— 0599
0-600
3
0
15 0
120
0996
0672
- 0-579
0524
2
49
14 49
130
0-943
0 772
- 0-526
0-452
2
43
14 43
August . <
UO
0899
0-862
-0-440
0387
2
45
14 45
150
0-867
0-937
-0321
0 335
3
i)
15 5
160
0-851
0-91)2
- 0-177
0-299
3
58
15 58
September |
170
0851
1-015
— 002 1
0283
5
43
17 43
180
0-867
1-0O2
+ 0136
0-287
41
19 41
190
0898
0-960
+ 0-278
(»•310
8
47
20 47
October . |
j200
0-941
0897
4- 0-399
0-350
9
15
21 15
1-210
0-194
0-821
4-0-491
0-403
9
22
21 22
leg %
00003 87° 2T
0 0005 87 11
86
85
00007
00010
00014183
00021 '81
0-0028
0OO36
78
75
0-0047 71
0-0063
00081
0-0103
0-0130
0-0160 41 56
00184 34
00201
0-0216
00224
0-0216
00197,23
0017630
00154 37
66
61
55
49
27
12
28
15
33
18
29
69
47
54
17
26
19
15
17
10
20
18
37
36
27
37
44
1 13° 28'
113 5
III M
110 10
107 45
104 50
101 29
9
90
86
0
82 51
78 31
75 10
72 15
69 50
68 2
66 55
66 32
66 55
68
69
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Konu-tcn und Meteore.
173
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75
10
l
240
1-183
0-566
4- 0-593
0-609
8 57
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00090
5b
00
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na
78
31
(
250
1-248
0-486
4- 0-577
0-682
8 41
20 41
0-0073
Ol
*7
00
oz
Ol
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260
1-311
0-411
4-0541
0-752
8 23
20 28
00058
ob
0
0
06
l
270
1-370
0-343
4-0-488
0-816
8 4
20 4
O-0O46
70
10
90
0
(
280
1-424
0-282
•h 0-4-24
0-870
7 44
19 44
00035
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CO
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1-472
0-227
4- 0-353
0-914
7 24
19 24
00025
76
i»7
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vd
l
3C0
1-513
0-180
4- 0-281
0-947
7 6
19 6
0-0019
79
42
101
29
|
310
1-546
0140
4-0 213
0-970
6 50
18 50
0-0014
81
59
104
50
Februar . <
IJli
U IUI
-+- U 14a
U iJÖO
£ Ii
fVIVtl 1
yj uui 1
83
53
107
45
330
1-590
0-080
4- 0 089
0-995
6 20
18 20
00008
85
25
110
10
340
1-599
0 060
4- 0-032
0999
6 7
18 7
0-0006
86
31
in
58
März . . |
350
1-599
0049
- 0-022
0-999
5 55
17 55
00004
87
11
113
5
360
1-590
0045
- 0-074
0-997
5 43
17 43
00003
»7
24
113
28
Rechnet man nach dieser Tabelle für die einzelnen Monate (Sonnenlänge
0 = 295°, 355° . . .) unter der Annahme v=\/2G den Werth von V, so erhält man
r = 0 8 G Beobachtet v. Schmidt
(vergl. pag. 16t)
4-2
39
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
October
November
-5 = 40*
3- 740
4090
4083
4- 053
3-858
3-444
2-983
2-613
2459
2-537
2- 837
3- 282
r = 0
B = 50°
2- 929
3- 181
3-266
3-226
3039
2-724
2-286
2- 152
2048
2096
2-300
2-610
£ = 40° B = 50°
5-650 3-688
9039 4-950
11 109 5-581 2-2
8-455 4-806 1*9
5 137 3-493 1*8
3185 2476 1*6
2082 1-787 28
1-451 1-346 2-9
1-223 1 174 2-3
1-571 1-430 4-7
2274 1-907 39
3-489 2-630 3 1
Schlüsse hieraus zu ziehen, gestattet die Unverständigkeit der Beobachtungen
nicht. Die bereits früher erwähnte Verschiebung der Zeiten für die Maxima ist
aus der Tabelle auch ihrer Grösse nach ersichtlich; sie Uberschreitet 3 Stunden;
die Verfrühung in den Sommermonaten ist damit erklärt, allein die Verspätung
erreicht ihr Maximum Ende October1); bis zu den in der Tabelle angegebenen
Zeiten Air die Maxima kann natürlich nicht beobachtet werden, aber ebenso
wenig könnte ein weiteres Aufsteigen der Zahl der Sternschnuppen der Beob-
achtung entgehen.
Auch für das Verhältniss V ergiebt sich eine genügende Uebereinstimmung
mit den Beobachtungen weder unter der Annahme V = 0, noch unter der
Annahme T = 0*8 G\ im Allgemeinen zeigt sich, mit Ausnahme der Monate
Juli, August, September eine bessere Uebereinstimmung für T = 0. Hierzu
kommt aber, dass mit wachsendem v, a kleiner wird, also auch, weil für die
Maximalvergrösserung B — K negativ ist, V kleiner wird; die Uebereinstimmung
•) Es ist jedoch iu beachten, dass die grossen Novembermeteore ihr Maximum ebenfalls
vor der Culmination des Apex haben.
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»74
Kometen und Meteore.
wird also für hyperbolische Bahnen besser, gleichmässig in beiden Annahmen
fiir r.
So wird fiir v = 2:
T == Q T = 0-8 G
B = 40° 50° B = 40^ 50°
K= 2-350 2067 3952 2983;
doch sind, namentlich im ersten Halbjahre, die Beobachtungen noch zu wenig
zahlreich, um einen sicheren Schluss daraus zu ziehen.
Im Grossen und Ganzen überwiegt die Wahrscheinlichkeit T = 0, woraus
der bereits ausgesprochene Satz folgt, dass die Mehrzahl der Sternschnuppen
an der Bewegung des Sonnensystems theilnimmt. Für die Verfrühung des
Maximums der Erscheinung ist hierdurch keine Erklärung gegeben; doch folgt
dieselbe naturgemäss, wenn eine thatsächliche physische Concentration der
Sternschnuppen in der Richtung von OA (Fig. 256) weg gegen die Verlängerung
des Radiusvectors zu, also etwa in der Richtung Or (wo r nicht den Frühlings-
punkt bedeutet), stattfindet, weil dann dieser Hauptpunkt der Concentration vor
dem optischen Concentrationspunkte (dem Apex) culminirt. In der That rindet,
wie Lehman-FilhEs gezeigt hat, eine solche Concentration statt, wenn man in
Ellipsen sich bewegende Sternschnuppen annimmt, so dass auch hieraus wieder
die Annahme der Zusammengehörigkeit der Sternschnuppen mit dem Sonnen-
systeme eine Stütze erhält.
Die Richtung der Meteore wird noch etwas durch die Anziehung der Erde
geändert. Die Sternschnuppen werden in Folge der Erdanziehung Bahnen um
die Erde beschreiben, deren Form von der Geschwindigkeit abhängig ist Man
kann hierfür wieder die Fundamentalgleichung
verwenden1); will man V, a und r in Einheiten des Erdhalbmessers ausdrücken,
so hat man Vsinn, asinn, rsintt, an Stelle dieser Grössen zu setzen; weiter
wird, da für m die Erdmasse zu setzen ist und die Masse des Meteores als
verschwindend klein angesehen werden kann:
und die Geschwindigkeit ergiebt sich dann für die Einheit des mittleren Sonnen-
tages. Will man dieselbe für die Secunde, so folgt mit Berücksichtigung der
Beziehungen auf pag. 148:
welche Gleichung übrigens aus den Gleichungen (4) pag. 150, wenn 4 = 0 ge-
setzt wird, sofort folgt
Nun war gefunden (pag. i5i)«8 = «08-r- 2gr, wobei u0 die kosmische relative
(von der Erdattraktion freie) Geschwindigkeit der Meteore bedeutet. Hieraus folgt:
') Nimmt man die Geschwindigkeit der Erde als Einheit an, so wird * = I (vergl. »All-
gemeine Einleitung in die Astronomie«, pag. 135).
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Kometen und Meteore.
•75
Die grosse Halbaxe ergiebt sich also stets negativ, die Bahnen werden
Hyperbeln sein. Es soll in der Folge der positive Werth
a = — «,
dieser Axe eingeführt werden, und dann ist
(1)
Sei nun O (Fig. 268) der Mittelpunkt der Erde, QC die von der Erdan-
ziehung nicht gestörte Bahn einer Sternschnuppe aus einem Radianten in der
Richtung AO,
und sei die durch
die Erdanzie-
hung geänderte
Bahn SM. Diese
Aenderung fin-
det in der durch
die Anfangsrich-
tung und den
Erdmittelpunkt
gelegten Ebene
statt, wird also
eine krumme
Linie in derVer-
ticalebene des
Punktes M er-
geben. DieRich-
tung der Stern-
schnuppe er-
scheint dem Be-
obachter in der
Tangente TM
dieses Punktes
an der Bahn,
wird also stets
(A.268)
mit dem Zenith einen kleineren Winkel bilden, weshalb Schiaparei.m diese
Wirkung die Zenithattraction nennt.
In dem Punkte M ist die Geschwindigkeit der Sternschnuppe u\ daher
ihre Flächengeschwindigkeit \u-rsinz, wenn r der Halbmesser der Erde und z
der Winkel ZMTt zwischen der Richtung nach dem Zenith und der Richtung
der Tangente an der Bahn, also nach dem scheinbaren Radianten, d. h.
die Zenithdistanz des scheinbaren Radianten ist. Diese Flächen-
geschwindigkeit ist gleich \k^p, wenn / der Parameter ist (vergl. den Artikel
»M. d. H.« § 12, Formel (5), folglich wird:
ursinz = Yg~^ {e* — 1)
demnach
tt> sin s 3
-
(2)
Multiplicirt man die Gleichungen (1) und (2) und zieht die Quadratwurzel,
so erhält man für die conjugirte Axe:
r u sin s
o — .
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.fj6 Kometen und Meteore.
Ist OD die Richtung der grossen Halbaxe, E der Scheitel der Hyperbel,
ED = a, so ist, weil DQ die Tangente in der Unendlichkeit, also die Asymp-
ote der Hyperbel ist, CDE= A der halbe Asymptotenwinkel, gegeben durch
b uu0 sin z
tangA = -~ ^ (3)
und
e = sec A.
Die in Folge der Erdanziehung stattgefundene Verschiebung des Radianten
ist qMT ' = 7). Die Aufgabe ist eine rein geometrische: Für einen durch seine
Entfernung r vom Brennpunkt O gegebenen Punkt einer Hyperbel den Winkel tj
zwischen der Tangente und Asymptote zu bestimmen. Macht man DO' = DO,
so ist O' der zweite Brennpunkt; zieht man OC und O'C senkrecht zu QD>,
so ist
CD = C D = OD cos A = aecosA = a,
daher CC = 2 a. Verbindet man M mit dem zweiten Brennpunkte O', so ist
MO' = r + 2a.
Da die Tangente den Winkel zwischen den Leitstrahlen halbirt, so ist
< O' Mt = tMO = TMZ = z,
< / Mm = 1 Mq = r,
folglich <0' Mc = z — ij; O Mm = z -f- tj, und man erhält:
Mc — mc -+- Mm
O'Mcos O'Mc = CC -t- OMcos OMm
(r + 2fl)w(s-T)) = 2<i+r <w {z -h tj) (4)
aus welcher Gleichung sich tj bestimmt Setzt man für a seinen Werth aus (1)
ein, und dividirt durch r, so folgt
( 2 gr\ 2gr
(l i- -fr) cos (z - tj) = -fj h- <w f> H- tj)
oder da 2^r = «' — «0* ist, so wird
«» Ji» » ^ (« — rj) = «0» «*» i (* -f- l)
« «'« \ (z — tj) = ± »0 j<« | (* -f- 1))
demnach:
tang\r{^ u ± J> tang\z.
Da nun tj immer von der Ordnung der durch die Anziehung bewirkten
Aenderung in der Geschwindigkeit, also von der Ordnung u — u0 ist, so müssen
die oberen Zeichen gewählt werden, und es ist
tang $7) = u + u°q fang \ z. (5)
Wird für den Fall, dass die Sternschnuppe in horizontaler Richtung zur
Erde gelangt {z = 90°) die Ablenkung mit <P bezeichnet, so ist
° a u -h uQ w
tang ^ t) = /a«£* ^ <t> tang ^ «. (6 a)
Die Werthe von <I> sind in der Tabelle pag. 168 mit dem Argumente u0
eingetragen.
<D wird am grössten, wenn u — u0 am grössten ist, und nimmt mit u — t/0
ab ; u — u0 ist am grössten im Antiapex, am kleinsten im Apex, daher wird
die Zenithattraction am stärksten im Antiapex. Die Zenithattraction wächst vom
Apex an langsam bis etwa 120°, wo sie ihren mittleren Werth erreicht, und
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Kometen und Meteore.
»77
von hier aus ziemlich rasch bis zum Antiapex, wo sie im Horizonte ungefähr
17° beträgt.
Die Zenithattraction beeinflusst aber auch die scheinbare Elongation des
Radianten; strenge genommen würde man also aus dem scheinbaren Radtanten
seine Elongation vom Apex, mit dieser die Zenithattraction zu bestimmen haben;
dadurch erhält man die corrigirte scheinbare Elongation vom Apex, mit welcher
man erst die wahre Elongation vom Apex und damit den wahren Radianten
bestimmen muss. Zu diesem Zwecke wird die Tafel auf pag. 168 stets aus-
reichend sein, da es genügt, den Radianten auf ganze Bogenminuten genau zu
erhalten. Dabei ist zu beachten, das <D mit dem Argumente <J* (scheinbare Elon-
gation vom Apex) zu entnehmen ist, z hingegen die Entfernung des wahren
Radianten. Die Berücksichtigung der Zenithattraction auf die Coordinaten des
Radianten kann daher so erfolgen, dass man aus seiner Länge und Breite oder
direkt Rectascension und Deklination Azimuth und Zenithdistanz ermittelt, letztere
um tj vermehrt, und mit der corrigirten Zenithdistanz rückwärts Rectascension
und Deklination bestimmt. Man kann jedoch diese zweimalige Coordinaten-
transformation umgehen, wenn man sich, was meist ausreicht, gestattet, tj als eine
differentielle Aenderung anzusehen; man hat dann, wenn p der parallacu'sche
Winkel ist:
Man erhält für die geographische Breite B und Sternzeit 0 der Beob-
achtung gleichzeitig * und p aus den Formeln:
sinz sinp » cosB sin (0 — ti)
sinz cos p = cos% sin B — sin% cosB cos (0 — 8).
Hier wird rechts in erster Näherung 51', ©' eingesetzt, damit z, p bestimmt,
ferner 4» aus
COS « COS® COS (8' — l).
Mit erhält man aus der Tafel pag. 167, 168: <D, damit tj, ferner All, A&>,
welche an W, 2)' angebracht werden. Diese dienen zur Bestimmung der
Coordinaten des wahren Radianten (vergl. pag. 165), welche, wenn nöthig, zur
Wiederholung der Rechnung für z und / verwandt werden.
Bei dieser Rechnung ist nun allerdings die Wirkung des Luftwiderstandes
nicht berücksichtigt: Die Rechnung kann aber auch nür auf Sternschnuppen
angewendet werden, deren scheinbare Bahnen nahe grösste Kreise sind, und
wenn dieses der Fall war, so ist immer anzunehmen, dass die Wirkung des Luft-
widerstandes auf die Form der Bahn noch nicht sehr bedeutend war. Hier kann
übrigens das bereits früher über die Wirkung der Erdanziehung erwähnte aus
den Zahlen selbst ersehen werden : Die Anziehung der Erde wird nur bedeutend
in der Nähe des Antiapex, wo die relative Geschwindigkeit bedeutend kleiner,
und demnach auch der Luftwiderstand geringer ist. Stark gekrümmte Bahnen
werden daher auch meist in der Nähe des Apex vorkommen; bei solchen
Bahnen ist aber an eine Bestimmung des Radianten Uberhaupt nicht zu denken,
oder doch wenigstens nur aus demjenigen Stücke im Anfange der Bahn, welches
ein grösster Kreis ist.
VI. Sternschnuppensch wärme. Die durchschnittliche Zahl der von
einem Beobachter per Stunde sichtbaren Meteore ist 10. Nebst der Verschieden-
heit, welche in der beobachteten Dichtigkeit der Meteore zu den verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten auftritt, und welche sich aus der Bewegung der Erde
erklären, muss aber noch eine zweite Ursache für das Vorkommen einer grösseren
11. 12
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17»
Kometen und Meteore.
Anzahl von Sternschnuppen zu bestimmten Zeiten vorhanden sein, zu welchen
dieselbe per Stunde auf hundert und tausend steigt. Ein solcher grosser Stera-
schnuppenfall im Jahre 1799 lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf die
Sternschnuppen, und ein mit diesem im Zusammenhange stehender ebenso
grossartiger, im Jahre 1833, auf die gesetzmässige Wiederkehr derartiger
Erscheinungen.
Am 13. November 1831 hatte Capitän Berard auf der an der französischen
Küste kreuzenden Brigg »Loiretc eine bedeutende Anzahl von Sternschnuppen
beobachtet; am 12. und 13. November 1832 wurden aus Frankreich, der Schweiz
und den Niederlanden, besonders aber aus Russland grosse Sternschnuppenfälle
gemeldet. Besonders grossartig aber entfaltete sich wieder der Sternschnuppen -
fall vom 13. November 1833 in Nordamerika. Olmsted hatte über denselben
die Berichte gesammelt, und im »American Journal of Sciences and Arts»,
Bd. 25 (pag. 363) veröffentlicht. Die ausführlichsten Schilderungen sind von
einem (nicht genannten) Beobachter in Boston, der seine Wahrnehmungen schon
früher im >Boston Centinel« publicirt hatte. Er schätzte die Zahl der Stern-
schnuppen innerhalb eines Zeitraumes von 15 Minuten vor 6 Uhr auf 8660: die
Gesammtzahl der an diesem Morgen gesehenen Sternschnuppen auf über
200000. Der Fall begann zwischen 9 und 12 Uhr Abends, war am stärksten
zwischen 2 und 5 Uhr Morgens, im Maximum etwa 4 Uhr Morgens. Dieser
Beobachter weist auch schon auf den Sternschnuppenfall desselben Datums vom
Jahre 1799 in Cumana hin.
Der Bereich der aussergewöhnlich grossen Zahl der Sternschnuppen war
aber nicht sehr ausgedehnt. Capitän Parker am Schiffe »Junior«, das sich am
Eingange des Hafens von Mexiko befand (Breite 26°, westl. Länge von Green-
wich 85$ °), begann zu zählen, musste es aber aufgeben; er berichtete, dass
die Sternschnuppen nach allen Richtungen von einem festen Punkte auszugehen
schienen, der ungefähr 45° Höhe hatte, aber während der Beobachtung 5°
bis 10° zu steigen schien.
Am Schiffe »Francia«, dass sich nordöstlich von den Bcrmudasinseln befand
(in 36° Breite, 61 c westl. Länge von Greenwich), waren die Meteore sehr zahlreich,
aber ihre Zahl konnte leicht gezählt werden.
Am Schiffe »Douglas«, das sich in der Nähe der Mündung des Amazonen-
stromes befand (in 2° Breite, 41° westl. Länge) wurde bei vollständig freiem
Himmel nichts besonders Auffälliges bemerkt, desgleichen am Schiffe »St. Georg«
auf hoher See in 51£° Breite und 20° westl. Länge. Dass die Sternschnuppen
auch in Europa in grösserer Zahl beobachtet wurden, wurde schon oben
erwähnt.
Aus den Berichten aller Beobachter zieht Olmsted den bemerkenswerthen
Schluss: dass die sämmtlichen Sternschnuppen aus einem Punkte des
Himmels zu kommen schienen, welcher sich im Sternbild des
Löwen befand1), und dass dieser Ausstrahlungspunkt (der Radiant)
der täglichen Bewegung folgte'). Damit war aber eine der wichtigsten
Grundlagen für die späteren Untersuchungen über die Novembermeteore und im
allgemeinen Uber die Meteorfälle gegeben.
Dieser Radiant ist nichts anderes als der bereits früher erwähnte Radiant
jeder einzelnen Sternschnuppe, der Punkt, in welchem die durch das Auge zu
l) 1. c. Bd. 25, pag. 405.
*> 1. c. Bd. 26, pag. 140.
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Kometen und Meteore.
•79
ihrer geradlinigen Bahn gelegte Parallele die Himmelskugel trifft. Haben aber
alle Sternschnuppen denselben Radianten, so kommen sie in untereinander
parallelen Bahnen zur Erde: sie bilden einen Schwärm zusammengehöriger,
sich in parallelen oder wenigstens in der Nähe der Erde sehr nahe
parallelen Bahnen bewegender Körper, einen »Sternschnuppen*
schwärm c
Der beobachtete Radiant giebt nur die Richtung der Tangente in derjenigen
Bahnstrecke, welche eben beobachtet wurde (7V, Fig. 268). Olmsted nimmt
jedoch1) einen effektiven Ausstrahlungspunkt in der aus seinen Rechnungen
folgenden Höhe von 2238 englischen Meilen (3600 km) von der Erdoberfläche an.
Es waren nun zwei Fragen zu beantworten: 1) Ist die Erscheinung des fixen
Radianten im Löwen eine dem Meteorfalle vom 13. November allein angehörige
Erscheinung, oder giebt es noch andere Radianten, aus welchen eine grössere
Anzahl von Sternschnuppen zu kommen scheint, und 2) war das Wiedereintreten
des grossen Sternschnuppenfalles 1833 am selben Datum wie 1799 eine zu-
fällige Erscheinung, oder musste man hier eine Gesetzmässigkeit vermuten3)?
Beide Fragen können von einander nicht getrennt werden; man fand bald,
dass es thatsächlich eine grössere Anzahl von Punkten am Himmel giebt, aus
welchen Sternschnuppen zu kommen scheinen, und »war stets an bestimmten
Tagen des Jahres; d. h. das Bild, welches die Sternschnuppen im Grossen und
Ganzen darbieten, ist zwar so, dass aus allen Punkten des Himmels Stern-
schnuppen auszustrahlen scheinen, also in allen Punkten des Himmels Radianten
gelegen sind, welche aber, ohne bestimmtes Gesetz vertheilt, jeden beliebigen
Tag des Jahres Sternschnuppen liefern, und bei denen die Ungleichmässigkeit
der Vertheilung nur eine Folge der Bewegung der Erde ist; nebst diesen
Sternschnuppen, welche, vereinzelt von verschiedenen Radianten kommend, als
sporadische bezeichnet werden, giebt es aber noch gewisse Radianten, aus denen
Sternschnuppen in grosser Zahl, in ganz bestimmten Zeiten kommen, und welche
Radianten von Sternschnuppenschwärmen oder (nach Schiaparelli) syste-
matischen Sternschnuppen bilden.
Quetelet machte schon 1836 auf den Radianten im Perseus aufmerksam,
aus welchem am 10. August eine grosse Zahl Sternschnuppen ausstrahlt. Diese
Erscheinung war übrigens schon frühzeitig bemerkt worden, wenn man auch
derselben keine weitere Bedeutung — am allerwenigsten eine astronomische bei-
legte; ihrer wurde als der »feurigen Thränen des hl. Laurentius« bereits in
alten Kirchenkalendern gedacht, welche Bezeichnung sich im Volksmunde auch
noch jetzt erhalten hat.
1836 und 1837 machten Humboldt und Herrick auf den bedeutenden Stern-
schnuppenfall am 6. Dezember aufmerksam, welcher mit einem am 6. Dezember
>) 1. c, Bd. a6, pag. 144. Die Höhe ist aus den an verschiedenen Punkten beobachteten
Orten des Radianten berechnet. Da diese Beobachtungen aus den Bahnen der Sternschnuppen
am Himmel bestehen, aus denen erst der Radiant erschlossen werden muss, so kann der
angegebene Ort Air diesen selbst um mehrere Grade fehlerhaft sein.
*) Der Sternschnuppenfall wiederholte sich in aussergewöhnlich grossartigen Dimensionen
wieder im Jahre 1866; dieses Mal aber sehr stark in Europa, wahrend er in Amerika nur
schwach war. In Greenwich zählte man um 12* 42*»: 70 Sternschnuppen in der Minute, um
1*5*»: 118, um 1*20 das Maximum von 123 Sternschnuppen in deT Minute. Fayk, der in
Paris beobachtete bemerkt dazu (Compt. rend. Bd. 63, pag. 849) : »CV qui m'a U plus frappi
ttsi qut ioutts ces itoilts sauf deux dtvergeaunt de la partit supirieure dt la consUllatum du Lion
(omme tn /8jj.<
12«
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Kometen und Meteore.
1798 beobachteten coincidirte l). Araco fand einen fixen Radianten für den
Sternschnuppenschwarm vom 21. April; Heis einen solchen für den 26. Mai,
und für den 1. 2. und 3. Januar; Schmidt für den 29. Juli.
Hieraus kann man nun zunächst schliessen, dass solche Schwärme sich im
Welträume in Bahnen bewegen, welche die Erdbahn schneiden, und zwar in
Punkten, in welchen die Erde an den angegebenen Daten sich befindet Diesen
Schluss zog bereits Olmsted 1834 aus dem Novemberphänomen. Er erwägt noch
die Möglichkeit, dass die Sternschnuppen Satelliten der Erde wären; der von
ihm gefundenen Entfernung des Radianten von 3600 km von der Erdoberfläche:
d. i. nahe r = 9970 km = 1565 Erdhalbmessern entspricht aber die mittlere
Bewegung in einer Secunde «= 130"*7 oder eine Umlaufszeit von 9917*
= 2*45*" 17'. In diesem Falle aber müsste sich der Radiant zwischen den Gestirnen
weiter bewegt haben, und zwar der obigen mittleren Bewegung entsprechend, um
130°-7 in einer Stunde, während er nach den Beobachtungen zwischen den Ge
Stirnen fest war. Olmsted schliesst demnach, dass der Schwärm sich um die Sonne
]
bewegt"). Die Umlaufszeit des Schwarms muss aber genau — Jahre sein, da sonst
der Schwärm nicht immer zur selben Zeit die Erde begegnen würde: dann aber
wird die halbe grosse Axe in Einheiten der Erdbahnhalbaxe:
« — y=f also für « = 2, 3 0 =^ = 0*630, y= — 0 481 ...
Da aber das Aphel die Erdbahn erreichen muss, weil sonst die Sternschnuppen
nicht zur Erde gelangen könnten und das Perihel auf der anderen Seite der
Sonne liegen muss, so muss 2a mindestens gleich der Entfernung der Erde
von der Sonne, also mindestens gleich 1 sein; die Umlaufszeit kann daher nicht
IJahr sein; und daraus schliesst Olmsted, dass die Umlaufszeit ein halbes Jahr,
die halbe grosse Axe 0 630, daher die Entfernung des Perihels 0-260, also noch
etwas innerhalb des Mercurperihels sein muss. Die Bahn liegt weiter so, dass
die Richtung des Aphels nach dem Erdorte am 12. November, daher die Richtung
des Perihels gleich der geocentrischen Länge der Sonne am 12. November, also
gleich 21° Scorpion ist, und dass die Neigung der Bahn gegen die Ekliptik so
ist, dass die Richtung der Tangente an die Bahn gegen den beobachteten
Radiationspunkt geht, also etwa 7 bis 8°. Auch H. A. Newton hielt später
noch an der Annahme einer kurzen Umlaufszeit, nahe ein Jahr, fest
Gegen diese Resultate waren aber zwei Bedenken: die Erscheinung wiederholt
sich nicht alle Jahre, und wenn man die hierbei gemachte Annahme festhalten
wollte, müsste man für alle an bestimmten Daten periodisch wiederkehrenden
Sternschnuppenschwärme genau dieselbe Umlaufszeit von einem halben Jahr oder
einem Jahr annehmen. Olbers folgert daher viel richtiger, dass der November-
schwärm sich in einer viel länger gestreckten Ellipse mit einer Umlaufszeit von
mehreren Jahren in einer Bahn um die Sonne bewegt, die die Erdbahn am
13. November schneidet. Dass durch mehrere aufeinanderfolgende Jahre Stern-
schnuppen beobachtet werden, die diesem Schwärm angehören, hat seinen Grund
darin, dass die Sternschnuppen nicht in einem Punkte concentrirt, sondern über ein
') Aeltere Angaben, vor 1772, finden sich für diese Schwärme nicht.
a) Auch Araco schliesst sich dieser Meinung an, und bezeichnet die Sternschnuppen als
eine neue planetarische Welt : » C est un notatau mondt planctaire, qul commena h st reveler ä
tums* (Compt. rend., Bd. I., pag. 395,)
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Kometen und Meteore.
181
grösseres Bahnstück vertheilt sind, so dass man »im Jahre 1834 nicht dieselben
wiederkehrenden Körperchen sah, die man im Jahre 1832 und 1833 gesehen hattest.
In der That kann man, wenn man die Erscheinungen 1833, 1799 mit der bereits
früher von Humboldt erwähnten von 1766 zusammenhält auf eine Umlaufszeit
von 33 Jahren schliessen; der Sternschnuppenfall von 1866 führt dann unmittelbar
darauf, dass 1899 wieder der Punkt der stärksten Concentration die Erde treffen
wird, und 1898 und 1900 noch bedeutende Sternschnuppenfälle als Vorläufer und
Nachzügler zu erwarten sind.
Bei den Beobachtungen der Sternschnuppen musste aber nunmehr das
Augenmerk nicht nur auf die Sternschnuppen selbst, sondern auch auf die
Radiation gerichtet werden. Bei denjenigen Beobachtungen mehrerer Stern-
schnuppen an demselben Orte oder an verschiedenen Orten, für welche sich
Radianten bestimmen Hessen, wurden diese ermittelt, und alle berechneten
Radianten in ein Verzeichniss eingetragen. Solche Radiantenverzeichnisse sind:
Greg: Verzeichniss von 56 Radianten in dem »Report of the British Asso-
ciation« für 1864 (pag. 98), nebst einer Erweiterung in der Scientific Revue für 1868.
Heis. Verzeichniss von 84 Radianten, Astron. Nachrichten, Bd. 69 (No. 1642).
Schiaparelli: Verzeichniss von 189 Radianten aus den Beobachtungen von
Zezioli; »Entwurf einer astron. Theorie der Sternschnuppen < 1866 (pag. 84).
Schmidt: Verzeichniss von 150 Radianten; in den »Astron. Beobachtungen
über Sternschnuppen«, 1869.
Endlich fasste Kleiber 1490 berechnete Radianten, welche von Corder,
D enning, Greg, Gruber, Heis, Konkoly, Neumayf.r, Schiaparelli, Schmidt,
Tupmann, Zezioli in 26049 Nächten beobachtet worden waren, in einem
Radianten-Katalog zusammen.
Untersuchungen über die Vertheilung der Radianten rühren wieder von dem
um die Meteorastronomie hoch verdienten Schmidt her. Er giebt die folgende
Zusammenstellung der in seinem Kataloge vorkommenden Radianten:
Im Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dec.
Sicher bestimmte Rad. 1 0 0 1 2018 26 9 12 52
Genäherte Radianten 3 1 1 0 0888179 612
Zwischen der Anzahl der Radianten einer Nacht, und der stündlichen Häufig-
keit der Sternschnuppen findet Schmidt die folgende Beziehung:
für «=1 23 4 5 6 7
Radianten in einer Nacht ist die stündliche Häufigkeit der Sternschnuppen
$ = 4-7 6-7 99 138 210 220 308
aus 25 325 338 185 121 51 61 Beobachtungen').
Reducirt man diese für» Radianten gültigen Zahlen auf einen Radianten, so folgt für
««= 1 2 3 4 5 6 7
- = 47 33 33 3-4 42 3-7 4-4
«
im Mittel als Anzahl der von einem Radianten stündlich ausgehenden Stern-
schnuppen 3*9.
Noch ausgedehntere Untersuchungen über die Vertheilung der Radianten
hat Tillo ') gestützt auf den KLEiBEß'schen Radiantenkatalog, vorgenommen.
Die 1490 Radianten vertheilen sich auf die einzelnen Monate folgendermaasscn:
') SchumaCHkr's Jahrbuch für 1837, pag. 60.
•) Artron. Nachrichten, Bd. 88, pag. 341.
*) Bulletin Artronomique, Bd. 5, pag. 237 und 283.
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Kometen und Meteore.
Im Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept Oct. Nov. Dec.
Zahl d. Radianten1) 106 95 136 180 108 115 238 306 188 219 169 115
in % 5 4 4 8 6 9 9 1 5 5 5 8 12 0 15 5 9'6 11 '0 8 6 5*8
Zahl der Tage in % 5 4 6 1 5 6 7 6 5 5 5 9 10-9 13 4 12 4 1P0 8'6 7 6
Zahl d. Meteore in & 3 4 2 2 2 1 6 8 2 6 2 9 121 38 1 5-1 8 5 113 4-9
Um die Vertheilung der Radianten auf der Himmelskugel zu untersuchen,
wird diese durch Deklinationskreise und Parallelkreise von 30° zu 30° getheilt,
und für jeden Monat die Zahl der Radianten untersucht, welche in eines dieser
Viereck
allen
Füi
wird diese Tafel:
-+- 60° + 30«
0°
30
I 60
90
120
II 150
180
210
m 240
270
300
IV 330
360
34
33
26
53
63
57
47
40
39
— 30° — 60° Zu-
sammen
7
(0
5
2
0
2
20
19
16
34
89
36
33
32
30
4
4
6
2
4
1
143
146
129
93
98
89
In
f. alle nördf.
Meteore
10-2
10
9
•3 |
•3'
29-8
6-6
6
6-3
1
•8 \ 19
für alle De-
klinationen
9-6
98
8-7
J 28-1
6-2
6
6
•6 1 18-8
■0^
13
21
35
42
50
86
23
88
29
307
58
50
47
565
25
34
46
43
36
413
17
10
17
3
3
4
27
18
19
144
3
4
3
3t
100
118
188
61 1
8 0 \ 23-0
8-9 '
6- 7
7- 9
9-3
23 9
154
146
136
1490
9-4
9 4 \ 27 !
8-7 J
10-8
9
9
\
•1 '
29-2
Die Zahl der Nächte, in weiden während des ganzen Zeitraumes, über den
sich der Catalog erstreckt, Sternschnuppen aus diesen Radianten beobachtet
wurden, ist in der folgenden Tabelle eingetragen:
8 = + 90° +60
631
517
405
360
30«
0° - 30° - 60
1227
1191
1015
208
418
380
252
605
859
790
512
712
469
384
341
572
297
1005
783
788
992
858
783
607
564
558
SU
562
636
210
121
42
80
103
125
359
229
374
60
0
32
90
123
28
zu-
sammen
8120
2687
2227
In Procenten
f. alle nördl.
Meteore
12-6
II
9-5
für alle De-
klinationen
•6 , 121 *
2 1 38-3 10-4 1 310
•s i 8-5 >
1839
1998
1618
7 4 7-0.
7-8 J 21-7 7 7 \
6-5 ' «•« '
7-0
7-7 } 0 -
6-2
56
66
121
1767
1578
2120
60,
57 1
72 '
189
6-8 x
6-0 1 20-9
81'
657
632
810
294
178
492
80
103
63
2377
2268
2450
4966 | 9735 | 7920 j 2607 | 821 |
26049
8-9
8-8
8-4
261
91
8
9-4
•7 J 27 S
') Die Gesammuabl beträgt hier 1975, indem 485 in mehreren
Radianten wiederholt angeführt erscheinen.
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Kometen und Meteore.
Dach der Deklination geordnet entfallen:
Zwischen 8= -h 90° 4-80° H- 70° -h 60° + 50° 4-40° -4-30°
In ft: 39 59 110 128 131 119
Zwischen 8 = 30c 20° 4-10° 0 — 10° und darunter:
In #: 10 8 11-5 7-4 5 0 6-7
Nach der Stellung zur Sonne vertheilen sich die Radianten folgender-
maassen1) (in Procenten):
Im Heiion Im Antiapex Im Anthelion Im Apex
315° 45° 135° 225°
330 *'\ 60 150 *'* -240 9*
0 90 II 180 \*l 270 lH
30 "** 120 b'l 210 300 II
45 07 135 42 225 90 315 23
Zusammen 5*4 12'5 47 0 35 1
Es sind daher im Antiapex nur etwa der dritte Theil wie im Apex, tn diesem
aber etwas weniger als im Anthelion; dabei ist aber zu bedenken, dass, da der
Ort des Apex von dem Orte der Sonne nur um 90° absteht, in dem Oktanten
270° bis 315° die Zahl der Radiationspunkte in dein Maasse verringert werden muss,
als die Gegend näher zur Sonne rückt.
Bei der Vergleichung der von verschiedenen Beobachtern gefundenen
Radianten zeigt sich, dass nebst einer grossen Zahl von sporadischen Meteoren
sich auch einzelne Radianten finden, die sich innerhalb der Unsicherheit, welche
der Bestimmung derselben aus den Beobachtungen zugeschrieben werden darf,
als identisch ergeben, welche sich überdiess durch mehrere Nächte erhalten,
welche also den Charakter der früher erwähnten Radianten im Löwen und im
Perseus tragen, wenn auch das Phänomen für das blosse Auge nicht so auffällig
zu Tage tritt. So fand Schmidt von 150 in seinem Kataloge aufgenommenen
Kadianten 26 identisch mit von Heis beobachteten, 45 identisch mit GREG'schen,
und 17 mit von Neumayer bestimmten Radianten.
Die grosse Mehrzahl der Schwärme ist nicht so sehr hervorstechend durch
Zahl und Helligkeit der Sternschnuppen, als durch ihre regelmässige Wiederkehr
an ganz bestimmten Tagen.
Ob es auch Sternschnuppenschwärme giebt, welche die Erdbahn nicht
schneiden, kann natürlich nicht behauptet, weil nicht erwiesen werden; solche
Schwärme müssten, um gesehen zu werden, wenn sie nicht in der Atmosphäre
eines anderen Himmelskörpers zum Leuchten kommen, selbstleuchtend sein;
wenn sie aber in der Atmosphäre eines anderen Himmelskörpers in grosser Zahl
zum Leuchten kommen, so können sie bei diesem eine Erhöhung der Licht-
intensität, ähnlich wie bei Lichtausbrüchen bewirken. Es ist nicht unmöglich,
dass z. B. der zwei Monate nach dem Periheldurchgange erfolgte Lichtausbruch
des Kometen 1888 I auf eine solche Ursache zurückzuführen ist. Für den
Kometen 1884 I machte Chapel9) die Bemerkung, dass er am 13. Januar durch
den Schwärm der Bieliden und am 19. Januar durch den Schwärm vom 6. bis
13. December gegangen sei.
Ueber die Beobachtung eines thatsächlich teleskopischen Meteorschwarms
belichtet Schmidt in seinen »Resultaten« (pag. 173). Während der Tagesbeob-
>) Die Zahlen zwischen 30° und 60°, zwischen 120° und 150° sind hier halbirt, um
die Quadranten gemäss der Stellung zur Sonne besser zu trennen.
*) Compt. rerul., Bd. 98, pag. 591.
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Kometen und Meteore.
achtungen des Polarsternes am 16. Mai, sah er im Fernrohre einen Strom von
feinen Lichtpunkten in ausserordentlich grosser Menge, die das Fadennetz unter
einem Winkel von 40° durchschnitten, und aus dem HEis'schen Nordpol-
radianten tt — 353°, 8 = -+- 85° zu kommen schienen. Schmidt hält diese
Lichtpunkte Air einen Meteorstroro.
Von grossen Sternschnuppenschwärmen sind in erster Linie die 4 folgenden
zu erwähnen, wobei das Datum: die »FallzeiU vorangesetzt ist:
1) April 18. 19. 20. Radiant: a = 267°; 8 = -4- 33 °, in der Nähe des
hellen Sterns Wega in der Leier; der Schwärm wird aus diesem Grunde auch
die Lyraiden genannt.
2) August 10. it. 12. Radiant: ot = 45°, 8 = H- 57° in der Nähe des
Algol im Sternbild des Perseus, daher auch Perseiden (im Volkesmunde die
Thränen des hl. Laurentius) genannt. Bei diesem Schwärm ist jedoch zu be-
merken, dass hier weniger von einem Radianten, als von einer Radiationsgegend
gesprochen werden muss, welche sich nördlich und östlich von dem Algol
hin erstreckt. Nebst dem erwähnten Hauptradianten sieht man zur selben
Zeit stets noch eine grössere Anzahl anderer Radianten in der Umgebung thätig1);
hierzu kommt, dass auch die Fallzeit sich bedeutend länger erstreckt, als bei
anderen Strömen; zwischen 2. und 12. August sieht man unausgesetzt eine
auffallend grosse, wenn auch nicht so übermässige Anzahl von Sternschnuppen;
selbst schon von Ende Juli angefangen kann man, und zwar aus derselben
Radiationsgegend, eine erhöhte Anzahl von Sternschnuppen beobachten, welche
jedoch von Schmidt als ein besonderer, nicht zu den Perseiden gehöriger Schwann
angesehen werden.
Coul vier- Gravier glaubt bemerkt zu haben, dass der Augustschwarm von
Jahr zu Jahr an Intensität abnimmt; Quetelet führt, um dieses zu untersuchen,
die Mittelwerthe für die Anzahl der beobachteten Sternschnuppen zwischen 1837
und 1853 an, und hält aus denselben diese Behauptung für bestätigt. Zieht man
aus den Beobachtungen an verschiedenen Stationen das Mittel, so findet man:
August
8.
9-
IQ.
11.
12.
Zahl der Beob-
achtungsorte
1837
655
2
1838
530
1
1839
28-3
54- 1
1, 2
1840
148-7
620
1. 1
1841
870
68*0
1
1842
77'4
63*5
124-7
1, 3, 6
184S
640
l
1846
27-6
1
1847
480
ms
66-7
1. 1. 1
1849
82-0
50-8
880
1, 1. 1
I850
80-0
80-2
555
820
1, 5, 3, 1,
1853
24*4
69-7
242
1. 2, l
Aus diesen Zahlen scheint jedoch eine Verminderung der Intensität nicht
hervorzugehen; allerdings scheint nicht jedes Jahr dieselbe Intensität zu heirschen,
aber eher eine Andeutung von Stellen stärkerer Verdichtung aufzutreten, wenn
sich auch eine Gesetzmässigkeit nicht verräth.
*) Man gebraucht das Wort »die Thatigkeit« eines Radianten für die Erscheinung, das«
von ihm Sternschnuppen tu kommen scheinen.
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i85
3) November 13. 14. 15. Radiant: o« 149°, 9 =3 ■+- 21° in der Nähe des
Regulus im Sternbilde des Löwen, daher Leoniden genannt. Der zuerst be-
kannte und reichste Sternschnuppenschwarm.
4) November 27. Radiant: a = 24°, 3 = -+- 44°. Im Sternbilde der An-
dromeda, daher Andromediden und aus einem später ersichtlichen Grunde
auch Bieliden genannt
Andere bemerkenswerthe Sternschnuppenfälle finden statt:
2. 3. Januar; Radiant im Hercules am 16.— 24. October; Radiant im
19. 20. Februar; Radiant im Hercules Orion (Orioniden)
12. — 15. April; Radiant in der Leier „ 8. — 12. December; Radiant in
25. — 31. Juli; Radiant im Schwan den Zwillingen (Geminiden).
Ueber die mittlere Helligkeit der einzelnen Ströme giebt Schmidt1) die
folgenden Daten:
»>
»>
für den Strom vom
1. — 5. Januar
B = 414
aus
13 Beobachtungen
19. 20. Februar
4-80
n
44
'»
20. 21. April
371
11
13
(meist Lyraiden)
25. — 31. Juli
422
11
84
»
(Vorläufer der Perseiden)
7. — 13. August
399
11
75
»»
(meist Perseiden'
17.— 24. October
348
1»
49
11
12.— 13. November
3-31
11
12
11
(meist Leoniden)
11.— 12. December
390
11
14
11
Ein besonderer Unterschied der Helligkeit gegen die Helligkeit der spora-
dischen Meteore in den einzelnen Monaten ist dabei nur für die Lyraiden, den
Otionstrom und die Leoniden, welche etwa um eine halbe Grössenklasse heller
sind. Auch die Perseiden sind durchschnittlich nicht heller wie die sporadischen
Juli- und August-Meteore.
Newton hat im Jahre 1863*) aus den älteren Erscheinungen diejenigen
herausgesucht, welche der Zeit nach mit diesen Schwärmen identisch sind, indem
er die Zeitangaben mittels der Länge des siderischen Jahres auf den Gregoriani-
schen Kalender und die Epoche 1850 reducirte. Er findet die folgenden An-
gaben von bedeutenden Sternschnuppenfällen als zusammengehörig:
1) Die Lyraiden: 687 und 15 v. Chr. Geb., dann n. Chr. Geb.: 582, 1093,
1094, 1095, 1096, 1122, 1123, 1803 ziemlich genau coincidirend zwischen April 19
und 21.
2) Die Perseiden: n. Chr. Geb.: 830, 833, 835, 841, 924, 925, 926, 933,
1243, I45I ziemlich genau zwischen August 8 und 10 fallend; nur 933 giebt
die Rechnung August 6— 11; ausserdem noch in der Nähe die folgenden vier
Einzelangaben: nach Chr. Geb.: 36 Juli 21, 784 Juli 29, 714 August 3, und
865 August 19. Hier kann noch von einer Ausdehnung der Radiation über
mehrere Tage in der jetzt beobachteten Art nicht gesprochen werden.
3) Die Leoniden: n. Chr. Geb.: 585, 902, 1582, 1698, 1799, 1833, No-
vember 11 — 13.
4) Für die Bieliden findet sich keine ältere Angabe.
Newton reducirt auch die übrigen Sternschnuppen aus Quetelet's Katalog
und findet die folgenden Resultate:
») Astr. Nachrichten, Bd 88, pag. 348.
•) American Journal of Science and Art», II. Serie, Bd. 36.
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i86
Kc
»meten und
Meteore
Tzinuar 6 ;
Iiis/o1)
f März 28 !
861
Mai
*o
o6<
7 J
Novemb.
0
; 1 101
14. '
848/O
1 *i :
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842
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April 12 j
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Sept.
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J
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070
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II
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20 I
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401
11
16 :
I 74*
II
20 !
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20
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1 106
• • 20 I
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027
16 :
I798
Decemb.
2
' 899
März 2
II J ' *
8*0
11
17 :
14*6
11
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1571
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0*4
11
18
288
ii
I 2
: 0*0
»» *♦
0*7
Mai 1 2 :
1 i*8
»1
10 .
I4*Q
11
1 1
OOI
i .. 16
. 8o7
10 :
842
*I
Q*I
>•
l6
848
l » »9
. 842
( .. 24:
954
31 :
934
•1
: 1565
t „ 26:
839 '
1 >i
3»
: 1002
Hiernach gruppiren sich die Sternschmppenfälle um gewisse Daten, von
denen die auffälligsten durch Klammern verbunden sind. Insbesondere ist hervor-
zuheben, dass nebst den oben erwähnten beiden Schwärmen von 585 und 902
deren Datum (reducirt) auf den 12. bezw. 11. November fällt, sich von 855 an
eine Reihe von Daten findet, die sehr wohl mit den späteren Novemberphänomenen
1582, 1698, 1799, 1833 vereinbar sind, wenn man eine sucsessive Verspätung in
der Fallzeit annimmt. Newton nimmt dafür einen Tag in 70 Jahren. Nun
fand zwischen dem 11. November 1799 und 12. November 1833 eine Verspätung
von einem Tage statt, und ebenso wieder bis zum 13. November 1866, für
welche Humboldt und Olbers eine Erklärung in der Verschiebung des
Knotens der Bahn gaben. Durch die Störungen, welche die Planeten auf
die übrigen sich um die Sonne bewegenden Himmelskörper ausüben, wird näm-
lich die Bahnfage geändert. Hierfür wurden bereits in der >a)lgemeinen Ein-
leitung in die Astronomie« Formeln entwickelt (Formel 3, pag. 110), welche
auch hier angewendet werden können, wenn man nur unter ([, 0, D bezw. die
Länge des gestörten, des störenden Himmelskörpers, und die Elongation der
beiden versteht. Das seculare Glied ist übrigens von diesen Grössen frei, und
daher von dem Orte des Himmelskörpers in der Bahn unabhängig. Dabei
ist o» = dfo das Differential der Störung in der Knotenlänge, ot das Differential
der Bewegung des gestörten Körpers in Länge. Es ist aber zu beachten, dass
diese beiden Grössen im entgegengesetzten Sinne zu nehmen sind: o im Sinne
der directen Bewegung, o> im Sinne der retrograden Bewegung (wie aus Fig. 40
pag. 108 folgt)3). Ist daher die Bewegung des gestörten Körpers direct, so ist
die Secularbewegung des Knoten 'vdas constante Glied in Formel 3) retrograd.
Da nun das Verspäten der Sternschnuppen des Novemberschwarmes auf ein
') 11 18 December 27, reducirt auf 1850: 11 19 Januar 5.
9) Vielleicht zu den Lyraidcn gehörig.
*) Daran wird auch nichts geändert, wenn man den anziehenden (störenden) Körper statt
in der Richtung BS in der entgegengesetzten Richtung (rechts von E) annimmt, denn die
Störung äussert sich in der Differenz der Anziehung auf den Körper E und S; da der gestörte
Körper dann weiter vom störenden Körper entfernt ist, als der Centraikörper, so wird letzterer
stärker angezogen, so dass die Differenz der Anziehungen sich gleichsam in einer Abstossung,
wieder im Sinne RS offenbart.
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Kometen un<1 Meteore.
Vorrücken der Knotenlinie (zu einem Orte, wo sich die Erde in einem späteren
Datum befindet), deutet, so schloss schon Humboldt, dass die Meteore des
Novemberschwarms in ihrer Bahn retrograd sein mlissen, eine Vermutung, die
sich später auch bestätigte.
Die Störungen, welche die sich in elliptischen, parabolischen oder hyper*
boiischen Bahnen um die Sonne bewegenden Sternschnuppenschwärme erleiden,
sind, solange sie sich den störenden Himmelskörpern nicht allzusehr nähern,
so gross oder so klein auch die Sternschnuppen sind, ganz von derselben Art,
wie die Störungen aller andern Himmelskörper. Ihre Berechnung kann auch auf die»
selbe Art erfolgen, und gehört nicht hierher. Nebst diesen Störungen erleiden aber
die Sternschnuppen, ebenso wie diejenigen Kometen, welche sich einem Planeten
auf sehr kleine Distanzen nähern, weitaus grössere Störungen, welche aber bei
den periodischen Schwärmen genau derselben Art sind, wie sie bereits bei den
sporadischen Meteoren angeführt wurden: Geschwindigkeitsänderungen und
Aenderungen der Radianten (Zenithattraction).
Infolge der Zenithattraction können nun aber diejenigen Sternschnuppen des
Schwanns, welche bei einem Umlaufe sehr nahe bei der Erde vorbeigehen, so
weit aus ihrer Bahn abgelenkt werden, dass sie ihre Umlaufszeit beträchtlich
ändern1). So kann für den Novcmberschwarm, dessen Umlaufszeit 33 J Jahre
beträgt, durch die Erdanziehung diese Umlaufszeit auf 28f Jahre verkürzt oder
auch auf 50 Jahre verlängert werden; eine parabolische Bahn kann durch die
Erdanziehung in einen elliptischen Strom verwandelt werden, für welchen die
Umlaufszeiten je nach der Entfernung, bis zu welcher sich der Strom der Erde
nähert, selbstverständlich verschieden sind Nähert sich der Strom zur Entfernung
p, so wird die Halbaxe a und Umlaufszeit /'gegeben durch2):
für p=\ 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Erdradien
wird ö=2 65 5 04 7 43 9 90 12 46 14 77 1719 19 64 22 08 24 45 Erdbahnhalbax.
7=4-31 H'31 20 26 3115 43 98 56-76 71-27 87 04 103 75 120 90 Jahre.
Dadurch werden dann diese Theile aus der Sternschnuppenwolke abgelöst,
sie eilen vor oder bleiben zurück, treten theilweise auch aus dem ganzen
Schwarme heraus, sodass dieser in die Länge gezogen und verbreitert wird. Im
l^ufe der Jnhre bei wiederholten Vorübergängen muss dann durch die fort-
währende Zerstreuung eine Vertheilung des Sternschnuppenschwarmes und eine
Verringerung der Dichtigkeit entstehen. Diese Zerstreuung ist aber um so grösser,
je grösser die Zenithattraction ist, d. h. sie ist stärker für Ströme, die aus dem
Antiapex kommen, welche sich also direkt bewegen. Daher kommt es, dass der
sich retrograd in geringer Neigung bewegende Strom der Leoniden (Entfernung
des Radianten vom Apex etwa 14°), so wenig zerstreut wird, und daher mit so
grosser Regelmässigkeit nach je 33^ Jahren mit seinem Maximum auftritt, während
die Zerstreung des Stromes sich auf etwa 3 Jahre, d. i. ungefähr ^ seiner Bahn-
länge erstreckt. Mehr zerstreut ist der Strom der Perseiden, für welchen der
Abstand des Radianten vom Apex 40° ist; dieses würde aber noch nicht hin-
reichen, die sonderbaren Erscheinungen der grossen räumlichen und zeitlichen
') TwiNiNG (American Journal of Sciences, II. Serie, Bd. 33, pag. 255) bemerkt, dass durch
die Zenithattraction auch der Knoten eine retrograde Bewegung erhält, indem die Sternschnuppen
schneller, also früher, d. h. an einem etwas zurückliegenden Punkte der Erdbahn , zur Erde ge-
langen; doch betrifft dieses natürlich nur die zur Erde oder in unmittelbarste Nähe derselben
gelangenden Meteore, nicht aber den ganzen Schwärm.
*) SCHIAPAKELLI, 1. C, pag. 153.
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i88
Kometen und Meteore.
Zerstreuung dieses Stromes zu erklären. Weniger intensiv, fast unauffällig sind
die stark zerstreuten Ströme der Lyraiden (Elongation des Radianten vom Apex
57°) und der Bieliden (Elongation des Radianten vom Apex 115°). Namentlich
der letztere Strom scheint in stetiger Auflösung begriffen zu sein.
Ganz ähnliche Wirkungen müssen natürlich auch die anderen Planeten
hervorbringen; nur wird bei ihnen die Wirkung in dem Maasse kleiner, als die
Masse und die Entfernung von der Sonne kleiner wird, d. h. je kleiner die
Wirkungssphäre ist Schiaparelu giebt die folgende Tafel1):
Aequi-
tor-
hnlb-
messer
Ma?5C
Rela-
tive
Ströme aus dem Antiapcx
Bc- Zcnith-
s-chlcu- attiaction
nigte
Geschwintligk.
Mcrcur
Venu»
Erde.
Mnrs.
Jupiter
Saturn
Uranus
Neptun
0- 390
0969
1- 000
0545
0 08
19483'"! -2012!»
0 8« 14432
1-0O 12120
0-12 | 9818
11-640 338-0O i 5314
10010 10100 1 3924
4-790
4 450
17-00
1800
2767
2227
17717
164*2
11129
00419
35694
21221
2257 i
im
I lorironte
1°52'
12 22
17 20
7 10
79 56
77 27
75 1
78 45
Ströme aus dem Apex
Be-
schleu-
nigte
Gc«-cliwinriigk.
Rela-
tive
Zcnith-
attraetion
im
Horizonte
. 1 13558
113671
7-30! 83081 83743
1174 70642 71520
2- 15 57224 57465
20651 30971 67686
h314 22873
3830
6349
12890
42212
26512
25898
0° 3'
0 35
0 42
0 14
40 48
33 6
27 22
37 5
608
333
113
187
Dabei ist als Einheit der Entfernung der Erdhalbmesser, als Einheit der
Masse die Erdmasse gewählt; in der mit E überschriebenen Colonne ist die
äusserste Distanz (in Erdradien ) angesetzt, bis zu welcher sich der Körper nähern
muss, um eine Ablenkung von 4° im Horizonte zu erfahren.
Je kleiner die Wirkungssphäre ist, desto geringer ist die Aenderung der
Geschwindigkeit, desto geringer daher auch die Zenithattraction; dieses ist bei
den inneren Planeten der Fall. Für die äusseren Planeten, deren Geschwindig-
keiten nur mässig sind, werden hingegen die relativen Geschwindigkeiten aus ver-
schiedenen Theilen des Himmels nicht sehr verschieden, daher gleicht sich der
Unterschied zwischen den Strömen aus dem Apex und Antiapex aus.
Bei dem Anlegen von Radiantenverzeichnissen muss man nothwendig jene
Radianten zusammenziehen, welche am Himmel nur so weit von einander liegen,
dass man die Unterschiede ab aus Beobachtungsfehlern entstanden ansehen
kann. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der wahre Radiant fest ist, nicht aber
der scheinbare, von der Erdbewegung afficirte. Es genügt, den Werth des
scheinbaren Radianten aus demjenigen des wahren Radianten zu suchen, und
den Einfluss einer Veränderung des Apex auf den Ort des scheinbaren Radianten
zu bestimmen, um sich von dem Fortrücken des letzteren von einem Tage zum
anderen zu überzeugen. Auf diesen Umstand hat schon Ermann*) im Jahre 1840
hingewiesen. In den bisher festgehaltenen Bezeichnungen wird, wenn noch mit
g die Rotationsgeschwindigkeit der Erde am Aequator, also g cos B die Rotations-
geschwindigkeit in der Breite B, und a, 6 die Rectascension und Deklination
des Punktes, gegen welchen die Erdrotation zu stattfindet, bedeuten:
v cos %cos S) G cos a cos d -f- geos B cos a cos 3 = uQ cos %' cos £>'
v sin ü c os SS) ■+- G sin a cos d -4- g cos B sin a cos $ = u0 sin $f cos S)'
v sin $5 -h G sin d 4- g cos B sin 6 = »0 sin 2>'.
«) 1. c, P*g. 156.
*) Astron. Nachrichten, Bd. 17, pag. 8.
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Kometen und Meteore.
189
Aendern sich nun die Grössen a, d, a, 6 so werden sich auch bei constanten
Werthen von v, SH, $ die Grössen u0, §(', 5)' ändern. Die Untersuchung wird am
einfachsten, wenn man die Gleichungen auf die Ekliptik bezieht; dann ist an
Stelle von % 2), a, ä, W £': 1', B, /, 0 (weil die Breite des Apex Null ist),
■1?', 93' zu setzen. Die Richtung der Erdrotation ist senkrecht auf den Meridian
gegen die Westseite zu, und parallel zum Aequator; also die Rectascension des
Apex der Erdrotation gleich der um 90° verminderten Sternzeit 9, und die
Declination Null, also a = 9 — 90°, 6 = 0; hieraus folgt fttr die Länge und
Breite (X und ß)
cos ß cos X = -+■ sin 9
cos ß sin X = — cos 9 cos t
sin ß = cos 9 sin e
und damit:
u0 cos g' cos 33' = v cos ? cos f& -4- G cos l •+■ g cos B sin 9
u0 sin cos SB' = v sin t? cos SB -+- G sin l — g cos B cos 9 cos %
u0 sin 93' = v sin SB -t- g cos B cos 9 sin t.
Durch Differentiation dieser Gleichungen bei constanten v, ?, 33, G, g, t,
B erhält man:
cos V cos SB' A*0 — u0 sin ?' cos 93' AS' — u0 cos ?' sin 93' A93' =
— ' G sin /A/ -+- g cos B cos 9 A9
sin 2' cos 93' A»0 -+- »0 cos Ö' <w 93'Atf' — «0 sin 2' 93' AS' =
-+- G cos IM -+- geos B sin 9 <w s A9
j/ä 93' A«0 -+- «0 cos SB'ASB' = — 9 sin *A9,
folglich^):
«0 <w 93' A8' = -h G cos (/ — 2') M — g cos B [sin ?' cos 9 — cos 2' sin 9 cos •] A9
«0 A©' = G sin (/ - 2') i/« %>'M— gcosB [{cos 2' <w 9 -+-
4- sin 2' «'« 9 <w e) sin SB' -+- «'» 9 f/« e <w SB']A9.
Nun ist g — , wenn p der Etdhalbmesser, und <n die Anzahl der mittleren
o
Zeitsecunden in einem Sterntage ist; ferner G = jr^ , wenn R die mittlere Ent-
fernung der Erde von der Sonne, T die Länge des Beobachtungsjahres, und tol
die Anzahl der mittleren Zeitsecundcn in einem mittleren Sonnentage also
^ » 1 002738 ist; daher ist
G r 1 o>
P
und da ^ = sin rr® ist, wobei ir® die mittlere Acquatoreal- Horizontalparallaxe
der Sonne bedeutet, so wird
g — G — Tsin jr® = 0 0165 G = 460 m\
soll A9 in Stunden ausdrückt werden, so hat man 15^=0 247 G oder hinreichend
genau \G zu substituiren; man kann daher schreiben:
*w33'A2' = — [*«(/ — 2')A/- i^^^/jm^A9]
A93' — [j/Vi(/— 2')*/«93'A/ - | cos B(cos p sin SB' «'« 9 «* c cos 93') A 9]
A9 in Stunden; M, AI*', ASB' in Graden,
') Ermann erhält A93' von M unabhängig, weil et A«0 vernachlässigt.
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190 Kometen und Meteore.
wobei / und q eine einfache geometrische Bedeutung haben : es ist / der Winkel
zwischen dem Meridian und dem Breitenkreis des scheinbaren Radianten, und q
die Breite des Durchschnittspunktes dieser beiden Kreise.
Q
Da nun — < 1 ist, so wird bei einer z. B. 3 stündigen Beobachtung cos 33' A 2'
und noch nicht £° sein. Man sieht übrigens hieraus auch, dass man die
vong abhängige Verschiebung des Radianten, die sogenannte »tägliche Aberration*
desselben, gnnz übergehen kann1). Für die Verschiebung des Radianten, welche
in Folge der Aenderung des Apex eintritt, hat man daher:
cosWW^ G cos(l-
uo
A5LV = -6- sin (l - «')«'* Ö'A/.
"0
Da der Apex täglich um nahe 1° fortrückt, so erhält man die tägliche
Veränderung des Radiationspunktes, indem man A/= 1° setzt. Man wird
daher den Radianten nicht für längere Zeit als constant ansehen dürfen.
Hierauf hat bereits Schmidt aufmerksam gemacht; doch kann man Mittelwerthe
für mehrere oder einzelne Tage nur nehmen, wenn für jeden Tag eine genügende
Anzahl von Bestimmungen vorliegt; da dieses jedoch bisher nicht der Fall ist,
so muss man sich jetzt noch mit Mittelwerthen aus mehreren und selbst einer
grösseren Reihe von Tagen begnügen. Immerhin wäre es angezeigt, die
Radianten mehrerer Tage, ehe sie zu einem Mittel vereinigt werden,
auf eine gemeinschaftliche Epoche zu reduciren.
In aller Strenge aber dürfte man dann nicht die zuletzt abgeleiteten Formeln
anwenden, sondern wie dieses v. Niessl zuerst gethan hat1), auf die kosmische
Verschiebung des wahren Radianten Rücksicht nehmen, welcher aber erst aus
der Betrachtung der Bahnen, welche die Meteorströme um die Sonne beschreiben,
hervorgeht.
VII. Bestimmung der Meteorbnhnen. Die Bestimmung der Bahn eines
Meteorschwarmes unterscheidet sich wesentlich von der Bestimmung einer
Planeten- oder Kometenbahn dadurch, dass man nicht drei oder mehr Positions-
bestimmungen hat, sondern nur den Radiationspunkt, die Richlung aus
') Denkt man sich den wahren Radianten bereits wegen der Bewegung der Erde in ihrer
Bahn corrigirt (mit Ausschluss der von g abhängigen Glieder), und sucht dann noch die Correction
wegen g, so kann man A(w0 tos 93' cos 8') = geos 33 sin 0, u. s. w. betrachten; man erhält dann in
genau derselben Weise
cos 93' A8' = — — tos B [sm 8w/8' + tot 9 tos 8' tos t]
«0
A 93' = — — cos B {{sm 9 cos 8' — tos 9 sm 8' tos e) sin 93' - tos 9 sin t cos 93'1.
»0
Dabei ist der Cocfficient, wenn man die Aenderung gleich in Graden erhalten will:
0*945
Die Formeln werden hier noch einfacher, wenn man sofort die Verschiebung in Rectascension
und Declination sucht; di>nn ist e = 0, und man hat:
«vS'AST = - tos ß tos (ß - «')
«0
ASV = — tos ß sin (9 — «') sin
«0
*) Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, Bd. 83, png. 96.
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Kometen und Meteore.
igt
welcher die Meteore zu kommen scheinen. Ein zweites Datum ist allerdings
die Beobachtungszeit; diese giebt den Ort der Erde, also den Schnittpunkt der
Sternschnnppenbahn mit der Ekliptik , d. i. den Knoten, und zwar den auf-
steigenden oder niedersteigenden Knoten. Die Entscheidung hierüber ist nicht
schwer. Ist die Breite 50 des Radiationspunktes positiv, so kommt der Schwärm
aus der Richtung der positiven Breiten zu denen der negativen, der beobachtete
Schnittpunkt mit der Ekliptik ist daher der niedersteigende Knoten, und die
Richtung des aufsteigenden Knotens befindet sich in der Richtung der Sonne;
es ist also die Länge des autsteigenden Knotens gleich dei Sonnenlänge 0;
ist hingegen die Breite 35 des Radiationspunktes negativ, so wird die Länge
des aufsteigenden Knotens 180° -+- 0. Angenommen wird nun, man habe den
scheinbaren Radiationspunkt direct aus den Beobachtungen abgeleitet, was ja
keine Schwierigkeit hat, wenn man die Schnittpunkte der scheinbaren Bahnen
einer grösseren Zahl von Sternschnuppen an der Himmelskugel in einen Globus
oder eine Sternkarte einträgt. Dieses graphische Verfahren wird bei dem jetzigen
Stand der Genauigkeit der Sternschnuppenbeobachtungen stets ausreichen. Aus
diesem scheinbaren Radianten ist zunächst der wahre Radiant zu bestimmen.
Dazu können aber die auf pag. 189 angegebenen Formeln nicht dienen,
weil dieselben die Kenntniss von u0, der relativen kosmischen Geschwindigkeit
voraussetzen. Kennt man diese (ebenfalls aus den Beobachtungen), so hat man
alle zur Berechnung nöthigen Daten. Allein man kennt nur Mittelwerthe aus ver-
einzelt erhaltenen Beobachtungen an verschiedenen Punkten, und gerade für die
Meteorschwärme ist es zunächst unmöglich, oder wenigstens nicht leichter als
für vereinzelte Meteore Bestimmungen von absoluten Höhen zu machen, da die
ungewöhnlich grosse Zahl der nahe gleichzeitig erscheinenden Meteore eine
Identifikation der an verschiedenen Punkten gemachten Beobachtungen erschwert.
Man ist dann auf gewisse Annahmen über die wahren kosmischen Geschwindig-
keiten angewiesen. Unmittelbar gegeben ist diese dort, wo die Umlaufszeit
des Schwarmes bekannt ist; dieser Fall findet z. B. bei den Leoniden statt;
die Umlaufszeit ist für sie 33*25 Jahre, daher die grosse Axe 10*34; hiernach
wird die Geschwindigkeit in der Entfernung r = R = 0*9911 (für November 13):
V R a'
0)
daher für die Novembermeteore (Ä-= 0*991 1 für den 13. November) «r== |/ 1*9212 •=
1*3861. Ist umgekehrt aus der beobachteten relativen Geschwindigkeit u0 die
wahre Geschwindigkeit v gerechnet, so erhält man
a = ~2 (2)
wobei v in Einheiten der Geschwindigkeit der
Erdbahn auszudrücken ist, also wenn dieselbe
in Kilometern gefunden wurde:
(v) Kilometer
tf — — — -■ — .
29*6
Sei E (Fig. 269) der Nordpol der Ekliptik
A der Apex, S' der scheinbare Radiant; nach
Fig. 265 ist dann AS' = <|> und man findet und die Neigung 7 des grössten
Kreises AS' gegen die Ekliptik aus dem Dreiecke AES\ in welchem AE= 90 3,
ES' = 90° - AS' = < AES' S'AE= 90° - 7 »st:
(A. 269.)
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192
Kometen und Meteore.
cos <|» — cos 93' cos (?' — /)
sin stnf = sin (3)
sin cos y = cos 93' sin (?' — /).
Da <J* < 180° angenommen werden kann, so wird sin stets positiv zu
nehmen sein.
Nun ist der wahre Radiant (vergl. Fig. 265) in der Ebene Apex — Beobachter
— scheinbarer Radiant gelegen, also an der Himmelskugel der wahre Radiant
S in dem grössten Kreise AS'\ sei derselbe S, so ist AS = 9 und
sin (f - *) = | x/V» 4,. (4)
In dieser Formel ist jedoch, wenn die Excentricität der Erdbahn nicht ver-
nachlässigt wird, G die wahre Geschwindigkeit der Erde, in Einheiten der mittleren
Geschwindigkeit, also
R ~ 1
oder ausreichend genau mit Vernachlässigung der zweiten Potenzen der Excentri-
citäten •)
0 = \- (4a)
Dann folgt aus dem Dreiecke ESA, in welchem EA = 90°, AS = <p,
ES = 90° - 93, SEA = 2 - / ist:
cos 93 sin (? — /) = «« f rttf y
<vx 33 cos (2 — /) = w ? (5)
x/w 93 = x/*« ff sin >
Dann sind die Compnnenten der wahren Geschwindigkeit v nach den drei
Axen, von denen die A"-Axe nach dem Frühlingspunkte gerichtet ist:
^ = — v c os © cos 8
^ = -t/,r*x93x<»e (6)
dz
j - = — v sin 93.
Die Coordinaten der Sternschnuppen zur Zeit der Beobachtung sind identisch
mit den Coordinaten der Erde; sind also 0, R, Länge und Radiusvector der
Sonne, so ist
X = — R COS 0
y = — RsinQ
z -* 0.
Da nun (vergl. d. Art. >M. d. H.«)
dy dx , g-
x~dt-y Tt = *o v7«*<
y Ii ~ * % = VPsin&sini
dz dx r- . .
x — z -jf = *o VP cos ß xi« 1
') Setit man = 1 -f- a, so ist et von der Ordnung der Excentricität, daher
\~* Vi - o' 1
1 + a .ff*
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Kometen und Mcte*re. '93
ist, wobei / der Parameter der Bahn, ft, / Knoten und Neigung derselben, und
Jk9, da man es mit einer heliocen tri sehen Bahn zu thun hat, die Constante des
Sonnensystems ist. Wählt man aber für v als Einheit die mittlere Geschwindig-
keit der Erde in ihrer Bahn, so ist k0 = 1, daher
Yp cos i = RvcosQ sin (8 — 0)
Yp sin Q» sin < = RvsinSb sin 0
Yp cos & sin i = Rv sinfd cos 0.
Nun ist aber, wenn der Kürze halber alle auf den Fall »93 positive bezüg-
lichen Formeln mit a, alle auf den Fall >8 negativ« bezüglichen mit b bezeichnet
werden :
ft = 0 (Ia) ft=18O° + 0 (Ib).
Setzt man dieses in die zuletzt erhaltenen Formeln ein, so werden die letzten
beiden identisch, und man erhält:
YJcos i= RvcosSÖ sin (8 — 0) Yp cos i — Rvcos® sin ($ — 0)
Yp sin i = Rv sin 33 Yp sin / = - Rvsin® (Ub)'
Hieraus werden i und p bekannt; da v und a nach (2) gleichzeitig bekannt
werden, so folgt dann
1) für den Fall der Parabel: die Periheldistanz q = |
p
2) „ der Ellipse: cos* <p, = ~, e = sin?, (III)
p
3) „ der Hyperbel: e =1+^.
Aus der Gleichung des Kegelschnittes:
\+ecosV
in welcher V die wahre Anomalie bedeutet, folgt
dr kae sin V
-d'-^YT- <7>
Es ist aber
dr dx dy dt
rTi = X Tt y Tt * * ~dt
und da für den Augenblick der Beobachtung r = R ist, mit Rücksicht auf (6)
und (7)
demnach
esin V= Ytvcos — 0)
*wK«J-l.
Im Augenblicke der Beobachtung stehen aber die Sternschnuppen des
Schwarmes im Knoten, es ist also — V der Abstand des Perihels vom Knoten,
im Falle a) vom niedersteigenden, im Falle b) vom aufsteigenden; es ist daher
der Abstand des Perihels vom Knoten:
»«180°- V (a); w = — V (b)
und folglich die Länge des Perihels in beiden Fällen:
* = 180° - V+ 0. (V)
Die Durchgangszeit durch das Perihel ist belanglos, da sie bei einem
Schwärm für die einzelnen Sternschnuppen nicht dieselbe ist.
Vatnrruco, A.txonomk. IL I3
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i94
Beispiel: Ei sei Juli 28 5: 8' «= 329° 5'; 33' = — 17° 24' beobachtet.
Man hat für diesen Tag (vergl. pag. 129):
/ — 36° 13'; 0 — 135° 48'; log R = 00065; Äff (7 — 9*9935.
In Ermangelung irgend welcher Kenntnisse über die Geschwindigkeit, wird
1/1
also eine parabolische Bewegung angenommen, also
logv = 01472; Äff —
Die weitere Rechnung wird:
8' — / = 292° 52'
log cos (8' — /) = 9 5895
A>1 cos 33' — 9*9797
Aff*m (8' = 9-9644,.
Äff «« 4» jm 7 = 9-4757«
log sin tycost = 9*944 1*
log sin ^ — 9 9679
Äff w <ji — 95692
% «« (9 - <|,) = 9-8142
9-8463.
8 — 0= 160° 31'
Äff cos (8 — 0) — 9*9744,.
Äff <w 8 = 9-9788
log um ^ -0) =»9 5231
logü »«01537
Äff «* 33 - 9-4837«
log-yfpsin i = 9-6374
9-8584
logYpcos i = 9-6556
^y7= 9-7972
Äff- ^ = 9-5914
logYpv = 9-9444
Ä^ w8f«(«-0)- 9-9532«
95879
Suötr =
01994
log sin V =
9-8976.
Äff T «»
9-7873.
K= -
127° 49'
ß =
305° 48'
43 48
n an
73 37
iogq =
9-2934
<|, 68° 14'
<p = 108 55
log sin 7 = 9-5078*
log sin <p = 9*9759
log cos 7 = 9-9762«
log cos 33 cos (8 — /) = 9-5108.
9-9733
Äff cos 33 ;w (8 — /) = 99521,
8-/= 250° 6'
8 = 286 19
53 = — 17 44
Würde man eine Ellipse voraussetzen mit der Halbaxe gleich 5, so wäre
(2 1\ G
^ — - ) = 0-2480, logv = 0-1240; log — = 98694
log sin (9 - = 9-8373 (8 - 0) = 157° 39' log^Jv => 9-9269
<p=lll°40' Äff<w(8-0)= 9-5661* Äff 33 w(8-0)= 99454
log sin 7 = 9-5078, Äff cos 33 = 9 9796
log sin <p = 9-9682 Äff w**(8-0)= 9 5801
log cos 1 = 9-9762*
logcos&cos&—l)— 9-5673.
9-9648
logcos?bsin($ - /)= 9-9444,
8 — / = 247° 14'
8 = 283 27
13 = — 17 25
logRv** 01305
Äff 33 = 9-4760.
Äff y£7«* 1 = 9-6065,
9-8873
log yp cos i = 9-6902
Äff }/p = 9-8029
logp « 9-6058
8-9068
Äff w = 9-4534
9-5993
Subtr =
0-1807
Äff***! K =
9-8726,
log c cos
9-7800,
r= —
128° 56*
ft =
305° 48'
39 31
1t =
74 44
Äff a =
0-6990
Äff * «
9-9817
:ized by-Geo^-*-4
Kometen und Meteore.
'95
Die Rechnung lässt sich jedoch noch in bequemerer Weise anordnen. Be-
rücksichtigt man, dass / « 0 -t- «o — 90°, und » ein kleiner Winkel ist, dessen
Sinus man mit dem Bogen und dessen Cosinus man mit der Einheit vertauschen
kann, so erhält man aus (5):
+ cos 33 cos (8 — 0) -+- tos 33 sin (8 — Q) - n s= sin f cos ^
— cos 33 sin (8 — 0) -H cos 33 cos (8 — 0)-» 9,
daher mit Rücksicht auf die Formeln pag. 165, und wenn man in den Coeffi-
cienten von <d die ersten Näherungen einführt (die zweiten Potenzen von o
vernachlässigt):
v cos 33 cos (8 — 0) + *o*»» <|<»n+o (*0 cos «|» — G)
v cos $b sin (% — O) — u0cos + G + m (u0sin cos 7)
v sin 33 =» -r- »o sin sin 7.
Entwickelt man in ähnlicher Weise die Formeln (3) und setzt die Werthe
in diese Gleichungen ein, so erhält man:
v cos 33 cos (8 — 0) = u0cos 33' cos (8' — ©) — «
* cos 33 (8 — 0) = G + u0cos 33' sin (8' — 0)
vsinfQ = k0x/»33'
indem sich alle Übrigen von der ersten Potenz von o> abhängigen Glieder weg-
heben. Hier ist noch die Kenntniss von u0 nöthig; es ist aber:
u9' = G*+ v*+ 1Gvcosy = G* v*-r 2Gvcos®cos($ — /)
== G* -r- v* — 2Gv cos 93 sin (8 — 0 — »)
— G> v' — 2G» [w 33 sin (8 — 0) — » cos 33 (8 — 0)]
«= C-t- p»— 2G*H- %uilGcos 4»
oder
»0 « c?w4» ± y G* cos* <|.-r- — g w «i< ± y»* — g* 8 4».
Hieraus folgt, dass der Minimalwerth von v, welcher ein reelles u0 giebt,
d. h. welcher mit dem beobachteten Radiationspunkte bestehen kann, v = G sinty
ist; eine Bemerkung, die bereits Er man 1840 gemacht hat Es ist dieses jedoch
nur eine rein geometrische Beziehung, welche besagt, dass in Fig. 265 as > aa'
sein muss; in der That lässt sich sonst in der angegebenen Elongation <J» kein
Punkt s finden.
Ist v > Gsinty, so sind drei Fälle zu unterscheiden:
a) Ist *tfv* — G'sin*ty< G cos und | < 90°, so giebt es zwei Lösungen
für *0; dieses findet statt, wenn v' — G*sin*ty< G'cos'ty oder v < G ist; es
sind die beiden Strecken Ea, 2?ß, wenn a, ß die Schnittpunkte des aus a als
Mittelpunkt mit dem Halbmesser oa =* aß v beschriebenen Kreisbogens mit
ES sind.
b) Ist v < G sin) und cos) negativ, also <|> > 90° [in Fig. 265 ES die Richtung
der Sternschnuppe und •< (S) EA = tj»], so sind beide Losungen für uQ negativ,
also, da u9 eine wesentlich positive Grösse sein muss, überhaupt keine brauch-
baren Lösungen: die beiden Schnittpunkte fallen in die Verlängerung der
Geschwindigkeitsrichtung.
c) Ist y»1— G'sin* ) > G cos <|>, also v > G, so kann nur das obere
Zeichen genommen werden, und es giebt nur eine Lösung
u0 = Gcos) + y»» - G'sin') (8)
für «}» < 90° der von E entferntere Punkt s' und für ) > 90° der in der Richtung
des Radianten gelegene Punkt (*').
«*•
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196
Kometen und Meteore.
Der entere Fall entspricht einer elliptischen Bewegung, für welche die
Halbaxe kleiner als die Erdbahnhalbaxe ist; da nämlich
2 12 1
=« ^ - 1, also »' - G» = 1 - -
ist, so wird v < G, wenn a < 1 ist. Erman schliesst diesen Fall nicht aus und
hätte daher folgerichtig für jene Fälle, in denen er (für den Augustschwarm)
v = 0*557, 0*774, 0*990 annimmt, beide Lösungen untersuchen müssen1).
Schliesst man nach den jetzigen Kenntnissen von der Geschwindigkeit der
Meteore diesen Fall aus, so erhält man nur eine positive, brauchbare Lösung
in Formel (8). Der Ausdruck unter dem Wurzelzeichen wird:
G>fM>*+ - G* = -+- 1 - |.
Für den Fall, dass der absolute Werth von a nicht sehr klein angenommen
wird, was bei Sternschnuppenschwärmen stets der Fall sein wird, kann man
nach Potenzen von ^ entwickeln. Führt man cos = cos ?&' cos (V — f) ein, und
setzt:
cos 33' cos (V — I)
= cotang %,
so folgt
'° = V1 C~^R^ ~ \ = cota*g* ■+■ y cosec* z — ^ =
— cotang z -+- <• * p 1 —
(. s . «Vi4 * sin* z \
1 - i — * ^ ~^»~ * • J
z sin z sin1 z , sin* z
- cotang g - i~ 4 - ~^r~ * • •
Da »0 positiv sein muss, so wird z < 180° zu nehmen sein; also im
oder zweiten Quadranten, je nachdem cotang z positiv oder negativ ist.
Die Convergenz dieses Ausdruckes wird noch erhöht durch das Auftreten
von sin* z im Zähler*). Man hat daher zu rechnen:
cos 33' cos (?' — /) . ton0
-~ «= cotang z\ z < 180°
■t/~ sin* z
uQ = cotang z <wtts p 1 —
z sinz r , /«'«>s\ t /fw*s\" j
= «**«• 2 - l> + H^rj + H-jt) + • • J
Ist u0 direkt gegeben, so wird der Werth bei der Rechnung sofort benützt.
Weiter die Formeln a) oder b) je nachdem 33' positiv oder negativ ist;
oder
') Die zweite Lösung giebt, wie die unten folgenden Formeln n zeigen, einen »ehr kleinen
Werth der Neigung. Hierauf machte zuerst Peirck in den »Transaction» of the American.
Philosophie»! Society, Bd. 8* aufmerksam.
, . I t
") Für a = 00 erbalt man hieraus den bekannten Werth für die Parabel : «e = cotang — •
•
vergL v. Oppolzek : Lehrbuch zur Bahnbestimmung von Planeten und Kometen I. Bd., 2. Aufl.,
pag. 350. Es mag bemerkt werden, dass dort in den Ausdrücken IV das Zuzatzglied u> fehlt,
welches nicht ohne Einfluss auf die Uebcrcinstimmung der Resultate fllr t aus den Formeln III
und IV bleibt.
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Kometen und Meteore.
a-o (Ia)
yfpcosi=l+Ru0cos%'sin(V-3)
yfpsini~Ru0smW C
Für die Parabel:
ft = 180°-+- 0
Yfcosi=\ + Ru0 cos&sin (8'- 0)
fllr die Ellipse: cos^t <
für die Hyperbel: e* = l + •£
<r xm y=yp[uoCOs 93' (8' - 0) - ^]
(IIb)
(TO)
* = 180°- K+0.
Es soll das frühere Beispiel gerechnet werden. Es wird:
(IV)
(V)
8' — / = 292° 52'
23' =-17 24
8'- 0 = 203 17
log cos (8* - /) = 9-5897
comp log R^ 9 9935
log cos®' = 9*9797
hgsin(V — 0)« 9-5969.
Ätf <w(Z' — 0) = 9-963 1«
log cotang $ = 9*5627
log z = 69° 56'
log p = 9 5944
« = -+- 25' =• 0 00727
log cos 93' cos (8' - 0) = 9-9428«
logu0cos&cos(V-®) = 0 098 L
A^» = 7-8615
Subtr = 00025
^»o""8'<w(8'--0)-«d = 0-1006*
% ^ = 9-5879
5i^/r 0-1 995
Ay-M* F = 9*8978«
A^<w F = 9-7874«
F= -127° 48'
«0 = tt»Ajfi£-|s = 0*1553
log sin 93' = 9-4757»
logu0R*= 01618
Zog <w 23' j/'« (8' — 0) = 9-5766*
Ru0cos Wsin{V - 0) = 9-7384»
= 9-9172
<<5f YP c°* 9*6565
9*8584
log yp sin 1 = 9-6375
lo?Yp^ 9-7972
Für die elliptische Bewegung mit der Halbaxe a 5 wird die Rechnung:
ß — 305° 48'
i— 43 48
k= 73 36
? =. 9-2934
hgsin 2 — 9*9728
9 0000
. 1
89728
Ag- 10480 = 0 0204
logCorrekt = 8*9932
log cotang-^ = 0- 1 553
S»#r = 9-9691
hgu0 =01244
(sin% z\
00441
0039
048Ö
log sin®' = 9*4757«
logu0R=* 01 309
hg cos & sin{$ - 0) = 9 5766«
hgRutCos®rin<p-0) = 97075«
^ = 9-9823
logYpcosi*- 9-6898
9-8871
Atf vT"«»» = 96066
y7 = 98027
9*6054
£ = 8-9064
log cos = 9-4532
log = 01244
log tos &tos (8' — 0) =» 9-9428«
log «0 tos 8' w («' — 0) = 0 0672»
logt» = 7-8615
Si^/r = 0 0026
^[Vw^'-O)-«] «= 0 0698«
log ^ = 9-5989
.Sid/r = 01813 ft = 305° 48'
log tsin V= 9-8727, s: — 39 33
9-8909 x = 74 44
V= 9-7802« log**= 0-G990
r=— 128° 56' Äff*-* 9-9818
Wären die Gleichungen II und IV von einander unabhängig, so würden
sich hieraus, wenn man für u0 seinen Werth substituirt, und dann die Glei-
chungen II quadrirt und addirt und ebenso die Gleichungen IV, zwei Glei-
chungen zwischen p, c, a ergeben, oder da p «= a (1 — c*) ist, zwei Gleichungen
zwischen e und a, so dass diese aus dem gegebenen Radianten bestimmt werden
könnten. Dieses kann aber nicht sein, da ja die Axe nur von der Grosse der
Geschwindigkeit, nicht aber von der Richtung abhängig ist Hieraus folgt, dass
diese vier Gleichungen nicht von einander unabhängig sind; in der That lässt
sich dies auch direkt zeigen. Geht man zu diesem Zwecke von den Gleichungen
auf pag. 193 aus, so erhält man:
/ = /?» v* [cos» 93«Vi» (8 - 0) + sm' ö]
c* — pv*tos*$tos' (8-0) -r- l)'.
Substituirt man
und setzt Kürze halber
«v»8«*»(8-0)-wm»© = w; w»8«*»(8-0)-»
so folgt:
R
Setzt man weiter x = — , so folgt :
£ = (2 — x) M
,-**=*<s-->"+(£-1)'-
P
Elimmirt man ~, so erhält man die Gleichung
1 — (2 — (2 — *)' *tn + [(% — x)m — 1]»
oder
(2 — *) [(2 — x) m (m -+■ n) — 2 m -+- m x] — 0,
welche Gleichung, da m -+■ n = 1 ist, eine Identität ergiebt.
Die gefundenen Formeln reichen aus, um die umgekehrte Aufgabe zu lösen:
Aus den gegebenen Elementen eines Sternschnuppenschwarmes seinen Radiations-
punkt zu bestimmen.
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Kometen tmd Meteore. 199
Als Elemente können angenommen weiden: ft, i, n, p, e) für die Parabel
ist / = 1, / = 2?; für die Ellipse ist p = a (1 — *») und für die Hyperbel
/ = a (** — 1); man kann daher aus zwei dieser drei Grossen die dritte leicht
finden. Nun muss
0 *» ß (Ia) oder 0 = 180° + Q> (Ib)
sein. Mit diesen Sonnenlängen erhält man dann
F« 180° -+- 0 — k
und aus den Ephemeriden den zur Sonnenlänge 0 gehörigen Radiusvector R.
Zur wahren Anomalie V gehören nun zwei Radien vectoren r, je nachdem
man die Sonnenlänge aus (Ia) oder (Ib) verwendet; es ist
Soll nun der Stemschnuppenschwarm die Erde schneiden, so muss r =■ R
sein; der zweite Werth wird verworfen; wird r = R für die Sonnenlänge aus
Ia, so ist der Stemschnuppenschwarm im niedersteigenden Knoten beobachtet;
wenn für Ib, so ist die Beobachtung im aufsteigenden Knoten. Dann folgt
weiter: .
u9cosWtos{y -Q) = i in '
YP w1
ua cos »' sin (*' - 0) - ~ 1 (nia)
». cos W cos (8( -0) - ^=^+
«0 «* («' -0) «= ^tfy "~ 1
«0 sin 53'
Y±sin±
(Mb)
Beispiel: Es sei A = 245° 63'
12 33
* — 108 58
logp = 01794
Äsr#- 9 8785
0- 245° 53' und 0 « 65° 53'
316 55 136 55
logr = 9-9986 0-4949;
es ist daher der zweite Werth zu verwerfen; die Erde wird vom Schwann in
seinem niedersteigenden Knoten getroffen, und zwar am 28. November, zu welcher
Zeit die Sonnenlänge den angegebenen Werth hat; für dieses Datum ist log R
= 9*9958 und » = -1- 46*9' = 0*0136; die weitere Rechnung wird:
log sin 9*8635« log cos i « 9.9895
log e sin V = 97420, log Yp 0 0897
log-/p^ 0 0897 log sin i 9 3370
Arü^r« 9.6523 ^ ™ * s 00792
*/p " log{Yp€osi—\)*m 9-3011
/«f • = 8 1385 log R — 9 9958
^ ^ = 9-9866 Atf- y7 *'» ' — 9 -*267
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200
Kometen und Meteore.
kgu^cosW cos(V — O) = 9-6389»
9 9577
logu^cosWsin (g'— 0) = 9-3053
logu0 ccs*& •= 9-6812
9-9414
hgu0 sin®' = 9-4309
(¥' -0) = 155° 7'
8'= 41 0 26°37'
33' = -+- 29 20 °der 2)'* + 42 37
Ä^r «0 = 9*7408
Hier wäre noch die Zenithattraction zu berücksichtigen; man erhält mit dem
Argumente u0 = 0 5506 aus der Tafel pag. 168: <D = 10° 59 7'; die Berechnung
der Veränderung des scheinbaren Radianten erfordert aber die Kenntniss der
Zenithdistanz, und kann daher nur von Fall zu Fall durchgeführt werden.
Die scheinbare Elongation des Radianten vom Apex ist gegeben durch
cos 4, = cos®' cos (2* — 0) und ergiebt sich <|> ■= 112° 14'; damit erhält man
für die wahre Elongation und wahre Geschwindigkeit nach den Formeln pag. 165:
? — 157° 18'; logv = 0-1204; man erhält direkt mit dem Werthe loga = 0 5476
die Geschwindigkeit v = y — — : log v = 01 198 in genügender Ueberein-
VIII. Stellare Schwärme. Für die Berechnung der Sternschnuppenschwärme
legt man, sofern nicht durch die Umlaufszeit eine Kenntniss der Geschwindig-
keit erlangt wird, die parabolische Geschwindigkeit zu Grunde. Man reicht
damit zumeist aus, und kann diese Näherung mit demselben Recht anwenden,
wie man bei der Bestimmung von ersten Kometenbahnen die Parabel zu Grunde
legt Allein in vielen Fällen wird man dadurch doch in einen Fehler ver-
fallen; für detonirende Meteore und zur Erde fallende Meteormassen hat man
fast ausnahmslos Geschwindigkeiten gefunden, die die parabolischen weit über-
treffen. Das Meteor von Pultusk hatte nach Galle eine Geschwindigkeit von
7*28 deutsche Meilen, d. i. nahe 55 km. v. Niessl giebt eine Zusammenstellung
der von ihm berechneten, und in verschiedenen Bänden der Sitzungsberichte
der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien publicirten Resultate1) in seiner
Abhandlung »Ueber die Periheldistanzen und andere Bahnelemente jener Meteoriten,
deren Fallgeschwindigkeiten mit einiger Sicherheit beobachtet werden konnten *).
Die Geschwindigkeiten ergaben sich zu 53 bis 150 km, im Durchschnitte zu
75 km. Hierdurch scheint sich eine neuerliche Trennung zwischen den Meteo-
riten und Sternschnuppen zu ergeben, und thatsächlich spricht auch Schiaparelu
von zwei Arten von Körpern: Kometen und Sternschnuppen, die in paraboli-
schen Bahnen und Meteoriten, »Boten der Sternenweltc, die in hyperbolischen
Bahnen zu uns kommen*).
Der Unterschied fällt aber wieder, wenn man die Erscheinung näher be-
trachtet: Es giebt kosmische Körper, die sich mit verschiedenen Geschwindig-
keiten bewegen; je grösser die kosmische Geschwindigkeit, desto grösser die
Wahrscheinlichkeit, dass sie tiefer in die Atmosphäre eindringen, oder zur Erde
fallen; folglich werden in die tieferen Regionen der Atmosphäre und zur Erde
') Vergl. Bd. 75, 79, 83, 88, 93, 96, 97, 98.
a) Verhandlungen des naturforschenden Verein« in Brünn, Bd. 29.
3) 1. c, pag. 219 und 222.
Stimmung.
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Kometen und Meteore.
nur jene gelangen, deren kosmische Geschwindigkeiten eben die grössten sind,
also, die sich in hyperbolischen Bahnen bewegen.
Hierin ist auch eine sehr einfache Erklärung der Erscheinung gelegen, dass
zu den Zeiten der grossen SternschnuppenfäUe so wenig detonirende Meteore
und Meteoritenfälle zu verzeichnen sind; diese Erscheinung wird um so auf-
fälliger, je mehr Aufmerksamkeit man den Meteorerscheinungen zuwendet. Nun
ist aber die Detonation eine secundäre Erscheinung, welche von der Zusammen»
pressung der Luft (Umsetzung der Wärme in Bewegung) herrührt, und hängt
wesentlich von der Entfernung des Meteors ab. Detonationen können daher
nur bei den tief nach unten gelangenden Meteoren, also bei jenen, welche mit
grosser Geschwindigkeit in die Atmosphäre gelangen, auftreten. In der That
haben sich auch bei den grossen Sternschnuppenfällen noch am meisten
Meteoritenfälle zur Zeit der Leoniden, die aus der Nähe des Apex (vergl. pag. 187)
kommen, gezeigt
Wenn die Meteorite nun auch wahrscheinlich stellaren Ursprungs, als nicht
zum Sonnensystem gehörig anzusehen sind, so zeigt ihre chemische Beschaffen-
heit, dass sie sich nichtsdestoweniger ihrer Zusammensetzung nach von den dem
Sonnensystem angehörigen Körpern nicht unterscheiden; hieraus einen Grund
gegen ihren stellaren Ursprung zu schöpfen, ist aber durchaus unzulässig, da
man ja bei den Untersuchungen über die Fixsternspectra genau zu denselben
Resultaten gelangt. Dass sie aber stellaren Ursprungs sind, zeigt auch noch eine
eingehendere Untersuchung ihrer Radianten.
Es zeigt sich, dass gewisse Radiationspunkte durch mehrere Wochen, selbst
durch Monate, ihren Ort am Himmel unverändert beibehalten, stationär
bleiben. Beispiele von stationären Radianten führt Denntng aus seinen
Beobachtungen 1877 und 1885 an:
Zwischen Juli 13 bis September 22: V = 7°: 2>' « + 12°
27 „ December 4 30 -h 36
30 „ November 7 31 18
Juni 26 „ „ 30 60 -+- 50
August 21 „ September 21 61 +36
„ October 9 „ October 29 92 -H 15.
NrxssL führt1) die folgenden Meteore mit nahe demselben Radianten an:
3. Juni 1883, 7. Juni 1878, 17. Juni 1877, 13. Juli 1879: 81' = 249°, ©' = — 20°;
dieser Radiant findet sich auch noch im Monate Mai und August und zwar am
18. Mai 1874, 20. Mai 1869, 20. August 1864, 11. August 187 1, 19. August 1847,
31. August 1871.
Ferner den Radianten &' = 210, 2)' = -+- 19° bei den Meteoren vom
5. September 1863, 19. September 1861, 25. September 1862, 15. October 1889,
19. October 1877; den Radianten: £' = 216°, 33' = -t- 4° bei den Meteoren vom
11. April 1871, 21. April 1877, 12. Mai 1878; hiermit im Zusammenhange stehen
die beiden Radianten: tf' = 193°; = 17° vom 5. September 1872, und
= 138°, 23' = -h 36° vom 26. September 1865 und 27. September 1870«).
Ferner die Radianten:
1» »
tt tt
11
') Astron- Nachr. Bd. 107, No. 2566.
*} Kosmischer Ausgangspunkt: 80 = 182°, «0 = + 4C
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Kometen und Meteore.
100c,
109
114
86°,
90
86
25'
28°
26
22
28°
28
44
für das Meteor vom 27. November 1862
24. December 1873
17. Januar 1894
14. Mai 1867
9. Juni 1888
11. „ 1867 l).
»»
Tüpmann untersuchte zuerst die Bedingungen, unter denen ein
stationär sein könne, und fand8) als Bedingung hierfür: schwache Breite, direkte
Bewegung, Periheldistanz des Condensationscentrums nahe 1, und die Lage
des Radianten für die Mitte der Zeit der Ausstrahlung nahe dem Antiapex.
Eine ausführliche Untersuchung dieser Erscheinung gab v. Niessl '). Die
Aufgabe ist zunächst: aus der kosmischen Richtung und Geschwindigkeit eines in
die Breite gezogenen Schwanns, der die Erdbahn in einem ziemlich ausgedehnten
Bereiche trifft, die Bahnelemente und den scheinbaren Radianten zu finden,
welche den verschiedenen Knoten entsprechen. Auf Grund der im Früheren hier
erhaltenen Resultate kann die Ableitung folgendermaassen geführt werden:
Da es sich um Schwärme handelt, welche aus dem Weltraum kommen, so
werden die Bahnen Hyperbeln sein, deren Asymptote die Richtung im Welt-
raum giebt. Sei also (Fig. 268)
MM' die Erdbahn, O die Sonne,
SM die Bahn eines Sternschnup-
penschwarms, welcher die Erde
in M schneidet, so ist Q D die
Richtung, aus welcher der
Schwärm kommt, und diese
Richtung ist bestimmt durch die
Parallele OA, welche mit der
grossen Axe, d. i. mit der Richtung nach dem Perihele E den Winkel 180° — A
einschliesst Ist nun ?0 die heliocentrische Länge, S30 die heliocentrische Breite
der Richtung OA, also des kosmischen Ausgangspunktes (für den stellaren Schwärm
identisch mit der geocentrischen Länge und Breite der Richtung Mq), und ist
derselbe dargestellt durch den Punkt A (Fig. 270) in der Bahn &>A der Stern-
schnuppe, so ist der Abstand dieses Punktes von dem Perihel E gleich 180° — A,
also AE = 180° — A
Ist A P ein Stück der Ekliptik, und AP senkrecht darauf, so ist
PQ, AP= a0
und man erhält, wenn man den Bogen Q> A = T nennt und diesen in der
Richtung der Bewegung der Himmelskörper von 0° bis 860° zählt:
sin isin V =5 sin 33 0
cos i sin V = cos $50 sin (80 — ft) ( 1 )
cos? — cos%0 cos (?0— ft).
Nun ist wie früher:
ft=0 (2a) oder ft - 180° -+- O (2b)
* = r- (180° -A)+a = r + A + &- iso°
V= 180° — n-4-0,
(A. 270.)
also
v= 0 _ r - a - a.
(3)
') Kosmischer Ausgangspunkt: 80= 83 °, ©0 = + 2°.
•) Monthly Notices, Bd. 38, pag. 115.
y •Sitzungsberichte der kais. Acadcmie der Wissenschaften in Wien*, Bd. 83, pag. 26.
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Kometen und Meteore. 203
Hiermit sind die Elemente *, ß, it, V durch ?0, ©0, 0, ^ ersetzt, und es
sind noch e, p, a und A durch 0, .tf, v auszudrücken.
Man hat aber
""VT1!; ee»v=t_x.
In Folge der einfachen Beziehung zwischen v und a wird es gestattet sein,
a an Stelle von t» beizubehalten; man hat nur zu berücksichtigen, dass für die
Hyperbel a negativ ist; settt man, um mit positiven Grössen zu rechnen, a = — alf
so ist
Dann wird
e cos (0 _ r - ft - Ä) = *l 1} - 1 .
Substituirt man für e = e% — 1 = tang^A und setzt Kürze halber
0 _ r - ft «. - w, (5)
wobei also
a/ = -H T (6a) oder w = 180° + T (6b)
ist, so wird:
tu — sin w tätig A «= ^ Awi^* i4 — 1
tangA~Y^ cos*w (~Y^ sinlwdLy^sin'iw +2}.
Setzt man daher:
]/~^«t; zsm\w ~* tongy (7)
so wird
/afltf- A-= ±.1*c0s\w fang (45° ^: ^>) (8)
wobei, was für das Folgende zu beachten ist, Correspondenz der Zeichen
stattfinden muss. Dann wird1)
ic = I\+ A -f- ft — 180°; P= — (w + A)
emmseeA; p «= aitang% A (9)
V7— ± /2~Ä <w i w A«tf (45° =p } v).
Setzt man die Wertbe für t, V, p, i m die Formeln m, pag. 199 ein, so
erhält man für einen von einem gegebenen kosmischen Ausgangspunkt £0, $0
mit der Geschwindigkeit v (grosse Axe ax) kommenden Strom den scheinbaren
Radianten 8\ 33' in demjenigen Punkte der Erdbahn, für welchen die Sonnen-
länge 0 ist; die dazu dienenden Formeln sind (1), (2), (4), (5), (7), (8) und (9).
Hiernach kann man sehr einfach die Aenderungen d%', d^& bestimmen,
welche der scheinbare Radiant bei constantem kosmischen Ausgangspunkt $J0, S30
in Folge der Veränderung des Erdortes (Aenderung der Sonnenlänge um dQ)
erfährt
Aus (2) folgt:
da = dO,
sodann aus (1):
') Dass hier YF besonders eingeführt ist, hat seinen Grund darin, dass in dem Faktor für
8', ©' nicht /, sondern ^"auftritt; das durch das Ausziehen der Quadratwuitel entstehende
Doppclaeichcn ist aber, gemäss dem Werthe für ta»g A nicht beliebig mit dem Zeichen von y
sondern es findet wieder Correspondem der Zeichen statt.
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204 Kometen und Meteore.
sin icos TdT -+- cos i sin T di = 0
cos icos TdT — sin i sin T di = — cos T d®
— sinTdT = -+- cos i sinT dQ
und daraus
dT = — cosidQ
di = -+- sin i cotwdQ (10)
dw = // r.
Für das Weitere kann man R während des Zeitraums, während dessen man
die Veränderung des Radianten sucht, constant nehmen; dann ist dR = 0, dax
= 0, d. h. alle Sternschnuppen beschreiben Bahnen mit derselben Halbaxe1);
dann folgt aus (7) und (8):
dy = ■+■ \ t cos \ w cos* y dT
Tol^Ä = ~ T C0S * W cos* (45^ \y)^Xtang (45° T *J) "n *Wdr
und nach einigen leichten Reductionen
m = ^ {lang \ w =fc J u>)
d A = ^ m sin 2 A cos i d Q *
und weiter
dV=(\-\m sin 2 ^) <w idQ
de = m sin A fang A cos i d 3 (12)
<ty = 2pmcosidQ.
Differenzirt man jetzt die Formeln III (pag. 199), so folgt:
duQ cos S' cos (tf' - 0) — u0 sin 23' cos (8' — 0) d®
- u0 cos 39' sin (8' - 0) (dV -dQ) = l dQ)
du0 cos ©' sin (?' - O) - u0 sin ©' sin (?' - 0) d&
-h «o m 33' cos (8' - 0) (</*' -dO) = ^dQ °3)
</«0 m 23' + «0 m ©' <f 8' = ± ™ ^0.
sin V de e sin V dp ecos V d V
~ ~yfdQ ~^~J^pz~äö'k"yfäö
. cos i dp /— . . di
n-* TS -^""»73 (")
wobei
und damit
^ *0rf8' = [-I*«»V«(«,-©)-5J/Ä^^^ (15)
»x8'(rf«'-rf0)- [-!«*« (2"-0) H- ^ <w (8'-0)]</0.
') Ein genähertes Bild von dem Ausseben eines solchen Schwanns erhält man, wenn
man sich in Fig. 268 eine Reihe von Hyperbeln mit parallelen Asymptoten in der Richtung OA
und mit den Perihelien in £?, E", £"'. . . zeichnet, und die Figur um OA als Axe dreht;
die Erdbahn MM' muss nicht in der Zeichnungsfläche liegen, sondern in einer die Zeichnungsfläche
in MO schneidenden Ebene; alle die Erdbahn treffenden Hyperbeln haben dann gleiche
Halbaxen ED, ED', E" D" . . .
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Kometen und Meteore. 205
Durch Substitution von (10) und (12) in <U) erhält man nach einigen Re-
eos* cosi , . _ .
I™ —= Im smtv -+- e cos V) — —r= [cos w -+- (m — tang A) sin w]
Yp Yp _
11 = Yp {m cos* i — cot tu sin* i) = — |// [cot w — (m H- *?/«/) rtws /]
HI = ypsin i cos i (m + «/).
Es ist aber:
m — Arag- A = \ tang \ tu ± ^ siny cot \w^. 2-ccos±w tang (45° =f IjO
demnach
(»1 — tang A) sin w = sin*\w± siny cos%\w^.2 sinw cot\w tangy tang (45°:p^y)
= 1 — cos* \ w (1 siny dt 4 tangy tang (45° qp ^.y)].
Setzt man daher:
sin* (45° =f i.)0 ± 2 tangy tang (45° zp *>) = 1 - * K,
oder1)
K = 2 <w* (45° m \y) zsz 4 AjW Any (45° =f i^)» H6)
so wird
(m — /a»^ A)sinw = 1 — 2 ;m } w1 (I — i K).
Weiter ist:
«1 -+- cotw = } tang\ w±.\ siny cot\ w + \ cot\ w —\ tang \w=cot\w sin * (45 0 ± $y).
Demnach wird
t cosi • , w
I = -+- -7= rf*' \w- Y
II = — Yp\cotw — cot\w cos* isin* (45° ± $ v)] (17)
III = -h yjsin i cos i cot \ w sin* (45 0 ±. \y).
Um nun die Rechnung durchzuführen, hat man die Werthe für c, V, p, i,
in die Gleichungen III (pag. 199) zu setzen. Man erhält:
mi /Q, ~x stc A sin (10 -f- A)
«0 cos © cos (£' - O) = >L -+- «o =
Yp
sin w •+■ cos w\f iL-
sin w -+- cos w tang A * a,
7= — -t- co = 7= -+- o».
Yp Yp
Man hat daher zu rechnen: [Für S30 positiv die Formeln (a); für S0 negativ
die Formeln (b)l:
sin i sin w = sin §3 0 sin i sin w = — sin ©0
cos i sin w => cos 330 sm (80 — 0) (I a) <w 1 w = cos 93 0 im (2 0 — 0) (I b)
cos w = w 330 rar (80 — 0) cos w = cos 330 cos (?0 — 0)
1 1 / .i?
± yTtf cos * «p Aw^ (45° T i-V)
«'» W COS W o»
«o w ©' w (2* - 0) — —
y7 Y*l arc V
u0 cos 33' sin («' - 0) = VZf^i L (IIIa)
«0 j/n so = — ^ —
') K wird für die Parabel gleich 1 ; und da gemäss den Gleichungen (7) y ftir grosse Werthe
von ax nur klein bleibt, so wird Y nur wenig von der Einheit verschieden sein; man kann
leicht mit dem Argumente y eine Tafel für Y rechnen.
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206 Kometen und Meteore.
™, <~. ^v stnw cosu
u0 cos 33' cos (8' — O) = 7= ■+■
~\fti cos i — 1
«o <w 33' x*V» (8' - 0) = K/ ^ - (mb)
. YT sin i
u0 sin 23' = — ^ —
/ ist stets positiv zwischen 0° und 180°; aus den Formeln III folgt daher,
dass u0 und Yp gleichbezeichnet sein müssen, also YP stets positiv; hieraus
folgt, dass in II die oberen Zeichen zu nehmen sind; wenn w< 180° ist, und
die unteren, wenn w >> 180° ist, und zwar sowohl in dem ganzen Ausdrucke,
als auch in tang (45° dz ^y), weil, wie erwähnt, Correspondenz der Zeichen
stattfinden muss. Aus der dritten Gleichung (I) folgt aber, dass w > 180° ist,
jenachdem (80 — 0) $ 180° oder 80 $ 180° «+■ 0 ist, d. h. je nachdem der
kosmische Ausgangspunkt rechts oder links (in der Nacht westlich oder östlich)
vom Anthelion liegt
Die Berechnung von </8', erfolgt dann nach den Formeln (16), (17)
und (15).
Als Beispiel soll der Fall einer parabolischen Geschwindigkeit mit dem
kosmischen Ausgangspunkt in der Ekliptik genommen werden. Es ist dann:
<*i - «>, y = 0,
und man hat:
aus I: i = 0, w - 80 — 0
aus II: Yp de cos ± w
(stets positiv; die oberen Zeichen für w < 180°; die unteren für w> 180°)
aus HI: »' = 0;
,a, _ sinw c» -i/~2 . _ w
«o^(e'-0) = --^-4-— p ==F yjiStntw+ arcl,
u0 sin (8' - 0) - >£_i - ± ]/l W * «r - 1
(18)
Aus (16): y= l; aus (17): I = ^|^; II = l y^Aw^ *«/; m - 0
oder: I = ± —/==cos\w\ dz —== sm Iw.
Y2H J R ylÄ *
Aus (15): <f*93' = 0;
u0(dV -<rO) = ± *w (i w - (8' - 0)] d®.
Multiplicirt man die Gleichungen (18) mit cos(V — 0) und *m(8' —0) und
addirt, so folgt
uo - =F [| w - (8' - O)] - ^ (8' — 0) -+• ~-p<"(«' - 0)-
demnach
m = T 70 "'" * • _ (?' - 0» - i '™ <8' - 0> + <" <8' - 0)-
Soll der Radiant stationär sein, so muss </8'— 0 sein; hieraus folgt:
(T yö""* • + i^r) (?' " 3) " (* T vh * •) (8' " 0) (I9)
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Kometen und Meteore. 307
Multipliern man diese Gleichung mit uQ und setzt für u0 cos (8' — 0),
*0 */*(?' — 0) ihre Ausdrücke aus (18) ein, und führt die Multiplikation aus,
so erhält man:
cos\ w - ± }X VRV* + ^ =F ^~ ~J, s*t»)
oder wenn R = 1 a gesetzt wird:
2)/2 o) . ,
Das zweite Glied hängt von der Sonnenlänge selbst ab; abgesehen von
diesem Gliede wird daher
für cos = + : = 38° 56'5 (und 321° 3* 5)
für cos \wx = — ^jp : a/, = 321 0 3'5 (und 38° 56'5).
Dass das obere Zeichen für wx < 180°, das andere für wx > 180° gilt,
wird hier gegenstandslos, da die auszuschliessenden Werthe in Folge des Umstandes,
dass y = 0 ist, sich mit den beizubehaltenden decken.
Ein stationärer Radiant kann also in der Ekliptik nur auftreten, wenn der
kosmische Ausgangspunkt ?0, $0 die Elongation 39° nach Osten oder Westen
von der Sonne hat. Dann ist mit Vernachlässigung der von der Excentricität
der Erdbahn abhängigen Glieder:
y7=H-1/2w 19° 28*
— YH cos 160 32; logp = 0 2499.
Man kann 8' — 0 unmittelbar erhalten, wenn man für sin $ 10, cos $ w die
Ausdrücke aus (18) in (19) substituirt; man erhält dann nach gehöriger Re-
duetion und Vernachlässigung der von der Excentricität der Erdbahn abhängigen
Glieder:
sin (8' - 0) _ «o
und aus (18) durch Quadriren:
«o = Y$ =F 2 föcos\w = -|/f .
Es ist daher u0 «= 0 57735; — 0 = 35° 16' oder 144° 44'. Diese beiden
Werthe entsprechen den beiden kosmischen Ausgangspunkten wl, wt\ es ist
aber hieraus nicht ersichtlich, wie die Werthe zusammengehören. Setzt man
aber für w unmittelbar in die Gleichung (18) ein, so sieht man, dass, da \fp
positiv sein muss, cos (?' 0) negativ ist für w < 180°, dass sich daher
fürgo-0= 38°56'5 8' — 0 = J44° 44' \
für g0 — 0=321 3 5 8' — 0 = 35 16 | *
u0 = 057735
entsprechen. Der zweite scheinbare Radiant liegt der Sonne sehr nahe, und es
können daher nur äusserst helle Meteore, die aus demselben kommen, gesehen
werden ; es bleibt also nur der erstere, der aber durch einen ganzen Monat
stationär erscheinen kann. Für denselben kosmischen Ausgangspunkt ?0 330
werden sich daher auch nach den verschiedenen Sonnenlängen verschiedene
scheinbare Radianten 8' 93' ergeben; es ist mithin möglich, dass aus ganz ver-
schiedenen scheinbaren Radianten kommende Meteore aus demselben kosmischen
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208
Kometen und Meteore.
Ausgangspunkte kommen können; dahin gehören z. B. die auf pag. aoi an-
geführten Fälle1).
Eine genauere Untersuchung im allgemeinen Falle, wenn S30 nicht Null ist,
ist selbstverständlich weniger einfach und muss hier Ubergangen werden. Es
zeigt sich, dass kein ausserhalb der Ekliptik liegender Radiant stationär sowohl
in Länge als in Breite bleiben kann; dass aber die Veränderungen sehr klein
sein können, kann aus der folgenden Tafel von v. Niessl2) ersehen werden,
welche die Verschiebung im grössten Kreise für verschiedene Elongationen
und Breiten für </Q = 1°, also täglich, in Graden ausgedrückt, giebt.
*j-o
V
90°
1-20°
150°
©• -
o
0
0°
0-45
0-09
20
1*84
0-66
40
2-2*2
L«
60
317
1-76
80 |
677
377,
0-63
065
070
085
091
1 32 1 23 1-51
0-43 0 13
O-l5j0-33
0-25
036
0-49
036
0-43
049
0 54|0 53jO 53 0 53
Im Pole der Ekliptik ist für v = -|/2 2
die tägliche Verschiebung o© 0° 53
0-43 0-50
0-50
0-51
0-52
0-53| 0-53
25
0°-42
0-01 110-33
0-33
0-34
041 |o-34 0-34
006
o-u
0 33 0 23
030
3
0°34.
Die Resultate können kurz zusammengefasst werden:
1) Die Verschiebungen werden um so kleiner, je grösser die Geschwindig-
keiten sind; scheinbar stationäre Radianten setzen grosse Geschwindigkeiten,
daher hyperbolische Bahnen voraus.
2) Die kleinsten Verschiebungen finden stets in der Nähe des Anthelions,
in kleinen Breiten statt, und können bei grösseren Geschwindigkeiten selbst in
mittleren Breiten noch durch mehrere Wochen scheinbar stationäre Radianten
ergeben.
C. Beziehungen zwischen Kometen und Meteoren.
Sieht man von jenen historischen oder vielleicht mehr prähistorischen Ver-
gleichen der Kometen und Meteore, welche beide Klassen von Körpern in die
Luftregion versetzten, ab, so treten in späterer Zeit zunächst die Vergleiche von
Kepler, Cardan u. A. entgegen, welche sich auf die äusseren Erscheinungen:
die Vergänglichkeit derselben, den Glanz, den Schweif u. s. w., stützen. Chladni
hatte 1819 die Meteorite als Trümmer einer vergangenen Welt betrachtet; dazu
wurde er vornehmlich durch zwei Gründe veranlasst; der erste Grund war darin
gelegen, dass er die damaligen Untersuchungen über die Massenverluste, welche
die Kometen in der Sonnennähe durch die Ausstrahlungen in den Schweifen
erleiden, mit dem Vorhandensein von kleinen Körperchen im Welträume in
') Es muss jedoch erwähnt werden, dass man hierbei wesentlich auf Annahmen Uber
kosmische Geschwindigkeiten angewiesen ist, und durch Variation dieser Geschwindigkeiten ent-
sprechende Coincidcnzcn her) eifuhren kann; die angeführten Fälle können also durchaus nicht
als wirklich rusammenßehöriR erklärt werden, sondern nur als unter gewissen Annahmen Uber
die Geschwindigkeiten möglicherweise zusammengehörig.
*) L c, pag. 140.
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Kometen und Meteore. 209
einen Zusammenhang zu bringen versuchte; der zweite Grund lag in der damals
von Olbers angenommenen Hypothese, dass die vier bis dahin entdeckten
kleinen Planeten: Ceres, Pallas, Juno und Vesta Trümmer eines grösseren Welt-
körpers wären1). Auch die bereits erwähnte Meinung von Laplace, dass die
Meteoriten Satelliten der Erde wären, gehört hierher.
In diesem Stadium der Vermuthungen blieben die Beziehungen zwischen
den Kometen und Meteoren lange Zeit, ohne dass man auch nur den ge-
ringsten Beweis filr diese Zusammengehörigkeit gehabt hätte: die früher be-
kannt gewordenen Theilungen von Kometenkernen, mehrfachen Kernen, blieben
vergessen oder doch wenigstens unbeachtet.
Die erste auffällige Erscheinung, welche eine Bestätigung dieser Ansicht zu
enthalten schien, war die im Jahre 1846 beobachtete Theilung des BiELA'schen
Kometen. Als derselbe in den beiden folgenden Periheldurchgängen 1859 und
1865 nicht zu sehen war, war die, ebenso unerwiesene Vermuthung naheliegend,
dass weitere Theilungen stattgefunden hätten und die Theile sich in irgend
einer Weise im Welträume weiterbewegten, als Meteorschwärme, ähnlich den
Perseiden und Leoniden.
Auch die Frage nach der Berechnung der Bahnen der Schwärme war ihrer
Lösung noch nicht weit entgegengetreten, und nach den ersten Rechnungen
Erman's über die Perseiden wurde lange nichts wesentliches hinzugefügt. Erst
Schiaparelli war durch seine weiteren Untersuchungen unter der Voraussetzung
des kosmischen Ursprungs der Meteore auf die parabolische oder der paraboli-
schen ähnliche Bewegung der Meteore um die Sonne geführt worden, und hatte
im Jahre 1866 unter dieser Voraussetzung die Bahn der Perseiden berechnet.
Dass aber nicht auch diese Rechnung resultatlos verlief, hat wohl hauptsächlich
darin seinen Grund, dass vier Jahre vorher der für die Meteorastronomie deshalb
vielleicht als epochemachend zu bezeichnende Komet 1862 III beobachtet
worden war. Die um dieselbe Zeit publicirten Resultate von v. Oppolzer über
diesen Kometen ergaben Elemente, deren Aehnlichkeit mit seinen Elementen
der Perseiden Schiaparelli auf den Gedanken eines Zusammenhangs des Stern-
schnuppenschwarmes der Perseiden mit dem Kometen 1862 III brachte. Die
Resultate waren:
Elemente der Perseiden nach Schiaparelli Elemente d. Kometen (224) (1862 III)
Radiant: «' = 44°, S>' = + 56°; . rx
xt j tt« £. i 1 a ' „. nach v. Oppolzer
Maximum der Häufigkeit August 10'75
Durchgang durch das Perihel: Juli 23 62 T= 1862 August 22 9
Durchgang durch d. niedersteigenden Knoten :
August 10-75 ~~
it = 292° 54' ic = 290° 13'
ft = 138 16 ß = 137 27
1= 115 57 / = 113 34
q = 09643 q — 09626
U= 108 Jahre U= 1215 Jahre.
Mit der Periode von 108 Jahren war Schiaparelli auf die Identität der
bereits von H. A. Newton erwähnten älteren Erscheinungen (vergl. pag. 185) ge-
führt, denen er noch die Erscheinungen von 1029, 1779, 1784, 1789 hinzufügte.
') Ueber Feuenneteorc, pag. 412.
14
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2IO
Kometen und Meteore.
Schiaparelli und gleichzeitig Le Verrier hatten überdies die Bahn der Leoniden
berechnet — und im selben Jahre noch erschien der zweite in dieser Richtung
denkwürdige Komet (238), dessen Elemente, von v. Oppolzer berechnet, von
C. W. F. Peters sofort als mit denjenigen des Schwarmes der Leoniden identisch
erkannt wurden. Die Resultate waren:
Elemente der Leoniden nach Schiaparelli1) Elemente des Kometen (238) (1866 1)
H. A. Newton hatte schon früher gefunden, dass die Knotenbewegung des
Schwanns jährlich l'*711 direkt ist; indem auf die Präcession 0**837 entfällt,
verbleibt eine direkte Knotenbewegung von 0'*874; dass der Schwärm eine
retrograde Bewegung besitzt, ergab sich übrigens aus der Bahnbestimmung von
selbst, und so schloss Le Verrier'), dass der Schwärm nicht immer dem Sonnen-
system angehört haben könne; da nun die einfache Sonnenattraction unter
allen Umständen die Bahn eines aus dem Welträume kommenden Körpers
immer in eine hyperbolische Bahn lenkt, so kann nur durch die störende
Wirkung eines Planeten diejenige Aenderung seiner Geschwindigkeit stattgefunden
haben, welche seine Bahn in eine elliptische Form brachte, und Le Verrier fand,
dass diese störende Wirkung auf den Novemberschwarm im Jahre 126 n. Chr.
Geb. durch Uranus stattgefunden haben müsse. Dieser Schluss wurde nun durch
die bald darauf gefundene Beziehung zu dem Kometen (238) stark erschüttert;
allein ehe weitere Schlüsse gezogen werden, muss die im Jahre 1899 statt-
findende Wiederkehr des Kometen abgewartet werden.
Es war schon früher erwähnt worden9) dass Newton für den Schwärm an
der Umlaufszeit von nahe einem Jahre festhielt; er nahm für dieselbe 354*62 Tage,
sodass 34 Umläufe des Schwarmes nahe gleich 33 Umläufen der Erde wären.
Um über die Richtigkeit der einen oder anderen Annahme zu entscheiden, be-
rechnete nun Adams die Secularstörungen des Kometen durch Jupiter, Saturn
und Uranus nach der GAUss'schen Metbode; die Störungen müssen natür-
lich verschieden sein, wenn die Umlaufszeit nahe 1 Jahr oder wenn dieselbe
33 Jahre ist; die Rechnung ergab eine Bestätigung der letzteren Annahme,
indem sich mit dieser die Secularstörungen für die Dauer eines Umlaufs
(33£ Jahr) durch Jupiter 20', durch Saturn 74/, durch Uranus 14/, zusammen 29',
also jährlich 0'*872, übereinstimmend mit den Beobachtungen ergab4).
') Die Resultate von Le Verrier (Compt. rend. Bd. 64, pag. 248) sind gam ähnlich, nur
in der Neigung findet sich eine stärkere Abweichung.
3) Compt. rend. Bd. 64, pag. 94.
*) Vergl. pag. 180; die Elemente von Le Verrier und Schiaparelli gründen sich auf die
Voraus sctiung, dass die Umlaufsrcit 3 4 Jahr wäre, aus welcher die Geschwindigkeit folgte.
*) Compt. rend., Bd. 64, pag. 651.
Radiant: V = 143° 12', 33'= 10° 16';
Maximum der Häufigkeit: Nov. 13, 13* 11*"
nach v. Oppolzer
7 = November 10092
it = 46° 30'*5
ß =■ 231 28*2
i = 162. 15*5
q = 0-9873
e = 0*9046
a = 10*340
*/= 33*25 Jahre
r= Januar 11-160
ic— 42°24'*2
ß = 231 26 1
i— 162 41-9
q = 0*9765
e = 0*9054
a = 10-324
U = 33 176 Jahre.
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Kometen und Meteore.
Sil
Im folgenden Jahre (1867) berechnete Galle die Elemente der Lyraiden;
bald nach dem Erscheinen des Kometen (220) hatte Pape auf die ungemein grosse
Annäherung des Kometen an die Erde aufmerksam gemacht1). Nach den
definitiven Elementen von v. Oppolzer ergiebt sich diese Entfernung zu 0*0022 Erd-
bahnhalbmessern, im aufsteigenden Knoten, dessen Länge 30°v also der Stellung
der Erde am 20. April entspricht Hiermit war der erste Anknüpfungspunkt für
die Beziehungen zwischen den Lyraiden und diesem Kometen gegeben, und in
Her That ergab die Rechnung eine Uebereinstimmung der Bahnelemente.
Diese sind:
Elemente der Lyraiden nach Galle
Radiant = 2810 6, 23' = -+- 57 ° 0
ir= 236°
ß = 30
/ = 89
log q = 9 980
loga = 1-746
e = 0-9829
Elemente des Kometen (220) (1861I)
nach v. Oppolzer
k = 243°
ft — 30
i=80
log q = 9-964
bga = 1-746
e = 0-9835
Der im Jahre 1836 von Humboldt und Herrick erwähnte Strom vom
6. December hatte sich 1847 wieder am 6. December wiederholt; ausserdem wurde
dann 1839 ein spärlicher Fall (nur 12 Sternschnuppen) aus demselben Radianten
am 27. und 29. November von Capocci beobachtet; ebenso 1850 zwischen
dem 26. und 29. November von Heis; 1852 November 28 und 1866 November 30
von Herschel und 1867 November 30 von Zezioli. 1872 und 1885 traten am
27. November ausserordentlich reiche Sternschnuppenfälle auf, und endlich 1892
dieses mal wieder mit 4 Tagen Verfrühung (am 23. November).
1867 wies nun d'Arrest auf den Zusammenhang dieses Schwanns mit dem
BiELA'schen Kometen hin (daher der Name Bieliden), welcher seit 1852 ver-
schwunden war. Auf pag. 199 ist für diesen Kometen der Radiant aus den
Elementen berechnet; der Radiant der Andromediden ist: «' = 24°, 2)' =
44°, also sehr nahe der dort gefundene Radiant.
Es muss hier noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Schwärme
nicht an einem einzigen Tage erscheinen; Corrigan rechnete1) für die er-
wähnten vier Schwärme die folgenden Bahnen mit den den verschiedenen
Tagen entsprechenden Radianten:
Lyraiden.
Scheinbarer
Radiant
Wahrer
Radiant
April 18
«'«W-O; $'=+33°-5
«=210-5; $=+55-7
April 19
«'=-267°0; S>'=+83°0
«=222-9, $=+581
April 20
«'=274°-0; ®'=-r-38°-5
«=233-8; 35=4-61-0
Komet
1861I
1t
A
i
1
255° 42'
29 5
71 21
0-8478
248° 54'
30 4
77 29
0-8944
240° 34'
81 3
81 29
0-9402
243*42'
30 16
79 46
0-9270
Astron. Nachrichten, Bd. 55, pag. 206.
*) Sidereal Messenger, Bd. 5, pag. 146 und 147.
14*
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212
Kometen und Meteore.
Perseiden.
Scheinbarer
Radiant
Wahrer
Radiant
Juli 26
«'= 27°0;2>'=4-556-0
« =859-1; $=4-81-3
August 10
3l'=45°-0; $'=+57°0
«=85-2; ® = 4-838
August 19
«'= 68°-0; ®'=.+57°-0
««=114-8; $=4-78-5
Komet
1862
m
a
274° 27'
124 4
109 56
09491
290° 49'
188 26
114 11
09555
Leoniden.
282° 35'
147 5
117 7
0-8664
290° 32'
137 46
113 34
0-9626
Scheinbarer
Radiant
Wahrer
Radiant
November 13
1H'=148o0;®'=4-23o0
«1=150 8; ® =+28-9
November 14
«'=149°0; $'=+21°-0
21 =151-5; ©=4-26-3
November 16
«'=150°-0;S>'=4-22°-0
U =151-8; $=4-28-5
Komet
1866 I
TT
a
i
1
49° 32'
281 50
164 17
0-9884
50° 5'
232 49
166 21
0-9882
57° 22'
284 50
164 11
0-9876
42° 24'
231 26
162 42
0-9765
Andromediden.
T.
a
1
108° 16'
245 67
13 8
0-8578
108° 58'
246 53
12 33
0-8606
In wieweit die Veränderlichkeit desselben Radianten innerhalb dieser wetten
Grenzen thatsächlich den Beobachtungen entspricht, lässt sich allerdings durch
den blossen Anblick nicht constatiren, und mtisste Gegenstand einer besonderen
Untersuchung sein.
Seilher sind noch eine grosse Zahl von Kometenbahnen mit Radianten ver-
glichen worden. Eine ausführliche Zusammenstellung gab H er sc h EL 1878 l),
welche im folgenden abgekürzt wiedergegeben wird.
In der ersten Columne ist der Name des Kometen in der üblichen Bezeichnung
in der zweiten das Zeichen ß oder V je nachdem er sich im aufsteigenden oder
niedersteigenden Knoten der Erde stark nähert, nebst der Entfernung der Bahnen
in Einheiten der Erdbahnhalbaxe, positiv oder negativ, je nachdem der Komet
innerhalb oder ausserhalb der Erdbahn vorbeigeht; in der dritten und vierten
Columne das Datum, zu welchem sich die Erde in dem Knoten der Kometen«
bahn befindet, nach welchem die Reihenfolge angeordnet ist, und der aus den
Elementen berechnete Radiant $(\ in der fünften Columne die diesem Datum
entsprechenden Daten von Sternschnuppenfällen; in der sechsten Columne der
Radiant $f, und in der letzten Columne die Berufung auf den Beobachter
oder das Radiantenverzeichniss. Dabei bedeutet:
') Monthly Notices, Bd. 38, pag. 369.
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Kometen und Meteore.
C: Corder Hk: Herrick
D: Dknza N: Neumeyer
Dt: Denking Sch: Schmidt
Df: Radianten von TuPMANN'schen und T: Tupmann
anderen Meteorbahnen nachDENNiNG GH: Katalog von Greg und Herschei.
Gr: Gruber HN: Katalog von Heis und Neumeyer
H: Heis SZ: Katalog von Schiaparelli nach
Beobachtungen von Zkzioli.
Name
Erdnahe
Komet
1
1
Meteore
Autorität
Datum
Radiant
Datum
Radiant
179a n
°J-r-007
Januar 5
194° +24° 5
Januar 11 — 12
4-3"
t-25
183° 4- 28°
180° 4- 35°
183° 4- 36°
S. Z.
T.
G. H.
1860 I\
f\ A Alf
4i — 0045
Januar 6
187°— 22°
Januar \
Februar (
188° — 26°
D,. T.
184O I
ft-0-04
Janaar 20
128°-5-28°f»
Januar 5
»»
145°— 25°
145° —40°
T.
H N.
1746
?J 4-0-07
Januar 16
60° 4- 40°
Januar 28
67° 4- 25"
S. Z.
Decemb. 20 (?)
65° 4- 20°
Februar 6
G. H.
1759 in
ft— 005
00
Januar 19
210°- 15°
Januar 5— 1 1
Februar 3-10
210°— 6°
T.
219°- 23°
T.
Februar 17
0100 1 *> 0
£10 — lO
T.
Januar I
204° — 10°
D,. T.
;
Februar \
210°- 13°
Dr
1672
Januar 20
256° 4- 20°
Januar ') \
251°4-23°
1857 1
°J-r-0-03
Februar 2
261 °+ 23°
Februar /
D,.
1833
°J+0"04
Januar 27
185° 4- 25°
Januar 28— 31
3*
135° bis 140°;
4- 40°
134° 4- 40°
G. H.
S. Z.
1833")
OO A*01
U — ü*3fl
Februar 12
144 + a4
Februar 3
.. 13
153° 4- 21°
133° 4- 26°
s. z.
s. z.
1718
ft 4-0-04
Januar 29
208°-5 - 31°
Februar 3 — 10
Jan. — Febr.
198°— 22°
213°— 32°
T.
D,. T.
1699 1
ü + 0-12
Februar 14
266° 4- 9°
Februar 13 3)
260° 0°
T.
1797
?j4-0-27
Februar 18
211°+ 9°
Februar 13
März 2—3
205° 4- 4°
209° 4- 18°
T.
T.
184s m
?J4-O06
Februar 26
283°-4°-5
Februar 10
290°- 12°
T.
1746
tf-0-03
Februar 25
33° 4- 33°-5
Februar 20 \
bis März l J
33° 4- 36°
*
Dr
1231
y+o-06
März 10
32° 4- 31°
Februar bis!
März 12 J
28° 4- 35°
D,. S.
1590
ft-0-30
März 8
275°- 38°
März 7*)
270° - 22°
T.
») Weiter entfernt ist der Radiant für den Kometen 1863 V Januar 24; 272° 4- 25°
und für den Kometen 1810 «tf Januar 29: 277° 4- 21°.
*) Mit Verschiebung des Knotens.
3) In der Nähe noch filr Februar 13—15 die Radianten Air die Kometen 1858 IV, 272°
4- 18°, und 1799 II: 264° 4- 17°.
4) In deT Nähe die Radianten für den Kometen: 1506 Q, 4- 043; Februar 6; 2CG° 5— 37°
und für den Kometen 1877 I — 0*185; März 27: 273°— 40°.
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214
Kometen und Meteore.
Name
Komet
Meteore
Autorität
Erdnähe
Datum
| Radiant
Datum
Radiant
1864 V
tJ + 0-115
Märt 1
250°-5-12°-5
Mar* T
235°— 15°
T.
Märt 3—25
247°- 3°
S. Z., G. H.
1862 IV
tJ — 0013
Märe 16
249°-5+l°
Märt 7
Märt 14, 15
Märt 2 — 7
246° 0°
266°+ 6°
246° 4- 16°
T.
T.
T.
1 00 j
00 u"
MHrz 16
IVA cU£ 1 W
907° 4Ä0,/i
Märt
Märt Ii — 19
192°— 38°
203°5— 30°-5
H. N.
T.
I763
TJ-t-UUZ
.ti.irz 1 0
Ol* O^&l 0
Märt 15 bis l)l
30*>° -4- 37°
G. H.
t*nn TTT
Auril ~* a
319° 4- 19°
April 20 (
1550
Mir. In
fwlMTZ ty
1 U iD
März
174° — 30°
H. N.
1264
ft- 0 02
Märt 25
182 °-5- 28°
1877 I
ß- 0-185
Märt 27
273° - 40°
April
280° - 38°
H. N.
961
9J+0-27
Märt 23
308° -f- 12°
: Märts) 1 — 19
oOr-5-4- 12°-5
D,.
1857 v
ty — 0-28
April 4
302° -f- 11°
3A4.0 -1- 12 0
D,.
1847 1
- 0 95
April Ii
231°-5-r- 27°
April 13
März 27— Mai 22
Mär* 1 ** A r» «>n
April 11—30
9Q1 0 _1_ 07°
234° 4- 29°
223° -1- 40°
241°'54-24°-5
S. Z.
S. Z.
G. H.
Di-
April 12 bis
235 bis 240°
G. H.
Juni 30
April 1 — 13
235° 4- 25°
D • S
1830 1
ß-0-08
April 15
U6°-5- 36°
April
März
126°— 42°
125° - 38°
H. N.
H N
1743 n
tf — 0-80
Märt 26
290°+ l°-5
Man 25*) bis 1
290°— 10°
G. H.
180g III
- 0 27
April 15
307° + 4°
April 30 j
1861 1
4-0-01
April 20
270°D4- 32°
April 19 — 21
April 20 — 22
277° -f- 34°
272° 4- 32°
Lyraiden
D,.
1748 II
?J— 011
April 22
255°-5+27°-5
April 23
April 2£
Märt 15— Ap.23
o^n0 _l tn 0
i50U ■+■ w
260° 4- 24°
268° 4- 25°
S. Z.
s. z.
G. H.
April I— 13
255° 4- 27°
D,; S.
1844 n
9J-008
April 21
288°-54- 5°
April 19—23
287°+ 22°
Dj.
Mai 2 |
285° -f- 12°
T.
298° -f- 5°
T.
tflei TT
1053 11
Op (\-fY7
XJ — UTJl
April 19 — 27
286° 4- 5°
rj
ur
1737 I
ft— 0-13
April 12
Mai
Märt 20 -Mai 29
223°- 12°
227°— 5°
SCH*
G. IL
8371
1835 III
ft-f-0-03
y — 0-06
Mai 1
Mai 4
334°-5- 16°
337° 0
Apr. 30 bisl
Mai 2, 3. i
326° — 2°-5
T.
1618 III
y 4-010
Juni 10
273°-5 4- 0°-5
Juni 10—13
273°— 3°
D,; S.
Juni
Juni
Juni
282°— 3°
266°- 12°
269°- 11°
SCH.
SCH.
H. N.
') In der Nähe auch die Radianten für die Kometen 1845 I und 1854 V (Februar 13
u. 25) und für die Kometen 1580 u. 1784 II (April 12 u. 26).
3) In der Nähe auch die Radianten für die Kometen 1763 (Märt 18); 961 (Märt 23);
1857 V (April 4) u. 1825 I (April 9).
3) In der Nähe auch der Radiant für den Kometen 1790 III (April 24): 319° 4- 19°.
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Kometen und Meteore.
Name
ErdnShc
Komet
Datum
| Radiant
Meteore
Datum 1 Radiant
A. u 1 0 n t Ü t
1781 I
ty— 019
Juni 14
338°-+- 57°
Mai 26 — Juni 13
Mai 1— 31
Juni
837° 4- 59°
325° 4- 55°
333° 4- 42°
D,.; S.
H.
H.
1850 1
y + 0-065
Juni 24
312°-54-60°-5
Mai 26— Juni 13
Juni 1 1 — Juli 1 1
Juli 1 — 15
Juli 16—31
Juli 8
Juli 13
312° 4- 68°
315° 4- 60°
316° 4- 54°
320° 4- 70°
288° 4- 64°
338° 4- 65°
Dl.; S.
G. H.
H.
H.
S. Z.
S. Z.
18640
1864 II1)
ty 0 00
y-o-05
Juni 20
Juni 27
8°+ 5°
12° 4- 6°
Juli
Juli
Juli
7° 4- 4°
18° 0°
0°4- 17°
SCH.
SCH.
1822 IV
y 4-014
Juni 25
348°-54- 28°
Juli
Juli 18
345° 4- 25°
342 ° 4- 23°
SCH.
S. Z.
1822 m
177** 11
ty 4-0-11
jj — UTjy
Juni 30
Juli 13
342° 4- 14°
04 riO 1 100
Juni 1 — 13
Juni
Juni 28
Juni 29 bisl
August 24 J
Juli 1-6
343° 4- 16°
335° 4- 10°
338° 4- 13°
330° bis 345°
4- 14°
337° 4- 1°
D,.; S.
SCH.
T.
G. H.
C.
770
^ 4-0-20
Juli 8
89° 4- 45°
Juni 1 — 13
Juli 6—20
35*4-47°
36° 4- 47°
Dr; S.
D,.
1770 1
1770 11)
ü-r-002
tf — 022
Juli 8
August 6
276°- 21° ö
283° — 20°
Juni 29 bis Juli 6
Juli — August
Juli 18 bis 1
August 31 1
283°- 13°
266°- 12°
285°- 25°
T.
SCH.
SCH.
• m <•% m TT
1737 II
U - UVZO
Juli 29
17594- 71°
Ende Juli
165° 4- 62°
* » • m-f •
G. H.
568
568')
ß-0-01
ß-0-06
Juli 23
August 5
262°-5 - 33°
259° - 36°
Juli
Augu't
August
258° - 20°
250°- 35°
266° -42°
N.
N.
SCH.
1764
t862in
1870 I
ü-011
°j4-002
TJ4-0-03
JuK 25
August 10
August 12
49°4-45°-5
43°4-57°-5
48°-54- 53°
Juli 12—20
Aufruit 7—12
47° 4- 45°
44° 4-56°
D.
PerseYden
1853 m
tJ-0-69
August 12
299° 4- 80°
Juli24—AUg.II
Ulli 16 — Auff. ti
Juli 28 — Scpt 10
r
August 10 — 22
315° 4- 87°
ol 5 4- 84 5
359 ° 4- 89°
270° 4- 83°
S Z.
H.
G. H.
T.
1877 11
a + 0-30
August 9
32° - 18°-5
August 1— 12
26° - 6°
SCH.
1852 11
1827 n
1858
£4-0018
ß-016
ft-011
August 10
August 11
August 26
40°-5-13°-5
48°— 8°
65°— 22°
i
August
1
55° - 18°
SCH.
0 Mit geändertem Knoten.
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2l6
Kometen und Meteore«
Name
Erdnahe
1862 II
1862 II1)
>746a)
1780 II
1808 II
1797
1596
1845 HI
1854 IV
1858 VI
1763
961
1769
1769«)
1683
1830 III
1847 VI
1723
1825 n
1580
1779
185011
1842 11
1848 1
t?- 0-025
ty +003
a+o-03
y - 018
Datum
Radiant
Meteore
Datum Radiant
August 7
August 19
August 22
August 14
ß+007
ft-009
a ~ 0 25
Sl ~ 0 36
&+002
y-o-29
A-003
ft-0-03
tf+0-78
15— 002
W +0-175
tf-015
IS — 0-265
ft + 0065
ft+;oi8
a - 002
tf-O-22
y— ou
y — 0-23
August 16
August 23
August 27
August 31
September 10
September 8
September 20
Septb. 26, 27
September 19
September 28
September 19
September 30
October 4
October 9
October 7
October 16
October 19
October 19
October 21
October 25
41° + 11°-5|
47°-5+ 13° !
57°+ 21°
August 10
August 4, 22
August 3—15
August 3 — 12
August 20—25
Septemb. 3—30
3°-5+ 38° 5 Juli 28 — Sept. 3
. August 2 — 1 1
Juli 27— Aug. 23
August 8 — 13
August 1 — 31
August 29
August 31
August
August 20 — 25
September
Septemb. 3—27
47°+ 18°
40°+ 30°
55° + 26°
89° + 6°
92°-5 0°
49°- 9°
47°-5- 6°
53°- 16°
100° + 59°
44°-5- 24°
62°— 13°
17°-5+ 18°
24°-5+17°-5
Aug., Sept.Octb.
Septb. 1— 15
145°+49°-5
172°-5+ 68
54°+52°-5
112°-5- 7°
134° +77°
61°-7(°
39°-29°-5
2°+ 54°
81°+ 57°
78° + 60°
Septb. 13—15
Septb. 3—27
Septb. 1 — 10
Sept 17 bis
Oct. 21
September
Octb. I — 15
October
Octb. 11— 16
October 14
Octb. 1— 15
Sept.20-Oct.29
Octb. 5—6
Octb. 12, 13
October
Octb. 22—28
Octb., Novemb
September 28
Octb. 14 — 25
c . .„ M 83° bis 92°;
Sp..i7-Nov.24+5()0bis 550
October 15, 16
55° + 7°
53°+ 1°
51°+ 14°
Ibisl5°+36
10°+ 42°
7° + 32°
2°+ 29°
11°+ 30°
78° + 23°
85°- 15°
53°+ 1°
53°+ 1°
55°- 6°
66°— 22°
101° + 57°
99° +57°
40° - 8°
65°+ 6°
66°— 22°
17°+ 9°
21°+ 18°
15°+ 11°
142°+ 67°
51° + 61°
115°- 10°
107°1 — 2°-5
110°+ 6°
105° + 81°
161°+84°
54°- 14°
76°-5 - 10°
40°- 30°
5° + 53°
15°+ 52°
83°+ 54°
90°+ 58°
Autorität
86°+ 45°
S. Z. ; T.
T.
G. H.
SCH.
Seil.; T.
SCH.
G. H.
D.
T.
D.; T.
Sch.
T.
T.
SCH«
T.
SCH.
SCH.
Dx; T., S.
D,; S.
Sch.
T.
Sch.
Sch.
Sch.
D,.
Sch.
H.
Sch.
T.
T.
H.
Di-
T.
T.
Sch.
Sch.
D,.
S. Z.
D,.
G. H.
T.
') Mit geändertem Knoten.
a) Nkwton hat hier irrthUmlich 1864 II.
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Kometen und Meteore.
"739
«757
«757 ')
1857 IV
1695
1864 IV
1097
837 I
1582
1821
1866 I
1813I
1852 III
1702
1798 II
ty+008
tf-O-33
tf-012
October 8
Octobcr 29
October 14
November 1
tf+ 0-045 October 16
- 0 0G
tf-f-O-34
V 00(?)
November 1
November 4
November 9
ft + 0-03 Novembern
V- 0015
ft- 0-30
ü 4- 0005
November 13
November 24
November 28
ü-007
tJ-014
November 27
Dccember 2
209o-5+42o-.r)
205° + 48°
l04°-5 + 27°
Octb. 3 — 20
November 7
19°-5+19° | October 17
30°+2G° Octb. 19-27
November 3
Nov. 9-10
278° -f- 53° Isept. 17- Oct.25
318° + 53°
Nov. 1- 13
Nov. 7-25
Nov. 1 — 15
Nov. 13— Dec.io
Nov.21— Dec.20
Octb. 20 — 26
Octb. 22 — 27
Octb. 21 — 25
Octb. 18—27
November
Oct.25— Nov. 23
Nov. 16, 17
Octb. 16—31
Oct. 19— Nov. 10
October 24
November 10
Octb. 10 — 27
November
Nov. 7—17
Nov. 7—10
Oct. 17- Nov. 13
Octb. 10 — 27
Octb. 18—27
Nov. 20 — Dec. 8
Nov. 13, 14
Nov. 19, 20
Nov.25-Dec.21
89° + 36°
8(.;
:°
19°-5
150°-5-r-23°-5
147° 0°
23°-4-r-43°
56° + 20°
162°+34°-5
December
November 27
142°+ 44°
160° + 40°
24°-f-2ß°-5
33°+ 21°
30° 4- 22°
23°+ 10°
317° 4- 57°
282°+ 57° 1
307°H-53°I
299° 4- 50°
279° 4- 56°
201 °+ 44°
208° 4- 43°
99° + 26°
109°-5 + 25 0,2
111° ■+• 29°
108° + 12°l
113° + 14°i
110°+ 23°
106° 4- 23°
72° -+-44°
71° + 43°
77° + 45°
87° + 47
71°+ 31°
82° + 45
75° + 45°
86° 86°
90° + 15°
79° + 13°
93° + 17°
80° 4-23°
149° + 23°
149° + 22°
Autorität
G. II.
T.
Gr.
Sch.
T.
C.
Sch.
H.
IV
Hk.
Gr.
S. Z.
Sch«
Dr
C.
H.
D.
s. z.
s. z.
Sch.
C.
G. 11.
Sch.
Sch.
D,.
Leo rnden
i - . „ 1 148° ■+■ 2°
Oct.31_Dec.12 134° + 6° G. H.
•46° +16° Sch.
25° + 43° 1 Andr°-
1 mediden
24° + 43° 1 D ,.
17° + 48° \ 8. Z.
25° + 40° 1
64° -+- 18° \
57° 4- 2G° \
20° l
Nov. 16—17
November 30
December 6
Oct.25 — Nov.21
Nov.28-Dec.24
November 10
Nov.22 — Dec.14
Nov. 20 — Dec. 13
December 9
Dec. 5—14
70°
79° 24° \
155° -+- S6°
154° 26<
S2<
•) Mit geändertem Knoten.
2l8
Kometen und Meteore.
Name
Komet
Meteore
Autorität
Erdnähe I
Datum
Radiant
u aluin
1818 I
V9 — (1-20
35<)° -4- 53°
Nov. Dec.
342° + 62°
D
iXl 2
December 6
200° -4-68 cv)
Dec Januar
Nov.25— Dec. 14
209° + 67°
210° + 67°
D,.
C.
I 7A1 I
XI— 0025
NnwmhiT 1 "2
Oct.18— Nov. 10
23° + 8°
Greg
1743 I ')
A— 014
December 21
11°- 2°*5
December
4° + 4°
SCH.
.fi.A VIT
jj -t-t j vj
¥~^r»f» ff •> V *9
UCC 12 — I /
äIAJ tj -f- t t)
Dec. Januar
207° + 5°
D,.
1858 I
December 20
221 0 n 0
l/Hii JflllUill
Dec. 1 — 15
240° +70°
223° -+- 78°
D,.
H.
1680
ÜO'i
December 26
132°+21°-5
December 9
135° + 37°
S. Z.
December
146°-f-16°l
Dec. -Januar
117°-+-13°l
Dec. 21 — Jan. 5
130° + 20°
D.
December
130° + 30°
SCH.
December 12
136° + 80°
H.
Die Zahl der Kometen und Sternschnuppen, welche hier in einer Beziehung
stehen, erscheint demnach ganz bedeutend; aber, wie dieses schon bei einer
anderen Gelegenheit bei den Kometen bemerkt wurde, muss sich wohl die
Zahl der anscheinend zusammengehörigen Bahnen und Radianten in dem Maasse
erhöhen, als die Beobachtungen zahlreicher werden. Die Sicherheit der Kometen-
bahnen ist bis auf jenen Grad der Genauigkeit, welcher für diese Identifikation
nothwendig ist, schon vorhanden; nicht dasselbe gilt von den Radiationspunkten.
In vielen Fällen wird man auch in dem obigen Verzeichnisse Radianten neben-
einandergestellt finden, die um mehrere Grade von einander abweichen, und
oft ist die Uebereinstimmung nur als eine sehr massige zu bezeichnen. Erst
wenn es möglich sein wird, genauere Bestimmungen für die Radianten zu er-
halten, wozu, auch schon nach dem jetzigen Stande der Beobachtungen, die
Reduction der Radianten verschiedener Nächte auf eine gemeinschaftliche Epoche
unerlässlich ist, wobei man, zunächst von stellaren Schwärmen absehend, die
Formeln von pag. 189 verwenden kann, wird man über die wirkliche Zusammen-
gehörigkeit entscheiden können.
Ein unleugbarer Zusammenhang ist aber unter den vielen Strömen und
Kometenbahnen doch bisher nur für vier nachgewiesen: lür die Lyraiden,
Perseiden, Leoniden und Bieliden; bei den anderen muss erst die Zukunft die
Entscheidung bringen.
Sucht man aus der Tafel auf pag. 94 diejenigen Kometen heraus, die der
Erde sehr nahe kommen, so erhält man die folgenden vierzehn:
19. —
4G. 1680
76. 1763
84. -
136- 1822 IV Pons
169. 1845 UI Colla
Grösste Erdnähe
Halley 0050
Kirch 0 005
Messier 0 025
Biela 0*011 Bielt Jen
01 30
0050
175. 1846 VII Brorsen 0 057
Grösste Erdnähe
195. 1853 II Schweizer 0*073
201. 18541V Klinkerfues 0 016
220. 1861 I Thatcher 0*002 Lyraiden
224. 1862 III Tuttle
238. 1866 I Tempel
250. 187 1 IV Tempel
308. 1889 IV Davidson
0005
0 007 leoniden
0-063
0 040
>) Mit geänderten Knoten.
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Kometen und Meteore.
219
Der nachgewiesene Zusammenhang bezieht sich also auf vier Kometen, für
welche die grösste Erdnähe kleiner als 0015 bleibt; für den Kometen 1680 ist
der Zusammenhang mit den Decembermeteoren sehr wahrscheinlich, aber
immerhin bleibt dabei die Ursache der geringen Zahl der Sternschnuppen noch
zu erörtern.
Wird die Entfernung wesentlich grösser, so kann ein Theil des Schwanns
die Erde nur dann treffen, wenn dieser sehr ausgedehnt ist, dann wird aber der
Radiant nicht fest bleiben, und es werden mehrere nahe bei einandcrliegende
Radianten an aufeinanderfolgenden Tagen beobachtet werden ; sehr nahe
liegende Radianten können dann demselben Schwarme angehören. Die Ent-
fernung 0*01 Erdbahnhalbmesser ist noch etwa 233 Erdhalbmesser; der Schwärm
muss also immerhin schon eine sehr beträchtliche Ausdehnung haben, wenn er
sich selbst in dieser Bahn bewegend Theile in die Erdatmosphäre abgeben
soll, die bis auf 150 km Höhe herabsteigen. So kann es wohl auch vorkommen,
dass einzelne Sternschnuppen von minder ausgedehnten Schwärmen in den
obersten Regionen der Atmosphäre die Erde streifen, und es wird kein aus-
gesprochener Sternschnuppenfall von grossem Reichthum zu sehen sein; dieser Fall
mag bei dem Kometen (46) vorliegen. Nichtsdestoweniger wird die Wirkung der
Erde auf den Schwärm in dieser Entfernung noch ziemlich beträchtlich sein,
und es können auch Bahnänderungen für denjenigen Theil des Schwarms, der
an der Erde vorübergeht, auftreten, während der übrige Theil nicht weiter be-
rührt wird. Hat nun der Sternschnuppenschwarm an einzelnen Stellen eine
grössere Ausdehnung in der Breite, so kann von dem Wulste, wenn dieser an
der Erde vorübergeht, selbst ein neuer, kleinerer Schwärm abgetrennt werden.
Noch mehr ist dieses der Fall bei den Wirkungen der äusseren Planeten,
deren Wirkungssphäre bedeutend grösser ist; dadurch kann es auch kommen,
dass ein der Erde sehr nahe kommender Schwärm in den aufeinanderfolgenden
Erscheinungen, inzwischen gestört durch einen anderen Planeten, ein verändertes
Bild darbietet. Ein solcher Fall würde eintreten, wenn z. B. der Komet (201)
als Theil eines grossen Schwarms gedacht wird. Dieser Schwärm müsste, da
er sich dem Jupiter auf 0*13 nähert (vergl. die Tafel auf pag. 94), vollständig
aufgelöst werden, und der aufgelöste Theil kann in die Gegend der Erde nur
als sporadischer Schwärm kommen. Das Fehlen eines Sternschnuppenschwarms,
welcher diesem sich der Erde ebenfalls stark nähernden Kometen entspricht, ist
daher ebensowenig direkt ein Zeichen, dass dieser Komet eine Ausnahme gegen
die anderen macht.
Diesem Kometen zunächst kommt, was Annäherung an einen grossen Pla-
neten betrifft, der Komet (220), welcher sich dem Saturn auf 0'3 nähert, und
der Komet (46), welcher sich dem Jupiter auf 0*4 nähert. Thatsächlich ent-
spricht dem ersten Kometen der mit den Leoniden an Zahl kaum vergleichbare
Strom der Lyraiden; für den zweiten Kometen ist hierin ein zweiter Grund
für das schwache Auftreten des ihm entsprechenden Stroms vom 26. December
gelegen.
Callandrrau *) hat auch den Fall in Untersuchung gezogen, dass durch die
Anziehung eines Planeten die Bahn eines Sternschnuppenschwarms vollständig
geändert würde, und die in der Invariante K der Bahn auftretenden Bahn-
elemente durch die Coordinaten des Radianten ersetzt, so dass man eine Bedingung
•) Compt. rend. Bd. 112, pag. 1303.
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220
Kometen und Meteore.
erhält, welche zwischen zwei Radianten erfüllt sein muss, wenn diese demselben
Schwärm entsprechen sollen. Die Bedingung lautet:
0 = { (l 4- ~ - K) [sin* ö» -+- ccs* 2V sin* (** - 0;] H- 1 -
-Acos*®sin*V'-®)^\ - -p) -H (l 4- -
|l - (l - [sin* Ü3' 4- w» 23' (*' - 0)]} .
Bei der Unsicherheit der Radianlenbestimmung und der geringen Ver-
änderlichkeit der Invariante wird diese Gleichung wohl nur ein rein theoretisches
Interesse beanspruchen können.
Erscheinungen der erwähnten Art können nun die mitunter auffallende
Aehnlichkeit zwischen den Radianten einzelner nicht periodischer Kometen mit
Radianten von Sternschnuppen erklären, welche nur einmal oder wenigstens
nicht oft und nicht auffällig genug hervortraten, und als grosse Schwärme im
Sinne der vier zuerst angeführten nicht bezeichnet werden können.
Betrachtet man die Tabelle von Herschel etwas genauer, so findet man
eine sehr bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit einzelnen der dort angeführten
beobachteten Sternschnupperfälle bei den folgenden Kometen, die sich der Erde
auf weniger als 0*06 Erdbahnhalbmesser nähern können1).
Komet Fallzeit Komet Fallzeit
9. 1097 November 1 87. 1779 October 19
10. 1231 März 10 133. 1821 Novembern
11. 1264 März 25 153. 1833 Januar 27
31. 1582 Novemberg 206. 1857 1 Februar 2
43. 1672 Januar 20 219. 1860 IV Januar 6
58. 17 18 Januar 29 225. 1862 IV März 16
65. 1743 I November 13 233. 1864 II Juni 20
— 1746 Februar 25 L niedersteigenden u. 235. 1864 IV October 16
August 22 >• autsteigend. Knoten 245. 1870 I August 12
73. 1759 HI Januar 19
Hingegen kann bei anderen Kometen, deren kleinste Entfernung von der
Erde ebenfalls 0 06 nicht erreicht, der Zusammenhang mit den Sternschnuppen
nicht behauptet werden, d. i. bei den Kometen'):
47: 1683 März 16 (d. Annäherung Sept. 19 ist nicht so bedeutend;
103: 1790 III April 24
156: 1840 I Januar 20
223: 1862 II August 7.
Andererseits findet sich eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit zwischen den
berechneten Radianten von Kometenbahnen und den beobachteten Sternschnuppen-
radianten bei den folgenden Kometen, die von der Erde ziemlich weit vorUber-
*) Zur Erleichterung des Auffindens in der Tabelle ist die Knotenlänge (Fallzeit) hiniu-
8) Von den beiden Kometen von 568 und 961, deren Entfernungen — 0*06 und — 0*03 be-
rechnet sind, kann natürlich abgesehen werden; für die Entfernung wurde hier 0*06 als Grenze
angenommen, da dieselbe durch massige Acndcrung in den Elementen wesenüich geändert
werden kann; so sind auch die ausserordentlichen Annäherungen der vier Kometen (213) (0*0),
(•225) (- 0013) und (ll) bezw. (87) je — 0*02) durchaus nicht sicher verbürgt.
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Kometen und Meteore. »*»
gehen (wobei jedoch nur die Kometen nach 1 500 berücksichtigt sind), und zwar
bei den Kometen für welche elliptische Bahnen berechnet wurden:
124. 181 2 December6 (kürzeste Entfernung — 0 23)
136. 1822 IV Juni 25
175. 1846 VII December 12
208. 1857 IV October 14 (kürzeste Entfernung — 0*26)
209. 1857 V April 4 (kürzeste Entfernung — 0 28).
Bei dem Kometen (124) bemerkt Lehmann Filhes, dass die Abweichung im
Radianten durch eine geringfügige Aenderung im Knoten beseitigt werden kann.
Ferner bei den parabolischen Kometen:
27: 1556 März 19
35: 1596 Februar 23 i. niedersteigend. Knoten, kürzeste Entf. +14 u.
August 27 i. aufsteigenden Knoten, küneste Entf. -0 25
37: 1618 Juni 10
51: 1695 November 1
55: 1702 November 27
59: 1723 October 9
63: 1739 October 22
70: 1748 II April 22
71: 1757 October 29
81: 1770 I August 6
82: 1770 II Juli 13
89: 1780 II August 14
90: 1781 I Juni 14
111: 1798 II December 2
125: 1813 I November 24 (kürzeste Entfernung — 0 30)
135: 1822 III Juni 30
160: 1842 II October 21
177: 1847 I April 11 (kürzeste Entfernung — 0 95)
187: 1850 I Juni 24
188: 1850 II October 19
213: 1858 VI September 8
261: 1877 I März 27.
Bei den Kometen (70) und (177) ist die Differenz in den Radianten kleiner
als 1°, bei den Kometen (90) und (213) kleiner als 2°, und bei den Kometen (37),
(135), (187) (kleinste Entfernung 0065), und (209) kleiner als 3°.
In diesem Falle muss man wohl, wenn man den Zusammenhang aufrecht
erhalten will, wie er z. B. bei den letzt erwähnten acht Kometen kaum zu leugnen
ist, ausserordentlich breite Ströme annehmen; insbesondere mag der Strom
hervorgehoben werden, der mit dem Kometen (177) jedenfalls zu identificiren ist
Der Komet geht an der Erde in der Entfernung von nahe einer Sonnenweite
vorüber; hier wird man unmittelbar auf die Idee geführt, dass sich nicht der
Schwärm in der Bahn des Kometen, sondern der Komet als ein besonderes
Glied, allerdings als ein besonders hervorragendes Glied in der Bahn des aus-
gedehnten Schwarms bewegt, von welchem ausserdem trotz der grossen Entfernung
noch immer sehr häufig kleinere Theile als Sternschnuppen in die Erdatmosphäre
gelangen.
Ueber die Art des Zusammenhanges zwischen Kometen und Meteoren ist
man vorläufig ebenfalls nur auf Vermuthungen angewiesen. Da sich Kometen
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Kometen und Meteore.
und Meteore in denselben Bahnen bewegen, so haben vorzugsweise zwei Hypo-
thesen Platz gefunden: diejenige von der Bildung der Kometen aus Meteoren
und von dem Zerfalle von Kometen zu Meteoren.
Gegenwärtig ist fast allgemein die Hypothese angenommen, dass die von
Kometen weggestossenen Theile die Sternschnuppen bilden. An sich ist diese
Hypothese gestützt nicht nur durch die Schweifbildung der Kometen, sondern
auch durch den wirklich beobachteten Zerfall einzelner Kometen. Aber die
Schwierigkeit ist dabei die, dass die Kometenschweife nicht in der Bahn,
sondern, namentlich in der Sonnennähe nahe senkrecht zu derselben, in der
Richtung des Radiusvectors sind. Fave1) glaubt diese Schwierigkeit dadurch zu
beheben, dass er annimmt, dass nicht alle Partikel von dem Kometen durch
den Schweif in den Weltraum gehen , sondern einzelne Theile in der Nähe
bleiben , welche dieselbe Bahn beschreiben. Dieses widerspricht aber geradezu
der Annahme der abstossenden Kraft, wenn man nicht, was viel correkter ist,
annimmt, dass sich die den Kometen entsprechenden Meteortheile von dem
Kometenschweife selbst durchaus unterscheiden.
Bredichin löste diese Schwierigkeit in anderer Weise; er behauptete, dass
die Sternschnuppen geradezu aus ganz bestimmten Theilcn der Ausströmungen,
nämlich aus den anomalen Kometenschweifen entstehen; eine Meinung,
der sich später auch andere anschlössen. Man müsste aber hinzufügen: aus
anomalen Kometenschweifen, die in der Richtung der Bahn liegen; da
solche aber nur äusserst selten (insbesondere z. B. bei dem Kometen 1894 I)
beobachtet wurden, so ist die Meinung Bkk.dichin's wohl kaum in diesem Sinne
zu verstehen. H. A. Newton, der noch 1865 die Sternschnuppen nicht als die
Fragmente einer vergangenen Welt, sondern eher als das Material fiir eine
zukünftige ansah2), sieht 1894 die Sternschnuppen als diejenigen Theile eines
Kometen an, welche nicht in den Schweif gestossen werden, sondern dem
Kometen in seiner Bahn folgen8). Endlich findet man auch die Meinung, dass
wenn in einem Meteorstrom sich kein Komet bewegt, dieses ein Zeichen ist,
dass der letztere schon ganz aufgelöst ist.
In dieser Allgemeinheit kann der Satz wohl nicht behauptet werden. Man
kann wohl sagen, dass durch den Zerfall von Kometen jene Körperchen ent-
stehen, die als Sternschnuppen in deren Bahnen um die Sonne kreisen: dass
aber alle Sternschnuppen so entstanden sein müssen, ist unrichtig. Im Gegen-
theil scheinen grosse und kleine Körper in buntem Durcheinander um die Sonne
zu schwärmen: von den kleinsten, unsichtbaren, die in die Erdatmosphäre ge-
langend, dort als teleskopische Meteore oder auch überhaupt gar nicht sichtbar
werden, durch die Gruppe der Sternschnuppen von den verschiedenen GrÖssen-
klassen und den grossen Feuerkugeln, von denen oft trotz der ausserordentlichen
Menge des verdampften Materials noch kolossale Stücke als Ueben-este zur Erde
fallen, hindurch, bis zu den grössten, nicht mehr mit den Sternschnuppen
selbst, sondern vielmehr mit den planetarischen Massen vergleichbaren Körpern,
welche die Kometen bilden4). Dieser qualitativen Zusammengehörigkeit, welche
nur einen Unterschied in der Grösse postulirt, hat Kirkwood durch die Wahl
des Namens Ausdruck gegeben; ganz ähnlich, wie man die kleinen Planeten
') Compt. rend., Bd. 64, pag. 553
") American. Journ. of Sciences nnd Arts, II. Serie, Bd. 39, pag. 207.
?) Ibid. III. Serie, Bd. 47, p.ig. 152.
*) Non ad unam natura formam opus suutn praestat, sed ipsa varietate se jactat (Sknbca).
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Kometin und Meteore.
als Planetoiden bezeichnet, hat Kirkwood iür die Meteoie den sehr passenden
Namen Kometoiden vorgeschlagen; doch hat sich dieser Name nicht eingebürgert.
Dabei ist eine Disgregation der Kometen zu Sternschnuppen ebenso wenig
ausgeschlossen, wie eine Aggregation von Sternschnuppen zu Kometen, und
dass in einzelnen Fällen periodische, früher nie gesehene Kometen sich durch
Aggregaten von in ihren Bahnen kreisenden Kometoiden gebildet haben, ist
nicht unwahrscheinlich. Dass man die Kometoiden nicht sieht, hat seinen Grund
darin, dass sie der Lage ihrer Bahn nach nicht in die Erdatmosphäre gelangen.
Diese Annahme wird auch wesentlich dadurch gestützt, dass sich in einer
und derselben Bahn oft mehrere Kometen von ganz verschiedenem Aussehen:
grosse und kleine Kometen bewegen, wie sich dieses in den »Kometensystemen«
zeigt Dass ihre Bahnen nicht identisch sind, "hat seinen Grund in äusseren
Störungen, Massenanziehungen der Sonne oder der Planeten, gegen welche die-
selben ja eine verschiedene Lage und verschiedene Entfernungen haben. In
solchen Kometensystemen erblickt man eben die grössten unter den zahlreichen
kleinen Körperchen, welche sich in diesen Bahnen bewegen; Körper, deren
Dimensionen jedenfalls so gross sind, dass sie unter einem für ihre Beleuchtungs-
intensität entsprechenden Gesichtswinkel erscheinen, um gesehen zu werden.
Auch in den Sternschnuppenschwärmen muss die Umlaufszeit aller Meteore nicht
dieselbe sein; für die aufgelösten Schwärme war dieses bereits erwähnt; in dem
Schwärm der Leoniden hat Kirkwood überdies drei Concentrationscentra, drei
zusammenhängende Schwärme mit etwas verschiedener Umlaufszeit erkannt, der
Hauptschwarm hat eine Umlaufszeit von 3325 Jahren, der zweite eine solche
von 33*31 Jahren, der dritte von 33" 11 Jahren. Zum ersten Schwarme gehört der
Komet (238), welcher vielleicht ein Beispiel für die Aggregation eines Kometen
aus Meteoren giebt. Dieser Komet, der sich in derselben Bahn, man könnte
sagen, mitten unter dem Hauptschwarm der Leoniden bewegt, wurde vor 1866
nie gesehen; man kann daher auf seine Wiederkehr 1899 wohl gespannt sein.
Der zweite Schwärm bewegt sich nahe 12 Jahre später, der dritte nahe 20 Jahre
später in der Bahn. Eine Bestätigung dieser Ansicht bleibt noch abzuwarten.
Das Verschwinden des BiELx'schen Kometen wurde so gedeutet, dass aus
ihm der Meteorschwarm der Bieliden entstand. Wieder aber kann man nur be-
haupten, ein Schwärm aus der Reihe der Andromediden; denn Andromediden
wurden schon beobachtet, lange bevor der BiELA'sche Komet sich theilte, und
dass die Andromediden von 1798 und 1838 von einem Fragmente des Kometen
herrühren sollten, ist wohl möglich, aber nicht gerade nothwendig. Schulhof
meint, dass diese beiden Schwärme von einem Fragmente herrühren müssten,
welches dem Kometen im Jahre 1798 um 4 Monate, 1838 um 7 Monate voran-
ging und sich wahrscheinlich 1772 (dem ersten Erscheinen der Bieliden) ab-
getrennt hat Es bleiben aber noch die Kometoiden von 1830, 1847, welche
von dem Kometen sehr weit entfernt waren, und selbst die grossen Fälle von
1872, 1885, 1892 können, wie Schulhof zugiebt, nicht von den beiden Kernen
herrühren, in welche der Komet im Jahre 1846 und 1852 zerfallen war; diese
bilden also offenbar, da ihre Umlaufszeit mit derjenigen des BiELA'schen Kometen
stimmt1), einen selbständigen Schwärm, ein zweites Concentrationscentrum, das
von dem BiELA'scben Kometen völlig unabhängig ist
') Bezüglich der ausserordentlich reichen Stern schnuppen Hille in den Jahren 1798 und
1838 hat bereits d' Arrest hervorgehoben, dass sie gerade um 6 Imlaufsieiten des BlKt.A'schcn
Kometen auseinanderliegeo.
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324
Kometen und Meteore.
Aehnliche Verhältnisse zeigen sich nach Schulhof bei den Leoniden.
Newton identificirte den Kometen vom Jahre 1366 mit dem Kometen (238) und
Hind fand durch Discussion von chinesischen Beobachtungen diese Annahme
gerechtfertigt. Im Jahre 1366 ging aber der Komet Anfangs October durch sein
Perihel, 1866 im Januar. Daraus schliesst Schulhof auf die Möglichkeit, dass
die Umlaufszeiten des Schwarms und des Kometen nicht genau gleich, und der
Unterschied (33 25 Jahre für den Strom, und 3318 Jahre für den Kometen) reell
wäre. In der That können sich Schwärm und Komet von einander ganz un-
abhängig bewegen, und jedes Theilchen des Schwarms hat eigentlich für sich
seine eigene Umlaufszeit. Immerhin aber ist es schwer, die Umlaufszeit eines
Schwarms, der sich über ein Gebiet ausdehnt, welches nahe ^ seiner ganzen
Bahn ausfüllt, auf einer, kleinen Bruchtheil des Jahres genau zu bestimmen.
Je nachdem man dem Bereiche der grössten Verdichtung eine mehr oder weniger
grosse Ausdehnung giebt, kann die Abweichung auch in weitere Grenzen ein-
geschlossen werden.
Das Verschwinden des BiELA'schen Kometen ist keine alleinstehende That-
sache, und ist nur deshalb als eine erwiesene Thatsache angesehen worden,
weil man den Zerfall desselben in zwei Theile als den Beginn zu seiner Auf-
lösung ansah. Es giebt aber eine grössere Anzahl von als periodisch erkannten
Kometen, die nach einer oder nach einigen wenigen Erscheinungen nicht wieder
gesehen wurden. Es sind dieses (vergl. pag. 70) die Kometen (45), der nach
seiner ersten Erscheinung verschwunden blieb, bis er nach 31 Umläufen neuer-
dings entdeckt wurde, dann wieder in den nächsten neun Umläufen nicht gesehen
wurde; die Kometen (65), (79), (92), (132), (174), die nur einmal gesehen wurden
(von den späteren Kometen, bei welchen nur die zweite Erscheinung nach ihrer
Entdeckung nicht beobachtet werden konnte, kann natürlich vorläufig abgesehen
werden), der Komet (171), der seit 1879 nicht wiedergefunden wurde, und end-
lich der Komet (189), der bei seiner letzten Erscheinung durch seine ausser-
ordentliche Verminderung der Helligkeit auffiel. Hier scheint man es mit
einem Zerfalle zu thun zu haben, der aber nicht vollständig ist, sondern mit
einer partiellen Auflösung, welche eine bedeutende Schwächung der Licht-
intensität zur Folge hat, und einer späteren neuerlichen Aggregation, mit
Vei Stärkung der Lichtintensität.
In dieser Form offenbaren sich die Kometen, oder eigentlich einzelne Ko-
meten als ephemere Erscheinungen einer anderen Art: sie entstehen nicht als
ephemere Erscheinungen im Luftkreise, sondern als ephemere Erscheinungen im
Welträume, und unterscheiden sich von den Planeten durch ihre geringere Con-
sistenz. Aus kleinen Körpern bestehend, über deren Kleinheit oder Grösse wir
keinerlei sichere Anzeichen haben, bilden sich dieselben durch Vereinigung, viel-
leicht durch eine sehr lose Vereinigung von solchen kleinen Körpern, die erst
durch äussere Kräfte, namentlich durch die Sonnenwärme in der Sonnennähe
wesentlich gelockert, aufgehoben wird, so dass man einen Zerfall des Kometen
in mehrere Kerne und selbst mehrere selbständige Kometen wahrnimmt, welche
sich, je nach der Beschaffenheit und den weiterhin wirkenden Kräften bei der
Entfernung von der Sonne wieder in einen einzigen Körper vereinigen, oder
selbst in Theile zerfallen, in grössere, die selbständig ihre Bahnen als Kometen
beschreiben, oder auch in ganz kleine Kometoiden.
Die Materie, aus welcher die Kometen bestehen, ist durch spectroskopische
Untersuchungen schon genähert bekannt. Nicht dasselbe gilt von den Stern-
schnuppen. Für letztere hingegen kann man zwei verschiedene Gattungen an-
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Kometen and Meteort. 225
'■ i
nehmen, welche nach den Meteoritenfällen unzweideutig erwiesen sind: die
metallischen (Meteoreisen) und die nicht metallischen (Meteorsteine). Während
nun die Massenanziehung der Sonne auf beide Klassen von Körpern gleichartig
ist, kann die Wirkung der elektrischen Thätigkeit gewiss nicht die gleiche sein ;
von dieser werden die metallischen Körper mehr beeinflusst, und indem sie
selbst in einen Zustand starker Ladung versetzt werden müssen, denn es ist vorerst
kein Grund vorhanden, im Welträume andere Wirkungen anzunehmen, als wie wir
dieselben auf der Erde kennen, so werden die mit Elektricität und wahrscheinlich
auch mit Magnetismus geladenen metallischen Kometoiden aufeinander wirken, und
zwar lediglich in Folge ihres elektrischen und magnetischen Zustandes, während
die Massenanziehung derselben gegenüber der weitaus Überwiegenden Sonnen-
anziehung verschwindet: dadurch wird eine Aggregation von Meteoreisen zu
grösseren Körpern stattfinden können. Damit stimmt auch überein, dass man
im Kometenspectrum, wo man nicht bloss das charakteristische Kohlenwasser-
stoffspectrum fand, die Eisenlinien hervortreten sah. Umgekehrt wird es dann, wenn
die elektrische Ladung in grösseren Entfernungen von der Sonne gegenüber
der Massenanziehung zurücktritt, von der Intensität der letzteren, bezw. von der
Massenanziehung äusserer Körper auf die zusammenhängenden Kometentheile
abhängig sein, ob dieser Zusammenhang weiter bestehen kann, oder gelöst wird.
So können innerhalb ausgedehnter Meteorschwärme mit Halbaxen, welche
Umlaufszeiten von mehreren hundert Jahren entsprechen, Kometen entstehen
und vergehen, und die Sternschnuppen sind gleichzeitig die Bausteine für eine
neue Welt, und das Resultat des Zerfalles einer gewesenen.
Gleichzeitig ist hierbei nicht zu übersehen, dass wenn die elektrischen
Ladungen die Ursachen dieser Aggregationen und Bildungen von Kometen sind,
dieselben auch gleichzeitig zu Entladungen Anlass geben können und müssen,
welche sich dem Auge in den Kometenschweifen darbieten.
Es ist nun allerdings keine absolute Bedingung für den Zusammenhang von
Kometen und Meteoren, dass jeder Komet sich als ein Glied in einem Stern-
schnuppenschwarme bewege. Dehnt man aber diese Aggregation auch auf die
kurz periodischen Kometen aus, so kommt man, da alle sich nahe in der Ebene
der Ekliptik und in einem Gürtel von nicht zu grosser Breite bewegen, zu dem
Resultate, dass sich ein einziger Ring von Meteoriten nahe in der Ekliptik und
in dem Zwischenraum zwischen Mars und Jupiter bewegt. Dass dieses nicht
ausgeschlossen ist, ist klar; hier liegt wieder ein Bindeglied zwischen den Kometen
und den kleinen Planeten. Die Erhöhung der optischen Kraft der Fernröhre
bringt immer neue Glieder dieses Ringes, kleine Planeten und kurz periodische
Kometen, zu unserer Kenntniss.
Nicht anders aber steht es mit den nicht periodischen Kometen; wenn jeder
dieser Kometen ein Aggregationscentrum von Meteoren wäre, so müssten sich
den fortgesetzten aufmerksamen Beobachtungen, wenn auch nicht jetzt, so doch
in späteren Zeiträumen und mit lichtstärkeren Instrumenten auch jene Fälle von
Kometoiden offenbaren, die sich in den zugehörigen Bahnen bewegen, aber ihrer
UnaurTälligkeit wegen sich der planlosen Beobachtung entziehen. So werden
bereits seit einigen Jahren für alle neu erscheinenden Kometen die Radianten
gerechnet; wenn das Resultat bisher noch negativ ist, so kann deshalb noch
nicht geschlossen werden, dass die Kometen, welche zu den Aggregationscentren
zu zählen sind, zu den Ausnahmen gehören: denn vorläufig entziehen sich alle
Meteore, welche nicht in die Atmosphäre gelangen, und welche von Newton
mit dem Namen Meteoride belegt wurden, sofern sie nicht eine schon ziem-
VaLWTWU, Agronomie. IL 15
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Kometen und Meteore.
lieh beträchtliche Grösse haben, so dass sie mit den Kometen oder kleinen
Planeten verglichen werden können, der Beobachtung.
Man darf nicht vergessen, dass man sich hier noch auf dem Gebiete der
Spekulation bewegt. Die Meinung, welche die Kometen für primäre Körper er-
klärt, welche, durch äussere Kräfte affizirt, zerfallen, Sternschnuppenschwärme
bilden, die durch die Erde oder irgend einen anderen Planeten gestört, auf-
gelöste, in die Länge und Breite gezogene Ströme geben, kann als durch zahl-
reiche Thatsachen der Beobachtung bestätigt angesehen werden. Nicht minder
aber sprechen andere Thatsachen dafUr, dass man, bei anderen Kometen, nicht
von einem Zerfalle sprechen kann, sondern von einer Neubildung. Und die
Frage, warum ist ein Komet nach seiner ersten Erscheinung oder nach einer
Reihe von Erscheinungen nicht wiedergesehen worden, ist nicht mehr und nicht
weniger berechtigt, als die Frage, warum ist er nicht früher gesehen worden?
Bei der Beantwortung dieser Frage darf man sich jedoch nicht von dem Gedanken
leiten lassen, dass dabei eine den Kometen speeifische Erscheinung vorliegt.
Eine Reihe von kleinen Planeten wurde nach ihrer ersten Opposition oder nach
einigen Oppositionen nicht wiedergesehen, und trotz der Mannigfaltigkeit der
Natur in den Details ist kein Grund vorhanden, hier eine für beide Klassen
von Objecten verschiedene Ursache anzunehmen. Die nächstliegende Ursache
bleibt aber die, dass man es mit einem Kreislauf der Erscheinungen zu thun
hat, mit keiner fortwährenden Neubildung und keinem fortwährenden Zerfalle,
sondern mit einem Wechsel von Erscheinungen theil weise constituirender, theil-
weise destruirender Art
Auch die Planeten sind in diesen Kreislauf mit eingeschlossen, indem sie
durch die Meteorfälle nothwendig Massen aufnehmen. Wenn auch nur die
wenigsten Meteore zur Erde gelangen, so darf deshalb nicht Ubersehen werden,
dass jede in den Dunstkreis der Atmosphäre gelangte Masse als mit der Erde
vereinigt zu denken ist, und deren Masse vergrössert: denn sie lässt ihre ganze
Masse in Dampfform oder in Form von kosmischem Staub, der sich langsam
zur Erde niederschlägt, zurück. Man hat daher für die Massenvermehrung nicht
nur die Gesammtzahl der Meteorfälle, sondern die Gesammtzahl der Stern-
schnuppenfalle zu berücksichtigen. Dass andererseits eine Ausstrahlung von
Materie in den Weltraum stattfindet, stattfinden muss, folgt unmittelbar aus der
jedem gasförmigen, flüssigen oder festen Körper eigenen Tension, vermöge deren
er, wenn nicht ein gewisser äusserer Druck auf ihr lastet, Theile in Dampftorm
abgiebt, sich theilweise verflüchtigt. Dieser äussere Druck kann aber bei den
Weltkörpern nur durch einen erfüllten Weltraum gedacht werden, und der noth-
wendige Druck regulirt sich durch die Menge der Ausstrahlung von selbst Ob
die Aufsaugung von Materie aus dem Weltraum oder die Ausstrahlung der
Materie in den Weltraum sich gegenseitig das Gleichgewicht halten, oder ob
eine derselben vorherrscht, kann nur durch astronomische Beobachtungen ent-
schieden werden. Durch die Aufsaugung von Massen muss in erster Linie eine
Verzögerung der Translations- und Rotationsbewegungen auftreten. Für die Erde
speciell müsste sich die Verzögerung der Rotationsbewegung in Form einer
Secularbeschleunigung der Translationsbewegungen der anderen Himmelskörper,
in erster Linie beim Monde offenbaren. Auch wurde diese Erscheinung in glück-
licher Weise von v. Oppolzer zur Erklärung des Umstandes herangezogen, dass
die beobachtete Secularbeschleunigung des Mondes grösser ist, als die aus der
Theorie der allgemeinen Anziehung sich ergebende. Doch ist man bei der nume-
rischen Bestimmung, vorläufig wenigstens, auch nur auf Vermuthungen angewiesen.
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Kometen und Meteore.
227
Nicht minder wichtig ist die Betrachtung der zweiten Gattung von Strömen,
der stellaren Ströme. Hier hat man es nicht mit Himmelskörpern zu thun,
die dem Sonnensystem angehören; es sind Schwärme, welche an der Bewegung
des Sonnensystems nicht theilnehmen, und durch die Anziehung der Sonne auf
kurze Zeit dem Sonnensystem einverleibt, dasselbe wieder verlassen. Ein Unter-
schied bezüglich ihrer Stellung zu den Kometen kann jedoch nicht angenommen
werden, denn sie stehen zu den sich in hyperbolischen Bahnen bewegenden
Kometen in derselhen Beziehung, wie die planetaren Schwärme zu den sich in
elliptischen Bahnen bewegenden Kometen.
Bezüglich der stellaren Schwärme ist jedoch eine noch grössere Vorsicht
geboten. Man hat in vielen Fällen bereits eine grössere Anzahl von identischen
Radianten für lange Zeiträume, aber die erscheinenden Sternschnuppen tragen
dabei doch den Charakter von sporadischen Sternschnuppen. Zumeist erscheinen
während einer Nacht nur einige wenige Meteore aus einem gewissen Radianten,
wenn auch durch längere Zeiträume hindurch, durch viele Nächte immer aus
demselben Radianten; eigentlich stellare Schwärme, d. i. Sternschnuppen in
grösserer Zahl, die aus einem stationären Radianten kommen, sind selten. Da
ist es denn nicht ausgeschlossen, dass hin und wieder, wie schon erwähnt Radianten,
die in Folge der zulässigen Beobachtungsfehler für identisch gehalten werden,
bei genauerer Bestimmung derselben sich als verschiedene ergeben würden;
Uberhaupt ist die zulässige Zahl der Radianten um so grösser, je mehr dieselben
getrennt werden, d. h. je weiter die Genauigkeit der Beobachtung eine Differen-
zirung gestattet. Bei dem heutigen Stande der doch nur sehr rohen Stern-
schnuppenbeobachtungen ergiebt sich daher eine überwiegende Wahrscheinlich-
keit zu Gunsten der Identität von beobachteten Radianten, und damit eine er-
höhte Wahrscheinlichkeit für planetare oder stellare Sternschnuppenschwärme.
Nichtsdestoweniger muss das Vorhandensein von Radianten in Betracht ge-
zogen werden, welche, nach Ausscheidung der den Schwärmen angehöngen
Radianten, regellos nach allen Richtungen vertheilt sind, und den eigentlich
sporadischen Meteoren angehören. Trotz der grossen Zahl der Radianten der
ersten Klasse bleibt die von Schiaparelli erkannte Thatsache im Grossen und
Ganzen die, dass ider Apex als das hauptsächlichste Condensationscentrum der
Meteorschauer anzusehen ist, und dass alle Anomalien in der Vertheilung der
Ströme nicht hinreichen, dieses Merkmal zu verwischen c t).
Eine gewisse Rectifikation hat dieser Satz allerdings in der auffälligen Er-
scheinung der Verspätung des Maximums der Sternschnuppenfälle erfahren müssen,
wodurch sich, wie schon Schiaparelli erklärt, unleugbar nebst diesem optischen
ein physisches Condensationscentrum offenbart. Allein es tritt hier nur eine
theilweise Verschiebung, eine resultirende aus zwei Wirkungen auf, von denen
die eine, die Wirkung des optischen Condensationscentrums, immerhin auf
eine ausserordentlich gTosse Zahl von sporadischen, regellos vertheilten
Meteoren weist
Dass diese Meteore, vereinzelt ohne Wirkung auf die grossen Himmelskörper,
in ihrer ganzen Menge aber eine nicht unbeträchtliche Wirkung auf die Bewegung
der Himmelskörper ausüben können, ist selbstverständlich. Walker bemerkte
schon 1864, dass man in den um die Sonne kreisenden Meteoren den Wider-
stand zu suchen hat, welcher die Anomalie in der Bewegung des ENCxYschen
Kometen erzeugt. Faye hat diese Idee spater dahin erläutert, dass man es in
«5#
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aa8 Kosmogonie.
diesem Falle mit einem sich bewegenden wiederstehenden Mittel zu thun
hat, mit dessen Theorie er sich übrigens schon früher (1860 und 1861) be-
schäftigt hatte. Dem widersprechen aber zwei Thatsachen: Dieses von Faye
supponirte widerstehende Mittel setzt nämlich eine durchweg rechtläufige Be-
wegung aller Sternschnuppen voraus, und zweitens eine Geschwindigkeit, welche
kreisförmigen oder nahe kreisförmigen Bahnen entspricht. Beide Voraussetzungen
sind durch die Erscheinungen widerlegt. Selbst wenn man Sternschnuppen
sich in Strömen bewegend annimmt, so sind diese Schwärme ebenso wie die
sie begleitenden Kometen nicht durchweg rechtläufig, und die Geschwindigkeit
ist in allen Fällen weit grösser als die einer kreisförmigen Bahn entsprechende,
in einer überaus grossen Zahl von Fällen auch grösser wie die einer parabo-
lischen Bahn entsprechende. Will man also die Sternschnuppen als die das
widerstehende Mittel bildenden Körperchen ansehen, so hat man sie als in
regellosen Bahnen sich bewegend anzusehen, ähnlich den hypothetischen Be-
wegungen, welchen nach der Voraussetzung der kinetischen Gastheorie die Mole-
küle jedes Gases unterliegen. Die in diesen Bewegungen begriffenen, sporadischen
Sternschnuppen stehen in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu den Kometen ;
sie sind Theile desselben Weltganzen , und können zur Vergrösserung der
Kometen wie der Planetenmassen und zur Beeinflussung ihrer Bewegungen
führen, aber nur regellos, wie ihre Vertheilung ist: kosmisch derselben Art,
sind sie immerhin in Rücksicht auf ihre Weltstellung von den Sternschnuppen-
schwärmen zu trennen. N. Herz.
KosmOgOtlie. Einleitung. Wenn es auch zu keiner Zeit an Ver-
suchen, über die Entstehung des Weltalls Klarheit zu gewinnen, gefehlt hat, so
konnten diese doch so lange nur dichterischen oder geschichtlich-philosophischen
Werth haben, als die Naturwissenschaft noch nicht Über genügendes Beobachtungs-
material und einwandsfreie Methoden, es zu bearbeiten, verfügte. Die in den
Schöpfungsgeschichten und den philosophischen Systemen niedergelegten Welt-
bildungshypothesen gaben demnach den Aufschluss, den sie geben wollten,
in keiner Weise und können höchstens, worauf Faye1) zuerst aufmerksam ge-
macht hat, dazu dienen, den Umfang der naturwissenschaftlichen Kenntnisse,
welche ihre Urheber besassen, bestimmen zu lassen. So ist denn auch noch
die Kosmogonie des Cartesius8) trotz mancher brauchbarer Einzelheiten, viel
zu sehr durch vorgefasste Meinungen beeinflusst, als dass sie jetzt noch Be-
deutung haben könnte, und der erste Versuch dieser Art, mit dem wir uns hier
zu beschäftigen haben, ist derjenige, welchen Kant') 1755 in seiner anonymen,
') Faye, Sur l'hypothese de Laplacb, Compt. rend. XC, pag. 566. — Sur l'origine du
Systeme solaire, Compt. rend. XC, pag. 637. — Sur l'origine du Monde, Theorie« cosroographiques
des Ancicns et des Modernes. 2. Ed. Paris 1885, pag. 8 ff.
•) Renatj CARTESn, Principia Pbilosophiae. Ult. Ed. Amstelodaroi 1692.
3) Kant, Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels oder Versuch von der
Verfassung und dem mechanischen Ursprung des ganzen Weltgebttudes nach NEWTON'schen
Grundsätzen abgehandelt. Königsberg und Leipzig J. Fr. Petersen 1755. Im Auszuge von
Gensichkn 1791 nur bis pag. 94 der Originalausgabe nochmals abgedruckt unter Beifügung
dreier Abhandlungen von \V. Herschel und Anmerkungen von Sommer. (Von Kant durch-
gesehen und genehmigt.) Neu herausgegeben 1798 von M. F. In der Ausgabe der Werke
Kant's von Rosenkranz und Schubert befindet sie sich im 6. Bande. Sie bildet 1890 von
H. Ebert herausgegeben das 12. Heft der Classiker der exakten Wissenschaften. — Einzig
möglicher Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. 1763. Sämmtliche Werke
herausgegeben von Hartenstein II, pag. 180 ff.
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Kosmogonie.
229
Friedrich dem Grossen gewidmeten »Naturgeschichte des Himmels« veröffent-
licht hat Nach ihrem ersten Auftreten freilich blieb diese merkwürdige Schrift
so unbekannt, dass noch im Jahre 1761 Lambert1) in seinen >kosmologischen
Briefen« eine Anzahl der von dem Königsberger Professor bereits behandelten
Fragen nur nach Zweckmässigkeitsgründen, die nach des Verfassers eigenem
Geständniss keine grosse Tragweite hatten, glaubte beantworten zu können, und
erst nachdem Laplace's') »Exposition du Systeme du Monde« die allgemeine
Aufmerksamkeit auf kosmologische Ideen gelenkt hatte, entdeckte man, dass
das Werk Kant's reich an solchen war, die mit denen des französischen Geo-
meters zum Theil übereinkamen. Doch ist der Unterschied in den An-
schauungen beider grossen Gelehrten immerhin ein so beträchtlicher, dass es
nicht angemessen erscheint, sie als KANT-LAPLAtE'sche Weltbildungshypothese
zusammenzuwerfen, wie dies üblich geworden ist3).
Seit dem Bekanntwerden der Arbeit Kant's ist die Frage nach der Ent-
stehung der Welt nicht wieder von der Tagesordnung verschwunden. Spätere
Arbeiten haben Neues dem Vorhandenen zugefügt oder sie haben, namentlich
seit Helmholtz4) und Ritter») das Princip von der Erhaltung der Energie und
die kinetische Gastheorie auf die Lehren Kant's und Laplace's anwendeten,
Unhaltbares ausgeschieden. Darüber hat man aber vielfach aus dem Auge ver-
loren, dass eine gerechte Würdigung der Verdienste Kant's um die Weltbildungs-
theorie nicht den heutigen Standpunkt der Wissenschaft als Maassstab anlegen
darf, sondern auf den der Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückgehen muss.
Wir werden demnach am zweckmässigsten ein Bild der geschichtlichen Ent-
wickelung der Lehre und ihres gegenwärtigen Standpunktes erhalten, wenn wir,
stets von den Ansichten Kant's ausgehend, deren Fortbildung bis zur Gegen-
wart verfolgen und nacheinander das Wesen des Urstoffes, die Nebelmassen und
Fixsternsysteme, die Fixsterne und unser Sonnensystem betrachten, um schliesslich
auf die Quellen der Sonnenwärme noch etwas näher einzugehen.
Vorher jedoch sei die Bemerkung gestattet, dass Versuche, wie der Duprel's6),
die Lehre Ch. Darwtn's auf die Entstehung der Himmelskörper anzuwenden,
völlig aussichtslos erscheinen. Fehlen doch den Himmelskörpern und den sie
zusammensetzenden Massentheilchen die Grundbedingungen aller individuellen
Fortentwickelung, wie die Möglichkeit der Anpassung an gegebene Verhältnisse
und die der Vererbung erworbener Eigenschaften. Wenn Kant7) (pag. 18)
') Lambert, Kosmologische Briefe. Augspurg 176 1, pag. 70 und 102.
*) Laplacb, Oeuvres. Paris 1846 VI, Note VII. Die «Exposition du Systeme du Monde«
erschien zuerst 1796.
*) So Helmholtz. Populäre wissenschaftliche Vorträge. 3. Heft. Braunschw. 1876,
pag. 101. — Schopenhauer, Parerga II, pag. 117. — C. Braun, Die Kosmogonie vom Stand-
punkte christlicher Wissenschaft. 1889, pag. 49 ft. — Lampa, Naturkräfte u. Naturgesetze,
Wien 1895, pag. 117 ff. etc. Schematische Zusammenstellungen beider Hypothesen gehen
Zöllner, Natur der Kometen. Leipz. 1872, pag. 460, und G. Eberhard, die Kosmogonie von
Kant, Publicationen der v. KUFFNER'schen Sternwarte in Wien. III. Bd. Herausg. von
L. de Ball, Wien 1894, pag. XX VIII ff.
4) Helkholtz, Populäre Vorträge. Braunschw. 187 1 und 1876. 2. Heft, pag. 120 u.
134. 3. Heft, pag. 101.
5) Ritter, Untersuchungen Uber die Höhe der Atmosphäie und die Constitution gas-
förmiger Weltkörper. Wied. Ann. V-VIII, X-XIV, XX.
6) DUPREL, Die Planetcnbewohner und die Ncbularhypothese. Leipzig 1880. Ent-
wickelungsgeschichte des Weltalls. Leipzig 1882.
7) Ich eitire nach dem Abdruck in Heft 12 der Clnssiker der cxaclen Naturwissenschaften.
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Kosmogonie.
sagt, »dass die Theilchen ihre Bewegung untereinander so lange einschränken,
bis sie alle nach einer Richtung fortgehen«, so ist das gewiss doch etwas ganz
Anderes, als eine solche Anpassung oder eine direkte Auslese im Sinne Dar-
win's, wie Ebert (pag. 99) und Eberhard (pag. VII) annehmen.
1) Das Wesen des Urstoffes,
Soll eine Weltbildungshypothese nicht von vornherein gegenstandslos sein,
so darf sie nicht mit Newton») die Welt, wie sie ist, aus der Hand des
Schöpfers hervorgehen lassen. Aber ebenso wenig kann sie mit dem absoluten
Nichts beginnen. Sie muss unter allen Umständen ein von Anfang Gege-
benes voraussetzen. Darüber, dass dies der noch nicht diiferenzirte, mit
Anziehungs- und Abstossu ngskräften ausgerüstete Stoff war, sind alle
Forscher, welche sich mit dem Gegenstand beschäftigt haben, einig. Während
nun Kant (pag. 17) als anziehende Kraft nur die Gravitation voraussetzte,
fügte man später auch die molekularen Kräfte hinzu und brachte sie zugleich
mit der Wärme in die Verbindung, die die kinetische Gastheorie fordert. Die
Entdeckung der Fähigkeit der Wärme, chemische Verbindungen zu dissoeiiren,
führte dann weiter zu der Annahme, dass der noch nicht differenzirte Stoff aus
den unverbundenen Elementen bestanden haben möchte, ja, als die Fortschritte
der Spectralanalyse es als möglich erscheinen Hessen, dass die in gegenwärtiger
Zeit als Elemente angesprochenen Körper noch zusammengesetzter Natur seien,
da lag es nahe, sie als aus einem einzigen oder einigen wenigen Stoffen ge-
bildet anzusehen, welche somit im eigentlichen Sinne des Wortes die Urstoffe
wären. Zu der nämlichen Ansicht führten Crookes1) Versuche, die er mit den
»seltenen«, namentlich Yttrium und Samarium enthaltenden Erden im äusserst
luftverdünnten Raum unter Anwendung des Inductionsfunkens und des Spektro-
skops anstellte und deren Ergebnisse er zum Gegenstand eines am 18. Fe-
bruar 1887 in der Royal Institution gehaltenen Vortrag machte. Danach sollen
die bisher als Elemente angesehenen Stoffe aus einem Grundstoff, dem >Pro-
tyle8)« gebildet sein, aus dem sich die Atome zusammenballen, wie die Flocken
aus den Niederschlägen oder die Wirbelringe aus Rauch. Indem die neuen Ge-
bilde auf das Protyle weiter verdichtend wirkten, beschleunigten sie den Fort-
gang der Atombildung. Als erstes Element entstand der Wasserstoff, der die
einfachste Structur bei niedrigstem Atomgewicht aufweist; ihm folgten der Reihe
nach Lithium, Beryllium, Bor, Kohlenstoff, Stickstoff Sauerstoff, Fluor, Natrium,
Magnesium, Aluminium, Silicium, Phosphor, Schwefel, Chlor etc., so dass die
Elemente, aus denen die organische Welt besteht, zu den am frühesten auf-
tretenden gehören. Ging diese Atombildung hinreichend langsam vor sich, so
entstanden scharf ausgeprägte Elemente, wurde sie durch irgend eine Ursache
beschleunigt, so konnten Gruppen einander ähnlicher Stoffe zum Vorschein
kommen, wofür die Eisen, Nickel und Kobalt enthaltende ein Beispiel ist. Die
graphische Darstellungsweise Reinolds' (Crookes a. a. O., pag. 24), welche die
Atomgewichte als Abscissen, die Phasen der abnehmenden Schwingungsweite
eines Pendels, dessen Schwingungsmittelpunkt auf der Abscisse fortschreitet, als
>) Newtoni, Philosophiae naturalis Principia mathematic*. Ed altera. Colon. Allo-
brog. 176a T. ID. pag. 672.
*) Crookm, Die Genesis der Elemente, ein Vortrag, gehalten in der Royal Institution tu
London. Deutsch von Deusle. Braunschw. 1888.
•) Nach der Ableitung aus izph und üXrj hätte man die Bezeichnung »die Prohylc« er-
warten sollen.
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Kosmogonie.
231
Ordinalen benutzt, giebt zugleich über das elektrische, vielleicht auch magne-
tische Verhalten der Körper und ihre Stellung im Newland-Mendelejeff' sehen
System Aufschluss. Dass Grünwald1) zu ähnlichen Ergebnissen durch Unter-
suchung der Gasspectren kam, darf hier freilich nicht als Bekräftigung
herangezogen werden, da nach Kaiser's3) Kritik diese Ergebnisse schwerlich
gerechtfertigt sind. Die Frage, was dem Protyle voranging, beantwortet Crookes
nicht, er deutet nur an, dass dies Elemente mit negativem Aequivalent gewesen
sein könnten, vielleicht auch die Elektricität, die nach Helmholtz3) möglichenfalls
aus Atomen bestehe und aus dem Lichtäther gebildet sein könne. Dieser setze
demnach in seinen abgeleiteten Formen das Weltall zusammen. Mehrere Ent-
deckungen der neuesten Zeit namentlich auf chemischem Gebiete dürften freilich
eine Modinkation einiger dieser Annahmen fordern.
2) Die Nebelmassen und Fixsternsysteme.
Wenn Crookes auch die Ursache, die das Protyle zur Verdichtung an-
regte, im Dunkeln Hess, so hat er mit seiner Hypothese einen Schritt weiter
zu thun versucht, als alle seine Vorgänger. Denn diese beschränken sich da-
rauf, aus der Voraussetzung eines mit Kräften ausgestatteten Urnebels oder
Feuernebels die Entstehung von Weltkörpern mit rotirender und
in bestimmter Richtung foitschreitender Bewegung, wie es die Fix-
sterne sind, zu erklären.
Dass solche Nebelmassen, deren Theilchen gasförmig sind, in der That be-
stehen, ist durch die Spectroskopie bewiesen worden, dass der Weltraum
»geradezu ausgefüllt ist mit mehr oder weniger ausgedehnten Gebilden sehr
dünn verstreuter Materie, < die vermuthlich in physikalischer Beziehung sehr ver-
schiedene Constitutionen aufweisen, hat die Himmelsphotographie Uber jeden
Zweifel erhoben4). Aber es giebt auch eine Anzahl Nebel, welche sich bei ge-
nügend starker Vergrösserung in Sterne auflösen, und die Beobachtung solcher
war es, welche William Herschel») eine Ansicht wieder aufnehmen Hess, die
Kamt bereits dreissig Jahre vorher auf eine Arbeit von Wricht8) gestützt aus-
gesprochen hatte (pag. 11). Danach sollen alle Nebelflecke Fixstern Systeme
sein, die so weit von uns entfernt sind, dass die einzelnen Sterne nicht mehr als
solche erkannt werden können, ihr Licht zu einem gemeinschaftlichen hellen
Scheine zusammenfliesst. Diese wie Inseln im Weltall verstreuten Sternmassen
sollten Systeme bilden, welche Räume von verschiedenster Form einnähmen.
Auch unsere Sonne gehöre einem solchen von linsenförmiger Gestalt an.
Für das in der Richtung seiner grössten Ausdehnung blickende Auge fliesse
das Licht der dort befindlichen Sterne zusammen und erscheine am Himmel
als eine Zone von grösserer Helligkeit, wie die Umgebung, erscheine als uns
*} Grünwald, Ueber die merkwürdigen Beziehungen zwischen dem Spectrum des Wasser-
dampfes und den Linienspectren des Wasserstoffs und Sauerstoffs, sowie Uber die chemische
Stractur der beiden letzteren und ihre Dissociation in der Sonnenatmosphäre. Astron. Nachr.
1887. Na 2797. — Mathematische Spectralanalyse des Magnesiums und der Kohle. Sitzungsber.
der Akademie der Wissenschaften zu Wien. 1887. XCV1. Abt II, pag. 1154. — Spectral-
analyse des Cadmiums. Ebenda. 1889. XCVIH. Abt II. 967.
*} Kaiseh, Chemiker-Zeitung 1889, No. 100 und 102.
*) Helmholtz, Faradav- Vorlesung 1881.
*) H. Sezliger, Ueber den neuen Stern im Sternbild Auriga. Astron. Nachr. 1892,
No. 3x18.
*) W. Hkrschel, On some observations tending to investigate the construetion of the
heavens. Philosophical Transactions of the Royal Society. 1784.
«) WftlGHT, An original Theory of the Univers. London 1750.
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32
Kosmogonie.
Milchstrasse. Ein solches System besitze eine rotirende Bewegung, die einen
Mittelpunkt voraussetze, und zwar sollte diese nach Kant's Vermuthung (pag. 7)
für unser Sonnensystem im Sirius liegen. Wegen des grossen Radius erscheine
uns diese Rotation nicht als solche, sondern sie mache sich in einer fort-
schreitenden Bewegung unserer Sonne bemerkbar» wie Kant bereits
annahm. Wenn nun auch Sirius als Centraisonne nicht beibehalten werden
konnte, so ist es bekannt, dass man erst in neuerer Zeit von den Bestrebungen
zurückgekommen ist, ihn durch eine andere zu ersetzen.
Die Annahme Kant's und Hrrschel's konnte in ihrer Allgemeinheit nicht
beibehalten werden, nachdem die gasförmige Natur vieler Nebel unzweifelhaft
dargethan worden war. Man hielt diese nun für in der Bildung begriffene
Fixsternsysteme und wurde in diesem Glauben durch die von einigen von ihnen
mit Hilfe der Photographie erhaltenen Bilder nur bestärkt. So zeigt der von
Roberts1) am 26. November 1892 photographirte Nebel M 77 Ceti einen dich-
teren sternförmigen Kern mit einem ebenfalls starke Verdichtungen aufweisen-
den Ringe, der von demselben Astronomen") am 14. April 1893 photographisch
aufgenommene H 1 168 Ursae majoris Spiralform mit einem Stern in der Mitte
und mit Windungen, von denen jede in Sterne aufgelöst ist. Von diesen Sternen
sind einige scharf begrenzt, während sich die anderen in allen Stadien der Ent-
wickelung zu befinden scheinen. Auch im berühmten Sternhaufen im Hercules,
in dem Nebel der Andromeda zeigen photographische Aufnahmen deutlich Sterne
mit nebelartiger Umgebung, und Nebeltheile mit sternartiger Verdichtung, die
die verschiedenen Stadien der Entwickelung darstellen mögen.
Soll ein Nebel über weite Räume ausgebreitet werden, so muss er eine
grosse Menge von Energie zugeführt erhalten, die er dann bei seiner Ver-
dichtung wieder ausgiebt. Kant und Laplace legten seinen Theilchen nur die
Eigenschaft der Schwere bei, um die Möglichkeit seiner Verdichtung zu erklären,
wenn auch der französische Forscher sich den Nebel als im höchsten Grade
erhitzt vorstellt, während Helmholtz in der von Anfang an vorhandenen beträcht-
lichen Wärmemenge in Uebereinstimmung mit dem Princip der Erhaltung der
Energie den in Nebel enthaltenen Kraftvorrath sieht Zur Erklärung dieser Wärme
blieb nun nichts übrig, als die beim Zusammentreffen zweier Nebel auftretende
Stosswirkung heranzuziehen. Das that zuerst 1870 Lane*), indem er aber zugleich
daraufhinwies, dass die Contraction einer Nebelmasse, welche in Folge ihrer durch
Stoss erzeugten Erhitzung weit über ihr früheres Volumen ausgedehnt worden sei,
nachher keineswegs nur eine durch Abkühlung hervorgerufene Volumverminderung
zeigen könne. Der 1877 von Croll4) gemachte Versuch, durch dieselbe An-
nahme die kosmischen Nebeln inne wohnenden Wärmemengen zu erklären,
scheiterte daran, dass er seinen Rechnungen Geschwindigkeiten zu Grunde legte,
wie sie im Weltenraum nicht vorkommen. So blieb es Ritter vorbehalten, mit
Vermeidung dieses Fehlers an der Hand der Errungenschaften der kinetischen
Gastheorie das Problem in einer Weise zu behandeln, die bei grossem Reich-
thum ihrer Ergebnisse auch die Erklärung vieler an den kosmischen Nebeln ge-
machten Beobachtungen liefert. Danach muss sogleich nach dem Zusammenstoss
l) Roberts, Monthly Noticcs of thc Royal Astronomical Society 1893. v°l- LIA.
P*g. 33i.
*) Roberts, Ebcndas. 1893. Vol. LIV, pag. 92.
3) Lank, On theorctical temperature of thc Suo. Sillitnana Journal, Juli 1870.
*) Croll, Philosophical Magazine. 1878, Ser. V, T. VI, pag. 1. Quarterly Journal of
Science 1877, LV. Ueber die Unnahbarkeit der gemachten Annahme vergl. auch R. C. Wolf;
Los hypntheses cosraogoniques. Bulletin attronomique 1884, T. I, 1885, T. II.
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Kosmogonie.
die innere Wärme so gross werden, dass die von ihr hervorgerufene Expansion
die Massentheilchen des Nebels in heftige Bewegung versetzt. In Folge ihrer
Trägheit überschreiten sie dabei ihre dem Zusammenwirken der Expansion und
Cohäsion entsprechende Gleichgewichtslage und die so entstehende übermässige
Ausdehnung muss Abkühlung hervorrufen. Dann tritt die Gravitation wieder
in Wirkung, die Theilchen gehen aber wieder nach der anderen Seite über die
Gleichgewichtslage hinaus, die innere Wärme und mit ihr die Leuchtkraft wird
wieder erhöht, und so muss sich der geschilderte Vorgang in regelmässigen
Schwingungen, Pulsationen, wiederholen. Weniger glücklich dürfte die Annahme
Lockver's1) und G. H. Darwin's2) sein, die einen Meteorschwarm voraussetzt,
welcher sich durch Verdichtung bis zum Verdampfen erhitzte und so den kos-
mischen Nebel erzeugte.
Ein auf die obige Weise durch den Zusammenstoss eingeleiteter Neu-
bildungsprocess kann nun auf doppelte Art seinen Abschluss finden. Je nachdem
er in einer nach Innen oder nach Aussen gerichteten Bewegung der Massen-
theilchen endet, müssen centripetale und centrifugale Gebilde entstehen.
Zu den letzteren gehören vielleicht die spiralförmigen Nebel, deren Eigen-
thümlichkeiten unter der Voraussetzung eines excentrischen Stosses sich erklären
lassen. Ihre sich ausbreitenden Massentheilchen können sich im Räume zer-
streuen und Ritter denkt daran, dass sie, wenigstens zum Theil, den Stoff für
die Kometen und Meteore lieferte. Doch ist es auch denkbar, dass die nach
Aussen gerichtete Bewegung der Massentheilchen eines centrifugalen Nebels bei
zunehmender Entfernung vom Mittelpunkt auf umherschwärmende Stofftheilchen
stossen, welche ihre Bewegung hemmen, so dass bei fortschreitender Verdünnung
der im Innern gelegenen Regionen ringförmige Nebel entstehen können.
Ebenso würde die Bildung strahlenförmiger Nebel und Sternhaufen ver-
ständlich werden, vielleicht auch die Existenz der Milchstrasse und das
Verschwinden von Nebeln aus ähnlichen Vorgängen zu erklären sein. Noch
in langsamen Schwingungen begriffene Gebilde sind vielleicht die zuerst von
Winneock*) beobachteten periodischen Nebel (Ritter XII, 461.)
3) Die Fixsterne.
Sollten sich aus den kosmischen Nebelmassen Fixsternsysteme bilden, so
mussten sich einzelne Parthieen ablösen und ihr Verdichtungsprocess musste
zur Bildung von Fixsternen führen. Diesen Vorgang denkt sich Kant,
der übrigens weder Doppelsterne, noch vielfache Sterne kannte, folgendermaassen.
Den solche Nebel bildenden Atomen kommen abstossende und anziehende Kräfte
zu, die letzteren treten in verschiedener Stärke auf. Die in geringerer Menge
vorhandenen, mit stärkerer Anziehung begabten Atome werden einerseits mit
grösserer Kraft nach dem Mittelpunkt der Anziehung hinstreben, andererseits
aber eine Anzahl anderer um sich sammeln und so zunächst zu kleineren Atom-
gruppen zusammentreten, die sich durch dieselbe Wirkung je länger, je mehr
vergrössern. So kommen, wie Kant es ausdrückt, >Klumpenc zu Stande, welche
sich nach dem Mittelpunkt zu bewegen suchen. Da aber die Zurückstossungs-
kraft der auf ihrem Wege liegenden Theilchen und Gruppen sie hindert, dies
in gerader Linie zu thun, so werden sie seitlich abgelenkt und ertheilen der
•) Lock Y KR, The metcoric hypothesis. London 1890. Bulletin astronomique. T. V.
pag. 408 and T. VIII, pag. 225.
") G. H. Darwin, Philosophical Transactions of the Royal Society. 1889, V. 180, pag. 1.
3) Win NECKE, Astron. Nachr. No. 2293.
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»34
Kosmogonie.
ganzen chaotischen Masse mit der Zeit eine langsame Rotation um eine durch
jenen Mittelpunkt gehende Axe. Das setzt allerdings voraus, dass die einzelnen
Antriebe in einer bestimmten Drehungsrichtung überwiegen und dass das der
Fall sein wird, ist in hohem Grade wahrscheinlich. Das geringste, nach einer
Seite hin auftretende Uebergewicht muss aber eine Drehung in einem bestimmten
Sinne hervorrufen und so eine Rotation des Nebels verursachen. Ist diese
nun eingetreten, so werden eine Anzahl solcher Theilchen oder Gruppen in
> freier Cirkelbewegung« in den Abständen vom Rotationsmittelpunkt verharren,
in denen ihre Schwere der Centrifugalkraft gleich ist. Alle diejenigen aber, die
nicht in diese Bewegung hinein gezogen sind, setzen ihre Bahn zum Mittelpunkte
fort, bis auch sie eine rotirende Bewegung erhalten oder bis sie an der Bildung
des Centraikörpers Theil nehmen. Die gegenseitige Anziehung der letzteren
wird diesem eine Kugelform ertheilen, während sich die rotirenden Theilchen
in eine flache Scheibenform ordnen, die ihr Entstehen dem Umstand verdankt,
dass an alle diejenigen von ihnen, welche nicht in der Aequatorebene liegen,
eine in diese sie zu ziehen strebende Kraftcomponente angreift.
Diese Entwickelung Kant's ist aber unannehmbar, weil sie gegen das Princip
der Erhaltung der Flächen verstösst. Indessen darf man dessen Nichtberück-
sichtigung dem Königsberger Philosophen nicht zu hoch anrechnen. War auch
das genannte Gesetz 1746 von Eut.er1) und Danfel Bernoulu9), sodann in einer
1750 veröffentlichten Abhandlung noch einmal von d'Arcv1) aufgestellt worden,
so war dies in einer Form geschehen, welche seine Gültigkeit für den vor-
liegenden Fall nicht so ohne Weiteres hervortreten Hess4). Laplace (pag. 471)
vermied diesen Fehler, indem er die rotirende Bewegung des Urnebels als mit
ihm gegeben voraussetzte. Ihm folgte Helmholtz (II, pag. 119), der sich sonst
eng an Kant anschliesst Ritter (XII, pag. 459) ist dagegen der Ansicht, dass
>so lange man an der Kant-Laplace' sehen Hypothese festhält, nach welcher
die Sonnenoberfläche ursprünglich bis Über die Neptunsbahn hinaus sich erstreckt
haben musstec, die Annahme nicht wohl umgangen werden kann, dass unser
Sonnensystem >durch den Zusammenstoss von zwei oder mehreren kosmischen
Wolken, welche vor dem Stosse bereits gewisse interstellare Anfangsgeschwindig-
keiten besassenc, entstanden sei. Dieselbe Forderung stellt er mit der bereits
für die veränderlichen Nebel ausgeführten Begründung auch für die Entstehung
der veränderlichen Sterne, während er >gegen die Annahme, dass unter den un-
veränderlich leuchtenden Fixsternen der eine oder andere durch allmähliche
Verdichtung einer einzelnen kosmischen Wolke entstanden sein könnte«, keinen
wesentlichen Einwand zu erheben vermag.
Gegen diese Stosstheorie sind zweierlei Einwände gemacht worden, einmal
der, dass die grösste Wärmemenge bereits ausgestrahlt gewesen sein müsse, ehe
sich die Körper des betreffenden Systems ausbilden konnten, und sodann der
andere, dass ein solches Zusammentreffen noch nie beobachtet worden sei. Bei
dem ersten Einwand ist aber übersehen, dass die Bildung des Systemes und die
') EulEr, Solutio problcmatis mechanici de motu corporum tubis mobilibus inclusorum,
Opuscula varii Argumenti. Bd. II. 1746.
') D. Bkrnoulli, Nouveau probleme de mecanique resolu. Abhandlangen der Akademie
der Wissenschaften zu Berlin. Bd. I. 1746.
3) D'AaCY , Probleme de Dynamique. Memoire« de l'Academie Francaise. Paris 1750,
pag- 344- 3ÖI.
*) Dühring, Kritische Geschichte der allgemeinen Principien der Mechanik. 3. Aufl.
Leipzig 1887, pag. 281.
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235
Wärmeausstrahlung ja der nämliche Vorgang ist Gegen den zweiten führt
Ritter an, dass die an der Erdoberfläche beobachteten Meteoritenfälle, die
höchst wahrscheinlich auch auf der Sonne vorkommen, ja nichts anderes sind,
als gelegentliche Zusammenstösse von Theilen der im Weltenraume zerstreuten
Materie. Dem ist zuzufügen, dass wenn wir annehmen müssen, wie sogleich
näher begründet werden soll, dass die Fixsterne gleichaltrig sind, solche Ereig-
nisse überhaupt nicht mehr stattfinden werden. Indessen liegen auch Beob-
achtungen vor, die vielleicht auf einen zukünftigen oder aber auf einen thatsäch-
lichen Zusammenstoss hindeuten. So sind möglichenfalls die Doppelnebel Ge-
bilde, für welche eine solche Katastrophe in verhältnissmässig naher Aussicht
stellt, so hat man von verschiedenen Seiten das mehrmalige Wiederaufleuchten
des neuen, im December 1891 erschienenen Sternes im Fuhrmann auf solche
Zusammenstösse zurückgeführt. Vogel1) macht darauf aufmerksam, dass die
dabei beobachteten Erscheinungen sehr wohl ihre Erklärung in der Annahme
finden würden, dass ein Körper von der Grössenordnung unserer Sonne durch
das System eines andern ebensolchen gegangen und mit einigen von dessen
Gliedern zusammengestossen sei, wählend Seeliger*) meint, derselbe Zweck
werde durch die Unterstellung erreicht, dass ein solcher Körper verschieden
dichte Parthieen eines Nebels durchzogen habe. Dabei dürfen wir jedoch zu
bemerken nicht unterlassen, dass Huggins3) und Berberich4) diese Annahmen
nicht für nöthig erachten, sondern das mehrfache Aufleuchten der Nova Aurigae
durch Gasausbrüche, die dort stattfanden, erklären zu können glauben.
Die Fixsterne werden als Endgebilde der sich verdichtenden centripetalen
Nebel angesprochen werden müssen, es wird von deren Form und Grösse ab-
hängen, ob sich ein einzelner oder mehrere bilden. Die Theilchen eines ur-
sprünglich kugelförmigen Nebels können sich zu einer grossen Zahl kleiner
Körper vereinigen und aus solchen sind vielleicht die kugelförmigen Sternhaufen
im Hercules und in den Jagdhunden entstanden (Faye). Hatte der Nebel von
vornherein, oder in Folge seiner Rotation eine abgeplattete Gestalt erhalten, so
konnten mehrere grössere Stoffanhäufungen zu Stande kommen, wie sie die
doppelten und vielfachen Sterne zeigen, oder es trat im Mittelpunkt ein einziger
Körper von grosser Masse auf, ausser ihm aber entstehen eine grössere oder geringere
Anzahl rasch erlöschender Begleiter, welche der Centraikörper zwingt, ihn nach
dem dritten K EPPLEJt'schcn Gesetz zu umkreisen, es entstehen Sonnensysteme.
Fassen wir zunächst den Centraikörper ins Auge, der durch die Verdichtung
der in die Mitte des Systemes gelangenden Nebelmassen sich bildete, so werden
bei diesem Vorgange in derselben Weise, wie wir dies bei den Nebeln gesehen
haben, pulsirende Bewegungen Platz greifen, die eine abwechselnde Erhitzung
und Abkühlung und in Folge davon ein periodisches Aufleuchten zeigen müssen.
Während die Dauer einer Pulsation im Laufe der Zeiten sich nicht ändert, nimmt
ihre Amplitude, je nach der Menge der schwingenden Stofftheilchen, in kürzeren
oder längeren Zeiträumen ab. Auf solche Weise würden die veränderlichen
Sterne von nicht zu kurzen Perioden entstehen, die ihre Veränderlichkeit mit
der Zeit verlieren müssen. Veränderliche Sterne von sehr langen Perioden
würden vielleicht in manchen Fällen als plötzlich aufleuchtende erscheinen können
») H. C. Vogel, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1893.
*) H. S seliger, a. a. O.
*) W. Huggims, Naturwissenschaftliche Rundschau. 1893. VIII, pag. 389.
*) Berberich, Ebendas. 1893. VIII, pag. 307.
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Kosmogonie.
(Ritter VIII, 181, XII, 459, XIII, 366), welche Annahme dem Ergebniss der
spectralanalytischen Forschung wenigstens nicht widerspräche. Veränderliche
Sterne von kurzer Periode werden dagegen nach den an Algol gemachten Beob-
achtungen vielfache oder Doppelsterne mit schwach leuchtenden oder dunkeln
Begleitern sein. War die den Fixstern bildende Nebelmasse nicht gleichförmig
vertheilt, so können im Innern der ihn bildenden Gaskugel noch untergeordnete
Schwingungen der Massentheilchen eintreten, welche die Ursache von secundären
Maximis und Minimis der Helligkeit würden.
Demnach zerfallt die Erscheinungsdauer eines Fixsterns in drei Abschnitte
(Ritter XX, 158). Während der ersten wird nur ein Theil der durch die
Gravitationsarbeit erzeugten Wärme ausgestrahlt; der Rest wird verwendet, um
seine innere Wärme und Oberflächentemperatur zu erhöhen. Da alsdann die
Dichtigkeit des Sterns noch gering ist, so werden Strahlen, die aus seinem
Innern austreten, kaum Absorption erleiden, da aber auch seine Temperatur
noch sehr niedrig ist, so wird die ausgesendete Lichtmenge nicht gross und
namentlich arm an brechbaren Strahlen sein. Erfolgt nun die Zustandsänderung
des Sterns am Anfange dieses Abschnittes sehr langsam, so nimmt sie gegen
dessen Ende, wenn der Stern beginnt, helleres Licht auszustrahlen, an Ge-
schwindigkeit zu, bis ein Maximum der Helligkeit und der Menge der ausgegebenen
brechbareren Strahlen erreicht, der Stern in den zweiten Abschnitt seines Be-
stehens getreten ist. Dieser geht noch über den Zeitpunkt hinaus, in welchem
sich ein centraler dichter Kern zu gestalten beginnt. In ihm nehmen zunächst
die Oberflächentemperatur und die innere Wärme fortwährend zu, auch dann
noch, wenn die Stärke des ausgestrahlten Lichts bereits abzunehmen beginnt
und die anfangs noch erfolgende Zustandsänderung langsamer geworden ist
So lange die umgebenden Gasschichten noch immer heisser werden, ist es
möglich, dass das Spectrum eines solchen in seiner Anfangsperiode befindlichen
Sterns die Wasserstoff- und Heliumlinien hell zeigen kann. Je mehr sich aber
nun jene Gasschichten abkühlen und gleichzeitig verdünnter werden, in um so
reicherem Maasse durchdringen die vom Kern ausgehenden Strahlen die Hülle,
indem diese aber Strahlen bestimmter Brechbarkeit absorbirt, zeigt der Stern
nunmehr ein dem der Sonne ähnliches Spectrum. Dieser Zustand zeigt die
längste Dauer und ist dadurch ausgezeichnet, dass sich, während er anhält, die
Oberflächentemperatur des Fixsterns nicht merklich ändert. Ihr absoluter Werth
ist um so grösser, je grösser die Masse des Sterns ist, und da ein Körper von
höherer Temperatur brechbarere Strahlen in grösserer Menge aussendet, als ein
solcher von weniger hoher, so müssen die weissen Sterne eine grössere Masse
haben, wie die gelben, damit stimmt Uberein, dass die Masse des Sirius vierzehn
Mal grösser ist, wie die der Sonne1). Erst wenn im dritten Abschnitt der
Existenz eines Sterns Oberflächentemperatur und Wärmestrahlung in steter Ab-
nahme begriffen sind, strahlt der Stern wieder, wie im Anfang, nur wenig brechbare
Strahlen aus, das Spectrum seines Lichtes unterscheidet sich aber von dem,
welches es damals zeigte, durch das Auftreten breiter Absorptionsbanden, die
auf das Vorhandensein von Verbindungen in seiner Atmosphäre hinweisen.
Auch die Zustandsänderung in diesem Abschnitte erfolgt nur langsam. Aus
dem Spectrum des Lichtes, welches ein Stern ausstrahlt, lässt sich demnach
auf sein Alter schliessen, freilich nur auf sein relatives, da er seine ZuStands-
änderungen um so rascher durchläuft, je kleiner seine Masse ist.
') Nf.wcomb, Toj ulätc Astronomie. Deutsch von Engrlmann. Leipzig 1881, pag. 498.
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Kosmogonie. 337
In den geschilderten Zuständen der Entwickelung eines Sterns erkennt man
unschwer die vier Sterntypen, welche Secchi1), oder die drei, welche Vogel»)
aus spectralanalytischen Beobachtungen abstrahirt haben. Auch Hesse es sich mit
dem beschriebenen Verlauf des Farbenwechsels in Einklang bringen, wenn die
Schriftsteller des Alterthums den Sirius einen rothen Stern nennen. Aber auch
das Zahlenverhältniss der Sterne der verschiedenen Klassen, welches Vogel' s
Untersuchungen ergeben haben, stimmt damit überein. Unter 3702 Sternen
einer bestimmten Himmelszone gehörten 2165 der ersten, 1240 der zweiten
und nur 297 der dritten Klasse an. Bei der langen Zeit, während welcher
der Stern in dem ersten Theil der ersten Periode seines Bestehens verharrt,
werden eine grosse Menge Sterne gleichzeitig in ihrem ersten noch dunkeln
Zustand sein, viel weniger in dem bereits zu grösserer Helligkeit fortge-
schrittenen. Sie bilden die beiden Abtheilungen a und b der VocEL'schen
Klasse I, jene mit 2155, diese mit nur 10 Einzelkörpern. Aus demselben
Grunde wird die zweite Periode, in der sich die Sterne der Klasse II nach Vogel
befinden, lange dauern, demnach reich an Beispielen sein. In der That wurden
von solchen 1240 gefunden. Obgleich nun auch die dritte Periode oder die
Klasse III Vogel's eine grosse Zahl von Sternen enthalten muss, so kann ihre
geringe Zahl von 279 nicht überraschen, da die meisten derselben in Folge
ihrer vorgeschrittenen Abkühlung ihre Leuchtkraft mehr oder weniger einge-
büsst haben. Vielleicht ist es dann auch nicht zu gewagt, die Fixsterne für
nahezu gleichaltrig zu halten und in denen, welche ihrem Erlöschen nahe sind,
solche von geringer Masse zu sehen. Die von Pierson3) aus der Beobachtung
der Farben von Doppelsternen gezogenen Schlüsse führen allerdings zu entgegen-
gesetzten Anschauungen. Da sie aber mit den Erfahrungen der Physik in Wider-
spruch stehen, so werden sie einer erneuten Prüfung unterzogen werden müssen.
4) Unser Sonnensystem.
Kant und Laplace stimmen, wie wir gesehen haben, darin überein, dass
der Nebel, aus welchem sich die Sonne und ihre Planeten bildeten, Rotation
besass und eine flache Scheibe darstellte. Ehe er sich in einzelne Körper
differenzirte, reichte er bis über die Neptunsbahn hinaus, die Frage Radau's4)
aber, ob sich die beiden Forscher ihn aus staubförmigen Theilchen oder aus
Gasmolekülen bestehend dachten, ist aus ihren Schriften nicht zu beantworten.
Doch sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass sie iür die Stosstheorie bedeutungs-
los ist. »Da die Verdampfungswärme der bekannten festen Substanzen nur wenige
hundert Wärmeeinheiten pro Kilogramm beträgt, während die beim Zusammen-
stosse grosser kosmischer Massen pro Kilogramm entwickelte Wärmemenge nach
Hunderttausenden oder Millionen von Wärmeeinheiten sich beziffert, so darf es
bei der vorliegenden Untersuchung als gleichgültig betrachtet werden, ob die
zusammenstossenden Massen im festen oder im gasförmigen Zustande sich be-
fanden.« (Ritter XII, 452.) So würde die Sonne in derselben Weise gebildet
sein, wie die übrigen Fixsterne auch.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Entstehung der Planeten, so
rinden wir hinsichtlich dieser Frage zwischen den Lehren Kant's und Laplace's
') Secchi, Die Sonne. Deutsch von Schellen. Braunschweig 1873, pag. 775.
*) H. C. Vogel, Publicationen des astrophysikalischen Observatoriums tu Potsdam. 1883.
III, pag. 127.
s) Pierson, Bulletin astronomique 1891. T. VIII, pag. 559.
*) Radau, Bulletin astronomique 1885. T. II, pag. 309.
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*3«
Kosmogonic.
wesentliche Unterschiede. Nach Kant (pag. 21) sind die Keime der Planeten
die untergeordneten Centren der Anziehung, welche wir bereits erwähnten. Da
bei ihrer Bildung die schwereren Theilchen durch die Menge der Widerstand
leistenden andern zur Sonne hindurch dringen und nicht leicht von ihrem Wege
abgebeugt werden, als die weniger schweren, so nehmen sie ihre kreisförmige
Bewegung erst in grösserer Nähe der Sonne an. Die unteren Planeten sind
also die dichteren, eine Thatsache, zu deren Erklärung Newton nur anzuführen
wusste, dass sie in Folge dieser Eigenschaft die stärkere Erhitzung besser aus-
halten könnten. Wäre das der Grund, so müsste ja, wie Kant mit Recht be-
merkt, die Sonne alle Planeten an Dichtigkeit übertreffen, was nicht der Fall
sei und auch nicht der Fall sein könne, da der Centraikörper aus Theilchen
aller Art bestehen müsse.
Nehmen nun die Dichtigkeiten der Planeten in der Richtung nach der Sonne
zu, so müssen ihre Massen in derselben Richtung abnehmen, weil unter sonst
gleichen Verhältnissen die Anziehungssphäre eines Planeten durch die Sonne um
so weniger eingeschränkt wird, je weiter entfernt er sich von ihr befindet, weil
ferner die Kreise, welche die Zonen der entfernteren begrenzen, grösser sind,
und weil endlich aus demselben Grunde der Raum zwischen den zwei Flächen
grösster Abweichung bei gleicher Anzahl der Grade, in grösserer Entfernung
grösser ist. Diese zu erwartende Anordnung wird nun aber gestört durch die
Einwirkung der entstehenden Körper aufeinander, die zur Folge haben muss,
dass ein grösserer Planet in seiner Nachbarschaft die Bildung verhältnissmässig
kleinerer bewirkt, wofür der mächtige Jupiter in Mitten seiner beiden kleineren
Nachbarn Saturn und Mars — die Asteroiden und die beiden äussersten Pla-
neten waren noch nicht entdeckt, als Kant seine Naturgeschichte des Himmels
schrieb — ein einleuchtendes Beispiel liefern.
Wären alle materiellen Theilchen, welche von Anfang an sich in den
äusseren Theilen des Nebels befanden, zur Bildung der Planeten verwendet
worden, so müsste sich die Masse der Sonne zu der Gesammtmasse der Pla-
neten, wie 17:1 verhalten. In Wahrheit aber ist dieses Verhältniss 650:1 (ge-
nauer 745:1). Es sind somit nicht alle Theilchen des Nebels in Rotation ge-
treten, vielmehr haben sich solche aus allen, auch aus den obersten Regionen
zur Sonne begeben. Daraus muss geschlossen werden, dass die Sonne und die
Planeten aus denselben Stoffen bestehen, ein Schluss, den die Spectralanalyse
bestätigt hat. Dabei ist jedoch nicht zu Ubersehen, dass der Verdichtungs-
process auch der Planeten keineswegs für abgeschlossen zu halten ist, und
damit stimmt das Ergebniss der Untersuchung Ritter's (XX, pag. 6x9 ff.) Uber-
ein, dass die kleinen Planeten in ihrer Zustandsänderung der Sonne voran-
geeilt, die grösseren hinter ihr zurückgeblieben sind. Auch die Dichtigkeit, die
der Urnebel gehabt haben müsse, berechnet Kant, doch gehen die von seinen
Nachfolgern dafür erhaltenen Werthe noch weit über die seinigen hinaus.
Näher denkt sich der Königsberger Weise die Entstehung der Planeten so,
dass sich durch den Zusammenlauf einiger Elemente, »welche sich durch die
gewöhnlichen Gesetze des Zusammenhanges vereinigen«, der erste »Klumpen«
bildet, sobald dieser eine solche Grösse erreicht hat, »dass die NEWTON'sche
Anziehung an ihm vermögend geworden« ist, zieht er Theilchen auch aus
grösserer Entf ernung heran. Vor jedem möglichen Lehrbegriffe, findet Kant,
hat der seinige das voraus, dass »der Ursprung der Massen zugleich den Ur-
sprung der Bewegung und die Stellung der Kreise in eben demselben Zeitpunkt
darstellt« . Denn »die Planeten bilden sich aus Theilchen, welche in der Höhe,
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Kosmogonie.
239
da sie schweben, genaue Bewegungen zu Cirkelkreisen haben : also werden die
aus ihnen zusammengesetzten Massen eben dieselben Bewegungen, in eben dem
Grade, nach eben derselben Richtung fortsetzen!, (pag. 20.)
Laplace (pag. 473) stellt sich dagegen die Entstehung der Planeten folgender-
maassen vor. Die Grenze der ursprünglichen Nebelmasse war da, wo die
Cenlrifugalkraft und die Gravitation sich im Gleichgewicht hielten. Als sie sich
abkühlte, zog sie sich zusammen, während im Einklang mit dem Princip der
Flächen die Rotationsgeschwindigkeit der sich dem Mittelpunkt nähernden Theil-
chen wuchs. Dabei blieben diejenigen zurück, deren Schwerkraft durch die
Centrifugalkraft aufgehoben wurde — bildeten sich eine Anzahl concentrischer
Gasringe, welche um den gemeinschaftlichen Mittelpunkt kreisten. Bei regel-
mässig fortschreitender Abkühlung wären sie zu flüssigen, ja festen geworden,
die geringste Störung aber verhinderte dies. Sie zerbrachen und die Bruch
stücke vereinigten sich mit der Zeit zu Planeten.
Aus der Art ihrer Entstehung erklären nun Kant und Laplace die Rotation
der Planeten um ihre Axen und deren Drehungssinn. Da nach des französischen
Astronomen Ansicht der Centraikörper zur Zeit ihrer Bildung noch nicht vor-
handen war, so musste die Anziehung im umgekehrten Verhältniss der ersten
Potenz des Halbmessers des betreffenden Ringes erfolgen, seine inneren Theile
also eine geringere Geschwindigkeit haben, als seine äusseren und die Rotation
der aus ihnen entstehenden Planeten somit, wie es bei den sechs unteren in
der That der Fall ist, rechtläufig sein. Kant aber hätte, da er bei der Ent-
stehung der Planeten die NEWTON'sche Anziehung und somit das Vorhandensein
des Centraikörpers voraussetzt, den entgegengesetzten Schluss ziehen müssen.
Dass er gleichwohl die rechtläufige Rotation annimmt, ist offenbar ein Fehler,
und selbst Zöllner1) muss bei aller Bewunderung für den grossen Philosophen
bekennen, dass er diese Schlussfolgerung nicht verstehe. Darin liegt auch wohl
der Grund, dass man Kant's Ansicht vielfach dahin ausgelegt hat, dass die fertig
gebildete Sonne die Nebelringe, welche die Geburtsstätten der Planeten wurden,
abgeworfen habe. Wie Helmholtz (III, pag. 123) diesen Theil der Kant' sehen
Hypothese auffasst, wird nicht recht klar.
An Einwendungen gegen die Ideen Kant/s und Laplace's hat es nicht ge-
fehlt. Wolf1) ist der Ansicht, dass die Ringe sich überhaupt nicht hätten bilden
können, während Kuikwood*) glaubt, dass in der geschilderten Weise keine
Planeten entstehen konnten, sondern nur eine grosse Menge kleiner Körperchen
in dem die Sonne umgebenden Raum. Ritter (XX, pag. 918) wiederum hält
dafür, dass nicht die Entstehung der Ringe, wohl aber die der Planeten aus den
Ringen einer besonderen Erklärung bedürfe, die er, wie folgt, giebt Während
die in der Oberflächenschicht einer ruhenden Gaskugel von grosser Masse ent-
stehenden Condensationsprodukte sofort in heissere Regionen herabsinken und
sich hier wieder auflösen roussten, so mussten in dem rotirenden System diese
Produkte schon vor der Abtrennung der Ringe vorhanden gewesen sein, weil
sie sich durch starke Ausstrahlung von der Oberfläche in reichlicher Fülle bilden
konnten, ihre Schwere aber durch die Condensationsprodukte aufgehoben wurde.
') Zöllner, Photometrische Untersuchungen. Lciptig 1865, pag. 224.
*) R. C. Wolf, Les Hypothese* cosmogoniques. Bulletin astionomique 1884. T. I. 1885.
T. II, siehe T. I, pag. 590.
*) Kirjcwooi), Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, T. XXIX, pag. 96. —
Proceedings of the American philosophica! Society April 1880.
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Kosmogonic.
Die condensirten Massen zogen aber noch nicht condensirte an sich heran und
nur unter besonders günstigen Umständen konnte die Condensation der Ring-
masse eine ziemlich vollständige werden und so zur Entstehung einer grösseren
Menge kleiner Körper, wie die Asteroiden, Veranlassung geben. Dass bei der
Bildung der letzteren die anziehende Wirkung des benachbarten gTÖssten
Planeten eine entscheidende Rolle spielte, indem er die Ausbildung eines hin-
reichend kräftigen Mittelpunktes der Anziehung verhinderte, nahm Laplace
(pag. 474) an, der freilich nur vier Asteroiden kannte, hielt aber auch die von
Olbers zuerst ausgesprochene Ansicht, diese kleinen Weltkörper verdankten ihre
Entstehung einem zersprungenen Planeten, keineswegs für unmöglich. Neuer-
dings haben sich Kirkwood und Hornstein1) der Ansicht von Laplace an-
geschlossen.
Den wichtigsten Einwand gegen die Meinung, dass die Planeten früher wie
die Sonne entstanden sein müssten, bildet die aller Wahrscheinlichkeit nach vor-
handene rückläufige Bewegung des Neptun und Uranus. Es ist Faye's Verdienst,
diese Schwierigkeit gehoben zu haben. Nach seiner Schilderung gestaltete sich
die Bildung des Planeten in der folgenden Weise (pag. 266). Die Bewegung der
Ringe in ihrer Gesammtheit Hess den Molekülen genügend lange Zeit, ihrer
gegenseitigen Anziehung zu gehorchen und sich nach einem in der Meridian-
schicht gelegenen Mittelpunkte hinzubewegen. Endlich aber hatten die in den
Ringen vorhandenen Bedingungen zur Hervorbringung von Wirbeln zur Folge, dass
sie sich in solche auflösten. Von diesen nahmen die stärkeren die schwächeren
auf, sei es durch Attraction, sei es, dass sie sie vermöge ihrer grösseren Ge-
schwindigkeit einholten. Da aber die Centrifugalkraft der in ihnen rottenden,
* noch homogenen Masse immerhin nur gering war, so bildeten die Wirbel sich
zu Kugeln aus, deren Axe mehr oder weniger senkrecht zu der Ebene des
Ringes lag. Unterdessen setzten die Theilchen, welche von jenen Wirbeln nicht
ergriffen wurden, ihren Weg langsam zum Mittelpunkte fort, und wuchsen dort
zur Sonne heian, welche je länger, je mehr ihre Anziehung auf ihre Umgebung
geltend machte. Nun ist allgemein die die Theilchen nach dem Mittelpunkt
ziehende Kraft
kzm " + 7?»
wo r den Abstand vom Mittelpunkt, a und b Constante bedeuten. Ist hier
b = 0, so wird k = ar, und dieser Ausdruck giebt die Grösse der Kraft für die
Zeiten vor der Ausbildung des Centraikörpers. Wird dagegen a — 0, so wird
* = ^ und hierdurch i.t die Kreit „.ch dem Art**, der Sonne bestimmt.
In den Zeiträumen nun, wo k *= ar war, entstanden die sechs untersten Planeten
und die Asteroiden, die Bildung des Neptun und möglicherweise des Uranus er-
b
folgte dagegen, nachdem k den Werth von — j erhalten hatte. Die Rotations-
verhältnisse des Uranus sind freilich noch nicht genügend aufgeklärt. Haben
doch die Bestrebungen Schiaparelli's1) und Young's*), eine Abplattung des
Planeten nachzuweisen, zu keinem Resultate geführt, während Seeliger4) und
•) Hornstein, Sitzungsberichte der Academie der Wissenschaften zu Wien, Mathem.-
Naturw. Classe, II. Abt. LXXXIV, pag. 7.
*) S ein apar ULLI, Astron. Nachr. No. 2526.
*) Yoi'NG, Astron. Nachr. No. 2545.
*) H. Sebligek, SiUungsber. der Academie der Wissenschaften in München. 1864, pag. 267.
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Kosmogonie.
24I
Meyer1) keine, Lamey1) eine sehr veränderliche Abplattung fanden. Man wird
demnach einstweilen die aus der Rotationsebene der Satelliten gefolgerte Lage
der Axe beibehalten müssen, wonach sie in die Ebene seiner Bahn fällt. Diese
aber erklärt Faye's Theorie leicht, indem sie die Entstehung des Uranus in die
Zeit setzt, wo weder a noch b Null waren. Die zu dem Planeten zusammen-
tretenden Theilchen mussten alsdann in sich mehr und mehr verstärkendem
Maasse den Sinn seiner Axendrehung ändern und dabei seine Aequatorebene
nach und nach in ihre jetzige Axe heben. Sollte sich die noch sehr unwahr-
scheinliche Bestimmung der Neigung der Uranusaxe zu 58° bei rechtläufiger
Rotation durch Henry*) bestätigen, so würde man nur die Annahme machen
müssen, dass die Bildung des Uranus ebenfalls in die Periode vor Entstehung
der Sonne falle, der FAYE'schen Theorie aber würde daraus durchaus keine
Schwierigkeit erwachsen. In jedem Fall würde sie das abweichende Verhalten
des Uranus zwangloser erklären, als dies die Annahme Radau's (pag. 315) zu
thun im Stande ist, welcher die zur Sonne sich langsam bewegenden Theilchen
dazu heranzieht. Ist es doch nicht einzusehen, warum ähnliche Einwirkungen
die übrigen Planelen nicht erfahren haben sollten. Die sehr complicirte Theorie
Roche's*) wird durch die FAYE'sche vollends unnöthig gemacht.
Die Neigungen und Excentricitäten der Planetenbahnen finden
in den vorgeführten Theorieen ihre Erklärungen nicht. Den Grund der ersteren
sieht Kant in Störungen, welche die sich bildenden Anziehungscentren auf-
einander ausgeübt haben sollen. Nach Trowbridüe5) dagegen soll sich, während
sich die Planeten bildeten, auf der einen Seite der Aequatorebene des Nebels
mehr Masse befunden haben, wie auf der andern, und dadurch soll seine
Rotationsaxe dauernd langsam gedreht worden sein. Dieselbe Einwirkung
habe dann die Axen der zurückgelassenen Ringe ein wenig gegen einander
geneigt. Da aber auf solche Weise die starke Neigung der Mercursbahn,
sowie diejenigen der Bahnen einiger Asteroiden nicht entstanden sein können,
so suchen Leverrier6) und Tissandier7) den Grund für diese in den Störungen,
welche die Sonne und Venus auf Merkur, Jupiter, Saturn, Mars, Erde und Venus
auf die Asteroiden ausüben mussten.
Um die Excentricitäten der Planetenbahnen zu erklären, ging Kant (pag. 31)
von der Ansicht aus, dass sie mit der Entfernung von der Sonne wüchsen. Die
kleineren der unteren Planeten wollte er aus der Breite der Zonen, welche zu
deren Bildung das Material geliefert hätten, herleiten, während die grösseren der
oberen ihren Grund zumeist in der stark excentrischen Bewegung der zur Sonne
sinkenden schwereren Theilchen haben sollten. Die ausnahmsweise grossen
Excentricitäten des Merkur und Mars leitete er aus der Wirkung der Sonne und
des Jupiter her. Laplace (pag. 475) schreibt die Abweichung von der Kreisbahn
zufälligen Verschiedenheiten in der Temperatur und der Dichtigkeit der Massen
der Ringe zu. Faye (pag. 363) glaubt dagegen, dass unter den ursprünglichen
Bedingungen unseres Sonnensystemes eine gewesen sei, welche die Excentricität
verursacht habe, da es nach den Grundsätzen der Mechanik gleichgültig wäre,
») Mbveb, Astron. Nachr. No. 2534.
») Lamey, Coinpt. rend. T. C, pag. 1372.
*) Henry, Balletin astronomique, T. II, pag. 321.
*) Roche, Essai sur la Constitution du Systeme Solaire. Montpellier 1873.
*) Teowbridgk, Suujman's Journal, Ser. 2, T. XXXVIII, pag. 358.
•) Leverrier, Annales de l'obseTratoire de Paris. T. II, pag. 365.
T) Tbsandikr, Compt. rend. T. XCIV, pag. 947.
Vaiätwu, Astronomie. 11. l6
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2+2
Kosmogonie.
ob die ursprüngliche Form der Ringe kreisförmig oder elliptisch wurde, setzt
also als gegeben voraus, was erklärt werden soll. Eberhard (pag. VIII) beruft
sich ohne weiteres auf das Gravitationsgesetz, was nur statthaft sein würde,
wenn die Sonne früher, wie alle Planeten entstanden wäre.
Für die Neigung der Axen der Planeten macht Kant (pag. 69) Unregel-
mässigkeiten verantwortlich, die zur Zeit ihrer Erstarrung vorhanden waren.
Namentlich hätten sich seiner Meinung nach in der Gegend des Aequators Hohl-
räume bilden müssen, in welche die Rinde mit der Zeit einsank. Das so ge-
störte Gleichgewicht hätte sich dann nur durch eine Drehung der Axe wieder
herstellen können. Dagegen hat aber G. H. Darwin1) geltend gemacht, dass
die Grösse der Axenneigung durch diese Wirkung der Gebirge sich allein nicht
erklären lasse. Darwin und Simon*) ziehen deshalb zur Erklärung der Axen-
neigung die Anziehung der Sonne auf die zur Zeit ihrer Bildung noch sehr ab-
geplatteten, vielleicht gar noch mit Ringen umgebenen Planeten heran. Dann
müssen sie freilich die weiteren Annahmen machen, dass Jupiter damals bereits
zur Kugel ausgebildet war, während die Wirkung der Sonne auf das complicirte
System des Saturns trotz dessen grosser Entfernung besonders stark auftrat.
Ueber die Lagen der Axen von Uranus und Neptun liegen noch nicht genügend
genaue Bestimmungen vor, um Uber sie eine Entscheidung treffen zu können.
Warum jedoch der jetzt wohl noch flüssige Jupiter mit setner raschen Axen-
drehung und bedeutenden Abplattung eine Kugelgestalt so frühe erhalten haben
soll, ist nicht einzusehen.
Um die Entstehung der Satelliten zu erklären, setzt Kant (pag. 34 ff.)
eine weitere Sphäre der Anziehungskraft der Planeten voraus, welche den ihr folgen-
den Theilchen eine genügende Fallgeschwindigkeit ertheilen konnte, um zu freiem
Umschwung zu gelangen, dann aber auch eine zur Bildung dieser Weltkörper aus-
reichende Stoffmenge. Laplace (pag. 477) erörtert seine Ideen am Beispiel
des Erdmondes. Bereits im gasförmigen Zustand musste dieser ein Sphäroid
bilden, dessen grosse Axe sich bei der leichten Verschiebbarkeit der Theilchen
stets gegen den Planeten richtete. Wenn nun auch Anfangs Revolution und
Rotation nicht genau gleich waren, so wurden sie es je länger je mehr, da die
Anziehungskraft des Planeten unausgesetzt auf dies Verhältniss hinarbeitete und
mit um so grösserer Geschwindigkeit, je mehr auf dem sich verflüssigenden
Planeten die Wirkung der Fluth auf seine Rotation hervortrat. Die merkwürdige
Beziehung zwischen den Jupitersmonden, dass die mittlere Bewegung des
zweiten vermehrt um die doppelte des ersten so gross ist, wie die dreifache des
dritten, leitet Laplace aus dem Widerstand her, den unmittelbar nach ihrer Ent-
stehung die in ihrer Umgebung in sehr verdünntem Zustand noch vorhandene
Materie diesen Bewegungen entgegensetzte. Da jener Widerstand auf die ein-
zelnen Monde in verschiedener Weise einwirkte, so musste sich das angegebene,
durch ihre Anziehung geforderte Verhältniss ausbilden und immer mehr festigen.
Gegen diese Annahme wendet Roche (pag. 123) jedoch ein, dass die Monde
erst hätten entstehen können, als ihre Planeten bereits in ihrer Bildung weit
fortgeschritten waren. Wäre das nicht der Fall, so müssten ihre Abstände von
den Planeten grösser sein. Nur der Erdmond bilde eine Ausnahme. Er ver-
danke seine Entstehung Nebelmassen, welche von dem grossen ursprünglichen
Erdnebel abgelöst, in einem Zustand vorgeschrittener Erkaltung in die dabei
•) G. H. Darwin, »The Observatoryc. T. I, pag. 135.
») Simon, Annales de l'&ole Normale. 1869. I. T. VI, pag. 73.
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Kosmogonie.
*43
um die Erde gebildete Nebelringmasse eingetreten und hier der Kern einer Ver-
dichtung geworden sei, welche je länger je mehr an der Bewegung der Erde
theilgenommen und sie nach deren vollständiger Verdichtung beibehalten habe.
Auch hier wird wohl die Ansicht Fayb's die annehmbarste sein, wonach sich die
Vorgänge bei Bildung der Planeten lediglich wiederholen. Wie diese Weltkörper
sogleich, nachdem sie entstanden waren, ihre früher viel weiteren Bahnen in
Folge der Gravitation und des Widerstandes der übrigens zur Sonne sinkenden
Theilchen einschränkten, bis der Raum von solchen gesäubert war, so auch die
Monde, ja es ist neuerdings die Ansicht ausgesprochen worden, dass dieser
Process noch nicht beendigt sei, dass jetzt vielmehr kosmischer Staub und
Meteore die Rolle des widerstehenden Mittels übernommen hätten1). Die ab-
weichende Bewegung der Marsmonde lässt sich freilich auf solche Weise nicht
erklären, während die Entdeckung Schiaparelu's'), dass Rotation und Revolution
des Merkur und vielleicht der Venus von gleicher Dauer sind, geeignet sein
dürfte, jene Annahme zu stützen.
Die Forschungen der jüngsten Zeit haben, eine Idee Cassini's wieder auf-
nehmend, das merkwürdigste Gebilde des Planetensystemes, den Ring des
Saturn, in die engste Beziehung zu den Satelliten der Planeten gebracht1).
Sie haben gezeigt, dass er nur dann sich im Gleichgewicht halten kann, wenn
er aus einer grossen Anzahl kleiner Satelliten besteht, und so stellt ihn Ritter
in Parallele mit dem Ringe der Asteroiden. Faye glaubt zwar, dass ihn seine
Rotationsgeschwindigkeit, die verhältnissmassig grosse Masse des Satum und die
Leichtigkeit, mit der sich seine concentrischen Schichten gegen einander ver-
schieben können, in den Stand setzen würde, den störenden Wirkungen der
Saturnsmonde Widerstand zu leisten, auch wenn er aus gleichmässig vertheilte m
Stoffe bestehe und sieht in ihm einen der ursprünglichen Nebelringe, der durch
besonders günstige Umstände der Zerstörung entgangen sei. Er schliesst sich
damit Laplace's Ansicht an, während Kant (pag. 42), von der Annahme aus-
gehend, dass die äussersten Planeten Uebergänge zu den Kometen darstellten
und erst im Laufe der Zeiten ihre ursprünglich stark elliptischen Bahnen in
mehr kreisförmige verwandelt hätten, ihn für einen vom Planeten aufgestiegenen,
so zu sagen stabil gewordenen Kometenschweif erklärt, der Form und Lage der
Umdrehung des Planeten verdankt. Die eigenthümlichen Rotations- und Grössen-
verhältnisse des Planeten im Gegensatz zu andern erklärten, warum sich nur an
ihm ein Ring gebildet habe. Es ist Kant und Laplace immer zu grossem Ver-
dienst angerechnet worden, dass sie vor Herschel aus den beobachteten
Umlaufszeiten eines Saturnstrabanten die Umlaufszeit der Theile des Ringes be-
rechnet hätten. Unter Anwendung der Formel
wo T die Umlaufszeit eines Saturnstrabanten, R den Halbmesser von dessen
') Oppolzek, Astron. Nachr. No. 2573. — Kleiber, Ebenda». No. 2657 und 2664. —
Newton, »Naturforscher« 1885. XVIII, pag. 427.
') Schiaparkixi , Astron. Nachr. 1889. No. 2944. — Atti della Reale Accademia dei
Lincei 1889, Ser. 4, Vol. V, pag. 283. — Reale Institute Lombardo. Rendiconti 1890, pag. 2,
Vol. XXm. - Bulletin de l'Academie Royale Belgique 1890, Ser. 3, T. XX, pag. 535, T. XXI,
P»*- 45*-
') Maxwell, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. 1859. — Hirn,
Memoire «ur les condirJons de l'equilibre cur la nature probable de Saturne, pag. 31. —
Mxye«, ArchiTes des Sciences physiques et naturelle«. Ser. 3, T. X, pag. 73.
i6»
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244
Kosmogonie.
Bahn, p den Halbmesser des Saturn und r den des inneren Ringes bedeutet,
findet Kant (pag. 44 ff.) die Umlaufszeit des inneren Ringes zu etwa 10, die des
äusseren zu etwa 15 Stunden. Dabei darf man freilich nicht Ubersehen, dass er
mittelst derselben Formel unter Benutzung CASSim'scher Beobachtungsdaten die
Umlaufszeit des Saturns selbst zu 6* 23"« 53* erhielt, dass aber die obige Formel
einen von dem wirklichen viel stärker abweichenden Werth giebt, wenn man die
Ergebnisse neuerer Beobachtungen zu Grunde legt.
Die Kometen hielt Laplace (pag. 475) für Körper, welche unserem Planeten-
system fremd sind und von System zu System irren. Dadurch erklärt es sich,
dass sie in jedem Sinne und unter den verschiedensten Neigungen ihrer Bahnen
zum Sonnenäquator sich bewegen, und dass ihre Excentricität eine sehr grosse
ist. Kant (pag. 33) und Faye (pag. 271) sehen dagegen in den Kometen Reste
des Urnebels, welche aus so weit vom Centrum gelegenen Gegenden stammen,
dass ihre Bahnen Ellipsen von grosser Excentricität wurden und sie dieselben
sowohl im Sinne der Planetenbewegung, als auch im umgekehrten durchlaufen
können. Durch Einwirkung der Planeten können ihre Umlaufszeiten verkürzt,
sie selbst zu periodischen Kometen verwandelt werden. So ordnen beide
Forscher die Entstehung und Bewegungsart der Kometen zwanglos in das Ganze
ihrer Hypothesen ein, ohne dass sie wie Lagrangb1) die Annahme machen
müssten, die Kometen seien von den Planeten abgeschleudert. Die Wahr-
scheinlichkeit dieser Annahme prüfte Faye1) zum Ueberfluss noch dadurch, dass
er untersuchte, ob die Kometenbahnen mit solchen von Planeten irgend welche
Uebereinstimmung zeigen. Das negative Resultat dieser Untersuchung macht
auch Proctor's Annahme der Abstammung der periodischen Kometen von den
Planeten unannehmbar.
Dagegen glaubt der französische Akademiker die Ansicht Lacranoe's für
den Ursprung der Aerolithen festhalten zu sollen. Ihrer Zusammensetzung
nach sind sie Bruchstücke, die aus den tieferen Schichten einer der Erde ähnlich
zusammengesetzten Kugel stammen. Sie können also nur von der Erde oder
dem Monde abgeleitet werden. Namentlich die Krater des letzteren scheinen
in früheren Perioden Explosionskrater gewesen zu sein, die vulkanischen Aus-
brüchen von der grössten Heftigkeit ihren Ursprung verdanken. Haben sie doch
die Mondrinde auf weite Strecken hin gespalten! Jetzt ist ihre Thätigkeit längst
erloschen. Das Ergebniss der Untersuchungen von Aerolithenbahnen, welche
Newton3) anstellte, lässt sich mit Faye's Ansicht wohl vereinigen. Von 265
solcher Fälle konnten 1 16 zu Bahnbestimmungen benutzt werden, und diese er-
gaben sämmtlich rechtläufige Bewegungen. Freilich wären dann die Aerolithen
von den Meteoren scharf zu unterscheiden, von denen die periodischen,
die sich in Kometenbahnen bewegen, diesen Weltkörpern angeschlossen werden
müssen.
Mehr Uebereinstimmung zeigen die Ansichten der Forscher, die sich darüber
ausgesprochen haben, hinsichtlich des Zodiakallichtes. Kant (pag. 53) hielt
dasselbe für einen die Sonne umgebenden Ring, der entweder in ähnlicher
Weise, wie der Ring des Saturn von diesem aufstieg, sich von der Sonne, viel-
leicht als Verbrennungsprodukt, losgelöst habe, oder aus Theilchen bestehe,
welche nach vollendeter Bildung des Sonnensystemes mit geschwächter, aber
») Lagrange, Memoire lu au Bureau des Longitudes dans la Seance du 29. Janv. 1812.
») Faye, Compt. rend. 1888, T. CVI, pag. 1703.
*\ Newton, American Journal of Science. 1888, Ser. 3, V, 36, pag. 1.
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Kosmogonie.
245
an seiner Rotation theilnehmenden Bewegung herabsanken und durch eine ab-
stossende Wirkung der Sonnenstrahlen an ihrem gegenwärtigen Orte gehalten
werden. Die letztere Ansicht theilen Laplace (pag. 476) und Helmholtz (II,
pag. 119). Der erstere spricht sich zwar vorsichtig dahin aus, dass wenn in den
von der Sonnenatmosphäre verlassenen Zonen Theilchen von so grosser Flüchtig-
keit zurückgeblieben seien, dass sie sich weder mit dem Centraikörper, noch
mit einem der Planeten hätten vereinigen können, diese die Erscheinungen des
Zodiakallichtes bieten mussten, ohne der Planetenbewegung einen merklichen
Widerstand entgegenzusetzen, entweder weil ihre Dichtigkeit eine zu geringe
sei, oder weil ihre Bewegung mit der der Planeten übereinstimme. Danach
würde die Substanz, die der Träger des Zodiakallichtes ist, einen etwa linsen-
förmigen Raum in der Umgebung ausfüllen und nach Helmholtz aus staubförmig
zerstreuten Theilchen bestehen, welche sich nach dem Gravitationsgesetz be-
wegen.
Von der Zusammenstellung einiger das absolute Alter der Sonne und
der Planeten gebenden Zahlen sehe ich ab, da sie allzu grosse Unterschiede
zeigen. Namentlich bieten die für das Alter der Erde aus kosmogonischen
Voraussetzungen erhaltenen Bestimmungen viel kleinere Zeiträume, als sie die
Geologen aus der Dicke der abgelagerten Schichten gefolgert haben. Wenn
auch Fayb's Theorie (pag. 279) diese Schwierigkeit zu heben im Stande sein
dürfte, so ist es doch fraglich, ob eine solche in Wirklichkeit besteht, und ob
die seinen geologischen Zeitbestimmungen zu Grunde liegende Voraussetzung,
zu allen Erdperioden seien gleiche Zeiten zur Ablagerung gleich dicker Schichten
nothwendig gewesen, genügend begründet ist.
5) Die Quellen der Sonnenwärme.
Wenn auch die Annahmen der Entstehung der Sonne aus dem Urnebel
ihre hohe Anfangstemperatur erklärt, so bleibt doch noch die weitere Frage zu
beantworten, aus welcher Quelle sie die enorme Wärmemenge, die sie Jahr für
Jahr ausstrahlt und ausgestrahlt hat, deckt. Mit dieser Aufgabe haben sich eine
Anzahl der berühmtesten Gelehrten in eingehender Weise beschäftigt. Kant
(pag. 70) sah die Quelle der Sonnenwärme, ohne jedoch viel Gewicht auf diese
Annahme zu legen, in einem Verbrennungsvorgang1). Er dachte sich, dass in
dem ursprünglichen Gemenge der den Nebel bildenden Theilchen jeder Art
sich auch befänden > heranschwebende Sorten vorzüglicher Leichtigkeit, die durch
die Widerstrebung des Raumes gehindert durch ihren Fall zu der gehörigen
Schnelligkeit der periodischen Umwendungen nicht durchdringen und die folglich
in der Mattigkeit ihres Schwunges insgesammt zu dem Centraikörper herab-
gestürzt werden.« Diese sind die feuernährenden Bestandtheile, welche auf der
Oberfläche der Sonne verbrennen, während die Vermengung mit schwereren
und dichteren Sorten von Elementen die Heftigkeit des Verbrennungsvorganges
mildern. Die aus den Höhlungen des Sonnenkörpers nachdrängenden Theil-
chen des brennbaren Stoffes sollen die Flammen nähren, während die durch die
Heftigkeit der Hitze zerstreuten vielleicht, wie bereits erwähnt wurde, den Stoff
zum Zodiakallicht liefern. Folgt hieraus einerseits, dass dieses »unschätzbare
Feuer, das die Natur zur Fackel der Welt aufgesteckt« hat, nicht ewig währen
kann, so wird auch andererseits klar, warum der Mittelpunkt eines jeden Planeten-
systems von einem flammenden Körper eingenommen wird. Diese Hypothese
«) Kant, Naturgeschichte de« Himmels. Ausgabe Ton 1798, pag. 71. Anm. a.
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Kosniogonie.
Kant's, zu deren gerechter Würdigung man wohl im Auge behalten muss, dass
sie fast 30 Jahre vor Lavoisier's Erklärung der Verbrennung ersonnen wurde,
ist freilich in entsprechend abgeänderter Form von William Siemfns1) neuer-
dings wieder aufgenommen worden. Als Wärmequelle der Sonne betrachtet
Sir William die Verbrennung von Wasserstoff und von Kohlenwasserstoffen in
Sauerstoff, dessen Vorhandensein auf der Sonne er voraussetzt. Indem die Pro-
dukte dieser Verbrennung vom Sonnenäquator in anhaltendem Strome weg
geschleudert werden, werden sie durch die Wirkung der sie in einiger Ent-
fernung von ihrem Ausgangsort treffenden Sonnenstrahlen wieder dissociirt und
strömen in diesem Zustand wieder an den Polen der Sonne ein, um von Neuem
verbrannt zu werden und denselben Kreislauf abermals zu durchlaufen. Das
hohe elektrische Potential, welches die Sonne durch die Reibung der sich an
ihrer Oberfläche bewegenden Gasmassen, auf deren Weg die ;die Sonnenflecken
enthaltenden Zonen liegen, erhält, wird dann vielleicht Ursache des Zodiakal-
lichtes. Ohne das Gewicht mancher gegen die Hypothese seines Bruders
geltend gemachter Gründe zu verkennen, ist Werner von Siemens") geneigt, sie
anzunehmen. Indessen unterlasse er nicht, den wichtigsten Einwand dagegen
dadurch zu beseitigen, dass er wie J.aplace den Theilchen, welche von der
Sonne ausgestossen in die Nähe von Planeten gelangen, eine nach den Keppler-
schen Gesetzen geregelte Umdrehung um den Centraikörper zuschreibt. Er be-
nutzt alsdann das sich ergebende hohe Potential der Sonne, um die elektrischen
und magnetischen Eigenschaften des Erdkörpers, die Elektricität der Gewitter-
wolken etc. zu erklären.
Die Stosswirkung hat zuerst Button >) zur Deckung des Wärmeverbrauchs
der Sonne herangezogen, die nämliche Ansicht vertrat neuerdings Robert Mayer4).
Danach sollen eine solche Wirkung meteorische Körper ausüben, die in dauern-
dem Strome auf die Sonne stürzen. Wenn nun auch aus den irdischen Zählun-
gen der Meteore gezeigt werden konnte, dass die Menge der in der Umgebung
der Sonne vorhandenen derartigen Körperchen hinreichen würde, um deren ge-
waltigen Wärmeheerd zu speisen, und sich deshalb auch Lord Kelvin (William
Thomson) anfänglich dieser Annahme zuneigte, so schloss der berühmte englische
Gelehrte sich doch später dem dritten in Vorschlag gebrachten Erklärungs-
versuche an, der in der immer fortschreitenden Verdichtung die Vorraths-
kammer sieht, aus welcher die Sonne ihren Wärmebedarf deckt Hatte doch
Hf.lmholtz gezeigt, dass diese Annahme als nothwendige Folgerung der Welt-
bildungshypothese das Vorhandensein der Sonnenwärme am zwanglosesten er-
klärte. Nach seiner Rechnung (II, pag. 135) würde eine Verkürzung des Halb-
messers der Sonne um 60 m hinreichen, um deren Wärmeverbrauch für den
Zeitraum eines Jahres zu decken, eine Verkürzung des Sonnenhalbmessers um
0 0001 denselben Zweck für 2289 Jahre erfüllen. Der Ansicht Helmholtz's hat
sich Ritter angeschlossen und sie weiter geführt (XI, pag. 993). Unter der
Voraussetzung, dass die Sonne aus einem einatomigen Gase bestehe, welches
die Eigenschaften eines idealen Gases besitzt, erhält er statt des obigen Werthes
•) William Siemeks, Ueber die Erhaltung der Sonnenenergie. Deutsch von Worms,
Berlin 1885.
*) Werner Siemens, Wied. Ann. 1883, XX, pag. to8.
") Button, Histoire naturelle generale et particuliere. T. I und SuppL T. IX und X,
Pam 1778.
*) Mayer, Die Mechanik der Warme in gesammelten Schriften. 3. Aufl. herausg. von
Weyrauch. Stuttgart 1893, P*fr 160 ff.
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Längenbestimmung.
247
von 60 m sogar nur einen solchen von 50 m, wobei der davon verschiedene
Zustand der chemischen Elemente in der jedenfalls nur dünnen Oberflächen-
schicht jedoch vernachlässigt worden ist. Die aus allen diesen Annahmen sich
ergebenden Verkürzungen des Sonnenhalbmessers sind so klein, dass sie sich
der direkten Beobachtung entziehen mussten. Mit der von Ritter, wie bereits
oben erwähnt wurde, gezogenen Folgerung einer gegenwärtig unveränderlichen
Oberflächentemperatur der Sonne stimmt auch Aitken's1) Annahme Über die
Quelle der Sonnenwärme überein, nur begründet sie der englische Forscher wohl
weniger zwingend mit der sich im Laufe der Zeiten ändernden chemischen
Constitution der Sonne.
Aus allen diesen Theorieen ergiebt sich der für die Zukunft unserer Erde
wenig erfreuliche Schluss, dass der Energievorrath der Sonne ein beschränkter
ist, also mit der Zeit ihre Wärmestrahlung eine immer geringere werden muss.
Man hat ihn auf verschiedene Weise zu entkräften gesucht. Poisson») Hess zu
diesem Zwecke das Sonnensystem durch verschieden warme Theile des Welten-
raumes wandern, von denen der eine wieder ersetzen sollte, was der andere
zurückbehalten hätte. Riemann») weist darauf hin, dass möglicher Weise der
Raum nicht allseitig in geraden, sondern in krummen, in sich zurücklaufenden
Linien ausgebreitet sei, auf denen die ausgestrahlte Wärme zu ihrer Quelle wohl
zurückkehren könne. Rankine4) endlich denkt sich den vom Aether erfüllten
Raum von einem ätherleeren umgeben. Indem die an der Grenze beider an-
kommenden Aetherwellen zurückgeworfen werden, kehren sie auf demselben
Wege zurück, auf dem sie ausgestrahlt werden. Indessen sind das Hypothesen,
mit denen die exakte Naturwissenschaft schwerlich sich befreunden dürfte. Da
sie über die Grenzen der Kosmogonie hinausgehen, so genügt es hier, auf sie
hingewiesen zu haben. E. Gerland.
Längenbestimmung. Die Länge eines Ortes auf der Erdoberfläche
kann als der Winkel deßnirt werden, welchen der Meridian desselben mit einem
als Anfangsmeridian gewählten anderen Meridian am Pol bildet; der Längen -
unterschied zweier Orte als der Winkel, welchen die Meridiane der beiden Orte
am Fol mit einander bilden, und dieser ist gleich dem Unterschied der Zeiten,
welche an den beiden Orten in demselben Augenblick beobachtet werden.
Sind PS, PM, PO, PM' (die Figur ist leicht herzustellen) eine Anzahl Stunden
kreise oder Meridiane, und sei in S der Sonnenmittelpunkt, so sind die Winkel
am Pol P SPM, SPO, SPM\ die Stundenwinkel der Sonne oder die Sonnen-
zeit für die durch M, O, AT bezeichneten Orte. Es ist also der Winkel MPO
gleich dem Unterschied der im gleichen Augenblick stattfindenden Zeiten in M
und O, gleich der Länge des Ortes M gegen den Ort O. Nehmen wir den
Meridian PO als Anfangsmeridian, so ist damit jener Winkel schlechthin die
Länge des Ortes M. Nehmen wir ferner an, dass M, S westlich von O, da-
gegen M' östlich von O liegt, so ist der Winkel MPO als westliche Länge des
Ortes M gegen O, der Winkel OPM' als östliche Länge des Ortes M' gegen
') Aitken, Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. 1888. Vol. XIV. pag. 118.
*) Poisson, Theorie mathematique de la Cbaleur. Paris 1835.
») Riem ANN, Gesammelte mathematische Werke. Leiprig 1876, pag. 226, vergl. Newcomb,
P«g- 583.
<) RANKDfE, Annales de Chimie et de Physique. Se>. 5. T- OT ,88a' P1*" 5*8
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24»
Längenbestimmung.
O zu bezeichnen. Nennen wir die Ortszeiten für M, O, Af' der Reihe nach
T, T„, T\ und Z«, die westliche Länge, La die östliche, so ist
Lw=Ta-T
und
Z„ = T - Ta
oder wenn wir die Östliche Länge negativ nehmen, können wir allgemein
L = T0 — T setzen, wo nun mit T allgemein die Ortszeit eines östlich oder
westlich vom Anfangsmeridian gelegenen Ortes ist und wobei dann auch die
Zeiten immer westlich und astronomisch, d. h. von 0* bis 24* gezählt werden.
Dieser Ausdruck L = Tü — T ist übrigens, wie leicht ersichtlich, nicht nur
gültig für Sonnenzeit, sondern für jede beliebige Zeit. Mit S bezeichnen wir
dann einfach irgend einen Punkt der Sphäre und T0 und T sind die Stunden-
winkel dieses Punktes für die beiden Meridiane, deren Längendifferenz L ist.
Was den nullten Meridian betrifft, so wird allgemein bekanntlich jetzt der
Greenwicher als solcher angesehen, wenngleich die verschiedenen astronomischen
Tafeln und Ephemeridensammlungen auch verschiedene Nullmeridiane zu Grunde
legen, für welche die betreffende Sammlung berechnet ist, so nimmt das
»Berliner Astron. Jahrbuch« Berlin, die »Connaissance des Tempsc Paris u. s. w.
als Anfangsmeridian an.
Aus der obigen Definition der Länge ergiebt sich, dass die Bestimmung
derselben in einer doppelten Operation zu bestehen hat, 1) in der Ermittelung
der Zeit an den Orten, deren Längendifferenz zu ermitteln ist, mag nun der
nullte Meridian direkt oder ein anderer in Betracht kommen, und 2) in der Ver-
gleichung der Zeit an den beiden Orten.
Diese Aufgabe lässt sich in sehr verschiedener Weise lösen. Man kann
Signale, Erscheinungen, die für beide Orte in dem gleichen absoluten Zeit-
moment sichtbar sind, an beiden Orten beobachten und die Zeitangaben der
genau berichtigten Uhren mit einander vergleichen, der Unterschied dieser Zeit-
angaben liefert sofort die Längendifferenz. Als solche Signale kann man
terrestrische, die aber nur auf kurze Entfernungen sichtbar sein werden, annehmen,
oder himmlische, und für letztere ist wieder nicht immer die gleichzeitige Beob-
achtung nöthig, wenn nämlich an Stelle der einen die Berechnung treten kann,
wann ein solches Phänomen am nullten Meridian eintreffen muss, und wenn man
sich auf Grund der astronomischen Theorieen auf diese Vorausberechnung ver-
lassen kann. Insbesondere eignen sich hierfür verschiedene Erscheinungen, die
die Satelliten des Jupiter und unser Mond verursachen, sowie sich auch die
rasche Bewegung des Mondes für die Längenbestimmung verwenden lässt. Die
wichtigsten dieser Methoden sollen hier später angeführt werden, sie liefern aber
sämmtlich nicht den höchsten Grad der Genauigkeit und können nur zur An-
wendung kommen, wenn zwei andere Methoden durch die Umstände nicht be-
nutzt werden können. Diese Methoden beruhen darauf, dass man an der einen
Station den Stand und Gang einer tragbaren Uhr, eines Chronometers, so genau
als möglich nach Stembeobachtungen ermittelt, darauf unter Inachtnahme aller
Vorsichtsmaassregeln, wie sie auch in dem Artikel »Chronometer« angegeben
sind, mit dem Chronometer an die andere Station reist, und hier wiederum den
Sund und Gang des Chronometers durch Sternbeobachtungen ermittelt. Hat
sich der Gang nicht in der Zwischenzeit geändert, so wird der nach dem Stand
an der ersten Station und dem daselbst ermittelten Gang für die Beobachtungs-
zeit an der zweiten Station berechnete Stand verglichen mit dem hier direkt
beobachteten, sofort die Längendifterenz ergeben. Diese Methode der Chronometer-
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Längenbestimmung.
249
Übertragung führt, namentlich unter Anwendung einer grossen Zahl von Chrono-
metern, zu guten Resultaten. Die äusserste Genauigkeit, wie sie z. B. bei den
Längenbestimmungen unter ständigen Sternwarten oder für die Zwecke der
internationalen Erdmessung gefordert wird, ergiebt die Benutzung der telegraphi-
schen Uhrvergleichung, indem man an den beiden Stationen die Correctionen
der Uhren genau beobachtet und dann unmittelbar nach oder zwischen diesen
Beobachtungen die Uhren unter direkter Einschaltung in die Linie mit einander
vergleicht, indem die Beobachter an beiden Stationen sich gleichsam zurufen,
welche Zeit für genau verabredete Momente die genau berichtigten Uhren
zeigen.
Zunächst mag nun mit der Besprechung dieser genauesten Methode, die
zugleich die einfachste ist, sobald Telegraphenleitung zur Verfügung steht, be-
gonnen werden.
Auch hier kann man in verschiedener Weise vorgehen, denn wenn auch die
telegraphische Methode darauf beruht, dass an beiden Orten die Correction der
Uhren aufs genaueste ermittelt und diese durch elektrische Signale mit einander
verglichen werden, so ist doch in der Verbindung dieser beiden Operationen und
in der Anordnung jeder einzelnen eine gewisse Mannigfaltigkeit möglich. Man
kann nämlich entweder beide Operationen so zusammenlegen, dass eine eigent-
liche Signalabgabe ganz fortfällt, indem die Sternbeobachtungen selbst hierzu
verwandt werden, oder man kann bei einer Trennung beider Operationen die
Signale als Coincidenzbeobachtungen zwischen der Stationsuhr und einer ein-
geschalteten Hiltsuhr auffassen, oder sie unabhängig als registrirte Signale ab-
geben. Alle Methoden haben Anwendung gefunden, die letzte ist diejenige,
welche sich als die zweckmässigste herausgearbeitet hat und demgemäss in neuester
Zeit fast ausschliesslich gebraucht wird.
Für alle diese Methoden wird vorausgesetzt, dass an jeder Station ein
Registrirapparat vorhanden ist, dessen doppelte Elektromagnete einmal mit der
Beobachtungsuhr verbunden sind, sodass diese von Secunde zu Secunde ein
Zeichen auf dem sich abrollenden Papierstreifen oder Bogen markirt, sodann
mit einem Handtaster, mit dem der Beobachter auf demselben Streifen oder
Bogen ober- oder unterhalb der Uhrsignale ein Zeichen für den Moment des
Stemdurchganges durch einen Faden des Passageninstrumentes giebt. Femer
muss die Telegraphenleitung zwischen beiden Beobachtungsstationen zur Ver-
fügung stehen, und zwar als vollkommen direkte, bei der keine Uebertragung
irgend welcher Art stattfindet.
Man kann nun in solchem Falle dieselben Sterne in der Art an beiden
Stationen beobachten, dass zunächst an der östlich gelegenen, wo der Stern
früher in den Meridian tritt als an der westlichen, die Durchgänge regristrirt
werden, die sich dann auf beiden Registrirapparaten verzeichnen ; sodann wird
an der westlichen Station, sobald die Sterne in diesen Meridian eintreten, jeder
Fadendurchgang registrirt und zwar wieder mit Markirung auf beiden Apparaten.
Man hat in dieser Weise eine doppelte Bestimmung der Längendifferenz, indem
einmal auf der östlichen Station, bezw. dem östlichen Registrirapparat unter
Einschaltung der östlichen Uhr allein nach dieser der Durchgang desselben
Sternes über die beiden Meridiane verzeichnet ist, sodann dasselbe auf der west-
lichen Station.
Nennen wir die auf den Mittelfaden reducirten Fadendurchgänge, die für die
Instrumentalfehler des östlichen Passageninstrumentes corrigirt sein sollen, T„,
die an der westlichen Station beobachteten und ebenso behandelten Durchgänge
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Lringenbcstimmung.
Tw, so würde die Differenz Tw — T0 die Längendifferenz sein, wenn der Uhr-
gang null wäre und keine Zeit für die Uebertragung des Stromes verloren ginge.
Der Uhrgang muss aber, wenn er besteht, was meistens der Fall sein wird, in
Rechnung gezogen werden, da die Durchgangszeiten ja in einem um die Längen-
differenz verschiedenen Zeitmoment wahrgenommen werden. Nennen wir den
stündlichen Uhrgang y„ (für die östliche Station) und drücken die Längendifferenz
L in Stunden aus, so haben wir, um auf Te zu reduciren, von T*, noch Lyc ab-
zuziehen, oder die entsprechende Grösse zu T0 zu addiren, um auf Tw zu re-
duciren. Ferner ist zu beachten, dass wenn wir wieder Apparat und Uhr auf
der östlichen Station annehmen, dass dann die Beobachtungen an der westlichen
Station in Folge der endlichen Stromgeschwindigkeit (worunter hier überhaupt
die Zeit bis zum Ansprechen des Apparates verstanden wird) zu spät markirt
werden müssen, es wird also Tw und ebenso die Längendifferenz um eine Grösse
t zu gross erscheinen, sodass die an der östlichen Station gewonnene Längen-
differenz
L„ = T«, — T0 -H Ly0 = L -h x
ist. Nun liefert aber der westliche Apparat ebenfalls eine Längenbestimmung,
nennen wir das hier gewonnene Resultat Lw, so haben wir
Lu. = Tn, — T0 -+- Lyw = L - t,
wo dann mil yw der stündliche Gang der westlichen Stationsuhr bezeichnet wird.
Hier werden nämlich in Folge der »Stromzeit« die Signale der östlichen Station
zu spät und daher die Längendifferenz zu klein erhalten. Nimmt man nun aus
beiden Bestimmungen das Mittel, so hat man
L = % (L„ ■+- ZJ),
es ist dasselbe also von der Stromzeit vollkommen frei.
Bei allen Methoden spielt die sogen, »persönliche Gleichungc des Beob-
achters eine grosse Rolle. Das beste ist natürlich dieselbe zu elimtniren, was
dadurch geschieht, dass die Beobachter die Stationen austauschen, d. h. einige
Abende etwa in der Combination Ao»t, <#Wc« beobachten, dann einige, ungefähr die
doppelte Zahl der Abende erster Combination in der Combination AWnU B^,
dann wieder wie anfangs Ao«, ßw*n- Das Mittel aus allen diesen Bestimmungen
wird frei von der persönlichen Gleichung sein. Es ist aber bei dem Wechsel
der Beobachter zugleich von Wichtigkeit, dass die Beobachter auch ihr Instru-
ment mitnehmen, da sich herausgestellt hat, dass die persönliche Gleichung in
Abhängigkeit vom Instrument, vom Fadennetz, des Sternbildes, der Beleuchtung
u. s. w. steht. Kann man nicht diese Elimination bewerkstelligen, so bleibt
nur übrig, die persönliche Gleichung durch gemeinschaftliche Beobachtungen
zu bestimmen, was aber dann vor und nach der Längenbestimmung selbst zu
geschehen hat, um eine etwaige Veränderung derselben in der Zwischenzeit in
Rechnung ziehen zu können. Uebrigens wird unter Anwendung der Repsold-
schen Registriroculare (s. den Artikel »persönliche Gleichungc) diese Fehlerquelle
auf ein Minimum reducirt.
So bequem die Methode scheint, so haftet ihr doch ein wesentlicher Uebel-
stand an, der auch zur Folge hatte, dass man von ihrer häufigen Anwendung
abgekommen ist. Man gebraucht nämlich die Telegraphenleitung während eines
grossen Theils des Abends, was in der Regel mit Schwierigkeiten des all-
gemeinen Verkehrs wegen, dem die Leitungen zu dienen haben, verbunden ist.
Für vollständige Zeitbestimmungen zu einer Längenbestimmung muss in der Regel
auf 16—20 Zeit- und einige Polsterne gerechnet werden, letztere zur Ermittelung
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Längenbestimmung.
251
der Instrumentalfehler, und hierzu sind wieder etwa zwei Stunden nöthig, so
lange muss also unter allen Umständen die Leitung verfügbar sein. Es kommt
aber noch ferner hinzu, dass wenn die Längendifferenz gross ist, die Zeit für
die Leitungsbenutzung noch um eben soviel vergrössert wird, da die Sterne um
die Längendifferenz später in den westlichen Meridian eintreten. Ist die Längen-
differenz aber nicht sehr bedeutend, so wird es schwer werden, die zu beob-
achtenden Sterne derartig auszuwählen, dass die Beobachtungen an den beiden
Stationen sich nicht gegenseitig auf dem Registrirstreifen stören. Endlich wird
man von dem Ort des Sternes nur dann unabhängig, wenn es gelingt, an beiden
Stationen dieselben Stcme zu beobachten; misslingt dagegen an einer Station
die Beobachtung eines Sternes, so hat auch die gelungene Beobachtung auf der
andern Station keinen Werth, vorausgesetzt, dass man nicht ein anderes Reductions-
verfahren anwenden will, indem man unter Berücksichtigung der Rectascension
des Sternes aus jedem einzelnen Stem einen Uhrstand ableitet und aus dem
Mittel dieser dann die Längendifferenz berechnet, ein Verfahren, welches aber
auf einen der Hauptvorzüge dieser Methode, der vollständigen Elimination der
Rectascension der Sterne, von vornherein verzichtet.
Beispiel. Im Jahre 1863 wurde zwischen der Sternwarte Leipzig und dem
temporären Observatorium Dablitz bei Prag eine Längen bestimmung unter An-
wendung verschiedener Methoden, auch der eben besprochenen Registrirmethode
ausgeführt. In der folgenden Tabelle werden die Beobachtungen vom 5. October
mitgetheilt, und zwar unter I die Beobachtungen nach dem Dablitzer, unter II
die nach dem Leipziger Registrirstreifen. Die Bedeutung der in den einzelnen
Columnen befindlichen Ziffern ist durch die Ueberschriften klar, nur sei bemerkt,
dass die in der 3. und 6. Columne gegebenen Correctionen des Instrumentes
aus der hier nicht mitgetheilten Verbindung der Zeitsterne und Polsterne ab-
geleitet wurden.
Durchgangs-
Corr.
Stern
Durchgangs-
Corr.
otem
Dablitt
des
teit
des
im
seit
des
im
tu in us
Sternes
Dablitz
Iottr.
Meridian
Leiptig
Instr.
Meridian
Leiptig
1863 October 5
1. Dablittex I
nstrmn.
Kreislage Ost; Leipziger Instrum.
Kreislage West.
1
22* 44~31;06
—1*19
29* -87
22* 52« 48* 48
— 0*-60
47* -98
-8« 18*11
2
22 48 24*5
-0-96
23-99
22 56 4307
-0-92
4215
1816
3
22 58 10-67
-0 95
9-72
23 6 28-99
-094
2805
18-33
4
23 0 86-06
— 104
35-02
23 8 54-01
-0-76
53-25
18-23
5
23 3 36-03
—0-99
35-04
23 11 53-87
—0-86
5301
17-97
11
23 45 17 41
-0-85
16-56
23 53 35-60
-117
34-43
17-87
IS
23 50 8 03
—117
6-86
23 58 25-65
-054
2511
18-25
Mittel
-8- 18*131
Dabl. Iottr.
KreisL West; Leipz. Instr. KreisL
Ost.
6
23* 14« 57' -45
-0*-26
57*19 1
•23* 22« 14* 95
+0*50
15* -45
—B- 18* -26
7
23 16 50-06
-0-27
49-79
23 25 7-90
-M>05
7-95
1816
8
23 19 86-92
-0-27
36-65
23 27 54-87
-013
54-74
1809
9
23 29 42-76
—0-27
42-48
28 38 0-87
—016
0-71
1823
w 1
28 83 25-49
-0-26
25-23 |
23 4L 42-95
+038 |
43-33
18-10
Mittel -8* 18-168
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2,2
Numm.
Durchgangs-
Corr.
Stem
Durchgangs-
Corr.
Stern
Dablitz
des
zeit
des
im
teil
des
im
minus
Sternes
Dablitz
Instr.
Meridian
Leipzig
Instr.
Meridian
Leipzig
U. Dabl. Instr. Kreisl. Ost; Leipz. Instr. Kreisl. West.
1
22* 31»« 49' 80
-l'-19
48*61
22*40- 7" 17
-0--50
6* 67
-8*- 18* 06
2
22 35 43 68
—0-96
42 72
22 44 1*75
—092
0-83
18*11
22 45 29-36
-0-95
28-41
22 53 47-60
—0-94
46-66
4
22 47 64-72
— 104
53-68
22 56 12-63
—0-76
11-87
18-19
5
22 50 54-78
-0-99
53-74
22 59 12-43
—0-86
11-57
17-83
11
23 32 35-75
-0-85
34 90
23 40 53-90
— 117
52-73
17 83
12
23 37 26 33
-117
25-16
23 45 43-94
—0-54
43-40
18-24
Mittel
-8- 18* 073
Dabl. Instr.
Kreisl. West; Leipz. Instr. Kreisl. Ost.
c
23* l« 16*01
-0*26
15' -75
23* 9-3JK-45
4-0* -50
33* -95
— O*** lO* «V
7
23 4 8-6 1
-027
8-34
23 12 26-36
+005
26-41
ISA7
IOUI
8
23 6 5542
-0-27
55 15
23 15 13 33
-013
1320
18-05
9
23 17 1-20
-0-27
093
23 25 19 27
-016
1911
18 18
10
23 20 43 92
-0-26
43-66
23 29 1-84
-T-0-38
1-72
18*06
Mitte
—8»* 18* - 1 12
Mittel aus beiden Kreislagen I —8** 18**149, Corr. f. Uhrgang -+-0* 032
II —8 18*092 —0018
Li — 8- 18" 117
Lu — 8 18110
In diesen Werthen für L steckt nun noch der Unterschied der persönlichen
Gleichungen der Beobachter und die Stromzeit; wenn man erstere mit p, letztere
mit s bezeichnet, so würde man haben
— 8* 18'* 117 = / + p H- s
— 8 18 * 110 = I + p — s,
sodass das Mittel aus beiden Werthen, — 8»* 1 8jr* 113 von der Stromzeit, nicht
aber von der persönlichen Gleichung frei ist. Letztere ist durch Wechsel der
Beobachter bei dieser Längenbestimmung eliminirt.
Die beiden anderen Methoden, bei denen der elektrische Telegraph zur
Anwendung kommt, können als Coincidenz- und Signalmethode bezeichnet werden.
Der Unterschied liegt nur in der Vergleichung der Uhren.
Für die Coincidenzmethode gebraucht man auf jeder Station noch eine Hilfs-
uhr, deren Gang so regulirt ist, dass sie im Zeitraum von etwa 2 bis 3 Minuten
einen Schlag gegen die Beobachtungsuhr gewinnt bezw. verliert. Hat man näm-
lich z. B. zwei Secundenuhren, von denen die eine nach mittlerer Zeit, die
andere nach Sternzeit regulirt ist, so gewinnt die letztere in einem Tag gegen
die erstere 3m 56* = 236* oder Pendelschläge. Fallen also in einem gegebenen
Augenblick die Schläge beider Uhren genau zusammen, so werden sie bald
auseinander gehen, um nach etwas weniger als 6 Minuten wiederum zusammen
zu fallen, wobei dann die Sternzeituhr eine Secunde gegen die mittlere Zeituhr
gewonnen hat. Will man zwei solche Uhren mit einander vergleichen, so ge-
schieht dies am schärfsten durch die Beobachtung einer sogen. Coincidenz, d. h.
des Momentes, wo die Schläge zusammenfallen. Mit einiger Uebung lässt sich
diese Beobachtung sehr genau machen, man hört nämlich bei der Coincidenz
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hin genbe»timroung.
nur einen Schlag, wogegen das Auseinandergehen der Schläge sehr auffallend
hervortritt. Da nun aber auf ca. 350 Secunden der Unterschied zwischen beiden
Uhren eine Secunde beträgt, so würde bei 35 Secunden die Abweichung nur
0M betragen, es lässt sich aber namentlich bei präcisem metallischem Schlage
der Uhren das Auseinandergehen schon nach einigen Secunden deutlich hören,
sodass der Fehler einer einzelnen Coincidenzbeobachtung kaum 0* '02 betragen
kann. Es ist daher in der Astronomie bei Uhrenvergleichungen die Coincidenz-
beobachtung die gebräuchlichste. Das seltene Eintreffen einer Coincidenz, nach
jeweils 6 Minuten, wird durch die grosse Sicherheit aufgewogen, da andere
Vergleichungsarten, z. B. indem man Signale nach der zu vergleichenden Uhr
auf dem mit der Normaluhr verbundenen Registrirapparat giebt, wobei in weit
kürzerer Zeit die Vergleichung bewirkt wird, oder indem man besondere
Coincidenzzwischenuhren verwendet, die (s. weiter unten) in geringen Intervallen
in 6 bis 12 Secuntlen Coincidenzen geben, entweder mit starken systematischen
und für die gerade vorliegende Beobachtungsreihe constanten Fehlern, oder mit
starken sonstigen Unsicherheiten behaftet sind.
Diese Coincidenzbeobachtungen hat man nun bei den Längenbestimmungen
in der folgenden Weise verwandt. Sei auf der einen Station A neben der Haupt-
uhr U die Hilfsuhr C aufgestellt und diese in der Art mit der Telegraphen-
leitung verbunden, dass jeder ihrer Schläge ein Relais auf der Station B zum
Ansprechen bringt, wo sich die Hauptuhr U' befindet. Zu gewisser Zeit wird
nun der Stromschluss auf A hergestellt und hier (zu wiederholten Malen, um die
Sicherheit der Beobachtung zu erhöhen) das Zusammenfallen der Schläge der
Uhren U und C beobachtet und notirt, zu gleicher Zeit wird auch auf B das
Zusammenfallen der Schläge des die Uhr C vertretenden Relais' mit denen der
Uhr U' beobachtet und notirt. Es ist ohne Weiteres ersichtlich, dass wenn die
Uhren U und U' genau richtig gehen, oder ihre Fehler genau ermittelt sind, die
auf die gleichen Zeitmomente reducirten Coincidenzen in ihrer Differenz den
Längenunterschied geben müssen. In dieser ist nun noch die oben erwähnte
sogen. Stromzeit enthalten, indem die Schläge von C um die Strorrzeit verspätet
in B eintreffen. Man wird daher auch in B neben CT noch eine Coincidenzuhr
aufstellen, und diese ebenso wie in B mit U1 auch in A mit U vergleichen
Was die Beobachtung der Coincidenzen betrifft, so kann man diese auch
anstatt nach dem Gehör durch Selbstregistrirung ermitteln, indem man die
Coincidenzuhr mit dem Tasterelectromagneten des Registrirapparates verbindet.
Hat man bei der Zeitbestimmung die Registrirmethode angewandt, so wird auf
diese Weise die Einführung einer Beobachtung, bei der das Gehör die Haupt-
rolle spielt, vermieden. Denn wenn auch starke persönliche Fehler bei der
Erfassung der Coincidenz nicht in Betracht kommen, so wird doch jede ou
mögliche Quelle solcher Fehler zu umgehen oder zu eliminiren sein.
Wenn der gegenseitige Stand der beiden Hauptuhren nahe bekannt ist,
was in der Regel sehr bald der Fall sein wird, so kann man dann von einem
beliebigen Schlage der Coincidenzuhr ausgehen und leicht die den folgenden
Coincidenzen zwischen Haupt- und Coincidenzuhr entsprechenden Secunden
nach letzterer durch Weiterzählen angeben, ohne Gefahr zu laufen, etwa die eine
Secunde zu einer falschen der Hauptuhr zu zählen. Es ist dann einfach, die
Coincidenzen eines jeden Abends auf ein nahe der Mitte sämmtlicher Coincidenzen
gelegenes Zeitmoment zu reduciren. Wenn nämlich T dieses Zeitmoment, / die
Secunde der beobachteten Coincidenz nach der Coincidenzuhr bezeichnet, und
T und /' die entsprechenden Momente nach der Hauptuhr, ferner u. das Ver-
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«54
hältniss der Serunde der Coincidenzuhr zu der der Hauptuhr, also die Länge
einer Coincidenzuhrsecunde ausgedrückt in Hauptuhrsecunden, so ist
T = t ■+■ (T — f) vl.
Hier lässt sich ja aus der beobachteten Zwischenzeit zwischen der ersten
und letzten Coincidenz bestimmen.
Ein Uebelstand dieser Methode liegt ebenfalls in der langen Benutzung der
Leitungen, da zur erforderlichen Genauigkeit eine grössere Anzahl Coincidenzen
beobachtet werden müssen, und in dem Zeitverlust, der durch die zwischen den
Coincidenzen nutzlos verfliessenden Pausen, entsteht, endlich in der Schwierigkeit,
den Relaisanschlag zn einem scharf zu beobachtenden Uhrschlag zu gestalten.
Beispiel. Bei der schon vorher erwähnten Längenbestimmung Leipzig-
Dablitz wurde auch die Methode der Coincidenzen angewandt. Am 5. October
fanden folgende Beobachtungen statt:
I. Die Coincidenzuhr in Dabli z.
a) Dablitz
Coincidenzen gehört
nach der
Hauptuhr Coincidenzuhr
1*
1
1
1
1
1
0-45'
3
5
8
10
13
13
36
9
36
0
- 28'
+ 121
265
419
567
712
b) Leipzig
Coincidenzen gehört
nach der
Hauptuhr Coincidenzuhr
0*48-31'
0 50 58
0
0
53
55
0 58
1 0
21
47
13
38
0*
148
292
439
586
732
II. Die Coincidenzuhr in Leipzig
a) Dablitz
Coincidenzen gehöit
nach der
Hauptuhr Coincidenzuhr
\h 15- 13'
b) Leipzig
Coincidenzen gehöit
nach der
Hauptuhr Coincidenzuhr
1
1
1
1
1
18
21
24
27
30
18
17
15
19
22
— 11'
4-175
355
534
719
903
1*
2*
5
8
11
14
17
42'
45
47
47
46
46
0*
184
367
548
728
909
Werden nun diese Angaben mit dem Reductionsfactor, der sich z. B. aus
den Beobachtungen unter Ia ergiebt, wenn man die erste und letzte Beobachtung
von einander abzieht, nämlich 12- 15' = 735' der Hauptuhr gleich 740 Schlägen
der Coincidenzuhr, auf eine bestimmte Zeit reducirt, so erhält man
reducirt auf 350'
für
n
reducirt auf 450*
für
Dablitz
1* 7- 0M5
046
0-43
047
0-47
044
Mittel 1* 7- 0"45
Leipzig-Dablitz
Leipzig
0*54- 18"61
18-62
18-60
1861
1862
18-62
0* 54- 18"61
— 12- 41' 84
Dablitz
1*22-51"47
51-49
51-48
5146
51-48
51-48
1* 22- 51"48
— 12-41"95
Leipzig
1* 10- 9"53
9*54
9-54
9-54
9-53
9 52
1* 10- 9*-53
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Längenbestitnaiung.
255
Zu diesen Unterschieden Leipzig-Dablitz hat man nun noch den durch die
Zeitbestimmungen gefundenen Unterschied der Uhrzeiten in Dablitz und Leipzig
unter Berücksichtigung des Ganges hinzuzufügen. Derselbe ist für den Unter-
schied I (1*12) -+- 4" 24*10, für den Unterschied II (1* 41) -I- 4~ 24"17, sodass
darnach für die Längendifferenz die Werthe
LI — 8- 17' -74
L U — 8 17 78
folgen.
Die in neuester Zeit am allgemeinsten zur Anwendung kommende Methode
ist, wie schon vorher angedeutet, die Signalmethode, der vorigen ähnlich in der
Anwendung der Operationen. Der Unterschied liegt in der Art der Uhren»
vergleichung. An Stelle der einzuschaltenden Coincidenzuhr tritt der Handtaster,
mit dem eine Reihe auf einander folgender Signale gegeben werden, die an
beiden Stationen gleichzeitig gehört und nach den Schlägen der Hauptuhr auf-
gefasst werden. In der Regel wird dies Signal nicht mehr nach dem Gehör
mit der Hauptuhr beobachtet, sondern es wird auf dem Registrirapparat beider
Stationen aufgefangen, wo es sich dann neben den Secundenpunkten der Haupt-
uhr verzeichnet. Mit aller wünschenswerten Schärfe kann dann dies Signal
abgelesen werden. Es liegt auf d«;r Hand, dass dies Verfahren dasjenige ist,
welches in der allerkürzesten Zeit und unter Vermeidung aller persönlichen
Auflassungsfehler ausgeführt werden kann. Man kann die Signale in 1 —2 Secunden-
intervall geben, erhält also im Zeitraum einer Minute ohne Schwierigkeit 30 Sig-
nale. Und da zur Elimination der Stromzeit die Signale von beiden Stationen
gegeben werden müssen, wird man in 2 Minuten die Vergleichung vollenden
können, also für die ganze Operation der elektrischen Vergleichung, wenn sonst
alle Maassnahmen gut getroffen und verabredet sind, die Telegraphenleitung
kaum länger als 5 Minuten benöthigen.
Es sind nun aber hier noch eine Reihe von Vorsichtsmaassregeln zu treffen,
welche das vollkommene Gelingen dieser Operation erst gewährleisten. Voraus-
gesetzt wird, dass die Zeilbestimmungen registrirt werden, und zwar local, dass
der Beobachter in A die Fadenantritte der Sterne auf dem eigenen Registrir-
apparat verzeichnet, wie der in B seine Beobachtungen auf dem in B befind-
lichen Apparat. Zu einer vollkommenen Zeitbestimmung gehören nach der
Methode der Beobachtung im Meridian etwa 6—8 gleichmässig auf beide Kreis-
lagen vertheilte Zeit- (Süd-)sterne und ein Polstern mit Umlegung, und zwar
wird man die Sterne so anordnen, dass der Polstern in die Mitte fällt, also
erst 3—4 Zeitsterne in einer Kreislage beobachtet werden, dann ein Polstern
zur Hälfte in der gleichen Lage, zur zweiten Hälfte in der anderen, in welcher
dann die übrigen 3—4 Zeitsterne angeschlossen werden. Nach einer solchen
vollständigen Zeitbestimmung erfolgt darauf die Uhrvergleichung beider Stationen
durch elektrische Signale unter Benutzung der Telegraphenleitung. Um nun
von einem Uhrgang der beiden Stationsuhren unabhängig zu sein, ist es not-
wendig, gleich nach dem Signalaustausch eine zweite Zeitbestimmung in gleicher
Anordnung wie die erste vorzunehmen, sodass die Uhrvergleichung gerade von
zwei unabhängigen Zeitbestimmungen eingeschlossen ist Hiermit ist dann eine
Längenbestimmung durchgeführt. Man wird aber in der Praxis zur Erhöhung
der Genauigkeit eine nochmalige Bestimmung an diese erste unmittelbar an-
schliessen, indem man nach der zweiten Zeitbestimmung einen zweiten Signal-
wechsel vornimmt, dem dann zum Schluss eine dritte Zeitbestimmung zu folgen
hat. Da bei dieser Anordnung die zweite Zeitbestimmung in beide Resultate
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a$6
Langeobestimmung.
eingeht, so ist es nothwendig, durch Hinzufügung einiger Sterne ihre Sicherheit
zu erhöhen, wenn man es nicht überhaupt vorzieht, um zwei ganz unabhängige
Endresultate zu erhalten, an die zweite Zeitbestimmung sofort, oder nach kleiner
Pause, eine dritte anzuschliessen, auf welche dann erst der zweite Signalwechsel
mit der unmittelbar anschliessenden vierten Zeitbestimmung zu folgen hat Es
hat also ein mehrfacher Uebergang vom Localregistriren auf den Signalwechsel
stattzufinden, und da hierbei entsprechend der kurzen Leitung im Beobachtungs-
raum und der langen zwischen beiden Stationen mit sehr verschiedenen Strom-
quellen gearbeitet werden muss, so ist es unbedingtes Erforderniss, dass die zur
Erzielung gleicher Wirkungen auf die Empfangsapparate nöthigen Operationen
leicht und rasch auszuführen sind. Es müssen sowohl beim Localregistriren als
auch beim Signalwechsel und zwar bei letzterem sowohl bei ankommenden als
abgehenden Strom stets Ströme ganz gleicher Intensität durch das mit einer
Localbatterie und dem Signalanker des Registrirapparates verbundene Relais
gehen. Wenn dies nämlich nicht der Fall ist, so ist das gleichmässige Ansprechen
des Signalankers bei den verschiedenen Operationen nicht gesichert, und nur
unter dieser Annahme wird das Resultat der Längenbestimmungen im Mittel aus
den entsprechend angeordneten Beobachtungen als frei angesehen werden dürfen
von den unter der Bezeichnung der Stromzeit inbegriffenen Verzögerungen, die
zwischen dem Stromschluss und dem Signalempfang vorkommen. Es ist, um
diese gleiche Relaisthätigkeit zu erzielen, übrigens auch nothwendig, dass der
abgehende und ankommende Strom das Relais in gleicher Richtung durchläuft,
was erreicht wird, wenn an den beiden Stationen die entgegengesetzten Pole der
Linienbatterie mit dem »Erddraht verbunden werden. In den »Veröffentlichungen
des Königl. Preuss. Geodätischen Institutsc sind die Hauptnormen mitgetheilt,
welche sich auf Grund der bei den zahlreichen Längenbestimmungen gemachten
Erfahrungen als nothwendig zu beachtende Regeln ergeben haben, und die
ausserordentliche Genauigkeit, welche genannte Behörde bei ihren Arbeiten er-
reicht hat, ist ein Beweis für die Richtigkeit solcher Regeln.
Um die Stromstärke jeweils festsetzen und controliren zu können, ist die
Einschaltung einer Tangentenbussole und zur Regulirung der Stromstärke die
eines Rheostaten erforderlich. Die sonstigen Hilfsapparate, Galvanoskop, Blitz-
ableiter, ein Schreibapparat mit getrenntem Taster gehören selbstredend in den
Stromkreis, wie die Uhr und der Chronograph. Die Linienbatterie ist am besten
getrennt von der Localbatterie zu halten, doch kann man natürlich auch als
letztere eine Anzahl Elemente von der Linienbatterie abzweigen. Um rasch von
der einen Operation auf die andere übergehen zu können, bedarf es ferner
eines dreifachen Kurbelumschalters, dessen einfache Drehung die Leitung für
Localregistrirung, für Signalwechsel und für die geschäftliche Correspondenz
schaltet
Bei der raschen Veränderlichkeit der Stromstärke, die nicht allein von Tag
zu Tag zu bemerken ist, müssen für den abgehenden und ankommenden Strom
die einzuschaltenden Widerstandsgrössen jedes Mal neu bestimmt werden, was
in der Weise geschieht, dass erst die eine Station den Strom 1 — 2 Minuten lang
beständig schliesst und beide Stationen während dieser Zeit die Widerstands-
grössen so lange variiren, bis die Tangentenbussole den Normalausschlag giebt.
Hierauf wird man von der anderen Station aus ebenso verfahren, und man kann
nun jedes Mal bei Abgang und Ankunft der Signale den so ermittelten Wider-
stand einschalten. In gleicher Weise muss auch vor der Zeitbestimmung für die
Localregistrirung die Widerstandsgrösse ermittelt werden.
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Längenbestimmung.
»57
Die galvanischen Apparate sind nun erfährungsgemäss so zu wählen, dass
die Tangentenbussole bei Anwendung eines MEiDiNGER'schen Elementes von
mittlerer Grösse und bei Einschaltung von 10 km Widerstand einen Nadel«
ausschlag von 45—60° zeigt, dass der Rheostat von 1 — 10000 Ohm (0*1—1200 im
Leitungslänge) von Einheit zu Einheit regulirbar ist. Die Linienbatterie muss
unter allen Umständen sehr kräftig genommen werden, die Localbatterie em>
sprechend schwächer, jedoch so, dass bei der ersten Berührung der Relais-
contacte die Signale auf dem Registrirapparat erfolgen; für den Durchgang
durch die Uhr ist ein möglichst schwacher Strom zu nehmen.
Was die Stromzeit betrifft, so haben die von Th. Albrecht am Rön. Preuss.
Geodät. Institut angestellten Untersuchungen zu dem Resultat geführt, dass man
für dieselbe angenähert den Ausdruck
0 = O"O0O0208 L + 0*0000000206 L*
annehmen kann, wo L die Leitungslänge in Kilometern bedeutet. Es ist abge-
leitet aus sämmtlichen Längenbestimmungen, die 1874 — 1884 vom Geodätischen
Institut unter Anwendung gleicher Apparate und gleicher Beobachtungsmethoden
ausgeführt wurden, und wo Leitungen von 146 km— 1230 Am Länge in Benutzung
kamen. Die Einzelwerthe für diese Längenbestimmungen und die Darstellung
der Stromzeit durch obige Formel giebt folgende Tabelle:
Jahr der
Länge
Stromzeit
Beob.-
Längenbestimmung
Aus-
der
Rechn.
führung
Leitung
Beobachtung
Rechnung
Brocken-Göttingen
1874
146*-«
+ 0*002
4- 0* 004
— 0**002
Manoheim-Strassburg . .
1876
167
0O03
0-004
— o-ooi
Brocken-Leipzig ....
1874
229
0010
0-006
+ 0-004
Altona- Wilhelmsbaven . .
1878
234
0-006
0006
0-000
Berün-SwinemUnde .
1883
245
0*008
0006
+ 0-002
Berlin-Göttingen ....
1874
403
0011
0012
— 0-üOl
Bonn-Wilhelmshaven . .
1878
416
0016
0-013
+ 0 003
Kiel-Swinetnunde ....
1883
448
0-013
0-014
-0001
Strassburg-Bonn ....
1876
467
0-OI6
0-014
+ 0-002
1878
536
0019
0017
+ 0-002
Berlin-Warschau ....
1884
666
0-024
0-023
+ 0 001
SwinemUnde-Königsberg
1884
673
0022
0024
— 0O02
1877
680
0-O23
0024
-0-001
1877
706
0024
0025
— 0 001
Königsberg- Warschau . .
1884
766
0020
0028
- 0 008
Berlin-Strassburg ....
1876
778
0030
0029
+ 0-001
1877
1230
0-059
0057
+ 0002
Die Darstellung der Beobachtungen durch die obige Formel ist also eine
sehr gute, so dass man nicht zweifeln kann, dass letztere als empirischer Aus-
druck der Wirklichkeit entspricht. Es ist aber doch hervorzuheben, dass sie bei
der Abhängigkeit der Stromzeit von den benutzten Apparaten immerhin nur für
die hier angewandten gilt, dass bei Benutzung anderer Apparate wohl die Formel
sich anders gestalten kann, wenngleich anzunehmen ist, dass die hier gegebene
auch für andere Fälle einen Anhaltspunkt liefert. Das in der Formel auftretende
quadratische Glied wird aber als die Wirkung der Verzögerung angesehen werden
können, die durch das allmähliche Anwachsen der Stromstärke bis zur vollen
Intensität an der Endstation gegenüber den Verhältnissen an der Abgangsstation
VAiaamma, Aatraaoaic. IL 17
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358 L&Dgtnbestimmung.
entsteht. Denn wenn wir mit U,„ und Ua die Uhrdifferenzen bezeichnen, die
sich aus den Ablesungen der von der westlichen und östlichen Station gegebenen
Signale auf den Registrirstreifen ergeben, mit r, und rj die Verzögerung der
Relais auf der östlichen und westlichen Station bei den von der östlichen Station,
mit rj und rw bei den von der westlichen Station gegebenen Signalen, so ist
der Ausdruck für die Fortpflanzungszeit des elektrischen Stromes
— U0 ra — rj rK, — rj
s - — 2— + —3— + 2
Bei langen Leitungen wird nun die durch vorgenommenen Ausgleich der
Stromstärken möglichst erstrebte Gleichheit von r0 und r0\ rw und rj doch
nicht in Strenge erreicht werden, und es werden wegen der allmählich ansteigen-
den Stromstärke die Werthe von r0' und rj stets grösser sein als die r, und
rWi und zwar desto mehr, je länger die Leitung ist.
Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass Albrecht auch darüber gelegentlich
Untersuchungen anstellte, in wiefern sich eine Abhängigkeit dieser Stromzeit
von der Stärke der in Anwendung gekommenen Batterie zeigte. Bei zwei
Längenbestimmungen zwischen Berlin und Bonn, und Bonn und Paris war die
eigentliche Linienbatterie aus 140 MEiDiNCER'schen Elementen mittlerer Grösse
zusammengesetzt Sie wurde dann auf das möglichst geringe Maass reducirt,
sodass aber der Signalwechsel noch in normaler Weise vorgenommen werden
konnte. Bei möglichst empfindlicher Relaisstellung genügten noch 15 Elemente
zum Signalwechsel, es bestand aber dabei nur ein ganz geringer Spielraum für
die Stellung der Relais, sodass sich die Bedingung, diese Stellung so zu wählen,
dass sie bereits im ersten Stadium des Anwachsens des Stromes functionirte,
nicht ganz erfüllen liess. Im Uebrigen wurde auch hier für thunlichsten Aus-
gleich der Stromstärken bei abgehendem und ankommendem Strom gesorgt.
Es ergaben sich folgende 4 bezw. 6 Bestimmungen an verschiedenen Tagen:
140 Elemente
15 Elemente
Differenz
Berlin-Bonn, Stromzeit
=* -+- 0-024
-h 0"030
-1- 0* 006
0 021
0028
-h 0-007
0032
0032
0000
0026
0-035
+ 0-009
Bonn-Paris
-1- 0 029
4- 0 045
-1- 0016
0-030
0 047
-4- 0017
0035
0044
-+• 0009
0-027
0040
-4- 001 3
0030
0 049
-+- 0019
0024
0057
-1- 0 023
Im Mittel findet sich also bei Berlin-Bonn eine Verzögerung von 0* 006, bei
Bonn-Paris eine solche von 0"016. Da beide Leitungen sehr nahe gleich lang
waren, spricht sich in diesem Unterschied zwischen beiden Resultaten nicht eine
Abhängigkeit von der Länge der Leitung aus, sie wird vielmehr, da die Ver-
suche gleichzeitig von Bonn ausgingen, in der Verschiedenheit der in Berlin
und Paris angewandten Apparate liegen. Sie liefern aber vor allem das wich-
tige Resultat, dass wenn bei einer Abschwächung der Batterie auf den 9- Theil
die Differenz der Stromzeit nur etwa 0*-01 beträgt, von den vorübergehenden
Einflüssen der Witterung auf die Leitungswiderstände unter Beobachtung mög-
lichster Ausgleichung der Stromstärken, wie oben angegeben, kein nennens-
werter, schädlicher Einfluss auf die Resultate der Längenbestimmungen selbst
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Län genbefttimmung.
259
L =
zu befürchten ist. (Vergl. hierüber Albrkcht's Mittheilungen in den »Astron.
Nachr.c, in den »Veröffentlichungen des Geodät Instituts 1883— 84c, und seine
»Formeln und Hilfstafeln für geograph. Ortsbestimmungenc)
Soll schliesslich der Ausdruck für die Berechnung der Längendifferenz unter
Anwendung der telegraphischen Methode gegeben werden, so folgt derselbe in
einfacher Weise. Es seien dazu U0 und Uw die aus den Zeitbestimmungen
hervorgegangenen Uhrstände auf der östlichen und westlichen Station mit dem
event. Uhrgang reducirt auf die Zeit der Mitte des Signalwechsels oder auf einen
sonstigen gleichen Zeitmoment, Re und Rw die Verzögerung der Relais beim
Localregistriren, re und rj die bei den von der östlichen Station aus gegebenen
Signalen, rf und rw die auf die westliche Station bezüglichen Grössen, sodass
der Index für den ankommenden Strom gilt, endlich seien die Uhrdifferenzen
bei den von der östlichen und der westlichen Station aus gegebenen Signalen
de und ärv, so *st die Längendifferenz L
Ist nun durch den Ausgleich der Stromstärken i?„ r„ « rj und Rw — rw
rj und wird die Stromzeit überhaupt durch das Hin- und Herregistriren eli-
minirt, so fallen damit ja die letzten beiden Glieder fort. Will man dagegen
noch die persönliche Gleichung berücksichtigen, oder dieselbe andererseits aus
den Abend wert hen ermitteln, so findet sich
wo dann P, die persönliche Gleichung, so zu verstehen ist, dass man Beobachter
auf der östlichen Station, weniger Beobachter auf der westlichen Station nimmt.
Treten nun die Einzelwerthe verschiedener Abende zusammen, so wird man in
der Regel letztere nicht als gleichwertig ansehen dürfen, da auf der einen oder
anderen Station oder auf beiden die Uhrstände nicht immer mit gleicher Sicher-
heit erhalten werden, indem der eine oder andere Stern verloren geht, oder
durch die Luftbeschaffenheit und sonstige Störungen Unsicherheiten hinzutreten
können; dabei ist noch zu beachten, dass die Beobachtungen der Polsteme zur
Ermittelung des Azimuthfehlers der benutzten Instrumente führen, also ebenso-
wohl wie die Zeitsterne, welche direkt zur Bestimmung des Uhrstandes führen,
bei einer Gewichtsbestimmung hinsichtlich der abendlich erreichten Sicherheit
herangezogen werden müssen. Nach Oppolzer kann man für die Bestimmung
des Gewichtes der Uhrstände die Formel
c _ P*
0*7/ -+- 03«
verwenden, wo p und * die Zahl der beobachteten Pol- bezw. Zeitsterne be-
zeichnen. Das Gewicht der Längenbestimmung selbst setzt sich dann aus den
so ermittelten Gewichten der Zeitbestimmung an der östlichen und westlichen
Station zusammen, und lautet
^Tff
und das Endresultat der Längenbestimmung aus allen Abenden wird das unter
Berücksichtigung dieser Gewichte gebildete Mittel sein.
Die Längenbestimmung aus Chronometerübertragungen, auf welche
Methode nun im folgenden näher eingegangen werden soll, wurde zuerst von
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a69
Liln Kenbestimmung.
Schumacher zur Ausführung gebracht, indem er im Jahre 1817 die Längendifferenz
zwischen Hamburg und Kopenhagen auf diesem Wege zu bestimmen versuchte.
Das Resultat, welches er mit Benutzung zweier Chronometer erhielt, zeigte aber
■noch von einem im Jahre 1820 wiederholten Versuch mit drei Chronometern eine
Abweichung von etwa 8 Secunden. Auch eine Reise im Jahre 1821 mit 5 Chrono-
metern Hess grosse Unsicherheilen in den Ergebnissen der einzelnen Uhren.
Indessen lag die Unsicherheit ersichtlich in der Schwierigkeit der Reise, welche
theils zu Wagen, theils mit Segelschiff bei stürmischem Wetter viele Tage in
Anspruch nahm, Umstände, welche die gegen jeden Stoss empfindlichen Chrono-
meter nicht vertragen konnten. Es trat dies deutlich hervor, als Schumacher
noch in dem gleichen Jahre durch Zahrtmann eine Reise mit sechs Chronometern
unter Benutzung des Dampfschiffes von Kiel nach Kopenhagen, und anderweitiger
Uebertragung von Kiel nach Hamburg ausführen liess. Hier waren die grössten
Abweichungen unter den sechs Chronometern nur eine Secunde, wogegen die
Rückreise mit vier der gleichen Chronometer aber unter Benutzung einer um
Skagen herumgehenden Brigg, die 1 1 Tage unterwegs war, zu Einzeliesultaten
führte, die fast 18 Secunden von einander differirten. Es geht schon aus diesen
ersten grösseren Versuchsreisen hervor, dass man auf genaue Längenbestimmungen
nur rechnen kann, wenn die Reisen schnell und unter grosser Schonung der
Chronometer bewirkt werden können. Selbstverständlich wird man auch nur
ausgesucht gute Uhren und eine grosse Anzahl verwenden, ausserdem die Reisen
thunlichst mehrmals wiederholen. Diese Bedingungen haben Veranlassung zu
sehr ausgedehnten Chronometerexpeditionen gegeben. Die erste derartige kam
im Jahre 1824 zur Ausführung, wo die englische Admiralität ein Dampfschiff aus-
rüsten liess, um einestheils die Längendifferenzen zwischen dänischen und engli-
schen Dreieckspunkten und einigen sonst wichtigen Häfen der Nordsee zu be-
stimmen, sodann zur Untersuchung anderer für die Marine wichtiger Fragen, die
hier nicht in Betracht kommen. Das Schiff erhielt 28 Chronometer, und da
Helgoland eine Referenzstation bildete, wo ein passageres Observatorium zur
gleichen Verbindung mit Altona errichtet war, so wurden jenen 28 englischen
Chronometern noch 9 dänische hinzugefügt, von denen sich aber im Laufe der
Reise 2 unbrauchbar erwiesen, sodass im ganzen 35 Chronometer zur Verfügung
standen. Das Schiff war vom 30. Juni bis 10. September unterwegs, und wieder-
holte in dieser Zeit die Vergleichungen an den einzelnen in Betracht kommenden
Häfen häufiger, sodass z. B. die Längendifferenz Altona-Helgoland achtmal durch
die 7 dänischen, viermal durch die 28 englischen Chronometer bestimmt wurde,
und die zwischen Helgoland und Greenwich viermal durch die 7 dänischen und
sechsmal durch die 28 englischen. Die hierbei erreichte Genauigkeit entsprach,
was die Uebereinstimmung der einzelnen Reisen und Chronometer betrifft, allen
Wünschen und Erwartungen.
Eine zweite grosse Chronometerexpedition wurde in Russland unter der
Leitung des Generals Schubert ausgeführt, um die Längen der für die Schiff-
fahrt wichtigsten Häfen der Ostsee zu bestimmen. Auch Preussen, Dänemark
und Schweden waren durch die Antheilnahme der auf ihren Gebieten belegenen
Sternwarten an diesem Unternehmen betheiligt. Ein russisches Kriegsdampf-
schiff war besonders dazu ausgerüstet und machte während eines Zeitraums von
115 Tagen im Jahre 1833 eine dreimalige Reise mit Anlaufen aller im Programm
aufgenommenen Häfen. Nicht weniger als 56 Chronometer kamen zur Ver-
wendung. Zum ersten Mal wurde bei diesen Längenbestimmungen auch auf die
Ermittelung der persönlichen Gleichung Bedacht genommen, denn auch diese
:»
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Langenbestimmung.
muss, was schon Schumacher gelegentlich der ersten Expedition erwähnte, m
sofem von Bedeutung sein, als die Chronometer vor der Abreise mit der nach
den daselbst erhaltenen Beobachtungen regulirten Pendeluhr und nach der An-
kunft an dem nächsten Ort mit der dortigen Zeit verglichen werden, die im All-
gemeinen wenigstens von einem anderen Beobachter bestimmt wurde. Zu einem
ganz genauen Resultat gehört übrigens auch noch streng genommen die An-
stellung einheitlicher Zeitbestimmungen, d. h. unter Anwendung derselben Sterne
und gleicher Rectascensionen.
Hiernach sind vielfach kleinere Verbindungen vorgenommen worden, da
diese Methode ohne Zweilei zu den besten Ergebnissen führt, so lange nicht die
telegraphische Längenbestimmung möglich ist und wenn die Benutzung terrestri-
scher Signale versagt. Die grössten derartigen Unternehmungen gingen aber
von Russland aus, wo nach der Gründung der grossen Centraisternwarte Pulkowa
die Anschlüsse an andere Hauptsternwarten mit äusserster Genauigkeit zu er-
streben waren. Die hauptsächlichsten Bestimmungen der Art waren die Chrono-
meterexpeditionen zwischen Pulkowa und Altona im Jahre 1843, sodann die sich
fast unmittelbar anschliessende zwischen Altona und Greenwich im Jahre 1844,
wodurch Pulkowa mit Greenwich verbunden wurde. Später, im Jahre 1854, folgte
dann die zur grossen russischen Breitengradmessung gehörige Verbindung zwischen
Pulkowa und Dorpat In den drei auf diese Unternehmungen bezüglichen aus-
führlichen Werken ist alles gesagt, was zur Ausführung einer Längenbestimmung
auf dem Wege der Chronometerübertragung gehört. In neuester Zeit hat die
Methode auch noch Anwendung gefunden, so bei Gelegenheit der Expeditionen
zur Beobachtung der Venusvorübergänge, wo insbesondere von Lord Lindsay
eine Längenbestimmung zwischen Mauritius und Aden durch 50 Chronometer
ermittelt wurde, wogegen an anderen Stationen nur eine geringe Zahl Chrono-
meter zur Verfügung stand, wo denn auch durch mehrfache Reisen die erforder-
liche Genauigkeit erreicht werden musste, die aber nicht den Resultaten an die
Seite gestellt werden kann, welche auf den genannten russischen Expeditionen
erlangt wurde.
Für die erste der genannten russischen Expeditionen waren insgesammt
86 Chronometer zur Verfügung, von denen aber einige ausgeschieden wurden
oder zur Vergleichung der Chronometer unter einander dienten, sodass im
Ganzen 81 verblieben. Die Vergleichung bei einer so ungeheuren Zahl von
Uhren erforderte eine beträchtliche Zeit und wäre kaum mit genügender Genauig-
keit durchführbar gewesen, wenn man die gewöhnlichen Coincidenzen zwischen
Sternzeit und mittlerer Zeit hätte anwenden wollen. Es kam daher hier ein
130-Schläger, eine Uhr, die 130 Schlage in einer Minute macht, wo sich also
die Coincidenzen sehr rasch folgen, zur Verwendung. Die ganze Vergleichung
war damit in etwa einer Stunde vollendet und konnte auch täglich während der
Reise gemacht werden, sodass man über etwaige Sprünge im Gang Aofschluss
erhielt. Die Reise selbst wurde natürlich mit der erdenklichsten Sorgfalt unter-
nommen, sie setzte sich aus mehreren Theilen zusammen und bestand erstens
aus einer Wagenfahrt von etwa 40 km von Pulkowa nach dem Halen Oranien-
baum, zweitens aus einer Bootfahrt von dem Hafen nach Kronstadt, wo ein
Dampfschiff nach Travemünde bereit lag; drittens folgte die Seefahrt von Kron-
stadt nach Travemünde und vieitens wieder eine Wagenfahrt von etwa 80 km
von Travemünde nach Altona. Der Vorgang war folgender. Unmittelbar vor
der Abreise von Pulkowa wurden die Chronometer mit der dortigen Normal-
pendeluhr verglichen; sofort nach Ankunft an Bord des Schiffes geschah eine
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Längenbestitnmung.
Vergleichung durch einen in Kronstadt an einer dortigen temporären Stern-
warte angestellten Astronomen. Auch in LUbeck befand sich ein kleines Ob-
servatorium, wo die Vergleichungen aufs Neue vorgenommen wurden; endlich
geschah unmittelbar nach der Ankunft in Altona die Vergleichung mit der dor-
tigen Normaluhr. Nach kurzem Aufenthalt in Altona von etwa 1—2 Tagen
erfolgte die Rückreise, auf welcher die Vergleichungen ebenso, nur natürlich
in umgekehrter Reihenfolge, vorgenommen wurden. Kein Tag verging ohne
Vergleichung, selbst wenn sich die Chronometer an demselben Ort und in
Ruhe befanden. Diese Reise, welche hin und her mit der Pause in Altona und
einer etwas längeren in Pulkowa 14 Tage erforderte, wurde vom 19. Mai bis
8. September achtmal wiederholt, sodass jedes Chronometer 16 Bestimmungen
lieferte, oder, wenn man die Hin- und Rückreisen zusammen nimmt, 8 Einzel-
bestimmungen.
Den Zeitbestimmungen in Pulkowa und Altona wurde selbstredend grösste
Aufmerksamkeit zugewandt, hängt doch von der Ermittelung der absoluten Zeit
an den betreffenden Orten und den daraus abgeleiteten Gängen der Hauptuhren
die Genauigkeit des Endresultates ab. Da ja in der Regel nicht im Augenblick
der Ankunft die Zeitbestimmung zu erhalten ist, so kommt es darauf an, mit
möglichster Zuverlässigkeit die Uhrcorrection für den Moment der Vergleichung
interpoliren zu können.
Die Berechnung der Längendifferenz aus den Vergleichungen bildet eigent-
lich eine Interpolation, die sich aber nur unter der Annahme gewisser Hypothesen
Uber den Gang oder Uberhaupt das Verhalten der Chronometer in der Zwischen-
zeit durchführen lässt. Denn an und für sich ist die Berechnung in sofern eine
unbestimmte, als bei einer gewissen Anzahl von Reisen eine Gleichung weniger
vorhanden ist als Unbekannte, welche letztere die jeweiligen Gänge und die
Längendifierenz sind, während die Gleichungen durch jede Reise geliefert werden.
Die Unsicherheit des Ganges wird aber um so grösser, als sich derselbe zusammen-
setzt • aus dem Gang der Uhr zwischen Beginn der Reise und Ankunft an der
zweiten Station, sodann aus der Zeit des ruhigen Aufenthalts an der zweiten
Station und endlich dem Gang zwischen der Abreise von der zweiten Station
und der Ankunft an dem Ausgangsort. Wenn ein Unterschied zwischen dem
Reise- und Ruhegang nicht vorhanden wäre, so würde man .einfach die Uhr-
correction vor Abgang vom ersten Ort und bei Rückkehr an denselben ver-
binden, und durch Division mit der Zwischenzeit den mittleren Gang erhalten.
Eine solche Co ns tanz ist aber keinesfalls, selbst bei aller Sorgfalt in der Be-
handlung deT Chronometer anzunehmen. Und wenn wirklich ein Chronometer
diese Annahme rechtfertigte, so dürfte dieselbe darum für ein anderes Chrono
meter noch nicht gemacht werden. W. Struvb hat nun den folgenden Weg
eingeschlagen :
Nennen wir den Abgang von der ersten Station A, die Ankunft au der
zweiten B, den Abgang von der zweiten B\ die Ankunft an dem ersten -Ort
A\ sodass diese Hin- und Herreise als eine vollständige Reise betrachtet wird.
Es seien die betreffenden Zeiten /, /, /", /"', die beobachteten Uhrcorrectionen
<t, kx, k), £t, die Zwischenzeiten t,, p„ t„ sodass mit p, die Zeit des Auf-
enthalts am zweiten Ort gemeint wird, endlich 7t, 7, . . . die mittleren Uhr-
gänge in der Zeiteinheit während das Chronometer sich auf der Reise befindet,
dann ist, wenn wir annehmen, dass der Gang des Chronometers während der
Hin- und Herreise xlt t, derselbe blieb, und wenn mit X die westliche Länge
bezeichnet wird
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Längenbestimmung. 263
cx — kx — X k% — Ct 4- X
*i ~~
woraus
(r, - *x) x, 4- (<-, - *,) Tt
X, +T,
Für die Rechnung kann man diesen Ausdruck noch wesentlich einfacher
machen, wenn man zu den Grössen *a und c% die Differenz kx — kt hinzufügt,
um so den Ruhegang zu eliminiren. Dann hat man die 4 Uhrcorrectionen cx,
kx, kx, ct 4- kx — kt = ct' mit den Zeitintervallen x, und x,. Nennt man jetzt
r = ('t'-<i)^- (<)='» +r,
so ist die Länge
x - (0 - *P
Beispiel. Bei Gelegenheit des Venusdurchganges im Jahre 1874 wurden Längen-
besftmmungen der Beobachtungsstationen auch nach der Methode der Chrono-
meterübertragung ausgeführt, so z. B. wurde die Station Tschifu in China mit
Nagasaki in Japan durch mehrmalige Reisen mit mehreren Chronometern ver-
bunden. Auf einer der Reisen lieferte das Chronometer Nieberg No. 562 folgende
Daten: Abreise von Tschifu December 12, Ankunft in Nagasaki December 18,
Abreise von Nagasaki December 25, Ankunft in Tschifu Januar 2. Darnach ist
/ = Decemb. 12 08 cx = V> 21- 36'72
/» = „ 18-83 *t - 8 55 82 65 7-53
r = „ 25 83 = 8 55 40 18 c3' = 8* 21- 44'*48
/"' = Januar 2 92 = 8 21 52 01
T = 6*25 = 150*-0 t' = 8*09 = 194*1
<Y — cx = +7' 76
_ nn 1500 ntQQ
+7 *76*34TT - + 3 38
(<•) » cx 4- r = 8* 21- 40"10
\ = (c) — kx= — 33- 52"55.
Nun wird aber diese einfache Interpolation in der Regel nicht genau genug
sein, man wird vielmehr suchen müssen, zweite Differenzen zu berücksichtigen,
da der Gang des Chronometers kein so constanter ist. Selbst eine regelmässig
zunehmende Beschleunigung oder Verlangsamung des Ganges wird nur als eine
weitere Annäherung anzusehen sein, bei der man aber in Ermangelung genauer
Gesetze Uber den Gang eines Chronometers, und bei möglichster Inachtnahme
der Symmetrie in den Reisen stehen bleiben kann. Wenn man die Rechnung
so anordnet, dass man nicht beständig von derselben Station ausgeht, sondern
vielmehr abwechselnd von der einen und anderen und so zuerst die zweite
Station zwischen die Beobachtungen an der ersten Station einschliesst, dann
die an der ersten zwischen zwei an der zweiten, so gestaltet sich die Rechnung
nach Struvf. wie folgt:
Nehmen wir vier Beobachtungsepochen /, /, /"' und die zugehörigen
Correctionen cx, kx, cit kt mit den Zwischenzeiten x, x', x", wobei also die
Ruhepausen ausser Betracht bleiben. Wenn nun der Gang ein gleichmässig
beschleunigter oder verzögerter ist, so folgt
cx = cx
kx = cx 4- ax 4- ßx> — X
e% «* cx 4- a (x 4- x') 4- ß (x -+- x')'
kt q + a(t + t' + x") + ?(t + t, + x")» - X.
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Bilden wir nun den Werth von (c), der für die Zeit t, also für ix gültig
wäre, indem wir einfach für diese Zeit zwischen c% und cx interpoliren, so er-
halten wir
Ca — c.
und indem für c% der obige Ausdruck gesetzt wird
(0 = c , + «t -+• ßx (t + t')
und darnach würde die Länge herauskommen
X' = (0 - kx = X -t- ßxx\
sodass die sich so ergebende Länge den Fehler ßxx' enthielte. Wenn wir nun
aber die Ausdrücke berechnen, indem *ir vom zweiten Ort, k, ausgehen und
den ersten, c, einschliessen, so wird sich für (k) durch einfache Interpolation
ewischen kx und kt entsprechend c9 ergeben
« ex + a (t -+- x') -+■ ß (x* + 2 tt' -+- x'« ■+■ x'x") — X,
woraus die Länge
X"-<r,-(*)~X-ßx'x".
Es erleidet also die wahre Länge das eine Mal den Fehler — ßxx', das
andere Mal 4- ßx'x", und wenn wir beide Resultate zusammenfassen, so wird
dann der Fehler
ßT' (x" - t)
sein, der vollkommen verschwindet, wenn die Zwischenzeiten t" und x einander
gleich sind, eine Bedingung, die allerdings schwerlich je strenge erfüllt sein
wird, der man sich aber zu nähern nach Kräften bemüht sein wird, und jedenfalls
sieht man, dass ein solches Vorgehen in der Rechnung den Eiofluss der regel
mässigen Veränderung des täglichen Ganges auf ein Minimum herabdrückt.
Beispiel. Wir setzen obiges Beispiel fort, indem wir von Nagasaki ausgehen
und folgende Angaben zu Grunde legen. Die Abreise von Nagasaki erfolgte
December 25, die Ankunft in Tschifu Januar 2, die Abreise von Tschifu Januar 6,
die Ankunft in Nagasaki Januar 10. Damach ist
/ = Decemb. 25 83 cx = 8* 55"» 40" 18
/ «Januar 292 kx = 8 21 52 01 *, — i, — — 1"19
/"= Januar 6 92 = 8 21 53 20
r = Januar 10 92 c % = 8 55 49*50 c%' = 8* 55- 48"31
t = 194*1 xx = 96*0
— cx= + 8*13 r = -+- 5"44 (c) = 8* 55- 45* 62
X « — 33- 53"61.
Von grosser Wichtigkeit ist nun aber die Berücksichtigung der Gewichte
der einzelnen Reisen. Es ist von vornherein klar, dass wo der Uhrgang von
solcher Bedeutung für das Endresultat ist, die einzelnen Reisen je nach ihrer
Länge, nach den Vorgängen auf derselben, ihrer Art u. s. w. von verschiedener
Genauigkeit und Sicherheit sein werden. Indessen ist es nicht möglich, diese
Genauigkeit durch eine gewisse Gesetzmässigkeit gegen einander auszudrücken.
Immerhin wird die Länge der Reise das Hauptkriterium abgeben, und wenn
man nach obigen Bezeichnungen für die Länge X bei einfacher Interpolation
cx und
x = (o - kx
fand, so liegt die Hauptunsicherheit gerade in dem interpolirten Werth (f).
Struve hat nun bei anderer Gelegenheit gefunden, dass für zwei Pulcowaer
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Längenbcstimmung. 265
Pendeluhren der wahrscheinliche Fehler eines zwischen zwei beobachteten
Werthen der Uhrcorrection interpolirten sich in folgender Weise ergiebt. Es
seien die durch die Beobachtungen gegebenen Uhrcorrectionen u und «' gültig
für die Epochen T, T mit den wahrscheinlichen Fehlern t. Es werde für die
zwischen T und T' liegende Epoche x die Uhrcorrection w gesucht, deren
vom wahrscheinlichen Fehler e herrührender wahrscheinlicher Fehler dann mit
dw bezeichnet wird, während der wahrscheinliche Fehler, der aus den Unregel-
mässigkeiten im Gange der Uhren entsteht d'w, und der gesammte wahrschein-
liche Fehler von w ist. Dann ist, wenn mit t und t' die Zwischenzeiten
x — T und T— x bezeichnet sind
dw = —
d'w = V , 9
-+- T'»)e» t'» CT»
wo dann a eine von abhängige, für die betreffende Uhr zu ermittelnde Con-
stante ist
Wir werden also hier für die berechnete Länge den aus der Unregelmässig-
«xtt'
keit des Uhrganges herrührenden wahrscheinlichen Fehler /= ; und das
t -t- T
Gewicht
x (t +- t"l»
haben, wo x eine willkürliche Constante ist. Nun ist aber hierbei die Zeit der
Ruhe während der Reise ausser Betracht gelassen. Nehmen wir diese Zeit,
die ja die Reisedauer verlängert, mit, so kann man, immer unter Annahme
gleicher Verhältnisse bei den Chronometern und den in Pulcowa untersuchten
Uhren, folgendermaassen verfahren.
Es war
_ (cx — kx) t, -h {c% — Tt
Die in cx — kx und c% — k% bestehenden Ungenauigkeiten werden aus-
gedrückt durch
d\ = ~ k^'C* + — *») t,
und sehen wir die d(cx — kx) und d (ct — k%) als die Unregelmässigkeiten im
Uhrgang in den Zeiten xx und t, an, so finden sich hierfür nach obigem für
Ti -+- p T>
und
V S *' Tt -+- p -h T, '
wo dann p die* Zeit der Ruhe der Chronometer an der zweiten Station zwischen
Ankunft und Abgang daselbst bedeutet. Diese Werthe in d\ eingesetzt kommt :
(t, + (' + t j) (t, -f- t,)
und als Gewicht
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Längenbestimmung.
wo
T = T j + p + t,
und Ä' eine willkürliche Constante ist, welche so zu wählen ist, dass die Ge-
wichte bequeme Werthe ttlr die Rechnung erhalten.
Dieser Ausdruck für das Gewicht hat aber den Nachtheil, auf den Struve
selbst aufmerksam wurde, dass er nämlich bei der Verbindung einer Hin- und
Rückreise von sehr ungleicher Dauer das gleiche Gewicht geben wird, wie für
eine Hin- und Rückreise von gleicher, allerdings beiderseits längerer Dauer.
Da nun die längeren Reisen in der Regel durch stürmisches Wetter auf der
See und entsprechendes Schwanken des Schiffes oder ähnliche Verhältnisse
hervorgerufen werden, so wird die daraus entspringende Unsicherheit im Uhr-
gang kaum genügend durch eine besonders günstige Reise aufgewogen werden
Struve hat daher an Stelle dieses Ausdruckes eine rein empirische Formel ge-
setzt, nämlich „
£< = *
welche noch den Vorzug sehr grosser Einfachheit hat und welche bei der Dis-
kussion der Altona-Pulcowaer Expedition im Allgemeinen die gleichen Gewichte
wie der obige Ausdruck gab, aber dabei solchen besonders extremen Fällen
thatsächlich mehr Rechnung trug.
Bei Gelegenheit einer später wieder von Pulcowa ausgegangenen Expedition
zur Ermittelung der Länge zwischen Pulcowa und Dorpat hat Lindeloef die
Berechnung in anderer Weise behandelt. Er geht davon aus, dass die Aufgabe,
aus einer Reihe Correctionen eines Chronometers, die abwechselnd für zwei
Oerter gegeben sind, die Längendifferenz zwischen beiden zu bestimmen, eigent-
lich eine unbestimmte ist, indem selbst, wenn die Uhrcorrectionen fehlerlos
sind, doch die Länge zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zeitbestimmungen an
beiden verschiedenen Orten mit der Längendifferenz vermischt, oder bei Eli-
mination der Längendifferenz nicht der einzelne Gang, sondern die Summe
zweier aufeinanderfolgender bekannt sind. Es wird daher eine Gleichung
weniger vorhanden sein als Unbekannte, und es bleibt die Aufgabe, die fehlende
Gleichung durch eine möglichst wahrscheinliche Annahme zu ersetzen.
Sei der Längenunterschied / zwischen A und B zu ermitteln, sei eine gerade
Anzahl Reisen gemacht, wobei wie vorher die Correctionen eines Chronometers
cx, kx, k9, c%t &t . . . . abwechselnd in A und B bestimmt sind. Die
Zwischenzeiten zwischen den einzelnen Epochen der Zeitbestimmungen seien
Ti» Pi» Tt» P« • • (wo m^ P • • die Ruhegänge bezeichnet sind), endlich seien
die zu tj, t„ tj . . . gehörigen mittleren Gänge in der Zeiteinheit 7, , 7,, 7,, . .
Man hat also folgendes Schema
Correct.
Zwischen-
Mittl. Gang in
Reise
d. Uhr
teil
der Zeiteinheit
I.
A
'1
B
*i
Tl
Tt
II.
B
*!
Pl
A
Tt
HI.
A
P*
B
Ta
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Längenbestimmu ng.
267
Zwischen den n -+• 1 Unbekannten /, 7^ 7,, 7, . . . bestehen dann folgende
n Bedingungsgleichungen
= ^ - 4, -h t37j
Um nun also hier die passende Gleichung zu ersetzen, verfehlt Lindeloef
wie folgt: Unter Annahme eines constanten Ganges wird aus den Reisen I, II
die Lange berechnet und man erhält dann den Werth
T, T
*-'+^<T.-T,>.
Ebenso geben die Reisen II, III, die III, IV . . . u. s. w.
*.-'-T-^(T.-T.)
u. s. w. Das Mittel aus allen Bestimmungen ist, unter ZufUgung der Gewichte
(/> = / + Tf [>. ^ (T, - T.) - P, ft, " T.) + • •
+ '-,^T^&.-T.-0.].
Nimmt man also (/) = /, so macht man damit den Ausdruck in der Paren-
these = 0 und die Gewichte müssen so bestimmt werden, dass diese Annahme
möglichst erfüllt ist. Nennt man
*i Pi + — Tx
T, p, T, = Tt U. S. W.
und setzt
n — T* T\ n 7» ~ 7» 1* 7»
1 ~ tx + Pl *~ + P, fl» r1 + Pl»
so wird der Ausdruck in der Parenthese
Bei einem gleichförmig accelerirten oder retardirten Gange ist <r, = <j2
s <73 = a»_i. Wenn aber die Beschleunigung gleichförmig zu- oder abnimmt,
so sind bei einer symmetrischen Anordnung der Reisen (d. h. wenn tt = t,
ss Tj und p, = p3 = p, . . .) die Differenzen dieser Grössen constant,
d. h. a, — ax = as — a9 =* aA — «, «= . . . . Darnach wird also die An-
nahme
at at -+■ as 4- . . ■ -+- g, -t- a4 -t- . . . -H g—3
berechtigt sein, da sie bei constanter Beschleunigung ganz genau, bei einer
gleichförmig zu- oder abnehmenden Beschleunigung sehr nahe richtig ist. Dann
aber müssen die Gewichte pv p% . . . sein:
__ T\ — Pi _^ h _ Ti — Pa ^
wo K eine willkürliche Constante ist.
T.T
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268
L&ngenbestimtnung.
Man wird also in der Praxis das Gewicht einer jeden Länge Alf Bx, A„
B« . . . nach der Formel
K{T-_?l
berechnen und unter Berücksichtigung dieser Gewichte das Mittel aus allen A
und das aus allen B nehmen und darnach den Mittelwerth aus beiden, womit
die Länge gegeben ist.
Uebrigens muss erwähnt werden, dass gerade bei der Dorpater Längen-
bestimmung, welche mit 29 Chronometern durch 10 Reisen zwischen Dorpat
und Pulcowa ausgeführt wurde, Struve mit Rücksicht auf die kurze Dauer jeder
einzelnen Reise (im Mittel nur 45 Stunden) ausser der obigen Ableitung nocl,
eine andere Methode anwandte, indem er für jedes Chronometer einen an sich
constanten Gang annahm, der nur durch die Temperatur beeinflusst wurde. Er
ermittelte für jedes Chronometer die Temperaturcoefhcienten und bestimmte so
die Längendifferenz. Es ist auffallend, ein wie verschiedenes Verhalten die
einzelnen Chronometer nach diesen zwei Methoden zeigen. Das Chronometer,
welches nach Struve's Methode das grösste Gewicht hat, steht nach Ltndeloef's
Rechnung an 25. Stelle, ist also dort fast das schlechteste, umgekehrt ein Chrono-
meter, welches nach Lindeloef an 5. Stelle steht, kommt nach Struve erst an
22. u. s. w. Es spricht sich hierin aus, dass ein Chronometer, welches einen
starken Temperaturcoefficienten hat, im übrigen seinen mittleren Gang längere
Zeit beibehält, dass dagegen ein andres einen mit der Zeit stark veränderlichen
Gang hat. Beide Methoden ergänzen sich daher in gewisser Weise. Nach
Lindeloef wird den Gangänderungen mehr Rechnung getragen, aber die
Tempeiatureinflüsse weniger berücksichtigt, welches letztere bei Struve vorzugs-
weise geschieht. Was übrigens das Endresultat, das auf beiden Wegen erhalten
wurde, betrifft, so ist der Unterschied äusserst gering, indem sich im Mittel aus
allen Chronometern und Reisen nach Lindeloef findet 14"" 24'*86, nach Struve
14« 24"90 mit dem wahrscheinlichen Fehler =fc 0* 033.
Die nun folgenden Methoden können sich an erreichbarer Genauigkeit nicht
mit den oben besprochenen messen, indessen ist aus dem Gesagten genugsam
klar geworden, dass jene nur an festen Observatorien oder sonst unter günstigen
Verhältnissen anwendbar sind. Es werden aber oft genug Fälle eintreten, wo
man nur auf geringe instrumenteile Hilfsmittel angewiesen, fern von jeglichem
Anschlussort, Uberhaupt in entlegenen Gegenden auf Reisen die Länge zu er-
mittein hat. Dann ist man fast ausschliesslich auf die Beobachtung des Mondes
angewiesen, der in Folge seiner raschen Bewegung, insbesondere in Rectascension
seinen Ort am Himmel in kurzer Zeit merkbar verändert Kennt man also seinen
Ort für einen bestimmten Zeitpunkt, für den Durchgang durch einen bestimmten
Meridian, und weiss wie viel er sich in einer Stunde oder einem sonst beliebigen
Zeitintervall weiter bewegt, beobachtet man schliesslich seinen Ort beim Durch-
gang durch einen andern unbekannten Meridian, so kann man daraus die Lage
dieses Meridians gegen den bekannten berechnen. Da nun die absoluten Orts-
bestimmungen zu viele unsichere Elemente in sich bergen, so verfährt man in
der Weise, dass man den Rectascensionsunterschied gegen einige bekannte Sterne
ermittelt. In den astronomischen Tafelsammlungen finden sich nun für jeden
Tag vier Sterne angegeben, von denen zwei kurz vor dem Mond, zwei kurz
nach dem Mond culminiren, und deren Deklination im Mittel mit der Deklination
des Mondes an dem betreffenden Tag übereinstimmen. Ist nämlich ft, d' die
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Lingeobestimmung.
*69
wahre Sternzeit der Culmination von Mond und Stern, d. h. sind die beob-
achteten Sternzeiten wegen der bekannten Instrumental- und Uhrfehler verbessert
und sind o, o' die Rectascension von Mond und Stern für den Augenblick des
Monddurchgangs, so ist natürlich die Rectascension des Mondes ausgedrückt
durch die des Sternes und die beobachteten Momente
a = a' -+- ft - »'.
Durch die Gleichheit der Deklination des Mondes und des Mittels der
Sterne werden die Aufstellungsfehler des Instrumentes in nahe gleicher Weise
auf die Durchgangszeilen des Mondes und des Sternmittels wirken, immerhin
ist doch der Fehlerbestimmung grosse Sorgfalt zu widmen, da die durch die
fehlerhafte Aufstellung in der Zeit des Durchgangs verursachte Grösse die Länge
um genau den gleichen Betrag fehlerhaft giebt.
Sind nun an zwei Orten correspondirende Beobachtungen erhalten, so er-
giebt sich die LängendifTerenz zwischen beiden in einfacher Weise. Hat man
nämlich nach obiger Weise die Rectascension des Mondes an beiden Orten er-
halten und bezeichnen wir dieselben mit at, a,, sei X die wahre Längen-
difTerenz und //„ die Variation der Mondrectascension für 1 Stunde in Länge,
während der Mond von dem einen Meridian zum andern geht, so ist
l a» ~ gt
wo dann, wenn a, — a, und //„ in Secunden gegeben sind, X in Stunden und
deren Bruchtheilen erhalten wird. Hier kann nun für Längenunterschiede, die
kleiner als zwei Stunden sind, //0 als constant angenommen werden, wenn man
den Wert für das Mittel der Längen der beiden Orte annimmt. Ist die Längen-
differenz grösser als zwei Stunden, so kann man in der Weise verfahren, dass
man für jeden Ort die beobachtete Rectascension berechnet, dass man dann für
eine genäherte Länge der beiden Orte aus den astronomischen Jahrbüchern die
Rectascension berechnet und die Differenzen der Rectascensionen mit einander
vergleicht. Würde der Ephemeridenort fehlerhaft, aber für die Stunden des
Längenunterschiedes constant fehlerhaft sein, so kommt ein solcher Fehler doch
nicht in Betracht, denn man würde statt der berechneten Rectascension für den
einen Ort statt A, A -f- e (wenn e den Fehler bezeichnet) haben, für den andern
Ort statt AJt At -h e, sodass die Differenz wieder A% — At wäre. Wenn nun
weiter die beobachtete Rectascensionsdifferenz gleich der berechneten ist, so ist,
vorausgesetzt dass die angenommene Länge des einen Ortes nahe richtig ist,
auch die Differenz richtig. Ist dies nicht der Fall, so kann man die Correction
der Längendifferenz AZ erhalten, wie vorher, indem man setzt
*£ = x-
wo dann ^ der Unterschied der beiden Rectascensionsdifferenzen ist, und H die
stündliche Rectascensionsänderung, die der Mitte zwischen den Meridianen des
unbekannten Ortes und dem durch AZ gegebenen entspricht. Strenggenommen
wird man, da AZ noch unbekannt ist, nur eine erste Näherung erhalten, in-
dessen wird bei kleinen Grössen von AZ eine nochmalige Rechnung kaum
nöthig sein. Sonst wird man zuerst für H den zur (genähert bekannten) Länge
des zweiten Ortes gehörigen Werth nach AZ = jj berechnen, daraus dann AZ
genau genug erhalten, um nun H für jene Länge -h £AZ zu berechnen und
damit den definitiven Werth von AZ abzuleiten. Will man AZ in Secunden
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270 Längenbestimmung.
statt nach obigem Ausdruck in Bruchtheilen der Stunde haben, so hat man zu
setzen
Es ist hier zu bemerken, dass stets der eine oder andere Rand des Mondes
beobachtet wird, während in den Ephemeriden die Rectascensionen des Mondes
auf seinen Mittelpunkt bezogen sind. Man muss daher die Culminationszeit des
Mittelpunktes aus der Beobachtung berechnen. Beobachtet man nun den ersten
Rand, so beobachtet man vor der Culmination des Mittelpunktes, man muss
also eine Grösse der beobachteten Zeit hinzufügen, welche gleich der Zeit ist,
die der Mondhalbmesser gebraucht, um durch den Meridian zu gehen. Beob-
achtet man den zweiten Rand, so beobachtet man entsprechend später, und hat
jene Zeit von der beobachteten abzuziehen. Die Zeit aber, welche der Mond-
halbmesser zum Durchgang durch den Meridian gebraucht, ist gleich dem
Stundenwinkel, welcher dem Mondhalbmesser entspricht und für diesen findet
sich ohne Weiteres (aus dem rechtwinkligen sphärischen Dreieck zwischen Pol,
Mondrand im Meridian und geocentrischem Mondmittelpunkt)
sin x = oder t = ^ R sec 8,
COS 6
wo t den Stundenwinkel des Mittelpunkts, R und « den geocentrischen Halb-
messer und die Deklination des Mondes bedeutet und wo der zweite Ausdruck t
unmittelbar in Zeitsecunden giebt.
Wie an anderer Stelle (s. d. Art. Passageninstrument) näher ausgeführt ist,
hat man nun bei der Reduction des im Meridian beobachteten Mondrandes auf
seinen Mittelpunkt zu berücksichtigen, dass die Rectascension des Mondes be-
ständig zunimmt, es ist daher die Zeit, die der Mond gebraucht, um den Stunden-
x
winkel t zu durchlaufen, gleich y— - wo X die Zunahme der Rectascension
in einer Zeitsecunde bedeutet, oder unter Benutzung der in den Jahrbüchern
gegebenen Bewegung für 1 Stunde mittlerer Zeit
0-9972693
= 3600 ht
indem durch 0*9972693 das Verhältniss des Sterntages zum mittleren Tage, und
durch h' die Bewegung in einer mittleren Stunde ausgedrückt wird. Es ändern
sich aber beim Mond auch R und 8 und so hat man die Zeiten, in denen der
Rand des Mondes an den beiden Orten beobachtet wurde um
zu corrigiren, wo das obere oder untere Zeichen zu nehmen ist, je nachdem
der erste oder zweite Rand beobachtet wurde.
Eine Schwierigkeit in der Anwendung dieser sonst so einfachen Methode
liegt darin, dass es nur in relativ seltenen Fällen gelingen wird, dass der Mond
gleichzeitig an den beiden Orten, deren Längendifferenz ermittelt werden soll,
beobachtet werden kann. Wäre die Mondephemeride, wie sie in den Jahr-
büchern gegeben wird, fehlerfrei, so würde man an Stelle der einen Beobachtung
den der Ephemeride entnommenen Mondort, der also für den Meridian der
Ephemeride gilt, setzen können, und erhielte so ohne Weiteres aus der beob-
achteten Mondculmination die Längendifferenz gegen den Meridian des be-
treffenden Jahrbuchs. Es würde dann sogar der wahrscheinliche Fehler des
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Längenbestimmung. 2 7 1
Endresultats erheblich geringer sein, nämlich einfach = e, während er sonst
«= y%* -+- t'» wäre, wo c und t die wahrscheinlichen Fehler der Beobachtungen
an beiden Orten sind. Diese Annahme eines genau richtigen Mondortes ist
aber nach dem Stand der Mondtheorie unzulässig, und kann man die stündliche
Veränderung der Mondrectascension für die bei LängenditTerenzen in Frage
kommenden kurzen Zeitintervalle als richtig annehmen, so kann man das nicht
mit den absoluten Rectascensioncn. Ein geringer Fehler in derselben ruft sehr
erhebliche Fehler in der LängendifTerenz hervor. Peircb hat vorgeschlagen, die
Mondephemeride gleichsam von Fall zu Fall zu corrigiren und zwar in fol-
gender Weise. Die Fehler der Mondtheorie können für jede Lunation in zwei
Glieder zusammengefasst werden, von denen das eine constant, das andere eine
Periode einer halben Lunation hat, und man kann mit genügender Genauigkeit
die Ephemeridencorrection fllr jede Halblunation in die Form
X= A + Bt + C/*
bringen, wo A, B, C Constante sind, die aus den Gesammtbeobachtungen des
Mondes an allen Hauptsternwarten während der betreffenden halben Lunation
zu bestimmen sind, und wo / die Zeit bezeichnet, welche von einer passend
gewählten Epoche in Tagen gezählt wird.
Seien dann
ai» as» «a • • • die Rectascensionen, welche an einer Sternwarte an den Daten
t\> 's» 'j von der angenommenen Epoche aus beobachtet wurden,
«1'» «§' • • • die Rectascensionen, wie sie die Ephemeride für dieselben
Daten giebt,
at — ax\ a, — at', a, — a,', = nlt »j, «, u. s. w.,
dann sind diese «„ «3 die Verbesserungen, welche die Ephemeride an
den betreffenden Daten fordert und daraus entstehen dann die Bedingungs-
gleichungen
A •+- Bty + Ct » — «,= 0
A -+- Btt + Ctf — «a = 0
A -+■ Btt h- C/,* — «, — 0
mit den Endgleichungen der Form
mA + TB •+■ T%C - iV, = 0
TA -+- TtB -\- T^C — iVj = 0
TtA -+- T%B 4- T4C - Nt -= 0
wo m die Zahl der Beobachtungen gleich der Zahl der Bedingungsgleichungcn
ist, T die algebraische Summe aller /, Tt die aller /», T% die aller /*, T4 die
aller /*, N die aller n, Nx, Nt, u. s. w. die der Produkte von n und /, bezw.
n und /*. Aus diesen Gleichungen bestimmen sich dann A, B, C.
Was den Grad der Genauigkeit betrifft, den man mit einer solchen Ver-
besserung der Ephemeride erreicht, gegenüber der Benutzung correspondirender
Beobachtungen, so kann man den wahrscheinlichen Fehler der Längenbestimmung
nach erster Methode auf Grund plausibler Annahmen zu etwa } des wahr-
scheinlichen Fehlers letzterer Methode schätzen; kann man aber correspondirende
Beobachtungen an zwei oder gar drei Sternwarten verwenden, so wird man
darnach ein Resultat erhalten, welches dem der verbesserten Ephemeride min-
destens gleichwerthig ist. Die Sicherheit, die sich überhaupt in der Längen-
bestimmung durch Mondculminationen erreichen lässt, ist aber nicht besonders
gross, und man hat jedenfalls eine sehr beträchtliche Anzahl von Beobachtungen
anzustellen, wenn man den wahrscheinlichen Fehler des Resultats auf eine halbe
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372
I an genbestimmung.
Secunde herabdrücken will. Für die eingehende Behandlung von Mondculmi-
nationen, die zu Längenbestimmungen unter zum Theil selbst ungünstigen Ver-
hältnissen auf Reisen beobachtet wurden, ist das AuwERs'sche Werk über die
deutschen Venusexpeditionen Bd. VI zu vergleichen.
Auf Reisen namentlich kann es sich treffen, dass man auf die exakte Auf-
stellung des Instruments in der Ebene des Meridians verzichten muss, oder dass
man möglichst rasch eine Längenbestimmung ausführen will und nicht die für
die Mondculminationen günstigen Zeiten abwarten kann. Dann führt auch die
Beobachtung in beliebigen Azimuthen zum Ziel. Allerdings wird diese Methode
nur dann zu angenähert genauen Resultaten, wie die Mondculminationen führen,
wenn man in möglichst gleichen und kleinen Azimuthen östlich und westlich
vom Meridian beobachtet, wo also in der Regel auch die Mondculmination
selbst wahrzunehmen ist. Für solche Beobachtungen dient dann das Universal-
instrument und es kann auf die ausführliche Besprechung der Behandlung dieses
Instrumentes in dem betreffenden Artikel verwiesen werden. An dieser Stelle
mag eine kurze Darstellung des Ganges der Beobachtungen genügen.
Auch hier kommt es darauf an, den Mond möglichst genau an andere
Sterne, die auf demselben Parallel sind und als welche am besten auch die
> Mondsterne« benutzt werden, anzuschliessem Man berechnet sich dann Zenitb-
distanz und Azimuth für Mond und Stern für einen passend angenommenen
Zeitpunkt, oder umgekehrt für ein als passend angenommenes Azimuth die
Zenithdistanz und die Zeit aus der Rectascension und Deklination nach be-
kannten Formeln, nämlich, bei üblicher Bezeichnung (vergl. Bd. I pag. 659)
ftlr den Mond für den Stern
/ = r+ Ar- * /^r + dr-«'
tang M — tang 8 sec t fang M' — tang b' sec t'
fang A = cos M fangt eosec(<? — M) tang Ä = cos M' tang t' cosec(tf — M')
tangh = cotang (9 — M) cos A tang h' = cotang (9 — AT) cos A',
wo sin A dasselbe Zeichen hat wie sin t. Hier braucht h nur genähert be-
rechnet zu werden, A dagegen mit aller Schärfe. An die so berechneten Azi-
muthe sind nun die Instrumentalcorrectionen anzubringen, wie sie für das
Universaiinstrument abgeleitet werden, nämlich wenn c und b den Collimations-
fehler und die Neigung der Horizontalaxe in dem an betreffender Stelle ange-
gebenen Sinn bedeuten
zp esee h b tang h,
das obere und untere Zeichen je nach der Kreislage der Beobachtung und h
als Höhe des Mondes bezw. des Sternes genommen. Ferner ist noch zu be-
rücksichtigen, dass man beim Mond stets den Rand beobachtet, man also je
nach der Beobachtung des ersten oder zweiten Randes r sec h (r der geocen-
trische Halbmesser des Mondes) zu addiren bezw. zu subtrahiren hat, dass
endlich hier die Parallaxe nach dem Ausdruck pit (9 — 9') sin 1" sin A' sec h zu
addiren ist. Man würde darnach die Instrumentalazimuthe für Mond und Stern
wie folgt erhalten:
Ax (Mond) = A dt r sec h ■+■ prc (<p — <p') sin 1" sin A' sec h ^ c sec hx^. b tang hx
Ax (Stern) = A' c sec hx qr b' tang hx ',
wo hx und hx die scheinbaren, um Refraction, bezw. auch Parallaxe verbesser-
ten Höhen sind. Aus einer etwaigen Abweichung zwischen beiden Werthen
ist dann die Correction der angenommenen Länge zu ermitteln. Hierbei ist
zunächst die Veränderung zu suchen, welche die Aenderung der Rectascension
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T ,ä ngenbcstimmung.
»73
und Deklination des Mondes (in der Zeiteinheit) auf das Azimuth ausübt, und
dazu hat man die Bd. I, pag. 667 gegebene Differentialformel
dA = cos 3 cos q sec h dt -+- sin q scc h dh
zu benutzen. In derselben ist q, der parallactisr.he Winkel, zu berechnen nach
tang q = tangt sin v sec (i ■+■ v)
tang v = cos t co tang ^p.
Ist dann v und w die Zunahme der Rectascension und Deklination des
Mondes in einer Sternzeitsecunde, AZ der Fehler der Länge, so wird der Aus-
druck für dA
dA =* — cos 4 cos q scc hv A Z -+- sin q scc hwhL,
woraus dann AZ sofort folgt.
Ueber die Genauigkeit der Methode kann man im Allgemeinen annehmen,
dass eine doppelte Beobachtung des Mondazimuths, symmetrisch zu beiden
Seiten des Meridians der einfachen Mondculmination gleich zu achten ist; man
könnte also durch Vermehrung der symmetrischen Mondazimuthe das End-
resultat eines Abends genauer machen als durch Beobachtung der Culmination.
Indessen wird die Einfachheit der Berechnung der Letzteren doch die Veran-
lassung sein, dass man, wo es sich nicht um besondere Fälle, z. B. auf Reisen,
handelt, die Beobachtungen der Culmination vorzieht
In ganz ähnlicher Weise kann man durch die Beobachtung von Mondhöhen
die Länge bestimmen, und zwar durch Bestimmung der absoluten Höhe des
Mondes, wobei aber mit den gewöhnlichen Instrumenten genaue Resultate nicht
zu erwarten sind, oder durch Anschluss an Mondsterne, indem man Mond und
Sterne zur Zeit der gleichen Höhe beobachtet Im Princip ist diese Methode
ganz ähnlich der vorher besprochenen, wo Azimurhe beobachtet werden, es
mag daher genügen, hier nur auf dieselbe hinzuweisen und einige Punkte hervor-
gehoben zu haben. Man berechnet für den Mond unter Annahme nur ge-
näherter Länge nach den in den astronomischen Jahrbüchern gegebenen Oertern,
sowie für den Mondstern (der dem Mond möglichst nahe ist) Zenithdistanz und
(zur Einstellung genähert) Azimuth, und vergleicht die Zeiten, zu denen diese
Zenithdistanz erreicht wurde, mit den berechneten. Nur wenn die Längen-
differenz richtig angenommen wurde, kann die berechnete Zenithdistanz der
beobachteten Zeit entsprechen. Im anderen Falle hat man die Beziehung
zwischen der Veränderung der Zenithdistanz und der Länge abzuleiten. Streng
genommen hängt auch hier die Aenderung der Zenithdistanz nicht allein von
der Länge, sondern auch von den Fehlern der Ephemeride und Beobachtung
selbst ab. Diese von Kaiser herrührende Methode wird mit Vortheil nur in
der Nähe des ersten Verticals und in niederen geographischen Breiten, also in
beschränkten Fällen anzuwenden sein; durch Beobachtung gleicher Höhen zu
beiden Seiten des Meridians werden dabei die Fehler der Ephemeride im
Ganzen eliminirt.
Es muss nun noch einer Methode gedacht werden, die freilich fast aus-
schliesslich auf Reisen und namentlich auf der See, hier aber besonders oft,
angewandt wird, die Methode der Monddistanzen. Das Princip ist, dass man
den Abstand der Sonne oder eines Sterns, Planeten oder Fixsterns vom Mond
misst und dass man aus den Jahrbüchern und Ephemeriden berechnet, für
welchen Zeitpunkt des Nullmeridians dieser Abstand stattfand. Es sind zu
diesem Zweck die Monddistanzen von der Sonne, den Hauptplaneten und einer
Anzahl heller Fixsterne in engen Zeitintervallen in den Ephemeridensammlungen
angegeben. Die Methode ist darnach im Princip auch einfach, erfordert aber
274
Längenbestimmung.
in Wirklichkeit eine zusammengesetzte Berechnung, da die beobachteten schein-
baren Distanzen durch die Refraction und die Parallaxe afficirt sind und diese
Correctionen berechnet werden müssen, dazu tritt dann noch die Berücksichtigung
des Mond- und event. Sonnenhalbmessers, um den auf den Mittelpunkt be-
zogenen Abstand zu erhalten, da man direkt nur die Entfernungen der Ränder
misst. Es haben sich viele Astronomen mit dem Problem beschäftigt, bei dem
es sich vor Allem darum handelt, bequeme Näherungsausdrücke zu erhalten,
die doch im einzelnen Fall die genügende Genauigkeit im Resultat ergeben.
Sei (in leicht herstellbarer Figur) Z das Zenith des Beobachtungsortes, sei
M' der scheinbare, M der wahre Ort des Mondes, S' der scheinbare, S der
wahre Ort der Sonne oder des Sterns, so ist M' S' der Bogen grössten Kreises,
der die scheinbare Distanz des Mondes von der Sonne darstellt, MS die wahre
Distanz. Die Höhenparallaxe wirkt der Refraction entgegen, letztere ist beim
Mond geringer als erstere, bei der Sonne findet das entgegengesetzte statt, es
wird daher der scheinbare Ort des Mondes geringere Höhe, der der Sonne
grössere Höhe haben als der wahre. Es kommt nun darauf an, aus der schein-
baren Monddistanz die wahre herzuleiten. Nennen wir dafür
ZM =90-/4 ZM' = 90-/4'
ZS = 90 - H ZS' - 90 — ff.
Zuerst mag die Erde als kugelförmig angesehen werden, sodass M und S
auf der Ebene des betreffenden Vertikalkreises, auf ZM1 und ZS* liegen. Es
kann dann auch der Winkel MZS = M' ZS' gesetzt werden. Nennen wir ferner
M'S' = d die gemessene Distanz zwischen den Mittelpunkten beider Objecte,
und MS sa d die wahre, die berechnet werden soll. Aus den Dreiecken ZMS
und ZM'S? folgt dann
cos d = sin h sin ff 4- cos h cos H cos MZS
cos <t = sin h'sin ff' 4- cos h' cos ff ' cos MZS
oder für
cos MZS = 2 cos* i MZS — 1
gesetzt
cos d = — cos (h 4- ff) 4- 2 cos* \ MZS cos h cos ff
cosd'=— cos {h' -+• ff') 4- 2 cos* \ MZS cos h cos ff',
woraus
cos d cos {h + ff) _ cosd + cos{h' -h H')
cos h cos ff cos h' cos ff
Wird d1 -+- h' 4- ff1 = 2f gesetzt, so ist
cosa" + cos(AJ+ ff')=2cosW 4-/4' -+- ff)cos\[d' - (h' 4- ff)] = 2cos s cos(s - d'),
woraus
cos* \{h 4- ff) — sin* \d cos s cos(s — d')
cos h cos ff cos h' cos ff'
oder
sin* \d= cos*±{h 4- ff)- ellv^jp <°* * «>* (* - <0,
welcher Ausdruck die Grundformel ist, die nun in verschiedenster Weise um-
geformt worden ist. Zunächst kann man, da die linke Seite stets positiv und
folglich auf der rechten Seite das zweite Glied kleiner als das erste sein muss,
einen Hilfswinkel M in der Weise einführen, dass
... 1 i/ cos h cos ff
stn M = . . , , r,, y r, tt, cos s cos (s — d')
cos 4 (A 4- ff) ' cos h cos ff v '
ist, dann wird
sin \d=cos\{fi + ff) cos M
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Längcnbestimmung.
275
eine schon von Borda gegebene und durchaus bequeme Formel. Indessen ist
die Genauigkeit sehr von der Grösse der Distanz und der Summe der Höhen
abhängig. Wird die Distanz und die Summe der Höhen klein, so rückt der
Winkel M nahe an 90° und der Uebergang vom Sinus auf den Cosinus wird
unsicher. Wenn z B. die Summe der Höhen •= 20° und die Distanz = 5°, so
wird eine mit sieben Decimalstellen geführte Rechnung noch ganz unsicher
werden. Encke hat dieser BoRDA'schen Formel eine etwas andere Gestalt ge-
geben, indem er einen Winkel C derart bestimmt, dass
c = ^r^sj' cos * & + + d^0S w + - <n
ist, woraus dann
sin*\d = cos \(h + ff + C) cos \{h -H ff — C)
wird. Aber auch hier ist wenig gewonnen. Ganz erheblich einfacher ergiebt
sich die Rechnung, wenn man zwei Fälle von einander trennt, wo die Distanz
nämlich kleiner als 90° und grösser als 90° ist In ersterem Falle, wo die
Distanz kleiner als 90° ist, wird gesetzt
'cZkZIt w + *-*•> w - (* - = <•
und
sin{{h -ff)
so ist
sin
tangy.,
sin \{h — ff) c
* — sin |t = cos (i
Im anderen Fall, wo die Distanz grösser als 90° ist, wird dagegen gesetzt
ZhUos% £0S W + *' + <0 <« H*r + d') = c'%
und
so ist
. sini(n + ff) c'
cos \ d = —. — -, = -, •
2 sin ji' cos ja'
In beiden Ausdrücken geht man von tangy. und tangy! auf den Sinus oder
Cosinus der Winkel über, wählt also für sin \d oder cos \d die erste, bezw.
zweite Formel, je nachdem ji und \i grösser oder kleiner als 45° sind. Die
Winkel ja, ji' selbst werden nicht gebraucht. Wenn auch diese Umformung
die grösste Schärfe in der Rechnung gestattet, so ist es doch stets unbequem
Fälle unterscheiden zu müssen, und besonders bei dem am ersten in Betracht
kommenden Zweck die Länge zur See zu ermitteln. Bremiker hat daher eine
andere Umformung gegeben, die ebenfalls ausreichende Schärfe der Rechnung
gewährt und dabei höchst einfach ist, sodass selbst fünfstellige Rechnung genügt.
Man kann die Grundgleichung auch so schreiben:
cos h cos ff
ros d = cos (h — ff) h r, jti \cos d' — cos (h* — IT)].
v ' cos h cos ff ^ v /J
Setzt man hier den Faktor
cos h cos ff 1
cos ti cos fT =C'
so wird C in den meisten Fällen grösser als 1 sein. Nur wenn die Höhe der
Sonne sehr gering und zugleich die Höhe des Mondes sehr gross ist, wird
18*
276 Längenbestimmung.
C< 1 sein, z. B. wenn //= 2° und h über 70° ist. Ist also C> 1, so kann
man setzen
— ^r- = cos d' und — ^ — ■» Z>'
und erhält, wenn H — h = d und /**'—*' = </•» gesetzt wird
<w Z?" — <w Z?' = cos d' — <w rf".
Wird nun hier die Differenz der Cosinus durch die Produkte der Sinus der
halben Summen und Differenzen ersetzt und als einzige Näherung der Bogen
statt des Sinus der kleinen Bögen genommen, so ist
/>»' _ ZT - M» d") O
Hier kann schliesslich mit seltenen, im Laufe der Rechnung leicht kenntlichen
Ausnahmen sin \ (£>' -+- D) statt sin \ (/?' Z?") genommen werden. Setzt man
dann noch D" — Z?' = *, so ist
und D' + z gleich der reducirten Distanz. Sollte aber Z>' von Z?" erheblich
abweichen, so muss die letzte Rechnung wiederholt werden, indem mit dem
zuerst gefundenen Werth von D nochmals z berechnet wird.
Es kommt nun aber bei der Berechnung der Monddistanzen in Betracht,
dass man nicht vom Erdmittelpunkt aus beobachtet, dass die Höhen durch die
Refraction beeinflusst sind, dass die Ränder der Mond- evenL Sonnenscheibe
zur Berührung gebracht werden und dass endlich die Scheiben der Gestirne
durch die Refraction eine Verzerrung erleiden. Hieraus ergeben sich folgende
noch anzubringende Correctionen.
1) Parallaxe. Für die Sonne hat man einfach p — ic cos h zu rechnen, wo
w die mittlere Aequatoreal-Horizontalparallaxe der Sonne ist. Für den Mond hat
man dagegen
cos (* — *')., v
p smt tost Sm (* ~~ ^
tangp' = tang(z' - z) =
cos (9 — © ) .
r r COSf v "
wo
ta"*l = cosW-A) ~ »>
ist, oder genähert
7 = cos A (« — 9')
und
tnmtr v _ //?#, er (,> * _ 9sinpsi*[* — to- j)cosA\
worin die Bezeichnungen bekannte Bedeutung haben, nämlich p der Erdradius
Mir den Beobachtungsort, 9 die geographische, 9' die geocentrische Breite des
Ortes, A das Azimuth (bezw. wahres und scheinbares), z die Zenithdistanz (wahre
und scheinbare), p die Aequatoreal-Horizontalparallaxe des Mondes.
2) Refraction. Man sucht für die mit der Parallaxe behaftete Höhe die
Refraction mit Rücksicht auf die meteorologischen Instrumente, bringt dieselbe
an und hat damit die scheinbaren Höhen der Gestirne. Da man aber für die
Berechnung der Refraction schon die scheinbare Höhe haben muss, so ist diese
Rechnung doppelt zu führen. Um überhaupt die Höhe zu erhalten, wird sie
auf der See vor und nach der Beobachtung der Monddistanz direkt beobachtet
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a77
Sicherer ist jedoch, sie nach den Bd. I, pag. 659 gegebenen Formeln aus /, &, ?
flir die Zeit der Beobachtung unter Annahme einer genäherten Länge zu be-
rechnen.
3) Distanz der Mittelpunkte. Da man nicht die Mittelpunkte, sondern die
Ränder beobachtet, so muss man daher noch die Summe der scheinbaren
Halbmesser addiren oder subtrahiren, je nachdem man die näheren oder ent-
fernteren Ränder nimmt Nun ist aber der Mondhalbmesser durch die Parallaxe
vergrössert und zwar ist der vergrösserte Halbmesser
wo A, A' die Entfernung des Mondmittelpunktes vom Erdmittelpunkt bezw.
dem Beobachtungsort auf der Erdoberfläche ist, und da
A' sin p' =« p sin (* — /')
A' f«/'ss4-p cos (s — p'),
so ist
A' = A cos p' — p cos (s — p') cos p' -+- p sin (« — p*) sin p' A cos p' — p cos z
A cos / = p cos % -+- A'
A p
^ = sec p' -+- ^ cos s sec p' = 1 -+- p sin h,
also
r1 = r (1 •+- p sin A),
wo p die Horizontalparallaxe ist.
Die Refraction verkürzt den Verticaldurchmesser, während der horizontale
derselbe bleibt. Diese Verkürzung, die die Scheibe in eine Ellipse verwandelt,
lässt sich aus der Refraction finden. Ist * der Winkel, den die Richtung der
Distanz mit dem durch das eine Gestirn gehenden Verticalkreis macht, h' die
Höhe des anderen Gestirns, A die Distanz beider, so ist
sin 1c sin A = cos h' sin (A' — A),
cos h' sin {Ä — A)
sin ,
"** = -TA
sin K = sin h cos A -+- cos h sin A cos it,
sin h' — sin h cos A
COS TZ
cos h sin A
woraus
und da
so ist
mithin
1 1 sin (A + ^) — sin h' _ cos\(k ■+ h -\- A') sin } (A h — h')
fang i« - s.n (Ä _ q + - siH^^ + Är _ A) (/4 + A, _ d) •
Setzen wir dann in der Gleichung der Ellipse x = r sin n und y = r cos ic,
so haben wir
r> «Vi» ic 4- r* a» <w» it = a» b*
daraus
,
l/
Y cos* 1t ^ xm* tt
Zur Erleichterung der Rechnung giebt es auch hierfür in den nautischen und
anderen Tafelsammlungen Hilfstafeln.
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278
Mechanik des Himmels. 1.
Es ist nun noch zu beachten, dass in der ersten Entwicklung die Erde als
kugelförmig angesehen wurde, was aber nicht der Fall ist, in Folge dessen ist
der Winkel MZS nicht gleich dem Winkel M' ZS\ denn die Parallaxe wirkt auf
das Azimuth, sodass der Unterschied der scheinbaren Azimuthe des Mondes und
der Sonne nicht gleich dem Unterschied der wahren Azimuthe der beiden
Gestirne ist. Wir haben daher, wenn wir mit die Aenderung des Azimuthes
des Mondes durch die Parallaxe bezeichnen,
9sin/>sin(y - 9')
tang{Ä -A)= -
p sin p sin (9 — 9') cos A
sin z
oder
. . p sin p sin (9 — 9') sin A
cos h
wo h die wahre Höhe bedeutet; statt des Winkels MZS haben wir dann in
der ersten Formel, pag. 274, MZS — &A zu setzen. Differenziren wir
cos d = sin h sin H -h cos h cos H cos MZS,
so giebt dies
. . cosHcos h sinMZS . ,
A d = .- , - — — A A
sin a
p sin p sin (9 — 9') sin A cos II sinMZS
sin d
ein Ausdruck, der aber gewöhnlich = 0 ist.
In Betreff der Verwendung der Sonnenfinsternisse und verwandter Er-
scheinungen zur Längenbestimmung kann auf den Art. Finsternisse um so eher
verwiesen werden, als diese Erscheinungen ja doch zu den seltenen gehören
und ihre Benutzung für vorliegende Zwecke daher eine beschränkte bleibt.
Valentinkr.
Mechanik des Himmels.
1. Allgemeine Begriffe. Obzwar in der »Allgemeinen Einleitung in die
Astronomiec im wesentlichen ein kurzer historischer Abriss gegeben wurde, so
wurden doch auch, wenigstens im Princip, die Hauptfragen, welche die wissen-
schaftliche Astronomie der Gegenwart beschäftigen, berührt. Seitdem am Ende
des vorigen Jahrhunderts Newton das Gesetz der allgemeinen Gravitation auf-
stellte, ist es die Aufgabe der theoretischen Astronomie geworden, alle Bewegungs-
erscheinungen, welche die Himmelskörper dem Beobachter darbieten, aus diesem
Gesetze einheitlich abzuleiten und in jenen Fällen, wo nach sorgfältiger Berück-
sichtigung aller Umstände eine Uebereinstimmung mit den Beobachtungen nicht
zu erzielen ist, jene accessorischen Ursachen zu suchen, welche die beobachteten
Wirkungen zu erklären ermöglichen: Die theoretische Astronomie wurde
Mechanik des Himmels.
Die allgemeine Gravitation sowie auch alle anderen eventuell auftretenden
Bewegungsursachen werden unter dem Begriffe der Kraft subsumirt. Die Natur,
das Wesen der Kraft bleibt dabei völlig gleichgültig. Ganz unwesentlich ist es,
ob man sich die Anziehung als eine »natürliche Verwandtschaft«, als einen
»Willen« oder in irgend welcher Form vorstellen wolle, oder ob man sich eine
»unvermittelte Anziehung« Uberhaupt nicht denken könne: wesentlich ist nur
das Wirkungsgesetz, der mathematische Ausdruck, d. h. das Verhältniss
der Wirkungen für verschiedene gegebene F,!cmentarztist;indc.
Mechanik des Himmels. I.
2 70
Die der Erfahrung entnommenen Elemente, welche einen Zustand mechanisch
bestimmen, sind zunächst die Massen der aufeinander wirkenden Körper, ihre
Entfernungen von einander und die Richtungen ihrer Verbindungslinien.
Die Masse eines Körpers kann nur aus der Wirkung selbst durch die Er-
fahrung erschlossen werden; man sagt, die Masse eines Körpers ist die doppelte,
dreifache . . . »fache, wenn ihre Wirkung (z. B. die bei einem und demselben
zweiten Körper erzeugte Geschwindigkeit oder Beschleunigung) die doppelte,
dreifache ...» fache ist Sind in verschiedenen Fällen gleiche Massen in ver-
schiedenen Räumen enthalten, so sagt man, die Körper haben verschiedene
Dichten, und nennt Dichte das Verhältniss der Masse zum Volumen. Das
Wesen der die Räume ausfüllenden Massen, die Materie, bleibt uns dabei
ebenso verborgen, wie die Kraft, und es ist vom philosophischen Standpunkte
eine Inconsequenz, von der Unvorstellbarkeit einer »Wirkung in die Ferne« zu
sprechen, wenn man nicht ebensowohl von der Unvorstellbarkeit »verschieden
dichter Massen« spricht
Eine nothwendige Folge der gemachten Annahme ist die Proportionalität
der Kraft mit der Masse1).
Weitere Erfahrungselemente sind: das Gesetz der Trägheit, das Gesetz von
der Zusammensetzung der Bewegungen, Geschwindigkeiten und Kräfte nach dem
Bewegungs-, Geschwindigkeits- und Kräfteparallelogramme, und das
Gesetz der Gleichheit von Wirkung und Gegenwirkung').
Die Intensität der Kraft wird gemessen durch die erzeugte Bewegung: Ge-
schwindigkeit oder Beschleunigung, und ist dieser proportional. Da andererseits
die erzeugte Beschleunigung g (bei continuirlichen Kräften) verkehrt proportional
der bewegten Masse m ist, so wird
e = £m oder mJT> = cF-
Kennt man das Gesetz, nach welchem sich die Kraft Rändert in analytischer
Form, so wird man die Bewegung der Masse m durch analytische Operationen
verfolgen d. h. die Bewegung beschreiben können.
Hat man es mit der Anziehung zweier Massen zu thun, so wird P pro-
portional den beiden wirkenden Massen M und m, und überdies eine Function
der Entfernung sein, also
P=> Mm/(r) 't
für den Fall des NEwroN'schen Attractionsgesetzes ist die Intensität der Kraft
bestimmt durch
/(') = ^ •
Die Richtung der Kraft fällt erfahrungsgemäss (s. I. Rand, pa^. 100) mit der
Richtung der Verbindungslinie der wirkenden Massen zusammen, und unter
') Das« auch Entfernung und Richtung Erfahrungselementc sind, mag nur beiläufig
erwähnt werden. Zu Grunde gelegt muss nach unserer Erfahrung der Eucuo'sche Raum werden
in dem tieb durch jeden Punkt zu einer gegebenen Geraden nur eine sie nicht schneidende Gerade
legen lässt, und in welchem Strecken ohne Grössenänderungen verschoben weiden können. Die
Beweise für das Kräfteparallelogramm sind ebenso Scheinbeweise wie diejenigen ftlr die Winkel-
summe des Dreiecks.
*) Der Vollständigkeit halber mag erwähnt werden, dass der in philosophischen Schriften
öfter wiederkehrende Einwurf gegen die Möglichkeit einer »Wechselwirkung« nur auf eine
falsche Deutung des Wortes zurückzuführen ist, indem es sich dabei nicht um eine »ab-
wechselnde«, sondern um »Simultanwirkungen« der Massen auf einander handelt.
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2&0
Mechanik des Himmels. 1. 9.
diesen Voraussetzungen sind nun die aus der gegenseitigen Wirkung aller Himmels-
körper1) auftretenden Erscheinungen zu erklären.
Die Erscheinungen selbst sind nun doppelter Natur:
1) Translationserscheinungen: Die Ortsveränderungen der Gestirne gegen-
einander, bei deren Untersuchung dieselben im allgemeinen als Massenpunkte
angenommen werden.
2) Rotationserscheinungen: Die Drehung der Gestirne um Axen, bei deren
Untersuchung auf individuelle Eigentümlichkeiten des untersuchten Objektes
Rücksicht genommen werden muss.
2. Orthogonale Transformation. Um im Folgenden den Gang der
Entwickelungen nicht zu unterbrechen, mögen vorerst einige allgemeine, immer
wieder verwandte Beziehungen angeführt werden.
Seien die Coordinaten eines Punktes im Räume, bezogen auf ein recht-
winkliges Axensystem x, y, z\ die Coordinaten desselben Punktes bezogen auf
ein anderes, ebenfalls rechtwinkliges Axensystem x', y', z', so bestehen zwischen
diesen Coordinaten die Beziehungen:
x = <txx -\- ßty H- 7j g' x' = <*! x -+- aty -t- a, z
>««t«, + P^,+ 7t*' 0) y = ßi*-f-M-+-ßs« (2)
z = azx' t- ß,/ •+■ 7s*'- *' = 7i* "t- W 7a*-
Die dabei auftretenden Coefficienten a,, a2, . . . 7, sind die Richtungs-
cosinus der Axen des einen Systems bezogen auf diejenige des anderen, und
zwar sind ax, ß,, 7, die Cosinus der Winkel, welche die X*-, V-, iT-Axe mit der
Jf-Axe einschliessen ; ov, ßa, 7» die Cosinus der Winkel mit der K-Axe; a,, ß>, 7S
die Cosinus der Winkel mit der Z-Axe. Von diesen neun Richtungscosinus
sind natürlich nur drei von einander unabhängig, es müssen daher Bedingungs-
gleichungen zwischen denselben bestehen. Aus der grossen Menge der Relationen,
welche im folgenden angeführt werden, sind aber nur sechs von einander
unabhängig.
Man hat zunächst für die Determinante der Coefficienten
*i ßi 7i I = 1-
a ßa 7a (3)
aa ßa 7a I
Eine Substitution (1) oder (2), ftlr welche die Determinante der Substitutions-
coefficienten gleich der Einheit ist, nennt man eine orthogonale Substitution.
Für diese bestehen die Beziehungen:
«i* 1- «i + «»* = 1 «i* ßi9 + 7i* = 1
ß.' + ßa* + ßa4 = 1 (4) + M + (o)
ti9 + 7,' + 7,8 = 1 + ßa* + 7.' - 1
«1 ßi + «aßa «aß» = 0 «,«* + ßißa + 7j7a = 0
ßi7» +ß>7SH-ßa7a =0 (6) «1 «a + ßi ßa + 7,7a = 0 (7)
«i7i H~ «a7a «a7a = 0 aaaa + ßißs + 7a7a = 0
ai = ßi7a — ßa7a «a = ßa7i — ßi7a «a = ßi 7a — ßa7,
ßi = 7a«a-7a«a (») ßa = 7a «1 — 7i «a (9) ßa = 7,«t-7a«, (10)
7i=«aßa~ «aßa 7a = aaßi — °ißa 7a = «lßa- aaßi-
') Unter dem Ausdruck Körper ist dabei eine auf einen endlichen Raum vertheilte oder
auch in einem Punkte Concentrin gedachte Masse zu verstehen, ohne dass hiermit irgend welche
metaphysische Voraussetzungen zu verbinden wären.
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Mechanik des Himmel». 2. 481
In den Untersuchungen Uber die Bewegungen der Körper kommt es wieder-
lt vor, dass man eines der beiden Axensysteme beweglich annimmt; dann
irden die sämmtlichen neun Coeftkienten als mit der Zeit / veränderlich anzusehen
n, und man erhält aus (4):
da. da9 da..
+ ou
Setzt man nun
Tl dt dt ^ 7* dt "
da. . t/a« w </oc.
ergiebt sich aus (6):
*ßi „ <*ß>
**~di + *'-dt
l> <//
*r*a, </a8 </a8
7» "77 + "77 + * 77 = ~ *'
Die drei Gruppen (11), (12), (13) liefern durch entsprechende Combination l)
d7i
dt
dt
= 7,/>
—
~7t?
d"\\
dt
= «»?-ßs/>
*/ß .j
Ii
= 7,/>
-a,r
dt =
dtt
dt
dt
rf7 = ß«'
-7«f
(M)
Bildet man hieraus die links in (15) angegebenen Summen von Produkten,
> erhält man:
d*\ i$\ d*i dh. , da* d$s _ A_
<// <r7 <// ^ <// dt - ~pq
d*x dix da, d^ </as
-^~di'ir'di~di + -di~dt=-f,r (15>
<// <r7 "W/ dt ^ dt dt qr'
Setzt man ferner
ffl+ ffl-
o erhält man aus (11) durch Differentiation:
• — — — -
') Multiplicirt man r. B. die dritte Gleichung in (ü) mit die rweite in (Cv in 1 ...
ie dritte in (11) mit y, und addirt, so folgt die erste Gleichung von (14)
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ig* Mechanik des Himmels.
a, ,,. 4- a
rf'ß. </»ß,
~dfl =-A« (17)
^7 ^T ^ _ _ A
Die Differentiation der Ausdrücke (12), (13) liefert mit Berücksichtigung von (15):
rf»P1^P1^ß1_ dr
*» rf/i + a» */» "*" «» dt* ~di+pq
P» Tö + ß> + ß» 77*" = ~ Tt + qr
d*ax d*a9 d%al dq
T» ~W + 7» + T« 77»~ = - Tt + 'r
^a, ^a, ,/»«, <*> <18>
^»p, <**ßf ^ß. <r>
3 füll + a *I» -l. « *I« = . Ö , ,
Endlich erhält man aus (14):
Sir + <iir + rw = 0
und aus (16), wenn man die Werthe der Differentialquotienten aus (14) einführt:
At = + r» A9 = r» -+- />2 A, = /»* -+- (20)
Seien die Schnittpunkte der sechs Axen mit einer aus dem Coordinatenanfangs-
punkt als Mittelpunkt beschriebenen Kugel X, Y, Z, X', Y\ Z', (Fig. 270), sei
der Schnittpunkt der Bögen XY, X ' Y' in ß, so wird die Lage des zweiten
Axensystems bestimmt durch den Abstand X& = durch den Neigungswinkel i
der beiden Ebenen und den Abstand ftJT = a». Nun ist
at = cos XX' ß, = cos XY' t\ = cos XZ*
a, _ cos YX' ß, = cos YY' 7> = cos YZ'
as = cos ZX' ß, = cos ZY' 7, = cos ZZ'.
Man findet nun leicht aus den sphärischen Dreiecken, von denen zwei Ecken
in den Endpunkten der Axen, die dritte immer in ist, sofort die Formeln:
a, = -+- cos & cos m — sin & sin m cos i
ßt = — cos & sin co — sin ß cos cd cos i
7i = 4- sin & sin i
Oj = -f- x/'« Q, cos a> -t- cos fosinw cos i
ß, = — sin & sin a> -+- cos ß <w tu cos i (21)
7s = — a>x & «« »
o3 = ■+■ sin tu xi« 1
ß, * -+- cos tu sin i
7, = -H w 1,
durch deren Differentiation sich die Folgenden ergeben:
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Mechanik de» Himmels. 5.
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284
Mechanik des Himmels. 8. 3.
Da die Cosinus der Neigungswinkel der Flächennormale der X'- K-Ebene
gegen die X-, Y-, Z-Axe, bezw. fx, y>i T> sind, so wird die Projection eines
in der X'-, K'-Ebene gelegenen Flächenstückes / auf die drei Ebenen der X-Y,
Y-Z und Z-X sein:
/?* = Tt/ = /sin i sin (25)
/xt = 7j/ = ~-/sinicos&
I. Abschnitt Die Translationsbewegungen.
3. Kräftefunction. Die Dimensionen der betrachteten Himmelskörper
sind gegenüber den von denselben beschriebenen Bahnen so klein, dass die-
selben zunächst als verschwindend angesehen werden können, d. h. dass man
sich auf die Betrachtung der Bewegungen von Massenpunkten beschränken
kann1). Seien demnach ganz allgemein n Massenpunkte gegeben, die sich
gegenseitig mit Kräften anziehen, welche proportional ihren Massen und einer
gewissen Function /(r) der Entfernung sind. Diese in verschiedenen Richtungen
wirkenden Kräfte müssen, um vereinigt werden zu können, in drei auf einander
senkrechte Richtungen zerlegt werden. Die Anziehung, welche ein Massenpunkt
m mit den rechtwinkligen Coordinaten xy, yx, zx von einem andern Massen-
punkte <Wj erfährt, dessen Coordinaten xt, yt, ss sind, wird ntlmtf(rl9) sein,
wenn rx , die Entfernung der beiden .Massenpunkte bezeichnet. Da die Cosinus
der Winkel, welche die Richtung rx , mit den drei Axen bilden, — 1 ,
— — , — — sind, so werden die drei Componenten der Anziehung
Zerlegt man in derselben Weise die Componenten der Anziehung der
übrigen Massenpunkte mit m4, . . . und summirt die sämmtlichen in derselben
Richtung wirkenden Componenten, so erhält man in der Richtung der X-Axe
die Kraft
Xt = Mxm%/{rx%)*%~ *x -+- mx i*t/(rll)X%~~*1 ■+■ . . . . ,
daher in kürzerer Form die drei Componenten:
Xx = mx^mx /(ru) ; Yx = mx^mx/(ru) ;
zi — /(ri0
cd
t = 2, 3, . . . . n.
') Die Berücksichtigung der Abweichungen von diesem Umstände folgt später in tt
und 81.
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Mechanik de« Himmel». 3. 285
Achnliche Ausdrücke erhält man itlr die Componenten der auf die Massen
unkte «„ m, wirkenden Kräfte, und allgemein für den Massenpunkt m.
Xp = m£ mj(r,0 ; Y> = Ml/M
»
2 * (2)
i*l,2,.... n1),
jobei
rx ,» = r„ ,» =* (*, — (y, - + (*• ~ **)'•
Zwischen diesen Kräften bestehen einige allgemeine Beziehungen. Man hat
S*-o; 2y-=°; S^=°' w
1
lenn ein von r„ abhängiges Glied kann nur in Xx und X, enthalten sein») und
st in ersteren mxmxf(rxx) — -, in letzterem 0**»it/(rs») — -, deren Summe
'erschwindet. Weiter ist
£(xxVx - ytXt) = 0; 2(KlÄ, - z,*) = 0; JJz.*- ~ 0
Sucht man zum Beweise der ersten Formel wieder die von rxx abhängigen
Glieder, so findet man:
*nitn1J{rxx) *' yx — mxmx/{rxx) >l xx -r-
H- **xmJ(rK%)Xl~~ *- yx — mxmx/{rxx) * xx
also gleich Null.
Sei
-f/{r)dr=F(r) (*)
und bildet man die Function
£7= 2 mlmxF(riX)= mx m% F{rxi)-\- mv mt F(rx ,)-+- + mtmmF(rim)
+ m%m%F(rit)+ mtMnF{r%j ^
-\-mn_\mnF{rH_\s m),
so lassen sich die drei Componenten X/t Yp, Zp als die partiellen Diflerential-
quotienten dieser Function U nach den zugehörigen Variabein J> darstellen;
Für die Differentiation nach xA kommen nur jene Glieder von U in Betracht,
die von r/t abhängen, also ein Theil m,U>, wenn
Up=mx F(rlp)-h m,F(r2P) -+- . . . -+- mnF{rHf). (8)
Da aber
dJV>*) _ cF{rpx) drpx =__ f, xp-xx
dx, ~ drpx dx, rpx
') Eigentlich wäre c=/ austuschliessen ; man sieht aber leicht, dass die auf t = p be-
tüglicben Ausdrücke verschwinden.
*) Wo gans ahnliche Bettachtungen für alle drei Coordinaten gelten, wird KUrxc n -t
nur eine erwähnt
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Mechanik de« Himmels. 3. 4. 5.
ist, so sind die Beziehungen (7) unmittelbar ersichtlich. Die Function U nennt
man die Kräftefunction, Potentialfunction, oder das Potential1).
Die Translationsbewegungen der n Massenpunkte mltmt, . . . mH werden nun
nach (1) durch die Gleichungen bestimmt:
d'x, d*xp dU
d%yP d*y* dU ....
m> ~dfi- = V> W üder m>~d^ = Jy] ( 10>
d*zp d**,, _ cU
m> dt* m>~dT*~-~J7/
Durch die Integration dieser Differentialgleichungen gelangt man zur Kennt-
niss der Werthe von jt>, yh tp als Functionen der Zeit. Die 3« Differential-
gleichungen zweiter Ordnung fuhren vollständig integrirt auf 6« allgemeine In-
tegrale (3/* Coordinaten und 3» Geschwindigkeiten); aber die Ausführung dieser
Integrationen stösst auf zur Zeit noch unüberwindliche Schwierigkeiten, und es
ist bisher nur gelungen, zehn Integrale in geschlossener Form anzugeben, während
die 6»— 10 übrigen nur in einigen wenigen speziellen Fällen bestimmt werden
konnten.
4. Bewegung des Schwerpunktes. Die Coordinaten \t »j, C des Schwer-
punktes des gegebenen Systemes von n Massenpunkten sind bekanntlich bestimmt
durch die Gleichungen:
2«, = M; MX — 1tn,x,\ Mt\ = lm^\ MX = 2w,*„
Durch zweimalige Differentiation folgt
Mä* = £m' TPr - 2 x •'■ M 77* ~ 2 y" M7P = ZZ"
folglich mit Rücksicht auf die Beziehung 3. 3«)
d*l d*l
Mdt* = 0> MdtT = 0> MdT>=°- &
Diese Gleichungen geben integrirt:
Tt = *>'> Tt = b^ dl = C* «
S = *,/-+- a,; n = ölt + di\ i = ext + c%. (3)
Die sechs Integrale (2), (3) geben den Satz, dass der Schwerpunkt des
Systemes in einer geradlinigen, gleichförmigen Bewegung begriffen
ist. (Princip der Erhaltung der Bewegung des Schwerpunktes.)
5. Princip der Flächen. Drei weitere Integrale erhält man auf folgende
Art: Multiplicirt man die die Bewegung des Massenpunktes mx bestimmenden
') Sehr häufig findet man den Namen Potential nur für den Fall angewendet, dass das
Kraftgesetz das NEWTON'sche Attractionsgcscti ist, doch spricht man auch von logarithmischem
Potential u. s. w. Auch findet man mitunter das Potential als Werth der Potentialfunction für
die Masseneinbeit, d. b. ohne einen von der Masse abhängigen Faktor, doch spricht man hin-
wieder auch von einem Potential auf die Masseneinheit u. s. w. Nach der obigen Darstellung
tritt das Potential als eine blosse Function der Entfernung auf; doch können immerhin auch
die Coordinaten selbst eintreten, nur muss es dann, wie zu sehen, die Invarianteneigenschaft
besitzen, d. h. der Ausdruck für das Potential darf durch eine orthogonale Substitution seine
Form nicht Indern.
') Kurze halber wird im Folgenden stets durch die beiden Ziffern die Nummer des Para-
graphen und der Formel angegeben; es bedeutet also z. B. 8. 9: Paragraph 3, Formel 9.
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Mechanik des Himmels. 5.
287
Gleichungen der Reihe nach mit: \) — yiP 4-*,, 0; 2)0, — 4-
3) -h *„ 0, — *t, und addirt die für die einzelnen Massenpunkte erhaltenen
Produkte, so folgt:
(- * 4?r + * ^) = 2(" + **>
Mit Rücksicht auf die Gleichungen 3. 4 werden aber jetzt die rechten
Seiten verschwinden, und da die linken Seiten vollständige Diflerentiale sind,
so erhält man durch einmalige Integration:
Sind r, / die Polarcoordinaten eines Punktes in einer Ebene, dessen recht-
winklige Coordinaten m, n sind, sodass
r cos i = m, r sin l = n
ist, so findet man leicht
dn dm dl df
m di~n dt=r dt"1, dt*
wenn df das Element der von dem Radiusvector überstrichenen Fläche be-
deutet. Werden nun für den Massenpunkt mK die Projectionen des Radius-
vectors r, auf die Ebenen der Y-Z, X-Z, Z-X mit r,', r,", rT' und die von
diesen Projectionen beschriebenen Winkel mit v", v"' bezeichnet, so sind
2d/i'^r^dv%'; 2*/l"«r1"W; W/M,-r«"»Ar
die Projectionen der von dem Radiusvector r, in der Zeit <// beschriebene
Elementarfläche (wobei nicht zu Ubersehen ist, dass der Radiusvector im Räume
keine Ebene, sondern die Mantelfläche eines Kegels beschreibt), und man hat
daher „
lm< df: =\Adt\ Imjf" = * Bdt\ Imjf'" = \ Cdt, (3)
daher integrirt:
Imj: = \ At -\- A) ImJS = \Bt + Bx Imjr = \Ct + Cx% (4)
welche Gleichungen zeigen, dass die Summe der Projectionen der sämmt-
lichen, von den einzelnen Radienvectoren aller Massenpunkte des
Systemes überstrichenen Mantelflächen, auf eine beliebige Ebene
im Räume genommen, der Zeit proportional wachsen. Diesen Satz
nennt man das Princip der Erhaltung der Flächen, und die Constanten A, B, C
die Constanten des Flächensatzes für die drei betrachteten Ebenen.
Ueber den Anfangspunkt des Coordinatensvstemes wurde keinerlei Voraus-
setzung gemacht, man kann diesen daher auch in den gemeinsamen Schwer-
punkt aller Massenpunkte verlegen, da die Bewegung aller Punkte des Systemes
um diesen so erfolgt, als wenn dieser sich im Zustande absoluter Ruhe befinden
würde (die Constanten ax, cx in 4. 2 und 3 gleich Null).
Für verschiedene Ebenen werden die Constanten A, B, C verschieden sein;
da dieselben aber bei einer endlichen Anzahl von Körpern nicht über alles Maass
wachsen werden, so wird es nothwendig eine Ebene geben, bezüglich welche
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Mechanik de« Ilimmeli 5. 6.
Constante ein Maximum sein wird. Diese Ebene, sowie der Maximal*«!
selbst bieten ein besonderes Interesse; um sie zu finden möge das System de
Massen auf ein anderes festes Coordinatensystem bezogen werden. Man et£r
zunächst aus den Gleichungen 2. 1, 2 mit Berücksichtigung der Relationen 1 4
bis 10 (mit Weglassung des Index t):
daher
■
, dy' , dx' ( dz dy\ ( dx dz\ ( dy dx\
1 (' ' lif ~ *' 4r) Ä *>A + *>B + a • c = A
Definirt man eine Grösse F durch die Bedingung
F* = A' + B' + C,
so wird gemäss den letzteren Beziehungen auch
F* = A'* + B'* + C
sein, und es können A, B, C nach den Gleichungen (5) als die Projectionen de-
Grösse F auf die drei ursprünglichen, Ä, B\ C auf die neuen Projcctionsebe«:
angesehen werden. Hieraus folgt unmittelbar, dass F der grösstmögliche Wer
aller Flächenconstanten ist, und wählt man das neue Coordinatensystem so, dü;
die Constante für die X-Y- Ebene F sei, so wird C « F, Ä = B' = 0 sein, mtf
die Lage der Ebene, für welche die Constante des Flächensatzes ein MaximnB
sein soll, wird durch die Gleichungen bestimmt:
otj A -+- a9B -+- as C = 0
ß,^-fß,^-hßsC = 0
T, A -+- t, B + y» C = YA* + + C» = F,
aus denen man
A. £ i
Tfl — jp't TT» — tt — jp 1
erhält. Die Lage dieser Ebene ist daher von der gegenseitigen Lage der
Massenpunkte völlig unabhängig, und nur abhängig von den Constanten A, Ä
C. Laplace hat daher diese Ebene die unveränderliche Ebene genanni
indem, solange die Constanten der Flächengeschwindigkeiten ungeändert bleiben,
d. h. insolange nur innere Kräfte wirken, und keine äusseren, nicht dem Wen-
System angehörigen Ursachen hinzutreten, die Lage dieser Ebene im Weltraoir*
unverändert bleiben muss.
6. Erhaltung der lebendigen Kraft. Multipliern man die Differential
gleichungen der Bewegung der Reihe nach mit , -jjj , ^jj und addirt, so er-
hält man einerseits:
(dx,d*x, dy,d*y, dz,d?z,\ d \(dx\'( Jy\* (ä*\}Jl
Im,
andererseits aus 3. 9:
oder aus 3. 10:
(bU dx, cU_ dy, dU_ dz\ dU^
[dx, dt + dyx dt ~*~ dz, dt) ~ dt '
Mechanik des Himmels. 6. 7.
289
Da nun
ist, wenn man mit t\ die Geschwindigkeit des Massenpunktes mt bezeichnet, und
\ mxvx* die lebendige Kraft dieses Massenpunktes ist, so wird
T = \lm,v* (1)
die Summe der lebendigen Kräfte aller Massenpunkte sein, welche Summe man
als die lebendige Kraft des Systemes bezeichnet Wird nach / integrirt,
so folgt aus 3. 9:
welcher Ausdruck jedoch nur in speziellen Fällen integrabel ist, z. B. wenn Xt eine
blosse Function von xu X, eine blosse Function von yu Z, eine blosse Function
von *, ist, ein Fall, der in der Natur nicht vorkommt. Für die in der Natur
vorkommenden Fälle bestehen jedoch die Gleichungen 3. 7, daher die Bewegungs-
gleichungen 3. 10, aus welchen man
T= U + h (3)
erhält, wenn h eine Integrationsconstante bedeutet. Dieses ist das zehnte Integral1)
der Bewegungsgleichungen; es besagt, dass, so oft das Massensystem einen
Zustand erlangt, den es bereits früher einmal inne hatte (die Coordinaten, und
daher auch die Kräftefunction die früheren Werthe erlangen), auch die lebendige
Kraft des Systemes denselben Werth erhält Dieser Satz heisst der Satz von
der Erhaltung der lebendigen Kraft
7. Hamilton* sch es Princip. Wenn es auch durch weitere Transformationen
nicht möglich ist, ein weiteres Integral zu erhalten, so lassen sich doch einige
allgemeine Sätze aufstellen, welche von besonderem Interesse sind und eine
vielfache Anwendung gestatten. Hierher gehört das Hamilti >n 'sch e Princip; es
besagt dass
tf{T+U)dt=0 (1)
ist wo die Variationen 8 sich auf Verschiebungen der Coordinaten beziehen,
die mit den Bedingungen des Problems vereinbar sind1). Die Richtigkeit lässt
sich leicht durch die Ausführung der Variationen erweisen. Es ist wenn man
Kürze halber
dxy_ , dj\ dzx ,
dt = Xx ' dt dt ~St
setzt:
<» '» '1
tfTdt = fiT-dt = flm^xSBx: -t-ySW + *,'«*,']<//.
'■ '1 '1
') Es muss hervorgehoben werden, dass die in 4 und 5 gegebenen neun Integrale in dieser
Form nur gelten, wenn die Bedingungen 8- 3, 4 erfüllt sind, wenn also z. B. in dem System
nur innere Kräfte wirken, und dass ferner das zehnte Integral in 6 an die Bedingung der Existenz
einer Kräftefunction gebunden ist. Es ist noch zu bemerken, dass sich bei den mechanischen
Problemen, wenn es gelungen ist, alle Integrale bis auf eines anzugeben, das letzte in Form
von Quadraturen finden laset. S. Jacobi: »Theoria nova multiplicatoris systemati aequationum
differentialium vulgarium applicandi.* (Werke, 4. Bd.).
*) Die Variationen «strecken sich nur auf die abhängig Veränderlichen, die Coordinaten,
nicht aber auf die Zeit
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Mechanik des Himmels. 7. 8.
Nun findet man durch theilweise Integration:
da die Variationen für die festen Grenzen des Integrales verschwinden. Da weiter
ist, weil die Kräftefunction von den Geschwindigkeiten unabhängig ist, so erhält
man:
tj{T + U)dt =
- Für den Fall, dass die Variationen 8 xlt 6>w 6zt keinen weiteren Bedingungen l)
unterworfen, d. h., dass sie völlig willkürlich sind, zerfällt diese Summe in die
Gleichungen 3. 10, da jeder Klammerausdruck für sich verschwinden muss.
8. Lacrange's Form der Bewegungsgleichungen. Nimmt man an,
dass in den Ausdrücken für die lebendige Kraft und die Kräftefunction beliebige
andere Variable Et, £j . . . £,„ substituirt worden sind, so werden sich die
Differentialgleichungen der Bewegung für diese neuen Variabein aus dem Ausdrucke
7. 1 unmittelbar ergeben. Es wird wieder:
/, /, /,
ifTd' =J " T'dt * t + w w) äl'
*\ 'l <!• '
dl,
wenn = — gesetzt wird. Man hat weiter wie in 7:
Jw = lw -ätdt= -)*ld\w) dt>
wo wieder der erste Ausdruck verschwindet, weil 8& für die festen Grenzen
verschwindet. Ebenso wird:
t\ 'i 1
folglich erhält man
Für den Fall der freien Bewegung aller Punkte (wenn keine beschränkenden
Bedingungen auftreten) sind die 8E, völlig willkürlich, weshalb jede einzelne
Summe verschwinden muss, und man hat:
d(dT\ dT dU
t-1.8 . . . 3«. (2)
') Der Fall, dass für das Problem gewisse Bedingungen tu erfüllen sind (Auftreten von
Bedingungsgleichung«)), ist hier nicht weiter tu betrachten.
UigitlZGö ö^Aa*4Mi^
Mechanik des Himmels. 9. 391
welches die von Lagrange gegebene allgemeine Form der Differentialgleichungen
der Bewegung ist1).
9. Differentialgleichungen der Bewegung in rechtwinkligen
Coordinaten. Zur Bestimmung der rechtwinkligen Coordinaten der Himmels-
körper dienen die Differentialgleichungen 3. 9 oder 10. Für die praktische An-
wendung wird es aber bequemer, jeden einzelnen Massenpunkt für sich zu ver-
folgen. In Anbetracht des Umstandes, dass im Sonnensystem stets die Anziehung
eines Centraikörpers überwiegt, empfiehlt es sich, die relative Bewegung eines
Planeten um diesen Centraikörper zu betrachten.
Seien die Coordinaten des Centraikörpers E, ij, C, die Masse desselben M\
die Coordinaten des Massenpunktes m, dessen Bewegung betrachtet wird, des
sogenannten gestörten Körpers x', y\ s\ dessen Entfernung von der Sonne r;
die Coordinaten der übrigen anziehenden, störenden Körper mit den Massen
m% seien Xi, y', r, die Entfernung der Masse m, rj diejenigen der Massen
mx von der Sonne, und r0l die Entfernung des Massenpunktes m, von m. Die
Bewegungsgleichungen für die Sonne werden, wenn der gemeinschaftliche Faktor
M weggelassen wird
Die Gleichungen, welche die Bewegung des Körpers m bestimmen, werden:
d*x' E — x' x' — x*
Subtrahirt man (1) von (2), so erhält man:
4fl = ~ W+m)f{r) — 5 + lmt |/(r#l) -/(r() — J . (3)
Nun sind
x » — l\ y = y — Tj z = s' — C
*i = 5; yt = yt'-n »« = C
die rechtwinkligen Coordinaten der Massenpunkte m und mx bezogen auf ein
zweites Coordinatensystem, dessen Axen parallel den Richtungen des ersten
Systems sind, dessen Ursprung aber in den Centraikörper fällt; die durch diese
Substitution aus (3) entstehenden Gleichungen
~=-(Jf+«)/(r)^ + 2«t [/(r0l) 5^ - / (n) ^] (4)
bestimmen daher die relative Bewegung der Masse m um die Masse M. Setzt
man daher
>) Es muss erwähnt werden, da» auch die Gleichungen (1), (2) in dieser Form die
Existenz einer von der Geschwindigkeit unabhängigen Kräftefunction voraussetzen.
Bezüglich der canonischen Form der Differentialgleichungen, so wie der Einführung
canonischer Elemente, aus denen sich dann die LAGRANGB'schen Gleichungen für die
Variation der Constanten ebenso einfach ergeben, muss auf die Abhandlung von Jacobi: «Nova
methodus aequationes differentiales partiales primi ordinis inteT numerum variabiJium quemeumque
propositae integrandi« und »Ueber diejenigen Probleme der Mechanik, in welchen eine Kräfte-
function existirt, und Uber die Theorie der Störungen« (Werke, 5. Band) und »Dynamik« (24.
und 36. Vorlesung) verwiesen werden. Ueber eine explicite Form dieser Differentialgleichungen,
welche bei theoretischen Untersuchungen sehr fruchtbar scheint, s. : Stäcksl «Ueber die
analytische Aequivalenz dynamischer Probleme«, Crellk, Journal für die reine und angewandte
Mathematik, Bd. 107, pag. 323.
19*
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Mechanik des Himmel«. 9. 10.
Y0=- W+m)/{r)y-- F1«2i»l|/(ro0^=^-/(rl)^]; K-K.+y^
Z0 = - (3/4- *)/(r) £ ; Z, = 2«, [/(rot) -/(r|) ^] ; Z= Ze + Z,
so werden die Differentialgleichungen für die Bewegung des Massenpunktes «
Ist wieder
so findet man
dt* - A' dt* - r' dt* z 1
0
2Qo 7 «0» - 30
wenn
Q0 = + (M+m)F(r); Q^lm, [F(r0t) -/(rt) j; Q^Qo + ß, ,7
ist. In den Ausdruck für U treten nur die Entfernungen ein; es ist daher sofort
klar, dass der Differentialquotient nach irgendeiner Richtung die in dieser
Richtung wirkende Kraft giebt. Allein in 0 treten auch die Coordinaten selbst
ein, und es wäre zunächst zu erweisen, dass man die Kraft in einer beliebige
Richtung x* erhält, wenn man Q nach dieser Richtung differenziirt. Da fi0 va
von den Entfernungen abhängt, so genügt es, dieses für S, nachzuweisen. Nun *
Nimmt man x' als Axe eines zweiten Systems, in dem die beiden anderer
Axen willkürlich sind, so hat man nach 2. 1, 2:
dx dy d*
Xl dx1 •* ~*~ " dx1 = a» Xl ** * + "> *' = Xx '
Transformirt man aber 0, auf das neue Axensystem, so wird
xx, h- yyx ■+■ szt = *' -+- jf yt' + s' */,
woraus man sofort sieht, dass die oben angegebene Differentiation nach x' ät
Kraft nach dieser Richtung giebt.
10. Differentialgleichungen der Bewegung in polaren Coordi
naten. Es mögen die folgenden Bezeichnungen gelten: Sei r der Radiu4-
vector, r seine Projection auf eine feste Ebene (X K-Ebene), b der Wi"ke
zwischen r und r (Breite des Himmelskörpers); / der Winkel von r gegen ein«
feste Richtung in der X K-Ebene, der A'-Axe (Länge des Himmelskörpers);
linearer Abstand von der Projectionsebene ; u der reeiproke Werth von r
s die Tangente der Breite, und bezeichnet man die Differentialquotienten durch
d/(x)
angefügte Striche, also: — /'(*), so ist:
t^itizecLbyX^ogte
Mechanik de« Himmel». 10. «93
r *= rcosb, z = rsinb = r tang b = r s
s = tang b « = — = r =
v x rcosb r
1) Wählt man als Polarcoordinatcn r, /, *, und behält dabei * als dritte
Variable, so wird:
dx
x = x cosl -r. = r1 cos l — x sin l • /'
j> = rji«/ J^f sinl + xcosl-V
ar
ar (dr\ „
und ebenso für die beiden anderen Coordinaten /, *; man erhält daher aus den
Gleichungen 8. 2 unmittelbar1).
Jt{V*j)^ ™ = -XxsinI + YxcosL (B)
di* - *
2) Wählt man als Polarcoordinaten r, lt b, so folgt:
x = r cos b cos l x ' = r' cos b cos l — r sin b cos /b' — r cos b sin l C
y = rcosb sin I y' = r1 cos b sin l — r sin b sin IV -+- rcosb cos i V
x = r sin b t' = r' sin b -f- r cos b b' » w
T = \ 2 «, [rt » h- r* bt* + r.» cos* b, /,»»]
folglich
^2 rcos* b XjA — r f ^ 1 = = Jf tw b cos l + Y cos b sin 1+ Z sin b
jf \ r* cos* b = ~= — Xrcosb sin / +Kr cos b cos I. (C)
d ( db\ (dl\* dQ
j-A ■+- r**/» £ I ^1 = = — Xrsinbcos l — Yrsinbsm/-¥- Zrcosb
3) Führt man in (B) an Stelle von * die Variable s ein, so tritt an Stelle
der dritten Gleichung die folgende:
d\xs)
dt*
Z. <B')
4) Die Einführung der Variablen u, I, s, führt auf sehr häufig mit Vortheil
verwendete Formeln, wenn die unabhängig veränderliche / an Stelle der Zeit /
eingeführt wird8). Setzt man Kürze halber
') In T treten Werth e für den betrachteten Massenpunkt m natürlich auch ein ; es ist daher
für ( auch der Werth t — 0 tu setzen, wobei jedoch der Index Null wegzulassen ist. Die
Ausdrücke für die DitTerentialquotienten von Q folgen unmittelbar aus
bü dÜ dx dQ dj
dx = dx dx + dy dx'
*) Die Ableitung der Formeln aus der lebendigen Kraft führt hier auf sehr ausgedehnte
Rechnu ngen.
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»94 Mechanik des Himmels. 10.
i —
u* dt
so gicbt die zweite Gleichung (C):
ä_V _d_ü
dt - dr
Multiplicirt man beiderseits mit 2 Vdt und integrirt, so folgt:
,„ n fdQ dl
+ TiV*
und dann aus (4):
dl
dt =
u*
Aus den Formeln (1) folgt:
db 1 ds db 1 <fr
* = 7riT?^; r d~t=u~* dt'
womit man aus der dritten Gleichung (C) findet1):
<r7 V«' dt) + u* \dt) ~ db
* (vdA
diy di)
d_ /J_ </A !ü
<// V«* + «W/ ~ db dl
d*s ds dVdt
+ sV- v dl*~*~ dl dt dl~*~sV~ db dl
1 pQ dldZ] JL.IV s\£? ?? dsdQl
+ s- y*u*[db didtj"* v*u*[V +* ) ds^sudu~ di diy (i
dl*
Um auch eine Differentialgleichung für u zu erhalten, wird der Ausdruck
für 1 : u zweimal differenzirt; man erhält:
dt{u)
cosbTt-r»n4>Tt
Da aber
d_
dt
dQ sin b eil (diy
C0ibTr- — Tb + rC05b\dl) '
\u)~* u* dt~ u* dldi~ V dl
d% (l\ ^ dV du „d*u dl
77* \ü) = ~~ dt dl ~~ v dl* 7t
du ^ d*_u
dt* \u) ~ ' dt dl ' di'* dt " " dl dl V u dt*
ist, so wird
r cos b u*
x) Behufs Einführung der Differentialquotienten von Q nach u, s, an Stelle derjenigen nach r, & hat m~
?^ — *' 0« 2/
0r KF+7i; ä*""^
und, da / beibehalten wird,
dü da dt da du „ da da
Tö = TsT» + Tudi;=(>i+s')Ts + usTu
da dQdu_ «' da
dr du dr ' yi st du'
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Mechanik des Himmels. 10. *95
</* u dQ du
dl* dl dl
u* dQ su r da t aal
i_ r f da dQ est du]
d*u 1 T . dQ dQ du
dl* * u ~ V*
Setzt man daher
o 9,dQ dQ dsdQ
Ä«(l+,.)_+J. ______
da . aa #a
= /*' -h 2
so wird
4/
/<// dQ
u* a/'
d*u 1
<r7* + * ~~ ^
£i _i_
U (D)
(10)
An Stelle der Ableitungen der Kräftefunction Q können hier die folgenden
Kräfte eingeführt werden: Die Kraft P, welche in der Richtung des Radius-
vectors wirkt, die Kraft Q, senkrecht zu dieser in der Projectionsebene, und die
Kraft Z senkrecht auf die Projectionsebene. Für diese hat man
P = Xcosl+ Ysinl
Q = Ycos l - Xsin l
dQ dQ P Zs
-K- = Pcos b -+- Zsin b -s— = 5 f
Cr d u u* u*
dQ dQ Q
~=+Qrcosb Tl = +u OD
dQ [dü Z
~db= ~ Prsinb + Zrcosb ^ = + — .
Hiermit gehen die Differentialgleichungen (B) und (D) in die folgenden über:
..p *„_L
d3 1 a dl dT „ d' u 1 /„ <?</iA ,
dt* ~Z dl* + ' Ä V*
Die hier auftretenden Formeln, in denen AT, Y, Z, Pt Q enthalten sind, be-
halten auch ihre Gültigkeit, wenn eine Kräftefunction nicht besteht, wenn also
z. B. beim Hinzutreten von accessorischen Kräften, diese sich nicht als Differential-
quotienten einer einzigen Function angeben lassen. Bei der Verwendung der
Differentialquotienten der Störungsfunction hat man jedoch noch folgendes zu be-
achten. Die durch die störenden Kräfte bewirkten Incremente der Coordinaten,
die Störungen werden von den Coordinaten der störenden Körper abhängen,
und es wird
x a *(<>) +/j (Xl, yt, zt)
y == y(o) -h/, (*w yu s.) (12)
z = s<©) -f- /, (*M y» at)
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296 Mechanik des Himmels. 10. 11.
sein, wenn xio), jK«), *<°> die ungestörten Coordinaten bedeuten. Sind nun xx,
y» zt von den Coordinaten x, y, z unabhängig, so wird offenbar
dx^dx^' dy~dyM ; dz ~ dzW
Berücksichtigt man in Q die ungestörten Coordinaten x0>), yt*), zb\ so er-
hält man die Störungen mit Rücksicht auf die ersten Potenzen der Massen; diese
geben dann zunächst fx, f1t f9 von der Ordnung von «t,; verwendet man nun in
D die Ausdrücke (12), so werden die von w, abhängigen Glieder /p/,,/, neuer-
dings mit mx multiplizirt, also in Q Glieder zweiter Potenz der Massen auftreten.
Für x„ yu s, sind aber auch die gestörten Coordinaten zu verwenden, die selbst
von *, y, z abhängen werden; bei der completen Differentiation nach x wäre
auch nach den in xx, yu x, enthaltenen Coordinaten x, y, z zu differenziiren, und
man sieht sofort, dass dann das Resultat der Differentiation nicht mehr die
störenden Kräfte sind. Sei z. B. die von x abhängige Störung von xt gleich xx,
wobei x von der Ordnung von m ist, so wird der zweite Ausdruck in 0,
x (*,<<>> -h x x) -+- yyK -+- zzt
/CO 7;
durch dessen Differentiation nach x man
+ 2x*) + [*(*<•> + *x) + yy< + zzt] jf
erhält, einen Ausdruck der von den störenden Kräften verschieden ist. Es folgt
daraus, dass man bei der Berücksichtigung der von den zweiten und den höheren
Potenzen der Massen abhängigen Glieder in der Function Q stets die unge-
störten Coordinaten der störenden Himmelskörper zu verwenden
und erst nach allen vorgenommenen Differentiationen die gestörten
Coordinaten der störenden Körper einzuführen hat.
11. Differentialgleichungen für die Variation der Elemente. In
allen diesen Formeln wird man in der praktischen Anwendung die wirkenden
Kräfte in zwei Theile zerlegen, so dass der eine zunächst betrachtete analytisch und
numerisch Uberwiegt und den allgemeinen Charakter der Bahn bestimmt, während
der Ub.rige Theil die Abweichung der wahren Bewegung von der zunächst bestimmten,
genäherten, giebt. Sei für die Gleichungen (A) in 9 eine solche Zerlegung
X = X0 -+- Xx ; K=K0-f-K,; Z = Z0 -+■ Zx,
wobei diese Zerlegung mit der dort vorgenommenen identisch sein kann, aber
auch nicht identisch zu sein braucht. Führt man Kürze halber die Bezeichnung
der Differentialquotienten wie in 10 ein, so wird
dx' dy' dz'
-jj = X0 -h Xx ; -jj «= YQ ■+- y, ; -jj = Z0 -+- Zx . (1)
Angenommen man habe die Differentialgleichungen unter der Annahme in-
tegrirt, dass Xx = Yx = Zx = 0 sei; dann wird
und seien die Integrale dieser Gleichungen:
[x] = «>(/, a, b, (,/, g, h)\ [y] = a, b, c,/,g, h)\ [z] = X(/, a, b, c,/tg, h) (3)
Functionen der Zeit und der sechs Elemente a, b, c, /, g, h\ aus diesen findet
man durch Differentiation:
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Mechanik des Himmels. 1 1.
297
M = [S] - 1 ('. °> >> '>/. * *); [/] = [s] - + ('. * *. <•/ *
X (A <*. /» ^. h\
wobei
(4)
30 ax
a/ ~ ?; a/ ~~ *; a/ ~* x
ist, welche durch nochmalige Differentiation die Gleichungen (2) geben.
Man kann nun annehmen, dass die Integrale der Differentialgleichungen (1)
+ 5; y = \j>} + T,; , = (5)
seien, und kann £, tj, C d. i. die Störungen in den rechtwinkligen Coordi*
naten ermitteln. Man kann in derselben Weise aus den Gleichungen {B), (C), (D)
Störungen in den polaren Coordinaten ableiten. Man kann jedoch auch
annehmen, dass sich unter Berücksichtigung der störenden Kräfte Xlt K,, Zx die
Coordinaten (rechtwinklige sowie polare) in derselben Weise ergeben, dass also
jt = 4>; y * = X
sein wird, unter der Voraussetzung jedoch, dass die Elemente a, b, c, f, g, h
nicht mehr constant, sondern veränderlich seien. Dann wird:
y = % = a,b,c,/tg,h)-<-r d-jj=y* + Vx (6)
<■/* dz'
*' - ^7 = X(A «, /» Z' = Z0 + Z, ,
wobei A"', K', Z' ebenfalls Functionen der Zeit und der sechs Elemente sein
werden, welche von der Differentiation der Functionen <D, V, X nach den ver-
änderlichen Elementen herrühren. Es ist nämlich
dx a<> dQdb dQde W 4/ dQ dg dh
dt~ dt ^ da dt + db dt~*~ de dt ~*~ df dt + dg dt+ dh dt '
folglich:
aO da W db aO de c® df dQ dg dQdh
da dt ~*~ db dt~*~ de dt "*" df dt ~f" dg dt dh dt ~
da W db W de dW df W dg dV dh
da dt cb dt + de dt df dt H~ dg dt + dh dt ~~ Y
aX da aX db dX de dJL df dj> dg dl. dh
da dt ~*~ db dt~*~ de dt ~*~ df dt ~*~ dg dt dh dt ~ Z'
Ebenso wird:
dx* df dy da df db df de df df df dg df dh
~dt==Jt~hJä d~/~*~ db dt ~*~ ~de dt + df dt "•" dg dt + Th dl
dX' dX' da dX' db dX' de dX' df dX' dg dX' dh
~*~ dt + da dt+ db dt~*~ de Tt~*~ df dt+ dg dt+ dh dt'
d<p
Da nun ^ = X0 ist, so wird man, wenn man Kürze halber
(8)
da~*~ da ~\da)' db+ db ~\db) ' ' ' ~ dt " ^ h
Ba + da \da) ' ' ' ' dt Z« dt~^}
setzt, die Beziehungen erhalten:
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298 Mechanik des Himmels II.
fd9\ da (d^ db (djX de_ (df\ df (dy\ dg (dy\ dh _
\da) dt \db) dt \dc) dt \df) dt \dg) dt + \dh) dt ~ {A)
(d)\ da (d)\ db m\ d± (dj\ df (d*\ dg (d)\ dh
\Va) dt + \db) ut + Xdc) dt-*~\df) dt~*~\d}) di+\n) ~dt = (y) (9)
/dy\ da (dy\ db (dA de (d;\ df (*A*g (h\ dh _
\da) dt + \db) dt + \d e) dt + \df) dt + \dg) dt + V/ ~~ (Z)'
Die Gleichungen (7) und (9) sind sechs Gleichungen zwischen den Ver-
änderungen der sechs Elemente mit der Zeit; diese lassen sich daher daraus
bestimmen. Die Elimination würde im Allgemeinen auf sehr complicirte Aus-
drücke führen; es ist jedoch nicht schwer, zunächst sechs andere Gleichungen
abzuleiten, von denen jede nur fünf Differentialquotienten enthält, und die in der
Folge Verwendung finden werden. Multiplicirt man die Gleichungen der Reibe
nach mit
(h\ (?$\ (dA i? *1 ?x
~~\dk)' ~\dk)> + dk » + 8*' ^ dk
und addirt, und führt die folgenden Bezeichnungen ein:
»• m _ || (|?) + « ff*) _ u f m + « m _ |f ( |?) „ [„,
dt \dk) dh \öt ) ot \ok) dk \dt } dt \dk) ck \dt ) 1 1
/, k irgend zwei der sechs Elemente,
so wird
da db de df dz dh
M Tt + l**)d-t + [*^dt + M it + M ft + ^ Tt = *' ' (E>
wobei zu bemerken ist, dass
[kk) = Q\ [ik\ = — [kt\.
Für irgend eines der Elemente folgt hieraus
^ = /*(/, «, *, A) (11)
und durch Integration dieser Gleichungen erhält man die Elemente als Functionen
der Zeit. Diese Methode, welche man die Methode der Variation der Con-
stanten nennt, wurde theilweise schon von Newton, später in consequenterer
Durchführung von Euler verwendet; die Principien der hier gegebenen Ab-
leitung rühren in dieser Form jedoch erst von Lagrange her. (Vergl. Bd. I,
pag. 108 und 135).
Die Auflösung der Gleichungen ist im Allgemeinen nicht sehr einfach1).
Legt man jedoch der Rechnung osculirende Elemente (s. Bd. I, pag. 133)
zu Grunde, so hat das Gleichungssystem {£) die Eigenschaft, in leicht auflösbare
Gruppen zu zerfallen.
Osculirende Elemente sind solche, aus denen nicht nur der Ort des Himmels-
körpers, sondern auch die Geschwindigkeit ihrer Grösse und Richtung nach in jedem
Augenblicke durch die Formeln der ungestörten Bahn gegeben werden; es ist daher
X' = V = Z' = 0; (*) = *,; {Y)-Yt; {Z) = ZX
(d<f\_d1 /y\ aj (d_i\-?l
\dh)-dh' \di)~dht \dk)-dh'
folglich
•) Die inveree Lösung: direkte Bestimmung des Differentialquotienten jedes einzelnen
Elementes gab spater (1808) Poisson; doch reicht man xumcisl mit den obigen Formeln aas.
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Mechanik de« Himmels. II. 12.
299
T..,M> dQ df dV dty H 8X dy dl. dy
[,*J= di dk~ dk ~di + di dk~ dk di + di dk~~bk di
= A*dk ~*~ *ldk ~*~ *xdk »
welche Werthe in die Gleichungen £ einzusetzen sind. Lassen sich Jf, , K,, Z,
als die Differentialquotienten einer Function Q nach den drei Coordinaten x, y,
x, darstellen, so wird, wie man sofort sieht
Kk = dk'
Die Coefficienten [i k] haben die bemerkenswerthe Eigenschaft, dass sie von
der Zeit unabhängig sind, was bei ihrer Berechnung (vergl. 18) mit Vortheil ver-
wendet werden kann. Denn es ist
^ (dx ^ dx ay\ a*a/ 0*; d* dx a*" d^ pjs
dt\di dk dk dij^di dk "** di dk dk di dk di
dx dX_ dx dX_
a di dk ~ dk di '
Besteht nun eine Kräftefunction, so wird:
d\ik\ fdX dx dY dy dZ dx\ idX dx d_V dy dZ ds\
dt ~\dk di* dk di~*~dk di)~\di dk*' di dk* di dk)
~~ \dk [dx di * dy di *~ dz Ti\ ~~ [dx didk*~ dy didk*~ dt JWk\ }
~~ \di[dx dk* dy Tk*~ dx Tk\~ [dx Jidk *~ dy didk *~ dt didk\ \
daher, weil die Kräftefunction von den Geschwindigkeiten unabhängig ist, folglich
die Ausdrücke der eckigen Klammern die partiellen Differentialquotiente 1 von Q
nach den betreffenden Elementen sind:
d[ik] d aa JL
dt = dk di ~ di dk ~ °'
also [ik] von der Zeit unabhängig.
12. Erste Näherung. Bewegung in Kegelschnittslinien. Ehe an
die weiteren Entwickelungen geschritten werden kann, müssen nunmehr die
Coordinaten als Functionen der Elemente ausgedrückt werden. Sind die stören-
den Massen genügend klein, so wird man in erster Linie von denselben voll-
ständig absehen können und die Bahn des Himmelskörpers unter der Voraus-
setzung der alleinigen Attraction des Centraikörpers bestimmen1). In diesem
Falle werden die Differentialgleichungen (A):
(fix x
— = -(M+m)/(r)-
z z
—- = _(M+m)f(r)-.
Aus diesen Gleichungen erhält man auf dem in 5 eingeschlagenen Wege die
drei Flächenintegrale:
') TJeber eine andere Art der Zerlegung, bei welcher auch gewisse Hauptglieder der
störenden Kräfte in der ersten Näherung berücksichtigt werden, siehe 71.
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3oo Mechanik des Himmels. 12.
dz dy M dx dz n dy dx „
ym-'7,-A< 'dl-**-*- "in ~ y m ~ ' <2>
aus denen sofort folgt:
Ax By -t- Cz = 0. (3)
Diese Gleichung zeigt, dass sich der Himmelskörper in einer Ebene bewegt,
die durch das Attractionscentrum geht. Legt man zur Vereinfachung die
X K-Ebene in diese Bahnebene, so entfällt die dritte Differentialgleichung; es
bleiben noch zwei Differentialgleichungen zweiter Ordnung, deren vollständige
Integration vier Constante einführt, während die zwei übrigen durch die Lage der
Bahnebene (Länge des Knotens und Neigung gegen eine feste Ebene) ersetzt
sind. Die beiden Differentialgleichungen in x, y geben, entsprechend transformirt,
die Gleichungen (ß) aus 10, in denen nur r = r, * = 0 zu setzen ist, und
es wird:
«o/M
d ( dl\ ft w
Aus der zweiten Gleichung erhält man das Flächenintegral
und daraus
/-/o = i"-
Beschreibt der Himmelskörper eine geschlossene Curve, und sei die Um-
laufszeit in derselben T, die von der Linie eingeschlossene Gesammtfläche F,
so ist
F=\cT\ c = ~ (6)
Führt man (5) in die erste Gleichung (4) ein, so folgt:
d*r c*
j,i - "a + (Af + m)/{r) = 0.
dr
Multipliern man diese Gleichung mit 2 -^j , so wird sie integrabel, und giebt
integrirt
und daraus
(drV
dt "
]/ c, + 2(M+ m) F(r) - ~ <7>
Führt man den Werft von dt in (5) ein, so wird
edr
d/ =
rrf cx -+- 2 (M ■+- tn) F(r) — £ ($)
Für die Geschwindigkeit V erhält man
V = (^)'+ r» = + 20*/+ m)^(r),
welche Gleichung auch aus dem Satze von der Erhaltung der lebendigen Kraft
unmittelbar folgt.
Googl
Mechanik des Himmels 12-
30l
Sei nun fir) = also die Anziehung der Massen bestimmt durch
k* Mm
rt , so ist k* die Anziehungskraft zweier Masseneinheiten in der Einheit der
Entfernung; der numerische Werth dieser Constanten wird daher von der Wahl
der Einheilen abhängen. Dann ist
F(r) = *- .
dr
Der Werth von r wird ein Maximum oder Minimum, wenn -jj = 0 ist, d. h.
wenn
r = -i[+ ^(jV+«)± \/k* (M~+ m)*~->r <r»<r,]
ist. Sei das Maximum a (1 -he), das Minimum a (1 — e), so dass a der mittlere
Werth und 2ae die Differenz zwischen dem Maximum und Minimum ist, so
folgt:
a ^(M^ m); ae = - 1 yA*(M+ *)» + c'ct.
'1 *i
und daraus:
Durch Substitution dieser Werthe folgt:
^ _ _ _ r 1 __ . dt = — - /p,\
" rföar- r*- a*(\ -7>) ' y^öW>T^) ^(1 _ ,i) ' w
und für die Geschwindigkeit die bereits vielfach angewendete Formel (vergl. den
Artikel »Kometen und Meteore«, II. Bd., pag. 65 u. 83)
Integrirt man die erste Gleichung nach bekannten Methoden (Integration
von Wurzeigrössen aus Polynomen zweiten Grades) so erhält man:
r « 0 ~ '*>
r~ 1+ 10) '
wo to die Integrationsconstante bedeutet. Für das Minimum von r, Pericentrum l),
muss / — cd gleich Null sein; es ist also to die Länge des Pericentrums und
/ — » = v die wahre Anomalie. Für den Fall e < 1 beschreibt der Massen-
punkt eine Ellipse; in diesem Falle ist F = ab* = a>yi — 7»tc, folglich:
V* (1 - **) Y*> (M -+- m) = *^Ylr~zJL±
und damit
«ä^. (,o)
Euler lässt den Faktor 2 im Zahler weg, nimmt die Sonnenmasse 3/= 1
vernachlässigt die Erdmasse (« = 0), setzt T= 365 256 Tage, a — 100000 und
*) Ist du Attractionscentrum die Sonne, Erde, Jupiter, Satum, ... so nennt man die
kleinste Entfernung Ptrihel, Pcrigeum, Perijovium, PeTisaturnium u. s. w.
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302
Mechanik des Himmels. 12.
findet log = 5*4345525139 *). Lambert setzt a <= 1, T= 365 25659, führt aber
den reziproken Werth £s durch die Beziehung T = k%v.<A ein; er findet
bgkt = 2 0654481 »). Gauss setzt a = 1, T= 365 2563835 Tage, m = 1:3547 1 0
und findet
logk= 8235 5814 414-10
£ = 0-017 2020 9895
log k" = = 3-550 0065 746.
Diese Constante k ist seither unverändert beibehalten worden; bei derselben
wird als Einheit der Masse die Sonnenmasse, als Einheit der Zeit der mittlere
Sonnentag, als Einheit der Entfernung die mittlere Entfernung der Erde von der
Sonne zn Grunde gelegt. Da aber ebensowohl die Jahreslänge, als auch die
Erdmasse einer Verbesserung bedürfen, so würde man im Laufe der Zeiten immer
andere, allerdings nur wenig geänderte Werthe dieser Constanten zu Grunde zu
legen haben. Statt dessen behält man diese sogenannte GAUSs'sche Constante
des Sonnensystemes unverändert bei, und gentigt den veränderten Rechnungs-
elementen, indem man für eine der Grössen eine andere Einheit wählt. Legt
man als Einheit der Masse stets die Sonnenmasse, als Einheit der Zeit stets den
mittleren Sonnentag zu Grunde, so wird sich für die jeweiligen besten Werthe
von T, m, und dem festen Werthe von k ein gewisser, von der Einheit ver-
schiedener Werthe von a ergeben. Nimmt man z. B. nach Le Verrier die
mittlere siderische Bewegung der Sonne in einem julianischen Jahre (365'25-Q
gleich 1295977" 4427 an, so wird T= 365-2563574''; dann wird mit m = 1 : 330000
loga = 0000 0000 099
d. h. als Einheit der Entfernung ist eine Strecke zu wählen, welche gleich ist
0-9999999772 der Erdbahnhalbaxe. Wählt man, wie dies für manche Fälle,
z. B. bei der Berechnung der speziellen Störungen, vortheilhaft erscheint, eine
andere Einheit für T, so wäre auch für k ein geänderter Werth zu setzen. Sei
als Einheit der Zeit w mittlere Sonnentage, so wird in dieser Einheit Tx — Tiw
folglich kx = (wk).
Führt man in den Ausdruck für r die wahre Anomalie v und den Parameter
p, oder die kleinste Distanz (Distanz im Pericentrum, Periheldistanz) q ein,
so wird '
«(1 -<')=/>; a{\-c) = q\ p = q{\+t) (11)
" 0 ~ <») . _ 9 0 + 0 = P
1 h- e cos v \ + ecosv 1 -h ecosv
und damit der Ausdruck für die Zeit aus (9):
(12)
q\ (1 +e)\ " (\ + <cosv)*'
wo Kürze halber kQ = k Y Af ~h m gesetzt wurde. Es ist also
k0 = kYJT-}/l + ~. (13)
Für die Bewegung von Körpern, z. B. der Satelliten um die Hauptplaneten
wird hiernach die Constante &Q verschieden sein, und zwar ist nach (13) für
') Theoria motuum planetarum et cometarum. Berolini 1744, pag. 3.
*) Insigniores orbitae cometarum propritates. Augustae vindelicorum 1761. § 73. E«
ist also ix = $A(IC(000)*; *, = ^ ohne Rücksicht auf die Erdmasse und die geänderten
Werthe des siderischen Jahres.
igmzeo Dy
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Mechanik des Himmel*. 12. 3°3
*
irgend einen Planeten, wenn man als Einheit der Zeit den mittleren Sonnentag,
als Einheit der Entfernung die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne wählt:
wobei m die Masse des Planeten in Einheiten der Sonnenmasse ist, wenn *© = k
die Gxuss'sche Constante (für die Sonnenmasse = 1) bedeutet. Dabei ist jedoch
die Masse des angezogenen Himmelskörpers vernachlässigt, und handelt es sich
um die Untersuchung der Bewegung einer grösseren Masse, so ist zu setzen
wenn |jl die Masse des angezogenen Körpers in Einheiten der Planetenmasse ist.
Wählt man als Einheiten die Secunde und den Aequatorealhalbmesser des
Planeten, so wird:1)
k ,
** (««p)*-24 60.60
wobei p der scheinbare Halbmesser des Planeten in der Entfernung 1 ist (also
für die Erde die mittlere Aequatorealhorizontalparallaxe der Sonne). Der Werth
von kt in Secunden ausgedrückt, also
i»
** arcl"
ist, wie aüs Formel (10) folgt die mittlere tägliche Bewegung eines in der Ent-
fernung 1 befindlichen Massenpunktes von verschwindender Masse, um den
Planeten, und ebenso ist
,(o)
L (0)l> _ KP
*' "arcl"
die mittlere Geschwindigkeit in einer Secunde eines an der Oberfläche des
Planeten um diesen kreisenden Massenpunktes.
ist aber weiter die Attraction des Körpers von der Masse Af auf die
Masseneinheit in der Entfernung gleich dem Halbmesser des Planeten, also die
Beschleunigung der Schwere auf diesem Planeten in Einheiten des Planetenhalb-
messers; multiplicirt man daher k^1 mit dem Werthe des Planetenhalbmessers
in Metern, so erhält man den Werth g die Beschleunigung der Schwere in Metern.
Hiernach wird die folgende Zusammenstellung leicht verständlich sein.
Durchmesser
Masse *) schei nbarerj wahrer
i. d. Entf. l| in km
| logkf
%v
log k^"
i
in
Metern
r
in Einhei-
ten d.Erd-
schwere
Merkur
Venus
Erde
Mars
JupiteT 3)
Satum
Uranus
Neptun
Sonne
1 : 53 10000
1 :4 10000
1:830000
1:3100000
1:1047-609
1 :3501-6
l :22600
1:19500
l
6" 455 4670
17 190 12437
17-680 12755
9-780 7089
19600 141800
164-80 119280
72-68 52582
83 14 60150
1919-3 1388600
4- 8730842
5- 4291895
5- 4768245
4-9899006
67254818
6- 4634482
6-0585272
6 0905641
8 2355814
— 10
0- 1874593
0-7436146
0- 7907496
0 3048257
2-0899069
1- 7778738
1-8729523
1-4049892
8-5500066
7- 144859
7KJ62044
7-093615
6-994400
6773767
6-624681
6-753073
6-697518
6-797535
- 10
2-459284
2-377870
2-408041
2-808825
2088192
1- 939106
2- 067498
2011943
2111961
4-550
8- 310
9- 815
3-480
25015
10-586
8-433
7-469
273-281
0-464
0847
1000
0349
2-549
1079
0-859
0-761
27-844
') Vergl. auch den Artikel »Kometen und Meteore«, II. Bd., pag. 148.
*) lieber diese Annahmen vergl. den Artikel »Planeten«.
») Mit der Masse } __n , welche hier bei den schon vor einigen Jahren gerechneten
I047-o7y
Beispielen angewendet wurde, ist k>gk — 6 72 '»426— 10.
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Mechanik des Himmels. Vi. 13.
Die Gleichung für dt giebt, integrirt:
?*(!-+- 0*
wenn der Zeit / = T0 die wahre Anomalie v = 0 entspricht, d. h. wenn T0
die Zeit des Durchganges des Himmelskörpers durch das Pericentrum (Zeit des
Pericentrums) ist. Führt man zur Integration an Stelle von v eine neue Variable
t ein, definirt durch die Gleichung
x = tang\v, (14)
so geht die Gleichung über in
oder wenn
gesetzt wird
f o
1 — <r
*o/T+-, (/ - 7*.) / </t / T»^T
2*1 ~~ /0+«»)» +/(H-eT»)>'
(15)
(16)
13. Die Bewegung in der Parabel. Für diese ist e = 1, t ■= 0, daher
/2^i = **ng\v + \tang*\v. (1)
wo die Integrationsconstante T0 verschwindet, wenn die Zeit vom Durchgange
der Himmelskörper (Kometen) durch das Perihel (r = 0) gezählt wird; dann wird:
~ = M - & H- i ^ ÄV» |» (2)
Zu einem gegebenen Werthe von / würde sich der zugehörige Werth von
tang\v durch eine Gleichung dritten Grades ergeben, die Auflösung dieser Gleichung
wird durch Hilfstafeln ersetzt, welche zuerst von Halley1) gegeben, und später
in grösserer Ausdehnung und etwas geänderter Form als BxRKER'sche Tafel
eingeführt wurden. Der Werth von M ist für eine gegebene Parabel (gegebene
Werthe von q und T0) und eine gegebene Zeit / leicht zu bestimmen.
Diese Tafel gilt zunächst nur für einen gegebenen Werth von k, also für
die Bewegung der Himmelskörper um die Sonne; will man dieselbe auch für
einen Planeten anwenden, so hat man zunächst zu beobachten, dass für diesen
q\ = M = ^ tanS±V + * V *****
ist. Multiplicirt man diese Gleichung mit -~ = Ym, wobei m die Masse des
attrahirenden Planeten, um welchen die Bewegung untersucht wird, ist (vergl. 12),
so folgt
M im = ^ fang \ v + \ ^ tang* \ v,
woraus man sieht, dass man die BARKERsche Tafel (für die Bewegung um die
Sonne) benutzen kann, wenn man mit dem Argumente M|/<w in dieselbe eingeht.
') Phil, transact. No. 293. Eine Tafel, welche mit dem Argumente v von 10" zu 10"
nach Formel (2) sofort M bezw. hg M giebt, findet sich in v. OPPOI-ZER, »Lehrbuch zur Bahn-
bestimmung von Planeten und Kometen«. I. Theil, 2. Aufl., sowie in wenig« ausgedehnter Gestalt
auch am Schlüsse dieses Werkes. Für Kometen kann dabei *0 «= k (m = U) angenommen werden.
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Mechanik des Himmels. 13. 3«S
Für grosse Werthe der wahren Anomalie wird die Interpolation aus der
Tafel unbequem, da sehr kleine Aenderungen in v sehr grossen Zwischenzeiten
entsprechen und überdiess auch höhere Differenzen berücksichtigt werden
müssten. In diesem Falle wird es besser, das folgende Verfahren einzu-
schlagen *). Da
2fl
tang | v cotang \ v
ist, so wird
Es ist aber
sin v
g
\ tang* \ v{\ + cotang* \ v)* ^ sin> v
Ist die Anomalie r nahe 180°, so wird cotang^v eine sehr kleine Grösse,
und es unterscheidet sich daher der letztere Ausdruck von dem ersteren nur um
sehr kleine Grössen der zweiten Potenz von cotang* \v. Setzt man daher
*o('- T9) 8 2/2? ...
. = o . — oder stn w = y-— ^i^- -^=r-. , (3)
/2 q\ 3 stn* w V^C^- ^o)
so wird
sin v = b sin w (4)
gesetzt werden können, wo b sich von der Einheit nur um Grössen von der
Ordnung cotang* \ v unterscheidet Es ist, wenn
x = cotang* 4 v (5)
gesetzt wird,
Ist f gegeben, so rechnet man x nach (5), b nach (6), w nach (4) und /
aus (3). Man wird jedoch den zu einem gegebenen Werthe von v gehörigen
Werth von b zu dem hieraus folgenden Werthe von w gehörig ansehen, und
daher mit dem Argumente tt tabuliren können, wo darin die Formeln (3) und
(4) unmittelbar den zu einem gegebenen Werthe von / gehörigen Werth von v
finden lassen. Die Berechnung von / bei gegebenem v kann unmittelbar aus
(1) oder ebenfalls mit Benützung der Hüfstafel für b aus (3) und (4) mittels
einer kleinen indirekten Rechnung gefunden werden.
Die Gleichung für sinw kann geschrieben werden:
VI
sinw = c tt-— — , (3a)
wobei
2/2
Man hat mit den Werthen des § 12 (pag. 303) für die Bewegung um
die Sonne Zog c = 0-7803007
Mercur 19011498
Venus 1-7157647
Erde 1-7000530
Mars 1-8621943
•) S. v. Oppolzbr, »Monatsberichte der königl. preuss. Akademie der Wissenschaften«, 1SS0,
pag. 511.
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306 Mechanik de» Himmels. 14.
Jupiter») logc = 1-2836673
Saturn 13710118
Uranus 1 -5059855
Neptun 1-4953065
14. Bewegung in der Ellipse und Hyperbel. Für Ellipsen massiger
Excentricitäten (e sehr klein, « nahe 1) erhält man durch direkte Integration voa
12. 16:
*0(1 — e)yi~+~e 2tx 2 . . y- . ,
~q\- (' -To)=- Y^T^i + *rc tang (1
wobei die Constante T0 gleich Null zu setzen ist, wenn die Zeit vom Durch-
gänge durch das Pericentrum gezählt wird. Setzt man
TyT« fang = fang \ E
(2;
und berücksichtigt die Beziehungen 12. 11, so reducirt sich die Gleichung (l)
auf
oder wenn man
^ = K -*T0 = M0 (3)
setzt, auf
M=M0-h E — e sin E = M. (i
M0 ist der Werth von M für die Zeit / = 0, ji. die Veränderung von M rar
einen mittleren Sonnentag, die mittlere tägliche siderische Bewegung.
M die mittlere und E die excentrische Anomalie (vergl. I. Bd. pag. 91)-
Führt man statt der Excentricität e den Excentricitätswinkel ? ein, bestimmt durcb
die Gleichung
t — Mftf (5)
so wird
tang ^ v = /a«^ (45° -+- * <p) /<m^ | E. (6;
Die Gleichungen (3), (4), (5), (6) und
«0 - <•)
bestimmen den Ort des Himmelskörpers in seiner Bahn. Aus diesen Gleichungen
leitet man noch auf elementare Weise die folgenden ab9)
}/V cos\v = Ya ( 1 — e) cos ±E rcosv = a {cos E — e)
Yrsin\v = Ya (1 H- <r) */» ^ £ r««i> = acos^sinE
r = a(l — ccos E). (10)
Aus (4) und (6) folgt ferner noch die häufig verwandte Beziehung
dv k^P m.
1
l) Mit der bei dem folgenden Beispiel angewandten Jupitennasse ^q.^ >»* ^Sc= 1 -28368$
a) Substituirt man in (7) Air v die Variable T, so erhält man die erste Gleichung (8).
multiplicirt man diese mit (6), so folgt die zweite Gleichung (8); quadrirt und addirt man
die Gleichungen (8), so ergiebt sich (10); quadrirt und subtrahirt man (8), so folgt die erste
Gleichung (9); multiplicirt man die beiden Gleichungen (8), so erhalt man die
Gleichung (9).
Öigitized I By^GoöoTe
Mechanik des Himmels. 14. 15.
Die Schwierigkeit in der Berechnung der Planetenorte liegt in der Lösung
der Gleichung (4): aus der mittleren Anomalie die excentrische zu bestimmen.
Ist Ex ein genäherter Werth von E und der daraus folgende Werth von
Afx = Ex + esinEx, so wird sich die Correction E — Ex = &E aus der
Differenz M— Mx = &M leicht finden lassen; denn wenn die Bewegungen
genügend klein sind (als differentiell angesehen werden können), so wird
&M=1£{1 -ecosE) folglich A£=> \ -f(0S E
sein. Bei Ephemeridenrechnungen wird man einen genäherten Werth von Ex,
wenn auch nicht für den ersten zu bestimmenden Ort, so doch für die folgenden
leicht aus dem Gange der Werthe entnehmen. Man kann übrigens die Differenz
£ — M= x leicht auf folgende Weise ermitteln; es ist
x = e sin (M -+■ x) = e sin M cos x -+■ e cos M sin x
= c sin M[\ — ±x* + fax* —....] 4- c cos M[x — {x* + T^ xi . . . . ]
oder wenn das Glied x ■ t cos Af nich links gebracht wird:
C S l ft \f
* = TTTTolM [1 ~ *** ~ \cotanSM' + JnCotangMx* ....].
Setzt man
c sin Äf
so wird
tangy = i) + J tjs H- f tj6 4- ^ V . . . .
Durch Umkehrung der Reihe findet man dann1)
x = t) — \ cotang Mtf -+- fa* + ^ cotangMrf . . . . ; E = M-+-x. (13)
Für die Bewegung in der Hyperbel hat man in 12. 16: e negativ zu setzen;
schreibt man dann * = — tj und führt die Integration aus, so erhält man
*o('-rjyTT7fr-- 1) _ 2.x i L+jj/tT
oder
Setzt man
also
(15)
t}fil = tang\F
tang^v^tang^F^'j^ (14)
und zählt die Zeit vom Perihel (T0 — 0), so wird
Beispiel: Es sei für die Bewegung um den Jupiter:
log a = 8 93OOOO0M|; log e — 0 0046 135 ; v = 169° 6' 59" 39,
so wird:
^ = 74° 50' 3"22; % — = 0-233568; / = 80-0096'*.
( — a)4
15. Elliptische Bahnen. Entwickelungen nach der mittleren
Anomalie. Für das Folgende wird es nöthig, statt der Bestimmung der zu
gegebenen Specialwerthen von M gehörigen speciellen Werthe von E einen allge-
0 Die von Enckb vorgeschlagene Einführung der Grösse i) bewirkt das Wegfallen der
Glieder zweiter und dritter Ordnung.
ao*
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3°8 Mechanik des Himmels. 15.
meinen Ausdruck E=*f(M) zu finden, und ebenso gewisse Functionen des
Radiusvectors und der wahren Anomalie direkt durch die mittlere Anomalie
auszudrücken. Sei zunächst:
sinmE = ij^Spsm xM\ cosmE- fö^cos tM. (1)
— O« —
Nach der Lehre von den FouRiER'schen Reihen ist
= \jsinmE sin i MdM (<m) = \fi *s mEcost MdM. (2)
o o
Für t = 0 erhält man sofort durch die Substitution von dM=(l — ecosE)dK
und Ausführung der Integration:
•S0(0) = 0; -0; Cf) =2; C<«--#; (3)
und S<m) = 0; Cj^ *= 0 (für alle m mit Ausnahme von m = 0 und 1).
Für beliebige i folgt durch partielle Integration
c(~)_2/r (oskM . "]" m C mM \ 2m f
*\ n\\ ; — s*nmE\ 4- - / cos i Af cos m EdE\ = — J cos tM cos mEdE
*
2m C
= kT Uos\(E — e sin E) cos mEdE
SM = ^Jcos [(l + m)E-ct sin £]d£ + ™f os [(t - m)E - e i sin E)dE
0 «
0
und ebenso
IC
^"rj/^ - >")E - asin E]dE - ™Jcos[(t + m)E — et sin E]dE.
Bezeichnet man nach Bessel
it
\jcos[\E-x sin E] dE = /,\ (4)
0
so wird, ausgedrückt durch diese BESSKL'schen Functionen
•s,'-1 = 7 [/.r-1 + /.'.— ']; c<->=^[y,';--)-yr-1]. (5)
Um nun rm+»cosmv und r>"+»sinmv durch £ auszudrücken, wird man am
kürzesten folgendermaassen verfahren. Sei
psinq = «sinQ <angq=s «si*Q
(6) oder (6 a)
/«v? = 1 — acosQ p* = | — 2acosQ + ot»,
so erhält man durch Einführung der Exponentiellen mit imaginären Exponenten l),
wenn « = ]/— 1 ist:
p(e+'t— e-'9) = o(r»-'Q— *-«Q) pg+'f= 1 — ««r-«Q
H- = 2 — a(r»-'Q+ *-«Q) oder = l _ «r+'Q, (7)
folglich
») Die Einführung von <• als Basis der natürlichen Logarithmen, kann tu Irrungen keinen
Anlass geben; / bedeutet hier ebenfalls, wie leicht tu sehen, nicht den Parameter.
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Mechanik de« Himmels. IS. 309
bfmp + if**-*t-i<l— -±**e 8/Q_$a4,-4.Q_ ....
bgnp — iq = — ar^'Q — ia»r»-*'Q - |a»^s.Q_ ±<x*r"'Q — . . . .
daher durch Addition und Subtraction dieser beiden Gleichungen:
l°inP = — *cosQ — i*Uos2Q - ±<x*cos3Q — ±**cos4Q — . . . .
q = -+- usinQ + \a'sin2Q 4- ±**sinSQ + \**si»4Q -+-.... W
Ferner erhält man durch Multiplication der Gleichungen (7):
= (1 - «*-'Q)(l - a*+'Q)
p* — (1 — a/-'Q)f (1 — arNQ)?.
Entwickelt man hier jeden Faktor nach dem binomischen Lehrsatze, bildet
dann die Producte der beiden Entwicklungen, und setzt
so wird
= tfjW ■+- 2tf cos Q + 8tf.ro «u 2 (? + 2tf.ro au 3 £ + • • • (10)
Für gerade n wird es etwas bequemer
ptn = Zro -+- 2Z„(1) £ -+- 2Z « tos2Q + 2Z w(8) w8Ö+... (10a)
zu setzen, wobei Z„(,> — tf3(2 , daher
- 12 3 . . . t a , + r L2.3 . . . (1+ 1)"
L~2 LS (H-2) «1+4 + • • ■
ist Quadrirt man die Gleichungen (7) und multiplicirt die aus der ersten ent-
stehende mit r+'Q, die aus der zweiten entstehende mit so erhält man:
^-2,v-.Q = , -,Q _ 2a + a»r»-'Q «= fW'Q- ar+*'Q)».
Erhebt man diese Gleichungen zur «iten Potenz, und fügt der grösseren
Symmetrie wegen zum ersten Ausdruck in der Klammer einen Faktor ß hinzu,
der schliesslich gleich 1 gesetzt wird, so folgt:
p2me - (2 ,+o> .• (ß e \ ' Q — ar*-*'Q)* m.
Aus dem ersten Ausdrucke folgt durch Entwicklung der 2«ten Potenz
(die Entwickelung des zweiten Ausdruckes folgt einfach durch Vertauschung von
<x und ß):
pl-t+Vl+tymi^ pm^.Q- * ß2~ + [2™ J g(m -2>Q _
+ (-1)~(2*)«~?"M- .... - (2j ) tf— iß*-<--l>Q +
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3io Mechanik des Himmels. 15.
Die additive und subtractive Verbindung dieser Gleichung mit der Ent-
wicklung der zweiten Gleichung (11) giebt:
p°>cosmQq 4- Q) = (1 4- a?>")cos mQ — pJ*J ct(l 4- a«~-») cos (m — \)Q
+ ^f)**Q+*m-*)™i"-*)Q+' . . . 4- (_ 1)^-1^^-1(1 + ^yosQ
jßsin m(2g 4- Q) = (1 - tfi«)sinmQ - (2*) a(l - a*~-2) „„ (/»-!)£
4'(22,ja,(1_a2""4)w/,(w~2)ÖH" • • •• +(-i>^1(w2!!i)«"-i(i-«,>«»e.
Schreibt man ^2* in der Form:
. . . . 4- Zj4)rH.Q4- Z^r^/Q Z„(8V»-2.Q + Z,(1WQ+ Z„(0)
4- Zw(-lWQ 4- Zj-^-fQ 4- Z^-S'Q 4- . . . ,
wobei also
z« = z<-°
ist, und multiplicirt mit (Ha), so folgt
^2(w»-f«o^-H2 ?+Q)w» i = . . . jyj» rrt/Q 4- N<*le+**d 4- A^irWQ
4- 4- Aj->WQ 4- <-^-i'Q 4- . . .
+ <i + Aj"«rKg + A£?r"'Q 4- . . .
wobei
<t = 2C-l>(2xW)a«Zi— -H). (13)
Durch Addition und Subtraction der letzten beiden Gleichungen erhält man
endlich :
Aus der Gleichung 14. 6 folgt nun, wenn für einen Augenblick tang(45°+ ±<?)
— n gesetzt wird:
S*KV } X+tang^vtang^- X+n/ang^E
= {n — X)sin\Ecos\ E ^ (« — 1) sin E a sin E
cos'* J£ + n sin3 \E V-+- cosE 4- «(1 — cos£) ~~ l — acosE '
»-1 Aj^(45°4- ^9)- 1 , .
wenn a = ^— = — JJZ—^ = fang \ 9 ist. Weiter folgt aus 14. 10:
a((,s* }i9 = 1 +'anf*h9-2to»£h9«>s£= 1 - 2acosE+<i*.
Setzt man daher in den Gleichungen (6) oder (6 a)
. . . . ~ * = tangl9, (15)
so ergiebt sich sofort :
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Mechanik des Himmels. 15. 311
\{v—E) = « sinE -f- \ a» sm 2£ -+- * a« rm 4- . . .
logHr*= hgniacos* 2 + <w 2.E -+- i a> cos$E + . . .] (16)
r* =fl-^-^[Zj0) IL^cosE + 2L®fos2E + 2Z„(")<w3J£-+-. . .]
r~ cos mv = er* cosim\ <p[(l -f- o,m) <w —
- Pj") «(1 + 012—2) *w (« - 1) £ 4- + ( — l)m (2J) a-]
rw>««*t>[(i — <t*~)sinmE — <17)
-(* I") «(1 - #—*)sm{m - 1)£ + . . . H-(- 1)— «"-Kl -
cosmv = ,««~HO * ? + + A*"1*) cos E +
+ (AÄ+Ai-?)«rW+ . . .]
r~M ,/„ = ,#j»C«+.> i <p [{N^m - N^) sin E + K '
h~ (^-?L-<-V'*«2i? + . . .].
Hier ist noch die excentrische Anomalie durch die mittlere Anomalie zu
ersetzen; zu diesem Zwecke müssen die BESSEL'schen Functionen entwickelt
werden. Schreibt man
/,* = ~ j[cos XEcos (x sinE) -+- sin XEsin (x sin E) JE,
entwickelt hier cos (x sinE), sin (x sinE) in Reihen, ersetzt die Potenzen von
sinE durch die Sinus und Cosinus der Vielfachen von £ und integrirt1), so wird
ß _ 6) r. _ _i_ (*y. j («y _ 1 (19)
y* XI L X-+-1 \2j + 1 -2(X-h l)(XH-2) V2J
Da nun in den Formeln (5) für x der Werth u zu setzen ist, so werden
SSm> und CS») als Reihen erhalten, die nach Potenzen von e fortschreiten. Für
die einfachsten Functionen r, v, cos v, sin v, r cos v, r sin v, cos v : r9, sin v : r9,
in denen die Coefficienten der Sinus und Cosinus der excentrischen Anomalie
einfache Functionen von e sind, wird die Substitution der Sxm, Ctm einfach durch-
geführt werden können; man erhält die in 37 angegebenen Reihen. Wegen
der Entwickelung von rm+* cosmv und rm+* sin mv wird es jedoch besser auch
in die Grösse a = tang\^ einzuführen*). Für x = it wird
x at
8"l + a>'
Setzt man diesen Werth in den Ausdruck für Jx ein und ordnet nach
Potenzen von a, so erhält man
jl = "ir [i - *)i ** + 0. *)» «4 - («. *)s «* + ] (20)
Ueber die Ausführung der Rechnung siehe t. B. Bessel. Ges. Werke, 1 Band, pag. 18.
Ueber eine Kettenbruchentwickelung für dieselben Functionen siehe ebenda, I. Bd., pag. 96.
•) Dabei muss jedoch bemerkt werden, dass die Reihen schwächer convergiren; a ist die
ron Hansen in seiner »Entwickelung des Produktes einer Potenz des Radiusvectors mit dem sin
oder cos eines Vielfachen der wahren Anomalie« (Abhandl. der königl. sächs. GeseUschah der
Wissenschaften, Bd. IV, pag. 183) mit ß bezeichnete Grösse. Vergl. besonders pag. 241 und
für die Coefficienten (tX)*, pag. 257.
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312 Mechanik des Himmels. 15. 16.
wobei
rXH"^ A z\ <8 fx + 3\ xl
Cw ^* V 2 /V 1 /l-a+0+V 0 />-2(X+l)(X-f-2)
A -t- 2\ h + 3\ _ i« A 4\ t«
0»*)i-^ 3 J + ^ 2 J I .(X~i- 1) + V 1 / 1 -2(X-+- l)(X-»-2)
+ \ 0 J 1-2 -3(X-h l) (X + 2)(X + 3) <-21)
(k + 3\ (X "*~ 4\ l$ (X + 5\ '*
(t,Aj4-"V 4 )~*-\ 3 yi-(x-hi)+V 2 j i". a (x + i) (x + *)
A + 6\ t«
V 1 ) 1 • 2 • 3 (X H- 1) (X -+- 2) (X -+- 3)
^ ^ 0 ; 1 - 2. 3*4(X
l)(X + 2) (X -4- 8) (X + 4) "
16. Nahe parabolische Bahnen. Für diesen Fall wird es am vottheil-
haftesten, in der Gleichung 12. 16 vor der Integration nach den Potenzen der
kleinen Grösse t zu entwickeln. Ist e positiv, so wird die Bahn eine Ellipse;
negative e gelten für eine hyperbolische Bahn. Man erhält:
^t^i(/-r,)-T + iT«-2taT» + iT»)H-8t»(iti +*t')-... (1)
Um aus dieser Gleichung den Werth von t für eine gewisse Zeit zu be-
stimmen l), sei, wenn die Zeit vom Periheldurchgang gezählt, also T0 == 0 an-
genommen wird:
V 1 •+- e Vi
oder
M/- + *(/*)»]; (3)
dann wird man fx mit dem Werthe M f aus der Barker' sehen Tafel entnehmen
können, wenn / bekannt ist. / bleibt aber vorerst willkürlich, und es ist ge-
stattet, noch eine Bedingung dafür anzunehmen, v. Oppolzer nimmt an, dass
/ so gewählt werde, dass sich t durch x mit Hilfe der Gleichung
i = x\\ -¥ Axtx% + A%i% x* + A%%* x* . . . .] (4)
finden lasse, wobei die Av A9 . . . von der nullten Ordnung der Excen-
tricität seien*). Nun muss
») Von den verschiedenen, von Bessri., Brünnow, Gauss und v. Oppolzrr vorgeschlagenen
Methoden genügt es die letztere anzuführen.
*) Diese Bedingung, denen die A unterworfen werden sollen, drückt v. Oppolzer nicht
explicite aus, s. sein »Lehrbuch cur Bahnbestimmung«, I. Thcil, II. Aufl., pag. 66; sie liegt
aber in den darauffolgenden Gleichungen (6), pag. 67. Radau, Bullet, astr., Nov. 1885 ersetzt
dies:? Bedingung durch eine andere, welche die Ableitung scheinbar vereinfacht. Unter der
Annahme, dass t eine gante Function von x sei, müssen in dem Ausdrucke
<"+«•>■ _
1 (f*)3 und 1 + t9 gleichzeitig verschwindem daher T und fx gleichzeitig ]/ — 1 werden.
Für diesen Fall erhält allerdings / den Werth, den die v. OppoLZKRsche Lösung fordert, aber
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Mrchanfk des Himmels. 16. 313
*-M/»*» = t + Jt» - 2eCit> -I-|t») + . . . (5)
3ein. Substituirt man hier für t die Reihe (4), so erhält man zur Bestimmung
der Coeffkienten A die Gleichungen:
/»-l+2e = 3e^
2 — 3 t = 5 «4, H- 5(1 - 2 t)Ax
3 — 4 c = 7 t>48 -f 7 (I — 2 «) (At -f- ^ ») - 7 (2 - 3 «) Ax (6)
4 - 5 e = 9 e^4 H- 9 (1 — 2 t) (A, + 2^4, At + \ A*)
- 9 (2 — 3 1) {A% •+ 2 A*) + 9 (3 - 4 1)
Sei /* = 1 t^, so folgt aus der ersten Gleichung Ax = J<p 4- |; dieses
in die zweite Gleichung substituirt, giebt als Bedingung dafür, dass eine
ganze Function von t sei, wenn der constante Theil von 9 ist:
Die Weitläufigkeit der hierbei auftretenden Operationen umging v. Oppolzer
dadurch, dass er die Functionen A und 9 in der Form
«1 + «, i + «j i* + . . . .
annahm, und in die Gleichungen (6) substituirte. Es folgt:
^ 1 — 5 — ITC * ~ 7«75 1 • • • •
^» ~~ 173 7873 * ' ' ' • \l)
^1 ?875 ' • • •
• • • •
und nach Radau:
^ 1 2 3 j 4 «
3/= F» F3* ~*~ 5^7 * + r» 1 • • • (8)
Für die praktische Anwendung wird dann gesetzt
wo die Coefficienten der Reihe G die Anfangsglieder A%b), AJ°), At(°) . . . .
der Reihen (7) bilden, dann wird, wie sich leicht ergiebt
t = xGH, (11)
wobei
Ä= 1 1 [(A, - A9M E*) «» x* -+- (^, - ^,(0) £*) «>*«-+-....]
= 1 — ^[(üök + dälb« ■+■ ••)** + (Mm ■+■•••)*•*' ~*~ •••] •
(12)
Tabulirt sind: /, £ mit dem Argument c, G mit dem Argument n, und
als kleine Ergänzungstafel mit doppeltem Eingange mit den Argumenten c und
die Identität der Bedingungen ist nicht a priori ersichtlich. Dieses wird offenbar, wenn man
einen anderen Werth von / betrachtet, der den Charakter der Function x nicht ändert, aber
die gestellte Bedingung nicht erfüllt. Angenommen, es werde f so bestimmt, dass in (4)
das Glied mit Axt verschwindet; dann wird nach der ersten Gleichung (6//* = 1 — 2t iu
2 8
setzen sein. Dann wird At = 0, und die iweite Gleichung (6) giebt /f, = — — - , folg-
lich wUrde sich ergeben
t«= jr [l -f- At'tx* + ...].
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314
[Mechanik de« Himmels. 16. I?.
x. Man wird dann zunächst mit dem Argumente s die Werthe von f und E
(Constanten für einen Kometen) entnehmen; mit dem Werthe von M/" aus der
BARKER'schen Tafel den Werth von w, dann ist
x = j fang \ w.
Hiermit wird n gerechnet, G und H aus den Tafeln entnommen, und es
ist schliesslich
tang\v = xGH.
17. Berechnung der Coordinaten und Geschwindigkeiten. Die
Grössen r und v bestimmen den Ort des Himmelskörpers in seiner Bahn. Um
auf eine feste Ebene überzugehen, sei diese die A^y-Ebene (Fig. 271), während die
X' y -Ebene die Bahnebene vorstellt. Dann werden ft, », i die die Bahnlage
bestimmenden Elemente sein, und es ist
x' = r cos v, y' = r sin v, z' = 0; x = at x' ßt/ u. s. w.,
folglich
x = r [cos ß cos (v -f- o>) — sin ß sin (v o») cos <]
y = r [sin ß cos (v + co) -f- cos & sin (v -+- cd) cos i] (I)
* = r sin (v -i- tu) */« i.
Setzt man
sin a sin A = -+- cos & f/» * imJ = -f- sin & C = 0
*#» acosA = — sin & cos i sin b cosB = H- *<?f *w < sine = «« /
rox tf = -h */'« i/*« / cos b = — cos Sh sin i cos c = cos i
A' = A+ v> (2)
ff = B + to
C = C + »
so wird1)
x = r sin a sin (A' ■+■ v)
y = r sin b sin (B -¥ v) (3)
z = r sin c sin (C -+- v).
Für den Fall, wo die Coordinate z' Uber der Bahnebene nicht verschwindet,
was z. B. in der gestörten Bewegung eintritt (s. z. B. § 29) treten noch die
Glieder 7, ^iz', 7,«' hinzu, und man erhält:
x = r sin a sin (A' v) ■+■ z' cos a
y — r sin b sin (B' v) -+- z' cos b (3 a)
z = r sin c sin {C + p) + «' cos c.
Sind die Polarcoordinaten, heliocentrische Länge und Breite, gegeben
(Coordinaten der störenden Planeten), so findet man hieraus die rechtwinkligen
Coordinaten nach:
x = r cos I cos b, y = r sin l cos b, z = r sin b. (4)
Sind die Polarcoordinaten /, b zu bestimmen, so hat man, wenn die Jt-Axe
in die Knotenlinie gelegt wird, einerseits in (4) / — an Stelle von / zu setzen
und andererseits in den Formeln (3) & = 0, z s= r sin ß zu setzen, wenn ß die
Breite des Himmelskörpers über seiner Bahnebene ist. Da ß stets sehr klein ist,
so kann $arc l" für s in ß gesetzt werden, und man erhält die heliocentrischen
Coordinaten /, b, bezogen auf eine feste Ebene (Ekliptik, Ebene A in Fig. 272)
aus den auf die Bahnebene bezogenen Coordinaten v, ß durch:
') Ueber die Berechnung der Constanten für den Aequator s. »Bahnbestimmung«, I. Band,
pag. 471.
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Mechanik des Himmels. 17.
31$
cos (/ — &) cos b = cos (v -f- o>)
sin (/ — ß) cos b = sin (v -+• u>) cos i — ß arc \"- sin i (5)
sin b = (t> -f- o») sin i ■+- ß «r* 1" /.
Es tritt häufig der Fall auf, dass man die Potarcoordinaten Lx, Bx des in
der Ebene Bx sich bewegenden Himmelskörpers bezogen auf eine andere
(A. 272.)
Fundamentalebene B (z. B. die Coordinaten des störenden Himmelskörpers, be-
zogen auf die Bahnebene des gestörten) zu beziehen hat. Man hat dann zu-
nächst aus dem sphärischen Dreiecke, dessen eine Seite £&, — Q, und dessen
anliegende Winkel i und 180° — ix sind, die beiden anderen Seiten $ und <S>t
und den dritten Winkel J zu bestimmen, wozu die Formeln dienen:
sin \Jsin ^(0 + <!>,) = sin \ (ftt — ft) sin $ (ix -+- i)
sin l /cos } (<D 4- <J>X) = w * (&, - ft) «» * (/', - /)
<™ \Jsin \{<f> - = i (ß, - ft) cos \ (/, + 0 ^ }
cos \jcos 4 (0> — O,) = cos \ (ft, — ft) w * (*, — 0-
Dann ist vx -+- o>, — <!>, = Ä"»» (Fig. 272) das Argument der Breite des
Himmelskörpers gezählt vom aufsteigenden Knoten K der Bahnebene Bx auf
der Fundamentalebene B\ es ist daher nach (5):
cos [Lx — (C -+- <&)] cosBx = cos (vx ■+■ <ox —
sin [Z, — (C O)] <w-ff, = sin (», -»- «», — 4>,) <w/ — ß, a>v 1" sin / (6b)
jm2?! = «» (», -(- wj — Ot) sin/ -+- ß, a/r 1" r<v/.
Die Längen Z, sind dabei von einem Punkte gezählt, der um C gegen fl,
zurückliegt, so dass C die in der Ebene B gezählte Länge von ß, ist. Wird C
= & genommen, so ist Lx die Länge in der Bahn, ft a> die Länge des
Perihels des gestörten Körpers.
Sind die auf die Ebene A bezogenen Coordinaten /,, bx (aus den Ephemeriden)
bekannt, so erhält man Z, Bx aus dem sphärischen Dreiecke, dessen Ecken die
Pole der beiden Ebenen A, B und der Ort P sind, durch:
cosB x cosLx = cos bx cos (/, — ft)
cosBxsinLx = sin bx sin i -+• cos bx cos i sin (/, — ft) (7)
sinBx = sin bx cos i — cos bx sin i sin (Jx — Q),
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3 ■ 6 Mechanik des Himmels 17.
welche durch die Einführung zweier Hilfsgrössen g, Q die folgende Form an-
nehmen :
Q\ sinQl = sin bx cosBx cosLx = cos bx cos (/, — ß)
qx cosQx = cos bx sin (/, — ß) cosBx sin Lx = qx cos (Qx — i) (8)
sinBx = qx sin (Qx — i).
Die rechtwinkligen Coordinaten jr, y, z, bezogen auf die Ebene B werden
dann
xx = r, cosBx cosLx ; yx = rx cosBx sinLx ; *, = rx sinBx (8b)
Die Entfernung der Massenpunkte Px P ist gegeben durch
roia = (*i - *)* -+- Cvi— >)* + («i — *)*•
Für die numerische Berechnung aus den rechtwinkligen Coordinaten wäre
zu rechnen:
r0, cos ft cos 9' = xx — x
rox cosb sinS' = yx — y (9)
r01 sin ft = zx — z.
Führt man die Polarcoordinaten, bezogen auf die Fundamentalebene A ein,
so wird
xx — x = rx cos bx cos lx — r cos b cos l
yx — y — rx cos bx sin lx — r cos b sin l
zx — z = rx sin bx — r sin b.
Legt man die Fundamentalebene B zu Grunde, so treten Z,, Bx an Stelle
von lx, bx, es wird r cos b = r, r sin b = z, l ist die Länge in der Bahn, und
wenn 0' — / = 0 gesetzt wird:
rox cos d cos 9 = rx cos Bx cos (Zx — I) — r
r0, cos d sin 0 = rx cos Bx sin (Z, — /) (10)
rox sin d = rx sin Bx — z.
Aus den Formeln (3) lassen sich die Geschwindigkeiten nach den drei Axen
leicht ableiten; es ist
dx dr dv
= sin a sin {Ä -+■ v ) ^/ -+- r sin a cos (Ä v) ^
dr ka . dv ka , iaVfi . „
führt man diese Werthe ein, löst sin (A' •+• v), cos (A' -+• v) auf, so erhält man
mit Einführung zweier Hilfsgrössen 7, T die Formeln:
7 */« T = ~j sin v ^dt***^ sin a cos (A' ^
T^r= — ^ (rox v 4- 0 ^=isinb cos{J¥ •+■ T) (12)
^ T=lsinccos(C' -+- V)
Da die Constanten «4, 2?, C, in den Formeln 12. 2 tlie Frojectionen der
Flächen geschwindigkeit ^0y'/> auf die drei Coordinatenebenen sind, so hat man
nach 2. 25:
aber
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Mechanik de» Himmels. 17. 18.
3'7
dy dx .
-3- - y 7. = krfpcosi
dt
dt
dt
y~dt~*dt = *oVP"»"'n&
dx dz i —
zTt~x~dt = ~ **** sin 1 C0S ft
oder, wenn man die Variabein r, /, z nach 10. 2 einführt:
(13)
dl
dt
(OS t
dz dl dx
xsinl-^-xcosl-z-^-zsinl-^
dz .,dl
zeosl
dx
dt
A^yj sin & sin i
k^p cos ft sin i.
(U)
18. Transformation der Differentialgleichungen für die Variation
der Elemente. Die Differentialgleichungen der Bewegung in rechtwinkligen
und polaren Coordinaten (A bis D) (pag. 292—295) können mit einigen leichten,
bei der Berechnung der Störungen vorzunehmenden Transformationen sofort ver-
wendet werden. Die Gleichungen (£) (pag. 298) jedoch müssen noch weiter aus-
geführt werden, um die Variation jedes einzelnen Elementes für sich zu er-
halten. Zu diesem Zwecke sind zunächst die Coordinaten x, y, z als Functionen
der sechs Elemente a, e, Af0, i, u> darzustellen.
Sind x0, y0 die rechtwinkligen Coordinaten eines Himmelskörpers in seiner
Bahn, wenn die X0'Axe in der Richtung des Perihels angenommen wird, so erhält
man die Coordinaten, bezogen auf eine feste Fundamentalebene nach 2. 1 nebst
den Geschwindigkeiten gemäss der Bedingung X' = V = Z =- 0 (s. § 11) 1).
x * <t> = «, x0 ß,.y0 x' = f = a, x0' -+- ß^0'
y =U/ = Os^0 + QiJ,o /-»♦-«f*0' -r-PtV 0)
, = X = a»*0 + ß,.y0 z' = X = *sV + Mo'-
Die Formeln (1) haben die Eigenthümlichkeit, dass die drei Elemente a, e,
M0 nur in den x0, y0, hingegen die drei anderen Elemente ß, /', o» nur in den
Coefficienten et,, a,, a
P J»
ß, auftreten. Seien b, c zwei Elemente der
ersten Gruppe, /, g zwei Elemente der zweiten Gruppe, so wird daher
dx
-= et,
db
+ db
dx'
db ~ "» db ^ ^db ~db
dx dal aß, dx' ,a*, , 3ß,
dj ~ x° ~d~f y° ~Tf ~df = x° ~df y° df '
Man hat daher, wenn 2 die Summe dreier Ausdrücke für t = 1, 2, 3 bedeutet:
r^i-zfJ^ + R^V«-^-,-« dyA (Jx* -4-* dy»\(Jx* a dy*\
M-^db dd)\*^ + ^c-)-\*^+b^)\«-W-b db )
~\db de ~ de db ) Z*1 + \db TT
,(^y± £V ^0 IV ifo iV_ a^o
V 0* ar de ~W ^ db de
daher mit Rücksicht auf 2. 4 bis 7:
dx0'
'» a*
,a*,
p» a*
a< a*
») Es ist
4-
(■•
a^»/„
£^0
dt
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3i8
Mechanik des Himmels. 18.
ri -i _ dx0 dx0 , ho ho 0*0 dx0 ho ho' ,c,s
Ebenso erhält man
Nun ist
£ — esin£ = M0 H- u./; *0 = E — e)\ y = — £ (5)
_ H , apsinE , g;j.)/l — e* cos E
dt ~ \-ecosE x° = ~ l—ecosE' y° = + (6)
Die Ableitung der Ausdrücke (2) führt nun zu ziemlich complicirten Aus-
drücken; man kann jedoch die Rechnung vereinfachen, wenn man bedenkt,
dass die Coefficienten die Zeit nicht explicite enthalten (s. § 11); da dieselbe
demnach im Resultate herausfällt, so kann man sofort einen Spezialwerth ein-
führen, der so gewählt werden kann, dass die Rechnung sich möglichst verein-
facht. Hierzu ist t = — Af0 : u, zu setzen, weil dann E = 0 wird ; es wird dann
dE dE dy. a M0 dE dE 1
Es wird nun z. B.
= 5 - l -t — y? I • stn E — z — p • cos £ —z — = 0,
de de\\—ecosE) 1 — e cos £ de
da der erste Ausdruck wegen des Faktors sin E, der zweite wegen des Faktors
dE
verschwindet. Man erhält auf diese Weise
x0 = a(l -e) x0'
(8)
(l-01 (9)
ajV . i/L±j aV av- ho ft
-äT = -^Krzr7 -^ = H-(i-0v/i-^ m = 0'
Weiter wird
da,
äft
d_h
da
da,
1i
dm
-a,
3a,
= -+- a,
aß
0
~ß,
ap,
aß
= H-ß,
ap3
0
-+- 7t «» a>
aa,
a*
= -+- 7j« « 0»
dt
-+- 7, sin w
-+• Tf t COS U>
ap,
di
= -r- Y, a>
ap,
a*
-f- 7, W CD
+ ßl
da,
- + ß«
ao,
+ ßa
ap,
a<o
aßl <10>
Mechanik des Himmels. 18. 19. 319
Folglich
[ae] = 0 [fti] = - c*y.y\—c*sin i
[eMt) = 0 [/cd] = 0
[aM0] - - W [ft»] = 0
[aß] \a^yrT^cosi [e&]= + -~*=tcosi [J/0ß] = 0 (11)
M-o H = o ' [Af0 i) = o
Hiermit werden die Gleichungen (£) (pag. 298):
tf*a' . d& a*pe dt» dQ
cos t
T yi^TTi ' dt ^ yx^T'ei dt ~ de
da dQ
+ ta*Tt-dÄT0
.da a9tie .de . . . . di dQ
+ W y\-eUos 1 -dl - yfzrel C°5 ' dt ~ * * ^ ~ ' sm ' ~ äft
. n s . . d& dQ
j da a*u.e de dQ
Aus diesen Gleichungen erhält man sofort1)
da 2 dQ
dM0 dQ 1 — e* dQ
dt ~~ ap. " a*p.e de
dg 1 dQ
dt ~~ *Vj/l — e*sini ö*
di 1 dQ_ cos t dQ
dt= ' " «V]/l — / 0ß «VyT^T'xMi 1 d<°
<x\u y 1 _ aü £öj/ aü
de YT^~e* dQ 1 — <r» 3Q
(12)
19. Variation der Elemente. Einführung der störeaden Kräfte
P, Q, Z^°\ Will man statt der Differentialquotienten der Störungsfunction die
störenden Kräfte X, Y, Z einführen, so hat man
dQ dQ dx dQ dy dQ dt
Tk ~ Tk~*~ ~cj Tk + Ti Tk'
wenn k irgend eines der sechs Elemente ist. Man hat daher zunächst die
') Die Gleichungen entstehen der Reihe nach in folgender Weise: I) die dritte Gleichung.
1 — e*
2) Die zweite multiplicirt mit — und xur ersten addirt. 3) aus der fünften. 4) Die
tat %
sechste multiplicirt mit — tos i und rur vierten addirt; 5) 6) durch Substitution der bereits er-
haltenen Werthe in die zweite und sechste.
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3^0 Mechanik des Himmels. 19.
Differentialquotienten der rechtwinkligen Coordinaten zu ermitteln. Aus den
Formeln 14. (4), (10) und (6) folgt1),
da * a(l — t cosE) ' Te ~ ~*~ 1 - e cosE » dM0 ~~ + 1 — e cosE (1)
dr r dv au./
fa= + a -iv-ttangisrnv ja= -k^cos?
ö- = — acosv — = -| =- 2 + f <w ») (2)
Setzt man
cos (v 4- u>) <w & — j/'« (n -f- a») sin ß <w * = I
cos (v 4- w) «■» -|- j//t (?/ 4- u>) cos ft / = II
sin (v 4- tu) cos & -+- <w (v 4- u>) «'« & cos i = III
J/'« (V -h to) ;m ß — COS (V -h «>) COS ft <W / = IV,
(3)
so wird:
rl y — rll z = r sin (v 4- u>) j/« #'
3jc 3v 3*
— = 4-1 ^ = H- II ^;=-r-JW(»-»-to)xw/
^* ^* „, ^ ^ _ _ _ 3* , . . .
ö- = j- = — rill ^ = ö— = — rIV — =5— =s-|-rr^(»+a»)jx»<
a* TT ^ «
äÄ=-rI1 Jä=+rl ää=0
^Jf 0v 3*
öj = H- r«« (V-h «) «« / = — r sin(v+ cd) *w ß f /» /' ^ = 4- r jm (f 4- «o)«v *,
folglich
v au»/
= - — f ix//tf«^<p ji* f II-+- 1 <w <? IV
d* X • . tfll/
^ = - - \ u./ to»^ ? «» r'I 4- \ — cosif III
dy
da
^ = ~ — \\*.t tangy sinv sin(v + <a)sin i — \^~cos^cos (v+*>)sin$
dx r sin v
S~ = — acosv \ 5— (2 4- e cos v) III
cc cos*yK '
dy r sin v ,
J7=-acosv\\--7^V+ecosv)lV
dz . . . r sin v _ . , x •
j- =2 — a cos v stn (v •+■ u>) stn 1 -+- (2 + < cos v) cos (v 4- ») jot <
+ atang^sinvl -^wtplll
== 4- a iangf sin f II — cosf TV
Bs a*
= 4. a tangj sin v sin (v 4- «>) sin i 4- — cosy cos (v 4- «>) sin i.
>) Es genügt hier die Zwischenresultate anzufahren, da die Ausfuhrung der
und die Rcduction der erhaltenen Ausdrücke keinen Schwierigkeiten unterliegt
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Mechanik des Hinmiel». 19. 321
Führt man hier die angezeigten Operationen durch, so erhält man nach ent-
sprechender Reduction1):
de cos*? * 1 le cos%y 2
TTT= — Jrr^- — (+ IV -rß,)
!iL =* - + I J^- [- cos (v -f- •) «V« i - e ß . 1
da a * cosy1 v ' r,J
2* rsmv , . . .
Hieraus erhält man nun
» _ ,xt+,yl + .zs _kjL[Q + <CPi + ?, Ki + P>Z))]
c ß r ji« v
Q — a(alXl -+- a4 Yx ■+■ atZl)
de cos*y
- r(i yt - njr.)
dQ
— « r«»(V 4- «)(7i*t + 7s *\ + 7s £.)
(6)
wobei
Q = — III Xt — TV Vl -h cos {v *>)siniZ1
gesetzt ist. Aus den Gleichungen 18. 1 folgt aber
04* -+- a ty -f- a3* = #0 = rcosv
ßi* + ßs> + ßs* =^0 = rsinv
7i* "+" TsJ' "+" Ts* = 0
und da Kräfte ebenso zusammengesetzt werden, wie die Coordinaten selbst,
so ist
axXx -haiyi -+- *%ZX = JT(o) A\ = at X«» -t- ß, K«» + ^-ZW
ßi*i -+- ßs ^1 + ßs^i = Yx = «,*(0) + ßs y(0) + T,£<°> (7)
7i*i H- Ts^i + Ts^i = 2« ^ = «s*(0) + ßs*™ + 7»^(0)
») Es wird t B.
= — — 4 -jj— [ — III — * («» (O -f" (OS CO «W & I )].
Die Ausdrücke für 00 dß £ö
ergeben sich auch unmittelbar, wenn man die Kräfte X<P), Z(°) einrührt, denn es ist t. B.
00 0jro £o C/0 0<» ' 0«o öfl <?« 0tf
Vai kmttxm, Astroeomic II. 21
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322 Mechanik des Himmels. 19.
wenn die störende Kraft in der Richtung des Perihels, FW die störende
Kraft senkrecht dazu in der ungestörten Bahnebene, und die störende Kraft
senkrecht auf die ungestörte Bahnebene sind. Hiermit findet sich:
Q ms. — sin v(axXx -+• aiYl *%ZX) h- cosv($xXx + ßjF, ß,Z,)
I Yx — ü Xt m= T, (K(o) cos v — XWsin v) — ZW cos (0 H- ») sin i
oder
Q= KW cosv — XW sinv
I K, — IIA', ms itQ — Z<°> <w (0 + co) *m i
*A\ + yYx + zZx ms x0X(°) + y9Yl°).
Q ist demnach die Kraft senkrecht zum Radiusvector in der ungestörten
Bahnebene; führt man noch die Kraft P in der Richtung des Radiusvectors ein,
so dass
P = Y0 sin v -+• X0 cos v
Q «= KQ <w v — X0 sin v
ist, so wird
~ ms + - /»_ 1 J^- (Q + 5^- = +— (Q -+- <KW
dfi rsinv _ ,
= + r cos i Q — rZ«»cos(v + co) jm i ^ - 4- r sin(v 4-
Damit werden die Differentialgleichungen ftlr die Elemente:
da 2
dt n im *- VXi '
2r 3/ rsinv cos* 9
d& rsin(v + e>) ^
dt ' " ai\LCOS^sini
<r/ a*\acosf
(10)
</ co r .>-/« y <w cp r «» (9 H- <o) <W *
In den Differentialquotienten für <z, u», jV0 und «? sind noch Jf<°> und K<*)
durch und Q zu ersetzen. Es ist aber
y\°) = 9 + Q 0 Jfl°> = v — Qsmv.
Nach einigen leichten Reductionen erhält man dann für a, e, co die in den
Formeln (11) enthaltenen Resultate. Für dM0 jedoch ist noch eine Bemerkung
zu machen, da hier die Zeit noch explicite vorkommt; trennt man diesen Theil
ab, so wird der erste Theil
(dMA 2r rsinv <w'y
sein, dessen Reduction ebenfalls keinen weiteren Schwierigkeiten unterliegt Der
zweite Theil lässt sich schreiben
und man hat daher
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Mechanik de» Himmels. 19.
323
da
dt
= — - — \e sinv- P + - cos* 9 Q]
da rsinjv -+- to) .
dt <zl fx cos 9 stn 1
dta 1 ri . _ . v*» nl r sm(v-h m)cos i „,_x
rf/ a> ja tw 9
-77 H 1 [(cos £ H- c«r ?)<? + sinvF).
dt a ja
Der zweite Theil m —jf- wird
(
#),-.-sH«~"'-<53f— ™
Man kann nun die Störung In doppelter Weise berücksichtigen.
Es ist nämlich in der ungestörten Bewegung:
M= Af0 -+- ja/.
Für die Berechnung von M in der gestörten Bewegung hat man für Af0 die
gestörte mittlere Anomalie zur Zeit der Epoche zu nehmen, welche durch Ver-
änderung der Elemente, ohne Rücksicht darauf, dass auch u. veränderlich ist,
bestimmt wird. Da nun die in / multiplicirten Glieder, wie aus dem Anfange
dieses Paragraphen ersichtlich ist, daher rühren, dass auch \l veränderlich ge-
nomme» wurde, mdem hieraus der Differentialquotieat g - - » £ eintritt
[vergl. die Formeln 18 (6) und (7)], so wird dieser Theil die Störung der mittleren
Anomalie ^ {~jf^ dt- wiu man nun erstens m't der constanten mittleren
Bewegung nach der Formel J/= Af0 ■+■ p./ rechnen, so wird wegen:
M
von der Veränderlichkeit von \x herrührende Variation von M in die Störung
der minieren Anomalie zur Zeit der Epoche einbezogen sein und es wird:
M-M^H^AX. wobei 2g* = + (13)
für p, ist die ungestörte, constante, mittlere Bewegung zu setzen.
Man kann aber auch in der Formel M = M9 + \nt für die gestörte Be-
wegung p. als veränderlich ansehen, und dann an M0 nur den ersten Theil der
Störung anbringen; dann ist
dM idM\ (dM\ (dM\
~d7 = \-ä7)^ VdT) wo VdT) = »
und ja veränderlich. Daraus erhält man durch Integration
ai»
uigiiizeo uy
Google
324
Mechanik des Himmels, 19. 20.
Da aber
ist, wobei
dy. 3 p. da _3_ dü
dt~ 2 a df «> dM0
M= M0 -+- bMQ + C (15a)
ist, so wird man
erhalten, wobei
20. Variation der Elemente für grosse Excentricitäten (nahe
parabolische Bahnen) und £ür sehr kleine Excentricitäten und
Neigungen. F'tihrt man statt der mittleren Anomalie M0 die Zeit des Perihel-
durchganges T0 ein, so wird man für die sämmtlichen Elemente dieselben
dM0
Formeln erhalten, nur an Stelle von -~ tritt die Störung der Perihelzeit, für
welche sich
dT 1 \( Ire \ 1
~df ~ ~~ a~\iJe \\ ä *~ C0S% * C0S VJJ3~~ (cos 9 sin E + cos%9 sin r) @J
y^- (sin vsinyP ■+- ~ cos** q)
(1)
a cos y
ergiebt, wobei an Stelle von / hier / — T0 als die seit der Epoche 7*0 verflossene
Zeit eingesetzt ist.
In dieser Form sind die Formeln auch für nahe parabolische Bahnen an-
wendbar, in welchem Falle e nahe der Einheit sein wird, ji ist aber in diesem
Falle noch durch k0 : a% zw ersetzen. Da übrigens a sehr gross und cos* sehr
klein wird, so wird man a überall durch p = a cos* * ersetzen. Es wird dann
zunächst
da 2«» / . _ / \
während in den übrigen Ausdrücken a vollständig verschwindet. Um auch hier
a zu eliminiren, kann man
di\a) " a* dt
bestimmen; hieraus wird also:
oder man sucht an Stelle der Aenderung a diejenige des Parameters. Da
dp „ da de
ist, so erhält man mit Einführung der Werthe von ^ und ~
*** k9(\ + ecosv)Q'
Dividirt man noch durch —IpYp so erhält man die erste Formel (3); die
übrigen folgen unmittelbar aus 19. 11. Man hat:
Google
Mechanik des Himmels. 20. 3*5
<*oy7
In dem Ausdrucke für tritt der Nenner x«* / auf, in den Ausdrücken fttr
^ ^f.- , -rr der Nenner e, in —7 überdiess ebenfalls Sind daher die Neigungen
dt dt dt
und Excentricitäten klein, so wird daraus eine beträchtliche Ungenauigkeit ent-
stehen. Dass die Störungen bedeutend werden, ist theüweise in der Natur
der Sache gelegen, da ja bei kleinen Neigungen der Bahnen sehr beträchtliche
Verschiebungen der Knoten stattfinden können, ohne dass der Ort des Himmels-
körpers dadurch wesentlich geändert würde, und andererseits in sehr nahe kreis-
förmigen Bahnen starke Drehungen der Apsiden ebenfalls nur ganz unwesentliche
Aenderungen der Planetenorte mit sich bringen. Aber auch das umgekehrte ist
der Fall: ein nur geringfügiges Hinaustreten des Himmelskörpers aus seiner
Bahnebene wird bei kleiner Neigung derselben eine bedeutende Knotenverschiebung
der osculirenden Ebene erzeugen, und ebenso wird ein nur unbedeutendes Ab-
weichen des Planeten von einer nahe kreisförmigen Bahn eine sehr bedeutende
Verschiebung der Apsiden der osculirenden Ellipse zur Folge haben. Wenn
aber auch die Störungen in der Länge des Knotens und in der Richtung der
Apsiden durch keinerlei Transformationen verkleinert werden können, so könne n
doch die für die Bestimmung des Ortes des Himmelskörpers nöthigen Störungen
von jenen starken Aenderungen, die sich schliesslich wegheben, befreit werden.
Zunächst kann die von der Neigung abhängige starke Aenderung der Apsiden-
richtung, die sich in to zeigt, eliminirt werden, da eine nahe gleich grosse, ent-
gegengesetzte Aenderung in & auftreten muss. Setzt man also
& o> « it (Länge des Pericentrums),
so wird
diz 1 r/ - e* »1 rsin(p + to)
dt^TiTe E + C0S * Hn V)Q~ C0S *C05V'P\+ a^cas9 tans * ' Z
1 r $in(v -r to) ^
" *oV7< [(r +fisinv'Q-P cos v'f}+ koyp tans * ' z (0)
von der Neigungsänderung nur minimal beeinflusst. Ebenso werden bei starken
Aenderungen der Richtungen der Apsiden nothwendig nahe gleiche und ent-
gegengesetzte Störungen der mittleren Anomalie auftreten; setzt man daher
Tt + M0 = Z0 (mittlere Länge in der Bahn für die Epoche),
so wird
dt
r sin (v -+- a>)
a a ]u cos 9
(5)
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326
Mechanik des Himmels. 20.
wobei das letzte Glied wieder in genau derselben Weise berücksichtigt werden
kann, wie bei der mittleren Anomalie. In der Form
*oVP ,e\
rsinlv -+- o>) . . . 3(/ — Ta) ( . * Ä\
H ^V^. ' tang \ / . + — <w <p <p «« * . QJ
ist die Formel auch auf nahe parabolische Bahnen anwendbar. Handelt es sich
um die Berechnung der Störungen in & und k, so wird man für sehr kleine Werthe
von / oder e das Auftreten der Nenner umgehen, indem man andere Variable
durch die folgenden Gleichungen einführt:
sin isin & = S e sin n = $
sinicos& = R W «mic«V (8)
Da
</3 rfi dQ> de du
— = (os i sin & -j + sin i cos & -jj -jj = sinn-^ -t- e cos *
dW di da d*V de d*
— = cos i cos&jt- sin i sina-jj 17 = cos * Tt ~ € si* * Tt
ist, so folgt
</E 1
r [sin + tu -h ft) — 2 cos (v ■+■ a») ;m ft } i J ZW
(9)
di a3 ja cos <p
% _ _L_ . r[,„(. + . + ß)_ «. „„a*,»^«
1 ri , _J
= — [jwurä^i- sinncos Ecosy -+- fw^x»»(it ■+- »)}(? — r«fwi(ir-r-ü)/^j
<w i (10>
— — [\—sinitsinE+ cos neos Ecos ? + cos<fCos(it+ v)\Q + cosysin(ic-h v)P]
rsin(v ■+- «)«**
a»|x ^ <p /<wtf * * Z Co),
aus welchen Formeln die kritischen Nenner verschwunden sind. Sind diese
DirTerentialausdrücke integrirt, und die Aenderungen der Elemente S, H, V
gefunden, so wird man mittels der Formeln (7), (8) die Elemente i, ic er*
halten, wobei allerdings wieder die Nenner *, e auftreten; da sie jedoch erst
zum Schlüsse erscheinen, so werden sie die Genauigkeit der numerischen Opera-
tionen nicht beeinträchtigen.
An Stelle der Grösse it kann auch eine andere v eingeführt werden, die mit
ß und o» durch die Beziehung verbunden ist
di .d& da»
Für diese ergiebt sich
% = -r-TT Kr + p)smv * Q — p cosvP]. (12)
Da weiter
geschrieben werden kann, so folgt
rfv 1 (dM0\ 2r_
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Mechanik des Himmels. 91. 3S7
21. Die Störung der Perihelzeit in der parabolischen Bewegung.
Sämmtliche Formeln bleiben brauchbar, ebensowohl für sehr nahe parabolische
Bahnen, als auch für die Parabel selbst, mit Ausnahme der Formel für ~~ ,
in welcher der Faktor o, die grosse Halbaxe auftritt, welcher für die Parabel
unendlich wird. In Folge dessen muss der «weite Faktor Null werden, und für
die Parabel wird sich der Ausdruck in der Form 0-°° darstellen; fllr sehr nahe
parabolische Bahnen wird derselbe das Produkt zweier Faktoren, von denen der
eine sehr gross, der andere sehr klein ist. Um diesem Uebelstand abzuhelfen,
kann der folgende dem von v. Oppolzkr eingeschlagenen ähnliche1) Vorgang dienen.
Es ist:
dT0 _ _p_ \<lre — pcosv S*VM -hm (/ - T0) e sin vi
j\(r+ p)sinv _ 3iyM+m{/- T^f]
*o*L ecos*i rcos*f J ^'
Setzt man den Coefficienten in der Klammer bei Q gleich £/*), sodass
(r + /),*. , _ »*„(/ - T,)Yp _ _rT/ A _
ea>t*f rcos*y ^w1?^ r)
so wird der Klammercoefficient von P~.
1
Ire — pcosv r esinv r e sin v (r -+- p)sinv
e cos* 9 p ~~ p ecos'y
r esinv „ r%
-J-U--MV
l) VergL dessen »Lehrbuch tur Bahnbe»timmung von Planeten und Kometen«, II. Theil,
pag. 226 u. 398.
*) Dieser Coefficient hat eine einfache analytische Bedeutung. ErseUt man in den Elementen
und den Differenfialquotienten nach denselben a durch /, so wird
dv (Bv\ (dv\ da
Ti = \T*J + \Ta) Te
und di \ * t* **' *° mit den Fonneln W
" 'dv _ j*v f V)_&JVM±^-J^
daher, wie man leicht findet, wenn man die Relation ^- = 1 + eeosv berücksichtigt:
r
r dv
U= -
t de
v. Pppolzer ersetzt a nicht durch /, sondern durch q (Periheldistanz). Beteichnet man
in diesem Falle den Differentialquotienten mit , so findet man leicht
dv ratq 8' , l —e (dv\
Tt a Lä7j ' TT"' H7* väiy ■
dT
sich die Identität der hier gegebenen Formeln Air mit der von v. Oppolzkr gegebenen
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3*8 Mechanik des Himmels. 21.
demnach
dTo 1 / r* J l
~JT = -J"!V + resinvü^P+ ^ .pU- Q (l)
und es handelt sich noch um die Entwickelung von U. Es ist aber für nahe
parabolische Bahnen nach Gleichung 14 (1), wenn T0 die Perihelzeit ist:
^ 2fT'(/~ ro) = * = * + 4*»- 2e(ir» i t») + 3t'(it» 4- |x') ,
wobei
1 — e
1 + e
so wird:
ist. Benützt man den ersten der beiden Werthe, so erhält man für U einen ge-
schlossenen Ausdruck, jedoch in der Form % da im Nenner der Faktor cos*tf
stehen bleibt; es wird daher besser, sofort die Reihenentwickelung vorzunehmen.
Nun ist:
I = (l + 4 V« + < cos v) sin * = 4 ,? » =
= £*_ t (3 -h i) + (1 + 3t)ta
r! 1 (1 -+- «T»)*
ii = iM_T_ro)v7if _^ 3(i - «)
Setzt man nun
und für den Augenblick der Kürze halber
= *[t+4t» + er» -f|ET-(t + T8i-}tT + |t») ^rgjj]
II — 91(1 - e)J? —
= «[t -f- - t(T + T«+f x*) + t»(4t«-r-T»H-4t»)-e»(|T»-r-T»H-|t») 4- , ., ]
-«[T-r-it'-^^j^i-ie-r-f 9>-49»+ . . . )_«t*(!-49-h9*- . . J
« * |x + $T« - - ex(l - e 4- e» - 03 . . . .)-
-«t(4e-.|e*-T-4e>- . . . )_ «»(4-49 + 49»- . . . )J
= « ^ + * T» _ - 4tte - (et» - .»t»x4 - 49 + 49* - . . .)] .
Nach einer leichten Reduktion folgt daher
1 - n = $uT [* + e ~ ^t49~ *9t* + ^+0 - «»)t*(4 - 49 4- 49» - . . )j .
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Mechanik des Himmels. 21. 82. 3i9
Setzt man daher
t±! + ieo + e)-e.; i±£ = 8<
(l _ ie + 48» - a»1 + Tfö4 -....) (i+e) = H,
so wird
und demnach
3i>(l -+- e eosv)
Setzt man noch p = q{\ -¥ e) und ersetzt überall r durch «, so wird der
Coefficient vor der Klammergrösse:
3f \ + eeos v 3q (1 -f- c)» -r-tfma|g 3^ (1 »)»
<i -h *)• i+e r~ 2 1 - c l+e -töt ~T^Tshlv'
folglich
Die Entwickelung der Ausdrücke für 80 und 8' in Reihen wird nicht vor-
teilhaft; hingegen lassen sich die Ausdrücke etwas vereinfachen. Es ist nämlich,
wenn man in 80 auf gemeinschaftlichen Nenner bringt:
_l + ie-H|8» + j8»_f(i + 8)-hj8>(i + e)-ie» e,
1^-8 TT8 =*+l8,-iire-
Die Reihe für H wird, wenn mit dem Faktor (1 4- 8) ausmultiplicirt wird,
stark convergent; man erhält:
"-•-Ä« + Ä»,-ni», + ini
und hat daher zur Bestimmung von U die Formeln ;
H»l-5^Ö-f-^8»-9-L83
(2)
£/ = ^^1^' jw f[80 — Wtang* { v ■+- (1 - e»)H /<«i^ $ (3)
Die Rechnung würde erleichtert durch Hilfstafeln, welche 80, 8', H mit dem
Argumente 8 geben1). Für die Parabel ist s = 0. 8 = 0, daher 80 = \,
8' e= |, H = }, demnach
U a q sin v{\ — \ tang* \ v). (4)
22. Störungsrechnung. Bei der Untersuchung des Einflusses der stören-
den Massen kann man zwei wesentlich verschiedene Wege einschlagen. Man
kann die auftretenden Störungen durch numerische Rechnung bestimmen, wobei
man diese, in gleichmässigen Zeitintervallen fortschreitend, für jeden Zeitpunkt
speziell ermittelt. Der Vorgang ist dann der, dass man für einen gegebenen
Moment den wirklichen, gestörten Ort des Himmelskörpers als bekannt (bereits
') Deshalb wurde der Coefficient von tang* ^ v nicht zusammengezogen ; dieser Coefficient
[0' — (l — «')H] hängt nämlich ausser von dem Argumente 8 noch von c selbst ab. Tafeln
ftlr H0, 8', H sind vom Verfasser berechnet, aber bis her noch nicht publicirt worden.
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33°
Mechanik de* Himmels. 22. 23.
berechnet) ansieht, die aus dieser Lage und der gleichzeitigen Lage aller störenden
Körper resultierenden Kräfte numerisch bestimmt (in ihrem Verhältniss zu der
Anziehung des Centraikörpers) und aus diesen Kräften den Ort des Himmels-
körpers für das nächste Zeittheilchen sucht. Man nennt diese Methode die
Methode der speziellen Störungen. Sie wird verwendet, wenn es sich
um die Berechnung der Störungen nicht periodischer Kometen handelt, oder um
die Ermittelung der Störungen eines periodischen Kometen oder eines kleinen
Planeten in den ersten Jahren der Erscheinung, wenn noch nicht genügend sichere
Elemente bekannt sind, und dieselben erst aus der Verbindung mehrerer Er-
scheinungen unter Berücksichtigung der Störungen abgeleitet werden sollen.
Handelt es sich jedoch darum, die Bewegung eines Himmelskörpers in der
Art darzustellen, dass man durch analytische Formeln jederzeit den Ort desselben
sofort, ohne die numerische Berechnung der früheren Orte, erhält, so wird
man analytische Formeln aus der analytischen Form der störenden Kräfte ab-
zuleiten haben. Diese Methode der Störungsrechnung nennt man die Methode
der Berechnung der allgemeinen Störungen oder (nach Hansen) ab-
soluten Störungen. Sie wird zweckmässig, wenn man die Erscheinungen
eines periodischen Kometen, eines Planeten, des Mondes oder der anderen
Nebenplaneten zu vertolgen hat, einestheils, weil man für jene Zeiten, während
welcher der Himmelskörper unsichtbar ist, die Störungen nicht zu kennen braucht
und andemtheils, weil durch die einmalige Berechnung der allgemeinen Störungen
Formeln gegeben sind, welche während beträchtlicher Zeiträume ungeändert
anwendbar sind, während die Berechnung der speziellen Störungen immer wieder
von Ort zu Ort weiter geführt werden muss.
Bei der Ermittelung der speziellen Störungen lassen sich die Methoden der
Berechnung der Störungen in rechtwinkligen, in Polarcoordinaten und in den
Elementen ziemlich scharf trennen; nicht so bei der Bestimmung der allgemeinen
Störungen, wo die Versuche zur Integration der Differentialgleichungen oft auf
mannigfache Combinationen zwischen den zu wählenden Variabein führen.
a) Berechnung der speziellen Störungen.
23. Spezielle Störungen in rechtwinkeligen Coordinaten. Bond-
ENCKE'sche Methode. Bezeichnet man wie früher
so gelten für die ungestörte Bewegung die Gleichungen (2), für die gestörte die
Gleichungen (3):
(3)
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Mechanik des Himmels. 23.
33'
Man wird nun nicht die gestörten Coordinaten x, y, z, sondern die Störungen
x — x0 = y — y0 = ij, z — z0 = C
ermitteln, und erhält hierzu durch Subtraction der Gleichungen (2) von (3):
Die Berechnung der störenden Kräfte Jfj, Klt Zt bietet keine Schwierigkeit.
Zwar sind in denselben auch die gestörten Coordinaten x, y, t, enthalten; da
sie aber mit den störenden Massen «, multiplicirt sind, so wird es genügen, fUr
dieselben Näherungen zu setzen, welche man stets haben wird. Legt man näm-
lich osculirende Elemente der Störungsrechnung zu Grunde (die vorhandenen
Elemente können dabei immer als osculirende Elemente für eine gewisse Epoche
angesehen werden und die durch eine definitive Bahnbestimmung mit Berück-
sichtigung der Störungen gefundenen Elementenverbesserungen geben dann
Correctionen dieser osculirenden Elemente für die angenommene Epoche) so
sind die Störungen für die Epoche der Osculation gleich Null, und steigen sehr
langsam an. Im weiteren Verlaufe der Störungsrechnung wird man bereits eine
Reihe von Störungswerthen haben, aus denen sich die in den störenden Kräften
Xx, Yx, Zx auftretenden gestörten Coordinaten ausreichend genau finden lassen.
Nicht dasselbe gilt von den in den Gleichungen (4) auftretenden Schlussgliedern.
Diese sind nicht mit störenden Massen multiplicirt, und ihr Einfluss hängt gerade
von der Differenz der gestörten und ungestörten Coordinaten ab. Es ist daher
zunächst nothwendig, diese sogen, indirekten Glieder in einer für die Be-
rechnung brauchbaren Form darzustellen. Man hat:
Nun ist
'» = (*• + 5)» + (* + ii)* + (*o ■+- 08
= r0» -+- (2*0 -f- 5)S •+• &y0 + tj)tj •+- (2*0 + C)C
Setzt man daher,
(«, + K)g + Cy> + ii.)q + («o + 10C = qt
so wird
,» » r,»(l -4-8»); ^ = {l+JfH-l-3j + g?'-gf'+
Setzt man daher
/=3[l-h + ^'-g?' + .. .]. (6)
so wird
Setzt man noch
K (7)
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33*
Mechanik des Himmel». 28.
so gehen die Gleichungen (4) in die folgenden über:
d*\
-jjj- ■+■ hl - Xx -H hfqx
-jjf + /4r) = K, + A/^ (8)
+ *C = Zx + W*-
In diesen Ausdrücken ist nun q von der Ordnung der Störungen1); allein
die Differentialgleichungen sind für die numerische Integration noch nicht ver-
wendbar, da sie noch £, tj, C, selbst enthalten. Die Differentialquotienten
<P\ d** d*Z
dl* ' ^fi* ' ~dl* b,ldcn ftlr gleichmässig fortschreitende Intervalle von z. B.
10 Tagen, eine regelmässige Reihe von Functionswerthen A /„ /c. Da die
Störungen für die Osculationsepoche verschwinden und in der Nahe derselben sehr
klein bleiben, so kann man für zwei Zeitmomente \w und \w vor und \w und
\w nach der Osculationsepoche die Werthe der Differentialquotienten (störenden
Kräfte) nach (8) mit alleiniger Berücksichtigung der X, Y, Z berechnen, indem
ftlr diese 4 Orte die E, tj, C gleich Null gesetzt werden. Hiermit erhält
man zunächst 4 Werthe der Differentialquotienten und deren Differenzreihen
/',/", aus denen sich sofort die ersten und zweiten Summen i/e, ij/j, y^, ii/"T(f
!A» "A (s» den Artikel »mechanische Quadratur«) bilden lassen, wobei man nur
die Anfangsconstante für die Summation so zu bestimmen hat, dass die IntegTale
für die Osculationsepoche verschwinden. Man hat also, wenn die für die Oscu-
lationsepoche giltigen Grössen den Index 0 erhalten (die Indices £, tj, C, können
weggelassen werden, die Operationen sind gleichmässig iür alle drei Reihen aus-
zuführen) und die Functionswerthe, welche sich auf die unmittelbar vorhergehende
und folgende Störungsepoche beziehen mit den Indices — }, + ^ versehen
werden :
Mit diesen Werthen erhält man sotort % für den nächsten Ort,
welche zur Bestimmung der Doppelinlegrale für diesen Ort bereits dienen
d*l
können. Ganz allgemein wird man daher, wenn der Differentialquotient
(und ebenso die beiden andern Differentialquotienten) ftlr den iten Ort be-
rechnet ist, durch Addition dieser Werthe zur Summe Vi-\ den Werth Vi+\
und durch Addition dieses Werthes zur Summe n/, den Summenwerth uf;+i
erhalten. Da aber das Integral £ nach
l - UA + *A - ,hA"
berechnet wird, so könnte man die Störung für den (i -+- l)ten Ort finden,
d*l
wenn f% = ^ und die Differenz /" auch für den (i -+- l)ten Ort bekannt wären.
Dieses ist aber nicht der Fall. Setzt man aber in
') Will man nur Störungen von der ersten Potent der Massen berücksichtigen, so wird
man in den störenden Kräften Xlt K,, Z, an Stelle von x, y, t die ungestörten Coordinaten
x0.yt, t0 zu seuen haben, und ?-=-i-(x05 + y0i) + *0Q; /= 3.
ed by Googl
Mechanik des Himmels. 23.
333
den Werth für -j^ aus (8) ein , so erhält man
5 = uA+*Xt ^^hfqx -^h\- jfrA"
oder wenn man
setzt, welche Werthe für jedes Intervall bekannt werden, sobald die Xlt Kp Zv
bestimmt sind:
{(i + A*)-4 + AVf* fm
=
Diese Werthe von 5, tj, C können noch nicht verwendet werden, denn q
enthält alle drei Grössen; man könnte diese Gleichungen auch als drei Gleichungen
mit den drei Unbekannten £, tj, C ansehen, und dieselben daraus bestimmen;
einfacher jedoch wird es, die aus (10) folgenden Werthe von (j, ij, C in die
Gleichung (5) einzusetzen, wodurch man eine Gleichung zur Bestimmung von q
erhält, die 5, »), C nicht mehr als Faktor enthält1). Setzt man:
so erhält man
g'S'r -f- -4- cSt
9 ~ \ — hhf{ax + by + ct)' U^
Substituirt man nun die aus (10) folgenden Werthe von £, »j, in denen
jetzt f durch (12) bestimmt erscheint, in die Gleichungen (8), so erhält man
\ h h
folglich, wenn man
*' (13)
setzt:
i
^ = X, + h'(Jqx-Sx)
^3 - Yx + " -SO (U)
g| - Z, + h\fqz - 5.).
Nachdem man daher für die ersten 4 Orte (zwei vor, zwei nach der
Osculationsepoche) die Differentialquotienten, unter der Voraussetzung Sx « S,
S% = q = 0 berechnet hat, wird man die erste und zweite summirte Reihe
bilden, womit die »/ für den nächsten Ort bekannt werden; die zweiten
Differenzen /" in Formel (9) wird man, da sie mit dem kleinen Faktor ^
») Die Incremente tf, (q, JC von *0, y0, «0 können beibehalten werden, da das Resultat
in Anbetracht ihrer Kleinheit gegenüber den x0, ya. t0 nicht wesentlich '
man für dieselben auch nur genäherte (extrapolirte) Werthe substituirt.
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334 Mechanik des Himmels. 23.
multiplizirt sind, genügend genau durch Extrapolation erhalten. Sobald dann für die
vier ersten Orte -j^ , -j-^ , -j^ bekannt sind, bestimmt man die Integrations-
constanten so, dass die ersten und zweiten Integrale ^7» un<* »). C
gemäss der Bestimmung, dass die Elemente osculiren sollen, für die Osculations-
epoche verschwinden; hierfür hat man1)
>/ c« -*)--*/•<«- *> + §ö/"' c* - *)
»/(«- i) = -*>/(«- tt+^/c«-*) - flSi/'V -
Dann hat man für jeden folgenden Ort3) das Foimelsystem 1, 6, 7, 9, 11, 12, 13, 14
zu berechnen.
Bei Anwendung dieser Methode wird man zweckmässig als Fundamental»
ebene eine feste Ekliptik wählen; man drückt dieses dadurch aus, dass man
die osculirenden Elemente ö, u», / auf die feste Ekliptik und das mittlere
Aequinoctiu m eines bestimmten Jahresanfanges bezieht. Alle Coordinaten werden
auf diese bezogen. Die Berechnung der ungestörten Coordinaten *0, y0, z0
wird nach 17. 2, 3 vorgenommen; die der Coordinaten der störenden Planeten
xv y\> *i erfolgt nach den Formeln 17. 4, wobei man nur zu beachten hat,
dass die heliocentrische Länge und Breite (/t, bx) auf die gewählte Ekliptik und
das gewählte Aequinoctium bezogen werden. Da sich die Störungsrechnung
über mehrere Jahre erstrecken kann, so wird man die in den Jahrbüchern an-
gegebenen Daten, falls dieselben wahre Längen und Breiten sind, von Nutation
befreien, und durch Anbringen der Präcession auf das gewählte Aequinoctium
beziehen. Die Entfernungen r0, bestimmen sich aus 17. 9, wobei selbstverständ-
lich die Hilfswerthe 0, 0' nicht gebraucht werden.
Bei der Wahl der Daten wird man sich zweckmässig an diejenigen halten,
für welche das > Berliner Astronomische Jahrbuchc die Coordinaten der störenden
Planeten giebt, und es mag noch erwähnt werden, dass diese, ausgedrückt in
Tagen der julianischen Periode von der Form 40« -+- 24 sind.
Die St Ölungen \, r\, C beziehen sich ebenfalls auf die Ekliptik; da man
aber bei den Ephemeriden stets Aequatorcoordinaten wählt, so wird man aus
den Störungswerthen i, ^, C am zweck massigsten sofort die Aequatorealstörungen
V, C ableiten, was durch die Formeln
= i ; tj' ^ v) cos t — C sin c; C = tj sin t + Zcosz (15)
geschieht, wobei t die mittlere Schiefe der Ekliptik für das angenommene
Aequinoctium bedeutet.
Das Argument q für die Reihe / wird erst durch (12) bekannt; in erster
Näherung kann man in (12) /= 3 setzen, oder in (6) für q einen extrapolirten
Werth verwenden, und wenn nöthig die Rechnung mit einem verbesserten Werthe
wiederholen. Die Rechnung der Formel (6) wird umgangen, wenn man / mit
dem Argumente q tabulirt hat. Eine solche Tafel auf 6 Decimalen findet sich
in v. Oppolzer, »Lehrbuch zur Bahnbestimmung von Planeten und Kometen«,
II Bd., pag. 590; auf 5 Decimalen abgekürzt ist dieselbe:
') Vergl. den Artikel »Mechanische Quadratur«.
*) Man kann für die vier der Osculationsepoche nächst gelegenen Orte mit den bereits be-
kannten Werthcn der % die Rechnung auch wenn nöthig wiederholen.
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Mechanik des Himmel». 23-
335
O-O30OO0
0-029000
0O280C0
0027000
0-026000
0-025000
0-024000
0028000
0-022000
0-021000
0O19000
0-018000
0-017000
0016000
0OI5000
0-014000
0-018000
0012000
ooucoo
0O10000
0009000
0008000
0O070C0
0006000
OO050C0
0004000
IHM*. 1 1 •
0 002000
o-ooiooo
IBIII I II II
0-51080
0-50964
0-50848
0-50788
0-50618
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0-48148
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0-47980
0-47821
047712
Diff.
nrzi
116
116
115
115
115
115
114
114
114
114
113
113
US
113
112
112
112
112
111
III
III
111
110
110
110
HO
109
109
109
109
ooooooo
+ 0-001000
+ 0-002000
+ 0 008000
-f 0004000
+ 0005000
+ 0006000
+ 0 007000
+ ö 008000
+ 0009000
+ 0O10000
4- oouooo
+ 0012000
+ 0018000
+ 0014000
+ 0015000
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+ 0027000
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116
115
114
113
112
111
110
109
1
116
11-5
1 14
U-3
11-2
III
110
10-9
2
232
230
228
22-6
22-4
22 2
22 0
21-8
8
34-8
34-5
84-2
33 9
336
33-3
330
32-7
4
46-4
460
45-6
45-2
44-8
44-4
440
48-6
5
58-0
57-5
570
56-5
560
55-5
550
545
6
69-6
690
684
67-8
67-2
66-6
660
65-4
7
81-2
80-5
798
791
78-4
77-7
770
76-8
8
92-8
920
91-2
90-4
89-6
88 8
880
87-2
9
104 4
103-5
102-6
101-7
100-8
99-9
990
98- 1
108
107
106
105
104
103
102
1
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4
10 3
10 2
2
21-6
21-4
21-2
210
20-8
20-6
20-4
3
32-4
321
81-8
31-5
31-2
30-9
80-6
4
43-2
42-8
42-4
420
41-6
41 2
40-8
5
540
53-5
530
62-5
520
51-5
510
6
64-8
64-2
63-6
630
62-4
618
61-2
7
75-6
74-9
74-2
73-5
78-8
72-1
71-4
8
864
85-6
84-8
840
83-2
82-4
81-6
9
97-8
96-8
95-4
94-5
93-6
92-7
91-8
Diff.
- 108
- 109
- 108
- 107
- 108
- 107
- 107
- 107
- 107
- 106
-106
- 106
- 106
- 105
- 106
- 105
- 104
- 105
- 104
- 105
- 104
- 108
- 104
-103
- 108
- 103
- 103
-102
- 102
- 102
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336 Mechanik des Himmels. 23. 24.
Die Störungen £, t\, C werden selbstverständlich successiv anwachsen, es ist
aber keineswegs nöthig, dieselben für jeden Tag zu berechnen. Das zu wählende
Intervall hängt wesentlich von den Grössen der störenden Kräfte und den
Aenderungen der Distanz zwischen dem störenden und gestörten Körper, ab;
das Intervall kann erfahrungsmässig bei kleinen Planeten 40 Tage angenommen
werden; bei Kometen werden oft kleine Intervalle bis zu 10 Tagen, und auch
noch kleinere, nöthig werden; natürlich tritt an Stelle von k überall (wk).
Da die Störungen stets klein sind, so kann man, um das unnöthige Anschreiben
von Decimalen zu vermeiden, gewisse Grössen in einer kleineren Einheit ausdrücken.
d'i d*-n d*X,
In der Praxis wählt man als Einheit für i, tj, C und -j^ , -j^f , ^jj ^ie sie0«»1«
Decimale; der Anblick der Formeln (8) und (14) zeigt dann, dass diese Grössen
sofort in dieser Einheit erhalten werden, wenn man Xx, Yx, Zx in Einheiten
der siebenten Decimale ausdrückt. Gemäss den Formeln (9) werden dann auch
die Summen Sr, S,, S, in derselben Einheit erhalten. Drückt man x, y, m und
folglich nach Formeln (11) auch a, b, c in der gewöhnlichen Einheit (der Erd-
bahnhalbaxe) aus, so folgt nach (12) auch q in Einheiten der siebenten Decimale,
und da / nahe 3 ist, so werden auch die Glieder fqx, fqy, fqt in (14) in Ein-
heiten der siebenten Decimale erhalten, während h, K Verhältnisszahlen in der
gewöhnlichen Form sind.
Um die störenden Kräfte sofort in Einheiten der siebenten Decimale zu
erhalten, genügt es an Stelle von (wk)*ml die Werthe (wi)tml'l01 einzuführen.
Dieselben sind mit den pag. 303 angeführten Werthen für die Massen:
£•?(«•*)> Mt 10 r log(wkym%W
Mercur 9 9502-10 Jupiter») 3656084
Venus 1 0625 Saturn 3-13102
Erde Mond 1*1244 Uranus 23217
Mars 0 1839 Neptun 23852
24. Beispiel. Es wird zweckmässig sein, ein Beispiel zu wählen, bei welchem
die Störungen beträchtlich anwachsen, weshalb ich die Berechnung der Störungen
des Kometen 1889 V, Brooks wähle. Die zu Grunde gelegten Elemente sind
die von Bauschinger aus der ganzen Erscheinung 1889 b*s l&91 abgeleiteten*):
Epoche 1889 Sept. 30-5 mittl. Zeit Berlin.
M0 = 0° 1'5"01 <p = 28° 5' 5"-75
« = 1 34 54-99
u> •= 343 35 50 62
ft = 17 59 4-37
1=6 4 6-57
I* =501"-72306
Ekliptik und log a •= 0-5663617
Aequinoct. 1890 0 log sin ? = 9 6728179
logp= 0 4575457
Die Epoche der Osculation wird bei Kometen am zweckmässigsten in die
Nähe des Perihels gelegt; da sich nämlich hier die Coordinaten ausserordentlich
rasch verändern (in Folge der schnellen Bewegung der Kometen), namentlich
aber höhere, bis zu den vierten und fünften Differenzen, beträchtlich werden, so
würden, wenn die Störungen bereits grösser sind, diese Differenzen sich auch
in den Störungen zeigen, und einen sehr un regelmässigen Gang derselben er-
zeugen, weshalb es nöthig würde, viel engere Intervalle zu nehmen. In der
Nähe der Osculationsepoche aber sind die Störungen natürlich sehr klein, weil
') Masse 1 : 355500.
») Mit der Masse I : 1047-87J gleich 3*654972.
*) Untersuchungen Uber den periodischen Kometen 1889 V (Brooks) h Theil, pag. 38.
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Mechanik des Himmels. 24.
337
eben die Elemente osculiren, und die rasche Veränderung der Coordinaten
bleibt ohne Einfluss, wie man sich aus dem folgenden Beispiele selbst leicht
überzeugen kann. Es ist jedoch nicht nöthig die Osculationsepoche direkt mit
dem Durchgange des Kometen durch das Perihel zusammenfallen zu lassen,
und wird man dabei zweckmässig als Osculationsepoche einen Tag wählen,
welcher in der Mitte zwischen zwei Daten des »Berliner Jahrbuches« liegt,
weil dann die Bestimmung der lntegrationsconstanten (Integration für die Mitte
zweier Intervalle) am einfachsten wird.
Die vorigen Elemente sind als osculirend für 1889 Oct. 8 angesehen, und die
Störungen t 1» C für die zwei der Osculationsepoche vorangehenden und für die
zwei nachfolgenden Daten, also für 1889 Dec. 7, Okt 28, Sept. 18, Aug. 9 gleich
Null angenommen.
Das nachstehende Beispiel ist natürlich bedeutend verkürzt wiedergegeben;
für den Beginn der Rechnung sind sechs Orte angeführt; zwischen 1889 Mai 21
bis 1887 Dec. 18 sind die Details weggelassen, und sodann bis 1887 Juni 1
wieder angegeben *). Die Berechnung der störenden Kräfte ist auf pag. 339 für
Jupiter (die ganz gleichartige Berechnung für Saturn ist weggelassen) und zwar
lür die vier ersten und die zwei letzen Orte mitgetheilt. Es wird dieses selbst
für den Anfänger zur Orientirung vollständig ausreichen; das Fehlende wird
mit Hilfe der Zusammenstellungen auf pag. 341 leicht ergänzt werden; aus dem
gleichen Grunde sind hierbei die Differenzwerthe weggelassen.
Auf pag. 338 finden sich die Bezeichnungen N und Z, und es ist
1 — N=* &hf{ox + by + cm)] Z = aSx + bS, + cSt.
Zu bemerken ist übrigens, dass die Werthe der Sxt Syt St für die ersten
vier Orte bei Beginn der Rechnung unbekannt sind, und daher gleich Null an-
genommen werden müssen; es wird dann auch q = 0, daher auch die mit AZA,
A2K, A2Z bezeichneten Zusatzglieder in 23 (14) verschwinden und folglich
cP\ ePr, d*t
JÄ = Xi> jji = s= Z\- Auf Pa8- 338 sind jedoch auch für die vier
ersten Orte bereits Werthe für Sx, Sy, Ss eingesetzt, indem mit den aus einer
provisorischen Rechnung erhaltenen Werthen die Rechnung wiederholt wurde.
Die Rechnung ist nur fünfstellig durchgeführt, und die Störungen in
Einheiten der sechsten Decimale angegeben. Für diese Einheit wird daher z. B.
für Jupiter iog{vA)*mtlQ* = 2*65508. In Einheiten der sechsten Decimale ist
dann z. B. für 1887 Juni 1*0 : tj = — 21646*58 (vergl. pag. 343). Hiervon sind für
die Störungsrechnung nur 5 Decimale beizubehalten, d. h. nur die vier ersten
Stellen zu berücksichtigen; daher würde für die Störungsrechnung ij = — 2165,
wofür vor Schluss der Störungsrechnung für dieses Intervall der ausreichend
genäherte, extrapolirte Werth — 2164 verwendet erscheint.
Die Störungsrechnung wurde hier nach rückwärts geführt, man hätte daher
d\ dt[ dl
dt negativ zu nehmen, da sonst1/ und somit auch dt' ~dt (n'c*lt a*)er U/)
mit entgegengesetzten Zeichen erscheinen würden. Es genügt aber, für die Be-
rechnung die ungeänderten Formeln beizubehalten, aber die erhaltenen Werthe
nach rückwärts einzutragen und in dieser Weise die Differenzen zu bilden, wie
dieses aus pag. 341 ersichtlich ist.
Bezüglich der Bestimmung der Constanten der Integration vergl. den Artikel
»mechanische Quadratur«.
l) Die epbcmeridenartig gerechneten Zeiten sind durch * bezeichnet
338 Mechanik des Himmels. 24.
iRRn
1 öi>9
L/CC* 1 U
uci, 20 u
C.nl ifi.fi
An» Q-fi
JUll uV V
Mai -*l-0
•M ....
9° 25' 31 "3
3° 51' 2"-4
858° 16' 83"-5
352° 42' i" b
347° 7'35"-6
341° 33' 6" 7
*E ....
17 33 58-5
7 16 31*8
356 44 38-0
346 19 25-2
336 16 22-2
326 46 13-4
*v
28 53 16-6
12 4 20-7
354 34 27-9
337 23 230
321 23 57 5
307 6 15-2
•lofr ....
0-307650
0-293083
0-290622
0-300820
0-321486
0 348979
•*o
4- 174700
+ 1-90798
+ 1-94699
+ 1-86373
+ 1-67092
+ 1-39242
6
0
0
0
0
- 2
- 4
•jr^ ....
+ 1-52494
- 1-23708
+ 0-94501
+ 0-64976
+ 0-35234
+ 0-05375
jr ....
+ 1-74700
+ 1-90798
+ 1-94699
+ 1-86373
+ 1-67090
+ 1-39238
. . . .
— 7-81818
— 7-68545
— 7-54810
- 7-40618
— 7-25973
— 7-10890
v. ....
+ 1-02741
+ 0-46436
— 0 12702
— 0-71060
- 1-25307
— 1-73226
1
0
0
0
0
- 1
- 2
. . . .
- 4-94017
- 5 08522
-511315
- 5-17885
- 5-21727
- 5-24339
>
+ 1 02741
+ 0*46436
- 0 12702
-0-71060
- 1-25308
- 1-73228
•n ■ - • ■
+ 4-90809
+ 5-09578
+ 5-28042
+ 5-46186
+ 5-64000
+ 5-81473
....
+ 0 04691
- 0-01567
- 0-07676
- 0-13803
- 018156
- 0-22087
c
0
0
0
0
0
0
•.4 ....
-0-01614
— 0-00925
— 000237
+ 0 00452
+ 0-01189
+ 0-01823
2
+ 0 04641
— 001567
— 0-07676
-0 1 3803
- 018156
— 0*22087
•n> • • • •
+ 0-23122
+ 0-22274
+ 0-21412
+ 0-20537
+ 0 1 9650
+ 0- 18751
. . .
0-92295
0-87925
0 87187
090246
0-96446
1*04694
*logh ....
8-75233
8-79603
880341
8-77282
8-71082
8*62834
000204
000226
000229
000214
0-00186
0 00154
06 1530
/-» m 1 -\ m mm
0-58617
0*58124
0-60164
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069 *96
•Amt A"'
U Dl 1 o\
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u 00000
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K) Dl/o (ö
U 04100
*r(*0 + i?) .
024829
0-28057
0-28936
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00 1174
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9-66685
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869897
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8-30103
9-47712
010380
0-54654
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0-74001
0-93910
0-98898
0-86492
0-63253
0-38727
h
0-25477
005563
000421
0*12574
0-35573
0*59943
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6
154
441
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974
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9-99795
9-99774
9-99770
9-99785
9-99814
9-99845
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7-67315
7-71685
7-72423
7-69364
7-68164
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0-47712
0-47712
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0-37722
9.55088
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0-49641
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0-80944
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— 0-38
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0-87107
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0-80209
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9-99385
9-99319
9-99308
9-99355
9-99441
9-99538
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Mechanik de« Himmel». 24. 339
889
j Dcc. 7 0
Oct. 28 0
Sept. 180
Aug. 9 0
Juli 300
Mai 210
- 12 62
+ 6-89
— 204
4-0-73
— 2-26
4-0-75
— 17-54
4- 710
— 82 19
4-21-29
— 26-93
-t- 44-95
- 7-84
- 1-4)
— 0-49
— 0O7
4-0-15
4- 0-03
4- 6-69
4- 118
4- 24- 14
4- 6-25
4-88-51
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Mechanik de* Himmel«.
1887
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Mechanik des Himmels. 24.
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342 Mechanik des Himmels. 25.
25. Störungen in rechtwinkligen Coordinaten. Uebergang auf
osculirende Elemente. Im Laufe der Zeiten wird es eintreten, dass die
Bahn des Himmelskörpers sich merklich nach beiden Seiten von der ursprünglich
angenommenen Ebene entfernen wird, und sich eine geänderte Bahnebene und
eine andere Ellipse dem wahren Laufe besser anschmiegen wird. Die Störungs-
werthe, bezogen auf die ursprünglich angenommene osculirende Bahn werden
dann sehr beträchtlich, und der Gang der Differenzen ziemlich unregelmässig
(auch die höheren Differenzen sehr bedeutend). Hat man die Störungsrechnung
durch einige Zeit fortgeführt, und bemetkt man, dass die Störungen, insbesondere
aber die ersten und höheren Differenzen zu gross werden, so wird man für eine
neue, zu wählende Epoche, von welcher ausgehend, man die Störungsrechnung
fortsetzen will, neue osculirende Elemente ableiten, welche man aus den
Coordinaten und Geschwindigkeiten für diese Epoche leicht erhält.
Man rechnet zunächst für die neue Osculationsepoche die ungestörten
Coordinaten nach den Formeln 17. 2, 3, und die ungestörten Geschwindigkeiten
nach 17. 12. Aus den Tafeln für die Störungen entnimmt man die numerischen
dl dri dl
Werthe der Störungen \, rj, C und ihrer Differentialquotienten , , -j- , die
entweder durch numerische Differentiation der Störungen oder durch einmalige
Integration der störenden Kräfte erhalten werden, dann hat man für die neue
Epoche
x = x0 + t, y = y0 -+- t), * = 4- C
dx dx0 dl dy dy0 </r) dz dz0 dZ * '
"dl = ~d7 + dt' ~dt ~ ~dt + ~dt ' IT ~ ~dt + ~dt "
Hiermit erhält man die Lage der neuen Bahn nach den Formeln 17. 131),
welche nebst dem Knoten und der Neigung auch den Parameter / geben.
Dann wird mit den gestörten Coordinaten und Geschwindigkeiten
dr dx dy dz
rSt"~i. i+r-ST+'-dt «
und aus 17. 11, 14. 7 und 17. 1:
Vp är
e sin v = sj- ,j r cos u = x cos 4- y stn ß
p° 0) (4)
e cos v = ~ - — 1 rsinu =y cos&cos i—x sin&cosi -+- zsin i
tang \E = tang{Ab° - }7) fang \v
M = E — e sin E
tu — u — v.
Hieraus leitet man noch für elliptische Bahnen
a—p sec% 9 u. = - ~
ab. Die strenge Berechnung dieser Formeln erfordert Tafeln mit 7 Decimalen;
dabei werden die osculirenden Elemente unmittelbar erhalten. In vielen Fällen
wird es sich aber empfehlen, nur die Aenderung der osculirenden Elemente,
d. h. die Differenz der neuen gegen die ursprünglichen abzuleiten. Da diese
') In den Formeln 2, 3, 12 sind selbstverständlich die ungestörten Coordinaten und
Geschwindigkeiten, in den folgenden Formeln 13 aber bereits die gestörten tu verwenden.
Ein Mißverständnis« kann hieraus nicht entstehen.
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Mechanik des Himmels. 25. 36.
343
Differenzen stets mässig sind, so wird man mit weniger Decimalen ausreichen;
doch sind die Rechnungsvorschriften, da man die Aenderungen keineswegs als
differentielle ansehen kann, etwas weitläufig1). Insbesondere jedoch wird sich
dieser Vorgang für die Bestimmung der neuen Excentricität (ecosv bestimmt
sich ja durch die sehr kleine Differenz ß:r — 1) und der neuen mittleren Be-
wegung u. empfehlen, welche sehr genau bekannt sein muss, weil mit Hilfe der-
selben über einen relativ ziemlich bedeutenden Zeitraum hinaus die mittleren
Anomalien zu bestimmen sind. Endlich ist noch zu bemerken, dass, wenn für
die Störungsrechnung ein Intervall von w Tagen zu Grunde gelegt wird, auch
dl d-n dX.
die Werthe , ~ ! , jj in diesem Intervall ausgedrückt sind, und daher überall
(wi) an Stelle von k zu setzen ist.
Beispiel: Für Juni 10 erhält man aus der Tafel der ersten und zweiten
summirten Werthe (pag. 341) für den Kometen 1889 V Brooks»)
l = - 8991 91 tj - — 21646 58 C = -+- 4009 07
dl d-n dt
^ = 4- 1707 02 -Jj = -+- 4419-71 dt= ~ Ml'75.
Für die ungestörten Coordinaten erhält man, da v0 = 206° 29' 48" '7 ist:
x0 = - 4-374010 y0 = - 2 327995 *0 = - 0 091825,
und für die Geschwindigkeiten nach 17 (12):
r = 226° 26' 45"-7 log 7 = 9-789307 log{wk)t = 9-626948
(w = 40*, d. h. die Geschwindigkeit in 40 Tagen, die Einheit, auf welche sich
dl d* dZ
auch j~t> 2~t bezicnen)» damlt:
Iß = + 0 187300 = — 0 161709 ^ = - 0 023843.
Hieraus erhält man
logwktfpcosi= 0 0602666 log sinysin f=9„3333188 logrcosu = 0„69 10993
logwkYpsinisin& = 8 6214046 logsinycos v = 9,6360551 logrsirtu = 9,8993795
logwkYpsini cos & = 9 0S2G125 f = 206° 22' 30"-42 u= 189° 10' 34"-65
ß=19° 4'26"56 9= 28 53 51 86 u> = 342 42 423
ij= 6 21 22-73 log a = 0'5661 102 it = 1 46 30*79
log^p = 0-2253032 ft = 502"- 1 597
iW=242 ° 30' 13"-26.
26. Störungen in polaren Coordinaten. Hansen - TniTjEN'schc
Methode. Für die Bestimmung der polaren Coordinaten r, /, dienen die
Gleichungen (Bx) No. 10. Legt man als Fundamentalebene die ungestörte
Bahnebene des Massenpunktes m (die osculirende Ebene zu einer gegebenen
Epoche) zu Grunde, so werden die Coordinaten des störenden Körpers, bezogen
auf diese Ebene durch 17. 6a, 6b oder 7 bestimmt, und r0l folgt aus den
Gleichungen 17. 10. Die störenden Kräfte werden hier, wenn man für X, Y, Z
ihre Werthe in Pt Q einführt:
wo, wie man leicht findet
') S. hierüber y. Oppolzer, 1. c. IL Band, pag. 89.
*) VcrgL Artikel »Mechanische Quadratur«.
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344 Mechanik des Himmels. 26.
*ll o -0 Z =
ist. Setzt man1)
= 2 40a*K,i r, <w A (Z, — /) • A' = 2 k^r.sinB, • JT
Q = lk*m%rricosBisin(L>-l)'K w = 2 ~V* ,
so findet man leicht
Px=xR — rw; rQt = Q; ZX = W— wz
und die Differentialgleichungen werden:
In diesen Gleichungen tritt nebst den zu betrachtenden Variabein r, /, *,
noch r auf, welche Grösse aber mit r, * durch die Gleichung verbunden ist,
r» =r» + «>.
Es ist daher
i - i(. + 3 = [i - (. - *, + Hf. - . . . .)]
wenn
gesetzt wird. / ist die bereits bei der Berechnung der Störungen in recht'
winkligen Coordinaten eingefühlte, von dem Argumente q abhängige Reihe
(23. 6). Setzt man noch
so werden die Differentialgleichungen
^H-w«*- »V (4)
In der ungestörten Bewegung hat man
*) Die Abtrennung gewisser Faktoren bleibt dabei immerbin willkürlich; doch wird bei
gewissen Anordnungen die Rechnung am Ubersichtlichsten oder einfachsten. Der Nenner r in
A* wird t. B. eingeführt, damit in der. ersten Gleichung (1) der Fakter r auftritt, der spater bei
der Einführung der Variabein v (s. Gleichung 12) wegfallt.
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Mechanik des Himmels. 26.
345
Integrirt man die Gleichungen (3), (3a), so erhält man, da sich die Inte-
grationsconstante in der ungestörten Bewegung {Q 0) gleich k9Yp «giebt:
Nun ist
/0 = f0 #o>
wobei N0 je nach der Lage des Anfangspunktes der Zählung Air die / den
Abstand des Perihels vom Knoten (Anfangspunkt im Knoten der Bahn auf der
Ekliptik) oder die Länge des Perihels (Abstand vom FrUhlingspunkt gezählt in
der Ekliptik bis zum Knoten und von hier in der Bahnebene) bedeutet. Da
hier die ungestörte Bahnebene als Fundamentalebene angenommen ist, so wird
man für die gestörte Bewegung ebenfalls
/=, V+ N (6)
setzen und V als eine wahre Anomalie, gezählt vom beweglichen Perihel und
N als Abstand des Perihels vom beweglichen Anfangspunkt nehmen können.
Die Zerlegung ist nun ganz willkürlich, sofern nur die erste Gleichung (5) er-
füllt ist. Setzt man also
so könnte man N = N9 (constant) setzen, und die ganze Veränderung auf den
Werth von V werfen; oder man könnte V = v0 setzen, und hiernach die
Aenderung von N bestimmen, was im Grunde genommen auf dasselbe hinaus-
läuft. Am bequemsten erweist es sich, die Veränderung von N durch die
Differentialgleichung l)
(7)
zu bestimmen; dann wird V nicht gleich v0 sein, da der Faktor r nicht der
ungestörten Bewegung entspricht Es muss also
dV
rl
F dt
sein. Zur Bestimmung der wahren Anomalie vQ in der ungestörten Bewegung
dienen die Formeln 14. 4 und 9; an die so bestimmte wahre Anomalie »0
wäre dann eine Correction A» anzubringen, so dass V = vQ -+- Atr wäre; statt
dessen kann man aber an die seit der Epoche verflossene Zeit / eine Correction
A/ anbringen, so dass sich durch Berechnung der Formeln 14. 4, 9 sofort V
ergiebt. Dann wird also:
M=* M0 -+- 1*(/ 4- A/) r0 <os V= a {cos E — e)
£ — esm£ =. M r0sinV ' = aeos <p sin £ (TV)
/= K+ JV0 + A7V.
Nun ist nach 14» 11
dV k0Vp .
</J/ = r0»p. '
>) Wählt man als Ausgangspunkt der Zählung ftir / und jVden FrUhlingspunkt, so ist jVdie
Länge des Perihels. Der Ausdruck für — — kann natürlich mit demjenigen ftlr die Aenderung
▼on 1t (20* 4) keineswegs identisch sein, da hier ß, und tu nicht einer osculirenden Ebene
angehören; ersteres ist Überhaupt für den gansen Verlauf der Störungsrechnung als constant
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346 Mechanik des Himmels. 26.
Die mittlere Anomalie ist hier aber sowohl wegen des Gliedes \it als auch
wegen der von der Zeit abhängigen Correction A/- veränderlich, so dass
dM ( dlt\
dt —rf V + dt)
ist. Setzt man dies in (8) ein, so folgt
Sobald r aus der Gleichung (2) bekannt wird, folgt hieraus A/. Setzt
man nun
r = r0 (1 -h v), (V)
so erhält man nach einer leichten Reduction:
d&t (2-4-v)
— = _av, wobei o = (1 ^ v)> . (9)
Diese Formel ist auch für parabolische Bewegungen anwendbar, da aus
derselben \l verschwunden ist. Für die elliptische Bewegung wird es kürzer, so-
fort die Störung der mittleren Anomalie zu erhalten; sie ist
___ = - nva. (9 a)
Um die Störung im Radiusvector zu berechnen, hat man zu beachten, dass
der Radiusvector r0 zur wahren Anomalie V gehört, daher nach (TV) und (V):
1 H- e cos V
ist. Hieraus folgt durch Differentiation:
dx p </v p{\ -l- v) e sin V d V
~dl ~~ 1 -+- ecos V ~dl ~(i -+■ e cos V)* ~dt
dV
und daher, wenn man für -j- seinen Weith aus (8) einsetzt:
dr r dv A0 .
-J-. = -z — - — -77 H — 7= — e sin V. (10)
dt i + v (// Yp 0 *+" v)
Difterenzirt man nochmals, und setzt in dem entstehenden Ausdrucke für
dx
j-t den Werth aus (10) ein, so folgt:
d*x r </*v kQecos V dV
dl* - r+"v ~di* + + ~dl
dt* - 1 + v <//» + (1 -4- v)r»'
Weiter folgt aus (5):
folglich, wenn
gesetzt wird:
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Mechanik des Himmels. 26.
347
Hiermit wird die Gleichung (2)
*2 + kJ_ L*o_V> q. _ r
l + »rf/»Tr> l+v " r»
1 + V
Multipliern man hier mit — — und setzt:
<2' = r*0. (12)
*«* „ . <IIIb>
so wird:
r, H h,
% + h, = H. (13)
Nachdem man die Coordinaten Z,, 2?t und die Entfernung r0l nach 17. 6
oder 7 und 10 bestimmt hat, erhält man die störenden Kräfte R, Q, W, w nach
I; A, A', Ä0, fV0, w0 nach II, (?', Rx, H, h nach lila, III b ; V, l, r sind be-
stimmt durch die Gleichungen IV, V, wobei die Störungen A/, A^, v und die
Breitenstörung * senkrecht zur ungestörten Bahnebene durch die Differential-
gleichungen
d\t (2 ->- v)
_ = _av; *= (1 + y)«
^ + ^-^ (VI)
<P z
gegeben sind. In den störenden Kräften treten allerdings bereits die gestörten
Coordinaten r, /, * auf, für welche aber, da sie mit den störenden Massen
multiplicirt erscheinen, die Störungen immer genügend genau extrapolirt werden
können. Die Integration der Differentialgleichung für A/ bietet keine weiteren
Schwierigkeiten, da sie auf einfache Quadraturen führt, denn es ist:
A/= — /ovrf/,
wobei allerdings zuerst der Werth von v für das (<* -+- l)te Intervall bekannt
sein muss, wenn man den Werth von A/ für dieses Intervall bestimmen will.
Zur Erleichterung der Rechnung kann a mit dem Argumente v tabulirt
werden; eine solche Tafel findet sich in v. Oppolzer's t Lehrbuch zur Bahn-
bestimmung von Planeten und Kometent, II. Bd., pag. 597 auf 6 Decimalen; im
folgenden ist dieselbe auf 5 Decimalen mitgetheilt; dabei ist für / der Tag als
Zeiteinheit gewählt; wenn also die Zeiteinheit für die Störungsrechnung (das
Störungsintervall) w Tage beträgt, so ist (w|x) an Stelle von p. zu setzen; über-
dies ist in der Tafel der Werth von a mit 10~6 multiplicirt, wobei also voraus-
gesetzt ist, dass v in Einheiten der sechsten Decimale ausgedrückt wird. Wenn
also z. B.
v == -+- 0-002340
ist, so wird
log y = 3-36922
loga = 4-29951
</A/ dM
daher für diesen Ort log - = 7,66873 und die tägliche Störung - ^ =
- 0 004664.
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348
Mechanik des Himmels. 26.
— 0030000
— 0029000
— 0O28000
— 0027C00
— 0-026000
— 0025000
— 0 0240C0
— 0 028000
— 0 022000
-0021000
— 0 020000
— 0-0 19000
— 0018000
— 00 17000
— 0-016000
— 00 15000
— 0 014000
-0013000
— 0 0 12000
-001 1000
— o-oioooo
— 0009000
— 0 008000
— 0 007000
— 0-0O6OC0
— 0-005000
— 0004000
— 0-003000
— 0O02O0O
— 0 001000
o-oooooo
log 0
Diftereni
4-82092
4-32025
4 31957
4-31890
4-31823
4 317*6
4-31689
4-31622
431555
4-31488
4-31421
4-31355
4-31288
4-31222
4-31155
4-31089
4-81022
4-30956
4-80890
4-30824
4-30758
4-30692
4-30627
430561
4-80495
4-30430
4-30364
4-30299
4-30233
4-30168
4-80103
67
68
67
67
67
67
67
67
67
67
66
67
66
67
66
67
66
66
66
66
66
65
66
66
65
66
65
66
65
65
V
Iog<S
0-000000
4-80108
+ 0001000
4-80038
+ 0-002000
4-29978
+ 0-003000
4-29908
+ 0004000
4-29843
-f- U UUOuUU
4 ZV 1 iO
+ 00O60O0
4 29718
+ 0-007000
4-29649
+ 0-008000
4-29584
+ 0009000
4-29520
+ 0O10O00
429455
+ 0011000
4-29391
+ 0012000
4-29327
+ 0-013000
4-29262
+ 0-014000
4-29198
l -901*1.
+ 0-016000
4-29070
+ 00 17000
4-29006
+ 0-018000
4-28943
+ 0019000
4*28879
+ 0*020000
4-288(5
+ 0021000
4-28751
+ 0-022000
4-28688
+ 0023000
428624
+ 0024000
4-28561
-f~ 1/ \JiO\J\J\.
+ 0026000
4-28434
-f 0 02(000
428371
+ 0028OO0
4-28808
+ 0-029000
4-28245
+ 0*030000
4-28182
65
65
65
65
65
65
64
65
64
65
64
64
65
64
64
64
64
63
64
64
64
63
64
63
63
64
68
63
68
63
68
67
66
65
64
63
1
6-8
6-7
6-6
65
6-4
6-3
2
136
13-4
13-2
130
12-8
12-6
3
20-4
201
19-8
19-5
19-2
18-9
4
27-2
26-8
26-4
260
25 6
25-2
5
340
88-5
83*0
82-5
82-0
81-5
6
40-8
40-2
39-6
890
38-4
87-8
7
47-6
46-9
462
455
44-8
441
8
54 4
53-6
52-8
520
61*2
50-4
9
61-2
608
59-4
58-5
57-6
56-7
Die Integration der beiden anderen
wenn man sie in der Form schreibt:
Gleichungen führt auf Doppelintegrale,
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Mech.nfk des Hlnwn«!». 26. 34f
Doch erfordert dies bereits einen ausreichend genäherten Werth von x.
Für den Beginn der Rechnung wird man denselben in folgender Weise er-
langen: Sei
F(t) — F0 + Fxt + Ftf* -4- . . .
so wird F0 = F(0)\ Fx = F'(0); F9 = ±F"(0) . • • • Sind daher eine Reihe
von Functionswerthen /*(— }), F(— \), F(+ *), f) bekannt, so kann
man F(0), F'(0), F"(Q) . . . nach der Methode der mechanischen Differentiation
(s. den Artikel »Interpolation t, pag. 43, Formel 6 und pag. 47). und damit d,c
Coefficienten F9, Fx, F% . . . bestimmen. Man findet
- \) + F{+ W - M/" <- k) +/" (+ *»
^-/'(O)-*/'"«)) (i5)
*t -*[/"<- *)+/"(+*)]
^, - i/"'(0),
wo die /', /", /'" ... die ersten, zweiten, dritten . . . Differenzen bedeuten.
Man wird so aus der Reihe der numerischen Werthe der G, g die Reihen ab-
leiten
G = G9 -t- Gxt ■+■ Gtt* ■+-... (16)
Setzt man * ebenfalls in der Form voraus:
* = x0 -+- xxt + -+- x3/s 4- . • • (17)
so wird man die Coefficienten *0, xx . . . durch Einsetzen in die Differential-
dx
gleichung (14) ermitteln. Für die Osculationsepoche muss aber x = 0, ^ = 0
sein, woraus *0 = xx = 0 folgt. Für die übrigen Coefficienten ergiebt sich durch
die Substitution in (14)
Xt = \G0 X4 *= MG9 — teoG0> (lg)
*• - tGi *» = ^(Gs - Uo^i - i*i G*)-
Substituirt man nun die Ausdrücke (18) in (17), so erhält man allerdings
bereits die Störungen selbst; um dabei jedoch eine genügende Genauigkeit zu
erzielen, müsste man nicht nur x%, sondern oft auch noch folgende Glieder be-
rücksichtigen. Da man jedoch für die spätere Rechnung ohnediess die zweiten
Differentialquotienten benöthigt, so wird die Formel (17) mit den Coefficienten
(18) (selbst mit Vernachlässigung von *6) ausreichen, um die zwei der Osculation
vorangehenden und die beiden folgenden Differentialquotienten mit Hilfe des
nach (17) ermittelten x nach (14) zu finden. Aus diesen werden die summirten
Reihen berechnet, nachdem die Anfangsconstanten so ermittelt wurden, dass die
Integrale für die Osculationsepoche verschwinden. Für die folgenden Intervalle
hätte man dann aus den zweiten summirten Reihen die x nach den Formeln
zu bestimmen . ,
x,+i - »/('■ + 1) + + 1) - + 1).
Den Werth von /' (< -+■ 1) wird man wegen des kleinen Faktors ^ mit
ausreichender Genauigkeit nach dem Gange der Differenzen extrapoliren können;
um die Unsicherheit, welche aus der Extrapolation de» /(* + 1) aus den bis
/(/) reichenden Functionswerthen entsteht, zu heben, kann man
Ai+l)
einsetzen, und erhält dann
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350 Mechanik des Himmel*. 26.
(1 - A *>*-: = "/(' + rf, /"('■ + 1).
Setzt man daher
= »/(' -HO - Sh/"(' + D +
und set/.t den hiermit folgenden Werth
in die Gleichung (14), so erhalt man
- j- j- — G ~ - — -^-j — Sx. I1
dt* 1 4-
wobei Cr, x, die Functionswerthe //, //, U'Q, w0 für den (1 -H l)ten Ort sind
Zu dem folgenden Heispiele sind noch einige Hemerkungen erforderic
Die Längen / sind vom Knoten der Bahnebene auf der Ekliptik gerecht
Bx wird nicht gebraucht, daher auch nicht aufgeschlagen, daher sind nur itiS j
und sinBx angeschrieben. Die störenden Kräfte sind wieder in Einherten es
sechsten Dccimale gerechnet; ebenso natürlich // und wQ\ hingegen treten et \
Greven /; : (1 + /i) und «'„ : (1 ^tcq) als Faktoren von den ebenfalls
Einheiten der siebenten Dccimale ausgedrückten S;t und S:„ auf (s. die Formeln :
und müssen daher durch Multiplikation mit IG1-6 auf die gewöhnliche Embd|
reducirt werden ';.
Für das einfache Integral \\)ät und die Integration filr A N ist nichts *|
sonderes zu erwähnen; nur wird zweckmässig, da \N in Bogensecunden !*]
gedrückt wird, sofort JQdt: <irc 1" verwendet.
Es wird hier für die Anwendving bequemer, die /erstreut erhaltenen Forss^
zu sammeln. Man hat:
AI — Jf0 -h fx(/ -i- 1/) = AfQ a/ + A M r0 cosV = a (cotE-t)
K - sin Ii — M r0sinV=: acosyünE
I = P'+ A0 + A X; r = r0(l+v)
l
r, cos />\ cos f /., — /) = P, R — myj * K
>\ cos B, shi ( — /) = r;, ö = 2 V w(f),r AT
rt sin l W^lkJm^K
R = - - - 7^ = 2 *°*
'V3 ^ r0<5
R^ zu -4- A = i?0; A' =» W0
^2 V 2
^ + //v = //; ^ + W02 = W0.
Für ein Interwall von n> Tagen ist wieder (w/*0) an Stelle von *0 xu se*
') Dasselbe gilt natürlich auch für die Summanden ^ h, T1j«'.
• I
/ ■
■
• - * /
e jä
Eint -
i£3 3ITT r
aitr. iie
■cli-zz ier - -
-
13
628
1573
.0-99
)6-0J
S4547
00025
05998
,8452»
692*64
- 80-89
+- 6399*7
3-80616
4*29687
2,26014
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35« Mechanik de» Himmels. 27.
1889
Dec. 7-0
Oct. 28 0
Sept 180
Aug. 90
J
4. 0'"3
0"-0
0"O
- 0"-2
A M
4-0-1
OK)
0-0
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Sept.
290
— 3157-65
Nov.
80
- 2003-86
Dec.
180
- 114304
Jan.
27'0
- 517 72
März
7-0
-8158
April
160
+ 20358
Mai
260
4- 370 54
Juli
50
+ 447 90
Aug.
14-0
+ 460-61
Sept.
230
+ 428-49
Nov.
2-0
+ 370-46
Dec.
120
+ 299 89
Jan.
210
4- 227 28
Märt
20
4 159-86
April
HO
4 100-87
Mai
21*0
4- 58-23
Juli
300
4- 26-78
Aug.
9-0
+ 7-98
Sept.
18-0
4- 0-31
Oct.
280
4- 1-66
Dec.
7-0
4-9-83
SQdt
— 27956 00
-20281-07
-14843 58
-1085601
— 786369
— 5587-86
— 3849 82
— 2526 19
— 1529-78
- 795 33
— 271-48
4- 83 22
4- 304-24
4 421-96
4 462-94
4 450-03
4- 402-5i
+ 336 28
+ 263- 17
4- 192-28
4- 129-51
4- 7835
4- 40-30
4- 15-38
4- 2-46
— 033
4- 4-79
4- 15-64
4 7674-93
h 5437-49
3987-57
- 2992-32
4- 2275-83
4 173804
4- 132369
+ 996-41
4- 734 45
4- 523-85
4- 354 70
4 221 02
+ 117-72
+ 40-98
— 12-91
— 47-48
— 6632
— 7306
— 70-89
— 6277
— 5116
— 38 05
— 24-92
— 12-92
— 279
+ 512
+ 10-85
+ 1701-97
+ 1447-55
+ 1220-73
+ 101958
+ 842 41
+ 68763
+ 553-66
+ 43896
+ 34195
+ 261 04
+ 19463
+ 14118
+ 98-96
+ 66-55
+ 42 43
+ 2517
+ 1344
+ 6-01
+ 1-77
-0-25
— 0-88
— 0 79
— 0 45
— 016
— 0 02
000
+ 001
+ 014
dt
- 254" 42
- 226 82
- 20115
- 17717
- 154 78
- 133 97
- 114-70
- 9701
- 80*91
- 66-41
- 5350
-4218
- 32 40
- 2412
- 17-26
- 11-73
- 7-43
-4-24
- 2 02
- 0-63
+ 010
+ 0-34
+ 0-29
+ 014
+ 002
+ 0-01
+ 0-13
+ 603-11
+ 42108
+ 28486
+ 182-09
+ 10465
+ 46-88
+ 4-66
— 25-16
— 4506
— 57 06
— 6284
— 63-81
— 61-20
— 5605
— 49 25
— 41-55
— 33-60
— 25-89
— 18-82
— 12-68
— 7-72
-410
— 1-69
-0-43
-002
000
+ 0-09
+ 058
JJiN
dt
— 182"03
— 136-22
— 10277
— 77-44
— 5777
— 42-22
— 2982
— 1990
— 1200
- 5-78
- 0-97
4- 2-61
+ S-15
+ 680
+ 7-70
+ 7-95
* + 7'7t
+ 7-07
4- 614
+ 4-96
+ 362
+ 241
+ 126
+ 0-41
+ 0-02
+ 0-09
+ 0-49
77»
s,
J7 Febr. 1*0
März 130
April 22*0
Juni 10
Juli 110
Aug. 20 0
Sept. 29 0
Nov. 80
$7 Dec. 18 0
iS Jan. 27 0
März 7-0
April 26 0
Mai 26 ()
Juli 50
Aug. 14-0
Sept. 23 0
Nov. 2*0
>8 Dec. 12 0
59 Jan. 210
März 20
April 110
Mai 210
Juli 30-0
Aug. 9 0
Sept. 18*0
Oct. 28-0
Dec 7*0
+ 6401-48
+ 7155-40
+ 6394-66
+ 5701-2I + 569549
+ 5051-03+6045-86
+ 4444-91 + 444007
+ 3880-14+ 3875-50
+ 3355-64 + 3351- II
+ 2866*72
+ 2422*48
+ 201863
+ 165532
f 1332 29
\- 1049 17
+ 80504
+ 598-45
+ 427 51
+ 289-90
+ 182-93
+ 10358
+ 4858
+ 14 25
— 3 44
— 909
— 7-38
— 310
— 0-10
— 0-13
— 2 46
— 4*77j
+ 2871-16
+ 2426 85
+ 2022-92
+ 165949
+ 1336 34
+ 1053-06
+ 808-72
+ 601*89
+ 430-68
+ 292 76
+ 18553
+ 105 77
+ 5040
+ 15-67
- 244
- 8-501
- 719
-322
- 0-35
- 0*32
- 2 47
- 760 74
- 699 17
- 649 63
- 605 79
- 564-57
- 524 39
- 484 39
- 444 24
- 403 85
- 363 31
- 323 03
- 283- 12
- 244- 13
- 206 59
- 17094
- 137-61
- 10697
- 79-35
- 5500
- 34*33
- 17*69
-565
+ 1-71
+ 4-JS
*4~ S*"JH
— OfB
+61-57
+49-54
+43-84
+41*22
4-4018
+40*00
+4015
+40-39
+40-54
+40-28
+39-91
+38-99
+37-54
+35-65
+3333
+3064
+27 62
+24*30
+20*67
4-16C4
+
+
+ 11480-91
+ 9190*82
+ 7357-14
+ 5873-00
+ 4664 71
+ 3679 32
+ 2876 85
+ 2226-09
+ 170183
+ 128324
+ 952 07
+ 695-04
4-497-2«
+ 34*00
+ »?•*§
+
+ 11423-66
+ 9148*76
+ 7325- 13
+ 5847-77
+ 464437 "
+ 3662*65 _
+ 286305
+ 2214-M
+ IG»*-»
+
-
d*t
dt»
2274*M
182362
1477-36'
\i : 4
— rtm
356
Mechanik des Himmelt. 28.
28. Störungen in polaren Coordinaten; Uebergang auf oscu-
lirende Elemente. Durch die Störungsrechnung erhält man die Coordinaten
r, /, * und ihre Differentialquotienten für die neue Osculationsepoche und mit
diesen die Projectionen der Flächengeschwindigkeiten in Bezug auf das feste
Axensystem d. i. auf die ungestörte Bahnebene und zwei dazu senkrechte Ebenen.
Bezeichnet man die Neigung der neuen Osculationsebene gegen die alte mit J
und die Länge des aufsteigenden Knotens der neuen Bahnebene, gezählt vom
Anfangspunkte der / mit <J>, so gelten (vergl. Fig. 272, pag. 315) die Formeln 17. 14,
aus denen man leicht die folgenden ableitet1):
*o VP sin J sin (/ - <t>) = r * jf (1)
Aus den Grössen <D, J in Verbindung mit den /'0, ß0 kann man nun leicht
ft, / (die Lage der neuen Osculationsebene) finden. In dem Dreiecke ß0 K
hat man
*mt ! [•. + (a - a.)] = w
sodann
= (3)
Ist Px der Ort des Planeten für die neue Osculationsepoche, und Pm senk-
recht auf der ursprünglichen Bahnlage, so wird mK = l— <D, daher, wenn man
KPX = («) setzt«):
tang (u) = tang (/ - <D) stc /. (4)
Da r» = r2 + j' ist, so wird
dr r dr s_dz
dt= r dt+rdt'
und dann ist:
(5)
Vp dr
e sin v = ^- tang\E = cotang (45° 4- tang\v
p
eeosv^^—i M= E — csinE
(6)
o) = (») 4- <D — r/
a = psec? iKm'~al (7)
Beispiel: Aus der Störungstafel pag. 355 erhält man durch mechanische
Quadraturen für 1887 Juni 10:
f Qdt = - 9290-60 = 4- 15' 29" 07 v = 4- 444349 * = 4- 5870-59
- 4- 2 21-58 — = — 585 04 ^ =* — 1835 34.
') ra ^ könnte man in der ersten und »weiten Formel sofort durch *0V7ö + $Qdt
') Die Ausdrücke ftlr die Aenderungen des Parameters, der Excentricität u. *. w.
s. v. Oppolzer, 1. c. II. Band, pag. 163.
iguizeo oy
Googl
V
206° 28* 29"'98
logp
04506052
9
28
53 51 91
loga
0-5661092
49 1017
1*
502"- 16081
22
E
223° 27' 31"-38
/
0
18 39*49
M
242 30 12-74
21
44 1128
19
4 26-28
CD
342 42 4-65
6
21 2255
1 46 30-93.
Damit wird:
M= 241° 27' 55"- 17
P= 206 37 22 02
/«= 190 15 3417
Atfr0=- 0-6947666
logv — 0*6966921
logr — 0-6966924
/ogdr:ät = 8.9456559
29. Vergleichung der Störungen in rechtwinkligen und polaren
Coordinaten; Uebergang auf ein anderes Intervall. Hat man die
Störungen nach zwei verschiedenen Methoden bestimmt, so wird es sich, in jenen
Fällen, in denen die Störungsrechnung ohnediess von einer neuen Osculations-
epoche aus weiter geführt werden soll, zum Vergleiche der Resultate empfehlen,
auf neue osculirende Elemente Uberzugehen. Wurden die Störungen in recht-
winkligen Coordinaten und nach der folgenden Methode der Variation der
Elemente berechnet, so genügt es für die ersteren auf osculirende Elemente
überzugehen, da die Methode der Variation der Elemente für jeden Zeitmoment
osculirende Elemente giebt. Dasselbe gilt, wenn man die Störungen in polaren
Coordinaten mit den Elementenstörungen zu vergleichen hat. Sind aber die
Störungen in rechtwinkligen und polaren Coordinaten ermittelt, und erscheint
ein Uebergang auf neue osculirende Elemente unnöthig, wie z. B. bei der Be-
rechnung von Störungen für nicht periodische Kometen, so kann die Vergleichung
auf wesentlich kürzere Weise erlangt werden. Zur Correction der Zeit A/ ist
eine Correction der wahren Anomalie und des Radiusvectors gehörig, welche
nach 17. 11
A» = ^*1Za/; Ar = -$$rtsmvlt. (1)
r
Yp
sind, und es sind daher die aus IV abgeleiteten Werthe r0, V durch die un-
gestörten r0°, v9 ausgedrückt:
F=tKo)-r-A»; r0=r0(°)-i-Ar; r- (r0(»)+ Ar)(l + v)= röW+ Ar + r0W v. (2)
Nach 17, 3 ist:
x0 « r0(<>)«« a sin (A' tv(o)); y°) = r0 b sin -+- zK«));
*0 r0<°)«'» c sin (C -+- t-(°)).
Durch Differentiation erhält man hieraus:
6 x0 = a r0 sin a sin (Ä ■+- 1*>>) -+■ r0<<>) sin a cos (Ä + r/<<») (« v « Ä).
Da nun
a*Ä=-S, a*0=c; «c^ajv- dt-«=At/, ar0=r0(ov (3)
ist, wenn
v' = v + ^=v H —= e sin z> A / (4)
ist, überdies noch die in 17, 3 auftretenden, von % abhängigen Zusatzglicder in
den gestörten Coordinaten zu berücksichtigen sind, so wird
\ = *0 v' -|- r0(o)«» a cos {Ä ■+• tM) (Ap + AjV) -+- $ cos a
H = y0 y» + ro«0x/» b cos (B' + tKo)) (A v AiV) * cosb (5)
C — *0 v' -H r0l<» sin c cos (C -+• tK©)) (A v -+- AiV) ■+- * cos c.
Obzwar der Uebergang auf ein anderes Störungsintervall keinen theoretischen
Schwierigkeiten unterliegt, wird es für die praktische Anwendung nicht un-
Digitized by Google
35»
Mechanik des Himmels. 29.
erwünscht sein, hier das Wichtigste zu bemerken, um so mehr, als in den Lehr-
büchern hierüber meist nichts erwähnt ist.
Ueber die Wahl der Constanten (wk), {wkymy u. s. w, ist nichts besonderes
zu bemerken; man findet sofort für die Berechnung der Störungen durch Jopitr
in achttägigen Intervallen:
log {wk)*m^'\Q* = 1-257032
hg (2w&) 10« yfc = 5 668474.
Hingegen ist ein besonderes Augenmerk auf die Bestimmung der SumroatioES-
constanten zu richten; bei der Aenderung des Integrationsintervalles wird au:
nämlich nicht die Summationen mit den ursprünglichen Summationsconstante
fortsetzen dürfen, da sich mit diesen die Integrale aus den neuen Störtmgstafc-
nicht richtig ergeben würden. Man wird daher zunächst für ein gegebenes Data_
die Störungen (Integrale) aus der bisherigen Störungsrechnung bestimmen, cc:
die Summationsconstanten für die Fortsetzung der Störungsrechnung so bestimm»,
dass die Integrale die gefundenen Werthe annehmen. Man findet für das ver
liegende Beispiel (Komet 1889V, Brooks):
für 1887 Febr. 13-0: fQdt = — 21705 16
AM=r + 1497"-32 v = + 6183-87 jj = — 710 s)
dz
AJV= + 455-34 * = + 10731 65 = — 2390-5-3
</v dt
Die hierbei aus der Störungstafel folgenden Werthe für -jj und ^ geito
natürlich für ein vierzigtägiges Intervall ; für ein achttägiges Intervall wird daher
£—14216; £-- 478 19.
Da nun für die Mitte zweier Intervalle (die neuen Störungsdaten sbd
Febr. 17 0 und Febr. 9 0)
das erste Integral = 1/ + ^ /' — 5^/'"
ist, so wird die neue Summationsconstante
für Febr. 13 0: V = Integral - ±/' + ^/"'.
Man erhält so, indem man zunächst ausreichend genau die bisher erhaltenes
„. , </'v d-s , , dkM d\N - . . „ ,.
Werthe von -j^ , -j^ durch w% = 25, und —jp , —jj- , Q durch w = 5 dm
dirt, die in der folgenden Störungstafel (pag. 359 und 360) in eckigen Klammem
eingeschlossenen Werthe.
Für die zweiten Summen * und v wird es nöthig, das Integral für eic
Störungsdatum selbst zu ermitteln ; da es ganz gleichgültig ist, für welches Datua
man die Summationsconstanten bestimmt, indem man von jedem beliebigen Daun
ausgehend, zu jedem anderen gelangen kann, so wird es am einfachsten, Daten
zu wählen, welche der ursprünglichen Störungsrechnung angehören, weil für die«
die Formeln am einfachsten sind. Für Februar 1*0 erhält man
z = 11474 29; v = 4- 6399-74;
und da für ein Störungsdatum
das Doppelintegral = n/ -f- ^/ — ...
ist, so folgt die Summationsconstante
11/"= Integral für das Störungsdatum — hf ~h • • •
womit sich die in der Störungstafel (pag. 360) in eckige Klammern eingeschlossene"
Werthe ergeben.
Diqitized by G01 ^
Mechanik des Himmels. 29.
Im Folgenden sind noch die wichtigsten Zwischenresultate für die ersten
vier und die letzten drei Intervalle für das bereits begonnene Beispiel an-
geführt (wobei jedoch nur die Jupiterstörungen berücksichtigt sind) während Kürze
halber die zwölf Zwischenintervalle weggelassen wurden.
.887
Februar 25 0 1 Februar 17 0
Februar 9 0
Februar 1-0
1886 Okt. 2O0
Oktober 120
Oktober 4 0
A Ar
+ 6' 44" -5
4- 7' l6"-6
+ 7 5v S
+ «lr 00 'S
+ *X » ö
+ *4 1 12
A M . .
4- 23 44-6
+ 24 32 8
1 OK OO.I
-|-25 22 1
+ 26 12 4
+ 88 59*6
1 j f\ o.e.
+ 40 8'5
+ 41 ISO
Jlf .
228° 13' 25"-3
227° 7 19"-7
IIb V 15 «
OOi O CCI 1 f 11.1
«24 00 11 7
1210 00 19"#7
«uy 3« 34 y
OAQ O il/V El //./•
/0ö M '6
E . . .
-213 22 55-9
212 35 32-9
211 48 17 0
«11 1 10*4
kiAA CO ILA . "7
*W 13 lz'O
iyy 27 sy'ö
V . . .
20O 23 33-8
199 53 85-6
1 (IQ OO J £.0
iyy 4G y
lyy 04 7*4
lyts 4U 00 u
iy« 1« 00 b
1A1 ii a je .a
/
184 6 8-9
183 36 42-8
1 OQ *7 OQ.i
17b 37 iy l
I/O 10 ODO
I7D 44 47
/cgrt . .
0-710347
0-711447
0-712519
0-713560
0-724594
0-725957
0725894
leer . .
0-712934
0-714095
0 715228
0-716331
0-728308
0*729061
0*729792
<*fQ' • •
3,59268
8* 61987
3» 64724
3« 67483
4» 08841
4« 12266
4« 16424
A>0. • •
+ 5-60
+ 5-74
+ 6-00
+ 6-29
+ 16-77
+ 1902
+ 21-97
•
— 2-57
— 2-70
- 285
- 8*01
— 6-90
— 7-50
- 8-20
H . . .
+ 2-98
+ 304
+ 315
+ 3-28
+ 9-87
+ 11-52
+ 13-77
(•*•)•: r»
+ 137-58
+ 13648
+ 135-41
+ 134-38
+ 123-71
+ 12307
+ 122-45
rr, . . .
+ 11014
+ 120-64
+ 132-64
+ 146-32
+ 899-81
•4-1113-85
+ 1407-00
«V • •
+ 22-79
+ 24-29
+ 25-96
+ 27-81
-4- 103 47
+ 121-51
+ 145-18
— VS, .
— 0-81
- 082
- 083
— 0-84
- 098
- 0-98
- 0-98
- .
- 2-49
- 2-70
- 2-94
- 8-22
- 21*66
- 27-59
- 35-99
«Vit •
»VC, •
188°42'47"-5188;
4 36 38-6
0-734539
9-64112
9-31620
8 00186
026163
0-78446
6' 37"-2
4 29 64 4
0-784686
9-63051
9-30429
802119
0-27482
0-82405
Jupiter.
18703<y27"-7186o54' 18"-9
4 22 59-3
0-734818
9-61933
9-29199
8 04048
0-28854
0-86527
4 15 53-8
0734954
9-60753
9-27928
8 05971
0-30275
0 90793
179° 5'1S"-
2 27 54 1
0-736870
9-37033
906072
8-32562
0- 56571
1- 69708
31178
°29'11"1
2 18 15 6
0-736448
9-34111
9 03784
0- 59660
1- 78976
177° 53' 0"-*
2 8 220
0-736520
930890
9-01365
8-37154
0- 63042
1- 89123
fQdt
dt
dt
1886 Oct. 4 0
Oct 120
Oct. 20O
Oct. 28 0
Nov. 5-0
Not. 130
Nov. 2IO
Not. 290
Dec. 70
Dec. 150
Dec 23 0
1886 Dec 310
1887 Jan. 80
Jan. 160
Jan. 240
Febr. 10
Febr. 9*0
Febr. 170
Febr. 25 0
15084-45
13665*74
12450 13
11395-80
10471-93
9655-30
892808
8275-88
• 7687-84
• 715501
• 6669-78
• 6226-21
• 5819-25
- 5444-66
- 5098*83
- 4778-70
- 4481-63
- 4205-38
- 3947-97
- 15875-20
14337 12
13028 06
11898-91
10914-29
10047-39
92'(805
8590-42
7971-99
7412-85
6904-86
6441-42
6016-99
5626*89
5267-23
4934-71
4626-52
[— 4340-20]
4073-70
3825 07
+ 153808
+ 130906
+ 112915
Z
+
1
-r
+
+
+
+
+
1
-r
+
+
t-
+
+
+
984-62
866-90
769-34
687-63
618-43
559 14
507-99
463-44
424-43
390 10
359-66
832-52
30819
286-32
266-50
248-63
+ 2514-90
+ 2443*48
+ 2373-78
+ 2305-71
+ 2239-20
+ 2174-19
+ 2110-63
+ 2048-48
+ 1987-69
+ 1928-24
+ 187009
+ 1813-21
+ 1757-58
+ 1703-16
+ 1649-94
+ 1597*90
+ 154702
[+ 1497-27]
+ 1448-64
+ 140112
71"-42
6970
68 07
66*51
6501
63-56
6215
60-79
59-45
5815
• 56-88
■ 55-63
■ 54-42
■ 53-22
-5204
-50-88
- 49-75
-48-63
- 47-52
+ 150610
+ 1398-11
+ 1299*95
+ 1210-21
+ 1127-80
+ 1051-77
+
981-41
+
916-09
+
855*30
+
798-60
+
745-60
+
695-98
+
649-45
+
605-77
+
564-70
+
526-06
+
489-66
[+
455-35]
+
422-99
+
392-45
- 107"-99
- 9816
- 89-74
- 82-41
-7603
- 70-36
- 65-32
-60-79
- 56-70
- 53-00
- 49-62
- 46-53
- 43-68
- 4107
- 38-64
- 36-40
- 34-31
-3236
-30-54
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36o
Mechanik des Himmels. 29. SO.
1886 Oct. 4-0
Oct. 120
Oct. 20 0
Oct. 28 0
Nov. 50
»/
+
+
+
+
+
Nov. 13-0 +
Nov.210
Nov. 290
Dec. 7 0
Dec. 150
Dec. 23-0 +
1886 Dec. 31 0
1887 Jan. 80
Jan. 160
Jan. 24 0
Febr. 10
Febr. 9 0
Febr. 170
Febr.250
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
901701
879807
8589-71
8390-271
8198-44
801319
7833-73
7659-40
748963
7323-98
7 162- 15
7003-74
6848-50
6696-22
6546-74
6399-81
625533
611317
597323
+ 9247-42
+ 9015-87
-h 8797 11
4- 8588 89
+ 8389-56
+ 8197-81
+ 8012-63
+ 7833-23
+ 7658-94
+ 748921
+ 7323-61
+ 7161-79
+ 7003-40
+ 6848- 18
+ 669592
+ 6546-45
[+ 6399-54]
+ 6255-07
+ 6112-92
+ 5972-99
+ 5835-18
V
«IUI *J*J
«iO 10
'20R -22
■01 .7^
IS.vlR
174-2«»
j nj 10
IUJ DU
1 0 i o.
luo 0.'
155-22
152-26
14950
14691
144-47
[-
142- 15]
139-93
187-81
+12-79
+10-54
+ 8-89
+ 7-58
+ 6-57
+ 5-78
511
4-56
413
3-78
3-43
317
2-96
2-76
2 59
2-44
2-82
+ 2-22
+ 21 2
+
+
+
+
-r
+
+
+
+23532-55 +
+22302-53
+21166-90
+20113-22 +
+ 1913213 +
+18215-10 +
+ 17355-59 +
+ 16547-79 +
+ 15786-67 +
+ 1506809] +
+ 14388-38' +
+ 13744-381 +
+ I3133-32J +
+ 12552-74 +
+ 12000-48 +
+ 11474-56 [+
+ 10973-25 +
+ 10495-001 +
+ 10038-32 +
+
24857-68
2352045
22292-41
21158-29
20105-98
19125-63
18209-36
17350 48
16543-20
15782-53
15064-33
14384-95
13741-23
13130 42
12550 06
11997-98
11472-24]
10971 09
1049296
10036-42
9600 18
Hl
dt*
{-
1337-23
1228-04
113412
1052-31
980-35
916-27
858-88
807-28
760-67
718-20
679-38
64372
610-81
580-36
552-08
525-74
50115
478- 13]
456-54
436-24
+ 109*19
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
93-92
81-81
71-96
64-08
57-39
5160
46-61
42-47
38-82
35-66
32-91
30-45
28-28
26-34
24-59
2302
21 59
20 30
30. Variation der Elemente. Die Gleichungen, welche die Variation
der Elemente geben, sind bereits in den §§ 19. 20 abgeleitet, und können mit
geringen Modifikationen auch sofort zur numerischen Berechnung verwendet
werden. Die störenden Kräfte F, Q, Z(°> sind identisch mit den in 26
mit Px, Qx, Zj bezeichneten Grössen. In diesen tritt der Faktor k£m% auf.
Führt man in den Formeln 19. 10 an Stelle von jjl seinen Werth &0.ai ein, so
tritt t0 in den Nenner; dieser kann daher sofort weggelassen werden, wenn in
den störenden Kräften einfach k9 m, als Faktor geschrieben wird. Die
Aenderungen von ft, /, <o, Af0 ergeben sich im Bogen maass; um dieselben in
das Winkelmaass umzusetzen, wird man durch arc 1" dividiren, welcher Nenner
auch passend mit kQmx verbunden wird. Es wird dann auch bequemer statt
der Aenderung der Excentricität die Aenderung des Excentricitätswinkels 9 zu
bestimmen, indem
dt ~ cos ? dt
ist. Da k.arc 1" ist, so wird man durch Einführung von k in Bogensecunden
die störenden Kräfte gleich in Bogensecunden ausgedrückt erhalten. Bei der
Ausführung findet man aber Uberdiess, dass die störenden Kräfte mit dem Nenner
verbunden erscheinen, und man erhält daher, wenn man die sämmtlichen
Längen von dem (veränderlichen) Knoten der momentanen osculirenden Ebene
des gestörten Planeten1) zählt, also die Coordinaten des störenden Himmels-
körpers nach 17 (8), die Entfernung r0, nach 17 (10) ermittelt:
l) Zur besseren Uebersicht mag noch bemerkt werden, dass bei der Berechnung der
in rechtwinkligen Coordinaten, diese sich auf die Ekliptik beliehen, bei der Methode der
Störungen in Polarcoordinaten dieselben auf die feste, ungestörte Bahnebene des gestörten
Himmelskörpers, und bei der Methode der Variation der Elemente auf die veränderliche, je-
weilige osculirende Ebene.
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Mechanik des Himmels. 80. 36 1
+ 1 1
l = rxcos B^cos^ — /) K ~ r0l» ~~ r.»
tj» * r.rtv B.sm^L, — i) k"mx f r \
DaD„wird
</ IC
üny-jj= \{r ■+■ p) sinv-Q — p cos vP\-\- r sin{v + w) ip fang }iZW
(1)
~ == 2 a* sinvP-»r ^ arc 1"
= £ -f- ^ v)Q -+- v • P) a cos <?
(1
-j-t J =[(— 2r<w?— pcosvtang\<j)P+(r+p)sinvtang\ iQ)+rsin{j>+ta)tang\iZP)
er zweite Theil der Störung der mittleren Anomalie wird in der Praxis
direkt berechnet, so dass man die mittlere Anomalie stets mit dem constanten
VVerthe fi0 rechnen kann. An Stelle des Integrals jt^j-.dt, schreibt man aber
hier allgemein, allerdings nicht ganz richtig jfjf ^^a- Da
ß«-%-f*%« f<>=ffP<>+ff<&«'
ist, so setzt die übliche Schreibweise voraus, dass das zweite Doppelintegral vernach-
lässigt werden kann. In allen Fällen bedarf man hier der Kenntniss der Aenderung der
mittleren Bewegung. Man wird daher besser diese an Stelle von da einführen. Man
hat aber^ = _ ^a ^ ^ p # p + t ^ = _ sin v • P+ P- q)
Entsprechend zusammengestellt erhält man daher zur numerischen Berechnung
gl"' = r sin u cosec i i'" — rcosu
ic' = —p cos v cosec 9 1t" = + (r + p)sin v cosee 9 w"1 rsin u tang\i
^ ' = 4- a cos ^ sin v 9" = + acos y(cos £+ cos v) (2)
V = —1rcosy—pcosvtang\y L" = + (r + p)sinvtang\y £"'= r sin u fang ±i
3*o . „ 3*0 /
u = — —z= c stnv u. = — — = —
Ä.f.^+f..ö (3)
& -h'-p+fi" ö (^) = vp+ vq + rzw
Zu diesen Formeln ist noch zu bemerken, dass überall ff* an Stelle von
£ zu setzen ist, wenn man als Störungsintervall w Tage wählt; dann wird auch
u/*jj an Stelle von ^ , d. h. die Aenderung der w-tägigen mittleren siderischen
362
Mechanik des Himmels. 30. 31.
Bewegung w\i (start derjenigen der täglichen siderischen Bewegung ji) erhalten,
welche in der Gleichung für AZ2 unmittelbar wieder zur Verwendung kommt
Dabei sind die Logarithmen der zu verwendenden Werthe von (wk)" mt für
ein 40 tägiges Intervall für:
Mercur . . 8 4270—10 Jupiter . . 2 131868 x)
Venus . . 9*5393—10 Saturn . . 1 60780
Erde-f Mond 96012— 10 Uranus. . 079796
Mars . . 8-6607—10 Neptun . 08620.
Will man in nahe parabolischen Bahnen die Störung der Perihelzeit ein-
führen, so hat man nach 20 mit den hier angegebenen Modifikationen
Da hier noch der Faktor a auftritt, so wird man für parabolische Bahnen
die Formeln von 21 zu verwenden haben, und für die Bestimmung der Störung
der mittleren Länge:
^jf = [(- Zrcosff -p cos v tätig \i)P+ (r 4- p) sin v tang \^Q\ 4-
4- r sin (v 4- <*») tang \ iZW — y~ ° cos *[' sin v P r Qj
wo für parabolische Bahnen das letzte Glied verschwindet. Zur Berechnung der
Elemente X, H, O, V an Stelle von i, ß, e, n hat man hier aus 20. 9 und 10:
^ « r[sin(v + 0) + ß) — 2 cos (# 4- «) sin& sin* \i) ZW
dH
— = r [cosiv 4- » 4- ft) — 2 cos (v 4- o>) cos ß sin* % i] ZW
d<t>
= [r «« f cos it 4- ^ f<w £ sin ic 4- / «'« (ic H- tf)]C — / (* 4-
4- r jm (t/ 4- ») <w k Jwi 9 ^ 1 Z(°>
dW
— = [_ r *m t? «» k 4- P cos JE cos n 4~ P cos (ic 4- v)] Q 4- ^ J** (it 4-
4- r f> 4- «1») sin nsinf tang \ i ZW.
81. Beispiel. Für die numerische Berechnung bedarf es hier keiner weiteren
Auseinandersetzung. Für zwei der Osculationsepoche vorangehende und zwei ihr
folgende Zeitmomente werden die Elemente constant angenommen, die Differential-
quotienten für die Elementenstörungen berechnet, hiermit dieSummationsconstanten
so bestimmt, dass die Integrale für die Osculationsepoche verschwinden, worauf
die numerische Integration mit den erhaltenen summirten Werthen von Intervall
zu Intervall vorgenommen wird.
In dem folgenden Beispiele wurden jedoch auch für die ersten vier Intervalle
die Elemente nicht constant angenommen, sondern die aus einer ersten vor-
läufigen Störungsrechnung erhaltenen Werthe verwendet, was bei bedeutenden
Elementenstörungen stets zu empfehlen ist. Kleinere Unregelmässigkeiten im
Gange der Differenzen sind nicht zu vermeiden, und rühren von der unvermeid-
lichen Ungenauigkeit der Extrapolation her; sind die Unregelmässigkeiten etwas
grösser, wie dies namentlich bei den Elementenstörungen wegen der bedeutenden
Grösse derselben auftreten kann, so wird es sich stets empfehlen, die Rechnung
für das betreffende Intervall mit den schliesslich erhaltenen osculirenden Elementen
an Stelle der für die erste Rechnung verwendeten extrapolirten (in dem Beispiele
auf pag. 363 in den ersten sechs Zeilen angeführten) zu wiederholen.
') Mit der Masse m*.m wird der Coefficient gleich 2 131765-
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Mechanik des Himmels. 31.
363
Oer -J8-0 j Sept. l8 o"
Aug. 9-0 1 1887 Aug. 200
Dec. 7 0
Juli 110
Juni 10
11° 0'26'"3
■> >■> "•• 4 ■' 7| . 1 ' ■"' 1 1 - ": ■ • 1'' 1 1 .1 59 ""5! 25 i> ;<;Msc-r:> t?< 21-1
11
1
17
6
28
0 310
35 50
59 4-3
4 644
5 10 2
50l"6931
o
I
17
6
28
25 59-4
34 58.1
59 4-4
4 6-57
5 6 5
9° 25' 26" 0|
17 33 51-1
4987261
9672836
0566379
0 228777
9991648
9-942300
0-249948
28° 53' 7"-2
343 36 0-7
12 29 7-9
9-989606
0-307648
9-334842
9 024143
9-642490
8724332
9-398160
9-942300
0*457553
0-307648
0-232514
0 246617
0690067
9684000
0 327164
0,399853
9-356*36
0*031573
0-149905
9*798013
0*554265
0-070144
9-942300
9-979266
0282940
0-262206
0-511966
501"-7l80
3° 51' l"-3
7 15 30 0
4-987246
9 672821
0566365
0-228774
9-613508
9-990269
0283374
12° 4' 17"
343 35 53-7
355 40 11-3
9-998758
0293085
8*877972
9024145
9*171057
8- 724334
9- 398143
9-990289
0457547
0-293085
0226538
0 246621
0684085
9 320423
0 327179
0*447836
8993244
0*031580
0 164462
9*845979
0*539706
0-080059
9-990289
9-996506
0-297932
0294438
0-511956
359
1
17
6
28
51 26-2
34 51-8
59 4-4
4 6-54
5 5-9
354 16 52 9 !255
1 34 43-7 Ii 1
17 59 5-2 |j 18
6 4 G40j 6
28 5 9-4 I 28
3 49
37 5-8
51 11-9
14 26-5
36 9 1
249
1
501"-7221
358° 16' 34"-4
356 44 39-7
4-987244
9-672819
0566363
0228774
501 "6985 5O0"-4629
9*266235
9-998050
0-288673
°34' 30"-
343 35 47-4
338 10 18 2
G354c
9-967690
0-290623
9*570340
9 024145
9*860963
8- 724334
9- 398141
9998050
0457547
0-290623
O-225039
0246622
0683086
8*975612
0327181
0*455597
8*648431
0*031581
0 166924
9*853738
0*537245
0 081797
9-998050
9-599299
0-300405
0299704
0-511955
352° 42' 9"-
346 19 32-5
4 987258
9-672833
0-566"77
0-228775
9*885616
9-965277
0266092
8337° 23' 33" 2
343 35 38-5
320 59 11-7
9-890420
0-300815
9*798997
9024143
0*099812
8- 724331
9- 398157
9-965277
0-457551
0-300815
0-229694
0-246617
0-687245
9*584801
0-327167
0*422828
3*257634
0*031575
0 156736
9*820985
0*547432
0074720
9-965277
9-987512
0290055
0-277567
0-511964
253° 25' 59"-
231 51 35-6
4-994517
9 680092
0-567090
0-227021
0*406266
9-927446
0*607026
39 22 4
41 20 2
18 57 54-4
6 17 29 6
43 51-7
28
50l"1610
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- 7 32 198
- 6 50-954
- 5 58 188
- 4 59-327
- 3 59-311
- 3 2-278
- 2 11*436
- 1 28-960
- 0 55-905
-32181
— 16-550
- 6*753
+ 0018
+ 6-848
+ 13*922
d&x
dt
- 5'39"-875
— 4 41*827
— 3 48*655
— 8 0-709
-2 16-478
- 1 35-798
- 0 59-C79
- 26*496
+ 1*397
+ 24092
+ 41244
+ 52-766
+ 58 861
+ 60 016
+ 57038
+ 50-837
+ 42-476
+ 33055
+ 23-724
+ 15-631
+ 9-797
+ 6-771
+ 6-330
+ 7-574
+ 54' 40"-070
+ 43 21-637
+ 34 33-348
+ 27 37* 164
+ 22 6-667
+ 17 48 164
+ 14 12-694
+ 11 24-521
+ 9 10-275
+ 7 22-758
+ 5 56*406
f +4 46-547
+ 3 49*376
+ 3 1-901
+ 2 21-918
+ 1 47-800
+ 1 18-612
+ 0 53-892
+ 33*576
+ 17-867
+ 7036
+ 1168
— 0152
+ 2- 193
+ 6-987
^9
dt
ll'l8"-483
- 8 48-289
- 6 56*184
- 5 30*497
- 4 23 503
- 8 30-470
- 2 48 173
- 2 14-246
- I 47-517
- 1 26-852
- 1 9-859
- 0 57 171
— 47-475
-.89-988
— 34- 118
— 29188
— 24-720
— 20*316
— 15-709
— 10*831
— 5*878
- 1-310
+ 2-345
+ 4*794
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366
Mechanik des Himmels. 31. 32.
Da die erhaltenen Elemente, wie bereits wiederholt erwähnt, Mir jeden Zeit-
moment osculiren, so sind die Resultate mit den beiden andern Stömngsmethoden
unmittelbar vergleichbar. Berechnet man nun aus der Integraltafel pag. 365 die
Werthe der Integrale für 1887 Juni 1*0, so erhält man die in der dritten
Columne eingetragenen osculirenden Elemente, denen behufs Vergleichung die
früher durch die Berechnung der Störungen in. rechtwinkligen und polaren
Coordinalen erhaltenen osculirenden Elemente beigesetzt sind:
Epoche und Osculation 1887 Jur" 1*0
Rechtwinklige Coordinaten
244° 16' 44" 05
Polarcoordinaten
Elemcntenstönmgen
244° 16'44"-97
244° 16' 43"-67
24* SO 13-26
242 30 12-74
242 30 13*84
m
342 42 4 23
342 42 4 65
342 42 4*48
19 4 26-56
19 4 26-28
19 4 26 65
1 46 30 79
1 46 30-93
1 46 31 13
•
/
6 21 22 73
6 21 22 55
6 21 22-60
?
28 53 51-86
28 53 51-91
28 53 51-95
502'" 1597
502"- 1608
502"" 1627
legp
04506064
04506052
04506038
loga
0-5661 10'
0-5661092
05661081
b. Berechnung der allgemeinen Störungen.
82. Vorbemerkungen. Die Entwickelung der Störungen in analytischen
Ausdrücken erweisen sich für die rechtwinkligen Coordinaten aus mancherlei
Gründen als unzweckmässig. Während der Radiusvector wenigstens für elliptische
Bahnen nur innerhalb enger Grenzen veränderlich ist, und die wahre Länge von
einer der Zeit periodischen Function nur mässig abweicht, die Elemente selbst
aber, von den secularen und periodischen Störungen abgesehen, Constante sind,
sind die rechtwinkligen Coordinaten an und für sich periodische Functionen
von starker Veränderlichkeit, da sowohl x als auch y bei jedem Umlaufe alle
Werthe zwischen — r und -t- r durchlaufen, und nur die dritte Coordinate {%)
für den Fall, wo die Bahnebene nahe der Fundamentalebene bleibt, zwischen
massigen Grenzen eingeschlossen ist. Hierzu kommt, dass die Berücksichtigung
kleiner Lageänderungen der Fundamentalebene (bewegliche Ekliptik) in recht-
winkligen Coordinaten wesentlich complicirter ist, als bei polaren Coordinaten.
Mannigfache Versuche, Störungen in rechtwinkligen Coordinaten zu ermitteln,
welche schon bis auf Euler zurückzuführen sind, und bei denen die Ent-
wickelungen meist durch Einführung von rechtwinkligen Coordinaten, bezogen
auf ein bewegliches Axensystem vereinfacht werden, erlangen in ihrem weiteren
Verlaufe stets den Charakter der Methode der Störungen in Polarcoordinaten.
Endlich ist, wenigstens für die Sonne und den Mond, die Vergleichung der
Polarcoordinaten mit den Beobachtungen einfacher, indem die Längen und
Breiten direkt vergleichbar sind, während dieselben aus den rechtwinkligen
Coordinaten erst abgeleitet werden müssen.
Wenn auch in dieser Richtung die Methode der Störungsrechnung in polaren
Coordinaten als die zweckmässigste erscheint, so bietet andererseits auch die
Methode der Variation der Elemente nicht unbedeutende Vortheile. Zunächst
hat man es hier nur mit Differentialgleichungen erster Ordnung zu thun, während
die Bestimmung der Polarcoordinaten an die Auflösung von Differentialgleichungen
zweiter Ordnung gebunden ist. Von besonderer Wichtigkeit aber ist es, dass
sich aus der Form der Differentialgleichungen selbst einige allgemeine, für die
Erkenntniss des Weltsystems wichtige Relationen ableiten lassen, welche die
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Mechanik des Himmels. 33. 33. 367
secularen Störungen betreffen, und die Berücksichtigung dieser secularen Glieder
selbst sich relativ einfach gestaltet. Viele Theoretiker zogen es daher vor, die
Elementenstörungen zu ermitteln, die Secularglieder dadurch zu berücksichtigen,
dass man sie mit den Elementen vereinigt, so dass man den weiteren
Rechnungen mit der Zeit langsam veränderliche Elemente zu Grunde legt, und
aus den periodischen Störungen für die Elemente die periodischen Störungen
in den Polarcoordinaten ableitet Man hat, wenn M ■= L — x die mittlere
Anomalie, L die mittlere Länge, ir die Länge des Perihels ist, und Ex, Et, . .
Ex\ E9' . . . Functionen der Excentricität sind:
r = a[l 4- Excos{L - ir) 4- Eteos1(L - ir) 4- Etcos 3(Z — ir) 4- . . • J
/ = Z 4- E^sin (Z - ir) 4- EJsin 2(Z - ir) 4- EJ sin 3(Z -«)+... .
Sind daher die Störungen der Elemente «tf, 6e, «ir, «Z, so wird
6r=6a[\+ElC0s(L — K)+ . . . ]+a cos(L — -^j v<v2(Z — ir)4- . . . Ue
— a[Exsin(L — ir) 4- 2E9sin2(L — ir) 4- . . . ](«Z — «*)
M = j^- sin (Z — ir) -»- ^ ** 2(Z - ir) 4- . . . ] 4- «Z 4-
4- [ZV <w(Z — ir) 4- Ei cos 2(Z — ir) . . . ](*Z — «ir).
Dieser Vorgang hat jedoch den Nachtheil, dass man die beträchtlich
grösseren Elementenstörungen zu bestimmen hat, welche sich bei der Substitution
in die Formeln für die Störungen der Coordinaten theilweise vereinigen und
wegheben. Ueberdiess sind die Formeln nicht mehr strenge, wenn die Störungen
der Elemente zu gross werden; die dann erforderliche Berücksichtigung der
zweiten Potenzen von Sa, 6e, «Z, «ir macht aber in diesem Falle die Rechnung
ziemlich beschwerlich.
Aus diesen Gründen entwickelte sich das Bestreben, die periodischen
Störungen der Polarcoordinaten mit möglichster Berücksichtigung der secularen
Störungen der Elemente gleichzeitig zu bestimmen, wobei jedoch zu beachten
ist, dass der Beobachtung nur so viel Daten entnommen werden, als die Zahl
der durch die Differentialgleichungen bestimmten Integrationsconstanten er-
fordert.
83. Entwickelung der störenden Kräfte. Während für die Ent-
wickelung der störenden Krälte für die numerische Rechnung (spezielle Störungen)
direkt die Werthe X, Y, Z, P, Q, ermittelt werden, erweist es sich bei der
Ableitung allgemeiner Störungen vortheilhaft, die Störungsfunction zu entwickeln
und die störenden Kräfte durch die Differentiation derselben zu erhalten. Nun
ist die Störungsfunction ü der in 9 (7) mit Qt bezeichnete Theil, also, da
m = -
ist:
+ + (0
L ro» r» J
Setzt man hier x « r cos v, y = r sin v, was darauf hinauskömmt, die Jf-axe
in die Richtung des Pericentrums des gestörten Himmelskörpers zu legen, so
B - X*. „. [± - r(».™" + v.»»')-H».j . (J a)
Hierbei ist:
r,» = *,» 4- V *,* — r,> 4- *,'» (2)
— (*. — ■*) * ■+■ Cr. - y) * + (*. — *)* = r» 4- r,* 4- *» 4- 9 - 2 (xxx 4- yyK 4- * *,).
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Mechanik des Himmels. 33.
xxx + yy\ + **t ist darstellbar durch den Cosinus des Winkels T zwischen den
beiden Radienvectoren r und r,. In allen Fällen, wo nicht auf die ursprünglichen
Differentialgleichungen der Bewegung (A) (pag. 292) in rechtwinkligen Coordinaten
zurückgegriffen wird, werden die Differentiationen nach x, y durch diejenigen nach
den polaren Coordinaten oder den Elementen ersetzt; hingegen wird häufig die
dritte Differentialgleichung, nach z, beibehalten, da * selbst als Störung aufgefasst
werden kann, wenn man die ungestörte Bahnebene als Fundamentalebene
wählt Da dann Differentiationen nach * auftreten, so muss z explicite bei-
behalten werden. Aus diesem Grunde wurde auch r an Stelle von r eingeführt
Da aber:
xxt ■+■ yyK -h *zt = rr, cos T — C0 (3)
ist, wobei C0 eine noch zu bestimmende Grösse ist, so wird
ro* = r» + r,« - 2rr,<w r + + *,»» -1- 2C0- (4)
Hierin tritt zunächst der Ausdruck
r0l» = r* -h r,4 — 2rr,rox r
auf; in diesem kann man schreiben:
r0l» -= (r» + n»; [l-p^rj^r].
Setzt man daher
r'H-r.» = a>; jT^iT-«-
so würde
Die Entwickelung dieses Ausdruckes hat keine Schwierigkeiten und könnte
nach dem in 16 eingeschlagenen Wege durchgeführt werden. Allein es ist zu
beachten, dass r und r, nicht constant sind; ist:
r = «(l+ o); r, = at(l + ot),
wobei a, a% die Halbaxen sind, so werden 9, o, von den Excentricitäten der
Bahn und von den mittleren Anomalien abhängen, überdiess aber, da für r, r
die gestörten Werthe zu setzen sind, bei der Berücksichtigung der Störungen
höherer Ordnung der Massen, die Störungen enthalten. Dann wird:
2a<art(l + »)(1 + >,)
a»(l •+■ *)» + -+- »,)> ~~
-S^M? <' + ' + «■ ■'■««>['■'-» " + + + J "
Die angeführte Formel wird daher nur dann vortheilhaft, wenn man die
Störungen nur mit Rücksicht auf die ersten Potenzen der Massen berechnen
will (a, a, von den Störungen unabhängig) und überdiess die höheren Potenzen
der Excentricität vernachlässigt. Thatsächlich tritt diese Entwickelung nur in
den ersten Arbeiten und auch da nur in vereinzelten Fällen auf, und man zog
alsbald vor, Entwickelungen nach Potenzen des Verhältnisses — oder — vorzu-
i\ r
"nehmen, je nachdem r, ^ r ist.
1) Sei r<r„ d. h. der gestörte Planet ein innerer. Dann wird:
»V Ä r'il -2awr + a»]; a -J- • (5a)
2) Sei r > r,. d. h. der gestörte Planet ein äusserer. Dann wird:
r„'«r»[l-8awr + a«]; a = ^- (5b)
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Mechanik des Himmel«. J58. 369
Es ist für beide Fälle
~ r» -1- r.» "M + a»'
daher, wenn a =* 1 — ß gesetzt wird:
°~4fi2-2ßH-ß> 1 — ßH-iß»""1 l-ß+iß«
,_. = ?[,__iL_],
folglich, da ß < 1 ist, stets 8 — a positiv, also 8 > <x.
Die Entwickelung nach a hat also scheinbar den Vortheil der stärkeren
Convergenz1). Da r0l' = — 8 cos T), so wird, wenn 8 = */«? gesetzt wird:
r0" e9Ä»[l — sin f cos rj» •= b*cos\y[\ — tang \ <p<r'l']$[l — tang\ye-W$
= 2 V^cosiV,
wobei
Nun ist aber gemäss der Definition von <p:
r* - r,» . r.» - r»
= r» + r.' oder "r^Tr?'
jenachdem r > n oder rt> r ist; demnach folgt
r ' r'
tang* *¥ = -pr oder
Setzt man daher
— = « oder — = a,
»4 r
so wird
*f-(-iyr-(y)a^[-|, - | -4- 1, i + l, «'] r > r,
|f - (- lyr." (?) [- | , - \+ i, i + 1. «■] r, > r
übereinstimmend mit 16 (10).
Es giebt allerdings einen Fall, in welchem die Entwickelung nach a un-
thunlich wird; wenn nämlich r und r, sehr nahe gleich sind, oder wie dieses
bei Kometenbahnen der Fall ist, die eine Excentricität so gross, dass r in dem
einen Theile der Bahn kleiner, im andern grösser wird, so wird die Entwickelung
nach a in dem einen Theile der Bahn nach der ersten, in dem anderen Theile
nach der zweiten Zerlegung vorgenommen werden müssen. Eine solche
Theilung der Bahn ist bei den Kometen allerdings mit Vortheilen verbunden,
wird jedoch nicht immer anwendbar; da aber (r — r,)* stets positiv ist, so ist
r» -1- r,s > 2rr, daher 8<1,
und nur in einzelnen Punkten, für r ■= r, wird 8 = 1 werden. Wenn aber auch
in den meisten Fällen die Entwickelungen in Folge der Continuität für
r = r, gültig bleiben, wenn sie für unendlich benachbarte Werthe gültig sind,
so werden sich, und dies ist bei der Berechnung der Störungen der kleinen
*) Würde die Entwickelung z. B. nach Potenten von \ 8 d. i. Potenten von (prqpy-j)
chreiten, so würde die Convergenz dieser Entwickelung im Gegentheil stärker sein, da wie
leicht findet a — | = 4 (l - 2ß + + jpi) also * > ist
IL
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37°
Mechanik de« Himmel«. 33. 34.
Planeten untereinander oder bei der Berechnung der allgemeinen Störys-
eines Kometen wichtig, der numerischen Anwendung ganz bedeutende Schwir:
keiten entgegenstellen.
84. Kleine Neigungen und Excentricitäten. Für die Entvicker-:
von cos T ist erforderlich, dass die Coordinaten x, y, s, xx, y» sx aaf disic:«
Coordinatensystem bezogen werden. Im gegebenen Falle war das Axensv>:tr
so gelegt, dass die XAxe in die Richtung des Pericentrums und die AT-Ebe:
in die Bahnebene des gestörten Himmelskörpers fallen. Auf die Kugel pr
cirt, wird die Richtung der X-Axe in Fl (Fig. 272) treffen, die X K Ebene m ce:
Kreise ftll schneiden. In den Formeln 2. 1, welche jetzt auf die r.
zuwenden sind, bedeuten dann jr/ s= r, cosv%, yx = r, sinvx die rechrwmklirr
Coordinaten, bezogen auf ein Axensystem, dessen JT Axe in die RichUw dt
Pericentrums des störenden Körpers fällt (Schnittpunkt auf der Kugel in D
Es wird also in den Formeln 2. 21: HK = 0 — <u an Stelle von Q, und
Wj — <&, an Stelle von «•», endlich / an Stelle von i zu setzen sein. Es
jedoch Kürze halber von nun an nur ein störender Körper betrachtet verde
und die auf ihn bezüglichen Grössen durch obere Accente unterschieden weröc
also r\ v', k' an Stelle von r, t\ *t u. s. w. *). Dann wird:
xx = r' [cos (O — fa) cos {v' 4- o>' — — sin (<t> — u>) sin (v' ■+■ »' — W)c9ti
sin (<D — «) sin I • s'
yx -,^[«»(0 - u>)cos(v' -+-»' — O') +<w(<& - <*)«'«(*' -»-«/_ V):<nl
— cos (<D - to) sinl'X' ['.
*, - r'«*l(tr' -»-«»'- 4>')j/>i/-r-
folglich")
TTi ■+* ««! — rr'[*<w (O — » — ») w (p' -»-">' — O')
— «'« (O — f> — «>) «'« (v' -h w' — O') cos J] + T sin (Q — v — *»)sin I i i
-h r1 sin (r/ -h tu' — $») */« /s -+- ss' <w /
Ersetzt man in dem zweiten Gliede des ersten Klammerausdruckes «■
durch 1 — 2sin*\I, und setzt
so ist die in SS. 3 mit C0 bezeichnete Grösse
— C0 Ä — 2rr' jm (tr -+- it0) //« -+- k0') — r im (n -+- it0) j«j /x*
H- r' sin (v' -+- tc0') /*'« f.z-hiz' cos I
xxx + yyx + ssx = rr* cos (v •+- k0 — v' — tc0') — C0.
Handelt es sich nur um die Störungen durch einen Himmelskörper. -
wird man alle Längen von dem Schnittpunkte K der beiden Bahnen (Fig.
zählen können. Dann ist ir0 die Länge des Perihels des gestörten Hinutf -
körpers von K aus (gezählt in der Richtung der Bewegung, also in Fi$ T
FIK = 360° — ic0) und «0' der Abstand des Perihels des störenden Körpers t •
K ; daher sind v -+■ ic0, p' + k,1 die wahren Längen der beiden Körper vor. i
aus. Bei mehreren störenden Körpern muss selbstverständlich ein andt~
Anfangspunkt gewählt weiden, da nicht alle Bahnen dieselbe Schnief
haben.
') Die rechtwinkligen Coordinaten bezogen auf die Bahnebene des gestörten K?rp^
sind dabei Jtlyl 'i da x' y' s' für die auf das Pericentrum und die Ebene der eigenes B«^
(des störenden Körpers) bezügliche Grössen vorbehalten sind.
*) Derselbe Ausdruck entsteht natürlich, von welchem Axensystem immer man ausge-
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Mechanik des Himmels. 34. 371
Der grösseren Allgemeinheit wegen wurden hier die auf der Bahnebene
senkrechten Coordinaten *, «' beibehalten. Bestimmt man Neigung und Knoten-
linie derart, dass die momentane Bahnebene stets durch den gegebenen Ort
geht (z. B. bei osculirenden Bahnen), so wird * = *' «= 0; C0 reducirt sich auf
das erste Glied, und es ist r = r, r' =» r\ Unter der hier gemachten Annahme,
dass die Neigungen klein sind, welcher Fall bei den Planeten und Satelliten
(mit Ausnahme der durch die Sonne bewirkten Störungen der Uranus- und
Neptunstrabanten) eintrifft, wird man Co als cine Grösse von der zweiten Ordnung
der Neigungen (von der Ordnung des Quadrates von /) ansehen können; es
wird daher, wenn man C = 2C0 -+-*'-+- *'* setzt:)
r0» ■= r» -+- r'f — 2rr' cos (r + n0-t/ - O + C
C = 4rri sin* \I sin (v -+- *0) sin (»' -+- it9') •+- 2r sin (v 4- n0) sin fz' (5)
— 2r' sin {v> -+- ic0') sin Iz — 2**' cos I z* -+■ z'*
Da
r = a(l + «) r' — a'O +«")
(6)
ist, wo Air kleine Excentricitäten 9, a', v, v' massige Grössen sind, so kann man
v = AI -+- v v' = AT +v
r0\ - + G
Et = ai + a'i _ 2aa' <w ( M -+- * 0 - i/* - ic0'). K )
Da
;m (v -h it0 — v' — it0') => cos (Af + ic0 — AT — k0') (v — v')
- stn (Af+«9-Af- *0') (v - v')
ist, so wird
G = o»(2* 4- a») -+- a,»(2a' -I- a*>) -+- laa' cos(Af + i:Q - AT — *0')
[i(v - v')' - ^(v - v')* 4- ]
— 2aa' cos (Af + r.Q — AT — k0')(<j 9' -4- <»»')
[l-i(v-v? + ^(v-v')*. . .]
-+- 2aa' ji» (J/ + it0 — AT — «0')(1 -4- <x)(l -+- <j')
[(v - V) - i(v - v')« ] + C-
«£" stellt, wie man sieht, die Entfernung des störenden und gestörten
Himmelskörpers dar, wenn man annimmt, dass sich beide mit gleichförmiger
Geschwindigkeit in zwei in derselben Ebene befindlichen concentrischen Kreisen
bewegen. Nach (7) ist dann:
J_ ±f G\-t 1 6 1 • 3 <?*
r0l Ä E\ 1 + E*) -E — iEt + Z-AE*"' '- w
Diese Form der Entwickelung, scheinbar die einfachste, wird wenig über-
sichtlich; man erhält eine übersichtlichere Entwickelung auf die folgende Art:
Man hat offenbar
Vi-p' + i W("»n p' — r» •+- r'* — 2rr' cos (v -h it0 — f1 — ««')» (9)
folglich unter der Voraussetzung kleiner £:
C2
'■oi P\ PV " P * p»"H2-4 p'
(10)
Hierdurch sind zunächst die Glieder, die von der Neigung und der Breite
abhängen, insoweit sie nicht in ic0, ir0' enthalten sind, abgetrennt Zur Ent-
wickelung von kann man aber die TAVLOR'sche Reihe benutzen, indem man
ja, a'9', v, v' als Incremente der Grössen a, a\ Ai, AT ansieht. Es wird dann:
»4*
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37» Mechanik de« Himmels. 34. 35.
£ - ( ?) S r. - ° + ,+
wo Kürze halber <? = J/ — — rc0' gesetzt ist. Es ist aber
(p")0= £*'' da (p")0Ä Ta {e^) '
da in dem Ausdrucke für E überall a auftritt, wo in dem Ausdrucke ttir i
Werth a(l a) vorkommt. Man hat daher, wenn
entwickelt ist, sodass die Coefficienten ß}%) nur von den a, a' abhängig sind
— (v — v') j>j x */« x (> + i <i * q'Z-i gj« cosxQ+aa q v'jj -fäda1 C0SXQ+-
Da ftlr * «= 1, 2, . . . die Faktoren C C auftreten, so wird man>
bei diesen Ausdrücken auf die Mitnahme einer geringeren Anzahl von Glieder,
beschränken, während für s = 0 eine weitergehende Entwickelung nöthig ist
35. Entwickelung der negativen ungeraden Potenzen vot £
Diese Entwickelung ist gemäss 8t. (5) an die Entwickelung der Potenz« ce
Ausdruckes _
= \ — 2a cos Q ■+■ ot*
a a'
a = ^- oder a = — , a < 1
gebunden. Die direkte Lösung dieser Aufgabe ist bereits durch die Formt'
15 (9), (10) gegeben. Da es sich nur um die negativen ungeraden Potcrjc
handelt, so sei « = — 2j — 1
= /f°>+ II*1* cos Q -t- IP^cos 2 Q IP^cos 3 Q -t- . . • *•
/2j-t-l 2x + 3\ 2j + 3 2j + 5\ ,
+ i-j l~2 « 6-J« +
Die Restimmung aller Coefficienten durch diese Reihen würde rieoK
weitläufig, und es ist daher zweckmässiger nur einzelne (im Allgemeinen ff:
und hin und wieder einen zur Probe) direkt zu rechnen und aus diesen ei
anderen abzuleiten l). Setzt man K^~K)— K™, so kann man schreiben1)
l) S. Laplacb, »Mecanique Celeste 1. Bd.«, Leverrikr, »Ann. der Pariser Sternwarte, II-B' ■
Hansen, »Entwickelung der negativen ungeraden Potenten u. s. w.t Die recurrente Entwich
der P wurde zuerst von Lagrange und Laplace gewählt, wahrend Eulrr noch beinv--
Schwier igkeiten bei der Bestimmung dieser Coefficienten für die wechselseitigen Störung" ' "■
4 und tj oder $> und $ fand.
*) Die Basis der natürlichen Logarithmen gleich e, und die imaginäre Einheit )->
gcscUL
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Mechanik des Himmelt. 35. 373
vobei die Summe nach x von — <x> bis •+■ <*> zu nehmen ist. Differenzirt man
liesen Ausdruck, so folgt:
ind da nach (1):
st, so wird
X X
J«<x(eiW- e-iQ)2^)ei^= -(1 -«e««)(i - ae-'Q) Jx/T^e»»«.
X
Führt man hier die Multiplikationen aus und beachtet, dass diese Be-
engungen für jeden Werth von Q identisch erfüllt sein müssen, *o erhält man
ür die Coefficienten die Bedingungen:
n - K^) = - 2 xif.w (6)
md ebenso1)
ra lA'i*-1J - A'„(l+1))=-(1 -h«»)2xAT(1w + a[(2x 2)/C^l} (2x - 2)<*",;]
>der
(1 -{- a')2xA„(,° = a[(« 2x + 2)A'„(1+1) - (« - 2x + 2)^*-"] . (C)
Um hieraus eine Recursionsformel zu erhalten, werde A„(*'H, gesucht; et
olgt:
\ ajn + 2x -f- 2 «-*-2x-«-2
Sind daher für ein gegebenes « zwei der Coefficienten K beturnmi, ko kaut-
nan nach (7) die übrigen finden, und dann nach fU, die Coeft'-ienicu f-r
ibrigen Potenzen. Da « « — (2 x H- 1), so würde man nach '.0, die C-verLoerrtex
ler negativen 2/ -t- 1, Potenz aus denjenigen der '2/ 3^, Cie>e avt Orr.;*n»jf ex
ler (2* -+- 5y u. s. w. erhalten. Je grösser / hl, devV.. fcch»2/_-'»er cvtrverF««:
ind aber die Reihen '3; und es wird »ich daher t:::./*-^, l'j.^k^ tiit
Zocfncienten A'K*;, aus den Coeificicnten AV*' zu er a. . Oirj'.:ut.£ ir
Iah er noch um formen.
In G-eichurz '7 trtt der Kenner * avf ber n.i^ ;;et; WVriii«, w
z. B. f-r die »ech>e'.se-!*.:£en S'-orun^en cer Fr^e vr*c Veuut, t»ocr oe* ju^ivef
:nd Sat-ix,, bei »-eichen Oie fcerec: r.-.r.g der f vraie:f a« mjy,-iu«i^^f
*:rd. karr. h:era-* keine Sc: «->r!; r«r.t eT.-.i.-.e-MA. he. f.en&x W .-'.nea » vi *
«■erden c e>e F -rtteir. aber tr^zweccxtfri.*, f ür it«eir»e W'er:?<t u un* <.\>e-v
:
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374 Mechanik dea Himmels. 35.
Gauss1) ein Verfahren angegeben, um diese Schwierigkeit zu beheben. Ser
man für diesen Fall:
so geht die Gleichung (7) über in:
at a a . t) 2x w «-2x4- 2
woraus nunmehr
* v '« — 2x 4- 2 " n— 2x 4- 2 "
folgt. Rechnet man daher für zwei gewisse Werthe von x die Werthe voc
kj^ und nach (9) die sämmtlichen vorhergehenden bis so erb-:
man dann nach (8) K^x). Noch bequemer wird das folgende Verfahren. Setzt
kf~l) l 4- «» (K) *«(,) 1 -4- q»
T^T - - 2x » _ 2X 4- 2 T" ' ^pü 2(X + ,)Ä _ 2xT-S '
so wird
14-*' /\ , i »4-2x4-2, f._i_u
4- 2x(2x -4- 2) (l,t.Vr (T-W ~ 1)7-(^1) = a'(* + 2x + 2)'
demnach
,<«)_. (« ~ 2x)(« 4 2x 4- 2) / * y 1
4x(x 4- 1) \l 4- *V 7j«+i> '
Für 7„w ergiebt sich demnach der Kettenbruch
(«4- 2x 4- 2)(« _ - 2x) / a y
-fr) . . "4x(x4- l) Vl4-a7V
(«H-2x-h4)(>i-2x-2) / « y
4(x4- l)(x4-2) Vl4-aV
(«H-2x4-6)(w — 2x~4) / « y
i + 4(x4-2)(x4-3) Il4-«»J
1 4^ • • • •
Da übrigens
( \\n nnn^n~^ C«-2x4-2) / n n \
ist, wenn F (a, ß, 7, x) die hypergeometrische Reihe ist, so wird
woraus der Kettenbruch folgt (Gauss, Ges. Werke, III. Band, pag. 134):
1 1 4- et»
.00 ^ _ jg.,
P£j«» (12»)
! _ ß*'
1 — ... .
BM_ «(« 2) pW_ («-2x)(«4-2x4-2)
Pl'" 4x(x4-l) 4(x 4- l)(x 4- 2)
w (n - 2)(n 4- 4) w (« - 2x - 2X» t- 2x 4- 4)
P8-" 4(x 4- 2)(x 4- 3) P*"_ " 4(x 4- 3)(x 4-4)
rW_ (» ~ 4)(» 4- 6) w (n-2x-4)(i»4-2x4-6)
P5-- ™ 4(x 4- 4)(x 4-5) P* " " 4(x 4- 5)(x 4- 6)
•) Für n = — 1 ; Brief an Bkssel vom 3. September 1805. VergL auch Haksek L <
und Lisssr, Störungen der Metis.
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Mechanik des Himmels. 85.
37S
Hat man ^ nach (12) berechnet, so erhält man t„(ä-1\ % nach (11);
la nun
Aj0 *j* »~2x + 2 / a \ J_
Ä-i*-" " *.(-« " 2x ll-r-a»j7W
st, so erhält man die sämmtlichen AT«(*) sobald einer der Coefficienten bekannt
st. Formel (13) hat dabei den Vortheil, dass man AT««», AT«**) ... aus AT«^
srhält.
Mit Rücksicht auf (5) genügt es die Coefficienten für ein einziges n zu er-
mitteln; man könnte s= 1 wählen; die Reihen werden aber convergenter für
r = 0; allein noch zweckmässiger wird es s = — 1 zu wählen, d. h. / zo ent-
wickeln; lässt man für diesen Fall die Indices weg, d. h. bezeichnen die Grössen
T0O, ßxW, />W die Werthe 7+1», ßx,+iw /Li«(« = 1, * = — 1), so wird:
7(x) 8(x)g» P« - *x(x-Hl) Pl "" *(*+ + J;
. ß^q« Bw- . 1 L'J «<*>_ , x (2»-MX2x + 5)
1 " l'ir— P. - + * (x + 2)(x + 3) P* + * (x + 3)(x + 4)
P' + i(*+4)(x + 5) Pi + * (* + ö)(x-f6}
1 —
^-1)= , _ C2x + l)(2x-3) (__E_Y±
T 4x(x-l) Vl+«V7W
und man erhält die sämmtlichen x5 für j = — 1 mit gleicher Si^iätä z-t. ::r
sehr kleine Werthe von a; es ist zu bemerken, dass diese Fottät trr--^
Werthe von st (immer a •< 1) mit Leichtigkeit verwendet w~kä x. .:.tt- *»nti
nur für die Bestimmung von der Werth von x genüperü x"r^ — - •r- ~
Schreibt man in (5) n ■+- 2 für « und setzt AV*~J au: ~ -et.
- 2xat.%- (. + !).[*■.<-»- (. +i) £ - fr^-; y.--
Sucht man aus (7) Ar„(*_1) und substituir. r
für « geschrieben wird), so wird nach emer <r:r=:
« + 2 ~ ß ~ ^
oder indem man x — 1 für x setzt:
_ — .r "
~ *
« — 2 x -h 4 „ u
Aus den Gleichungen :4t -
man erhält ohne Mühe
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376 Mechanik des Himmels. 35.
(1 - ..)• AT.« = ^2^f-2 (I + .^AT«, + ^f-^ • S.A-iii»
(. - ..).*(•-.» _ i±2i±» a'.% + ^£f« {, +
und hieraus
Geht man auf die />, über, so wird
zu setzen sein, und es wird
(I + «») 8 x Z*' = > [(8 * + 3x - 1) /»<->> - (2i - 2« - 1) ^•+'>; ,1
irh[»«+*'-«ö^^r°H».-i.+»(-|^^]
y. (• - 0 + />/» = (-2f_1)',_<l)t [(8 < + 2 s - 3)^r" - (8 « - 8 s + 1 )/» «]
/.(.-»_ /.;.)=_|_!__1(2<+2j_3)7,/,r,,+(2l_2j+0^ ilIb
Hieraus folgt für j = 0:
i (in*
und f ir j = 1 :
/>,<«-»- AW-^,W-'>+^»)--(-^iI(J«-»V*-l)-(»«+1V*:l"'
folglich
/,iM=_(2x-!)(y1)^)
(mb;
Nachdem die Werthe />(«) nach I berechnet sind, erhält man aus (Uli'
und (III b) die Werthe für s = 0 und 1 (die negative erste und dritte Potenz), unc
aus (IIa, IIb) die übrigen Coefficienten. Für grosse Werthe von <z werden hier
die Coefficienten wegen des Nenners (1 — <x»)» bedeutend vergrößert; dieses
ist aber in der Natur der Sache gelegen, da, wie die Reihen (3) zeigen, die
/»,(*) für grosse Werthe von a rasch zunehmen, und ihrer geringeren Convergeni
wegen ebenfalls mit Vortheil durch die Formeln II ersetzt werden. Aus (14»\
(14 b) erhält man noch die im folgenden benutzten Beziehungen:
(1 -f- a«) -P0(«-« - 2a J>0to = - (2x - 3) /^-D
(l4-a»)y0W-2a/>0(*-D= -+-(2x-+- 1)/»W
und
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Mechanik des Himmels. 35. 36. 377
/>„(.-!)= - (2x - 3) (fr1^, + d« + 0 (l _?*.).
A<" --»»- 3) jj^iijs + (1« + .) fjL^j /««)
36. Differentialquotienten der K und Differenzirt man die Reihe
86. 4 nach <x, so folgt:
dp <rr*d/Ctx)
X
und da
ist, so wird
demnach
p^ = - cosQ + * = — *(eiQ + e-iQ)4- a
\n [e«Q + e - »Q - 2a]^ e-Q = J]-^- e«*«*.
da
2*+i
0a = 2
Es erscheint manchmal praktisch, auch hier an Stelle der T^+i die selbst
einzuführen, da sonst bei den höheren DifTerentialquotienten ^ * die Werthe
von J3 bis zu Pt+k nothwendig wären, deren Bestimmung überflüssig ist. Mit
Rücksicht auf 85. (15) wird aber:
il-^Kt^K^)^— -««AT« + n--^{\ + «■)*.<"-» +
n ft
' + * + 2; + 2 (1 + a')K<rn+ ^~ 2-AT.'",
olglich
— i» (1 - <*»)> ATixtl)) = - 4(1 + «») [(« — 2x H- 2)A'i*-1> h-
+ (» + 2x + 2) - ZanK™.
Da sich die zweite Gleichung (15) auch schreiben lässt:
;o wird, indem man aus dieser Gleichung, und der ersten 85. (15) das arith-
netische Mittel nimmt:
, a ( 1 — a»)> Ä'il,,= a«(«+ 2x+ 2)Äw("+ü-h a»(« - 2x-h2) AT^-^-r- »«(1 -H a9) A'„(x),
lern nach
«(l-a^'KiVi^-l^V-Ui -«»)[(* -2*+2)A'j"-,)-H
(* 4- 2x + 2)ÄW(,,+I)] - «a(l - a») A'ix),
blgüch
g>rjK) _J__ f«-2xH-2 «+- 2* + 2 (x+1) ÄaA-(x)] .
= -i 2 Ä" 2 " J
da
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378 Mechanik des Himmel». 36.
Diese Gleichung kann man in zwei verschiedenen Formen schreiben, «-
nachdem man K?] und K<*+1) oder A'™ und K^~x) einführen will ; es wird är
a(l - a») = -(« + 2x+ 2)a ATj^V [x -H (x - «)a»]Ar,(,,)=
«=-(*- 2x + 2)aA;(l,-l) _ [* 4- (x + ») a»l AT.wf
folglich wird:
0 /»(*)
(1 - a«) = (* 4- x - *)/>,<* ' « + (, - * _ ^) 7>,<*+l> 4- (2* 4- \)*P* -
a(l - «■) -y- = (2* - 2x - l)a/>,(*+,)4- [* + (2/ + x + l)a»]
a(l - «») = (2x + 2x- Oa/»*-1* - [» - (2s - x 4- IJa»]/**.
Aus Formel (1) erhält man durch nochmalige Differentiation:
a<*>
Setzt man hier für die DitTerentialquotienten rechts die aus (l) durch Yr-
tauschung von s mit s -\- 1 und von x mit x, x — 1, x -}- 1 folgenden Werthe ez.
so erhält man:
Wendet man hierauf die Formeln (IIa) an, indem man auf den ersten Tie.
die zweite Gleichung und auf den zweiten Theil
die erste Gleichung anwendet, so erhält man nach entsprechender Reductrön
+ (2i - 2x - 1)(1 + a»)/Ät»+ (2x + *)4a/JJ{-|J +
+ [2(2* + 3)[(1 + «») - 8a' + 2a»(l + a»)] - 4(1 - **)*\/>£A
und wenn man die Ausdrücke /?Jt2) und P%_\2) durch />/*t1). Z*^,
ausdrückt und wieder reducirt den eleganten Ausdruck
T§- " ^"!r k" - »/ÄTl,+4C + D«^a- (« + D^iH- W
Dieser Ausdruck giebt, wenn man noch in derselben Weise die Ps einfuhr.
~aT*- = 2T(F^ + ** - DK« - D + (« + *' + 8)«»] /*-»+
4- (2x - 2* + 1) [(x + 1) 4- (x - 4i - 3)a«]/^*+1) + (;
4- 4a 0(2* -hl) - 2x» 4- (s 4- 1)(2* 4- 1) a*]/*°|,
welche Gleichung auch durch Differentiation von (2) erhalten wird.
Um endlich die Coeffkienten B^n) in 35 (11) und ihre DifTerentialqi
zu erhalten, hat man zu beachten, dass
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Mechanik des Himmeln. 36. S7.
379
der
daher Btw =
1
1
st
~£l7+i 88 äsT+I ^ä7+T » a = fl daher B™ — <ß*+i
wo der Deutlichkeit halber, das Argument bei Z*/** beigefügt ist. Für die
(6)
>ifYerentialquotienten hat man:
dB™
1) für a = :
1
2s + \)P™-
a ^1
(8)
2) für * = -: -g
dB™
dP™
(»)
vomit alle für die Entwicklung von p-0**+D in 85 (12) nöthigen Grössen be-
echnet werden können.
Die zur Rechnung zu verwendenden Constanten sind:
(2*+ 1)(2* — 3)
log (})'«= 9-3979400
hg (£i)'= 8 1938200
^(rH)'- 7 5917600
/<tf(^|)'= 7-1835200
/^(f^To)'= 6'873716l
% (f^)'= 6 6238386
^(r^S)'- 6 4143680
% (FS)'" 6 2340148
(I^Ü)a— 6 0756522
log (F£D'~ 5 9344900
/^p (1(0= 7*8336686
log pao)= 7-9037854
A^p (10) = 8-3979400
ß(io)_ 8-6165836
%p ao)= 8-7504046
log
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
4x(* - 1)
9-7958800
9-9420081
9-9719713
9-9834007
9-9890046
9-9921747
9-9941443
9-9954524
99963657
log
2* — 3
2«
9,6989700
9-3979400
96989700
9-795fc«0>
9-S75IK:,:
Aypuo; =
logt • ~ ** - -»
37. Entwickelung der Störungsfunc: m "j- " -^rr.-r- ; • ; * i.
Jieht man zunächst von den Excentridtam ~- :z^=^t^zrrsrz i.. .- :
rächtet nur Störungen erster Ordnung, *z. m =. : :- ~- W
luf das erste Glied reduciren, die ErrrwiraL-*^: A- _ -u. -r-
■ es O nöthig und in dieser wird nur de ssr
vird daher
1_
'01
B™ -+- 2^»w ö + i i -
der
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vSo Mechanik de* Himmels. 37
Ist a klein, so zeigen die Formeln 86 (3), dass dem Wesen nach Pt =
PJV = 1 i, BJO) = und da auch -, ■ == \ -+- Glieder von der 0-:*.,
a r a
der Excentricität, so werden die Hauptglieder in ß wegfallen ; für sehr t :
Werthe von a (Störungen der Satelliten durch die Sonne) wird es daher anset.-
ß in anderer Weise zu entwickeln.
Beschränkt man sich auf die zweiten Potenzen der Neigungen und
tricitäten, so wird, weil C von der zweiten Ordnung ist:
-L-I-l4
P * » ca , oa *
X tf X X
P X
Hierzu ist noch zu bemerken, dass für aa, a'a, v — v' in der ersten 2t J
von (2) die zweiten Potenzen der Excentricitäten, in der zweiten und dnrx
Zeile nur die ersten Potenzen beizubehalten sind ; in (3) genügt es wegen et
Faktors C die von der Excentricität freien Glieder mitzunehmen1). Mit Ber.a
sichtigung von 88 (4) wird:
und da
r' /r'\» 1 JT flTLjT, iiü !*J> 1
r'J ~~ Vr'J r'a ~ r'a L ~*~ ~ r*» [J * r'* 2-4 r'* ' * J
ist, so wird
ß = ß' H- ß".
Der erste Theil von ß ist hierbei von * unabhängig; es ist also
aß gß"
a« ~~ dz -
Von den Ausdrücken, welche hier auftreten, lassen sich alle mittels de-
Beziehungen
auf
') Man sieht leicht, wie bei Berücksichtigung deT höheren Potenzen der Excentricität wd
Neigungen die Formeln an Umfang zunehmen.
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i
1
Mechanik des Himmel«. 37. 381
■+■00 -t- «C
-4- 00 +~ (6)
*-*-»sinmv =
ergl. 15 (1) und (18)] zurückfuhren. Für die zunächst nöthigen Faktoren
co s {v -+- H) sin {v -f- H)
cos(v+H), sin(v+N), rcos{v+H), rsM(v+ff), - ^ , ^ — -
sscn sich die Formeln verhältnissmässig einfach ableiten*). Sei:
r = a(l - ^l^cosiM) cos v = \lCxcos 1 M
v = M+\l*xsiniM k1) sinv = \*SxsimM KJ
r «*
- cos v = \lc, cos lAf -j cosv = ±2 7, cos iM
- sin v = $ 2 st sin 1 M -^sinv = \1 <x, sin \M
obei t alle Werthe von — 00 bis -+- 00 annimmt, und
p_ , = p, C-l=Ci c~i= ck 7-1 = 7t
<x_ ,■= — «» S-t= — Sx *_,= — s, <*_,= — »,
;t. DifTerenzirt man (8), so folgt mit Rücksicht auf 14. (11):
sin v — v- r— — = $2 iC, 1 il/; <w » — ^ — - = {ItSt cos 1 M,
aher durch Vergleichung mit (10):
7»/T^7* = iS,; <Jt /T^T» = 1 C
DifTerenzirt man (9), so folgt:
f r x^esinv \ a*Y\ — c* _ „•„,!#
\ a a a(l — <r*)/ r>
(r sin v r* * */« 7' \ « * V^l — *9 , v 1/.
iaher nach entsprechender Reduction der linken Seiten:
— sin v , cos v -+- e
, und , -= ;
yi - . /r^*
Diglich durch Vergleichung mit (8):
S, = |/1 — ; C, — y"l —
nit Ausschluss von 1 = 0, wofür sich C0 — — 2* ergiebt; es wird daher
C0 = - - 2<- C, = i>/l — e%St 7o = ° r»sss*,A ^
50 =0 5, = i}/T— a0 «= 0 er, = 1» J,
md es handelt sich noch um die Bestimmung von j„ cx, pM at. Da aber
— cosv = cos E - c
a
— sin v = \/\ - c~*sinE
a T
r = 0(1 — ecosE)
v = E <xxsin\E = M -h e sin E -t- 22 -«^«ri.^
») S. Bkssel, Ges. Werke I. Bd., pag. 93.
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382 Mechanik des Himmel*. S7.
ist, so wird
x, - yT^T» 5,(1- «, = eSS» h- I y •> 5,^.
Die Ausführung der Operationen liefert:
'0 — - 3' J0 = 0
Po <* «o = 0
Pi = < ~ f'3 + I§3<* «1 " - ^> -4- £ «•
p.=ü<s «5=^<6
und, bis auf die Quadrate der Excentricität inclusive:
C0 2e SQ = Ö 7c = 0 «0 = 0
S,-f<> T.-f'" *3=£<'
Zwei Reihen
acos b = \3>tx cos iß, a xi« £ « i^T»' x/« tß, 1 « — «> . . . . -+- 00
in denen 7-, «■ 7u 7-/ = — 7»', kann man auch schreiben
a <r<?x b = ^2(7, -+- 7/) rox tß; asinb = ±2^ 7,') xi» iß,
da sich in dem ersten Ausdrucke 7,' in dem zweiten Ausdrucke 7, fäf ^pcW
positive und negative Werthe von t weghebt. Hieraus erhält man sofort:
acos{b + H) = 12(Tl + V)"x(tß + H)\ a sin {b + H) = \1^K -f- 7/)x«i(tß + ^
Es wird daher:
cos'Kv+If) = \l(CK-¥SK)cos{xM+H)\ sin{v + H)=\2(Cx+Sx)sin{iM+B
^c0s{v+H) — \1{c%+s^cos(kM+H)\ ^sin(v+H)=\l(ei+sx)sin{iM+&>"{
^w(»-l-Z0-=^2(7,H-al)^(iAr-4-Ä'); a^sin(v+If)-s ll(it+ot)sin(iM+Fr
Setzt man nun die auf die Bahnebene senkrechten Coordinaten s, t\ «hfr
bisher wegen späterer Entwicklungen beibehalten wurden, gleich Null, so
i«0, i'-ö, r*r, r1«/
C - 2C0 — 4rr' sin\I*sin(v + ic0) sin {v' + k0*). '"
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Mechanik des Himmels. 37. 38.
383
Man findet nun leicht
t tcos(v + *0-v'-*0') r_ , . w .cosjv' + iz0') smp-Hc%')
1= *=TCOS(V -+- 1C0) jjj \-rstn{v + n0) pj
a
1= ^ 2*(<rt -+- sx)-l(i\ + Jx)eos{iAf- \M' + i0- ir0') (16)
II=rr'««(t;+7t0)j/»(^-+-7r0,)=ifla'2 Vh-^(A+A)[<™(i^/-- XA/'+*0-is0')
- f*s{iM + XJ/' -+- w0 -+- *,')]
III = ^«<tH-tt0)*/«(t'4-O=4^2K''+^
- ^(tJ/-h XM' H- w0 -H *„')] (18)
ü' = 2*»m'( - i) ; ß" = - 2*/»' */(~* - Hl)
Berücksichtigt man nur die zweiten Potenzen der Excentricitäten und Nei-
gungen, so wird man sich in II, III auf die von denselben freien Glieder zu
beschränken haben, und es wird
II = 1 aa'[cos (Af- Af' 4- *0 - V) — cos {Af -t- Af -H it0 -h *„')]
III = i [rttf(Af — F + K0 - 1C0') — rt7*(vV -(- 3/' -H 7T0 -h 7T0')].
Die Berücksichtigung des Gliedes I in dem Ausdrucke für ö' kann in ein-
facherer Weise geschehen. Entwickelt man hier nach der TAYLOR'schen Reihe,
indem man für r, r', v, v' die Ausdrücke 84 (6) einsetzt, so wird:
Is=s£*£0S<2~haaWZ (^) cos V-*-"'*'^ (^) cos Q -1? sinQ+ -
Vergleicht man dieses mit der Entwickelung (2) für 1 : p, so sieht man, dass
sich der Ausdruck für I mit den Gliedern von (2) für x «= 1 vereinigen lässt,
wenn man BjV — -^r§ an Stelle von B^ setzt. Es wird daher wenn
BM - 2?W für x = 0, 2, 3
ist:
_ cßW dßM —
ß'«. 2 B^cosxQ+a« 2 -^J- cos*Q + a' a' 2 cos* £-(v - v')2x B i^sinx Q. (20)
Dabei ist:
<x= —\lWosiM=\e*—ec0sM-\e*cos%M 0'= + \e'* — e'eosAf' — \e'*cos%Af'
v + lIatsirnM = 2e sinM + }e* sin 2M v' = + 2e' sin Af' -h \ e'* sin 2 jV'
a*= -4- if»«f2Ä a'» = ■+- -h \t'cos2AT
a<j' = H- V' w — ^') -+- J (^ H- M*) (21)
o(v — v') = — 2 Af + ee'sin(Af-)- Af1) — et'sin(Af — Af')
a'(y _ v') = + e'i sin IM' — tt! sin{M + Af) - ec'sin(Af — AI')
(v—v')**=2(e*+e'')-4te'cos(Af—Af')+4ee'<:os(Af+Af')—2e*cos2Af- 2e'*cos2Af.
38. Variation der Elemente. Wenn auch die wirklichen Substitutionen
bei Berücksichtigung der höheren Potenzen der Excentricität und Störungen auf
sehr ausgedehnte numerische Operationen führen, so wird es doch nicht schwer,
ganz allgemein ein Bild über die Form der Reihen zu erhalten. In den
Ausdrücken 37 (20) sind a, o' und sammtliche Potenzen derselben, sowie
die geraden Potenzen (v — v')2* Cosinusreihen, die ungeraden Potenzen
(v_v'p-n Sinusieihen; da aber die geraden Potenzen von (v — v') jn den
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384 Mechanik de« Himmel». 38.
I
Ausdrücken S4 (12) mit den Differentialquotienten gerader Ordnung von uii't
also wieder mit Cosinus multiplirirt erscheinen, die ungeraden Potenati n
Differentialquotienten ungerader Ordnung also mit sin xQ, so werden t?
sämmtlichen Reihen in p-2*-l durchweg Cosinusreihen l). Es wird dabei i
eine Cosinusreihe, also
ö - IKa cos (iM- kAf' I\x).
wobei die Coelficienten K Functionen von a, e, die Winkel I\x Functionen
Mq, o», ft sind. Für die Variation der Elemente gelten nun die Formeln 18 i
Da M = M0 + [nt ist, so wird
dü dü 1 dp
cWt ~ dM~ p Tt '
Dabei ist aber zu beachten, dass bei dieser Differentiation nach /, d**
nur insolern als Variable anzusehen ist, als es mit u. verknüpft ist'), und es s
da ^ aa
dt""*' (fM~0
da 1 cQ
dt~ + a'\tyr=t*sin ~i di
di 1 dä cos i dQ
dt^~ fli^i _ e*s~in~i dä <,* ^yi - <*sin~~i ^
d*> yi 1 dü cosi dü
dt ~*~ a^e de _ sin i di
rfAJ/o 2 ; - aa
<// «fi aa a*pe de
Hierzu ist noch zu bemerken, dass bei der Differentiation nach a auch i
als veränderlich anzusehen ist; es ist daher, wenn der Differentialquote:
nach dem explicite vorkommenden a ist,
da /aa\ m7 öq
da " \aaj » a dAf0*
wobei aber das zweite Glied dem Ausdrucke m lt entspricht,
daher weggelassen werden muss, wenn man die Form zu Grunde legt
dK 3 aa
M = M, + AM„ + Ttm-.
Dann ist in (2) der Differentialquotient nach a nur nach dem eapl«<i:i
vorkommenden a zu nehmen.
•) Man hat dabei nur tu beachten, dass sich die Produkte cos A cos B und si*A*>
durch Cosinus, die Produkte sin A cos B durch Sinus ausdrücken. Die vorliegend«
legungen gelten indessen nur filr die Störungen erster Ordnung.
*) Man pflegt dieses dadurch anzudeuten, dass man </*ß an Stelle von dü «w f
ist also:
aa i ä'Q
^- — = — —jj , daher d'ti = — liA\xsm[tAf— XM' + lx\)de,
folglich :
fd'Qdt + 1 —^-j X%uos(iAf— \M' ■+- Tu).
„ l
Mechanik des H:ni:c*ls. 58
3»5
Diese Formeln lassen sich noch für die Anwendung bequemer umformen,
hrt man zunächst - an Stelle von » ein, so wird1;
d-z dro gß r2 £ö /a2\ ^2 <rr /rfi\ rQ
dt~dt+ dl'9 f«"«1 cß " VftJ ^ ?= ?ft ~ UßJ + ^'
>r>ei wie früher der eingeklammerte Differentialquotient nach der explicite vor-
»mmenden Variablen zu nehmen ist Führt man weiter an Stelle der mittleren
nomalie die mittlere Länge Z0 für die Epoche ein, so wird:
äL0
dt
d.\f,
dt
\ dr. Cd /*ö\
' dt' C AfQ cLa ' C-~\ct:)
cQ dLt
cLa d-
IL.
Setzt man diese Werthe in (2) und ^2a) ein, und lasst dann die Klammern
ti den Dififerentialquotienten nach ß und r. weg, da ä nach der Substitution
s Function von ß, t., Z# erscheint, so wird
da 2 Cü
dt
<[i_ = _ 1 cQ_ tong\i /rfi rQ \
<// — a * ^ <w ? j/« / ffi «*<w ? \fs cZ0)
de cos ? £Q roj y /j/t/ c °-
dt ~~~ a*y-stn<i Cn a^ji £Z#
rfß 1 £ß
dt ~~ a* ;a <w 7 //'« / rx
dt ~~ a% p sin ^ ce cos ^ Ci
d\L0 2 f2 cos f tang \ 9 rfi /<2«f } x cö
(3)
dt
TS
ce a*y-ccs^ ci
L = Z0 + AZ0 -+- C
Da die Dinerentialquoü'enten von ß nach Z0, ß, r Sinusreihen geben, die
Mfferentiation nach a, e, i jedoch Cosinusreihen, so sieht man, dass die
>ifferentia!quotienten der Elemente a, e, i rein periodische Functionen
• hne constanies Anfangsglied sind, die DirTerenüalquotienten von ß, »,
l0 jedoch constante Anfangsglieder haben. Setzt man ö in der Form (1) vor-
lus, so erhalt man für die Elemente Ex, £t der beiden Gruppen:
l F dF
•jf - 2 AT.-/«« (••-'/- >.\r + rf) = A-0- IKtx'eosdM — kM1 -hT"), (4)
vobei K0 das constante Anfangsglied für t, a und P' gleich Kuli ist. Würde
nan hier P, V als Constante betrachten, so würde
£l-£1'«)*iT04,i«r7+?l; ^,=^,'0)-t-(A'0-hA'00"^ir";/4-r (4a)
•renn mit f>lf periodische Functionen (Sinus- oder Cosinusreihen) bezeichnet
weiden. Die Integrarionsconstanten £x*p £,*> sind die Werthe der Elemente
für / = 0. rlier treten daher in beiden Elementengruppen Glieder auf, die mit
der Zeit unbeschränkt wachsen, sogen, seeuiare Glieder. Dieses Resultat kann
aber nur für sehr beschränkte Zeiträume als richtig angesehen werden, für Zeit-
räume innerhaib deren P, P' thatsächiieh als constant betrachtet werden
können. Nimmt man auf die Veränderlichkeit dieser Winkel Rücksicht,
und ist
Mia La: ß
=/'«,, £, = /" ~ — ß. ß) - A (- ß>-
n.
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386 Mechanik des Himmels. 88.
dT' , dV
dt dt 7 '
so wird
Ex = £W - 2 t|A_^,^7, (i AT- XiT -t- f);
Es treten daher nur in den Elementen der zweiten Gruppen seculare Glieder
auf. Diese Bedingung ist aber erforderlich, wenn das System der betrachteten
Weltkörper ein stabiles sein soll; denn würden in den Elementen der ersten
Gruppe auch seculare Glieder auftreten, so würden die grossen Axen, Excentri-
citäten und Neigungen unbeschränkt wachsen oder abnehmen können; es würden
z. B. auch die grossen Axen Null werden können, d. h. einer der Himmels-
körper sich mit dem Centraikörper vereinigen. A, it und Z0 können hingegen
auch Störungen von «-360° erlangen, was den secularen Drehungen der
Apsiden und Knoten und einer geänderten mittleren Bewegung entspricht.
Es treten jedoch Glieder mit kleinen Integrationsdivisoren auf, und zwar
filr i =r X = 0 die Nenner 7', 7" und weiter, wenn tf* — Xja' einen sehr kleinen
Werth erhält, d. h. wenn das Verhältniss der mittleren Bewegungen sehr nahe
commensurabel ist (vergl 46). In dieser Richtung jedoch unterscheidet sich
die Differentialgleichung für a von derjenigen für e und i. Glieder langer Periode l)
von der Form
K„
tcsV
können nämlich wohl in e und / erscheinen, da P die Elemente ft, tc enthält,
und das Glied K00
cos ^ 00 aus (1) De' der Differentiation nach ß, it nicht ver-
schwindet. Hingegen tritt L0 nur in Verbindung mit M auf; es wird daher T00
kein Z0 enthalten, das erwähnte Glied bei der Differentiation nach L0 ver-
schwinden. Daraus folgt, dass in den grossen Axen weder seculare Gliede r
noch langperiodische mit dem Nenner 7' auftreten. Damit ist aber
noch nicht ausgeschlossen, dass langperiodische Glieder mit dem Nenner ift — Xjx'
vorkommen; solche werden in der That erscheinen, und insbesondere in C. wo
das Quadrat dieses Nenners auftritt, besonders merklich werden.
Um in den Ausdrücken für e und 1 auch die erwähnten langperiodischen
Glieder mit dem Nenner 7' zu berücksichtigen, und gleichzeitig die Secular-
störungen von ß, tc zu erhalten, führt man wieder die in 20 gewählten Functionen
3, H, G, V ein. Es ist
aa . . . . . aß ao . w bq
30 . . dQ 2Q dQ dü . cQ (6)
und da nach den Differentialformeln für S, H, 0, V aus 20:
') Wegen der langsamen Veränderlichkeit von P. Die Periode von P ist 7 =
(360° -60 -60): 7', wenn 7' in Secunden ausgedruckt wird; ist 7' die Bewegung des Argumentes
in einem Tage, so wird T in Tagen erhalten.
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Mechanik des Himmels. 88. 89. 387
da cos i sin & dQ lang \i cos i sin ^ (dQ dQ \ cosSl dQ
dt a% pcosvsini d& ' a^pcos* \diz d L0) ~*~ a^pcos* ~bl
dR cosicos& dQ tang\icosicos& fdQ dQ_\ sin& dQ
dt ™ — a?y.cos9sini d& o*pcos* \dxi dL0) ' ' a*\t.cos9 Ti
d<t> cos y sin k dQ cosvsinntang^v dQ cosvcosiz dQ tang\isin*cosr. dQ
dt" a*p.sinif dn~~ a'u, ^Z0"*" <z*{i de~*~ a*pcos9 T~i
d*V cosvcosn dQ cosycosttangfa dQ cos 9 sinn dQ tang^isinysinn dQ
dt a*\i.siny 'dn~ a8jt dL0~~ ~cre"~ d*y.cos9 di
ist, so wird
</S cos i dQ tang\i cos i sin ß dQ
dt a* (& m 9 3H a* p roj f 3Z0
tangli cos i sin 9 sin I c& dQ\
a*\kCOS9 \ tf<P dVJ
dR cosi dQ _ tang\i cos i cos & dQ
dt ~ ~ a* p. cos f dE a9\icos9 dL0 ~
tang k i cos i sin 9 cos & f dQ dQ\
— * I cos * öä — * 3«f I
^/<D 00 cos 9 sinn fang $ 9 dQ
~dt=~t~ ~a*]i ^ Ä ^ ~f"
tanglicos i sin* cosn ( . 2ü dQ\
H « 1 I stn & -=- ■+■ cos & jtj )
ftmp #Q <w y f<?j tang\9 dQ
dt—~a*v.dQ~ aSfi 0ZO ~~
tang\i cos i sin 9 sin / . dQ\
('mȊi +<w a?s)-
39. Secularglieder der Störungsfunction. Trennt man von fl jene
Glieder ab, welche weder die mittlere Anomalie des störenden, noch des ge-
störten Planeten enthalten, so erhält man die secularen, bezw. langperiodischen
Glieder. Würde man die Gleichungen 38 (3) durch einfache Quadraturen in-
tegriren, so würde man Integrale der Form (5) erhalten. Da aber, wie erwähnt,
die Elemente der Gruppe Et in T" enthalten sind, so werden die Gleichungen
(3) die Form von Differentialgleichungen erster Ordnung annehmen, in denen
nebst den Differentialquotienten auch die Variabein selbst als Argumente trigo-
nometrischer Functionen auftreten. Gerade für diesen Fall empfiehlt sich dann
die Form (7), indem dadurch die Differentialgleichungen linear werden. Ent-
wickelt man Q und behält nur die von M, M' freien Glieder, so erhält man1):
(7)
•) Da Q nur M—Af' enthält, 0, <j\ v, v\ aber nur entweder Af oder Af, so wird beim
Auflösen deT Produkte der sin und cos in die Summen und Dinerenzen derselben nicht
AI und AI' gleichzeitig wegfallen können, weshalb in Q nur die constanten Theile von <J, «\
v — v* und der bei denselben auftretenden Faktoren zu berücksichtigen sind; dasselbe gilt von
aa, «'». In den Produkten, in denen ao\ o(v — v*), o'(v — v'), (v — v')» als Faktoren auf-
treten, wird man alle jene Ausdrucke dieser Ineremente zu berücksichtigen haben, welche das
Argument AI — AI' haben; so wird aus den von ao' abhängigen Ausdrücken \ee' cos (Af — Af')
«" (M~ M' + *o ~ O d*» G,ied + i"' ^ada' COS ("° ~~ *o) entStehen< Der
Faktor 2 bei dem mit et' cos (ic0 — it0') multiplicirten Gliede rührt daher, dass für x = + 1
und x = — 1 gleiche Glieder entstehen. An SteUc von B0W wäre nach 87 (19) eigenüich
£(0 zu setzen; man Uberzeugt sich aber leicht, dass die von dem Zusatzgliede -^ her-
rührenden Theüe in Cl verschwinden.
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388 Mechanik de« Himmel». 39.
1 dÄ(°> dB(0) 8* B<<i) WB'%
Setzt man daher
(*o - * ,)
a^<°> dB& a»#<°> giAW
a^w a^w ?*b^
so wird
Q = 2*»*i'[C h- 2C, <w (*0 — «0») -
Aus 17 (6 a) erhält man, wenn man die beiden ersten Gleichungen qo*k*
und addirt:
Uin* i/= 4 rm» *(ß' - ß) sin* \(i 4- «') + 4 cos* *(ß' - ß) sin* W - i)
= [1 - <™(ß' - tt)][l H" 0] [i +»*(ft' - ft)][i -«tf-*
■s 2 [1 — w i' rox « — «m /' sin i cos (ß' — ß)].
Sim*}/— 1 — (1 — ftr**»}* — S«ms^i' -+- lsin*\isin*\i,)--sinisini* cos^-v
%sin*\J=%sin*\i + %sin*\i— 4 *m» \i sin* \V — sin i sin V cos (ß' - ß) 1
2 sin*\j*= 2 sin* \i (1 — jm»» 4*) -4- 2 i#' (1 — sin* ±i')
— 4 sin* \isin* \V 4- 2 sin1 \i 4- 2 ;w4 — x»i ««» *' cos (ß1 - &
4,w»» \J= sin* i 4- «*> /' — 2 «» i sin V cos (ß' — ß) 4- 4 } i - x«* Ji")1.
folglich mit Vernachlässigung der Grössen vierter Ordnung:
4 sin* \J= sin* i 4- sin* V — 2 sin isin i' cos (ß' — ß). 4
Für das weitere ist nun zu beachten, dass ir0, ir0' die Längen der Peribet
gezählt vom Knotenpunkte K (Fig. 272) der Bahnebene des störenden auf
Bahnebene des gestörten Himmelskörpers ist1), während ir, ic' die Längen
Perihele, gezählt von den Knotenpunkten der beiden Bahnebenen auf
Fundamentalebene sind. Es ist also:
it _ ic0 -4- O -J- ß; *' «= ic0' -4- O' -4- ß'
t:9 — Wo' — k — ic' — A wenn A = (<D — <D') — (ß' — ß)
ist Aus den Formeln 17 (6 a) folgt durch Multiplication der beiden letrtes
cos* II sin (Q - V) = sin (ß' - ß) cos \(i' 4- i) cos }('' - 0
= sin (ß' - ß)(<w» \icos* \V - sin* \isin* *0
= (ß' - ß)(l - sin* *i - K).
daher
«»(ß^ß) 1 — xm» ^7
— 4>') — 1 — «»» |i — » i' '
Setzt man sin \ i « 0, «Vi ^ i' — 0', so wird nach (3)
sin* i / « e» h- e'» - 26>e'» — 288' /T^e»" >/i — e'»w(ft' - ä).
daher
*) s« P»8- 37° Ueber die Einführung der Secularänderung de« Punktes K s. Haui»
die Argumente des Problems der n Körper«. Astr. Nachr. No. 2869.
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Mechanik des Himmels. 39. 3«9
i/»(<E - V) = 1 — e« — e"
ft) i _ e* - ef» + 2ee'[ee'-+->/i — 8 V* - 8,|^(ft# — ft)]
«» (0 - 0)' ) - (ft- ft) = *** 4 [(•—*')— (ft' — ft)] <w i [(^ — *&') ■+• (ft ' — ft)] —
= sin + (ft' — ft)]
= _ aee'cee' +yi -- 8* Vi - e"w(#-- ft)] jm , _
folglich
A - 8, sin (ft' - ft) H- 6, sin 2(ft' - ß) + 8, im S(ft' - ft) -h
wobei 8, Functionen von 0, 8' mindestens von der zweiten Ordnung sind, sodass
man hier innerhalb der gesteckten Genauigkeitsgrenzen ic0 — ic0' * — ic' setzen
kann. Man hat dann:
— ^«'^(«[«ä1 i + ««* /' — 2sinicos&-sintycosQ>f — % sin i sin ft-xwi'fwift'])
oder in den B, H, 0, V ausgedrückt:
- ^^(»p» + H» 4- 2" -h H'8 - 2(33' 4- HH')]). Kn
In C sind noch die Excentricitäten enthalten. Man erhält für s ■» 0 aus
a
den Formeln 36 (8) und (9) für a =■ -r :
du \ da. a
^ = ^' ^ ==~~
= 1*4*' da1 a'* V 0 /
a^<°) 1 ^»^w
~~ T~ V* da > da' ~ «" \ 0 + * da )
a»^a> _2^ _a_ d*JPju
dada' a'* da a1» du* '
Setzt man daher
a"^-+*a8 a-^-+*a (8)
so wird
Für « =— erhält man auf dieselbe Weise:
+ + .^-^.«-^r. ••^.»-^'S». (9b)
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390 Mechanik des Himmels. 89. 40.
Man erhält leicht aus 36 (2), (3):
A Pi°) d
a(l _ a») *£- = _ «/>(» + |VW a(l - «•) = a/>W - /?
v» />(o) dPl°) dP^l) dPw
[<//>(«> </*i>(°>l dPw dP$l)
[.{ />(<>) yt />(«)i
o - »-^—o — = '.«--«
«^ + i«,f-^r =-«,^oa)+i«(»-»-«,)A(0)=-+-ia/,(e)- tWJ
Substitute man diese Werthe in (8), (9 a), (9b), so erhält man für bei&
Fälle (« = a : o* oder a' : a):
. aa'£<P) + 2(a» -4- a'')£M _ , mtW. „
-h I fc» -«•!)«■ — + VV») -+- -Jl
wenn £(°>, £(0 die den P(°), PW entsprechenden Ausdrücke B% BÜ} bedeute
40. Secularstörungen in e, i, ft, it. Da bei den Differennalquodente
von Q nach Z0 keine Secularglieder auftreten, und die letzten Ausdrücke "
38 (7) mit tang \i tangy multiplicirt sind, also von der dritten Ordnungen
kleinen Parameter, welche bereits in 39 (1) vernachlässigt wurden, so müse*
dieselben consequenterweise auch in den Differentialgleichungen weggehst*
werden, und aus denselben Gründen müssen die Coefficienten cosf, cosi-
gesetzt werden1), wodurch die Gleichungen die Form annehmen:
dE 1 dü d® 1 dti
~dl h «v an 17 — "■" *v
dt ~~ a> 08 <r7 aV 2*
Da in dem Ausdrucke für Q die Variabein S, H einerseits und &
Variabein <t>, V andererseits getrennt sind, so werden in den Differenz
gleichungen (1) nur die ersten beiden, in (2) nur die letzten beiden auftrete-,
und es ist daher möglich, die beiden Gruppen zu trennen1). Setzt man
A>m' aa'Bff k>m' aa' B}?+%a>+a")Bfr f , •
- * lijT (Ö^TTi? - (0l)' + * ^1 (?— ?»)» Ä [01]'
wobei der Index Ol bei den B andeutet, dass es die Entwickelungscoefficienti-
der Entfernung der beiden Körper 0, 1 sind, dann wird für die Störung du:c
einen zweiten Himmelskörper
l) Bei Berücksichtigung der höheren Potenzen der kleinen Parameter werden die l«tr
suchungen daher wesentlich complicirter.
*) Die Differentialgleichungen haben die canonischc Form.
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e
Mechanik des Himmels. 40.
391
k*m" aa"BW> i' m'' aa" £<y+2(a*+o"*)BM
■^F^ = (M); fr'-O» — °t02] (Sa)
. s. w. Es wird daher, abgesehen von dem conslanten Theile, der hier bei
Differentiation verschwindet:
^- Q — ij 2(01)[4>a + >F»+ O'« -+- V>] 4- Z[01](4><I>' 4- VV) -
" H - J 2(01)[S* + H' + 3'» 4- H'* - 2(33' 4- HH')], (4)
obei die Summe sich auf die verschiedenen störenden Körper bezieht Hieraus
rhält man:
~ — h- ((01) 4- (02) H- (03) . . . . |V + [01] V 4- [02]V"4- [03]<T" ....
^ = - {(01) 4- (02) 4- (03) ....)<&- [01] V - [02] <D" - [03] O'"
(6)
^ = - ((Ol) 4- (02) 4- (03) . . . . |H 4- (01)H'4- (02)H"4- (03)H"' ....
i? = 4- ((Ol) 4- (02) 4- (03) )a - (Ol)E'- (02)3" - (03)3'" ....
r<D
it
'1
dt
Sieht man in diesen Gleichungen H' H" . . . 3' 3" . . . <D" . . .
VW... als bekannt an, so erhält man je ein System von zwei simultanen
inearen Differentialgleichungen, dessen Integration weiter keine Schwierigkeiten
bereitet1). Sieht man H' H" . . . . aber selbst als unbekannte Functionen an,
>o werden für sie ähnliche Differentialgleichungen bestehen. Wenn man die
inalogen Grössen für die Störungen des Planeten m' durch die Planeten
w, m" . . . mit (10), (12) . . . bezeichnet, z. B.:
u. s. w. und wenn man Kürze halber
(01) 4- (02) -t- (03) 4- . . . - [0]
(10) 4- (12) 4- (13) 4- . . . - [1] V>
setzt, dann ist:
jg J TT
-£i =-[0]H4-(01)H'4-(02)H"4- .... -jj- = 4- [0] E —(01) Sr— (02) 3"— . . .
^ = -[l]H'4-(10)H4-(12)H"-h.... =4-[l]E'-(10)H-(12)2"- . . . (8)
dz"
dt
= -[2]H"4-(20)H4-(21)H'4- . . . .
dt
-4- [2] 3"
-(20)3-
-(21)'3- . .
dQ
dt
= 4-[0]V-t-[01]V'4-[02JV"4- . . .
dV
dt
[0]w-
-[01]*'-
-[02]<&"- . . .
dV
dt
= 4-[l]V'4-[10]V+[12]¥",4- ■
dV
dt
= -[!]*>•-
-[10]<t>-
-[12]4>"— . . .
') Vergl. S. Newcomb, »On the Secular Variation* and Mutual Relation» of the orbits of
the Asteroids«, wo im ersten Theile die Secularstörungen für die Elemente von 25 der ersten
Asteroiden aus den bekannten Secularbewegungen der Elemente der störenden Planeten (mit
Ausschluss von Mercur) berechnet sind.
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39*
Mechanik de» Himmels. 40.
Die Differentialgleichungen (8) unterscheiden sich von denjenigen {>', t*
unwesentlich; es genügt daher, die letzteren zu integriren, da sich dielntejni:
von (8) in derselben Weise ergeben. Dem System (9) kann genügt werde
wenn man setzt:
<t> = /sin ($t -h F) ; <D' = /' sin (yt ■+- F) ; <&" = /" sin (?/ + F) ,
W^/cos (V -4- F) ; V =*/' cos (?/ -4- F)\ W" = /" cos (?/ + f]
wobei 9, /, /', /" . . . Constante sind. Differenzirt man diese Aasdrid
und substituirt in (9), so erhält man für die Bestimmung dieser Constanteao
Gleichungen:
(? - [0])/- [Ol]/' - [02]/" . . . . = 0
- [10]/ [1])/' - [12]/" =0 (Ui
_[20]/-[21]/'-h(?-[2])/" = 0
Dieses ist ein lineares homogenes Gleichungssystem, in /, /',/"•
welches nur dann lösbar ist, wenn die Determinante der Coemcienten w-
schwindet. Es muss also
[0]-?, [Ol], [02], . . .
[10], [1]-?, [12]
[20], [21], [2]-?, . . .
= 0
sein. Sind « Körper, so werden n Gleichungen (11) sein, daher wird et
Gleichung (12) vom n ten Grade sein. Ist <p hiernach bestimmt, so werte
sich aus den Gleichungen (11) für jeden der n Werthe von 9 die Verbalm»
der Unbekannten bestimmen. Seien die Lösungen der Gleichung (12):
?i T> ?» ?*»
so findet man aus (11) die zugehörigen Werthe von
$).-'•■■ (9.-<.---<9.-<* (7).-"
Allgemein werden die Lösungen
I f r
9*> » £*■
ein System von particulären Lösungen der Gleichungen (9) repräsennren, ::
denen noch zwei willkürliche Constanten /„, FK gehören. Es wird daher
0 «/j (?l / + ^) -h/, fi« (<p,/ -4- -4- . . .
«/ =fx cos {yxt -t- ^) -4-/a ^i(?J/ + ^) + . . .
«r,,-^i"/.w(?i' + ^i)+ft,'/.w(T./-r-^,) + . • •
das System der vollständigen Integrale, in dem 2« Integrationsconstanteri/,/»
/„, Fx F% . . . Fn enthalten sind. In ganz ähnlicher Weise erhält man die In-
tegrale von (8) durch die Auflösung der Gleichungen:
5+[0], -(Ol), -(02)
-(10), 5 + -(12)
- (20), - (21), 5 -4- [2]
(12)
Mechanik des Himmels. 40. 41. 393
(Ha)
G 1- CO]) - (01)/ - (02)/' -. . . = 0
- (10) -+-($4- [1])/ - (12)/' - . . . - 0
n der Form:
S = sin{Ztt 4- Kx) 4- *t sin tf,/ 4- K%) 4- . . . .
2'= kx l ' sin (5t / 4- ATt) H- ,/ 4- AT,) 4-
H = *t Au(Et/+ ATJ4- *t <w($,/4- AT,) 4- .... (13a)
H,-i1/1,m(5l/ + /:1) + vVw(^ + A:1) + . . . .
nit den 2« Integrationsconstanten £p . . . £„, AT,, AT,, . . . Km.
41. Stabilität der Bewegungen. Um hieraus die Werthe für e, i, -k, ß
:u erhalten, hat man zu beachten, dass
sin* « = B>+H> ,1 = 4>a -h <ys
/ÄÄP n _ 2 (1) * (2)
st. Sind die Werthe von e, i, ß, n für sämmtliche Himmelskörper für eine
gewisse Zeit gegeben, so erhält man hieraus die zugehörigen Werthe von 8, H,
I», W und daraus die Constanten/, F, k, K. Aus (2) folgt:
'» =/i' +/9* -+-. . + Vi/t «*[C?i -?»)'+ (^1 - *t] t- • • •
folglich
-% < (/1 + /, +/s + • • 0» nnrf phMWrt / <(*,+*, + *, + . .
-'a <(^ir/i +*V/s + ...)• < CVi' -+- **v + • . .)*.
Diese Gleichungen zeigen, dass die Excentricitäten und Neigungen trotz der
nach 38 (5) auftretenden kleinen Integrationsdivisoren 7' stets nur zwischen ge-
wissen, durch die zu irgend einer Zeit gegebene Configuration bestimmten
Grenzen bleiben. Dieser für die Stabilität des Weltsystemes wichtige Satz lässt
sich noch auf eine andere Art ableiten, welche gleichzeitig die Beziehungen im
ganzen Systeme näher beleuchtet. Man erhält nach 40 (8):
3 + H ^jf = - (01)(SH' - HS') - (02)(HH" - HS") ....
S' 4- H' »~ =. - (10)(3'H - H'3) - (20)(S*H" - H'S") .... (3)
3" ^ 4- H" ^j- = - (20)(S"H — H"S) - (21)(3"H' - H"E') ....
und ähnliche Gleichungen für <&, V, in denen (01), (02) . . . durch [01J
[02] . . . ersetzt sind. Es ist aber nach 40 (3), (3a), (3b) allgemein:
«,<*,V.(ix) — «««xWxi)
tolglich
Imrffr 1 3, -jj 4- Ht wm 0; Imrf^ l0>t -^ + ^ = 0.
Da nun
fJkÄ^; tf'* = *oV* (5)
ist, so erhält man, wenn man den gemeinschaftlichen Faktor \k$ weglässt und
integrirt:
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394
Mechanik des Himmels. 41.
Im, ]/öT(S,8 H- H,*) = Const. Im.y/a, (4\> -+- <P,f) — Const.,
daher
m Yäsin* i -f- m' y/ä' stn* i' + m^^sin* /"...= <v
wobei c, cx Integrationsconstante sind, welche sich durch die Werthe der be-
treffenden Summen zu einer gegebenen Zeit bestimmen. Gemäss (5) sind fi und
|/a gleichbezeichnet; setzt man daher jx für rechtläufige Bewegungen positiv
voraus, so ist y^z, |/fl' ... in (6) ebenfalls positiv zu nehmen; da die Massen,
die Quadrate der Excentricitäten und die Sinus der Neigungen an und für sich
positiv sind, so werden in einem Systeme von rechtläufig sich be-
wegenden Himmelskörpern, deren Excentricitäten und Neigungen
in einem gegebenen Momente sehr kleine Grössen sind, die Werthe
dieser Grössen stets sehr klein bleiben, und überhaupt nicht grösser
werden können als
welche Werthe aber nur dann erreicht werden könnten, wenn die Neigungen,
bezw. Excentricitäten aller anderen Körper verschwinden würden.
Diese Schlussfolgerung ist nicht mehr gestattet, wenn eine der Massen sehr
klein wäre; für die Veränderung der Bahnen der anderen Himmelskörper würde
dies allerdings keine weitere Folge haben, da das betretende Glied: miy/axti*
bezw. m\Ya\ sin* i\ wegen des Faktors m\ sehr klein wird. Für die Masse »u
selbst werden aber o.» h. bei constanten c, cx sehr bedeutende Veränderungen
erfahren können, ohne dass dadurch die Stabilität der Übrigen Bahnen gefährdet
würde. So hat z. B. der Lexell'scI.c Komet von 1770 durch die Störungen des
Jupiter so bedeutende Veränderungen erfahren, dass er bei der ersten An-
näherung aus einer nahe parabolischen Bahn in eine Ellipse von etwa b\ Jahre
Umlaufszeit gebracht wurde; bei der zweiten Annäherung wurde er wieder aus
dieser Bahn in eine nahe parabolische gedrängt, ohne dass diese gewaltigen
Störungen in e und a von irgend einer Rückwirkung auf die übrigen Körper
des Sonnensystems begleitet gewesen wären, woraus umgekehrt geschlossen werden
kann, dass die Masse tn\ ausserordentlich klein sein musste.
Für die Veränderung von & erhält man (für ir gelten genau dieselben
Schlüsse):
kx sin ($ t / -h A", ) -t- &9sin(jtt-t- Kt) -t-
- fiieos$li + xi) + &i„s(Ltt + xt)+ '
Sei in dieser Formel kx der grösste der Coefficienten und
*!>*« + *,+ .... (8)
so kann man schreiben:
z*™[«i-G0'+v*i-*i)] +
*v(ft - 5, / - Kt) x— . (9)
1 H- - * coslQi, - 5,)/ -+■ (AT, - Kx)] -t- . . . .
K\
Gemäss der über kx gemachten Annahme wird die Summe der veränder-
lichen Glieder im Nenner nie grösser werden als 1, der Nenner kann daher
nie Null werden, der Zähler bleibt eine endliche, periodische Grösse, folglich
wird & — \xt — Kx stets nur um den mittleren Werth Null oscilliren; es wird:
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Mechanik des Himmels. 41.
395
wobei h mässige Coefficienten sind. Es bedeutet demnach Kx den Werth von
ß für /=0, die Veränderung von ß in der Zeiteinheit; in diesem Falle
drückt sich daher die Secularbewegung des Knotens sehr einfach aus. Wenn
aber die Bedingung (8) nicht erfüllt ist, so wird sich die Secularbewegung
nicht so einfach ausdrücken. Thatsächlich wurde lange Zeit angenommen, dass
in diesem Falle eine Secularbewegung von ß nicht stattfindet, und erst Gyldän1)
wies nach, dass auch hier eine langsame Secularbewegung stattfindet.
Die Integrale 40 (13), (13a) ändern ihre Form, wenn die Gleichungen (12),
(12a) gleiche oder imaginäre Wurzeln haben. Würden gleiche Wurzeln auf-
treten, so werden die denselben entsprechenden, particularen Lösungen zusammen-
fallen; das allgemeine IntegTal enthält dann aber der Zeit proportionale Glieder.
Das Auftreten von imaginären Wurzeln hingegen würde ExponcntialgTössen
einführen. In beiden Fällen würden e und sin i mit der Zeit anwachsen, und die
Stabilität des Systemes gefährdet werden. Der Schluss aus der Unmöglichkeit
eines derartigen nicht stabilen Weltsystemes aus den Gleichungen (6) auf die
Unmöglichkeit von gleichen oder imaginären Wurzeln, welches den älteren Be-
weisen hierfür zu Grunde liegt, ist keinesfalls einwurfsfrei. Es lässt sich aber
strenge beweisen, dass Determinanten der Form (12) lauter reelle verschiedene
Wurzeln haben*).
Die numerischen Rechnungen wurden schon von Lagrange und Laplace,
später für die damals bekannten sieben Planeten im II. Bde. der Annalen der
Pariser Sternwarte von Leverrier und 1873 für alle acht Planeten (einschliesslich
des Neptun) von Stockwell durchgeführt.
Eine von der behandelten grundsätzlich verschiedene Methode für die Be-
rechnung der Secularstörungen hat Gauss in Vorschlag gebracht. Betrachtet man
den Ausdruck 39 (7), d. i. den Theil der Störungsfunction, von welchem
die Secularveränderungen abhängen, so sieht man, dass derselbe von der gegen-
seitigen Lage der Himmelskörper völlig unabhängig ist, und nur von der Lage
und Form der Bahnen abhängt. Die Aenderungen dieser Bahnen werden dem-
nach dieselben sein, wie jene, welche zwei mit Masse belegte Ringe durch ihre
gegenseitige Attraction in ihren gegenseitigen Lagen hervorbringen. Auf die
Bewegung der Himmelskörper muss dabei insofern Rücksicht genommen werden,
dass man die Ringe nicht homogen annehmen darf, da die Wirkung in dem-
jenigen T heile der Ringe offenbar stärker sein wird, in welchem der Körper
länger verweilt. Das Maass für die Zeit, welche ein Himmelskörper braucht,
um eine gewisse Strecke in seiner Bahn (in dem Ringe) zu durchlaufen, ist aber
die Fläche des von dem Radiusvector Uberstrichenen Sectors; es wird dem-
nach die Masse des Ringelementes proportional der Fläche dieses Sectors zu
setzen sein8).
*) Traites des orbites absolues, Bd. I, pag. 114— 123. .
') FUr n = 3 ist dies die Gleichung, durch welche die Richtung der drei Hauptaxen der
Flächen zweiter Ordnung mit Mittelpunkt, die Richtung der drei Hauptträgheitsaxen, die Richtung
der Hauptaxen der Elasdcitttt etc. gegeben sind. Den Beweis für den Satz hat für eine Deter-
minante dritten Grades zuerst Lagrangk in den »Memoiren der Berliner Academie der Wissen-
schaften für 1773« (Werke, Bd. III, pag. 606) zur Bestimmung der Hauptträgheitsaxen gegeben.
Den allgemeinen Beweis für eine Gleichung »ten Grades gaben Caüchv (Exercices des Matbematiques
Bd. IV) und Jacobi (Creixk's Journal, Bd. XU, Ges. Werke Bd. III, pag. 207).
*) S. Gauss: Determinatio attractionis, quam in punctum quodvis positionis datae exer-
ceret planeta, si ejus massa per totam orbitam ratione temporis quo singulae partes describuntur
uniformiter esset dispertita. (Werke III. Bd., pag. 331).
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396
Mechanik des Himmels. 41. 48.
Eine besondere Erscheinung bietet in Hinsicht der Secularbewegung der
Elemente der Mercur dar. Leverrier bemerkte 1859 l), dass die Secularbewegung
des Mercurperihels, wie sie sich aus den Beobachtungen crgiebt, um nahe 43"
im Jahrhundert gTösser ist, als der theoretisch bestimmte Werth. Wollte man
die Differenz durch eine unrichtige Annahme der Massen der störenden Planeten
erklären, so könnte dieses nur durch eine Aenderung der Venusmasse geschehen,
weil, da die Venus keinen Satelliten hat, ihre Masse nur durch die Störungen
bestimmt werden kann, welche sie auf andere Himmelskörper ausübt Die aus
der Secularbewegung des Mercurperihels folgende Venusmasse würde aber um
nahe den zehnten Theil ihres Werthes von demjenigen abweichen, welcher sich
aus den durch die Beobachtungen ziemlich genau bekannten Störungen in der
Lage der Ekliptik ergeben. Leverrier vermutete die Ursache in dem Vorhanden«
sein eines innerhalb des Mercur gelegenen »intramercuriellenc Planeten, der
später den Namen Vulcan erhielt, für welchen aber die Nachforschungen bisher
zu keinem Ergebnisse geführt haben1).
Bauschinger8) berechnete die Störungen nach der Methode, welche Hanskn
für die kleinen Planeten angewendet hat, kommt aber ebenfalls zu dem Resul-
tate, dass der rechnerisch bestimmte Werth der Secularbewegung des Mercur-
perihels mit dem beobachteten nicht übereinstimmt; allein er gelangt zu dem
Schlüsse, dass nach der Uebereinstimmung der Resultate es nicht ausgeschlossen
ist, dass der Mangel in den Methoden der Störungsrechnung liegt, und dass
»die vorhandenen Störungstheorieen ein empirisches Glied erfordern«.
Harzer4) findet, dass sich die Bewegung des Mercurperihels erklären liesse,
wenn man die Sonnencorona als flache Scheibe von der Dicke eines Sonnen-
durchmessers bis auf etwa 4 Sonnendurchmesser im Aequator der Sonne aus-
gedehnt annimmt, und deren Dichte etwa & der Dichte des Wasserstoffes an-
nimmt
42. Secularstörung der mittleren Länge. Für die Secularstörung in
der mittleren Länge Z0 hat man nach 38 (3), wenn cosy, cos gleich 1 ge-
setzt werden:
dbL0 2_ dQ sinjdü sin± £ß
dt s apda* *V 3«+ «V 0«'
Nun ist, wenn man den in 40 (4) weggelassenen, constanten Theil der von
dem betrachteten störenden Körper herrührenden Störungsfunktion mit '0l| be-
zeichnet.
Ö 2 (Ol) -f- \ (01)(*> ■+■ e'*) + [Q\]ee'cos (rc — ir') — \ (0l)[sin* i ■+■ sin* i' —
— 2 sin i sin i' cos (ft — ft')].
Die Coefficienten {Ol}, (01), [01] sind Funktionen von a; sei
-2a^{0l) = (0l)'; - 2a ya (01) = (01)'; - 2a A [01] = [01]',
so wird
so
— 2a |^ « 2 [{Ol}' -+- i(01)'(*» -+- <r'a) -+■ [01]'*v'w(k — ir') —
- * (01)' [sin* i + sin* V - 2 sin isin V cos(Q> — ft')]]
') Comptes rendus Bd. 49, pag. 3S1.
') VergL den Artikel »Planeten«.
*) Astxon. Nachrichten, Bd. 109, No. 2594.
4) Astronomische Nachrichten Bd. 127, No. 3030.
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Mechanik des Himmels. 42. 397
e |? - 2[(01)<« + [O\)ee'cos(* - «•)]
sini^j = 1 [(Ol) * — (Ol) ;m 1 f«i f"ttj(A — ft')]«
Substitute man hier an Stelle von e, e\ ir, *', 1, 1", ft, &' wieder V, S, H,
so erhält man
^Ä- ~ ^-L 2 [(Ol)' ■+■ a(S« -+- H») h- a'(B'» + H") + B(SB' + HH'j
-+- 7(0» -+- v») -4- t'^'' + v») + a(W h- VT)] . (2)
Während daher die Differentialquotienten von 3, H, <I>, u/ von der ersten
Ordnung in den kleinen Parametern sind, ist der Diflerentialquotient der mittleren
Länge von der zweiten Ordnung dieser Grössen. Mit Vernachlässigung derselben
wttrde sich ergeben
^• = ^[|01)' + W + ...] = X (3)
und da [Ol]', [02]' ... nur von den grossen Axen abhängen, diese aber secularen
Störungen nicht unterworfen sind, so würde X constant sein; die mittlere Länge
würde nur der Zeit proportionale Glieder enthalten, welche sich in der
mittleren Länge L mit dem der Zeit proportionalen Gliede |i/ verbinden.
Da nun
ist, so wird
L « Z0 -r- Z00 + (»1 + X)/- Z00 -+- (|i)/f (4)
wenn
(|i) = |i + X (5)
ist Aus der Beobachtung folgt aber nicht der Werth 1* (ungestörte mittlere
Bewegung), sondern der Werth die Beziehung j*. = /*0a_t ist aber für den
ungestörten Werth von y. gültig. Bestimmt man daher einen Werth (a) nach der
so wird der aus dem beobachteten Werthe (n) gefolgerte Werth von («) nicht
die grosse Axe sein. Man erhält den wahren Werth der grossen Axe a aus
der Gleichung m
«-«(1+7)*
Es ist z. B. für die Erde in einem julianischen Jahre |i = 1295977"-443;
X = + 2"o07. Hiermit folgte, ohne Rücksicht auf X in § 12, mit der fest be-
haltenen Gxuss'schen Constanten:
(«) = 1 - 0-0000000228
und da
1 + | \ = 0-0000012896,
so folgt daraus, dass die Gxuss'sche Constante, wenn man die mittlere Länge
der Erde von den Störungen befreien würde, einer Längeneinheit entspricht, in
welcher die Erdbahnhalbaxe gleich ist 1 0000012668.
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398 Mechanik des Himmels. 48. 48.
Berücksichtigt man nun aber auch die Quadrate der Excentricitäten und
Neigungen, betrachtet diese aber als constant, so wird, wie man sofort sieht,
die Form der Differentialgleichung dieselbe, nur werden X und die von den Excen-
tricitäten und Parametern abhängenden Glieder geändert. Anders aber wird die
Sache, wenn man auf die Secularstörungen von 8, H . . . . Rücksicht nimmt.
Für die langperiodischen Glieder 40 (13), (13a) kann man in kurzen Zeiträumen
eine Entwickelung nach der Zeit setzen:
3 = 50 + \* + • • < H = t)0 -+■ tj/ -+■ . . .
und ähnlich für S\ H', B" . . . ; hieraus leitet man ab
E* + H8 = t)0* 4- iit h- . . .
dL* „ ,
—jj- = X + v-'t + . . . .
Z = Z:oo -t- (fx)/ -H 4 K*/» H- . . .
Das Glied \pt* giebt die im I. Bde., pag. 119, angedeutete Secularacceleration.
Lagrangf. hatte auf dieselbe zuerst aufmerksam gemacht; die numerischen
Rechnungen gaben ihm aber für die Planeten verschwindende Beträge, weshalb
er die Anwendung auf den Mond nicht verfolgte. Dies that zuerst Laplack
(vergl. § 60).
43. Periodische Störungen. Glieder langer Periode. Führt man
die in 37 angezeigten Operationen durch, so ergiebt sich für Q die Entwickelung
38 (1) und die Störungen können durch Formeln (2), (2a) oder (3), (6) bestimmt
werden. Da in 38 (1) V von den u>, & abhängt, so wird:
Q = 2KxXcos(iM- \AT H- au + ßo>' + 7ft -f- «ft') (1)
oder, wenn man Kürze halber
Ax«j»T* = D = i(M0 -h ?.t) - \(M0' + v-'f) + »«. + Bo>' + T& + 8&' (2)
setzt, wo 1, X, a, ß, 7, S ganze Zahlen bedeuten:
Q = 2Aa<wZ>. (la)
Führt man an Stelle der Differentialquotienten von KK\ die Symbole
^-^t»; d-£ = «V (3)
ein, so wird aus 38 (2):
$ = — — liKasinD
dt a\L
d& 1
-.IK^cosD
dbM0
dt a* > cos 9 sin i
^jz — ■+- -5 ~ 2(-r — a cos i)Kx\sin D
dt a*pcos<tstnt Vl '
= _ 1 2^-) + t «£* gg) c„ D,
(4)
Die Integration dieser Gleichungen bietet keine Schwierigkeiten. Sieht man
die Elemente als constant an, so wird man die periodischen Glieder durch
Quadraturen erhalten. Werden die Resultate der ersten Näherung substituirt,
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Mechanik des Himmels. 48.
399
Afl = -f- — 2 1 , t K%\cos D\ a = a0 + A«.
so treten neue periodische Glieder hinzu u. s. w. Es ist jedoch vortheilhaft,
schon in der ersten Näherung die secularen Glieder in o» und ß zu berück-
sichtigen, wie dies Poisson that. Sei daher
tü = to0 -f- eoj/; & = &0 a, /,
so wird
D = Z>0 (t,. - Xu' -+- •)/
Z>0 = iJ/„ — XM0' -+- ou>0 -+- ßai0' 4- 7&0 8ß0' (5)
t = atd, + ßo>i'H- T&i + •ft|'
und man erhält z. B.:
_2^
ö fi * t f* — H- •
Ebenso Ai, de . . . und * = #0 -4- A/, * = e0 ■+■ Ar . . ., wobei a0, i0, e0 . . .
die ungestörten Elemente sind. Die Glieder für i = X = 0 sind dabei auszu-
schliessen, da dieselben bei der Berechnung der secularen Störungen bereits
berücksichtigt wurden. Hingegen erfordern jene Glieder eine besondere Auf-
merksamkeit, bei denen ifi — Xp' eine sehr kleine Grösse ist, und zwar besonders
in dem Ausdrucke für C, bei welchem eine doppelte Integration auszuführen
ist Es ist nämlich:
+ i(t|t_x;. + .y/«z>. (6)
Nach 15 (19) ist /xx von der X ten Ordnung nach x, wenn man die
niedrigsten auftretenden Potenzen als die Ordnung des Ausdruckes nach den
kleinen Parametern bezeichnet; daher ist /,-* von der Xten Ordnung nach e,
die S}m\ C{m) von der (t — m) ten Ordnung ; die in 87 auftretenden Coefficienten
pu a, sind nach 87 (12) von der t ten Ordnung (mit Ausnahme von p0, welches
von der zweiten Ordnung ist, und a0, welches verschwindet;. Um über die
Ordnung der Coefficienten der Potenzen von <j und v zu entscheiden, kann man
schreiben
o* = Ip^cos %M\ v« = 2«««« i M.
Da nun <r*+i = <x«<r ist, so wird das Glied mit <wiAf den Coefficienten haben:
p."+,)= p.p.(,) + p, Wä + p,(:\) + ?, b& + pä) ....
Es ist aber p[l) = p,, daher pf2) im Allgemeinen ebenfalls von der i ten
Ordnung und ebenso p,(S), p[4) .... Dies gilt jedoch nur für t > e, denn da a
den Faktor e enthält, so wird o* von der Ordnung e sein und für i < e werden
alle Coefficienten von der «ten Ordnung. Dasselbe gilt von v; es wird daher
pS°, at(,) von der Ordnung i, wenn i > e; und von der Ordnung e für i < ».
In den Produkten <j,°1,i> v'v/' werden die Produkte Pl(,)pf '\os (iM ± \M')\
vi** <es (x M ±. X AT) auftreten, in denen die Coefficienten bezw. von den
Ordnungen t, X oder mindestens e, e' sind. Eben dasselbe gilt von den Aus-
drücken (v — v')«, woraus sofort folgt, dass in den Ausdrücken 87 (2) oder all-
gemeiner in dem Ausdrucke 84 (12) die Produkte der auftretenden Grössen
Acos{iM±. \M')-BcosxQ (7)
von der Ordnung i in e und X in e' sind. Die Bedingung, dass sie mindestens
von der Ordnung e seien, entfällt hier, da sie in den Gliedern erster Ordnung
der TAYLOR'schen Entwickelung von der ersten Ordnung sind, und auch die
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400 Mechanik des Himmels. 48.
Ausnahme für i <= 0, X «= 0 entfällt, da in der Summe die Glieder nullter
Ordnung 1B,*cosxQ vorkommen. Löst man in (7) die Produkte auf, so folgt:
Ccos (iM± \M' +x0 + Ccos(tM± XAT — xQ),
daher
für die oberen Zeichen: Ccos [(t ■+■ x)M -4- (X — x)M* xit0 — xit0']
-I- Ccos [(i — *)M-h (X 4- x)M' — «ic0 -+- xi0']
für die unteren Zeichen: Ccos [(t 4- *)M — (X -+- *)AT -+- xit0 — xic0']
-+- Ccos [(t — x)M— (X — x)AT — xic0 4- xic0'].
In dem Ausdrucke für p-**-i ist daher der Coefficient eines
Gliedes (aAf+ $M' 4- 7*0 4- 8ir0') in c von der Ordnung [a — 7], in
von der Ordnung [ß — 6] wenn mit [A] der absolute Betrag von A bezeichnet wird.
In dem Ausdrucke für 0 treten zu p~* noch die mit I bezeichneten Glieder,
welche sich aber mit den obigen für x = 1 vereinigen.
Die Glieder in I, II und III, welche von cos(\M — \M' + n0 — ir0') ab-
hängen, sind nach 87 (16), (17) und (18) für positive 1 und X von der (t — l)ten
bezw. (X — l)ten Ordnung, für negative 1, X von der Ordnung 1 4- 1, bezw.
X 4- 1 in e, e'] da im ersten Falle [et — 7] = 1 — 1 ; [ß — 8] = X — 1; im zweiten
[a — T] = 1 + l, [ß _ 8] = X 4- 1 ist, so gilt der obige Satz auch für den von
den Neigungen abhängigen Theil von Q.
Genau dasselbe gilt von den Ausdrücken II, ü», . . . daher auch von
den Ausdrücken II ■ p— 8; II' p— 5 . . . Diese sind noch zu multipliciren mit
sin* 4/, sin* \J . . . , welche nach 89 (4) nach Potenzen von sin9 \i, sin* \ f
entwickelt werden können, und es wird
x/«2«^/ = y0W +/,<•> f«(ft - ft') +/4W«i2(ö — ft') H- • • • •
wo wieder J$ nach derselben Schlussweise von der Ordnung 2 X ist, für X > t ;
und von der Ordnung 2« für X < «. In derselben Weise schliessend, gelangt
man zu dem Resultate, dass der Coefficient C in dem Ausdrucke
Ccos [aM+ $Af 4- 7*0 -r- 8ic0' -4- t(ft — ft')]
von der Ordnung [a — 7] in e, von der Ordnung [ß — 8] in c' und von der
Ordnung 2» in den Neigungen ist, wobei aber 7 + 8 = 0 ist.
Man kann diese Beziehungen in etwas einfacherer Form aussprechen. Führt
man statt der mittleren Anomalie die mittlere Länge ein, so dass M = y.t
4- MQ ja/ 4- Z0 — n ist, so wird das Argument
A = aM+ $M' 4- 7*0 ■+■ **o' H- «(ft — ft') = «K' 4- ßn'/ 4- aZ0 4- ßZ0'
— otic — ß*' 4- 7(*o — *o') -+■ «(ft — ft')-
Da aber ic0 — ir0' «o * — ic' 4- A ist, so wird A = D 4- A, wenn
D _ ap./ 4- ß(i'/ 4- oZ0 4- ßZ0' - (ot — i)K - (ß 4- 7)*' + «(ft — ft').
ist, und A die auf pag. 389 angegebene Bedeutung hat; weiter ist
cos cos sin .
>inA = ti«0'"^«*0""^
Führt man hier für sin A, cos A die Reihen ein, löst die Produkte der goniu-
metrischen Functionen in Summen auf, so verbinden sich die Vielfachen vot
A — ft' mit den bereits vorhandenen, und die Argumente werden daher dir
allgemeine Form haben
D =* ctp/ 4- ßn'/ 4- ctZ0 4- ßZ0' 4- 7'* + *'«' + «ft + Cft', (8)
wobei, wie man sofort sieht, die Beziehung besteht:
<x 4- ß 4- 7' 4- 8' 4- e 4- C = 0. (9)
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Mechanik de« Himmel*. 44.
4°>
44. Beispiel: Für den Jupiter1) ist p = 299"*12886; für den Saturn
ft' = 120"-4M65, daher 5|*' — 2f* = 4"01653, als tägliche Bewegung des Ar-
gumentes bM' — 2M] die Periode ist daher 883*4 julianische Jahre, die Dif-
ferenz (5ja' — 2v)arc 1" = 0-000019473. Die Glieder niedrigster Ordnung in
den Excentricitäten mit dem Argumente bM1 — 2M entstehen, wenn in den
Entwickelungen von p-2*-i die Glieder mit den Argumenten 2Q, SQ, AQ, bQ
bezw. mit denjenigen Gliedern multiplicirt werden, deren Argumente 3Af,
2M' -h M, M1 + 2M, 3 AT sind. Die Glieder mit dem Argumente bAf — 2M
-+- t(tt0 — k0') haben daher den Faktor *h-2 f\+5 und sind, wenn man nur bis
zu Gliedern 6. Ordnung der Excentricitäten geht, zu vernachlässigen. Dasselbe
gilt von den Gliedern mit dem Argumente bAf — 2M, welche e7J* als Faktor
enthalten, und von den Gliedern, deren Argumente bAf' — 2M — (t 6)(it0 — *„')
sind, da diese den Faktor *»+Vh-i enthalten. Man hat daher nur die Glieder
zu berücksichtigen:
Ae'* cos [bAf — 2M — 2(ir0 — it0')] Pe'U cos[bM* — 2M — (ir0 — ir/)J
BS'c cos \bM' — 2M — 3(rc0 — ic0';J Qc'c* cos [bM' — 2M— 6(*0 - k0')]
Ct'e* cos [bM' -2M- 4(k0 - *0')]
De* cos [bAf -2M - 5(ic0 - ic0')].
Bleibt man bei den Gliedern dritter Ordnung stehen, so sind nur die Coef-
ficienten A, B, C, D zu berechnen.
Das Glied mit dem Coefficienten A entsteht offenbar aus dem Produkte
cos3M'cos2Q und sin 'SM' sin 2 Q. Zu betrachten sind daher die folgenden
Verbindungen, bei denen die durch die Auflösung der Produkte entstandenen
Glieder, die nicht das Argument A = bM' — 2M — 2(it0 — ic0') enthalten,
durch * bezeichnet sind.
v«» SB{3) d&V dB®*
a -P- cos2Q = -\ «'*'*">* SM' Ufr- cos2Q = - &e'*a' ^fV cos A +*
da ^ 8 ca ^ 16 da
v' ■ 2 Bf sin 2 Q = -h || c'* sin 3 Af • 2B%hin 2 Q = -h # c'* Bf cos A +•
°" ^2 Q- + ia'>c'*cosZM'^ cos2Q = +lc'>a'*-£%- cosA + •
d* B™ a» B{2) 3« Bm
K'9" ~d^cos2Q = -^a'^'>cos3M'~^-cos2Q^-^c'ia'*-^-cosA^-*
— \a'* «'» (v — v') • 2 da,\ sin 2 Q = + a' V 3 sin M cos 2M' sin 2Q =
d* B&> ,
^■^\e'*a'*-^-cosA + *
d B<® d B&)
- jaV(v _ v')3 -4 -^r cos2Q = - 4a'c'*cos Mfcos 2 M' cos2Q =
dB™
= -c'*a' -jj±cosA+*
•+■ i(v - v')s • 8£?>«* 2 <2 = - J c'* Bf sin 3 jW'x/» 2 £ = - i w ^ -I- •.
Die Summe der hier angesetzten Coefficienten giebt den Coefficienten A\
in ähnlicher Weise sind B, C, D zu entwickeln. Für die von der Neigung ab-
hängigen Glieder sind in dem Ausdrucke II«p-8 nur die Glieder erster Potenz
der Excentricität beizubehalten; daher hat man für t, \ die Werthe 0, 1, 2 zu
setzen. Beachtet man, dass cx — j, um zwei Ordnungen höher ist, als c% -+• s
so findet man, dass aus dem Gliede nullter Ordnung in p-8 und den Gliedern
') Di« Daten aus dem »Berliner astronomischen Jahrbucht für 1899.
II. 26
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402 Mechanik des Himmels. 44. 45.
erster Ordnung in II kein Glied dieser Gattung entsteht. Die Glieder nullter
Ordnung in (I entstehen für i = X*= 1, und man sieht sofort, dasssie mit den Gliedern
erster Ordnung von aa, a'a' und v — v' die Argumente Af, Af, 2Af' ±: Af,
Af de KIM geben, aus welchen das gesuchte Argument 5Af — 2Af nur für x = 3
in Verbindung mit 2 Af -+- AI und x = 4 mit Af' ■+- 2Af ensteht. Man findet
für den ersten Fall die beiden Glieder:
dB&)
— a'e ~~- eosSQ • % aa' cos (2Af + Af -+- x0' -+- x0) und
woraus
aa
ca
2 e' • 3 B^sin 3 Q > \ aa sintfAf + Af + n0' + v0),
V (i^(,3)- K (sin*i + sin*i')cos{bAr- 2^-H 4x0' - 2*0)
- «aY J5f»> - Ja» -^-J j/«/i/>;/'[^(5^'-2i»/-r-4tr0' — 2«0-hft'-a)
-+- cos{bAf - 2Af+4r.u' - 2ir0 - ft» 4- ft)]
entsteht. Solitc man bei diesen Entwicklungen auch die Glieder 5 ter Ordnung
berücksichtigen, so müsste in den Gliedern dritter Ordnung x0 — ir0' durch
x — tt0 -+- A ersetzt werden.
46. Argumente langer Periode in den Planetenbewegungen.
Aehnliche Glieder treten bei der Entwicklung der Störungen aller Planeten auf.
Man kann die betreffenden Glieder finden, indem man in einen Kettenbruch
V-
entwickelt, und dessen Näherungswerte sucht. Sei
— = <x -f
T + • ■
und die aufeinanderfolgenden Näherungswerthe und eingeschalteten Werthe
t t' t"
x ' x' * x" • • • '
so werden die Ausdrücke ui — Xf*'; — XV; *'V — *'V> welche als Integrations-
divisoren auftreten, kleine Werthe erlangen, aber nach dem Gesagten mit immer
höheren Potenzen der Excentricitäten und Neigungen multiplicirt sein. Die
mittleren täglichen siderischen Bewegungen1) der grossen Planeten sind:
Für Mercur . 14732"41967 Jupiter. 299"-12836
Venus . 5767 66982 Saturn . 120 45465
Erde . 3548 19286 Uranus. 4223079
Mars . 1886-51831 Neptun. 21*53302.
Damit erhält man für die folgenden Combinationen (die mittlere Länge des
Planeten durch sein Zeichen ausgedrückt):
Störungen zwischen Argument tägliche Veränderung des Arg. Periode
1. Mercur- Venus ... 2 $ - 5 ? 626" 490 5 67 Jahre
2. Venus-Erde .... 5 $ — 3 $ 437 955 81 Jahre
3. „ „ . ... 5 $ — 8 £ 452 806 7'8 Jahre
4. „ „ .... 8? -13$ 14-8514 240 Jahre
5. Erde-Mars .... 2 ^ — $ 224 844 16 Jahre
6. , 8£ — 15 c? 87-7682 40 Jahre
■ ~
») \x niuvä wegen des Wcrthcs von t flir die Einheit des mittleren Sonnentages aus-
gedruckt werden.
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Mechanik de» Himmels. 45.
403
Störungen zwischen
7. Venus-Mars .
$ — 3 & 1081 15
5$ — 24 401653
3& — t) 623772
4 - 7<T 351283
2W— * 0-83525
2 b — 1 1 y 4 04608
Argument tägliche Veränderung des Arg.
33 Jahre
883 Jahre
569 Jahre
1010 Jahre
4250 Jahre
877 Jahre
Periode
8. Jupiter-Saturn .
9. Saturn-Uranus .
10. Jupiter-Uranus .
11. Uranus-Neptun
12. Saturn-Neptun
Zwischen den mittleren Bewegungen der äusseren und inneren Planeten be-
stehen keine genäherten Beziehungen dieser Art, denn die mittleren Bewegungen
sind zu verschieden. Doch ist z. B. <f — 6 4 = 91"'748, woraus ein Glied mit
ca. 39 jähriger Periode entsteht.
Die Störungen sind selbstverständlich wechselseitig; berücksichtigt man von
der Störungsfunction nur jene Theile, welche sich auf die Masse m' beziehen,
so ist:
Umgekehrt wird die Störung, welche die Masse m' durch m erfährt, bestimmt
durch die Störungsfunction
woraus folgt, dass in beiden Entwickelungen dieselben Argumente, also auch
dieselben Glieder langer Periode auftreten.
Die Dauer der Periode Pl) giebt ein Maass für die Kleinheit des Divisors;
die Differenz t — X die Ordnung des Coefficienten. Bezeichnet man die kleinen
Parameter, welche als Grössen erster Ordnung aufgefasst werden können, all-
gemein mit p, so wird man als ungefähren Maassstab für die Beurtheilung der
Grösse des Coefficienten in den Integralen von 48 (4) den Ausdruck Pf-*m
ansehen können, während dieser Coefficient in C von der Ordnung P*p-Xm
wird. Numerisch allerdings werden die Ausdrücke noch sehr verschieden sein
können, da die numerischen Werthe der Parameter p von einander sehr ab-
weichen. So ist die Excentricität des Mercur das 30 fache derjenigen der Venus-
bahn, diejenige der Marsbahn nahe das 6 fache derjenigen der Erdbahn u. s. w.
Von den angeführten Ungleichheiten sind einige besonders wichtig. So die
4te, 5te und 7te, die letzten beiden sind von der ersten Ordnung der Excen-
tricität. Die letzten fünf werden bedeutend wegen der relativen Nähe der stören-
den Massen gegenüber der Entfernung des Centraikörpers. Die 8te und Ute
haben eine historische Bedeutung. Die von dem Argumente 5$ — 24 abhängige
Ungleichheit in der Bewegung der beiden Himmelskörper hat wegen der sehr
langen Periode innerhalb des Zeitraumes von mehreren Decennien einen secularen
Charakter; sie ist die von Halley angegebene Secularbeschleunigung des t> und
Secularverzögerung des 4 (s. I. Bd., pag. 119). Die von dem Argumente 2¥ — <£
abhängige Ungleichheit bewirkt in der Bewegung des Uranus Störungen, die sehr
bedeutend sind. Allerdings ist hier die Periode so gross, dass innerhalb kurzer
Zeiträume die Veränderlichkeit des Gliedes nicht merklich wird; hier aber werden
die von den doppelten und dreifachen Argumenten abhängigen Glieder noch
) Für ein Argument tAf — \M\ dessen tägliche Veränderung cp. — Au.' ist, wird die
Periode
3(i0°
7 Tage oder, da u. und u.' in Secunden ausgedrückt werden,
360° X 60 X 60
Jahre.
26*
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404 Mechanik des Himmels. 45. 46.
maassgebend, da die Integrationsdivisoren noch immer sehr klein sind, und die
Glieder von der Ordnung der zweiten bezw. dritten Potenzen der Parameter
sind. 50 Jahre nach der Entdeckung des Uranus konnte, da die Theorie der
Störungen bereits über die Wechselwirkungen der Planeten ein ausreichendes
Bild gegeben hatte, ein Zweifel darüber nicht mehr bestehen, dass die grossen
Abweichungen, welche die beobachteten Oerter des Uranus gegenüber den be-
rechneten ergaben, einem störenden Körper zugeschrieben werden müssten.
Die analytische Verfolgung dieser Annahme führte zur Entdeckung des Neptun
46. Bemerkungen über die Störungen zweiter Potenz der Massen.
Substituirt man in die StÖrungsfunction an Stelle der Elemente ihre gestörten
Werthe, so wird man nebst den Verbesserungen der in der ersten Näherung
aufgetretenen Glieder noch andere erhalten, von denen einige beträchtlich werden
können. Da man jetzt in der StÖrungsfunction die Störungen zu berücksichtigen
hat, welche von allen störenden Körpern herrühren, so treten in dieselben Glieder
mit den Argumenten i' M - k'M'; ^M-\"Af'\ i'" M — X.'" M'" . . , welche
mit den von den Argumenten M und M\ M und Af" . . . abhängigen Glieder
multiplicirt werden. Es treten daher nunmehr Combinationen der Form
aM -h $M' -h tM" auf. Auch diese können für gewisse Werthe der ganzen
Zahlen a, ß, 7 numerisch sehr kleine Integrationsdivisoren erhalten, wenn
ap-t- ßf*' -+- ff*" nahe Null ist. Beschränkt man sich dabei auf die Glieder
niedrigster Ordnung der Parameter, so findet man für derartige Argumente z. B. :
$ — 2 £ — 4 cf (Periode 39 Jahre), 4 — t> - 4* (360 Jahre), 4^ + 3! — 22*
(350 Jahre), 2fi + 3W - 2* (560 Jahre), 21 4- 2<T - fc (520 Jahre), £ -I- 4 V — d
(440 Jahre) u. s. w. Die Integrationsdivisoren werden aber vielfach modificirt
durch das Auftreten der Secularglieder in der Bewegung von Knoten und Perihel;
sie werden dann
' A = Of* H- ßji.' H- 7lx" + ot' 7C| + ß'*/ + ß>," + «"ft, H- ß"ft,' 4- 7"ft,".
Bei den Störungen, die von der dritten Potenz der Masse abhängen, werden,
wie man sofort sieht, noch die von dem vierten Planeten abhängigen Grössen
it'", hinzutreten. Bei gegebenen Werthen der \l, f*', n" . . . ie,\ ir," . . .
wird man aber immer ganzzahlige, positive oder negative Werthe der Coefncienten
ot, ß, Yi «' • • . finden, welche dem Integrationsdivisor A einen sehr kleinen
Werth erlheilen, und je grösser die Anzahl der verfügbaren Daten, d. h. je
grösser die Zahl der betrachteten Argumente, desto leichter wird es, dem Nenner
A einen immer kleineren Werth zu geben.
Sei ein Argument A = aAf + $Af ■+- tM" H- . . . + a'rc -f- ßV 4- . .
derart, dass die tägliche Bewegung gleich Null würde, also
dA
dt = 4- ßf*' 4- 7f*" 4- ... -I- a'Tr, + ß'*/ 4- . . . = 0
und Ö = C cos A. Bildet man hier die Ableitungen nach den einzelnen Ver-
änderungen, so wird für irgend ein Element:
dE ~,cost n da 2 _ . .
-77 = C . A z.B. -j- = aCstnA.
dt stn dt au.
Da aber —jy = 0 ist. so ist A constant, und es wird die aus diesem Gliede
entstehende Störung des Elementes
<>£= C'tC0S A\ «a= - f— *CsinA\t,
stn \ap ) '
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Mechanik des Himmels. 46. 4 t.
405
daher ein thatsächlich seculares Glied. Die Werthe der Coefficienten und Ar-
gumente sind aber von den angenommenen Elementen abhängig, daher können
kleine Aenderungen in den mittleren Bewegungen die Form der Glieder ver-
ändern: aus langperiodischen Gliedern werden seculare und umgekehrt. Mit
den Aenderungen der mittleren Bewegungen sind aber correspondirende Aen-
derungen der grossen Axen verbunden, und in dem Maasse als, den Aenderungen
dA
von ja, {/ . . . entsprechend, ^- stetig kleiner wird, wird notwendigerweise
dA
auch der Coefficient C stetig abnehmen, und für = 0 wird endlich der
Coefficient des Integrales in der Form $ auftreten; durch eine zweckentsprechende
Integrationsmethode könnten daher diese secularen Glieder zum Verschwinden
gebracht werden.
Für die grossen Planeten sind die mittleren Bewegungen derartige, dass die
von den ersten Potenzen der störenden Massen abhängigen Glieder solche
Complicationen nicht herbeiführen, obzwar die mittleren Bewegungen des Neptun
und selbst des Uranus noch beträchtlichen Unsicherheiten unterliegen. Wesentlich
anders ist es jedoch bei den kleinen Planeten; die mittleren Bewegungen der-
selben schwanken zwischen 403" (Planet 279) und 1175" (330) und es treten
vielfach nahe commensurable Verhältnisse mit der mittleren Bewegung h' des
nahen und mächtigen Jupiter auf. So z. B.
für (279): 3h — 4h' = 13"04 für (188): 2h — 5h' = 2"00
„ (153): 2h — 3h» = 2-88 „ (266): 2h — 5h' = 15-24
„ (190): 2h — 3h' = 7 38. u. s. w.
Hierzu kommt noch, dass die kleinen Planeten sehr beträchtliche Excen-
tricitäten und Neigungen haben und daher die Störungscoefficienten ziemlich
bedeutend werden, ein Umstand, der sich übrigens auch bei allen anderen Inte-
grationsmethoden fühlbar mächt.
Eine besondere Wichtigkeit erlangt der Fall eines constanten Argumentes
auch für die Theorie der Jupitersatelliten. Bezeichnet man die mittleren Be-
wegungen der fünf Satelliten der Reihe nach mit ja' ja" ja'" ja"" h(5) so gelten für die
drei mittleren die folgenden Beziehungen:
_ 2,a"' und ja'" - 2h"" sind äusserst kleine Werthe,
die Differenz (ja" - 2h'") - G»"' — 2h"") = ja" - 3h"' + 2h"" = 0 ist völlig
strenge Null. Souillart, der für die Satelliten die Störungen der Elemente be«
stimmt'), berücksichtigt hierbei auch sofort die secularen Variationen der Elemente
iv, wodurch die Schwierigkeit umgangen wird, und die Methode sich mit
der von Laplace angewandten Berechnung der Störungen in polaren Coordinaten
(s. No. 57) deckt').
47. Störungen in polaren Coordinaten. So verschieden die Integrations-
methoden hier, je nach der Wahl der Variabein sind, so liegt allen das gemein-
schaftliche Princip zu Grunde, die auch hier auftretenden secularen Glieder auf
die eine Coordinate, welche der Natur der Sache nach ein der Zeit proportionales
>) Aus den ersten 330; für (132) ist Ubcrdicss ja' — 3h = 6"'30, der Excentricitäts-
winkel nahe 20°; der Planet ist aber nur in einer Opposition beobachtet und später nicht
wieder gesehen worden.
*) Memoire of the Royal Society, Bd. 45.
a) 1. c. pag. 14 und 30.
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406
Mechanik des Himmels. 47.
Glied enthalten muss, die Länge, zu beschränken, d. h. die durch die Integration
auftretenden secularen Glieder im Radiusvector und in der Breite zu eliminiren.
Die älteste Form der Differentialgleichungen, welche der Störungsrechnung zu
Grunde gelegt wurde, ist(Z?)(pag. 295); indem der reciproke Werth des Radiusvectors
in der ungestörten Bewegung sich in einfacher Weise durch die wahre Anomalie
darstellt, war es natürlich, auch für die gestörte Bewegung nicht den Radius-
vektor selbst, sondern seinen recipröken Werth als zu bestimmende Variable
einzuführen. Während Clairaut an Stelle der dritten Differentialgleichung (D),
welche die Breite bestimmt, die Variationen von Knoten und Neigung ermittelt,
benützt er zur Bestimmung des Radiusvector und der Zeit die beiden ersten
Gleichungen (Zty. Clairaut integrirt dieselbe in folgender Weise: Durch Multi-
plikation mit cosl wird die linke Seite ein vollständiges Differential; man er-
hält daher durch Integration
du r ...... „ ... 1
cos
/+ usinl r=J U'cos ldl + Cx ; U' = v^-p U.
dl "J r J"' • — J v * — ^ wi • V*u*
Wird diese Gleichung mit sec* l dl multiplicirt, so wird die linke Seite wieder
ein vollständiges Differential, und giebt intergrirt:
~~~t = f -^-7 / (/' cos ldl+C. f -^i-p H- C,.
cos l / cos* l J 1 / cos* l 2
Durch partielle Integration des ersten Gliedes folgt
f 7^1 f u' cosldi = tang 1 j u'cos ldl ~ f tang lu*cosläl>
daher
u = sin ljU' cos ldl — cos l f C/'sm ldl C, sin l + C^cos l.
Sind zx, z% zwei particuläre Integrale der Differentialgleichung
d*y
für Y = 0, so kann das allgemeine Integral für jede beliebige Function Y nach
der Methode der Variation der Constanten erhalten werden. Es ist:
/% Yz«dt f Yzxdt
dz, dz± + Z*j~ds~i d~z~x
*» dt ~*1 dt JZl~d7 ~'*~dT
-4- Cxzx -+- C,*„ (2a)
wobei C, C, Constante sind. Zwei particuläre Integrale der reducirten Differential-
gleichung (1) (für K= 0) sind aber, wenn N constant ist:
zx = sin Nt\ z3 = cos Nt\
Das allgemeine Integral der Gleichung (1) wird daher
y = CxsinNt+C%cosNt + S!^f,YcosNtdt-C^^j YstnNtdt. (2b)
Zerlegt man U' in C/0 ■+■ Q, wobei UQ die Attraction des Centraikörpers,
Q die störende Kraft darstellt, so wird für Q = 0 die elliptische Bewegung resul-
tiren, also
1 _ , , _ l — ccosv
u0 = - + Cxstnl Ct cos l =
P P
Es ist daher
u — 1 yoSV ^_ ^ wobei A = sin l fü cos ldl — coslfü sin ldl
(vergl. I. Band, pag. 124).
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Mechanik des Himmels. 47. 407
Man kann die Differentialgleichung für die Störungen des Radiusvectors
selbst auf eine ähnliche Form bringen. Das Integral der lebendigen Kraft
ä U + h wird in Polnrcoordinaten für einen einzelnen Himmelskörper
U + // = m j{Xdx Ydy H- Zdt) ^ m j{^rdr +Tldl +Yb J*)
die Form annehmen1)
wobei mit tfÜ das totale Differential der StÖrungsfunction in Bezug auf sämmt-
liche Coordinaten des gestörten Himmelskörpers (die Coordinaten der störenden
Körper dabei als constant angesehen) bezeichnet wird. Multiplicirt man nun
die erste Gleichung (C) (pag. 293) mit r und addirt dazu die Gleichung (3), so
erhält man
Setzt man y + Q an Stelle von Q indem die Wirkung des Centraikörpers
für sich betrachtet wird, so geht diese Gleichung Über in
Ist r0 der elliptische Werth (ohne Rücksicht auf Störungen), so ist:
d*(r *\ k 8
Sei nun r = r0 -H 5r, so wird r* — r08 = (2r — ör)8r = 2r8r — (ir)s
daher
Wenn die von den zweiten und höheren Potenzen von $r abhängigen Glieder
in erster Näheiung vernachlässigt werden, so wird
Diese Gleichung geht aus (4 a) hervor, wenn man die rechte Seite in (4)
als das aus der Variation von (4a) entstehende Zusatzglied ansieht.
Für die Bestimmung der Störungen in Länge und Breite dienen die zweite und
dritte Formel (C). Mit Hilfe des Integrales der lebendigen Kraft lässt sich jedoch
ein Differentialquotient eliminiren. Führt man zunächst an Stelle der Länge / den
wahren, vom Radiusvector beschriebenen Winkel L (die wahre Länge in der
osculirenden Bahn) ein, so ist:
d/* cosö* + dö* = dL*. (C)
Die Gleichung für die lebendige Kraft wird dann, wenn an Stelle von ü
k *
wieder ~ -+- fi gesetzt wird:
') Man erhält diese Gleichung auch, wenn man die drei Differentialgleichungen C der
Reihe nach mit ~ , ^ multiplicirt und integrirt.
dt dt dt
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408 Mechanik des Himmels. 47.
Subtiahirt man von dieser Gleichung die Gleichung (4) und beachtet, da—
(äry d'(r') d*r
\dt ) ~~ * dt* " r dt*
ist, so erhalt man
f {dLy d'r k* dü
Für die ungestörte Bewegung ist wieder
r*\dt) r* dt* r9 - °
Subtrahirt man die beiden Gleichungen und vernachlässigt Grössen zweite:
Ordnung der Störungen, so kann man das Resultat einfach durch Variation der
linken Seite von (7) erhalten, und findet:
Ä . </Z dhL (dL\\ „ d*r dHr k*rbr £fi
*r*-dt-dT+*r[m) *r-*rin* -r-di*- + —r*- = -ru
Substituirt man hier für r6> seinen Ausdruck aus (5), so folgt:
Mit Vernachlässigungen der zweiten Potenzen der Störungen ist aber r'ii
in dem Cogfficienten von </3Z gleich seinem Werthe in der ungestörten Be-
wegung, also gleich *0ya(l — e*). Vernachlässigt man dann ebenso rechts du
Product von tr in die störenden Kräfte, so folgt durch Integration1):
Die dritte zu verwendende Differentialgleichung wird :
d*z k*z dü
1.5,
^ r« _ a«
Die Gleichungen (5), (8), (9) (mit Benützung der Beziehung s = r;) sind die
von Laplace für die Theorie der grossen Planeten verwendeten Differential-
gleichungen. Die Gleichungen (5) und (9) integriren sich unmittelbar nach (U
(2); in der Gleichung (8) treten nebst der bereits bekannten Grösse 6V und ihrec
ersten Differentialquotienten nur Quadraturen auf. Aus dem Werthe Z lässt sich
/ leicht ermitteln; es ist nach (6):
daher
J!l- _ 4£t f_*_V
nicht unmittelbar integrabler Form.
for die ersten beiden Glieder die erste, fUr die beiden lettten Glieder die zweite Form.
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Mechanik de* Himmels. 47. 18- 409
Nimmt man als Fundamentalebcne die ungestörte Bahnebene, s»o ist / = L
zu setzen.
Um hiernach die Störungen zu berechnen, braucht man die Ausdrücke
— , — und £Til.
dr dz
Was zunächst die letztere Grösse anbetrifft, so hat man offenbar
rf'a = "Ä'"; <lla>
denn entwickelt man alle Variabein nach cos und sin der Vielfachen der mittleren
Anomalien, so werden nur diese nach der Zeit veränderlich sein, das totale Diffe-
rential nach allen Veränderlichen des gestörten Himmelskörpers wird daher
gleich dem totalen Differentiale nach der mittleren Anomalie. Zur Bildung
dQ
des Ausdruckes r— hätte man in dem Ausdrucke für il vor der Einführung
dr 0
der mittleren Anomalie zu differenziren. Da aber r = <j(l -+■ 7) ist, und a
nur durch diesen Werth, nicht aber durch andere Variable eingeführt wird,
so wird
£42 da dii J_
dr~ da dr ~ d a l+a'
folglich
dQ dä
rTr = ada db)
welche Operation auch auf den entwickelten Ausdruck von 42 angewendet
werden kann.
48. Beispiel: Es sollen nun hier beispielsweise die Ausdrücke bis ein-
schliesslich den ersten Ordnungen der Excentricitäten und Neigungen ent-
wickelt werden. In der Zerlegung 87 (4) ist 42" von der zweiten Ordnung der
Neigungen; für die Differentiation nach x müssen diese Glieder mitgenommen
werden, weil sie sich durch die Differentiation um eine Einheit erniedrigen;
hingegen können sie bei der Differentiation nach r weggelassen werden. Man
hat daher für die hier festgesetzte Näherung:
du du_ da air
dr - Cr ' dz _ dz ' {{)
Für die Entwickelung von 42' kann der bereits berechnete Ausdruck 87 (20)
verwendet werden; mit den Ausdrücken 87 (21) wird für den vorliegenden Fall:
Q = M- M' +
ü' = 1k* m' {lB<x)cos xQ — ae cos Afl cos xQ
dßM _ \ W
- a'e'cosAfl-^- cosxQ — (2esin M — 2c' sin M')2xß™sin xQ\-
In den in 87 entwickelten Ausdrücken für 42" erhalten C, C0 die Ausdrücke
34 (3), (5); da p, r' von * unabhängig sind, so wird nach 87 (4):
und indem man in C *0 die von z unabhängigen Glieder weglässt:
(C0) = — r'z sin (v' + k0') sin J — zz'cosJ ,...„.
(0 «= — 2r'z sin (»' ■+■ -„') sin J - 2*«' cos J -+- *».
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4io Mechanik des Himmels. 4*.
Da übrigens z' von der Ordnung der Störungen des störenden Himme.
körpers ist, so wird man *' = 0 setzen können, und hat:
cü"
dz
|r' ■+• *V) sinj-h z _ sin(v' + it0' sinj\
Hier sind noch die von dtr Excentricität abhängigen Glieder wegzclassc:
und es wird
cii i 1 1
Schreibt man Kürze halber r0 — 7t0' = x, so wird Q = Af — Af' + /, ur.
ti' « 2*»w' |22f<"W{x,l/- xiV'H- x/) - ±**2 -4- l)Af—xAT +i/
H- — xil/' -4- xx)]]
— la'e'l -jjr [cos [xM-(x+ \)Af' -4- x/J <w [xAf — (x — l)i»T + 17J
— ^x^W[^[(x _ |)J/- xAf H- xx] - <™[(x 0^- X/J1
H- /2x^»)[w [xA/-(x+ 1) J/1 -4- xyj — cos [xAf— (x — -t- xyj).
Führt man hier, da die Summen von — oo bis + » iu nehmen sind, i."
den Gliedern, in denen x — 1 vorkommt, den Summationsindex x = — t «■
so folgt daraus, da dann x' ebenfalls von — oo bis -4- oo geht, und 2?,'
= JJ-"> ist:
ö' = 2k* m' [lBMcos{xAf-xAi'+ xy)- ac2^£-cos[(x + \)M — xAf+ »zi
- a'e'2^^- cos[xAf-{x -4- l)J/'-4- xyj + 2*2x£0<*W[(x -h xAT+^
-f- 2^'2x^0(*W [xAf — (x -4- 1)^/' -4- xyj}
ö» = 2*» «' (2 B™ cos{xM — xM' + xy)
-4- 2-r'2(xi?(*) - *a' cos [*Af - (x + 1) JT -4- xyj).
. ri
Um den Vorgang zu zeigen, nach welchem der Ausdruck Jd'ü+r
gebildet wird, soll dieses Beispiel weiter entwickelt werden1). Bei der DifTerentiit *
nach Af0 werden alle Werthe verschwinden, welche von Af unabhängig s*:.
scheidet man diese Glieder aus, und transformirt zu diesem Zwecke ds*
Summationsindex so, dass überall x Af auftritt, wodurch man in allen Summe:
das Glied für x = 0 absondern kann, so wird:
ö' - 2k* m' l£W - 2 e \B^^\^r) «» - y)- c' a' cos JT
+IßMcos{xAf xM'^y)+2cl{(* - \)B^)-\a—f-a— \cos[*Af-(*- l)AT*^']
H- 2<?'2 (xJW- \a' ^jjjjty cos[xAf-(x -4- \)Af' -4- xX)|
l) Vergl. auch Mecanique Celeste , Bd. I, 2. Buch, 6. Cap.
oder
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Mechanik de« Himmels. 4P. 41 1
- ^ d'Q' = Ik^m'^xB^s.n (xAf - *Af 4- xX) (4)
4- 2^2x ((x - l)i?t«-M- 4a ^S* — ) [xJ/- (x - 1)J/' + (x - l)yj
4- 2^'2x(x^"i- ia' sin[xM-{* 4- \)M' + xyjj
/**2' = *C4- S^'m'js ^ _ * + y, 2?<«W(xJ/ - xJ/' 4- xX) (4 a)
^^^^(x-l^^T^'^"1^ ^-ia^-)^[x^-(x-l)^-H(x-l)x]
— e'aa' cos Af 4- 2a ~°— <w (xj*/ — x J/1 -l- xy)
4-2,2((x-l)«
x« -gj- - i **' J^y^M- (x 4- l)J/> 4- xX)J
+2,2 [((.- !)*<«-»-,« . (
LV ' <*a y x|t_(x-l>'+(x_l)z'
[(x^>_ 8*n — , ^ , — , +
[\ 0 1 0«' / xjx — (x 4- 1>' 4- x^
Der Ausdruck (5) ist nun in die Gleichung 47 (5) eiix
liat man für den Coefficienten von (r8r) eine Constantc
man dementsprechend in erster Näherung r0 = a, so
4-
Die particulären Integrale werden
ij = i/>; ul/ = j/ä J/; z9 = »J" -« _j£
In den beiden Gliedern C,.^ 4- C2xs ertdEfc nt tänc De kh
Potenz der Excentricität abhängigen Glieder der «tlixmsds: irt-w^mtf.
man diese als gegeben, so reducirt sich <Se CStscrunjc fiT 5iJ air
ized by Google
4io Mechanik des Himmel*. 4*.
Da übrigens z' von der Ordnung der Störungen des störenden Himmel
körpers ist, .so wird man *' ■= 0 setzen können, und hat:
eil" , \r'sin(v' -+■ r0') sinj -\- z sin(v' -h it0' >sht/\ .
- ~* m | p r,, j
Hier sind noch die von der Excentricität abhängigen Glieder wegzulasse:
und es wird
CÜ i I I
=lk*m' sinJU' sin(M' + KQ')lBWcosxQ— J/'«(J/' + Op- s- y- ^
Schreibt man Kürze halber r0 — *0' = so wird Q — Af — Af' /,
ör = 2k* m \2B^cos(xA/- xAf'+ xX) - \oe2 d-^[cos[(x -h l)Af— xAf r./;
■+- — — xM' h- xx)]]
— la'e'l [cos [xAf-(x -f- xyj -+- <w [xjV — (x — 1)3/' -f- x7J
- elxBj^[cos[(x - \)Af-xAT + xy] _ + xM' -t- xyj]
H- /2x^0C)[^[x^/_ (x -+- \)AT + xx] - <w[xJ/-(x - l)ifcT -t- xyJJ.
Führt man hier, da die Summen von — oo bis + » zu nehmen sind, r
den Gliedern, in denen x — 1 vorkommt, den Summationsindex x = — x' ca.
so folgt daraus, da dann x' ebenfalls von — oo bis -f- oo geht, und 2f/
= Ml'** ist:
ö' = lk*m' {lßMtos(xAf-xM'+ xX)- ael^-cos[(x + \)Af — xAT + v]
- a'c'2^-cos[xAf-{x + l)M'+xy}+1elxBWcos[{x+ \)M~xAf+*i
■+■ 2c'2xB^cos[xM-(x + \)Af -h xyj(
oder
ß' = 2*» m' \l BW cos (xM — xM' + xy)
4- 2tl(xßW-±a?^} cos[(x + \)M-xM' xyj
xirW - \a' ^fyj cos [xM - (* + 1) J/' + xyj|.
Um den Vorgang tu zeigen, nach welchem der Ausdruck fd'Q+rr
gebildet wird, soll dieses Beispiel weiter entwickelt werden1). Bei der Differential ~
nach Af0 werden alle Werthe verschwinden, welche von Af unabhängig
scheidet man diese Glieder aus, und transformirt zu diesem Zwecke de:
Summalionsindex so, dass überall xAf auftritt, wodurch man in allen Summ«
das Glied für x = 0 absondern kann, so wird:
- 2 c \£U)+iaZj*-) cos {AT - /)- <V cos Af
(x - l )B^-\ a— f-— \cos\x Af-(x - i)if+(t - 1 ,
-+- 2c'2 (x^<*>- \a' ^^-^cos[xAf- (x + l)Af + x/)|
l) Vergl. auch Mecanique Celeste , Bd. I, 2. Buch, 6. Cap.
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Mechanik de« Himmels. 48. 411
2f'Z [xa
- 1 d'W = Ik^m'ilxB^s.n (xM - xM} 4- x/) (4)
(x - i)#<"-«>- — ] «* [*^- C* ~ 1)^' + (* - OxJ
4- 2<r'2x(x^<*>- \a' -j^rj sin[xM — (x+ I }M' 4- xyjl
r _i _ Zi>my-?Z- -,(3* + <o, (AT - X) -
- V^-f 4- 2a cos (xAf- xAf 4- xy)
(_ , ). «J- i t-fc- )r«[* AT- («- !)*•+(«- 1 W
« \( , , 2xa
" - ^JJ «• t* M - <" + » ^' + «xij •
Der Ausdruck (5) ist nun in die Gleichung 47 (5) einzusetzen; dabei aber
hat man für den Coefficienten von (rhr) eine (konstante anzunehmen,
man dementsprechend in erster Näherung r0 = a, so folgt:
Die particulären Integrale werden
*j = j/« jx/ — */« J/; z% = ja / = <W Af.
In den beiden Gliedern C,*, 4- Caa2 erhält man daher die von der erste«
Potenz der Excentricität abhängigen Glieder der elliptischen Bewegung. BetracVktet.
man diese als gegeben, so reducirt sich die Gleichung 47 (2 b) auf:
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412
Mechanik des Himmels. 48. 49.
Die Ausführung der Integration ist nach den Bemerkungen auf pag. 124 des
I. Bandes ohne weiteres klar. Integrationsvariable ist an Stelle von / die Zeit /.
Die Störungsfunction setzt sich aus Gliedern zusammen, bei denen sich unter den
Argumenten der trigonometrischen Functionen auch der Werth m = 1 vorfindet;
damit ist aber das Auftreten von Seculargliedern der Form tsinqt verbunden. Diese
können aber vernachlässigt werden, wenn man die Secularvariationen der Elemente
auf. Diese giebt in (r6>) ein Glied
H V oa )
welches sich mit dem constanten Gliede a des Radiusvectors verbinden würde.
Ist aber a die thatsächliche mittlere Entfernung des Himmelskörpers, so können
constante Zusatzglieder nicht mehr auftreten, und die Integrationsconstante C
wird so zu bestimmen, dass das letzterwähnte Glied verschwindet; d. h. es wird:
C= - 2k*m'a^f*-.
Substituirt man dann den erhaltenen Werth für ö> und die Werthe (4 a),
(4 b) in 47 (8), so folgt 8Z. Zu bemerken ist, dass aus den constanten Theilen
der Entwickelungen der Zeit proportionale Glieder entstehen. Ist C" der
— . T- von + - e.*0— L^.
tion der letzten beiden Glieder von (8) entsteht, so wird in iL ein Glied
kvW^Äc + c" - (* c + ™'m'a ^) ]
auftreten. Die Constante C' + C" verbindet sich mit der Constante Z0 der Epoche,
und das von / abhängige Glied wird durch Einiührung des Werthes von C:
(1 . d£W\
T-—^= 26*m'a -a-°- ) /.
Der hier auftretende Coeffkient von / ist die in 42 mit X bezeichnete Grösse.
49. Die canonische Differentialgleichung. Setzt man voraus, dass
in der Differentialgleichung
4tt + fV)y = •(/. y)> CO
welche in dieser Form in der Störungstheorie immer wieder auftritt und daher
als canonische Differentialgleichung der Störungstheorie1) bezeichnet werden
kann, $(/, y) sehr klein ist, etwa von der Ordnung der störenden Masse, und <p (/)
sich von einer Constante nur um ebensolche Glieder unterscheidet, so dass
?(0 = P + <K0
ist, so kann das Glied <|»(/)*.y mit <D(/, y) vereinigt werden, und die Gleichung
geht über in
welche mit 47 (1) zusammenfällt. Denkt man sich P in eine Reihe von tri-
gonometrischen Functionen entwickelt, so dass
') Eine Verwechselung mit der von Jacobi eingeführten » canonischen Form der Differential-
gleichungen der Bewegung« kann aus dieser Bezeichnung nicht entstehen.
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Mechanik des Himmels. 49. 413
/> = Ii, cos (x,/ 4- Kx) 4- lk: sin (x// 4- AT,') (3)
ist, wo in der Rntwickelung entweder Sinus oder Cosinus auftreten können,
oder auch beide Functionen mit denselben oder auch verschiedenen Argumenten,
so erhält man, durch Substitution dieser Glieder in 47 (2 b) die entsprechenden
Zusatzglieder, wenniVs=y^ gesetzt wird. Noch einfacher erhält man dieselben,
wenn man das Integral sofort in der Form voraussetzt:
y = hx sin Yp* + h^cos Ypt 4- ll.cos (x,/ 4- AT,) 4- 2/,' sin (x// 4- A*u) (4)
wo jedem Gliede der Reihe (3) ein Glied in dem Integral (4) entspricht. Sub-
stituirt man (4) und (3) in (2) so erhält man leicht:
'■=,-V' v-T-a*- (°
Enthält P ein constantes Glied *0, so wird auch y ein solches /0 erhalten,
und es wird
Durch die Integration entstehen daher die bereits im I. Bande pag. 127 er-
wähnten secwlaren Glieder, wenn eines der x oder x' gleich Yfl 'st» ur-d lang-
periodische Glieder, wenn diese Gleichheit sehr nahe stattfindet.
Für den Fall nun, dass die Grösse /'Glieder mit dem Argumente (}///4- AT)
enthält, wird die Integration in dieser Form unmöglich, und es wird die Aufgabe
entstehen, die Integration s>o vorzunehmen, dass seculare Glieder nicht auftreten.
Der erste Versuch in dieser Richtung rührt von d'Alembert her1). Im
wesentlichen kommt seine Methode darauf hinaus, die Differentialgleichung
" *o + Xxy 4- Xvy> 4- . . • (5)
unter der Voraussetzung, dass X0 X% Xi . . . Constante sind, durch ein Integral
von der Form
y = a9 4- ax cos (kv 4- A) 4- <*, cos 2(Xz> 4- A) 4- . . . (5a)
zu integriren. Führt man diesen Ausdruck in die Differentialgleichung ein, so
bleiben ax und X unbestimmt, was in der Natur der Sache gelegen ist, da dieses
die beiden Integrationsconstanten der Differentialgleichung zweiter Ordnung sind,
während sich für die übrigen Constanten die Werthe ergeben2):
a0 = X0 +±X3a* 4- . . . -+■ X0Xl 4- Xt 4- SX^XJa* 4- . . .
*,= - \X9af 4- . . + i*0*i>«.,+ • • • (5b)
X = 1 — $XX — |A>« - ... - XtXt-iXf-iAXtXt+ÜXtW • •
Ein Mangel, welcher dieser Methode anhaftet, ist, dass die X als Constante
vorausgesetzt werden. Dass die Form des Integrals als bekannt vorausgesetzt
wird, ist nicht so wesentlich, da es naheliegend ist, dieselbe anzunehmen, indem
sie den analytischen Ausdruck für die Bewegung der Apsiden enthält (vergl.
den I. Band, pag. ia8).
T. Maver8) bringt die Differentialgleichung auf die Form (5), wobei
X „ 2P P% l' Y .
') Memoiren der Pariser Akademie für 1745, pag 383.
*; Vergl. auch O. Backlund in den AstTon. Nachrichten, No. Z46o.
3) »Theoria lunae juxta systema Newtoniamm«, Londini 1767 (pag. 17).
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4 «4 Mechanik des Himmels. 49.
ist, und X, Y störende Kräfte sind, und integrirt die Gleichung nach der Methode
der unbestimmten Coefficienten.
Von wesentlicher Bedeutung waren die Arbeiten von Lagrangr und Laplace-
Lagrange x) schreibt die Differentialgleichung in der Form
~f 4- K'y 4- L + *My* 4- «'iV>3 -+- . . . = 0, (5)
wobei aJ/eine Function der ersten Ordnung der störenden Massen, a» N von der
zweiten Ordnung u. s. w. ist. Setzt man zunächst Af*=0, N — 0, L constant,
so wird das Integral
/ r Z
y = J cos Kv 4- j£ sin K v 4- ^ {cos Kv — 1) (5a)
wo /, i> die Integrationsconstanten sind. Setzt man der Einfachheit wegen
/ Z
^ = 0, -g 4- = F und substituirt, so erhält man:
-,"3 +A»;+Z+aJ/ y 2aM-£r cos/Cv-\ ^— cos2Kv+. . . (6)
Das Integral dieser Gleichung würde aber, auf dem gewöhnlichen Wege integrirt
Glieder von der Form t sin Kt ergeben. In (5) würde nämlich jedes Glied
a cos^Kt 4- Ä) ein Glied mit dem Nenner Ä"* — geben; um diese Glieder zum
Verschwinden zu bringen, verfahrt Lagrange auf folgende Weise: Multiplicirt
dy
man (5) mit -j- = x und integrirt, so folgt:
x* 4- A'V* 4- 2 Ly 4- // -4- 2 —^-y* + A y* + . . . (7)
und aus dieser Gleichung erhält man, wenn man nun die von M, N abhängigen
Glieder vernachlässigt:
y ~ [- L ± YL*-K*H— K*x*\
Verwendet man diesen Weilh für die Bestimmung der von y* . . . ab-
hängigen Glieder in (7), so folgt hieraus, da dabei kein unendlich anwachsendes
Glied entsteht, dass y stets endlich bleibt. Setzt man nun:
y =/ 4- X 4- au. 4- a»v,
wo X, y., v unbestimmte Constanten sind, so geht die Gleichung (5) über in:
t- &*/ + A + *[B+ M/*) 4- a»(C 4- 3jVX/» 4- N?*) 4- . . = 0, (8)
wo
R* - A'a 4- 2otil/X 4- a*(2J/n 4-
A= Z 4- A'»X
C-A'»v + 24/uX -+- /VX»
ist. Integrirt man (8) nach der früheren Methode, so wird in erster Näherung
/' A
y' = cos Rv 4- ^ (cos Rv — 1).
Setzt man dieses Glied in (8) ein, so entsteht ein Glied mit cos R v, dessen
Coefficient
A ff A\
') »Solutions de diflerents problemes de calcul integrale«; Miscell. Taurincnsia III 1762/5;
Oeuvres I, pag. 469.
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Mechanik de* Himmels. 49. 50.
415
ist. Dieses Glied, welches wieder seculare Glieder geben würde, kann zum
Verschwinden gebracht werden, wenn A — 0 gesetzt wird. Dann wird
und hierdurch ist man im Stande, die secularen Glieder zu vermeiden.
Complicirter wird die Aufgabe, wenn die Functionen M, N veränderlich
sind. I.agrange erhält dann die Differentialgleichung
j£ + A" V + « {^y cosHv + ^ ^ sin Hv^ - T, (9)
welche er durch Einführung der Functionen:
y cos Hv — u y cos 2 Hv = w
y sin H v = U y sin 2 Hv = IV
auf ein System von fünf simultanen Differentialgleichungen in y, u, w, £/, W
zurückführt.
I.aplace leitet zur Elimination der Secularglieder zwei Methoden ab; die
eine besteht im Wesentlichen in Folgendem:
Erscheint das Integral einer Differentialgleichung (1) in der Form
y = X+tY+t*Z,
wobei X, Y, Z . . , periodische Functionen von / und von gewissen constanten
Parametern sind, so werden sich die ausserhalb der trigonometrischen Functionen
vorkommenden Coefficienten /, /5 . . . zum Verschwinden bringen lassen, wenn
man die in den Functionen X, K, Z enthaltenen Parameter nicht mehr constant,
sondern veränderlich ansieU; führt man für die betreffenden Parameter, welche
nichts anderes sind, als die elliptischen Elemente, die Grössen S, H . . . ein,
so erhält man für die Bestimmung derselben gerade die Diöerentialgleichungen
40 (8), (9), welche die Secularveränderung der Elemente bestimmen. Daraus
folgt, dass man die Secularglieder im Radiusvector und in der Breite einfach
weglassen kann, wenn man nicht feste Elemente zu Grunde legt, sondern die
Polarcoordinaten auf die um die Secularvariationen corrigirten Elemente bezieht.
In den durch die Differentinlgleirhungen 47 (5) und (9) gegebenen Ausdrücken
sind d.inn nur die periodischen Störungen beizubehalten. In Gleichung 47 (8)
treten in 8r auch nur die periodischen Glieder ein; für die durch die beiden
Integrale auftretenden Secularglieder gilt das in 42 Gesagte.
Nach der zweiten Methode werden die Elemente als constant vorausgesetzt,
und die Secularänderungen von Knoten und Pericentrum direkt durch die
Integration der Störungsgleichungen für Radiusvector und Breite erhalten. Die
Auseinandersetzung dieser Methode s. u. No. 59.
Die Wegschaffung der Glieder gelingt auf diese Weise nicht vollständig.
Bei Berücksichtigung der höheren Potenzen der Massen erscheint zunächst wieder
die Zeit als Coefficient der periodischen Glieder \at cos (a/ -f- X)], später auch in
nur secularen Gliedern \at\. Erfolgreicher waren in dieser Beziehung die Be-
strebungen der neueren Zeit, über welche später in den §§ 71 ff. gesprochen wird.
50. Ideale Coordinaten, Hansen's Methode der Störungsrechnung.
So einfach wie die vorliegenden Entwickelungen werden nun dieselben bei der
Mitnahme der höheren Potenzen der Excentriritälen nicht. Wesentlich complicirter
gestaltet sich die Durchführung aber, wenn man auch die höheren Potenzen der
Massen berücksichtigt. Zunächst dürfen dann in 47 (4) die von (8f)8 abhängigen
Glieder nicht vernachlässigt werden, und ebenso würden in 47 (8) rechts Glieder
auftreten, welche die zweiten Potenzen der Störungen explicile enthalten. Deshalb
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416
Mechanik des Himmels. 50.
hatte auch schon Laplace für seine Mondtheorie die Differentialgleichungen {D,
gewählt1). Die Berücksichtigung der höheren Potenzen der Excentricitäten üdg
Neigungen wird aber eine Notwendigkeit bei den kleinen Planeten, dem
Excentricitäten und Neigungen wesentlich grösser sind, sehr oft beträchtlicher a-i
diejenigen der Mercursbahn; eine K.xcentricität über 19° haben*): (33) mh
<p = 19° 40' 2 ; (164) mit <p = 20° 17 -9; (183) mit 9 = 20° 18' 2 und (324; tri:
= 1 9 0 4 1 '"5; die grössten Neigungen finden sich bei (2) mit * = 34s4)'$:
(31) mit / = 26°28'1 und (183) mit / = 26°26'0
Schon bei den erstentdeckten Planeten machte sich dies bei der Be-
rechnung der Störungen als Uebelstand fühlbar. Für die Planeten (2) und (ä
sind die Excentricitätswinkel <p = 13° 4\'ü, bezw. 14° 43' 6, die Neigung
/=34°41' 8. bezw. 13° 19. Da überdies die grosse Nähe des Jupiter der
Einfluss der störenden Kräfte bedeutend vermehrt, so bietet die Bestimmung der
Störungen der kleinen Planeten nicht unbedeutende Schwierigkeiten.
P. A. Hansen hatte nun, um dieselben zu heben, bei seiner Berechnung de:
absoluten Störungen eine von der früheren prinzipiell verschiedene Methode ar-
gewendet. Die Unterschiede bestehen: 1) in der Einführung der >idealet
Coordinaten « , 2) den Entwickelungen nach der excentnschen Anomalie and
3) der numerischen Integration und Multiplikation.
Unter idealen Coordinaten vergeht Hansen3) solche, welche die Eigen
schaft haben, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre ersten Differentül-
quotienten nach der Zeit in der gestörten Bewegung dieselbe Form haben, trie
in der ungestörten Bewegung. Sie verhalten sich demnach zu irgend welcher,
anderen Coordinaten, wie osculirende Elemente zu beliebigen anderen Elemente-
Sei in der ungestörten Bewegung irgend eine Coordinate (rechtwinkelige oder
polare) u, und sei dieselbe als Function der Zeit und der constanten Elemente:
du
u = F[ß, aQ, c0, «>„, &0. i0, A/M) ; jj =/(/, a0, e0, <o0, £0, r0, J/W),
so wird in der gestölten Bewegung ebenfalls:
dU
U - F(t, a, e, <«, &. /, M0)\ d~ = /(/, a, e, o>, ß, /, Af0)
sein, wenn man einzelne oder alle Elemente nunmehr veränderlich annimmt
Hieraus folgt, dass, sofern man es nur mit ersten Differentialquotienten zu tr.on
hat, d. h. mit Entwickelungen von ersten Differentialquotienten, oder mit detr
Uebergange von diesen auf ihre Integrale, in den Ausdrücken für die idealer
Coordinaten die Elemente als constant angesehen werden können, und dw
Infinitcsimalopcrationen nur in Rücksicht auf die explicite vorhandene Zeit
vorzunehmen sind. Um diesen Vorgang besonders zu charakterisiren, fuhrt
Hansen für die ausserhalb der Elemente vorhandene Zeit einen andern
Buchstaben t an Stelle von / ein, und unterscheidet die hierdurch ent-
stehenden Ausdrücke von den mit den veränderlichen Elementen zu berechnen
den durch besondere Typen. Es möge die zu U gehörige Coordinate, wenn in
>) S. hierüber § 66- Ausführliche Entwickelungen der Störangsfunction finden sich t. E-
in I'ont£coulant, Theorie nnalytique du Systeme du monde, Bd. 3, 4; in den Annahm £c
Pariser Sternwarte von Lp. Vkrrif.r ; in den Astronomical Papers III Bd. von Nkwcomb u. s. »
*) Vergl. hierfür den Artikel .Planeten«.
8) Hansen, Auseinandersetzung einer iwcckmüssigen Methode die absoluten Störunge:
der kleinen Planeten zu berechnen Abhandl. der königl. sächs. Gesellach. der Wissenschaft«
Bd. 5, 3. 7; A. N. No. 166, 244, 425, 799, 882.
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Mechanik des Himmels. 50.
4»7
derselben die Elemente als Consta rite, und nur / als Veränderliche angesehen
wird, also t an Stelle von / gesetzt wird, mit £/" bezeichnet werden. Soll dann
nach den vorzunehmenden Differentiationen wieder / an Stelle von t restituirt
werden, so wird dieses dadurch angedeutet, dass der betreffende Ausdruck Uber-
strichen wird; es bedeutet daher
dJT rdUy
— I^LJt, (b)
dass in dem Werthe von U die Elemente als constant anzusehen sind, d. h. x
an Stelle von / zu setzen ist, dann nach t zu diflerenziren ist, worauf bei (a)
nach vollzogener Differentiation wieder t durch / zu ersetzen ist. Bei (b) ist
noch nach / zu integriren, und nach der Integration / für t zu setzen. Schreibt
dU
man » so wärc das Resultat dasselbe, wie bei (a)t aber es wäre nach / total
zu differenziren, d. h. es wären auch die Elemente als veränderlich anzusehen.
Wenn aber U eine ideale Coordinate ist, so werden nach der Differentiation
die von der Veränderlichkeit der Elemente herrührenden Glieder von selbst
wegfallen, welche bei der Differentiation nach t gar nicht entwickelt zu werden
brauchen.
Ist weiter L irgend eine Function von idealen Coordinaten, oder osculirenden
Elementen, so wird zufolge der angeführten Eigenschaft derselben auch der erste
Differential quotient von L im Resultate identisch, ob man auf die Veränderlich-
keit der Elemente Rücksicht nimmt oder nicht. Man kann daher auch derartige
Functionen als ideale Coordinaten im weiteren Sinne bezeichnen1).
Sind nun x, y, z ideale Coordinaten, so werden in den Transformations-
formeln 2 (1), x' y z' ebenfalls ideale Coordinaten sein, wenn
d'i\ ^T*
x sf + > -37 + "sf -°
ist. Substituirt man in diesen Gleichungen die Ausdrücke 2 (1), so erhält man
mit Rücksicht auf 2 (13), wenn hier X, jt, v an Stelle der bereits in anderer Be-
deutung verwendeten Zeichen q, r gesetzt werden:
vy' — ja*' = 0; Xz' — vjc' = 0; fiJC* — Xy' = 0. (2)
Da die Gleichungen (1) immer erfüllbar sind, weil vermöge der Gleichungen
2 (14) die Determinante der Coeffkienten
dat d$9 dtt
2=C dt dt dt
verschwindet, so wird es unendlich viele Systeme idealer Coordinaten geben;
setzt man noch fest, dass z' = 0 sein soll, d. h., dass die ^'K'-Ebene stets durch
den gestörten Radiusvector gehen soll, so folgt aus (2): v = 0, d. h.
ßi 77 + ßs ~dt+t* ~dt 0 "dt H"a» Ii ^ 8 dt U w
Die beiden ersten Gleichungen 2 (11) geben
dn da9 <**i_ft a .0 ^H-ß ^-0, (3a)
**~di +**~dt +**~dt 0 Vi-dT dt dt
') 1. c, Band VI, pag. 96.
Vaum-tver, Astronomie. IT. 27
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418 Mechanik des Himmels. 50. 51.
daher nach bekannten Sätzen der Determinantentheorie aus (3) und (3aV
und ebenso fiir die Differentialquotienten der ß; somit nach 2 (8), (9) und (10)
</«, da3 da3 d$x d$t d^ t
~dt 'IT '~d7 ~"d7 ' dt ' dt -Ti.7i.7i.
folglich nach 2 (12), (13):
Aus den Gleichungen 2 (1) folgt durch zweimalige Differentiation für *' — 0
wegen der Bedingung, dass x,y, t ideale Coordinaten seien:
^/■""»"^""•"P' i//*~ai </7» ~*"P> + <// <// <r7 dt
ebenso für y, z, und daraus:
d*x d*y d*z dx' s dy'
^It+^lt+Ulf- -»-dt + X TT
Die Differentialgleichungen 12 (1) geben daher
dx> ^ dy' ,xm s *, n *' a° ,*\
-*-dt +x-dt~ ~{M+ m)/{r) 7~!7>- (5)
Verbindet man hiermit die dritte Gleichung (2):
— px' -4- X/ = 0,
so erhält man
Da nun
, dy fdxl r-
x dt ~y dt =*°yr
ist (#' y sind ideale Coordinaten, stehen daher mit osculirenden Elementen in
derselben Beziehung wie in der ungestörten Bewegung) so wird, wenn für X, jj. ihre
Werthe aus (4) substituirt werden:
d* yy' dü dfc_ nx' da
dt'-Jk0ypJi" dt- + &0yp d*>' {()
Zwischen den in den Gleichungen 2 (21) auftretenden Winkeln tu, ß, i,
welche im allgemeinen von einander unabhängig sind, wird aber hier gemäss
den Beziehungen (3) eine Beziehung bestehen. Der Werth von u> werde in
diesem Falle mit — a bezeichnet; setzt man die Werthe 2 (22) in die Gleichung (3)
ein, so erhält man
d& da
ü = (ß,a1-ß1a,)^7-^?-
d* da .da
Tt=^-dt=C0Sl-dt' (8)
Unter der hier gemachten Voraussetzung fällt daher die .Af'-Axe nicht in
die Richtung des Perihels. (? bedeutet daher nicht den Abstand des Perihels
vom Knoten.)
51. Differentialgleichungen für Länge und Radiusvector. In der
Ausführung geht Hansen von den in 26 abgeleiteten Differentialgleichungen
aus, welche jedoch gegenüber der ihnen von Hansen ursprünglich gegebenen
Form für die allgemeinen Störungen etwas modificirt sind. Mit den idealen
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Mechanik des Himmels. 51.
419
Coordinaten r, v, welche sich aus den osculirenden Elementen a, e, . . . nach
den Formeln
M = M0 + y.t ~ E — e sin E + *
r cos v =» a{cos E — e) ^_
r sin v — a cos ? sin E " (1)
ergeben, stellt Hansen die Formeln
Af - + &MQ 4- ,x0/ = _ /0jm r = r0(l + v)
r0**r V=* a0(cos£' — <©} /— Kh- *0 (2)
r0 x«» T — «0 * w «p0 fw E' u.0 ~
zusammen, in denen a0, *0 . . . constante Elemente sind. Vergleicht man diese
Formeln mit 26 (IV), so sieht man, dass die dort in zwei Theile zerfällte Störung
in V und N hier zusammengezogen erscheint1), da N den constanten Werth u0
hat. Man hat daher dN\ dt = 0 und
wobei hier p0 an Stelle von p gesetzt ist, weil die in 86 (5) eingeführte Grösse p
eine Integrationsennstante bezeichnet und der Index >0c dort nur wegblieb, weil
die Elemente daselbst Überhaupt nicht veränderlich waren. Substituirt man hier
für dV:dt den auf pag. 346 erhaltenen Werth, so folgt:
*.YF. t$ (> + ^f) - *.VF. + fQ".
daher, wenn v eingeführt und die corrigirte (gestörte) Zeit / -l- A/ — ^gesetzt wird:
dT % dbt \ ( 1 - \
<*7 (1 ' + v)>
Die DifTerentialgleirhung für v wird aus 26 (12) erhalten; es ist
(3)
(4)
Dann ist bAf0 = jx0A/ und die Coordinaten des Himmelskörpers werden
aus (2) erhalten.
Um diese Gleichungen in für die Praxis verwendbarer Form zu bringen,
werden die Grössen v und T durch osculirende Elemente ausgedrückt, in welcher
Form sie dann als ideale Coordinaten behandelt werden können. Aus (1) und
(2) erhält man zunächst durch Vergleichung / =«= 1/ -t- = *0;
a l + ecosv r0a r0 „ . . __ . . v,
7 = cos*9 7t% = a0cos>9 [l +eC0S VC0S^ - *o) + esin ysm(* ~
und da
Tf9=cos^9-^e.cosV
') Diese» ist jedoch nur ein rein formaler Unterschied; dem Wesen nach ist die Methode
dieselbe: die Berechnung der Störung der mittleren Anomalie.
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420 Mechanik des Himmels. 51.
An Stelle von a, et n werden nun drei Funktionen \, tj, y derselben einge-
führt durch die Beziehungen:
t* = f*o(l + X) (ß) e sin^ — ro) = {7)
e cos(k — ic0) = £ f f *90 s'n To-
Quadrirt und addirt man die beiden Gleichungen (7) und zieht von der
Einheit ab, so wird
cos* <f = [1 — 2 isin ?0 — (V 4- n*) ?©] '<"2 ?o (&)
während die Gleichung (5)
wird. Bestimmt man hieraus 1 4- v, setzt für a, a0 ihre Ausdrücke durch HS f*0
ein, so wird mit Rücksicht auf (6) und (8):
, + , _ _!_-««<.». -«»-H«)«»»» {10)
Weiter ist, wenn ir ein osculirendes Element, daher /eine ideale Coordinate ist:
d[ _dv dV dv dv o»
dt~ dt ~ dt'* dt ~ * äM~ * x* C0S*
somit
dV dV dAf a0* dMl jr0» </;T
,// ~ dM' ~dT = 7f co"*» -dT = *°T0> <os^~di'
dT fi <j» r,,* cosy
~dt ~~ a~* ~r* cos^ '
OD
r0a
Führt man hier für -— - seinen Werth aus (9) und für — seinen Werth
aus (8) ein, so folgt:
dT f1 ^^^+1^ *Y
--■ «fl 4-v} ^ ^ 0 / 02)
<r7 U+7J[l-2^m?0-(^+V^>?o]*"
Die Formeln werden etwas einfacher, wenn man an Stelle von x das
Verhältniss der Parameter
i - •* • (7i)
einführt. Dann wird aus Gleichung (11):
dT = l/iL r<? » . rt/ o
r a0 <w?0 r2 ~ ^ 4- v)> ' <//■ ~ (1 4- v)8 u^
und aus Gleichung (9):
-Ü--A
1 4- v
= 1 4- 6 — <w ^4- tj ^ «'« K
Die Gleichungen (13) und (14) bestimmen gemeinschaftlich die Werthe von
d T
-jj und v durch die Grössen £, tj, ft. Man kann an Stelle einer dieser
Gleichungen auch eine beliebige Combination derselben setzen. Nun ist
dT
iT _ 2ft 1 +2v 2Ä T v» ]
dt ~ 1 + v (1 4- v)* Ö 9 [ 0 + v)* J
idmck
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Der Ausdruck
IV
Mechanik des Himmels. 51. 421
erhält, da d sehr nahe die Einheit ist, stets kleine Werthe, und man erhält:
♦•(^"-«'«■•(rh)* c.o
Da T und v den Charakter idealer Coordinaten haben, so erhält man aus
(13) und (16):
dT d dT
dx (1 H- V)» ' </t
und durch Differentiation nach x
</»7" d*_
dx* dx
dH 1 -h v
~dx
d*T dir dT 2v dj_ dJT_ d 2v'd ^
<rv ar </t * (i v)» ~ dr (i + v,)«~t"(i + v')a </x •
folglich
" </x * (1 -+■ V)' - (1+ V)» + (l-f- V)» </t
</T » cT ' dt * dT ' U '
während A/ durch die Differentialgleichung (16) bestimmt ist. Durch Integration
folgt demnach:
•-<-*/5£": ^-./['^»(li-v)']"- (,7>
Mit Rücksicht auf die ersten Potenzen der störenden Massen ergiebt sich
hieraus: .
* - < - bM-^/WJdt, (17a)
wo in JVq Störungen nicht berücksichtigt sind. Um hieraus die Störungen mit
Rücksicht auf die zweiten Potenzen der Massen zu erhalten, hat man zu
beachten, dass
ist, und daher
v = c
(17b)
Hier sind daher die Störungen v und A3/ auf drei Functionen *). & der
osculirenden Elemente zurückgeführt. In der Function IV0* sind für diese auch
nur die Störungen erster Ordnung zu berücksichtigen, welche selbst von den
störenden Kräften abhängig sind. Um diese einzuführen, kann auf zwei Arten
vorgegangen werden. Ersetzt man i, tj durch ihre Ausdrücke (7), so wird1),
da nach (1) und (2):
*" + 7r0-* = »4-r - Vist:
•) Hansen, Abh. der königl. sächs. Gesellsch. der Wissenschaften, Bd. 5, pag. 100. Bei
Hansen ist -~ für » gesetzt.
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422 Mechanik des Himmels. 51.
2 Q 2 ryfw V . x , sin V \
;r 2r° 2r.WM(* + r- K)
Um die störenden Kräfte einzuführen, muss nach / differenzirt, und tu
Zwecke zunächst e cos v, e sin v nach 1? durch die Difterentialquotienten von r
und r ersetzt werden. Es wird:
Hier sind P\ r0' nur von t abhängig, daher als constant anzusehen, tmd
nur r, vf V nebst 8 veränderlich. Da
ist, so wird:
-JT Ä 77 1 " * ~ n] di \ » J " dl
(18)
-^[_1^_K)1j--r(-)')+^-K,(
r dt* 2 dtit\
dir 2r0' \cos{r-V) \-cos{ir-V) 1 180 2r0' aö
Würde hier vor der Integration / = x gesetzt, so erhielte man sofort V = f .
r0' = r0, und da in Jf0 : r„ « nu setzen ist, so würde1)
^=^^: ^ ■ ^' " ^ *•
Setzt man diese Werthe in (17a), (17 b) ein, so verfallt man auf die Ausgangs-
gleichungen. In manchen Fällen, wo es sich nur um die Entwicklung einzelner
Glieder handelt, hat Hansen dieses Verfahren auch thatsächlich gewählt*). Im all-
dW"
gemeinen aber wird , erst nach (19) entwickelt, sodann nach / integrin,
und nach der Integration t / gesetzt8). Die Ursache ist im wesentlichen die,
dass hierdurch die Reihenentwickelungen selbst bei grosseren Excentricitäten
convergenter werden4).
In der dritten Abhandlung6) wird eine zweite Entwickelung von fVQ vor-
genommen, welche auf die Störungen der Elemente führt. Aus dem Ausdrucke
(15) erhält man
W-f---l-
% t + §1 (r£~F+ 4<o) + h Ä sin V
*) I. c, pag. ioi.
*) x. 6. Bd. 6, pag. 45.
*) Vergl. 1. c, Bd. 6, pag. 63, 76, 126, 146; Bd. 7, pag. 104 u. t. w.
*) L c. Bd. 5, pag. 89.
») Bd. 7, pag. 87.
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Mechanik de« Himmels. 51. 5!. 423
W«= X + Y (j£ cos V+ \e^ + V ^ f/« T (20)
X - | - • - 1 - ^ 5 - 1 (| - l)-3 *„)- r.]
2 2 <*°a>
Berücksichtigt man zunächst nur Störungen erster Ordnung1), so wird W9
an Stelle von W zu setzen sein, dann wird aber, wenn mit 6 die Störungen
erster Ordnung bezeichnet werden:
*-'-4(*); •-»-«»
* tttf(ic — rc0) — *0 = 6"*; * sin(n — ic0) = ^8*.
Es ist aber
dp da de
_ d7 = ""'*d7-*a'dl'>
p 1_ / , da dj\_ 1 cosy da _}__\/~a de
und demnach, da für die Störungen erster Ordnung in den Coefficienten
zu setzen ist:
db t J_ da e0 d_ /JA J_ ^?
dt ~ * a9 dt ~ cos^0 dt > dt Uj ~~ &'
daher durch Integration:
»V = - I 8 — h- 2 r + h) + 2 ~ «'« ^. (81)
52. Entwickelung der Störungen in Breite. Die Gleichungen 17 (5)
cos ß sin (X — ft) = ' sin (/ — <r)
<w ß cos (X — ß) =* <w (/ - a) (1)
J/H ß =a XI« | f /'« (/ 3)
geben die heliocentrischen Coordinaten X, ß, mit den gestörten Werthen der
Elemente u>, 1, ß und dem gestörten Werthe von v, wobei zu beachten ist, dass
die Länge in der Bahn / von demselben Anfangspunkte wie a gezählt wird, also
von dem durch (50) (8) fixirten Punkte. Es handelt sich jedoch darum, die
Störungen der Breite direkt zu finden; dabei können auch zweckmässig gleich
die beiden ersten Formeln (1) so umgeformt werden, dass sie aus Hauptgliedern,
von den ungestörten Elementen und kleinen, von den Störungen abhängigen
Zusatzgliedern bestehen. Schreibt man daher an Stelle von (1):
') Berücksichtigt man in X, T, V auch die zweiten Potenzen der Störungen, to kann
man dann sofort die Formeln (17) verwenden (vergl. 1. c. Bd. 7, pag. 95-97) : doch wird hiervon
kein Gebrauch gemacht, in pag. 98 wird auf die Formeln (17b) fUr die iweiten Potenten der
Störungen zurückgegangen.
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424 Mechanik des Himmels. 5J.
cos ß sin (X — ß0 T) = cos i0 sin (/ - A0) — sAcos a>
<w ? im (X — ft0 — r) — r«?x (/ — &0) + ^xmü> (5;
so sind die Grössen ß0, T, i0, A, w, x so zu bestimmen, dass die von s ab-
hängigen Zusatzglieder kleine Grössen sind. Da zur Bestimmung von 6 Un-
bekannten drei Gleichungen bestehen, so können ooch drei Bedingungen erfüL
werden. Bezeichnet wieder e die Basis der natürlichen Logarithmen, i die imaginäre
Einheit, so wird, wenn Kürze halber X — ß0 — T = tt) gesetzt wird:
cos ß(e+".— <-'">) = cos i0(e+W-Qo>— e-«('-Q.>) — iX/<(r+'«»-h r-'-)
wP(e+«'i+ = (e^C-ftoJ-h e-^-Qo))_ if^(e-H-— €-'•).
Diese Gleichungen geben, addirt
cos ße+'^s» J/0 e'C-ß©)-*- } /0 e- »C-ßo)_ ij^e»«. (3a1
Die Gleichung, die durch Subtraction entsteht, braucht nicht angeschrieben
zu werden, da sie durch die Vertauschung von -H i mit — i entsteht Acs
Gleichung (1) folgt in derselben Weise:
wP(e+,^-Ö)- e-'^-fl))= wi(e+i ('-•))— e -•<'-•>)
<wß(e+ift-ß>-h e-W-ß))» e+'C-«)-!- e-W-«)
f<ttße+'(*-ß) = w*|ic«'-«)-f- We_i ('-•>,
daher
rMpe^eiCßo-a+O« e-^-ßoJ^lieK'-ßo)-*- e+«' -&#>***> i*;-K'-ß«). (3tf
Die Vergleichung der dritten Gleichung (1) mit der dritten Gleichung (2'
liefert:
s = sin isin{l — a) — sin i0 sin (/ — ft0)
Iis = sin i(e-H('— )- e-iC/-t)) _ ,/« /0(r*C'-ß«)- e-«'-ßo>)
= ;m /(e-i(ßo-»)e+i('-ßo) — e-i(ao-»)e-i(/-ßo)) — sin /0(e-H<'-ßo) — e-iC'-Q.)).
Führt man den Werth von is in (3a) ein, setzt
c-"»=*y; e-i<ßo-°) = a; e-^-Kßo-ß+r)=
so wird
_y <w ß e* i s= .y r^x' \ i0 e+' (' -ßo > ^ | *0 e-i (;-ßo)
— M ^sin i e-H('-ßo> — ae-K/-Qo)^- /0(e-H</-ß0) — e-i(/-ß„))J
.v<wßeiT) = - cos9 \i e+'f'-ßo)-»- sin* \i e-W-Qo). (5>
An Stelle von 1\ &0, tu treten hier y, a, x\ s ist eliminiert; die Unbekannte
tj tritt an Stelle der heliocentrischen Länge X.
Als nächste Bedingung kann nun die Forderung gestellt werden, dass die
Ausdrücke für x und y von / unabhängig seien; dann werden in der Differenz
der beiden Gleichungen (5) die Cocfficienten von e+i^~ßo) und e_ ß«) fär
sich gleich Null zu setzen sein, wodurch man erhält:
yces*\i9 - \ ^ sin i -+- \ A sin *0 - | cos*\ i = 0
y sin* \i0 + \ Aa sin i — \A sin iQ — xa sin* \ i = 0. ^
A A
Hiermit erhält man für die Verhältnisse — und — la und *„ bleiben dabei
x y
beliebig) :
y(a* sin* \i cos*\iQ — cos* \i sin* \iQ)~ \ A[asini — stni0(a* sin* } *'-+- cos*\ij\ = 0
x{a*sin*\i cos*\i0 — cos* \isin* \i0)-\-\A{a sin i0 — sini(a*cos*^i0-\-sin*^i0)] =ü
Diese beiden Gleichungen sind durch a sin\i cos \iQ — cos\istn\iQ theilbar;
dividirt man durch diesen gemeinschaftlichen Faktor, so folgt:
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Mechanik des Himmels. 52. 425
A acos\ i0sin\i ■+■ sin\i0cos\i A acos\ f'0 wi j f -f- sin \ i0 cos \ i
y ~ cos\i^cos\i—asin\iiisin\iy * ~~* acos\i^cos\i —sln\i^sin\i
x acos\ i0 cos \ i — sin \ i0 sin J / ^ a'
y cos \ i0 cos \i — a sin\ i0sin \ i
Durch Vertauschung von + i mit — i entstehen zwei den Gleichungen (6)
analoge, in denen an Stelle von x,y, a ihre reeiproken Werthe stehen. Man er-
hält daher aus diesen:
^ cos \iüsin\i+asin\iQCOs\i ^ cos \i9sin\i -f- asin\i9cos\i
y ~~ acos\i^cos\i — sin±i0sin±i' 4 ~ cos\i0cos\i — asin\i0sin]i
y cos\ i0 cos \i — asm \i0sin \i
a cos J i0 cos ±i — sin 4 f 0 sin 4 i
— =s — 2istn tu !
y
sin i sin (g — fi0)
und da y •¥ = 2cosn,y — =* — %isinm ist, und ähnlich für x, so wird:
-(4 sin u>
x
^ ^ sin i0 cos i + cos iQ sin i cos (g — ß0)
x
^ (ft _ ft9 _ p - ("' ' + ™ ^\sin (g ~ w
cos (a — ft0 — T) = + ' '0) w (g — ft0) — ff» 1 sin i0
x = 1 + cos i cos i0 — sin i sin i0 cos (g — &0),
'0» ßo sind dabei keinen weiteren Bedingungen unterworfen. Wählt man für
ß0 eine Constante, die sich von nur wenig entfernt, so werden A, u> und s
kleine Grössen; für f erhält man
s = sin isin (/ — ft0) ;w (ft0 — g) -»- ff« 1 <w (/ — ft0) ff» (ft0 — g)
— sin i0 sin (/ — ß0).
Setzt man daher
sinisin(*- a0)=f>
sin icos (0 — ß0) — jm i0 = q, (9a)
so wird
f = qsin{l — ft0) —pcos{l — ß0) (9b)
und die Gleichungen (2) werden dann:
cos ß rf« (X — ft0 — T) = f0 ff» (/ — ß0) - f ^»^ /0 -f- 7^7^)
wpwf(X ~Äo - O = «»(/- fto) + ^ (10)
sin ß = ff« f0 sin (/ — ß0) + s.
sp so
Die Zusatzglieder — , werden, wenn s, p, q als kleine Grössen erster
x x COS t q
Ordnung angesehen werden, von der zweiten Ordnung. Da aus Gleichung (8):
sin (g — ft0) — sin (ft — ft0 — T) =
[(1 — cos i) (1 — cos f0) — sin isin i0 cos (g — &0)] ff« (g — &0)
x
folgt, so wird auch T von derselben Ordnung wie q, s; p wird numerisch
noch kleiner. Führt man an Stelle von s eine neue Variable u durch die
Beziehung
u «■ — s
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426 Mechanik des Himmel* 52. 53.
ein, so wird
Es wird daher, wenn man x an Stelle von / einführt, und den dadurch er-
stehenden Werth mit u bezeichnet:
- £fsm{r + ic0 - ft0) - T-fpcos{r + «§ - ß0)
(iu
i - ^Ä<r + «• " ^ " + »• -
Es ist aber:
/> = - ßo ~ ß» ß« ^ 7 s + ßs — ßo — *» ;t
demnach mit Rücksicht auf 50 (7):
und da y = r im /; *' *= r / ist (gezählt von der nach «0 (8) defitnus
Jf'-Axe), so wird:
dp ri»(/-flt) ?a, /f r^j(/-ft0) aa
r r0% cos i dä
77 ~ "o*oYP
63. En t Wickelung der Stör ungsfunetion für grosse Exce n tri ci titr-
und Neigungen. Die Entwickelungen haben im Wesen den Zweck, die es;
stehenden Reihen convergenter zu machen. Nebst der Wahl der CoordiiuKi
für die Differentialgleichungen und die Integrationsmethode selbst ist hienu a>
erster Linie maassgebend die Entwickelung der Störungsfunction, für wekb:
Hansen die Entwickelung nach der excentrischen Anomalie *) und wie beren
erwähnt, ein mechanisches Integralions- und Multiplikationsverfahren zur Er-
leichterung der Rechnung*) vorschlägt.
Für die Entwickelung von ist zunächst:
(*)■- er- -
r r
-2-^a[«i(p + k0) cos (v' + u0') + sin (v -h it0) sin (rV -+- *0') cos /)
a'
a = — .
a
Setzt man
cos J sin ic0' = k sin K sin *0' = sin Kx
cos tc0' = kcos K cos J cos it0' = kx cos Kx
und substituirt für r, r' ihre Ausdrücke durch die excentrische Anomalie, so virc
= 7o - Ii"**' - P, sin £' + ß,^ E'\ (3
wobei3)
•) Dieses ist nn sich klar, da der Coefficient von sin E, cos E als Function von e nur <!-*
Hälfte des Coefficicnten von stnv, cosv ist.
*) Vergl. auch Hansen: Untersuchungen Uber die gegenseitigen Störungen des Jop»
und Saturn, Berlin 1831.
') Ucber die ftlr die Praxis vortheilhafteste Form *ur Berechnung der Coefficienten f9, fv is
s. Abh. der konigl. s&chs. Gesellsch. der Wissenschaften, Bd. pag. 139.
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Mechanik de* Himmels. 53 427
70™ 1 -1- a* — 1e cos £ •+■ c* cos9 E — 2a * c'k cos (rc0 — AT)
-I- 2a (tc0 — K) cos E — 2a 9 • k sin (k0 — AT) sin £
7 , = 2 a V— 2a*i^J (tc0— AT ) -J- 2 a^rtw (tc0 - A' ) <vj .£ — 2 a w^««(i:0 - Ä") sin E
?i = — Saf^if'i, «»(i?o ~ "+■ — Kx) sin E
+ 2*cos f' kx sin (t.0 — Kx)cos E
ßf—
Hierin ist 7Ä nahe 1; 7P pt sind von der ersten, ß, von der zweiten
Ordnung der Excentricitäten. Der Ausdruck (3) kann stets in zwei lineare
Faktoren mit reellen Coefficienten zerlegt werden, so dass
(^ir)' Ä ^ " q C0S {£' ~ Q)][l ~ '» C0S + Q)l ^
Multiplicirt man, und vergleicht mit (3), so folgen die Gleichungen:
7o = C— 9 9isin* Q Pi = f?i
7i-(* + *|C)<«G Pi-(f-fiO*»C.
aus denen die Unbekannten q, qx, Q, C zu bestimmen sind, q, qx sind von
der ersten Ordnung der Excentricitäten, C von der nullten Ordnung. Setzt man
q sin Q ß, ■+■ % qx C sin Q «= %
q cos Q ■» 7, — i) (6) so wird qx Ccos Q = tj (7)
C = To ^ qqxSin'Q-Z
und man hat die Unbekannten £, tj, C, zu bestimmen, £, tj sind von der
ersten Ordnung, C von der zweiten Ordnung. Es wird
(ß, + 5)5 = C(70H-:) P, +6 7i-tj
(7, -l)l=(ß»-0(70H-0 5 tj * W
Setzt man "-s — = d, so wird auch — 3 und daraus:
* = r=r; ^ = dHhi; P>-hi = ^&rrf; 7,-T = 7ir^n. es)
Demnach werden die Gleichungen (8):
Um aus diesen Gleichungen & und C zu bestimmen, erhält man successive:
iL lb~ 'V & ! _ ßi l/EzJ
ßfi V» h- U ~~ c ' 1 ~ 7." ' c
a 7i l/C -h ß, |/ß, - C
7, - ß, yp| - c 7i i/c — ßt - :
(ii)
» 7»tc-pi>(P,-o. » 7,«: -P,' (?,-:)
4ß>(ß,-C) ' (»+d»- 4Tl>;
t*c - p,«(pf - 0 - 4(?, - o:(To -h 0
+ (7o - ß,K' + KP!* + 7,1 - 4ToP.)C-iP1»P.-0 (12)
Diese Gleichung hat, da sie ungraden Grades, und das letzte Glied negativ
ist, nothwendig eine reelle Wurzel1); da C eine sehr kleine Grösse ist, so kann
sie durch Näherungen bestimmt werden; ein erster Näherungswerth wäre (mit
Vernachlässigung von C*» C*):
») Die beiden andern Wurzeln sind ebenfalls reell; es entsprechen ihnen aber imaginäre
Werthe von 5, tj; 1. c. Bd. 5. pag. 143.
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428 Mechanik des Himmels. 53.
r Pj o
' - + •, 1 _ iv 3„ ^1'
r 1 ■ Ii * 10 r2
da aber, wie erwähnt, C von der zweiten Ordnung der Excentricitäten ist, so
sind in (12) nur C3 und p2C2 von der sechsten Ordnung, die übrigen Glieder
(vierter Ordnung) geben die Gleichung
T.C + KV + Tis - 47.P,)C - ißt»?, = 0 (12a)
deren Lösungen
C = - J
rV + Ti'-iT.P, ± lA (ß.'-r- 7^- 470 ß,)» , ^,'ß,
7o ' 7o* To
sind; für das untere Zeichen wird £ negativ, daher ft, folglich auch 5» imaginär;
es ist daher
C = rv'(P?' + 7i,-470Pi)t+ 16ß,»P,7, " (ß,f + 7t» - 47t P,)]. (13)
Dann erhält man 0 nach (11); i, tj nach (9); q, Q, C nach (6) und qx
nach einer der Formeln (7). Ist die Excentricität des gestörten Planeten wesent-
lich grösser '), so wird man an Stelle von (13)
setzen können. Aus (7) folgt dann:
Gor)"" [c-f«»^-« - f i ^ (ä' + er* .
Jeder dieser Faktoren kann ohne Schwierigkeiten nach der in 15 angegebenen
Methode in einer nach cos der Vielfachen von (£' Q) fortlaufenden Reihe
entwickelt werden, wobei fiir die Bestimmung der Coefficienten ein dem in Sä
angegebenen ähnlicher Algorithmus auftritt. Sei
so ist noch zu beachten, dass die Coefficienten C, q, q} demnach auch nW, a}"'
. . . P^, pW . . . und Q Functionen von E sind. Sei Ex ein bestimmter Werth
von E, für welchen sich nach (3a) die zugehörigen Werthe von 70, 7lt p,, p,, daher
auch ganz bestimmte Werthe Cx, qXt Qx, qiX ergeben, denen die Werthe
*ox> aix ■ - • ■ Po?» ?/? ■ • • entsprechen, so muss
^«W- «o(?-*- 2 2 «,(;V«c (2«) = 2 2 n^cos^E'- EJ - i(Q* - Ä))
= a0(;;)+2Z«/;W(&-^)rtwi(£'-^
Setzt man die einem gegebenen Werthe von Ex zugehörigen, leicht zu
berechnenden Werthe
so wird
^x")=^)-+- 251(;«f)^(J£'- -4- 2S}"%'c)cos2(E' -£,)+• • •
+ 25,(r 15 (£» - Ä) 4- 2-S£"> sin 2(£' - ^) + . . . (16)
') Hansen berücksichtigt nur den Fall grosser ExcentncitKten, wo ß,, 7i
Kß, Uberwiegen und erhalt dann die Formel (!3a).
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Mechanik des Himmels. .r>3. 54.
429
Aus den Coefficienten (15) kann man aber die Coefficienten der allgemeinen
Entwicklungen
A(»)= S*m> + 25/"-') cos(E' — E) •+■ 2£,(" ^ cos 2(E' - E) -+- . . . .
+ 251("-',ji«(£,-£)+25,'« ')««2(£'- £) + .... C }
nach bekannten Methoden leicht finden, wenn man die Werthe d er iSix auf eine
Reihe über den ganzen Kreis äquidistant vertheilter Werthe von £„ bestimmt1).
Hat man auf diese Weise die Reihen für AM, in der Form (17) mit
numerischen Coefficienten dargestellt, so werden dieselben weiter numerisch
multiplicirt, wodurch man
(ry)"= ^{H'c)cos(iE- i'E') + ll{ii's)sin(iE - i' £')
erhält. In diesen Reihen wird an Stelle der excentrischen Anomalie E' des
störenden Planeten dessen mittlere Anomalie AP eingeführt*), was in der mehr-
fach erörterten Weise geschieht, wodurch die Reihen die Form annehmen:
f-^-V= llilii^ücosiiE-i'M') ■+- lldii's]) sin (iE — i' Af').
Oer zweite Theil der Störungsfunctiun kann auf dieselbe Form gebracht
werden. Wird endlich in der Summe
M'=Af0'+p.'t= M0'+ * (AI- Af0) = AfQ' - A/0 + — (E— e sin E)
substituirt, so erhält man die Störungfunction in der Form:
a = ll[H'c] cos {(/ - £) E - i'|V0' - £ Af0)}
+ ll[ii's) sin {(/ - /' E _ ,(j/0' - £m<
wo is die einzige Variable ist.
Durch die Einführung der Grössen k, kit K, KK (Formeln 2) und die nu-
merische Bestimmung der Grössen f0, v , , 3 j , ß2 nebst den davon abhangigen qx, Q,
C sind die für grosse Excentricitäten und Neigungen schwach convergenten Ent-
wickelungen umgangen. Analytische Entwickelungen für diesen Fall hat zuerst
\.z Verrier (Annalen der Pariser Sternwarte I. Bd.) vorgeschlagen, die später
mehrfach von anderen weiter ausgeführt wurden.
64. Osculirende Elemente; mittlere Elemente. Die vollständige
Ausführung der hier angedeuteten Principien würde an dieser Stelle viel zu weit
führen, und muss auf die hier gegebenen Erörterungen beschränkt bleiben.
Allein bezüglich der Integration sind noch einige sehr wichtige Bemerkungen
nöthig.
Die Elemente, wie sie für die Störungen der Hauptplaneten in Anwendung
kommen, wurden durch Vergleichung der Beobachtungen mehrerer Jahrhunderte
erhalten, und repräsentiren mittlere Werthe derselben. Bei den kleinen Planeten
werden aus den Beobachtungen einer einzigen Opposition (einer Erscheinung)
bereits Elemente abgeleitet, welche dann eine Bahn darstellen, die sich den
gegebenen Beobachtungen am Besten anschmiegt, d. h. eine osculirende Bahn.
Da die verschiedenen osculirenden Bahnen nur um die Störungen von einander
') Vgl. den Artikel »Mechanische Quadratur, II«; Hansen, 1. c, pag. 159.
*) Für den störenden Planeten wird hierdurch die Convergcm nicht wesentlich verändert,
da die Excentricitäten der störenden Körper klein sind. Beim Uebergangc von M' auf E wird
die Convergem nicht schwächer, condern eher etwas erhöht.
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43°
Mechanik des Himmels. 54.
verschieden sein können, so wird man bei der Berechnung der Störungen mit
verschiedenen Elementensystemen Fehler begehen, die von der zweiten Ordnung
der störenden Massen sind, welche sich aber bei genügend weit getriebener
Annäherung ausgleichen müssen, da ja die Störungen, welche Elemente immer
für die Bewegung derselben zu Grunde gelegt werden, durch die gegenseitige
Lage der Himmelskörper eindeutig bestimmt sind. Ein Unterschied kann nur
in den Werthen der Integrationsconstanten liegen.
Diese sind stets sechs an Zahl. Sie sind entweder selbst Incremente (Ver-
besserungen) der zu Grunde gelegten Elemente, oder sie sind Functionen dieser
Incremente. Bestimmt man die Integrationsconstanten so, dass die Störungen
für eine gewisse Epoche verschwinden, so werden die aus denselben sich er-
gehenden Elemente für diese Epoche osculiren. Natürlich werden die osculiren-
den Elemente successiv erhalten, denn jede weitere Näherung bringt Correctionen
der Elemente, welche bezw. von der ersten, zweiten, dritten . . . Potenz der
störenden Massen sind.
An Stelle der osculirenden Elemente, welche sich der Definition nach nur
für eine gewisse Epoche der Bewegung möglichst nahe anschliessen, wird es
besser mittlere Elemente einzuführen, welche dahin definirt werden,
dass sie zwischen den überhaupt möglichen Grenzen der osculiren-
den Elemente in der Mitte liegen. Für diese werden daher die Störungen
zu beiden Seiten gleichmäs&ig, daher, absolut genommen, kleiner, als unter
Zugrundelegung irgend welcher osculirender Elemente: Daraus folgt, dass in
den Ausdrücken für die Störungen jene Glieder, welche die grössten perindischen
Störungen erzeugen, für mittlere Elemente verschwinden müssen. Nun bilden
die Störungen Reihen, in denen die von cos E, sin E, cosSE, sin%£ . . . ab-
hängigen Glieder immer kleinere Coefficienten erhalten; die grössten Coefficienten
erhalten in den Ausdrücken für v und u diejenigen Glieder, die von sin E und cosE
abhängen; setzt man deren Coefficienten gleich Null, so werden die absoluten
Beträge der Störungen nunmehr den Maximalwerth der Coefficienten der nächsten
Glieder erreichep, daher die gestellte Bedingung für die mittleren Elemente er-
füllt1). Damit sind dann die mittleren Werthe für ft, /, e, <o, festgelegt, wobei
aber noch zu erwähnen ist, dass der analytische Ausdruck dieser mittleren
Elemente noch seculare Glieder enthält, also ß = ß0 -r- ft'/ u. s. w. und daher
irgend ein System numerischer Werthe derselben sich auf eine gewisse Epoche bezieht.
Der mittlere Werth der mittleren Bewegung u. ist selbstverständlich derjenige,
Lei welchem in den Störungen der Länge keine von der Zeit abhängigen Glieder
auftreten. Er ist also u. -f- X = (u.) (Vcrgl. No. 4*) und stimmt mit dem aus den
Beobachtungen sehr langer Zeiträume erhaltenen wahren Werthe der mittleren
Bewegung überein. Hierzu tritt dann noch in der mittleren Länge ein dem
Quadrate der Zeit proportionales Glied, die Secularänderung der mittleren Länge»).
') Bd. 6, pag. 90. Eigentlich ist die Aufgabe ein Problem des Maximum* und Minimums;
denn es kann ganz wohl vorkommen, dass die Störungen noch geringer werden, wenn die
Coefficienten von sin E, tos E in den beiden Ausdrucken für v und w sehr kleine, aber endliche,
nicht verschwindende Werthe erreichen. Die Bestimmung dieses Minimums wäre eine etwas
complicirterc, dabei aber im Grunde unnöthige Aufgabe; die HANSEN'sche Methode läuft auf die
Definition hinaus : Mittlere Elemente sind jene, in welchen die auftretenden Störungen von der
zweiten Ordnung der kleinen Parameter werden.
*) Hansen, Bd. 6, pag. 122: Ueber die Verwandlung der von osculirenden Elementen ab-
hängigen Störungen in solche, die von mittleren Elementen abhängen, vergL HANSEN, Bd. 7,
308.
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Mechanik de« Himmels. 65.
431
55. Proportionalcoordinaten. OppoLZER'schc Methode. Beachtet man
den in 26 abgeleiteten Ausdruck:
so lassen sich die Formeln 22 (3)
rf/T + *o ri "= -*» <//» + 0 r* ~ ' 0 r1 ^ ;
schreiben, wobei
* = (2)
ist. Es mögen nun die Coordinaten x, y in andere x, y und eine Störung T,
welche als ein Proportionalitätsfaktor desselben äuftritt, derart zerlegt werden,
da3s vorerst Uber x, y und Uber T nur die eine Annahme gemacht wird, dass
x = xT; y = y . r, daher r=r-T (3)
sei. Weiter wird an Stelle der Zeit / eine andere Variable C eingeführt, welche
durch die Beziehung definirt ist.
di n dt u
dt = u oder <T: = ~n • (*)
wobei U ebenfalls eine vorläufig noch willkürlich gelassene Function ist. Aus
(3) folgt:
dx dT U dx ...
V£ = X Vi + V Vi (ö)
und durch nochmalige Differentiation und entsprechende Reduction
r — _ - ~r r
dp x dp ' U
dUldx _ x dT\ d*x dt
Vi \ d: ~ x di)~ dt* d:
d*y - d*r r <w(dy y d*y dt
dp ~ y dp ~~ u de [di f Vi) - u dt* di'
(6)
Aus diesen Gleichungen erhält man durch Multiplication mit — y und x,
bezw. mit -f- x und -\- y und Addition
- d*y _ - d*x_ 1 d(/(-dy - dx\ dlx\ä±
* dP y dp ~ V dl \* Vi ~ y dl) ~~ L \x dt* ~yVt*) dl
- d*x - d*y 1 dU(-dl - dy\ _ r * (d*V ] dUdV\ (7)
x dp + y dp ü di \x di + y di) r \dp ' ~u di di )
U> / d*x d*y\
- r« \x dt% -ry dt*)
Es ist aber nach (1):
x VT' +y VF* = x {X ~ *•* +y (y- *° 7*)=xX+yY- ^ — rl"
(8)
~ r r '
wobei die Bedeutung der störenden Kräfte Q, P aus 26 leicht ersichtlich ist.
Bisher war zwischen den Grössen x, y, l nur eine einzige Beziehung fest-
gesetzt, nämlich: x:y *= x:y\ denn in der Differentialgleichung für l liegt keine
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43*
Mechanik des Himmel*. 55.
Beschränkung, da dieselbe durch die Wahl der noch unbestimmten Function U
unter allen Umständen erfüllt werden kann. Es soll nunmehr angenommen
werden1), dass x = x0, y = yQ die ungestörten Coordinaten für die ungestörte
Zeit C seien, so dass
dP + r* _ ü
ist. Hiermit erscheinen die noch erforderlichen zwei Bedingungen festgelegt,
daher werden r und U bestimmt sein. Man hat zunächst:
dy0 äx0 /—
d*y0 d'x0
*° df ~y° ~dp~ ~~ '
folglich entsteht aus (7) mit Rücksicht auf (8):
» i~ 1 dU TT„ dt
oder
1 </c7
und mtegnrt:
Da ohne Rücksicht auf Störungen dt = <r*C sein müsste, so wird C— 1.
Setzt man daher das Integral
so wird
->wrJQdt=l>
(i)
Wird nunmehr r = 1 + 7 gesetzt, so wird
57 -0 +T)f(l +1). (10a)
Dann folgt aus den Gleichungen (6), wenn man tür den Augenblick
*° ~~ T "5f ~~ *
setzt:
1 rftV
wobei
V J ~ ~rfT ~ ÖT1)5" * (,u)
Das Integral der linearen Differentialgleichung (11) wird nach bek annten
Methoden9):
') Eine andere Annahme s. No. 72.
*) In der ersten Abhandlung: «Ermittelung der Störungswerthe in den Coordinaten durch
Variation entsprechend gewählter Constanten », Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, Bd. 46, psg. 49, wird die Integration ohne Uebergang auf diese lineare
Differentialgleichung vorgenommen. Dadurch werden in den Formeln (48), L c. pag. 53 die
Differentialquotienten der Ausdrücke II, III von a, also von den Integralen II, III selbst ab-
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Mechanik des Himmels. 55.
433
und da für R «= 0 auch q — 0 werden muss, demnach C«= 0 ist:
dj dx± 1 f
Es ist aber entsprechend transformirt:
ÄBS* (i + i)» </cwcv i + i *c /
Setzt man daher
so wird
dj dx± Dl 21 + I» dx0
*° rfC 7 dl " 1 + I *° "° + (1 + I)»
</C "~7 dt 1 + I *• yp0 ^(1 + I)1 dl
(12)
Würde aus diesen Gleichungen ^ bestimmt werden, so erhielte man durch
eine nochmalige Integration 7; der erhaltene Werth muss aber die beiden
Gleichungen (12) identisch erfüllen, und daher mit dem aus denselben durch
d-r
Elimination von erhaltenen Werthe identisch sein. Multiplicirt man daher
diese Gleichungen mit y9 bezw. — x0 und addirt, so erhält man sofort:
7=s_ 21 + 1» n.0-iny0
oder wenn
Uxo - hi>0 = s (in)
gesetzt wird:
Setzt man die Werthe aus (12) in (5) ein und berücksichtigt (3) und (10),
so folgt: d ^
Aus der Gleichung (10) kann man nun die zu einer gewissen Zeit gehörige
Störung der mittleren Anomalie erhalten; es wird
hängig. Diese Formeln werden daher eigentlich simultane Differentialgleichungen erster Ordnung,
und da die Coöfficienten von derselben Ordnung sind, wie die von II und III unabhängigen
Glieder (w und s sind nahe !), so werden die Quadraturen im allgemeinen die angestrebte
Genauigkeitsgrente nicht su erreichen gestatten. Die Ableitung in der zweiten Abhandlung
•Entwurf einer Mondtheorie«, Denkschriften, Bd. 51, ist hiervon befreit, da die Gleichung (17)
pag. 88 als Integral der linearen Differentialgleichung (15) pag. 87 auf diesen Umstand ent-
sprechend Rücksicht nimmt. Die schliesslich auftretenden linearen Differentialgleichungen (16),
(17) sind mit Rücksicht auf die in denselben auftretenden Cofcfficieoten anderer Natur, indem für
specielle Störungen die rechts auftretenden, von den Integralen selbst abhängigen Glieder aus
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434 Mechanik des Himmels, bb.
dök.
dt
daher mit Berücksichtigung von (14):
dAf0 [ 1 23 3' ]
dt - * 1(1 + I)' + (1 + I)1 + (1-hDJ * (Vj
Die Gleichungen I, II, III, IV, V bestimmen die gestörte Bewegung in
dxQ dyQ
Länge. Die in diesen Formeln auftretenden Grössen — , werden aus der.
Formeln in No. 17 für die ungestörte Bewegung ermittelt Für die Bestimmung
der Störung in * erhält man aus (1):
dt dx
(15)
dt ' dt
Setzt man daher
«oÄ*(l+Tr)> (3 a
wobei zu beachten ist, dass *0 kein der ungestörten Bewegung angehöriger
Werth ist1), und
so wird
d* dy . r— dz dx r—
yTt "* Tt =*oV/o-iv; *Tt ~% dt=k°*Po-v
und daraus durch Multiplication mit — x, bezw. + y und Addition, da mit
Rücksicht auf (8) und (I):
dv dx , —
xdi -ydi^v + WoYFo
ist '.
(1 -f- 1) * = W ' y — IV • x,
folglich
*o - l I ' * 1 + 7 (VÜ)
In den störenden Kräften Jf, K treten die gestörten Coordinaten y aut
Setzt man für diese die aus (3) folgenden Werthe, so sieht man, dass in den
drei Integralen I, II, III [Formeln (I) und (II)] die Ausdrücke 1 ■+■ I und 1 -+- 7 in
verschiedenen positiven und negativen Potenzen auftreten. Sieht man I und 7
als Grössen erster Ordnung von den störenden Massen an, so werden sich die
rechten Seiten in (I) und (II) nach steigenden Potenzen von I und 7, und da
letztere Grösse von den Integralen I, II, III selbst abhängt, nach steigendes
Potenzen dieser drei Grössen entwickeln lassen. Man erhält, wenn man sich
auf die ersten Potenzen beschränkt:
dl
Tt = a01 + auI + <xSfJJ + aaiIII
dU
-j-t - aoi 4- al§l + «„II + 0„III (16)
— «os + flMi+fl„n-hanm.
') *0 wird erst nach den Formeln (VII) bestimmt, sobald fllr die Integrale IV, V, entc
Näherungen bekannt sind, in denen 1. B. tuersl x„ = 0 angenommen werden
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det Himmel». 55. 435
Ebenso folgt dann, wenn I, II, m bereits ermittelt sind:
dIV
dV O7)
-^-«a0$4-a45IV+a5§V.
Zur Integration dieser Gleichungen durch successive Näherungen schlägt
v. Oppolzer den folgenden Weg ein. Da
"•--37/'*+ 37
ist, so können die Gleichungen (16) und (17) in folgender Weise geschrieben
werden:
dl dl f . dU f diu. .
+ Tt iff'itrt + nf'iirt + mf'iiM (i7a)
und ebenso für die vier übrigen. Setzt man nun:
«1 - <i - JiJ*\xdt- in-fa*id'- ^IaMdt\dt
n dl r J. dU r J dni c J 1 ,
»% — <» +7 f*oj - JtJ*\*dt- -dt)a%idt- -jtSa%\dt\dt
«3 = <3 +/K3 ~ dtJa"dt- Ii -~dtiaiMdt (18)
n ^IV , _ dV , J , J
n4 « <4 + /{a04 - -dfJa^dt- -j/Jandnd/
r, dIV , d\ r 1
»*m*'%+JPn--2jrJ*4*d'-' -ätJai*dt\dt'
so erhält man durch Integration von (17a):
1 = »1 + i/«n " + * + ni/asl <//
H — »s -f l fal9di + 1lfai%dt+mfa%idt (19a)
lU = », + lfaildt+Ufa%ldt + Ulfa3id/
IV « n4 + IVja^dt+Vfa^dt
V « », + IV/a46<r7 + \f*„it.
Beschränkt man sich in den Gleichungen (18) zunächst auf die ersten
Glieder, so werden die «, bekannte Grössen; damit kann man dann die
Gleichungen (19a), (19b) auflösen, und erhält die Integrale I, II ... . als
Grössen von der Ordnung der Substituirt man die resultirenden Werthe in
(18), so würden daraus Zusatzglieder entstehen, die aber von der zweiten Ordnung
der a, k sind, so dass hierdurch eine Lösung durch successive Näherungen ge-
geben ist. Würde man in (16), (17) die Produkte von I, II . . in die «,« sofort
vernachlässigt haben, so erhielte man die Lösungen I ** nx, II = *,
In der Form (18), (19) erscheint bereits bei der ersten Integration eine grössere
Annäherung erreicht.
Die in den Entwickelungen der Coefftcienten a,k auftretenden Constanten
geben Anlass zum Entstehen von der Zeit proportionalen Gliedern, u. z. gemäss
dei Form der Coefftcienten in den Ausdrücken für und «&. Da jedoch bei
a8»
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Mechanik dei Himmel». 55. 56.
der Entwickelung auch -jj , ~ erscheinen, so kann man diese so bestimmen,
dass auch in den Integralen II und V die der Zeit proportionalen Glieder ver-
schwinden, wodurch sich aus der Entwickelung selbst die Bewegungen des
Knotens und des Perigäums bestimmen lassen.
56. Theorie der Bewegung der Satelliten. Entwickelung der
Störungsfunction. Es war schon in No. 87 bemerkt worden, dass die Ent-
wickelungen für die Satelliten sich dadurch von denjenigen für die Planeten
unterscheiden, dass das Verhälrniss der mittleren Entfernungen a bei denselben
eine sehr kleine Grösse ist. Es genügt dann zumeist, die erste Potenz dieses
Verhältnisses beizubehalten, die von diesem abhängigen Glieder jedoch ab-
zutrennen, und speziell zu berechnen. Wegen des von dem Verhältniss der
Parallaxen bei diesen auftretenden Faktors werden diese Glieder mit dem Namen
der parallaktischen Glieder belegt. Sie erlangen auch insofern eine besondere
Bedeutung, als sie zur Bestimmung des Verhältnisses a dienen können, wenn
der Coefficient der aus denselben resultirenden Störung durch Beobachtungen
mit genügender Genauigkeit bestimmt werden kann, wie dieses z. B. für den
Erdmond der Fall ist (vergl. No. 63).
Es ist nicht schwer, diese Trennung der Glieder in den Ausdrücken flirüfN
selbst durchzuführen, doch wird es einfacher, die Störungsfunction für diesen
Fall direkt zu entwickeln. Die Ableitungen gelten ebenso gut für die übrigen
Satelliten wie für den Mond, müssen aber für diesen weitaus genauer sein,
sowohl wegen seiner grossen Nähe zur Erde, in Folge deren die Beobachtungen
viel mehr Unregelmässigkeiten zu constatiren gestatten, als auch andererseits,
weil bei den anderen Satelliten die wechselseitigen Störungen zumeist überwiegen ;
es sollen daher die Darlegungen mit Beziehung auf den Erdmond erfolgen.
Bezeichnet man Kürze halber die Entfernung r0l A (indem zunächst nur
auf die Störung durch die Sonne Rücksicht genommen wird), so wird:
wobei M die Sonnenmasse bezogen auf die Erdmasse als Einheit, und
A« e r» + r > - %rf>B\ H = **' + + **' . (2)
ist. Hieraus folgt bis einschliesslich der dritten Potenz des Verhältnisses der
Entfernungen :
daher
ü^k^M]^-\^{l- 3 J5T») - \ -£(3//- 5Ä»)1 •
Bei den Differentiationen von ß nach den Coordinaten des Mondes (r, u,
s, l u. s. w.) wird das erste Glied verschwinden, so dass es sofort weggelassen
werden kann. (Die Störungen des Mondes, welche in p vorkommen, geben
nach der Bemerkung in 10 keinen Betrag.) Es wird daher:
ö = \k% M pn I (SU* - 1) + {bH* - ZJT)\ • (3)
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Mechanik des Himmels. 56. 437
Es sollen beispielsweise kurz die Hauptglieder durch Integration der
Differentialgleichung in No. 47 ermittelt werden1). Hierzu ist jedoch zu be-
BQ
merken, dass in diesem Falle die für in 48 angeführte Vereinfachung nicht
gestattet ist, wenn, wie dies für die Satelliten gewöhnlich geschieht, nicht die
Bahn des gestörten Himmelskörpers (des Satelliten) sondern die Bahn des Haupt-
planeten (die Ekliptik) als Fundamentalebene gewählt wird»).
l) Auf Vollständigkeit kann selbst bei den Hauptgliedern nicht gesehen werden. Sollten
auch nur diese völlig richtig entwickelt werden, so müssten auch «weite und dritte Potenzen
der Excentricitäten und die höheren Potenzen der Massen berücksichtigt werden. Hier soll
jedoch nur der Weg angedeutet werden, auf welchem die Integration vorgenommen wird, um
qualitativ die Resultate Ubersehen zu können.
*) Um die Entwicklung der Störungsfunction noch an einem zweiten Beispiele zu zeigen,
mögen die Entwickelungen von Laplack kurz erwähnt werden. Laflack geht von den
Differentialgleichungen 10D aus. Daher muss Q durch «, /, Z ausgedrückt werden. Es ist
aber (Vergl. No. 10):
= V\+s* = cosL = sinl ^ ^ x_
V ' X U ' ^ M ' ' u'
Z die Länge des Mondes, gezählt in der Ekliptik, ist. Für die Sonne wird ebenso:
«1 «1 *1 «1
H^ cos{L — Z,) + ssx «»,
oder da », = 0 gesetzt werden kann:
V\ -f /> 1
gjyi ZH _ ~ A) 4- \coS*{L - Z,) - Zs*cos{L-Lx)
(l +,,))/,+,»
ß^^At^^j [1 + 3«/2(Z-Z,)- 2/'] +
-f \k*M*£ [5 <"3(Z - Z,) + Zcos{L - Z,) - UsUct{L - Z,)]
1
§j) - - \k*M?± [1 + 3«"2(Z - Z,) - 2/»] -
— fMÄ^ [8wi(£ - Z,) 4- 3f«(Z - ZJ — 12/»<w(Z — Z,)]
^ - - M*£ is - **' • 8, - Z.)
- #*>if 2it [5/»/S(Z - Z,)+ 11^,(Z - ZJ-i^Z - Z,)] - ^ ff
- - **' Af^ [1 + 8«rS(Z - Z,)] -
«* du dü
r
Diese Ausdrucke sind noch innerhalb der ersten beiden Potenzen von — strenge. Für das
dt du
weitere braucht man — und — . Für die Berechnung der Störungen von der ersten Potent
a JL d L
der Masse werden für t und u die elliptischen Werthe substituirt; für diese ist
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438
Mechanik de» Himmel«. 56.
Legt man der Einfachheit halber die X-Axe in die Richtung der Knotenlinie
der Mondbahn und ist u>t der Abstand des Sonnenperigeums von diesem
Knoten, so werden die Sonnencoordinaten
x' = r' cos (»j -+■ ?'); / *= sin (ml + z' = 0
und die Coordinaten des Mondes:
x ■=» r cos (» -t- r); > «= r jro (o> h- fl) tw /; * = r sin (w -4- r) *»* /,
demnach
H = <w (v -+- <u) <w (»' -f- <o,) -f- «Vi (w -+- u>) j;Vi (v' -+- t»l) *m /'
= cos (v -+- o> — v' — (Dt) — 2«« (v -+- to) j«i (p* -h cd,) «w* } i*.
Behält man vorläufig die zweiten Potenzen der kleinen Parameter (Excen-
tricität und Neigungen) bei, so wird, wenn die mittleren Anomalien der Sonne
und des Mondes mit 0, £ bezeichnet werden, und man Kürze halber sin\i = f
setzt:
r» = a>(l + \c* — 1c cos C — \e*cos1 £)
r» = «>(1 — Sc cos ([)
ITT = A (1 + W + 3«,^0 + }V«f20)
i
— = — [1+^» + \ct* — 2*<w C + cos® — \c*cos%t + |*,aw20
— 3*<f, «*(0 + 1) — 3**t f«(0 — C)]
-Ff = ^ (1 - 3«w C + 0)
™«[ + u>) -
cos i ]/\ + to»f» i (Z - A)
«»(Z-ß)
J^l + äiV»ij»»> (Z-ß)'
demnach
«mu«>j(Z — &)cosi+ tinwsin(L — &) w (Z — 7t) — 8 Jtw» }/ <w co cot(L — ß)
wiKr+ to«rJ f^«(Z^ft) «xi Kl + to*gUsm*{L- &)
Die weitere Entwickelung ist nunmehr ohne weiteres klar. Laplace fuhrt nun aber die
Ableitung in der Art, dass sofort in der ersten Näherung jene Rechnungen vorgenommen
werden, welche die folgenden Näherungen mit tu erledigen gestatten. Zu diesem Zwecke werden
nicht die elliptischen Werthe, sondern die wahren Werthe u0 -+- 8«, r0 -t- 8/ substituirt, wo
m0, s0 die elliptischen Werthe, i«, oj die noch unbekannten Störungswerthe in der Form von
trigonometrischen Reihen mit unbestimmten Coefficienten A, B in die Störungsfunction sub-
stituirt werden. Diese treten dann in den störenden Kräften, also multipUcirt mit dem kleinen
Faktor p» — auf, und gehen in die analytischen Ausdrücke für die Coefficienten selbst
Uber, welche die Form erhalten:
Af=A<f) + ov.*AK + a'^Ax+ . . . -+• £p* B9 •+- 0'p* 2?t -f- . .
B? = ß(°) + ,p« AK'+ «/pW-f- </'p»^'-f- . .
Die erste Näherung ist Ap = Ap(o); ßp r= ^p(o); werden diese Werthe in die folgenden
Ausdrucke substituirt, so erhält man bessere Werthe u. s. w. Da p* sehr klein ist, so wird
die Rechnung im allgemeinen convergent
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Mechanik des Himmels. 56. 439
p=C+2n«i(+f e*sin 2 C
sinv = sin C(l — 2*»««» £) + cos <l(2esin C + £*»«»2 Q
i» » «= 4- (1 — e*) sin £ 4- e sin 2 ([ 4- £ *>x/« C + f*' «'« 3 £
cosv = — * 4- (1 — (+««2( 4- f 3 (C
sin (v 4- «») = (1 — *») xmi (C 4- u>) — e sin w 4- e sin (2 £ 4- <u) 4- sin (C — «9)
4- | «» (3 £ 4- »)
COS (V 4- «) = (1 — f *) W (C+«d)-^W» + * COS (2 C 4- U)) — <W (C — ui)
4- f cos (3 C 4- to)
COS (V 4- m — v' — un) = rttf (C 4- a» — 0 — u^) — tw (C 4- o) — to,)
4- ^1w(([ + a)-20-u)1)-«w(ü)-0-ü)1)+aw(2 £ 4-» — 0 — ü>,)-r-/>'
If^ C0S(1 4- to — 0 — a>i) — <Tj ^ (([ 4- «0 — »i) 4- *,<w(£4- «o — 2 0— ci>,)
— c cos(m — 0 — cu,) 4- **?f(2(£ 4- u> — 0 — oij) 4-
.P — 2fw»(f» 4- w)sin(v' 4- »i)«»*^
= — (e% 4- 4- u) — 0 — «,)
— | ex* cos((£ 4- » 4- 0 — toj) 4- $ cos (£ 4- o> — 80 — o^)
— |*»<w(C -» + 9 + «>|) + \e*cos (3 £ 4- o» — 0 —
4- («> — »j) — <w(2Q 4- o>, — «") — (2 £ 4- o> — o)t)
4- eex cos (2 C 4- «> — 20 — o>,)
— sm*\i [cos(<t 4- © — 0 — »,) — cos (£ 4- u» 4- 0 4- «»,)].
Die Anzahl der Glieder, die von der zweiten Potenz der Excentricität ab-
hängen, wächst nun ziemlich rasch an, und sollen deshalb weiterhin nur die
ersten Potenzen berücksichtigt werden, wobei allerdings die Neigung herausfällt.
Dann wird:
\(SH*— 1)= $4-f <w2(C 4-«o — 0 — u>,)— cos(2 £ 4- 2u> — 0 — 2u>1)4-
4- | ex <w(2 ( +2«i- 30 — 2w1 —
— |*<w(£ 4-2«) — 20— 2o>l)4- f *<w(3£ 4- 2u> — 20 — 2o>,)
1
— \ecos(<l 4-2o» — 20— 2u>1)4- |*<w(3 £ 4- 2 u> — 20— 2u>j) —
— \ecos(<l 4-2*> — 20— 2o»j)— \ecos(% £ 4- 2m — 20 — 2a»,)] —
— |'i<w(2£ 4-2«) — 0— 2u>,) 4- \excos{$ £ 4- 2o>— 30 — 2u»,) 4-
4-f*,<w(2£ 4-2u> — 0 — 2»,) + |*,w(2{ 4-2u»— 30- 2u>,)
i^(5Ä»- 8Ä)-^It^(C 4-«-0-«o1)4-t<«8(£ 4-o»-0-u,1)]
demnach
0 « ^ Ii -i«w(* + IV«0t + icosm 4- «d — 0 — to^f —
1
— f '"v(£4-2u>— 20— 2u>,)*4-J*<-«(3£ 4-2u> — 20 — 2o),4-
+?'iw(2C 4-2» — 30— 2«^)— £*,rtv(2 £4-2« — 0 — 2o»l4- (4)
+ 7" (!""(£ +«-0-"i)* + iw8(( 4-u,-0-cuI)]}.
1
a
Das Verhältniss — ist für den Erdmond nahe jfo; für den äussersten
tfi
Jupitersmond, ebenso wie für den äussersten Saturnsmond etwa ebenso gross,
für die übrigen Satelliten dieser Planeten, sowie auch für die Satelliten der
anderen Planete n noch wesentlich kleiner. Eine Berücksichtigung derselben wird
daher nur für den Erdmond nöthig. Es mag jedoch gleich bemerkt werden,
dass das constante Glied in Q
C *= i (1 4- \e* 4- \e? — 67» 4- Glieder 4. Ordnung) (5)
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44°
Mechanik de* Himmel«. 57.
57. Integration der Differentialgleichung für die Länge und den
Radiusvector. Bei der Integration der Gleichung 47 (5) treten nun gemäss
49 (4) Nenner / — x* auf, wenn p den constanten Coefficienten von (ro>) be-
zeichnet. Dieser ist nahe gleich = Z'*, wenn Z' die mittlere siderische Be-
wegung des Mondes ist Glieder mit kleinen Nennern treten daher auf, wenn x
sehr nahe dt Z' ist. Wäre x = Z\ so würden hieraus seculare Glieder entstehen ;
indem aber auch & und cd veränderlich gewählt wird, kann dieser Nachtheil be-
hoben werden. Kleine Nenner treten nur auf bei den mit * bezeichneten Gliedern;
das erste würde sich mit der Mittelpunktsgleichung verbinden, das zweite giebt
die Evection das dritte die parallactische Ungleichheit. Ungleichheiten dieser Art
treten im Radiusvector auf, und gehen nach 47 (8) in die Länge über. In dieser
tritt ausserdem noch ein Integral auf, welches kleine Nenner erhält, wenn x selbst
eine kleine Grösse ist; dies ist der Fall bei dem mit f bezeichneten Gliede,
welches die jährliche Gleichung giebt. Daraus ersieht man, dass die jährliche
Gleichung nur in dem Ausdrucke für die Länge, nicht aber in demjenigen für
den Radiusvector bedeutend erscheint l). Eine ganz exceptionelle Stellung nimmt
das mit *f bezeichnete Glied ein, da es keinen kleinen Integrationsdivisor er-
hält, der Coefficient ist aber von der nullten Ordnung; aus ihm entsteht die
Variation.
Beschränkt man sich auf die angeführten Glieder, nebst den Constanten,
und führt statt der mittleren Anomalien die mittleren Längen Z, Lx ein, da der
bisher festgehaltene Anfangspunkt (der Knoten) nicht fest ist, so wird:
r
Q = k^M—j \C+icos%(L— Zt) — \tcos(L— x) — \eeos(L— 2ZX -4-x)-t-
-4- \ex cos{Lx - xj 4- ^— J \cos{L - Zt)J .
Hieraus folgt, wenn man für die Gleichung 47 (5) das Glied \cxcos{Lx — x,)
noch weglässt, und die Differentialquotienten von Z, Z,,x, x4 mit Z', Z1', x', xt'
bezeichnet:
(2)
a3 r Z' Z'
2 yV 2 = Jk' |C\ -f- 1 £, _ L , cos 2 (Z — Z,) — * £, _ ^ cos(L — x)
- * « Z>_2Z1'-)-x' C0*L - 2Z» + *> + {t) * Z' - L\ C0S <Z - Z»}] *
a» a*
Wird der Coefficient von — y in Q mit A x, der Coefficient von — mit A9
1 ax
bezeichnet, so ist
a% a%
* = k*M—tAx + k*M—KA»
und es wird
dQ dQ a? a%
Hiermit erhält man
r |£ 4- 2/d'Qx = k* M ^ 2 kcos{xt 4- K), (4)
wobei
i) Das Doppelintegral kann diese kleinen Glieder nicht erhalten, da jene Glieder, in denen
Z nicht im Argumente enthalten ist, in <fü verschwinden. Bei der LAPLACE'schen Methode
ist dieses nicht so unmittelbar ersichtlich.
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Mechanik de* Himmelt. 57.
2k cos (*/ -h K) = Cj -f- 2C + L' tz ') "*2(Z - Z,) -
- ' 0 + z^r?) <z -*>-*'(* + Z'-aZ^+n') '"(Z ~ 2Zi + *> <*)
-h(ä»(*+zr=!zr)w(Z"Zii)
ind die Differentialgleichung wird
-^ji^ + ^W-i'AfjiSioW + JC). (6)
Es ist aber, da die Sonnenmasse in Einheilen der Erdmasse ausgedruckt ist
wenn p das Verhältniss der mittleren siderischen Bewegung der Sonne zu der-
jenigen des Mondes ist. Für die Coefficienten von (r6>) kann man in erster
Näherung k*a-* = L* setzen, indem das Produkt der in r0 von der Excen-
iricität abhängigen Glieder mit den Störungen in der ersten Näherung vernachl-
ässigt, in zweiter Näherung rechts berücksichtigt werden kann. Dann wird
die Gleichung
-t~ L'\r*r) - — *>lk ccs{xt + K). (8)
Die Integration liefert daher, wenn man durch dividirt, und mit dem
rechts auftretenden Faktor A*a~* = Z'* Glied für Glied multiplicirt, wodurch
nur Verhältnisse von mittleren Bewegungen auftreten1):
(l) 6 (^) Ä sin Vt + h* cos Vt +
[(2Z' Z ')Z'*
fi + »g - I (Z,_ z/)(5l'- 4Z,')(»Z'- 4Z,') "'2<Z ~ Z»> ~
*Z'» *Z'> (9)
- «'(ZW) (Z - w) - * pZ.WKZ'-aZ.W) ™<Z - 2Z, + «) -h
/q^ . Z'»(5Z' — 3Z,') 1
V« J 1 (Z'-z1')z1'(2Z'-z7) w (Z - zi)J •
Multiplicirt man diesen Ausdruck mit
^=l+ff«( = 1 4- (Z — ic),
so erhält man die von der ersten Potenz der störenden Massen abhängige
Störung 6> bis einschliesslich Grössen von der ersten Ordnung der Excentrici-
täten.
Die bisher willkürlich gelassene Integrationsconstante Cp welche durch die
Integration von <fö eintrat, kann so bestimmt werden, dass zu ir kein const&ntes
>) Es ist z. B. der CoeTficient der Evection:
, Z"(* 1 Z'— 2Z/4-«') Z"(2Z'- 2Z,'-fft')
Z'»[Z"-(Z'-2Z/4-ir')»] * (Z'-2ZJ'+rr')(Z'-f Z'-2Z1'4-7t')(Z'-Z'4-2Zl'— it1) 1
Eigentlich wäre recht, _& = °J 4- ^ = 1+^ ™
v"=^|- ist; doch kann in der hier beibehaltenen Näherung v" vernachlässigt werden.
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443 Mechanik des Himmels. 57.
Glied hinzutritt; hiermit würde C, = — 2 C folgen. Doch wird eine andere
Bestimmung zweckmässiger, weshalb die Constante vorläufig noch beibehalten
werden soll.
Die Integrationsconstanten hx, hit welche aus den Beobachtungen zu be-
stimmen wären, können gleich Null gesetzt werden. Ist nämlich
h , = h sin (Z0 — ff); /*a = hQ cos (Z0 — ff),
so würde
hx sin L'i-h /t, cos Lt = k cos (Z0 + L't— ff) = h cos (Z — ff),
d. h. h, H sind mit — e, it zu identificiren.
Entwickelt man nun die einzelnen Glieder in 47 (8) und schreibt für den
Coefficienten
1 a-/ä 1 1_
so erhält man mit Vernachlässigung von e* :
eL' eL
H-|2Z n,sin(L -2Z, -+- n) + sin(L - n) - (10a)
(a\ Z'(5Z'-3Z,') 1
- \TJ * z1'(2Z'-z1') "<L - L^ \
dr
Da -jj von der ersten Ordnung der Excentncitäten ist, so wird innerhalb
der hier gesteckten Grenzen das erste Glied keinen Beitrag liefern; aus dem
dritten Gliede entsteht, wenn wieder die mit e oder fö\ multiplicirten Glieder
ohne kleine Integrationsdivisoren vernachlässigt werden:
- oTL'W* = - ^8[Co Z'di+ * ^ 2(Z " L,)\ (1°b)
Endlich entsteht aus dem letzten Gliede
- Jrfr Yr dt - - 2^ 2/CZV/ + * zÄ7 "Ä 2<z - z.)
+ 1^,^,-«,)]- (10c)
Vereinigt man die Ausdrücke von (10a), (10b), (10c), so erhält man für die
Störung in Länge:
6Z = u» -(4C0-h2C,) -j{\Cx -H 4 C)Z' <//-+-
r (2Z' — z,')Z' z'» z' ]
+ L6(5Z'-4Z1';(3Z'-4Z1')~*(Z'-Z1')' ~*(Z'-Z1')J,m2(Z_Z>)"+"
Z' eL e L ^ ^
-f- 2f-^rf/«(Z-iO+92Z ,_gt fi»(Z— 2Z1-nt)~3z ,^ , sin{Lx—*x) —
(a\% Z'(5Z'-3Z,') \
- uj * z/(2Z'-ztv "*(z - z,)j
Damit wird nun die wahre Mondlänge
X = Z0 -+- Z'/ -f- Mittelpunktsgleichung -f- 8Z
= [Z0 - (J C0 + 2 C,) -»- Z' [1 - (\ Cx -4- 4 C)] / + 2«m (Z - rc) -+■ period. Glied,
wo das Hauptglied der Mittelpunktsgleichung besonders angeschrieben ist. Be-
stimmt man nun die mittlere Länge Z0 und die mittlere tägliche siderische
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57. 443
Bewegung Z' aus Beobachtungen, so werden diese die wahren, bereits um die
Störungen corrigirten Werthe sein, daher wird man
|<70-r-2Cs = 0, |Cl-+-4C-=0
:u setzen haben1) oder Cx = — \C, damit wird die Constante im Radiusvector
Cx + 2C=-*.
Ein weiteres, aus den Beobachtungen zu bestimmendes Element ist die
«Ixcentricität. Diese kann aus dem grössten GJiede der Mittelpunktsgleichung
2 e sin (Z — ic) ermittelt werden. Dabei ist aber vorausgesetzt, dass der Coefficient
dieses Gliedes eben 2e ist; dann aber darf in kein Glied mit diesem Ar-
gumente auftreten. Dieses ist nun nicht der Fall, im Gegentheil ist hier ein
(Jlied mit sehr kleinem Integrationsdivisor it' enthalten, welches aus dem Glied
— \e cos (Z — it) in fi entstanden ist. Dass dieses Glied aber zum Verschwinden
gebracht werden kann, wird in No. 59 gezeigt. Dann wird:
fr (2Z' Z ')Z' Z'* Z' 1
3 Z *. H-a | [6 (bL,_4Li ^zr-AL,;) ~ * iL- Zt ')» ~ ^Z'-Z/jJ^ 2(Z_Z '
)
««(Z - 2Z, + «)- 27^7 sin^ ~ 02)
(a\ Z'(5Z'-8Zt') \
Man pflegt für den Mond nicht die Entfernung, sondern seine Aequatoreal-
Horizontalparallaxe anzugeben. Ist dieselbe p, so wird, wenn p der Aequatoreal-
halbmesser der Erde ist
p
SM p — ,
wenn man unter r0 den elliptischen Theil des Radiusvectors versteht und die
Störungen 6V abtrennt. Dann wird:
*>-r^h;-f (>-£)•
r0 + «'' ro/
Berücksichtigt man nur die ersten Potenzen der Excentricitäten und Massen,
so wird r- 5rn
sinp = £ 1 + ^ w (Z — ic) — — I •
8r 1
Nun ist — —j(r0&r)', es wird daher der Ausdruck (9) mit 1 -+- 2* r«f (Z— it)
zu multipliciren sein, wobei aber die mit e multiplicirten Glieder ohne kleine
Integrationsdivisoren in der hier beibehaltenen Näherung wegzulassen sind.
Weiter wird man die Integrationsconstanten At, //, und ebenso wie in 8Z auch
das zweite periodische Glied, welches von dem Ausdrucke — \ecos(L — ic) der
Störungsfunction herrührt, weglassen, und dann gemäss der Bestimmung der
Integrationsconstanten Cx : Cx -f- 2 C= — \ setzen. Zieht man dann die sämmtlichen
constanten (nicht periodischen) Theile der Entwickelung zusammen, so wird das
Produkt derselben in - ebenfalls eine Constante, der Sinus der mittleren
a
Aequatoreal-Horizontalparallaxe p0 des Mondes; für diese ist also:
^(1+1^+ ) = si"P* (13)
und dann wird")
•) Würde die Constante so bestimmt worden sein, dass zu 8r kein constaotes Glied hinzu-
tritt, so würde eine Störung in der mittleren Bewegung Übrig bleiben.
>) Selbstverständlich sind die Coefficienten der periodischen Theile durch den gemein-
schaftlichen Faktor su dividiren. Für die vorliegende Näherung kann dies unterbleiben.
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444
Mechanik de« Himmel». 57. 58.
IT (2L' — L ')£'*
l+««C£-*)+l',|i (/■-Z,')(5/.'-4zVx3^'-«^i,)",2(Z~Z')
+*(si1--O(*'-s*,'-«-«')<",(*~'z' + '0~ (W)
- » m-iw-w <"<z ~ L' >] 1 •
Der Werth von />0 l) ist aus Beobachtungen zu bestimmen, und er ist nach
Hansen:
- 3422"-7.
58. Integration der Differentialgleichung für die Breite. Für
die Störungen in Breite hat man die Differentialgleichung
d*z kZz dü
dt' + r* dz w
Es wird jedoch geocentrisch nicht x, sondern die Mondbreite beobachtet.
Ist wieder die Tangente derselben gleich s, so wird
rs
Es sollen nunmehr, da nur Glieder erster Ordnung der kleinen Parameter
berücksichtigt werden, Kürze halber sofort die Glieder zweiter Ordnung weg-
gelassen werden, da der Gang für die Berücksichtigung derselben aus dem früheren
ausreichend klar sein wird. Setzt man also
* = rs,
so wird:
d's %(Tr(h s_ d*_r l £Q
dt* ~*~ r dt dt ~*~ r dt* ~*~ r» ™ r dt' ('
Nennt man j0 den ungestörten Werth von s, also
s0 um sin isin(v -+- o»), ~ sin ' cos (v ~*~ °0 (~J7 "+" »
so sind s0 und ds0 von der Ordnung der Neigung, also als Grössen erster
Ordnung anzusehen. Für s0 ist aber
d*s0 2 dr0 ds0 s0 d' r0 k* s0
~Ji* ^ 7^ ~dT Ii ^ VQ ~dT*~ ~*~ ~7/~ (2b)
Subtrahirt man die beiden Gleichungen (2 a) und (2 b), so folgt
d'ts (2 dr 2_ dZo\ 2 drQ (ds ds0\ (s_ s±\ d*r
dt' +\r dt~ r0 dt) dt + r0 dt [dt " dt) + \r " rj dt' +
So (d>r d>r0\ (s *.\ Idfk ™
+ r0 \dt* - dt*)+ *• \r* " r0') " r dz'
Setzt man hier s = s0 6s, r = r0 + 6> ein, so erhält man in der an-
gegebenen Näherung*)
•) Es muss hervorgehoben werden, dass in den Lehrbüchern der sphärischen Astronomie
die mittlere Aequatoreal-Horirontalpmrallaxe des Mondes durch = - definirt wird. Selbst»
verständlich ist diese vereinfachende Voraussetzung, welche für die weiteren Entwickelungcn
immerhin gemacht werden kann, nur richtig, wenn die Mondbahn als kreisförmig vorausgesetzt
wird, d. h. sowohl auf ExcentricitMt als Störungen nicht Rücksicht genommen wird.
*) Wobei jedoch noch aus den rechts mit 8 s multiplicirten Gliedern die constanten TheUe
tu dem Coüfficienten Z'» gezogen werden müssen; vergl. No. #0.
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Mechanik des Himmels. 58.
445
_,. , 2 ds0 dir
aus dem zweiten Ghede h 77 ~rr\
r dt dt
das dritte und vierte Glied sind zu vernachlässigen,
der fünfte Ausdruck ist — ,
r9 dt%
der sechste Ausdruck _ 3*o*o $r •
auf der rechten Seite kann man r0 für r schreiben, und erhält daher
+ * «*- r# a, - r0 \ dt* r0» 8'0J '0 " * ( }
Es ist nun zunächst:1)
1 dQ k>M z k*Af[t n r \ . . . ,
= — Z'V*"« isin{L — &).
Weiter ist zu beachten, dass bei der Integration wieder die Nenner Z'* — x*
hervortreten, welche nur merklich werden, wenn das Argument des betrachteten
Gliedes der rechten Seite Z mit dem Coefficienten 1 enthält.
Berücksichtigt man, dass die Hauptglieder in Ir und seinen Differential-
quotienten Z enthalten, diese aber mit s0 = sin isin(L — ß) multiplicirt kein
derartiges Argument geben, so können diese Glieder ebenfalls wegbleiben; nur
die Variation liefert einen Beitrag, indem das Produkt der trigonometrischen
Functionen, deren Argument (Z — ist, nebst deren Ableitungen, mit dem
sin 2(Z — Z,) in dem resultirenden Argumente Z mit dem Coefficienten 1 erhält.
Bezeichnet man für den Augenblick Kürze halber den Coefficienten der Variation
-Ii"'" (j+znry
0,
(3Z' — 4Z1')(5Z' — 4Z/)
so wird
ir = at)cos2(L — Lx)
1 dir _ . _ . 1 dHr Atr. r tS9
ä~dt=- V- A> «• 2(Z - z,); - 77^=- W- A )•» 2(Z - z,)
die drei letzten Ausdrücke geben daher den Beitrag
— sinisin{L — 4(Z' — Zt')'D w3(Z — Z,) — 3Z'»ü <w 2(Z — Z,)]
-I- 4 * m # <w (Z - ft) (Z' - ß') (Z' - Z, ') t> «« 2 (Z - Z , ).
l) Es dum natürlich dasselbe Resultat aus 56 (3) hervorgehen; nur ist zu beachten, dass
H ebenfalls von s abhängig ist Es wird
_ + *• * £ £ [<szr> - l) + f £ <5*« - 3/o] +
und da für »'«=0 deT nach dem explicite vorkommenden f genommene Differentialquotient:
null ist, und
dN= _ £ 3r = j»
ist, so wird ^ ' d* r
*j - + A» A/ JL [(3//» - 1) + 1 j, (5* « - 3/0 - 8/r» - * £ (15/r» - Biso] .
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44^ Mechanik des Himmelt. 68. 59.
Löst man hier die Produkte auf, und berücksichtigt nur diejenigen Glieder,
welche im Argumente Z mit dem Faktor 1 enthalten, so erhält man:
[- 2(Z' - Z,')* - | Z'* + 2(Z' - &')(£' - Zt')]ö sin isin(L - 2Zt + ft)
daher, wenn man in dem Ausdrucke
Z't
IJ — Lx%wmV + L*
seut,
+ \ t*»Z'»(2Z' - Z1')(3 L'-Lt' + 4ft') . . ... 0_
(3Z>_4A.)\5r_4z;.) «.««.(X - 2Z, -f- ft).
Die Differentialgleichung wird daher:
H- Z'flf =» — L'*u*sinisin{L — ß) +
(3 a)
. ,,a f . ,(2Z'- Z^^-Z^^ft') . a_ ft.
und daraus
*s = - (lz^ft')ft' "'*'"ä(Z - ß) +
Z'V(2Z'- Z^XaZ'- Z/ + 4jV) rr vr W
+ *(2Z'-2Z/4-ft,X2Z/-ßO(^Z'^4Z1'X3Z'-4Z1')WÄ"W(Z~2Z'1"Hft;-
59. Elementare Glieder; Secularbewegungen von Knoten und
Perigeum. In den Gleichungen 57 (9), (11) und 58 (4) treten zweierlei stark ver-
größerte Glieder auf; in den einen wird die Vergrösserung durch den Faktor
Z' 1
y-r = - bewirkt, so dass die resultirenden Coefficienten nur mehr von der
Ordnung ji, d. h. der Quadratwurzel aus der störenden Masse, sind; ausserdem
aber eine zweite Gruppe von Gliedern, welche im Nenner ft' und *' haben.
Z' L 1
Die Verhältnisse — , , sind aber von der Ordnung , so dass in diesen
Gliedern der Faktor ja* ganz verschwindet, die Coetficienten von der nullten
Ordnung der störenden Massen sind. Sie verlieren den Charakter der Störungen,
und werden mit Gliedern der ungestörten Bewegung vergleichbar. Diese Glieder
erhielten von GYLDfeN den Namen elementäre Glieder. Es können aber im
weiteren Verlaufe auch Glieder auftreten, in denen nicht nur der Faktor jj.» im
Zähler verschwindet, sondern wo noch überdiess die störenden Massen in den
Nenner treten: es entstehen hyperelementäre Glieder. Es ist sofort
klar, dass eine derartige Entwickelung unbrauchbar ist, indem man es nicht
mehr mit Näherungen zu thun hat, sondern die Reihen divergent werden.
Diese Glieder haben aber die Eigenschaft, dass sie aus denjenigen Gliedern
der störenden Kräfte entstehen, die ausser Z noch ß oder n, aber kein anderes
Argument enthalten; denn nur dann kann (Z'* — x1) = (Z' — x) (Z' x)
den Faktor oder it' erhalten. Wenn man daher in den störenden Kräften
diese Glieder zum Verschwinden bringen könnte, so würden eben auch die
Glieder nicht auftreten. Hierzu giebt es aber ein Mittel, welches nicht nur zu
diesem Zwecke tauglich, sondern für eine streng richtige Lösung unbedingt er-
forderlich ist.
Die Auflösung der canonischen Differentialgleichung ohne letztem Gliede
war, da hier y£" «= Z' ist:
hsin (Z'Z -+- IT) = hsin (Z + H),
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Mechanik de« Himmels. 59. 447
wo h und H die Integrationsconstanten sind. Für r wird h — — e, //= 90° — ;
der aus der Beobachtung zu bestimmende Theil — ecos{L — für s ist
h = ;m /, H = — ß, das betreffende Glied «'« * sin (Z — ft).
Diese Lösung setzt voraus, dass & und ic constant sind; es wäre dann
nicht gestattet, bei der Integration der canonischen Differentialgleichung mit
letztem Gliede diese Grössen als veränderlich anzusehen. Die Folge davon
wäre aber, dass nunmehr jene Glieder, welche dieselben Argumente enthalten,
und welche zur Entstehung der elcmentären Glieder Veranlassung geben, die
Nenner oo erhalten würden. Die Lösung der canonischen Differentialgleichung
in der bisher benutzten Form setzt also geradezu voraus, dass in dem letzten
Gliede kein Ausdruck mit dem Argumente (Z7 K) vorkommt. Wenn solche
Glieder auftreten, so muss die Integrationsmethode geändert werden; dies ge-
schieht eben durch die Annahme eines veränderlichen H.
Es wird in der canonischen Differentialgleichung sofort jenes Glied mit dem
kritischen Argumente berücksichtigt. Dann wird dieselbe, wenn sofort L für
Yf geschrieben wird:
d-^ + L'*y=fsin{L't + H) (1)
und das Integral in der Form
y = hsin(Z'f + H), (2)
wobei jetzt H, und der grösseren Allgemeinheit wegen, sogleich auch h als ver-
änderlich angenommen werden. Lässt sich die Gleichung (1) durch den Aus-
druck (2) unter dieser Annahme befriedigen, so wird, wie man sofort sieht, die
Integration der Gleichung mit letztem Gliede zu denselben Resultaten führen,
wie früher, wobei aber die in den Argumenten K auftretenden Grössen H eben-
falls als veränderlich angesehen werden, d. h. wo in den Werthen der (x/ ■+- AT) in
xt die sämmtlichen veränderlichen Theile eingezogen sind, wie dieses in
No. 49 geschah. Nur in diesem Falle werden daher die in 49 erhaltenen Resul-
tate theoretisch richtig.
Aus (2) folgt:
£ = hL'cos(L't + H) +~ sin{L' t + H) + h cos (L't + //)^
^ = — AL'*sin(L't+Il)+2 ^Z'<w(Z' /-+-//)- 1h£ sin^Ut+H)^ +
d* h , , w, dh , _, „~dH ^ ^
+ sm(L't +Ä)+2^ fUL'i+m-ä ~
(dH\ 7 d% H
£) +hcos(L't+H)-^.
Setzt man dies in (1) ein, so folgt:
|"_ AZ'»- 2AZ' ^-h ~£ ~h{^j)+ hL"\ sin W "+~ H) "+"
+ [2 ITt r+ + cos V + =fsin <zv +
woraus sofort zu ersehen ist, dass in der Lösung (2) für H derjenige Werth
genommen werden muss, der in dem kritischen Glied von (1) enthalten ist, und
weiters, dass
i (dHV o L r, dH d%h
, d*H dh dH Ä dh r, (4)
+ * dt'«**«1'-*
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44» Mechanik des Himmels. 59.
gesetzt werden muss. Wird nun zunächst angenommen, dass h constant ist, so
werden daraus die Gleichungen folgen:
* -77T — 0. (5)
Die zweite Gleichung giebt:
H= ffa -f- Hx t,
wo JJ0 und Hx constant sind, und dieses in die erste substituirt:
H? -+- 1L'HX = - ^
(6)
wo das obere Zeichen zu nehmen ist, wenn die Veränderlichkeit von H als klein
vorausgesetzt wird. Es würde daher
»> ~ L' (V1 ~ ÄZ1* - ') <7>
oder wenn / gegenüber hV% nur klein ist:
In dem vorliegenden Falle ist:
1) Für die Gleichung 57 (8) mit der Beziehung (7 a), da
ist:
/( = — 3<, ^=90°-«; /= — + j^"?)
Hier tritt allerdings rechts noch ^r""*' auf; vernachlässigt man es gegen-
über Z', so wird
£ = + n«r. (8.)
2) Für die Gleichung 58 (3a) ist:
A « */* i, # =» — ß, / = - Z' V«« '
^--*Zy». (8b)
Die Bedingung des Verschwindens der elementären Glieder giebt also sofort
eine Bestimmung für die Bewegung der Knoten und Apsiden.
Die in No. 57 und 58 erhaltenen Ausdrücke geben die Störungen, die von der
ersten Potenz der Masse herrühren. Setzt man diese in die rechte Seite der
Störungsfunction, so werden neue Ausdrücke entstehen, die aber, da 0 den Faktor
fi1 hat, mit ja4 multiplicirt auftreten. Bei der Berücksichtigung der dritten Potenz
der störenden Massen tritt noch ji« hinzu, so dass also eine nach Potenzen von
fi> (d. i. der störenden Masse) geordnete Reihe erhalten wird; da ja* nahe TTir
ist, so werden die aufeinanderfolgenden Näherungen als convergent angesehen
werden können, insolange nicht durch das Auftreten von kleinen Integrations-
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Mechanik des Himmels 59. 60.
divisoren diese Convergenz gestört wird, eine Erscheinung, die nun aber nicht
zu vermeiden ist. Die Entwickelungen können vollständig numerisch, oder
analytisch geordnet nach Potenzen der kleinen Parameter oder geordnet nach
Potenzen von u,' durchgeführt werden. Dem Wesen nach ist dieses die Methode
von Laplace, welche auch mit mehr oder weniger bedeutenden Modifikationen
von Plana und Damoiseaux verwendet wurde. Völlig consequent hat z. B.
Pontecoulant die Entwickelungen nach Potenzen von ji* vorgenommen, dabei
aber auch die Nenner, welche U — iLJ = Z'(l — *» enthalten, nach steigen-
den Potenzen von p aufgelöst (wodurch auch ungerade Potenzen auftreten), ein
Vorgang, der jedoch vom Standpunkte der Convergenz der Reihen als nicht zu-
lässig erklärt werden muss.
60. Secularacceleration. In Gleichung 67 (11) für die mittlere Länge trat
das Integral auf:
— + *C)L'dt,
in welchem die Integrationsconstante Cx so bestimmt wurde, dass L' die aus
den Beobachtungen folgende mittlere Bewegung repräsentire, d. h. dass dieses
Integral verschwinde. Die Grösse C ist aber nicht völlig constant; sie ist nach
56 (5), abgesehen von Gliedern 4. Ordnung:
C-i(l + i*« + W-67«) (1)
und da die Exccntricität der Erdbahn nicht constant ist, sondern einer secularen
Veränderung unterliegt, so wird C als variabel angesehen werden müssen. Setzt
man, da die Excentricität der Erdbahn abnimmt:
= e* = ,x(o)» — 2^(0^,'/, (2)
so kann Cx als Integrationsconstante nur so bestimmt werden, dass der constante
Theil der unter dem Integral befindlichen Summe verschwindet; der von / ab-
hängige jedoch muss stehen bleiben, so dass dieses Integral in
+ ipl%tj&eJtVit= +|<rt<°)*1'ZV/» (3)
übergeht. Dieses Glied ist zum Ausdruck 57 (12) hinzuzulegen, es giebt die
Secularacceleration des Mondes.
Der Coefficient / in Gleichung 59 (1) ist aber ebenfalls von e{ abhängig.
Schreibt man:
so werden jetzt die Gleichungen 69 (4):
, d*H ^dk dH „ dh „, „ <5'
* irr+^dl -d7 + 2dl/-~°
und man sieht, dass die Gleichungen 59 (5) wegen der Veränderlichkeit von /
nicht erfüllt werden können. Daraus folgt, dass auch h veränderlich angenommen
werden muss.
Die zweite Gleichung (5) lässt sich schreiben:
d*H dh
dt* 2 dt
-—dH+-r = 0'*
L+nt
deren Integration liefert
bg^V + + * log h = hg c*L' (6)
Valbntimx, A»troM»ie. II. 39
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45« Mechanik Hcs HimineJ». 60.
dH' CT)
wo € die Integrationsconstante ist. Hieraus ersieht man, dass die Verfnderlkn-
d H
keit von h jedenfalls eine sehr geringe ist, da ~jj gegenüber £' sehr klein ia;
man kann demnach auch
*-'('-*i£)-'-*rT? <8>
setzen. Sieht man daher in der ersten Gleichung (5) von dem aweiten Dtfferen-
tialquotienten von h ab, so folgt:
oder, wenn der Nenner entwickelt wird:
dH 1 (dH\% l ...
Eine Näherung wird, wie unmittelbar ersichtlich, und auch aus 59 (4) folgt:
als genaueren Werth erhält man:
'•Tt - - 57T + + sITTT* </< t9'
oder, wenn man die dritten Potenren von / vernachlässigt, und /,»»«(•)• —
S <(•)*,'/ einsetzt:
Tr--l57T/«+5sT/*''J
= -2^(/.^'i0") + ^/''o ,
H = fit — ^j, (/, +/, af»') ' + » '-^/»"- W
Es werden daher auch det Knoten und das Perigeum der Mondbahn ein«
Secularvariation unterliegen, überdies aber auch h veränderlich sein. Der Wertf
von h wird nämlich:
4 ^[--ip </,.,./,,,•)]
- < + nr> u, + /•<.'")- * - V: /»*
Schreibt man daher
H~Ht + H't+ H"t*\ h*=hQ + h't, (Ha)
so wird } (
*t-' + 4ri(/.+/i'P)i); ^-i-^/*-
Damit wird noch
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Mechanik des Himmels. 60. 61.
45»
welcher Werth in (IIa), (IIb) einzusetzen wäre; doch wird für die vorliegende
Näherung ausreichend
t — h- TV —
wodurch die Resultate für die Bewegung von A und it mit den in 59 (Sa), (8b)
erlangten identisch werden. Um die Secularvariationen zu erhalten sei:
1) Der Coefficient von cos(L — xt) in 57 (5):
so wird in erster Näherung px = 1 und weiter (vergl. pag. 448 den Werth von/):
demnach der Coefficient von /'in dem Ausdrucke für *:
2) Sei der Coefficient von sin(Z — ß) in 58 (3 a): — Z'V »(/t + fi«A
so wird in erster Näherung ebenfalls l, = 1 sein, und
/3 = — Z'> fi» JMf 1 Ä0 = Jl« *
demnach der Coefficient von /* in ß
- B" = * ^ = + ZVf r Old>
Vergleicht man die Coöfficienten von /* in den Ausdrücken (6), (11c), (lld),
so findet sich
* ~äpT •i^T-i-rf7r = -H3:-2fl:-r-^.
61. Andere Formen der Entwickelung. Delaunay, Airv, Hansen.
Obgleich die Entwickelung der periodischen Störungen nach diesen Principien
an und für sich keine analytischen Schwierigkeiten darbietet, so erfordert die-
selbe praktisch eine sehr grosse Aufmerksamkeit, damit nicht ein oder das andere
merkliche Glied übergangen werde. Thatsächlich sind die bei den Untersuchungen
verschiedener Forscher auftretenden Unterschiede in den Coefficienten einzelner
Glieder dem Umstände zuzuschreiben, dass bei der Berechnung derselben einzelne
Combinationen von Gliedern, deren Produkte zu einem gegebenen Argumente
gehören und merkliche Resultate geben, übersehen, oder als unmerklich Ubergangen
wurden. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, hatte Dei-aukay die Entwickelungen
nach der folgenden Methode durchgefürt: Bei der Integration der Differential-
gleichungen wird von der Störungsfunction zunächst nur ein einziges Glied berück-
sichtigt; dann lässt sich die Differentialgleichung in einfacher Weise integriren, und
man erhält, ohne eine specielle Annahme über die Form des Integrals zu machen,
dieselbe durch die Entwickelung der Störungsfunction direct bestimmt. Reducirt
man in erster Näherung die Störungsfunction auf die Anziehung des Central-
körpers, so erhält man die ungestörte Bewegung mit den sechs Elementen als
Integrationsconstanten. Man kann nun, nach der Methode der Variation der
Constanten, diese als variabel betrachtend, die ganze Störungsfunction oder einen
Theil derselben berücksichtigen ; im letzteren Falle, wenn an Stelle der Störungs-
function ö ein Hauptglied ö' berücksichtigt wird, erhält man die Elemente in
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452 Mechanik des Himmels. 61.
der Form £0 + £', wo £' von dem Gliede 9' in der Störungsfunction herrührt.
Substituirt man an Stelle der Elemente ihre Werthe £0 + £' in die Störungs-
function, so wird diese geändert, denn das berücksichtigte Glied wird, der Be-
stimmung von £' gemäss verschwinden, während die übrigen, noch nicht be-
rücksichtigten Glieder in Folge der Correction £' geänderte Werthe erhalten.
Sei die neue Entwickelung ö,, so wird man die Integrationsconstanten der letzten
Integration, welche wieder mit £0 bezeichnet werden können, neuerdings als
variabel ansehen, und so bestimmen, dass ein weiteres Glied ß" von fit, etwa
das Hauptglied dieser Entwickelung, berücksichtigt wird. Dadurch werden
Störungen £" auftreten, so dass die Elemente £0 -+- £' -j- £" sein werden.
Substituirt man diese Werthe in öp so wird der Bestimmung von £" gemäss
das berücksichtigte Hauptglied verschwinden, und ö, durch die geänderte Ent-
wickelung Q9 ersetzt, mit welcher in derselben Weise zu verfahren ist. Auf
diese Weise werden nach und nach alle Glieder der Störungsfunction berück-
sichtigt, und wenn man dafür sorgt, dass immer die Hauptglieder mitgenommen
werden, so werden die aufeinanderfolgenden Correctionen £', £", £"' . . .
und daher auch die in ß1( ö2, ö, auftretenden Zusatzglieder im allgemeinen
immer kleiner.
Auf die weitere Austührung der Methode kann hier nicht eingegangen
werden1); die Methode ist, uenn auch nicht schwierig, so doch mit bedeutenden
Weitläufigkeiten verbunden, die übrigens nach Maassgabe der zu berück-
sichtigenden Glieder, gerade so, wie bei anderen Methoden, unverhältnissmässig
anwachsen. Es ist allerdings möglich gewisse Gruppen von Argumenten zu-
sammenzufassen, ohne dass dadurch die Integration erschwert wird, und dadurch
das Verfahren wesentlich abzukürzen; nichtsdestoweniger musste Dri.aunay bei
den späteren Operationen, wo die kleineren Glieder in sehr grosser Zahl auf-
traten, gewisse Vereinfachungen vornehmen, und trotz des ganz ausserordent-
lichen Aufwandes von Arbeit kann man schliesslich praktisch nicht constatiren,
ob die vernachlässigten Glieder nicht thatsächlich merkliche Werthe erreichen.
Um hierüber Gewissheit zu erlangen, müsste entweder die DELAUNAY'sche Methode
auf die von ihm vernachlässigten Glieder erweitert werden, d. h. die Grenzen
für die zulässigen Vernachlässigungen müssten wesentlich weiter gesteckt werden,
oder aber die erhaltenen Coefficienten müssten in anderer Weise derart corrigirt
werden, dass sie den Differentialgleichungen der Bewegung genügen. Der erste re
Weg würde unzweifelhaft neuerdings eine grosse Zahl merklicher Glieder mit
Argumenten ergeben, welche Df.launay selbstverständlich nicht mehr erhielt;
die letztere Methode könnte nur die Correctionen der Coefncienten derjenigen
Glieder liefern, welche von Delaunay gefunden wurden. Bei der Durchführung
dieser Arbeit entschloss sich Airy (»Numerical Lunar Theory«) für den zweiten
Weg, welcher, obzwar selbst noch sehr umfangreich und mühsam, dennoch
der kürzere schien. Airy ging von den Differentialgleichungen 10 (C) (in einer
unwesentlich geänderten Form), aus. Zu den aus der DELAUNAY'schen Theorie
folgenden gestörten Werthen der polaren Coordinaten werden die Coefticienten
je mit einer unbekannten, zu suchenden Correction versehen, so dass an Stelle
des Gliedes a sin Arg oder a' • cos Arg ein Glied {a + A«) sin Arg bezw.
(<*' 4- ka') (os Arg angenommen wird. Diese Werthe werden in die störenden
') Für — , -j^- erhält er dieselben, nach (a geordneten Reihen, wie sie in No. CS an-
gegeben sind.
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Mechanik des Himmels, fit-
453
Kräfte eingeführt, und die Reihen numerisch multiplicirt. Weiter werden die
in den Differentialgleichungen auftretenden Combinationen der Differential-
quotienten aus den für die polaren Coordinaten gegebenen Reihen abgeleitet,
und durch Gleichsetzung der bezüglichen Werthe lineare Gleichungen zur Be-
stimmung der unbekannten Correctionen abgeleitet.
Ohne in grössere Details einzutreten, muss doch in Kürze eines sehr verdienst-
vollen Versuches von Weiler Erwähnung geschehen, die Störungen durch die
Integration der geschlossenen Ausdrücke für die störenden Kräfte (ohne Reihen-
entwickelungen) zu erhalten. An Stelle derselben tritt dabei eine Reihe von
partiellen Integrationen, welche so angeordnet werden, dass der zu integrirende
Theil der partiellen Integration gegenüber den bereits integrirten von höherer
Ordnung der Kleinheit wird, indem die kleinen Parameter als Faktoren auftreten1).
Auch muss hier einer sehr interessanten Arbeit von Bohlin (Astron. Nachr.
No. 2882) Erwähnung geschehen, der die Schwierigkeit der auftretenden kleinen
Integrationsdivisoren durch Zurückführung der Differentialgleichungen auf partielle
zu umgehen sucht. An Stelle der Differentialgleichung
tritt die partielle Differentialgleichung
wo Kürze halber « = n't gesetzt ist. Ist das Integral dieser Gleichung
y= - * G0C H- iGY«, + lGf1sm (iC - 7«»). (3)
so erhält man zwei Integrale von (1):
-} > « - \G„ - HGncos (iC - 7«)
f4)
-t^«+*(i^: + ')- + »lg1-«-^-«-
Das Integral von (2) kann aber durch das Eintreten von willkürlichen
Functionen so bestimmt werden, dass kleine Integrationsdivisoren nicht auftreten.
Hingegen tritt an deren Stelle eine Reihe von partiellen Differentiationen nach C»
bei welchen stets ganzzahlige Coefficienten als Faktoren aultreten, so dass es
aus diesem Grunde jedenfalls »verfrüht wäre zu behaupten, dass die erhaltenen
Reihen convergent sindc*).
Ueber die Hansem 'sehe Methode genügt es hier auf das in No. 51 und 52 gesagte
hinzuweisen. In der Methode völlig identisch, tritt ein Unterschied nur dadurch
auf, dass auf die Bewegung des Perigeums des Mondes schon in den Differential-
gleichungen Rücksicht genommen wird. Es wäre in 51 (2) : / = V-¥ r0 -+- Tt' /
zu setzen, wodurch in den Differentialquotienten von r,' abhängige Zusatzglieder
auftreten. Die Störungsfunction wird für den Mond nach den Cosinus der mittleren
Anomalien vorgenommen, da hier mit Rücksicht auf die kleinen Excentriciläten
>) Vergl. u. a. a. »Astr. Nachr. 2515/6, 276a und 3307«. In der Praxis werden jedoch
die Resultate so verwickelt (vergl. Astr. Nachr. No. 261 1), dass sich ihre Anwendung kaum
als fruchtbringend erweist ; ob die Ursache davon lediglich die von Weiler angegebene, in der
Wahl der beiden wahren Anomalien als Argumente gelegene ist , bleibt nach den späteren
Untersuchungen Weiler's immerhin fraglich. Ueberdies ist sowohl theoretisch wie praktisch
keineswegs der Beweis erbracht, dass die Entwickelungen convergent sind.
») 1. c. pag. 24.
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454
Mechanik des Himmels. 61. 62.
«ich einfachere Entwickelungen ergeben; endlich ist zu erwähnen, dass Hansen
die Auflösung der Integrationsdivisoren in Reihen, die nach steigenden Potenzen
von p. fortschreiten, als eine der Hauptursachen der mangelhaften Convergenz
der Resultate, unterlägst.
62. Die Secularacceleration des Mondes. Für den numerischen Werth
der Secularacceleration des Mondes hatte Laplace 10" angegeben1). Dieser
Werth wurde auch von Plana und Damoiseaux bestätigt gefunden. Airy fand
anfangs denselben Werth; bei seinen späteren Untersuchungen den beträchtlich
grösseren von 12". Die von Hansen gefundenen Werthe weichen von einander
um ca. 1" ab und bewegen sich zwischen 11" 5 und 12"5.
Der Coefficient des Integrales fe^e^tL'dt ist nach Formel 60 (3) 3 ft*.
Dieses ist natürlich nur ein erster Näherungswerth, das Anfangsglied einer Reihe,
welche nach Potenzen von jx fortschreitet. Nach den Entwickelungen von Plana
und Damoiseaux ergab sich der Coefficient
ein Werth, welcher auch von Hansen nach seiner Methode bestätigt wurde.
Derselbe ergab sich jedoch in Folge eines Fehlers in der analytischen Ent-
wiclcelung, den zuerst (1853) Adams1) corrigirte. Die von Plana, Damoiseaux
und Hansen gemachten Vernachlässigungen lassen sich nach Adams dahin
präcisiren, dass der Einfluss der Veränderlichkeit der Excentricität der Erdbahn
auf die Tangenlialbewegung, also auf die Flächengeschwindigkeit, nicht berück-
sichtigt erscheint, und nur die in Folge der veränderlichen Excentricität der
Erdbahn auftretende Variation der störenden Kraft in der Richtung des Radius-
vector in Rechnung gezogen wurde. Unter Berücksichtigung sämrotlicher Einflüsse
erhielt Adams
Der Unterschied beträgt in dem Coefficienten von f* mit den numerischen
Werthen von *,<•>, ex\ L' und jj. : — 1"-668).
Plana und Damoiseaux erklärten jedoch die Methode von Adams für in-
correkt, und als Delaunay im Jahre 1859 in der Pariser Academie der Wissen-
schaften die von ihm auf einem ganz anderen Wege erhaltenen mit den Adams-
schen übereinstimmenden Resultate mittheilte, war es in erster Linie PontEcoulant,
*) Die numerischen Werthe der Störungscoüfficienten sowie der Secularacceleration des
Mondes, seines Knotens und Pcrigeums können aus den Formeln in No. 68 und 60 keineswegs
erhalten werden. Die daselbst vorgenommenen Vernachlässigungen sind viel xu erheblich, als
dass die Resultate der numerischen Rechnung auch nur einigermaassen auf Richtigkeit Anspruch
erheben könnten. Schon die Mitnahme der zweiten Potenzen der Excentrici täten, um so mehr
aber die Berücksichtigung der zweiten Potenzen der Massen wUrde die Coefficienten wesent-
lich verändern. Es muss besonders hervorgehoben werden, dass hierbei die analytischen
Operationen nur zur Andeutung des Weges dienen, denn ohne diese Darlegung würde das
Auftreten von clementären Gliedern, das Wegschaffen derselben, die Bestimmung der Veränderungen
in den Apsiden und Knoten aus den Differentialgleichungen für die polaren Coordinaten wohl
kaum verständlich gewesen sein. Andererseits aber fallt die vollständige Theorie der Mond-
bewegung nicht in den Rahmen dieses Werkes Wenn an anderen Stellen auch numerische
Beispiele gegeben sind, so ist dieses immer nur dort, wo die zulässigen Vernachlässigungen
u. f. w. nicht Uberschritten sind. Da dieses beim Monde für die Ableitung der numerischen
Werthe nicht als zutrefiend gelten kann, so wurde auch von den numerischeu Substitutionen hier
Abstand genommen.
') Philosophical Transactions, Band 143, pag. 397.
*) L c. pag. 405.
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Mechanik des Himmelt. <V>. 455
welcher für die Richtigkeit der Alteren Werthe eintrat. Adams hatte inzwischen
seine Untersuchungen fortgesetzt und für A den Werth erhalten1).
wo e die Excentricität und 7 die Tangente der Neigung der Mondbahn gegen
die Ekliptik bedeuten. Numerisch entwickelt gab dieser Werth für den Coeffi-
cienten der Secularacceleration 6"78, also fast die Hälfte des älteren Werthes.
Die ausgedehntesten Untersuchungen hatte aber Delaunay nach seiner
Methode vorgenommen, welche ihm den folgenden Werth ergaben*}.
^- (3 - t t»+ £ <* + ? <v+ 5 74 - h'<'- ff + i«4 + ff <• +
-H (St' + 16^,-1i^T4-^ 7* + 277> *f -+- 676 1* t{) u.«
,3771 50738 v2 1H0768 .1 , 36109 ,« , 99729 „A , 6448319 „g.t , 1871465 ..i
— ("ST — liT 7* 5ÜT ' "*~ TT '» IÖ24 7 + 1<Hr 7'*"+ "SÜT* **J *4
_ _ ™*H 7f _ 6247^7 , 722558 , , 5
^806865 _ 9Z?15n5 7> _ 3577^5389^^« 570»47 ^, »137626417
_i_ f/15 _ 3625 , 2635 , v . 2475 , _ 863*418 4j
^ IV 8 138 7 t" lag e )r ^ 82 4096 J * t
1
Für die Coefficienten des obigen Integrales in den Ausdrücken für die
Secularbewegung des Perigäums (£) und des Knotens (C) erhielt Delaunay')
* - - (1 - 1 7' - ! + ¥ <i' + S 7* + f 7^- -
c -G -fr" + + r'i' + § v4 + gT»«f-g< V - (ü -St" -ff«'+ 91^)ü»
_ /»7» _ TOM , »\ 4 _ 74277 5 _ 1854U991 « 875 , £*_ .
U28 W 7 64 ff /r 512 r 2457T^ r + «I1 fl 1
1
Die Ausdrücke, welche Plana und Damoiseaux hierfür erhielten, waren von
diesen nicht sehr verschieden; Plana erhielt die Glieder mit p', u.'**, u.'^*,
u* i', i*', u.'**, ji'^i1» 1*57* u* z* nJ't denselben numerischen Coefficienten, ausser
diesen noch die Glieder
• n. 61755 4 18U049 „ j
m [28 SU" J*
Der Einöuss der Veränderlichkeit der Flächengeschwindigkeit auf die Secular-
bewegung des Knotens und des Perigeums ist also wesentlich geringer als auf
die Secularbewegung in Länge.
Schon im Jahre 1853 hatte aber Airv*) und 1860 Hansen*) gezeigt, dass die
historischen Finsternisse (die Finsternis des Thales im Jahre — 584, des Xerxes
— 480, des Ennius — 399, des Agathokles — 309, endlich die Finsterniss von
Stiklastad 1030) mit einer Verkleinerung der Secularacceleration
nicht dargestellt werden, und eher eine Vergrösserung derselben
•) Compt rend. Bd. 48, pag. 247 und 887.
>) Compt. rend. Bd. 48, pag. 817.
*) Compt. rend. Bd. 49, pag. 309.
*) Philotophical Transactions Bd. 143, pag. 179.
») Compt rend. Bd. 50, pag. 455.
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456
Mechanik des Hiramrh. 6J.
erfordern. Dieses bestimmte auch Leverrier zu der Meinung, dass die
Rechnungen von Adams und Delaunay fehlerhaft sein müssten ; der Streit wurde
in der französischen Academie — oft sehr persönlich — geführt. Hansen blieb
lange bei seinen theoretisch gefundenen Resultaten stehen, gab aber später die
Richtigkeit der AüAMs'schen und DELAUNAv'schen Resultate zu, wobei er aber
praktisch den grösseren, empirischen Werth beibehalten zu müssen glaubte, durch
welchen die historischen Finsternisse dargestellt werden, und Delaunay vertrat
schon damals die Ansicht, dass die Abweichung der auf theoretischem Wege
erhaltenen von dem aus den Beobachtungen gefolgerten Werthe irgend einer bis
dahin noch nicht erörterten Ursache zuzuschreiben wäre.
Im Jahre 1865 glaubte er diese Ursache, oder wenigstens eine dieser Ursachen
in der Wirkung der Ebbe und Fluth gefunden zu haben1). Die Wirkung lässt sich
kurz folgendermaasen erörtern : Der Mond wird an der ihm zugewendeten und ab-
gewendeten Seite in der Richtung des Radiusvectors des Mondes eine Anschwellung
der Erde erzeugen; diese wird sich aber im Sinne der täglichen Drehung weiter-
bewegen. Wenn sie stabil bliebe, so würde sie an der dem Monde zugewendeten Seite
vom Monde stärker angezogen als der Erdmittelpunkt, an der abgewendeten Seite
schwächer, so dass ein Drehpaar entstehen müsste, welches immer eine Drehung der
Erde gegen den Mond zu, also entgegengesetzt der täglichen Bewegung erzeugen
würde; dadurch müsste die Drehung der Erde verlangsamt, der Tag etwas länger
werden; in diesem nach und nach immer länger werdenden Tage würde der Mond
immer grössere Strecken beschreiben, so dass also, reducirt auf die als Einheit
angenommene Tageslänge, der Mond sich immer schneller zu bewegen scheinen
muss. Diese Anschwellung ist nun allerdings nicht stabil, sondern wird vom
Monde in der Richtung des Radiusvectors stets neu erzeugt; aber da sie in
Folge der stetigen Zusammenwirkung der Mondanziehung und Erdrotation immer
etwas in der Richtung der Erdrotation vorgeschoben ist, so wird an der Art der
Wirkung nichts geändert, nur wird die Grösse derselben wesentlich vermindert.
Bald darauf hatte Bertrand ») bemerkt, dass diese Anschwellung auch eine
Reaction auf den Mond, eine Anziehung auf denselben und darauf erfolgende
Verringerung seiner Bewegung erzeugt, wodurch aber nur der numerische Werth
etwas reducirt wird.
Eine andere Ursache, welche eine Acceleration in der Bewegung erzeugen
kann, wurde 1884 von v. Oppolzer in dem Niederschlagen von kosmischem
Staub auf die Erde angegeben*). Die Wirkung derselben ist eine dreifache:
1) Durch Vergrösserung der Massen der Erde und des Mondes wird die Be-
wegung beschleunigt. Ist:
M ^= Mq ~f- AT t\ tn == Wq -f- iti /,
k* (M+ m)
so wird zur anziehenden Kraft 5 die störende Kraft in der Richtung
des Radiusvectors HQ = j / hinzutreten, welche in der mittleren
Län.ge eine Störung erzeugt, die durch die Differentialgleichung
dbLx 2k(M' + m')
dt - a\ '
bestimmt ist, so dass
') Compt rend. Bd. 61, pag. 1023.
*) Compt rend. Bd. 62, pag. 162.
s) Aatroo. Nachr. Bd. 108, pag. 67.
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Mechanik des Himmels. 62. 457
wird1). 2) Durch den Massenzuwachs der Erde wird die Rotationsgeschwindig-
keit derselben vermindert. Nach dem Princip der Flächen muss nämlich das
Produkt der Masse in die Rotationsgeschwindigkeit constant sein, wobei aber
für die Masse, da man es mit einem rotirenden Körper zu thun hat, die diesen
in der Entfernung 1 von der Rotationsaxe ersetzende Masse, also das Massen-
moment Ä* gesetzt werden muss; es ist also:
K <i> = const;
demnach
dm = — ^ dK.
Für die Kugel ist das Massenmoment K = ^ tr pr' 8, daher dK = $ n p4 & , dp,
wenn Ä die Dichte der Erde, 8X die Dichte der abgesetzten kosmischen Massen
und p der Erdradius ist. Lagert sich im Jahrhundert eine Schicht von der Höhe
h ab, und nimmt man die Dichte des kosmischen Staubes gleich derjenigen der
Erde, so wird in / Jahrhunderten eine Schicht von der Höhe ht angesetzt, demnach
ist dp = ht dt
du = -b^to>0dt, A «o = - |£«t/».
Dieser Verminderung der Rotationsgeschwindigkeit entspricht eine Ver-
längerung des Tages um und in dieser Zeit legt der Mond in seiner Bahn
Ja)
das Stück Z' zurück, so dass die hieraus folgende scheinbare Beschleunigung
seiner Bewegung
AZ, = -i-$£z'/*
ist. Endlich wird 3) durch den Widerstand, welchen der Mond in einem wider-
stehenden Mittel findet, ebenfalls ein Secularglied von der Form AZ3 = ot/*
entstehen; die Gesammtbeschleunigung wird daher
Durch die Substitution der numerischen Werthe erhielt v. Oppolzer
AZ = + 1"-81/*/*,
wobei h in Millimetern, / in Einheiten des Jahrhunderts auszudrücken ist. Es
genügt daher, um den Unterschied zwischen dem beobachteten und theoretisch
bestimmten Werthe zu erklären
h = 2-8 mm im Jahrhundert
anzunehmen.
Der hiergegen gemachte Einwurf, dass das hierfür erforderliche Quantum
kosmischen Staubes viel grösser wäre, als das wirklich beobachtete, ist ungerecht-
fertigt; denn die beobachtete Niederschlagsmenge ist durchaus nicht zu ver-
wechseln mit der thatsächlich erfolgten; zu den beobachteten gesellt sich noch
jener Massenzuwachs, welcher durch die in der Luft stattfindenden Verbrennungen
von Meteoren u. s. w. in nicht controllirbaren Mengen erfolgt, und die weitaus
grösser als die beobachteten sind.
') Eine genauere Untersuchung dieses Theiles der Störung gab Gyld£n in den rftstron.
Nacbr « Bd. 109, pag. 1.
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45«
Mechanik des Himmels. 6?. OS.
Auch bei der Bestimmung der numerischen Werthe der von Delaunay an-
gegebenen Wirkung muss man gewisse Voraussetzungen über das Gesetz der
Dichte in der Erde machen; überdies ist hier nicht zu übersehen, dass durch
die Querlagerung der Continente die Wirkung der Anschwellung wesentlich ge-
ändert wird, und sich der strengen Rechnung beinahe ganz entzieht. Ueber-
haupt ist man bei derartigen numerischen Rechnungen immer auf gewisse
Hypothesen oder vereinfachende Suppositionen, welche an Stelle der strengen
Gesetze treten, angewiesen, und es ist ganz wohl denkbar, dass nicht eine dieser
Ursachen allein, sondern mehrere zusammengenommen wirken, um einen gewissen
Effekt zu erzielen.
Secularanderungen in den Elementen müssen auch entstehen, wenn die
Schwerkraft sich nicht momentan fortpflanzt. Diesen Umstand hat schon Laplace
in Rechnung gezogen unter der Voraussetzung, dass die Schwerkraft sich durch
ein Fluidum (Fluide gravifique) fortpflanzt; neuerlich wurde diese Frage von
einem anderen Standpunkte aus von Lehmann-Filmes1) erörtert. Lehmann- Filhes
kommt zum Resultate, dass die Störungen um so bedeutender sind, je grösser
die mittlere tägliche Bewegung und die Excentricität sind; unter den Planeten
wird daher die Wirkung am bedeutendsten beim Mercur hervortreten ; allein die
bei diesem beobachtete anomale Bewegung des Perihels lässt sich nach Lehmann-
Filhes nicht durch diese Ursache erklären.
63. Bestimmung der Ungleichheiten aus Beobachtungen;
parallact ische Ungleichheit; die Wirkung der Abplattung des
Centraikörpers. Von den periodischen Gliedern hat, wie bereits erwähnt, das
a
Hatiptglied der mit dem Coefficienten — behafteten Reihe eine wichtige theoretische
a\
Bedeutung. Dieselbe ist [vergl. 57 (12)];
- - Fsin (Z - Lx).
at
Aus einer grossen Reihe von Beobachtungen lässt sich aber der Coefficient N
der Längenstörung Nsin(L — Z,) ermitteln. Es wird hier nicht unnöthig über
die Bestimmung der Coefficienten aus den Beobachtungen einiges zu erwähnen.
Angenommen, man habe auf irgend eine Weise gefunden, dass sich eine zu
beobachtende Grösse in der Form
X = a' sin (a' / + Ä) + a" sin (a" / + A") + a'" sin («'" / + A'") + ....—
_ X1 + X' + X'" +
darstellen lasse. Inductiv gelangt man zu dieser Erkenntniss dadurch, dass man
zunächst die Periodicität der Erscheinung X erkennt, damit die Dauer ihrer
Periode und die Bewegung ot' des Argumentes in der Zeiteinheit, aus der
Amplitude derselben den Coefficienten a' und aus dem Werthe zu einer gewissen
Epoche den Werth von A' ermittelt. Ueberwiegt das eine Glied, so wird man
unschwer den analytischen Ausdruck X ' oder eine dasselbe repräsentirende Formel
(Epicykel) finden. Bildet man X — X', so ergiebt sich- ein regelmässiger Verlauf
des Restes, aus dem man neuerlich einen periodischen Theil X" ausscheiden kann
u. s. w. Dieser Weg bei der empirischen Bestimmung der Ungleichheiten wurde
ursprünglich verfolgt (vergl. hierüber die tallgemeine Einleitung in die Astro-
nomie«, pag. io, 26, 36, 59, 68, 89, 119). Ist jedoch die Form der Entwickelung
(die Argumente) durch theoretische Untersuchungen bekannt, und es handelt
') Astron Nachr. Bd. no, No. 2630.
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Mechanik des Himmels. «3.
459
sich nur am die empirische Bestimmung der Constanten a\ A\ a", A" .... so
können diese aus einer grossen Zahl von Beobachtungen durch lineare Gleichungen
ermittelt werden. Schreibt man
X = a' cosA' sin a' t + a' sin Ä cos «' / 4- a" cos A" sin «"/ + a" sin A" cos a" / 4- . . .
so giebt jede Beobachtung eine lineare Gleichung in den Unbekannten a' cos A',
a'sinA', a"cosA", a" sin A" Sind mehr Beobachtungeu als Unbekannte
so werden die letzteren so bestimmt, dass sich die Reihe den Beobachtungen
möglichst anschliesst (nach der Methode der kleinsten Quadrate). In Folge der
unvermeidlichen Beobachtungsfehler werden in der Differenz
X — (X' 4- X" 4- X'" + . . .)
bei Berücksichtigung aller mitgenommenen Glieder noch gewisse Fehler übrig
bleiben. Zeigen dieselben einen unregelmässigen Gang, so werden sie thatsächlich
den unvermeidlichen Beobachtungsfehlern entsprungen sein; zeigt sich hingegen
ein gesetzmässiges Verhalten (einseitiges Ansteigen oder periodisches Ansteigen
und Fallen), so wird man daraus schliessen können, dass die angenommene
Reihe unvollständig war und durch HinzufUgung eines weiteren Gliedes
X(*>) = a<«"> cos (a("0 / 4- A^) eine bessere Uebereinstimmung erzielt werden kann.
Auf diese Weise hat Bürg in der Längenbewegung des Mondes ein Glied mit
einer Periode von nahe 180 Jahren gefunden, dessen Coefficienten er zu 13"*8 angiebt.
Burckhard fand dieselbe Ungleichheit und den CoeTficienten derselben 12"*5
(Laplace hat für das Argument (ic 4- — 3 iCj) angegeben; die theoretischen
Untersuchungen zeigten aber, dass der Coefficient dieses Gliedes völlig unmerk-
lich sei) u. s. w.
Bestimmt man nun auf diese^ Weise den Coefficienten des Gliedes Nsin[L — Lx)
aus Beobachtungen, so erhält man 126" (die älteren Bestimmungen gaben 122";
nach Hansen ist jedoch der Coefficient grösser). Hieraus kann man dann, da F
aus der Theorie bekannt ist
a_ N
a, - F
finden. Nimmt man die Mondparallaxe als bekannt an, so ergiebt sich hieraus
dann die Sonnenparallaxe.
Da der in dieser Weise entstehende Fehler in 7t® nur etwa den 140. Theil
des Fehlers von N beträgt, so wird ein Fehler von 1 " in der Bestimmung von N
nur etwa 0"'007 von w© erzeugen, vorausgesetzt, dass F hinreichend genau be-
a 1
stimmt ist. Hansen findet — = ^7 , ic© = 8" 916.
ax 384
Bei der Untersuchung der Bewegung des Erdmondes sind die Störungen
durch die Planeten keineswegs zu vernachlässigen. Diese Wirkung äussert sich
dabei in doppelter Weise. Einmal direkt durch die verschiedene Attraction auf
die Erde und den sie begleitenden Mond. Nachdem zu wiederholten Malen der
Ausdruck für die Störungsfunction angesetzt wurde, erscheint es überflüssig,
nochmals hierauf zurückzukommen; ist die Störungsfunction entwickelt, so wird
jedes Glied derselben genau so behandelt, wie die Glieder, die von der Attraction
der Sonne herrühren. Nebst dieser direkten Einwirkung wird aber noch eine
indirekte zu berücksichtigen sein, welche an Einfluss der ersteren nicht nachsteht,
nämlich die störende Wirkung der Planeten auf die Bewegung der Erde um
die Sonne. Diese verändert, insofern sie den Radiusvector und die wahre
Länge der Erde beeinflusst, die Lage des grössten der störenden Körper,
der Sonne gegen den Mond; man trägt diesem Umstände dadurch Rechnung,
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46o
Mechanik des Himmel«. fi3. 64.
dass man in die störenden Kräfte die gestörten Coordinaten der Erde bezw.
Sonne einführt, oder indem man die aus den planetarischen Störungen der
Erdbewegung herrührenden Zusatzglieder in der Störungsfunction sucht.
Endlich ist noch hervorzuheben, dass die Secularveränderung der Ekliptik
auf die Lage der Mondbahn nicht ohne Einfluss bleibt. Laplace fand, dass die
Ekliptik in ihrer Secularbewegung die Mondbahn nach sich zieht, d. h. dass die
mittlere Schiefe der Mondbahn gegen die mittlere Ekliptik constant bleibt, ein
Satz, den Hansen dahin rectificirte, dass die Mondbahn gegen diejenige Ekliptik,
welche drei Jahre vorher stattfand, eine constante Lage behält.
Eine letzte Gruppe von Störungen entsteht aus der Abweichung der Erde
von der Kugelgestalt. Bisher wurden nämlich die Himmelskörper als Massen-
punkte angesehen; die Resultate bleiben unverändert, wenn die Körper die
Kugelform besitzen, oder der angezogene Körper sich beständig in der Aequator-
ebene des abgeplatteten Centraikörpers bewegen würde. Es folgt dieses un-
mittelbar aus dem Ausdrucke des Potentials eines abgeplatteten Rotations -
sphäorides auf einen äusseren Punkt. Derselbe ist [vergl. No. 87 (16)]:
wo r der Radiusvector des Mondes, p der Erdhalbmesser, a die Abplattung der
Erde, b das Verhältniss der Centrifugalkraft zur Schwerkraft am Aequator, 6" die
Deklination des Mondes (90° — 9 nach der Bezeichnung von No. 87) ist1). Der
erste Ausdruck giebt die Wirkung der Erde, diese als Kugel vorausgesetzt; als
Störungsfunction ist hier nur fi zu berücksichtigen.
Bezeichnet man mit X die wahre Länge des Mondes, mit ß seine Breite, so
ist, wenn • die Schiefe der Ekliptik ist:
sin & « sin X sin t cos ß + cos t sin ß,
oder wenn lang ß = s gesetzt wird:
sin t sin X + s cos e
sin o —
y\ +
wofür ausreichend genau
sin 8 = yi — s* sin t sin X -f- s cos c
gesetzt werden kann. Wird dieser Ausdruck in fi substituirt, und dann für
r, X, s ihre Werthe durch die mittlere Anomalie gesetzt, so erhält man ß in der
für die Berechnung nöthigen Reihenform und kann nach irgend einer Methode
die Integration vornehmen.
W. Die Coordinaten der Satelliten in Bezug auf die Haupt-
planeten. Bevor einige, die Störungen der Satelliten betreffende Untersuchungen
erwähnt werden, ist in Kürze die Art und Weise darzulegen, in welcher die
Beobachtungen der Satelliten auf das Centrum der Hauptplaneten bezogen werden.
Sei £ Fig. 273 die Erde, H ein Himmelskörper, und /'ein Punkt in der Nähe
desselben; EH die Visur von der Erde nach dem Centrum des Körpers H,
EP die Visur nach dem Punkte P\ geocentrisch werden die Oerter von zwei
einander nahe liegenden Objecten festgelegt durch ihre Distanz und ihren
Positionswinkel; denkt man sich um den Erdmittelpunkt eine Kugel gelegt, und
sei MQ N0 der Schnitt derselben mit der Aequatorebene (oder einer anderen
') Auf die Glieder, welche von einer eventuellen Verschiedenheit der beiden ErdhUften
herrühren, kann hier nicht eingegangen werden; rs darf übrigens nicht unerwähnt" bleib««,
dass nus der Abweichung des Mondes von der Kugelgestalt, welche durch die
der Libration ausser Zweifel gesetzt ist, Zusntiglieder derselben Art entstehen.
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Mechanik de« Himmels. 64.
Fundamentalebene, z. B. der Ekliptik) also der grösste Kreis an der Himmels-
kugel, welcher den Aequator repräsentirt, A9 der Pol dieser Fundamentalebene,
endlich O0, P0 die Funkte, in denen die beiden Visuren EH, EP die Himmels*
kugel treffen. A0 09 ist dann der Deklinationskreis von O0 welcher den Aequa-
tor in 9 trifft, A0P0 der Deklinatinskreis von P9, so dass 09P9 = < HEP=s
die Distanz der beiden Punkte, A0 O0 P0 der Positionswinkel des Punktes P0 be-
zogen auf den Punkt O0 ist. Dieser wird von dem nördlichen Theile des De-
klinationskreises nach links (also für im Süden gelegene Punkte Uber Ost)
gezählt; sind a, 6 Rectascension und Deklination (oder Länge und Breite) des
Punktes ff, also wenn EV die Richtung nach dem Frühlingspunkte ist:
V Eo = a; o E09 = Ä; a\ 8' die Coordinaten des Punktes P, so hat man aus
dem Dreieck AO0P0:
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4*2
Mechanik He« Himmels. 64.
cos s = sin 8 sin + cos i cos V cos (*' — «)
sin s sin p = cos 8' sm (a — a) (1)
sin scosp == cos 8 sin 8' — sin 8 cos 8' «w (a' — a).
Um Punkte und Ebenen in Bezug auf den Mittelpunkt H eines Himmels-
körpers, also siderocentrisch (heliocentrisch, selenocentriscb, jovicentrisch, krono-
centrisch, areocentrisch u. s. w.) festzulegen, denkt man sich durch H eine zur
Grundebene M0 N0 parallele Ebene MN gelegt, welche eine um H beschriebene
Kugel in dem grössten Kreise MN schneidet. Die durch H zu ET parallele
Gerade H(T) ist dann die siderocentrische Richtung nach dem Frühlingspunkte,
HA die Richtung nach dem Pole der Fundamentalebene, Aq der siderocen-
trische Deklinationskreis (oder Breitenkreis) des Punktes P, (T) Hq — a und
qHP — d die siderocentrische Rectascension und Deklination (oder Länge und
Breite).
Eine durch H gelegte Ebene (Bahnebene eines Satelliten, Mond- oder Sonnen-
äquator u. s. w.) schneide die Himmelskugel in dem grössten Kreise (X') N,
welcher die Fundamentalebene in treffe, so ist & der aufsteigende Knoten1)
dieser Ebene, (T) fiSl = £1 die Länge des autsteigenden Knotens, (demnach
SlHq — a — ft), (X')Slq = i die Neigung der Ebene. Ist B der Pol der Ebene
(X')N, so wird auch AB = / sein und der grösste Kreis BAba trifft die beiden
Ebenen (AT')jV und MN in zwei Punkten b, a, welche von & um 90° abstehen,
so dass
&b=*&a = 90°
ist. Ist z. B. (X')N' der Sonnenäquator, so ist & die Länge des aufsteigenden
Knotens des Sonnenäquators auf der Fundamentalebene, und ist P ein Punkt auf
der Sonnenoberfläche, so ist PJD' = b die heliographische Breite, D& — U die
heliographische Länge des Punktes , gezählt vom aufsteigenden Knoten des
Sonnenäquators auf der Fundamentalebene. Ist (X')N' der Mondäquator, so
sind U, b stenographische Länge und Breite, erstere ebenfalls vom Knoten
des Mondäquators auf dem Erdäquator gezählt; ist (X')N die Bahnebene eines
Satelliten, so ist, wenn D' der Ort des Satelliten in seiner Bahn ist, U das
Argument der Breite, bezogen auf die gewählte Fundamentalebene. Da man in
letzterem Falle nur b = 0 zu setzen hat, so soll sofort der allgemeine Fall be-
handelt werden, aus den gegebenen Werthen von U, b, die geocentrische
Distanz und den Positionswinkel s, p zu bestimmen.
In dem Dreiecke AB P sind die Seiten
AB = /; AP= 90° - d\ BP= 90° - b
und die Winkel
ABP=arcbD'*=90°- U\
BAP= 180° - aAq = 180°-a?= 180° - [90°- (a - ft)] 90° 4- (a - ß).
Man hat daher
sin d = sin b cos i -+- cos b sin i sin U
cos dcos {a — ß) = cos b cos U (2)
cos d sin [a — ß) = — sin bsini-h cos b cos i sin ü.
Bezieht man nun alle Punkte auf ein rechtwinkliges Axensystem, dessen
A"-Axe ET, dessen K-Axe senkrecht dazu in der Fundamentalebene in der
Richtung der Bewegung liegt, und dessen Z-Axe EA0 ist, und ist Elf = p,
EP= p,' HP = r, so werden
») Die Bewegungsrichtung ist in der Figur durch Pfeile ausgedrückt.
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Mechanik des Himmels. 64.
463
die rechtwinkligen Coordiiurten von ZT: p cos 6 cos a; p cos & sin*.; p*m8
„ H 11 „ ^ p'w Neos «'; pV« 8'*m p'xm 8'
Die rechtwinkligen Coordinaten von P, bezogen auf das durch H parallel
gelegte Axensystem, sind:
r cos d cosa ) rcosdsina] r sin d;
demnach wird:
p' cos 8r cos «' = p cos 8 cos o 4- r cos d cos a
p' cos 8' ;Ma'spwiJMi + r cos d sin a (3)
p' sin 8' = p jm 6 + r jm <r*.
Multiplicirt man hier die erste Gleichung mit cos a, die zweite mit sin a
und addirt, dann die erste mit — a, die zweite mit cos a und addirt wieder,
so erhält man:
p' cos 8' cos («' — *) = pcost + rcosd cos (a — o)
p' <w 8' *m (a' - <x) = r (a - «). (3a)
Multiplicirt man jetzt die Gleichungen (1) mit p' und substituirt die Aus-
drücke (3) und (3a), so erhält man:
p1 cos s = p ■+- r sin dsin 8 + r cos d cos 8 cos{a — «)
p' sin s sin p=* rcosd sin (a — a) (4)
p' sin scosp = r sin d cos 6 — r cos d sin 8 cos (a — a).
Für den speciellen Fall, dass man es mit der Bewegung eines Satelliten
zu thun hat, ist b 0; dann wird:
sin d =s sin t sin U
cos dcos (a — ft) = cos U
cos dsin (a — ft) = cos i sin U
und daraus durch Multiplikation mit cos (a — A) und sin (a — A):
cos dcos (« — - a) = cos (/cos (a — A) + *m Usin (o — A) <w i
cos dsin (a — a) = — cos Usin (« — A) + *m £/ifM (a — A) cos i,
demnach
p' jap+r j/Vi 8 im 1 sin U -+-
+ r m 8 [w (et — A) + jm £/ *m (a — A) <w 1]
p';wn/«/=-r fVw (a — A) — sin Ueos (et — A) i] (5)
p'xm i cos p — + r 8 «'» / «*» 6/ —
— r sin 6[cos U cos (a — A) + «'« # «'» (a — A) <w i],
womft die Aufgabe gelöst ist, s und / durch die Elemente A, /' und die von
den übrigen Elementen abhängige Grössen r, U nebst den aus den Ephemeriden
bekannten, oder aus den Elementen der Hauptplaneten leicht zu berechnenden
geocentrischen Coordinaten ot, 8 auszudrücken. Man hat
C/=v + <*>z=v-{--r — A,
wobei v die wahre Anomalie, und " der Abstand des Pericentrums vom
Knoten, ir die Länge des Pericentrums ist
Sind die Elemente noch verbesserungsbedürftig, so erhält man durch
Differentiation von (5) drei Gleichungen von der Form:
/Ap' + g Af «f h Lp — A A A + B A j ' + CAit + D A a + EL e + /"A 71
Aus diesen Gleichungen kann man A p', A s, A/ bestimmen, von denen man
da man A p' weder kennt, noch braucht, nur die beiden Gleichungen
Ai — Ä Aft + B' M + CA« + Z?'Aa + ^'A^ + FL T
Up = >f"A A + *"A / + C"A k + ZJ"A « + ^"A ^ + /""A r
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Mechanik des Himmels. 64. 6*».
beibehält; jede beobachtete Distanz und jeder beobachtete Positionswinkel
giebt einen Werth von Ax und A/S daher eine Gleichung zwischen den sechs
Elementencorrektionen A&, A /', Ar, A a, A^, AT*, welche hiernach aus den
beobachteten Distanzen und Positionswinkeln zu bestimmen sind. Die Be-
stimmung der Coefficienten A\ B, , . . A" . . . ist eine einfache Aufgabe der
Differentiation und Elimination und kann hier übergangen werden.
65. Anomale Bewegung des Pericentrums: die Bewegung des
siebenten Saturnsatelliten. Für die Entwickelung der Secularstörungen müssen
von der Störungsfunction jene Glieder beibehalten werden, welche von den mittleren
Anomalien des störenden und gestörten Körpers unabhängig sind; werden hierbei
die absolut constanten Glieder von denjenigen getrennt, welche die Elemente
enthalten, deren Secularstörungen eben bestimmt werden sollen, so erhält man
für diese simultane Differentialgleichungen, deren Integration zur Kenntniss der
gesuchten Störungen führt. Hieraus folgt unmittelbar, dass, wenn in der Störungs-
function selbst durch irgend einen Umstand einzelne Glieder, welche sonst zu
den periodischen gehören, denselben Charakter erhalten, diese Glieder bei der
Bestimmung der Secularstörungen mit zu berücksichtigen sein werden. Ein solcher
Umstand tritt aber ein, wenn in der Entwickelung der Störungsfunction einmal in
einem Gliede <xAf+ ßj*/'-+- 7 -f ew 4- ;«>' die mittleren Bewegungen derart
«und, dass a M+ ß M' oder a M + ß Af' 4- einem oder mehreren anderen Summan-
den nahe Null, also das Argument nahe constant wird. Sobald diese Glieder von
höherer Ordnung der Excentricität werden, wie dieses bei der Bewegung der
Hauptplaneten der Fall ist, werden dieselben allerdings für die Berechnung der
Secularstörungen gegenüber den Hauptgliedern der Entwickelung, in 40 unmerk-
lich und nur durch das Auftreten kleiner Integrationsdivisoren in den bereits
betrachteten Gliedern langer Periode zu berücksichtigen. Anders aber ist es,
wenn die Glieder von der ersten Ordnung der Excentricität, also prädominirend
werden. Ein auffallendes Beispiel dieser Art bietet sich unter den Satelliten
des Saturn. Die acht Saturnsatelliten bilden drei durch weite Zwischenräume
getrennte Ringe; zum innern gehören fünf Satelliten, deren äusserst er 95 Saturns-
halbmesser entfernt ist; nach einem beträchtlichen Zwischenraum folgen dann
die beiden: Titan und Hyperion in den Entfernungen von 22 und 26*8 Saturns-
halbmessern und abermals durch einen weiten Zwischenraum getrennt der achte:
Japetus in 64 Saturnshalbmessern Entfernung. Besonders merklich werden daher
die Störungen, die der siebente Satellit durch den sechsten, Titan erfährt, um so
mehr, als dieser der hellste und daher wahrscheinlich grösste ist. Die mittleren
Bewegungen sind:')
für Titan: ^ — 22°57700
für Hyperion: f* = 160,91988,
so dass 4|i — 3p.| « — 0°0515 täglich, oder — 18° 8 jährlich beträgt. Berück-
sieht man nur die ersten Potenzen der kleinen Parameter, was hier völlig aus-
reicht, so hat man in der Störungsfunction Ö den von der Neigung abhängigen
Theil gleich Null zu setzen, und aus 37 (20) nur die mit e, ex, multiplicirten
Glieder beizubehalten, welche das Argument 4 M — 3 Mx enthalten. Nebst den
in 80 (21 eingeführten Gliedern entstehen noch, wenn wieder der Kürze halber
Q = M— TT — TT j
gesetzt wird:
') Die folgenden Ableitungen sind den Untersuchungen von Nbwcomb »Od the rootion
of Hyperion. A new case in Celestical Mechanics« entnommen.
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(
(I)
(2)
Mechanik He* Himmels. 65. 465
aus dem zweiten Gliede: aal cosxQ:
dBP dB?)
— aecosM-^- cos 3 Q = — \ ae cos (AM — SMX 4- 3* - 3r,)
aus dem dritten Gliede: <*i*|2 cosxQ:
— axexcos Mx cos IQ = — i<*i'i cos (AM — 33/, +4k- 4k,)
aus dem vierten Gliede: — (^ — ^x)2%B(*)sin%Q\
- 2c sin M- ZB^sin 3 Q = 3*-tff>«v(4J/ — H- 3 k — 3«,)
H- 2^ sin Mx • 4^<4>«« 4 Q — — 4<-12?<4W (4 — 3i»/, H- 4k - 4k,).
Diese Glieder sind zu verdoppeln, da dieselben Wert he für positive und
negative x entstehen. Berücksichtigt man, dass M+ k = L,
V = AM — 3 j*/, + 3 k — 3wl = 4Z — 3 Zt — k
Vx = AM — 3 Mx + 4 k — 4 k, = AL — 3Z, - k,
ist, so folgt:
ö - [c +C0e* + 2Cleel cos (k - «,)
+ 2;C, 2 C8 rox Vx j
wobei die Constante C von No. 35 in einen von e unabhängigen und einen mit c*
multiplicirten Theil zerlegt und der Coefficicnt Cx ebenfalls durch Cx \a ersetzt ist.
Dabei ist, gemäss 39 (9b) mit Vernachlässigung des von ex% abhängigen Gliedes:
C = /*•>+* «,«*.; C, = i*a; C.-t/«»-**,
und nach 36 (9):
Es wird daher weil a = 0 825 ist
C0= + 2*266; C'=-h 1-304; C, = - 2-078; Ct=4-r636; C3 = — 1-415.
Da dieser Theil der Störungsfunction von * und & unabhängig ist, so wird
3-T, ^ verschwinden, demnach
— ^ = 0 = 0
oder ß = &0, * = 'o constant. Für die übrigen Elemente folgt, wenn man im
Resultate die Glieder zweiter Ordnung weglässt:
du. 3 3Q i>M
^/=s-^^0 = -H3-^i (»«-V« K + 8,, C3«r« K,)
-77 = s r — — ==-+- - (C t c m stn Ck — k« ) — C*stn V)
du cosf dü 2k*mx ir, . _ . 1
d&L9_ ??
dt ~ ' a\t. da' a\i \ da ca
oder da = ja* ist:
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466 Mechanik des Himmels. 65.
^ = 4- mxv*{*icCtsin V + $\rxC%sin Vx)
dJ-t = - mx^C,sin V)
~* = + mx |i (ac0 + 2C, ^ tf^-h ^2 <w ^
und man findet leicht
- + «[»/«+ -Pf-
und numerisch
ac ac, ac,
" = + 1,194 ; a cl = - ^ "3T = + 9 099-
Mit den Excentricitäten ^ = 0-1000 (für Hyperion); cx = 0 0287 (für Titan) wiri
dt
iL
dl
dj:
dt
d±L,
= mx (+ 3 927 sin V— 0 975 sin Vx)
= *iiFl(- 3-273 F)
«= »1^(4-531 — \-mcos{Tz — 4- 32-728 cos V)
~dl» = mlfx(-h 0-219 + 4-220 V — 1-207«»
Die jährlichen Bewegungen der Argumente V, Vx, sind nun
^ = 4^-31*!—*' = - (18°8 + *')
Vx'= 4 Y- - 3 ^ - <= - (18*8 +
In Folge der Kleinheit von 4f* — 3t*! ist dessen Werth mit den Bewegung:
der Perisaturnien vergleichbar. Da it1' = 4- 0°'5 jährlich ist, so wird in de:
Bewegung des Perisaturniums des Titan ein langperiodisches Glied der Periode
von (4 p. — 3|x,) auftreten. Bei der Bewegung des Hyperion ergiebt sich r^'
aber die anomale Erscheinung einer retrograden Bewegung des PerisaturaiiiEi
in dem Betrage von «' = — 20o,3 jährlich, so dass
4fx — 3^,— tc'= + l°-5
jährlich wird, wodurch ein Glied mit der Periode von 240 Jahren entste -r
würde, so dass wegen des grossen Coefficienten von cos f sich umgekehrt wiec^
die retrograde Bewegung als zeitweilig ergeben würde. Wenn jedoch «' ^-
um wenige zehntel Grade geändert wird, so wird die Periode ebenso wie 6'~
Coefficient noch bedeutend vergrössert, und wenn r' = — 18° 8 wäre, so w.r:
4M — SM' — 7t constant, und es wird von dem Werthe, den dieser Ausdrucl -■■
irgend einer Zeit (also stets) annimmt, abhängen, wie gross der negative Ot
dr.
cient in -77 ist. Andererseits ist zu untersuchen, ob die Constanz von V i<-
dt
wirklichen Zustande entspricht.
Durch zweimalige Differentiation erhält man:
dV dL dV dr, dM d* d^r
dt = 4 di ~ 3 dt dt = 4'x — ^^1 IT dl ~ ~jr
d*V dp dv-' (PJiL d** d*bJ±
dl* 9=4 dl ~ 3 dt ~ 4 <//'» ~~ dt* ~ 3 dt* '
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Mechanik de« Himmels. 65.
467
Hier wären nun in aller Strenge die Störungen des Titan auch zu berück-
sichtigen; da aber Titan, wie schon erwähnt, der grösste der Trabanten ist, so
werden die von Hyperion in seiner Bewegung bewirkten Störungen viel schwächer;
vernachlässigt man dieselben und berücksichtigt nur die von den Argumenten
Kund Vx abhängigen Glieder, so wird:
da
4 ^ = «j 15-71 sin V— 3-90«* Vx)
- 4 - w» 1* (+ 1688 sin v'dl- 483 sitt v* d-Jt)
d*it ( dV\
xV>[\bl\sin V- 390«« Vx — 483 sinPx ^ 4- 4961 sinV~^j (6)
sodass
d*V
dt* ~
dV
ist. Jedenfalls ist -j^ wegen der zwischen (*1 und k' stattfindenden Beziehung eine
sehr kleine Grösse, und kann weggelassen werden. Leitet man in derselben Weise
eine Differentialgleichung für Vx ab, so folgt, wieder mit Vernachlässigung von d V:
^± = m ^ (l5-7i sin V- 3 90 sin Vx + 6 0 sin Vx . (6a)
Nun ist zwar dVx nicht Null, da 4f* — 3p, — nx von Null verschieden ist;
doch wird sein Werth so klein, dass die damit multiplicirten Glieder vernach-
lässigt werden können; durch Vergleichung der Gleichungen (6; und (6a) erhält
Nf.wcomb dann die Beziehung1)
15 71 sin V— 3 90 sin Vx = 0; sin Vx = 0 249 sin V
V= 180°- 14°-2 sin Vx (7)
cos V= — 0 985 — 0 015 cos 2 Vx,
oder wenn Vx — V= ff — r>x berücksichtigt wird:
cos V= — 0-985-0 015 cos 2 [(* — Ä1) + F].
Hier kann man wegen der Kleinheit des Coefficienten den Näherungswerth
K= 180° setzen, und erhält mit diesen Werthen
dr,
^ = «,1»[- 27-71 — 119 cos (ff — -rx) — 0-49 cos 2 (it — nj].
Der seculare Theil der Bewegung des Perisaturniums wäre daher
ic = *0 — 27-71 jwlfx. (3)
Da nach (7) V nur einer Libration unterliegt, so müssten 4 — 3fAj und
tt' einander gleich sein; nimmt man für beide Werthe das Mittel 19°'3, so wird
für die Masse des Titan hieraus folgen
') Die Coefficienten sind bei Nkwcomb etwas anders. Es ist jedoch zu bemerken, dass
die Libration — 14°'2 sin V nicht durch Integration entstanden ist und daher weder mit der
physischen noch mit der sogenannten willkürlichen Libration vergleichbar ist; die letztere wäre
.__ 360°
hsinty ^I5*64w,fx/-f- //) und hätte daher die Periode also mit der Masse mx
K 15*71 /«,
gleich 1-4 Jahre, während die Periode des von Newcomb berücksichtigten Gliedes 18 6 Jahre ist.
Für die seculare Bewegung des Perisaturniums ist dies übrigens belanglos, da dieselbe von der
Libration unabhängig ist. Vergl. übrigens auch die ähnlichen Entwickelungcn fUr die beiden
Systeme : Mimas - Thetis und Enceladus— Dione von H. Struve in den Astron. Nachr. No. 2983/4.
30»
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468 Mechanik des Himmels. Ctb. 66.
my • 27-7J v- = 19°'3,
wenn }> die mittlere Bewegung des Hyperion in einem Jahre ist, und es wird
193 J_
0 277 Ix 36525 16 91988 ~ 8800"
66. Die Bewegung der Jupitersatelliten. Die zwischen den mittleren
Bewegungen der drei mittleren1) Jupitersatelliten bestehende Beziehung erfordert
es, dass für diese auch die Störungen von den zweiten Potenzen der Massen
berücksichtigt werden, indem erst bei diesen Argumente mit den mittleren
Bewegungen dreier Körper auftreten (vergl. No. 46).
Störungen mit dem Argumente
werden erscheinen, wenn man in die Störungsfunction die Störungen erster
Ordnung substituirt, wobei man je nach dem Grade der zu erreichenden Genauig-
keit die Auswahl unter den zu berücksichtigenden Gliedern treffen wird. In
erster Linie werden natürlich jene Störungsglieder erster Ordnung zu berück-
sichtigen sein, welche in Folge kleiner Integrationsdivisoren selbst bedeutend
geworden sind; diese sind jene, welche die Nenner u,, — 2u., oder jxs — 2\l4
erlangen. Berücksichtigt man von der Störungsfunction 37 (20) nur die von den
Exccntricitäten unabhängigen Glieder, so wird
ü' It'miiBW ■+- IB^cos x(M - AfK 4- /)]
+ rT; = c +
und es sind nun zunächst die Hauptglieder in den Störungen erster Ordnung zu
suchen, welche durch kleine Integrationsdivisoren beträchtlich werden. Integrirt
man zunächst die Gleichung 47 (5) als canonische Differentialgleichung, so wird
in dem Integral nach 49 (4) aus jedem Gliede der Entwicklung (1) ein Glied
mit demselben Argumente entstehen. Der Coefficient von (r$r) muss dabei
constant angenommen werden; er wird ~3 , oder wenn aus der Entwicklung
der rechten Seite eine Summe von Gliedern 2ftv(r6>) entstehen sollte'), die
Form annehmen:
+ <r3r> = ^ (' + j) W = M»('8r).
Es wird daher, wenn man von den Integrationsconstanten absieht, welche
die elliptische Bewegung darstellen, die aus (1) entstehenden Zusatzglieder für
einen der störenden Körper:
cB{*> 2|*
- _ V)^=1P -r- xy> (2)
') Der fünfte, zulctit entdeckte ist der innerste, und mUsste in der Rethenfolge derselben
als der erste 'oeieichnet werden. Es mögen daher die drei Übrigen als der tweite, dritte und
vierte und der ilusscrstc als der fünfte beieichnet werden. Der erste und fünfte Satellit sind,
nach ihren Umlnufsieiten von dem Systeme der drei mittleren auszuscbliessen.
') Der Coefficient dieser Glieder C wird sehr klein sein, und ist in die Form 2|xv gesetzt,
sodass also v der Quotient dieses Coefficicnten C durch 2(x ist.
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Mechanik des Himmels. 6ß. 4<>9
Der Nenner (xu. — xu,' — M)(xp. — ■+■ M) wird sehr klein, wenn einer
der Faktoren sehr klein wird. Es ist aber
M = ^(1 H-7)i==fA(1H"^) = fA + v'
demnach der Nenner
- [v — (x - l)fi + xu.'] [v4-(x+l)|i- x|i'],
woraus man die kleinen Divisoren für die verschiedenen Satelliten erhalten
wird. Es ist nun auch ersichtlich, warum der Ausdruck v berücksichtigt wird1),
durch seine Vernachlässigung kann nämlich der kleine Integrationsdivisor wesent-
lich alterirt werden. Bei denjenigen Divisoren, welche selbst nicht klein werden,
kann derselbe natürlich weggelassen werden. Man erhält kleine Divisoren:
a) für den zweiten Satelliten bei der Störung durch den dritten *»,, wenn
x = 2 ist; der erste Faktor wird jx, — 2u.3 — v2, der zweite 3u.a — 2p., 4- v,
oder wenn v, und u.s — 2u.s gleich Null gesetzt werden, einfach 2u.a. Die
Störung wird daher, wenn man die Bewegung der Perijovien vernachlässigt:
8 * dat Pi — ja, * s»
wobei der Index 0 bei B weggelassen wird, da nur 2?0<x> vorkommt, und statt
dessen der Doppelindex 23 gesetzt ist, welcher auf die Störung des zweiten
') Um den Werth von v zu erhalten, hat man in il' jene Glieder, welche (rir) enthalten,
mit dem zweiten Glicde der linken Seite der Differentialgleichung 47 (Ä) zu vereinigen. Die
Berücksichtigung dieser Glieder ist nicht schwer. Es war r = a(\ ■+• a) gesetzt worden (84, 6).
Versteht man nun unter as nicht die von der Exccntricität abhängigen Glieder, sondern die
Störung, so wird in 87 (20) 8r an Stelle von ai zu setzen sein; der hieraus entstehende Aus-
dsr
druck in 2/</'Ö' -f- r wird dann
und weiter:
Differentialgleichung :
Bezeichnet man den constanten Theil von hr mit A, so wird damit das zweite Glied der
a1 l <r ^ 2 \ Ca 1 3«a 7J
Hierzu sind noch zwei Glieder tu setzen: das eine, von der Einwirkung der Sonne her-
rührend, entsteht aus der Störungsfunction Ü in 66 (8), wenn man hier ebenfalls r -f- 6r an
Stelle von r setzt; der zweite von der Ellipticität des Jupiter abhängige Theil wird aus dem
Ausdrucke für S in 68 erhalten. A ist dabei vorerst unbekannt, und wird nach der Be-
stimmung von rlr (Durchfuhrung der ersten Näherung) als der constante Theil der Störung
angesetzt. Es wird dann, alles zusammengefaßt
und daraus
wobei sich das Summenzeichen auf die Wirkung aller andern Satelliten auf den betrachteten
bezieht. Vcrgl. LAI'LACE, Mec. Celeste, IV. Bd., pag. 15.
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47° Mechanik de» Himmels. 66.
Satelliten duich den dritten hindeutet. Die hieraus resultirende Störung in Länge
erhält man aus 47 (8); in den beiden letzten Gliedern, welche nur Quadraturen
enthalten, können die kleinen Integrationsdivisoren nicht auftreten; mit Ver-
nachlässigung der Excentricität wird weiter dr = 0, und
1 _ «,i _ 1
*oYatVl—'i k»a* **** '
demnach
<sz>> = i^i - v, - — w^, -V, ""^ -»*.+»«.-»«,>•
Setzt man hier noch in den nicht kleinen Coefficienten ji, = 2f*„ so wird
(«Z)t = - - ■ ^l^— ««(2^/8 - 2M3 h- 2 tc j - 2«,). (3b)
Bei den Störungen des zweiten Satelliten durch den vierten treten keine
kleinen Divisoren auf.
b) Beim dritten Satelliten wird für die Störung durch die Einwirkung des
zweiten der Nenner klein für % = 1; der Nenner wird:
(v-i + v»)(f*s — 2I*j — vs).
folglich wenn 2ja3 an Stelle von u., 4- v3 gesetzt wird
(-^r - + v.) <*» - *» + «» - '»> <4a>
tfa, fx8 — (ia 8 *»
(aZ)s' = ~ 1^-2^-v, 5in ^ -*.+«t- *»>• (*b)
Für die Einwirkung des vierten Satelliten tritt ein kleiner Nenner auf für
% = 2; er wird fti3 — 2ja4 — v3)(3[as - 2ji4). Demnach die Störungen:
(r-lf - + 2^-^$^) - - 2"< + 2*. - 2*<> <5»>
^. . _ "2 _ ^ .,^5
da3 — f*4
(5Z)3" = - -a ^g*^8' sm{%Mt - 2Af< ■+■ 2*a - 2ir4).
(5 b)
In Folge der Beziehung
Zs — 3Z3 + 2Z4 = 180°
ist nun aber
2^/3 - 2;l/4 + 2ic3 — 2it4 = 180° -f- {M., - Mt 4- *4 — ir3),
und da auch |i3 — 2jj.4 = (i, — 2ja3 ist, so lassen sich die Wirkungen des zweiten
und vierten vereinigen, und es folgt:
a| - + 2(|*t - 2|x3 — ( * ~ 1 8 " ,} ( }
(ÖZ)> _ _ ^^A^a^I sin{Mi _ M% + ,f _ (6b)
c) Für den vierten Satelliten ist nur die Wirkung des dritten zu berück-
sichtigen, da der zweite kein Glied mit kleinem Integrationsdivisor liefert. Ein
kleiner Divisor entsteht aus der Wirkung des dritten für % = 1; er wird
— G*j + v4)(2jx4 — ja» + v4)
und die Störung:
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Mechanik des Himmels. 66.
471
rf4 - _ m + „30,
efa4 fi,— «.4 « «»
Bei der Bestimmung der Störungen, welche von der zweiten Potenz dej
Masse abhängig sind, wird es ausreichen, von allen Störungsgliedern der ersten
Potenz, deren Bestimmung im wesentlichen keine Schwierigkeiten hat, die in den
Formeln (3), (6), (7) gefundenen zu berücksichtigen. Auch von diesen werden
aber einige auszuschliessen sein; zunächst jene, bei deren der kleine Nenner
fi.j — 2|Xj oder p.^ — 2p.4 nicht neuerdings auftritt; aber selbst jene Glieder,
bei denen dieser Nenner heraustritt, werden klein gegenüber denjenigen, bei
denen die zweite Potenz von (p., — 3p.s — 2p4) erscheinen würde. Es sind also
zunächst diese zu untersuchen1).
Die zweite Potenz des erwähnten Nenners tritt in dem Doppelintegral
in Formel 47 (8) auf, wenn Argumente
V= Af9 — SM3 + 2Af4 4- ir, — 3ks 4- 2r4 = Z, — 3Z, + 2Z4
vorkommen. Substituirt man r + 3r an Stelle von r in Q, so tritt aa + 6r an
Stelle von aa und wenn man, was für diese Zwecke ausreicht, die Glieder, die
von der Excentricität abhängen, weglässt, um nur die grössten Störungsglieder
zu erhalten, so tritt einfach 3r an Stelle von aa, ebenso oV an Stelle von ax<j',
HZ an Stelle von v, 6L' an Stelle von v\ Da dies ebensowohl in - in 37 (2),
P
als auch in dem zweiten Theile von ß' in 37 (4) geschieht, so sind wieder an
Stelle von 2?0W die 2?0to zu setzen, und es werden die hieraus entstehenden
Zusatzglieder aus 37 (20):
Pm'Url-^ cosxQ, + 5V2 cosxQ, - (8Z - U^lxB^sin xQ,\ •
Die Störungen des zweiten Satelliten brauchen nicht berücksichtigt zu werden;
in die Störungsfunction für die gegenseitigen Störungen des zweiten und dritten
Satelliten substituirt, entsteht
') Bei der Entwickelung aller Störungsglicdcr erhält man dieselben nebst vielen anderen;
aber die Theorie der Satelliten wird durch den Umstand in etwas vereinfacht, dass man sich in allen
Fällen auf die Berechnung der Hauptglieder beschränken kann, weil die Unregelmässigkeiten der
j ovicentrischen Bewegungen von der Erde aus betrachtet, so stark verringert werden, dass die
kleinen Unregelmässigkeiten sich der Beobachtung Überhaupt entriehen. Dadurch entfallen auch
ftlr die Jupitcrsatelliten viele Schwierigkeiten, welche in der Theorie des Erdmondes aufboten;
umgekehrt treten bei diesem die Complicationcn nicht auf, welche aus der Wechselwirkung mehrerer
Satelliten nothwendig entstehen. Evection. Variation, jährliche Gleichung (mit der Periode der
Umlaufsscit des Jupiter) und parallactischc Gleichung treten bei den Jupitersatellitcn wohl auch
auf, ihr Einrluss verschwindet aber gegenüber demjenigen der wechselseitigen Störungen.
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472 Mechanik des Himmels. 66.
sodass MA gar nicht eintritt, und für die gegenseitigen Störungen des zweites
und vierten bezw. dritten und vierten, bleibt Überall 2 M3 bezw. ÜM9 stehen,
sodass ein Argument V nicht entstehen kann. Aus denselben Gründen sind,
wie man auf dieselbe Weise findet, die Störungen des vierten Satelliten nick
weiter zu berücksichtigen. Es ist demnach für die Störungsglieder zweiter
Ordnung, die von V abhängen
(«r)t = 0, («r)4 = 0, (3Z), = 0, (8Z)4 = 0
zu setzen, und nur die Störungen (8r)s, ($Z)S zu betrachten. In diesen aber
müssen die beiden Theile getrennt behandelt werden1), der erste Theil mit dem
Argumente (Z, — Z3) giebt nur durch Combination mit dem Argumente
2(Za — Z4) das Argument V\ der zweite mit dem Argumente (2Zt — 2Z4) nur
durch Combination mit dem Argumente (Z, — Z,); der erste Theil ist daher
nur in der Störungsfunction des dritten und vierten, bei ihren gegenseitiges
Störungen, der zweite Theil nur in der Störungsfunction des zweiten und dritten
zu berücksichtigen.
a) Für den zweiten Satelliten wird das zu berücksichtigende Glied der
Störungsfunction:
Hier ist nun aber die am Schlüsse von 10 gemachte Bemerkung zu berflek
sichtigen, dass man bei den vorzunehmenden Differentiationen die Störungen
als constant anzusehen hat. Man erhält daher, bei der Differentiation nach .',
insofern es von den Coordinaten des zweiten Satelliten abhängt, d. h. nach a,*.
und nachherigem Einsetzen der Störungen:
-h As* 3ft> sin (2Z, - 2Z4) cos (Z, - Z,)];
entwickelt man hier, und behält nur das Argument V, so folgt
oder
Ii a , - i *ßl sin V
Berücksichtigt man, dass
und sehr nahe = £u.,, u.s — 2n4 = j*s — 2p.» -ist, so wird
S9 = — 8 "^p -4- 2a, (Si
•) Die Zusammenziehung der Argumente ist nur numerisch gestattet, nicht aber für «»
lytischc Untersuchungen; hingegen können jene Argumente für die numerische SummaM-
nuch vor der Integration zusammengefasst werden, da nicht nur die Betichung für die Arg?
mente seihst, sondern auch die analoge für die Aendcrungen derselben bestehen.
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demnach
Mechanik des Himmels. 66. 473
b) Für den dritten Satelliten hat man als Theil der Störungsfunction :
r $B{i) 1
k*m%Y*rJ' öff C05^ - Z») - ^^r^]sin{L,- Z,)J
[d 1
{*r>y ~dt; cos 2(£> - z«> - (*LJ- 2^Wä 2<z» - Z«>J •
daher durch Differentiation nach 1*3' und Einsetzen der Störungswerthe:
t" **a " zt) - 2Z4) 4-
4- (Z, - Z,) (2Z3 - 2Z4)]
+ '«4 ^=i^7~^ [- i «. 2(Z, - Z4) (Z, - Z,) +
■+■ 2Ä,«w2(Z, - Z4)«/i(Z8 - Z,j],
M Z, = rfa^C, /Ä ^ f ^-,«4^
* !*s— 2n4 — v, *f*,— 2|i, — v, w
6", = - a$ <£i + 2a3 Bgi; G>> «. - «/ ^ - 4a, dB®. (9 a)
c) Für den vierten Satalliten hat man als Theil der Störungsfunction:
^<™2(Z4- Z,) + («Z,)'.2^?>2(Z4-Z,)J ,
also durch Differentiation nach p4/ und nachheriger Substitution der Störungen
- VBftsin (Z, — Z,) <w 2(Z4 — Z,)]
<//» i*, — 2(as — v,
^ = -a,«4^-4a42??>. (10a)
Die Coefficienten in diesen Gleichungen lassen sich noch wesentlich ver-
einfachen. Es sind nämlich B^\ und B$ Entwickelungscoefficienten von r"1
und r",1, also identisch; weiter ist
*iV = *W-^; 5<¥ = *<¥-^
Führt man hier die angezeigten Differentiationen aus, so folgt
Es ist aber
mit Rücksicht auf die Beziehung zwischen f*, und (*,. Berücksichtigt man diese
Beziehungen auch bei den Coelficienten At so erhält man
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474
Mechanik des Himmels. 66.
dB®} m G,' = At' UU
4 "s '
Führt man überdiess, um die Ausdrücke vergleichen zu können, überall j*,
und im Nenner die Differenz f*a — 2fi3 ein, so erhält man:
i/ni? v.*mimAAi'Ai as . v
dt* {X, — 2f*, — V, ö,
Nun ist f = -j- = |x, — 3[x3 + 2{x4 äusserst klein; die doppelte Integration
der Ausdrücke (12) würde daher, wie schon bemerkt, durch das Auftreten des
Quadrates dieses Nenners nebst dem bereits vorhandenen kleinen Nenner
((i, — 2(x3 — v4) ausserordentlich vergrössert, und diese Störungswerthe werden
gegenüber den andern weitaus überwiegen. Setzt man nun
Z,= 8Z, /=2, 3, 4,
wo Z,<°) der der Zeit proportionale Werth der mittleren Länge, und 3 Z, die aus
(12) folgenden Störungswerthe sind, so wird
d*L, _ dHLj
dt* - dt*
und damit aus (12):
^'Z4 = _ 3 w,w,»»4 y-jA^A^ (4a, 9as at\
dt* t «, f^j-^j-v, V«/, «, «J
Setzt man die Constante
+ s tn^mxmK y.* A^A^ /4aa . 9?a ^
so wird
-jji^-ksmV. (13)
Multiplicirt man mit -^j und integrirt, so folgt
+ 2*<w T= c - Ak sin* \ V,
wenn mit c' oder c' -\- 1k *= c die Integrationsconstante bezeichnet wird. Es
folgt daher
1) Ist <: > 4* (oder > Mk), so wird der Nenner stets reell bleiben, Kwird
mit wachsendem / ebenfalls beständig wachsen (oder abnehmen, je nachdem das
Radical mit positivem oder negativem Zeichen genommen wird); der Ausdruck
Z, — 3Za + 2Z4 wird im Laufe der Zeiten den ganzen Umkreis durchlaufen;
dieses entspricht nicht den Beobachtungen.
Mechanik des Himmel». 66. 475
2) Wenn c < \.k (oder c' < 2&) ist, so wird der Nenner innerhalb gewisser
Grenzen imaginär werden; ist & positiv, so muss c ebenfalls positiv sein, da
sonst das Radical beständig imaginär wäre; setzt man dann
42 - sm E'
so wird
dV
dt = --^ (14 a)
und es muss
— e < 4 V< -+- e
bleiben, d. h. P schwankt um den Nullwerth zwischen den Grenzen ± 2 t.
3) Wenn k negativ = — kx ist, so wird
dV
dt =
± yT+ tkxsin*±V'
Wäre c positiv, so würde das Radical stets reell, und wie im ersten Falle
V durch den ganzen Umkreis im positiven oder negativen Sinne wachsend;
dieser Fall ist wieder auszuschliessen ; es muss daher auch c negativ sein = — <"lf
das Integral wird:
dt — y = ,
± Ylkx sin* \V -cx
und es muss numerisch cx < Akx sein (welche Bedingung identisch ist mit c > 4k),
da sonst das Integral stets imaginär wäre; daher kann man
4^ =*m'e'
setzen, and es wird
- - —f. v. ' (ub)
r 1 ' SM* 6,
Hier muss nun sin \VX> sin tx bleiben, d. h.
8i <±V< 180°- zx,
d. h. F schwankt um 180° herum zwischen den Grenzen -f- 2 ex und 360° — 2tx.
Da nach den Beobachtungen P sehr nahe 180° ist, so wird Tür die Jupiter-
satelliten der letzte Fall stattfinden; es ist eine Schwankung, eine Libration
um 180° herum. Die Grösse derselben hängt von cx und kx ab. kx ist eine
gegebene Grösse; die Integrationsconstante cx wird daher bestimmt werden
können, sobald die Amplitude der Libration bekannt ist. Bisher ist eine solche
noch nicht constatirt worden, woraus folgt, dass die Constante cx gegenüber 4 kx
jedenfalls eine kleine Grösse ist. Da übrigens k — — kx negativ sein muss, so
folgt daraus, dass der Coefficient
( A*As \
Vi - 2|i, - v ;
nothwendig negativ sein muss.
dV , «.
Die nächste Folge ist, dass jedenfalls nur eine periodische Function
ohne constantem Anfangsglied ist, demnach V für die Integration der
Gleichungen (12) als constant anzusehen ist, sodass durch die Integration keine
Vergrösserung der Coefficienten eintritt. Wäre aber V von 180° nur um eir^n
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476
Mechanik des Himmels. 66. 67.
sehr geringen Retrag verschieden, so würde hierdurch eine Secularbewegcn;
der mittleren langen der drei Satelliten auftreten, und zwar beim zweiten und
vierten eine Secularbeschleunigung, beim dritten eine Secularverzögerung, jedoch
so, dass auch diese in derjenigen Beziehung stehen, dass V constant bleibt, urvi
nur dann wenn V= 0 oder 180' ist, wird eine solche nicht stattfinden.
Das Verhältniss dieser Secularbeschleunigungen wäre:
— 3<r , : -•- \ at : — £ a4 = — 8af : 6a3 : — aA
oder mit den numerischen Werthen sehr nahe
— 45588: + 54399: — 14462 = — 3152: -h 3761: — 1.
Seculargleichungen dieser Art treten nicht auf; hingegen ist es nicht auf-
geschlossen, dass V einer periodischen Ungleichheit unterliegt; diese ist genns
den Beobachtungen jedenfalls sehr klein; setzt man aber demgemäss V sehr
nahe 180° voraus, so kann die Gleichung auch geschrieben werden:
<f* V
— = -^(180°+ V),
deren Integral
V= 180° H- asin(Y*t+ A) {IS:
ist, wobei a und A die Integrationsconstanten sind. Der wahre Werth von I
wird daher einer Schwankung mit der Amplitude 2 a um 180° herum unterliegen,
d. h. i entspricht dem in (14) auftretenden Werthe Setzt man den Werth
(16) in (12) ein, so folgt, da a sehr klein ist:
"dt* = + m'l a>*Stn (V^< + A)
</' 5Z, 3*0 . , rr*
= + \ — ai « sitt {y ~k t + A)
mi
deren Integrale, da
ist:
*0
1
k -
4^ + 9*
m,
+ 9 -* H
mt
4^
+ 9—4- —
«4
'4
6Z3 = -t- ■ - a. stn (yT / + Ä) (Ii
4 9 + 9 1 + *
sind. Die Periode dieser Libration ist nahe 2270 Tage oder etwas mehr ab
6 Jahre.
67. Die Störungen in der Bewegung der Kometen. Für die Be^
rechnung der Störungen der nicht periodischen Kometen erscheint es, wie
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Mechanik des Himmels. 67.
477
in 38 erwähnt wurde, am geeignetsten, sich auf die Berechnung der speciellen
Störungen zu beschränken, und dabei die Methode der Berechnung derselben
in rechtwinkligen oder in polaren Coordinaten zu verwenden. Für die Störungen
von periodischen Kometen wird es sich jedoch empfehlen, nicht die Zeit, sondern
die excentrische Anomalie als Unbekannte zu wählen, da dann einerseits eine
gleichmässigerc Eintheilung der Bahn stattfindet, und andererseits eine Reihe von
Coefncienten für jeden Umlauf des Kometen wieder verwendet werden können.
Dieser Vorgang soll hier für die Berechnung der Störungen in den Elementen
durchgeführt werden1). Es ist, wenn Nirgend eine Function bedeutet:
dF dF di dl rVä
und
d£ dt JE d£ k0 '
Leitet man in dieser Weise die Diflerentialquotienten der Elemente nach der
excenlrischen Anomalie E ab, und setzt
P (1 7W
(2)
so wird aus den Formeln 19 (II):
= [2a'ersi*v{P) + 2aV ((?)]/
de
j£=[pr "tt v (P) -+- p r {cosE + cos v) {Q)]f
d& r* sin (v •+- o) , v w
dE*** sini
di r*cos (v + <o) , Vt ^
d£~ sini WJ
(^Zrf) = ^r ^ COt Veosv ~ %r(os<?){P) — r cot <p sin v {p ■+■ r) (Q)]/
mir rtm<«
/= «, sec 9 (2a)
Um nach diesen Formeln") die speziellen Störungen eines Kometen zu be-
') Nach v. Oppolzer: Sitxungsberichtc der k. Acad. der Wissenschaften in Wien 1870,
Bd. 5a, pag. 661.
') An Stelle der Störung in a kann auch gesetzt werden:
%-*>rHQ)/i oder ^= f- ^ ,r sin v (/>) - «2)1/
Da die Hauptstörung in die Nähe des Perihels fällt, so wird man auch manchmal mit
Vortheil die Eintheilung nach der wahren Anomalie wählen können. Dadurch wird von selbst
eine Eintheilung in relativ engen Intervallen wahrend der Zeit des Perihels und in immer
grösseren Intervallen bei der Entfernung vom l'erihel eintreten. Da
dF CF dE . JE rV\ — 7*
Cv dE dv dv p
ist, so bleiben die Formeln genau dieselben, nur ist an Stelle von w, secy der Faktor
/, = m
su setzen, wo aber für die Berechnung der Faktor r von dem constanten Theile abzutrennen
/
und mit den Coefncienten in (2) zu vereinigen ist.
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478 Mechanik des Himmels. 67.
rechnen, theilt man den Umkreis in n Theile; dann werden für jedes Intervall
r, v, E dieselben Werthe haben, es werden daher die Coefficienten der stören-
den Kräfte für alle Umläufe dieselben bleiben; an Stelle von dE tritt
360°
A£ = — — und drückt man h£ in Bogensecunden aus, so erhält man die
Elementenstörungen ebenfalls in Bogensecunden. Von den störenden Kräften
ist die störende Masse abgetrennt, indem dieselbe in den Coefficienten
mx secybE gezogen wird, welcher in allen Formeln auftritt. Es wird daher:
(o=y(pT-^) (9)
ia und he sind, da sie nicht in Bogensecunden gegeben werden, mit arcV
zu multipliciren. Will man die Aenderung des Excentricitätswinkels <p an Stelle
derjenigen von e, so wird
d<p 1 de Ä 1
j\ = ,.; 6© = 8e.
dt cos y dt' T cos <p
Zu berücksichtigen ist dabei noch, dass man die Coordinaten x', y\ *' des
störenden Himmelskörpers für jene Zeitmomente nimmt, welche den einzelnen
Intervallen von E entsprechen.
Für die Entwicklung von allgemeinen Störungen wird hierzu in die Aus-
drücke für die heliocentrischen Coordinaten des störenden Himmelskörpers die
mittlere Anomalie p.'/ oder die Zeit durch die excentrische Anomalie des Kometen
zu ersetzen sein, wozu am bequemsten der von Hansen eingeschlagene Weg
(vergl. No. 53) gewählt werden kann.
Die Störungen der Kometen, welche sich in parabolischen Bahnen bewegen,
oder innerhalb elliptischer Bahnen mit sehr grossen Halbaxen, werden nur inner-
halb des Bereiches des Sonnensystems von Bedeutung; in sehr grossen Entfernungen
wird die Bahn als eine Ellipse angesehen werden können, deren Brennpunkt der
gemeinsame Schwerpunkt der sämmtlichen anziehenden Massen ist. Berechnet man
die Störungen eines Kometen für sehr grosse Entfernungen von der Sonne und
vom störenden Himmelskörper, so hat man in der Entwickelung der störenden
Kräfte (vergl. No. 23):
x, - i-, fö* - ^) ; vt - ('0 - *) , z, = fe* - ^)
r0i= V(xx ~ Oi ->)9 + *)* = Yr* + r? - %xxx +yji + "t)
r gegenüber rx sehr gross zu nehmen. Da nun
ist, so werden die Differentialgleichungen der Bewegung unter Vernachlässigung
der Kometenmasse, wenn man mit x, y, z die ungestörten Coordinaten, und mit
x + S, y ■+■ »j, * + C die gestörten Coordinaten, mit r + 8r die gestörte Entfernung
bezeichnet:
d9(x+i) fft x. — x ,% x | oto x. — x,
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Mechanik de« Himmels. 67. 68.
479
wobei in den störenden Kräften die ungestörten Coordinaten verwendet wurden,
weil auf Störungen zweiter Potenz der Massen nicht Rücksicht genommen wird.
Vernachlässigt man in dem letzten Ausdrucke, welcher r5 im Nenner hat, die
Quadrate der Coordinaten des störenden Himmelskörpers, und berücksichtigt,
dass
dKx k*x
r5r = 4-.V »] 4- *C
ist, so folgt
d'l **t 3^.r(^6 -¥yr[ 4- *0 x — *, ;9 xx
-t- 3^*mj (x 4- jrjr, + u,)=sü
und zwei ähnliche Gleichungen für tj und C- Diesen Gleichungen wird genügt
durch
; = \fit\ x 4- *t\Xt
tj = \mxy 4- mxyx (4)
C — i + w,
68. Bewegung der Kometen bei grosser Annäherung an einen
Planeten. Wesentlich complicirter werden die Verhältnisse bei grosser An-
näherung eines Kometen an einen Planeten. Es war schon früher (vergl. den
Artikel »Kometen und Meteore«) der bedeutenden Störungen gedacht worden,
welche die Kometen erfahren, wenn sie in die Nähe eines grösseren Planeten
gelangen. Kommt der Komet in so grosse Nähe der Planeten, dass die ur-
sprünglich als störende Kraft des Planeten angesehene Wirkung derselben grösser
wird, als die direkte Kraft der Sonne auf den Kometen, so wird man, gerade so,
wie man bei den Nebenplaneten die Sonne als störenden Körper ansieht, auch
hier den Planeten als Centraikörper, und die Sonne als störenden Körper an-
zusehen haben. Geht man von den Differentialgleichungen der Bewegung in
rechtwinkligen Coordinaten aus, so hat man, wenn Kürze halber wieder p für
rox geschrieben wird, für den Kometen
— + m)^ LLJ 4- k*mx ^ = 0, (5a)
und für den Planeten, für welchen beispielsweise Jupiter gesetzt werden kann:
**xi ,w x «*i k*m(x — xx) x
Für den Uebergang auf die jovicentrische Bewegung müssen nun die jovi-
centrischen Coordinaten der Sonne und des Kometen eingeführt werden. Die
ersteren sind xx = — xx ; yx = — yx\ zx = — sx; der jovicentrische Radius-
vector der Sonne ist rx ; die jovicentrischen Coordinaten des Kometen sind
x — xx = x' ; y — y. =y-t z — *,=*'; der jovicentrische Radiusvector des
ICometen daher p und ferner r die Entfernung des Kometen von dem störenden
Himmelskörper, der Sonne. Durch Subtraktion der Gleichungen (5a), (5b)
folgt aber
d"*x i*(m-hm.)x' x xx
oder wenn hier x = .r, 4- x' = x — xx gesetzt wird:
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480 Mechanik de* Himmels. 68.
welche Differentialgleichungen man auch unmittelbar hätte aufstellen können,
indem sie aus den Gleichungen (5 a), (5 b) mutatis mutandis hervorgehen.
Nach (5 a) ist nun aber das Verhältniss der Wirkung der Sonne zur störenden
Wirkung des Jupiter
k\M + m)x x
r* Af-hm r>
y ~-
!___.«_ ^J^-!
x—xx xx
P'
und nach (C) das Verhältniss der Wirkung des Jupiter zur störenden Wirkung
der Sonne:
k"1 (w, -+- m) (x — -Vj) x — xx
y = P3 = Mj-hf» P' .
Je nachdem f, > Ft oder K2 > ist, wird man die Differentialgleichungen
{5a) oder diejenigen (6) verwcndeu. Der Uebergang von der heliocentrischen
Bewegung auf die jovicentrische wird vorzunehmen sein, wenn Vt > Vx wird,
und die Grenze hierfür wird gegeben durch Vx = V%t d. h. durch
M •+- m x f x xx\ mx+m x — xx fx — xx xx\
~mx 7» \7> ~~ r/J ~ ~~M"~ "pT \ + 7*)
(7)
Für den einfachsten Fall, dass die drei Körper in gerader Linie sind, wird
x = r; xx — r, ; xx — .r = p = rx - r; demnach wenn die Kometenmasse m
vernachlässigt wird:
oder
r* (rt - r)«
Man kann aber wegen der grossen Annäherung des Kometen an den
Planeten genügend genau r, + r = 2t, 2rrx — r* = rJ setzen, und dann wird
24/» r^r^=m*
mithin
(8)
Diesen Werth bezeichnet man nach Laplace als die Wirkungssphäre des
Planeten.
Für Jupiter ist «■ TJ^7, demnach rt — r = 0 0539 r;
für Saturn ist j~ = und damit rx — r = 0 0332 r.
Im Ausdrucke (6) kommen die jovicentrischen Coordinaten des Kometen
vor ; dieselben für jeden einzelnen Zeitmoment aus den heliocentrischen Coordi-
naten nach den Formeln x' — x — xx u. s. w. abzuleiten, wäre sehr unpraktisch,
da sie zur Zeit der grossen Annäherung sich als Differenzen sehr nahe gleicher
Grössen ergeben würden. Es wird in diesem Falle am besten, jovicentrische
Kiemente des Kometen zu berechnen. Ist für einen gegebenen Moment die
Gleichung (8) nahe erfüllt, so berechnet man für diesen Moment die
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Mechanik des Himmels. fi&.
481
trischen Coordinaten und Geschwindigkeiten des Jupiter und des Kometen nach
17 (3) und (12) und hierauf die jovicentrischen Coordinaten und Geschwindig-
keiten des Kometen für diesen Moment nach
x'=x-xl; y=y-yi; z' = z-zl
dx' dx dxA äy_ dy dyt dz' dz dzt
dt ~~ dt ~ dt * dt ~ dt ~ ~di ; dt ~ dl ~ ~dt '
Man erhält dann sofort die für den betrachteten Moment osculirende jovi-
centrische Bahn nach den Formeln 17 (13) und den Formeln 25 (2) bis (6);
wenn die jovicentrische Bahn nicht als Ellipse anzusehen ist, so erhält man die
Zeit des Durchgangs durch das Perijovium, indem man die Zwischenzeit sucht,
welche der Komet braucht, um die wahre Anomalie vt wie sie sich durch 25 (3)
ergab, zu durchlaufen, also nach
yt?~ (/ ~ o) ~ tang*v + ***** **•
Zu bemerken ist hierzu nur, dass sich die Bahnelemente auf eine
Fundamentalebene beziehen, welche durch den Jupitermittelpunkt parallel zur
ursprünglichen Fundamentalebene gelegt ist. Waren also heliocentrische Coor-
dinaten und Geschwindigkeiten ursprünglich auf die Ekliptik bezogen, so erhält
man die jovicentrische Bahn bezogen auf eine durch den Jupiter parallel zur
Ekliptik bezogene Fundamentalebene, also auf eine jovicentrische Ekliptik, und
der Anfangspunkt der Längen ist eine durch den Jupiter parallel zur Richtung
nach dem Frühlingspunkte gelegte Linie, also das jovicentrische Aequinoktium.
Es sind also jovicentrische Elemente, bezogen auf die Ekliptik und das Aequi-
noctium einer gegebenen Epoche.
Hat man hieiauf die Störungen der Sonne in irgend einer Weise z. B. nach
der Methode der speciellen Störungen in rechtwinkeligen Coordinaten, welche
sich hiefür am meisten empfiehlt, gerechnet, bis der Komet aus der Wirkungs-
sphäre, d. h. aus der Sphäre innerhalb welcher die Wirkung des Jupiter stärker
ist, als diejenige der Sonne heraustritt, so wird für diesen Punkt neuerdings die
Gleichung (h) erfüllt sein, und dann wird man mit den gestörten jovicentrischen
Coordinaten und Geschwindigkeiten, welche direkt durch die Störungsrechnung in
rechtwinkligen Coordinaten gegeben sind, oder welche aus den osculirenden Ele-
menten für diesen Moment abgeleitet werden, und mit den zugehörigen heliocentri-
schen Coordinaten und Geschwindigkeiten des Jupiter neuerdings die heliocentrischen
Coordinaten und Geschwindigkeiten des Kometen berechnen nach den Formeln
, dx dx' dxt
x -x + _ = — + —;...
Mittels dieser heliocentrischen Werthe werden neue osculirende heliocen-
trische Elemente des Kometen abgeleitet, mit denen die Störungsrechnung fort-
gesetzt werden kann.
Beispiel: Für den Kometen 1889 V wurde die Störungsrechnung bis
1886 Oct. 4 fortgeführt (vergl. pag. 359). Für 1886 Oct. 8 erhält man nun die
osculirenden Elemente:
Ekliptik und
mittleres Aequinoct. 1890 0
M0
210°
57' 14"06
2
46 44-92
a
18
55 14-39
i
7
45 15-49
9
32
36 33-56
V-
527"
H.
7210
3«
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48a Mechanik de* Himmels. 68.
und aus diesen die heliocentrischen Coordinaten und Geschwindigkeiten des
Kometen:
x = — 5-203720; y = - 1 297 106; z = > 0 062683
^ = 0-018484 ; ^ = - 0 037054; ~ = - 0 005589.
Stellt man hiermit die heliocentrischen Coordinaten und Geschwindigkeiten
des Jupiter zusammen, so erhält man die jovicentrischen Coordinaten und Ge-
schwindigkeiten des Kometen
x'= + 0031869; y' = + 0 233758; *' = — 0*061127
= ■+■ 0002174; 0018069; ™ - - 0 005426,
und hiermit die jovicentrischen Elemente (Hyperbel):
Zeit des Perijoviums: T= 1886 Juli 19 9904.
* «= 282° 50' 2"-2
ß = 256 16 19-5
/= 68 8 48 *
Mittlere Ekliptik ^< = <>-004ül3
T „ a = 8.930000
u.Aequmoct. 1890 0. _ e<M8M6.
— 611 35
- 175-26
-+- 14-44,
Mit dem Werthe für Jupiter (vergl. pag. 303): log k 6 725426 und das
Intervall w «= 8 Tage wird mit der Sonnenmasse M® = 1047-879
fogiwWM® 10* = 4277343.
Hiermit ethält man z. B. für Üctober 4 als störende Kräfte:
Xx = k*AhJ^~- = h- 638-34;
Yl = PM^JLZiL = + ,56.57;
Zx = k* M@ -»-^fi = - 802 ;
daher die störenden Kräfte
A® = -+■ 26 99; K© = - 18 69; Z® = -1- 6-42.
Diese kurzen Andeutungen werden mit Rücksicht auf die früheren ausführ-
licheren Beispiele genügen, um das Verfahren auch numerisch anzudeuten Auf
einige andere, die Berechnung erleichternde Details kann an dieser Stelle nicht
eingegangen werden.
Rühren starke Aenderungen der Elemente eines Kometen von der Attraction
eines Planeten her, in dessen Nähe derselbe kam, so muss zwischen den beiden
verschiedenen Elementensystemen eine Beziehung bestehen, welche zuerst von
Tisserand angegeben wurde. Im folgenden soll die sehr elegante Ableitung
dieser Beziehung mitgetleilt werden, welche von Seeliger in den A. N. No. 2965
gegeben wurde. Multiplicirt man die drei Gleichungen (5a) mit 2^, 2^-.
dt fdx\* (dy\* ( dt\*
2^, und integrirt, so folgt, da (^1 -+- 1^1 -+- I -jA = v*t die Geschwindig-
keit des Kometen ist, wenn die Integrationsconstante mit c bezeichnet wird:
<ik\M-¥m) aL9 fdtl dx , dy
= ' + — ~ — - + **%»xj fi [(*t + <* -y) ft +
^ d*\ o;v f dt T dx Jy d*\
+ <*> -s)a7\- 2*'m> J TT [*« Tt + dt
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Mechanik des Himmel«. 68. 483
Da nun
, dx d(x. — x) v dx.
(*i - *) -4t = - (*i - *) rf/ + <*i - *>
und
<-.-*> ^ - er , - y) + (.,-.) - > £
ist, so wird
(9)
Während der Zeit, während welcher der Komet in der Nähe des störenden
Planeten weilt, kann man dessen Bahn als kreisförmig und mit gleichförmiger
d v
Geschwindigkeit durchlaufen ansehen1), also rx und -jj = ji, constant ansehen,
und dann hat man, wenn man noch die Bahnebene des störenden Planeten als
äs.
Fundamentalebene, also sx = 0 annimmt:
dx, dvx
xx = rxcosvx\ -jj =-rxsmvx-df = - ?.xyx
dyx dvx
yx=rxstnvx\ -^f = 4- rx cos vx — -¥ p.xxx,
demnach
Multiplicirt man aber die Gleichungen (5a) (für x und y) mit — y. -+- x, und
addirt, so erhält man nach der Integration
k%m4 {xyi ~~ Xiy)dt = {xdi-ydi) = *Vm^»Ypco">
wenn die Integrationsconstante weggelassen wird, welche sich nach der Sub-
stitution mit c vereinigt. Die Gleichung für v* wird daher
2k*(M+ m) 243m, r k*mx
v% — c ■+-
Es ist aber
mpxYp cos i ■+- (p* — r*).
demnach
--*•(*+-) (7-5).
0 = c + !*M±4 + «ÜS + u YW^m^ T/p«» i + - r«).
dp rt
Da die mittlere Bewegung des störenden Körpers allgemein:
•l1
') Diese Voraussetzung, welche bei der Ableitung des Satzes wesentlich ist, ist durchaus
nicht unanfechtbar, im Gegentheil wird die Bewegung meist viel eher geradlinig (hyperbolisch
mit sehr kleiner Distanz des Pericentrums) sein.
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484 Mechanik des Himmels. 68. 89.
ist, die Geschwindigkeiten in den verschiedenen Theilen der Bahn aber sich
verkehrt wie die Quadrate der Entfernung verhalten, so wird
Px'.fai) - l*. = r* '
Dividirt man daher die letzte Gleichung durch k*(M + m) und bezeichnet
die selbst willkürliche Constante . , . ./ , r wieder mit e und setzt:
m
VE
y m
Af+m~ m°] V M+m r* ~
so wird
0 = c + l + ^-h Z^ypcosi+ ^§ (p» - r»). (10a)
a p r,
Betrachtet man nun einen Kometen an zwei verschiedenen Orten seiner
Bahn, in denen er dieselbe Entfernung von dem störenden Planeten hat, das
eine Mal also in seiner Bahn vor der Annäherung an den Planeten, das zweite
Mal nach der grossen Störung, so werden die Elemente a, p, i sich in a\ p\ i'
verwandelt haben; die heliocentrische Entfernung des Kometen wird im ersten
Falle r, im zweiten r' sein, und es gilt demnach vor der grossen Störung die
Gleichung (10a) und nach derselben die Gleichung:
0 = < + ^ + + V¥«* '" + ^ (P* - (10b)
wobei während der Dauer der Störung r constant angesehen wurde. Aus den
Gleichungen (10a), (10b) folgt durch Subtraction:
\ - X 2|*0 ipcosi - l^yj'cosi' ■+■ ^| (r'* - r») = 0.
Vernachlässigt man das mit der Masse des störenden Planeten multiplicirte
Glied, so folgt daraus der TissäRAND'sche Satz:
]- -+- 2|x0 ' = i 2n0 y?wi' = /T. (1 1)
1
Die Constanz der Verbindung - + 2ja0}/^ cos i zwischen grosser Axe, Exccn-
tricität und Neigung bildet daher ein Kriterium dafür, ob die Aenderung der Bahn
eines Kometen durch die Annäherung desselben an einen Planeten stattgefunden
hat, oder nicht. Zunächst gilt diese Formel allerdings ihrer Ableitung nach nur
für jene Punkte der Bahn, in welchen der Komet gleich weit von dem störenden
Planeten entfernt ist, und für die Bahnebene des störenden Planeten als
Fundamentalebene; da aber die Bahnelemente, abgesehen von der grossen
Störung keine durchgreifenden Aenderungen erfahren, und die Bahnneigungen
der störenden Planeten sehr klein sind, so kann man dieselben für beide Theile
der Bahn vor und nach der grossen Störung als constant betrachten, und diese
Gleichung gilt dann für Elementensysteme vor und nach dieser Störung.
Dass die Bedeutung dieser Gleichung stark überschätzt wurde, wurde bereits
in dem Artikel »Kometen und Meteore« hervorgehoben.
69. Anomale Bewegungserscheinungen bei Kometen. Berücksichtigt
man bei der Untersuchung der Bewegung des Kometen die Störungen, so weit
sie durch die Einwirkung der Planeten entstehen, so läi-st sich wohl für kleine
Zeiträume, also bei den nicht periodischen Kometen, dann während einiger
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Mechanik des Himmels. 69.
485
weniger Umläufe eines periodischen Kometen eine hinreichende Uebereinstimmung
zwischen der Theorie und den Beobachtungen erzielen. Hingegen ergab sich
zunächst bei dem von Pons entdeckten, von Encke untersuchten und nach ihm
benannten Kometen mit etwa 3^ Jahren Umlaufszeit, wie schon im I. Bande
pag. 160 erwähnt wurde, aus der Uiscussion einer grossen Anzahl von Umläufen,
dass sich die Umlaufszeit stetig verkürze: Encke zog daraus den Schluss, dass
die Bewegung in einem widerstehenden Mittel stattfinde.
Um zunächst zu untersuchen, ob nicht eine Störung anderer Art die Ursache
dieser Erscheinung sein könne, möge angenommen werden, dass irgend eine
unbekannte störende Wirkung in der Richtung des Radiusvectors wirke ; dann
erhält man, da in den Formeln 67 (2) (Q) »0 zu setzen ist:
du. 'ik . Pr . ,w*,
£ y;<"—Wi-- Tv = 7k"n"W>- <•>
Daraus folgt, wenn man das Integral
Jrsinv{F)fxdv=J (3)
0
setzt, für die Aenderungen der mittleren Bewegung und des Excentricitätswjnkels
von der Zeit des Periheldurchganges bis zur Anomalie v :
><**/■< 8<p=^/- m
demnach für das Verhältniss V dieser Aenderungen:
Für den ENCKE'schen Kometen ist loga = 0 346, 9 =»57° 48', demnach
K = - (V0248.
I^egt man die von v. Asten für einen vollen Umlauf gefundenen Zahlen
8* = + 0" 1044; «<p = -3"'68
zu Grunde, so wird
5 - - o m*-
Eine selbst vollkommene Uebereinstimmung dieses Verhältnisses, mit dem aus
den Beobachtungen folgenden Werthe ist jedoch noch nicht ausreichend, um das
Vorhandensein von Kräften dieser Art als erwiesen zu betrachten. Nächstdem kommt
es ja auf die absoluten Beträge der Störungen selbst an. Nimmt man an, daas z. B.
ist, so wird, wenn der constante Faktor mx mit IV vereinigt wird:
J--Wj rjsin v ■ ± Jv ?j , äv.
Es ist aber
demnach
und damit
dr k0
k* v
/= — w5 e*sin*+* v dv
P~T~ 0
= + ~tffy+* cos *J '*-rt vJv'
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486 Mechanik des Himmels. 69.
Ist nun n gerade, so wird das Integral über einen vollen Umlauf verschwinden,
demnach Äji = 0 sein; ist n ungerade, so wird
Weiter wird
d« rp W (dr\* r
Tv = + ~;C05VT*\Tt)'-p
= iyf) We*-x5sinnvcoivdv> <6b)
daher das Integral Uber einen vollen Umkreis genommen für jedes beliebige ■
gleich Null. Daraus folgt demnach, dass ein in Form des WEBBR'schen Gesetzes
modificirtes Attractionsgesetz wohl geeignet wäre, eine Beschleunigung der mitt-
leren Bewegungen ru erklären, dass jedoch das WsBER'sche Gesetz selbst solche
Störungen nicht zu erklären vermag, da in demselben * = 2 ist. Für * = 1
würde folgen:
öu => — = — 54 — IV.
r a% cos3 y
W kann dabei als eine absolute Constante angesehen werden, indem die
Abhängigkeit der Kraft P von dem verkehrten Quadrate der Entfernung bereits
durch den Nenner r* ausgedrückt erscheint. Das Attractionsgesetz wird dann
gegeben durch die Formel1):
Nimmt man hier W als absolute Constante an, so wäre für zwei verschiedene
Himmelskörper
fr8'"» af'L
Das Auftreten des Faktors e% bei 8 p ist nicht ausreichend, um die Erscheinung
zu erklären, dass bei den Planeten eine Secularbeschleunigung nicht stattfindet;
insbesondere aber ist hervorzuheben, dass Kräfte dieser Art nach (6bj nicht
geeignet sind, die anomale Bewegung des Mercurperihels zu erklären.
Es sollen noch in Kürze wenigstens die Resultate angeführt werden, welche
man erhält, wenn W nicht constant, sondern mit r veränderlich angenommen
wird. Man kann dann annehmen, dass
ist, wo nunmehr W wieder als constant angenommen werden kann. Man er-
hält dann, wenn |~J die grösste in ^ enthaltene ganze Zahl ist:
a) für gerade n:
k» W\
81c =
AH I n 1 ^ (w-2)(m~3). ...(m — 2|i) 1 /<» l
{^py^im-A \2/^j (« -h2)(» + 4)....(« + 2fiJ 1)1 \1)
*) Vcrgl. v. Oppolzer, Astr. Nachr. No. 23 19.
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Mechanik de* Himmel*. 69. 70.
4«?
b) Für ungerade n:
3/J-+Wfr(|y+,.2it
cos y
1(w-2)(»i— 3)-...(w-2n— 1) 1
(«-r-3)(«-r-5)....(«-r-2u.-l-l) |a I
8*= 0.
Diese Resultate zeigen daher die Unvereinbarkeit der Annahme dieser
Attractionsgesetze mit den Bewegungserscheinungen der Himmelskörper.
Die Untersuchung der Wirkung von Kräften, die in der Richtung senkrecht
zum Radiusvector stehen, hat praktisch keine Bedeutung, da keinerlei Grund für
die Annahme von solchen vorliegt.
70. Bewegungswiderstände. Die unter dem geringen äusseren Drucke
stattfindenden Gasausströmungen und Verdunstungen von Flüssigkeiten, theils von
den festen und flüssigen Bestandtheilen, theils von den Gashüllen der Himmels-
körper müssen nothwendig zur Folge haben, dass der Weltraum mit einem wenn
auch äusserst feinen Fluidum erfüllt ist. Dieses Fluidum hat man sich dann
als einen gas- oder dampfförmigen Körper von äusserst geringer Dichte zu
denken1), der sich in der Nähe der Himmelskörper zu Atmosphären ballt, oder
eigentlich die in den Weltraum sich erstreckende und mehr und mehr verdünnende
Atmosphäre ist. Wie die Atmosphäre selbst kann dann dieses Medium um die
Weltkörper kreisen, aber in immer g.össeren Entfernungen nach Massgabe des-
selben immer langsamer, sodass jene Himmelskörper, welche immer in nahe
derselben Entfernung bleiben (Bahnen von kleinen Excentricitäten beschreiben)
in ihren Bewegungen nicht wesentlich gehindert werden; hingegen solche, deren
Entfernungen stark variiren (welche stark excentrische Bahnen beschreiben)
merkliche Störungen erfahren können, und zwar um so stärker, je dichter das
Medium ist.
Es finden sich aber im Welträume nebst den grossen planetarischen Massen eine
sehr grosse Zahl von sehr kleinen Körperchen, welche als Meteorschwärme regel-
mässige Bahnen beschreiben, und zwar entweder im Bereiche eines Sonnensystems
diesem zugehörig, oder als stellare Schwärme, sich in parabolischen oder hyper-
bolischen Bahnen im Welträume bewegend. Hierzu kommen vereinzelte Meteor-
massen, die sich als Meteorite, Feuerkugeln u. s. w. offenbaren, so dass man die
Annahme wenigstens nicht ganz von der Hand weisen darf, dass der Weltraum
von derartigen discreten, relativ kleinen, aber festen Körperchen erfüllt ist.
Diese Massen werden, wenn sie in die Attractionssphäre einer relativ grossen
Masse (eines Fixsternes oder einer Planetenmasse) gelangen, von dieser angezogen
sich dieser nähern, oder um dieselbe mit der dieser Entfernung eigenthümlichen
Geschwindigkeit kreisen; so werden um die grossen Massen Anhäufungen, Ver-
dichtungen von Massenpartikelchen stattfinden.
Wenn auch die Verfolgung der Bewegungen dieser Massen, sofem es sich
um die einzelnen derselben handelt, ganz bedeutende Schwierigkeiten darbieten
würde, so ist es nicht schwer, sich ein Bild von ihrer Wirkung im ganzen zu
machen — genau so, wie man in der kinetischen Gastheorie die Bewegung der
Gasmoleküle nicht ins einzelne verfolgen, hingegen ein Bild der Gesammt-
wirkung erhalten kann. Es ist dann aber auch zum mindesten denkbar, dass
die Wirkung derartiger kosmischer Massen in ihrer Totalität auf die Bewegung
') Indessen bleibt dasselbe ein ponderabler Stoß* und darf mit dem hypothetischen Wclt-
äther, der ah Träger der Licht- und Wärmewellen gedacht wird, nicht verwechselt werden.
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4»8
Mechanik des Himmels. 70.
der zu untersuchenden Himmelskörper als qualitativ gleichartig mit der Ein-
wirkung von Gasmassen auf terrestrische Objekte sei, und sich mit derjenigen
eines wirklich gasförmigen Mediums confundirt. Dass hierbei ein quantitativer
Unterschied stattfinden kann, ist selbstverständlich; doch wird dadurch nur das
ohnehin unbekannte Gesetz der Dichten und des Widerstandes alterirt.
Es möge zunächst Uber die Dichte p dieses Mediums, ob es nun in der Form einer
Gasmasse allein, oder von kosmischen, ihrer Grösse nach mit kleinen l) terrestrischen
Objekten vergleichbaren Körperchen gedacht werde, nur die eine sehr wahrschein-
liche Annahme gemacht werden, dass sie eine Function der Entfernung vom
anziehenden Körper sei. Die Wirkung dieses Mediums wird man nach dem
gewöhnlichen Widerstandsgesetze in der Richtung der Tangente, entgegengesetzt
der Bewegungsrichtung annehmen können. Ueber die Abhängigkeit des Wider-
standes von der Dichte und Geschwindigkeit soll jedoch vorerst nur die, eben-
falls sehr natürliche Annahme gemacht werden, dass der Widerstand in der Nähe
der Sonne am stärksten ist, nach Massgabe der Entfernung aber nach einem vor-
läufig ebenfalls nicht näher zu bestimmenden Gesetze abnimmt. Bezeichnet man
den Widerstand mit — IV, so werden seine Componenten
x~-klwTr Y=-k*lvTs< z = -k*w^. (i)
Wählt man als Fundamentalebene die Bahn des gestörten Himmelskörpers,
dt . „
so werden m und sehr klein, und Z kann gleich Null gesetzt werden. Geht
man auf polare Coordinaten über, so wird:
x = rcosl, y = r «« l-
Wenn man nur Störungen erster Ordnung berücksichtigt, d. h. in den störenden
Kräften die Elemente als constant ansieht, so wird sich ergeben :
-f. = — sin l 4= 0 -t- € cos v) + cos 1 "4= e sin v
dt Yp yp
-77 «= H- cos l —p= 1 +< cos v) H- stn l—ß=. estnv
dt yp yp
dx . , 1 -f- ccosv tsinv
Ts * + C0SI—R-
dy 1 -+- ccosv . esinv
-f- = -h cos l — „ h sin l
und damit:
(2)
wobei
ds R ^ & >
R = |/l ■+■ 2 c cos v ■+• C* (3a)
gesetzt ist. Durch Einführung der excentrischen Anomalie erhält man
X = VT=<>V x_ec0lE- (3b)
') Schon die Bezeichnung «klein« ist eine relative, und man braucht nicht allzu minimale
Objekte zu wählen, um das Verhältniss derselben zur Sonnenmasse als Grösse derselben Ordnung
zu erkennen mit derjenigen von Gasmolektllen zu «kleinen« terrestrischen Objecten.
Googl
Mechanik de« Himmels. 70. 489
Setzt man die Werthe (2) in (I) ein, so folgt
k* IV
X = ^— [e cos Istnv — sin /(l -f- e cos v)]
k* W
Y = — [e sin /sin v -t- cos /(l -H <r cos v)\.
Hiermit folgt nach 19 (8) (in welcher Formel jedoch v durch / zu ersetzen ist) :
P= estnv Q = (1 -f- ecosv).
Vergleicht man diese Werthe mit den in 67 (2) auftretenden, so folgt, dass man
(P) = e sin v, (Q) = I -+- e cos v (4)
IV
und an Stelle von mx den Faktor — einzuführen hat; es wird daher
IVsecv
/ ™= — — ^ und man erhält für die Variation der Elemente
da da
ä£ =■ -f- 2a«/(l -4- ecos £)/ JE = 0
^=-3yJt0cosf(l+ecos£)/ ^ = 0
2,»™i?./ - ^/«^(l - e*cosE)f
|| = + <ipacotangvsinE'f {^Te) = -3/>r/(l + e cos £)fd£.
Hieraus folgt zunächst ß = ß0 und i = *0 constant; die Lage der Bahn-
ebene wird daher durch den Widerstand eines Mediums nicht geändert, was ja
an und für sich klar ist, da der Widerstand in der Bahnebene selbst wirkt.
Führt man als unabhängige Veränderliche v ein, so wird
de W dv p
= -Zr*(t+cosv) , * (6)
dit n , «»f fT <r> ~~ r/ö*
Sei nun
jr*WRdv=J{v), jr'-jjdv^J^v). (7)
so wird
folglich
hc Yäp 1 — e* Yäp J\ (p)
— TI7 T~ 3* /("; '
daher das Verhältniss V
„ 8fi 3* 1 3* . 1
Y J(v) J(V)
Nimmt man die Integrale /,/, von 0 bis 360°, so erhält man die Veränderungen
während eines vollen Umlaufs des Kometen. Je näher c an die Ein-
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490 Mechanik des Himmels. 70.
heit kommt, desto mehr wird sich der Werth von w»?4fr der Null nähern,
J W
34
desto näher kommt daher das Verliältniss V dem Ausdrucke \ sin 9 cos*
P*
wird daher von dem Gesetze des Widerstandes völlig unabhängig. Im All-
gemeinen aber wird V von dem Verhältniss der beiden Integrale /(f), Jx (v)
welche Functionen des Widerstandes sind, abhängig sein, und der numerische
Werth dieses Verhältnisses wird eine Entscheidung darüber gestatten, in wieweit
sich aus den beobachteten Veränderungen der Excentricität und mittleren
Bewegung auch ein Widerstandsgesetz folgern lässt. Der Coefßcient — tang «p
ist übrigens völlig identisch mit dem in 69 (4) unter ganz anderen Voraus-
setzungen erhaltenen; die Uebereinstimmung dieses Verhältnisses mit den Be-
obachtungen kann daher noch kein Kriterium für die Richtigkeit der einen
oder anderen Hypothese bilden. Dass der aus den Beobachtungen folgende
Werth von V mit dem ersten, von dem Widerstandsgesetze unabhängigen Faktor
übereinstimmt, könnte allerdings zu dem Schlüsse führen, dass, wenn die anomalen
Bewegungserscheinungen Folge eines Widerstand leistenden Mediums wären,
das Widerstandsgesetz ein solches sein müsste, bei welchem das Verhältniss
jedenfalls sehr klein ist1). Immerhin wird es nöthig, die absoluten Werthe der
Störungen zu bestimmen. Dabei wird es jedoch etwas bequemer die excentrische
Anomalie als Integrationsvariable beizubehalten, wobei der Fall e = 1 von der
Betrachtung ausgeschlossen werden kann. Es wird
IVucj W
f R ~ \-t* Vi
— e cos £
ecos E
Nimmt man an, dass das Widerstandsgesetz analog dem auf der Erde
beobachteten der Dichte und dem Quadrate der Geschwindigkeit direkt propor-
tional sei, so wird
w- * (»)' W
wo der Proportionalitätsfaktor in p hineingezogen werden kann. Laplace setzt nun
W
pr* = &£pr*R = A -+- e B cos v •+■ e*Ccos2v ■+■ . . . .
Dann wird
pr* WR = A + eßcos v 4- e* Ccos 2v ) (1 +
= [A(l 4- c*) 4- ße*] 4- periodische Glieder
W 1
; s (e 4- cos v) = — (Ae 4- \Be) 4- periodische Glieder
und damit
-n = ji + + *«*]
de 2
>) OPPOLZKR settt in den Astr. Nachrichten No. 2319 für den Faktor 1 4- ttosE im Aus-
drucke für den Wert 2, wodurch dann die WillkUrlichkeit des WidcrstandsgcseUe», aUerdings
nicht ganr strenge, gefolgert wird.
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Mechanik des Himmels. 70. 491
Diese beiden Gleichungen enthalten a und e nicht getrennt; Laplace leitet
daraus eine Gleichung zwischen a und e ab; man findet leicht durch Division
(2/f -h B)e{\ — **)
do~ 1a[A+{A + B)e*)\
Hieraus erhält man zunächst eine Functionalbeziehung zwischen a und e\
drückt sich z. B. a durch e aus, und substituirt man den Ausdruck für a in
de a A .
die Gleichung für so erhält man dann e und damit auch a durch v aus-
gedrückt. Die Gleichung ist Übrigens leichter zu behandeln, als es auf den
ersten Blick erscheint; es lassen sich nämlich die Variabein trennen, und man
erhält
2[A+(A + B)e*] (2A -h B)da
,(1 et) ae~ a
oder
(2A 2A + B 2A + £\; A „.da
woraus durch Integration
1A
1 2A+B
ea-T=T'e
folgt; c bestimmt sich aus zusammengehörigen Werthen a0, e0\ es ist
2A
1 'iA+B
— e
Hiermit wird
P
0
0
demnach
Tv = -cVA+B)c
e
2A
+*de == - e&A -+- B)dv.
Durch Integration folgt:
. B
1 2A+B
e
B = 'o(2^ -+• B) - e$A + B)v,
1A-+B
wenn die Integrationsconstante mit c0(2A ■+> B) bezeichnet wird. Hieraus folgt
endlich
2A
1 2A+B
YÄe -<.-<*
2A+B
e =» 2A(c0 — cv) 3A .
c0 bestimmt sich aus dem Werthe e0 für eine gegebene Zeit. Für die Parabel
ist eQ « 1, demnach fsO,< constant, wie auch aus dem Werthe für ^ folgt;
dann wird auch a constant, d. h. eine Parabel würde bei dem Vorhandensein
eines widerstehenden Mittels ihren Charakter nicht ändern. Die Ableitung
ist aber durchaus nicht einwurfsfrei, sie setzt nämlich die Entwicklung \n einer
nach cos der Vielfachen der mittleren Anomalien fortschreitenden Reihe voraus.
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49a Mechanik de« Himmels. 70.
Die Coefficienten A, B, C können natürlich erst bestimmt werden,
p — f{r) bekannt ist, d. h. die Abhängigkeit des Widerstandes oder der Dichte
des Mittels von der Entfernung vom Centraikörper.
Dass c nicht sehr gross werden kann, selbst wenn B negativ wäre, kiaa
auf folgende Art gezeigt werden. Man hat
für r = 0: {p^) — + Ce*+ .. .) {-j^j^^ [A+& A +B)t+ .. /
für *-180°:^^j ={A-Be + Ce*+...)[l^y=-p[A—(2A + B)e+..::
Da nun die Dichte des Mittels sowohl als auch die Geschwindigkeit des
Himmelskörpers in grösserer Entfernung von der Sonne geringer sein muss, so vird
('?)>(>?).
sein müssen; daraus folgt, dass für den Fall einer convergenten Entwickelung, wie
man dieselbe ja voraussetzen muss, 2A + B dasselbe Zeichen haben wird wie A.
2A
also ^A B jedenfalls positiv sein muss.
Führt man die excentrische Anomalie ein, so hat man
(k V k * k »
_ _ + 8 L_ V „ |/L____
de o^7 9 v l/1 ~*~ e cos E
demnach
^* ^ , o . - 1 / 1 + e cos E
£
E
8 7t = — 2 V a <r*Ai»^ 9 / p sin El/1 + e cos E j£
J ' 1 — e cos E
'i
Nimmt man für p die Beziehung
= Po _ Po
P r" o* (1 — e cos E)* '
so werden für ganzzahlige n die Integrale elliptische Integrale werden; die
Werthe 6\l, 89, ön lassen sich dann durch vollständige elliptische Integrale so-
geben1), welche Tafeln entnommen werden können. Man erhält für des
ENCKE'schen Kometen:
•) Vergl. Pontäcoulant, »Theorie analytique du Systeme du monde«, II. Bd., pag. 28$. (Di«
daselbst gegebenen FouaiBR'schen Reihen sind jedoch nur bedingt richtig.) Ferner die Ea:
Wickelungen von Backlund in den »Astronom. Nachrichten« Bd. 101, No. 9414.
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Mechanik det Himmels.. 70. 71.
493
für n = 0: 6> — ■+■ 04102 p0 6> = — 971 16 p0 = — 004224
für« — 2: -H 14517 p0 — 51*4267 p0 — 002823.
Diese beiden Zahlen zeigen thatsächlich eine Abhängigkeit des Verhältnisses
V vom Widerstandsgesetze; mit dem aus den Beobachtungen gefolgerten Werthe
0 0284 stimmt der zweite Werth sehr gut Uberein, und könnte man hiernach das
Widerstandsgesetz ausdrücken durch
wobei sich, die Constante p0 in Bogensecunden ausgedrückt
'•=-RST7 = 0071915
ergiebt Das Verhältniss derselben zur Sonnenanziehung wird
sehr nahe der ENCKE'sche Werth.
7L Absolute Bahnen; intermediäre Bahn en. GvLDEN'sche Methode.
Unter Zugrundelegung der KEPLERschen Ellipsen werden für die Störungen der
Himmelskörper Reihen erhalten, deren Convergenz nicht nur nicht nachgewiesen
ist, sondern in welchen bei Berücksichtigung der höheren Potenzen der Massen
jedenfalls die Zeit ausserhalb der trigonometrischen Functionen erscheint. Der-
artige Lösungen können natürlich nur für beschränkte, wenn auch relativ sehr
lange Zeiträume als gültig angenommen, jedoch keinesfalls als wirklich correcte
Entwickelungen einer absolut richtigen Lösung angesehen werden. Unter
einer »absoluten« Lösung versteht nun Gylden1) eine solche, welche,
sei es durch streng geschlossene Integration der Differentialgleichungen,
oder auf dem Wege der successiven Näherungen erhalten, geschlossene Aus-
drücke oder Reihen für die Coordinaten der Himmelskörper giebt, welche
auf unbeschränkte Zeiträume gültig sind, d. h. bei denen die Zeit nur in
den Ausdrücken für die den ganzen Umkreis durchlaufenden Coordinaten
(Länge, Knoten und Perihel) sonst aber nicht ausserhalb" der periodischen
Functionen auttreten darf, und bei denen die in jeder Näherung eventuell auf-
tretenden Reihen an sich selbst, aber auch die aufeinanderfolgenden Näheningen
convergent sind. Von der Voraussetzung ausgehend, dass es nur eine einzige
absolute Lösung geben kann, nämlich die sich in der Natur darbietende, in der
mathematischen Analyse in verschiedene Formen gekleidete, kann dann ge-
schlossen werden, dass das Resultat der buccessiven Näherungen, wenn diese
den zuletzt erwähnten Bedingungen genügen, mit dem Resultate der Entwickelung
der auf strengem Wege erhaltenen geschlossenen Integralformen identisch sein
müsse. Dass die sämmtlichen. im früheren erwähnten Methoden absolute Lösungen
in dem angeführten Sinne nicht geben, ist klar. Will man zu einer solchen
gelangen, so muss man von vornherein die Rechnung so anlegen, dass bereits
in der ersten Näherung jene Glieder gewonnen werden, welche, als zweite
Näherung angesehen, viel zu gross sind, um die Methode als convergent er-
scheinen zu lassen. Es gilt dies ebensowohl für die Mondbewegung als für die
Planetenbewegung; aber in erster Linie ist hierbei an die Entwickelungen für
') Astron. Nachrichten 2453, Acta mathematica Bd. I: «Eine Näherungsmethode im Problem
der drei Körper«; Traite des orbite» absolues.
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494
Mechanik des Himmels. 71.
den Mond zu denken, da bei den Planeten die störende Wirkung der übrigen
Himmelskörper gegenüber der Anziehung des Centraikörpers bedeutend zurücktritt
Erfahi ungsgemäss erscheint dies auch dadurch ersichtlich, dass die Bahn des
Mondes sich schon in sehr kurzen Zeiträumen, ja selbst während eines Umlaufs
so sehr von der Ellipse entfernt, dass sie kaum als solche bezeichnet werden
kann, während bei den Planeten selbst wähtend einer sehr grossen Anzahl von
Umläufen eine Abweichung nicht allzu merklich hervortritt
Soll schon in erster Näherung ein analytischer Ausdruck gewonnen werden,
welcher die wahre Bahn des Mondes einigermassen genau repräsentirt, so wird es
durchaus nicht ausreichen, nur die Attraction des Centraikörpers, der Erde, zu
berücksichtigen. Es erscheint notwendig, von vornherein das Dreikörperproblem
als solches anzuwenden, d. h. die Bewegung des Mondes unter der Einwirkung
der Erde und der Sonne zu untersuchen. Da es nun aber nicht gelingt, die
wahre Bahn, d. h. eine streng absolute Lösung zu finden, so muss man wenigstens
zunächst eine solche Bahn suchen, von welcher sich die wahre Bahn nur um
geringe Störungsbeträge unterscheidet. Diese Bahn nennt Gyld£n eine ainter-
mediäre« Bahn1). Sie wird erhalten, wenn man von der Kräftefunction, welche
die Wirkung beider attrahirender Körper berücksichtigt, und die dem gemäss
hier nicht in ihrer Totalität als Störungsfunction betrachtet wird, diejenigen
Glieder abtrennt, die von der niedrigsten Ordnung derjenigen Grössen sind,
welche die Abweichung der Bahn von der Kreisform darstellen, und, die Summe
der übrigen Glieder als Störungsfunction betrachtend, die Untersuchung der Ein-
wirkung dieser auf die Gestaltung der wahren Bahn, einer zweiten Näherung
vorbehält. Welche Glieder in erster Näherung zu behalten sind, zeigt die ana-
lytische Untersuchung selbst
Die Stabilität der Bahnen erfordert, dass sie sich zwischen endlichen, nicht
verschwindenden Grenzen bewegen. Liegt daher die Bahn nicht vollständig in
einer Ebene, welches der allgemeinere und auch thatsächlich in der Natur vor-
kommende Fall ist, so wird dieselbe ganz in dem Zwischenräume zwischen zwei
homocentrischen Hohlkugeln liegen, und wird bei jedem Umlaufe sowohl die
äussere als auch die innere Kugel erreichen können, oder auch nicht Im
letzteren Falle kann man aber annehmen, dass die von dem Himmelskörper
beschriebene Curve thatsächlich bei jedem Umlaufe zwei Kugeln, eine äussere
und eine innere, jede mindestens einmal berührt, sonst aber beständig innerhalb
des zwischen beiden liegenden Zwischenraumes fällt, dass aber die Distanz dieser
Kugeln von einem Umlaufe zum andern variirt. Derartige Curven nennt Gyld£n
periplegmatische Curven, den Abstand der beiden Grenzkugeln das Diastema,
und es werden daher periplegmatische Curven mit constantem und veränder-
lichem Diastema unterschieden.
Die periplegmatischen Curven werden als Raumcurven über irgend einer
angenommenen Fundamentalebene verschiedene Höhen erreichen; nimmt man
als Fundamentalebene eine Ebene, über welche sich der Himmelskörper ziem-
lich gleichmässig zu beiden Seiten entfernt, so wird die Gesa m mibe wegung des
Körpers in der zu dieser Ebene senkrechten Richtung, d. h. der Abstand zweier
paralleler Ebenen, zwischen welchen sich der Körper beständig bewegt, ohne
sich jemals über die durch dieselben gesetzten Grenzen hinaus zu entfernen,
') »Undersökningar af Theorien for himlakroppamas rörelser*. Abhandlungen der k. schwedi-
schen Academie der Wissenschaften Bd. 6 und 7. Ferner A. N. No. 2383 und »Die intermediäre
Bahn des Mondes«, Acta mathematica, Bd. 7.
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Mechanik des Himmel». 71. 72.
495
das Anastema genannt. Das Argument, welches den Radiusvector bestimmt,
d. i. der Winkel, welchen dieser Radiusvector von einer festen Richtung aus
gezählt, beschreibt, und von welchem eben die Grösse desselben abhängt, heisst
das diastematische Argument; das Argument, welches die Höhen (Ent-
fernungen von der Fundamentalebene) bestimmt, heisst das anastematische
Argument. Das erste re entspricht der Länge oder wahren Anomalie in der
elliptischen Bewegung; das zweite dem Argument der Breite.
72. Aufstellung der Differentialgleichungen. Seien r, / die Projection
des Radiusvector und das diastematische Argument, x, y die rechtwinkligen
Coordinaten in der Fundamentalebene X-Y, so wird
x r cos I, y — r stn /. (1)
Bestimmt man die Cordinaten x, y so, dass
x xY,J*=y T, daher auch r = r T (2)
x = r«j/jsr sinl (1 a)
ist, so wird zunächst, da
tangl = y-, tang~l = — ist, 7=/
x xx
sehn. Führt man hier noch die reducirte Zeit C durch die Gleichung
dt - SL (3)
ein so ergeben sich hier vorerst dieselben Gleichungen die in No. 65 auftreten,
wenn C, T, U wieder als unbestimmte Functionen betrachtet werden. Die
Gleichungen W (7) werden unter Einführung der Polarcoordinaten (la), wobei aber
statt / sofort / geschrieben wird:
(4)
ä_ dT\ \_dJJ_ V*
</C \ dU) U dü ' r dt - P Q
Lr <*c> \dt) \~ u da ' r di~ r L ^c* ~ u dt dir r* r r '
wo nach M (8):
P-£ + (xX+yYy, Q = (xY-yX) (5)
ist. Es soll nun weiter / in zwei Theile L und •/ zerlegt werden, sodass
l=L + X (6)
ist, und L so bestimmt werden, dass
f'^ = *„y? (')
wird, wobei, wie man leicht sieht, / eine dem Parameter der elliptischen Be-
wegung analoge Bedeutung hat, vorerst jedoch nicht als constant, sondern al>
veränderlich angesehen werden soll.
Die erste Gleichung (4) lässt sich nun schreiben:
dx\ux r*
demnach:
oder ^ ^
49*
Mechanik de* Himmels. 7«.
wobei C die IntegrationsconsUnte ist, die, wie man sofort sieht, i$Yft
ist. Da
ist, so wird
oder wegen
dt r dL dl dL
Um die zweite Gleichung (4) in derselben Weise zu transformiren, ist:
dT k^Vp dr dr_ ^0V7
d: ~ dL r» * </C " dL ' F»
^!r-*oV^_£ V <rT <r>
rf» ~ V </Z* _ 2 r» dZdZ~*~* r* dL dL
d±r__*l£dTr -kjpidly kf dp^
dt* ~ r* dZ* " * F» 4 F*~ ^ </Z
folglich
*«.V 2 / </Fy v </> / dr y v/
"TT ^Z* - rr > \7z j + * TT TT - \l + 7z_J -pr -
F> <*Z ' UdL~ t [t* dZ* " '* r* <*"z</z
+ * F« ^z ärz ~ r* ^z ' l/7z\^ T* r t '
In d;eser Formel sind noch zwei Functionen willkürlich; zunächst folgt aus S
dass, wie immer man auch V in der intermediären Bahn wählt, T hiemaci
so bestimmt werden kann, dass die Gleichung (4) befriedigt wird. Nimmt mir.
nun noch für U und p beliebige Functionen, so folgt aus (8) y, und aus (7) \
(als Function von Z, welches überall als unabhängige Variable auftritt) aus (3j t
und aus (6) /. Wählt man hingegen ^ beliebig, was darauf hinauskommt, in :,6
eine ganz bestimmte Zerlegung vorzunehmen, so wird durch (8) U bestimtr'-
Hierfür erhält man durch Differentiation:
L /-d*7 ,/\ d'/\ *o dP dU *oVH1H_^z) v ^ F»
k^T£+*V + Ä)y;dZ=dz hr L + u'T*QJtf
oder
dL* + y+ dL)\ipdz- u dz) - r« v/ (
Diese Formeln sind noch für jede beliebige Annahme über r gültig; ind«t
man für r den elliptischen Radiusvector wählen würde, erhielte man eine speciel'e
Integrationsmethode, unter Zugrundelegung der elliptischen Bewegung als erster
Näherung. Dann wäre in der Formel
<=Th _
p constant und p = e cos v zu setzen. Wird nun r in derselben Form
gesetzt, dabei aber p als veränderlich angesehen, und auch über p vorläufig
weitere Annahme gemacht, so erhält man aus (11)
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Mechanik des Himmels. 72.
497
dx 1 dp p dp
äz-\-h9dz (i + P)» dz (m
J*r 1 d*p 2 dp dp 1p ( dp\* p d'9
dL* "1+p (1 -h p)> dL dL + (1 + p)3V^/ 0 + P)' </za'
Set2t man diese Werthe in (9) ein, so erhält man nach einiger Reduction:
i/Z> + M + p dLdL * p\dLj ~ \-+ 9 dL*~~ U dL\dL \-hpdL)
(y ±A\ , i *T dp rfT afp _ 1 dU dT\
~~ V ^Zj ^~ r|^Z» ~ * p dL dl^ l + p dLdL U dL dL\~ KXA)
£1 p* f. £1 p
- r» (i + p)»*j~" r i + p"
Da hier noch drei willkürliche Functionen: p, x uno< ^ 0(^er / zur Ver
ftigung stehen, so wird man durch passende Zerfällung an Stelle der zweiten
Gleichung (4) mehrere erhalten können, welche die Bewegung bestimmen werden.
Von der Art der Zerfällung wird es abhängen, die elementaren Glieder des
Radius vectors sämmtlich in p zu vereinigen, so dass in T keine Glieder
dieser Art mehr auftreten. Ist dann p = rj<w[(l — c) v — «], so ist tj der
Hauptsache nach das Diastema, und die Bahn ist so zu bestimmen, dass die
Werthe p und p die einzigen sind, welche nicht mit störenden Massen multiplicirt
auftreten (von der nnllten Ordnung der störenden Massen sind).
Ehe nun an die Fortsetzung der GvLDEN'schen Untersuchungen geschritten
wird, soll eine Modifikation derselben kurz erwähnt werden, welche von Harzer
gewählt wurde. Dieser setzt y ; «* 0 und / = C, wodurch zwei der zu wählenden
Functionen bestimmt sind, so dass nur mehr eine Bedingung freisteht. Zunächst
folgt dann / = Z und aus (10):
2p dl ~ Ü dl - r» \kfp)'
Da überdiess / = C vorausgesetzt ist, so wird nach (3):
C/= r».
Setzt man nun
F==_TTV
sodass
dl i 1 d
Ji «
V
* n + v)VTVv v dt*) (i -h v)» VTT"v U J
»)Vl+v \dt') TR(l-r-v)8l/l
5
U dl~~ T dl * 1 v dl
wird, so wird die Gleichung zur Bestimmung von v:
, 1 dv 1 dp _ J_ /(?r»\
"^"v Iva/
oder da
ist:
1 + v dl ^ 2p dl yj
yi h- v
</v 1+v dp (Qrn
di + — dl - - Wfi) 04
II. 3»
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■)oS Mechanik des Himmels. 72.
Weiter folgt aus (13), wenn v an Stelle von T substituirt und entsprechend
reducirt wird:
d>p , J_ dp dj_ 1 (dp\ p .
dl* * 1 -f- p dl dl ~~ ' * p \dl) 1 -f- p dl* ? ^
f, P d*n , p (<t_A' . J_ L_ !_
[* 1 -4- v dl* "(l+v)»\rf/J+* l+vrf/rf/J"l+v*,» 1 + >
1 + p
Multiplicirt man hier mit — -~ und reducirt, so erhält man:
|* i ■+■ v ™ (i + v)» * zu ■+■ *) "
Die Gleichungen (14) und (15) sind die Fundamentalgleichungen von
Harzer1). Die Gleichung (14) dient zur Bestimmung von v. In Gleichung (15}
kommen noch p, v, p vor, und man kann nun noch eine Bedingung feststellen,
wodurch erst die Lösung völlig bestimmt wird. Es wird die Gleichung (15}
in zwei andere zerfällt, von denen die eine
^S + d-O'p«* (15a)
zur Bestimmung von p dient, während die übrigen Glieder vereinigt, eine
zur Bestimmung von p geben. X wird dabei so angenommen und die
Kräfte ausgeschieden, dass durch die Integration von (15 a) die säm rötlichen
elementaren Glieder in p vereinigt auftreten9). Seien in (15a) diejenigen Glieder,
welche zur Entstehung von elementaren Gliedern führen:
X= - x' cos [(1 - 9')l-Ä) - x"cos[{\ - *")l- A"]-. . .
wobei a', o" . . . ebenso wie c von der Ordnung der störenden Massen sind, so
wird das Integral von (15a):
x'
P = x cos[(l - c)/ - B] 4- 8(c,0[|_i(c4.0] cos [(1 - o')l - k')
x"
wo x und B die Integrationsconstanten sind. Setzt man:
x
(16}
y\cos (k B) =» x -t- 2(c_(y,)[1_i(c4.g,)) cos [(«' ff) / -f- A' B] +-
+ i(t,0[i-i(t + 0]wr"t?/+A""lfl+,,t
, sin (k - B) = + ---^^^ * [C - ff) / + A' -BJ +
ri« [(•" - c) / A" - B] -+-...
-2(ff-0[l-Mc-r-0]
so folgt:
P = t)<w[(1 —«)/- 4 (18
Bei der Zerfällung der Gleichung (15) wurde dabei eine Grösse c eingeführt
welche dann in dem Integral (16) oder (18) erscheint. Die Bestimmung des
') »Untersuchungen Uber einen speciellen Fall des Problems der drei Körper«; Memoiren der
Acadcmie der Wissenschaften in St. Petersburg, Bd. 34, No. 12, pag. 24.
*) 1. c, pag. 48. Nach Gyldän. Vergl. »Traite des orbites absolues«, pag. 12a.
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Mechanik des Himmels. 72. 73.
499
Werthes von c, welche allerdings auch nur successiv erfolgen kann, und zwar
nach Maassgabe der auf der rechten Seite von (15) immer neu eintretenden
Glieder Jkp, mit constanten Coefficienten k, ermöglicht eben die Vereinigung der
elementaren Glieder in p. An Stelle der Integrationsconstanten x, B treten hier
die durch die elementaren Glieder veränderten, nicht mehr constanten Grössen
ij, it\ die durch (17) definirte Grösse tj ist das veränderliche Diastema. Er*
wähnt mag noch werden, dass die Differentialquotieriten von ij, *r nach / von der
Ordnung der störenden Massen sind, d. h. den Charakter der elementaren Glieder
verloren haben, da die Faktoren a1 — c, o" — c heraustreten.
73. Zerfällung der Bewegungsgleichungen in Differential»
gleichungen für die intermediäre Bahn und die Störungsgleichungen.
Die in den Differentialgleichungen 72 (3), (10) und (13) auftretenden Functionen
r und U sind nahe der Einheit gleich. Setzt man also
r =» I -h*T, U ■= \ -*t- IT ,
so wird:
dV dj d*V d*i
dt ~ dt '* dt* — dt* '
Doch führt Gyld£n an Stelle der Grösse t eine Grösse l ein1), die mit 7
durch die Gleichung verbunden ist:
(2)
Es wird dann
folglich
1 h- r £ ~ 1 -+- p + pl
dV_ p dl j dl _ p\ dp_
dL 1 + p dL 1 + p dL (l -t- p)» dL
d*T p d*\ 2 dp dl _2p_ dp d\ 2} dp dp
dL* ~~ 1 -4- p dL* + 1 -4- p dL dL (1 + p)» dL dl (1 -+- P)» dL dL +
+ 1 + p </Z» + (1 + p)' \dl) (1 -h p)' dL* '
Werden diese Werthe in 72 (13) substituirt, und berücksichtigt, dass
r(i-+-P)= 1 + 0)
T(i + p) ' i + P+/r r
ist, so erhält man nach einiger Reduction:
d*_p }_*Pl?^t±±9(*P\% l-+-p£V 1 </& /1-f-p dp dp\
dL* *pdLdL+* p* \dLj~ p dL* + U dLl\ p dL dL)
' UZ> + * p dL dL~ U dL dL}-~ T 1 + p * * u •
*) Traite des orbites absolues, pag. 517; Acta mathematica, Bd. 7, pag. 134. i/ kann
xunachst Kürze halber beibehalten werden.
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5<x> Mcchnnik des Himmels. 73.
Nun ist
1 dJL r (L±l *P dJ\ 1 ±? U Ü. ^ il\
U dL l\ p dl dL) U dl V dL 1 + p dZ)
1 iH (l ~*~ P ^ ^
~" <7 </Z V P dL" dL)
r(l+p)\1+rflj^* [dl) J^dU + ÜdLl\ p dL dL) =
( d/V p (dp\* P d*p l dV 9 d£ 1 dC/dp
-?V + dL) +il \dL) ~ p ~dD + Ü TZ p dL~ U dL dL~*~
Trennt man daher in Gleichung (4) die nur vom p abhängigen Glieder von
den mit $ und U behafteten ab, so erhält man:
£ - [(' - * -(£)'- 7 Ä] r-'^ «
(L±<?P }dH\dl ( d%\\ 1 dU lit \ dV \ dp
dL* +y p dL~ UdL )dl.+ y + dL) dL ' p dL+ U d L p* dL9~
- W 1 W I \ *u \ dp \( dx\n (6;
- ~ |*p W/ ~ />s *za + 6/ /z 7> 5z + / V +7l) J + ^ ~ Wt
wobei «/ eine vorläufig willkürliche Function sein kann, und
— + 0, (7)
ist. Setzt man weiter in 72 (3):
/=C+7; (8)
so wird:
oder
dT
dL
(9)
Durch Zerfällung der Gleichung (4) in zwei andere ist für die bisher will-
kürlich gebliebenen Functionen die erste Verfügung getroffen, indem die Be-
stimmung von p diejenige von \ (d. i. V) nach sich zieht oder umgekehrt. Eine
analoge Zerfällung kann man mit Gleichung 72 (10) vornehmen. Sei
C/3 QxT U* Qp
n V)= (i + p + /(j» kf = w~ Qo + Ql' (7a)
so wird man setzen können:
d'y
JTi-Qo (10)
und dann erhält man für die Bestimmung von p oder U die Differentialgleichung1):
J (iL 1 dU <?i nn
2p dL (/ dL ~ dx' uu
1 </Z
Die Art der Zerlegung in (7) und (7*) wird erst im Laufe der Integration
durch die bei denselben zu erfüllenden Bedingungen näher präcisirt werden
l) Der Cocfficient von ^| in Gleichung (6) ist die hier in (II) auftretende GrtJsse.
Mechanik des Himmels. 73- 74. 501
können. Endlich tritt noch die Gleichung 72 (7) hinzu, welche in die Form
gesetzt werden kann:
* _ ,,«>
</Z~*0(l+p)'"
Es erübrigt noch eine Gleichung für die Bewegung in Breite abzuleiten.
Setzt man in der dritten Fundamentalgleichuug 9 (A):
* = rj, (13)
so wird
Nun ist
d*i dr d\ d*r_
r dt*~*~2 dt dt + 3 dt* ö Z
dl dl kQYp r»
dt - dL 7s U '
(H)
<r7* ~ ^/Z» + 2p dL dL~ i dL dL* Y dL dL U dL dL) r* Ü* '
Hiermit folgt, da [vergl. No. 26 (1)]:
dr fi_ dr_ r_ dT_\ k^Yp _P
dt ~~ \ r dL n dL)' t» #
dt* - \dt) r, (1 + ,,)# + ^
ist nach einigen leichten Reductionen:
</Z* + [2/ <*"Z </Z J dL V 3 ~~
- V/n |\<n-a')* r r + r J'
Die Gleichungen (10), (5), (12); (11), (6), (9), (14) sind jetzt die zu inte-
grirenden Differentialgleichungen wobei (5), (6), (14) canonische Differential
gleichungen sind. Für die intermediäre Bahn erhält man aus Gleichung
(10): x; hierauf aus (5): p, sobald über p eine Annahme gemacht ist1), und
damit den intermediären Radiusvector ; (12) bestimmt sodann die zur gegebenen
intermediären Länge Z gehörige reducirte Zeit C Ist die intermediäre Bahn be-
kannt, so erhält man dann aus (11) den Werth von U\ aus (6) die Störung des
intermediären Radiusvectors, aus (9) die Störung der reducirten Zeit, endlich
aus (14) die Störung in Breite. Die Form der intermediären Bahn wird nun
wesentlich von der Art der Zerlegung der anziehenden Kräfte {P0 und Pl ; Q0
und Qt) abhängig sein. Je mehr von den bedeutendsten Gliedern der Kräfte-
funetion benützt werden können, desto näher wird sich die Lösung der Wahr-
heit anschmiegen.
74. Die Differentialgleichungen für die intermediäre Bahn des
Mondes. Sieht man p als constant an, so werden die Differentialgleichungen
zur Bestimmung der intermediären Bahn:
') Statt dessen können auch gewisse zu erfüllende Bedingungen vorgeschrieben werden.
Eine solche ist durch die Bedingungen (7) und (7 a) theilweise fixirt. Die Störung 7*
der Zeit erfordert noch für eine absolute Lösung eine geeignete Transformation. Weiter
wird man für } ebenfalls eine Zerfällung vornehmen können, ahnlich derjenigen für p, doch
tnuss selbstverständlich an dieser Stelle von zu weitgehenden Ausfuhrungen abgesehen werden.
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5<>2 Mechanik des Himmels. 74.
dL*
dL -*§(1 +p)»» V/
wobei (?0 und /*„ diejenigen Theile der störenden Kräfte sind, welche eben
berücksichtigt werden sollen, d. h. die Hauptglieder in den Entwicklungen :
<?„-
0 *.»/. „
I r i + ,tt + vl
Zunächst sind demnach P und Q zu ermitteln. Es ist nach 72 (5) :
J>=^1 + (xX-hyY)\ Q = (xY-yX)
und da es sich hier zunächst um die Bestimmung derjenigen Theile der stören-
den Kräfte handelt, welche die intermediäre Bahn ergeben, so können alle Aas-
drücke weggelassen werden, die nur zur Entstehung sehr kleiner Glieder Veran-
lassung geben können. Es können also vor allem die in s' [No. 56 (2)] multi-
plicirten Glieder in den Kräften X, Y weggelassen werden; sodann ist nach
23 (1), wenn man sich auf die Wirkung dreier Körper beschränkt, die Sonnen-
masse gleich M setzt, und Kürze halber die Entfernung des Mondes von der
Sonne r0l = A setzt:
xXx + yYt = + yy') - ^) - jj]
xYt -yXx = k>Af[(xy' - yx') - ~)j •
Nach 56 (1) und (2) ist:
daher, wenn von den parallaktischen Gliedern abgesehen wird:
Führt man an Stelle von r die Grössen r und * ein, und analog für die
Sonne, also:
r» = r»-H*»; r'» = r'» + *'»
und sieht dann von den Neigungen der Bahnen ab, indem zunächst die Breiten-
bewegungen nicht weiter in Betracht gezogen werden, so ist
_L „ _L _ * _L **' + yy
A* ~ r'» ~ 6 r* rr' '
Da weiter
xx +yy' = -+- rx' cos{l — /,); xy' — yx1 = — rr'x/*(/ — ix)
ist, so wird
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Mechanik des Himmels. 74. 503
XXX +y Yx = k* M**i [3 cos* (/- /,) - 1];
x Yx - yXx = - k* M^i 3 «» (/ - /j) /,),
demnach:
r»
r»
ö = -^iVpTi««2(/-/,),
wobei £0* = £8(1 «+• m) ist, wenn die Erdmasse gleich 1 gesetzt ist, und m die
Mondmasse bedeutet. Setzt man hier
I / . r. ~r' Px
1 1 + rT I + Pi+ZiS.'
berücksichtigt bei den für die intermediäre Bahn zu verwendenden Kräften nur
die von % unabhängigen Glieder und führt statt der wahren Längen /, lx die
intermediären Längen Z, Lx ein, so wird:
«?.> = - (£)'r£ü • *«" - A + x - x.)
<'•> " - {ff TTH. JTTW' Ci + 1 ""2(/ " z' + ' " *»•
Hieraus lassen sich dann die störenden Kräfte leicht finden; wenn man
die vollständigen Entwicklungen der Ausdrücke S, W, [73 (7) und (7 a)] vor-
nimmt (in denen allerdings die noch unbekannten Störungen \t T, 3 und even-
tuell ein zu p tretender veränderlicher Factor eintreten), so wird dann»):
<2, = W-QQ- Px = ?-L£o. (5)
Aus (3) folgt
Sei der Radius der äusseren Grenzkugel a(l ■+- t), derjenige der inneren
a (1 — e), so ist lae der Normalabstand der beiden Kugeln, zwischen denen
sich die periplegmatische Curve bewegt; a ist das arithmetische Mittel aus
den beiden Halbmessern; a (1 -+- e) ist der grösste Werth, den der Radiusvector
erreichen wird, a (1 — e) der kleinste. Setzt man
/ = a (1 - &) (6)
so wird in der intermediären Bahn (d. h. abgesehen von Störungen):
der Minimal werth: r0 = ^ = — e)\
der Maximal werth : r. = gf 1 ~~ ^ = a{) -h e),
1 4- pj
folglich
e — ö e d
p« = + 7^7; P» = -rT7'
p ist nun aber eine periodische Function, in welcher crfahrungsgemäss ein
Hauptglied überwiegt, so dass der Hauptsache nach, p nahe gleiche positive
') Hierin sind natürlich für P0 und Q0 nicht die für die erste Integration noch nicht zu
verwendenden Ausdrücke (4 a), sondern die aus (4 b) pag. 504 folgenden, eventuell noch weiter
educirten, einzusetzen.
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Mechanik des Himmels. 74.
und negative Werthe erreichen kann. Hieraus folgt, dass d von höherer Ordnung
der Kleinheit sein wird, wie e. Bei veränderlichen Diastemen wird nun aller-
dings 8 nicht constant sein, -man kann aber immerhin in dem Ausdrucke
dL _ *0(l +p)»
K ai(l - b)i
8 so bestimmen, dass die Entwickelung
(1 + P)f
(!-»)!
= 1 h- periodische Glieder (6 a)
besteht, d. h. dass der constante Theil dieser Entwickelung gleich 1 wird.
Dann wird
k
L = L <°> h — § C — *— periodische Glieder
oder, wenn man
_ z. p,
setzt,
Z = Zl°) + Z'J+ periodische Glieder.
Z' hat daher die Bedeutung der mittleren siderischen Bewegung in der Zeit-
einheit. Ebenso hat man für die Sonne:
Zt = Z{°> -rZ.'U periodische Glieder,
wobei Z,' die mittlere siderische Bewegung der Sonne ist. Wird für das Ver-
haltniss der mittleren siderischen Bewegung:
- H (7 a)
gesetzt [vergl. No. 57 (7)]. so wird:
Z, = Z,(") -+- jiZ'C -+- period. Glieder = £,«>) 4- fx(Z — ZW) + period. Glieder,
daher abgesehen von den periodischen Gliedern:
Z - Z, = (1 - y.) L - LtW + jxZW.
Setzt man jetzt:
1 — (x = X, Z,(°) — fiiZW = A (8)
und vernachlässigt für die Sonne die Abweichung der intermediären Länge von
der wahren, setzt also Xi = 0, so wird:
sin 2(Z — Z» -l- -/ - x,) = 2(XZ -f- X - A);
<w 2(Z — Z, -i- y — Xi) = cos 2(XZ H- x — A).
Weiter hat man, wenn man in den Coefficienten von (4 a) an Stelle von p,
/>, deren constante Theile einführt:
und wenn man nur Glieder der ersten Potenz von p, pt berücksichtigt:
Qo = - Jn'O + 3 Pi — 4p) sin 2 (XZ -t- x — A)
A = - in'U 3Pl - 3p)[l -+- Scos 2(XZ h- / - A)]f (4
und die zu integrirenden Differentialgleichungen werden, wenn noch Kürze halber
Iii» = Ii, (8a)
gesetzt, und in der Gleichung für p die in f>0 mit dem Faktor p behafteten
Glieder mit den übrigen links vereinigt werden:
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Mechanik des Himmels. 74. 75. 505
Yl% = ~ l*i 0 -+- 3Pl-4p)««2(XZ + x - A)
^7 [l - ^ - Sil, w2(XZ + )(-A)-,2^+ (zi)']' <8)
= — i^i — H1P1 - p.,<w2(XZ -+- x- A) - 3p.lPl<w2(XZ / — A).
Hierin ist noch x enthalten; vernachlässigt man dies in der ersten Gleichung
rechts, so erhält man eine erste Näherung:
ZZ = + 2X C0S 2<XZ ~ A); * ~ + 4X* Sin 2(XZ ~ A)" (9>
und setzt man dies in die zweite Gleichung (8) ein, und vernachlässigt ebenso
wie in (9) die zweite Potenz von jij, welches die störende Masse repräsentirt,
und die Produkte von ft, in die kleine Grösse p, und in das Quadrat von p1),
so erhält man:
f*i — 3hj*«2(XZ — A) + yf**2(XZ -A^jp=— — ftl^2(XZ— )
Setzt man daher noch:
* (S ~ l) - ■ (10a)
W= —\y-\ — JM<w2(XZ — A),
so wird die Differentialgleichung
£g + [1 - ^ - «x2(XZ - A)]P = IV. (10)
75. Die in termediäreBahn des Mondes. Integration der Differential-
gleichungen. Um die Gleichung (10) der vorigen Nummer zu integriren, wird
XZ - A = £gx - 90° (1)
gesetzt, wobei K ein vollständiges elliptisches Integral erster Gattung ist2), dessen
Modul x erst bestimmt werden soll. Dann erhält man die Differentialgleichung :
') Das Produkt f*,p muss beibehalten werden, da hiervon der Coefncient von p in der
zweiten Gleichung (8) abhängt. Es lässt sich auch fUr die intermediäre Bahn selbstverständlich
die Näherung fUr p und auch für / weiter führen ; doch kann auf diese vollständige Berechnung
hier nicht eingegangen werden. Vcrgl. hierzu Gylden, »Die intermediäre Bahn des Mondes«,
Acta mathematica, Bd. 7, pag. 140- 145. Es mag hier nur erwähnt werden, dass die genauere
Berücksichtigung von x ""f eine Gleichung fuhrt, welche durch die Substitution
p = E yi~+ncos (XZ — A)
auf eine der Gleichung (10) völlig gleich gebaute Differentialgleichung führt, bei welcher nur
die Coefficienten um Grössen zweiter Ordnung in p^ geändert werden.
*) Die Einführung der elliptischen Functionen in die Theorie der Bewegung der Himmels-
körper hat sich als äusserst fruchtbringend erwiesen. Zwar kann man ohne dieselben ebenfalls
Entwicklungen erhalten, welche von den Mängeln der früheren Methoden frei sind, wie dies
z. B. bei den Entwicklungen von Lindstedt (Astron. Nachr. No. 2462, 2482, 2503. 2557),
Hill (American Journal of Mathcmatics, Bd. I), Harzer (Astron. Nachr. No. 2826 und 2850)
u. a. der Fall ist, 'doch hat die Einführung der elliptischen Functionen den Vorzug, dass man,
wie t. B. in dem Integrale (10) eine grössere Anzahl von Gliedern vereinigt, diese Uberhaupt
in anderer, und wie es scheint condensirterer Form geordnet erhält, und Uberhaupt in vielen
Fällen zum mindesten eine grössere Convergcnz erreicht Vergl. hierfür das sehr instruetive
Beispiel, welches Gylden aus der Bewegung der Pallas in den Astron. Nachrichten No. 2886 giebt
Sehr bemerkenswert!! sind auch die Entwickelungen von Hill in «Acta mathematica« Bd. 8,
pay. 1, welcher ohne Einführung der elliptischen Functionen die Bewegung des Mondperigeums
bis auf den 13. Theil richtig erhält.
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$o6 Mechanik des Himmel». 75.
SS? + (t) ['-"' + "i*"»!* *]» = (tt) ^
Nun hat man die Entwickelung
(2)
/XÄ'Y ? TT 2?»
V 2« / cos^amx = - D + Y-q* C°S 22K* \ — q* "'^K* ~*
wobei
D-l( qt -i. -L. + ^
(3 a)
(3 b)
x» + x'* = 1
ist. Hieraus folgt:
it 1 - q* l/xÄ'Y 2tf9 ic 1
"•'Bf* = -f-jCW + (T=7) «"*«*-■••}■
Substituirt man dies in die Differentialgleichung (2) und berücksichtigt, dass
cos 2 am x = 1 — 2 jw* a/« #
ist, so folgt:
fr xt [> - + (-7^) (i - ****** x) + — x>J P=
*»
= — IV
oJer:
dx*
-rJüli- 2«-' «- *+ — Tim* "= irr?
Der Modul x soll nun zunächst so bestimmt werden, dass der Coefncient
von 2sin*amx gleich x» wird, d. h. dass
1 — q* x»
wird. Setzt man noch1):
1 _ /T»
1 — n1
4 Arn» (1~^)H~ — ^ — 4äTx» D^ 1 ~ ****** (6)
so geht die Differentialgleichung über in:
■j^ — [2x* sin* amx — 1 — x* -l- x*sin* am im) p «
*) Das Imaginäre muss hier eingeführt werden, weil die linke Seite der Gleichung (6;
grösser als 1 ist; wurde man aber 1 4- x» sin* am tu setzen, so würde die Form der Gleichung
(7) geändert. Das Imaginäre fällt schliesslich heraus, da ja tmam{im, x) = itamgati (w, x') ist.
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Mechanik des Himmels. 75. 507
Das Integral dieser Differentialgleichung ohne letztem Gliede ist nach Hkrmite:
P = Ci 8(0:) ' ^'+C,-^r^,+ ^', (8)
wobei in der JxcoBi'schen Bezeichnungsweise
^(*) = »i(ä^); 9 = (2^)
ist. Um für x wieder die Länge L einzuführen, sei
V{im) *
dann wird
ö^x = i.{\L-A + 90°). (9a)
Setzt man dies ein, so wird:
e(x)p = Cx JI(x+i»)<-'*«L-A+*f>)+ C%H{x - /.)f+"ft^A+W)(
oder wenn man an Stelle der Constanten C,, C, zwei andere c\ C durch
einfuhrt, wodurch der in der letzten Formel auftretende Winkel von 90° in die
Constante C eingezogen erscheint:
9 (x)p = f'jiV (* + i.),-"^-*)-"^ (* - im)e+*'*L A)" ,cl
=. ^[#(jc -t- im) -hff(x- /»)] w [v(XZ - A) - C] - (10)
- ic' [J/(x H- /«)) - H{x - i »)] [v(XZ — A) — C'].
In den Ausdrücken JI(x + in) + Jf(x—i to) und 1 [Zf (*-H»to) — ff(x — i»)\
ist das Imaginäre verschwunden. Der Modul der hier auftretenden elliptischen
Integrale und Funktionen ist bestimmt durch die Gleichung (5); aus dieser folgt:
9 V-%
1 — q* ~ 16 X»
Hiermit erhält man nach den Formeln für die elliptischen Functionen:
(S. z. B. Jacobi, »Fundamenta nova theoriae funetionum ellipticarum«, Werke,
Bd. I, pag. 159):
\q 4q* 4?» 4?«
/^x = logl Vi - YT~f + 2(1 + " 3(1 -h?>) + 4(1 + ?«) "
[q* q« qi° 1
(1 _ + (l _ V)» (I - •)■ + • • • • J
* /x * [(!-„)+ (^) *] " 1 j
oder die noch stärker convergente Reihe
19 9* 9* \
+ 3(1 - ?<) + 5(1 - f«) + 1 • }
x» = 1 - x'».
Aus der letzten Formel (12) folgt
a = ±. ix itang am (m. x') = q: x fang am (<o, x').
(12a)
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508 Mechanik des Himmels. 7,'«.
Eine nach Potenzen von <» fortschreitende Reihe, welche gestattet, aus j
sofort 7fiv^v zu ermitteln, erhält man durch die WEiERSTRASS'schen ^/-Functionen;
tt(«u>)
doch sind diese Reihen, da sie nicht nach Potenzen von q fortschreiten, für
grössere Werthe von x nur schwach convergent, und ist daher eine indirekte
Lösung vorzuziehen. Es ist
q' = e~*l? (3c)
der zu x' = — x* gehörige q- Werth, und daher, wenn man BitiCG'sche
Logarithmen versteht:
hgq • togq1 = **M* = 1 86 15229 {log = 0 2698683,7)
2Ä" W ^ 4*'« 4f 4q'*
womit man zur Probe nach der Gleichung (3c) den Werth von wiederfinden
muss. Dann wird:
•k'i nto 4q'* . itco 4tfu . _
tangami», x ) = ^ang ^ - y^r^i «"» X7 + 2
rcco
A'7
1 +
demnach
ico* 2Ä" , „ 4/« . iro» 4?'* . ft ito»
*°ng 2^r = — x/a^am(«,, x) + y^y* ^ - j^ji ««2-^4-...
oder1)
Hier tritt noch rechts -gr auf; da aber hierbei die Coefncienten q'*, q'* . . .
vorkommen, so ist dieselbe leicht durch Näherungen zu lösen; um sofort einen
provisorischen Werth zu erhalten, welcher in die rechte Seite substituirt, einen
H Ol
genügend genäherten Werth von lang giebt, sei
fto> 2Ä" 4q'*
tang—£,=t, — or=n, , y.a = «; (13a)
dann kann man mit Vernachlässigung von schreiben:
< = « + 2a — — 5 = n -+- 2a
l^,a ~ ^ i + „5+40«»
und daraus
* = tang 2K' = 2a ~ ' 03b)
1 l+(l+4a>»
gesetzte Zeichen, so wird auch — das entgegengesetzte Zeichen erhalten (Qberdiess treten noch
T.W
l) Man braucht hier nur ein Zeichen zu berücksichtigen; nimmt man für o das entgegen-
ittti
7r
zwei Werthe von ~t auf, die um 180° grösser sind, welche aber in sm und tang wieder mit
den beiden früheren identisch werden). Es würde dann auch v das entgegengesetzte Zeichen
erhalten, und damit gehen die beiden Glieder in (16) in einander Uber, wenn man nur auch
bei der Integrationsconstanlcn C das Zeichen ändert.
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Mechanik des Himmel*. 7'«. 509
Ist bestimmt, so kann sofort
ß 04)
berechnet werden. Wenn man dann weiter die Formel
wl/2^*' (l-2^^2«'ic-H^)(l-2^>^2wK-K^)(l-2^8^2tt>T;-4-y»0)...
»•(»)- K ic • " -(T-^)i(|--^)»(l-^)». ...
/o»
loganthmisch differenziit, und -j^. für w setzt, so folgt:
e'(>q>) 1 ^'(fl)
6(1«) ~~ 2K (i<o\ 1=8
= 2* '>*( 2? , 2?» 1
;r-v> j Wl / — — H : -r • • • • > •
1 1 — 2qC0S -TT- ^* 1 — — jp- 4- )
K
Nun ist
8* (*u>)
stn
demnach
- 1W1 QM 2? . 2^ + 2*a 1
— * Mir %x_q^^{x_q%^_^
v=2(ß" f)I /"TS"*' T-^ 7~T>~\ ' ' i (,5)
v p'l(i-?ß)(i-() ^-^»^-fJ '
In den Ausdrücken (10) ist nun /, allerdings nur scheinbar enthalten; um es
aber thatsächlich zu eliminiren, und für die Berechnung brauchbare Formeln
zu erhalten, muss (10) weiter entwickelt werden. Es ist aber:
H(x) = ft, (™) = 2 {glsin ^ x - <?lsinZ ^ x g* sin 5 ^ * — . . . . ) ,
daher
//(* 4- /tu) = 2j(- IV»/ * «*(2* + 1) ^ (* + /*) =
n— ü
= i)-^(?2^),[^<2--»-|)Tk-(*+'w)- <.-'(2«+l)j^.U+"»)]
und ebenso für .#(,* — /u>), demnach
H{x -4- *o>) -1- — <«*) =
= 2(~ l)-/^,[^-+1)^"+r-H',-+1>2X'-]x/«(2« + 1)(90° H- XZ - A)
i[#(.x -l- i'u») — — xu>)] =
— X(- \)*q^}\e-**+x^™- t+®*^Tk"\os{%n + 1)(90° + XL - A).
Setzt man dies in (10) ein, und berücksichtigt, das?
xm[(2* + 1)90° + A] = (- Ifeosk
ist, so wird endlich
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5'© Mechanik des Himmels. 75.
9f» • f = c'Jjt {^Xc-V"+»A'mcos[{<2n -h I - v)(XZ - A) + C] -h (lfi)
-+- <r+<2"+1^°W [(2« +l+v)(U-A) - C]] •
Diese Reihe ist, da sie nach den Potenzen von q geordnet ist, stark con-
vergent; die beiden Hauptglieder entstehen für n = 0, sie sind:
[j/|w{(l-vXl-|0£-(l-v)^^
Je nachdem nun ß oder \ grösser als 1 ist, wird nach (15) v positiv oder
P
negativ: es sei * positiv, wozu es gentigt o = — ixsinamiv» zu setzen1); dann
ist der Coefficient des zweiten Gliedes grösser. Setzt man
(1 H- v)(l - ji) = 1 -c (17a)
und führt, slatt der Constante C die Constante C=(l + v)A + C" ein, so
werden, da
tr.
6(*) = 1 — 2? cos j£ x 4- . . .
ist, mit Vernachlässigung der höheren Potenzen von q die Anfangsglieder der
Entwicklung:
P = c0 cos ((1 — C)Z- C] h- cx cos [[2(1 — fi) — (1 — e)U - 2(1 - v)A H- C]. (17)
Das erste Glied ist das Hauptglied der Mittelpunklsgleichung, das zweite
die Evection. ' Sieht man c0, C an Stelle von c\ C als Integrationsconstante
an, so haben dieselben die Bedeutung der Excentricität und Länge des Perigeums
für eine gegebene Epoche. cZ ist die Bewegung des Perigeums und es folgt
aus (17):
< = u.- v(l -u.). (17b)
Die Bestimmung von v erhält hierdurch eine besondere Bedeutung. Endlich
ist noch zu bemerken, dass c0 = cx ß ist. GvLDfeN nimmt'):
hg n = 7-235002, log «' = 6-11 2594,
damit folgt
log p. « 8 877592.
Die wegen Glieder höherer Ordnung corrigirten Coefficienten der Gleichung
(1) werden:
log^ = 7 915348, logv-t = 9 010769.
Damit wird:
logq = 7874753, logq' = 9- 124091
SA' 2A"
' log% = 9-526562, log = 0012923, log = 0205397
TC 1t
= 28° 54'4"-9 = 0504424, log ~K = 9895270
logy^= 0-34 1 236, log* = 8-855730
c = H- 0 0091 15; cx = 0-2077 c0.
'} Man braucht darauf nicht weiter Rücksicht zu nelmen; indem 0 sich durch den Werth
der Quadratwurzel in (12) bestimmt, und diese Wahl von <J bereits in (13) berücksichtigt ist;
vergl. die Anmerkung auf pag. 508.
*) Die Formeln von Gyi.d£n sind etwas anders, führen aber tu demselben! Resultate.
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Mechanik de« Himmels. 75. 511
Hat man in dieser Weise das Integral der reducirten Gleichung, so erhält
man für das Integral der completen Differentialgleichung (1) die Zusatzglieder
Ap = - i/Fx (x)/Fi(x) WdL + i/Ft (x)/Fx (*) WdL, (18)
wo / ein constanter, reeller Coefficient ist, und
die beiden particulären Integrale der Gleichung ohne letztes Glied sind. Für
die Entwickelung der Hauptglieder kann wieder 0 (x) = 1 gesetzt werden, und
es wird:
2sFx (x) = V7(<Ä(jr+,0,)- <r-'^i-A+90°)
«= V7(<f-/('"1)(X^~A+90O)~^ — ,-''<*+U&*-A+**>+J]fy
und in derselben Weise 2/^,(4:), indem nur — u> und — v an Stelle von •+■ u>,
-t- v gesetzt wird. Ist nun ein Glied von IV:
(lV)t =» 2g cos (7Z -+- T) = g [^+r>4- «-'(TZ-+n]f (19)
so wird
fFx(x)(PV)xdL -
(^_/[(v_l)X_T]/.+ 1(, l)(A-90")+«r- Jf. ^-/((v+t)X-T]/.+/(v-4-l)(A-90«»)+,T-»- J^.
2[(v — 1)A — 7j 2[(v+l)X-T]
[(v -1)X+t J£+ / (v-l)(A -90°) - »T - e- 1 [{y-¥\)\+i\L+i (v-f-lXA- 90°) - /
7] " J
2[(v-1)X-h7] 2[(v + l)X
und ebenso für fFt(x) (lV)xdL. Vernachlässigt man im Nenner die kleine
Grösse v gegenüber der Einheit, was immer gestattet ist, wenn 7 nicht nahe
gleich X ist, so werden die Nenner bezw. — 2(X H- 7) und -4- 2(X — 7), und
man erhält durch die in (18) angezeigte Multiplikation und eine leichte Reduction
oder
^p = -fgyq{<K-t k)y% — -zi<*s(i£ + T)- (20)
a 7
Berücksichtigt man nur die beiden Glieder von IV, die in (10 a) der vorigen
Nummer angegeben sind, so wird:
für das erste Glied : 7 = 0, T = 0, g = —
zweite Glied: 7 = 2X, T = - 2A; g = — ||»lf
demnach
ap = +yVf (» - ^) {fi - - ri* - ia)}. (-2.)
Das variable Glied dieses Ausdruckes ist die Variation. Die intermediäre
Länge ist eigentlich Z; doch kann schon in der ersten Näherung (in der inter-
mediären Bahn) die Correction 7 aus 74 (9) berücksichtigt und (Z -+- y) für die
Länge des Mondes benutzt werden. Es ist übrigens nicht schwer, schon in
dieser Näherung weitere Glieder zu entwickeln, wodurch jedoch schon der üeber-
gang auf die wahre Bahn stattfindet1).
•) Vergl. Acta mathematica, Bd. 7, pag. 160.
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512 Mechanik des Himmels. 7r>. "<6.
Zunächst ist noch die Gleichung 74 (3) zu integriren, welche die Beziehung
zwischen der intermediären Länge und der reducirten Zeit giebt. Beschränkt
man sich hier ebenlalls auf die ersten Potenzen von p, so wird
P*
oder mit Rücksicht auf 74 (7):
Z0 + Z'C= L-2f9dL,
demnach mit Berücksichtigung der Hauptglieder in (17) und (21):
Z0 +L'r = l- ^^sin [(1 - <)Z - C) -
2(1
yt) -(I _7)^l[2(l - n) - (1 - c)]Z - 2(1 - v)A -h C) - (22)
wobei das Z proportionale Glied /V?^ß — • jjj Z mit dem Gliede Z
ver-
(»-»
einigt, und durch den Coefficienten
1 6 X
dividirt wurde. Man hat dann unter dem Coefficienten V wieder die wirkliche,
aus der Beobachtung bestimmte, mit den Störungen behaftete mittlere Bewegung
zu denken ')• Das Verhältniss der Coefficienten der Mittelpunktsgleichung und
Evection wird
i ' -»I* + «, 0-874 fr -m
cx 1 - c cx
während das wirkliche Verhältniss 4*93 ist.
76. Entwickelung der störenden Kräfte. Die störenden Kräfte sind
Functionen des Radiusvectors und der wahren Länge, welche als Functionen
einer. Variabein darzustellen sind Zieht man dabei für den Radiusvector die
sämmtlichen elementaren Glieder zusammen und berücksichtigt die übrigen, nicht
elementaren Glieder durch die Störung £, so wird man
/ = p = i)«w[(l-c)Z-i:] (i;
wählen können. Treten in p eine Reihe von elementären Gliedern mit ver-
schiedenen Argumenten auf, so werden dieselben zu einem einzigen vereinigt,
sodass dann t; und v. veränderlich sind*). Die dabei über p gemachte Annahme
giebt dann in Gleichung 73 (11) eingesetzt, eine Bestimmung der Function V.
1 dp
Es ist zu bemerken, dass - -£= % ebenso wie Q. von der zweiten oder höheren
p dL >C1
Ordnung der Massen sind, sodass U = 1 -f- c7' sich nur um Grössen zweiter
Ordnung der störenden Massen von der Einheit unterscheidet. Dann wird:
öS (1 — 7i»^
dt = - Li ZU dL (2)
k0 [1 + _<)Z-i-)]»
eine Gleichung, welche, wenn
(1 - c)Z - ic = v (3)
gesetzt wird, in die folgende übergeht:
') Vergl. No. 42.
») Vcrgl. die Formeln (16), (17), (18) in No. 72.
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Mechanik de* Himmels. 76. $13
welche mit derjenigen in der elliptischen Bewegung, bis auf die Veränderlichkeit
von i) und k übereinstimmt. Durch diese Veränderlichkeit wird jedoch die Integration
etwas erschwert. GvLDfeN führt einen Hilfswinkel E durch die Beziehungen
cos v -+- ij cosE — 75
'"E= 1 + ,»'«- - 1-
1 -t- T) f'* f 1 — 1
ein, wonach
7= a(l — i^cosE) (8)
wird. Aus (6) folgt:
COS E — COS V -+• TJ COS V COS E — T) = 0
und daraus durch Differentiation:
— (1 -+- tj cos v) sin EdE -+- (1 — tj cos E) sin vdv — (1 — - cos v cos E)dr[ 0.
Da aber nach (3):
dv *= (1 - c)</Z - </« (9)
ist, so wird
(1 — r\cosE)sinv [(1 — c)</Z — dit) — (\ + ncosv)sinEdE — (1 — cosvcosE)di\ = 0,
folglich
/t ... , 1 -+- r^cosv sinE 1 — cosvcosE
(1 — c)^Z = di: -\- J -= — — </2i -+- =r.— — dt[ =
v ' 1 — Tjttwis (1 — r\cosE)sinv '
l/l — tj* sinE ,
= du -+- —äE -+- . — </tj,
1 — r^cosE yl — tj'(1 — i\cosE)
und damit aus (4) nach einiger Reduction
n/t vj, „ r-wr smE{\ — r\cos£) , (1 — r^cosE)*,
Z'(l — c)^C —(1 — i\cosE)dE — — ^ 7 </tj 4- ^ </tc, (10)
daher durch Integration:
(1 -«)Z,C-* + -ff-ij*mÄ+(l-«)jr, (11)
. wobei
(I _t)jr.y>*^g-2y-i') +jf[(' ^jgy _ ,],„. C1SJ
Setzt man
(1 - c)(^C - X) - « - (13)
so wird
M~ E — y\sin E. (14)
Die Beziehungen zwischen (7) oder (8) und (14) zeigen, dass zwischen v
und Af dieselben Beziehungen bestehen, wie in der elliptischen Bewegung
(vergl. No. 14), mit dem Unterschiede, dass an Stelle der constanten Excentri-
cität das veränderliche Diastema tj getreten ist. Der Werth von M ist jedoch
hier von der mittleren Anomalie (1 — c)Z'C — * um den Betrag (1 — c)A" ver-
schieden. Die Berechnung von M aus Gleichung (13) erfordert bereits die
Kenntniss von X; Gleichung (12) zeigt aber, dass X von der Ordnung fdr\ und
fadn, d. i. von der Ordnung der Veränderlichkeit des Diastemas ist; hieraus
XL 33
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5-4
Mechanik de» Himmel». 76. 77.
folgt, dass sich die an (1 — c)Z'C — * anzubringende Correction in eine rasch
convergente Reihe entwickeln lassen wird.
Hiernach werden auch die weiteren Entwickelungen für die positiven und
negativen Potenzen des Radiusvectors der gegenseitigen Entfernung A u. s. w.
der Hauptsache nach mit dem bei den früheren Integrationsmethoden an-
gegebenen Vorgange identisch, obwohl sich auch bei diesen Entwickelungen
verschiedene Formen angeben lassen, die mehr oder weniger von einander ab-
weichen (vergl. die »Allgem. Einleitung in die Astronomie^ pag. 158). Diese
Differenzen sind jedoch nicht durch die Methode der Integration der Differential'
gleichungen bedingt; auf diese Abweichungen braucht nach den bereits durch-
geführten Beispielen von No. 37, 44, 48, 58, 56, 65 und 66 nicht näher eingegangen
zu werden.
77. Die Störungen. Hat man eine erste Näherung für p, C durch die
intermediäre Bahn erhalten, so geben die Gleichungen 78 (6), (9), (11), (14) die
Störungen. Würde man die in 78 vorgenommene Zerlegung der Kräfte in der
in 74 (4 b) angezeigten Form als definitiv betrachten, und die gesammten übrigen
Theile Pv Qx nach 74 (5) zur Ermittelung der Störungen verwenden, so würden
gerade so wie in den früheren Methoden im Laufe der Entwickelungen seculare
oder elementäre Glieder entstehen. Diese Zerfällung darf daher nicht als
definitiv angesehen werden. Treten im Laufe der Entwickelungen in den
störenden Kräften (also vor den vorzunehmenden Integrationen) Glieder derselben
Form wie in 74 (4b) auf, so können diese von Px, Qx abgetrennt, und, wenngleich
von höherer Ordnung der Kleinheit, doch mit P9, Q0 vereinigt werden; es sind
dies die in 73 (5), (6) mit w, bezw. pw bezeichneten, dort noch willkürlich
gelassenen Functionen. Hieraus folgt, dass in der gestörten Bahn der durch
p bestimmte intermediäre Radiusvector nicht ungeändert bleibt, sondern dass
die Störung in zwei Theile zerfällt erscheint, von denen der eine sich un-
mittelbar mit p verbindet, der andere E dabei so bestimmt wird, dass er von
elementären Gliedern frei ist. Bei dieser Zerfällung wird nun gleichzeitig die
bei der Bestimmung von p auftretende Grösse c in jeder Näherung so be-
stimmt werden können, dass eben elementäre Glieder in p nicht auftreten. Es
wird daher der bei der Bestimmung der intermediären Bahn gefundene erste
Näherungswerth von c in jeder folgenden Näherung neu bestimmt bezw. corrigirt
Es sind nun zweierlei elementäre Glieder zu unterscheiden. In Gleichung
73 (10) würden elementäre Glieder durch die doppelte Integration aus Em*
wickelungsgliedem entstehen, welche die Form haben
a cos [aL — A] und asin\p L — A\ (1)
wo a von der Ordnung der störenden Kräfte ist. Die Integration der Gleichungen
(5), (6) hingegen liefert, wie aus 75 (20) hervorgeht, elementäre Glieder aus jenen
Entwickelungsgliedern, in denen 7 nahe gleich X, also von der Form (1 — o)L
ist, d. h. wenn in den störenden Kräften Glieder von der Form
b cos [(1 — o)Z — B] oder b sin [(1 — 9) L — B] (2)
vorkommen. Gyld£n nennt diese Glieder bezw. >Glieder vom Typus (A) und
vom Typus (£)*. Die Gleichung 78 (6) kann nun auch geschrieben werden
wo^das zweite Glied, da es — ~r~ Tf ist» als von höherer Ordnung der
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Mechanik de« Himmelt. 77.
5«5
störenden Kräfte nach rechts geschafft werden kann. Die Gleichung hat dann
denselben Charakter wie 78 (5), nur dass die störenden Kräfte von höherer
Ordnung sind. Damit dann in i keine elementaren Glieder auftreten, genügt es,
die Zerfäll ung von S so vorzunehmen, dass Px keine Glieder vom Typus (27)
enthält, diese daher in der Summe w zu vereinigen, von Px wegzunehmen, und
dafür pw in (5) zuzulegen, und die entsprechende Correction zu suchen. Da
nun bei jeder folgenden Näherung die Glieder von Px um eine Ordnung höher
in den störenden Massen sind, ebenso auch die Glieder in P0, so wird für die
Störung in l eine convergente Entwicklung erhalten, ebenso wie für die ele-
mentären Glieder für sich betrachtet, so dass auch die Bestimmung von c durch
ein convergentes Näherungsverfahren bestimmt erscheint. Die Integration der
Gleichungen 73 (5), (6) bietet hiernach weiter keine Schwierigkeiten.
Schwierigkeiten anderer Natur treten aber bei der Integration der Störungs-
gleichung 78 (10) und der entsprechend transformirten Gleichung für Tauf. Die
Integration der Gleichung für x gab in 74 (9) auf leichte Art einen genäherten
Werth für x; all*in die Unbekannte x tritt in den Argumenten selbst auf, und
allgemein werden die beiden zu betrachtenden Differentialgleichungen die Form
haben i):
_ 2 - o,jiVi(o,x H- AKL -f- AtW), (4)
wo die in den Argumenten auftretenden Functionen AXL 4- Ax(°) bekannte
Functionen von Z sind, o» aw Au AS°) sind dabei Constante; a, kann stets als
positiv vorausgesetzt werden, da es im entgegengesetzten Falle genügt, das
Zeichen des Argumentes und des Gliedes zu ändern, um a, positiv zu erhalten;
<*i kann ebenfalls als positiv und das Zeichen aller Glieder als negativ voraus-
gesetzt werden, da im entgegengesetzten Falle durch die Vermehrung des Ar-
gumentes um 180° diese Form resultirt.
Die Glieder der Entwickelung können nun vier verschiedene Formen erhalten;
es können a, und At entweder von der nullten Ordnung in den störenden Massen
oder auch von der Ordnung der störenden Massen sein (dt, ist immer von der Ordnung
der störenden Massen). Im ersten Falle mögen sie mit a, ß, . . . A, B . . .
im letzteren Falle mit p, a . . . P, 2 bezeichnet werden. (Die Grösse der Con-
stanten AS*) ist dabei gleichgültig). Es wird dann x **ei Theile x'» x"
zerlegt, so dass
X-X + X (5)
ist, und die beiden Theile so bestimmt, dass
= 2 — a sin(*x + + «»(px 4- BL 4- 2?0) — w (5a)
jg- - 2 -/x«(aX + PZ P0) + 2 —gsm (»x + 2 L + 20) + w (5b)
ist, wo in der ersten Gleichung alle jene Glieder vereinigt sind, in denen die in
den Argumenten enthaltenen bekannten Functionen von der nullten Ordnung,
in der zweiten Gleichung, wo ihre Coefficienten von der ersten Ordnung der
störenden Massen sind, und w vorläufig ganz willkürlich, etwa gleich Null gesetzt
werden kann.
Da die Coefficienten a, b, /, g von der Ordnung der störenden Massen sind,
so wird x» sofern es möglich ist, die kleinen Integrationsdivisoren von der
») Et itt dieses auch die Differentialgleichung, welche bei den früher erwähnten Integraric
methoden für die Länge auftreten. Vergl. 19 (15) und ferner das Doppelintcgral in 47 (8).
33 #
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5*
Mechanik des Himmels. 77.
Ordnung der störenden Massen zu vermeiden, ebenfalls klein sein;
man dieses vorerst an, so wird *y, von der ersten, px und ax von der
Ordnung der störenden Massen sein, und es Hesse sich entwickeln:
sin (aX + AL + A9) = sin (AL H- A9) + a(x' ■+• x") cos (AL -+■ —
- i *' (x' ■+■ x")f (^ + ^,)+... (6)
sin (px + + B0) = im (^Z + B0) + p(x' H- x") cos (BL + *0) - . . .
Integrirt man nun die Gleichung (5 a), so folgt mit Vernachlässigung der in
(6) rechts mit (x' -t- x") multiplicirten Glieder:
X - 2 (,4Z n- 2 ~ //« (*Z ■+■ *0). (6a)
Substituirt man diesen Werth rechts in (6), so entstehen nebst den noch
unbekannten Gliedern, welche von x" herrühren, Argumente, in denen 2A,L,
%ByLt (A% :fc B*) Z, (A% ± A%) Z, (Bx ± B%) L vorkommen. Sofern die A und
B untereinander so weit verschieden sind, dass ihre Summe oder Differenz nicht
von der Ordnung der störenden Masse ist, werden die Glieder wieder den Typus
der rechts in (5a) enthaltenen Glieder haben, und die nächste Näherung wird
von der zweiten Ordnung der störenden Massen, u. s. w. Treten aber Glieder
auf, in denen eine Summe oder Differenz der A oder B von der Ordnung der
störenden Massen wird, so kann dieses Glied von der ersten Gleichung in Abzug
gebracht (es wird die Function w) und zur zweiten Gleichung hinzugelegt, also
aus der ersten Gleichung in die zweite geschafft werden. Treten hingegen
irgendwo in x' oder x" selbst Glieder vom Typus (B) auf, so werden diese, in
(6) eingesetzt, nur wieder Glieder geben, welche der Form nach denen in (5 a)
gleichen, und in dieser weiter behandelt werden können. Diese Gleichung
bietet daher weiter keine Schwierigkeiten.
Die Glieder der rechten Seite in (5 b) können jedoch nicht auf diese Weise
behandelt werden. Setzt man voraus, dass x" mindestens von der ersten Ordnung
der störenden Massen ist, so werden die rechten Seiten in (5 b), wenn keine
kleinen Integrationsdivisoren auftreten, von der zweiten Ordnung der störenden
Massen; lässt man aber jetzt die Produkte von x. »X gegenüber den bekannten
Functionen weg, und integrirt auf gewöhnlichem Wege, so treten die Quadrate
der kleinen Zahlen P, 2 in den Nenner, es entsteht also hier ein Ausdruck,
der nicht, wie vorausgesetzt wurde, mindestens von der ersten Ordnung der
störenden Masse ist, sondern es werden im Gegentheil noch die ersten Potenzen
der störenden Massen im Nenner bleiben, d. h. in x" treten elementare Glieder
vom Typus (A) auf; dann aber dürfte man x in den Klammern nicht vernach-
lässigen: die Integrationsmethode ist fehlerhaft.
Zerlegt man x" in mehrere Theile Xi» X|i Xi • • • • Xi'» X»' • • • • so dass
X" — Xi + X» + • • ■ + Xi' + Xt' + • • •
sei, und setzt den Differentialquotienten jedes Theiles einem Gliede rechts in
(5b) gleich, so erhält man die Differentialgleichungen:
^ =- -/sin («Xl *+■ PZ -+- P0) - Xx
£*j » -/'sin (a'x, + P'Z + P0») - X, (7a)
yjk' = - g'sin f>'X|' + + 20) - X,\ (7b)
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Mechanik des Himmels. 77. 517
wobei in den Argumenten der einzelnen Differentialgleichungen rechts an Stelle
von x nur derjenige Theil von x gesetzt ist, dessen zweiter Differentialquotient
links auftritt, während die innerhalb des Argumentes weggelassenen Theile zur
Entstehung von Zusatzgliedern Veranlassung geben, die in Xx, Xt . . . Xx\ X%' . . .
zusammengefaßt sind1). Die Gleichungen (7a), (7 b) haben alle dieselbe Form,
und es genügt eine derselben zu behandeln. Sei z. B. in der ersten
Gleichung (7 b)
so kann diese Zerlegung so vorgenommen werden, dass u gegenüber <|» sehr klein
sei, so dass man nach Potenzen von u entwickeln kann; dann wird:
d*ü d*u
df* dL* ==s~^ sinW -+- 20) — g cos («kJ» -l- IL + l9)au ■+•
+ + 2Z+ 20)»»«» + . . . . — Xx'
und diese Gleichung kann in die folgenden beiden zerfällt werden:
d^ = -gsm(a^ + lL + l0) (8a)
d*u
*» — gcos(pty+1L H-20)' -f-^w«(a<J»-l- 2 Z-f-20) »*»*-+- — Xx'. (8b)
Setzt man in der Gleichung (8a):
+ IL -t- 19 =- «7, (9)
so geht dieselbe über in
d*P
aus welcher man durch Multiplication mit ^ und Integration das erste Integral :
und daraus
erhält Setzt man nun
so wird
folglich
iV = a»l^(Z-Z0); V = 2a«^(Z-Z0). (11)
Zu Gleichung (10) ist zu bemerken, dass, da a und g positiv vorausgesetzt
werden konnten, x reell sein wird, wenn auch für die Integrationsconstante C
ein positiver Werth gewählt wird. Diese, sowie die zweite Integrationsconstante
Z0 lassen sich in folgender Weise bestimmen, bezw. durch die Constanten der
Differentialgleichung ersetzen: für amx hat man die Entwicklung:
l) Um die Berechtigung dieser Zerlegung, bezw. der Vernachlässigang ron Xx, X%t Xx, . .
einzusehen, sind ausgedehntere Untersuchungen Uber die Convergent der Reihen erforderlich;
man ▼crgl. hiersu Gyldän in den »Acta mathematicat Bd. 9, pag. 19a und 211.
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5 1 8 Mechanik des Himmels. 77.
*x 2q , ic 2q* . _ w 2q* . _ «
wo x, AT die frühere Bedeutung haben. Man erhält daher:
Vergleicht man diesen Werth mit dem in (9) angenommenen, so folgt:
IL + 20 = | (X _ Zo)
folglich
a [l-r-?*
¥ xm (2 L + 20) 4- 2(1^4) "*« 2(2X + 20) +
-*-3(iCg«) ™3(2Z-r-20)-t- 1.
Die erste Gleichung (12) giebt eine Bestimmung für den Modul x. Substituirt
man die Reihe für /C*x*, so folgt:
In den Gleichungen (7 a) tritt a an Stelle von ©; für diese wird daher
von der Ordnung aq, also da q stets kleiner als a ist1), mindestens von der
ersten Ordnung der störenden Masse. Für die Gleichungen (7b) ist der Nenner
<x aber ebenfalls von der Ordnung der störenden Massen, q bestimmt sich aus
Gleichung (14), und es wird von dem numerischen Werthe von X abhängen,
welchen Werth q annimmt. Jedenfalls lässt sich q zwischen 0 und 1 bestimmen.
Ist a sehr klein gegenüber 2, so wird q von der Ordnung von o, daher »j> von
der Ordnung von 2, also von der Ordnung der störenden Massen; ist umgekehrt
2 sehr klein gegenüber q, so wird g nahe 1 und 4» von der Ordnung von —
daher wieder von der Ordnung der störenden Massen. Für mässige Werthe von
X lässt sich die Reihe (14) umkehren, und es wird:
? = H*,-i*Ä+T¥s*10-3¥!^,4+ )• (Ha)
Diese Reihe kann noch bis X = 1 benutzt werden, und zeigt, dass wenn
o, 2 und f von derselben Ordnung und auch numerisch in jener Beziehung
stehen, dass X sehr nahe 1 ist, q nahe 1 bleibt, und von der nullten Potenz
der störenden Massen wird. Für diesen ganz speziellen Fall kann es daher
thatsächlich eintreten, dass auch in dieser Form der Entwickelung elementare
Glieder nicht zu vermeiden sind.
') Zwischen q und q' besteht die Gleichung 75 (12b), es wird q = / für ?=> 0*0432;
wenn q ^ 0 0482, so wird q < 0 0432. Wenn q > 0 5421. so wird q' < 0 0000001 and
wenn q > 0*6510, so wird q' < 0*100( CCCC01 ; dann wird 0, x 1; A*'= Jir, A'=oo ;
für q > 0 5421 muss aber X > 2 564. Wenn daher X > 1, so wird q rasch anwachsen, ebenso
wie bei Werthen von X < 1, q rasch abnehmen wird.
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Mechanik des Himmels. 77. 78.
519
Ist 4> benimmt, so giebt die zweite Gleichung (8b) die Zusatzglieder u.
Hier kann u* vernachlässigt werden, and man erhält die Gleichung
Setzt man in derselben:
V7e K
^(Z-Z0)-^(JZ + 20)-e,
so geht sie über in
d*u x*
4- x*cos 1am\ - u = — -jj^ Xx\ (15)
Ihr Integral wird1)
+ Tarnt fX »'Atf*^» <16)
wo E das vollständige elliptische Integral zweiter Gattung ist. Die Discussion
dieser Gleichung kann hier nicht vorgenommen werden, und möge nur das
Resultat derselben mit den eigenen Worten Gyldän's») wiedergegeben werden:
>Mais le resultat auquel on est parvenu de la sorte, doit-on le conside*rer
comme une vraie approximation, c'est ä dire comme une approximation par
laquelle on n'aura pas de developpement divergent? En ge"n<ral ce n'est pas
ainsi. En effet, si l'on revient ä l'e*quation complete, et qu'on y suppose toujours
la fonction X consistant en un seul terrae, on verra nattre des developpements
qui procedent suivant les puissances d'une fraction dont le numdrateur est une
quantite* du quatrieme ordre, et le de*nominateur le carre* du coefficient a. Ce
developpement peut £tre convergent, il est vrai; mais dans le cas des termes
gllmentaires, oü 0 est une tres petite quantite* de l'ordre des masses troublantes,
il peut facilement 6tre divergente
78. Convergenz der Entwickelungen. Sind durch die im vorhergehen-
den erwähnten Untersuchungen auch die Hauptschwierigkeiten bei der Integration
der canonischen Differentialgleichung beseitigt, so bleiben nichtsdestoweniger
noch andere, nicht beseitigte. Nebst den elementären Gliedern, welche von
der secularen Veränderlichkeit der Elemente herrühren, und welche sich durch
die Bestimmung dieser secularen Aenderungen selbst eliminiren lassen, treten
noch Glieder mit kleinen Integrationsdivisoren auf, wenn bei der Entwickelung
der störenden Kräfte in den Argumenten kleine Coöfficienten der Variabein in
Folge der nahen Commensurabilität der mittleren Bewegungen entstehen. Diese
sind unter den hier betrachteten elementären Gliedern nicht enthalten, geben
aber Anlass zur Entstehung von Gliedern mit grossen Coöfficienten und langer
Periode8). Hierdurch haben sie auf die Ausdrücke für die Coordinaten des ge-
störten Himmelskörpers dieselbe Wirkung, wie die elementären Glieder, und
können als secundär-elementäre Glieder bezeichnet werden4). In allen Fällen
müssen die in den auftretenden Divisoren zu verwendenden Werthe der mittleren
Bewegungen (sowohl des gestörten und störenden Himmelskörper, als auch ihrer
Elemente) die wahren Werthe sein. Wenn diese nicht bekannt sind, und man
») Vergl. »Traite des orbites absotoes«, pag. 568. »Acta Matheraatica«, Bd. 9, pag. 237.
*) ibid., pag. 570.
3) Vergl. hierfür die bereits erwähnte Abhandlung von Harzer: »Ueber einen speciellen
Fall des Problems deT drei Körper«.
*) Von GylkXn «charakteristische Glieder« genannt.
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520 Mechanik des Himmels. 78.
irgend ein System genäherter mittlerer Bewegungen (aus der Theorie bestimmter
Bewegungen der Elemente oder osculirende mittlere siderische Bewegungen) ver-
wendet, so werden schon hierdurch die Coefficienten ganz bedeutend alterirt.
Im Falle, dass man es mit secundär-elementären Gliedern zu thun hat, kann es
vorkommen, dass gewisse osculirende Elemente eine vollständige Commen-
surabilität zwischen den mittleren Bewegungen andeuten1), welche thatsächlich
nicht stattfindet. Verwendet man aber statt des wahren Divisors1) (diviseur effectif)
irgend einen bekannten genäherten Werth desselben (diviseur liniair), so wird
dies eine Darstellung geben, in welcher die aufeinanderfolgenden Näherungen
eigentlich nach Potenzen des Verhältnisses
wahrer Divisor — genäherter Divisor
genäherter Divisor
entwickelt sind, sodass, wenn dieses Verhältniss nicht genügend klein ist, neuer-
dings schwach convergente Reihen auftreten. Auch diese Schwierigkeit wird
durch die letzterwähnte Methode nicht vollständig beseitigt. Gvld£n nennt die
dadurch auftretenden Glieder kritische (termes critiques), und bemerkt: >Dans
le cas des termes critiques on est obligtf de refaire plusieurs fois, les approxi-
mations des le debut, mais on pourra aussi mettre k profit des mdthodes de
tätonnement conduisant plus promptement au but8).e Man ist demnach wieder
vor die Frage gestellt, ob man es mit thatsächlich convergenten Entwicklungen
zu thun hat
Zunächst ist hervorzuheben, dass eine strenge Definition der Convergenz
nirgends festgestellt erscheint, so dass der Ausspruch von PoiNCÄnfc, dass sich
die Astronomen bei ihren Entwicklungen vom Instinkt leiten lassen, beinahe
gerechtfertigt erscheint. Sodann aber ist, wie Poincarä treffend bemerkt, wohl
zu unterscheiden zwischen der Convergenz einer Reihe im Sinne der Mathematiker
und Convergenz im Sinne des praktischen Rechnens. Die erste, am passendsten
und kürzesten als »theoretische Convergenzc bezeichnet, fordert, dass die Glieder
einer Reihe von einem gewissen angefangen, beständig abnehmen (wenn sie
auch anfänglich bis zu einem gewissen Punkte ab- oder auch zunehmen) und
dass die Summe derselben, bis ins unendliche genommen, einen festen be-
stimmten endlichen Werth hat. Die zweite, im Gegensatz zur ersten als »prak-
tische Convergenzc zu bezeichnen, erfordert, dass die Glieder von dem ersten
an, wenigstens bis zu einem gewissen hin, beständig abnehmen, und die Summe
dieser Glieder die gegebene Function bis auf einen kleinen, als praktisch
zulässig erklärten Fehler, darstellt. In diesem Sinne sind demnach die zuerst
von Stirling betrachteten semiconvergenten Reihen, als »praktisch convergente
zu bezeichnen. In dieser Weise ist z. B. die Reihe
H
wo A eine sehr grosse Zahl, z. B. 1000 oder auch noch mehr, ist, »theoretisch
convergente, nicht aber »praktisch convergente; und umgekehrt die Reihe
»theoretisch divergente, hingegen »praktisch convergente. Während eine theo-
l) Ein Fall, den man als Libration bezeichnet.
■) Ueber die Berechnung de» wahren Wcrthes des Divisors aus dem genäherten; vergl.
Gyld&n in »Acta Mathematicat Bd. 9, pag. 201 ff.
s) Traite des orbites absolues, pag. 564-
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Mechanik des Himmelt. 78. 521
retisch convergcnte Reihe thatsächlich gemäss den der Definition entsprungenen
Criterien der Convergenz einen endlichen, fest bestimmten Werth hat, wird dieses
für den Fall der praktischen Convergenz durchaus nicht der Fall sein müssen;
die Summe der Reihe (b) ist thatsächlich unendlich, und wird nur dann als eine
praktisch verwendbare zu bezeichnen sein, wenn ausdrücklich bekannt ist, dass
die Summe der ersten Glieder als die zu berechnende Function zu be-
trachten ist.
In Folge dessen bleibt der Begriff der praktischen Convergenz ein wissen-
schaftlich nicht genügend präcisirter, weshalb es nach dem Vorschlage Pom-
CARß's vorzuziehen ist, den Ausdruck Convergenz stets im analytischen Sinne
zu verstehen; dann aber ist es nöthig, den allgemein üblichen, aber nicht ge-
nügend präcisirten Ausdruck der praktischen Convergenz durch andere, analy-
tisch definirbare zu ersetzen. Als solche werden von PowcARfe1) die »asymp-
totische Gleichheit! (egalitö asymptotique) und die »formelle Begfriedigung der
Differentialgleichungenc (satisfaire formellement aux dquations diffdrentielles) in
Vorschlag gebracht
Betrachtet man in dem Ausdrucke
/o H-/i* +Am* ■+■•••• (1)
in welchem die Coetficienten /0, ... Functionen von einer Veränderlichen
x oder auch von x und m sind, die ^ + 1 ersten Glieder
<p/C*, m) =/0 H-/,« -H/,«* 4- . . . . (2)
und sei die Function f(x, m) derart beschaffen, dass
lim = 0, für lim m =- 0 (3)
ist, so wird für verschwindende m die Function y(x, m) offenbar durch die
Reihe (1) dargestellt, welches dadurch angezeigt wird, dass man schreibt:
9{x, m) —/0 -t-A« -1- . . . . (4)
Diese Darstellung wird als eine »asymptotische Gleichheit c bezeichnet.
Hat man eine zweite asymptotische Gleichheit:
<|/(*, m) — + gxm 4-£-,m» 4- . .
so wird gemäss der Definition (3):
demnach
oder
Um - 0,
lim -~t =*= Um * ~^ = 0
mf
daher
T 4- 4, m» (/0 + g0) 4- (/, 4- gx)m 4- (/, +g,)m* 4- . . . (5)
Aus (3) folgt
wenn t eine mit m verschwindende Grösse bezeichnet; ebenso wird
demnach
wenn r die kleinere der beiden Zahlen p, q ist, folglich ist
>) Lea mlthodes nouvelles de U mecanique Celeste, II. Bd., pag. 5 und 8.
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JSS
und ebenso wird
folglich
Mechanik de« Himmels. 78.
+ ~fr + fr(fr <r> '
— (/o + /i w +/j>"8 -1- ) (*©- * -+- ^» w* ■+" )
^ _/o + + (6)
Asymptotische Gleichheiten könne» daher addirt, subtrahirt, multiplicirt, di-
vidirt werden wie gewöhnliche Gleichungen. In den Störungsausdrücken treten
immer derartige Reihen auf, in denen m die Bedeutung einer störenden Masse
hat: die analytischen Ausdrücke werden streng richtig, wenn die störenden
Massen verschwinden, und die nach Potenzen der Massen entwickelten Aus-
drücke können daher als Entwickelungen gewisser unbekannter Functionen be-
trachtet werden, welchen sie asymptotisch gleichen.
Betrachtet man das System von n linearen Differentialgleichungen
^-X, = 0, »= 1, 2. . . (7)
wo X, eindeutige Functionen von /, xv x9 . . . xm und einem Parameter m
sind1), deren Lösungen x, ■ = 8,(/) seien; lassen sich n Reihen
S, =/,, o -»-/», -^-/,.2»», -+- • • . (8)
Uber deren Convcrgenz oder Divergenz keinerlei beschränkende Annahmen ge-
dxi
macht werden, derart finden, dass die Differenz -jj — X, durch m* theilbar
wird, wenn
W =/,o + • • • A/"»> (8a)
an Stelle der x, substituirt werden, d. h. also, dass
ist, so wird das System der S, als eine »formelle Lösung des Systems der
Differentialgleichungen (7)< angesehen, und dann ist')
0,(/, m) mm S„ (9)
d. h. die Reihen sind asymptotische Darstellungen der strengen Lösungen der
Differentialgleichungen (7).
In den Störungsrechnungen treten die störenden Massen als kleine Parameter
m auf. Gelingt es daher, für die Differentialgleichungen Integrale anzugeben,
welche in der (p + l)ten Näherung sämmtliche Glieder berücksichtigen, die
von der /ten Ordnung der störenden Massen sind, wozu also gehört, dass die
elementaren Glieder, bei denen die störenden Massen im Nenner auftreten, eben*
falls entsprechende Berücksichtigung finden, so werden die erhaltenen Lösungen
') Dieses System von linearen Differentialgleichungen enthält die allgemeinste Form, denn
die Differentialgleichungen höherer Ordnung lassen sich durch die Substitution
dx% dyx
17 ->«• 17"'- (ä)
auf die lineare Form bringen, indem die durch die Substitution entstandenen Gleichungen mit
den Gleichungen (7) ein lineares System der gegebenen Form liefern.
') Eine Ausnahme findet nur statt in den singulftren Punkten der Funktionen X,- .
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Mechanik des Himmel». 78. 79.
formelle Lösungen der Differentialgleichungen im Sinne Pomcar£'s sein, und
sich mit verschwindender Masse asymptotisch den wahren Lösungen nähern.
Ueber die Convergenz des Coefficienten in den Reihen (8) ist, wie er-
wähnt, keinerlei Annahme nöthig, womit erwiesen erscheint, dass der in der
astronomischen Praxis gebräuchliche Vorgang, Entwickelungen
nach Potenzen der störenden Massen, ohne Rücksicht auf die prak-
tische Convergenz der in den aufeinanderfolgenden Näherungen
auftretenden numerischen Störungswerthe vorzunehmen, als gerecht-
fertigt angesehen werden kann. Der Satz erleidet auch für die Berechnung
der Störungen der Satelliten keine Ausnahme, da dann p.* [(vergl. 6? (7) und
74 (7 a)] als kleiner Parameter m aufzufassen ist. Für die secundär elementaren
Glieder werden die Reihen der ,/,,* dadurch divergent, dass die Nenner
i — = v sehr klein werden; sei dann — = et eine endliche Grösse, und
tritt in fik ein Glied — ff\ auf, so wird das hieraus entstehende Glied ge-
schrieben werden können:
und es kann demnach als zu den Störungen der (p — l)ten Ordnung der
störenden Massen gehörig angesehen werden, woraus folgt, dass der Satz auch
für secundär elementare Glieder gültig bleibt.
II. Abschnitt. Die Rotationsbewegung.
79. Das Potential. Bei der Untersuchung der Rotationsbewegung der
Himmelskörper spielt die Figur derselben eine wesentliche Rolle, indem gerade
die wichtigsten zu Tage tretenden Erscheinungen eben durch diese bedingt
sind. Andererseits aber wird die Figur eines Gestirnes durch seine Rotation
mit bestimmt; beide stehen daher in einer Wechselbeziehung, welche es er-
fordert, das wichtigste über die Figur der Himmelskörper den Auseinander-
setzungen über die Rotationsbewegung voranzuschicken.
Bei diesen Untersuchungen spielt die in No. 3 eingeführte Function
£/= (1)
wo u die gegenseitige Entfernung der Massenpunkte bedeutet, eine wichtige
Rolle. Handelt es sich um die Wirkung eines aus Massenpunkten tn, tn , tn' . . .
bestehenden Massencomplexes M — » + m' -+• tn" -+- . . . auf den Massenpunkt
mx, so kann an Stelle von (1) gesetzt werden:
U^Pm,!^. (la)
Nach der atomistischen Hypothese bestehen die Massen aus discreten Massen-
theilchen (Molekülen), die durch relativ sehr grosse Zwischenräume (Poren) ge-
trennt sind, und es ist nicht nur gelungen, unter dieser Annahme die Entfernung
der Moleküle, sondern auch die Giösse dieser selbst annähernd zu ermitteln.
Für die analytischen Operationen der Mechanik, welche sich nicht auf die
Molekularbewegungen oder Molekularveränderungen (Molekularphysik oder Che*
mie) erstrecken, ersetzt man diese Hypothese mit gleichem Vortheil durch die
philosophisch gleich berechtigte einer continuirlichen Erfüllung des Raumes und
nimmt die in einem gegebenen Volumen eingeschlossene Masse proportional
diesem Volumen und einem constanten oder veränderlichen Faktor 8, welcher
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5*4
Mechanik de« Himmels. 79.
die Dichte genannt wird. Es wird dann die in einem Volumelemente dv
geschlossene Masse tdv, und die Summirung über die sämmüichen discreten
Massenpunkte des Complexes M geht Uber in eine Integration Uber die sännst-
liehen Volumelemente. Ist für ein Massenelement des betrachteten Complexes
u die Entfernung von dem angezogenen Punkte, so wird der in U auftretende
Faktor von mx :
ausgedehnt Uber das ganze Volumen v. Diesen Ausdruck nennt man das Po-
tential der Masse M auf den von der Masseneinheit erfüllt gedachten Punkt ml .
Zerlegt man den Massencomplex Af, welcher Kürze halber stets als Körper M
bezeichnet wird, durch irgend eine krumme Fläche in die beiden Körper ^V,
und M%, so dass
M = Afl + Aft, v = vx -h vv
ist, so kann das Integral (2) ebenfalls in zwei Theile Uber die beiden Volumtsi
ausgedehnt werden, so dass
. /« dv /a dv
y= Vx *V, k,=^J— ; y9 = i*j—. (3)
<*i) <»,)
ist. Legt man ein rechtwinkliges Coordinatensystem zu Grunde, und seien E.
ij, C die Coordinaten des Punktes ml ; x, y, s die (veränderlichen) Coordinaten
des Massenelementes dv, so wird
u* = (x-ty + (y- -+- (5 - 0»
hdxdy dz
■///-
Das Potential tritt als Function der Coordinaten \, ij, C auf, und kann daher
geschrieben werden:
* - v% * c).
Durch Differentiation desselben nach diesen drei Grössen erhält man die
Kräfte in den Richtungen der drei Coordinatenaxen:
Die Kraft in irgend einer beliebigen Richtung v, welche durch die Richtungs-
cosinus et, ß, 7 gegen die drei Axen bestimmt ist, wird
Ist aber v in die Function V eingeführt, so erhält man die Kraft durch
Differentiation nach v selbst:
'-ff- <«*
In derselben Weise, wie sich [nach (3)] das Potential einer Masse zerlegen
iässt, wird auch das Potential verschiedener Massen gleich der Summe der P>
tentiale der einzelnen Massen. Befinden sich unter diesen einzelne
punkte, so ist das Potential eines jeden derselben gleich der in diesem
punkte gedachten Masse m, dividirt durch die Entfernung « desselben von der
Masse «, und es wird das Gesammtpotential der Massen M\ M", M1" . . .
m\ in", wr" . . , auf mx :
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Mechanik des Himmels. 79.
5^5
k«= v -+- v" + vw ....+ r+ r' -f- + . . . .
Da , ^ die von den verschiedenen Massencomplexen und Punkten
auf die Masseneinheit in iw, ausgeübten Kräfte in der Richtung v sind, diese
d V
aber unmittelbar summirbar sind, so folgt, dass ^ die von den sämmtlichen
wirkenden Massen auf die in *s, befindliche Masseneinheit ausgeübte Gesammt-
kraft in der Richtung v darstellt
Der Ausdruck
K= V(l r,, 0 = C,
wo C eine Constante ist, stellt bei veiänderlichem »), C eine Fläche dar, welche
die Eigenschaft hat, dass das Potential der sämmtlichen wirkenden Massen auf
die einzelnen Punkte ij, C überall denselben Werth hat. Solche Flächen nennt
man äquipotentielle Flächen oder aus einem sofort ersichtlichen Grunde
Niveau flächen. Zwei Niveauflächen können sich nicht schneiden. Für eine
gewisse Niveaufläche hat nämlich die Constante C in ihrer ganzen Ausdehnung
denselben Werth; verschiedene Niveauflächen entsprechen verschiedenen Con-
stanten C, C. Würde es einen Punkt £lf rj,, Cj geben, in denen sich diese beiden
Niveauflächen schneiden, so müsste i),, C,) = C, V{llt tj,, d) — C, daher
C = C sein, was der Voraussetzung widerspricht.
Legt man ein Coordinatensystem in einen Punkt i, »j, C einer Niveaufläche,
so dass die jcv-Ebene in die Tangentialebene, und die s-Axe daher in die Nor-
male der Niveaufläche fallen, so wird man bei dem Uebergange von einem
Punkte i, t), C zu einem benachbaiten £ -+- dl, rt ■+■ d^, C in der Niveaufläche
selbst bleiben, da man sich längs zweier aufeinander senkrecht stehender Tan-
genten der Fläche bewegt; da für diese Punkte der Werth des Potentials der-
selbe ist, so wird
wo g die Kraft in der Richtung der Flächennormale ist, hier also gleich der
Gesammtkraft, welche auf den Punkt mx wirkt. Denkt man sich z. B. eine
Flüssigkeitsmasse, auf welche verschiedene Kräfte wirken, so wird ihre Ober-
fläche unter deren Einwirkung eine gewisse Form annehmen, welche aber derart
sein muss, dass die Gesammtkraft senkrecht zur Oberfläche wirkt: die Ober-
fläche wird demnach eine äquipotentielle Fläche (daher der Name Niveaufläche)
und wird dadurch erhalten, dass man das Potential der sämmtlichen wirkenden
Kräfte auf einen Punkt der Fltissigkeitsmasse sucht, und dieses Potential gleich
C (constant) setzt. Besteht die Flüssigkeitsmasse aus Flüssigkeiten verschiedener
Dichte, so wird jede Trennungsfläche ebenfalls eine Niveaufläche sein, und
dasselbe gilt von den Schichten einer nicht homogenen Flüssigkeit von conti-
nuirlich veränderlicher Dichte. Der Werth der Constanten C wird aber für die
verschiedenen Niveauflächen verschieden sein, und kann aus der Gesammtmasse
oder dem Gesammtvolumen der innerhalb dieser Niveaufläche befindlichen
Flüssigkeit ermittelt werden.
Unter den Massencomplexen von geometrisch bestimmbarer Gestalt sind für
die Zwecke der Mechanik des Himmels besonders hervorzuheben die Kugel und
das
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5*6
Mechanik des Himmels. 80.
80. Das Potential einer Kugel. Sei zunächst für die Kugel die Ent-
fernung des angezogenen Massenpunktes mx von dem Mittelpunkte der Kugel O
(Fig. 274) £. Wählt man die Linie Oml als x-Axe und bestimmt die Lage
irgend eines Punktes in Räume durch die Polarcoordinaten: die Entfernung r
1 °
(A.274.)
von O, den Winkel 0, welchen r mit der *-Axe einschliesst, und den Winkel
welchen die Ebene r\ mit der jry-Ebene einschliesst, so wird:
x = r cos 8
y = r sin 8 cos »
» = r sin 8 sin »
dm = hr* sin 8*8 dvdr
«> = r> -+- - 2rfc 8,
demnach
Uin*d%d*dr
» 0)
■///—
wo Kürze halber 8 statt gesetzt ist. Integrirt man hier zunächst nach ta von
0 bis 2ic, so wird dabei 8 und u constant bleiben, und es wird
„ « ( (6r*sin%dQdr
Integrirt man nach 8 und lässt dabei r constant, d. h. integrirt man nach
einer Kugelschale vom Halbmesser r, so ist
u du = + r 5 sin 8 äd ; sin 8*8 =- ^ ,
folglich
- -//
trdrdu
Nach « ist dabei zu integriren von demjenigen Werthe von u, welcher 8 «= 0
entspricht, bis zu dem 0 = w entsprechenden Werthe. Hierbei ist nun zu unter-
scheiden, ob wt ausserhalb oder innerhalb der Kugelschale liegt
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Mechanik des Himmels. 80.
5*7
1) Für einen äusseren Punkt im, werden die beiden Grenzen: *0= l — r,
ux wm 5 -f- r, daher
K = ««/^ + 0 - (5 - r)] = y/sr^r.
2) Für einen inneren Punkt [mt] werden die beiden Grenzen: [u]9 — ■ r — £,
=» r + i, demnach
Vi — 2*y*-^~ [(r + 5) - (r - 5)] - 4«/kr/r.
Dabei wurde aber vorausgesetzt, dass S von « und 9 unabhängig ist, d. h.
in der ganzen Kugelschale vom Halbmesser r constant, eine Annahme, welche
bei den Himmelskörpern als die wahrscheinlichste gelten kann. Für verschiedene
Schalen wird aber die Dichte verschieden und als Function von r aufgefasst
werden können, so dass
a_f(r)
ist. Bei dem Uebergange auf die Wirkung der ganzen Kugel vom Halbmesser a
wird aber wohl der Punkt ml ein äusserer sein, nicht aber [m,] für alle Schichten
ein innerer. Man hat daher:
1) Für den äusseren Punkt *»,:
K- ^ ff (r)r* dr^~, wenn M =- 4* ff(r)r*dr (2)
* e * o
ist. M ist, wie man sieht, die Masse der Kugel; die Anziehung in der Richtung \
(d. h. die Totalanziehung) wird:
wo die Constante (wie im Folgenden stets) in die Masse einbezogen ist.
Die Wirkung einer Kugel auf einen äusseren Punkt ist daher dieselbe, als wenn
die Gesammtmasse in ihrem Mittelpunkte vereinigt wäre, wodurch sich die bisher
festgehaltene Betrachtung der Himmelskörper als Massenpunkte rechtfertigt.
2) Für einen Punkt [mx] im Innern der Kugel muss man die Gesammtmasse
in zwei Theile theilen; für alle Schalen, für welche der Halbmesser kleiner als
E ist, ist der Punkt ein äusserer, für die übrigen Schalen, vom Halbmesser €
bis a ist er ein innerer; es wird daher
4 i •
V- -j /?(r)rVr + 4*J9(r)rdr.
Sei nun
JlWdr (5); Jf(r)rdr =/,(5), (4)
so wird:
V- 4*4^ + 4«[/1t» -/,(*)] = 4it - /, (*)] + 4*/l(„).
(5)
Für % ■= a gehen die Ausdrücke (2) und (5) in einander über. Aus (5) folgt
für die Grösse der Anziehung:
lf = - 1?A (0 4- y e> f ß) - 4*59(5) = ~ (5).
Nun ist 4ic/|(Q = die Masse der Kugel vom Halbmesser i also
äf = -p-- (6)
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528
Mechanik des Himmel». 80. 81.
Da die Masse, abgesehen von den Dichtenänderungen, proportional i* ist,
so folgt daraus die Anziehung proportional der Entfernung vom Mittelpunkte.
Setzt man voraus, dass sich die Function <p (E) in eine nach Potenzen von £
fortschreitende Reihe entwickeln lässt, dass also1)
(7)
.•]
(8)
(9)
ist, so wird
/i(e) = i^3+Ke«-f-i*"5»+ • • •
/,(&) = *ae*-t- i«'6«H- i«"e4+ . . .
V= - 2n[^e» + in* -+- W'l* H- . . .] -4- 4*ft«as + K«f +
Ist die Kugel homogen, so sind 8' = 8" = . . . • « 0 und es wird
V~ 2*8a« - f * 8fc»; ~ = - f *«i
81. Das Potential eines Ellipsoides auf einen inneren Punkt
Legt man den Ursprung des Axensystems in den angezogenen Punkt fjwj, so
wird das Volumelement , . . .
dv = u*dodu,
wenn do der von den Radienvectoren der Begrenzung des Flächenelementes
eingeschlossene Winkel (das Flächenelement der Einheitskugel) ist, und u die
stets positiv zu nehmende Entfernung des anziehenden Massenpunktes von [m^
ist. Dann wird: y = ffftu{lu äo = (,)
(A. '275 )
Die Integrationsgrenzen für u sind von 0 bis zu demjenigen Werthe von u,
welcher der Oberfläche des anziehenden Ellipso'ids entspricht. Um diesen Werth
zu erhalten, seien x, y, t die Coordinaten eines Punktes, bezogen auf ein Axen-
system, dessen Ursprung im Mittelpunkte O (Fig. 275) des Ellipsofds ist, und
*) Bei nach dem Innern zunehmender Dichte wird natürlich V negativ; negative
\ können nicht auftreten, da sonst die Dichte für \ = 0 unendlich
>
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Mechanik des Himmel». 81.
529
für welches die Richtungen der Axen mit den Richtungen der Ellipsoidaxen
zusammenfallen; £, tj, C die Coordinaten von [mt]\ X, fi, v die Winkel, welche
die Strecke u mit den Coordinatenaxen einschliesst, so wird:
x = % ■+■ u cos X
y = t) -+- u cos fi (2)
2 «= C + U COS V
und für einen Punkt des Ellipsoides muss
x* y* *'
p + ? - 1 (3)
sein, wenn a, die drei Hauptaxen des Ellipsoides sind. Substituirt man (2)
in (3), so erhält man für u die Gleichung:
*tt*H-2*« = /, (4)
wenn
cos*\ cos*p. cos%v
h =
a>~~ ^ ^ ^ ~7T
ßwX y«|t C^iv .
' 1 a» o* c*
ist. Für einen Punkt S, »), C im Innern des Ellipsoides ist / positiv; und da k*
und h ebenfalls wesentlich positiv sind, so wird in dem Ausdrucke
k hl
U = -~h*—h '
welcher stets positiv zu nehmen ist, das obere Zeichen beizubehalten sein, daher
« = \ (6)
und das Zeichen der Quadratwurzel positiv. Die Winkel X, ja, v sind von ein
ander nicht unabhängig, und lasstn sich durch zwei andere 6, «" ersetzen, welche,
bezogen auf das Axensystem, dessen Ursprung in [w,J liegt, dieselbe Bedeutung
haben, wie die in Fig. 274 auf das durch O gehende Axensystem bezogenen
Winkel; dann ist
cos X «= cos 0; cos u. = sin %cos**\ cos v = sin % sin tu (7)
do = sinSd*d* (8)
und die Integrationsgrenzen sind:
für 0 : 0 und 7t; für u>: 0 und 2it.
Substituirt man den Werth
. 2h*+hl „ k
~ - A, - 2 -h Y*> + hl (6a)
in den Ausdtuck (l), so erhält man eine Reihe von Integralen, deren Ausführung
durch die folgenden Sätze theilweise umgangen werden kann. Es sei in dem
Integrale
A=ffF{%,*)do. (9)
0 0
a) 7t H- o») = — «>), so wird
2 ff ic n Jt 2it
A wm f fFl$, a») sin ddQdta^ fsin 0 dB [./>"(«. «>} ^«1 ■+- // (6, u>) dio] .
0 0 0 0 n
34
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530 Mechanik des Himmels. 81.
Setzt man im zweiten Integrale w = 3 + i», und lässt zum Schlüsse den
Index 1 wieder weg, da die Bezeichnung der Integrationsvariabein willkürlich
ist, so folgt:
r. t. fc
A = jsin 0 d% [//\0, u>) dm - J> (0, «0 dto] , d. h. A = 0. (9a)
00 0
b) Ks sei J*{Q, t: ± «>> = -^(0, *")• Zerlegt man das Integral nach o» in zwei
andere /.wischen den Grenzen 0 und it und zwischen r und 2rc und substituirt
in dem zweiten «1 = jt -f m,, so wird:
.4 = 2 /j/'/i e d$ jF(%t a>) //u>.
Zerlegt man nunmehr das Integr.il nach u> neuerdings in zwei andere zwischen
0 und \t, und zwischen \t: und r> und substituirt im zweiten o> = tc — «»,, so
erhält man
^ = 4/w« e ^e/l^e, 01) </o>. Ob;
0 0
c) Sei ^"(0, r + ü>)= A(0, 0.); /"(0, it — oi) = — /"(6, o>), so erhält man
in derselben Weise
A = 0. (9c)
d) Sei — 0, cu) = /\0, ü>), so wird man in der Zerlegung
A = jdu 0») 0 are -1- //■ (6, o>) sin 0 </0]
00 -
in das zweite Integral 0 = ^—0, substituiren, und erhält:
^ = 2fdu>jf(Q, <o) jm 0 </0. (9d)
c) Sei /> - 0, to) = / (0, 01); / ^0, r ± «u) = /\0, 01), so folgt durch
Conibination von b) und d):
x r
A *= 8/ /^(0, u>)sinQdQd<». (9e;
0 0
/) Sei /'(tc — 0, r + tu) = - Fiß, «>); zerlegt man das Integral nach « ir
zwei andere zwischen den Grenzen 0 und tt und /wichen r und 2t:, und sub-
stituirt im zweiten 0 = r — 0,, m = it <op so folgt
A = 0. (9f;
Wendet man nun auf k-, hl die Substitution (f) an, so bleiben ihre Werthe
ungeandert; da aber k eine Function ist, welche der Bedingung/) genügt, so
2* .
ist auch —p + /// eine solche Function, so dass dieser Theil des Integrals
ju*do verschwindet. Es bleibt daher, die Dichte als constant vorausgesetzt:
Hier ist weiter:
V r2 Cs 25t 25C 2tC
= ^icosil-}- ^ cos'\l-\ j\c°s* v"+ ^j-j j w (t+ k«v + ^| wju <w >.
cos), cos \l und cos X cos ^ genügen der Substitution a); cos ji cos v der Sub-
stitution c); //» bleibt hierbei unverändert, so dass die Integrale der drei letzten
Glieder verschwinden, und man erhält:
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Mechanik des Himmel*. 8t. 531
r=sJLL + >-gM+*?#+slK. (io)
wobei
6 = 0....«; » = 0 .... 2*
ist. Hier genügen die zu integrirenden Functionen sammtlich der Bedingung e),
so dass:
"ffa "-fßfr« -=//^ <-)
0 0 0 0 0 0 0 0
Ä = -«l--*- — ^ — + — ^ =
Setzt man daher
so wird
(13a)
K=*4f/tsin9je. (Ha)
0
Aus (13a) erhält man:
*
'db^-J W~ cb~b*J //» ^ ' ccx- e*J /;»
0 0 o
demnach
L
= 4a» fsM9d%$£± ; J/= Ab* fsi*%J*-£ ; iV- 4r» f sm*J*?£- . (14b)
o^ o*7
Nun ist
t: a /, ii gwg, « _itn_'_z_ .
2« ~ 4^1Ciy^TC1' V 1 ca 1 2a:< BxCxyfBxCx *
demnach1)
') Nach (10 a) oder (11) ist
Z M N djx , ^ £2i 4- ^ £Zi _ 9V
^ + ^ + 7^ = 2A> d»hw*-^- + ?A ?r "
welche Gleichung als Probegleichung dienen kann.
34*
532 Mechanik des Himmel«. 81.
und
it *
*-*V^:! X=äy-^rk+d (UC)
J _5
J/= 2tt / -.- - ; iV= 2t: I — y-r^-
o7 BrfBxCx J CtYBxCt
Nun ist
r-*.K- «' (*- -V z) - *? i *) - £ Js . «
daher
Durch die Substitution
a
cos e = .
-f- /
erhält man
erhält man
demnach, wenn
gesetzt wird:
Setzt man:
JU^/C-^M^rf d' (20.)
so wird1)
•) Es ist // + M' + N' = K.
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Mechanik des Himmels. 81. 533
" ' ' (21)
In diesen Formeln spielt die x-Axe insofern eine besondere Rolle, als der
Winkel 8 auf sie bezogen ist. Es ist sofort klar, dass man ähnliche Formeln
erhalten würde, wenn man von der y- oder z-Axt ausgehen würde. Sei dann :
cos* * sin* 8 cos* 8 stn* 8
~~b*~~ + a* ~~ * c* + a* ~ 8
cos* 9 sin** cos** . sin** n (I2b)
<:» ' c* b*
(13b)
so wird
? 5
C%cos*» + Aisin*Z] J* =J
o o
,, o fsin*d* „ n fsin*d*
K = 1k\ — ; A = 2* / •
Die Identität dieser Integrale mit dem früheren folgt sofort durch die
Substitution:
b c
cos 8 = — ; <w 8 = .-- — - ,
yb* -+- 1 y c* ■+• t
indem für K sofort die Form (19) resultirt. Die drei anderen Integrale erhält
man in den Formen:
^hr^V "•-'fi\>—LT—J-i]
(20 b)
(20 c)
sodass man einfach schreiben kann1)
.^(.-^ .-M'^) .•>?(.+/,)
') Hieraus folgt dann die für beliebige Werthe von a, 6, c gültige Identität:
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534
Mechanik des Himmels. 81.
Durch die Substitution
erhält man, wenn
a
gesetzt wird:
x» = — -r-, x'» -,— ; H = i/(1 -x»d»)(l -x'»d») (23)
h ;
0 0
Setzt man
> ~ J(l-x»»»)H; r» a» J (l-x'»d')H*
0 0
(24)
so wird
H-
= /, (25)
J (1 -x»ö*)H ~ x cx; J (l-x'»8»)H - x' dx'
0 0
so dass sich die drei Attractionen auf ein einziges Integral zurückführen lassen1).
Für 6 = 7j = C = 0 geht V in Ä • K über; dieses ist demnach das Potential des
Eilipsoides auf einen im Mittelpunkte desselben gelegenen Punkt.
Kür ein EUipsoid, dessen Halbaxen a\ b\ c' dasselbe Verhältniss haben, so dass
a' : b' : c' = a : b : c
ist, werden x und x dieselben Werthe erhalten, daher sind nach (21) und (25a)
die Attractionen auf einen inneren Punkt dieselben. Denkt man sich nun ein con-
centrisches EUipsoid, dessen Axen a', b' , c' kleiner sind als a, b, c, so wird die
Attraction des inneren, kleineren Ellipsoi'des dieselbe sein, wie die des äusseren,
grossen, folglich die Attraction der zwischen beiden befindlichen Schale gleich
Null. Eine von zwei concentrischen ähnlichen Ellipsoiden begrenzte Schale übt
demnach auf einen in ihrem Hohlräume befindlichen Punkt keine Anziehung
aus2). Man kann daher die Attraction eines beliebigen Ellipsoides auf einen
inneren Punkt durch die Attraction desjenigen concentrischen ähnlichen Ellip-
soides ersetzen, welches durch den angezogenen Punkt [mj geht; für dieses ist
dann der angezogene Punkt auch bereits als äusserer an der Oberfläche desselben
liegender anzusehen; es ist
\% T)a C*
a* b* c* ~~ 1
und die Formeln (20), (24), (25) gelten daher auch für diesen Fall; für das
Potential kann auch sofort in (10): /=0 gesetzt werden8).
) Wollte man ftir alle drei Attractionen symmetrische Formen, so würden überdies die Ver-
1,1 _ «j»
hältnisse — — — u. s. vr. eintreten.
Nicht derselbe gilt von dem Potentiale. Dieses wird, wenn
a' b' e'
ist:
V = &(A' — A") sse %\nbc
3) Doch dürfen die Kräfte nicht aus dieser vereinfachten Form V abgeleitet werden, da
die Bedingung / — 0 erst nach der Differentiation eingeführt werden darf.
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Mechanik tles Himmels. H'2. 53S
82. Potential eines Ellipsoides auf einen äusseren Punkt. Für
den äusseren Punkt ist / negativ; damit fallen die aus (6) und (da) in 81 sich
ergebenden Vereinfachungen weg. Doch lässt sich die Berechnung der Anziehung
auf einen äusseren Punkt mittels des Theorems von Jvcry auf den vorigen
Fall zurückführen.
Die Componenten der Anziehung des Ellipsoides £ (Fig. 275) auf den
Punkt mx, dessen Coordinaten mit tj,, \x bezeichnet werden mögen, sind
gegeben durch:
1
dx (1)
und ähnlich für Y, Z, wobei die Gr enzwerthe u', u" diejenigen Werth e von u
sind, welche sich auf die Durchgangspunkte der durch das Element dm parallel
zur X-Axe gezogenen Geraden Ä A" mit dem Eliipsoide1) beziehen. Es ist daher:
(2)
das Integral ausgedehnt über alle Grenzpunkte Ä, A", d. h. über die ganze
Oberfläche des Ellipsoides E.
Ordnet man jedem Punkte des Ellipsoides £ einen anderen xl,}i,zi zu, so
daes mit den Constanten ax, b ,, :
ist, so wird da
ir + + >v - ' »»ch ^ + * + ^ = i «)
sein, d. h. die zugeordneten Punkte bilden ebenfalls ein Ellipsoid. Wählt man
die Axen so, dass
»i Tn *i
ist, so geht dieses zweite Ellipsoid Ex durch den Punkt w,. Die den Punkten
A\ A" entsprechenden Punkte seien Ax\ A{", und umgekehrt möge dem Punkte
mx ein Punkt m0 entsprechen, dessen Coordinaten r,, £ bestimmt sind durch
die Beziehungen
it = ~ i = ^ Ci = r-! c oder \ = ~ix, T, = A c — ~ :,,
welcher für das Ellipsoid Ex ein innerer Punkt ist. Die Anziehung des Ellip-
soides £x auf m0 ist daher nach früherem bekannt; sie lässt sich schreiben:
X^f f f^^J'i (*, -E) juyxdzxjj
"l 1
Angenommen nun, es lasse sich das Ellipsoid A", :'c ,tn:
zwei beliebige Punktepaare /"(jc>V). (■*"/'*") ,K *
entsprechenden P,' «,'), />," (.v/'j, ") .ho
') Die Integration für die vV-Cotnponcnnn ist \.i n ■>• h ,
11. .
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536 Mechanik des Himmels. 82.
fernungen P Px" = P'PX' sind, so wird auch Ax A" « A'At" u. s. w., also
auch Ämx = Ax'm0; A"ml = Ax"m0, d. h. ux" = u"; = u', demnach
r-ff *, y, - i) ^)
yi ^Lil y
A _ bc A'
daher
b c ,,, a ^ _ a b
X = -k — X' ; Y = Y \ Z = — j- Z\
bxcx axcx axbx
d. h. die Anziehung des Ellipsoides £ auf den Punkt mx lässt sich aus den An-
ziehungen des correspondirenden Ellipsoides Ex auf den entsprechenden, für
dieses EUipsoid inneren Punkt m0 direkt ableiten.
Es ist aber
I = P'PX" = (*» - xx -+■ (/ -yx"Y -+■ (*' - *,")* =
ii = p"px' = - xxy 4- (y -+- (*" - zxy =
Führt man hier für die Coordinaten der Punkte Px, Px" die Beziehungen
(3) ein, und setzt
a* = a* + ix', = />* + e8; f» = ^4-e„
so folgt
i « _j_ y-> 4. 2'« 4- y» + y» 4. - 2 ^ y*" ■+■ ^ yy -+- ^ *v») +
n= *»» + y» 4- *•* -i- y» +y« -+- 2"> - 2 ^ x'x" 4- ^ yy"+ -1 *v) -+-
Damit also I = II werde, muss
/y » y" s ys \ y 2 ,"i
8> ("^ + V + 7^1 +(£«-si)TT + (••-•!) TT -
(x'i ya ,'a\ y» Ä»t
= e» 4» c*) (e* ~ 6l) 7»~ (e» - «i) TT*
Da aber die beiden Punkte (x'y'z'), (x"y"*") Punkte des Ellipsoides £ sind,
so sind die auf beiden Seiten mit e, multiplicirten Ausdrücke gleich 1, und die
letzte Gleichung reducirt sich auf
/«"2 _ ya\ /,»•! _ ,»>\
(•> - «i) (7 J + («. " «,) ( j - 0.
Diese Gleichung kann für beliebige Punkte nur erfüllt sein, wenn e, = «,= *,
ist. Dann ist, wenn der Index bei e weggelassen wird:
a»=a»+e; £»=£i+e; ,»=,»4.« (7)
d. h. das EUipsoid Ex ist dem Ellipsoide E homofocal. Durch den Punkt mx
giebt es nur ein zu E homofocales EUipsoid, für welches sich der Werth von
> aus Gleichung (5), d. i. aus
tf' + i b* + t + 1 ^>
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Mechanik des Himmels. 8'2.
537
bestimmt1). Dann erhält man die Anziehungen JT, Y, Z nach den Formeln
81 (21), (22) oder (25), wobei jedoch überall *»-+- », b*-+ », , an Stelle
von a», £», c' und 5, t), C an Stelle von C, zu setzen ist. Es wird also
AT'= - 2«U / dt =
^*.+oi/(.+Py(.+Ji^)(.+^)
= - 2« - 5,«^» + « .^J (a, + t + /)|/(^= Typ^y^rTpTsTr) '
Setzt man hier *-*-/=/,, so transformirt sich dieser Ausdruck in
so
dt
AT — 285,
Kdbc /
,7 («* + ')
285,
6Etff T dt
Man erhält daher das Potential und die Anziehungen eines Ellipsoldes,
dessen Axen a, b, c sind, auf einen äusseren Punkt (£|f t^, C,) ebenfalls nach
den Formeln
wobei nun
/ 7'
z'-/r-V! jr-/r-V! '-/r-V
.n--^)^
(10)
und der Werth von i aus der Gleichung (8) zu ermitteln ist. Rückt der Punkt
an die Oberfläche des Ellipsoldes heran, so wird t — 0, und die Formeln gehen
in die früheren über. Setzt man wieder
so folgt
aa - tf9 _ ct
c> = » » ' = ~» > H
X1
, H = >/(i - *»d>; (i -~~*'m,t.
m
m m
*L=*J£1 fa1V<™ . IT Iber Jb
*• «■ J 0 - *' »»jH ■ TT = "5FjJ (T^7Fb-.7ff •
») Da i», ein äusserer Punkt i«, daher a„ grosser ala « 4 , « B fl^-
muss « positiv Mi„. Für . i*t daher di« y^Ust Wur.el d« GfcicLur.g ^ » w..M-
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538 Mechanik des Himmels. 82
Für das Rotationsellipsoid sei b = c, x2 = x'2, H = 1 — x2 ft2. Für das
abgeplattete Rotationsellipsoid wird a < b, daher x2 negativ1); sei also
b* — a*
so wird
AMrfd 0 1
J "in 2X^ Är""^ xd-
Ersetzt man noch d durch X» = /, so wird für die beiden Grenzen 0
Xa
und -— — zu nehmen sein; daher, weil sämmtliche Integrale für die untere
ya2 -+■ t
Grenze verschwinden:
2£2ic V 2£2tc
K = — arrtuy /; ^ = (/ - ö^A?«^ /)
Af N' b*r> ( , / \ Xa y*2-aJ
(12)
}/a2 t |/aJ
Sind die Coordinaten des angezogenen Punktes in dem Meridianschnitte,
welcher durch diesen Punkt geht, p,, so wird s die Lösung der Gleichung
a2 e b% -+- c
für einen inneren Punkt und für einen Punkt auf der Oberfläche selbst wird
/= X.
Wesentlich schwieriger wird die Behandlung des Problems, wenn die Dichte
nicht als constant angesehen werden kann. Das Gesetz der Dichte wird dann
durch eine Function des Ortes
6 = F(x, y, s)
gegeben sein müssen, und die Integrationen werden dann in den meisten Fällen
unausführbar. Eine verhältnissmässig einfache Lösung kann man für den Fall
erhalten, dass die Massen in concentrischen homofocalen Schalen gleicher Dichtig-
keit angeordnet sind. Sei für eine Schale die innere Begrenzung ein Ellipsoid
mit den Hauptaxen a, b, c, die äussere ein solches mit den Hauptaxen y'a* -t- a,
yb* ■+- a, yV2 -+- o, so ergeben sich die beiden zugehörigen Werthe von e aus
den beiden Gleichungen:
V 1,'
und
f> „S M
a2-+- « + £ b* 4- a -+- «' f' + a+e'
woraus sofort folgt
«' = e - a. (13)
Potential und Attraction der Schale erhält man, wenn man von dem für das
äussere Ellipsoid geltenden Werthe die auf das innere Ellipsoid bezüglichen ab-
zieht; für das innere gelten die Formeln (J 1); für das äussere ist überall j/a2 a,
tfb* -+- a, yV2 -+- a, e — a an Stelle von a, b, c, e zu setzen. Daher wird, wenn
man sich auf das abgeplattete Rotationsellipsoid beschränkt: / = /, daher:
') Ist a > 6, das Ellipsoid ein überhöhtes, so wird x positiv, and die Integrale drücken
sich durch Logarithmen au«.
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Mechanik d« Himmels. 32. 83. 539
daher
2*Z> . Z„' Z/ 2*Z>
m: w n: _ %D / 1 \
b*+* " b* =c* + a c* " y^i _ a*y \arCtangI - 1 + /*)
D — Ya* +~a(£» -ha) — ab*.
Nimmt man die Schichtung continuirlich, so dass die Dicke der Schichten
nur unendlich klein ist, so wird a als unendlich kleine Grösse zu betrachten sein,
und dann wird
D = (ab* + aa + \* - ab* = (a + ^ a
oder da a der Zuwachs von a» beim Uebergange von einer Schichte zur nächst-
liegenden äusseren ist:
a* + lb*
D = * d(a') = (2a» 4- b')da.
Da b* — a» = k* der lineare Abstand der Brennpunkte der Mertdianellipse
vom Mittelpunkte ist, daher für confocale Ellipsoide constant, so wird man, k an
Stelle von b einführend:
D = (3a» -+- k*)da
d(8K) = aretang /-(3a» ■+■ k*)da
erhalten, und es wird:
dX = - * • (3a» -+- *')(/ - aretang l)da
*Y=- ^jr1 * *f) (aretang/- aa
a-Z=-4
^ 8 (3 a» + *») (arr/a/^/ - a*a.
Da / = wegen «» + 1 = + 1 + t1 für alle Schichten constant
ya
1
e
ist, so werden die Coöfficienten
(/ - aretang/) = Z„ p (ar<rA«tf / - ^-^771) = A (14)
ebenfalls constant, und man erhält daher die Totalanziehungen
X=-Lx %xß • (3a» + k*)da
K- - ZjTj./d • (3a* -»- k*)da (15)
«0
Z = - Z, C/V • (3a» + *»)a*a,
wobei nunmehr vorausgesetzt ist, dass 8 als Function von a gegeben ist
83. Potential eines M assencomplexes auf einen sehr entfernten
Punkt. Sind die Dimensionen der anziehendun Masse nur klein gegenüber der
Entfernung des angezogenen Punktes, so kann man selbst für unregelmässige
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540 Mechanik des Himmels. R3.
Formen der anziehenden Massen leicht Reihenentwickelungen ableiten, welche
um so rascher convergiren, je weiter der angezogene Punkt sich befindet. Legt
man den Coordinatenanfang in einen vorläufig beliebig gelassenen Punkt der
anziehenden Masse, seien x, y, z die Coordinaten und r der Radiusvector des
Massenelementes; tj, C die Coordinaten und p der Radiusvector des angezogenen
Punktes, so ist
«» = (x - 6)« + (J - i)f -h(z - 0» = r» + p» - 2(xi -f- _y t] -t-
1 _
Ist p sehr gross gegenüber r, so kann man - nach Potenzen von -
u p
entwickeln; es wird
wHf)'-2(*^+'T
demnach
AS A2t A3 _ ijr
- 2pX +■ * p^l/(*5 H-^tj + zQ'dm. (l)
/</w = ^/ ist die Gesammtmasse. Legt man das Coordinatensystem so, dass
der Ursprung in den Schwerpunkt der anziehenden Masse fallt, so werden die
Integrale
[xdm = 0, f ydm = 0, / tdm = 0
und es wird
"^"^ (2)
Die Glieder erster Ordnung sind verschwunden. Ist die Entfernung p so
gross, dass man die Glieder zweiter Ordnung vernachlässigen kann, so wird
p
d. Ii. das Potential wird dasselbe, als wenn die Gesammtmasse im Schwerpunkt
der anziehenden Masse vereinigt gedacht wird.
Wenn man die Richtungen der Coordinatenaxen mit den drei Hauptträgheits-
axen zusammenfallen lässt, so wird
Jxydm = 0, f xzdm = 0, f yzdm = 0 (3)
und die Trägheitsmomente, bezogen auf die drei Hauptträgheitsaxen werden :
Um die X-Axe: A*= f (y* -+- *%)dm
um die K-Axe: B =f(x* 4- z%)dm (4)
um die Z-Axe: C=/(** + y*)dm.
Hieraus folgt:
Jx* dm = J(5+C — A)
\(A + B+C)=fr*dm J "y> dm = \{A 4- C - B) (4a)
fz*dm = \(A + B- C).
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Mechanik «les Himmel«. 83. 84. 541
Führt man die Werthe aus (3) und (4) in (2) ein, so folgt:
r-*?-$r<A + M + c> +
■+■ j ~i ■+• C — A) •+■ W +C-5)+ p(A + B-C)]
oder reducirt:
Sind die Winkel, welcl.e die Verbindungslinie des Schwerpunktes und des
angezogenen Punktes mit den drei Hauptträgheitsaxen bildet a, ß, 7, so wird
i = p cos a, ij = p cos ß, C = p cos 7, demnach
K= — + \ \(A + ^ -+- C) — 3(/4*w* oi -+- 2? ß ■+■ Cw»i)| (5a)
oder auch
T = •+• ^ — j {(/i ~t £ -h C) — 3 [{A — C)cos>* + (B - C)<w»ß+C]| =
= — + * ^ ((/* - O (1 - 3 «) + (2? - C) (1 - 3 cos> ß))
Durch Differentiation von f nach 5, tj. C [Ausdruck (5)] erhält man die
Kraftcomponenten :
c - 1 + iap ^ + * + C) - 'AV + + Cl'>
Kür Rotationskörper sind zwei von den drei Hauptträgheitsmomenten einander
gleich; sei C das Trägheitsmoment um die Rotationsaxe, so wird A — B sein,
und dann erhält man nach einiger Reduction:
Für ein homogenes Rotationsellipsoid, dessen Pclaraxc c, dessen Aequatoreal-
halbmesser a ist, wird
Ist daher e die Excentrintät der Meridianellipse, also <i'<r'«=(<i»— c*), so wird:
y__ _
P
^l + A,)(1_3fW»7)^']. (7 a)
a — c
Bezeichnet man mit t die Abplattung t = — - — , so wird
(a -c)(a + c) t(a + c)
a* ~ a '
demnach für sehr kleine Abplattungen <r* = 2 c und
V==^r[l + 8 (7)']- <7b>
84. Die LAPLACF.-PoissoN'sche Gleichung. Bildet man die zweiten
DifTerentialquotienten des Potentials nach den drei Coordinaten, so hat man,
wenn man sich zunächst auf eine Masse beschränkt (für mehrere Massencomplexe
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542
Mechanik de* Himmds. 84.
hat man die Summen der für die einzelnen Massen gültigen Ausdrücke zu
bilden):
Es ist aber
l (l\ 1 du x-J d' (\\ ± 3 (x - g)*
di\u) «» ; W\u) «»"•" «*
Führt man nun für eine beliebige Function F die Bezeichnung ein
(1)
c* F d* F d* F
so wird
Es ist aber
*y-f ff
demnach
A (^) ^ + [(x - {)• + (jr - n)« + (. - o»]
AK=0 (4)
die LAPLACE'sche Gleichung. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass hierbei
vorausgesetzt wurde, dass kein Element des Integrals unendlich wird, d. h. dass
nirgend u 0 wiid. Die Beziehung (4) gilt daher nur für den Fall, dass der
angezogene Punkt ein äusserer ist, d.h. nicht selbst der anziehenden Masse angehört
Für einen inneren Punkt, d. i. für einen solchen, der innerhalb der anziehenden
Masse liegt, würde für einzelne Elemente des Integrals u = 0, und es ist zu
untersuchen, ob die Gleichung (4) auch für diesen Fall noch gültig bleibt, oder
was an ihre Stelle tritt
In der Form 79 (2 a) ist aber nicht einmal ersichtlich, dass das Potential
und seine Diflerentialquotienten endliche, bestimmte Weilhe haben, da schon in
dem Potential ein Element des Integrales unendlich wird; legt man aber wieder
ein Polarcoordinatensystem zu Grunde, dessen Ursprung im angezogenen Punk:
ist, so wird
y _ j jj «. sin e =jjjs u s.h 9 rfe Ja iu
Für das Potential selbst wird also die zu integrirende Function auch für
innere Punkte nicht unendlich, sondern für u *= 0, Null; das Potential hat dah*r
einen endlichen, bestimmten Werth. Der erste Differentialquotient des Potentials
wird, wenn man unter dem Integralzeichen differenzirt:
dV f f TS • {x — \)dv
vi--fff—
- -HS
6 . sin 0 cos 0 </0 dm du (6)
demnach die zu integrirende Function wieder für keinen Punkt (auch nicht rur
den angezogenen Punkt) unendlich; es behalten demnach auch die ersten
Diflerentialquotienten, d. h. die Darstellungen der Kräfte in dieser Form, ihre
Gültigkeit. Der zweite Differentialquotient wird nach (1) und (2):
V f C pt >sinQd*.d«>du /t ,a>
-*v--JJJ—ii (1" we>
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Mechanik de* Himmel«. M.
545
Die zu integrirende Function wird für u = 0 unendlich. Nichts des'o
weniger wird aber das Integral selbst nicht unendlich. Um dies zu zeigen, und
gleichzeitig seinen Werth auszumhteln, werde das Potential nach Tt (3^ in zwei
Theile zerlegt, indem man um den Massenpunkt ein gewisses Volumen r, so
ausschliesst, dass für da.s übrige Volumen r, der Punkt mt ein au>serer wird;
es wird daher AP, =0, und demnach
A F= ^V1.
Wählt man für das Volumen vt ein solches, für welches sich Vt leicht
auswerthen lässt, so können die zweiten Diflerentialquotienten aus dem berechneten
Werthe von gebildet werden; für r, soll nun eine um mx concentrische
Kugel K vom Halbmesser a genommen w erden. Setzt man die Dichte derselben
constant gleich l voraus1), so wird das Potential auf einen Punkt im inneren
derselben im Abstände p vom Mittelpunkte nach 80 (9):
und es wird:
=_ |K«__APJ daher Ar, = -}*8.A(p').
Nun ist
folglich
p> = gt + c».
demnach A(p3) = G unabhängig von p, daher A V% — — 4xt3. Folglich wird
AK=-4tc«. (7)
Dabei ist 6 die Dichte der (unendlich) kleinen Kugel um m,, d. h. die
Dichte in diesem Punkte seil st. D;e Gleichung (7), welche von Poisson ge-
funden wurde, ist eine Erweiterung der Gleichung (4). enthalt aber diese als
speziellen Fall, denn lür Punkte, welche dem Massencomplcxe nicht angehören,
ist 5 = 0.
Führt man die Polarcoord unten r, B w ein*), so geht die Gleichung (7)
über in
oder wenn p = fw e gesetzt wird:
^ *a ir V)
+ r-frVJ~-4nt. (9)
') Bei nicht comtanlcr Dichte wird man dieselbe nicht als conccntrisch geschichtet ansehen
können, sondern die Schichten werden die kleine Kugel in nahe parallelen Nivcnullnchen durch-
setzen ; die Resultate bleiben jedoch auch in diesen» Falle dieselbe n, wie schon dnrnut hervor-
gebt, dass nian die Kugel ,mn.ci <o k.e;n viiMm k:.M> <'nss innethnlb dciselbcn die Dichte nU
constant betrachtet werden kann, l ür stnrge I'.t weise s. nusftihrlu he 1 .chihUt her der i'ntcntinl-
theoric r. ß. NtUMANN, »Vorlesungen Uber das i'ntcntial«.
n . . C l C l '( r ( l < H (Inn ii r < H »in H
3 Ls ist — — — t~ -t- — .x - -+ — - in <1 <la . * <e.\ H, <• - — - ,
(J C r c J» COtJ f «i ( j f j t< r
— r=r 0 ist, so wird . — <o» B - u. s. w.
C x C x Cr t c»
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544
Mechanik des Himmels. 84- 85.
Da die Gleichung (4) für das Potential aus der analogen Gleichung
A 0j\ = 0 hervorg»ng» so wird auch ^ den Gleichungen (8) und (9) (für « = 0)
genügen. Es ist aber
u* = r» -+- p> — 1r?cos-\ (10)
cos 7 = }*^o Yl — V*Y[ — Po cos («» - «»©).
wo 9, «>, \i sich in der früheren Bedeutung auf das Massenelement dm, 90, w0, \l0
in derselben Bedeutung auf den angezogenen Punkt ml beziehen. Da nun nach
P r
Potenzen von — oder — entwickelt die Coefficienten der einzelnen Potenzen
r P
Functionen von cos-\ sein werden, so wird
I = i + W(„JT)i + /W(„,l)e;+....p<r
(ii)
• • • •
i - I + FW (cos T) ~
und es wird
/»<•> (cos i) = 1 ; JKD (cos t) «= <w r, Z3») (w 7) — | t — } . . . (IIa)
Substituirt man (10) an Stelle von V in die Gleichung (9) und setzt die
p f ...
Coefficienten der einzelnen Potenzen von ^ oder — gleich Null, da die Gleichung
identisch für jedes p und r bestehen muss, so folgt
Die aus der Entwickelung von - hervorgehenden speciellen Functionen PW,
welche den Gleichungen (12) genügen, heissen Kugelfunctionen; sie sind ganze,
rationale Functionen von ja, Y\ — ji* <o und |/l — |i* «o. Eine allgemeine
Kugelfunction KW ist jede solche ganze rationale Function von ja, "/l — y.* w «•>,
y'l — ji' j/« «o, welche der Gleichung (12) genügt Für das folgende genügt der
Satz, dass die Entwickelung einer Function /(jt, u>) nach allgemeinen Kugelfunctionen
in der Form
oo
/(rS»)-g yWft»,«) d3a)
möglich ist, wenn die Coefficienten
KM (,1, oi) = / / /(n, «>) ^ ^ (13b)
sind»).
86. Attraction von Sphäroiden. Unter Sphäroiden versteht man nach
I, aplack Körper, welche von der Kugelgestalt nur wenig abweichen. Ist p der
Halbmesser der Kugel, der selbst vorläufig ganz beliebig sein kann (die Kugel
kann ganz innerhalb oder ganz ausserhalb der gegebenen Begrenzungsfläche
liegen, oder auch diese schneiden), so wird der Radiusvector der Begrenzungs*
fläche in irgend einer Richtung, 8, u> dargestellt werden können in der Form
r=p(\+*y). (1)
wobei
y = KW +yiD+yO) + ... (la)
l'ebcr die allgemeinen Eigenschaften vergl. «las Lehrbuch von NlUMANN, t'ie »Mccanique
cekste« von Lapi-Ack u. a.
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Mechanik de = Himmels. 85.
545
eine Function von p, 8, u> ist, deren hier vorgenommene Zerlegung in die Summe
mehrerer anderer vorerst noch willkürlich ist, und wo a eine kleine Grösse ist,
deren Quadrate und höhere Potenzen vernachlässigt werden können, wenn, wie
hierbei vorausgesetzt wird, die Abweichungen des Sphäroides von der Kugelform
nur sehr klein sind.
Substituirt man nun für - die Reihe 84 (11) in den Ausdruck für das Poten-
tial, so erhält man:
a) für einen äusseren Punkt:
k* M
P
(2)
VH =jfß- sin* d% d* JK») r«+2 dr = j^fdL dy. fiJ*») r»+* dt. (2a)
-1 o
Nimmt man an, dass die Dichte 8 nach Schichten constant ist, welche durch
sphäroidische Begrenzungsflächen von der Forn. (1) getrennt sind, und seien die
äussersten Begrenzungsflächen1; gegeben durch die Gleichung
f0 = *oO -f a>o); r\ = «i0 ■+- «Vi). (3)
so wird, wenn man zuerst nach r integrirt, also e und u> als constant ansieht:
dr = Tpd*
sein. Die Integration nach r ist aber von dem kleinsten Werthe p = a0 (innere
Oberfläche) bis zum grössten Werthe p = a, (äussere Oberfläche) vorzunehmen,
d. h. es wird:
-Hl 2r. oi
K.-J Jd«d»j-—^wJdp.
— 1 0 "O
8 ist nun eine blosse Function von p, P(") hingegen eine blosse Function
von o», 6; man kann demnach auch schreiben:
«l +1 2«
K = «Tl/ l'dp fpf f&n)rn+*d«äV" W
Lässt sich r*+8 in eine Reihe von Kügelfunctionen
= yß + r«) h- yß + . . .
entwickeln, so wird nach 84 (13):
y" = (« -+■ 3)(2« ^T)fl(8 'dp ~Tf ■ (o)
Um die Gleichung (4) anwenden zu können, muss r nach Kügelfunctionen
entwickelt sein. Sind daher FW Kügelfunctionen, d. h. genügen sie der
Differentialgleichung 84 (12), so wird2)
r-+3 = />»+»( 1 -4- o(« -+- 3) (F<°) -r- KU) + K(2> + . . )|
K<°> = ^»+3 + („ + 3)a/>-+3 FW; = (« + 3)a/>*+3 F<«>,
daher
') Für a0 = 0 geht die Schale in einen Körper ohne Hohlraum Uber.
*) Zu den allgemeinen Kügelfunctionen treten noch gewisse Coefficientcn auf, die hier
Functionen von / sind, so dass die Form der Bcgrenzungsflächc von Schichte ru Schichte
wechselt
"• 35
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546 Mechanik des Himmels. 85.
K«=4il/W4[/,(1 + 3ay(0))]
K0 ist nichts anderes, als die Masse des Sphäroides; denn es ist
M=Jf Jtr> sin *d*d<*dr =J j j «<r> dm (r*)dp =
0 -t «o
l-dpYp [/"(H-3aK(°))].
»0
Wählt man daher für jedes einzelne Sphäroid den Halbmesser p der Kugel
so, dass diese (mit der der zugehörigen Schicht eigenthümlichen Dichte) an
Masse gleich der Masse des Sphäroides wird, so wird YM = 0 zu setzen sein,
und zwar für jede Schicht.
Der Werth von Verlangt in einem speciellen Falle eine weitere Vereinfachung;
setzt man in (4) für Vx den Werth /*») ein, so wird
Vx=ffj /W. « • d^d* • r*dr
= SJfdm l>Ho + w»oyi - \>f ■+■ 2 *i"»oVl -fro']
= \t.0fxdm + yi — ft09 o>J vj'ydm -+- "|/ 1 — ja0j ««J" *</**.
Fallen daher die Mittelpunkte sämmtlicher Kugeln in den Schwerpunkt der
ganzen Masse, so wird gleich Null zu setzen sein.
b) Ein im Innern der Masse gelegener Punkt wird auf irgend einer der
Grenzflächen liegen, für welche der Kugelhalbmesser a sein mag. Für alle
Schichten, für welche p> a ist, wird der Punkt ein innerer, für alle anderen
ein äusserer sein. Für die ersteren wird:
V~VQ + lpyM (7)
Sei —% = y(« , + y(*}m) + so wird
<ti -4-1 2k «1
y* = -J»-=2JfiTpJ JJW- = -2^TTj^2^a7y(-")
* — 1 0 <*
Nun ist
^2 = l1 ~ (» - 2) « (y(0) + + ■ ' •>!
also
demnach
3 4ita /**' 3 F<«>
(8)
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Mechanik des Himmels. 8.1). 86.
547
Die Ableitung wird unrichtig für n = 2; für diesen Fall wird aber
K, — J j JtJuJu iL =ji dp j dy. duPW log r.
Da aber
logr = logp + <z (K«>) -|- K<» +-...)
ist, so wird
im Resultate identisch mit dem aus (8) folgenden Werthe. Das Gesammtpotential
wird daher für diesen Fall, indem nach der Integration in den von et freien
Gliedern p = r = a (1 + a y) zu setzen ist:
«0 "=1 «0
/c ( <>*) ST* a» C 3 KW
86. Figur einer flüssigen rotirenden Masse. Da die äussere Begrenzung
eine Niveaufläche sein muss, so wird man dieselbe erhalten, wenn man das
Potential aller wirkenden Kräfte auf irgend einen Punkt der Oberfläche selbst,
gleich einer Constanten setzt. Um aber das Potential zu bestimmen, muss auch
die Attraction der rotirenden Masse auf einen Punkt ihrer Oberfläche schon be-
kannt sein, da diese nicht nur nicht vernachlässigt werden kann, sondern sogar
überwiegt. Um diese zu kennen, muss bereits die Form der Masse, ihre Dichle-
anordnung u. s. w. bekannt sein. Eine direkte Lösung der Aufgabe ist daher
nicht möglich. Nachdem aber erfahrungsgemäss die Gleichgewichtsfigur
einer von keinen Kräften afficirten Masse eine Kugel, diejenige einer rotirenden
Masse ein Umdrehungsellipsoid ist, so wird es natürlich, zunächst die Annahme, dass
die Gleichgewichtsfigur ein dreiaxiges Ellipsoid sei, der Untersuchung zu unter-
ziehen.
Ist die Rotationsgeschwindigkeit der Masse w, so ist das Potential der
Fliehkraft, wenn die «A'-Axe als Rotationsaxe angenommen wird1): \w*(?} £*)•
Fügt man dieses Potential zu demjenigen des Ellipsoides auf einen Punkt seiner
Oberfläche No. 81 (21) hinzu, so erhält man als Gleichgewichtsfigur:
8 • V ^ H- (8 • Af' - *«/» 6')p -+- (« • N' - t*) ^ = 6K - const. (1)
') Bei der Drehung um die A'-Axe wird für jeden Punkt 6 (Fig. 274) unveränderlich, die
</tu
Veränderung von tu in der Zetteinheit in gegeben durch die Winkelgeschwindigkeit — = w.
Unter Voraussetzung einer Constanten Winkelgeschwindigkeit — 0^ ist daher
7/-° "77 = °
dy </* y d* m
-f = — r sin H sin uj — = — t w — am - w — — — yw1
dt dt dt dt
du . . dta d* x dy ,
- = + r st» %cosm - - + y „ — - = w ^ = - , »».
Diese drei Beschleunigungen mit entgegengesetzten Zeichen lassen sich als die Componenten
einer Kraft, der sogenannten Fliehkraft auffassen, deren Potential daher (y* -+ s5) ist
35*
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548 Mechanik dc< Himmels. 8 .
wobei sich die Constante aus der Gesammtmasse bestimmt. Diese Gleichung soll
mit der Gleichung des Ellipsoides
~i + b% + C3 = 1
identisch werden, folglich muss
3 • L = 8- AT— \w*b* = 8- N1 — \w* c* (3)
sein. Führt man hier für L\ M\ N' ihre Werthe ein, so erhält man
i «• >> - ^— (51 nrx^ - v •
oder da fi> = a» (1 + X»); <:» = «* (1 + X'*) ist:
, , 2**ir_ X» f;i - V)b'Jb
*w = a nrx'J iT(i + x>d>) :
0
*w ~ a* 8* 1 + X''J H(l + X'»d») '
0
demnach durch Gleichsetzung der beiden Werthe
2J(it8 f\\ - »»)ft»rfd r XJ X^ 1
«» J H L(l -+- X«)(l -+- X'ft») ~ (1 + X'») (1 + X'»d»)J Ä 0
(4)
oder
24
j<-k8(x* - x'») Ai - a»)(i — xn'>d*)dva
ri4-»»)(i + x'»)J h> ~_0- (5)
0
Diese Gleichung wird befriedigt durch X = X', b = c, also durch ein Um
drehungsellipsoid. Für dieses folgt dann aus (4):
tl —
(1 -+- X»d»)>
oder integrirt1)
™> fl
4*8X» ~J
V(X) « ^ X - £ = V (_ X... (7)
2*8
wobei
3 + X» . • ^ 4jr
(2i + 1)(2#-»- 3)
in/,, 9 4- 7X» 9 -4- X> X» -+-9
* W = x»(i+x») - — -c arctan*x =
wenn
= (X» + i7(X7f + 9) ~ arCtan* X <8>
ist. Hieraus folgt durch einfache Differentiation:
') Für ein Überhöhtes Ellipsoid würde man durch Entwicklung des Logarithmus die Formel
erhalten :
oo
_ _ V 4» „
welche Formel aus der vorigen für X» — - x> hervorgeht. Da sonach »» negativ würde, so
giebt es kein reelles w, für welches diese Gleichung befriedigt werden kann; das überhöhte
Ellipsoid kann demnach keine Glcichgewichtsfigur sein.
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Mechanik des Himmels. 8fi.
540
♦X» = - (, '\.^.^t), ■ W
Es ist, wie aus der entwickelten Form (7) hervorgeht: V (0) = 0 und W (oo) = 0.
Da nur positive Werthe von X in Betracht zu ziehen sind, so wird die Gleichung
(6) für eine gegebene Geschwindigkeit w reelle Lösungen in gerader Zahl
haben, wenn W (X) positiv ist. Das Maximum von V (X) ergiebt sich aus der
Gleichung V'(X) = 0, also <t>(X) = 0. Ist eine Lösung dieser Gleichung X0 und
der zugehörige <F- Werth V(X0), so wird die Gleichung (6) keine Lösung haben,
wenn w* > 2tt8 • V(X0); sie hat zwei Lösungen, wenn < 2x$V(X0), und
dann ist die eine Lösung zwischen 0 und X0, die zweite zwischen X0 und oo.
Die Gleichung könnte aber mehr als zwei reelle Lösungen haben, wenn die
Gleichung <D(X) = 0 mehr als eine positive Wurzel hat. Da aber Q'(X) «= 0 wird,
für X = ± }/3, so wird <D(X) (da der negative Werth von X nicht zu berück-
sichtigen ist) ein Maximum für X = ■+■ Yü und dieses Maximum wird
= |/3 - arctgYl =» 00353. Da aber 4>(0) = 0, <&(<*>) = — Jit ist,
so kann es nur mehr einen positiven Werth von X geben, für welchen <D(X)
verschwindet, und dieser liegt zwischen |/3 und oo. Dieser Nullwerth von
<t>(X) ist
' X0 -= 25293, V(X0) = 022467. (10)
Wenn daher u>% > 1*41168 oder w > 11881 "j/T ist, so ist die Rotation
so schnell, dass sich eine Gleichgewichtsfigur nicht bilden kann1). Wenn
w < 1*1881 "j/T ist, so giebt es zwei Gleichgewichtsfiguren, für die eine ist Xj < X0,
für die zweite X, > X0; die zweite entspricht daher einem sehr stark abgeplatteten
Rotationsellipsoide. Von diesen beiden hat aber jedes ein anderes Rotations-
moment. Da sich dasselbe aber vermöge des Satzes von der Erhaltung der
Flächen nicht ändern kann, so wird durch den Anfangszustand, welcher das
Rotationsmoment der gegebenen Masse bestimmt, auch die Form des Rotations-
ellipsoides mitbestimmt. Ist *x das durch den Anfangszustand gegebene, con-
stante Rotationsmoment, 9JI das Massenmoment, so ist
{x = %R-w
und da
ÜJ} = \Mb* =\Ma*{\ -+-X»)
und
^=*xoa*(l + ^), daher a = ^^L^
ist, so wird
a/8 25 -x» J_ _25_ -x8 -\/M{\ -h X»)
2*8 = * M*a*{\ -+- X')» ' 2x3 *" 6M* (1 X») V SM
oder
:i
SM
q ist durch den Anfangszustand -x und die gegebene Masse M völlig be-
stimmt, und man hat daher X aus der Gleichung zu ermitteln:
A-(X) = (1 = f (11)
. .ta w' >*' i'/4x,
Nun ist
wenn
X{\) = 1(1 + X»)"i [ar^X-f- 9(3^42— ^.(X)]
•) Wobei sich jedoch durch die Verlangsamuug der Rotation die Bedingung für eine
Gleichgewichttfigur ergeben kann.
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5$o Mechanik des Himmels. 86.
(3 X»)X
z(X) ^ 3 -t- 2X» — arct9n^x
ist. Hieraus folgt noch
(1 4- X')(3 -+- 2X»)»
Da /'(X) stets positiv ist, so wird y(k) beständig wachsen; nun ist*/(0) = 0.
x(oo) = «x, daher das Wachsen zwischen 0 und oo, also /(X) ebenfalls bestandig
positiv. Demnach wird auch X'(\) stets positiv sein, X{\) beständig wachsen,
und da X(0) «= 0, X(ro) = oo ist, so kann bei dem beständigen Wachsen X(l)
nur einmal den Werth q erlangen.
Für w = 1*1881 y$ fallen die beiden Wurzeln zusammen; es wird X, =X, = Ji
je näher w der Grenze 11881j/8 rückt, desto näher werden die beiden Lösungen
X,, Xt zu X0. Für sehr kleine Werthe von w hingegen werden die Werthe
beständig verschieden und für sehr kleine Werthe von w wird Xt sehr klein, X,
sehr gross.
Für einen Punkt des Aequators wird 5 = 0, ij = b, C — 0; daher die An-
ziehungskraft, d. i. die Schwere am Aequator
= - 2« [aretang X - --^ = - 2Sa-c [(1 -h X-) arctangX- l
G = — 48-ca|/l H- X»(^ — ^ X» -+- ~j X4 .... ). (12)
Die Fliehkraft ist w*b, demnach das Verhältniss der Fliehkraft zur Schwerkraft
w*b <F(X)
und daraus
Die Abplattung
folgt hieraus:
b~ G -2(i-1VX». . .)
b — a
yT^Tx- *
a = $b. (h;
Ist T die Rotationsdauer der Erde, so wird
2*.
w = —j, >
wenn weiter / die Länge des Secundenpendels am Aequator ist, so ist
demnach
K**b Ab
b =
Nimmt man T = 861G4' mittlere Zeit, £ = 6378249"« , / = 0"*991O2, so
würde a = ^ folgen; da jedoch a = ist, so folgt, dass die bei dieser Ab-
leitung gemachte Voraussetzung der Homogenität der Erde nicht zutrifft
Mit dem zu w und G, d. i. zu 7 und / gehörigen Werthe a = folgt
X» = 0 008669 und damit
V(X) = 0 0O22U45.
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Mechanik des Himmels. 86. 551
Für zwei verschiedene Himmelskörper ist
2r 2it
daher
Drückt man die Rotationsdauer eines Himmelskörpers in Sterntagen (T = 1
für die Erde), die Dichte derselben in Einheiten der Dichte der Erde (5 = 1)
aus, so wird
O0022945
Beispielsweise wird
7 8 X" a
für die Sonne . . 25' 4* 0 25 0*000054 1 : 36800
für den Jupiter . . 9* 56- 0 24 0 20925 1 : 9 56
für den Saturn . 10*14- 012 0 39439 1:5 07.
Da aber die beobachteten Abplattungen für den Jupiter ^ für Saturn | sind
so zeigt dies, dass auch diese Körper nicht homogen sind.
Die Gleichung (5) wird ausser für X = X' noch befriedigt, wenn X von X
verschieden ist, aber der zweite Faktor verschwindet, nämlich
-d»)(i-xn'«a»)d»</d
H'
0"
Diese Bedingung giebt ein sehr gestrecktes, dreiaxiges Ellipsoid, eine Figur,
welche in der Natur nicht auftritt, welche daher hier nicht weiter in Betracht
kommt1).
Hiermit waren drei Gleichgewichtsfiguren gegeben, welche theoretisch eine
rotirende flüssige Masse annehmen könnte, ein sehr wenig abgeplattetes Rotations-
ellipsoid, ein sehr stark abgeplattetes Rotationsellipsoid und ein dreiaxiges, das
»Jacobi 'sehe Ellipsoid«.
H. Poincar£ fasst das Problem in seiner wichtigen Abhandlung »Sur l'öqui-
libre d'une masse fluide animöe d un mouvement de rotation« (Acta mathematica,
Bd. 7, pag. 259) von einem anderen Gesichtspunkte aus auf. Er findet, dass es
unendlich viele Gleichgewichtsfiguren giebt, die aber nicht alle stabil sind;
damit die Gleichgewichtsfigur stabil sei, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein,
welche sich analytisch dadurch ausdrücken, dass die Zeichen der Coefficienten
gewisser quadratischen Formen, von Poincar£ Stabiii tätscoef ficienten ge-
nannt, negativ sein müssen. Verschwinden einzelne dieser Coefficier.ten, so ge-
hört die Gleichgewichthfigur zwei verschiedenen Reihen an, und wird »forme de
bifurcation« genannt, wenn die unendlich benachbarten Formen reell sind; sind
aber die benachbarten Gleichgewichtsformen imaginär, so wird diese Gleich
gewichtsform »forme limitec genannt (1. c, pag. 270).
So werden beispielsweise für eine flüssige rotirende Masse alle abgeplatteten
Rotationsellipsoide Gleichgewichtsfiguren sein; und ebenso giebt es eine unend-
liche Anzahl dreiaxiger Ellipsoide, welche sämmtlich Gleichgewichtsfiguren sind;
sie gemessen aber nicht die Eigenschaft der Stabilität. In der That wird für
eine gegebene Geschwindigkeit der Uebergang der Flüssigkeit aus der Kugel-
») Auf diese Lösung hat ruerst Jacobi in Pooc. Ann., Bd. 33. aufmerksam gemacht.
Vergl. auch LlOUVllUt's Journal, Bd. 16, pag. 241. Dass es noch andere Gleichgewichtsfiguren
giebt, hat zuerst Thomson ausgesprochen, und später PoiNCAKi bewiesen.
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551 Mechanik des Himmels. 86. 87.
form in die ellipsoidische Form durch Ellipsoide aller möglichen Abplattungen
hindurchgehen, die sämmtlich Gleichgewichtsfiguren sind, aber keine Stabilität
besitzen, bi.; ein Ellipsoid erreicht ist, für welches die Bedingung erfüllt ist, dass
die StabilitäLscoefficienten der zugehörigen quadratischen Form sämmtlich negativ
werden; allein ausser den angegebenen drei Ellipsoiden1) giebt es noch andere
Gleichgewiclitsformen, die ebenfalls Stabilität besitzen, Rotationskörper, die aber
nicht symmetrisch nach drei Ebenen sind; eine solche stabile Gleichgewichtsfigur
von birnenförmiger Gestalt wird pag. 347 beschrieben.
87. Gleichgewicht von sphäroidisch gesch ichteten Körpern unter
Berücksichtigung äusserer Kräfte; die Oberflächenform. Das Poten-
tial der Anziehung eines äusseren Punktes m, (Fig. 275), dessen Coordinaten
tj, , sind, auf ein Massenelement des Sphäroides ist Von den Componenten
der Anziehung sind aber die Componenten der Anziehung auf den Schwerpunkt
abzuziehen, da es sich um die relative Verschiebung der Massenpunkte gegen-
über einem als fest angenommenen Punkte (dem Schwerpunkte des Systems E)
handelt. Das Potential dieser Anziehung ist»):
71 IT (**.-♦- jij. + jrC,).
Pi Pi
daher das Potential der Anziehung für den Punkt «, :
V = — \ (x cos e, ■+- y sin e, cos ui, -I- * sin e, sin
u\ Pi Pi
tn « 171 * tn 1 f
= — L , cos Ti ■
*i Pi Pi* 11
Da nun
T = 0* FW^S^ + 7^ ^(^Vi) ■+*
. "\ Pi Pi Pi
ist, so wird
r = ». £ {*?>+ ;l v>+ )■ «
Das Potential der Fliehkraft J w* {y% -h z%) wird, nach Kugelfunctionen
geordnet:
r0 = i«/V»-i«/»r'(,x»-|), (3)
wo die beiden Theile Kugelfunctionen nullter, bezw. zweiter Ordnung sind.
Sind mehrere anziehende Körper mx, ///j, ///3 . . . , so wird sich das Gesammt-
potential der äusseren Kräfte zusammensetzen aus den gleichartigen Bestand-
teilen V* , V" . . . . und dem Potential VQ und es wird:
y y» + y>" + . . . h_ yQ = ur?\Zm H- Z(-'> + rZW •+■ r'ZW +...]. (4)
aZ« = - i W»fji» - J) H- 1 £ Pjfi (4a)
P'
aZ(3)= 2 ^' >,<»>.
P'4
') Hierzu muss jedoch bemerkt werden, dass die wenig abgeplattete Form seculare Stabi-
lität besitzt, die stark abgeplattete jedoch nicht; hierüber vergl. 1. c , pag. 373.
*) Die Constantc — x- ist hinzuzufügen, da das Potential für den Schwerpunkt selbst ver-
schwinden muss. ^'
3) Per Faktor a wird hinzugefügt, weil diese Theile des Potentiales gegenüber dem Haupt-
theile, welcher das Potential des Sphäroides selbst darstellt, sehr klein sind.
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Mechanik des Himmels. 87.
553
Fügt man hier noch das Potential des Sphäroides 85 (2) und (6) auf einen
Punkt der Oberfläche (r, statt p; hinzu, und setzt die Summe gleich einer
Constanten, so wird
arja (ZW -+- ZW -l- rt ZW + ....)== const
rl zu bestimmen gestatten. Ist die zu bestimmende Gleichgewichtsfigur der
äusseren Oberfläche gegeben durch
rx = ax[\ Ff-h ...)], (6)
so erhält man, wenn dieser Werth eingeführt und nur die erste Potenz von a
berücksichtigt wird:
'=* ' «o (5a)
-+- aa »ZW -+- aaj» Z(2) + *a*Z®) C.
Hieraus folgt, indem die Kugelfunctionen der einzelnen Ordnungen für sich
zusammengefasst werden :
— +- aa.9Z(°) = •ro/irf
£yu) = o (7)
Ol
Die erste Gleichung bestimmt die übrigens weiter nicht benöthigte Constante
C aus der Gesammtmasse. Aus der zweiten Gleichung folgt = 0, was selbst-
verständlich ist, da der Schwerpunkt der Masse zum Ursprung gewählt worden
war. Die dritte Gleichung giebt:
«0
Die Gleichungen (6) und (8) bestimmen die Oberfläche des Sphäroides.
Aua (5) erhält man für die Kraftcomponente in der Richtung des Radius-
vectors rx :
d V M , -hl r'1 d
*=2 «o (9)
4- ar, (2Z<0) -+- 2Z(2) -f- 3r,ZW -+- 4rt*Z(4) -+- . . ).
Da die Abweichungen von der Kugelgestalt nur als äusserst gering an-
gesehen werden, so wird der Radiusvector mit der Normalen nur einen sehr
kleinen Winkel einschliessen, dessen Cosinus man gleich der Einheit setzen
kann, so dass der Ausdruck (9) als die Kraft in der Richtung der Normalen,
also als die Schwerkraft g in dem Punkte xt y, z angesehen werden kann. Er-
setzt man hier wieder rx durch seinen Ausdruck (6), so folgt mit Rücksicht auf
die Gleichung (8):
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554
Mechanik des Himmels. 87.
g = + ~ [l _ 2a(KlW •+■ K/'> +...)]- 2ota, ZW -+-
Für ein Rotationsellipsoid, dessen Halbaxen m, n sind, wird
^1 y* + *n
m* + «» _ 1
und daraus
r? =
1 I -r-X«rtV»e'
oder mit Vernachlässigung von X*
r, = m[l $ X' — * X* (<wf 6 — $)]
ar1(2) = -iX'(^e-i),
demnach
Nun ist mit Vernachlässigung von X4 : £ X8 = a die Abplattung
%a\ (. \
(12
M g
folglich weil —-^ selbst von der Ordnung von X* ist:
w*a? _ w%ax wi6iy\ -t-X* _
wobei X? wieder zu vernachlässigen ist. Man erhält daher innerhalb derselben
Genauigkeitsgrenze:
Die von der Anziehung der übrigen Himmelskörper herrührenden Glieder
G sind praktisch von viel niedrigerer Ordnung wie X*, und können in dieser
Näherung unbedenklich vernachlässigt werden. Ist dann g0 die Schwere am
Aequator, ^90 die Schwere an den Polen, so wird
*o = ^[l-fb-K*t>-a)]
*.o~ + -a)]
1 M
£«0 £ü
= 5 b - a. (1* ■
Ä0
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Mechanik des Himmels. 87. 88. 555
Die Gleichung (14) giebt eine Beziehung zwischen der Abplattung, dem
Verhältnis der Centrifugalkraft zur Schwerkraft am Aequator und dem Verhält-
niss der Schwerezunahme vom Aequator zum Pol zur Schwere selbst. Diese
Beziehung heisst das CLAiRAUT'sche Theorem. Sie ist wie sofort zu sehen,
unabhängig von der Dichtenlagerung im Innern der Erde.
Mit Hilfe der Gleichung (8) kann man einfach das Potential eines sphäroi-
dischen Körpers auf einen äusseren Punkt aus seiner äusseren Gestalt, ohne
Kenntniss der inneren Schichtung ableiten. Es ist nach 85 (2) und (6):
<*» «1
M "V l 1 4*<x / . , d ,
Setzt man hier für das Integral seinen Werth aus (8), so folgt
V= ^ + [%k*M Y^p — aa'^Z^}. (15)
Vernachlässigt man für die Bestimmung der Oberflächenform des Sphäroides
die Wirkung der äusseren Kräfte und nimmt nur auf die Rotation Rücksicht,
so wird
aZffl = — \ wV» - i), Z® = ZW = . . . = 0
zu setzen sein. Nun kann man J^U) = 0 setzen, wenn man den Ursprung in
den Schweipunkt des Körpers verlegt; nimmt man weiter an, dass man es mit
einem Rotationssphäroide zu thun hat, so wird
a yp> = - aGi> - 1), K<3> - y<« . . . - 0
und die Gleichung (15) geht Uber in
[-.<►■-«■►£■*••<►•-*>]
oder mit Rücksicht auf (12):
V--*+-J^<3k*-*W-\\ ("«)
88. Gleichgewicht von sphäroidisch geschichteten Körpern.
Innere Lagerung. Für einen Punkt im Innern erhält man, wenn man das
Potential der äusseren Kräfte und der Fliehkraft zu dem Potential 85 (9) hinzulügt:
+ *a*(Z<f» -+- ZW -+- oZW -4- . . . )
Hierdurch erhält man
£ (. - . ym> f . ät + dp + *a>zm = c
* a
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55*
Mechanik de? Himmels. R8.
Die erste Gleichung giebt eine Beziehung zwischen a, K(o) und C; es kann
daher wieder a so gewählt werden, dass K(©) = 0 ist. Die zweite Gleichung
liefert eine Bestimmung für ») (für Y(V ergiebt sich eine ganz ähnliche
Gleichung, wo nur ZU) = 0 ist). Setzt man
4*
2«
so wird diese Gleichung
~ (2^T)J ^ dp \p^) + (2TTT) - a
« 0
Dividirt man durch an und differenzirt nach a, so erhält man, da Z' von a
unabhängig ist, nach einiger Reduction:
(« 4- l)YM 1 8Y(
wo Kürze halber
A « +-2 a"+i da
-o
P=Stp*dp, ä-f=*-a*
da
gesetzt ist. In dem letzten Ausdrucke ist noch KM unter dem Integralzeichen;
multiplicirt man daher mit «2« + 2 und differenzirt neuerdings, so folgt
d* KW 8a» d KW ft °° V 28a» /
^ ^ -f- 2 rr -w— ■+■ 2 b '-
> da — /• KW=0-
Durch die Integration treten zwei willkürliche Functionen von e und u> ein;
die eine bestimmt sich aus der Function Z'W, die zweite dadurch, dass die
KW für eine gewisse Niveaufläche (Oberfläche eines testen Kernes) bestimmt
sind. Ist jedoch kein fester Kern vorhanden, so scheint es, als ob dadurch eine
Unbestimmtheit entstehen würde. Zunächst ist dann zu beachten, dass ein leerer
Hohlraum, wie er innerhalb eines festen Körpers wohl denkbar ist, in Folge des
Druckes der äusseren Massen, nicht entstehen kann. Es wird daher a0 = 0 zu
setzen sein. Weiter ist zu beachten, dass in Gleichung (3) die KW Kugel-
funetionen sind, die auch von a abhängig sind (von Schichte zu Schichte Yariiren).
Da aber nur partielle Difleretitialquotienten nach a vorkommen, so wird der
Differentialgleichung genügt, wenn man setzt:
KW = /,w a», (4)
wo A» Kugelfunctionen sind, die von a unabhängig sind, und M») nur von a
abhängt. Dann wird
IST + 2 -jr -jj + - '<(« + DJ = o. (5,
Für eine homogene Masse ist1) P<=$6a*. Nun ist 6 die Dichte, welche
x) Der LAPLACK'schc Beweis, in dem neueren »Traite de mecanique Celeste« von TB«*-
kanu fast unverändert reproducirt, ist, wie man leicht sieht, unrichtig. Laplack wird *af
die Gleichung geführt; g y ^
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Mechanik des Himmels. 8^. 557
an der äussersten betrachteten Niveauschicht von dem Parameter a stattfindet.
Da in allen Fällen durch den äusseren Druck eine Dichtezunahme gegen das
Innere zu stattfinden wird, und erfahrungsgemäss auch stattfindet, so wird
Sa3
Sei also
3a>
5-5=1- F{a), (6)
so wird
+ - [1 - F{a)) — + [6|1 - - «(« + 1)] ^ - 0. (7)
Es wird nun in der Form vorausgesetzt:
4<«)= i)wa'-f- -t- (8)
wobei t)„, «w' . . . s, s' . . . von a unabhängige Unbekannte sind. Dann geht die
Gleichung (7) über in:
(s n -+- 3)(j — « -I- + (s' + « H- 3)(i' — « H- 2)l„V'-* -h . . .
= 6/"(a)[(x -»- l^a' -2 + (/ + i)i,.'«*'-a +....]. ('a}
Er setzt nun 8 in der Form voraus: 8 = a — ß/>* + y/>* -f- . . . , wo ß negativ ange-
ist, um dem Umstände Rechnung tu tragen, dass gegen das Innere zu eine Zu-
nahme der Dichte stattfinden muss. Für positive x, X, . . wird nun die niedrigste im Nenner
auftretende Potent von a die sechste, daher würde ? \ ^ für a — 0 unendlich, wenn nicht
du
<• = 0 ist. Hieraus schliesst La plack, dass — ■= =-0, V =c, constant, also, da es für
Ca
eine gegebene Fläche (die Oberfläche des Kernes) gleich Null ist, wenn man den Schwerpunkt
als Ursprung wählt, dass K'd) für sämmtliche Schichten Null ist, d. h., dass die Schwerpunkte
sämmtlicher Schichten zusammenfallen. Zunächst kann nun aber 8 dennoch eine gebrochene
Function sein, wenn nur die Unendlichkeitspunktc ausserhalb der Integrationsgrenzen 0 und ay
fallen, da für die Rechnung nur der Verlauf der Dichte innerhalb der Integrationsgrenzen
(des mit Masse gefüllten Raumes) von Belang ist. In dem Tunkte / — 0 selbst wäre ausser-
dem eine Ausnahme zulässig. Wäre in der That der Nullpunkt ein Unstetigkeitspunkt zweiter
Ordnung, also
so wäre
/«/« dp = \ a«> -t- \ ßa» + To, (T)
o
also endlich. Eine nicht homogene Kugel, deren Dichte nach dem Innern zu nach dem Gesetze
(ß) zunehmen würde, würde daher allerdings im Mittelpunkte selbst eine unendliche Dichte
haben, aber in einem unendlich kleinen Volumelement, die Masse dieser Kugel (das mit 4«
multiplicirte Integral 7) wäre thatsächlich endlich. In (a) tritt nun das Quadrat des Integrals
(7) auf; wenn daher nicht a, ß Null wären, so wird der Nenner mindestens a* entkalten, dem-
, dvto
nach — ^— unendlich werden. Ist aber et = ß = 0, also
» = TZ"8. (ß')
= (8)
ca.
wobei die IntegTationsconstante — ^ ist, da für a = a, : F'(D verschwindet. Dann würde abcT
K'fl) nicht für alle Schichten verschwinden, d. h. die Schwerpunkte der Schichten fielen nicht
mit dem Schwerpunkte der ganzen Masse zusammen. In diesem Falle würde nun aber der Un-
stetigkeitspunkt /> = 0 innerhalb des Bei ciches innerhalb dessen die Schwerpunkte der sämmt-
lichen Schichten liegen unbestimmt. Den Mangel dieses Beweises hat zuerst Resal erkannt,
und statt desselben den im Text angeführten gegeben.
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558
Mechanik des Himmel». 88.
Denkt man sich nun F (a) in derselben Weise entwickelt, wie AW, so wird
man durch Vergleiche der gleichhohen Potenzen in (7 a) Beziehungen zwischen
den Exponenten s in M-) und denjenigen in F («) ableiten können. In F [a)
kann aber eine Constante nicht auftreten, da F (0) = 0 ist. Da weiters von
den Exponenten s, s' . . . alle wesentlich positiv sein müssen, weil sonst
also Kl") unendlich würde, so kann, wenn man von x ausgeht, weder s 4- 1
noch j + « + 3 verschwinden; es wird daher s — n 4- 2 = 0,
s = n — 2, M*) = r\ma* 2 + t)„V 4- . .
Für n = 1 würde
Mt) = 5l t yu> = AT<t),
demnach K<D für a = 0 unendlich. Es muss daher rl{ = 0, demnach Kl» = 0
sein: die Schwerpunkte sämmtlicher Schichten fallen zusammen.
dh'")
Für n > 2 haben /il"> und die Eigenschaft vom Mittelpunkte aus beständig
d ' M*
positiv und wachsend zu sein. So lange dieses der Fall ist, muss auch ^
positiv sein; in der Gleichung
ist aber für n > 2 : «(« -+- I) > 6, daher a fortiori > 6[1 — F(a)], demnach
dMm)
der Coefficient von M") und ebenso der von stets positiv. Wenn nun
rf//(")
und für irgend einen Werth von a noch positiv sind, so kann M«) nur
dM*)
dann anfangen abzunehmen, wenn •— jj- zuerst null und dann negativ wird, also
dhW
selbst abnimmt , während negativen Werthen von —j^ nothwendig positive
d*M") dM")
Werthe von — ^-g> entsprechen, für welche aber wachsen sollte. Es
dM")
werden daher M») und -j- , wenn sie für irgend einen Werth von a positiv
sind, beständig wachsen.
Sei nun F(a) nach steigenden positiven Potenzen von a entwickelt1):
GF(a) = aax 4- jV'h- . . . . , (9)
so wird
4- * 4- 3)0' - « 4- 2)tj„V- 2 4- 0" 4- « 4- 3)0" — » 4- 2)^*V"-a 4- . . .
= a(x 4- 1)1*^+'-* 4- a(x' -+- 1)1»' a*+''-* 4- a(x" 4- l)^"«^'"-3 4-
4- ot'O 4- l)i)„«*'+*-2 4- a'(x' 4- 1) Ii' 4- a"(j"4- l)^'-*-*"-* 4- - . •
und hieraus zunächst:
» , Ä a (» — 1)
I^ + 1 = U"-2i ^ ° X(X 4-2*4-1)
Der Werth von j" wird bedingt durch den Werth von X'; die Entwickeln*
von AM ebenso wie von F(a) ist nach steigenden Potenzen
Jenachdem daher
X 4- s' - 2 J X' h- , _ 2, d. h. V % 2X,
•) Hier dürfen negative Potenzen nicht auftreten, d* F («) ftir a «= 0
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Mechanik den Himmels. 88. 559
ist, wird s" - 2 gleich X + ;'-2 oder X« + s - 2, d. h. s" gleich 2* + » - 2
oder X' n — 2. Ist1) X' = 2X, so wird
s"= 2X h- n — 2;
(« _ J)(X j+l» — U«! _ (» - 1)< .
^ = 1~."2X'»(X"-|- 2«"-h 1)(2X + 2« + 1) T)" 2X (2X + 2»+l) "
In derselben Weise X'" — 3X annehmend, folgt s'" = 3ä + «-2u. s.w. Die
Constante n« tritt überall als Faktor auf, und kann daher gleich 1 gesetzt werden,
indem sie mit den Constanten von XM vereinigt gedacht wird, und es wird:
in - 1) /«\.
i, nn = (x + 2«+ i)
/.v (?_r IL
^Xj (2 X •+- 2// -4- 1) \2>7
1 -2(X -+- 2» 4- 1)(2X +2« H- 1) + "in -t- D (l0)
,„ («- l)(X-t-«- 1) (2X4- n- 1) /«y +
^ 1 • 2 • 3 (X 4- 2» -+- 1) (2X 4- 2« -+- 1K3X" 2» H- 1) \X/
t> — 1) f (2 X h- « — 1 ) (2X4-2* — 2)1 /«U «'\ (" ~l)_/«"\
3(3X4-2«-7)[(2TT2«H- I) + (X+2« + l)JU7v*V (3X-r-2»-HA3Xj '
Kann man o', ot" ... in der Entwickelung von f\o) vernachlässigen, so wird:
+ (n-Dcx-f-n-D /«ya2, 1
i -2 (x 4- 2» 4- 1) (2x -h 2« -i- n yx; j
Im Allgemeinen wird es genügen, bei der Atiraction sehr entfernter Körper
sich auf das erste Glied ^ PiW zu beschränken. Dann wird
P«
Z<»> = ZW = ....= 0.
Lässt man diese Glieder in der zweiten Gleichung (1) weg, und ersetzt W
durch M") A», so folgt für n > 3:
- *■> *C> f , ?£ dp + (2a+31)g. / « £ (*«• *•> *'">) * +
0 »
— 0,
t C d
T J **P TP
a
wobei XW, da es von / unabhängig ist (blos « und <■> enthält) auch vor das
Integral gesetzt werden kann. Wendet man diese Gleichung auf die Oberfläche
selbst an (a = ax), so verschwindet das letzte Integral, und es wird, wenn Zr»
den Werth von AM für die Obei fläche bedeutet:
^(2« 4- l)a?ffi")ßdp*- $f*l-p (/>-^w)^/J *M= 0.
Durch theilweise Integration der beiden Integrale folgt:
\(2n + V*?&w(*a*--fi'f~Jfl - ${a;+*W»)t> -f p>+*M*)^<i/>^X<«)=0
^ o o
oder, entsprechend reducirt:
•) Da da» Anfangsglied der Reihe für 1 — F (o) die Einheit ist, so wird der allgemeinste
Fall der Entwickelung X' = »X, wobei n eine ganze Zahl ist; dabei kann X ganz oder ge-
hrochen sein; vergl. t. B. König<hkrger »Vorlesungen Uber die Theorie der elliptischen
Functionen«, I. Theil, pag. 109 und 137.
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560 Mechanik des Himmel». 88.
^2 (« - 1)//MS- j "j^y.(2 n -+- l)i^(-) - (f-)"^*"*} ^ = a
8 und ^("> sind stets positiv, negativ, weil die Dichte mit wachsendem
p abnimmt, und //W < /fM, weil *<•») eine nach aussen beständig wachsende
Function ist. Da weiter — < 1 ist, so wird:
" K)> (ff
//(-) > >|W
2» 4- 1 > 3 für « > 2,
daher der Klammerausdruck unter dem Integral positiv und da -jr negativ
ist, so wird der Faktor von (") Air n > 2 aus zwei positiven Gliedern bestehen,
und kann daher nicht verschwinden. Mit verschwindendem Z(*> muss also auch
X(») = 0 sein, und der Radiusvector irgend einer Schicht wird von der Form
r ~ PO "+" «KW). (12)
Zur Bestimmung von KW hat man, wenn man wieder KW«-AWJf<») set2t:
*(2)^_ I* a/>* ^ + J.y g _J_ (^6 A(a))^ + \o*ft dpd-Yf\ "+* ZW = 0.
Für die Oberfläche ergiebt sich hieraus
~~ir~ a ZV)
4rc
oilcr
«ZW
4 IT «1
«A?>=_ <L__ (13)
l )*—p—äP
0 a * r
0
Sieht man von der Attraction der entfernten Weltkörper ganz ab, so wird
aZW = - Jtt/'Oi» - i).
Setzt man dann
a* b
-b; * ^ , (14)
2 y dP
2J7W
5a» -»
so wird
r, = a, [1 -Ha - *«/*(,i» - \)tm\.
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Mechanik des Himmels. 88. 89.
56l
Die Unbestimmtheit von J*°> gestattet noch
zu setzen1) und dann wird
rx = ax (1 - kH<®w*(v.* — 1)] (15)
Dabei ist
z/21 . 1 1X (*aXY
• • • 1
daher für sehr kleine Werthe von a [Formel (9)] gleich 1 zu setzen. Die hier-
durch bestimmte Figur wird manchmal vorzugsweise als >Rotationssphäroid>
bezeichnet. Ihr Meridianschnitt ist eine der Ellipse ähnliche Figur mit den
beiden Halbaxen ^(1 -+- kH&)w*) und av Die Abplattung ist daher
« _ 2 r 1 (16)
1 5a* HW /H .
jhp* dp
0
wobei bw* die früher mit b bezeichnete Grösse ist. Für constante Dichten
folgt hieraus a =• $b (übereinstimmend mit dem Resultate 86 (14). Da sich
zeigen lässt, dass das zweite Glied des Nenners nicht negativ werden kann, und
nicht grösser als für constante 8, so sind
a = $b und a — f b
die Grenzen zwischen denen a jedenfalls enthalten sein muss.
89. Figur der Satelliten. Bei den Satelliten ist die Anziehung der
Hauptplaneten nicht zu vernachlässigen; es ist dann
+ JT [Uv-1 - VW + B^yrr^J^YT^VJcos (• - «,) +
+ 10 - |if)(l - V.S)C0S2(» - «,))•
«>,, und e, oder ja, bestimmen dabei die Lage des anziehenden Punktes.
Für die in der Natur vorkommenden Fälle kann man sich auf zwei Annahmen
beschränken.
a) Im allgemeinen befindet sich der Satellit nahe im Aequator des Haupt-
planeten; es ist also 6, = 90°, jij — 0, folglich
a ZW = \ W*W - \) - f j± (u> - i) + f ^ (1 - n») «;2(«. - «»,).
Führt man wieder die früheren Grössen b, k ein, so wird
- - k (w* +|^) (u> - i) - k • fr* - - «»,) (2)
und wenn man über die Constante F<0> so verfügt, dass
.*p-i*(--$=i)j-
ist, so wird
') Wenn K1(o) = 0 wäre, so wäre al der Halbmesser der Kugel gleichen Inhaltes. Bei
der hier getroffenen Wahl von K,(o) wird, wie aus Formel (15) hervorgeht, ax der Halbmesser
der eingeschriebenen Kugel.
36
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Mechanik des Himmels. 89.
rx - ax \\ - kW» [w* + Cf** — 1) — • $ ^ - 1) w 2(« —
oder
r, - [l - *//<»>{(«»• + + t(. _ .,)} _ ,)] . (3)
Hieraus erhält man: Air die Rotationsaxe: 6 = 0, |x = 1 die Länge a,; für
den Aequatorradius in der Richtung zum anziehenden Hauptplaneten: © = 90°,
ji «=r 0, «•> — u>, = 0 oder 180°:
für den Aequatorradius in der dazu senkrechten Richtung: 6 = 90°, jt = 0,
~ — = 90° oder 270°:
1 + kHWw*.
Die Figur des Himmelskörpers wird daher die eines dreiaxigen Ellipsoides,
dessen längste Axe gegen den Hauptplaneten zu gerichtet ist. Die Abplattung
3 ttt
der Aequatorellipse wird — i-tlfW, diejenige der Meridianellipse in der zur
Pi
Verbindungslinie des Satelliten und Hauptplaneten senkrechten Richtung AffW wi ;
das Verhältniss dieser Abplattungen ist daher
Nun ist
w, 1
wenn T die Umlaufszeit des Satelliten um seinen Hauptplaneten ist, und
2*
tu = — .
/ '
wenn / die Rotationszeit des Satelliten ist; das Verhältniss der Abplattungen
wird daher
TT {t) *
Für den Erdmond ist / = 7\ daher die Abplattung der Aequatorellipse etwa
■fa derjenigen der Meridianellipse und zwar bleibend, in der Art, dass die grösste
Axe des Mondkörpers stets gegen die Erde zu gerichtet ist. Für die Haupt-
planeten gelten natürlich dieselben Formeln. Für die Erde ist z. ß. T= 365*254
demnach die Abplattung der Aequatorellipse
9 _ i_
40(365-25)3 — ITTSXO
derjenigen der Meridianellipse also verschwindend. Ueberdiess wäre diese Ab-
plattung stets gegen die Sonne zu gerichtet (in der Richtung a> — cot = 0;,
würde also eine veränderliche Gestalt des Erdkörpers eine (allerdings ganz un-
merkliche) Fluthbewegung mit täglicher Periode erzeugen.
b) Wesentlich schwieriger gestalten sich die Untersuchungen über die Gestalt
des Saturnringes, die auch an dieser Stelle zu erwähnen sind. Die erste Theorie
derselben rührt von Laplace her. Er nimmt ihn als aus einer grösseren
Anzahl von Ringen bestehend an, von denen jeder durch die Rotation einer
sehr gestreckten Ellipse um eine ausserhalb derselben parallel zu ihrer kleinen
Axe liegenden Geraden entsteht (elliptischer Wulstring). In der That giebt dies
eine Gleichgewichtsfigur; doch hat schon Laplace erkannt, dass diese sowie
jede reguläre Figur des Saturnringes nur eine labile Gleichgewichtsfigur sein
kann. Die geringste äussere Kraft, und deren sind ja schon durch die Attracdon
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Mechanik des Himmels. 89. 90.
der Himmelskörper thatsächlich vorhanden, müsste bewirken, dass der Ringmittel-
punkt sich von dem Saturnsmittclpunkt entfernt, so dass der Ring sich schliess-
lich mit dem Saturn vereinigen müsste. Dieses gilt sowohl, wenn der Ring
einfach, als auch, wenn er aus zwei oder mehreren derartigen stark ab-
geplatteten ringförmigen Körpern besteht. S. v. Kowai ewsky nahm die Frage
so auf, dass sie den Querschnitt des Ringes in einer durch den Saturnsmittel-
punkt gehenden Ebene so zu bestimmen suchte, dass stabiles Gleichgewicht
bestehe. Diese, sowie die Untersuchungen Maxwell's über einen continuirlich
mit Masse belegten Ring führten jedoch zu keinem befriedigenden Resultate,
weshalb sich Maxwell zu der Annahme veranlasst fand, dass der Ring aus
discreten Massentheilchen bestehe, die sich wie eine grosse Reihe von Satelliten
um den Saturn bewegen, eine Annahme, die u. a. auch darin eine Stütze
findet, dass in ähnlicher Weise die kleinen Planeten einen ringförmigen
Gürtel dieser Constitution um die Sonne zu bilden scheinen. Die Untersuchung
der Bewegung discreter Massen bietet aber selbstverständlich besondere
Schwierigkeiten durch den Umstand dar, dass man über die Anordnung
der Massen keine auch nur durch die geringste Erfahrungstatsache gestützte
Hypothese machen kann. Erleichtert werden allerdings die analytischen Ope-
rationen durch den Umstand, dass es sich nicht um die Bewegung der einzelnen
Satelliten handelt, sondern um den GcsammtefTekt, den die jeweilige Anordnung
der Massen in ihren Bahnen als Ring übt. Insofern ist es möglich, aber durch-
aus nicht erwiesen, dass vereinfachende Annahmen, welche die Behandlung
wesentlich erleichtern, zu richtigen Resultaten führen1). Annahmen dieser Art,
zu denen Maxwell seine Zuflucht nimmt, sind: Gleichheit der Massen der
einzelnen Partikelchen, speciclle, regelmässige Anordnung derselben tür den
Anfangszustand u. s. w. Aber selbst unter diesen Voraussetzungen unterliegt
die Untersuchung noch bedeutenden Schwierigkeiten.
Dass der Ring nicht aus einer zusammenhängenden, mit durchaus derselben
Geschwindigkeit rotirenden Masse besteht, wurde erst neuerdings von Keeler
auf spectroskopischem Wege nachgewiesen1), indem es ihm gelang, bei den ver-
schiedenen Punkten des Ringes versdiedene Rotationsgeschwindigkeiten nach-
zuweisen, woraus allerdings noch nicht gefolgert werden darf, dass der Ring aus
getrennten Körpern besteht, wohl aber, dass er mindestens aus mehreren in-
einander liegenden, selbstständig von einander rotirenden Ringen besteht3).
90. Die Differentialgleichungen der Rotationsbewegung. Handelt
es sich um die Bewegung eines Massencomplexes, so wird nebst der Translations-
bewegung seines Schwerpunktes auch noch seine Rotationsbewegung zu unter-
suchen sein. Die hierfür geltenden Differentialgleichungen sind in rechtwinkeligen
Coordinaten:
lm{* ~df*-x ~df>) = 1('x- xz)-
Die Anzahl der veränderlichen Coordinaten x, y, x ist hier gleich dreimal
der Anzahl der beweglichen Punkte, also für eine continuirliche Masse unendlich
') VergL auch den Artikel »Planeten«.
*) Astrophys. Journal, I. Bd , pag. 416.
*) Vergl. Sekligkr, «Astron. Nachrichten«, Bd. 138, pag. 99.
3°'
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564
Mechanik de« Himmels. 90.
gross. Zwischen denselben bestehen aber, wenn es sich um die Rotation von
starren Körpern handelt, gewisse Beziehungen, so dass im Ganzen doch nur
eine endliche Anzahl von von einander ganz unabhängig Veränderlichen bleibt.
Um auf diese überzugehen, wird es am besten, ein in dem Körper festes Axen-
system zu wählen, den Körper auf dieses zu beziehen, und die Bewegung des
Axensystems zu untersuchen; hiermit ist auch die Zahl1) der unter allen Fällen
notwendigen und hinreichenden von einander völlig unabhängigen Veränderlichen
bestimmt.
Der Uebergang auf dieses Axensystem wird durch die Formeln 2 (1) ge-
leistet, in denen daher die Coordinaten x, y\ »' als constant anzusehen und
nur die Richtungscosinus o,, ß,, 7,, as, . . . 7, veränderlich sind. Man hat daher
dt* ~~ dt* ^y dt* ^ dt*
d*x d*y <P z
und ebenso für y, s. Führt man die Werthe für *, y, s, , -j^ , -j^ in (1)
ein, und berücksichtigt, dass die Transformation der Kraftcomponenten in der-
selben Weise vorgenommen wird, wie diejenige der Coordinaten, dass also,
wenn X\ V Z die Componenten der auf den Punkt x, y, z wirkenden Kraft,
bezogen auf die im Körper festen Axen sind:
x = *xx'+ p,r 4- txz'
ist, so folgt
im {(«,*• + f,y + 7, o (*■ +y ^ + ^) -
-s|(«1*'+p1y+1li')(«,jf,+p>y,+1,r)-(«1y+?,y+T,«x«1jri+p1K-(.Tl2-)!
und ebenso aus den beiden andern. Hierin bezieht sich die Summation auf die
Coordinaten x\ y', z' und auf die Kräfte X, Y\ Z\ während die Richtungscosinus
*i» ßi» • • • 7j Mr Punkte dieselben sind. Diese, sowie ihre DirTerential-
quotienten können daher bei der Summation vor das Summenzeichen gesetzt
werden. Löst man daher die Klammern unter dorn X auf, so erhält man links
Ausdtticke mit den Coefficien!en Zmx'*, 2my'*, 2mz'*, Smx'y', Smy'z', *2mx's'.
Ueber die Lage des neuen Axensystcmes war bisher keine weitere Verfügung getroffen
worden, als die, dass es in dem Körper fest sei. Wählt man es nunmehr so, dass
die drei Coordinatenaxen mit den Hauptträgheitsaxen zusammenfallen, so werden
die drei letzten Summen verschwinden. Löst man auch die rechts stehenden Aus-
drücke auf, und berücksichtigt die Gleichungen 2 (8), (9), (10), so erhält man
V » ~d!*~ ~ *3 ~di*j y* ~~ 3 ~Tfi) y
+{1*1$ r» ^)^***-«.2C7,^-«,n+P.2(«'jr-^)+7.2(*,y,-yjr).
V 1 ~~ * ~dfl) lmx + yi "dir - Pt dt% ) lmy +-
») Der »Grad der Freiheit«.
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Mechanik des Himmels. 90. 56s
Multiplicirt man diese Gleichungen mit ap as, <x, und addirt, sodann mit
ßi» ßa» ßs» endlich mit 7,, 7j, 7j, führt die Trägheitsmomente A, B, C nach
83 (4) und (4a) ein, und berücksichtigt die Gleichungen 2 (18) und 2 (5) bis (10),
so erhält man die EuLER'sche Differentialgleichung für die Rotationsbewegung.
A ^ -+- (C - B) qr = « = 2 (y'Z' — Y')
B^+(A-C)pr=m (2) Wl=Z(z'X' -x'Z') (3)
C Tt "** (^ ~ A) pq Ä 91 « - 2 («* -y JT).
Die Componenten der Geschwindigkeit der Bewegung für irgend einen
dx dy dz
Punkt sind gegeben durch die Ausdrücke ~j} * ~}t * Wenn einzelne Punkte
des Massencomplexes sich in Ruhe befinden sollen, so müssen für diese die drei
Geschwindigkeitscomponenten Null werden. Nach 2 (1) wird dann aber:
dx . da. , </ß. . d-\x
~dt~ ~dt ~*~ y ~dT ~rf7 W
dt * dt *y dt + <// u*
Da man zur Bestimmung der Coordinaten y, *' der in Ruhe befindlichen
Punkte nicht mehr als drei Gleichungen hat, so wird die Lösung der Aufgabe
möglich, d. h. es giebt stets solche Punkte. Multiplicirt man die Gleichungen
(4) mit 04, a8, cc„ dann mit ßp ßa, ß,, endlich mit 7,, fit 7,, so erhält man an
ihrer Stelle die folgenden
qz' — ry' = 0; rx' — pz' = 0; p/ — qx' = 0,
von denen aber jede die Folge der beiden anderen ist, so dass sie nur zwei
unabhängige Gleichungen
*- = >- - '- (4a)
p q r
darstellen. Es wird mithin nicht einzelne Punkte der angegebenen Eigenschaft
geben, sondern sämmtliche Punkte einer Geraden G, welche durch die Gleichungen
(4a) bestimmt ist, befinden sich zur Zeit / in Ruhe; die Bewegung tritt als
eine Drehung um diese Gerade auf, und man nennt diese, da sie mit /, q, r
also mit der Zeit veränderlich ist, die momentane oder instantane Rotation s-
axe. Ihre Schnittpunkte mit der Körperoberfläche bezeichnet man als Pole
(für die Erde: Erdpole und zwar Nordpol und Südpol).
Die Richtung der Rotationsaxe ist bestimmt durch ihre Richtungscosinus
gegen die Hauptträgheitsaxen:
\' = cosGx' = — ^ _ ; \J = cosGy = - . l -- — ;
X»' = COS Gz' = —r-r-'- - — •
Vp* ■+- 9* ■+■ r3
Da
cos Gx = cos Gx cos xx' •+■ cos Gy' cos xy' ■+■ cos Gz' cos xz'
ist, so werden die Richtungscosinus der instantanen Rotationsaxe gegen das im
Räume feste Axensystem der x, y, z:
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566
Mechanik des Himmels. 90. 91.
1 V>» •+- g'' -+■ r% J Vp* +?' + r'
3 V>* 4- H- r»
Um die Rotationsgeschwtndigkeit um die Axe zu bestimmen, genügt es irgend
einen beliebigen Punkt zu betrachten, da ja die sämmtlichen Punkte des Körpers
in starrer Verbindung sind, und daher jederzeit dieselbe Rotationsgeschwindig-
keit haben müssen. Nimmt man als solchen einen Punkt der *'-Axe, dessen
Coordinaten daher x' — 0, y' «= 0, z' sind, so wird die absolute Geschwindigkeit
im Räume gegeben durch
mit der Bezeichnung 2 (16). Der Abstand des betrachteten Punktes von der
Rotationsaxe ist aber
d=z sin (Gz1) = *» y\ - (tos Gz')* = *' *L=-. .
Daher mit Rücksicht auf 2 (20)
ä-* , ^ =.
YP* -h q% ■+■ r»
Daraus folgt nun die Winkelgeschwindigkeit w = v : d, also
w = Yp* i^ + r1 (7)
und nach (5) sind dann p, g, r die Componenten der Winkelgeschwindigkeit,
d. h. die Rotationsgeschwindigkeiten um die drei Axen x', y\ z\ und die Zähler
in (6) die Rotationsgeschwindigkeiten um die drei im Räume feststehenden
Axen x, y, z.
91. Die Bewegung des Körpers im Räume. Die Bestimmung der
g, r aus den Differentialgleichungen 90 (2) giebt die Lage der Rotationsaxe
gegenüber den Hauptträgheitsaxen im Körper selbst [Gleichungen 90 (5)J. nicht
aber die Lage dieser Rotationsaxe oder des Körpers im Räume. Zu diesem
Zwecke ist noch die Kenntniss der Grössen alt a8, . . . 73 nöthig. Hierzu ge-
langt man durch die Integration der Gleichungen 2 (14), sobald die darin auf-
tretenden Grössen p, q, r bekannt sind1). Man kennt dann die Lage des Körpers
in jedem Augenblicke, indem man die Lage der drei Hauptträgheitsaxen kennt.
Von diesen 9 sind aber nur 3 von einander unabhängig. Gegen die im Räume
festen Axen der x, y, z wird diese Bestimmung aber auch festgelegt sein durch die
Kenntniss des Bogens XX = a, (Fig. 271, pag. 283) und des Winkels X'XY^lx\
und den Bogen XV = ßj oder XZ' = Yr Führt man der grösseren Symmetrie
wegen noch die Winkel Y'XV^^, Z'XY = /i ein, so bestehen zwischen
diesen sechs Grössen ebenlalls drei Beziehungen. Die eine derselben ist die
erste der Gleichungen 2 (5); die beiden anderen erhält man aus zweien der drei
rechtseitigen Dreiecke XX Y\ XX Z\ X Y Z' ; sie sind:
') Diese neun Cosinus lassen sich direkt durch Theta-Functionen ^ausdrücken. Vergl. Jacobi
Ges. Werke, 11. Bd., pag. 306.
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Mechanik des Himmels. 91.
567
Zur Bestimmung des Winkels /, hat man zunächst im Dreiecke XX' Y,
wenn der Winkel XX' Y mit C bezeichnet wird:
cosC = — _
sin
demnach
yT^i' ' yT-
Differenzirt man die zweite Gleichung (1), so folgt
- (. - .,-)/rr-.>/, ^ = ^ - ., (., ^ + «, .
daher mit Rücksicht auf die erste Gleichung (1):
0 " a» } <// ~ rf/ ~
Substituirt man hier die Gleichungen 2 (14), so wird mit Rücksicht auf 2 (8):
0 - *,') ^ = 7i ' + M-
Die sechs Gleichungen1)
^7 = ßi ' - 7i * 0 - «i8) ^ = 7i ' + ßi 9
- T, ^ - «1 r (2) (l-ß/)^-«i/ + 7i'' (3)
^ = «1 ? - ßi ' 0 - 7« = ßi ? ■+■ «1 r
bestimmen die Lage des Körpers (der drei Hauptträgheitsaxen) im Räume.
Da jedoch nur drei Winkel hierzu ausreichend sind, so wird es wieder am
passendsten, von den Substitutionen 2 (21) Gebrauch zu machen, wobei jedoch
eine kleine Aenderung angezeigt erscheint. Als Fundamentalebene, auf welche
alle anderen Ebenen bezogen werden, wählt man hier, so wie früher, eine feste
Ekliptik. Es stelle daher in Fig. 271 die X K-Ebene eine feste Ekliptik dar, und
die X K-Ebene die zur Hauptträgheitsaxe des grössten Momentes senkrechte Ebene,
also den Trägheitsäquator3). Consequenterweise würde dann ft der aufsteigende
Knoten des Trägheitsäquators auf der Ekliptik sein, da die Rotationsrichtung
von X gegen Y' zu stattfindet, und i wäre die Neigung des Trägheitsäquators
gegen die Ekliptik, also die »Schiefe des Aequatorsc. Man spricht jedoch von
einer »Schiefe der Ekliptik <, gemessen am aufsteigenden Knoten der Ekliptik
am Aequator, gezählt in der Bewegungsrichtung. Wenn dann die Figur und die
Formeln diesem Gebrauche entsprechen, so wird, wenn ß, den Frühlingspunkt
darstellt, die Lage der X K-Ebene &A und in den Formeln * = — e' zu setzen
sein. Ist nunmehr (X) eine in der Ebene des Trägheitsäquators des Körpers
l) Diese Gleichungen wurden von Euler seinen Arbeiten ru Grunde gelegt. Vergl.
»Memoires de I'academie de Berlin« für 1758, pag. 171 und für 1759, pag. 279.
*) Diese Bezeichnung wird gerechtfertigt durch die Nothwendigkcit der Unterscheidung
von dem Himmelsäquator, der senkrecht steht auf der Rotationsaxe; er ist identisch mit dem
geographischen Aequator.
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568 Mechanik de» Himmels. 91. 92.
feste Richtung (eine der Hauptträgheitsaxen) , so wird die Bewegung von (A"J
nahe der Rotation der Erde (wenn vorerst auf die Rotationserscheinungen bei
dieser Rücksicht genommen wird) entsprechen. Unter der Annahme, dass die
Erde ein Rotationsellipsoid sei, wird man für (A1) jede beliebige Richtung in
der Aequatorebene wählen können; nimmt man hierfür die Richtung des
Meridians eines gewissen Ortes, so wird <p der Stundenwinkel des Frtihlings-
punktes, also sehr nahe die Sternzeit des angenommenen Meridians (Normal-
meridian). Setzt man daher hier ty', <p, — «' an Stelle von «, /, so erhält
man an Stelle von 2 (21):
av = -+- cos ty'cos <f — sin ty'sin 9 cos e' = -+- sin ty'cos 9 -+- cos ty'sin 9 cos *'
ß , = — cos <J»' sin 9 — sin ty'cosfcosz' ß , = — sin ty' sin 9 4- cos <[»' cos 9 cos «'
Y, = — sin ty'sin t' 7, = H- cos ty'sin «'
o, = — sin 9 sin e' * '
ß, = — w 9 e'
TS = 4- <Wt'
und damit an Stelle von 2 (24)
. , dV dt'
P = — smtfsm t '-jj — cos 9 -jj
dV dt'
und hieraus durch passende Verbindung
dV
sin t'-jj-^—psinf — o cos 9
^--/Wf + ^f (6)
,
= r + ««f cotang t' • p -h cos<? cotang t' q.
Die vollständige Auflösung der Aufgabe erfordert die Auflösung der Gleichungen
90 (2) und 91 (6).
92. Die Bewegung der Rotationsaxe im Räume. In vielen Fällen
ist es nicht nur wtinschenswerth, sondern sogar erforderlich, die Bewegungen
der Rotationsaxe im Räume selbst zu kennen. Hierzu kann man die Gleichungen
91 (6) benutzen. Der Trägheitsäquator, wie er in 91 eingeführt ist, steht senk-
recht auf der Axe des grössten Trägheitsmomentes, kurz Trägheitsaxe genannt.
Fällt die Rotationsaxe in diese Axe hinein, so fallen Trägheitspole und Rotations-
pole, Trägheitsäquator und Rotationsäquator zusammen; fällt aber die Rotations-
axe nicht in die Trägheitsaxe, so wird die letztere durch die Richtungscosinus
Tu 7>t 7ji die erstere aber durch die Richtungscosinus X,, X8, X, bestimmt sein.
Die Rotationsaxe bestimmt an der Himmelskugel die Himmelspole und
damit den Himmelsäquator, d. i. denjenigen grössten Kreis, auf welchen die
Rectascensionen und Deklinationen der Gestirne bezogen werden. Ist also die
Lage des Himmelsäquators gegen die feste Ekliptik bestimmt durch die den
früheren analogen Grössen 9, %, so wird:
Xj = — sin 9 sin t, X, = 4- cos 9 sin t, X, = cos t. (1)
Nach 90 (6) und (7) ist aber
wKx = + ßi? + 1\r\ wX, = «1/ + ß,? -+- Tj'*. «^a = *iP + ßi* H- TS-
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Mechanik des Himmels. 92. 569
Differcnzirt man diese Gleichungen und berücksichtigt die Beziehungen 2
(19), so entsteht:
dt a> dt + Pl dt + T» dt
d{w\t) dp dq dr
~ dT -"'dt+V'dt+^dt
f&h) _ H äp dq dr
~dt~ - "» dt + dt +1*dt'
oder wenn für Xt, X, die Werthe (1) gesetzt werden:
dw db dt dp dq dr
dw dü dt dp dq dr
+ cos^smt^-wsin^sint^ + wcos^costj^^-Jj-^^-jt^^Tt (2)
dw .dt dp dq dr
-¥C0SxTt-W5tntJt=**dt+**Tt+^Tt
dw dty dt
und wenn man hieraus , -~ , ^ bestimmt:
dw , . dp , . dq , . dr
</t . . <// . , dq dr
wJt = W» ^/ (e)* *7 + Wi
wo die Coefficienten (w), .... (e), die folgende Bedeutung haben:
(«0t — — 4> «« « + «| w 4* f'* <w 6
= — ßj ;m 4» j/» s 4- ß, <w 4» ;öi e 4- ß, im e
(«/), «= — 7, «'« 4» sin e4-7, 4» «* • + T» cos s
(40i == — (a, rttf 4< 4- et, ma |) = — «i sin <jiwe+ a, <w tycost — o, «» e
(♦)»- — (ßi 4* ß» sin 4*) (e), = — ßx «Vi cos t + ß, <:oj ^ <w s - ß, sin s
(40» = — (7i + 7> 40 = — Ti 4* f • H- 7> w ♦»«-Ii sin t
Setzt man hier für a, a, . • • 7S die Werthe 91 (4) ein, so folgt:
{w)l = 4- cos <p i/« e «Vi (<J/ — 40 4- [jwi e <w «' <w (4»' — 40 — «* «' cos e] **» y
(w)% = — jx« 7 sin e j/*« (4»' — 40 -+■ e *w e' <w (4*' — 40 — WÄ e' ^ *] cos ?
(«Os 0 4- JiVi 8 sin s' <w (<J»' — 40 4- <W e rtw e'
(«J»), = — cos v cos (4/ — |) 4- sin <p f<?5 8' xi» (|' — |)
(4») , = 4- sin <p »j (4/ — 4») »* T «' JIÄ (4»' — ♦) (4)
" -*■ "* sin — 4»)
(Ol ~ ■+■ cos <p »f e «'» (4»' — |) 4- [cos e <w e' cos (ty' — 4») 4- sin t' sin i] sin <p
(e), = — sin 9 cos e «V» (4*' — <j») 4- [cos e cos t' cos (4*' — 4») 4- sin t' sin e] cos <p
(e), = 4- cos 8 s' cos (4/ — 4*) — sin t cos t'.
Substituirt man nun in (3) für die Differentialquotienten der p, q, r ihre
Werthe aus 90 (2) und setzt:
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57o
Mechanik des Himmel». 92. 93.
/ x * / x W , x 91
("'). ^ + («/), £ -4- (W), £ &
,,x * /,x TO /.x « ,„
^ + (+)• j + (40i c=W
Wi ^ t- («;• »- H- (Oa c = E
(5)
(*0i
C—B
A qr + («/),
A-C
ß Pr ~*~ («Ol
IV
£• ß
A 1' + (40s
c P*-
V
(0,
ß Pr + («)l
B—A
c **-
E'
so wird
^= fT- ff"
^ V, E drücken sich durch die wirkenden Kräfte aus; IV, <T, E' sind
von p, q, r selbst abhängig, welche aus den Formeln 91 (5) benutzt werden
können. Diese Glieder sind jedoch wegen der Faktoren (C — B), (A — C),
(ß — A) sehr klein, und können in den Air die Praxis wichtigen Fällen, wie in
No. 96 gezeigt wird, auch ganz übergangen werden.
93. Integration der Differentialgleichungen für den Fall, dass
keine äusseren Kräfte wirken. In diesem Falle werden die zu integrirenden
Differentialgleichungen der Bewegung:
A^ + (C- B)gr = 0
B^ + (A-C)fir = 0 (1)
C— + {B-A)pq = 0.
Multiplicirt man die erste Gleichung mit p, die zweite mit q, die dritte mit
r, addirt und integrirt, so folgt
Ap* H- Bq* + Cr* = A\ (2)
wobei k* die Integrationsconstante ist. Multiplicirt man hingegen mit Ap, Bq,
Cr, addirt und integrirt, so erhält man mit der Integrationsconstante A*
A*p* H- B*q* -h CV» = HK (3)
Aus (2) und (3) kann man p, q als Functionen von r bestimmen; es wird
(/*»-**»)-■■ C(C-2?)ry (A*-A*>) - C(C-A)r>
p A(A — B) ' * ~ Biß — A) ' W
Werden diese Werthe in die dritte Gleichung substituirt, so erhält man
= y>*> — Bk* - C{C-B)r*Yh* - Ak* - C(C - ' (a}
Die vollständige Integration lässt sich demnach durch elliptische
leisten. Ist r als Function von / durch die Integration von (5) bestimmt, so
geben die Gleichungen (4) p und q.
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Mechanik des Himmels. 93. 57 1
Sind /, q, r veränderlich, so folgt aus 90 (5), dass die Rotationsaxe im
Körper selbst ihre Lage ändert. Dann werden die Pole auf der Oberfläche
der Erde nicht fest sein; man kann nur von instantanen Polen sprechen.
Sind q, r als Functionen der Zeit gegeben, so bestimmen die Gleichungen
90 (6) in Verbindung mit der Gleichung der Oberfläche (bezogen auf das feste
Axensystem : das System der Hauptträgheitsaxen) den Ort der Pole als Functionen
der Zeit.
dp dq dr
Sollen p, q, r constant sein, so muss ^ = 0, -g- — 0, — 0 sein , und die
Gleichungen reduciren sich auf ihre zweiten Glieder. Sie können dann nur er-
füllt sein, wenn zwei der drei Grössen /, q, r verschwinden. Sei also 0
r «= n constant1). In diesem Falle fällt also die Rotationsaxe mit einer der
Hauptträgheitsaxen zusammen, und es ist dies auch der einzige Fall, in welchem
sich die Lage der Rotationsaxe im Körper nicht ändert. Der Werth n ist die
Rotationsgeschwindigkeit um die Hauptträgheitsaxe.
Treten störende Kräfte hinzu, so dass die rechten Seiten in (1) nicht mehr
Null sind, sondern Functionen der Zeit, so wird den Gleichungen nur durch
veränderliche Werthe von p, q, r genügt werden können. Bei den in der Natur
vorkommenden Fällen wird jedoch die Rotationsaxe stets sehr nahe mit einer
der Hauptträgheitsaxen zusammenfallen; denn durch die Rotation selbst werden,
wie aus den No. 86 bis 88 hetvorgeht, die Himmelskörper jene Formen an-
nehmen (abgeplattete Sphäroide), deren eine Hauptträgheitsaxe in die Rotations-
axe fällt. Wenn nun dieses Zusammenfallen nicht auf die Dauer zu erhalten
ist, so wird, wenigstens im Anfange der Bewegung, ob auch bleibend, muss erst
die Untersuchung zeigen, dieses Zusammenfallen genähert stattrinden, und dann
wird z. B. p, q, sehr klein sein.
Aus den Gleichungen (2), (3) folgt aber durch Elimination von r:
A(A - Qp> -t- B(B - C)q* Ck* = D.
Sind nun für einen gegebenen Augenblick /, q sehr kleine Grössen, so
wird auch die Constante D einen dem entsprechend kleinen Werth haben,
woraus folgt, dass, da die Coefficienten A (A — C), B(B — C) Constante sind,
p und q stets kleine Werthe behalten.
Da überdiess nach früherem auch B sehr nahe gleich A sein wird, indem die
Figuren der Himmelskörper unter dem Einfluss der Rotation zum mindesten
nicht sehr verschieden von Rotationskörpern sein werden, so kann man das
Produkt (B — A)pq in der dritten Gleichung vernachlässigen, und sie wird
einfach
_ dr
C dt = °' r = " ^ )
constant; nunmehr allerdings nur genähert, da die absolute Co n stanz sofort
auch q constant ergeben jmüsste. Die beiden andern Gleichungen werden
dann:
A^ + {C-B)nq = Q
dq ' (7)
*) Dann wird k* = C'1»', i* = Cn*, und es werden die Gleichungen (4) identisch
erfüllt sein.
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(9)
57* Mechanik des Himmels. 98.
Diesen simultanen linearen Differentialgleichungen wird genügt durch
p — h sin (mt + H)
q = Vcos(mt + H) w
wobei A, m, H Constante sind. Substituirt man diese Werthe in die Gleichung (7)
so folgt:
mAh 4- (C— B) fi'n = 0
mBfi' + (C- A)/in = 0
und hieraus
Ji' mA (C— A)n (mY _ (C ~ A) (C ~
h (C-B)n mB ' \ n) ~~ AB
„yZzzgEE^ *__y*ytt, (8a)
Da eine der beiden Constanten h, IC willkürlich bleibt, so kann man
A'= - YA }/C^-~Ä g n ; /* = -+- ^~B\/C— B gn
setzen, und dann wird
p = + YBYC^S gn ,/„ (V{C-A)A^-B) +
, = - VÄVc^A.nco, (/Ef3 mt + jry
Mit diesen Werthen würde die dritte Gleichung:
£ - » ^ VWlC-AKC-B) SM 2 „, + 0
, = [1 + ^(^_^.„J2(|/Q^B/ + Ä)]„. (10)
Sind 2? und A genau gleich, wo dann das Trägheitsmoment für irgend
eine in der Aequatorebene liegende Axe ebenso gross ist, so wird, wenn keine
äusseren störenden Kräfte wirken, in aller Strenge r = n constant Dann wird
— ~2 - nt+ H\
(C-A \
q = — gncos I — -j- nt + H\.
Es wird daher die Rotationsaxe um die Trägheitsaxe des grössten Moment«
(die Erdaxe) einen Kegel beschreiben, dessen OefTnungswinkel 13 und Umlaufs-
zeit (Periode) t bestimmt sind durch
\n* H- g* C — A ^
Ist / die Rotationsdauer des Körpers um seine Axe, so ist
2k A
C — A
Für die Erde ist1) — ^ — — 0 003272, und damit wird, da / = 1 Tag ist,
t = 304 8 Tage.
Bei der Kleinheit von tj kann man g* gegen die Einheit vernachlässigen,
und dann wird
ri=£-
») Vergl. No. »8.
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Mechanik des Himmels. 93. 94.
573
g ist demnach die Grösse des OefTnungswinkels und muss als Integrations-
constante aus den Beobachtungen ermittelt werden. C. A. F. Peters fand diesen
Winkel 0" 079; t = 303^87; Nyr£n *) g = 0"-04, H= 223°8 und m — 428 55,
wenn für / als Einheit das tropische Jahr und als Anfangspunkt der Zählung
das Jahr 1850 0 für den Meridian von Pulkowa gewählt wird. Downing erhält
durch Discussion lOjähriger Beobachtungen des Polarsternes in Greenwich 0"*075
so dass man für Jt jedenfalls einen reellen, wenn auch sehr kleinen Werth an-
zunehmen genöthigt ist. Nimmt man g = 0"06, so wird die hieraus resultirende
Polhöhenänderung
+ 0"06*/>[224° + X + 428°55(/- 1850)], (II)
wenn X die westliche Länge des betrachteten Ortes von Pulkowa ist, und / in Ein-
heiten des tropischen Jahres auszudrücken ist. Die Gleichungen 91 (6) werden damit:
dtf
sin t' -j- = +■ gneos {mt + ip + //)
-j~ = — gnsin {mt «p -+- B).
Hiermit wird, wenn man in dem ersten Ausdrucke e' als constant ansieht,
und berücksichtigt, dass gemäss der dritten Gleichung 91 (6): 9 «- 90 •¥ nt zu
setzen ist:
sin «' • 9' = + g sin [{m + n)t -+- H H- ?0]
„ (13)
*' = + 8 m^Tn C0S [{m + n) ' + H + 9o1
9', c' bestimmen sehr nahe die Lage des Frühlingspunktes und die Neigung
des Aequators gegen eine feste Ekliptik. Man sieht aus den Ausdrücken (13),
dass aus den Aenderungen der Poihöhe in diesen nur periodische Glieder ent-
stehen, deren Periode
2« 2k 2k A A
CR-
n C~C*'
n A
daher etwas kleiner als ein Tag ist. Da der Faktor — = ~ nahe der Ein-
ttx — \- n C
heit ist, so wird die Amplitude der Schwingung in 9' gleich g cosec e' = 0"-15,
in «' gleich g = 0"'06. In Folge der raschen Veränderlichkeit derselben kann
jedoch von diesen Gliedern in den meisten Fällen abgesehen werden.
Um nun noch die Ungleichheiten in 9 zu bestimmen, die aus der Grösse
des OetTnungswinkels *) resultiren, hat man
dm d<l'
dt= n ~ £os e' ~Jt = « — cotang t'.gn cos {mt h- 9 -j- // ;
und wenn hier rechts für 9 wieder die erste Näherung 9 = «/ gesetzt und
integrirt wieder:
9 = 9o + nt - g m-z^t cotang t' sin \{m + n) / 4- ?0 + H) (J3a)
9 =1 90 nt — 0"- 14 sin \{m 4- n) t 4- 90 4- II).
94. Die störenden Kräfte. Sind die wirkenden Kräfte Anziehungen von
Massenpunkten und betrachtet man zunächst einen derselben, dessen Masse Mx,
dessen Coordinaten V, C seien, so wird
') Bestimmung der Nutation der Erda«, Memoiren der Petersburger Academie der Wissen-
1, Bd. 19, No. 2.
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574
Mechanik de» Himmels. 91.
x'-»"if£v-*r, r-VM^M-/); Z-»MXJ£<Z-*)
«* = (P - xy 4- -/)» + cc — *')».
Hiermit werden die Drehungsmomente:
« = £ (/c - *' V) «= »Mxf £ <yc - *'v -h vc -vo
- c-vjfif — cy - V) - v- »Mxf ~ (« o
und ebenso flir 3R, 91. Führt man hier weiter das Potential
ein, so wird
11"«= -+- k*Mx (*' - u. s. w.
(1)
daher
d V d V
= (2)
Die Integralion in (1) bezieht sich auf den ganzen Körper, d. h. auf die
Coordinaten x\ y', «' desselben. In dem Potential V treten aber dann noch
die veränderlichen Winkel et,, ß,, -\x . . . 7, auf, da die Coordinaten V, V, C
des anziehenden Körpers, bezogen auf das in dem Körper festen, mit diesem
veränderlichen Axensystem variabel sind. Statt dieser wird es besser, die drei
unabhängigen Winkel 9, ty, t einzuführen, und auch die Differentialquotienten
nach den rechtwinkligen Coordinaten durch diejenigen nach diesen drei Winkeln
zu ersetzen. Zu diesem Zwecke hat man zunächst nach 2 (1):
V = M + M + ß.C (3)
Hieraus folgt durch Differentiation unter Berücksichtigung der Beziehungen
9t(4): * ? B
dt'
daher
— 7, f & 4- 7i w f T< — «'C = + J^p 7i ^ 7^7 72 Ti — «* «'5
-^r C - -4^ 7» C - «• «'C = 4*3 C sin <p ß» -4- f V,
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Mechanik des Himmels. 94.
575
Hiermit wird:
iü ?Z iL IL aV i£ iL
a*/" ar af + av af ac af
r f^zv ,dv\ Q tt,dv „an ( ,dv vdv\
a ^ ( a k a k
j7> = »» ? ^ ac - 5 av J + w » V11 ac - c ?v J •
Hier treten die Momente V, 9R, 9t, direkt als Faktoren ein, es wird:
a P
■j^ = — j/Vi ? j/Vi t' \» - w f sin c'ÜJl 4- w «'W
ar
1^ = + *
a r . ^
demnach
a V sin 9 dV sin 9 cos t* dV
^ d v cos 9 a v cos 9 cos «' a P
9ft = 4- .»» 9 -q— -ä~n 4- * — ; 5- (5)
Sind mehrere anziehende Körper, so werden die Momente *f, *Dt, 91 aus
einer Summe von Ausdrücken derselben Art bestehen, und man wird die Aus-
drücke (/>) unmittelbar verwenden können, wenn man
V= l*>M,f ~ (6)
setzt»).
Die Dimensionen der anziehenden Massen sind gegenüber den Entfernungen
derselben stets so klein, dass das Potential V nach fallenden Potenzen der Ent-
fernung p nach No. 88 entwickelt werden kann. Ist
p> - V 4- i)' 4- C» = 61» 4- V» 4- C*.
so wird nach 83 (5):
Die nur von p abhängigen Ausdrücke verschwinden in den Ausdrücken (2),
weil
') In (3) ist diese« nicht möglich, da ij\ C von dein Orte des anziehenden Körpers
abhängen.
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576
Mechanik des Himmels. 94.
r> h. _ „. h. = ei _?£ r« - »» iL _ e. iL « o
ist, und können daher in dem Potentiale (7) ganz weggelassen werden. Aus
(5) ist dies übrigens sofort ersichtlich, da sie von 9, e, unabhängig sind. Es
wird daher, indem nur die nicht verschwindenden Theile beibehalten werden
und dies durch Einschliessen in eckige Klammern angedeutet wird:
folglich aus (2):
1' =
P&
(2?-
OC'V
ÜR =
P5
{c-
91 =
P5
(8)
wo V» C durch (3) zu ersetzen sind.
Der hier auftretende Coefficient ^a 1 kann anders ausgedrückt werden.
Man hat für die Anziehung der Sonne nach 12 (10), wenn mit 0' die mittlere
siderische Bewegung der Sonne bezeichnet wird:
folglich, wenn
gesetzt wird:
Wählt man als Einheit den mittleren Sonnentag, so ist k* die GAUss'sche
Constante, und 0' die mittlere tägliche siderische Bewegung der Erde; wählt
man als Einheit / Tage (z. B. das julianische Jahr), so hat man (kf) für k zu
setzen, und dann wird u die mittlere siderische Bewegung in / Tagen (bezw. im
julianischen Jahre).
Für den Mond ist ebenso
wenn unter D die mittlere siderische Bewegung des Mondes verstanden wird
Folglich, wenn
Mt _ ..,
Mi
(10)
gesetzt wird:
Da nun
-57- -7 + 7' (10.)
A*M' k*M* 1
p3 a
' (ff
ist, so wird, wenn man für den ersten Coefficienten seinen Werth durch die
mittlere Bewegung ersetzt, p in Einheiten der mittleren Entfernung des anziehenden
Körpers von der Erde zu setzen sein.
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Mechanik des Himmels. 94. 95.
577
Wie schon in No. 93 ausgeführt ist, wird die Rotationsaxe in der Natur stets
nahe der Hauptträgheitsaxe fallen. Dadurch tritt eine Gruppirung der Differential-
gleichungen ein, welche die Integration wesentlich erleichtert. Es werden näm-
lich /, q stets sehr kleine Grössen, und da gleichzeitig A und B nahe gleich
werden, so kann wieder das Produkt (B — Ä)pq vernachlässigt werden, Über-
dies wird, da r der Hauptsache nach die Rotationsgeschwindigkeit um die
Rotationsaxe selbst darstellt, der constante Theil n die Ungleichheiten, deren
Summe mit r' bezeichnet werden möge, weitaus überwiegen, und es wird:
dr' 91
Diese Gleichung führt zur Kenntniss von r unabhängig von den beiden
anderen. Die beiden anderen Gleichungen 90 (2) werden jetzt simultane lineare
Differentialgleichungen in p und q. Zwar tritt auch r auf; aber hier kann für
r stets der constante Theil n mit Vernachlässigung von r' substituirt werden,
da die Produkte (C — B)qr\ (C— A)pr' unbedingt vernachlässigt werden können.
Diese Gleichungen werden daher1):
dp (C-B \ 8
dq (C-A \ 2R
'dt ~ \-~B~ n¥ = -B
Dieselbe Trennung der Variabein tritt nun in 91 (6) auf. Die dritte Gleichung
kann geschrieben werden:
d? . dV ,m v
oder
dm
— = n -f- r' -+- cotang e' {p sin <p H- q cos <j), (HIb)
dti
wobei die Ungleichheiten r' und -jj gegenüber n nur äusserst klein sind. Sie
dient zur Bestimmung der Ungleichheiten in der Rotationsbewegung. Die zweite
Gruppe der Gleichungen
dV
sin «' -TT- = — psiny — q cos <p
-jj = -pcos9 + qstn9
bestimmt die Lage (Knoten und Neigung) des Trägheitsäquators.
Bei der Integration sind nun zwei Fälle zu unterscheiden. Bei dem ersten
werden B und A einander gleich sein und die Rotationszeit ist von der Um-
laufszeit des störenden Körpers wesentlich verschieden. Beim zweiten ist die
Rotationsdauer gleich der Umlaufszeit des störenden Körpers; der Unterschied
zwischen den Hauptträgheitsmomenten B und A ist nicht zu vernachlässigen.
Der erste Fall tritt bei der Rotation der Erde ein (Präcession und Nutation)!
der zweite Fall beim Monde (Libration).
95. Die Bewegung des Erdkörpers. Setzt man 2? = «4, so wird 9t = 0,
und rf = 0, da die Constante bereits in n berücksichtigt ist, d. h. es wird
r = n. (1)
') Von dieser Trennung der Variabein wurde bereits in No. 98 Gebrauch gemacht.
II. 37
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578 Mechanik des Himmels. 95.
Die Ausdrücke 92 (5) erhalten ebenfalls eine wesentliche Vereinfachung.
Man kann nämlich an Stelle von V auch \V\ schreiben, so dass, in derselben
Bedeutung wie früher:
[V] = - W + Cr>'* CZ* -h(A- Ql'> +(B- C) ,'•]
~ + 3-TjT- KC - 4 + <C " *> W
daher für diesen Fall
[v\ = + z~y^ (c-A) (r» v») = + i^ <c - ^) -
in^-^J^V-A)!?'. (2)
ist. Führt man hier die mittleren Bewegungen ein, so wird
wo p® in Einheiten der Erdbahnhalbaxe, pt in Einheiten der Halbaxe der Mond-
bahn auszudrücken ist.
Da nun ^- = 0 ist, so wird -j- = 0, folglich 91 = 0 übereinstimmend mit
dem früheren Resultate, und weiter
dV sin? dV
Die Differentialgleichungen II bilden ein System, dessen Integrale, wenn die
rechten Seiten Null gesetzt werden:
(2 a)
(C-A \ (C — A\,
p = \eos I — — n I / -+- t, stn I — — n I /
t . (C - A \ (C - A \
q = \ stn I — — n\t—^cos I — — n \ t
(4)
sind, welche aus 93 (9 a) hervorgehen, wenn an Stelle der beiden Constanten
k, H die beiden Constanten ») durch die Beziehungen
g n sin H*=\ \ gncosH**^
eingeführt werden. Da die Gleichungen II linear sind, so kann man die
Methode der Variation der Constanten anwenden; die Werthe (4) werden eben-
falls als Integrale der vollständigen Gleichungen angesehen, wobei aber »j
nicht mehr constant, sondern variabel sind. DifTerenzirt man die Gleichungen
(4) unter dieser Voraussetzung, so folgt, wenn wieder Kürze halber — ^ — » «= m
beibehalten wird:
<fp _ C-A di du
- = -j- nq + cosmt-jt + stnmtTt
dq C-A . d\ du W
~it = — a — nf **" sm ~dl ~~ cos dl '
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und daraus
Mechanik des Himmels. 95. 579
Substituirt man (4) und (5) in II, so folgt:
dl dn 2
cos mt jt -+- sm mt ^ = ^
d\ r/t) m
stn mt dt — C°S m ~dt= A
d\ 1 ™ .
dt~ Ä ( °S mt ~l~ stnmt)
daher mit den Werthen für ? und 5JI aus (3):
d\ 1 T , v d v ■ , x \ dV\
dl = A[- ?) - sm (mt+ 9) — .
«1 1 f . , „ N * ^ , , N 1 d V\
(6)
(7)
Bei der Integration dieser Gleichungen wird für die Integra tionsconstante
l0 = ^ n sin H\ rio = ^« ^öj // zu setzen sein.
Die Integration der Gleichung (lila) giebt sodann:
<p = 9o 4- «/ — j cos t' -J- dt, (8)
wobei zur Bestimmung des letzten Gliedes bereits die Kenntniss von -jj
vorausgesetzt ist Aus den Gleichungen (IV) folgt aber:
0)
und hier ist
dti
sin t = — l sin{mi -+- 9) tj cos(mt -+- 9)
dt'
— = - £ cos(mt -4- 9) — Tj ««(w/ -+- 9)
C — /I , </<!/
(»/ -4- 9) = ^ «/-+- 90 -+-«/ — j 1' <//
mt -t- 9 = ^ «/ -+- 90 — y r« e' <//. (10)
Nachdem l, ij durch Integration von (7) erhalten sind, kann man aus (9)
dV C
-j- bestimmen, indem in erster Näherung für mt-hy sein Werth ^»f-t-90 sub-
stituirt wird. Sodann erhält man aus (8) einen besseren Werth für mt -+- 9 und
hiermit aus (9) die Acnderungen von 9' u"d e'. Man kann jedoch die Werthe
von l, J) aus (9) wegschaffen. Differtnzirt man diese Gleichungen und setzt Kürze
halber:
d? c ,dy
m + dt = An-C0St dt =m>
so folgt
d ( dü'\ dt' dl d~n
dt\smt>~di) =-+""' ~Tt *) + 9) -ji
dü' dl df\
'sin «' — cos (mt -f- 9) ^/ — f/";/ (mt •+■ 9) ^
37*
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580 Mechnnik des Himmels. 95.
Substituirt man hier die Werthe aus (6) oder (7) und bestimmt die ersten
Glieder rechts, so ergiebt sich
oder
, dt' d f . , dy\ 1 . m
m -dl -dt ("" e -Ii ) + A (l sm * + m cos *>
, . , rff d (dt' \ 1 ■» . »
ts,n 1 -d7 = -dt\in) + i4 <- 8 ™* +
, d* d / . , dy\ 1 a v
m Ii = + Jt\smt Ii) ~ AsTi* Ty
m>sin>W- lt±L\+ 1 IL
m sm g -jj - - dt y-j;]
(IIa)
(Hb)
Bei der Integration würden die ersten Glieder rechts ohne Integralzeichen
auftreten; während also die Gleichungen (9) Integrale über £, rt, d. i. doppelte
Quadraturen enthalten, werden in (IIa) oder (IIb) einfache Quadraturen er-
halten. Es tritt aber noch ///', und in der zweiten Gleichung sin 1' als Nenner
auf. Es sind aber, wenn man für m' seinen Werth einführt, die linken Seiten
von (IIb)
C df dV d%' C . , dV ,dV. , dV
A nTt * C0S 6 Iii ~di > A n Stn ~dt C0S ' Ii "n ' ~di >
schafft man die zweiten Glieder, welche von der zweiten Ordnung sind, nach
rechts, und multiplicirt mit , so folgt :
<w a dt. dy\ 1 iy_
dt ~~ Cn dt X"lt dt)~ Cnsint' dy
(dt\ 1 a t . i (dyy
U j + r« Tv +c»-C05t smt \Hi)
1 ZV A dU dt'
Cn dt dt
d6' A d fdt'\ 1 ZV A /v.m\»
si"''di = -r» Jtl- ^ ^ —
Um die zweite Gleichung zu integriren, muss noch durch sin t' dividirt
werden; da aber
in t' dt \di) ~ dt \sin f dt ) + sin* t'\dt )
d*¥ A d ( 1 d£\
di ~ ~~ Cn dt \stnt' dt )
stn
ist, so wird
j rv_
A
cos *
^ Cn
Durch Integration der ersten Gleichung (12) und der Gleichung (12a) wird
endlich erhalten:
. 1 C 1 W .t A . , d$ AT ,dy dt' .
£==eo -Cijsin,' TVd'+Ci;smg -di + 'Cn-J C°* * Hi Tt dt
(13)
. , 1 r 1 dv. a \ dt' a r ifdvy i (df\n ;
*=*° +Cn J 7in*'Ud'-Cnsl^di + Cn J C0St [[d7) ~iinTv\di) J"'
7m den einfachen Integralen, welche in den beiden ersten auf t0 und <J/0
folgenden Gliedern enthalten sind, treten hier noch Doppelintegrale auf, welche
allerdings von der zweiten Ordnung, aber, wie eine genaue Untersuchung zeigt,
nicht ganz unmerklich sind1), sondern bis etwa 0"01 ansteigen, daher für den
Fall, dass die äusserste Genauigkeit gefordert wird, noch zu berücksichtigen wären.
') Vergl. Orroi.ZKR, Lehrbuch zur Bahnbestimmung von Planeten und Kometen, I. Theil,
2. Aufl., pag 153.
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Mechanik des Himmels. 96.
58l
»6. Die Bewegungen der Rotationsaxe der Erde. Führt man in die
Formeln von No. 92 die Bedingung A — B, r = //, "){ = 0 ein, so werden die-
selben:
A W= 4- («0,TO \V% = [(wM - (»),/>] n
AW = (*), i> 4- (+), SR (1) V - - (+), /] » (2)
= (.), e H- («), 3H E' «= [(.), ? - (e), p]
C — A
n
A
Führt man für % die Ausdrücke 94 (5) ein, so erhält man aus (1):
dV 1 d v
A1V= sin « sinW — |) ^ _ [sin t cos t'cos (f — <J,) — sin t'cos ,] ^ ^
^ V = (+• «'"" (+' - I) ^ (3)
£ K 1 0 K
= — t *m — ^ — [cos t cos t'cos (<> ' - 4- sin e* t] ^ v-^, •
Führt man in (2) an Stelle von /, q ihre Ausdrücke durch 91 (5) ein, so folgt:
1d ' </«' 'I C A
-\-[sin t cos t'cos(<if — <|#)— sin t' cos t) — j/'« e <{-)i/7/ e' -Jj >- »
4- wi';»^-*) -57 -4- *)««•' —4— " (4)
( </Y d<lt'\C— A
E' = <4-[>w « »i («{*'— f/// t] -rw e sinft'—tysin e' > — ^— //.
Die Ausdrücke (3) enthalten bereits die in den Differentialgleichungen 92
(6) nöthigen drehenden Kräfte, ausgedrückt durch die Differentialquotienten des
dt!
Potentiales ; die Ausdrücke (4) hingegen durch sin t und ^- . Diese letzteren
können auch durch 93 (12) ausgedrückt werden. Die sämmtlichen Ausdrücke
enthalten überdiess bereits die Werthe t und selbst, welche erst durch Inte-
gration der Gleichungen 92 (6) bekannt werden. Wenn der Oeftnungswinkel *j
beträchtlich wäre, so würden <J/ — <{* unc* e' ~~ E auch merkliche Werthe er-
langen. Setzt man sie dann in erster Näherung gleich Null, so können bei
einer wiederholten Rechnung die bereits erhaltenen Werthe von <J>, e eingeführt
werden. Man kann daher die Ausdrücke (3) und (4) so zerfallen, dass ein
Theil von (ty' — <j>), (e' — e) unabhängig wird, und der andere eine kleine, von
diesen Grössen abhängige Correction darstellt. Setzt man also
W = IV0 4- A W ; W = V0 4- AT ; E = E0 4- AE
IV = 4- A IV; V = W0' 4- A4 '; E' = E0' 4- AE'
und lässt bei den mit (C — A) multiplicirten Ausdrücken die Grössen von der
zweiten Ordnung von <|/ — «|>, 1 — t weg, unJ berücksichtigt, dass
— — = — — \ :-=—» sm{t — t)4- i . . , sin* (e — e)
sin t sin t sin* t v / a sin e v y
ist, so erhält man
^^0 = 0 /Fti' = 0
und
L - + rf/ ^
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582 Mechanik des Himmels. 96.
AW- + shi.sia(V-Vj7+»«V-')^. f£ +i tost' sin' M'-Qjf
jiwt j/«8 e' L VT T/ <?<j/ d«J 1 sint Ct ._.
ar 1 d v
AM=-costsinW-y)-^r + <l[sin* \(t'-t)^cosU'sin* iCf-*)]-^
dy\ C-A
d! \ A
4
A = j- sin(,' - «) jf - sin t'sin - 4.) sin t'
AUT' [ dt* dV \C—j
AE' = |- cos t' (4/' - 4») «« e' -^J
(8>
( ' - ,1
Die Ausdrücke würden, selbst wenn tj bis zu einem Grad gehen würde,
vollständig ausreichen. Berücksichtigt man zunächst die von <|»' — <J>, *' — s un-
abhängigen Glieder, so wird
TT - 0. W
daher w constant, also w = n\ dann wird:
dty 1 _1_ dV_ C—A_ d^
dt = + A~n W 77 ~ ~A~ dt
dt_ J 1_ dV_ C-A de_
dt = ~ An sin £' dV A dt '
(10)
Setzt man hier die Ausdrücke 95 (12) ein, so folgt:
dj> l 1_ ZV_ C — A d(dj\ C—A d V C—A gl ( <*V \a
dt ~ + An sint' dt' "•" Ctism't' dt\dt ) ~ ACnsint' dt' ' Cn C05t \ dt )
dt_ 1 1 dV C-A dt . tdJl\ C—A dV C—A td^dt'
di**~ Ansint'dV~ Cn~dt\SMt dt J + ACnsint' 0f~ Cn C°S * dt dt
daher in ähnlicher Weise reducirt, wie in 95:
d± 1 1 C V C-A dt 1 dt'\ C — A ,/WV_ J_ /^Vl
dt —~*~Cn sin t' et' + Cn dt\sin f dt ) Cn C*St\\dt) sin* t\dt) J
dt 1 1 dV C — A d f . d<y\ C — A dty dt'
dt Cn sin-* dj' ~ -CT dt \"ntli) ~ -CT eo%% Tt dt <U>
oder integrirt:
1 C 1 dV j* C—A 1 dt'
+ = *<> + C«J J*7' ä? + ~Cn~ li^'Tt ~
Cn
e° ~ CnJ sint' ~
i f tdy dt'
-yo5*-di-dtdL
c—a . dy
-Cn~SMl ' dl~
(12)
C-A
Vergleicht man diese Ausdrücke mit den Ausdrücken (13) der vorigen No.
so findet man, dass die ersten Glieder in beiden identisch sind, die zweiten und
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Mechanik des Himmels. 96.
dritten Glieder in <|* und t aber mit dem Coefficient — ^ — multiplicirt, also
wesentlich verkleinert erscheinen. Während also bei der Bestimmung der Lage
des Körpers selbst (seiner Trägheitsaxe) die dritten Ausdrücke immerhin
noch in gewissen Fällen zu berücksichtigen sind, werden dieselben, wenn man
•die Bewegung der Rotationsaxe untersucht, völlig belanglos, da sie noch
nicht 0" 00003 erreichen. Was die zweiten Glieder in den Ausdrücken (12)
anbetrifft, so wird, wenn man sie in erster Näherung vernachlässigt, und mit
den erhaltenen Wcrthen von <|»\ e' berechnet, ihr Werth in t:0"0003, in «b:0"000G
nicht Ubersteigen; sie sind daher ebenfalls wegen des Faktors — gr— ver-
schwindend. Man hat daher
tamto- CnJ sin t' ät'
(13)
Es ist noch nöthig den Antheil zu bestimmen, welchen die Zusatzglieder
(7) und (8) erzeugen. Bestimmt man aus 9B (13) und 96 (12) die Werthe von
<|/ — <J>, t — », so findet man:
1 dV 1 C dV dt1
(14)
Nun ist
tangtf — — ^ ; tätigt = - ^ ; <w • — X,; w = 7,
und nach 90 (6):
folglich
Hieraus folgt, dass e' — e stets von der Ordnung von p, q und 4»' — <!* von
der Ordnung -i^-. , -fX-r ist, daher nach 91 (5) : t' — « von der Ordnung von
dti d% </<!>' 1 <*Y
sin e' , und ty' — ty von der Ordnung , ^— r . Dasselbe gilt daher
von 4»0' — <|»0, s0' — a0. Die Ausdrücke (14) treten aber in (7), (8) noch mul-
tiplicirt mit den störenden Kräften selbst auf; die Ergänzungsglieder (7), (8)
sind daher mindestens von der zweiten Ordnung dieser, und können ebenfalls
unbedenklich Ubergangen werden. Man wird daher für die Bewegung der Erd-
axe durch die Integration der Gleichungen (13) die vollständigen Ausdrücke er-
halten1).
J) Doch können immerhin kleine Zusattglieder zu den secularen Veränderungen (Präcession)
Berücksichtigung verdienen ; es würde aber die Ableitung derselben an dieser Stelle viel tu weit
fllhren.
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584 Mechanik des Himmels. 97.
97. Präcession und Nutation. Die Entwicklung der Ausdrücke für 4/
und e' erfordert nun zunächst die Kenntniss des Werthes von P und seiner
Differentialquotienten nach e' und <(/. Nach 95 (2) ist
dt' P» (C ^ca."
wobei
C = 7i * ■+• 7> 1 ■+• 7>C = — x/« f xm «'S H- <w f xm «' ij 4- cos «'C (2)
ist. Sind nun X0, ß0 die geocentrische Länge und Breite, p die geocentrische
Distanz des anziehenden Punktes, bezogen auf die feste Ekliptik X Y (Fig. 271),
so wird
% =» pcos ß0 sin X0
tj = p cos ß0 sin X0 (3)
C = pxmß0.
Wird noch für den Faktor — g-1 die mittlere Bewegung eingeführt, so wird
zunächst für die Wirkung des Mondes:
1 dV 3/'* C—A
X ( — f/» <|*' ft>x e' <w B0 cos X0 -+- <w ^' cos t' cos ß0 xm X0 — xm c' xm ß0)
1 dV 3Z'a C— A
n~Cslh~7' c~f = ~ (1+*V (-w'»+,^?o^o+^'^o"^o+^Ä,V«'*'»?o)><
X (— cos ty'sin t'cos ß0 <w X0 — sin |' «'» t'cos ß0 «'» X0)
oder
1 dV 3Z1» C —
Ä J? =-(l+vV -Tc~ ["' V°sin ^ - + <WÄWV1' x
X [<w e1 cos ß0 xm (X0 — <|»') — xm e' ß0] ^
^4? f£ = + (T^V ßo sin (X° ~ *° *' ßo] x
X [xm e' <w ß0 «.vx (X0 — ip%
wobei man zu beachten hat, dass man als Einheit für p die mittlere Entfernung
des anziehenden Körpers zu wählen hat, und v' durch die Gleichung 94 (10)
bestimmt wird.
Die Coordinaten ß0, X0 des anziehenden Körpers beziehen sich auf eine
feste Ekliptik. Die wahre Ekliptik ist aber in Folge der Anziehung der Erde
durch die Planeten etwas veränderlich; ihre instantane Lage ist durch die
Theorie der Bewegung der Erde gegeben. In der astronomischen Praxis nun
bedarf man die Coordinaten ß, X, bezogen auf die instantane, wahre Ekliptik,
auf welche dieselbe daher auch in den astronomischen Tafeln bezogen werden.
Die Werthe von ß0, X0 sind demnach nicht direkt gegeben, und müssen aus den
durch die Störungstheorie gegebenen Werthen ß, X abgeleitet werden. Die Lage
der wahren Ekliptik ist bestimmt durch die Iünge VqE = II ihres aufsteigenden
Knotens in der festen Ekliptik, gezählt von dem festen Frühlingspunkte y*0
(Fig. 276) und ihre Neigung 1t gegen diese. Ist dann A0A0' der Aequator für
eine gegebene Epoche, AXAX* der Aequator für eine andere Zeit, so ist V0B,
gezählt in der Bewegungsrichtung (also über jf) der bisher mit <J>' bezeichnete
Winkel (X& in Fig. 271) Hier ist aber <|» an Stelle von f zu setzen, weil
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Mechanik des Himmels. 97.
5«5
AA' den Rotationsäquator und nicht den Trägheitsäquator bezeichnet. Daher ist
der kleine Bogen V0J9 = 360° — <{, oder — <|*. Winkel EBAX ist der Winkel e.
Für it und II ergiebt die Theorie der Störungen der Erdbahn, wenn man nur
die secularen Glieder berücksichtigt:
wo nach I.everrier
px = h- 5»-84 /9 = -+- 0" 196
qx = - 47-59 q% = 0 057
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586
Mechanik des Himmels. 97.
ist, wenn / in Einheiten des julianischen Jahrhunderts gerechnet wird1). _In
Folge dieser Bewegung der Ekliptik rückt der wahre Frühlingspunkt nach fVsl ;
die Strecke = a bezeichnet man, obzwar sie eine Folge der fortschreitenden
Bewegung ist, wegen ihres Einflusses auf die Präcessionserscheinungen, also
eigentlich mit Unrecht »Präcession durch die Planeten«1). Bezeichnet man noch
Ey>1 mit b, so hat man mit den weiteren aus der Figur ersichtlichen Bezeich-
nungen aus dem Dreiecke SP0Pl, in welchem P0 und Px die Pole der festen
und instantanen Ekliptik sind8)
sin ß0 = sin ß <w rr — cos ß sin it sin (b — X)
cos ß0 sin (II — X0) = sin ß sin it 4- cos$ cos it sin {b — X)
cos ß0 cos (II — X0) = cos ß cos (b — X).
Multiplicirt man die zweite Gleichung mit -+- sin (II — ty'), die dritte mit
4- cos (fl — ty') und addirt; sodann die zweite mit — cos (II — <J»'), die dritte
mit 4- sin (II — 40 und addirt wieder, so erhält man :
cos ß0 cos (X„ — <!*'/ — "+- sin ß sin it sin (II — t|>') 4-
4- cos ß [cos (b — X) cos (II — <]<') 4- sin (b — X) sin (H — 4»') cos it]
cos ß0 sin (X0 — 4*') = — s*n ß w* 51 ^ C — 4'') 4- (5)
4- <w ß [cos (b — X) x/'« (II — 4»') — xm {b — X) w (II — 4*') <w n]
xr« ß0 = -f- xx» ß <w rc — r<?x ß sin ir xx'w (£ — X),
wodurch die erforderliche Zurückführung geleistet ist. In diesen Formeln tritt
aber noch die Grösse b auf; diese ist bestimmt durch die Seite II — 4. und
die anliegenden Winkel ir und 1 in dem Dreiecke EBTX\ es ist dabei:
fang* (H«)= tang\ (11 - *);
tang\{b - a) = - 40
und hieraus durch Reihenentwickelung*)
±(b + a)=Hn — ty + tang±ttanglnsin(J\ — ty)-htang* ^ifang* $Ksin2(\\ — ty-h . . .
llb — a)=i(U-^)-co^ng^t/ang\T:sin(n-^co/an^\t/an^lr:sin2(l\—^)^ . . .
1 4- COS^ C
b = (fl — ty) — 2 cotangttang\i:sin(l'\ — ty+ 2 . 1 1 Awy»|ftxxx»2(ll— 4>)4- . . -
<x = 2^<r « fang \ ic xx« (II — <|/) — 4 -r-j- /<x»^> £ it xxxx 2 (II — 4») 4- . . .
Hier tritt noch die Grösse c auf, welche erst zu bestimmen ist; setzt man
daher « = «0 4 A«, wo s0 eine Constante, die Schiefe der Ekliptik für die
Epoche ist, so werden hierin die noch unbekannten kleinen Grössen 4» und A«
») Vergl. v. Oppoizer 1. c, pag. 124. Die folgende Ableitung sowie die numerischen
Werthe sind der Hauptsache nach diesem Werke entnommen. Wählt man das julianische Jahr
als Einheit, so sind durch 100; /,, durch 10000 zu dividiren.
3) Es wäre consequtnter, die Strecke a auf dem festen Aequator zu zählen, da auch der
Bogen fl von dem festen Frühlingspunkt gezählt wird. Bemerkt mag schon hier werden,
dass der Werth von II beständig abnimmt (vergl. den Artikel »Präcession«).
J) Es ist zu erwähnen, dass 180° — II und demnach auch 180°—* massige Winkel
sind, weshalb man meist auch 180° — b = ö' in die Rechnung einführt.
*) Nach den Formeln :
n - 1
tangy = ntangx, m = — - — -
y «= x ■+- m sin 2 x 4 \ m- sin 4 x 4 \ m*sin 6x4-.-.
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Mechanik des Himmels. 97. 587
A cos t cos t0 1 -+- cos^t* ,
Ae -r-r- = . " - 0 A t
vorhanden sein. Nun ist bis einschliesslich Grössen zweiter Ordnung richtig:
tang\* = £ Az/*^ jr und
1 1 cos tQ . cos 1
— — = . ■ r . - Ae -— -
1 1 -+- cos't w e0 ,
cotang t = cotang t0 — — Ae — — r-5 = — * — 4 -r-™ A e.
Entwickelt man dann noch sin (II — 4»), j/'//2(H — 40 un<* set2t ^r rt»»^* j/«Ilf
tangtcosli ihre Werthe (4). so erhält man:
a = / + r *- - -?v- /1 J - ^ /. • A. /
«»«0 L*'wto ««'«o J «««0 stn*t0ri
b = n - 4* - cotangt0px t - ^cotang t9pt - \ ' "V^ '° /, (7)
-f- ^/aiV«0^1+./+ Ae-/.
Man erhält weiter, indem man innerhalb der hier beizubehaltenden Genauig-
keitsgrenzen <J>' mit <\i identificiri, und die zweiten Potenzen der Zeit weglässt1)
sinKsin(U — ty) = tangn sinU costy — tangn cosW sinty=px /; sinn cos (U — 40 — 9\*
cos (b — X) cos (II — «|») ■+■ sin {b — X) sin (II — 4») cos n =
= -(H — I)- X] + [cos [b + (II — 4,) - X] — -(II _ 4,) - X]jiw»iir
= <w x <™ o — (Ii - 40] + j/« x sin [b — rn — +)]
= X — sin X <-*/<wa^ «0 /, / H- «« X ro/a»^ e0 ^ , • <|» - f -+- sin X • , At • /
<w (b — X) (n — <|0 — «« (£ — X) cos (II - <J0 <w ic =*
= sin \ -h cosX cotang t0 px t — cos X cotang t0fxty • t — cos \ — A< • /
sin n sin (b — X) = cos\ • pxt — sin X • qxt,
demnach
cos ß0 cos (X0 — «J»1) = -t- sin $pxt -+- w ß[<w X — «'« X cotang t0px t] -+-
-+- ß jii« X ^/a«^ *0 ^1 sin * si^t\ A«/|
cos ß0«« (X0 — <|»') = — */« ß?, / -l- cos $[sin \ + cosl cotang t0pxt] —
— cos ß |<w X <-^a«^ •„ ^, 4»/ -+- f<7j X sj£tt A«/|
oder
rof ß0 cos (X0 — 4»') = cos $cos\ ■+■ [sin ß/j X cotang «0/,]Z
-+- X w (J ^<?Ä7^f e0 4»' 4- X ß t~ ^% ' *
cos ß0 j/« (X0 — 4»') = cos ß sin X — [«'« ß?, — cos ß X cotang e0p , ] / — (8)
— r<?f X cos ß cotang t0oxtyt — cos \ cos $ A« • /
sin ß0 = ß — [cos ß cosXpx — cos ß Xf J/.
') Die Glieder mit den Produkten von px, ql und A(, 41 tur «wei'en Ordnung werden
vorerst noch beibehalten, um den Einfluss von <j/, Ac zu Ubersehen; für die zweite Potent von
/ vergl. Otpolzer, L c. pag. 163 ff.
Man erhalt überdies« für die wahre Schiefe der Ekliptik i, :
1 stnb
und hieraus nach einigen leichten Reductionen (vergl. v. OrroLZER, 1. c, pag. 161):
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588 Mechanik des Himmels. 97. 93.
Es ist hieraus ersichtlich, dass, wenn man nur die Glieder erster Ordnung
berücksichtigt, und Ae in diesen Ausdrücken nicht vorkommen. Ae tritt
allerdings noch in den Ausdrücken (4) auf, wenn t1 durch t 4- Ae ersetzt wird;
es wäre dann:
«Vi e' = sin c0 4- cos «0Ae; cos e' =* cos i0 — «Vi «0A«;
cotang t* «= cotang e0 — cosec* t0 Ai.
A e ist aber, wie die Durchführung der ersten Näherung zeigt, von der zweiten
Ordnung gegen <J»I ein seculares Glied, welches von der ersten Potenz der Zeit
abhängt, tritt in Ae überhaupt nicht auf, so dass in der ersten Näherung hier «'
mit t0 identificirt werden kann. Dann wird bis auf Grössen erster Ordnung:
cos ß0 sin (X0 — <J/') 4- cotang e' «Vi ß0 = cos ß sin X 4- cotang «0 «Vi ß 4-
4- (cos ß «Vi X cotang e0 — sin ß) q x t
cos t'cos ß0«Vi (X0 — <J>') — «Vi e'«Vi ß0 = cos ß «Vi X cos e0 — «Vi ß «Vi t0 —
— (cos ß «Vi X «Vi «0 -t- «Vi ß cos e0)^1 / -+- cos ß cos X cosee t0px t * '
«Vi e' r<?* ß0 cos (X0 — «= cos ß <w X «Vi t0 4- («Vi e0 «V» ß — cos ß «Vi X tw c0)/1 /.
Multiplicirt man diese Ausdrücke in der in (4) angegebenen Weise, so
erhält man endlich:
( 1 1Z\ =
\nCsint' dt')l
= {+ «** P"'«2 * ""«o + <™ß "* P 7^ - P<™ «oj
3Z'» C—A\( Qn . ^cos%t0 . n „ . , . .A rttf 2e0\ #
4- ß«V; X <w X e0 -»- sin ß <w ß cos X / j J /
(»C«Vie' ^),=t=
3Z'» C— ^, ...... ,
= -+- . - ,: , ^r-j-H CW! ß Sin ) COS X «« e0 -+- SM ß <W ß COS X <VJ e0J 4-
\ l ~~T~ V ) p /I U
3Z'a C f
4- ^ -t-v')p8 wC P5,'ff * f<?,r * ^ eo — sm P ^ P cos * s'n eo)}y*i ~~
— ^«Vi ß cos ß sin X -J^-5 4- *w 8 ß««f \cos e0 — «Vi* ß cos e0^ />, J t.
Für die Wirkung der Sonne ist ß = 0 zu setzen, und es wird:
[ 1 *n _
\nCsin*' dt')~
30" CWj / . <w2e0 . . \ 1
/ i an"
\»C«Vie' dVJ~
30" C — A. ,
= (14- v)Pi8 „c \sin X* 'w sm '« "•" (w* Xi eos w 'o^i — w** xi fM «o^i)^!-
98. Numerische Werthe. Für ß, X sind die geocentrischen, auf das wahre
Aequinoctium bezogenen Coordinaten des Mondes, für Xj die geocentrische,
wahre Länge der Sonne zu setzen; von der Wirkung der Planeten kann man
absehen. Ist (£ die mittlere Anomalie des Mondes, 0 diejenige der Sonne, ft
die Länge des aufsteigenden Mondknotens, cd der Abstand des Mondperigeums
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Mechanik des Himmels. 98.
589
von dem aufsteigenden Mondknoten, u, der Abstand des Sonnenperigeums von
demselben, so wird, wenn nur die Hauptglieder berücksichtigt werden:
U(+«»+fl + 60 17'-3 sin l 4- 1° 16'-5 sin (C — 20 4- 2a» — 2^) 4-
-I- 39'-5jw(2(£ — 20 4- 2a> — 2a»,) — IV-2 sinQ
sin \ = 4- 0-9968 w» ( ([ 4- a» -(- ß) — 0 0550 sin (a> 4- ft) 4- 0 0546 j/'« (2 (£ 4- a» 4- ft) —
— 0 0114 sin (20— a> 4- 2a», 4- ft) 4- 0 0108 sin (2 (£ —20-»- 3a> — 2u>, 4- ft)
^; Ä = + 0 9968 cos ( ([ -+- a» -+- ft) — 0 0550 cos (a» 4- ß) -1- 0*0546 <w(2 £ 4- a» 4- ft) —
— 0 01 14 cos (20-u + 2a»j -4- ß) 4- 0 0108 w (2 £ — 20 -+- 3a» — 2a», 4- ft)
j/« ß = 4- 0 0894 (£ -+- a») — 0 0048 «'» u» 4- 0 0049 ;m (2 £ +») +
4- 0 0030 sin (£ — 20 4- a» — 20»^
<w ? = 4- 0-9980 4- 0 0020 cos (2 £ 4- 2 a»)
p"3= 1 0047 4- 0 1 644 <w £ —0 01 34 cos 2 £ -f-0'0315 <w(£ — 204-2 a»- 2 a>,)4-
4- 0-0266 <™ (2 £ — 20 4- 2a» — 2a»,)
X,=04-a»14-ft4- 1° 55'*6 sin 0
Pl-s„ 1-0001— 00 168 <w0.
Der Werth von e0 ist für 1850 0:
*o= 23°27'31"-8, »o = 0*3981, cos «0 = 0-9173, = 17158
log sin t0 = 9 59998; log cos t0 = 9 96253; log = 0'23447.
Bei der Integration der Ausdrücke 96 (13) treten in den periodischen Gliedern
gewisse Integrationsdivisoren auf. Haben die Ausdrücke Z', £', 0', o»', u»^, ft'
die bisher gewählte Bedeutung, so wird z. B. £ =»= £0 4- £'/ u. s. w., folglich
cos Stcn05 (H+P0 + K« + K + «Ä)
^ • (*£ 4-004-Tu>4-3«i, 4- t&)dt= ± — — . ; — — -
sm\ ^ 1 1 co/ o([' 4- ß0' 4- 70»' 4- öo>,' 4- «ft
Ks bleibt dabei ganz gleichgültig, welche Zeiteinheit man wählt; da nämlich
Z' * 0 *
in dem Coefficienten der gemeinschaftliche Faktor — , auftritt, so wird
Z' 0'
— , — eine Verhällnisszahl sein, und der zweite Faktor Z', 0' im Zähler mit
n n
den Ausdrücken a£» 4- B0' 4- fu»' 4- 8«>,' 4- «ft' wird wieder nur Verhältniss-
zahlen geben; zum constanten Gliede der Entwicklung tritt der Faktor Dt
bezw. 0'/; es werden sich daher / und Z', 0' auf dieselbe Zeiteinheit beziehen.
Die periodischen Glieder wird man aber noch durch arc 1" zu dividiren haben,
um die Coefficienten in Bogensecunden zu erhalten. Es seien also ©', £\ "»'»
mi\ ft' die mit arc 1" muhiplicirten mittleren Bewegungen in einem Jahre, so
wird auch n die mit arc 1" multiplicirte Rotationsgrösse der Erde in einem
Jahre sein; da die Rotation in einem Sterntage 360° ist, so wird in einem
julianischen Jahre die Drehung
36525 1296000-/,
wenn / das Verhältnis des mittleren Sonnentages zum Sterntage, also log / =
00011874 ist. Hiermit wird:
Z' = 4- 83-997 1 oi« = 4- 1 04776
£' = + 83-2869 0»,' = 4- 0-33786 (1)
0' = 4- 6 2830 ft' = - 0-33757
n = 4- 2301-218.
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S90 Mechanik des Himmels. 98.
Für den gemeinsamen Faktor vor der Klammer sind die in Bogensecunden
ausgedrückten mittleren Bewegungen in derselben Zeit1):
(£')" = 17325610"; (0')" «= 1295977", (2)
womit die Coefficienten sofort in Bogensecunden erhalten werden.
Unter den Integrationsdivisoren können einzelne für specielle Werthe der
a, ß . . . kleine Werthe erreichen; dann werden die bezüglichen Glieder besonders
vergrössert, und speciell zu berücksichtigen. Dies wird der Fall sein, wenn im
Nenner einer der drei rechts stehenden Divisoren für sich allein auftritt.
Betrachtet man nun in den Ausdrücken 97 (10) und (11) die von / unab-
hängigen Glieder, so ist <w*ß nahe constant, genähert 0 998, sin* ß sehr klein,
das Hauptglied wird ' (0 0894)» sin* (£ 4-u>), daher in sin*$cost0:
0-0018 [1 — cos 2 (C
Dieses Glied wird bei der Integration nicht vergrössert. In den Ausdrücken
sin* X und sin^cos X erhalten die grössten Glieder, abgesehen von dem in sin* l
enthaltenen constanten Gliede das Argument 2((£ -4- "> 4- &), welches durch die
Integration ebenfalls nicht vergrössert wird. Hingegen entsteht in den Aus-
drücken sinfisin^ durch Multiplikation der beiden grössten Glieder ein Ausdruck
mit dem Argument Ditses wird bei der Integration wesentlich vergrössert,
und giebt sowohl in als in e die grössten periodischen Glieder. Die Ent-
wickelung selbst giebt, wenn man nur die grössten Glieder ansetzt'):
d^ 1 oV_
dt ~ n Csin V dt' "
3Z,J (C A\ i
= — ( —C~J |4- 0 4553- 0 4532 cos (2C 2/0 4-2 ft) 4- 0 07699 cos
4- 0075 1 cos C 4-00 1 44cos( 1 - 204- 2<o— 2tu4 )-+-0 0 1 22 cos(2 £ — 204-2o>— 2u>, )4-
4-00128<w(([4-2u>4-2ß;— 0 086Srw(3£ 4-2o>4-2ß)— 0 0115^(4<I -f-2o)-f-2ß)—
-OO165^(3C-20 + 4a.-2ü,1-h2ft)-OO139<rw(4C-20-+-4«>-2o>1-h2ft)—
- 00761 ^j(2C +2«H-ft)— 00145<w(3([ 4-2<"4-&)4-O-OO21<w(204-2u>, 4-ß)J—
- (^^) {+ 0 4588 - 0 4584 <w(20 + 2«», + 2ß) +
4- 0 0231 cosQ- 0-0269 <w(30 + 2«», + 2ß)+ 0 0038 cos (0 + 2«, + 2ß)J (3)
^> =~ ^c4iT' - (^C^f-1- 0 1 966^(2 (T -H2-H-2Ä)- 0 04 1 1 6,/«ft-
— 0* 0065f />/( <£ -h 2 «"-f-2ß) -H 0 03 7 7 j/w ( 3 C H- 2»«-l- 2ft ) -H 0 004 9* /»(4 C -»- 2 «>-l- 2ß>) -I-
4- 0-007 1 sin (3 1 -204-4"— 2u> , -|-2ß)4-000 59 sin (4 <£ -20+4 «>- 2 "» , 4-2 A)-r-
4- 0 0407 sin (2 C 2o> 4- ß)J -
- (^-)j+0 1989*m(2G+2^
l) Es ist auch für die Sonne ein Unterschied zwischen der siderischen und anomalistischen
Bewegung tu machen; (0')" 'st die siderischc, 0' die anomalistische Bewegung; deT Unter-
schied ist jedoch für die Sonne sehr gering (0-C0029).
*) Hierin ist der constante Theil des ersten Gliedes in ( ^7 J i ; 4- 0'4590, des dritten
Gliedes — 0 0037. In beiden Ausdrucken entstehen die Glieder mit 0& oder 2ft aus
ersten Gliede, diejenigen mit 1& aus dem zweiten Gliede.
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Mechanik de» Himmels. 98. 59*
Hieraus ist zunächst zu ersehen, dass in «j» ein seculares Glied auftritt, da
die Entwicklung mit einer Constante beginnt. Diesen, mit der Zeit / beständig
wachsenden Theil nennt man die Präcession; die periodischen Glieder die
Nutati on in Länge. In * tritt in dieser Näherung ein seculares Glied nicht
auf, sondern nur periodische Glieder: die Nutation in Schiefe1).
Da in den Ausdrücken für sin X und cos X die Coefficienten derjenigen
Glieder, welche dasselbe Argument haben, dieselben sind, und nur sin und cos
miteinander vertauscht erscheinen, so werden die Glieder der beiden Produkte
cos 6 sin ß sin X und cos ß sin ß cos X dieselbe Eigenschaft besitzen ; die Glieder mit
cos ft, bezw. sin ft, welche aus diesen Produkten hervorgehen, müssen daher
auch denselben Faktor haben; er ist 004487. Das zugehörige Glied
dty . 3Z'> C— A nniia„ cos 2«0
in -f. ist - r—r 0*04487 7 — * cos
dt 1+V »C stn »0
dt 3Z** C-A nnitQn . ft
in dl '' i + v' nC ' 0 04487 C0S ■• sm
Hieraus erhält man durch Integration die von der Bewegung der Knoten
abhängigen Glieder: (ty)sin£l, bezw.: (t) cos & und zwar ist:
3Z" C—A 004487 cos 2 ta /% 3/'* (C—^) 004487
<♦) TT7>-nT- -ft~ ^70 i « - + 7^7. V
Es ist folglich
(4») 2cos2t(
(«) j/« 2«0
= - 2 cotang^tQ = - 18704. (4)
d& dt
Integnrt man die beiden Gleichungen für ^-j und ^ , so folgt*) zunächst
für die Hauptglieder:
+=*o-7^^-4"!7888351'''-395^^
- TZT ^-7^ % |594590"/ - 47276"«« ^20 -+- 2»j + 2ft)j
3 C-AD W
t = •,-—- — c~ — {- 21 12499"f«ft- 20277" w(2<[ -t-2* + 2ft))
- rqr; ^7=^ X l~ 20583" «v(2© + 2«»! + 2ft)|.
C — A
In diesen Ausdrücken ist jedoch ein Coefficient — ^ — , der in Anbetracht
der unbekannten Dichtevertheilung in der Erde als völlig unbekannt angesehen
werden muss; und ferner eine nicht genügend bekannte Grösse v\ welche das
Verhältniss der Erdmasse zur Mondmatse darstellt. (1 -+- v kann dabei gleich der
Einheit gesetzt werden, da es von der Einheit nur um verschieden ist.
Der erstere Coefficient lässt sich, wenn man gewisse Daten der Beobachtung
entnimmt, direkt ziemlich sicher bestimmen, und auch v', wiewohl mit bedeutend
grösserer Unsicherheit. Diese, der Beobachtung zu entnehmenden Daten, sind
daher zwei (abgesehen von den Constanten <|/08), e0, welche für den vorliegenden
') In der xweiten Näherung tritt ein von abhängiges Glied hinxu
') Es entsteht i. B. aus dem Gliede + 0 07699 tos & das IntegTal + 0 07699
n. s. w. Die constanten Anfang'glicdcr geben die Integrale -r-0*4568(Z.')"/ und -MM588(Q')"/.
J) <|>0 kann gleich Null gesetzt werden, da die Wahl des Anfangspunktes der Zählung
fttr / beliebig ist
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592 Mechanik des Himmels. 98.
Zweck nicht verwendet werden können): die Constante der allgemeinen
Präcession und die Constante der Nutation; erstere ist das jährliche
Zurückweichen des Fitihlingspunktes, letztere der Coefficient von cos & bei der
Nutation in Schiefe; der Coefficient von sin bei der Nutation in Länge ist
mit diesem durch die Relation (4) verbunden. Nimmt man für letztere nach
Nyren:
(0 = 9"2365,
für erstere nach Bessel für 1850:
/ = 50" 23572,
so folgt zunächst aus dem Werthe von t:
+ rr-, --2112499" = 9"2365
1 + v' C n
und damit1)
C~CA = 000011979. (6)
Berechnet man hiermit die durch den Mond bewirkte Präcession, so wird
der Coefficient derselben:
3 C — A V
- • 7888351 =» — 34" 4851.
1 -h v' C n
Die Grösse der Zurückweichung des Frühlingspunktes wird aber gegeben
durch die Strecke Cyx = £ — 11 = /, wenn X^E=CE ist. Es ist aber nach
97 (7) abgesehen von Gliedern höherer Ordnung:
/=<* — = — — cotang «0 • / 1 /
oder
<{, = — /— cotang «o/j / = — 50"-3703.
Hieraus folgt für den durch die Sonne bewirkten Theil der Präcession der
Coefficient:
3 C — A 0'
1+ v C n
und hieraus
594590" = - (50"-3703 - 34"4851) = - 15"8852
Y^n = 0 0097851 • (7)
Da v als verschwindend angesehen werden kann, so folgt hieraus
^=r^ = 00032612 und ^^ = 0 0032719 (8)
und hiermit aus (6)
, 00097836
1 + v 888 000011979 = 8l'68'
folglich v' = 80-68, die Mondmasse der Erdmasse. Diese Werthe geben
für die Coefficienten:
3Z'a C — A 1
jt- -±-{ , = 75"753, log: 1879400
n C 1 -H v
3'T)'a C-A 1
-, = 34"623, Zog: 1 539370.
1+v'
») Derselbe Werth miisste natürlich in Folge der Relation (4) aus dem Coefficienten too
sin & in folgen.
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Mechanik des Himmels. 98- 99.
593
Multiplicirt man die Reihen (3) mit diesen Coefficienten und integrirt unter
Berücksichtigung der in (1) angegebenen Aenderungen der Elemente, so ergiebt
sich schliesslich1) (/ in Einheiten des julianischen Jahres):
<|> = 50*'-3703 / — (V'.OOO 10888 /*
- 17,(-274 ««ft ■+■ 0" 209 x/«2ß 4- 0"'068x/« C -I- 0" 01 1 sin (£ 4- 2ü» + 2ft) 4-
4-0"015xm(C -20 4- 2« -2«»,)
- 0"204sin (2 <£ 4- 2" 4- 2&) - 0"026 sin (3 C + 2» + 3ft)-
— 0"034 sin (2 <L 4- 2 tu 4- ft) 4- 0" 012 C2 0 4- 2 «*>, 4- ft)
4- O"127xm0- 1" 263««(20 +2», + 2ß)- 0" 049 sin (30 4- 2«»! 4-2 ft) 4-
4- 0"'021 (0+2«., + 2fl)
« = c0 4- 0" 000007 13/»
4- 9" 236 cos ß — 0"-090 <w 2 ß 4- 0"089 cos (2 £ 4- 2 <■> 4- 2 ß) 4-
4- 0"01 1 cos (3 C 4- 2 o> 4- 2 ft) 4- 0".018 <w (2 C 4- 2 «> 4- ft)
-r- 0"-648 «j(20+2», + 2ß) + 0"021 w;(30 + 2«., + 2ß).
Hierbei bedeutet die erste Zeile die lunisolare Präcession (Mond- und
Sonnenwirkung vereinigt), die zweite und dritte Gruppe in <|*, und die zweite Gruppe
in c die Mondnutation, die letzte Gruppe die Sonnennutation2).
»9. Aenderungen der Hauptträgheitsaxen. Die bisherigen Ab.
leitungen setzen voraus, dass die Hauptträgheitsaxen in dem Körper unveränder-
lich wären. Bei absolut starren Körpern ist diese Annahme allerdingszutreffend;
aber die Erde ist nicht als absolut &tarr anzusehen. Die auf derselben statt-
findenden stetigen Veränderungen, sowie grosse Katastrophen bewirken Massen-
verschiebungen, in deren Gefolge nothwendig eine geänderte Massenlagerung
Platz greift, die mit Verschiebungen der Hauptträgheitsaxen verbunden ist.
Seien für ein rechtwinkliges Axensystem, welches durch den Schwerpunkt
eines gegebenen Körpers sonst ganz beliebig gelegt ist, die auf die sämmtlichen
Massenelemente ausgedehnten Summen
A= f(y> + z*)dm D = Jyzdm
B = J(x* •+- z*)dm £ = fxzdm (1)
C = j (x* 4- y*)dm F = jxydm
berechnet ; dann wird das Trägheitsmoment für eine durch den Schwerpunkt,
d. i. den Coordinatenursprung gehende Rotationsaxe G, welche mit den drei
Coordinatenaxen die Winkel et, ß, 7 einschliesst:
7-^fW»o4 £cos'$-+- Ccos*i— 1Vcos$cosi — 2£cosacosf — 1Fcos*cos$. (2)
Trägt man auf der Rotationsaxe vom Schwerpunkt aus Strecken auf, welche
dem reeiproken Werthe der Quadratwurzel aus dem zu dieser Axe gehörigen
Trägheitsmomente gleich sind, so wird auf der Rotationsaxe ein Punkt be-
stimmt, dessen Coordinaten
*~yT' 71 ~ y/f' VT { )
sind. Die Gesammtheit aller dieser Punkte bestimmt ein dreiaxiges Ellipsoid,
dessen Gleichung
AV 4- Br? + CC» - 2Z>rt- 2£tt- 2^1) - 1 (4)
') Das Resultat ist dasjenige der zweiten Näherung (wobei auch die Glieder mit /3 auf-
genommen sind) aus Oppolzkr, 1. c, pag. 183, wobei aber alle Glieder, die kleiner als 0"Ol
sind, weggelassen wurden.
•) Uebcr die Anordnung der Formeln zur Reduction der Beobachtungen, s. die Artikel
• Präcession«, »Nutation« und »Ort«.
II. 38
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594
Mechanik He«. Himmels. 99.
ist. Der Raditisvector eines Punktes dieses Ellipsoides bestimmt das Trägheits-
moment um die in der Richtung dieses Radiusvectors gezogene Rotationsaxe.
Die drei Hauptaxen des Ellipsoides bestimmen demnach die Haup'.trägheitsaxen.
Wird daher das Axensystem in diese hineingelegt, so wird für dieses specielle
Axensystem D = 0, E = 0, F = 0 und
T= Acos* a + B cos* ß + Ccos* 7. (5)
Die Grössen A, B, C sind die Hauptträgheitsmomente selbst.
Es möge nun in einem Punkte, dessen Coordinaten x0, y0, z0 sind, eine
Masse m hinzugefügt werden, und sei
// = m(x0* + *0»)
k =m(xf + y0*)
so werden die Ausdrücke (1) in (A -t- g).
Aber es werden die drei ersten Summen nicht mehr die Hauptträgheitsmoroente
darstellen, indem nunmehr, bezogen auf das System der ursprünglichen Haupt-
trägheitsaxen die Gleichung (5) in
Tx = {A g) cos* a + (B + h) cos* ß (C k) cos* 7 —
— 2 d cos ß cos 7 — 2 e cos <x cos 7 — 2/ cos a *w ß
übergeht. Die neuen Hauptträgheitsmomente ergeben sich als die Lösungen
js der Gleichung dritten Grades
(6}
</ =• myQz0
c ™ ;w.v0z0
/= f»x0y0,
(B -+- >*,\ (C + k), d, c, / übergehen.
s-(A + g) J c
f s-(B + /i) d
und die Richtungswinkel X, [i, v der zu einer der Lösungen s gehörigen Haupt-
trägheitsaxe sind bestimmt durch die Gleichungen:
cos Ucos^.cos^ d{s _ A l_ ^ _(/: r{s _ B!_ k)_ä/ : /{s^c\k)_de ■ (9)
Es soll nun vorausgesetzt werden, dass die hinzugefügte Masse m einen sehr
kleinen Bruchtheil der ganzen Masse betragen möge. Dann wird die eine
Wurzel sx sehr nahe A •¥ g, die zweite s9 sehr nahe B + //, die dritte st sehr
nahe C-f k sein; sei also
St*= B + h + xt\ s% = C + k + x% (10)
und setzt man
{A+g)-(B + h)=%„ [C+k)-{A+g) = Syx (2? + 4)_(C+*) = ds,
(* + *)-M + *)«»„ ^+f)_(C+*;-d1$ (CH-*)-(2?+/4) = a„(ll)
so ergeben sich die Correctionen x aus den Gleichungen:
0JS = — 8
32
•r,
= 0;
oder entwickelt:
*.,+ ^»ii + »,,) + *.[».»»,.-(^+^Vä)]-(',^i+/,»i.-2^/)-0
^^^|f^11+ftn) + .r2^ftnl»53-(rf^^>+/^)]-(^S1+/»»lr2^/)=0 (12)
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Mechanik des Himmels. 99.
595
Jede dieser Gleichungen hat drei Wurzeln; von diesen ist jedoch nur jene
zu ermitteln, welche der Verschiebung der betreffenden Hauptträgheitsaxe ent-
spricht, d. h. die numerisch kleinste. Dann ist
cos X , : cos „ , : cos v , = j^-^ : -^_L__ . f ^ +\x) ä(
cos X, : cos ^ : cos v, = d^x + x%)_e/ ' J^ZTJ/ 7(dtg + 0 3)
1 1 . 1
cos X. : cos u. : cos v. *= , rft r v : — jk ; % t> : j- t, •
Es sind nun drei Fälle zu unterscheiden:
1) Die d und die d, e, / sind von derselben Ordnung; in diesem Falle
werden auch die * von derselben Ordnung sein, und es werden totale Ver-
änderungen der Hauptträgheitsaxen auftreten.
Die Massenmomente eines dreiaxigen Ellipsoides mit den drei Axen a. b, c
sind aber bei den Drehungen:
um die a-Axe: A — \M{p* + c%)
um die A-Axe: B = \M{c* -+- a*)
um die *-Axe: C= \M{a* -+- b*).
Es wird daher
B - A = \M{a* — b*); C— B = \M{b* - c*)\ C— A = \M(a* - <-').
Sind die d, e, / von derselben Ordnung wie die 8, so muss der Maximal-
werth derselben \ma* mit diesen Grössen vergleichbar werden. Für die Rotation
der Erde sind nun allerdings zwei der drei Massenmomente einander gleich; sei
a = b, so wird das Verhältniss
d ±ma* m 1
Sollen nun d und 8 einander gleich werden, so muss mit dem für die Erde
gültigen Werthe log — ~ — = 7 824410: m = ;Tir; M sein. Der Inhalt der Erde
ist aber gleich demjenigen einer Kugel von 6370 Kilometern Halbmesser. Für
eine quadratische Platte von 500 Kilometern Seitenlänge und 5 Kilometern Dicke
von derselben Dichte wie die Erde wird — man wird daher die
Massenmomente der hinzugefügten Massen als Grössen zweiter Ordnung anzu-
sehen haben.
2) Die 8 sind von der ersten Ordnung, die g, h, k, d, c, / von der zweiten
Ordnung. Bei dem dreiaxigen Ellipsoide wird dies für alle drei Gleichungen
gelten, für ein Rotationsellipsoid tür eine derselben, z. B. für die dritte, wenn die
Rotationsaxe nahe der C-Axe liegt.
Die Annahme, dass xx von der ersten Ordnung wäre, lührt, indem nur die
Glieder niedrigster Ordnung beibehalten werden, zur Gleichung
+ bti)(x» ■+■ öaa) = 0.
Die kleinste Wurzel xt = 0 entspricht nicht der Annahme, dass x3 von
der ersten Ordnung wäre. Sei at, von der zweiten Ordnung. Es ist nur ein
Glied #jÖai 6jj von der vierten Ordnung (die übrigen von höheren); diese gleich
Null gesetzt giebt die der Annahme nicht entsprechende Lösung xs — 0. Sei
also xt von der dritten Ordnung, so erhält man die Gleichung:
38*
596 Mechanik des Himmels. 99.
also:
*' •„•„ ' **-»„ + »„ (M)
Die Annahme, dass x von der (3 -f- »)ten Ordnung ist, giebt als niedrigstes
von x abhängiges Glied ein solches der (5 «+* «)ten Ordnung und als niedrigstes
von x freies Glied, ein solches von der 5ten Ordnung, welche nur für n = 0
gleich werden können. Mit (14) folgt aus (13), wenn man Überall die Glieder
höherer Ordnung gegen diejenigen niedrigerer Ordnung vernachlässigt:
III e d t
cos X. : cos u. : cos v, «= -75 — : -5 — : — 7- = — ^ — : — ^ — : ■ •
Es wird darnach mit Vernachlässigung von Gliedern höherer Ordnung:
e d
cos X„ = — k — ; cos j*. = — ä — J cos v, = 1.
»11 °jj
v, ist der Winkel der neuen (geänderten) C-Axe gegen die ursprüngliche
Q-Axe1). Nennt man die Länge der Ebene CCQ gegen die A"£-Ebene rj,
so wird
c
cos X, = stn v3 t), = — ^ —
" (»)
cos fi, = «« v, sin t), = — ä — •
Die Resultate bleiben dieselben, wenn man annimmt, dass die d, e, f von
höherer Ordnung als der zweiten sind. Sei diese Ordnung p. > 3 und die
sämmtlichen b von der ersten Ordnung, so wird die Ordnung der einzelnen
Glieder in der dritten Gleichung (12), wenn man voraussetzt, dass die Lösung
von der Ordnung X ist:
3X, 2XH- 1, X-+- 2, 2fi-h 1.
Für X = 1, ja > 1 giebt dies den bereits erwähnten auszuschliessenden Fall;
für X > 1 wird nur das dritte mit dem vierten Gliede vergleichbar, und man
erhält: X = 2ja — 1; das Resultat ist identisch mit (14).
3) Es sei ein ft von höherer Ordnung, z. B. von der Ordnung x*). Hier
sind eine grosse Anzahl Fälle zu unterscheiden, je nachdem x < jj. und je nach-
dem die d, e, / sämmtlich von derselben Ordnung sind, oder nicht. Hier soll
nur derjenige Fall erörtert werden, der neben dem früheren, dem den Gleichungen
(12) entsprechenden, in der Natur vorkommt. Es sei A = B\ dann wird mit
Vernachlässigung von Gliedern höherer Ordnung
•„-_.„-,_,....(,,_,„ w
Da von den Aequatorradien keiner ausgezeichnet ist, so kann die Jf-Axe so ge-
legt werden, dass die in der Breite 9 aufgelegte Masse die Länge 45° hat, dann wird
*0 = y<> = p cos ? Vk I «0 = P sin ?
»,, = 0, d= c = wp' sin y cos / = \ «pJ cos* 9.
Die ersten beiden Gleichungen (12) werden jetzt (die dritte Gleichung wird
gegen den Fall 2) nicht geändert):
•) Daher darf >ossl nicht gleich — 1 gesetzt werden.
*) Zwei % können wegen der letzten Relation (11) nicht von höherer Ordnung sein.
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Mechanik des Himmels. 99.
597
x* -+- x{blt — -j- -»-/») -/»e^ = o
x,» — xt(d* -+- e* + /*) — /*&,, «= 0.
Diesen Gleichungen wird nur durch *, und x9 von der zweiten Ordnung
genügt; man erhält:
*, = ±/; ^, = if/. (17)
wobei Correspondenz der Zeichen stattfindet, nicht aber eine beliebige Combi-
nation gewählt werden darf. Man überzeugt sich hiervon, wenn man z. B. den
Fall betrachtet, wo d,„ so wie /, g, h von der u.ten Ordnung wären; dann
werden die beizubehaltenden Glieder
x? + %liXl ~p\ *,» •+* e,,*, =/>
und hieraus:
Ist nun f>18 positiv, so wird, da man die kleinere Wurzel zu wählen hat:
x%
ist da, negativ, so wird ebenso:
*i = - (VHA +P- k ,); *, = + (VP^T*"- •■!>•
Für dlf = d, , = 0 folgen hieraus die Gleichungen (17). Die ersten beiden
der Gleichungen (13) werden hier, wenn man die oberen Zeichen beibehält:
cos X, : cos u, : cos v, = _ {J\ f)/ : _ {ä\ e)f : yfc ,
daher
cos X, « + yf;
cosy.x Y\\ cos v, = - ^
COS V,
^X,= -hi/f; cos u-, = -+- VT;
jxs = — — ; cos v, = -+- 1.
vT'"'
31
(18)
X, = — ;
3 1
'ai
Hieraus folgt, dass die neuen Hauptträgheitsaxen der A und B gegen die
ursprünglichen gleich geneigt sind, d. h. dass sie die Länge 45° haben, also in
die Richtung der hinzugefügten Masse und senkrecht zu dieser Richtung fallen,
was eigentlich a priori klar ist. Sind die Neigungen dieser beiden Axen gegen
die ursprüngliche Aequatorebene 4»lf so wird
♦ i-W-vj; I, = iK)0 - v„
daher
r¥ »,i ' <"T,'Tr,'»,l
also mit Rücksicht auf die Werthe der <r* und *
my* cos ystn 9
Dies ist aber (nach den Zeichen von cos X,,
w |At) derjenige Theil der Axe, welcher mit den ^e
ursprünglichen Axen die Winkel 45° einschliesst.
Sie wird daher an dieser Seite gegen den zu-
gefügten Massenpunkt hin gehoben, d. h. nach A (Fig. 277) gerückt," so dass
aA — 4»> ist. Dass die neue C-Axe in die Richtung AC0 von C0 weggerückt
erscheint, und zwar um den Bogen <}<,, folgt auch aus den Formeln (15).
Hiernach ist nämlich für den vorliegenden Fall:
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598 Mechanik des Himmels. 99.
rr mo* cos 9 sin 9
""v!wla = — Vi ä
, 81 • (19)
rr mp 2 cos ystny
stn vs j«»7)j = — \\ ft T 1 ,
"3 1
demnach tangr\t = 1; tjs = 225°, wenn man j/'«vs positiv nimmt; die neue
C-Axe Hegt also in dem Meridiane aC0 über C0 hinaus; der Bogen CC0 = v,
folgt dann aus
,MV»- <w225° _ d„ ' v»-*»
Die Werthe jc1p jc,, jcs gestatten auch die Grösse der neuen Hauptträgheits-
momente zu finden. Sie sind bezw.: A -\- g xx, B ■+■ h -+- C -+- £ -4- xs \
d' .
demnach, da x, = 2 q — ist:
"3 1
-4 -hg+f, B + h—f, C-h A-hZ -qZTa
oder
Ä — A -t- ^ «p* 9 -+- 2 9) -H 4 '"P* t = ^ + fflp2
B' = B -+- l /wpa 9+2 ««* ?) — i m?*cos* <p = 2? -f- «p'j/«* 9 (20)
C'=C + otP»<w»?h K C— •
Hiermit wird die Aenderung von C — <4 :
4(C- A) = (C - - IC- A) - **?fjf* _ mt,sin, f.
Das Maximum der Verschiebung findet statt für 9 = 45°; die Verschiebung
von C beträgt dann
i WP> 5 ^ T P V 1 /jP_V
Hierfür beträgt die Aenderung von C — A:
w - *> - c~4 - - ■ J(r. - - w
oder
c
Dabei wird die Entfernung p in Einheiten des Erdhalbmessers ausgedrückt;
dann wird der Faktor N:
Drückt man die Massen durch ihr Volumen in Kubikkilometern und ihre
Dichten in Einheiten der mittleren Dichte der Erde aus, so wird
log N= 0-5389648-10; hg —^zrr = 5-8533899—10.
atc 1
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Mechanik des Himmels. 99.
599
d 9t — mpa sin ff cos ff sin X
e = — 01p' «« ff cos ff cos X
Die Hinzufügung der Masse eines Meteors von 10 im Durchmesser in
45° Breite würde danach eine Verschiebung von 0" 30l) und eine Veränderung
A) = - O O0OOOO2877 (// - C) bewirken.
Eine Massenverschiebung kommt dem Entfernen einer gegebenen Masse
und dem Hinzufügen derselben an einer anderen Stelle gleich. Wird die Masse
in dem Punkte weggenommen, dessen geographische Coordinaten (bezogen auf
das ursprüngliche Axensystem) p, <f, X, sind, so wird:
x0 = p cos ff cos X
y0 = p cos ff sin X
z0 = 9SWff
daher, wenn man die eine Axe in die Richtung desjenigen Meridians legt, in
welchem sich die entfernte Masse befindet: X = 0, tjs = 0; die Verschiebung
findet gegen den Ort hin statt, wo die Masse entfernt wurde, um das Stück
C0Cj = v8, so dass:
mp'J sin y cosj
un v> = — c^~Ä —
Legt man nun die Masse m in
einem Punkt m' nieder, dessen Länge
mCQm' =Z (Fig. 278) ist, so wird
der neue Trägheitspol C, sein, und
es ist
f tn p' ' sin ff' cos ff'
stn v3 = £(c~JTÄ) '
Die stattgefundene Polverschie-
bung ist nun C0 C% = u in der
Richtung, welche durch den Winkel w
gegen den Ort m oder durch w -\- L
gegen m' bestimmt wird. Man sieht
sofort, dass die Verschiebung des Pols
in der entgegengesetzten Richtung
stattfindet, als die Verschiebung der
Masse m. Finden diese Verschiebungen
nicht allzunahe dem Pole statt, so
wird man m'C\m = L' mit m'C0m = L
identificiren und A(C — A) vernach-
lässigen können und erhält dann aus dem Dreiecke C0C,Ct, wenn dasselbe als
ebenes aufgelöst wird:
u sin w — v,' sin L
u cos w = v s — vs' cos Z,
daher
m p'* sin tf' cos 9'
ustnw = ~ j stn L
. , , (21)
tn o* sin » cos 9 m p' 2 sin • cos ff' _
w ist hierbei im entgegengesetzten Sinne von L zu zählen,
a. Findet eine Verschiebung im Radiusvector (Hebung oder Senkung) statt,
so wird L «= 0, 9 = folglich
(A 27H)
>) Um die hieraus folgende lineare Verschiebung tu
nahe 80 Meter entspricht.
erhalten, hat man iu beachten, dass
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Mechanik des Himmels. 99. 100.
u sin w = 0
(cW).
Ist p' grösser oder kleiner als p, so wird w = 180° oder 0; bei der Er-
hebung einer Masse wird sich daher der Trägheitspol in dem Meridiane des
Ausbruchs von der Ausbruchstelle entfernen; bei einem Einstürze wird sich der
Trägheitspol nähern. Die Hebung oder Senkung einer prismatischen Masse von
100 Kilometern Länge, 100 Kilometern Breite und 1 Kilometer Dicke in der
Breite von 45° um 5 Kilometer wird eine Verschiebung der Trägheitsaxe um
0" 0011 zur Folge haben.
b) Findet eine Verschiebung auf der Oberfläche selbst statt, so kann p = p'
gesetzt werden; dann wird
u sin w = mN sin 2 9' sin L
ucosw = mN(sin 2q> — sin 2? ' cos L).
Für eine Verschiebung in der Richtung des Meridians wird L = 0,
u sin w wm 0
ucosw = mN(sin1y — sin 2?'),
und es wird die Richtung der Verschiebung von dem Zeichen der Differenz
sin2y — sinly' abhängen. Wird die Masse von 100 Kilometern Länge und
Breite und 1 Kilometer Dicke vom Aequator zu 45° Breite transportirt, so wird
w = 180°, daher der Pol im selben Sinne verschoben, und zwar um den Betrag
von 0" 714; die Verschiebung derselben Masse von 45° Breite zum Pol ergäbe
eine Verschiebung im entgegengesetzten Sinne (der Masse entgegen) um den-
selben Betrag.
c) Findet eine Verschiebung auf dem Parallelkreise statt, so wird ? = ?
daher
u sin w =» mN sin 2<p sin L = ZmNsin 2? sin \Lcos\L
ucosw — mN sin 2qp(l — cos L) = ImNsin 2<p sin \L sin\L,
daher wird w = 90° — \L, u = 2mNsin2y sin \L. Für die Transposition
der obigen Masse in der Breite 45° um die Länge L wird daher u = 1"427 sin \L.
Die Bewegung findet in einer Curve C0C,C, statt. Für L = 0 ist w = 90°, die
Bewegungsrichtung senkrecht zu C0m, und u = 0. Für L = 90° wird w = 45°,
u = 1" 009. Für L = 180° wird w = 0, u = 1" 427. Bei einer weiteren Be-
wegung der Masse von m, in demselben Sinn, über die zweite Hemisphäre nach
m wird der Bogen C1 C C0 beschrieben, wie man leicht findet, wenn man nun-
mehr C, als den Ausgangspunkt des Trägheitspoles ansieht. Die hierdurch be-
schriebene Curve ergiebt sich leicht, wenn man usiniv *=y, ucosw x setzt,
und L eliminirt; es folgt:
Die beschriebene Curve ist ein Kreis mit dem Halbmesser mNsin 2?.
100. Einfluss auf die Rotation saxe. Stetige Veränderungen derC-Axe,
zu denen die zuletzt angegebenen gehören, treten ein, wenn z. B. eine Wasser-
masse in beständiger Rotation um die Erde begriffen ist Dieses findet nun
allerdings bei der Ebbe und Fluth statt, wo sich eine Fluthwelle von mehreren
Metern Höhe in nahe 25 Stunden um die Erde bewegen würde, wenn die ganze
Erde mit Wasser bedeckt wäre. Man sieht aber leicht, dass die diametral
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Mechanik de« Himmels. 100.
60 1
gegenüberstehenden Wellen ihre Wirkung vernichten. Die Fluthwelle auf der
Seite von m bewirkt bei der Bewegung derselben gegen m' hin eine Bewegung
von C0 in der Tangente an C0 gegen C, hin; die Welle auf der Seite von mi
bei der Bewegung der Welle im selben Sinne eine Bewegung von C0 in der
Richtung von C0 gegen C hin. Sind nun die beiden Fluthwellen völlig symme-
trisch, so müssen sich die Wirkungen aufheben. Bei der ungleichen Vertheilung
der Wassermassen wird nur die Differenz det so bewegten Massen in Rechnung
zu ziehen sein; in diesem Falle wird aber die durch den Widerstand des
gegenüberstehenden Festlandes erzeugte Rückströmung der Wassermassen eine
der früheren entgegengesetzte, diese aufhebende Bewegung des C-Poles er-
zeugen l).
Dasselbe gilt von den Bewegungen der zur Erde gehörigen Luftmassen.
Nicht unbeträchtliche Wasser- und Schlammmassen werden durch die Flüsse
befördert. Die grössten Flüsse in mittleren Breiten haben allerdings einen öst-
lichen Lauf) und dürfte wohl ein Ueberschuss für die Ueberführung von Massen
in dieser Richtung verbleiben. Bei einer durchschnittlichen Tiefe von 25 Metern
würde aber, da die Dichte des Wassers nur den fünften Theil der mittleren
Dichte der Erde beträgt, ein Wasserareal von 1000000 Quadratkilometern nur
eine Verschiebung der C-Axe um 0"*07 bewirken. Doch beträgt der Ueber-
schuss der in derselben Richtung geführten Wassermassen nur einen sehr
geringen Bruchtheil dieses Areals, um so mehr, als auch hier die bewegten
Wassermassen, die um 180° von einander abstehen, ihre Wirkung vernichten.
Eine andere mögliche Ursache, die fortgesetzte Vereisung im Winter und
das Abschmelzen des Eises im Sommer, kann jedenfalls periodische Ver-
änderungen hervorbringen. Diese Vereisung und nachträgliche Abschmelzung
findet vorzugsweise in mittleren Breiten statt, und zwar auf der nördlichen Halb-
kugel durch das Ueberwiegen des Festlandes in Asien nicht gleichmässig um
den Pol vertheilt '). Die fortgesetzte Massenablagerung in Asien würde den nächst-
•) Eine genauere Untersuchung dieser Verhältnisse mtlsste von der Voraussetzung ausgehen,
dass die Erde kein starrer Körper ist, sondern, wie dies der Natur der Sache entspricht, aus
einem festen Kerne besteht, der von einer Schicht veränderlicher Massen (Wasser und Luft)
umgeben ist. Es ist jedoch durchaus nicht ausgeschlossen, dass neben diesen sichtbar veränder-
lichen Theilen noch andere im Innern der Erde vorhanden sind, welche stetigen oder auch
plötzlichen Lageänderungen unterworfen sind. Entzieht sich schon die Beurtheilung des Ver-
hältnisses der sichtbar veränderlichen Theile zur ganzen Masse unserer Berechnung, selbst
unserer Schätzung, so ist dieses noch viel mehr mit dem letzteren Theile der Fall, und kann
nur eine unter diesen Voraussetzungen durchgeführte Theorie durch Vergleichen derselben mit
den Resultaten einen Schluss auf die Masse des veränderlichen Theiles ziehen lassen. Unter-
suchungen dieser Art seteen aber eine durchgebildete Theorie der Ebbe und Fluth voraus.
Doch sind bisher nur vereinzelte Versuche dieser Art zu nennen. Die letzte, noch jetzt adop-
tirte Theorie der Ebbe und Fluth rührt von Laplace her; sie ist aber kaum als abgeschlossen
zu erklären, und könnte ihre Berücksichtigung auf die Rotationserscheinungen schon aus diesem
Grunde gegenstandslos sein. Ueber den Einfluss der veränderlichen Oberflächenschicht auf die
Erscheinungen der Rotation vergl. u. a. Daäwin in den Philos. transact. für 1879, und Gyldbn,
Astron. Nachrichten, No. 2226 und 3157.
•) Die Ueberführung in der dazu senkrechten Richtung hat, wie aus dem früheren erhellt,
einen viel geringeren Einfluss; übrigens ist dieser nördliche und südliche Lauf ziemlich gleich-
mässig vertheilt.
*) Auf der südlichen Halbkugel ist die wirksame Ablagerung eine viel geringere, da Süd-
amerika und Afrika nicht zu so hohen Breiten reichen, und die fortgesetzte Eisablagerung am
Ocean ziemlich gleichmässig um die Pole herum stattfindet.
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602 Mechanik de* Himmels. 100.
gelegenen Pol C0 von m wegbewegen: die Massenablagerung im Antipoden-
punkte (ot) von m würde den zunächst gelegenen zweiten Pol (C0) ebenfalls in
der Richtung (m)(C0) von (w) wegbewegen, also die Axe im selben Sinne drehen.
Hingegen würde die Eisablagerung in einem um 180° in Länge verschiedenen
Punkte auf derselben Halbkugel die Wirkung schwächen. Der Mittelp-nkt der
Ablagerung auf der südlichen Hemisphäre (zwischen Afrika und Südamerika
fallend) fällt nun aber keineswegs in den Antipodenpunkt der viel stärkeren
Ablagerung auf der nördlichen Hemisphäre, so dass sich die Wirkungen eher
schwächen als verstärken. Beim Abschmelzen des Eises wird der Pol sich
wieder C0 nähern, demnach im Laufe eines Jahres eine pendelartige Schwingung
in einer geraden Linie (grössten Kreise) ausführen. Nimmt man ."n, dass sich
im Laufe eines Winters nach und nach eine Krusie bis zur Höhe von durch-
schnittlich 30 cm ablagert, so wird sich, mit der Dichte des Eises gleich £ der
Dichte der Erde, ein Areal von 25000000 Quadratkilometern bedecken müssen,
um eine Verschiebung von 0"1 zu bewirken, wenn die Wirkung in allen Breiten
gleich vorausgesetzt wird. Mit Rücksicht auf die schwächere Wirkung in
grösseren Breiten müsste das Areal noch ganz bedeutend grösser sein; nimmt
man den Mittelpunkt der Eisablagerung in 60° nördlicher Breite (er ist eher
etwas nördlicher, dabei 100° östlich von Greenwich), so würde der Ueberschuss
jl des wirksamen Areals in Asien gegenüber
dem in Amerika und dem auf der südlichen
*.^>yJl Halbkugel etwa 30000000 Quadratkilometer
/ : / betragen müssen. Auch hier ist dieser Ueber
/ : / schuss gewiss nur ein kleiner Bruchtheil; die
/ / Verschiebung der Hauptträgheitsmomente be-
/ /: trägt daher nur wenige Hunderttheile der
/ / Bogensecunde — vielleicht nicht einmal ein
A,y Hundertel Bogensecunde.
// Um den Einfluss zu bestimmen, welchen
Sa x" eine Veränderung in der Lage der Haupt-
^,^^"^\y trägheitsaxen auf die Lage der instantanen
f$r~- — ^ ' Rotationsaxe ausübt, sei C0 (Fig. 279) ein
{A m) beliebiger fester Punkt der Erdoberfläche (etwa
eine mittlere Lage des Trägheitspoles) C der
ir.stantane Trägheitspol und R der Rotationspol. Der letztere wird, wenn er mit
dem Trägheitspol nicht zusammenfällt, um diesen einen Kreis mit dem Halb-
messer r zu beschreiben suchen1); in dem unendlich kleinen Zeittheilchen dt
wird daher der Kreisbogen
RR! = rda = rmdt
beschrieben, wenn m (vergl. No. 93) die Geschwindigkeit im EuLER'schen Cyklus
ist. Seien x, y, die Coordinaten des Punktes C in Bezug auf ein festes Axen-
system; S, tj die Coordinaten von R in Bezug auf dasselbe Axensystem, so wird
mit den in Fig. 278 gewählten Bezeichnungen
di =r - RR' sin a = — rmdt^^- = - (t) — y)mdt
\ — x
dri RR' cosa = -+- rmdt = -+- ($ — x)mdt.
') Man kann die Punkte als Projcctioncn der bezüglichen Punkte der Erdoberfläche auf
die Tangentialebene in C0 ansehen, oder auch wegen der Kleinheit der Entfernungen als die
Punkte auf der Kugelobcrfläche selbst.
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Mechanik de« Himmels. '00 603
Die Differentialgleichungen der Bewegung werden daher:
dl
jj -+- tjot = -+- ym
yj — Im = — xm.
Sei die Bewegung des Punktes C bestimmt durch die Ausdrücke:
x = 4- Ax)
y = lbxcos{iaxt ■+- Ax\
(2)
so sind die rechten Seiten der Gleichungen (1) bekannte Functionen der Zeit
und die beiden Gleichungen werden ein System von linearen, simultanen
Gleichungen, deren Integrale, wenn die rechten Seiten gleich Null gesetzt werden,
die Form haben:
l = — h sin (u,/ + H)
7) = -t- ti COS (u./ //).
Differenzirt man diese Ausdrücke und setzt in die linken Seiten von (1)
ein, so folgt u. = m, h = h'\ die Integrale der vollständigen Gleichungen (1)
werden sodann:
i — — /i sin(mt ■+■ H) -+■ 2/xsin (w,/ -+- Ax)
tj = -+- h cos{mt -f H) ■+- lgxcos («,/ Ax), ^
wobei jedem Argumente in (2) ein Glied mit demselben Argumente in (3)
entspricht. Differenzirt man diesen Ausdruck und setzt in (1) ein, so erhält
man die beiden Gleichungen
/»i +^,« = bxm\ gx<ax -¥fxm = axm
und daraus:
bx «u, — a% tn a, u>, — bxtn
/< = " m ' J S> = m V~^T- W
Die ersten Glieder in tj stellen die Bewegung im Kfi.Rk'schen Cyclus dar;
die einzelnen Glieder der Summe, die aus der Verschiebung von C resultirende
Bewegung von K. Da im Nenner der Coefficienten /„ gx die Differenz <o> — m%
auftritt, so können, wenn dieser Divisor klein ist, die Coefficienten in (3) wesent-
lich vergrössert erscheinen. Da m die Bewegung im EuLER'schen Cyclus darstellt,
so werden merkliche Glieder nur dann entstehen, wenn auch u> genähert eine
zehnmonatliclie Periode hat. Für eine jährliche Periode würde
m 305
tri ~~ 365
0836, I - 0302
der Vergrösserungsfaktor 3*315.
a) Beschreibt der Punkt C eine gerade Linie im Laufe eines Jahres, wie
dies bei der Vereisung und Abschmelzung der Fall wäre, so wird
x = a sin (o>/ A); y = 0.
Dann ist
a —
a m
1 »
■-(:)" "-er
daher
5 -= — h sin {mt ■+■ H) -+- 3*31 a sin (w/ -+- A)
+ {mt -+- H) — 277 a cos («»/ -+- A).
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604
Mechanik des Himmels. 100. 101.
b) Beschreibt der Punkt C einen Kreis, so wird
x = a sin (<u/ -f- A)\ y = a cos (•/ A)
. am
J=8- w -f- w '
daher, wenn die Periode von u> ein Jahr ist: / = g = 0 5448a; die Coefficienten
erscheinen auf die Hälfte reducirt.
c) Ist x = <z sin (»/ -f- A), y — — a cos (<ot A), so wird die Bewegung
wieder kreisförmig, aber der EuLER'schen Bewegung entgegengesetzt, dann wird
also wenn o> wieder eine jährliche Periodicität hat, / = — - g = 6 08 a. Kreis-
förmige Bewegungen der C-Axe entgegengesetzt der EuLER'schen Bewegung sind
jedoch schwer anzunehmen. Nimmt man als Amplitude der Bewegung der
C-Axe bei ihrer Bewegung in gerader Linie 2a = 0"15l), so würde die Rotations-
axe eine schwach gestieckte Ellipse beschreiben, deren Axen 0"*25 und 0' -21
wären, wodurch Polhöhenschwankungen mit der Amplitude 0"'5 erklärt würden,
wie sie durch die Beobachtungen der letzten Jahre constatirt wurden. Doch ist
nach dem früher gesagten die Amplitude der Schwankung der C-Axe mit 0"15
jedenfalls viel zu hoch gegriffen. Ueberdiess muss bemerkt werden, dass neuer*
dings Chandler die Polhöhenschwankungen in eine solche mit jährlicher Periode
und eine mit der Periode von 430 Tagen zerlegt hat; für diese wird aber der
Vergrösserungsfaktor nur 2; man müsste daher für eine Polhöhenschwankung von
0"*o eine Amplitude der geradlinigen Bewegung der C-Axe um 0" 25 annehmen»).
101. Die Libration des Mondes. Als Ausgangspunkt für die Unter-
suchung der Drehung des Mondes dienen die Formeln I, II, lila, IV in No. »4.
in denen die Drehungsmomente 2, 9Jt, »Jl durch 94 (8) bestimmt sind. Zu be-
achten ist hierbei, dass der Mittelpunkt des festen und beweglichen Coordinaten-
(A. 280.)
Systems im Mondmittelpunkte liegen. Sei also selenocentrisch ££' (Fig. 280) die
Ekliptik, BB' die Mondbahn und AÄ der Mondäquator. Die Neigungen dieser
•) Man findet sehr häufig, wiewohl fälschlich, 0"'075 als ganze Amplitude angegeben.
*) lieber den Einfluss von Refractionsanomalien auf die Bestimmung der Polhöhe, vergi.
des Verfassers Bemerkungen in den Astronom. Nachrichten No. 3021.
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Mechanik des Himmels. 101.
grössten Kreise am Himmel sind natürlich selenocentrisch dieselben wie geo-
centrisch, da sie ja durch die gegenseitige Lage der bertiglichen Ebenen be-
stimmt sind. Die Neigung der Mondbahn gegen die Ekliptik sei *, diejenige
des Mondäquators gegen die Ekliptik sei r\. Geocentrisch ist nun die l äge des
aufsteigenden Knotens der Mondbahn auf der Ekliptik durch seine Länge ß, be-
stimmt; denkt man sich durch den Mondmittelpunkt eine Parallele zur Schnitt-
linie der Ekliptik und des Erdäquators, d. h. zur Richtung von der Erde zum
Frühlingspunkt gezogen, so wird diese an der Himmelskugel denselben Punkt
V treffen. Dieser, obzwar für den Mond selbst ohne Bedeutung, wird jedoch
auch für die selenocentrische Ekliptik ££' als Anfangspunkt gewählt, weil sich
hierdurch die selenocentrischen Coordinaten der Erde, welche hier den an-
ziehenden Körper darstellt, einfach durch die aus der Theorie der Bewegung
des Mondes um die Erde bekannten geocentrischen Coordinaten des Mondes
darstellen lassen. Die selenocentrische Richtung nach dem terrestrischen
Aequinoctium sei also gegeben durch den Punkt V; dann ist der Bogen
Tß = ft die Länge des aufsteigenden Mondknotens auf der Ekliptik. Derjenige
Punkt, welcher für den Mond die Stelle des Frühlingspunktes vertritt, ist der
Schnittpunkt C des Mondäquators mit der Mondbahn. Statt desselben wird aber
der Schnittpunkt F des Mundäquators mit der Ekliptik eingeführt1); seine Lage
ist bestimmt durch die Länge desselben auf der Ekliptik, gezählt ebenfalls in
der Ekliptik von V aus; sie sei y F = w, d. h. der Bogen F = w.
Sobald w, i, tj bekannt sind, ist die Lage von C ebenfalls bestimmt und man
kann die selenocentrischen Richtungen auf das Fundamentalsystem der AÄ
oder BBk beziehen, wenn man analoge Grössen, wie die für die Erde üblichen
einführt.
Seien nun die aus der Theorie der Mondbewegung bekannten geocentrischen
Coordinaten des Mondes, bezogen auf eine feste Ekliptik: ), ß, und die Ent-
fernung des Mondes von der Erde p, so sind die selenocentrischen Coordinaten
der Erde X0 = 180° -+- X und — ß, da die Richtung von der Erde zum Monde und
diejenige vom Monde zur Erde die Himmelskugel in zwei diametral entgegen-
gesetzten Punkten treffen. Selenocentrisch wird daher die Erde nicht :n der
selenocentrischen Ekliptik stehen; diese verschiebt sich eben mit dem Mond
parallel zu sich selbst über oder unter die wahre Ekliptik, trifft aber die
Himmelskugel immer in demselben grössten Kreise. Hingegen fällt die Richtung
nach der Erde bald über bald unter diese Ebene. Die Breite des Mondes ist
bestimmt durch
fang ß = tang i sin (X — ft),
die Breite der Erde durch
fang ( — ß) = — fang isin (X — Sl) = tang i sin (X0 — ft).
Die rechtwinkligen Coordinaten der Erde, bezogen auf ein festes Axen-
system, dessen X-Axc nach V gerichtet ist, und dessen A'F-Ebene in die Ekliptik
fällt, sind daher:
(&) -= p cos ß cos X0 ; (ij) = p cos ß sin X0 ;
(C) = — (p sin ß + p AC) = p cos ß tang i sin (X0 — ft) — p AC,
wobei pAC die Störung in der Breite des Mondes bedeutet, und berücksichtigt
werden muss, wenn man für ft, / mittlere Elemente setzt; in %, tj wird der Ein-
fluss derselben wegen der Kleinheit von / belanglos. Hieraus erhält man die
') Nach den CASSiNi'schcn Gesetzen fallen übrigens ft, C, F zusamnu-n, was hier vorerst
natürlich noch nicht angenommen werden kann.
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6o6
Mechanik des Himmels. 101. 102.
auf das bewegliche Axensystem der X', V, Z' bezogenen Coordinaten tj', C
ans »4 (3J und 91 (4), wo ß 4- w an Steile von 9' zu setzen ist. Für den Mond
ist aber z der nach Fig. 2^0 mit rj bezeichnete Winkel etwa vernachlässigt
man daher die Quadrate von rJt so kann man cos — 1, j/«Tj = t) setzen und
erhält dann:
5r 4- cos (9 4- ß 4- 7/') iX) 4- sin (9 4- ft 4- ff) (tj) — tj */« 9 • (0
V = — (? + ß + w} (5) + f w (9 + ft + w) (tj) — 7) <w 9 • (C)
C = — rj w« (ß -(- 7i>} 1 t: 4- tj COS {& 4- W') (tj) 4- C).
/ ist für den Mond etwa 6°; vernachlässigt man daher auch die zweiten
Potenzen von / und das Produkt /'tj, so wird
6' = 4- p cos $cos (9 4- & 4- w — X0)
tj' = — p <w ß */« (9 4- 4- 7<' — X0) (2)
C = — p tj cos '*> sin (ft 4- w — X0) 4- p / «'« (X0 — ft) — pA(.
Diese Werthe sind in die Ausdrücke 04 (8) zu substituiren, und geben, mit
Vernachlässigung des Quadrates der Mondbreite, wenn man Kürze halber
C-B C-A 0 B-A ,9.
~ 4 " = a; ~^- = ?' -C- = 1f (3)
X0 - (w 4- ft) = * (4)
setzt, so dass i> die von F aus gezählte selenocentrische Länge der Erde ist:
1' 3 k* M
A — 4 a [tj j/« (v — 9) .r/'/j z; 4- 1 (r; — 9) sin (v 4- w) — (f — 9)]
30R 3^8 ^/
2? ~ ^r" ß Li w (*' — ?) f+' ^ (f — 9) w» (f + »)- ^ cos (v — 9)] (5)
Die Differentialgleichungen werden, wenn in III wieder tj* vernachlässigt wird:
r = „ + r — = - (6)
_ =_ „ + r d- (8)
<^(ft 4- w)
sm rj , = — p siny — q cos 9
*| (9)
^ = -PCO*** 4- 9.
102. DieLibration in Länge. Die wahre Länge des Mondes X setzt sich
zusammen aus seiner mittleren Länge Z und den Ungleichheiten lk,sin(x,t Kt),
welche sowohl die Mittelpunktsgleichung als auch die Störungen umfassen; es
wird daher:
X = Z 4- lktsin{%it 4- K,) (1)
und die selenocentrische Länge der Erde
X„ = 180° 4- Z 4- lktsin{x,t 4- K,), (2)
wo 180° 4- Z die mittlere selenocentrische Länge der Erde darstellt. Die von
F aus gezählte selenocentrische Länge der Erde ist nach 101 (4):
v = X0 - (w 4- ft) = 180° 4- Z - (w 4- ft) 4- lk,sin(xit 4- K,). (3)
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Mechanik de Himmels. 10*.
607
Man hat für Q die mittlere Länge des Mondknotens zu wählen, wenn unter
B B' die mittlere Bahr.ebtne des Mondes verstanden wird und die Störungen
sich auf diese beziehen. Dann ist auch w der Abstand des Punktes F vom
mittleren Mondknoten, und die Grössen
dL dß
"dt ~ L ' dt ~ ß
sind constant. Den Winkel 9 kann man in zwei andere zerlegen, von denen der
eine durch den Punkt D' benimmt ist, wenn h D = FD' und X D die mittlere
Länge der Erde ist, und der zweite u ^ D'{X') von diesem Punkte D' aus ge-
rechnet wird. (/>' lallt dal er nahe in die Richtung des mittleren Erdortes.)
Es ist aber FD =- 180° + Z - (ft + w), demnach
<p - 180° -4- L — {w &) -+- u (4)
v _ ^ — 2 k, sin (x,/ A',) — u (5)
und die Differentialg'eichung 101 (6) geht über in
dr k* M
"dt = 3 Tp» 7 un * + K>) - "\- W
Die zweimalige Differentiation von (4) liefert:
df du du< d*y d* u d'ifw
d7 ~ dt <77 ' ~dT* = ~df* ~ ~dt*
und die Differentiationen von 101 (S):
dr^ d*9 d*w
dt ~ dt* dt*
oder mit Berücksichtigung der zuletzt erhaltenen Gleichung und der Gleichung (6):
d*u 'ik* M . n(V1 . ,
~dt* = 1 stn 2 [**'sw(x>' •+■ A') —
Da M die Masse der Erde ist, so wird der Coefficient
SkJAf _ 3*»(J/fc -+- iV(J ta\i M%
2p3 ~~ 2tf:! VpJ Af± + Mi'
Wird daher
gesetzt, sodass v" = — , ist, wenn v' die in 94 angegebene Bedeutung hat, und drückt
man p in Einheiten der mittleren Entfernung des Mondes von der Erde aus, so wird
Vernachlässigt man hier zunächst die Ungleichheiten der Mondbewegung,
also auch die Abweichung von der Kreisbahn, setzt daher in erster Näherung
p = 1, so wird die zu integrirende Gleichung:
^ =~ i Y^~rnsin2u. (8)
du
Multiplicirt man diese Gleichung mit 2 -jj dt und integrirt, so erhält man
ein erstes Integral
GS"-'
i f^Ty* 7 <w 2» = * — 3 — -T, 7 « = c — * *»
3Z'*
wenn r. 7 — * jjesetzt wird. Daher wird
1 -f- v
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6o3
Mechanik des Himmels. 102.
du
dt= — ■
zh y c — x sin1 u
Hieraus folgt nun, dass u beständig wächst, wenn x entweder negativ ist,
oder positiv und kleiner als <-'). Da aber der Mond uns stets dieselbe Seite zu-
wendet, so kann dieses nicht der Fall der Natur sein. Es muss also x > c
sein, in welchem Falle eine oscilliiende Bewegung stattfindet (vergl. auch No. 66)
und zwar um u = 0 oder 180c ; die Beobachtungen zeigen das erstere, womit
also zunächst dargeihan ist, dass in (4) der Winkel u, welcher die Abweichung
der selenocentrischen Richtung nach D (gegen die Erde) von derjenigen gegen
(X') (die Hauptträgheitsaxe) darstellt, nur um periodisch wachsende und ab-
nehmende Beträge variiren kann. Für diesen Fall lässt sich die Integration ohne
Zurückführung auf elliptische Functionen durchführen. Da überdiess in (7) auch
die Ungleichheiten der Mondbewegung nur sehr klein sind, so kann in dieser
Gleichung statt des Nenners p die Einheit und statt des sin der Bogen gesetzt
werden und man erhält
jiu 3X'» 3Z'9
Das Integral dieser Differentialgleichung, wenn die rechte Seite Null ist, ist
u = asin{m/-t- A), wobei a, A Constante sind, dann folgt
m = . Z . 1/37.
Hieraus folgt, dass 7 positiv, d. h. B > A sein muss. A ist aber das
Trägheitsmoment um die X Axe, d. h. um die gegen die Erde zu gerichtete
Hauptträgheitsaxe; diese ist daher Axe des kleinsten Trägheitsmomentes. Setzt
man jetzt wieder das Integral der vollständigen Differentialgleichung (9) in der
Form voraus
= a sin ( L i% 7 • / + a\ + I/,sin (x,/ + K,),
\y 1 + v /
(10)
wobei jedem Gliede der rechten Seite in (9) ein Zusatzglied in (10) entspricht,
so folgt in der bereits wiederholt erörterten Weise
_3Z'_3
1 _i_ y'« 1*'
. (10a)
3Z'»
77 7 — X«a
1 4- /
Der vollständige Ausdruck von u wird daher
3Z'« L
a stn
(V \ VI 1 -+- v"
l+v"7 *'
Der erste Theil enthält die beiden willkürlichen Integrationsconstanten a, A\
er wird aus diesem Grunde auch die >willkürliche Librationt genannt; der
zweite Theil hingegen ist eine nothwendige Folge der ungleichmäßigen
*) Da 7 je nach der Wahl drr Hauptträghcitsaxen ftir diesen Fall positiv oder negativ
gewählt werden kann, so wird hierdurch das Integral scheinbar geändert; da aber gleichzeitig
die Grenzen und der Modul geändert werden, so kann daraus nicht geschlossen werden, dass
der RotationszuMand instabil wäre. Doch gehören die weiteren Ausführungen in die Theorie
der Transformation der elliptischen Functionen.
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Mechanik des Himmels. 102. 108.
609
des Mondes, die sogen. >nothwendige Libration«; beide zusammen bewirken
Schwankungen der Hauptträgheitsaxe des kleinsten Moments um den gegen die
Erde zu gerichteten selenocentrischen Strahl: sie bilden die physische Libration
des Mondes in Länge1).
Der Coefficient des dem Argumente x,7 -f- A", entsprechenden Gliedes der
nothwendigen Libration kann geschrieben werden
*,
7' •
1
\L) 3T
Er kann beträchtlich werden, wenn k, selbst sehr gross wird, oder wenn
der Nenner sehr klein ist; dieses letztere wird der Fall, wenn x, sehr nahe
L _
_!_ ^' ^* ^r ^ene Argumente, welche mit dem Argumente der will-
kürlichen Libration nahe dieselbe Periode haben. Diese ist, wenn v" = ^ ge-
setzt wird:
360° jj 360-60-60" Ti 15 874 0-043457 _ .
t = 7= l/l -+-v" = ;r— :i/+v' = — Tage = -==— Jahre.
ZV37 47435V3VT V7 YT
7 ist nun nahe 0000346 demnach t = 2 336 Jahre mit dem Werthe
x = 1518"'8. Je naher die tägliche Bewegung des Argumentes diesem Werthe
kommt, desto stärker wird der Coefficient durch die Integration vergrössert.
Von den Störungsgliedern des Mondes werden daher nur zu berücksichtigen
sein: diejenigen mit grosseren Coelfkienten , die Mittelpunktsgleichung und
Evection und dasjenige Glied, dessen Periode der obigen am nächsten kommt,
die jährliche Gleichung. Mit Z' = 47435" ist
für die Mittelpunktsgleichung kx = -|- 22643", x, = 47034", /, « - 23"6
„ ., Evection *a = + 4467", x, = 40739", /, = - 6"2
„ „ jährliche Gleichung *s = - 657", x, = 3548", /, = ■+■ 147"'4,
somit
« = a««f-7z£^|/3l/H-^-23"-6 sin <C -6"2 sin(l +2»— 20— «»^H-
+ 147" 4 sin 0. V '
Die Grössen a, A müssen als Integrationsconstanten aus den Beobachtungen
bestimmt werden. Die neuesten Untersuchungen dieser Art rühren von J. Franz
her; sie ergeben das Resultat, dass diese physische Libration, wenn nicht ganz
verschwindend, so doch für die heutigen Mittel der messenden Astronomie nicht
angebbar ist*).
103. Die Libration in Knoten und Neigung. Wäre das zweite
CASStNi'sche Gesetz strenge, so würde w gleich Null sein; nimmt man an, dass
dieses Gesetz als Näherung anzusehen sei, so wird w jedenfalls sehr klein sein.
Setzt man nach Lagrange
sin ?) sin y = s; sin tj cos <? = s', (1)
so wird
äs di\ dtp ds' dt\ do
j^cos^stnyjj + stnricosiYr 77 = C0S * C0S * dt ~ smilsm*Tr
daher mit Rücksicht auf 101 (8) und (9)
') Hierzu tritt noch die optische Libration, vergl. den I. Band, pag. 120.
J) J. Franz : »Die Constanten der physischen Libration des Mondest ; Astronomische Beob-
achtungen an der k. Universitätssternwarte in Königsberg, Bd. 38, pag. 27.
VAtWTWM, Artrooomi«. H. 39
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s
ds*
= + 77
d's'
ds
dt*
= dt
ds ds*
s, s't
dt' dl '
610 Mechanik de« Himmels. 108.
ds
5=2 cos tj sin 9 ( — / cos 9 -4- q sin 9) -4- cos 9 sinr\ (n -+- r ) -+- «V9 y q cos 9)
= ij *w 9 ( — /> cosy + q sin 9) — j#» 9 j/« t)(« + r") — sin y(p siny-\- q cos 9)
oder
ds
•jj = ■+■ (« ■+- r') -+- / j/ä 9 ^ 9 f 1 — r<?j tj) -h ^ (rtw* 9 -+■ «»* 9 <w tj)
ds'
-j-t = — s (« -4- r') — ^ «» 9 r<?j 9(1 — cos tj) — / (sin* 9 -+- <w* 9 cos tj).
Vernachlässigt man hier die Grössen dritter Ordnung prp, qrf, so wird
- = + ,'(„ + /) + ?
— (« + ,•)-/.
Um hieraus / und q zu eleminiren, wird nochmals differenzirt; dann wird:
„ . dr' dq
dr' dp
du
Da die Grössen s, s', -j- , von der Ordnung von sin tj, -^j sind, so kann
man in denjenigen Ausdrücken, welche diese Faktoren enthalten, r' vernachlässigen.
dp dq
Ersetzt man dann ^, durch ihre Werthe aus 101 (7) und drückt die hier-
durch wieder eingeführten Grössen p und q nach (2) durch s, s' aus, so folgt:
^ = + -^(«+-r'-ß„) + _ß„x („ + ,•') +
= - 7> (« + r a») - s 17 - a»i f> + r') - .
Vernachlässigt man hier die mit ßj, ax' in die sehr kleine periodische
Störung r' multiplicirten Gliedern, so erhält man
d*s A + £- C ds' ds' , dr' o _ , SOI
^ " ~dt ~dt ?" S = + Ü
d*s' A + B - C ds' ds dr' . . 8
dW + A ndi+r dl +S-dt+*n*S = -Ä-
Reschränkt man sich auf die Grössen zweiter Ordnung, so wird:
2 3L'*
— Ä = — p3(! + v») «fo'» ~ 9) «» (» + «0 + ' 0 — ?; (f + «0 - AC(r — 9}],
wobei gleich v -+- iv beibehalten ist, weil sich diese Summe nach 102 (3) durch
bekannte Grössen au sdrücken lässt. Thut man dies, und berücksichtigt, dass
= 1 + Be cos Ci
ist, so wird, mit Ausschluss der Grössen dritter Ordnung, wenn tj, i, e, und die
Coefficienten k als Grössen erster Ordnung angesehen werden:
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Mechanik des Himmels. 103.
611
- ^ = + yq^r, « (ti + /) [w« (L - 0)2* sin (x,/ + K,) - u sin (Z - A) +
+ ^.2i.-*i» («.-/ + /:.■)-. ^]
501 3Z'2
-h ^ = — - _p • -„ ? [tj ji» r -f < sin (v + «;) — Ä£ <w (i> - ?)] [1 + 3* <w <£]
3 /'a
= + , qT7< P h "* I - ß) + 2 *, i/» (x, / + A', ) - + / [(Z - Ä) +
+ 2 kisin (x, / + A',-)] + AC] (1 + 3*r« 1)
oder1)
+ ~ = + f+ V< P [Ol + i)si*{L - ß) + (r) + «»(x,/ + A,>i(Z - ft) -
— V (Z - ft) + AC + (r) + I) 3^« £ sin (Z - ft) + AC • 3< <w £].
Schreibt man die nicht mit n multiplicirten Glieder, welche -j-j , -^-ent-
halten und die nicht mit «» multiplicirten Glieder, welche s, s' enthalten, in welchen
übrigens die periodischen Functionen r' und -jj als Faktoren auftreten, nach
rechts, so werden die beiden Gleichungen (3) in die folgenden übergehen:
Diese Gleichungen werden, wenn man die rechten Seiten Null setzt, befriedigt
durch die Annahme
s «r // sin {tut -\r Hy. s' = h' cos {mt + H).
Substituirt man diese Werthe in die reducirten Gleichungen (4), so wird
man auf die Gleichungen
(zw2 — ß»2) h = (1 — ß) nmh<
(Wf _ a„*) /,«= (i _ a) nmh
geführt, welche für m die Gleichung
(w2 - 3»*) («» - a»») = (1 - ß) (1 - o) w2 »»
oder entwickelt
m4 - (] + aß) tn 2 »2 -f aß »4 = 0
giebt. Die Wurzeln dieser Gleichung sind')
Wj = «; mi=ya$n,
und da
') Lagrangk schreibt statt <les ersten Gliedes in —
3Z'» n 3/." „
Der eiste Theil ist mit Vernachlässigung von v": — SZ/'ßj, und da die Rotationsdauer
des Mondes sehr nahe gleich seiner Umlaufszcit um die Erde also L' = n ist, so vereinigt
sich dieses Glied mit dem in (3) links stehenden »»ßx tu 4«* ßj. Die linke Seite der ersten
Gleichung (3) unterscheidet sich daher von der zweiten durch den Faktor 4 des lettten
Gliedes. Die dadurch entstehenden Unterschiede in den Resultaten sind jedoch nur unwesent-
lich; Übrigens finden dadurch die Glieder erster Ordnung in 3)? nur theilweise Berücksichtigung.
2) Man braucht nur die positiven Lösungen zu berücksichtigen; mit den negativen Werthen
*olgt h:h' entgegengesetzt bezeichnet, daher (wenn auch das Zeichen der Constante H geändert
wird) dieselbe Lösung.
39*
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6 12 Mechanik des Himmels. 103.
h_ (1 - ß) mn m' — an* (A\ M\ 1 - ß -i/a
h' ** m»-ß»> - (1 - a) mn' Mi ' W," 1-a" ß
>*'
ist, so sind die zusammengehörigen Werthe:
1 . — ft t h — A' —
2. m, = H «= yäci — ß) ht\ hl = - >/ß (1 — o) hv
Damit nun die Integrale thatsächlich in trigonometrischer Form und nicht
als Exponentialfunctionen auftreten, müssen a, ß positiv sein, d. h. es muss
C> B, C> A, also die Rotationsaxe die Trägheitsaxe des grössten Mo-
mentes sein.
Die Werthe 1) und 2) bilden particuläre Lösungen, deren Summe in Folge
der Willkürlichkeit von hx und und der zugehörigen Hx, Ht, das vollständige
Integral der reducirten Gleichungen (4) sind. Sei nun1):
3Z'»
so wird man für das Integral der vollständigen Gleichungen (4) setzen können')
s = hx sin(nt + Bx) ■+- y«(l — ß)//,ww(yöß»/ -+- Ht) ■+- 2/i«'»(x' ■+■ ^)
.— , — (6)
kxcos{nt+ Hx) - ]/ß(l - o)/4a^j(i/oß»/ -+- + 1/ x' costy + F)
mit den Bedingungen:
-/» X* + 0 - ß)«/i'X + ?«Vi
-A'x» + 0 - «W,X + ««Vi1 =
Hieraus folgt:
A = ^[ß(«»' - x»)/' - «(i - ß)*x/]
//-= ^[«(P** - X1)/- ßO - <0«X/'] (?)
JV = (ß«» - xi)(««t - xt)_ (1 - «)(l _ ß)«ay» = (aß«» - x»)(«» - x')-
Nach 102 (4) ist nun = 180° + (Z — ft h- « — daher
sin türm — sin(Z — & + u— <p)= — sin{L — &-\-u)eosy-\-cos{L — ft-r-»)x//r?
w«» = — rttf(Z — ft ■+- w— <p) = — cos(L — ft H-»)^? — j«i(Z— ft-+-
ji« t) «' = — ji« (Z — ft -f- -4- <w (Z — ft -+- u) s
sin T) cosw = — <w {L — ft h- «) j' — j/« (Z — ft 4- u)s. ( '
Vernachlässigt man hier wegen der kleinen Faktoren s, s' die sehr kleine
Grösse u, führt für s, s' ihre Werthe (6) ein, und schreibt zu diesem Zwecke
') Ei ist nicht schwer, diese Form herzustellen, wenn die Produkte der trigonometrischen
Functionen in Summen aufgelöst, und Coefficienten von lehlenden Gliedern Null gesetzt werden.
Vergl. die Coefficienten in 104 (I).
») Franz findet die Glieder mit dem Argumente J/ot ß n t -f Ht in / und q [veTgl. seine
Formeln (16)] und lässt sie, da sie im Laufe kürzerer ZeirrSume nahe constant sind, weg.
Da jedoch Übe» ihre Grösse erst aus den Ausdrucken für t), w ein Schluss möglich wäre, so
mttssten diese Ausdrucke, wenigstens als Constantc, auch bei der Integration seiner Gleichungen
(20) noch berücksichtigt werden, was Franz, der von der Kleinheit der Libration sofort aus-
geht, unterlasst.
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Mechanik des Himmels. 108. 104. 613
i(yT-V^)Ci + y^) =. *- \(JX +/x>)
daher * ^ + ^ ~ ^ = ß' * (/l ~A<) ä/,<>
^^(«^Z^^^ßOV'«^^ (6 .
i •= A t <w (•/+ ZfJ + («•- ß'M 1 ^(|/oTß » /-r H%) + 2 (/,-/,') m (x / +
so wird:
sinr^sin w = + At jm(*/ + //, — Z 4- ft)4- a'At«'«(^ap*/ + Zf, — Z 4- +
*«i tj a/ = — Ag <w(»/ 4 Bx — L + ft) — cosl^^nt + H%- L 4ft)4- ( '
+ß'>4,^(y^ß«/+^,+Z-ft)-2/,^Z-ft-x'-^+V,VK^-ft+X^)-
104. Numerische Werthe. Für das weitere ist es nun nöthig, die
einzelnen Argumente f t -h F zu betrachten. Die Coefficienten fx,fx enthalten
den Integrationsdivisor (aß«" — X*)(Ä* — X*)* t)ieser kann nur Null werden
für x B V%$n °der für x = »• * ist sehr nahe gleich Z', da die Rotationszeit
des Mondes gleich seiner Umlaufszeit um die Erde ist; es sind also zunächst
Argumente zu berücksichtigen, für welche x nahe gleich L' ist, also in erster
Linie in (1) das Argument £ ■+■ «>. Ferner wären Argumente yt ■+> F zu be-
rücksichtigen, wenn x sehr nahe /aßZ' ist» solche Argumente kommen aber
nicht vor; ihre Periode wäre
360° 3G0 -60 -60 ,n 360 60-60
— —t~ = Tage = -7= Jahre.
}/aßZ» >/aß- 47435 y^ß • 47435 • 365 25
Daa = 0 000272, ß = 0 000618 ist, so wird x ■» 182*4 Jahre.
Die Libration in Länge u, deren Coefficienten nur sehr klein sind, ebenso
wie die in (tj -+- /) inultiplicirten Produkte der Längen- und Breitenungleichheiten
[ A C 2 ki sin (%i t -+■ K,)\ und das Produkt tjw können folglich vernachlässigt (oder
eventuell, wenn nöthig in einer zweiten Näherung berücksichtigt) werden, und
man erhält, wenn für 2 (x,/ + A',) nur die Mittelpunktsgleichung 2* sin
für AC die Breitenstörung -+■ 21 "'75 sin <u = k0sinta gesetzt wird:
— -4 — + ^«Ol .+ 0 • 2<r */'« (£ «» (Z — ft)
= + ^ß[(*0 + 0 * sin (L — ft) 4- (l 4 0 • 2^ «» £ <w (Z — ft) 4- *0*m w 4-
-f (tj 4" 0 • 3* rttf (C j/« (Z — ft) + £0 jm tu • 3 e cos (£ ].
Führt man hier die Produkte der trigonometrischen Functionen in Summen
Uber, vernachlässigt die Produkte von r' in s und s' und ihre Diflerentialquotien-
ten, und überdies wegen der Kleinheit von k9 auch das Produkt Sek0, so erhält
man für die Ausdrücke in 103 (6):
Das Argument yt-\-F= u> 2(£4-«o (I 4 <»
mit den Co*lBcien..n:' ( ^ + + Z'^,+l\ i ■ 0)
Drückt man die Coefficienten /8' direkt durch /, /' aus, so ergiebt sich
nach einigen leichten Reductionen:
f l_ (x-ß«)a/4-(X-«^ß/'
7> 2 (x» - aß«*)(* - x) ,^
/ . _ C (X + ß«)«/-fr + «»)?/' W
'* 2 (Xt -a?*»)(* 4- X)
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614
Mechanik de« Himmel*. 104.
Mit den Constanten
a = 00002717 r, = 1° 31' 22" = 5482" , - o-OUÄ«
ß = 0 0006175 /' = 5° 8' 44" = 18.V24" ~ ™" ~ " U04BÖ
erhält man für den Ausdruck 108 (10), daZ-ft=([+» ist, die folgenden
Argumente mit den daruntergesetzten Coeffkienten *) :
Argument: Z — & — yt — F = £ — (( 0
Coöfficient: = - 90" 46 + 1"'25 5440"7
Argument: L — -f ft + * = { + 2u» 3 (£ + 2«> 2(£ + «>)
Coefficient: + = — 6"30 - 0"ü9 — 10"-92.
In den Formeln 108 (10) ist überdiess nt -+- Hx = Z7 -h //, = L + C\ das
erste und zweite Glied mit dem Argumente ± (£ lassen sich zusammen-
ziehen und man erhält, wenn man die Glieder weglässt, deren Coefficienten
kleiner als 1" sind, und sin tj mit tj vertauscht:
t) sin w = E = + hx sin (ß, + C) + a'//8 sintftfnt — L + ß + /r^) -V
+ yh%sin(^nt+L-&+H%)-Vl"sinil-\V<sin^l^
riCosw = E' = - /i,<w(ft + O - *'n9eostf*$nt — L + ft + /ft) +
+ ß,yiJ^0/o^«/ + ^-A+Zya) + 5440"-7-89"^C -11"^j2(C+«>)-
_ 6"<w((£ + 2««).
Der Coefficient — /„, welcher aus dem Argumente F=m + ([ in V und
3JI hervorgeht, giebt hier in y^cosw die Constante
E0 = 5440"7.
Nun erhält man aus (3)
tonst» i» + (4)
Die Beobachtungen zeigen, dass u> ein kleiner Bogen ist, und tj nur massigen
Schwankungen unterliegt; hieraus folgt, dass die Summe aller periodischen
Glieder in den Gleichungen (3) immer viel kleiner bleiben muss als die Con-
stante E0. Man erhält aber:
E* + E»= (5440-7)» -f(90)* + (11)«+ . . + h* + («'//,)» + (?'//,)' + . . -f-
-f periodische Glieder
-(5440-7)» (l + J
(qn'-U 1 1 » -4- \
1 +i ^44o-7»~~j =5440"7xl-0001395 = 5441"-8. (5)
Wären die angewandten Elemente vollkommen richtig, und hx = A2 = 0, so
müsste der resultirende Werth von t) identisch sein mit dem Ausgangswerthe.
Der Unterschied vertheilt sich nun aber auf Fehler der angenommenen Constanten
sini, a, ß, v" u. s. w., und auf die unbekannten Constanten der willkürlichen
l) Es ist i. B. für das Argument (£ -}- u> :
2 (x»-^3«»)(«-- X)' yj "ä" (x' - + x) *
und es ist:
x = 4. 84-3347 %(» - Z) «= 9*528402 /^(X - «*)ß/' = 3-096845
n = + 83-9971 Ätf-fx1 - a3«J) = 8852012 %±?= 4 019222
an = 0 0228 %(« -f- x) = 2 22GI66 %(x 4- et«)?/ = 3 097080
?» = -T- 00519 = 4-380820 logf% = 3,735653
-» + 0 0012 A»*/,' = 1-038124.
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Mechanik des Himmels. 104. 105.
Libration in Knoten und Neigung. Die nothwendige Libration ist, wie man
sieht, auch in Knoten und Neigung sehr klein; sie überschreitet selenocentrisch
nicht 1 Die Gleichungen (4) zeigen aber, dass auch die Constanten hx,
a'A4, ßM, der willkürlichen Libration sehr klein sein müssen und weiter, dass
sehr kleinen Werthen von w auch sehr kleine Schwankungen in t) entsprechen
werden und umgekehrt, d. h. dass das nahe Zusammenfallen der Knoten der
Mondbahn und des Mondäquators auf der Ekliptik und die nahe Constanz der
Neigung des Mondäquators auf der Ekliptik mit einander untrennbar verbunden
sind.
Nimmt man an, dass hx = hi = 0 wäre, und dass ebenso in dem Aus-
drucke für u die willkürliche Libration verschwindet, also a = 0 wäre, so Hesse
sich aus den Coefficienten /, der Werth von 7 und aus der Beobachtung des
Werthes von ij0 der Werth von ß bestimmen. Nimmt man für den Coefficienten
von t) in (5): 10001395, so wäre
5482" = - 10001395/, = 1 0001395 f ^-=^__ ß.
Für das Argument -// -f- F = £ +- u> ist y = <i '+»'= L% — ft' und
/' = i + t) = 24006". Es wird demnach
2(1 -h v") 5482 fl' x'-'ß«' (R,
pe= 3Z'> 2400G 1O001395 x ~ ' W
Rechnet man den letzten Coefficienten mit einem genäherten Werthe von
ot, so erhält man ß. Sind B und 7 bekannt, so erhält man aus der Relation
7 1 — aß
also ausreichend genau
a = ß - T (7)
den Werth von o.
Die vollständige Gleichheit der Rotationszeit des Mondes mit seiner Um-
laufszeit um die Erde wäre eine Erscheinung, die an und für sich zu den
grössten Merkwürdigkeiten der Natur gehören würde. Sobald aber die Libration
hinzutritt, verliert die Erscheinung ihre Auffälligkeit, und erscheint ganz natür-
lich. Das erklärende Element ist hierbei die willkürliche Libration, durch welche
der Mond um seine Ruhelage, als welche diejenige angesehen werden muss,
wenn die Trägheitsaxe des kleinsten Momentes gegen die Erde gerichtet ist,
pendelartige Schwingungen macht. Diese ist allerdings durch die Beobachtungen
als äusserst klein constatirt worden. Doch ist es nicht ausgeschlossen, dass,
wenn die Himmelskörper sich in einem sehr dünnen Medium bewegen, dieses
indem es gerade die pendelartigen Schwingungen viel stärker beeinflusst, als
die Translationsbewegung, eine ursprünglich vielleicht sehr grosse Libration im
Laufe der Zeiten vernichtet hat, ja sogar, dass eine ursprüngliche Rotation durch
fortwährende Verlangsamung in einem Medium schliesslich in eine Libration
tiberging; eine Ansicht, die bereits von d'Alembert ausgesprochen, seither jedoch
in Vergessenheit gerathen und nicht wieder aufgenommen worden ist.
105. Berechnung der geocentrischen Coordinaten eines Mond-
kraters. Man hat [vergl. N. 64 (2)] zunächst aus den selenographischen Coordinaten
b, U in Verbindung mit den Elementen *', bezogen auf den Aequator
die Grössen d und a zu berechnen:
sin d = sin b cos i' •+■ cos b sin i' sin U
cos d cos (a — = cos b cos U (1)
cos d sin (a — = — sin b sin i' + cos b cos i' sin U
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6i6
Mechanik des Himmels. 105.
and sodann die Formeln 64 (4) in diesen haben aber die Coefficienten von
r eine einfache geometrische Bedeutung. Ist A der selenocentrische Winkel
zwischen dem beobachteten Mondkrater und dem selenocentrischen Erdorte, also
zwischen den Richtungen HP und HE (Fig. 273), so hat man, wenn et, 3
die geocentrischen Coordinaten des Mondmittelpunktes, daher 180° -Ha, — 8 die
selenocentrischen Coordinaten des Erdmittelpunktes sind, in dem Dreiecke APO:
die Seiten: AP = 90° — d, PO = A, AO = 90° -»- 8
und die den beiden ersten Seiten gegenüberliegenden Winkel PO A und OAP.
Dabei ist POA der Winkel zwischen der durch EH auf den Aequator senk-
rechten Ebene AHOEA und der Ebene PHOE, also identisch mit dem
Winkel P0O0A0 = p (selenocentrisch in entgegengesetztem Sinne gezählt wie
geocentrisch) ; der zweite Winkel ist PAO = aremq = 180° <x — a = 180°
— (a — a), demnach
cos A = — sin dsin 8 — cos d cos 8 cos (a — a)
sin A sin p = -+- cos d sin (a — a) (2)
sin bcos p = ■+- sin dcos 6 — cos d sin 8 cos (a — a).
Setzt man dieses in die Formeln 64 (4) ein, so werden die beiden letzten
identisch, und aus den drei Gleichungen erhält man
p' cos s = p — r cos A
p1 sin s = r sin A, * J
welche Gleichungen übrigens unmittelbar aus dem ebenenen Dreiecke HPE
hervorgehen, in welchem die Seiten HP*= r, HE = p, EP= p' und die Winkel
PHE = A, PEH*= s sind. Setzt man nun
r . ,
— 8= sin h,
P
so ist h der scheinbare Mondhalbmesser, und dann wird
sin h sin A
Will man statt Positionswinkel und Distanzen die Rectascensions- und
Deklinationsdifferenz haben, so kann man einfach die Formeln 64 (3a) und die
dritte Formel 64 (3):
p' cos 6' cos (a* — a) = p cos 8 -h r cos d cos (a — a)
p' cos 6' sin (a' — a) = r cos d sin (a — a)
p' sin 8' — p sin 8 + r sin d
verwenden. Hierbei ist jedoch nur die zweite praktisch, welche sofort <x' — et
giebt, welche Differenz von der Ordnung ^, = ~sinA ist, wobei man den Faktor
P ...
^7 t=i 1 setzen kann. Die dritte Formel giebt aber 8' — 8 nicht direkt, sondern
es tritt noch die Differenz p' — p auf, indem die Gleichung:
p1 (sin 8' — sin 8) -H (p' — p) sin 8 = r sin d
geschrieben werden kann. Quadrirt und addirt man aber die ersten beiden
Gleichungen, erhebt zur — Jten Potenz und behält nur die erste Potenz von
f
— bei, so erhält man
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demnach
Mechanik des Himmels. 105. 617
1 1 T . , cosd , 1
— - - jT. = ^ 1 — sink ^ cos (a — a)\
p' cos 6' p cos 8 [ cos 'j v yJ
p' sin 8' = p j/'« 8 j^l -\- sin h ^*
,T . .sind . , cosd , I . sin A . A
tang 8' = ta/r^ 8 1 4. stn h jr—^ — sin h cos (a — a) = iang 6 + smkcosp
und damit:
(8' — 8) = j/« s cos p.
Einfacher erhält man diese Formeln aus der Betrachtung des Dreiecks
A0O0F0 (Fig. 273); man hat in diesem:
sin 8' = cos s sin 8 ■+■ sin s cos 8 cos p
cos 8' sin (ot' — a) = sin s sin p
cos 8' cos (a' — o) = cos s cos 8 — sin s sin 8 cos p,
daher mit Rücksicht auf die Kleinheit von s hinreichend genau
a' — a = s sin p sec 8'
3' — 8 = s cos p. (5)
Hier handelt es sich noch um die Bestimmung von $', &1, U. Vergleicht
man die Fig. 273 mit Fig. 279, so sieht man, dass U die um 180° ver-
grösserte Entfernung AD* ist, weil in Fig. 279 A der niedersteigende Knoten
des Mondäquators auf dem Erdäquator ist. Bezeichnet man daher den Ab-
stand FA mit <I>. und ist (in beiden Figuren gleich bezeichnet) (X')D' = /, so
wie bei den terrestrischen Längen positiv vom ersten Mondmeridian in der
Richtung der Drehung, also geocentrisch vom Mondmittelpunkte nach rechts
(von Süden gegen Westen; in der Figur ist daher (X')D' = — /), so ist
U — AD' = 9 + / -t- <t>.
In dem Dreiecke AT F ist nun AT = 180° ■+- ft'; VF= -+- w (wobei
der aufsteigende Knoten der Mondbahn auf der Ekliptik ist), AF=Q>\
und die Winkel AFX = t). XAF= 180° — ATF = z (die Schiefe der Ekliptik);
man hat daher:
cos } i' cos > (<D + ftO = + sin \ (fl + w) cos 1 (« - ij)
cos l i' sin \ (0) -f &') = — cos £ (& -r «') cos \ (s -|- »j)
.} /' w i (<I> - = — sin l (& + w/) jm £ (e — r,) (6)
f/« i / ' «'/i J (0 — ß') = + w i (ft -f w) «» i (e -+- rj)
U = 180° +^-(Ä + ») + * + /+^. (7)
Wurde man in den Formeln (5) und (6) für irj den mittleren Werth der
Neigung des Mondäquators auf der Ekliptik, und u = w = 0 setzen, so würde
man die physische Libration vernachlässigen1); und wenn man in den Formeln
(3) bis (6) für a die mittlere geocentrische Länge des Mondes L, und 8 = 0
setzen würde, so würde man die optische Libration in Länge und Breite weg-
lassen. Die Berücksichtigung von tj, w, u in den Formeln (1), (2) nach den
') Für die Sonne ist w = u = 0, tj constant ; ß constant gleich der Länge des absteigen-
den Knotens des Sonnenäquators auf der Ekliptik, demnach auch i1, ft', <l> constant; und es ist
U = L0' + X/ + /; /V = /-o + 180° 4- *,
wenn /,0 die Länge des ersten Meridians gezählt vom aufsteigenden Knoten des Sonnenäquators
auf der Ekliptik, daher L0' die Länge des ersten Meridians gezählt vom aufsteigenden Knoten
des Sonnenäquators auf dem Erdäquator und X die Rotation der Sonne in der Zeiteinheit ist.
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6i8
Mechanische Quadratur.
Formeln 102 (12) und 104 (3) giebt den Einfluss der physischen Libration, und
die Berücksichtigung der wahren Coordinaten des Mondes in den Formeln (i)
und (2) giebt den Einfluss der optischen Libration.
Für den dem scheinbaren Mondmittelpunkte naheliegenden Krater, Moestinc
A hat man nach J. Franz:
/=_5°10' 19"; *«=3°11'24*',
wobei als erster Meridian der Meridian des kleinsten Hauptträgheitsmomentes
gewählt ist. N. Herz.
Mechanische Quadratur. I. Die Aufgabe der mechanischen Qua-
dratur ist, aus den numerisch gegebenen Werthen einer Function für eine Reihe
von Werthen des Argumentes, die Integrale der Function zwischen gegebenen
Grenzen zu bestimmen. Strenge genommen würden daher auch die verschiedenen
Methoden der näherungsweisen Integration hierher gehören: Mittelwerthsatz,
SiMPSON'sche Regel, geometrische Quadraturen mit den verschiedenen Formen der
Integratoren (Verzeichnen von Curven nach den gegebenen Functional werthen und
Bestimmung des Flächeninhaltes durch Planimeter), endlich die von Humboldt
in sehr treffender Weise bezeichnete Methode der Integration mit der Scheere<
(Verzeichnen von Curven auf dickem Carton, Ausschneiden derselben und Be-
stimmen der Fläche nach dem Gewichte). In der praktischen Anwendung in
der Astronomie wird jedoch nur eine Methode verwendet, welche an Genauig-
keit alle diese angeführten Methoden weit übertrifft, aber an gewisse spezielle,
übrigens leicht zu erfüllende Bedingungen geknüpft ist: aus gegebenen äqui-
distanten Functionalwerthen die Integrale von ganz bestimmten unteren
Grenzen an zu ermitteln. Diese Methode, namentlich seit Encke's Darlegungen
in den »Berliner Astronomischen Jahrbüchern« für 1837 und 1838 besonders
handsam gemacht, von v. Oppolzer in seinem »Lehrbuch zur Bahnbestimmung
von Planeten und Kometenc II. Bd. weiter ausgeführt, und durch ausgedehnte
Tafeln für den praktischen Gebrauch zweckmässig eingerichtet, soll im Folgen-
den allein auseinandergesetzt werden. Wegen der Einrichtung der Tafeln wird
es dabei zweckmässig, auch diejenigen für die mechanische Differentiation in
Kürze zu behandeln.
In dem Artikel »Interpolation« wurden die beiden Formeln abgeleitet1):
/(«+««)=/(*)+ };*'/"{*)+ iMn'-l '}/'» + i «»(«»- 1 *)/"»+- • • •
/(a+ (n -f- =/(a + + »/' + i (*» ~ (*)')/" (* + 1) +
welche folgendermaassen geschrieben werden sollen:
/(a+ «..)«/(«) + ^(1^)4^ ... (1)
/<«+(«+*)«)«/(«+i)+^,(^ (2)
in welchen
Nx(n) = n M («) = «
N^{n) = l *• M%(n) = * [*» - (*)*]
Nt(n) =>«(«'- 1 «) MM = ± n [«» - fl)»] (3)
= i *'(«9 - 1 » ) M4(m) = i («> - (*)>][«» - (|)«]
^•(«) = 5t «(«*- l,)(*,-2») MM = ± »[*' - (*)»][!.» - (I)»]
') Dieses Handwörterbuch, II. Bd., Formel 5. pag 43 und die erste Formel auf pag. 47.
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Mec1 ar.:*che Quadratur 6lQ
wobei man sich zu erinr.ern har, das> / a), f\a -+- J\ /"v<r), 4- \) die
durch PifTerenzerl-1 di:r k er1 alrenen Wcrthe des Schemas auf pag. 4» sind,
während / a \] = ; [/ a, + / j ^ I ,/' ^ = - +
u. s. w. arithmetrsche Mr.rcl der im Schema enthaltenen Werthe darstellen.
Zu beachten is!, da>s, wie die Abführung der Multiplikation in ^ lehrt,
die A7 («) und J/ '1) sammtlich Functionen von « sind, u. t. diejenigen mit
geradem Index ganze Functionen von n*, diejenigen mit ungeradem Index
ganze Functionen von «5, multipücirt mit n, also
JV-2x[ft) = Xj.t ai.i** i».»«4 -4- .... -t- a,.,*5*
Ai.+u«) = Si.Tfl5 -r >.\,»4 ■+- . . • - ■+■ ^
M-2x\n) ~ >m s'1.*"5 a'2.1»* -f- .... -4- a'»,**3* v*
M-t*+\Kn)-= n y„.i -1- j'i.««' -1- — • ■ . . -f- i'm.
Ertheilt man nun dem Argument x = a -h «<•» ein Increment >» = i.v. >o
/(.v 4- = /[a ■+■ «tu •+■ v») = I.W,« v>/v» \j\
folglich
<//<a) /(.v 1- dx)-/\x) A\(n + v) - .Vtvcx
— 7 — = 7 = 2 /
</a: </-t >«» J v
= » 2 -7." -™
und ebenso für die zweite Formel und für die zweiten OirTercntiaUpionenten.
Nun hat man aber zu beachten, dass gemäss den Formeln x3a) die Pirtcrcntub
quotienten der A«(«) wkder genau dieselbe Form haben, nämlich
dN»x(n)
— -j- — = «[2«i,x -r- 4*2.«"* 4- .... -t- 2xcu.,
dn
fax + 3fr.x«* +....+ (2x + O?..*«3*
■ = 2(Zl* 4-3«2««* -+-.... 4- 2x(2x — l)a,.t»**-*
^-^T1— = «[3 ♦ 2?Ux -r- + (3*4- l)2xtV «-*«-->]
und ebenso für die Afx(n). Setzt man daher
dN>x(n) dN-2x+\{n)
~dn " = *A 2*("); _,7»— = A
T=^)> -^,Cw)=^"-.(.)
</'^2x(*) , v </» J/*,+ i(«)
wo also z. B. A,» = 1; ytf.» = 1; Aa'(>) — 1; - 1; A,"(«) - 0;
Mx"{n) = 0; A7'(«) = l; = 1 »st, so wird
10 = /' (a) + *V (»)/'" (<0 + AV(»)/(«(«0
*[/"(") + '(»)/( «(«1) -f . . . ( rt)
<0* =/"('z) + ^" + ^,/'(,;)/^((,) + . . .]
+ «[/"(^ "t- ^Va" («)/(*)(,!) r- . . . ] (Utt)
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620
Mechanische Quadratur.
= /' (a 4- i) 4- MJWfa + + ii/5'(«)/l5)(" ■+■ i) + • ■ •
+ «[/"(« + *) -♦- AfA' (*)/'"<* ■+■ 0 4- . . . ]
(Ib)
dx* -
/"(a 4- i) + M4"(m}/W(a 4- *) 4- Jf6"(«)/(6,(* 4- *) 4- . . .
4- «[/"> 4- |) 4- J/S»/<5H* 4- *)+... J
* = a 4- (« 4- i)u>.
(IIb)
Die Ausführung der Differentiationen bietet numerisch keine Schwierigkeiten,
sobald die Reihen (3a) durch die Ausführung der in (3) angezeigten Multipli-
kationen erhalten sind. Man findet so z. B. die bereits auf anderem Wege auf
pag. 46 erhaltenen Formeln (8a). In extenso sind diese Reihen abgeleitet in
v. Oppolzer's >Lelirbuch zur Bahnbestimmung von Planeten und Kometenc,
II. Bd., pag. 17, 18 und 19, wo die Coefficienten o»,x, ß».*, ß'»^ durch die
Combinationssummen der Quadrate der natürlichen Zahlen (wie dies unmittelbar
aus dem Anblick der Formeln (3) hervorgeht) dargestellt sind. Für die Praxis
wird es bequem, für diese Functionen Tafeln zu haben. Bedient man sich dabei
der Formeln (Ia) und (IIa), wenn das Argument zwischen a ±. ^cu, hingegen
der Formeln (Ib) und (IIb), wenn das Argument zwischen «4- ^o> =fc J.«, liegt,
so wird man das Argument der Tafeln nicht über n = dt \ auszudehnen brauchen.
Für die Anwendung hat man dabei zu merken, dass man die Differentialquotienten
der Function für Argumente, die in der Nähe der in dem Schema pag. 42 ein-
getragenen Functionalwerthe liegen (um { Intervall abstehen) nach den Formeln
(Ia) und (IIa) zu berechnen hat, wobei die in der betreffenden Zeile stehenden
Functionalwerthe und geraden Difterenzwerthe, sowie die zu dieser Zeile ge-
hörigen arithmetischen Mittel der ungeraden Differenzwerthe zu benutzen sind,
und dass man die Differentialquotienten der Function für diejenigen Argumente,
welche näher der Mitte des Intervalles liegen, nach (Ib) und (IIb) zu berechnen
hat, wobei die dieser Intervallmitte entsprechenden arithmetischen Mittel der
Function und der geraden Differenzwerthe und die zugehörigen ungeraden
Differenzwerthe verwendet werden. Eine Tafel der N- und M- Functionen findet
sich auf pag. 632 *). Für n = 0 erhält man die Differentialquotienten der
Function für ein volles Argument bezw. für die Mitte zweier Argumente; da die
mit n multiplicirten Reihen verschwinden , und die jV2*+i {»), M'%x^.\ (*),
N"2*{n), M''2x(n) sich auf ihre Anfangsglieder reduciren, so findet man bis
einschliesslich der zehnten Differenzen die Reihen
- =/'(* + *)" h) + &/<»(« + 4)- ^/^C* +
Zur Bestimmung der Integrale hat man die Formel (1) mit dx = d(a 4- na>)
= mdn zu multipliciren und zu integriren, und ebenso die Formel (2)
l) Abgekürzt aus V. Oppolzür's Tafeln, 1. c, png. 515 bis 545.
(III)
dia+tf
/> + *) ~ £/<«>(« + i)+ s5/(«>(« + i) -
" 3^8)(« + V + S/"0)(^ 4- i) . . . .
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Mechanische Quadratur 621
mit dy = d [a -+> (»-+- 4)10] = toän1). Man erhält durch unbestimmte Inte-
gration:
l f/{x)dx=Ax + n/ia)+fifi) j A', (n)dn + /» J A,(«y« + . . . (6)
I f/Wy-Bx + nf{a + Y.+/\a+\) j f Mt(»)dn+...{7)
Integrirt man nun zunächst in (G) zwischen den Grenzen a -+- «to = £ und
t -f- cd, und in (7) zwischen den Grenzen a + $w H- »«» «= t; und tj -H «*», d. h.
durch ein ganzes Intervall, also rechts zwischen den Grenzen n und » 1,
so folgt
E+u» »+1 n+\ «-»-1
i f/ix)dx-/{a)+/\a) j Nx{n]dn+fXa) j N9{n)dn+r\a) j Nt(n)dn+.. (6a)
l n m h
*)-*-<* «-Vi #,-»-1
i f/Wj-A' + V+A'+k) f Afx{H)dm+/"(a^\) j M0(»)d»+. . . . (7a)
Will man nun für ein zvuiies Ir.teivall integTiien, so erhalt man durch die
Substitution x = x -f- tu, dx = dx' und y = / -+- tu, </y = *//:
5+2 1» E-t-io „+1
lf/(x)äx-*-- ~)dx'~/{a+ !)+-/> + \){Nx{n)dn+ . . .
£ //(>)<*> = i J/f/ H- tu).// =/(a + I) + \)f Mx(n)dn 4- . . .
demnach, wenn Kürze halber das Aigument ti in den Functionen N und M
weggelassen wird:
e+ai «+1 w-»-l
i y/w^ =/(«) +/» y a, ^ +/"(a) y + . . . .
k n n
l J/(x)dx =/(a + ))+/'(« 4- 1) j Nxdn + /> +\)f N%dn + ....
E-*-3m «+l «-f-1
^ ff{*)äx =/{a + 2)-f-/> + 2)J Nxdn +/"{a +2)f Ntdn H- .... (8)
5+'« »-ei «+i
^ jf(x)dx=/(a+i-\)+J'(a+i-\) j A\dn+/"(a-i-i-l) J N^dn-*-...
6 +d-D«.
und ebenso
') Die Bezeichnung der Ynruiheln :<-t natürlich gleichgültig, und Ut nur der Kürze und
Deutlichkeit halber in einem Falle .«, im andern y gesetzt; das bestimmte Integral ist natürlich
nur eine Function der Grenzen.
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622 Mechanische Quadratur.
l f/(y)äy-A*+ $+/'(*+ V f ^ </«-+-/"(" + *) J + . • • ■
rt n n
Tj-fui M «
VK/-I)ui » «
Addirt man die Ausdrücke in (8), sowie die in (9), so erhält man für die
Integrale durch i ganze Intervalle:
te=/(a)+/(«+])+/(a + 2) + . . ./(* + /- 1) +
+1
+ [/•(«)+/'(«+ 1) +/'(* + 2) + • • •/'(* + '- O]/^" 00)
+ [/"W+A + 0+/> + 2)+ • • •/> + i-\)\SN*d*
«4-1
Setzt man nun das auf pag. 42 gegebene Schema auch nach links fort, d. h.
bildet man von einem vorläufig beliebig anzunehmenden VVerthe die »erste su m-
mine Reihe« und ebenso (für die zweiten Integrale) die »zweite summirte Reihe *
so erhält man die folgende Uebersicht:
summ.rtc Reihe Haupifunction Differenz
a-3o, !/(*- 3)
a + 2u> 11/0+2) /^+2) /Ctf + *>
<i+3u> 11/(^+3) S(a + V
wobei also
!/(* H-4)- '/(" - *)=/(<>)
!/(« + $) - i/(*+ *)=/(* + 1)
'/(« + !)- !/(« + *)=/(" + 2) (121
1/ („ + / _ J) _ I/(fl +, _$) = /(* H- / - 1).
ist. Pabei bleibt zunächst ein Anf.- ngjwerth, z. B. |/(tf — \) beliebig, und man
kann nach Maassgabe der Umstände darüber noch weiter verfügen.
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Mechanische Quadratur. 623
Durch Addition von (12) folgt
f{a)+/(a +l)+/(a + 2)+ + /(« -+- t :- 1) = »/(« -f- i - ±) - »/(« - *)•
Ebenso erhält man aus den bezüglichen Formeln auf pag. 41:
/"(«) + 1) +/> + 2) + . . ./> -f- 1 - 1) =/'(* + i - i) -/'(<* - \)
u. s. w., welche Summen aber gerade in der ersten, dritten, ftinften . . . Zeile
der Formel (10) enthalten sind. Die zweite, vierte, sechste . . . Zeile aber ver-
schwindet, wenn man n — — \ setzt; denn da die Nix+\{n) ungerade Functionen
sind, so ist
J tfU+i(n) dn = 0
und man findet:
- i- -*
-r
Führt man tlir die bestimmten Integrale der N, welche sich numerisch
leicht ausrechnen lassen, kurze Bezeichnungen ein, so dass
/ JV, f» in = />,'= -t- I / iV6 t» <fe = /»,» - -4- ^
-r -r
-r
/"2x 1= y Ni%{n)dn = 2 J/h%i*)d* = 2 y N2x{n)dn
ist, so wird
]jf{x)dx- V(<* + /-*)+ /,,7! 4) + A '/"'(« -»# - 4) + . . .
- [VC« - 4) + /».'/'(a - 4) + -*)+...]• (18)
Hier ist die erste Zeile von Fall zu Fall zu berechnen, während die zweite
Zeile eine von jedem so berechneten Integral abzuziehende Constante ist. Die
Berechnung wird vereinfacht, wenn man diese Constante, welche je nach der
Wahl von \f(a — ^) verschieden ausfällt, zum Verschwinden bringt. Wählt
man daher für die Bestimmung des Integrales von der unteren Grenze
x0 = a — \ u> angefangen :
Yia-\) = - y\a - \) + jgö/'"(« - \) - sSSö/Wf« - i) ... (IV:« - J)
so wird das Integral
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624 Mechanische Quadratur.
«+{> -
,o f/W dx = i/(a + #-*) + i./' (« + * - - ^/'" + +
+ 9^o/(5) (* + " *> • • • (V:'-«>.
Es ist zu beachten, dass in der ersten Zeile von (13) als Argument die obere
Grenze, in der zweiten Zeile die untere Grenze des Integrales auftritt; man
pflegt dieses, wiewohl nicht ganz correct, so auszudrücken, dass man sagt, die
erste Zeile ist der Werth des Integrales für die obere Grenze, die zweite Zeile
der Werth des Integrales für die liniere Grenze, und bezeichnet dann die Be-
dingung (IV: a — dadurch, dass man sagt, \f (a — wird so gewählt, dass
das Integral für die untere Grenze verschwindet1).
In (II) verschwinden die zweite, vierte, sechste Zeile ebenfalls und die
Summen in der ersten, dritten, fünften Zeile lassen sich auch wieder zusammen-
ziehen. Es ist nämlich
/(« h- = * \/{a + ]) -t-/(a)] = i 1/(1» + $) - * V(a - *)
demnach
/(« + *)+/(« + *) + ■.• + + / - J) = *[■/(« + /+})+ I/O + / - i)j -
- J I/O + i) + »/(* - i)]
= »/(a+ 1) - !/(<*),
wobei wieder die arithmetischen Mittel der ersten summirten Reihe eingeführt
sind. Setzt man daher analog dem früheren
-h -i
Ja/, («) = <23' = + & /Afg («) - <?/ - + gm
-h -1
+4 i o
= fAfu (»)*'» = 2 [Ulx{n)än = 2 fAf2*
so wird
S //0') <y = «/(* + 0 + £>,'/' (« + 0 + <?,'/'" (*-*-/)+...
/ (14)
- [V («0 + Öi'/' C<0 + G»'/'" («)+.. •]•
Die Berechnung wird am einfachsten, wenn man die zweite Zeile zum Ver-
schwinden bringt. Dazu ist
!/» = - CV/» - QiT («)
Man hat aber nicht das arithmetische Mittel '/(<*), sondern 1/ (<z =b als
Constante zu bestimmen; da aber
') Tl'.ntsäclilich it-ijjt Formel (13), dass das Integral, wie immer auch ]/*(« — \) gewählt
wird, fl r rlie untere Grenze vi rscli windet, wenn nur die additive Constante, welche durch die
»weite Zeile ausgedrückt ist, entsprechend berücksichtigt wird.
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Mechanische Quadratur. 625
I/C«)-iI/(- + i)-r-iI/(«-i)
ist, so folgt l/M-*y<- + *)-*'/<—*>
i/(a + 1) = + i/(a - *) - l/(a) - (15)
demnach zur Constantenbestimmung für die Berechnung des Integrales
von der unteren Grenze a angefangen eine der beiden Formeln:
+ *) - + */(«) -f- g/' («) - £0/"' („) + &/W («)...
i/(a - *) = - */(«) -+- >/' (a) - /»' («) + ^/W (a) . . . /
und dann wird der Werth des Integrales, wenn jetzt wieder x als Integrations-
variable gesetzt wird
'0
Aus Gleichung (6) erhält man durch Integration zwischen den Grenzen
a — |u> und 0, d. h. rechts zwischen den Grenzen n «= — \ und 0:
* 00
I //(*)*■* - */(•) +/'« f ^ r»'« + /'•(«) f Nt {n)dn + ...
oder
-i -i (16)
+ J/y/M)(a) + . . .
Subtrahirt man diese Gleichung von (13), so folgt:
± + 1 - D+ + 1 - 1) + /,•/'■(« + + • • •
- [V(a -*)-+- />,'/'(* />,'/•> - 1) + • • •
+ (»)</» H-/M,(«)/V, (»)</« + . . .].
Mit Rücksicht auf (15) reducirt sich der Ausdruck in der eckigen
Klammer auf:
V(«) + ^1'/,(a)H-^i^'"C«)-r-. • • H-/f,(0)/Vl(«)</«4-/M'(a)/5v', + . . .
Es ist aber
2N,(n) + Nx («)==£(* + 1)«
2iV4 (») + JVt(«) = ~ (« -f- 2)(» -+- 1 )»(« - 1)
2 JV*6 (») ■+■ («) = £ (« -f- 3H« -t- 2)(« + !)»(«- 1)(» — 2).
Durch die Substitution n = nx — { erhält man allgemein 2Arjjx(«) Nix-ii»)
s=i %M2x(.ni)'t demnach, da den Grenzen — £ und 0 ftlr n die Grenzen 0 und
-+- \ filr «, entsprechen, die Coöfficienten von f (<*),/'"(<*) nichts anderes als
Oi'. <2s'> folg«ch
~ //(*)<** = V(a * - i) H- /»,»/'(« + 1 - |) -4- />,■/"•(« + # - *) + • • •
- -[vw+ö^W + crw ]•
Valsmts»», Astronomie. II. 40
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626
Mechanische Quadratur.
Hieraus folgt, dass das Integral zwischen den Grenzen a und «-+-(/—$)•
durch dieselbe Formel (V: /* — ^) bestimmt ist, wenn die zweite Zeile wegfällt,
d. h. die Anfangsconstante der ersten summirten Reihe nach (TV: a) bestimmt
wird.
Die Gleichung (14) kann geschrieben werden:
ix mm \f{a + I) + '/> 4- f ) -+- £,'/'"(« + 0 + . • •
- [V<«0 +/' W/ö ^ •+* 4-/'"(a)/(°2 A4 + Ar,),/« + . . . J
Addirt man zu dieser Gleichung die Gleichung (16), so folgt
• • • •
- 4/(«) - -...].
Der Ausdruck in den Klammern wird gleich
>/(«) - \m + av'w - */»] + - */» wi .
und es wird daher mit Rücksicht auf (15):
- Px'flfi — i) "+* -*)+...].
woraus folgt, dass das Integral zwischen den Grenzen a — \ to und « +
durch die Formel (V: i) bestimmt ist, wenn die Constante der ersten Summen-
reihe durch (IV: a — ±) bestimmt wird.
Um die IntegTale für beliebige obere Grenzen zu erhalten, genügt es die
Integrale zwischen (a i«) und a ■+- (i -+- «)», bezw. zwischen «-»-(« — $)•
und fl + (j-J + 8)(.) zu den Integralen (V: *'), (V: * — $) zu addiren, wobei
man sich wieder auf Werthe von n zwischen ± J beschränken kann.
Schreibt man die Formeln (6) und (7) für x « a -f- (< -+-»)«» bezw.
^ = a + (i — ^ +2")° an» was darauf hinauskommt, überall a -+- iu> an Stelle
von a zu setzen, und integrirt dann nach n zwischen 0 und n, so erhält man
- [f(x)dx*-nf(a+i) + f'(a + t) f Nx{n)dn+f'(fi+i) f N%(n)dn + .. . (17)
-•K'-iX7 _ o*7 (18)
+/> + i-k)f M%{n)dn + . . .
Durch Addition von (17) zu (V: ») und (18) zu (V: * — $) erhält man,
wenn man für die untere Grenze xQ gleich a oder a — \ » die Constantenbe-
stimmung gemäss (IV: <z) bezw. (TV: <z — £), so bestimmt, dass die Integrale
stets in den Formen (V: /) bezw. (V: /' — ^) ausgedrückt erscheinen:
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Mechanische Quadratur. 627
«•4-1CB-4-« ui
+ (<2>' +fNMd»)f"Xa f ,) + (ßr, {n)dn)/M(a + 0
«+(«- nm
•»0
+ (/»,' («)</«)/'"(* + * - i) + (/V4 («y»)/«>(a + * - i)
t * « •
Berücksichtigt man nun die Formeln (3;, so wird man sofort sehen, dass
die Integrale der Functionen N^n), N± («)... . den gemeinschaftlichen Faktor
»' haben, dass hingegen die Integrale von M9(m), ü/4(«) .... den gemein-
schaftlichen Faktor n enthalten, und kann daher setzen:
Qx +Ai {*)** - Öt'(«) /V, («) = ««O)
° (19)
Px* +fMx (n)dn = ^'(ä) ^/if, {n)dn « • /,•(*)
Dabei sind die <?«'(«) untl P%{*) sämmtlich Functionen von «*, und man
erhält, da <V(») constant gleich \ ist:
+ »» [*/"(* + 0 + <2« W(4>(« + 0 + • - • ] (VI: 0
«+(1—
1 fA*)**^i*+i-i)+fA*VX*+i-i)+*M W"(*+'- *)+....
+»[/(ö4-/-i)+/,s'(»y''(a+i-i)-f-/'4'(«yw)(a+/-i)H-. . ..].(VI:,~*)
Durch Ausführung der Integrationen lassen sich die Reihen für die Q%'(n)
und Jx'(n) ermitteln; es wird z. B.1)
<2i'(») = - * + <2,'(«) - ^a/fi «* *» - A u
s. w.
0
Für die Praxis wird es wieder am bequemsten, Tafeln dieser Functionen zu
haben, welche in Folgendem auszugsweise aus den v. OppoLZER'schen (1- c »
pag. 546—564) unter Berücksichtigung aller DifTerenzreihen bis einschliesslich
zur siebenten mitgetheilt sii
') Uebcr eine andere Form deT Darstellung, s. v. Oppolzkr, 1. c, pag. 40 und 42.
40»
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628
Mechanische Quadratur.
Betrachtet man in VI das Integral als eine Function der oberen Grenze,
so kann man neuerdings integriren. In diesem zweiten Integrale erlangen
zwischen den bezüglichen Integrationsgrenzen die einzelnen Functionswerthe die
durch die obere Grenze des ersten Integrales bestimmten Werthe; es wird dem-
nach die obere Grenze für die zweite Integration derjenigen für die erste iden»
tisch sein; und für das Verschwinden des Integrales für die untere Grenze wird
erforderlich, dass auch die unteren Grenzen zusammenfallen.
Bezeichnet man das Integral in VI mit / (x), so folgt durch Multiplikation
mit dx = ndia und Integration, wenn zunächst wieder nur innerhalb eines Inter-
valles integrirt wird, wofür i = 0 bezw. 1 angenommen werden darf:
l Jj<x)dx-A% + V(fi)fdn +/'(o)fQl'(n)dn +/"' M/fc,' (») '* + • • • (M)
+ f{a)fn dn +/» (a)fn* Q9'(m) dn + YW (a)fn* Q4'(n) dn + ...
+Aa+Vjndn+f'Xa+l)fnP,\n)dn+/M{a+±fo^ . . .
wobei zu beachten ist, dass die sämmtlichen Px'(n) und (?«'(«) gerade Functionen
von n sind. Integrirt man zunächst (20) zwischen den Grenzen E und \ -+- <o
und (21) zwischen den Grenzen tj und tj -t- «>, nimmt also die Integrale rechter
Hand zwischen n und n 1, sodann zwischen den Grenzen \ -+- «» und \ -+- 2«»,
bezw. tj -+- w und rj 2<»>, wobei wieder, genau wie auf pag. 621 die Function
unter dem Integralzeichen durch die Substitution x = x -\- «> in f(x ■+■ u») über-
geführt wird, und die Grenzen der Integrale rechts sämmtlich n und »-hl
werden, und addirt, so folgt
i+ im »4-1
£ fx*)dx = [tf{a)+V(a+l)+y(a + 1)+....+y(a+i-l)] f dn
-+- [/'(«) + ''(« +D + + 2)+.... -+-/'(« H- ' - 1)] f QxX»)d*
• • • •
+ ['(«) + /(« + 1) +/(« 4- 2) 4- . +f(a + i-l)lJndH
m
H- [ (a) 4- / "(* + 1 ) + /■»(« + 2)+....+/"(«+i-l)]j'<i>e,'
"T^ ....
^ jj{x)dx= [i/(a+ i) + + + + V(« 4- /- *)] J </*
+ [/'(« + *) + (« 1) + . . . . 4- /"'(« + ' - W J /\»'«
«-Hl
H-
• . •
4- [/(« 4- J) 4-Vf> + f) + .... + /(a + /-*)] J ndn
* n+l
■+-[/"(« + *) 4- f"(a 4- *) + .... 4- /"(« 4- 1 - i)] J «/»,'(*) *
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Mechanische Quadratur. 629
Intcgrirt man nach n von — \ bis 4-4» so fallen die Integrale der ungeraden
Functionen nlQ2x'{n) und weg, und es bleibt
«+('-})«»
l f/(x) dx = W{a) + /(„ 4- 1) 4- . +l/(a + ;-l)] +
-1- L/'OO +/'(« + + 1)] / Qx(n)dn
-i
+ [/'"(«) + /'> 4- 1) -4- ... + /'> + i - l)j J Q%' (*)*•+...
-4
+ [/'(« + « + +.. . +/'(<» + • - «] / (») rf»
-r
•+■ [/m,(« + + /'"(« + 1) + . . . +/'"(« -r- «• - i)i y ** + ...
1
Führt man hier die zweiten Summen ein, so hat man
if{a) = 4 */(« + $ + * i/t> - 4) - 4 + 1) - 4 'VC« ~ 1)
V(a + 1) = J n/(fl 4- 2) - 4 iV(a)
V(a 4- /' _ 1) = 4 «/(a ■+■ i) — 4 n/(<* -f- * — 2)
H- 4) = +1)- U/-(fl)
V(a 4- 4) = *V(a 4- 2) - «/(a 4-1) l- '
. . , V(a + 1- 4) = u/(a + 0 - n/(« + - 1)
iolghch
V(<*)+ • . . 4-I/(a4-/-l)=-l 11/(04-1 >4 n^H-'- l)-4,n/(")-4 1)
= 11/(0 4- / - 4) — »/(<* - 4)
!/> + 4) + V(fl -t- 4) 4- ... 4- V(a 4- /- 4) = "/(a 4- /) - ^f(a),
und da sich die ersten, dritten, fünften Differenzen in derselben Weise durch die
Functionalwerthe selbst, die zweiten, vierten Differenzen ausdrücken:
•+d--4>- +4 +4
- ("'(« -t) + a« - i)J Qi «'« + f"(« Qt'W* + ■ • •]
"l -1 ~* (22)
i f /(x)dx = W(a + i) +/(* + ') f J3l\n)dn+/"(a+i) J P>'(n)dn+ . . .
-4 , -4
- (n/(<») + '(«) / /VW« + '"(«) / /VW«"» +•• •]■
-r -r
8*7 „ (VII: a-*)
630 Mechanische Quadratur.
Die bestimmten Integrale der Q und P sind Constanten, deren Berechnung
keinen Schwierigkeiten unterliegt; führt man diese Integrationen aus, und setzt
wieder Kürte halber
jQi («) dn = P*--± JPX' («) dn = e0> - -t- ä
(«) + & $ f» dn = Q* = -& (23)
^/<V 0») - - - iH* ' («) ~ G*' « + ÄS»
und bestimmt wieder die sonst willkürlichen Antangsconstanten für die zweite
Summenreihe, so dass die zu dem Integrale hinzuzufügende Constante (die
zweite Zeile) verschwindet, so wird wegen
n/(« - i) - 1 u/(«) + * "/(« - 1); * v(« - *) - i "/(*) - i n/(* - 1%
also
u/(«) - n/(Ä.|) + j i/(a - *) ; n/(, _ i) « n/(a _ ^ _ * _ *),
ür die untere Grenze a —
*/(*)- +*'/(«-*)+ &/(« " *)- &/"(«-*)+ ü£k/(4)(«-i) • • •
und für die untere Grenze a:
n/(«) « - + sSc/" (*) ~ «^ö/(4)(«) • • • (VII: a)
und dann werden die Integrale:
.+(.-*).
Auch hier dienen die Formeln VII zur Bestimmung der Anfangsconstanten
der zweiten summirten Reihe unabhängig von der oberen Grenze und nur ab-
hängig von der unteren Grenze, wenn die zum Integrale hinzuzufügende Con-
stante gleich Null werden soll. (Vergl. pag. 625, doch ist die Ableitung hier
etwas weitläufiger).
Um auch für beliebige obere Grenzen das Integral zn erhalten, hat man
aus (21) für das Intervall a + * — \, wobei die Integrationsgrenzen links
* + (' — i)w und «-*-(« — i + *)«»» also rechts n «=■ 0 und n sind:
j •+<'-*+»)»
" l/Wx-Ma + i-t) / dn+f(a + i-i) f Px>{n)dn +
n
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Mechanische Quadratur. 63 1
und ebenso aus (20) in dem Intervalle a 4- i, wobei die Integrationsgrenzen links
a -h im und a 4- (/ 4- »)» und rechts wieder n — 0 und n sind:
J(x)Jx=l/(a+i) f dn+/'(a+i) J Q t'(n)dn+/»\a+i) f Q,\n)dn+...
%J o*7 0 (25)
+ Oj«^* +/"(« + i)J**%Qt(*)** + • • •
Addirt man die Formel (24) zur Formet (VJJI: 1 — i) und ebenso (25) zu
(VIII: /') und berücksichtigt, dass die Integrale J J"u+i(»)dn, J Q'u+i(*)dn
den Faktor * erhalten, so lolgt:
«-K'-i -♦-)<»
^ /* f/(*y*«HA*H-W)+^
*' J 4- P<\n)fH){a 4- / - *) 4- (IX: i — D
+ «P/(a4-i - i)-h A»(«y (« + ' - *) + Pt'(»V"'(* H- ** - + . . .]
^ / //(*>'* = u/(fl + 0 + Co* («)/(* + 0 C.W'C* + 0 +
+ e4*(*)/(4)(« + o + - • ■ (DC:/)
4- «[!/(« 4- i) 4- <?!« («)/'(« + <) + Ci" (»)/"'(« + 0 ■+■ . • • i
wobei
i>0> («) =- +fn dn (*) « + p <*»
/? (») = /? +JnPJ{n)dn Qf(n) - £,» +fn>Qt'{n)dn
0») - + fnfi'Wn Q? (n) = £4» ^-f/*» £4
«/>/(«) =fp,\n)dn nQ? (n)
• • • •
ist. Die ^'(ä)» ö*'(») smd Functionen von »*, deren Berechnung keine
Schwierigkeiten hat; beispielsweise ist @0'(«) = (?0* "+" \n*> Q\(n)esa Qi ■+* 1**1
Q*(n) « ■+■ A»4; • • • -fVOO = ■+■ iÄ* u- 8- w- Für dic praktische
Anwendung wird es wieder am bequemsten Tafeln zu geben, bei denen man
sich auf die Werthe von n zwischen ± \ beschränken kann; im Folgenden
sind auch hierfür auszugsweise die v. Oppolzer' sehen Tafeln (1. c, pag. 565 bis
586) mitgetheilt.
igitized by Google
632
Mechanische Quadratur.
± n
000
0-01
002
0-03
004
0*06
0-06
0-07
0*08
0-09
010
011
012
019
014
0-15
016
017
018
019
0-20
021
0-22
0-28
0-24
025
3*22185
9-.22172
9.22133
9,28067
9,21976
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8,1406
8,1401
8,1395
8,1389
8,1882
8,1375
8*1363
8,1359
8,1351
8,1841
8,1332
8*1311
8,1310
8.1299
8.1287
8*1274
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0-25
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8*62445
8-62805
8-63263
8-63816
8-64460
8-65192
8-66007
8*66901
8-67867
8-68901
8*69998
8-71158
872359
8-73618
8-74909
8-76243
8-77610
8*79005
8-80425.
8-81867
8-83325
8-84798
8-86283
52
156
258.
360
458
553.
644
732
815
994
966
1034
1097
1155
1206
1254
1296
1384
1367
1395
1420
1442
1458
1473
1485
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7,4703
7,4712
7,4728
7,4749
7.4776
7,4808
7,4847
7*4890
1*4938
7,4991
7,5048
7,5109
7,5174
7^5242
7,5314
7,5388
7,5464
7,5541
7,5681
7,5703
7,5785
7,5868
7,5952
II 7,6035
I 7,61 18
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27
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39
43
48
53
57
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68
72
74
76
78
80
81
82
83
84
83
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6429.
6480
6481
6 583
6^86
6 588
6 592
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6 604
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6-639
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6 653
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6-667
6-674
6-682
6-689
6-697
6-704
5.778
5.778
3,779
5x780
5.782
5, 784
5,787
5.790
5» 794
5.798
S.802
5.807
5.812
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5,823
5»8?9
5.835
5,841
5» 848
5.855
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5,868
5,875
5,882
5.889
5.896
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9.09691
9.09685
9,09668
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9.09546
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9.09406
9*09319.
9,09219
9 .09 108
9,08985
9.08849
9,08701
9» 08541
9.08368
9.08183
9.07984
9,07773
9.07549
9*07311
9,07059
9.06794
9*06514
9,06221
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8 3572
8-3558
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8-3510
8-3487
8-3468
8-3486
8-3409
8-3880
8-8349
8-8317
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7,653
7,649
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Mechanische Quadratur.
635
W(«)^V(*)
O-OO, 8-92082
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0 19
0-20
0 21
0-22
0-23
024
025
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8-95681
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8-96910
897581
8-98287
8-99026
8 99797
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9-01424
902277
9-03154
9 04054
9-04978
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7.6189
7-6185
7-6181
7-6176
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7-6161
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7-6141
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6-710
6-710
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6 710
6-710
6-710
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6709
6-709
6-709
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6708
6-708
6-707
6-707
6-706
6-705
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6-703
6-702
6 700
6-698
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5.901
5-901
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8.90589
8.90345
8 .90082
8.89799
8.89496
8-89172
8.888-27
8.88461
8.88072
8*81660
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34
30
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40
42
7.4994
7.4993
7.4991
7.4987
7.4982
7-4975
7.4967
7.4937
7.4945
7*4932
7-4917
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I*4ft83
7.4861
7-484S
7-4820
1*4196
2«4J7i)
7.1743
7.4713
2*4682
7.1650
7.4615
7.4579
7.1541
7-4501
1
2
4
5
7
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12
13
15
16
18
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23
24
26
22
so'
31
32
35
36
38
40
logPj{n)
636 Mechanische Quadratur.
*
Beispiele. Für die Berechnung der Störungen ist die untere Grenze der
Integrale stets die Osculationsepoche. Wird diese zwischen zwei Störungsdaten
gelegt (in dem hier gewählten Beispiele für den Kometen 1889 V für 1889 October
8*0), so sind für die Bestimmung der Constanten der ersten und zweiten sum-
mirlen Reihen die Formeln (IV : a — und (VII : a — \) zu verwenden. Für
die erste summirte Reihe ist beispielsweise für —~ (bei den Elementenstörungen
pag. 365) als Hauptfunction :
f'{a — i) = 4- 3 655 — — \) = — 01523
/'> - *) = - 0 293 4- sSo/'"^ -*) = - 0-0009
f{S)(a - *) = 4- 0-430 (extrapolirt) - - i) = - Q-Q001
demnach i/(a — ^) = — 0 1 533.
Da durch ein Versehen (indem der zweite Ausdruck — 0*00009 angenommen
wurde) l/(a — $) = — 0-152 angesetzt wurde, so wäre zu jedem Integrale die
Constante — 0"'001 hinzuzufügen.
Für die Anfangsconstante der zweiten summirten Reihe für die Störungen
in den x (rechtwinklige Coordinaten, pag. 341), wird
i/(a -*) = - 0-03 4- W(a - = - 0 015
f{a = - 5 945 4- ^/(« -4) = - 0-248
'"(«-*) = - 0-805 - (a - *) = -t- 0 007
demnach "/(a) «= — 0'256
Als Beispiel für die Berechnung der Integrale sollen das erste und zweite
</Ati dM
Integral von und das erste Integral von —^y~ (Elementenstörungen, pag. 365)
für die neue Osculationsepoche 1887 Juni 10 bestimmt werden. Da diese auf
ein Störungsdalum fällt, so hat man die Formeln (Vi) und (Villi) anzuwenden.
Es ist
für AZ, für 40Ajt
if(a + i) 4- 72'52"01 4- 18" 760
-A/'(« + 0 ~ 1046 — 1*176
+ ^/",(a+() 4- 0-16 4- 0001
demnach AZX = 4- 1° 12' 41"-71 40A,* = 4- 17"-585
Aft = 4- 0"-43962
Für das zweite Integral von Af*. ist
l'/O 4~ i) 4- 16' 46"'007
4-Vy^H-i) =- 3-847
— ±/"(a 4- i) =•= -4- 0 012
demnach AZ, = 4- 16' 42"'172
Bildet man AZ14-AZ,= 4-r29' 23"-88, so erhält man die Störung in
der mittleren Länge für die neue Osculationsepoche. Als Beispiel tür Integrale
it'Z
bei beliebigen oberen Grenzen sollen das erste und zweite Integral von
(Störungen des Kometen 1889 V in Polarcoordinaten, pag. 355) für 1887 Febr.
7 0 und Febr. 13 0 gerechnet werden. Das erste Datum liegt näher einem
Störungsdatum selbst, das zweite dem Mittel zweier Störungsdaten; im ersten
Falle werden daher die Formeln (VI: i) und (DC: i), im zweiten die Formeln
(VI: i — \) und (DC: /' — £) zur Anwendung kommen. Es ist:
für Febr. 7 0 : n = 4- A = 4- 015; iogn* = 7-52827
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Mechanische Quadratur.
637
logf{a 4- /) = 2-78692
<V(?o2(*) = 8*97581
— /°gQi'(n) = 8» 1368
Aff/"(<j 4- * ) = 1 -9805 Äff fW (a 4- /) = 1 -3709
l°S Qi (") — ?«6 176 % C?? (») — 6-708
ÄffÖi'to — 8,85783 %(?3'(")= 8 1279 Ar/ = 7-445
Äff/'C« + 0 — 2*3 1 967 Äff/' '(a 4- /') = 1 «7 1 1 3 Äff /&\a 4- 1) = 0„903
£Y(«) = 8.90082 % Q*(n) = 81660 Äff @ »(») = 7.482
Äff 2t
Qf (»)/'(* + *)
Qi (*)/•»{* +o
2,
-4-
■
15-937
2581 035
0-322
nf(a-h i)
-f-
91-837
+
15615
4-
15048
1 1 9354
0-691
+
0022
«32,
+
0053
dt
2474-77
2581 035
"/(« + 0
+
11423-660
■+■
16-615
<2oW(« + 0
4-
57-907
0-754
QlWui* + i)
0-396
-T-
0024
0012
2565- 15
n13
384-772
für Febr.
* = 4-
11096-41
13 0 ist n = — = — 0-20
— Äff /», '(») = 9.073 1 1 log Pk \n) mm 8*3436
logf(a-¥i—\) = 2 72573 Aff/"(a4-/-$) = 1 87952 Aff/<^<M-/— -J)— 1'3008
logP<P\n) = 8.33579 Äff Pf{n)= 7 8076 % W («) = 7„ 1 588
•V^V (»)= 8-79005 Äff Pi'(n) = 7.5703 Äff Ph'(n)= 6 667
%/r'(« + i-i)= 2.20672 Aff/"'(Ä+/— i)— 1.5987 Aff/(5)(a4-«'-£)= 0.845
Äff = 8- 68425 log (n) = 7.5073 Äff Pf (n) mm 6 6 1 2
/»4'(»)/<4>(« + /- |)
V
4- 531-770
— 0897
4- 0-441
4- 531-314
>/'(<! 4- -
■—*)--
2274-910
9-926
(«)/'"(« 4-1
0148
iV(«0/P>(«-t>J
0 003
«2, = —
106-263
/>/(«) ^)(a+/-i)
2,
—2274-910
— 7-780
+ 0-128
— 0 003
-2282-565
n/(a
Aa («)/"(«
dz
— = _ 2390-95
— 4) = 4- 10286-205
— |) « — 11-522
_ = 4- 0-487
— i) = — 0029
«2, = -t- 456-513
, = +10781*65.
II. Bekanntlich lässt sich jede periodische Function f(x) in eine Fourier-
sehe Reihe
f{x) mm ^ A0 4- Ax cos x 4- A% cos Ix Aicos^x . . .
4- /?t j/'« x 4- -ff9 2 « -4- 3 .v 4- ^
entwickeln, deren Coefficienten durch bestimmte Integrale
2 r
Bn = — J f(x) sin nxdx
2 C
= — I f(x) cos nxdx]
V
638
Mcchaninche Quadratur.
gegeben sind. In vielen Fällen werden einzelne Werthe der Function f (x) ge-
geben sein, oder es wird leicht sein, sich solche zu verschaffen, so dass sie aus-
reichen, die CotSfficienten Am, Bm zu ermitteln. In diesem Falle wird daher der
analytisch durch bestimmte Integrale gegebene Ausdruck derselben auf numerischem
Wege ermittelt, weshalb Hansen diese Methode ebenfalls als die Methode der
Bestimmung der Coäfficienten von Reihen durch mechanische
Quadratur bezeichnete.
Auch hier wird man sich auf den Fall beschränken können, dass die Argu-
mente, fllr welche die Function als gegeben angesehen wird, eine äquidistante
Reihe bilden, und zwar derart, dass das Intervall ein aliquoter Theil des Kreis*
umfanges sei. In diesem Falle aber wird man zur Bestimmung der Integrale
nicht nöthig haben, auf die im vorigen Abschnitte gegebenen Methoden zurück-
zugreifen, indem ein einfacherer Weg zum Ziele führt.
Betrachtet man zunächst die beiden Summen:
r« =» 1 + a cosQ -+- o* cos 2 Q -t- . . . . -+■ a— - cos (n — \)Q
2m = usinQ -4- atsinlQ -f- . . . . -f- a— • (« — 1) Q. ™
Multiplicirt man behufs Bestimmung der Werthe derselben die zweite mit
i -ss y — 1 und addirt sie zur ersten; so folgt:
1 — a* e**Q
r„H-*L,= 1 +a^> + . . . +«— 1*<— IM« \_a\iQ
1 — g" cosnQ — ia" sin n Q
1 — - neos Q — iasin Q
Durch Trennung des reellen vom imaginären tolgt hieraus1):
1 — q cos Q — et" cos n Q + cos (n — \)Q
lmK= l — 2acosQ + a*
a sin Q — *» sin nQ + a"+l sin (n — 1) Q
lm~ 1 -%icosQ + **
Für et = 1 erhält man nach einer leichten Reduction:
F- = 2^C05rQ = Sln~\Q
^} sin\nQsin\{n-\)Q
(3)
Setzt man 2Q an Stelle von Q und beachtet die Ausdrücke für smVrQ,
cosZrQ, so folgt aus (3):
1 . Ä Ä sinnQsin (n — 1) Q
SmrQc«rQ = \ —
n — 1
s
^l n , sinnQcosjn — \)Q
i«^rö-2 sTTQ
») Für »-= oo erhält man unter der Voraussetzung — 1< « < -f- 1, wenn p, q durch
die Gleichungen
psinq = asm Q; p cos q « 1 — neos Q
bestimmt sind (vergl. den Artikel »Mechanik des Himmelst, pag. 308):
p p
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Mechanische Quadratur. 639
Setzt man Q = , so wird
sin \nQ sin jiit sinnQ sin 2)iit
"« i C • ' "^«"^ ~~ • '
sin — sin
n n
Diese Ausdrücke verschwinden im allgemeinen, wenn u> eine ganze Zahl
ist; sie werden aber gleich n, wenn u, ein Vielfaches von n, also ji = in ist;
dann giebt die erste Formel (3) sowie die zweite Formel (4) n, die drei
übrigen geben Null. Der zweite Ausdruck giebt übrigens ebenfalls n, wenn n
eine gerade Zahl, und ft = i- (1 ungerade; für gerade / reducirt es sich auf
den ersten Ausnahmefall); dann giebt die zweite Formel (4) n, die übrigen vier
Null. In diesen Fällen sind übrigens die linken Seiten direkt die Summen von
lauter Einheiten oder Nullen. Es ist daher
Wenn f* eine ganze Zahl und Wenn p eine gante Zahl und kein Vielfaches von n ist,
kein Vielfaches von n ist und fUr gerade n, wenn |x kein Vielfaches von ist:
-1 in« ft V1-,
-J— = 0 2.x/«* r -J— «=
&
sinr -jj- = 0 2jf",*r „ = i* (6)
Für n = 1« wird
»-1 „
g,„r^ = <); 2^^_o. (5.)
Für ft aa in und für fx = i ^ (« eine gerade Zahl) wird
2fiir 2|xk
j/» r -J— f<v r -£— — 0
Da nun
2tiic 2v7t , 2(u — v)tt . 2(ix-t-v)k
cos r -J— cot r = l cos r — — 4- leotr
n n 2 n T n
(6a)
2(fi-
v)tt
n
20* -
n
2(1*-
2jirc . 2vit , 2(u,— v)it , 2(ftH-v)it
sm r — — xm r i cos r — — * cos r —
« n a w 5 «
ist, so erhält man die Resultate in den Columnen:
I), wenn jx von v verschieden , und weder ft — v noch p + v ein Vielfaches
von n ist
II), wenn jx von v verschieden , und entweder ji — v oder jx -f v ein Viel-
faches von », also
p «= 1» ± v
HI) Wenn fx und v gleich und keine Vielfachen von n sind
IV) Wenn fx und v gleich oder auch verschieden, und beide Vielfache von n sind:
640
Mechanische Quadratur.
«-I
H —
sin r
2jxit
n
n
2ftic
2v*
cos r =
n
I
0
IT
in
\n
IV
n
2vrc
sin r =
n
0
k"
0
2vir
cos r =
n
0
°
0
0
(7)
«-1
Sind jetzt die Werthe von / (x) für n Argumente * bekannt, so erhält man
aus den Gleichungen (1) n Gleichungen, aus denen sich n Coefficienten be-
stimmen lassen, und zwar als Functionen der übrigen. Die Auflösung dieser
Gleichungen wird sehr einfach, wenn die Werthe des Argumentes gleichmässig
über die Peripherie vertheilt sind. Seien für x = 0, — , 2 —...(«_ 1) —
fi n tt
die Functions wert he:
/<w-Jf.. /(£)-*•• /(2 V)-*«- • <>(«'£)-* • • ✓((—«£)-*. -'• <8)
so ist ganz allgemein:
2i? 2ic 2ic
Xr-=±A0+ Alcosr — + A%cos1r — + AtcosZr — +
4- i?i r — + B% sin 2r 2* + Bz sin 3r — +
i W AI
Multiplicirt man diese Gleichungen mit
2it . 2ic
cosrv— bezw. mit jmrv— ,
so wird der Coefficient von
2* 2ic
w,» : r<w jir — o?j vr —
n n
(9)
. . . .
D 2* 2ic
^ : «« ji.r — <w vr —
2_rc
n
2tc
*w {ir — sin vr —
r* r*
2r
2*
j/« ur — ;w vr
n « n
Es genügt offenbar für v alle Werthe zwischen 0 und n — 1 zu setzen,
denn für v = in + v* wird
2ic
2«
8«
j/«rv —
;w rv'
2ic
w rv — «3 cos rv'
n n ' n n
Addirt man die sämmtlichen mit den erwähnten Faktoren multiplicirten
Gleichungen (9), so erhält man mit Berücksichtigung von (7), da v der letzten
Bemerkung zu Folge kein Vielfaches von n ist:
^Xrcos rv ~ . ~ (A, + A„^ + AH+H + AiH-* + A%n+* + . . . )
2tc l (10a)
^Xrsinr* ^ = B—, + - B2„-,+ £2*-h- . . . )•
Und für v r= 0 folgt:
(10b)
Ist n eine gerade Zahl, und v = , so tritt At* in der ersten Formel (10a)
zweimal auf, nämlich mit A(x~\)„+„ und Aim-* und es wird demnach
2 Xrcos rrt = n(A* + + + . . . ), (10c)
während sich für die zweite Zeile in (10a) Null ergiebt.
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Mechanische Quadratur.
Die n Functionswerthe liefern demnach die Coefficienten
AQt At . . . A*\ Bx, B% . . . B*_x für gerade n
i0> nx ... An~\ ; Bv B% . . . B*-i für ungerade »
als Functionen der übrigen. Sind aber die Reihen hinreichend convergent, so
dass man die höheren Coefficienten vernachlässigen kann, so wird man die
linken Seiten als die Ausdrücke der gesuchten Coefficienten selbst ansehen
können, wobei aber A*, Bv um die Beträge AH—, -+- . . . , Bn~, fehler-
haft sind, woraus folgt, dass die Coefficienten um so genauer erhalten werden,
je grösser n gewählt wird, dass aber unter allen Umständen die späteren Coeffi-
cienten immer ungenauer werden. Mit dieser Beschränkung hat man:
H-l r, -i
1
Xr sin rv
2k
(H)
Man wird stets n als gerade Zahl ansehen können; überdies von der Forin
4 m, da man hierbei in jedem Quadrate gleich viele Theile hat, wodurch die
Formeln für die Anwendung etwas bequemer werden. Berücksichtigt man zu-
nächst jeden Quadranten für sich, so wird:
in dem Quadranten r = 0 m — 1
für
der Coefficient von Xr
daher für gerade v
und für ungerade v
in dem Quadranten
für
der Coefficient von Xr
daher für gerade v
und für ungerade v
cos
sin
cos
sin
cos
sin
(rV2^)
. . . 2m - 1
m -f- r'
cos
sin
v ' stn
v -l
r = 2 ffi 3m
r = 2w + r"
"?(
stn
sin
. I vti + r
tn \
j/« \ 2m/
L'(v| + r'v2^)
:r;;4',v,(^)
-f- (— 1) 2 V 7
r = 3m .... 4m — 1
r = 3m + r'"
_(-,)HJ,„v y««J
Es folgt daher für die Eintheilung des Umkreises in 4m Theile:
für gerade v:
m-l
r=0
w -1
^2*» nur mit dem halben Betrage zu nehmen;
II. 41
(12a)
TT
m
642
flir ungerade v:
Mechanische Quadratur.
(12b)
1 v'i r ic »-^1 ic l
B'" 9^ X ■ 1 (Xr—Xim + r)sinrv ^ +(— 1) 2 (Xm+r— XSm+r)c*sr*^.
Setzt man daher für die Summe und Differenz der Functionswerthe, deren
Argumente um 180° verschieden sind:
Xr + X^+r = (r) =/(r^] +/(* + r ^)
ein, so wird:
(13)
für gerade v •
2«
(Ha)
r-l
für ungerade v
^ = i^^K- wo + <- o-^o« + ol
f! - 1
4*
«-1
2m{
(14b)
Ist eine Function F{x, y) durch ihre analytischen Ausdrücke oder eine
Reihe von Functionswerthen gegeben, so wird diese, in eine FouRiER'sche Reihe
entwickelt:
y) = 2 ^ *cos (i* + %y) ^ (i* + %yft w
(16)
sein, wobei die Coefficienten durch FouRiER'sche Doppelintegrale ausgedrückt
werden. In vielen Fällen, ist es aber möglich, zunächst eine analytische
Entwickelung nach einer Variabein einzuführen. Sei also
^(x>y) = Z0 + Zx co*y •+■ Ztcos 2y 4- Zteos 3y 4- . . .
4- Zxsiny 4- Zt,sin 2y 4- Zs'sin Zy 4- . . .
gefunden, so werden Z0, Z,, Z, . . . Z,', Z,' . . . Functionen von * sein, deren
analytische Form
£.=/t(*); £'—/.'(*)
bekannt ist. Auf diese lassen sich daher die Methoden der mechanischen
Quadraturen anwenden, und man erhält durch dieselbe:
Z, = \ 4- A® cos x 4- cw2x+. . . sin x 4- Bp sin 'ix 4- .
Z{~ \ C« 4- C/'^w * -t- w2jc+. . . D^sinx 4- 2* 4- . . .
(17)
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Mechanische Quadratur.
643
Setzt man diese Reihen in (16) ein1), und mulüpHcirt mit cos iy, siniy aus,
so erhält man die gesuchte Form (15). Auf diese Lösung lässt sich leicht der
Fall reduciren, dass die Entwickelung von F{x, y) die Form hat:
F{x,y)r= X0 + Xxcos(y - X) + Xtcos 2(y - X) + X>cos 3(y - X) + . . .
-f- Xx'sin(y - X)+ X,'sin2(y - X)+ X^sin 3(y — X) •+■ . . .
wobei X, X0, Xx, X% . . . Xx', X,' . . . Functionen von x sind., deren analytischer
Ausdruck bekannt ist. Es lässt sich nämlich schreiben:
F(x,y)= XQ+(XxcosX- Xx 'sin X)cosy +(Xicos2X-X^'sin2X)cos2y + ...
-\-{XxsinX+Xi' cos X )siny -t- (X, sin 2X+ Xv'cos2 X)sin 2y + .,
wodurch wieder die Form (16) hergestellt ist. N. Herz.
') Diese Methode verwendet Hansen i. B.. indem die unendlichen Reihen nach den
mittleren Anomalien des störenden Himmelskörpers analytisch entwickelt werden, wogegen er für
die Coefficientcn, welche Functionen der Anomalie des gestörten Körpers sind, die mechanische
Quadratur anwendet. Vergl. den Artikel »Mechanik des Himmels«, No. 58.
Berichtigungen.
a) Zum ersten Band.
Paß-
43.
Zeile
10 v. 0. statt
»OD* lies »O'D:
1 1
57.
t%
6 v. u. nach
»Februar« ist einzuschalten » 1473«.
l>
63.
11
16 v. 0. statt
*CCxM = y lies »C, CM = y*.
1»
65.
11
20 v. 0. und
12 v. u. statt »— Ä0* lies .+ A*0«.
II
82,
1»
19 v. u. statt
» - ^il sin Mx cos (Ml + Tt). lies • + ^ sin M, cos (Mt + n):
II
114.
"
17 v. u. ist der Doppelpunkt vor ja zu streichen und nach ^ ein Komma zu
setzen.
I»
«54.
II
17 v. u. statt
»w/j« lies »wij«.
II
164.
II
12 v. u. statt
» log cos A* lies »log JA*.
1»
167,
1 1
2 u. 3 v. u.
fehlt dreimal »8«.
II
168,
II
8 v. 0. statt
»u.« lies » — fi«.
II
170,
II
18 v. 0. statt
»u-00187« lies »0001187«.
• 1
174.
II
17 v. u. statt
»— — « lies «= — «.
II
1 <
>l
6 v. u. statt
»— *« lies »+ *«.
II
11
II
5 v. u. statt
»-f- i'* lies » — £«.
II
182,
II
16 v. 0. statt
*PXZQ* lies >I\QZ*.
•>
M
Ii
18 v. 0. statt
»/>ll0* lies » />,(>,•.
II
II
•1
14 v. u. fehlt
»=«.
"
»83,
11
13 V. u. statt
»/*« lies »/*,«.
II
184,
11
16 v. 0. statt
»y« lies »90° — <p«.
II
ii
17 v. 0. statt
des zweiten »/« lies »/l«.
II
I85,
• 1
21 v. u. statt
»8« lies »8«.
1>
II
"
20 v. u. statt
» + fcost* lies » — fcost*.
1 1
»1
1 1
IS v. u. statt
»4- / « lies » — / *.
M
196,
it
4 v. u. statt
»a« lies »a0«.
• 1
»97.
11
3 v. 0. statt
»sinl* lies »//»£«.
■ f
«99.
Ii
7 v. 0. statt des zweiten »v.« lies »vs«.
»1
»1
11
19 v. 0. statt
*a* lies »«„«.
1 '
208,
Ii
10 v. 0. statt
»logf>* lies »log fang p*.
■•
11
19 v. u. statt
»6« lies »7«.
••
Iii:
11
2 v. u. statt
»«« lies »nx*.
•1
489.
i'
6 u. 7 v. 0.
statt »/angf lies »cotcwgy*.
507.
1»
10 v. 0. statt
»j*« lies »j,*«.
41'
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644 Berichtigungen.
pag. 511, Zeile lo v. u. statt lies »pA«.
„ 514, „ 6 v. 0. statt »(.ff, -f- ^j)'« lies »(A*, ■+- ff,)»«.
„ 515, „ 13 v. o. statt »gsin*y lies »g* JM»*^p«.
„ 520, „ 12 v. u. statt »1« lies »0».
„ 521, „ 12 v. u. statt »««(, -f-^,)« lies »«»(«, -f-
522, ,, Ii v. o. statt »sin' lies »cos*.
539, „ 11 v. o. statt »(I) - (II), lies »(I) — (III)..
„ „ 12 v. o. statt »y« lies »togf.
545, ,, 3 u. 4 v o. statt »G* lies • (>«.
550, „ 3 v. o. statt .7-9459961« lies »7-9544961«.
551, „ 17 v. o. statt »93950738« lies »0395O738«.
552, „ 18 u. 20 v. u. statt »/" und / '« lies »Zog/" und lo^y'*.
556, ,, 14 v. u. statt »«7j'|i,« lies »sintyt*.
557, .. 3 v. o. statt »9 42434 1« lies »9*824341«.
558, „ 16 v. o. statt »0-236616« lies »0232616«.
561, „ 5 v. u. statt »226°« lies »326°«.
562, „ 8 v. o. statt »C« lies »5«.
„ „ 14 v. u. statt »/« lies »/,«.
566, „ 6 v. o. statt »6 893817« lies »6 894817«.
„11 v. o. statt «0-281082« lies »0'271032«.
3 * 4 v v
567, „ 4 v. o. statt »+ j-^ co.'ang* - « lies »— leotang* - «.
619. „ 15 v. u. statt »2099« lies »1999«.
663, „ 22 v. u. statt »F* lies »/V
21 v. u. statt »90° — «« lies »90° 4- ««.
14 v. u. statt »sin t sin b» lies »— sin t sin b*.
6 v. u. statt »cos A" tos c sin «• lies »cos N' cos 8 sin a«.
668, „ 16 v. o. statt »fr5« lies »659«.
„ ,, In dem Beispiel fehlt die Angabc <p = 49° 0' 30".
681, „ 1 v. u. statt »(8) und (9)» lies »(9) und (10)«.
682, „ 4 v. o. statt »— iCfw2ft« lies »+«C«"2ft«.
6 v. o. statt »-f-2Äfw2ft« lies »— 2irw2ft«.
683, „ 5 v. o. statt »(15)« lies »(14)«.
1 e .. 1
• >
• «
697, „ 14 v. u. statt » — — ■ « lies » — — «
2 r 2 r*
>-
.. 729. i. 9 v. u. statt des tweiten »/ « lies »/,«.
1. 735' •» '5 u- 16 T- °- staW »Brechungscoefficienten« lies »Ausdehnungscoefncientcn«.
„ 744, in der Figur (220) ist Q und (?, verwechselt.
b) Zum zweiten Band.
pag. 23, Zeile 4 v. o. statt »Neubaven« lies »Newhaven«.
49, Zeile 12 v. u. fehlt hinter »Haar« die Schlussklamrucr.
51, ,, 6 v. u. statt »denen« lies »dem«.
67, „ 6 v. o. statt »a« lies » — «
a
72, ,, 6 v. u. statt »wurden« lies »wurde«.
89, „ 11 v. o. ist »sich« tu streichen.
,. „ 14 v. o. statt »auftreten« lies »bewirkt«.
„ „ 21 v. o. statt »in anderen« lies »andere«.
92, in der Anmerkung statt »Astsronomical« lies »Astronomical«.
283, statt »Figur 272« lies »Figur 271«.
304, Zeile 12 v. u. statt »beobachten« lies »beachten«.
3 '9» i« 7 V- u<
statt »X, V, Z« lies »A'p K„ Z.:
350, ,, 4 v. u. ist —jj- = — j / (?<**' hinzuzusetzen.
351, letzte Zeile statt »dienen« lies »erhalten wurden«.
383, fehlt in Formel (20) bei rechts der Faktor
439, Zeile 17 v. u. die eckige Klammer ] am Schluss der Zeile ist von hier an den Schluss
der 15. Zeile v. u. zu setzen.
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4
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