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Erdbeſchreibung
Fürſtenthums Oſtfriesland
und
des Harlingerlandes,
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Fridrich Arends.
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Emden 1824,
gedrudt bei Wittwe Hyner & Sohn,
(Hannover, in Eommiffion der Hahn'ſchen
Hofbuchhandlung.)
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THE NEW voR
PUBLIC LIBRARY
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58855 B
“ASTOR, LENDT AND
TILDEN FOLADATIONS
R 191 L
Borrede
Faſt in allen Faͤchern der Wiſſenſchaften haben oſtfrieſiſche
Gelehrte ſich ausgezeichnet, nur das der vaterlaͤndiſchen
Geographie ließen ſie beinah ganz unbearbeitet. Außer der
ſchon vor 200 Jahren erſchienenen Chorographie von Ems
mius, beſitzen wir nur ein einziges dahin einſchlagendes
Werk, und noch dazu von einem Auslaͤnder, dem Hofpre—
diger Joh. Fridr. Bertram. Allein die von demſelben
im Jahr 1736 herausgegebene „Geographiſce che Beſchreibung
des Fuͤrſtenthums Oſtfriesland, und angraͤnzenden Harlin⸗
gerlandes,“ welche nur 96 Seiten einnimmt, iſt ſehr un—
vollitändig „, und nicht viel mehr als ein bloßes Namenver—
zeichniß. Die davon 1786 erfchienene neue Auflage, wel⸗
che der Schullehrer Normann beforgt, iſt in Angabe der
Ortsnahmen vollſtaͤndiger, die vomzBerfaffer,,. bald nach
Erfcheinung feines Werfs, herausgegebene Nachträge zu
demfelben, zwei Bogen füllend, fo wie manches aus Deffen
oftfr. Analekten, find dem Tert einverleibt, aud) bin und
wieder, bauptfächlich bei einigen Dörfern, Zufaße vom
Herausgeber gemacht ‚ fo daß die neue Ausgabe um ein
Drittel ftärfer wie die alte geworden. Doch im Ganzen
blieb es noch ein fehr unvollitändiges Werk; felbit die ver;
altete, ſchwerfaͤllige Schreibart des Originals iſt beibehalten.
Es hat freilich Schwierigfeiten, die Berhältniffe eines Lan—
des richtig zu fehildern, wenn ſchriftliche oder gedruckte
Quellen fehlen. Man muß ſich nicht nur in eine weitlaͤuf—
tige Correſpondenz einlaſſen, auch die Muͤhe nicht ſcheuen,
ſelbſt ſich uͤberall umzuſehen.
Dem hauptſaͤchlich mag es zuzuſchreiben ſein, daß wir
noch keine vollſtaͤndige Geographie von Hftfriesland befigen,
und die Nachrichten, welche. Fremde über unfere Provinz
befannt gemacht, durchgängig fo unrichtig und mangelhaft
find. Micht bloß ältere Schriften friffe Diefer Vorwurf,
auch neuere. So liefert die im 4. Bande des Handbuchs
der neueften Erdbefchreibung von Haſſel und Cannabich
enthaltene Bejchreibung von Offeiesland viele ——
IV
ten, weit mehr noch die in Sonne’s Erdbefchreibung des
Königreichs Hannover befindliche. Diefe ift ziemlich aus:
führlih, denn fie nimmt 40 euggedrucfte Seiten ein, und
es find Dabei, wie man wohl bemerft, gute Quellen benußt; .
dennoch läßt ſich kaum ein untauglicheres Werk denken. Es
iſt ein verworrenes Gemiſch von Wahrem und Halbwahrem,
in groͤßter Unordnung durcheinander geworfen, und mit
ſichtlich großer Eilfertigkeit zuſammengetragen, dabei in fo
fonderbarem, confufen Styl gefchrieben, daß felbit ein
Einländer manchmal nicht weiß, was der DBerfaffer fagen
will. Man fönnte einige Seiten mit den Unrichtigfeiten
anfuͤllen.
Eine moͤglichſt vollſtaͤndige, nicht zu kurze, Geographie
unferer Provinz iſt laͤngſt Beduͤrfniß geweſen. Der verſtor⸗
bene Kammerrath Freefe bat eine ſolche ausgearbeitet,
welche den 2. und 3. Band feines „Oſtfries⸗ und Harlinger:
land“ ausmachen follte, und, wie verfichert wird, bis zur
legten Feile vollendee ift. Diefes Werf muß fehr intereffant
und vollftändig fein, da der Verf. Gelegenheit hatte, die
vielen im Regierungs s» Archiv und ſonſt befindliche alte
Urkunden und Handfchriften zu benugen, befonders auch)
Die, noch in den legten Zeiten der furftlichen Regierung,
von den Beamten verfaßte Befchreibungen ber verfchiedenen
Aemter. Sehr zu wuͤnſchen wäre es daher, daß ſolches bald
im Druck erjcheinen möchte, zugleich aber auch, daß die
Herausgabe deffelben, fo wie der übrigen Bande von „Oft:
fries- und Harlingerland“ einem Mann möchte in die Hand
fallen, der mit der Provinz hinlänglich befannt ift, um das
etwa Unrichtige oder Fehlende ergänzen zu fönnen. Denn
nicht leugnen läßt es ſich, daß Herr Freefe, wie höchft fleif-
fig er auch in alten Schriften fuchte und das Gefundene
benußte, doch mit der $ocalität aus eigner Anfchauung fehr
wenig befannt war, welches ihn manchmal verleitete, ſolche
Schriften, auf die er Vertrauen feßte, blindlings nachzus
fehreiben , wie manche Stellen im erſten Bande feines Oſt—
fries: und Harlingerland beweifen. Wenn diefer Band bei
Herausgabe des 2ten und Zten, wie zu erwarten, neu aufs
gelegt würde, fo müßte Derfchiedenes darin verändert wer
den. Der ote Abſchnitt befonders, unftreitig der ſchwaͤchſte
\
V
des ganzen Werks, erfodert eine gaͤnzliche Umarbeitung.
Odgleich 61 Seiten einnehmend, erfährt man doc) darin
von dem, was die Aufſchrift andeutet („von der natuͤrlichen
Beſchaffenheit des Landes“‘) fo viel wie nichts; faſt alles
ift hiſtoriſchen Inhalts, befonders die Anfeln betreffend:
wo fogar manches über die Sitten der Inſulaner geſagt
wird, felbft einiges über das Verbrennen der $eichen im ber:
Urzeit. Bei der neuen Bearbeitung diefes Abjchnitts wäre:
als Mufter Berfbens trefliche natürliche Hiftorie von
‚ Holland zu empfehlen, nur nicht deffen AWeitfchweifigfeit.
Der Abfchnitt von den Ständen würde einer der intereffanter
ften werden, wenn mit Fleiß und Liebe bearbeitet. Die oftfr.
"Stände haben während faft 200 Jahren fo großen Einfluß:
auf Die Jandes » Angelegenheiten gehabt, daß eine Flare Dar⸗
stellung vom Geifte und Weſen derfelben jeden anfprechen
müßte. Statt deffen enthaͤlt der Abfchnitt auf 10 Seiten
nur einige allgemeine Betrachtungen, das übrige, gegen:
60 Seiten, nehmen Urfunden feit 1749 ein. Am 1.,d.,
5. und 8. Abfchnitt iſt aud) manches nachzufügen. Letzterer
geht bei einigen Poldern und Groden zu fehr ins Einzelne,
. welches nicht dahin, fondern in die Topographie gehört. —
Don jeher war mein Daterland mir werth. Sch ließ
feine Gelegenheit unbenutzt, nähere Kenntniß von demfels
ben zu erwerben, fo fehwer foldyes auch manchmal bei dem
Mangel des Gehörs mir wurde. In meiner Schrift „Oft:
friesland und ever“ fuchte ich vorzüglich) Die dfonomifchen
Derhältniffe des Landes näher zu beleuchten, auf die Geo—
graphie deffelben war auch zwar Nückficht genommen, jeboch
nur als Nebenfache, daher die Nachrichten auch nur kurz
und unvollftändig, theils auch unrichtig find, Die gute
Aufnahme, welcher jenes Werf fowohl in der Provinz als
auswärts fich erfreuete, war mir Ermunterung genug, auf
der betretenen Bahn fortzugehen und ferner meinem Baters
lande zu nüßen, fo viel es meine geringe Kräfte erlauben. :
Eine Geographie Ditfrieslands fihien mir vor andern nuͤtz⸗
lich), ich fammelte Materialien dazu und verarbeitete fie zu
einem Ganzen, welches noch während des Drucks Durch Die
vielen Mittheilungen fo fehr an Umfang wuchs, daß es mehr
denn Doppelt jo ſtark geworden, wie der anfängliche Plan wars
vI
Ich habe mit die größte Mühe gegeben, von aller Ger.
genden und Dertern das Wiffenswiredige aufzuſpuͤren. Ber;
trams Geographie Fonnte dabei fehr wenig aushelfen, und
Die vor 80 — 100 Jahren verfaßte Amtsbefchreibungen find
unter bolländifch - franzöfifcher Negierung verfchmunden;
faſt alle geographiſche und topographifche Nachrichten muß»
ten alfo durch Privatmittheilungen und vielfältige Reifen
erlangt ‘werden. Daß daher dieſes Werf nicht fo voltitäns
dig iſt, wie es. hätte fein koͤnnen, mären fihon Quellen
vorhanden, woraus. man, wenigftens zum Theil, fchöpfen
fönnte, iſt begreiflich und. wird mir bei billigen Beurtheis
lern nicht zum Vorwurf gereichen. Ein erfter Berfuch kann
unmoͤglich gleich etwas Bollftändiges liefern. Man trifft
niche in jedem Drt auf einen erfahrnen Mann, der die
noͤthigen Nachrichten ertheilen Fann und will; denn Kennt:
niß und guter Wille find zwei verfchiedene Eigenfchaften.
Damm find auch die Mittheilungen nicht immer zuverläffig;
manchmal wird uns etwas als.beftimmte Thatfache vorgetra-
gen; das bei naherm Nachforfchen als bloß vom Hören
fagen; herrührend fich ergibt ; mitunter muß man auch mit
Maͤhrchen fich regaliren faffen, die oft fo vielen Anfchein
haben, daß nur mir Mühe das Srrige zu erfennen. So
viel mir möglich, habe ich indeß gefirht, das Wahre
vom $alfchen zu fiheiden, darf aber nicht behaupten, daß
ſolches überall gelungen; wiffentlich vorgefragener Uns
wahrheiten wird man mich nicht befchuldigen fünnen.
Sch muß dabei mit verbindfichftem Danf die zuvorkom—
mende Güte erfennen, womit fo viele achtungswerthe
Männer meinen Wünfchen in Mittheilung ihrer Erfahs
rungen begegnet find; ihnen hauptfächlich iſt es zuzuſchrei—⸗
bein, wenn dieſes Werf zu einiger Bollftändigfeit gedie—
hen. . Mehvere derfelben haben überdem die Gefälligfeit
gehabt, einzelne Abfchnitte des Manuferipts durchzufehen
und zu berichtigen, welches bet andern Abfchniteen erft
nach dem Abdruck gefihehen Fönnen, Daher der Zufäße
etwas viel find.
Ueber die alten adefichen Güter und Die. vormaligen
Klöfter habe ich vorzüglich mich bemüht, Nachrichten zu
fammeln, um jo mehr, da umfre. mehrſten Dörfer nur
VII
dadurch einiges Intereſſe gewinnen, weshalb ich mich
auch länger dabei aufgehalten, afs fonft fuͤr eine Geogra⸗
pbie gehöre. Wiarda’s oftfriefifche Gefchichte und Bes
ninga’s Chronyk leiſteten mir dabei vorzuͤgliche Dienſte;
man findet in dieſen Werken ſehr viele zerſtreute Nach—
richten daruͤber, die ich mit moͤglichſter Sorgfalt geſam—
melt und geordnet habe. Harkenroth's oostyr. Oor-
spronklijkheden und Brenneiſen's oſtfr. Hiftorie und
Zandesverfaffung gaben auch einigen Stoff dazu, beim
Harlingerland, hauprfächfich beim Amte Efens, Ulrich
von Werdum’s Series familiae Werdumanae, wels
des, außer den, doch nur fparfamen, Nachrichten über
die adlichen Güter dafelbft, auch manches ſonſtige Brauch»
bare enthält. Ein anderes Manufeript, von einem Eins
wohner Jemgums, Menno Perers, verfaßt, der 1676
mit Deputirter bei den Verhandlungen über den Ab»
zug dev Braunſchweigſchen Truppen war, hernach al3
Deputirter der Neiderländer zu den Generalftaaten' ges
fandt wurde, und ein unterricherer Mann fcheint ges
voefen zu fein, gab bei Befchreibung des Fleckens Jem—
gum einige Data an ‘die Hand. Es find freilich nur
Bruhftüfe, was man in allen dieſen Werfen finder.
So viel möglich habe ich gefucht durch “Privarmitcheiluns
gen das Fehlende zu ergänzen, welches zum Theil auch
gelungen; Doch bleiben noch fehr viele Luͤcken zu füllen.
Ueber die Klöfter befonders find Die Nachrichten höchft
dürftig. Bon einigen weiß man nicht einmal, zu welchem
Orden fie gehört, von den mehriten felbit nicht das Jahr
ihrer Stiftung. Die biefigen Mönche werden mohl eben
fo guet wie ihre Brüder in den Niederlanden und andern
Reichen, Annalen ihrer Klöfter verfaßt haben, allein bei
der tumuftuarifchen Aufhebung derfelben kamen die meis
ſten Schriften abhanden, manche wurden auch von den
Ktöfterlingen mitgenommen, und fiegen vielleicht noch in
einem und andern Klofter vergeffen da. Emmius hat
vermuthlid) manche derfelben noch benußen fünnen, doch
weiß er von vielen Klöftern auch nichts weiter afs ihre
Namen Ein Manufeript, welches den Hrn. Eanzlift
M. von Wicht zum Verfaſſer hat, wurde mir, als
VII:
über die Hälfte des Werks abgedruckt war, von freund⸗
licher Hand mitgetheilt. Ich habe ſolches von ©. 319.
an benußt, aud) einiges in den Zuſaͤtzen nachgefuͤgt.
Zwar ift der Stoff zu dieſem, 66 Quartfeicen enthaltens:
den, Werfchen größtentheils aus befannten Quellen:
Emmius, DBeninga, Harfenroth u. a. genommen, doc):
fommen aud) manche Nachrichten aus Shering’s unger
druckter Kirchengeſchichte und deſſen Kircyencolleftaneen.
darin vor, ſo wie verſchiedenes aus einem alten, auf der
Regierung befindlichen Buche des Kloſters Langen, Dos
fumente über deffen Befißungen enthaltend, mit einge»
freuten fonftigen furzen Notizen.
Die furzen Nachrichten über die vorzügfichfte Ges
lehren, und fonftige verdiente Männer wird man wohl
nicht überflüffig finden. Die Data dazu find aus Tja—
dens gelehrrem Ditfriesfand und Reershemius Predigers
denkmahl genommen, einiges auch aus Wiarda und an—
dern Schriften., Es ift fehr möglich, Daß mancher ver;
dienter Mann, ſowohl unter den verftorbenen als noch
lebenden, dabei vergeffen worden, . oder nicht nad) Ders
dient hervorgehoben. Abſichtlich iſt folches nicht ges
ſcheben
Die Angabe der Einwohnerzahl jedes Orts, ſo wie
de Viehs in jedem Amt, ift aus den amtlichen Tabellen
von 1822 genommen. Woher es rührt, Daß erftere nicht
mit den Angaben in Ubbelohde's ſtatiſtiſchem Repertorium
des Königreichs Hannover ftimmen, fann ich nicht genau
fagen;. vermuthlich aber beruhen deffen Angaben auf
einer, frühern Zahlung. —
Zwei kleine Schriften verwandten Inhalts mit der
meinigen, fi find vor Furzem erfchienen. Die eine: „Grund⸗
Zuuͤge der Geographie von Oſtfriesland,“ Emden 1822.
- 40 &. in fl, 8., vom Hrn. Prediger Gittermann in
Emden, iſt für. den erften Unterricht beſtimmt; die an—
dere, vom Hrn. Sandidat und Präceptor Alberts da
ſelbſt: „Hiftorifch ; geographifche Beſchreibung von Oſt⸗
friesland für die vaterlaͤndiſche Jugend,“ mit einem ziem-
lich guten Chaͤrtchen, für mehr erwachfene Schüler, ift
ausführlicher, für den Zweck jedoch etwas zu kurz, denn
”
— — — —
IX
die Geſchichte des Landes nimmt nur 10 Seiten, bie
Topographie 38 ©. ein. Wenn erftere bei einer neuen
Auflage ganz wegbliebe, welches um fo räthlicher, da,
wir ſchon zwei Eleinere Gefchichten von Oſtfriesland befts
gen, Dagegen die Dresbefihreibung um ein paar Bogen
vergrößert würde, fo würde das Werf für Schulen noch
brauchbarer werden und aud) denjenigen, welchen mit
einer ausführlichern Befchreibung nicht gedient ift, eine
intereffante Unterhaltung gewähren. — Ä
* Meine, während den Jahren 1818 — 20 erfchienene
Schrift: „Oſtfriesland und ever in geographifcher, ftatis
ſtiſcher und befonders fandwirthfchaftlicher Hinſicht,“ iſt
unter andern in den Götting’fchen gelehrten Anzeigen ſehr
günftig beurtheilt worden. Die wenigen Einwendungen
des Hrn. Dec. betreffen hbauprfächlich meine Theorie der
Entſtehung der Marfchen und den periodenweife ftärfern
und ſchwaͤchern Schlammniederfcylag, Ich erfpare es
für einen andern Ort, meine Meinung näher darzufegen
and durch Thatfachen noch mehr zu beweifen, wuͤnſchte
aber, daß im der Necenjion Gründe dagegen angegeben
mären. Ä
Im dritten Bande jenes Werks hat fich ein unanges
nehmer Irthum eingefchlihen. Seite 479 ift nemlich
ber Flaͤcheninhalt des cultivirten Landes der Herrfchaft
Jever auf 68,879 Matt angefegt. Da diefe Ungabe von
einem zuverläffigen, wohlunterrichteten Mann herrübrte,
und mir befannt war, daß die Herrfchaft nicht vermeflen,
fchrieb ich folcyes ohne nähere Anfrage nieder und beredh«
nete darnach den Werth und. Ertrag von ever. Allein
nach dem Abdruck des Buchs berichtete der Einfender mir,
daß die angegebene Zahl nicht Matten müßten beißen,
foudern Grafen. Der Ertrag iſt alſo zu hoch angefeßt.
Die angegebene Zahl der Grafen, welche mit Beifügung
bes geiftlichen und Domainenlandes etwa 74,000 Grafen
ausmachen würde, möchte aber wohl zu niedrig fein; es
ift befannt, wie es mir dergleichen Angaben gebt. Nimmt
man indef ſolche als richrig an, dann müßte von dem
berechneten Ertrag der Herrfchaft ein ganzes Drirtel abs
sehen; wenn aber die im 2. Bande ©, 175 angegebene
x
Größe zu 574 [JMeiten, mie gewöhnlich gefchieht, dann
nur ohngefähr 14. Das richtige Berhältnig wird wohl
in der Mitte fiegen.
Sonftige Irthuͤmer von Bedeutung find mir nicht bes
Fannt geworden. In Berreff des berechneten Werths umd
Ertrags von Oſtfriesland hat man mir wohl eingeworfen,
daß folche zu hoch fei. Bei einzelnen Polten mag es Der
Falk fein, im Ganzen genommen aber glaube ich), nady
forgfältiger neuer Prüfung, nicht geirre zu haben. Ohne
mich auf die im andern Schriften befindfiche Berechnun:
gen zu berufen, die um Die Hälfte oder Das Doppelte
höher find, führe ich bloß die amtlichen Tabelle über den
Ertrag des Ackerbau’s von 1804 und 5 an, welche in dem
Gemeinn. Nachr. f. Dftfriesfand mirgerheilt find. Mac)
diefen war die Bermehrung von Weisen, Rocken, Hafer,
Buchweitzen noch ftärfer wie von mir angegeben, vor
Gerfte, Bohnen, Erbfen ohngefähr gleidy, und nur von
den Kartoffeln etwas, von Rapſaat beträchtlich geringer:
Der Ertrag des Napfaats, Weitzens und. Rockens zwar
etwa 7000 Laft niedriger wie meine Angabe,’ der des übris
gen Korns dagegen um 13,500 Laſt höher. Es ift wahr,
daß dergfeichen Angaben nichts weniger wie zuverläffig
find, und ein zweijähriger Durchfchnitt Fein Reſultat giebt.
Lesteres möchte aber in diefem Fall wohl angehen, weil
Bas Jahr 1804 eine ordentfich gute Erndre lieferte, 1805
aber eine fehr mitrefhnäßige. Und was die Angaben bes-
trifft, der Bauer wird fich wohl hüten fo viel anzugeben;
als er würflich ausfäet und erndtet, befonders der Haft;
bauer, und daher rührt hauptfächlich der Unterfihted if
der Erndte des Winterforns, welcher meift vom Rocken
herkommt. Der baare reine Ertrag der ganzen Provinz
et freilich, feic ich Die Berehnungen gemacht, etwas nie
driger und Fann man annehmen, Daß jest ftart 24
Millionen noch nicht eine Million herauskommt.
Hartum, am 31. December 1823.
Fridre. Arends,
u.
Verzeichniß der Subferibenten.
+1
}
Abens. (2)
Die Herren: 3. Eieltd. Steuer; Ein:
nehmer ©, J. Tammen. "
Abikbafe.
Herr Schullehrer H. Specht.
Accum. (5)
Die Herren: Schull ehrer Bakker. Pre
diger Cramer. A. W. Enten. F. Fol⸗
kerts. H. E. Müller,
Addingaſter Polder. (Klein)
Herr €, A. Siveke.
Aland. (Kloſter⸗)
Herr A. Peterfen.
Altharlingerſiel. (5)
Die Herren: Ehnt Ulferts. Schuſter—
meiſter H. B. Janſſen. Jac. Hinrichs.
Kaufmann E. H. Melcherts. Rieke R.
Rieken.
Altwerdumergroden. (5)
Die Herren: P. G. Alander. 3. p.
Becker. Dito Heilen. Pine. M. Dam:
men. 8. Tjards.
Amdorf. (6)
Die Herren: Schull. F. T. Elfen. R.G.
Goudſchaal. C. F. Jütting. J. E. Ley.
A. J. Oltmanns. Pred. H. S. Stracke.
Ardorf.
Herr Prediger Meier.
Arle
Herr Prediger Scipie
Afel. (8)
Die Herren: Fauermeiftee 5, D. Bens
sen. 9. T. Folkers. Fr. B. Frerichs.
9.9. Oncken zu Klinge. Joh. W. Oncken.
J. O. Schönbohm. Schullehrer Tammen.
Bauermeiſter G. U. Willnis.
Aurich. (61)
Die Herren: Kreis⸗Einnehmer Vackmei⸗
ſter. Uhrmacher Ballin. Juſtizräth Bley⸗
Rendant Bley. Aſſeſſor Bley. Poſtver⸗
walter von Blonay. J. A. Vrückner.
Kaufmann Cohen. Adminiſtrator Conring,
Amtmann Conring. Notar Cramer.
Amtsſchr. Dietrichss. Buchbinder Düffer.
Apotheker Edermigyer. Domainen: Rath
Franzius. Amtsaſſeſſor Franzius, Mens
dant Freeſe. Gaſtwirth $. 3. Freriche,
Kreiscafien : Gehbülfe Hagius. Medicinal⸗
rath v. Halem. Amtsſchr. Habn. Landſch.
Canzelliſt Harmens. Collaborator Hicken.
Dice: Ganzleydirektor Heßlingh. Amtsſchr.
Jacobs. Dr, jur, Ihering. Selretär
Ihering. Conſiſtorialrath Ihmels. Poſt⸗
ſekretär Ihmels. Königl. Juſtiz⸗Canzley.
Juſtizrath Graf von Ins und Knyphau⸗
fen » Lütetöburg. Kaufmann Kanngieker.
Dbrift Graf von Kielmannsegge. Krufe.
Königl. Londdrofiei 2 Er. Ldandſchaftliche
Bibliothek. Literarifche Reſſource. Com⸗
merzienrath Meyer. General: Superins
tendent Müller, Doktor 5. 9. Müller.
Amtsaſſeſſor Oldenhove. Juſtizrath Dirfen,
Med.⸗Aſſeſſor Plagge. Schuldirektor Pom⸗
mer. Amtsaſſeſſor de Pottere. Amisſchr.
Kies. Juſtizrath Schepler. Regierungs⸗
rath Schnedermann. Regierungsrath Se⸗
the. Buchb. Storch. Amtsaffeſſor Tel⸗
ting. Goldſchmidt Thalheim. Zuſtizralh
xı
Tiaden. Landdroft von Bangerom. Ma—⸗
for Völger. Juſtizrath Graf von Wedel.
Hofrati Wiarda. Kantor Wichmann.
Banylift M. von Wicht. Dberamtmann
Zimmermann.
Bakemoor. (3)
Die Herren: Peldemüller E. E. Glaas⸗
tr. R. F. Löhning. Schullehrer und
Org. J. A. M. Nedderſen.
Barge.
Herr Joh. Feltrup.
Barkbolt.
Herr Zimmeramtsmciſter G Klauſen.
Berdum.
Herr Schullehrer Tammen.
Berum. (3)
Die Herren: Amtmann G. Digtzen.
Schipper. Candidat Schloifer.
Bingum. (5)
Die Herren: Th. Arends sen. Super⸗
intendent Fiſcher. Prediger Pinrichs.
E. W. G. Koller. Schuflebrer Nüninghoff.
Bockhorn.
Herr Amtsauditor J. G. A. Gooſe.
Boen. (4)
Die Herren: Schullebrer S. Groene:
veld. Sielrichter 3. P. Janſſen. Kaufın, |
9. Meinderd. Landw. X. 3. Wirties.
Borfum.
Herr I. 9. Engelking.
Breinermope, |
. Herr E. €, Lindelſee.
Bremen. |
Herr Kaufmann F. C. von Büttel. |
Bunde. (5)
Die Herren: Zoll: und Steuer-Ginneb: |
ner van Bingum. Amtsvoigt Folkers. |
€. F. Groeneveld. 9. Klugkiſt. Bauer: |
meiſter 9. Gebet. !
Bunderbaulanmda. |
Herr Schullehrer D. Alberts.
Burbafe (2)
Die Herren; Schullebrer 3. Löfchen.
Müller O. 3. Ulrichs.
Canhuſen.
Herr Schullehrer Heyenbeck.
Carolinengroden. (2)
Die Herren: J. J. Daun. B. E. Frericht.
Carolinenſiel. (6)
Die Herren: Gaſtwirth M. D. Baak.
Kaufm. Gündel. Kaufm. Lübbers. Apo⸗
theker Maurer. Doktor Plagge. Kaufe
mann D. 3. Dmmen.
Charlottengroden [Klein]. (2)
Die Herren: 3.3. Focken. P. Schipper.
Eharlottenpolder [Große Süd⸗]. (2)
Die Hetren: 9. Janſſen. G. Igen.
Charlottenpolder (Kleine Süds).
Herr M. Siemens,
Cirfwerum.
Serr Schullehrer Mennenga.
Eoldemäntie
Herr M. 3. Müntinga.
Detern. (rı)
Die Herren: Landphyficus E. 9. An:
dree. Müller X. Boekholt. Kaufmann
H. Harnus. Superintendent F. &. Hellmts.
Schönfärber 3. E. Hemken. Steuer⸗Ein⸗
nehmer B. 9. Heyenga. Amtsaſſeſſor
Hoppe. Cand. d. Theol. Mansholt.
Kaufm. J. G. Müller. Umtsvoigt R. F-
Parrhyſius. Schull. H. J. Rademacher.
Ditzum. (16)
Die Herren: Prediger J. Begeman.
A. 9. Braß. H. E. de Bor. H. 9
de Boer. Schullehrer T. Dauwes. Amts⸗
voigt 3. F. Harenberg. 9. P. Oomfeld.
H. Humbert. D. I. Meyer. H. Mu⸗
ſtert. ©. F. Plagge, Med. Dr. J. M.
Tammens. 8 K. Tergaſt. 9. H. Tid⸗
dens. Lübbe T. Tiddens. H. J. Ulms.
Dorenberg.
Herr Amos D. Kromminga.
Dornum. (5)
Die Herren: Amtmann Faſtenau. Pres
diger Gittermann. Rentmeiſter Gitters
mann Prov. Leiner. Pred. Schönebäd,,
“
XIII
Dünebroek (Kloſter).
Herr Schullehrer R. Hobbing.
Egsgelingen. (7?
Die Herren: D. E. Burchardé. F.
I Focken. Prediger Gerdes. Kaufmann
A. Gerdes.
Onnen. B. F. Ricklefs.
Hullesheim jun. Johann
Eibenhauſen.
Herr G. J. Gerdes.
Eilfum. (2)
Die Herren: D. Abrams.
Emden. (40)
Die Herren: Cand. ord. E, Albert.
Gaſtwirth G. Andreesfen. Muſicus €.
Dirkſen.
Bakeberg. Zollveriſieateur Bley. Schul⸗
lehrer K. W. Bolhuis. Cämmierer A.
D. Cramer. Schullehrer O. Eiben.
Senator Eſcherhauſen. Poftvermalter Eu⸗
den. Prediger J. Ch. H. Gittermann.
Dæe. Med. J. W. Gittermann. Organiſt
u. Schullehrer H. Herborg. Adminiſtra⸗
tor Heßlingh. Kaufmann J. A. Jacobs.
Zuftizeommmiffär Kloſe. Zollreceptor J. G.
Zange. Bürgermeiſter 2. Loeſing. Aflefs
for G. W. Loefing. Aſſeſſor D. B. Loe⸗
fing. Prediger U. ©. Meder. Organiſt
u. Schullehrer &. 9. Menke. Senator
C. 9. Metger. Kaufırann R. Metger.
OberZolleinnehmer F. C. Meyer. Mäk—
ler J. H. Müller. Stadtbaumeiſter J. A.
Nanninga. Kaufmann H. Olck. Sena⸗
tor Reimers. Frau Aſſeſſorin C. E. Nö:
ſingh. Herren: Kaufmann 9,.de Roth.
Kaufmann Job. E. Schieferdecker. Gans
tor 9. D. Schlüter. Kaufmann 9. Schö⸗
ningb. Senator El. Tholen. Amtsoaſſeſ⸗
ſor J. G. Telting. Kaufmann C. Vocke
Buchhändler Weſterhoven 2 Ep. Juſtiz⸗
conimiſſär G. 2. Wiarda. Prediger u.
N. Wilde, ER
Engerbafe
Derr Prediger A. A. Oepke.
— — — — — — —
Enno-Ludwigs⸗Groden.
Herr O. Ommen.
| Efens. (28)
Die Herren: Conditor C. E. Andrée.
Maler D. 3. Aper. Prediger Baum.
Buchbinder Baumfalt 2 Er. Kaufmanns
@. 9. Beder. Bau: Infpeltor Börner.
Steuereinmehmer Brinkmann. Sportuls
sendant Carſtens. Sekretär Digen, M.
B. Eſcherhauſen. Juſtizcommiſſär Eudef,
Kaufmann 3. C. Gilow. Boigt Hinrichs.
Kaufm. 3. Ihnen. Amtsaffeffor Ketler.
Bürgermeifter U. Kriegsmann. Gtadts
phyſicus F. T. Krimping. Rechenmeifter.
C. P. Morlang. Kaufm. J. E. Müller.
Branntweindrenner R. ©. Redelfs. Dr.
Med, Reuter. Juſtizceommifjär Stürens
Burg. Ammann Suur, - Frau Witte
Wagener. Herren: Oberamtmann We:
defind. Branntweinbe. 3.8. Weyers.
Maurermeifter 3. Weyers.
Etzel. (8)
Die Herren: D. A. Eggers.
Siefken. Schullehrer A. G. Specht. G.
H. Steinmetz. Renke Ströner. Joh.
H. Strömer. Riklef Strömer. Prediger
B. F. Willms. 2
GErtum.
Herr A. R. Meenten.
‚Sahne (2)
Die Herren: Harm Habben. Pindert
Jeremias.
Tobias
Filſum. (3) 2
Die Herren: Sielsichter. 5. W. Bruns
ten. Schullehrer 9. ©. Bruns. J. &
Collman.
Folmbuſen.
Herr A. J. Hieronimus.
Friedeburg. (15)
Die Herren: Steuereinnehmer J. H.
Engelbrechts. E. 8. Ennen. Amtsvoigt
Gellermann. Copiiſt Hoyer. Auctionator
A. F. Hellmts. Poſtſpedileut H. E. Lei:
"Xy
ner. H. D. Müller. , D. $. Oltmans.
Advorat Ommen. Amtsprotocodift R. G.
Schweers. R. Stubbe. Advokat und
Notar E. W. Stürendyrg 2 Er. D. A.
Warnz. Aumtsaſſeſſor von Wicht.
us »Briebrihsgeoden,
Herr Frerich Switters.
Friedrichsſchteuſe.
"Here Hafenmeiſter Com. Ihncken.
I Gammens.
Herr Hinr. 9. Onden.
| Göodens (Schloß).
Herr Londrichter Bültner.
Göttingen. (23)
Die Herren: U. F. Borchers, Stud, jer,
€: 9. Bojunga, Stud. jur. Hofrath Carl
Friede. Eihhorn. J. N. Franzius, Stud.
jur. E. 9. Groencveld, Stud. jur. €,
E. Groß, Stud. jur, G. &. Kittel, Stud,
Carl Langius » Beninga, Stud.
jur. R. Lantzius-Beninga, Stud. jur.
N. Depke, Stud. theol. M. $. Opper;
mann, Stud. jur. S. Penon,-Stud. med.
M. Nauta Peters, Scud. med. F. 9,
Hfeiffer, Stud. theol. J. H. Pfeiffer,
Stud. math, J. G. Neimere, Studi jur,
P. 3. Selten, Stud. jur. F. Siebolde,
Stud. theol. P. Siemens, Stad.'theol.
5.9. Stockſtrom, Stud med. M. W.
Thomſen, Stud. theol, X. -Graf von
Wedel, Stud. rei satt. M. E; Wiards,
Stud, math, —
Grasbauſen. (2)
Die Herren: S. Ommen. Joh. H. Wilden.
—
pharmac.
Grimerſum. (3)
Die Herren: Gutsbeſitzer S. R. Kettler.
R. J. Schmidt. E. A. Schmidt.
Groningen. (6)
Hr. Buchhändler W. van Boekeren 6 Ep.
Groningerhäuſer.
Herr H. St. Riecken.
Grotegaſt. (5)
Die Herren: R. Boelema. ©. Fr.
Feenders. Amos J. Kromminga. O. 9.
Peterſen. Prediger Stroman.
Dage. (20)
Die Herren: Prediger Anſmink. Cand,
theol. 3. G. C. Anſmink. Frau Wittwe
Juſtizconm. Arends. Herren: Auditor
C. Bennecke. Prediger Boijunga. R. H.
G. Dencker. H. Dinkgräve. Amtsaſſeſſor
Köſter. ©. H. Harenberg. E. E. Peter:
ſen. Bauconductor Fr. A. Peterſen. H.
J. Peterſen. Hypothekenbuchführer C. 8.
J. Reindahl. Bauinfpekter Remmers.
Auetionator Saſſe. Cand. jur. B. J.
Schelten. Juſtizcommiſſär Schomerus.
Amtsvoigt J. G. Schomerus. Juſtizcom⸗
miſſär S. Wiarda. H. Woydt.
Halle. (8)
Die Herren: Börner aus Norden.
9. W. Fifher, Stud. theol. aus Oſteel.
R. 3. Fiſcher, Stud. cheol, ans Nosden,
3. F. €. Goſſel, Stud. theol. ED
Gramberg, Stud. theol, aus dem Herzogtb.
Oldenburg. E. W. Hinrichs, Stud. theol,
Ph. G. F. Hölſcher, Stud. theol. aus
Norden. E. 8. Nellner, Stud. theol,
Halte. (5)
Die Herren: J. H. Boelman.
Hagen. P. Loeſing.
Tiaden.
Hamswerum. (3)
Die Herren: Prediger Poel. Sieben S.
Sebens. Jan p. Sebens zu Deichſterhaus.
Hannover. (5)
Herren Hofbuchhändler Dahn 5 Ey.
- Datzum.
Herr Steuereinnehmer Schnederman.
Haxtum.
Herr Schullehrer Mühlenbroek.
Heimigpolder (2)
Die Herren: H. D. Agena. B. Boelſunis
H. 8.
W. Sterrenberg.
XV
Defel (HD
Die Herren: 9. 9. Heiden. Geb.
OHinr ichs. 9. Hinrichs. M. Melchers.
J. Peters. Schullehrer H. Stutt.
Hinte.
Herr Wundarzt J. 2. Siemſen.
Hogegaſt.
Herr Sielrichter J. Garrels.
Doheerfhe
Here J. 9. Kleibauer.
Hohenkirchen. (5)
Die Herren: B. R. Chriſtians zu
Garlset. 9. G. Jürgens. G. Popken.
Schullehrer Schröder. Paſtor Schweers.
Holtgaſt.
Herr Schullehrer D. T. Kirchhoff.
Holtland.
Herr Schullehrer M. E. Schöne.
Holtrop
Herr Steuereinnebmer Praek.
HSojum (Klein).
Herr Johann Remmers.
Horf dei Groͤßmidlum.
Herr Philipp Herlyn. =
"Sarfum.
Derr Schullehrer H. F. Janſſen.
Jemgum. (ıı)
Die Herren: Doktor v. Barenburg.
Amtsaffeſſor Beſeke. Oberamtmann D.
2. Bluhm. Sekretär Groeneveld. Schul:
lehrer J. 9. Meyer. Prediger Müller.
Amtsvoigt Peters. Superintendent Ro:
fing. J. ©. Schröder zu Klimpe. ©.
A. Siſſingh. ©. E. Vienna.
Jennelt. (2)
Die Herren: Schullehrer G. A. Krull.
J. C. Ohling.
Jever. (6)
Herren Buchhändler J. F. Trendtel
MWittwe & Sohn 6 Er. :
IHeringsfepn.
Herr Schullehrer R. H. Bohlen.
diger Koch.
van Norden.
Juiſt. CH)
Die Serren: Schiffer Arend Focken.
Schullehrer W. D. Hinrichs. Jungfer
5. 3. Jobs. Prediger Kirchhefer 2 Ep.
Kirhborgum. (2)
Herr Bauermeifier 2. 3. Roskamp 2.&.
Kleibroet. (2)
"Die Herren: Gerh. Brötie.
ſpielvoigt €. Dreyer.
Knipbaufen.
Herr Schullehrer Peters,
£Larrelt. (5)
Die Herren: K. Meints auf Eonftantia.
D. U. Ohling. Schullchrer F. M. Schmidt.
Leer. (49)
Die Herren: Oberamtmann Vaumgar⸗
ten. Schullehrer Baumfalk. J. Behrens.
F. W. Bleske. S. Bode. G. Bräckel.
A. L. Cramer. Amtmann T. A. Deteleff.
Superintendent Doden. B. Dunſtrup.
F. Engeln. Juſtizeomm. Albr. Franzius.
J. H. Garrels Frau Wittwe. J. H. Gar⸗
rels. ©. A. Harms. H. J. Hoyer. Pre⸗
diger Janſſen. Ihnen sen, ©. Th.
Ihnen. Cand. theol. 9. J. Imming.
Schullehrer Kirchner. W. Klopp. Pros
J. 9. Kremko. Prediger
C. Lentz. PB. Lülofs, W. S. P. Lülofs.
Candid. theol. J. J. Menkema. G. J.
Menſſen. E. A. Müller. Herm. Müller.
Buchhändler Nellner. C. S. Nellner. J.
Cantor Pfeiffer. Prediger
N. Pryshoff. H. Nabufen. Juſtizcomm.
Reimers. Bauinſpektor D. Reinheld. J.
H. Röben. Frau Domänenräthin Schel⸗
ten. Herren: ©, Schölvink. © J.
Schreiber. G. A. Schröder. G. Schweers.
P. P. Simons. H. W. Springeman.
Buchh. J. W. Sternsdorf. F. Zolma.
Leerbafe. 6(63)
Die Herren: Prediger Brawe. Schul⸗
lehrer Bruns. Unterlehrer 9. E. Folkerts.
Kirch⸗
XVI
Lintel.
Herr Deichrichter O. I. Nooſten.
oga. (8)
Die Herren: F. Boumann. Rentmei⸗
ſter Campen. Ludw. Heidmanı. Schull.
und Organiſt J. Martini. A. F. Schrei⸗
9er Frau Wittwe. E. C. Schreiber. F.
G. Schröder. C. U. Graf von Wedel.
Logumer Vorwerk. (3)
Die Herren: G. P. Gerzema. Schulleh⸗
ser J. M. Grenzenberg. Sybr. M. Voß.
Longeweer.
Herr G. Fransſen.
Lopperſum. (5)
Die Herren: B. J. Bonnen. H. J.
Dinkela. 9. J. Müller, Schullehrer
H. O. Smidt. U. T. Tammena.
Lopſum.
Herr Hinr. Bernds.
Lüneburg.
Herz Landdroft von deu Deden.
Rütetsburg. (5)
Die Herren: Schullehr. P. W. Bolhuis.
Anımann M. 9. Digen. Förſter 9.9.
Huhn. Graf von Knyphauſen⸗Lütetsburg.
Burggraf 9, H. Nebeifiek,
Manflagt
Herr W. U. Richter,
Margens.
Here Serd J. Gerdes.
Marienbafe (3)
Die Herren: Mereptor Kirkhefer. D.
S. G. Kruſe. Proviſor v. Wicht.
Marl (9
Die Herren: Harm W. Goeman. 8.
Hensmand, J. 2. Holtkamp. Jacob Jon
gebloed. -*2, Kromminge. E. 9. Müller.
H.M, Smart. Schullehrer F. v. Wirdum.
-Marpg (ıo)
Die Herren: Förſter 9. Bohnens.
Georg Chriſtophers. Schullehrer F. Eg⸗
gericht. Joh. Hinr. Janſſen. Tobias
Janſſen. Tobias Wippen. Vehr. ©.
Rogge. Friede. Rogge. Ortgieſe Sieften.
Siefcke Siefden. Ä :
Mevenburg.
Here D. M. Agena.
Middelſteweer.
Herr H. M. Wilts.
Middoge. (11)
Die Herren: Schullehrer J. C. Carſtens.
9.3. Fulfs. Fr. Gerdes. Ubbe Gerriets.
C. A. Hinrichs. P. H. Meppen. Chriſt.
Popken. Ede Remmers. M. Remmers.
3.9. Taddicken. Ein Ungenanuter.
Midlum (Klein)
Herr Schullehrer J. E. Lüpkes,
Mitling.
Here F. Kromminga.
Neermoor (4)
Die Herren: Wiard Feenders. Predie
ger F. Hamer. Bauermeiſter 9. 3. Hed⸗
dens. Schullehrer S. K. Symens.
Neffe
Heer P. A. Blum.
Neuburg (5)
Die Herren? Schulledrer Baumfalk.
Prediger Bradio. Joh. E. Janflen. Baus
| ermeifter 2. T. Oldigs. Joh. T. Penning.
Neuenhaus.
Herr H. T. Cordes.
Neufunnipfiel. (10)
Die Herren: Steueraufſeher G. J.
Cordes. Müllergeſell G. E. Freeſe. Voigt
W. H. Geisberg. Adminiſtrator Hedlefs.
Sägemüller F. W. Hoffbauer. Schulleh⸗
rer Müller. Müller J. O. Ommen.
Kaufmann Joh. Renken. Schuſtermeiſter
Joh. Tlarks Maler P. Wichards.
Neubarlingerſiel. (3)
Die Herren: Steuereinnehmer ©. &,
Kleene. Sehullehrer R. R. Mehrings.
Kaufmann J. Mingers.
AV
Neuſtadtgbdens. (2)
Die Hersen: & ©. Goeman, Gebülfe
bei Frau Wittwe Eilshemius. Gold⸗
ſchmidt D. H. Reck.
Norden (24)
Die Herren: Amtsaſſeſſor Augspurg.
Pröceptor W. Berg. Senator Biel. Dr.
Blupm. Domänenrath Hoden. Präcep⸗
tor 9. ©. Eilerd, Bürgermeiſter Conerus.
J. G. Frahm. Kaufmann D. E. Fridag.
Juſtizbürgerueiſter von Glan. Prediger
Goſſel, gen. Pauli. B. Hayunga. Kfm
Hedeman. Amtsvoigt Heine. E. G. Heun.
Frau Freifrau von Kımphaufen. Herren
J. ten Doornkaat Koolman. P. C. Kre⸗
mer Frau Wittwe. Prediger Leding. R.
%. van Lengen. B. H. Müller. Reinh
Rahuſen. Superintendent Taaks. Rek—⸗
tor A. E. Taaks. Amtsaffeffor Telting
C. Vaillant. |
Rosderneny. (8)
Die Deren: Boigt 9. X. Beund, 2 Ep
3. W. Krufe. 9. C. Roſendoom. Heye
Schwitters. Pine. Thardts. Gd. Harms
de Broome. 2. 3. Weber
NRortmeor (4)
Die Derren: Br. P. Haſſeler. Prebis
ger 9. 2. ©. Kettwich. Schullehrer M.
E. Schöne. R. W. Tiaben.
Rüttermoor (3)
Die Herren: F. 93. Focken. €. ©.
Holtlanıp. Schullehrer M. F. Schmidt.
Ochtelbur. (3)
Die Herren: Schullehrer E- W. Bohlen.
R. E. Flesner. A. d'Juren.
Didedbdrg.
Dlderfum.
Ders Amtsvoigt Folkert.
Oſteel. (5)
Die Herren: Superintendent Fiſcher
9. A. Janſſen. ©. J. Joachims. —
Peters. U. A. Poppinga.
Oſteeler⸗ Neuland.
Herr Schullehrer H. T. Brauer.
Papenburg (3)
Die Herren: 2. 5. Feen.
Manımeds. Dirk Tros.
99
Petlum.
Derr Prediger 3. A. Zitting.
Pemfum. (ı2)
Die Herren: Drg. u. Schul. Baumfalk.
Advokat Börner. Advolat Felteup. Amts⸗
copüift P. Hamer. Maler und Safer ©.
Hinrichs. Amtsaffeffor Kenpe. Amts
mann Koh. Sportulrendant, Leerhoff.
Auctionatoe 3. G. Lorentz. Kaufmang
Kl. NR. Stöhr. Gaſtwirth H. Wiebents.
Doktor Wilms. 9
Pogum (4)
Die Herren: K. J. Anſchmink zu Jan⸗
Ditenland. W. D. Brouwer. Schuleb⸗
ver A. 3. Huisken. Zimmetrmeiſter D.
H. Müller.
Potzhauſen. (11)
Die Herren: Zoll: und Steuereinnetmier
%oH. won der Heide, 2 Er. Gaſtwirth F.
Hoden zu Pogbaufersteghe. E. W. Heyen-
Prediger Ihmels. Steuereinn. Kiſtemacher.
W. A. Müller. 8. C Ditmans. Schull.
J. 9. Schnater. C. Uken. 9. B. Utken.
Raſtede. (5)
Die Herren: Amtsſchreiber C. F. Gooſe.
E D. Hagendorf. Amtseinnehmer A. J.
Kruſe. 2. M. Killſen. JZoh Windmüles,
Raude. (2):
Herr Schullehrer Geerdes/ 2 Ep :
*%
XVII
Reepsébhbolt. Cy)
Die Herren: Steuereinnehmer T. Janſ⸗
fen. 9. J. Meents Frau Wittwe. Joh.
Neunaber. D G. Oltmans. Prediger
O. J. O. Oſtendorph. S. D. Rewerts.
Prediger 9. T. Schweers.
Riſum. EN
Herr Steuereinnepnrer, Chirurgus Lecke.
Sande. (4)
Die Herren: Ortgies Harms im Buſch.
Müllee D. 3. Puisinga auf Oberahm.
R. D. 2. Brahms. Prediger 8. X.
Echween.
: Schattedburg.
‚Herr A. Meinders.
| Schleen. (2)
Herr Schullebter Ebeling, 2 Ex.
Schoo.
Herr Holzvoigt J. G. Janſſen.
| Schoonvorter Mähle—
Herr Harm 9. M. Agena.
Schott.
Herr 2. G. C. Jacobs.
Gr. Schulenburger Polder. (4)
‚ Die Herrn: U. DW. Fegter. A.
Hagen. Schullehrer 2. M. Janſſen. 9.
3. Ippen.
Shwerinsgrobden. (2)
"Die Herren: ’ P. 3. Gommels.
Schipper.
Siegelfum :(3). *
Die Herren: ©. D. Betten. : G. %:
Deuth. Schullehrer 2. 83. Ofterman.
Jae.
Spetz er febin.
Oert Schullehrer D. Onnen.
Stapelmoor. (a)
- Die Herren: Prediger J. Goeman.
P. Wöſing.
Stedesdorf. (3)
Die Herren: Schullehrer Baumfalk.
Kaufmann Ich. Rohlfs. G. Siebelts.
Steenfelde.
Herr B. W. Brechtesende.
Steenfeldmerfehn.
Herr W. W. Veenhuis.
Stikelkamp.
Herr Oberförſter Lantzius⸗Beninga.
Stickbauſen. (9)
Die Herren: Sekretär Arends. Megis
ſterſchreiber C. E. Driewenga. Hypothe:
kenbuchf. A. Feltrup. Oberamtmann Ger⸗
des. Kaufmann A. Groenewold. Amts⸗
affeffor Knopf. Advokat J. M. Knottne⸗
rus. Zolleinnehmer G. Nellner. Can-
did, theol. U. Tileman.
Süderhuſen. (3)
Die Herren: W. U. Ellerbroek. Schul:
lehrer TH. G. Graalman. Guperinten-
dent N. Steutel.
. Süderneuland. (5)
Die Herren: Schullehrer E. ©. Kray.
I. M. Krumminga. G. D. Peters.
®. F. Poppinga. R. Ulferts.
Tettens. (3)
Die Herren: Cuſtos I. 5. Folkers.
Amtseinnehmer Hollmann. Amtmann
Tappenbeck.
Kloſter“ Thedinga.
Herr Gutsbeſitzer E. H. Thedinga.
Toquard.
Herr Joh. Corn. Janſſen.
XIX
Upgant.
Here Abminiftrator Befele-
Uphufen
Herr Prediger Dalboff-
Uplewert @)
Die Herren: Schullehrer 3. A. Herlyn.
Prediger N. Willenifen.
Uttel.
Oerr Schullehrer Müller.
Ba i el. (2)
Herr Buhdruder F. U. Große, 2 Ep.
Bicarienhaufen.
Herr P. M. Roolfs.
Bollenhofen.
Herr W. Sanders, Prediger und
Schulaufſeher. |
Völn.
Herr B. H. Cramer.
ei arnfatp.
Herr Ahrend Hinrichs.
Warſingsfehn.
Herr Schullehrer J. U. Bruns.
Weelens.
Herr Schullehrer J. J. Bluhm.
(17)
E. Bergmann. A. W.
Bödeler. Landphyſikus Eftinghaufen.
Kaufmann 3. 9. M. Hefie. Kaufmank
C. W. Heſſe. Kauf. Joh. Heſſe jun. D.
Hieronymus. Chirurg. W. Hitjer. Schul:
lehrer und Drganifi M. E. van Hoorn.
5.83. Huisken. F. E. Kerkhoff. Juſtiz⸗
Commiſſair Kirchhoff. Poſtmeiſter Leiner.
Kaufm. W. L. Pollman. Commiff.: Rath
2. Möfing. Cand. .theol. & 5. W.
Siedhoff. Kaufmann I. A. Smid,
Weener.
Die Derren:
Wenigermoor (3)
Die Herren: Prediger @.G. Sravemeyer: .
Drtövorft. 9. T. Zanffen. Abel U. Bietor.
Werdum.
Herr Prediger Schaaf.
Weſterholt.
Herr Siebelt Willms.
Wefterhufen. (4) |
Die Herren: M. Boelman. V. Boel⸗
fen. D.I. Smart. Schullehrer W. J.
Wilkens. |
Wefterpufen bei Funnix.
Here E. 9. Janſſen.
Weftermarfd. To)
Die Herren: B. T. Brünings 9. J.
Danım. P. Esders. 8. W. Folkerts. ©.
Helmers. D. U. Lammers. Schullehrer
W. H. Schwitters. J. W. Uken. Jan
Weets. Hinr. Wieben. 4
BWefterfiede.
derr Apotheker⸗Gebülfe Lantius.
Wiarden. (2)
Die Herren: J. H. Focken. P. €.
Müller zu Stumpens. |
Wiefels. (3)
Die Herren: M. Harms.
zu Schluis. B. M. Laut.
Wiegboldsebur. (4)
Die Herren: Organiſt und Schullehrer
J. J. Bohlſen. Prediger H. W. Cöler.
F. Mennen. Steuer: Einnehner H. B.
Woers.
J. J. Kak
Wiefederfepn.
Herr Schullehrer ©. C. Eberſon.
BWitmund. (25) |
Die Herren: Kaufmann 5. Brodfhmidt.
Sattler Brommert. Pferdepändler ©. von
Düffel. Kaufmann D. Evers. Bäcker W,
AX
5: Friederichs. Mendant Gilbers. Zim⸗
wmiermeiſter 9. Greß. Rentmeiſter Har⸗
mens. Boigt Harms. Schönfärber H. Pi
Hellmberg. €. G. Knoop. Bürgermeiſter
P. Müller. Regiſtrator Oltmans. Land:
bereuter J. ©. Oltmanns. Kaufmann G.
Oſtermoor. Kaufm. J. C. Peeken. Zoll⸗
Cinnebmer W. F. Peeken. Müller U. G.
Peekeñ. ; Kaufmann Joh . Fridr. Roſe.
Chirurgus Sauermilch · Kaufmann F.
W. Steinmeyer. Kaufl. Taapken & J
Roſe. Goldſchmidt H. Tammen. Frau Wymeer.
Wittwe Tiemens. Here Fuhrmann Fe. || Die Herren: A. B. Boelmann. Schw:
Vietor · J | lehrer 9. Terborg.
>
Nahtrag.
2 Arie Shrikian » Eherharde»
Herr Juſtiz⸗ Canzley⸗ Direktor Brandis, Ppolder.
Herr M. Groeneveld.
Bunde. (2)
Die Herren: Bauermeifter H. Hitler.
Voigt H. Stierman.
*
| Boltpufen.
Herr Prediger F. Dreesman.
Woquard. (3)
Die Herren: Schullebrer H. Harke. D.
@. von Santen. Commune Woquard.
Bobelfum G) =
Die Herren: 9. 9. Albers . U. B.
Bolfen. Deichricter B. Neelen.
Landfhafts s Polder.
Here. Prediger J. Brons.
Erſter Theil.
Allgemeine Beſchreibung von Oſtfriesland.
———— —— —
O ſtfriesland, das vermuthlich ſeinen Namen von der Lage
am Meer hat, *) gehört, nebſt dem, damit verbundenen, Dars
lingerlande, feit 15. December 1815 zum Königreich Hans
nover, und macht den norbweftlichften Theil deffelben, fo wie
von ganz Deutfchland aus. Es liegt, nach der Gampfchen Char:
te, ohne die Infeln, zwifchen 24° 40° und 25° 40 oͤſtlicher Län:
ge, 55° 3° biß 53° 43° nördlicher Breite, mit Inbegriff der
Inſeln bis 94° 17° Laͤnge, 55° 47° Breite, und gränzt im Nots
den an die Nordfee, im Welten theild an biefelbe, theild am
Ausflug der Ems, den Dollart und die niederländifche Provinz
Groningen, Suͤdſeits an den Kreis Meppen und das Großher:
zogthum Oldenburg, Oſtſeits an Icgteres und die jest dazu gehoͤ—⸗
rende Herrfchaft Jever. Es iſt der Figur nach, einem länglichen
Viereck aͤhnlich, in der größten Ausdehnung von Norden nah
Suͤden 9 geographifche Meilen baltend, von Oft nad) Weft langs
der Küfte 6%, in der Mitte, von Neuftadtgädens big zum Greetz
mer: Amts Deich 854, im ‚Süden 4 Meilen Breite, und befaßt
nah der Campſchen Vermeffung und Berechnung, 51% DMeis
lm Areal für das feſte Land, 74, Meilen für die Infeln,
mithin im Ganzen 524 Meilen; wovon ohngefähr zwei Drit—
tel, ober 35 Meilen angebaut find, das übrige wuͤſtes Hoch⸗
moor und Heide.
2) Gries, oder Frefe, ein altſtieflſh Most; Sebeutet Naud.
1
||— — —
— — 2 — —
Sechs Inſeln beſchuͤtzen die noͤrdliche Küfte gegen das Meer.
Sie ziehen ſich auf eine und mehr Stunden Entfernung vom fe—
ſten Lande, in faſt grader Linie, von Oſten nach Weſten bis zum
Ausfluß der Ems, und beſtehen groͤßtentheils aus Seeſand und
Duͤnen. Eine ſiebente Inſel, Neſſerland, liegt vor Emden.
Es gibt mehrere Charten von Oſtfriesland. Die aͤltere von
Emmius, Coldewey, Guͤßefeld, ſind indeß ſehr mangelhaft, die
Lage des Landes, und vieler einzelnen Oerter unrichtig darauf
gezeichnet. Die beſte Charte iſt die, vom, jetzigen, niederlaͤndiſchen
Obriſtlieutenant Camp 1804 herausgegebene, die ſich auf deſſen,
waͤhrend den Jahren 1798 bis 1802 auf Koſten der Landſtaͤnde
unternommenen Vermeſſung des ganzen Landes gruͤndet, doch im
Buchhandel nicht mehr zu haben, auch zu theuer iſt. Eine, ver—
muthlich darnach bearbeitete, in Amſterdam erſchienene, iſt zu
klein, und die, 1808 von Seidel in Nuͤrnberg herausgegebene ſehr
fehlerhaft, und auch ſchlecht geſtochen, jedoch hat ſie vor der großen
Charte in ſofern einigen Vorzug, daß ſie mehr Namen angibt
wie dieſe; beſſer find die im topographiſch-militaͤriſchen Atlas von
Deutfchland enthaltene vier Blätter vom Oſtfriesland, die indeß
auch viele Fehler haben — nicht einmahl die Poſtſtraße von Aurich
nah Wittmund und nad) Oldenburg ift barauf zu finden —
uͤberdem nicht einzeln verkauft werben, welches auch mit der Eoft-
baren Lecoq' fhen Charte der Fall if. Eine gut geftochene neue
Charte nady Art und zum Preife der Weimarfchen wäre fehr zu
wuͤnſchen.
Hauptfluͤſſe ſind die Ems und Ledaz ſie durchfließen bloß
den ſuͤdlichen Theil der Provinz, und beruͤhren die weſtliche Kuͤſte.
Die Ems gehoͤrt unter die kleinern Fluͤſſe. Am ſuͤdweſtlichen Ab—
hang des Teutoburgerwaldes, im ehemaligen Bißthum Paderborn,
liegt die Senne oder Senderwuͤſte, ehemals eine oͤde Heide
voll Suͤmpfe und Bruͤche, Aufenthalt von Hirſchen, Schweinen,
Fuͤchſen, Woͤlfen und Raͤubern, jetzt eine der angenehmſten be⸗
triebſamſten Gegenden des Fuͤrſtenthums, for 2000 Menſchen auf
— 3 —
die OMeile zählt, mit fünf Dörfern und zwei Kirchen. Bloß
fünf Häufer flanden vordem in dieſer Wüfte, der Höpelhoff
genannt; neben demfelben, aus einem ber Hügel, dem Stape
lagerberge, entfpringt die Hauptquelle unfrer Ems, andert:
halb Meilen von der Quelle der Lippe entfernt, zwei Meilen nörb:
lich Paderborn, Biele andere Quellen, am Abhang biefes
Gebirges entfpringend, zum Theil noch Öftlicher als die Haupts
quelle, wie der Knohenbah im Süden, ber Furlbach im
Norden, vereinigen fich damit, vergrößern und befchleunigen ihs
en Lauf. Anfangs fließt fie oͤſtlich durch die, jest preuffifche
Herrfchaften und Städtchen Rietberg, Wiedenbrüd, und vor
den Thoren Rheda’s vorbei, geht darauf nördlich, wo fie die
Bappel und den Oel bach nebft andern aufnimmt, tritt dann,
weftlich fich wendend, unweit dem Dorf Harfewinkel in das ehe:
malige Hochftift Münfter. Warendorf, ein freundliches, durch
feine Reinenfabrifen berühmtes Städtchen, liegt weiterhin am ſuͤd⸗
| lihen Ufer, ferner Zelgte, defjen wunderthätiges Marienbild
noch immerfort viele Walfahrer anzieht. Won hier an geht der
Lauf nordweſtlich bis zur Dannoverfchen Grenze unweit Rheine
und ferner beinah nördlid, Münfter bleibt eine Meile füdlich
liegen. Bei Schipfort an der Poftfiraße von Münfter auf
Oſtfriesland hat der Fluß fihon eine Tiefe von 4 — 5 Fuß und
ift etwas breiter wie das Hinter Tief bei Emden; dennoch führt
feine Bruͤcke über den Fluß, bloß eine Fähre, Die nicht ganz
unbedeutende Werfe, von Ahlen. und Bedum, unmeit. der
Lippe herfommend, fält hier in die Ems, früher, bei Waren:
dorf, die Are. Bei Greven, eine Meile unterhalb Schip—
fort, wird der Fluß ſchiffbar für große Pünten, und behält bis
zu dem, gegen 4 Meilen entfernten, Städtchen Rheine ein tie=
ſes Bette, von da an, Lingen und Meppen vorbei, bis un:
weit der oftfriefifchen Grenze, in einer Ausdehnung von 12 Mei:
km; ift fein Lauf, durch die magern Sandfluren Niedermünfters,
durchgaͤngig regellos, fein Bette zwar breit, aber ſehr feiht, fo
daß durchgängig nur im Winter und Frühjahr beladene Pünten
— flachgebaute Fahrzeuge — von 10 bis 15 Laft, darauf fahren
a . * ge ır .. -.
— 4 ——
koͤnnen, im Sommer oft nicht einmahl unbeladene. Unter den
vielen Bächen und Flüffen, fo bis zur Oftfriefifchen Grenze in die
Ems fallen, meift den Namen A — Waffer — führend, ift nur
ein ziemlich beträchtlicher Fluß, die Hafe, ) welche in den füb-
Öftlichen gebirgigen Gegenden des ehemaligen Bisthums Osna-
brüd entfpringt, die gleichnamige Stadt durdfließt, fodann in
8 — 9 Xrmen, ald große und Heine Hafe, Quafenbrüd und
deffen Gebiet; gleich darauf den nördlichen Theil des Großherzog:
thums Oldenburg berührt, doch einige Meilen weflwärts wieder
in das Hannoverfche Gebiet tritt, und, Hafelünne, wo fie
fchiffbar wird, vorbeifliegend, fih bei Meppen, einem wohlha-
benden betriebfamen Städtchen, mit der Emd vereinigt. Ihr
Lauf ift noch unregelmäßiger wie der der Ems; das Bette, ob-
wohl fehr breit, doch fo feicht, daß man bei Haſeluͤnne dadurch
fahren kann. Bei der Dyler-Schanze betritt die Ems den
Oftfriefifchen Boden; hier zeigt fich Fluth und Ebbe, weldye ſchon
eine halbe Meile füdlicher bi8 an Rhene zu bemerken if, und
das Fluß-Bette fo gefchwind vertieft, daß bis Halte fchon See-
fhiffe von 50 bis 70 Laſt mit voller Ladung gelangen fünnen
und felbft größere von 100 Laſt. Bei Leeroort vereint fich die
Leda mit ihr. Bei Pogum ift die Breite gegen 300 Ruthen;
von bier wandte fich der Fluß fonft nördlich, dann füblih und
bildete fo eine Bucht, in deffen Tiefe Emden lag; allein einige
Hundert Jahre nach Einreißung des Dollart3 verließ er feinen al-
ten Lauf, und ging grade aus durch den Dollart auf das Dorf
Loge zu, (jet der Koger Ede — Hoek van Eoegen) wo er wieder
aus dem Dollart tritt und 34 Meilen Breite hat. Bei der
Knode ift die Breite 24 Meile; von hier an aber nimmt folche
mit fchnellen Schritten zu, fo daß man 234 Meilen weiter das
einfeitige Ufer kaum noch erkennen kann. Hier theilt fich der
Fluß in zwei Arne, die Ofter: und Wefterems, welche ein, meh—
tere Meilen langes kahles Watt, in deffen Mitte die Infel Bor-
kum liegt, umfchliegen und demnaͤchſt, die Oſterems zwifchen Bor:
> Vieleicht deshalb fo genannt, weil fie fo viel Kriur⸗ und Querfpränge macht.
— ; —
kum und Rottum, die Weſterems zwiſchen Borkum und
Juiſt durchfließend, ſich in die Nordſee flürzen. . Das Waſſer dies
ſes Fluſſes iſt, vorzuͤglich im Dollart, ſehr ſchlammig, ſo auch bis
zur Knod und Olderſum. Bon da an nimmt der Gehalt an
Schliek oder Schlamm nady und nach ab, und verfehwindet ganz
wo bad See= oder Flußwaffer das Uebergewicht erhält; erfteres
bei Borkum, leßtered in der Gegend von Rhene, wo die Fluth
aufhört. - Salzig wird das Waſſ er ie 5 Meilen unter:
halb. Halte, |
Der Lauf der Ems bis Oſtfriesland hat —— viele
Krümmungen.' Mit dieſen kann die ganze Länge leicht auf 70
der mehr Meilen kommen, rechnet man folche nicht, nur. 40,
nemlih 13 M. von der Quelle bis Greven; 16 M. von da bis zur
Oſtfrieſiſchen Grenze, aM. von ber Grenze bis an den Dollart,
AM. im Dollart, 7% M: von der Loger Ede bis zur nördlichen
Seite des Borkumer Rifd. Es ift alfo, im Vergleich gegen andere,
nur ein unbedeutender Fluß; er kann aber: dereinft fir Oftfriestand
und,garz Deutfchland. von Wichtigkeit werden, wenn er fchiffbar
gemacht und vermittelft der Lippe mit dem Rhein in Verbindung
gefegt wird. Seit mehreren Jahren find dazu preuffifcher und
hannoverfcher Seits Vorbereitungen getroffen, und feit 1821
würflich daran gearbeitet, Nach dem entworfenen Plan fol preuſ⸗
fifher Seits die Lippe von Wefel bis Lünen fihiffbar ges
macht, von da bis Münfter ein Canal .gegraben werden, der in
den Clemens» Canal fällt, dieſer verbeffert und vermittelft. eines,
etwa eine Meile langen Canald, der beim Dorfe Melfum ober:
halb Rheine in die Ems mündet, mit biefem Fluffe verbun:
den, und folcher bis zur, 2 Meilen. entfernten, Grenze fhiffbar
gemacht werden. Hannoverſcher Seits will man von der Grenze,
bie unweit dem Dorf Holften angenommen ift, das Flußbett der
Ems bi5 Hanecken-Faͤhr auf eine Länge von 2%, Meilen bei⸗
behalten und dur Schleufen, Staumehre zc. in (hiffbaren „Stand -
fesen. Bon Haneden:Fähr ab fol das Flußbett, theil feiner
Unregelmäßigfeit wegen, theild wegen ber Koftbarkeit der erfo—
berlichen Schleufen und Staumehre, auch wegen Unficherheit ihs
zer Page und Koftbarfeit der Unterhaltung, verlaffen und ein,
etwa 454 Meilen langer Canal, auf dem rechten Ufer der Ems,
Lingen vorbei, nah Meppen, in die Hafe, gezogen werden.
Don Meppen bis Halte wirb das Flußbette ver Ems auf 14
Meilen Länge dagegen beibehalten und durh Bühnen,. Zaunmerke,
Anhegerungen und fonjtige hydrotechniſche Mittel in den erfoderfi=
chen fchiffbaren Stand gefest. Die erfle Schleufe und das Damit
verbundene Wehr in der. Ems, nebſt einer Freifchleufe von 24 Fuß
Weite, fol etwa 4500 Ruthen unterhalb der Grenze gelegt werben,
und das zweite Wehr nebft Freifchleufe bei Hanecken-Faͤhr;
in den Ganal felbft, deffen Gefäll 349Ao0 Fuß auf 7250 Ruthen
Länge beträgt, werden 4 — 5 Schleufen fommen, Die Waffertiefe
fol auf. 3 Fuß gebracht werden, ſo daß nur 214 Fuß tief gehende
Schiffe. fahren darauf fönnen. Die Koften find auf. 41,700,000
Rthlr. angefihlagen, wovon etwa 800,000 Rthlr. für Hannover
fommen. Die Stande haben dazu 400,000 Rthlr. bewilliget,
und das übrige wird vom Staat getragen, . Die Arbeiten haben
bereitö. 1821 angefangen und — 4 Jahren * alles been⸗
big fein. *)
Der zweite Hauptfluß, bie eide, kommt aus bem Olden⸗
burgſchen in zwei Armen her, die ſich, kaum eine Meile vor ih—
rer Ausmuͤndung erſt, vereinigen. Der ſuͤdlichſte Arm, welcher
den Namen Leda behaͤlt, gewöhnlich aber. Sagelter-Ems oder
bloß Ems genannt wird, entfpringt an ber oͤſtlichen Seite des
Hümlings, einer füdfeit3 Oſtfriesland liegenden bis zur Ems fich
erfiredenden hohen Sandfläche, im Kirchfpiel Wreft, und fließt
nach Norden , erft langs der Oldenburgfchen Gränze, dann durch
bas, jegt Oldenburg angehörende, merfwürbige Saterland bis zur
Oſtfrieſiſchen Graͤnze. Sie heißt anfänglih Marta und wird
fhon von Ellerbroek an, in geringer Entfernung von ihrem Ur:
fprung, ftarf zur Schiffahrt benußt, jedoch nur mit Saterländifchen'
Böten, fo eine Laſt fragen, Ohngefähr 17% Meile nörblicher fat
*) Die Wichtigkeit dieſer Maffer: Verbindung, zeigt Hr. Waſſerbau-JInſpector Meltı,
hoſd zu Erer anſchaulich jn feinem kürzlich erfchienenen Werk: "Der Rhein, bie
Lippe und Ems, und deren fünftige Werbiubung. Hamm 1822,’
ME
— — — —
nn] ff ne]
die Ohe darin, welche ebenfalls auf den Huͤmling entſpringt;
heide bereint, unter dem Namen Sagelter Tief, gehen anfang:
lich durch Moor, bilden dann ein 5 — 15 Minuten breites. Thal:
von feſten Sandgrund, fo im Winter meift überfchwennmt ift, mit
einzelnen’ höhern Stellen, worauf die 3 Saterländifche Kirchfpiele :
Scharf; Ramzellau mit Hollen, Strudlingbaufen:
mit Utende und Balge, weiterhin Bofelefch, ein. Johanni⸗—
ſergut ſaͤmmtlich am Fluß, liegen. Bis Utende, eine Eleine
Neile von der Oftfriefifchen Grenze, 3 Meilen von der Ems, geht
tie Fluth/ doch koͤnnen nur Torfſchiffe bis dahin fahren, Seefchiffe
— Zialten'won 20 bis 30 Laſt — nicht weiter als Ubbehaufen
an ber Dfifriefifchen Grenze, wofelbft fie große, vom Hümling'o
fommende, Flintenfteine zum Deichbau einladen. Beim Rinzels:
barg, eine halbe Stunde weiter, betritt ver Fluß auh an: ber :
linten Seite den. Oftfriefifhen Boden und fließt weftlich, Pot s—
haufen rechts, Am dorf links vorbei, nimmt bei erflerm Ort: das
Rauder Tief, bei Wilshauſen die Jumme auf, macht
weiterhin einen, faſt eine halbe Stunde langen und nur einige Mi⸗
nuten breiten Bogen, an beffen nordweſtlichen Seite Leer liegt, und '
vermählt fich, A Stunde weftlicher, bei Leeroort, mit:der Ems.
Der nördliche Arm, die Summe, auhb Ems oder Baffelers
Ems genannt, iſt eigentlich) der hauptfächlichfte. Er entfpringt
bei dem Dorfe Emfted in dem, fonft. zum Stift Niedermünfter,
jest zu Dldenburg gehörenden Amt Cloppenburg, ohngefähr. 4:
Stunden füböfllih der Stadt Cloppenburg, burd welche
fie fließt, von da an auch fehon für, eine Laſt tragende, Böte im
Winter fahrbar ift, demnächft auf ihrem nördlichen Lauf das
Städthen Friſoyte berührt, bei dem großen Darfe Baffel:
das, A Meilen füdöftlicher in den Mooren des Kirchfpield Edewecht:
entfpringende Gödensholter Tief aufnimmt, und %4 Stunde !
nordweftlich Baſſel den Oftfriefifchen Boden betritt. Bis Baffel::
heißt fie die Soefte und ift von- hieran, da bie Fluth bis zum
Dorf und dem nor Zvarts, am Goͤdensholter Tief liegenden
Nordloh ſteigt, ſchiffbar für Muttſchiffe und kleine Tjalken.
3, Meilen nordweſtlich Baſſel bei Detern faͤllt das Aper Tief
— 5 —
darin, welches aus dem Zwifhenahner Meer fommt und eine
große Anzahl Bäche, den Moräften des großen Kirchfpield Wefter:
fiede entfpringend, aufnfmmt, bei Ape, eine Meile von der oſtfrie⸗
ſiſchen Grenze, die Fluth eintreten fieht und fchiffbar wird. Von
Detern angeht der Fluß weftlih, Stidhaufen und Neuburg
‚ borbei, bis zur Vereinigung mit der Leda. Auch das Waffer die:
fer beiden Fluͤſſe bis Detern und Potshaufen ift, beſonders im -
Nachſommer, fehr fchlammig, und: zur Berbefferung des anlies
genden niedrigen Landes fehr wohlthätig; weiterhin ‚aber. nimmt
ber Echlammgehalt na und nach ab, bei. Utende und Baffel
Faum noch merkbar. Der Salzgeſchmack ftellt fih eine Stunde
oberhalb der Ausmündung ein. Die Länge der Leda und ihres
nördlichen Hauptarma, in grader Linie von Leeroort bis Detern,
von da bis Gloppenburg und ber Quelle, ift ohngefähr 10 Meilen.
‚Groß iſt die Zahl der Eleinern Flüffe oder Bäche, welche außer-
dem die Provinz durchfließen, fammtlih, bloß mit Ausname des
Rauder Tiefs, im Lande ſelbſt, mehrft den Moräften, entfprins
gend. Gie führen den allgemeinen Ramenz; Deen — Zief —
das dem holländifhen Wort Diep nathgebildet ift und in fpä= -
tern Beiten fcheint angenommen zu fein. Der alte allgemeine
Name, ben noch jet viele führen, ift E oder Ehe, *) weldes in
ber alten friefifhen Sprarbe Waffer bedeutet, auch: Lehden,
Maar, Dilf, Sie find fümmtlich, außer dem Rauder Tief, an
ihrer Mündung mit Schleufen — Siele — wider dad See» und
Flußwaſſer verfchloffen, und in den Marfchgegenden mehrentheils
fhiffbar fir Böte und Binnenfchiffe von 1 bis 20 Lafl. Künft:
licher Ganäle, bie ebenfalls Deep heiſſen, gibt es außerdem viele,
worunter befonderd das Auricher Zredtief zu bemerken, dann bie
Fehncanaͤle. Sie find fümmtlih in den Aemtern Aurich, Greet:
fiel, Emden, Jemgum, anzutreffen; in ben übrigen 7 Aemtern
finden fih nur 3 Fehn-Canaͤle und ein Paar andere unbedeu—
tende, Landſeen — Meeren oder Meerten genannt — find
zahlreich vorhanden, mehrſt im den weſtlichen niedrigen Gegen:
I mE BE Le TE |
") Eigentlich Tantet 4 Ee — rg dr Ei — «.
— 9 —
den, auch im Innern des Landes. Das größte iſt das Großes.
oder Wiebelsburer Meer, fo eine Stunde gehend in bie
Länge, und eine viertel Stunde Breite hält; am tiefften das
mitten im Moor liegende ewige Meer, welches. ebenfalls bes
trächtlichen. Umfang bat, |
As Küftenland einer, in der Urzeit vom Meer verlaffenen,
mehrere 100 Meilen großen Fläche, muß die Lage der. Pros
vinz niedrig fein. Berge finden fich nicht, niedrige Anhoͤhen von
kleinerm und größerm Umfang aber häufig, häufiger noch Fleine
Hügel im Innern des feflen Landes, und höhere auf. den, Inz
fin, aus bloßem Flugſand befichend. Die Senkung des. Bo—
dens nach Rorden, ald dem eigentlichen Seegeftade, zu, ift nicht
fehr merklich, flärker die Oft: und Weſtſeits nach ber. Ems und:
Jade. Den nerdwefllihen Theil des Amts Aurich durchfchneidet
eine hohe Fläche, welche vom füdlichen Theil des Amts Efens
herfommt, eine eine Meile öftlich der Stadt Aurich am hoͤchſten
if, und über Neupfalzborf, Broofzetel und ferner füböft:
Tich durch die Aemter Friedeburg und Stidhaufen ftreicht, auch noch
weiter im Dlvenburgfchen hinein, bis auf eine Strede über Ra⸗
flede hinaus. Auf diefem Rüden, der, fo weit er durch Oſtfries⸗
land geht, mit wenigen Ausnamen, ganz mit Mopr bededt ift,
entfpringen die mehrften Binnenwaffer, die nah allen Winden
fich ergießen, vorzüglich dad Fehntief, fo ber Ems, die Harle,
fo nad Norden dem Meer, dad Friedeburger Tief, fo gen
Dften der Jade zufließt.. Er ift bei Neupfalzdorf 42% Fuß
über den Wafferfpiegel in Emden erhoͤhet, und dacht fih nad
Südweften ganz langfam, nad Nordoften etwas gefchwinder ab.
Aurich liegt 29 Fuß niedriger wie jenes Dorf, und 1431, Fuß
höher wie Emden.
Der Boden bietet in Hinſicht der Lage und 5 Befchaffenfeit eine
merkwürdige Verfhiebenheit dar, Sm Innern des Landes ift er
fandig und moorig, nach ber Küfte hin kleiig. . Sand ift der
Urboden, ber theild zu Tage auögeht, theils den beiden andern
— 0 —.
Arten zum Grundlager dient, zuweilen auch erſterm, oͤfter noch
letzterm beigemiſcht iſt, ſich uͤber dieſen erhebt, dem Moor aber
in Hinſicht der Hoͤhe nachſteht.
Der Moorboden oder das Hochmoor nimmt den mittlern und
ſuͤdlichen Theil der Provinz ein. Im Norden dehnt er ſich bis
auf 11% Meilen von der Küfte aus, und ftreift füd- und füd-
öftlich bi3 über die Grenze. Schmale Streifen höhern Sandes
durchfchneiden ihn oder dringen tief hinein, größere Sandflächen,
theils hoch, theils niedrig, dehnen fic) in großer Anzahl darin
aus, fo daß er nicht, wie im angrenzenden Niederweftphalen ,
Groningen: und Drenthe, große zufammenhängende Felder bildet,
fondern in 49 Stüude verfchiedener Größe zertheilt ift, die zufams‘
men; nad Camps Berechnung, 19% DMeilen ausmachen ,-
groͤßtentheils in den Aemtern Aurich, Friedeburg und Stidhaufen
liegend. Das Hochmoor, wie fchon der Name andeutet, ift höher
wie der Sandboden,,: der Fefte Untergrund, worauf er, in einer
Höhe von 4 bis 20 Fuß, doch durchgängig von 3 — 8 Fuß liegt,
aber: niedriger, "und barin- liegt die Urfache feines Entſtehens.
Rundum von höhern: Streden umringt, war’ der Boden. feucht,
zugleich fruchfbar und ftarf ‚bewaldet, wie die off im Moor vors
fommenden Baumſtaͤmme und, noch im Urgruud feftfißende, Wur⸗
zeln beweifen, Die viele abfallende Blätter, abfterbende Bäume
und Zweige, bildeten wahrfcheinlich zuerft die Moorerde, ſpaͤ—
terhin, wie die Waldungen verfhwanden, Moos, Heide, Grä-
fer; nur daß die darin, auf uns unbekannte Art, entſtandene
Efſig- oder Phosphorſaͤure die völlige Verweſung hinderte, fo
Daß flatt einer feinen Gartenerde, der Boden sein Gewebe von.
feinen und groben Faſern bildete, welcher der Säure wegen un:
fruchtbar iſt, und durchgängig unten aus einer ſchwarzen feſten,
klebrigen, Maſſe beſteht, oben aus einer ſchwammigen, braͤunlich
und gelblich gefaͤrbten, grobfaſerigen Subſtanz.
Es hat den Anſchein, daß der Urgrund der Moraͤſte in ber
Vorzeit bewohnt gewefen. Zuweilen findet man da Sachen uns
völlig unbekannter Form, felbft Heden, Spuren von Gräben,
Pflugfurden u. ſ. w. Auch werden im Moor -felbft allerhand
Sachen gefunden, die indeß! fpätern Zeiten ‚angehören. und von |
darüber gehenden fiheinen verlohren zu ſein; haͤufiger noch, ganz
unverfehrte Vegetabilien, als Bäume und Zweige, - Hafelnüffe
u. dgl,, ſaͤmmtlich der. Art, die in kaͤltern Ländern wachfen:
Bemerfenswerth iſt es, Daß zu unfern Zeiten in Gegenden, wo
fein Zorf vorhanden, ‚auch Feiner ſich mehr erzeugt. 0 0
Der Sandboden nimmt ohngefähr 16. TMeilen: ein ,-- wonon
etwa 11 angebaut find; " Er’ durchſchneidet die Moraͤſte in allen
Richtungen, und liegt’ hanptfächlich zwiſchen dieſen und der Marſch,
einen Rand von 5 Minuten bis einer Stunde Breite bildend;
denn nirgends berühren ſich Moor und: Märfch, wie-im: Older
burgifchen und Bremiſchen. Jener Rand war in’ der Urzeit bie
Küfte, an der die Wellen der Nordfee:fchlugen, ehe die Marfch?
felder da waren; er erhebt fich daher mehrere Fuß über denſelben,
und ift, einige Streden ausgenommen, fo- hoch, daß felbft die
hoͤchſte Fluthen ihn nicht erreichen. Weiter Iandwärts fleigt und
fält er abwechfelnd, ift an den niedrigen Stellen mit mooriger
oder brauner. fauter. Eide vermiſcht, in- den. höhern grobkoͤrnig
(fcharffandig), . wenig Erbtheile enthaltend und mit Heidekraut
bewachfen, dagegen nach der’ Küfte hin ber Sand feiner und
fruchtbarer wird, gewöhnlich mit milder Dammerde, auch'Lehm;}
vermifcht. Kleine Hügel: oder. Dünen “find im Innern, auch im
Norden weiter der Matfch zu, häufig darauf- vorhanden, die fafk
fämmtlich aus loſem Sande,. oft bloßem Flugſand, beftehen?
Größere, einige Fuß erhabene Flächen von 4 Stunde und mehr
im Umfang, find ebenfall8 häufig da; fie werden Gaften genannt,
und find vorzüglich gut zum Rockenbau. Mehrentheils haben fie, fo
wie uͤberhaupt der Sandboden, wo er hoch ift, unter der Oberfläche
eine Lage verwitterten Eiſenvitriol — Ortſtein — Urre genannt,
der der Vegetation, hauptfächlich der Bäume, hinderlich ifl, dann
wieder Sand. Der niedrigere Boden hat durchgängig Lehm -und
lehmigen Sand, mehrentheils fruchtbarer Art, unter der Oberfläche,
und es ift fehr merfwürdig, daß fich folcher in gleicher Linie auch
unter Den angrenzenden höhern Sandfeldern befindet, wie man beim
Srabengiehen beutlih bemerkt, Es ſcheint Daraus hervorzugehen,
daß zuerfi..der Boden eine egale Fläche bildete, wie der Seeſtrand,
fpäter durch die See mit Sand uͤberſchwemmt, ſo wie noch in
unfern Zeiten sauf den ‚Unfeln und dem Watt gefchieht. Reſte
von Pflanzen, meift. ichilfähnliche, auch-wohl dünne Baumzweige,
werden nicht felten im lehmigen Untergrunde gefunden; nicht im
obern loſen Sande. Guter Töpfer: und Ziegelthon findet fich in
verſchiedenen Gegenden,. befonders den nördlichen, in geringer
Ziefe ‚unter der Oberfläche, im XAuricher Amt auch ein weißer
fetter Thon, der ‚mit. dem Pfeiffenthon große Aehnlichkeit hat.
Ortſtein (Rafeneifen) iſt Auch hin und wieder anzutreffen, wie:
wohl in ‚geringer Menge, Steine verfchiedener Art, als Granit,
Feldſpath, Flintenſtein u. dgl. m., aber in großer Anzahl, theils
auf ‚der Oberfläche, theils tiefer im Grunde, und; zwar mehrft int
Innern auf und im fcharfen Sande, Sie find. durchgängig klein
oder mittlerer Größe. - Sehr große finden ſich nur noch felten,
doch müjfen fie in frühen Zeiten häufiger gewefen fein, wie: ‚die
alte mit dergleichen Geſtein befleidete Kirchen beweiſen.
„Der Marſchboden, welcher etwa , 2314 Meilen einnimmt, iſt
ber niedrigſte ven allen. und wuͤrde bei der täglichen Fluth groͤß⸗
tentheils, bei hoher ganz, vom Seewaſſer uͤberſtroͤnt werben,
ſchuͤtzten nicht Daͤmme dagegen. Obgleich auf einerlei Art ent—
fanden und den Hauptbeſtandtheilen nach ſich gleich, herrſcht doch
unter diefer Boden-Art außerordentliche "WVerfchiedenheit.. Man
trifft Selder an, die in trocknen Sommern nicht foviel Gras auf:
bringen, dag man fie maͤhen könnte, und andre die nie des Dün-
gers bedürfen ;.zwifchen beiden. unzählige: Abftufungen, Auch in
ber Lage ift großer Unterfchied. Nicht nach der Küfte hin dacht
er fi) ab, wie. die Natur der Sache es mit fich bringt, vielmehr
ift.er da am hoͤchſten, an ber Landſeite am niedrigfien. Ein
Umſtand, der nur durch die Vorausſetzung fich ‘genügend erklären
laͤßt, daß die Marfch nicht, wie man. allgemein annimmt, -auf
einmahl, fondern zu verfchiedenenmalen eingedeicht ift, denn auf
den Poldern und Groden, fenft fi der Boden dem Geftade zu
almählig, den Gefegen der Natur gemäß, wird auch almählig
leichterer Art, dagegen auch in lesterer Hinficht auf der alten
— 775
— — — —
Marſch der umgekehrte Fall ſtatt ſindet. An der Kuͤſte und den
Ufern der Fluͤſſe liegt ſchwerer, ſehr fruchtbarer Klei, welcher den
äußern Rand bildet, doch mehrentheils in nur 44, bis Stunde
Breite; bloß in einzelnen Gegenden und da, wo in ſpaͤtern Zeiten
die Polder und Groden entſtanden, auf bis 2 und mehr Stuns
den ſich ausdehnend, und mit biefen zufammen gegen 8 [Meilen
ausmachend, die an Werth dem bed übrigen Bodens der ganz
zen Provinz faft gleich Fommen. Das andre Marfchland beftcht
aus 3 bi3 6 Zoll leichter; in den obern Gegenden ber Ems und
Leda, oft auch moriger Erde, mit mehr oder weniger. Kleitvers
mifht, wovon ‚der langs dem Kleirand ſich binziehende fchmale
Strich höher und befierer Art, das darauf folgende, die Hälfte
fümmtlihen Marfchbodend ausmachende, niedriger und geringes
ver, oft fehr fchlechter Art ift; es wird in ben weftlichen Gegenden
gewöhnlich Meedland (Wiefen) in den nördlichen Gegenden Hams
merland genannt, das morige Dargland (Moorwiefen) und ſteht,
der niedrigen age halber, in nicht zu frodnen Wintern, mehrens
theild unter Waſſer. Faft fünmmtliches alte *) Marfchland der
fchweren und leichten Art, hat zur Unterlage eine fehr fefte un—
fruchtbare, fpröde Kleiart, den Knick, welcher. durchgängig nur in
einer Dicke von 3 bis 12 Zoll angetroffen wird, und, in den nie:
drigen Gegenden, unmittelbar auf Darg ruht, einer Art Moorerbe
aus Rohr, Schilf und andern Waffergewächfen entftanden, bie in
einer Höhe von 6 bis 10 Fuß über den Urſandboden fich erhebt.
Unterm hoͤhern Boden, ſowohl ertartigem als Eleiigem, kommt fols
cher, und zwar in einer Stärke von 2 bis 4 Fuß, ebenfalls vor,
doch liegt zwifchen demfelben und dem Knick noch eine, mehrere
Fuß dide Lage Klei, fehr ungleicher, doch durchgängig fruchtbarer
Art, und in den nördlichen Gegenden, fo wie dem Amt Greet=
ſyhl häufig Falkhaltig, dem Mergel ähnlich, nur noch fruchtbarer,
der, burch das fogenannte Wühlen oder Schlöten mit dem leicht⸗
*) Darunter iſt dasjenige su verſteben, welches ducch die lekte Haupt » Eindeihung
der ganıen Provinz gewonnen, fo nah einigen im 7ten Jahrhundert fol geſchehen
fein, nach andern ſpäter. ;
— 44 —
erdigen Boden vermiſcht, dieſen gaͤnzlich veraͤndert und faſt dem
Klei im Ertrage gleich macht. Es iſt auffallend, daß der alte
Marſchboden ſonſt keinen Kalk enthaͤlt, dagegen die neue Marſch
durchgaͤngig, zum Theil ſtark, damit gemiſcht iſt. Man hat zwar
behaupten wollen, jener Boden habe ebenfalls Kalk gehabt, und
nur, weil er aͤlter ſei, waͤren die Kalktheile daraus verſchwunden;
allein der Umſtand, daß das Eſcherland im Greetmer Amt, wel—
ches wenigſtens ſchon ein halbtauſendjaͤhriges Alter zaͤhlt, noch
immerhin ſehr kalkhaltig iſt; manche kaum halb ſo alt Wroden
ſchweren Bodens, wenig oder gar nicht, widerlegt ſolches hinlaͤng⸗
lich. Sand iſt uͤbrigens dem Marſchboden in den noͤrdlichen Ge—
genden in großer Menge beigemiſcht, in den weſtlichen, außer
dem Eſcherlande, nur ſchwach. |
- Der Marfchboden ift größtentheild eben. Im Weften an bei:
den Ufern der Ems, fo wie einem, durch dad Emder und Greet-
mer Amt gehenden, muthmaßlichen alten Arm beffelben, auch
einigen Binnen » Gandlen, erheben fich indeß eine große Menge
Heiner Anhöhen — Warfen — von 100 bi8 500 und mehr
Schritt Umfang, 3 bis 10 Fuß Höhe, die wahrfcheinlich im Bette,
der Zlüffe felbft, durch Strömungen entftanden find, indem fie
auf 20, 30, 40 Fuß Tiefe aus Klei ———— Im Norden ſind
deren ſehr wenige.
Die Marſchen entſtanden durch den Niederſchlag des See⸗ und
Flußwaſſers, und entſtehen noch zu unſern Zeiten, jedoch nicht
mehr überall, fondern hauptſaͤchlich noch im Dollart und der Ley—
fo wie in der Harlbucht,. welche letztere aber jetzt ganz angefuͤllt
ift. Das während ben drei legten Jahrhunderten entftandene, ift
unter den Namen Polder, Groden, Neuland befannt, und ohn—
gefähr gleicher Art wie der Klei der alten Marfch, nur wie eben
bemerft, gewöhnlich kalkhaltig, im Welten am Dollart von vor:
züglicher Güte, im Norden geringerer, Zur Zeit wie die Friefen
noch frei waren, auch fpäter unter den Däuptlingen, waren Die
See:Anwächfe Gemeingut der anliegenden Communen, welche fie
eindeichten und unter fich vertheilten. Hernach maßte das oſtfrie—
fifche Regierhaus fich Diefes Recht an, und es gelang ihr, nach
— 15 —
langem Streit mit den Eingeſeſſenen, ſich darin zu erhalten, ſo
daß jetzt faſt alle neue Polder dem Landesherrn gehoͤren, welcher
ſie entweder auf eigene Koſten eindeichen laͤßt, oder in Erbpacht
austhut, da denn die Erbpaͤchter einen Deich ſelbſt legen muͤſſen.
Bloß einzelne unbedeutende Anmwächfe, wie die an der. Ems, gehören
Privatperfonen in Eigenthum, fo wie. den Befigern::der Herrlichkei-
ten Dornum und Lütetäburg, die vor ihren Befigungen entftehende.
Der Strand, oder wie man es hier nennt, das Watt, dehnt fich
nordpund nordweftfeits bis zu den Infeln, und noch weiter, auf 2
bi8 4 Stunde gehend von der Küfte aus, von der Ems und vielen
Hleinern Strömen (Balgen) durchfchnitten, zur Zluthzeit ein See,
auf den die fogenannte Wattenfahrer — einmaflige und Kleine
zweimaſtige Schiffe — von der Elbe und Wefer nach Oftfriesland
und Holland, oder umgekehrt, ſegeln. Zur Zeit der Ebbe aber eine
unabfehbare trodne Fläche, größtentheild am Fuß des Deichs, auf
größere oder geringere Entfernung begrünt, demnächft roher Schliek
(Seefchlamm) mit fehr feinem Sande vermifcht, je weiter von
der Küfte entfernt, je weniger Schlief, jemehr des Sandes, und
dieſer immer grobförniger, zulegt, auf Y, bis %, Stunde Entfer: |
nung vom Deich, bloßer Serfand. Darg und Klei, felbft noch
nordfeit3 der Infeln findet fich häufig unter dem Watt; ficherer
Beweis, daß folches ehedem Land war‘, in Frühern Zeiten, durch
uns unbefannte Revolutionen, mit Sand überfchwenmt. Kleine
Mufchelfchalen bededen in unzähliger Menge das Watt, ganze
Bänke davon ftreihen unter demfelben hin. I
Zur Abhaltung des. Seewaflers ift die Provinz, fowohl an der
Küfte, als den.Ufern der Ems und Leda, mit: Dämmen — Dei:
chen — eingefaßt, welche zufammen 361, Meilen Länge einneb: -
men, und bis Olderfum. 16 — 20.Fu8 Höhe, 80 bis 100 Zuß
unterer Breite — Anlage — 8 bis 12 Fuß oberer Breite —
Kappe — halten, von da an allmählig ſchwaͤcher und niedriger
werden, fo wie die Gewalt der Seefluthen [hwächer wird. An
foihen Stellen, wo außerhalb des Deich Fein grüner Anwadhs —
Borland — vorhanden, muß die ausmwendige Seite bis zur halben
— 16
— — —
Hoͤhe jaͤhrlich mit Stroh geſtickt werden; uͤberdem wurde ſonſt in
einigen Gegenden der Fuß des Deichs mit großen eingerammten
Pfaͤhlen und Dielen beſetzt, doch hat man dieſe ſeit einigen Jahr—
zehnten, nach und nach groͤßtentheils eingehen laſſen, und belegt
ſtatt deſſen, den Fuß des Deichs mit großen Kieſelſteinen, vermiſcht
mit kleinern und zerbrochenen Ziegelſteinen, das ungleich wohlfei—
ler iſt, und eben ſo gut ſchuͤtzt. In Oſtfriesland muͤſſen die Be—
ſitzer von Marſchland allein für den Unterhatt des Deichs forgen,
in Harlingerland auch die bes Gaſt- oder Sandlandes. Jedem
Landbeſitzer iſt zu dem Ende eine beſtimmte Strecke oder Pfand
angewieſen, verhältnißmäßig mit der Größe feiner Beſitzung; nur
in den alten Aemtern Emden und Pewſum ift fogenannter Com—
munion= Deich; die Koſten der Unterhaltung werben daſelbſt aus
einer Gafje beftritten und demnaͤchſt über bie Ländereien nach
Grafenzahl vertheilt. Zur, Auffiht find Deichrichter angeftellt,
die von den Grundbefigern gewählt werden und wenigftens 20
Grafen Land in Eigenthbum befigen müffen. Es find deren 60;
gewöhnlich halten zwei gemeinfchaftlic) die Aufficht über eine be-
flimmte Strede — Deichacht, — deren ed 36 gibt, von unglei-
cher Länge. Die jährlichen Unterhaltungs » Koften fleigen über
400,000 Rthir., fo jedoch faft ganz im Lande bleiben, indem das
mehrfte in Erdarbeit befteht. - Mehrere hundert Familien gewins
nen dadurch ihr Brod, und fo muß eine Sache, welche fo nach⸗
theilig dem Einzelnen ift, anderer Seitd wieder wohlthätig für
dad Ganze fein. Uebrigens falen in Oſtfriesland bloß die alten
Deiche den Grundbefigern zur Laſt, die der Polder und Groden
müffen die Erbpächter allein’ unterhalten; in Harlingerland aber
bleiben auch die neuen Deiche fir Rechnung der Eingefeffenen,
wenn nicht befondere Verträge darüber gemacht werden. Die Res
gierung hat die Ober: Auffiht über die Deiche und Siele, und
läßt folche jährlich durch eine Commiſſion befichtigen,.
Die in den Deichen befindliche Sielen oder Schleufen bienen
zur Auslaſſung des Binnenwaſſers, und find fo eingerichtet, dag
fie bei Ankunft der Fluth ſich von ſelbſt ſchließen, nach Eintritt
— 7 ——
der Ebbe von ſelbſt wieder oͤffnen. Sie koͤnnen aber waͤhrend
24 Stunden nur ohngefaͤhr 3 Stunden offen ſtehen, und- find
daher nicht im Stande, zur Winterszeit alles Binnenmaffer abzu⸗
fuͤhten, weshalb, wie oben erwähnt, Die niedrigen Marſchgegenden
alsdann meiſt unter Waſſer ſtehen, ſelbſt manche Sttecken in
naſſen Sommern. Im Ganzen ſind 83 Siele unmittelbar an der
Kuͤſte und den Fluͤſſen vorhanden, und 4 Binnenſiele. Bloß an
der Leda zahlt man 27, jedoch fammtlich nur Fleine, den Esclumer
ausgenommen, am Dollart 2, an der Oberems bis Emden und
Pogum 34, worunter der Soltborger, zu 2014 Fuß inmwenbdiger
Weite, der größte im Lande, in Emden felbft 4, von da bis zur
Severfchen Graͤnze nur 16, auf eben fo viel Meilen Länge. : Die
an der Leda find von Holz, 14 von den andern,‘ meift an ber
Oberems, ebenfalld, die übrigen von Stein. MER: die kleinen
Siele haben gewöynlich 1, ‚über die größern 2 — 3 Eingefeffene,
welche Syhlrichter heißen, die Auffichtz die jährlichen Koften des
Unterhalts werden aus einer Caſſe beftritten umd über die, durch
jeden Siel abmäffernde, Laͤndereien vertheilt, welches nach der Lage
und dem Alter der Siele 3 — 20 Stbr, per Gras beträgt. Paz
ſtorei- und abliche Lande find in Harlingerland vom Unterhalt
befreit, in Oſtfriesland nicht, Ä
Die Haupt: und einige Nebenwege ftehen unter Aufſicht der
Armter, welche die Wege: Polizei durch die Amtsvoͤgte ausüben
und folche mehrmals im Jahr befichtigen (fchauen) laſſen. Gie
find auf der Marfch mit Eleinen Gräben (Schlöten ) eingefaßt,
und werben von den Beſitzern der unmittelbar daran liegenden
Landen allein unterhalten, welches gewöhnlich durch eggen gez
ſchieht. Im Sommer find fie vortreflih, Winterd unfahrbar.
Die Unterhaltung der Wege in den Sandgegenden füllt gewoͤhn—
ich den Communen, durch deren Flur fie gehen, zu Theil, und
Eoftet mehr Arbeit, indem alles mit Spaten und Echaufel verrich—
tet, aud) jährlich auf diefe und jene Stelle Sand gefahren wer:
den muß. Ueberdem muͤſſen die Gaftbewohner noch die fpäter
in Königl, Heidfelder und Moore angelegte Wege unterhalten,
die manchmal 2 Stunden von ihren Wohnungen entfernt find, |
ee 2
x BEE 18 —
— —h
Das Clima iſt nicht ſo angenehm wie im ſuͤdlichern Deutſch⸗
land. Rauhe nordweſtliche Winde wehen oft und verwandeln in
einen Augenblick angenehme Fruͤhlingswaͤrme in erſtarrende Kaͤlte.
Die Naͤhe des Meeres und die demſelben entſteigende ſalzige
Duͤnſte bewuͤrken feuchte Luft und häufige Nebel, manchmal übel-
siechend und kalt, wie der fogenannte Haarrauch. Erkältungen
und daraus entftehende Krankheiten find daher häufig, im Herbſt
oft Gallenfieber. UWebrigens ift es eben fo gefund, wie fonft mo
in Deutfchland; dad Meer hält die Luft immer frifh und läßt
feine faulige-Dünfte, felbft im Sommer, Ueberhand nehmen.
Die Witterung ift daher das ganze Jahr durch ziemlich gemaͤßigt;
felten tritt vor Mitte Decembers ernftlicher Zroft ein, und hört
gewöhnlich Mitte. oder Ende Februars auf. Die Kälte ift nicht
einmal fo ſtark wie in Hannover, Thermometer - Beobachtungen
zufolge; doch fängt die Vegetation fpät an, Anfangs Mai find
oft noch die Bäume kahl. Solche fchwere Gewitter, Dagel:
Schnee: und Regenfchauer, bie in andern Gegenden Deutjch-
lands manchmal fo große VBerwüftungen anrichten, kommen hoͤchſt
felten vor, deſto häufiger Sturmwinde und damit verbundene
hohe Waflerfluthen, welche bi vor 100 Jahren, wie noch Die
Deiche ſchwach waren, oft ſolche durchbrachen und furchtbare Ue-
berfhwemmungen anrichteten, die taufende der Einwohner ver:
ſchlangen. Die-Iegte, und für uns fürdterlichfte, war die Weih—
nachtöfluth von 17175 mehr derm 4000 Menfchen in Oftfriesland
und Jever wurden ein Opfer derfelben.
Die Zahl der Einwohner war zu Ende 1822 auf 136,589 ge-
fliegen. Es kommen alfo 2598 auf die OMeile, und auf Die
de8 angebauten Landes allein 3900. Die Provinz gehört alfo
nicht unter die fchwächft bevölferte Deutfchlands, und kann der:
einft in der Hinficht ſich über alle andere erheben, wenn erft die
weitläuftige Heiden und Moore cultivirt find, welches zwar lang-
famen, doc ungeftörten Zortgang hat. Die Zahl fämmtlicher
Coloniften auf Domänengründen und den Fehnen fleigt auf bei-
nah 14000, ungerechnet die auf Privatwildniffen wohnende, beren
Zahl auch nicht unbedeutend ift; und man kann annehmen, "daß
9. bis 10000 davon erft während den legten 40 Jahren fich ange:
baut haben. Von der angegebenen Seelenzahl der ganzen Provinz
leben in den 5 Städten 27,603, in den 3 großen Fleden 5471, in
10 Eleinern und auf dem platten Lande 103,515. Das Militär ift
aber nicht mitgerechnet, und daher mag hauptſaͤchlich das ungleiche
Verhaͤltniß zwifchen dem männlichen und dem weiblichen Geflecht
rühren, ben ber erjiern geben bie Zabellen 67,176 an;,'-der
legtern 69,413, alſo dieſer 2237 meht, dagegen fonft bie
Zahl Des männlichen Gefchlechts der des andern gleich kam,
oft uͤberſtieg. Seit 1787, alſo in 35 Jahren, hat die Be:
völferung um 33,272 Individuen fi) vermehrt. In frühern
Sahren war die Zunahme weit fchmächer, die Zahl der Geburten
zwar nach Verhaͤltniß nicht geringer, cher höher wie fpäter,
aber Die der Sterbefälle weit ftärfer. Während den 16 Jahren,
von 1769 bis 1785, find 53,773 Menfchen gebohren, dagegen
47,897 geftorben: ) alfo im Durchſchnitt jährlich 3360 Geburten
gegen 2993 Sterbfälle, und nur 5876 Zuwachs, oder 367 jähr-
lich, Während den darauf folgenden 19 Sahren, 1786 — 1804,
zählte man 71,546 Geburten, 50,037 Sterbfälle, oder jährlic) reſp.
3766 und 2634, mithin 21,510 mehr Gebohrne, ober 1132 im
Jahr. Gegenwärtig ift das Berhältnig noch günftiger. Im gan:
zen ift die Bevölkerung feit Ende bed 3Ojährigen Krieges um das
doppelte gefliegen; fie würde noch gefchwinder fleigen, wenn ber
Anbau der Sehne rafchern Fortgang hätte. Die Groningerlänbi:
fhe zählen auf 4 DMeilen, vor 2 Jahrhunderten noch wuͤſten
Moors, tiber 25,000 Seelen, die Dftfriefifche Sehne, die faft eben
fo alt find, kaum 5500. :
Die Einwohner ermähren ſich hauptſaͤchlich von der Landwirt⸗
ſchaft, ferner vom Handel und der Schiffahrt, fuͤr einen kleinen
Theil auch von Fabriken. Die Landwirthſchaft iſt ganz in den Han:
ben der Bauern. Die Adlihen bewirtfchaften ihre Güter nur felten
felbft, die Krone gar nicht, und ihre Pächter find fammtlich aus
°*, Dffe. Mannigfaltigkeiten. 3 Bd. ©. 243.
2 *
dent Bauernftande. Große Güter wie in Deutfchland gibt es
nicht. - Die Bauernhöfe — Heerd oder Plaatfe genannt — hal⸗
ten mehrſt 40 bis 70 Diemath, manche fteigen auf 80 bis 90,
einige. -bi$ 100 Diemath, Die Kron- und adliche Güter find
durchgängig nicht größer, bloß einzelne bis 150 Diemath, Es
mögen: gegen 5000 Pläße in der Provinz fein, welche in ben
Sandgegenden — der Gaft — in viertel, halbe, und ganze
Heerde eingetheilt werden, und größfentheild freie Beſitzungen,
theild auch Erbpacht3 » Güter find; legtere vorzüglich auf den Pol-
bern und Groden; einige auch auf altem Marfchlande, und ba.
meift .beheerdifches Land genannt. Erbunterthänigfeit, Huth: und
Zriftgerechtigkeit, Srohnden u. d. gl., welche den Bauer in an=
bern Gegenden fo hart drüden, kannte der freiheitliebende Friefe
nie, auch gab er den Geiftlichen Feine Zehnten; bloß von wenigen
einzelnen Plaͤtzen oder Stuͤcken Land wird lehterer entrichtet, und
auch erft feit der holländifchen Regierung, die beim Verkauf eini-
ger Domänenpläge in Reiderland folche creirte. Lehnguͤter gab es
unter fürftlicher Regierung nur zwei Fleine, und Loga, fie find
jedoch allodificirt. i
Neben den Bauern wohnen gegen 14000 Warfsleute oder Haͤus⸗
-fer und Goloniften auf dem Lande, die von ihrer Hände Arbeit.
leben, und dem Ertrag ihres wenigen Landes. Warf: und Baner-
haͤuſer ſtehen in den 5 weſtlichen Marfchämtern, auf den daſigen
vielen Warfen zufammen in Dörfern vereinigt, dagegen in ben 4
nördlichen bei dem Mangel berfelben mehrentheils auf der Fläche
zerfireut. Auf der Gaft fieht man fie wieder in Dörfern, oder
vielmehr in langen Reihen Häufern, die am Rand berfelben
manchmal auf Stundenlänge, fi hinziehen, im Innern dage—
gen, wo eben nicht viel Dörfer find, mehrft in der Ruͤndung
liegend. , Die Wohnungen der Neubauer (Goloniften) liegen
gewöhnlich in einer Reihe, jedes Haus von feinem Lande umges
ben; fie heißen Golonien und die auf dem Moor zum Torfſtich
und Eultivirung des abgegrabenen Bodens angelegte: Fehne. Or⸗
‚bentliche Fehne haben einen Canal zum Verfhiffen bed Torfs,
an beffen beiden Seiten die Häufer ſtehen. Durchgaͤngig find
sun Gi km
die Gebäude auf bem Lande von Ziegelfteinen aufgebaut, und
auf der Marfch mit Biegeln gededt, auf der Gaft gewöhnlicher
mit Stroh. Das fchöne Anfehn der Bauernhäufer auf der
Marfch würde noch mehr gewinnen, wenn fie mehr mit Bäumen
umgeben wären; manches Haus hat feinen einzigen aufzuzeigen,
mehr, oft recht viele, zieren die Gaſtdoͤrfer. Nur wenige Unver:
mögende bauen ihre Häufer von Lehm, und bloß einzelne, ganz
arme Goloniften, Hütten von Torfftüden oder Raſen.
Ackerbau wird hauptfächlich auf den Poldern und Groden, fos
dann dem Klei der 4 nördlichen Acmter, nebft dem von Emden
und Ghreetfiel, betrieben, und Rapfaat, Weigen, Bohnen, Hafer,
hauptfächlich gebaut, dagegen die 3 füdliche Marfchämter fich vor:
zugömweife auf die Viehzucht legen, nebenbei vielen Hafer und et:
was Gerfte bauen, welches auch mit dem leichten Marfchlande uͤber⸗
all der Fall if. Auf den Saft: und Sanbädern wird Roden in
großer Menge gebauet, Hafer weniger, und noch weniger Gerfte.
Auf den. Mooren und den geringern Sandfeldern viel Buchwei⸗
gen. Rindvieh wird befonders in den Gaffgegenden vieles aufges
zogen und als Kühe verkauft, auf der Marfch dagegen legt man
ſich mehr auf das Fettweiden; Butter und Käfeproduftion aber’ift
die Hauptfache dafelbfl. Die Pferdezucht wird ſtark betrieben und
ift fehr gewinnvoll für die Provinz. Schwach dagegen ift die
Schweinezucht; viele junge Schweine werben jährlich noch eingeführt.
Auch auf die Schaafzucht legt man fich nicht fonderlih. Auf ber
Marſch werden große Marfchfchafe gehalten, im Innern des Landes
trifft man häufig Heerden der kleinen Heibrage an. Gänfe find in
einigen Gegenden häufig; die Bienenzucht wird von den Häuslern
ziemlich far betrieben. Die Zahl des Viehes betrug im Jahr 1822,
an Rindvieh: 119,559 Stuͤck, nemlich 59,032 Milchkuͤhe, 2690
nn 1342 Bullen, 8948 Twenter (dreisjähtig), 14,352. En;
‚ (2jährig) 16,195 einjährige Kälber oder Stodlinge, BR
— Pferde, 49,401 Schafe *), 25,307 Sqhweine. F
9 Nemlich 29,858 Marſchſcafe, 19,543 beidſchafe Die Zahl der tegtern (deint vlel
na niedrig angegeben; fie möchte auf mwenigftens 30,000 fteigen.
— 22 a
Zum Seehandel und Schiffahrt iſt Die Lage ber Provinz ſehr
guͤnſtig. Die viele Sielen an der Kuͤſte und der Ems bilden
eben fo viel Häfen für Kleinere Schiffe, Norden, Greetfiel, Em:
ben, Leer für größere. Auch an inländifchen Waſſer-Verbindun⸗
gen fehlt ed nit. Sämmtliche Städte und größere Fleden und,
im Weſten die mehrften Dörfer, haben, theild durch die Binnens
Ganäle, theild vermittelt der Siele über See, zu Waffer Gemein:
{haft mit einander. Allein der Mangel eines fchiffbaren Fluſſes
über die Grenze verringert diefe Vortheile, fo daß der Handel
fih bloß auf den Verſandt der Landesprodukte und Einfuhr frem⸗
der Waaren zum Bedarf der Provinz, unb eines Theils ded ans
gränzenden ehemaligen Niedermünfterfchen hauptfächlich beſchraͤnkt.
Emden ift der Haupthafen, demnächft folgen Leer, Norden,
Garolinenfiel,. Weener. Der Haupt-Verkehr geht. auf Am>
fierdam, Bremen und Hamburg; mit Norwegen und der Oftfee
ift der Paffiv:Dandel bedeutend, hauptfächlih in Holz; mit Eng⸗
land, Frankreich, feit einiger Zeit auch mit der mittelländifcher
See und der Inſel Helgoiand, ift in manchen Jahren ziemlich
Iebhafter Verkehr. Weiten, Hafer und Bohnen hauptfächlich
werben bingefandt. Hauptgegenftände der Ausfuhr find: Rapfa=
men, Weiten, Hafer, Butter, Käfe, Mauerfteine und Dachziegel,
bann: Gerfte, Bohnen, Buchweigen, Grüße, Roden, Del, Zalg,
Honig, Wachs, rohe Häute, Sped, Kuhhare, Federn und Dunen,
Schweinsborſten; an Vieh hauptfächlicd Pferde, dann fettes und
mageres Rindvieh. Die Einfuhr beſteht vorzüglich in Kaffee,
Thee und Zuder, Hol, Salz, Zabad, Manufakturwaaren,
Wein ꝛc. Im Jahr 1821 liefen in fämmtlichen Häfen 905 bela-
bene Schiffe ein, 873 giengen ab. Unter .erflern allein mit
Holz; 206 Schiffe: von der Oſtſee und Norwegen. 31 Schiffe
famen von der Dftfee an, 17: von England, 12 von Frankreich,
4 von Portugal, 3 von ber mittelländifchen See, 10 von Helgo—
land, die Gbrigen von Holland, Bremen, Hamburg und Norwe:
gen. Unter ben ‚abgegangenen waren 40 nach ber Oftfee (meift
mit Steinen und Dachziegeln), 26 nad) England, 4 nad) Frank:
reich, 8 nach Portugal, 4 nach der mittellaͤndiſchen See 2 nach
Helgoland; bloß mit Steinen waren 229 Schiffe beladen.*) Die
Schiffe nad) der Oftfee, England und weiter halten 50 bis 100
Laſt und mehr, die andern 15 bis 30. Die Verfendungen lands
wärt die Ems und Leda hinauf find keineswegs unbedeutend,
Leer und Weener fchiden dahin große Quantitäten Hafer, auch
Butter und Käfe, Ziegelfteine, Gerfte u. f. w. Nach Reinhold's
oben angeführter Schrift beträgt die ganze Ausfuhr dahin, dem
Gewicht nach, gegen 5000 Laſt, oder 200,000 Gentner. Auch geht
viel Getreide und Rapfaat über Neuſchanz nach Holland.
Die Schiffahrt wurde bis 1806 fehr flark betrieben. Seitdem,
da der größte Theil der Seefchiffe von den Engländern und Franz
zofen genommen, weit ſchwaͤcher. Die mehrften Schiffe treiben
jegt nur bloß Küftenfahrt und werden vom Eigner felbft befahren,
die wenigen uͤbriggebliebenen größern Seeſchiffe, ifo gewöhnlich
mehrern Kaufleuten und Privatperfonen zugehören, fahren dage⸗
gen meift von einem fremden Hafen zum andern; feit die Hans
noverfche Flagge im Mittelmeer refpectirt wird, auch dahin.
Die Fabriken find nicht bedeutend, jeboch auch eben nicht fo
unbeträhtlich. Die mehrften bezweden die Verarbeitung und Ver—
edlung der Landesproducte. Am beträchtlichften find die Brannt:
weinbrennereien, wovon jedoch fehr viele feit Einführung - ber.
neuen Steuer: Ordnung ftille ſtehen; dann bie Ziegelbrennereien,
deren ed 73 gibt, worunter 7 doppelte, meift an den Ufern ber
Em3 und im Emder Amt; ferner die Delmühlen, 10 an ber
Zahl, nebft noch 3, die zugleich Getreidemühlen find; die Zwirn⸗
fabriken in Emden und Jemgum, welche vielen Zwirn auswaͤrts
ſenden; geringerer Bedeutung die Bierbrauereien, hauptſaͤchlich in
Leer und Norden; die Leinenwebereien, Kalkbrennereien, Zabaks:
fabrifen u. a. Auch ift eine Tuchmanufaktur vorhanden, eine.
Papiermühle, 5 beträchtliche Seifenfiedereien, eine Pfeiffenfabrik,.
14 Duthmanufakturen, mehrere Töpfereien, Lohgerbereien, Strumpf⸗
wuͤrkereien. Ferner zählt man 16 Saͤge- und 118 Getreidemuͤhlen.
*) Im Jahr 1817 kamen 1126 Echiffe an, worunter 303 it Hol. 983 (51 mit
Sur ungerechnet) gingen ab, worunter 247 mit Steinen, 433 mit Getreide und
Rapſaat, 139 mit Butter und Käſe.
aeg oh ————
» Der Fifhfang an der Küfte wird von den Sinfulanern, doch
nicht ſtark, betrieben, viele Ladungen Seefifche kommen daher
noch von Soltfamp und Blanfenefe, und werden, ohne einen
Pfenning Abgaben zu entrichten, verkauft, obgleich oftfriefifche.
Fiſcher in Holland ftarf befteuert werden. Befteuerte man die
Dolländer gegentheild, fo möchten die Snfulaner ſich wohl ſtaͤrker
auf den Fiſchfang legen, und dadurd zugleich den Infeln wieder.
aufgeholfen werden. Die Nordfee liefert Schelfifch in ‚großer
Menge, Schul, Kabliau, Rochen, Zarbut u. f. w.; zahlreiche
Schwaͤrme Hering erfcheinen auch im Herbft an ber Nordfüfte, und
find zu der Zeit eins der hauptfächlichften Nahrungsmittel für den
gemeinen Mann. Näher der Küfte und in der Ems fangen bie
Küftenfiicher, in kleinen offenen Booten, Butt, Garnat,
Spierlings, bei Ditzum auch Sardellen. Auſternbaͤnke finden fich
bei den Inſeln, namentlich Borkum, die vormals fehr einträglich
maren, doch in dem harten Winter von 1740 beinah ganz zerflört,
und auch noch jegt wenig ausliefernd. Störe find in der Leda
vorhanden, auch wohl Lachje. - Die Binnengemäffer, vorzüglid im
Weften, liefern Aal von befonderer Größe und Fettheit, fo in
Emden häufig geräuchert werden, wie auch Hechte, weniger Barfch,
Karaufchen, Schlei, felten Karpfen. Am wichtigften ift der He—
ringöfang an der fehottifihen Kuͤſte; es wird beffen bei der Be—
fhreibung von Emden näher erwähnt.
Die Jagd ift von geringem Belang und dient mehr zum Ver:
gnügen. Beſitzer adlicher Güter haben foldhe frei. Hafen und
Rebhüner find die Gegenflände, letztere in ziemlicher Menge.
Hirfhe find nicht mehr vorhanden, Nehe noch einige. Wilde
Enten halten fih in den meftlihen niedrigen Gegenden häufig
auf, ihr Fang fleht jedem frei, fo wie der Schnepfen — Tuͤtjes —
am Strand, Wilde Gänfe und Schwäne kommen manchmal
zum Borfchein, zuweilen aud) wohl ein Fuchs. Kaninchen find
auf den Infeln haufig, ihr Fang ift verpachtet, |
"Die Gehölze find zwar nicht von großem Belang, aber auch.
nicht fo ganz unbedeutend, wie man fonft, aus der Zerftreutheit
derfelben und kleinen Umfang der einzelnen Gehölze, gefolgert.
— — — — — —
Freeſe rechnet den Flaͤchen-Inhalt ſaͤmmtlicher Gehoͤlze auf 39524
Diemath. Sie befaſſen aber, nach der Aufnahme von 1823, im
Ganzen 4636 Morgen 102 Ruthen Calenbergiſch, und die Privat:
Gehölze mit Inbegriff der Gemeinde: und Beiftlichen:Forften, nach.
der Veranfchlagung von 1821, 2153 Morgen 33 Ruthen; fämmt:
liche Forften alfo 6790 Morgen 15 Ruthen Galenb. oder 3138
Diemath 214 R. Darunter find an Blößen in den Domainen-
Zorften 1427 M. 35%, in privativen 256 M. 69, zufammen
1683 M. 419, fo daß an wirklich beholzten Gründen 5106 M.
940 oder 2360 Diemath 439 vorhanden find; und zwar an Na-
belholz 2083 M. 149, Eichen Hochwald 1752 M. 50, an ver:
mifchten Hoch- und Niederwaldsbefländen 1270 M. 95%. Won
den landeöherrlichen Forften liegen
im Amt Aurich ..... 2246 Morgen 52 Ruthen,
— Friedeburg... . 1794 :.% =:
— Stikhauſen .. 65 =: 4
— Berum „2... 10 =
— Eſens ..... 40 = 100 =
Das Ihlower Gchölz if das größte von allen, ed hat aber, fo
wie die mehrften übrigen, während ber franzöfifchen Regierung,
außerordentlich gelitten, indem zur Befeftigung der Infeln, des
Eingangs der Jade und Delfzyls, eine unzählige Menge der be=
fin Stämme niedergehauen wurden, zugleich mit jungen, im be—
fin Wuch3 begriffenen Bäumen, welches mit Inbegriff des Se-
berfchen Gehölzes, einen Schaden von 130,000 Rthlr. verurfachte. -
Unter holländifcher Regierung hatte man ſchon angefangen, ans
fehnliche Quantitäten Holz zum Verkauf zu fchlagen, welches
über 7000 Rthlr. jährlich einbrachte, vorher verfaufte man jährlich
nur für ohngefähr 1500 Rthlr. Indeß forgten die Hollaͤnder
doch beffer für die Unterhaltung der Forften, wie unter preufftfcher'
Regierung gefchehen, richteten auch neue Anlagen zu Meerhaufen,
Hopels ıc. ein; mehr Sorgfalt noch wird ihnen unter unfter jetzi⸗
gen Megierung gewidmet, die neue Anlagen find bedeutend ver:
groͤßert und erweitern fich noch jährlich, unter der Leitung des
Oberförfters, eines thätigen, in-feinem Fach fehr erfahrnen Mannes,
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Hoͤchſt wichtig find. die Zorfgräbereien; faft ein Zehntel ber ganz
zen Bevölkerung ernährt fich mittel: und unmittelbar dadurch.
Der Torf wird theils auf Privatmooren von den Warfäleuten,
Goloniften und EFleineren Bauern gegraben und nad) der Stabt
Aurich, den nördlichen Marfchgegenden, fo wie den Herrfchaften
ever und Kniphaufen, zu Wagen verfahren, theild auf den, bloß
zu dem Ende angelegten Golonien, den Fehnen, welche fchiffbare
Candle haben und den Torf zu Schiffe nach den Städten und
den weftlihen Marfchgegenden bringen. Dergleichen Fehne gibt
ed 14, die zufammen 5736 Einwohner zählen, worunter 88 See-
und 305 Zorffchiffer. Das Große Fehn ift darunter das vorzüg-
Ulichſte, das Berumerfehn dad einträglichfte, das Rauderfehn das
am beften gelegene, wegen feines, Ebbe und Fluth haltenden,
Canals, weshalb unmittelbar von da viele Ladungen Torf nach
Hamburg und Bremen gehen. Dagegen wird viel fremder Torf
nad den Poldern am Dollar, den Emögegenden und Emden ge-
bracht, indem die einländifchen Sehne den Bedarf nicht ganz lie-
fern. Sie fünnten es jedoch, und würden zugleich weit rafchern
- Fortgang haben, wenn fie, wie die Groninger, durch Auflegung eines
hohen Impoſts auf fremden Torf, oder gänzlich verbotener Einfuhr
beffelben, begünftigt würden. Die Holländer zwar werden durch
gleihmäßigen flarfen Impoſt, ven fie von, Oftfriefifchen Schiffen
fodern, feit 1814 abgehalten, aber die Baffeler und Saterländer
drängen fih um defto mehr hinzu, - Diefe fönnen den Zorf un:
gleich wohlfeiler liefern wie die einländifchen Fehnſchiffer, denn
fie zahlen nichts für die Benutzung der Moräfte, brauchen Feine
Gandle und Schleufen anzulegen, haben wenig Steuern zu ent-
richten und niedriges Taglohn. Würden diefe politifche und phy⸗
fifche Wortheile durch höhern Zoll mit den oftfriefifchen in Gleich-
gewicht gebracht, dann könnten ſich die einländifchen Sehne außer:
ordentlich auöbreiten, und mit leichter Mühe die jest beſtehenden
doppelt fo.viel Torf graben als gegenwärtig gefchieht.
Der Produftenreihthum des. Landes ift bedeutend. Man Fann
annehmen, daß jährlich im Durchſchnitt gegen 3000 Laſt Rapſaa⸗
men, 4 — 5000 Laſt Weigen, 15000 Laſt Roden, 7 — 8000
x
— 97 zen
kaſt Serfte, 26000 Laft Hafer, 5 — 6000 Laft Bohnen, Erbfen
und WBuchweigen gewonnen werden, ferner 50000 Gentner Buts
ter, 70000 Gentner Käfe; und daß davon zur Ausfuhr kommen: über
1000 Laſt Rapfaat, 3000 Laft Weisen, 5 — 600 Laft Roden
und Gerfie, 410. — 11000 Laſt Hafer, 1000 Laſt Bohnen und
Buchweigen, uͤber 20000 Eeritner Butter und doppelt foviel Käfe,
ferner 2000 Stüd fettes Rindvieh, 2500 mageres, 3000 Pferde u.f.w:
Bei guten Preifen kann der Werth deffelben auf zwei Millionen
Reichsſthlr. angefchlagen werben, wozu noch eine halbe für auss
waͤrts gehende Erzeugniffe der Induftrie und Ertrag der Schif⸗
fahrt kommt. Der Betrag der Einfuhr fleigt dagegen auf wenig:
ftend anderthalb Millionen; fügt man dazu bad was an Domaz
nial- Einfünften, Zöllen und Steuern aus der Provinz geht, fo
ergibt fich, daß: felbft bei guten Preifen, kaum eine drittel Million
Reihsthlr. im Lande bleibt; in folchen Zeiten aber, wie wir
nun ſchon im vierten Jahr erleben, läßt fich der Ertrag ber ganz
zen Ausfuhr beflimmt. auf eine Million niedriger rechnen ; der der
Einfuhr mag zwar ebenfalld um ein paar hundert taufend Rthlr.
—
geringer fein, doc iſt ſolches bei weitem nicht hinreichend das
Deficit zu deden, weshalb der Geldmangel täglich empfindlicher
wird, und die Provinz mit fchnellen Schritten gänzlicher Verar⸗
mung zueilt, wenn. die Zeiten nicht bald fich ändern,
Höhere Collegien zur Verwaltung der Provinz find: bie Pros
vincial=- Regierung, die Juftiz= Ganzlei und dad pros
teftantifhe= Confiftorium; welde fämmtlih zu Aurich
tejidiren und auf dem Königl. Schloß ihre Sigungen halten,
Oberfte Verwaltungsbehörde ift die Propincialregierung,*)
deren Wirkungskreis ſich in Regiminalfachen auch auf die, ſonſt
nicht. zu Oftfriedlandegehörende, Herrfhaft Papenburg erfiredt,
und die dem Gabinet3: Minifterii unmittelbar untergeben if. Ein
” Seit ı5. Mai unter dem Namen Sanddroftei — mit einem —
Kati Präſidenten an der Spitze.
nn 28 —
Präfident mit drei Regierungdräthen bilden dieſes Collegium, dem
der Baudireftor ald Referent in Land» und Waflerbau : Sachen,
ein Gonfulent, und ein Gommiffionsrath zu Aufträgen, beigeors
dert find, nebft einem Sefretär und Regiftrator. Die Juſtiz—
Ganzlei, welche aus einem Direktor nebft Vicebireftor und 7
Raͤthen zufammengefegt ift, mit 3 Sefretären, 1 Regiftrator nebft
Affiftent, und 2 Rendanten, hat die Aufficht über ſaͤmmtliche Uns
tergerichte, und ift dem Ober:Appellationsgericht in Celle unterges
ordnet; auch ift fie erfte Inftanz in Appellationd » Sahen. Das
proteffantifhe Eonfiftorium befteht aus ſaͤmmtlichen Mit-
gliedern der Sufliz» Canzlei, wozu noch der General» Superintens
dent, nebfl ein Iutherifcher und der reformirte Prediger in Aurich, als
Eonfiftorial:Räthe, kommen. Es hat die Aufficht über Die prote—
ftantifche Geiftlihen, Schulen, milde Stiftungen, fonft auch dem,
nun feit 2. Januar 1822 unter der Regierung ftehenden, Armen=
wefen, prüft und beftätigt die von den Gemeinen erwählte luthe-
rifche Prediger und fchlägt die zu Königl. Pfarren vor. Der Coͤ—
tus oder reformirte Prediger-VBerein in Emden, durch Joh. a Lasco
1544 geftiftet, fteht unter dem Gonfiftorio, Sie prüft die Gandi-
daten reformirter Gonfefjion, und hat die Genfur über die in Em—
den gedruckt werdende theologifhe Schriften. Für dad Lanb-
und Wafferbaumefen ift ein Bau: Direktor angeftellt, dem
4 Bau: Infpektoren zu Leer, Emden, Norden, Efens wohnhaft,
nebſt 1 Land: und 2 Waffer-Baucondufteure beigegeben find, Ih—
nen iſt die Aufficht uͤber die öffentliche Gebäude, Brüden, Candle,
und befonderd die Deihe und Siele anvertraut. Dem Forft:
und Jagdweſen ſteht ein Oberförfter vor, welchem 7 Unters
förfter und Holzwärter untergeordnet find. - Für das Handlung3-
wefen befteht feit 17. März 1819 eine Kaufmännifhe De-
putation, melde zu Emden ihren Sitz hat und: aus einem
Buchhalter nebft mehrern Mitgliedern vom Kaufmannsſtande da-
felbft befteht, die ERERUN ohne Gehalt dienen,
. Stellvertreter des Volks find die Landſtaͤnde ober ta us
fhaf t. Seit Iahrhunderten beftanden, bob. die holländifche: Re:
. *
u 96 um
gierung fie 1808 auf, die jebige aber: ftellte fie zu Eube bes
Jahrs 1818 wieder ber, wiewohl mit .befchränkterm —“
gegen fruͤher. Sie beſteht aus der Ritterſchaft, den Staͤdten,
und dem dritten oder Bauernſtande. Zur Ritterſchaft gehoͤren
die adliche Beſitzer ſolcher adlichen Guͤter, welche in fruͤhern Zei⸗
ten das Recht dazu erlangt haben, die daher adlich immatrikulirte
Güter genannt werden. Der Beſitz eines ſonſtigen adlichen oder
bauerpflichtigen Guts berechtigt Feinen ‚Edelmann ) unter der Ritz
terfchaft fich zu flellen, jedoch hat der Landesherr das Recht, ſolche
darin aufzunehmen und* ihren Gütern die Matrikel zu verleihen,
dagegen koͤnnen aber Nichtadliche Befiger immatrikulirter Güter,
feinen Anfpruch auf einen Sig unter der Ritterfchaft machen:
Sene Güter, zuerft in der Matrifel von 1599 aufgeführt, ‚find:
Goͤdens, Leer, Olderſum, Petlum, Borfum, Ups
und Wolthufen, Midlum, Hinte, Zopperfum, Rifum,
Sennelt, Uplewert, Hamswerum, Groothufen, Vis—
quard, Uiterfieweer, Middelftemeer, Grimerfum 2
Häufer, Uttum, Arle, Neffe, Dornum 2 Häufer, Luͤ⸗
tetöburg. Dazu kommen die kurz darauf immatritulirte Ghter: _
Upgant, Zeer zweite Haus, . Langhaus; fodann Bolling:
baujen, welches 1822 die. Matrifel erhalten, fo daß es im
Ganzen jet 29 adliche. immatrikulirte Güter gibt. Zwar: entwarf
die Ritterfchaft 1620 eine neue Matrifel, worin außer obigen
noch Zoppelt, DHeisfelde, Albrunsweer, Wichhuſen,
toquart, Dornum dritte Haus, aufgenommen waren; - doc)
hat fich die Regierung darauf nicht eingelaffen. Von jenen: 29
Gütern ift faft die Hälfte nach und nach in bürgerliche Hände ‚ges
fommen, die übrigen 16 unter 10 abliche Beſitzer vertheilt. Die
Städte und Aemter können fo viel Deputirte zu den Landtagen
fenden wie fie wollen; doch find nur folche wahlfähig, die 25 Grafen
eigenes oder 50 Grafen erbpachtpflichtiges Marfipland, ;oder einen
vollen Heerd auf der Gaft befigen. Zu den jährlichen Berfammluns
gen gehen bloß die ordinär Deputirten ‚dahin, deren jedes Amt
und jede Stadt einen, die Ritterfchaft zwei ernennt, welche jährlich.
zen gewählt werben, Das Harlingerland, welches fonft Feine Stäns
de hatte, ift feit 1818: mit in ber oftfriefifchen Landſchaft aufge—
sommen. Ein Ausſchuß der Stände bildet: dad Adminiſtra—
tions» Collegium, welches aus 2:&liedern. der Ritterfchaft,
3 der Städte und 3 des dritten Standes beſteht, nebft einem
Sekretair und Rendanten. Die Würffamkeit; deffelben befteht in
Verwaltung des Privatvermögend der Provinz, ber Ausführung
der ihnen von den Ständen jährlich ertheilten Aufträge, der Bor:
bereitung aller Gegenflände, welche auf den Landrechnungs - Ber:
fammlungen. und Landtagen vorfallen, Abfaffung von Gutachten
und Berichten an die höchften und höhern. Behörden; auch reprä=
fentirt es bie Stände in deren Abwefenheit.. Die Stände ver:
ſammeln ſich jährlich in der Pfingftmoche, der uralten Gewohnheit
zufolge. Bur allgemeinen Stände-Berfammlung.de3 Reichs, ge=
ben zwei Deputirte. aus der Nitterfchaft, 3 von den Städten und
5 vom britten Stande ab.
Fuͤnf Stäbte ib — von dieſen haben Emden und
Norden einen eigenen Magifttat zur Verwaltung und Juſtiz,
bie 3 übrigen: Aurich, Efens, Leer, fliehen in legterer Hinz
fiht unter den betreffenden Aemtern, deren es 12 gibt.
Zur Zeit der friefifhen Republik war jeded dazu gehörige See;
land (Provinz) in mehrere größere und fleinere Landfchaften ein-
getheilt, wovon jede eine eigene kleine Nepublif bildete. Das
zweite oder fechöte Seeland, zwifchen der Jade und Ems bes
geiff die Landfchaften Deftringen, Rüftringen, Wanger=
land, Harlingerland, Norderland, Broofmerland,
Auridherland, Lengen, Moormerland, Dverledinz
gerland, Emfigerland; im dritten Seelande zwifchen der
Ems und Lauer lag Reiderland, Wangerland, fo wie der
größte Theil von Deftringen und Rüfttingen bilden gegenwärtig.
die Herrfchaft Fever; ein Eleiner Theil leßterer. beiden Land⸗
fhaften, der größte Theil von Neiderland, und die Übrige 8
Landfchaften:e Dftfriesland mit Harlingerland. Diefe
Namen, vermuthlich fhon vor 900 Jahren, wenn nicht früher,
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vr ;%
*
22
— 5) ————
entſtanden, haben ſich noch bis zu unſern Tagen erhalten, beſon⸗
ders in Reiderland, Oberledingerland, Lengen, Broofmer- und
Harlingerland, Wie die Däuptlinge ſich erhoben, loͤſeten die
Landſchaften fich auf, und es entflanden eben fo viel kleine Reiche
als Häuptlinge; bloß die Landfchaften Brookmerland, Aurichers
land, Moormerland, Zengen, gehorchten, wie es fcheint, jede nur
einem einzigen Herrn. Ein ſolches Reich hieß eine Herrlichkeit.
Die Zahl derfelben fehmolz bei. ben immerwaͤhrenden Fehden der
Hänptlinge unter fih, bald fehr zufammen ‚und noch mehr ‚nach
Erhebung des Cirkſenaſchen Haufes zu Oberberen von Oſtfriesland.
Nur einige wenige Häuptlinge wußten fich, zwar nicht die voͤllige
Souverainität, Doch wenigftend im Beſitz der Gerichtöbarkeit zu ers
halten, die fie noch bis zur Einführung der franzöfifchen Gerichtsver⸗
faffung behielten, dann auf kurze Zeit verlohren, burch die neue
Organifation. von 1817 aber wieder erhielten. Solcher Herrlichs
feiten gab es 12, hernach, da das Kegierhaus zwei berfelben,
Pewfum und Loquard, anfaufte, noch 10, von benen bie Stabt
Emden 4 an ſich brachte. Jetzt find daher nur 6 alte adliche
Herrlichkeiten vorhanden, und das, erft im vorigen Jahrhundert
gefchaffne, Evenburg. Das Übrige. der Provinz wurbe in Xemter
eingetheilt, die fich in Hinſicht der Lage größtentheild nach den
alten Landſchaften richteten, 11 an der Zahl, und jede in mehrere
Bogteien -eingetheilt. Die franzöfifche Organifation von 1811
theilte die Provinz mit Jever in 3 Arrondiffemente: Emden, Aus
ih, Iever, und biefe in 14 Cantons und 108 Mairien, Nach
dem Organifationd: Dekret vom 24. Juni 1817 wurde die alte
Eintheilung in Aemter wieder ‚hergeftelt, nur mit ber Veraͤnde⸗
rung ‚ daß einige vergrößert, andere verkleinert wurden, auch das
Heine Amt Pewfum. ganz eingieng; Reiderland dagegen, fonft
unter Emden und Leer vertheilt, in zwei eigene Aemter gelegt.
&3 find demnach jest 12 Aemter vorhanden, nemlih: Aurich im
Mittelpunft des Landes, Stidhaufen, Leer im Güden,
Beener, Semgum, Emden, Greetfiel, im Weften,
Norden, Berum, Efens, Witmund im Norden, und
Sriedeburg im Oſten; letzteres iſt eigentlich Fein eigenes Amt
-
— 7) —
mehr, fondem:dem Witmunder. untergeben. Jedem Amt ift ein
Amtmann, nebft mehren: Affefforen, vorgeſetzt, und foldes in 2
bis 3 Amtövogteien, und dieſe wieder in Untervogteien eingetheilt.
Bon den 7 adlichen Herrlichkeiten haben. 5: Gödens, Even—
burg, Jennelt, Lütetsburg, Dornum eigene: Patrimo-
nial> Gerichte; 23 Petkum und Riſum aber noch nicht, wes-
halb fie vorläufig, die 4.übrige, der Stadt Emden gehoͤrige: DO I=
derfum, Borfum, Sarfum, Up: und Wolthufen für
immer, mit dem Amte Emden vereinigt ſind. Die Criminal:Juftiz
wird von 4 Uemtern wahrgenommen, nemlih: Aurich, Emden,
Leer, Norden; dem erftern find die Aemter Efens und Witmund
mit Friedeburg, dem zweiten Greetfiel, dem dritten Stidhaufen,
Weener, Jemgum, lesterm Berum zugefügt. : Kleinere Vergehen,
auf welche nur eine Gefängnißftrafe von 8 Tagen. oder eine aͤhn—
liche gelindere fleht, werben jedoch von jedem Amt unterfucht.
"In jedem Dorf ift ein Bauermeifter angefegt, der fein. Amt 3
Sahr verwaltet, doch wieder gewählt werden kann. Er hat Die
Auffiht über die Dorfspolizei und Verwaltung der. Gemeinde—
mittel, und genießt 2 — 3:pro Gent von zu erhebenden Geldern.
Zur Verwaltung der Kirchenmittel find in den Städten mehrere
Bürger, in jedem Kirchſpiel auf dem Lande zwei Gemeinde-Glie-
der angeftellt, eben fo viel zur Verwaltung der Armenmitteln.
Das preuffifche Recht in allen feinen Theilen, doch mit einigen
Modificationen, gilt feit 1. Januar. 1815. wieder für die ganze
Provinz. In Civilproceffen bilden die Stadt: und Amtgerichte
die erfte Inſtanz, die Suftiz-Ganzlei die zweite, das Ober: Appel:
Iationögericht in Celle die dritte; für eremte die Juſtiz-Canzlei die
erfte, die zu Hildesheim die zweite. Poſtaͤmter find in den 5
Städten, auch in den Fleden Weener und Witmund,
Das Zollwefen ift, ſeit 1. Septbr. 1822, durch die Bemühun:
gen der oftfriefifchen Stände, wieder auf den Fuß wie vor Der
holländifhen Dccupation eingerichtet. Emden behält darnach das
Recht, Seewärtd eingehende Waaren zwei. Sahr lang nieberzulc:
——— ——.
— 757 —
gen, um ſolche während: ber: Zeit wieder: ſeewaͤrts auszuführen 5’
gegen Erlegung von 44 pro Cent bes Werths, nebft 14 pr, Et.
Feuergeld. Jedoch ſind die Verhältniffe- des Tranſithandels noch
nicht definitiv regulirt. Haupt⸗Zoll⸗Ort ift Emden, woſelbſt ver
Zoll fuͤr alle, ſowohl nach der Stadt als nach ſaͤmmtlichen an der
Ems liegenden: Haͤfen, entrichtet wird; dann Leer für dieſen Ort
und: den Gegenden“ annder Leda. Sonſuge Zollſtaͤtten fuͤr See⸗
waͤrts ein⸗ und ausgehende Guͤter ſind: Greetſiel, Norden, Weſter⸗
armer; Neuharlinger⸗/ und. Carolinen⸗Siel. Land⸗Sollſtaͤtten
gibt es 13, eine zu Aurich‘ und 12an ber Graͤnze in den Aemtern
Weener, Stickhauſen, Friedeburg; im Harlingerland aber nicht we⸗
niger deun 195 indem daſelbſt nicht nur an der Kuͤſte und der
Rverſchen Graͤnze, ſondern auch an der Oſtfrieſiſchen, welche ers:
richtet find. Der: Emszoll zu Emden und Leer iſt unter Aufſicht
ber Provinzial:Regierung geftellt, die — ” an bie König:
lihe Cammer übergegangen.
Das Steuerwefen iſt dem in den Idee — des Ko⸗
nigreichs gleicht Es werden Eingangs-, Confumtions-, Stem-
pel⸗, Perfonen-, Einkommen⸗, Gewerbs⸗ und Beſoldungs-Steuern
entrichtet; außer der. alten Schatzung, der Contribution und ‚den:
ſuspendirten Abgaben. Die Direction fuͤhrt ein Inſpector nebſt
Vice - Infpector,. zu Aurich wohnend. Kreis-Caſſen find zu Leer,
Emden, Norden, Aurich, jede mit einem Einnehmer, Gonttolleur
und Gehülfen befest, in Emden, Leer, Norden, auch noch einem’
Stadt » Eontrolleur. - Sie -empfangen monatlidy.die: Eteuern von’
den Unter: Einnehmern und fenden die Gelder zur Haupt-Caſſe
in Aurich.» Die Regulirung der Geundftener, woran feit meh—
rern Zahren gearbeitet, iſt noch nicht in Ordnung, weshalb feit!
1817. bis jetzt, Tolche. auf den: alten Fuß, wie vor der fremden:
Herrfchaft und unter demfelben Namen — Capitalſchatzung — er:
hoben wird, von einem Bauernplag nach defjen Größe und der
Güte des Landes, 3 bis 40 Rthlr., von einem Haufe 1 Gl. bis
1 Rthlr. In Harlingerland aber, wie vorher, unter dem Namen
Contribution, ohngefähr 8 Groſchen vom Diemath.
Die Domänen-Einkünfte beftchen erftlich in fogenannte, König!.
5
Präftatlonen oder Renteigefälle, namentlih dem Speck⸗ Wacht:
und Freiengeld, Kuhſchatz, Zorfgraben, Heufchwelen, Lieferung
von Roden, Gerfte, Hafer, Butter, Hühner, Eier ıc., fo theils in
Matura, theils in. Geld entrichtet werben. *) . Sie wurden, nebft
dem Windmühlengeld, bei Einführung der holändifchen Steuern
ſuspendirt; indem, wie.ed im Dekret vom 12. Juni 1809 hieß,
eö unbillig fei, daß die Eingefeffenen neben den übrigen neu. ein=.
' geführten Abgaben, noch die. alten dazu entrichten follten. Es
wurde Dabei beftimmt, daß innerhalb eined Jahres unterfucht. wer=.
den follte,: welche diefer Abgaben beftehen bleiben oder wegfallen
follten. Doch erfolgte keine Entfcheidung, und fo wurden foldye
als abgefchafft angefehen bis 1818, da dad Königl. Dekret:
vom 9. April fie fämmtlich,: bis auf das Windmühlengelo **)
wieder hervor rief, obgleih Die 1817 eingeführte neue
Steuern vor ber holländifhen Befignahme nicht befannt waren.
Diefe doppelte Belaftungen, nebſt ber Gavallerie.» Steuer, find
fehr drüdend. Es wird Übrigens von den Ständen beftritten,
daß es Domänen = Gefälle feien, vielmehr. behauptet, es wären
Steuern; eine Behauptung, die fich gefchichtlich leicht beweifen
däßt, ‚denn fie rühren fämmtlic aus den Zeiten des Auffommens
der Häuptlinge her. Ad zu Anfang des 14. Jahrhunderts auch
in Oftfriesland, dem frühern Beiſpiel Weftfrieslands folgend, ein=
zelne der reichften, Einwohner fich über die andern zu: erheben
begannen, wählte jedes Dorf oder mehrere zufammen, fi einen
vermögenden friegerifhen Mann zum Schugheren, unter dem Ti:
tel Häuptling (Hauding, Haudling im altfriefifchen, von Haud
da3 Haupt), baute, demfelben eine Burg, und lieferte ihm zum
Unterhalt feiner Mannfchaft. Lebensmittel, Feurung, Viehfut—
ter u. dgl., anflatt Geidfteuern, welches alſo, dem. natürlichen
Rechte gemäß, bei Einführung der fogenannten Capital⸗ und
> Sie betrugen 1809 sufanmen 256,330 Rthlr. Viatda Oſtft. Geſch. x. 5.
“) Diefe Abgabe fol zufolge Bekanntmachung vom 12. April 1823, nun aud
wieder eingefühst werden, und müffen die Mühlenbeſitzer folche überbem noch -
ben legten Ss Zabsen nachbejaplen.
Perſonalſchatzung, von felbft hätte wegfallen muͤſſen. Von Seiten
der Domänenbehörden find indeß nicht ganz unerhebliche Einwenduns
gen dagegen gemacht, und fo fteht die Sache. noch unentſchieden.
Die übrige Domänen:Einfünfte beftehen in ‚Zeit: und Erbpacht⸗
geldern der Domänen »Ländereien und Moräfte, welche erftere fehr
anfehnlih find, ‚indem das ehemalige Fuͤrſtl. Regierhaus nicht
mr viele liegende Gründe. an ſich befaß, fondern auch die der
aufgehobenen Klöfter größtentheils ſich zueignete, wozu noch die
kit den lebten drei Sahrhunderten gewonnene Polder und Gro-
den kommen; von denen einige Zeitpacht, die mehrſten Erbpacht
bezahlen, Diefe Einkünfte find indeß nicht mehr fo hoch wie
bordem, weil unter holländifch = franzöfifcher Regierung mehrere
Mase im: Friedeburger und Leerer Amt verkauft, und zugleich:
5,734 Rthlr. 1, Sch. Erbpachten den Intereffenten einer An
kihe.in Bezahlung abgetreten find, welche folche noch jet erheben.
Sonflige "Abgaben beftehen hauptfählih in Communal : Kaften.
— Meentegeld, — Armenbeiträge, welche in ben Städten, befon-
ders in Emden bedeutend find, auf dem platten Lande Oftfries-
lands weniger, ‚indem jedes Kirchſpiel Ländereien und Häufer
befikt, aus deren Ertrag die Armen größtentheild unterhalten.
werden, welches in Darlingerland indeß nicht der Fall ift, wes—⸗
bald dafelbft die Unterhaltung der Armen faft ganz von den Ein—
gepfarrten muß beftritten werden, mit Ausname ded Efener Wai⸗
fenhaufes, Ferner in Deich: und Sielſchoß, fo bloß von liegenden
Gründen bezahlt wird, in einigen Aemtern faſt nichts beträgt, in
andern fämmtliche andere Laften zufammen ums 3, 4, 5 face.
überfteigt. Adliche Güter haben vor bauerpflichtigen nur darin
inen Vorzug, daß fie von Entrihtung der Königl, Präftationen
und Gemeindelaften befreit find, in Darlingerland auch vom ‚Un:
khalt der Siele, und die freie Jagd und Zifcherei in beflimmten
Diſtrikten ausuͤben dürfen.
*
Die Feuer⸗ Verſicherungs Anſtalt für Haͤuſer in den Staͤdten
und Flecken iſt 1754 und für Das ‚platte Land 1768 errichtet
3*8 |
— 56 —
Sie fleht unter: Ober: Aufficht ‚der. Regierung. Der Werth der
bis 1823 verficherten Häufer in ben Städten und Fleden beträgt
6,048,130. Rthlr., der vom platten Sande: 9,352,460 , zuſammen
45,400,590 Rthlr., worunter 421,130 Rthir. für koͤnigl. Gebäude,
Außerdem ift bei derfelben noch Papenburg. mit 237,980 Rthlr.
verfichept. Der jährliche Beitrag vom platten Lande. beträgt.
gewöhnlih 10. Stüber von 100 Rthlre, von den Städten. nur.
dann und wann. einige Stüber. Es ſteht der Anftalt. ein. Direfz.
tor und ein Rendant vor, welche. jährlich:einen Auszug der Rech—⸗
mung im Amtöblatt mittheilen. Für die Mühlen :befteht eine
eigene Privat: Verfiherungs s Anftalt, welche der weil. Advocatus
Fisci Ihering 1780 ſtiftete. Im Jahr 1818 betrug die Zahl der
daran theilnehmenden Mühlen .129, die für 934,270 Gl. Hol.
verfichert find, nebft.13 koͤnigl. Mühlen zu 37,564. Gl. Werth.
Dieſe Anftalt zeichnet ſich dadurch vor andern aus, daß die erften
Theilnehmer gleih anfänglib 2%, bis 5. pro Gent vom ver—
ficherten Werth 'einlegten, die fpäter hinzugefommenen '10 bis
15 pGt., wovon ein Fond gebildet wurde, aus deſſen Zinfen die
vorfallenden - Brandfchäden vergütet werden. Im Jahr 1822
wurde ſtatt Beitrag zum erfienmahl eine Dividende von 144. pGt.
audgetheilt, ſo daß: Die zuerfk eingetretenen, nachdem fie 42 Jahre
lang. ihre Mühlen. für. 21% pCt. verficyert gehabt, nun die Hälfte
ihrer Einlage zurüd. erhalten, die ſo 5 pro Gent eingelegt; ein
Biertel davon. Aehnliche Berfiherungs » Anftalten auf Vieh, land:
wirthſchaftliches Gerät; und Korn,: find ſeit 1818 in‘. dem
Aemtern Wittmund, Efens, Emden richtet. —
Es wird nach: Dalern zu 30 ‚Stäber:oder 15 Schaaf, und
Gulden zu 20. Stüber,; der Stuber-zu 10 Witt oder 4 Oortjes,
gerechnet, oft auch, zumahl bei den Caſſen, auſſer der Steuer—
Gaffe, nad Preuffiihen Reichsthalern, welche 54 Stüber oder 27
Schaaf halten, demnach 5 Rthlr. 9 Oſtfr. Dalern oder 131%
Gulden gleich find... Die Steuern werden in Conventions⸗Münze
entrichtet, ‚weiches 5 pro Gent. Aufgeld: gegen: Preuff.- Courant
— 57 ee
thut. Sonſt curfirt es nicht, bloß Preuffi ſches u und Hollaͤndiſches
Geld und Oſtfrieſiſche Scheidemuͤnze.
Das Kornmaaß iſt nach den verſchiedenen — ſehr un⸗
gleich, und kommt nur darin überein, daß die. Tonne uͤberall 4
Veerp oder Vierdup, 8.Scheffel,. 16 Vatjes halt. Am gebraͤuch—
lichſen iſt das Emder Maaß, fo in dieſer Stadt, den Aemtern
Emden, Greetſiel, Stickhauſen, Leer und Reiderland gilt, die Laſt
15 Tonne, 30 Sad, 60 Veerp oder 240 Vatjes (Faͤßchen) befras
gend, das Batje 9 Krug A 664, Stanz. Eubic-Zol, Im Amt
griedeburg hält die Laft 13 Tonnen zu 8 Scheffel jede und ber
Scheffel 22 Krug; in den ‚übrigen Aemtern die Laft 14 Zonnen
a 8 Scheffel oder 16 Vatjes und das Vatje: in Aurich und
Eins 10 Krug, in Norden und Berum 914 Krug, in Witt:
mund 1014 Krug; Doch wird auf den Groden an der Darle gewoͤhn⸗
lich nach Jeverſchem Maaß gemeffen, wovon die Laft 12 Tonnen, zu
8 Scheffel oder 16 Vatjes jede, hält, das Vatje 11 Krug. Die
Emder Laft ift der Amfterdammer gleich; fie hält 51 Berl. Scheffel
und nach Nelkenbrecher 924 Hannoverfhe Himten, ift jedoch
beim Steuerwefen gefeglih auf 93% Hinten BR Die:
ſemnach hält:
1 Laft in Emden, Greetfiel, Leer, Keiderland,
Stidhaufen ... 2160 Krug ober 935% ig
Aurih, Elend ... 2240 = : 971%
— Norden, Berum ». 18 =: .: 9A. >
— — Rittmund .....3592 = = 402 =
— ⸗Jeverland und Hatl-
groden..... 112 = = As
Dagegen beträgt 1 Hannoverfche Laft zu 96 Himten
in Emden, Leer ıc, . ». . 15 Ton 1 Veerp 16 Krug
« Aurih, Elend 2....13 = 6 Scheffel. 131% ⸗
= Norden, Berum ....14 = U = 81%
⸗Friedeburg.......12
WR
24
= Wittmund 4 13 2 1 2 824 2
s Swerland „Sr: ss A = 12 ⸗
— 5 —
rn
Ferner:
1 Zonne Embder Maaß ...... 64 Himten
1 ⸗ Auricher Eee 4 63
3
1 2 Norder 2 Pa EN 6% 0 z
1 2 Friedeburger De er er rer vr 754 =
1 2 Wittmunder EZ Ze Ze ee ee ur ze 724
1» Jeveriſch⸗...... ... 7%
Das Ellenmaaß iſt ebenfalls etwas verſchieden. Nach Nelken—
brecher hält die Emder Elle 29724 Franz. Linien, die Auricher
298540, alfo erftere 3%55 brab. Ele. Das Fußmaaß ift dagegen
Durchgängig gleich; man gebraudyt theils Groninger theils Rhein⸗
ländifches Maag, das fich gegen einander wie 7 zu 6 verhält. *)
Die Ruthe wird bei Landvermeffungen zu 12 Fuß angenommen;
00 Ruthen Rheinl, machen ein Diemath aus, 300 ein Gras,
doch wird legteres in den 5 weſtlichen Marfchämtern gewöhnlicher
zu 300 R. Groningiſch gerechnet. 2 Diemath find demnad 22%
Gras Rheinl. oder 3%, Gras Groninger oder Emder. Bei Land:
Vermeffungen wird zwar, wie auch in andern Gegenden ge—
bräudhlih, die Ruthe in 10 Fuß eingetheilt, doch kommen folche
mit 12 überein. Sonſt hat die Ruthe verſchiedene Länge, beim
Deihbau gewöhnlich 20 Fuß, bei Schlötungen (Grabenziehen) 15,
17, 2. Ein Moordiemath hält 450 Ruthen A 15 Fuß Rheinl.
Das Rheinl, Maaß verhält fich gegen das hannoverfche, ben ge-
feglihen Beftimmungen nad), wie folgt:
u
1 Fuß Rheinl, — 1% Fuß Galenbergifch
097 = FE = 29 = x
13 Odu 450% ⸗
36 Ruthen zu 12 Fuß = 29 Ruthen zu 16 Fuß
209 DRuthen zu 144 = = 135 OR. zu 256 *)
4 Diemath zu 400 R.— 2 Morgen 194 Ruthen = (259% R.)
4 Gras zu 300 s=1 > 714 = (1944 R.)
1 Grad Emder =i 5. 16): (1665 R.)
“
SER SE e
*) Nach andern wie 13 zu 12.
**) Genauer 1355 N.
mer) Dder IM. 485 R., das Verhältnis zwiſchen Rheinl. und Emder Misch role
73 iu 12 angenommen.
I — —
4 Moordiemath zu 450 R.
a 15 Fuß — 3 Morgen 961 Kuthen Geist
Dagegen .i
4 Morgen Calenb. — 185 Ruthen Rheinl.
80 s ⸗ = 37 Diematb =
139 = ⸗ = 400 Grad Emder.
Man bedient fich des Wage: Coͤlniſchen- und Haus: Smith.
Letzteres ift %, pro Gent fchwerer ald das Amfterdammer Han:
delögewicht und hält 34 oder 33 Loth. Wagegewicht, womit bie
Waaren in den Städten und Fleden im Größern gewogen werben,
oft auch im Kleinern, hält 36 Loth, und 100 deſſelben find 110
% Hausgewicht. Letzteres ift in den verfchiebenen Aemtern fehr
ungleih. Das Fluͤſſigkeitsmaaß aber überall daſſelbe. Es heißt
Kroes (Krug) und hält 66114, Fr. Eub. Zoll. 27 Krug machen
ein Anker aus und find 91% Hannoͤverſchen Stübchen gleich.
Der proteftantifchen Religion find bie mehrften Einwohner
zugetban, und zwar in ben 5 weftlichen Aemtern Leer, Weener,
Jemgum, Emden, Greetfiel mehrft der reformirten, in den übris
gen der Iutherifchen; in den Städten, außer Eſens, gemifcht.
Es find 164 proteftantifche Kirchen vorhanden, wobei 187 Predi⸗
ger angeftelt; nemlich 11 Kirchen in den Städten, 153 in ben
Flecken und auf dem platten Lande. 6 Kirhen: zu Emben,
Leer, Norden, Aurich, und. 72 in obigen 5 Aemtern und 8 Herr:
lichkeiten mit 87 Predigern: find dem reformirten Gotteödienft ges
widmet, 5 in ben 5 Städten und 81 in den übrigen Aemtern,
fodann den Herrlichfeiten Goͤdens, Dornum und Petkum, aud)
einigen Dörfern obengenannter 5 Aemter, mit 100 —
dem lutheriſchen. Außerdem gibt es 4 Gatholifche Kirchen,
Mennonitifhe, und 5 jüdifhe Synagogen. Die —
Geiſtlichkeit hat einen General-Superintenbenten, lutheriſcher Reli:
gion, an der Spitze, nebſt zwei Conſiſtorial-Raͤthen, welches ber
ältefte lutheriſche Prediger in Aurich, und der reformirte dafelbft,
find. Die Kicchfpiele auf dem Lande find in Infpektionen ein⸗
une . DE }
— — — — —
getheilt, 9 lutheriſche, 8 reformirte, deren jeder einer der Prediger
des Bezirks vorſteht, gewoͤhnlich der aͤlteſte, mit dem Titel Su:
perintendent. Sie haben die Special-Aufſicht uͤber Kirchen und
Schulen, und muͤſſen ſolche jährlich. einmal, viſitiren. In Dar:
lingerland und auf-den Infeln wählt: der Landesherr die Predis
ger, in den Herrlichkeiten, die Befiger-derfelben,. fonft fleht überall
den Gemeinden das Wahlrecht zu. In ben reformirten Kirchen
wird, außer zu Neuſtadt-Goͤdens, Aurich, Bedecaspel, hollaͤndiſch
gepredigt. Die Haupteinkünfte der Geiftlichkeit beftehen, in Den
Städten, in einem feflen Gehalt, das eben nicht hoch ift, auf
dem Lande aus der Pacht von Ländereien, welches, nachdem Die
. Beiten find, mehr oder weniger beträgt, doch in Oſtfriesland mit
wenigen Ausnamen ein hinlängliches Ausfommen gibt; in Dar-
lingerland find die mehrften Pfarren weit fchlechter dotirt, vor—
züglich auch auf den Infeln, indeß hat die Landeswäterlihe Fuͤr⸗
forge unfers Königs, feit 1822, denfelben eine bedeutende Zulage
bewilligt. Die Zahl der Kirchſpiele ift in den 4 weftl. Marfch:
aͤmtern Weenet, Jemgum, Emden, Greetfiel fehr beträchtlich, in-
dem Dafelbft faft jedes Dorf feine Kirche hat, im ganzen 68 auf
41 Meilen; fie find daher auch nur Fleinz in den andern Aem—
tern, beſonders den Sandgegenden, weit größer, aus mehrern
Dörfern beftehend,
An Schulen für den erften Unterricht fehlt es nicht, Jedes Dorf,
felbft manche Heibcolonie hat eine, ° Unterricht im Leſen, Schreis
ben, Rechnen, und ber Religion wird darin gegeben. Die Schul:
lehrer in den Städten haben neben dem Schulgeld ein: feftes Ge—
balt, in den Kirchdörfern den Genuß liegender Gründe, wobei fie
binlänglich beftehen können, aber die Nebenfchullehrer, deren es
In den vier weftlichen Aemtern nur einige wenige, in ben übrigen
ſehr viele gibt, ſtehen fich defto ſchlechter. Sie muͤſſen fi blog
mit dem Schulgelde begnügen, haben felten eigne Wohnung, fonz
bern geben bei den Schulpflichtigen .der Reihe nach. zu. effen und
teinfen, daher man unter dieſen nicht felten Knaben. von 14, 15,
16 Jahren, abgedanfte Soldaten und fonftige untaugliche Indi—
pibuen antrifft; viele darunter Finnen nicht einmahl orthographifch
— 4) m y
fchreiben.: Auch’ inter den Hauptſchullehrern finden fich manche
Unwiffende, der größte Theil indeß befigt: Hinlängliche Kenntniffe
für ihr Fach, "manche zeichnen fich beſonders im Rechnen aus,
einer dem oftfriefifchen foliden Charakter vor andern zufagende
Beſchaͤftigung. Sie Ichren in den weftlichen Gegenden in Hollänbi:
[her Sprache. Das Wahlrecht flieht den Gemeinen zu, die Pruͤ⸗
fung und Beftätigung dem Confiftorio. Sonft wurden die Neben:
fhullehrer von den. Gemeinen ohne Prüfung nad Gefallen ein:
und abgefegt, doch jett darf foldhes ohne Genehmigung des Cons
fiftorii nicht gefchehen. Auch muß feit einigen Jahren für alle
Kinder von ihrem fechäten Jahre an, Schulgeld entrichtet werben,
fie mögen zur Schule gehen oder nicht, weldes die heilfame
Würfung hervorgebracht, daß die Schulen nun fleißiger befucht
werden, dba vorher die Warfsleute, befonderd in den Sandgegens
den, nur felten ihre „Kinder dahin ſchickten. Höhere Unterrichts
Anftalten find die lateinifche Schulen ‚; deren es in jeder Stadt,
auch in Witmund, eine gibt. Außer ben alten Sprachen wird
darin Gefchichte, Geographie, Logik zc. gelehrt, die. vorzliglichfte
darunter ift dad Lyceum zu Aurich. Für die Zeichenkunſt befteht
in Emden‘ eine eigne Schule, fo auch für angehende Handwerker
dient. Eben daſelbſt eine Navigationsſchule. Unterricht in der
franzöfifchen und englifchen. Sprache und fonftigen Wiflenfchaften
geben Privatlehrer, — vorzuͤglich in Emden und Een, miheere
vorhanden.
An gruͤndlichen Gealcheten hat es in Oſtfriesland nie gefehtt,
‚ Mehrere darunter haben“auch.ald Schriftfteler ſich ausgezeichnet.
Emmius, Conring, Meiners, Harkenroth, von Wicht, Scha und
viele andere in frühern Zeiten, Reil, Wiarda, Freefe, von Halem,
Sittermann,, Meder, Coners, Zjaden u. a. in fpäteren, haben
treffliche Werke geliefert; indeß ift Die Zahl der jährlich aus ben
5 einländifchen Drudereien hervorfommenden Schriften fehr ges
ing, und wenig Hauptwerke darunter, Calender, außer den
ganz Eleinen, erjcheinen jährlich drei, einer zu Aurich, vom Profef:
for Oltmanns redigirt, welcher manche vorzügliche Auffäße zur Kunde
der Provinz enthält; einer, in hollandifcher Sprache, zu Emden, der
" == 0
zugleich eine gut gefchriebene Chronif von Oſtfriesland enthält,
und einer vom Prediger Gittermann, fo feit einigen Jahren zu
Norden erfcheint, aus Erzählungen, Gedichten ꝛc. beftehend, mit ei=
nem Verzeichniß der mehrften Bivilperfonen und der Geiftlichkeit
in der Provinz. Zerner erfcheinen, nächft dem Amtöblatt, zwei
politifche Zeitungen, eine zu Aurich, welche mehr räfonnirend,
eine zu Emden, fo mehr berichtend ift, und firengere Auswahl in
Mittheilung der politifhen Nachrichten trifft. Beide enthalten
außerdem gefchichtliche und fonflige Auffäge, worunter fi meb-
rere gute, Oflfriesland betreffend, befinden. Die Embder Zeitung
iſt zugleich aa
Das ofifriefifche Wappen befteht aus einem fechsfeldrigen Schild.
Sm erften fchwarzen Felde ift das Familienwappen des Girkfenafchen
Geſchlechts, eine goldne gefrönte Harpye mit auögebreiteten Fluͤ⸗
geln, und vier goldnen Sternen oder Spornräbern in den vier
Winkeln des Feldes. Im zweiten rothen Felde, ein golöner, auf
dem Haupt und beiden Flügeln gekrönter Adler, das ten Broek⸗
ſche Samilienwappen. Im dritten filbernen Zelde, dad Manflag-
ter Familienwappen, ein rother mit fünf filbernen und goldenen
Kaufen wechfelöweife befegter Balken, deffen Obertheil mit zwei,
der Untertheil: mit. einem blauen Mond beftreut. Das vierte
blaue Feld zeigt einen aufgerichteten filbernen Löwen mit ausge—
firedter Zunge und umgefchrter goldnen Krone am Halfe, Wap-
pen der Ukena's. Ein aufgerichteter Bär ‚mit goldnem Halsbande
wegen Efens, füllt das fünfte Feld, und das fechöte zwei goldne,
in Form eines Andreaskreuzes zufammengeftellte Peitfchen, Witt:
munds wegen.
—VV — Theil. |
Befondere Beſchreibung von Oſtfriesland.
— — *
Stadt Emden.
Emven, bie Hauptftadt der Provinz, und zweite Stadt des
Reichs, Liegt unter 530 29° 3” nördl. Breite und 249 50° 6” dflt.
ginge, am nördlichen Ufer der, jet bafelbft verfchlammten, Ems,
auf einem ausgedehnten, von zwei größern und mehrern Bleinern
Ganälen burchfchnittenen, Warf oder Anhöhe. Es beftand urs
foringlich aus drei Dörfern: Emutha, auch Emetha, Emes
den oder Emüden genannt, weftfeitd des Delftö, unmittelbar
ander Ems; Groß-Faldern oftfeits des Delft, Klein-Fals
dern, vermuthlich nordfeitd daran. Den Namen leiten Klüver,
Duthoff, und nad) ihnen neuere Schriftfteller, von ber vorbeifließen-
den Ems her, 3. 3. Harkenroth dagegen von der Burg, welche an
einena Heinen, fih im Delft ergießenden, Waffer lag, die E oder
Che, (fo noch jeßt hinter der großen Straße, als Abwäfferungs-
rinne vorhanden,) und daher, ald an deffen Mündung — Mude —
fiehend, Emuben genannt wurde. woraus fpäter Emeden gewor⸗
ben, hernach Embden und. Emden, Zwar ift biefe Ableitung
nicht richtig, indem dad Dorf fchon feinen Namen führte, als
noch feine Burg vorhanden war, und lebtere nicht an der Mün-
dung der Ehe lag, vielmehr beinah 400 Schritt davon entfernt,
wohl aber läßt fich folches, wie auch E. F. Harkenroth anführt,
auf das von Hinte fommende Tief anmenden, indem in der
alten friefifhen Sprache die fließenden Gewäffer den allgemeinen
Namen % oder E, Ehe führten, und dad Dorf unmittelbar am
Ausflug deffelben in der Ems lag, gleichwie viele Derter an der
Mündung eines Fleinen Fluffes in, einen größern, den Namen
— Sl —
.— — —
vom erſtern erhalten. Wenigſtens iſt dieſe Ableitung ungezwun⸗
gener, wie die von der Ems. Letztere wird uͤberdem in den
aͤlteſten Schriften im Sriefi fen a genannt, Emden aber
Emutha.
Caͤſar Germanikus, der im 16. Jahr unſrer Zeitrechnung mit
einer großen Flotte auf der Ems anlangte, bauete an deren Ufer
ein Caſtell, welches er Amiſia nannte. Nach Alting ſoll ſolches
zu Weſter-Enden geſchehen ſein, nach andern zu Delfzyl oder
Pogum; Harkenroth, Outhoff, Wiarda u. a., halten Emden da⸗
fuͤr, und in ſo fern mit mehr Wahrſcheinlichkeit, als deſſen Warf
der groͤßte und hoͤchſte an der Ems, der Hafen der beſte und ge—
raͤumigſte war. *) Ob damahls ſchon die drei Doͤrfer vorhanden
waren, oder erſt durch Anlage des Caſtells entſtanden, iſt unbe—
kannt, gewiß aber, daß Emdens Anfang ſehr klein war. Die
erſten Einwohner werden ſich auf der hoͤchſten Stelle des Warfs
angeſiedelt haben, alſo in der Gegend der großen Burgſtraße,
‚welche fo hoch liegt, daß auch die hoͤchſten Fluthen nicht dahin reis
chen, der Ems- und Delft:Seite zu, fich merklich fenfend. Von
bier an breitete fih der Ort nach allen Seiten aus, fo wie er
fih almählig vergrößerte. Vermuthlich trieben die Einwohner
fhon früh einigen Handel und Schiffahrt, da zu beiden die Lage,
unmittelbar an der Emd und dem, in denfelben mündenden Slüßchen,
“ *) Die Gelehrten Haben ſich mehr mit der Unterfuchung befchäftigt, an welcher
Stelle Germanicus gelandet, als! mas ihm bewog, fein Heer über den Fluß zu
fegen. Es fheint ihmen nicht eingefallen zu fein, daß Germanikus höchſt unge:
reimt hätte gehandelt, mehrere Tage mit Anfertigung der Brücken zu verlieren,
um vermtittelft derfelben über den Fluß zu fegen, da folcher wenige Meilen ober:
Hald Emden fih ohne Gefahr paffiven ließ. Das Amt Jemgum nebſt einem Theil
des im Dolart verſunkenen Neiderlandes, if wahrfcheinlich eine Infel geweſen;
nimmt man alfo an, das das römifche Heer auf derfelben bei Pogum, Torum,
Oſterreide oder font einem Det, landete, fo beben ſtch alle Schwierigkeiten; ſelbſt
wenn man Tacitus Ausdruck: laevo amne, nicht vom linken Ufer, ſondern
noch Miarda, vom linken Strom verftchen will. Leitern Falls Könnte auch
Borkum dafür gelten, welches wahrſcheinlich damahls Fat das ganze Greelmer
Amt im fi begriff. Germanitus wäre dann gejiwungen-gewefen, über den
rechten Arm der Ems zu fegen, um nach Oſten oder Süden zu kommen.
ben jeßigen Delft, ſehr günftig war. In dem; am 15. April 1275,
auf Klein:Faldern, zwifchen Bifchof Eberhard von Münfter und. dew
Sriefen geſchloſſenen Vergleich, wird: der Ort eine Stadt genanntz
fie war fihon früher ber Sig- eines Dekans, demnaͤchſt eines Probs
fies, und ſchlug bereitö 1230. Münzen, welches zwar auch einige
Klöfter und Haͤuptlinge gethan, nicht aber bloße Dörfer. "Man
kann daher wohl: Gnaphäus; Anfuͤhrung, daß fie. ſchon im zwoͤlf⸗
ten Jahrhundert mit Mauern umgeben war, Glauben ſchenken,
wenigſtens war ſolcher, oder ein Wall, im folgenden Jahrhundert
vorhanden, hinter der Schuſter- jetzigen Großen: Straße, :hinges
bend, vom: Delft. an bis zum: Emsdeich (Mittelwall), oder der:
Burg; vielleicht iſtndie Che noch! ein Meberbleibſel des aͤlteſten
Stadtgrabens.- Die Einwohner:-erbausten zu ihrer ‚Sicherheit;
wahrfcheinlich fchon im 13ten Jahrhundert, seine Burg. und. feßten’
vermuthlich den Mobſt zum Cmmandanten oder Droſt darauf,
deſſen Nachkommen, wie die der: mehrften Pröbfte in Srichland,:
ihre Stellen erblich zu machen. wußten:
Kurzmwährend, ‚aber nicht thatenlos, war bie — ber
Häuptlinge Endens. Zuerfi in. dem,: 1312 ſchriftlich berfaßten:
Emfiger Landrecht, wird Wiard, „Druſta to Emutha,“ als einer:
der 5 Haͤuptlinge, welche folched mit abfaßten, aufgeführt. Er
nannte ſich Wiart Abdena, woraus ſich folgern läßt, daß fein
Vater Abbe oder Abde geheißen und erſter Haͤuptling von Emden
war. Sein Sohn Luert Abdena, war Probſt und Haͤuptling
daſelbſt und ſtarb 1358, vier Soͤhne nachlaſſend, wovon der juͤng⸗
fie, Kampo, dem altfrieſiſchen Recht zufolge, die Guͤter und Herr:
ſchaft erbte, aber, als Bundesgenoſſe Folkmar Allena's und der
Beningamannen, gegen Deco. ten Broek, in der Schlacht bei
Zopperfum, 1379, mit. 90 der Seimigen „ erfchlagen ward. Der:
ältefte, Frerich, wurde Probft, von ihm flammen die Häuptlinge,
von Petkum und Ditzum ak; der. zweite, Wiard, war: Droft zu
Emden; feiner: Thaten- erwähnt die Geſchichte nicht; Hisko, ſein
Sohn, aber, der zugleich wieder Probft war, fpielte. Feine. unbe:
deutende Rolle unter:den damaligen Häuptlingen, fo. klein auch
fein Gebiet wat. Staatsklug und. Eriegerifch, war er. zugleich
._
— 46 —
ſtolzen, unbiegſamen Sinns. Seine Herrſchſucht verwickelte ihn
in immerwaͤhrende Streitigkeiten. Falderns Haͤuptlinge befehdete
er, und. warf ihre Burgen nieder. Abwechſelnd Bundesgenoſſe
der Hamburger, Folkmars von Ofterhufen, und Keno’s ten Brock,
mußte er..endlicy legterm Burg und Herrfhaft 1413 "übenlaffen,
und kam erft nad dem Sturz des Broefefchen .Haufes, 1427,
wieder im Befis, flarb aber noch im felbigen. Fahre. Hisko legte
guerft den Grund zu Emdens Emporkommen, indem er die ſoge—
nannte Bictualienbrüder aufnahm und. ihnen.:erlaubte, die ge—
zaubten Waaren in Emden zu. verfaufen. Dadurch wurden viele:
Fremde herbeigegogen. und die Buͤrger ſelbſt widmeten ſich mehr.
dem Handel. Schon 1412; legte: er :einen. Zoll: oder Acciſe
auf die vorzüglichfien Artikel der Einfuhr, und damals übte die,
Stadt: bereitö das Stapelrecht aus, welches ihr den’ ausſchließlichen
Handel auf der Ems ſicherte. Imel Abdena, Hisforä:. Sohn,
gegierte nur 4 Jahr. Als Freund von Focke Ukena wurde er,
auf Anftiften der ſich gegen benfelben verbimdeten Edelleute,
von den Hamburgern, die mit einigen Schiffen vor Emden: Fa-
men, auf eins: derfelben zu Gafte geladen, und hinterliftigerweife
nach Hamburg ind Gefängniß geführt, woraus erft 24 Jahr
fpäter (1455) der Zod ihn erlöfete, Er war ber letzte Häuptling
von Emden, vom Stamme ber Abdena's. Seine Schwefter
Keinfte war an Hajo Adding, Häuptling von Wefterwolde, ver:
heirathet, ‚deren Sohn Egge 1475, in einem Zumult, von ben
Eingefeflenen erfchlagen wurde, Der Ururenkel defjelben, Hajo,
war der lebte des männlichen Stamms und: flarb.1580 oder 81,
deſſen eine Schwefter Margaretha war mit Eilco Glant, die andere:
Elifabeth, mit Joeſt Lewe vermählt. In den Nachkommen diefer,
im Groningfchen anfäßigen Samilien, blühet noch das uralte Ge⸗
ſchlecht der Abdena's. |
Die Hamburger nahmen gleich. nach Imel's Abführung ‚Emden.
in Befig, und 6 Jahr darauf, nach dem Tode der Wittwe
Hisko's, auch die Burg. Sie umgaben erftere 3436 rundum mit
Mauern, wozu die Steine und fonflige Materialien.der durch. fie,
mit Hülfe Edzards und Ultichs Girkfena, zerftörten. Burgen: von
— ur —
Oſterhuſen, Weſterhuſen, Groothuſen, Neſſe, Wilgum u. a., ver⸗
wandt wurden. Durch dieſe vorzüglich fam Emden in Aufnah⸗
me, fo baß fle bereitd die Eiferfucht .der Stadt Groningen erregtes
1439 überließen die Hamburger die Stadt an Edzard Girkfenaz
Ulrich, deflen Bruder, mußte fie ihnen 9 Jahr fpäter zwar wies
der einräumen, brachte die Stadt aber 1453 auf 16 Jahr und.
hernach auf immer, gegen eine Abfindungs: Summe von 10,000
Mark Lübifch, wieder an ſichz verglich ſich auch mit den Erben
der erfien Däuptlinge über. den Abſtand. 1442 *) wurde zuerft
der Magiftrat eingefeht, aus 4 -Bürgermeiftern beſtehend, denen
1504 acht Rathäherren zugefügt wurden. . 1458 baute Graf Ulrich
dad Schloß an ber Ems, und hielt fich mehrentheils bafelbft auf,
fo wie foldes. auch. in der Folge, zulegt noch „unter Graf Eds
zard II., der 1580. einen großen Thurm daran. aufrichten ließ, oͤf⸗
ters Sitz ber gräflichen Reſidenz war, wact mit aus ——
der Stadt beitrug.
Die beiden Faldern hatten, fo wie Emben, jedes ihre eigene
Kirche; zu Groß: Faldern fland außerdem bad, noch vorhandeng,
Tranzisfaners oder Minoriten = Klofter, nahe am Delft, über welc
em erft 1369 eine fange ‚hölzerne Brüde gefchlagen wurde, : mif
einer Mauer und. zwei. Thoren, nach. der Seite. ded Klofters, verfes
ben. Auch auf Klein-Faldern foll ein Klofter geflanden haben, *)
wovon aber. nichts: Beſtimmtes befannt if, In jedem Dorf ſtand
eine Burg mit einem Häuptling. . Bon den zu Klein-Faldern
ift bloß Wiard bekannt, und Geerd, deffen Sohn, den Hisko von;
Enden 1408 befehdete, feine Burg eroberte und ſchleifte. Zur
*) Schon früher ſcheint der Magiftrat epiftiet zu Haden. Im einen Proeeß von ıyas
zwiſchen den Communen Nortmopr und Beinkum, wegen * mn der Gemeine
Weide, wied ein Dokument:
Arcordatien undt Bertragh 4 gerichtl. Veſcheidt beireſſend denen von
Nortmoor ꝛc. vom Jahr 1432
beigebracht, wornach ſchon 1432 ein Rone, Vürgermeiſter zu Emden war, der da⸗
mahls, als Schiedsrichter eine Streitigkeit .. den Communen Poltland,
Brinkum, Filfum sc, entſchied.
=) Beningn Chronik. ©. 454, Note,
— 48 —
Groß⸗ Faldern herrſchte zuerſt Aeilt, nach ihm fein Sohn Haro
Aeilts, welcher von Hisko 1388 gefangen und im Gefaͤngniß er:
droſſelt wurde. Deffen. Sohn, Haiko, mit? Adda, Tochter Wiards
von. Klein⸗Faldern, vermaͤhlt, brachte dieſes Dorf, nach Geerds
Tode anfich,: unterlag. aber Disko, der ‚mit Beiſtand Keno's ten
Broek 1407. feine Burg »etoberte: und: zerflörte. Beide Burgen
fcheinen nicht wieder aufgebaut zu fein, auchweiß..man die Stätte
berfelben nicht anzugeben, :fo wenig: wie" bie der Kirchen. Dais
Ev’3:Schn, Wiard, der zugleich Olderſum, Up⸗und Wolthufert
befaß, vertanjchte beide: Falbern 1462 an ‚Graf-Ulrich. gegen Ude
Fockenas Burg und Befisungen:zu Olderſum.“ Beide Därfer wer⸗
ben: früh. an Emdens Emporfommen Theil: genommen, und ein
ftädtifches Anfehen erlangt’ haben; doch erſt 1570. wurde der größte:
Theil derfelden bamit.. vereinigt, mit Zuftimmung. des. gräflichen.
Regierhaufes;,. weiches ſpaͤter auch die Gerichtäbarkeit der. Stadt
überließ, gegen eine jährliche Vergütung von 1700 Rthlr. Ems
ben wurde dadurch ums vierfache vergrößert, und mit: neuen Waͤl⸗
len und Gräben, auf Koften der Landfchaft, eingefaßtz im Norden
bildete das jebige Boltenthorstief dem Stadtgraben, im Oſten der
Brauerögraben,, ſodann der Falderndelft; es waren 5 Thore nor-
handen, das alte Boltenthor bei ber Boltenthord :Pipe, das Neue
Thor beim gleichnamigen. Siel, dad Dfterthor bei: der Ofter-Pipe,
das Brüd- und Faldernthor, jenes beim neuen Siel, diefes : bei:
ber Kettenbrüde. Der immer mehr. fteigende Wohlftand veran—
lafte eine fo. geſchwinde Bergrößerung außerhalb: den Thoren,;
daß bereits 1596. das uͤbrige von Faldern mit zur Stadt gezogen,
and mit Wal und Graben befeſtigt wurde; damahls wurde das
Herrenthor an der Stelle, wo das jegige fieht, gelegt, und das
alte Rorderthor ‚bei der jetzigen Norderthors-Bruͤcke. Die im
Norden entftandenen Vorftädte fing man ſchon 1605 an, ‚leicht
zu 'befeftigen, vereinigte fie 1615 und 16 völlig wit ber Stadt,
gegen eine Entſchaͤdigung von 900 Rthlr. jährlich an das graͤfliche
Regierhaus, und umgab das Ganze mit einem, breiten Graben und
hohen Wal mit 8 Baftionen, wozu noch 4678 an- jeder Seite
der Stadt, am Seedbeih, ein Bolwerf kam, :
— 49 —
Die alten Charten von Emden, nach der letztern Auslegung, geben
eine, von ber jebigen Lage, in mancher Dinficht, abweichende An-
fiht der Stadt. Die Seefeite fchüsten zwei lange Reihen Pfähle,*)
beim Herrenthor in einen flarfen Kiftdamm übergehend, Den
äußern Graben umringte noch ein Fleiner Wal oder Bruftwehr.
Der, mitten durch die Stadt gehende, alte Graben, durch die erfte
und zweite Auslegung entflanden, war doppelt, getrennt durch einen
ſchmalen Eröftreifen. Man kennt ihn nody unter dem angegebenen
Namen, doc ift die ſuͤdliche Seite davon 1664 zugeworfen, wo
jegt die Gärten hinter den Straßen: zwifchen beide Sielen, und
hinterm alten Zleifchhaufe liegen. In der Stadt felbft fält die
Settenbrüde auf, damahls fo lang wie die jegige Straße: Fal«
dernpforte, in der Mitte ein Halbrund bildend, worauf Käufer
fanden. Der neue Kirchhof war fchon vorhanden, nur ohne Kir;
che. Der Mühlen zeigen ſich 10 auf den Wällen. Im ſuͤdweſt—
lihen Winkel lehnt ſich das gräfliche Schloß an die Emdmauer,
mit einem großen und Eleinen Thurm, nörblih daran die alte
Burg, ebenfalls mit einem Thurm; das ganze an die Stadt:
feite mit- einer Mauer umgeben. Sehr verfdieden von der jeßis
gen, ift die damalige Anficht der Vorftädtee Man findet Häus
fer, Straßen, Ganäle, die jegt nicht mehr exiſtiren. Vom Neuen:
thors-Tief beim neuen Thor liefen zwei Candle ſuͤdoͤſtlich, dem
alten Graben zu, zwei Eleinere noch aufnehmend, zufammen mit
41 Brüden verfehen. Bloß einzelne Fragmente find davon übrig
geblieben. Ueber dad Neuthord-Tief lagen drei Bruͤcken; jegt nur
eine. Eine Straße lief vom jegigen Norder:Zhor in faft gerader
Linie über die Blumenbrüde auf den Wall, unweit dem Bolten:
Thor, an; bloß ein Eleiner Theil davon, bei der Blumenpipe, ift
noch vorhanden und nicht viel mehr von einer andern, mit berz
felben, etwas nördlicher, parallel laufenden Straße.
Die Haupt: Epoche von Emdens Blüthe fehreibt fih vom nie:
derlaͤndiſchen — Alba's Strenge — tau⸗
2) Reſte davon fa man noch vor wenig Jahren, in geringen asian von des
Emsmauer, aus dem Schliek hervorragen.
4
X·
— 50 —
ſende der Einwohner, ſeit 1567, ihrer Heimath. Sie fanden
ſichern Zufluchtsort in Oſtfriesland, vorzuͤglich in Emden, welches
damahls ſchon 6000 Einwohner zählte, und gegen 600 große
und Feine Schiffe beſaß. Schon 1553 war, auf Veranlaffung
Gräfin Theda’s, eine Hrringöfifcherei - Anftalt errichtet, welche noch
zu Ende des Jahrhunderts beſtand. Emden wäre eine. der
erften Handelöftädte Deutfchlands geworben, wenn der, nach dem,
in Braband erfolgten, Einfuhrverbot, fi 1563. dahin gewandte
englifhe Tuchhandel, ihm verblieben wäre. Eine ganze Flotte
mit Tüchern und fonfligen Produften langte im Mai 1564 anz
allein wie England mit Spanien fich bald darauf verglih, gin=
gen die englifhe Kaufleute fon zu Anfang des Jahrs 1565
wieder nach Antwerpen zurüd. Leider fingen bald hernah die
Streitigkeiten zwifchen der Stadt und dem tegierenden Haufe an,
welche mit geringen Unterbrechungen bi3 nad) Erlöfchung des letz⸗
tern währten, and, wenn auch Anfangs der Stadt zum Vortheil
gereichend, zulegt die Quche ihre Ruins wurden. 1595 brach
die Empörung offenbar aus, die Bürgerfchaft fiste den alten Ma—
giftrat ab, wählte einen neuen, eroberte die Burg, und fehlifte
deren Feftungswerke, zugleich nahm fie holändifche Garnifon ein,
welche bis 1744 dafelbft verblieb, hielt auch eine eigene, die hernach
zum Theil von der Provinz mit unterhalten werden mußte. Emden
machte ſich nun, wenn aud) nicht dem Nahmen, doc) der That nach,
voͤllig unabhängig vom Landesherrn, blich folches Bis zum Anfang
ber preuffifhen Regierung, und übte während einem Jahrhundert,
oͤfters im Verein mit den Ständen und Beihülfe der General:
Staaten, große Gewalt im Lande aus, fehrieb fogar dem Landes:
heren Gefeße vor. Immer weiter breitete fi) ihr Handel aus,
felbft bis ins mitteländifche Meer wagten fich ihre Schiffe. Den
höchften Gipfel von Macht und Anfehn erreichte fie im 3Ojährigen
Kriege. Geſchuͤtzt durch ihre Wälle, und den Muth ihrek Bürger,
blieb fie immer von feindlichen Angriffen verfchont, während ganz
Dftfriesland durch Freunde und Feinde aufs aͤußerſte ausgefogen
wurde. Viele einheimifhe und Fremde fuchten Schutz in ihren
Mauern. Die Stadt war fo veich, daß fie alkin, ed unternahm,
x
— 51 —
die Ems, welche, einige Zeit nach dem Einbruch des Dollarts, ein
neues Bette von Pogum und Borſum grade aus, nach Loge gewuͤhlt
hatte, wieder in ihr altes Bette, Emden vorbei, zu zwingen; zu dem
Ende fie, von Nefferland bis Pogum, auf einer Länge von 1200
Ruthen, ein ungeheures Hoofd oder eine Reihe gewaltiger Pfähle
in den 20 bis 30 Fuß tief liegenden Schliek fhlagen lich, wel:
ches Werk 1590 angefangen und 1616 beendigt, feinen Zweck
vollkommen erfüllte, und zugleich die Anfhlammung im Dollart
außerordentlih würde befördert haben, wenn es nicht während
den innerlihen Unruhen vernachläffigt geworden, daher die Wel:
len es zuletzt gänzlich zerflörten, worauf die Ems, zum unerfeßlis
hen Schaden der Stadt, ihr altes Bette auf immer verließ, wel:
ches darauf nach und nach verfchlammte, gegenwärtig. gar nicht
mehr zu erkennen, Seit 1643 legte man ſich auf den Wallfifchz
fang, 1659 mit 10, im folgenden Jahr fogar mit 15 Schiffen,
welcher noch bis Anfang des 18. Sahrhunderts, wiewohl ſchwaͤ⸗
cher, betrieben wurde.
1652 zaͤhlte die Stadt 20,000 Einwohner. Damahls war ſie
bereits im Sinken. Empfindlichen Verluſt hatte ſie ſchon fruͤher
durch Stoͤrung ihrer Schiffahrt von den Spaniern erlitten, welche
allein im Jahr 1607. 30 ihrer Schiffe wegnahmen. Groͤßern
1665 durch die Peſt, welche 5518 Menſchen wegraffte. Seitdem
nahm die Bevoͤlkerung immer mehr ab, wie die Todtenliſten
zeigen. Es ſtarben nemlich: *)
1666 bis 1676, alfo in 11Jahren 7397, im Durchſchnitt 666 jährlichz
4677 = IT rer = 6781616 =
1688 = 1698 2.2.2. = 6585 ⸗ 599 : =
1699 = 1709 2.22... =. 5084 :e 492 s
1710 = 170.2... = 4684 ⸗ 426 =
1721 u. 22.... — 578 289 >
Nimmt man bei der, in frühern Jahrhunderten herrſchenden, grö>
°) Beninga's Chronik, S. 858 im der Anmerkung. Die Zahl der Geftorbenen iſt
. nad der der Todtenfärge berechnet, zu deren Besfertigung das Gaſthaus ausſchließ⸗
lich Berechtigte war, Alſo fehe genau.
— 52 —
Bern Sterblichkeit an, daß As der Bevölkerung jährlich ſtarb, fo
hatte die Stadt während 1666 — 76 noch 17,000 Einwohner,
1710 — 20 aber nur 11,000. Das Emporkommen des englifchen
Handıld, die Nähe der Städte Hamburg und Amflerdam, mußte
ihr um fo verderblicher werden‘, ba fie durch feinen bedeutenden
- Fluß Verbindungen mit dem innern Deutfchland unterhalten
konnte. Biel trugen auch zum Verfall Emdens ihre Streitigkeiten
mit dem regierenden Haufe bei, fo wie die zwifchen dem Magi⸗
firat und den Bürgern. Es entftand zwar 1683 eine afrifanifche
Handelö:-Compagnie, wilche der große Churfürft Friedrich Wilhelm
von Brandenburg 1682 geftiftet hatte, und im genannten Jahr
nah Embden verlegte; doch ſchon 1686 Löfete die Gefelfchaft fich
wieder auf, der Churfürft und frine Nachfolger betrieben die Un-
ternehmung theild felbft, theild durch neue Gefellfchaften, doch
ohne Vortheil, weshalb fie 1711 gänzlich aufgehoben wurde, worz
auf der König Friedrich Wilhelm die Befigungen auf der Guis
neifchen Küfte 1720 an die Holländer verkaufte,
Während dem fpanifchen Erbfolgefrieg flieg Emden etwas,
fanf aber hernach um fo tiefer, da durch die Weihnachtöfluth von
71717 ganz Emjigerland verarmte und die Zwiſtigkeiten mit dem
Fuͤrſten in offenbaren Bürgerkrieg endeten, worin die Stadt uns
terlag, ihre Befigungen vor den Thoren fequeftrirt fehen mußte,
und in eine ungeheure Schuldenlaft verfant. Der Heimfall Oft:
frieölands an Preuffen, 1744, gab der Stadt zwar wieder Ruhe
und Sicherheit, aber Feine neue Mittel zum.Beftehen. Sie verlor
anfangs noch mehr dadurch, indem die holländifche Beſatzung ab-
zog, welche, an fi) 2000 Mann flark, mit Weibern und Kindern
gegen‘ 5000 Köpfe betrug, und ihren Sold, zu 18,000 Gulden
monatlich, größtentheild in der Stadt verzehrte. Ihrer Schulden
entledigte fie fich dur einen Accord. 1749 verlor fie den legten
Schatten der alten Freiheit; die Volksmenge war_auf 8000_See-
len verringert. Dennoch blühete der Handel mehr wie jegt, in=
dem fich der gfifriefifhe Handel damahls noch fat ganz allein
in Emden concentrirte. 4751 kam eine oſtindiſche Gompagnie
N
MW — — —
— 55 m.
zu Stande, welche mehrere Schiffe ausfandte; nach 6 Jahren fich
aber wieder auflöfete; zugleich eine bengalifche Gefelfchaft, die:
nur zwei Schiffe ausſandte; 1781 wieder eine oflindifche,. fo bis
4788 fich erhielt. 1751 wurde bie Stadt zum Freihafen erklärt;
welches ihr im fiebenjährigen und nordamerifanifchen Kriege vielen:
Bortheil brachte; man ſandte auch Schiffe nah Weftindien und
Nordamerika, Auch die 1769. geftiftete Herings » Fifchetei - Geſell⸗
ſchaft trug zum Wohl der Stadt vieles bei. Demohngeachtet
zählte fie 1787 nur noch 7825 Einwohner. Ä
Der franzöfifhe Revolutionskrieg brachte neues Leben im Hans:
del. Seit dem Frieden: von: 1795 erhob ſich Emden,. während 10:
Jahren: zu einer Höhe, ‚worauf es kaum früher, zur Zeit feiner:
höchften Blüthe geſtanden. Der engliihe Dandel mit Holland
und zum Theil Sranfreich, wurde größtentheild, dem Namen nach,
durch ofifriefifche, hauptfächlid Emder, Kaufleute und Schiffe bes:
tricben; vorzüglich lebhaft war der Verkehr während der Sperre‘.
ber bolländifchen Häfen, 1798 bis 1800, und ber Blodabe der
Elbe und, Wefer, 1803 bis 5. Die Stadt war damals einer der
erften Marktpläge für ausländifche Waaren, wohin von allen Geis
ten Aufträge einliefen. Die. Schiffahrt hob fich.zu einer nie ges
wefenen Höhe, und brachte außerordentlichen Gewinn ein; jeder
der etwas Geld erübrigte, legte es in Schiffen an. Um fo haͤr⸗
tie war daher der Schlag, ald 1806 faft ſaͤmmtliche Schiffe (277) -
zuerft von Engländern, dann von Franzofen, in Beichlag genoms
men und confiscirt wurden. . Ihr Werth betrug über zwei Milz.
lionen Gulden hol. Jeder verlor dadurch. Zugleich flodte aller ,
auswärtiger Handel und Schiffahrt; die Deringsfifcherei konnte
nicht mehr bitrieben werden. Zwei Sahr ſpaͤter kam zwar der
Schleichhandel mit England auf, mwodurd Die wenigen noch vor⸗
bandenen Schiffe, aͤußerſt hohe Frachten verdienten, und vice
Kaufleute, auch andre Einwohner,. ſich ungemein bereicherten, der :
aber auf den Character der Oſtfrieſen den nachthriligfien Einfluß :
hatte, und. mit der Einverleibung der Provinz mit Frankreich, ;
wieder aufhörte. Die Befreiung von franzöfifcher Herrſchaft hat:
ber Stadt. nicht. wieder aufgeholfen, vielmehr. ſank und ſinkt ſie
— Ay —
von Zeit zu Beit tiefer, Nahrungslofigkeit und Armuth nehmen
täglich mehr überhand; fchon 4817 zählte man, außer den eigent-
lichen Armen, 700 Familien, die entweder ‚gar Eeinen, ober unges
wiſſen Verdienſt hatten, und jetzt ift die Zahl noch unendlich hoͤ—
her geſticgen, da aller Verdienft ftodt, und aud die, feit 3°
Jahren beſtehende nicdrige Preife der Produkte des Bandes,
auf die Stadt fehr fühlbaren Einfluß äußern. Nur wenn die:
Birbindung der Ems mit dem Rhein zu Stande kaͤme, und ber
Stadt befondire Vorrechte in Hinficht des Tranſithandels ertheilt
würden, ließe fih ihr Wieder-Aufblühen hoffen. Doch ift bis- jest
noch Feine Ausficht dazu, indem das ihr bei der neuen Boll: Dr
ganifation wieder eingeräumte Porto-Franco-Redht, ſich bloß
auf feewärts rin= und ausgehende Güter erſtreckt. Ä
‚Sm Jahr 1805 zählte Emden 11,583 Einwohner, 1822 doch noch
11,371, worunter gegen 500 Juden. Handel und Schiffahrt find
Hauptnahrungsquellen der Stadt. : Erfterer befteht mehrft in eiges
nem, auch zum Theil in Commiffions-Handel, und war fonft, da
die Stadt dad Stapelrecht noch beſaß, felbft in Friedenszeiten
fehr lebhaft, im: Vergleich gegen jet, wie daraus erfichtlich, daß
im Jahr 1750, wie.der frühere Flor doch laͤngſt ſchon verſchwun⸗
ben war, noch 382 Schiffe ausſuhren, 356 ankamen. Durch die
almaͤhlige Schmälerung und endliche völlige Aufhebung diefes ur⸗
alten Rechts, . verlor fie die Hälfte ihres Handeld und verarmte.
Der Hauptverfehr if; wie in allen: einländifchen Handlungsörtern,
nit Amfterdam,. Bremen, Hamburg. An den Handel mit ent»
ferntern Häfen hat ed den größten Antheil, befonders in Hinſicht
der Ausfuhr. Sonſt verforgte es faſt ganz Oflfriesland und Nie-
bermünfter mit ausländifchen Waaren, gegenwärtig nur noch bie
Aemter Emden: und Greetfiel, einen Theil von Jemgum, die
Stadt und den größten Theil des Amts Aurich, führt auch nach -
den nördlichen Provinzen und Jeverland manches hin, hauptfädh-
lich feine Fabrifate, und führt die Produfte der genannten Ge: '
genden aus, worunter Butter und Käfe, Napfaat, Hafer, Weigen
bie vorzüglichften find, Die Einfuhr hat fid in den legten Jah—
ven bedeutend vermindert, 1821 Famen nur 254 Schiffe an, wors
*
— 55 —
unter nur 26 von ber Oſtſee, England ꝛc., alle Übrige von Nor-
wegen, Holland, ber Wefer und Elbe, und 220 Schiffe gingen
aus, worunter 37 nach der Oſtſee, England zc. Dagegen waren
im Sahr 1817 angefommen 374, und abgegangen 287 Schiffe,
Saft fammtliche ein: und ausgehende Schiffe gehören in Emden
zu Hauſe.
Zur Sicherung der Schiffe und Güter, gab es fonft in Emden
drei Affekuranz = Compagnien, jetzt noch eine, welde gegen be=
flimmte Prämien, fowohl für See- als andere Gefahr zeichnet.
Für kleinere Schiffe gibt es eine ähnliche Anftalt, unter dein Na:
men Compact, deren Theilnehmer jährlih, flatt einer Prämie,
nur fo viel bezahlen, ald der vorgefallene Schaden beträgt. Zum
Beften der Echiffahrt auf der Ems unterhielt die Stadt fonft 8
Zreibbafen und 49 Seetonnen, auch 2 Baken auf der Inſel
Borkum, und bereitd 1576 hatte fie dafelbft einen 150 Fuß hohen
Thurm aufführen laffen, 1779 auch eine große Bake, worauf
Nachts ein Steinkohlenfeuer unterhalten wurde, Zur Beflreitung.
der Koften deffelben, wozu Holland einen jährlidden Beitrag von
7000 Garlgulden gibt, ift ein Laſt- und Zeuergeld von den, die
Ems befahrenden, Schiffen, eingeführt. Jetzt gefchieht die Unter:
haltung diefer, fo wie andrer Öffentlichen Anftalten, welche fonft
die Stadt unferhielt, auf Koften des Staats, welcher dagegen auch
die Einfünfte an Zoll u. dal., fo fonft zur Stadts⸗ Cämmereis
Caſſe floffen, erhebt. Das Kohlenfeuer auf Borkum ift 1817 ein⸗
gegangen, und dagegen auf dem: Thurm .felbft eine, 14 Zuß im
Durchmeffer haltende Laterne angebracht, welche ein hellered, in
größerer Ferne fichtbares, Licht darbietet, -
“Die Fabriken find nicht ganz unbedeutend, fie geben aber nach
Verhältnig nur wenigen Händen Verdienft, und haben feit dem:
lestern 10 Sahren, außer den Zabafsfabrifen, fehr abgenommen.
An Branntweinbrennereien, als den hauptfächlichften, zählt man-
jest 17 (vor 6 Jahren 20), wovon 15 in Thaͤtigkeit find, und
darunter mehrere große, 4 Bierbrauereien, wovon bie größte ſtill
ſteht; 8 Bwirnfabrifen, ftatt 15, die 1804 da waren; 15 Strumpfs
wirfereien (27 im Jahr 1804), 2 Huthfabriken, 1 Nadelfabrik,
— 50 —
— — —
die aber kaum noch betrieben wird; 2 Seifenſiedereien, 2 Stärke:
fabriten, 7 Zaufchlägereien (Seilerbahnen), wovon eine der He=
zingd:Fifcherei: Compagnie gehört, 4 Kalkbrennereien, 3 Lohgerbe⸗
reien. Die Zabaföfabrifen find .faft die einzigen, welde in den
legten Zeiten zugenommen; es giebt ihrer 27 oder 28, doch mehrft
nur Feine. 3 große Del: und 4 Säge: Mühlen ftehen vor. den-
Thoren, und 5 Kornmühlen auf den Wällen, wovon bie eine,
vor wenigen Jahren erft erbauete, am 20. Novbr. 1822 abge:
brannt ift, Doch wieder neu aufgeführt wird, welches mit: einer
fechsten, 1808 abgebrannt, nicht der. Fall war. Auch eine vom
Winde bewegte Sengmühle ift vor kurzem errichtet, und eine
Glashütte wird jet angelegt. 4 Schiffsbauereien waren vor. 1806
in Thaͤtigkeit, mehrft. große Seefchiffe von 80 bis 150 Laſt bauend.
Zwei davon find gänzlich eingegangen, und. nur eine läßt nad
Schiffe vom Stapel laufen. Bor drei Jahren wurde eine Tuch—
Manufaktur angelegt, die fehr wohlthätig für die Stadt. hätte
werden können, wenn .fie mehr Unterflüßung gefunden. Aus
Mangel daran aber hatte die Unternehmung nur geringen Fort⸗
gang, und ſteht jebt fill. Sehr zu wünfchen wäre ed, daß vers
miögende Kaufleute in Emden fich der Sache annähmen und, etwa
auf den Fuß der frühern Linnen-Rhedereien in Leer, der Anz
ftalt neues Leben gäben.
: Wichtig ‚für die Stadt war fonft die Herings=Fifcherei an der
ſchottiſchen Küfte, welche bis 1500 Menfchen in Thaͤtigkeit ſetzte.
Sie wurde dur eine, 1769 errichtete Gefelfchaft betrieben,
welche zuerfi 1770 mit 6 Buifen anfing, und 1805 deren fchon
57 nebft 3 Sägerfchiffe beſaß. Für jede ausgehende Buife zahlte
der "Staat 300 Rthlr. Prämie, daher die Anftalt gut beftand,
zumahl die Fifcherei durchgängig reichlich ausfiel; e8 gab Jahre, da
der Ertrag jeder Buife im Durdfihnitt auf 30 bis 40 Laſt Hering
flieg. Die ZeitBegebenheiten verhinderten während 8 Jahren,
von 1806 bis 13, dad Auslaufen der Fahrzeuge. Die Gefell-
fhaft, die jährlich“ Koften auf deren "Unterhaltung verwenden,
mußte, Fam zuruͤck, Löfete fih auf und verkaufte 1811 fämmtliche
Buiſen nebft Geräth, drei Jahre hernach die Gebäude, Es ent-
2
——— 7 ne
z — 61 —
%
fanden baragen bewohnt. Die Straßen find da meheft ſchmal, doch
diſcherei wieder Faldern iſt regelmaͤßiger gebaut, hat grade, mehrſt
die eine der neuön. Die Vorſtaͤdte, nordſeits des Boltenthors⸗ und
| ließ ihre Befigungen faft %% des Ganzen aus und beftehen größtens
und Kaufmann Ab und Bleichen. Zwei breite Straßer-durchfchneis
und von da aus Diez in grader Pinie, eine von *r Rig · is zum
im ſenden zufammen, pig zur-Rathhaufe dig pr 5 — u bie⸗
ſolhe fich erhalten dem min eans t kraftig unterſtutt,
indem ihr jährlich IC er, 00 Kthlr. Iſchuß bewilligt worden.
nen, ig den Gewe rgentbtreibenden ſind auch die Fuhrleute zu erwaͤh⸗
gifchäffr.es viele J imne eigene Zunft ausmachend. Ihr Haupt⸗
Pakhäufer ode port ber Güter aus den Schiffen in die
tüglih auf dem « r ““ jene. Ein Theil von ihner ır
anwefend fein un mit Magen, Schlitten uni Pferb
Kuhmil 24 4 der Reihe fahren. Auch air es viele
uhmi cher, welche Die Meuſen A—
te allerhand Gemüfe ild) friſch verfaufen, nd Wurzelbauer,
‚ ‚dan 140 iptſaͤchlich Erbſen Kohl und Kartoffeln
den Gartenfeldern vor di liegt
aan Pr Stadt baen, wo der Kopfkohl vor:
„gut gerät), auch nag jegig —
S wird. Man h Aurich, er ıc., felbft Groningen
verfau;. äcin mal ICHReER *fft man ale drei Gewerbe in einer.
Haushaltu * an, befogft 1, ders beöe letztere.
atte } * Be
Die Mär auch lichen ges zur Nahrung bei. Im Soms
mer ift wöchentlih Dienflags und. Freitag Butter» und Käfe
marft, wo man oft 50 und mehr Wagen in einer langen Reihe
bis zur Waage halten ſieht. Jaͤhrlich werden zwei Sahrmärkte ge=
halten, fo jeder- 10 Zage dauert und am Montag nach alten Mai,
und 8 Zage nah Michaeli anfangen. Sie find 1497, zufolge
eines Bertrags mit dem Bifchof von Münfter eingefebt ald Frei:
markt, wo allerhand, Raufmannswaaren zum Verkauf audgeftellt
wurden, hernach zum gewöhnlichen ‚Krammarft herabgefunfen,
Sonft gibt ed noch 2 magere- und & fette Biehmärfte, erſtere am
legten Montag des April und dem darauf folgenden, letztere die
6 Montage nad) dem Herbſtkrammarkt, worunter der am dritten
Montag der bedeutendfte iſt; auch kommen viele fette Schweine
%
Ey
—— — r
die aber kaum noch betrieben wird; 2 Seifenſiedereien, 2nigen Jah⸗
fabriken, 7 Tauſchlaͤgereien Seilerbahnen), wovon .eine |
zings=Fifcherei-Compagnie gehört, 4 Kaltbrennereien, Ittlichen, ſaͤmmt⸗
zeien. Die Zabaksfabriten find .faft die einzigen, Y, Straßen, wor⸗
legten Zeiten zugenommen; es giebt ihrer 27 oder Myerflich. Ein vor⸗
nur Heine. Gradige Del: und 4 Säge- Mühlen ſaſtionen verfehener
4 Thoren ‚ umen be mühlen auf den Wällen, von fie an der Land⸗
feite, Seeſeits theils deſt erkauete, amzad. Nottderndelft ein kleiner
Deich, theils vom Delft bis zur alten Butgd, Wi. cine ſtarke MP’ '
und von ba bis zu ben Palifaden wieder ein Al. Deich, der Ka
wall, Ghedem war dafelbft noch ein zweiter, innrichten. eret Zaͤrten ı
wall, der aber 1797 abgetragen und die Stelle Bar ie Stadt, vı
‚Häufern bebaut ift. Mehrere Candle burhflie yeträctlichften T
ame pas Hinter», und Wolthufer » Tief die Daft lebteres der?
erſtere pirs vom Siel an, der Rathhaus-ahren —, Heim ehemali
dern⸗Den⸗ annt, fie vereinigen ſich tig ——— zumig, je
Ausfluß in die Ss und bilden ben Haftügu fen * J Br $
der Verſchlammung audy etzt iſt, ſeitdeymun· — altung ver.
verlaffen , daher jährlich große Koften vünfe Me al
. He t ein, 17°
werben müffen. Bon iher VBereiniguz Sad'3 * — * gegra⸗
bener Canal oder Fahrwaſer, geradheder en end, ſtatt
des alten im alten Emöber.. De Pl nicht ſehr tiefz
Schiffe zu 60 Laft und darunter die punen ı Regel mit voller
Labung ausgehen, größere aber müffen einen Theil der Güter auf
ber Rhede ein und ausladen, welche bei der fogenannten Hoek
van Loegen (Loger Ede), eine ſtarke Stunde von der Stadt ent:
fernt, liegt und geräumig und ficher ift, felbft tief gemug für die
größten Kriegs : Schiffe. |
Bloß ein Theil der Stabt iſt durch den Zaldern- und Strohdeich
gegen bie See gefchtigt, das uͤbrige offen, daher bei hohen Fluthen ge:
wöhnlich vieles überftrömt wird, welches manchmal großen Schaden
anrichtet; vorzuͤglich waren in neuern Zeiten verderblich: die Flu⸗
then vom 21. November 1776, welche den groͤßten Theil der Ems⸗
mauer zertruͤmmerte, und den Einwohnern einen Schaden von
100,000 Rthlr. verurſachte, bie vom 21. Merz 1791 und vom
*
— 60) —
*
| „ten bewohnt, Die Straßen find da mehrft fchmal, Doch
— a Saldern ift regelmäßiger gebaut, hat grade, mehrft
se Ben. Die Vorſtaͤdte, nordſeits des Boltenthors⸗ und
— ARE faft % bes Ganzen aus und beftehen größtens
iR au RR und Bleichen. Swei breite Straßen durchſchnei⸗
RR 4 .. eine von 7 Gaferne bis zum
— a
‚Herren:Thor. Beide :ei\..; ee; Jahr alt, mußten,
rer Baufälligkeit wegen [bon 1819 wieder abgebrochen werden,
den, der Wal an beden Seiten fchräg abgehend planirt wor⸗
anferima hatte: das Herren Thor daſſelbe Schiefal; nur das
ber ſind Mirder:Zhon, 1645 gebaut, ſteht mod) feft ba. Außer—
Jeich kleine Thore fir Seite der Stadt in den Pallifaben —ã —
»erke. Vier Sielen (aßgaͤnger, zur Winterszeit auch für Eden;
über nur einer, den Hileufen) find in der Stadt vorhger andern
telle legte, *). Graf U 1408 dämpfte, und. apyeder wegnehmen,
uneinen neuen unter d ließ diefen A458.nbräde legen, hernach
entnd ber Rothe- oder 5 jegigen se "er neue Siel, erſterer
vermhlich zuerft 1546; efdern = und * der letztere 1730 neu
gebauet. Nas Hinter⸗-Tieiſt 1776 und erſt bei Oſterhuſen einen
Siel; Edzardirkſena ließ? hatte fonft 440 ausnehmen und zu Em⸗
ben beim alten zen. Thor Ichen r; ed. iſt der jetzige Neuenthord-
Siel, 1753 zulegt neu’gedager fo wie 1744 der Saft: oder Fleiſch⸗
haus⸗Siel, welcher bereit3 zu Anfang des 16. Sahrhundert3 muß
vorhanden gemwefen fein, indem er 1547 erneuert worden. Ein
fünfter, der Droftenfiel, wurde durch Graf Edzard 1572 am oͤſtli⸗
hen Ende bes damaligen Stadtgrabens, jebigen Boltenthors:Tief
gelegt, auf Koften der Intereffenten des verfallenen Karrelter
*) Rach Harkenroth (Beninga’s Chronik &.180.Note) fol der erfte Siel in Stroh⸗
Deich gelegen, und das jegige Stinktief zum Sieltief gedient haben, der zweite
beim dazarushaus, welches er beim Herrenthor fegt. Es ſcheint aber nicht, da
Der Ausfus des MWolthufer « Tiefs innerhalb der Stadt einen andern als den jegis
gen gebadt, die Breite deffelden iſt zu groß um annehmen zu konnen, daß folder
ausgegraben fei. — st ..
——
die aber kaum noch betrieben wird; 2 Seifenfiedereien, 2,;,
fabriten,
zings-Fifcherei: Compagnie geh
7 Zaufchlägereien (Seilerbahnen), wovon .ein® ‚Tief graben
oͤrt, 4 Kalkbrennereien, IttliStand fetzten
reien. Die Tabaksfabriken ſind faſt die einzigen, m S.erweigerten,
letzten Zeiten zugenommen;
nur kleine. Srabge OA- und 4 Säge:
ed giebt ihrer 27 oder u bon neuem
Mühlen faig ;;nebft einem.
Thoren aumen b Düren auf den Wällen, m, dem Droſtenhafen
feite, Rn eſtſeite des Kauete, amzm. Not geworfen. *)
u' Hen, 30 Brüden vorhanden, worunter 3 yon Holz: bloß’sligen.
je |
gänger,; eihe doppelte Zug⸗ ober Kettenbuͤcke, und: va ben
maſſiv. Nur eine darunter zeichnet ſich dicch ihrotuͤcke, telche
| andren aus: die uͤber den Delft „gehende Sern, mit’eifernetfße:
laͤndſEnf Bogen hat und, fo wie die meiſteigiebt es drei: zuetſt de
neue X verſehen iſt. Oeffentlicher Plaͤtge hat, und worauf d
beiden Sahlattt, der eine beträchtliche Kperden:.— die Pferdemärt
bei der Boltentyosd.Bichmärkte gehaltener, nahe. dabei befindlie,
alte Markt; fo nur ſchBruͤcke — danıtum Verſammlungsple der
Fuhrleute dient, ferner. zoße AH iſt, unddem Rathhaufe, weld zum
Paradeplag und täglichen ‚Vder Play vo, Kifh- Markt dient. Dann.
ift noch vor der Ratıham, Gemüfe: auyeftfeit3 an iPSeite ein
bieredligter etwas erhöhter Platz Bruͤcke on die gen Kden die Fuhrz
mannd=Börfe, die größere füblihe? we Kaufmas-⸗Boͤrſe ifl. Fruͤ—
her fanden ‚Häufer darauf. - —— —
Emden wird in die Altſtadt und Faldern, ſodann ber
Bolten: und. Neuen⸗Thors Vorſtadt eingetheilt.. Er:
ſtere, dad alte Emutha, nimmt den füdweftlichen Winfel der
Stadt ein, und geht. Oſtſeits bis zum Rathhaus - Delft und
Nenenthord: Siel, Nordſeits bis zum Alten ober Boltenthors⸗
Graben. Sie ift durch die Rathhaus-Brüde und Neuenthors:
Siel: mit Faldern verbunden, und nimmt noch einen Theil davon
eins‘ Anfehnliche Häufer im alten Styl zieren fie, auch viele im
neuern. Der füdöftlichfte Theil davon, zwifchen der Burgſtraße
und. Emdmayer, wird faft ganz von Schiffern, Fiſchern und fon=
*) Dffe. Mannigfaltigkeiten 2. Bd. ©. 377 u. f. en Ä
— 6 —
tigen Seeler „‚ten bewohnt. Die Straßen find da mehrſt ſchmal, doch
nicht im. Faldern ift regelmäßiger gebaut, hat grade, mehrſt
*ã fe Straßen. Die Borftäbte, norbfeits des Boltenthors- und
alt? 1 Staben, machen faft 24 des Ganzen aus und beftehen größtens
1 aus Gärten und Bleichen. Zwei breite Straßen durchfchneis
p. Pie Stadt faft in grader Linie, eine von der Gaferne bis zum
sall nad Dften, fo bis zum Rathhaufe die Großeftraße, dann bis
am Giel die Fleine: demnächft die große Bruͤckſtraße heißt, Die
obere fängt vom Schreieröhoet, am Zufammenfluß beider Delfte,
an ‚und geht weftlih bis zum Neuenthor, unter dem Namen
Bepsiffenne, Saldern =: und Neuenthord: Straße, hernach den
langen Men: außer bem alten neuen Thor, (buten de olde
nie PoortjAnehmend, Beide Straßen durchfreugen fich grade
vor dem Rathhle, unter welchem erftere durchgeht. Sonſt zeich⸗
nen fich durch ihre Kehnliche Breite noch: der Delft, der Apfels
markt, die große Ofter die Neue-, und die Krahnftraße aus.
Unter den öffentlichen Giuden ift befonders das Rathhaus
nahe am Delft: bemerkenswert ein vortreffliches Gebäude, deſſen
Größe um fo mehr Verwundiang erregt, da es bereits 1574
erbauet ift, wie die Bevölferung ka ben dritten Theil der nach:
herigen betrug. Es iſt vorn ganzet Quaderſteinen bekleidet,
zwei Stock hoch, mit einem ſchoͤnen Baltı und rundum unterm
Dach gehender bededten Gallerie, auch eineanfehnlichen Thurm
geziert. Der Bau, welcher nur 55,897 61.094 fibr. gefoftet,
wurde in zwei Sahren vollendet, und am 1. Novber 1576 die
erfte Sigung darauf gehalten. Es enthält ein Erbchoß, fo
. größtentheild an Privatperfonen vermiethet ift, auch) bis806
die Bank enthielt. Die darunter befindlichen Keller dienen zum”
Griminal-Gefängniß. Im obern Stod ift zuerft der Rummel, ein =
großer offener Raum, wofelbft mehrere Delgemälbe bangen, links
ber Rathöfaal, . welcher ‚ziemlich groß ift und ſich fehr gut aus:
nimmt; im Vorzimmer deſſelben die nur Eleine Bibliothek. Der
übrige Raum ift in mehrere Zimmer vertheilt, für das Archiv,
Ganztei ze. Auch ift dafelbft die Eichfammer,. und die Ruͤſtkam⸗
mer, worin viele Waffen und Rüflungen aus dem Mittelalter
vorhanden. Den Platz vor dem Nathhaufe begränzk rechts das
Militär- links das Stadtd-MWachthaud. Das alte Kal, aus ie
auch noch, an ber. Ede der Großen und Deichſtraße, vorhaßen;
es war das erfte, ein zweites. fand vermuthlich in ber NAH des
jegigen, indem unter demfelben 1459 die Waage angebracht or⸗
den, damit die Waaren aus den Schiffen deſto bequemer dein⸗
gebracht werden konnten. —
Das Amthaus, früher die Polmande, jetzt gewoͤhnlich ie
Arendsburg genannt, fieht außer dem alten neuen Thor, und entht
ein großes, 1701 neu erbautes Haupt: und mehrere Nebengzude.
Es war fonft Eigenthum der von Polmanſchen Familiean dar—
auf an die Geheimeraͤthin von de Appelle, welche, f Befigung
1797 dem Vater bed Verfaſſers vermashte, nach dei Tode ſolche
4815 öffentlich verfauft und vom Staat zum af eines Amthau⸗
ſes erftanden wurde. Früher war badudfgericht in ber alters
Rentei in der. großen Straße. — |
Die jebige Waage auf dem nen Markt fi ein großes und
fchönes Gebäude, Dad 1803 arder Stelle des alten mit einem
bedeutenden Koftenaufmand eptet worden; im obern Stod bef-
felben ift die franzöfifche he eingerichtet. Das jest zum Gaft-
oder Waifenhaus hende ehemalige Franziskaner Klofter, ift
ein altes Gebäude,n anfehnlihem Umfang nahe beim Kath:
haufe. Die Beitiner Gründung ift nicht befannt. Es war
zuerft mit Gaenten beſetzt; Graf Edzard vertrieb Diefe 1498
ihrer fchlach Aufführung wegen, und: befeßte das Klofter mit
Obſemten, welche ſolches 1557 der Gräfin Anna freiwillig über:
\ ‚Jen, Die ed 1561 in ein Gaſthaus verwandelte Die neue
Münze, am rothen Siel, befteht aus zwei neben einander befind-
lichen über 100 Fuß langen Gebäuden und nocd einem, 90 —
100 Fuß Davon entfernten eben fo großen, "welches mit erftern
durch eine fehr. Dide Mauer längs der Bruͤckſtraße verbunden ift.
E3 hieß vordem dad Goͤdenſer-Haus, 1586 — 95 hielten
darin bie Lutheraner ihren Gottesdienft. 1778 ift ed in ein
Zuchthaus verwandelt, und das zweite Gebäude in einen Stall.
Die Cafernen auf dem alten Burgplatz find 1765 auf Koften
> BEIREIER re
* — —
* =
bei Band zeit errichtet, mit einem Koftenaufwand von 49,394
* ſtbr.; die Fronte iſt 519 Fuß lang. Das Zoll⸗
—* a "ein balbrundes Gebäude, 1585 erbauet, ſteht am Delft
net Dem Thor zur Hafenbrüde, welche, nachdem fie in dem
gm vom 4. März 1817 zertrümmert, gleich darauf gänzlich
| abbrochen und dagegen eine feſte Kayung von Holz errichtet
men: Es ſtand ſonſt noch beim Hafenthor ein runder mit
per Spige verfehener Thurm, 1547 zur Dedung des Hafens
saut, und feines Schieferdaches wegen, der blaue T burm
genalt; 1817 ift er abgebrochen und die Materialien zum Theil
zu der'syen Kayung verwandt. Das Hafenthor ift 1635 in
einem guin Styl gebaut, hat aber feine Thüren,
Es gibt 4roteflantifche Kirchen ‚ namlih: 3 reformirte unb
eine Äutherifche der Stadt. Unter erftern ift die dem heil,
Cosmus und Damı.sd gewidmete, große Kirche, an ber
Ems, die anfehnlichfte underuͤhmteſte; die Mutterkirche, wie man
fie noch jest, und mit Recht nnt, für die Niederländer, welche bei
Einführung der Reformation dakſt vom Emder Kirchenrath mit
Predigern verſorgt wurde. Sie ij alt und kann gegen 4000
Menſchen faſſen; zu Anfang des 16. „in*undert wurde fie anſehn⸗
lich vergrößert, vermutplich zur jegigen uife. . Vor der Refor⸗
mation fanden darin 13 Altäre, und eben ſdiel Priefter bedien:
ten fi. Der große Chor, worin der Hodalı Hand, ift fchon
1455 errichtet, die fehöne Orgel 1779. Eine Zeil war in Dies
fer Kirche das Fürftliche Erbbegräbniß. Noch fiehet Ti sbafelbft
das fchöne Grabmahl des Grafen Enno II., mit ber &.:11de$
Grafen in Lebensgroͤße aus weiffem Marmor, recht brav gear. '
tet, welches feine Wittwe ihm 1548 errichten ließ, dad aber in den
bürgerlihen Unruhen fehr gelitten; eine flark durchbrochene, reich
verzierte Mauer, fihließt es ein. Auch find daſelbſt die Einges
weide des Herzogs Albrecht von Sachfen begraben, der 1500 zu
Emden ftarb; eine meffingene Platte mit einer Tateinifchen
Inſchrift zeigt die Stelle an. Ein dider unförmlidher Thum
ſteht neben der Kirche; der Kirchhof iſt einer der größten, bis zur
alten Burg fich erfivedend, im Süden von bes Emömauer begraͤnzt.
—— —— — — — —
Die Kirche: war ſonſt reich mit liegenden ‚Gründen beg«, 1521
befaß fie 316 Grafen Land, ungerechnet 64 Grafen zum @ Ar
vergraben und 49 Grafen, die fie nad) der Fluth von 1509, a
Mangel an Heucrluftigen Liegen gelaffen, und von andern in,
fig genommen worden. Noch jetzt befist fie. vieles Land, d
mehrfte ift aber nach und nach veräußert oder in Erbpacht ausg
than, Die Gaſthauskürche, an der Brüdftraße, ift die ehem,
lige Klofterkicche, und nicht groß „ auch faum zu erkennen, da f
von allen Seiten ganz mit Häufern angebaut ift. Sie hat einer
bünnen Thurm mit hoher Spitze. Die neue Kirche zent
auf Faldern, dem Zuchthaufe gegenüber, ift 1647 gebaufyf Ko—
ſten der Bürgerfchaft, unter Keitung des Rathöheren UnXrchitek:
ten Faber. Sie ift inwendig 100 Fuß lang, 70 & breit, und
mit einem zierlihen Thurm verfehen. Die Voſten betrugen
94,320 SI. 1818 iſt darin eine. neue [höngigel gebaut, welche
allein 12,719 Gl. 12 fir. hollaͤndiſch aſtet. Den anfehnlichen
Kirchhof zieren einige Monumente. 4 diefen drei Kirchen flehen
6 Prediger, die darin abwechſe! predigen, 5 in holländifcher,
einer in bdeutfcher Sprache. ı:Ue franzöfifch = reformirte
Kirche ift, wie erwähnt .örder Wange; fie hat einen Prediger.
Den Lutheranern, he, nachdem ihnen feit 1595 die Abhal:
tung des Gottesdier Yunterfagt. war, von 1685 an nur unter
fhweren Bedingrun foldhe viermal im Jahr in einem Privat:
haufe abhalten aaften, wurde erft unter preuffifcher Regierung
1748 freiswübung deffelben erlaubt, worauf: fie 1774 eine gro:
fe, win Aeuffern nicht ſchoͤne Kirche, auf dem alten Bollwerk
euwten. Die Gemeine, welche bereits den dritten Theil der Ein-
oohner ausmacht, hält zwei Prediger daran. Die Catholiken,
welche vorher bloß eine Gapelle befaßen, führten 1803 eine
neue anfehnlihe Kirche an der St. Jorisſtraße auf, welche
bem Aeuſſern nach die fchönfte im Lande ift, und im Innern
durch edle Einfachheit fich über viele catholifhe Kirchen in an
bern Gegenden hoͤchſt vortheilhaft erhebt. Den Altar ziert
ein fchöned Gemählde von Cramer, Die Mennoniten, des
sen es mehrere in ber Stadt gibt, haben ein Haus an der
— (5 —
Hoffſtraße zur Kirche. eingerichtet, und Die Juden eine Syna—
goge hinter der Judenſtraße; der folche bedienende Ober- Rabbi-
ner zeichnet ſich durch gelehrte Bildung aus.
Die Lateinifhe Schule, fehon 1505 geftiftet, 1547 durch
Graͤfin Anna auf beffern Fuß eingerichtet, befindet fich in einem
1789 neu erbauten geräumigen Gebäude hinter: der Rentei. Es
fiehen daran: ein Rektor, Conrektor und Präceptor. Außerdem
haben die Reformirten drei Zrivialfchulen, Die Kutheraner zwei,
und die Gatholifen eine. Dann ift noch eine Schule vorhanden,
morin proteftantifche Kinder, deren Eltern aus Armenmitteln er:
nährt werden, Unterricht erhalten. Zum Unterricht der Jugend
gibt es außer den erwähnten Haupt: Echulen, mehrere Nebens
ſchulen, auch eine franzoͤſiſche; und eine Navigationd - Schule
zum Unterricht angehender Seefahrer, zuerft 1772 eingerichtet.
Ferner eine Zeichenſchule, ſo auch fuͤr angehende east
fer dient,
Die Zahl der Häufer wird fehr ungleich angegeben. Nach den
amtlicher Zabellen von 1804 betrug foldhe 2265 nebft 143 Scheu:
nen und Padhäufer, die von 1815 führt 1868 auf. Nach dem
Stübergeld -Regifter pro Mai 183% find bagegen vorhanden:
Häufer und Wohnungen . 2“... . 2008 |
Packhaͤuſer, Ställe und Scheunen „. 973 |
Bufammen . . 2281 Gebäude.
Vieleicht iſt dieſe Angabe die richtigftez die von 1815 ift nur
von ber bei der Feuer-Societät verficherten Häufern zu verſtehen. *)
Sie ſind in 23 Compagnien eingetheilt und dieſe in ein⸗
zelne Nummern; eine Einrichtung, die ſich aus frühern Zei⸗
ten herſchreibt, als noch jeder Hausvater zur Vertheidigung
) Nach Ubbelohdeꝰs ſtatiſtiſchem Repertorium des Königreichs, Hannover, wovon ſo
eben die erſten Blätter erſchienen, ſoll Emden 2445 Feuerſtellen baden; Janſen's
ſtatiſtiſches Sandbuch von Hannover, wovon ebenfalls beim Abdruck dieſes Bogens
eine Abtheilung erſchienen, fügt ” Hundert und eine dinu, beingt —
die Zahl auf sa. =" -
3 Eu
— 66 —
feines Heerds die Waffen ergriff. Sonſt ift die Stadt noch in
6 Wyfen oder Sektionen eingetheilt. Wenn auch Feind der Ge—
baude durch vorzügliche Größe oder Bauart fich befonders auszeich-
net, das Ganze hat vor vielen andern Städten den Vorzug, daß
faft alle Häufer gut gebaut find. Alte verfallene Gebäude bemerkt
man eben nicht, noch weniger hölzerne Die anfehnlichiten
und fehönften Häufer, im alten Styl, ftehen am Delft und an
ber Neuenthoröftraße; die beiten im neuern, am neuen Markt,
Das größte ift die Klunderburg an der gleichnamigen Straße,
welche ganz das Anſehen einer alten Burg hat, mit zwei Fluͤgeln
und einem, von Sand- und Ziegelſteinen aufgefuͤhrten, großen
Hintergebaͤude, an, der kleinen Deichſtraße, jest in ein Pack—
baus verwandelt. Vom Urfprung und Beflimmung biefes ans
fehnlihen Gebäudes ift nichts bekannt; es war feit undenflichen
Zeiten Privateigenthbum, und biente ſchon 1563 den englifchen
Kaufleuten zur Faftorei, die es für 6000 Gulden gemiethet. Spüs
ter hatte, die Oftindifhe Compagnie ihr Comtoir darin. Das
Vordergebaͤude mit den beiden Fluͤgeln gehoͤrt jetzt den Erben des
Amtmanns Schmid. Hiſtoriſch bemerkenswerth ſind ſonſt an je—
tzigen Privat-Gebäuden noch: die Stadtshalle bei der Faldern—
pforte, 1569 erbaut, flatt der alten, welche an ber füdöftlichen
Ede deö neuen Markts und der Straße: hinterm alten Fleiſch—
haufe, fland, früher das Gafthaus war. Vorher, bis 1803, war
die frangöfifche Kirche darin; jeßt ift e3 ein Padhaus. Die alte
Münze war, ben alten Charten zufolge, ein anfehnliches Ge—
baͤude, mehr einer Burg ähnlich, mit einem großen und Kleinen
Thurm. Gie ſtand am neuen Markt, dem noͤrdlichen Fluͤgel der
Caſerne gegenüber, iſt aber laͤngſt nicht mehr vorhanden, doch
ſcheint das niedrige Gebaͤude unmittelbar am Markt, ſo zuletzt
dem ſtaͤndiſchen Praͤſidenten von Polman gehörte, jetzt dem Kauf:
mann und Branntweinbrenner Meyer, ein Stüd davon zu fein.
Auf diefer Münze hatte Herzog Albrecht feine Wohnung, und
flarb dafelbft nachher. 1573 verkaufte Gräfin Anna folhe an die
Stadt, welche die lateiniſche Schule darin anlegte, ſo fruͤher, ſeit
1505 in der Gertruden-Capelle war, welche. an der ſuͤdweſt⸗
— 57 m
lichen Ede ber Schulftraße ſtand; gegenwärtig vier Armenhäufer
oder Gotteskammern. Die St. Jacobs: Capelle.. Das
Gertruiden : Gafthaus, wahrfcheinlich auf der fübweftlichen
Ede der Pelſterſtraße. Dad Antonio-Gafthaud an der Ems
ſtraße, weftfeit3 zwifchen der Schul: und Pelſterſtraße. Die Dole
oder Schügenhaus am Wall, hinter der Sackſtraße.
Der Stadt-Magiftrat, welcher unter franzöfifcher Regie⸗
rung aufgehoben, am 4. Juni 1818 aber wieder eingefegt worden,
befteht aus einem Königl. Commiffarius Loci, zur Wahrnehmung
landesherrlicher Rechte, dem Magiftrate beigeorbnet, dreien Bürgers
meiftern, einem Syndicus, 6 Stabtsrichtern und Senatoren, wors
unter 4 aus dem Kaufmannsflande, einem Camerarius und zwei
Sekretaͤren. Der Polizei fteht einer der Bürgermeifter mit einen
Affiftenten vor. An Unterofficianten find beigefügt: für die Zu:
fliz, ein Regiftrator, 2 Canzelliften und Galculatoren, ein Sportel-
und Borfhuß:Rendant mit 2 Erecutoren, ein Pedel, Gerichtöbote
und Erecutor. Für die Polizei und Adminiſtration: 2 Ganzellis
fien, wovon einer auch Galculator ift, ein Stadts-Baumeiſter,
ein Stüber:- Empfänger, 2 Stadtödiener, 4 Ererutoren. Der Mas
giftrat verfammelt. fich jeden Montag und Donnerftag, und hält
Dienftags und Freitags Geriht. Neben ihm beſteht, ald Vertre⸗
ter der Bürgerfchaft, das Collegium der Stadtverordneten
von 24 Mitgliedern, und einem: Sekretär, welches an die: Stelle
des, 1589 von den Bürgern eingefebten, 1811 aufgehobenen,
Bierziger-Collegiums getreten, und gemeinfchaftlih mit dem Ma⸗
giftrat. für das Wohl der. Stadt ſorgt. Demnaͤchſt bie Faufs
männifhe Deputation (ehemalige Börfengefellfchaft), vor
welcher alle Handlungs: und Schiffahrtd-Angelegenheiten. gehören,
jedoch ohne Gerichtäbarkeit; es zählt 2 Borfteher oder Ober⸗Aelteſte,
8 Aelterleute, wovon einer Buchhalter: ift, einer Rendant, 1 Se:
ketair und 1 Boten, Zr dad proteftantifhe Armenwes
fen if ein Armen-Collegium eingefegt, beftehend aus einem
der Bürgermeifter, zwei reformirten, einem: lutherifchen Prediger,
4 der Stadtverordneten nebft Sekretär; Zur Aufficht uͤber fſaͤmmt⸗
’ 5 *
— (5 —
liche chriſtliche Schulen, beſteht ſeit kurzem das Schul⸗-Colle⸗—
gium, welches aus zwei ber Buͤrgermeiſter, 3 reformirten, den
beiden lutheriſchen und dem catholiſchen Prediger zuſammengeſetzt
iſt. Zur Erhaltung der Ordnung, beſonders waͤhrend der Nacht,
dient dad Rateler-Corps, welches gegenwärtig 48 Mann
ſtark ift, nebft 24 BVice-Rateler, und unter Anführung von 2
Gorporalen fteht; ein Drittel der erftern muß abwechfelnd nächtlich
Mache halten, und wird bei Verhinderung, von legtern vertreten.
Zur Aufficht über die Feuerlöfh-Anftalten find bei jeder
ber, in verfchiedenen Gegenden ber Stadt vertheilten, fünf Sprü:
gen, 2 Brandmeifter, 4 Affiftenten, 3 Sprüßen- und 2 Röhren:
meifter angeftellt.
Außer den gewöhnlichen Landes-Abgaben wird noch eine Licent-
fleuer von Mahlkorn aller Art und Schlachtoieh, gleichwie in ans
dern Licent- Dertern des Reichs erhoben. Daneben .die ftädtifche
Acciſe von Schlachtvich, Seife, Genever, Branntwein, Wein ꝛc.,
welche zum Theil, befonders auf flarfe Getränke, ſehr hoch ift,
und mit Anfang 1823 noch mehr erhöht worden, auch auf Salz
ſich erfiredt. Ein Buchhalter und Receptor find dabei angeftellt.
Ferner muß Stüber:, Straßenbau- und Rateler- Geld entrichtet
werden. Sodann Armengeld, fo wöchentlich, nad einer beſtimm—
ten Quote, erhoben wird, und für viele die drüdendfte von allen
— iſt.
Eine ſehr nuͤtzliche Einrichtung iſt die Entbindungs-An—
Balt oder Hebammen - Inftitut, worin angehende Hebam—
men unterrichtet, und unvermögende Schwangere, fur; vor ihrer
Entbindung, auf einige Wochen unentgeldlich aufgenommen werz
ben. Es wurde zuerft auf Koften der Landfchaft zu Aurich errichz,
tet, ging nach Auflöfung derfelben ein, ward aber vor einigem
Jahren wieder eingefest, und nach Emden it . Die Un:
terhaltungskoften trat jest der Staat. .
- Sinn für Kunft und Wiſſenſchaft, im vergangenen: Jahrhuu
dert faſt verſchwunden, iſt im jetzigen wieder ſehr rege geworden,
und: auch die jetzigen traurigen Zeitumſtaͤnde, auf Emden doppelt:
ſchwer laſtend, haben: dieſe Neigung nicht ſchwaͤchen koͤnnen.
E72
— (9 —
Mehrere, mit dem letzten Jahrzehend entſtandene, wiſſenſchaftliche
Anſtalten, zeugen dafuͤr. Fruͤher, als Oſtfriesland noch hollaͤn⸗
diſch war, 1808, wurde auch in Emden eine Geſellſchaft zum
allgemeinen Beſten, als Zweig oder Departement der gro—
fen, vom Prediger Nieuwenhuizen zu Amſterdam geſtifteten,
”Maatschappij tot Nut van 't Algemeen” errichtet, gleichwie
in allen andern nieberländifchen Städten. Doch hatte ſolche nur
geringen Fortgang, theils wegen Einführung der holländiſchen
Sprache, bie bei den. gebildeten Einwohnern nicht beliebt. ift,
theils, weil der: große Einfluß, den die hollaͤndiſche Geſellſchaft
auf das Schulmwefen bat, hier-wegfiel, und aus ſonſtigen Urfachen
daher die Gefellfchaft, : befonders feit 1813;; ſich almaͤhlig verklei⸗
nerte und zuletzt ganz aufloͤſete. Sie beſaß ein eigenes Haus
an der großen Oſterſtraße, Departements: Haus genannt, fo'jcht
den: ehemaligen Mitgliedern gehört. Einige Mitglieder diefer Anz
ſtalt vereinigten fid) unterm’ 29. Dechr: 1814, zur Bildung einek
Raturforfhenden -Gefellfhaft, mit dem Wahliprude:)
„Das Licht der Ueberzeugung ift heit'rer Forſcher Lohn,“ welche
ſeitdem ſehr im Aufnahme: gefommen: und auch viele auswärtige
Ehrenmitglieder. zaͤhlt. Ihre Statuten ſind 1821 gebrudtin. Sie
beſitzt eine nicht. unbetraͤchtliche Sammlung phyſikaliſcher In⸗
ſtrumente und Naturalien ‚melche in dem oben Stock des Des
partementshaufes aufgeftellt find, -wo fie auch ihre Verfammlungen
und, in den Monaten April bis Septemberialle 4 Wochen, don
da an. alle 14 Tage, : naturgefchichtliche Vorlefungen haͤlt. Eine
zweite naturforſchendeGeſellſchaft, oder: vielmehr der
Zeitfolge nach; die erſte, iſt die am 19. Dechr. 1814 vom franzoͤ⸗
ſiſchen Prediger Wenz geſtiftete, mehrſt aus den Honoratioren
der Stadt beſtehend, welche keine eigentliche gelehrte Geſellſchaft
ſein ſoll, ſondern vielmehr ein freundſchaftlicher Verein, der ſich
Winters, ale 44 Tage verfammelt. Die anſehnliche Naturalien⸗
Summlung des Stifterd und Directors, ift gegemwätig in dem’
- Zocal der. andern Gefellfchaft aufgeftellt, woſelbſt derfelbe auch im
Winter der Jugend Unterricht in der Naturkunde gibt, an der off
gegen hundert Kinder Theil. nehmen. . Die nit -unbeträgptliche
\ — 70 ———
Naturalien⸗Sammlung des Buchhaͤndlers Weiß, iſt ebenfalls da⸗
ſelbſt aufgeſtellt. Seit einiger Zeit hat ſich auch eine Geſellſchaft
unter dem Namen: Kunſtliebhaber-Verein gebildet, welche
gute Gemählde, die fich. in Emden befinden, anfauft, um zu vers
hindern, daß fie nicht von Auswärtigen. aufgefauft. und verfandt
werden. Sie befißt fehon eine bedeutende Anzahl guter. Gemählbe,
meiſt Originale, die bei dem Malermeifter Heeren aufgeftellt find,
Eine Öffentliche Bibliothek ift auf dem Saal der. großen
Kicche vorhanden, _ gegen-: 3000:. Bände ſtark, worunter manche
feltene Werke. Gie entfland aus den Schenkungen des, 1584
gerftorbenen, Bürgermeifterd Meedman, des aus der Reformationds
zeit ‚befannten Predigerd Dardenberg, und. des Doktors Krommens
ga, welde ihre Bibliothefen der Stadt vermachten; und war
gänzlich in Bergeffenheit und Unordnung gerathen,, bis vor. einis
gen Jahren der. Prediger Meder und der Juſtiz-Commiſſair
Wiarda gemeinfchaftlich. die Wiederaufftelung derfelben und Anz
ferfigung eines raifonnirenden Gatalogd übernahmen; feitdem iſt
folche:: duch Schenkungen: noch anſehnlich vergroͤßert. Privat:
bibliothefen giebt es mehrere, worunter die des Conſuls Hül
lesheim durch Größe und Auswahl fich auszeichnet ,; fo. wie ‘auch
deſſen Kupferftihfammlung. . Aud eine ſchoͤne ———
Bi sun man beim Senator Reimer. an.
Groß —* die Ball. ber — *— a fi AN
Männer, die theild aus Emden hervorgegangen, theild dafelbft gelebt. -
Die mehrflen find: Theologen. Georg Aportanus, aus Hol⸗
land gebuͤrtig, war.ber.erfte, der bafelbft 1520. die Reformation: .
einführte und einer der eifrigften Verfechter berfelben, deſſen Feuer:
eifer fehr viel. zur Abfchaffung des Pabſtthums mit beitrug: Der
noch berühmtere Johannes a Lasco, gebohren in Polen 1409;
General: Superintendent von Oſtfriesland, war eine Zeitlang im
Emden Prediger, von wo er 1550 nach England zog, vier Jahre
fpäter zwar zuruͤckkam, doch im folgenden Jahr die Stadt -wie-
der verließ und, 1560 in Polen ſtarb. Weit uͤberſtrahlte beide
Menfo Alting, zu Eelde in Drente 1544 gebohren, und
1575 zu Emden Prediger geworden, von wo ihm erſt ber Te
am 7. Octbr. 1612 abrief. Ein Mann von ausgezeichneten Geis
fleösgaben und. geoßer- Gelehrſamkeit, glühend für Freiheit und‘ _
Recht, welches ihn feiner: Gemeine fehr theuer machte, über die
er eine unbegränzte Gewalt hatte. Er war mit Haupttriebfeder
der. Begebenheiten, welche Emden frei umd: felbftftändig' machten.)
Dinricus Alting, fein Sohn, zu Emden 17. Febr. 1583!
gebohren, Profeffor zu Heidelberg, dann: zu Groͤningen, gehörte
unter die gelehrteften: Männer feiner Zeit, wie feine vielen ges’
drudte und ungedrudte Schriften bezeugen. Menſo Alting,
des Altern Menſo Enkel, zeichnete ſich nicht‘ minder durch Ge—
lehrſamkeit aus; fein Werk: Notitia Germaniae' inferioris,
bleibt immer höchft wichtig. Der-gelehrte Albertus Har dem⸗
berg ans Overyſſel, a Laſco's vwertrauter Freund, nach feindk
Vertreibung "aus Bremen, feit 1567 Prediger in Emden, ‘wo
er den 18. Mai 1574 farb, machte fi um Emden durch Schen⸗
fung feiner Bibliothek an die große Kirche verdient. Alb. Al⸗
bertoma, ein Groningen, vom 11. Febr. big zum 12. Nov.‘
1693 Prediger in Emben, war ein Dichter von nicht gemeinen
Anlagen ;: ihm verdanken wir die einfache und ſchoͤne Inſchrift
auf der, zum Jubiläum des Collegii der Vierziget geſchlagenen,
Gedaͤchtnißmuͤnze. Eilard Volkart Harkenroth, den 15°
Mai 1670 in Emden gebohren, und als’ Prediger daſelbſt den
18. Febr. 1732 geftorben, erwarb ſich großes Verdienſt durch die
Herausgabe der Beninga’fchen Ehronik, die durch feine, nur zw
felten vorfommenden Anmerkungen roch‘ größern Werth erhalten,
Mehr noch zeichnete fich ſein, daſelbſt 1676 gebohrner, Bruder
Jakob Iſebrand Harkenroth aus, ein eben fü eifriger
Freund feines Vaterlandes und der Freiheit wie Menſo Alting,
der auch vielleicht eine eben fo große Rolle in ber vaterlaͤndiſchen
Gefchichte würde gefpielt haben, wären bie Zeiten diefelben ges‘
weien. Zuerſt Prediger in Rifum, dann zu Larrelt, wurde er
1792 als Rektor nach Appingadam berufen, wo er 1737 ben 6.
Febr. ftarb. Unter feinen Schriften find befonders die: Vost-
vriesche Oorspronklijkheden, merkwuͤrdig und- vom großem”
— —
Werth für jeden, dem die Kenntnig feines Vaterlandes richt
gleichgültig if; wir verdanken ihm manche fehägbare Nachrichten,
die ‚ohne feine Sorgfalt wären verlohren oder unbeachtet geblie—
ken... Seine Erörterungen über den Urfprung der Namen ber.
oftft. Derter, welches die Haupttendenz des Werks ift, ſind oft
ſehr fcharflinnig, manchmal freilich auch, lächerlich und pofficlich,,
und die Einmifchung fremder Gegenflände, welche wenigftens.
ben dritten Theil des ganzen Werks einnehmen, nicht felten am.
unrechten Ort: angebracht, erfcheinen mitunter ; durch die feltfa:-
men Sprünge von einem Gegenftand, auf. den andern, in ſo ko—
mifhen Licht, . daß der aͤrgſte Hppochonprift diefelben nicht ohne:
Lächeln wuͤrde leſen können. Doch dergleichen Fleden Tann: man
Leicht: überfehen: beim großen Werth des Uebrigen. Eduard
Meinerd, gebohren in Emden am 22. Suli 1691 ,: wofelbft- er
auch 1723 als Prediger angeflcht wurde, war. einer ber: vorzüg-
lichſten Theologen, “der ſich hauptſaͤchlich durch feine Erklärung
des oſtfr. Catechismug und ;befonders ‚durch. bie oflfr. Kitchenges
fchishte einen großen Namen. erworben; er. ſtarb am 19. Dechr.
1752. Chriftian Heinrih DIE, zu. Pewſum gebohren,
4782 in Emden Prediger geworden, und. bafelbfl 1804 geſtorben,
nahm unter den. aufgeblärteften Theologen einen ehrenvollen Plag
ein, fo daß ſagar ſein Werk: Onderwijs in de zaligmakende,
WVaarheden, . und ‚die. verbefferte. Ausgabe, des Ember, Catechis⸗
mus ihm Verdruͤßlichkeiten zuzog. ‚Unter den jetzt lebenden Em—⸗
ber Predigern hat beſonders der aͤlteſte derſelben, Helias Me—
der, zu Emden gebohren, ſich durch viele theologiſche ‚Schriften:
ausgezeichnet, worunter feine Erklaͤrung des Emder Catechismus
in drei ſtarken Bänden. das Hauptwerk iſt, fo. jetzt von neuem
gedruckt werben ſoll. Hinrich H. Heffe, deutſch reformirter
Prediger, ließ bis jetzt zwar wenige und kleine, aber gehaltvolle
Werke im Druck erſcheinen, vorzuͤglich fuͤr die Jugend beſtimmt.
Der lutheriſche Prediger Dr. Joh. Chriſtian Herm. Git—
termann, zw Weſteraccum gebohren, zuerſt Prediger in Re
ſterhafe, dann zu Neuſtadt-Goͤdens, von wo er 1807 nach Em⸗
den als zweiter Prediger berufen wurde, hat ſich durch mehrere,
u 75 en
Schriften nicht blos im theologifchen: Fach, auch in dem ber
Gefchichte und fhönen Wiffenfchaften ausgezeichnet, und nimmt
unter Der, ſehr kleinen, Zahl oſtfrieſiſcher —— eine der Ki
Stellen ein.
Sonftiger Männer; ‚. die: durch Gelehrſamkeit ober: Zalente
geglänzt, Fann Emden fehr vieler fih ruhmen; bloß einige der vor⸗
zuglichften ‚finden: hier. Erwähnung. .. Gerhard Bolardus,
Hauptauftifter- der Emder Revolution von 1595, bleibt immer merk⸗
würdig, wenn: auch die Nachwelt: feine Unternehmung nicht. bifliz
gen kann; "feine Kuͤhnheit bewuͤrkte Emdens Freiheit und Flor.
Abhängig vom Regierhaus wie die andre Städte , ‚wäre: fie nicht
das gemworben,: was; fie ward. Nicolaus Bauman, geboren:
zu Emden, -madjte feinen. Namen unfterblich durch das, durch ‚ganz
Europa berühmte: und geſchaͤtzte Gedicht: Reineke de Vos, wie-
wohl ed zurmenig;befannt und ſelbſt, aus Unwiſſenheit, beſtrit⸗
ten iſt, daß er der Verfaſſer deffelben: war. : Er foll.den Stoff
zu-feinem Gedicht während. feines Aufenthalts am Hofe des Hers
zogs won Juͤlich, bei dem er Ganzlei = Sefretär war,’ gefammelt
und unter dem. Namen: Henri? van: Alcmar- folches herausgegeben
haben. Die lebte:&, Jahre ſeines Lebens war. ex Profeſſor zu
Roftod, wo er 1526 ſtarb Johannes Althufius, Syn⸗
dieus der «Stadt: Emden, . wofelbft: er gebohren, auch 1638: in
einem hoben: Alter geftorben, war ein warmer Patriot, großer
Rechtsgelehrter und wadrer Kämpfer für Die Rechte und Frei⸗
heiten feiner Vaterſtadt. Viele wichtige Schriften: hat“ er'cher-
ausgegeben. : Nicolaus von Altena, ſtaͤdtiſcher Syndicus
ſeit 1738, machte ſich nicht weniger verdient um die Stadt durch
feinen. Eifer. fin Aufrechthaltung der Rechte und Privilegien ders
felben,, welches ihn verahlaßte: 4749: feinen Abfchied zu nehmen.
Martin: Faber; Rathsherr zu Emden, vermuthlich. zu Freep⸗
fum gebohten,, verewigte ſich durch den Bau der Neuen Kirche:
ig; Emden, kurz nach deſſen Vollendung er — 15; April 1648 —
farb. Er war zugleih Mahler; man hat noch ſchoͤne Gemählde-
von ihm. Herman Friefenbord, geftorben 1656 zu Em⸗
den, woſelbſt er Lehrer in der Arithmetik und Steuermannskunſt
— 74 —
war, zeichnete ſich nicht nur in dieſer Wiſſenſchaft aus, mehr
noch in der Kunſt mit der Feder zu zeichnen, worin er es zu
einer Fertigkeit gebracht, die alles uͤbertraf, was vor und nach
ihm in dieſer Kunſt geſchehen; Tjaden, ſein Biograph, nennt
ihn ein Wunder der Nachwelt in der Kunſt mit der Feder zu
zeichnen. Mentetus Ketwig, in Leer 1674 gebohren, war
einer ber erften Rechtögelehrten, und Advokat zu. Emden, deſſen
Praxis zu den ausgebreitetſten gehörte. Nathaniel Albrecht
Schmäid, Amtmann zu Riſum und Juſtiz-Commiſſaͤr in Ems’
den, ſeinem Wohnort, war ebenfalls einer Der. erſten Rechts⸗
kundigen; ſeine Bibliothek war die groͤßte der Privatbibliotheken
in Oſtfriesland; er flarb 1810. Simon Panzer, aus Meer
ner. gebuͤrtig, 1754 geſtorben, war ‚Rechenmeifter in Emden $-
feine: Rechenbücher ſtehen noch in verdientem Ruf... - Gerard
Duthoff, von Emder Eltern gebohren, Prediger dafelbft;:
machte ſich durch feine forgfältig zufammen getragene Schrift‘
Verhaal vartıalleı de. hooge .VVatervloeden, ſchaͤtzbar. Eine:
fonderbare, Erfheinung war :Elifabeth van Onna, bie am
W. Juni 16818, in; emem. Alter von 67 Jahren ſtarb. Zur
Schwaͤrmerei hinneigend, dabei der ſtrengſten Orthodoxie erge⸗
ben, ſchuf ihre dichteriſche Phantaſie ſich eine: eigne: Ideenwelt
welche ſie zuletzt zum Wahnſinn fuͤhrte. Ihre geiſtliche Gedichte
in zwei ſtarken Bänden: erregen — — ihre Talente:
nicht‘ ausgebildet worden. J
Bon den jetzt lebenden Gelehrten hat ſih be‘ VBhrgetmeifter:
Helias Loefing, gebohren zu: Enden 4760, duch einige;
kleine Schriften rühmlich befaunt gemacht; ſein groͤßeres Werk,
die Geſchichte der Stabt Emden betreffend, iſt Leider nicht ge⸗
druckt. Der Stadt⸗Sekretaͤr Heinrich. Huͤllesheim, von’
Lingen, gebürtig, ein 8ajaͤhriger Greis, der noch jetzt fein! Amt
mit Eifer wahrnimmt, machte ſich in vieler Hinſicht um die
Stadt ſehr verdient. Auch ſchrieb er. mehrete Auffaͤtze in Zeit⸗
ſchriften, und die Emder Ehronik iſt bon ihm verfaßt, Her⸗
mann Hoffmann, aus dem Naſſauiſchen, ſeit 1775 Rektor
an der lateiniſchen Schule, erwarb ſich großes Verdienſt um dieſelbe;
mehrere gehaltwolle Programme," auch‘ einige Gedichte, find bon
ihm. in Drud gegeben. *) Der Stadtbaumeifter Ranninga hat.
zwei mit vielem Beifall aufgenommene Werke über die. Schiffahrtds
kunde verfaßt, ein anderes von ihm, ſchon vor Drei Jahren ange⸗
fündigte: "Bemerkungen und Vorfchläge zum Beſten des Vaterlan⸗
des” ift aber bis.jegt noch nicht gedruckt. Joh. Wilhelm .Gits
termann, praftifcher Arzt, bat, obgleich: noch jung, ſich ſchon
durch einige medicinifche Schriften befannt gemadt. #) Vom
Oberrabbiner Löwenftamm befigen wir einige Heine theologifche
Schriften ,: die von einer unter feinen Glaubensgenoſſen nicht
häufig vorkommenden, aufgeklaͤrten Denkungsart zeugen.
Emden iſt auch der Geburtsort mehrerer vorzuͤglicher Maler;
unter denen beſonders Ludobf Backhuiſſen hoch hervor glaͤnzt,
der, als Seemaler, noch von keinem uͤbertroffen worden. Er
war amı18. December 1631 im’ Emden: gebohren, und fol: der
Sage nach zuerſt in einer Seilerfabrik geatrbeitet haben, bis ein
Hollaͤnder ihn bemerkte und mit ſich nach Amſterdam nahm,!avo
er faſt ohne fremden Unterricht, ſich zu‘. dem großen "Maler bil⸗
dete, auf den ſeine Vaterſtadt ſtolz fein kann. ‚Er ſtarb daſelbſt
am 7. November 1709. **) Auch die Maler Coninkloo, Pier
man, Sanders: u.a. waren in Emden gebohren. Tjarko
Meyer Cramer, Sohn des noch lebenden Stadt-Caͤmmerers
Cramer, gebohten am 1Juni 1780, würde unter den Malern
einen ausgezeichneten Rang eingenommen haben, haͤtte nicht der
Tod zu frich ſeinem Streben ent Biel geſetzt. Zuerſt auf dem’
Kunſt⸗Akademien zu Kopenhagen und Berlin, demnaͤchſt zu Dres⸗
ben ſich gebildet, zog er 1804 nach Rom, wo er 8 Jahr verweilte
und die herrlichſten Fortſchritte in ſeiner Kunſt machte; zu große
Anſtrengungen griffen ſeine Geſundheit an, und machten am 7.
Mai 1812 feinem Leben ein Ende. — Auch der Maler J. 8 de
Haan verbient Erwähnung.
*) Er flarb am 29. Juli dieſe⸗ Jahrs, 83 ee alt.
**) Auch einer, Nyon der Sorietät der Wiffenfchaften zu Haarlem geränten,
Preisſchrift über die Schugblattern.
*) Zu Gittermanns Galender auf 2822 befindet ſich Bakpuifens Biographie vom
Derausgeber.
— 00 —
- Der geſellige Ton in Emden ift ungezwungener wie dor einigen
zwanzig Jahren; bad Steife iſt verſchwunden, die Stadt ift eine:
bentjche geworden, da: fie fonft mehr bem Hollänbifchen anhing..
Zur: Beförderung gefeligen Bergnügens- bildete ſich vor; ohngefähr‘
zwanzig Jahren: die. Gefellfchaft zum guten Endzwed oder Ref: _
fource, welche «ein eigenes huͤbſches Haus am neuen Markt beſitzt,
auch außer. der Stadt. mohnende ‚gebildete. Perfonen. zu Chren-Mit:
gliedern aufnimmt. Sie hält eine Anzahl Zeitfchriften,. Privat⸗
Concerte find im Winter ‚wöchentlich, vorher zweimahl Die: Woche:
Ein: Schaufpielhaus. ift vor mehreren Sahren: von einem. Saft:
wirth gebauet, und wird zuweilen von wanberhben Truppen be=-
nußt. Auch Maskenbälle hat man vor zwei. — ini
ſcheint fie aber wieder ‚aufgegeben zu: haben.
"Sn den Vorſtaͤdten und am alten Graben . ne: side Gärten,
worunter einige recht: hübfche. Aber vor den: Thoren befinden ſich
feine, bloß. große Kohl⸗ und Kartoffelfelder und Wieſen, ohne
Baum: ober Strauch. Der: Wall : bietet. einen angenehmen Spa:
tziergang dar; Drei Reihen hoher Bäume.zieren ihn, bequeme, mit
Grand feſtgeſtampfte, Pfade, erlauben aud im. Winter ben Zus
gang, hin und: wieder «angebrachte: Site‘ Jaden «zur: Ruhe ein.
Die Ausfiht auf die weite gruͤnende Ebene: gibt: freilich wenig:
Abwechslung; die. zahlreichen Dörfer ded Embder :und Greetmer
Amts fieht -man..bloß in der Ferne, im. Halbzirker ſich umudie
Stadt ziehend; angenehmer. ift die Ausſicht auf. die Stabt+felbftj.
noch anziehender die auf die ſpiegelnde Waſſerflaͤche der :akteit:
Ems und den Dollart, woraus in der Ferne die Rhede mit ihren
Schiffen und die Groninger Kuͤſte hervorſchimmert⸗ 3 0 tere
Milder Stiftungen für Arme und Waiſen beſitzt die Stadt meh⸗
rere, ſaͤmmtlich aus fruͤhern Zeiten herruͤhrend. Die bedeutendſte
iſt das Gaſt- oder Waiſenhaus, welches gegen :200 alte’
Leute und Kinder enthält und feit 1561 ig ehemaligen: Franzis—
kaner-Kloſter eingerichtet iſt. Es gehört der hollaͤndiſch-refoxmir⸗
ten Gemeine, doch werden auch die Armen der lutheriſchen, gegen
1800 Gulden jährlichen Beitrags, darin aufgenommen, Die Gaft:
hauskirche und mehrere daneben ftehende Häufer und Padpäufer
— 77 — |
gehören diefer Anftalt, welche außerdem über 200 Grafen Land
befigt und im Ganzen 26 — 27000 Gulden jährliher Einkünfte
hat; welches indeß noch nicht hinreicht, die Koften zu beftreiten,
Die Verwaltung beforgt ein Verein von 2 Xelterleuten und 6
Borftehern, unter denen der Gafthaus-Bater und Mutter zur Bes
forgung der Defonomie ftehen, und 4 Bürgerwittwen oder Außen⸗
mütter, fodann ein Schulmeifter nebft Frau. Es herrſcht gute
Ordnung im Haufe, die Koft könnte aber beffer fein, fo wie Die
Ginrichtung. Die Knaben Iernen ein Handwerk oder fonfligen
bürgerlichen Betrieb, die Mädchen werden nach ihrem 13ten Jahr
zur Arbeit im Kinderhaufe ——— Nach Vollendung des 18.
Jahrs werden ſie mit einem kleinen Geſchenk entlaſſen. Die
Diakonie der hausſitzenden Armen forgt für die Erhal-
tung ber zu Diefer Glaffe gehörenden Unbemittelten, und theilt
ihnen wöchentlich Geb aus, oder bringt fie bei Bürgern unter,
Groß ift die Zahl dieſer Armen und täglich "vergrößert fie ſich.
Sonft durch freiwillige Gaben der Bürger unterhalten, hat man
fich feit einigen Sahren gezwungen gefehen, ſolche in gezwungene
Beiträge zu verwandeln, und jedem eine wöchentlihe Quote von
4 bis 54 Stüber aufzulegen. Die Schiffer, welche, nebſt den
Rhedern, ſich 1481 zu einer eigenen Gilde oder Zunft orbneten,
flifteten zugleich die Gilde der Schiffer- Armen, fo feit 1496 bie
Glementiner Brüderfchaft heißt (fo wie die Gilde felbft),
woran hernach auch andre Arme Theil nahmen. 2 Xelterleute
und 4 Schaffer ftehen der Anftalt vor, welche aus Zinfen belegter
Gapitalien und dem Ertrag einer, um Neujahr bei den Häufern
angeftellten Collekte, ale 14 Tage Brod und Butter an Wittwen
von Schiffern und andern Bürgern austheilt, auch verunglüdten
Seefahrern einen Zehrpfennig gibt. Die Ankunft der niederlänz
difchen : und ‚englifchen Emigranten, veranlaßte 1553 bie Errich⸗
tung der Diakonie der Fremdlingen Urmen, welche auch
nach Zurüuͤckreiſe der Flüchtlinge beftehen blieb, und an 90 bis 100
Haushaltungen alle 14 Zage Brod und Gelb, im Herbſt auch
Torf und Grüge austheilt. Ein Kaffier und 12 Diakonen flehen
der Anftalt vor, welche die Koſten aus einem monatlichen Bei:
nee 70 em
trag vom 850 — 900 Perfonen zu 2 gGr. jebe,- beftveitet. Der
Stadt=:Borrath, 1557 durch Beiträge der Bürger gegründet,
ift beftimmt, bei theuren Zeiten Brod zu erniebrigten Preifen an
weniger Bemittelte verabfolgen. zu laſſen. 6 angefehene Bürger
verwalten foldhe. Einige 20 Armenwohnungen, Goos- (Got:
te3:) Kammern genannt, find außerdem vorhanden, welche ar-
men Wittweg zur freien Wohnung eingeräumt werden. Die
franzdjifch reformirte, catholifche und Mennoniten » Gemeinden er:
halten ihre Armen aus eigenen Mitteln.
Das Stadts-Wappen befteht gi 1495 aus einem, in brei
Theile getheilten, Schilde, wovon der mittlere Theil eine mit
fünf Zinnen verfehene Mauer von rothen Biegelfteinen vorftellt,
an defien Fuß, ald unterftes Feld, wogendes Waffer: Sinnbild
ber vorbeifliegenden Ems, von ber. Stadtmauer begränzt. Im
oberften , fchwarzen, Felde erhebt ſich eine ‚gelbe, gekrönte, Harz
pie über der Mauer mit ausgebreiteten Flügeln. ine große,
gelb, blau und roth gemahlte Krone bedeckt den, mit einem
Kranz von Laubwerk umgebenen, Schild. Das ältere Stabt3:
Wappen beftand aus den Abbildungen des heil, Cosmus ‚und
Damianus, den Schußheiligen der Stadt.
Die Stadt befigt mehrere anfehnliche Herrlichfeiten, welche fie
im 16. und 17. Jahrhundert anfaufte, um Sig und Stimme
unter der Ritterfchaft zu erhalten, fo ihr aber nicht gelang. Zus
erft 1597 die Herrlichkeit Up- und Wolthuſen; Borſſum nebft
Sarfum 1629, und Dlderfum 1631, welde SDerrlichkeiten zus
fammen 17%, DMeilen halten, mit 10 Kirchfpielen und 3177
Einwohnern. Die Gerichtöbarfeit daruͤber, welche fie bereitd bei
der franzöfifchen Juſtiz-Organiſation 1811. verlor, ift bei ber
neuen Organifation 1817 dem Amte Emden zugelegt. Sonft
hielt fie für die Herrlichkeit Olderſum allein. einen Amtmann,
und einen für die 3 uͤbrigen. Die Einkünfte, fo fie noch dar:
aus zieht, betragen nur gegen 1350 Rthlr., indem bie mehrflen
Allodialguͤter bald nach dem Ankauf ſchon veräuffert worden... .
Dee
* nr
— 79 —
Stadt und Amt Aurich.
Stadt |
Ania, die ehemalige fürftliche Reſidenz-Stadt, liegt ohngefaͤhr
in der Mitte der Provinz, unter 250 8° 53° Länge, 530 28° 15”*)
Breite, 454 Meilen von Leer, 31%, von Emden, 314 von Nors
ben, 324 von Efens, 6 von Neuftadt Gödens, ald dem öftlichften,
6% von Papenburg, dem füdlichften, 6%4 von Neufchanz, dem
weftlichften Graͤnz⸗Ort, auf einer großen fruchtbaren . fandigen
Ebene, fo im Weften bis zu der 2 Stunden entfernten Marfch
jih ausdehnt, Nord: und Dftfeits auf 4 Stunde, wo Heide und
Moor anfängt, Suͤdſeits mit abwechfelnden Heidefeldern vermifcht.
Den Namen fol fie, nach Bertram, von einem gewiffen Aduard,
(auch Awart ausgefprochen) oder von Auricius, einem edlen Roͤ—
mer, befommen haben; andere leiten ſolchen, vielleicht mit meh:
serm echt, von der fruchtbaren, auenreichen, Gegend ber,
worin fie liegt. In alten Schriften wird fie bald Awerk, Awrike,
Aurihdorf, auch Aurichhafe genannt; fie gehörte zum Brofmer:
lande, defjen eine Kirche, dem heil. Lambert gewidmet, hier ftand,
daher der Ort auch Lambertshafe genannt wurde. Won fei-
nem erften Anfang ift und fo wenig befannt, wie von dem ber
meiften einländifchen Oerter. Darf man ber Raſteder Chronik
trauen, fo wurde bereitd unter Garl des Großen Regierung bies
felbjt eine Kirche errichtet; wenigftens ift fo. viel gewiß, daß ſchon
fehr früh eine Kirche oder Gapelle vorhanden war, welche auf der
Stelle. des jegigen Gafthaufes fland, und deſſen Kirchhof noch
heutigen Tages der Fleine Kirchhof heißt, größtentheils mit Haus
fern bebaut. Im AAten Sahrhundert gehörte Aurich nebſt Auris
cherland, den Däuptlingen Broofmerlands, welche daſelbſt eine
Burg hatten, fo auf dem jetzigen Piqueurhof fiand, Sie war ber
*) Nemlih der Schloßthurm ...... 250 8’ 391 Länge, 53° 28° 9 Breite
. Synagoge ———— 250 8 4630 Be x 28 1743
— Mühle auf dem'Wall. . 250 9° zul 0 ZN age ai
Bufoige Beobachtungen des Profefios Oltmanıdı = =
— Bo — ,
Wohnfig Nitter Occo's ten Broek, der 1389 von Folkmar Alena
angegriffen, vor derſelben erſtochen wurde; Damahls hatte der
Ort fhon zugenommen und hieß ein Zleden. ode Ukena ero—
berte die Burg 1427, und behielt folche in Befig, legte auch,
wie es fcheint, im einiger Entfernung davon, 'eine Schanze an,
denn noch heißt eine Stelle außerhalb der Stadt, im Oſten,
Focke's Bolwerk. Drei Jahre fpäter nahmen die wider ihn ver:
bündeten Häuptlinge, unter Edzard Cirkſena's Anführung, die
Burg ein und fchleiften deren Feſtungswerke. 1438 trugen bie
Einwohner von ganz Auricherland, folche Edzard und Ulrich Eirfs
fena, fodann Wibet von Efend auf; letzterer und Ulrich überlies
Ben ihren Antheil an Edzard, der nun allein Häuptling von
Auricherland wurde, und nach deffen Zode fein Bruder Ulrich
Girffena, nachheriger erſter Graf von Oſtfriesland. Ulrich er—
baute 1447 oder 48 eine neue Burg, der alten grade gegenüber,
weshalb fie die Averborg genannt wurde, auf der Stelle, fo bis
bahin zum Viehmarkt diente, Es iſt das jetzige Schloß. Im
der fächfifchen Fehde, 1514, wurde der Ort von der Burgbefa=
gung felbft angezündet und brannte gänzlih ab. Nur nach und
nach wieder aufgebaut, erfland er regelmäßiger wie vorher, und
mit der Neuftadt und Ofterftraße in der jetzigen Ausdehnung ver:
groͤßert; 10 Jahre hernah, ließ Graf Enno fie mit Wal. und
Graben umgeben, und ertheilte ihr 1539 flädtifche Privilegien
und einen Magiftrat, der aus 2 Buͤrgermeiſtern und 2 ‚Aelter:
Veuten beſtand. Hernach breitete fich die Stadt noch mehr, wies
wohl langfam, auß, wodurch bie Borftadt im Weſten entftand,
Sie verlohr 1561 durch eine Feuerdbrunft die mehtften Häufer
an ber Burgftraße, Die indeß wieder aufacbaut wurden, fah fidy
aber am 30. Juli 1814 in Gefahr, gänzlich in Flammen aufzu:
gehn, indem bei einem nordweftlichen Gewittir- Sturm Brand in
der Gaferne entftand, welcher zwar gefüfcht wurde, aber die daran
ſtehende Jaͤgerhaͤuſer ergriff, und in Afche legte. ine darin bes
findfihe Quantität Pulver entzimbete ſich und fihluderte brens
nende Sparten und Späne nach dem, gegen 100 Schritt ents
fernten Haufe des Juſtiz-Commiſſairs Stürenberg und: der noch
— 81 ——
weiter entfernten Hauptwache. Erſteres brannte gaͤnzlich ab, letz⸗
tere groͤßtentheils, zugleich flog das auf dem Boden derſelben
befindliche Pech der Militärfchufter nach allen Seiten, vom Sturm
getrieben, hin und fledte mehrere Dächer beim Schloß, der Burg:
firaße und noch tiefer in die Stadt, an. Die ganze Stadt wäre
zu Grunde gegangen, wenn fich nicht plöglid der Wind nad)
Oſten gewendet und ein ſtarker Regen herabgefallen märe, ber.
Rettung brachte.
Aurich ift eine zwar nicht große, doch im Ganzen recht hlibfche
Stadt, die ganz das reinliche nette Anfehn der holländifchen Städte
bat. Nur am Wall im Norden und Offen trifft man meift Beine
alte Häufer an, fonft durchgängig neuere, zum Theil große, und
manche guten Styls; die beften flehen an der Burgflraße, am Ha:
fen und dem Markt, welcher, in Vergleich der Kleinheit des Orts,
groß heißen kann. Die Straßen find meiftentheild grade, bie
Hauptftrage ift die vom Burg» zum Oſterthor von Weften nad
Dften gehende, fo bis zum Markt die Burg- auch Lange-, von
da an, Oſterſtraße heißt, dann die vom Markt grade aus nach
dem Norderthor gehende, und die Kirchflraße, bie übrigen find
enger und nicht fo reinlich. Die Hafenſtraße ift durch Anles
gung der Zredfahrt entflanden, und fehr ſchmal. ar
Wal und Graben umgeben die, faft vieredige, Stadt. Erſte—
ser iſt mit, meift flarken alten, Bäumen bepflanzt, die im Som:
mer angenehmen Schatten darbieten; legterer ift nach der Schloß:
feite zugerporfen, Ehedem ging noch ein zweiter Wal und Gra⸗
ben um ben erfien, wovon im Oſten noch Refte zu fehen, im
Norden und Süden find folche gefchlichtet und mit Gärten und
Häufern bebaut. Die Stadt hat 3 Thore und 2 fonftige Eins
gänge: nemlich dad Burgs Norder- und Ofter- Thor. Erfteres,
ein bloßer Bogen, fleht nicht im Wall, fondern ein paar hundert
Schritt davon entfernt, wo vordem ber weftliche Außengraben war,
ber zugleich die alte Burg und das Schloß umgab; daneben bie
Militärwache. Dad Norderthor hat an beiden Seiten niebrige
Mauern. Das alte gemölbte Oftertbor, 1529 gebaut, iſt 1806
abgebrochen, der Wall an beiden Seiten ſchraͤg abplanirt, Beide
6
’
— — Eu
Thore find ohne Thuͤren, fo daß die Stadt ganz offen ift, de
auch der Eingang zum Hafen Fein Thor hat. Außerdem ift noch,
ald Zugang zum neuen Kichhof, eine Deffnung durch den Wall -
gemacht mit einer Gitterthür. Brüden find, außer der am Ha⸗
fen, bloß zwei ganz fleine vor den Thoren vorhanden. Außer
dem Marftplag, worauf die Wochen und Jahr: Märkte gehalten
werden, gibt ed noch. ginen großen offenen Pla vor dem Norder=
Thor, der ehemals, nebft der daran liegenden Bleiche, zum Schü=
genfeld diente, jegt zum Pferdemarkt; und einen Fleinern vor
dem Schloß.
Das bemerkenswertheſte Gebäude ift Dad Schloß, weldes an
ber fübweftlichen Ede der Stadt ſteht. Graf Ulrich erbauete es
4447 mit 4 Thuͤrmen an den Eden, nebft noch einem großen
Thurm im Südweften, und führte einen Wal und Graben dar:
um, Graf Edzard IL aber bauete e& 1578, nach einem zehn
Jahr früher eingetretenen Brand, mehr und beffer aus, fo wie es
noch jego vorhanden, nur daß drei ber Thuͤrme fpäter abgebrochen
worden. Es war folche bis Ende des 16. Jahrhunderts mehren-
theild, feitdem beftändig, gräfliche und fürftliche Reſidenz. Das
im Norden davor ftehende Außere Schloß iſt vermuthlich zugleich
mit dem innern gebaut, die weftliche Seite defjelben lich Fürft
Georg Albrecht 1731 und 32 mit Beihülfe der Stände neu auf:
führen, und zur Ganzlei und Hofgericht. einrichten, ben untern
Raum zum Marftall. 1729 bauete er die große Hauptwache, in
beffen obern Stock ehedem die Garnifonficche war, hernach, von
4745 bis 4811, die reformirte Kirche. Weſtſeits des Ganzlei: Ge-
baudes fieht das Amthaus, dem fich ſuͤdſeits mehrere Gebäude
anfchließen, worunter die Neitfcheune und Das vor vier: Jahren
neu erbaute Gefängniß. Zwei Wälle und Gräben umgaben fonft
das Ganze. Im innern Schloß haben gegenwärtig Die verfchiedenen
hoͤhern Gollegien ihren Sitz, auch ift darin die Schloßcapelle,
worin fonft der General:Superintendent prebigte, fo aber baufäl-
fig iſt. Sonft trifft man eben nichts Bemerkenswerthes im Schloß
an, außer den Portrait3 fämmtlicher regierender Herren bed Lan⸗
des. In der norbweftlichen. Ecke des Walls fieht: man noch „Die
a
— 55 —
_ Grundmauern bed Zwingers, den Gräfin Anna, 1556 — 58,
aus den Steinen mehrerer Klofterlicchen, den Mauern und Tho—
sen des Kirchhofs zu Martenhafe aufführen, Fürft Georg Albrecht
aber 1713 abbrechen lieg. Die Mauern waren. außerordentlich
did, inwendig mit ſtarken Pfeilern verfehen. 1819 ift der Gras
ben um da3 innere Schloß zugemworfen, wodurch ein großer offes
ner Platz entſtanden, der Wal vor dem äußern Schloß abgetra:
gen und mit der Erde ber nördliche Außengraben gefült. Das
durch hat das Ganze ein freundlicheres Anfchen gewonnen, Die.
Hauptwache mit ihrem gewölbten Durchgang, fonft am Graben,
unmittelbar vor der Bruͤcke ſtehend, ift aber nun ‚ganz tfolirt,
und die häßlichen alten Gebäude zur linken, fonft zu Gefängnif:
fen zc. dienend, find fihtbar geworden. Wie es heißt, follen je
doch diefe abgebrochen und auf der Stelle Gafernen für das, in
der Provinz cantonnirende, Keib-Guiraffier- Regiment, aufgeführt
werden. Die jegige Caſerne flieht dem Schloffe gegenhber und
it 1765 größtentheils neu gebaut.
Die Iutherifche oder Lamberts- Kirche, woran zwei Prebdi:
ger, befteht aus zweien an einander ftehenden niedrigen Gebäuden, .
wovon dad im Norden fchon 1270 fol erbauet fein; das füdliche ift
während ben Jahren 1498 bis 1509 aufgeführt, und koſtete 400
Gulden Rheinl. Arbeitdlohn. Bei dem Brande von 1515 brann⸗
ten die Dächer und Gewölbe ab, die Mauern blieben ftehen; Die
Wiederinftandfegung muß aber nicht mit der, tn vorigen Zeiten
gewöhnlichen, Solidität gefchehen fein, denn: die Kirche ift fo
baufällig, daß, obgleih 1821. 1500 Rthlr. zur Ausbefferung vers
wandt worden, fie entweder neu gebaut, oder einer Hauptreparas
tur unterworfen werden muß, welches indeß, dem. Urtheil Sachs
verftändiger zufolge, keinen Nutzen leiften ‘wird. Geit Februar
d. I. wird nicht mehr darin geprebigt, der Gefahr- wegen. In
biefer Kirche ift das fürftliche Erbbegräbniß, worin bie Leichen ber
Fuͤrſtlichen Familie von Edzard II. an, in 46 Särgen befindlich,
bie größtentheild von Zinn verfertigt find, manche mit vielen Vers
jierungen von Silber und anderm Metall. Auch findet man bars.
in, außer mehrern Grabmählern, einen, vom Klofter Ihlo herruͤh⸗
6 *
— Be —
renden flarf vergoldeten Beinen Altar, worauf die Leidendgefchichte
Sefu in kuͤnſtlichem Schnigwerf vorgeftellt, und einen, ihn ein=
fhließenden größern, welchen Graf Ulrich II. der Stadt gefchentt,
Der fehr dide niedrige Thurm, deffen Bau Fürft Enno Ludwig
angefangen, ift 1662 durch die Bürgerfchaft vollendet. Die re-
formirte Kirche, 1812 — 14 erbaut, hat ein ſchoͤnes Aeu⸗
fere, und auch inwendig gefchmadvolle Einrichtung. Sie würde
noch mehr zur Zierde der Stadt gereihen, wenn ihr Standort
an der nördlichen Seite des Markts, ftatt an ber wenig befuch-
ten Kirchſtraße ware. Die nicht große Gemeine erhielt erfi 1701
Erlaubniß, in einem Privathaufe ihren Gottesdienft zu ‚verrichten;
König Friedrih räumte ihr 1745 die Garnifonkicche über dem
Wachthauſe ein, worin bis 1771 der Prediger zu Bedecaspel alle
4 Wochen predigte; ſeitdem hält fie einen eigenen Prediger. Die Eos
Ionien Plaggenburg und zum Theil Neupfälzdorf, gehören zu biefer
Gemeine. Auch die Suden haben 1811 eine Heine Synagoge in
der Nähe ber reformirten Kirche erbaut, die ebenfalls recht artig ift.
Das Rathhaus, 1612 gebaut, ſteht am Markt, an der Ede ber
Oſterſtraße, ift aber feine Zierde beffelben. Noch unanfehnlicher das,
.4632 erbauete, Gaſthaus, fo mit dent Giebel an der Hafenflraße
ſteht. Das Iandfhaftlihe Haus iſt, wenn auch nicht das
größte, doch eins der gefhmadvollften in der Stadt, und von dem
Commerzien:Rath Meyer erbaut, der e3 1819 an die Randfchaft ver:
faufte. Es fleht am Hafen außer der Stadt, und die, 1821 neu er:
baute, Stadts- und lateinifhe Schule, unweit der Kirche;
deren Kirchhof in demfelben Jahr geebnet und der Mauern entblößtift. -
. Aurich, obgleich feit Erlöfhung des Fürftl. Haufes, bloße Land;
fladt, ift feitdem, flatt zu verfallen, nur noch mehr empor gekom⸗
. men, und fteigt noch immer. Sie iſt die einzige ber einlänbi-
ſchen Städte, welche durch die Zeitumſtaͤnde nicht gelitten, und
würde fich noch beffer ftehen, wenn die Bürger fic) weniger dem
Luxus hingäben. Die Bevoͤlkerung fleigt jährlih, und immer
werden noch neue Häufer erbaut. Im Jahr 1787 betrug bie
Zahl der Einwohner nur 1912. 4815 aber, mit ber Vorſtadt
2660,. und jest ift folche auf 3163 geftiegen, die bes Häufer auf
— 55 —
440. Jeder hat ſein Auskommen, manche leben in Wohlſtand;
großer Reichthum iſt zwar nicht anzutreffen, eben wenig aber Ar:
muth. Sehr viel hat zum mehrern Emporfommen ber Stadt bie
Anlage des Canals nach Emden beigetragen. Als Sig der Regie
rung gewinnen die Gewerbfreibenden aller Art, durch das zahl,
reiche Perfonal derfelben, hauptfächlich ihr WVeftehen. Demnaͤchſt
durch Fabriten und fonftige ftädtifche Gewerbe. Man findet hiex
eine große Pfeifenfabrit, welche an 40 Menfchen befchäftigt, und
auch außer Landes ihre Fabrikate fendet, eine Papiermühle, nahe
bei der Stadt, die ebenfalls vielen Menfchen Nahrung gibt, eine
Rauch- und Schnupf-Tabaksfabrik, eine Zöpferei, Lohgerberei,
Seilerbahn, Korkftöpfelfabrit, eine Branntweinbrennerei und 2
Bierbrauereien u. a. Früher auch eine Thonwaarenfabrif, welche
fehr gefhmadvolle Waaren lieferte, vor einigen Jahren aber wieder
einging. Im Jahr 1804 waren da: 40 Kaufleute und Krämer, 4
Soldfchmiede, 2 Uhrmacher, 10 Lei nenweber, ein Buchdruder, 4
Buhbinder u. f. w., auch 166 Juden. Die vielen Märkte tragen
gleichfalls zum WBeftehen der Stabt bei. Es werben jaͤhrlich 5
Krammärkte gehalten: 2 im Frühling, 3 im Herbſt; ber letzte, auf
Simon Juda Tag, ift zugleich fetter Biehmarft, fo auch, nebft
bem vierten, Flachsmarkt, worauf viel Flachs koͤmmt, Gänfe
gleichfalls, Außerdem find 5 Pferdemaͤrkte, wovon der am Mon:
tag nach Dftern und der im Auguft, die größten im Sande find,
wo manchmal mehrere taufend Pferde zufammen kommen, und
Käufer aus allen Gegenden Deutfchlands. Ferner ift wöchentlich
zweimal, Dienflags und Freitags, Getreidemarft, wohin nicht
bloß das Korn des Auricher. Amts, fondern auch fehr viel von
Harlingerland und dem Berumer Amte gebracht wird, vorzüglich
Roden, Hafer, Buchweigen. Vieles davon wird durch Kaufleute,
gefauft und zu Wagen nach Leer gefandt, einiged nad Emden,
Einige wenige Bürger legen ſich auf den Garten: und Aderbau
nebft Kuhmilcherei, doch ift folches unbedeutend,
Der Stadt: Magiftrat:beftand fonft aus ————
und zwei Rathsherren nebſt einem Sekretaͤr; gegenwaͤrtig nur
aus einem Buͤrgermeiſter und Vice-Buͤrgermeiſter, bloß zur Ber:
—— [—
’
waltung und Polizei, Die Gerichtsbarkeit ift dem Amte beige-
Jegt. Eriterm ift ein Gemeinderath zugefügt. ‚Dann befteht
ein Armen: Direftorium, zufammengefegt aus den 3 Pre-
digern, 8 Bürgern, mit einem reformirten Vorſitzer, und den 4
Borftehern der Iutherifchen Gemeine, welche letztere dad Armen:
weſen verwalten... Die Armen werben theild durch Collecten un:
$erhalten, wozu außer. ber Stadt und Borftabt, auch die zum
Kirhfpiel gehörenden 11 Dörfer und -Colonien, nach einer be-
flimmten Quote, beitragen müffen, theild im Armen- oder Gaft-
haufe, welches gegen 50 alte Perfonen und Kinder enthält, und
ohngefähr 3300: Rthlr. Einfünfte hat, die Golleften mit einbe-
Hriffen, worunter nur ein Drittel an beflimmten Gefällen. .Die
Armen. jener Dörfer und Colonien werden davon mit unterhalten,
Aurich hatte fonft eine Tateinifche, eine Stadt: und Ga:
tehismus-Schule. Erſterer wurde 1646 durch Graf Ulrich
IT: eine beffere Einrichtung gegeben und 3 Lehrer dabei angeftellt,
daher fie gewöhnlich ulrichs-Schule genannt ward. 1821 iſt
ſolche zum Lyceum erhoben und in 5 Claſſen eingetheilt, denen
ber vorige Rektor als Direktor vorſteht, unter welchem ein Con-⸗
rektor, Sub-Conxektor, zwei Collaboratoren, woͤvon der eine zu⸗
gleich franzöfifcher Sprachlehrer iſt, und ein Zeichenlehrer. Ge:
genſtaͤnde des Unterrichts ſind: deutſche, lateiniſche, griechiſche, he:
braͤiſche, franzöfifche Sprache, Religion, Geographie, Gefchichte,
Alterthuͤmer und Mythologie, Arithmetik, Mathematik, Naturge—
ſchichte „ Raturlehre,, Philoſophie, Kalligraphie und Zeichenkunſt.
Es iſt dazu 1820 hinter der Kirche ein ganz neues Gebäude ‚von
90 Fuß Länge, 45 Fuß Breite, auf Koften des Staats gebaut,
wozu die Stadt 1000 Rthlr. hergegebgn, dagegen die Catechis⸗
mus⸗ und Stadtfehule, mit vier Lehrern, darin zugleich eingerich-
ter find, *) Außerdem gibt es noch eine Privat:Anfialt zum Uns
e) Zwei Heine Schriften; Nachricht von ber Wlrichds Schule au Aurich, 1821, und;
- , Kurse Nachsicht von der gegenmärtigen Cinrichtung des Lycei in Aurih, 1822,
Beide vom Direftos Pommer, ſchildern ausführlich nr und gegenwärtigen Zuſtand
dieſer Anſtalt.
— — — — —
terricht junger Maͤdchen in den in au unb weibl
chen Arbeiten,
Sonftige wiffenfchaftliche Anftalten find nicht sonhanben bloß
4 Bibliotheken: die ehemalige Kammer-, landſchaftliche-,
Regierungs- jet Juſtiz-Canzlei-Bibliothek, und die
vom Regierungs » Präfidenten von Derf bau, dem Lande vers
machte, Beide lebtere ftchen auf einem Saale bed Archivs, doch
ohne Bibliothefar, die erfteren find nad der Einverleibung mit
Ftankreich, in eine Stube hingeworfen und follen jegt wieber ges
örbriet werben. Mehr ift zur Befoͤrderung gefelligen Vergnügens
gefchehen; in der Hinficht ift- Aurich ein angenehmer Ort. Au;
her den Privatzirkeln befteht feit 1801 die Fitterarifhe Reffource,
im Gafthofe zum ſchwarzen Wären, welche einige Bücher und
mehrere Zeitfchriften hält. Wöchentlich halt man auch Concerte
auf dem Piqueurhofe und Schauſpieler Rellen — Dr
Künfte dat in der Reitſcheune.
Die Umgebungen der Stadt find ſehr — —
beſonders im Norden und Süden, liegen unzählige Gärten, wor
unter einige der größern gefhmadvoll, im neuern Styl, einge:
richtet: find, Der anziehendfte ift der neue Kirchhof außer ber
Stadt, 1805 angelegt, 800 TRuthen groß. Ein artiges kleines
Gebäude, mit. gewoͤlbtem Thor, ziert ben Eingang, breite Gänge,
mit- Bäumen bepflanzt, durchfihneiden das Feld, hin und wieder
mit “einzelnen Bäumen und -Fleinerm Gebuͤſch abmwechfelud, zwi⸗
fihen - Denen die Gräber der Abgeſchiedenen, wiele mit Blumen,
Roſenſtraͤuchern 2c. bepflanzt, fich erheben, : andere mit Grab:
mählern, worunter manche durch Schönheit und Geſchmack ſich
auszeichien. Im Weften am Schloffe find -ebenfalld mehrere
Gärten, die Julianenburg genannt, ehebem ein: einziger großer
Luſtgarten, durch Fuͤrſtin Juliane angelegt, 1691 noch anſehnlich
vergroͤßert und verſchoͤnert, bald nach dem ſiebenjaͤhrigen Kriege
aber theilweiſe in Erbpacht ausgethan. Etwas entfernter liegt
viel Gehoͤlz, mehrſt herrſchaftliches, wie der Thiergarten, die
Gehoͤlze bei Sandhorſt, das Popenſer und Egelſer Gebuͤſch; ſie
ſind angenehme Erholungsoͤrter für die Stadtbewohner und mit
— 55 —
guten Wirthshaͤuſern verſehen; der Thiergarten beſonders, der
vor einigen Jahren, auf Koſten der Regierung, zu einem freund⸗
fihen Park eingerichtet worden. Einige Rebe Br fi noch
darin und den umliegenden Gebüfchen auf.
Aurih war von jeher Wohnfig vorzüglicher Gelehtien, wozu
bie Anweſenheit des fuͤrſtl. Regierhauſes hauptſaͤchlich Veranlaſſung
gab. Wir werden einige namhaft machen und mit den Theolo—
gen beginnen. Ruͤhmlicher Erwaͤhnung verdient Henricus Bru—
nius, catholiſcher Prieſter, der zu Anfange des Jahrs 1519, der
erſte in Oſtfriesland, als Verfechter der Lehre Luthers auftrat.
Johan Ligarius, aus Neſſe, bekannt durch ſeinen Eifer fuͤr
Das Lutherthum und widerwaͤrtige Schickſale, die ihn waͤhrend
feinem Leben unausgeſetzt verfolgten, war von 1577 bis 85 Hof:
Prediger. Der berühmte Mihael Walther, 1593 zu Nürns
berg geboren, war von 1625 bis 1642 General» Superintendent
und Hof: Prediger, bis er in gleicher Eigenfchaft nach Celle ging,
wo er 1662 flarb; er verfaßte eine außerordentliche Menge Schrif:
ten, worunter die neue Kirchen» Ordnung, welche noch bis jest
hier zu Lande gilt. Sein Sohn, gleihen Namens, Profeflor der
Zheologie zu Wittenberg, der fi einen großen Namen in ber
gelehrten Welt erwarb, war zu Aurich 1638 geboren. Joh.
Früedrich Bertram, ein fehr gelehrter Mann, zu Ulm 1699
geboren, war von 1729 bis 1741 Hof» Prediger und gab viele
Schriften heraus, worunter mehrere auf Dftfriesland Bezug has
benbe, wie die Parerga ostfrisica, Analecta ostfr. und befons
ders die Geographie von Oſtfriesland. Sein Nachfolger, der ges
lehrte Theologe, Andreas Arnold Goffel, der zu Efens
.. 4700 ben 20, Decbr. geboren war, und von 1741 bis 1770, feis
nem Zobesjahre, die Stelle eines Hof: demnaͤchſt Stadt: Predigers
und Gonfiftorial: Rathö bekleidete, gab unter mehrern andern
Schriften, auch das ofifriefifche Geſangbuch heraus und überfehte
Uri, von Werdums Samilien-Nachrichten ind Deutfche, ‚welches
in mehrern Abſchriften ziemlich haͤufig vorkommt. Der General⸗
Superintendent Joh. Friedrich Haͤhn, gebuͤrtig aus Bay
reuth, 1772 nach Oſtfriesbland berufen, wo er 1789 im 79flen Le⸗
— {9 —
bensjahre ſtarb, machte ſich um das Schulweſen ſehr verdient, ſo
wie durch Stiftung der lutheriſchen Prediger-Wittwen-Caſſe.
Seine Schriften ſind zahlreich Gerhard Julius Coners,
zu Reepsholt 1730 geboren, folgte ihm im Amte, einer der ge—
lehrteſten Oſtfrieſen, von vielſeitiger Bildung, wie ſonſt bei ein⸗
heimiſchen Theologen nicht haͤufig angetroffen wird, und wozu
ſein ſechsjaͤhriger Aufenthalt in England vieles beitrug. Er ſtand
mit den beruͤhmteſten Gelehrten in Briefwechſel und gab ſelbſt
viele, mit großem Beifall aufgenommene, Schriften in Druck.
Zuerſt zweiter, dann erſter Prediger in Eſens, verwaltete er dieſe
Stellen waͤhrend 29 Jahren, und nahm waͤhrend den drei letzten
Jahren zugleich dad Geſchaͤft der General-Superintendentur wahr,
bis ihm 1792 dieſe Stelle wuͤrklich uͤbertragen wurde, doch ſchon
am 21. Januar 1797 ſchwand fein Leben dahin. Er war. der
erſte Dftfriefe, ber diefe Stelle bekleidet. Sein Nachfolger Ios
ban Peter Andreas Müller aber aus dem Mansfeldfchen,
1744 geboren und am 12, Januar 1821 geflorben, nachdem er
gegen 24 Jahr fein Amt verwaltet; er war sebenfalld ein gelchts
ter Theologe, nur zu wenig mit der Zeit fortgefchritten; in feinen
jüngern Jahren ebirte er viele Schriften, hernach fehr wenige,
feit 1791 erfchien nicht3 mehr von ihm, außer zwei Predigten.
Chrifian Funk, der zu Lübel 1659 geboren war, fland von
1692 bis 1729 ben 10. Novbr., da er ftarb, als Prediger an der
Kirche, und fihrieb, außer mehrern andern Werken, aud eine
gute Ehronif von DOftfriesland, die erft 55 Jahr nach feinem Tode
in 8 Bänden, im Drud erfchienen. Joh. Heinrihd Schmid,
Confiftorial-Rath und Prediger, zu Dage 1732 geboren, ein Mann
von gründlicher Gelehrfamkeit, zeichnete ſich zugleich als Dichter
aus; fein. Gedicht: „ODer Krieg,‘ warb von Herder ald eins ber
porzüglichften der, Art geruͤhmt. Er flarb 1784. Als Dichter
. verdient auch her Rektor an der Ulrichs-Schule, Martin Nefs
ſelius Erwähnung , der, aus Münden gebürtig, die Stelle von
1646 bis 55 verwaltete, darauf nach Bremen ging, fpäter in
Wien fich zur Fatholifchen Kirche wandte.
Stößer ift bie Anzahl berühmter Staatödiener, fo zu Aurich
— 00 —
lebten, obwohl ſie ſich nur durch wenige Schriften bekannt ge⸗
macht. Hector Fridr. von Wicht, aus dem noch blühenden,
ehemaligen adlihen, Gefchlecht der von Wicht, 1546 gebohren,
4624 geftorben, war zuerft ftändifcher Syndicus, 1509 zu Emben
Bürgermeifter,; im folgenden Jahr Hofgerichts- Affeffor, dann
daneben Landrichter, hernach gräflicher Rath; 1622 Droft zu
Norden. Er ift Verfaſſer des Theelrechts, weiches erſt 1759 vom
Dr. Wenkebach, mit deffen Anmerkungen im Drud erfchienen,
und einiger anderer Schriften, und fland, feiner Zalente und Ge:
Iehrfamfeit wegen, in großem Anſehn. Edzard.Stanler,
Sohn des Amtmanns Joh, Henr. Stamler zu Friedeburg, Hofge-
richts⸗Aſſeſſor bis zu feinem 1652 erfolgten Ende, "zeichnete fich
durch Gelehrfamkeit aus; weit uͤbertraf ihn darin ſein Sohn I 0%
han Hent. Stamler, geboren 1634, der ſchon im 15. Jahre
ein lateiniſches Gedicht abfaßte, und beſonders durch feine Dis-
sertatio de Reservatis Imperateris romano germanici, in Der
gelehrterr Welt fich berühmt machte. Er ſtand bei Hofe in: gro-
gem Anfehn, war als Gefandter in Wien und Regensburg, und
bekleidete zuleßt die Stelle eines Ganzlers, als oberfter Wuͤrde in
Oſtfriesland, wurde auch 1686 vom Kaifer in ben Abdelftand et:
hoben und ſtarb 169%. Vom Bürgermeifter, nachherigen Hofge:
richt3:AUffeffor, Alb ertus Boleniu, einem Auricher, hat man
eine Chronik von Oſtfriesland. Der Canzler Enno Rudolph
Brenneifen, welcer 1734 flarb und 1670 zu Efens geboren
war, gehört unter die merkwuͤrdigſten Oftfriefen. Begabt mit
großen Talenten und nicht gemeiner Gelehrfamfeit, würde er, der
ben ſchwachen Fürften Georg Albrecht ganz nach feinem Willen
lenkte, höchft wohlthätig. für fein Vaterland haben wirken koͤnnen,
wenn nicht ein eiferner unbiegfamer Sinn, Hertfchfucht und fchnöde
Verachtung der heiligften Rechte des Volks ihn befeelt. Ihm vers
banft man hauptfächlich die Uneinigkeiten, Die im erſten Viertel des
vergangenen Sahrhundert3 die Provinz zerriffen und den daraus
entftehenden Bürgerkrieg, welcher mit. Emdens Ruin endete,
‚Seine Schriften, fowohl im Hiftorifchen als theologifhen Fach,
zeigen ihm ald einen ſcharfſinnigen Denker, aber das. Hauptwerk,
= (0) —=
die „Oſtfrieſiſche Hiftorie und Landes-Verfaſſung,“ in 2 ſtarken
Foliobaͤnden, wovon der Text eigentlch bloß aus Auszügen oſtfrie⸗
fifcher Chroniken und Gefchichtbücher befteht, und zwar folder
Stellen, welche für dad Anfehen des gräflichen Regierhauſes fpre-
chen, wobei es ihm auf hiftorifche Treue gar nicht anfam, würde
feiner Erwähnung werth fein, wenn nicht die dabei: befindlichen
Urfunden, welche 84 des ganzen Werks füllen, daſſelbe hoͤchſt
fhägbar machten. Rühmlicher regierte einer feiner feühern Bor:
gänger Dothias Wiarda, der in gerader Linie von dem
friefifchen Poteflaten Suffried Wiarda abftammte, und von 1614
bis 1637 das wichtige Amt eines Ganzlerö verwaltete. Der 1759
verftorbene KammeriDirektor und Kriegsrath Sebaftian Eber:
hard Ihering, zu Friedeburg 4700 gebohren, welcher in gra⸗
der Linie von dem großen Gelehrten Hermann Conring abſtammte,
indem deſſen Tochter mit dem Amtöverwalter Pauli zit Norden
verheirafhet war, und deren Tochter, Anna Magdalena, mit dem
Amtmann Sebaftian Ihering zu Friedeburg; war ein Mann von
gruͤndlichen Kenntniſſen, wovon feine, nicht, zahlreiche Schriften,
unter welchen auch die BVefchreibung ded Amts Friedeburg und
Herrlichkeit Goͤdens, fo noch im Mfpt: befindlich, zeugen. Ihm
verdankt man ‘auch hauptfächlic die Werbefferung der Ziefe im
Emder und Greetmer Amt. Vorzuͤglich widmete er feine Auf:
merkſamkeit dem Moorweſen; auch rührt von ihm die Hypotheſe
ber, daß die Vereinigung des See» und Moorwaſſers den See⸗
ſchlamm Echliek) erzeugt, eine Hypotheſe, welche ber verftorbene
Gammerrath Freeſe weiter ausflihrte, und die von’ dem berühmten
Wafferbaufundigen, Geh. Rath v. Wiebefing, als richtig ange:
nommen.*) - Sein Sohn, Cafpar Rudolf Shering, Advo-
catus fisci, am 14, Jan. 1740 gebohren, geſtorben am 17. Mai
1809, errichtete ſich durch Stiftung der Muͤhlenbrand⸗-Societaͤt
ein a Denkmal, und ati dadurch ein Gapital von
©) Ueber die merkwürdige Entftebung des Schlieks babe ich in meinem Oſtfriesland
und Jever, Bd. 1. ©, 62 u. fr Bd, 2, ©. 94 u. f. mweitläuftig gehandelt , und
zugleich dargelhan, daß man ſoiche unmöglich den Moräſten allein zuſchreiben kant.
wenigſtens 10,000 SI. holl., fo fonft jährlich für Aſſuranzpraͤmien
der Mühlen auswärts ging, im Lande. Mehrere Abhandlungen
vom Moorwefen find von ihm erfchienen. Sebaftian Anton
Homfeld, Geheimer Rath und Ganzler feit 1744, ein gelehrter
Juriſt, gebohren zu Aurih 1689 und daſelbſt 1761 geftorben,
war zuerft Advokat in Emden und hatte eine audgebreitete Praris,
demnaͤchſt Syndifus beim Adminiſtrations-Collegium, ald welcher
er fich eifrig der Rechte. des Landes annahm. Hernach wurde er
Dreuffifcher KreissDirektorial- Rath und hatte als folcher bem
Haupt: Antheil an der fihleunigen ungehinderten preuffifhen Be:
ſitznahme Oftfrieslande. Matthias von Wicht, 1694 zu
Aurich gebohren, der beruͤhmteſte aus dieſer Familie, machte ſei—
nen Namen durch Herausgabe des Oſtfrieſiſchen Landrechts un⸗
ſterblich;· Die Vorrede deſſelben und die Anmerkungen bezeichnen
ihn als einen der gruͤndlichſten Gelehrten, und Kenner des Frie⸗
fenlandes und deſſen Sprache. Er war Regierungsrath und flarb
in dem hohen Alter von 84 Jahren. — Der Regierungsrath
Ehrenreih Gerhard Coldewey, 1773 geflorben, ein ges
lehrter Mann, und Kenner der vaterländifchen Geſchichte, iſt vors
zuͤglich durch feine Herausgabe der Emmiusſchen Charte von Oft:
friesland befannt geworden. — Enno Joh. Heine. Tjaden,
Criminal» und Aſſiſtenzrath, 1722 zu Aurich gebohren und das
felbft 1781 geſtorben, ‚hat fich in ber gelehrten Welt ruͤhmlich be:
kaunt ‚gemacht durch fein ” Gelehrtes Oftfrieöland,” worin bon
den mehrſten, bis Anfang des 18. Jahrhunderts gelebten, oſtfrie—
fifhen Gelehrten Nachricht gegeben wird. Das Werk ift ein ſchoͤ⸗
ned Denkmal oftfriejifchen Fleißes und Beharrlichkeit. Unter die
verdienteften Männer gehört der 1799 am 19. Dec. verftorbene
Negierungd- Präfident Chrifloph Friedrih von Derfhau, .
4714 zu Königsberg gebohren und feit 4751 Regierungs : Präfiz
dent in Oftfriesland. Die Provinz verdankt ihm viel. Auch als
Schriftfteler und Dichter zeichnete er ſich aus. Johann
. Conrad Freefe, prauffifcher Gammerrath, 1758 —— war
ebenfalls ein um fein Vaterland hoͤchſt verdienter Mann ‘und einer
dei gruͤndlichſten Kenner der Verhältniffe deſſelben. Seine Kleine
— —
— 05 em
Schrift "über die Fehne” und das größere Werk ” Oftftlesiand
und Harlingerland” zeigt ihn als einen fcharffichtigen, in Auffus
hung ber dazu gehörigen Materialien unermüdeten Mann. Scha⸗
de, daß nur der erfte Band des Iegtern, nach einem weitläuftigen
Plan angelegten, Werks erfchienen if. Er ftarb am 8, October
41819 im 62ften Lebensjahre,
Unter mehrern, jest in Aurich lebenden, verdienten Männern
haben fich auch als Schriftfteller einige ausgezeichnet. Unter dieſen
vorzüglich der Hofrath und Land: Syndicus Dr. Zileman Dos
thias Wiarda, ein Nachkomme des Ganzlerd Wiarda, der ber
gelehrten Welt als tiefdenkender Gelehrter befannt ift, der gruͤnd⸗
lichfter Kenner der alten und neuern Gefchichte Oſtfrieslands feit
Emmius, Seine Oftfriefifche Gefchichte in 10 flarfen Bänden be:
währt feinen tiefen Forſchungsgeiſt, und ftellt uns ein treues Gemälde
bes Landes dar; ihm zugleich verdankt man nähere Aufklärung ber
alten friefifchen Sprache, worüber auch ein Wörterbuch von ihm ers
fhienen. Seine mit Eritifchen Anmerkungen bereicherte Ausgabe
und Ueberfegung der Broefmer Willführen und des Afega : Buchs
würden ihm allein ſchon eine Stelle unter den gründlichften Als
terthumöforfchern anmweifen. Obſchon ein 77jähriger Greis, wid⸗
met er fich noch immerfort unermüdet feinen Berufds und litera=
tischen Geſchaͤften. — Der Profeffor der Aftronomie, Jabbo
Dltmanns, ift der ganzen gelehrten Welt in Europa befannt
durch Humbolds Reife in Amerika, zu weldem Werk er den
aftronomifchen Theil bearbeitete. Won ihm dürfen wir auch ders
einft eine richtige, auf genaue Beobachtungen und Meffungen
gegründete Charte von Oſtfriesland erwarten. Als Mitglied der
Reichöftände forgt der Landfchaftl. Secretair Dr. Gerhard Anz
ton Shering, Sohn bes Advocatus fisci, gebohren zu Aurich
1779, mit großem Eifer für dad Wohl ber Provinz; ihm vers
dankt man auch die Wieder : Aufnahme des Projektes des Witts
munber Ganald, worüber er in einem eignen Werk dem Yubli-
kum Nachricht. gibt. Nicht weniger eifrig nimmt er fich der
Moorcultur an, wovon der, innerhalb wenig Sahren bewuͤrkte
doppelte Anwachs feines eignen Fehns ben fprechendflen Beweis
— 94 —
gibt, — Der Medicinal-Rath Friedrich Wilhelm von Has
Tem, mehrjähriger Bade = Arzt zu Norderney, bat fich vorzüglich
um bie Aufnahme diefes Seebades fehr verdient gemacht und in
drei Schriften Nachrichten darüber gegeben, wovon bie neuefte,'
ausführlichfte, im vorigen Jahr erfhienen. — Den Freunden
der Kunft ift der Commerzienraty Meyer nicht unbefannt. Ex
erfand den Transparentſpiegel für Zeichner, übt felbft als Lieb-
haber die Kupferftecherfunft aus. Mehrere Blätter einheimifcher
Anfichten verdanft man ihm, . ep |
Das Wappen der Stadt befteht aus einem gefrönten Schilde,
worauf ein lateinifhes A mit einem Strich darüber, und an je=
der Seite des Schilded ein Baum, vermuthlich wegen bed in ber
Nähe befindlichen Upftalsbooms.
Amt.
Das Amt Aurich nimmt die Mitte der Provinz ein, und iſt
das größte von allen. Es gränzt im Oſten an die Aemter Witt:
mund und Zriedeburg, im Süden an Stidhaufen, Leer, Emden,
auch die Herrlichkeit Petlum, im Weften an Emden, Greetfiel,
Morden, im Norden an Norden, Berum, Ejends. In früheren
Jahrhunderten dehnte es fich weſtſeits zum Theil bis zur Küfte
aus; da aber die neuern Polder zum Norder und Greetmer Amt
geſchlagen, verlor ed die Gemeinfchaft mit der See. Es bildet
ein ziemlich regelmäßiges Viered, von Oft zu Weft 314 bid 4
Meilen Länge haltend, bei 3 — 314 M. Breite und beinah 12
Meilen Oberflähe, wovon aber die Hälfte nur angebaut iſt,
das Übrige Moor und Heide. Vordem war es um 34 Meilen
größer, indem die Kirchfpiele Dfteel und Ardorf dazu gehör-
ten; jenes ift bei der neuen Organifation von 1817 zum Norber,
dieſes zum Wittmunder Amt gefchlagen. Das Amt, in feiner
jegigen Ausdehnung, zählt 18,919 Einwohner. Es enthält 21
Kirchfpiele, 84 große und Peine Dörfer, Golonien und Fehne
befaſſend, 3 adlihe Güter, 3 Säge» 18 Kornmühlen, :2 Bies
- — 05 a
geleien. An Vieh, mit Inbegriff der Stabt: 3762 Pferde,
817 Ochſen und Bullen, 10,574 Kühe, 7832 Jungvieh, 2645
Marfhihaafe, 2866 Heidfchanfe *), 3270 Schweine,
Die phyſiſche Beſchaffenheit Diefes Amts ift fich fehr ungleichz
es ftellt die Provinz im Kleinern bar. Der norbweftliche Winkef
enthält einiges vortrefliches alte Polderland, auch fogenanntes
Eſcher- und Kleiland; fonft beſteht die ganze weftliche Seite, auf
eine Stunde Breite, zwar noch aus Marſch- und marfchartigem
Lande, jedoch nur geringer Art (Moorwiefen), und mehrentheils
niedrig, befonders vom großen Meer an bis zur füblichen Graͤn⸗
ze, wo im Winter Alles unter Waffer ſteht, eben fo im füolis
chen Theil des Amts zwifchen Ihlo und Hatshaufen, wo ſich
eine niedrige Bucht auf zwei und mehr Stunden in dad Lanb
ausdehnt bis Timmel und Bakband, mit moorigem Grund,
Almaͤhlig erhebt fih der Boden nach Often, bis Neupfalzborf,
wo er wieder fällt (vergl. Seite 9.), anfanglic aus fehr gutem
Sandboden beſtehend, worauf, am Rande der Niedrigungen, die
mehrſten Kirchdoͤrfer ſtehen, demnaͤchſt Hochmoor, im Oſten und
Norden, von mehrern ſchmalen Streifen und groͤßern Feldern
leichten oder ſcharfen Sandes durchſchnitten, worauf das Kirch⸗
ſpiel Middels ſteht und einige kleine Doͤrfchen.
Rocken wird in dieſem Amt in großer Menge gewonnen, Has
fer und Gerfte in den weftlichen niedrigen Gegenden; Buchmeis
ken liefert das Hochmoor in guten Jahren überflüffig. Butter
und Käfe kommt in ziemlicher Menge aus den weltlichen Dörs .
fern, dagegen die füdlichen fi) mehr auf die Aufzucht des Rind:
viehes legen, befonders der Ochfenzucht, welche in der Holtroper
Bogtei fehr ſtark betrieben wird und fonft anfehnlihen Gewinn
aufbrachte. Flachs wird vorzüglich um Aurich gezogen And, bes
fonders zu Holttorf, Auricholdendorf, Bakband, Strakholt, zu
*) Die Zahl der Heidfchanfe wird unrichtig angegeben fein, mie (don an einer
. andern Stelle bemerkt. Sie läßt fih füglih um die Hälfte Höher anſchlagen,
und dam kommen mod; gegen zooo Stück auf Meerhuſen, welche in dir Ta
belle nicht mit aufgeführt find, 4
— 8 en
außerordentlich feinem Garn gefponnen. Die Torfgraͤberei wird
nirgends ſo ſtark betrieben wie in dieſem Amt, theils auf den
Privatmoräften, beſonders bei Aurich und in Brokmerland, theils
und hauptfachlid auf den Fehnen, von welchen 8 allein in die—
fem Amte liegen. Gehölze trifft man in ziemlicher Menge an,
befonderd zu Ihlo und bei Aurih. Die darunter befindlichen
Domainen.: Forften nehmen 1058 Diemath 141 Ruthen ein,
nemlih 541 D. 104 R. Nadelholz, 353 D. 120 R. Eichen Hoch—
wald, 208 D. vermifchtes Holz, das übrige Bloͤßen.
Fliegende Gewäfler durchfchneiden den füdlichen und weſtlichen
Theil des Amts in großer Menge, und noch zahlreicher ſind die
ſtehenden. Erſtere ſind ſchiffbar, ſo weit ſie durch die niedrigen
Gegenden fließen; ſie entſtehen meiſt auf dem weſtlichen Abhang
des ſchon erwaͤhnten Ruͤckens, und muͤnden durch die Siele von
Emden, Petkum und Olderſum in die Ems. Das anſehnlichſte
derſelben iſt das Fehntief, welches aus drei Hauptarmen bes
ſteht, fo ſich noch in dieſem Amt vereinigen. Der ſuͤdlichſte der-
ſelben, das Bakbander Tief, kommt vom Strakholter Moor
in zwei Armen ber, welche dieſes Dorf und Bakband umſchlieſ—
fen, unweit Stifelfamper Fehn fich vereinigend; es nimmt das
Spegerfehns Tief auf, dann das aus dem Sheringsfehn. fommenz
be breite,. fo jegt zum Ganal dieſes, des Bookzeteler- Neuene
und Stikelkamper-Fehns dient. Der zweite Arm, die Fallum,
aus zwei Quellen hinter Aurich: Oldendorf kommend, fließt dem
weftlichen Theil des Großen: Fehns zu, von wo an es dad Fehn⸗
tief wird, eine halbe Stunde weftlicher dad Bakbander Tief auf:
gehmend, und die Candle vom Lübberds und Hülnerfehn. Der
noͤrdliche Arm kommt, ebenfalls in zwei bei Weene fich vereinia
genden, Zweigen, aus den Moräften hinter Wiefens und Oſtet⸗
egeld her, heißt nach der Vereinigung Yameder Tief, fließt
Ihlo vorbei, nimmt nahe dabei das Zhloerfehn= Tief auf und
füllt an der Gränze in den Hauptlanal, Diefes allgemeine Fehn⸗
tief, ehebem in fehr ſchlechtem Stande, vol feichter Stellen und
Bäume, ift 1783 durch bie angeftrengten Bemühungen bed Adr.
fisci Ihering von ben Fehnbefigern durchaus gereinigt und meh⸗
= —— 97 —
rere größe Krͤmmungen durchſtochen, ſo daß jetzt große Torfſchiffe zu
jeder Jahreszeit darauf fahren koͤnnen. Das Weſterender Tief
nimmt ſeinen Urſprung nordſeits Meerhuſen, geht Sandhorſt und
Holtloög, wo es für Boͤte ſchiffbar wird, vorbei und ferner durch die
Meden, fendet auch nad) Ochtelbur einen Zweig aus, welcher am Fuß
diefes Dorfs und Riepe's vorbei fließt, durch die Dobbe und andere
Meere geht, und'fich bei Uphufen im Emder Amt, mit dem Haupt;
arm vereinigt. Es dient jegt auf einer Stunde Länge mit zum
Zredtief. Bedeutender ift die Abelig oder Schotjer Tiefz
ben niedrigen Gründen des Marienhafer Kirchfpiel3 entfpringend,
nimmt es jest feinen Lauf ſuͤdwaͤrts bis Longeweer, wo es ins
Embder Amt tritt, einen Arm nad Greetiel, den andern nah Ems
den fendet, auch bei Schott fehon ſchiffbar wird flr Dorffchiffe,
im Winter für größer. In frühern Jahrhunderten war dieſes
Tief ein nicht ganz unbedeutender Fluß, deffen Lauf, ganz ent:
gegengefegt dem jegigen, nad Norden ging. Es entfprang aus
dem Großen Meer, wie die zugefchlammte doch noch Eennbare
Vertiefungen andeuten, und nahm gefchwind an Stärke zu. Noch
kann man bie ehemalige beträchtliche Breite deffelben an den
hoben Ufern zu beiden Seiten fehen, Won Schott wandte es ſich
weftlich, dem Anfchein nach, in zwei Armen, wovon der eine das
noch befannte Störtebeeferd Deep ift, und fiel demnächft bei
Schoonoort in die Ley. Wenn es berfelbe Fluß ifi, den man
in der Vorzeit das Genter Waffer nannte, deſſen Deich: der
Kaltameersdbam, die Reiderlaͤnder in einer Fehde gegen die
Broofmer 1254 durchflachen, dann müßte er um bie Zeit noch
durch Feinen Siel verfchloffen, fondern wie dad Hinter und Eil:
fumer Zief mit Dämmen eingefaßt geweſen ſein, welches auch
durch den Umſtand wahrſcheinlich wird, dag noch Spuren eines
alten Deichs von Schott nach Siegelſum und Veenhuſen zu ſe⸗
hen, und zwei Kolken dabei, durch Waſſerfluthen entſtanden.
Wann die Muͤndung verſchlammte, laͤßt ſich nicht angeben, zu
Anfang des 15. Jahrhunderts muß ſolche noch offen geweſen ne
indem die Bitalienbrüder ſich deſſelben damahls : noch bedienten,
Das Bollans⸗ oder BollingssWaffer, von Siegelfun kom⸗
7
— 0 —
mend, faͤllt nahe bei der Schotter-Bruͤcke darein; es hat eine an⸗
fehnliche Breite mit hohen Ufern, iſt aber jetzt faſt ganz mit Rohr.
bewachfen. Weiter füblih der Ootf ennefcdloot, der von.
Moorhufen herfommt und am Fuß ber hohen Sandfelder, worauf
Upende, Oldeborg, Veenhuſen, Siegelſum in einer Reihe liegen,
vorbei fließt, dann durch die Meeden. Die Engerhaf er oder
Burhafſter Ehe kommt Hinter Muͤnkebo ber, geht zwiſchen
Victorbur und Engerhafe durch, und demnaͤchſt zum Großen
Meer, ſcheint aber ehemals in die Abelitz gefallen zu ſein.
Kuͤnſtlicher Canaͤle gibt es mehrere. So iſt von Enger:
hafe ein ſchmaler Canal grade aus nach der Ehe *) gegra=
ben, ein anderer vom Großen Meer zur Hiwe. Sämmtliche
Sehne haben ihre eigene Canäle, die demnaͤchſt in das, all-
gemeine Fehntief fallen. Der bedeutendfte ift das Treck—
tief, fo von Aurich) nad Emden geht, und 1798 und 99 auf
Koften einer Geſellſchaft angelegt if. Es ift foldhes 31% Meile
lang, 42 Fuß oben, 30 Fuß unten breit, und mit 3 Verlaten ver.
fehen; von Aurich an, auf 1% Stunden Länge ganz neu gegra-
ben, von da bis zur Uphufer Klappbrüde größtentheild das Weſter⸗
ender Tief dazu benußgt und erweitert, ferner bis Marienweer
wieder neu gegraben, wo es in das von ber Hiwe nad) Emden
gehende ſchon vorhandene gewefene Zief fällt. Das zwei Stun:
den nordſeits Aurich liegende, ſehr tiefe, ewige Meer verſorgt
den obern Theil mit Waſſer, fo daß der Ganal immer fahr:
bar ift für Schiffe von 15 — 20 Laft, außer in fehr trodnen
Sommern wie 1819 und 22. Die Anlage:Koften, mit Inbegriff
h neuerbauter Wirthöhäufer, 3 Zug: und 8 fefter Brüden, haben
über 130,000 Rthlr. betragen, daher die Gefelfchaft ftatt Vortheil,
anfehnlichen Schaden dabei gelitten, indem außer ben täglich zwi⸗
ſchen beiden Staͤdten fahrenden Treckſchuiten, wenig Verkehr auf
dem Canal iſt. Es koͤnnte aber ſolcher ſehr eintraͤglich werden,
wenn man ihn oͤſtlich bis Wittmund verlaͤngerte. Dadurch wuͤrde
— — ? TER U 2 : ,
‚")- Auf der Campſchen Eharte ift dieſes, eine halbe Stunde lange, Tief nicht ange
‚geben, zwohl ein von Fahne kommendes lange — fließendes, — in ven
u „tet ii ei; neuen‘ an! er
.-.
Ds
“
— 9- —
eine Binnenſchiffahrt von Emden bis Wittmund und Carolinen⸗
ſiel geſchaffen, auch weiter bis Hookſiel an der Jade, wenn von
Wittmund nach Jever ebenfalls ein Canal gezogen würde, und
fo die. nach Bremen ‚und. Hamburg beflimmten , fonft über die
Matten herum gehenden Schiffe, einen weit kuͤrzern und ſicherern
Weg nehmen koͤnnen. Beſonders aber wuͤrde der Provinz großer
Gewinn dadurch zuwachſen, daß alsdann die große Wuͤſten oſtſeits
Aurich koͤnnten cultivirt und, Fehne angelegt werden, bie aͤußerſt
ſchnell aufbluͤhen muͤßten, da ſie einen Theil des Wittmunder
Amts und deſſen ſaͤmmtliche Groden ſowohl, als Jeverland, mit
Zorf verſehen koͤnnten, welche Gegenden jetzt ihren Bedarf theils
zu Wagen mehrere Stunden her, theils uͤber See, oft zu doppelt
hoͤhern Preiſen wie in Aurich und Emden, nehmen muͤſſen. Es
wurde ſchon bald nach Anlegung des Auricher Canals die Fortſe⸗
tzung deſſelben nach Wittmund projektirt, auch die Gegend nivel:
lirt, doch fehredten die Koften ab. Indeß war im Zahr 1805 die,
Anlage deſſelben nahe, indem. der Staat, auf eifriged Verwenden
de3 damaligen Kammer - Präfidenten von Binde, — jet Ober⸗
Prafident zu Münfter — bie Anlage übernehmen wollte, wozu
die Staͤnde einen Beitrag von 60,000 Rthlr. anbothen. Die
damahls eintretende Zeitumſtaͤnde verhinderten die Ausfuͤhrung.
Unter franzöfifcher Regierung kam der Plan zwar wieder in Anz”
vegung, doch dabei blieb es. Erſt feit kurzem ift folcher durch die
taftlofen Bemühungen des Landfchaftl, Sekretär Dr. Ihering
wieder ins Leben gerufen. Es hat derſelbe eine andere, weniger
koſtbare, Canallinie angegeben, und vorgeſchlagen, daß bie Kam—
mer die Anlage bewerkſtellige und zugleich den Auricher Canal
übernehme. *) Bereits iſt mit dem, Nivellement auf Koften des
Staats der Anfang gemacht, und es ficht nun zu erwarten, ob
bie würfliche Ausführung vor fi) gehen werde. Kein Zeitpunkt
wäre dazu günftiger wie der jetzige, da bei der allgemein herr-
©) Mebreres darüber in deffen Schrift: Verhandlungen der Dftfriefifhen Stände; die:
in dem Fürftentfum Oſtfriesland — EN: ⸗Liefe betrefſend.
Emden 1821. ER eat
7 ?
— 100 —
ſchenden Nahrungsloſigkeit die unkoſten kaum halb ſo hoch kom⸗
men wuͤrden wie vor einigen Jahren.
Heerwege gehen von Aurich aus nach allen Richtungen. Es
- find deren acht, worunter zwei, fo nach Emden gehen, nemlich
der Poftweg und der Treckweg. Erfterer ging fonft durch Hartum,
Nahe, Wefterende und deren angebaute Fluren, nach Fahne, iff
aber fchon vor Tanger Zeit von Hartum aus durch die kahle Ge—
- meinweiden in gerader Linie, langs dem alten Tief verlegt, und
geht ferner über Riepe, von wo an bis Uphufen der Boden fo
niedrig wird, daß er mehrentheild im Winter unter Waffer fteht,
daher man fonft im Winter bloß zu Schiffe nach Emdeh fommen
konnte. Nur der Treckweg ift fo hoch angelegt, daß er immer
tiber das Winterwaffer erhaben bleibt; fonft ift ed ein einfamer
Weg, lauter unbelebte Wiefen zu beiden Seiten, felten Kornfel-
der; und nur einzelne Häufer und ein Dörfchen, Marienweer,
berührt fein vierftündiger Lauf. Die Übrige Wege: nach Norden,
Dornum, Efens, Wittmund, Jever, Leer und Oldenburg, gehen
bis 24 Stunde von der Stadt aus, durch Dörfer und angebaute
Felder, häufig mit Gebuͤſch vermifcht, dann aber breitet ſich die
weite Heide aus; nur der nach Leer in zwei Armen, über den
weftlichen und oͤſtlichen Theil des Großen Fehns, gehende Weg
führt ferner durch Dörfer und Saatfelder mit untermifchten Heid⸗
fireden angenehm abwechfelnd. Der Heerweg nad Norden geht
zwar nur eine kurze Strede noch über die Heide, allein das trau-
sige Moorborf hält wenig dafür ſchadlos. Die vier übrige Wege
find die ödeften, fo man in Oftfriesland findet; auf mehrere Stun
ben Länge trifft man, außer dem Dorfe Middels, faum einige
Häufer und Colonien an. Sie find mehrentheild erft feit Ende
- des vergangenen Jahrhunderts ordentlich angelegt, die niedrigen
Stellen erhoͤht, und kleine Graben an beiden Seiten zum Abfluß
des Waſſers gezogen. Vorher fuhr man uͤber die Heide in jeder
beliebigen Richtung, oder folgte einer Spur ſo lange bis ſolche
1,2⸗Fuß tief ausgefahren war. Der von Aurich nordwaͤrts
gehende, fogenannte Holzfehner-Weg, welcher die Stadt
mit der Herrlichkeit Dornum, dem weſtlichen Theil des Eſener,
— — 401 —
und oͤſtlichen Theil des Berumer Amts, verbindet, war ſonſt nur
in trocknen Sommern fahrbar, indem er auf faft eine Stunde Länge
vom Moor durchfchnitten wird. Erſt 1806 iſt ſolcher in ordentlichen
Stand geſetzt, mit Graͤben eingefaßt , und, die Moorftrede mit
Sand überfahren, fo daß er.nun zu jeder Sahrözeit fahrbar if,
zum größten Vortheil jener Gegenden und. auch Aurichs, wo erſt
ſeitdem „ordentliche Wochen-Kornmaͤrkte konnten gehalten werden.
Der Landbaumeiſter Deuth, der die Anlegung leitete, machte ſich
hoͤchſt verdient dadurch. Nur iſt es fuͤr die Bewohner der um
Aurich liegenden Dörfer, eine hoͤchſt beſchwerliche Laſt geworden,
weil man ihnen die Unterhaltung dieſes, ſie gar nicht ange⸗
henden, Weges an a hat, und zwar des ſchlimmſten Theils
deſſelben. |
In, der Nähe von Aurich finden fi ch noch vanfig Refte alter
Gräben und Tiefe. Das größte des Iegtern geht von der Stadt
aus, fübweftlih, auf mehr denn 2000 Ruthen Länge bis zum
Wefterender Tief; anfänglich in der Linie ded Trecktiefs; unweit
der Papiermühle zieht es ſich mehr weſtlich zum neuen Poftweg
fübfeit3 Hartum, läuft demnaͤchſt langs diefen Weg zur Zahnfter
Brüde,. wo ed wieber auf die Linie des Zredtiefs trifft. Bis
dahin ift es größtentheild, obwohl faft zugefhlammt noch vorhanden,
fo. wie die Wähle, nach denen zu urtheilen, das Zief 16 — 20 Zuß
breit gewefen, und für Böte von 1 Laft fahrbar. Bei Fahne
war ein hölzernes Werlaat, wovon man bie Reſte bei Legung eines
neuen noch gefunden, Wann diefes Zief angelegt, laßt fih aus
Mangel fchriftlicher Nachrichten nicht beflimmen; den Ueberliefe⸗
rungen ber Einwohner.nach, foll ed zur Zeit des erften oſtfrieſiſchen
Grafen gegraben fein. Ein Fleineres Tief ging aus bemfelben,
zwifchen Fahne und Cukulorum, füdfeits bi zum Anfang des,
4170 Ruthen entfernten, Moord; die Wälle davon find im Nor⸗
den zwifchen dem alten und jebigen Tief noch vorhanden, fo auch
am füdlichen Ende. Ein anderes kleines Tief, beinah 100 Rus
then lang, fiel bei Hartum darein. Ind Wefterender Tief fielen
drei Ganäle. Das erfte, fo eine ſtarke Viertelſtunde oftfeits Walle
liegt, durchſchnitt Die hohe Gafte defjelben. und ging in gerader
— Th u.
re zum Moor, zu etwa 150 Ruthen Längez es hat anf ber Gaſte
noch hohe Wälle, die in der angrenzenden niebrigen Gemeinweide
kaum noch fichtbar. Das zweite eine ſtarke Viertelſtunde nordoſt⸗
feits ‚Holtloog, geht erſt in einigen Kruͤmmungen, dann in gera⸗
der Linie zum Hochmoor auf faſt Stunde Länge, hat kaum
zu erfennende Waͤlle und das Bette iſt an vielen Stellen dem
‘anliegenden Boden gleich, doch bürch die ſchwammige "Befchaffen-
heit überall erkennbar⸗· Das dritte, einige Minuten wefttither,
Täuft in gerader nordmeftlicher Richtung, zu einem Beinen Meer
oder Teich, der ans Hochmoor grenzt, und hat, da der Boden
“Aus mäßig hohem Sand beſteht, noch ziemlich ſtarke Waͤlle an
beiden Seiten. Die Breite diefer Candle feheint 14 — 16 Fuß
ewefen zu fein, an manchen Stellen noch mehr. , Das Weſter⸗
nder Tief iſt außerdem von der Einmuͤndung des erſtern Canals
Bis Holtloog tiefer" ‚gegtaben, wie aus den an beiden Ufern befind-
lichen ſtarken Waͤllen erſichtlich. Wahrſcheinlich ſind dieſe Canaͤle
"m 15. oder 16. Jahrhundert bloß in der Abſicht gegraben, die
Stadt Emden mit Torf zu verſorgen; weil ſolche aber, bei der
unvolltommeren Kenntniß bes Schleuſenbaues, nur im Winter
und Frühling hinlängliche Waffertiefe halten mochten, wird fol-
‚ches Emden bewogen haben, einen neuen großen Canal, durch
die niedrigen Gegenden oſtſeits der Stadt, bis zum Olderſumer
Tief bei Mönkeborgen zu graben, um aus den Siemenswolber
"und Ihloer Möräften den Torf zu ‚holen, da denn die Auricher
Canaͤle vernachlaͤſſiget wurden und mit der Zeit verſchlammten.
Nord» und oſtſeits Aurich finden ſich Gräben anderer Art.
So fol der hinter Walle ind MWefterender Zief fallende Graben
‘ganz durch das Hochmoor bin, bis zum Weftermeer bei Tannen⸗
haufen gehen. Beftimmt läßt fich ſolches nicht mehr erkennen,
indem das Moor Überall zu Buchweitzen gebrannt, zum Theil auch
'abgegraben ift, indeß zeigen fich hin und wieder noch Spuren,
und im September 1819 hat man in dem, vom ewigen Meer
nach Aurich, Zannenhaufen vorbei gehenden Wafferzug, bei Ver:
tiefung beffelben, Pfähle eines alten Heinen Verlaats gefunden.
Bon der Oftfeite des Weſtermeers an, ift der Graben beſtimmt
— — —
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zu erkennen. Er geht von biefem Meer. nach, dern Ya Stunde
“entfernten Dftermeer, den Holzfehnerweg bei Bernuthsfeld durch⸗
ſchneidend, wo auch. eine. Brüde liegt; vom, Oſtermeer läuft er, in
ſchlangelnder Richtung, durch die dad Meer "umgebende Dünen, in
5,6,7 Buß Tiefe und Breite, dann dutch niedrigere Sand: au
* neuen Waldes, in gerader Einie, bis zu einigen nahe bi
Langefeld und dem Eſener Poftwege liegenden Teichen. Er haͤlt
auf der Strecke 5— 6 Schritt Breite, die Waͤlle 7 — 8 Schritt
md 2— 3 Fuß ‚Höhe; beim Hochmoor verſchwinden letztere,
“und "uch der Graben laͤßt ſich nicht beſtimmt mehr erkennen.
Weftfeits‘ Langefeld geht ein kleiner mit Brüde derfehener Gra⸗
ben dur) den Weg, der ferner oͤſtlich zu dem, in ber angrenzen-
"den Midvelfter Gemeinheit entſtehenden, Falſter Tief läuft, 6—
"Fuß Breite hat, und faft eben fo breite,. 2 — 2 Fuß hohe Waͤll⸗
und Fortfetzung des erſtern größern Sräbend fein fol, von jenen
Zeichen ausgehend, was jedoch nicht beſtimmt mehr zu erkennen.
"Ueber den Zweck diefer Gräben läßt ſich nichts Gewiſſes angeben.
Daß ſie nicht, wie die andere, zur Schiffahrt gedienet, liegt am Tage;
einige "meinen, ‘fie feien zur Abwäfferung angelegt; aber wie laͤßt
es ſich denken, daß die Gaſtbewohner, welche kaum zur Entwaͤſſe⸗
“zung ihrer Ackerfelder ein’ Graͤbchen ziehen, “eine ſolche nutzlofe
Arbeit in weiter Ferne würden unternommen haben. Eher möchte
"anzunehmen fein, daß es Laufgraben waren, welche bie Einwoh—⸗
ner aufwarfen, um gegen den erſten Anfall der Feinde geſichert zu
ſein. Freilich konnten ſolche nur ſchwachen Schutz geben, indeß
ſinden ſich dergleichen auch ſonſt noch, wie im Stickhauſer Amt
vbei Groß-Sander, Voͤlln ꝛc.; auch will man im Auricher Anit
noch einen ſolchen nachweiſen, der von ber alten Schanze bei
Meerhufen ſuͤdoͤſtlich durch Moor und Heide ganz bis Friede⸗
burg gehen ſoll. In der That zeigen ſich zwiſchen Egels und
Brookzetel noch deutliche Spuren davon.
Merkwuͤrdiger noch ſind die Spuren uralter Wege welche im
mweftlichen Theil des Amts ſich finden, und, fo wie ahnliche in
andern Gegenden ber Provinz,” mit dem allgemeinen Namen
4
= 106 —
Conrebbersw eg benannt werben. Es gibt, deren in dieſem
Amte zwei große, von Weſt zu Oft ſtreifend, und mehrere kleinere.
Von erſterem kommt der eine aus der Gegend von Harsweg im
Emder Amt ber, tritt bei Wrantepott ins Amt, und läuft durch
‘die Riepfter Und Bangſteder Meede langs der ſuͤdlichen Seite
des Treckweges; er wird der Robodesiweg genannt. Der andere
ſoll ebenfalls bon Harsweg kommen und durch den ſuͤdlichen Theil
ber Hiwe gehen; oſtſeits derſelben wird er. auf der Wold—
meede fühtbar, geht. Förlig vorbei und ferner langs der
Suͤdſeite des, zwifhen Barſtede und Wiebelsbur befindlichen,
"Gräinzgrabeis, in einigen Schritt Entfernung, ferner norbfeit
Holtloog bin; er heißt der Heidenreichsweg; weiterhin ver⸗
tiert er ſich in der Heide, doch will man Spuren von ihm zwi⸗
ſchen Extum und Walle, und ſelbſt bis Meerhuſen hin, entdecken.
Beide Wege werden durch zwei andere, den Ellen» und dem.
Dicweg verbunden; in den nördlichen faͤllt uͤberdem noch ein
von Wiebelsbur kommender ſehr breiter Weg, welcher bei dieſem
Dorf noch gebraucht wird, weiterhin zu Gruͤn⸗ und Ackerland be⸗
nutzt, bis an den von Barſtede nach Mittelhaus gehenden Weg,
ſuͤdſeits dieſes Weges aber mit den Meeden verſchmilzt, und
nur an den erhöhten Rüden, bis an die, über. dad. Tredtief
‚gehende Fußbruͤcke, Eennbar ift, auch weiter füdlih auf Riepe
‚geht. Im Riepſter Hamrich foll ein ähnlicher zu finden fein,
‚Ein anderer, fehr breiter, ift auf der Siegelfumer Meede zu fee
ben, lief Vrouen Uutgang genannt, der bei der Abelig entſteht
und auf Engerhafe angeht. Dann kommt noch bon o..
einem Pla nahe bei Abbenweer im Emder Amt, ein Meg, ber
nad) Engerhafe läuft, und von ben Bewohnern einiger Pläße noch
gebraucht wird, welchen einige ebenfaus für einen Conrebbersweg
halten. Alle, mit Ausnahme des legtern, haben eine gerade
Richtung mit wenig Biegungen, und find nur noch auf den, im
Urftande noch daliegenden, Meeden (Wiefen) Eenntlih, an bem
ſchwachen Kamm und noch ſchwaͤchern Vertiefungen zu beiden
Seiten; doch bedarf es eines ſachkundigen Fuͤhrers.
Auch in andern Gegenden der Provinz gibt es ſolche uralte
— 106
Wege, unter dem allgemeinen Namen Conrebbers⸗ Rabbels⸗ oder
Robodes⸗Weg bekannt, welche, fern von den Städten und Doͤr⸗
fen, in gerader Linie durch die Wieſen laufen, ſaͤmmtlich zur
Mitte der Provinz hin gerichtet. Sie find bloß auf den, Wiefen,
die, nie. ‚vom Pflug. angegriffen, noch zu erkennen, nicht mehr in
bearbeitetem Boden. Nur einer, der, 1%. Stunden lange, ‚Sons
rebbersweg im "Amt Emden , bat. fi 5 ganz erhalten . und. dient
noch heut zu Tage. als Heerweg. Fuͤnf Stellen ſind bekannt, wo
dieſe Wege anfangen: Voͤlln, Leer, Nefferland,. Knod,
Abelig. Bertram. nennt. „auch. Marienhafe ‚allein. ba will
‚man einen ſolchen Weg nicht kennen 3 eEs iſt indeß / ſehr möglich,
daß ſich daſelbſt ein Conrebbersweg befunden hat, der feit, ‚feiner
Zeit durch die Cultur des Landes verſchwunden; ‚und vermuthlich
ſtand ſolcher mit dem auf der Siegelſumer Meede befi indlichen in
Verbindung. Der Volksglaube ſchreibt dieſe Wege. dem großen
Frieſenkoͤnige Radbod, (Rebbert, Rabbold) zuz nach eingr Sage fol
er fie, zur Verbindung feiner Refidenzftadt Utrecht ober, Stapoorn
mit Foſetland, angelegt haben, nach andern Sagen waren es bie
erſten Heerwege, die, da er ſie anlegte, nach ihm benannt wurden.
Ohne Zweifel hat es mit dieſen Wegen eine beſondere Be⸗
wandniß. Ihre anſehnliche Breite in Vergleich gegen ſonſtige
Wege auf der Marſch, ihr durchgaͤngig gerader Lauf, und ihre
Richtung nach einer einzigen Gegend, dem Mittelpunkt der Pros
vinz, deuten beflimmt darauf hin. Für den Volksglauben, ba
Rabbod I. fie zu feinem eignen Gebrauch angelegt, ſpricht aber
nichts. Er foll im Jahr 690, nach der verlornen Schlacht gegen
Pipin, feine Refidenz nach Foſten- oder Fofetland verlegt haben,
einer Inſel, welde die mehrfien Gelehrten für Helgoland haltenz
eben dahin fluͤchtete ſich Radbod II, von Carl dem Großen aus
feinem Reich vertrieben. Keiner von Beiden hatte alfo Muße,
damahls eigene Wege anzulegen, und wenn auch, wozu fünf ber-
felben,, da ein einziger binlänglich war. Noch weniger läßt fich
annehmen, daß ed öffentliche Heerwege waren, die Radbod zuerſt
anlegte; denn fie verbinden keinesweges die einzelnen Gegenden
des Bandes mit einander, wenden ſich vielmehr, wie eben bemerkt,
— 106 —
"alle nach‘ "ber Mi itte der Pröbirtz hin; ſuchen — flatt die Dir:
fer zu beruͤhren, ſolche foviel möglich zu vermeiden, um die ge⸗
wade Richtung zu’ behalten. So trifft der, von der Anode nah
Aurich gehende, Weg, auf ber ganzen, faft 5 Meilen langen,
Strede, Fein einziges Dorf an, ber davon bei‘ "Harsweg ſich *
nende Arm eben wenig.Sehr auffallend iſt es zugleich, daß
ſolche nicht etwa durch die hoͤchſten Stellen der Marſch und des
Sandes gehen, fondern im Gegentheil durch niebrige, | wovon vie⸗
18‘; Zur Winterszeit unter Waſſer ſteht.
rt afigefüyrten umſtãnde deuten nicht: dunkel — ih: daß
vie Anlage der Wege nur den Zweck hatte, nach einem einzigen
Mine in Oſtfriesland zu gelangen; — uf welcher Punkt koͤnnt⸗
virs unders fein als upſtals bod mẽ Nach einem ſolchen erha⸗
Venen Ort, wohin jährlich! bie Abgeordneten des‘ ‚ganzen Frieſen⸗
ſtaats abgingen, fuͤhrten gewiß eigene Wege, die ſchon mochten
angelegt geweſen fein, als noch keine andere Heerwege vorhati⸗
ben waren‘, welche man benußen konnte, weshalb man ihr fo vlel
möglich eine gerade Richtung, als ber kuͤrzeſten, gab; ſelbſt mit
| Zleiß die Doͤrfer vermied, um ungeſtoͤrter zu reiſen. Das Volk
mag dieſe Wege fuͤr ehrwuͤrdig oder wenigſtens fuͤr angeſehener
Jehalten haͤben, als die andern, und belegte fie mit dem Namen
FH größten der Friefenfinften, fo wie man in andern Gegenden
vorzůglich angeſehene oder: große Haupt - Wege, Koͤnigsſtraßen
nannte. Da jene durch niedrige Gegenden gingen, wird man
Graͤben an beiden Seiten gezogen und mit der Erde den Weg
erhoͤht haben, welches veranlaßt, daß noch jetzt die Spuren da⸗
von auf den, im Urſtande liegenden, Wieſen ſichtbar find, nicht
aber im Abfigen angebauten Marſch- und Gaftland, Auf der
Heide und füboftfeits Aurich werden gar Feine Wege angelegt ge-
wefen fein, weil bort immer durchzukommen ift, daher jeder das
erſte beſte Geleiſe waͤhlte, wie noch bis zur letzten Haͤlfte des ver—
gangenen Jahrhunderts daſelbſt uͤberall der Sal. *)
9) Erſt nach vielfältigen Nachſorſchen babe ich einiges Beſtimmte über die Anwes
fenpeit und Richtung der fogenannten Gonrebberd» Wege in Erfahrung bringen
Köniten. Es iſt ſchwer ſich darüber zu unterrichten, da man felten Jemand ans
30f
Das Amt Ari it aus den alten Landſchaften Broofmerland
und Auricherland zuſammengeſetzt/ wozu noch der noͤrdliche Theil
des Moormerlandes gekommen, fo dem füdlichen Theil des Amts
bildet, mit Kirchfpielen, die jetige Amitsvogtei Timmel ausma⸗
hend. ? Brookmerland "der weſtliche und beſte Theil des Amts,
dehnte fih "in der Vorzeit ſo weit aus, daß es auch die Stadt
Aurich in ſich begriff, und" die ganzet jetzige Untervogtei Riepe;
es’ war beruͤhmt durch feine dier Hauptkirchen zu Marienhafe,
Utengerhafe (Engerhafe), Victorshafe (Victorbur), Lambertus—
hafe (Aurich); fo wie durch Feine: Geſetze oder Willkuͤhren, die
der Hofrath Wiarda dürch genauen Abdruck nebſt treuer Ueberfe:
sung und erlaͤuternden Anmerküngeli / der Vergeſſenheit entzo⸗
gen hat. Auricherland nahm von Theil ein, ſo Die Amtsvogtei
—* und Untervogtei Middels begreift und mehrentheis aus
Moor und Heidefeldern beſteht. "Nach der jetzigen Eintheilung
befteht das Amt aus den 4 Amtövogteien Aurich, Viet or⸗
bur Ho rap Timmel;z erſtere enthaͤlt die Untervogteien
Hausvogter mit Aurichz Midders mit dem gleichnamigen
Kirchſpiel; Raſepe mit den Kirtthſpielen Riepe, Ochtelbur/ Bank⸗
ſtede, Barſtede Wiegboldsbur, Weſterende, Bedecaspel Forlitz
und Blaukirchen. Die zweite: Victorbur mit Victorbur und
Engerhafez Marienhafe mit Marienhafe und Siegelſum. Die
dritte: Holtrop mit Holtrop Auricholdendorf und Wiefens;
Weene mit Weene. Die vierte: Timmel mit Timmel und
Hatshauſen; Bagband mit Bagband und Strafpolt. "Ein Ober:
Antmahın mit 2 Amtmaͤnnern und’ 3 Aſſeſſoren find dem Anite
vorgefekt, ran a bie — ei über die Stadt t ausüben.
trifft, der darüber Auskunft geben kann. Bertram gibt bloß einige Derter am,
wo ſich derem Befinden: .follen, ohne weitere Unterfuhung darüber anzuftellenz
nicht mal die beiden „Dauptivege , Die, doch gam in; feiner Nähe waren ; find ihm
bekannt geweſen. Der gelehrte Prediger Weſtendorp, in einer Abhandlung über
die enideckten Moorbrlicken bei Valte (Antiquiteiren S. 152.) äußert zuerſt die
Vermuthung, daß jene Wege vielleicht Fämmtlich zum Upſtalsboom ſich wendeten,
und gab mir dadurch Veranlaſſung, die Sache näher zu unterſuchen, wovon das
Ergebniß Hier mitgetheilt it, theils auch bei de Aemtern Stickhauſen, Leer,
Emden wird angegeben werden.
nr
— 100 =
Die Hausvog tei enthält bloß 9 rund um: bie Stadt. Aurich
liegende Dörfer, nebſt 2 Colonien, die ſaͤmmtlich zu. Aurich einges
Hfarrt find, Zuerft im. Wellen, %4 Stunde von der Stadt,
Hartum, ein Heined, angenehm gelegenes Dorf, fo 138 Ein;
— zoͤhlt, welches durch Theilung der Gemeinweide vorzüglich
in Aufnahme gefommen, - indem · es dadurch vortrefliche hohe Ro⸗
ckenfelder erhielt, die ihm. ſonſt fehlten. Meyerspliet, eine
Säge: und Mahlmühle-am: Tredtief, gehört: dazu, und Stals
lingsluſt, die bei Aurich erwähnte Papiermühle, welche ber
Derftorbene Buchdrucker Stalling. in Dfdenburg 1806 anlegte. Ein
paar Jahr früher hatte ein. Engländer den Vorſatz gefaßt, nahe dabei
eine. Papiermühle, durch eine Dampfmafchine getrieben, zu errich-
ten, auch bereits ein Moor, in.ber Commune Rabe, für 415 Pi;
flolen, zu dem Ende gekauft ;: alein- nachdem ‚er, 100 Piftolen vom
Kaufgeld. bezahlt hatte, —— er und iſt ſeitrun nicht wie⸗
der erſchienen. eur
Rahe mit 235 Einwohnern, Folgt 1% Stunde weiter welwärts;
— gehoͤren: Das Raheſter Verlaat oder Cuculorum,
Satharinenfeld, ein Landgut mit einer ‚großen Branntwein⸗
Brennerei und. ‚Bierbraugrei, auch einer Flachsbrechmuͤhle, vor 4 Iab-
fett, ein, —“ Diefes. Dorf hatte nad i im vorigen X
hundert, wie die meiſten andern Doͤrfer im Innern, viel Holz, und
es ſcheint die ganze Gegend zwiſchen demſelben und Holtloog auf
Stunden Laͤnge, nordſeits der Gaſte hin, ſei vor noch nicht
langer Zeit Wald geweſen; uͤberall trifft man auf Baumſtuͤmpfe und
Geſtruͤp. Noch vor 40 bis 50 Jahren beſaß die Gemeine ein
Gebuͤſch von 32 Diemath, das Unland genannt; fie ließ ed da=
mahls faft gänzlich abbauen und. verfaufte Das Holz zum Deichbau.
Rahe's Feldmark enthält die größte alterthuͤmliche Merkwuͤrdig⸗
keit des Frieſenlandes: den Upſtalsboom. *) In uralten
e) Oder Obergerichtbaum. Bon Stall: Stuhl, Gerichtsſtuhl; Up: auf,
oben, etwas hohes, oberes. Wiarda, von den — der Frieſen beim Up⸗
ſtalsboom N. A. ©. 6.
1
— 109 —
Zeiten ein heiliger Hain und Gtabmal großer Helden, wählten
fpäter fie freien Sriefen von ber Weſer bis zur Süberfee, ihn
zum Sig ihrer jährlichen Verſammlungen. Hier, unterm Schug
drei hoher Eichen, verſammelten fich jährlich die Abgeordneten aus
Allen Gegenden der Republik, fich über! das Beſte ihres Waterlans
des zu berathen; Gefeße zu entwerfen und Streitigkeiten zu ſchlich⸗
ten. Der Anfang dieſer Werfammlungen verliert fih in das
grauefte Alterthum; ſchon Abt Emo, der vor 600 Jahren Iebte, (ex
flarb 1237), nennt fie uralt, Sie gingen aber bereitd mit Auf:
loͤſung bes friefifchen Freiſtaats zu Ende; Die legte Verfammlung,
wovon - beftimmte Nachrichten vorhanden, wurde 1327 gehalten.
Die Stelle liegt ohngefähr I4 Stunde ſuͤdweſtwaͤrts Aurih, auf
ber Raheſter Gafte, nörblicdy des nach Wefterende gehenden (alten
Poſt⸗) Weges. Schwach erhebt fich, 150 Schritt vom Wege, der
Boden, und bildet eine Höhe von etwa 1000 Schritt Umfang. _
Auf dem Gipfel derfelben Tiegt der Hügel des Upftaldbooms, von
ben Einwohnern -Boombarg (Baumberg) genannt, Ein länglis
ches Viereck, etwa 138 Fuß lang, vorn 52, hinten 44 Fuß breit,
mit fchräg abgeftochenen Seiten und kleinem, faum ein paar Fuß
breiten, zugewachfenem Graben umringt, zur Seiten und hinten
mit Krüppelholz befegt. Das ift alles, was von einem der merke
würdigften. Denkmahle der friefifchen Vorzeit übrig geblieben,
Die. drei Eichen, von benen Emmius vor 200 Jahren noch einen,
doch ganz abgeftorbenen, fah, find verſchwunden; vielleicht pflanzte
man hernach andere hin, denn Funk, *) welcher vor 100 Jahren zu
Aurich Prediger war, erwähnt eines Baums, ald im Gipfel und
obern Theil verborrt, und nur auf.ein paar Ellen Höhe noch grün;
welches der, zu Emmius Zeit ſchon abgeftorbene, nicht. fein kann.
Gegenwärtig entdeckt man zwifchen dem Geftrüp, nahe am oͤſtli—
chen Rand, 11-Schritt vom füblichen Eingang, noch die, 3 Fuß
hohe, Stubben dreier Eichen, die 6, 7, 8 Fuß von einander, in
einem Dreied ſtehen; zwei berfelben halten einen Zug im Durchs
ſchnitt, der dritte, im Often, aber zwei Fuß, vieleicht derſelbe
— — — 00.
°) CEhronik. ı Bd. ©, 21.
== 110 =
ben Zunft ‚gefehen. Der : Hügel ift vorn faum einen Fuß hoch,
erhebt -fich gegen die Mitte. zu 3 Fuß oder ‚etwas mehr. 9 Reiz
tzend iſt die Ausſicht von dieſer Höhe. Rundum bluͤhende Korn⸗
felder, abwechſelnd mit gruͤnenden Wieſen, von unzaͤhligen mit
Buſchholzʒ bekraͤnzten Waͤllen, eingeſchloſſen, „deren. dunkelgruͤne
Farbe maleriſch gegen das hellgruͤne dev Wieſen und die verſchie—
denen — der Kornfelder abſticht links in der
Wald, in einem großen Halbkreis fi r ch — Ihlo grade vor
uns in weiterer Ferne, dem ſich rechts Weſterende mit ſeinem
Baumwuchs anſchließt. Gen Mitternacht verbirgt eine, am Fuß
der Höhe gelagerte Wieſe, mit einzelnen Bäumen und Straͤu—
chern, ober ganzen Gruppen befest, weiterhin. wieder höhere Korn-
felder, die nachfolgende Heide, im Hintergrund das von’ hier in’
feinen Büfchen nur reigend erfcheinende Moordorf,. den aus nebs.
licher Ferne Broofmerlands: hohe. Kirchen und Marienhafe’3
Thurm Überragen. Wenige Ausfichten in unſrer einförmigen
Emsgau, kommen biefer, an einem fanften Sommerabend genof-
fen, gleih. Und wie erhöht fi) der Genuß durch Die Erinnerung
en den gebeiligten Ort, der dieſe Ausficht und anbeut. |
Drei Wege, wie die Tradition. angibt, führten zum. Hügel.
Einer von Südweften her, wovon einige Spuren noch zu fehen.
Der zweite aus Süben.. Diefer war vor einigen Jahren noch
zu erkennen, vom Hügel aus ohngefähr nach der Stelle, wo jebt
dad Haus eines Schmids, am Wege von Rahe nach Wefterende
fieht, in grader Linie gehend, Das dazwifchen liegende Land iſt
hernach cultivirt, und dadurch find Die legten Spuren bed Weges
verfchwunden. Der dritte ging von Nahe bei der Stelle, wo jetzt
ber weftlichfle Platz ſteht, in faft gerader Richtung auf den Hügel
an. Ein Stüd davon, au 105 Schritt eönge ‚20 Fuß Breite ;
*) Die Titelvignelte zu Greefes Opfrieke. und Harlingerland, gibt die wweitfiche Un;
fiht von Upſtalsboom, doch keinesweges treu. Der Zeichner hat die Stelle vorn
höher wie in dee Mitte gemacht, ſtatt fie in der Mitte Höher iſt, und ſolche mit
Tannen umgeben, bie doc nie da geftanden haben. Die Anhöhe ſenkt fih aud
nicht merklich nah Süden, wohl nach Norden,
— 111 —
2 Fuß Höhe, iſt davon noch ganz erhalten, welches auf moorigem
Grund liegt, daher zu beiden Seiten deſſelben Graͤben gezogen
worden, mit deren Erde man den Weg erhöht. und feft gemacht,
Der Hügel war anfänglich rund, wird. aber, wohl nicht. gröfa
fern Durchmeffer gehabt haben als jest. noch in der Länge, nur
an den beiden Seiten hat. die gierige ‚Hand bes Menfchen ihn
ſtark eingezwaͤngt. Die Anhoͤhe, worauf er ſich erhebt, dehnt
fi) nordſeits noch 150 Schritt aus, und dacht ſich dahin ſtark
ab, oft: und ſuͤdſeits bis 200 Schritt mit geringerem Fall, fo wie
weſtſeits, wo fie fi, fehmäler werdend, einige hundert Schritte
binzieht. Einige der vor dem Hügel liegenden Aeder, worauf, wie
die Sage lautet, Die Abgeordneten auf und ab wanbelten, wer⸗
den noch jetzt Spatzier- oder Wandel-Aecker genannt; ſie gehen
bis zum Fuß der Anhoͤhe, auf 200 Schritt Laͤnge hin.
Es laͤßt ſich nicht bezweifeln, daß der Upſtalshuͤgel ein uraltes, ſoge⸗
nanntes Hunnengrab iſt, und vielleicht eben deshalb, die Aſche era
habener Helden umfaffend, zum allgemeinen Berfammlungsort der
Frieſen erwählt wurde. Beim Abpflügen ber Seiten follen früher
mehrmald Scherben von Urnen mit aufgepflügt worden fein, und
noch 1816 hat man in der Mitte, auf 314 — 4 Fuß *) Tiefe,
eine ganze Urne gefunden, mit afchartigem fetten Sande angefült,
und einem Falfartigen, miteinem Knopf verfehenen, Dedel bedeckt.
Schön war die Idee einiger Vaterlandsfreunde, auf diefer Stelle eis
nen Obelisk, zum Andenken der bei Ligny und Belle Alliance gefals
lenen Oftfriefen, zu errichten, allein Mangel an Zheilnahme hinderte
die Ausführung. Zu wünfchen wäre es, daß ber Staat Sorge
trüge, Die wenige noch vorhandenen Reſte des Upftalsboomd zu
erhalten, fonft werben fie mit der Zeit ganz verfchwinden. Der
Profeffor Oltmanns hat fich daher ein Werdienft darum gemacht,
die Stelle genau zu bezeichnen, damit fie immer wieder gefunden
2) Nach Wiarda (Lande. der Friefen S. 8.) in 54 Fuß Tiefe, Obige Angabe auß
dem Munde eines Mannes, fo die Urne mit ausgegraben, Kommt mehr mit bee
‚Höhe, des Hügels Überein. Die Alten legten die Urnen nicht eigentlich in, fondern
auf Die Gede, und führten den Dügel darüber aufı r —
Dez")
— 112 — J
| woeiden Pan, wenn auch der Hügel nicht mehr da if. Er liegt
unter 25° 5’ 51 Länge, 53° 27° 18" Breite. |
Nordſeits Rahe liegt erſt Extum, 235 E., dann Walle, 284
di, an der Poſtſtraße nach Norden, an welchem näher der Stadt
311, das Landgut Wil Helminenpolz liegt, mit einem ſchoͤnen,
nor wenigen Sahten neis erbauten Haufe, vielem Gebüfch und
Gärten ; ehemals ein fürftliches Luſtſchloß, Nanienholz ge:
nannt, welches unter Preußifcher Regierung (1750) an den Re—
gierungs- Präfidenten von Derfchau verkauft wurde, welcher in
feinen legten Lebensjahren dafelbft wohnte und im Gehölz unter
einem kleinen Hügel begraben liegt. Eine große fleinerne Platte
fheht am Eingange des Grabes. Das Gut gehört jetzt dem Obers
Appellationsrath Saſſen.
Sandhorft, 268 E., liegt eine halbe Stunde noͤrdlich Aurich,
‚von vielem Gebüfch umgeben. Eine herrliche Allee führt zum
Theil dahin, neben welhem ber Thiergarten, ein herr-
fchaftliches Gehölz, 25 Calenberger Morgen groß, mit einem
MWirthöhaufe, das flarf befucht wird, und das Landgut Efhen
mit: Gebüfh, dem Domainenrath Boden gehörig. In bem Dorf
hatte der Ganzler Wiarda vor 200 Jahren ein Landgut; Graf
Ulrich Faufte ſolches von beffen Erben und lieg 1648 ein Luft:
fhloß Dafelbft erbauen mit einer Gapelle, legte auch einen fchö-
nen Garten dabei an. Es war der Wittwenfig feiner Gemahlin,
ber Fuͤrſtin Juliane; hernach öfterd Sommerwohnung der Fürften,
von denen der vorlegte, Georg Albrecht, dafelbft 1734 geftorben.
4764 ift es abgebroden und nur ein Flügel ftehen geblieben, wele
hen, nebft dem Garten, der Cammerpräfident von Colomb, Va⸗
ter ber verwittweten Fuͤrſtin Blücher von Wahlftadt, ankaufte.
Set gehört es dem Gutöbefiger Meppen. 1703 legte der Fuͤrſt
in diefem Dorf eine Glashütte an, die aber nach einigen Mona⸗
ten aus Mangel an Brennholz ſchon wieder einging.
Bei Sandhorſt liegen viele Herrſchaftliche Gehoͤlze, die wahr⸗
ſcheinlich ſaͤmmtlich unter graͤflicher und fuͤrſtlicher Regierung we⸗
gen der Naͤhe bei Aurich angelegt ſind. Die beiden groͤßten ſind
das Epkebuſch, und das Ochfenmeer, jedes zu 90 Mor;
— 7,15 m
gen Calenb. Sie liegen ‚an -einer ſchoͤnen Allee, die vom Schloß
auf faſt a Stunde Länge füboftfeits fi ausdehnt, und woran
das neue huͤbſche Förfterhaus- fteht. Ferner mehrere kleine Gebit-
fhe, als der. Finkenbuſch zu 13 M., Wilde Kaͤmpe 16 M.;
Die — hat. en noch — Gehoͤlz, —— ein
Diemath großes, ſo mitten im Eykebuſch liegt, auch hat ſie die
Weidegerechtigkeit im Ochſenmeer, zum großen Nachtheil des Hol⸗
zes. Neben dieſem Gebuͤſch und der Allee zieht ſich eine vor 10
Sahren angelegte Colonie hin, bie 12 Häufer zählt, mehrft aͤrm⸗
lichen Anſehens.
Tannenhauſen liegt: IA Stunden nördlicher, eine 1802
angelegte Golonie, fo 109 E. und meift fehr gute Häufer, 20
an der Zahl, nebft 2 Hütten bat, Nordſeits bejfelben kommt
erft das faft trokne Weftermeer, dann dad ewige. Meer,
welches nur mäßigen Umfang, aber ‚große Ziefe hat; es geht ein
fhmaler Graben aus demfelben, Tannenhauſen vorbei nach Au⸗
rich zur Speiſung des Trecktiefs, beim Meer mit einer kleinen
Schleuſe verſehen. Das Weſtermeer iſt im Suͤden mit vielen
Dünen umfaßt. Da ſiehet man in einer Vertiefung, zwei gewal⸗
tige Steine, die größten fo in Oftfriesland gefunden. Der
eine, oben und an einer Seite ganz platt, hat 12 Fuß Länge
(Sröning. Maaß), 3 Fuß oberer, 6 Fuß unterer Breite, 6 Fuß
Höhez der zweite opal rundlihe, 15 Fuß öfllicher liegende, 113%
Fuß Länge, 7 Fuß unterer Breite, 4354 — 5 Fuß Hoͤhe; ein
dritter, 10 Fuß vom zweiten. enıfernt, ift nur 254-Zuß hoch, 3
Fuß breit, 41% Fuß lang. Zwiſchen den beiden erften liegt noch
ein, 3. Fuß großer Stein, halb in die Erde verfunken. Die
Einwohner nennen die beide größere, der Form wegen, Brod und
Käfe. Bor 40 Sahren liegen einige Alterthbumsfreunde in Aus
rich ſolche umwaͤlzen, und.man fand Stüde von Urnen mit Aſche
und Knochen darunter. Vielleicht find mehrere ber Dünen in ber
Gegend ähnliche Begräbnißpügel; in. ben fogenannten Hoge⸗
bargen, unmeit der Sandhorſter Allee, hat man wenlgfienk. m in:
frühern Jahren Urnen gefunden, — 5: —
“
— ıj4 —
Weiter öftlich, am Eſener Poſtwege, erhebt fih Meerhauſen,
ehemaliges Nonnen-Kloſter, Ciſtercienſer Ordens, 1228 geſtiftet,
1514 aber im ſaͤchſiſchen Kriege abgebrannt. Es war dem Kloſter
Ihlo untergeordnet, und ſtand unter der Schutz-Herrſchaft der
Brookmer Haͤuptlinge. Aus den Truͤmmern wurde ein herr⸗
ſchaftl. Jagdſchloß zuſammengeſetzt, die Einkünfte den Schulen zu
Morden und Aurich, auch dem Auricher Gafthaufe, überwiefen. _
Es ift jegt ein Domaͤnenplatz und Schäferei. In dem 1716 new
erbauten Haufe fieht man noch ein Stüd: des Kellers vom alten
Kloſter, aus einem ſehr dicken Gewölbe beftehend; neben dem
Haufe mehrere große Steine in det Erde, weldhe man für das
Fundament bed Thurms hält; ber Kirchhof fcheint bei demfelben
und vor dem jeßigen Haufe gelegen zu haben, indem da zuweilen
noch Schädel und Gebeine ausgegraben werden. Die Stelle wo
das Klofter geſtanden, ift eine Anhöhe von beträchtlichem Umfang,
von dem man eine weite, aber reizlofe Ausficht auf die umlie-
gende Gegend hat, lauter oͤde Moore und Heide, abwechfelnd mit
Flugſand und rohen Dünen. Bloß im fernen Suͤdweſten die
Bufchreiche Gegend um Sandhorft und Aurich. Das ehemalige
Kloſterholz ift ganz verfhwunden, eben fo ein, zu Anfang des
vorigen Sekulums neu angelegtes, der Tannenkamp genannt,
Dagegen ift hier 1804, auf Veranflaltung des damaligen Praͤ⸗
fiventen von Winde, der Anfang mit Anlegung eines, 400 Die:
math großen Waldes von Nadelhölz gemacht, der fi von Meer:
huſen an, norbfeits des Poſtweges auf fat 14 Stunde Länge
nach Oſten hinzieht, und wovon ſeitdem jährli ein Theil befaamt
ift. Das zuerft gefäete feht fehr gut und dicht. Die Befaamung
ber. gangen zur Holzanlage beftimmten Flaͤche wird Fünftiges Jahr
voͤllig beendigt ſein. Suͤdſeits Meerhufen liegen noch zwei, vor
19 bis 15 Jahren: angelegte ‚Privatgehälge, das des Domänen-
raths Franzius oſtſeits des Poftweges zu 50 Diemath, und
des Regierungsrafh ‚Kettler, weftlich, zu 30 Diemath. Letzteres
begteift: Die Ueberreſte einer Meinen Schange in ſich, weldhe ber
große Edzard in. der fächfifchen Fehde. 1514 aufmerfen, und mit
einem Blockhauſe verfehen ließ. Hier widerſtand er mit feines
Ü
[2
— 175 —
Bauern und weniger Kriegern dem 20,000 Mann ſtarken ſaͤchfi⸗
ſchen Heer unter Anfuͤhrung Herzogs Heinrich von Braunſchweig
6 — 7-Xage lang, bis ihn endlich nach einem, feindlicher Seits
mit Verluſt von 800 Mann, unternommenen vergeblichen Sturm,
die Uebermacht zum Rüdzug zwang. Der jetige Beſitzer hat
ſolche mit Bäumen bepflanzen -laffen, bie fröhlich gedeihen; und
fo datf man hoffen‘, daß diefes ſchoͤne Denkmahl altfriefifcher
Zapferfeit uns erhalten bleibe‘ Sie ift nur 23 Schritt lang und
breit, An der andern Seite des Weges iſt noch eine, 14 Schritt‘
im Durchmeffer haltende runde Erhöhung zu fehen, mit einem 5
Schritt breiten, faft ausgetrockneten Graben. |
Nordfeits Meerhufen iſt das Oſtermeer, neben. —— am
Holzfehnerwege, die ſchon 1806 angelegte Colonie Bernuths⸗
feld, fo nur noch aus einem einzigen ‚Haufe beſteht. Plag⸗
genburg füdweftlih Meerhufen- am Wittmunder Poftwege aber,
zählt deren 44 und 277 Einwohner. Es wird dafelbft guter. Thon
gegraben, und in zwei Toͤpfereien verarbeitet. ."Mehtere:der Colo⸗
niften geben fi im Winter. mit dem Vertrieb. deren Fabrikate abz
im Sommer wird Torf gegraben. Im ganzen hat biefe große
Solonie ein gutes Anfehen, und nur- 20 wenige BRIAN
Eine Ziegelei ift auch da. x
Suͤdſeits Aurih, ganz nahe der Stadt, K ——
223 Einwohner, mit einem kleinen Landgut Weſterfeld.
Nach Harkenroths Meinung ſoll in dieſem Dorfe zuerſt die
Kirche dieſer Gegend geſtanden, und es daher den Namen
bekommen haben. Die Stelle derſelben wird wuͤrklich noch gezeigt.
Oſtſeits der Stadt, in 4 Stunde Entfernung, liegen Popens
9 E., Egels, 124 E., Wallinghauſen, 181 &, drei
Doͤrfer mit mittelmaͤßigen Haͤuſern. Bei Wallinghauſen iſt ein
kleines koͤnigl. Holz zu 13 Morgen, ein größeres bei. Popens,
theils der Gemeine zuftehend, theils koͤniglich, letzteres 37 Morgen
groß. Oſtſeits Egeld das anfehnliche Egelfter Holz, welches 370
Morgen oder 171 Diemath hält... Es fol ein Klofterholg fein, und
in demfelben ein Klofter geſtanden haben, wovon jeboch Feine
Spuren‘ meht vorhanden; ai bat es Wahrſcheinlichkeit, weil
h +
— 116 ——
hinter demſelben ein anſehnlicher koͤnigl. Platz und Schäferei ſich
befindet. Im Gebüfch ſelbſt iſt eine artige Foͤrſterwohnung, ſo
zugleich Wirthshaus iſt, und haͤufig beſucht wird, ſo wie das
beim Popenſerbuſch.
Diie Kirchſpiele des Amts fi nd⸗
4) Middels, mit 809 E., das nordoͤſtlichſte des Amts, an
der Poſtſtraße nach Wittmund, und ohngefaͤhr gleichweit von Dies
fem Flecken und Aurich, woher es vielleicht ben Namen befom-
men. Es hat eine, rundum von Kornfeldern umgebene, ‚einzeln
fiehende Kirche, fo an drei Seiten mit großen behauenen Flintens-
oder Kiefelfteinen bekleidet ift. : Die beiden Hauptdörfer, Ofter:
und Mefterloog, 120 und 258 E., ftehen einige hundert Rus -
then ofts und weftfeit davon entfernt, Ogenbargen, 67 E.
nordfeit3 mit einer Schäferei, fo au zu Spedendborf, 90 E.,
weiter ſuͤdlich mit einer.großen Ziegelei. Weiterhin, an der Efener,
Poftftrage, Langefeld oder Depedelle, eine Colonie von 147
E;, dann im Süden, auf einer vom Moor umgebenen hohen Sand—
fläche, Neupfalzborf,. 127 E., eine Colonie, deren erfle Anbauer
por etwa 25 Jahren von Pfalzdorf, auf der Socher Heide, hergefoms
men. In der Gemeinweide dieſes Kirchfpield findet fich fehr guter
Zöpferthon, gelbweißlicher Farbe; auch, in einer Tiefe von 30 bis 40
Fuß, eine Art Pfeifenthon, faft weißer Farbe, die mit einem Zufaß
würflichen Pfeifenthons, bei Fabrikation der Pfeifen anwendbar ift.
2) Wefterende, mit 464 Einwohnern, eine, Stunde weſt—
lich Aurich, am alten Poſtwege. Der in der Kirche befindliche
Altar rührt; von Herman de Werve her, der dafelbft 1607 bis 22
Prediger war, zugleich Aſtronom, auch Verfaſſer vieler Galen-
der. Er galt für einen großen GSterndeuter (Aftrolog); noch
leben viele. auffallende Erzählungen von feiner Wiffenfhaft im
Munde des Volks. Zur Gemeine gehört das Peine Dorf Fahne
füdſeits, und das größere Holtloog nordweflfeits. Letzteres
hatte fonfteviel Gebüfch, wovon noch einiges übrig; es liegt am
Weſterender Tief, das von hieran fchiffbar wird, und vor. Anles
gung der Treckfahrt ſtark zum-Transport der Waaren auf Aurich
Ind Emden benutzt wurde; der nordoͤſtliche Thejl dieſes Dorfs
— 17 —
heißt Weringerhoͤrn, nach Wiardas Muthmaßung eine ati
Golonie der Wariner oder Warner, welche vom Rhein bis zur
Nordſee wohnten, und im Sahr 595, im Kriege gegen die Fran—⸗
fen unterliegend, gänzlich vertilgt wurden. *) Das dazu ‚gehörige
Land heißt der MWeringerhamrich und befteht zum Theil aus vor⸗
mals angebautem, jetzt wuͤſt liegendem Lande. a
3) Barftede, 175 E., weiter weſtlich, ein Stunde karte
Dorf, worin ein großer, ablich freier Platz, dad Schathaus: **)
genannt, vorden mit einer Burg. Udde Rikena, ein: reicher
Grundbefiger zu Barſtede, befaß vier Kämpe bei Aurich, die er
4948 dem Grafen Ulrich überlich, zur Anlegung der Wälle und
Gräben um das neue Schloß; dazu fügte er noch 500 Goldgul-
den, und erhielt daflır abliche Freiheiten und die Jagdgerechtig—
keit für feine Befikung zu Barftede, Die alte’ Burg, welche &
vermuthlich erbauete, ſtand nahe am Heerwege, vor dem Giebel
des jegigen -Schathaufes, war einigermaßen einem Kreuzgebäube
ähnlih, und hatte mehr das Anfehen einer Kirche, wie einer
Burg Wahrſcheinlich aber fand fchon früher eine Burg da,
denn neben dein Schathaufe, im Often, findet man noch eine
große Burgftelle mit doppeltem breiten "Graben umringt, aus def:
fen innern Hof der Eigner vor einigen Jahren noch viele Steine
ausgrub und darauf die Stelle in einen Obftgarten verwandelte,
Es fheint daß fpäter das Regierhaus im Befig Fam, denn Graf
Ulrich II. vermachte das Haus zu Barſtede mit den Pertinenzien,
feiner Gemahlin, der Fürftin Juliane. Hernach muß es verkauft
fein. In den 80er Jahren des vorigen Säfulums, befaß es der
Amtmann von Halem zu Witmund, der bie Beſitzung in Erb»
pacht austhatz der Erbpächter brach die Burg 1789 oder 90 ab,
Biarda's Dir. Gefh. 1. Bd. ©. 53. Sonft ließe fih der Name auch von ben
Warägerm berleiten, Küftenbewopner der DR: und Nordſee, die im neunten
Jahrhundert und früher fo genannt wurden. —
*e) In den mehrſten Dörfern, wo eine Burg geſtanden, wird der dazu gebörige
Heerd, oder bei mehrern, der größte, das Schathaus genannt. Es mar vormals-
. ber Saupibeerd und foll den Namen daher erhalten haben, weil das Dieb darin
aufgekallt wurde, denn Vieh heißt im Altfriefifchen : — alſo ee ober
Schüthaus, fy viel u Biehhaus. Dftfe. Mannigf. U. ©. 307:
— 118 —
bauete auch ein paar Jahr hernach ein neues Schathaus ſtatt des
durch ein Gewitter zerſchmetterten, alten. Es ſind gegen 100
Diemath Landes bei dem Gut. Barſte der moor oder New:
Barſtede, eine Colonie von 4 Haͤuſer, gehoͤrt zur Gemeine.
Weſtlich Barſtede ſenkt ſich der Boden nach dem großen Meer
hin und wird da ſehr niedrig. Die, Dörfer 4) Forlitz, 70 E.
mit Blaularfen, 123 €, und 5) Bedekaspel,.103:€.,
ſtehen daſelbſt, im Winter gewöhnlich vom -Waffer umgeben, ».Sie
‚werden. zufammen, die Wolden genannt und beftehen mehrft
aus zerftreut liegenden Bauernplägen und -einigen Warfhäufern.
Blaukirchen wird auh Suͤdwolde genannt und. der füdlie
che Theil davon Moorhuſen; es hat zwar, fo wie. Forlitz,
eine. Kirche, Doch werden. beide ‚feit 1719, nur. von einem Prediger
bedient, der um den andern Sonntag in jeder Kirche predigt,
Der Zaufftein Der Zorliger Kirche ſteht am Eingang derſelben
weſtſeits, und hat. eine, nicht. mehr leſerliche Inſchrift. Die Einz
wohner bedienen fich deſſelben zum: — Schleifſtein. Bedecasz
pel if. bad. einzige reformirse Kirchſpiel im Amt; es gehört. dazu
Die, Bebecaspeler Marfch an ber andern Seite des großen
Meers, woſelbſt 6 Plaͤtze ftehen, ald: Groß-Sande, 2 Pläe,
Groß: und Klein- Babel, Sunfemarum, Biefterfeld,
und 3: Warfhaͤufert.
In dieſer Gegend ift dad, Große: — Wiebelsburer
Meer, die größte Landſee in Oſtfriesland, beinah eine. Stunde
von Norden nah Suͤden lang und A Stunde breit, jedoch nicht
tief. Die Kirchen von Blaukirchen und Bedecaspel ftehen nahe
an feinem Ufer im: Often, wo ed immerfort Boden abfpült, im
Weiten Dagegen neues Land anſetzt. Es ift fifchreich, vorzüglich
an Aal und Hecht; und wird im Sommer, fo wie bie Hiwe,
häufig von ben Emdern zu Lufifahrten benugt. Zuweilen trifft
man in Diefem Meer große Baumſtaͤmme an, häufiger noch, be=
fonders nach der nördlichen Seite hin, fehr dide, noch feft im
Brund figende Stubben, 1 — 2Fuß über den Boden fich erhes
Bend, oder mit Demfelben gleich. Vielleicht rühren folche aus der
Urzeit ber, wie noch Fein Marfchland gefchaffen war, indem da⸗
— 119
mahls ber. Boden. des Meers wird troden geweſen ſein; fonfl
müßte man eine Senkung des Bodend annehmen, welches auch
möglich: Es foll in. diefem Meer eine Kirche geſtanden haben,
wozu. jene drei Dörfer gehörten, die, hernach von den Wellen uns
tergraben und zerflört worden; das Fundament, aus großen Steis
nen ‚beftehend, fol noch vor 100 Jahren: in trodnen Sommers
zu ſehen geweſen fein., Nahe ‚bei diefem Meer..weftlich, iſt Das
Lopperfumer Meer,: fo zum Theil im Emder Amt hinein
geht, ſuͤdweſtſeits erſt ein kleines, faft zugewachfenes, Meer, dann
bie Hiwe, welde beträchtlichen Umfang hat, und größtentheild
dem Emder Amt angehört., ‚In frühern Zeiten. machten biefe
vier, Meere zufammen : nur ‚eind aus, waren wenigftens durch
breite Arme mit ‚einander verbunden, wie ber. zwifchen ihnen lies
gende, ſehr ‚niedrige, milderdige Boden andeutet. Sie muͤ en
ihre Auswaͤſſerung nordweſtlich nach der Abelitz und zum kLopper⸗
ſumer Tief gehabt haben; ſpaͤter hat man von der Hiwe grade
aus nach Emden einen Canal gegraben, und einen zweiten ſuͤd⸗
ſeits nach dem Weſterender Tief; letzteres, das Maar genannt,
iſt beinah zugewachſen, erſterer dient naͤchſt der Abwäfferung, auch
zur Schiffahrt für die am Großen Meer wohnende. Noch viele
Heinere Meere, meift verfchlammt, liegen ſuͤd- und oftfeitd def;
felben, worunter der Goldhorn, zu Wiebelöbur gehörig, ber
größte ift, und, feit mehren. Jahren gänzlich. zugewachfen, als
Weide und Wieſe benußt wird,
6) Wiebelöbur ober Wiegboldsbur mit 268 E., folgt
im Nord-Oſten auf die Wolden, Es liegt am Rand der Nies
dDrigung und dehnt fi), mit dem daran grenzenden Theen,
nörblidy auf. Stunde Länge aus. Man glaubt, daß, hier eine
Burg. gefianden hat, und zwar auf der Stelle, wo ein Platz,
Buſchplatz genannt, fleht, im Süben des Dorfs am Wege nach
Aurich. Die vielen im Garten deſſelben befindlichen Steine, worun⸗
ter auch Schiefer, machen ſolches allerdings wahrſcheinlich, ſo wie
die, noch kaum zu erkennenden, Spuren ehemaliger Graͤben und
eines Stuͤcks vom Ziegel im Suͤden, der auch noch den Namen
führt. Die Kirche ſteht ganz zu Ende des Dorfs im Weſten; in
— 120 mn
derfelbei iſt der Abendmahlskelch bemerkendwerth, noch Geſchenk
bes Kloſters Duͤnebroek von 1511, wie die Inſchtift beſagt.
Eine kleine Viertelſtunde weſtſeits der Kirche erhebt ſich das nie:
drige Land ein wenig zu einer, ein Paar: hundert Schritt langen
und breiten- Fläche , welche im Winter gewöhnlich trocken Bleibt:
Solche heißt Oldehoff, und es ſoll darauf ein Dorf geftänden
haben, fo Fahne hieß; wie man aus der Umfchrift der 1455
gegoffenen Glocke fließt. *) Indeß zeigt die Stelle feine Spur
eines ehemaligen Dörfs, es hat nicht mahl das Anſehn, daß
folche jemahls vom Pflug oder Spaten durchwuͤhlt worden. Biel:
leicht iſt die Umſchrift nicht recht ausgedruckt, und ſoll Taͤn
heißen. Theen gehoͤrt jetzt zwar zu Victorbur, liegt aber eine
halbe Stunde davon entfernt, an Wiegboldsbur dagegen fo nahe,
baß man’ nicht bemerkt wo beide Dörfer fich feheiden. Lin —
Theen ſchreiben die Einwohner noch heut zu Tage oft.“
7) Victorbur, ein großes Kirchfpiel von 1478 —
| ſo fi fid von Suͤdweſt bis Nordweft auf 3 Stunden Länge erſtreckt,
bei 14, bis % Stunde Breite, 114 Stunden nordweftfeitd Au:
rich. Das Kirchdorf, aus Oft: und Weſtvictorbur beſtehend,
mit 434 E., iſt 34 Stunde lang, vom Poſtweg nach Norden durch:
ſchnitten, Es hat eine ſtattliche Kirche, 57 Schritt lang, 13 breit,
dem heil. Victor gewidmet, worin vor ber Reformation 5
Allaͤre ſtanden, jetzt noch einer; auch fland ein hoher Thurm im
Welten daneben, welcher im 3ojährigen Krieg ‚zerflört worden.
Die Kirche ſteht ganz einzeln zwifchen dem Dorf und Uthwerbum
und war, wie Bertram meint, vor der Reformation cine Abtei,
weil auf einigen Grabfteinen ſich das Zeichen eines Abts gefun-
ben, auch manchmal fteinerne Särge ausgegraben worben. "Fun:
bamente eines großen, muthmaßlid des Kloftergebäudes, entdeckte
mar ebenfalls vor beinah 100 Jahren, nebft dem des eben ge-
nannten Thurms. *) Zur Gemeine gehören:
uthwerdum im Weſten, 220 E., und bie Bictorburer
2) Sie lautet nad Harkenroth: Arno dni. MCCCCLYV Maria bin ik gheheten,
de van Fan Wibcisburen hebbet mi latcu gheten.
®*) Bertram Analecta ostfriesica, ı ©t. ©. 33:
vn 302 wem
Marſch, faſt 24 Stunden ſüdweſtlich, ans Emder Amt gren⸗
zend, mit einzeln ſtehenden Plaͤtzen, als Groß: und Klein—
Burhafe, Lerſterer ein Domaͤnenplatz, Stoß: und: Kleins
Mager⸗oder Magde-weg, und einem kleinen Haufe) Suͤd⸗
ſeits das an Wiebelsbur grenzende Theen oder Thene,279 €,
dem .öftlich die Golonie:Efels, 160 E., fich anfchließt, welche ein
recht gutes Anſehn hat, dann,, am der Poſtſtraße, Moordorf
mit 385 En ebenfalls eine Eolonie, 34 Stunde lang, meift aus
enden Haͤuſern und Huͤtten beſtehend, und mehr unter dem
Namen Swarteweg (Schwarzeweg) ſo bekannt wie berüchtigt:
Faulheit und Bettelei war hier-forft an der Tagesordnung; letz⸗
tere wurde bis zu einem fuͤr Oſtfriesland ungewoͤhnlichen Grade
getrieben. Zeigte ſich ein’ Neifender;,gleich: wurde. er von einer
Schaar in Lumpen gehuͤllter, halb⸗ auch. wohl ganz nakkter Kinder
aufs ungeſtuͤmſte angefallen; die Umgegend, beſonders Aurich von
alten und jungen Bettlern taͤglich uͤberſtroͤnt Im vergangenen
harten Winter erfroren mehrere Kinder, bei der ſtrengen Kaͤlte,
don. der: Städt zurlickkommend. Seit Anfang dieſes Jahrs iſt
endlich dieſem Unweſen geſteuert/ Alles Betteln iſt ernſtlich
unterſagt. Die Erwachſenen find ſtrenge zur Bearbeitung ihres
kandes angehalten, "und zu dem ‘Ende ein Gorporal der Landdra⸗
Honer ihnen zur Aufficht vorgefehtz ein neues Schulgebäude iſt
aufgeführt, und ein tuͤchtiger Schullehrer mit einem feften Gehalt
von 300 Rthlr. dabei angeftellt; zugleich find die Aeltern ange:
wieſen, ihre Kinder, die vorher wie Wilde aufwuchfen, regelmäßig
zur Schule zur Ihiden. Schon jetzt zeigt fih der Nugen diefer
fie dem gegenvärtigen Fall ſehr heilfamen Strenge. Ruhig
kann der KReifende feinen Weg verfolgen; kaum fieht man noch
ein Fled wüften Landes am Wege, wo noch im vorigen Jahr
ſich deffen in Menge zeigte; und fo"tönnen mit der Zeit einige
hündert Menfchen zu nüglichen Staatsbürgern angezogen werden,
die fonft, ihren Mitbürgern und nr opt zur Laft, ein elendes
Dafein verlebten.
8) Engerhafe, ein Kirchfpiel von 1055 E., welches fi
noroweftli neben dem vorigen binzieht im gleicher Lange und
— 12 ==
Breite Das‘ gleichnamige Kirchdorf mit 169 €. hat viele und
ſchoͤne Pläge, die in einem faft eine: Stunde großen Halbkreis
ſtehen, jedes. Haus 50 bis 300 Schritt vom andern : entfernt,
Die anfehnliche Kirche ſteht am: Oftende des Dorfs; fie ift 148
Fuß lang, 44 Fuß. breit,; in den: Mauern 44, im Dach 31, alfo
im ganzen 75 Fuß Rheinl, hoch; vorhet hielt: fie 193: Fuß Länge;
tft aber: im Jahr 1807 an der. Oftfeite ium 10 Fuß und an der
Weſtſeite um 40 Fuß verkürzt, Der ‚darin befindliche Taufſtein
von feinem Glockenmetall faͤllt durch feine sG&röße: auf. Er ift
1640 Hegeffen, rundum ‚mit: den 12 Apoſteln geziert, und ruht
auf: 4; flarfen Füßen ‚Die vier, Enangeliften vorſtellend; alles fehr
fauber gearbeitet. Der hölzerne: Dedel: iſt ebenfalls ein : hübfches
Stuͤck Arbeit, in Form einer: Piramide, ſtark durchbrochen, mit
vielen Verzierungen. Das ganze nimmt: fich ſchoͤn aus: und findet
ſchwerlich feines Gleichen in einer Dorfkirche. Auch die Kanzel, sin
Geſchenk des: Rentmeifters Noa von Petkum, der um die Mitte
bes, 17. Jahrhunderts. lebte, und daſelbſt einen Heerd beſaß, ift ein
ſchoͤnes Werk. Im Chor ‚wohin .ein gewoͤlbter Gang führt, iſt
ein. großer Altar von 1698, worauf, die Einfegung des Abends
mahls, die Geburt, Krenzigung, Auferfiehung und: Himmelfahut
Chriſti in Schnitzwerk mit wertig Geſchmack vorgeſtellt iſt. Vor
demſelben liegt ein ſehr großer blauer Leichenſtein, unter welchen
der Kriegs- und Domaͤnenrath Johann Olk (4 14. December
1748) und deſſen Gattin Maria: Chriſt. Teutſcherin von Lisfeld
( + 4. Januar 1761) ‚begraben find, An der. Kirche ſtehen zwei
Prediger, die zweite Stelle iſt aber feit einigen’ Jahren unbefeßt
geblieben. - Der nördliche Theil des Dorfs heißt das Loeg, der
füdliche, Uiter dyk, das zwiſchen beiden liegende, %, Stunde .
breite Feld, iſt hoher Sandboden, welcher für den beften der Art
in der ‘Provinz gelten Tann. : Rundum den Halbzirkel iſt der
Boden niedriger; der Rand, worauf das Dorf: ſteht, war zwar in
der Urzeit die Küfte, doch irrt Darkenroth ſehr, wenn er ſolches
zu einem Hafen machen will; Feine Spur zeigt: fih Davon, fo
wenig wie bei Marienhafe. : Der Name Hafe oder Hofe ift mit
Hof einerlöi, und kommt in deutſchen Drtönahmen nicht ſelten
—
— 125 —
vor, wo doch weder an einen Sees noch, Flußhafen zu denken iſt.
Zwei Burgen follen hier. geflanden haben, ‚wovon. man die Stels
len noch nachweißt.. Es find Anhöhen, mit Epuren: ehemaliger
Gräben, die eine ſuͤdſeits ber Kirche, heißt die Kniepenborg;
fie. ift in Aderland verwandelt, und beim pflügen:fommen nicht
felten Steine, nebſt grünen und gelben: Eftern (Zliefen) der ganz
alten kleinen Art, hervor: Es ſoll ein.unterirdifcher Gang von
dieſer Stelle zur aͤlteſten Paſtorei gehen, welche, wie behauptet
wird, einſt hat unterſucht werden ſollen, man konnte aber dag
Licht, der dicken Luft. wegen, nicht brennend halten, und mußte
deshalb von dem Vornehmen abſtehen. Andere wollen. davon
nichts wiſſen. So viel iſt indeß gewiß, daß in- jenem, ge⸗
woͤlbten, Keller, an der Seite, wo der Gang fein ſoll, noch
eine. zugemauerte Thuͤr befindlich. Die ‚andre. Anhöhe: weſtſeits
uniterdyk, wird die Burgſte de genannt, und als Griͤm⸗
land benutzt. Popko Inema uͤberließ 1432: feine Burg zu De
teen, an Edzard und Ulrich Cirkſena, wogegen dieſe ihm zwei -
Plaͤtze (twooe goede: Erven, ſagt Beninga) zu Engerhafe auf
Lebenszeit einraͤumten; er blieb eine Zeitlang daſelbſt wohnen und
zog dann auf ſeine Burg zu Beerte. Bloße Bauernplaͤtze koͤnnen
es nicht geweſen fein, worauf ein. beguͤteter Edelmann ſich nie
derließ; vermuthlich: waren die Brookmer Haͤuptlinge Beſitzer
derfelben, von denen das Cirkſenaſche Haus fie erbte, Ein Platz
im Dorf, Hipkenborg, fo dem vor einigen Jahren verſtorbe⸗
nen Domänen:Rath Bluhm gehoͤrte, jetzt dem Juſtiz-Commiſſaͤr
Schnedermann, ‚bat noch ein ziemlich großes altes Gebäude mit
bieten Mauern in Kreugform, welches, nach alten Sagen, ein
Nonnenklofter gewefen. Vor einigen Jahren hat man: bafelbft
beim Abbruch einer Mauer ein, im bemfelben befinbliches, heims
liches Gemach entdedt, von oben bid unten gehend, worin Kinos
den von ganz Fleinen Kindern gefunden: wurben.
Die Engerhafer Marfch dehnt fich bis zum Emder Amt
und ber Abelig aus. In bderfelben liegen 5 Pläße, als Klofter
Amerland, ein großer Domänenplab und ehemaliges Klofter
nahe beim Longeweerfier Meer, Beer, Blankenheerd ober
— jo —
Hooge Lücht, Groß- und Klein-Heikeland, letzterer
ebenfalls Domäne, erſterer ein Beheerdifcher: oder Erbpachts⸗Platz,
ehemals dem Klofter Meerhufen gehörig, wohin e8 eine Beheer—
diſchheit von 101 Rthlr. 23 fh. entrichtete, ſo jetzt das. Auricher
Gaſthaus genießt. ..:Die. fonflige Ortfchaften des Kirchſpiels find:
Oldeborg, norboftfeits, mit 197.€., berühmt als Stammfig
Per mächtigen ten Broeke's, Häuptlinge von Brookmerland, : die
‚während einem. halben Jahrhundert eine fo: glänzende Role im
Frieſenlande fpielten. Keno, ihr Ahnherr, war ums. Jahr 1300.
seiner: Der vier Richter oder Gonfuln zu Norden. Der Entel
deſſelben, Keno Hilmerdna (Hilmers Sohn), war ber. erfte
Häuptling: von Brookmerland, als folcher er in einem Dokument
bes Klöfterd Langen von 1340 erwähnt wird, Er. befaß damahls
oder: fpüter: auch Auricherland. Wie er zur Herrfchaft über einen
ſo anfehnlichen Landſtrich, der den fünften Theil‘ der ganzen
Provinz befaffen mochte, gekommen, melden die Annalen nicht,
‘eben wenig; was die Freiheit Fiebende Brookmaͤnner bewog, ſich
einen Hersfiher zu erwählen: Keno farb 1376 in einem hoben
Alter: auf feinein Hauſe zu Oldeborg, und. ließ zwei Töchter und
Zwei Söhne nach. Von erftern war Elbrig mit Haro Aielts von
Faldern vermählt, von welchen die Häuptlinge zu ‚Up: und
Molthufen abſtammen, Doda die. jingfte: mit Edzarb: Girffenay
Diefe wurde dadurch Stammmutter des oſtfrieſiſchen Regierhaufes.
Ssmel, der juͤngſte Sohn, erhielt die väterlichen Güter, ftarb aber
noch. in demfelben Jahr ‚mit. Hinterlaffung eirier Tochter, Adda,
bie mit Follmar Alena von Ofterhufen verheuratfet war, und
beim Rechte gerhäß ihres Vaters Beſitzungen hätte !erben müſſen.
Allein Occo, der aͤlteſte Sohn, kehrte gleich nach Imels Tode aus
Neapel, wo er ſich eben aufhielt, zuruͤck und bemaͤchtigte ſich der
Herrſchaft. Er war ein kriegeriſcher, doch herrſchſͤchtiger Mann,
ſtolz auf ſeine Macht und Ritterwuͤrde, die ihm die Koͤnigin
Johanna von Neapel, bei der er in großem Anſehn ſtand, ertheilt
hatte. Daher war ihm Jedermann abgeneigt. Sein Leben ver-
ging in immermwährenden Fehden mit Folfmar Allena, Der die
älterlichen Güter feiner Frau verlangte, aber gewöhnlich unterlag
u‘
— 1025 —
und ſelbſt einige feiner Beſitzungen im Emſigerland verlohr.
Doch wurde Occo zuletzt 1391 von ihm unvermuthet in ſeiner
Burg zu Aurich angegriffen, und nachdem ſie außer demſelben
ſich unterredet, beim Zuruͤckgehen zur Burg ermordet. Occos
Wittwe, Foelke von Strakholt und Hinte, gewoͤhnlich ihrer
Grauſamkeit wegen, quade Foelke genannt, erhielt ſich indeß im
Beſitz der Herrſchaft fuͤr Keno, ihren Sohn, der wiederum. mit
Folkmar und andern Emſiger Haͤuptlingen in ſtets wiederkehrenden
Fehden lebte, 1413 ſelbſt Emden einnahm, auch in Groningerland
die Schieringer befiegte, aber ſchon 1417 ſtarb. Stolz und.
berrichfüchtig wie fein Water, dabei tapfer und Flug, hätte er ſich
zum Beherrfcher ganz Oftfrieslands wahrfcheinlich aufgefchwungen,
wenn nicht zu früh der Tod ihn hingerafft. Sein Sohn, Dec
ber jlingere, der fich bereitd Häuptling von Oftfriesland mannte,
erbte feinen Stolz und Muth, nicht fein Gluͤck. In Groninger—
land fland er den Vetkopern gegen die Parthei der Schieringer
während 4 Jahren bei, und fehlug diefe in mehrern Treffen mit
Hülfe feines Oberſten, des großen Zode Ukena. Hernach, 1426,
entzweite er. fich mit diefem. Bodo, :zu großer Macht und Anfehn
gelangt, wagte es, fi mit feinem mädtigen Gegner in offnen,
Kampf einzulaffen. Auf den Wilden Aedern, unweit Oldeborg,
wurde. am: 28. October 1427 die denkwuͤrdige Schlacht gefchlagent,
die größte zwifchen Dftfriefen, welche Dad Broekeſche Haus in;
einem Augenblid von feiner Höhe Herabfchleuderte und der vaters.
ländifchen Gefchichte eine ganz andere Wendung gab. Wuͤthend
war der Kampf des Bruderd gegen den Bruder und lange wäh
rend; endlich fiegte Focko. 4000 Keichen deckten den Wahlplagz
Occo felbf Fam in die Gewalt des Siegers, ber darauf ſaͤmmt⸗
liche Beſitzungen deffelben mit feinen Bundeögenoflen theiite, aber
aur wenige Jahre die Früchte feined Sieges genoß. Occo kam
erſt nach feines Gegners Fall wieder frei, farb aber bald darauf,
1435, unbeerbt. Seine Befigungen fielen an das Girffenafche,
nachher regierende, Haus, welches durch die VBermählung Edzarbs
mit Doda, Zochter Keno's bed Altern; freilich nicht mehr Recht
daxan hatte, vielleicht weniger, als m Allena s Söhne,
— 106. —
Sibrand von Loquard, Occo's Onkel, und andere, doch als der
maͤchtigere Theil, ſich im Beſitz ſetzte, und die uͤbrige Praͤtendenten
mit Kleinigkeiten abfand. — Die Burg, zu Oldebotg wurde
gleich nach jener Schlacht von Focko eingenommen und geſchleift
Sie ftand beinah am wefllichften Ende des Dorfs, an ber linken
Seite des nad) Brenhufen „gehenden Poftweges; Die Stelle ift.
noch wohl zu erfennen, obgleich in einen Kohlgarten verwandelt...
Die Burg bildete ein Viered, 40 Schritt lang umd .breitz ber
sundum gehende Graben ift im MWeften und Norden an der Ber:
tiefung noch zu bemerken, füd- und oſtſeits in. einen Schloot ver:
wandelt. Die nordöftliche Ede des Grabens. fließ ‚grade an. den’
Weg. SIene Schlöte figen noch voller Steine, und: noch vor zwei-
Sahren hat man eine, doch nicht mehr feftfigende Mauer an ber
weitlichen Seite im Grunde gefunden. Die Einwohner weifen
noch den Ausgang aus der Burg nah, melde im Süden war,
erft eine kleine Strecke weftlich lief, dann nördlich nach dem je⸗
Bigen Poftweg; fie ift zum Theil noch zu erkennen, doch niedrig,
fo wie die Gegend im Weſten auf ziemliche Ausdehnung, im
Winter meift unter Maffer ſtehend. Die Burgftätte felbft iſt
etwas höher wie die Umgegend; fübfeits daran aber ift eine viel
höhere Stelle, worauf jest ein Platz fteht. |
Behnhufen, 65 Einwohner, nahe bei Oldeborg im Weſten,
ſoll früher größer gewefen fein und- fih bis zu Diefem Dorf er⸗
ftredt haben; zwei Anhöhen ftehen zwifchen beiden, die Mühlen--
warfen genannt, auf deren einer zur Zeit der dafigen Häuptlinge
eine Mühle geftanden haben fol. Nordweftfeits zwifchen -diefenr
Dorf und Upgant neben dem Wege, liegen die fogenannte Wil⸗
de Aecker, auf welchen jene denkwuͤrdige Schlacht vorfiel, Spus
ren davon find nicht mehr zu finden, nit einmahl Gebein.
Oſtſeits Upende mit der Eolonie Agter Upender zuſam⸗
men 267 Einwohner, weiter öftlih die Golonie Muͤnkebo,
487 Einwohner. Man glaubt, dag bafelbft ein Klofter geftanden,
indem die erften Coloniſten, vor 70 bis 80 Jahren, Reſte von
Mauern in der Erde gefunden; auch war das bafige Heide⸗
feld oder die Gafte ſchon früher beackert geweien, welches: ſtark
— 107 —
füs- Die ehemalige Exiſtenz eines Kloſters ſpricht, da die Gegend
von den alten Dörfern 4 Stunde. entfernt liegt. Im nahe
liegenden Nordmeer follen fih ſtarke Baumwurzeln finden;
Noͤrdlich Moorhufen, 112 €, Agter (Hinter) Dides
borg, oder Lamgered, 58 E., fämmtlich Colonien, bie
‚durchgängig fehr gut beſtehen, indem fie hauptfächlich vom Torf⸗
flich ſich ernähren, welches wegen der Nähe ber Marfch, befons
ders ber Polder, großen Bortheil darbietetz auch nach Norden
bringen fie manchmal ihren Torf, der in den hiefigen Gegenden »
fehr gut ift, p wie ber Boden m... ie Art.
9) EN 77€. Das airchdorf mit 192 E. 4
Stunde noͤrdlich Engerhafe, iſt zwar klein, doch nicht unmerk—
würdig. Einige glauben,. es habe feinen Namen von den Bie-
geleien bekommen , Die in fehr frühen Zeiten auf deffen Flur fols
len gewefen fein; der alte Name des Orts, der Infchrift auf dem
Zaufftein zufolge, war aber Segfum, und Ziegel: heißen in
der alten friefifchen Sprache: Barnften, welches mit Siegel nicht
die entferntefte Aehnlichkeit hat. *) Das Dorf liegt am Rand des
hoben Sandes, welcher fich von hier oft: und norbwärts wendet,
Am Fuß beffelben geht das oben erwähnte Bollanstief hin, deſſen
nördliche Seite von Schott bis hier mit einem Deich eingefaßt
geweſen, welcher noch ferner öftlich bis Veenhuſen ging, der jegt
beinah geebnet, doch noch zu erkennen ift, und den die Beenhufes
unterhalten müfjen, obgleich die Siegelfumer das Gras genießen.
Diefer Deich, die Niedrigung weftfeitd unmittelbar am Dorf,
und Die anfehnliche Breite des Ziefs, machen es fehr wahrſchein⸗
lich, daß dad Seewaffer in frühern Zeiten bis hieher gegangen,
und ein Siel im Dorf gelegen. Dafür fpridt die Tradition,
ferner daß an ben Ort, wo der Siel fol gelegen Be —
*. darlenroid lannte den alten Namen nicht, ſonſt würde er ſolchen wohl von der
Lage des Orts an der See hergeleitet Haben, wie Gfens; Benfe, Goödens u. a. —
her LWnnte man — daß w⸗ Def vom dafigen Sieh den neuen Namen
erhalten . Re
— 18. m.
eichene Balten, große Sandſteine ze; tief in der Eide noch gefunden
werden, auch mitten durch das Dorf eine ſtarke Niedrigung, mit
vorzuͤglich fruchtbarer ſchwarzer Erde angefuͤllt, von Oſten kommend,
geht, worein ein Zugſchloot fließt, der noch jetzt Siel genannt wird.
Auffallend iſt es ferner, daß bei jenem Deich noch zwei Kolken
befindlich, die nur durch einen Deichbruch koͤnnen entſtanden feinz:
der größere fängt nun erfi an zuzuwachſen. Auf, der Siegelfus:
mer Meede, weſtſuͤdweſtſeits des Dorfs, findet man Spuren
ehemaliger Biegeleien, Dfenftelen mit Aſche, Steinſchutt ꝛc.;
ganze Streden Landes fiheinen da zu dem.Ende abgegraben zu
fein. Vermuthlich wurden dafelbft die Steine zu der Kirche in
Marienhafe und andern Dörfern Broofmerlands gebrannt.
Siegelfum wird wohl fein Häuptlingslig gewejen fein, da die
ten Broeke's ſchwerlich einen Nebenherrfcher in. ihrem Gebiet
würden geduldet haben. Eine Burg war aber ba; von welcher
und deren Befiger indeg wenig befannt if. Sie gehörte. den.
Herren von Steineder. - Noch ift ein DriginalzKaufbrief vom 12,
Zuni 1685 vorhanden, zwifihen „Chriſtoph Friederich von Stein⸗
eder zu Gröningen und Sygelſum Häubtling und beffen Ehe,
liebfte Clare Hane,’’ und Agge Ennen Wittwe zu Siegelfum, über
einen Ader Burgland, vom Verkäufer eigenhändig unterfchrieben
und mit feinem Siegel befiegelt. Auch lag in der alten Kirche,
noch ein großer Leichenftein, von defjen Umfchrift die Worte: 1585
Häuptling zu Siegelfum und Groningen, deutlich zu lefen. waren,
duch war dad Wappen dem auf dem Kaufbrief ähnlich; beim
Abbruch der Kirche wurde der Stein aufgehoben und vor der
Thür des Thurms hingelegt, wobei er aber zerbrach, auch ſonſt
fehr litt, fo daß jegt nur noch: 1585 Hoeftlingh, von der Um;
fchrift zu Iefen if. Die Familie war alfo wenigftens feit der
‚zweiten Hälfte des 16. Sahrhunderts, im Befig des Guts. Wie
und auf welche Art es hernach in fremde Hände gefommen, iſt
nicht bekannt. Vor ungefähr 100 Jahren wohnte auf der Burg:
fleue ein gewiffer Ian Harms, den man, da er nad) Oſtindien
geweſen, nur den Stindsmann nannte, darnach wurde die Fami⸗
lie Kirchhoff Befiger der Stelle und des dabei ſtehenden Platzes,
— 129 —
ob von dem Stindsmann oder dem Herrn von Steinecker gekauft
oder durch Erbſchaft erlangt, iſt unbekannt. Der Platz gehoͤrt
noch jetzt der Kirchhoffſchen Familie; das auf der Burgſtelle ſte—
hende Haus mit Garten aber verkaufte ſie 1787 der Gemeine
zur Schulwohnung. Das Land iſt jetzt bauerpflichtig, nur der
angefuͤhrte verkaufte Acker iſt allein noch praͤſtationsfrei, er
wird der Junkers⸗-Acker genannt, und gehoͤrt noch den Nach
fommen des Agge Ennen. Wann :die Burg abgebroden, ift
nicht bekannt; eine- vor 6 Jahren verftorbene Y2jährige Frau et-
innerfe fih noch, die Klappbrüde -(Zugbrüde) über den Graben
gefehen zu haben. Der Graben ſelbſt ift jest nicht mehr vorhan⸗
den; der Schulgarten aber 'mit Steinfchutt und Kalk ganz ange:
füllt; vor ungefaͤhr 40 Jahren hat man noch ganze Fundamente
ausgegraben. Es ift noch ein anderer Play im Dorfe, der ehe⸗
mals adlich frei gewefen, 'aber diefe Rechte ebenfalls verlohren
hat. Solcher gehört jest dem Hausmann Weert H. Bewen, def:
fen Großvater noch über die Wiedererlangung berfelben, mit dem
Fisco einen Proceß geführt, wiewohl vergeblich. Zur Zeit des
Zojaͤhrigen Kriegs war ein Klaas de Witt Beſitzer des Guts; die
Einwohner erzählen noch eitie artige Anekdote von dieſem Herrn.
Er hatte. ein fchneeweißes Pferd fo abgerichtet, daß es auf
Befehl niederfniete; einft ald die Commune die ihr von den
Mansfeldern auferlegte Brandſchatzung zur beftimmten Zeit nicht
bezahlt, rüdte ein Commando zur Erecution heran, de Witt ritt
ihr auf feinem ſchneeweißen Pferde entgegen, bei Wehnhufen traf
er auf daffelbe; der Gaul fiel dem Anführer zu Füßen. Die
Zruppen wurden gerührt bei. dem unerwarteten Anblid, die Bered⸗
ſamkeit des Ritters ſtimmte ſie noch milder, fie zogen augenblicklich
zuruͤck, erließen fogar der Gemeine einen Theil der Contribution.
Die vorige, fehr alte Kirche, ift 1819 abgebrochen, und von
den Steinen derfelben 1822 eine neue Heinere Kirche aufgeführt,
die von außen, der alten, mit Kalk vermifchten Steine wegen,
fein fonderliches Anfehn hat, von innen beffer, mit einer hübfchen
Kanzel... In der Kirche war ein bleierner Taufſtein, der zufolge
der darum. befindlichen Inſchrift, ſchon 1317 gegoſſen. Man hat
9
— a480 —,
ſolchen zu Anfang dieſes Jahres an einen Juden in Emden nn
kauft, der ihn dem Schmeljtiegel überliefert. Als Kunftwerk
zwar ohne Werth, hätte der Stein feines hohen halbtaufendjähri-
gen Alters wegen, wohl ber Aufbewahrung verdient. Gewinn:
fucht hat leider auf ſolche Art, faft alle unfre alterthümliche
Dentmale zerftört. Ä
Zur Kirche gehört noch Siegelfumer Moormweg, oder Neu;
Siegelfum, GColonie mit 85 €. Zwiſchen derfelben und Zans
gereck 30 andere Koloniftenhäufer, wovon. die norbfeitd des Sie—
gelfumer Moorweged fichende 7 Häufer nah GSiegelfum, die
übrigen nach Engerhafe eingepfarrt werden follen.
-40) Marienhafe, 1608 E. Der Hauptort diefes Kirchfpiels,
Marienhafe, ift ein Zleden mit 408 E., und meift. Eleinen
‚unanfehnlihen Häufern, aber fehr berühmt durch feine herrliche
Kirche und Thurm, dem hoͤchſten in Oflfriesiand. Alten Sagen
zufolge, fol die hiefige Kirche die erfte im weftlichen Oftfriestand
fein, wohin die Emfiger, felbft die. Reiderländer gingen. Die
‚jegige Kirche ift, nach Gittermannd Meinung, zwifchen 1271: und
4276 erbauet, und fol fpäter, 1395 bis 1400, durch die befannte
Bitalienbrüder noch vergrößert und verbeffert fein. Es ift ein
Kreuzgebäude, 198 Zuß lang, 72 Zuß breit, im Kreuz 108 Fuß,
und fehr hoch, dem Anfchein nach noch höher, wie die Kirche zu
Engerhafe. Inwendig ift fie ins Kreuz gemölbt; gewaltige
Säulen tragen die Bogen. Die Dede ift an den Stellen, wo
die Kronleuchter herabhängen, mit allerhand Laubwerk bemaphlt,
die Farben davon noch fehr lebhaft. Schön ift das Innere der
Kirche. Die Bänke hellblau angeftrichen , einige darunter zu den
adlichen Gütern gehörend, huͤbſch verziert. Vor der, nicht. großen
Orgel flieht der Zaufftein, ohne Inſchrift, dem Anfchein nach alt,
und von Sandſtein; nahe dabei fieht man noch ben Beichtſtuhl,
welcher Die Form. eined überall ducchbrochenen Thuͤrmchens hat; in
einem baran fiehenden Kirchfluhl ift auch noch das Gitter vorhan-
den, durch welches der Beichtende ſprach. Die Mauern find fehr
did; in derſelben zur halben Höhe find Eleine Fenſter, weiter
nach. oben groͤßere. In dieſen Stellen ift die Mauer: doppelt, fo
— 751 —
— — — —
daß man vor den Fenſtern von einer Seite zur andern gehen
kann; eine ſonderbare Einrichtung, die auch bei den Kirchen zu
Engerhafe und Victorbur ſtatt findet. Die Ausſicht von der
Hoͤhe auf das Innere der Kirche iſt intereſſant. Der große hoͤl⸗
zerne, mit ſteinernem Tiſch verſehene Hochaltar, iſt nicht
mehr. Am 21. Auguſt 1819, früh Morgens, bei ſtiller Luft,
flürzte plöglich das Altargewölbe mit. dem obern Theil des öftlis
lichen Giebels der Kirche ein, zerftörte zugleich einen Theil des
Chorgewoͤlbes und, zertrümmerte den fihönen Altar. Man hat
die Deffnung inwendig mit Rohr und Holz fo gut möglich ge;
fihert, von außen ift nichtd daran gethan; es fieht einer Ruine
aͤhnlich. Auch der weftliche Giebel am Thurm hat ein baufäl-
liges Anfehn. Leider droht biefem herrlichen Denkmal kraͤftigen
Alterthums der Untergang, wenigftens zum Theil. Die fehr
verfallene Kirche bedarf einer flarfen Reparatur, deren Koften
auf 8000 Rthlr. angefchlagen find, wozu die Regierung dem
Vernehmen nah 500 Rthle. beitragen will. Der größte Theil
der Gemeine ift daher für den -Abbruh, und man glaubt, daß
wenigftens das Kreuz ganz wird iabgebrochen werden, und bie
Seitenmauern niedriger gemacht, auch. bei Thurm 2 is 3 Stod:
werk verlieren fol.
Das Merkwürdigfte an diefer Kirche find bie, auswärts in ben
Mauern befindliche Basreliefs oder Bilder in Sandflein gehauen.
Jede Seite der Kirche vom Thurm bis zum Kreuz hat ein Abdach
oder Angebäude. Unter dem Dach derfelben, etwa ein Fuß nie:
briger, geht ein Fries von, ohngefähr einen Fuß hohen, Sandfleis
nen herum, befeftigt vermittelft der durch die Mauer gehenden
Anker, füdfeits in ununterbrochener Reihe, norbfeits nur noch ein:
zeine Stüde. An der Hauptmauer, ebenfalls etwa ein Fuß unter
dem Dach, gebt ein ähnlicher Fried herum, und zwar an ber
Welt: und Südfeite des füblichen Kreuzes, fo wie an ber Oft:
und Weftfeite des nördlichen, und an der füdlichen Hauptmauer,
nur einzelne Stüde, an ben andern Seiten bed Kreuzes, und ber
Mauer hinter dem- Kreuz, aber wieber in ununterbrochener Folge.
Außerdem fi J ein paar Fuß niedriger, an allen Seiten des —
g9*
— 152 —
und den beiden Seitenmauern hinter demſelben, große Niſchen in
der Mauer angebracht, 30 an der Zahl, worin Figuren von Hei⸗
ligen ꝛc. aus Sandſteinen gehauen; befindlich, jetzt noch 24,
die uͤbrigen ſind herausgefallen und liegen zum Theil noch in
Truͤmmern auf dem Kirchhofe herum. Sie ſind, ſo wie die
unter dem Hauptdach befindliche Steine, dem Anſchein nach, mes
der durch Klammern noch Anker befeftig. Am öftlichen Giebel
waren gar feine Steine vorhanden. x) Nach Bertram find auf
einigen der Eleinern Steine: Blumen, Thiere verfchiebener Art,
Fifche, Kriegsheere, auch biblifche Gefchichten, als die Auferfiehung
Chriſti u. d. gl. abgebildet. Die merkwuͤrdigſten Steine ſitzen
am füblichen ‚Zheil des Kreuzes im Weſten. Da fieht man zuerft
dem Anfchein nach, ‚eine päbftliche Leichenproceffion: Ein. aufrecht
- gehender Löwe mit der dreifachen Krone folgt einer, von Affen,
Schweinen und, andern Thieren getragenen Leiche, vor und hin;
ter derfelben ähnliche Gefhönfe mit Wachslichtern, Weihrauchfaͤſ—
fern, einem Buch und, wie es fcheint, einem Kreuz. Weiterhin
erfcheint ein Kirchhof, wo die Leiche ind Grab gelegt wird; ein
aufrecht ſtehender Affe oder Schwein trägt den Weihkeffel u. f. w.
Darauf folgt eine Menfchengeftalt mit Hörnern und Klauen, vor
dem Altar die Meffe lefend. Demnächft ein Gemach, worin drei
Löwen am Tifch ſitzen; ein Affe oder Schwein. trägt ihnen Eſſen
zu, ein ähnliches Thier Wein, den ein drittes. in einem Keller
abzapft. Ferner erblidt man; ein Schwein, welches die Kirche, mit
einem Bejen ausfegt. Daneben ein Löwe, einen Becher. tragend,,
zwei Schweine vor einer wit Wafler gefüllten Kufe, woraus. ein
Löwe hervorragt; dabei eine nadte Menfhen-Geftalt und ‚ein
- Schwein, welches fich hinter den Ohren kratzt, zwei andere Thiere,
eine Laſt auf der : Siulter tragend. An einer andern Silk, de
u Bertram , und — Sittermann, geben die Lage, ‚der ‚Steine etwas anders
aan. Nach ihnen fieht man faft ringsum dee Kirche geoße und kleine ausgehauene
, Bilder, mit ſtarken eifernen Klammern oder Ankern an die Mauer befeſtigt, die
größern 2 — 3 Ellen unter den kleinern einzeln, die’ kleinern im fangen aus
Sarkſtein gehauenen Reihen ; theils unten, theils oben unter dem Dach befeſtigt.
unlen an der Mauer find, aber keine Steine au finden, auch keine Ameichen dab
Deren ba geweſen.
w \
— 17155 —
Kreuzes, vermuthlich nordwaͤrts, ſieht man Maria mit einer Krone
auf dem Kopfe und dem Jeſuskind auf dem Arm, zu jeder Seite
zwei ‚Krieger mit Schild und Lanze bewaffnet, die das Marien
bild anſchauen, darunter ein großes, aus einem Stein gehauenes,
Kreuz. An andern Stellen werden. einige äfopifche Fabeln vor
geftellt, geharnifchte Reuter, die einen Drachen anfallen u. f. w.
Ueber der Thür im Süden ift ein großes Basrelief, — dem
Anſchein nach, herumgehende Todtengerippe. ——
Unter den verſchiedenen Muthmaßungen uͤber die A * da
Aufſtellung dieſer Bilder, moͤchte die des Predigers Gittermann
noch die wahrſcheinlichſte ſein. Er ſetzt die Zeit der Erbauung
der Kirche zwiſchen den Jahren 1271bis 76, als wann der zum
Münfterfchen Sprengel ‘gehörende Theil Oſtftieslands, worunter
fehr wahrſcheinlich auch Broofmerland begriffen war, unterm
Bann ſeufzte. Vielleicht erbauten: die Marienhafer bamahls
die Kirche neu, weil es die bequemfte Zeit dazu. war, indem
der Gotteödienft während der Zeit unter ihnen völlig ſtill ſtand.
Der Kirchenbann, unter dem : die Landfchaft bamahls lag, war
Durch das unwuͤrdige Betragen der Geiftlichkeit veranlagt; vielleicht
zeizte died die Einwohner, neben andern Bildern zlir Zierde ihrer
Kirche, auch die fatyrifche anzubringen, um dadurch die zuͤgelloſe
Aufführung: der Mönche darzuftellen. Wie zuEnde: des 14: Jahr⸗
hunderts die Vitalienbruͤder die Kirche anfehnlich verb eſſerten und
verfchönerten, mußten ‚die meiften Bilder abgenommen werben,
nur einige blieben in dem heil der Kirche flehen , den Man un=.
verändert ließ, und worin fie ſich noch jegt befinden; die abgenom-
menen Steinbilder fuchte man demmaͤchſt ſo güt möglich anzubrin⸗
ger; daher. die Manlofigkeit und Unordnung: in: ihrer Aufftellumg,
indem man nicht fo. fehr ‘auf den Sinn, als vielmehr. aufı:die
Größe des. Steines fah. +). — Gegen biefe Erklärung möchte
ſich weniger erinnerh laſſen, ald gegen’die Epochen: der. Erbaumig
und ee. ber —— Zur Seit = a ne a -
*) ueber die Reinernen Bilder an der Kirche wm Maiedafe in Ofifeieefand. *
Spiels‘ vaterl. Archiv. 2ter Bd. S zu. f. * Fri ne u
— 155 —
Oftfriesland unterm Bann lag, herrſchte daſelbſt große Noth und
Armuth; unbegreiflich ſcheint es daher, daß eine einzige Dorf⸗
ſchaft ein ſo außerordentliches Werk, wie die hieſige Kirche, die
allenfalls nur von der Kirche zu Emden an: Größe übertroffen ‚wird,
folten ausführen Tonnen. Ferner, wie läßt es ſich denken, daß
ein fo ſtarkes Gebäude, wie die Kirche fich noch jetzt zeigt, ſchon
wach) ‚hundert Jahren fo baufällig fein fonnte, daß fie einer Haupt-
reparatur bedurfte Beninga meldet auch nicht, Daß ſolches ge=
Sehen, ſondern nur, daß die Vitalienbrüder den Thurm aufführ=
ten. Die Kirhenmauer hat auch gar nicht dad Anfehen, daß
etwas daran. verändert ift, vielmehr fieht alles gleich alt aus,
die Sandfleine mit den Bildern haben alle. einerlei Größe, bie
in der: Nifche. befindlichen einzelnen Figuren haben damit gar
feine Gemeinfchaft. Eher möchte man alfo dafuͤr halten, daß
Sammtliche Bilder noch auf: der Stelle fißen, wo fie gleich zu
Anfang angebracht waren.
Der neben der Kirche im Werften fiehende — iſt 192 Fuß
hoch, 48: Fuß breit und tief. An der Bauart. und den Steinen
ſelbſt fieht man deutlich, daß folcher nicht. fo alt wie die Kirche.
iſt. Diefer Thurm wurde, wie erwähnt, von ben Seeräubern
aufgeführt, Graf. Ulrich ließ ihn. 1459 noch höher machen und
mit einer Spige verfehen. Won der Höhe hat man eine ſehr
weite Außficht uͤber "die: fruchtbaren friefifchen Fluren, erblidt bei
hellem: Wetter felbft die Infeln und das Meer. Am 17. Juli
:4820 aber fihlug der Bliß in den Thurm, bie Spiße gerieth an
zwei Stellen in Brand, und wurde zerftört, fo wie ber oberfte
Boden mit der flarken Balkenlage, - die übrigen Balkenlagen
‚größtentheils. ſtark befchädigt. : Jetzt ſieht alled im Innern einer
Ruine ähnlich; die Treppe ift verfallen, manche Stufen gänzlich
abgebrochen, daher: man jetzt nicht meht nach oben kommen
kann, nur mit Mühe und Vorſicht bid zur Höhe der Kirchenfen-
ſter, um zu der durchbrochenen Mauer zu gelangen.
Die unter dem Namen Bitalienbrüder bekannte Seeräuber,
von Klaas Stoͤrtebeker und Goͤdeke Michel angefuͤhrt, hatten zu
Ende des 14ten und Anfang des 15ten Jahrhunderts, auch in
— 155 m
Marienhafe einen Hauptzufluchtsort und Marktplag für ihre ge⸗
raubte Waaren. Die Küfle war damahld nur eine halbe Stun:
be entfernt, ein Arm der Abelis, noch jegt unter dem Namen
Störtebefers Deep bekannt, 'lief nach dem Fleden bin, vers
muthlich zum. Theil von den Seeräubern gegraben ober vertieft,
um mit Eleinern Schiffen die Waaren hinzubringen. Sie erbau⸗
ten nicht nur den Thurm und bedten dad Kirchendah mit Kus
ꝓpfer, fondern umgaben auch den Kirchhof mit einer hohen flarken
Mauer, worin vier gewölbte Thore, um fich und ihre Beute bare
in. zu fichern. Gräfin Anna ließ folche aber 1557 nieberreißen,
und die Steine nach Aurich, zum Bau des Zwingers führen. |
Marienhafe ift außerdem in der oflfriefifchen ‚Gefchichte befannt
durch ‚mehrere. Landtage, fo dafelbft im 17ten Jahrhundert gehals
ten worden. Der aus ber Reformations-Gefchichte befannte Anz .
dreas Carolftadt oder Bodenftein, hielt fich bafelbft 1529
auf, und trieb Randwirthfchaftz noch follen nach Schoonvort hin
Ländereien angetroffen werben, welche en —
Zur Kirche gehoͤren:
Tijuch, 118 ©, zwiſchen dem Flecken und Sfkel,
Apgant und Schott, zwei zufammenhängende große Dörfer
im Oſten, mit 795 €., die fih von Süd nah Norb und Nordoft-
auf 34 Stunden Länge .erfireden, zum Theil am Rand ber ho:
hen Saft liegend. Es find fchöne baumreiche Dörfer mit anfehns
lichen Plaͤtzen und vier Landgütern, die in Upgant fliehen, mit huͤb⸗
fhen Gärten -und Gebuͤſch. Drei davon find adlich frei, jedoch
erſt fpäter ſolches geworden, das eine, die Hanenburg, ift zugleich
ig. immatrikulirt. Vorher war diefes ein Bauernheerd, Hajo Freebts
, * Victor Hane, ein Edelmann aus dem Hollaͤndiſchen,
kaufte es von demfelben "zu Ende des I6ten Jahrhunderts, und
erhielt von Graf Enno III. daflır adliche Freiheiten, und zugleich. big
ritterſchaftl. Matrikel. Der legte feiner männlichen Nachkommen,
der ritterfchaftl. Adminiftrator Victor von Hane, welcher im. exs
fien Viertel ded vorigen Jahrhunderts ſtarb, hinterließ nur eine
Tochter, welche mit einem Gapitain Ter Braak verheirathet war,
und drei Töchter hatte, wovon die ältefle mit dem. Amtmann
— 1566 — SEE
Stephan Rudolph Kettler in Leer vermählt war, bie zweite. mit
dem Abminiftrator von Briefen, die dritte mit dem Rath Volger
zu Pewſum. Auf erftern kam das Gut, demnäcft auf: deffen
Sohn: Bodewien Eberhard Kettler, welcher mit der Enkelin des
letzten Beninga von Grimerfum vermählt war, deren Kinder noch
Befiger find. Das zweite Gut gehört dem Gutöbefißer. von Brie⸗
“ sen, Enkel des obenerwähnten; es foll ehemald der von Ammers
beckſchen Familie gehört haben. Vom dritten war zuletzt der Ads
miniftrator Kettler Beſitzer, jegt der Adminiftrator Beſeke. Das
vierte, bauernpflichtige, Gut, gehört dem Referendarius Wenke—
- bach. und zeichnet fich durch feine ee Garten: = Anlagen
aus. Ed. ift.ein Fideichmmis,
- Weftfeits Schott liegt Brookmer Neuland, ein Polder,
und verfchiebene.einzelne Pläge auf der Marfch, als: Hanefelpd,
Zjuher Grashäufer und Wundel, 3 Koͤnigliche Pläße,,
Groß: und Klein: Bufhhaus, 2 Pläge, Schottjer Bor:
wert oder Wrantepott, Wykhoff, Botterfleeth und
Upganter Meede, 2Pläbe. Im Often an einen, von ber Kir:
che ab grade ausgehenden Weg, Rehtsupmweg, eine Golonie von
297.€., fo bis ins Moor hinein fich.erftredt, und vielen Torf graͤbt.
ı 49) Bantftebe, 443 €. Das Kirchdorf liegt am Poſtwege
von Aurich auf Emden, weſtſeits Fahne, und zählt 202 E. Es
gehört dazu dad 54 Stunden entfernte Ihloerfehn im! Süden,
mit 201 Er, ‚welche unter der Amtsvogtei Holtrop fleht, und
4780 angelegt ift, jet aber. nicht zunimmt, weil das. Moor, fo
weit der Canal gezogen, abgegraben, und. die Verlängerung des
Ganald nur vermittelft eines Verlaats möglich ift, den bie. Eigner
nicht anlegen. wollen. Der Zorfmuß. daher größtentheils zu Wa⸗
gen nah ben Schiffen gefahren werden, "welches die er ers
höht, auch nicht gut für den Zorf ift.
42) Ochtelbur, weſtlich davon, mit 324° €. ie; fo wie
zu Riepe, fieht man große Heerden Gaͤnſe, die auf. der wafjerteis
chen Gemeinweide treflich gedeihen und ‚den Eignern guten —
winn einbringen, =: I. ae Pas u
43) Riepe, ein ci Dorf bon‘ 751 €, unmittelbar dem
— ———
vorigen — ſich anſchließend. Es liegt auf einem hohen
Sandruͤcken, der nach Weſten immer niedriger wird, eben ſo
nord⸗ und ſuͤdſeits. Die Kirche iſt ziemlich groß und hat einen
dicken runden Thurm. Zu derſelben gehört der Rie pſter Ham⸗
rich, ſuͤdweſtlich, mit 123 Er; eine große Fläche mit vielen eins
zelnen Plaͤtzen, ald: Grovehoͤrn, Kriefmeer, Kapelle,
Ulfefäll, Groß: und Klein-Meuenwolde, Barghaus,
Egers Gradhaus:u, a. Kapelle, aus 2Erbpachts-Plägen bes
ſtehend, ſoll em Klofter gewefen fein. Vor ohngefähr 50 Jah⸗
ren, ald ber Keller in einem: der Pläße gemacht worden, bat
man noch Menſchenknochen in: der Erbe gefunden. Bei einem
andren Plab, Large Haus genannt, ſoll eine Burg geitanden
haben, von beiten Anmwefenheit noch Steine im Grunde und ein
um die ‚Stelle gehender Graben zeugen. Bielleiht hatten bie
Häuptlinge von Broofmerland -dafelbft eine Burg, welche wohl
das ”Dappenbeer in Nype” fein koͤnnte, fo Deco der Jüngere in
feinem Zeflament dem Gonvent zu Ihlo vermachte. Viele Meere
von ein paar Grafen bis 100-find- in dieſem Hamrich, die -meiften
aber »ganz oder größtentheild zugewachſen, ſelbſt das fall 4
Stunde lange Bansmeer, welches auf der Grenze diefed Amts,
ber Uphufer und; Petkumer Herrlichkeit liegt, und zur Wiefe benust
- wird, Die größere Dobbe hat noch. Waſſer. Die hiefige Ge-
gend iſt Diemiedrigfte im ganzen Lande, felbft in trodıren Win-
tern und. Frühling ſteht fie. unter Waſſer, auch noch weiter ſuͤd⸗
und oſtwaͤrts auf zwei- Stunden Ausdehnung bis Hatshauſen
und ben Fehnen. Alles fcheint dann. einem See ähnlih, aus
dem nur bie und da die Häufer ſich erheben, die mehrentheils fo
niebrig ftehen, daß. in manchen das Wafler bis in die Grippe
(Rinne) des Kuhflalis tritt, und man. aus der Thuͤr unmittelbar
ind Boot fleigen kann. Viele Waſſermuͤhlen, wenigſtens ein Du⸗
tzend, ſtehen daneben, bloß im regnigen Sommer und Fruͤhling
dienend, im Winter nutzen fie. nichts. Kluͤger waͤre es, wenn bie
Einwohner gemeinſchaftlich einen Deich um den Hamrich legten,
dann koͤnnten ſie ſolchen vermittelſt zwei tuͤchtiger Muͤhlen zu jeder
Jahreszeit trocken halten. Das Mittel haus gehört auch zw
— 135 —
Riepe, ein großes Wirthshaus mit huͤbſchem Garten am Tredtief;
wo die von Aurich und Emden kommende Schüten fich treffenz .
auch fonft wird es von der vornehmen Welt in jenen Städten
‚ häufig befucht; ber dabei befindliche große ‚Garten, mit feinem
fehattigen Bosket, macht es zu einem angenehmen Trholungeort.
Weiter weſtlich Wrantepott, 2 Häufer.
Zwiſchen dieſen drei Dörfern und den Wolden nebſt Barſtede,
— die Meden oder Wieſen, welche ſchon bei Weſterende an⸗
fangen und bis zur weſtlichen Grenze gehen. Außer den daran
liegenden Doͤrfern, haben auch die Stadt Aurich und deren 9
Doͤrfer ihr Meedland darin. Faſt alles Land liegt noch in feis
nem Urftande und wird beftändig ald Wieſe benugt, ift mehren.
theild nicht einmal abgefchlötet, Das Tredtief läuft. mitten da;
durch, an beffen nördlichen Seite Die Herrenmeede, eine 176
Diemath 5054 ° große Koͤnigl. Wiefe befindlich, welche bei Mit-
telhaus, welches darauf ſteht, anfängt und bis zur weftl. Grenze
fortläuft. Jährlich mußten fonft die Bürger und. Bauern des
Auricher Kirchſpiels, fo wie die der Riepfter Bogtei, außer den
Wolden, das Heu darauf für die Herrfchaft auf einen Tag gemein»
fchaftlich fchwelen, das hernach in einen jährlichen Seldbeitrag von
2 Gl. für jeden Plag verändert if. Die Wiefe wird ist in
einzelnen heilen verheuert.
14) Wiefens, 428 E. Das Kirchdorf, mit 372 E, liegt eine
Stund füdoftfeits Aurich, rundum von Heibefeldern. umgeben und
bat nur mittelmäßige Plaͤtze. Es foll, nach Reeröhemius, *) zu
Holtdorf gehört haben, und erft 1629 ein eigenes Kirchfpiel ges
worden fein. Das ganze: Anfehn ber Kirche und ihre Größe,
bie anfehnlihe Dicke der Mauern und der Steine, fprechen
indeß eher für ein 5 bis 600, als 200jähriges-Alter, Sie ift mit
bem Chor 27 Schritt Yang, ohne daffelbe-25, 10 Schritt breit,
alfo faft fo lang und noch etwas breiter wie die Kirche zu Wee—
ne, deren Gemeine, ohne die Fehne, dreimahl flärker ift, und
ſcheint zuerft gewoͤlbt gewefen zu fein, fo wie das Chor auch jegt
5 Dfife, Predigers Denkmal. &, 119,
— 139
noch if. Vor einigen Jahren (1818) ift die Mauer um 14 Fuß
niebriger gemacht; doch auch jegt die Höhe. noch beträchtlicher wie
bei neuern Dorffirchen. Im der Bauart weicht fie von andern
Kirchen dadurch ab, daß. die. beiden Seiterimauern von außen ganz
aus Bogen zu beftchen'fcheinen,: bie, 10 an. jeder Seite, etwa 11
Zuß hoch fich erheben, mit 114 Fuß breiten Pfeilern dazwifchen,
Im Jahr 1821 hat man in biefer Kirche, einen Fuß von der
Mauer entfernt, in..geringer Tiefe einen Fleinen Topf mit alten
filbernen Münzen angefüllt, gefunden, wovon in ber Paftorei
noch 114 Stud vorhanden, in der Groͤße eined ganzen und hals
ben Schillings. Die Fleinern find broofmerfche Münzen, fie has
ben alle auf der einen Seite ben Broofmer Adler ntit der Krone
oder Kugel auf jedem Flügel: und der Umfchrift: moneta de Bro-
ca. Die andre Seite der mehrften bat. das. Beichen N sc mit
Mönchsbuchftaben, und herum monetä: de Broca ; fie find meift
von Deco, einige von Keno ten Broek. Die’ größern Stüde. find
ſaͤmmtlich flandrifche, brabandfche und burgundfche Münzen, wel:
che vordem bier zu Lande fehr gangbar waren und: rühren mehrft
von Ludwig III. Herzog von Flandern her, der 1383 flarb. Die
Münzen haben alfo fchon ein 450jaͤhriges Alter und werden
wahrfcheinlich in den Fehdezeiten der Häuptlinge vergraben ges
worden fein. Der Topf worin fie lagen, 5 Boll hoch, 4 Zoll im
Bauch weit, hat die Figur einer Milchkanne mit Henkel und drei
Fuͤßen, aus und inwendig ſchwaͤrzlich, auf dem Bauch dunkelgrau
und fehr hart, ziemlich grob geformt, ohne weitere Verzierungen,
als einen Kreis Eleiner eingedruͤckter on. ze xunD
um. bie obere Wälbung des Bauch.
Zu dieſer Kirche gehoͤrt Brookzetel, 56 E., eine ‚Stunde
oͤſtlicher, in einer öden, von Flugfand und Moor gebildeten Ges
gend, am Wege nach Jever und Friedeburg. - Ein Klofter war
bafelbft, welches Gelegenheit zum Anbau dieſer Wuͤſte gegeben;
noch fieht man die Stelle defjelben nordfeit3 der Häufer, mit
fettem Grafe bewachfen, von ganz. verfehlammtem Graben um:
singt und Geſtraͤuch. Ein Feines Gebüfch liegt daneben, dann
das. Broofzetler Meer, welches einen. beträchtlichen Umfang
mu 140 —
— |——
bat, aber nur feicht ift. . - Der weftlichfte Theil. diefer Ortſchaft
heißt Blodhaus, ſo genannt von der Schanze oder Blockhaus,
welches Graf Edzardin:der füchfifchen Fehde, zugleich mit dem
bei Meerhufen, aufwarf. Noch ift der größte Theil. davon vor:
händen, hart am Wege grade vor dem’ Giebel eines der Häufer,
etwa 3: Fuß hoch, 29: Schritt lang und breit; auch vom. Graben
- fieht man noch die Spuren: im Norden und Weften. Es find:
hier mehrere Schäfsreien ‚eine größere:gu. Ofter-Egeld, einen:
Domainenplage am Egeler Buſch. Dieſe hat das Necht, die
Schafe. auf der Gemeinweide: von, Sandhorſt, Wallinghauſen,
Egels, Popens, Wipfend, Schirum, auf jeder einen Tag in der
Woche, weiden zu laſſen; eine um fo merkwuͤrdigere Gerechtig:
feit, weil dergleichen Beeinträchtigungen des a a
fonft in Oſtfriesland unbekannt find. —
15) Weene, ein großes Kirchſpiel, von 1578 © Das PR
dorf, eine Stunde füdfeits. Aurich, enthält nur: 6 Häufer und 47
E:; die. Kirche hat: 27: und mit: dem Chor 52 Schritt: Länge, 91%
Schritt Breite und iſt an ‚einer Seite mit großen Strebepfeilern
verfehen. Sie wurbe 1499 gebaut und dem heil, Nicolaus ges
widmet, von welchen 4616 noch einiges Gebein im Altar gefunden
worden. Unter den ‚an. derfelben dienenden Prebigern war auch
Peter Fridrich Reetshemius, gebohren: den 18ten Dftober 1728
zu Norden. und. geftorben am Aiten Merz 18055 : zuerft. Prediger
in Riepe, ward er 1779: mach Weene berufen, nächbem er ſchon
8: Jahr ‚früher zugleich dad Amt. eined.Kirchen-Infpectors erhalten;
Man verdankt ihm. das .oflfriefifche Predigerdenkmahl, welches
1796 zum zweitenmahl gedruckt worden. *) Auch hat er eine
artige Erklärung einiger oftfriefifchen Zauf =: und Eigen⸗Nahmen
herausgegeben, Nordfeits der Kirche liegt Schirum, 489: E.,
wo:in der Mitte des 17. Jahrhunderts eine Zeitlang Fräulein von
Ungnad, die fehöne Geliebte Anton Günters von. Oldenburg, ſich
ü dus 1
7 rn —
; *) Eine Fortfegung dieſes Werks bis sum jegigen Jahr; ift von feinem Sohn %; D
Reershemius verfaßt und. wird in. kurzem erſcheinen. Es ſind darin auch die cas
tholifchen, mennonitifchen und, bertubuuſchen Prediger, wi w je die ——— *
Jever und Kniphauſen mit aufgendnuen.
— 7 —
aufhielt, die daſelbſt ein Haus’ baute, auch eine Brauerei anlegte,
ſpaͤter unter vormundſchaftlicher Regierung der Fuͤrſtin Juliane,
als Geheimeraͤthin Mahrenholz, eine ſo glaͤnzende Rolle fpielte,
Suͤdwaͤrts Oſterſan der, 200 E; Weſterſander, WOE.,
Lübberfehn, 357 E., 1637 zuerſt angelegt und ganz cultwirt.
Huͤlnerfehn, 141 E., fo 1639 angelegt, und ebenfalls meiſt
abgegraben und eultivirt iſt. Weſtlich Ludwigsponf,' 98.E.
eine 1798 angelegte Colonie und Ihlo er hoͤrn, ea €. ji eben:
fals eine Colonie; ferner: RE TE
Ihlo, ein Gehoͤlz, das groͤßte in der Moni; ep FR
lang und: halb ſo breit, mit 5: Plaͤtzen und Häufern und 37 E.
Sn diefem Gehölz fand das Klofter Shlo,. Ciftercienfer oder
Bernhardiner Ordens, gemeiniglich .Schela; dei. (Schule Gottes)
genannt, weldes 1225 von Erzbifchof: von Bremen ‚geftiftet, und
zuerft mit Mönchen aus Adewart, dem: berühmteflen. und; maͤchtig⸗
ſten Klofter des Frieſenlandes, beſetzt worden. Ihr „Worficher
hatte die Würde "eines Abts. Es war. eind-beriangefehenften und
reichften Klöfter in: Oftfriesland, hatte auch die Muͤnzgerechtigkeit,
welche ſonſt, fo viel man weiß, kein anderes. einlaͤndiſches Kinfter
befaß. Die Münzen find äußerft : felten: geworben... Bitter Oceo
war Schußherr dieſes Kloſters. - Der letzte Abt Antonius werkteß
daſſelbe freiwillig 1527, und wurde‘ evangeliſcher Prediger Izu Lat
relt; Georg von Muͤnſter, Droſt zu Aurich/ dem der Pabſt das
Kloſter in Eigenthum uͤberlaſſen, verkaufte es A549 dem graͤflichen
Haufe. Graf Johan hieß die Kirche abbrechen, und daraus rin
Wohnhaus für ſich bauen, und Graf Enno 4612: Fin: Jagdſchloß,
welches 1756 groͤßtentheils abgebrochen, «und in einZaͤgerhaus
Yerwandelt! worden. Wom ven. Kloftergebäudenzift micht® mehr zu
ſehen; ein Platz, das Vorwerk, ſteht auf ver Stelle der Kirche,
Graͤben ſind aber noch sehr! viele, vorhanden Im varigen Jahr,
bei: Ziehung eines neuen Grabens, entdeckte mar einen langen
gewoͤlbten Gang oder Pumpe unter ber: Erde der noch in poͤllig
gutem Stande war/ und entweder zur: Dutchlaffung ‚dest Waſſers
aus einem: Graben in den andern,’ ober; zum Fiſchbehaͤlter im
Winter feheint gedient zu haben, Nahe dabei wurden mehrere
— ılo —
ſtarke Pfaͤhle in der Erde gefunden, vermuthlich von einer. Bruͤ⸗
de. Weſtſeits in: einiger Entfernung iſt ein viereckiger, mit dop⸗
pelten Graben umgebener Platz, woſelbſt die Muͤnze geſtanden.
Das Gehoͤlz hält 660 Morgen oder 30524 Diemath, und wird
in das: Oſterholz zu 300 M., und dad: Weſterholz zu 360 Morgen
eingetheilt. Vielleicht die Hälfte des ganzen befleht aus. Ellern,
zum Theil fehr ſtarker, das uͤbrige meift Eichen; vor einigen
Sahren hat man auch: große Weidenpflanzungen: angelegt, . die
ſchon ein dichtes Buſch bilden, und guten Nugen abwerfen. «Die
mehr niedrige ald hohe Lage des Bodens ift ihnen, fo wie den
Ellern fehr günftig. Eine herrliche Allee. der fchönften alten Lin-
den, geht von der Klofterfielle bis zum ſuͤdweſtlichen Rand des
Waldes; mehrere andere Wege und Alleen ‚durchfchneiden ihn au⸗
Berdem. -- Einer derfelben zieht ſich oſtſeits der Häufer, bis zum
nördlichen Rand des Gehölzes hin, von da an weiter als Weg,
der,. eine Beine öftliche Biegung von 35 Ruthen ausgenommen,
in fehnurgerader Richtung auf 4 Stunden Länge tiber dad Moor
nördlich, bis unweit Fahne, ‚Läuft und der Muͤnkeweg heißt. : Bor
einigen Jahren ift derfelbe, da er kaum noch kenntlich war, fo
weit er durch das Moor geht, neu gemacht und mit Schloͤten
verſehen, fo daß es jetzt im Sommer ein ziemlich guter Fahrweg
iſt. Eine Anzahl Rehe haͤlt ſich im Forſt auf, fruͤher auch Hirſche.
Noch zur Zeit des ſiebenjaͤhrigen Krieges war das Wild hier und
in den Gebuͤſchen um Aurich ſo zahlreich, daß es den Kornfeldern
großen Schaden zufuͤgte, daher die Bauern und franzoͤſiſche Of⸗
ficiere das mehrſte wegſchoſſen, ſo daß von: 190 Stuͤck nur 23
uͤbrig blieben. Seitdem vermehrten die Thiere ſich wieder ſo ſehr,
daß die Regierung 1788, den Klagen der Bauern abzuhelfen, 50
Stud Tannen⸗, 11 Stuͤck Roth-Wild und-9 Rehe wegſchießen
ließ. Dachſe trifft man auch an, die ihre Wohnung in einem
Hügel, der deshalb ber Dachäberg beißt, => lin 4100 und mehr
Sahren aufgefchlagen haben.’ -
Im Bezirk des Gchölges liegen noch — 250 Morgen Bau-
. and Weidelandb, ſo dem Kloſter gehörten. nebft einigen ‚hundert
Morgen Wieſen. Erftered und sin Theil der letztern ſind 1764 im
— 445 em
Erbpacht ausgethan, und dabei den Erbpaͤchtern zugleich die freie
Weide im Wefterholz zugeflanden, welches dem Holze ſehr nach=
theilig ift, indem nun fein junger Anwuchs entflehen kann, noch
die vielen leeren Stellen neu bepflanzt werden Bönnen. . Vielleicht
wäre eö gut, wenn man einige Diemathe ganz abtriebe und ben
Erbpaͤchtern gegen Berzichtleiftung auf Beweidung bes uͤbrigen
Theils überließ. Drei beträchtliche Pläße, nebſt der Jaͤgerwohnung,
ſtehen im Gehoͤlz, ein vierter neben demſelben. |
16) Holtrop ober Holtdorf, 594 E. Das Kirchdorf mit
344 €, 1A Stunde ſuͤdoͤſtlich Aurich am Poftwege, ‚hat eine
große alte Kirhe, 344 Schritt lang, 12% Schritt ‚breit, auch
‚anfehnliche: und ſchoͤne Plaͤtze, ift überhaupt feiner wielen Bäume
wegen ein angenehmer Ort, Blühende Saatfelder von der Heer:
ſtraße durchfchnitten, umgeben «8; noch weiter. ofiwärts fich aus:
dehnend, wo die dazu gehörende kleine bufchreiche Doͤrfer Wrif-
ſe, 99. En, und Felde, 118 €,, liegen, und die Colonie Akels⸗
bang, 33 E. am Moor. Immer dieſelbe iz Gefilde Dun
:ziehend gelangt. man nah -
17) Ausicholdendorf, ein durch Anlegung der Fehne zu
‚einer Bevölkerung von 1075. Einwohner geftiegenes Kirchfpiel,
deſſen Kirchdorf, mit 395 .€., 34 Stunde füdlic des vorigen
liegend, nicht das einladende Aeußere deſſelben hat, obgleich die
Feldflur beſſerer Art. Es gehört dazu das. Oldendorfer Meer
auf der Öftlichen; Grenze, fo.nur im Winter Wofler hat, wone:
ben ein kleines Gehoͤlz, der Barkebufch,: das ganz auf Moor;
‚grund ſteht. Suͤdweſtſeits des Dorfs fol, der Tradition zufolge,
ein Klofter: geftanden haben, ‚welches Meerhufen geheißen; die
‚Gegend, ehemals. Heide; ift cultivirt, daher von Gräben und dey-
gleichen nicht mehr zw ſehen, Doch kommen noch haufig Ziegel⸗
feine im Boben vor. Zur Kirche: gehört ein heil: vom: Spe-
gerfehn mit U4 E. Dad Auricholdendorferfehn mit
63 €., und. bad Oftende des Großen. Fehns, 373 E., am nörbli:
chen⸗ Canal, welcher 44 Stunde ſuͤdwaͤrts des Dorfes die Poſtſtraße
durchfchneidet, und fi von da an auf 54 Stunden Länge weſtwaͤrts
erſtreckt. Dieſes Fehn ift das. größte. von allen, 1632 oder 34
— 44 —
— ——
zuerſt angelegt, 'und zahle jeht 1228 Einwohner, worunter 18
See-, 63 Zorfichiffer..- Man findet da 4: Schlffszimmerwerfte,
‚2: Kalfbrennereien, 4 Bierbrauereien, 3 Branntweinbrennereien,
2Saͤge⸗, 2 Kornmühlen, auch eine Waffermühle zur: Speifung
bes obern Canals, 3 Werlate und. 3 Zugbruͤcken. Auf einem der
Werfte werden ſelbſt Schiffe von. 50 bis 60: und- mehr Laſt et-
‚baut, völlig zugetafelt, und fo im Fruͤhling bei hohem Waſſer⸗
ftande nach Olderfum geführt, wo ſie wieder abgetafelt und ent-
maftet werden, um durch‘ den. Siel'zu gehen: Der weftfiche Theil
dieſes Fehns gehörte zum Bröfmerz, der Öftliche zu) Auricherland,
daher ‚gelten. darin zwei Provinzialgefege, die ‚befonder& in Din
fiht der ehelichen Gütergemeinfchaft- abweichen, indem nach dem
Auricher Landrecht, Frauen Gut‘ weder gewinnt noch verliert,
418) Zimmel, ein Kicchfpiel von 2084. Einwohner, welches
durch die Fehne ums. vierfache vergrößert worden; : fosbaß es jetzt
das groͤßte im Amt: iſt. Das große fihöne Kirchdotf mit 430 €.
ſteht zwei ſtarke Stunden: ſuͤdſeits Aurich: an bem. Sommerheets
weg nach Leer und Oldenburg auf einem Vorſprung des hohen
Sandbodens Die Kirche iſt 1730 neu :gebaut, «8: Schritt. lang,
40 breit, Das Dorf wird. in Welt: und Oſten de eingetheilt.
Es hatte ein anſehnliches Nonnenkloſter, 1221, 00:1228 geſtif⸗
tet, welches am füööftlichen Ende des Dorfs am Wege fland,
Der noch! vorhandene: breite: Hauptgraben > fpricht fuͤr den anfehn-
lichen Umfang; deffelben. Die Kirche fol a) der andern Geite
des oͤſtlichen Graben geſtanden haben undimtitsweinem. eigeneh
‚Graben umgeben gewefen! ſein. Am. Wege: find auch moch Stef-
len des: äußern Walls oder Zingels zus ſehen. Ein alter, den.
Einſturz drohender Bauernplatz, das Timm el erVorwerk,
ſteht auf der Stelle, deſſen Vordertheil ein Stuͤck vom alten Klo—
ſter fein foll; es ſieht auch darnach aus. Std: und oſtſeits war
:ein beinah 17 Diemath zroßes Gebuͤſch, wovon ein: Theil 1811
durch: die Franzoſen, der; Reſt bald nachher ganza niedergehauen
iſt, nur die Stümpfe find noch übrig und: geben. dem Felde das
Anſehn eines Kirchhofes. Zu Zimmel gehört das Weftende vom
Großen Fehn und deſſen Offende am füdlichen Canal, zuſam⸗
— 7/5 —
men mit 855 E. ſodann Ulbargen, 32E, ein aus lauter Plaͤ⸗
tzen beſtehendes Dorf, oſtſeits am Spetzerfehntief. Es ſoll der
Sig eines Haͤuptlings geweſen ſein, deſſen Burg nahe am Dorf:
im Morden -geflanden, wovon ber zugewachſene Graben noch zu:
erkennen. Die Einwohner erzählen, wie der Prediger zu Timmel
einft den Gottesdienſt vor Ankunft des Häuptlings angefangen,
fei dieſer daruͤber ſo wüthend geworden, daß er den Geiftlichen:
erfhlagen. Vielleicht aber war es bloß eine Schanze gegen die.
Dibenburger, denn ber Umfang, welchen der Graben einfchließt,.
ift zu Groß für eine Burg, auch findet man: nur ganz wenig.
Trümmer. von "Steinen. Dad Neue: und Sheringsfehn,
ſuͤdſeits, gehören gleichfalls zur Kirche. Erſteres ift 1660 anges
legt und gehört dem. DOberförfter Langius Beninga; ed hat 349 E.,
worunter 14 See» und 2 Zorfichiffer, ungerechnet die vielen, fo
bloß große Boͤte zum Transport des Torfs befigen. Das: andere,
en gngelegt, gehört dem landſchaftl. Sekretär Dr. Ihe⸗
“und bat, ſeitdem derfelbe erft verwaltender, Dann alleiniger
— geworben (1804), um das Doppelte zugenommen, fo daß,
während es 1788 nur 133 Einwohner zählte, jekt deren 398 ba .
mohnen. Während 15 Jahren, von 1804 — 19, hat derſelbe
891 Ruthen Wieken ober. Canal aufgefchnitten: und: ſchiffbar ges
macht, wodurch der Torfſtich dermaßen zugenommen, daß, waͤh⸗
send vorher jährlich nur 200 beladene Boͤte und Schiffe das Wers
laat ‚paffirten, jegt über 1200 hindurch gehen, und ſtatt 41 Haͤu⸗
fer, fo 1803 auf dem Fehn ſtanden, jetzt gegen 100 da ſind,
auch eine Mühle feit 1813. Würden alle inlaͤndiſche Fehne fo
angegriffen, fo müßten folche bald ben Groningerländifcheh gleich
fommen. Gine merkwürdige Entdedung ‘machte man 4819 auf
Diefem: Zehn. Tief unter dem Moor, im Urgrund, fand man
sine Afchnobbe und gefchnittene Spielen, ficherer Beweis, bag
bet Urgsund bewohnt war, vor Entfiehung: ded Moord; iman wid
ſelbſt Spuren von Aderbeeten daſelbſt gefunden haben.
49) Hathauſen oder Hattetshuſen, 836 €., weſtlich
Zimmel. :: Das Kirchdorf, mit 180 E., liegt in einer niedrigen
Gegend, am ſüdlichen Rand. der großen, faſt bis Bakband oft
10
— u6 —
ſelis Riepe und Emden nord⸗ und weſtſeits ſtreichenden Niedri⸗
gung, Es hat eine huͤbſche, 1783 neu gebaute Kirche, nebſt Pfarr⸗
wohnung; die vorige Kirche ſtand an der Oſtſeite des Dorfs und
worierft 1680 aufgeführt: Einer der an dieſer Kirche geſtande⸗
Ken Prediger: Anton Chriftian Bolenius, aus Schirum-
gebürtig, “der von 1707 bis 1716 hieſelbſt Ichrte, hat fih um fein-
Vaterland hoͤchſt verdient gemacht, indem er den Buchweitzenbau
auf dem Moor einführte,; wozu er einen Mann aus Wilderpanf,
it. Sroningfihen, kommen ließ. Laufenden Goloniften und
Haͤuslern iſt feitbem. diefer Erwerbözweig. Hauptmittel ihres Be⸗
ſtehens geworden. Der vorlegte Prediger: Georg Siegmann
Stracke, war ein..eifriger Beförderer der Miſſions-Anſtalten,
woruͤber auch. einige Schriften von ihm erfihienen.. Das kleine
Dorf Ayenwolde, mit 146 E., fo hiezu gehört, war vor ber:
Reformation. ein eigenes Kirchfpiel,: bem noch. Wiard von. Uphuſen
VOchſen und. 4000 Steine zur Reparatur, des Thurms verkaachte.
Die Kirche ift 1556 abgebrochen und die Steine zum’ Zwinger
ber Auriher Burg -yerwandt. Den Kirchhof benutzen die Eins
wohner nod, Nahe dabei Büfchersfehn, eine Colonie, 39
&, ſo wie Koͤnigs hoek, 58 E., füdoftfeits,; worauf Bo ekze⸗
tel mit Boekzetelerfehn, 413 E., folgt. Erſteres war ein
loſter/ dem Johanniter-Orden zuſtaͤndig, jetzt Drei Erbpachts⸗
plaͤtze, die neben einer Hoͤhe ſtehen, fo den Bewohnern und den
vom Fehn, Zum Kirchhof dient, und. nach der Menge der darin
vorkommenden Steine zu ſchließen, die alte, Kirhenftätte ‚fl
Das. Fehr: #11647 zuerft angelegt, und groͤßtentheils abgegras
benz 20 Dee: und 22 Torfſchiffer un ar — Dee
Bas WBiiedyeteler Meer . EL
"2207 Backband, 935 Eno Der Sauptort län geoßes Def,
mit 486€, das Fhölichfte im Amt, an der Poſtſtruße, mit Fehde
nen anfehnlicheit. Plaͤtzen,/ bie: mars fo tief: im Bande Önicht ſuchen
würde. Es hat zwei ſich durchkreuzender gepflaſterte Straßen), in
beten Mitte ein kleiner Stein; kaum einen Fuß uber den Boden
chervorragt, welcher? det Hart og ES innert. Stern genanũt
Ei Eina iai Oit anweſender/ Lanzoſit necht Kal Folchen en:
OL .
= a7 —
tet: haben, bei der Nachricht vom Tode ir erzog Heinrichs von
Sachſen, der 1514 vor Leerort umkam. Die Kirche, 26 Schritt
lang, 12 breit, ift alt. Südermoor, aud Horftenfchn ger
nannt, und Neue— Moor, wit 65 und 116 Einwohner, zwei
Colonien an der ſuͤdlichen Grenze, gehoͤren dazu, und ein
Theil vom Spetzer fehn, mit 268 Einwohner, welches Fehn
1746, . auf Koͤnigl. Koften, angelegt, demnaͤchſt an Privatz
perfonen verkauft iſt; es zählt fhon 512 Einwohner, worunter
40 Zorffchiffer, und dehnt fih auf ziemliche Länge oſtſeits des
Doftweges aus. Ein Theil diefes Fehns gehört zur Kirche von
Aurich » Oldendorf.
21) Stradholt, 1048 €. Das Kirchdorf liegt nahe bei Bad.
band, oftfeit3, und zählt 683 E. Es fol eigene Häuptlinge ges
habt haben, die auf einer Burg wohnten, welche ı4 Stunde
oftfeitö bed Dorfs, am Ende der Baugafte geftanden, und
Oſtirzenburg genannt wird. Die Geſchichts⸗Annalen melden
zwar nichts davon, indeß nannte die berüchtigte Quade Foelke,
Ritter Occo's Gemahlin, ſich Frau von Strakholt und Hinte,
fie ſoll auch, der Sage zufolge, manchmal daſelbſt reſidirt haben;
und ein Ehriſtoffer von Strakholt war unter den Edelleuten, die
in der Schlacht bei Jemgum 1533 blieben. Die Stelle , welche
an den verwachfenen Gräben: noch zu erkennen, zeigt‘ indeß ‚weder
Schutt: noch fonftige Spuren der ehemaligen Eriftenz einer
Burg; alles iſt Heide; daher man eher annehmen fönnte, daß
dafelbft eine Schanze oder Blokhaus geftanden, gegen die Dlden:
Burger errichtet, ‘welche in frühern Sahrhunderten häufig Streifes.
seien in diefe Gegenden anftellten. Das Dorf hatte das Uns
glüd, am 10. April 1815 durch einen, bei einem Schmid ents
fandenen, furchtbaren Brand, 52 Häufer zu verlieren, die aber
bald wieder aufgebauet: wurden und dem weftlichen Theil ein
ſchoͤnes helles Anſehen geben; ber ftchen gebliebene : öftliche Theil
aber hat meift alte haͤßliche Häufer und kothige Straßen; doch
— ba, In det Kitche ift, hinter dem Altar, noch
e merkwuͤrdige laleiniſche Inſchrift zu leſen, zum Gedaͤchtniß
Weubzugs, den die Dldenburger 1473 in dieſer Gegend
10 *
| — 18 —
angeftellt. *) Den Bauern wurben, nach derfelben, viel Gold, Silber
ind Edelſteine geraubt; fie muͤſſen alſo damahls in gutem Wohl⸗
ſtand ſich befunden haben. Die Colonien Voſſebarg, 166-€,
Nordernei, 24 E., beide am neuen Wege nad) dem Friedebur:
ger Amt, gegen 36 Jahr alt, Fiebing, 120 E., füdoftfeits
am Wege, nach dem Stidhaufer Amt, und Bwifenbergen; —
55 E., beide vor 40 Jahren angelegt, gehören dazu, a Iren
ein gutes Anfehn und graben viel =
Amt Friedeburg,
rw ua wwwr
Das Amt Friedeburg gränzt weftfeits an bad Amt Aurich,
füdlih an Stickhauſen, 'nördlih an Wittmund und die Herrfchaft
Sever, Öftlih, an Gödend und dad Herzogthum Oldenburg. Es
ift beinah 2 Meilen lang und breit, und gegen 324 DMeilen groß,
vorher 454, indem das Kirchfpiel Leerhafe dazu gehörte, welches
“nach der Organifation von 1817 zum Wittmunder Amt gefchlas
‚gen iſt. 1819 ift das Amt felbft eingegangen und dem Wittmun⸗
ber einverleibt, jedoch wird ed noch im Namen deſſelben von einem
Affeffor verwaltet, Es ift in die Amtövogteien Horften und Etzel
eingetpeilt, hat 4336 Einwohner, 4 Kirchfpiele mit 27 größern
und kleinern Dörfern, 4 Kornmühlen, 1 Ziegelbrennerei. An Bieh
zählt man: 694 Pferde, 1800 Kühe, 458 Ochfen und Stiere,
4996 Stud Jungvieh, 339 Marſch- und 3539 Dei af
97% Schweine.
*.@) Mach Bertram (Annlecta ostfr. &, 32.) lautet ſolche —
”A.D. 1475, regnante Theda Cometissa in Ostfrisia tpe. par. ( Parasce-
> ves) devasıata ẽ pös. ( praesens villa per, Comitem Gerhardum in Oldea-
ee borch & accepit ‚spolia multa „seil, in ‚ (novem) ‚stigas boum vaccarum
caballoge X. Nec non devastaverunt domum dotalem (cerdotalem) &
captivati * tres in villa & — —* mul: dam nr *
Napa... 3.
— 19 —
Der groͤßte Theil dieſes Amts beſteht aus Heide und Moor;
bloß der nordoͤſtliche Winkel, zu kaum einer J Meile Oberfläche,
bat cultivirted® Sand: und Marfhland, letzteres mehrft. mittelmde
Figer Art und niedrig, nach. der Grenze beffer werdend, wo auch
einiges Grodenland liegt. Faſt alle Oerter liegen auf dieſer Flaͤche
zuſammen gedraͤngt am Rande des Sandbodens. Die meiſt ſcharf⸗
ſandigen Bauaͤcker liefern guten Rocken, auch Buchweitzen, ſo
mehrſt nach Jever verkauft wird; das leichte Marſchland Hafer, ,
und. ziemlich viel Rindvieh, auf deffen Zuzucht zum Verkauf. man
fich -flärker legt, wie auf die Molkerei. Schaͤfereien gibt es mehs
zere auf den weitläuftigen Heiben, theils privatine, theild koͤnig⸗
liche. Auch Gaͤnſe. Betraͤchtlich ift der Torfſtich; mehrere Doͤrfer
beſtehen allein davon. Doch gibt es keine ordentliche Sehne; aller
Zorf wird zu Wagen verfahren, nach ber Stadt, ever, dem Gö-
denſchen und angrenzenden Theil von. Kniphaufen und Seven,
Fuͤr jebed große Fuder wird an ber Grenze 4, für ein kleines
2. fr. Zoll oder vielmehr Moorheuer bezahlt.
Das Amt Friedeburg war noch vor wenigen Jahren von ie
übrigen Aemtern gleichſam abgefchnitten. Bloß von Wittmund
ging ein. ordentlicher, Weg, dahin; von Aurich mußte ‚man erſt. 4
Stunden oͤſtlich gehen, wo der Weg in den Wittmunder traf.
Erſt feit 1805 hat man angefangen, von Blokhaus einen neuen
Weg nach Wieſedermeer und Wieſede anzulegen, welcher, wo er
uͤber Hochmoor geht, mit Sand überfahren‘, daher immer zu paſ⸗
firen if. Später ift auch im Süden ein Meg von Strackholt
grade durch das Moor nach Friedeburg hin angelegt, der jedoch,
auf 124 Stunde aus bloßem Moor beſtehend, nur im Sommet
und bei Froſtwetter fahrbar iſt. Gewaͤſſer ſind wenig vorhanden.
Das hauptſaͤchlichſte iſt Das Friedeburger Tief welches aus zwei
Armen beſteht, wovon der ſuͤdliche im Moor hinter Hopels, der
nördliche in. ‚mehren Bweigen. in ben Wieſeder Moraͤſten —
Bei Reepsholt ſich vereinigend, fließt das Tief öftlich Goͤdens zu,
woſelbſt ed. ſich wieder theilt; ber fübliche Arm ‚läuft neben ber
Grenze. dies Amts und Goͤdens vorbei, vereinigt ſich %%. Stunde
oͤſtlicher wieder mit dem andern Arm und gießt durch den Elenfg
— 350 WE
Siel in die Babe, Das Tief iſt 1805 von geieebiig: an, "bis
ur Oldenburgſchen Grenze neu gefchlötet, wozu die Stände einen
jeitrag von 5000 Rthlr. gaben; es ift don Friedeburg bie 65:
bens fir Böte, weiter für kleine Schiffe fhiffbar, wird aber wenig
benutzt. Es ließe ſich mit verhaͤltnißmaͤßig geringen Koften auch
für größere Schiffe in Stand fegen, und gäbe dann ſchone Gele—
denheit zu Fehn⸗ Anlagen , welche um fo geſchwinder empor kom—
men würden, da die Zeverfche und Butjadinger Küfte nahe: if,
wo der Torf immer Abfag findet, ſo wie nach Hamburg und Bre
‘men. Auch koͤnnte dereinft das Epeserfehn damit verbunden,
ind fomit eine binnenländifhe Schiffahrt von der Ems zur
Made, ohne befonders große Koften, gefchaffen werden. Auf dem
Moor find viele, jedoch nur Heine Meere, worunter am 'größten
das Bullenmeer, dad auf der Grenze zwifchen biefem und dem
Stickhauſer Amt und Oldenburg liegt.
2Das alte Amt Friedeburg mit der Herrlichkeit Goͤdens machten
im Mittelalter einen heil der Landſchaft Deftrin gen aus,
Wozu auch die Herrlichkeit Kniphaufen und ein Theil von Jever
Mitt der Stadt gehörte. Horſten fol zur Landſchaſt Aüftringen
gehört haben, an welche es im Oſten grenzte. Gewiſſer iſt, daß
% eins der Kirchfpiele der Friefifhen Weede ausmachte,
welche Freijade (jest Jabe), Varel, Zetel, Bokhorn und Horſten
vegriff. Nachdem die Ruͤſtringer 1355, und die Deſtringer nebſt
Wangter 1359, in Edo Wiemken ſich ein gemeinſchaftliches Ober:
Alpe ober Häuptling erwählt, fügte fich wahrfcheinlicdy auch das
nt Friedeburg dazu, wie daraus erhellt, daß Edo Wiemken
Die Friedeburg erbaucte. Als Graf Diedrich von Oldenburg‘ diefe
Zeſte Ainnahm, huldigten ihm zugleich die Kirchſpiele Wieſede,
Wirt Ebel Hörften, 14355 es ſcheint aber, da ſolche ſchon im
folgenden Jahr mit der deflung zugleid an Oftfriedland kamen,
ewohl Didenburg feine Anſpruͤche daran erſt in dem Verttag
Yon 1486 gänzlich entſagte. Nach der neuen Organiſation ver⸗
lohr das Amt das Kisthfpiel Leerhafe und wurde in bie Vogteien
Gorften und Friedeburg eingetheilt; Teßtere enthält die Unter⸗
dogteien Reepsholt und Biefede, fo zufammen' nur das
|
— 757) ——
Nirchſpiel Reepsholt allein enthalten; erfteren bie: Untervogteien:
Horſten, mit Horften; Marx, mit Marx und: Egel, sid
—Meepsholt, ein großes Kirchfpiel von 2094 Einwohnet,
dem Umfang nach daB zweite in der Provinz, indem es von Oſt
zu Weſt zwei Meilen Laͤnge hat und faſt eine Meile Breite. Es
war in fruͤhern Jahrhunderten beruͤhmt durch ſeine Kirchen und
Burgen. Der letztern ſollen ſechs da geweſen ſeinz noch zeigt
man deren Staͤtte, aber die Namen der Beſitzer ſind verhallt im
Fluge der Zeit. Bloß von den Haͤuptlingen Reepsholt haben
die Annaliſten uns Kunde aufbehalten. Sie ſtammten von den
Wittmunder Haͤuptlingen ab, Heddo Kankena, Enkel Kankoſs nom
Wittmund, war der erſte bekannte Haͤuptling, wenn nicht vom
ganzen Kirchſpiel, wenigſtens ‚vom nordoͤſtlichen Theil deſſelben;
ſein Sitz hieß die Hilmersburg und ſtand zu Doſe, weshalb er
ſich davon: up der Dofe nannte. Vermuthlich hieß ſein Vater
Silmer und war erſter Häuptling daſelbſt, und, Erbauer der nach
ihm benannten Burg. Heddo's Sohn, Hilmer, nannte ſich zuerſi
Häuptling von Reepsholt; er ſtarb 1436 und übertrug: vermuth⸗
lich die Herrſchaft dem juͤngſten feiner drei Söhne, Wiard, der
nur einen Sohn, Zijark ‚hatte, welcher. ſich zum Prieſter weihen
ließ und in Aurich wohnte. Wahrſcheinlich feßte: fich fein Onkel
Eyrk, deſſen bei Friedeburg erwähnt wird, im Beſitz der Hert⸗
ſchaft nach Wiards Tode, wenn nicht ſchon er denn Dir
ſoll ein unehelicher Som gewefen ſein. im« J
Das Kirchdorf Ree psholt, 4 Stunde Aeus des —*
ges zaͤhlt 429 Er und hat seine: vortrefliche Kirche in Kreuzform,
die naͤchſt den beruͤhmten brookmerlaͤndiſchen unter bie „größten
und hoͤchſten im Lande gehoͤrt. Sie iſt 150 Fuß lang ,.memlic
bis zum Kreuz 81 Fuß, im Kreuz 33 und das Chor, welches hin⸗
ten ein Siebeneck formitt, 36: Fuß, die Breite iſt 36 Fuß, im
Kreuz aber 66 Fuß. Es iſt ein fehr altes: Gebaͤude, rundum auf
9 bis 40 Fuß Hoͤhe mit behauenem Flintenſtein bekleidet. Zwei
Prediger ſtehen an dieſer Kirche, welche 1789 eine neue ſchoͤne
Drgel, exrhalten. Der, daran ‚gebaute Thurm, welcher 30 Se
Breite hält, fol fehr hoc) gewefen fein, Cyrk von Friedeb urg
”
— 752 ——
—
befeſtigte folchen, aber Gräfin Theda eroberte ihn 1474 und eg
bie Vordermauer beffelben bi8 nahe am Boden herunterreißen,
bloß die ‚beiden Seitenmauern ftehen laſſend. In folchent: Stans
de, ſchon 350 Jahr alten Einflüffen der Witterung und Stürme
ausgeſetzt, ſteht das alte Gemäuer dennoch fo feſt da, daß. noch
bis jegt darin die Gloden, in großer Höne hangenz ein Beweis
Der foliden Bauart der Alten, und: um: fo: auffallender ,“ da die
Mauern; dem Anfchein nah, fehr. nachläffig aufgeführt find,
‚Keine einzige Lage der Ziegelfteine liegt gerade, vielmehr faſt alle
mehr oder: weniger ‚wellenförmig und Unordentlich, Häufig mit
goudiden:Kiefelfteinen: dazwiſchen. Es ſcheint unbegreiflich, : wie
ſich eine ſolche Mauer fo lange halten! fonnte, zumal die Flintens
fleine, womit: der. untere Theil. des Thurms, fo wie: bie Kirche
"bekleidet war, größtentheild ausgebrochen find: "Man ſieht dabei
zugleich, daß die, dem. Anfchein nah, ganz aus großen: Quabets
Heinen gebauten alten ‚Kirchen, eben. fo. wohl wie bie andern, aus
Biegelfteinen aufgeführt, und nur mit’ A bis 1 Fuß. diden, in
Quaderform behauenen Flintenfteinen PS find. Die Mauer
Des Thurms find ohngefäht 5 Fuß dick. |
Reepsholt- ſtand einft ein Klofler, wenn auch wohl nicht
das ältefke in! Oſtfriesland, doch das erſte, von beffen Stiftung
beſtimmte Nachrichten vorhanden. Bereits im Bahr 983 *) ſchenk⸗
ten 2 Schweftern Reingard: und Wendela ihr. ganzes Bermögen,
welches aus zwei anfehnlichen Höfen. zu Reepsholt und Mote
(vielleicht Marr?) beftand, ber Kirche von Bremen zur: Erbatiung
eines Kloſters. Kaiſer Otto beftätigte diefe Schenkung durch ein
Diplom vom 5. Juni 983. Erzbiſchof Adeldagus von Bremen
Fliftete darauf zu Reepshollt ein Canonicat zu Ehren St. Mauritz,
und beſetzte es mit AT Regularen (Weltgeiſtlichen); freilich eine
ſehr geringe Zahl in Vergleich gegen die ſtarke Bevoͤlkerung der
andern Kloͤſter im Frieſenlande; indeß lebten im Kloſter Raſtede
— auch nur 12 Moͤnche, und eben ſo viel im
2 Miarda’s Oſift. Veſc. L 200, Samelmarın und andere nach ihm nennen das
— 155 —
Kloſter Hude, obgleich. beides ſehr anſehnliche Kloͤſter waren. Auch
das Reepsholter Kloſter muß angeſehen geweſen ſein, da die Kirche
zu Weſterſtede, und die Eapellen zu. Etzel, Marks, Horſten, Dilf⸗
hauſen demſelben untergeordnet waren; ed war aber ſchon vor bet
Reformation eingegangen, denn in ber Chronik: bed Erzbiſchofs vor
Bremen, Johan Rhoden, wird beim Jahr 1514 bemerkt, daß die
Kirche zu Reepsholt gaͤnzlich zerſtoͤr, und der Probſtei St. Ste⸗
phan und Oldenburg einverleibt ſei. Die Stelle, wo das Kloſter
und die Kirche geſtanden, befindet ſich im Dorf nicht: weit: non
‚der Kirche im: Süden; ed iſt eine kleine Anhöhe voller Steine
und Schutt, am: Abhang deſſelben war: wahrfcheinkich- der Kirch⸗
«hof, indem bafelbft. menſchlich Gebein gefunden. wird ; an. der aus
‚bern Seite fteht ‚der Bauernplatz Klimpe. Es foll von bemfelben
‚ein Gang unter der Erde nach. der jegigen Kirche gehen ,. wovon
‚man einen Theil vor kurzem in einem’ Garten jentdedt hat, auch
‚ben Eingang nahe.:bei jenem Haufe noch zeigt, und die im Ss
derkreüz der Kirche: befindliche, halb in der Erde figende, ag —
— Thuͤr, welches der Ausgang geweſen. —
Reepsholt war auch Sitz eines Probſtes ober Oekans, —
ens ſeit dem 13. Jahrhundert oder fruͤher, und noch im 160 Es
hat im fruͤhern Zeiten durch bie Streifereien der Oldenburger oft
ſehr gelitten. @inmahl fogar, 4465, brannte "Graf. Gerhard das
Dorf nebfl zwei andern gänzlich ab; ein in jenen unruhigen Zeis
‚ten gemöhnliches Verfahren, welches ‚jedoch nicht fo: großen Nach⸗
heil hatte. wie. jet, weil. die Häufer nur von Holz waren und
‚Hein. Zwiſchen dem Dorf und ber alten Waffermühle, ſuͤdweſt⸗
lich, find noch die Reſte Fleiner Schanzen und Laufgräben zu fehen,
bie damahls oder wohl noch früher. :aufgemorfen; bei: der Brüde
‚am Poftwege auch noch Spuren des Blockhauſes, welches Gräfin
Zheda 1474 anlegte, um. Cyrk von Friedeburg im Saum zu hal⸗
ten. Zwei beträchtliche GSchäfereien find. hier 4780 und 83 ange:
legt, wovon die Ställe 1% Stunde une auf bem: Wege nd
Riöpel, fiehen.
- Daß Reepsholt der Geburtsort bs General: Superintendenten
Coners ift, der. daſelbſt am 17. Oktober 1730 gebohren wurde, iſt
— 754 m
— Aurich erwaͤhnt. Grade 100 Jahr fruͤher Sam daſelbft
“der gelehrte Conrad von der Lage zur Welt, der als General⸗
ESuperintendent zu Weimar’ 1694 ſtarb. Einer der Iegtverftorbenen
"Prediger, Arend Molig Meeng, machte ſich durch Verbreitung der
"Schugblattern, dig er feldft einimpfte, um feine Gemeine ſehr verdient.
Bon den vielen zur DR —— — iſt am mert⸗
1 j
Agriedeburg, eine: — Seftung per Pe weldiet
won: Amte den Namen gegeben. Edo Wiemken erbaute die
WBurg 1359: Sibet Papitiga, deffen Enkel, räumte’ fie. 1432 Fei-
ent. Schwiegervater,‘ dem beruͤhmten Focke Ulena;, zur Wohnung
in. Graf Diedrich von Oldenburg, Focko's Feind, entriß fie
dieſem, verkaufte Die Burg: aber zwei Jahr hernach (1436) für
28000: oder "4000: Gulden. bem :Friefifchen Wolke, welches Sie Se;
atungswerke ſchleifte und bloß das Steinhaus, die eigentlihe Burg,
Aehen ließ. Weil aber die Oldenburger immerfort Streifereien
Am Bande. thaten, ſtellten fie die Feſtung wieder her und uͤbertru⸗
gen fie Hilmer von Reepsholt zur Aufficht. und nach deffen Tode
Eyrk, ſeinem Sohn. Diefen fchaltete Damit wie mit: feinem Eigen:
hum)' und «befeftigte fie: noch ſtaͤrker. Er wär ein kriegetiſcher
"Mann, unbiegſamen Charakters und einer der aͤrgſten Feinde des
Wraͤflich oſtfrieſiſchen Hauſes, mit dem. er immerwaͤhrend in Strei⸗
‚Hiffeiten lebte, bis an ſeinen, 1475 erfolgten Tod. Seine naͤchſte
Verwandten: Folkert fein natuͤrlicher Sohn, Haro, fein Bruder
And Tjard, ſeines Bruders Sohn, uͤbertrugen darauf ihr Recht
uf vie Beſitzungen an Hero Mauritz von DOornum und Graͤfin
Reha: Hera erhielt zwar bald darauf den alleinigen Beſitz, trat
aber 1181 die Burg mit allen Gerechtigkeiten: dem graͤflichen Re⸗
'gierhaufeifür‘ 5000 Gl. ab. Die Feſte hatte eine: vortheilhafte
Sage weſtlich das Moor, oͤſtlich das Friedeburger Tief, im Süden
niedriges Land. 4491 ettrank davor Graf Enno L, wie er, nad
einer Unterredung mit dem Droften Engelman, ve feine Schwe⸗
fter Almuth entführt hatte, demfelben in voller Ruͤſtung auf dem
Eiſe nacheilte. 1514 ging ſie durch Werrätherei des Commandan⸗
tten aͤn das ſaͤchſiſche Heer uͤber, aber drei Bahr, hernach gluͤckte &8
— 755 ———
Gaf Edzard, Hei naͤchtlicher Weile wieder Meiſter der Feſtung zu
Werden. Seitdem iſt fie nur noch einmahl, 1683, durch branden⸗
burgſche Truppen belagert; 1763 aber. wurde das Schloß abgebro⸗
hen. Man ſieht gegenwaͤrtig nur noch den weſtlichen und noͤrd⸗
lichen Theil des innern Walles, auch noch den neuern und aͤm
hern Graben; welcher letztere im Oſten langs dem Poſtwege him
laͤuft; im Norden bildet das Tief den Außengtaben, weſtſeits iſt
nichts mehr von einem Graben zu ſehen.“Das Ganze kann gegen
600 Fuß Loaͤnge und Breite halten, der innere Hof zwiſchen den
Waͤllen, etwa halb ſo viel. Im Bejitk des Schloſſes ſtehen d
Haͤuſer mi43 Einwohner. Daneben im Tief lag eine Waffek
mirhle, noch bis 1775), da flatt derfelben die jegige Windmichle
auf dein Schloßwall errichtet wurde, *) Gnaphaͤus gibt Friede⸗
burg im 16. Jahrhundert einen Hafen, welches Harkenroth ihm
nachſagt; Wiarda und Freeſe vollen ſogar, daß das See waſſer
nach Einreißung des Schlieker Siels (1218) bis an Ftiedeburg
gegangen ſeiz letzterer fuͤhrt als Beweis davon den-Mamen: des
Dorfs Riepe (Ufer) im Kirchſpiel Etzel, die ſogenannte Groden:
lande daſelbſt, und bie Ueberreſte von Deichen an. Die Anſicht
der Gegend ſpricht nicht dafür, alles iſt nordoſtſeits auf mehr
benn eine Stunde Ausdehnung niedriges Marfchland - der gerin⸗
gen Art, Spuren von Deichen finden ſich da nicht am Xief, wohl
weiter oͤſtlich an der Graͤnze und im Goͤdenſchen, die theils nach
dem zweiten Einbruch der Jade von 1511 aufgeworfen wurden,
theils in’ viel fruͤhern Zeiten, als wahrſcheinlich ein großer Fuß
langs Gbdens hinfloß· Beninga erwähnt zwar, dag das Tief
bon Friedeburg bis Etzel 1475 ausgereinigt worden, fo daß Schiffe
von der Jade und Wefer bis zum Schloß‘ fuhren, doch werden
ſolches natuͤrlich nur kleine einmaſtige Schiffe geweſen ſein, die
auf allen Binnengewaͤſſern von hinlanglicher Tiefe fahren koͤnnen.
* ) Eine andere Waſſermühle war in Aurich beim ehemaligen Burgtbor, in einen
F Ecdhauſe, wo ſich das Waſſer aus dem Stadt: in den Schloßgraden ergoß; doch
Aaſt ſolche ſchon um die Mitte des 16ten Jahrhunderts eingegangen, und dagegen
23 Die. Windmüble am Wege nach Egels erbauet. (Ueber Mühen ’sc. in Oftfeiedr
land vem Kammerrath Freeſe in den Blãttern derm.
Heft. Didenb. 1792.
— „56 —
Rordſeits des Schloſſes fuͤgt ſich daran Endel, mit 308 S,
welches jedoch gewoͤhnlich auch Friedeburg genannt wird. Es iſt
eins der angenehmſten Doͤrfer, aus zwei Reihen huͤbſcher kleiner
Haͤuſer beſtehend, die an beiden Seiten des ſehr breiten, mit beque⸗
men Fußpfaden verſehenen Poſtweges, auf einer halben Stunde
Länge, ſich hinziehen, vom freundlichen Gärten umgeben und
zeichlichen. Baummuchs, vorzüglich nach der Burg hin. Als Sig
des Amtgerichts, zugleich Poſtſtation, indem die Poſtwagen von
Wittmund nach Oldenburg; daſelbſt wechſeln, und der, ziemlich
Marken Paffage, ift es zugleich ein lebhafter Ort; bi. vor einigen
Jahren: wurde. auch Krammarkt dafelbft jährlich gehalten, fo hers
nach eingeftelt. Oftfeitd daran liegt Klütenhaufen, wo eine
ber. alten Burgen geſtanden, von. der. außer feinem Schutt nichts
gu ſehen. Weſtſeits, am Wege nad Wieſede, Strooth, ein
Königl. Gehoͤlz von 74 Cal. Morgen, wo eine, fonft Königl. Schäs
ferei mit 500. eifernen Schafen, iſt, bie jedoch 1808 verkauft
worden. Noröweftfeits Midenbarg, eine neue Colonie. Des
ſel, ein ebenfalld langes Dorf von 251. E., liegt am Rande ber
Saft zwifhen Friedeburg und, Reepsholt: Es gehören dazu, au:
Ber der Golonie Amerika im. Welten, Eibenhaufen, 16 €,
und. Hiffenhaufen, 14 E., letzteres hat eine alte. Burgſtaͤtte,
worauf. eins der Häufer jetzt ſteht. RT 2
‚Abithafe, 205 €, 4 Stunde oflfeits- des iechtorſe am
Rande der Saft, Es hatte einft eine Capelle, welde ſchon Willehad,
bei feinem Aufenthalt in Oeſtringen, 781 fol geftiftet haben, und
wozu: das ſuͤdlich daran grenzende Hohe eſche mit 60 €. und
die 3 nördlichen Dörfer. gehörten, bie aber durch Graf Enno 1532
zerſtoͤrt iſt. Auf dem; noch‘ vorhandenen Kirchhofe ſteht jetzt die
Schule. Oyken⸗ oder Eykenhauſen gehoͤrt dazu, eine alte
Burgſtelle. Weiter noͤrdlich Doſe, 80 E. Lopſum, 50 €,
Langftraat, 145 E.; drei zufammenhängenbe Dörfer, eben:
fals am ande ber Saft, nebſt Corshuſen und Hedden—
ham, einzelne Plaͤtze, und Foſſenberg, Colonie. Zu Doſe
ſtand die Hilmersburg, wovon eben ‚fo. wenig wie von“ den
andern Bingen etwas uͤbrig geblieben. Vielleicht wird mit diefer
— 157 —
Burg Cyrks feftes Caſtell in Reepsholt verſtanden, welches Graf
* 1461 eroberte und ſchleifte.
Wieſede, 3 Stunde weſtſeits Friedeburg. Obgleich dieſes
Dorf, ruftdum von Heide und Moor umgeben, nur 205 €. zaͤhlt,
hat ed doch vor der Reformation eine Kirche gehabt, wahrfcheins
lich nur eine Gapelle, nach dem Umfang des mitten im Dorf
noch vorhandenen Kirchhofs zu urtheilen, auf welchem jest eine
Schule ſteht. Nordweflfeitd des Dorfd auf der Heide, zeigt
man eine ©telle, wo eine Burg foll geflanden haben; Vertie⸗
fungen, alten Gräben aͤhnlich, doch nicht regelmäßig, außer an
der Weftfeite, umgeben fie; kleines Steinfchutt findet. fih noch in
großer Menge. Ein Bleiner Zleden an einer Ede ift, nicht wie
das übrige mit Heide bewachfen, fondern mit frifhem Grafe; da
fol! eine Gapelle geflanden haben, Aus dem. beträchtlichen Um⸗
fang der Stelle follte man eher fließen, daß bafelbft ein Klofter
geftanden, zumal beim Dorf noch ein König. Gehölz zu 46 Cal;
Morgen, bad fogenannte Hilgenholt, befindlich. Im Dorfe ift
eine, ehemals Koͤnigl. Ziegelei, jegt zweien Erbpächtern gehörig,
denen, einem alten Gebrauch zufolge, die Einwohner ben Torf
zu zwei Bränden liefern müflen, wogegen fie die 1000 Steine
24 Gl. mwohlfeiler erhalten ald andere. Die Colonie Upſchoͤrt
mit 26 €. liegt nordweftfeitd am neuen Wege; bemnächft folgt :
Wiefedermeer, 112 E., eine Golonie, zum Theil in einem
ehemaligen großen Landſee gleichen Namens arigelegt. : Im Jahr
1733 wurde diefed Meer auf Veranftaltung des damaligen Regie:
rungsraths Seb. Eberh, Ihering, vermittelft eines Abzuggrabens
feined Waſſers entledigt, fo daß ed bald darauf gepflügt und zum
Torfſtich benugt werben konnte. Die erften Goloniften bauten
fich dafelbft 1740 an. Das Meer bat ziemlich guten Boben.
Der neue, von Brookzetel nach Wiefede führende Meg geht ba:
dur. Einige kleine Schäfereien find bier.
Wiefederfehn, %%4 Stunde fübfeits Wiefede, eine Moor
colonie, iſt 1796 zuerft angelegt und im folgenden Jahr das erfte
Haus bafelbft gebaut; es zählt bereits 143 E., die, fo wie in
der vorigen Golonie, he dom — bileben auch 1822
— 55 —
gine eigene Schule gebauet haben, worin im Winter. unterrichtet
wird, Die Einwohner haben bie. Bälle und Gärten, felbfi mans,
che Flecken Landes mit Nadelholz bepflanzt, welches, zwel im
Winter, gar freundlich anfpricht.
2) Marx, 614€ Das Kirchdorf, fehher — &. Merck
gensnnt, nad dem Evangeliften, dem die Kirche gewibmet war,
hat 514 E., und folgt ſuͤdlich auf Friedeburg, am Poſtwege lie⸗
gend. Das Dorf iſt ziemlich gut gebaut; einige Theile deſſelben
haben eigene Namen, nemlich Bunkenburg, weſtſeits der Kirche,
Hogeluͤcht, ſuͤdweſtlich Hag els ka m p im Suͤden. Mitten
im Dorf lag ſonſt ein Stuͤck der Gemeinweide, die Fenne ges
nannt, ſo 1819 fuͤr die Kirche in Erbpacht ausgethan worden
und darauf in Kaͤmpe gelegt if. Weiter ſuͤdlich, nahe der Ol⸗
benburgfchen Grenze, ift eine, ehemals Königl;, jetzt Privatichäfes
zei von 500 Schafen; da fieht man aud noch die Reſte einer
alten Schanze, nahe am Wege, die nur noch aus aufgeworfenen
Hügeln und Niedrigungen zu erkennen. Gin alter, Wau geht
von demſelben weftlich auf etwa 300 Schritte hin, füdfeits, fo
wie auch die Schanze, durch eine ziemlich breite fumpfige Niedris
gung befchügt, vermutplich ein alter Graben, Weiter der, Grenze
zu auf ber Heide liegt ein großer Flintenſtein, fo jegt als Grenp
zeichen zwifchen Mare und Klein Horften dient; in demfelben find
43 Löcher eingehauen, und etwa 20 Minuten weſtlicher ein aͤhn⸗
licher mit 7 Löcher. Wahrfcheinli rühren folche noch aus den
beidnifchen Zeiten her und dienten bei Opfern oder dergl.. -
Hopels, 34 E., und Strudden, 67 E. Zwei gut au&s
fehende Golonien, erſt vor einigen Jahren angelegt, ziehen fi
langs der Nordfeite des Hopelfer Gehölzed hin. Vier bes
bafigen Goloniften haben Erlaubniß, jeder 200 Schafe zu halten,
Auch eine neue huͤbſche Förftermohnung fieht da. Im, Gehölg
war das Klofter Hop els, welches in alten. Chroniken zumeilen
genannt wird, von dem man aber nieht viel mehr weiß, als daß
bie Kirche dem heil. Johannes gewidmet war, und Cyrk, letzter
Häuptling von, Reepsholt. und Friedeburg, darin begraben worden.
Bo. ſtand am nordweſtlichen Rand. bed Gebüfches, nom Hopelſes
— 219 —
vder Friebeburger Tief begraͤnzt. Rundum gehende, noch — *
bare Vertiefungen, zeigen den Graben an, und deuten auf einen
anfehnlichen? Umfang; eine höhere Stelle auf die Kirche. Stei⸗
ne, mit Laub bedeckt, liegen in großer. Menge noch. ba, faſt bei
jedem Schritt fuͤhlt man fie <unter den Füßen. Majeftätifche
Eichen erheben ſich aus dem Schutt und ‚den Gräben gen Him⸗
mel, 2: bis 300:jähriges Alter verrathend, Eleinere Bäume. und.
- Gefttäuch ‚ in mannigfaltigen Gruppen dazwifchen. Dem Förfter:
mangelt es. nicht an Gefuͤhl fir die Schörtheiten der Natur Er.
hat auf dieſer geweiheten Stätte eine zierlihe Laube angelegt,.
freundliche Ausfiht auf den jungen Wald und die dadurch ſchim⸗
mernde Häufer und. Kornfelder darbietend, Ein gemaltiger:
Eichenblock dient zum Tiſch. Hier im Gchatten ehrwuͤrdiger
Eichen: gelagert, gewinnt: der Geift freien Spielraum, über bie:
Bortzeit nachzudenken. Jene zahlreiche Stiftungen blinden Glaus '
bens und geiftliher Gewaltz was iſt aus ihnen geworben? Ver—⸗
fchwunben find fie in unfen Gauen, von vielen ift nicht. einmal
fihere Runde ihres -Dafeins zu und gekommen, bloß bie Stättez
und nur Schutthanfen zeigen noch die Spuren ihrer ehemaligen
Größe. Beklagen darf man den Untergang der Klöfter nicht, es
war vielmehr eine Wohlthat für das Ganze, Aber ben wenig
läßt ſich entkennen, daß fie um. die Gultur der wuͤſten Gründe,
ſich großes Verdienſt erworben. Cie ſchufen Einoͤden in frucht⸗
bare Gefilde um; und "daher trifft mar noch jetzt anſehnlicht
Dläge in Gegenden an, die kein Coloniſt unternehmen wuͤrde zu
eultioiren. Vorzüglich auch! nahmen fie fich des Forſtweſens an.. 42
E ſcheint dieſes eine - Lieblings + Befchäftigung. der: Kiöfterlinge
geweſen zu fein. So entflanden die noch ‚vorhandenen Gehölze
Shlo, Egels, Schoo, Dlbehafe, Hopels, Wieſede; imgleichen.
Timmel, Stikelkamp, Barthe, Heſeler Vorwerk und andere, nicht
mehr vorhandene... Ste tagen ſichtbare Spuren, daß fie nicht
Meſte der ehemaligen Waldungen find, ſondern ſpaͤtere Anlagen;
Auch die, noch vor 100: Jahren bei vielen Dbrfern haͤufig vor
handene fogenannte Hilgenhoͤlzor, find‘ wahrfcheinlich ‘auf. ihre
Weranftaltung angolegt, and urſpruͤnglich zum ‘Ruben der Kirche
&
beſtimmt; nach ber Reformation fielen fie den Commiunen, worin?
fie lagen, anheim, dagegen die. Kloſterhoͤlzer mit ben — der
Landesherrſchaft zu Theil wurden. |
- Der Hopelfer Zorft befteht faſt ganz aus Nabelheh. Seit
2804 hat man daſelbſt viel neues Holz gepflanzt, welches in
ſchoͤnem Wuchs fleht, und jährlich wird damit fortgefahren, fo
daß dort dereinft ein anfehnlicher Wald entfliehen wird, Die
dazu beftimmte Fläche beträgt, mit Inbegriff des alten. Gehölzes
und des Kleinen Hopelfer Meers, 1739 Cal. Morgen oder 804
Diemath, theild fandigem Heidfelde, theild Moorboden. |
Vom Klofter ab geht langs dem nördlichen Rand des alten
Gehölzes und dem Tief, ein alter. Weg nach Dften. An einigen
Stellen, wo folcher aufgegraben, zeigt fih, in ohngefähr einem
halben Zuß Tiefe, eine dünne Lage Steinfchutt, amd einen Fuß
tiefer, eine zweite, didere Lage, Wozu biefer Weg diente, läßt
fih nicht angeben, noch, weshalb man ihn in ben moorigen
Grund legte, wo er fich mit ‚der. Zeit ſenkte und deshalb. erneuert
werden mußte, da fefter Sandboden gang nahe dabei befindlich.
Südfeitö geht von Hopels bis zum Moor ein, 6 bis 7 Fuß. breiter
Wal, vermuthlich zur Schugwehr aufgemorfen, wie bei Marz;
auf dem Moor felbft- verändert ſich folcher in einen Wes, oder
dielmehr Fußpfad, ſo nach Lengen führt.
: 3) Etzel, 746 €, norböftlich Friedeburg, von bem bie Kir⸗
* eine Stunde entfernt iſt. In dieſer Gemeine wohnen viele
Weber, 63 an der Zahl, die theils fuͤr eigene Rechnung, theils
um Lohn arbeiten, und ſich recht gut ſtehen. Die mehrſten ha—
ben zwei Stühle, einige auch drei. Das Dorf Etzel mit 247
E., hieß vordem Eetzel, daher unfer guter Harkenroth demſelben
die Ehre anthut, ed für einen ‚EBfaal (Eetzaal) der alten Ruͤſtrin⸗
ger und. ihrer Haͤupter zu halten. Bei der Kirche flanb ehemals
ein ſehr hoher Thurm, der in. unbekannter Zeit zerſtoͤrt worden,
und feine, weitere Zeichen (feines. Daſeins, als die Erinnerung
daran, nachgelaſſen. Die Kirche ſelbſt fteht ganz an-ber. oͤſtlichen
Seite des Dorfs, von: deſſen Nordſeite ſich, nach Weſten, das
lange Dorf Riepe, 326 E., zieht, am Rande der Gaſt, von der
— i6i —
Shofeike‘, ebenfalls nad Weſten, Moorftrich‘ md Hohen:
diohle, 93€,’ Etzeker Grashaus, ſonſt ein koͤnigl. Platz
mit 204 Grafen‘, auf dir Marie, am Ftledeburger Tief, iſt
unter hollaͤndiſchet Hertſchaft verkauft, vor oe Jahr vom Befi:
ger voit neuem bi einzelnen Theilen veräußert, Worauf das Ge:
baͤude abgebrochsn wötden.- Chbweftjeits‘; nahe ‘an Friedeburg,
Stapetftein, st €., nicht unmerfwürbig. durch ein kleines
Hin Enbette oder utaltes‘ heidniſches Grab, welches ſich, an
ber‘ Nordſeite bes“ Weges nach Etzel, erhebt. Es liegt, wie alle
annebetten auf einer ſanft emporſteigenden Flaͤche, auf def:
jen " Gipfel ein kleiner Bye, “ein paar Fuß hob, aufgeworfen,
don dem man nad)‘ allen Seiten eine angenehme Ausficht hat;
Körnfelder, Wirfen, Dörfer mit einzelnen Baumgruppen und
rögerm Gebuͤſch, liegen in maleriſcher Miſchung rund herum.
Sie Anhohe ſelbſt iſt, im ſonderbaren Contraſt mit der Umgebung,
fit Heldekraut — doch hat ſie der jetzige Beſitzet vor
einigen Sahren mit Nädelholz bepflanzt. Das Hüͤnnenbett iſt
uͤbrigens wohl das kleinſte von allen, es beſteht nur aus 4 Stei-
nen im Grunde, die ein Viereck bilden, 4 Zuß breit, 5 bis 5%
Fuß lang, mit zwei Dechſteinen, wovon der größte nur IA Fuß
“hang, 3 Fuß breit und 11% Fuß did ift, der andere gleicht einem
regelmäßigen Winkelmaaß. Noch ift nicht darunter nachgegraben.
Auf den Weitläuftigen Heiden aber hat man in den’ Hügeln beim
Racgraben, manchmal Urnen mit Aſche und Knochen entdeckt.
” Sehr merfwärdig ift noch die, in der Etzeler Feldfluͤr am 11.
Juni 1817 erfolgte, Entdeckung eines in der Tiefe des Moors
Hegenden menſchlichen Gerippes. Der Tagloͤhner Nanne Hinrichs
fand ſolches beim Torfgraben in einem kleinen , von angebautem
Ackerfelde umgebenen Moore, %4 Stunde öfttih Mary. Auf die
Anzeige davon wurde eine amtliche Unterfugung, mit Bugiehung
u Te
\ ee Hünnes oder Büneded, welches einige von den Hunnen, — von
” ; Härten (Riefen) ableiten, bedeutet wahrſcheinlich ein Todtenbett, denn Hunne
im Altfrieſiſchen beißt ein Todter, woher man mod bis zum heutigen Tag in Oſt⸗
friesland das Todtenhemd: He —— nennt. Wiarda's alt: frief. Wörlerb.
— N 7 ae
n
— 162 —
des Medicinalraths Toel, angeſtellt, und zu dem Ende die, gleich
nad ber ‚Entdedung wieder verſcharrte, Leiche von neuem ausge⸗
graben. Das Gerippe, mit Kleidern angethan, war ſchon bei der
erſten Beruͤhrung zuſammen gefallen; bie mehrften Knochen fanden
fich bei der Wieder: Aufgrabung noch vor, zum Theil zerbrochen,
and fo muͤrbe, daß man fie mit den ‚Singern zerreiben- konnte.
Am Hirnfhädel, waren noch Spuren von röthlihen Haaren zu
ertennen. Die Kleinheit mehreret. Theile, vorzüglich des Stirn;
beind, ber Rippen und Zähne, die Breite des Kreuzbeind und
geringe Vertiefung der Hüftpfanne, läßt vermuthen, daß es ein
weiblicher Koͤrper geweſen und zwar ein ausgewachſener, der vdl⸗
ügen Ausbildung der Knochen und dem Verwachſen der Anſat⸗
mit denſelben zufolge. Das Gerippe lag auf dem feſten Sand⸗
grund, ohngefaͤhr 6 Fuß unter der Oberflaͤche, von ohngefaͤhr 3
Fuß ſchwarzem Torf bedeckt, und dann braunem, ſo wie das uͤbrige
Moor. 2Pfaͤhle *) lagen kreuzweis daruͤber, welche an beiden
Enden in die Erde geſteckt ſchienen, dem Anſehn nach von Bir⸗
kenholz, doch ſo weich, daß man ſie mit dem Spaten durchſtechen
konnte.
Das Merkwuͤrdigſte an der Entdeckung ſind die Kleidungsflüde.
Sie beftanden aus einem Wamms oder Rod, einem Mantel,
Hofe und zwei Schuhen, in welchem einen nocd bie Knochen ber
Sehen ftedten. Das mehrſte davon ift von der Commiſſion mits
. genommen und befindet ſich gegenwärtig auf ber Regiftratur. der.
Juſtiz-Canzlei zu Aurich. Die Kleidungsftüde find von Volle, und
abgetragenem Calmuk oder gefäpertem Tuch ahnlich, haben übris
gend die braune Farbe des Moorwaſſers angenommen. Am beſten
erhalten iſt das ſogenannte Wamms, welches ganz einem Frauen⸗
rock gleicht, auch oben mit einem Zoll langen Einſchnitt verſehen,
welcher, ſo wie der obere und untere Rand, ordentlich umfaͤumt
iſt. Er hält 3 Fuß 2 Zoll Groͤninger Maaß) Laͤnge, unten 3 Fuß,
oben 2 Fuß 944 Zoll Breite und ift heilbrauner Farbe, auch noch
vollkommen gut erhalten, jeboch von unten nach oben bis auf ein
j .
*) Der erſte Gntbeder fagte mir 08 fein 4 getvefen,
n — 2605 —
— — — —
paar Zoll vom Rand eingeriſſen. Vom Mantel ſind bloß einige
ganz tzerriſſene Lappen noch da, welche ein Futter von demſelben
Zeug haben; die Hofe iſt ebenfalls ganz zerriffen, und nur mit
Mirhe laſſen die einzelne. Stuͤcke fich zu einem Ganzen zufammen,
legen; zum Theil ift fie: auch gefuttert mit gleichem Beug, ohne
Knöpfe, doch oben mit einem weiten Saum eingefaßt, wodurch
ein Riemen. zum. Zufehnüren wird geftedt: geweſen ſeinz fie if
oben Z Fuß weit, an den’ Schenfeln 12 301, und im ganzen 3
Zuß lang; die Farbe, ::fo.wie: die des Manteld, dunkelbraun;
einige Stellen find gelappt; bie Lappen haben eine noch dunklere
Farbe, und find mit fehr groben Stichen angeheftet:. Uebrigens
ift alles -ordentlih mit grobem: mollenen Garn genaͤht und: ums
fäumt; einige Stellen jeboc mit feinerem Garn, welches wie ge:
flochten erfcheint, bei näherer Unterfuchung aber ganz gekaͤpertem
Garn gleicht. Der eine Schuh, welcher nur mitgenommen, ift ganz
befonderer Art, ohne Sohlen, ‚dem Anfchein nach" von ungegerbtenz
Leder, ſchwarzer Farbe, und oben ber ganzen Länge nach offen:'
Er hält 914 Zoll Range, befteht aus einem Stüd;ebder, hinten mit
einer Rath und geht mach vorn zu in die Höhe wie eine Schaufel.
Der Rand an beiden Seiten bat Löcher, wodurd Riemen. grftedt.
find zum Zuſchnuͤren; unter diefen Löchern ift, an ber rechten Seite,
eine Reihe Heiner Dreiede eingebrüdt, in jedem ein Sternchen,
weiter nach hinten an derfelben Seite mehrere Figuren von Raub:
‚wert, Sternchen u. f. w. fimmetrifch eingebrüdt ober gepreft;
hinten geht rundum eine ähnliche Reihe folcher Figuren; die linke
Seite ift aber ganz ohne Zierrathen. Die zierliche Arbeit an
diefem Schuh deuten auf eine vornehme Perfon, nur macht die
gelappte Hofe einen feltfamen Gontraft damit; faft möchte man
glauben, fie fei zufällig dahin gefommen, da bie Frauen ber
alten Friefen doch wohl Feine Beinkleider getragen; wäre es aber
ein Knabe gewefen, welches doch die Befchaffenheit der Knochen
unwahrſcheinlich macht, fo ließe es fich nicht begreifen, wie der
Frauenrock bazu Fäme. *) V
) Die Nachriqt über dieſe Entdeckung, melde zuerſt in der Kurier und Emder
Seitung enthalten war, woraus ich fie im erſten Bande meines Dffeiediand und ⸗
ı1 *
— 166 —
Nicht Teiche laͤßt es ſich erklaͤren, weshalb der Körper van die⸗
fer ‚Stelle begraben worden, und zu welcher Zeit. Wenn die
Briefen erfi von den Römern. bie Kunft lernten, wollene-Beuge: zu
mweben, fo kann das Alter: des Gerippes nicht auf 2000 Sabre
ſteigen; fehr jung kann es aber eben wenig fein, nach der Form
der Schuhe und der Miefihaffenheit ber: Erde uͤber dem Grabe zit
urtheilen. Das Grab muß angelegt fein, ald das Moor erſt die -
Haͤlfte feiner: jegigen Höhe hatte, weildie Erde auf 3 Fuß: Tiefe
eben: fo aus fchmarzem,Zorf beſtand wie ringsum, von da. an aus
braunem. Wäre das Grab fpäter gegraben, wie bereits der braune
Torf da war; dann hätte folcher beim Zuwerfen des Grabes mit
dem ſchwarzen ſich vermiſcht, und waͤre jetzt noch eben ſo gefunden,
ba brauner Torf fich nicht in ſchwarzen verwandelt. Ueber die
Urfache der Einfenfung ließen fich mantherlei Bermuthungen äu-
gern; e3 fei hier. an. einer: genug, die.vielleicht den mehrften Schein
für. :fich hat: Tacitus *) ſagt, baß-die-alte Deutfchen. Feige und
ſolche, die ſich ſchaͤndlichen Wolüften ergaben, in.. Süumpfe und
Moraͤſte verſenkten und mit Flechtwerk bedeckten. Sputen dieſer
Beſtrafungsart ſcheinen noch ſpaͤtere chriſtliche Jahrhunderte auf:
zuweiſen. Die quade Foelke ließ zwei junge Edelleute im Gefaͤng⸗
Fever ©. 15 mitgetheilt, und aus dieſem im Weſtendorpé Antiquiteiten, liderſeht,
aufgenommen, iſt voller Unrichtigkeiten. "Der Berfaffer detſelben muß entweder
alles bloß vorm Hörenſagen wiſſen, oder die Sachen führe doberflächlich Betrachtet Has’
ben; nicht einmahl bemerkt hat er, daß alles ordentlich genäht war. Auch die in
„ den, Antiquiteiten ©. 113 u. f. befindliche Beſchreibung iſt unrichtig, und die, ſehr
grobe, Abbildung des Schuh's gibt eine ganz verkehrte Idee von demſelben. ©
gar fügt der Verf., der doch den Schub in Händen Hatte, die Sternchen nicht ge:
: + fünden au baden. ' Der Brofeffor ban-Smwinderen, welcher die Kleidungsſtücke in
Aurich: ſah, fagt; daß der Bed: ner: der Bruſt Und: dem Unterteid zu, weiter mad
unten aber offen ſei, doch nicht au⸗geſchnitten/ ſonſt mit einer Oeffnung für den
Hals. Von allen dem iſt nichts zu bemerken. Schade, daß oft berühmte Gelehele
auch nach bloßer flüchtiger Anſicht urtbeilen. Eine ſchöne vollkommen getreue Ab ⸗
bildung des Schuh's, im natürlicher Größe, beſtudet · ſich in Spangendergs neuem
vaterl. Archiv, 2. Bds. 1. Heft, nebſt einer kurzen OR Aber die EEE
von unferm verehrten Landdroftn.
®) Ueber Germanien. Gap. 12. ern at ug
— 65 == J er
niß verſchmachten, fahdte die Leichen darauf dem Abt von Ihlo
mit Befehl ſolche im Moor zu verfcharren.' "Hatte: vieleicht : dad
Weib, deffen Gebein jest and Tageslicht gelommen ‚ ein Verbre—
chen begangen, welches die alte Germanen auf folhe Art beftraf:
ten? Es kann aud) ein Flechtwerk über dem Körper gelegen has
ben, dad durch Länge der Zeit vermodert; bie ame KR waren
es ja ſchon.
Eztzel iſt der Geburteort des — Natutferſchetz Alb —*
Seha, «ine: Mannes, auf den Oſtfriesland ſtolz ſein kann, der
Sohn eines wenig bemittelten Bauern, gebohren am 2. Mai a. St:
1665. Bon Jugend an voll ungemeßnem Drang zur Naturkunde,
lernte er die Apofheferfunft, that darauf mehrere Reifen als Schiffes
Apotheker, auf welchen er: eine der reihflen Sammlungen Natus
ralien zuſammenbrachte, die er nach feiner Niederlaffung zu Ams
fterdam als Apotheker, noch vermehrte, fo daß fie alle damahls im
Eüröpa Horhandene Sammlungen der Art an Größe und Reid):
thum uͤbertraf. Sein darlıber verfaßtes Werk in 4. Zheilen mit
mehr dern 400 Kupfertäfeln hat feinen Namen unſterblich ——
Er verließ dieſe Welt am 3. Mai 1756.
| Horften, firnöfttich: Etzel, mit 882 E. Der Hauptort, 128
E., ift ein ſchoͤnes Kirchdorf mit gepflafterten-Straßen, einer artis
gen Pfatrwohnung und vielen: anfehnlihen Plägen, welche ſich
noch viel beffer ausnehmen wuͤrden, wenn fie den Vorder—- ſtatt
den Hintertheil der Straße zukehrten. Es hat: viel gutes Marſch⸗
auch Grodenland, daher die Pläge fo bedeutend find. Jaͤhrlich wers
"den zwei Kram- und Viehmärkte gehalten." Das Horſter
Grashaus gehört dazu, der groͤßte Marſchplatz in. Oftfriedland,
mit? 442 Strafen zum Theil’ Grodenland, fonft Domäne,‘bod un:
fer Franz. Regierung Öffentlich an den Kaufmann Albers in Nor:
den verkauft, der folchen 1820 wieder für beinah 64000 Rthlr.
verkaufte, und zwar das Haus mit 383 Grafen fuͤr 54200 Rtbir.,
das übrige Land theilweifez ferner, Hohemey, 31 E.., . au3
einer Mühle und einem Platz beftehend, wobei fonft ein Siel
lag, der 1592 erbaut wurde, durch Legung des Ellenſer Damms
aber ein Binnenſiel geworden, und demnaͤchſt herausgenommen iſt.
— 106 —
Suͤdſeits des Kirchdorfs liegen Klein— Horften, 172 E. mit
Helmte, 64 €, Brink, 73 ” und re —
ſammtlich kleine mus Ne
‚Die Herrlichkeit G * d en s.
"ie gränzt weſtlich an das Friedeburger Amt, fonft aberal
an bie Herrſchaft Jever, einen kleinen Strich im Suͤdoſten aus:
genommen, der ſich Oldenburg anſchließt. Sie iſt in der groͤßten
Ausdehnung von Suͤden nach Norden 9, Meile lang, eine halbe
Meile breit, und hält 4 Meilen Oberfläche, worauf ein Flecken,
ein Kirchdorf, und einige andere Dörfer und Drtfchaften ftehen,
bewohnt von 1694 Menfchen, die 356 Pferde, 679 Milchkühe,
603° Ochfen und Jungvieh, 123 Schafe, 377 Schweine befigen,
fo wie eine Delmühle, zwei Kornmuͤhlen, und eine Ziegelei.
Der Boden befteht ganz aus Marfchland und zwar mehrft ber
beften Art, mit vielem Alt:Grodenlande, Faft alles liegt zur Gra⸗
fung, daher Viehzucht und befonderd Fettweiderei hier vorzüglich
ſtark betrieben wird. Es gibt hier aͤlteres Gruͤnland wie ſonſt
irgendwo in der Provinz. Korn baut man nach Verhaͤltniß a
viel, am mehrſten noch Hafer.
Das Friedeburger Zief. durchfließt den ſuͤdlichen Theil der Bei
licpleit im zwei Armen, die unweit Schloß Goͤdens entfichen, und
erft bei Ellenferdam im Oldenburgſchen fich wieder vereinen. Der
weftliche Arm geht nad; Hohemey, und ferner langs der Friede⸗
burger Graͤnze; der: öflliche läuft Neuſtadt-Goͤdens vorbei. Nach
der Wiedervereinigung fließt dad Tief durch den Ellenferdammer
Siel in die Fade. Außerdem geht auf der öftlichen Grenze nod)
ein Meines Tief, die Lehmbalge genannt, welches bis an Neuftadt
geht, und früher eine beträchtliche Breite. muß gehabt haben, wie
Die Niedrigung an beiden Seiten deſſelben -andeutet ; und es läßt
ſich kaum bezweifeln, daß nicht ehedem das Friedeburger Tief ſich
in daſſelbe ergoß und mit demſelben nordwaͤrts lief, ſtatt wie jetzt
fuͤdlich, indem die Made, wie jenes Tief weiter noͤrdlich heißt,
ſich in der Gegend des Ruͤſterſiels in die Jade ſtuͤrzte. Sehr
wahrfcheinlich ift es ferner, daB aus dem jetzigen Jade-Buſen ein
großer Strom kam, welcher zwiſchen Alt⸗-Goͤdens, Dykhuſen, Ac⸗
cum einerſeits, Seedyk, Ahme, Ellens und andern laͤngſt von den
Fluthen verſchlungenen Doͤrfern, ſodann Sande, Schaar, Niende,
andrerſeits hindurchfloß und beim Ruͤſterſiel auönänbete. wofuͤr
die Beſchaffenheit des Bodens, die in dem Strich, worauf jene
Dörfer ſtehen, befindliche laͤngliche Anhöhen — Warfen oder
Wehrten — und andere Umſtaͤnde ſprechen. )
Goͤdens gehörte zu Deflringen. Schon im Jahr 1165 erbaues
ten die Deflringer in ihren Fehden mit den Ruͤſtringern, Wans
gerern. und Darlingerländern drei Burgen oder Kaftelle, wovon
das eine zu Dykhaufen fam. Bon den Gödenfer Häuptlingen
aber, iſt vor Ede Boyngs nicht befannt, der zu Ende bed ıl,
Sahrhunderts lebte, und zu Alt: Gödens feinen Sig hatte. Sein
Sohn hieß Boyng und hinterließ zwei Söhne, von denen Hicco
die Erbtochter von Werdum hbeirathete, und dadurch Häuptling
dafelbft wurde. Edo, der andere, der Goͤdens erhielt, ließ nur eine
"Tochter; Amt oder Almuth nach, die ihrem Gemahl, Dicco von
Dlderfum, die Herrlichkeit zubtachte, deren einer Sohn Haro, nur
zwei Toͤchter hatte, von denen die eine, Almuth, fi) mit Johan
von Oldenboccum, einem Edelmann aus dem Drenthefchen, vers
mählte, doch wieder nur eine Tochter, Almuth, nachließ, deren
Gemahl Franz Freitag von Loringhafe war, bei deffen Nachkom⸗
men in männlicher Linie die Herrfchaft faft zwei hundert Jahr
verblieb. - Mehrere ausgezeichnete Männer zählt biefe Familie,
welche 1646 in den Reichöfreiherrenftand erhoben ward. .Haro
Burchard, der 1692-unvermählt ftarb, war ein Mann von großen
Talenten‘, ein eifriger Verfechter der Rechte‘ feines Vaterlandes,
und wurde, nachdem er verfchiedene wichtige Aemter bekleidet,
vom Kaifer zum Reichshofrath ernannt, auch in den Grafenſtand
erhoben. Sein Bruder, Franz Heinrich, auf den die Herrſchaft
verfiel, war gleichfalls Reichshofrath, —— kaiſerl. Fe
2) Xusführlicher ift darüber im iositen Bande von Dffeiekiand und Jever ©. 225
56 235 gehandelt, s
— 6 =
Fer am Berliner Hofe; er flarb 1693. Von feinen Soͤhnen ſtarb
Graf Franz Wilhelm 1722 als kaiſerl. Oberſtlieutenant, der au⸗
dere, Burhard Philipp, der feinem. Onkel an Patriotismus nichts.
nachgab, war faiferl.- Canımerhert uns Geſandter au Se
erfolgten, Tod. Er, fo. wie; fein Bruder Sein. feine Erben- —
worauf ihre Schweſter Marie Suliane, die mit dem‘ Freiherrn
| Eberhard von Wedel, Herrn zu Evenburg, vermählt war, im Beſitz
der Hersfchaft kam, deren ‚männliche Nachkommen nod Beſitzer
derſelben find. Die Herrlichkeit hat jegt wieder. eigned Patrimo-
nialgericht und iſt vorzüglich reich an Allodialguͤtern, deren -Zahl
die aller übrigen Herrlichkeiten zuſammen genommen uͤbertrifft,
und an 30,000 Rthlr. abwerfen. Es iſt ein Fideicommiß.
Die Kirchſpiele in der Herrlichkeit ſind: |
. 9 Neu ſtadt-Goͤdens, ein wohlgebauter Fleden, hart an der
Jeverſchen und Oldenburgſchen Grenze und dem alten Deich, von
dem es im Weften und Süden, fo wie vom Tjef im Oſten und
Rordweſten umgeben. wird. Der Drt ſcheint ſpaͤter wie andere
Doͤrfer angelegt zu ſein, wie ſowohl aus dem Namen als dem
Umſtand ſich ergibt, daß fie, erſt in. ſpaͤtern Zeiten eine Kirche er:
baute. Es find jest. 751 Einwohner da, worunter gegen 100
Juden; die Chriften theilen ſich in Mennoniten, Catholiken, Res
formirte und Lutheraner. Lebtere erhielten zuerft: 1695 Erlaubniß,
eine Kirche zu bauen. Sie errichteten ſolche auf einer Stelle, wo
eine Muͤhle ſtand, welche ſie auf Walzen nach einen andern Ort
ſchoben, ſetzten auch 1714 einen ſchoͤnen Thurm darauf. Ein Jahr
ſpaͤter ſfiſteten auch die Reformirten, die ſonſt nach Dykhauſen
gingen, eine ‚Kirche, ‚dem bie Gatholifen durch Erbauung einer
großen Gapelle folgten; die Anmefenheit dieſer Gemeine erklärt
ſich aus dem Umftand, daß die Freitagſche Familie, feit Mitte
bes 17. Jahrhunderts, fich zur catholifchen Religion gewandt.
Die Mennoniten daben ein Privathaus zum Gottesdienſt ein⸗
gerichtet.
Neuſtadt-Goͤdens naͤhrte ſich ſonſt hauptſachlich durch die Beins
foebereien, welche bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts daſeldſt
== 169
ſehr in Flor ſtanden. Sie wurden wie in Leer durch Mennoniten
veranlaßt, welche alle Weberſtuͤhle des Orts in, Gang hielten und
ſtarken Handel mit Leinwand xrieben. Jetzt iſt dieſer Nahrungs⸗
zweig verſchwunden, welches den vielen, in den nahe liegenden
Oldenburgſchen Gemeinen Zetel und. Bockhorn angelegten, We:
berſtuͤhlen hauptſaͤchlich zugeſchrieben wird, indem daſelbſt wohl⸗
feiler fabricirt werden kann wie in Oſtfriesland. Gegenwaͤrtig
find nur 41 Weher mehr vorhanden, die gegen Lohn, mehrſt für
die Landleute arbeiten... Sonft find feine Fabriken da, als eine
Delmühle, auch eine Rocken- und eine Peldemühle, leptere auf dem ,
Oberahm. Nach der, Fluth von 1511 ging dad Seewaſſer bi an
diefen Ort, der 1544 einen Siel und Hafen erhielt, fo.aber beide
durch Legung des Ellenſerdamms verfchwgnden, - Gegenwärtig
liegt ed 114. Stunden vom Steinhaufer Siel entfernt; dad Tief
ift bis dahin für mäßig große ——— Schiffe ſahrbar, wird
jedoch wenig benutzt. |
2) Dykhaufen, aus dem auf einer langen — PR
einem alten Deich, Tiegenden Kirchdorf, fo nicht groß iſt, und
vielen zufammen ‚oder einzeln liegenden Plaͤtzen beſtehend, zuſam—
men mit 943 E. Bon der durch Lie Oeſtringer 1165 .erbauten
Burg ift nicht einmahl mehr die Stelle bekannt, eben wenig von
dem Nonnen=Klofter, welches 1378 hier fol erbaut. fein, und über
welches Edo Wiemken, Häuptling ‚von Jever, Luert Idzinga von
Norden, und Popko Ihnen von Inhauſen, die Aufſicht uͤbernom⸗
men. Wahrſcheinlich iſt das Kloſter Dykhauſen im Greetmer Amt
gemeint, weil ſich ſonſt noch das Andenken davon bei ben Goͤden⸗
fern haͤtte erhalten muͤſſen. Beninga fagt auch nicht, daß es in
Deftringen fland, bloß Emmius behauptet ed aus dem Grunde,
weil zwei der Schußherren ‚in jener Landfchaft wohnten. |
Dad Schloß Goͤdens, liegt Y, Stunde füdfeits der Kirche,
Es hat einen großen Umfang, der Außen» Graben ift ſehr breit,
ber Zingel.mit Bäumen bepflanzt. ‚Man geht durch ein mit Qua—⸗
beifieinen befleibetes Thor in den aͤußern Hof, von dem eine
Drüde, in den innern, mit breitem Graben, umgebenen, Hof
führt, auf. welchem zur linken mehrere Gebaͤude, Ställe und das
— 170 —
Amthaus ſtehen, rechts, von einem eigenen Graben umgeben, das
Schloß, welches von allen noch vorhandenen Burgen und Schlöf-
fern: das ſchoͤnſte und gefchmadvolffte iſt; wenn auch nicht regel:
mäßig, doch im guten Styl gebaut. Es feheint eben nicht alt zu
fein, ‚und. befteht aus einem Hintergebäude nebft Flügel, mit eis
nem fpigigen Thurm daruͤber. in großer Garten ift daneben
mit vielen Obftbäumen ber feinften Art. Nahe dabei im Süden
Alt-Goͤdens, der alte Häuptlingöfig der Boyngs, fo nur auß
einigen Häufern befteht, die fih am alten Deich hinziehen, und
der Burgftelle, die aber faum zu erkennen ift, und wovon das
Gebäude ſchon zu Hamelmans Zeit — zu Ende bed 16. Jahr:
hundert3 — längft nicht mehr da war. Auch foll eine Kirche
da geftanden haben, deren Stiftung man dem heil. Willehab zus
fchreibt, und die fchon im 13. Jahrhundert, wie der Schliekerſiel
dor der Jade durchbrach, oder durch eine fpätere Fluth, wodurch
dad Kirchſpiel Ellend zu Grunde ging, zerflört wurde. Die heis
Uge Gefäße wurden gerettet und nach ber Schortenfer Kirche ge—
bracht. Die Stelle wird noch gezeigt, es fteht ein Haus darauf.
Im Süden grenzt’ hieran Wedelfeld, welches ganz aus Groden-
Iand befteht, fo der Derrfchaft zugehört und mit acht Plaͤtzen be⸗
feßt ift, die für fol Land fehr unanſehnlich find. Nordfeits da-
von Harenberg, ein großes Herrfchaft. Vorwerk mit 248 Gras
fen. Es gehörte nebft dem Webelfeld, bem regierenden Haufe,
Graf Enno IN. - belehnte damit 1606. den Häuptling von &Ö-
dens, Haro Fridag; 1747, nach Abflerben des letzten Fridag, wur:
de der General von Winterfeld damit belehnt, der die Befigung
im folgenden Jahr dem Freiherrn von Wedel ald Befiber der
Herrlichkeit für 4000 Rthlr. überließ- 1772 find beide Güter
allodificirt. Der: Kielgroden, im Elben daran grenzend,
dehnt fich bis zur Vereinigung ber beiden Arme des Friedeburger
Tiefs aus; daneben im Nordoften, jenfeitd des Tiefs, ein andrer
gegen 1000 Grafen haltender Groben,'der Oberahm genannt.
Diefer liegt auf Jeberſchem Territorium, jener auf Oldenburgfchem,
Sie find beide durch Schlagung des Ellenferdammö, fo 1615 been:
bigt wurde, gewonnen, Der Kielgroden, zu 200 Grafen, wurde an
— 17 —
Goͤbens durch einen Vergleich vom 1. Februar. 1665 Aberlaffen:
Den Oberahm vermachte Graf Anton Günther feinem natuͤrlichen
Sohn, dem Grafen:von Aldenburg, deſſen eine Tochter, Marie
Elifabefh ,. 1680. fich mit Franz Heinrich von Fridag vermählenb,
folchen zum. Brautfchag erhielt, wodurch diefer Groden an das
Daus Goͤdens kam, welches auch die Eivil» Gerichtsbarkeit darauf
ausübt, ſo wie auf dem Kielgroden, die Griminal-Juftiz hat jedoch
Dldenburg; aud; werben die ertraordinäre- Laften dahin abgeführt.
Auf dem Oberahm fteht ein Vorwerk von 700 Grafen, wohl ber
größte Marfchplag in Deutfchland. |
Berner gehören zur Kirhe: Mafhhaufen, Tichelbo, ein
kleines Dorf mit einer Ziegelei im Oſten, und das Vorwerk
Hebrighaufen, meftfeits, ein adliches Gut, wofelbft eine
Burg, oder, wie man ed. in dem oͤſtlichen Gegenden nennt,
Junkershof geftänden, von welchem noch ein Stud übrig:ifl, das
zur Wohnung bei dem Pla&gebäude dient. Dad Gut, 180 Gras
‚fen haltend, gehört der Herrſchaft. & |
Im nörblihen Theil der Herrfchaft Tiegt Silland, nebft
Sleepens und Loppelt, welche zur Kirche. deö nahe liegen⸗
ben Severfchen Dorfs Schortens, -eingepfatrt find, wohin fie aud)
ihren Beitrag zu Kirchen: und Paftorei-Anlagen abtragen, fo wie
fie in geiftlihen Sachen dem Severfchen Confiftorium unterworfen
find. Silland, aus 24 Häufern beftehend, fol ehedem zu Iever
gehört haben, und entweder gegen dad Kirchfpiel Sandel vertaufcht,
oder, nach Sibet Papinga's Zode, durch Zanne Düren ben Haͤupt⸗
lingen von Goͤdens überlaffen fein, gegen Verzichtleiftung ihrer
Anfprühe an Jever. Die Streitigkeiten Über die geiftl. Gerichtö-
barfeit, welche Goͤdens nicht einräumen wollte, wurden erft 1743
beigelegt. - Im 15. Jahrhundert war bier, nach Hamelman, ein
Sie. Sleepens, in Silland belegen, befteht aus 3 Häufern
mit 150 Grafen Land und gehörte zum Klofter Deftringfelbe,
wurde demnaͤchſt ber Jeverfchen Cammer zinsbar, und kam erſt
1717 durch einen Vergleich an das Goͤdenſche Haus gegen ein
Equivalent im Sillenſteder Kirchſpiel. Das herrſchaftl. Vorwerk
Eoppelt iſt ein alt adliches Gut, welches, Jeverſchen Nachrich⸗
= 172 =
ten ufolge, Sraf- Sohan von. Didenburg,: zu Ende bes 16. Jahr:
hundert3- von der Hamilie von Warnfaat erhanbelte, fein Sohn
Anthon Günter aber 1659: wieder dem. Gödenfchen Haufe käuflich
abtrat. Indeß ift ſchon in der, 1620. aufgemachten, Matrikel
der oſtfrieſiſchen Ritterſchaft, Loppelt als ein: Haro Fridag ge:
hoͤriges adlich immatrikulirtes Gut aufgefuͤhrt; in der fruͤhern
von 1599, ſo wie der ſpaͤtern von 1679, iſt das Gut gar
nicht mit. aufgenommen. ‚In einem noch. vorhandenen Kauf:Goti:
trakt zwifchen dem Klofter Defiringfelde und Helmerich Eden Ci⸗
lian von Dldenboccum, Häuptling.zur Heide, Dykhaufen, und
Herr zu Goͤdens und. deſſen Hausfrau Gilien, vom 29. Dechr.
1574, werben letztere als zu Silland, in der Herrl. Goͤdens wohn
haft, angegeben, welches vermuthlich Loppelt iſt, welches in Sil-
land liegt, wo ſonſt nichts von einer ehemaligen Burg bekannt
iſt, denn Die in alten, Genealogien der Kniphauſenſchen Familie
enthaltene Anführung, dag ſchon im 12ten Jahrhundert ein Jun⸗
fer Onke Onken zu Sylhaus (Silland) lebte, verdient wenig
Glauben... „Die Burg zu Loppelt war 1555 von neuem ‚gebauet,
ift aber.1792 abgebroden, und auf ber Stelle das jetzige Wirth“
—— aufgeführt, ‚, wobei 200 Grafen gehören.
Amt — — aufen
ESa— ei bieſes Amt nordlich an die Aemter Fiedebur und
Aurich, und die Herrlichkeit Evenburg, weſtlich an letztere, das
Leerer und Auricher Amt, ſuͤdlich ar den’ Kreis Meppen, oͤſtlich
an’ das Großherzogthum Oldenburg. Aehnlich einigermaßen einem
abgeſtumpften Dreieck, mißt es in der groͤßten Laͤnge von Nordoſt
nad Suͤdweſt 6 Meilen, nordſeits 3, ſuͤdſeits 41, Meilen in
der Breite, und. befaßt im Ganzen! 8%: Meilen. Oberfläche;
— 73 m
wovon 5.0 Meilen: aus Hochmoor und "Heidefeld beſtehen, vom
übrige, 1% O Meilen aus Marfch < und marfchartigem Bande,
2. IT Meilen: aus: xultivirtem Sandhoden.: Es zähle 11049 €),
enthält 14 Kirchſpiele, worunter ein Flecken, zufammen: 66: Ort⸗
fchaften ausmachend, 2 Fehne; NE Kornmuͤhlen. - Nächfldem':2683
Pferde, 624. Ochfen und‘ Bullen, 66137 Kühe, 5697: en
842: Marfchfchafe „5097: Heidfchaft;, 31m Schweine. =: ER
5: Die: Leba und Juͤmme over Soeſt, deren ſchon fuahei e.
waͤhnt, durchfließen das Amt: ohngefaͤhr in der Mitte vond Oſten
nach Weſten, in bis Stunden Entfernung von cinander,
vereinigen.:fich aber noch in demſelben unweit der Evenburgert
Grenze. Hoͤchſt wohlthaͤtig waren. dieſe Gewäfler di Gegend
Durch Hüuͤlfe der Ebbe und Fluth ſpuͤlten ſie die, in ihrem Lauf
liegenden, Moor⸗ und Heidfelder weg und ſchufen einen, 1.biß
72, Stunde breiten: Marſchboden, und an beiden Seiten deſſelben
ſchoͤne hohe. Sandfelder. Die mehrſten Kirchſpiele liegen am
Rande derſelben, bloß zwei im. — und u
Theil des Amts.
: An fonftigen fließenden — fehlt es nicht. Das bela
tendfte‘ ift das Rauder Tief, welches im Kreis Meppen auf
dem, bis: auf zwei. Stunden Weges. von der fuͤdlichſten Grenze
des Stidhaufer Amts: fich erfiredenden, Hümling in mehrern Ar⸗
men entfpringt. Es fliegt Eſterwege : vorbei, ein Dorf und
ehemaliges Johannitergut, welches am. weſtlichen Abhaug «eines
40 bis 50 Fuß hohen. Huͤgels von großem Umfang liegt, ber
mitten im Moor fich erhebt und größtentheild bewaldet iſt. Bei
Bokhorft, zu jenem: Dorf gehörig, tritt es in Oſtfriesland und
fällt, :beinah 4: Stunden nördlicher, weſtſeits Potshauſen, in die
Leda. Vom Hümling an, bis auf eine Gtunde vom Ausfluß,
durch Moor gehend, hat es reinen: ſchmalen Etreifen niedrigen
Sandes, mit höhern Sandfeldern, ‚gefchaffen, welcher an der Grenze
100 bis 200: Schritt: breit. ift, ſich allmaͤhlig bis zum. Rauderfehn
auf A Stunde Breite ausdehnt. Bei. Anlegung dieſes Fehns ifl
es abgedammt und: das Waſſer in ben: Ganal beffelben: geleitet,
welcher an: beiden: Seiten, mit Dämmen eingefaßt ift, und etwa
— jr —
300 Ruthen oſtſeits des alten. Tiefs in die Leda fällt. 1: Die
Swarte Ryde und. das Ehetief, aus dem norböftlichiten
Theil des Amts herkommend, fallen, : erftexer: durch: ben Feldmer,
letzterer durch den Filſumer Siel in die Soeſt Obgfeich gegem:a .
Stunden ‚Ränge haltend, find, beide ‚Ziefe doch unbedeutend, : im
Sommer meift trocken, demohngeachtet für: die: Kirchfpiele Lengen
‚and Hollen von großem Werth, indem ſie in ziemlicher Breite
an ihren; Ufern: mäßig gute Wieſen gefchaffen, — allein es
— geworden, dieſe Gegenden anzubauen. t
Die beiden Hauptfluͤſſe ſind, bis auf einige eicine Strecken im
Offen, ‚wit Deiche eingefaßt, die: jedoch nur ſchwach und ‚niedrig
find, ia 8 Deichachten vertheilt;. 26 Heine Siele; darin liegend,
fühten: das Binnenwafler aus. Im Herbft, um Martini, öffnet
man’ fie und läßt: das ſchlammige Flußwaſſer über die. niedrigen
— Gegenden laufen, die Dadurch etwas geduͤngt werben, boch nur
wenig, weil’ zu der Zeit dad Waſſer mit dem aus den obern Ges
genden herabfließenden Moorwaſſer fchon zu ſtark vermiſcht iſt.
Setzte man die Sielen früher, etwa um Michaeli offen, fo wuͤr—⸗
den die Folgen hoͤchſt wohlthätig fein,.. wie der Barger- unb
Potshauſer⸗Hammrich beweifen, welde ganz niedrige Dämme
haben und daher von ‘jeder nur mäßig höhen Fluth uͤberſtroͤmt
werden, welches zur Folge gehabt, daß der Boden bafelbft um ein
beträchtliched erhöht und fehr fruchtbar‘ geworden if.
Das Amt hat im Welten, an den Ufern der Leda und Soeſt,
vortreflichen Kleiboden, daher Rindvieh- und Pferdezucht hier fehr
biühend iſt, auch vieler Hafer gewonnen wird; hoͤher den Flug
hinauf, nimmt die Güte des Bodens ab. Der Sandboden, am
nördlichen Rande der Marjch, ift ebenfalld fehr fruchtbar, der am
ſuͤdlichen Rande noch mehr. Der füdlichfte Theil. des Amts. be:
fieht aus lauter Moor, bloß von ſchmalen Streifen niedrigen
Sandes. am Rauder Tief unterbroden. Im nördlichen und nord: .
öftlihen Theil trifft man auf einer Ausdehnung von 3 Stunden
Länge, und Breite bloß abwechfelnd Moor und Heibefeld, mit
einzelnen Flächen beſſeren Bodens, worauf bie Dörfer von Lens
gen und Hefel liegen. Rocken ift daher das Hauptproduft bes
— 5 em
Amts, fp wie Butter, Käfe und Hafer; Torf gräbt: mar, außer
auf dem Rauder Zehn, beſonders in den noͤrdlichen Gegenden,
viel, und faͤhrt es zu Wagen nach Leer, wohin auch die uͤbrigen
Produkte abgeſetzt werden. Gehölze gibt es verſchiedene, doch
nur kleine, theils der Krone, theils —— — *
ſtere betragen 290 Morgen... uni.
Auch ‚in, diefem ‚Amt finden ſich — — eines —
ſogenannten Conrebbersweges, der nicht; mehr gebraucht. wird.
Er kommt von Voͤln bes, ſoll über: Breinermoor gegangen fein,
und ferner uͤber die Leda, queer durch den Juͤmmiger Hammrich
bis Oldehoff an der Soeſt, jenſeits bis an, Filſum gehend; wei⸗
jer finden ſich keine Spuren mehr davon Er iſt ‚nur hin, und
wieder im Meed >. und unangebauten. Lande, an ben ‚schwachen
' Erhöhungen noch zu erkennen, und. wird der Knechtweg ge⸗
nannt. Bertram in ſeiner Geographie, erwaͤhnt eines Conrebbers⸗
weges, der von Voͤln uͤber Stikhauſen, Lengen, Friedeburg nach
Jever ſoll gegangen ſein, allein davon will Niemand in dieſen
Dertern etwas wiſſen. Es iſt auch nicht ſehr wahrſcheinlich, denn
zwifchen Lengen und Friedeburg liegt ein, zwei Stunden breitet
Moor, das fih an einer Seite ind Dldenburgfche, an der andern
bis auf eine Stunde von Aurich erſtreckt, alfo nicht umgangen
werben konnte, Von Hopel3 und Marr geht zwar ein alter,
nicht mehr .benugt werdender Weg ober. vielmehr Fußpfad, Über
bad Hochmoor nach Lengen, doch kann folches Fein vor 1000
pder mehr Jahren angelegter Weg fein. Wahrfcheinlich: ging von
Silfum an, ber Weg noch weiter nordwärts uͤber Hefel, Stifels
famp, Zimmel und Ihlo, weiche Derter in faft gerader Linie
mit Filfum liegen, und fo ferner nach dem Upflaldboom. Des
von Ihlo auf. Wefterende gehenden alten Weges, ift bei dieſem
Drt ſchon Erwähnung gethan; und ‚vieleicht träfe man, bei aufs
merffamem Nachſuchen, auch. füdliher, Spuren davon an. m.
Zur Zeit der Frieſiſchen Republik bildete der nordoͤſtliche Theil
bes Amts eine eigene Landfchaft: Lengen, bie Eleinfle von
allen. Das Übrige, nordſeits ber Leda, gehörte zu Moormerlanid,
das, füdfeits, zu Oberledingerland. Bei der neuen Organifation
— 776 —
wiirde esnin drei Arhtssogteiint Derern, Mötweld, Uplen:
gen eingetheilt; erſtere in die Untervogteien: "Eeterh;,: mit
den Kirchſpielen Detetra, Soͤllen⸗ Filſum, Potzhauſen; Nort⸗
Moor, mit den Kirchſpielen Nortmoor, Adorf, - Neuburg:
DU zweite:in Remielb,'das gleichnamige Kirchfpiel enthaltend;
Hefel, mit Hefel und Holtland. Die dritte Vogtei in’ Raus
de, Amit Raide Bak emo sr, mit Bakeinoer, Breinermbor,
Soitinghorf;. "Wir fangen im Mordendan; und finden Hier zuerſt
4) Remehs, oder; wie es gewoͤhnlich genannt‘ wird, Len⸗
Bee III, das FR Kiichſpiel ein der gangen | Pros
sing, «dem! Umfang nach, fafl! 2 Meilen’ Länge und: 1bis 1%
Meilen Breite haltend, wovon aber nur wenig igeddurift;t Es
biſdete Zuerſt· die Lahdfchaft-"Befigen; hernath: eino Herrlichkeit
bie ihre eigene Haͤuptlinger hattee, won: denen aber nichts! bekannt
HR. Eine der Toͤchter des Hauſes: Amke, war it! Uko, Haͤupt⸗
ling Son-Meermoor , verheirathet, und dadurch kam? die "Herrlich!
keit vermuthlich auf ihren Sohn; den großen Focke Ukena, wenig⸗
ſtens war derſelbe Häuptling daſelbſt. Nach feinem Fall kam das
Crkſenaſche Haus im Befitz, welches, auch nach Erlangung der
Oberherrſchaft uͤber Oſtfriesland, fie noch eine Zeitlang als eigne
Herrlichkeit oder Amt verwalten ließ) 1535 aber dem Amt Stik⸗
haufen zufuͤgte. Mehr wie andere hat dieſes Kirchſpiel von alters
thuͤmlichen Sitten und Gebraͤuchen an fi ‚behalten‘, auch in der
Kleidungzeichnet ſich das weibliche Gefchlecht noch aus, wiewohl
nicht “fonfehr, wie vor einigen Jahrzehnten. Spinnen ift im
Winter Hauptbefchäftigung von Jung und: Alt, felbft Kinder has
ben ſchon ihre Räder. Die Gebraͤuche bei. Hochzeiten, Kindtaus
- fen, Begräbniffen, haben viel Eigenthümliches. +) -Auf die
Schweinezucht legt man ſich vorzuͤglich ſtark, die Thiere laufen
übevalt: frei herum. Der Düngerhaufen liegt hinter dem Haufe;
unmittelbar an der Mauer, und nimnit die ganze breite Seite
des Gebäudes ein, fo daß man darüber fahren oder gehen -nıng,
um: ins Haus zu kommen; ein, wenig einladender Anblid, jez
koch. nichtd unreinlich, weil immer ſtark Stroh eingeſtreut wird.
) Ausführlich beſchrieben in Oſtfriebland und Fever” 3. Band. 8.433 u. £
— 177 —
Remels, das Kirchdorf, mit 297 E., an der Poſtſtraße nach
Oldenburg, beſteht meiſt aus alten unanſehnlichen Haͤuſern, die
durch einander hin iſolirt ſtehen, faſt ohne Gärten und Baͤume,
ein Hall, den man auf: der Gaft fonft wohl nirgends findet. Es
fieht öde au. Die nicht große Kirche iſt Faft ganz mit behauenen,
Flintenſteinen bekleidet, zum Theil großen, von. denen: einer im; *
Bordergiebel 5 Fuß im: Quadrat haͤlt. Sie diente nebft dem Thurm
in der Borzeit zur Feſtung und wurde 1435) von den Einwohner,
an Focke Ufen als ſolche eingeraͤumt. Der Thurm muß hernach
zerſtoͤrt oder auf fonflige:Art:eimgegangen fein, da 1507 ein neuer:
gebaut wurde, der aber, ſchlecht fundamentirt, bald -wieder eins
ſtuͤrzte. Die Kirche ift ſehr begabt, fie befist zwei: Mühlen, wo⸗
von bie ‚eine bei Buͤhren ſteht. Bei: diefem Dorf, im Oſten iſt
ein vierediger erhöhter Platz mit Bäumen dicht beſetzt; es ſoll
dafelbft eine Burg geftanden haben, welche, nach einigen, Wohn:
fig der Häuptlinge von Lengen war. Die Stelte ift nur Hein,
und mit einem; Kleinen — umgeben; ſie wird die Hunter:
burg genannt,
Rundum Remeld liegen bie übrigen zur Kirche gebbrenhe Dir,
fer in 24 bis 54 Stunde Entfernung von derſelben. Stiöfeits.
Zübberde, 131 E., mit dem Gehölge Hoorn, fo theilg ber:
Commune, theils, zu 25 Morgen, der. Krone gehört, Weſtſeits, an;
der Poſtſtraße, Selverde, 105 E., wobei bad Feine den Inters.
oſſenten gehörende Gehoͤlz Brock, Nördlih Groß: und Klein:
Didendorf, 183. und 121 E., welche, fo wie Selverde, ein
gutes Anfehen haben, mit. zum Theil neuen Häufern. Bon Ol⸗
denborf an, wo viele Schafe find, dehnt fich die Heide nordfeits-
noch weit aus, überall mit Eichenftubben und Geſtruͤp bewachfen,
‚ weiterhin viele Sandduͤnen, bie eine ovale Vertiefung umgeben,
oft ſeltſamer Geftalt, theild ganz ober halb mis Heide bewachſen,
theild bloßen Sandes, ein Spiel der Winde, bie mehrſten mit
am. Boden kriechenden Eichengeftrüp und alten Zwergeichen beſetzt.
Das Ganze erinnert an die öde Gegenden. des hohen: Nordens.
Dfifeitd liegen Poghufen, 75 €, Spols, 58 €, Bühren,
161. E., Sroß⸗ und ——— 135 und 55 E., kleine
12
\
— 76. —
dicht‘ bebaute Doͤrfer, duͤſtern Anſehns, mit meiſt alten raͤuchri—
gen, mitunter den Einſturz drohenden Gebäuden von Fachwerk,
wie man im Dldenburgfchen und. ehemaligen Münfterfchen fie“
gewöhnlich antrifft, Aber nicht in Oſtfriesland. Ferner die Colo⸗
nien’Stapel; 81 €, Meindersfehn, 41 E., nordfeits. Olt—
mansfehn, 22 E., im Shden Klein-Remels;541'&-
Die alte Feflung Uplengen, vermuthlich ‘Sig der alten
Haͤuptlinge, ſtand zu Groß⸗Sam der, an der ſuͤdoͤſtlichen Seite
des Dorf; Sie diente eine Zeitlang zum Schutz gegen die Strei⸗
fereien der Oldenburger, "zu welchen ‚Ende Edzard Cirkſena die
Burg 1432 ſtark befeſtigen ließ. Graͤfin Anna’ ſetzte 50 Vahr
ſpaͤter das verfallene Gebäude wieder in Stand, umgab es mit:
einem Wall und tiefen: Auſſengraben. Sieveke von Heisfelde,
Commandant und Dioſt darauf, ein tapferer Mann, machte ſich
beſonders den Oldenburgern furchtbar, blieb aber 1486 auf einem‘
Streifzug beim Bokeler Holz unweit Apen. 1514: bemächtigtem
bie: fächfifche Zürften .fich der. Feftung; aber ſchon im folgenden
Sahr entriß Graf Edzard fie ihnen wieder nad) einer kurzen Be⸗
lagerung. Wie. fein Nachfolger Enno’ ſich mit der Gräfin Anna
von Oldenburg vermählte, ließ er die Feſtungswerke 1535 fihleiz'
fen, das Burggebäude 1538 abbrechen und die Steine nad Stid:-
haufen zum Bau des Swinger abführen.- Der Wall iſt erſt vor
einigen 40 Jahren abgetragen, ein Stuͤck deſſelben an der Oſt—
feite ‘aber ftehen geblieben; welche“ nur inittelmäßige Höhe und-
Stärke hat. Auf der Stelle des nötdlihen Walls ſteht das
Witths- und Zollhaus; die Burgftelle ſelbſt iſt jegt ein Kohlgar⸗
ten, wo noch ein kleiner Theil des inner Grabens, jetzt zum-
Fifchteich benust, vorhanden, an deffen Ufer noch:viel Steine im’
Grunde angetroffen werden. Suͤdſeits war zwifchen dem’ innern
und äußern Graben ein ziemlich ‚großer Vorplatz. Beim Abtra-
gen des Wald fand man in demfelben mehrere eiſerne und ſtei⸗
nerne Kugeln, die gegen 5 Zoll Br und im Dann
noch aufgehoben werden. J
‚ Sangs der Oſtſeite des Dorfs und der Burg geht ein areltcẽ
Graben bin, der ſich fübfeits bis zum Moor bei: Mein: Sänder,;
— 1759 m >
nordfeits, bis zum Moor bei Stapel -ausbehnt « Am ganzen zur
Länge von 11% Stunden. So weit ſolcher durch die Heibe geht,
ift er deutlich. zu erfennen, obwohl beinah ganz zugefchlammt, 16
bis 18 Fuß: breit und an beiben Seiten. mit: Wällen: eingefaßt.s
Es muß eine fehr alte: Anlage: fein, da die mſt Heidekraut bes;
wachſene Waͤlle eine. 4 bis 5 Zoll tiefe ſchwarzerdige Krume ha—
Ben. Ohne Zweifel ein alter. Laufgraben als Sicherungsmittel—
gegen feindlichen Ueberfall wie aͤhnliche im Auricher und Ftiede⸗
burger Amt. Das Dorf Groß-Sander ſelbſt fol anı, den drei
uͤbrigen Seiten ) ebenfalls mit einem ‚Graben. -einigefaßt geweſen
fein, (noch laͤuft ein ziemlich ‚breiten Schloot: (kleiner Graben) rund
herum) „im Weſten mit einem Thor verſehen, ſo auch im Oſteu—
beim Zollhaufe, wo noch Spuren davon im Grunde angetroffen
werden; doch rühren dieſe wohl vom Burgthor her. ei Spols
iſt eine Stelle mit verwachſenen Gräben: umringt zueine ahnlich
bei Poghuſen; wahrſcheinlich alte Schanzen wider die Oldenbur⸗
gerz einige wollen alte Burgen daraus machen...
—Hefel, weſtſeits auf Lengen folgend, mit 1365 E. Das:
Kirchdorf, mit Borwerk:und Stifelfamp, 223 E. haltend,
liegt an. der Poſtſtraße zwifchen Aurich und Leer, von welchen beiden:
Städten die Poflwagen von und nach Oldenburg, Bremen ıc: hier?
zufanmen, treffen, daher hier: ſtarke Paſſage iſt. Es iſt weitläuf:
tig gebaut, mit. einer artigen neuen Pfarrwohnung; . die daran:
grenzende Kornfelder haufig mit: Bäumen: vermiſcht, welches fehr:
huͤbſch ausſieht. Im. Often, “einige Schritte vom Dorf entfernt,”
liegt ein Eleiner Hügel, Dtdehoff, auch Tiemjaus-Abſchiedsberg
genannt, worin :vor einigen: Jahren Reſte von vermoderten Saͤr—
gen :mit fetter Modererde, Knochen, Zähne u. di gl. gefunden find.:
— hat da. Die erſte Kirche gePRubin.: Zur -Gemeine
gehört: TE A ER Er BET ee Ye
‚Defelers Borm erk, weſtſeits, unmittelbae am Darf; \ \C%
war ein, zum Klofter Haffeltiigehöriges Vorwerk, und, höchft wahr:
fheinlich vorher ein, demfelben untergeordrieteß, ::Klofter, . Eine:
Anhöhe: in Form eines. Kreuzes. oder Winkelmaaßes mit Schutt
angefült, und eine‘ unmittelbar : daran Legende groͤßere Fläche;
' 192 *
— 180 —
worin gleichfalls vieler Schutt vorkommt, mit Niedrigungen — als
ten Graͤben — umringt, laſſen ſolches kaum bezweifeln. Die
Dorfskirche kann da nicht geſtanden haben, denn die Stelle liegt
im Bezirk des Vorwerks, und gehoͤrte nie der Commune. Auch
ſpricht dad dabei befindlich geweſene anſehnliche Gehoͤlz dafür.
Es iſt im vergangenen Jahrhundert faſt ganz abgehauen, Geſtraͤuch
mit einzelnen Baͤumen hat deſſen Stelle eingenommen, einiges iſt
auch in Kornfeldern veraͤndert. Das Vorwerk gehörte dem Mal⸗
theſer⸗ oder Johanniter⸗Orden, und beſteht aus 3 Erbpachtöplägen;
nebſt der Colonie Vorwerker-Moor im Weften: Mordſeits
liegt die 1775 angelegte Colonie Kieffeld, fo mit der vorigen
zufammen 127. Ei hat, - Weiter nördlich, I4 Stunde von ‚Hefel,
Stikelkamp, ein ſchoͤnes Landgut mit großem Gebüfch, dem
Oberfoͤrſter Lantzius Beninga gehoͤrig. Es war ebenfalls ein
Johanniter-Gut; und vorher ein, unter Aufſicht des Abts von
Haſſelt ſtehendes Nonnen⸗Kloſter, ging: aber entweder noch vor,
oder gleich nach der Reformation ein, und wurde in ein Vorwerk
verwandelt, welches Der. Orden 1522 an den graͤflichen Canzler
Wilhelm Ubben oder Ubbena, für 10 Goldgulden vererbpachtete;
Sein Sohn Joachim Ubbena und deſſen Schweſter uͤbertrugen das
Gut 1561 ihrem Vetter Joeſt von Diepholt, deffen Nachkommen.
im Befig blieben bis 1663, da Philip von Diepholt es an Boyng:
Beninga, Häuptling von. Grimerfum und Dornum vertaufchte,
und. diefer, zwei Jahr hernach an den General-Rentmeifter und _
Präfidenten Leonard Fewen zu Emden. Von diefem Fam es auf
deſſen Schwiegerfohn, den, der, bürgerlichen Unruhen wegen aus
Schottland gewanderten, Grafen. Dumbarton, der in Oſtfriesland
unter dem Namen Hume von Maunderstone befannt ifl:. Er war
GSeheimerath und. Droft, und ließ die Beſitzung feiner: Enkelin
nach, deren Nachkommen folche noch befisen. Das Gut ift nicht
ablich frei, hat aber eine, mit. Graben umgebene Burg, ımb. ein,
50 Diemath großes Gehölz, welches fich durch feine ſchoͤne Eichen‘
vor allen anderh.einländifchen Gehölzen auszeichnet, und in- ſpaͤ⸗
tern Zeiten angelegt iftz bad urfprümgliche Kloſterholz war ſchon
früher verſchwunden. Das Kloſter felbft wird im Garten’ geſtan⸗
— 757] —
den haben, wo eine, erſt vor einigen Jahren geebnete Stelle mit
Gräben umringt und mit Schutt angefuͤllt, vorhanden warz auch
noch mehrere andre Gräben in der Nähe. Es wird jetzt 1214 Rthir,
Gold Erbpacht von dem Gute bezahlt. Das Beningafehn und
das Stifeltamperfehn gehören dazu. Erftered ift 1772 vom
Commifjiond:Rath) von Louwerman angelegt und 1788 vom Vater
des jegigen Befigerd angekauft; ed hat feinen Canal, und nur 41 €,
Lesteres ijt von Leonard Fewen, zuerſt 1660 auf den Stikelfam-
per Moraften angeiegt, hernach erweitert, und zählt jegt 400 €.z
es gräuzt an dad Neuefehn und gehört, fo wie dieſes, dem jet
gen Befiger des Guts.
Olde hafe, 4 Stunden öftlih Stifellamp, and Auricher Amt
nordfeitö grenzend, ein koͤnigl. Gebuͤſch, von 265 Morgen oder
42214 Diemath, wovon nur Die Hälfte beholzt if, meift mit Eis
ben. Es foll darin bad Klofter gleichen Namens geftanben ha;
ben, von dem nur noch die Stelle vorhanden, am füdlichen Ranh
des Gehölzes. Durd) dichtes Gefträuh muß man fih winden,
und gelangt dann auf einen offenen Rafenplag, worauf Bäume _
und Gefträuc einzeln oder in Gruppen vereint, -fich erheben. Ein
Anblid zum Malen. Rundum mit einer Vertiefung, bem alten
faft verwachfenen Graben; befränzt mit einer Reihe ſchoͤn gewach⸗
fener Eichen, die 3 Seiten des Hofes einfchließen, der im Süden
offen ift, wo ‚eine große Wiefe anfängt. Die Stätte heißt die
Hausftele; dem Könige ſteht davon eine Stimme bei der Predir
gerwahl in Hefel zu. Suͤdſeits, in %4 Stunde Entfernung, zieht
ſich langs demfelben, auf 4 Stunde Ausdehnung, die Eolonie
Firrel hin, welche zu den größten Heidcolonien gehört, 1764
angelegt ift, und 348 €. zählt. Viel Torf wird dafelbft gegraben
und zu Wagen nach Leer gefahren, daher die Goloniften fich gut
fiehen; felbft 3 Branntweinbrennereien find da. Weiter öftlich Bie-
Gerfehn, 40 E., eine Colonie, fo im vorigen Jahr angelegt ift,
- Klofter Barthe Liegt 4 Stunde oſtſeits Heſel am Pofl:
wege. Ein großer Domänenplag und Schäferei, 4 Stunden Um:
fangs, doc kaum 100 Diemath .cultivirten Bodens. Es gehoͤrte
zum Kloſter — Namens, welches 10. Minuten nordfeits Die:
ſes Platzes fland, und eins ber größten gemefen if. E3 war zu:
erſt ein Moͤnchskloſter Prämonftratenfer Ordens, und enthielt 1288
gufolge. der, in dem Fahr veranftalteten Zählung der Mönche dies
ſes Ordens, 140 derfelben. Später wurde es mit Nonnen beſetzt;
noch 1565 hielten ſich einige darin auf, Die Gegend ift jest eine
völlige -Wüfte. Die Stelle allein, wo das Klofter geftanden, noch
jest alte Klofter genannt, mit einem Haufe, ift mit frifchem Grafe
bewachfen, und anfehnlihen Umfangs, nordfeits an niedrigen moo⸗
rigen Grund grenzend; an allen Übrigen Seiten fleiniger Boden
und Flugfand mit vielen Dünen, die faft ohne Heide find. Eine -
große Düne, in Form eines Hufeifens, hat ſich auf Die Stelle ge-
fest, wo das Gebäude geſtanden; noch fieht man darin an ber
noröweftlichen Seite den Eingang zum Keller, mit Holz zugeftopft,
ſonſt iſt nichts außer vielen Steinen und Schutt zu fehen , nicht
einmahl der Graben; Sand hat alles auögefült. Dabei ift es
Fonderbar, daß die, im Bezirk des Klofterhofs hingewehte Dünen,
deren außer jener großen, mehrere kleinere find, in Form eines
Maus, ſaͤmmtlich mit gutem Grafe bewachfen find, die außerhalb
demſelben liegende 'nur mit etwas Heide, : Eine große Düne
Hat fich wiederum der füdlichen Seite des Hofes’ genähert und
bereits fich auf den Ringwall gefegt, und man muß täglich erwars
ten, baß fie ficy über die Stelle ergießt. Das große Klofterholz
ift verſchwunden, ein paar hundert verfrüppelte Bäume, der Del:
Tr genannt, find der armfelige Reft davon. Weiter nördl:ch die
Kleine Golonie Bartherfeld, 22E., ferner eine Kornmühle,
die zugleich Del ſchlaͤgt. Oſtſeits Säwerinsderf, Colon,
803 angelegt und 130 €. faflend.
Haffelt, grenzt an Barthe, und liegt 7% Stunde füdfeits
deſſelben. Es war ein Johanniter» Mönchöflofter , deffen Kirche
1558 niedergeriffen wurde, und bie Steine zum Bau des Zwin⸗
gers von Stidhaufen verwandt, Graf Edzards, in Spanien blöds
finnig gemorbener, Sohn, Ulrich vermweilte und flarb:bafelbft 1535.
Nach der Reformation wurde. auch biefes Klofter, fo. wie bie uͤbri—
gen dem Johanniter: oder MaltheferDxden. zuftändige Kloͤſter und
Güter eingezogen, jedoch nach vielfältigen Unterhandlungen dar—
——— — k
&ber: unteim 3. September 1574: zu Leer ein Vertrag gefchloffen
zwifchen den gräflichen. Gebrüdern Edzard und. Sohan, ;und dem
Bevollmächtigten de& Ordens Herman von Vehle, Henrich, von
Hövel Baley und Compthur zu Steinfurt, und Hendrik von
Lodebuhr, Compthur zu Lage; welchem zufolge der Orden
von den eingezogenen Gütern „zwei Ordenshäufer, als: Haffels,
jest Haffelt genannt, und: Langholt: mit allen ihren Vorwerken,
Selten, Renten, Zinfen; Landadern, Wafler, Weyd, Topf, Tweit,
Zorf, und allen andern zugehörigen, wie imgleichen mit allen if: .
zen Gebäu, und Haͤuſern“ zuruͤck erhielt, mit „allem Korn, Haus-
geräth,; Habe und anders,’ auch 20 Milchfühe zu Langholt: und
die Hälfte der Schaafe:dafelbft-und zu Burlage, nebft einer Sum:
me von 0500 gute gangbare Rthlr., wogegen dasl gräfliche Haus
alle übrige Drdensgüter in Eigentum behielt, Zu Langholt ges
hörte Burlage, damahls Burla genannt; zu Haſſelt: Stikelkamp,
Bookzetel, Defeler Vorwerk, auch ein Plag zu Nortmoor. -Stis
kelkamp und Bookzetel waren ſchon früher, die übrige Güter find
hernach, theild in Erb⸗ theild in Zeitpacht: ausgethan. Bis 1806
wurden die Gelder dem Orden jährlich: ausbezahlt. Der König
von Holland zog fie mit zur Dotation des Reuniong - Ordens;
Gegenwärtig fließen fie zur Klofter: Gammer in Hannover, aus
welcher dagegen die Prediger im Harrlingerland und auf den In:
-feln ihre Zulagen erhalten. : Haffelt:befteht jest aus zwei großen
Plägen und einigen Wohnhäufern, mit 39 E. Die Pläße zahlen
jeder 30 Rthlr. Erbpacht; ed wird darlıber feit zwei Jahr Proteß
mit der Domäne geführt, MER — das au * nur in
Zeitpacht ausgethan. —
3) Holtland, 722 €. Das —— — airchdorf mit
411 Er, am Leerer Poſtwege, zeichnet ſich durch die Neigung fer:
ner Bewohner zur Baumzucht aus. Ueberall ſieht man kleine
junge Anpflanzungen und aͤltere Bäume, auch eine ziemlich große
Obſtbaumſchule, die mitunter recht gute, wenn auch nicht immer
bie beften Sorten Fiefert, und zu ſehr billigen Preifen. Das Heine
Dorf Brinkum, 119€. , fühfeitd gehört dazu, dann die, gen
Weſten liegende, Golonie Meerhufen, 45 E,:, unweit: bem
in 18% —
‚gleichnamigen: Meer, welches auf dem Brinkumer Moraft liegt und
nur klein if. Nuͤcke, ein 4 Diemath großes Gebüfch, nordfeits
Des Kicchdorfs am Poftwege nebft’4 Häufer, und Nuͤcker-Moor,
auch Brand. genannt, mit 67: E. und 14 Häufer, von denen
5 zu Hefel eingepfarrt find, vor etwa 30 Jahren zuerft angelegt,
NMordoſtſeits Siebeftod, 1779 angelegt, mit 80 €.
4) Hollen, fübfeits Lengen, an ber Swarten:Ryde, das
kleinſte Kirchfpiel auf der Gaſt von nur 181 € Überstief,
fobann die Colonien Bargerfehn, 1772 angelegt, Hollener:
Brüde und Swarte Riede gehören dazu.
° 5), Detern, ein Zleden an ber Soeft, nahe ber —
ſchen Grenze, mit 117 H., 520 E. Es iſt ein gutgebauter rein⸗
dicher Ort, mit einer, 1806 neu erbauten, Kirche, an der zwei
Prediger ſtehen; zwei Mühlen find da, und zwei Krammärfte,
im Fruͤhjahr und Herbft, werben jährlich gehalten. Ehedem
hätte der Ort eigene Häuptlinge, die auf ber, mitten in bemfel-
ben befindlichen, Sloͤtelborg oder Schlüffelburg haufeten.
Der letzte derfelben, Popko Inema, Übertrug, nad) Beninga, bie
Burg 1432 den Gebrüdern Edzard und Ulrich Girkfena, aus Furcht
vor den Hamburgern, die fie einzunehmen drohten, wogegen ihm
dieſe auf Lebenszeit zwei Pläge (2 goede Erven) in Engerhafe
einräumten, fo ‘vorher der ten Broekeſchen Familie gehört. Er
blieb nur eine Zeitlang bafelbft wohnen, ging dann auf feine
Burg zu Beerte am Dollart, wo er farb. Nach andern ift Die Burg
wirklich von den Hamburgern eingenommen und gefchleift. Gie
muß: abet 1435 noch. vorhanden gemwefen fein, denn in dem da⸗
mahls gefchloffenen Verein der Oberledinger,. Moormer und Zen:
Hener mit $odo Ukena, wurde demfelben dad Schloß zu De: |
tern, nebft der Kirche und Thurm zu engen, auf fo lange ein⸗
geräumt, bid feine. Burg zu Leer wieder aufgebauet., Die Stelle.
iſt jegt ein’ offener Platz, mitten im Fleden, mit einem Wirthö-
Haufe, welches da fteht, wo dad Bad- und Brauhaus der Burg
geftanden. haben fol. Oſtſeits bes Fledend am Aper Tief, ſind
noch ‚Gräben einer alten — zu ſehen, auf welcher Ki ein
Mirthöhaus ſteht.
— 205 em
: Detern wird immer in ber: vaterländifchen Gefchichte beruͤhmt
bleiben, wegen mehrerer daſelbſt vorgefallenen: Schladhten. Die
"zweite und glängendfte wurde im October 1426 gefchlagen , zwis
fhen Sodo Ukena und dem Erzbifchof von Bremen, ben Grafen
von Oldenburg, Hoya, Teklenburg, Diepholz, Rietbergen, die mit
einem : Heer von 11000 Mann, Deco ten Broek zum. Beifland
herbei eilten. Fodo mit einem Heinen: Haufen meift. Bauern
— es follen nicht Über 1000 gewefen fein — feste dad niedrige
Land unter Waffer, fo daß die Feinde bloß ‚auf dem fchmalen
Damm beranfommen Fonnten, ſchlug fie und brachte ihnen eine
fo volftändige Niederlage bei, wie nur in amfern Tagen, in vers
größertem Maapftab , bei Belle + Alliance: gefchehen. 5000 Feinde
blicben auf dem Platz, 3000 wurden ‚gefangen, worunter felbft
der Erzbifhof. Im folgenden Jahr brannten bie Oldenburger
den Orf ab. Schon 1399 war hier auf. der Gaft eine Schlacht
vorgefallen zwiſchen ben Erzbifchöfen von Bremen, Minten, Muͤn⸗
fier und dem Grafen von Dldenburg wider Keno ten Broek und
diffen uneheligen Bruder Wigelt, welche fich mit der Niederlage
und dem Tod bes letztern Eindete, der mit einigen der Seinigen in
bie Kirche geflüchtet, durch Feuer zur Uebergabe gezwungen, und
von den wüthenden Feinden: niebergemacht wurde. Eben fo ſchwer
für die Oftfriefen. war. die Niederlage, welche Graf Edzards Heer,
bad Stidhaufen belagerte, 1516 bei Detern erlitt. Die Herzöge
von Braunfchweig und Lüneburg, Graf Johann von Dlbenburg
nit ihren Verbündeten, überfielen am 22. April das Lager, wie
furz vorher Edzard ſelbſt mit dem beſten Theil ſeines Heers nach
Uplengen gezogen war, in der Meinung, die Feinde würden ſich
daſelbſt hinbegeben, Die Oftfriefen verlohren über 600 Mann.
Zur Deterner Gemeine, welche im Ganzen 1066 Seelen befaßt,
gehören:
Stidhaufen, 14€, 4 Stunde weftlich — der
Soeſt, auf einer, bis hart ans Ufer ſich erſtreckenden hohen Erd⸗
zunge. Es war ehedem eine bedeutende Grenzfeſtung, wahrſchein⸗
lich durch die Hamburger 1432 erbaut, wenigſtens damahls in ih⸗
rem Beſitz. Doc war es zuerſt eine bloße Burg, die..von den
— 16 —
— —
Steinen der Schlüffelburg ſoll aufgefuͤhrt ſein. Dem Namen lei:
tet man von den Stöden .(Stiden) ber, womit der Grund zur
Feſtung abgeſteckte wurde, nach einer andern, wahrfcheinlichern Mei:
nung, lag daſelbſt ein kleiner Siel, Sticker-Siel genannt, der die
Veranlaſſung zur Benennung gegeben. Wann die Feſte im Beſitz
des Cirkſenaſchen Haufes kam, iſt nicht bekannt, es muß ſchon
vor 1453 geſchehen ſein, weil in dem, damahls mit den Hambur⸗
gern getroffenen Vergleich, bloß Emdens und Leeroorts erwaͤhnt
wird. Hernach wurde die Burg noch mehr verſtaͤrkt, 1498 ein
großer Thurm dabei erbaut. In der ſaͤchſiſchen Fehde wurde ſol⸗
che am 27. Mai 1514 durch die verbuͤndeten Fuͤrſten nach kurzer
Belagerung und tapferer Gegenwehr eingenommen. Graf Edzard
belagerte ſie zwar zu Ende deſſelben Jahrs wieder, mußte ſich
aber nach einem heißen. Kampf mit feinen 1000 Mann gegen das
‘zum Entſatz herbeieilende, : 5000 Mann ftarke- feindliche Heer,
zurüdziehen. Anfang 1516 zog er von. neuem vor die Feflung,
die Braunfchweiger eilten. wieder herbei, und ſchlugen in Edzards
Abwefenheit einen Theil‘ des: Belagerungsheers, wie bei Detern
erwähnt. Erft nach dem, am 3: December 1517 gefchlofjenen
Srieden, wurde die Burg ihm, gegen Vergütung von 8000 GI.
Rheinl., wieder eingeräumt. . Seitdem ward folche noch mehr be>
feftigt, 1558 ein neuer flarfer Zwinger. erbaut, wozu die Steine
von der Burg zu Uplengen und dem. Klofter Haffelt verwandt
wurden. Hernach Fam Graf Johann, Mitregent von Oftfriesland
in Beſitz, bis an feinen .1591 dafelbft erfolgten Tod. Im 30jahris
gen Krieg nahmen die Mandfelder fie ein, und legten noch meh:
zere Auffenwerke an. Bis Ende ber fürftl, Regierung wurde die
Feſtung in gutem Stande unterhalten, noch 1672 auf Koften der
Landſchaft 16,687 Gl. zur Ausbefferung verwandt, und. 1712 neue
Caſernen erbauet. Unter Preuffifcher Regierung ift fie verfallen,
bie Gebäude ünd Waͤlle größtentheilä abgetragen. ; Gegenwärtig
ſieht man nur noch die. Vorburg: mit dem großen. gewölbten, bis
auf eine‘ Thuͤr zugemauerten, Eingang, fo zugleich Wachthaus
war, oben die Garniſon-Kirche. Jetzt ift ed das Amithaus. In
einiger Entfernung gen Nordofl ein runder Thurm, den: die Dam;
— 187 —
burger ſollen 'erbaut-haben, vermuthlich aber: der von 1498 iſt; er
hat ſehr dicke Mauern, oben mit Schießloͤchern verſehen, worin
inwendig noch die Haken zur Befeſtigung der Kanonen zu ſehen,
und dient jetzt zure Wohnung des Pedellen. Sonſt ſtand noch die
Droſten⸗ oder Commandanten-⸗-Wohnung de, ſtatt deren iſt 1822
ein neues huͤbſches Haus für den Amtmann erbaut, ‚welches. fich
ber Vorburg anſchließt. Vom innern Wall fteht ber füdlihe und
ein Theil des weftlichen und oͤſtlichen noch, aud der Graben,
hoch halb verfchlammt. Südweftfeitd nach dem Fluß bin, ſoll noch
ein Wall mit Graben geweſen fein, durch die Mansfelder anges
legt. Der äußere Wall im Norden ift der jegige Weg, im Oſten
war ein großer freier Platz zwiſchen dem innern und aͤußern Wall,
welcher jetzt mit Haͤuſern bebaut iſt, ſo wie der abgetragene Wall,
welcher ſich indeß noch wohl erkennen laͤßt. Zwei lange Haͤuſer,
die ehemaligen Caſernen, ſtehen noch oſtſeits am Heerweg da.
Stickhauſen iſt gegenwärtig Sitz des Amtgerichts, und ein bes
deutender Grenzzollort. Viele Guͤter gehen hier durch, die Soeſt
hinauf und herab, bis nach Cloppenburg zu Schiffe, und weiter
landwaͤrts. Auch gehen uͤber dieſen Ort viele Pferde und Rind⸗
vieh nach dem Dldenburgfchen, dem ehemaligen Münfterland und
Osnabruͤck. Während der Handelöfperre war ed da fehr lebhaft.
Biele Güter von Frankreih und Holland, nach Niederbeutfchland
beitimmt, wurden bis hieher in Tjalkſchiffen gebracht, und weiter
zu Wagen transportiert. Eine hölzerne Brüde liegt hier über |
den Fluß.
Zu Detern gehört außerdem noch Felde, 168 E., nahe bei
Stickhauſen; Lehe, 63 E., nordſeits auf einer, von Moor und
niedrigem Lande umgebenen, Anhöhe. Scharl, ein koͤnigl. Erb:
pachtögut in dem Winkel, den die Soeft und dad Aper Tief bil⸗
den, nebft Ofebarg, zufammen 29 €. Barge, 72 €, im
Barger Hamrich, zwifchen der Soeſt und Leda, welcher durch
einen Dei, der von einem Fluß zum andern geht, vom Juͤm⸗
miger Damrich getrennt wird. ...
6) Filfum, mit 810 €, wovon auf das Kirchdorf. allein
18 €, kommen, eine Stunde nordweſtlich Detern am Heerweg
— |
nad) Leer, mit vielen alten, doch auch mehrern in bein legten
Sahren neu.erbauten, Häufern, woburd es ein freundlicheres An-
fehen: gewonnen. Es gehört dazu Ammerfum, 105:€., ein
Feines. Dorf oͤſtlich; Bußboomsfehn, 79 €, und Lam:
meröfehn, 172 E., im Norboften, 1772 und 73 angelegt.
Berner Spiefer, 36 €, zur Untervogtei Nortmoor gehörig, im
Sümmiger: Hamrich, aus einigen Plägen beftehend, wovon einer,
ber Kirche in Erbpacht gehörend, Olde hoff heißt. Nahe dabei,
weſtſeits des Sieltiefö, eine Anhöhe, worauf der Sage nad) bie
Silfumer Kirche geflanden, die hernach abgebrochen und ins Dorf
fol verfegt fein; nicht weit davon, doch an der Oſtſeite des
Sieltiefs, eine andere Anhöhe, Münkeborg genannt, worauf
ber Prediger zuerft gewohnt ‚haben foll, der hernach nach Oldehoff
gezogen. Nach einer andern Sage war daſelbſt ein Kloſter; der
geringe Umfang des Warfs macht letzteres nicht wahrſcheinlich;
on ber Exiſtenz einer Kirche laͤßt fi) aber nicht wohl zweifeln,
da noch vor wenigen Sahren viel Menfchengebein ausgegraben iſt.
Man könnte annehmen," daß foldhe in ben erften Zeiten des Chri⸗
ſtenthums errichtet worden, um zugleich für mehrere Gemeinen zu
bienen, oder, und wahrfceinlicher, daß es eine Gapelle war fir
Reifenbe, bie darin ihre Andacht verrichteten, denn der-fchon er-
wähnte alte Weg führt da vorbei. |
7) Rortmoor, 543 E., folgt weftiich auf Filſum, nordfeits
an Holtland gränzgend; ein fhönes, faft auf eine halbe Stunde
in die Länge fich ausdehnendes, Dorf mit vielen Bäumen und
Gebuͤſch, auch zwei Landgütern, wovon das eine, die Uppinga—
burg, ans einem fchönen, vom verfiorbenen Ing. = Lieutenant
Kettler neu erbauten Haufe und hübfchen Garten beſteht. Das
andre, die Muͤnkeburg, gehört feit 1818 dem Kaufmann Joh,
Bernd. Meyer, vorher ber Colman von Schattebörgfchen Familie,
bje vorher adlig war und es lange befeffen. Ehemals foll -folches
eine Burg gewefen fein; Spuren von alten Anlagen mit breiten
Gräben finden fich noch daſelbſt. Es ift zwar nicht ablig- frei,
hat aber doch die Koppeljagdb in der Flur von Nortmoor und
Holtiand. Dad Dorf foll früher einige hundert Schritt füdlichen
— 209 —
geſtanden haben. Spuren eines. alten. Wegs und einiger Haͤuſer
bemerkt man noch da, ſelbſt der ſogenannte alte Kirchhof, grade
dem jetzigen und der Kirche ‚gegenüber, iſt noch vorhanden. Das
Grashaus, Groß⸗Terwiſch, an der Juͤmme, gehoͤrt hinzuz
es iſt ein koͤnigl Erbpachtsplatz und ſoll ein Kloſter geweſen fein,
doch finden ſich keine Spuren davon. Im Dorf ſelbſt iſt eiw
ehemaliges Johannitergut, das Vorwerk genannt,: fo. jest auf
Erbpacht ſteht. Sehr quellenreich iſt diefes Dorf; man graͤbt nur
einige Fuß tief, fo fpringt ſchon Waſſer, daher faſt keine Keller
angelegt werden koͤnnen. Eine der Quellen iſt mineraliſch; das
kriſtallhelle Waſſer deſſelben Hat. einen dintenartigen Geſchmack
kommt dem des Lauchſtaͤdter und Verdener Brunnens gleich,
wurde auch eine Zeitlang benutzt, wie der verſtorbene Graf von
Wedel die Quelle mit Steinen ausbauen und mit einem hoͤlzer⸗
nen Gehäufe umgeben lieg. Nach. deffen Tode gerieth es in
Bergefjenheit: In rheumatifchen Krankheiten hat es Nusen ges-
leiſtet. Ein Brunnen mit aͤhnlichem Waffer befinbet:fich. in dem
Gehölz des E. X. de Riefe,, welcher felbft in der trodenfien Witz’
terung reichlich fließt, wenn der Ausflug durch Dämmung nicht »
gehemmt wird. Vor Theilung der Gemeinweide wurde das Vieh
daraus getraͤnkt, um’ welcher willen ber Eigenthuͤmer ſoll berech-
tigt gewefen fein, Gaͤnſe auf ber Gemeinheit zu halten, welches:
feinem andern. sufand;, und wofür er bei der — ſeinen
Antheil erhielt.
8) Neuburg, 140 €,
9) Amdorf, 201 €. Zwei Heine Kiräpiele, die, se den:
beften Boden im Amt haben, ganz aus Marfchland. beftehend.:
Die Halbinfel, fo beide Arme. ber Leda geſchaffen, iſt 1% Meis
len lang und. 45. bis A Meile breit, an der Oldenburgſchen
Graͤnze aber. nur 24, wo ein Fleined Zief von der Soeſt zur Sa-
gelter Emd oder. Leda geht, . fo daß es eigentlich eine völlige
Inſel ift.. Ein. von der Stilhaufer zur Potöhaufer Brüde quer.
durchgehender Deich, theilt folche im; zwei Theile, wovon: ber Heiz
nere Öftliche: Barger- Hamrich, ber: geößere. weftliche: Juͤmmiger⸗
Hamrich heißt. Dutch: letztere ‚geht: faſt der. ganzen Länge nach,
mm 200 ⸗
ein Heiner. anal, das: Pieper s Zief, weiche D durch den Mimike⸗
and den Pieper: Siel in die Juͤmme auswuͤſſert. Im Weſten, wo
die beiden Doͤrfer liegen, hat dieſer Hamrich ſchoͤnen Kleiboden, im
ber: Mitte und weiter oͤſtlich geringern, faſt alles aber iſt niedrig,
ſo daß im Winter bloß: die ſchmalen Strecken am Fluß amd: bei
den Doͤrfern trocken bleiben; alles uͤbrige ſteht unter Waſſer. Sr?
fruͤhern Zeiten war es damit noch ſchlimmer, indem die große
Mafle: des aus dem Muͤnſterſchen kommenden Emswaſſers, ſich
bis: dahin ergoß, welches hernach durch Anlegung des Wehrdeichs
bei Voͤlln, abgehalten worden. Demohngeachtet muß die Gegend:
ſchon ſehr früh bewohnt geweſen ſein; Beweiſe dafuͤr gibt der
uralte, ihn quer durchſchneidende Weg, die an derſelben geſtan⸗
bene Kirche, fo wie; die alte Potshauſer, die Oldeborg u. a.
—Neuburg liegt an der Juͤmme, worüber eine Fahre nach
bem Stunde noͤrdlich liegenden Nortmoor;gehtziKleinst exsr
wiſch und Buſch, 2 Pläge; gehoͤren dazu. Amdvrfran der
Leda, Yu Stunde ſuͤdweſtlich Neuburg, hat. eigene Haͤuptlinge ge⸗
habt, wovon nur. einer, Eppo Walſena, bekannt iſt, ber mit)
Edzard von- Greetfiel: und andern Haͤuptlingen, 1430 einen Ver⸗?
trag mit Focke Uken, wegen Olderſum abfaßte. Doch: kaun mar:
die Stelle: der alten Burg nicht mit: Gewißheit . angeben. Im’
Dorf fteht «ein Heiner Platz, fd im alten -Sielregifter die Borg:!
ſtede genannt wird; zwifchen: dem - Dorf- und. Neuburg finden
fih ein paar Warfen oder Hügel, worin man noch Steinfchutt 2c.-
findet, fie heißen Oldeborg (Alteburg)$ vielleicht: ift- folches : die
Buraflätte.‘ Ein ſchmaler, etwas erhöhter Strich Landes, der
uralte, fögenannte Conrebbers⸗-Weg, geht da worbeis. Zur Ges!
meine gehören: Bonhanfen,. ein vortreflihen Plat, am Zu⸗
ſammenfluß beider. Arme der Leda, mit einen schönen Hauſez;
Wilshauſen, dem: gegenüber; im Weften; jenfeits: des Fluſſes.
Wolde, oſtſeits im Hamrich, ein kleines Dorf, nebfl Lenz ,:.
Kritzhörn, Oſterhörn, Schmerigehörn, Stintrif,.
Tammingaburg, ſaͤmmtlich einzelne laͤbe anı ber, —
Buddenburg, ein kleines Haus.—
40) Potshauſen mit 884 Er, :fübfeits: — im ‚Ofen
}
— |: —
an das, jetzt Oldenburgſche, Saterland graͤnzend. Das Kirchdorf
181 E., hat eine ſehr niedrige Lage, am Fuß des Hochmoors,
und wenig ober kein hohes Sanbland;; daher die Kornfelder auf.
dem Moor ſelbſt angelegt ſind, und ſchoͤnen Rocken tragen, wel⸗
ches ſonſt in Oſtfriesland nicht angeht, wiemehrmals angeftellte..
Verſuche bewiefen, ‚außer bei Hatshauſen, wo es doch auch, des
unſichern Gerathensn wegen, ur: noch felten igeſchieht. Da;
hieſige Moor, muß. alſo andrer Art ſeinnu Nicht ug, hier‚auch
weiter ſuͤdwaͤrts, bis zur Grenze, und weiter in Muͤnſterland/ fon.
wie int Saterland, ſieht man den Rand des Moors durchgaͤngig
cultiviet; "und mit Rocken, auch Kartoffeln, beſtellt. Das, Darf;
heißt eigentlich Poppe?shauſen und ſoll von. einem ı Poppe
erſt in ſpaͤtern Zeiten angelegt ſein; nach einer andern Sage be⸗
ſtand es aus einzelnen Plaͤtzen im -Dfttheil:ibes Juͤmmiger⸗Ham⸗
richs, die auf der jetzigen Stelle: zu einem Dorf: vereinigt wur⸗
ven, wie die Seefluthen tiefer landwaͤrts fliegen und jene Gegend
oft uͤberſchwemmten. Nicht unwahrſcheinlich iſt dieſe Sage’ Im!
erften Jahrtauſend unſrer Zeitrechnung, da noch die Inſeln mehr
zufammen hingen, kounnte die See nicht Fo: ſtark dadurch draͤngen,n
daher die tägliche” Fluth nicht ſo tief im Laude ſteigen wie
jetzt, und alſo auch das von den obern Gegenden kommende
Waſſer beſſern Abzug haben. Man zeigt! ſelbſt noch die Stelle,
wo die alte Potshauſer Kirche Heflanden, nordſeits des Dorfs
im Hamrich, auf einem Warf, den Amelsbarg. Es verdient
Erwähnung, daß ein Platz zu Potshauſen, 12,000 Glan; Werth,
1617 auf 200 Jahr, für 600 ſchlechte Gulden in Setzkauf aus⸗
gethan worden, welches, wie die Erben behaupten, vonTeſta⸗
ment zw Teſtament, auf die Eigenthuͤmer fortgeerbt iſt, dagegen
der jetzige Inhaber die Echtheit:der Dokumente beſtreitet. Die
Sache iſt feit einigen Jahren Schon vor Gericht gebracht, aber
noch unentſchieden. Das Potshauſer⸗Zollhaus liegt am
noͤrdlichen Ufer der. Beda, uͤber welchen eine Bruͤcke fuͤhtt. Es iſt
Sa viel Verkehr, indem faͤſt taͤglich die Saterlaͤnder mit. ihren
Boͤten den Fluß befahren und hier beim Zoll anlegen. Weiter
noͤrdlich Terhei de, aus 4 Haͤuſern beſtehend. Oſtſeits,
r
unmittelbar an der Grenze, Hinzeldorf,;-94.€5 eine, 1770.
angelegte‘, Colonie, ſehr niedriger ‘Lage, Deren: Ländereien mit
vielen. Elern umpflanzt find, Die: ſo ſchnurgerade in die Höhe.:
‚ Reigen wie: Tannen. _ ” eine re ge —
hauſer Ley, 109.E. win u
44), Raube, weft: — — Dotöheifen; ‚ein: — Kirche.
ſpiel, fo. ſich von ber Leda bis zur füblichen: Grenze; auf 334
Stunde Länge erſtreckt und A624. E. zaͤhlt. Raude, das jetzige
Kirchborf, nahe am Rauder⸗ Tief, iſt nuruklein, gegen 200 Ei:
befaſfend/ und mit der ſuͤdſeits Datanı grängenden:@ntonte Raus:
der Modthäufer 522%: Die Kirche, , mitchimieimamı Prediger, >
if 1654 neu erbauti.. Die alte | fiand‘ zug Holte, ein großes
ſchoͤnes Dorf, mit: virlen neuen Haͤuſern und 527. E. Es iſt
ein: huͤbſches Wirthshaus daſelbſt, welches im: Sommer von den
Leerern häufig beſucht wird, hat auch 2.Muͤhlen, und jaͤhrlich
‚zwei Kram⸗, Vieh: und Pferdemaͤrkte, welche letztere nicht un⸗
bedeutend ſtnd. Im Hamrich iſt eine Anhöhe, Bitze berg ges;
nannt, worauf ehedem eine, Burg ſoll geſtanden — Es geht
nochnein Weg von demſelben nach Bakemoor. tum.
Sſtlich am Fehntief: Holter Moor, — 2 —
nern, eine Moor⸗Colonie, welche, in Hinſicht der Cultur des
Bodens, ſo vortheilhaft liegt, wie Feine: im: Lande. Das Tief
nemlich iſt mit Deichen eingefaßt und halt: Ebbe und, Fluth.
Das Waffen: ift fehr ſchlammig; die Coloniſten laffen folches auf:
ihre: äbgegrabene Moorfelder laufen, die dadurch, ‚ohne einigen,
fonftigen Dünger zu bedürfen, im: die fchönften. Klee» und Gras⸗
felder verwandelt ‚werben... ‚Hierauf folgt fldfeits dad Raus
ber. Dfter- Fehn, 146 Ern, dann füdweftlich dad Rauders
Weſter⸗Fehn, 714 €; beide find bei. ihrem Anfang mit
Verlaten werfehen und. 1769 angelegt, erftere ‚aber. wenig in Auf:
nahme gekommen, eines. boͤſen Proceſſes wegen, ben die Eigner
feit 40 Jahren mit dem Johanniter: Orden, als Befiger vom:
Langholt, führen, welcher auf. das Moor Anſpruch macht. Daß
Weſterfehn hat Dagegen fehr zugenommen ; beide, jählen jegt 857 E.
Die: Lage iſt hoͤchſt vortheilhaft,. indem vermittelſt des offe⸗
— 105 —
nen Canals, Tjalkſchiffe bis an das Verlaat gelangen koͤnnen.
Der Torf iſt zugleich ſehr guter Beſchaffenheit, daher jaͤhrlich viele
Ladungen gradesweges nach Hamburg geſandt werden. Es ſind
bier 8 See: und 78 Torfſchiffer, 4 Schiffszimmerwerfte, 3- Bren⸗
nereien, 3:Brauereien, 2 Kornmühlen. Beim Anfang des Wer
fterfehns ift noch die Sternſchanze, in frühern Zeiten gegen bie
Streifereien der Miünfterländer errichtet, vorhanden. ine der
Mühlen fteht mitten darin. Südlich folgt Rangholt, 257 E.,
und Burlage, 240 E., zwei Johanniter: oder Maltheſer⸗Guͤter.
Erſteres war ein Klofter IJohanniter= Ordens, von deſſen Gebäus
den noch eine Mauer übrig geblieben, die in einem der Häufer
eingebaut iftz es ift bier noch einiges Gebuͤſch und verfchiedene
Plaͤtze, fo in Zeitpacht ftehen. Burlage befteht aus geringen Häus
fern, fo fich langs dem Zief bis zur Grenze hinziehen und Auffer
etwas niedrig Land, bloß Moor befigen, fo jedoch zum Rockenbau
fehr gut benußt wird. Jeder hält hier einige Heidfchaafe, haupts
fachlich deö Düngerd wegen, der mit bloßem Sande vermifcht, den
Moorädern zuträglicher ifl, wie reiner Biehmifl. Die Einwohner
Hagen aber, daß die Sagterländer ihre Schaafe unaufhoͤrlich pfaͤn—
den, ſelbſt bis nahe vor den Haͤuſern ſolche abholen, obgleich die
Grenze beinah eine halbe Stunde entfernt iſt. Die ſuͤdlichſten
Haͤuſer heißen Jammerthal, welche, ſo wie die Gegend, kei⸗
nesweges dem Namen entſprechen.
42) Collinghorſt, 447 €. Das Rirhder, 1, Stunde weft:
ſeits Raude, ift nur Elein und Y, Stunde von ber Marſch ent⸗
fernt. Harkenroth meint, der Name bedeute einen Horſt oder Hoͤ⸗
he, worauf im Heidenthum die Kollen oder Prieſter geopfert.
Das laͤßt ſich hoͤren. Hier iſt auch noch einge Gebluiſch, und
wahrſcheinlich war die Gegend bis zum Rauder-Tief, noch in
fpätern Zeiten größtentheild Wald, wie fo wohl ber Name Holte,
als die noch häufig vorkommende Baumftümpfe andeuten. Zwei
‚ Heine Golonien Greete und Nanneburg, und die größere:
Slansdorf, gehören hiezu. Lebtere ift dem vorigen Ober: Amt:
mann von Glan zu Ehren fo genannt, ber fih um Anfegung
neuer. Coloniſten in diefem Amt fehr verdient gemacht hat.
13
— 104 —
43) Bakemoor, 615 E., A Stunde noͤrdlichet. Der Haupt:
ort, ein großes hübfches Dorf mit 414 E., hat anfehnliche Piä>
ge, eine ftattliche alte Kirche, worin bis 1731 außer dem Predi-
ger, noch ein Vicarius gelehrt, eine 1803 neu erbaute fchöne
Schule, und feit 1798 eine neue Peldemühle, Auch werden da⸗
feibft fehr gute Schrittfchuh verfertigt und im ganzen Lande vers
kauft. Bei der Kirche fteht ein, 80 Fuß hoher Thurm, in deſſen
Mauern an drei Seiten noch Schießlöcher zu fehen, wo vermutlich
Kanonen geftanden. Der Thurm muß alfo nebft der Kirche noch
in fpätern Zeiten als Feflung gebraucht gewefen fein. Ein alter
Graben umringt den Kirchhof, und Erhöhungen daneben fcheinen
einen alten Wal anzudeuten. Eine andere Anhöhe im Dorf,
"dat olde Hoff” genannt, war vermuthlich der aͤlteſte Kirchhof;
vor einigen Sahren noch hat man darin Zodten:Gebein gefunden.
Auch fol hiefelbft eine Burg geflanden haben, wovon die Stelle,
eine Anhöhe, noch angewiefen wird; viele Steine findet man da
noch im Grunde, und ein dahin führender Weg heißt noch heuti=
‚gen Tages ber Burgmweg. Vielleicht ſtammte davon Albert von Ba:
femoor ab, Droft und Commandant von Greetfiel, der feinen
Namen durch die feige Uebergabe der Burg an Junfer Balthafar
hoͤchſt unruͤhmlich verewigte; wenn nicht etwa Jemgum fein Ges
burtöort ift, von dem er fich ebenfalld nannte. Der bei Raude
angeführte Bigeberg fcheint auch zu diefer Commune gehört zu '
haben, weil ein eigener Weg vom Dorf dahin geht. Zur Kirche
gehört der. öftliche Theil des, eine flarfe Viertelftunde weftlicher
liegenden Breinermoor, mit 93 E., Schatteburg, 108 E.,
ein, Eleined Dorf im Süden mit ſchoͤnem Gehoͤlz, meift Eichen,
Hey efehn, ein Platz, ſodann Idehoͤrn, ein paar er
häufer, am Moor,
44) Breinermaor, 376 €. Das Dorf ift nicht groß, Hat
aber viel guten Marfchboden, und zum Theil anfehnlihe Pläge.
Es bildet ein. geſchloſſenes Ganze mit. 370 €., daher es feltfam
ſcheint, daß vom oͤſtlichen Theil deſſelben 93 Einwohner nach ei⸗
ner fremden Kirche wandern muͤſſen. Das ganze Dorf ſoll in Ak
tern Zeiten ‚gu Balemoor gehört haben, mis. dem a8 auch noch bis
— 15 m
. vor wenigen Jahren eine gemeinfchaftliche Armen Gaffe gehabt;
doch foll der Sage nach eine Gapelle dafelbft gewefen fein, worin
ber Prediger von Bakemoor zumeilen predigte. Vielleicht, da das
Dorf fich vergrößerte, bildete ed ſich zu einer eigenen Gemeine,
unter der Bedingung, daß ein Theil derfelben bei der alten Kits
che bliebe. Won Nettelburg, fo aus mehren einzelnen. Pl:
gen an ber Leda befteht, gehört der größte Theil mit: 99 E. hie:
ber, nebft dem daſelbſt befinblihen Tjackleger-Fehr, ſodann
Moorhäufer im. Weiten, welches zum Theil ins Amt Im:
hineingeht.
Stadt und Amt Leere.
Stadt
Am nörblichen mb nordweftlichen Ufer ber Leda, auf ber Erik
einer hohen Erdzunge, unter 25° 6° 58" Länge, 53° 13° 44
Breite erhebt fih Leer, in Umfang und Wichtigkeit die zweite
Stadt in Oſtfriesland und weitbefannter Handelsplatz. In frü—
bern Zeiten wurde es gemeiniglich Züer genannt, auch Hleri,
Harkenroth Teitet den Namen von ber vorbeifließgenden Leda her,
und führt einen alten pergamentnen Brief von 1307 an, worin
eines Eneke Allardisna by der Leede erwähnt wird, fo wie eines:
andern, welcher den Ort Parochia St. Ludgeri ad Ledam
nennt. Das beweift nichts; der Unterfchieb zwifchen Leer oder
Hleri und Leda ift zu groß. Eher laͤßt fi mit Reeröhemius an⸗
nehmen, daß ed den Namen von Baar: Lager erhalten, da bie
Gegend, vorher an drei Seiten von niebrigem Lande und dem
Fluſſe eingefchloffen, fi zu einem Lager vorzüglich eignet Eben
fowohl koͤnnte auch der Ort nach einem — eient, ober. nach
ber —_ benannt fein.
Leer ifi ohne Zweifel fo alt wie. — ein Dorf oder Stadt ia
Dftfriesland, wird aber zuerft, fo. wie diefe, nur Klein geweſen fein,
Wahrſcheinlich ift der weſtlichſte Theil ber jegigen Stadt, wage
15 *
— 106
auch das Wefterende heißt, das alte Dorf, fo fih bis an ben
Plytenberg erftredite, denn hier fand die alte Kirche und ein ziem⸗
lich. freier Plag heißt noch der alte Markt. Später, wie der Ort
mehr in Aufnahme Fam, baute man fich bis zum Fluß an, zulegt
weiter: oft» und nordwärtd, nad a0 Seiten. die Stadt noch.
immerhin erweitert wird.
Bon der frühern Geſchichte Leerd und befien allmäpligem Auf:
fommen, ift feine Kunde zu uns gelangt. Man weiß bloß, daß
es im 13. Jahrhundert Sig eined Probfted ward, Zu Anfang
des 15. war Fodo Uken Häuptling von Leer, und befaß cine
Burg daſelbſt, Fodenburg genannt, worauf er mehrentheild feine
Wohnung hatte, und vermuthlich zum Auffommen des Orts vie:
les mit beitrug. Focko Ulen, ein großer Name, als Staats:
mann und Krieger kaum von feinem erhäbenen Urenfel Edzard
übertroffen, nur ald Menfch tief unter ihm ftehend, zwifchen 1360
und 70 zu Neermor, deffen Häuptling fein Water war, gebohren,
ſchwang fi), ein unbegüterter Edelmann, durch Zalente und Muth
zum maͤchtigſten und reichften Häuptling in Oftfriesland empor,
alle andere, felbft Odo und Folkmar weit übertreffend. Zuerſt
erfchien er auf dem. Schauplag im Dienft der Häuptlinge Broofs
merlands als Anführer ihrer Truppen, und wurde zum Lohn das
für mit der Herrlichkeit Olderfum belehnt. In Friesland verrich-
tete er große Thaten. Durch feine erfte Heirath, mit Theda von
Rheide, und befonders der zweiten, mit Hydda von Dykhufen,
gewann er viele Befigungen in Groningerland,, durch feine Mut:
ter: Lengen, Moormer⸗ und Oberledingerland, auf unbekannte Art;
feit. 1421 nannte er fi Häuptling von Leer: Ehrgeiz oder Va:
terlandöliebe, wer vermag es zu beftimmen,. veranlaßten ihn, das,
nach der, Oberherrfchaft über Oftfriesland ſtrebende, ten Broekeſche
Haus zu flürzen, zu welchem Ende er fich mit, mehrern Häupflin=
gen ‚verbündete. In der Schlacht bei Detern 1426, beſiegte er
das, Deco zu Hlilfe eilende, ihm zehnfach überlegene Heer, fchlug
Deco’ felbft: 1427 auf den wilden Aedern und nahm ihn gefangen,
worauf. er deſſen Befigungen mit feinen Bundeögenoffen. theilte,
für: ſich Oberreiderland, Auricher: und Brookmerland behielt... Im
4
— 107 —
folgenden Jahr beſiegte er Hiddo Tamminga, nahm ihn geſangen
und erſtach ihn eigenhaͤndig, auf deſſen Aeußerung, er haͤtte ihn
getoͤdtet, waͤre er ſein Gefangner geworden. Nach dieſem Mord
bluͤhte kein Gluͤck mehr fuͤr Focko. Viele Edelleute, empoͤrt ob ſolcher
That, verbuͤndeten ſich gegen ihn, andere, unzufrieden uͤber ſeinen
Stolz und begierig groͤßern Antheil an den ten Broekeſchen Ghz .
tern zu erlangen, gefellten fich zu ihnen, Enns von Greetfiel an
der Spige. Sie wußten die Oberledinger, Moormer, Norber, Aus
richer und Broofmerländer in ihr Intereffe zu ziehen; fo entflanb
ber fogenannte Bund. der Freiheit, deffen Haupt Enno Eirkfenn
von Greetſiel war, nad) ihm fein Sohn Edzard. Focko, zu fchwach, |
fo mächtigen Feinden zu begegnen, verfchloß fih in feine Burg;
fie wurde 1431 von den Verbündeten angegriffen und nur nach
einer langen halbjährigen Belagerung, vermochte der Mangel an
‚Lebensmittel ihn, den 5. Oktober Nachts vermittelft eines ledigen
Faſſes Über den Graben zu fhwimmen und fo feinen Feinden zu
entfommen, benen die Befagung gleidy darauf bie Thore. öffnete.
Focko's Macht war dahinz zwar föhnte er ſich im folgenden Jahr
mit feinen Feinden wieder aus, und bezog die Friedeburg, bekam
‚aber feine Befigungen nicht wieder. Neue Verbindungen, die ‘er
‚ftiftete, zwangen ihn abermahls zu entfliehen; erfchlagen waren
‚feine beite Söhne, tobt fein Schwiegerfohn Sibet Papinga; er
felbft endete am 29. Auguft 1435 auf feinem Schloß Dykhufen
‚bei Appingadam, feine ixdifche Laufbahn; nachdem noch kurz vor⸗
ber die Oberledinger, Moormer, und Lengener ihn von neuem
die Herefchaft über ihre Gauen übertragen. *) Er hatte zwei
‚Söhne, der ältefte Uko, war Häuptling zu Olderfunm, und. Water
Theda's, Gemahlin Ulrichs Cirkſena, und. als folche erfte Gräfin
von Oftfriesland, eine der größten Frauen, auf der der Geift ihres
erhabenen Großvaterd ruhte. Won feinen 3 Töchtern war die
eine: Ulöfe, mit Unico Ripperda vermählt, deffen Nachkommen:
‚in weiblicher Linie noch jest ald Befiger von Petkum blühen.
Die Fodenburg wurbe. gleich nad) der Uebergabe bis auf den
*) Die ofifeiefifche Mannigfaltigkeiten von 1784 enthalten im 42. — 46, Stück Focko
Ytena’s Biographie, vom ee. Wiarda.
2 208 —
— geſchleift. Sie war viereckig und eine der groͤßten Bur⸗
gen, jede Seite 80 Schritt lang, wie die vor mehrern Jahren
entdeckten Grundmauern andeuten. Sie ſtand an der Weſtſeite
der Stadt beim alten Markt; die Stelle iſt hernach in Gaͤrten
werwandelt, welche Steenborgstunen (Steinbergsgaͤrten) hei⸗
gen, des vielen darin befindlichen Schutts wegen; ber eine noch
ganz vorhandene Graben dient zur Bleihe. An der MWeftfeite
ift ein großer Garten, an deſſen Eingang am alten Markt eim,
jegt der catholifchen Gemeine zufländiges Haus ſteht, wo wahr-
ſcheinlich der Eingang gemwefen, fo wie jener Garten der Vorplag,
Ob die Fockenſche Befigungen in Leer an einen andern Edelmann
übergingen, ift nicht gewiß befannt, aber wahrfcheinlih, indem
eind der beiden in Leer-befindlichen adlichen Güter, die Hane⸗
burg genannt, ſchon fehr alt if. Die Burg deffelben wurde
von einem Hayo Unten, Häuptling in Leer erbaut, und zuerft
nach ihm fo genannt, nachher Hardewykenburg, nach Joh. Henr.
Hardewyk, der ſolche, zufolge der Matrikel von 1620, damahls
beſaß. Darauf kam es an die von Haneſche Familie, deren leg:
ter maͤnnlicher Sproͤßling, Didr. Caspar von Hane, landſchaftl.
Adminiſtrator, eine einzige Tochter, Octavia Helene, nachließ,
welche mit einem Herrn von Schilling, aus dem Müngterfchen,
vermählt war, doch 1781 ohne Erben ftarb, worauf dad Gut ver;
möge eines, durch Didrich Arnold Hahne, der vor 150 Jahren
lebte, geftifteten Fibei: Commis, an bie Gutsbeſitzer Ketiler zu
Grimerfum und von Briefen zu Upgant fiberging, welche es noch
beſitzen. Die Burg grenzt an die Steinburggärten, und ift noch
ziemlich gut erhalten. ine fehöne Allee führt von ber alten
Marktſtraße dahin, Das andere adliche Gut ift aus bürgerlichen
und bauerpflichtigen Befigungen durch Claas Freſe, Häuptling
von Hinte, zufammengefeßt, wie wenigftens von Seiten ber gräfs
lichen Regierung in ihrer Beantwortung ‚ber, am 7. Mai 1619
von der Ritterfchaft übergebenen Gravamina, behauptet worden,
bie dad Gut deshalb auch nicht als ein immatrifulirtes anerfen:
nen wollte, welches hernach doch geſchehen. Es Fam im 16.
Jahrhundert am Jooſt Dane, der mit Hyma Frefe vermaͤhlt war,
-
== 199 —
und deſſen Nachkommen es uͤber 200 Jahre beſaßen. Nach Ab:
ſterben der Frau von Schilling kaufte es der jetzige Beſitzer, det
landſchaftl. Adminiſtrator Carl, Freiherr von In» und Kniphau—
fen, der ſich deshalb von Kniphauſen⸗ Leer ſchreibt. Die Burg
wird die Luͤningsburg genannt, nach den legten Bewohnerin-
nen, zwei alten Fräulein von. Lüning, bei denen der legte Fürft
jährlich einmahl einen Beſuch abjtattete. Sie fand weſtſeits des
alten Markts oder der Kirchflraße umd ber Fodenburg, ift aber
nicht mehr vorhanden, bloß ein alter Thurm und ein zur Lands
wirthfchaft und Brennerei eingerichtetes Gebäude; das Ganze vor
einem breiten Graben amgeben. Es ift, fo wie dad andere Gut,
immatrikulirt.
Auf welche Art ſich Leer fo früh empor hob, iſt fo wenig be
Fannt, als die Zeit. Handel Eonnte es in frühern Beiten nur
fhwach treiben, wegen der, Einden verliehenen, Privilegien. Da:
gegen legte e3 fih auf andre Induſtriezweige. Die Leinenmanus
fafturen müffen fhon früh blühend gemwefen fein. Schon 1586
wurde eine lateinifche Schule geftiftet; es war alfo damahls bereits
ein anfehnlicher Ort und Fein Dorf mehr. 1533 ward ed von
Junker Balthafar abgebrannt. Während den: niederländifchen
‚Unruhen gab e8 vielen Flüchtlingen fichere Freiftatt — Harkem
roth führt davon 142 Yamilienväter namentlich auf — welcht
mit zum Aufblühen des Fleckens werden beigetragen haben. 1678
fam bier dad Bauptquartier der Faiferl, Salvegarde hin, welche,
anfangs 200 Mann ftarf, der Streitigkeiten mit Muͤnſter wegen,
vom Kaifer nah Oftfriesland gefandt wurde, und erft nach Aus
fterben des fuͤrſtlichen Regierhaufes fich auflöfete. Während” dem
Appelfriege war der Ort, am 2. Febr. 1725 bder-traurige Schau:
platz eines Treffens zwifchen den Embdenfchen und fürftlichen Trup—
pen, im folgenden Jahr am 7. April eines ernftlidhern, worin das
Beine Emder Heer während 4 Stunden der fürfllichen, aus 200
Soldaten und 8843 (oder nach andern 3400) Bauern beftchenden,
‚Macht widerftand, endlich nach Ankunft der Reiderländer Bauern,
nach einem fechöftündigen Kampf folches in die Flucht ſchlug, 136
södtete, 75 verwunbete, 87 gefangen nahm, und 2 Fahnen erbeutete.
— 00 —
Es war die letzte Aufloderung altfrieſiſchen Geiſtes. Der Flecken
litt dabei ſehr durch die Raubſucht des mit den Bauern gezogenen
— Döbels.
' Den Leinwebereien. verbankt Leer Rare haupthſaͤchlich ſein Auf⸗
blühen. Sie wurben nicht eigentlich fabritmäßig betrieben; eine
Anzahl reicher Eingefeffenen, mehrft Mennoniten, vereinigten fich
zu einer Gefellfchaft, welche fich Leinenrheders oder Rheders nann-
sen, dad Garn fpinnen, und daraus bad Leinen bei den vielen,
im Zleden wohnenden Webern, bereiten ließen, gegen ein beflimm-
tes Webelohn. Das Leinen war von vorzügliher Güte und. Fei-
ne, die beſte Sorte galt bis 3 Rthlr. die Elle, und wurde in
Harlem gebleicht, da3 geringere im Drt felbf. Man hat noch
eine Rechnung von einem der Leinenrheber, Simon Baving, über
das Brautleinen für eine Prinzeffin von Holland, welches zu ei=
nem Ducaten die Elle verlauft war. Zu Bertrams Zeit — vor
90 bis 100 Jahren — wurden 264 MWebermeifter mit 450 Gefellen
in beftändiger Xhätigfeit gehalten, und lieferten gegen 3500 Stud
a 37 große oder 50 ord. Ellen jährlich, welche 146,000 Rthlr. Werth
hatten. Seitdem nahm. diefer Induftriezweig nach und nad) ab,
ging endlich ganz ein; vor 40 — 50: Jahren befanden fih nur
nod 322 Meifter und Gefellen da, die 1082 Stüd Keinen verfers
tigten, deren Werth zu 45,483 Rthlr. angegeben ward, wovon
für 1215 Rthlr. im Lande verkauft wurde. *) Der nah und nach
fich : immer mehr erweiternde ‚Handel, welcher größern, Gewinn
brachte, und die ſtarke Anfuhr des wohlfeilern obgleich fchlechtern,
weftphälifchen, Linnend, womit die hiefigen nicht Preis halten
fonnten, veranlaßte. zulegt die Auflöfung der Nhedereien. 1804
waren indeß noch 120 Leinweber mit 28 Gefellen in Thätigkeit, bie
theils für eigne Rechnung, theild für den Bürger und Landmann _
webten; gegenwärtig etwa noch 100 Stühle. Die Leinwand hat
zwar nicht mehr die außerordentliche Feinheit wie früher, zeichnet fich
aber noch immer durch feine Güte vor der, andrer Gegenden, aus.
. Unter den, jet noch beftehenden, Fabrikanſtalten, nehmen die
Branntweinbrennereien. bie erfte Stelle ein; ed gab 1818 deren
) Rach einge Hanbfehriftt. Note su Vertram. Das Jade in nicht angeführt
| == 0201 —
26, worunter mehrere große, die 15 bis 20 Stuͤck Wieh zugleich
mäften; ferner 18 Brauereien, die vortrefliches Bier brauen, welches
bloß dem Norder nachfteht, nur, wie überall der Fall, weniger
Abſatz findet, wie. fonft. Jetzt ift die Zahl derfelben auf 7 herz
antergebommen, ‚und von den Branntweinbrennereien ftehen auch
viele, der Steuer wegen, ftill. Sonſt zählt man jegt nod) 1 Ci⸗
chorien⸗ und 1 Effigfabrit, 2 Seifenfiedereien, 7 Lichtziehereien,
1 Leimfiederei, 12 Strumpf-, 5 Zwirnfabrifen, 3 Kaltbrennereien,
mehrere Tabaksfabriken, 3 Lohgerbereien, 2 Oel-, 3 Säge:, 5
. Kornmühlen, worunter 2 Königl., größtentheild außer der Stabt
an ber Leda ſtehend. Unter ben fonftigen Gewerbtreibenden
zahlt man 8 Soldfchmiede, 4 Uhrmacher, 1 Orgelbauer, 2. Kamms,
2 Knopfmacher, 6 Buchbinder , 1 Buchdruder u. f. w.
Der Handel gibt der Stadt. gegenwärtig ihr Hauptbeftehen
und Flor. Erft unter Preußifcher Regierung gelang ed ihr, nad
und nach mehrere Freiheit zu erlangen, und mit Aufhebung ber
Stapelgerechtigfeit Emdens fanken alle Bande, die es bisher noch
‚gefeflelt. Seitdem hob fich der Handel immer mehr, Die Lage
an einem für die größten Seeſchiffe fahrbaren Fluß, in der Ges
gend, wo See- und Zlußfchiffahrt zufammen treffen, gewähren
der Stadt Bortheile, welche fonft Feine der oftfriefifchen Hafen,
in ihrer jebigen Lage, darbieten; die Natur beftimmt. fie zu einer
Der wichtigften. deutfchen Handelöpläge, fobald nur der Rhein mit
der Ems verbunden ift, zumal ihre Kaufleute fehr betriebfam find,
Seit erlangter Freiheit: hat Leer mit. allen Ländern Verbindungen
angefnüpft, befchränft fich jedoch, was den Activhandel betrifft,
wie bie andern inländifchen Häfen, auf Holland, die Wefer und
Elbe, indem die, in faft allen auswärtigen Reichen eirigeführten
hohen Zölle u. dgl, einem Einfuhrverbote gleichlommende ‚Gefehe
bie Berfendungen bahin zu fehr erfchweren oder verbieten. Beim
Daffivhandel findet folche Einfchränfung freilich nicht flatt; man
bezieht alle europäifche Produkte und Fabrikate direkt, früher auch
außer=europäifche. Die Produkte des Leerer, Stickhauſer und:
eines Theild des Auricher Amts und Reiberlands werden auf ben
Yiefigen Markt gebracht; fie beſtehen bauptfächlich in Hafer, But:
"er und Kaͤſe; für beide Ießtere Artikel iſt Leer der Hauptmarkt
Am Lande; es fenbet folche mehrft nach Bremen und Hamburg,
Kaͤſe und Hafer häufig. nach dem obern Weftphalen, Butter
‚manchmal auch nad England. Rocken wird in ziemlicher Menge
mad Holland auögeführt, größtentheild aus bem ehemaligen Nies
sbermünfter Fommend, auch aus den Sandgegenden des eignen
und Stidhaufer Amts, fo wie vom Auricher Markt. Sonftiges
‚Getreide und Rapfaat, fo bloß die Polder in Reiderland liefern,
in nur Heiner Quantität; ferner Honig, Wachs, Steine, Brannt:
wein, Del u. f.w. Den Handel mit Weftphalen hat ed, nebfl
MWeener, faft ganz allein in. Händen. Rocken bezieht ed haupt:
fählidy daher, dann Eifenwaaren, Eichenholz, Leinwand zc. und
fendet, außer den oben benannten Produkten, hauptfächlid; Colos
nialmaaren dahin, mehrft die. Leda und Soeſt hinauf, weniger
der Emd. Es entfieht daburdy ein. lebhafter Commiſſions- und
Zranfitohanbel neben dem eignen, daher Die Stadt während ber
Handelsſperre auch weniger gelitten wie andre; und felbft jegt,
wenn auch an ber allgemein herrfchenden Nahrungsloſigkeit nur
gu ſehr mit theilnehmend, leidet fie doch‘ nicht in gleihem Grade
wie andre einländifche Städte. Die Abnahme des Handels ergibt
fi) aus der Zahl der angefommenen Seefchiffe, welche 1821 nur
200 betrug, dagegen ſolche 1817: auf, 290 geftiegen war. Auch
die Ausfuhr war ſchwaͤcher, denn es liefen nur 126 Schiffe fees
wärtd aus, 1817 aber 160, ungerechnet die mit Torf.
Auf die Schiffahrt legte man ſich unter preuffifcher Regierung
ziemlich ſtark. Leer hatte bis 1806 nicht unbedeutende Schiffs—
rbebereien, in bem Jahre aber gingen die meiften, wie in Em-
ben zc., verlohren, und nur wenige find hernach wieder ange:
ſchafft, da Fein Wortheil mehr dabei if. Zum Verſandt ver
Waaren bedient man ſich jegt mehrſt der Schiffe von den Fehnen,
auch Emder; auf dem Fluß, der Saterländifchen Böte, fo nur
eine Laft laden. Zwei Schiffsbauereien für große Seeſchiffe find
vorhanden, vor wenigen Jahren erft angelegt. Auch eine Des
zingd » Fifcherei - Gefellfchaft entftand 1814, fandte jedoch nur eine
Büfe aus, und Iöfete ſich 1819, aus Mangel an Unterſtuͤtzung,
— 005 —
wieder auf. "Zwei Aſſekuranz⸗Compagnien für Seegefahr eriflir-
ten fonftz die jüngere ift, der widrigen Conjunkturen wegen,
eingegangen; die ältere, welche feit ihrer Stiftung weit über
400,000 GI. holl. reinen Gewinn abgetheilt,, verfichert gegenwaͤr⸗
tig nur noch den zehnten Theil der Summe, ben fie früher, waͤh⸗
rend des Beftehens zweier Compagniem, zeichnete. Ein trauriger
Beweis des tiefen Verfalls der Handlung und Schiffahrt.
Ein eigentliher Hafen ift nit vorhanden. Die Schiffe .müf:
fen auf dem Strom anfern; ein Theil deffelben iſt jedoch durch
fogenannte Dufedaljed (duc d’Alben) eingefaßt, welches eine Art
Hafen bildet, fo den Schiffen während dem Winter ein ficheres
Lager gewährt. Der Landungsplag. oder Schlag geht wur einige
hundert Fuß lang am Ufer hin, bat jebod bis jest zum Ein-
und Ausladen hingereiht, außer an Markttagen, wo bie Sater—
länder und andere mit ihren Böten fi drängen. Sonſt find, die
Ufer überall mit Häufern, Packhaͤuſern oder Gaͤrten befegt. Bei
flärferer Zunahme des Handels müßte für ‚neue Kajungen geforgt
oder ein eigener Hafen ausgegraben werben. |
Drei Krammärkte werben jährlich in Leer gehalten, fo auich fü
"das ganze Amt dienen, daher zahlreichen Zufpruch finden; dann
zwei große Pferdemärfte, die ſtark befucht werben, ein magerer
und vier fette Viehmaͤrkte, die ebenfalls fehr bedeutend find,
Am Sommer wird gewöhnlich jeden Dienflag und Freitag But—
ter und Käfe zur Stadt gebracht. Korn kommt zwar auch auf
den Markt, das meiſte wird aber nach Proben verkauft, wie .
Emden und fonfligen ordentlichen Handelöftäbten,
Leer, wie ſtart auch in den letzten Jahrzehnten qugengenmen,
blieb doch immer ein Flecken. Mehrmald bemühte es fih, doch
vergeblich, Stadtgerechtigkeiten zu erhalten; erft unter ber jegigen
Regierung gelang e3 ihr. Dem Organifationd- Dekret vom 24.
uni 1817 zufolge, follte der Fleden zur Stadt erhoben. werben,
bis jetzt aber ift deshalb nichts Näheres bekannt geworden, ſon⸗
dern alles wird noch auf denfelben proviforifchen Fuß, wig bis
— oo en
dahin, verwaltet. “Ein proviforifcher Buͤrgermeiſter ſteht dem vor.
Die Gerichtöverwaltung wirb vorm Amt ausgeübt. *)
2. Beer iſt ein fehr wohlhabender Ort, ‚der mehrere, fehr reiche
Einwohner kat. "Die Stadt nimmt. noch immerfort zu. 1804
zahlte. fie 5052 Einwohner, deren Zahl: 1811 anf 5426 geftiegen
war, 1822 aber 5787 betrug. *) Der Wohn: und Padhäufer
zählt fie. 1017. Die Stadt hat weder MWälle noch Thore, ift von
Nordoft zu Suͤdweſt -ohngefähr 1500 Schritt lang und etwas
mehr denn halb fo breit. Sie hat eine Hauptſtraße, die Oſter—
ſtraße genannt, welche zwar hinlängliche Breite hat, aber, fo wie
die übrigen Altern Nebenftraßen, fehr krumm hinlaͤuft, die neuern
ſind grader, das Pflaſter aber durchgaͤngig ſchlechter wie in den
andern Staͤdten. An der Hauptſtraße ſtehen die beſten Haͤuſer,
worunter manche anſehnliche, die uͤbrigen zwar kleiner, aber ſonſt
faͤmmtlich gefaͤlligen und reinlichen Anſehens. Ueberhaupt iſt die
Stadt waͤhrend den letzten 30 Jahren ſehr verſchoͤnert, eine ganz
neue Straße mit mehrentheils guten Haͤuſern, an der Oſterſtraße
angelegt und durch eine Anzahl ſchoͤner Haͤuſer, die Heisfeldmer⸗
ſtraße verlaͤngert. Schade nur, daß eine lange Reihe ſchlechter,
kleiner Wohnungen, die Anſicht der Stadt von ER Seite fo
uneinlabend macht. Ä
. An Öffentlichen Gebäuden ift kein Ort ähnlichen — —
wie Leer. Das bemerkenswertheſte iſt das jetzige Amthaus,
ein. anſehnliches Gebäude an der Leda, vordem der von Rheden⸗
Shen Familie gehörig, welches die Regierung von derfelben für
ohngefähr 9000 Rthlr. gekauft und fehr zweckmaͤßig zum Amts-
gebäude und zur Wohnung eines der Beamten einrichten laſſen.
Das alte unbedeutende Amthaus war die ehemalige Wache der
Kaiſerl. Salvegarde, und iſt nun an einen Privatmann verkauft,
9 Seit 1. Auguſt d. J bat Leer endlich ſtädtiſche Gerechtigkeit und Obrigkeit er hal⸗
ten. Der Magiſtrat beſteht aus einem Bürgermeifter und zwei Senatoren, die
aus dem Kaufmannsitande find. Die Berwaltung der Gerichtsbarkeit verbleibt
vorerft beim Amt.
0) Nach deu im Mei d, 3. vorgenonmenen Aufname: 5908.
— 005 —
der eine Conditorei daraus gemacht. Sehr preiswindig iſt eb,
daß man außerdem, ſtatt der dunkeln und feuchten Gefaͤngniß⸗
Keller im alten Amthaufe, ein ganz neues ‚Criminal » Gefängniß
erbauet hat, welches fehr gut eingerichtet. E85 wird ‚darin, in
einem feuerfeften Gewölbe, auch die Depofital: Eaffe aufbewahrt;
Ein Rathhaus ift nicht vorhanden. Die Waage, am Lan—⸗
dungsplag fiehend, nimmt ſich fehr gut. aus. Sie ift 1714 new,
erbaut, auf der Stelle der alten, mit einem kleinen Glodenthurm
verfehen, und gehört der reformirten Kirche, welche fie verpachtetz
fie ift zugleich ein Weinhaus. An Privatgebäuden find vorzüglich
das Schnedermannfdhe, Scheltenjche, —— Ede
erwähnungswerth.
Der Kirchen hatte Leer lange Zeit nur eine, fo: ber —
mirten Gemeine zuſtand und außerhalb der Stadt, unfern des
Plytenberges lag. In derſelben wurden unter dem Hochaltar die
Eingeweide des, vor Leerort gebliebenen, Herzogs Heinrich von
Sachſen begraben. Sie ſoll die aͤlteſte in Moormerland geweſen,
und vom heil. Ludger, dem ſie gewidmet, geſtiftet ſein. Ihres
hohen Alters wegen den Einſturz drohend, iſt fie 1785 abgebros
hen und die jegige Kirche mehr in der Mitte der Stadt erbauet,
wozu ben 16. September 1785 ber: erfte Stein gelegt und barin
ben 15. Juli 1787 die erfie Predigt gehalten wurde, Es ift ein
gutes Gebäude, mit einem hohen Thurm, der ſich beffer ausneh:
men würde, :wäre der Umfang ber. Höhe angemefjener,.. Zwei
Prediger bedienen die Gemeine. Der alte Kirchhof, mit einer;
1603 neu erbauten, Mauer umgeben, dient noch zum Begräbniß:
Drt. Die lutherifche Kirche ſteht nicht weit von der andern
weftlih. Sie ift nicht Mein und wird:ebenfalld von zwei Prebis
gern bedient. Der Gemeine war feit.1599 freie Ausübung: des
Gottesbienftes, wie in Emden, unterfagt, fie mußte zu dem End:
zwed nach dem, eine ſtarke Stunde entfernten, Logeberum gehem
4674 erhielt fie Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, und führte fol:
ches im folgenden Jahr and; Der Erbprinz Ehriftian Eberhard
legte ſelbſt am 2. Juni 1675 den erfien Stein dazu, Die fil -
berne Zruffel, womit. folcheö gefchah, wird nosh auf dem. Intheri;
— 006 —
ſchen Gaſthausſaal aufbewahrt. Schon am 20 Septbr., noch vor
Beendigung bes Baues, wurde die erſte Predigt darin gehalten;
4678 der Kirchhof mit einer Mauer umfaßt. Die Aufführung
eines Thurms, ſchon 1706 verſucht, konnte erft 1764 vollführt
werden. Die Gemeine, vorher nur klein, ift jeßt die größte, und
macht bie Hälfte: der ganzen Bevoͤlkerung aus. Es gibt hier auch
eine catholifche Gemeine, welde 1728 Erlaubniß erhielt
eine Peine Kirche: ober Gapelle zu errichten, ſtatt deren fie 1775
eine größere Kirche erbauete, bie ein gefaͤlliges Anfehen hat, und
an: der Kirchflraße, unweit der Lüningsburg, fieht. Ferner ift
eine Mennoniten Gemeine da, bie ein Privathaus zur Got:
tesverehrung eingerichtet. Die Juden haben eine Synagoge.
Die lateinifche Schule ift von Graf Johann 1584 geftiftet. Sie
war eine Zeitlang fehr berühmt, als Ubbo Emmius — 1588 bis
45096 — Rektor daran war; hernach änderte ed ſich. Ein Rek—
tor: und. :ein Gonreftor „lehren darin. Außerdem hat bie lutheris
fche Gemeine zwei Hauptfchulen, wovon die eine vor zwei Jah—
gen neu erbaut ift, Die zufammen Yon ohngefähr 500 Kinder bes
ſucht werden, nebft einer Armenfchule zu etwa 130: Kinder. Die
reformirte Gemeine hat ebenfald 2 Schulen, gegen 300 Kinber
baltend, welche iegt, nach dem im vorigen Jahr erfolgten Ab⸗
fierben beider Lehrer, und bis ein neues Schulgebäude aufge-
führt, nur von einem unterrichtet werden; auch eine Armenfchule,
mit einem Nebenlehrer. Die catholifhe Gemeine hat gleichfalls
eine. Schule, fo daß in dieſer Stadt allein deren 8 vorhanden
find, außerdem noch eine Privat:Anflalt,. die gerühmt wird.
: Die Zahl auögezeichneter Männer, fo aus Leer hervorgegangen
ober da gelebt, ift nicht groß. Johann Schnedermann, zu
Bremen 1665 gebohren, war ber vierte Prediger. der Iutherifchen
Gemeine, während 1695 bis 1700, da er nach Stade berufen
wurde und bafelbft 1716 flarb. Er zeichnete fich als Dichter aus;
Stine Nachkommen find in. Oftfeiesland geblieben und blühen
noch daſelbſt. Chriftian Laͤuffer, von 1712 bis 30: bei beta
felben Gemeine ſtehend, iſt Verfaſſer der Lebensgefchichte Edzard
des Großen, welche. 1730 in. lateinifcher Sprache gebrunkt: worden.
&
— 007 —
Theodor Juͤtting, 1708 gebohren, verdient Erwaͤhnung, ſei⸗
ned 58⸗ jaͤhrigen Dienſtes wegen; er ſtarb 1791 den 13. Febr.,
als der aͤlteſte der lutheriſchen Prediger im Lande. Samuel
Hinr. Seb. Spielter, deſſen Schwiegerſohn, zu Itzehoe in
Holſtein gebohren, lehrte hier von 1769 bis 1819 und gab meh⸗
rere theologiſche Schriften heraus. Er machte ſich beſonders um
dad, zu feiner Zeit neu errichtete Gaſthaus verdient, war aber 23
Sahr gemüthskrank. David Guilberti, Prediger bei ber
veformirten Gemeine,.. von 1650 bis 66, machte fich durch einige
Schriften gegen Jakob Böhme befamt.. Johann Smwarte, zu
Emden 1647 gebohren, 1691 bis 94 Prediger in. Zeer, war ein
fehr gelehrter Mann, Doktor der Theologie und Philofophie, von
dem mehrere Schriften erfhienen. Weffelius Onfen, ein
Leerer, 1698 den 24. Auguft gebohren und von 1740 bis 1771
dafelbft Prediger, fihrieb eine Chronif von Xeer, fo aber nicht ges
druckt iſt. Leer ifi auch der Geburtöort, Mentets Ketwig,
der unter die gelehrteften Juriften gehört, wie bei Emden erwähnt.
Ferner: Guſtavs Wilhelm von Imhoff, ber bafelbft 1705
gebohren wurde, nach Indien ging und zum hohen Poften eines
General:Souverneurs des holländifchen Indien fi auffchwang, in
welchem Amt er 1751 zu Batavia flarb, und fid) durch Stilung
des Aufruhrd der Chinefen auf Java, und in ben Kriegen mit
dem Kaifer von Geilon, einen großen Ruhm erwarb. Einer feis
ner Vorgänger, Riklef van Goens, ber 1681 farb, war
ebenfalld ein Dftfeiefe, und entweder im Gödenfchen oder zu Leer
gebohren. Hoͤchſt verdient um Oſtfriesland machte fich der Doktor
Meid, ein Erfurter, der als Arzt zu. Leer wohnte. und dafelbft
4805 ftarb; Er: feßte ein Capital von 10,000 Rthlr. aus, mit
Bedingung, daß nach Ableben feiner Frau, 2000 Rthlr. davon
zinälich belegt. und bie Zinfen fo lange zum Gapital gefchlagen
werden follten, bid das ganze Bermäctnig auf 20,000 Rthlr.
gefliegen, wovon die Binfen, fo wie früher die von ben übrigen
8000 Rthlr., zur Unterſtuͤtzung ſchlecht beſoldeter Schullehrer aller
Confeſſionen, verwandt werden ſollten. Das Capital wurde der
Landſchaft, nach dem Tode des Stifters, ausbezahlt, bie zwar
:
ns
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— ——
‚die. Zinfen ber Wittwe bis zu ihrem, 1811. erfolgten, Tode, fährt
lich behändigte, das Capital felbfi:aber zu fonfligen dringenden
Bedürfniffen verwandte. *) Die ganze Stiftung feheint in Ver:
geffenheit. gerathen zu fein! Bu wünfchen wäre es, daß die
Landſchaft alle Mittel anwendete, den wohlthätigen Zweck des
eblen ‚Stifters zu erfüllen und folches Öffentlich befannt machte;
man müßte fich fonft ſcheuen, wohlthätige Inftitute zu fliften.
Unter den jet lebenden Gelehrten hat fich bloß der Bauinſpec⸗
tor Reinhold, auch ald Schriftfteller, bekannt gemacht. durch
ein. kuͤrzlich erfchienenes Werkchen über die Schiffbatmahung ber
Ems, fo wie früher durch den, in Verbindung mit dem Profefjor
Dltmanns herausgegebenen, deutfchen Handels-Canal; auch hat
er. mit die Unterfuchungs= Arbeiten zum Behuf der Schiffbarma:
hung der Ems geleitet. Sonft herrfcht in der Stadt mehr Sinn
für Literatur und Kunft wie vorher; der gefellige Ton ift freier
und feiner geworden, wozu ber lebhafte Verkehr mit burchreifene
den Fremden, indem es eine der Hauptpaffagen zwifchen Holland
und Norddeutſchland ift, vieles mit beigetragen.
Armenhäufer hat jede der proteftantifchen Gemeinen eine, wo—
von das der Iutherifchen Gemeine 1788 gebaut ift, das der refor-
mirten ein Jahr fpäter. Beide find fich im Acuffern und Innern
ähnlich, jedes aus einem Hintergebäude und zwei Flügeln befte«
hend. Die Einrichtung ift der der Hamburger Armenanftalten
ähnlich und in aller Hinficht mufterhaft. Jeder, der nur einiger
maßen dazu im Stande ift, arbeitet; Bereitung der Leinwand ift
die Hauptbefchäftigung, die ſchwaͤchſte Perfonen hecheln den Flachs,
andere fpinnen, einige weben oder verrichten. Die fonftige dazu nöthis
ge Arbeiten, Ueberall ift reges Leben, und Zufriedenheit, wozu die
gute Nahrung, die flatt Bohnen und Wafferfuppe, aus orbentlis
cher Bürgerkoft beficht und zweimahl wöchentlich Fleiſch, vieles
mit beiträgt. Reinlichkeit und Ordnung. fprechen. überall freund:
lih an. In beiden Häufern. werden gegen 230. junge und alte
— unterhalten (im lutheriſchen es — ; ijedes hat
4
) Wiatdas offfrief. Geſchichte 10, Wi. SER
— 29 —
obngefähr 10,000 Gl. Einkünfte, worunter ein- Fünftel Verdienſt
im Gaſthauſe felbft iſt. Collekten und fonftige Beiträge der Ges
meine bringen die Daupteinkünfte des lutherifchen Gafthaufes auf,
deffen fefte Einkünfte an Zeit- und Erbpachten nebft Zinfen, nur
5 bis 600. Rthlr. betragen, mehr die des veformirten, Zugleich
werden die hausfigende Armen daraus unterftüst, Die Direktion
bed Armenwefens ift in jeder Gemeine dem Kirchenrath anvers
traut, der aus den beiden Predigern, 6 Aelteſten, 4 Kirchen,
5 Armen: Borftehern beftebt, denen die reformirte Gemeine noch
einen Archidiafonus zugefellt. Die fpecielle Verwaltung ift in
ben Händen des zweiten Prebigers, zweier Aelteften und der Ar:
menvorfteher. Die Eatholifen und übrige Gemeinen unterhalten
ihre Armen aus eignen Mitteln. Geit etwa 1800 war auch eine
durch Eolleften befiehende Rumfordſche Suppen-Anſtalt vorhanden,
41818 bildete fich ein Wohlthätigfeits-Verein für hausfigende Arme
aller Gonfeffionen, welche jene Einrichtung in einer Arbeitd-Anftalt
erweiterte, fo an 150 bis 200 dürftige Familien vom December
bis April Berdienft fir Flache:, Hanf: und Wollereinigen, fpinz
nen und weben gibt, auch Zorf und täglich nahrhaftes Mittagds
effen austheilt. Die Kinder werden unentgeldlich, bis fie. etwas
verdienen koͤnnen, unterrichtet, und audh im Sommer fann, wer
fonft feinen Verdienſt hat, hier immer welchen finden. Im vers
gangenen Winter wurden auf die Art 218 Familien, aus 333 Ers
wachfenen und 383 Kindern beftehend, unterhalten, Die gegen
7000 Elen Leinwand verfertigten und einige tauſend Stüd
Sarı. Sie verdienten 1020 Rthlr. 951% fir. Arbeitslohn, und
befamen 24,167 Portionen oder Krug Efjen, ‚außer rohen Victu—
alien, Brod zc. Die Eollecte dazu betrug, mit Einfluß einge:
fandter Zufchüffe, 584 Rthir. 197% fir. Die Anflalt begann ganz
ohne Fond, knuͤpfte aber an das bereitd beftehende, ihre, bloß
nach den Local: Verhältuiffen, und dem muthmaßlichen Ertrag
einer freiwilligen Collekte berechnete Plane. Die mufterhafte Einz
tracht und der unermübdet thätige uneigennüßgige Eifer der Mits
glieder dieſes Vereins, ber fich immer ausgezeichnete Wohlthätigs
keits-Sinn der Serrer Bürger, und, bie kräftige Unterftügung, der
14
4 B
je ee} 210 zn “
— — —
Behoͤrden, gab ihr ein, alle Erwartung uͤbertreffendes, Gedeihen.
Ein großmuͤthiges Geſchenk von 300 Rthlr. C.-M., welches die
hohe Landes-Regierung zur nothwendig gewordenen Erweiterung
des lutheriſchen Gaſthauſes gab, ward Veranlaſſung, daß ſich der
Verein mit dieſem Gaſthauſe zur Etablirung eines eigenen Ars
beitshauſes auf 10 Jahre verbunden hat, welches zu den beſten
Erwartungen einer noch groͤßern und zweckmaͤßigern Wirkſamkeit
berechtigt. Möchten doch in den andern Staͤdten aͤhnliche Wohl:
thätigfeitö- Vereine geftiftet werden; in mehrern ift die Noth der
Armen noch größer wie in Leer.
Die Lage der Stadt macht fie nicht bloß dem Kaufmann wich:
tig, auch der Freund der fihönen Natur wird angezogen. Anges
lehnt an einen, nicht unbeträchtlichen Fluß, auf einem Punkt, wo
Marfch: und Sandboden zufammentreffen, bietet fie alle Annehm⸗
lichkeiten beider Regionen dar, ohne ihr Unangenehmes zu theilen.
An einer Seite dad angenehme Bollinghaufen, Lieblings - Erhos
lungsort der Einwohner, Loga mit feinen Umgebungen, weiterhin
die bufchreiche Dörfer Oberledingerlands, andrerfeitd die herrliche
Marfchfluren an. der Ems mit ihren schönen Plägen und Dörfern,
Weener und die Polder. Nur die nächften Umgebungen der Stadt
wurben fonft ganz vernachläffigt, kaum zeigte fih ein Garten;
erft feit einigen Jahren hat man auch darauf gedacht, und viele
neue zum Theil recht huͤbſche Gärten, mehrft an den? Weg nach
Bollinghaufen angelegt, wodurch dad Aeußere der Stadt fehr ver:
fchönert worden. Vorzüglich verdient der Garten des Kaufmanns
Ebbo Biffering und der bed Juſtiz-Commiſſaͤrs Schnedermann
Erwähnung, erfterer ſteht jedem rechtlichen Mann offen. Oſtſeits
erhebt fich der Sandboden zu einem beträchtlih hohen Ufer, die
Sandberge genannt. Hier hat man eine hoͤchſt anziehehde Aus:
fiht auf den Fluß mit feinen Schiffen, und die Stadt, welche fich
von diefer Seite vorzüglich gut ausnimmt. Schade, daß auf. Diefer
Höhe Feine Gärten angelegt find, es gäbe die intereffantefte Parz
tie in der ganzen Provinz. Wenn man bier von ber erfien Säge:
mühle an, einen angenehmen Spaßiergang. %4 Sfunde lang vers
folgt, gelangt man zum Junkersberg, ein Stud Land, wo: noch
._
» | — 211 —
eine mit Graben umringte Stelle zu ſehen, auf welcher eine Burg
geſtanden haben ſoll, und ein Junker darin, von deſſen Ramen
oder Thaten — bekannt.
Amt.
Das Amt Leer, in ſeiner jetzigen Geſtalt, grenzt weſtſeits an
die Ems, nordſeits an die Aemter Emden und Aurich, oſtſeits an
letzteres und Stickhauſen, ſodann die Herrlichkeit Evenburg, ſuͤd—
lich an Weener. Es hält von Nord nach Suͤd gegen 3 Meilen
Länge, in der Mitte nur 14, im Eden und Norden 1 — 11%
Meilen Breite und 314 Meilen Oberfläche, wovon die Hälfte
Marfchland ift, mit Inbegriff der niedrigen Moorwiefen, ein Bier:
tel Sandfeld nebft cultivirtem Leegmoor und Heibefeld, das übrige
Hochmoor und wüfte Heide. Die Zahl der Einwohner fteigt auf
5486, die 9 Kirchfpiele bewohnen, wozu 33 große und Fleine Dir:
fer gehören, ein Fehn, 14 Siele, 6 Mühlen aufer den bei Leer be:
findlihen, 3 Ziegeleien. An Vieh zählt man im Amt und der
Stadt zufammen 1482 Merde, 74 Ochſen und Bullen, 4700
Milchkuͤhe, 2741 Jungvieh, 1538 Schafe, 1375 Schweine. |
Die Leda durchſchneidet das Amt in der Mitte, bei Leer einen,
—
faſt 1% Stunde langen, ſehr ſchmalen Bogen bildend, und faͤllt
zwijchen Leeroort und Ter— Muhde in die Ems. Sonft gibt es
eine große Menge Canaͤle oder Tiefen, wovon aber kein einziges
außer das des Warſingfehns zur Schiffahrt benutzt wird, die auch
ſaͤmmtlich nur unbedeutend ſind und theils im niedrigen Marſch⸗
lande, theils auf den Moräften des Amts entfpringen, 14 bis 1
Meile Länge haltend, Bloß eins, der fogenannte Wallſchloot, ift
größer; dieſer entfteht in dem Voͤllner Moor, und fließt nördlich
bis auf 24 Stunde von ber Leda, dann öftlich Big Stickhaufer
Amt, und bildet die Grenze zwiſchen den Beſi itzungen der Marſch⸗
und Gaſtbewohner. Die Deiche langs der Ems und Leda im
Süden bis zur Grenze nehmen 3500 Ruthen Laͤnge ein, und lie
gen in einer Deichacht,- die im Norden, Loga mitgerechnet, 3377%
Busen; in 5 Deichachten vertheilt. Diefe Deiche find beträchtlich
14 *
4
— — — —
ſtaͤrker wie im Suͤden und nehmen an Hoͤhe und Staͤrke zu, je mehr
ſie ſich dem Emder Amt naͤhern. Obgleich weit vom Meer entfernt,
ſind die Unterhaltungskoſten doch nicht gering, beſonders in Ober⸗
ledingerland, indem daſelbſt die Daͤmme durchgaͤngig hart am
Emsbette ſtehen, meiſt ohne Vorland, und oft ſehr ſteil find, des⸗
halb ſie an einigen Stellen mehr denn einmahl weiter landwaͤrts
haben verſetzt werden muͤſſen. Auch der Neermoormer Deich
macht oft betraͤchtliche Unkoſten. .
Es ift an einer andern Stelle erwähnt, daß bei Völln ein uralter
fogenannter Gonrebbersweg anfange. Die erfien Spuren deſſelben
trifft man bereitö bei Papenburg anz er foll zwifchen Voͤlln und
Böllnerfehn über die Meedlande gehen, doch erft 24 Stunde oft:
ſeits des Nordendes von Voͤlln und eben fo weit vom Wallfchloot
entfernt, wird er wieder fichtbar, und läuft ferner durch den Hamm:
sich in faft gerader Richtung auf Ihrhofe und Breinermoor an,
wie bie hin und wieder, befonders unter Groot= und Kütjewolde,
Tjuch und Ihrhofe noch vorfommenden deutlichen Spuren und Ue:
berbleibfel andeuten. Er ift da vom Wallfchloot ohngefähr 7%
Stunde entfernt, und an einigen Stellen 20, an andern 30 bis
40 Fuß breit. Weberlieferungen fehreiben den Weg einem Junker zu,
ber auf dem Zorenwarf, wo ber Weg beginnt, gehaufet und
nad) Breinermoor zur Kirche ging. Es foll der ältefte Fahr: oder
' Heerweg gewefen fein, den man fpäter feiner niedrigen Lage wes
gen verlegte, nur die Strede nordſeits Ihrhofe bis Breinermoor
beibehielt, welcher noch jest zum Heerweg dient. Man nennt ihn
überall den Luͤdeweg, und fo heißt auch noch der noch gebraucht
werdende Theil. Sehr glaublich iſt es, daß dieſer Weg zum Heerweg
gedient habe, aber bloß deshalb angelegt iſt er gewiß nicht, denn
er beruͤhrt außer Papenburg, welches noch vor 2 — 300 Jahren
bloß aus einer Burg beftand, und Breinermoor, kein Dorf, wie
doch fein müßte, wenn er nicht etwa feine Richtung auf Leer ge:
nommen, weldes aber nicht der Fall, Ein Blid auf die Charte
zeigt Har, daß es derfelbe Meg ift, der durch den Juͤmmigerhamm⸗
rich und bis Filſum laͤuft, und von da muß weiter gegangen ſein,
wahrſcheinlich — She und. ferner. zum Upflalsboom (vergl,
i
— 015 ——
S. 142). Zwar iſt nordſeits Breinermoor nichts mehr davon zu
ſehen, doch iſt da auch wenig oder kein altes Meedland mehr.
Das Leerer Amt hat durchgängig hoͤchſt fruchtbaren Marſchbo⸗
den, der jedoch: mehr zur Grafung ald zum Kornbau ſich eignet,
und am füdlichen Ufer der Leda, fo wie dem angrenzenden
Theil der Ems, und bei Leer am beften if. Der Sandboden ift
nordſeits der Leda fehr fruchtbar, füdfeitd etwas weniger; Heide:
feld gibt es faft gar nicht mehr, indem feit den legten 30 Jah:
ven das meifte cultivirt ifl. Viehzucht wird auf der Marſch ſtark
betrieben, Butter und Käfe in großer Menge und Güte gewonnen;
fehr wichtig ift die Pferdezucht, welche, nady dem Reiderlande, in
biefem Amt am ſtaͤrkſten betrieben wird, und fonft anfehnlichen Ge-
winn einbrachte. Zuchtſtuten halt man auf der Gaft und verfauft
die Füllen nad) der Marfch, wo fie auferzogen und nach vollende-
tem 3. oder 4. Jahr wieder verfauft werben; viele Bauern hals
ten 8, 10 und mehr junge Pferde, alte fieht man auf den Marfch-
pluͤtzen kaum. Hafer wird in großer Menge gewonnen. Rocken
auf den Sandfeldern, wo man. fich auch flarf auf den Bau der
Kartoffeln legt, die nach Leer verkauft werben und von da aus
nad Emden zc. gehen.
: Der nördliche Theil des Leerer Amts nebft dega und Stichau⸗
ſen, bildete im Mittelalter die Landſchaft Moormerland, der ſuͤd⸗
ſeits der Leda liegende, mit dem angrenzenden Theil des Stick⸗
haufer Amts, Oberledingerland. Nach Eintheilung der Provinz
in Aemter, war es adas reichite bevölfertfte von allen, denn ganz
Dberreiderland gehörte dazu. Nach der neuen Organifation von
41817 blieb Oberreiderland nicht nur davon getrennt, ed mußte
demfelben auch noch die Kirchfpiele Mitling und Voͤlln im Sü-
den abgeben, wodurch das Amt fehr verkleinert wurde. Es zer:
fällt in feiner neuen Geftalt, in die Amtsvogteien Nüttermoor
und Ihrhofez; jene, die Strede nordfeits der Leda in fich faf:
fend, hat die Untervogteien: Neermoor mit bem gleichnamigen
Kirchfpiel, Nüttermoor mit Nüttermoor und Veenhuſen; dieſes,
füdfeitö der Leda, die Untervogteien E3clum mit Esclum, Gros
tegaſt, Driever, Ihrhofe. Steenfelde mit Steenfelde und
— 0 —
Grootewolde. Es wird durch einen Oberamtmann, nebſt einem
Amtmann und zwei Aſſeſſoren verwaltet, welche zugleich die
Gerichtsbarkeit über die Stadt ausüben, und daſelbſt wohnen.
Zum Kirchfpiel Leer gehören folgende Derter:
Leeroort, eine chemals nicht unbedeutende Feflung, am. Zus
ſammenfluß der Ems und Leda norbfeit3, auf einer Erdzunge bele=.
gen, Sie beftand zuerft aus einem Blocdhaufe, das die Hambur⸗
ger, im Einverfiandnig mit den vırbündeten Hauptlingen, 1439
nach Eroberung der Xeerer Burg, von den Steinen derfeiben aufz
führten, um gegen die Streifereion Fockos aefichert zu fein. As
fie Emden zurüdfgaben, war Leeroort darunter ‚begriffen. .. Die.
Burg wurde 1502 von Graf Edzard erbaut- und ‚mit zwei Thuͤr—⸗
men verfehen. Die Lage machte. fie vorzüglich ſtark; weſt⸗, füds
und füdoftfeits floß der Strom, nordoftfeits niedriges Marfchland
ehe Damme, das bei jeder, nur mäß'gen Fluth, überfirömt. wur⸗
de, Graf Emo, Il. ließ gleich bei Antritt feiner Regierung 1528:
bie Feſtungswerke verflärden und einen neuen Zwinger anlegen.
Graf Johann wählte, die Burg zu feiner Wohnung. Graf Enno
UI, flarb dafelbii 1625.-: Im Zahr- 1611: wurde die Feſtung den
Generalftaaten auf 5 Jahre eingeräumt, als Unterpfand der Erfülz
lung Des, unter- ihrer Vermittlung, gitroffnen Dfterhufifchen Ac⸗
cords. Sie blieben aber bernach noch im Beſitz derſelben bis
4744, wandten auch viele Koften zur Verſtaͤrkung der Werke an.
Diefe Feſtung iſt nie eingennmmen und nur cinmahl belagert
worden. 4514 zogen die fächfifche Furſten davor, in der Meinüng,
dieſes Luſthaͤuschen, wie fie. e8 nannten, ohne Mühe zur Ueber:
. gabe zu zwingen; allein die Tapferkeit der Befagung, unter Ans
führung des wadern Jan. van Soeſt, widerſtand einer neuntägiz
gen Kanonade aus 18 großen Kanonen; zulegt, wie feindlicher
Seits alle Anftalten zum Sturm gemacht waren, nahm am 13.’
Juni bem Anführer bes Heerd, Herzog Heinrich yon Braunfchweig,
eine Kugel den Kopf und das Leben, welches die Aufhebung ber -
Belagerung und ben eiligen Abzug des Heers aus Dfffrichland
zur Folge hatte, Im ZOjährigen Krieg, wie bie Spanier oft
Streifereien in der Gegend machten, Mansfelder, Heſſen und
kaiſerliche Truppen die Provinz befegten, 'blieb Keeroort fo wie
Emden allein frei. Bid 1749 war eine preuffifhe Befagung im
der Seftung, die Burg aber fhon 1712 abgebrochen. Noch ſteht
der hohe innere Wall ganz da, fo wie der innere Graben, die
Auffenwerke find aber größtentheild abgetragen und auf die Stelle
"mehrere Häufer gebaut. Ein Fahr geht über die Ems, welches
für koͤnigl. Rechnung verpachtet, und ſtark benugt wird, indem
der Poftweg, nach und von Holland darüber geht. Nach Keer
führt ein fefter Steinweg, ber immer fahrbar ift, und nur bei
ſehr Hohen Fluthen überftrömt wird, indem noch jetzt die Strede
“ Zwifchen Leer und‘ Leeroort unbedeicht iſt. Nach dem Ruͤckzug
der Engländer aus Holland, zu Anfang 1795, errichteten fie beim
Faͤhrhauſe eine Batterie und befchoffen die jenfeit3 des Fluſſes
poſtirten Franzoſen, die. dad zum MWachthaus eingerichtete Faͤhr⸗
haus dagegen niederſchoſſen. —B
Die Halbinſel Neffe liegt zwar ſuͤdſeits der Leda, gehört aber
zur Leerer Kirche; fie ift gegen 500 Ruthen lang, doch nur 50
bis 100: breit und befteht. aus aufgefhlammten ‚ polderaͤhnlichem
Boden; ein Bauernplag nebſt zweien Biegeleien ftehen da, Sie
‚zählt, mit 2eerort 1297 €. —
Heisfelde, ein kleines Dorf nahe bei der Stadt im Norden,
mit Bollinghaufen 274 €, haltend. Es hat, wenn nicht- eigne
Häuptlinge, wenigftend unter gräflicher Regierung eine adlige
Burg, gehabt. Nur weiß man von deren Befiern nichts Be-'
ſtimmtes. Rudolf Girkfena, der 1533 flarb, natürlicher Sohn
Graf Uko's, hinterließ eine Zochter, Moetfe, die mit dem Häupt:
ling von Heiöfelde vermählt war. Der wadre Droft zu Lengen,
Sivefe, war aus dem Haufe Heisfelde gebürtig. Das Gut wurde
in der Matrifel von 1620 aufgeführt und gehörte damals Jooſt
von Diepholt. Adlige Freiheiten hat es jeht nicht. Die Burg
fol im Dorf geftanden haben. Ein Obfigarten daſelbſt iſt noch
ſehr ſteinig, und alte Gräben finden ſich vor.
—Bollinghauſen, nahe dabei, nördlich, am Seimnierbeeriig
nach Aurih, ein adliges Gut, den Erben. des 1822 verftorbenen
Freiherrn Onco von Rheden gehörig. Es gehört nur zum Theil
— 0720 —
zur Leerer Gemeine und war ehedem bauerpflichtig. Dedde Manſ⸗
ſen, Beſitzer deſſelben, uͤberließ 1614 ein ihm zugehoͤrendes Stuͤck
Land von 14 Graſen im Altbunder Polder an das graͤfliche Haus,
welches dafuͤr Bollinghauſen zu einem ritterfreien Gute, mit Frei—
beiten wie andre adlige Güter, machte, wovon bei jeder Regie—
rungsveränderung sein guter frifcher Hengft oder flatt deſſen
75. Rthlr. entrichtet werden follte. *) Das Gut, aus mehreren
Plaͤtzen beftchend, gehörte der Famılie des Verfaſſers, hernach,
noch unter fürftlicher Regierung, Fam das von Rhedenſche Haus
in Befis. Es iſt erfi vor einem Jahr mit in die Matrifel der
Kitterfchaft aufgenommen, und zwar, wie in dem Dokument ans
gegeben, anftatt der Matrifel von Heisfelde. Indeß muß früher
eine Burg da geftanden haben, denn ein gegen 20 Grafen großer
Kamp oftfeitd des Heerweges heißt noch das. Burgland, und auf:
ber höchften Stelle deſſelben ift der Boden voller Steine. . Der
Bater des verftorbenen Befigerd hat dafelbft ‚noch einen Keller
daͤmpfen laffen, nachdem er vorher oft darin nach Schägen gegra-
ben, aber nichts gefunden. Es hat jest eine Fleine Burg ober
Landhaus, und ein großes, vor einigen 20 Jahren noch: viel
vergrößertes Gehölz, welches 54 Diemath hält und vom vorletzten
Befizer zu einem angenehmen Park eingerichtet ift, welcher, nebft -
bem dabei befindlichen Wirthähaufe, von den Eeerern ſehr ſtark
befucht wird, befonders an Sonntagen, wo alle Gänge von Bes
fuchenden ‚angefüllt find, Ein auf. der dabei ‚befindlichen Inſel
angelegte3 Rofenberceau fpricht vorzuͤglich an; fonft ift außer zwei
Gartenhäufern noch ein fehr einfaches fleinernes Denkmal auf ei-
ner Heinen, mit Akazien bepflanzten, Inſel da, welches ber Be:
figer feiner Älteften Tochter Augufte, Gräfin von Bohlen, errich⸗
tete, die in Berlin flarb, Eine mineralifhe Quelle, deren Waf-
fer dem zu Nortmoor gleich kommt, fpringt dafelbft gleich beim
Eingang, |
Hoge Safte, 56 E., beſteht nur aus einigen, auf einer,
vom Marfchlande umgebenen, Sandhöhe (Gafte) flehenden Haͤu⸗
fern, Merkwuͤrdiger iſt der
f
2) Freſe Dſtfries- und Harlingerland ©, 357.
— 217 —
OPlytenberg, ein nahe bei der Stadt befindlicher Hügel von
60 bis 70 Fuß Höhe, 45 Fuß obern Durchmeffer, 550 bis 560
Zuß untern Umfangs, *) der nach einiger Meinung ein uralter
Grabhuͤgel ift, worunter die Afche großer Helden beigefegt wurde;
eine Meinung, die fich hören, ließe, wenn nicht die Größe. des
Hügeld zu fehr dagegen fpräce. Selten trifft man bergleicher
Hügel von nur halb fo großem Umfang an, und au das Ber:
haͤltniß der Hoͤhe gegen den Umfang ift bei alten Grabhuͤgeln
immer geringer, wie beim Plytenberg, Der Name hat die Ges
lehrten noch mehr: befchäftigt. Harkenroth macht einen Plutoberg
daraus und meint, daß die alten Friefen Pluto darauf verehrt
haben, fagt aber nicht, wie fie mit diefem alten Gott der Unter:
welt bekannt. geworden. Bertram will- ihn lieber für einen Bly⸗
beberg halten, weil die Leerer feit uralten Zeiten. auf dem Huͤgel
ſich beluftigt und: deswegen ihn Blyde-(Freude-) Berg. nannten.
Von Wicht, Wiarda und Freſe halten dafür, daß der. Name, yon
Pleiten herruͤhre und die Moormerländer darauf gepleitet, d. i.
Gericht gehalten haben, denn Plithan heißt im Altfrieſiſchen: zu
Gericht ſitzen. Dieſe Herleitung iſt ſehr wahrſcheinlich, nur
ſtreitet dagegen wieder die Hoͤhe des Huͤgels. Wohl waͤhlten die
alten Frieſen zu. Gerichtsſtaͤtten vorzugsweiſe Anhoͤhen, jedoch nur:
ſolche, die geringe Höhe, bei betraͤchtlichem Umfang, hatten, wie
bie Warfen, Wehrden, Zerpenz felbft der Hügel des Upſtalsbooms
erhebt fich nur ſchwach. Nirgends aber findet man Nachricht, daß
wuͤrkliche Berge ober Hügel dazu genommen wurden, Gei es auch,
Irrthum, daß. der Piytenberg ehedem auf 60 Schritt fich erhob, alfo-
faft zur Höhe bed Marienhafer Thurms, 70 bis 80 Fuß Höhe hat er
gewiß gehalten. Einen ſolchen, ziemlich fteil angehenden, Hügel zu
erfteigen, um vor der großen Verfammlung des Volks Recht zu fpre;
.
*) Nach Freſe (Dftfries: und Barl.:Land &. 172.) ift die Höhe, zufolge des Ober:
amtmarn Kettler Veſchreibung des Anıtd Beer, von 1735, 60 Schritt, der untere.
Burchmeffer 230, ber obere 40 Schritt. pe berupt wohl auf einen Irrthum;
vielleicht ſollen es Fuß fein; nur ſtimmt dann die Höhe und obere Fläche nicht
mit den jetzigen Verhältniſſen, erftere war vorher größer, lektere geringer ; indem
die Engländer 1795 den obern Theil abgeworfen und geebnet haben.
— 075: —
. den oder vielmehr zu ſchreien, denn die mehrſten häften am Fuß des
x
Hügels bleiben müffen, wäre doch ein wenig unbequem: geweſen.
Bertram möchte wohl Recht haben. Seit den graueften:
Zeiten ift der Piptenberg am zweiten Oftertage ein wahrer
Bliedeberg. - Hunderte Menfchen, jung und valt, verfammeln
fih auf demſelben und fpielen mit Eiern. Es ift eine Art
Fruͤhlingsfeſt. Die Kinder, die fih fröhlich herumtummeln, die
Eltern aus allen Elaffen, die mit ihren Kleinen: da3 kommende
Frühjahr begrüßen, die überall verbreitete anftäfidige Freude, das’
alles ‚bietet ein angenehnes Schaufpiel dar, Buden mit Eßwaa⸗
ven und Näfchereien für die Kinder, find 'errichtet. Leider ſchlei⸗
chen jich auch Trinfbuden ein, durch welche fpäterhin, wenn alle:
ehrbare Leute nach Haufe gehen, die unſchuldige — in u
ruf fommt. Die Polizei koͤnnte leicht abhelfen: =» = - £
Bemerkenswerth ift, daß, einer Tradition — vom —
berg aus, in fruͤhern Zeiten, jaͤhrlich eine Wallfahrt nach Marien⸗
hafe angeſtellt worden fein ſoll, wozu ein eigener Weg vorhan⸗
den war, bei Leer Conrebbersweg, weiter hin Oldeweg genannt,
welcher. durch den Leerer Hamrich, Nüttermoor und der (alten)
Kirche von Neermoor vorbeiging, auch jegt noch hin und wieder an
der Erhöhung bis Nüttermoor, von da bis auf eine Fleine Stunde:
hinter dem Neermoorer alten Kirhhof, an einem großen, faft zur.
geivachfenen Graben, — der alte Wegögraben genannt — zu ers:
kennen iſt. Die Marienhafer Kirche foll lange Zeit die einzige:
im weftlichen Dftfriesland geweſen fein; hiemit kaͤme obige Sage:
fißerein, indem die Einwohner jährlich zur bafigen Kirche ihre
Andacht verrichteten. Nach einer andern Sage war es ein Pros’
cefjionsweg nach dem Klofter Zhedinga und ferner nach Ihlo;
vielleicht und wahrfcheinlicher wandte er fi) zum Upſtalsboom,
fo wie die andern uralten Wege im Stickhauſer und Emder Amt.
. Die brei Kirchfpiele nordfeitd ber Leda liegen auf Sandboden
und erfireden fih bid zur Ems. Auf der Marſch findet man auf
der ganzen Strede von Leerort bis zur Grenze bloß einzelne
Pläge. . Ehedem hat da indeß ein Kirchdorf, Ofterwinfum, ges
fanden, ohngefähr in der Höhe von Nüttermoor, ‚dem Thedinger
— 900 —
NL
Vorwerk gegenuͤber, nahe an. ber Ems, deren Wellen es, ders
muthlih zu Ende bed 13ten — EEE Die
Kirchfpiele find:
41) Nüttermoor, bad nur geringen Umfang hat, 369 E.
zahlend. Es beftcht außer dem, 34 Stunden nordfeits Leer, auf
einer Gafte liegenden, von niedrigem, marfchartigem Lande umges
benen Kirchdorfe, aus dem größten Theile von Bollinghaufen,
Eifinghaufen genannt, und. einigen Plägen an der Ems,
worunter Jemgumer-Faͤchr, wo ein Fahr nach dem jenfeit®
ber Ems liegenden Jemgum if. Die außerdem zu Nüttermoor
gehörende Dexter ‚ThedingaersBorwerf, ein ‘großer Platz
an der Ems, Klofter Thedinga,.und Wüftenei, eine Go:
Ionie von 3 Häufer, find noch nicht dafelbft eingepfartz - bie
Reformirten halten ſich indeß zu der Gemeine, die Lutheraner aber
nad Leer. Kloſter Thedinga, nordfeits Bollinghaufen, nahe
am Deerwege, au8 :7.Plägen und Häufern befichend, nebſt einer
Mühle, war einft eind der angefehenften und fchönften Klöfter
und Abteien in Dflfriedland, Benediftiner -DOrdend. Nach Bes.
ninga ift es ſchon 7953 durch einen veichen. Groninger,. Hatebrand,
geftiftet, der demfelben einen Abt worfegte, welcher Theda hieß,
von dem dad Klofter den Namen befommen. Es fol damghls
4140 Nonnen und- eben fo viel Kaienbrüder befaßt haben.. ‚Es
Kann” wohl fein, daß es fo früh nicht geftiftet iſt; wenn aber
Wiarda behauptet, es fei zuerſt 1282 gegründet, fo flreitet das
mit ber Gefchichte, denn: in dem zwifchen dem Bifhof von Mün:
ſter und den riefen 1276 auf. Falbern getroffenen Vergleich,
fommt unter ben mit anweſenden Prälaten, fchon Hatebrandus,
Abt von Thedinga vor. Vielleicht ift das eine Gebäude 1282
neu gebauet, denn ed waren zwei Klöfter da, das eine: die Abtei,
für Mönche, dad andere für Nonnen. Focko Uken, in einer Fehde
mit Wigeld, Ritter Occo's natürlichem Sohn, befeſtigte das Klo—
fier und legte eine ſtarke Befagung hinein, Witzeld aber eroberte
ed 1399 und legte ed in Aſche, zerflörte felbft die Gewölbe. Acht
Jahr lang blieb das Kiofter wüfte und unbewohnt liegen. Deco,
ein reicher Mann von Emden, wurde 1498 Abt,. und. half. dem
—
—X
— 220 —
verarmten Kloſter wieder auf, kaufte viele Grundſtuͤcke, die er
zum Beſten deſſelben verwandte, legte auch eine Kornmuͤhle zu
Jemgum und eine Oelmuͤhle bei Emden an. Zu ſeiner Zeit
brannte das Kloſter mit den Oeconomie-Gebaͤuden und allem
Korn und Vieh, bis auf eine Kuh, ab; bloß die Kirche und Ab⸗
tei blieben ſtehen. Er erbauete alles wieder aus eigenen Mitteln
auf. Der letzte Abt war Homerus Beninga von Grimerſum, der
32 Jahr regierte, und 1557 ſtarb; die letzte Priorin Etta von
Dlderfum und Goͤdens, welche 1576, im Alter von 80 Jahren,
nachdem fie 30 Fahr Priorin gewefen, die Erde verließ. : Beider
Hülfen:deden große blaue Grabfteine, die noch jegt auf dem Kirch:
hofe liegen.. : Die Steine des Gebäudes ſchenkte Fürfiin Chriſtine
Eharlotte der lutherifchen Gemeine in Leer, zum Bau ihrer Kirche.
Ein Thor und eine Mauer find noch vorhanden, lettere, mit
‚ihren Zellenfenſtern, gehörte dem zweiten Klofter- Gebäude -an,
und ift jest. zur Wohnung benutzt. Dad anfehnlihe Wohnhaus
des jegigen Eignerd, bed Gutöbefigerd Thedinga, fleht auf der
felle, wo die Kirche geflanden, ber Kirchhof dient demſelben
zum Garten.. Ruinen ded andern, Klofter- Gebäudes, aus Stein-
bügeln beftehend, und. zu einer artigen Gatten » Anlage von dem⸗
felben ſehr zweckmaͤßig benust, fieht man ebenfalls noch, auch ha=
ben ſich die Namen Spinhaus und Nentmeiftershoff: noch erhalz
ten, fo wie Spuren davon im Steinfchutt, Die am Wege fle-
bende Kornmühle gehörte fonft zum Klofter. -.
2) Beenhufen, 13% Stunde nördlich Zeer, mit 271 E. Die
Kirche ſoll von den Steinen der Kirche zu Oſterwinſum, nach
deſſen Zerſtoͤrung, aufgefuͤhrt ſein. Das Dorf hat ſich in den
legten Zeiten durch bedeutende Anpflanzungen merklich verſchoͤ—
nert. Schwoog, auf dem Sande, und Kleihuſen, nebſt
Neu⸗Schwoog, ‚auf der Marſch, gehören dezu, auch Saut⸗
ler - Siel zum Theil.
5) Neermoor, vor Zeiten Ebermoor — auf Veen⸗
huſen nördlich folgend, Das große Kirchdorf, mit 754 €., wel-
ches auf eine Fleine halbe Stunde langs dem Heerweg ſich hin
zieht „ ‚befigt fchöne Pläge und hat feit den letzten 30 Jahren be--
t
— 21 m.
ſonders durch Theilung ber. großen Gemeinmweide, fich fehr gehos
ben und verfchönert, auch verdankt es der Thätigkeit des jetzigen |
älteften Predigerd Glinge, — es ftehen zwei an der Gemeine —
eine neue hübfche Kirche mit Thurm, eine neue Paflorei, Schuls
wohnung und Schule Die alte Kirche fland faft eine Viertel⸗
telftunde vom Dorf entfernt, weftfeitd am Wege nady dem Deich
und fol zuerft, fo wie die von Nüttermoor, eine Gapelle gewefen
fein, neben denen der oben erwähnte. alte Weg hinging. Der
Kirchhof ift noch vorhanden, zum Theil auch die fie umgebende
Mauer, Neermoor hatte eigene Häuptlinge; Uko, der erfle, den
die Geſchichte nennt, lebte um.die Mitte oder der zweiten Hälfte
des AAten Sahrhunderts, er war mit Amfe, einer Tochter des
Häuptlings.von Lengen, verheurathet und hatte einen Sohn, den
großen Focko Ukena. An wen die Befigungen: nach des letztern
ode fielen, iſt nicht befannt. Es müflen noch Häuptlinge herz
nach da gemwefen fein. Thaida Beninga, Erbtochter von Groots
bufen, die 1483 ftarb, war in erfter Ehe: mit Javo von Neermoor
vermählt. Ein Liauwe von Neermoor war, nach Beninga, mit
Ziabe von Visquard verehlict und hatte eine Tochter Bauwe,
die mit Sinelt von Sennelt verheurathet war, viclleicht iſt jener
mit Javo eine Perfon.. Die Burg war fchon zu Emmius Beit
‚nicht mehr, bloß noch Ruinen davonz jebt fieht man nur noch
einen Hligel, von grafendem Vieh bededt, der Sage nad bie
Geburtöftätte eines der größten friefifchen Helden.
ir Kirche gehört Terborg, ein Eleines. Dörfchen an ber
Ems, nebft einigen einzelnen Plägen. dafelbft, und ein Theil
vom Sautler- Siel, zufammen .145 € Nordoͤſtlich Ros
rihmoor, 283 €, und Königsweg ober Warfingss
febner=Polder, 112 E., zwei Colonien ‚auf dem. Moor,
welche erft 1822 bier eingepfarrt find, darauf folgt Warfingss
fehn, welches 1736 durch den Doktor Warfing angelegt ift, und
feit-den legten 40 Jahren fehr in Aufnahme gekommen; es zaͤhlt
jest fiber 100 Häufer und 505 Einwohner, worunter 12 See-
31: Torfſchiffer, auch find 2 Kornmühlen da und eine Schiffs:
bauerei. Es ift, als lutheriſch, zum angrenzenden Hattets⸗
haufen, im Auricher Amt, eingepfarrt, die Grenze zwiſchen bewven
Kirchſpielen erſt vor ein paar Jahren genau beſtimmt.
Von den ſuͤdſeits der Leda befindlichen Kirchſpielen, liegen drei
am Rande der Gaſt, die drei uͤbrigen auf der Marſch an der
Ems; letztere ſind jedoch nur klein, zuſammen nicht viel uͤber 600
Seelen enthaltend, auf einer Ausdehnung von 24 Stunden
Size. Zuerft
4) Esculum, 180 &, an der Leda, ſuͤdſeits der Halbiaſel
Neffe, mit einem Siel, ber 1775 von Holz ‚neu gebaut ift und
14 Fuß Weite hält. Hier geht ein Faͤhr über. den Fluß, welches
für Rechnung der Krone verpachtet und ſtark gebraudt wird,
Heerenborg, aus einigen Plägen beftehend, mit 64 €., ges
hört zu dieſem Kirchfpiel, welches im. Ganzen 244 €. hat.
5) Driever mit 149 €, au. der. Ems, fammt Ter-Muhde,
44 E., im Norden, Weefeborg, 21 €, im Süden; bei
lesterm Ort ift der größte Stiel ded Amts, 17 Fuß im Lichten
weit.. Er riß in dem Sturm vom Aten Mär) 1817 aus, und im
Deich entftand ein großes Loch, 37 Fuß tief, 130 Fuß weit, fo
daß das Waſſer ganz Oberlebingerland burchfirömte. Rundum
den Kolf, auf 1000 Schritt Entfernung, fah alles einem Chaos
ähnlich, Klumpen von Erde und Darg, manche von ungeheurer
Größe, lagen überall herum gefprengt, und in noch größerer Ent—
fernung. war alles mit Schlamm und Sand bededt. Fruchtlos
waren mehrere Berfuche, den Siel zu dämpfen, erfi am 14. Mai
gelang ed, bis dahin fah man Ebbe und Fluth in Oberledinger-
land, wie hundert Zahr fruͤher im Emfiger; das Grad war ver:
borben, Fein Vieh konnte auf die Weide gehen, noch Korn ges
füet werden; 3 Menfchen verlohren bei der Ausbefferung ihr Leben.
Ter-Muhde, aus vier ſchoͤnen Pläben beſtehend, Leerort ge-
genüber, war fonft ein Klofter, 1360 zu Ehren des heil, Johan:
nis erbaut. Es wurde dabei Sahrmarkt gehalten und das, jetzt
zu Esclum befindliche Faͤhr, ging von da nad)‘ Leerort, fiber die
Leda. Die Gebäude find 1556 abgebrochen, die Steine der Ge:
meine in. Jemgum, zum Bau einer neuen Kirche, gefchentt, und
die übrigen Materialien zu den Werken: von Leerort verwandf,
— (005 —
Der Orden muß indeß noch im Beſitz geblieben fein, denn erft
1561 überließ ber legte Gomthur die Güter der Gräfin Anna, die
ihm dagegen außer 200 GI. zum Abtrag feiner Schulden, eine
jährliche Leibrente von 100 Gl. für fih und 30 Rthlr. für feinen
Sohn, bewilligt. Die Fundamente der Gebäude find noch be,
6) Grotegaft, 69 E., füdfeits Driver. . Dazu, nordfeits,
Dorenborg, 49 €, welches fchöne Plaͤtze hat, im. Shden.
Eoldemünfe, 37 €, dann Hilfenborg, 53 €, ein Eleis
ned Dorf. Goldemünte foll ein Klofter gewefen fein, Spuren
eines breiten Grabens fieht man noch da, fonft aber. nichts, außer
Steine im Grunde, auch melden die Chroniken nichtd davon.
Da indeg der Biſchof von Münfter, bei einem Zuge in. Ofifties:
land, feine Neiterei zu Coldemüntje einquartirte, ſcheint es, daß
damahls die Kloftergebäude noch vorhanden waren; ein paar
Bauernpläge allein, woraus. es jett RE konnten die Manns
ſchaft nicht aufnehmen.
7) Shrhofe, ein großes Kirchfpiel von 1157 E., welches fi
norboftfeitd an Breinermoor anfchließt. Das Kirchdorf, 301 E.,
wurde in alten Zeiten Sderhafe genannt. Folmhuſen, 273€,
ein großes Dorf im Nordoften, gehört dazu, nebit Hoheklinge,
83 E., eine feit 1785 entfiandene Colonie, ein Theil von Moor:
bufen mit Königsfehn, auch Grewenborg genannt, 2 Häus
fer an ber Stidhaufer Grenze, und am Rand der Gaft, an deſſen
Fuß einige Stüde niedrig marfchartig Land, mit moorigem Un:
tergrund befindlich, welches das Eigne hat, daß es im Winter,
wenn die Gegend unter Waſſer ſteht, ſich in die Hoͤhe hebt, und
trocken bleibt. ) Kerner: Ihren, 198 E., ſuͤdoſtſeits des Kirch⸗
dorfs mit Ihrnerfeld, 424 E., eine vor 80 Jahren zuerſt ges
gründete, feit 1785 erſt ſich ausgebreitete Golonie, Tj uch, 60 E.,
Smwoog, ein Plab, der größte Theil von Klein: Wolde, 42E.,
*) Nah Frefe — gebne, ®. 47 — ſollen die Häufer ſelbſt auf dem niedrigen Grund
fieben und mit aufgeboben werden. Dies ift unrichtig, eben wenig fliegt die Kos
Tonie bei Ihren, welches auf hohem Sandfeld liegt, ſondern eine Stunde davon -
entfernt. |
—
fl —
dann Luͤtjegaſt, 16 E., zwei Pläge auf. der Marfch, nicht weit
von ber Ems; bei. demfelben: liegt. eine Anhöhe mit einem Haufe,
Olde- oder Ammermanns-Bülte genannt, wo vor einigen
Jahren Menſchengebein ausgegraben. worden; vielleicht ſtand da
eine Capelle. Zwiſchen Ihrem und Folmhuſen liegt der Renke-⸗
oder Reckeberg, eine Anhoͤhe und alter Grabhuͤgel, worin man
vor Zeiten Urnen mit Aſche und Knochen, gefunden. *) Vielleicht
hat Ihrhofe auch Häuptlinge gehabt. Unter Graf: Edzard’s und
Enno’3 Regierung war ein Jelke von Ihrhofe Droft zu Berum
und Anführer eines Theils feines Heers, als folcher er 1530 das
3000 Mann ſtarke Belagerungsheer vor Efend befehligte. Daß
folcher ein bloßer Bauer. gewefen, darf man nicht annehmen.
Man zeigt noch die Stelle, wo eine Burg geflanden, Efjeborg ges
nannt, unweit dem Kirchdorf, fo nah Bertram ein Geblfch mit
zugewachfenen Graben enthielt, jegt eine ſandige Fläche.
8) Großwolde, füdlich folgend, ift Fleiner, 351. E.. zählend,
wovon 280 auf daB Kirchdorf Fommen. Von Klein oder
Lütje-Wolde nördlich gehört nur ein Haus dazu, fobann ein
Zheil von Huusftede oder Huffchlag im Often, Colhuſen,
fo nur ein Haus ift, und MWoldmerfeld, eine. feit .20 Jahr
angebaute Golonie mit 71 E. Auf dem Moor gibt eö.verfchiebene
Heine Meere, als dad Rode, Wildes, Brillmeer u, a,
deren Waffer vorzüglich gut zum! Röthen des Flachfes iſt.
- 9) Steenfelde, mit 776 E., ift Iutherifcher Religion. In
der Kirche des 326 E. zählenden Hauptdorfs entdedte man 1681
hinter dem Altar in. einem ‚ausgehäuenen Stein, mehrere fehr
Feines Gebein in feine Leinwand gewidelt, welches, einem das
bei befindlichen Zettel zufolge, die Gebeine. des heil. Franciscus
fein follten. Ein Ort bei :demfelben heißt Klofier. Dafelbfl
fol, der. allgemeinen Säge nach, ein. Nonnenkloſter geſtanden ba-
ben, welches ſpaͤter nach Midling verlegt worden. Noch ſind im
Hamrich die Spuren eines durch denſelben zwiſchen dieſem Dorf
und jener Stelle gegangenen alten Weges zu ſehen. Steen—
felder-Fehn, 139 E., gehört zur Kirche, nebſt Flachs⸗
*) Bertram und fein Nachfolger Norman, machen irrigerweiſe eine Höhle dataus.
— 1005 —
meer, 108 E., eine. Colonie, vor ohngefaͤhr 100 Jahren zuerſt
angefangen, und Steenfelderfeld, 203 €., das zum: Theil
eben fo alt, doch erft feit ohngefähr. 45 Jahren mehr angebaut
if. Die Häufer haben in diefem Kirchſpiel nicht das fchöne rein⸗
liche Anfehn der nörblichern; ‚viele find. bloß..von Fachwerk mit
Lehm. Bäume trifft. man aber fehr viele an, ſowohl hier als. in
den vorerwaͤhnten Dörfern, wodurch die Gegend in. der. Ferne
das Anfehn, eines zwei Stunden langen Waldes hat, denn, auf ſo
weit dehnen fich bie ben unmittelbar einander Imbhrenbe Kirche
— aus.
ZSerrelichkeit — 2%
- Diefe Herrlichkeit, gewöhnlicher Loga genannt, ift erft fott
defhaffen. Sie hat, fo viel man weiß, keine eigene Häuptiinge
gehabt. Graf Ulrich II. belehnte den Obriften Erhard Ehrentreu—
ter, Commandant der holländifchen Garnifon im Emden, 164%
mit dem beiden Dörfern Loga und Logaberum. Nach deffen Tode
erhielt’ fein Schwiegerfohn, der Graf Guftan Wilhelm von Jarls⸗
berg; Freiherr von Wedel, dänifcher General: Feldmarſchall/ beide
Dörfer wieder zur Lehn, trat aber foldhe 1713" feinem zweiten
Sohn, Erhard Freiherrn von Wedel ab, deſſen Nachkommen 1776
in: den Grafenſtand erhoben worden, worauf das Lehn am 19.
Febr. 1776 vom Könige von Preuffen allodificirt und zu einer Herte
Uichkeit ernannt ward, ‘gegen eine jährliche Abgabe von 100 Rthlr.
‚Der Graf’ Elemend- Auguft von Wedel, Herr von Goͤdens und
Evenburg, Urenkel des Feldmarſchalls, iſt jetziger Beſitzer der
‚Herrlichkeit, welche im Süden an die Leda, im Oſten an das
Stickhauſer, nord- und weſtſeits an das Leerer Amt grengt, 740
O Meilen Oberfläche hält, theils aus fehr guter Marfchboden,
größtentheild aus Sand nebft Heidefeld und etwas Moor beftes
hend, und 1169 Einwohner zaͤhlt, auch 2 Korn» und eine Del:
müble. Zerner 210 Pferde, 676 Stüd Rindvieh, worunter 443
Milchkuͤhe, 140 Schafe, 45 Schweine. Sie hat ein Patrimonial-
gericht: und zwei Kirchfpiele, nemlih: u Ze
Ä 15
— 006 —
) Loga, ein anfehnliches, recht huͤbſches Dorf, das ſich im den
letztern Jahren viel verſchoͤnert, und beſonders nach der Seite von Leer
bin, bedeutend vergrößert hat, Es liegt Stunde oſtſeits Leer,
und hat mehr das: Anſehn eines Fleckens wie bloßen Dorfs,
fämnitliche Straßen. gepflaſtert und mit artigen kleinen Haͤuſern
beſetzt. Nach Eroberung Hollands durch die Franzoſen, begaben
ſich viele oraniſch geſinnte Hollaͤnder hieher und trugen zur Aus:
bildung und Verſchoͤnerung des Orts mit bei. Die Kirche iſt refor⸗
mirt, der groͤßte Theil der Einwohner aber lutheriſch, zur Loga⸗
berumer Kirche ſich haltend. Die Zahl der Einwohner betraͤgt
914, worunter viele Catholiken, auch einige Judenfamilien. Das
Dorf liegt nur einige Minuten vom Fluß entfernt, wo ein Faͤhr
übergeht, neben dein eine große Kornmuͤhle ſteht; im Dorf ſelbſt
iſt eine Oelmuͤhle, dem Kaufmann Schreiber gehoͤrig, die zwar
von Pferden getrieben wird, aber doch .täglih 5 Tonnen Saat
verarbeiten kann. „Hier fieht auch das. gräflihe Schloß, Even:
burg genannt, welches. der Obriſt Ehrentreuter erbaute und nach
. feiner Scmahlin, Eva von Ungnad, benannte, Es iſt ein regel:
mäßiges Viereck, mittelmäßiger Größe, und mit einem: Graben
umgeben. Der daneben auf englifche Art angelegte große Garten
bietet einen angenehmen Spagiergang dar, und ſteht jedem offen.
Sonſt fteht noch ein Schloß: Philipsburg, in. dem Dorfe,
welcheö der verwittweten Freifrau von Cloſter gehört, ein nicht
großes einftödiges Gebäude; Der dabei befindliche Garten zeichnet
ſich durch geſchmackvolle Anlagen aus, mehrere reitzende Partieen
darin erfreuen das Auge des Beſuchers. Nahe beim Dorf im
Weſten das kleine, bın Grafen gehörige, Gebuͤſch Möhrken, mit
Spagiergängen und einem hübfchen Weinhaufe, welches von ben
Leerern ziemlich haͤufig befucht wird. Von. Nettelburg, ſuͤd—
ſeits der Leda, gehören -einige Pläge mit 56 E., hier zur Kirche,
“ Im fiebenjährigen Kriege. traf Loga ein hartes 2008. Die zü= _
gelloſe Auffuͤhrung des Conflansſchen Freicorps hatte vorzüglich
die Landleute in Wuth geſetzt Alles erhob ſich gegen bie. fran⸗
zoͤſi iſchen Raͤuber. Eine Abtheilung Bauern aus dem Auricher
Amt, 5 — 600 an der Zahl oder ‚mehr, ‚508 auf Leer. zuz in
Loga ſtellten fi ihnen 500: Sranzofen mit. zwei Kanonen entge⸗
gen. Die Bauern mußlen. fliehen, 40 von ihnen blieben auf dem
Wahlplatz, der Feinde nicht viel "weniger. Letztere pluͤnderten
darauf Loga aus, obgleich. folches gar Feinen Theil an’ dem Auf:
flande genommen; das geäflihe Schloß ward, ber Salvegarkie
ungeachtet, aufgebrochen; die koſtbaren Möbeln theild mitgenom;
men, theild zerſchlagen. Alles Geld und fonflige Koftbarkeiten
wurden aus den Häufern geraubt; wer nicht gleich alles anzeigte,
ermordet. 16 Perfonen zu * und Logaberum em auf bie
Art ihr Leben ein. {
2) Logaberum, ein lutheriſches Kirchfpie, mit 355 €, u
Stunde norboftfeit3 Loga, wobei mehreres Gebuͤſch ift, ‘der. Herr:
Schaft gehörig, und noch mehr junge Holz Anlagen, die in gutem
Wuchs ſtehen, und bis zur Stickhauſer Grenze ſich hinziehen; bis
fo weit auch ber, neben dem Weg durch die ganze Herrlichkeit ge:
hende Zußfteig, welcher durch einen kleinen Graben vom Fahrwege
abgefondert und in geringe Diftanzen mit weiß angeftrichenen
Pfaͤhlen beſetzt iſt. Dergleihen Fußfleige, fo bequem fir den
Manderer, trifft man leider nur wenig an, nicht einmahl in regel—
mäßiger Ordnung um die ehemalige Reſidenzſtadt. Der Graf hat
ſich durch die Anlage deſſelben ſehr verdient um den Fußreiſenden
gemacht, auch nimmt es ſich gut aus. May — aus wenigen
Plaͤtzen ſuͤdſeits —5 acht — |
Amt Werner |
E⸗ beſteht aus zwei Theilen, durch die Em getrennt. Der
weftliche gehört zu Reiderland, im Mittelalter eine ber größe
ten Landfchaften des frieſiſchen Freiſtaats. 2 bis 3 Meilen breit,
oft» und nordfeitd von. ber Ems begrenzt, dehnte es fich füdfeits
in einer Länge von 9 Meilen bid zur Provinz Drenthe aus. Die
öfiliche Grenze war die Tjamme und ferner die Ee, bis zum
ı15*
— 970 ——
Ausflug in der Ems, die in großen Kruͤmmungen da floſſen,
wo jest ber Dollart wogt; Die. Tjam, deſſen oberer Theil die
Sype genannt ward, entfprang in der Provinz Gröningen ,. in
den Moräften von Meden, nicht weit von der Pefel: A, flog Wes
fleriee und Heiligerlee norbweftfeitd vorbei, dann durch das ‚Doft:
wolder Meer zwifchen Zinferwolde und Beerte durch nach der img
Dollart untergegangenen Niklaaskerk bei Oftfinferwolde- und ferner
in.die Ehe. . Das Bette ift, fo weit es durch das alte und neue
Land. geht, noch.überall zu erkennen, obwohl größtentheils ver;
fhlammt. Alles was füds und oftfeit3 dieſes Fluſſes lag, gehörte
‚zum Reiderlande,. alfo auch Beerte, Winfhoten, Wefterlee u. a.
Derter im jetzigen Oldampt, fo wie die ganze Herlichkeit Mefters
wolbe, welcdye vormahls Shdreiderland hieß und den größten, aber
ſchlechteſten Theil deffelben ausmachte. Wann die Landfchaft fich
teilte, ift nicht genau bekannt; ſchon 1316 erfannte Wefterwolde
den. Bifchof von Münfter als Lehnsherrn an; der übrige bei Oft:
friesland verbliebene Theil, wurde in Ober» und Nieder- Reiber;
land eingetheilt, welcher durch einen niedrigen von der Ems bis
zu den Poldern laufenden Deich, der Muusdyk genannt, getrennt
wird. Ein neben demfelben fließender. Fluß, deſſen Bette noch
hie und da zu erkennen, foll der ganzen Landſchaft den Namen
gegeben haben. Doch nimmt man gewöhnlid an, daß ed von
den am Ausflug der Ee gelegenen Flecken Ofter- und Wefterreide
benannt worden. Nach Einteilung der Provinz in Aemter, wurde
Oberreiderland zum Amt. Leer, Niederreiderland zum Amt Emden
gefhlagen. Die holändifche Regierung trennte ganz Reiderland
von DOftfriesland und legte es dem Departement Groningen bei,
von dem es erft nach dem Rüdzüg der Franzoſen aus Deutjchland
der Mutterprovinz wieder gegeben wurde. Duck das Organifati-
ons-Decret vom 24. Juni 1817 find daraus zwei neue: Aemter,
Weener und Jemgum, gebildet.
Bom Amt Weener, in feiner jegigen Geſtalt, grenzt der weft:
liche Theil nordfeit3 an da3 Amt Iemgum, weſtſeits theils an
baffelbe, theild an die Provinz Gröningen, wo bie A auf einer
Stunde Länge die Grenze macht, hernach ein kleines Tief, der
ee 219 ee
Moor:Stoot genannt; füdfeitd an den Kreis Meppen, im Oſten air
bie. Ems, Der öftliche Theil. wird im Weften von der Ems bes
gränzt, ſuͤdlich vom Kreis: Meppen, oͤſtlich vom Stidhaufer und
Leerer. Amt, nördlich‘ von legterm.. Die Ausdehnung weſtſeits der
Ems ift. geringer wie vorher, indem die, fonft zu Reiderland: und
alfo dem Amt Leer gehörende Kirchſpiele Bingum, Holtgaſte, Boͤ—
merwold, Davon getrennt und dem Jemgumer Amt beigelegt. find,
Die zur. Bingumer. Commune und Kirche gehörende Ortfchaft Col:
dam, welche bei der neuen Organifation davon getrennt wurde,
und dem Amt Weener- verblieb, ift im Auguſt d. 3. letzterm wie:
ber: genommen’ und dem Amt Jemgum zugelegt worden. Dages
gen dem Amt die ſonſt zu Leer ‚gehörende Kirchfpiele Mitling und
Voͤlln, oftfeits der Ems, zumuchfen. Es hat, weftfeits ber Ems,
ein ziemlich regelmäßiges Viereck bildend , ‚ohngefähr. 2, Meilen
Länge. von: Mord:zu Süd, bei 114 M. Breite, im Oſten der Ems
4 M. Länge, A — aM. Breite und: int ganzen ohngefähr
354 Meilen Oberfläche ;. worunter nur einige hundert Diemath
Heidefeld, beinah Meile Hochmoor, % — 10Meile Sand:
und. angebautes Moorland. iſt, das übrige Marſchland. E& zählt
mit Ausſchluß von Coldam 10,685 Einwohner; hat, einen, Fle⸗
den, 9 andre Kirchfpiele, 29 Ortſchaften ausmachend, 3 abliche
Guͤter; 3- Schneides.9. Kornmübhlen, 5 Ziegeleien. An Vieh 2038
Dferde, 179 Ochfen und Stiere, 5189 ——— 3236 Jungvieh,
3528: Schafe2426 Schweine.
Die im Kreis Meppen liegende Henſchft — |
if dieſem Amte in Regiminalfachen untergeorbnet, gehört aber
fonft zur Juſtiz⸗ — von Dnalehd, Sie ‚at 3668 Eins
wohner.
Das Amt hat — — Marſchboden, „der — an
der Ems, von Weener bis zur noͤrdlichen Grenze, vortreflich iſt,
fi bis auf +4 Stunde landwaͤrts, nur um ein weniges geringes
rer: Guͤte, erſtreckt, und dem im. gegenuͤber ‚liegenden Leerer Amt
gleicht, auch ſo benutzt wird, Im Weſten iſt herrlicher Polderbo⸗
den; worauf Rapſamen und alle Arten Korn. in großer Menge. ge⸗
wonnen werden. * Sandacker, mehrſt fruchtbare Art, liefern
— (50 —
— —— —,—
Roden, auch viele: Kartoffeln ; beſonders bei Weener und Bunde,
ſo wie Rüben, welche dafelbft vorzuͤglich gerathen und häufig nach
Emden: verfandt werden. Selbſt die Moräfte hat. der emſige Rei-
desländer in den weftlichen Gegenden’ zu benutzen gewußt, und
Durch“ Weberfahrung von Sand und Erbe. zw einem feften, flets
fruchttragenden Boden umgteſchaffen. ‚Die; Produkte des Amts
werden theild nach Weener und Leer, die der Polder aber gemöhn-
lich nach er — — ER, von: den ———
—
An fließenden Gewaſſern iſt ueberfluß Das ingfe. kommt aus
dem Moor füdmweftlich Weener her, laͤuft nach Norden bis unweit
Holtgafte, dann Öftlih zum Bingumer-Siel. Ein andred-läuft
zwischen Halte und Werner in geringer Entfernung von der Ems,
Bei Bunde entſteht ein Tief, fo duch den. bafigen Polder und
ferner langs deſſen wefllicher Grenze ‚gebt, und dem’. Digumer
Siel zufließt; es ift, ſo weit es dieſem Amt angeht, nicht ‚größer
Wie ein breiter Schloot: Das hauptſaͤchlichſte Tief ift das, durch
‚den Altbunder Polder der Länge nach gehende, fo: wie das ſuͤd—
ſeits deffelben von Dften nach Weſten fließende; beide vereinigen
ſich bei Neufchang und geben erſt auf eine- furze Strede durch
bolländifched Gebiet, dann durch den Charlotten und Süder:Chris
fliatt » Eberhard3 -Polder, und vermittelft des Wymeerfter -Sield in
die A. Diefe A, welche auf eine ſtarke halbe Meile Länge, bis zu
ihrem Ausflug, die Grenze zwifchen Oftfriesland und Holland bil:
bet, bedarf deshalb: näherer "Erwähnung. Sie entfpringt im
füdmwefttichen Theil der nieberländifchen Provinz Drenthe, im. gros
gen Bourtanger Moor, in zwei Armen, Der Hauptarm, die Ruiz
ten: X, entfpringt ohngefähr 3 Stunden ſuͤdlich ter Apel, fließt an:
fanglich unter dem Boden durch, dann fichtbar in vielfachen Kruͤm⸗
müngen, Rooswinkel vorbei, rundum ter Apel und ferner norbwärts
durch Sellingen, Vlagtwedde und andere Feine Dörfer, bis zum
Hans Wedde — Sitz der ehemaligen Haͤuptlinge von Weſterwolde
S in deſſen Nähe fie den zweiten Arm, die Muſſel⸗A, aufs
nimmt, welche unweifEmmen ihren Urfprang hat, und mit zwei
kleinern Baͤchen vereinigt, Ooſtwedde vordeiflleßt. "Nach: dem Zus
ſammenfluß erhält: das Tief den Namen, Wefterwolder: 4,
wird bei Wedde fchiffbar und vergrößert fish. immer mehr. Bet
ulsda, Stunde nördlich Ate-Schanz, fallt das Pelelaer Fehn⸗
tief darein, und hier, wo es zugleich zum Tredtief von Groningen
dient, koͤnnen die größten einmaſtige Seeſchiſſe Darauf fahren. Es
fließt demnaͤchſt Neuſchanz im Weſten vorbei und faͤllt durch, den
Staatenſiel in den Dollart. Die Länge dieſes Fluſſes war ehe⸗
mahls über 10 Meilen ‚und noch jetzt über 8, wovon wenigſtens
3 Meilen ſchiffbar ſind. ) IE Rt La
. Die Deiche. am weftlichen Ufer der Ems nehmen 4486Y% R.
Laͤnge ein, eingerechnet die jetzt zum Amt Jemgum gehoͤrende bis
zur alten Grenze derſelben. Sie liegen in. zwei Deichachten: „der
alten Suͤderhammrichs⸗Deichacht, welche von. der, füblihen Grenze
bis zum Weener Siel geht, 2286024 R. Länge haltend,, und ber
Hberrheider, ‚von da bis Iemgumer Kloſter, zu 2200 R. Länge.
Die Länge des oſtſeits der; Ems, befindlichen ; Deichs kann gegen
41200 R. betragen, welche zur Dberledinger Deichacht des Amts
Leer gehört, Die Polder haben zwar auch noch Deiche, welche in
einer Deichacht, der Wymeerfter, und Bunder liegen, doch ‚find
nur ohngefähr 50 Ruthen dayon beim Wymeexſter ⸗Siel Seedeich,
alles. übrige ift doch Gruͤndung neuerer Polder Binnen: oder, Sla⸗
perdeich geworden. Der Siele ‚gibt es 11, nemlich 2 am, weſtli⸗
chen, 8 am öftlichen Ufer: der, Ems, am Dollart, unter denen ber
Holthuſer⸗Siel zu 12 Fuß Weite der größte iſt. Der Staatenfiel
im der A gehört zu Holland, er: iſt 1722 zuerſt gelegt, und ‚1820
erneuert, de En
Dad Amt wird durch ‚einen Amtmann nebft zwei, Aſſeſſoren "
verwaltet, und. iſt im zwei Amtövogfeien : Werner and Bunde
eingetheilt, Erſtere bat -3.Untervogteien : Meenigermoor, mif
gleichnamigem Kichfpiel, ‚Kerkborgum und Georgiwold ; Weener
mit Weener, Mitling, Voͤlln; Stapelmoo x. mit, Stapelmoor
und Velge. Letztere die beiben Unterpogteien Wymger und
Bunda, mit den Kirchfpielen: gleiches Namens. —
2) Es iſt alfo keinesweges ein bloßer Abwäferungs « Canal, wie in Frefe Oſtfries⸗
"und Harlingerland, ©. 386. angefügt. | yk.]
V Weener, ein großer, ſchoͤner und veicher Flecken mit
9383 Einwohner, unter 25° 1719” Länge, 53° 9 59 Breite, auf
der noͤrdlichen Spitze einer. Sandzunge liegend, die: nur im Süd:
weiten mit dem hohen Sandfelde zufammenhängt, an ‚allen übrie
‘gen Seiten von niedrigerm Marfhland umgeben; 1% Meilen
von Leer, 154 Meilen von. Neufchanz, 2: Meilen von Papenburg
‘and beinah 40 Minuten weſtſeits von der Ems entfernt. Har:
Fenroth meint, weil die Ems ſich daſelbſt mit der Haſe vereinigt
und fih wendet, hätte dad Beranlaffung: zur Benennung des
Orts gegeben, indem Wener oder Wenere, fo viel ald wennende
"Water (wendend Wafler) bedeute; eine Ableitung, die nicht viel
für ſich hat, und nur einigen Anfchein durch den Umftand ges
‚gewinnt, ‘daß in der Vorzeit die Ems fich nahe an ber Nordfeite
von Weener freiinte , der -weftliche Arm, deſſen bei der Beſchrei⸗
bung des Amts Jemgum näher.erwähnt wird, gerade aus nach
Norden lief, der öfkfiche Arm anfangs auf einer ſtarken Viertel⸗
Hunde u un: — ia — vom — abwandte
—— J
Im 13ten — wurde — eine Probftei. Auch
hatte ed eigene Haͤuptlinge, die, wie Harkenroth in einem alten
Dokunent will gefünden haben, zugleich: Pröbfte waren; wenn
dem“fo iſt, fo: müffen doch nachher beide Würden wieder getrennt
gewefen fein, wehigftens werden im'I5ten und A6ten Jahrhundert
"einige Pröbfte, als ſolche allein, nahmhaft ‚gemacht. Won den
Haͤuptlingen kennt man -nicht-einmahl die Namen, vermuthlich
„ aber haben ihre Nachfommen ſich noch lange erhalten, und viels
leicht iſt das Fraulein von: Lirfeld, letzte adeliche WBefißerin des
hlten‘ adlichen Guts, ein Sproͤßling dieſes Stamms. Sie lebte
noch’ vor einigen 40 Jahren und waͤr mit einem Freiherrn von
Wullweber verehlicht; welcher die Beſitzung an dem Kaufmann
Labberts verkaufte. Solche hieß und heißt noch das Lirfeldſche
Sat uͤnd beftand- ‘aus der Burg, mit einem daneben ftehenden
Day, Memmingäburg genannt, und einer Mühle, Letztere
gehört jeht dem Amts⸗-Aſſeſſor Kempe, der, mit einer der Töchter
des Kaufmanns Lübberts berheurathet — ſolche bei der Erbtheilung
re 0533 — '
’ — — —
t
erhalten; bie zwei andere Toͤchter deffelben waren nach einander
mit dem Kaufmann: Jan Heſſe W. ©. vermaͤhlt, der deshalb das
Hauptgut erbte, welches noch große adliche Freiheiten und Privis
legien hatı: Bon der Burg ift. 1785 oder 86 ber: obere Theil abs
genbrämen ;' der untere Theil, zu 20 Fuß Höhe, aber ſtehen ge⸗
blieben, mit einem neuen Dach yerjehen, und ald Scheune benutzt,
der Graben ‘zugleich gedämpft.: Vielleicht waren in der Borzeit
noch mehr adeliche · Site hier. So liegen hart am der Weſtſeite
des Fleckens zwei; 20 bis 30 Fuß hohe Huͤgel, jetzt Bollwerke
genannt, auf welchem noch. ſehr viele Steine im: Grunde vorkom⸗
men. Es ſollenada zwei Burgen geftanden haben. : An ber
Morbweitfeite des Fleckens findet man. ähnliche. Spuren, fo. aud)
auf einem Hügel im Suͤden, Y4 Stunde. vom öleden —
—— des — nach ——— | |
Weener ſpaͤter in Aufnahme — wie — E⸗
wird noch wohl im 17. Jahrhundert ein bloßes, vom Ackerbau
lebendes Dorf geweſen fein, da es weder Handel treiben konnte,
noch Fabriken beſaß. In fruͤhern Zeiten litt es oft ſehr durch
die Einfalle der. Muͤnſterlaͤnder. 1492 brannte der Biſchof den
Ort ganz ab; drei Jahr ſpaͤter, bei einem neuen Einfall, nur
einige Häufer, andere riß er nieder, ward aber beim Weenerſiel
von den Reiderländern zuchd getrieben. 1508 ſetzte Graf Edzard
einen Markt daſelbſt ein, der jährlich. auf Bartholomäi gehalten
wurde, hernach auf einen andern Tag verlegt iſt. Große Drang.
fale mußte der Fleden im fiebenjährigen Kriege, ‚beim Einfall des
Gonflansfihen Freicorps erbulden, - Der -barbarifche Oberft Camb⸗
fort ließ die angefehenften Einwohner des Fledens fowohl als
anderer Dörfer Neiderlands, in ben Kirchthurm werfen, und fo
er aa verfchließen, bis fie mit ſchwerem Gelde ſich gelöfet,
Mehr denn 50 Männer und Frauen lagen da, mande-4 bis 5
Tage lang; die Luft war verpeſtet von den Ausduͤnſtungen
und Ausleerungen fo vieler Menſchen in dem engen. Raum,
Bloß Waffer und Brod war ihre-Nahrung; erſteres uͤberzog ſich
gleich mit einem blauen Schleim, Beſſer betrugen ſich die Fran⸗
€
zofen im Revolutions- Kriege, als fie, nach dem Ruͤckzug der Eng⸗
länder Über die Ems, ſich in Reiderland verbreiteten.
Dem Pferdehandel vorzüglich verbanft Werner feinen Reich:
dee Seit: Anfang. des vorigen Jahrhunderts, ‚ober noch früher,
war: es Hauptſitz deſſelben, und noch bis vor wenigen Sahren
wurden ‘große Geſchaͤfte darin: gemacht; bie Pferde bis Frank-
reich und Italien, ſelbſt bis Rom und Neapel verſandt. Allein
ſeit von den letzten vier großen Pferdehaͤndlern 8 verſtorben find
und: einer den Handel aufgegeben, hat ſolcher ſehr abgenommen,
Zwar find‘ gegenwärtig 7 Pferdehaͤndler da, die noch viele Pferde
fuͤr eigene Rechnung oder in Commiſſion aufkaufen, doch kommt
ſolches dem fruͤhern Verkehr darin bei weitem nicht gleich, auch
macht man keine Verſendungen mehr nach fernen Gegenden. Der
Getreidehandel war fonft ebenſfalls lebhaft, ſeit Emden. feine alte
Rechte verlohren und die. Häfen an der Em3 frei geworben.
Doch Hat auch diefer Handel fehr abgenommen. 4821 liefen nur
47 Schiffe mit einländifchen: Produkten feewärts aus, doch meh⸗
rere. die Ems: hinauf nach Weftphaler, mit welchem der Activ⸗
handel: ziemlich lebhaft iſt. Auswärtige Produkte bezieht man
zum Theil direft, 1821 famen 67 Schiffe damit beladen an, un:
gerechnet die vom Münfterlande. Der Hafen iſt nur feicht und
Elein, weil folcher zu weit von der Ems entfernt liegt, auch der,
unmittelbar am Fledien befindliche Siel ſehr klein ift und des da:
durch. fliegenden Binnenwaffers nur wenig; bloß einmaftige
Schiffe können mit der Ladung einlaufen. In frühern Zeiten
war ber Hafen vielleicht beſſer, indem ein größerer Siel da lag,
allein ſchon 1645 oder 48 iſt folcher au und bagegen
der jeßige Fleine- gelegt.
Weener würde unendlich gewinnen, wenn es durch einen Ganal
mit dem weſtlichen Theil des Amts in Verbindung ſtaͤndel Erſt
dann Fönnte es ein: ordentlicher Handelsort werden, und zugleich
würde dadurch die’ Sommimication zwifchen dem füblichen Theil
der Provinz -und Holland fehr erleichtert. Schon als. Tredfahrt
allein wäre ber Ganal von großem Nutzen, da ber Weener und
Leer ſtarke Paffage zwifchen Holland und Mord: Deutfchland iftatg
— 055 —
findet, und man alsdann von Neuſchanz bis Weener, zu jeder
Jahreszeit bequem hin⸗ und herreiſen koͤnnte, welches jetzt im
Herbſt und Winter, des zum Theil ſchweren Kleibodens halber,
nur mit größter Beſchwerde moͤglich. Mehrmals ſchon iſt die
Anlage eines ſolchen Canals projectirt. 1696 hatte der Fuͤrſt
Chriſtian Eberhard ſich mit den Staaten von Groningen dazu
vereinbaret; allein die Stadt Emden, deren damals ſehr bluͤhender
Handel mit Muͤnſterland dadurch einen ſtarken Stoß wuͤrde erlit⸗
ten haben, brachte es beim Kaifer dahin, daß das Project unaus⸗
geführt blieb. Während den Jahren .1801 bi 1806 Fam bie
Sache von neuem in Anregung, Es : bildete fich. deshalb eine
Geſellſchaft, mehrft Weener Eingefeffenen ; der damalige. Capitain
Camp nivellirte die-Gegend 1805, und fertigte Charten darüber
aus ‚.: welche. zwei» Ganalliniert-angab, : die eine von Weener Über
Mühlenwarf, Befchötenweg und Bunde nach Neufchanz gehend,
Die andere nahe bei Mühlenwarf vorbei, gleichfalls auf Bunde
Der: Koften = Anfchlag: flieg auf ohngefaͤhr 100,000 Rthlr.; *) bes
reits waren, der Angabe nad, 576 Aftien ‚zu 20 Piftolen jebe,
gezeichnet. Allein, da die Stände: einen machgefuchten Beitrag
ablehnten, und die Stabt Emden gegen die Anlage, welche ihre.
Mechte ‚verlegte, proteſtirte, verzögerte fich ‚bie Ausführung, und
da bald. hernäch der. Krieg Preuffens mit Frankreich ausbrach,
dachte man nichtmehr daran.
Weener befteht gegenwärtig, außer dem. Handel, vorzůglich auch
von der Landwirthſchaft. Die Feldflur, iſt beträchtlicher, Ausdeh⸗
nung, oſt- und norbfeits: aus vortreflichem Kleilande beſtehend,
ſuͤd⸗ und weſtſeits aus einer großen Gafte von fruchtbarem Sande,
dann einer großen Gemeinweide, welche fih auf 4 Stunde wel:
lich ausdehnt, und weit 'einträglicher werben würde, ‚wenn: man
fie theilte. Sonftige bürgerliche Gewerbe: und früher erworbener _
Reichthum, fo wie der Aufenthalt des Amts, tragen zum Beſtehen
der übrigen Einwohner-bei; Im Ganzen hat der Reichthum und
Betrieb gegen — — — Der —
45 Nach Biarde ⸗ Vitfrieſ. eſchichte 10,8. ©. 3 — "nos 79,208 Athlr.
*
— OA —
gibt: es fehr wenige; bloß eine Genever⸗Brennerei iſt vorhanden,
eine Tabaksfabrik, 2 Bierbrauereien, 3 Zwirnfabriten, 1 Strumpf:
wirferei,:1,2ohgerberei, 1 Seilerbahn, 2 Kalkbrenneteien, 3 Zies
geleien, 1 Säge, 3 Kornmühlen, auch eine. Schiffäbanerei,; An
Handwerkern: 2 Goldfchmiede, 3 Kupferſchmiede, 2 Blechfchläger,
mehrere -Zeinenweber u. f; mw. Zwei Krammärfte werben jährlich
gehalten, eben fo viel Pferde: * fette — auf wa
viel Bieh fommt. ih.
Weener befteht aus eimer- — Hauptftrafe mit einigen Ne⸗
benftraßen; an erfterer ſtehen viele ſehr anfehnliche Haͤuſer, wie
man fie in mancher viel .größern Stadt vergeblich fucht, vom
Meichthum ihrer Erbauer zeugend. Zum Amtgericht ift eins
berfelben: angefauft und zwedmäßig eingerichtet. -Bon ſonſtigen
Öffentlichen Gebäuden iſt hauptfächlich die Kirche erwähnenswerth,
an der, zwei Prediger. ftehen; ein fehr altes Gebäude, welches,
wie Harkenroth aus der erwähnten alten Schrift anführt, vorher
. eine Burg gewefen. fein:foll; doch fieht der- Bau dem gar nicht
aͤhnlich. Ein fehönes Chor ziert.diefe Kirche, welches Graf Ulrich
4462 aufführen ließ, nor einigen: Jahren aber verkleinert iſt.
Bei Einäfcherung des. Fleckens, im: Jahr. 1492, wurde, zwar. die
Kirche:.mit verbrannt. * Doch. darf man: das im Mittelalter, fo
häufig vorlommende Verbrennen der Kirchen, Klöfter und Burgen;
nicht fo buchftäblich verftehen, Bloß das wenige, in den Gebäus
ben befindliche Holzwerk: und Dach mochte man abbrennen, den
Mauern, als Hauptſache, fonnte man, ihrer Dide wegen, mit
Feuer nichts anhaben, fü wenig wie den Gewoͤlben, daher rührt
es, daß folche Gebäude, nach ‘ihrer angeblichen ‚Verbrennung, noch
lange Jahre hernach beſtanden, felbft noch. jeßt, wie die Kixchen
zu Aurich, Eſens u. a. auch die zu Weener, „deren Chor 30. Sabre
vor. dem Brande ſchon erbaust war; und: dem Anſchein nach, noch
ganz in feiner alten Geſtalt, nur etwas verkleinert, da ſteht. Das
Gebaͤude befindet. ſich an der weſtlichen Seite des Fleckens; der
Kirchhof iſt 1820 erweitert. Kathobiben find zwar hier und
haben ſchon 1746 um Erlaubniß zur Stiftung einer Kirche nach—
gefucht, folche aber nicht erhalten, ‚und gehen nun nach Leer ober
V
— 057 u
Papenburg, ihre. Andacht zu halten. Das gut. eingerichtete
Armen: oder Gaſthaus, ift 3791 erbauet und enthält beinah
7100 Perfonen, die, fo viel moͤglich, nüglich befchäftigt: werden;
feit ein paar Jahren ift das Linnenweben darin eingeführt und dazu
5. Stühle in Gang, und hofft man, daß fich folche noch vermeh—
ren werden. -Eine fchöne Schule ift 180 auf Koſten der Ge—
meine eingerichtet; das Gebäude hält. 90 Fuß Länge, 31 Fuß
Breite, und befteht aud drei Abtheilungen oder. Stuben, die durch
in den Scheidewänden angebrachte Schiebethüren von Glas, zu
10 Fuß Höhe, 9. Fuß Breite, ſ — Bun. wieder in eins ver⸗
einigen laſſen.
Zur Kirche von Weener hbren Imehrene — * sähe
ſammen 1809 Einwohner zählen; nörblih, nahe: am Sledeni:
Buſchfeld oder Boswyk, ein. hübfches Landhaus mit großem
Garten. und Gebuͤſch, fehr.angenehm an ber. Ems, gelegen, dem
Commiſſionsrath von Groeneveld gehoͤrig; dann Hafeborg,: ent:
fernter Hornhufen, Köterep, Rukelborg, Tweehuſen,
fämmtlich einzelne .Pläge auf der Marſch, zufammen mit: 79..€,,
‚welche zwar zurchiefigen Kirche, ſonſt aber zur Commune: Kirch:
borgum gehören 5.ferner: 1. Plag von Dreehufen, mit 10 €.
Weſtſeits, 1/4 Stunde vom Fleden, Olde Pelmoͤlen (Alte
Delmühle), aus. drei Häufern beftehend, wo eine, jegt in. Weener
fiehende, Mühle geſtanden, und deshalb fo genannt, mit.18 E,,
und Broekhuus und Hüthuus, 5 E, daun Smarlingen,
235 €. Weiter weſtlich, in 34 bis 4 Stunde Entfernung: von. der
Kirche, ziehen fich bie. übrigen ; dazu ‚gehörigen Dörfer: hin, aus
zufammenhängenden Reihen Häufern beſtehend, denen ſuͤdſeits ſich
Stapelmoor anfchließt, nördlid MWenigermoor, Sie liegen. am
Rande der Saft, theild. auch weiter landwaͤrts. Zuerſt Holthu-
‚fen, ein .‚beträchtliched Dorf, von 300 €., nahe bei- Stapelmoor,
nebſt Holthuferheide, Ya Stunde weſtlicher, am Moor, mit
4167 €., und dem Gut Dedenfeld, weldes aus einer großen
Branntweinbrennerei, Landwirtfchaft und einer hauptfächlich fuͤr
die Fabrik arbeitenden Getreidemuͤhle beſteht, fo der, vor. Furzem
verfiorbene, Kaufmann Wilhelm Heffe, mit großen Koften ange-
— 055 —
Legt. Tich el wark, ein noch groͤßeres Dorf, zu 473 E.folgt
darauf im Norden, ander Poſtſtraße zwiſchen Werner und Nen-
ſchanz, fo wie das daran grenzende Befchotenweg, wovon
jedoch nur der noͤrd⸗ und oͤſtliche Theil, mit 453 E., zur Kirche
von Weener gehört, das uͤbrige zur: Bunder, zu welcher Com⸗
mune auch dad ‚ganze. Dorf. gehört, dann Mühbenwarf, 219
E., und der füdliche Theil von Wenigermpor, mit 360 E;,
welche beide Dörfer nebft — = — Wenigermoor
—
Auf den Weener Meedlanden ie — zwiſchen dem
gleden und Befchotenweg, nördlih Holthufen, trifft man einen
faſt bodenlofen Sumpf an, de Püttenboflen genannt... Hier,
Jautet die Tradition, follvein : Dorf oder Stadt geftanden haben,
Zelis oder Jellis genannt, die, in unbekannter Zeit 'ünterge-
gangen ‘oder verfunfen fein fol, wodurch jener Sumpf’ entfland.
Das Feld zwifchen dieſem Sumpf und Befchotenweg, führt nod)
‚heutigen Tages den Namen Jellisgaſte, und. der nörbliche
Theil. von Hoithufen: 't Stadt Ende, welcher in fehr alten
Handſchriften unter dem Namen thor Stadt: vom füblichen
Theil unterfchieden wird. Auch findet ſich unter den Kirchenpa-
pieren eine jetzt faſt unleſerliche Schrift, dem Anſchein nach aus
der Mitte des U6ten Jahrhunderts, welche des Orts erwähnt, ob—
wohl nicht beftimmt. "Alle diefe Umſtaͤnde geben ‘der Sage mehr
Gewicht, die an fich gar nicht unwahrſcheinlich iſt. Könnte nicht.
-auf- eben die Art ein’ Theil Reiderlands untergegangen fein?
9) Kirhborgum oder Karkborgum, "ein- Feines Kirch-
ſpiel von 266 €. und das einzige diefed Amts, ſo bloß aus Marfch-
land befteht, -und- zwar ber beſten Art. : Es liegt an der Ems
and enthält: Kirchborgum, wo bie Kirche fteht, mit 104 E.,
eine Stunde nordſeits Weener; Middelfteborgum, 20 E.,
gangerype, 59 E. Olde Sielke, Siepelborg, Greb-
bershoͤrn, einzelne Pläße, zufammen mit 41 E., und Feer-
ftenborgum, 42E.“Zwei Ziegeleien find in diefem Kirchſpiel.
Die zur. Kirche von Weener eingepfarrten Plaͤtze: Kukelborg,
Hafeborg, Boswyk, Hornhuſen nd Tweehuſen gehö—
— 2309
zen zu biefer Commune. Auch: foll-dine Burg. da geſtanden ha⸗
ben oder zwei, nemlich zu Kulelborg und Haſeborg, wei —
— noch mit Gräben verſehen ſind. |
: 3) Georgimwold, gewoͤhnlich Swartewold — 168
€. , Tiegt im -nörblichen Theil: bed: Amts, 124 Stunde nordweſt⸗
feits Weener auf einer vom - Süden. kommenden Sandzunge,
welche ſich oft» und: nordwärts in niedrigem Marſchboden, weſt-
feit3 in cultivietem Moor verliert, Dieſer Rüden, der fih nach
Süden hin immer. mehr erweitert; iſt von hier bis Stapelmoor
auf faft 3 Stunden Ausdehnung mit Dörfern befeßt, deren Haͤu⸗
* ſich faſt ohne Untetbrechung an einander reihen.
4) Weenigermoor oder Weenermoor, ein großes Dorf
— 578 E., auf das vorige: folgend. Die Kirche ſteht in einiger
Entfernung von dem ſehr langen Dorf am Heerwege, und iſt
4703 neu gebauet. Doch gehört nur der nördliche Theil des
Dorf mit 218 €. dazu, ſo wie zwei Pläße von. Dfeehafen
mit 22. E. Das übrige zur Weener Kirche. Dieſes Dorf, fo
wie das vorige, haben .nur mittelmäßigen: Marfchboden, das we:
ſeits daran grenzende Moor; Fehnbaute genannt, ift aber cultivirt
und gibt, guten Ertrag. Einer der. hiefigen Prediger, Hayko
Diddens, der 1749 eingeführt wurde. und 1771 ftarb ;.' machte
feinen Namen den ‚Gelehrten bekannt, Durch ein feltiames Werk:
Onderrigt. van .’t waare VVereldgestel ‘betitelt, worin er'zu
beweiſen fucht,. daß weder Copernicus/ moch Ticho de Brahe oder
andere Aſtronomen richtige Begriffe vom Weltſyſtem haben, die
Erde vielmehr unbeweglich auf einem en ——— Be
ohne Gegenfüßke.
5) Stapelmoor, win sub: Kicchpiel » von 1173 E. welches
ſchwerlich, wie der gute Harkenroth glaubt, ſeinen Namen daher
bekommen, daß es ſtapel moorig (voͤllig im Moor liegend oder
ertrunken) iſt, denn das Moor iſt eine halbe Stunde entfernt.
Das Kirchdorf, 633 E., liegt eine Stunde ſuͤdweſtſeits Weener,
am Rande der Gaſt, 7, Stunde von der Ems entfernt, bis :wo-
bin feine Flur ſich ausdehnt, daher es viele anfehnliche Pläge hat.
Die Kirche iſt in der erften Hälfte. bes. 45. Jahrhunderts, ver:
— 00 —
muthlich 1489, erbaut. : Im Dorf liegt das adlige Gut⸗ Spen⸗
ningborg, welches die Erben des Geh. Commerzienraths Groe⸗
neveld beſitzen; ed hat huͤbſche Anlagen, das Wohnhaus gehoͤrt
Unter, die: geſchmackvollſten und nimmt ſich vom Heerwege ſehr
gut aus. Vermuthlich iſt es ein alter Haͤuptlingsſitz; zwar gibt
es Beine Nachrichten darliber, aber daß das Gut adlig frei⸗ iſt, auch
die Jagdgerechtigkeit hat, ſpricht daflır ; mehr noch, daß eine Burg
bier geſtanden, auf derfelben Stelle, wo das jetzige Landhaus
ſteht, deſſen gewoͤlbte Keller — — der alten Burg *
Zur Kirche gehoͤren "U an
Stapelmoorerheide, 298 G, un: —— 6 E.,
ans Moor fich lehnend, fammt Diele,. ein: ‚Heines Dorf mit
224. €., fo ehedem eine eigene Kirche hatte, wenigſtens in bem
Brief, worin der gefangene Occo ten Broek die: Reiderländet
ihres Verpflichtung gegen ihn entledigte, ein: Kicchfpiel- genannt
wird. Diefed Dorf, nahe der Münfterfchen Grenze, hat ſchon
nicht mehr das fehöne reinliche Anfehen der. nörblichern, iſt vielmehr
mit meift alten räucherigen. Haͤuſern beſetzt. Es wurde 1647 von
den :Kaiferlichen theils abgebrannt, theild niebergeriffen und: die
Materialien zur Ausbefferung der Dieler Schanze verwandt. Erft
4755 iſt von diefem Dorf aus ein Weg, der Königäweg genannt,
auf Kofien der Kriegd= und Domainen: Sammer nah Bruwaal
‚angelegt und ‚dadurch Reiderland mit feinen Muͤnſterſchen Nachs
baren in naͤhere Verbindung gebracht; vorher ging bloß eine
Wagenſpur durch die Gemeinweide: . Der Weg -geht fübfeits
zwifchen. zwei Hügeln dur, den Holenberg und Remels:
berg, welche bei einem frühern Vergleich mit Münfterland (1463)
als Grenzpunft angenommen worden, fo. daß der unmittelbar
daran im Süden liegende Galgenberg an Münfter verblich.
Die Grenze ift indeß bis jegt, mehrmaliger Unterhandlungen uns
geachtet, nicht feft beftimmt, daher die Brumaaler ihr Vieh un-
ausgeſetzt auf ofifriefifhen Boden, fogar bis an Diele, treiben.
Bom Dorfe ab geht nach der Ems ein, vor ohngefähr 50 Jahre
angelegter Wehrdeich zur Abhaltung. des. aus dem. Münfterfchen
kommenden Waſſers, welches im Winter fehr hoch ‚aufläuft. Bei
i —— 241 De}
— —
. demfelben am Emsdeich liegen Kielhaus und Eynest, 9
Häufer mit 12 E., und einer Mühle, die zu diefer Commune ges
hören, obgleich unmittelbar an Velge grenzend. Im Süden dehnt
fich die niedrige Gemeinweide aus. Auf derfelben, 74 Stunde
vom Dorf, fieht man noch die Ruinen der im 17. Jahrhundert
berühmt gewordenen Dieler Schanze. Sie ift, in unbefannter
Zeit, gegen die Streifereien der Münfterländer angelegt; im 30jäh:
rigen Krieg nahm der kaiſerl. General Lamboy fie 1647 ein, nach
feinem Rüdzug aus der Provinz eroberten die Heflen fie wieder mit
Sturm. Während den Streitigkeiten mit Münfter, 309 der Oberft
Eiverfeld 1663 davor, .bewilligte dem entfchloffenen Gommandanten
und feinen 7 Mann eine ehrenvolle Gapitulation und befegte fie
mit 300 Mann; baute auch neue Wohnungen darin und warf
neue Auffenwerke und Bollwerfe auf, Im folgenden Jahr ließen
die Generalftaaten, als Verbuͤndete Oftfrieslands, durch ein dahin
gefandtes Corps, die Schanze angreifen, welches fie nach einigen
Tagen Befchieffend, am 24. Mai einnahm. Es war mit die Ein:
nahme dieſer Schanze, welche dem Bifchof von Münfter den Vor:
warıd zum Kriege mit Holland 1665, fo auch 1672 gab, in wel:
chem er fie 1672 wieder beſetzte, nachdem die flatifche Befakung
fie verlaffen; er wurde aber noch im November deffelbigen Jahrs
durch die Holländer daraus vertrieben, die ihrerf:it3 folche,
durch die Feigheit des Commandanten, den Münfterländern bald
wieder überließen, welche die Gebäude darin niederriffen und die
Feftungswerfe zum Theil fchleiften. Noch ift der Wall vorhanden,
etwa 900 Schritt haltend, nebft doppeltem Graben. Der innere
Raum dient jet dazu, das Vieh der Commune bed Nachts darin
inzufchließen. Bon biefer Schanze an gebt ein Wall anfangs
- grade gen Norden, dann nad Süben bis Dielerheide, welcher
noch ziemlich erhalten ift, und de verdekte Meg genannt wird.
Auf der Linie berfelben lagen mehrere Feine Schanzen, ald Braad—
pan, fo vor einigen Decennien abgetragen, Halve Maan,
eine Feine kaum noch fichtbare Erhöhung mit Graben, Hakel⸗
werk, nächft der Dieler Schanze, die größte in der Gegend, noch
mit. Graben verfehenz weflfeits davon Ste di voͤoͤr, oder: wie
| 16
| — 92 —
man jetzt ausſpricht, Sichtifoort, eine noch ſichtbare Berfchanz
zung mitten auf der Grenze der Doͤrfer Dielerheide und Stapel⸗
moorerheide. Gerade im Suͤden der Dieler Schanze 44 Stunde
entfernt, an der Ems, lag Kiek int Bus, eine kleine Schanze,
welche ſchon vor langer Zeit zur VBerflärfung bes Emsdeichs abge:
tragen; nur ein babei befindlicher Kolk, zeigt die Gtelle an;
Weiter hin nordöftlich, nahe am Wehrdeich, Kiek in d'Eems,
fo ebenfalld vor 50 Jahren abgetragen, zur Erhöhung des Wehr;
deichs, worauf der Name auf einen dabei liegenden Kolk überge-
gangen. Bei. Diele felbft, im Süden, hart am Dorf, fieht man
noch deutlich Refte zweier Eleinen Schanzen, de lütje Schans—
kes genannt. Von einer andern Schanze, die in diefer Gegend .
geflanden, dem Jemgumer Zwinger, weiß Niemand etwas.
anzugeben,
6) Bellage, gewöhnlid Velge genannt, 278 €. Das
Heine Kirchdorf mit 129 E. liegt auf niedrigem Grunde an. der
Ems, welcher den Deich bafelbft hart drängt, indem er von
Süden fommend, plöglih wieder eine ſtarke Beugung zuruͤck
macht. Im Winter und Fruͤhling leidet der Deich deshalb im—
merwaͤhrend ſehr, bricht auch wohl durch und das unfruchtbare
moorige Waſſer uͤberſtroͤmt die Felder. Die jenſeitige, eine Vier—
telſtunde lange, ſchmale Zunge, ſo durch die Beugung entſteht,
hat keine Daͤmme und koͤnnte leicht durchſtochen werden, welches
ben Lauf des Fluſſes regelmäßiger, und die Lage des Deichs ger
fiherter machen würde, allein die Einwohner von Tongſtrup wol:
den nicht darin willigen, weil das Feld ihnen zur Gemeinweibde
unentbehrlich iſt. —
Halte, 135 E., zu Velge gehoͤrend, an der Ems, iſt der
‚größte Grenzzollort landſeits, obwohl nur. aus wenigen Haͤuſern
beftehend. Die mehrften nach, Weftphalen gehenden Güter werben
bis hier direft aus Der See angeführt, auch von andern. oftfrie:
ſiſchen Häfen, und in flachbodigen Fahrzeugen (Pünten) uͤberge—
laden, fo 8 bis 15 Laſt tragen, 40 — 55 Fuß Länge, 13. — 16
‚Breite haben und von Pferden gezogen werben, doch auch, Segel
‚führen, . Dabusch entſteht hier lebhafter Tranſithandel, auf Koſten
t “
— 245 —
Emdens, weldes in fruͤhern Zeiten den Handel mit Muͤnſtexland
ganz allein. in Händen hatte... Die Lage zum Handel ift gut, ber
Einfluß ber Fluth und Ebbe hat das Flußbette fo. vertieft, daß
Seeſchiffe bis - 100 Laft hinankommen fünnen. Wie bebeutend,
der. Berfehr iſt, ergibt fich daraus, daß 1821 gradezu ſeewaͤrts 98
Schiffe ankamen, worunter mehrere von der Oſtſee, Norwegen ec.
viele, auch mit Lüneburger Salz für die Neu: Hannoverfchen Pros
vinzen. Zum Theil find die ankommende Güter für dad gegen⸗
über: liegende Papenburg beflimmt und werben hier verzollt, das
mehrfte geht die Ems hinauf nad Meppen und fonfligen Dertern,
des ‚ehemaligen Bisthums Münfter, etwas weiter. Berfandt wird,
dagegen: feewärtd wenig, bloß 40 Schiffe gingen im genannten.
Sahr mit Gütern ab, Eignen Handel treibt der kleine Drt nicht,
außer mit Eichenholz, weldes die Ems herab kommt und meiſt
nach Holland geht. Eine Schiffsbauerei iſt hier vorhanden für.
Schiffe von 50 bis 70 Lafl, aud eine Gägemühle., Halte iſt zu⸗
exit ein. Klofter Johanniter: Ordens gewefen , von welchem, fonft
feine, weitere Nachrichten: vorhanden find, eben wenig die Zeit. feiz,
ner. Aufloͤſung. Auf. der Eitefe fteht iegt.. das a; Beh
Nabe dabei. an ber Ems, Effeburg, zwei Plaͤte mit 14 E.
Hier war ſonſt eine Ziegelei, die in Hinſicht des Abſatzes —*
dem Muͤnſterſchen eine ſehr vortheilhafte Lage hatte, vor 10 Jah—
ren aber eingegangen iſt, weil das ausgegrabene Land keinen
Werth mehr hatte. Eine aͤhnliche Fabrik war. bei Velge, die be⸗
reits vor ohngefaͤhr 20 Jahren wieder eingieng, indem- man die
Erde dazu zwifchen. Diele und. Stapelmoor : mit Vagen herholen
mußte, welches zu koſtbar wurde. |
. 7) Böllen, oſtſeits der. Ems, Halte — ein Kicchſpiel
von 725 €., wozu Voͤllnexfehn, 325 €. gehoͤrt, das. 4
Stunde, öftlich der Ems, nahe am Moor liegt, jedoch, ſo wie das
nordſeits daran ‚grenzende. Steenfelder, vom Fehn bloß den Namen.
hat; fodann das Böllener Königsfehn,. welches vor ohnge⸗
faͤhr 40 Jahren zuerſt gegründet, und Handemakeree, ebenz
falls eine Colonic, beide auf dem Moor. Das Kirchdorf mit,
16*
— 244 —
400 €., zieht ſich auf einer halben Stunde Laͤnge langs der Ems,
in einiger Entfernung von derſelben hin; es hat eigene Haͤupt⸗
linge gehabt und drei Burgen: Eppenburg, Königsftradt,
Stuͤrmuͤnſter. Koppe Hatten ift der einzige befannte Häupt-
ling, ber die eine befaß und bewohnte, welche, auf Veranlaffung
der Groninger, 1442 von Graf Ulrich gefchleift wurde, Die andere
Burg, deren Beſitzer nicht bekannt, ließ Graf Edzard 1494, in der
Fehde mit Muͤnſter, befeſtigen, hernach aber die Feſtungswerke wie-
der eingehen. Stuͤrmuͤnſter ſoll von den Frieſen noch fruͤher gegen
die Streifereien der Muͤnſterlaͤnder aufgefuͤhrt ſein, und daher den
Namen erhalten haben. Schon vor 100 Jahren war keine dieſer
Veſten mehr vorhanden, bloß noch die Stellen ſind zu ſehen, ſo
wie dieder Hampoeler Schanze, welche 1663 von den Muͤn—
fterfchen Truppen erobert und gefchleift if. Zu Voͤlln wird jährlich
im Dftober ein Kram: Bieh: und Pferdemarkt gehalten, fo jedoch
nicht‘ bedeutend iſt; es iſt Iutherifcher Religion, und hat zwei
Kirchen gehabt, wovon die eine, weiche am aͤußerſten ſuͤdlichen
Ende fand, 1556 abgebrochen und das Material zur Ausbefferung.
der andern verwandt iſt; eine von beiden hatte einen hohen Thurm.
Das Dorf hat früher durch die Streifereien der Münfterländer oft
fehr gelitten. Zur Abhaltung derfelben warf man den Wehrdeich
af, mit einem Graben daneben, welcher von der Ems bis zum
Moor geht und bie Grenze bildet, obwohl der Hampoel, ein
Heined Moorwaffer, fo jebt der Haupt: Canal von Papenburg ift,
die eigentliche Grenzſcheidung macht, welche von: Seiten Münfter:
lands in frühern Zeiten eigenmächtig weiter norbwärts ausgebehnt
wurde, worin Oſtfriesland aus Schwäche fich fügen mußte, Pa:
penburg liegt größtentheils auf offfriefifchem Boden. Der Wehr:
deich ift noch jegt vorhanden, und dient, ſo wie der: bei Diele, zur
Abhaltung des Wintermaflers aus den obern Gegenden, zu wel⸗
chem Ende er fpäter noch beträchtlich verftärft iſt. Auf dem Moor
finden fich das Böllener große: und’ ‚Feine Mer, *
Truch⸗ Barfe: und Blankemeer. ‘
8) Mitling, nordſeits Böllen, ein ei Kirchfpiel von 290 E,
an ber Ems, fo aus Mitling, welches nur 5 Häufer und 28 €.
— 245 —
hat, und dem Stunde noͤrdlicher liegenden Dorfe Mark, 192 E.
befteht. Beide liegen auf fandigen Anhöhen, rundum von Marfchs
land umringt, Iebtered hart an der Ems. Ob es Häuptlinge ges
habt, ift zwar nicht befannt, eine Burg war-aber zu Mark, welche
der noch lebende Landwirt Ontje Holtfamp befaß und 1776 abs
brach, auf der Stätte ein neues großes Plaßgebäude aufführend,
Bei der Burg iſt die freie Jagdgerechtigkeit von Voͤllen bis. Aurich gez
wefen, fo aber vor mehrern Jahren davon abgefommen. Zu. Mits
ling fol, ‚der Sage. nad, ein Klofter geſtanden haben. : Der ſehr
hohe Kicchhof, ‚worauf. die, Kirche und Thurm ftehen, ift überall
mit Steinfchutt vermifcht, befonders im Weſten, wo der Grund
ganz. mit Schutt. und Steinen angefüllt ift, fo wie einige ber, borz
tigen Gärten. Das fpricht allerdings ſtark dafuͤr. Man zeigt auf
ber Höhe noch einen. fumpfigen Graben, ber vorhin ein Brunnen
gewefen fein und zum. Klofter gehört haben fol, auch noch den
Namen davon führt, Zudem laͤßt fich der Umftand, daß die Kirche
foft allein fleht,. (denn außer der Pfarrwohnung und einem: kleinen
Haufe, fo zur Schule gedient haben foll, find nur drei Plaßgebäube
da,) nicht wohl anders’ erflären, ald daß ein Klofter da geſtanden,
deſſen Kirche hernach den Einwohnern von Mark, wo 30 Häufer
ſind, eingeräumt worden; zu Voͤllen kann die Kirche nicht, gehört.
haben, da ſolches deren fchon zwei beſaß.
9) Bunde, ein großes Kirchfpiel von 3286 Einwohner, fo
den norbweftlichen Theil des Amts einnimmt, und in ber größten
Länge- von Nordweft bis Suͤdweſt faft 2-Meilen mißt. Es beſteht
zu mehr denn 54 aus Polderland umd enthält erfilich den ſchoͤnen
anfehnlidhen Flecken Bunde oder Bonda mit 1344 E., dem,
fih Bunder-Baulande und Bunderhee mit 604 E. ans
fchließen, drei Derter, die 1.4 Stunden Länge einnehmen und. auf,
einem: hohen Sandrüden liegen, der fid im Norden aus ber,
Marſch erhebt, im Süden in niedriges Sandfeld übergehend, wel⸗
cher auf eine Stunde Länge fhdlich, demnaͤchſt weſtlich ſtreicht, bis
zur hollaͤndiſchen Gränze. Oſtſeits ‚jenes Ruͤckens iſt cultivirtes
Moorland, welches bis zu dem, 14 Stunde entfernten, in gleicher
Linie mit demſelben ſich ziehenden Sandruden von Wenigermoor
A — 0, —
und Georgiwold ‚geht, im Weſten lauter Polderland. Herrliche
Pläge zieren dieſe Derter, in einer Anzahl, wie man fie fonft
wohl nirgends. beifammen findet, auf 62 fleigend mit Inbegriff
der kleineren, mehrft mit Gärten, oft su anigen voll a und
wilder Bäume, umgeben.
“Vor Entftehung des Dollart3 wird Bunde wohl ein, wenig be⸗
——— Dorf geweſen fein, und noch mehr nach Einreigung
beifelben, da die See biö an die Häufer flieg und alles Marſch⸗
land verfchlang. Es gewann dadurch einen Siel und Hafen, in
dem ein kleines Zief neben demfelben: vorbeiflog, welches. auch jegt
noch: vorhanden ‚. aber nur noch die Breite eines Schloots hat.
Durch die Anfchlämmung und Eindeihungen erhob es ſich außers
oͤrdentlich, fo daß es jest eins der reichſten und fchönften Kirch:
ſpiele des ‚platten Bandes. ausmacht, fo. wie. 8 das größte iſt⸗
Fruͤh ſchon hatte es feine. Häuptlinge, :von: denen jedoch die Ges
ſchichte wenig gemeldeii 1391 war Okkel Nonefa Häuptling,
1443 Luwert Samminga, der 1471 ſtarb und mit Wiart Men}
minga bie Herefihaft: feheint getheilt zu haben, denn in dem, 1465
zwiſchen Reiderland und Münfterland gefchloffenen Vertrag, uͤber
die Grenzſcheidung zwiſchen Diele und Buurwal, haben beide als
Häuptlinge von Bunde ſich mit unterfchrieben. Won den fpätern‘
Häuptlingen ift bloß Johannes van Heteren befannt,, der letzte
adliche Befiger, deſſen Sterbejahr man ‘aber nicht kennt; noch
jetzt befigt- die van Heterenſche Familie das Gut, fie ift jedoch nicht
ehr adlih. Die Burg oder alte Steinhaus, wie man es nennt,
fteht noch da, doch fehr verfallen und ohne Graben, ber vor einis
gen- Jahren: zugeworfen iſt; ed ift noch ein adliches Gut und
befigt große Freiheiten, 96 Diemathen Landes gehoͤren dazu, wor⸗
unter 39 Diemath Polderland. Die” große Bunder Gemeine, nur
ein paar hundert Seelen fchwächer als: das ganze alte Emder Amt:
mörbfeit3 der Ems mit feinen 16 Kirchfpielen, hat nur einen ein⸗
zigen Prediger. Bei der Kirche ſoll ein. hoher Thurm geftanden:
haben, der fhon 1246 in einem ſtarken Sturm eingeftürzt. Der
Flecken .felbft, nachdem er 1392 vom Biſchof von Münfter ausge⸗
ꝓlundert worden, iſt mit der Kirche 1501 pow den Groningern abges
A
pe
Zu:
—
E02
7*
— 247 —
brannt, bie zugleich 300 geraubte Ochſen mit fortführten; etwas
mehr denn doppelt fo viel ald jegt in ganz Reiderland fich finden,
Zu Bunde find ferner eingepfarrt: Boen, ein großes 3%
Stunden langes Dorf mit 367 E., vwöelches auf dem von Bunde
fi ſenkenden Sandftreifen liegt, %, Stunde von ber Kitche an=
fangend, im Oſten fehr gutes cultivirtes Moorland hat, im Wes
fien niedriges Marfchland; dann der Theil von Befhotenweg,
welcher an der Sübfeite des Poftweges liegt, mit 136 E., und fo
wie der nördliche Theil, meift nur aus Eleinen, mitunter aͤrmlichen
Häufern befteht, die man hier. eben nicht fuchen würde, in bem
lestern Jahren ſich indeß verbeffert haben. Beim Fleden im
Südweften hebt dad Altbunder Neuland, 120 €. an, wel:
ches bis zur holländifchen Grenze und Neufchanz geht. Es ift der
ältefte oftfriefifche Polder im Dollart, 1605 eingedeicht und 164914
Diemath groß, mit mehrern Plägen, welche 11% Gulden p. Dies
math Erbpacht thun, fo aber zum Theil unter franzoͤſiſcher Regies
zung von den Befigern abgefauft ift. Nordfeit3 folgt darauf der
Eharlottenpolder, worauf 4 fchöne Mäße ftehen 'mit 45014
Diemath, 1682. auf Koften der Regierung eingedeicht. Auf der
füdweftlichen Ede deffelben und der norbweftlichen bes Altbunder
Reulandes liegt Neufhanz, eine ehemals bedeutende, jeßt verz
falfene niederländifche Feftung von ziemlichem Umfang, fo 1628
duch die Staaten von Groningen auf oftfriefifchem Grund ange—
legt ift, welches die Regierung nicht nur mußte gefchehen laſſen,
fögar in einem: 1636 geſchloſſenen Vergleich noch 90 Diemath
Land überdem den Staaten Überlaffen, die mit einem Gefchent
don 16,000 SI. an den Gtafen Ulrich II. und feine Gemahlin zw
wohlfeil bezahlt wurden. Der Bunder Intereffentenpols
der, welcher 1707 eingedeicht und 1895 Diemath groß iſt, zieht
fih von Norden nah Süden langs dem GSandrüden, worauf
Bunde mit Baulande und Hee liegen, Hin, und ift ganz freies
uneingeſchraͤnktes Eigenthum dieſer Communen, von deren 62
großen und Heinen Plägen, 55 Antheil daran haben. Der ganze
Holder, fo wie er 1707 eingedeicht, hält eigentlich 2452 Diemath, iſt
alſo der größte in der Provinz, jedoch gehörte der nörbliche, dem
u ol — —
Amt ren einverleibte Theil, der Norb- Chriſtian⸗Eber—
hardspolder genannt, zu 305% Diemath mit 4 Plaͤtzen
der Krone, fo wie der ſuͤdweſtliche Theil, welcher der Süb-
Ghriftian-Eberhardspolder heißt, 25124 Diemath groß ifb
und 3 Plaͤtze, nebſt einer Schneidemühle an der A hat, mit dem -
Gharlottenpolder 120 €. zählend. Diefe drei Polder find unter
franzöfifcher Regierung -verfauft, und gehören jest zum Theil Hol
ländern. Der Sid:Chr.-Eberhards- fo wie der Charlotten-Polder
und Bunder: Neuland liegen niedrig, und —— durch u
ſermuͤhlen trocken gehalten werden.
410) Wymeer, ein beträchtliches Kirhfpiel von 737 E., meldhes
an Boen fich fchließt, in einem ſuͤdweſtlichen Bogen bis zur Grenze
Sroningend geht, und mit Boen faft zwei Stunden lang if. Das
Kirchdorf liegt auf einem fehr fhmalen, nit hohen, Sand:
fireifen, an welches ſuͤdlich das Moor grenzt, dad aber auf eine
betraͤchtliche Strecke landwärtd cultivirt iſt, Fehnbaute genannt,
nördlich fehr niebriges Land, welches bis zum 4 Stunde entfernz
ten Altbunder Polder geht. Die Kirche, ift ziemlich -Flein und noch
nicht alt; fie hat ein gutes Anſehn, iſt 1800 ganz neu gemölbt
und erhöhet, auch mit einem: Thurm verfehben, Dunebroek im
Welten gehört Dazu, wo ehemals ein. angefehenes Klofter Jo—
hanniter - Ordens ‚geflanden, von dem die Gefchichte uns folgenden
charafteriftifhen Zug, als Beitrag zur Sittengefchichte der Vorzeit,
‚qufbewahrt hat. Die Gemeinde Bellingwolde, in Groningerland,
machte Anfpruch auf ein dem Kloſter gehörended Stud Land.
Das Recht des Kloſters zu beweifen, mußte der Comthur mit
zwei Conventualen dad Stüd durchgehen. und auf bdemfelben
ſchwoͤren, ‚daß es dem Klofter gehöre; ed war niedrig und fland-
an mehreren Stellen unter Waſſer; das, wo die Patres nicht
hinkommen Eonnten, wurde den Bellingwolbern zugefprochen, das
übrige verblieb dem Klofter. Diefe Gefchichte zeigt zugleich, daß
die jegt fo häufigen Klagen, es fei mit der Abwäfferung unend⸗
lich fehlechter beftellt, wie in frühern Zeiten, doch nicht fo ganz
gegründet find; jene Durchwatung gefhah mitten im Sommer,
im Juli 1521. Auch jegt, nach 300 Jahren, iſt es, ſelbſt in
m {40 m
regnigten Sommern, nicht fehlechter. bamit-, ‚obgleich der - nächfhe
Siel jest 114 Stunde weiter entfernt liegt, ‚uberbem. durch den
Anbau der Groningſchen Fehne, unendlich ‚größere Quantitäten
Waſſer herabkommen, als vor 300 Jahren. Duͤnebroek beſteht
jetzt aus 14, mehrſt mittelmaͤßigen, Bauernplaͤtzen, nebſt einigen
kleinen Wohnungen, welche von Suͤden nad Norden, in.eijer
Länge von ohngefaͤhr 114 Stunde, bis. zur holländifchen Graͤnze
fich: ausdehnen, norbfeits bi8 zum Altbunber-Neuland gehend. Es
gehört gegenwärtig dem; vormaligen : Kaufmann Roſenthal und
deflen Familie. Das SKlofter fand. in: der Mitte. . Ein; Shell
des Gebäudes hat ſich noch biö 1810, jedoch ganz verfallen, erhal:
ten, ba es gänzlich abgebrochen und auf der Stelle vom Befiger
ein: huͤbſches Landhaus aufgeführt worden, wobei. zugleich .der.alte
Graben erneuert ward. . Ar der Oftfeite von Dünebroek zieht fich
auf deffen ganze Länge bin, das fogenannte Herrenland;,
ehemals Domaine, unter franzöfifcher Negierung aber. vom ver:
florbenen Commerzienrath Ontco Heſſe angefauft. In der Mitte
deſſelben Liegt das Zollhaus und im-Norben, am Bunder Pol;
der, das Grashaus, zwei ziemlich große Plaͤtze. Im Sloen,
an und auf. dem Moor, eine ſtark angebaute Golonie, fo ſich big
zur. Grenze erſtreckt, meiſt aus ſehr fhlechten Hütten. beftehend, die
feinen eigenen, Namen bat, gewöhnlich ‚aber Heerenbeen
genannt. wird.- Die ‚ehemalige oſiewuͤble iſt jetzt eine Erb⸗
— ae und nur klein. td
am Iemoum.
Es⸗ begreift das Nieder-Reiderland in fich, nebft drei —
Ober⸗Reiderlands; erſteres, welches ſonſt zum Emder Amt gehörte)
wurde 1817 zu einem eignen Amt erhoben, zur großen Erleichte⸗
rung der Einwohner, welche vorher, um nach dem Amtgericht in
— 250 —
—
Enden zu kommen, zum Theil bis 4 Stunden zu gehen hatten;
überdem die, bier fchon breite Ems paffiren mußten, welches in
Der ſchlechten Jahrszeit oft größe: Befchwerlichkeiten hatte, manch⸗
mal Telbft gefährlich. war. Durch Einverleibung der drei Ober:
Meiderländifchen Kirchfpieles Bingum, Holtgafte, Boͤmerwold
iſt es zu einem, 2 Meilen großen, Amt angewachſen, fo 1 bis
224 Meile lang und eben. fo breit ift, ofl- und norbfeitd von dei
Ems, weftfeits vom Dollart, füdfeits vom Amt Weener begrenzt
Sbgleich Klein, ift es doch dad. am ſtaͤrkſten bevoͤlkerte Amt, denn
8 wohnen darin, mit Inbegriff des dazu gefchlagenen Coldams,
6590 Individuen, in 13 Kirchfpielen, worunter ein Flecken; mar
findet -dafeibft 1 Oelmuͤhle, 5 Kornmuͤhlen, 24 Biegeleien, wor⸗
unter 6 doppelte, 11: Siele, und an Vieh: 1703 Pferde, 15%
Ochfen und Bullen, 4445 Kühe, 2675 Jungvieh, 3181 Schaafe,
4972 Schweine een
DOieſes Amt, ganz aus Marſchland beſtehend, iſt wohl das
beſte von allen. Es hat an. der Ems den vortreflichſten Kleibo⸗
den, der, befonders bon der ſuͤdlichen Grenze bis Hatzum, zur Gras
ſung ausnehmend ſich eignet; Butter und Kaͤſe davon kommend,/
find "der “beiten Qualität in Oſtfriesland. Im Weſten liegen die
Polder, die an Fruchtbarkeit kaum irgendwo ihres Gleichen finden,
und vielen Rapfamen, Weitzen, Gerfle produciren, die Abrige
Gegenden hauptfächlich Hafer; doch wird in den nördlichen ‘auch
fonftiges Korn und Rapfaat gewonnen. - Pferdezucht wird in den
öftlichen Kirchfpielen fehr far betrieben. Die Produkte gehen
theild nach Leer, theild, doch nur in geringer Quantität, nad)
Emden, die Polder aber fenden faft alles nach Neufhanz und
Groningen; etwas wird auch von Jemgum aus direkt ind Aus:
land verfandf. Biegelfteine werden in diefem Amt vorzüglich viele
gebrannt und gehen: größtentheils nach der Elbe und Oftfee, wozu
die Lage derfelben, unmittelbar an der Ems, fehr günftig if.
- Die Deiche nehmen, vom: Iemgumer Kloſter, als _ der alten
Grenze, bid zum Loger Hoͤrn am Dollart, 3540 Ruthen Länge
ein, wozu: noch ohngefähe 4000 Ruthen von der alten Grenze
biö zur jetzigen des Weener Amts kommen. Jene. Strede liegt
281 ⸗
in einer einzigen, der Nieder-Reiderlaͤndiſchen, Deichacht; es find
davon etwa 3000 Ruthen Seedeich bis zum Anfang: des Heinitz⸗
Polders, deffen. Deich 1450 und der. Darauf folgende des land⸗
fchaftl. Polderd 250 Rüthen Hältz fo daß die Deichſtrecke diefes
kleinen Amts, im Ganzen gegen 5700 Ruthen oder mehr- denn
6 Stunden Gehens einnimmt, Von Hatzum an haben fie die
Höhe und Stärke der Seedeiche. Det Siele gibt ed 11, Wovon
der Disumer 20 Fuß, und der große Soltborger Siel 01, Kup
inmenbiger Weite halten; letzterer iſt der größte Siel in’ der Pro’
vinz, obgleich nur ein unbedeutendes Tief dadurch auswaͤſſert.
Landſee'n gibt es mehrere im weſtlichen Theil, verſchiedene da⸗
von find ausgetrocknet. Groͤßer noch iſt die Zahl det fließenden‘
Gewäfler, doch werden nur zwei, dad Disumer und Jemgumer
Sieltief, zur Schiffahrt benust, und auch nut ſchwach. Erſteres
iſt Fortſetzung des von Bunde herkommenden Tiefs, und wird’
erſt außerhalb ‘des Polders ſchiffhar; letzteres nimmt in ber Nähe
des Nord Chriftian- Eberhard : Volderd feinen Anfang uhd flieht.
Marienéoor vorbei; es iſt gegraben-, ſo auch das Eoldeborgſler
Sieltief, welches ebenfalls bei Mariencoor anfaͤngt. Dann geht
noch langs der Weſtfeite des Heinitzpolders ein gegrabener Canal, |
auf 2/ der Lätige deſſelben, welcher‘ durch einen Siel in bie
auswaͤſſert. Ih-frühern Beiten durchwogte noch ein anſehnli⸗
chet Fluß einen Theil dieſes Amts, ein Arm der Ems, welcher im
der Nähe des Fleckens Weener bei Hafeborg fich vom Hauptſtrom
trennte, und noͤrdlich nach Holtgaſte lief, bis wohin fein Bette
noch fehr wohl zu erfennen iſt. Weiterhin aber verliert ' ſich die
Spur. Das Bette dieſes Fluſſes iſt ganz zugewachſen und be⸗
ſteht, auf 24 Stunde Breite, aus leichtem erdartigen, jedoch ſehr
fruchtbarem Boden, zur Graſung und Haferbau vorzuͤglich ſich eig⸗
nend; ähnlicher Boden zieht ſich von Holtgaſte weſtlich, zwiſchen
‚Bömerwold und Mariencoor dureh, bis zu den Poldern, woraus
*) Auf dee Campſchen Sharte ift diefer Canal nicht zu finden , dagegen. der lands
ſchaftl. Polder mit einem anal beſchenkt, der im der — * erifit,
os. ein großer Schloot (Kbjugsgraden)
— 12 —
mit vieler Wahrſcheinlichkeit ſich ſchließen laͤßt, daß dahin ber Lauf
des Fluſſes gegangen und ferner durch den Dollart, bis er fi
unweit Reide wieder mit, dem Hauptarm vereinigte. *) Nieder;
Reiberland wäre fonach eine Infel gewefen.
« Der. Dollart, ein Meerbufen, an ben das. Amt weftlich grenzt;
war nicht; immer da. -Die Gegend, wo:jegt feine Wellen brau⸗
fen, ſo wie. die ihm entriſſenen Polder, waren ſonſt lauter Marſch⸗
land, eben der: Art und Lage wie fonft Überall, an der Ems und:
den darin ‚fallenden: Fluͤſſen, hoher zaͤher Kleiboden, entfernter
niedrig, und. leichterdiger Grund, mit Darg im Untergruude , bez
fonders. in den ſuͤdlichen und weftlichen Gegenden... Mitten durch
baflelbe, von. Süd gen. Nord, floß.die Ehe, welche das Wunder.
Tief und die Ziamme aufnahm, und fih unweit dem jebigem
Reide,in die Ems flürgte, wo fie duch 7 Schleuſen geſchloſſen
war. ‚Die Ehe ift der jetzige A⸗Canal, defjen; Urfprung und;
Lauf. beim Amt Weener angegeben, fo wie der der Zjamme, in
welchen oder die Ehe, fich auch die Pekel-A und die mit berfels
ben. beim Winfchoter Siel ‚vereinigende alte Recker⸗ A ergoß. Die
Zjam ‚und, Ehe liefen in vielen Krümmungen. bush bad Land;
bie Ems. felbft ging von Borffum bis Loge in einem Bogen nad
Norden und Welten, in deſſen Tiefe Emden lag, und dadurch eine.
Landzunge ‚von, faft einer. Stunde Länge und Breite ‚bildete, wel-
che, da die Fluth, von Weften fommend, grade darauf loöftürzte,
andrerfeitd die von Oſten kommende Ebbe fie brangte, eine fehr
gefährliche Lage hatte. |
„Wenn ‚die. alten Nachrichten: ‚von dem untergegangenen Sande.
richtig ſind, dann muß es unter die reichſten und ſtaͤrkſt bevoͤlkert⸗
ſten Landſtriche Deutſchlands gehört haben... Auf einer, nicht gros-
Bert, Ausdehnung foll eine. Stadt, 3 Fleden und gegen 30 Kirch⸗
börfer, nebft mehrern. Fleinern geſtanden haben, und zwar mehrft
im nördlichen und öftlichen Theil, zu etwa 3 Meilen Ausdeh⸗
nung. Ein folcher außerordentlich flarfer Anbau, laͤßt ſich nicht
* als moͤglich u wenn nicht ein anfehnlicher Strom durch
* In Offeiesland und — 1. Bd. ©, 178 u, fu, iſt folches näher erläutert.
id 555 ——
deffen Gefilde gefloſſen und dadurch viel fetter Boden geſchaffen.
Hohen feften Kleiboden trifft man bloß am Meer, der Ems und
ben ſich im Ddiefelbe ergießenden Gewäffern an, bei letztern aber
bloß -in ber Nähe des Ausfluffes, auf 14 bis 1, Stunde land⸗
mwärts, felten weiter, und da allein- finden ſich Anhöhen ober
Warfen, worauf die Dörfer liegen. Am der Ehe mag der Kleis
boden wohl tiefer’ landwaͤrts gegangen fein, doch: fehwerlich: über
eine Stunde, da es eben Fein großer Fluß war. Weiterhin mußte
alles Land niedriger gewefen fein, "wo wenig Dörfer hätten ſte⸗
ben fönnen, wären die Zjam und Ehe bie einzigen Flüffe gewer
fen. Entweder müffen die alten Nachrichten unrichtig fein, oder
ber oben- erwähnte Arm der Ems durchfloß diefe Gegend in vielem
Krümmungen, ſchuf dadurch Kleiboden und Warfen, welches Ges
legenheit zur Anfeßung -fo vieler Dörfer gab. Man koͤnnte ihn
mit dem nördlichen Arm des Rheins vergleichen , welcher ehedem
durch Nordholland flog und, indem er ſich verfchlammte, ben vors
teeflichen obwohl ſehr niedrigen und Teichterdigen Boden erzeugte,
woraus ein:fo größer‘ Theil jener Provinz beſteht. Nichts hindert
uns anzunehmen, daß der Emsarm gleiche. Wirkung hervorbrachte
und das verfunfene Land: im Umkreiſe von 3 bis 4 Meilen;
einen - gleichen oder ähnlichen Boden hatte, weiterhin: höher:
ſchweren Klei, — tief im — und en gemeines, ſehr
niedriges Land.
Die alte Gharte vom Dollart — ſoiches ſelbſt anzudeuten,
indem auf demſelben im ſuͤdlichen Theil, faſt die Haͤlfte des Gan—⸗
zen ausmachend / nur hie und da auf Stundenweite ein Dorf zu
ſehen iſt. Vielleicht verſchlammte der Arm ſehr fruͤh und war
ſchon beim Entſtehen des Dollarts nicht mehr vorhanden, ſtatt deſſen
die Ehe feine Stelle eingenommen, die auch ſchon ſehr ver—
fhlammt- und ſchwachen Lauf muß geweſen ſein, fonfl,man es
vor bald 600 Jahren noch micht würde "gewagt habe, ibm. mit
Schleufen zu’ bändigen; ein Unternehmen, das bei, damaliger Unz
Funde im Waſſerbau, gewagter erfepeint, — — die Sehe:
Leeroort zu verſchließen.
Eine ſehr alte Charte des untergegangenen — Berndt fi
auf bem Rathhauſe zu Er Susi bat ſolche verlleinert
Rechen; laſſen und feinem Werk, uͤher Die Waſſerfiuthen, beigefügt;
ſo auch Harkenroth -in...ben.. Qorsprongkelijkheden ,; wahurd)
felhe allgemeiner: bekannt :gemprben. Die Charte muß erſt im
goten Jahrhundert gezeichnet ſein, indem, der letzte weſtliche Ein⸗
bruch von 4509 auch. darauf bemerkt -ift. „Zur: Ueberſicht iſt fie
ſehr infiruckin, fonft aber nichts: weniger, wie-genau; ‚nicht. einmahl
der, Lauf der Zjam im übrig gebliebenen Lande, if} richtig ange-
gehen, indem: fie hier als das Pekel⸗Aer Tief erſcheint, welches
doch bloß ein Arm davon war; das. Bunder Tief fehlt ganz und
die ſuͤdliche Grenze des Buſens iſt in zu geringer Ausdehnung
angegeben, der weſtliche Buſen zu ſchmal. Oie Lage der Doͤr⸗
fer wird auch anders geweſen fein, als Die Charte ſie angiebt,
denn ſonſt waͤren bei der zweiten Bedeichung im Weſten, fo 1454;
ſtatt gehabt, noch 10 Kirchſpiele und das Kloſter Palmar innex⸗
halb bev Deichlinie geblieben, und erſt durch die letzte Ausdeichung
den Wellen uͤberlaſſen, wovon aber Die Geſchichtsbuͤcher nichts
melden‘, welches doch ſonſt wohl geſchehen wäre. Bloß Winde,
hams wird noch im 15ten Jahrhundert erwaͤhnt, das aber; nad),
ber Charte ‚außerhalb der. zweiten :Deichlinie lag... Wir. müffen:
uns.indeß, in Ermangelung befferer Nachrichten, an dieſe ‚Charte,
halten; fie. giebt .55 Ortſchaften an. Den alten Nachrichten zus
folge waren 33 Kirchfpiele im Dollart vorhanden, die Sahl der Ort⸗
‚Ihaften wird indeß verfchieden angegeben, Emmius nennt 44, Ras
vinga, Harkenroth und Funk 57, Outhoff 53, und nach ihm Wiar⸗
da und Freſe 49. - Die auf der — EN * —
Oſtſeits der Ehe: *
: 4) Eorum, nicht weit von ak an der Ems, eine für. —
* Zeiten ſchoͤne und volkreiche Stadt, die ſehr reich muß gewe—
fen ſein, indem 8 Gold» und Silberſchmiede daſelbſt wohnten,
fie auch Münzen ſchlug und einen berühmten Markt. hatte.
9), Berum, Larrelt gegenüber. 3) Neſſe, ein kleines Dorf, das
jetzige Neſſerland. 4) Fletum. 5) Jan ſum, Loge gegenuͤber,
6) Wilgum, gegen der Ecke von Borſſum uͤber. ) Butgers⸗
Berk, ein. kleines Doͤrfchen, ſo wie 8) Liede. 9). Peters⸗
— 266 —
wolde. 10) Oſterreide, an der Ehe, beim Ausfluß derſelben
in bie Ems, ein ſchoͤner Flecken mit einem Nonnenkloſter.
11) Beda. 12) Hiterpaumwinge. 13) Dunelee. 14) Ui—
terbeerde, 45) Dofterbeerdbe, 16) Garmie 17) Ho—
mingeham. 18) Blyeham. 19) Wynemeer. 20) Mes
genham. 21) Harkeborg. 22) Mebum 23) Bunder—
. garteny oder Bottergarden. 24) Erterhuis.
MWeftfeits der Ehe und Zjamme: .
4) Wefterreide, an ber Ehe, Oſterreide — ohnge⸗
faͤhr 1900 Schritte von demſelben entfernt, ein angeſehener Fle⸗
cken mit zwei Kirchen. 2) Homburg, eine Burg. oder Stein—⸗
haus, 3) Zysweer 4) Stofdorp 5): Hakkelſum.
6) Ewits- oder Evelsweer. 7)’Santdorp. 8) Wyn—
deham. 9) Okkeweer oder Aikeweer. 10) Sorum.
11) Harmenswolde. 12) Soxumerwolde. 13) Fy—
mar. 44) Bonſum. 15) Swart oder Swaag. 16) Golt⸗
born mit einer Johanniter-Comthurei. 17) Aftod. 18) Beerte,
wo ein: Mönchöflofter war. 19) Dit: — — im Suͤden,
unfern Finſerwolde. |
Zwiſchen der Ehe. und —
4) Reiderwolde, ein großer Flecken mit zwei Kirchen und
einem Ganonicat; ‚mehr denn 180 Matronen:- wohnten hier, bie
aufer ‚andern. Koftbarkeiten, gediegene goldene Schilder oder Platz
ten auf dee Bruft trugen, woraus fi auf die Größe. und den
Reichthum des Orts fchließen läßt. 2) Kapeldebeerde oder
Keppelbeerde, 3) Palmar, mit einem großen Prämonftras
tenfer » Mönchöftofter.. 4) Wineldeham oder Vinelham.
5) Aifeweer sder Ockeweer. 6) Donnella. 7) Meer:
bufen 8) Marthufen.. 9) Zorperem 10) Howingas
gaſt. 11) Ooſtfinſerwolde. 12) Stoffterhuiä
Außerdem ſtand noch weſtſeits der: Che das große Dorf Mens
terwolbe*) mit einem: Bernhardiner-Nonnenkloſter, deren Bes
*) Oudheden en Gestigten var Groningen ; ©. 223 467. Ton den offfriefifchen
Geſchichtſchreibern erwähnt bloß Funk MINEN. doch unter dem unrichligen Ranıcn
des Kloſters Menterne; fo hieß Termünten. :
— 950 —
wohnerinnen, der Ueberſtroͤmungen wegen, 1299 nach dem Klo⸗
ſter Menterne (Termuͤnten) verſetzt wurden. Vielleicht lag auch
das Kloſter Oſterlee im Dollart weiter Thdwärts, Weſterlee gegen⸗
uͤber, wiewohl andere Heiligerlee dafür halten. Funk (Chronik,
3. Bd. ©. 199) führt unter den zu Grunde gegangenen Oertern
auch Midwolde anz dieſes große Dorf fleht aber noch heutigen:
Tages im Oldamt auf feftem Sandboden, nur die entfernt anf
einer Höhe liegende Kirche Fam bei dem legten Einbruch ‚mitten
ins Waſſer, erhielt fich jedoch noch lange, und wurde ihrer Baus
falligfeit wegen, zu Anfang des vorigen TRIER = abge⸗
brochen und im Dorf ſelbſt neu gebaut.
Von allen dieſen ſchoͤnen Dörfern und Flecken iſt keines aurfer
Neffe mehr vorhanden. ‚Das Meer verfchlang fie und Tauſende
ihrer Bewohner. Am 13. Januar 1277 zerflörten die Fluthen die
Deiche, Larrelt und Emden gegentber, den 25. December deffel:
ben Jahres erhob:fich ein fürchterlicher Sturm: mit einer unerhört
hoben Fluth, welche alle Marfchländer überftrömte, und vielen tau:
fend. Menſchen dad Leben nahm. Die nah dem Januarſturm
fhlecht wieder hergeftellten Deiche, wurden nicht. nur von neuem
zerriffen, ed entftand zugleich:ein fuͤrchterlicher Durchbruch oder Kolk
bei Janſum, ein ähnlicher bei Wilgum , den die, von einem wuͤ⸗
thenden. Nordwind aufzeregte, zuruͤckfließende Waffer gruben. Ganz
Reiderland lag dadurch offen, das mit der. Fluth ankommende, ſo
wie mit der Ebbe. zurüdfließende Waffer konnte fi ungehindert
landwaͤrts verbreiten. "Schon damahls mögen manche Dörfer zer:
flört fein, wiederholte. ſchwere Zluthen in den folgenden zehn Jah:
en richteten immer größere, Zerflörungen an, und die im Decem:
ber 1287 vollendete. , Die Uferbewohnerwaren nit im Stande
die, Deiche allein wiederherzuſtellen, entfernter wohnende aber
nicht zu bewegen hülfreiche Hand zu leiften. Streitigkeiten, Miß-
gunſt ind Uneinigkeiten, der Einwohner unter fi, verhinderten
gemeinſchaftliche Anftrengung, und fa mußte eine der fhönften
Gegenden, bem Meer überlaffen werben. _ .
«Schwer; läßt es ſich erflären, weshalb die Einwohner, als fie
endlich fich beguemten, mit vereinten. Kräften Dämme gegen
— dr —
die verheerende Elemente aufzuführen, den: Deich auf 4 Meilen
landaͤrts verlegten, fo daß er faſt 9 Meilen Länge einnahm, an-
‘ Statt von Woefterreide bis Torum und Pogum ‚gräde aus;-einen,
Deich, zu legen, der nur: 34 Meile Länge oder noch weniger, wide
eingenommen haben, und weit eher wie der andre hätte Stand;
halten: koͤnnen⸗ da der Boden fefter zäher Klei war, der den Wel⸗
nicht febr: gebekigk: hatten, Man koͤnnte annehmen, bie Schlewe.
fen der. Ehe feien durch die. Fluthen zugleich mit den Deichen zer⸗
ſtoͤrt und dadurch hätte das ein⸗ und wieder ausſtroͤmende See⸗
waſſer Gelegenheit gehabt, die Muͤndung ſo ſehr zu erweitern,
daß die Durchdaͤmmung unmoͤglich befunden wurde. Waͤre aber
dem auch fo, Die Oeffnung mußte weiter landwaͤrts immer an
Weite und Tiefe abnehmen, fo daß vielleicht. auf Ya, hödftens 14:
Stunde Entfernung, die Eindammung fehr möglich wäre gewefen.
Der Umftand, Daß der Boden dafelbft niedrig, mit moorigem Unz
tergrund war, fagt. nicht3, denn eben durch folchen Boden wurde.
der neue. Deich gelegt, bloß einige Strecken bei Bunde, Wedde
und, Finferwolde, wo. er fich an :den hohen Sand. anlehnte, fo.
wie auf dem ;Klei bei Pog m aa Rabe ausgenommen, we *
doch zufammen., noch⸗ rin We Länge betragen. Bmdt "geben
Die alten Nachrichten an,. der Boden fei fo. außerordentlich nie:
drig geweſen, daß die Ehe durch Dämme hätte eingefaßt werden:
müffen. ‚Allein e8 bedarf nur geringer Einfiht, um zu begreifen,
daß ſolches gradezu: unmöglich war. Hätte das Waller der Ehe:
höher geftanden wie die Oberfläche des Landes, fo wäre dieſes
ein See oder wenigftens Sumpf gewefen, und nicht Das ſchoͤne,
von Dörfern wimmelnde Land. Bevor die Ehe,ober der Emsarm
durch Schleufen verfehloffen, war, wird man deren Ufer. auf eine:
beträchtliche Strede landwaͤrts bedeicht haben, und dy dieſe Deicye
hernach mögen ftehen geblieben fein, gab ſolches vielleicht ſpaͤter
Veranlaſſung zu der Meinung, ſolche ſeien des ‚Bignenwaffers
wegen errichtet. , Hin und wieder, weiter. andwaͤrts koͤnnen auch
niedrigere Stellen am Fluß gelegen haben, die man mit Daͤm⸗
men einfaßte, und. durch Schöpfwerke vom überflüffigen Waffer-
17
A — nn —
im Sommer befreite; doch werben dergleichen Stellen auch nicht
fo gar niedrig gewefen fein, noch — und kommen im Gan⸗
zen gar nicht in Betracht.
Dunkel bleibt es bei alledem, wie eine fo sroße Flaͤche, fo tief
im Lande, von ben Wellen verfchlungen werben konnte. ine
Gegend, von Fluͤſſen durchſchnitten, kann dur die Strömungen
großen Abbruch leiden und ganz zu Grunde gehen, wie das mit
Borkum der Fall war; wo aber Feine Strömungen berrichen,
bloß die der Fluth und Ebbe, da verbreitet fich das Waffer ruhig
über bie Fläche, ohne, felbft bei Stürmen, auf ebenem Boden
Vertiefungen zu graben. Die entfegliche Weihnachtöfluth von
1717. gibt davon einen Beweis im Großen. Im Amt Emden
waren die Deiche zwifchen Olderſum und Emden größtentheils
zerſtoͤrt, zwifchen Emden und Rifum voll tiefer Löcher (Kolken)
wovon ber größte, bei Larrelt, bis 50 Ruthen Breite und 80 Fuß
Rheinl. Tiefe hielt. Unvermögen der nächften Anwohner, Unei-
nigkeiten zwiſchen Regierer und Regierten, und diefer unter fich,
verurfachten, daß die völlige Wiederherfielung der Deiche erft nach
7 Sahren erfolgte. Während dem lag ganz Emfigerland. dem
Meer offen, faſt taͤglich uͤberſtroͤmten die Fluthen feine Gefilde,
bennoch litt es feinen Schaden ‚von Bedeutung. Auch in frühern
Zeiten zerftörten” die Fluthen manchmal bie Deiche, und Jahrelang
blieb das Land denfelber geöffnet, ohne Verluſt zu leiden. Der Bo:
den daſelbſt ift auf 1, bis 4 Stunde von der Ems, wie in Reiders”
land, mehrentheild niedrig, Teichterdig und mit dem. Knid nur 6
bis 12 Zoll maͤchtig, unter derfelben liegt Darg oder Moorerde, auf
6 — 12 Fuß Tiefe. Gleiche Urfache mußte alfo gleiche Wuͤrkung
veranlaſſen; und doch ift dem nicht: ſo. Emmius fagt zwar, der
Boden habe fi, vom Waſſer gedrängt, in die Höhe gehoben, fei
herumgetrieben und geborften, allein ſolches kann allenfalls von-
einzelrien unbedeutenden Stellen zu verfiehen fein, mo mehrere:
Strömung berrfchte, im Ganzen blieb der Boden ruhig in feiner
alten Geftalt liegen, wie man beim Nachgraben in den Poldern
findet. Die wahrfheinlichfte Vermuthung möchte wohl die fein,
dag der Boden durch eine, und unbekannt gebliebene, Revolution
Fe
. — —
— 050 ——
füh geſenkt; gewiß tft es wenigftens, daß det alte Marſchgrund
im Dollart weit tiefer liegt wie der, gleicher Art, im anliegenden
Lande, Im landfchaftl. Polder findet man folchen 4 bis 10 Fuß
unter der Oberfläche, im Heinispolder 12 Fuß. Das an biefe
Polder grenzende alte Land: ift niedrig, leichterdig und mit Darg
Darunter, wie das im Dollart untergegangene, es wird alfo auch
mit demfelben gleiche Höhe gehabt haben. Dennoch ift es nur
etwa 3 Fuß niedriger wie ber Heinikpolder. . Nähme man feine
Verſenkung an, wie ließe ſich das erklären. Es kann doch Nies
mand einfallen zu glauben, der Boden im Dollart fei 6 bis 8
Zuß niedriger gewefen, wie im angrenzenden Rande; eher ließe
fich einwerfen, die große Maffe Klei’3 habe den Darg zufammen
gepreßt; doch auch das muß nicht fo fein, denn im Heinißpolder
bat man beim Brunnengraben folchen 13 Fuß tief gefunden; tie:
fer ift er in der Regel auch nicht im anliegenden alten Keiderlande,
“ Bann das untergegangene Land zuerft mit einem Deich umge:
ben, tft nicht befannt, eben wenig weshalb man nicht Torum mit
in die Deichlinie fchloß, oder fich folches nicht felbft geholfen, da es
auf fehr feften Grund lag, fo wie die ganze Strede von da bis
Pogum. Won diefem Dorfe zog man den neuen Deich ſuͤdlich
in mehrern Kruͤmmungen neben Bunde und .deffen hohen Sand:
rien Hin, von da in ſuͤdweſtlicher Richtung. durch -Die niedrige
„Gegenden, der jegigen Boner- und Alten» Schanze vorbei, üblich
im Biyham, demnaͤchſt norbweftlich nach Winfchoten, dann nörb-
Sich und nordöftlich lange Beerte bis Finferwolde; bis dahin feheint
der Deich fich immer gut gehalten zu haben, wenigftens findet man
keiner weitern Ausdeichung dafelbft Erwähnung. Von Finferwolbe
an iſt der Lauf des Deichs micht bekannt‘, vielleicht ging er gralie
aus näch der Mündung der Ehe; er bielt fich nicht fo gut wie
der andere, brach vielmehr oftmals durch, fo daß man fich 1434
entſchloß einen: neuen flarken Deich zu legen, der vor Finſerwolde
grabe aus uͤber Palmar, Swach und Tysweer nach ber Stelle,
wo Janſum gelegen, hinging, So erzählt wenigftens Emmius
Wenn folches richtig ift, fo müßte die Ehe Iberdammt, und von
Weſterteide ein Deich nad) Janſum gegangen fein, der fih an
17 *
— 260 —
— — —
erſtern ſchloß, und wodurch eine hoͤchſt ſchmale fafl eine Stunde
lange Erdzunge entftanden wäre. Wahrfcheinlicher, daß der Deich
nach Wefterreide, ſtatt Janſum, lief, und fo die. Ehe vermieden
wurde. Der Deich hielt fih nur 40 Jahr. In dem Kriege der
Groninger mit den fächfifchen Fürften vernachläffigte man feine
Unterhaltung, daher die Fluthen fi weitere Bahn in den nies
drigen weſtlichen Gegenden machten; fie drangen felbft : größtens
theild bi8 an ben hohen Sandboden: und befpühlten Die Kirche -
von Mordbroef, 3: Stunden von Finſerwolde, wozu beſonders die
fuͤrchterliche Fluth vom 26. September 1509 das meifte beitrug:
Endlich, gegen das Jahr 1539, waffneten die Bewohner des Old⸗
amts mit vereinten Kräften fi) gegen das verheerende Element
und brachten einen feſten Deich zu Stande, der von Finferwolde
weftfeit3, Ooſt- und Midwolde und Scheemba vorbei. bi3 Zuid—
broek ging, von da gen Norden nach Noordbroef und Dann-inieinen
norböftlihen Bogen neben Woldendorp und Wagenborgen hin nach
der Spige von Reide. Auf die Art wurde dem Dollart von neuen
ein großer Landfteich überlaffen, welcher von Finferwolde bis Reide
114 Meilen Breite hielt und fi bis 2.Meilen landwaͤrts erfiredte,
Der Bufen befam dadurch feine größte Ausvehnung, 7. OMeis
len Oberfläche einnehmend. Der Deih, von Pogum an, nahm
nun im Ganzen gegen 13 Meilen Länge ein. Ob durch. diefe
britte und. legte Ausdeihung einige Dörfer mit - auögebeicht
find, wird: nicht erwähnt; wenn dem fo, Dann muͤſſen folche im
Oſten gelegen haben und nur Fleine unanfehnliche, Dörfer geweſen
fein, wie Meethuifen nordfeits Wagenborgen- u. d. gl., indem
ber Boden fehr niedrig und fihlecht war, und ber größte Theil
des andgedeichten Landes den, um den neuen Buſen herum
liegenden, acht: Kirchfpielen von Sinſa meide bis m.
gehörte,
Nicht auf einmahl verfchwanben alle bie Dirfer und —
viele nur nach und nach; manche erhielten ſich noch bis zum 15.,
felbft biö zum 16. Sahrhundert, wie Inſeln im Meer, vorzüglich
die an der Ems liegende, die auf feftem Kleigrund lagen, weichen
bie Wellen nur allmaͤhlig abſpuͤhlten. Aber auch. weiter danbwaͤrts
— 00] —
| — — —
blieben noch einige Oerter lange nach dem erſten Einbruch ſtehen.
Im Kloſter Beerte waren 1290 noch 40 Moͤnche. Im Kloſter
Palmar, welches nach der Charte zwiſchen Finſerwolde und Reide
lag, wurde 1427 das alte Landrecht der Reiderlaͤnder und Old⸗
ampter ſchriftlich abgefaßt. Windeham hatte noch in der erſten
Hälfte des 15. Jahrhunderts Haͤuptlinge, eben fo. Neffe: und Wil⸗
gum, ‚deren Burgen die Hamburger 1436. eroberten und zerſtoͤr⸗
ten. Dfterreide war noch im Jahr 1578 vorhanden, denn das
damahls geftiftete Klofter Dykhufen wurde mit einigen Nonnen
aus dem Klofter zu Reide bevölkert. Es ſcheint felbft,. daß. es
noch 1416 ftand, denn Wiard von Hlderfum vermachte den "She:
teren tho Reide und tho Thedingen malf eine Koe.“ Auch
Tysweer, Swad, Hiterpowing, Fletum und wahrſchein⸗
lich mehrere nicht genannte, waren im 15. Jahrhundert noch vors
handen, Fletum muß noch: 1464 geftanden:haben und nicht arm
gewefen fein, denn damahls ließ fie eine neue, .jegt in der Kirche
zu Nefferland befindliche, Glode gießen. Am laͤngſten hielt fich
Zorum; noch 1507 iſt daſelbſt Gericht gehalten und einen der
drei Landrichter des Emfigerlandes hatte dafelbft feinen Sie, Zu
Emmius Zeit, 100 Jahr fpäter, fah man nady anhaltendem Oft:
wind, zur Ebbezeit, noch. die Truͤmmer der Gebäude und: Stras
Ben, fand. manchmal: no Geld, einft felbft cin ganzes Faͤßchen
damit gefuͤllt. Jetzt weiß man nicht einmahl mehr die Stelle
deſſelben anzugeben. Einzelne hoͤhere Stellen im Dollart haben
ſich ſelbſt noch bis zu unſern Zeiten gehalten. Die kleine Inſel
Muͤnniksveen, an der Groninger Seite, blieb immer. beſtehen;
über:diefelbe geht der Deich des Ooſtwolder⸗Polders. Bei Pogum
waren mehrere Heine Infeln, die Blinfen. genannt, worauf,
nach der Coldeweyſchen Eharte von 1730, noch einige Häufer ſtan⸗
den; jebt find fie auch verfhwunden. Der einzige übrig geblies
bene Reſt einer 7 DMeilen. großen Fläche ift die Kleine Inſel
Nefferiand, welche Emden Begeräher liegt, und jest zum Dafigen
Amt gehört.
es —— wie eine ſo anfehnliche Landſtrecke in kurzer
Zeit verſchwinden konnte, wunderbar ſcheint es, wie ſich der größte
®
7
— of —
heil. des baburch entfiandenen Seebufens, in verhältnigmäßig
fehr kurzer Zeit, wieder in Land verwandeln konnte und zwar
des beften fruchtbarfien Kleibodens, wovon ein Diemath fo viel
werth ift, wie 10 des untergegangenen niedrigen Bodens. Vor⸗
zuͤglich auffallend ift es, daß der neue Boden erſt nach Einreif-
fung des weftlihen Buſens, und dann in folher Gefchwindigkeit
fich bildete, wovon man. fonft kein Beifpiel hat. Ehemalige unbe:
beutende Kirchbörfers Bunde, Finferwolbe, Ooſtwolde,
Midmwolde, Scheemda, Zuidbroek, Noordbroek, find
dadurch zu den größten und reichften Dörfern angewachſen, mehrere:
wie Blyham, Beerterhbamrich, Alt: und Neufhanz,
Nieum:Scheemde, Nieummolde, Landfhaftspolder,
neu entflanden, der großen Menge der fchönften einzelnen Pläge
nicht zu erwähnen. Die erſte Eindeichungen, wovon Nachrichten
vorhanden , gefchahen im Welten. Bereits 1545 wurde ba ein
neuer Deich gelegt, wodurch man die Suibbroeffter Auffen-=
Lande, den Norbbroeffier: Hamrih und Eorengaft
gewann. Durch die Eindeihung von 1597: Scheember
Swaag; duch die von. 1626: Scheemder:Damric ober
Neu⸗Scheemde, 1665 Midwolder-Hamrich oder Neus
wolde, 41701 Midwolder:Polder, 1769 Ooſtwolder—
Polder, 1819 FinferwoldersPolder, ber gegen 2000
Diemath hält. Wann bie Eindeichungen im fübdlichen Buſen be-
gannen, ift nicht genau befanut; vor Anfang des 16. Jahrhuns
derts hat man indeß dafelbft Fein neues and gewonnen, welches
fehr auffallend fein muß, und nur dadurch ſich erflären läßt, daß
es Perioden gibt, wo die Anhäufung des Schlammes fehr ges
ſchwind geht, andre, wo gar Feiner oder nur weniger fich erzeugt.
So ift eö unläugbar, daß feit Legung der Deiche um ben Kleis
boden des alten Marfchlandes bis zum 15. Sahrhunbert fi Fein
neues Land gebildet, einige Streden im Greetmer Amt ıc, auöges
nommen, dagegen im. 16. und 17. Jahrhundert deffen fehr viel
angewachfen ift, im 18. und jegt wieder weniger. *) Erſt zwis
) Diefer merkwürdige Umſtand iſt, meines Wiffens, noch keinem Naturkundigen aufs
gefallen. Sie verdiente gar fehe nähere Unterfuhung. Einiges habe ich darüber
= 263 —
ſchen den Jahren 1519 und 45, wie man glaubt, alſo mehr denn
250 Jahr nach Entſtehung des Dollarts, ift im füblichen Theil
eine oder mehr Eindeichungen gefchehen; dad fhöne Dorf. Bly⸗
ham entfland dadurch, obwohl es nicht eigentlid, auf Poldergrund
liegt, der erſt einige Minuten nördlicher anfängt. Zugleich wurbe
ber Wipfchoter = und Bellingwolder » Siel gelegt, legterer auf ber
Stelle, wo 1493 die Alte Schanze aufgeworfen. *) Hernach find
noch zu verfchiedenen Zeiten Eindeihungen an der. Groninger Seite
geſchehen, wie die Refte alter Deiche zeigen, doch läßt fich die Zeit
derfelben nicht angeben, außer der einen von 1656, wodurd
Beerter-Hamrich entftand, und der Deich von Finſerwolde
bi zum neuen Deich des Altbunder Neulandes gelegt, zugleich
ber Alte Siel bei dem, einige Jahr vorher angelegten Neu
fhanz, erbaut wurde. Erft 60 Jahr fpäter (1696) konnte man da⸗
felbfi einen neuen, nicht großen, Polder legen, den Kreunings-
ober Kroon=Polder, und 1740 den Groninger:Polder; feits
dem ift dafelbft nichtö weiter eingebeicht. Oſtfrieſiſcher Seits ift auch
erft im 16. Jahrhundert, an ber Sübdfeite, ein fehr ſchmaler Strei-
fen eingebeicht, darauf erft 1605 Altbunder: Neuland, 1682
Charlotten=Polder, 1707 Bunder:Intereffentenz,
nebft Nord- und Süd: Chr.-Eberhard3:Polder, un
Landſchafts-, 1796 Heinitz-Polder. |
Durch die angegebene Eindeichungen find dem Dollart 1% Mei:
len enteiffen, alfo 24 beinah feiner ganzen Fläche, und das im einem
Zeitraum von noch nicht 300 Jahren. Bloß feit dem zweiten Bier:
tel des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 17., alfo innerhalb 160 —
170 Jahren, find mehr denn 31% DMeilen gewonnen, im folgenden
120 - jährigen Zeitraum noch nicht eine. Hätte die Anſchlammung
im vergangenen Sahrhundert gleichen Schritt mit ber der beiden
vorhergehenden gehalten, fo koͤnnte der Dollart jegt eben fo gut,
‚wie die Harlbucht gefchloffen fein und man von Reide nach Pogum
Grade ausgehen. Allein bei der jegigen langfamen Zunahme ded Lanz
im 2. Bd. meines Oſtfriesland u. > Zeven im Abſchnitt von den Poldern und Gros
ben gefagt.
*) Diefe ift z815- demolirt,
— (fe \
des Binnen noch viele Jahrhunderte vergehen, ehe es ſo weit
kommt, wenn nicht, wie fehr möglich, kuͤnftige Zeiten wieber ſtaͤr⸗
tere Anhaͤufung von Schlamm. bringen: Wenig mehr denn 34
Meilen der ganzen gewonnenen Fläche’ gehören Oſtfriesland,
alles übrige ift Groningerland zu Theil geworben, daher, went
"gleich der Werth des wiedergewionnenen Landes den des verlohrnen
unendlich überfteigt, der Verluſt für Oftfriesland: doch hoͤchſt em-
pfindlich ift, weil das untergegangene Land größtentheild zu dem:
ſelben gehörte. Sei auch die, auf der alten Charte vom Dollart
gezogene Grenze unrichtig, nach welcher folche von Duͤnebroek
an in einem wefllichen Bogen nach Zermünterfiel lief, fo dag nur
5 ber untergegangenen Dörfer zu Groningen gehörten; gewiſſer
iſt, ‚daß die Tjamme und Ehe die Grenze bildeten, und biefem
nad hätten nur 48 Dörfer zu Groningen gehört, die übrigen und
beften mit Reiderwolde, Ofterreide, waren oftfriefifch. Gegenwät-
tig ſoll bad Bette der A im Dollart die Grenze machen; fie geht
in vielen Krümmungen vom füdlichen Ende des Heinitz-Polders
. ac Norbweften, fo daß, wenn ihr Lauf fo bleibt, bei fernern
Sindeihungen Dflfriesland etwas mehr gewinnen wird, wie vor
her; nur ift die Lage der Küfte, gegen Norbweft, nicht fo günftig
wie die der Groningfchen, wo mehrere und frühere Eindeichungen
wie an ber Öftlichen Seite des Bufens flatt finden werden. —
: Dein jebigen Amt Semgum ficht ein Amtmann nebft Affeffor
vor. Es ift in zwei Amtövogteien Jemgum und Digum ein:
getheilt; erftere in die Untervogteien Bingum mit den Kirch-
fpielen Böhmerwold, Holtgafte, Bingum; Midlum mit Mid-
lum, Krigum, Mariencoor, Hatzum, Nendorf, Oldendorf. Letztere
in die Untervogteien Ditzum mit Ditzum, Pogum; Bunder—
Polder mit dem Kirchfpiel Landfchaftd-Polder, Der Hauptort ift:
. 4) Jemgum, ein großer fchöner Flecken an der Ems, mit
ohngefähr 1200 Einwohner, 1% Stunden norbmweftlich Leer, un:
ter 25° 3° 19” Länge, 53° 15° 54° Breite. In frühern Jahr:
hunderten war es einer ber reichten Derter im Lande, und zeichnete
fih vorzüglich durch feine Zwirnfabrifen aus, die jedoch erft im
47. Jahrhundert folen aufgefommen fein, Der. Reichthum iſt
\
— 005 ——
i :fhoh längft verſchwunden, doch ift ed immer noch ein. fehr wohlha⸗
:bender Ort. Bon feinen ehemaligen Häuptlingen nennen bie Anz
malen der Geſchichte bloß einzelne. .Ewo Erikes lebte im Jahr
1454, wie aus einem Vertrag zwifchen ihm und feinem Schwager
Evert Sickinga, Häuptling von Winfum, erheit. Ein Ewo von
Jemgum ift 1584 geflorben und in der Kirche zu Norden begraben,
dem Grabſtein zufolge; ein andrer gleichen Namens lebte ums
Jahr 1595. Die Nachkommen der Häuptlinge blühten zu Har⸗
kenroths Zeit noch im Münfterfchen und nannten fih von Gemirs
gen. Auf meldhe:Art, und wann, fie um ihre Güter gelommen,
iſt nicht bekannt. Die Landereien find längft bauerpflichtig, und
son der Burg läßt fih nicht einmahl beſtimmt die Stelle mehr
angeben; wahrſcheinlich ſtand fie aber auf der fogenannten We-
fer: Wierde, einem. großen Stück Gartengrund im Flecken an der
Weſtſeite der Kreuzſtraße. Bor einigen: Fahren fand man bdafelbft
noch Ueberbleibſel großer Mauern unter der Erde. |
Geſchichtlich iſt Jemgum bekannt durch zwei dafelbft vorgefal⸗
lene Schlachten. Die erſte fiel beim Eingang des Fleckens am
14. Oktober 1533 vor, zwiſchen den Grafen Enno und Johann
von Oſtfriesland, und dem Geldriſchen Obrift Meinhard van Ham,
den Junker Balthafar von Efend mit: 2000 Kriegäfnechten nad)
Oſtftiesland gefandt hatte. Die beiden Grafen waren -Söhne
Edzards, aber nicht Erben feines Geiftes, noch des ihres’ Aelter:
vaterd Focko; der unregelnäßige Angriff ward von dem: kriegser⸗
‚fahrnen Feinde abgefchlagen und endete ſich mit völliger Nieder:
lage ber Friefen. 400 blieben auf dem Plage oder ertranfen in
der Ems, mit ihnen viele Ritter und Edle. Die Norderlänber
befonders, welche vor der Schlacht die. hitzigſten waren, waren
auf der Flucht die. eiligſten; fie warfen nicht nur ihr Gewehr weg,
zogen felbft ihre weite Hofen aus, die nad) damaliger Mode mit
Baummolle auögeftopft waren. ‚Größer und blutigen. war’ die
Schlacht, welche am 21. Juli 1568 daſelbſt zwifchen den Spaniern
unter Alba's eigner Anführung und Graf Ludwig von Naſſau gefchlas
gen wurde; leßterer erlitt babei eine völlige Niederlage und rettete
fich mit genauer Noth in einem Bote nach Emden, -7000 Mann
u}
— 266 —
ſollen in ber Ems ertrunken ober. niedergehauen fein, bloß bie
Reuterei entlam. Der Fleden litt zugleich fehr. Der Prediger
Baderel wurde ermordet; die Frauen und Töchter flüchteten. fich
während ber Schlacht ins Klofter, und nur burch vieles Zureben
lieg Alba ſich bewegen von feinem Vorhaben abzufiehen, fie mit
dem Gebäude zu verbrennen; dagegen. wurben viele andere Häu-
fer in Jemgum fowohl als in andern bafigen Dörfern abgebrannt
oder audgeplünbert, und 15,000 ober 18,000 Stüd Hornvieh
folen ald Beute mit for&geführt worben fein. Auch im 30:
jährigen Krieg hatte der Ort viel auszuftehen. Zuerſt war er
das Hauptquartier der Heflen, deren Anführer, ber Graf von
Eberftein, welcher dafelbft 1644 ftarb, den Fleden regelmäßig bes
feftigen, und im Wall 8 Zwinger oder Baftionen und zwei Thore
anbringen ließ. Als 1647 die Defterreicher unter. General Lamboy
ins Land fielen, eroberten fie nad einiger Gegenwehr ben Ort,
legten zwar eine flarfe Befagung hinein, übergaben ihn aber nach
Abzug des Hauptheers, nach einer kurzen Beſchießung, am 8. Nos
vember bed nemlichen Jahrs, wieder ben Heſſen. Nach Abzug
derfelben fandten bie Generalflaaten einige Truppen bahin, ihn zu
befegen, allein die Emder, davon benachrichtigt, fchleiften eiligft die
Werke. Bom Graben und den Wällen find noch Spuren ſichtbar.
Noch vor 40 Jahren erlitt ber. Flecken großen Verluſt; am 3.
Zuli 1783 verlohr er durch eine plöglich entflandene Feuersbrunſt,
innerhalb 6 Stunden, 46 Haͤuſer und 2 Ziegeleien; bloß an Mo:
bilien, obgleich die beften Sachen noch gerettet wurden, ſchaͤtzte
man den Schaden auf mehr benn 100,000 SI. und der an ben
Häufern war um fo fühlbarer, weil folche fehr niedrig in der
Seuerverficherungs = Anftalt flanden.
In Iemgum waren zwei Klöfter. Das eine, Sohanniters Or:
dens, fland an der Kreuzſtraße, wo jebt eine Mühle fleht, deffen
Wohnhaus wahrſcheinlich noch ein Stuͤck des Klofter-Gebäudes if,
es zeigt wenigftens in feinem Innern noch Spuren davon. Von
demfelben ging ein Steinweg über die Ofterwierde nach der Klo—
fter-Gapelle, ber jegigen Kirche. Das zweite, fogenannte Bagyne⸗
Klofter ſtand an der Sielftraße, wie aus einer Handfchrift des.
— —
-Deputirten. Menno Peters erhellt: Bon diefem aloſter iſt weiter
— bekannt als die Stelle. |
Jemgum hatte vordem eine ‚herrliche Kirche, bie zu ben an⸗
fehnlichften gehörte, und mit einer flarfen Ringmauer umgeben
. war. Wie mehrere Kirchen diente fie zugleich als Feflung, wo⸗
zu fie fih um fo. mehr eignete, da 2000 Mann darin liegen.
Sonnten. Nach der unglüdlichen Schlacht gegen die Gelbernfchen
wurbe fie, auf Befehl der regierenden Grafen, abgebrochen, um
nicht ferner den Feinden zum Schubort zu dienen, und bamit
Semgum eine feiner fhönften Zierden beraubt... Die Grundmau-
ern finden fich noch auf dem Kirchhofe, der an der Weftfeite des
Fleckens liegt. Die jegige Kirche, die von zwei Predigern bedient
wird, ſteht an: der langen Straße, nicht weit vom Hafen, und ift
ein hoͤchſt unanfehnliches Gebaͤude, nicht viel höher wie ein eins
ftödiges Privathaus. Es befteht aus drei an einander gebauten
Sebäuden, wovon das ältefte, von Welt nah Oſt ſtehend, bie
obenerwähnte vormalige Klofter-Rapelle iſt. Sie wurde zur. Kirche
be3 Orts eingerichtet nach Abbruch der alten, ift 80 Fuß lang,
. 30 Zuß breit, und mit einem Thurm an ber Weftfeite verfehen
gewefen, welcher, einem barin befindlichen Stein zufolge, 1555
ober 1575 erbaut, vor 7 Jahren aber abgebrochen if. Das 1661
Daran gebaute Sübende ift 21 Fuß lang, das Norbdende, von 1769,
33 Zug, beide 30 Zuß breit; fo daß das Ganze jetzt die Form
eined Kreuzes hat. Beninga erwähnt, daß Gräfin Anna bie
Steine bed 1556 abgebrochenen Kloſters Ter: Muhde den Jemgus
. mern zur Erbauung einer neuen Kirche ſchenkte. Der Bau diefer
Kirche muß aber nicht ausgeführt fein, denn Niemand erinnert
ſich derfelben; auch macht der Deputirte M. Pieterö Feine Erwaͤh⸗
nung davon, vielmehr geht aus feiner Schrift hervor, daß bie
Gemeine gleih nach Zerſtoͤrung ber alten Kirche ihre Zuflucht zu
der Gapelle_ genommen. Wäre würklid eine neue Kirche erbauet,
fo müßte folche hernach .wieber abgebrochen fein, dann aber die,
Erinnerung daran noch beflehen. Die neben der jeßigen Kirche
befindliche, 1820 neu gebaute Schule, ift ein anfehnliches Gebäude,
das fich beffer wie die Kirche ſelbſt ausnimmt,
— 268 —
Der Hafen iſt ziemlich geräumig, doch ſeicht, ba das Sieltief
nicht groß iſt. Es herrſcht wenig Leben darin. Torfſchiffe find
es faſt allein, die man ſieht. Nur zuweilen laufen im Sommer
einige Schiffe mit Butter und Kaͤſe aus, oder kommen mit Holz zc,
an. Das mehrfte nimmt man von Emden, und fendet die Pros
bulte dahin oder nach Leer. Dad Außentief oder Muhde ift 1820
nen gegraben, in grader Linie bis zum Emöbette, wodurd die
Ein: und Ausfahrt der Schiffe fehr erleichtert ift und die Abwäfs
ferung gewonnen hat. Die Koften betrugen einige taufend Rthlr.
Die alte Muhde fchlängelte ſich nad) allen Richtungen und hemmte
die Schiffahrt eben fo fehr, wie die Abwaͤſſerung. Landwirtfchaft
gibt dem Ort hauptſaͤchlich fein Beſtehen. Ehedem waren auch
die Bwirnfabrifen dafelbft blühend; bloß in Jemgum und Emden
befanden. fid) -folche in einiger Anzahl. 1804 gab es noch 15
Swirnfabrifanten mit 78. Gefellen und Jungen, jest weniger;
ferner find bier. 3 doppelte Ziegeleien, die zugleich Steine und
Dachziegel verfertigen, 2 Kornmühlen, 3 Bierbrauereien, 1’ Dels
muͤhle, letztere in einiger Entfernung vom Flecken am Tief.
Branntweinbrennereien find gar nicht mehr vorhanden. Sm Früh:
ling wird hieſelbſt ein mager Viehmarkt gehalten, im Herbſt zwei
fett Viehmaͤrkte, außerdem noch zwei Kram- und Pferdemärkte,
Durdy Verlegung des Amts hieher hat der- Flecken beträchtlich ges
wonnen. Ein Fähr geht von ıhier über die Ems, "welches feit
einigen Zahren, da die Pfade zum. Flußbette, auf Veranlaffung
des Koͤnigl. Amts, verbeffert und mit Steinfchutt: belegt find, fehr
benußt wird, fo daß den Tag über befländig ein Boot hin und
ber fährt, manchmal 2. = — mit ie fünnen das
mit überfommen,
Das Kirchſpiel enthält im — 1332 E. Zur Gemeine
gehören JFem gumer-Gaſt, ein Dörfchen im Meften, 2 Pläße.
von Eppingweer im Norden, Klimpe, Sappenborg,
einzelne Pläge, im Süden. |
9) Bingum, ein großes ſchoͤnes Dorf, y Stunden ſuͤdlich
de3 Hauptortd, an der Ems, Leer grade gegenüber, in 14 Stunde
Entfernung. Es iſt lutheriſcher Religion und hat zwei Prediger.
—
— 269 —
Es werden hier zwei Kram⸗ und Pferdemaͤrkte gehalten, worauf
viele Pferde aus ganz Reiderland kommen. Der Siel, woran
der Ort liegt, bitdet zugleich einen Hafen; worin man- jedoch bloß
Torfſchiffe ſieht. Ob Bingum eigene Haͤuptlinge gehabt, iſt zwar
nicht befannt; doc) ſehr wahrſcheinlich, da ein ſo großes Dorf
wohl nicht zu Weener oder Jemgum kann gehört haben. - Nahe
am Dorf ift eine Heine Anhöhe, noch jest die Burgftelle genannt, -
wo der Sage nach eine Burg geflanden. Bingum:-Gaft ge
hört hiezu, ein kleines Dorf, forann Col dam, 102 E., welches
aus einigen Plaͤtzen an ber Ems beſteht, und dem; Leeroort "ges
genuͤberliegenden Faͤhrhauſe. Das ganze Kirchſpiel zahlt. 763 E.,
und hat 5 Ziegeleien, wovon 4 bei Bingum ſtehen. TEE
‚Unger dem hiefigen Predigern: zeichnete ſich vorzüglich Spabim
Shrifi an Shexing,: Bruder des Regierungs » Direktors, aus
‚Er war 1691: zw Friedeburg gebohren, ward 1718 nach Reepsholt,
4721. von da nach Bingum berufen, flarb aber ſchon am. 12.
Mai 1729. Außer mehrern gedrudten Werken, worunter die
„Beſchichte der Mennoniten“ die vorzuͤglichſte, hat er eine „Oft:
“Friefifche Kirchengeſchichte des A6ten Jahrhunderts verfaßt, welche
mit groͤßtem Fleiß ausgearbeitet iſt, und manches Merkwuͤrdige,
auch einiges über vie oftfr, Kloͤſter, enthält, doch hoc in der
Handſchrift lieg. Des M. Röling, der. 1733 in Bingum
Prediger wurde, 741 aber, ſeiner ſocinianiſchen Srundfäge we⸗
gen, entfegt, wird bei Dornum näher erwaͤhnt.—
3) Holtgafte, norbweftfeitd Bingum, Ya Stunde von tie
Ems entfernt, ein, ebenfalls Iutherifches;, Kirchfpiel,, mit 265
Einwohnern, wovon jedod) die mehrſten veformirt find. Die hie:
fige Kirche ſoll, nach Emmius, die älfefte im Reiderlande fein,
1644 ift fie verkleinert. Es ſteht noch ein Altar darin, mit huͤb⸗
fhem Schnitzwerk, die, Hinfühtung Chriffi zur Kremyigung ‘vor: |
ftellend. 3 bis 400 Schritt wefllichet find noch bie Reſte eines
alten Kirchhof ‚vorhanden, - zwifchen welchem und dem "Dorf das
Bette eines alten Fluffes zu erkennen iſt, weicher wahrſcheinlich,
wie fchon erwähnt, der von Wiener kommende Emsarm iſt, und
zum Dollarthinlief, nordſeits die Geife, ein mit mehrern Erb—
—
— 970 —
vachtsplaͤtzen beſetzter Strich ſchoͤnen leichterdigen Bodens, aͤhnlich
dem des alten Emsbettes, woran es grenzt. Im Oſten Bent-
merſiel und Soltborg, ebenfalls aus einzelnen Plaͤtzen an
Der Ems beſtehend, und 7 Ziegeleien, worunter 2 doppelte, dann
Jemgumer⸗Kloſter, das beim Deich, an der Jemgumer |
Grenze. liegt. Bei demfelben fand das Kloſter Holtgajte, und
awar an ber Weftfeite bed Plabes, wie aus den, vor ein paar
Sahren dafelbft unter ber Erde entdedten Grundmauern hervor
gebt... Ubeborg und Deddeborg, zwei Plaͤtze, gehören auch
zur Kirche, nebſt Zimpe, ein Warfhaus bei jenem Klofter,
4) Bömermwold, ı% Stunde mefllicher und eben fo weit
vom alten Deich des Dollarts, zählt 14F'E. und: liegt fehr nie-
drig, hat jedoch -fehr guten leichterdigen Boden, der bis Zum
Bunder Hamrich, woran das Dorf grenzt, geht, Die Kirche‘ iſt
1703 neu gebaut. Y, Stunde norbwärts, auf dem Muusdyk,
liegt Duinterten, ein kleines — ee ee
eingepfart if. Zr —
5) Maäriencoor, 1, Stunde nördlicher, eins der kleinſten
Kirchſpiele, 92 E. zaͤhlend, und im Suͤden gleichen Bodens wie
das vorige, im Norden ſchlechtes niedriges Meedland, wo das
Mariencoorer Meer liegt. Die Kirche ift in der weiten
Hälfte des 17ten Sahrhunderts erbauet. Zwei in diefem Dorf
fichende Pläge werden Kloſter oder Kloſterhaͤuſer genannt.
Der Sage nach hat daſelbſt ein Kofler geflanden, wovon bie
Plaͤte den Namen bekommen.
6): Midkum oder Klein-Midlum,s zum Unterfeieb des
Emder. Amt. liegenden gleichnamigen Dorfs, folgt nördlich auf
Semgum in 14 Stunde Entfernung, und liegt: an der Ems. Es
zählt 331 E., und hat. eine Burg gehabt, wovon aber die Stelle
nicht bekannt iſt. Wiard von Olderfum und Uphufen war hier
Häuptling, ber die Burg nebſt Ländereien daſelbſt und im Ep-
pingweerfter Hamrich, in feinem Teflament von 146% ber Gräfin
Theda zum Erſatz für Olderſum anwieß; welche noch mehrere Guͤ⸗
ter. unter Jemgum, Midlum ec. beſaß, bie fie den Kloͤſtern zu
or ee
Emben und Apping zu gleichen Theilen vermachte, mit Bebing
folche nicht zu veräußern; vermuthlich find jene Güter darunter
begriffen; jegt iſt alles Privat-Eigentbum. Bon ben 5 Plägen-zu
Eppingmweer gehören 3 zur hiefigen Gemeine, nebſt 2 Zieges
lien. Der jegige Prediger Wibrandus Gerarbus Reddingius, ein
Holländer, der ſich durch mehrere theologifche und Schulfchriften
in bolländifcher Sprache, bekannt gemacht, ‚bat auch vor 3 Jabs
zen. eine kleine Geſchichte Oſtfrieslands zum Schulgebraud für .
Kinder herausgegeben, die recht gut if. Vom Schullehrer Iſe⸗
brand Eilert Luͤpkes ift eine Fleine deutfche Sprachlehre für Schu:
len unter der Prefje, von beren Brauchbarkeit das Urtheil u...
werther Männer fehr günftig lautet.
7) Srigum, "4 Stunde norbweftlicher, ebenfalld an * Ens,
mit 273 E. Die Kirche ſcheint in vorigen Jahrhunderten eben⸗
falls zur Feſtung gedient zu haben; noch umgibt ſie ein breiter,
gut erhaltener Graben, uͤber den man nur vermittelſt dreier
kleinen Bruͤcken hin kommt. Es hat eigene Haͤuptlinge gehabt,
die zu Coldeborg, Y, Stunde weſtlich vom Kirchdorf wohnten.
Bloß den legten berfelben, Ubo, nennen die Chronifen. Er war
bis 1502 Droft zu Emden, begleitete darauf Graf Edzard in’ ben
Krieg mit den Groningern und bekleidete von 1506 — 14 bie
Stelle eined Droften in Groningen, Er lebte nod 1521. Seine
Burg und Güter vermachte er Edzards Sohn Johann, gewöhn-
- ih Graf von Falfenburg genannt. Meinhard van Ham eroberte
nah ber Schlacht bei Jemgum bie Burg, verließ fie, aber bald
wieder. Graf Johanns zwei Enkelinnen, wovon die. eine. mit bem
Grafen Tilly, Bruder des berühmten Generals, die andre mit dem
Grafen von Barbangon: verehlicht war, erbten bad Gut, und
noch lange blieb folches in ihrer Familie, bis das oſtfrieſiſche Re⸗
gierhaus es an fich Faufte. Noch jest befigt die. Krone davon ges
gen 100 Grafen, Goldeborgfter Burglanden genannt; die daſelbſt
fiegenden 4 Pläge find aber Privatbefigung. Die Burgſtelle ift
nicht mehr zu erfennen; fie fol fich am der. Sübfeite des: weſtlich⸗
ſten ber Plaͤtze befinden, wo jetzt ein Kohlgarten iſt, auch kleinetz
GSteinſchutt noch vorkommt. Ein Tief geht da vorbei zum Cole
— 272 —*
beborgſter Siel, an welchem auch nach: einige Plätze und Hub
fer ſtehen, nebſt einer Ziegelei, deren bei. Critzum ſelbſt 2 liegen.
98) Hatzum, 342 E., eine kleine Stunde nordweſtlicher, an
der Ems, wo ein Fahr nach dem gegenüber liegenden Olderſum
geht. Im 18ten Jahrhundert wurde es eine Probſtei, hatte auch:
Haͤuptlinge, von denen indeß nicht einmahl ein Name bekannt
geworden. Vielleicht gingen die Guͤter durch Heurath an die
Harringaſche Familie uͤber, die ſeit dem 16ten Jahrhundert ſolche
beſaß und aus Friesland hetſtammte, jedoch nicht adlich war.
Der letzte der Familie ſtarb vor einigen Jahren und vermachte
das But dem jetzigen OberamtmannBluhm zu Jemgum. Von
der Burg, die im Dorfe bei der Kirche ſteht, iſt noch ein Theil,
vom Hihfergebäude "und dem weſtlichen Flügel vorhanden , jedoch
in fehr verfallenem Stande; Kleine ſchmale Fenfter find in dem.
Gebäude, da3 zwei Stockwerke hält; langs der Süd: und Weſt⸗
ſeite geht noch ein breiter Graben herum. Es gehört ein Bauern⸗
platz dazu, deſſen Gebäude an. die Burg fich. Ichnt. Adliche Freis
heiten hat das Gut nicht mehr. Zur Kirche ‚gehört Eien- oder
Bilingmweer und. Boomborg im Süden, jeded aus drei Plaͤ—
Gen beftehend. In letzterm Ort zeigt .man die Stelle, wo eine
Burg fol geftanden haben, an der Weftfeite deffelben, neben dem
weſtlichen Plage, jet zum Koblgarten dienend. Zwar zeigen fich
außer etwas Steinfchutt Feine. Spuren mehr; indeß ift es ganz.
währfheinlich, daß-bafeldft eine Burg gewefen, welche Wiard
bon Olderſum gehörte.. In feinem Teſtament erwähnt er vieler
goldnen Geraͤthe, welche er von Adde Wyeröna auf Bonenborg.
geerbt: hatte und die Focke Uken ihm geraubt, dann vermachte ern
Sunte Antonio und: Sımte Simeoni tho Olderſum, tho ener:
ewigen Vicarie, alldat Erve, dat it tho. der Bonenborg und
in Hatfumer Hammerde liggen hebbe, ald mine Dlderen dat an:
geervet hebben.‘‘ Dieſes Bonenborg kann nicht das im Greet⸗
imer Amt liegende- fein, "man:muß e3 in Reiderland ſuchen, weil
zugleich‘ des Landes. im Hagumer - Hamrich erwähnt wird, und da
fügt ſich der Name Boomborg feht gut bemfelben an; cd kann
zeicht durch Länge ber) Zeit das n in m verändert fein, ‚fo wie
| — 075 ——
— — —
andere Ortsnamen noch weit ſtaͤrkere Veränderung erlitten, oder
der Name unrichtig gedrudt fein. In demfelben Zeflament er:
wähnt Wiard feiner Großmutter tho Bolburge, welches, wie
der Zufammenhang ergibt, daffelbe Bonenborg oder Boomborg ift:
Suͤdweſtſeits, eine Stunde vom Dorf entfernt, liegt Hatzumer—
Fehn, das aus fehr niedrigem, ſchlechtem Meedland befteht, und
zum Theil Domäne iſt; einige Pläge flehen da, auch das ru Ms
und Dldendborper: Meer.
9) Nendorp, M Stunde weftlid — zähle. nur 183 €.,
bat abır eine recht hübfche Paftorei, auch eine gute 1820 neu
gebaute Kirche, die aber wohl nicht fo lange wie die alte fi
erhalten wird, indem man dazu flatt Kalfmörtels fich des Lehms
bedient hat, Wiſchen borg liegt nahe dabei, 4 ſchoͤne Pläge
enthaltend, von denen 3 zur hiefigen Kirche gehören.
10) Dldendorp, 4 Stunde weftlicher, ein Fleines Kirch»
fpiel von 166 €, wo man bloß Häufer, kaum einen einzigen
Baum fieht, die auch fonft im Reiderlande an der Ems: fparjas
mer find, wie in andern Marfchgegenden. Dieſes Dorf feheint
auch Häuptlinge gehabt zu haben, denn unter den, 1438 vor dem
Hamburgern und Eirkfenaen, zum Herzog von Geldern flüchtens
den Edelleuten, war aud Zjark von Doffum, der ſich Häuptling
zu Dlvendorp nannte, ein Vetter Imels von Ofterhufen.. Von
einer Burg weiß man indeß nichts beftimmtes; einige halten.
dafür, fie habe auf der Stelle der Klunderburg geſtanden; das
ift ein Warfhaus, nordöfllih vom Dorf, am Wege nah Nen—⸗
dorp, auf einer füch ſchwach erhebenden, mit Schlöten umgebenen,
vieredigen Stelle liegend, wodurch feltfanerweife der Weg mit:
ten durch geht. Man findet indeß Feine Spuren einer ehemali-
gen Burg daſelbſt; nur bei Grabung eines Kellers wurden vor
8 Fahren Knochen von Menfchen in ber Erde entdeckt. Einer
ber Pläße von Wiſchenborg gehört zur hiefigen ‚Kirche,
11) Ditzum, ein großes Dorf und Hafen an der Ems, 13%
Stunde füdoftfeits von Emden, und Petkum fihräg gegenüber.
Es zählt 724 E., hat viele herrliche Pläße mit ſchoͤnen Wohn-
und Wirtſchafts⸗ Gebaͤuden, wie man fie ſonſt bloß auf den Pol:
10
— 97 —
dern antrifft, und im Ganzen mehr das Anſehen eines Fleckens;
nur am Deich ſtehen manche aͤrmliche Haͤuſerchen. Es war im
Iſñten Jahrhundert, oder früher, der Sig angeſehener Häuptlinge,
von denen indeß faft nichts befannt iſt, jo wie mit den Übrigen
Däuptlingen Reiderlands der Hal, Thyo, Häuptling von Digum,
lebte in der letzten Hälfte des 14. oder erften des 15. Sahrhun=
dert3 und mar mit Iga, Tochter Fterichs, Probften zu Emden, und
Enkelin Luert Abdena's, Probft und Häuptlings dafelbfi, verheus
rathet; er hatte einen Sohn, Igo Gerrits, der ihm in der Herr⸗
schaft folgte und vermuthlich ohne Erben flarb, Thyo's Schwa-
ger, Emico Abdena, war Häuptling zu Petkum und vielleicht be-
kam deffen Sohn oder Enkel auch Ditzum; wenigftens hatten die
Herren von Petkum noch bis zum 17ten Jahrhundert das Patro-
natrecht, ſowohl hier als zu Pogum, welches fich fonft nicht wohl
erklären läßt. Die Güter find längft Privateigentbum und bauer:
pflichtig. Die Burg fland im Weften der Kirche, die Stelle ift
theild in einen hübfchen Garten umgefchaffen, theild ein offener
Platz, zu einem daran flehenden Heerde gehörig; ein Schloot
geht noch an drei Seiten darum, oſtſeits Spuren eines Grabens
zeigend. Noch vor 30 Jahren ift eine Mauer: in der Erde ge:
funden und herausgemacht. Der hiefige Hafen ift fehr gut, wie:
wohl nicht groß, aud wenig befucht, da faft fein Handel hier
getrieben wird. Ein Scifföwerft, doc bloß zur Auöbefjerung
Heiner Schiffe, ift vorhanden. Mehrere der Einwohner nähren
fi vom Fiſchfang; aud werden Sardellen gefangen, bie in Dies
fer Gegend häufig in der Ems erfcheinen, In der Mitte des
48. Sahrhunderts lehrte ein franzöfifcher Koch, auf dem abdligen
Haufe Midlum, den FZifchern das Salzen und Einmachen. berfel:
ben. Man verfauft fie nach Emden und Leer, auch wohl nach
Aurih ꝛc. Bis Ende des vorigen Jahrhunderts legte man ſich
flärker darauf, und. fandte jährlich einige hunderttaufend Stüd
nach der Dftfee und Groningen. Im jegigen Frühling find de—
ren wieder in außerordentlicher Menge gefangen, felbft: noch bis
im Suli, und für 9 Stbr. dad 100 verkauft, fonft galten fie 27
bis 45 Sthr.; für uneingefalgene gibt man nur 3 Stbr. Ein
— 075 ——
Faͤhrboot geht zwiſchen hier und Petkum, welches ſtark gebraucht
wird; auch Vieh kann damit uͤbergehen; fuͤr Wagen aber iſt auf
der ganzen Strecke, vom Dollart bis Leerorter Faͤhrhaus, keine
Anſtalt. 3 Ziegeleien ſtehen nahe am Dorfe. Zu der Gemeine
gehoͤrt noch der Ditzumer-Hamrich, 510 E., fo eine Stunde
ſuͤdſeits anfängt und fi) auf 54 Stunden Länge am alten Dol:
lart:Deich hinzieht und mehrere gute Pläge hat, wobei der Oro:
Be: vder Wynhamſter-Kolk, ein großer Landfee, fo 1804
troden gemahlen, und feitdem ald Grünland benugt wird. Ein
Theil dieſes Hamrichs heißt Aaltuferey, nad einem Haufe,
fo neben der Brüde beim Heiniß « Polder fteht, und bei weldem
hernach mehrere Häufer angebaut wurden, die denfelben Namen
erhielten.
12) Pogum, 340 E., ein Kirchfpiel Tutherifcher Confeffion,
wovon das Kirchdorf auf der norbwefllichfien Ede des Reiders
lands fteht, Da wo der alte Deich um ben Dollart anfängt, wels
cher auf eine Stunde füdlih noch Seedeih if. Das Dorf ifk
fehr Hein, Folge vom Einbruch des Dollarts, woburd es ben
größten Theil feiner Flur verlohren. Die Derren von Petkum
fcheinen auch hier das Patronatrecht gehabt zu haben; der Prediger
Anton Heinr. Eiben, den fie 1667 einfegten, wurde aber vom Zan-
desherrn nicht anerkannt, und mußte im folgenden Jahr die Stelle
aufgeben. Dykſterhuus gehört zur Kirche, eine Reihe Plife
und Warfhäufer langs dem Deich bis zum Ditzumer- Hamrich.
Sehr viele Gaͤnſe find hier am Deich, die den Warfsleuten ziem⸗
lichen Gewinn einbringen,
13) Landfhaftliher Polder, auch Preuffifche Pols
der genannt, %4 Stunden fübfeits Digum, fo ſih auf 174 Stun
den Länge bis zum Staatenfiel an der X erfiredt, bei faft 14
Stunde Breite, öftlich am Bunder Polder fich Iehnend. Im Jahr
4752 ift Diefer, 2026%4 Diemath große, Polder für koͤnigl. Red):
nung eingebeiht, 1755 wurden davon 405%, Diemath an Pri⸗
vatperfonen für 59,161 Rthlr. 1524 fchf. verkauft, das übrige
Der ofifriefifchen Landſchaft für 240,000 Rthlr. uͤberlaſſen, welche
ihren Theil in Erbpacht austhat für 7 bis 734 Rthlt. pro Die
18 *
— 076 —
math jaͤhrlicher Erbpacht. Der ganze Polder, deſſen noͤrdlicher
Theil Wynham heißt, iſt in 23 Plaͤtze vertheilt, wozu noch 26
andere Wohnungen kommen, ſo daß er 49 Haͤuſer zählt und 401
Einwohner. Die Kirche ift von der Gemeine ſchon 1763 aus
eignen Mitteln erbaut, und recht huͤbſch. Auch eine Kornmühle
ſteht feit einigen Jahren da. Schwerlic findet man auf ber
Marſch eine Gegend, welche diefe an Fruchtbarkeit und Schön:
heit übertrifft. Es ift eine Erſcheinung einzig in ihrer Art.
Mitten durch den Polder läuft der Fahrweg, an dem die Häufer
in einer Stundenlangen Reihe ſtehen. Die Platzgebaͤude find
von außerordentlicher Größe, wie man fie in Deutjchland etwa
auf Gütern von 700 bis 1000 Morgen findet, und fehr gefälli:
ger Bauart, gefhmadvoller wie fonft auf der Marſch, und die
doppelte Zahl Zimmer und Kichen enthaltend. Faſt jedes Ge-
bäude ift mit artigen Heinen Blumen: und größern Obft: und
Gemüfegärten umgeben, vermifcht mit Rafenplägen, wilden Baͤu—
men und Geſtraͤuch. Gräben mit feinen Brüden, Fiſchteiche
u. d. gl. umringen und durchfchneiden fie. Gleich daneben die
Föftliche Korn- und Caatäder, die in umabfehlicher Ferne fich
verlieren, nur hie und da unterbrochen durch grünende Kleefelder, -
vom ſchoͤnſten fhwarzbunten Vieh und Pferden belebt. Die
Fruchtbarkeit de3 Bodens ift außerordentlih, und hat feit
den 70 Jahren feines Anbau’s noch nicht abgenommen. Dünger
bedarf er nicht, nur dann und wann bringt man deffen auf ein
Kleefeld. Bohnenſtroh wird verbrannt und eine Art Pottafche
daraus gemacht, dad Halmflroh, was nicht verkauft oder verfüt:
tert wird, in einem Haufen auf Grünland geworfen, wo das
Vieh gelegentlich etwas abfrißt; das uͤbrige bleibt liegen und
verfault, worauf es als Duͤnger uͤber das Land geſtreut wird,
eine Methode, die in allen andern Poldergegenden gebraͤuch—
lich. Der Reichthum der Einwohner zeigt ſich auch in ihren Woh—
nungen; ſie ſind faſt ſaͤmmtlich mit koſtbaren Möbeln, oft recht
geſchmackvoll verziert; Gold= und Silbergeraͤth fieht man noch
häufig. Biel trägt zum Wohlftand bei, daß die Eigenthümer ihr
Gut meift felbft bewirtfchaften, fehr wenige find verpachtet. Auch
— 977 —
den ſchoͤnen Wiſſenſchaften iſt man nicht abhold; eine Leſebiblio—
thek, woran! die mehrſten Einwohner Theil nehmen, enthaͤlt ſo—
wohl deutſche als hollaͤndiſche Werke. Im Winter werden Con:
certe gehalten, wozu ein eigner Saal in einem Birthehaufe ein
gerichtet iſt.
Oftfeitö daran liegt der, jebt dahin eingepfarrte; Heinitz— Pol:
der, welcher im Norden 14, im Süden faum 14 Stunde breit,
babei aber 114 Stunde lang ift und 1104 Diemath hält, wovon
der nördliche Theil zu 170 Diemath Privateigenthum iftz vom
übrigen 5 Rthlr. pro Diemath Erbpacht der Krone bezahlt wird,
Schon 1773 oder 74 wurde diefer Polder eingedeicht, aber die
Herbfiitürme .von 1775 und die im Frühjahr 1776 warfen bie
Deiche ganz darnieder, fo daß man alles liegen ließ und erft
4796 eine neue Eindeihung wagte. Es ftehen 9 Häufer darauf,
worunter einige eben fo fchöne wie auf dem Landfchaftlichen Pol:
der; die Zahl der Einwohner fleigt auf 1293 auch eine Korn:
mühle ift da. Obgleich diefer Polder ſchon vor beinah 30 Jah—
ren gegruͤndet ift, bat fich doch während biefer Zeit noch wenig
Anwachs davor gebildet, im Ganzen etwa 300 Diemath, welches feit
dem jeßigen Sommer für Rechnung der Krone verpachtet wird.
Es fünnen daher noch einige Sahrzehnten vergehen, ehe hier ein
neuer Polder entfieht, wenn der Anwachs nicht sefäpmirber
zunimmt.
Der Bunder-Hamrich, welder 595 Einwohner zählt, und
nun zu Bunde eingepfarrt ift, erftredt fih vom Ditzumer-Hamrich
beim Berlaat, langs dem alten Deich des Dollartd, bis Bunderhee,
auf einer Stunde Länge, und enthält mehrere gute-P läge, wor:
unter einige, fo auch Polderland befigen. Man zeigt in diefem
Hamrich noch die Stelle, wo eine Burg geflanden haben ſollz
bloß etwas. Echutt iſt davon übrig geblieben. Der: zu: diefem
Amte gehörende Nord » Chriftian = ————— Dolder —
noch nirgends eingepfartt,
— 278 —
Amt Emden mit den Herrlichkeiten
Riſum und Petkum.
Re feiner jegigen Ausdehnung grenzt diefes Amt, mit Inbegriff
der beiden unter deſſen Jurisdiftion ſtehenden Herrlichkeiten, im
Dften and Leerer und Auricher Amt, im Norden an lebteres und
das Greetmer Amt, an diefed auch zum Theil im Meften, fonft
an die Ems, ſuͤdſeits gleichfald an die Emd. Es ift zufammen-
geſetzt aus dem nördlichen Theil -ded alten Amts Emden, dem
füdlichen Theil des alt Pewſumer Amts, und ben ber Stadt Em:
den gehörenden Herrlichkeiten Olderfum, Jarſum, Borfum, Up-
und Wolthufen. Die Herrlichkeiten Petkum und Rifum find dem
Amt gleichfalls zugefügt, da fie Bein eigenes Patrimonialgericht
haben. Mit Inbegriff derfelben nimmt ed A Meilen Ober:
fläche ein, und mißt in der größten Ausdehnung vom Warfings-
fehn bis zum Deich an der Greetnier : Amts: Grenze 334 Meilen,
die Breite aber, da die nördliche Grenze außerordentliche Kruͤm⸗
mungen hat, beträgt an einigen Stellen nur 34, an andern 34,
4 bis 11% Meile. Ein Fleden und 29 Kirchdörfer nebſt 7 ans
dern und mehrere einzelne Plaͤtze, find auf diefer Fläche zerftreut,
zuſammen 9354 Einwohner haltend, Auch findet man ba 7 ad:
liche Güter, 26 Ziegeleien, 4 Siele, 6 Korn:, 4 Säge: und 3
Delmühlen. Des Viehes zählt man 2166 Pferde, 240 Ochfen
und Bullen, 6636 Kühe, 3140 Jungvieh, 5192 Schafe, 2697
Schweine, das in der Stabt Emben befindliche mit einbegriffen.
Die Deihe,mit Inbegriff der der Stadt Emden, nehmen zus
fammen faft 5 Meilen Länge ein, und liegen in 3 Deichadhten,
nemlich: der Oberemfifchen, fo von bet Grenze des Leerer Amts
anfängt unb bis an Emben geht, zu 1847174, Ruthen Länge,
welche, ba an den mehrfien Stellen Borland ift, nicht viel zu
unterhalten Eoftet; der Stadts-Deichacht, ofl: und weftfeit3 der
Stadt Emden, zu 111 Ruthen Länge, fo Feine Unterhaltungskoſten
mehr erfobert, des davor liegenden Anwachfes wegen; der Nie:
ber: Emfifhen Deichacht, fo von der Städtifchen weſtſeits
—— ——
önfängt und an der Greetmer: Amts: Grenze endet, im ganzen
3743%% Ruthen Länge haltend. Vor diefem Deich ift von Em⸗
ben bis zum Larrelter Kol vieles Vorland, von da bis zur Loger
Ede ein wenig, weiterhin auf einer Ausdehnung von 2 Meilen
aber gar nichts; das. tiefe Emöbette geht dafelbft vielmehr nahe
am Deich hin, daher diefer ungemein hoch und ſtark iſt; der Fuß
deffelben ift uͤberdem auf der ganzen Strecke von Loge bis zur
Knod mit fehweren Flintenfleinen belegt und mit Holzkayungen
eingefaßt, und weiter nach oben mit Stroh geſtickt. Vorher
waren. flatt der Steine große flarfe Balken am Fuß ded Dei:
ches eingerammt, welches ungeheure Koften verurfacht hat und
doch dem Zweck nicht fo gut entfprah, wie bie jeßige, feit
einigen 30 Jahren aufgefommene, Belegung mit Kiefelfteinen.
Dennoch verurfacht die Unterhaltung außerordentliche Koſten, auf
3 bis 4 Gulden per Gras jährlich fleigend, welches auf die Länz
dereien in ben alten Yemtern Emden und Pewſum, ſodann bet
Herrlichkeit Rifum gleichmäßig vertheilt ift, es fei gutes ober
fchlechtes Land, fo daß manches Grundflid in Zeiten wie ben je:
Bigen, fo viel, mit Einfluß der uͤbrigen Abgaben, zu tragen hat;
als Die Heuer beträgt, auc wohl mehr. Nur folche unmittelbar
am Deich liegende Streden, woraus die Erde zum Deichbau in
frühern Sahren genommen (Spitland), find frei vom Unterhalt
defjelben. An Sielen find außer den 4 in Emben befindlichen,
noch 4 vorhanden, zu Dlderfum, Petkum, Larrelt, Knode, wo:
von der zweite und vierte nur klein find,
Mit Waſſer ift Fein Amt reichlicher verfehen wie diefes. Unter
den fließenden ift am anfehnlichften das Hinter Tief, welches,
von Schott im Auricher Amt herfommend, bei Longeweer in dies
fes tritt, bis Lopperſum füdlich läuft, dann weſtlich durch Oſter—
huſen und Hinte, demnächft wieder füdlih nah Emden, wo eb
durch den Fleifchhaus: und -Neuthorsfiel ſich in den Delft ſtuͤrzt.
Darauf folgt das Wolthufer Tief, deſſen Hauptarm das
Mefterender Tief if, fo beim Uphufer Grashaus in dad Amt tritt,
fich bei Uphufen mit dem von Riepe fommenden vereinigt, Uphus
fen und Wolthuſen durchfließt und zum Rothen Siel in Emden
— — —
ausſtroͤmt; es erhält aus den niedrigen Gegenden von Riepe
reichlichen Zufluß von Waffer, und ift fehr tief und breit. Das
aus den Moräften des Auricher Amts herfommende Fehn: oder
Olderſumertief ift eben fo beträchtlich, ed tritt zwifchen Gies
mendwolde und Hatöhufen in dad Amt, wendet ſich bei Mönkebor:
gen ſuͤdlich und flürzt fich durch den Dlderfumer Siel in die Ems.
Ein viertes, Fleinered Tief, kommt von Pewfum und geht Zwirs
lum vorbei nach Larrelt, deffen Siel fein Waſſer durchläßt. Meh:
verer Fleinerer nicht zu erwähnen. An gegrabenen Ganälen ift
das Fehntief das vorzüglichfte, welches von der Stelle, wo ber.
von den Fehnen kommende Fluß nach Olderſum fich wendet,
bis zur Stadt Emden gegraben ift, wahrfcheinlich fchon im 15.
Jahrhundert, wenigftens war ed 1514 fchon vorhanden. Es dient
zum Transport des Torfs von den Fehnen nach Emden, dem Em-
ber und. Greetmer Amt. Der zweite ift der, jest zur Trede
fahrt dienende Ganal, welcher von her Hiwe nach Emden gebt;
und wahrfheinlich bloß zur beffern Abwäfferung ber niedrigen
Gegenben und: ded Großen Meerd gegraben ift, doch auch den
Einwohnern: der Wolden und da herum liegenden Dörfern zur
Schiffahrt dient. Bei Hinte fallt in das dafige Tief das Neue
Tief, fo vor etwa 100 Jahren gegraben und nach Syhlmönf geht.
Das Lorrelter Tief zwifhen Emden und Larrelt ift 1577
pon ben Intereſſenten des -Larrelter Sield, nach Verfall defjelben
gegraben, um das Waller nad) Emden zu leiten; es wird jest
ftarf zur Binnen-Schiffahrt benugt. Die Dörfer Loquard und Cam—
pen'haben jedes einen eigenen, über 4 Stunde langen Ganal, fo in
das Larrelter Tief faͤllt; und überhaupt gibt es im alten Amt nur
ein einzige Dorf und im ganzen jegigen Amt nur 8 Dörfer,
welche nicht durch Binnen - Gandle Waller: Verbindung haben; 4
von ben 8 liegen unmittelbar an der Eind. Die mehrften Ganäle -
find zu jeder Jahrszeit für beladene Torfſchiffe fahrbar, nur iſt es
Schade, daß manche Brüden nicht hoch genug find für große einma—
flige Schiffe. . Im Winter und Frühling gefchieht der Transport des
Kornd und fonftiger Güter fomohl in diefem als dem Greetmer
Amt immer zu Wafler, welches bei den ſchlechten Kleiwegen in
— ——
— 00] —
der Ichrözeit außerordentlichen Nutzen hat. In andern Aemtern
haben nur wenig Doͤrfer dieſen Vortheil, außer im Jemgumer.
Der Landſeen gibt es ebenfalls viele; die Hiwe, das uhls⸗
meer und Sandwater find darunter die vorzüglichften.
Unter den, dieſes Amt durchſchneidenden Wegen ift der Con—
rebbersweg ber merfwürdigfte,. Er fängt bei Doodshörn an der
weftlichen Grenze. des alten Amts an, und geht faft in gerader
Linie auf 11% Stunden Länge, bis auf einige Minuten vom Hinter
Tief, wo er ſich ſuͤdwaͤrts nach Emden wendet. Der Name, die
anfehnlihe Breite und grade Richtung, in Vergleich gegen bie
fehr fehmale, durchgängig Frumme Marfchwege, und bie. La:
ge, deuten ſchon an, daß diefer Weg Fein gemeiner Fahrweg: ift,
fondern einer jener uralten Wege, die den allgemeinen Namen von.
Radbod erhalten, und dieſem zugefchrieben werden. Beftimmter
geht ſolches daraus hervor, daß er in frühern Zeiten weftlich noch
weiter bis zur Knod ging, wovon die Spuren an ber Erhöhung des
Bodens noch in dem Meedlande fihtbar find. Oftfeitö geht der Weg
von der Etelle, wo er ſich nad Emden dreht, noch jest bis nahe
ans Zief und wird ald grüner Weg benußt; jenfeits des Tiefs in
der. Haröweger Flur auf den Meeden, ift er wieder an mehreren
Stellen fihtbar und geht in der Nähe des Trecktiefs, dann durch
baffelbe bis Wrantepott im Auricher Amt, und fo weiter, wie da=
felbft erwähnt. Ob er fich in der Harsweger und Süberhufer
Flur getheilt, und der nördliche Arm nad) der Hiwe gegangen,
jenfeit5 deren im Auricher Amt die Spuren. davon fichtbar
find, läßt fich nicht genau mehr bemerken, indeß kaum bezmei-
fein. Spuren uralter Deiche find in der Gegend noch zu fehen:
So geht z.B. eine Erhöhung durch die Süderhufer fogenannte
Sanderlande nach der. Hiwe, ferner bei der Haneburg, von ba
oſtſeits nach Stikelburg, welches nicht weit von der Hiwe liegt.
Lesterer Fönnte vielleicht zugleich zum Wege gedient haben , oder;
und wahrfcheinlicher die Spuren verfchwanden mit der Cultur deö
Landes; denn nur in den Wiefen (Meden), welche noch nie aufges
brochen, haben ſich die Spuren ‚der alten Wege erhalten. — Ein
‚anderer alter Weg, von einigen auch Gontebbers> Weg genagnt,
— OB, —
|— —
läßt fih in den Meedlanden von Borfum bis Olderſum ftellen:
weife nachgehen, welcher unmeit ber Müntjebrlde zum Riepfter-
Hamrich und ferner durch die Niepfter ꝛc. Meden geht, wahrfchein-
lich von Nefferland herfommend; in der Ganderfumer Commune
erfennt man ihn an der größern Menge Gras, weldes darauf,
in Vergleich gegen das uͤbrige Land waͤchſt.
Bloß in der nordöftlichen Ede der Herrlichkeit Olderſum ift et:
was Sandboden nnd Hochmoor, fo zufammen kaum Y,, Meile
ausmacht, alles uͤbrige ift Marſch. Langs ‘der Küfle und an
den Ufern der Canaͤle ift vortreflicher Kleiboden; im Norden bes
alten Amts in einer Heinen Stunde Entfernung von der Küfle,
zieht ſich ein Strich ähnlichen oder noch beffern Bodens, von der
sweftlichen Grenze bis Lopperfum im Oſten hin, zwifchen welchem
und der Kuͤſte leichterer Boden liegt, theild guter theils mittel:
mäßiger Art, im Oſten mehrft niedrige. Im Gängen genommen
hat das Amt guten Boden, wenn Auch nicht fo fetten wie Reis
derland; es Iegt ſich ftärker auf Aderbau und liefert alle Arten
Feldfrüchte, vorzüglich aber Hafer, dann Rapfaat, Weiten, auch
Gerſte und Bohnen. Die Viehzucht ift fehr blühend und Liefert
droße Duantitäten Butter und Käfe, auch viel fettes Rindvich
und Pferde. Der Abſatz geht Tediglih nach Emden. Durchgän:
sig herrfcht Wohlftand auf dem Lande, bei manchen Reichthum ;
nur ift die Bevoͤlkerung in Verhaͤltniß der Fläche und Güte des
Landes fehr gering, obgleich in dieſem Amt mehr wie irgend ei:
nem andern der Deichbau viele Arbeiter erheifcht.
Das Emder Amt, in, feiner jegigen Ausdehnung, nebft dem
Steetmer, bifdeten in der Vorzeit die Landſchaft Emfigerland,
das angefehenfte von allen, wenn auch nicht das größte, und nächft
Reiderland das beſte. Für die Geiftlichfeit war es vorzliglich ein
gefegnetes Land; die Zahl der auf feinen Fluren errichteten Klöfter,
betrug ein Drittel der übrigen in der ganzen Provinz, und zwar
der reichten und mit den beſten Ländereien begabten. Größer noch
war im Mittelalter die Zahl der Burgen. Kaum gab ed ein Dorf,
worin fich nicht ein Häuptling erhob und eine Burg baute. Da:
dur entflanden aber auch immermwährende Fehden unter den
— 005 —
Haͤuptlingen, die beſonders zunahmen, als die Hamburger ſich
Emdens bemaͤchtigten, und nur mit dem Tode oder der Vertrei⸗
bung der mehrften Edelleute und der Erhebung bes Cirkſenaſchen
Hanfes zum allgemeinen Oberhaupt, endeten. Mehrere ber
Häuptlinge wußten jedoch nicht nur neben dem Beſitz ihrer Guter,
auch bie Herrſchaft Über die Einwohner zu behalten, daher in
diefer Landſchaft allein 9 alte Herrlichkeiten, die zufammen bei:
nah 2, TMeilen einnehmen, liegen, während in ber* ganzen
übrigen Proyinz deren nur 3 fich erhielten. Die mehrften der
Burgen find ſchon im 15ten Jahrhundert, in den inländifchen
Fehden, zerftört; viele vom Zahn der Zeitz nur 4 find noch ganz,
5 theilmeife vorhanden, 2 der erftiern und zwei der letztern im
Embder Amt. |
Nach der jeigen Eintheilung befteht das Amt aus den Amts⸗
dogteien Wolthufen und Larrelt, erftere hat die Untervog⸗
teien: Jarfum mit den Kirchfpielen Wolthufen, Uphufen, Ma:
rienweer, Groß: und Klein Borfum, Iarfum, Nefferland; Ol⸗
derfum mit den Kitchfpielen Olderfum, Ganderfum, Zergaft,
Rorihum, Simenswolde. Larrelt hat bie Untervogteien:
Hinte mit Hinte, Cirkwerum, Suͤderhuſen, Lopperfum, Gans
bufen; Midlum mit Groß-Midlum, Wefterhufen , Freepfum,
Canum, Woltzeten; Larrelt mit Larrelt, Twixlum, Wybelfum,
Logumer-Vorwerk; Loquard mit Loquard und Campen. Das
Amt wird durch einen Amtmann, der zugleich koͤnigl. Stadt-Com⸗
miffarius in Emben ift, mit Beihllfe zweier Affefforen verwaltet.
Der Sit des Gerichts ift zu Emden.
Wir folgen in der Befchreibung der einzelnen Derter, ber na=
türlichen Lage berfelben, und finden zueft, an der Grenze bes
Amts Leer:
Die Herrlihfeit Ölderfum.
‚Die größte von allen, beinah eine Meile (genauer 2345) groß,
mit einem Fleden und 4 Kirchbörfern, doch nur 2014 Einwohner.
Sie zieht fih auf 54 Meilen nordoſtſeits ind Land hinein und
hat da Sandboden, auch etwas Moor. Erfte Befiger diefer Herr
— 284 —
lichkeit waren, ſo viel man Nachricht hat, die Haͤuptlinge Brook⸗
merlands, welche,2 Burgen daſelbſt beſaßen. Ocko ten Broek be:
lehnte Focke Uken, zum Lohn ſeiner Dienſte, damit. Nach Ocko's
Fall gab Focke Uken die Herrſchaft ſeinem Sohne Uko Focken, der
nicht lange im Beſitz blieb. 1432 auf einer Reiſe nach Imel zu
Oſterhuſen, um ſeinen Vater daſelbſt zu ſprechen, wurde er zwi:
hen Marienweer und Sübderhufen, von den Hamburgern, die
fih im. Schilf (vermuthlich. beim Muddermeer) verfiedt hatten,
‚erfchlagen. Nach feinem Zode kam Wiard von Uphufen im Be:
fig; vielleicht bemächtigte er ſich derfelben zum Erfag der Unbil-
ben und Schaden, fo Focko ihm angethan, Die er in feinem Ze:
flamente ausführlid) angiebt. Er bauete im Fleden 1438 eine
neue Burg, wohnte und flarb dafelbft 1461 oder 62. In feinem
Zeftament vermachte er der. Gräfin Theda, Uko's Tochter, die
Burg zu Klein:Midlum und 2 Pläge, in Compenfation ihrer An:
fprüche auf Olderfum ; da aber diefe damit fich nicht begnügte,
überließen feine Söhne ihr auch noch Faldern, nebft einen Pla
‚zu Wolthufen, wie Wiarda anführt, dagegen, nad) Beninga,
Wiard felbft noch bei feinen Lebzeiten die beiden Faldern an das
gräflihe Haus, gegen Olderſum, vertauſcht hat, welches feine
Söhne 1465 beftätigten. Die Gefhichte ift überhaupt dunkel.
Glaublich ift es nicht, daß Wiard die Herrlichkeit wider Willen
Grafen Ulrichs und Gräfin Theda in Beſitz gehabt, da er des er=
ftern Freund und Bundeögenoffe war, und fo großes Zutrauen zu
ihm hegte, daß er ihn nebſt Sibet von Eſens zum Vormund feiz
ner Kinder ernannte. Nach feinem Tode befamen feine beiden
Söhne, Haro und Haifo, die Herrſchaft. Haiko hinterlich eine
Zochter Eſſa, die ſich mit dem berühmten Ulrich von Dornum.
vermäblte, und demfelben, da fie ohne Kinder farb, ihr Hälfte
der Herrfchaft vermachte. Nach feinem Tode, 1536, fiel die ganze
Herrlichkeit Haro’d einem Enkel, Hero anheim, :welcher zwei
Söhne, Hector und Boye Occo, und eine Tochter, Zetta, hinter:
ließ. Erſtere Beide theilten ſich wieder in die Herrſchaft, faßten
aus unbedeutender Urfache, unverföhnlichen Haß gegen einander,
» daher Boye,. finderlos ſterbend, ſeinen Antheil dem Grafen Jo—
» — 085 —
hann von Oſtfriesland vermachte, welches zu vielen Streitigkeiten
Veranlaſſung gab. Nach dem Tode ſeiner Wittwe, 1614, welche
den Nießbrauch genoß, bemaͤchtigte Graf Enno ſich der Erbſchaft.
Hector ließ nur einen Sohn, Hero nach, der ebenfalls unbeerbt
1589 ſtarb und feine Nichte Almoda, Tochter der Schweſter feis
nes Vaters, zur Erbin einfegte. Sie war mit Nagel von Pets
tenberg, einem holländifchen Edelmann, verheirathet, hinterließ -
einen Sohn Ehriftian Victor, und diefer eine einzige Tochter Si⸗
billa, welche zuerft mit Eggerik Ripperda fich vermählte, darnach
mit dem Freiheren Fridrih von Schwarzenberg, welcher es dahin
zu bringen wußte, daß die Generalftaaten den Grafen Enno 1620
mit Gewalt aus den Beſitz der halben Herrfchaft fegten und ſolche
feiner Gattin zuerfannten. Diefe vermachte ihm die ganze Herrlich
feit, worauf er fie 1631 der, Stadt Emden flr 40,000 Rthlr. vers
Taufte, nebft 500 Rthlr. an feine zweite Gemahlin, und 1000 Rthlr.
ſeinen beiden Stieftoͤchtern, und noch an ihn ſelbſt jährlich 2000
Rthlr. oder eine Compagnie unter der Emder Garnifon. Außerdem
übernahm noch Emden die ganze auf die Herrlichkeit haftende‘
Schulden zu 103,468 Rthlr. Sie fügte dazu 1634 noch 10,000
Rthlr. an die Stieftochter des Verkäufers, Sibilla von Ripperba,
gegen Abftand ihrer Anfprüche, da beren Vormund das Teſta⸗
ment ihrer Mutter angriff. Die Stadt verkaufte die Allodial-
Güter bald herriach, ſowohl diefer, als der übrigen’ von ihr an⸗
gefauften Herrlichkeiten, um. bie Schulden zu bezahlen, daher bie
Einkünfte daraus nur noch gering find, Sie hielt einen eignen
Amtmann dafelbft, vorher noch einen Droften und Rentmeifter.
Während den innerlichen Unruhen wurde biefe Herrlichkeit, fo wie
die übrigen der Stadt zugehörigen, 1728, fequefirirt, und erft
‘
nach Antritt der preuffifchen Regierung ihr wieder zuruͤckgegeben. |
Die Gerichtsbarfeit darüber verlor fie 1811 bei Einführung ber
franzoͤſiſchen Juſtiz-Verfaſſung, erhielt folche auch hernach nicht
wieder, indem die Stadts-Herrlichkeiten 1817 dem Amt Emben
einverleibt wurden, Die Kirchfpiele find folgende;
4) Dlderfum, ein mittelmäßig großer Sleden an der Ems,
734 Meilen von Emden, 2" von Leer entfernt, an ber zwifchen
*
— 286 —
beiden Staͤdten gehenden Poſtſtraße. Der alte Ausfluß des Sehr:
tiefs geht mitten durch den Ort und den Siel in die Ems, wo:
duch ein geräumiger Hafen gebildet wird, ber ziemlich große
Schiffe aufnehmen kann, doc) gewöhnlich Teer iſt, weil der Fle⸗
den feinen direkten Handel treibt außer mit Holz; Schiffe mit
biefem Artifel beladen, von Norwegen und ber Oſtſee, laufen in
ziemlicher Zahl ein, ſowohl für den Ort felbft, ald und haupt:
ſaͤchlich für die Fehne; ausgeführt zur See werden bloß Steine
von ben vielen hier liegenden Ziegeleien. Nur im Winter ift der
Dafen ziemlih mit Schiffen gefüllt, deren Eigner auf den Feh—
nen zc, wohnen und hier ihre Sahrzeuge in. Winterlager bringen,
Der Hafen ift mit Kayungen rundum eingefaßt und fehr fücher.
In fehhern Zeiten war Olderſum feines vortreflihen Bierd wes
‚gen berühmt, welches nur dem Norder nachftand und überall im
Lande verfandt wurde. Nach Harkenroths Verficherung follen zur
Zeit, wie fein Großvater Amtmann dafelbft war, etwa um die
Mitte des 17. Jahrhunderts, in. dem Fleden allein 72 Brauer
gewefen fein, eine kaum glaubliche Anzahl; auch waren die Wol—
Ienwebereien fehr blühend, hauptfächlich grobes Tuch liefernd.
Bon diefen find feine mehr vorhanden und die Zahl der Bier:
brauereien ift auf 3 Eleine herabgefunfen. Dagegen haben fich
die Ziegelbrennereien fehr vermehrt; gegenwärtig find im Fleden
und in der Nähe defjelben am Zief 11 vorhanden, worunter eine
doppelte, die zugleich Steine und Dachziegel fabricirt. Auch find
2 Kornmühlen vorhanden, Branntweinbrennereien aber nicht.
Mehrere Schiffer wohnen hier und einige Fiſcher; Aderbau wird von
ben mehrften Einwohnern getrieben. Im Sommer ift Olderfum
ein fehr lebhafter Drt, der ſtarken Paffage wegen zwifchen Emden
und Leer, auch wird ed alddann von den Emdern als Erholungs:
ort häufig befucht; vorzüglich auch bie Märkte, deren drei gehal:
ten werden, wovon einer zugleich Flach: und Pferdemarkt ift.
Zwei Burgen flanden in dem Zleden nahe bei einander. Die
eine, norboftfeit$ der jegigen, am Ende des Eingels, ift abgebro⸗
hen und die Stelle geebnet; noch Fr einigen Sahren waren die
Ruinen dahon zu fehen, und, die weitläuftigen Kellergewölbe zu⸗
— 957 m .
gänglih. Ob ſolche die ältefte Burg war, ober die, fo Wiard
1438 erbauete, läßt ſich nicht befiimmen. Letztere wurde 1533
durch Balthafar, aus Haß gegen Ulrich von Dornum, nebſt an:
bern demfelben gehörenden Gebäuden abgebrannt, nachdem er fie
vorher auögeplündert. Doch Tönnte ſolche hernach wohl wieber
in Stand gefegt worden fein. Die andere Burg führte Hery
1558 auf; von derfelben ift dad Vordergebaͤude noch vorhanden,
welches ziemlich groß, zum Theil zweiftödig und in gutem Stande
ift, fonft zur Wohnung des Beamten diente, jet aber vermie-
thet wird. Wälle find nicht mehr darum, und ber Graben, bis
auf einen ſchmalen Schloot, zugefchlammt. 1666 am 24. Febr.,
Nachts, Üüberrumpelten lüneburgfche Truppen die Burg, fo nur
mit 20 Mann befegt war, Die nach der zweiten oder Oberburg
wichen, doch auch dieſe bald verlaſſen mußten; worauf zwei Goms
pagnien der Emder Garniſon eilig dahin marſchirten und die
Lüneburger wieder zum Abzug zwangen. Während den Streitig⸗
keiten zwijchen der Fuͤrſtin Chriflina Charlotte und den Ständen
nahmen die von ihr zu Hülfe gerufenen Münfterländer die Burg
1676 ein, welche nur von einem Unterofficier und 10 Mann be—
fegt war, die anfänglich ſich muthig vertheidigten und nur nad)
einer ehrenvollen Gapitulation fich. ergaben. Auf Verwendung
der Generalftanten verließen fie felbige zwar noch in demfelbigen
Jahr wieder,. nahmen fie aber 1677 von neuem ein, worauf die
Emder einen Theil der Garnifon dahin ſchickten, welche die Burg
am 419. Sept. eroberte und die ganze Beſatzung gefangen nahm,
Bald darauf fandte der Bifchof von Münfter ein flärkeres Corps
dahin, welches nach Stägiger Belagerung die Burg am 1. Januar
1678 erflürmte, wobei der Flecken zugleich ausgepluͤndert wurbe
und 43 Häufer verlohr, die die Münfterfchen Truppen niederriſ—
fen; doc) zogen fie im April wieder ab, nachdem der Bifchof ſich
mit den Ständen verglichen, Raͤchſt Aurich iſt zuerſt in Older:
fum 1519 die evangelifche Lehre durch einen. dafigen. Priefter,
Henri) Arnoldis, mit großem Beifall der Einwohner, verfündis
get. 1526 wurde dafelbft, unter Vorfig Ulrichs, ein Religions;
geſpraͤch, zwiſchen Dr, Laurens, Prior zu Groningen, und Georg
: — 000 ——
— —ñ — — —
Aporkanus, Prediger zu Emden, nebft Henrich Arnoldis, zu Older—
fum Prediger, und andern evangelifhen Predigern' gehalten, wel:
ches auf Veranftaltung Ulrichs abgedrudt worden und viel zur
Ausbreitung der neuen "Lehre beigetragen, Die hiefige Gemeine
wird von zwei Predigern bedient.” Die Kirche hat eine ziemliche
Größe und ift noch’ nicht fehr alt. Im Chor ein Grabgemölbe,
über weichem, auf einem großen hoͤlzernen Geruͤſte, die Figur
Hero's von Olderſum, der 1559 ſtarb, auf blauem Stein halb
erhaben ausgehauen iſt. Der Thurm hat zwei Abſaͤtze, wovon
der zweite ſchief ſteht, dem Anſchein nach mit Fleiß ſo gebaut,
denn die darauf folgende hohe Spitze ſteht gerade. Zur Gemeine
gehoͤren, außer den vielen ——— und andern Haͤuſern am
Tief, noch
| ehe: an der Nordfeite des Fehntiefs, aus zwei
großen beifammen liegenden Plägen und einem etwas entferntern
beftehend; fodann Mönniteborger: Neuland, ein, nörbli-
cherer, großer Platz; ſaͤmmtlich erbpachtöpflichtig. Mönnifebörgen
ift ein Klofter gewefen, dafuͤr fprechen ſowohl die Weberlieferun:
gen, als Wiards Teftament, und das bei einem ber beiden Pläge
befindliche Wohngebäude, welches ganz das Anfehn eines Stud
von einem alten Klofter hat; die Mauern find beinah 2 Fuß
die; man fieht daran noch die Bogen der alten Fenfter, und im
Haufe, wenn man aus der Scheune darin tritt, geht man durch
eine gewölbte Thür, neben welcher noch eine ähnliche, fo jest
zugemauert iſt. Der Warf, worauf diefer Pla und der andere
fiehen, hat mäßigen Umfang, Steine finden fih noch viele im
Boden, der Gräben ziemlich breit, nord- und weſtſeits auch noch
ber Zingel zu fehen? Wiard von Olderfum vermachte in feinem
Zeflament: ”S. Margriete, tho ber Capellen to Mon—
niteborgen,” fo viel’ Mauer- und Dachziegel, als fie zur Ga:
pelle noͤthig würden haben mit den alten Steinen. Ferner vers
machte er: Ihler Monniden bat Land tho der Middel:
fen Bord by Monnideborgen Hieraus follte man auf
eine Burg fliegen, die auf der Stelle des dritten Plages,
ber catholiſche Platz genannt, koͤnnte geſtanden haben,
— 5200 ERBE
welcher. einige Minuten Öftlicher auf «einem Beinen, mit Schloot
umgebenen Warf, liegt. Die Sage nennt aber da Feine Burg,
wohl ein Klofter. Der Plab hat ein fonderbares Anſehen; dem
fehr alten Wohngebäude Schließt fich ein eben fo alter langer und
niedriger Kuhſtall an, neben demfelben, einige Schritt entfernt,
Die ‚große Scheune; er gehört nebft dem eben. befchriebenen, dem
Suftiz » Commiffär Schnedermann in Leer, Die 4 Mönkeborger
Plaͤtze gehören unter die größten, zufammen gegen 400 Diemath,
doch fämmtlich niedrigen Landes, haltend, welches im Norden an
den Riepfter-Hamrich grenzt. Ad die fächfifche Zürften auf ihrem
Zug von Riepe nach Leer durch diefe Gegend ziehen wollten
(1514), wurden fie von Ulrich und Hikko von Olderſum mit Bei:
ftand der Emder, welche die Brüde abgeworfen hatten, fo wader
empfangen, daß fie fich eilig zurüdziehen mußten, nachdem fie
vorher Monnikeborgen in Brand geftedt. Bei einem zweiten
Anfall am 16. Auguſt deſſelben Jahrs wurden fie ebenfalls zu-
rudgefchlagen. Oſtſeits des Tiefs in geringer. Entfernung von
ber Brüde, in bem Winkel, den dad von Often fommende, grade
ſuͤdwaͤrts ſich wendende Tief macht, liegt ein hoher Warf mit ei:
nem Plage, Hogemwarf genannt, zu Tergaſt gehörig. Hier fol,
wie die Tradition befagt, ebenfalls ein Klofter geftanden haben,
von deſſen Dafein freilich fonft nichts als kleines Schutt zeugt,
Die Stelle liegt faum 5 Minuten füdfeitö ber beiden Pläge von
Mönnitekorgen, durch das Zief davon getrennt.
Simenswolde, 11% Stunden norböfilich vom Flecken ent⸗
fernt, liegt auf Sandboden, hat deſſen viel, ſo wie Moor, ſonſt
mehrſt niedrig Land und zählt 591 E. Es fol, nach Emmius,
zum Amt Aurich gehört haben, und gegen Aienwolde vertaufcht fein;
eine Anführung, welche einige: Wahrfcheinlicheit Dadurch erhält,
daß Wiard der Aienwolder Kirche mehrere taufend Steine ver:
machte, Siemenswolde nur ein paar Ochfen. Ulridy von Dor:
num, in feiner. Klage“ gegen feinen Bruder Hero Omken von
Efens und deſſen Sohn Balthafar, bittet zwar den Grafen Enno
(1530), ihm gegen feine: Anfprüche an Wittmund, Broofzetel
nebft Hatöhufen und Aienwolde zu liberlaffen,. erwähnt aber nicht,
s 19
— 900
daß Teteres zu Olderſum gehört habe. Vielleicht beruht Emmius
Angabe auf einem Mißverfländniß, oder Ulrich erhielt diefe beiden
Kirchfpiele, welche zufammen, wie er-fagt "nit ein gut halb
-Dorff mögen ausmachen, und: ift ein Pathmus,. Ihrer, Gnaben
ungelegen, allwo ich mit den Wölffen heulen und wohnen möc-
te,” und vertaufchte fie hermach wieder gegen Siemenswolde. —
Bunkfahne, ein Sapine Haus an der Auricher Grenze, ge⸗
hört hiezu.
3) Tergaſt, 37 €, % Stunde nordöftlich Olderfum, liegt
auf und am Abhang einer Sandgaſte betraͤchtlichen Umfangs und
fruchtbarer Art, rundum von Marſchland umgeben, bad im We;
ften gut if. Das Dorf wird auh Olderfuner:Gaft genannt,
und es foll eine Burg da geflanden haben, an der Oſtſeite, w
man von Dlderfum ind Dorf tritt. Die Kirche ift groß in Vers
haͤltniß der Kleinheit des Dorfs, und ſteht ander Suͤdſeite def
felben auf einer ‚befondern Anhöhe, wo noch Spuren des alten
Grabens zu fehen. Cive, an der wefllichen Grenze, gehört da:
zu, jest ein bloßes Warfhaus, früher der allgemeinen Sage nadı,
eine Burg, wozu alles umliegende Land, weit über. 100 Diemath
befaffend, gehörte. - Noch erkennt man deutlich zwei breite Grä-
ben, welche die Stellen umgeben. Vermuthlich ſtand daſelbſt die
eine ber beiden Burgen der erften Befiser diefer Herrlichkeit, .
4) Rorihum, nahe am Fleden ſüdoſtſeits, am Poſtwege nach
Leer, mit 247 E., hat vwortrefliched Land und ſchoͤne Pläge, fo
wie Wolterfterborg und Middelfterborg, welche a ge:
hören, letzteres an det Grenze des Leerer Amts.
5) Sanderfum, weftfeit3 des Fleckens an der Ems; ein
fehr Feines Dorf mit nur 80 E. und 6 Plaͤtzen; bei einem 1 bat
> ift ein ie Landhaus und —— en 0
N
rl 5
Die Zerrlichteit pettum
folgt weſtlich auf Dlderfum. Gie pält: nur 3%, — —*
471 €, und 76 Haͤuſer, in. zwei Doͤrfer vertheilt, auch ‚eine Muͤhle
— 291 —
und eine Ziegelei. Ihr erſter bekannter Häuptling, -Emico Ab:
dena, war Frerichs Abbdena, Probſt zu Emden, Sohn, und Enkel
Luerts, Haͤuptlings in Emden; er lebte zu Anfang des 14, Jahr⸗
bunberts. Sein Enkel Gerhard muß Fein ſchwacher Herrſcher ge⸗
weſen fein, ba er es wagte ſich mit feinem mächtigen Nachbar
Wiard von Uphufen und Olderſum zu meflen; mit dem er fich
4461 verglich und. ihm jährlich eine Anzahl Kuͤhe zu liefern
verſprach. Er war mit Occa Kankena verheurathet, und fcheint
ohne Kinder geftorben und. Hicco Kankena, feiner Gattin Bruder
Sohn, zum Erben eingefegt zu haben, Dieſer war wenigflens
Häuptling von Petkum, ſtarb aber 1554 ebenfalls Einderlos, -wor:
auf bie Herrfchaft auf feiner Schwefter Sohn, Hayo Ripperda,
Haͤuptling von Farmſum, Dornum und Dam Fam, der mätter-
licher Seits von Zodo Uken abfiammte, indem feine Urgroßmut⸗
ter Ulske, mit Unico Ripperda von Farmſum vermaͤhlt, Fockos
Tochter war. ‚Seine Nachkommen find noch jetzt Beſitzer der
Herrlichkeit, wiewohl in weiblicher Linie. Motik fein Sohn, er—
freute: ſich 12 Kinder)! von denen Bolo die Herrſchaft bekam, nach
ihm fein gleichnamiger Schr," det 1680 unbeerbt ſtaͤrb, und dann
feine Tochter Maria; welche ihren Bruder’ nur“ 10 Fahre überlebte
a
und ihren Veiter Peter Hieronymus Nipperda zum Erben eirifehte)
und dieſer; da er 1724 vohne Kinder ſtatb/ feine Schwefter Arnd
Matia, dre mit dem Baron Aſſuerus von Tork fü Rofendal in dei
Provinz Overyſſel, vermaͤhlt war. "Der Sohn derfelben, Adolf, wel⸗
chet demnaͤchſt Befitzet wurbe, iſt dor‘ target "Zeit geftorben, min:
derjährige Kinder nachlaffenb. In der fich"zur hutheriſchen Lehre
befennenden Herrſchaft ift nur ein Kirchfpiel.
64: Petkum, ein großes: hübſches Dorf an der Ems;; mit einem
Siel und kleinen Hafen, auch einer anfehnliden alten Kirche,
die ein! Kreuzgebaͤude fcheint? geweſen zu Fein, "Der oͤſtliche Fheil
berfelben, das Chor, hat eine ziemliche Höhe, geht in der Ruͤndung
zu, mit Strebepfeilern an ben Seiten, und nimmt ſich fehr gut
aus. Ein Thlurmlein sagt ans: dem Schieferdach hervor, 'Der
baran fiehende Theil iſt niedriger und das Weſtende 1750 nen. ge⸗
bauet, und zwar ganz in der Form, mit denſelben denſtern wie de⸗
19 *
— 202 —
ſtehen gebliebene Theil, wodurch die Symmetrie erhalten wird.
Der davor ſtehende neue Glocken-Thurm iſt von gefaͤlliger Form,
und mit blauen Ziegeln gedeckt. An der noͤrdlichen Seite des alten
Theils der Kirche iſt noch ein Gebaͤude vorhanden, ſo jetzt zur Schule
dient, vielleicht ein Theil des Kreuzes. Ein noch an der Kirchen⸗
mauer befindliched Haldeifen follte man billig wegſchaffen. Die
Pfarrwohnung iſt fehr alt und baufällig. Die Burg, fo noch
41533 von den Gelbrifchen angefallen, aber fo muthig vertheidigt
wurde, daß: bie Feinde wieder abziehen mußten, aber 1817 abgebro-
chen, und der Plab geebnet,. der Graben ift. noch vorhanden; ne
ben demfelben ein berr chaftliches Haus, vom Aratmeier
bewohnt.
Betlaweemisk, 4 Stunde zelicher, beſteht nur aus einie
gen Plägen am Deih. Es ift der Sage nach eine Abtei oder
Kloſter geweſen, welches dadurch: mehr. Wahrfcheinlichkeit erhält,
bag e3 auf der alten-Charte vom. Dollart ald ein Kloſter bezeich-
net ift, das, fonft doch wohl nicht‘ würde gefchehen. ſein, da .diefe
- Charte fehr alt iſt, vieleicht: mach. aus den; legten: Zeiten der Kloͤ⸗
ſter herrührend. ‚Den ‚großen freien Platz am Wege, den die
Gebaͤude an drei Seiten einſchließen, koͤnnte man fuͤr den Hof
halten; indeß finden ſich gar keine. Spuren von alten Kloſterge-
baͤuden mehr vor, In einem Verzeichniß der ehemaligen Johan⸗
niter⸗ Guͤter wird % al&..der. Comthurei non. Muhde unterhörig.
mit aufgefuͤhrt. Die Mordfeite . der , Herrlichkeit. begreift ‚ben
Petkumer⸗Hamrich, au. ben Riepfier, grenzend, wo mehrere
Pläge ſtehen. ——— iſt —8 —8 AP —
1 I Ji % :
se beiten Seelihfäiten % osram. — 2 Borfü m
N, 2.93 muy
wefktich, af; Getkum folgend, gehen- bia m. daB. Emder : Stadtöge:
biet, und halten zufammen ?4 Meile: mit 435 Einwohner, in 4
Dörfern vertheilt; : Bon Jarſums aͤltern Hänptlingen ift: bloß
Aielt Sinetd bekannt, ber 1455. durch Wiard von Uphufen ver;
trieben, fi in Ulrich Eirkfena’d Schutz begab und denfelben zum
Erben. feiner Guͤter einſetzte. Wiard muß indeß im Beſitz der
.
4
Herrfchaft geblieben fein, denn, er gab fie ſeiner Tochter Occa
die mit Snelger Howerda, Häuptling von Dam und Xermünte,
vermählt war, zur Ausfteuer mit. Nach Snelgers, 1472 erfolgten
Zode, erhielt fie-Effa feine Zochter und beren Ehemann Gerold
Beninga, demnähft ihr Sohn Eggerik, der Gefchichtfchreiber,
welcher die Herrfchaft auf feinen Sohn Garrelt vererbte. Diefer
farb 1576, und darauf fam Victor Freefe, vielleicht durch Erb⸗
Schaft im Beſitz, denmähft fein Sohn Garrelt. Diefer vermachte
die Herrlichkeit feinem Better Claas Freeſe, Häuptling zu Hinte,
der folche 1631. der Stadt Emden für 8316 Gulden verkaufte,
Bermuthlich waren damahls wenig oder feine Allodial⸗Guͤter mehr
dabei, indem ber Amtmann Uden, der darauf eine Foderung
‚von nur 4716 Gulden hatte, auf den Verkauf zu dringen: ver
mochte. Diefe kleine, nur 162 — — ven hat ein
Kirchſpiel. |
7) Sarfum, welches ugentuih * aus — ichnamigen
Dorf mit 79 E. beſteht. Von der ehemaligen Burg iſt nichts
mehr zu erkennen, auch die Stelle nicht beſtimmt anzugeben.
Man haͤlt indeß dafuͤr, daß: ſolche an der Nordſeite ber Paſtorei
geſtanden, wo jetzt ein großer Obſtgarten (Hof) mit einem Hauſe
ſteht, zum Theil noch mit Graben umringt. Es eine Pieie
‚Kirche, die 1798 neu gebaut ift.
Widdelöweer, ein Feines Dorf mit 83 E., liegt nahe *
bei im Oſten. Es iſt zwar nach Petkum eingepfarrt, doch haben
viele der Einwohner ſeit geraumer Zeit ſowohl Sitzbaͤnke in der
Kirche als Gräber auf dem Kirchhofe von. Jarſum angekauft, in⸗
dem Petkum lutheriſch iſt. In der fruͤheſten Zeit hatte dieſes
Dorf vermuthlich eigene Haͤuptlinge, ſpaͤter wurde ed wenigſtens -
in dem Titel der Haͤuptlinge von Jarſum namentlich mit aufge-
führt, hatte auch eine Burg, wie man aus Wiard von Uphuſen
und Olderſum Zeflament erfährt, und ‚die auf ber. Stelle :des
jetzigen Schulgebäudes faft unmittelbar am Deich foll geftanden
haben. Vor der Reformation war auch eine Capelle da.
Von Borfums ältern Häuptlingen Eennt man bloß Emko
und Hilmer, die zuſammen ſcheinen regiert zu haben, wie die
ar,
—
— 294
Umſchrift der, 1471 gegoſſenen, Glocke zu Gr.⸗Borſum ergibt.
Hilmer war einer der aufgeklaͤrteſten Maͤnner ſeiner Zeit, der
ſchon vor Luthers Auftreten durch eignes Nachdenken reinere Be—
griffe der chriſtlichen Religion gefaßt.*) . Eſſa von Borſum, kann
wohl nicht die Tochter Hilmers oder Emko's geweſen ſein, viel⸗
leicht ihre Schweſter; ſie war Wiards von Uphuſen und Olderſum
erſte Frau, deſſen Erben dadurch zum Beſitz der Herrlichkeit, man
weiß nicht auf welche Art, kamen: : Bon: den Kindern; feines
Sohnes Haro, erhielt Wiard Groß-Borfum, Tammen Klein:Bor-
fum. Wiard, der durch feine. Gattin. None, auch zu Dinte
Häuptling war, hatte eine Tochter Etta, die: mit Omco Ripperba
vermaͤhlt war, welder 1544 geflorben; da deſſen Sohn Fridrid)
fon 4554 und der Enkel, der lebte diefes Zweigs der Ripperda,
ſchon im erfien. Jahr feines Lebens ſtarb, kam. die Herrfchaft
vermuthlich auf Die Befiger von Klein-Borfum, welche Herrlichkeit
Zammen feinem Bruder Hiceo, Häuptling von Dlderfum und
Bodens verkaufte. Anwen folche nach deſſen Tode kam, ift nicht
‚bekannt, Gela, war darauf Erbtochter: beider. Herrlichkeiten, und
Eggerik Beninga ihre Gemahl, der dadurch zum Befig von Groß:
and Klein-Borfum Fam, und fplche auf feinen Sohn Garrelt ver:
‚erbte, welcher 1576 ſtarb. Der Vetter deſſelben, Aielt Freefe, Haͤupt⸗
ling zu Uttum und Hinte, der mit Eſſa Beninga vermählt. war,
ohne Zweifel eine Tochter Eggeriks, Fam darauf in Befig, dem:
naͤchſt der Freiherr von Schwarzenberg , Herr von Olberfum, auf
welche Art ift nicht befannt.. Dieſer verfaufte. bie Herrfchaft 4620
an Garrelt Freefe, Aielts Sohn, und diefer wiederum an des Ver⸗
Käufers Vater, den Freiheren Georg von Schwarzenberg, ‚welcher
ſie 1629 an bie. Stadt Emden - für 8000 ‚Gulden heil. und
4262 Gl. oſtfr. verkaufte. Die Herrlichkeit Hat 973 € und 2
© nemlich :
2) een ein: kleines — * an bie Ems,
) Nah Beninge hard er 1522, 63 Jahr alt. Das Jahr feines Todes oder Alters
7 muß wohl vhrichtig rin, — ar er bei a der Glocke erſt 12 Jahr alt
neweſen.
4 Stunde fübfeitd Emden mit 139 E., Hauptfiß der ehemaligen:
Haͤuptlinge. Die dafige Burg iſt 1544 gebaut, nachdem. die alte
‚Burg wegen Alter und vernachläffigter Unterhaltung des Funda⸗
ments eingeflürzt war. Beninga gibt ihr ein mehr denn 1000:
jähriges Alter; wenn man davon auch 34 abrechnet, muß Borfum
doch ſchon in fehr alten Zeiten Häuptlinge gehabt haben. Die
Burg wurde 1677 von den Münfterfhen Zruppen eingenommen,
welche zugleich im Dorf arg haufeten; bie Ember rüdten aber
bald darauf mit zwei Kanonen. vor- die Burg und zwangen. folche
am 10. September zur: Uebergabe. Vor ohngefähr 100 Jahren
ift fie ganz abgebrochen. Sie fland an. ber. Oftfeite des Dorfs
der Ems gerade gegenüber; noch ift die Stelle zu erkennen, mit
Graben umtringt, und einem heil des Zingeld, auf welchem, und
dem innern Hof, viele Bäume ftehen, auch ein Haus.
9) Groß: Borfum, einige Schritt füdlicher mit 134 €,
hart am Emöbdeih, da wo folder fi) norbwärt3 nah Emden
wendet. An der Mordfeite dieſes Deichs liegt ein Bauernplatz,
bie Dfierburg; auf. der Stelle foll die zweite Burg der Haͤupt⸗
linge geftanden haben. . Die Einwohner erzählen, es hätten einft
zwei Brüder die Herrlichkeit befeffen und folche unter fi) geteilt,
worauf der eine nach Groß -Borfum gezogen fei und dafelbft fich
eine neue Burg. erbaut, die aber nicht fo. groß.und fchön wie, die
ältere gewefen fei.. Wermuthlich find Haro’s Söhne, Wiard und
Zammen gemeint, welche ‚die Herrlichkeit wuͤrklich unter fid ge:
theilt haben, fonft Hilmer und Emko. Groß-Borſum ſoll erſt
bei der Zheilung ein eignes Kirchfpiel geworden fein, vorher zu
Klein-Barfum gehörig; -dem fchreibt man es zu, daß bie Kirche
und Armen: Anftalt dafelbft Feine Einkünfte von Ländereien ıc,
bat, weldyes bei Klein-Borſum in reichlihem Maag der Fall ift,
Diefe beiden Dörfer legen fich flarf auf den. Gartenbau ,. wozu
bie Nähe Emdens einladet. Man zieht allerhand Gartenfrüchte,
befonderö auch Erbbeeren, bie in großer Menge angezogen wer—
ben, felbft Aecker beſetzen; auch Obftbäume- find viele vorhanden;
an wilden Bäumen fehlt es ebenfalls. nicht; daher fie ein ange:
nehmeres Anfehen haben, wie fonjt auf der Marſch; auch fichen
— 006 —
die Häufer nicht fo gedrängt wie daſelbſt gewöhnlich, weshalb
tan Faum glauben follte, daß. beide Dörfer zufammen nur 47:
Häufer befaffen. ' Die Emder befuchen fie im. Sommer fleißig;
oft bloß um frifche Erdbeeren zu’ fpeifen, ' Sonntags befonders.
Einige der Einwohner ernähren fih auch vom Fiſchfang, nament:
lich dem der Butt, die in, auf dem Watt ausgefpannten Reuſen
gefangen werden. Sie bedienen fi) dabei, um über den weichen:
Schliek zu fommen, der Kreiers, einer Art Eleiner flacher Tröge
oder Schlitten, worin fie mit einem Fuß ruhen, während der ans
dere, an ein Brett gebunden, den Schlitten fortftößt. Mit fol-
hen Schlitten, die nur bier gebräuchlich, ftechen fie felbft nach
bem 1, Stunde entfernten- — in großer Geſchwindig⸗
keit, fıber.
Die gerrlichheii Ups und woltb uſen
ſhueßt ſich ſuͤdſeits an Borſum und Petkum an, im Weſten bis
zum Stadtgebiet gehend. Sie iſt nicht viel größer als erſtere, we⸗
nig über 4 DMeile haltend, doch weit ſtaͤrker bevoͤlkert, indem
‚fie 728 €. zählt. Die beiden darin befindlichen Dörfer mögen
vieleicht jede eine” befondere Herrlichkeit geweſen fein, weshalb
das ganze auch in der doppelten Benennung vorkommt; fo weit
indeß die Nachrichten reihen, hatten fie zuſammen nur einen
Häuptling in der Perfon Wiards, der während dem zweiten Vier:
‚tel des 15. Nahrhundert3 bis 1462 fich hervorthat, und nach Fo:
cko's Abgang der: mächtigfte und reichfte Edelmann in der Provinz
war, ein treuer Anhänger des gräflichen - Haufes und, wie- ed
fcheint, ein mehr friedliebender als Friegerifcher Mann. Er war
% Häuptling von beiden Faldern, Up- und Wolthufen, Borfum,
Jarſum und Dlderfum, wenigftend anfangs eines Theils der letz⸗
tern, und befaß 12 Kirchfpiele. Groß: und Klein s Faldern erbte
er von feinen Eltern, wie bei der Befchreibung Emdens erwähnt;
wie er zu Ups und Wolthuſen fam, iſt nicht bekannt. Nach feis
nem Tode theilten feine Kinder fi in die Erbſchaft. Occa, die
— og7 um
Tochter, mit Snelger Howerda vermählt , erhielt Up⸗ und Wolt⸗
huſen nebft Jarſum, erftere Herslichkeit fiel auf ihren. juͤngſten
Sohn Garrelt, deffen Nachkommen Befiger blieben, bis auf feinen
Urenfel Snelger Howerda, welcher die Herrlichkeit, nachdem fein,
ohne ‚Erben verſtorbener, Bruder Hido, ald Befiger berfelben, fie
ihm. und feinem Bruder Hilmer, - und Schweſter Etta, vermacht,
1597 der Stadt. Emden für 62,750 Gulden verkaufte, nebft einer
goldnen Kette, einer ähnlichen Denkmuͤnze, als Ehrenzeichen. vor
der Bruft zu tagen, 2 goldnen Armbändern und einer Pipe des
beften Cognac. Dabei wurde Hido’s Wittwe, Agnes von Wad:
warden, der Niedbrauch vorbehalten, weshalb die Stadt erſt 1636
zum Befig fam. Es gehörten damahls 376 Grafen Landes. dazu,
welche aber längft verkauft find, In ber Herrlichkeit find zwei
Kirchſpiele.
10) Uphuſen, ein betraͤchtliches Dorf von 294 E., 34 Stunde
oftfeitö Emden, an dem Heerweg nach Aurich. Es war der Wohn:
fig der Häuptlinge; die Burg iſt längft nicht mehr; fie ſtand
kaum 49 Schritt von der Kirche nordfeitd entfernt, und hatte
fehr dicke Mauern; Refte vom Graben find noch zu:fehen. ‚Die
Kirche fol von Wiard neu erbaut fein, in berfelben, im Chor,
ruhen die Häuptlinge, unter großen Grabfteinen, von denen Har⸗
kenroth die Inſchriften mittheilt-*) Hier. find noch 2 Bauern:
bäufer mit fehr diden Mauern, die vielleicht von einer Altern
Burg herrühren. Bur-Gemeine gehört: Uphufer Grashaus,
ein Plab, und Klappbrüde, ein der. Tredfahrtd-Sorietät zuges
höriges Wirtshaus am Trecktief. Im Oſten liegt das Uphuſer⸗,
Zelte» und Bansmeer, letzteres faſt zugewachſen, auf der
Grenze dieſer und der Petkumer Herrlichkeit und des Auricher Amts.
11) Wolthuſen, M Stunde von Emden, am Tief, welches
durch daſſelbe ſtroͤnt und den Namen vom. Dorf annimmt. es⸗
iſt ein großes Dorf mit 434 S., meiſt Haͤuslern und. legt ſich,
wie Borſum, ſtark auf den Gartenbau, zieht jedoch Er A
*) Es ift aber ein Druckebler, wenn er (S. 210) das Eurhadr ‚ine vbouwerdes
uf 1237 ſetzt, es map 1537 beißen. |
— 208
und ſonſtige Kuͤchengewaͤchſe; Obftbäume find wenig da. Stark
wird es vom den Embern befucht; .befonderd Sonntags und Sonns
abends. Kleine Weißbröbchen werden hier beſonders gut gebaden
und wohlfeiler wie in- Emden; fie finden vielen Abfag an ben
Gaͤſten. Man meint, daß hier -eine Burg geflanden, und eim
Wirtshaus, Das fogenannte Hooge Huus (hohe Haus) ein Reſt
davon fei, ‚welches auch dad Anfehn davon hat, vor demfelben
tft ein freier ‚Plug, an allen Seiten mit Häufern bejest, wovon
die an der Suͤdſeite das Anſehn eines fehr alten Stalls hat. Die
Kirche iſt 1784 neu gebaut. Beim Dorfe ftehen zwei Ziegeleien
und eine Sägemühle, fo auch. eine am Fehntief, welches die ſuͤd⸗
liche Grenze gegen Borfum macht, und mehrere Häufer; im Nors
den; am. Tredtief, 2 Delmühlen, mit fhönem Garten und Land—
pn; dem Senator Tholen gehörig, auch eine Schneidemuͤhle.
Die Kirchfpiele im alten Amt find:
4) Marienweer, 64 E., ein fehr Fleined Dorf am Zrea.
tief, 34 Stunden von Emden, welches außer der Pfarrwohnung,
nur 3MWarfhäufer und 3 Plaggebäude hat, nebft 2 etwas ent;
fernter. ftehenden Plägen, Groß: und Klein-Reinzeel und
Meuburg, ein Haus: bei der .Dime. Die Pfarre iſt demohnge—
achtet nicht ſchlecht, Die Ländereien find vor 4 Jahren vererb:
pachtet und follen gegen 1000 ‚GL. jährlich einbringen, Schwer⸗
lich: gibt. es ein Kicchfpiel gleicher Größe, deffen-Paftorei-Einfünfte
fs viel abwerfen. : Zwei der P läge gehören: dem Ober-Poſtmei⸗
ſter Hillingh, der dafelbft einen hübfchen ‚Garten angelegt hat,
vom anal begrenzt. Das Kirchfpiel wird im Süden und We:
fien von der ‚Herrlichkeit Uphuſen eingefchloffen,, und foll, einer
Sage nach, dazu gehoͤrt haben. Wenn es wahr, daß Wiard 12
Kirchſpiele im Beſitz hatte, fo kaͤme die Zahl aus.
13) Nefferlamd,:-eine: Inſel, Emden gegenüber und ein
Kirchfpiel, welches. jetzt nur. noch 7 Däufer zählt und 39 E., alfo.
wohl das Fleinfte in. der ganzen Chriftenheit, und in Hinficht der
Dfarreinfünfte das fchlechtefte.e Doc ift feit 1795 Eein eigentli-
her Prediger mehr da, fondern nur ein Gatechet. Es iſt der
bee Theil des im Dollart verſunkenen Reiderlandes, und
ſoll zur Kirche von Fletum oder Wilgum gehört haben’; indeß
ſcheint es/ daß es ſchon fruͤh ein eigenes Kirchſpiel geweſen iſt,
denn in; ben uͤhriggebliebenen Papieren. des Kloſters Langen, wird
unterm Jahr 1387 der Reliquien in der Capelle zu Neſſe, Er⸗
waͤhnung gethan, welche Capelle dem heil. Nicolaus gewidmet
awar. Auch muß dieſes Kloſter Guͤter daſelbſt/ beſeſſen haben,
wie aus / einem andern Dokument von 4372 hervorgeht, worin
vonn ihrem Allodium in Neſſe geſprochen, und Frater Frebran⸗
dus als Grangarius daſelbſt, aufgefuͤhrt. Sehr merkwuͤrdig iſt
dieſe Inſel, ſowohl als einzig uͤbrig gebliebener Reſt eines, ganz
Emſigerland an Groͤße uͤbertreffenden Landſtrichs, als, und beſon⸗
ders, ihrer Lage wegen. Jedes Hans ſteht einzeln auf einem ho⸗
hen Warf ober Anhöhe, von den erſten Beſitzern auſgeworfen,
einige Fuß tief in der Erde, ſo daß das: Dach faſt den Boden
beruͤhrt, indem man- aus Furcht vor bey Sturmwinden nicht wagt,
fie höher aufzufuͤhren. Der Warf enthaͤlt in der Mitte gewoͤhn⸗
ich noch einen. kleinen Teich mit ſuͤßem Waſſer, und etwas Raum
‚ein; wenig Kohl: zu pflanzen · und die großen Heuhaufen zu ber⸗
gen, die oft uͤber den Gipfel der Haͤuſer hervorragen. Die Inſel
iſt zwar umdeicht, aber die. Damme: find. fo niedrig, daß ſelbſt
‚mäßig hohe Fluthen im: Sommer -fie-überftrömen. Alles, Menſch
und Vieh, fluͤchtet fich: dann nach den, hohen Warfen, . man: fieht
in; der Ferne nichts als: diefe mit ihren rothen. Dächern: rundum
von den’ Wogen umbraußt. 8: gibt: einen anfchaulichen Begriff
:pon der Geftaltung unſers Landes in ber Urzeit, wie Plinius. fie
‚uns befchteibt, zeigt aber zugleich, daß die Lage der Einwohner
nicht ſo elend war, wie er meint. 'Die-Infulaner leben zuftieben,
-obgleich hur in: mistelmäßigen. Gluͤcksumſtaͤnden, ihres: herrlichen
‚Bodens ungeachtet: .'; Die vielfältigen Ueberftrömungen , felbft -im
‚Sommer, erlauben feinen Ackerbau; die Weide, zu: ſtark vom fal-
zigen Waſſer beſchwaͤngert, fagt den Vieh nicht zu; kommt eine
hohe Sommerfluth, dann wird das Grad vom Schlamm verun⸗
reinigt, man muß das Vieh auf eine oder zwei Wochen auf dem
feften ande in Futter austhun, das Heu verdirbt oder wird" weg:
geſchwemmt, die Gräben mit Schlamm gefüllt. Nicht einmahl
ähres Beſitzthums find ſie ſicher; die jetzt an der Sübfeite vorbei-
ſtroͤmende Ems, "greift immerfort die Klıfte' an, und fpült ein
Stud, nah dem andern’ ab. Mehreve Warfen find auf die Art
nach. und nad) verfchwunden und: die Häufer abgebrochen, die an
der Seite noch da ſtehende, nebſt der Kirche, koͤnnen nach einigen
Sahrzehnten ein gleiches Schickſal erwarten. An der Nord- und
Oſtſeite febt fich dagegen viel neues Land an, auf eben.der Stelle
wo fonft die Ems wogte, deren Bette vor einigen 20 Jahren: als
ſchmale Riede noch zu erfennen war. Gegen Ende des vorigen
Zahrhunderts legte man einen Eleinen- flachen Damm:'von der
Inſel nach dem Deich des feften Landes, feitbem bat der Ans
wach daſelbſt fehr gefchwind zugenommen, fo daß bie ganze
Strecke zwifchen der Kuͤſte und ber Infel- jest feſtes begrüntes
Land ift, das fich oft: und weftfeits immer weiter auöbreitet und
‚bereinfl einen herrlichen Polder abgeben wird. Der Anwachs ge:
hört meift ‚der Krone‘, etwas auch der Stadt Emden, und wird
jährlich zum mähen in Heinen Theilen verpachtet; es kommt eine
große Menge Heu davon, deffen Gewinnung aber’ bei der Sage
des Landes viel Mühe iind Koften verurfacht- - --
Die Inſel hatte noch’ lange nach Einbruc, 'des Dollarts be:
tächtlihen Umfang, Fletum und Wilgum waren noch im 15ten
Zahrhundert vorhanden, :3u Wilgum war eine Burg, fo wie zu .
Meffe, welche beide 1437: von den Hamburgern verobert und zer-
flört wurden. Won ben Häuptlingen oder Befigern derfelben cift
nichts befannt, ) Harkenroth fah 1713 noch die Stelle der Nef:
fer Burg, weftfeitö des Hamrichshauſes, jetzt ſegeln Schiffe darüber.
Die Kirche ift nicht Fein, die im Thurm hängende Glode noch
1464 von den Fletumern gegoffen, wie, bie: darum befindliche In:
fchrift befagt. Auf der Inſel fol in frühern Zeiten eine Salzſiederei
gewefen, und ber letzte Salzfieder dafelbfi 1614 geftorben fein,
‚zufolge deſſen auf. dem: en wie Harkenroth an⸗
) Parkenroth in den Oostvm — ©, 156, — ſein Bruder, in ber Aus:
mierkung zu Beninga, S. 739, machen Fia (Sophia) Keens, die zuerſt mit Ailko
Houmerda, dann mit Bictor Freeſe verheurathet war, irrigerweife zur Erbtochter
von Nefferland, fie war es von Neffe im Berumer Unit.
— 501 —
fuͤhrt. Im 30 jaͤhrigen Kriege warfen bie Generalſtaaten hieſelbſt
eine Schanze: auf, 1805 wurde das, weſtſeits am Ufer ſtehende
Hamrichshaus, von: den Preuffen wit einem Wall umgeben und
ald Fort eingerichtet, welches. hernach wieder gefchlichtet iſt.
Man zeigte fonft auf: der Inſel auch einen. — von
deſſen Lage aber jetzt nichts mehr bekannt iſt. —
+ 4 Hinte, 378 E., ein großes ſchoͤnes Dorf, an ber: Poſt⸗
ſtraße zwiſchen Emden und Norden, eine Stunde nordſeits erfie-
xer Stabt, und am Zufammenfluß des von Schott herkommenden,
und des neuen Tiefs. Es hat gepflafterte. Straßen und reinliche
Haͤuſer, meift von Handwerkern und Häuslern bewohnt, auch ‚eine
Mühle und 3 Branntweinbrennereien. Die vielen, aus dem größ-
ten Theil des Greetmer⸗Amts und. den nördlichen Gegenden : nad)
Emden Reifenden,: beruͤhren dieſen Ort und machen. ihn zu einem
der. lebhafteften' auf: dem Lande; Gemwerbtreibende und: befonders
Gaftwirte, deren es 5 6 gibt, finden Dadurch reichliche Nahrung,
auch: wird das. Dorf: ‚häufig von den Emdern beſucht, beſonders
Sonntags, und im Winter bei: gutem. Eife; auf dem, Mitte
Septembers einfallenden. Krammarkt, iſt alles’ gedrängt: voll Men⸗
ſchen; mehrere tauſend der umwohnenden Doͤrfler, vorzuͤglich auch
Emder, treiben ſich da im froͤhlichen Gemiſch herum. Auf den
Gartenbau legen ſich manche der Einwohner, Obſtbaͤume ſind auch
in ziemlicher Menge vorhanden. Die ſchoͤne alte Kirche haͤlt 160
Fuß Laͤnge, HU Fuß Breite, und iſt gewoͤlbt. Viele Grabſteine
find “darin ‚deren Inſchriften Harkenroth fuͤr die Nachwelt aufge⸗
zeichnet hat. : Sie ſteht auf einem hohen Warf an der Rorboftfeite
bed Dorfs. Im Süden: daran bie adlühe Burg, von breitem
Waffergraben umgeben; ein: Biere von beträihtlichem Umfang und
noch ganz.erhaltenz neben: berfelben ber: große Garten mit Gebuͤſch
und hübfchen Anlagen... Das Gut iſt adlich und immatrilulirt, mit
beinah 300 Graſen Bandes, wozu dad anſehnliche, vor 26 Jah⸗
zen neu erbaute Schathaus, und eine-Biegelei gehören. : Der: land-
ſchaftl. Adminiftrater Carl Friedrich: von: Freefe, * von —
und Uiterſteweer, iſt jetzt Beſitzer deſſelben.
Im Aäten dahrhundert wurde zu Hinte eine Probftei —
*
— 302 om
Die. Pröbfte. nahmen zugleich: die Haͤuptlingswirbe an! Gert
aber ungewiß, ob das Dorf nur einen Häuptling ober; jmei-haster
Schon 1342 erfcheint. ein Habbo: als Häuptling und Probfkügt
Hinte, der: die Emſiger Geſetze mit unterſchrieb⸗ Ein anderer
Habbo, Häuptling von. Hinte wahrſcheinlich des vorigen Sohn
oder Enkel, unterſchrieb 1379 mit Folkmar Allena, den Heuraths⸗
Contrakt zwiſchen Aiell Allena und Occa von Faldern. Von ſei⸗—
nen: Nachkommen iſt nichts gewiſſes bekannt. Foelke won Hinte
amd: Strakholt + gewöhnlich quade (boshafte) Foelke genannt ⸗
Ritter Occo ten; Broek's Gemahlin, war, nach Beninga, zu Hinte
und zwar auf der Weterbusg gebohren; ihre Schweſter, erſte
Priorin : des Kloſters Dykhuſen, wird auch ein Fraͤulein von
Hinte genannt. Beine moͤgen Woͤchter des jungern Habbo gewes
‚fen: ſein, oder feine: Schweſtern; und vielleicht war: Foelke Erb⸗
tochter von Hinte. Ihre Enkelin Hebe, welche 1449- verſtorben
Tochter des. ungluͤcklichen Luͤtet von Dornum, war in erſter Ehe
mit: Uko Focken von Olderſum verheurathet, und liegt in der
Kirche ‚zu Hinte begraben; Der Jnſchrift auf ihrem Grabſtein
zufolge, war Ufo Haͤuptling zu: Hinte und Larrelt· Ste müßte
alſo die Herrſchaft von ihrer Großmutter geerbt, oder Uko folche;
nach Occo ten Broeks Fall, an ſichngeriſſen haben. Folkmar
Häuptling zu Oſterhuſen, war zugleich Herr von Hinte, entweder
vom ganzen Dorfe, oder nur einem Theil deſſelben, mit: ber
Oſterburg. Von feinem: Söhnen: erhielt Haro, der aͤlteſte, ſchon
4425 verſtorben, außer Larrelt auch Hinte/ dann deſſen juͤngſtet
Sohn Frerich, von dem: bei Larrelt mehr geſagt wird. Deſſen
Sohn und Nachfolger: Aielt, Herr von. Hinte, Larrelt und Uttum,
der 1496 ſtarb, ließ nam: zwei Toͤchter nach Mona: und Foſſat
Erſtere war mit Wiard von Groß⸗-Borſum vermaͤhlt, und ihre
einzige Tochter Etta, mit: Omko Ripperda. Dieſer kam dadurch
im Beſitz son, Borſum und Hinte, und demnaͤchſt fein Sohn
Friedrich, der ohne Erben ſtarb, worauf Hinte an dad Freeſeſche
Geſchlecht ſiel. Foſſa's Ehemann war nemlich Victor Freeſe eln
Edelmann aus ber Grafſchaft Hoya, deſſen Nachkommen in Oſt⸗
friesland ſich weit ausgebreitet, und mit faſt allen einlaͤndiſchen
— 505 m
- ablichen Familien verfchwägert find und noch jetzt Hinte beſitzen.
Die von: Freefen waren Gografen zu. Longwedel, unweit Verden,
und follen fhon unter Carl ded Großen: Regierung, Richter des
Abels (Viros Potentes) gewefen fein. Ums Jahr 1307: erwährit
Murharb eines Goͤdeke Freefen,. welcher hohe Aemter in. Bremen
‚verwältete. 1422 war Johann. Freefe Burgmann zu Delmenhorſt.
Der-Bruder defielben, Wilke Freeſe, hatte: zu Weyhe feinen Erb
fi, farb 1439 und iſt zu Baſſum begraben. *)- Seine Schweſter
war Xebtiffin im adlichen Stift .Beaffum, fo auch feine Enkelin.
Bon feiner erſten Gattin, Anna von Stafhörft, hatte: er einen, ohne
Erben verftorbenen Sohn; von feiner zweiten, Elifabeth von Wespe,
ebenfalls nur einen Sohn ; Wilke, der vier Söhne nachließ, pon
denen Victor Freefe. der jüngfle war. : Diefer fam 1488. nach Oſt-
friesland, begleitete 1489 den ‚Grafen Enno nad) Palaͤſtina, und
4491. deffen Bruder Grafen Edzard, und ward daſelbſt, ſo wie
letzterer, zum Ritter: vom heiligen Grabe geſchlagen. Er ſtand
bis zu feinem 1527 erfolgten Tode, in großem Anſehn beim Sa
fen Edzard, war deffen geheimer Rath, und Droft zu. Uplengen.
Dreimahl war er verheurathet, zuerfi mit Tetta tem Brock,
Erbtochter von Rifum und. Loquard, demmaͤchſt mit. Foffe Benin:
ga von Hinte, zuletzt mit Fia oder: Fey (Sophia): van ‚Neffe,
Wittwe Eilke Howerda’s. Die legte Ehe wär kinderlos, aus der
erften hatte er zwei Söhne, wie bei Loquard erwaͤhnt wird, aus
der ‘zweiten 4. Ex fam durch dieſe Heurathien in. Befig pieler
Güter... Ihm: und feinen Nachkommen ‚gehörten Riſum, Loquard,
Borfum, Iarfum, Groothuſen, Dinte,. Uttum, Leer, Niterſteweer.
Bloß einer ſeiner Soͤhne der zweiten, Ehe, Clans; Droſt gu Lret,
war vermaͤhlt. Dieſer, 1546 ſterbend, hinterließ ‚einen: Sohn,
Mauritz von Freeſe, welcher: 1589 ſtarb. Der Sohn deſſelben,
Nicolaus von Freefe, welcher 1645 mit Tode abging, war land⸗
ſchaftlicher Adminiſtrator und. eine kraͤftige Stitze ſeines Standes.
Bon feinen Söhnen „erhielt: der aͤlteſte, Mauritz, Droſt zu
Emden, Hinte, farb aber 1679 'ohne Erben. Der britte Sohn
.®) Harkenroth ( Moederkerk ©; 100) macht: ihm irrig zum Bates Victor Freeſe't,
er war deſſen Großvater. En SE — BERGE 3
— Fo) —
Nicolaus Gerlach von Freeſe, machte ſich durch feine: Gelehrſam⸗
keit und Kenntniſſe berühmt, die ihn zu. hohen Ehrenſtellen am
Churpfaͤlziſchen ‚Hofe befoͤrderten. *) Er ſtarb 1674 als Aſſeſſor
beim Reichskammer-Gericht zu Speyer, und hatte von feiner
Gemahlin, Magdalena Calandrini, aus einem alten adlichen, der
Religion wegen aus Savoyen vertriebenen Geſchlecht, einen Sohn,
Nicolaus: Moritz Victor von Freeſe, der, nad Abſterben feines
Oheims Hinte erhielt, : und mit. großem Ruhm als laudſchaftl.
Adminiſtrator diefem Amt vorfland, jo wie dem als Deichgräfe.
Mit feinem, 1717 erfolgten. ode, erloſch die. männliche Linie der
von: Freeſen in Oſtfriesland. : Die ältefte feiner: Töchter, Magda:
lene Driane;' vermählse ſich mit: Georg. Melchior von Freefe, aus
dem Haufe Weyhe, ihrem Verwandten, und- duch die Befigungen
der Familie im Hannoͤverſchen, einem Lehnsvetter der von Freeſen
zu. Hinte, daher diefe ſich feitdem - von: Freeſe von Weyhe ſchrei⸗
benz er war Direktor der Nieder und Ober: Emfifchen Deichach-
ten und ftarb 1738; fein. Sohn, Water des — Beſi EEE
landfchaftl. Aominiftrater. ; --
Daß im! Dorf zwei Burgen — tar fi miemlich gewiß
behmikten, Beninga erwähnt ausdruͤcklich der Wefterburg, . auch
ift, das Andenken daran bei den Einwohnern noch. nicht erloſchen.
Sie foll an der Weftfeite des Dorfs bei der, über das neue Tief
tiegenden Bruͤcke, geſtanden haben, welche, fo wie das auf der
Stelle ſtehende Warfhaus, noch den Namen. der Burg führt,
Viele Steine ſinden fi da auch im Boden. Eine der Burgen
iſt in der Fehde zwiſchen den Oſterhuſiſchen Haͤuptlingen mit ben
Hainburgern/ 1436 zerſtoͤrt und die Steine nach: Emden zur Be—
feſtigung der Stadt, geführt; Die jetzige Burg wurde 1602,
während den innerlichen Unruhen, von den Emdern .befeßt, doch
von den gräflithen: Truppen erobert, die fich auch: der. beim Dorf
aufgeworfenen Schanze: bemeifterten. Auf diefer Burg befindet
ſich eine Capelle fuͤr die zu Hinte und der Umgegend wohnenden
0) Tiaden, ſein Biograbh / (Gelebttes Oſtfriesland, IIE. ©. 29) fast; fein Vater fei
VSlaas Freeſe, Cohn Victors geweſen. Harkenroth gibt die Benkalogie richtiger am.
— 306 —
—
Lutheraner, woran jedoch nur von 1764 bis 1798, Prediger oder‘
Gandidaten geſtanden. Zum Kirchfpiel gehött: |
Oſterhuſen, 152 E., ein mäßig großes Dorf, meift aus
Bauernplägen beftehend, an beiden Seiten de3 Tief, kaum 5
Minuten von Hinte öftlih, beruͤhmt durch ihre Häuptlinge, be:
fonders Folkmar Allena's, der unter den Heroen der frieſiſchen
Borzeit einen hohen Rang einnimmt; Alo, fein Water, war, ſo
viel man weiß, der erfte Häuptling von Oſterhuſen. Folkmar,
um bie Mitte des 14ten Jahrhunderts oder früher, gebohren, war
mit Adda, Imel ten Broek's Tochter vermählt, welches die Urfa:
che heftiger Fehden zwifchen ihm- und Deco ten Broek würde,
der die Erbſchaft feiner Nichte nicht fahren laffen wollte. Folk—
mar unterlag und wurde mit feinen Verbündeten 1379 bei Lop—
‚ perfam gefchlagen; darauf verföhnten fie fich wieder. Folkmar
ging nach Friesland, ward Heerführer der Friefen und befiegte
die Holländer. Gleich darnach, im Baterlande zurüdgefommen,
band er: wieder mit Deco an und belagerte ihn in feiner Burg
zu Aurich, wobei Occo umkam. Jetzt war er ber mächtiafte
Häuptling in Oſtfriesland; viele Dörfer, die er theils erblich be:
feffen, ober aus dem Nachlaß feines Schwiegervaterd erhalfen,
theild durch Gewalt der Waffen andern Edelleuten enttiffen, ſtan⸗
den unter feiner Herrſchaft. Doch währte feine Macht nicht
lange. . Histo von Emden befehdete Haiko vor Faldern, und
Folkmar, deffen Verwandten, griff ihre Burgen an, wurbe aber
von Keno ten Broek zuruͤckgetrieben. Bald darauf verbiinbeten
fich mehrere Häuptlinge im Emfigerland, namentlih von Greet:
fiel, Pilfum, Perofum, Larrelt, Loquard und von Norden, gegen
Folkmar Alena, doch. kam 1404 unter Ken! ten Broek Wei
mittlung ein Friede zu Stande, nach welchem Folkmar von feiner
Stern und. Burgen: Ofterhufen, Suͤderhuſen, Lopperfum, Eifing-
bufen, Kanhuſen, Cirkwerum, Freepſum, Canum behielt, dad
übrige Keno uͤberließ. 1409 begann zwiſchen Keno und Folkmar
eine neue Fehde, worin erſterer die Burg zu Oſterhuſen, nachdem
Folkmar ſich nach Groningen begeben, eroberte; aber kurze Zeit
darauf kam letzterer mit Verſtaͤrbung aus Groningen! zurlick, ib
20 |
— 500 —
nahm die Burg mit Sturm wieder ein. Die lebten Jahre ver:
lebte er in Ruhe; wurde aber 1417 in feiner Burg ermordet.
Bon feinen beiden Söhnen, Haro und Imel, erhielt legterer
Ofterhufen ; nach feiner Verheurathung mit Hebe, einzigen Toch⸗
ter Gerold Beninga’3 von Grimerfum, deſſen Namen er. an=
nahm, auch Grimerfum, Wirdum, Sennelt und Kampen dazu,
nad) Dcco ten Broek's Gefangenfchaft, deflen Befigungen im
Emfigerlande, und ward dadurch noch mächtiger wie fein Vater.
As Freund und Bundesgenoffe Fodo Ukens, wurde feine Burg
1430 von den Verbündeten erobert, jedoch, nachdem er fich mit
ihnen wieder ausgeföhnt, ihm zuruͤckgegeben. Drei Jahre darauf,
nach der Schlacht bei Bargerbur, war er gezwungen mit andern
Häuptlingen aus dem Lande zu flüchten. Sie begaben fich. zum
Herzog Philipp von Burgund, und trugen demfelben ihre Güter
zum Zehn an, Das hinderte indeß die Verbündeten nicht, mit
Beiftand der Hamburger, ihre Burgen anzugreifen und zu zerſtoͤ—
ren; die zu Ofterhufen wurde 1436 belagert und beftürmt, aber
von der Befagung fo mannhaft vertheidigt, Daß, die Angreifer wies -
der abziehen mußten; erfi einige Zeit darnach, mit verftärkter
Macht zuridigefommen, vermochten fie die Beſatzung zu einer Ca⸗
pitulation zu bewegen. Die Burg wurde dem Boden gleich ges
macht, und damit hatte die Herrfchaft der Häuptlinge von Ofter:
bufen ein. Ende. Imels Güter, wie die mehrerer andrer Edel:
leute, wurden eingezogen, darauf, 1438 im Oktober, erfchien er
mit feinen Freunden, Nachts unvermuthet vor Zarrelt und nahm
foldhes ein, wurde aber wenige Tage darnach von den Hambur⸗
gern mit Hülfe Edzard's und Ulrich's von Greetfiel wieder. dar-
aus vertrieben, wobei er felbft mit feinem Sohn Aielt, Frerich
von Larrelt und Reddert Beninga von Groothuſen gefangen wur⸗
den. Sie famen zwar bald wieder in. Freiheit, mußten aber, ba
fie neue Unruhen erregten, von neuem fliehen, die Hamburger
nahmen ihre Befigungen in Sequefter, und erft 1453, nach Abzug
derfelben, erhielten fie-Erlaubnig zuruͤck zu kommen. _ Imel erhielt
aber bloß die Befigungen ded Grimerfumer-Haufes zuruͤck, außer Cam⸗
pen. Er ſtarb 1458. Oſterhuſen befam Feine Dauptlinge: wieder,
0*
—
— — — —
> 507
Die Allena'ſche Burg wird als fehr feft und groß gefchildert;,
die Stelle derfelben ift nicht genau bekannt; man glaubt aber,
daß fie da geftanden, wo jest die beiden Pläge nordſeits des
Tiefs im Welten des Heerweges, nahe beim fogenannten Ac—
cordshaus, fliehen. Es fcheint, daß fie hernach wieder aufge:
baut ift, dehn, wie einige Jahre darauf Ulrich von Greetfiel
fih mit den Hamburgern entzweite, zogen Diefe vor die Burg
von Ofterhufen, in Hoffnung, fie mit feichter Mühe zu erobern,
da nur eine ſchwache Befakung darauf lag. Allein Junker Si:
bet von Efens eilte herbei, und jagte die Hamburger nad, Em;
den zurück; worüber noch ein artiges WVolkälied vorhanden. Es
önnte aber fein, daß nicht die Burg, fondern das ganze Dorf
verftanden ift, denn diefes war ebenfalls mit Wall und Graben
wie eine Feftung umringt. Es ift noch eine andere Burg da ges
weſen, wie Wiard von Uphufen in feinem Zeftament anführt, die
feines Bruders Sohn, Aielt Alena, gehörte. Diefe Burg wurde
1408 oder 9 von Keno ten Broek eingenommen, Xielt Alena
und deſſen Vetter Aielt, Wiards Bruder, gefangen und nach Xu:
rich geführt. Sie hatten fi ein anftändiges Gefängniß ausbe:
dungen, aber bie unmenfchliche Foelke, Keno's Mutter, ließ fie in
ein elendes Loc werfen, nahm den Schlüffel felbft zu fih, und
ließ fie. darin verfchmachten; ſchickte die Leichname darauf nach
Shlo, um ſolche im dafigen Moraft zu verfcharren, der Abf aber
Dachte menfchlicher und begrub fie neben der Kirche, Die Burg:
ftelle fennt man nicht mehr.
Ofterhufen ift noch fonft merkwuͤrdig durch ‘den fogenannten
Dfterpufifhen Accord oder Vergleih, der bafelbft zwi:
ſchen Graf Enno und den oftfriefifhen Ständen, unter Ver—
mittlung der Generalftanten von Holland, am 21. Mai A611 ge:
fchloffen wurde, welcher zuerft nach Ausbruch der Unruhen von
1595 dem Lande, wiewohl auf furze Zeit, Ruhe gab, und um fo
wichtiger ift, da folcher ald Bafis der Landes: Werfaffung bis zu
unfern ‘Zeiten angefehen ward. Das Haus, worin diefer Vertrag
geſchloſſen, ſtuͤrzte am 12. December 4711 ein, und ein neues
ur auf derfelben Stelle wieder aufgeführt, welches‘ noch jest
20 *
-
— 508 —
Accordhaus genannt wird. Ein Stein im Giebel mit einer In⸗
ſchrift zeigt ſolches an. J
Das Dorf ſelbſt iſt durch Folkmar mit Waͤllen — gewe⸗
ſen; man ſieht aber nichts mehr davon. Das Tief war von hier
an bis Emden an beiden Seiten mit Deichen eingefaßt, und ein
Siel lag im Dorf, fo daß das Seewaſſer bis dahin kam. Nach
Eroberung der Burg wurde der Siel weggenommen und in Em:
den gelegt. Schade daß man jene Anlage nicht benuste, um die
niedrige Gegenden bei Midlum ꝛc. mit Schliek anzufuͤllen und in
Polderboden zu verwandeln, welches fo leicht thunlich war. Noch
find füdfeits Hinte am öftlihen Ufer des Tiefs, an vielen Stel:
len die Reſte des Deich zu fehen.
Bu Hinte gehören ferner im Norden: Kringwerum, ein
großer Play mit fchönem Boden und einer Ziegelei, Vliehuus,
und Wichhufen; lekteres ein ſchoͤnes adlich freied Landgut, mit
einem anfehnlichen, vor 30 Jahren neu erbauten Wohnhaufe und
großen Gärten. Den Eingang bed Hofes ziert ein Foftbares 17
Fuß hohes eifernes Gitter-Thor mit zwei Marmorfäulen, das vor
dem Landgut des Kaufınannd be Pinto an der Amftel befindlich
gewefen, und dem erften Befiger 27,600 SI. fol gekoftet haben,
Wichhuſen ifl, wen auch Fein Häuptlingäfig gewefen, wenigftens
ein alt abliches Gut, fo der Cirkſenaſchen Familie gehörte. Graf
Ulrich übertrug folches nebft andern Gütern, 1466 an Eggo von
- Wefterwolde, gegen VBerzichtleiftung auf deſſen Erbrecht an Ems
° den, worauf diefer, Schwefterfohn Imel Abdena's, legten Haͤupt⸗
lings dafelbft, gegründete Anfprüce hatte. 1620 iſt es in Der
Matrifel mit aufgeführt, und gehörte Unico Manninga, welcher
mit Maurice von Freefe, Erbtochter von Groothufen, vermählt war,
40 Jahr fpäter Job. Wilhelm von Zreitag, Droft zu Emden,
vermuthlich durch Heurath, hernach kam es in bürgerliche Hände;
der lebte Befiger, der Kaufmann Stindt, farb vor zwei Jahr,
und vermachte dad Gut, wozu nur noch 84 Grafen Landes gehoͤ⸗
ren — bei dem Uebertrag an Eggo gegen 300 7 feinem Brus
der, Die Burg fol, im Weften, wo jest ein. Enfanrien, geſtan⸗
den haben.
Harsweg, 36 E., ein kleines Dorf mit 4 koͤnigl. und 2
Erbpachts⸗Plaͤtzen, welches %4 Stunde ſuͤdwaͤrts Hinte liegt am:
Heerwege, gehört zu dieſer Commune, iſt jedoch nirgends einge—
-pfarrti” Die mehrſten Einwohner halten ſich zur Tutherifchen Kirche:
in Emden, andere zu den in Hinte und Süderhufen. Ohne:
Zweifel war diefed Dorf ehedem ein Kloſter. Zwar findet man
nichts daruͤber in alten Schtiften, außer bei Harkenroth, wo in‘
der Memorialis designatio oder Verzeichniß der Klöfter zc., Hats⸗
weg als ſolches mit aufgeführt wird, indeß ift der Ort ſonſt im⸗
mer Klofter Harsweg genannt, wie noch lebende alte Leute
daſelbſt fich erinnern, umd in dem Warf, worauf die vier koͤnigl.
Pläße beifammen ftehen, hat man große, fehr dide, Grundmauern
gefunden, die unmöglich einem andern als einem Klofter-Gebäude
koͤnnen angehört haben; es müßte denn fein, daß eine Burg da
geftanden, wofuͤr doch weniger fpricht al3 flir ein Kloſter. Selbſt
‚ganze Fußboden von Küchen und Kammern mit Fleinen grün’ und
gelb Hlafirten Fluren der alten Art belegt, find gefunden, manch⸗
mahl auch ganz Peine Zöpfchen, fogenannte Waterpantjes, ber-
gleichen noch kuͤrzlich eins anfgefpürt if, dem Anfehn nad ein
Nacht: Spudnäpfchen. In Harsweg fland zwar eine Gapelle, als
lein Diefer koͤnnen folche anfehnliche Fundamente ꝛc. nicht ange⸗
hoͤrt haben, auch fland fie mehr fldlich auf einem eigenen Warf.
BVielleicht iſt das Kloſter ſchon vor der Reformation eingegangen,
und die Beſitzungen dem graͤflichen Hauſe zugefallen; Graͤfin
Theda ſpricht in ihrem, 1495 errichteten Teſtament, wenigſtens
von ihrem Erbe zu Harsweg, aus deſſen Einkuͤnften ſie 100
Arensgulden jährlich der Capelle daſelbſt und der St. Jakobs-Ca—⸗
pelle in Emden vermachte. Eben ſowohl aber Tann das Kloſter
damahls nioch beftanden, und der Gräfin Theda nur die 2 Pläge
zugehört haben, welche etwas entfernter im Often, ebenfalld auf
einem eigenen Warf flehen. Im 17. Sahrhundert diente die Car
pelle den Rutheranern in Emden zur Aushbung ihres Gottesbien-
ftes, obgleich Unter immerwährenden Störungen der Emder Mes
förmitten, die zuleßt das Gebäude 1666 gänzlich zerſtoͤrten. Auf
der Stelle wurde hernach die Schule aufgeführt, die noch da ſteht,
— 5310 —
ſo wie der Kirchhof auch noch als Begraͤbnißort benutzt wird.
Weiter ſuͤdlich am Hinter Tief ſtehen noch: die Middelborg,
ein Warfhaus, eine Saͤgemuͤhle, eine Oelmuͤhle, und die Ste-
renburg oder Bummert, , ein ſehr fleißig befuchtes Wirts—
haus, welches 1822 abbrannte, aber ‚gleich wieder aufgebaut wurde.
. 45) Eirfwerum, ein Eleines Dorf von 136 E., Stunde
nördlich Hinte, am Wege nad) Greetfiel. Die Kirche iſt 1751. neu
gebaut. Es hatte eine Burg, die Follmar Alena gehörte, 41379-
aber von Deco ten Broek abgebrannt if. Ob fie wieder aufges
baut und in der Fehde mit den Hamburgern zerftört worden, ift
nicht befannt. Noch ift ein altes Platzgebaͤude hier, deffen Wohn⸗
haus das Anfehn eines Burgflügels Den. Klein- a
gehört hierzu.
-46) Suiderhufen, gemeiniglich Suurhuſen —
ein anſehnliches Dorf mit 322 E., nahe Oſterhuſen ſuͤdwaͤrts;
deſſen Flur fih auf 34 Stunden Länge, 1% Stunde Breite aus—
behnt, bis zur Treckfahrt im Süden. Es hatte im 14. Jahrhun⸗
bert eigne Häuptlinge und eine feſte Burg. Boind, der einzige
ihrer Haͤuptlinge, den die Geſchichte nennt,. entzweite ſich mit
Folkmar Allena einer Erbfchaft wegen, Letzterer, nachdem er eis
nen der Knechte beftohen, der ihm die Thore öffnete, drang in
der Ofternacht 1356. in. die Burg, führte Boind gebunden mit
fort und fchleifte die Feftungswerfe; doch ließ er nach einiger
Zeit, auf Andringen der Verwandten Boinck's dieſen wieder los,
von deſſen fernern Schickſalen nichts bekannt iſt. Occo ten Broek
verbrannte die Burg 1379, und ſcheint hernach die Herrſchaft
beſeſſen zu haben, da er ſolche, nebſt ſeinen uͤbrigen Beſitzungen,
1381 dem Grafen von Holland, Albrecht von Bayern, zur Lehn
antrug. Wahrfcheinlich hatte er folche nad) der Schlacht. bei Lop⸗
perfum an fich geriffen, nachdem er die Burg erobert und ver:
brannt. Nah ihm kam Folkmar im Befis. Von fpätern Haͤupt⸗
lingen ift nichts bekannt. Auf der 1477 gegoffenen Slode fteht
das Dlderfumer Wappen, und die Namen: Haiko und Xielt,
Häuptlinge zu Olderfum, find unter den anderer Einwohner des
Dorfs mit aufgeführt, Doch läßt fi) daraus nicht fehließen, daß
ee 31) —
Süperhufen zu Olderfum gehörte; obwohl man fagt, dag Older⸗
fum damahls in NRechtöfachen zu und unter Sübderhufen fland,
oder vielmehr diefes unter jenes. Die Burg hat, Weberlieferun-
gen nad, im Dorfe geflanden, auf einer Stelle, den jetzt die
Wohnung des Schmids einnimmt. Neben demſelben ſoll das
Gerichtshaus geſtanden haben, und der ganze weſtliche Theil des
Dorfs bis zur Burg mit einem Graben eingefaßt geweſen ſein,
wovon in der Erniedrigung im Weſten, und langs dem Weg im
Suͤden, noch Spuren ſcheinen ſichtbar zu ſein. Die Kirche ſteht
allein, an der Suͤdſeite des Heerweges, waͤhrend das Dorf an
dev Nordſeite deſſelben liegt. Es fol ein Stein, nad ber Ver⸗
fiherung des von 1730 bis 1776 bafelbft geftandenen Predigers
Gravemeyer, in ber Mauer derfelben gewefen fein, worin die
Jahrszahl 1003 eingegraben, woraus man fihließt, daß in dem
Jahr fon die Kirche aufgeführt war; eine Wermuthung, die
freilich "feine Gewißheit ift, indeß ift e8 eine -fehr alte Kirche,
Am Chor derfelben findet fich noch eine Infchrift zum Andenken
ber Allerheiligen: Flut von 1570, deren Höhe noch an einem
Zeihen am Thurm zu fehen. In der Beihnachtöfluth von 1717
fand das Waffer aber noch 2 Zoll höher; damahls fah man das
feltfame Schaufpiel, wie ein großes Schmadfchiff durch die Wogen
bi8 an das Dorf getrieben wurde; zum Gluͤck für daffelbe flieg
das Waſſer 14 Tage hernach wieder fo hoch, daß es flott Fam und .
quer über die Felder durch den eingeriffenen Karrelter Kolk wieder
in die Ems gebracht werden fonnte, Zur Zeit des niederländifchen
Revolutionskriegs war hier, wie in einigen andern Dörfern, eine
lateiniſche Schule, welche auf dem zur Kirche führenden Thor von
einem der gefllichteten Geiftlichen gehalten wurde, - Nach ber Res
formation wurde die Gemeine eine Zeitlang durch zwei Prebis
ger bedient,
Süderhuſen hat viele und fchöne plate; auf einem derſelben
werben 40 Milchlühe gehalten. Der Hamrich gehört dazu im
Weften, 2 Pläge; Thtelborg, Haneborg, Stikfelborg,
füdfeits, Tütelborg, das am Tredtief liegt, hat ein huͤbſches
Wohnhaus vom Werfaffer dieſes Werks, der dad Gut 1808 bis
— — —
14 befaß, im erſtgenannten Jahr neu gebaut, welcher zugleich dem
Garten anlegte, worin die Bäume fo ſtark gewachfen, daß man
fie fuͤr 30 — 40jaͤhrig halten follte, und in einiger Form demſel⸗
ben das Anfehen eines Gebüfches geben, woraus das gelb bewor-
fene Haus mit feinem blauen Dach hervorſchimmert. Es fol
in fruͤhern Zeiten ein adlich freies Gut mit Jagdgerechtigkeit ıc,
gewefen: fein, und eine Burg da geflanden ‚haben, wo jest ber
Garten ift, doch finden fi) Feine, Steine im Grunde, nur ein
ganz verfchlammter Graben umgab foldhen an drei Seiten, ber
4808 wieder neu auögegraben wurde; auch ging ein Zingel bar:
um. ‚1812 richtete der Verfaſſer hiefebft eine Runkelrüben- Zus
derfabrit "ein, wozu mehrere Gebäude aufgeführt wurden, die
darch die Zeitumflände von felbft verfiel und mit dem Kuin des
Unternehmers endete. . Die Gebäude wurden 1814 zum Abbruch
verkauft. Ehedem lag, einige Schritte-von dem Haufe entfernt,
eine Brüde über dad Tief und dabei ein Wirtöhaus, Brugs
huus genannt, welches von den Embern fo ſtark befucht wurde,
daß, wie alte Leute noch fagen, es Sonntags da fo geichäftig
war, baß der Wein gleichjam zur Thuͤr ausfloß. Das: Haus: if
2717: in. der Weihnachtöfluch zertrümmert, die Brüde nach ‚eine
gen beim Einfall der Mansfelder abgebrochen, nach andern’ äh:
vend den lebten innerlichen: Unruhen durch Die Emder verbrannt,
und nicht wieder aufgebaut, eimige Pfähle davon erheben .fich noch
über dem Waſſer. Die nächftliegenden Dörfer, felbft mehrere
entferntere, bebienten fich fonft. derfelben zur Communikation mit
Aurich, Ripe ꝛc., wohin fie jest nur auf einem Unmeg über: die
Sanden oder Emden kommen können, daher der Wieder : Aufbau
der Brüde oftmahls gewünfcht wurde. 41804 oder 5 vereinigten
fi, mehrere Gemeinen, auf ihre Koften folches zu bewerkſtelligen,
wozu bie Zredfahrtöfocietät, die dadurch der vermehrten Paſſage
wegen, ebenfalls großen Vortheil gewann, einige hundert Rthlr.
Beitrag verfprah. Die Zeitumflände verhinderten indeß die Aus:
führung. Der Berfafler, als er Zütelburg- an: fich gebracht, bes
ſchloß auf, eigne Koften eine Zugbräde zu legen. Die Direktion
der Tredfahrtöforietät verweigerte aber nicht nur Den früher ver⸗
— 31 ——
— 757]5 —
ſprochenen Beitrag, legte dem Unternehmen ſogar Hinderniffe ik
ben Weg, fo Daß die Ausführung unterbleiben mußte. Er ſchaffte
fi) darauf eine große, Fahrpünte an zum Ueberfegen von Fuhr⸗
were und Vieh, wogegen .die Direktion. ebenfalls, doch vergeblich,
Befchwerde führte. : Der nachherige, unlaͤngſt verfiorbene Beſitzer
des Guts, hat dieſe Faͤhr⸗Anſtalt vor zwei Jahren, der koſtbaren
Unterhaltung. wegen, wieder eingehen .laffen. Es wäre jeher: zu
wünfchen, .vaß ein. vermögender Mann oder: mehrere ſich entfchlöfs
fen, wieder eine Bruͤcke hiefelbft zu legen, wozu unfre jegige Res
gierung gewiß gern ihre. Buflimmung würde geben, ſtatt zu vers
hindern; nur müßte: zugleich das außerordentlich hohe: Weggeld
von. da bis zur. 24. Stunde entfernten Uphufer Klappbruͤcke, ſo
jest 424 Stbr. für einen Wagen: beirägt., vermindert. werden
Gegenwärtig ift bloß ein Fahr für Fußgänger da; ed moͤgen jaͤhr⸗
lich an 3500 Perfonen über das Tief — RE bie im
Winter, über das Eid paffirende RT:
Daneborg, um: die Mitte⸗ des vorigen ——— erſt am
gelegt, iſt bemerkenswerth als ſchlechteſter Platz in ganz Emſiger⸗
land; die dazu gehoͤrige 39 Graſen Land ſind jetzt nicht mehr
werth, als die darauf liegende Laſten betragen, Bei Stikelborg
iſt das Muddermeer, welches nur. klein und groͤßtentheils zus
gewachſen iſt, worauf weiter oͤſtlich die Hiwe folgt, ein Landfee
von betraͤchtlichem Umfang, welcher durch zwei kleine Ganaͤle mit
dem, nur ein paar hundert Ruthen entfernten, Großen Mexr,
in Verbindung ſteht, und in fruͤhern Jahrhunderten ein! Theil
deſſelben gewefen ift, wie der von der Hime aus norbwänts ges
hende - niedrige feimerdige Boden beweiſt. Man findet in dieſer
Gemeine noch mehrere Stellen ehemaliger. Wohnungen 5 nahe: bei
Zütelburg am Ofterweg fland ein großes. Haus oder Platzgebaͤude,
Stifelburg genannt, wovon noch viele Steine. im Boden: uͤbrig
geblieben, fo wie von Brughuus; nad der Hiwe hin noch zwei
Eleinere Stellen. %4 Stunde füdoftfeitd: des Dorfs liegb ein gro-
fer Warf, mwofelbft außer vielen Steinen und Kalt auch Funda⸗—
mente eined großen Gebäudes gefunden find. Da fol eine Burg
geftanden haben, und deren Bewohner ein mächtiger Mann ges
/
— Zi ee
weſen fein. Man hat die Sage, daß der Prediger in Suͤderhu⸗
fen nicht cher die Ganzel befteigen durfte, bis :der Herr dieſer
Burg angefommen, oder Erlaubniß dazu gegeben.*) Im jegigen
Sommer hat man angefangen Erde von. biefem Warf abzugra-
ben zur Berbefferung anderer Landftüde, wobei außer vielen Stei-
nen und Schutt, ein Ring‘ von Silber zum Borfchein gefommen,
ganz ſchlicht gearbeitet,: worin oben ein Stein, rothbrauner Farbe,
eingefaßt war, auf welchem eine Art Kreuz gefchnitten, mit eis
ner nicht mehr deutlichen Inſchrift in Mönchslettern, fo dem An⸗
ſchein nach Jeſu Maris oder Nazar, heißen fol,
47) Zopperfum, ein. Kirchfpiel von 404 €,, 1%. Stunde
öftlich Hinte, welches fich bis zur Auricher: Amtd : Gränze erftredit,
Das meift Von Häuslern. bewohnte Kirchborf mit 337 E., wird
an zwei Seiten vom Tief unigeben, und: hat ein adliches imma;
trikulirtes Gut, den Erben de3 1815 verftorbenen Hofgerichts-Aſ⸗
fefford von der Oſten gehörig. Ob ed wrfprünglich ein eigner
Häuptlingdfig geweſen, iſt ungewiß, doch hatte ed eine Burg, die
Deco ten Brock 1379 zerftdrte, darauf Herr dafelbft wurde, nad
ihm Follmar Alena, dann fein Sohn Imel Beninga, demnächft
Abko Beninga, deſſen Nachlommen "lange im Beſitz ‚blieben.
4620 gehörte ed Heinrich von: Diepenbroef,. 4679. Heinrich von
Werſabe, darauf ging e3 dur Kauf, an: den landſchaftl. Secre⸗
tar: Weftendorf oder feinen, vom Kaiſer in den Adelſtand erhobe:
nen, Sohn. über, von deſſen Nachkommen ed der legte Befiger
1775. kaufte, welcher im’ folgenden Jahr das alte, ganz verfallene
Burggebäube: abbrach, und auf: der Stelle deſſelben das jetzige an-
fehnliche Wohnhaus aufführte, in welchem ein Saal der alten
Burg nebfi Keller mit aufgenommen. Auch ben großen ‚Garten
legte er damahls neu an. Die zum Gute gehörende Ländereien
betragen noch 128 ‚Grafen, . Bei diefem Dorfe fiel 1379: ein blu:
\
e) · Es if fondewbar, dab ähnliche Sagen auch in andern zweit.von einander entlege⸗
nien Gegenden herrſchen, 3. B. zu Ulbargen, Strobotg Bei Groothuſen, Toren⸗
warf zu Papendurg, Sandel im Jeverſchen ꝛe., mandmal mit dem Zufag,. daß,
als der Prediger einſt früher —— ni Kun 7 f der Gbeimann ihn
erſchoffen Hätte,
— 535 —
tiges Treffen vor, zwiſchen Ritter Occo und Folkmar nebſt
Verbuͤndeten den Beningamannen, worin erſterer ſiegte. Es ſoll
gleich am Dorf weſtlich, auf dem Lande, wo jetzt die Wohnung
des Hausmanns H. J. Müller ſteht, und ‚den — un
gehalten fein, - |
Abbingweer, zur Lopperſumer Kirche — iſt ein , Beis- |
ned Dorf von 51:€,, 5 Plägen und eben ſoviel Warfhäufern,
auf einem hohen Warf liegend, rundum von niedrigem Lande
umringt, welches in den mehrflen Wintern unter Waffer fteht.;
Das dazu gehörende Land ift mehrentheild vortreflicher leichter⸗
biger Boden und der Manfe nad. um: die Hälfte ‚größer. ald «8
- im Laften liegt. Das Dorf war ehemald ein. anfehnliches Johan⸗
niter- Klofter; vom Kloftergebäude ift:noch ein Stud vorhanden,
fo zur Wohnung bei einem den: Pläge ‚dient, der gegenüber be:
findliche -Plab ded Hausmanns H, J. Müller fieht ‚der: Angabe
nad auf der Stelle der Kirche; wo. auch vor nicht: langer. Zeit.
bei Srabung eines. Kellerd noch viele Menfchengerippe ‚gefunden
find. Eifinghufen, 2 Pläße, bei deren einen, dem Senator
Reimers gehörig, eine fehöne Garten: Anlage befindlich. Klein⸗
Sande, ein’ Plag und Lopperfumer-Örashaus, ein.Eleis
ned Haus, gehören noch zur Gemeine; Das Lopperfumer Meer,
nahe bei Sande, liegt für einen Theil in hiefiger Dorfsflur.
48) Sanhufen, ein Fleines Dorf mit 97 €., das nordoͤſt⸗
lichfte im Amt, 1 Stunde nordfeit3 Hinte. Der Kleinheit des
Orts ungeachtet, hat es doch eine Burg gehabt, die Ritter Deco,
nach der Schlacht bei Lopperſum, abbrannte, vielleicht aber- mie:
der aufgebaut ift, denn von einem auf der Etelle, an bet Nords
weftfeite des Dorfs, ftehenden alten Plagpgebäude, hat das Wohn:
haus: viel vom Anfehn eines alten Burgflügels. in gut erhal:
tener Graben ift noch dabei zu fehen, nebft einem andern zuge⸗
fhlammten und der Zingel. Die Gemeine hielt fih noch eine
Zeitlang nad) der Reformation zur Klofterlirche von Aland, wel:
ches %4 Stunde vom Dorf entfernt, an der nördlichen Seite des
Tiefs liegt, baute hernach eine eigene Kirche, Die 1788 erneuert
iſt; in derſelben hängen mehrere Gebächtnißtafeln der Polman-
316 —
ſchen Familie e, welche dafelbſt zwei Plaͤtze und: Stiländer befaß,
fo vermuthlich noch von ‚den Burg-Befibungen herruͤhren, doch
micht-adlich frei find; einer der P läge ift es indeß geweſen. Zur
Gemeine gehört Longeweer, aus 2 Plaͤtzen beſtehend, am
Heinen, gleichnamigen Meer, mit fehr gutem, niedrigem Boden,
wovon das, zu einem der Pläge gehörige, eingedammt iſt, und
duch eine große Waflermühle troden gehalten wird, Es fol
hier, der allgemeinen Sage nach, ein Klofter geftanden haben, fo
auch. durch bas von Harkenroth angeführte Werzeichnig der ehe:
maligen Kiöfter, Beftätigung findet; demnach hätte man bier
drei Ktlöfter nahe beifammenz indem Aland unmittelbar daran
im Norden gränzt, Amerland im Nordoften, alle drei jedoch durch
ein Dief Von einander getrennt. Man koͤnnte es zwar für ein
Kloftergut halten, doch“ flieht dem entgegen, daß vor wenigen
Jahren noch bei Vertiefung des Kellers in einem der Pläße,
viele. Knochen und Menfchen «Gerippe ausgegraben find. '
19) Weſterhuſen, ein mäßig großes: Dorf mit 239 E., we:
ige Minuten weftlich von Hinte, wohin eine Allee von noch
jungen Bäumen führe. Es iſt ein fehr Alter Haͤuptlingsſitz.
Schon 1312 wird Luwert Andsna, als Hänpfling von Weſter⸗
haufen, in mehrgemeldeter Abfaffung des Emfiger: Landrechts, ges
nannts 1371 war ed Luwert, deffen Sohn oder Enkel, ber mit
andern Edelleuten das Klofter Dykhufen ſtiftete. Die Burg. ift
4436 von den Hamburgern zerflört. Ewo Houmwerda war das
mahls Häuptling und muß ein. tapferer Mann gewefen' fein.
Zweimal ſchlug er den Sturm ab, erft beim dritten gelang‘ es
ben in flärferer. Anzahl anrüdenden Feinden, die Veſte zu erobern,
bie fie darauf fehleiften und die Materialien nach Emden führten.’
Ewo ſtarb 1457. : Die Burg ift hernach wieder aufgebaut, wie
fih aus. einem, 1529 errichteten Zaufchcontraft zwifchen der Gro—
Ben. Kicche zu Emden und Reint auf dem Steinhaufe zu Weſter⸗
huſen, ergiebt. Anton Hajo von Neffe, Drofk zu Aurich, ver
um: bie Zeit lebte, war mit Gefche von Wefterhufen vermählt,
wahrjcheinlich eine Tochter diefed Neint. Doch müffen ſchon zu
Ende bed 16ten: Jahrhunderts Feine Häuptlinge mehr da geweſen
ee 517 ee
fein, inbem berfelben weder in ber Matrifel von 1599 noch ber
fpätern erwähnt wird. Das Gut iſt auch nicht mehr ablich, und
nur 5 Grafen Land gehören noch dabei. Die Burg iſt, wie
man glaubt, im 17ten Jahrhundert abgebrochen ; ein ziemlich gro-
Bed Landhaus fieht jebt auf dem Burghofe, flatt des alten. vor
ohngefähr 40 Jahr abgebrannten. Der dabei befindliche große
Garten ift recht huͤbſch und mit vielen Obftbäumen befeßt; noch
find darin im Norden die alten Wälle zum Theil noch fichtbar,
fo wie der innere und äußere Burggraben. Die Wittwe de
Kaufmanns 3. H. Metger Faufte das Gut 1811, deren Erben es
noch befigen; der jegige Pächter hat darin eine Wirtfchaft ange
legt, welche, des ſchoͤnen, fchattenreichen Gartens wegen, und ber
Nähe von Emden, zahlreichen Zuſpruch von daher genießt. Außer
2 Ziegeleien, nördlich am neuen Zief, gehören zur Gemeine noch:
Harsweger Ziegelei, Stabwyf, Moffenborg, Groß:
und Klein-Albrunsweer, fümmtli einzelne Pläge,. beide
erftere zugleich Biegeleien, am Hinter Tief, Harsweg gegenhber,
Groß⸗Albrunsweer, auch Bufhhund genannt, ift ein adlich freies
Gut, welches auf der ritterfchaftl. Matrikel von 1620 mit aufges
führt worden, und ihr Befiger Jooft von Diepholt, ald Haupt
fing daſelbſt, fo wie zu Daisfelde, benannt; es muß alfo, wenn
es nicht ein alter Edelhof ift, Doch früh adliche Freiheiten erhal:
sen haben, Eine Burg fol da geftanden haben, wovon nod
der raumreiche Bingel nebft Außengraben und fleinige innere
Dof zeugen; jet fcht ein Bauernplag da, wozu 721% Grafen
Landes gehören; der Rathsherr Wolters in Groningen war der
vorlegte Befiger, deſſen Erben es 1819 an den Hausmann Dirf
Reinders zu Engerhafe öffentlich verkauften. |
20) Midlum, oder Groß-Midlum, zum Unterfchieb deö im
Semgumer Yınt liegenden Midlums, 14 Stunde weftlid Weſter⸗
huſen. Es zählt 222 E., und hat eine anfehnliche Kirche, worin
vor 18. oder 19 Jahren eine neue Drgel errichtet if, Neben
dem Kirchhofe ſteht die Burg, welche vor einigen Jahren in⸗ und
auswendig ſtark ‚ausgebeflert und verfchönert worden, fo Daß fie
jegt die regelmaͤßigſte und ſchoͤnſte der alten Burgen: iſt; zwei
— 576 —
große Gaͤrten und ein Geblifch liegen dabei. Es iſt ein adliches
immatrikulirtes Gut, und ohne Zweifel ein alter Häuptlingsfig,
doch reichen die Nachrichten davon nicht weiter, als bis zum 16.
Sahrhundert, da ed den Diepholt’3, die auch Heiöfelde 'und .
Albrunsweer befaßen, gehörte. - Die legte Erbtoditer dieſes Haus
ſes, Adelgunde von -Diepholt, verheurathete fi in ber zwei—
ten Hälfte -des 17ten Jahrhunderts mit. Jooſt Ernſt von dem
Appelle, welcher aus dem fehr alten adlichen - Gefchlechte gleichen
Namens, im Herzogthum Lüneburg, abftammte, Ihr Sohn,
Eberhard Zuftus, erbte: das Gut, demnächft deffen Sohn Bern-
hard von dem Appelle, Geheimerath,, auch landſchaftl. Ad-
miniftrator und fländifcher Präfident, gebohren 1686, ein Mann
von großen Talenten und eifriger Patriot, der während den in-
nerlichen Unruhen. eine bedeutende Rolle fpielte, und einer der
Haupttriebfedern derfelben war, weshalb der dadurch entftaridene
Bürgerkrieg nach ihm der Appelkrieg genannt wurde. Die Gei:
fteögegenwart feiner-Gemahlin bewahrte ihn vor fchmählicher Ge:
fangenfihaft, doc) mußte er feine Güter verlaffen,, die fequeftrirt
wurden, und fich nach Emden flüchten. Erft 1744 durfte er fich
wieder aus feiner Verbannung wagen und erhielt feine Güter
zurüd. Die feltfame Reform von 1749 beraubte ihn des Amts
ald Adminiftrater; während der franzöfifchen Invaſion im Jahr
4757, machte. er fih um die Provinz höchft verdient, wurde zum
. Dank dafür, nach Abzug derfelben, in Verhaft genommen, eine
Griminal-$nquifition über ihn verhängt, und er zulegt, im Som:
mer 1759 ald Gefangener nach Stade abgeführt, wo er jedoch fogleich
durch eine Koͤnigl. Sentenz aus Berlin, feiner Haft wieder ent:
laffen wurde, ohne einige Vergütung oder Rechtfertigung zu er
langen. So geht ed oft Männern, die ſich für ihr Vaterland
aufopfern. Er ftarb 1766, achtzig Jahr alt; fein einziger Sohn
Moritz Wilhelm, Geheimerath und ftändifcher Präfident, der legte
bes ofifriefifchen Zweiges, ftarb 1792 kinderlos, und feste feine
MWittwe, Enkelin des legten Beninga, zur Erbin feiner Befigun:
gen ein, welche das Gut im folgenden Jahr an den Gommife
fionsrath von: Groeneveld zu Werner verkaufte, der ed noch befigt;
— 55 >
mehr denn 250 Grafen Landes gehören dazu, wovon der übte
Theil im Ganzen mit dem Schathaufe verpachtet wird, welches‘
vor einigen Jahren neu gebaut ift, und fich durch feine Größe
auszeichnet. Zu. Midlum gehört der Plag Horft, dann das da⸗
neben befindliche Uhlömeer, welches ‚gegen 150 Grafen. hält‘
und fehr fifchreich ift, ferner das zum adlichen Haufe gehörende.
Reit: oder Kuchenmeer, das jest völlig zugewachfen und als
Grasland benugt wird. Zu Midlum. befaß der Geheimerath'
Reinhold Bluhm ein Gut, workuf er zulegt wohnte und 1693
flarb, Er iſt aus der ofifriefifchen Gefchichte bekannt, und. war:
ein gelehrter Mann, zuerft 1645 Dofmeifter der jungen Grafen,
einige Jahre hernach Geheimerath und Ganzlei- Direktor, darauf:
Schwebifcher Gefandte zu Regensburg, zulegt Churpfälzifcher:
Kammer : Präfident. Ein Manufeript über feine Bedienungen in
Oſtfriesland, iſt no von ihm vorhanden, worin manche nicht
unwichtige gefchichtliche Thatſachen vorkommen.
21) Freepfum, 4 €, Stunde nordweftlid Midlum.:
Es hatte eine Burg, deffen ‚Häuptling Folkmar Allena war, nach.
ibm Emo. Houmwerda von Wefterhufen. Die Hamburger eroberz.
ten und zerflörten folche 1436, die Steine nah Emden fchaffend.
Die Stelle ift faum noch zu erfennen. Coldeweer gehört hies
zu, ein großer Domänenplas von 250 Grafen, welches der Sage
nad ein Klofter gewefen.. Gewiſſes ift davon zwar nicht bekannt,
aber in einem 1255 zu Norden abgefaßten Bergleich, welchen Caſſel
in feiner Sammlung Bremer Urkunden mit aufgenommen, kommt
unter den Prälaten auch ein Abbas. de Frebestum (Abt vor
Zreepfum) vor. Da in dem Dorfe felbft nichts von einem ehe-
maligen Klofter befannt,. fann man am füglichften Coldeweer Das
für halten, als welches in der Freepfumer Gemeine liegt. Nahe.
bei dieſem Plate das Sandmeer, fo 60 bis 70 Grafen Ober:
fläche hält, dann das zwifchen dem Kirchdorf und Midlum lie
gende Freepfumer Meer, welches 250%4 Grafen nad der
Bermeflung : halten foll, doch beinah 15 pr&t. Feiner if. Es
wurde bereitd 1664. durch Holländer, vermittelft zweier. Waſſer⸗
muͤhlen, innerhalb 9 Wochen troden gemahlen, und ‚mit. Bich
— 320 —
— — — —
beweidet, doch. da man dem Intereſſenten ſchwere Laſten aufbuͤr⸗
dete, ließen fie dad Land wieder zur See werben; 1771 iſt es
von neuem ausgetrocknet und ſeitdem ald:Gras- und Aderlarıd
benutzt; die Intereffenten zahlen Ddavoır 24 Nthlr.: per Gras Erb:
pacht, fragen zum Unterhalt der Seedeiche aber wichts bei. "Der
Boden befteht, wie bei Landfeen auf der Marſch gewoͤhnlich,
aus milder Erbe, zur Weide und Daferbau fehr geeignet. Freep-
fum ift der Gebursort des Hinrich Janſen, gewöhnlid Tange Din
berf genannt, der durch feine Schwärmerei eine Zeitlang Aufſehn
erregte. Er fliftete ums Jahr 1740 eine neue Gefte,- die viele
Anhänger fand, fich hauptfächlich wider bie Lehre der Dreieinig-
feit und. Gebet erklärte und manche Irrlehren verbreitete, wes—
halb ihm das Predigen'unterfagt wurde; da er fich nicht dar-
an kehrte, ſchickte man ihn nah Groningen, er fam zurkd.,
wurde wieder ergriffen, nach Groningen gefandt und dafelbft ins
Zuchthaus geſteckt, wo er nach einigen Sahren flarb, Billiger
waͤre es geweſen, ihm das Irrenhaus zur Wohnung anzuweifen.
Es fah. damahls noch traurig aus mit der Aufklärung im Bande,
Der Emder Coͤtus war eine Zeitlang nicht zu bewegen, Erlaubniß
zur Zaufe des Kindes eines der Anhänger Dinrich zu ertheilen,
des fürfilichen Befehls ungeachtet,
2%) Canum, eine Eleine halbe Stunde norbweftlicher, ein
nicht großes Dorf von 131 E., wozu fonft Megenheern gehörte,
ein einzelner Plab, norbfeits des Tiefs, fo jet dem Greetmer Amt
zugelegt if. Es hat auch eine Burg gehabt, wovon noch die
Stätte gezeigt und Burgſtelle genannt wird, und die im Vertrag
zwiſchen Folkmar und Deco, erfierm zugefprochen wurde. Vom
fernern Schidfal derſelben ift nichts bekannt; das ehemalige
Burgland iſt ſaͤmmtlich bauerpflichtig. |
93) Woltzeten, ein eines Dorf von 93 E., 54 Stunde
fhömweftfeits des vorigen, deffen ſchmale Flur an drei- Seiten vom
alt Pewſumer Amt eingefaßt wird, Die Kirche: ift 1727 neu ge⸗
baut, nachdem die alte größere zwei Jahr vorher, vom Alter ver
fallen, abgebrochen worden, Das Dorf foll feinen Namen von
ehemaligen Waldungen bekommen haben, worin. fi; viele Bären
— ee
aufhielten, die. den Reiſenden oft fehr ‚gefährlich wurben , wie
Harkenroth anfuͤhrt. Die Sage herrſcht noch jetzt. Spiegel:
huus, ein Matz, und Blauhuus, 2 Mlaͤtze, gehoͤren dazu.
Letzteres war einſt ein angefehened! Klofter, Praͤmonſtratenſer⸗Our⸗
dens, dem heil. Jacob: gewidmet, welches zuerſt im Loger⸗Ham⸗
rich ſtand und Langen hieß, auch wohl Langermoͤnken und
Longherne. Seine Stiftungszeit iſt unbekannt, doch ſtand &
ſchon 1255 da, wie aus dem bei Goldeweer angeführten. Doku—
‚ment hervorgeht, worin ein Prepositus. de Langhene seu:Sige-
berch vortommt. Im Jahr 1290 befanden fich 160 Nonnen darin.
Es war eins der .reichbegabteften Klöfter; bloß an Stüdlanden
befaß es 1200 Grafen Landes, ungerechnet die ganzen Heerde oder
"Meierhöfe, Ein Probſt und eine Priorin waren demfelben vor
geſetzt. Auf dem Regierungs - Archiv zu Aurich. befindet ſich noch
ein kleines undeutlich geſchriebenes Buch, unter, dem Zitel: An-
kompste .der Guederen des Convents to Langhen, . hodie
Blauwhues. in de kremme horne, ab anno 1347 — 151%
welches mehrft kurze Documente über Ankauf und Schenkungen
von: Ländereien .des Klöfters enthält, nebft einigen andern, dazwi—
fchen eingeruͤckten, Nachrichten, auch einem Verzeichniß der Proͤbſte
von 41352 an. Die Berfegung nach Blauhuus, muß fpät gefche-
hen’fein, da ed, nah Emmius, das jüngfte Klofter diesſeits ber
Ems ifl. 1531 hielt ſich daſelbſt der König Chriſtiern von Daͤ⸗
nemark, nach ſeiner Vertteibung aus dem Reiche, einige Zeit auf,
und ſtiftete waͤhrend dem, Frieden zwiſchen Graf Enno und
Junker Balthaſar. Es hat: ſich nach der Reformation am laͤng⸗
ſten von allen Kloͤſtern erhalten; noch von 1585 iſt cin Doku:
ment vorhanden, vom Probſt und andern Prieſtern, nebſt der
Priorin und dem: Convent ausgeſtellt. 1615 gehörten noch 265
Graſen Landes Dazu. Das alte Gemaͤuer, nebſt dem Fundament
iſt 1719: zum Abbruch verkauft. „Die — je —
Plaͤtze, ſind Domaͤne. iz
' 24) Zwirlum;,'eine-Stunde ſuͤdlich — am 1 Tief bele
gen ‚ein iiftekmäftg: großes Dorf von 246 €, und ſehr alter
Hauptlingsfig.- Schon 1342 war Foltert- Häuptling daſelbſt/ und
21
— Bon —
Mit : Abfafjer des Emfiger Landrechts. Das iſt alles, was man
von. den Häuptlingen: weiß. Ihre Befigungen waren .60 Jahre
Später Eigenthum ber Häuptlinge voln Larrelt, Nach Harkenroth
war im A6ten Jahrhundert Urich von Dornum . und. Olderfum
Herr daſelbſt. Die Burg, body ſchwerlich die Altefte, ..fiand noch
bis in den achtziger Jahren des veigangenen. Jahthundertd; da-
‚mals kaufte fie der Obrift Heßling von den Erben des Ausmie-
ners Koithan für einige hundert Reichöthaler, ließ fie. (vor: ohn⸗
gefaͤhr 40 Jahren) abbrechen und aus den Steinen ein: Wohn-
haus aufführen. Sie fand an der Süboftfeite des Dorfs, zwi:
fhen bem Tief und der:Kirche.: Ein großer mit Obſtbaͤumen be:
pflanzter Hof gehört dazu, auch. ift der Burggraben noch da, - fo
wie das alte Schathalis, doch ohne Land, ald welches ſchon längft
verkauft und bauerpflühtig if. Zur Gemeine. gehört Roode
Sthuir, ein Plag, :fo wie Doodshoͤrn, wo ber Conrebbers
weg endet, nebft einer Ziegelei, vorbem noch ein. Platz, Barleen,
welcher vor einigen 40 Jahren: — verkauft und das Ge⸗
baͤude abgebrochen iſt.
25) Laxrelt, ein anſehnliches ſchones Darf, das gräßte i im
alten i Amt, mit 581 E., eine Stunde weftlid) Emden, fehr an-
genehm ‚gelegen. am Deich der alten Ems, mit einem Siel und
Dafen, welcher jebody nur klein iſt, auch gar nicht befucht wird,
außer. von Schiffen mit Seefand und Schille (Mufchelfcaalen).
Obſt⸗ befonders Pflaumenbäume find ‚viele im Drt, auch. eine
Muͤhle, und in der Nähe 4 Ziegeleien. Die Wanderung. dahin
im Sommer. über den Deich iſt nicht ohne ‚Annehmlichkeit, doch
befuchen :die Emder den Ort wenig, obgleich die. Entfernung ge—
ring iſt. In frühern Jahrhunderten, als noch bie Ems vorbei⸗—
floß, war es ein nicht.unbedeutender Hanblungsplag, ſo daß es
die Eiferſucht der Emder erregte, und hatte eines geräumigen,
fchönen Hafen, der. an der Suͤdweſtſeite des Dorfs beim, alten
Mühlenwarf lag, wovon das alte Sieltiefi,nocd “zu. exrkennen,
noͤrdlich bis zum Conrebbersweg und noch weiter, gehend. Allein
nach der Weihnachtsfluth von; 3717. deichte man, unnügerweiße,
sinen mufrbafihen: Theil des Dorfs im Ofen. aus und verlegte
I:
— 505 um
den Siel nach der Dftfeite des Dorfs; ‘fo daß ber alte Hafen
einging. Der jegige Siel ift 1765 neu gebauet, im jegigen Sons
mer troden gelegt :und- von Grund aus reparirtz; ber vorige, nad
Dämpfung des alten errichtet;: lag einige 50 Schritt äftlicher auf
einer ſehr nachtheiligen Stelle, die man deshalb den — ver;
looren hoek” nannte, |
Warrelt hat früh eigene Häuptlinge gehabt, bie nater bie maͤch⸗
— gehörten, Heitet ſoll der erſte derſelben geweſen fein, befs
ſen Soͤhne einer, Enno Heitets, welcher auch in der Schlacht bei
Lopperſum, 1379, mit focht, ihm folgte und 1407 ſtarb. Dieſer
befaß / außer Larrelt, noch Twixlum, Geerdsweer, Folkersweer,
Wiebelſum, verlor aber, da er bie Vitalienbrüder in Schutz nahm,
1490 feine Burg, : welche die Hamburger einnahmen und an
Hisfo von Emden Übergaben; doch kam er bald wieder in Beſitz
derſelben. Kinderlos ſterbend, ſetzte er ſeine Wittwe Sibbe, Toch⸗
ter Folkmar Allena's, zur Erbin ein, welches neue Fehden veran⸗
laßte. Keno ten Broek, von Sibbe zu Huͤlfe gerufen gegen die
Hollaͤnder, welche Larrelt eingenommen, vertrieb dieſe wieder und
ſetzte ſich in Beſitz der: Guͤter, die er Sibbe's Bruder Haro, als
Lehn übergab, welcher, nad) Sibbe's zweiter Vermaͤhlung mit
Ewe Itzinga von Norden, Häuptling von Larrelt wurde, nach
ihm ‚fein "Sohn Frerich Allena. Diefer baute 1425 eine neue
Burg und ließ /ſie ſtark befefligen; umgab auch daB ganze Dorf
mit einem Wall oder Bollwerk, Okko ten Broek's Widerfpruch
ohngeachtet. Als Anhänger Tode Ukena's, mußte er nad) deſſen
Fall ebenfalls mit feinen Verwandten flüchten, wie bei Ofterhus
fen erwähnt. Frerich, 1453 aus der Verbannung zurkdfommenb;
- farb: im: folgenden Jahr, und fein Sohn und Nachfolger Aielt
Allena, Herr von Hinte,:Larrelt. und Uttum, 4496, mit Hinters
laffung zweier Xöchter, wie: bei Dinte ‚angegeben. Spaͤterer
Häuptlinge erwähnt bie. Gefchichte nicht; fchon 1539 muß Lars
velt Feines mehr gehabt haben, :basauf. der damahls gegoſſenen
Glode feiner Erwähnung berfelben gefchieht, wohl Edzard's des
Grafen. Die Befigungen find feit undenklichen Zeiten. bauer:
pflichtig, nicht einmahl die Stele der großen, Burg. war zu ‚Harz
21 *
— 324 —
kenroths Zeiten mehr bekannt; er vermuthet, daß fie. entweder an
der: Sübfeite des Dorfs, unweit der Schule ſtand, woſelbſt noch
Spuren von Graͤben zu ſehen waͤren, oder die Ems uͤber ihre
Truͤmmer woge, indem ihm. alte Leute geſagt, daß fie: Kellerge-
wölbe;..auch Eleine Stüdchen Gold, dafelbft gefunden hätten. . Der
Schulgarten ift beträchtlich hoch, und bey, Grund nioch jest voller
Steine, ſo daß man der einen Burg daſelbſt ihre. Stelle ficher
anweiſen kann, wahrjcheinlich der. ältefien;. die andere, durch Fre⸗
rich Alena erbaut ‚: möchte denn wohl außer bem ‚jegigen
Deich. gelegen haben.‘
Die Kirche ift ein großes, herrliches Gebäude, — Fuß —
331% Fuß..bteit, und gegen. 80 Fuß: mit dem Dach hoch *), ganz
aus Dufftein aufgeführt, die nicht in Quadern, fondern in Form
großer Ziegelfteine gehauen fiid. : Ihre duͤſtre ‚Farbe ‚gibt, dem
Gebäude ein ehrwuͤrdiges Anfehn. Die Mauern find fehr dick,
auswendig mit 18 ſtarken Pfeilern beſetzt; dad Dach mit Schiefer
gededt. Nach. einer, ‚uber der füdlichen Kirchthire befindlichen
Inſchrift, vermuthet Harkenroth, daß fie ſchon 1255 ‚da geflanden
bat, oder damahls gebauet ift. Andere meinen, fie fei, nebſt dem
Thurm, fchon 1225. erbauet, alfo beinah 600 Jahr al. Das
fchöne, 20 Schritt lange Chor, hat ein. vortrefliches Gewölbe,
welches ſich noch einige Schritt in. die. Kirche hinein erſtreckt, be:
ren Übriger Theil 1770 ein neued Gewölbe von Holz erhalten,
fo. in feiner helblauen Farbe einen guten Effekt macht. Der an:
fehnliche fleinerne Zaufftein rührt, nach: der daran befindlichen: alt
franzoͤſiſchen Infchrift, von 149% her, und iſt mit einem Gitter
umgeben; die Orgel 1619 neu gebauet. Am: 46. Juni 41920
ergriff ein, in einem :nabeliegenden Hauſe entftandener:: Brand,
ben Forſt der Kirche, und drohte dem ganzen ehrwuͤrdigen Se:
baͤude den Untergang, nebſt einigen 30 bei demſelben unterm
Winde ſtehenden Haͤuſern. Nur dent) angeſtrengteſten Eifer: der
jungen ee die bis ‚oben auf.das * ſich wagtn, 8%:
Jet Be sl en. vo ende) Sn.d2
” Nach vatkenrolh ee Eänge ı edrill! die Breite —* Hbige Ungabe “am
“ir {pi 6 Sam unterſuchen su Ürinen4 weiche pm Beiden Sie: "richtige. »
“ 18
— 15 —
lang es, dem Feuer Einhalt zu thun. An der Kirche ſteht ein
großer viereckiger Thurm, von Ziegelſteinen aufgefuͤhrt, der, mach
Harkenroth, in großer Ferne geſehen werden konnte, jetzt aber nur
etwa. 4 Fuß hoͤher wie bie Kirche iſt. An letzterer flanben bis
1630 zwei Prediger; die Einkuͤnfte des jetzigen Dienſtes ſind be⸗
traͤchtlich. Harkenroth, der Verfaſſer der Oostvriessche Oor-
spronklijkheden, war hier von 1712 bis 1722 Prediger. Waͤh—
rend: den Niederlaͤndiſchen Unruhen wandten: füch. viele Flüchtlinge
hieher; damahls wurde auch eine lateiniſche Schule veingerichketn
Als nach der Weihnachtsfluth von 1717 die Deiche neu gelegt
wurden; fand: man beim Ausgraben der Erde in einem. Stuͤck Land
hinter. der alten Larrelter Muͤhle, durchgaͤngig drei Fuß unter der
Oberflaͤche, eine große Menge grauer Urnen mit Aſche angefuͤlltz
auf kleinen in Grund geſteckten Pfaͤhlen ruhend, aind mit Raſen
bedeckt; auch viele; kleinere Gefäße, oder Thraͤnenflaſchen. Eine
der exſtern, die Haxkenroth unterſuchte, war: 9: Boll. Rheinl. hoch
eben fo‘ dick im, der Mitte, oben 3, unten 43Zoll, die darin
befindliche gelbliche fettige:. Erde (Afche des. verbrannten Leich⸗
name); war mit kleinem Gebein, Görallen, Kupfer und einem run⸗
den gebrannten Stein vermifcht; ‚eine andre: Urne war weiß. Dem
gleichen: Urnen wurden 20 Jahr :früher auch bei Sennelt, in einem
Stud Sand, welches gewuͤhlt wurde, gefunden ;-foi auch bei Ol⸗
derſum auf dem -Müblenwarf.:*) : Die Entdeckung iſt um ſo
merkwürdiger, da ‚man: dergleichen Urnen zwar ſehr häufig auf
den hohen Sandfeldern ; : nicht aber im: Marfehlande: findet, und
noch merkwuͤrdiger, daß. die Urnen auf. ebenem: Boden eingefenkt
waren, welches fonft ganz ungewoͤhnlich iſtz immer find: kleine
Huͤgel daruͤber aufgefuͤhrt. ‚Sie muͤſſen wenigſtens ſchon 1000
Jahr da gelegen haben, denn nach Einfuͤhrung der chriſtlichen
Religion hoͤrte auch der ſchoͤne Gebrauch auf, die Todten zu ver⸗
brennen und die Aſche in Urnen zu ſammeln. Damahls muß
das Land auch ſchon bedeicht geweſen fein: auf einem, taͤglichen
Ueberſtroͤmungen ausgeſetzten, Boden, wuͤrde man die Aſche der
*
a Fr 3 —12.4
—
*) Harkenroth Oozsproakl. &, 278, 792; 793, u ad 4 FT — *
— 00 —
theuern Hingeſchiedenen nicht beigefegt haben. ‚Auch die Farbe
den Urnen iſt bemerkenswerth. Sie müffen alſo nicht aus Klei
gemacht: fein, fondern aus einer Tihonerde, ‚wie man fie in: Oſt⸗
friesland ‚in den Sarıdgegenden bloß bei Middels und Uttel —
‚bei, Häufig aber im Drenthe und den Rheingegenden.
Zu Larrelt gehört-Ulgermeer, ein Plas, 44 Stunde: vom
Doif. entfernt, im Welten. In Harkenroths Memor. designatio
(Ovrspronkl. &.:908):wird. ed ein: Klofter genannt ,: body: finden
fi: feine Spuren davon, eben wenig Sagen. Demohhgeachtet
iſt es möglich, denn in dem oben ‚angeführten Proventbuche von
Langen, wird es mehreremahl erwähnt, wiewohl nicht ausdrüds
ich als Kloſter. Winſemius meldet in ſeiner Chronif beim J—
4991. micht weit von Emden habe ein’ Kloſter geſtanden, Phl
und Ulbargen genannt; Vom Seewaſſer gedraͤngt, haͤtten die
Kiöflerlinge ſolches verlaſſen und an einem: andern Ort, in Tim⸗
mel, das Convent wieder aufgebaut ꝛt. Aus dieſem Timmel
wöreh hernach einige Moͤnche nach Claarkamp (in Wriedland‘)
gegangen und haͤtten das daſelbſt neu geſtiftete Kloſter mit bes
voͤlkertu*) EB gibt: nur ein Ulbatgen in der Provinz, bei Tim⸗
mel; allein. dieſes kann nicht gemeint ſein, indem es weder bei
Emden ſteht, noch den Seefluthen ausgeſetzt iſt, ſelbſt noch hoͤher
wie Zimmel liegt. Man koͤnnte aber wohl Ulgerweer dafuͤr neh⸗
men, welches nur eine ſtarke Stunde von Emden, und kaum
14: Stunde vom alten Deich entfernt liegtz der Name hat große
Aehnlichkeit mit dem alten Namen, und Farin durch Länge der
Beit etwas verändert fein. Vielleicht Fam das Kloſter Langen,
nachdem bie: Mönche es verlaffen, : in Beſitz, und legte eine
Meitrei bafelbft an, wie mit mehrern andern, noch vor ber
Reformation eingegangenen Klöftern gefchehen.: ur
Oſtſeits, nicht weit vom Dorf entfernt, liegt Klunder- oe
Rlinterborg, ein Eleines Haus am Deich‘, wo Graf Enno III.
1602 eine. Schanze aufiverfen ließ, um. Embens Handel zu flören
und ihr die Zufuhr zur See zu erfchweren; die aber:von den Ems
bern bald hernach eingenommen und gefchleift wurde, ferner Öftlis
*) Oudheden en Gestigten van Vrieslaud. J. Deck, pi 41.
— hf
her, Kolkhuus, ein Wirtöhaus, und Conflantia, ein: gros
Ber Play, 4 Stunde weflfeits Emben, wohl ber befte im gand
zen Amt, mit mehr. denn 80 Grafen Polder: und polderähnlichenr
Land, fo der Weihnachtäfluty von 1717 fein Daſein verbanft,
Damahls zerriffen die Wogen den Deich, welcher vorher in gras
der Linie ging, an mehrern Stellen, und wählten einen umge:
heuren Kolk (Loch) in den: Boden, 35 bis 40-Ruthen breit, 140
Ruthen lang und in ‘der Mitte bis 80 Fuß Rheinl. tief. Grſt
41723, wie der Vierziger Spree in Emden die Arbeit annahm,
gelang es demfelben, den Kolf zu fangen, nachdem mehrere fruͤ⸗
here Verſuche fehlgefchlagen waren. So wie auch die Stadt Em⸗
den bie Übrigen, - in derſelben Fluth zerftörten Deiche der Ober;
und: Niederemfifhen Deihadjt, nachdem an deren Wiederhers
ſtellung beinah zwei Millionen Gulden, ohne Nutzen, ; verwandt
waren, in. den Jahren 1733 bis 25, für 1,070,000 Gl. ganz 'new
und vollkommen fefl, wie fie noch heutigen Tages baftehen,. legte,
und dadurch einen der beften Theile Oſtfrieslands vom Schick⸗
fal Weftreiderlands. rettete; für ihre patriotifche Anftrengung und .
Aufopferung aber mit dem ſchnoͤdeſten Undank belohnt wurbe,
Die durch den Einbruch entflandene Bucht, der. Larreiten
Kolk genannt, an deffen Sicherung über 100,000 Rthlr. vers
wandt, wurde 1769, nachdem -fich einige Fuß hoch Schliek darin
geſetzt, vom Bater und Großvater des Verfaſſers zur Wiederein⸗
deichung in Erbpacht genommen, doch nach mehrern mißlungenen
Berfuchen nur etwas über bie Haͤlfte davon, zu ohngefaͤhr 30
Grafen, mit einem Kaibeich' eingefäßt, zugleich 50 Grafen- des;
rundum denfelben zum Deichbau audgegrabenen Landes, (Spitz
land,) durch Einlaffen: des Seewaffers, mit Schlamm angefülkt
und dem Polderboden faſt gleich gemacht. Der Kolk ift jegt ganf
begräünt und könnte völlig eingedeicht werden; :ein Fleiner Kai:
deich. liegt Thon auf ber Linie des alten Deichs. Das fehöne;
fehr große Heerdgebaͤude, ift 1802 neu gebaut, im. Jahr vorher
wat für das Ganze 80,000 Gl. geboten; es ift zwar bauerpflidh:
tig, bezahlt aber feinen Deichſchoß, muß .. er I
allein ‚unterhalten. |
-
WwLogumer⸗ Vorwerk, ein ‚Heine Kirchfpiel von 158 E.
Y Stunde. fübmwärtd Larrelt, nahe. am Deich, und der How?
van Loegen (Loger Ede),. mit vortreflihen: Plaͤtzen und einer
Ziegelei... Das Klofter Langen hat ohne Zweifel hier geftanden;
Kenn es finden fich ‚bier noch ganze Fundamente eines großen
Gebäudes in der Erde, auch hat man in deren Nähe vor einigen
Jahren, beim Graben eines Kellers, noch viele Menſchenknochen
mit ausgegraben; fo hält man auc einen Weg, der Moͤmke—
weg genannt, ber von, hier nach Rifum ging, und größtentheils
no vorhanden iſt, für einen ehemaligen Proceffionsweg: Näch
ben Abbruch des Klofterd wird die Stelle in eine Meierei. um-
gefchaffen fein und. den Namen Vorwerk befommen haben:
Der Ort gehörte: ehedem zu Loge, einem anfehnlichen: Dorfe;
“ weiter füdlich, auf deſſen Stätte jegt die Ems wogt, welche, nach
Einbruch bes Dollarts, .allmählig ihr Bette verlaffend „ und eim
veues, von Pogum an, grade aus, wühlend, die Gegend. von
Enge. flark drängte und. unaufhoͤrlich die Deiche zerriß, wodurch
endlich Loge und andere: weſtlicher ‚liegende: Dörfer zu: Grunde
gingen, ‚fo daß die Küfte, flatt fie fonft vom der Loger Ede bis
zur: Knode auf 11%, Stunden Länge einen Bogen befchrieb, nun
. eine Bucht bildete; die Wybelſumer Bucht genannt, woſelbſt
und der Loger Ede, jest die. Emder Rhede if. Ob Loge eigne
Häuptlinge gehabt, ift zwar nicht mit Gewißheit zu -beflimmen,
jeboch ſehr wahrfcheinlidy, indem in den. Dokumenten des Klofters
Langen, "ugter. Nr, 68. ein Ulbodus. :Capitalis (Häuptling) in
Langhen, und unter Nr, 70. Campo Ukena Capitalis in; Langben
beim Jahr 1398. vorfommt. «Loge muß damahls Langen. geheis
gen haben, wie auch daraus hervorgeht, daß in eben: diefen Do:
fumenten, mehrere zu Langen geborne, namentlicy aufgeführt wer:
ben. Langhen ober Longherne, wie dad Klofter auch genannt
wurde, ift mit Loge fehr nahe verwandt. Dieſes Dorf if in der
Sefchichte bekannt durch den, 1534 daſelbſt gefchlofjenen ſchmaͤh⸗
lichen Frieden, zwiſchen dem Regierhaufe und dem Herzöge von
Seldern. _ Dann durch die Feſtung, welche Graf Enno I. in def;
fen Nähe 1602 anlegte, um Emden zu bezwingen, und die, wäre ..
*
m 220 u _
fie ftehen geblieben , wahrſcheinlich der Gefchichte des Landes eine
ganz-andere Wendung: würde gegeben haben. Sie befland aus 5
großen Bollwerken, jedes. 180 Fuß breit und tief, der Wal zwifchen
jedem -Bollwerk 500 Fuß lang, 80. Fuß breit; dad Ganze mit einem
140 Fuß breiten Graben umgeben. Sie wäre alfo faſt Emden, nady
der Auslegung von 1570, an Größe gleich gefommen. Doch noch
vor. gänzlicher Bollendung der Werke zogen die Emder mit Bei⸗
ftand der Generalſtaaten Davor, eroberten fie, und machten alles
dem Boden gleich. Jetzt ſpielen Fifche ‚auf der Stelle: Loga
feibft litt fchen durch ‚die Fluthen ;von- 1570, beſonders ber von
1588 und folgenden fo fehr, daß. man dad; Dorf 1591 ausdeichte,
bie Kirche abbrach und. Die Steine vwerfaufte, aus deffen Ertrag und
milden Beiträgen, drei Jahr darnach, eine meue Kirche zu Logumer⸗
Vorwerk erbaut wurde. Das Dorf:erhielt ſich noch einige. Zeit,
1609 wohnten. noch. Menſchen daſelbſt, 1663. wurde noch Gen ba
gemacht, doch. ſchon vor 100 Jahren war die Stelle in; ein rohes
Matt verändert, . Die: große ‚Sandbant, Wpbelfumer : Plant, ifk
ein Theil der vormaligen Flur. dieſes und der übrigen Dörfer,
zwifchen der und der Imigen u ein febr Kite 3 * m ih;
fließtß. ZT
97) Wybelfu m, ein: Riccfeid ı vom 435 €. ; 208 meift GR
zein fiehenden Haͤuſern, nahe am: Deich, beſtehend, fd::fich auf
beinah 1:4, Stunden Länge bis zur-Rifumer Herrlichkeit: ausdeh⸗
nen, Wybelſumer-Hamrich genannt. » Das: Dorf ſelbſt iſt
nicht groß, und hat: erft 1700 eine ‚Kirche ‘bekommen ,: bis dahin:
ed zu Geerdsweer gehörte, ein großes: reiches Dorfi weſtlich
Loga an der Ems, welches, den Haͤuptlingen Larrelts unterthan
war, jeßt unter ben. Wellen. begraben .liegt..:: Es wurbe nach ben
Fluth vom 15. November 1699 ausgedeicht, und zwar unnöthiger»
meife, wie bei mehrern dergleichen Vorfaͤllen geſchehen, indem ber
im. Deich eingeriffene Kolk nur ſo ‚gering war, daß ein Bauer.
- mit einem Pulftod darüber fprang und fich erboth, ſolchen für
46 SI. zu dämpfen. Das Dorf hatte eine herrliche Kirche und hohen
Thurm, beide von Dufftein, die 1700 abgebrochen und. die Steine
‚verkauft wurden, 6025 Gl. aufbringend; die eine, erſt A614 ge:
—
— 250 ——
goſſene Glocke, wog 2529 4 und wurde fuͤr 12014 GI. verkauft.
Das Fundament bed Thurms war befonders feft und kuͤnſtlich gelegt.
€. F. Harkenroth*), der ſolche noch gefehen, gibt folgende Nachricht
barlıber, Tief im Grunde lag reine große Maffe Schilte (Muſchel⸗
fihaalen), rumdum mit in den Grund gefchlagenen Pfählen einge:
faßt: Auf diefer lagen: außerordentlich große Flintenfleine, einen
Kreis bildend, für die Grundmauer, inneihalb dem eine Lage
kleinerer: Flintenfteine mit: Cement oder Gußkalk übergoffen und
geebnet, ‘darüber mehrere ähnliche Lagen, jede gleichfalls mit Ce⸗
ment geebnet, bis zum Rand des äußern Kreiſes, welcher beinah
Mannshbbhe hatte. Auf-diefem war endlich die Mauer des Thurms
aufgeführt. Wahrfcheinlich ruhte die untere Lage -Mufcheln auf
bem feſten fandigen Untergrund. Zur Seiten des Fundaments,
im großer Tiefe, fand man einen langen Todtenfarg von rothem
Sandſtein nit einem ähnlichen Dedel verfehen, ‚wie Harkenroth
glaubt Nus den'erften Zeiten: des Chriſtenthums herruͤhrend, da
Man votzuͤglich fich ausgezeichnete Geiftliche,- oder: Heiligen: in
einen ſolchen "Sarg pflegte zu legen, welcher: im jetzigen Fam
gleichſam als. Stüße des Thurms dienen mochte. **): Noch 1720
waren auf dem Kirchhof Leichenfteine zu fehen mit lesbarer
Inſchrift, "Best ſieht man ſelbſt von der Stelle nichts Mehr.
Das Dorf fand micht fehr weit" vom jetzigen Deich entfernt.
Rovde Vorwerk, etwas weſtlicher, war ein Dorf zu Geerds⸗
weer gehörig, das ebenfalls: unter ben Wellen liegt; ein Plag,
weiter laudwaͤrts, führt moch'den Namen. Es ſoll ein Klofter da’
geſtanden haben/ wie aus bem von Harkenroth mitgetheilten
Reim zu erſehen. Folkers weer lag, den alten Chatten zufolge,
fuͤdlicher, am Deich und war, wie man glaubt, ein Kirchdorf; es
gehdtte den Häuptlingen von: Larrelt, und fol ſchon zu Ende des
45. Jahrhunderts untergegangen fein. Weiter weſtwaͤrts lag
Knock, — ——— ein altes beruͤhmtes Kirchdorf nennt,
u F — —
| * Geschiedenis de Moederkerk. Dig. ae
k sry Indeß find dergleichen — we": ‚Too Jahren oder dariiber auch u Bicordue
gefunden, ‘ Bertram. i 1 Bi Me :
— 35] —
von dem aber gar Mine Nachrichten vorhanden ſind. Der: Name
lebt noch in einem;, auf der Knockſter Ede: flehenden, Platz, wy
auch ..ein Siel :ift, der. früher größer war. wie jetzt. Nicht weit
"davon an der Weſtkuͤſte ſtand Betteweer, ein beträchtliches
Kirchdorf, welches durch fruͤhere Waſſerfluthen ſo ſtark mitgenom⸗
men wurde, daß man einen großen: Theil der Flur mit dem
Dorfe ſelbſt zu Anfang: des 17. Jahrhunderts ausdeichte, und das
Dorf weiter landwaͤrts, unfern dem jetzigen Deich, aufbaute, auch
1605 eine neue Kirche aus den Steinen ber alten. Die Gemeine
wurbe. Durch den’ großen: Verluſt an Land fo verkleinert, daß bas
neue Dorf. nur 92 Häufer hielt. : Bon :diefen wurden 4717. in
der Weihnachtsfluth 13 zerſtoͤrt und der. Deich an vielen Stelken:
fo zerriſſen, daß man,: nach mehren mißlungenen Verſuchen,
auch dieſes zweite: Dorf den Wellen übergab, und: 1720 “einem
neuen Deich. begte, der "grade an dem Giebel ber. Kirche vorbei,
über: der Kirchhof hinging. *) " Bon: ben. Tibrig gebliebenen ro 9
Häufern zerflörte die Neujahröfluth 1720 at, und: die Kirche
indem die darin ;arbeitende Leute. bei ihrer Flucht verſaͤumt, das
Feuer auszumachen, ging in Flammen auf. Zwei Plaͤtze, nahe
am Deich, führen noch den Namen des Dorfs. Noch weiter nord⸗
weſtlich lag Drewert, ebenfalls ein großes Kirchdorf; welches
auch von den Wellen verſchlungen iſt, und zwar ſchon im-der ers
ften Hälfte des 46. Bahrhunderts,' wie aus einem: Dokument von
1538 erhellt, worin Graf Enno den Einwohnern, die; nach der
Herrlichkeit Rifum fi gezogen, Erlaubniß ‘gibt, die noch uͤbrig⸗
gebliebene Kirchen» und Paftoreilande zu :verfaufen. Die Reſte
ber vier — —— ſind nun ea nor ——
eingepfarrt.
98) Loquarb, “) pr großes. — von 639 E, zugleich eins
der fehönften und wohlhabendſten, nächft Petkum das einzige
Iutherifcher Religion im: — vo ale Gampen ben füblichen
=. Die Kirche rion tam aber nich in den Deich m Pen wie Harkenrotp ©. 312
anführt.
0) Eigentlich Lookweert, fo wie Viſchweert/ Wookweert. Weerd, Wehrtt, if eines
‚bei mit Warf und Gebeutet eine Anhöhe auf der Marſch.
— 3 —
Theil des alten Pewſumer, Amts ausmachend, fruͤher eine eigne
Herrlichkeit. Ihr erſter Häuptling, ſo viel man weiß, hieß Brun⸗
ger, und. lebte noch 1388. Sein Sohn Sibrand war mit Tetta
ten Broek, Ritter Occo's Tochter, vermaͤhlt, deffen Sohn, Brunger,
befaß : zugleich Lopperfum aus der Erbſchaft feiner Mutter, vers.
muthlich nach Folkmar Allena's Tod. Nah: Focko Ukena's und
Deco ten Broeks Tod machte er Anſpruͤche auf des letztern Erb⸗
ſchaft, welche das Citkſenaſche Haus in Beſitz genommen, mußte
ſich aber mit dem kleinen Dorf Campen begnuͤgen, welches 1436
ihm uͤbertragen wurde. Der Unwille ‚darüber :magsihn bewogen
haben, mit. Imel von: Oſterhuſen und: deſſen Freunden bad Buͤnd⸗
niß von 1041 einzugehen, im Folge deſſen er ſich ebenfalls ge⸗
zwungen ſah aus bein. Lande zu fliehen. Erſt Au54 Eehrte em
wieder heim und: erhielt, gegen Verzichtleiſtung feiner: Anfprüce
auf: Broofmerland, Loquard und Campen zuruͤck, welche als eine
eigene Herrlichkeit noch: lange beſtanden. Auch beſaß er: Rifum::
Dieſes bekam fein aͤlteſter Sohn Keno, Loquard erhielt Eggerik;
beide verſtarben ohne Erben, worauf ihre Schweſter Tetta Beſitze⸗
rin beider Herrlichkeiten wurde. Victor Freeſe war ihr Gemahl,
deſſen bei Hinte erwaͤhnt. Bon feinen. beiden: Söhnen. erbte Occo,
der jimgſte, die Herrlichkeit Loquard, blieb aber 1533 bei Jem⸗
gum; worauf ihm fein einziger Sohn Victor Freeſe in: der Herr⸗
ſchaft folgte‘, der keine Erben nachließ und die Hexrlichkeit 1564
anı Graf: Edzards / Gemahlin, ‚die. Princeſſin Catharina ‚verkaufte;
nach deren Tode ſolche dem Regierhauſe Be Pr une ‚mit
Pewſum zu einem Amt vereinigt wurde, Ä
WVon der Burg iſt nichts. :mehe zu ſehen. ‚Sie * an der
nordweſtichen Seite des Dorfs; dad Gartenhaus, an der ſuͤdoͤſtli⸗
chen Seite des Burggartens ho. jetzt Das: Meyerſche Platzgebaͤude
ſteht, war noch dor einigen 30 Jahren vorhanden. In geringer
Entfernung davon. ſteht noch ein ſehr altes: Gebäude. mit Hof und
Graben, welches man als das ehemalige Gerichtshaus bezeichnet.
Das Dorf ſelbſt hat große und ſchoͤne Plaͤtze, und gehoͤrt in Hin—
ſicht des Bodens, fuͤr einen betraͤchtlichen Theil aus Klei- und
Eſcherland beſtehend, unter die befien im ‚Amte. Die Einwohner
— 2555 ——
zeichnen fich. durch Bildung und Geſelligkeit aus. Viele finp
mufitalifch ; vor einigen Fahren 'errichtefen. fie. eine ‚eigene: Con:
certgefellfchaft, welche im. Winter: regelmäßig Concerte auffuͤhrte,
doch jest: wieder fo gut wie aufgelöft ift.: Einer der: Einwohner,
der ehemalige Maire Swyter, hat dafelbft einen großen englifchen
Garten angelegt, worin viele Obftbäume, felbft ein Eiskeller; vor
einiger Zeit ließ er darin einen Pavillon oder Haus in Tempel⸗
form nach eigerier Erfindung aufführen, welches er Liebenheim
genannt, und Gaftwirtfchaft darin treibt. Zur .Gommune; gehört
Baartshufen,.: im: füböftlichften. Winkel derfelben,; aus einem
Domänen: und einem Erbpachtöplag beftchend. Es fol ein Klo:
fter da. geftanden haben, wovon außer Steinen im arten‘ und
Spuren von Brunnen nichts übrig "geblieben; indeß hat man
beim Wieder: Aufbau eines der Plakgebäude noch zwei vollſtaͤn⸗
dige menfchliche Skelette ausgegraben, wovon dem einen, wie-von
glaubwürdigen Leuten verfichert wird, ein, einige Zoll langes,
Horm aus dem Schädel hervorragte. In der von Harkenroth
S. 908. mitgetheilten Mem.- Designatio wird unter den Klöftern
Loquerdervorwark mit aufgeführt. Das kann fein anderes
als Baartshufen fein; es gehörte zu Syhlmoͤnken, wie aus einem
noch vorhandenen Dokument vom Jahr 1532 erhellt. In dent:
felben.: heißt »e8: — wy. Jacobus Clivis Prioc: und Theodri-
cus :Zwolles:':Poocurator tot! Zylmonken hebben vercofft
dem' e&ersamen Henrich Nanninks onsen ‚Huirman op: ons
Voorwark by Loguard. onse Husingen die hy een
tydlank hadde bewonet und gebruket, mer den Grond oft
Werf hebben, wy: an ons, gheholden sunde -nicht vercofft,
voor een Somme Gheldes als naemplyk 2°. Eemder Gul-
den, unde. die: in vyff, Jaeren toe 'betaelen. *) Welche Haͤu⸗
fer gemeint find, .geht. hieraus nicht "hervor, Nach dem, für da:
malige Zeiten hohen Preis. zu urtheilen, muͤſſen ed: beträchtliche.
Gebäude geweſen fein, ‚größer wie die Meiereigebäude, ‚welche das
Convent ohnedem wohl nicht würde abgelaffen: haben: . Bubem. er⸗
CR TERREIEPRF GER ST al
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Br NR Be ee ee a Re
°) Rachrt. v. d. ofifr. Klöftern. Mfpt. a -
— 554 —
gibt ſich aus der Urkunde,‘ daß die: Gebäude zum Abbruch verkauft
wurben, weil darin beſtimmt wird, daß deren: Grund. oder Warf
dem Kloſter verbleiben folle, : Man kann. daher. wohl der: allge-
meinen Sage, daß hier ein ‚Klofter geftänden, beiftimmen; es mag
früh eingegangen und: in ein Vorwerk perwandelt fein; die Ges
baͤude wurden dem. Pächter: zur Benugung überlaſſen, zulebt/ alt
und derfallen, an ihn zum. Abbruch verkauft.
39) Campen, ein ziemlich” großes Dorf mit 304 6, ſehr
J— bei Loquard im Norden. Es gehoͤrte im Mittelalter. den
Beninga's von Grimerſum zuz Imel von Oſterhuſen erhielt es
durch ſeine Gattin, wurde deſſen aber beraubt durch Enno von
Greetſiel, deſſen Söhne es dem Haufe Loquard uͤberließen, wie
oben erwähnt, Zwiſchen dem Dorf und Loquard hat noch ein
Dörfihen Klein: oder Lütje-Kampen ‚geflanden, deſſen in
einem Dokument von 1465 erwähnt wird, wovon jeßt aber nichts
übrig. iſt 015 der Warf, auf dem die Loquarder Mühle flieht.
Ruͤſthoͤrn, ein Matz, gehört dazu, nebſt Groß» und Klein:
Deifelbufen mit 30 €, und 4 fchönen Pläßen am Deich,
wovon einer mit hübfchem bufchreichen Garten. . Auch bier foll
«in: Kloſter geflanden haben. - Sagen fowohl als Harkenroths
Heim wollen ed; dad vor 30 Jahren abgebrannte, demnächft ges
ſehleifte Platzgebaͤude des W. 8. Janßen zu Großheifelhufen be;
zeichnete füch Durch -feine Mauern und einem darin befindlich ‚ges
swefenen Saal, der gemeinen Meinung nah, als ein Reſt des
rn Bene — — barüber fehlen.
*
— ‚Die Seritißteit Kirum
er yeifen — und: Wybelſum, weſtſeits bis. zur Ems
seichenb, und iſt beinah 7% DMeile groß mit 734 Einwohs
nern. Es iſt ungewiß, ob fie anfangs eigne Häuptlinge gehabt,
ober immer ‚mit Loquard vereinigt. gewefen. Erſteres mödıte man
vernuthen, weil nirgends die aͤlteſten Loquarber Huͤuptlinge zus
gleich als WBefiser von Riſum angegeben werben, auch letztere
Herrlichkeit fchon früh eine Burg muß gehabt haben. Emmius
. _-—._ —— mn — —
m 355 —
erwähnt eines’ Udo von Riſum, der 1505 Pie Burg zu Oterdum
verfuchte zu tberrumpeln. Früher. no, um bie Mitte: des :16.
Sahrhundertö, feheint ‚einer ber Söhne Sibrands von: Loquark,
ebenfalls Sibrand genannt, Herr von Rifum gewefen, : und. nad)
feinem Xode folche an Deco, Sohn feined Bruders Brunger von
Loquard gefommen zu fein, von deffen Kindern Eggerik Rifum
erhielt, aber vermuthlich ohne Erben flarb. Nach feinem Tode
kam Wilko, ältefter Sohn Victor Freefe'd in Beſitz, hinterließ
aber bloß. drei Töchter, wovon die; jüungfte: unverheurathet farb,
die zweite Hyma, mit Jooſt von Hane vermählt war, ‚die. ältefte
Zetta, welche Rifum erhielt, zuerft mit Petrus. Ripperda, dann mit
Sweer (Affuerus) van Dehlen, Herr zu Harskamp in Overyſſel, ei-
nem holländ. Edelmann, vermählt. war, und eine Zochter. nebft zwei
Söhne nachließ. Bon letztern wurde Hector, Erbe ber.Herrfchaft;
er befam 9 Kinder, aber nur 3 der Toͤchter waren verheurathet,
eine derſelben, Everhardina, mit Arnold von Bardens Herr von
Warmenhuizen bei Alkmar, der 1646 flarb, von dem fienur eine
Tochter nachlieg, gleichen Namens wie die Mutter, welche. mit
Joachim von Honftede, Herr von Donnerhorft im Lüneburgfchen,
vermählt war, deſſen Rachkommen das Gut. im Befig behielten
bis auf den legten derſelben, Barthold Georg Garl von Honftede,
geb. am 16. Octbr. 1746, ;geft: am 35. Novbr. 1795. :. Mit: biefem
machte vor obngefähr 50 Jahren der Freiherr Rudolf von Nhe:
ben, als entfernter Anperwandter beffelben, :einen Leib» oder. Le⸗
bensgeding : Gontraft, vermöge welchem bdiefer ihm jährlich’ eine
Summe Geldes bis zu feinem: Endesauszahlte, worauf die. Herr,
lichkeit ihm anheim fallen follte. Er kam indeß ſchon 1790 im
Befib der Herrlichkeit, und nannte ſich deshalb von Rheden«
Riſum. Die minderjährigen Kinder feines aͤlteſten Sohns, des
weil. Lieutenant Once von Rheden, ‚find jegige. Befiger. - Das
Gut. ift immatrikulirt. In der — iſt nur das eine
Kirchdorf A? "
:30) Rifum, welches: —* ab sit. gebaut ft, me ‚einem
Flecken gleichend, mit gepflaſterten Straßen :und manden guten
Haͤuſern daran. Zaͤhrlich werden daſelbſt zwei Krammaͤrkte gel
halten, auch ein Pferdemarkt... Die Kirche‘ ift ziemlich. groß. Ne:
ben derfelben fland fonft ein 'anfehnlicher Thurm, Pynappel ge:
nannt, der den Schiffern als Bake fol gedient haben und eine,
% Fuß hohe, Spige: hatte, weiche. 1686: in einem Sturm herab-
fiel.‘ Der Thurm ſelbſt, obgleich erft 1585 neu gebaut, ift ſchon
vor einigen 60 Jahren wieber. gefchleift. Von der ablichen-Burg
iſt nurnoch das Hauptgebäude, in ziemlich. gutem Stande, - vor;
‚handen; ein großer Saal im zweiten Stock deffelben war, - wie
man noch bemerken: fann, zur. Gapelle. eingerichtet gewefen. - Das
‚Border: und die Nebengebäude ſind fihon vor 60 Jahren zugleich
mit dem Kirchthurm abgetragen. Es war noch eirie andere Burg
da, Die Ebbelöburg, weiche::wie Harkenroth ſagt, nach. der Erzäh:
lung alter. Leute, fehr ſchoͤn ſoll geweſen ſein. Sie ſtand weft:
ſeits des Dorfes am Dei und man fol noch um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts einige: Ruinen davon gefehen haben. Die
‚Stelle, Hogewarf genannt, ift vor 30 Jahren geebnet und
‚mit einem: Haufe bebauet. Der dahin und. dem Deich führende
Weg beißt noch immer der Burgweg. Wenn Rifum in frühen
Zeiten eigene Häuptlinge gehabt, fo könnte. die Ebbelsburg zuerft
Sitz derfelben geweſen ſein. Es fol weiter weſtwaͤrts noch ein
Dorf, Ham genannt, gelegen haben, welches die Haͤuptlinge von
Loquard, und dann die von Rifum, in ihrem Titel mit auffuͤhr⸗
ten, bad aber. von. ber. Ems verfihlungen worden. Zu bdiefem
Dorfe Eönnte die Burg auch Br DR, da fi e unmittelbar am
jegigen Deiche liegt.
Harkenroth (S. 757.) erwaͤhnt des von: Rifum * Logumer⸗
Bomert gehenden Moͤnke wegs, fo wie. eines Proceſſionsweges
Beide. fcheinen : indeß nur ein und derſelbe zu fein. : Der noch
vorhandene Moͤnkeweg geht weftlich in’ faſt gerader Linie auf Lo—
gumer- Borwerk an, zu %4 Stunden Länge, verliert fih dann im
Lande: und. läßt. nur ſchwache Spuren barin zuruͤck bis jenfeits
Ulgerweer, wo wieber ein Weg beginnt, fo in fhdlicher Richtung
nach Logumer Vorwerk geht, und wahrfcheinlich mit dem erfiern
zuſammen gehangen hat..::Rifum hat zwar nie einen Hafen ge:.
babt,: Doch fuhren von da durch den, ehedem weit größern. Anod:
em 37 ee
-
ſter⸗Siel, Schiffe direkt nach Hamburg und Amfterdam noch zu
Harkenroths Zeit. Das nad) jenem Siel.gehende Tief war ganz
anfehnlich, ift aber feitbem nach und nach zugewachfen und jetzt
durchgängig nicht viel breiter mehr als ein Schloot,
Außer einigen andern Häufern und Plägen gehört zur Kirche
auh Riſumer Vorwerk, aus-zwei Pläßen beftehend, welches
der Sage nah) ein Klofter gewefen. Die Befchaffenheit der uns
‚ter den Gebäuden befindlichen Keller, aus altem faft undurchdring⸗
lichen Mauerwerk. beftchend, mit allerhand tiefen Fächern darin,
fo wie der Umſtand, daß man mandmal Särge, aud Knochen
gefunden, find der Sage günflig. Vor mehrern, Jahren foll ein
Moͤnch aus dem Münfterfehen behauptet haben, bier fei wärftich
ein Klojter gewefen, und folches babe mit dem feinigen in Ver:
bindung geftanden, wie er aus dem Archiv deſſelben gefehen.
Schade, wenn das Faktum richtig, dag man ben Namen bes
Münfterfchen Klofterd nicht weiß, vielleicht fanden ſich da noch alte
Schriften über die oſtfrieſiſche Klöfter; denn die Mönche, bei ihrem
Abzug aus denfelben, follen mehrere dergleichen mitgenommen haben.
ER ;
Amt Greetfiel
|
Das Amt Greetfiel oder Greetmer Amt, wozu: fonft das
ganze Pewfumer Amt gehörte, jest nur der nördliche Theil deffel-
ben, war im Mittelalter mit dem Emder Amt verbunden zu einer
einzigen Landſchaft, der Emſiger; wurde exft bei Eintheilung der
Provinz in Aemter davon getrennt. In jetziger Geftalti fließt die
Ems langs feiner weftlichen Seite, im Norden der Meerbufen das
Leyfand, der dafelbft auch einen Zheil der Polder im Weften begränzt,
deren Nordfeite an das Norder und Auricher Amt ftößt, im Often
wird es vom Auricher und Emder Amt, und fübfeits von letzterem
umſchloſſen. Es- hat ziemlich-die Figur: eines: Winkelmanges,: etwa
22. |
— 555 —
AMeilen breit, von Oft zu Weſt 13%, langs ber weſtlichen
Küfte 174 Meilen lang, und etwas tiber 2 DMeilen Größe,
ſaͤmmtlich Marfchland, mit 6676 Einwohner, 2 Fleden und 12
Kirchdoͤrfer, 20 Ortſchaften ausmachend, die dazu ‚gehörende Infel
Borkum einbegriffen, 12 abliche- Güter, 1.Siel,:4 Ziegeleien, 8-
Kornmühlen. An Bieh ift da: 1677 Pferde, 195 Bullen und
Ochſen, 3071 Kühe, 1466. Iungvieh, 4932 Schaafe, 1760
Schweine.
Ganäle find in diefem Amte fo zahlreich wie im Emder, auch
ſaͤmmtlich ſchiffbar, nur in trocknen Sommern nicht ſo gut wie
dort, der groͤßern Hoͤhe des Bodens wegen, und dadurch bewuͤrk⸗
ten geſchwindern Abzug des Waſſers. Man läßt daher zur Som:
merdzeit manchmal Seewaffer zum Greetmer Siel ein, welches
aber nit nur wenig hilft, fondern den benachbarten niedrigern
Gegenden vielmehr zum Schaden gereicht, indem es das: Wafler
in den Schlöten für das Vieh ungenießbar macht, und die Fifche
im großen Meer und andern tödtet. Zwei Haupttiefe durchfließen
das Amt von Süͤdoſt bis Nordweſt. Das eine, das fogenannte
neue Zief, fommt von Hinte, tritt bei Sylmönf in dieſes
Amt, fließt demnaͤchſt durch einen kleinen Theil des Emder und
alt Pewfumer Amts, nebft der Herrlichkeit Iennelt, läuft darauf
Visquard vorbei und ergießt fich durch den Greetmer Siel in die
Leyſandbucht. Es iſt von Hinte bis zur Ganumer Brüde beim
Eintritt in das alt Pewfumer Amt, im vorigen Jahrhundert an-
gelegt, weiterhin ein natürlicher alter Fluß. Das andere ift ein
Zweig ber Abelitz, ſo bei Longeweer ſich von Demfelben: trennt, 2%
Stunde weſtlicher fi ‚in zwei Arme theilt, wovon der füdliche
Uttum, ber nördliche. Grimerfum vorbeifließt, und nach der Wie-
Dervereinigung bei Eilſum, nad Greetfiel fließt, Mehrere
Zweige gehen -von dieſen Tiefen nad den Dörfern ,. auch nach
Pewſum, welches außerdem noch ein Tief: bat, fo nach. Karreit
laͤuft. Das. Dorf Geoothufen hat feinen eigenen gegrabenen Ga-
nal, Hamdwerum und. Uplewert gemeinfchaftlich einen, aͤhnlichen,
ieher uͤber eine Stunde Gehens Länge haltend, bis zur Gränze,
wo ſie fich mit einander und dem Gamper. Canal, vereinigen, und
Y
u A ai
nad) einer halben Stunde weiter bei — in das von Pew⸗
fum tonimende Tief fallen. Im ganzen Amt gibt es fein ein:
ziges Dorf, welches nicht zu Waſſer Berbinbung mit Emden ober
Greetſiel hätte.
Die zahlreichen Wege in diefem Amt, befonbers im nördlichen
heil, find ganz ungewöhnlich krumm und zidzadförmig. Einige
fchreiben foldyes den Ktöftern zu, indem dieſe, bei Anlegung der
Heerwege, nicht hätten zulaffen wollen, daß ſolche mitten durch
ihre Ländereien gingen, fondern um biefelben hin. Wenn dem
fo wäre, dann läßt fich nicht abfehen, weshalb bloß in dieſem
Amt dergleichen zadige Wege fo allgemein find. Eher Eönnte
man dafür halten, dag, als die erften Wege angelegt wurden,
ber Boden noch viele niedrige und fumpfige Stellen hatte, bie
man vermeiden mußte, und fich deshalb gezwungen fah, fo viele
Krümmungen zu machen. Ein anderer vernünftiger Grund iſt
nicht gut denklich; man kann freilich nicht verlangen, Daß die Al:
ten ihre Wege, auch wo es thunlich, in gerader Linie anlegten,
aber fo außerordentlich zidzadige wie die hiefige, koͤnnen nicht der
Unachtfamkeit oder Laune allein zugefchrieben. werden; noch wenis
ger läßt fich denken, daß fchon vor Anlegung der Wege, die Linz
dereien ordentlich abgetheilt und mit Schlöten eingefaßt waren.
Der Name Krummehörn, unter welchen dad Greetmer Amt
auch font befannt ift, fol, wie einige nicht mit Unrecht glauben,
von diefen gefrummten Wegen herrühren, wiewohl andere folchen:
von feiner Figur herleiten, welche einer abgeftumpften oder krum⸗
men Ede (Hörn) gleicht. . E)
: Der Dei) hält von ber * des Emder Amts bis zum Gri⸗
merſumer Polder 2818%, Ruthen Ränge, in einer: der Greet⸗
mer Deichacht liegend, ſodann von jenem Polder bis zur
Grenze des Norder. Amts ohngefaͤhr 1000 Ruthen, mithin im
Ganzen über 3 Meilen. Die Unterhaltung des letztern Striche
foftet wenig, weil ſich überall Borland befindet, welches: ſich jaͤhr⸗
lich vermehrt, der erftere Strich ift aber von der Gränze: bid zum
Flecken Greetfiel, auf 'beinah. zwei Meilen Länge, ſtark dem Anz
brang der Ems auögefegt, und muß bis zur. halken Höhe mit
| 22 *
— J *
— Zu0 ——
— —
Stroh beftidt werden, welches faft jährlich erneuert werben muß;
auch iſt der Fuß des Deichs mit ſtarken eingerammten Dielen und
Pfoſten befhüst. Im frühern Sahrhunderten war auch hier vie-
led Borland vorhanden, fogar fonnte man einen, Über 1, Stunde
‚breiten, Polder eindeichen, doch feit einer Reihe Jahren wandte
ſich die Strömung mehr nach der diesfeitigen Küfte, welches zur
Folge hatte, daß dad Vorland nad und nach wegfpülte; gegen
wärtig. ift nur an einigen ‚Stellen noch etwas vorhanden, durch⸗
gängig geht das rohe Watt bis an den Fuß des Deichs. Man
bat indeß feit ‚geraumer Zeit angefangen Dufeldämme aufjuwers
fen (£leine parallel mit dem Dei, in einiger Entfernung von
bemfelben‘ durch Watt gehende Dämme), wodurd das Watt an
manchen. Stellex wieder. beträchtlich erhöht worden und. für neue
Begruͤnung empfänglich gemacht. Die Unterhaltungstoften find
indeß nicht halb fo hoch wie die des Niederemfifchen Deichs, wel
ches theils daher rührt, weil hier jeder Landbefiger eine beflimmte
Strede des Deichs felbft unterhalten muß, welches er wohlfeiler
bewerfftelligen kann als wo Communiondeich ift, dann, weil bei
dem ſtarken Aderbau: des Stroh überflüffig, uud Feine Steinz
daͤmme erfoderlich find. |
Das Greetmer Amt ift, nähft dem Jemgumer, das befte und
bevölkertite von allen. Die Dörfer find in der Regel größer wie
fonft auf der Marfch, mehrentheild in den Iehten 30 — 40 Sabz
ten neu gebaut, die Hauptſtraße durchgängig gepflaftert, auch
wohl Nebenftragen. Das Amt hat vortreffliches Klei: und Eſcher⸗
land, nicht bloß an der Küfte, auch tief im Innern, vieles Gro—
benland, und nur fehr:wenig Marfchboden ber. fchlechtern. leichten
Art,.und auch von dieſem ift vieles durch das ſogenannte Wühlen
fehr verbefiert; nur die Inſel, welche von ben beiden Armen des aus
der Abelig: fommenden Ziefs. umgeben ‚wird, hat in ber Mitte
niedrigen Boden, . geringen Werths. Man legt. fi vorzüglich
ſtark auf: den: Aderbau. Rapfaamen wird. in großer Menge: ges.
wonnen und gilt für den beften und Öfreichften im Lande, Wei⸗
tzen, feiner. Brau- und. Zutterhafer, Wintergerſte nebſt Bohnen.
chenfalls viel, auch Rocken vom Eſcherland, fo wie Kartoffeln,
— 5 —
welche von vorzuͤglicher Güte find und häufig, zum Verkauf nach
Emben ıc., angebaut werben. Das ſogenannte Efcherland iſt eigent⸗
lich Polder: oder Grodenland, der Art wie ſolches in den noͤrdli⸗
chen Aemtern vorkommt, fehr fruchtbar, doch durchgängig ſtark mit
Sand vermifcht, daher’ zu Rapfaat und Weiten nicht: recht: geeig?
net, aber ganz befonders fchön zu Rocken, Bohnen und. Gerfte.'
Rindviehzucht wird ſchwach betrieben, ſtaͤrker die Pferdezucht. Auch.
hält man viel Schafe, die. in Ergiebigkeit and Ghte der Wolle
unter die beften im Lande gehören und faft nur allein am —
und den zahlreichen Heer: und Dorfswegen weiden.
Der auffallende Umftand,, daß in biefem Amt und dem an⸗
gränzenden Emder, Klei- und Grobenland nicht bloß an ber Küifte,
auch tief landwärts fich findet, und hier fogar noch: beffer iſt wie
dort, verdient nähere Beachtung. Ein Streifen ſchweren, anfänglich‘
mit Sand vermifchten, Klei fängt unfern der Knod und Rifum an im:
1/, bis Y Stunde Breite, geht erft nördlich bis Pewſum, dann in-
einem fchwachen füdlichen Bogen bis Lopperfum, dann wieder nördlich
über Aland bis Wirdum, wo es an den Polbern endet. 16 große
Warfen erheben fi auf diefem Rüden und darauf die Dörfer
Riſum, Loquard, Campen, Uplewert, Hamdwerum , Groothufen,
Woquard, Pewfum‘, Canum, Freepfum, Midlum, Wefterhufen, -
Hinte, Ofterhufen, Süberhufen, Lopperſum. Da überall bloß an
der Küfte und ben fließenden Gemäffern Kleiboden liegt, fo kann
man jene merfwürdige Erfcheinung nur dadurch erklären, daß da⸗
felbft in der Borzeit ein Strom gefloffen, oder der Streifen an:
der Küfte lag. Erfteres erweift fich näher dadurch, daß nicht nur
An der oft: und füdlichen Seite dieſes Kleiruͤckens, eben fo wie
Qu dem der Küfte, leichterer Boden folgt, fondern auch von Pew⸗
fum an, an der nördlichen und demnächft weftlichen Seite. Bon
Riſum bis Groothufen liegt vom Kleiftrich bis zur jebigen Küfte‘
lauter Eſcher- und Grodenland; erfteres zieht ſich ferner ‚von
Groothufen an, oflwärts bis auf 14 Stunde weftfeit3 Cirkwerum,
ſuͤdlich und öftlich von jenem ſchweren Kleiftrich begrenzt, nördlich
vom Kleiboden !etwas geringerer Art, fo wie überhaupt der Klei
ienfeits jenes Strichs im nörblichen Theil des Amts weder bie
— 42 —
Schwere noch Guͤte deſſelben hat, außer zu Wirdum, auch an
der Kuͤſte ſich nicht beſſert. Hieraus ergibt ſich wohl unleugbar,
daß daſelbſt in. der Urzeit ein großer Strom gefloffen; am fuͤg⸗
Hiehften ließe, fich. Daher. hier ber rechte Ar der Ems feßen, wel⸗
per, durch die jegige Leyſandbucht langs dem Norder Amt floß,
und zwifhen Juiſt und Norderney ind Meer ſich ftürzte; denn der.
‚ jeige ober oͤſtliche Arm ift erſt in fpätern Zeiten entflanden, ala
Borkum ſich auflöfete, und in vier Fleinere Infeln zerfloß..
MPlinius nennt den oͤſtlichen Emsarm den geringen; vielleicht:
fegte fich eine Sandbank vor der Mündung, wodurch der Lauf ge=:
fchwächt wurde, dagegen der mweftliche Arm fich verftärkte. Darauf
muß in der Gegend zwifchen Wefterhufen. und Klofter Sylmoͤnk ſich
Klei angeſetzt haben, wodurch der Strom in der Mitte gänzlich:
verfchloffen wurde; nach Weiten entftand dadurch eine große Balz:
ge, die nordfeits bis Manflagt, Visquard, Jennelt und Uttum:
ging, und erft, nachdem Borkum ſich auflöfete, nach und nach
zufhlammte, welches um: fo beftimmter ſich behaupten läßt, da ber:
Untergrund daſelbſt durchgängig aus Geefand befteht. Erfi im
43; Zahrhundert iſt dad auf die Art entftandene Efcherland wahr:
ſcheinlich eingedeicht.) Das Strömbette, oſtſeits Hinte, erhielt‘
fi noch; verengerte ſich aber nach und nach, fo daß man zulegt
ed buch Legung eines Siels bei Ofterhufen ‚ganz verfchließen.
durfte. Noch jebt liegen von da an, Die beiderfeitige hohe Ufer
20 — 40 Ruthen von einander entfernt. Aland war eine Infel;.
das fich daſelbſt trennende Strombette iſt noch als Abelis und
Grimerfumer Tief vorhanden, die Wiedervereinigung im Norden
aber läßt fich an der Niedrigung, fo zwifchen Amerland und Beer
ausgeht, und dem Fleeth, einer zum Theil noch Wafler haltenden
Niedrigung, erfennen, beide gehen bis zur Wirdumer Efcher.
Nordfeitd Wirdumer- Neuland und. Schoonoort findet man die
Spuren bed Stroms wieder, daſelbſt im Polder endend. **)
*) Das läßt ſich deshalb vermutben, weil das im gegenüber liegenden Groningfchen
befindliche Land ähnlicher Art, 1257 eingedeicht ifl. 2
*.) Die Anfiht: daß in die ſer Gegend der uralte öftlihe Arm der Ems geflof:
fen, alſo der größte Theil ded Amts Greetfiel, wit den gleihnamigen Flecken,
—
Das Greetmer Amt faßte fonft auch noch die alte Herrlichkeiten
Pewfum und Loquard in ſich, die nach Anheimfallung derfelben
an das Regierhaus zu einem Amt erhoben wurden, doch mit dem
Greetmer verbunden blieben. - Nach der neuen Organiſation wurs
ben die Dorffchaften Loquard und Gampen davon abgenommen
und, nebſt Rifum, dem Amt Emden zugelegt. Das übrige, das
Amt Pewfum genannt, nach einer Verordnung von 1821 dem
Amte jedoch fein alter Namen wieder gegeben. Es wird jest
buch einen Amtmann nebft Affeffor verwaltet und ift in die 3
Amtsvogteien Greetfiel, Pewfum, Borkum, eingetheiltz
erftere hat die Unterpogteien Eilfum mit den Kirchfpielen Eil-
fum und Greetfiel; Grimerfum mit Grimerfum, Wirdum,
Bisquard, Die zweite die Untervogtein Groothufen mit
Pewfum, Woquard, Groothufen, Hamswerum, Uplewert, Uttum;
Pilfum mit Pilfum und Manſlagt. Borkum befleht bloß
aus der Infel gleihen Namens. — Kirchfpiele find im
Amte:
und den Kirchdörfern Manſlagt, Pilſum, Visquard, Eilſum, Jennelt, Uttum,
Grimerſum, Wirdum zur Inſel Vorkum gehört habe, iſt, meines Wiſſens, zuerſt
von mir in meinem Oſtfriesland und Jever, 1. Bd. ©. 326 u. f. angegeben und
näher erläutert. Sonſt ift die Idee eines durch das jegige feite Land gefloffenen.
Emsarms niht neu. Bon Wicht (oſtfr. Mannigfaltigkeiten 3. Bd, ©. 30 u. f.)
will, daB die niedrige Gegend von Diderfum an, Nipe vorbei, über die Meeden
bis Schoonoort, das alte Bette des öſtlichen Emsarnıd fei, ſonach ganz Emders
und Greetmer Amt mit den Ems + Herrlichleiten zu Borkum gehört hätten. Die
höchſt niedrige Bage diefer Gegend bringt ihn auf die Vermuthung. Wäre fie rich
tig, dann müßte die Gegend Spuren davon zeigen. Daran fehlt ed aber. Mau
findet weder Klei, noch feine milde Erde, außer in den zugeſchlammten Sandfeen.
Der Boden ift gleicher Art mit dem fonft überall zwiſchen dem hoben Sande und
den Klei befindlichen, theil® mooriger Art, theils enickerdig mit Darg auf 4 — 10
Zus Tiefe darunter, da denn der gewöhnliche fandige Untergrund folgt. Auch
sieht er fih micht, wie der Berf. fügt, wie eine Grüppe oder Vertiefung bin, ift
vielmepe an den ſchmalſten Stellen eine Stunde, an andern 2, 3, 4 Stunden
breit. Dergleihen niedriges Land, wenn auch um etwas höher, ift überhaupt in
allen Gegenden der Nordfeeküfte swifhen dem hohen Sandboden als der uralten
Küfte, und dem Klei an der neuen Küfte iu finden, * manchmal noch nie⸗
driger wie bier,
— ul —
1) Pewfum, ein fihöner Iebhafter Fleden und Sig des Amt:
gerichtö, mit vielen hübfchen neuen Haͤuſern, in’ einer angeneb:
men fruchtbaren Gegend, rundum von Kornfeldern, mit abwed)-
felndem Graslande umgeben, unter 24° 45° 45° Länge, 53°. 26’
40° Breite, 2 Stunden nordmweftlic von Emden, 11% Stunden
von Grectfiel entfernt, mit 538 €. Mit Woquard machte es
fonft den nördlichen Theil des alten Amts Pewſum aus, früher
die Herrlichkeit gleihen Namens, welche angefsehene Häuptlinge
hatte, die Manninga’s, fo zugleich Herren von Iennelt, Weftdeel
und Lütetöburg waren. Lütet Manninga, der 1378 flarb, wird -
als der erſte Häuptling daſelbſt genannt, feine Nachfommen
blieben biinah 200 Jahre im Beſitz der Herrlichkeit. Dideco
Manninga, ſein Enkel, erbte ſolche, und nach deſſen Tode, ſein
Brudersſohn Edzard Manninga. Deſſen Enkel, Haiko Man—
ninga, welcher mit Tetta von Olderſum vermaͤhlt war, zu feiner
Zeit der reichfte. Edelmann im Lande und zugleich der verſchwen⸗
derifchfte, verkaufte die Herrlichkeit 1564 an Graf Edzarbs II.
Gemahlin, Gatharina, Prinzeffin von Schweden, für 80,000 GT.
Nah ihrem Tode fiel die Herrlichkeit dem gräflihen Regierhaufe
zu, und wurbe mit Loquard zu einem Amt vereinigt. Sie wurde
Fuͤrſt Enno Ludwigs ‚Gemahlin, fo wie der feiner Nachfolger:
Georg Chriſtians und Chriftian. Eberhards, zum Witthum ver-
ſchrieben, welche auch die Einfünfte daran zogen, boch nicht da:
feibft wohnten,
Zu Pewfum flanden zwei Burgen oder Schlöffer, die eine, die
Dberburg, welche 1710 abgebrochen, fol ein fihönes Gebäude ge-
wefen fein, mit vielen und huͤbſchen Zimmern, und einem großen
Thurm an einer Ede, auch einer Gapelle. Die andere, die WVors
burg genannt, war unanfehnlicher und niedriger, fie ift größten:
theild noch vorhanden, und diente zum Amthaufe; die Stallge—
baude und Thurm wurden 1769 abgebrochen, bie Materialien
verkauft und aus dem Ertrag berfelben die Burg auögebeffert.
Im vorigen Jahr ijt nahe dabei, auf dem fogenannten Schatt-
hauswarf, ein neued Gebäude, zur Wohnung des Beamten, auf:
geführt, "das Amtgericht jedoch auf der Burg verblieben, In der
— 55 —
——
Kirche ift noch das Grabmahl Tetta's, Gemahlin Haiko Mannin-
ga’, bie 1562 flarb, zu fehen, auch ift dafelbft ein filberner, ſtark
vergolbeter, Kelch vorhanden, ‚mit dem Königlich Schwediſchen
Wappen, welchen Prinzefiin Catharina der Kirche 1608 ſchenkte.
Die Ganzel rührt von ihrer Tochter Sophia her, welche auf ber
Burg ihren Wohnfig hatte und dafelbft 1630, unvermählt, farb.
Ihr Andenken erhält fih noch durch eine Stiftung von zwölf
Brödten, welche alle 14. Zage an haudfigende Arme: vertheilt wer:
den. Der Fleden iſt ber cvangelifch - Iutherifchen Religion: zuges
- than. Zwei Krammärkte werden daſelbſt gehalten, im Frühling
und Herbſt; Ichterer wird von den umliegenden: Landbewohnern
und von Emden aus, fehr ftarf beſucht. Im Sommer, waͤhrend
der Erndtezeit, iſt hier, einige Wochen lang, am Sonntag, eine
andre Art Markt, indem ſich dann Tagloͤhner aus den einlaͤndi⸗
ſchen Sandgegenden, dem Oldenburgſchen und Muͤnſterſchen da⸗
ſelbſt einfinden und ſich auf eine Woche bei den Bauern, die ihrer
noͤthig haben, verdingen. Zwei Kornmühlen nebſt einer Ziegelei,
dann die Plaͤtze Pewſumer-Meede, Vorwerk und Me:
tzenheerd gehoͤren zur hieſigen Gemeine.
2) Woquard (eigentlich Wookweert), ein feines Sei. 124
E., ebenfall3 Iutherifcher Religion, nur wenige Minuten von
Pewſum entlegen. Die Kirche ift 1789 neu gebaut; in der alten
war das Srabmahl des gelehrten Bernhard Blod aus Leipzig;
Prediger Hiefelbft, zu fehen. Es ift das kleinſte Kirchfpiel im
Amt, Man fagt, daß in diefem Dorf auch eine Burg geftanden
habe, die von dem Häuptling zu Pewfum, während der. Befiger
in der Kirche war, m Brand wurde, worauf erfterer bie
Herrfchaft über Woq Ird an ai
3) Groothufen, ein großes chönes Dorf mit 134 €, Ya.
Stunde weſtlich Pewfum, vor Alters Huſum genannt, unter, wels '
hen Namen, zur Zeit des friefifchen Freiftaats, mehrere ber um⸗
Tiegenden Dörfer begriffen wurden, die zufammen einen eignen
Bezirk .des Emfigerlandes ausmachten. Es war eine Probſtei
und hatte hernach eine oder mehrere Häuptlinge und drei Burgen. -
Auf einer derfelben, der Wefterburg, ein adlich immatrikulir-
— ZUG —
tes Gut, war Reddert Haitetsna oder Beninga Haͤuptling, der im
dritten und letzten Viertel des 14. Jahrhunderts lebte, und einen
Sohn, Haitet, nachließ; dieſer einen, Reddert genannt, der letzte
der maͤnnlichen Linie, welcher einer der Bundesgenoſſen Imels von
Oſterhuſen war und als ſolcher, nach der Schlacht bei Bargerbur,
aus dem Lande. weichen mußte; worauf die Verbündeten feine
Burg 1436. eroberten und fchleiften. Sechs Jahre fpäter fühnte
er fih mit Ulrich wieder aus und erhielt feine Befigungen wieder,
Seine Tochter Theida, welche 1483 flarb, und die Herrſchaft ers
hielt, vermählte fich zuerft mit Savo von Neermoor, darnach mit
Dayo von Papenburg. Hernah, man weiß nicht wann, kam
dad Gut an die von Freefefche Familie; Maurice von Freefe,
Teste Erbtochter, heurathete Unico Manninga, Wilhelms von Ins
und Kuiphaufen zweiter. Sohn, der noch 1620 lebte. Bon ihm
oder feinen Erben kam es auf die Familie Diepenbroef, und fer:
ner auf. die Herren von Goͤdens. 1758 befaß es Haro Mori
Fridag von Goͤdens. Die ſpaͤtern Beſitzer waren vom Bauern⸗
ſtanbe, der vorletzte hieß Berend Jac. van Lingen, und ſtarb
1808, mit Hinterlaſſung einer einzigen Tochter, die an den Haus⸗
mann Marten Janſſen verheurathet war, und deren Kinder noch
Beſitzer des Guts ſind. Die, nach Redderts Zuruͤckkunft wieder
erbaute Burg iſt zum Theil noch vorhanden; ein großer Platz
mit 195 Graſen Landes, gehoͤrt dazu. Von den Beſitzern der
andern Burgen: der Oſter- und Middelburg, iſt nichts
Gewiſſes bekannt; bloß eines Haitet, Haͤuptlings von Groothuſen,
wird 1445 in einem alten Briefe erwähnt, welches der von ber We:
ſterburg nicht fein fann. Menſe, Sohn Folkards von Norborp,
und Urenfel Wiards Ommen „Serffen Häuptlings daſelbſt, heura-
thete. Doda, Erbtodter von Groothufen, von der er einen Sohn
Hatte : Foltert;, der Droft zu Emden war und früh flarb, eine
uneheliche, doch legitimirte, Zochter nachlaſſend. Menfe ftarb
4527 oder W, nachdem er feine Enkelin, da fie ſich wider feinen
Willen verheurathet, enterbt, und feinen Better Hilmer von Bor-
fum, zum Erben eingefegt hatte. *) WBielleicht befag Doda die
) Nach einer Anmerkung in den Nadır. von den offfe. Klöſtern.
3 — Dr —
Weſterburg, welches ſich deshalb vermuthen laͤßt, weil die Freeſe ſche
Familie, die auch Borſum beſaß, ſpaͤter in Beſitz derſelben kam.
Indeß findet man nirgends angegeben, daß die Haͤuptlinge von
Borfum zugleich Herren von Groothufen waren, ſelbſt Eggerik
. Beninga nicht, Daher eher zu vermuthen, baß es eine der andern
Burgen oder beide find, die Doda befaß. Beninga führt unter
ben in der Schlacht bei Jemgum 1533 gebliebenen Edelleuten, auch:
Wiard Noemen von Groothufen und feinen Sohn Nohme mit:
auf; erſterer ift derfelbe, den Tjaden (gelehrtes Oſtfr. I. 223.)
Wiard Mekenburg nennt, Die Middelburg ift zugleich mit der
Wefterburg 1436 zerftört, Die Ofterburg ift noch vorhanden;
auf der Stelle‘ der Middelburg fteht ein großer Bauernplatz.
Beide Güter find noch adlich frei und gehören mit mehrern das
bei befindlichen Plaͤtzen, ſeit einer Reihe Jahre der Familie von
Wingene, die jedoch nicht adlich iſt. In der anfehnlichen. Kirche
ift der. große, rundum mit Seiligenbildern verzierte metallene
Zaufftein bemerkenswert, Zur Gemeine, die noch bis 1753
zwei Prediger hatte, gehört der Pla Buſchhaus im Süden,
und Stroburg im Norden. Letzteres fol vorher ein adliches
Gut gewefen fein umd eine Burg: da geftanden haben, von
deren Befigern Bertram das fonderbare, fehon einigemahl in die⸗
fem Werk erwähnte, Geſchichtchen anführt: die Groothufer haͤt⸗
ten nicht eher zur Kirche laͤuten dürfen, bis fie gefehen, daß der
Herr von Stroburg unterwegs ſei.
4) Hamswerum, ebenfalls ein großes Dorf mit anfehnkis
cben fchönen Plaͤtzen, A Stunde flbweftlich- deö vorigen, welches,
mit dem alten Deich, zufammen 430 €. zählt. Es hat eige⸗
ne Häuptlinge gehabt, wobon aber bie Gefchichte Feines einzigen:
erwähnt; vermuthlich gehörte es den: Häuptlingen von Lütetöburg,
wenigftens war Wilhelm von In- und Kniphaufen » Lütetöbürg,
zu Anfang des 17ten Sahrhunderts Häuptling dafelbft, nad ihm
fein Sohn Unico Manningaz; 1679, der Matrifel zufolge, Zohan.
Eiben von Diepenbroef. Es ift ein-abliches immatricnlirtes Gut:
und gehört jest dem Freiheren von Beverfoͤrde Werried zu Oft:
bevern im Münfterfchen, der ein Sohn des Freiheren Elverfeld
|
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— z28 —
von Werries iſt, und das Gut ſchon vor einigen 60 Jahren, als
Pathengefihent von einem. von Werries zu Werries ſoll erhalten
haben. Die Burg iſt ſchon längft nicht mehr vorhanden; fie hieß
die Gele Burg und hat ihren Namen auf das dazu gehörige,
etwa 30. Schritt füdlicher flehende Platzgebaͤude übertragen, bei
welchem: 97% Grafen Landes find. Der alte Deich, aus
mehrern einzelnen Plägen und Häufern beftehend, gehört zur
Kirche, nebſt Laͤas- oder Dykſterhuus, ein ſchoͤner Plag
am Deich, und Groß- und Klein-Bonenborg, wo. Har—
kenroths Reim zufolge, ein Kloſter geſtanden, von dem aber feine
Spuren übrig geblieben, Sagen eben wenig.
5) Uplemwert, 24 Stunde füblicher, ein eben fo fehönes Dorf,
nur etwas. Eleiner, mit 319: €,, wozu die Arftebinderei, ein
einzelner Plaß, gehört, und dad Uplewerter Grashaus,
ein großer Domänenplas, Es ift ebenfalls ein adliches immatri⸗
kulirtes Gut; von den ehemaligen Häuptlingen aber wenig be-
kannt. Tido lebte ums Sahr 14415 damals ließ er fih in ein
Buͤndniß mit den Häuptlingen von Oſterhuſen, Loquard u. a.
ein, zur gemeinfchaftlichen Vertheidigung ihrer Güter und Rechte,
Sein Sohn und Nachfolger Ubbo Tydena, lebte noch 1499.
Smel, der deffen Sohn ober Enkel fein kann, blieb 1533 im:
der Schlacht bei Jemgum. Tido Beninga, ber hiefelbft 1594
fein Teſtament machte, war vermuthlich der legte von den Nach—
fommen des alten Tido. Seit Anfang: des 17ten Jahrhunderts,
wenn nicht: früher,“ gehörte. dad Gut den Derren von Lütetöburg,
jeßt dem Befiger von Hamswerum, Freiheren von Beverförde
Woerried, Die Burg, vor ohngeführ 40 Jahren zum Theil noch
vorhanden, wurde damahls geſchleift, doch iſt die Stelle mit dem
Graben noch in ſeiner alten Geſtalt zu ſehen. Drei Plaͤtze mit
ohngefaͤhr 350 Graſen Landes gehören Dazu. Ein ſchoͤner Groden
faͤngt in dieſer Gemeine, bei der Graͤnze des Emder Amts an,
nordwaͤrts auf einer Stunde Länge ſich hinziehend bei 4 Stunde
Breite, 1561 durch die Eingefeffenen von Uplewert, Hamswe—⸗
rum, Manflagt gemeinfchaftlich bedeicht, die bas Land unter ſich
theilten. Sie zahlen keine Erbpacht.
6) Manflagt, ein großes Dorf, 14 Stunde nörblich Seosthufen,
welches 498 €. zählt, und mit den 3 vorbenannten Dörfern und Wire
bum, den beften Boden im Amt hat, auch fchöne Plaͤtze. Es fol,
alten Weberlieferungen zufolge, den Namen deshalb erhalten haben,
weil zwei vornehme Männer fich bafelbft erfchlagen. Bertram ift
diefer Meinung zugethan. Harkenroth will lieber, daß der Mond
auf dem Warfe verehrt worden, und davon den Namen herleiten, _
um fo mehr, da das Wappen der Häuptlinge von Manflagt aus
drei Halbmonden beftebt. Für erftere Ableitung fpricht der Name,
denn Manflegter im Angelfächfifhen, heißt eine Mordthat; doc)
machte ein Todtſchlag bei den alten riefen eben kein Auffehen,
man fonnte ihn mit Gelde büßen. Bon Manflagts. Häupt-
lingen ift wenig befannt,, fie waren aus der Familie Beninga.
Affo lebte in der zweiten Hälfte des Auten Jahrhunderts; er war
mit Frouwa von Pilfum vermählt und erbte dadurch diefe Herr
lichkeit. Gela, feine Tochter, erhielt Manflagt und brachte. folche
ihrem Gemahl Enno von Greetfiel zu, welcher. die Herrfchaft wie-
derum feiner Tochter Frouwa bei ihrer Bermählung mit Sibet
Attena von Dornum, zum Brautfchag mitgab. Als deren Sohn
Sibet von Graf Ulrih Efend und Stedesdorf erhielt, mußte er
Dagegen auf Manflagt Berzicht thun, welches dem regierenden
Haufe wieder anheim fiel. Die Allodialgüter find hernach größ:
tentheils verkauft. Die Burg fland im einiger Entfernung vom
Dorf, weitfeits, beim alten Deih. Zwei Pläge: Hoorm borg
und Plathuus, gehören zur Kirche, an der noch bis 1788 zwei
Prediger geftanden; unter denen Menfo Poppins, von Oſterſee
in Friesland, fid vorzüglich einen Namen erwarb; ber auch haus
fig in Holland predigte und mehrere Schriften herausgab. fr
war von 1550 bis 1567 oder länger, bier Prebiger.
7) Pilfum, 14 Stunde nördlicher, nach Greetfiel ber Beni
Fertfte Ort des Amts, mit 618 E., mehrentheild Häusler, bie
bauptfächlid von der Deicharbeit beftchen, im Winter meift: fich
mit Weben befchäftigen. Auch find viele Pläge hier, der Boden
aber fo gut nicht, als weiter. nach Suͤden, ausgenommen ' der
Strich am Deiche, welcher aus Eſcherland befteht, fo ſich von
— 550 —
dieſer Dorfſchaft in ununterbrochener Linie über Greetfiel bis hin-
ter Wirdum, in 5 bid 15 Minuten Breite erſtreckt. Von den
Häuptlingen Pilſums fennt man Thyo, ber um die Mitte des
Auten Jahrhunderts lebte, und einen Sohn: Enno Thyen, und
eine Zochter Frouwa hinterließ; erfterer flarb ohne Erben, worauf
letztere, Gattin Affo Beninga’5 von Manflagt, in Beſitz kam,
bemnäcft ihr Sohn Affo, der nur eine Tochter, Moeder, hatte,
weiche mit Edzard Eirkjena, Sohn Enno’s von Sreetjiel, ver:
mählt. war, und da diefer, der fich. zum zweitenmahl mit Frouma
von Berum vermählte, und 1441 farb, feine Kinder hinterließ,
fiel die Herrſchaft an feinen Bruder Ulrich, erften Grafen von
Oftfriesland, und verblieb beim Regierhauſe. Die Befigungen
ber Häuptlinge find, fo wie die bei Manflagt, verfauft. Die Burg,
welche Keno ten Broef 1407 mit Huͤlfe der — eroberte
und zerſtoͤrte, iſt hernach wieder aufgebaut, war aber ſchon vor
100 Jahren nicht mehr vorhanden, bloß die, noch mit einem
Graben umgebene, Staͤtte. Die hieſige Gemeine wurde bis
1771 von zwei Predigern bedient, hernach nur von einem. Einer
ber fruͤhern, Johan Florian aus Holland, war ein mehrſeitig ge-
bilderer Gelehrter, wie feine Ausgaben des Leo africanus und
Ovids beweifen; er wurde hernach Prediger zu Brüffel und flarb
dafelbft am 4. April 1558 den Mörtirertod; die Spanier ſteckten
ihn-in einen Sad und warfen ihn in eine Pfuͤtze. Michael Rüs
dert, der 1654 hieher kam und im folgenden Jahr nach Luͤtets⸗
burg 309, gebohren 1628 zu Bifchofsheim in Franken, war in
ber catholifchen Religion erzogen und wollte ein Mönch werben,
nahm aber fpäter die reformirte Lehre an. Außer andern Schrifs
ten fchrieb er eine Geſchichte vom Anfang und Fortgang der
reformirten Gemeine zu Norden. Zur biefigen Kirche ift Das
Heine, nörblicher liegende Dorf Hauen mit 100 E., fo fonft
‚zus Untervogtei Eilfum gehört, eingepfarrt, auch Sloot und
Neuenboff im Süden, aus einigen Pläben beftehend, mit
37 €. ‚Der. alte Marfchboden zwifchen diefem Dorfe und Manz
flagt, ‚geht in einer Stelle ganz bi8 an ben Deih und ehedem
nod weiter; bie baburch gebildete füdliche Ede, hieß der Groots
—
— 55, —
bufer= Hörn ober Hoek, fo hoch heutzutage bei ben Schiffern bes
kannt ift, obgleich die Ecke durch Eindeichung des Groden und Auflds
fung des Pilfumer Hellerö verfchwunden iſt. Zwei Heine Dörfer,
Etum und Hamsweſter haben, Erzählungen alter Leute zus
folge, auf biefem ‚Heller geſtanden, zur Pilfumer Kirche. gehörig.
Noch erinnern fich die älteften Deicharbeiter beim graben der Deichz -
erde unterm Watt Steine, Kubftälle oder Grüppen, auch hölzerne
Brunnen x. gefimden zu haben, letzterer entdeckte man noch vor
-20 Iahren einige; zwei von Pilfum aus nach dem Deich in der
Richtung, wo die Rudera gefunden, gehende Wege, der Etumer⸗
und Hamsweſter⸗Weg, machen die Sage noch wahrfcheinlicher.
8) Greetfiel, fonft und im gemeinen Leben auch noch jeht,
be Greete genannt; ein mäßiger Fleden und Hafen am Leyfand,
314 Stunden nordweftlih Emden, 24 Stunden füdweftlich Nor:
den, unter 240 45° 36" Länge, 530 30° 6° Breite; berlhmt als
Stamnfig des oflfriefifhen Negierhaufes, deſſen Ahnherr Cirk,
ein vornehmer Bürger zu Norden war. Edzard, fein Sohn, war
erfier Häuptling von Greetfiel und lebte um. die Mitte des 14,
Sahrhunderts. ‚Seiner Thaten erwähnt die Gefchichte fo. wenig
wie ber feines Sohnes und Nachfolgers Enno, und Enfel Ed:
zard. Diefer war mit Doda ten Broef, Schwefter Ritter Occos,
vermählt, welches den Grund zum Emporfleigen des Greetfiel-
fchen Haufes legte. Er flarb 1406. Sein Sohn Enno war ber
erfte der Girffenaer, der fid) einen Namen erwarb. Gleich Flug
wie tapfer, wußte er fich bei den Fehden der Häuptlinge fo ges
hit zu benehmen, daß. er befiändig unangefochten blieb. Er
verbuͤndete fich zulegt mit Focko Uken gegen Occo ten Broef,
Wie nach deflen Fall Focko die Broekeſche Güter an fich 309,
war er einer der Haupfurheber des gegen ihn fich bildenden Ber:
eind der mehrften Edelleute und Eingefeffenen Oſtfrieslands. Zu
Aurich, wielleicht unterm Upftalöboom , am 10. November 1430,
wurde der merkwürdige Bund ber Freiheit, wie er fih nannte,
‚gefchloffen, zwischen den Eingefeffenen von Oberledinger: Moors
mer⸗ Norder⸗ Auricher: Broofmer: und Emfigerland, den Häupt:
lingen von. Greetfiel, Ofterhufen, Olderfum, Larrelt u. a, Enno
— 552 —
wurde zum Anfuͤhrer ernannt, eine Würde; bie er; feines hohen
Alter wegen, feinem Sohn Edzard Abeläg: : Focko warb gebe;
müthigt und verlor feine Befigungen. Edzard flieg auf den
Trümmern feiner Macht: empor; als Häuptling von Brook⸗
mer= Auricher» und Norderland, von. Greeffiel, Manflagt,. Pil:
fum, Berum, war er mächtiger wie; je. ein: Häuptling vor ihm
gewefen. Er flarb, im September 1441 zugleich, mit feiner zwei-
ten Gemahlin, Frouwe von Berum, an der: Pet, ohne Kinder zu
binterlaffen. Sein Bruder Ulrich, trag an feine Stelle, und er-
Jangte, wornach die Broofmerländifche Hauptlinge und Fodo vers
geblich geftrebt, die Oberherrſchaft uber Oftfriesfand. Im Jahr
41453 wurde er von faft fammtlichen Praͤlaten, Häuptlingen und
Eingefeffenen der Provinz. zum Negenten:erwählt und bald dar:
auf vom Kaifer in: den Neichögrafenftand erhoben, eine Würde,
bie ex. erſt zwei Jahr vor feinem Zode, 1464, Öffentlich annahm.
Edzard, fein Sohn, der. größte Fuͤrſt und Krieger, den Friefen-
land, nächft Radbod, erzeugt, folgte ihm, ein Lichtpunft in der,
nad) ihm fo duͤſtern, vaterlaͤundiſchen Geſchichte. Er flarb am 15.
Februar 1528. Darauf. eine ‚Reihen fhwacher Regenten bis zum
besten Fuͤrſten Earl, Edzard, müt deſſen, am.26. Mai 1744. erfolg⸗
ten Zode, ber männliche Stamm ' des Greetſielſchen Hauſes erloſch,
und Preuſſen die Provinz in Beſitz nahm. Der weibliche bluͤht noch
in den Fuͤrſten von Kaunitz-Rietberg, Lichtenſtein und Wiedrunkel.
Die alte Burg zu Greetſiel iſt ſchon unter Graf Edzards Re:
gierung abgebrochen. Der Vater deſſelben, Graf Ulrich, erbaute
1457 eine andere, die aus einem Viereck beftand, 225 Fuß lang,
200 Fuß breit, mit fehr diden Mauern zum Theil zu 12 Fuß,
auch einem hohen Thurm. Ein breiter tiefer Graben ging herum.
Junker Balthaſar von Eſens nahm ſie 1534 durch Feigheit des
Commandanten ein, gab fie nach geſchloſſenem Frieden, unbeſchaͤ
digt zuruͤck. Hernach verlegte Graͤfin Anna ihren Wittwenſitz ba:
hin und ſtarb 1575 daſelbſt. 1602 wurde fie von ben Emdern
in Befig genommen, 1609 von neuem unb im folgenden Jahr
von den flaatifhen Truppen beſetzt, nad) Schließung des Ofter-
Yufifchen Actords dem Grafen aber wieder eingeräumt, -1665_be-
— 553 —
ſetzten die von. der regierenden Fuͤrſtin Chriſtine Charlotte ins
Land gerufene Braunſchweiger ſie, zogen aber im folgenden Jahr
wieder ab; - Damahls ſollte der ganze Flecken auf Andringen der
Generalſtaaten befeftigt werben:,: welches nur’ deshalb, weil nicht
‚gleich, die erfoderlichen Gelder Herbeigufchaffen “wären, unterblieb.
Am 5. November 1682, zur Nachtzeit, landeten "Brandenburgfche
Truppen, und überrumpelten die Burg, die fie bis zum Abſterben
des lebten Fürften in Beſitz hielten. 1755 batte die Burg das
unwürdige Schickſal, in ein Zuchthaus vetrwandelt zu werden, das
bis 1778 fo blieb, ba:man das Gebäude gänzlich. abbrach. Nr
die Stelle iſt noch zu fehen, oſtſeits des $ledens am Deich, "
GSeeetfiel ift ein nicht ſehr lebhafter Ort, hatte bis 1684 zwei
Prediger, und zählt 73% Einwohner, worunter mehrere Schiffer
und Fifcher; einige treiben auch Aderbau. Der Hafen ift viel:
teicht der befte im Lande, weil das tiefe Bette der Ley nahe wor-
bei ſtroͤmt, zugleich nach dem’ von: Emden der 'geräumigfte, doch
gewoͤhnlich Teer an Schiffen, weil Feine große ‘Kaufleute hier woh: -
‚nen und bie Produfte des Landes nad) Emden ‚gehen, wo fichrerer
Abfatz derfelben iſt. Nur einige wenige Ladurigen Getreide und
Rapſaat gehen daher von hier aus, und kaum andre als Schiffe
mis Torf, Sand und Muſchelſchalen laufen ein. As Nothhafeh |
tiegt er fehr gelegen; wurde auch während der Blockade der hol—
laͤndiſchen Häfen, und der Elbe und Wefer mehr benutzt, des:
halb noch 1804 beträchtlich erweitert und verbeffert, wozu bie
Eingefeffenen des Fledens 3000 Rthlr. beitrugen, die Landſchaft
halb ſo viel. Zwei Daͤmme ſchuͤtzen den Eingang des Hafeis
gegen Stürme. Der Siel iſt 1798. neu erbaut. Ein paar
Brauereien, und eine Tabaksfabrik iſt bier, auch” eine Schiffs⸗
bauerei. Zwei Krammaͤrkte werden jährlich gehalten,’ im ai
und September, auf letzterm kommen auch Pferbde. Akkens,
ein Platz im Weſten, am Deich, gehört: zur Semeine, * *
ae und zwei Kornmuͤhlen.
Eine Entdedung' feltfamer Art; machte man vor einfgehr "Rab:
ven zu Greetſiel. Beim "Graben einer Regenwonfferbade. (Gifterne)
im Danfe des weil, Auctionators Scholten, fandıman, 4 bis 3
— 5354 u
Fuß tief in ber Erde, ein mit einem Harniſch angethanes menſch⸗
liches Gerippe, nebſt dem eines Pferdes, außerdem noch viele Kuo-
chen von Menſchen und Pferden. Der Harniſch, oder. vielmehr
Danzerhemd, befland ganz aus fehr kuͤnſtlich in einander: geflochte=
nen. eifernen Ringen, einen halben ZolU im Durchmeffer, und
noch gut erhalten. --Wermuthlic waren die Gebeine Reſte,
‚bei einem Anfall we bie Burg gefallener, und hier. begrabener .
Krieger. F
Greetſiel iſt noch ſonſt beruͤhmt als Geburtsort ubbos Em⸗
mius, des Geſchichtſchreibers der Frieſen, deſſen Vater Emme Dy—
ken daſelbſt Prediger war. Gebohren am 7ten December 1547,
ſtand er. zuerſt der lateiniſchen Schule zu Norden als Rektor vor,
dann der zu Leer, von wo er in:gleicher Eigenfchaft 1596 nach
Groningen berufen, und dafelbft, nad Errichtung der .Univerfi-
tat, als Profeffor ‚der Gefchichte und grieifchen Sprache ange⸗
Felt wurde, in welchem Amt er den 9, Dechr. 1625 farb. Er
. gehörte zu den größten - Gelehrten feiner Zeit und ſtand mit.den
vorzüglichften derfelben in Briefwechſel. Seine Geſchichte Fries⸗
lands wird- immer ein claflifches Werk bleiben. : Gluͤhend für Das
Wohl und Freiheit feines Waterlandes, hatte ‚er durch feine Schrif⸗
ten und Rathſchlaͤge ‚den entſchiedenſten Antheil an den Bemü-
= hungen der Stadt Emden, foldhe aufrecht zu erhalten, welches ihm
nod nach hundert Jahren die unwuͤrdigſten et lie
vom Ganzler Brenngifen zuzog.
: 9) Vis quard, - firdfeitd Greetſiel, in. 8 Stunde Entfernung
von dem Flecken; ein großes wohlgelegenes Dorf mit anſehnlichen
Plaͤtzen und 429 E., Dykhuſen eingeſchloſſen. Die Gemeine hat
erſt feit 1750 nur einen Prediger, vorher zwei. Von 1583 bis
4592 war dieſes Dorf: der Sig de reformitten Coetus Greetmer
Amts, worauf, folcher nach Emden verlegt wurde. Es ifl ein
ſeht alter Häuptlingsfig.. Sibrand von Visquard war einer der
Haͤuptlinge, die 1312 die Gefetze Emſigerlands verbeſſerten. Das
iſt aber. auch alles was, man von ben. fruͤhern Haͤuptlingen weiß.
Eine den, Toͤchter des Hauſes, Etta, war Edzards Cirkſena Ge⸗
mahlin; Hyla,smit Dido Manninga von Luͤtetsburg vermaͤhlt,
&
war vermuthlic lebte Erbtochter und brachte ihrem Gemahl die
Herrſchaft zu; ihre "Nachlommen find noch gegenwärtig Be:
figer derfelben, jest der Graf von In: und Kniphaufen - Pütets:
burg. Das Gut ift adlich frei und hat die Matrifel; viele Pläge
gehören dazu. Einer derfeiben, nahe bei der Kirche, ſteht auf der
Burgſtelle. Apping, ——— und Meede, ein Platz,
gehören zur Gemeine.. -
Apping, ein Domänenplas, A Stunde nordſeits des Dor-
fes am Wege nach Greetſiel, war ein Kloſter Johanniter-Ordens,
welches in unbekannter Zeit, wahrſcheinlich ſchon ſehr früh, geſtif—
tet iſt. Harkenroth (Oorspronkl. ©. 666.) ſagt, daß ihm aus
einem alten Buch im. Klofter zu Fulda berichtet worden, viele:
Ländereien zu Iennelt, Visquart, Appingen und Damhuſen hät;
ten zum Benebiftinerftift zu Fulda ſchon zu den Zeiten der frän-
fifchen Kaiſer gehört. Wenn diefe Nachricht richtig, muß das
Stift fein Recht daran noch früh wieder verlohren haben. Von
Apping ift fonft wenig befannt. Shering*) theilt einen, von E.
3. Darkenroth erhaltenen Auszug eines vom Gomthur Ladebuhr
zu Erlage unterm 42. Suni 1599 auögefertigten Extrakts mit, über
die Ländereien, fo vordem den Johanniter-Herren in Oft:
. friedland (außer Haffelt und Langholt) gehört haben, und die zus
fammen 7148 Brajen betrugen, vertheilt unter 4 Comthureien,
nemlich: /
1) zur Hauptcomthurei in Semgum und der Gapelle zu H olt:
gafte: die Jemgumer Klofter: und Zafellanden, fo auch die
Holtgafter und Soltborgerlanden zu Bingum und Goltborg
liegend, nebft den Conventslanden auf 't Wold, ee
2360 Strafen betragend,
2) Zur Prieftercomthurei zu Muhde: die Sanden zu petku⸗
mermoͤnken, Koldemoͤnken, Delle und —— Vorwerk,
1044 Graſen ausmachend. et
3) Zur Comthurei zu Duͤnebroek mi * Vewnte die
Kirchencollektaneen, ein Mſpt. Angerogen in von Wicht's Abhandlung von den
eſtir. Klöſtern. Mſpt. | |
| 23 *
— 556 —
Meiereien in Wymeer und Narientor, zuſammen 1151
Graſen.
4) Zur Comthurei zu Appingen: Appingweer (abbenweey,
die Capelle zu Harsweg, Blauhaus, Aland, und Wedder—
moͤnken, in allem, die kleine Meiereien nicht en
mehr denn 2093 Grafen, *)
Appingen wurde 1531 von Balthafar von Efens abgtbiannt,
doch wohl nur zum Theil, denn die Gonventualen blieben nicht
nur darin wohnen, nahmen auch die von Dykhauſen mit auf.
Auf der Klofterftelle fteht jetzt das Platzgebaͤude, fo 1821 abge:
brannt, und größer und fchöner wieder aufgebaut if.
Dykhuſen, liegt 14 Stunde füdöftlic der Kirche, aus 3 an
fehnlichen Plägen beftehend, wovon einer der Krone gehört. Es
war ein Nonnenkloſter, welches 1378 durch Deco ten Broef, Folk:
mar von Dfterhufen und Haro von Faldern, zu Ehren der beili:
gen Margaretha geſtiftet worden, die es zuerft mit Nonnen aus
dem Klofter zu Reide befeßten und in Gemeinfchaft mit Luert von
MWofterhufen mit Ländereien begabten, auch die Schusherrichaft
über fih nahmen. Foelke von Hinte's Schwefter war erfte Priv:
rin daſelbſt. Balthafar ließ das Klofter in Rauch. aufgehen; es
wurde darauf fäcularifirt, den Nonnen aber die Einkünfte ber
Ländereien, welche damahls 360 Grafen hielten, überlaſſen und
— Apping zur Wohnung eingeraͤumt.
40) Uttum, 5% Stunde weftticher;, ; mit 416 E., ein ——
bautes Dorf, mit gepflaſterter Hauptſtraße, gleichwie in mehrern
Oertern des Emſigerlandes. Hier wurde 1276 eine Probſtei
geſtiftet, woraus hernach die Haͤuptlinge hervorgingen, welche auch
dieſes Dorf hatte, aus der Beninga’fchen Familie herſtammend.
Der ältefte,; den die Annalen nennen‘, hieß Lomven (Fuert), der
1427 in Sereinfhaftimit Fodo Uben und andern Häuptlingen
mit dem Bifchof von Münfter ein Buͤndniß einging, dann Ben:
no, welcher 1454 ſich mit Ette von Nordorf vermählte. Ver⸗
muthlich ließ dieſer nur eine Tochter nach, deren Gemahl Aielt
— ————— ES ee: or
”) Vielleicht fol ed 2593 heißen, dann kommt die oben angegebene Summe Aue.
am 557 =
von; Latrelt war, welcher: dadurch Uttum: erhielt. Bon feinen. beiz
den Toͤchtern erbte Nena, die Altefte, Hinte; Foſſa, die jüngfte,
Uttum,. welches fie ihrem Gemahl Victor Freefe zubrachte, und es
fcheint, daß ihre Tochter Life, welche mit Poppo von Sennelt
verheurathet war, das Gut zum Brautfchab erhielt, bei Deren
Nachkommen es bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ver-
blieb, da ed durch Heurath an Didrih Arnold Hane, Herr zu
MWeftendorp, demnächft'an den Regierungsrat Bluhm, von dem
durch Erbfchaft. an. den Juſtiz-Commiſſaͤr Schnederman, dem jeßi:
gen Beliser. Das Gut iſt adlih und immatrifulirt, die Burg
zu Ende, des vergangenen Jahrhunderts abgebrochen, doch fieht
man. die Grundmauern noch nebft vielem Schutt, und den Graben,
— Zur Gemeine von Uttum, ber unter andern-von 1760 bis 63
auch der gelehrte Prediger. Laur. Meyer aus Weſel vorftand; wel:
cher fich durch ſehr viele theologifche Schriften ruͤhmlich befannt
gemacht, gehört: Damhufen, 2 ſchoͤne adlich freie Pläße, nahe
beim. Dorf im Süden, am Rand der Efcher,. die den Herren von
Uttum. follen gehört haben; die Hane’fche Familie war wenigftens
» Befiger derſelben, und verkaufte fie 1787 öffentlich, den einen,
Alt:Damhufen.mit 120 Grafen, ‚an:den Hausmann Noeme
Ebbels, Neu: Dambufen mit-116 Grafen, an bie Familie.
Wiardaz letzterer gehoͤrt jetzt für 25 dem Juſtiz-⸗Commiſſaͤr Wiarda
in Emden und für 34 dem Juſtiz-Commiſſaͤr Wiarda in Hage.
Wann ſolche adlich geworden, ift nicht bekannt, auch weiß man
von keiner Burg dafelbfi, vermuthet aber, Daß ein Klofter da ge:
fianden, denn in eigem bei Neu-Damhuſen befindlichen Hügel,
find vor einiger Zeit beim. pflügen, Menſchenknochen zum Vor;
ſchein gefommen. Es könnte auch eine Gapelle gewofen fein: _
,. verner gehören zur Kirche: Mydelfum oder Middelfum
oͤſtlich, gewöhnlich Klofier Mydelfum genannt, ein. großer Domaͤ—
nenphatz von 200 Grafen, wo vormahls ‚nach. Harfenrorh und
Zrabditionen ein Kloſter gefunden, dem. gegenüber an der Nord:
feite des Tiefs Papetjucht, ein Plab, fo die Sage ebenfalls
ein Klofter nennt, Harkenroth aber für einen Buͤßungsort muth:
williger Mönche hält, daher ed den Namen erhalten. Tjuch,
heißen mehrere Feine Dörfer am Ende größerer; es ift ein alts
friefifches Wort, mit Tia uͤbereinkommend, welches außer: andern,
auch eine Gtenze bedeutet; alfo Papetjucht vielleicht: Graͤnze des
Kloſterlandes. 4 Stunde nordoͤſtlicher Upping, ein Platz, fo
in der Memor. designatio bei Harkenroth auch unter die Kloͤſter
mit aufgeführt wird; ſodann Uttumer- Hamrid. ı Das
Heine, doch fiſchreiche, Uttumer no ift die einzige Landſee
in dieſem Amt.
Kloſter Sylmoͤnk, 4 Stunde ſuͤdſeits uttum, nirgends
eingepfarrt, hält fi indeß zur Kirche von Freepſu nur
14, Stunde davon entfernt iſt. Es beſteht aus x * Domäs
nienpläßen, jeden zu 130 Grafen vorzüglich guten Landes und’ ein
paat andern Häufern, und wat ehemald nach Emmius das’ reichfte -
und ſchoͤnſte Klofter in Emfigerland, das dem heil. Martin gewid: -
met var, und fonft Silomönten oder Klofter Silo hieß. Die Zeit
feiner Stiftung iſt nicht befannt, im Vertrag mit dem Biſchof
bon Münfter von 1276 kommt aber fchon ein Abt Remmert von
Sylmoͤnken vor. Es war zuerfi mit Nonnen, Benediktiner- Dr:
dens, befegt. Graf Ulrich fchaffte folche 1444 aus dem Haufe,
und brachte fie im Kofler von Norden und dem ZThedingaer wie:
ber unter, befegte darauf das Klofter mit Auguftiner: Mönchen.
Zu ber Zeit waren Wiard von Uphufen und Siebrand von Eilfum
Schutzherrn des Klofterd. Balthafar brannte diefes fehöne Klofter
1531, auf feinem verheerenden Zuge durch Emfigerland, ab’; doch
ift es bald wieder aufgebaut. 1538 wurde darin eine große Ber:
fatimlung der Präläten und Häupflinge, wegen Abfindung Gta-
fen Johanns, „gehalten. Es bat ſich noch eimge Zeit nad) der
Reformation erhalten. Die von der Gräfin Anna 1556 eineuerte
Deichordnuingrift. noch vom Prior zu Sylmoͤnken, (auch dem Probft
von Langen) mit unterfchrieben. *) Noch im Jahr 1559 :war ein
Johann Dullmann Subprior dafelbft, von dem bie ältefte befannte
Abſchrift des oftfriefifchen Landrechts herrührt. **) Hernach theilte
*) Düfr. Laudr, S. 945.
+) Düfe. Lande, Border. ©. 200,
*
— 565 —
ninga neu aufgeführt. Die Burg: iſt auch aus dem Appelkrieg
bekannt, indem auf derſelben die Emder, unter Anfuͤhrung der
Capitains Cramer und Wermelskirchen, nach ihrer Niederlage bei
Norden, ſich fluͤchteten, jedoch, von den fuͤrſtl. Truppen belagert,
am 2. Mai 1727 capituliren mußten, nachdem der Hauptmann
Cramer, fruͤhmorgens am Fenſter ſtehend, durch eine Flintenkugel
erſchoſſen war. Sein erſt 17jaͤhriger Sohn hatte ſeitdem allein
die Vertheidigungs-Anſtalten und die Capitulation betrieben und
ift derfelbe, der als holländifcher Generals Major und Gommans
dant von Goeverden 1792 flarb. In der Burgmauer ſieht man
noch Kugeln fteden, von der damaligen Belagerung herruͤhrend.
Die Ofter: und Wefterburg find noch jegt zwei ablich freie Güter
und beide immatticulirt, Die Wefterburg fam 1758 vermöge
eines. alten Fideicommiffes, an die Tochter des Barons ‚von Stars
kenborg zu Middelſteweer als legte Erbin, von welcher es bei
Water des jetzigen Beſitzers der Ofterburg,, 1765 am ſich Faufte,
feit welcher Zeit beide Güter wieder vereinigt find; der : größte
Theil der Pläge in Grimerfum gehört dazu. Im Chor der. Kir
che liegen die mehrften Glieder der hiefigen Beninga’fchen Fami⸗
fie begraben, unter denen auch Eggerit Beninga und feine Witt:
we Gela von Borfum, welche 1574 in einem Alter von 85 Jah⸗
ven flarb. Zur Gemeine gehört: die Hälfte vom Alte Deich,
67 E., aus mehrern Häufern beftehend, ber Hagenpolber,
1770 eingedeicht, zu 19614 Diemath, der Grimerfumers
oder Magptten:Polder, nahe am Dorf im Norden, 1768
eingebeicht, 113 Diemath groß, und ber Angernpolder von
1805, zu ohngefähr 100 Diem. Größe. Ein Theil von Schoon:
oort hält fich auch zur hiefigen Kirche. Vor dem Hagen» und
Srimerfumer: Polder liegt ein beträchtlicher Anwachs, ſo gegen
300 Diemath hält, und eingebeicht werben koͤnnte. ee
13) Wirdum, beinah 24 Stunde oͤſtlicher, ein großes Dorf
und Kirchfpiel, im Ganzen 613 E. befaffend, welches dem oͤſtlich⸗
ften Theil des Amts, zu 114 Stunden Länge, von Sid nad
Nord, einnimmt, und faft ganz aus Kleiz und Polderland befteht,
Daher für das befte im Amt zu rechnen ift. Das Kirchdorf liegt
f
*
/
— 54 —
an der Poſtſtraße von Emden nach Norden, 2 Stunden: von er⸗
ſterer und 24. Stunden von letzterer Stadt entfernt, und daher,
ber ſtarken Durchfahrt wegen, ein ziemlich lebhafter Ort. Bor
der Anſchlammung der Leyſandbucht lag es ganz nahe an ber
Küfte, denn das Efcherland, als erſter Anfab des. neuen Bodens,
fängt. nur einiga Schritt nördlich vom Dorf an. Damahls oder
fpäter muß. in der Nähe auch ein Siel gelegen haben. Beninz
ga *) ‚berichtet, daß,.wie Junker Balthaſar 1531 von Efens und
Aurich nach ‚Emfigerland. 3098, Graf Enno feine Leute vor dem
Wirdumer Siel liegen hatte, , Balthafar ging über das Tief,
fiel Grimerfum an, fand. aber fo. hartnaͤckigen Widerfiand von
Seiten der Eingefeflenen,, daß er nach.dreiflündigem Kampfe abs
ziehen mußte. Jener Siel war zu der Zeit. wohl Fein eigentli—
cher Siel mehr, fondern; führte nur noch den Namen Davon, den
damaligen wirklichen Siel muß man am. Ausflug. des Störtehes
ker⸗Deeps fuhen. Die Häuptlinge von Grimerfum- waren :feit
ben aͤlteſten Zeiten, ſo viel man. weiß, auch Häuptlinge von Wir:
dum ‚ und hatten eine Burg, Die nicht im Dorf ſtand, fondern
19 Minuten. wefifeits, auf einem Warf, der noch die Burgfenne
genannt wird, wo man noch. jest &Fuß unter. ber. Erde Mefte
von Grundmauern findet, . Wirdum ift.. in der ‚Kirchengefchichte
befannt durch ein dafelbft am 10. Mai 1552. gehaltenes Geſpraͤch
über ftreitige: Punkte in, der Glaubenslehre, wobei ein Formular,
dad unter bem Namen Formula VYirdumana den Predigern zur
Richtſchnur dienen. follte, entworfen wurde. Zur Kirche gehören:
Aland, :35 E., im Süden, ein ehemaliged angeſehenes und
reiches Nonnenklofter vom Pramonftratenfer: Orden, Ripa beatae
Maria. Virginis genannt, auch wohl Insula, weil «8 vor Ber:
fchlammung des daneben gefloffenen Stroms, eme Inſel war.
Seine Stiftungszeitift nicht befannt, es befand. aber bereits
4255,: wie. man aus dir, ©, 319. angezogenen Urkunde erfieht,
worin ein Fodo, Praepositus de Insula mit vorkommt. 1290
lehten darin 90 Nonnen, Es wird in dem Langener Provents
49 Chronijk &, 680,
"buch manchmal erwähnt und ſcheint mit demſelben in: näherer’ Ver⸗
bindung geftanden zu haben. Auffallend iſt es, daß dieſe beide
Klöfter in dem bei Appingen erwähnten Auszug, ald zu demſelben
gehörig angegeben werden, da folche einem ganz andern Orden
angehoͤrten. Indeß wurde das Klofter op ’t Zand bei Pingum
in Friesland auch ein Johanniter-Kloſter genannt, obgleich zum
Prämonftratenfer- Orden gehörig.’ *) Langen und Aland: flanben
anfangs unter-Aufficht des, dem heil. Johannes gewibmeten, Klo⸗
flerd zu Marne in Groningerland; bis 1374, da ſolches Wer:
zicht darauf that, wovon die Urkunde unter den Langener Dofu-
menten noch befindlich. *) Nach der Säkularifation wurde Aland
mit feinen Pändereien dem Ganzfer Fränzius zur Lehn verliehen,
da’ aber deffen Söhne Durch. Uebertritt in feindliche - Dienfte ſich
‘der Felonie fehuldig machten, zog Graf Enno III. das Gut wie:
der ein und belehnte den Canzler Dothiad Wiarda :von neuem
damit. Der unterm 10. April 1628 ausgefertigte Lehnbrief iſt
vom Grafen eigenhändig unterzeichnet, und: befindet ſich noch im
Befig des Hofraths Wiarda, nur iſt das angehaͤngte Wachsſi iegel
verlohren gegangen,‘ Nach des Canzlers Tode lößte das: geäfliche
Haus Aland von den Erben flr 7000 Gulden baates Geld
wieder ein; einer Summe, die ed bis vor einigen Jahren an jähr:
Ticher Pacht mag eingetragen haben. Jetzt iſt es in 4 Plaͤtze:
Aland, Kloſter-Aland, Meer-Aland und Weel-Aland vertheilt, wo—
von der zweite Privat-Eigenthum iſt, ‚die uͤbrigen Domäne 3fie
gehören unter die beften im Amt. Die Klofter:Kirche diente nach
ber Reformation zum Gottesdienft der: umliegenden Bemohner
und ber von Ganhufen, noch bis zu Ende des 16. Jahrhunderts
‘ober fpäter, bis dieſes Dorf fich eine eigene Kirche bauete. Bon
dem Gebäude feheint noch vor 100 Jahren etwas geflanden zu ba:
ben, indem Harfenroth anführt, daß er auf dem Kofler. Aland
se der Vorderthür einen Stein geiehen, — * —
2 u
= . Oudheden en Gestigten van " Yriesland. Ale Del, | p 5, 11. —
Staat van Vriesland. Amst. 788. 3. D. pi 203.
**) Nachr. v. d. oſtfr. Klöſtery, ne wo eine ori Der tue fi
F 3*
— 566 —
‚bilbet war, in deren Mitte der Name Maria mit Moͤnchsſchrift. )
Man ſieht jetzt nichts mehr davon; der Kirchhof wird aber noch
immerfort zum Beerdigungsplatz der Alander benutzt. Er liegt
bei dem ſuͤdweſtlichſten Platz, ſo der Krone gehoͤrt.
Zu Wirdum gehoͤrt noch die Haͤlfte von Alte Deich mit
67 €, Kiele nahe am Dorf, entfernter Soltenland und
Drenhufen, fämmtlih einzelne Pläge, ferner im Norden
Wirdumer : Neuland, ein fihöner Polder, 667% Die
math groß, wahrfcheintih 1556 eingedeicht, denn in dem Jahr
ift, nach Beninga, der neue Deih von Wirdbum nach Broofmer-
land gelegt. * Es zählt zwar nur 83 E., bildet aber eine ei-
gene Commune mit einem Bauermeifter, und trägt weder zu den
Armen: Anftalten noch fonftigen Kaften von Wirdbum etwas bei.
50 Jahr fpäter, 1604, entfland im Weften daran durch eine neue
Eindeichung Schoonoort, ein noch befferer Polder, welcher
81434 Diemath hält und herrliche Pläge befigt, mehrſt an dem
Sommer⸗Heerweg nach Norden liegend, viele mit fehönen Gärten
voll Obſt⸗ und anderer Bäume umgeben. Der größte der Pläge
dafelbft, die rothe Scheune, mit 24314 Grafen Land gehört der
Krone, fo auc einige andere, die übrige find Erbpachtguͤter, eins
ausgenommen zu 130%4 Grafen, welches Graf Enno III. 1608
dem. Canzler Wiarda ſchenkte und von Praftationen, Recognition
oder Erbpacht befreiete. Der Polder zählt 107 E., bildet eine
eigene Commune, hält fi aber größtentheils zur Wirbumer
Kirche. *) |
©) Harkenroth Oorspronkl.: S. 198.509,
*) Freſe fegt 1498 als das Jahr der Eindeihung an. Damals ließ Graf Edrard
. ‚gwar, nah Beninga (Chr. ©. 464), einen neuen Deich „gegen Wirdum und nad
| Dfteel oder Lanzenbeer“ legen; allein folher wurde noch im demfelben Jahr wies
der verrichtet; erfk im Sommer 1556 wurde „de neje dyk van Wirdum naa
Brocekemerland thom anderen maal gefchlagen, und is bestendig gebleven ,”
EGeniuga S. 839). Durch den Deich vor 1498 wurde entweder das fogenannte
olde Sand, weiches fih von Wirdum aus nordöſtlich Himzieht, gewonnen und der
jerftörte Deich bald wieder aufgeführt; oder würklich ein neuer Polder, den man,
da der Deich wegriß, wieder einige so Jahr als Heller liegen ließ. Zwiſchen
Wirdumer:Neuland und Schoonoort legt fonft Fein Polder, daher die Cindeichung
von 1556 Bioß.auf erſtern fi bejichen Tann.
”“) Er ift jetzt nad Grimerſum eingepfastt.
— 507 —
314) Borkum, eine Infel am Ausfluß der Ems in: die Nord;
fee, jest ſehr klein und 3 Meilen von der Küfte entfernt, in ber
Vorzeit dem dritten Theil Oſtfrieslands an Umfang gleichfom-
mend und nahe am feften Lande, bloß durch die Oſterems davon
getrennt. Sie war fchon ‚den Römern befannt, die fie Fabaria
(Bohneninfel) nannten, der vielen darauf wachſenden Bohnen
wegen; bei-Plinius heißt fie Burchana. Sie wurde gebilbet bucch
Zheilung der Ems, deren weflliher Arm da flog, wo fie nod
jest fließt; der. öftliche ift nicht mehr bekannt; fehr wahrfcheinlich
aber trennte:fich folcher bei der Knocke oder Betteweer vom Haupt-
anal und floß durch das jegige fefte Band. des Emder und: Greet-
mer Amts, wie oben näher dargethan; mit Gewißheit: läßt ſich
mwenigftens angeben, daß der Ausflug zwifchen Juiſt und Norder⸗
ney binging. Die Infel war daher, vor 2000 Jahren, wenn
“ man dad Borkumer Riff ald nördliche Gränze annimmt ,. von ber
Knock bis zum. weftlichen Ausflug .6 vder mehr Meilen. lang, im
Norden 5. Meilen breit und hielt wenigftend 20 O Meilen Ober⸗
fläche; ohne: Zweifel: lauter Marſchland, nur an der Norbfüfte
Sand mit Dünen, ſonſt ähnlicher Befchaffenheit wie andrer
Marſchboden, au den.beiden Emsarmen und. fonftigen Nebenflüf-
fen Klei, landwaͤrts erdartiger und Dargiger niedriger Boden mit
vielen fließenden Waffern amd Landfeen durchſchnitten. Ungewiß
iſt es, wann die Auflöfung der Infel begann. Sm. neunten
Sahrhundert muß fie noch ihren alten: Umfang größtentheils: gehabt
haben, indem Band, nahe dem: feften Lande, noch batan: hing. *)
Bielleiht griff die See nur nah und; nad) feine Fluren an. Bei
ben häufigen Ueberfrömungen bed Marfchlandes in frühern Zeiten
mochte dad Seewaffer nicht immer: hintänglich gefchwinben Abflug
ans den niedrigen Gegenden des. Innern der: Infel;finden, und
fo mehr von innen ald von außen fie angreifen, zuletzt ſich
zinen Weg mitte durch die Infel: bahnen. Es ift fehr wahr:
ſcheinlich, daß die entſetzliche Sturmfluth vom 3. Nov, 4170 dieſe
Sataftrophe bewuͤrkte. Sie verfchlang taufende Menſchen und
j ) Oarkenroth Ootapronkl. ©, 470, —
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das feſte Sand zwiſchen Friesland und Nordholland, wodurch! die
Suͤderſee, vorher bloß: ein großes Binnenmeer, entſtand. Da—
mals, oder zu einer andern Zeit, zerfiel die große Infel in vier
kleinere: Borkum, Juiſt, Band, YBuife, Band war der
ſuͤdoͤſtliche, Buiſe der oͤſtliche Theil der alten Inſel. Das Meer,
einmal Zutritt zum Innern des Landes gefunden, loͤſete ſeitdem
einen Theil nach dem andern auf. Band und Buiſe verſchwanden
zuletzt gaͤnzlich; Buiſe im 17. Jahrhundert; noch iſt vom letzten
Reſt derſelben eine etwas uͤber das Watt erhoͤhte Sandflaͤche, Tüd:
weſtlich Norderney, zu ſehen, und bie Balge zwiſchen dieſer Inſel
und Juiſt wird noch das Buiſertief genannt; von Band war bis
zur Mitte des vorigen Jahrhunderts noch etwas übrig; jetzt iſt alles
dem Boden glei, nur. der Name lebt noch in der Bantd:Balge,
Zwiſchen· Borkum und Juiſt ſtuͤrzt fich jest der Öffliche Arm der Ems
ins Meer. Beide Infeln find -fpäter auch in zwei Theile zerriſſen.
Borkum wird jest in: Oft: und, Weſtland eingetheilt,- wel:
ches durch ein, faft 24 ‚Stunde breites Watt von einander ger
trennt wirdy mit diefem hält fie im Ganzen beinab 3 Stun:
den Länge: von Suͤdſuͤdweſt nach Norbnorboft, und eine Stunde
Breite. Das, bei der. Ebbe trockne, Watt, die Ranfel genannt,
erſtreckt ſich ſuͤdoſtwaͤrts aber noch. mehrere Stunden weiter bi
zur Weſterbalge (Oftems), welche es vom Pilfumer Watt trennt.
Die Infel, von 439 Menfchen bewohnt, befteht größtentheils aus
Seefand, jeder Theil an brei Seiten mit Dünen umgeben, bloß
im Sübweften offen. Sie hat etwas: Marfchland, das ziemlich
gut, und noch der alte Boden iſtz Oſtland hat deffen am meiften,
unter. drei Erbpachtsplaͤtzen vertheilt und mehrft zu Grafe lies
gends auf Weflland ift beiden Häufern im Diten ein Strich
von 50 Grafen guten Kleilandes, das-in unzählige: Fleine. Stuͤcke
unter. ben Einwohnern vertheilt ift, und deshalb, ſo wie der man:
gelhaften. Abwäflerung wegen, bloß ald Wiefe benust wirb, . Das
übrige Land wird geweidet; man. findet da’ auch Darg unter der
Oberfläche wie auf-dem feften Lande, auch ſoll an einer Stelfe
im Untergrund Pfeifenthon, „(vermuthlic weißer Klei) ‚liegen.
Noch vor 50 Jahren mar an ber Weftfeite ebenfalls guter Kleiboden,
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jetzt mit Seeſand bedeckt. Und daß ſolches, in fruͤhern Zeiten,
ſich auch nordweſtwaͤrts betraͤchtlich weiter ausgedehnt, dafuͤr ſpricht
eine merkwürdige Entdeckung, die der daſige Prediger Nicolai
1789. machte. Nach einem heftigen Sturm entdedte er, weit:
nordweftwärt3 vom Borkumer Thurm, auf einer hoben Auſſen⸗
banf, ein ausgedehntes Feld vom beften Klei, wahrfcheinlich ein.
Warf und Dorfftätte, denn Hr. Nicolai fand dafelbft 9 Brunnen.
in ziemlicher Entfernung von einander in gerader Linie gelegen,
worunter 3 Zonnen:Brunnen, die übrigen von gefchnittenen Ra—
fen, fehr zierlich aufgefest. Am merkwuͤrdigſten war die Entde—
dung eines, nahe dabei im Welten befindlichen, großen runden
Plages, 90 Fuß im Durchſchnitt, Imeldher aus einer doppelten
Reihe fehr zierlich gefchnittener Rafen fünftlih zufammen gefügt
war. An der öfllichen Seite diefes Patzes fand ſich abermahls: _
ein Brunnen, ebenfall3 von Kleitafen aufgefegt. Sowohl außer:
. als innerhalb jenes Rafenzirkeld fanden fich viele Stüde von zer:
brochenen Urnen, eben der Art, wie fie im Drenthefchen vorkom—
men. Baumwurzeln von großer Ausdehnung zeigten fich in eis
niger Entfernung. von dem grünen Plage im Boden noch fehr
deutlich, oftfeitö nahe Dabei eine große Menge Knochen und Koͤ—
pfe von Schaafen aufeinander gehäuft. . An einem andern Drt,
ebenfalls in der. Nähe, ein Haufen altes Eifen, große Nägel oder
Rungen u; d. gl., vermuthlih Stüde eines Wraks. In geringer
Entfernung davon zeigten fich noch zwei Kleinere, vollfommen zir:
felrunde, Rafenpläße, jeder über 40 Fuß im Durchmeffer, feit:
mwärt3 von. denfelben, nad) Norden hin, ein langer zugejchlamm:
ter. Sraben, beinah 50 Fuß breit, an beiden Seiten in grader Li-
nie, mit einer doppelten Reihe, im länglichen Viereck gefchnitte:
ner Rafen aufgefeßt. Abgebrochene Baumftämme, Wafferpflan:
zen und Blätter derfelben , gleicher Art wie man fie nod) jeßt in
den Schlöten des Marfchlandes: findet, waren noch deutlich zu er:
kennen. Weiterhin ein großes umgepflügtes Feld, wovon die fehr
genau an einander fehließende Furchen. noch zu erkennen waren,
und .zwar alles in ein. Stuͤck zufammengepflügt, ohne Aecker.
Hr, Nicolai vermuthet, daß der große Rafenzirkel ein Zempel ge:
24
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weſen und bie Thiere daſelbſt geopfert worden, wobei der Brun⸗
nen dienen mochte, den Altar vom Blut zu reinigen. Ohne
Zweifel iſt dieſe Vermuthung richtig. Die Anweſenheit der
Urnenſcherben zeigt aber auch, daß es zugleich ein Begräbniß-
huͤgel war, vielleicht ein. heiliger Hain, nach den vielen im
Boden fledenden Baumminzeln zu urtheilen. Der Ort muß ein
hohes, Über 1000jaͤhriges Aiter haben, da Opferungen und Wer:
brennung der Leichen mit Einführung des Chriftentbums auf:
hörten. Das Eifen wird durch geftrandete Schiffe dahin verfchla-
gen fein, was aber der fo breite Graben bezwedte, läßt fich nicht
wohl erklären. Der Entdeder ließ zwar an verfchiedenen Stel:
ten nachgraben, ob vielleicht noch fonftige Merkwürdigkeiten fich
finden möchten, doch fand man nichts mehr, und nad Verfluß ei:
nes halben Jahres war alles wieder mit Sand uͤberſchwemmt. *)
Die jebigen Bewohner des Oſtlandes nähren ſich vom Aderbau,
die auf Weſtland von der Schiffahrt. Verſchiedene haben eigene
Schiffe, andere fahren auf holländifchen und ofifriefifhen Schif:
fen als Gapitaind, Steuerleute, Matroſen. Sie ftehen ihrer Ge:
fchidlichfeit und Treue wegen in gutem Ruf. Sonft fuhren auch
viele als Commandeurs ‘:c. auf bolländifchen Schiffen auf den
Wallfiſchfang, jest nur noch wenig. Die Handelsfperre war für
fie und die übrigen Inſulaner vorzüglih drüdend, fie famen .
dadurch fehr zurüd und konnten ſich auch hernach, bei der. fo fehr
geſunkenen Schiffahrt und Handelsverkehr, nicht wieder. erholen.
Nahrungslofigkeit und Armuth haben daher in traurigem Grade
zugenommen; wenig Bemittelte find noch da, Sie haben fich feit:
dem auch auf den Fang der Heringe an der Küfte gelegt, die fie theils
frifch verfpeifen, theild einfalzen und räuchern,. doch nur für den eig:
nen Bedarf. Kaninchen dienen ihnen gleichfalls häufig zur Speife,
vorzüglich aber Schellfifch, wonon fie einen Theil trodnen, für den
Winterbedarf. Kartoffeln werden in ben vielen Gärten häufig gebaut,
Die Bearbeitung derfelben liegt ganz den Weibern.ob, die Männer
geben ſich nicht damit: ab, wenn fie aud zu Haufe.find. Haben
fie lange genug zur See ‚gefahren und ARE Bennigen erwor⸗
„9 She u Sen, 3 FF uf. —
= ın
ben, dann begeben fie fich zur Ruhe, böchftens fchaffen fie dann
ein Spann Pferde an und werden Fuhrleute, wobei indeß wenig.
zu thun fällt, außer bei Strandungsfällen und in der Heuerndte,
Es gibt 60 bis 80 Pferde auf der Snfel, die umfonft weiden,
wogegen die Befiger den koͤnigl. Antheil der Strandgüter unent⸗
geldlich anfahren müfjen, gegen 300 Kühe und Jungvich, welche
2, — 1 Rthir. Weidegeld bezahlen, 2 — 300 Schaafe, die frei
berumgehen, doch nicht zum beften gedeihen. Die Wolle derfel-
ben wird von den Frauen im Winter verarbeitet. Die Abgaben:
der biefigen und übrigen Infulaner find gering und beftanden
fonft, außer dem Weidegeld des Rindviehs, bloß in einigen Na:
turalienlieferungen an Schille, Gänfen, Fiſchen zc., fo hernach zu
Gelde angefegt worden; jest müflen fie auch die Perfonen- und.
andere Steuern bezahlen, wie auf dem feften Lande. — Des
Feuerthurms auf Borkum, ift ſchon bei der Befchreibung von
Emden erwähnt.
Die: Herrlihfeit Jennelt
wird rundum vom Greetmer Amt eingefchloffen und zwar von
den Sommunen Bisquard und Eilfum im Norden, Uttum und
Dewfum im Süden. Sie ift die kleinſte von allen, nur 4a
Meile Oberfläche haltend, mit 215 Einwohner. Die Gefchichte
ihrer alten Häuptlinge ift dunkel. Grimerfums Häuptlinge fol-
len auch Sennelt befeffen haben; fie nannten ſich nicht nur mit
davon, fondern auch als Imel Alena durch feine Heurath mit
der legten Erbtochter von Grimerfum Häuptling dafelbft wurde,
erfannten- die Iennelter ſowohl als die Eingefeffnen von Gri—
merfum und Wirdbum, ihn ald ihren Häuptling an, zufolge der
burh Beninga *) mitgetheilten Urkunde yon 1426. Demohnges
- achtet führt Beninga weiter an **), daß ſich der alte Sinelt von
Sennelt 1466 mit Bauwe, Zochter Liaume’5 von Neermoor und
®) Ehronyk p. 231. _
20) r- 364.
24 *
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Tiader von Visquard verheurathete. *) Nach andern Nachrichten
follen die Häuptlinge von Lütetsburg, nebft Pewfum, auch Jen⸗
nelt befeffen haben. Luͤtet Manninga’d Enkel, Didele, wird als
Häuptling beider Herrlichkeiten genannt; gewiß ift es, daß Gela,
Tochter feines Bruders Lütet, die mit Onno von Ewſum, einem
Edelmann aus Groningerland, fich vermählte, Iennelt befaß, To
wie ihr Sohn und ihr Enkel Ulrich. Diefer verkaufte die Herr⸗
lichkeit an den Freiheren Wilhelm von In: und Kniphaufen » Lür-
tetöburg, bei deffen Nachkommen fie bisjegt verblieben. Von
den Söhnen Dodo’s, Wilhelms Urenkel, befam der zweite, Fridrich
Ernft, Preuſſiſcher Staat - Minifter, die Herrlichkeit, nah ihm
fein Sohn und demnädft, in Ermangelung männlicher Erben,
beffen Tochter, Gemahlin des verftorbenen Minifters Grafen von
Herzberg, nad) deren Tode folche auf den Sohn ihrer Schweiter,
den Grafen von Keith zu Berlin verflammte, welcher zu Ende des
vorigen Jahres ftarb und die Herrlichkeit dem jetzigen Iandfihaftl.
Adminiftrator Freiherrn von Kniphaufen = Leer vermachte, Gie
hat die Matrikel, auch Patrimonialgericht, welches zu Lütetöburg
refidirt, Dad Dorf liegt in der norbweftlichen Ede der Herr:
fhaft. Bon der Burg, die im Dorfe fland, ift nicht mehr.
zu ſehen; die Stelle in, einen Garten umgefcaffen. In. der
Kirche war vorher dad Erbbegräbniß der Lütetöburgfchen Familie;
noch find in einem gewölbten Keller 6 große und 4 — 5 kleinere
Särge vorhanden, worunter befonders die des großen Feldmar—
ſchalls Dodo von Kniphaufen und bes Hofrichters und ſtaͤn di⸗
ſchen Präfidenten Garl Sridrich von Kniphaufen, der 1669 ſtarb,
bemerkenswerth, beide von maſſivem Kupfer, worauf die vergol⸗
deten Namen und JInſchriften noch wie neu erſcheinen.
*) Nach Wiarda's Stammtafel der Häuptlinge von Groothuſen, war Thaida in er⸗
ſter Ehe mit Javo von Neermoor — wahrſcheinlich die ſelben Eheleute fo-
Beninga anführt. >. re
i — EEE — —
u
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Stadt und. Amt Norden
Stadt,
Dr Städt Norden liegt unter 240 59° 11” ber einge, 530
35° 47° Breite, *) an einem, zum Leyſand führenden Tief, am
füdlichen Abhang einer hohen Sandgafte von großem: Umfang,
die, ringsum von Marfchland umgeben, bloß durc einen ſchma—
len Streifen Sandes mit dem füdoftfeit3 liegenden hohen Sand:
grunde in Verbindung ſteht. Sie ift die aͤlteſte Stadt in Oſt—
friesland, und: kommt in den alten Schriften unter den Namen
Nordwide oder Nordwyk, auh Nord duin vor, hernach
wurde fie Norde, Norda genannt, daher Harkenroth den Na—
men von ihrer: Lage am Waffer im Norden (Nord — a) here
leitet, andere, wie er angibt, fchreiben ſolchen der nördlichen
Lage auf einer Düne oder Anhöhe zu, vielleicht mit mehrerm
Recht, da der jehige Name erft fpäter aufgefommen ift. Nord⸗
wyk kann aud ein Dorf oder Ort im Norden bedeuten, Sehr
früh wurde der Ort berühmt durch die bei demfelben 880 vorge-
fallene große Schlacht zwifchen den Friefen und Normnnen,
worin die legteren gänzlich gefchlagen wurden und über 10,000
Mann follen verlohren haben, ungerechnet bie auf der Flucht. in
den Gewäfjern umgelommene. Zweihundert Jahre fpäter waren
feine Gefilde von neuem Zeuge des hohen Muth der alten Frie-
fen. ° Heinrich der Die, Herzog von Sachfen, war mit großer
Heeresmacht in Friesland eingefallen, deffen freie Einwohner zu
bezwingen; allein die Friefen-.überfielen ihn. bei Norden und er
verlohr Schlacht und Leben. Norden fol damahls ſchon eine an-
feynlihe und reihe Stadt gemefen fein, - 1264. werden indeß
zuerft ihre. drei Conſuln oder Bürgermeifter nahınhaft gemacht,
Hicco Jözinga war. einer derfelben. . Sie hatte damahls auch eine
Münze. 1277 wurden nebenbei einige der angefehenften Einwoh—
ner als Friedensmänner angefest, um Ruhe und Drönung zu er
\
7) Nemlich die Spige der Kirche,
— Z7u —
halten; und da ſolches noch nicht half, 1285 ein Kaſtell oder
Burg erbauet, zu mehrerer Sicherheit gegen innerliche Unruhen.
1296 ſteckte ein Gewitter die Stadt in Brand, und ein großer
Theil davon ging in Flammen auf. Um die Mitte des 14. Jahr⸗
hunderts, oder noch früher, erhoben fich auch bier Häuptlinge.
Ein folder muß Hylo Attena gewefen fein, ber in Norderland
wohnte, 1358 die Dominikaner» Kirche zu Norden einnahm, die
Conſuln und Friedensrichter abfegte. Lebtere wurden nicht wieder
eingeführt. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fcheint ein Enno
Häuptling von Norden gewefen zu fein, er befaß wenigſtens eine
Burg dafelbft, die alte Burg genannt, welche wahrfcheinlich die,
von den Nordern gebaute war, und begünftigte die Victualienbruͤ⸗
der, die zu Norden, wie in Emden und andern Dertern, einen
Schlupfwinkel und Haupt-Niederlage ihrer Waaren hatten. Keno
ten Broek nahm folches zum Vorwand, den alten Enno, mit
Hülfe der Hamburger zu befehben. und feine Burg zu zerftören.
Sie fol an der Weftfeite der Stadt geftanden haben; ein Schloot
heißt dafelbft noch der Burggraben ; hernach hörte man von Enno
ober feinen Nachfolgern nicht3 weiter. Wielleicht war er aus dem
Sefchlecht der Cirkſena's, welche aus Norden flammten und be:
felbft fehr angefehen waren, nad Loringa. Die angefehenften der
Norder Häuptlinge aber waren die, Idzinga's, eine fehr reiche Fa:
milie, welche ſeit ben älteften Zeiten immer das Gonfulat mitbe:
Fleidet. Eberhard Idzinga ift der erfte aus biefer Familie, der fich
Häuptling von Norden und Norderland nannte, fein Water war
Doppo Idzinga, Buͤrgermeiſter daſelbſt; er wurde 1373 auf An:
fiften der Bremer ermordet. Luert, fein Sohn, hinterließ zwei
Kinder, Eberhard und Abba, letztere war mit Keno ten Broek
dem jüngern vermählt; erflerer blieb 1414 bei einem Angriff
auf Farmſum. Seine einzige Tochter und Erbin, Hima, ver
mählte fich mit Udo Fodena. Diefer,’ des großen Fodo Sohn,
blieb felbft nach deffen Flucht aus Oſtfriesland im Beſitz feiner
Güter, nad ber Ermordung feines Bruders Ufo rüftete er ſich
mit feinem Schwager Siebet Papinga und Ihno Kanfena gegen
bie Verbündete; Fam aber in der Schlacht bei Bargerbur am 25.
— 575 —
Juli 1433 ums Leben, Seine Wittwe blieb im Beſitz ihrer bei⸗
ben Burgen, wovon bie eine zu. Norden fol geflanden haben,
die andere zu Lintel; erſt im folgenden Jahr zogen die Verbuͤn—
beten Davor, verglichen ſich jedoch mit ihr dahin, dag Edzard von
Greetfiel Häuptling von Norderland wurde, und nah Hyma's
ode 1439, deren fämmtliche Güter befam, indem fie ohne Erz
ben verftarb, die lebte des Idzinga'ſchen Gefchlechts. Nach Edzards
Tode fam fein Bruder Ulrich im Beſitz, demnäcft deffen Nach:
fommen. Tanno Kankena befaß auch eine Burg dafelbft, entwes
der die Idzingaburg durch Erbfchaft von Hyma erhalten, oder eine
andere; er war gezwungen, um aus dem Sefängniß zu Hamburg
fih zu. erlöfen, folhe mit allen Sexechtigkeiten 1442 an ad
Girkfena zu uͤberlaſſen.
‚Während ben inländifchen Fehden wurde Die Stadt 1430 von
den Bronfmern, mit Hülfe der Bremer und Oldenburger, anges
griffen und ausgeplündert, die beide Burgen fruchtlos beſtuͤrmt,
bad Klofter erobert und verbrannt. 41508. ging ein Xheil ber
Stadt in Rauch auf. In der fächlifchen Fehde litt fie fehr, fo
wie.in der Geldrifhen, dur Balthafar von Efend. Die 160%
ausgefchriebene Schornfleinfhagung erregte große Unruhen, fo
wie die veranftaltete Yuldigung Enno’ III., woflr bie Stadt
fihwer buͤßen mußte, Sie verlohr alle ihre Privilegien, mußte
33,000 Rthlr. Strafe erlegen, eine Zeitlang 800 oder 1400 Kriegse
knechte, zuͤgelloſer Aufführung, unterhalten, und das Glodenge-
laut wurbe ihr verboten. Doc wurden fie einige Zeit darauf
wieder zu Gnaben angenommen und bie Geldbuße ihr erlaffen,
Im Appelkrieg wurde die Stabt von den Emder- und. Ständi-
fen Zruppen 1726 befest, welche vor derfelben mehrere Schan⸗
zen aufwarfen. Im folgenden Jahr, nach dem Gefecht bei Hage,
mußten fie die Stadt werlaffen, kamen zwar am 22. April. wie
der und drängten die fürftlichen Truppen zurüd, wie aber am fol-
genden Tage die Emder unter Anführung des Gapitains Anöree
die Schanze beflürmten, und diefer gleich anfangs blieb, zogen fie
fih zurüd und die fürfilichen behielten dad Feld. Sm 17. Jahr⸗
hundert wurden zu Norden mehrmahls die Landtage gehalten.
— 6 —
Auch war ſie Reſidenz des Grafen Friedrich Ulrich, der daſelbſt am
1. Jan. 1668 gebohren war, und 13. Maͤrz 1710 ſtarb, ein wuͤr⸗
diger Nachkomme Edzards; ausgezeichnet als Krieger, der vorzuͤg⸗
lich in der Schlacht bei, Neerwinden (29. Juni 1693) großen
Ruhm erwarb, dem König Wilhelm von England Freiheit und
Leben rettete; er fland in holländifchen Dienſten ald Generallieu-
tenant der Gavallerie und machte als folcher den fpanifchen ‚Erb:
folge- Krieg mit, Von feiner Mutter befaß er die Graffchaften
Grihingen und Püttingen, und hinterließ nur eine einzige Zoch:
ter, Die mit dem Strafen von Wied-Runkel vermählt war.
Es hat die größte Wahrfcheinlichkeit, daß Norden in den frü—
heften Zeiten feine See- fondern Landfladt war, und erft auf
4 — 11% Stunde Entfernung das Tief durch einen Giel in Die
Ley oder den Öftlihen Arm der Ems, mündete, Dies geht dar:
aus hervor, weil der Marſchboden da, wo die fandige Anhöhe en—
digt, fowohl im Weften, ald im- Often glei hinter den. jegigen
Siel, aus leichterm mebrentheild niedrigem Lande befteht, da fonft
faſt überall’ an den Ufern der natürlichen Binnengewäffer auf ?7
bi$ 1 Stunde von ihrer Ausmündung, landwaͤrts, ein Streifen
fchweren Klei's liegt, fo wie an der Küfte und der Ems. Wa:
ren die Seefluthen immer bis Norden: gegangen, fo läßt fich Fein
vernünftiger Grund denken, weshalb das Binnentief nicht auch
auf mwenigftend 4, Stunde an beiden Seiten Kleiboden hätte.
Dann fteht die Kirche: gegen 10 Minuten oder %; Stunde vom
Tief entfernt, das würde nicht fein, wäre Norden in alten Zeiten
fchon eine Seeſtadt gewefen; ‚man hätte fich alddann am Hafen
angebaut und zwar an beiden Seiten des Tiefs und rundum den
Hafen als der zur Handlung bequemften Gegend, nicht aber in
fo großer Entfernung davon bei der Kirche und im Weften
derſelben. Wahrfcheinlih, daß erft Durchudie ſchwere Fluth vom
Hten October 1373 Norden eine Serftadt wurde und einen Hafen
befam. Diefe furchtbare Fluth verfchlang. dad Dorf Wefteel und
alles Land zwifchen DOfteel und Norden meftfeitd des jegigen Poſt—
weges; und auch das im Suͤdweſten der Stadt, wo jebt das
Schöne Neuland und andere Polder liegen, wird damahls wohl
u —
untergegangen fein. Norden Fam alfo unmittelbar am -Leyfand
zu liegen, ein Siel wurde gebaut und nach und nad) dehnte ‚bie
Stadt bis dahin fih aus. In den erflen Zeiten wird der Hafen
fehr gut und tief gewefen fein, allein die feit 3 oder 400 Jahren -
angefangene Anfchlammung und dadurch bewürfte Eindeichungen
haben die Stadt fat wieder in bie alte Lage verſetzt. Der ei⸗
gentliche Buſen des Leyſands iſt jetzt eine ſtarke Stunde vom
Siel entfernt, und auf mehr denn eine halbe Stunde iſt das
Fahrwaſſer an beiden Seiten. vom hohen Ufer und Deichen ein—
gezwängt, geht überdem in vielen Berta, vi unp, ift bloß fuͤr
mittelmäßige Schiffe geeignet; von da an erft breitet %5 ſich all-
mählig aus, ſo daß auf einer Stunde von der Stabt 28 ſchon
beträchtlich breit und tief ift, und da zur Rhede dient,. welche fehr
ficher ift und Schiffe von 100 und. mehr Laſt trägt, Das Tief
ift zugleich der Verſchlammung ſtark ausgefest, welches befonders
in den le&ten beiden Jahrzehnten fehr: zugenommen, zumahl da
ber Zufluß des Binnenwaflerd nur gering ift.: Man: hat zwar
ſchon oft auf Anwendung des Uebeld gedacht, boch bis jest noch
nichts ausgeführt. Ein Vorſchlag, den Eiel zu dämpfen, und
ein ganz neues Zief norbweftwärts, bis zur Gegend des Krughau:
ſes zu führen, verdiente vielleicht Beachtung. Der Weg zur See
würde dadurch um einige Meilen abgekürzt, und wenn bad Tief
mit Deichen eingefaßt wäre, behielt Norden einen Hafen. Pie
Verlegung des Fahrwaſſers möchte zugleich ——— bap die Ley:
bucht gefchwinder zufchlammte.
Norden theilt dad gewöhnliche Schickfal nicht vorzüglich gli
flig gelegener alter Städte. Vorhin angefehen und reich, iſt fie
jest in Verfall, und zwar ohne Ausficht fi) wieder empor zu ar-
beiten, es fei denn durch Anlegung bedeutender Fabriten. Der
Handel iſt zwar nicht unbedeutend, aber Doch" weit geringer, als
nach dem Umfang der Stadt fi vermuthen liege. Die Haupt:
urfache liegt in ihrer Lage. Keine Ganäle ſetzen fie mit irgend
"einem inländifhen Ort in Verbindung, fie hat daher feinen Ab:
faß auswärfiger Waaren, ald in der Stadt felbft, und dem Amt,
- gebßtentheil3 auch dem Berumer Amt; nach Dornum, dem Eſe—
—— — —
ner Amt und Aurich geht nur wenig. Die Produkte des Nor⸗
der und Berumer Amts führt fie aus, welche, da dieſe Gegenden
ſich ſtark auf den Aderbau legen, bedeutend find, und hauptfäach-
lich aus Rapfamen und Weigen beftehen, Hafer, Bohnen, Roden,
in geringerer Quantitaͤt, Butter ebenfalld in fehr ‚geringer Menge,
‚Honig. und Wachs verhältnigmäßig mehr, ba die Kleinen Leute
viele Bienen halten. Der: Verkehr befchränft fich wie bei Emden
und Leer, auf die naͤchſten Häfen, nach England. ging fonft auch
‚manche Ladung Korn, vorzliglich Weigen. -1821 liefen 84 See:
fchiffe ein, 62 gingen: aus, dagegen 1817.85 :anfamen, 81 ab⸗
gingen. Eine Afjecsranz - Compagnie. iſt vorhanden und. fehr fo;
lde. Die Schiffahrt wird nicht ſtark betrieben. . 1804 wohnten
47 Schiffer. da, die mit eignen Schiffen fuhren, , Größerer- See;
ſchiffe gab ed vorhin ‚eine ziemliche ‚Anzahl, doch. find viele davon
4806 genömmen,. und bie Handelsverhaͤltniſſe feit. 1813. veizten
wicht zum Anbau oder Ankauf neuer Schiffe. an,
— verdankte in: fruͤhern Jahrhunderten vorzůglich Febri
ken ſein Aufkommen; auch jetzt noch beſteht ein betraͤchtlicher
Theil ſeiner Bewohner davon. Sehr bluͤhend waren die Bier—
brauereien; dad Norder Bier. war das beſte im, Lande und wurde
weit und breit verfandt, auch auswärts... Seit. dem 17. Jahr:
hundert, wie der Thee und Kaffee befannt wurden , geriethen fie
in Verfall, die. Zahl. der Brauereien nahm nach und nach ab,
4804 waren nur noch 12 in Wefen, gegenwärtig nur halb fo
viel. Das Bier ift auch nicht mehr fo gut wie zuvor, zeichnet
fi aber noch immer vor dem in. andern ‚Gegenden der Provinz
durch Stärke und Dauerhaftigkeit aus. ‚Die -Brauer bereiten
nebenbei viel Malz zum Berfauf. Stärker wird. das Brannt:
weinbrennen betrieben... 1804, waren 19 folcher. Fabriken vorhan-
den, 1818 auf 27 Yefliegen,. morunter.mehrere anfehnliche, die. 20
bis 24 Stüd Rindvieh mäfteten; allein feit Einführung ber neuen
Steuern ftchen auch davon, wie anderwärts-, viele ftil, Außer:
dem gab ed 1818. 6 Tabafsfabrifen, worunter eine große, die 40
Menfchen befchäftigt, eine anfehnliche Seifenfiederei, eine Stärke:
fabrit, 3 Zaufchlägereien, 5 Zwitnfabrifen, 3 Strumpfwürfereien,
— 579 m
6 Kalkbrennereien, eine Del: und eine Sägemühle, 2 Schiffszim⸗
mereien ꝛc. Bon Bier, Branntwein, Malz, Tabak, Seife, ıc.
wird vieles auch außer der Stadt bebitirt, befonderd nach Harlin;
gerland, Aurich, felbft Emden ; Del geht auch auswärts. Die 6
Pelde- und Mahlmühlen, wovon bie Hälfte zum Amt gehört, vers
fenden auch ziemliche Quantitäten Weigenmehl im Lande; «8 it
vorzüglich guter Qualität.
An Handwerkern ift Ueberflug. Sie arbeiten nicht bloß für
ben Städter, fondern auch für den Landmann, indem auf dem
Lande faum ein Handwerker zu finden ifl. Es gab hier (im Jahr
1804) 61 Schufter, 52 Schneider, 66 Zimmerleute, 52 Leinen⸗
und Wollenweber; ferner 11 Goldfchmiede, 4 Kupfer» 1 Kleins
20 Srob:Schmiede, 3 Wagner, 3 Sattler, 5 Uhrmacher u. ſ. w.
Auch find da 3 Apotheker, 1 Buchdruder, 3 Buchbinder ꝛc. Sehr
groß ift die Zahl der Taglöhner; nur wenige arbeiten in. der
Stadt, die mehrften im Sommer auf dem Rande, wo immer hber:
flüffige Arbeit für fie ift, im Winter aber fehlt es daran, wes⸗
halb viele zu der Beit feinen Verdienft haben,
Zährlich werden 5 Krammärkte gehalten, die von den Land⸗
leuten fleißig befucht werden, 2 Pferdemärkte, worauf viele
und fchöne Pferde fommen, 4 magere Biehmärfte in den 'vier
erften Wochen des Mai, und 6 fette Viehmaͤrkte im October und
November. Außerdem ift alle Montag Wochenmarft, wo außer
allerhand Gartenfrüchten zc., Torf, öfters auch Rindvieh und
Schaafe gebracht werden, auch wohl Korn, doch wird letzteres
mehrentheils wie in den Seeftädten auf Proben nach dem Gewicht
verfauft. Im Sommer, während ber Erndtezeit, wird auch eine
Art Menfchenmarkt gehalten. Warföleute von einländifchen
| Sandgegenden, noch mehr aus dem Dldenburgfchen und Muͤn⸗
fterfchen, ftellen fi da Sonntage Morgens, mit Sichel und
Haarzeug verfehen, auf dem Markt ein, und verdingen fi an die
alsdann erfcheinende Kandwirthe gegen ein beſtimmtes Lohn nebft
Koft, gewöhnlich für eine Woche, Eine für beide Theile fehr be-
queme Einrichtung. |
Norden, der Größe nach, die dritte Stadt in Oſtfriesland, hat
9
8
—_— ——
feinen Magiftrat und eignes Stabtgericht, deren Wiedereinfegung
durch das Drganifationsdekret vom 24. Juni 1817 zwar verorb:
net, aber erft 1820 würflich vollführt iſt. Es beſteht folches aus
einem Juſtiz- und einem vwerwaltenden Bürgermeifter, einem
Stabtrichter , und zwei Senatoren, fo aus dem Kaufmannsſtande
find, nebft einem Sekretar, der. bis jest bie —— des Came⸗
rarius zugleich mit wahrnimmt.
Die Bevoͤlkerung hat feit den letzten 20 Jahren betraͤchtlich zu—
genommen. 1811 zählte man 4760 Einwohner, jetzt aber 5369;
An Wohngebäuden follen nad) Janßen 847 vorhanden fein, nach
Ubbelohde. 859. Nach dem Brandcataftrum waren 1815 nur S14
vorhanden. Die Stadt ift ganz offen, auch zeigt fich feine Spur,
noch findet; man Nachrichten, daß fie jemahls mit Wall und Gra:
ben umringt gewefen. Der Bauart nad), möchte man faum glau:
ben , daß es eine fo alte Stadt wäre, indem die Straßen faft
ſaͤmmtlich fehr regelmäßig, mehrft in grader Linie gehen, und viel
breiter. find, wie gewöhnlich in alten Städten. Die. Hauptfiraße,
der neue Weg genannt, durchfchneidet in fihnurgerader Richtung
den größten Theil: der Stadt, und fält in die Oſterſtraße, welche
zum Marktplag führt. Beide fihd fehr breit. An ihr fichen
manche fchöne anfehnliche Häufer, theild in den drei lebten Jahr—
gehnten: neu aufgeführt, den Markt dagegen zieren viele alte Häu-
fer ftattlichen Anfehns, die an alte beffere Zeiten erinnern, unter
welchen vorzüglih das des Freiheren von Lütetsburg = Leer
durch feine anfehnliche Größe, auffaͤllt. Sonft gibt es durchgän-
gig nur Eleine einſtoͤckige Wohnhäufer, die vorzüglich nad) der
weftlihen Seite hin fehr unanſehnlich find, fo wie die Stadt
- an ber Seite ein wenig einladendes Anfehen hat, beffer von der
Suͤd⸗ und Nordſeite. Der Marktplatz gehört unter die größten
und fchönften ; mehrere Reihen herrlicher Bäume, hohen Alters, be:
fchatten ihn und gewähren mitten in der Stadt einen freundlichen
ländlichen Spaßiergang.
An öffentlichen Gebäuden find bloß das —— das Amt⸗
haus und die Kirchen erwaͤhnungswerth. Das Rathhaus ſteht
am Markt, beim Eingang der Weſterſtraße, ein altes unanſehn⸗
—
Rue 381 —
—— [|—
liches Gebäude, mit einem Beinen Thurm vor dem Eingang, im
Ganzen fehr einem Kloftergebäude ähnelnd, aud ber Gang ges
wölbt. Beſſer nimmt fich das, 35 Schritt lange, Amthaus
aus, ebenfalls am Markt, im Norden, gewöhnlich Fraͤuleins⸗ oder
Fraͤuchenshoff genannt. und vermuthlich aus. ben Truͤmmern des
Dominitaner:Klofters hervorgegangen. Gräfin Theda, Edzard I.
Tochter, wohnte 1563 dafelbft, woher es den Namen fol befoms
men haben, nach Bertram von der Prinzeffin Catharina, Wittwe
Edzards II., die mit ihren Töchtern ebenfalls eine Zeitlang da—
felbft ſich aufhielt.
Bon den beiden Kirchen ſteht nur die eine, der Iutherifhen
Gemeine gehörig, in der Stadt, zugleich für dad ganze alte.
Amt dienend, Sie wird die Lüdgeri- Kirche genannt, und
beftcht aus zwei hoͤchſt ungleihen Xheilen. Die öftlihe Seite
oder das Chor ift ohnſtreitig, dem Aeußern nach, die fchönfte und
höchite der alten Kirchen in Oftfriesland, Es hat die Form eines
Kreuzes und hält mit demfelben 50 Schritt Länge, dad. Kreuz
allein 12 Schritt. An der füblichen Mauer find einige Nifchen
angebracht, worin Figuren von Sandſtein befiftigt, Der wefls
liche Theil, am Kreuz ſich anfchließend, ift dayegen ein altes,
unanfehnliches, niedriges. Gebäude, im ſchreiendſten Contraft mit
dem übrigen ftehend; er halt-40 Schritt Lange, 13. Schritt Breite,
ift mit Ziegeln gededt und fehr Heinen Fenftern verfehen. Das
Ganze hat alſo die anfehnliche Länge von 40 Schritt oder 270
Fuß. *) Es muß eine fehr alte Kirche fein, da fie 1445 ganz
verfallen war, weshalb Ulrich Eirffena fie mit Hüife der Gemeine
wieder herftellen. ließ, und das fhöne Chor daran erbaute, Es
ift Schade dag man den Namen des Baumeifterd nicht aufges
zeichnet. Hätte ber bauluftige Graf. Ulrich ihm die Aufficht bei
feinen übrigen Bau-Unternehmungen aufgetragen, fo würben wir.
im Auricher Schloß ein ganz anderes Gebäude bejigen. Der
Kirchhof, anfehnlichen Umfangs, ift mit einer Mauer umgeben;
jenfeits deffen, im Süden, ber Thurm flieht, der zwar. did, aber
Doch nur nach öberflächlicher Meffung.
— 382 —
ſehr niedrig if. Rundum das Ganze geht. noch ein großer, mit |
Bäumen bepflanzter Hoff, der oben erwähnte Marktplatz.
Die Reformirten, beren Zahl nur ohngefähr 150 ift, befa- |
men erft 1676 Erlaubnig zur freien Religionsübung; bis dahin |
hatten fie nach der Gapelle auf dem Lütetöburger Schloffe gehen |
müffen, Sie baueten daher 1680 zu Bargerbur, in der Herrlich: |
keit Lütetöburg, nahe an ber Stadt, eine Kirche, die aber noch
vor ihrer Vollendung, vom Norber Pöbel zerfiört wurde; er |
vier Jahr fpäter brachten fie den Bau zu Stande Es iſt ein |
Feines gutes Gebäude, 44 Stunde von ber Stabt entfernt, wo:
bin ein bequemes Steinpfad führt. Die Catholiken, welde
1717 Erlaubniß erhielten, ihren Gottesdienft in der Stille auszu—
üben, 1779 aber größere Freiheit, erbaueten im Jahr darauf eine
Kiche. Die Mennoniten befigen eine große und fchöne Kirche |
mit einem Thuͤrmchen darlıber, an der Sübfeite des Marfts und |
eine Zierde deffelben. Auch eine Herrnhuther- oder Brüs: |
bersGemeine ift da, die einzige in Oftfrieöland, fo wie eine
ifraelitifhe. Die lateinifhe Schule ift 1567 durch die
gräflichen Gebrüder Edzard und Johann gefliftet, und fand wäh:
rend den erften Jahren, da Ubbo Emmius ihr vorfland, in gro:
Gem Ruf; auch noch eine Zeitlang nachher, Ein Rektor und ein
Conrektor find ihr vorgefegt. 1612 thaten die Stände den Vor:
Schlag, fie in ein Gymnafium zu verwandeln, welches jedoch
unterblieb. Die Unterpaltungsfoften find aus den. Einkünften
der Kloftergüter genommen.
- Dem Armenwefen fteht eine Commiffion vor, bie aus 8 Bir:
gem und 8 aus bem Bauernftande, dem erſten Prediger und
Superintendenten, nebft dem einen Bürgermeifter und dem Amt:
mann zufammengefegt if. Sie führt zugleich. die Ober-Direftion
über das Gaſt⸗ oder Waifenhaus, welches im ehemaligen Klofter
Marienthal eingerichtet ift, doch nur für die Armen ber Lutheris
fchen Gemeine‘, fowohl der. Stadt ald des alten Amts. Es ent:
hält 150 — 160 alte. Leute und Kinder, Die Einrichtung ift wie
in Emden und Aurich. Zür angemeffene Befchäftigung koͤnnte
beffer geforgt werden. Bier Armen-Vorſteher, unter denen ber
— 5385 —
Gaſtvater und die Gaſtmutter ſtehen, haben. bie ſpecielle Aufficht
daruͤber, und uͤber die ſonſtige Armen. Die Anſtalt beſitzt gegen
160 Diemathen Landes, die fie zum Theil ſelbſt benugt!, und
dazu ein eigenes Oekonomie-Gebaͤude hält; die ‚übrigen Eins
‚Fünfte find mehrft unbeflimmter Art. Die fogenannte hausfi-,
gende Armen werben durch wöchentliche Austheilung: von Geld,
Lebensmittel und Zorf unterfiigt, mehrere berfelben auch täglich.
im Gafthaufe gefpeifet. Die Reformirten fo wie die andere Ges
meinden unterhalten ihre Armen aus Privatmitieln.
Norden war vor Alters berühmt durch feine Kirchen und Klöfter:
Nur eine der erftern, bie Lüdgeri- Kirche, ift noch ganz vorhan⸗
: den. ‚Bon den beiden Klöftern ſtand das eine in der Stabt und
ı war von Dominikaner- oder Prediger: Mönchen bewohnt,
: hieß auch das Bruder: Klofter. 1264 fchenkte, nach Beninga
’ und Emmius, die Stadt dem Orden ein Haus, welches zur Münze
‚ gedient, nebft einem Stud Grund, auf welchem die Kirche aufs
: geführt wurde, fo ebenfalls die Bruderfirche hieß. Nach der Wie:
rumer Chronik foll das Klofter erfi 1268 durch einen aus Frank:
reich abgıfandten Kreuzprediger, Derard oder Gerard, geftiftet fein,
deſſen Eifer hauptfächlich den legten Kreuzzug veranlaßte, welchen.
die Friefen 1269 unternahmen. Nicht unberühmt war biefes Klo—
„fer. Fünfmal im Jahr kamen dahin Drdensbrüder aus allen
4 Gegenden, zur. Beimohnung ber feierlichen Proceſſionen. Hylo
a Attena eroberte und befefligte es 1318; noch in Remfelben Jahr
zertrümmerte ein Erbbeben oder Orkan die Kirche. 1430 erober⸗
jn ten die Broofmer das Klofter, plünderten es aus und- fledten es
„gan. Hinrich Reſius, einer der Mönche und gelehrter Mann,
4, überzeugte fich von der Wahrheit der Lehre Luthers, vertheidigte
is auf Neujahr 1527 in der Kirche, vor einer großen Verſammlung,
ie 22 Säge fiegreich gegen den Abt von Marienthal, und wurde
zu darauf evangelifcher Prediger. Er. war mit feinem Collegen Ste:
m phanus Hauptbeförderer der Reformation in Norden. 1529 vers
„ii ließ der Prior das Klofter, mehrere ber Mönche folgten; die uͤbri⸗
zun gen kaufte Graf Enno II. ab, und ließ‘ das Gebäude zur Wob:
y nung für fih und feinen Hofftaat einrichten, hielt ſi ch auch oft
— 3834 —
daſelbſt auf, Balthaſar richtete große Zerſtoͤrungen darin an; 1358
wurde. es, nebfi der Kirche, abgebrochen, :und die Steine zum
Bau des Zwingers. in Aurich verwandt. , Waprfcheinlich ift das
jegige Amthaus auf deffen. Stelle gebaut, denn. im Garten deſſel⸗
ben hat man große Grundmauern gefunden ;: vorkhandert Jahren
wurden, wie Ihering in feinen Kirchen » Golleftaneen (Mſpt.) be-
richtet, vom Froichenhofe nad Marienthal und der -Iateinifchen
Schule, -gemäuerte Gänge unter. der Erde entdedt; auch ſoll man
vor einigen 30 Jahren bei der Ausbefferung des Amtshaufes, in
einem darunter entdeckten Kellergewölbe, - einiges Menfchengebein
auf verfaultem Stroh: gefunden: haben, deren Knochen eine un—
gemeine Größe hatten; wie: der, damahls noch lebende Prediger
Wolken als Augenzeuge retaugte. ‚Einige > es jollen Ketten:
Dabei geweſen ‘fein. *)
Das Kloſter Marienthal (Vallis Marie) fand. nahe bei:
der. Stadt: im Norden, und foll nach Beninga.fchon 793 durch:
einen Geoninger. Hatebrandus geſtiftet fein, ‘der auch Thedinga
und’ das Oldekloſter bei Appingadam errichtete, ‚nach andern erſt
4263 oder. gar.1268.**) Beninga's Angabe läßt ſich um fo weni:
ger beiftimmen, weil Hatebrandus-bie Abtei Feldwirth (Alte Klofter)
bei Appingadam erft 1183 fliftete, *®) und derfelbe fein fol, ber
noch zwei andere Kloͤſter gründete, jedoch nicht in Oſtfriesland,
‚ fondern - zu Meerhufum und. Germerewald +) in. Groningen.
Demohngeachtet ift ed garinicht unwahrſcheinlich, daß ſchon frühe
auch in unſerer Provinz Kloͤſter geſtiftet worden, obwohl wir bloß
von dem zu Reepsholt allein Kunde erlangt. Nah Adam von
Bremen befanden ſich im zwölften Jahrhundert in den, unter der
Bremer Dideefe ftehenden, oflfriefifchen Gauen, ſchon ohngefaͤhr
50 Kirchen, daher man wohl annehmen kann, daß zu der Zeit
auch ſchon eine ziemliche Anzahl Klöfter da geweſen.
: Marienthal, _. Olde Ds Kloſter — mag erg —
*) Nacht. v. d. oſtfr. Klöſtern. Mſpt. F —
1) Beninga Chronik. ©. ız3. Noete.
> ”) Oudh. en Gest. van Groningen , p. aa.
DD. © 45.
— — en — ——
im 10. oder 11. Jahrhundert geſtiftet ſein, weil es im 14. be
reits ganz. verfallen war, und die Alten dergleichen Gebäude
nicht fo ſchwach baueten, baß fie nach 100 Nahren ſchon um:
flürzten. In der bei Langen erwähnten Urkunde von 1255, wird
aud ein Wynandus Abbas de Norda genannt; 1264 fland das
Klofter ſchon in’ großem Anfehen; 1550 nach einer peftartigen
Epidemie, die viele Menſchen in Friesland wegraffte, ließen die
Norder dad Klofter von Grund aus neu- erbauen, nachdem es
lange Zeit in baufäligem Stande da gelegen. Es galt für das
fhönfte und angefehenfte Klofter zwifchen der Ems und Wefer,
und war mit Nonnen befebt, Benediftiner- Ordens, die einen
Abt zum Vorſteher hatten. Zur Zeit der zweiten Erbauung foll
es 120 Nonnen, aus den erften Familien ded Landes, enthalten
haben; *) 1444 erhielten folche großen Zuwachs, indem Graf Enno
die Hälfte der Nonnen des Klofterd Sylmoͤnken dahin verfehte,
Auch die Gräfin Theda, Edzards I. Zochter, wurde in dieſem
Klofter erzogen, und nahm ſchon im 10ten Jahr den Schleier an.
Ihr bei der Einfleidung abgefchnittenes fchönes gelbes Haar wird,
nebft dem damahls an ihren Vater gefchriebenen Brief, noch zu
Aurich im. Archiv aufbewahrt. ‘Ju der Kirche war. das Erbbe:
gräbniß der Cirkſenaſchen, nachher gräflichen, Familie bis 1548,
da die Gebeine ausgehoben und zu Emden in ber großen Kits
he beigefegt wurden. Der legte Abt, Gerhard Synel, war ber
einzige, der Reſius Lehrfäge zu befämpfen wagte, aber mit nicht
glüclichem Erfolg, worauf er im felbigen Jahr noch feine Stelle
niederlegte und hernach felbft Die Evangelifche Lehre annahm.
Er war.ein gelchrter Mann und Dichter, und flarb 1552. Bal:
thafar von Efens warf 1533 auch in diefed Klofter die Brand:
fadel, doc ftanden die Gebäude noch 1557 da, in welchem Sahr
man die Kirche und einen Theil des Klofters abbrach und die
Steine zum Auricher Zwinger benutzte; bloß -einen Flügel fte-
hen laffend, der auch noch jest vorbanden- ift, und zum Gaft:
haus dient. Zwar fagt von Wicht (Annales Frisiae) das ganze
*) Wiarda. I. 217. 309.
25°
u 36 —
Klofter fei abgebrochen, wie auch Harkenroth*) aus ihm anführt.
Allein die innere Einrichtung des Gafthaudgebäudes und das Außere,
etwas verfallene Anfehen deſſelben, laffen Feinem Zweifel Raum,
daß es wirklich der eine Flügel bed Klofters iſt. Auch wird im
einem Bericht der Norder an Graf Iohann von 1579 ausdruͤck⸗
Lich gefagt: „das Gafthaus oder das alte Kloſter.“ *) Das jegige
Gebäude zeugt wohl vom anfehnlichen Umfang des ehemaligen,
Stiftö, doch eben nicht von deffen Schönheit. Es ift etwa 10
Schritt breit, 55 — 60 Schritt lang, und dreiftödig; im ober-
ſten Stod fieht man: noch die vielen, fehr Eleine Zellenfenfter,
die im unterfien an der einen Seite zugemauert find, im
mittelſten größern Fenftern Platz gemacht haben. Der weftliche
Theil iſt zur Kirche eingerichtet, worin alle Woche einmahl gepre=
digt wird... Einige dabei ftehende Hütten, die von ben armfelig-
ſten der Coloniſten nur dadurch fich unterfcheiden, daß. fie von
Steinen aufgeführt find, und deshalb die Bewohner beim täglich
zu erwartenden Einſturz um fo größerer Gefahr ausſetzen, follte
man lieber wegfchaffen. Der ehemalige Klofterhoff hat. fehr bes
trächtlichen Umfang, im Weften fieht man noch den Zingel lang
den Weg, fo auch im Norden, wo er durch feine Höhe fichtbarer
ift und jest zum Juden- Kirchhof dient; an ben. andern Seiten.
ift der Boden niedrig, ‚und die Gräben überall verfehwunden.
Bon den beiden Stadtöfirchen foll die jüngfte, die St, An—
dreaskirche, fehr groß und ſchoͤn gewefen fein. Ihr Bau
wurde 1288 im San. vollendet, die Einweihung erfolgte erft 26
Sahr fpäter durch den Erzbifchof von Bremen felbft, nachdem: fie
bereit3 1296 durch den Brand ber Stadt. flarf gelitten. Drei
große Thuͤrme fanden daran, ein außerordentlich hoher. von.
Dufftein am vordern Giebel, der den Seefahrern zum Pharus
diente, felbft bis zum Ausflug der Elbe gefehen werden: konnte,
und zwei Eleinere von Ziegelfteinen am Chor, die beide Muhmen
genannt, welche zwei veiche Schweftern. in Norden, Jeva und
Diuva Itzen (vielleicht Itzinga), aufführen ließen, Einer von Dies.
*) Bei Beninge ©. 621 Note. Auch Wiarde II, 354,
“+, Wiarda III, 154,
un 507, m
fen ift 1622 eingeflürzt, muß aber wieder erneuert fein, indem
der eine 1701, der andere erft 1755 abgebrochen if. Der große
Thurm flürzte 1411 bei einem Sturm ein, vermuthlic bloß der
obere Theil, oder fonft bauete man ihn wieder auf, aber niebri:
ger, denn die Höhe in den Mauern betrug nur 126 Fuß. Die hohe
Spitze brannte Balthafar 1531 ab. *) 7121 wurde ber ganze
Thurm auf Antrag der Gemeine abgebrochen, und die Steine ver:.
Fauft, welche 87894 Salztonnen füllten und 33,181 Gl. 134 Stbr.
aufbrachten. “Die Koften des Abbruchs fliegen auf die unglaubliche
Summe von 33,163 Gl. 4 Stbr., und da die. Abrechnung im
Weinhaufe gefchah, wo: der Heine Reft an Zehrkoften wird aufgegan:
gen fein, gab folches zu der luftigen, noch jeßt lebenden, Sage Ans.
laß, Daß der Magiftrat den Andreas-Thurm in Wein und Bier
aufgelöft habe. 230 Gl. wurden überdem den Kirchenverwaltern
für ihre: Bemühungen verehrt, fo daß die Gemeine Schaden ftatt
Gewinn vom Abbruch genoß.*) Die Kirche wurde 1531 von
Balthaſar auf feinem Raubzug in Brand geftedt; ob fie damahls
ganz zerftört oder fpäter erft abgebrochen, ift nicht bekannt. ***)
Gegenwärtig fieht man nichts mehr von dieſem erhabenen : Ges
bäude und feinen Thürmen. Es fland auf dem Marftplas in der
Nähe der jegigen Kirche, wie man meint —— derſelben, wo
jetzt das Weinhaus ſteht.
War Norden in fruͤhern Zeiten durch feine: geiftliche Stiftungen
berühmt, fpätere Sahrhunderte erhöhten feinen Ruhm ald Ge:
burtsort mancher ausgezeichneter Männer. Als Sterne erfier
Größe ragen unter ihnen Herman Conring und Keil hervor.
Erſterer, aus einer noch jetzt biühenden Familie, dafelbft 1606’
gebohren, ward früh. feinem. Baterlande entriffen, an dem er aber
fortgefent durch Rathſchlaͤge und Schriften. den wärmften Antheil
nahm, In Helmftädt, wo er bereits 1632 BEN ber Philofer
*) Beninga, ©. 67%
**) Wiarda VII, 194, Gemeinn. Nachr. f. Dffriestend IV, 137. 161.
mer) Nicht diefe Kirche iſt 1318 durch eim Erdbeben umgeftürst, wie in Vertrams
Geographie angegeben wied, fondern die Dominikaner s oder Brüderfirhe, Na⸗
einge Ehronit, S. 12. .
oh *
— 5585 —
phie, demmaͤchſt Der Mebitin wurbe , blieb er bis an feinen Tod,
41681. . Er war in allen Wiffenfhaften gleich bewandert, und
konnte daher auf den Namen eined Polyhiftors (Wiehviffers) im
vollen Sinn des Wortd Anſpruch machen. Vorzuͤgliches Verdienſt
erwarb er ſich um: die deutſche Geſchichte und: deutſches Staats:
recht; er. wurde bei den wichtigften Staatöfachen zu Rath gezogen,
felbft von auswärtigen Regierungen; fein. Anfehn: war: fo groß,
daß er.felbft von Frankreich eine Penſion von 2000 Livr. genoß.
Zohan Chriſtian Keil, war am 20. Febr. 1758 zu Norden
gebohren, prakticirte ‘von’ 1783 an daſelbſt, und wurde 1787
als Profeffor der Heilkunde nach Halle ‚berufen; ' erhielt::zugleich
im. folgenden Jahr die Direktion des. Kliniſchen Inftituts daſelbſt.
Mehr denn .20 Fahr fand er beiden Poſten mit. hohem Ruhm
vor, erwarb fich zugleich als Arzt und Schriftſteller den ausge—
breitetften Ruf; fein Werf dıber Erkenntniß und, Eur. der- Fieber
ift vorzüglich berühmt. As. Menfch zeigte er fich fo. edel, wie
groß als At. 1810 berief ihn der König ald Profefjor der. Arz⸗
neifunde nad) Berlin, verlieh ihm ben rothen Adlerorden und
den Zitel eines gebeimen Oberbergraths. Im ‚Begriff, die Lei-
tung der Lazarethe am linken Eibufer zu übernehmen, ergriff ihn
das Nervenfieber und machte am 12. Novbr. 1815 feinen edlen
Leben ein Ende, — Unter den fonftigen ausgezeichneten Männern
nimmt Graf Fridrich Ulrich Feine der geringften Stellen ein;
feiner ift fchon erwähnt. Hajo Conring, Vice-Hofrichter zu
Aurich, deffen Bater und der große Profeſſor Conting, Brüder
Söhne waren, fah zu Norden am 48. Dftbr. 1616 dad Licht der
Welt und farb. 1666, 31. Dechr.; ser izeichnete ſich in der juriftis
fehen Praris vorzüglich. aus und verfaßte: fhägbare: Anmerkungen
darüber. Engelbert Ketler, 1618 gebohren, einer der groͤß⸗
ten Rechtsgelehrten, war Amtmann und Rentmeifter zu Norden:
und zugleich Sachwalter, mit der ausgebreitetften Praxis. Die
Feindfchaft zwifchen ihm und dem geheimen Rath Bluhm verwi-
delte ihm mehrmahls in fisfalifche Procefle oft fonderbarer Art,
woraus feine große Gefhidlichkeit ihn jedesmahl gluͤcklich heraus-
half. Er wurde zulegt noch fürftl. Rath und farb 1676, Unter.
— 559 —
feinen Schriften werben die Decisiones geſchaͤtzt "Huldericus
ab Eyben, zu Norden *) .1629 gebohren, wat ein, wenn nit
‚noch größerer, doch berühmterer Rechtskundige; er wurde 1655 als
Peofeffor nah Gieffen, 1669. in gleicher Gigenjchaft: nach Helm:
ftädt ‚berufen, wurde 8 Jahre fpäter Reihöfammergerichts = Affeffor
und ‚bald darauf vom Kaifer in ben Adelftand erhoben, auch. un—⸗
ter die. Rheinifche Reichd-:Ritterfchaft aufgenommen, und-flarb am
25. Juli 1699 als der legte berühmte Gelehrte feines Jahrhun⸗
derts. Sein ältefler Sohn, Chrift. Wilhelm von Eiben,
war Dolftein Gottorpfcher Staatöminifter und Gefandter zu’ Res
‚gensbing. Ernſt Fridrich von Wicht, der 1548 zu Norden
gebohren war, und 1602 flarb, iſt Berfaffer der noch im -Difpt.
befindlichen. Annales Frisiae, die manche: unbefannte Thatfachen
‚enthalten, und wozu. er hauptfächlich dad Chronicon Nordanum,
welches vermuthlich zu Marienthal gefchrieben, foll benust, auch
die Leges Upstalbomicas 0.1323 daraus genommen haben, *) Er
ſoll in Kriegsdienſte gegangen und 1602 in einer. Schlacht geblieben
fein. , Einer der früheften: Prediger, Martin Micronius, zu
Gent in Flandern ‚gebohren, ‚gehörte zu den, ihrer Religion wegen
aus den Nicherlanden nah England. Geflüchteten, -von wo er mit
a Lasco und andern’ feiner Glaubensgenoſſen wieder weichen
‚mußte, und 1554 zu. Emden anfam; darauf-im folgenden Jahr
den Predigerdienft zu Norden antrat, 1559. aber an der Peft
ftarb; Er war ein grünblicher Gelehrter, wie feine Schriften be-
‚weifen, und zuerft Arzt, ging aber aus Neigung zur Xheologie
über: Bernhard. Elfenius, Prediger zu Norden, wo er
‚4614 ſtarb, verdanken wir eine fehr gute ofifriefifche Chronik, fo
«von 1264 an beginnt. Herman Mefander, gleichfalls dafelbft
Prediger jeit 1612, ein. guter lateinifher Dichter und Epigram-
‚matift, ift vorzüglich durch feine. Centuria horarum medica-
‚rum befannt. Der ‚gelehete Ba Oasenan, zu Ka
”) Sein Kater war von 1831 bis 35 Amtmiann zu Eſens; er ſelbſt aber nicht —
gebohren, wie — und Bertram — Vergl. Tladen gel. Oſtfr.
I 176, \
*) Nachr. v. d. oflfr. Kiößern, Mat. | ge
/
BEE 390 >
merdörde 1597 gebohren, welcher 1672 zu Stade als General⸗
Superintendent ſtarb, ward 1630 von Stade, wo er Schloßprediger
war, von den Kaiſerlichen vertrieben, und nach Norden berufen, zog
‚aber 1633 wieder nach Stade. Viele theologiſche Schriften find von
ihm erfejienen. Herman Gonring, beflen Großvater aus
-Drenthe herfiammt, bekleidete baffelbe Amt 1612 bis 1644, fein
Sohn war der große Profeffor in Helmftädt, deffen oben fchon
gedacht. Des berühmten Reild Bater, Johan Julius Fri-
drich Keil, nahm den Predigerdienft von 1776 bis 1780 wahr.
:Unter den Rektoren ber lateiniſchen Schule zählt man auch
. ben großen Ubbo Emmius, ber von 1579 bid 1587 dieſe
"Stelle bekleidete: Joachim Rachelius oder Rachel, zu Bun: -
den in Dithmarſen⸗ am 28. Febr. 1618 gebohren, der 1660 als
Rektor nach Norden, und 1667 in gleicher Eigenfchaft: rach-
Schleswig ging, wo er am 3. März 1669 flarb, ein mwaderer
‚Dichter, zeichnete fich vorzüglich im Fach der Satyre aus; er war
der erfte, der Satyren in beutfcher Sprache fhrieb, Die ber rauhen
Verſe und manchmal niedrigen Ausdrüde ungeachtet, große Schoͤn⸗
heiten haben, vol Juvenalſchem Feuer. *) Einer der legten: Rekto—
ren, Joh. Soahim Gerhard Wiedeburg, 1747 zu Hams
burg -gebohren, fland dem Amt von 1750 bis 4. Juli 1785, feis
nem Todestage vor, und machte fi) um die Schule fehr verdient,
gab auch einige Schriften heraus. Won feinem Bruder Mi-
chael Joh. Fridr. Wiedeburg, Drganiften dafelbfl, welcher
1800 ſtarb, iſt die Reiſe durch die chriſtl. Kirche verfaßt. Nor:
den iſt wahrſcheinlich auch der Geburtsort Eilard Loringa's,
‘ber 1584 gebohren ift und zuerft eine Genealogie der oflfriefifchen
‚adlihen Familien abfaßte, vielleicht Urenkel des mannhaften Ötte
Papen Loringa, Droften von Stidhaufen.
Das Stadtöwappen beſteht aus einem einfachen Schilde mit
brei goldnen Spornrädern in fchwarzem Felde, Nach Bertrams
Meinung fol folched wegen drei alter ablichen Burgen fein, Die
in Norden geftanben,
Die Stadt hat eine fehr freundliche Lage, Ringsum frucht
®) Gparaktere deutſcher Dichter. Berlin ızar. ©. a8.
— Sgı —
bare Saatfelder und Wieſen. Im Süden und Weſten lauter
herrlihe Polder, nordfeits die Gafte mit ihren blühenden Korn:
ädern-und Kranz von Häufern und Bäumen, im Often auf %%
Stunde Entfernung Lütetöburg mit feinem großen Gehölz und
Dark. Ueberall trifft man Felder mit grünenden und reifen Saas
ten an, abwechfelnd mit von fehönen Pferden und Rindern beleb-
ten Wiefen. : Nur Gärten zeigen ſich wenige, und meift Heine; die
mehrſten noch öftlich der Stadt, einige größere an der Nordfeite,
Amt.
Es graͤnzt im Shden, auf kaum 200 Ruthen' Länge, an das
. Amt, Greetfiel, fonft an das Auricher Amt und ·das Leyſand, oſtſeits
am die Herrlichkeit Luͤtetsburg und Amt Berum, gen Nord. und
Weſt, oder eigentlich im Nordweften, an die Nordſee. Es
wird durch dad Norder Außentief ober Fahrwaffer und das Gals
gentief in zwei Theile getheilt, wovon ber nördliche, ein laͤngli⸗
ches regelmäßiges Viereck bildend, 54 Meilen Länge von Shöweft
nad Notvoft hält, bei faft I4 Meilen Breite, der ſuͤdliche ein
Dreied, deffen Bafid im Süden auf 11% Meile Breite fih aus
Dehnt, bei einer Meile Länge. Das Ganze befaßt ohngefähr 134
[Meile Oberfläche, Es gehört noch dazu die Infel Zuift, zu
2 Meile. Die. Bevölkerung beträgt nur. 4006 Seelen, wovon
204.auf Zuift kommen, 3802 auf das fefte Land. Es ift alfo
sicht nur das Fleinfle der Aemter, auch das, in Hinficht des cul-
tivirten Bodens, am ſchwaͤchſten bevoͤlkerte, ein Umſtand, zwar |
anfcheinend auffallend, da ‚Aderbau fo ſtark dafelbft betrieben
wird, doch fic) dadurch erflärend, daß fehr viele Land - Arbeiter
ihre Wohnung in ber Stadt aufgefchlagen haben. An.Biech zählt
man, mit Inbegriff der Stadt: 1627 Pferde, 239 Ochſen und
Stiere, 2323. Kühe, 274 Twenter, 481 Enter.,:662. Kälber, zu⸗
fammen 3979 Stud Rindvieh, 2013 Schaafe, 4662 Schweine,
Bloß zwei Kirchfpiele find im Amt; 3 Siele, % Ziegeleien, 3
Kornmühlen trifft man überbem an, und drei abeliche Güter...
:. Das Amt in feiner alten Ausdehnung, zu 114 TMeile, bat
= Da em
durchgehende fruchtbaren Boden, faft ganz aus Marfehland beſtehend,
bloß bei der Stadt Norden Sandboden, welcher ſich nord: und weſt⸗
feitö_derfelben noch auf 14 Stunde ausdehnt und: fruchtbarer Art
iſt, hauptſaͤchlich Roden trägt, häufig auch Erbfen, :die fonft in den
Sandgegenden auf freiem Felde felten vorfommen. Vom Marfchbo-
den beſteht beinah die Hälfte aus vortreflichem Polderlande, welches
an der Leybucht liegt; es ift, fowie die übrigen Marfchländer dafelbft,
beträchtlich fandiger wie in den füblichern Gegenden. Rapſaat und
Weigen find die Hauptprodufte. Lesterer fteht in vorzuͤglichem
Ruf, nicht ſowohl daß er hier beffer geräth wie anderswo, fondern
weil ed durchgängig die weiße Art ift, welche feiner und weißeres
Mehl gibt, wie die rothe. Hafer wird auch ziemlich viel gebauet,
fo wie Gerfte, vorzüglich Wintergerfte, auch Bohnen, Die Pferde:
zucht ift beträchtlich, gering dagegen die Benutzung des Milchvie:
bed, Käfe wird fehr wenig bereitet, Butter auf den mehrften Plaͤ⸗
gen nicht viel mehr. ald zur eignen Conſumtion erfoderlich ift,
Daher für den Bedarf: der Stadt viel aus dem Berumer Amt
eingebracht wird. Durch die Einverleibung des Kirchfpield Ofteel
mit dem alten Amt hat ſolches, nebft einem fchönen Polder, gro:
den Zuwachs an Sandboden, auch Moor erhalten.
"Der Kleinheit des Amts ungeachtet, nehmen Die Deiche doch
gegen-4 Meilen Länge ein, der ſtarken Einbucht wegen, den bie
Ley bis an Norden macht... Sie liegen in zwei Deichadhten, wo:
von die eine, die Hefdams Moordeichacht, mit zwei Deichrichter,
von ber Gränze bed Greetmer Amts bis zur Stadt Norden gehtz
bloß ohngefähr 180 Ruthen davon werben von den Intereſſenten
bed Norber und Berumer Amts unterhalten, das Übrige, zu etwa
41200 R., von den Polderbefisern, und 9334 R. Moordeih von
Lütetöburg. Die Unterhaltungsfoften find fehr gering, weil übers
al Borland if, oder das fchmale Bette der Ley. Die Weſter⸗
marfcher und Lintelmarfcher Deichacht ,. als Die zweite, gebt von
der Stadt rundum den nördlichen. Theil des Amts bis zur Grän-
ze, haͤlt 348577%, R. und hat einen Deichrichter nebft einem
Grecutor. Etwas über die Hälfte davon fällt dem Befigern des
alten. Marfchlandes zur Laſt, und verurfacht. große Unkoſten, in⸗
bem von Luͤtjekrug an. bis Fifchershaufen gar Fein Worland vor
handen iſt, noch entitehen will, weshalb: die Außenfeite des Deichs
jährlich mit Stroh geftidt werden muß, welches, nebſt der Erb:
arbeit, ſo hoch kommt, daß es oft 2 und mehr Rthlr. per Gras
beträgt, wenn man alles zu. Gelde rechnet, für die Intereffenten
jedoch fo fchwer nicht ift, da jeder Stroh im Ueberfluß: ernbtet.
Oſtſeits Lütjefrug bis Norden find: überall Polder mit Anwachs,
fo auch nordſeits Fiſchershauſen, wo die Deiche wenig leiden.
Fliegender Gewäffer trifft man wenig an. Das beträchtlichfte,
dad Galgentief, aus dem Berumer Amt kommend, fliegt nur
auf: 1, Stunde Länge langs der Luͤtetsburger Gränze hin bis zum
Norder Siel, jenfeitd deffen ed. den Namen Ley annimmt und
das Norder Fahrwaſſer if: Das Berumer Fehntief, welches
auf , Stunde Länge langs der öftlichen Gränze gegen Luͤtetsburg,
dann weftlich.gehend, auf: kaum 200 Ruthen das Amt durchfließt,
fällt bei der Stadt ind Galgentief. Weſtlich der Stabt fliegt ein
Beines Tief duch die MWeftermarfch, fo durch den Gaftmarfcher
Siel in die Ley fällt. : Den füdlichen Theil des Amts durchzieht
ein anderes, fo ſonſt durch den Addingafter Siel ganz nahe bei
Norden in die. Ley mimdete; flatt deſſen hat man vor einigen
Sahren einen neuen Siel, eine Stunde füblicher gelegt, und das
Tief quer durch den Gr. Sübder : Charlotten- und ben Leyſand⸗
polder dahin geleitet, wodurch die Abwäfferung. dieſes ſuͤdlichen
Theils ungemein vegbeffert worden ;. vorher litt es ſehr an Näffe,
einer Waſſermuͤhle konnte das Land in ——
„Winterkorn zu tragen. F
Das & fand iſt ein beinah vierediger Seebuſen, BR
zwifchep/ diefem Amt und dem Greetmer liegt, zu reichlich 34
n Breite und einer Meile Tiefe. ‚Ueber die Zeit der Ent
ehung beffelben ift gar nichts befannt; man kann baher. nicht
wiffen, ob folche durch die Seefluthen, gleichwie der Dollart, ent⸗
ftanden ift, oder immer ald Landſee vorhanden gewefen. Erftern
Falls läßt ſich die Gataftrophe mit Wahrfcheinlichkeit in die Zeit
verfegen, ald die Inſel Borkum fich auflöfete, vielleicht alfo ins
a2te. Jahrhundert, vielleicht auch früher, da das zwifchen Schoon=
— 554 —
oort und Oſteeler⸗ Neuland, am alten Deich liegende Binnenlanb
#leiiger Art ift, fo ber alten Marfch angehört, und nicht der neuen,
wie dad fogenannte Oldeland bei Wirdum. Der:beim Greetmer
Amt erwähnte oͤſtliche Emsarm floß wahrfcheinlich durch: den oͤſt⸗
lichen Theil des Buſens langs ben alten Deich bis auf etwa
eine Stunde füdlich Norden und dann norbweitlid, der Suͤd⸗
und zum Theil der Weftfeite des. Norder Amts vorbei, zum Meer.
Der Bufen, wenn auch ald Landſee fhon vorhanden gewefen,
hatte Doch nicht gleich anfangs feinen nachmaligen Umfang. Wie:
derholte Wafferfluthen mögen ihn nad und nad: vergrößert ha:
ben. Man kennt indeß nur eine, die vom 9, Dctbr. 1373, wel:
he das große Dorf Weſteel oder Weftdeel verfchlang, und
vieles Land mit ihm. Dieſes Dorf ſoll gegen 2000 Schritt füd-
feits Norden geftanden haben, alfo, ba ber Schritt zu 5 Fuß
angenommen, 800 bid 1000 Ruthen, auf. der Stelle bed jegigen
großen Süd - Charlottenpolders, und fehr reiche. und uͤbermuͤthige
Einwohner gehabt haben. Es gehörte den Herren von Luͤtets⸗
burg und war Dauptbefigung derfelben,, daher es zu bewundern,
daß felbige keinen Anfpruch. auf das fpäter wieder angewachfene
Land gemacht. Durch diefe Fluth fcheint der Bufen feine größte
Ausdehnung erlangt zu haben. Der damalige neue Deich ging von
Lütjekeug, im Norder Amt, bis zur Stadt Norden.(jest noch ald Lan⸗
‚gehufer Weg bekannt und fichtbar), dann von Norden in ziemlich
gerader Linie nach dem nörblichen. Theil von Ofteel. Dem fübdlichen
Theil diefes Dorfs, fo wie Marienhafe gegenüber, blieb das alte
Land zu 34 Stunden Breite und Über eine Stunde Länge behal-
sten, fo daß es ſich wie: ein Vorgebürge in den Buſen erſtreckte
und zwei Eleinere, den oben'erwähnten zwifchen Oſteel und Norden,
und den füblichen zwifchen Schott und Wirdum fchuf. Die Größe,
bed Bufens flieg dadurch auf fat 2 DMeilen. Jahrhunderte
vergingen, ehe fich hier wieder neues Land anſetzte, dann aber
bildete es ſich um fo gefchwinder. Dur) die erſte befannten Eins
deichungen von 1551 bis zu. der von Schoonoort 1604 wurden
an 5000 Diemath gewonnen, darauf ging es wieder langſam
‚von Statten, wie in mehr andern Gegenden. Von 4604 bis
4770 erlangte man wenig über 2000 Diemath, : und die ſeitbem
erfolgte Eindeihungen haben. noch nicht 200 Diemath ergeben,
Die völlige Snfpanmng: des Beſens iß alſo ſobald an
nicht zu erwarten. |
Die Anficht diefed Amts ift von gr ber vorbefehrießenen fehe |
verſchieden. Statt ber unzähligen größern und kleinern Kleihuͤ⸗
gel (Warfen) befegt: mit Dörfern, die hier dicht zufammen ftehen,
dort weit auseinander liegen, ift hier faum eine Bleine Erhöhung
zu finden ; alles ift eben, Dörfer find nicht zu fehen; die Bau:
ern: und Marfchhäufer liegen auf ber ganzen Fläche zerfireut
jedes einzeln für fich, mehrft langd den Deichen hin. Das ans
genehme und lebhafte einer ſolchen Scene wird aber fehr ges
Schwächt durch den Umftand, daß man blos Häufer erblidt, von
Bäumen oft feine Spur fieht, Mitten in den fruchtbarſten
Fluren glaubt man fi wie in einer Dede. Nur das Süder⸗
Neuland zum Theil, fo wie manche Streden unmittelbar an ber
Stadt, machen davon eine höchft erfreuliche Ausnahme. j
Das Norder Amt, nebft dem Berumer, mit den Herrlichfeiten
Lütetöburg und Domum, bildeten‘ in der Vorzeit die Landſchaft
Norderland , welches nicht der geringften eine war, vielmehr. fich
Durch ihre Fehden und den Muth: ihrer Bewohnet häufig aus:
zeichnete. ES wurde demnächft in zwei Aemter zerlegt, wovon
das weftlihe den alten Namen behielt, und. anfangs kaum 34
DMeilen einnahm, durch die vielen Eindeichungen aber fih auf
714 Meile ausdehnte.. Nach ber legten Organifation wurde
das, fonft wahrfcheintich zu diefer Landſchaft gehörige, doch hernach
dem Auricher Amt zugelegte Kirchfpiel Ofteel, demfelben wieder
zugefügt. Es wird jegt durch einen Amtmann nebft zwei Affeflo-
ren verwaltet, und: ift in zwei Wogteien eingetheilt, beide Nor⸗
ben genannt, bie eine berfelben in die Untervogfeien intel,
Ekel, bie andere in Dfteel und Juiſt vertheilt.
Im alten Amt ift, außer der Infel Juiſt, gar fein Kirchfpiel
vorhanden. Alle Bewohner befjelben find zur Kirche von Norden
‘eingepfarrt, deren Gemeine daher wohl unter bie größten der ganz
sen Chrifienheit in Europa gehört, an 8500 Seelen befaflend, in:
bem auch die im Berumer Amt liegende Oftermarfch bahin einge:
pfarrt iſt. In der Unternogtei Lintel, welche die Sandbauer:
ſchaft mit 1039 E. in fich begreift, trifft: man zuerfi an: San d⸗
und Hollweg, Laukeriege, Makkeriege, Muͤhlenloh—
ne, Ende der Wefberfiraße, Weftgafte, fümmtlich Reihen
Peiner. Häufer, im Often, Norden und Weſten der Stadt, eigent
lich bloße. Sortfegung der. Straßen derſelben oder Vorfläbte, im:
gleihen Ofterhuus, hart an ber Stadt, im Oſten, ein, dem
Borgeben nad adlich freies Gut, welches jedoch alle bürgerliche
Laſten mitträgt,: auch Feine Jagdgerechtigkeit hat; es befteht
jest nur noch aus einem‘ anfehnlichen Bohnhaufe nebſt Garten
und 41 Diemathen Landes, fo. langs der ganzen Oſtſeite der
Stabt, bis zum Galgentief fich erfiredien, der Wittwe des Sena-
tors Heilmann gehörig, und liegt eigentlich im Gerichtsbezirk der
Stadt, doch ift 1794 bei Gelegenheit eines. Jurisdirtions » Streits
zwifchen dem Magiftrat und dem ‚Amtgericht uͤber dieſes Haus,
eine, jedoch höhern Orts nicht beftätigte, Convention dahin’ abge-
Schloffen, daß jener die perfonelle, dieſes die reale Gerichtsbarkeit
darlıber ausüben folle. Das Haus hat Aehnlichkeit mit einer
Burg. Da in Norden beren zwei geflanden, wovon bie’ eine
den Idzinga's gehörte, fo ift es ſehr möglich, daß dieſe hier
geftanden, und nachdem fie abgebrochen, auf der Stelle das jetzige
Gebäude aufgeführt. worden. Viel fpricht dafuͤr daß das Gut
ehedem foll adlich geweſen fein. Einige glauben das von Cloſter—
fe Haus am Markt fei eine der Norder, Burgen gewefen.
Entfernter von der Stadt liegt Oft: und Weſt-Lintel, bie
einzigen Gegenden bes, alten Amt3, fo einigermaßen das Anfehn
eined Dorfs haben, theild auf, theild am Rande der Gafte. Hier
haben zwei: Burgen geftanden. Won der zu: Oft:Rintel fieht man
noch die Stelle, hart am Wege, oftfeitd, aud einem Fleinen Huͤ—
gel beftehend, der nur geringen. Umfang hat, jest ald Aderland
benust wird, und Steinfchutt in. ziemlicher Menge aufmeift, vom
Graben nur fchwache Spuren. Die Stelle liegt nahe. bei Ba:
renbus, einem Plage mit Garten, und ed full daſelbſt die eine
Burg der Idzinga's geflanden haben. Won. der andern Burg, fp
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zu Weſt⸗Lintel geſtanden, iſt noch weniger zu ſehen. Die Fami⸗
lie Aldersna beſaß zu Lintel eine Burg, welche 1353 in einer
Fehde mit benachbarten Edelleuten erobert und zerſtoͤrt wurde;
vermuthlich iſt das dieſe. Zu Oſt⸗Lintel ſteht auch ein huͤbſches
Landgut mit. Gebüuͤſch, welches dem verſtorbenen Gutsbeſitzer Kett⸗
ler gehoͤrte; etwas noͤrdlicher, Wirde, ein groͤßeres Gebuͤſch,
mit huͤbſchen Anlagen und einem Platz, den Erben des Amtsver⸗
walters Hoppe gehoͤrig, wo zugleich Wirthſchaft getrieben wird,
ſo vielen Zuſpruch von Norden hat. Oſtſeits der Stadt, Ekel,
einige Haͤuſer am Rand der Gaft, mit vielen — *
Ekeler Vorwerk, ein koͤnigl. Plab,
Die Untervogtei Ekel, begreift außer dem gleichnamigen Sand
doͤrfchen, den uͤbrigen Theil des’ Amts norbfeits des Tiefs "in
fih, aus. Marſch beſtehend, eingetheilt in die Weſtermarſch
und: Lintlerm arſch, erftere wieder in zwei Bauerfchaften,
letztere in eine. Von jenem, 904 €. zaͤhlend, iſt ein ‚großer Theil
Polverland; das aͤlteſte deffelben,, wovon man Nachricht hat, das
alte Neuland, -ift 1551 eingedeicht, - Auf diefem, oder. am
Rand deffelben, liegt das adliche immatrifulirte Gut Langhaus,
dus zwei Plaͤtzen beflehend, fo jest dem Freiheren von Cloſter ge:
hört, Ein .eigentlicher Häuptlingsfis kann es nicht gewefen fein,
auch hat, ſo viel befannt, nie eine Burg da gefianden, indeg ift
es bereits in ber Matrifel non. 1599 mit aufgenommen; es ge
hörte damahls und noch im 47ten Sahrhundert, Unico Manninga
von Pewſum und deſſen Nachkommen, Das fübfeitd darauf fol:
gende Weftermarfcher Neuland iſt 1582 und 83 bedeicht,
und hält mit dem alten Neulande: zufammen 11014 Diemath,
der Wefter:Charlotten=Pplder von 1678, ſuͤdoͤſtlich daran.
Auf diefem ift ein adlich freies Gut, zu 56% Diemath, das die
Herzogin Chriftine ‚Charlotte dem Ganzler Stammler. in Eigen:
thum, frei von: Erbpadyt und fonftigen. Renteigefällen , verlieh,
nach dem ode. feiner. Enkelin. aber..in bürgerliche Hände kam.
Buſcher-Polder' ift 1775. eingedeihbt, Zuders Polder
1774, fo genannt wegen einer Zuderraffinaberie, fo darauf. 1777
durch einen angeblichen. Raufınann. Elters, in Gemeinfchaft. mit
398 —
dem Sielrichter Uken, angelegt worden. Das dazu errichtete Ge—
baͤude war 95 Fuß lang, 30 Fuß breit, 42 Fuß hoch; es wurde
auch. mehrmals darin Candi und Zucker bereitet, allein Mangel.
an: Geld verurfachte, daß die Fabrik im folgenden Jahre wieder
einging, und dad Gebäude 1784 abgebrochen wurde. Eine Bie-
gelei ift da. Nahe dabei ber: 1789 gewonnene Lorenzpolder.
Der übrige Theil dieſer Marſch beſteht aus altem Marfchlande,
Die Pläge dafelbft haben zum Theil eigene Namen, oder einige Be—
zirfe einen gemeinfchaftlichen,. wie Oftwarfen, Weftwarfen,
Große Krug, Lütje Krug u. ſ. w. Fifhershaufen hei-
fen 2 Pläge am fogenannten NRorbdeih, 34 Stunden norbweftfeits
Norden; da fahren während der Badezeit die Schiffe nad) Norber-
ney ab; es fleht ein gutes: Wirthshaus dafelbfl. In deffen Nähe
ſtand ein kleines Dorf, Idzing dorf, welches in der Weihnachts:
fluth von 4717 größtentheils zerflört und demnaͤchſt ausgebeicht wurde.
In der Lintlermarſch, welche 314 E. zählt, iſt vorzüglich
Befter- und Ofterloog, 34 Stunden im Norden ber Stadt,
bemerkenswerth. Wefterloog, auf einem hohen Warf liegend,
befteht. aus zwei fchönen Pläßen, jeden zu 119 Diemath größten:
theild. alt Grodenlandes Sie haben die Stelle eines Kloſters
eingenommen, welches, nach dem Wohngebäude zu urtheilen, eins
ber jüngften gewefen.. Zwar findet man,. außer bei Harfenroth
in der. Memor. designatio, gar feine Nachrichten darüber, nicht
einmal beim Emmius, der doch fo nahe Dabei wohnte. Die ehe:
malige Eriftenz deſſelben läßt ſich aber nicht bezweifeln, denn ein
ganzer Flügel des Kloftergebäubes, vielleicht 40 oder mehr Schritt
lang, iſt noch vorhanden und dient ben beiden Familien zur Wohs
nung, woran bie Scheunen .gebauet find, Es ift noch in fehr
gutem Stande, bloß in der Mitte zum Theil erneuert, und
einftödig,,. vermushlich aber höher gewefen, da ber Boden jünger
ſcheint, wie das Gemaͤuer. Ein Keller fol unter dem ganzen Ges
bäube bingegangen fein; noch ift ein großer Theil davon im Suͤ⸗
den, und ein kleinerer Theil im Norden vorhanden, mit vielen,
noch ſehr feften, Kreuzgewoͤlben, 8 bis 9 Fuß tief, und fehr
toden und. warm. Der :fübliche. Theil des Gebäudes, ben ber
— 599
Eigner ſelbſt bewohnt, iſt recht huͤbſch eingerichtet, und wuͤrde
nicht vermuthen laſſen, daß man in einem ehemaligen Kloſter ſich
befaͤnde; ber noͤrdliche hat dagegen mehr von ber alten. Einrich⸗
tung behalten. Oſterloog, einige Minuten oͤſtlicher, ſo eben⸗
“ls aus zwei auf einem Warf zuſammen liegenden Plaͤtzen be—
ſteht, ſoll gleichfalls ein Kloſter geweſen ſein; es wird als ſolches
in ber Mem. design. bei Harkenroth bezeichnet, auch ſpricht Die
Sage dafür. - Steine und Schutt findet ‚man: wohl im Garten,
weiter. aber nichts; vor einigen Jahren foll indeß bei Ausbeffe-
rung der Hausmauer eine eiferne Thuͤr im Boden entdedt wor⸗
den fein, ben der Eigner jedoch aus "Furcht ‘oder. Aberglauben
gleich wieder zumerfen ließ, Im Norden diefes. Orts, am Deich,
liegt ein ſchmales Stüd Land, etwa 2 Diemath groß, Die Schanze,
gewöhnlicher Mönte-Schans genannt, wo in fruͤhern Zeiten eine
Fleine Schanze fol geflanden haben, und ein Siel, von welchem
vor einigen Jahren noch Rudera gefunden, auch noch das Syhl⸗
togt, ein Feines Zief, doch halb verfchlammt, vorhanden, iſt, wels
ches die Gränze zwifchen dem Norder und Berumer Amt rer
net, und in dad Galgentief fallt.
. Der füdfeitd der Stadt liegende, Theil: des alten — zur Uns
tervogtei Ofteel gehörend, befteht faſt ganz aus aͤlterm und neuerm
Polderlande, ein 100 bis 150 Schritt breiter Strich fehr mittelmaͤßi⸗
gen Marſchlandes ausgenommen, fo von der Stadt bis Nadoͤrſt geht,
zwifchen dem Poftwege und. dem Fehntief, und ein. etwas breiteren
Strich Sandland weiter öftlih.. Es ift unter bem allgemeinen Nas
men Süder-NReuland bekannt und wird, doch mit. Ausnahme
der neuen Polder, in zwei Rotte eingetheilt, fo zufammen- 341,
€. zählen. "Im engern-Sinn, heißt nur. der füdliche Theil, Suͤder⸗
Neuland, der. nördliche. befteht aus den Legemoord:, Dibes
börgfler- und Addingafterlanden, die 1556 eingedeicht
find; das Ganze nimmt. die Stelle der. ehemaligen Felbmark von
Weſteel ein. Ortſchaften in berfelben find der Alte Deich
und Wurzeldeich, Reihen Häufer, ‚an dem durch. Diefe Einbei-
chungen entflandenen ‚neuen. Deich liegend, ferner Nadoͤrſt,
einige Häufer, 44 Stunde von Norden, am Fehntief, worunter:
\
— 00 —
jwei Wirthshäufer, die häufig: von den Bürgern befuicht werden,
Oſtfeits demfelben, auf dem fandigen Grunde, ftehen noch meh-
rere Häufer, Moorftrich genannt. Im Weften hat man ferner
den Großen und Kleinen Süder-Charlottenpolder,
86 E., beide 1677 eingedeicht; in erſterm ifl ein adlig - freier
Platz zu 56% Diemath, den der Canzler von Stammler in Eigen
thum erhielt, jest bürgerlichen Befigern gehört. Kleine Ad-
dingafterpolder, auch Sieffenspolder genannt, 17155
Leyfandspolder, 27 €, 17695 Klein: und Groß-Schu—
lenbürgerpolder, 50 €, 178135. beide. -leßtere waren ſchon
1774 mit einem Deich eingefaßt, aber die Sturmfluthen vom 15.
Nov.-1775 und 21. Nov. 1776 zerftörten ſolche gänzlich, Nahe
bei Norden ift noch der Feine Teltingspolder.
° Das jeßt zum Amt: gehörende. Kirchfpiel Oſteel zahlt 1041 €:
und’ nimmt den fuͤdlichen Theil des Amts ein. Es befteht erſt⸗
lich aus dem, faſt % Stunde langen Kirchdorf, welches fi an
Matienhafe anſchließt, am Rand der Gaſt ſich noͤrdlich hinziehend,
und vlele große Plaͤtze hat, auch eine anſehnliche Kirche nebſt
Thurm. Erſtere iſt eine Kreuzkirche, Z824 Fuß breit, im Kreuz
88, und im Ganzen 174 Fuß lang, nemlich das Chor 351%,
Kreuz 37, Schiff 1114 Fuß; die Mauern 6 Fuß did. Der
daran im Weſten ſtehende Thurm 40 Fuß lang, 41 Fuß breit
und nach von Wicht 160 Fuß hoch; das Dach deffelben ift fehr
baufaͤllig. Das Chor hat ein Kreuzgewoͤlbe und vor den Fenſtern
bürchbrochene Gallerien wie die Marienhafer Kirche, fo daß man
darin gehen kann, in ber Kirche felbft fehlen folche. Am Chor
und dem Kreuze, ausgenommen der fübweftlichen Seite deffelben,
find auswendig eben folche Nifchen angebracht, wie bei der Kirche
zu Märienhafe, 47 an ber Zahl, doch ohne Figuren oder Bilder.
Un diefer Kirche fland von 1603 bis 1617 David Fabricius,
gebohren zu Eſens 1564, ein großer Aftronom, Zeitgenoffe Tycho
de Brahe's und Kepler's, mit denen er in Briefwechſel ſtand.
Man hat außer andern Schriften eine Eleine oftfriefifche Chronik, auch
eine: Charte von Emden und Oftfriesland von ihm. Er entdedte
den merkwuͤrdigen veränderlichen Stern im Wallfifch; die wich
— 401 en
a — —
tige Entdeckung der. Sonnenflecken ruͤhrt aber wohl. nicht. von
ihm, fondern von feinem Sohn: Johann Fabricius her, der ſolche
zuerſt 1610 — und — im — ae eine
Schrift: herausgab. *) . RE ..
Bor dem nörblichen: Theil: des Dorfs ——— am Fuß w
Sandrandes, liegt .ein ſchoͤner Polder , fo weftlich bis zu den: bei-
den Suͤd⸗Charlottenpoldern geht, nördlich fich. demi Shderneulande
anfchließt, und wahrfcheintich..1585: eingebeicht. iſt. Es iſt das
DOfteeler:- Neuland, auch Wolder, Wolben, oder Wold- und
Schaafland genannt. ; Ferner Altedeich, mit mehreren Plaͤtzen
und Haͤuſern, als Heerenbeer, Kreitiapperey, Mevent
burg u.a. Orth, 2Plaͤtze, Schwee, 3 Plaͤtze. Dann Lee
dorf oſtſeits Oſteel und Neu -Leetzdorf, eine Colonie weiter
oͤſtlich am Moor. Bei dieſem Ort trug ſich im Herbſt 1793 eine
merkwürdige Naturbegebenheit zu... Ein. Theil des Hochmoors
loͤſete ſich ab, und ſetzte ſich auf daB Leegmoor, uͤber 100 Die
math deſſelben bededend. Wie man glaubte, hatte ber im Soni-
met häufig gefallene: Regen das Moor gehoben: und feitwärts. ge-
drängt. **) Bei den ſuͤdlichſten Häufern von Leegdorf liegt Ovel⸗
gönne, welches eigentlich zum Auricher Amt und Kirchfpiel Ma-
rienhafe gehört, wohin. auch die Laften abgetragen werden, doch
ſich zur Kirche von Oſteel hält. Es ift eim nicht großer Platz
und Schäferei mit kleinem Gebuͤſch, vordem den Herren von Luͤ—
tetöburg gehörig, die es vor einigen Jahren; verkauft, ‚doch die
Jagdgerechtigkeit für fich behalten haben.. Adlich ift es indeß nicht.
Die Inſel Juiſt, als das zweite Kirchſpiel des Amts, liegt
474 Meilen: von der Kuͤſte nordweſtlich. Sie iſt fo weit die Duͤ—
nen gehen 17%, Meilen lang, aber noch keine Biertelftunde breit,
und hing ehedem mit ber Infel Borkum zuſammen. Nach Zerteif:
fung dieſer großen Infel in vier Theile behielt fie noch eine 'be-
trächtliche Ausdehnung, die aber nach und nach: abnakm bis: zum
jegigen geringen Umfang; und nad) einem Jahrhundert vielleicht
e David Fabricius, vom Vroſ Dumannd in den Gemein, Racridten, 4 ‚8.
24 — 26. St.
. AN) MWinede offe.. Geſch X. 126. 79 te EZ
26
— (po m
ober noch fruͤher mag ſie gaͤnzlich verſchwunden fein. :.. Schon jest ift
fie in zwei Stüde gerkiffen, die nur während der Ebbe noch zuſam⸗
men Hängen," Die. Dünen. find meiſtens dahl, daher die Sand:
Verſtaͤubungen fehr ſchwer fallen, befonders in den letztern Jah⸗
zen in ſo hohem Grade: zugenommen: haben, daß faſt alle: gruͤne
Stellen unterm Sande begraben worden, und bie wenige vor—
handene Schaafe kaum noch etwas zur Nahrung: finden; die den
Dünen zunaͤchſt liegende Gärten: müffen der Verftäubung wegen
nad) und nach verlaſſen werden ;.die. übrigen werden oft von dem
Wafferfiuthen verwuͤſtet. Guter Boden iſt gar nicht mehr vors
handen, wohl: aber da: geweſen, wie man noch jetzt bei anhal⸗
tendem: Oftwinde zur Ebbezeit am.Strande bemerft, indem da-
felbft: an der Seeſeite dann oft ganze Stellen 1 bis 2 Fuß tiefen
Klei's zum Vorſchein kommen, auch Darg. Lehm, zum. Bauen
tauglich, findet man noch an.einer Stelle. auf der Inſel, doch
mehrft fehon unter den Dünen begraben. Der oͤſtliche Theil der
Infel heißt das Oſtende, der weftlide die Bille Auf die:
fem fand fonft das: Dorf, und noch in der Mitte des 17ten
Jahrhunderts ein. hoher: Thurm, allein feit der Weihnachtsfluth
son 1747 mußte folched nach dem Oſtende verlegt werden, wo es
noch jetzt in drei Theilen liegt, nemlich. dem Loog oder. Weftdorf
im Weſten, jetzt nur noch vom Strandvoigt allein bewohnt, dem
Deller oder Mitteldorf mit 4 Haͤuſern, und den Oſtduͤnen oder
Oſtdorf, wo das eigentliche Dorf ſteht, nebſt der Kirche.
Die Bewohner, deren Zahl auf. 204 ſteigt, hatten. in fruͤhern
Jahren ein gutes Auskommen, viele waren ſelbſt ſehr wohlha—
bend. Sie legten ſich vorzuͤglich auf die. Schiffahrt. Noch im
den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beſaßen ſie
14 — 46 Seeſchiffe von 40 — 60 Laften eigenthuͤmlich. Seit
der Zeit aber aͤnderte es ſich ſehr; mehrere Schiffe mit der Mann⸗
ſchaft verunglädten zur See, die uͤbrigen wurden hernach von
»Srangofen; und ,Engländern genommen. ::Nur, noch ein. einziges
Zjalkſchiff ift vorhanden. Die meiften Einwohner find gänzlich
verarmt, unter den 57 Haushaltungen befinden fih 21 Wittwen.
Leider herrſcht neben der Armuth bei einem Theil der aͤrmſten
0: |
— 5 —
— die aͤuferſte Faulheit, lieber leiden ſie — als
daß ſie auf der Inſel oder dem feften Lande durch Arbeit ſich et⸗
was zu verdienen ſuchen. Die Anmefenheit seiner. franzoͤſiſchen
Beſatzung 1842 und 13 brachte ihr keinen Vortheil. en
wurde damahls zur Feſtung, gemacht und arg zugerichtet
Pfarrhaus aber. Pu: ——— des Militaͤrs nn ‚m
TER 2 . y „tech. BURIG
Seretigteit, @ütets b urg. J —
—— Hertſchaft — im — an * Norder Amt wu in
an allen übrigen Seiten vom Berumer: Amt. umgeben... Sie: hält
von. Süden nach. Norden in der größten Ausdehnung eine Meile
Länge, und im Ganzen 24 Meilen Oberfläche, groͤßtentheils
fandigen Bodens, im Norden mittelmaͤßiges Marſchland. Die
Zahl der. Einwohner: fteigt auf 952, und an Vieh zählt man
217 Pferde, 765: Rindvieh, worunter 402: Milchtühes 330 Schaz:
fe, 117. Schweine, Auch ſind drei zen — und‘
eine Schneidemuͤhle. >
Die Herrlichkeit iſt ein Fibelconmis var Unico ne
geftiftet. - Sie beſteht eigentlich aus zweien: Luͤtetsb urg und
Weſtekelbuhr. Letztere nimmt den: weſtlichen Theil’ ein, und
hieß entweder felbft, oder. das darin liegende Dorf Baͤrger buhr,
in alten Zeiten Bergum; es ift aber ungewiß, ob es anfangs
eigene Däuptlinge gehabt, oder immer den Derren von Lütet3>
burg gehörte; .:flir erfteres ſpricht einigermaßen, daß daſelbſt eine
Burg fland; auf jeden Fall müffen beide ſchon fehr fruͤh unter
einem Herren. vereinigt worden fein. Das Ganze war nur -ein
Theil der großen Herrlichkeit Wefteel, welche im Weften daran!
lag, aber durch die Seefluthen zu Grunde ging, wie beim Norder
Amt erwähnt, Der erfte Häuptling von Wefteel, Bergum und!
Luͤtetsburg war Luͤtet Manninga, der zugleich Pewſum befaß,
und 1378 flarb, Weſteel oder Weſtdeel war- Hauptfig deſſelben
und da wird alſo die Burg geſtanden haben, ſo nach Untergang
dieſes Dorfs nach Luͤtetsburg verlegt wurde. Lüuͤtets Sohn, Poppo
Manninga, heurathete Tetta von Berum, wodurch die damitie
26 *
— Go ———
mit dem Cirkſenaſchen, ſpaͤter regſerenden Hauſe verwandt wurde.
Sein juͤngſter Sohn Luͤtet, mit Adda Cirkſena, Schweſter des
erſten oſtft. Grafen Ulrich, vermaͤhlt, blieb 1438 in der Schlacht
bei -Bargerbur, mit Hinterlaffung dreier Söhne und einer Toch⸗
ter: Poppo, ber Altefte, war Probft zu Emden; Edzard der zweite
erhielt Pewſum zum. Erbtheil, Gela, mit Onno von Ewſum ver:
mäbhlt, Jennelt, der jüngfte Sohn Dido erbte, dem altfriefifchen
Herkommen zufolge, dad Stammgut Luͤtetsburg, ‚erhielt auch burch
feine Gemahlin Hyfa, Visquard. Er flarb 1494 und fein Sohn Dodo
15335: Unico Manninga,: deffen Sohn, Häuptling von Lütetöburg,
Bergum unb Visquard, welcher 1588 farb, war ber letzte des
Danningafchen: Geſchlechts. Seine einzige Tochter und Erbin
Hyma, war mit Wilhelm, zweitem Sohne Tido's, Häuptling der
beiden Herrlichkeiten In: und Kniphaufen vermählt, defien Nach:
kommen noch jegt Befiger der Hewlichkeit find. Tido, Wilhelms
älsefter. Sohn, erhielt die Herrfchaft, ftarb aber 1638 unbeerbt,
worauf. Enno Adam, Sohn feines zwei Sahr früher verftorbenen
Bruders, des Feldmarfchalls Dodo, Anſpruch auf die Güter machte,
allein Wilhelms britter Sohn, Enno Wilhelm, feßte fih in Be:
fig. derfelben, aus dem Grunde, weil Dodo vor Zido verftorben
war; fein Sohn Rudolf Wilhelm und. Enkel Haro Caspar erhiel:
ten fih im Beſitz bis 1676, da durch Faiferlihen Ausfpruch Die
Büter Enno Adams Sohn,. Dodo zugefprochen wurden. Der Ur:
enfel deffelben, Edzard Morig, fländifcher Präfident und koͤnigl.
Kammerherr, ift gegenwärtig Befiger der Herrfchaft und 1816 mit
feinen Nachkommen in den Grafenftand erhoben. Ä
Die Familie von In- und Kniphaufen - Lütetäburg iſt bie an—
gefehenfte in Oſtfriesland und bat feit den legten beiden. Jahr:
“ hunderten großen Einfluß auf deſſen Geſchichte gehabt. . Sie. hielt
fih immer zu den Ständen und ber Stadt Emden, war baher
eine fräftige Stuͤtze des Volks und trug durch ihren Einfluß ‘und
Muth viel zur Aufrechthaltung der Rechte deffelben bei. Manche
ausgezeichnete Männer gingen aus ihr hervor. Einen großen Nas
men befonders erwarb fih Dodo, zweiter Sohn Wilhelms, im breis
figiährigen Kriege, Er war am 22. Juni 1583 .gebohren; bereits
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1603 führte er eine: Abtheilung deutfcher Voͤlker bei ben Belagez
zung von Oſtende an, wurde darauf -Droft und Commandant
von Stidhaufen, trat 1613 als Obriftlieutenant in, Dienſt der
Hanſeeſtaͤdte und ſchlug als ſolcher fich durch Das große feindliche
Lager vor Braunſchweig, in die Stadt, ‚welche es ‚behauptete,
barauf GCommandant won Hamburg ‘wurde und demnaͤchſt in
Dienft des Herzogs Ehriftian von Braunſchweig trat ;- 1626ge⸗
fangen wurde, im folgenden Iahr aber entfam, und zuletzt, nach⸗
bem er einige Zeit im beutfche und. engliſche Dienfie geweſen,
auf: Guſtav Adolf von Schweden Einladung zu deſſen Heer ging.
In der Schlaht bei Lügen führte er als Feldmarfchall die Infans
terie an, und trug dadurch viel zur Erfämpfung des Sieges bei;
nad) noch vielen andern Siegen fiel er zulegt 1636 in der - Schlacht
bei Hafelünne, durch eine Kugel in den Kopf getroffen. Seine
Gebeine ruhen in der Kirche zu Iennelt, *) Er beſaß das Amt
und Schloß WeiffenKlempenau in Vorpommern, fo wie, das Amt
Meppen, welches ihm zur Belohnung feiner Dienfte „verliehen;
Wilhelm felbft, wurde bei vielen wichtigen auswärtigen Verhand⸗
lungen und Gefandtfchaften gebraucht, ſowohl in fländifchen als
gräflichen Angelegenheiten,-und 1600 vom Kaifer in den Reichs⸗
Freiherrn⸗Stand erhoben ;- er: war Hofrichter. und Statthalter von
Oftfriesland. Carl Fridrich, fein jüngfter Sohn, Hofrichter und
fländifcher Prafident, war.einer ber eifrigfien Verfechter der Frei:
beit und Rechte: feined Vaterlandes; Enno Wilhelm, fein. dritter
Sohn, Oberſt und Commandant von Hamburg.- Fridrich Ernſt,
des großen Feldmarſchalls Urenkel, war preuffifcher geheimer
Staatsminifter und ſtarb 1731, deffen Bruders Sohn, Carl Phi:
lipp, Herr von Luͤtetsburg, ftändifcher Drifinent, ein eben fo eif:
tiger Patriot wie Carl Fridrih, farb 1784.
- Die Herrlichkeit enthält: kein eigentliche Kirchfpiel, fondern nur
zwei Dörfer, aus einer Reihe Häufer beftehend, die an dem von
Norden kommenden, mitten Durch. die Herrlichfeit gehenden Pofts
weg nad) Hage und Eſens, liegen. Das öftlichfte und größte ift
*) Seine Biographie, mit Berichtigungen des Grafen von Ins: und Kmipbaufen,- ber
befindet fih in den Gem. Nacır, für Oftfeiegland, 3.8, ©. 17. 65,
Ehtetsburg,im gem. Geben gewoͤhnlich Suͤhts bor g genannt,
wo das Schloß gleichen Namens .ftcht; zuerſt durch Luͤtet Manninga
1480’ erbaut oder erneuert, und nach ihm benannt. Mach einer Ins
ſchrift uͤber den Eingang des alter Thurms, ſoll die Burg fehon 1712
aufgeführt ſein, doch hat folches geringe Wahrſcheinlichkeit. Nach
derſelben Inſchrift iſt ſie 1514 im ſaͤchſiſchen Kriege zerſtoͤtt, 1557
durch Unico Manninga wieder hergeſtellt. ) Dodo der zweite
verwandte noch während: den Jahren 1677 bis 79 viel auf Ber:
größerung und Verſchoͤnerung beffelben. Es iſt ein ziemlich gro:
fie3 Biered, im einfachen Styl gebaut und zweiſtoͤckig; die ver⸗
haͤltnißmaͤßig geringe Zahl der Fenſter faͤllt auf. Die Vorburg
beſteht aus einem ſehr langen Gebäude, welches ſich von der Auf»
fenfeite ſehr uͤbel ausnimmt, beffer vom Vorhof aus; zwei daran
ſtehende Seitengebaͤude find fehr alt. Ueber den Eingang befin-
der ſich ein ſchoͤner Thurm, der dem Gebaͤude etwas von feinem
düſtern Anfehen benimmt, Es ift mit einen Graben umringf,
vas inmere Schloß "ebenfalls, - Ein, auf 1% Stunde ſuͤdlich ſich
ausbehnendes, 166 Diemath großes: Gehölz, fehließt fi dem
Schiöffe an; es ift in Hortreflihem Stande, wird regelmäßig be-
wirthfchaftet, und -jährlicy durch neue. Anpflanzungen vermehrt.
Ein großer Theil dieſes Gehoͤlzes ift Yon dem jetzigen Befiger in
einen hoͤchſt reizenden Park umgeſchaffen, der ſich vielen beruͤhm⸗
ten Gaͤrten Deutſchlands zur Seite ſetzen läßt. Mit größter Eins
ſicht und Geſchmack iſt hier eine ganz flache Gegend gleichſam ine
ein Feenreich verwandelt. Fremde Bäume und Sträucher der man-
higfaltigften Art, liebliche Wohlgerliche duftend, abwechfelnd mit
der‘ vaterländifchen Eiche und: Buche, der duͤſtern Tanne, bald
auf frifhgränendem Raſen, einzeln, bald in kleinen ‚oder größer
Gruppen barmonifch vereinigt, bald zum: Gebüfh zufammen
gedrängt, hin und wieder Tempel, - Dentmähler, abwechſelnd
mit reißenden MWafferparthieen, machen die Wanderung - durch
diefen Garten zu einer ‘ber genußreichften. Im Sommer
kommen faft täglich-Fremde und Einheimifche,- fih diefen Ges
®) Barkeneoth Odssproukl,. ©, 796.
nuß zu verſchaffen, da ber. edle Beſitzer den Garten für jeden
rechtlichen Mann öffnen: laͤßt. Vorzuͤglich auch Dem. Botaniker
gibt: er sreichlichen "Stoff zur Befriedigung ſeiner Wißbegierde,
dex vielen ausländifchen Gewaͤchſe wegen... Ein neben demſelben
ſtehendes, jet der Herrſchaft gehörendes; anſehnliches Wirthshaus,
wird, beſonders von Norden aus, zahlreich beſuch.
« Bargerbupr, iſt dad zweite Dorf an der weſtlichen Gränyej
nahe bei Norden. "Hier ſteht die der Morder reformirten Gemeine
gehoͤrige Kirche, wohin auch das graͤfliche Haus geht, und die
wenigen in der Herrlichkeit lebenden Reformirten. Won 1572 bis
zur Erbauung bdiefer Kirche, über welche der Graf das Patro:
natrecht bat, wurde der reformirte Gottesdienft theild auf dem
Schloffe, in einem dazu; eingerichteten Saal, heils in einem Pris
vathauſe gehalten, und eigne Prediger dazu befoldet. Eine eigne
Kirche ift in der ganzen Herrlichkeit nicht. Die Einwohner, faft
ſaͤmmtlich Lutheraner, halten. ſich zur Kirche im Hage und ‚Norden.
Zwei Kornmühlen, hart an. der Geänze, ſtehen in dieſem Doͤrſchen
und eine Saͤgemühle, letztere neben dem Weg, auf dev Stelle, . -
mo-eine, Burg, Tidofel dagenannt, geſtanden, die während dem
Familienſtreitigkeiten, 1669 von Haro ‚Caspar. gänzlich. zerflört
wurde, der au) alle Steine wegfahren und den Platz ebnen ließ
Der. das. Müllerhaus umgebende Graben. ift vielleicht noch der
alte Burggraben,, Im üblichen Theil der: — liegen noch
mehrere Warf⸗ und Coloniſtenhaͤuſere.
Geſchichtlich merkwuͤrdig iſt die Herlichkeit — A Schladtt,
. welche am 25. Juli 1433 bei Bargerbuhr vorfiel. Ude Foden
von Norden und fein. Schwager Sibet Papinga, Häuptling von
Sever, hatten ein Heer nerfammmelt, um die Hamburger, welche
Sibetö Burg belagerten; zu vertreiben. Allein Edzarb und Ulrich
von Greesfiel zogen mit den Damburgern gegen fie heran. , Bei
Lütetöburg und Bargerbuhr kam es zur Schladt. Nach langem
‚Kampf, ;mußten die Norder weichen. Luͤtet Manninga blieb,
Sibet Papinga, ſchwer ‚verwundet, flarb bald hernach auf dem
Lütetöburger Schloß, Udo verwidelte ſich mit RE in
eine Dornhecke, flürzfe, und ward erſchlagen.
” 05: —
BZur Zeit der” nteberfändifchen Unruhen: hielt fih "auf. dent
Schloffe, außer andern Gefluͤchteten; auch der "berühmte Philip
Marniz von St. Aldegonde auf, und fihrieb dafelbft in einem
Lufipäuschen des Nußgartens, fein berühmtes Wer: de .romein-
sche Bijenkorf. 1677 kam auch daſelbſt die berüchtigte Schwaͤr⸗
merin Antoinette von Bourignon an, welcher Freiherr Dodo Die
Paftorei zur Wohnung einraͤumte, Mr m 680" blich —
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En göängt siops Amt Yöeteie an dad Amt Norden und die —
lichkeit Luͤtetsburg/ ſübſeits an die Aemter Norden und Aurich, im
Oſten an das Amt Efens und die Herrlichkeit Dornum, im Nor⸗
den an die Nordſee. Die Figur gleicht einem Viereck/ im Nor:
den langs der Küfte 244 Meilen von Oſt nach Weſt haltend, im
Süden, wo Lütetöburg fich einſchiebt, 124, und die Breite 114
dis AMeilen. Die Oberfläche 2740 DMeiten, wovon ohngefähr 6
aus Marfchland befteht; vom übrigen, 2% aus mehrft cultivirtem
Sandboden, 15 Hochmoor, fo in der ſuͤdoͤſtlichen Ede liegt. Die
Jufeln Norberney und Baltrum gehoͤren zu dieſem Amte, welches
ziemlich bevoͤlkert ift, 6097 Einwohner zaͤhlend, doch nur 3 Kirch:
ſpiele auf, dem feſten Lande hat; 2 auf den Inſeln, 26 Dörfer
und Ortfchaften ausmachend, worunter 3 adliche Güter, 2 Biege:
feien, 3 Mühlen, 2 Sielen; ferner: 4757 Pferde, 2747 Mil:
kuͤhe, 270 Ochſen und Stiere, 2173 Jungvieh, * —
540 Heidſchafe, 1250 Schweine.
Dieſes Amt hat viel ſchoͤnes Klei⸗ und Stöbern dad nur
etwas fandiger und nicht völlig ſo gut tft wie im Norder Amt
und biefelben Fruͤchte trägt, auch viel Marſchland leichterer Art,
welches ſtark zur Viehzucht benutzt wird, ' daher es Norden mit
=> (06 =
Butter verfehen kann, auch noch einiges davon ausführt, fo wie
Hafer. Der Sandboden ift am Nande der Marfch. vorzüglicher
Güte, namentlich bei Hage und Arle, und- kann da. nad. bloßer
Brache (Güftfalge) A — 2 Jahr: ohne Düngung befäet ‚werben!
Der Rodenban ift daher flarf, nicht weniger bei jenen: beiden
Dörfern der Flachöbau. Torf wird hauptfächlich auf bem. Beru:
merfehn gegraben. Die Produkte gehen theils nad Nörben,
befonderd Rapſaat, Weitzen, Rocken, Butter, werben theils
vom Neßmer- und Dornumer-Siel unmittelbar. zur See ver:
fchifft, vieles auch feit Inftandfegung des Holzfehnermeges nad
Aurich gebracht, wo gewöhnlich beffere Preife erlangt werben. --
Kein Küften: Amt hat weniger Befchwerde vom Unterhalt fei:
ner Deidhe, wie das Berumer. Obgleich den noͤrdlichen und
nordweftlichen Winden ganz offen, drängt die See. doch eben nicht
ſtark auf die Küfte, fo daß durchgängig fich Worland bildet, und
bie ganze nördliche Strede auf einer ſtarken Biertelftunde: Breite,
aus Grobenland beſteht. Der Deich liegt in "zwei: Deichachten,
ber Oftermarfcher zu 1307. R., mit zwei Deichrichtern, und: der
Neßmer mit 3, zu 1100 Ruthen; bloß von .Iehtirer.i iſt ein
Strich zu 100 R. vom Amt au unterhalten, alles — durch
die Grodenbeſitzer. Er
An Gewaͤſſern fehlt nicht. Nugen leiften fie Bloß ber Abi
wäfferung. Eins ift zwar ſchiffbar, es berührt aber Fein einziges
Dorf, deren ed überhaupt auf der Marfh nur. ein; paar kleine
gibt. Alle Pläge liegen daſelbſt zerfireut, die, mehrſten an dem
alten Deih in einer faft drei Stunden langen Reihe. Das
baupifächlichfte Tief ift da Harkfetief, welches aus dem Moor bei
Grosheide herfommt, bis Aderhufen %4 Stunde füdweftfeits Neffe
den Namen Ehe führt und fich früher noch in zwei ‚Arme theilt,
die. erft nahe beim Nefmer:Siel fich wieder vereinigen, Der öftliche
Arm ift ziemlich breit, der weſtliche fieht mehr einem Schloot
ähnlih. In daffelbe fällt ein kleineres Tief von Weften kom⸗
mend, fo erft langs der nördlichen Grenze von Luͤtetsburg hin:
Kuft. Eine zweite Ehe kommt, von Kütfeheide füdlich Berum,
und flieht, ſobald ſie bie. Marjch berührt, weftlih, durch bie
— 40 —
Herrlichkeit Kuͤtetsburg nach Norden, wo. es den Namen Gal⸗
gentüief annimmt; es wird ſchon eine kurze Strecke jenſeits Bes
rum ſchiffbar. Ein Stunde nordoſtſeits Norden aus demſel⸗
ben gehender Canal feßt: cd mit-dem Harketief in Verbindung.
- m anfehnlichften iſt das Berumerfehntief, welches ‚durch den ſuͤd⸗
lichen Theil ided Amts geht, dann langs der fhdlichen und. weftlis
chen Graͤnze Luͤtetshurgs bis Norden, An Landfeen iſt bloß das
Arler Meer vorhanden, ſo ziemlichen Umfang hat. |
Hiſtoriſch merkwürdig find die im Berumer —
Theellanden;z eine große Fläche erbpachtspflichtigen Marfch:
landes, im Hager und Negmer Kirchſpiel, fo. in Obereigenthum
mehrern Bamilien. im: Norder und Berumer Amt, und: Luͤtetsburg
zugehoͤrt, vertheilt in 8 Diſtricte, nemlich: dem Neugroder⸗, Ga⸗
ſter⸗, Oſthoferꝛ, Eber⸗, Trimſer⸗, Hofer:, Efeler:, und: Linteler⸗
Eheel.+ Die zum Neugroder⸗Theel gehörigen Landen liegen vom
Weſtende der Theener bis oſtſeits des Neßmerſiels, auch 26 Diemath
bei: Riphufen in ‚der Herrlichkeit Dornum, zuſammen 54724 Dies
math, mebft:dem Boyham, einem Eleinen Polder; zum Gaſt⸗Theel
gehoͤrt faſt die ganze noͤrdliche Haͤlfte der Hagermarſch, zu. 242
Diemathi: Zum Oſthofer: eine Strecke Landes ſuͤdſeits Der Thee⸗
ner, unter Oſt- und Weſtdorp, bis zur Neßmer Mühle, 296 D.
beftagend;; 8Zum Eber: Theel, 1241, Diem. ebendafelbfl, fodann
bei Harketief, Dagermarfch und dem Blandorfer- Hamrich, nebſt
2: Fleethen (Grundftüde, Tpäter: in brauchbares Land verwandelt,
vermuthlich alte: Flußbetten) und 2 Eimer Saat: (%% Diemath);
Sum Trimſer-Theel 249% Diem. ſuͤdſeits des Theenerſtrichs,
auch etwas in der Hagermarſch. Zum Hofer⸗-⸗Theel 19924 Diem.
bei Harketief, Kankebeer, Eoldinner-Grashaus ıc,, nebſt 1 Maat
Saat: Zum Eber-Theel 263 Diem. ſuͤdſeits der Theener, theils
im Neßmer Kirchſpiel. Zum Lintler⸗Theel 264% Diem., ziemlich
zerſtreut nord⸗ und ſuͤdſeits des Theenerſtrichs, auch. noch weiter
ſuͤdwaͤrts, nebſt 1 Eimer Saat, (14 Diem.). Zuſammen alſo mit
dem Boyham 2175 Diemath. Die Erbpacht davon betraͤgt
jaͤhrlich 2056 Gl. 1014 Stbr:, wovon an Verzehrung, Gehalt
der Theelrichter zc;, 335 GI. 9 Stbr. abgehen, mit Inbegriff von
2 a
—— 4 sm
150 Gl. jährlichen Geſchenk an die Schule und Pafterei ; ſo bag
‘an: seinem Ertrag 2521 Gl. 1 Stbr. bleiben. *) In frahem
Seiten war ſolches noch höher, fo wie des Landes mehr; Die Ge—
felifchaft ſchenkte aber der Kirche und Schule zu Norden. den Er
ttag von 474 Diemath zu 692 Gl. Stbr., au einige huns
dert Diemathe in der. Theener: an den Grafen Edzard L, wovon
die Erbsacht noch bis jeht an die Rentei bezahlt wird; **). es ge⸗
hört darunter ein vormaliger Königl. Dias zn Mötchergrover Grass
haus genannt, ſo jegt richt mehr’ zu finden. :. In’ Folge dieſet
Schenkungen wurden die -Theellanden 1532 non Schagungen be⸗
freit, doch nur auf einige Zeitz fie müffen ſolche laͤngſt wieber;
wie ander bauerpflichtig' Land: zahlen, **) nur keine Nenteigefält
Die Societät, der die Ländereien: in Obereigenthum gehören;
wird die Theelacht genannt. Bier dber-Mitglieber (Theeba
richter,) verwalten das Ganze und zwar jeder zwei Theelern Sie
miüffen entweder: ſelbſt, oder ihre. Frauen, Erbtheele beſihzen, und
ſtehen im erftern Fall ihrem Amt Aebenslang vor, »Teßtetn Falls
nur fo lange ihre Frau lebt. Sie theilen die Theelhenern: jührz
lich zweimahl, im März und. December aus, welches in ; einem;
eigens fir die Societaͤt beſtimmten Bimmer auf dem Rathhaufe
zu Norden, — der: Theelfammer :— ‚unter. einigen ‚Geremonien)
und Verzehtung einer: Tonne Norder — ehemald Hamburger —
Bier gefchieht, legen aber nur alle 4 Jahr Rechnung iab; ‘oder
noch fpäter, nach dem’ Wunſch der’ Gemeine. Der Antheif eines
jeden Mitglieds heißt ebenfalls Theel, und diejenigen der Mitgliei
ber, fo ihr Theel von ihren Vorfahren ererbt, werden Erbbauern
(Arfburen) genannt... Sie haben ihr eigenes ZTheelrecht ; welches
1586 bei Gelegenheit eines Proceffes durch ‚Hector Fridrich: von
MWicht er — wir mit einer hiftorifchen Deduction
.* !
[1 44 “ur
") Aus Mittpeilungen eines. der. Theelbauem.. . :.° .. —
0) Wenkedachs Theelrecht ©. 28: 29. Die Scheukung an, die — airche 4
daſelbſt auf 4744 Diemoth zu 681 Gl. 18 St. angegeben; und S. 38 die Zahl
der noch vordandenen Diematpe Tpeellanded auf 2147, zu 2856 Gl. 8; Stör.
jährlichen Erbheuer,
9.) Daf. ©. 90,
— 410. —
verfehen, der Landes: Regierung eingereicht, hernach durch Dr:
Caspar Wenkebach näher erläutert und mit Anmerkungen berei:
chert worden, darauf 1759 im. Drud erfchienen ifl. Der Inhalt
diefer Geſetze iſt es hauptſaͤchlich, was die Theelacht fo. merkwuͤr⸗
dig macht. Sie find hoͤchſt originel und verrathen ein ſehr ho—
bes Alter, Ihr Hauptzweck geht dahin, daß die Theelen in ‚der
Gefeltfchaft bleiben und nicht in fremde Hände kommen. Es
gibt Erb- und Kauftheele, erftere Eönnen gar nicht an einen
Fremden veräußert werben; letztere zwar wohl, allein fobald der
Berkäufer ftirbt, faͤllt das Theel der Gemeine anheim, ohne Ent:
fhädigung: für den fremiden Käufer, Selbft das Verkaufen der
Theele unter den Gliedern ber Gemeine wurde in frühern Zeiten;
wenn auch erlaubt, doch gleichſam für ſchimpflich gehalten ,- allein
hernach nahm man esd-nicht. mehr:fo genau damit, weshalb jetzt
die mehrften Theele Kauftheele find. Zwiſchen Erb: und Kauf:
theelen ift ein großer Unterſchied. Erftere find ſolche, die nur in
grader Linie auf die Nachkommen vererben. in Erbbauer kann
zwar mehrere Kauftheele, aber nur ein Erbtheel in jedem Theel
befigen ; nimmt er eine Frau, die in demfelben Theel beerbt iſt,
Tann. er. doch nur ein Theel benutzen, das -andere verfällt der Ge:
fellfchaft fo lange, bis eines der Ehegatten flirbt. Alsdann find
die Söhne oder in deren Ermangelung die Zöchter: berechtigt,
ihred verftorbenen Vaters gder Mutter Theel anzutreten und ‚ber
“ Überlebende ‚Ehegatte kann den andern ferner benugen; der jüng:
fie Sohn ‚tritt dabei an die Stelle des oder. der Verftorbenen, und
jeder der übrigen Söhne erhält eben ſoviel, ſobald er fich verheu—
tathet,; nicht eher, und auch nur in dem Fall, wenn er feine
eigene Daushaltung, ‚getrennt ‚von der ber:andern Brüder hält.
Wenn der jüngfte Sohn ſtirbt, kann der ältere deffen Erbtheet,
fobald er verheurathet, angreifen, jedoch nur auf des Vaters oder
ber Mutter Namen, nicht auf den bes Bruders, weil Erbtheele
richt auf Brüder, Schweftern ꝛc. vererben. Sie müffen ihr Necht
durch 2 Zeugen beweifen, zeugen diefe falfch, fo verlieren folche
ihr eignes Erbtheel. Sind Söhne und Töchter da, fo fällt das
Erbtheel auf erfiere allein, nicht auf die Töchter; wenn aber feine
—— 4153 ——
— —
Söhne vorhanden, fo verftirbt es auf die Zöchter, welche fich bat:
in theilen. Verheurathet fich ‘eine derfelben, fo kann ‚jeder: ihrer
ehelichen Söhne, nach Abfterben feiner Mutter, für feinen. Heinen
Antheil ein ganzes Erbtheel ‚angreifen.. Werftirbt ein Erbbauet
ohne Kinder zu.hinterlaffen, fo fallen feine Theele der ganzen
Communität anheim. Jedoch kann die Schweſter eines: unver:
heurathet geftorbenem Bruders deſſen Erbtheele erben. Uneheliche
Kinder koͤnnen kein Erbtheel erben, wohl Kauftheele. Beſitzer
von Kauftheelen haben nichts in den der Gemeine angehenden
Sachen zu ſagen, fie koͤnnen keinen Zeugen. beim Angriff abge⸗
ben und werden bei Ablegung ber Rechnung, fo. wenig wie bei
Erwaͤhlung eines Theelachters, zugelaſſen. Wenn ein Erbbauet
aus Noth oder ſonſtigen Urſachen fein Erbtheel verkaufen will,
und die Geſellſchaft ſolches genehmiget, wird es ein Kauftheel,
und feine Erben verlieren ihr Recht daran. Die Gemeine ber
Erbbauern, worunter die. Theele gehörig, ift alsdann zunächft zum
Ankauf berechtigt und. die Theelachter behalten ſolche Theelen auf
den‘ gemeinen Gütern, und vertheilen die jährlichen Gefälle unter
bie Gemeine; falls aber‘ die Gemeine das Theel. nicht am fich
ziehen. will, ſteht ei: einem: —— Erbbauer frei, —
zu kaufen.
Ueber ben — der Theelacht iſt Gewiſſet gear
Der Tradition unter den Erbbauern zufolge, rährt fie. von dem
Sieg her, den die riefen Über die Normänner bei Morden im
Jahr 880 erfochten; und wornach die- Sieger das verlaffene. Land
in Befig genommen: und unter fich vertheilt hätten. Diefe Sage, .
welche ſchon bei fchriftlicher Abfaffung ber Theelrechte herrfchte,
pflanzte fi von einem Geſchlecht zum: andern fort, und wurde
von frühern Schriftftelern als unbeftrittene Wahrheit 'angenom:
men, bis ber. gelehrte Herausgeber des ofifriefifchen: Landrechts,
Matthias von Wicht, Zweifel dagegen: erhob. - Er erklärt die
Sage fir eine Fabel; ed fei, fagt er, unmöglich, daß ſich eine
fo geringe Anzahl Theelbauern, als fi: nachhero der befagten
Laͤnder, nach dem Rechte des Sieges, angemaßt hätten, die un;
geheure Menge Feinde zu erfchlagen ; wenn aber die ganze frieſiſche |
— dl —
Nation oder auch nut die jetzigen Dftftiefen zu Huͤlfe gekommen
‚wären; mit welchem Recht haͤtten dann die Theelbauern allein
das Land in Eigenthum erhalten? Weit wahrſcheinlicher ſei es,
daß eine Geſellſchaft Norder Eingeſeſſenen jene Landen aus der
See eingebeicht, und in Gemeinſchaft behalten haben; daher ſei
denn auch der Name Theel gekommen, nach dem Angelſaͤchſiſchen
Teelen, Tilan: zeugen; bauen, landpflugen ). — Es befremdet,
daß von Wicht, der doch ſelbſt zur Theelacht mit gehoͤrte, nicht
beſſer von der Lage der dazu gehoͤrigen Laͤndereien unterrichtet
wat; wine ihm ſolches bekannt geweſen, er hätte keine Erklärung
gewagt, die noch 'unwahrfcheinlicher:ift, wie die Sage ſelbſt. Das
Land gehoͤrt groͤßtentheils zur. alten Marſch, die, wie er meint,
zur Zeit ben normaͤnniſchen Einfälle (nach andern mit mehr. Wahr:
ſcheinlichkeit noch früher) eingedeicht ift, alfo wenigftens ſchon vor
beinah 1900 Jahren, ‚und. fo alt.müßte denn auch die Societät fein;
Die früheften Eindeichwügen .gefchahen durch diesantiegenden Com⸗
munen, welche das Land unter. fich theilten; ed laͤßt fich ‚daher
gar nicht denfen, daß. einige Norder dad Land eingedeicht und
die Hager und Neſſer dieſen ihr Eigenthum gutwillig uͤberlaſſen
halten; uͤberdem liegen die Theellanden nicht zuſammenhaͤngend,
fondern zum Theil fehr zerftreut. Auch fprechen die Theelgeſetze
heſtimmt ögegen: einen: ſolchen Urſprung; fie wären für den Fall
eben forunfinnig wie fhädlich für die Befiber:
WBei dem gänzlichen: Mangel urfundlicher Nachrichten — man
ſich bloß mit Vermuthungen begnuͤgen, und der wahrſcheinlichſten
derſelben dillig den Vorzug geben. Eine wahrſcheinlichere wie
die, ſo die Sage berichtet, moͤchte aber ſchwerlich ſich auffinden
laſſen. Nichts Ungereimtes liegt darin, daß ſich die Erinnerung
daran 700 Jahre erhalten, um ſo weniger, da die Sage immer
im denſelben Familien vom Vater auf den Sohn fortgepflangt.
Merkwuͤrdige Begebenheiten, erhalten ſich außerordentlich lange im
Gedaͤchtniß des Volks; als Beweis läßt fich; dab, jedem befannte,
Liedchen anführen; welches Die Kinder am Maktinss Abend fin:
— re —— u a ee
N Hape Bahdreht Border. Sen:
— 5 — PER:
gen. Es gründet fich auf eine Begebenheit, die vor mehr denn
einem halben Jahrtauſend vorgefaen. Während den Jahren 1270
bis 76 lag der Theil Frieslands, fo unter dem Sprengel des Biſchoſs
von Münfter ftand, unterm Bann, gehemmter Handel und: Mi:
wachs verurſachten zugleich eine fürchterliche. Hungerönoth, wodurch
viele Menfchen hinweggerafft wurden. Dadurch entſtand das Lied /
wahrfcheinlich fchon ‚während der bedrängten Zeit, und erhielt fh,
nur nach. und. nacy verändert, bis zuunfern Tagen. Warum kann
bie Sage über den Urfprung der Theelacht nicht eben‘ fo gut: fich
erhalten haben? Bon Wichts etfler Einwurf Iäßt. ſich ohne
Mühe entkraͤften. Nicht alle am Kampf Theilnehmende: erhielten
Land, bloß die tapferften, oder die Wittwen und Waifen der
Gebliebenen. Der zweite Einwurf ‚hat mehr Grund, doch laͤßt
fish einiges. Dagegen vorbringen. Wer kann beweiſen, daß. die
Norberländer allein fo reichlich dotirt wurden, bie Eingefeffenen
ber andern Landfchaften leer ausgingen? Laͤßt füh die. Möglich-
keit laͤugnen, daß letztere ebenfalls mit Laͤndereien befchenft wur:
den, aber ſolche als zu fern ihrer Heimath wieder ‚verfauften;
entweder an die Norderlaͤnder oder an einzelne. Naͤhme man.
dieſe Vorausſetzung an, fo wären alle Schwierigkeiten‘ gehoben.
Man Fünnte eben fo gut vorausfegen,. daß die Norder fich in
dem Kampf. votzüglic ausgezeichnet, und man: deshalb. ihnen
vorzugsweiſe den.in ihrer Gau liegenden Theil ber Beute überließ. .
Es ift überdem unerwieſen, baß die Schlacht bei Norden wuͤrklich
fo groß war, wie bie alten Chronifenfchreiber anführen; mehr
denn 10,000 Normänner -follen: unterm Schwerdt der Friefen-
gefallen fein! wer verbürgt es? Kann es nicht eim kleineres Heer
der Normänner gewefen fein, welches die Norder allein befümpften
und vernichteten? Die Norderländer fianden früh ihres Muthes
wegen in ‘gutem. Ruf, und. fcheuten ſich nicht , ſelbſt weit: überle:
gener Macht fich entgegen zu ſetzen. Im Jahr 1222 ‚nahmen ſie
es fogar mit Den. Broofmern, Emfigern und Harrlingern allein
auf, und blieben. Sieger. Warum Toll man ohne Noth eine Sage
gradezu verwerfen, die gar nichts Unwahrfcheinliches a und
fo ſehr zum Ruhm unſrer Beorfahten gereicht? BE
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ii Der —* und Juſtiz ſteht ein Amtmann "vor nebſt einem
Aſſeſſor. Es find. drei Amtsvogteien da; Berum, Neffe,
Norderney. Erſteres hat die Untervogteien Hage und Huf—
ſchlag, zuſammen das: Kirchſpiel Hage ausmachend, Arle mit
dem ‚gleichnamigen: Kirchſpiel. Das zweite die Untervogteien
Neffe und Weſtdorf mit: dem Kirchſpiel Neffe. Das’ dritte
Norderney und Baltrum mit. den gleichnamigen Kirchfpielen.
4) Dage, ein großes Kirchfpiel, welches. ben ganzen weftlichen
Theil des Amts einnimmt, mit 2487 Einwohner, wozu noch ber
größte Theil von: Lütetöburg kommt, mit etwa 900. Einwohner,
fo..daß:: ed die größte Tutherifche Landgemeine. in Oftfriedland
iſt. Der Sleden Hage, Hauptort . deffelben, fo mit Berum
835. €. zählt, liegt am Rande der-Gaft, unmittelbar an das Dorf
Lütetöburg fih anfhließend, unter 240 57° Länge, 53% 36 12
Breite. Es iſt ein ziemlih großer Fleden, aus einer: Straße
beftehend, an deren beiden Seiten bie Häufer, auf A Stunde
Länge liegen... Viele Handwerker wohnen dafelbft, größtentheils
fuͤr die Marſch arbeitend, worunter verfchiedene Zifchler, die ſehr
gute Arbeit liefen. Die mehrſten nähren. fih vom Aderbau.
Mehrere recht anfehnliche, ſchoͤne Häufer ‚zieren. diefen Ort, der
unter die, lebhafteften auf dem Lande gehört, indem nicht nur
der Poſtweg zwifchen Norden und Efens, nebft Wittmund dadurch
geht, fondern faft fämmtliche Bewohner des Amts auf ihren haus
figen Reifen nach Norden diefen Weg wählen. Wirthöhäufer gibt
8 daher viele. Krammaͤrkte werden zwei gehalten, im Juni und
Dftober, welche als die einzigen im Amt. zahlreich befucht wer:
den. Das Straßenpflafter ift vor. einigen Jahren ganz neu ans
gelegt und jest fehr bequem. zu ran) vorher war der. Ort
deshalb übel berüchtigt. |
Man kann nicht beftimmt fagen, dag — eigene ———
gehabt hat, eher ſcheint es, daß die Haͤuptlinge von Berum da;
ſelbſt Herren geweſen. Der Ort hatte indeß ſchon in fruͤhen
Zeiten eine adliche Burg, welche im Weſten der Kirche ſtand, und
der Familie Hinkena gehoͤrte. Die letzte dieſer Familie, eine
Wittwe, Frouwa Hinkena, ſchenkte ſolche ſchon 1466 mit; allen
— — — —
Ländereien, mit Korn, Betten, Handtuͤchern, Schränken, Kiſten —
welche letztere fich aber längft verlohren — ber Kirche, ald Vers
mächtig für einen zweiten Prediger. Das Teftament, auf Per:
gament in gplattdeutfcher Sprache gefchrieben , fo die Wittwe auf
den Altar der Kixche niederlegte, wird nod in der Paflorei aufs
bewahrt. Das Burggebäude ift zum Theil no vorhanden und
bient feit der Stiftung zur Wohnung Des zweiten Predigerd, der
auch die Einkünfte des VBermädtniffes genießt. Der Gtaben
“ wurde 1764 gänzlic) gedämpft, nachdem ſchon vorher, da er .
faft zugewachfen, das mehrfte davon zu kleinen Gärten in
Erbpacht ausgethan worden. Die: Oberpaftorei fol, wie die
Sage lautet, ein Klofter gewefen fein. _ Bertram *) hält ed '
für ein der heil. Anna gewidmetes Nonnenflofter, bringt aber ”
feinen andern Grund bei, als weil dad Gebäube in alten Urs
Funden, St. Annen:Pafloret genannt wird, Ein nahe dabei
von der Straße abgehender Seitenweg, heißt die Klofterlöhne,
und eins der daran fiehenden kleinen Häufer, das Kloſter. Wei:
ter ift nicht5 davon befannt. Wenn es wuͤrklich ein Klofter ge—
wefen, muß. der größte Theil des Gebäudes laͤngſt abgebrochen ae:
worden fein, da in der jetzigen Wohnung-nur noch drei Zimmer vor:
handen find. Die anfehnliche Kirche, dem heil, Ansgarius gewid⸗
met, wird von zwei Predigern bedient, In derfelben ift ein großer,
ins und auswendig ſtark vergoldeter, ſilberner Kelch bemerlens⸗
werth, den die Prinzeſſin Catharina von Schweden der Kirche
4608 ſchenkte, wie die am Fuß befindliche Inſchrift beſagt. Diefe
Prinzefjin ftiftete auch 1607 ein neues Gafthaus im Fleden, wel-
ches hernach, wie Bertram berichtet, in die Schule und Schul:
wohnung verändert worden ; vieleicht aber ift ed das am Kirchhofe
ftehende kleine Gafthaus, weiches vor einigen Fahren gegen ein
groͤßeres vertauſcht worden.
Bei Hage fiel am 5tem April 1727 ein Gefecht zwiſchen den
ſtaͤndiſchen und fuͤrſtlichen Truppen vor, worin erſtere in die
Flucht geſchlagen wurden, und ihre ganze Artillerie verlohren
*) Analecıa ‚ob. 1. Si. © a6,
27
— [118 —
— — — —
J
Hage iſt der Geburts- und Wohnungsort mehrerer Gelehrten,
unter denen beſonders Johan Dietrich Deymann, Prediger
zu Amſterdam, als einer der. aufgeklaͤrteſten, gelehrteſten Theolo⸗
gen, ſich großen Ruhm erworben; der erſte, der den Grund zur
aufgeklaͤrteren Denkart in Holland gelegt. Er ſtarb am 9. April
1783 und war an demſelben Tage, 1732, gebohren. Einer ſeiner
Brüder war Apotheker zu Amſterdam und ſtand als Chemiker
bei feinen Kunftgenofjen im größten Anfehn; der andere war
einer der berühmteften, und gefuchteften Aerzte daſelbſt. Der
Schullehrer Meinbard Medderfen, 1727 gebohren und am
46, Febr. 1772 geſtorben, zwar Fein Gelehrter, aber durch eignen
Fleiß und Neligiöfität gebildet, machte fi rühmlich befannt durch
feine .1763 erfchienene Schrift: „Briefe eines Chriften in Oft:
friesland““ und vieler anderer. Der Magifter Martin Faber,
zu Aalft in Flandern gebohren, kam 1551 ald Prediger nad
Hage, wo er 1588 ftarb, 75 Jahr alt. Ein rechtfchaffener, ge:
Vehrter Theologe und Schriftfteller.. Auch Herman Mefander
war: von 1605 bis 12 bafelbft Prediger. Bartold Meier,
1644 zu Hamburg gebohren, welcher General: Superintendent zu
Wolfenbüttel war, und dafelbft wegen verweigerter Unterfchrift
eined, der Pietiflerei wegen, erlaffenen Dekrets, entſetzt wurde,
fam 1695 als aͤlteſter Prediger hieher und flarb bafelbft 1714.
Vom Prediger Gerh. Kryns Anfmint, der von 1805 bis
4813 dafelbft Iehrte, hat. man ein Werkchen: „‚Unterredungen
über die jetzigen Beiten,’‘ welches 1807 zum zweitenmahl gedrudt
mwurbe, aber Fein: Gewinn für Aufklärung ift. |
Berum, aus dem Schloß und ein. paar Häufern beftehend,
gränzt unmittelbar an Hage im Dften. Es ift ein alter, Haͤupt⸗
lingfig, von deſſen früheften: Befigern bloß die Namen, befannt
find. Hayo Sydſena hieß der erfte bekannte Häuptling, ber zu
Ende: des 14. Jahrhunderts lebte, eines Tochter Tetta nachließ,
die mit Poppo Manninga von Lütetsburg. verheurathet war, und
. einen Sohn, Martin Spdzena, welcher eine Tochter Frouwa hatte,
die fih mit Edzard Cirffena vermählte, wodurd die Herrfchaft
auf diefen und demnäcft feinen Bruder Ulrich Fam, feitbem das
— rg He
Regierhaus immer im Beſitz geblitben. ' Ulrich erbaufe Hatt der
alten Burg, 1444 ein neues Schloß, "welches nicht unmerkwuͤrdig
in der vaterländifchen Geſchichte geworden, Im Zojaͤhrigen Kriege
war es eine Zeitlang das Hauptquartier des Grafen Gallas,
Anfuͤhrer der Kaiferl. Truppen. Bei einem Beſuch, den der Graf
Rudolf Chriſtian am 17. April 1628 daſelbſt ablegte, wurde dieſer
junge, erſt 26: jährige Regent, von einem Kaiſerlichen Officier,
mit dem er in der Zrunkenheit Streit bekam, ſo ſchwer ins linke
Auge geſtochen, daß er bald darnach farb. Vorher war es
Wittwenſitz der Gemahlin Edzards II., Catharina, Tochterdeb
Königs Guftav von’ Schweden, dierdafelbft bi zu ihrem dm 1.
Deebr. 1610 erfolgten Zode wohnte.” Obgleich ſtolz und herrfch:
füchtig, war fie große Wohlthäterin der Armen, legte auch auf
dem Schloß eine Gapelle an, und hielt eigene Prediger dazu,
Die Firftin Iuftine Sophie, Fürft Enno Ludwigs Gemahlin, 305
als 24 :jährige Wittwe dahin und flärb daſelbſt 17 Jahr fpäter,
am 12. Auguft 1677. Die bertihmte Fuͤrſtin Chriftine Charlotte,
Yebte zwar nicht da, während ihrer vormundfchaftlichen Regierung
1665 — 99, oder hernach, fie wandte aber viel zur Verſchoͤnerung
des Schloffed an, und zierte ed mit koſtbaren Möbeln; die vor.
letzte Fürftin Sophie Garofine, Schweſter der Königin von Daͤne-
marf, bewohnte ed wieder von 1734 bis 40, worauf fie nach Dä:
nemarf zog und daſelbſt 1764 flach. Sie war eine Dichterin
von nicht gemeinen Anlagen; eine Sammlung: geiftlicher Gedichte
ift von ihr im Druck erfchienen. Der eine ihrer Prediger, Johan
Siegmund Ulitfch, Der als Probft zu Segeberg 1763 ftarb, machte
fi) durch verfchiedene theologifche Schriften befannt. Der grüßte
Theil des Schloffes ift 1764 abgebrochen; nur das Vordergebaͤude
mit einem Thurm und das Thor, find ſtehen geblieben, jegt zum
Sig des Amtgerichtö dienend, Die Mauern find fehr did, Ein
Theil des hohen Walls fteht gleichfalls noch da, und ‘gewährt
eine weite Ausficht, ſelbſt Bi8 zu den weißen Dimen von’ Norden
ney. Im Shden daran ift noch der Schloßgarten vorhanden, mit
einem Wohnhaufe und den Stallgebäuden, fo jedoch vererbpad):
tet; dann das Berumer Gehölz, welches 'vermuthlich um die Mitte
27.”
!
— 100 —
35:47. Jahrhunderts angelegt. ift, und 120 Calenb. Morgen
oder 55/ Diemath hält,. zur Hälfte aus Eichen Hochwald befte:
hend, Viele Ellen und fchöne Buchen find dafelbfi. Schon in
früpers Zeiten war es wit Alleen durchfchnitten, vor ein Paar
Jahren find noch viele Gaͤnge darin angelegt, ſo daß es jetzt ein
Sehr ‚angenehmer Spagiergang iſt.
In den Oudheden en Gestigten van Groningen wird beim
Dorf;Berum in. Groningerland (S. 422.) erwähnt, daß ſolches
der gemeinen Meinung. nach ber Geburtöort Herbertd Bifchofs
von Utrecht (+ 1150) und feiner beiden Brüder, Droften zu Gro—
ningen und Coeverden fei, ‚Der gelehrte Herausgeber und Com—
mentar jenes Werks ſagt dagegen in einer Anmerkung: „In
Oſtfriesland ſteht ein altes und adliches ‚Schloß, Berum genannt,
aus, welchem ber Biſchof Herbert und feine Brüder, herſtammen,
wie einige angefehene Schriftſteller anführen. Ihre Gemaͤhlde
bangen. bafelbft auch noch zur Schau.” — Eine auffallende Nach—
richt, die wohl nähere Unterfuchung verdiente. Von den angege-
benen Gemählden iſt nichtd mehr befannt, die alte Burg war
ſchwerlich im 12. Jahrhundert oder noch früher fchon vorhanden, und
es ift fehr zweifelhaft,.ob vor Erbauung derfelben ein Ort, der Be-
zum hieß, dort gewefen; die wenige Haͤuſer rundum dem Schloß,
die eben fo beißen, verdanken wohl nur demfelben ihr Dafein.
Weiter öflih am Rande der Gaſt zuerſt Wicht, ein Eleines
Dorf mit 75 E., dann Blandorf mit 78 E. Erſteres hat
eine Burg gehabt, deren Befiser zugleich, Häuptlinge in Lintel
waren. Imel, der erfie bekannte Häuptling bafelbft, lebte zu
Ende des 14. Jahrhunderts, fein Sohn hieß. Itet oder Iptet
Yon Wit und deſſen Enkel Haico. Diefer war Drofi zu Bes
zum und vertheidigte folched 1514 ‚gegen Hero Omken von Efens
fo tapfer, daß die Feinde fih zurüdziehen mußten, feine, eigne
Burg wurbe aber von benfelben zerflört, und iſt nicht. wieder
aufgebaut, auch kamen die Stammguͤter in fremde Hände und
find längft nicht mehr adlich, fo wie die noch ‚blühende Familie
von. Wicht, aus der mehrere wadere Männer ‚hervorgegangen, wie
bei Aurich und Norden angegeben,
A
— 421 —
Suͤbwaͤrts beider Dörfer liegt Berumbuür und Klein;
oder Eütjeheide, fo zufammen 594 €. zählen, weiter ſuͤdlich
Halbemond mit 261 E. demnaͤchſt oftfeits beffelben dad Bes
rumerfehn, weldes mit Inbegriff der neben demfelben wohs
nenden Goloniften, 261 E: zählt, und durch eine Gefellfchaft Nor:
der und Hager 1794 angelegt iff, mit großem Koſtenaufwand,
„Indem ein ganz neuer Canal bis Norden gegraben werden mußte,
"der 114 Meilen Länge hält, daher die Anlegekoften auf 66,348 Rthir.
fliegen, wozu die Stände 24 Rthlr. Prämie für jede Ruthe des
Ganals, im ganzen 5000 Rthir., außerdem noch 3750 Rthlr. beir
trugen. Mehr denn die Hälfte des Torfs wird von der Geſell⸗
fhaft für eigre Rechnung gegraben, welches für diefelbe fehr vor:
theilhaft, aber der Gultur des Fehns hinderlich ift; daher die Bes
voͤlkerung deffelben 1816 erſt 119 Seelen betrug, obgleidy die Lage
ſehr vortheilhaft, indem zu Norden Feine Concurrenz mit fremden
Zorfichiffern, wie in Emden und Leer ſtattfindet. J
Der nordweſtliche Theil des Amts begreift die ehemalige Oſter
marſcher-Vogtei ih ſich, welche in 8 Rotten eingetheilt iſt, wovon
Die drei weſtlichen zur Kirche von Norden gehören, bie 5 uͤbrigen
zu Hage. Jene führen den Namen Oftermarfch, das oͤſtlich
datan gränzende heißt dad Junkersrott, das folgende die
Theener, die drei Übrigen im Süden daran liegende: die Ha:
germarfch. Letztere 5 Rotten zählen 383 E., die 3 zur Nor—
ber Kirche gehörende, 470. Dörfer findet man nicht da, alle
Plaͤtze und Warfshaͤuſer liegen zerftreut herum, die mehrften an
einem von Weften nach Often durch das ganze Amt gehenden Weg,
welches ein alter Deich ift, jenfeits deſſen das alte Grödenland
liegt. Es find mehrft fhöne Pläge, mariche auch mit Bätimen
umgeben, doch im ganzen noch viel zu wenig. "Drinewarf, 3
Päse, und Süderhuus, ein Plab, fo wie Breepot, legen in
ber Oftermarfh. Das Junkersrott mit allen feinen Plägen ge⸗
hört ganz dem Rütetöburger Haufe, ift jedoch nicht adlich frei; in
denifelben ift Huffhlag, ein Difkift Warfhäufer, Seegat,
Finkenſtede und der große Platz Wilhelmsfeld mit
170 Diemath. In der Hagermarſch liegt Nordo og, 2Plaͤtze,
— 192 =
zwiſchen denfelben und Weftdorp ein Platz, Klofter genannt, mo
bie Sage ein ehemaliges Klofter hinfegt, doch zeigen fich Feine
Spuren davon und an beftimmten. Rachrichten darüber fihlt es
gleichfalls. Das Luͤtetsburgſche Haus ift auch im Beſitz des An:
wachsrechts vor dem Junkersrott, ‚zufolge früherer Verträge mit
dem Landesherrn, daher von den daſigen Poldern keine Erbpacht
bezahlt wird; es ſind deren drei, der Weſter,⸗ Mittel: und
Oſterp older, fo in den Jahren 1708, 9 und 12 eingedeicht
find ‚und zuſammen 213 Diemath befaſſen; der letztere, deſſen
Deiche in der Weichnachtsfluth zerſtoͤrt wurden, iſt erſt 1772 von
neuem; bedeicht. Schon im 16. Jahrhundert, wahrſcheinlich 1570
waren biefe drei Polder mit einem Deich) umfaßt, doc) wieder:
holte Stürme zerftörten ſolche wieder. Weſtſeits folgt darauf
der Mandepolder, 1679 bedeicht, demnaͤchſt der Vinckenpol—
ber, fo erft 1805 ‚gewonnen. Im Oſten der Lütetöburger-Polder
liegt der Hilgenrieder Siel, der indeg nur flein ift, und
bioß zur Abwäfferung. dient,
2). Arle. oder Arrel. Dieſes Kirchſpiel, ſo 1501 Einwohner
zaͤhlt, nimmt den ſuͤdlichen Theil der oͤſtlichen Haͤlfte des Amts
ein, und beſteht groͤßtentheils aus Sandboden, auf weilchem auch
ſaͤmmtliche dazu gehoͤrige Doͤrfer liegen, auf der Marſch bloß ein
paar Plaͤtze. Das Kirchdorf Arle bat gute Plaͤtze und 303 E.,
auch eine durd zwei Prediger bediente, fehr anfehnlihe, fehöne
Kirche von Dufftein, die einft mit Blei gededt gemefen und einen
hohen Thurm gehabt. Kebterer, auf den fich in der Fehde gegen
Bodo Ukena, ein Haufen feiner Feinde flüchtete, wurde 1430 von
Udo Foden erobert und zum Theil heruntergeriffen, der Reſt erſt
im vorigen Sahrhundert. Das Blei des Kirchendachs wurde 1532
durch ‚den Geldriſchen General Hadfort abgenommen und des
Miderftandes der Einwohner ungeachtet, ‚mit fortgeführt. *) Der
Vordergiebel der Kirche ift vor 6 Jahren abgebroden und von
Ziegelfteinen neu aufgeführt; ‚die Duffieine, woraus folcher be=
Rand, —— man und Löfete fo viel daraus, daß nach Abzug
x 2) Beninga ©. 422 Note. Emmiud ©. 867: .
— 105 —
der Koſten des. 5 Fuß dicken neuen Giebels, noch 100 Piſtolen
foßen übrig geblieben 'fein.. Die übrige Mauern find unten an
der Auffenfeite in ganz unregelmäßiger Höhe von.4. bid 10 Fuß
aus Ziegelfteinen, bie offenbar bei fpäterer Reparatur darin ges
fest find. Das Gebäude muß ein fehr hohes Alter haben.
Arle ift ein alter Häuptlingfig; allein von den Häuptlingen
deffelben ift nichts weiter befannt, als daß im 17. Jahrhundert
die Beninga’d von Grimerfum auch Befiger von Arle waren.
Nah Abfterben des lebten Beninga 1717 Fam es an ben Grafen _
von Wedel zu Evenburg, wegen einer frühern Heurath und als
Abfindung, hernach durch Kauf an das Luͤtetsburgſche Haus, bei
welchem e3 bis jegt geblieben. Das adliche immatrifulirte Gut
befteht gegenwärtig aus einem Bauernplage, die Dreefche ges
nannt, nordfeitd des Dorfs am Wege nad) Neffe; von der Burg
ift aber nichtd mehr zu ſehen; fie fol im Süden jened Plages
gefianden haben, wo noch ein Graben vorhanden, und in dem
Kohlgarten viel fleines Steinfchuttz ein Zingel mit Bäumen
bepflanzt, umgibt folchen.
: Bei Arle fiel 1495 am 9. Auguſt ein Treffen — zwiſchen
Hero Omken und den Muͤnſterſchen gegen die Oſtfrieſen, worin
der Anfuͤhrer der Muͤnſterlaͤnder, Wittenhorſt, umkam, die Frieſen
aber weichen mußten. In der neuern vaterlaͤndiſchen Geſchichte
iſt es wieder merkwürdig geworden, indem der im März 1813 im
Dldenburgfchen ausgebrochene Aufſtand gegen die Sranzofen, welcher
fi wie im Fluge durch das Friedeburger Amt und Dartlingerland
verbreitete, zu.Arle durch Die Energie des damaligen Maire Saſſen
fein Ziel fand, welcher ſich durchaus weigerte die Gloden laͤuten zu.lafs
fen, und den bis dahin vorgedrungenen Bauern. das Gefahrvolle ihres
Unternehmens eindringend vorſtellte. Zur Gemeine gehören: weft:
ſeits, Schleen.und Terhalle mit 150 E. und fchönen Plaͤtzen;
MWefterende mit 181 E., weiter nördlich auf der Marfch einige:
Dläge, worunter Coldinner Grashaus, ein. Fönigl. Platz.
Dftfeit3:.Oftarle mit Oftgafte und Neueis, 69 E. zählend,
welche fämmtlihe Dörfer, fo wie Arle felbfi, am Rande der
u ung]
Saft, Liegen, füdfeits, weiter landwaͤrts: Menfteede mit
Brande 169 €, Großheide mit mem 397 €.,
and Eoldinne mit 232 E.
- Bei legterm Ort fland Coldinne, ee Nonnenklofter , zur
aufrichtigen Liebe (waare Minne) genannt, deſſen Stiftungszeit
fo wenig befannt ift ald der Orden, zu dem es gehörte. Es foll
ein fehr armes Klofter gewefen fein, und die Nonnen fich von ih:
rer Hände Arbeit haben ernähren muͤſſen; an geiftliher Nahrung
‚ fehlte es ihnen deſto weniger; dad Konvent von Sylmönfen nahm
fie in feine Brüberfchaff auf und machte fie aller feiner guten -
Werke, Meſſen, Gebete, Faften u. d. gl. theilhaftig, worüber Das
Dokument nod vorhanden. *) Auch mit der Armuth wird ed
wohl fo buchftäblich nicht zu nehmen fein, denn es befaß eine
große Fläche Landes und fegte, wie Weberlieferungen berichten,
taͤglich 12 oder 16 Pflüge an, hatte auch eine Mühle, wovon noch
die Anhöhe — Mollwarf — vorhanden, und das Goldinner Grad:
haus unweit Neffe fol demfelben angehört haben. 1441 lebten
44 Nonnen mit einer Priorin im Kloſter. Es fland eine Pleine
halbe Stunde füdweftlih Arle, an der Sübfeite des Weged nad
Großheide; auf der Stelle deſſelben erhebt fich jest der Platz
Weſter⸗Coldinne, gemeiniglih Klofter genannt. Wenn
man. in diefed Haus tritt, findet‘ man zur Linken eine ſtarke
Mauer mit einer gemblbten zugemauerten Thin, allem Anfchein
nach. ein Stuͤck des Kloftergebäudes, ſonſt iſt von demſelben nüchts
mehr zu. ſehen, nur am Schloot langs den Weg ſieht man an
wielen Stehen noch Steine. in großer Menge in der Erde, ob:
gleich das Haus ziemlich weit davon entfernt if. Nach Aufbhe:
bung des Kloſters wurden die Ländereien in zwei: große Pläge
Oſter- und Weſter-Coldinne vertheilt, letzteres iſt größten:
theils in eine Colonie verwandelt, fo Kloſter dorf heißt und
jetzt 10 Haͤuſer zählt; erſteres 1800 zum Theil ebenfalls in eine
Eolonie, Breedefeld genannt, und der Übrige Theil im gan:
zen vererbpachtet, welches jest den Pla und Schäferei Ofter«
Y
4) Wiarda II, 35.
— 05 —
Goldinne ltemcht, unweit davon eine Sigel, fo ——
Coldinne heißt.
3) Neffe, das pritte -Kirchfpiel, ven — Theil des
Amtd einnehmend, ganz and Marſchboden, mehrſt Klei beſtehend,
mit 1826 Einwohner. Der Hauptort Neffe ift ein nicht großer,
doch vecht gut gebauter Fleden, welcher mit ben darum liegenden
Haͤuſern und Maͤtzen 75 E. zählt, auf einem hohen Warf: lies
gend, mit einer: ganz anſehnlichen Kirche, woran zwei Prediger
ſtehen. Neffe. iſt ein alt abliches immatrikulirtes Gut, das zuerſt
dem Häuptling von Dornum Hero Attena gehörte, beffen Sohn
Lütet. zwei Töchter nachließ, wovon Die eine, Hebe, mit Ufo Fo—
dena vermählt, Neffe befam. Nach Uko's Tode vermiählte: fie ſich
wieder mit Hayko, Häuptling von Windham (ein hernach im
Dollart verfunfenes Dorf) und zengte einen Sohn, Keno, der
nur. eine Tochter nachließ Fya, (Sophie), welche zum erflen Ges
mahl Alto Howerda hatte, zum zweiten Victor Freeſe. Bie
farb Finderlos 1545, zwifchen 80. und 90 Jahr alt, nnd vers
machte die Herrfchaft, vermuthlich noch bei "ihrem Leber, ar
Hicko Howerda, Sohn ihres Schwagers: Garrelt Howerda von
Up: und Wolthufen, deffen Sohn Keno, der 1590 flarb, die Hem>
fehaft feiner Tochter Etta übertrug, die mit Meindert von Sparen⸗
berg vermählt war. Ihr Enkel, Johan von Sparenberg, ließ nur
eine Tochter nah, Efta "Catharina Everhardina, verheurathet an
Philipp Ludwig von Steineder, .weldhe dad Gut’ gegen Ende des
417. Jahrhunderts an den Freiherrn Erhatd von Wedel für 12,000
Rthlr. verkauften, feit welcher Zeit es bei dem Gräflih von We:
delfchen Haufe verblieben. Die Burg fland an der Oflfeite des
Fleckens, bloß durch den Fahrweg. von demfelben getrennt. Man
fieht nichts weiter mehr davon als den Graben, det im Oſten noch
Waffer hat und fehe breit iſt. Auf der Stelle ſteht der große
bazu gehörende Plaß, die Burgftäte genannt, mit 100 Dies
math Landes, Neffe hat noch einen zweiten Häuptling gehabt,
der Hajo. Elftena hieß, und 1443 erfchlagen wurde, No in
bemfelben Jahr übertrug Onno Delmelften, vermuthlich deſſen
Sohn, feine Burg mit deffen Herrlichfeiten und Gerechtigkeiten
— 00 —
an Graf Ulrich, bloß feine ſonſtige Erbguͤter in Neſſe ſich vorbe:
haltend.*) Weiter iſt davon nichts bekannt, auch weiß man nicht
wo die Burg geftanden; vielleicht zu Buſchplatz, wenn’ nicht
etwa da, melches noch wahrfcheinlicher, die Burg der: Alderöna
geftanden; vielleicht auch zu Schlosfeld, einen. großem Baus
ernplaß, A Stunde ſuͤdweſtſeits bes Fledens, jebt dem Grafen von.
Lütetöburg gehörig. Noch heit der von da nach. Zerhalle gehende
Weg, der Helmerswegz daher fünnte das an bemfelben lie;
gende Goldinner Grashaus folche auch wohl — und durch
Graf Ulrich dem Kloſter geſchenkt ſein. —F
Die alte adliche Familie Aldringa ſchrieb ſich auch von Neffe. Es
iſt unbekannt, ob ſolche daſelbſt eine Burg beſaßen, oder von Onno
Helmelſten abſtammten, oder, wie Tjaden glaubt, von der Familie
der Houwerda's. Meindert Aldringa war von 1545 an, 20. Jahr
lang Droft zu Berum. : Ein nicht unberuͤhmter Gelehrte, „Dajo von:
Neffe, war vom Aldringafchen Gefchlecht, vielleicht ein Bruder's
Sohn des Droften, und am 28. Septbr. 1560 .gebohren. Er wurde
zuerft Profeffor der Rechte in Noftod, demnächft Rath und zulest
Ganzler am Herzoglich Meklenburgfchen Hofe, in welchem Poſten er
am 28. März 1620 flarb. . Ein anderer zu Neffe, 1532 gebohrner Ge-
Lehrte war Johan Ligarius, ber fich Durch feinen Eifer für Luthers
Lehre eben fo fehr ald durch feine widerwärtige Schidfale befannt
gemacht. Zuerſt war er Prediger in Uphufen, ‚1559 in Norden,
wo bie Reformirten feine Abfegung 1564 bewuͤrkten; zwei Jahre
hernach wurde er nach Antwerpen berufen, mußte aber im fol:
genden Fahr diefen Dienft wieder aufgeben; darauf nahm ihn
ber Prinz von Dranien als. Feldprediger an, er machte einen
Feldzug mit, legte dann die Stelle der großen Beſchwerlichkeit
wegen nieder, 1569 wurbe er Prediger in Neffe, und 1577 Hof:
prediger zu Aurich, wo er fich vergeblich bemühte, eine Bereini:
gung zwifchen den Zutheranern und Reformirten zu fliften, 1585
aber feines Amts entlaflen; im folgenden Jahr erhielt er bie
2) Brenneiſen Oſtft. Hiſtorie, Tom. I, Lib. III, p. u wo die Gefpen? —
milgetheilt. —
——
= e
zu iny. ⸗
Dfarre zu Woerben in Holland, mußte-aber 1591 die Stelle auf
Andringen der. Reformirten wieder aufgeben, worauf er im felbis
gen Jahr. Prediger zu Emden wurde, 1595 aber. beim Ausbruch
ber Revolutiom dafelbft vertrieben, endlih am 21. Januar 1596
zu Norden farb, : Er-war: ein Mann von großer Gelehrfamkeit,
und voll Eifer für Luthers Lehre, aber zu heftigen Characters,
welches hauptfächlich die Urfache der ihm wiberfahrnen Verdruͤß⸗
lichkeiten -war. , Sein Sohn: Folkert Ligarius, bei Aurich
fchon erwähnt, war 1570 zu Neſſe gebohren. —
Zu Neffe gehören: Harketief 73 €, Siebelshörn 70 E.,
Oſtdorf 130 E., Weſtdorf 92 E.kleine Doͤrfchen im We—
fien des Fleckens, mit mehrern einzeln liegenden Plaͤtzen, worun⸗
ter Schlosfeld, Aderhauſen u. a,, Kankebeer, 2Plaͤtze
im Oſten. Nordoſtſeits, in %, Stunde Entfernung vom Flecken,
Buſch oder. Buſchplatz, ein anſehnlicher Platz, ſo dem Haus⸗
mann Apt 2. Peterſen gehört und adliche Freiheiten bat, früher
auch die Jagdgerechtigkeit, welche ‚den Befigern jedoch gerichtlich
abgefprochen worden, weil fie ſolche folten. gemißbraucht haben.
Bermuthlih hat dafelbft die Burg: ber: Adringas -oder die von
Onno Helmelften geftanden; noch umgiebt ein: ziemlich "breiter Gra⸗
ben bad Gebäude und ein mit vielen Bäumen bepflanzter "Zin-
gel, Nordfeits Nefmer Grode, 146 Er, nebft Deich- und.
Sielrot 590 Er, fo aus. vielen am. alter und: Mittel - Deich
liegenden Plägen und dem Neßmer Siel beſteht, ein ziemlich
beträchtlicher Ort, fo fich vom jegigen Siel bis zum alten, 10 Mi:
nuten füdlich gelegenen, hinzieht. Es treibt etwas: Handel. Ei—
nige Schiffe mit Getreide und Rapſaamen gehen jährlich aus.
Weſtſeits deffelben Liegt der eine Stunde lange, doch ſehr fehmale
Neßmer Wefterpolder, 4772 bedeicht, - oftfeitö der Neß⸗
‚mer Oſterpolder, 1712 gegründet, der Neßmer Ofter:
Hellers Intereffentenpolber, 1775 eingedeicht, und
der Boyham vom felbigen Sahre, nahe am Sie.
4) Norderney. Diefe Infel ift 114 bi8 2 Stunden vom
feften Sande entfernt, ohngefähr 2 Stunden Gehens lang und
34 Stunde. breit. Wie die übrige Infeln befteht fie aus See
—
fand, im Norden, Oſten und Mefter mit: mehrfachen Reihen Dies
nen befeßt,. die auf 30 bis 50 Fuß Höhe ſich erheben und mehr
ober weniger mit: Helm: odet Sandhafer und andern Gewächfen
bepflangt; an der Serfeite aber größtentheils ohne Bedeckung find.
Kleine begtünte Thaͤler, mitunter auch ein Sandmeer, liegen
bazwifchen,, ein großes, fafl ‚der ganzen Laͤnge der Infel ‘gleich,’
zwifchen ber. fürdlichften Dimenseihe und dem Strand, Sie iſt
noch am ſtaͤrkſten von allen Inſeln bevölfert; man zählt jetzt da⸗
ſelbſt 607 Einwohner, die in einem einzigen Dorf wohnen, wel-
ches aus drei Reihen Haͤuſer beſteht, nahe am ſuͤdweſtlichen Ende
der Inſel. Es find fafb:lauter Heine, aber ganz artige teinliche
Gebäude, jedes. mit einem Gärtchen verfehen. Größere Gärten
biegen norbfeits des Dorfs, und find erſt feit einigen Jahten an—
gelegt, .fo wie mehtere .Stüde Ackerland, weldye ziemlich gute
Früchte tragen, und [ehr ſchoͤnen weißen Klee, obgleich alles ſchar⸗
fer Seefand ift. Einige Kühe und Pferde, nebſt ein paar hun⸗
dert Schaafe, grafen auf den ‘fparfamen Wiefen im Sommer;
muͤſſen aber: im Winter: mit Heu vom feften Lande unterhalten
werben. Die Einwohner ernaͤhren ſich jetzt hauptfächlih vom.
Fiſchfang, der auf dieferInfel vorzüglich ſtark betrieben wird.
Sie haben dazu Heine einmaſtige offene Fahrzeuge (Schaluppen),
womit fie hauptfächlich Schellfiſch mit: der: Angel fangen. Netze,
wontit Schill zc. ‚gefangen. wird, gebrauchen fie nicht, fondern
überlafjen foldjes den Blänfenefern , die daher jährlich viele La—
dungen folcher Fifche ‚nach Oſtfriesland bringen. Früher legte
man ſich hauptfächlih auf die Schiffahrt, Bis 1805 befaß die
Inſel 30 eigene Seefrhiffe; allein ber Krieg und Stürme haben:
die Zahl derfeiben auf 7 heruntergebracht, und Wohlſtand in
Dürftigkeit verwandelt, Nur durch das Seebad haben ſie fich
wieder in etwas erholt,. und wenn auch Feine Ausficht da ift, den
vorigen Wohlſtand wieder zurüdfommen zu fehen, flehen fie fich
doch durch jene Anſtalt weit beffer wie die uͤbrigen Snfulaner;
- Die Inſel hat, befonders feit:1750, wie alte Leute dafelbft mei-
nen, an der Norb:, Weft- und Suͤdweſtſeite ſtark abgenommen, jeßt,
feit 1818, mehr an der Nordweſtſeite. Seit 1733 iſt zwar jährlich .
7
manches zur Gonfervation fowohl diefer Infel als her fibrigen ge:
than, anfangs Durch Flakkenſetzen, demnächft, feit 1785, hauptſaͤchlich
durch Bepflanzung und Befamung der Dünen mit Helm, : Bitter:
weiden 2c., welches auch vielen Nutzen geleiftet 5 *) body iſt ſolches
nicht vermoͤgend, den hoͤchſt lockern Sand voͤllig zu binden / Daher
die Sandſtaͤubungen oft ſehr ſtark ſind. Im Dſten dagegen,
einige hundert Schritt von der Inſel, haben ſich, ſeit etwa W
Jahren, viele Duͤnen gebildet, die ſchon einen ziemlichen Umfang
beſetzen und zum Theil begrünt find. Im Weſten, nahe der Kuͤſte
zieht ſich eine tieſe Balge in das Watt hinein, das Buͤſer
Diep genannt, von welchem ein faſt eben ſo tiefer Arm. langs
dem Süpdftrande, bis über das Oſtende der Infel hinausgeht, zur
Khede der Fifcherfchiffe und Wattenfahrer dienend; off fieht man
40 und mehr Fahrzeuge dafelbft anfern.. Am Stöftvande trifft
man- an mehren Stellen: Lagen: Mei, von einigen Bull dich an,
welcher vermuthlich zur Düngung Mugen leiften wuͤrde; es iſt
aber den Inſulanern verbothen ſolchen wegzunehmen, weil es
dem Strande ſchaden ſoll. Weiterhin, ſuͤdſeits, liegt unter dem
Watt, in 3 bis 5 Fuß Tiefe, häufig Kleierde und Darg, an
manchen Stellen bloß-degterer. Bei: der Balge kommen Stellen
por, wo der ſchlammige Klei zu Tage geht. + Im: Norben, in bie
See hinein, gibt es in den Niedrigungen nor häufig ganze Kleis
bänfe;. Heine Stuͤcke davon: werben bei: flarfem Winde losgeriſſen
und an den Strand gefpühltz es iſt ein: zaͤher, im naffen Stande
faft ſchwarzer, getrocknet weißlich grauer Klei, ber nur mit weni:
gem Sande vermiſcht iſt. Die Fiſcher finden fogar bis foweit
fie in die See gehen, bei Auswerfung des Senkbleis, Klei daran
ein fehr merkwärbiger Umſtand. Ging der Kleiboden in der Ur:
zeit noch eine Stunde und weiter norbfeits ben Inſeln ‚hinaus,
und hat Boden dahin ſich um einige Klafter geſenkt; oder. iſt es
Urklei, der bie Tiefe des Meers anfüllt und —— eg ihr
Daſein gegeben?
Norderney iſt in weuern Beiten mehe — gemanden Sun
Freſe Oſtfties⸗ und vorrlinheiland, ©. 202 u. fi, wo ausge darin on
Handelt wird,
*
— 50 >
das auf idemfelben : errichtefe Seebad. Es wurde auf Verantaf.
fung bes: Srafeni von In und Kniphaufen - Lütetöburg, auf Ko—
ſten der Stände 1800: angelegt, und durd) Diefelben bis 1806 unter-
ten. Während deri:ContinentalsSperre, wo aller. Berfehr mit
den Infeln:beinah gehemmt: war, unbenugt bleibend, erhob es
ſich erſt feit 4814, als wann dad Gouvernement die Unterhaltung
‚übernahm, wieber, und glänzender wie vorher. Bis 1820 mehrte
fich jährlich. die Zahl der Säfte, im genannten Jahr war folche
auf 832 geftiegen, im folgenden Jahr auf 814, aber feitdem nahm
die Zahl ab, welches ſowohl den vielen andern angelegten Seebä:
dern zuzufchreiben, als: ben’ Zeitumftändern. Im jebigen Jahr ka—
men’ nur:507 Säfte daſelbſt an. Die Lage dieſes Seebades ift
‚einzig, beſonders uͤberraſchend fir die fern vom Meer wohnenden.
Zu Schiffe fährt man hin; Seehunde, Zümmler, ſchwimmen und
tummeln. fi) :in mannigfaltigen. Bewegungen herum; Fleinere
Schiffe durchſchneiden die klare, fanftgrüne, oder vom Oft ſchwarz
gefärbte Fläche, größere erfeheinen in weiter Kerne am Horizont.
Ein langer: weißer Streifen die Infel, dem aus neblicher Ferne,
rechts und links, ähnliche ſich anreihen; näher kommend, in einen
unordentlichen Haufen roher Sandhuͤgel zerfallend, mit grünen:
den Stellen dazwiſchen. Das Schiffchen anfert; ein Wagen mit
ruͤſtigen Roſſen befpannt, durchfchneidet die -Fluthen und führt
den erftaunten Reiſenden hinauf zum Geſtade. Alles ift hier
neu. Gleich beim Eintritt: auf der Inſel fült zur linken das
‚große Converfationshaus mit andern Gebäuden und dem freund:
lichen, hier. mitten auf einer baaren Sandbank nicht geahnten,
Birkenwäldchen auf, rechts. ein: Gegenftand ‚andrer Art, Erinnes
rung erſt kuͤrzlich verledter trhber Zeit, die von den Franzoſen
aufgeworfene noch ganz erhaltene. Schanze mit ihren hoben
Mällen;: worin jest ein Eiskeller für die Gäfte, gelagert in einer
friſch grimenden, von Wollenvieh und friedlichen Kühen belebten
Wieſe, im Norden begränzt von den Gärtchen und Heinen Haͤu⸗
fern’ ver idnfulaner , uͤber welchen die bald fchneeweißen, bald
hellz oder dunkelgrün gefärbte Dünen in oft wunderlichen Ge:
flatten fi erheben. Dazwiſchen kleine Thaͤler, wo der Freund
— 452) ——
ber Natur reichlichen Genuß findet. Gewaͤchſe, bloß dieſen
Gegenden eigen, zeigen ſich da, oft ausgezeichneter Schönheit,
feltnere noch weift das. Meer auf; Muſcheln und Schneden vie
ler Art, Beine Stüde Bernftein,; zuweilen noch an ihrem Holze
lebend, Seefterne und Quallen bedecken den Strand. Unvers
gleichlich ift die Ausfiht von den Dünen über das endlos aus:
gebreitete Meer. Brandungen brechen fich jederzeit, auch: bei.
ſchwachem Winde, in einiger Entfernung vom Ufer, vom Sturm
aufgeregt aber zu fürchterlicher Höhe, und fprügen ihr Waffer, in
Schaum aufgelöfet, bid zum Gipfel der Höhen. Selbſt der An:
blick der dem Meer entfteigenden und in feinen Schooß zuruͤckſin⸗
fenden Sonne ift für den Flachlandbewohner anziehend, wie viel
mehr für den der Berge. Auf einem Hügel ift dazu ein mit
Bänfen verſehenes Schirmdach errichtet, welcher zugleich die Aus-
fiht über die ganze Inſel beherrfcht.
Seit Wiederinſtandſetzung der Anſtalt hat die Regierung viel
zum Beften derfelben verwandt und fährt noch jährlich damit fort.
Das Gonverfationshaus ift vergrößert, ein neued Logirhaus ge:
bauct, die Zahl der Badekutfchen bis 30 vermehrt und ein Tropf⸗
bad eingerichtet, auch für Vermehrung der Holzpflanzungen ges
forgt. Außer dem Logirhaufe gibt ed noch drei ähnliche größere
Privatgebäude, das des Amtsvogtd Feldhaufen, feines Sohnes,
und des Gaſtwirths Krufe, die mehrften Infulaner haben indeß ihre
Häufer ebenfall3 dazu eingerichtet, zwar nicht große, aber reinliche,
reichlich meublirte Zimmer, die jeden anfprechen. Die Zahl fämmtli-
cher zu vermiethender Zimmer betrug vor zwei Jahr 264, und hat
fich feitdem noch vermehrt. Die mehrſten der Säfte fpeifen im Con:
verfationshaufe, wo auch ein Billard: und Spielzimmer ift, und
ein Zimmer zu Zeitungen und Zeitfchriften. Neben dem Gebäude
ift ein kleines doch gut beflandenes fehattenreiches Gebuͤſch, im
Süden von hohen Dünen befchügt, deren Bepflanzung mit jungem
Nadelholz aber nicht angefchlagen; beffer einige Alleen von Wei-
den vor dem Haufe, und einzelne Feine Beſamungen. Der Bo:
den ift zu fcharf für Bäume, das Gepflanzte wählt nur langfam,
und mehr in die Diele ald Höhe; die fcharfen Seewinde ſchaden
— {imma rn
— 502 —
vorzuͤglich. An Untethaltung der Gaͤſte fehlt: es nicht. Zu Spa:
tzierfahrten ladet die See, einz nahe liegen die Inſeln Juiſt und
Borkum; entfernter Helgoland, die merkwürdige Felſeninſel.
Mau: gelangt nach Norderney ſowohl zu Schiffe als auch bei Ebbezeit
uͤber das Matt, indem die ſuͤdſeits Der Bufelhingehende Balge,
und die“ oftjeitd won Baltrum herkommende, ‘einen gegen 200
Rüthen: breiten Raum übrig laſſen, ber bei der Ebbe, fo wie das
uͤbtige Watt teoden iſt. Bon’ der Küfte bis: zur. Infel find in
Diſtanzen Baumzweige als Balken gefest,. doch in zu weiten
Entfernungen; ficherer in Ermangelung eines’ Führers, folgt man
der Spur, fo die Wagen: machen, welche an der breiten Vertie—
fung; faftıwie eim feichtes Flußbette, zu erfennen ift.*)'
5) Baltrum, eine Infel, 1% Stunde offfeit3 der vorigen,
und Ü Stunde vom feſten Lande entfernt. - Sie hat noch feine
Stunde Länge bei Ya Stunde Breite und zählt 106 Einwohner,
die Hauptfächlich vom Schillefang leben und ſich ziemlich gut ſte—
hen Die Befchaffenheit diefer Inſel ift der der vorigen gleich.
Auch fie nimmt an der Weftfeite merklich ab; nach der Beobach—
tung des’ Profeffor Oltmanns find die weftlichen Dünen feit 12
Jahren um 90 Ruthen 5 Fuß nad Oſten gewihen, und bereits
wird der Kirchhof von den Wellen befpält, indem die Kirche mit
dem Dorf an der Weſtſeite Liegt; **) bald wird folches daher, fo
wie auch Juiſt, verlaffen und auf dem Oſtende wieder AR
werben — |
) In — vom Medizinalrath von Halem verfaßten ausführlichen und ſchönen Werk
„die Inſel Norderney und ihr Seebad. 1822. iſt ein kleiner Abriß der Inſel,
worauf die Richtung des Weges zu derſelben nicht ganz richtig angegeben. Man
gebt nicht von der Welt» ſondern der Oſiſeite des Hilgenrieder Sieis ab, und der
Richtungspunkt ift nicht auf Die Juſel ſelbſt, ſondern faſt 4 Stunde öſtlicher, und
wendet fih erſt, nachdem man über die Balge hinaus ift, weſtwärts zur Tafel.
4) Auricher Seitung won 1923, S. 311, au ofifriefiicher Gatender auf 1324. Geil
2827, da dieſer Calender vom Prof. Dltmanns redigirt wird, bat folder ſehr ges
wonnen. Viele für den, Serfabeer wichtige Nachrichten find darin enthalten, auch
‚Angabe der Länge und Breite, der meheßen linlandiſchen erier, und ſonſtige
dboiſſenſchaftliche Aufſãtze,
Herrlichkeit Dornum.
Sie grängt weftlih an das Amt Berum, füd: und oflfeits an
Eſens, nördlich an ‚die Nordſee; wo, fo wie im Süden, ihre
Breite %, Meile beträgt, im der Mitte nur halb fo viel, die
Länge eine Meile, und 14 Meile die Oberfläche, ganz aus
Marfchland beftehend, mehr denn zur Hälfte fchönem. Klei- und
Grodenland. Die Gränze gegen dad Efener Amt wird. durch ein
fehr gekrümmt laufendes Tief gebildet, außer einer Heinen Strede
im Norden. Ein kleineres Tief, aus ben Arler Moräften kom⸗
mend, fließt langs der Berumer Gränze und burch den nördlichen
Zheil der Herrlichkeit, erfterm zu. Es ift die größte der noch be»
fiehenden Herrlichfeiten, und gehört jet dem Königl. Hannoͤver⸗
fchen Staats- und Gabiuets- Minifter Grafen von Münfter.
Dornum hat feit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Häuptlinge gehabt, deren erfter Hero a Mi welcher zugleich
Neffe befaß. Er.endete, nebft feinem Sohn Luͤtet, fein Leben auf
eine tragifche Art. Letzterer war mit Ritter Occo's ten Brock und
Der quaden Foelke Tochter, Occa, verheurathet, die, ganz das Eben:
bild ihrer Mutter, zu deren Laftern fi) noch das eines wohlluftigen
Lebens fügte, daher Lütet fie einft 1410 oder 11 im Eifer ermors
dete. Foelke, wüthend ob folder That, obgleich auf ihren Kath
geſchehen, zog vor Luͤtets Burg zu Neſſe, der, deren Staͤrke nicht
vertrauend, zu ſeinem Vater nach Dornum fluͤchtete, gefolgt von
Foelke, welche ſie in kurzem zur Uebergabe zwang und beide,
Vater und Sohn, auf der Stelle enthaupten ließ. Hero hatte
drei Söhne Enno, Eger, und Lütet, Beide erftere erhielten jeder
eine Burg in Dornum; auf Zütet, als dem jüngften Sohn, wäre
die Hauptbefigung und Herrfchaft gefallen, er hinterließ außer
einem jung: verftorbenen Sohn Keno, zwei Züchter, Etta und
Hebe; letzterer ift bei Neffe erwähnt, auf erflere, mit Maurig
Kankena von Wittmund vermählt, verflammte vie Herrſchaft,
bemnächft auf ihren Sohn Hido Mauritz, der zugleich Probft zu
Emden war und 4515 ohne Erben ſtarb, ‚ein, für feine Zeit,
28
— 154 — |
großer Nechtögelehrter und geiftreicher Mann, fo wie fein Bruder
Hero Maurig, deffen Sohn, Hicco Kantena, die Befigungen er:
hielt, fie aber, da er 1554 flarb ohne Kinder nachzulaffen, auf
feine Schwefter Almuth vererbte, welche mit Gerhard von Clo—
fter, einem Edelmann aus dem Drentheſchen vermählt war, deſ—
fen Nachkommen über zweihundert Jahr im Beſitz geblieben, und
noch im Lande blühen. Haro Joachim von Glofter, der letzte
Erbhere von Dornum dieſes Namens, flarb 1725, und ließ die
Herrlichkeit feiner jüngften, mit dem Würtembergſchen Geheimen:
rath. von Walbrun vermählten Zochter Sophia nah, und Diefe
ihrem Sohn, von dem fie auf beffen Tochter Fam, deren Gemahl
der Freiherr von Urkull Gyllenband in Würtemberg war, welcher
die Herrlichkeit zu Ende des vorigen Jahrhunderts an den geheimen
Rath) von Hoffbauer zu Minden verfaufte, und diefer folche 1820
dem Grafen von Münfter für 165,000 Rthlr.
In der Herrlichkeit wohnen 1388 Menſchen. An Vieh zählt
man 387 Pferde, 824 Rindvieh, 452 Kühe einbegriffen, 421
Schaafe, 73 Schweine. Sie hat zwei Kirchfpiele, nemlich
1) Dornum, ein Zleden mit 745 E., in der Mitte der Herr:
fichfeit nahe der dftlichen Gränze, unter 250 5° 44” Länge, 530
: 38° 59" Breite. ‚Ein ziemlid gut gebauter Ort, mit einigen
größern Häufern, einer der Länge nach hindurchgehenden engen
Straße und einigen nur zum Theil gepflafterten Nebenwegen,
Die Kirche ſteht ganz zu Ende des Fledens im Süden auf einem
hohen Warf, um welchen noch die Spuren eines Grabens zu er:
kennen, Sie iſt nicht groß und hat ein ilingered Anfehen wie
bie Kichen im Berumer Amt. In bderfelben ift dad Erbbegräb-
niß der Dornumfchen Häuptlinge, in einem. großen Grabgewölbe,
welches durch zwei große, in der öftlichen Giebelmauer befindliche,
Sitterfenfter gelüftet und erhellt wird; ein Anblick höchft feltfas
mer wenig anfprechender Art; die Gitterftäbe find ‚fo weit von.
einander entfernt, daß ein nicht Eleiner ‚Hund bequem hindurch⸗
gehen Eönnte. Es ſtehen zwei Prediger an biefer Kirche, deren
Gemeine 1210 Seelen zählt. : Die Oberpaftorei iſt ein nicht: Eleis
wer
nes Haus und zweiftödig. Ihering *) fagt, der Prebiger Nö-
ling habe ihm verfichert, folche fei ein Auguftiner » Mönche : Klofter
gewefen, führt aber weiter feine Beweife dafür an. Der Name
Mönfewarf, ‚den einige in der Dornumergrode liegende Haͤuſer
führen, fcheint freilid möndifhen Urfprungs. Ein. Gafthaus
ift noch vorhanden, welches Etta, Hero’3 Tochter, die lange Zeit
im Klofter Marienthal. als Nonne lebte, gefliftet. Dann find
noch zwei Mühlen da, und ein Krammarkt wird jährlich ‚gehalten.
Drei Burgen waren ehedem im Fleden, die Norder:, Wes
fter: und DOfterburg, die nahe zufammen in einem Dreieck
flanden. Erftere, das jesige Schloß, war ber Sig der Haͤupt⸗
linge von Dornum und liegt zuäußerft des Fleckens im Norden,
Sie foll von Foelke zerſtoͤrt, durch Maurig Kankena aber wieder .
aufgebauet fein.: Sn der füchfifchen Fehde ging fie 1514 nad)
einer tapfern Gegenwehr an die verbündeten Fürften über, welche
fie für: 4000 Gl. an Hero Omfen von Efens uͤberließen, Edzards
Krieger eroberten fie zwar wieder, aber noch im Augufi deſſelben
Jahres Fam fie von neuem in. die Gewalt der Feinde, die fie zer
ftörten, nachdem Hero: Omken zuvor alles was ihm gefiel daraus
geholt. Sie hatte feine Wälle und nur ſchwache Mauern, daher
mit Geſchuͤtz Teicht zu bezwingen. Hicco der jüngere bauete
das Haus, vermuthlich 1534, wieder auf, Haro Joachim: von Elo:
fer bauete es 1698 noch beffer aus, führte auch den rechten Fluͤ—
gel, nachdem folcher 1721 abbrannte, ganz neu in befferer Geftalt
wieder auf. *) Das Schloß bildet ein regelmäßiges Viereck, porn
und im Süden weiß übertüncht, und nimmt fich gut aus. Man
fommt dahin durch ein: großes Thor, mit einem recht hübfchen
Thurm, welcher 1707-errichtet ift, zuerft auf einen großen Vorhof,
der im Süden mit unanfehnlichen Däufern und Ställen befegt
ift, die gegen das fchöne aus dem MWafjer fleigende Schloßgebaͤude
keinen guten Contraſt machen, doch jetzt ein beſſeres Anſehn er:
halten, Ein größer, 1698 neu angelegter Garten, worin viele
*) Kirchen: Godskt. Mfpt. | —
OR 1717 Cheennen zöä3. —
28 +
m— 456 —
Obſtbaͤume, und ein angenehmes Gebuͤſch, umgeben das Ganze
au drei Seiten. Das Schloß war in den letzten Jahren vermie:
thet, jegt wohnt der Gerichts-Verwalter dafelbft.
. Die beiden andern Burgen werden von Hero Attena's Söhnen
erbauet, oder fchon früher da gewefen fein. Die Ofterburg,
nahe der nördlichen ſuͤdoſtſeits, befaß Enno Attena, demnächft
fein Sohn. Sibet, dann fein Enkel Sibet Attena, nachheriger
Häuptling von Efens, der 1461 die Burg an Zanne Kan:
fena gegen deſſen Burg zu Wittmund vertaufchte. Diefer. hin:
terließ außer einer Zochter Diudelt, die an. Dero von Older:
ſum verheurathet war, : einen 1497 verfiorbenen Sohn, Eger
Kankena, nah, und kegterer 3 Söhne nebfi einer Tochter; von
den erftern widmeten zwei fich dem; geiftlichen Stande, und wurs
ben Prediger, Menfo zu Arle.und Heddo zu. Hage, der dritte,
Nemmer,. blieb ehelod und flärb 1545, 80 Jahr: alt, worauf bie
Befisungen an feine Schwefter Nona übergingen, die mit. Folp⸗
mar Beninga von Grimerfum vermählt war, bei deffen Nachkom⸗
men ſolche lange Zeit verblieben. Folkmar Beninga's, des letzten
dieſes Geſchlechts vierte Tochter, welche mit Evrath Thomas Lant⸗
zius vermaͤhlt war, erhielt das Gut; die Erben ihres Enkels, des
Kriegsraths Lantzius Beninga zu Stikelkamp, welcher das Gut
demnaͤchſt beſaß, verkauften ſolches vor einigen Jahren an den
Kaufmann F. I. Frerichs. Von der fehr alten. Burg iſt das, mit
mehr Gefhmad als gewöhnlich gebauete, zum Theil verfallene
zweiftödige Vordergebaude im Oſten noc vorhanden und ber
beffer erhaltene einftöcdige füdliche Flügel, über. deffen Thuͤr ein
Sandftein mit der Jahrszahl 1507 befindlih. Die: beide andere
Seiten find abgebrochen; der im Süden und Weften noch vor:
handene Graben hat eine beträchtliche: Breite, die Burg felbft nur
mäßigen Umfang; es iſt jetzt eine Wirthichaft darin angelegt.
Eine große bis zur Kirche fich erſtreckende Fläche Landes, gegen:
wärtig in viele kleine Gärten zertheilt,. war wahrfcheinlich der
Burggarten.
Die Wefterburg befaß Eger- Attena, darauf fein Sohn
Hicko und dann deſſen Tochter Idze, welche mit. Tanno Kankena
— 157 —
von Wittmund verheurathet war, der, da er 1401 von den Ham⸗
burgern gefangen genommen war, fi gezroungen fah, um frei zu
kommen, die Burg. mit allen daran Elebenden Herrlichkeiten und
Gerechtigkeiten an Junker Ulrih Cirkſena zu uͤberlaſſen, bloß ſich
die Einkuͤnfte der dazu gehoͤrigen Laͤndereien vorbehaltend. Her⸗
nach kam die Burg, es iſt unbekannt auf welche Art, in Beſitz
Ayelt Beninga's von Hinte, von dem und deſſen Wittwe Graͤfin
Theda ſie 1433 fuͤr 300 Gl. Rheinl. kaufte, und demnaͤchſt den
Gebruͤdern Hero und Hicko von Dornum gegen den Abſtand der
Friedeburg mit uͤberließ. Die Burg beſtand damahls bloß aus
dem Steinhauſe, Vorburg, Sett (kleines Stuͤckland) und Kohl:
garten.*) Hero's eine Tochter Hyſa, vermaͤhlt mit Bolo Rip⸗
perda, bekam fie zur Mitgift; eine Tochter ihres Enkels, Henrica,
war zu Anfang des 417. Jahrhunderts mit Geerd von Cloſter ver:
mählt, wodurch dag Gut an die Befiser der Herrlichkeit Fam, bei
ber es ſeitdem immer verblieben, Die Burg felbft. ift ſchon 4514
son den fächfifchen Fürften zerftört und nicht wieder aufgebaut;
ein Efeiner hoher Hügel nahe beim Schloß ſuͤdweſtlich zeigt. ihre
Stelle an, feit 1719 mit einer Windmühle befegt. Obwohl fo
früh ſchon der Burg beraubt, und ohne ſonſtigem Grundeigen⸗
thum, ift die Stelle dennoch in der ritterfchaftl. Matrikel von
1620 mit aufgenommen, fo wie bie beiden andern Burgen; in
Der. fpätern von »1679 jedoch ausgelaſſen, fo. dag nur noch zwei
adliche immatrifulirte Güter zu Dornum find.
Zur Gemeine gehören noch Groß-, Klein- und Mittels
Kiphufen, 3 vordem herrfchaftl. Pläge, Dornumer:Grode,
mit mehrern Plägen, ald Dam, 3 Pläge, Joachimsfeld,
Dornumer:Bormwerf, ein fönigl. Platz u. a., Münkewarf,
ein Strich Häufer; ferner Dornumer: Giel, 184 E., ein
ziemlich beträchtlicher Ort und Hafen, von wo ein Dheil der Pro-
dufte des Landes ausgeht, unmittelbar am Weſteraccumer Siel
liegend. Vor demfelben und der ganzen Herrlichkeit befindet fich
2) Die Uebertrags⸗Urkunde bei Brenneifen, Tom. I. Bd. IV. S. 104.
— 155 ——
ein anſehnlicher Anwachs, welcher ſchon eingedeicht werden koͤnnte,
bisjetzt bloß zur Weide fuͤr Vieh aller Art dient.
Unter den aus Dornum Gebuͤrtigen iſt der Magiſter Johann
Joachim Roͤling, am 3. Mai 1705 daſelbſt gebohren, ſeiner
Irrlehren und Schickſale wegen, merkwuͤrdig. Zuerſt Prediger in
Pogum, dann von 1733 bis 41 in Bingum, ward er als Anhän«
ger der ſocinianiſchen Lehre entſetzt. Darauf ließ er ſich zu Dor—
num und dann zu Meffe nieder, als Buchbinder und Krämer.
Unter Preufiifcher Regierung fuchte er 1748 um Erlaubniß nad), eine
forinianifche und unitarifche Gemeine zu errichten, erhielt aber ftatt
beffen die Weifung das Land zu meiden. Der große König Fri:
drich erlaubte ihm indeß zurüdzufehren, 1767 felbft eine unitari;
fhe Gemeine zu errichten, ‚welches ihm indeg nicht gelang. Er
flarb 1778 zu Neffe, wo: er fereNeiner Zuruͤckkunft immer ver:
blieben. Man hat mehrere Schriften ‘von ihm, die ihn als einen
talentvollen, rechtfchaffenen Mann bezeichnen, der ein befieres
Schickſal verdient. — Unter den. Dornumer Predigern hat fi
der noch lebende Dr. Rudolf Chriſtian Gittermann, geb.
1780 zu Weſteraccum, durch einige religiöfe und fchönwiffenfchaft:
liche Schriften Achtung erworben, zeichnet fih auch ald Dichter
aus wie fein Bruder in Emden; gegenwärtig iſt eine kurze Ge⸗
ſchichte Oſtfrieslands von ihm unter der Preſſe.
2) Refterhafe, ein Eleined Kirchfpiel von 478 E., aus drei
Dörfchen beftehend, wovon das, bloß die Kirche, Paftorei und ein
paar andere. Häufer enthaltende, Kirchdorf kaum 14 Stunde fübd:
feit3 Dornum liegt, nahe dabei öfllih Switterfum, dem gen
Norden Reerfum, welche beibe Dörfer nur mittelmäßige Pläge
haben und meift leichtes Land. Die Kirche ift alt und fehr nie—
drig, fonft in Vergleich der Fleinen Gemeine, fehr groß, 26
Schritt Länge, 10 Schritt Breite haltend. Der Hügel oder Warf,
worauf fie fteht, feheinst nicht, wie bei den Kirchenhügeln gewoͤhn⸗
lich, aufgeworfen, fondern von der Natur gefchaffen zu fein; feine
Spur von Bertirfungen als Reſte alter Gräben ift zu ſehen, viel:
mehr verliert er fih an drei Seiten in das umliegende Aderland,
welches bis an feinen Fuß geht, ohne Durch Schloͤte oder Hecken
davon gefrennt zu werben, Ein anziehender Anblid, der an bie
heilige Daine der Alten erinnert, welches der Hügel vermuthlich
gewefen, fonft ein Grabhügel, Der jest zu Dornunt. ftehende
‚Prediger Gittermann, entdedte 1804, im Pfarrgarten, Scherben
von ſchwarzen Urnen, halbverbrannte Knochen, und ein zufams
men geſchmolzenes Gemifch von Knochen, Holjkohlen zc. auch
Stüde unvermiſchter Holzkohlen, welche, fo wie das übrige, Durch:
gängig mit einer röthlichen feifenartigen Materie umgeben war,
‚ ohne Zweifel Afche verbrannter Körper aus der Vorzeit. *) Un:
ter den Predigern an diefer Kirche machte fih Joh. Chriſt.
Hedelius, geb. zu Dbersdorf bei Eisleben 1687, bekannt
durch feine Schrift fiber die. Fluth vom 25. December 1717, bie
auch ihn ſelbſt in große ah brachte,
*) Gemeint. Nachr. für Dftfriesland. 1. 125.
— Lo —
Dritter Theil
Befondere Befchreibung des Harlingerlandes.
——— TEE EDDIE — “
— 55 den nordoͤſtlichſten Theil der Provinz ausma⸗
chend, iſt das größte ber ehemaligen, das jetzige Oſtfriesland bil:
denden, Landſchaften, indem es über 61%, Meilen Oberfläche
einnimmt. Man hält gewöhnlich dafür, daß es feinen Namen
von dem, den Öftlichen Theil durchfließenden kleinen Fluſſe, die
Harle, erhalten. In einem Aufſatze: ‚Wovon hat Harlin-
gerland feinen Namen,’ *) wird dagegen die Bermuthung geäuf:
fert, daß der erſte Bewohner des Landes Harrel geheißen, und
nah ihm die Landfchaft benannt geworden. So viel Anfchein
ſolches auch hat, bei näherer Erwägung möchte doch wohl erftere
Meinung die Oberhand behalten, Allem Anfchein nad hatten
die Landfchaften in ben früheften Zeiten, noch während den
Einfällen der Römer, Feinen eigenen Namen, und befamen erſt
fpäter welche, die theild von ihrer Lage, theild von den fie durch—
firömenden Flüffen hergenommen wurden, fowohl im jeßigen
Dfifriesland, ald Groningen und Weftfriesland, in welchen,
‚außer etwa. Darlingerland, Feine einzige vorfommt, deren Namen
von einem Perfonennamen fich herleiten läßt. |
Nah Auflöfung bes friefifchen Freiftaats, erhoben fih auch in
Harlingerland Häuptlinge; aber nur auf Eurze Zeit erhielten
ſich ſolche in unbefchränkter Macht. Die Häuptlinge von Efens,
Stedesdorf und Witmund, als die mächtigften, unterdrüdten die
übrigen; zulegt gewannen die von Eſens die Alleinherrſchaft über
die ganze Landfchaft. Anfangs zwar verblieben fie bei Dftfries:
#
*, Pallas. Norden 1801. ater BD. ©; 224.
— Lu; m
land, auch, als folches fich ein Oberhaupt wählte, doch hernach
fuchten die Efener Häuptlinge ſich unabhängig zu machen, wel:
ches ihnen auch dur Hülfe des Geldrifchen Hofes gelang; und
obwohl bie Herrlichkeit durch Heurath und Verträge dem ofifries
fiihen regierenden Haufe hernach wieder anheim fiel, wurde fie
doch fortwährend ald eine eigene, Oſtfriesland nicht angehende
Herrſchaſt, angefehen und behandelt. Sie hatte daher auch Feine
Stände, der Oberherr herrfchte ganz unumfchränft darin, wodurd)
das Land manchmal durch die Zirannei der Ganzler fehr gebrüdt
wurde, *) wiewohl es dadurch auch von den Unruhen und der
Darteifucht, die Dftfrissland fo oft zum Schauplag wilder Unord⸗
nungen und bürgerliher Kriege machten, befreit blieb, : Es hatte
eine eigene Canzlei, mit einem, Ganzler und einem Droften, als
oberfte Behörden, feine eigene Polizei, Deih- und Siel-Ord⸗
nung. Geit Anfang der preuffifchen Regierung wurde der Un:
terfchied zwifchen SDarlingerland und Dfifriesland zum Xheil
aufgehoben, nach der holländifchen Organifation fafl ganz, und
fo ift es geblieben. Nur feine Deich: und Siel:Drdnung hat
es behalten, welche in fo weit von der oftfriefifchen abweicht, daß
fie die Beiträge nach der Güte des Bodens beftimmt, in der Art,
daß von Saftland 4 Diemath, von geringem Marfchland 2 Dies
math, gegen ein Diemath gutes Marfchland bezahlen. (Man
nennt diefes rebucirte Diemathe, wornad, auch das alte Hypothes
konbuch eingerichtet if.) Außer jenen Beiträgen wird ber: Deich,
mit Ausnahme eines kleinen Xheild, von den Intereffenten durch
eigne Arbeit unterhalten. Sonft galt auch der Grundſatz, daß
) So foll unter andern der Ganzler Juſtus Wetter den Landleuten viele?, was
Bisher freiwillige Beiträge gewefen, zur Pflicht gemacht haben, fo noch jet als
Abgabe beſteht. Wie verhaßt derſelbe gewefen, ergibt fih noch aus der Volksſage,
die Ulrich von Werdum anführt. Un demfelben Tage, wie der Canzler geftorben,
fei ein aus Norwegen zurückgekommenes Schiff, nahe beint Harrlingerficl, einen
andern begegnet, deſſen Segel und Takelwerk pechſchwarz ausgefehen, eben ſo die
ESciffsleute felbft, welche, ‚auf die Frage wohin fie gingen, mit fürchterlichem
Geheul geantwortet, fie führten Die Seele des Canzlers sum Hella in Jsland,
(bem Bingang zur Döhe, nach der gemeinen Volksmeinung).
— u —
bei neuen Eindeichungen die Intereſſenten den Deich fowohl, wie
ben. etwa erfoderlichen Siel, auf ihre Koften legen und unterhal:
ten mußten, wobei 2 Diemath fönigl. und adliche Landen ſo viel
ald 1 Diemath bauerpflichtig Land beitrugen. *) Bei Gelegenheit
ber Eindeichung eines der neuern Groden aber fuchten die Interef;
fenten, durch einen Proceß gegen den Fiscum, diefen Grundfag
zu widerlegen. Die Sache blieb hernacdy liegen und wurde unter
der jegigen Regierung vom Königl. Gabinet3:Minifterium niederge:
fhlagen, fo daß man den Anſpruch ald aufgegeben anfehen muß.
Prediger» und Schullehrerwahlen ftehen auch, im Gegenfab von
Oſtfriesland, nach wie vor, bloß dem Landesheren zu; bad Ar—
menweſen ift zwar auf denfelben Fuß wie in DOftfriesland einge:
richtet, doch. drüdender für die Eingefefienen, weil die Armen:
caffen in der Regel wenig oder Feinen Fonds haben; daher bie
Armen faſt ganz aus der Zafche der Gemeinen unterhalten wer:
den müfjen; mit den Kirchen: ift es derfelbe Fall, Seit Wieder:
einführung der oftfriefifchen Stände hat es auch Antheil an ben:
felben bekommen, und fendet feine Deputirte von Efens, ald der
einzigen Stadt, und dem dritten Stande, zu den Landtagen, hat
auch ein Mitglied im Adminiftrations - Collegium, und zur allge:
meinen Stände -Berfammlung de3 Reichs, ein Mitglied von
Eſens, zwei vom dritten Stande; aber Feine von der Ritterfchaft,
weil es Feine abliche Gutöbefiger mehr gibt, obgleich die Zahl der
adlichen Güter beträchtlich. Durch Wiedereinführung der alten
Bollordnung ift dieſe Landfchaft der Mutterprovinz gleichfam wie:
ber fremd geworden, indem nad ber oftfriefifchen Gränze fie mit
4 — 5 Zollftätten befegt ift, Dagegen .an der Jeverſchen Gränze
nur 3 — 4 find, 4 an der Küfle, die übrigen im Innern; im
Ganzen zählt man, mit Rispel, 20 Zollftätten. Einigen Unter:
ſchied zwifchen Harlingerland und Oftfriesland, in Hinſicht der
Denfungsart, Sitten, und Lebendweife wollen manche bemerken,
andere nicht. Mehr Alterthuͤmliches wie in den weftlichen Gegen:
den Oſtfrieslands hat fi indeß bier in den Sand: und geringern
*) Freſe's Dfifriedss und Harlingerland. ©. 5362.
—
j -
Marfchdörfern‘ erhalten, “auch herrſcht nicht ganz bie Neinlichkeit
wie im Welten, und im allgemeinen ift man ‚dem Kleiderlurus
mehr, ergeben. — Die Landfchaft iſt in zwei Aemter, Eſens und
Wittmund, vertheilt, jened den weſtlichen größern, ‚den
— kleinern, Theil ausmachend.
Stadt und Amt Eſens.
——— — —— ⸗ 41
Stadt.
Vie Stadt Eſens Liegt *) unter 35° 16° 45” Länge, 53° 38
35" Breite, am Rand der Marſch, auf einer hohen Sandfläche,
fo norbfeit3 noch beinah 7, Stunde weiter in einer ſchmalen nie-
driger werdenden Zunge fortgeht, in einer ziemlich fruchtbaren
Gegend, eine Eleine Stunde von der Küfte entfernt, 314 Meilen
von Aurich, 4u4 M- von Norden, 614 M. von Emden, 8 M;
von Leer, 2 M. von Witnund, 34 M. von Jever. Es fol
nah Ulrich von Werdbum und Harkenroth, feinen Namen von
dei ehemaligen Lage an ber See haben: Efch (eine hohe fan:
Dige Fläche) an der See, woraus mit der Zeit Efenfe geworben,
wie ed in den mitlern Zeitert gewöhnlich gefchrieben wurde, ſpaͤter
Dad e ausgeftrichen. Man kann diefe Ableitung in Ermangelung
einer befjern annehmen; einmwenden ließe fich dagegen, daß auch
die Namen einiger Dörfer auf ens endigen, wie Wiefens,. Pos
gend, Nöttens u. a., bie doch nie an der Küfte gelegen.
Eſens, lange Beit ein bloße Dorf, ift erſt durch feine Häupt-
linge empor gefommen. Die ältere Gefchichte derfelben ift nicht
recht Bar. Nach Beninga, dem Wiarda folgt, war Wibet oder
#) Die Kirdenfpike.
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En >
nn Islılı — nel
Wypt der erſte bekannte: Häuptling von Eſens, welches er als
jüngfter Sohn geerbt, fo wie fein Bruder Omme oder Omken,
Nordorp. Er hatte zwei Töchter, Gela und Foelfe, wovon leg:
‚tere an Dmfe, Häuptling zu Stebesdorf, verheurathet wurbe, und
in zweiter Ehe an Ulrich Cirkſena, nachherigen erften Grafen von
Dftfriesland. ) Emmius erzählt die Sache anderd. Nah ihm
heurathete ein wenig bemittelter Mann aus dem Friebeburgfchen
ein reiches Mädchen von Stebesborf, Fam dadurch zu Anfehen
und erhob fih, um die Mitte des 14. Jahrhunderts, zum Haͤupt—
ling von Stedesdorf, foll auch zu Efens etwas vom Anfehen
eines Haͤuptlings gehabt haben. Sein juͤngſter Sohn, Wypt,
erbte die Beſitzungen zu Stedesdorf und Eſens; im letztern Ort
herrſchte ein anderer Haͤuptling, Omke oder Hero Omken, dem
Wypt feine Tochter Foelke zur Ehe gab, ihm zugleich Stedesdorf
übertrug, Dagegen Eſens erhielt, fo daß er von da an, alleiniger
Häuptling von Efens wurde, *) Beninga erzaͤhlt nach den
Angaben Remmerd von Dornum, Sohn Eger Kankena's, ber
ein Zeitgenoffe Grafen Ulrichs war, und den alten Wypt noch
wird. gebannt haben; Emmius zum Theil, wie er fagf, nach Urs
Funden. . Ulrich von Werdum dagegen will, in feinen Familien:
Nachrichten, Wypt zum bloßen Verwalter: des damaligen Dorfs
Efens, entweder abfeiten ded gemeinen VBaterlandes, oder Keno's
ten Brock. des Juͤngern machen, und führt ein altes Dokument
von 1414 an, worin Wyptet ald Vogt Sunfer Keno’s einen Ver:
gleich zwifhen Johann: Oden und Eme Soden fliftet. Erft nad
Dem Sturz des Broekefhen Daufes ſei er empor gekommen,
habe Die herumwohnenden Edelleute unterdrüdt, ausgeplündert,
und aus ihren Mitteln dad Schloß zu Eſens erbaut. “Aber Dcco
ten Broek nennt ihn, in feinem Zeflament von 1435, Capitalis
in Stedesdorp, und vermacht ihm sex stygas aur. flor. ***)
(120 Boldgulden). ‘Eine fo innige Freundſchaft zwifchen beiden
*) Beninga Chronyk. S. 306,
**) Gemeinn. Nachrichten, 2. B. S. 140.
2**) Brenneiſen T. I. L. III. p. 58.
— Ui —
. läßt fich nicht wohl begreifen, wenn der eine fi) des andern Guͤ⸗
ter angemaßt. Beninga's Anführung fiheint durch bie: Webertras |
gungs- Urkunde von Efens an Graf Ulrich Beftätigung zu erhalz
ten, denn es heißt darin: ik Wiipte var Stedesdorf, hooft-
ling tho Esens etc. *) Wypt fpielte eine bedeutende ‚Rolle
unter den inländifchen Häuptlingen und war beſtaͤndig ein treuer
Bundesgenoffe des Eirkfenafchen Hauſes. Er erbauete 1430 eine
neue Burg zu Efens, die fehr feſt war, und trug viel dazu bei,
daß der Drt fich vergrößerte Hero Omken ließ nur eine Toch⸗
ter nach, die er, ihres Ungehorfams und böfen Gemüths wegen,
enterbte und alle feine Befißungen feiner Gattin vermachte; da
biefe 1439 zum zweitenmahl ſich mit Ulrich Girkfena vermäßlte,
fegte fie denfelben zum Erben ein und noch früher (1440) hatte
MWibet, der 1447 in hohem Alter ftarb, ihm Efens übertragen.
Onna war unterdeß mit Sibo oder Eibet Attena, Sohn Sibets
von Dornum und Ulrichs Schwefter Frouwa, verheurathet. Graf
Ulrich übertrug daher bemfelben aus Zuneigung, gleih nah Wi:
bet3 Tode, Efens und. Stededdorf zur Lehn auf. Sibet gehört
unter die ausgezeichnetften Männer feiner Zeit, ein waderer Krie⸗
ger und treuer Anhänger des gräflihen Haufes, dem er durch
feine Tapferkeit und Grfahrenheit große Dienfte leiflete, Bei
Ulrichs Erhebung zum Grafen von Dflfriesland, 1464, wurde er
zum Ritter gefchlagen, eine Würde, die nnr wenigen oflfriefifchen
Edelleuten zu Theil geworden- Nach Ulrichs Tode wurde er
Lehnäträger für Die minderjährigen gräflichen Kinder. Witmund, -
beffen Häuptling, Tanne Kanfena, es mit Ulrichs Feinden hielt,
erhielt er 1461 in Eigenthum, fo daß er nun ganz Darlingers
land befag, welches feitbem immer vereinigt geblieben. Er
fiarb 1473 mit Dinterlaffung einer Zochter, Frouma, mit Ebo
Wiemken von Jever vermählt, und. zweier Söhne, von denen ber
jüngfte, aus der zweiten Ehe mit Margarete von Wefterwold,
gewoͤhnlich Ulrid) von Dornum genannt, als Krieger groß war
wie fein Water, zugleich ein ‚gelehrter Mann und eifriger Befoͤr
.*) Brenneifen T. I. L. III. p. 8. a Te
— 46 —
derer der Reformation, die an ihm eine Hauptſtuͤtze fand. Ver—
maͤhlt mit Eſſa von Olderſum, war er dadurch Herr der halben
Herrlichkeit Olderſum geworden, von Jarſum und Widdelsweer,
aber ſein Antheil an der vaͤterlichen Erbſchaft ward ihm von
feinem Stiefbruder Hero Omken vorenthalten, der ſich in Befib-
von ganz Harlingerland ſetzte; ein unruhiger, auf feirte Macht
flolzer und eigenfinniger Mann und immerwährender Feind des
Regierhaufes, Das er nie ald feinen Lehnsherrn anerkennen wollte,
vielmehr fo viel Schaden zuzufügen fuchte, als er konnte, befons
ders in der fächfifehen Fehde, doch oft dafür ernſtlich gezuͤchtigt
wurde. 49 Jahr führte er die Herrfchaft; Balthafar, fein Sohn,
machte dem oftfriefifchen Haufe noch mehr zu fchaffen; auch fein
Leben verging in immerwährenden Fehden mit bemfelben. Der
Uebermacht unterliegend, mußte er zulegt 1530 einen für ihn
böchft nachtheiligen Frieden eingehen, und darin an Oſtfriesland
die ganze Herrlichkeit Witmund abgeben, und von Efens die
Dorfſchaften Wefterholt, Ochterfum, Dunum und Werdum, nebft
Klofter Marienfamp, den Reft der Herrlichkeit bloß als Lehn be:
baltend. Unfühig eine folche Demüthigung zu ertragen, zog er
im folgenden Jahr zum Herzog von Geldern und trug demfelben
die drei Herrlichkeiten zur Zehn an, Mit Hülfsvölfern von dem—
felben unterſtuͤtzt, kam er zurüd, durchzog verheerend Dftfriesland,
ſchlug die gräflichen Truppen, und feste fich wieder in Beſitz fei-
ner ganzen Herrſchaft. Allein fein unruhiger flörrifcher Sinn
verwidelte ihn in neue Händel, die mit feiner Achtung, dem
Verluſt Witmunds an Jever, und Efens an die Bremer, ende:
ten, während dem noch er 1540, nach nur Asjähriger Regierung,
farb. Seine Schwefter Onna, vermählte Gräfin von Rietberg,
folgte ihm in der Regierung, da er Feine Erben nachließ, indem
fie die Befigungen ald Lehn von Bremen annahm, dann, da Der
Stadt vom Kaifer das Lehnrecht abgefprochen war, wicder von
Geldern. Johannes, Graf von Rietberg, ihr Sohn und Nach—
folger, ‚war, einer. der flörzifcheften, tyrannifchen Menfchen, ein
Wuͤtherich, dem nichts heilig war, welches ihm zulegt die Reiche:
acht zuzog, und Werluft feiner Freiheit... Es ift bemerkenswerth,
— 447 —
daß die Untugenden der Ahnmutter Onna auf ihre Nachkommen
bis zum Ururenkel in immer verſtaͤrktem Grade forterbten. Jo—
hannes ſtarb 1562 zu Coͤln im Gefaͤngniß, mit Hinterlaſſung
zweier Töchter und einer Wittwe, Agneta, geb. Gräfin von Bent
heim, welde während der Minderjährigfeit ihrer Töchter, und
nachher auch ihr zweiter Gemahl, Graf Otto von Hoya, bad Re
giment führte, Die jüngfte der Töchter, Walpurgid, vermählte
ſich 1581 mit Graf Enno IH. von Oſtfriesland und erhielt Dar-
lingerland zum Erbtheil, welches demnädft auf ihre beiden Toͤch—
ter verflammte, die die Herrfchaft 1600 an ihren Vater für ein
Capital von 200,000 Rthlr. abtraten; ſeitdem folche immer bei
dem regierenden Haufe geblieben. Unter preuflifcher Regierung
wurde fchon 1745 bie — gegen "Geldern ganz
aufgehoben.
Eſens befam erft unter Hero Omken ein ſtaͤdtiſches Anſehen.
Wann es Stadtprivilegien erhielt, iſt nicht bekannt. 1500 wurde
es noch ein Dorf genannt, indeß war es ſchon damahls ſtark be—
feſtigt ſo wie das Schloß, und wurde hernach noch mehr verſtaͤrkt,
welches ihm oͤftere ſchwere Belagerungen zuzog. Graf Edzard der
Große belagerte es 1496 in einer Fehde mit Hero Omken, er
mußte aber von 8 Tage vor Oſtern bis Pfingſten davor liegen,
bis Hero ſich zu einem Frieden bequemte. 1511, im Herbſt, lag
er don neuem davor, und zwang zulegt Hero Omken vor dem
Altar zu fchwören, Daß er ſich in der Folge ruhig verhalten wolls
te; doch nicht drei Zage hielt Hero feinen Schwur, fagt Beninga.
4524 belagerte.er fie wieder, und erfi nach langer Ausdauer licß
Balthafar fich zu einem Vergleich bewegen. 1530 hielt die Stadt
eine harte Belagerung gegen Graf Enno. aus, mehrmalige. Stürme
wurden abgefchlagen, und nur der Mangel an Lebensmittel er:
zwang zuiegt die Uchergabe. Dagegen gelang es im folgenden
Jahr dem Grafen Johann, während Balthafar mit den Geldri:
ſchen Emfigerland verwüftete, die Stadt nach ſchwachem Wider;
ftande einzunehmen, die er bis auf einige Däufer abbrannte,
Wieder aufgebaut, mußte fie bald darauf, 1540, die fechste und
ſchwerſte Belagerung von den Bremern aushalten; mit glühen-
— 448 mem
den Kugeln würde die Stadt beſchoſſen; der größte Theil der
Häufer nebft Kirche ging in Flammen auf; doch nichts. vermochte
ben Muth der Belagerten zu fchwächen, felbft nachdem Balthafar
am 17. Dftober feinen Geift aufgegeben, hielten fie ſich noch
lange, mußten aber endlich die Stadt uͤbergeben. Sechs Belage:
tungen in 40 Jahren ift faft beiſpiellos. Man muß dem Muth
Hero Omkens und Balthafard Gerechtigkeit widerfahren laſſen,
wie ſchwer fie ſich auch fonft vergangen; zugleich aber zeigt fih
ber hohe Muth und die Ausdauer der Bürger im gländzendften
Licht. Keine der einländifchen Städte oder Dörfer kann ſich
eines gleichen rühmen.
Bon der alten Burg ift nicht einmahl die Stelle — bekannt.
Die zweite, durch Wypt 1430 neu erbaute, oder das Schloß, fland
an der Süboftfeite der Stadt, unmittelbar an deffen Graben, und
fon fehr feft gewefen fein. Es ift 1755 abgebroden, die Waͤlle
find aber noch ganz erhalten, und zum Xheil nebſt dem innern
Dof zu Gemüfegärten eingerichtet... Es muß an der Stadrfeite
aur ſchwach befeftigt gewefen ſein, denn man findet nicht, daß
es ſich nah Einnahme derfelben gehalten.
Efens ift zwar eine Eleine Etadt, denn fie zählt nur 1913
Einwohner, und nad Ubbelohde 334 Häufer, aber im ganzen
gut gebauet und regelmäßig, mit ziemlich geraden Straßen, wor:
unter die Steinftraße, (vieleicht anfangs die einzige gepflafterte
und deshalb fo genannt), von Süden nad) Norden gehend, die
hauptfächlichfte if. Die Häufer find größtentheils einftödig, aber
reinlich und meift guten Anfehens, doch viele alte- darunter. Das
Straßenpflaſter könnte beffer fein. In der Mitte ein ziemlich
großer Marktplatz, woran mehrere gute Häufer flehen. Der Wall
ift in neuern Zeiten nach und nad) niedriger. und der Graben
fchmaler gemacht worden, im Weſten und Süden bis zu einen
ſchmalen Schloot verringert. An der. Auffenfeite, vorzüglich im
Weiten und Süden find: Gärten angelegt, wodurch das Anfehn
der Stadt um fo mehr gewonnen, da an ber dadurch entiiande:
nen neuen Straße mehrere gute, zum Theil große, Häufer flehen.
Eine fhöne Allee von Linden ziert. den nörblichen Wall, im
Kg m .
Dften fehlen ſolche. Es fcheint daß. zwei Wälle und Gräben
um die Stadt gegangen; der innere Graben muß fehr breit ges
wefen fein. Eigentliche Thore fieht man nicht mehr, vorher gab
es derem 3, oder, wie einige glauben 4, indem im Norden, wo
jest ein bloßer Steig flr Fußgänger über ben Graben geht, auch
ein Thor foll gewefen fein. Drei Eingänge: im Often, Süden,
Weften find noch da.*) Bor dem füdlichen, dem ehemaligen Dros
fienthor, find feit einigen Jahren mehrere neue Häufer neben dem
Heerweg angelegt, wozu der Grund von einem koͤnigl. Stuͤck⸗
lande in Exrbpacht gegeben iſt. Ob folche fünftig zur Stadt oder
dem Amt gehören follen, ift noch nicht ausgemacht.
So Hein Eſens auch iſt, kann es doch mehrerer und ſchonerer
öffentlichen Gebäude in feiner Kirche, dem Waiſen-, und Stift:
hauſe fich rühmen, als. ein andrer einländifcher Ort, außer Emden,
Sie verdienen um fo mehr. achtungsvoller Erwähnung, da beide
legtere Privatftiftungen find, und zwar aus fpätern Zeiten, wo
ſolches fehon mehr unter die Seltenheiten gehörte.
Die Kirche, dem heiligen Magnus gewidmet, woran zwei
Prediger lehren, möchte nächft der großen Kirche in Emden, wohl
ben größten Umfang von allen haben; zwar nicht fo lang wie bie
Kirchen zu Norden und Marienhafe, übertrifft fie diefe beträchtlich
in der Breite, welche 110 Fuß mißt, die Länge dagegen 190 Fuß.
Sie hat eine beträchtliche Höhe, ift aber wohl nicht auf einmahl in
ihrer jegigen Größe gebauet; der füdliche Theil wenigftens fcheint
der Länge nad neuer zu fein ald das eigentliche Schiff in ber
Mitte, welches gegen 12 Schritt Breite hält und am weftlichen
Giebel theild aus Dufftein befteht, welche ein hohes Alter ande;
ten. Sie wird bei den häufigen Belagerungen im 16ten Jahr:
hundert flarf gelitten haben, und fol aud damahls ihr Gewölbe
eingebüßt haben, welches hernach nicht wieder erneuert, fo daß
das Innere ſich weniger groß ausnimmt wie in andern alten
Kirchen. Der Zaufftein ift von Erz, ringsum mit Heiligenbil;
”) Auf Campes Cparte it Efens ald ganz offener Ort, ohne Graben und mi,
angegeben. —F
29
dern in Nifchen oder Bogen, verziert, mit beigefügten Namen in
Mönchöfchrift. Vielleicht ehemals ein Weihkeffe. Im’ Chor m
hen bie Herrfcher Harrlingerlands; auch findet man Da verfchie
dene: Monumente, erfilich dad Grabmahl Ritter Sibo Attena’
eine Art Sarkophag, ahnlich dem in der Großen Kirche zu Em:
den, worauf die Figur des Ritters in Sandftein ausgehauen
liegt; die auf die vier Eden gehörende Löwen als Schildhalte
haben fehr gelitten. Die Umſchriſt, mit Moͤnchsbuchſtaben, if
nicht ganz zu leſen, weil das Monument an der Mauer ſteht.
Das zweite Monument iſt das der Graͤfin Walpurgis, Graf En—
no's III. Gemahlin, die ſehr jung im Kindbette ſtarb, vergiftet
wie man ſagte, durch die Gattin und Tochter des Buͤrgermeiſters
der Stadt, die deshalb, ohne der That uͤberwieſen zu ſein, eines
ſchmachvollen Todes ſterben mußten. Es iſt von Sandſtein, fehr
ſchoͤn gearbeitet und ziemlich erhalten; die Inſchrift lateiniſch mit
lateiniſchen Buchſtaben. Das dritte Monument befindet ſich uͤber
ber Thuͤr des Chors und iſt dem Grafen Johann von Rietberg
errichtet, ber zwar zu Gölln ftarb, doch zu Efens begraben wor:
den; ein Crucifix, an deffen einer Seite eine Frau mit Maͤdchen,
an der andern ein Mann mit Knaben, Fnieen, fämmtlich in al:
ter vor einigen hundert Fahren üblichen Tracht. *) Es wär, wie
mehrere andere Denkmäler in der Kirche, durch häufiges Ueber—
wergen fafl unfenntlich geworden, ift aber jegt vom Kalfanwurf
befreiet. Ein viertes Monument, worauf viele allegorifche Figu:
ren in kleinen Statuͤen befi adlih geweſen, und welches hinter
dem Altar geſtanden, iſt vor etwa 20 Jahren abgetragen. Es
Fon keine Inſchrift gehabt, ünd man — gewußt e wem
es errichtit gewefen. =
Das Waiſen haus ſteht an der: rel änrtgene Etage, ef
felis der Kirche‘, durch eine Reihe Haͤuſer von derfelben getrennt.
Es iſt ein anfchnliches zweiſtoͤt iges Gebdude, 35 Schritt lang,
mit" einen faſt eben fo großen Seitengebaͤude; nd Bert —*
Haͤrkenroth Sol" bar dle Juſchtifren adf den drei trend ausfühelich ‘an,
(Vorspronkl, p. 830 — 35.), fagt aber Fein Wort von dieſen ſelbſt.
2
— (5) —
unbemittelten Mannes daſelbſt, des Predigers Schneider. Ge:
trieben von heiligem Eifer flr das Wohl feiner Mitmenfcert,
faßte diefer Edle den Plan dazu, nach dem Muſter der Stiftung
de3 frommen Franke zu Halle, und wagte es, ohne bedeutender
Unterftüsung gewiß zu fein, -folchen im Jahr 1713 auszuführen,
Anfänglich bloß zur Armenfchule beftimmt, wozu der Stifter ein
Stuͤck unbebauten Grundes, einige 80 Fuß lang und 40 Fuß
breit, angefauft, erweiterte ſich während dem Bau und bei den
fortwährend eingehenden Unterftügungen der Plan, fo daß ein
Gebäude von etwas über 100 Fuß in der Fronte und 90 zur
Seiten. entftand. : Mit einem. aus Beiträgen gebildeten Capital,
das bei Legung des erſten Grundfleind wenig über 300 Rthlr.
betrug, fing er das große Werk an; Zürft Georg Albrecht ſchenkte
dazu -100,000..alte Mauerfleine von der abgebrochenen Burg zu
Leeroort, nebft einigen Balken und Holz. Beiträge von wohlden⸗
Fenden Perfonen, die zufammen bis Ende des Jahres 1715. auf
ohngefähr 2800 Rthlr. gefliegen, machten die Vollendung deg
Werks möglih, ) dem. hernach der wohlthaͤtige Fuͤrſt Georg
Albrecht noch 1400 Rthlr. vermachte, wodurch, und andern Vers
maͤchtniſſen die Anſtalt fich nach und nach immer mehr hob. Möge
das Andenken des wackern Schneider immer in Segen bleiben
und Nachahmer finden. Vorher war ſchon ein Gaſt⸗ oder U;
menhaus vorhanden, welches. an der Beftfeite des jchigen Haupt;
gebaͤudes ſtand; es wurde hernach mit dem Waiſenhaufe verci-
nigt, und alfo diefes zugleich der Unterhaltung verarmfer alten
Leute gewidmet. Die Anftalt befaßt jegt etwa 70 alte und jun ge
Perſonen. Die innere Einrichtung iſt ziemlich gut, für zweck
mäßige Beſchaͤftigung wird jeht weit mehr geforgt als früher;
die Koft, obgleich Nicht vorzüglich, doch beſſer wie in manchen
ähnlichen Anftalten ber Provinz. Die Einkünfte beftehen in der
Dacht von Grundftüden, Zinfen und Grundheuern, auch einiger
Beihülfe aus der Rentei. Die Direftion führten ehemals der
Oberamtmann, der Juſtiz⸗Buͤrgermeiſter und der Altefte Prediger,
.) Schneiders Gegend : Fußſtapfen sc. Aurich 115
29 ”
— (52 u.
4
jeßt einer der Beamten und beide Prediger, bie zugleich auch bie
Armen: Commiffion bilden. Die Haus: Armen werden zunächft
durch Beiträge der Gemeine unterhalten.
Dad Wangelinfhe Wittwenftift ift in der erften Hälfte
des vorigen Jahrhunderts von einer Generalin von Wangelin
geftiftet, und dazu ein großes Wohnhaus in gutem Sty! am Markt
aufgeführt, welches der Stadt um fo mehr zur Zierde gereicht,
ba es an einer fo zwedimäßigen Stelle fteht. Die Anftalt ift gut
botirt, mehrere Ländereien und zwei Plaͤtze gehören dazu, aus deren
Einkünfte und Zinfen folche unterhalten wird. Es ift für 4 Witt:
wen beftimmt, die aus der Familie der Sfifterin fein müffen,
welche noch nicht ausgeftorben if. Drei derfelben wohnen im
Hauptgebäude, die vierte in einem Nebengebäude, dem fogenanns
ten Heinen Stift. Jede Wittwe hat ihre eigene Haushaltung
“ nebft Garten und 2 bis 300 Rthlr. jährlicher Einkünfte, welche
ſich nach dem Pachtpreiſe der Laͤndereien richten, daher jetzt weit
geringer ſind wie vor einigen Jahren. Die Direktion fuͤhrt der
jetzige Generalſuperintendent und der maͤnnliche Genior der Fa⸗
nilie hier im Lande.
Es gibt noch eine andere Stiftung für die Wittwen ber Stabts-
prediger, in freier Wohnung im fogenannten Bolcmari » Stift be-
fichend, wovon das Waifenhaus, wenn Feine Predigerwittwer
da find, die Nugung hat, dafür aber dad Haus unterhalten muß.
Außer der Waiſen- oder Armenfchule im. Waifenhaufe, bat die
Stadt noch drei Schulen, welche jest fehr gut find. Nämlich
die fogenannte Rechenmeifterfchule für Mädchen, aud für Knaben
bi3 fie lefen koͤnnen; die Gantorfchule, in der unterften Claſſe für
Knaben die fchon lefen können, und in der oberften für die An:
fangögründe der Tateinifchen Sprache; dann die Rektorſchule für
ben fernern Unterriht im Lateinifchen.
Der. unter franzöfifcher Regierung aufgelöfete Stadtmagifirat
beftand aus drei Bürgermeiftern und dem Sekretär. Bisjegt iſt
folher nicht wieder eingefegt; die Verwaltung und Polizei ift
noch proviforifh auf den Zuß wie feit 1811, nur daß ber Bor:
— 55 —
ſteher Bürgermeiſter heißt. Die fernere Organiſation ſteht noch
zu erwarten. Die Rechtspflege iſt dem Amt zugelegt.
Die Stadt iſt maͤßig wohlhabend. Reiche gibt es eben nicht.
Die Lage beguͤnſtigt weder Handlung noch Fabriken. Einige
Kaufleute treiben ziemlich ausgebreiteten Handel mit den Produf:
ten des Larides, die fie von Neuharlinger: und Benferfiel verſen-
den. Letzterer ift der Hafen der Stadt, 1% Stunde entfernt.
Ein gegrabener Canal führt dahin, der in der Regel bloß zur
MWinterdzeit fahrbar if. Sonſt nährt fich die Stadt vom Klein:
handel und ftädtifchen Gewerben. Es gibt hier 5 Branntwein:
brennereien, worunter einige anfehnliche, welche zugleich viel Vieh
möften, auch 5 Bierbrauereien, gegen 40 Reinenweber;. ferner
find hier 2 Lohgerber, 1 Knopfmacher, 5 Solbfchmiede, 3 Uhrmaz
cher, 3 Buchbinder u. f. w. Nahe bei der Stadt eine Säge:
mühle und 4 Kornmübhlen, fo jedoch ſaͤmmtlich zum Amt gehören,
Aderbau wird auch von vielen Handwerkern getrieben. Sährlih
werben im Frühling 3 magre Viehmaͤrkte gehalten, im Herbft 6 fette
Viehmaͤrkte, wo viel Vieh zufammen kommt und Käufer aus dem
Althannöverfchen und Münfterfchen, auch drei, doch wenig bedeu⸗
sende, Pferdes- und eben fo viel Krammärkte. Jeden Mittwoch
ift auh Wochenmarkt, für Schweine und einige ländliche Pro;
u auch Torf. | |
Die Lage der Stadt iſt nicht ohne Annehmlichkeit. Freund⸗
liche Gärten liegen ringsum dieſelbe; beſonders hlibfch erſcheint,
vom Stadtswall aus geſehen, der Schloßplatz, der ſich wie ein
Hügel erhebt. Viele Gärten voller Bäume, einem Gebuͤſch aͤh—
nelnd, ziehen fi von da öftlich hin, wo, wie man meint, der
herrſchaftl. Kuͤchengarten geweſen ift, welches aber deshalb nicht
ſehr wahrfcheinlich, weil feine Erbpacht davon bezahlt wird. Im
Süden, am Poftwege, find ebenfalls mehrere Gärten, worunter
einige neuere mit gefchmadvollen. Anlagen. Entfernter find die
Umgebungen weniger anziehend, Heidefeld und mooriges Land
fängt im Süden fehon nahe bei der Stadt an, im Norden Me
niedrige mittelmäßige Marfchwiefen.
Unter die Ejener Volfövergnügungen gehört auch das Schei⸗
— 454 —
benſchießen, welches jaͤhrlich gewoͤhnlich im Juli daſelbſt gehalten
wird; ein Andenken an fruͤhere Zeiten, wo der Buͤrger ſeinen
Heerd noch ſelbſt vertheidigle, ſonſt auch in Witmund gebräuch:
ih. Wann die Schuͤtzengeſellſchaft, wie fie fi nannte, zuerſt
entſtanden, ift nicht mehr befannt; Graf Dtto von Hoya, als
Mitvormund, ertheilte aber der zu Eſens unterm 14. Juli 1577
die erjten befannten Privilegien. Der zu Witnund wurden folche
vom Grafen Enno III. am 22. Mai 1588 verlichen. Unter fran-
zöftfher Regierung gingen beide ein, Die jegige Schuͤtzengeſell—
Schaft zu Efens ift ein freiwilliger Verein, der noch hoͤhere Beftä-
tigung erwartet, indeß zur Beflreitung des jährlichen Scheiben:
ſchieſſens noch die Einkünfte der alten ‚Gefellfchaft genießt.
Dad Stadtswappen ift ein ſchwarzer halb aufrecht ftchender
Bär mit goldnem Halsbande. Es iſt, fo viel man weiß, nie
Wappen des Amts oder der Herrlichkeit Eſens geweſen, ſondern
gehoͤrt der Stadt an.
Eſens iſt der Geburts- und Aufenthaltsort manches berlihmten
Mannes und Gelehrten. ine der erſten Stellen unter denfel:
ben nimmt ein, Der ‚berühmte Johan Qulfeman, Doktor
und Profeſſor der Theologie zu Leipzig, wo er am 12, Juli
4661 ftarb; fein Vater war Heinrich Hulfeman, Prediger zu Eſens.
Er felbft den 26. Novbr. 1605 dafelbft gebohren, und fehr jung
Schon zum Profeffor in Wittenberg berufen, von da ald Ober:
Hofprediger nach Dresden, und endlich nach Leipzig. Er war
einer ber größten Gelehrten und ſtand in ‚großem Anſehn; zahl:
reich find die von ihm edirte Schriften. Der Ganzlr Brenn:
eifen, bei Aurich erwähnt, war zu Eſens gebobren, fo audy ber
berühmte Aftronom David Fabricius, Prediger zu Dfteel,
und der General-Superintendent Jani, deffen bei Funnix erwähnt
wird. Chrifiian Wilhelm Schneider, 18, Januar 1678 im
Zhüringfchen gebohren, der 1711 zu Efens Oberprediger warb und
1725 flarb, ein gelehrter und frommer Mann, verewigte feinen
Namen durch Stiftung des Waifenhaufes, woruͤber er 1715 eine
‚eigene Schrift: „Segens-Fußſtapfen der noch lebenden und wal:
‚tenden Güte Gottes zu Eſens““ heransgab, ‚die man, nicht ahne “
Ruͤhrung lieſt. Sein Nachfaiger Andreas Gravenb ati
geb. 1684 ‚im Haberhäbtifchen, der fchon 1727 ftarb, gab viele
Schulſchriften heraus, Einer der folgenden, Chriftian Hecht,
zu Halle 1696 gebohren, 1744 zu Efens Prediger geworben, doch
ſchon 1747 am 18. Januar geftorben, verfaßte noch mehr Schrif⸗
ten, die von ſeiner Gelehrſamkeit zeugen. Von M. Bernhard
Peter Sarl, geb. 1672, zu Osnabrüd, 1716 — 19 Prediger in
Eſens, einem talentvolen, Mann, find auch, viele theofogifche
Schriften erſchienen. Der General⸗Superintendent Coners lehrte
im Unter⸗ und Oberdienſt von 1763 bis 1792. Mehrere theologiſche
und philoſophiſche Schriften beſitzt man von Ludwig Ro nfgen,
von 1795 an Oberprediger und demnächft Conſiſtorialrath, vorhet
Prediger zu Petkum, wohin er aus Neuwied berufen war. Unter
ſeinen Schriſten iſt auch eine, doch nicht vollendete, Geſchichte der
herrnhutiſchen Gemeine. Es iſt auffallend, daß faſt alle frühere
Prediger in Efend Ausländer waren, Unter den merkwuͤrdigen
in Eſens verweilt habenden Maͤnnern iſt auch Anton Guͤn—
ter, von Muͤnnich zu zählen, der von 1699 bis 1709. Droft
zu Eſens war, hernach wieder, nach der Weihnachtsfluth von
1717, die Direktion über, bie Wiederherſtellung der Deiche an⸗
nahm und ſich ſehr verdient dadurch machte; ſo wie deſſen Sohn
Chriſtian Wilhelm von Münnid, welcher, zuerft Hofmei⸗
fier :.der jungen Fürften. Carl. Emmanuel und Auguft Ludwig,
1713 Droft zu Eſens wurde, 3 Sabre fpäter auch Geheime - Rath,
1731 aber in ruſſiſche Dienfte trat und daſelbſt eine ſo große Rolle
ſpielte. Sein Bruder, der beruͤhmte Ruſſiſch⸗ Kaiſerliche Feld⸗
marſchall Graf Bernhard Chriſtian von Muͤnnich, hielt
ſich auch in ſeiner Jugend bei ſeinem Vater in Eſens auf. Vom
Amtmann D Gotfried Heinr. Müller zu Eſens, woher: er
‚gebürtig, befigt man, eine-fehr intereffante Differtation, über die
oſtfrieſiſche Haͤuptlingsfamilien.
Amt.
"Das Amt. Eſens graͤnzt im Weſten an das Amt te und
Herrlichkeit Dornum, im Süden an das Ant Aurich, oſtſeits au
— 56 —
Witmund, im Norden an bie Norbfee. Es gleicht einem ver⸗
fehobenen länglichen Biered, von Oft zu Weft 2 bis 2% Meilen
lang, 154 M. breit, und 424 [Meilen groß, mit Inbegriff der
beiden dazu gehoͤrigen Inſeln Langerooge und Spiekerooge, welche
14 [Meile Oberfläche halten. Nach der koͤnigl. Verordnung
vom 94. Juni 1817, die neue Organifation betreffend, follte es |
um eihige 100 Diemath verkleinert werden, indem der Friedrichs |
und ber Feine Charlottengroden, wovon ein Theil diefem Amt an: |
gehört, ganz zum Amt Witmund gelegt werden follten. Doch ha:
ben in neuern Zeiten Verhandlungen darüber ftatt gefunden, wo:
durch folches vieleicht eine Abänderung erleiden wird. Es zahlt
41 Kirchfpiele, einige 60 Ortfchaften ausmachend, mit 8745 Ein-
wohnern; 10 Kotns 2 Sägemühlen, eine Ziegelei, 4 Siele und 7
adliche Guͤter. An Vieh, mit. Inbegriff der Stadt: 2693 Pferde,
1455 Milchkuͤhe, 294 Ochſen und Stiere, 3010 Jungvieh, 2219
Marfch 3469 Heid : Schaafe, 1908 Schweine.
Das Amt befteht zur Hälfte oder etwas mehr aus Marſchland,
der füdliche Theil aus Moor, welches 54 IMeile einnimmt, wor:
auf etwas mehr denn halb fo viel, zum Theil niedriges grafiges,
Heidefeld folgt. Der cultivirte Sandboden mag %, TMeile be:
tragen, er geht bei Brit bis zur füblichen Gränze, mit hohem
Heivefeld abwechfelnd, und zieht fih im Norden in 1 Stunde
Entfernung von der Kuͤſte parallel mit derfelben hin, auf 2
Stunden Länge, da gleihfam ein Worgebirge bildend, indem im
Dften und Welten der Rand des Sandbodens 2 bi8 24 Stun:
den von ber Küfte entfernt iſt. Jenes Worgebirge fiheint in der
Urzeit eine Infel geweſen zu feinz“ es ift nur 1% Stunde breit,
und vom füdlichern hohen Sandfelde theils durch fehr niedriges
mooriges und fandiges Land, theils, ſuͤdſeits Efens, durch einen
Y, Stunde langen, halb fo breiten, Streifen Hochmoors getrennt.
Beim Anfang oder noch vor der Bildung ber Marfch, mag fich in
diefe Niedrigung, weil wenig Strömung darin herrſchte, Sand
mit Moorerde angefegt, und fo den Ganal etwas erhöht haben,
weshalb Fein eigentlihes Marfchland dafelbft entftehen Eonnte.
Eonft muß ed wenigftend eine Halbinfel gemwefen fein, die nur
— 67 em
durch ben erwähnten ſchmalen Strich Hochmoors mit bem feften
Lande: zufammenhing. Das Marfchland ift für einen großen
Theil der geringen Art, fo jest Moorwiefen genannt wird‘, bes
kannter unter dem Namen Hammerland. - Etwas gutes Kleiland
biegt im Norden an der Küfte, mehr im norbweftlichen und norbs
Öftlichen Winkel, in legterm vorzuͤglich. Die Erzeugniffe des Lanz
des find nicht fo bedeutend, wie bei der Größe des Amts fich ers
warten ließe, des vielen geringen Marſchlandes wegen, und wa:
sen früher noch weit unbeträchtlicher. Seit 20 bis 30 Jahren
aber hat fich die Landwirtfchaft auch hier fehr gehoben, und groͤ⸗
Bern Wohlſtand gefchaffen, indem an den mehrfien Stellen unter
dem fchlechten Marfchboden ein vortrefflicher mergeliger Klei Tiegt,
der durch das Wuͤhlen oder Schlöten nach oben gebracht und mit
der Ackerkrume vermifcht, ſolchen gänzlich verändert und ein
Feld, fo fonft nur fehlechtes Gras und elenden Hafer aufbrachte,
fähig macht, Rapfaamen und Weigen zu tragen. Die Probufte
find übrigens den in den vorbefchriebenen Aemtern gleih. Raps
faamen, Weiten, Gerfte, Bohnen werden ausgeführt, Hafer nach
Verhaͤltniß weniger, fo wie Butter, Käfe nod weniger. Das
mehrfte geht über Neuharlinger: und Wefteraccumer Siel, weni:
ger über Benfer-Siel audlärts, vieles auch nach dem Auricher
Markt. Auf den Torfſtich legt man fich in einigen Gegenden -
ſtark, zum Verkauf nach der Stadt und. den en
felbft nach Jeverland.
Viele Gewaͤſſer durchfchneiden das Amt, — ohne zur mntaudi—
ſchen Schiffahrt benutzt zu werben, auch berühren fie wenig Dörfer,
und bekommen’ erft 24 — 34 Stunde vom Ausflug einige Bedeu:
tung. Am längften iſt das Falftertief, welches einige für bie
Harle halten. Es entfpringt im Auricher Amt, in den niedrigen
Semeindegründen des Kirchfpield Middels, und bildet Die- Öftliche
Grenze ded Amts gegen das Witmunder bis zum Altweerder-Gros
.. den, mo es ehedem durch den Altweerder Siel in die Harlbucht
flog, hernach zum Altharlinger: Siel- geleitet wurde umd zulegt,
wie auch vor demfelben ein Groden entftand, zum Neuharlinger:
Siel. Unweit Dunum trennt ſich ein Arm von demfelben, der
— 488 —
oſtlich zum Funnixer Tief geht, ein zweiter unterhalb Butforbes
Bei Huſſums ſchickt es einen Zweig nach Nordweſten, das D-p=
lumertief, welches bis zur Harkenbruͤcke faſt zugeſchlammt iſt, und
24 Stunde ſuͤdſeits des Siels wieder mit dem Haupttief ſich verei⸗
nigt, in weichen, ebenfalls nahe beim Ausfluß, ſich noch ein größeres
von Schoo kommendes Tief ergießt, welches erſt faſt gerade nord:
waͤrts, weſtlich Efens vorbei, dann oſtwaͤrts fließt, und zum Theil
zu dem von der Stadt nach dem Benſer-Siel gegrabenen Canal
benutzt iſt. Ein anderes Tief kommt eben daher und fließt, einen
großen weſtlichen Bogen beſchreibend, zum Benſer-Siel, ſchickt
auch einen Zweig nach Weſterbur und deſſen Siel; es iſt bei
Falkum ſchon ziemlich groß. Langs der weſtlichen Graͤnze ſtroͤmt
dad Accumer-Tief oder Ehe, welches aus zwei Hauptarmen
entficht - und einem Fleinern, wovon der eine und beträchtlichfte
aus den Moräften von Arle herfommt, nnd. befländig: langs der
Graͤnze hinfließt, der- andere von Wefterholt, der dritte von Och—
terfum ;. biefer umgibt, oſt- und norbwärts.die Sommune Roggen:
flede und falt unweit Reerfum in den Hauptarm. Bei Wcfter:
accum, wo bad Zief vorbeigeht, hat es fehon beträchtliche Breite
und» es ſcheint, daß es ehemals, wenn. nicht ſchon von dieſem
Dorfe an, doch in geringer Entfernung davon, mit Deichen bis
zum Ausfluß eingefaßt-gewefen;:denn die hohe Ufer find ziemlid)
weit von einander entfernt, mit niebrigem Lande an beiden Sei:
ten, fo fih auf einige Ruthen Breite bis zu dem jest ſchmalen
Strombette: erſtreckt; ‘weiter nördlicher aber in den. Groden geben
bie: Ufer bis. zum Wette, ohme erfi niedrig zu werden. Go kaͤßt
ſich auch beſſer eine Stelle bei Beninga (S. 327). erkläten, wo es
beißt: 1449 hätten. bie Norder und. Harlinger einen großen Damm
durch dad Aecumer-Tief gefihlagen, um der Ebbe und Fluth da:
duch zu wehren, welcher aber Durch die zwifchen beiden Land:
fhaften herrſchende Feindſchaft hernach verwahrlofet und wieder
eingebrochen ſei. Das Tief verläßt %, Stunde vom Ausflug bie
Gränze und fließt ganz durch das Eſener Gebiet, demnächft durch
den Wefteraecumer : Siel, und ferner, zwifchen den Inſeln Bal:
trum amd Langeroog Durch, in das Meer, Im Jahr 1653 aber
— 459 m
veranlaßten Graͤnzſtreitigkeiten, daß Dornumer Seits, nahe bei
jenem Siel, der Dornumer Siel gelegt, und dazu ein Canal aus
dem Haupttief dahin gegraben wurde; eine nutzloſe Anlage, ſo
noch beſteht. Außerhalb den Sielen vereinigen beide Arme ſich
bald wieder. Saͤmmtliche Gewaͤſſer ſtehen auf der: Marſch mit
einander in Verbindung; die Abwaͤſſerung iſt demohngeachtet
mangelhaft, welches theils vom ſehr gekrümmten Lauf der Ga;
naͤle herruͤhrt, theils von der geringen Tiefe der Strombetten
außerhalb den Sielen, die ſehr der Verſandung ausgeſetzt ſind.
Der Deich hielt ſonſt 2177,40 Ruthen, iſt aber durch Eindei—
chung des Weſterburer Polders etwas kleiner geworden, indem
deſſen Deich nur 60014 R. hält, der Dahinter liegende. alte Deich
689134, Ruthen.*) Er ift in 3 Quartiere eingetheilt mit. eben fo
viel Deichrichtern. Obgleich in derfelben Lage wie die Berumer
Deiche, verurfachen fie weit mehr Koften wie jene, vorzuͤglich der
Strich zwiſchen dem Benſer⸗ und Neuharlinger-Siel. Bier draͤng⸗
ten in frühern Jahrhunderten Die Wellen die Küfte fo ſchwer, daß fir
mehrere Dörfer zerflörten, und man _die ganze Strede, mit Foftbazen
Hölzungen gegen ihre Wuth fichern mußte. Seit Ende des voris
gen Jahrhundert3 hat man angefangen, diefe Hölzungen nad) and
nach eingehen zu lafjen, und dagegen die auswendige Seite des
Deichs mit Stroh zu beftiden, - welches völlig denfelben; Nugen
gewährt, und. die Unterhaltungsfoften ‚bedeutend verringert. hatz
fie mögen jegt mit. ben Sielaften zufammen nur 1 Gulden vom
Diemath Marſchland betragen, vorher, heinah 214. Der Andrang
ber See ift zudem nicht mehr fo ſtark wie ehedem, ſo daß nfett
auf jener Strede an. mehrern Stellen Anwachs bildet.
Man trifft in dieſem Amt auf der Marſch, im Oſten und Be,
ften, ziemlich haufig Warfen oder Anhöhen an, daher: auch mehr
gefchloffene Dörfer, wie in den beiden: vorbefchriebenen Aemtern;
doch find ſolche, außer Wefleraccum. und Werdum, nur ſehr Flein,
Die mehrften Plaͤtze ſtehen einzeln-am alten Deich oder in gerin—
+ *) Die alte Harriinger Deihmaafe iſt cin wenig größer wie die Meinlänkifte,
604% folder Fuß ſind vo Zug Rheint,
— 460 —
ger Entfernung von demſelben. Die Gaftdörfer, faſt ſaͤmmtlich
am Rande derfelben, liegen nicht in langen Reihen Haͤuſern, fon=
dern, wie auf der Marſch, mehr in der Ründung, eine Einrich-
tung die fchon oſtſeits Hage anfängt. Die viele Bäume, welche
den Gaftdörfern im Weften und im Innern fo viele Annehmlichs
feit verleihen, fucht man hier vergeblich, die Dörfer find deren faft
fo entblößt wie fonft auf der Marſch. Die Nähe des Meer kann
nicht Schuld daran fein, Luͤtetsburg Liegt nicht entfernter Davon,
auch war ‘in alten Zeiten ber Sandboden fo gut bewaldet wie
weiter im Innern des Landes, wie fchon aus dem Namen Holt»
time, ben ber fübweftliche Theil führt, hervorgeht. |
Zwei Amtmänner mit einem Afjeffor flehen der Juſtiz und
Verwaltung vor, in’ erfterer Hinſicht zugleich der Stadt. Das
Amt ift in die beide Vogteien Efensd: Sand: und Kleit
ftrich, eingetheilt, erftere in die Untervogteien Stedesporf
mit den Kirchfpielen Stedesdorf, Thunum, Dunum; Odhter:
fun mit Ochterfum und Wefterholt. Leßtere in die Untervog:
teien Wefleraccum mit Wefleraccum, Wefterbur, Fultum;
Roggenftede; Werbum mit Werdum; Spikeroog und Lan:
geodog, jede bie Infeln gleichen Namens enthaltend.
Zur Efener Kirche gehören viele rund um biefelbe liegende
Ortſchaften, wovon einige zur Untervogtei Werdum, andere zu
den von Wefteraccum und Ochterfum gefchlagen find, und theils
auf dem Sande, theild auf der Marfch liegen. Bon erftern ge:
hören zur Vogtei Ochterfum | Ä
“ Moorweg, 193 Einw., einzelne Häufer im Süden ber
Stadt, weſtſeits des Auricher Poſtweges bis Schaafhaus,
welches ein anfehnlicher Königlicher Erbpachtöplag ift, mit ziem—
lich huͤbſchem Landhaufe, einer Schäferei und Branntweinbrenne:
rei, und dem ohnfern davon belegenen ehemaligen Klofter Ma:
rienfamp angehört haben follz fo wie das. meifte Land da herum
noch Münkeland heißt. Es flanden da vordem, wie behauptet
wird, 7 Häufer, deren fehr ſtarke Fundamente noch im Boden
liegen, daher es Feine gewöhnliche Gebäude müffen gewefen fein,
Nicht weit davon ein Wirthshaus mit Meinem Gebüfch, fo haufig
— Lö) —
von ber Stadt aus beſucht wird. Weiter ſuͤdlich Wagen er s⸗
fehn mit 110 E., Stunde von der Stadt entfernt, eine auf
ben, zmwifchen dem, nörblichen und: fhdlichen Sandboden befinblis
chen Strich Hochmoor, durch den Ausmiener Wagener angelegte
Golonie, wozu berfelbe ober deſſen Wittwe 1771. 261 Diemath
4131 Ruthen Moor vom Könige in Erbpacht erhielt. Es follte
ein ‚ordentliches Fehn werden, mit einem in dad Benfer Sieltief
gehenden Canal; doch wurde von biefem nur ein Eleiner Strid ges
graben, der jegt ganz zugefchlammt, und kaum noch zu erkennen iſt.
Der Zorf wird baher bloß zu Wagen verfahren.*) Das ausge⸗
grabene Land liegt größtentheild wüfte und hat fchlechte Abwaͤſſe⸗
rung. Im Süden folgt darauf
Schoo oder Klofter Schoo, ein anfehnlicher Domänenplag
und ehemaliged Klofter, von dem fo wenig befannt ift, daß ſchon
Emmius in Zweifel fland, ob ed. wirflid ein Klofter gewefen,
Der Regierungsrath_ von Wit, Herausgeber des ofifr, Land:
rechts, befaß eine alte lateinifche Schrift, aus wenigen Pergas
mentblättern beftehend, welches ein Fragment einer Lobrede eines
der. Vorgeſetzten dieſes Kloſters enthielt. *). Das fpricht für die
ehemalige Eriftenz defjelben hinlaͤnglich. Das Kiofter hat, Ueber:
lieferungen zufolge, eine Beine Biertelftunde weftfeits des Plages
geftanden,, wo jegt ein altes Gebäude ficht, zum Schaafſtall def:
felben dienend, ‚welches auch noch Olde Klofier genannt wird,
Etwas Steinfchutt bemerkt man noch da und Spuren. des innern
Grabens; ber äußere iſt aber im Weften und Norden noch ziem:
lih erhalten und mit Waſſer angefüllt. Es ift eine dde Gegend,
faft wie die bei Klofter Barthe; im Norden niebrig mooriges
und brüciges Land, fonft uͤberall Heide und Moor, bloß unmitz
telhar beim Gebäude einiges Kornfeld. Auch Emmius bezeich⸗
net diefe Stelle als diejenige bed, Kloflerd. Bon Wicht dagegen
meint, daß ſolches in der Mitte des, die jegige Meierei umgeben:
Den auf der Gampfihen Charte gezeichneten Ganal des Fehns, mit den Inwicken,
ſucht man in Natura vergeblih. Die Häufer find dagegen auf der Charte weg:
gelaffen.
») Nacht. v. d. ofife. Klöſtern.
— 100 —
en Gehoölzes gelegen; dieb iſt wohl umrichtig, indeß zung - die
randmauer dieſes Gebaͤubes welches am weſtlithen Rand bed
Gehoͤlzes liegt, Spuren) daß ſolches zu einem groͤßern gehört ha:
ben muß; moͤglich daher, daß hier winklich? das Kloſter geſtanden
Biete Frohndienſte find bei dieſem Gut, ſo auch bei Schaafhaus,
VTerheide, Margens ꝛc., eine ſonſt in Oſtfkiesland ganz ungewoͤhn⸗
liche Erſcheinung. Eutweder müffen ſolche noch aus den Zeiten
der Kloͤſter herruͤhren, wo die Einwohner zum Heil Ihrer Seelen,
fich freiwillig ſolchen Zwangarbeiten widmeten, oder fie wurden
ſpaͤter unter der ſtrengen Regierung ver Canzler geſchaffen. Das
bei dem Platz befindliche Koͤnigl. Gehoͤlz iſt Ao Cal. Morgen 100
R. groß, ſeit 1804 aber mit 150 M. Heidegrund vergrößert,
wobon vieles ſchon befaamt ift und in gutem Wuchs fteht. Die
daran 'grenzende' ausgedehnte herrſchaftl. Heidgrunde laſſen noch
eine bedeiitende Vergroͤßerung bes Gehoͤlzes zu, welches dereinſt
um fo groͤßern Nutzen abwerfen kann, als es das einzige in Har—
lingerland iſt. Suͤdſeits liegt NReugaude, 15€, eine Eolo⸗
hie,’ wovon bie Hälfte zu Ochterſum eirigepfarrt iſt. Nordfeits
am Poſtwege nach Norden Holtgafte, ein Dorf mit 303: €.;
3%, Stunde füweftlich ter N 2: nur — au
hen hat.
Zur Vogtei Wefteraccum — auf | kim @hante: Wold,
81 €.; ein kleines Dorf, nahe bei Eſens im Weſten. Hier, am
Poſtwege, Y Stunde fühweftlich der Stadt, Tag ehedem |
Marienkamp, ein angefehened und ſchoͤnes Nonnenkloſter,
Benediktiner-Ordens; au das Kloſter Eſens ‚ ober Eſinge⸗
felde genannt, deſſen Stiftungszeit unbekannt if. Es hatte
einen Prior zum Vorſteher. ” Graf Ulrich befehte es nebenbei
mit Augufliner «Mönchen; die indöffen noch fchlechter wie bie
- Ronnen fich miüffen aufgefkhrt haben, indem, wie Bertram er:
waͤhnt *) noch eine. Verordnung ‘eines Abts vorhanden, worin
ben Noͤnchen ihr uͤbermaͤßiges Saufen in der Stadt unterfagt
wird, Ihr erſter Vorſteher hieß Arnold Creveld, “ein rechtſchaffe⸗
*) Bertram's Geographie, alte Ausg. S. 88., wo wodl aus Verſehen ſtatl Prior, Abt ſtebt.
— 165 —
ner und gelehrter Mann, deſſen Leben, in lateiniſcher Sprache
auf Pergament geſchrieben, noch auf dem: Regierungs-Archiv zu
Aurich befindlich. *)... Als Graf Enno 1530 Eſens belagerte,
ſchlug er ſein Lager bei dieſem Kloſter auf, welches er damahls
in Brand ſteckte, wenn es nicht ſchon fruͤher geſchehen, denn Be:
ninga ſagt, daß er ſich auf der Stelle lagerte, wo das Kloſter
geftanden hatte, Es wurde zufolge dem im felbigen Jahre mit
Balthafar getvoffenen Vergleich aufgehoben, den Eonventualen aber
erlaubt ſich nach Panfath zu begeben. Das. Ktofter fand an der
Süpfeite des Poſtweges; bie. Stelle iſt noch, auf großer Ausdeh⸗
nung, mit einer -außerordentlihen Menge Steinfchutt, auch Schie:
fer, angefüllt. Das iſt alles was übrig geblieben. Vor 26 oder
27: Sahten ließ ‚der 'Erbpächter eine Stelle aufgraben, wo verfchie:
denes Gemäuer- in der Erde’ faß, welches lauter Eleine Zellen mit
Menfchengeripper enthielt. Die Knochen wurden in einen. Korb
geworfen und. demnaͤchſt weggebradht. Vor einigen Jahren fand
man wiederum. vieles Menfchengebein — wie einige fagen in
einem Korb — worunter auch. ein Kopf, mit noch völlig. erhalte:
nen Zähnen, die ganz weiß waren; auch wurden an verfchiede-
nen Stellen Kanonenfugeln gefunden, Bei einer andern. Stelle
waren dem Anſchein nach mehrere Menfchen unter einer einges
ſtuͤrzten Mauer: umgekommen. Man zeigt auch noch den Plag;
wo die Münze fol geftanden haben... Neben der Stätte, im Suͤ—
den, ſteht ein’ koͤnigle Erbpachtsplatz; der Umfang des Klofterbe:
zirks muß aber größer:gewefen fein, denn einige Ruthen ſuͤdſeits
diefed Platzes, find noch alte: mit; Wafler verſehene Gräben wor;
: handen, wo man vor einiger Zeit: eim großes. Stud Mader aus:
gegraben, "wovon der Giebel des kleinen Platzes Bloembarg auf:
gefuͤhrt worden. Nordfeits des Weges ſteht die ſogenannte Klo—
ſtermuͤhle, welche ehedem dem Kloſter angehoͤrte, mit verſchiedenen
kleinen Haͤuſern, Muͤhl en ſtrich genannt. Unweit davon weit:
lich, am⸗Wege, ſteht ne vor einigen Tahren angelegte Bießelei;
wozu der Lehm im Heidfeld gegraben wird, der auch zu Dach—
ziegeln tauglich iſt, und mehr Klei FE. ſieht wie —
*) Wiarda Oſtfr. Geſch. I, 420,
— 646 —
Weiterhin, 54 Stunden weſtlich der Stadt: Utgafte, 252 €,
ein ziemlich gutes Dorf. am ‚nördlichen Rande der Gaft, Min:
ſtede, BE. und 4 Häufer, Panfath, 2 Pläge mit 17 €,
Manchält dafür, daß bei letzterm Drt ein Kloſter geftanden,
welches ebenfalls Panfath hieß. Nachrichten darlıber finden
ſich aber nicht vor, weshalb einige an deſſen Eriftenz zweifeln,
befonderd auch deöhalb, weil die ehemaligen Kloftergüter im Efe:
ner Amt in der Regel Eönigl. Zeit: oder Erbpachtöpläge find,
Panfath aber nicht, und nur bloß eine, im Verhaͤltniß gegen ans
dere Pläge, hohe Abgabe an.Roden bezahlt, eine Laſt jedoch,
die auch auf andere Güter haftet, die nie Kloftergüter geweſen.
Sn dem Vergleich -zwifchen Graf Enno U. und Balthafar vom
Jaͤhr 1530, wurde feſtgeſetzt, daß den Conventualen des Efener
Kiofterd erlaubt werden folle, fih nah „Panzaten‘‘ zu begeben
und dafelbft ihre Wohnung aufzufchlagen. *) Aus dieſer Ueber:
einkunft geht wenigſtens beftimmt hervor, daß Panfath mit Mas
rienfamp in Berbindung geſtanden. Bon Wicht *) vermuthet
daher, daß es eine, diefem angehörige, Meierei geweſen; allein
wie war es möglich, daß darin das ganze Heer der Nonnen Pla
gehabt. Wenn man fich auch die Gebäude folder. Kloftergüter,
welche von den Mönchen. felbft beftellt wurden: fogenannte Uit:
bofen oder Grangias, ald größer wie die gewöhnlichen Bauern:
güter denken muß, fo.groß, um aud nur einen Theil der Bevoͤlke—
rung eined Klofter aufzunehmen, können fie nicht. gewefen fein,
Wahrſcheinlicher ift es daher, daß zu Panſath ein würkliches Kloſter
geſtanden. Dem. Einwand ermangelnder biftgrifcher Beweiſe,
läßt. fich dadurch begegnen, . daß folche auch bei mehrern andern '
Kiöftern fehlen; dem, daß Panfath jegt Privateigenthum ift, durch
bad Beifpiel mancher anderer Klöfter, namentlich auch des zu
Witmund. E. F. von. Wicht führt es in feinen Annales Fri-
siae ausbrädlich ald Klofter auf. Er war um die Mitte des
16. Jahrhunderts gebohren, ‚hatte: alfo noch. Gelegenheit, bei mais
*) Srenneifen T. x. L. V. p. 167.
* Nas. v. d. oſtfr. Klöſtern.
— 465 —
chen, die zur Zeit der Verſetzung der Nonnen lebten, ſich zu er⸗
kundigen. Auch der Volksglaube ſpricht dafür, mehr noch Die
Segend felbfl. Einige Schritt vom Giebel des öftlihen Platzes
iſt die obere Erde mit vielem Schutt vermifcht und noch. mehr
Steine liegen in der Tiefe. Ein Kamp, jest Aderfeld, gränzt
baran füdfeitö; hier, in einigen Ruthen Entfernung von erſterer
Stelle, ift der Boden, auf 60 Schritt Länge und Breite, derma⸗
Een mit Schutt angefüllt, daß man die Stelle, wenn gepflügt, ,
ſchon in der Ferne an ber röthlichen Farbe erkennt, unter: der
Oberfläche ift alles fo voll Steine, daß. man faft nirgends graben
kann; ganze Mauern folen da noch in der Erde figen, eine beſon—⸗
ders, ohngefähr in der Mitte, nach Oft und Weſt gehend, läßt jich
in 1 bis 114 Fuß Ziefe noch beftimmt nachfpüren. Unntöglich kön:
nen foldhe ausgedehnte Ruinen einem bloßen Oekonomiegebaͤude
angehören; zudem muß das Gebäude ein Biere gebildet haben,
dem Borfommen der: Steine und en zufolge, alfo grade »
wie bie Kloftergebäude.
Auf der Marfch liegen erftlich, nordweflfeits: der Stadt: Dam-
hufen, 42 €, Siepfwerdum, 36 €., zwei Heine Dörfer;
Gruͤndeich, 66 E., Didendorf, 152 E., beide aus einzeln
Legenden Plägen und Warfhäufern am Deich beftehend.. Es find
Hefte des Kirchſpiels Oldendorf, deſſen Kirche mit dem Hauptdorf
in der Allerheiligen : Flut) von 1570 von den Wellen verfchlungen
if. Das adlihe Gut Oldendorf gehört dazu, ſuͤdweſtlich Ben-
ferjiel, ein alter Häuptlingdfis, von beffen Befigern aber nichts
befannt iſt. Der letzte der Familie ftarb, wie U. von Werdum
berichtet, im 17. Jahrhundert mit Hinterlaffung einer Tochter, -die
fih mit einem Bürgerlichen vermählte und einen Sohn Edo Tam:
men nachließ, der ums Jahr 1635 ‚noch ‚lebte. - Andern Nachrich⸗
ten zufolge, war dieſer der leßte adliche Beſitzer, wenigſtens wirb
er noch jest Sunfer Edo Tammen genannt. Er fol in Wien ge:
ftorben fein. Das Gut, wozu fonft 100 Diemath ‚Land gehör:
ten, iſt jegt in vielen Eleinen heilen in. ben Händen ber bes
nachbarten Landleute,
Benferfie} folgt oſtſeits darauf; es ift ein. lleiner Ort mit
30
— a466 —
wenigen, einzeln ſtehenden, Haͤuſern und 59 Einwohnern. Als
Hafen von Eſens hat es allein einige Bedeutung gewonnen.
Hauptſaͤchlich mit Helgoland wird von hieraus Verkehr getrieben,
und. allerhand für die Inſel benoͤthigtes, ſelbſt Heu, dahin ge—
bracht. . Das Auffentief ift fehr feiht, im Sommer bei Oftwind
faft ganz troden. Wefterbenfe, 78 E., DOfterbenfe, O0 €,
folgen im Oſten, legteres zur Untervogtei Werdum gehörig, beide
aus einzelnen Pläben beſtehend nahe am Deich. Sie gehörten
zum großen Kirchdorf Benfe, welches oftfeits Oldendorf: lag,
und wie dieſes in der Allerheiligen-Fluth von. 1570 zerftört wurbe,
Im Vertrag zwifchen Graf Enno und Balthafar von 1530 werden
unter den lesterm zuruͤckgegebenen 9 Kirchfpielen, auch Olden⸗
dorf und Wefterbenfe genannt; daraus mönte man fchließen,
baß es noch ein anderes Kirchſpiel: Ofterbenfe gegeben, wel:
ches damahls bereits nicht’ mehr vorhanden war.
Zur Werbumer Vogtei gehören Nordorf, 1355 €, Ster:
bur, 81 €, Hartwart, 52 €, Marz, 39 €, Osquard,
20 E.,: fünf: Eleine auf’ einander folgende Dörfer, nordfeits
Efens auf den von demfelben, bis auf eine flarfe Viertelſtunde
von der Küfte,: ausgehenden Sandrüden. Nordorf oder Nord:
dorf ift ein alter Häuptlingfiß, wo zuerſt Wipts Bruder Omfen
wohnte, der entweder erfter Häuptling dafelbft war oder fein Va:
ter, Idze, einer der Söhne Omke's, Fam nach deffen Zode im Be:
fig, fiarb aber ohne Kinder, worauf die Herrfchaft auf feinen Bru:
ber Wiard und dann deffen Sohn Folkert kam, der zugleich Folkerts—
haufen beſaß; die drei Töchter vun Nordorp, Hyma, Etta und Gela,
welche 1454 nach Beninga-fid mit den Häuptlingen vom Hinte,
Uttum und Borfum vermählten, waren Folkerts Schweſtern, und
Menfo fein Sohn; diefer, mit Doda, Erbtochter van Groothufen
verheurathet, ließ‘ nur einen. Sohn, Folkert von Norborp nad,
welcher Drofi-zu Emden war und 1565 ſtarb, mit Hinterlaſſung
einer’ Tochter Anna, welche zuerfi Nonne im Kfofter Meerhufen
war, doch hernach ſich verehlichte, %) Ob aber diefer Menfe und
.*) Aus, der Geſchlechtstafel der Herren von Efen£ .. Obere, und Belßetspaufen;
angeführt in den Nache. v. d. Affe, Klöſtein.
FE
—
— 467 —
ſeine Nachkommen Nordorf beſaßen, oder andere Kinder des aͤltern
Folkerts, laͤßt ſich nicht mit Gewißheit angeben; U. von Werdum
erwaͤhnt nur bloß einer Betke von Nordorp, Gattin Rikleffs von:
Rofhauſen, Deren Tochter Teida fih 1534 mit Hero von Werdum
vermaͤhlte. Die Efener Häuptlinge follen dad Gut. früher noch
gegen Zhunum eingetaufht haben. Abliche Mechte find nicht:
mehr dabei. Auf der noch vorhandenen Burgfielle ſteht ein fehr
altes Haus, das einige für einen Reſt der Burg felbft halten. .
Folkertshauſen, ein adliches Gut, nordoftfeitd der Stadt,
beſchließt die Reihe jener 5 Dörfchen, Es hatte eigene Haͤupt⸗
linge, wovon man Folfert, Wiards von Nordotp Sohn, für dem
erften hält, der auch die Burg foll erbauet haben, doch war viel-
leicht diefe ſchon früher entftanden und hatte andere Beſitzer, ba:
Emmius es einen alten Häupflingsfig nennt. Folkerts Nachkom⸗
men erhielten fih im Beſitz des Guts bi3 zum 17. Bahrhunderf,
fie. verlohren aber durch Die Häuptlinge von Efend, beſonders
Hero. Omken viel von ihrer Gewalt, gleichwie- mit andern alten
Haͤuptlingsguͤtern geſchehen, daher in Harlingerland fich Feine ei⸗
gene Herrlichfeiten wie in Oftfriesland erhalten haben, Der vor⸗
lebte von Wiards Nachkommen, - Johan von Foldertshauifen, der
mit. Adelgunde von Butforde verehliht war, und auch Thunum
befaß, lebte. fo üppig, daß er fein ganzes Vermögen durchbrachte
und feine Kinder in der Außerftien Armuth nachließß Sein. Sohn
Gerhard war der legte männliche Abkoͤmmling Kolterts und flarb-
um die Mitte des 17ten Jahrhunderts; das Gut. dam darauf ir
andere Hände; die Burg war ſchon zu Johan's Zeit, wie U,
von Werbum anführt, zum Steinhaufen geworden. : Jetzt ſteht
ein Bauernplaß ba, mit 69 Dientath Land, fo dem Wangelin
fchen Stift angehört. Früher waren bei dem Gute 100 Diemath,
Weiter öftlich, und auf Benſe folgend, liegen, ſaͤmmtlich auf
der Marfh: Margens, ein koͤnigl. Erbpachtsplatz, welcher auf
ber Coldeweyſchen Charte von Oftfriesland als Klofter bezeichnet
ift, ‚vielleicht aud Verſehen flatt Marienfamp, denn man weiß
von einem ehemaligen Klofter daſelbſt nichts. Dann, nahe am
Deih Klein Holum, weiter landwaͤrts Groß Ho lum, mehrſt
30 *
— 465 —
einzeln ſtehende Haͤuſer, zuſammen 230 E., auch ein Theil von
Seriem, deſſen bei Werdum naͤher wird erwaͤhnt werden, ſodann
Betwarfen, 3 Plaͤtze mit 28 E., zwiſchen Groß Holum und
Reuharlingerficl. Sehr wahrfcheinlich ftand hier ehedem ein Klo-
ſter. Nicht nur daß die Sage davon fich erhalten, und. der Na-
me dem günftig..ift, man ift mehrmahl3 bei Grabung ‚neuer Kel-
ler zc. auf Reſte alter Grundmauern von großer Ausdehnung ge-
ſtoßen, wovon cine fogar auf 400 Fuß Länge fich erfireden fol.
Sm Jahr 1803 entdedte man don neuem beim Ausgraben. eines
Kellers Reſte von Mauern, in Heine Behältniffe abgetheilt, von
etwa 6 Fuß Länge, 3 Fuß Breite, fo auch Knochen, dem An-
fchein riach von Menſchen, und alte eiferne, Hafen, womit ‚ver:
muthlich etwas. in den Mauern befefligt gewefen. Zugleich wur:
den ohngefähr 60 Eleine dünne Goldftüde gefunden, *) meift
alte Städtemünzen. Einige zeigten auf der einen Geite eine
Weltkugel mit dem Kreuze, und der Umfchrift: Fredericus ro-
man. imp., an. der andern. Seite ein Chriflusbild mit. einem
Wappen zu feinen Füßen und der Umfchrift: Moneta nov.
Francfu. Andere hatten die Umfchrift: . Men. nov. Hambur-
gensis, Luneburgensis :u, f. w. Sie find alfo ziemlich alt,
felbft wenn fie aus der Zeit Fridrich III. herrühren, da biefer
von 1439 bis 1493 regierte. Es fol auch ein Grucifir-oder ein an
deres Stud. von. Werth mit gefunden, jedoch verheimlicht fein,
vermuthlich auch noch mehrere Münzen, wie bei ſolchen Entbe-
dungen gewöhnlich. : Der verftorbene Kriegsrath Tannen zu
Aurich erhielt einige ber Goldſtuͤcke, vielleicht biefelben welche
im Gatalog feiner Bibliothe S. 440. No..49 aufgeführt: „ein
Schäctelchen mit römifhen Münzen und u in Oſt⸗
frieöland gefunden.”
: Die Inſel Langeoog. liegt beinah 2 Stumden bon — Kuͤſte
estfant, jedoch in zwei Theile zerriffen, ‚die nur zur Ebbezeit zu⸗
| er} j *
J.
2) Weſtphãl. Unzefger dom 1804. ©, 122. Es ift aber ein Jerthum daß, wie de-
ſelbſt geſagt wird, die Umſchrift der m. nicht mebt leſerlich war. A eini⸗
‚gen ag es der Fall geweſen flo = dee via ne
are
— 469 —
ſammenhaͤngen, zuſammen 2 Stunden Länge haltend, bei noch
nicht A Stunde Breite. Sie zählt nur 95 Einwohner, wovon
einige auf dem oͤſtlichen Theil, dem DOfterende wohnen, die
andern in zwei Häufern auf dem Wefterente, welde aber bald
ihre Häufer nad) jenem Theil werden verfegen müffen, da die See
ihnen ganz nahe ift, und wie bei den andern Inſeln, immerfort
an der weltlichen Seite Abbruh thut. Sie war vorbem größer
und hatte eine eigene Kirche, Die Weihnachtöfluth von 1717
zerftörte aber letztere und mehrere Häufer mit ihr, worauf die
tıbrigen zu Efens eingepfarrt wurden. Die Einwohner, die frü-
ber, wie Handel und Schiffahrt noch blühten, ſich gut fanden,
leben jeßt in fehr dürftigen Umftänden; fie wurden 1714 von
allen Abgaben befreit, welches aber feit einigen 20 Jahren nicht
mehr der Fall if. |
Die Kirchfpiele des Amts find: i
1) Fülkum, 245 € Es beſteht aus Groß» und Klein:
Fulkum, mit 136 E., eine ſtarke Stunde weſtlich der Stadt;
in erflerm die Kirche, welche 32 Schritt lang ift und auf großen
Flintenquadern ruht. Beide Dörfer liegen am weſtlichen Abhang
des nördlichen Sandſtrichs, welcher im Süden in fehr niedriges
Schlechtes Land übergeht, im Norden etwas beffern höheren.
Harzgafte, 41 E., im Dften. Weftfeits fällt der. Sandboden
bis zum Tief, fleigt dann wieder bis Uppum, weldies %4
Stunde norbweftlich liegt, am Außerften Rand ber Sandzunge
und aus Nord: und Shd:Uppum — mit 68 E., und
einigen huͤbſchen Plaͤtzen. | |
2) Wefterbur, 395 E., beftehend. er dem Kirchdorf We:
fterbur, 105 €., mit einer Fleinen, noch nicht alten Kirche,
1 Stunde nördlich Fulkum, Middelsbur, 144 €, nahe dabei
am alten Deich, Dfterbur, 31 E., einem Theil von Wefter:
Accumer:Neuland mit 65 E., und Südenburg im We:
ften, 50 €. Letzteres befieht aus 4 Pläßen, wovon einer adlich
frei ift, jest den Erben des Adminiftrators von Wicht gehörig.
Es gehört unter.die Alteften adlichen Güter und vielleicht waren
deren Häuptlinge auch von Weller: Accum Befiger, indem man
— —
— 470 —
bafelbft von keinen eigenen Häuptlingen weiß. Eigentlich heißt
es Sjudenburg, und ift vielleicht zuerft von einem Sjut erbauet,
ein noch jcht im Harlingerland gebräuchlicher Mannsnahme.
Ulrich von Werdums Nachrichten zufolge war, etwa: um bie
Mitte des 15. Jahrhunderts, Burchard Häuptling von Sjuden⸗
burg und mit Tomma, Schweſter Girf3 von Friedeburg, verheura-
thet; fein Sohn und Nachfolger hieß Hilmer, deffen Zochter Etta
fi mit Dido von Werbum zu Butforde vermäbhlte. Anderer
Namen erwähnt er nicht, führt bloß an, daß die letzte Erbtochter,,
im erften Viertel des 17. Jahrhunderts fi mit einem Bürgerli⸗
chen vermählt. Nach Zjaden *) war Ernft Fridrichs von Wicht
Mutter, Hebrig, eine Tochter Atte Burchards von Südenburg;
wahrſcheinlich war diefer ein Sohn Hilmers. Friedland, ein
Domänenplag, gehört zur Kirhe, fodann der Wefterburer,
polder, 1771 eingedeicht, und der Dammspolder, weftfeits
Daneben, der 7 Jahre älter ift, mit einem ſchoͤnen fehr großen
Platzgebaͤude. DOfterbur, fo jest nur aus 4 Häufern beſteht,
fol der Reſt eines großen Kirchdorfs gleichen Namens fein,
welches weſtſeits Didendorf lag, und im unbefannter Zeit von
‚ber See überwältigt worden. :Bewife Nachrichten hat man *
barüber. RR
- 3) Wefteraccum, 676 E. Da ſchöne gleichnamige Kirhdorf,
welches mit Inbegriff der einzelnen Präge, 332 €. zählt, liegt 34
‚Stunde weftlich des vorigen, 10 Minuten oftfeitd Dornum, auf einem
Warf von großem Umfang und ift weitläuftig gebauet mit vielen Gärs
ten zwifchen den Häufern, welches.demfelben ein freundlicheres Anfehn
gibt, wie andere Marſchdoͤrfer.*) Es hat eine hohe gewölbte, mit
einer fhönen Drgel geſchmuͤckte afte Kirche, 12 Schritt breit, 33
long, mit dem Chor aber, welches ein Halbrund bildet und nur nie=
drig iſt, 375 eine vor 8 Jahren neu erbaute recht hübfche Pfarrwoh-
nung, und eine angenehm gelegene Mühle nebſt Mühlenhaus,
e | |
) Gel. Ofifrietland 1. Th. ©. 178.
er) Mas Hatkenroth, S. 841, bei dieſenu Dorfe von Folefs von Inhauſen Gefans
sennehmung ſagt, beziebt ſich anf Accum iu Kniphauſeuſchen.
— im —
Von der ſchoͤnen Allee, meiſt italiaͤniſcher Pappeln, welche ſonſt
von Dornum bis nahe zum Dorf ging, ſieht man jetzt nur einige
einzelne Eſchen und beim Fleden- etwas mehr Pappeln, zum;
Theil abgeſtorben. Das Tief fließt nahe am Dorf im Weften;.
auf der Brüde muß man Zoll geben, welches fonft im Lande, aus‘
Ber auf dem Treckweg als Privatanfialt, ungebräuchlich it, Zur Kir⸗
che gehören 4 Pläge von Weſter-Accumer-Neuland, Alte
Siel, 2 Pläge, wo der ältefte Siel, Stunde füdfeits der-jes
gigen, gelegen. Sielhoff und Blankenhauſen, 2 Eönigl.
Pläge. : Dieſes Neuland ift.vermuthlic 1576 mit dem Dornumer,
und Neßmer Groden zugleich eingedeicht; man zieht darauf viele
Gartenfruͤchte, beſonders Ruͤben und Kopfkohl, ſo meiſt nach Au⸗
rich verkauft, zum Theil auch zur See verſandt werden.
Wefteraccumer- Siel, zum Kirchfpiel gehörig, 344 €.
zaͤhlend, ift 1653 zugleich mit dem nur 5 Minuten entfernten
Dornumer : Siel, flatt des einen 1651 dur die St.» Petri -Eluth,
zerflörten Siels, angelegt, und macht mit demfelben gleichſam num
eine Ortfchaft aus, Es ift ein nicht ganz unbeträchtlicher Handels⸗
plag und Hafen, der ziemlich große Schiffe aufnehmen kann, und
ans welchem, nebft dem Dornumer-Eiel, die Produkte der Gegend
feewärtö verfandt werden. - In der furchtbaren Weihnachtöfluth von
4747 traf beide Dörfer ein ſchwerer Schlag; die wuͤthende See
zerflörte fie beinah gänzlih, 7 Däufer nur von mehr denn 100
blieben übrig, die mehrfle Bewohner derfelben fanden in den
Wellen ihr Grab. *) Hernach erholten fie fi wieder und waren,
bis 1806 blühende Dexter, meift von Schiffern, Handwerkern und.
Handlung treibenden bewohnt. Eine Schneidemühle fteht da, ſo
zugleich Kom mahlt. Der Siel ift 4810 neu erbaut, und gehört
unter die ſchoͤnſten; ift aber etwas theuer geworden. nn
4) Roggenftede, ein kleines Kirhdorf von 244 E. 3%
Stunde füdfeitd Wefterbur, und eben foweit weſtlich Zulfum., €8
liegt auf einer großen. fehr fruchtbaren fandigen Anhöhe oder
Gafte, doch rings von Marſchland umringt, fo an fi zwar
‚s
*) Oudhofs Wätervloeden, eerste Druk, p 435 °
— jr —
ſchlechter Art-ift, im Süden und -Weften aber gute Würhlerbe
Befigt, durch deren: Benugung biefes fonft fo ſchlechte Marfch-
borf fih fo fehr gehoben, daß es jebt faft den beften gleich fommt,
und fchönen Weißen und Bohnen erzeugt, auf Feldern, die fonft
bloß ein wehig unfräftiged Heu aufbrachten. Es ift ein merf-
wuͤrdiges und erfreuliches Beifpiel, was Betriebfamteit, unter
günftigen Umftänden, auszurichten vermag. Im Norden bes
Dorfs, nah Wefterbur hin, Liegt ein Strich ziemlich hohen Lan—
des, fo von allen Übrigen Arten Marfchland, durch ſeine Schledy-
tigkeit fich auszeichnet. Es befteht aus Kleierde mit vielem Darg
vermiſcht, iſt gleich’ fchlecht zur Grafung wie zum Kornbau, gewinnt‘
wenig durch Düngung, und felbft die Bermifhung mit dem unter
ihm liegenden ſchoͤnen Wühlklei, bringt nur mittelmäßigen Nugen. '
5) Wefterholt, 599 Einwohner, eine Stunde füdlicher am
Kande der Gaft, an Arle gränzend. Die 30 Schritt lange
Kirche fteht am Poftwege,"auf einer Anhöhe, von geringem-
Umfang, doch hoch und fehr ſteil aufgehend. Sie war im
25. Sahrhundert ſtark befeftigt, mit Wal und breiten Graben
umringt, und durch Hero Omken mit einer flarfen Befagung be⸗
kegt, die immerfort -Streifereien in bie umliegende Gegend
that und.die Beute dahin in Sicherheit brachte. Graf Edzard
griff folhe 1496 an, nahm fie ſtuͤrmender Hand ein, und warf
den Wall in den Graben. - Bon erfterm find alle Spuren ver:
ſchwunden, : offenbar erhob er ſich an der Stelle des jehigen Wes
ges, welcher den Hügel an drei Seiten umgibl. Bom Graben
aber fcheint eine langs der Südfeite des Weges flreichende Nie—
drigung, von 1 — 2 Fuß Ziefe und etwa 14 Schritt Breite, ein
Ueberbleibſel zu fein. - Spuren deſſelben zeigen fi) auch an der
Weftfeite. Das Dorf Wefterholt mit 261 €., liegt in eini-.
ger Entfernung davon nordfeitd?, am Wege nad) Dornum, und
hat ziemlich große Plaͤtze. Süöweftfeits Nendorf, welches, mit
Subegriff mehrerer Anfieblungen auf der Heide, 307 €. zählt;
durch dieſes Dorf .ging früher ber Poftweg über Goldinne und
Großheide nah Berum, welcder hernach über Arle — wor⸗
den. Eüdſeits der Kirche = | —
— — — — —
Terheide, 31 E., ein ehemaliges Kloſter, von deſſen Stif—
tungszeit und ſonſtigen Umſtaͤnden nichts bekannt iſt. Es ſoll
dem Klofter Coldinne untergeordnet geweſen fein, nach einer un:
verbürgten Sage. Seht ſtehen zwei anfehnliche Pläge daſelbſt
nebft Schäferei.: Aus den bei den Befigern derfelben. befindlichen:
Dofumenten ergibt fi, daß der Landeöherr dafelbft eine Schäfer
tei hatte, welche wahrfcheinlich no vom Kloſter herrährte, Im
Jahr 1664 wurden von den Klofterlanden 98 Diemath in Erb—
pacht ausgethan; 1706 bie Schäferei nebft den Übrigen Landen
und dem von 2%, wüften oder verlaffenen Plägen. Aus lebterer
Bererbpachtung find bie beiden jeßigen Pläße entftanden. Auf
ben 98 Diemath, fo jest zwei Befigern gehören, ift ein Plabger
baͤude errichtet; der Tradition zufolge fol folches weiter noͤrdlich
auf der Marfch geftanden, in der Weihnachtöfluth aber zerftörf
worden fein. Bon dem ehemaligen Klofter find alle Spuren
verſchwunden. Als einzig übrig gebliebenes Denkmahl erblidt
man bei den beiden Pläben, hart am Wege eine Kleine Anhöhe,
noch heut zu Zage Kapelle genannt. Die Tradition fagt, daß
daſelbſt eine Gapelle geftanden, in der die Nonnen (alfo war: es
ein Nonnenklofter?) ihre Betftunden gehalten. Bloß bier zeigt
fih noch feines Baufchutt im Boden. Auf der füdfeits ſich auf
14, Stunde ausdehnenden Heide finden ſich einige Kleine Anhoͤ—
ben, dem Anfchein nach alte Grabhirgel. u 2:
6) Ochterſum, ein großes Kirchfpiel mit 1000 E., norböft-
ih des vorigen, ebenfalls am Rande der Gaft und dem Poft:
wege. Die Kirche ruht auf ſchweren rohen Slintenfteinen,, wors
«uf eine Lage ‚Quaberfteine derfelben Art folgt; fie ift 38 Schritt
lang, 12 breit, und fleht zu Wefter-Ochterfum, weldes 1327
€. zählt, doch fo wie das nahe dabei liegende Oſter-Ochter—
fum, 172 €., meiſt unanfehnliche Pläge hat, beffere das 4
Stunde Öftlicher liegende Barfholt, 105 €. Bei dem weſtlich⸗
ſten Platz dafelbft fleht ein, gegen 60 Fuß fanges Wohnhaus,
quer vor der Scheune, welches wie einige wollen zu einer Burg
bafelbft fol gehört haben; die Mauern find indeß nur dünn; je:
: boch find Refte von Gräben noch vorhanden,. zum Theil auch mit
— 474 m
Waſſer angefuͤllt. Unweit dem Dorfe links am. Poftwege ber
Barkholterberg, eine kleine Anhoͤhe, wahrſcheinlich ein alter
Grabhuͤgel. Weſtſeits der Kirche liegen die kleine Dörfer Utarp,
80: &,, Rarp, 34. €,, und das größere Schweindorf ober
wie.ed.gewöhnlich genannt wird, Swiendörp, 217 €., wel:
ches gute Plaͤtze hat und einiges Gebüfh, der Reſt ehemaliger
ausgebreiteter Waldungen in diefem Theil des Amts, wovon bloß
bie Erinnerung in den Namen Holtryme und Wefterholt verblie⸗
ben. . Bu: Utarp fleht eine Rodenmühle, auf welcher die Kirchſpiele
Ochterfum, Weſterholt, Roggenftede fonft gezwungen waren, ihr
Korn mahlen zu laffen. Freefe hält folche für Die einzige Zwang⸗
mäühle in der ganzen Provinz, *) doch waren auch bei der Mühle
zu Welleraccum große Zwangrechte. Beide haben folche durch die
kamoͤſiſche Verfaſſung verlohren, und noch nicht wieder erhalten.
Suͤdoͤſtlich der Kirche liegt Neu⸗-Schoo, eine, wor ohngefaͤhr 40
Jahren auf dem Moor angelegte Colonie, wovon ein Theil Alt⸗
gaude heißt, nebſt Bloembarg, zuſammen 238 €. haltend,
fo faſt ganz vom Torfſtich beſtehen. Oſtſeits daran Neugaus
de, wovon ein Theil mit 22 E, zu Ochterfum eingepfarrtift. -
: 7) Dunum, 559 €, den füdöfllichften Theil des Amts eins
nehmend. Es liegt am Rand der Gaft, theild auch weiter land:
waͤrts, und hat unter allen Kirchfpielen des Amts den wenigften
- Marfchboden, und mehrft fihlechten. . Das Kirchdorf, Norddus
num 273 E., Liegt eine ſtarke Stunde füdfeits Efens, MA Stunde
vom Auricher Poſtwege, und hat im Norden Moor und. brücdiges
Sand, ver Büngelbroef genannt, wofelbft ſich viele Füchfe auf-
halten; weſtſeits in der bruͤchigen Heide ein Meer von mäßigem,
Umfang, das ‚einzige im Amt. Südoͤſtlich Oſtdunum, 126
E., dem gen Suͤdweſt erſt Suͤbddunum, 63 E., dann Brill,
77 &,, welches bis, zum Poſtwege ſich erſtreckt und zum Theil
Colonie iſt Viele Gaͤnſe trifft man in diefem. Kirchſpiel an,
denen die bruͤchige Wiefen und Gemeinmweiden zu ſtatten foms
=) Ueber Mühlenverfafung in Oftfeiedland ; in den Blättern verm, Inhalts. sm
ı Bi. ©. 128. ’ J
— I —
en. Das zwiſchen ben vier Dörfern liegende hohe Feld ober
Gaſte ift auf einer Heinen halben Stunde Länge und Breite an:
gebauet. In demſelben, rundum von Kornädern umgeben, liegt
ein begrünter Hügel, ber Rabbelsberg,. wahrfcheinlih ein
uraltes Grabmahl. . Der beträchtliche Umfang diefes Huͤgels mögte
eher auf eine natärlihe Duͤne fchließen laſſen; am Fuß, wo @
durch Abpflügen eine Tänglich vieredige Form angenontmen, hält
er in der Ründung gemeflen 90 Schritt, oben 34 und, beinah 11
Schritt im Durchmeſſer, die Höhe. etwa 20 Fuß. Indeß ber
Umftand, daß fonft feine Dünen in der Nähe find, und bie Erde
nicht aus Flug: fondern fhwärzlichem Sande befteht, wie man an
einer Seite, wo einige Fuß'tief darin gegraben, bemerkt, laffen eher
glauben, daß es ein Grabhügel iſt, worin die Aſche eines vorzüg-
fich großen Helden der Vorzeit ruht. Auch die Volksſage fpricht
baflırz :freilich macht fie. aus den Helden einen Rieſen, doch if
Dad ganz angemeffen, der Volksglaube kann ſich die Heroen der
Urzeit nicht wohl als Menfchen gewöhnlicher Größe denken, ſelbſt
mande Schriftſteller von Geiſt theilen ihre Meinung. Den Namen
hat der Hügel wohl von Rabbod erhalten, ald die Zeit den des Hel-
den, dem folcher gewidmet war, vergeffen gemacht. Es tft auch
möglih, daß Radbods Afche felbft darunter ruht; irgendwo: in
Griesland muß folche doch hingelegt fein. Daß vor Einführung
bes Chriſtenthums diefer Hügel ein heiliger Ort war, worauf die
Driefter opferten, wie Harkenroth aus einem Briefe Aleranders
von Werdum anfuͤhrt, *) ift ſehr möglich; er konnte demohn
geachtet zugleih ein Grabhügel fein, wie der Upftaldboom. . Bei:
nah %, Stunde füdficher, auf der Heide, trifft man einen anz
dern Eleinen Hügel von 11 bis 12 Schritt Durchmeffer, docdy nur
2 bis 3 Fuß Döhe an. Sehr wahrfcheinlich war biefer ein ſo—
genanntes Huͤnnenbette, denn noch deutlich zeigen ſich darauf drei
große Vertiefungen, und verfchiedene Fleinere, augenfcheinlich von
großen Steinen herrührend, die darin gelegen haben.
Dunum ift in der Kirchengefchichte rühmlichft befannt, indem
*) Oorspronklijkheden, p. 853.
s
— 476 —
der bafige Prediger Richard Hido zueft 15%, in Gemeins
fchaft mit den Predigern zu Burhafe und Ardorf, die Reforma:
tion in SDarlingerland einführte, Auch iſt es der Geburtsort
eined angefehenen Naturforfcherd und geiftreichen Gelehrten, Phi⸗
lipps Ludw. Statius Müller, Profefjor der Naturgefchichte
zu Erlangen. Er;war 1725 gebohren, *) zog noch ganz jung
mit feinen Eltern nad Holland, wo er Theologie fludirte und
Prediger zu Ameröfort ward, demnaͤchſt zu Leuwarden, darauf,
ein anderes Fach wählend, nad Erlangen fam, wo er 1776 ftarb.
Mehrere, audy ins Fach der fchönen Wiffenfchaften einfchlagende
Sthriften, find von ihm erfchienen, vorzüglich aber machte er ſich
durch Die Herausgabe von Linnes Naturſyſtem bekannt.
8) Stedesdorf, 801. €, 1% Stunde nördlicher und eben’ fo
weit von Eſens im Fuͤdoſten. Diefed Kirchfpiel bildete anfangs
mit Zhunum und Dunum eine eigene Herrlichkeit; ‚Graf Ulrich
vereinigte folche: mit Efens, Doch wurde fie demohngeachtet immer
als eigene Herrlichkeit genannt, auch jegt noch in dem Titel
des Landesherrn, naͤchſt Eſens und Witmund, mit. aufgeführt.
Es iſt ein. fehr alter Haͤuptlingsſitz. Die Gefchichte bdeffelben iſt
die bei Efens erzählte Won der Burg und beten Stelle iſt
nichtö mehr zu fehen, auch fein ablich freied Land mehr vorhans
den. Das weitläuftig gebaute Kirchdorf zahlt 222 E. und hat
«ine nicht:große alte Kirche, deren weftliche Hälfte mit dem Gie:
bel aber ganz aus Dufitein bofteht. Es liegt am Rand der Gaft, fo
wie das nahe Dabei nördlich liegende kleine Dorf Ofteraccum,
22€. ;.im Weſten, weiter landwärts: Mamburg, 52€., Ga:
bens, 52 E. Amfenpufen, 33 €, Folftenhufen, 19 €.,
Bargftede, 33 E. Nobiskrug, 30E., Eoldehörn, 50 €.,
fanmtlich Heine Dörfer, von mittelmäßigem Anfehen. Oftfeits auf __
Marfihgrund: Delfenwarfen, 32 €, Twietens mit Reis:
burg, 19 &., lesteres ein uralter Häuptlingsfig, deren Familie, wie
2) Im Nachtrag sum Prediger: Denkmahl, Vorb. S. 5., wird Eſens als ſein Ge⸗
burtsort angegeben. Sein Vater mar aber von 1723 bis 1725 Prediger zu
Dunum und zog von da nah Leuwarden. Pred.Dentm. ©, 387.
|
— (77 —
Ulrich von Werdum berichtet, zu feiner Zeit ſchon laͤngſt ausge⸗
ſtorben war. Inſenhauſen, 38 E. Boiſenhauſen, YE.,
ein adliches Gut, welches Boyng, wie man glaubt, ein Abkoͤmm⸗
ling aus dem Hauſe Reisburg, ſoll angelegt haben, und das durch
Heurath an die Herren von Fiekensholt kam. Juſtus von Fie—
kensholt verkaufte es an den Doktor M. Eiben in Emden, wel⸗
cher 1628 ſtarb, und von dem es auf den Doktor j. Cornelius
Budde kam; jetzt ſind die Erben des Hausmanns Otte Gits
Beſitzer.
Einer der fruͤhern Prediger zu Stedesdorf, Johan Cado vius,
er von 1675 bis 1725 dafelbft fland, Theologe und Mediciner
zugleih, bat eine interefjante Abhandlung über die altfricfifche
Sprache in der Handfchrift nachgelaffen. Vom jetigen Prediger
Chriftian Mathias Hafner, aus Emden gebürtig, zuerft
feit 1784 Prediger auf Norderney, dann zu Efens bis 1801, bes
figt man eine gut ausgewählte Sammlung einzelner merkwuͤrdiger
Begebenheiten aus der oftfriefifchen Gefchichte in 4 Heften, auch
ein paar andere Fleine Schriften.
9) Thunum, 267 E., nördlich des vorigen und oftfeit3 Eſens,
im 24 Stunde Entfernung, wozu Bufhmwarfen, ein jegt in
Stüden yertpeilter Platz, nahe:bei Efens, gehört. Es ift bekannt
durch feine zwei adliche Höfe, wovon. einer ein fehr altes Däupt:
lingsgut if. Won den älteften Befigern derfelben weiß man gar
nichts; fie müflen ihre Obrigkeitliche Gewalt: fchon früh verloren
haben, wahrfcheinlich durch Wypt, da Thunum fchon zu deſſen
Zeit mit Stedesdorf ald Herrlichkeit vereinigt war. Die letzte
Erbtochter der Altern Häuptlinge hieß Rinelt und wurde, ver—
muthlid 1536, durch Hero Omken gewaltthätigerweife aus ihrem
Eigenthum vertrieben, ber darauf. dad Gut an die Familie von
Solfertshaufen übertrug, welche gegen 100 Jahr im Befig blieben,
Der vorlehte diefer Familie, Johan von Folkertshaufen, verkaufte
es an einen Rauchbar aud Meißen in der erfien Hälfte des 17.
Zahrhunderts. Die fernern Befiker find nicht befannt. Gegen:
wärtig gehört ed der Wittwe des Gutäbefißers Kettler. Die Burg
ſtand an der Oſtſeite des Dorfs, und war fchon laͤngſt nicht .mehrz
| — 178 |
ein ſtatt derfelben gebautes Landhaus iſt nach und nach zuſam⸗
mengeſtuͤrzt und die dabei. befindliche Scheune 1819 abgebrochen,
Das andere adlige Gut, Fiefensholt, war ehedem eine Capel⸗
lanei. Graf Johanns von Rietberg Wittwe, Apnete, ſchenkte
es einem gewiflen Bram und verlieh: demſelben ablige: Freiheiten;
Durch Heurath kam es; darauf an einen Herrn vom Fiekensholt,
aus einem altadligen Geſchlecht im Oldenburgſchen, bei deſſen
Nachkommen es bis Ende des 17. Jahrhunderts geblieben. Jetzt
gehoͤrt es der Beſitzerin des andern Guts, die auch darauf wohnt.
Es beſteht aus einem kleinen Landhauſe nebſt Oetonomiegebaͤude,
im Weſten des Dorfs neben der Kirche, und ziemlich großen
Garten, woran fich ein kleines Gebuͤſch ſchließt, meiſt aus ſchoͤn
gewachſenen Ellern beſtehend, auf niedrigem Grund. Zu Ulrich
von Werdums Zeit gehoͤrten zu dieſem Gut 80 Diemath Landes
und eben fo viel zum Gut Thunum; 1819. waren: bei letzterem
noch 84 und bei erfieren 2944 ‚Diemath, zufammen- alfo nur
noch 11334 Diemath. Im genannten Jahr wurden davon. etwa
:20 Diemath verkauft. Die Kirche befteht zur: Hälfte. mit dem
weftlihen Giebel meift aus Duffftein, und ift für die Beine Ge:
meine ganz anfehnlid, 37 Schritt im der Länge mefjend, 9 ——
Breite; der Kirchhof noch mit einer Mauer umgeben.
: 40) Werdum, das groͤßte Kirchſpiel im Amt, welches Dem
nordoͤſtlichen Theil deſſelben einnimmt, mit Seriem 1683 €. zaͤh⸗
lend, 34 Meilen lang und eben fo breit, ganz aus Marſchland
beftehend, meift Klei- und Grodenland. Es ift ein altadelig Gut;
deren Befiger zu den angefehenften in der Provinz: gehörten. Der
erfte der Häuptlinge, den man kennt, hieß Reent; er fol fchon
1370 die Herrfchaft geführt haben und ftarb 1420, zwei Söhne;
Siebold und Reent den Jüngern nachlaffend, die fich in die Be
fisungen theilten. Reent, als jüngfter Sohn, erbte dad Haupt:
gut, Siehold bauete fi eine. neue Burg und vermachte. folche,
da er ohne Erben farb, aus Feindfchaft gegen feinen Bruder;
an Wypt von Efend und beffen Schwiegerſohn, Ulticy Eirkfena,
die folche nicht nur in Beſitz nahmen, ſondern auch die obrigkeit⸗
liche Gewalt über Werdum an ſich riſſen. Reent ließ ebenfalle
— wo —
feine Erben nad, Seine Wittwe, Hifa Cankena von Witmund,
der er die Beſitzung vermachte, heurathete Hicco Boyng von Gb:
dens, der den Familiennamen von Werdum annahm und 149
ftarb, fein Sohn Uri, mit Armgart von Fikensholt vermähls,
41530; Suftus, deffen Enkel, hinterließ zwei Söhne, Ulrich und
Alerander, die letzten des männlichen Stamms, legterer, Der 1743
ftarb, Hatte nur eine Tochter, Catharina Elifabeth Gisberta, wel—⸗
che ſich mit dem Obriften Freiherrn Wilhelm Mordiv von Botlene
burg =. Keffel vermählte, doch Feine Kinder nachlieg und noch vor
ihrem, 1763 erfolgten Tode, das Gut ihrer adoptirten Tochter
vermachte, die mit dem Hofprediger zu Aceum, Anton Wilhelm
Gramer, vermählt war, demnächft diefem ſelbſt, nachdem feine
Gattin und ein mit ihr erzeugtes Kind, noch vor der Frau von
Keffel verftorben war. Sein ältefter Sohn zweiter Ehe, Ulerans
der Reinh. Eramer, erfier Prediger zu Accum, it Er er
des Guts.
„ ‚Die Gödens » Werbumfche Familie beſaß viele andere Bedim.
gen, worunter auch das anſehnliche Gut Rofhauſen im Jover-⸗
ſchen war; Fraͤulein Maria entriß es ihr, und zerſtoͤrte die ſchoͤne,
groͤßtentheils von Quaderſteinen aufgeführte Burg; Graf Anton
Günther von Oldenburg, als nachheriger Beſitzer von Sever, gab
es indeg, boch nur als Zehn, der Familie wieder zuruͤck, Daher
es 1762, nach Abfterben der Frau von. Werdum, Jever wieder.
anheim fiel. Auch auf die Herrlichkeit Inhaufen hatte fie, durch
die Heurath Hicco's mit der Eubtochter. von Sandel, gerechte An—
fprüche. Unter den Rachlommen Hieco's "zeichnete. fein. Enkel
Hero durch Klugheit und Muth ſich aus, vorzüglich aber befk
fen Enkel, Ulrich von Werdum, ein fehr gelehrter Edelmann,
ber eine, in fchönem Latein gefhriebene Geſchichte feines Hauſes
verfaßt, welche zugleich. manchen intereſſanten Beitrag: zur. aͤltern
Geſchichte Harlingerlands und. deffen Haͤuptlinge enthält. In
feinen. jungern Jahren hielt er ſich lange: Zeit. im Auslande
auf und knuͤpfte wichtige „Verbindungen an. .. Er hatte ‚großen
Antheil an den Verhandlungen in Polen über die Erhebung
eines franzöfifchen Prinzen auf ben polniſchen Thron. Ders
nach Fam er, durch ben Grafen - Orenftierna an den Schwedi⸗
schen Hof, und begleitete 1674 erſtern als Hofmaifter. der Am:
baſſade nah Wien, 1676 als Gefandtfchafts - Gavalier -auf dem
Friedens⸗ Congreß zu Nimwegen; im; folgenden. Jahr indeß ging
er nach Oſtfriesland zuruͤck, verheurathete ſich, und ward fuͤrſtl.
Geheimerath und Vice-Praͤſident, ſtarb aber ſchon 1682, nur 50
Jahr alt. Er ſowohl wie fein Bruder Alexander, der ibm am
Zalenten und Gelehrfamfeit wenig nachgab, waren Fräftige Wer;
theidiger ihrer Rechte gegen die Bedrüdungen und Anmaßungen
der firfllichen Diener, nur für ihren Adel: zu fehr eingenymmen.
Auch Urfula von Werdum war aus diefem Haufe, Die mif einem
Geldriſchen Edelmann von Bedum vermählt war, und mit ihrer
Schwiegerin 1545. zu Delden, ihres proteflantifchen Glaubens
wegen, ben Flammentod ſtarb. in rührendes Lied, welches
diefe Begebenheit in plattdeutſcher Sprache befingt, hat Tjaden *)
der Nachwelt noch aufbewahrt.
: Das Kirchdorf. Werdum, 274 E., ehemals ſehr nahe der
Kuͤſte, jetzt eine Stunde davon entfernt, liegt recht freundlich auf
einer ſandigen Anhoͤhe, 124 Stunde oͤſtlich der Stadt, und hat
gute Plaͤtze und einige Baͤume. Die Kirche iſt anſehnlich hoch,
ſonſt in Verhaͤltniß der jetzigen Groͤße der Gemeine eben nicht
groß. Sie iſt, vermuthlich der Naͤhe des Meers wegen, dem
heil. Nicolaus gewidmet, der auch anderwaͤrts, z. B. im mittel:
laͤndiſchen Meer, der Patron der Seefahrer iſt; hält ohngefaͤhr
38 Schritt Länge, 12 Schritt Breite, und hat ein Schieferdach.
Der weftliche Theil ift alt; eim zierliches Gefimd läuft an den
beiden Seitenmauern unterm. Dach hin. Das Chor wurde durch
Hicko Boyngs waͤhrend d. J. 1476 bis 83 aufgefuͤhrt und hat
keine Verzierung von auſſen; in demſelben ruhen die Gebeine
der Herren von Werdum. Im Weſten ſteht ein huͤbſcher Thurm
mit Spitze, 1763 oder 64 gebauet.
Edelſerloog oder Edenſerloog, 153 E., liegt 5 Minu—⸗
ten oͤſtlicher und iſt ein kleines artiges Dorf mit anfehnlichen Plaͤtzen
hd
“ m) Geleheies Offeichtand 3.80. ©. 100. ° \
— 4801 —
und vielen Baͤumen. An der Oſtſeite deſſelben ſteht die adliche
Burg der Werdumer Haͤuptlinge, die einzige von allen Burgen und
Schloͤſſern Harlingerlands, ſo ſich, doch nur zum Theil, noch erhal⸗
ten. Sie beſteht aus einem ziemlich langen, einſtoͤckigen Fluͤgel
im Weſten, und dem kleinern Hintergebaͤude, als oͤſtlicher Fluͤgel
eine große Scheune und Stall. Vorher ſtand noch auf dem innern
Platz, einige Schritt oſtſeits der jetzigen Gebaͤude, ein ſogenanntes
Steinhaus vder Caſtell, welches weniger einer Burg glich, als
einem großen Hauſe, und ſehr dicke Mauern hatte, mit eiſernen
Thiͤren, durch große Gewölbe in zwei Stockwerke getheilt. Es
war ſehr alt und ſoll, wie Harkenroth (p. 842) aus Emmius an⸗
führt, fehon’ 1197 erbauet fein; vor etwas Über 100 Jahren ift
abgebrochen. Bein Gut gehören 100 Diemath Land alter
Maaße, fo jest zu 124 Diemath angefchlagen worden, auch eine
Mühle. : Der ehemalige große Burggarten fleht an der in
des Dorfs und enthält noch viele Bäume,
“ Saftriege, 83 E., befteht aus einzeln ander Hauſern,
welche in einem fuͤdoͤſtlichen Halbzirkel auf einem, vom Dorf aus—
‚gehenden, Sandrüden lagern; nebft Groß- und Klein - Hu:
fums. Weiter oͤſtlich Alt: und Neuwerder-Grashaus,
2 oͤnigl. Plaͤtze, fo vorher nur einen einzigen großen ausmachten,
der zum Theil aus den Befigungen Siebolds von Werdum ent:
fanden, die er den Eſener Häuptlingen vermacdhte: Die Sie: |
belsburg, fo in der Nähe des großen Platzes fland, war fehon zu
Ulr. von Werdums Zeit verfhwunden; doc fah er noch deutliche
Spuren vom Gebäude und dem Graben. Die Stelle ift hernach
gefchlichtet und jetzt Aderland. Vor mehrern Jahren entdeckte
man daſelbſt beim Pflügen noch Spuren von einem gewölbten
Keller, deffen nähere Unterfuchung der’ Pächter jedoch- verhinderte,
Ferner Scheefe Stashaus, unfern der weſtlichen Ede des
Altwerder Grodeng, ein vorhin auch Eönigl., jegt Privatplag. Bei
Demfelben lag der Altefte Werbumer Siel, welcher bei Ein-
Deichung des Binnenlandes, fo zwifchen-demfelben und Hufums,
Endzetel ıc. ‚liegt, entflanden. ‚ Durch denfelben ergoß ſich das
Falftestief, oder ber, 24 Stunde: fidlicher davon außgehende‘,
51
— 4 —
weſtliche Arm deſſelben, ber. ſich ferner nordoͤſtlich zum Außer:
ſtrom der Harle vandte. Es ſoll ein nicht: unbetraͤchtlicher Dr
geweſen ſein und Haupthafen fuͤr Eſens. Die Bremer landeten
daſelbſt 1530 und verbrannten der. Eſener Schiffe. Doch ſchon
zu Ende. des A6ten Jahrhunderts verſchlammte dad. Außenbeti:
des Fluffes, und muß 1617 ganz zugewachfen geweſen fein,
Ha in diefem Jahre ber. Altwerber Groden vor den Siel gelegt
wurde, Einige Häufer ſtehen jest noh da, und eine Bri:
de,.bei: dem ber Siel gewefen. +4 Stunde ſuͤdoͤſtlicher, : grad:
auf der Graͤnze des. Amts, findet man noch Spwen eines andern,
bed zweiten Werdumer, Siels, der 1617, nad Gründung jenes
Polders, im alten: Deich gelegt worden, aber nur bis; zur Er
bauung des Reufunnir»Sield befland. Er ließ das Waſſer von
oͤſtlichen Arm des Falftertiefs durch, welcher Arm durch einen,
wie es ſcheint gegsabenen, Canal, mit dem bes, kaum 10 Min
ten entfernten Funnirer-Ziefd in Verbindung flaud;:
Im Weſten der. Kirche: Wallum, 88.E. Weiterhin. das Ho—
Iumertief. Bei der;barüber liegenden Brüde, die Harkfenbrüd:
‚genannt, über welche der Weg von Werdum nach, Efens hingeht,
fiel zur. Zeit, ald die Bremer Efens belagerten , ein fcharfes Ziel;
fen vor, zwifhen Diefen und Dero von Werbum, der bie Bauen
and dem Kirchfpiel verfammelt hatte, um ben Räubereien ba
Bremer Einhalt zu thun. Er trieb fie zuruͤck und nur, wie fe
‚mit verftärhter Macht zuruͤckkamen, ließ er ihnen dad Feld. An:
berwarfen, 25 E., nordweſtlich; Alte Deich, 177 E., non:
oͤſtlich, aus einzeln liegenden Haͤuſern und Plägen am alten Deid
beſtehend, Nord werdum, 46 E., Abdenhaufen, 47 €,
Kapkehoͤrn, Muͤhlenſtrich nebſt Seriem, A11- E., wovon
jedoch ein Theil zur Kirche von Eſens gehört, dem Ser ie mer
amd Olde-Diekſter-Groden, ſaͤmmtlich qus einzeln liegenden
Haͤuſern beſtehend, fo bis zum Deich ſich erſtrecken. Sie gebir
ten zum Theil, namentlich Seriem, im ſehr frühen Zeiten zu dem
anfehnlichen Kirchfgiel Otz um, wpvon das Kirchdorf, Klein Ho:
lum gegenüber, 4 Stunde weſtlich Reuharlingerfiel, gegen 1500
Schritt vom jekigen, Deich : entfernt lag, und wahrſcheinlich im
.
— 405 —
43ten Jahrhundert von den Fluthen zerſtoͤrt, demnaͤchſt ausgedeicht
iſt. Noch zu Ulrich von Werdums Zeit ſah may, Die Fundamente
der Kirche, aus fehr großen Flintenfleinen a, woraus ſich
ergab, daß dad Gebäude 60 Schritt Länge gehabt; viele an der’
Weſtſeite in einem Haufen liegende noch größere Steine machten
wahrſcheinlich, daß ein großer Thurm dabei geflanden. Gegen⸗
wärtig find alle Spuren verfhwunden; nur ein alter. glaubwär:
diger Mann in der Gegend fagt, daß vor mehren Jahren noch
ein. großer Stein ba gelegen. Der Name des Dorfs iſt noch ers
halten geblieben in dem, zwifchen Langeroog und Spiekeroog flier
ßenden Neuharlinger: Sieltief, der Otzumer-Balge, fo. bei
ben Schiffern unter dem Nanten Oſſen-Balge bekannt iſt.
Weiter öftlih, etwas. nähen ber Küfte, findet man, nach. Verfi:
cherung jenes Alten, auch noch Kiefelfteine im Watt; da foll der
Sage nah, ein anderes Kirchdorf, Addenhauſen, geflanden'
haben, fo vielleicht zur ‚gleicher: Zeit untergegangen, und wozu das
jeßige Addenhaufen gehörte. Mach anderer Meinung, die glaubs'
licher ift, fol jedoch; nur ein Feines. Dorf da geflanden haben, :
welches zu Otzum gehörte. Die Ländereien besjenigen Theils
von- Seriem, welcher. nah Werdum gehört, zahlen an Kirchenla⸗
fien nur 24 von dem was die übrigen. entrichten. -Maw behaup⸗
tet, daß dieſes Verhaͤltniß nach dem Untergang‘ von Otzum und-
der neuen Einpfarrung in. Werdum feſtgeſetzt worden fei:
Reubarlingerfiel, 1.4 Stunde. norboftfeits Efend, 1693
zuerfi angelegt, iſt ein ziemlich. beträchtliches - Dorf, mit 387 €.,
und einem geräumigen — dem noͤrdlichſten der Provinz,
der um ſo beſſer iſt, da er unmittelbat an. der: Küfte liegt,
und: fein Vorland daſelbſt befindlih, wie dei: allen. andern Haͤ⸗
fen an. ber Seeküfte, außer: Greetſiel. Es iſt ein nicht unbe: '
beutender Handelsort, und würde: noch bedeutender fein, wenn.)
das. nahe liegende Garolinenfiel nicht wäre; im Hafen: ift: e& oft‘
recht. lebhaft. Der Siel iſt 1785 neu gelegt, und hält 20: Fuß
innere Weite; es ſtehen manche gute Häufer bei demfelben. Vor
einigen Sahren legte man fich; hier auch auf den Heringsfang an
der Kuͤſte, ſalzte fie sin. und ſandte felbft einige ind Ausland; fie -
51 *
Zn nn. ⸗
— 484 —
kamen den an der ſchottiſchen Kuͤſte nicht gleich, waren aber
viel. beffer wie die fchmwedifchen. Jetzt werben fie bloß. frifch ver:
. fpeifet von geringen Leuten, denen fie eine große Beihhlfe ſind⸗
viele auch geräuchert und in der Provinz verſandt. Unweit dem
Siel der Tuͤmmeldeichs-Kolk, fo durch Einbruch der See
4636 entftanden und 1766 wieber eingebeicht ift, 194 Diem. groß.
: Altharlingerfiel, mit dem Groden 218 €, zählend, liegt:
eine Keine Stunde öftliher, an der Oftfeite des Dlde- Dyffter-
Grodens, und entſtand durch Eindeichung deſſelben, da man ben
Seriemer Siel, der 14 Stunde fidfeitd des Neuharlingerfield lag,
verlaffen, mußte. Das Holumer Zief und das Benfer, von Schoo
- herfommend, fo auch das Falftertief, floffen dadurch in die Harle.
Es war. bis Ende des 17ten Jahrhunderts ein Hafen, ſcheint
jedoch nicht fehr befucht gewefen zu fein, nach der geringen Zahl
feiner Häufer zu urtheilen. ‚Die im genannten Jahrhundert jo
gefchreind zunehmende Auffchlammung der Harle veranlaßte, dag
man auch diefen Siel aufgeben und 1693 den Neuharlingerftel
an der Nordkuiſte anlegen mußte, ‚wohin das Tief vermittelft
“eines, vom alten Seriemer Siel gezogenen, Canals geleitet wurde,
worauf dad Außentief bald ganz zuwuchs. Jetzt liegt der Klein
Charlotten »Groden vor dem Ort. .
-Der Seriemer: ımb Olde-Dykſter-Groden if ver:
muthlih in ber Mitte oder der zweiten Hälfte bed 10ten Jahr⸗
hunderts eingedeicht, als wann überall an der nördlichen Kürfte,
von der Stadt Norden bis zur Sabe, die. erften Eindeichungen
des Grodenlandes begannen, In demfelben liegen, zwifchen Alt-
und Neuharlingerfiel, die Gröninger Däufer, aus zwei
anfehnlichen Plaͤtzen beſtehend, grabe: beim Anfang des Deichs
vom Schwerins:Sroben,. dann Schillhoͤrn, nahe bei Altharlin-
gerfiel. In der. Weihnachtöfluth von 4717. entflanden bei den
durchgeriffenen Deichen dieſes Grodens, viele Kolfen oder Brafen,
mworunter befonders einer merkwürdig iſt, welcher etwa 400 Schritt
nördlich Altharlingerfiel liegt und auf 250:-Schritt Umfang hat;
fowohl feiner. Tiefe; welche auf: 25 bis 30 Fuß. gefchägt wird,
als des Elaren wohlfchmedenden. Waſſers wegen, welches nie ab:
— 405 —
nimmt. Nicht nur die Einwohner jenes Orts bedienen fich bef-
felben zu ihren täglichen Bedürfniffen, in trodnen Sommern
fommen auch die der benachbarten Gegenden, aus Neuharlinger⸗
fiel, Garolinenfiel, Neufunnirfiel, -felbft aus Jeverland vw, ſich
Damit zu verſorgen. .
‚ 1) Spieferoog, bie zſtlichſte der offfrieſiſchen Infeln, 1%
Stunden. von der Küfte entfernt, Neuharlingerfiel gerade gegen—
über: Sie ift, naͤchſt Borkum, die breitefle von allen, obwohl
nur %4 Stunden lang, und hat noch ziemlich viel Grasland, da;
her die Viehzucht, befonders die des Hornviehs, der Schafe und
Gänfe nicht unbedeutend ift, und den Infulanern durch den Ber;
kauf nach dem feften Sande, guten Gewinn einbringt; auch Gar:
tenfrüchte, fogar Heu, kann man jährlich in beträchtlichen Quan⸗
titäten dahin fenden. Das Heu ift fehr nahrhaft, vermifcht mit
Arzneis und ſonſtigen Kräutern mancherlei Art, worunter befon-
berö ein feines langhalmiged Grad bemerkenswerth, von den Ein:
wohnern Beddelſtroh genannt, welches, wenn. ed zur Zeit der
Heuerndte gefammelt und in Eleine Bündel gebunden, in Schräns
fe ıc. gelegt wird, auf ein ganzes Jahr den angenehmften e⸗
ruch verbreitet.
Dieſe Inſel nimmt, gleich wie die uͤbrigen, im Nordweſten ſehr
ab, und noch ſtaͤrker als ſie im Südoften und Oſten wieder ans
ſetzt. Sie hat in einem Zeitraum von 7 Jahren, uͤber 30 Schritt
verlohren, fo daß 60 bis 70 Fuß hohe Dünen dem flachen
Strande gleich geworden. Klei findet fi) auch hier; ſuͤdſeits nur
an: einigen Stellen unter dem Sande des Watts; im Norden
Dagegen, nahe an den Dünen und im Suͤdweſten, auf 4,
Stunde Entfernung von denſelben, trifft man ausgedehnte. Stre-
den deſſelben, auch Darg an. Am Nordweſtſtrande zeigen ſich
Spuren ehemaliger Bewohnung in, von Raſen aufgeſetzten, Waͤl—
len um Gärten; auch kommen da manchmal Brunnen zum Vor—
ſchein, deren Rand hoch aus dem Sande hervorragt, daß man ſie
fuͤr große Faͤſſer halten ſollte. Das jetzige Dorf ſteht ohngefaͤhr
in der Mitte der Inſel und zaͤhlt 121 Einwohner, wovon die
männlichen. ſich der Seefahrt widmen, früher zum Theil mit cignen
— 488 —
Schiffen, jetzt, da ſolche auch hier vom Meer und ben Feinden
genommen, für fremde Rechnung. Die Weiber verrichten nicht
aur die Gartenarbeit, welche hier flärfer betrieben wird wie auf
den andern Infeln, fondern warten auch des Viehs und fpinnen,
einige ſtricken auch zuweilen, womit fich felbft die Männer, wäh:
send fie zu Haufe find, zum Xheil befchäftigen. Während 22
. Zahren, bis 1822, war Fein Prediger auf der Infel, der geringen
Einkünfte wegen; erft da im gedachten Jahr fämmtlihen Pfar:
ven aufden Infeln und den fehlechtft botirten auf dem feften Lande
Harlingerlands, . bedeutende jährliche Zulagen aus der Kloſterkaſſe
- bewilligt wurden, iſt der Dienft wieder befeßt ‘worden. Die
Kirche iſt ein fehr altes Gebäude, und fland fonft an der Oſt⸗
feite des Dorfs, ift aber vor — 120 Jahren in die Mitte
verſetzt.
Amt Witmund.
& grinzt dieſes Amt im Weſten an das Ant Eſens, — an
Aurich, im Süden an Aurich und Friedeburg, gen Offen am die
Herrfchaft Jever, nordfeit3 an die Nordfee. Ahnlich in‘ der Figur
einem abgeflumpften Dreied, nimmt es im Süden 11, Meilen
Breite ein, im Norden nur 24 M., bei 3 M. Länge, und ohn⸗
gefähr 4 Meilen Oberfläche, in feiner jeßigen Ausdehnung, vor:
ber 27%0 Meilen; es wurde aber 1817 das, fonft Friedeburg
angehörende, Kirchipiel Leerhafe im Süden, und bad weſtſeits
daran graͤnzende, ſonſt zu Aurich gehoͤrende, Kirchſpiel Ardorp,
dabei gefägt, obgleich forhe nie ein Theil Harlingerlands gewe:
fen. Auch der weftliche Theil vom Klein: Charlotten⸗ und Friedrichs⸗
Groden, welche ſonſt zum Amt Eſens gehörten, follte dem Amt
beigelegt werden, welches aber noch nicht feſt beſtimmt iſt, wie
beim Eſener Amt angeflihrt. Auf der jetzigen Flaͤche wohnen 10,365
* ⸗
— 487 —
Menſchen in 11 Kirchſpielen, worunter der Flecken Witmund, im
ganzen 78 Ortſchaften ausmachend, mit 2 Sielen, 1 Siegelei,
1 Säge:, 1. Del:, 11 Kornmühlen und 17 adlichen Gütern. : An
Vieh 2432 Pferbe, 346 Ochfen und Stiere, 4414. Kühe, ‚2895:
Sungvieh, 1740 Marfch:, 3149 Heidfchafe, 2248 Schweine
- Der Boden im alten Amt befteht für 25 aus Marfchland, und:
davon faft die Hälfte fehr fruchtbarer Klei und Grobenland, das
übrige auch meift guter leichterdiger Grund, dem fogenanntew
braunerbigen Marfchlande im Welten aͤhnlich, häufig mit gutem
MWühlklei verfehen. Die Viehzucht: ift hier blühend, Butter und
Käfe wird viel gewonnen, Hafer in Menge erzielt. Auf dem vie=
len Grodenlande legt man fich ſtark auf den Aderbau, producirt
bauptfächlich Weisen und. Rapfamen, auch Gerfte, Bohnen, Has
fer. Die Pferdezucht wird überall ſtark betrieben. Das Sands,
land ift ebenfalld durchgängig fehr gut, wird vielfältig zum Ro;
den und Gerfienbau benuptz Heide und Moor gibt es kaum:
240 DMeile. Allein die beiden neu hinzugefommenen Kirchfpiele
haben defjen nur zuviel, und ihre Sandfelder find nicht der Güte
wie nÖrdlicher, doch haben fie am Witmunder Zief ziemlich viele
mittelmäßige Wiefen. Im Ganzen gehört diefed Amt. zu, dem:
gefegnetften, fo wie es in feiner alten Geſtalt das bevoͤlkertſte
ift, denn. ed zählt 3780 E. auf die Meile.
: Sp groß das Amt auch ift, fo gering ift Die Länge feines
Deich, Sie beträgt in ber alten Ausdehnung nur 434 Ruthen,
in ‚der neuen 9005 und überdem hat dad Amt mit dem Unters
halt defjelben nichts zu thun, indem die Erbpächter des. Schwe⸗
rinsgrodens dem Deich -deffelben, den jetigen Seedeich, welcher,
im Ganzen 900 Ruthen mißt, unterhalten müffen, welches, den⸗
felben etwas Foftbar fällt, da noch nicht viel Worland entſtanden,
weshalb viele Stellen jährlih mit Stroh geftidt werden muͤſſen.
Nur der bei der Ausmuͤndung der Harle, an der Weftfeite, auf dem
Watt, zum. Schuß ded Stroms gegen Berfandung, vor einigen,
Sahren angelegte Strohdeih, fällt dem Amt zur Laft, welches
wit Inbegeiff der Unterhaltungstoften. ber beiden Set, 9 bis 18
Stbr. per Diemath jährlich —— | —
Wr.
s
— 488 —
Ein ſchoͤnes Tief, gewoͤhnlich das Funnixer⸗ auch Wit:
munder Tief genannt, das groͤßte der Binnengewaͤſſer, durch⸗
ſtromt dad Amt der Länge nach. Es kommt aus dem Brookze⸗
teler Meer her. und nimmt noch im Auricher Amt mehrere Bäche.
auf, worunter der aus dem Moor, oſtſeits Neupfalzdorf, der an:
fehnlichfte; nahe bei Witmund fält: ein anderes Beineres. Tief
barein, welched in den Rispeler Moräften feinen Urfprung nimmt; '
meiter nordwärtd ‚noch mehrere Fleine, wovon zwei aus: dem Fal:
ftertief fommen. - Schon bei Witmund, mit welchem es ein Ga:
nal in Verbindung fest, ift es für einmaftige Schiffe fahrbar und
nimmt in feinem fernern, ſtark gefrümmten, Lauf inımer au Stärke
zu, doch berühtt es Fein einziges Dorf bis zu ben Groden, wo
es durch die nach einander erbaute Siele, zulegt der Friedrichs:
Schleufe, fließt und zwifchen Spiekeroog und der Jeverfchen In:
fel Wangeroog ſich der Nordfee vermählt. Es hält in gerader
Linie vom Urfprung bis Witmund 2 Meilen, von da bis zur
Friedrichs - Schleufe eben fo viel, und ferner bis zur Höhe jener
beiden Infeln beinah 114 Meile, im Ganzen alfo 514. Meilen
Länge, mit den Krimmungen gegen 8. Harkenroth, und mit
ihm die mehrſten Gelehrten, halten diefes Tief mit Recht für die
‚alte -Harle, Bertram*) Dagegen meint, doch mit ſchwachem
Srund, dieſe im Falftertief zu finden, welches auf der Graͤnze des
Efener und Witmunder Amts fließt, auch auf der Coldeweyſchen
Charte die Harle genannt wird. Langs der Jeverſchen Gränze
floß in frühern Zeiten ein anderes, jest zugewachfenes Tief, die
Kapkebalg e, ſo in das Berdertief fiel, welches nach Garms
in Jeverland ſich wandte, alten Nachrichten zufolge, und, dem
ganz verfehlammten Bette nad) zu urtheilen, nicht“ Flein muß ge:
wefen fein. Entweder war ſolches ein Arm ber Harle, oder ein
eigenes Zief, und zwar basjenige, welches unweit Reepsholt im
Moor entjteht, und noch gegenwärtig, obwohl faſt ganz. ver:
ſchlammt, die Graͤnze gegen Jever bildet, bis zum Anfang des al
fen’ Amts, von wo an ein Heiner Deich oder Damm, .die Std:
werbung, als Grenzſcheidung dient, bis zum noch fichtbaren
°) Geographie. A. A. S. 86. N. x. ©. 237. |
— 489 —
alten Reſt jenes Tiefs, welches. bis zum Enno⸗Ludwigs-Gro⸗
den geht. Bon da an ging ſonſt die Graͤnzlinie grade auf ben
Wangerooger Thurm an; allein wie ber Anwachs ſich vermehrte,
ruͤckte man jeverfcher Seitd immer weiter vor, zuletzi ließ die
Schwaͤche der oſtftieſiſchen Regierung ſich einen, unterm 22, Dechr,
1666. gefchloffenen Vergleich abdringen, wornach die Gränzlinie
oom Enno: Ludwigs: Groden aus, um 20 Grad. weftlicher gefeßt
wurde. Ein Vergleich, der erſt 1745 fürftlicher Seits ratificirt
wurde, indem Jeper dagegen: 11,000 Rthlr. und Zuruͤckgabe einer
41667 auögeftellten Obligation von 5000. Rthlr., mit den ruͤckſtaͤn⸗
digen. Zinfen,; anboth, Die neue Gränylinie if unter den Na⸗
men der goldnen Linie, oder Petershafen befannt. *)
Oſtfriesland hat dadurdy vom. feitdem eingedeichten Geodenlande
ohngefaͤhr 600 Diemath verlohren. *)
Ehedem, und noch bis vor zweihundert Jahren, ging in dies
fem Amt ein Seebufen tief in das Land hinein, auch weftfeits
ins. Efener Amt, und oſtſeits in Severland, die Harle genannt,
gleihwie das ihn durchfirömende Zief, deſſen alter Name nur
noch in feinem ‚Ausflug zwifchen den. Infeln erhalten geblieben,
Wann und wie diefer Bufen entftanden, ift nicht zu unfrer Kunde
gefommen. Ulrich von Werdum, der einzige, der in feinen Se—
ries familiae VVerdumanae einiged über die alte Befchaffenheit
2 Freſe Oſtfries⸗ und Harlingerland. S. 445 u f.
) Nach der Campſchen Eharte berechnet. Nah Freſe (Dfifried: und barlingerland /
G. 454), ſollte man den Verluſt für weit größer halten, indem er ſich auf bie
Coldeweyſche Charte bezieht, nach der freilich der Verluſt für Oftfriesiand an 4000
Diemath fteigt. Allein diefe Charte, an ſich fehon voller Fehler, ift beim Witmun⸗
der Amt unter aller Critik. Es ift zu bewundern daß. Freeſe folhes-nicht bes -
merkt, noch mehr, daß er fagt, die Charte fei an der Witmunder Seite bei dem,
Groden ziemlih nad den Vergleich eingerichtet. Grade das Gegentheil iſt ans
dem. Als Gränze wird (mar nicht durch Punkte, denn die fehlen, fondern durch
Zulumination) der alte Deih bis zur Tengshauſer Mühle angegeben, fo daß
ſammt liche Jeverſche Groden ald Dfifriekland angebörig, erfcheinen” Der öſtli⸗
he Deich ded Groß: Eharlottens&roden gebt ferner, nicht, dem Vergleich zufolge,
- auf die Mitte zwifchen Wangeroog und. Spiekeroog an, fondern um mehr denn
20. rad öfticher, der vom Earolinens Groden um fo viel weiliher, auf den Oſt⸗
firand Spieleroog’s an.
— 400 —
Harlingerlands und deſſen Geſchichte mitgetheilt, gibt auch uͤber die
Harle ziemlich ausführliche Nachricht, welche im Auszug ohngefaͤhr
auf folgendes hinauskommt: „In alten Zeiten ſah der hieſige Har⸗
lingiſche Strand faſt wie die Landfchaft:Weftergo in Weſtfriesland
aus. Gleichwie nemlich dafelbft die Landfchaft Oftergo bis zu ben
jesigen Infeln Terfchelling und Ameland ging, und durch die tief
in das Land bis Bolsward hineingehende See von jener Land-
fehaft getrennt wurde, alfo erſtreckte fidy auch das fefte Land der
Benfer und Seriemer ‚gegen Norden weit hinaus, bis zu den
Inſeln Langeoog und Spiekeroog, die nur durch. einen Eleinen Bad)
von demfelben getrennt waren, welcher fo fchmal, bag die Einwohner
ein Brod auf der Ofenſchaufel ſich gegenfeitig herüber reichen Eonn-.
ten, wie noch jegt gemeine Sage iſt. Bon Siem gegen Often
und Süboften floß ein Bad, die Harrel;, welche noch jetzo den
Namen führt, und außerhalb (Alt:) Harlingerfiel Ans Ufer fchlägt,
ihren Anfang aber von dem Seegat (Balge) zwiſchen Spiekeroog
und Wangersog nimmt. Sie hatte einen: ſehr tiefen Sttom, wo:
von das mittelmäßig breite Funnirer Tief binnen dem Dei noch
ein Reſt ift. Ihr Waſſer ergoß ſich allenthatben frei hin, ſuͤdſeits
ganz bis Witmund; von da flöß fie, wie-ein großer Meerbufen,
aus dem Südoften nad Nordmeften durch Butfohrde zu den Wer:
dumern und Seriemern, an ber rechten Seite von Witmund aber
dehnte fie fih nach Nordoften aus an die Ufer Wangerlands, fo daß
diefes von Harlingerland dircch eine große Kluft gefchieden wurde.‘
Ganz deutlich ift diefe Angabe nicht, man weiß nicht recht, ob
von einem Strom oder Seebufen die Rede ifl. Die Erklärungen
einiger Gelehrten darüber, machen. die-Sache eher noch dunkler. *)
Folgendes möchte vielleicht die richtigere Anficht fein: Die Härle
war urſpruͤnglich ein Meiner Fluß, der entweder ſchon in der Urs
zeit obngefähr denfelben Lauf ‚hatte wie gegenwärtig, zwifchen
Spieferoog und Wangeroog durch ſich in dad Meer ftürzend; oder,
welches eben fo ——— ſie — m in Arme, wo:
” 3. 8. in den Dir. —— 13. ©. 169 u. Nachrichten, Har⸗
lingerland betreffend, (vom Pred. Vechtmann). Pallas, 3. Bd. ©. ‚19 4. f.
Auch Freſe, Oſtfries- und Harlingerland. & 433.
— ug) —
von: ber weſtliche langs Endzetel, Werdum, Otzum floß, der oͤſt⸗
liche uͤber Funnix/ Berdum, Middog; rechts und links floſſen
kleinere Stroͤme, ebenfalls gen Norden, dem Meer zu, fielen viel⸗
leicht auch ſaͤmmtlich oder zum Theil in die Harle ſelbſt. Als ſpaͤ⸗
ter die Inſeln ſich aufloͤſeten, und das Watt entſtand, verurſach⸗
ten die vielen hier zuſammengedraͤngten Fluͤſſe, daß die Fluthen
ſich weiter im Lande Bahn machten und einen Buſen darin
wuͤhlten, der bis Funnix ſehr breit war, dort ſich ploͤtzlich veren⸗
gerte und bis unweit Witmund immer ſchmaler wurde Die Zeit
dieſer Cataſtrophe iſt unbekannt; eben wenig weiß man, zu wel⸗
cher Zeit der Buſen durch Deiche endlich geſichert worden, und
wo dieſe zuerſt gelegt wurden. Ulr. von Werdum ſagt; „Im
Weſten iſt es der noch jetzt ſichtbare, als Fahrweg dienende, alte
Deich, der bei Kapkehoͤrn unweit Neuhatlingerſiel anhebt und bis
zum aͤlteſten Werdumer Siel geht, von hier erft eine Fleine Stres
de ſuͤdoͤſtlich bis zum großen Kolf; dann. ſuͤdweſtlich durch Huſums,
wo man keine Spuren davon mehr findet, bis am Sandland der
Butfohrder, wo er verſchwindet. Spaͤter erweiterte man ihn zum
Endzeteler Siel ſuͤdoſtſeits und dann langs der Harle bis an die
hohen Gegenden: der Witmunder Graͤnze.“ Dieſe Angabe iſt wies
ber dunkel. Ging der Dei vom Werdumer Sier erft ſuͤdoͤſtlich
dann nach Hufums, fo mußte- er durch dad- Falftertief und zwei
Arme beffelben ‘gehen, dann bei Hufums wieber burdy das Tief,
alfo im ganzen viermahl baßelbe durchſchneiden. Es ſcheint, von
Werdum verwechfelt zwei Deiche, den allerälteften und den zweiten, .
zum Theil mit einander. Nimmt‘ man an, ber erſte Deich lief
ganz nahe: bei Nordwerdum und Werbum hin ‚"ferner nach Hu:
fums und Endzetel, fo wird feine Angabe deutlich, und zugleich
fimmt es mit der Beſchaffenheit des Bodens, welcher zwifchen
dieſen Dertern umb dem bekannten Alteften Deich aus trefflichem
Klei befteht, dem Brobenlande gleichfommend. Bon Endzetel
an muß der Deich firdtich gegangen fein bis Nendorf, und man
erft da, bei der jetzigen Brüde, 1A Stunde nördlich Witmund,
einen Siel gelegt haben, ber Die Harle verfchloß; denn der Kleiboben
an beiden Seiten des Tiefs fowohl, als bie, immer zunehmende
zu 409 —
Breite deſſelben und der Umftand, daß auf-ber ganzen, 1.4 - Stun;
ben fangen. Strede, zwiſchen jener Bruͤcke; und Atfunnirfiel,
fih fonft fein Siel oder. Brüde befindet noch Spuren, :baß. ie
einer da gewefen, nicht einmahl ein Weg, beweifen hinlänglich, daf
die See bis fo weit:ging; auch geben ſolches die Werdumfchen
Bamiliennachrichten zu erkennen. “Bon der Nendorfer Bräde muß
der Deich oflfeits des Tiefs, ‚nördlich nach Funnix, und ferner,
entweder um die Norbdfeite dieſes Dorfs fo wie Berdum's ‚herum,
dann Middog und Xettens vorbei, :der Jade zu, *) gegangen
fein, oder 14 Stunde nordfeitd Funnix auf der Graͤnze des fo:
genannten Binnen: und des Altgrodenlandes, öftlicy bis Altgarm⸗
fiel, dann norböftlicd bis Mederns oder der Tengähaufer we,
fi) da an den alten Seedeich fchließend. *
Der meue Buſen, auf den ber Name bes Fluſſes —
behnte fih von jener Mühle bis Kapkehoͤrn, auf: zwei Meilen
Breite aus, und zog fich in einem Bogen ſuͤdlich bis Funnix hin,
wo bie Tiefe eine Meile betrug. Zwiſchen Funnix und Endzetel
mochte bie Breite anfangs, faft 4, Meile betragen, dann aber- bis: zu
der beinah 34 Meilen füdlicher liegenden Bruͤcke von Nendorf im:
mer abnehmen. Bei diefem Ort lag gewiß der. ältefle Giel, und
nicht bei Witmund, wie nach U. von Werdums Andeutung gewoͤhn⸗
kich angenommen wird. Die Lage bed Bodens iſt bem entgegen.
. Jahrhunderte, zogen. vorüber, ber Buſen behielt feine, anfäng-
liche Geftalt.” Der Schooß des Meers war verſchloſſen. Bloß
Ströme Sandes warf er aus und beiegte damit die. unabfehlichen
Gefilde zwiſchen der jeßigen Küfle und den Inſeln. Später fing
auch hier das Meer wieder an Schlamm auszuwerfen, und das
rohe Watt in fruchtbares Land umzufchaffen. Dadurch entfland
zuerſt, wahrfceheinlich im 15ten Jahrhundert, das ſchoͤne Binnen:
land, welches ſich von Seriem über Enbzetel bis Berdum und
weiter, in. 14 — M Stunde Breite hinzieht; bei, deffen Gewin—
nung man zugleich den ‚älteflen Werdumer Siel, fo- wie den
von. Altfunnir wird gelegt haben.. Die erften . befannten. Ein:
a Sa Pag
Vetgl. Dffriestand und Jever. 2 U. @ a7. Nu
— 05 —
deichungen indeß find die des alten Grodenlandes, welches an
der Severfehen Seite 1547 geſchehen, wo aber folche® nur 20
bis 40 Ruthen Breite halt, im Offfriefifhen bei Furinir 24,
bei Werdbum A bis %, Stunde, und da wahrfcheinlich im drit⸗
ten Viertel des 16ten Jahrhunderts eingedeiht. Seitdem nahm
der Anwachs in dieſem Bufen -fo gefchwind zu, daß derfelbe
jegt völlig gefchloffen ift, und man von Neuharlingerfiel bid zur
Tengshauſer Mühle In faſt gerader-Linie gehen Fann. Ein ſeht
merkwuͤrdiger Umſtand, in Betracht:diefer Bufen gerade gegen Nor:
den liegt, und alſo ber vollen Gewalt des nur ſchwach durch die
Snfeln aufgehaltenen Meers ausgeſetzt iſt; merfwürbiger noch,
wenn man- damit die verhältnigmäßig geringe Anſchlammung des
Leyſands und der Fade vergleicht, welche. letztere befonders dem
Anfchein nach dazu die günftigfte Lage von allen hat, indem‘ fie
einige Meilen tiefer landwaͤrts liegt, und in der Mitte viermahl
breiter iſt wie beim Eingang ; "daher den Geefluthen weniger
ausgeſetzt, überdem reichlichen Zuflug von Moorwafler und dem
der nahe liegenden Weſer haf. Die Hypothefe, daß das See:
wafler hauptſaͤchlich den Schlamm abfegt und auf ſolche Art. den
Marſchboden ſchafft, gewinnt dadurch noch mehr Anſchein.
Das Amt, dem feit 1819 auch Friedebnrg, jedoch nur proviſo⸗
riſch, zugefügt iſt, wird durch zwei Amtmaͤnner und zwei Aſſeſſo⸗
ren verwaltet und iſt in die zwei Vogteien Witmumd und
$unnir eingetheilt. Erſtere in 4 Untervogteien: Hausvogtei
mit dem Flecken Witmund und dem Kirchſpiel Ardorf; Bleer—
fum mit Bleerſum und faͤmmtlichen zur Witmunder Kirche gehb:
senden Ortſchaften; Burhafe mit Burhafe und Afel; Leer:
hafe mit Leerhafe, Lebtere in zwei Unterpogtein: Funnir
mit Funnix und Butforde; Berdum mit Berdum, Eggelingen,
Garolinenfiel. Die Kirchfpiete biefer Bogtei liegen ſaͤmmtlich auf
der Marſch, die der erſtern auf der Gaſt. Es ſind folgende:
-4) Witmund, unter 25° 26° 56” Laͤnge, 580347 38° Brei⸗
te *), ein anfehnlicher Flecken, nahe an der ſuͤdlichen Gränze des
alten Amts am Rande der u, 3% Weiten ı von — 2von
*) Der Kirhthurm- I
Eſens, 2.non Zriebeburg, UM, von Jever, 49/4: 0gn der. naoͤrdli⸗
- Ken Kuͤſte. Nach Ui yon Werdum, dem Harkenroth folgt,
fol. e8 feinen Namen von der alten Lage am: der. Harle haben,
‚indem dad Seewafler gleihjam mit offenem Rachen bis bahin
ſich ergoß, theild auch das: etwa aus großen Schleufen ober Fluͤſ—
fon ausftrömende frifhe Waffer daſelbſt verſchlang, daher man
den Flecken Weite — Mund nannte. Muda heißt, in der alt:
friefifchen Sprade bie. Mündung. eines Fluffes, in der. Bedeutung
fol das Wort, Mund hier verfienden werden, . Allein Witmund
liegt, nicht an den Fluß, ſondern faſt 10. Minuten weſtſeits bas
von, auch zeigt der Baden, keine Spur, daß der Lauf des Fluſſes
früher durch den Flecken gegangen: ſei. Au einer Mude iſt über:
bem in ‚ber Gegend nicht. Bubenfen; — als bob. Ya Etande
Wrich, von Werdum bemerkt in einer Ska, daß bie, fo friefjg
zeben,. den. Namen Wittumme. ausſprechen, woelches vielleicht
von; Wytemee abſtamme, ſo naſſes Meedland hedente, von dem
niedrigen und. waͤſſrigen Weiden in ber Gegend, (nord⸗ und: ofs
feißö), Dieſe Ableitung hat weis. mehr für ſich. Sonſt bedeutet
auch Wied, hwid, wia im Altfriefifchen: heilig. geweiht; Mun-
vek: ein Mönch; WVithum : der. geweihte Umfang eined Kirch:
hofes. In Witmund war ein Kloſter oder zwei, einige andere
in. der Nähe. Ob die, vielleicht Einfluß auf den. Namen gehabt.
Withum hat mit Wytmee oder Witmund große Verwandtſchaft.
Witmund iſt ein ſehr alter Haͤuptlingsſitz. Die Familie der
Befiger nannte ſich Kankena, nach ihrem Ahnherrn Kanko, erſten
bekannten Haͤuptling daſelbſt, der in der erſten ‚Hälfte oder um
die Mitte bes. 14. „Jahrhunderts lebte und zwei Söhne hinterließ,
von denen der. eine Häuptling, von Reepsholt wurde, ber andere
die väterlichen Beſitzungen „erbte, : Diefer ließ einen Sohn nad,
Hedde Kankena und der drei Tanne, Ihno und Hiddo. Tanne,
mit Idze Attena, Erbtochter ber, Dornumer Wefterburg, verheu:
rathet, und ‚Erbe ber. wäterlichen, Befigungen, war. nebſt feinen
Brüdern, Freund Focke Ukens, daher er nach der Schlacht. bei
Bargerbur mit andern Edelleuten fein Vaterland verließ; hernach
föhnte es fich mit den. Verbündeten wieder aus umb erhielt feine .
Beligungen zuruͤck; allein kurze Zeit darnach, 1440, da ex fich mit
ben Severfchen Häuptlingen verbunden; zogen die Hamburger mit
Edzard von Greetfiel:vor feine Burg, eroberten fie, und führten
ihn, des Gapitulation zuwider, gefangen nach Hamburg, von: wo
er. erft zwei Jahr fpäter gegen Weberlaffung feiner Burg zu Dok-
num und der Idzingaburg bei Norden mit. deren Gerechtigkeiten,
an das Girkfenafche Haus, wieder frei. kam. Wie er fpäterhin non
neuem in ein Bündnig mit Jever und Oldenburg ſich einließ,
überrumpelte Sibet von Efens in der, Weihnachtsnacht non: 1456,
Durch Verraͤtherei eines der Knechte, die Burg und vertrieh Tanne
baraus, der ſich endlich 1461 gezwungen fah, auf ganz Witmund
Verzicht zu leiſten und: dagegen die DOfterburg zu. Dormum anzu:
nehmen, die Sibo ihm als einen Fleinen Schabenerjag einraͤumte.
Seitbem: blieb Witmund mit: Efeus verbunden; die übrigen
Haͤuptlinge des Amts mußten fich ebenfalls unterwerfen, wenn
ſolches nicht fchon: unter der Regierung : der. Kankenals geſcha⸗
hen. . Hero Omken follte, Sibo's Zeflament zufolge *), die
vaͤterlichen Beſitzungen mit feinem beiden: Stiefbrüdern theilen,
allein. er behielt alles für: ſich, worauf Uli von. Olderſum
feine Anſpruͤche an. Graf Enno I: übertrug, der. daher in. Deus
Vertrag von 1530 mit: Balthafar, die ganze Herrlichkeit oder Ami
Witmund ſich abtreten ließ; doch. in dem Boger Frieden von 1534
gab ‚or. alle& wieder gurüd‘, und auch Fraͤulein Maria won Jever,
welche 1540 die: Herrfchaft in Befig. nahm, uͤberließ ſie gleich -
barauf für 12,000 Gulden au Bremen, doc mußte diefe Stadt,
wie bei Efens angeführt, wieder Verzicht darauf thun.
Bon Witmunds frühern Schidfafen iſt wenig befanntz auch
weiß. man: nicht, ‚auf welche Art: der Drt von einem bloßen Dorf .
ſich zu einem fo. bedeutenden Flecken erhoben. Den Häuptlingen
aus dem Cankenaſchen Haufe: wird es hauptſaͤchlich ſein Aufkom⸗—
men zu danken haben, weniger konnte der Ort unter. ber Here;
ſchaft der Eſener Haͤuptlinge zunehmen, weil dieſe nicht da reſi⸗
*) Brenneifen T, 1. L.'W,'p, 97, — denen; F
en «496 —
dirten. In der langjährigen Fehde zwiſchen ben Deflringern und
Wangerlaͤndern im'12. Jahrhundert, ‚woran auch die Harlinger-
ldaͤnder Theil nahmen, wurde die. Kirche zu Witmund 41461 von
den Defltingern verbrannt. *). 1400 nahmen die Hamburger
Witmund. ein und brannten es ab. 1457 am St. Margarethen:
Tag (13. Juli) fiel ‚in ‚der Gegend ein Treffen vor zmifchen Graf
Ulrich und Sibo von: Eſens, gegen Tanne Duiren von Jever
mebſt den Häuptlingen von Inhauſen und. Kniphaufen, worin
letztere gefchlagen wurden. Am 3. April 1649 um Mittag brach
im. Katrepel,, einer. abgelegenen Straße nahe am Markt, Feuer
aus, ‚welches. fo ſchleunig und a en — —— 60
— in Aſche lagen **);. |
Witmund ift. ein huͤbſcher Fleden , zwar weniger regelmaßig
wie Eſens gebaut, mit engern und winkligern Gaffen, laber ‘mehr
anſehnlichen, zum Theil fchönen : Haͤuſern. Es iſt ein:offener
Ort und, fo viel bekannt, nie befeſtigt geweſen. Rundum
find. viele, Gärten, vorzüglich an der Std: und Weſtſeite, wie
bei Efens, welches die äußere Anficht, des Fleckens recht anziehend
macht, zumal die hintere Seite der Häufer ein. faft eben fo rein
liches -Anfehen hat wie die vordere; im Often und. Norden: iſt
niedriges Grünland, an den andern Seiten hohe Sandfelder. An
öffentlichen Gebäuden iſt dad. Amthaus und die Kirche zu be
merken; erſteres ift 1803 neu gebaut und fol 6000 Rthlr. gefoftet
haben, letztere, 1776 ganz nen aufgeführt und mit blauen. Ziegeln
gedeckt, iſt zwar groß, “aber im Verhaͤltniß zu niedrig, und ſieht
mehr einer bloßen Dorfkirche aͤhnlich. Die: ſehr kleinen Glas—
ſcheiben in den Fenſtern, in Holz eingefaßt, nehmen ſich vorzüg⸗
lich übel aus; In Kirchen ſollte man entweber große. gothifche
Benfter, mit Beinen: in Blei. eingelegten Scheiben ‚anbringen,
welche bei einem ſolchen Gebäude von großer Würkung: find,
ober niedrige, gewoͤlbte Fenſter mit großen Scheiben in Stem:
form, wie in der — — zu Aurich, und der cathe:
*) Einem alten Kirchen⸗ Protocol zufolge. on:
*) Die Nachricht von diefem Brande iſt im Kirchen > Protocoll aufgerbichtiet: .
— 407 —
liſche in Emden. Die Juden _ auch eine Synagoge, —
ſich ſehr gut ausnimmt.
Witmund zaͤhlt 1733 Einwohner * iſt im Ganzen genom⸗
men ein wohlhabender Ort; manche fehr Beguͤterte und Reiche
wohnen daſelbſt. Es ift jetzt Hauptfiß des ofifriefifchen Pferbe-
handels, der von hieraus durch die Familie von Düffel, in bes
beutender Ausdehnung betrieben wird. Sie fendet felbft. viele.
Pferde nach Frankreich und Stalien, durd einen ber Söhne des
Haufes, der fich deshalb befländig in Augsburg aufhält. Auch-
mit fetten Bieh ift flarker Verkehr. Viele Kaufleute handeln
mit den Produkten des Landes und fenden fie über Garolinenftel
auswärts, beziehen auch zum Theil ausländifche Produkte direkt
aus der Fremde. Ein Canal geht von ber nördlichen Seite bes
Fleckens nah dem nahe vorbeifließenden Zief, welches fo groß ift,
Daß e3 zu jeder Zeit Schiffe von 6 bis 8 Laſt trägt, bei höherem
Mafferftand, im Winter und Frühjahr, 15 — 20 Laft Haltende,
Mit Butter und Käfe, fo wie Hafer, wird vorzüglich lebhafter
Handel getrieben. Fabriken find dagegen nicht von Bedeutung.
Zwei anfehnliche Hutfabriten waren noch vor einigen Jahren da,
die zwar ordinaire aber fonft gute: Hüte fabricirten, welche auch
nach Bremen, ſelbſt nah Holland und ben Colonien verfandt
wurden. Jetzt ift nur noch eine da, auch nur eine Geneverbren:
nerei, dann 3 Zöpfereien, welche vieles nach Severland verfenden,
2 Schönfärbereien, die viel zu thun haben, 3 Kalkbrennereien, ges
gen 20 Weber, 3 große Kornmühlen u. f. w. In der Mitte
des vorigen Jahrhunderts eriftirte auch eine Nägel: Schmiedefas
brif, die 1756 für 8000 Rthlr. auswärts abfehte, *) hernach wies -
Der eingegangen ifl. Es werben jährlih, außer einigen Kram:
möärkten, 2 große Pferdemärkte gehalten, ein. mager⸗, 4 fette Vieh—
märfte; auf legtern kommt viel fettes Vieh, da bie Fettweiderei
in diefem Amt ſtark betrieben wird. Viel davon geht nad) dem
Zt» Hannoverfgen und Osnabruͤckſchen, auch junge eg und
Jungvieh.
) Nah einer bandſchriftl. Rod in meinem Srenpl, von Bertramd —
Alte Unsg.
32
— 408
.Bum Unterhalt der Armen ift ein eigenes: Gaſthaus vorhan⸗
den, welches 1616 fol erbauet fein und ziemlich groß ift, doc
ein zu Feines Wohnzimmer ‚für die Gaftlinge hat, deren gegen:
waͤrtig 38 da find, worunter 15 Kinder. Die Koft ift gut. Zwei⸗
mahl in der Woche wirb Fleifch oder Speck gereicht. Die Män-
ner. werden hauptfächlich mit Feldarbeit befchäftigt, im Winter mit
drefchen und Bieh warten. Die Anftalt befigt 45 Diemath eignes
Land, fo fie ſelbſt benutzt, und bezieht an Binfen eines Capitals
zu Hay Rthlr., und fonfligen Revenuͤen, eine Einnahme bie, von.
Mai 1822. bis 1823, im Ganzen ohngefähr 1400 Rthlr. betrug,
die Ausgaben in jenem Zeitraum gegen 1300 Rthlr. Die Auf:
ficht führt die Armen» Commiffion, welche aus den beiden Predir
gern, zwei Armenvorftehern, dem Fleden:Vorfteher und zwei Kir:
chen=Borftehern gebildet wird, und die fowohl dad Armen= als
Kirchenwefen verwaltet.
Es gibt drei Schuten s die fogenannte Rektors oder —
niſche Schule, der ein Rektor vorſteht, und wozu 1822 ein
ganz neues ſchoͤnes Gebäude aufgefuͤhrt worden; die Knaben- und
Mädchenfchule, und die Gafthausfchule, für die Maifen im Gaſt—
hauſe und fonftige Armenfinder des Fledend. Der Borfteher der
legtern muß Amal wöchentlich, Abends, Betftunden im Gafthaufe
‚halten, und bekoͤmmt außer einem Gehalt, noch die ungewöhnliche
Zugabe von 13 Ellen Leinen und — % — Brei nebft %
Krug Milch. Ä rer
Zu Witmund fland bie Burg der wileen Häuptlinge, aud)
ein Schloß; letzteres an der Suͤdoſtſeite des Fleckens, auf ziem:
- lich niedrigem Grunde. Ritter Sibo erbaute es 1461, führte
Fälle darum’ auf und bdopnelte Gräben. Es war fıhr fefl.
Graf Edzard fuchte es 1514 vergeblich durch einen Hanbdflreid
einzunehmen; fein Sohn, Graf Erino, uͤberrumpelte es indeß
1530. Balthafar von Efend zog im folgenden Jahr zweimahl
davor, ließ auch die Kirche befeftigen , Eonnfe aber feinen Zmwed
nicht erreichen. 1540 wurde bad Schloß von den Bremern und
Jeverlaͤndern ernſtlich belagert, aber erſt nach langer tapferer Ge:
genwehr, wobei ber DAHIN des Belagerungsheerd, Boyng
— 40) —
von Olderſum, blieb, ergab fi die Beſatzung. Die Belageret
bedienten ſich dabei einer Art griechifchen. Feuers, welches durch
fein Waſſer ſich loͤſchen ließ, bloß durch feuchte oder frifche
Häute. *) Ginige Jahre vorher (1537, am 12. Juli), war ber
Bliß in den Thurm der. Burg gefchlagen, in weldhem viel Schieß:
pulver fich befand, ber daher bis auf Dad Waſſer in die Luft ges
fprengt wurde; Balken und Steine flogen weit über den Graz
ben auf der Gafte hin. *) Das Schloß ift 1764 ganz abgebro⸗
hen; der innere Wal fteht aber noch da, fo wie der fehr breite
Graben, der bis an den Fuß des Walls geht: Den Bingel oder
Angenwall hat man dagegen: gefehlichtet und mit der Erde den
äußern Graben beinah gefüllt. Die weftliche Seite deffelben iſt
vor einigen Jahren vom Amtmann Hagemann; zu einer Garten.
Anlage benußt, welche ſich recht huͤbſch ausnimmt; die es
Seiten zu Gemüfegärten.
Die Lage der alten Burg Der — aus dem ——
ſchen Geſchlecht, laͤßt ſich nicht mehr mit Gewißheit angeben.
Etwa 200 Schritt ſuͤdſeits der jetzigen Kirche, an der noch davon
ſogenannten Droſtenſtraße, ſtand, bis vor wenigen Jahren, die
ehemalige Droftenwohnung, fo unter graͤflicher und fuͤrſtli⸗
her Regierung von dem jedeömaligen Droften bewohnt, "unter
preuffifcher Regierung aber an den Hofjunker von. Spedjt verkauft
wurde, feitdem man ed Hofjunfershaus nannte. Es war eim
ſehr altes Gebäude; man ſah in demfelben einen Saat: von 15
- Schritt Länge, 10 bis 12 Schritt Breite, mit einem’ ungeheure
Dfen, der 6 Fuß Höhe uud eben fo viel in der Breite hielt,
einen andern Saal, zu 10 Schritt Länge, 6: Schritt. Breite, nebft
mehren Beinern Zimmern, auch eine große, faſt 18 Fuß hohe
Küche. Die Fenfter waren faft alle mit eifernen Stäben geſichert.
Ein Obenzimmer hieß ber Tempel, der aber. immer :verfthleffer
war, weil — es barin ſpuken follte. Unter dem Gebäude mar
ein großer und ein — un 12 ee 35 Fuß tief; es —
=) Beninga Chtonyt. S. 730. |
*) Daſelbſt ©. 709. ——
Karin auch nach der Nordfeite eine zugemauerte Thür gewefen
"fein. Viele hielten. diefed Gebäude für eine Burg, andere für
eim Klofter; mit beiden hatte e3, fowohl dem Aeußern ald Innern
nach, große Aehnlichkeit, und kann man es daher mit großer
Wahrfcheinlichkeit, entweder für einen Reſt der Alteften Burg oder
bed Witmunder Klofterd halten; um fo mehr, da der große da—
vor befindliche Hof, fo wie die umliegende. Gegend, voller Steine
und Schutt if, auch man beim Brunnengraben, in 8 bis 10
Fuß Ziefe, häufig Rohr anteifft, zum Beweis, daß dafelbft ein
Graben gewefen, welcder an der einen Seite der Droftenftraße
nad Norden, auf der Stelle der dafigen Häufer fcheint hingelau—
fen zu fein, indem man dafelbft Feine Keller anlegen känn, bes
eindringenden Waflerd wegen, welches in andern Gegenden bes
Fleckens nicht: der Fall. Das Gebäude ift 1811 gaͤnzlich abge:
brochen und auf der Stelle ein neues fihönes Haus Baal} fo
jest vom Amtmann Brawe bewohnt wird.
Auch ein Klofter fand im Fleden. Uber nirgends findet. fich
Nachricht darüber, bloß eine Andeutung bei Beninga. Er'fagt
nemlich beim Jahr 1537: „Am Montag vor Margaretha ſchlug
der Blitz ige Zhurm zu MWitmund, und entlabete fich im
Eonverfinmen- Chor, fo daß der Thurm in Brand gerieth,
welcher jedoch bald wieder gelöfcht wurde. Auch zerfchlug er den
metalinen Glodenftrang auf dem Nonnen» Chor. . Zugleich
ſchlug der Blis im Thurm auf der Klofterfirhe bis nach
unten bin, welches einen fo fürchterlichen Geftanf im Chor der
Mönche verurfachte, daß Niemand :dafelbft zu verweilen ver:
mochte.’ *) Hier wird ausdrüdlich der Klofterfirche erwähnt, da⸗
her. natuͤrlich auch ein Klofter da gewefen fein muß, vielleicht zwei,
weil zugleich vom Gonverfinnen : (Layenfchweitern) und dem Non⸗
nen: Chor die Rede iſt, man müßte denn annehmen, daß etwa
die Nonnen aus: einem der Klöfter des Leerhafer Kirchfpiels, in
der: Stadtkirche: ein eigenes Chor. gehabt. : Die. Sage. von .ebema-
liger Anmwefenheit eines Klofterd lebt auch noch unter den Einwoh⸗
nern, die Stelle kann man aber nicht beftimmt, en >
9 Ehronyt; ©. 709.
— 501 —
glauben, es habe da geſtanden, wo bie jetzige Kirche ſteht, die
die Stelle der alten eingenommen, weil beim Graben bed Bo—
dens um diefelbe, Spuren von einem-Graben gefunden werden.
Doch kann dies der Graben um die Kirche und Kirchhof des Orts
fein, wie in alten Zeiten überall gewöhnlich. Andere glauben,; 8
habe nahe bei der Kirche geftanden, nordoſtſeits derſelben, indem
_ man dafelbft bei Grabung von Brunnen, in 40 bis 15 Fuß Ziefe,
Spuren von alten Graͤben: vertrocknete Schlammerde, vermiſcht
mit Rohr, Steine und Stuͤcke Holz gefunden, welches einen un⸗
ertraͤglichen Geruch ausduͤnſtete; und ein in der Gegend unter
einem Hauſe befindlicher Keller, durch ſeine dicke Gewoͤlbe, ſein
augenſcheinlich ſehr hohes Alter, und ſeine befondere Bauart;
vermuthen laͤßt, daß er einem Kloſter angehoͤrt; in der Mauer
deſſelben befinden ſich mehrere eingemauerte Löcher, ohngefaͤhr 3
Fuß hoch, und an der Suͤdſeite zeigt ſich ein, vor mehrern Jah⸗
ren zugemauerter Eingang, der dem Anſchein nach tiefer in die
Erde gegangen und vermuthlich mit der Kirche und- dem Hofjun⸗
kershauſe correfpondirte, denn bei Legung des Fundament zur
neuen Kirche ‚fließen die .Mauerleute, wie glaubwürdige Männer
verfihern, auf unterirdifehe Gänge, die ihre Richtung nach. jenem
Haufe hatten. Das alte, vor Furzem abgebrochene, Rektorgebäube
oder: Inteinifche Schule, hatte an der Dflfeite gleichfalls ein Klo⸗
fierähnliches Anfehen und fol mit zu demfelben gehört ‚haben.
Es ift indeß ſehr möglih, daß auf jener Stelle die erfte Burg
der -Häuptlinge geflanden, dagegen das Hofiunkershaus der Reſt
des Kloſters war. . Die Heinen, ſtark vergitterten, Fenſter fpre-
chen bafür, dann der Umftand, daß die Burg, da fie vermuthlich
ſchon vor 500 Jahren mochte gebaut fein,. ſich ſchwerlich bis zu
unferer Zeit, wenn audy würde erhalten haben, wenigſtens doch
nicht: in fo gutem Zuftande; zuden fagt Beninga (©. 679:),-daß
Balthafar, als er 1531 dad Schloß angriff, die Kirche befeftigte,
nach 14 Tagen aber wieder abzog, wei es ihm zu koſtbar duͤnk⸗
te, ein Blockhaus anzulegen: Die Burg fcheint aljo damahls
ſchon zerftört, oder doch nur noch Theilweiſe vorhanden gr
zu fein, Dad Klofter aber fand noch 1537. da.
x [2
— 502 —
Witmund iſt der Geburtsort eines merkwuͤrdigen Mannes,
Johan Gerhards von Angelbek, Rath vom hollaͤndiſchen
Indien und Gouverneur von Malabar. Sein Vater war Chri⸗
flian von Angelbek, Prediger, erft zu Witmund, dann zu Funnix.
Im. erfiern Ort ward er am 12. Septbr; 1727 gebohren; ſchon
im 17ten Jahr bezog er die Univerſitaͤt, ſtudirte erft Theologie,
Dann, ba ihm folche nicht. zufagte, die Rechte; kehrte 1747 zurüd
und ward. Advokat in. Witmund. Als offener Kopf, dem Ber:
guöügen hold, und ungewohnt des Zwanges, den der Dienft eines
Advokaten ihm auferlegte, verließ er im Octbr. 1750 fein Baterland,
und ging über Holland: nach dem Vorgebuͤrge der guten Hoffnung,
yon. ba, 1752, nad) Batavia, wo: er anfangs bie Advofatur trieb
und. ſich großen Ruf erwarb, weshalb der Poften als Unter-Kauf:
mann im Bengalen ihm verliehen wurde; Darauf, nad Ceilan
gefandt, Tchloß er den Frieden mit dem .Kaifer von Candi, und
ward: zur Belohnung feiner babei geleifteten Dienfle, 1769 zums
Dders Kaufmann und Oberhaupt: ber Kuͤſte von Matura und
Zutecörin ernannt, 1780. aber Gouverneur. von Malabar, 7 Jahre
fpäter Rath von Indien. Er fiarb am 2. Septbr. 17909, mit
Hinterlaffung zweier Söhne, die jest in Holland ſich aufhalten
follen. — Bon. fonftigen gelehrten Männern hat Witmund wenig
aufzuweiſen. Der lebte: catholifiche Priefter daſelbſt, Johan
Pluͤcker, ein bei feiner Gemeine fehr geachteter Mann und gros
Ser Canzelredner, war anfangs einer ‚der bitterften Feinde ber
Lehre Luthers; er fplirte den enangelifchen Predigern nah und
half ſie, mit Huͤlfe Hakforts des geldrifchen Oberften, vertreiben.
Ein Gefpräch mit dem Prediger Fiſchbeck veränderte feine Gefin-
mungen fo fehr, daß er ein noch eifrigerer Anhänger der evange⸗
liſchen Lehre wurde‘, als vorher ihr Feind, daher man ihn zum
erften Iutherifchen Prediger in Witmund erwaͤhlte. Er flarb 1546
auf dem Schloß, während ber Belagerung deffelben, und murbe
im Schloßwall begraben. Ein: großer. Leichenſtein wurde ihm zu
Ehren in der Kirche, hinter dem Altar gelegt; worauf feine Figur
in Lebensgroͤße halberhaben ausgehauen. Einer. ber bafigen
Prediger, M. Conrad Potinius, aus Ein am Rhein,
— r —
‚von wannen Religionseifer ihn vertrieb, Fam’ 1620 hieher als
Oberprediger und flarb dafelbft 1641. Er mar aus dem ange
fehenen Gefchlecht der Poitingers entfproffen, und galt für einen
gelehrten Mann; verfchiedene Schriften ließ er nad. Hie⸗
ronymus Brüdner, geboren am 7. März 1673 im Sad):
fen = Gothaifchen ;, wo fein Water: Hof» Juſtiz- und Gonfifte-
rial⸗Rath wag, ward 1710 Oberprediger in Witmund. und ſtarb
Dafelbft am 26. Octbr. 1764, im Y2ften Jahr feines Alters; ein
paar Feine Schriften find von ihm erfchienen, "Seine ——
men blühen noch im Rande.
Nahe am Fleden im Norden, von. dem zum Xief —
Canal durchſchnitten, liegt das Oſtermoor, ein ohngefaͤhr Od
Diemath großes Stuͤck niedrigen Gruͤnlandes, vermuthlich ehe⸗
dem ein Moraſt, wovon der Totf-abgegraben. In einem Theil
bavon, ſo dem verſtorbenen Kaufmann Brants gehörte, iſt 1758
von demſelben eim Garten angelegt, auch eine Bleiche, und zwei
Jahr fpäter ein, mit Graben umgebenes Haus gebauet, wohin
eine 300: Schritt lange, an beiden Seiten mit: Fifchteichen einge⸗
faßte Linden » Alfee führt. 13 Diemath gehören der Jeverſchen
Rentei ald-Obereigenthümer, und find’ an 52 Perfonen- in unbes
kannter 'Beit in Erbpacht ausgethan, "vermuthlich zum Torfftich
und Benutzung des Untergrundes. Die Erbpacht beträgt mit
dem Echreibgelde jährlich 20 Rthlr. 65% Sch., welche aber, und
dies ift das fonderbarfte bei der Sache, nicht von den Erk
pächtern felbft, fondern von 51 Häufern und Plaͤtzen im Flecken,
und einem Plag in Afel, erhoben wird, von jedem Platz 195 bis
IH Rthlr, von jedem Haufe 8 Witt bis 18 Eh, Sonſt wurde
folche jährlich von der Jeverſchen Kammer gehoben und dabei: ben
Intereffenten im Wirthöhaufe eine Tonne Bremer oder- Hamburs
„ier, ober flatt deſſen 3 Rthlir., nebſt 6 Sch. zu Kringel
vder Tabak und 2 Körbe Torf zum Beſten gegeben, auch Reih.
dem Burggrafen von Witmund; jeßt wird’ die Erbpacht nur aͤlle
3 Jahr an die Jeverſche Rentei bezahlt. Das Land wird verheuert
und brachte den Erbpaͤchtern ſonſt 50 — 70 Rthlr. Pacht ein, wel:
che zu voͤllig gleichen Theilen, doch nur an 45 Intereſſenten be⸗
ee de
zahlt wird, und zwar denjenigen, welche bie wenigfte Erbpacht
zahlen. Die Erbheuern find von den Häufern größtentheild längft
ſchon abgefommen und. in Aktien verwandelt: Jaͤhrlich kommen
A der Intereffenten zur Hebung und vertheilen bie Heuer unter
ſich gleihmäßig, daher jede Aftie, weiche Oftermoors Gerechtigkeit
‚genannt wird, in Al bis 12 Jahren nur einmahl zur Hebung
kommt. Der Urfprung biefer feltfamen Einrihtugg und die Ur—
fache, wodurch Jever an das Land gefommen, liegt im Dunkeln.
Freeſe vermuthet, daß das Oſtermoor Tanno Cankena gehört habe
und von demfelben an Tanne Duren, Häuptling von Jever: der:
macht fei, oder daß Sibet von Eſens es feinet Tochter Frouwa
bei ihrer Bermählung mit Edo Wiemken von Jever zur Ausftat-
tung mitgegeben. *) Lebtered wäre br faft en der Mühe
u. gewefen.
Weiterhin nordöftlich, unweit dem — Eegelingen führenden
—* erhebt ſich ein Huͤgel oder Warf, der Ricklefsberg
genannt, der Sage nah Sit eines angeſehenen Edelmanns oder
Häuptlings, von dem der Hügel auc, den Namen erhalten. Die
Spuren, eines rundum benfelben gehenden Grabens und ber
mit der Erde ‚vermifchte Schutt, ‚machen es fehr wahrfcheinlich,
daß da eine Burg geſtanden ;. von den Befigern berfelben ift aber
nichts belannt; es Fann fein, daß ſolche Häuptlinge von. Eggelin-
gen waren, oder wenigftens Riflef, wie. dad Denen gl in der ba-
figen Kirche ſcheint anzudeuten.
‚Zur Kirche von Witmund gehören mehrere Dörfer und Haͤuſer,
ſo zuſammen 812- Seelen befaſſen. Suͤdweſtlich: Updorf, 157
E., Klein- und Groß-Willen, 169 E., Pannewark,
7 E., Reuenhaus, 11 E., Poggenkrug, 26 E., ſaͤmmt⸗
lich am Poſiwege nach Aurich, auf hohem Sandgrunde, welcher
ſich ſuͤdſeits in niedriges marſchartiges Land verändert bis zu dem,
Ya Stunde, entfernten Tief. Angelsburg, 30 E., Hoge⸗
dan ‚10€, ein ee Platz und nn ‚ bie einge im
) Gemein. Nach. f, Oſtfr. 1 Bd. 8. 9. St. Ueber ME ONE. RUE,
alten Amt. -Kreyenburg, ein, der Witmunder Armen »Baffe
zuftändiges, Haus, und Hohebier, 21 €.,. mehr .nörblich,
Datterfum, 120 E., nordweſtlich, an der Poftftraße nach Efens,
mit meift unanfehnlichen Häufern, —— am Rande der —
liegend. Nordſeits |
Uttel, 1M €, 14 Stunde vom. Fieden — Hier Ausb
eine Burg, welche Hido Boyng von Werdum, vermuthlich durch
Hewath mit der Erbtochter des Haufes, feheint befeffen,. jedoch ge⸗
‚gen eine andere Befigung vertaufcht zu haben. Denn Ulrich von
Werdum führt. unter den. Befigungen, fo: Hicko befaß, auch einen .
Platz im Eygelinger Kirchfpiel mit auf, melden derfelbe: fiir die
Berfiörung der Utteler Burg erhalten, einem alten Dofument zu-
folge. Jenen Platz heißt es darin, „Heft Salige Hide Boyingß
entfangen vor de Deſtructie der Borg Uttel.“ Von wem wird
nicht geſagt. Die Haͤuptlinge von Witmund nannten ſich zugleich
von Uttel, und wahrſcheinlich waren es dieſe, welche die ihnen ſo
nahe liegende. Burg zerſtoͤrten und die ‚Eigner: durch den Platz in
Eggelingen entſchaͤdigten. Die Burgſtelle iſt nicht recht mehr be—
kannt. Bei dieſem Dorfe wurde ſonſt ziemlich viel feiner Thon
(fogerannte Pfeifenerde) gegraben und meiſt nach Holland ver:
fandt, friiher mehr als in fpätern Zeiten, im Durchſchnitt während
ben Jahren 1795 bis 1804 jährlich noch 1313%%4 Tonnen, wovon
jede 27: Stüd, zu 10 Pfd. ober 4 OBoU dide, 9 — 10 300 Län:
ge, hielt.) Die Grabung war verpathtet — vor: einigen’ Jahren
für 80 Rthlr. — und der Pächter: durfte jährlich) 800 Fuder oder
3200 Tonnen: graben. Seit einem Jahr ift nichts Mehr ausge:
führt, auch wird das Graben nieht mehr. verpachtet, fondern jedem
ſteht folches frei; gegen Erlegung von 56 Stbr. für jedes Fuder.
Man gräbt den Thon jebt nicht mehr hier, fondern meift bei: Le—
pens und Upſtede, wo er jedoch fo gut nicht fein fol. Das vo—
rige Zwangrecht hat indeffen aufgehört, es darf jegt nur am fol
chen Stellen gegraben werden, wo dem Landmann Fein. u
zuwaͤchſt.
9 Gemeinn. Nadır. B. . S. 29. 30
nr.
w Bernenrliegt. nordſeits: Mofewarfen, 38€, Algershau:
fen, 23 E., Grashauſen, 29 E., beide letztere auf. der
Marſch, dann Nendorf, 60 E. Dieſes Doͤrſchen liegt auf einer
mitten in der Marſch ſich erhebenden, großen Gaſte oder ſandigen
Anhoͤhe, hart am Tief oſtſeits. Nahe dabei eine Bruͤcke, uͤber die
der Weg von Witinund nach den Groden geht, und wo, wie
eben angefuͤhrt, wahrſcheinlich der aͤlteſte Siel gegen die Harle ge⸗
legen. Ueberlieferungen ſprechen von einer in fruͤhern Zeiten ba-.
felbſt vorgefallenen Schlacht: Aus der Geſchichte iſt bekannt, daß,
als nach der Schlacht bei Witmund 1457, Graf Ulrich nad Oft:
friesland zuruͤckgegangen war, entflandene Unruhen zu fillen,
Sibet von Eſens allein: weiter in Jeverland drang, ‚bei fei-
‚nem Zurädzug aber, mit Beute belaben, von Zanne Duren
eingeholt: wurde, 'undi.eine große Niederlage erlitt. Nach Em-
wis und Wiarda gefchah Die Schlacht bei Nördarp; es laͤßt
ich: aber‘ gar’. nicht. denken, : daß: Tanne ſich ſo weit in das
Land hätte hineingerwagt. Von Halem:*) hält. das kleine, 1
Stunde: nörblich Jever Tiegende Dorf Nenborf ‚dafür; allein das
liegt zu weit in Jeverland hinein, uͤberdem ganz: abgelegen,, fern
von den Heerftragen. Beninga nennt den Ort, wo bie Schlacht
vorgefallen, Nendorper Syl, und da uͤberdem Hamelman*) aus:
drucklich fagt, daß Sibet bei feinem Zuruͤckzug aus dem Tetten-
fer Kiechfpiel von den Jeveranern "bei der Mendorfer Brüde
angefallen worden, fo bleibt kein Zweifel übrig, daß unfer en
dorf Für: bie Wahlftatt gehalten; werben muß. |
2) Aſel, 358€, oſtſeits Wittmund, dem ſuͤdoͤſtlichen Winkel
de alten Amts einnehmend;: Das Kirchdorf mit 269 €. liegt
am Rand des hohen Sandes, hat aber viel, zum Theil niedriges,
Marſch⸗ oder Hammerland mit Wuͤhlerde, durch befien Anwendung
das Dorf feit den legten 30 Jahren fich ſehr gehoben: hat. Dem
alten Chronicon.Bremense zufolge, follen:in biefem Dorfe zwei
Burgen geftanden haben, welche: durch zwei Brüder der Cankena's
2) Didendurgfche Gefhichte I. 345.
* Oldenb. Ehronik ©. 257.
=> Sof —
Hauptlinge von: Witmund, bewohnt gewefen. *) : Die Stellt
derfelben fucht man vergeblich, fo wie Kunde daruͤber im Diunde "
des Volks. Ob die Nachricht wahr, läßt ſich Daher. nicht beſtim⸗
men; möglich) wäre es indeß, daß die beide abeliche Güter daher
rühren. Der erſte evangelifche Prediger 'diefes - Dorfs wir Mams
mo Folkardus, weldher 1498 zu Middoch im Jeverſchen ge⸗
bohren war und im 78ſten Jahr flarb, nachdem er 58*VJahr, erſt
zu Ardorp, dann, feit 1537, zu Afel, dent Gottesdienft vorgeftams
den. Sein Sohn Eilardus Folcardus, Sekretär ber a. —
war Urgroßvater der beiden Harkenroth.— f
Zu Afel gehören zwei adliche Güter: Klinge * Serum
Erfteres, ein Grashaus nahe am Dorf. mit 62 Dieniathen: Landes,
war ehedem Domäne, und wurde ‚unter vormundſchaftlicher Ms
gierung ded Grafen Edzard Ferdinand, -zufolge . noch auf dem
Haufe liegenden Dokument vom 6. Febr, 1676, an Timan Joh
Linteloh van der Ehfe, Holland. Major und Droſt zu Efens und
Witmund verkauft und: mit adfichen Freiheiten : begabt. : Der
Sohn deffelben, Eberh. Fridr. von Linteloh, Herr von Nitterfum,
Stedum, Ringnum, Uthwierde ze. verkaufte es 1713 an einen
Zhomas Eppen Eramer, deſſen Erben es bis 1798 befeffen, ba fie
ed an den Hausmann 9. H. Onden verkauften, deſſen Sohn
Harm Hajen Onden jest Befiker if. Das andre Gut zu His
rum oder Hornum, wobei 94 Diemath Landes befindlidh, ge⸗
hört jegt dem Rentmeifter Harmens zu. Witmund; es iſt unbe:
kannt, warn ſolches adliche Freiheiten erhalten, indeß müß es
24 Piftole Erbpacht vom Diemath bezahlen. Sonſt gehören zur
Kirche noch: Horft, ein kleines Dörfchen, ſuͤdweſtſeits mit 35 E.
Noͤrtis, Dohuſen, Hohehoͤrn, en. — ſaͤmmu
lich einzelne Haͤuſer und Plaͤtze. —*
3) Leerhafe. Dieſes, fonſt den ndedlichſten Theil · des Frie⸗
deburger Amts ausmachende Kirchſpiel, fo. ſuͤdſeits Witmund und
Aſel liegt, iſt faſt eine Meile lang und breit, hat aber nur 1076
Einwohner, indem der größte Theil deſſelben aus Moor und
*) Harkenrotd S. 904.
— 508 —
— —
Heide beſteht; nur der nördliche Theil iſt ganz angebaut, wo
auch an ber nordweft- und öfllichen Seite viel niedriges Wiefen:
land befindlich, durch die beiden Arme der Harle gebildet. Das
Kirchdorf Feerhafe, 1 Stunde füdfeits Witmund, an der Poft:
firaße nach Friedeburg, ift nur Elein, 176 €. zaͤhlend, hat aber
eine:recht huͤbſche neue Pfarrwohnung, auch in der: Kirche eine
Drgel,: deren Erbauung zwar gegen 1000 Rthlr. getoftet, der Ge—
meihe- aber feine Ausgabe verurfacht, indem fie. alles aus dem
Verkauf der :1797 neu erbauten Kirchftühle beftritten. Ein etwas
feltened Beifpiel. Viele Eleine Dörfer gehören. zur Kirche; dad
merkwuͤrdigſte derſelben iſt
Burmoͤnken, 73 E., Stunde nordfeits des —
welches den nordoͤſtlichſten Winkel einnimmt und an drei Seiten
von niedrigen, im Winter meiſt uͤberſchwemmten Lande ein—
geſchloſſen wird, bloß im Süden und Suͤdweſten hohe Sandeder.
In diefem Dorf, und zwar an der Oftfeite befjelben, ſtand das
Klofter Buris- oder Buirsmoͤnken, von dem aber und. ber
Zeit feiner Stiftung, wie gewöhnlich, faft nichts befannt iſt; eben
wenig welchem Orden. es angehörte. Sehr wahrfcheinlich aber ig |
8 ein: Johanniterſtift geweſen. Aielt, Däuptling von Hinte,
ſagt in feiner 1443 vor Philip Herzog .von Burgund, zu De:
venter vorgebrachten Klage wider die Hamburger und deren Ber:
buͤndete, unter andern, daß er und feine Freunde. ihre Bevoll⸗
mächtigten nach: Hamburg gefandt hätten, "als de weerdige und
de Eerhafftige Heeren Commelduyren van Buires-
monniken, und Heeren Isebrandt meede Kerckheere tho
Nordenhafe” u. f. w. *) Den Zitel Gomthur (Gommelduir)
führten bloß. die Vorſteher der Klöfter oder Stifte des Johanniter;
ordens, und daher kann man mit Grund aunehmen, daß Buris:
moͤnken dieſem Orden angehörte. Gtaf Edzard ſchloß dafelbft 1512
mit Junker Chriftoph von Sever einen Sreundfchaftävertrag. Zwei
Jahr hernach zog letzterer mit Hero Omfen von Efend und ber
ſchwarzen Garde davor und brannte ed ab, fo wie Tjuch, nebſt
*, Shronit ©. 320. | on ®
— 500 —
ben Dörfern Leerhafe und Rispel. Ob es völlig zerſtoͤrt ober
nur zum Theil, und hernach wieder: in Stand gefegt worden, läßt
ſich nicht angeben; nad Beninga’3 *) Erwähnung einer alten
Prophezeiung könnte: man wohl annehmen, daß die Kirche 1558
gefchleift fei. Bloß der Kirchhof ift noch vorhanden, 6 bis 8 Fuß
hoch und großen Umfangs. Die Einwohner haben viel Erde ba:
von abgefahren und führen noch immer davon ab, zur Düngung
ihrer Felder. Schutt und ganze. Ziegelfteine fommen in Menge
vor,. auch wohl behauene Feldfteine; menfchlic) Gebein und ganze
Gerippe erfcheinen zugleich häufig und find, was die Knochen bes
betrifft, noch fehr feft, die Rippen jedoch fo mürbe, daß fie ſich
leicht zerteiben laffen. **)
. Ziüd, 11 €, liegt etwas über 44 Stunde von Burmönfen
weſtlich. Es befteht nur aus zwei unanfehnlichen Plägen auf
einer Anhöhe von geringem Umfang, rundum von niedrigem,
brüchigem Lande umgeben, fo zum Theil im Winter unter Waſſer
ſteht. Für die Sage, daß bier ein Klofter geflanden, fpricht
manched. Der Boden ift nemlidy noch voll Ziegelfteine und auch
„Menfchengebein wird gefunden; ed wurde vorher TZiüchermön-
Ten genannt; Ritter Sibo von Efend vermachte demfelben einige
Füllen: „Item,“ heißt es in feinem Teflament, „ſo fall hebben
Buersmuͤnken-Kloſter und Tj uͤchermuͤncken van mynen negen
Balen, de ick daer gaen hebbe.“ **) Won Wiht macht ed zu
einem Meyerhof / des Kloſters Bursmoͤnken; Ihering fegt eine
*) Er ſagt nemlich (S. 851), daß um Weihnachten 1558 die Raben auf dem Thurm
u Norden Junge gehabt, und lange vorher propheseit worden, wenn folhes ges
ſchähe, das Kreuz zu Marienbafe vom Kirchhofe beraßgeworfen, und die Kirche
m-Burismönten geſchleift würde, wäre Oftfriesland aufs Außerfie gebracht.
.. **) Im vergangenen Frühiahr fab ich noch dergleichen Gebein aus den abgefloches
.. nen Seiten der Anhöhe bervorcagen, tpeils auf dem abgegrabenen Untergeund
j . liegen, vermiſcht mit Schutt. Gin mwidriger Anblid. Billig folte man mehr
Achtung für die irdifchen Nefte der Abgefchiedenen haben, die Gebeine wenig⸗
ſtens in einen Korbelegen, “wie u Marienkamp, und demnächſt wieder der Gebe
übergeben.
* Brenneiſen. T. I. L. IV, p. 95. 5
£
— 510 —
Capelle dahin. Dieſe muß da geſtanden haben, wenn es
kein Kloſter war, ‚nur läßt ſich Sibo's Vermaͤchtniß nicht gut Da:
mit reimen; einer Capelle ſchenkt man wohl Laͤndereien und
Kirchengeraͤth, aber keine Fuͤlen. Dagegen iſt wieder der Um:
fang der Anhöhe etwas zu. klein für ein Klofter. Mit. Burmoͤn⸗
. ten muß es auf jeden. Fall in Verbindung geftanden haben; Spu⸗
zen eines dahin gehenden Weged entdeckt man noch, der anfangs
noch ganz erhalten ift und mit Gräben eingefaßt, obgleich nur
ſchmal. Der Rand deffeiben ift, auf einige Ruthen Länge, |
beiden Seiten mit großen Flintenſteinen befegt, die in kleiner
Entfernung von einander. halb. in der Erde fiehen. Dergleichen
findet man fonjt nirgends in der Provinz. Es möchte doch we:
nigftend beweifen, daß Zjüch Fein gewöhnlicher Ort war. %,
Stunde. öftlicher liegen, unmittelbar am Poſtwege, zwei beträcht:
liche Pläge, zu Iſums gehörig, welches aus einem Doͤrfchen, fo
etwas ſuͤdlicher liegt, und einigen einzelnen Haͤuſern befteht, zus
fammen 83 €. zählend. - Auf der Stelle jener beiden Plaͤtze fol,
ber Tradition zufolge, -ebeufals ein Klojier geftanden haben.
Die Anhöhe, worauf foldhe ſtehen, hat wenigftens beträchtlichen
Umfang; etwas feined Schutt findet ‚man, ‚mehr dergleichen, auch
Menſchenknochen, find beim Pflüigen herausgefommen, Nahe da:
bei, im Norden, das Iſumer Bufch, ein kleines Gehölz, wel:
des dem Doftor Ufen zu Norden gehört, fo wie auch eine ‚dabei
befindliche Ziegelei, welche jährlich gegen 150,000 Steine brennt.
Glofter, heißt ein Pleines Dorf mit 94 E. und einer Mühle,
2% Stunde weſtſeits der Kirche, Auch bier foll fi ein Klofter
befunden haben, der Sage nach, die in der That vielen Grund
bat, wenn gleich ſchriftliche Nachrichten darüber fehlen. Schon
der Nahme des Dris deutet darauf hin, nicht weniger die Muͤhle,
fo auch noch Kiofiermühle genannt wird, und die als bloße
Dorfömühle ſchwerlich an einen fo abgelegenen Ort würde ange:
kegt fein, um fo weniger, da in dem nur %4 Stunde weftlicher
hiegenden Borgholt, auch eine fol geflanden haben, wohl aber,
®) Nacht. d. d. ofifr. Klöſtern.
— Si —
als einem Klofter angehörig, wie bei vielen andern Kloͤſtern der
Fall. Sodann fprechen die vorhandenen Spuren eined großen
Gebäudes dafür. An der Weftfeite des Dorfs nämlich) iſt eine,
mit zwei Plaͤtzen befegte Stelle, wo in ziemlicher Ausdehnung,
viele Steine und Schutt im Boden liegen, auch Knochen, dem.
Anfchein nach menfchlich Gebein. Kohlen und Afche findet ſich
häufig mit der Erde vermiſcht; eiferne Nägel und Stüde anges:
brannten Holzes findet man zuweilen, und noch vor zwei Jahren
entdeckte man tief im Grunde viele große Flintenfteine, auch Zie—
gel, ganz einem ftarten Fundament gleichend, auch einen Thuͤr⸗
rahm von Sandftein. Eine, noch zum Theil fichtbare, Vertiefung
rundum die Stelle, deutet auf den Graben hin. Man kann da:
ber mit gutem Grunde annehmen, daß hier ein Klofter geftanden,
welches während den innerlichen Fehden im Mittelalter von Fein⸗
den eingeäfchert worden. Schon Ihering erwähnt in feinen Col⸗
leftaneen, ©. 10., eines daſigen Klofters, und fagt, daß die Rui⸗
nen davon, fo jedoch überbauet feien, fich beim Nachfuchen noch
zeigen. Bon Wicht, der fo wenig die Stelle, wie die der andern
wuͤrklichen oder muthmaßlichen Kiöfter, woräber er fchrieb, geſe⸗
ben, noch ſich darnach erkundigt, meint zwar, daß bloß eine
Bet:Gapelle da geflanden, auf welcher man in neuern Zeiten eine
Mühle gefegt und derfelben aus Unwiffenheit. den Namen Klo—
fiermühle gegeben; allein, nicht nur ſteht die Mühle an der
MWeftfeite des Dorfs, jene Stelle und die unterirdifehen Ruinen,
find für eine Gapelle viel zu groß.
Zwei Klöfter kann man alfo in diefem Kirchfpiel wohl —
men; vier, fo nahe beiſammen, in einer eben nicht ſehr fruchtbas
ren Gegend, ift freilich nicht fehr wahrſcheinlich. Auf jeden Fall
müflen aber die zwei andern werigftens Gapellen gewefen fein,
weil menſchlich Gebein daſelbſt gefunden wird, und zwar zugleich
mit Steinen und Schutt vermifcht, welches‘ beweift, daß bie
Knochen nicht von daſelbſt im Treffen gefallenen Ktiegern ber>
rühren formen, Su Sfums ließ ſich am etſten eine Gapelle.vers
muthen, weil ſolches unmittelbar an der Landftrage liegt. Eins
wenden läßt fich indeß ‚ daß bei bloßen Capellen in ber, Vor;
— 572 mu
zeit keine Leichen beerdigt. wurden, nur in. Peſtzeiten ſoll ſolches,
wie Shering angiebt, *) wohl gefchehen fein... Man: barf alfo
nicht ſo beftimmt behaupten, daß der Bolköglaube hier. unrecht
berichtet. Vier geiftliche Stiftungen, oder gar 5, mit Inbegriff
der Dorfkirche, in einem Bezuf vorn 34 Stunden Länge und
halb fo großer. Breite, auf mittelmaͤßigem Sandboden, bleibt im:
merhin auffallend, wenn auch mehr denn bie Hälfte bloß aus Ga-
pellen befianden. Beſtimmt Tann man indeß annehmen, daß
nicht alle zu gleicher Beit da waren, fondern bas eine erfi nad
Berlaffung oder Zerftörung des andern ER wie auch in ans
dern Gegenden der Fall gewefen. >
Zur Gemeine gehören ferner im Süden: Rispel, 138 €,
wo ein ‚Grenz: Zollamt ift, indem da ber Weg von Aurich auf
Jever burchgeht, auch von einem Theil Friedeburger Amts; Zorf
vorzüglich paffirt den Drt in großer Menge. Dahinter die Colo—
nien Rispeler Helmt, 35 €. und Kirmeer, 20 €. Suͤd—
weſtſeits: Neuenhaus, 14 E und Müggenfrug, 73 €,
eine. alte Colonie, am Wege von Aurich, woſelbſt, fo wie zu
Rispel, viele Heidfchaafe gehalten werden. Weſtſeits: Schnapp,
60 €, Farlage, 32 E., Hövel, 43€, Mambhufen,
21 €, Uthörn, 30 E. Nordweſtlich: Till, 25 E., Nöt:
tens, 14 E., und die Colonie Carmöland, 27 E.; gen Nor:
den: Haſcheburg, 19 E. Gen Norboft: Deselgdaue,
413 €., eine Kolonie, Moens, 90 €.
4) Ardorf oder Aardorp, weſtſeits des vorigen, fonft zum
Amt Aurich gehörend, von Dem ed den norböftlichfien Winkel
ausmachte; ein. mäßig großes Kirchfpiel mit 405 E., wovon das
Kirchdorf 153 hat, welches A Stunde füdfeits: des von Aurich
nad Witmund gehenden Poftwegs, 11, Stunde vom Fleden ent:
fernt liegt; und meiſt alte Däufer hat, aber viele Bäume. Die
Kirche ift ein altes anfehnliches. Gebäude, 30 Schritt lang, 12
Schritt breit und ziemlich hoch, Die Mauern rundum auf 12 Fuß
Höhe mit großen Slintenguabern bekleidet; welche beffer bearbeitet
Kirchen⸗ Gollektaneen. Mfpt. S. 126.
— 55 —
und regelmaͤßiger eingeſetzt find, wie fonft gewoͤhnlich; bloß der
weſtliche Giebel iſt neu aufgefuͤhrt von Ziegelſteinen, viele der
alten Quadern aber mit eingemauert. Der letzte catholiſche Pries
ſter und, von 1523 bis 37, erſte evangeliſche Prediger an dieſer
Kirche war Mammo Folcardus, deſſen bei Aſel erwähnt.
Hackfort vertrieb ihn aus dem Dienſt, weshalb einige ‘glauben,
daß Ardorf damahls zu Harlingerland gehörte. Doch iſt dem nicht
fo, wenigſtens findet man nirgends foldyes erwähnt. -Mamino
machfe fich aber dem Geldrifchen Statthalter dadurch verhaßt, dag
er mit: den Predigerm zu’ Dunum und Burhaͤſe bie Reformation
in Harlingerland einzuführen fuchte, - Es bleibt indeß auffallend,
daß Graf Enno fo ruhig. einen feiner geiftlichen Diener vertreiben
ließ, wenigfiens Feine andere Stelle ihın- verlieh.
Zur Kirche gehören: Heglig 117 E., nördlih, am —
nordweſtſeits Wele 21E., fo nur aus P unanſehnlichen Haͤuſern
beſteht. Ein Heddo aus dem Cankenaſchen Geſchlecht war Herr
von Wele; von ‚einer Burg findet man aber feine Spur, auch
"die Tradition fehmeigt darüber. Beim graben eimer Afchdobbe
dafelbft fand man, vor.nicht langer Zeit, einige Steine in Kalt
gelegt, dem Anfchein nach zu einer Mauer gehörig, forfchte aber
nicht weiter nach, daher es amentfchieden ‚: ob. noch mehr derglei⸗
hen in der Tiefe fich findet. Suͤdoͤſtlich der Kirche, 4 Stunde
entfernt, liegt Borghotlt, ein Kleines Dorf mit 48 E., ganzim
Gebuͤſch verſteckt, deffen daherum und weiter nördlich bis Utarp
auf 4, Stunde Ausdehnung. fich ziemlich viel befindet, im mehs
rern Stüden, vermuthlich Theile eines vormaligen größern Ges
hoͤlzes, ſaͤmmtlich Privateigenthbum. Merkwärbig find zwei in
biefem Gebüfch, gleich hinter den Häufern nordweftlich, beifammen
liegende, bloß durch einen Graben von einander getrennte Anhoͤ⸗
ben. Sie find länglich vieredig, jede gegen 30 Schritt lang, 20
Schritt breit, und. mit einem halb zugewachfenen Graben umringt,
ber etwa 40 Fuß Breite halten mag und im Winter noch Wafler
hat. Die eine diefer Anhöhen ift flach und mit Bäumen befegt,
die andere ficht mehr einem niedrigen Hügel oder Warf ähnlich;
in der Mitte derfelben iſt eine runde Vertiefung, bie. 5 — 6
55 E
— 54 —
Schritt im Durchmeſſer hält und faſt 6 Fuß Tiefe, mit, dem
Anſchein nah, ehemals regelmäßig. abgeftochenem Rand, fo aber
durch Die Länge der Zeit eingefallen. - Keine. Sage erklärt Die
Bedeutung diefer Anhöhen; die Einwohner halten fie indeß fir
alte Schanzen, und diefe Meinung ift ohne Zweifel richtig. ‚Die
befondere Form der einen, und ihr abgelegener Standplab, gefuͤgt
zu dem gänzlichen Schweigen ber Tradition, welche doc anderer
Schanzen aus dem. Mittelalter noch fehr lebhaft gedenft, laſſen
zugleich glauben, daß ‚fie ein fehr hohes. Alter haben, und ver⸗
muthlich aus den Zeiten der uralten Berfhanzungen oder ſoge—
nannten Zaufgräben herrühren, die man hin und wieder in unſrer
Provinz finde. Ein folder Laufgraben. möchte au vom Moor
bei Müggenkrug nah dem Moor bei Poggenfrug oder Heglitz
über Borgholt gegangen und bier, als im Mittelpunkt, die Schan⸗
ze angelegt fein, gleichwie in andern Gegenden ‚auch wohl der
Fall. ‚Ohngefähr 200 Schritt von dieſen Anhöhen hat, Ueberlie-
_ ferungen zufolge, eine Burg geflanden. Auf der Stelle berfelben,
jest mit einem Haufe befegt, finden fich noch fehr viele Steine und
Schutt im Boden, zum Theil beträchtlic) tief; man bat aud) aus
gebrannte Schmiedefohlen dabei entdedt, die wohl nicht von. einem
Srobfhmid herrühren können, der an einem fo Eleinen abgelege-
nen Ort einen Eläglichen Verdienſt finden würde, fondern vor
einem Waffenfchmiede oder den Burgbewohnern ſelbſt. Ein paar
hundert Schritt weiter liegt eine Eleine Anhöhe, auf der eine
Mühle foll geſtanden haben; zwar ift auch davon nichts Gewiſſes
befannt, indeß wurde die Erlaubniß zur Erbauung der jebigen
Ardorfer Mühle nur deshalb ertheilt, weil dargethan wurde, Daß
ehedem im Kirchfpiel fehon eine, nemlid Die zu Borgholt, vor⸗
handen gewefen war. Man bürfte in dieſem Umſtand noch mehr
Wahrfcheinlichkeit für die vormalige Eriftenz einer Burg daſelbſt
finden, wenn es nicht etwa ein Klofter gewefen, welches man faft
noch eher annehmen fünnte aus dem Grunde, weil in ber Gegend.
fich fo viel Gebuͤſch befindet, und Die Kläfter ſich die Anpflanzung
defielben fehr angelegen fein liegen „; die Edelleute aber ftatt befs,
ſen lieber dad noch vorhandene Dolz ausrotteten. |
——— —
Utarp 15 €, nördlich Borgholt, liegt in der Naͤhe des Tiefs;
welches an beiden Seiten niedriges Land hat, ſo ſich in beträcht-
licher Breite ausdehnt, und daher in der Urzeit dem Seewaffer
offen ſtand, welches darauf eine Lage fehönen mit Mufchelfchalen
vermifchten mergeligen Lehm (Wuͤhlerde) abſetzte, der jedoch mit
mittelmäßiger Erde, zu faft einem Fuß Stärfe, bededt if. Man
hat vor einigen Jahren angefangen den Boden durch Wühlen zu
verbeffern,, und zur Trockenhaltung deffelben eine Waffermühle
angelegt. Weiterhin, zu Willens und Updorf nordfeits, Uthoͤrn,
Till ꝛc. ſuͤdſeits gehörend, liegt größtentheils eben fo fruchtbarer
Untergrund, doch kann folcher aus Mangel an Waffermühlen
nicht verbeffert werden: Suͤdſeits, in einer Fleinen Stunde Ent:
fernung von der Kirche, Colderunge 51 E., eine Colonie am
Wege von Aurich auf Jever, fo zwifchen Müg genkrug und ze:
zetel liegt, und mehrere Eleine Schäfereien hat.
Beim Heiligenftein heißt eine 1806 neu erbaute Mahle,
zwiſchen dem Kirchdorf und Middels, am Poſtwege. Sie hat
den Namen von der Gegend bekommen, einer großen Heide, und
dieſe den ihrigen von einem kleinen Stein, der Heiligen—
Stein genannt, welcher gleich hinter dem Garten der Muͤhle
im Suͤden liegt. Es iſt nur ein kleiner laͤnglicher Stein, an bei—
den Enden in einer ſtumpfen Spitze zugehend, 414 Fuß lang,
22% Fuß in der Mitte breit und 1% Fuß hoch, die obere Fläche
wie es fcheint, ziemlich regelmäßig behauenz; Figuren oder Buchſta—
ben find nicht darauf. Er liegt einzeln auf einem Eleinen Hügel, wie
man in dem, zu beiden Seiten deffelben befindlichen, Aderlande
noch bemerken kann, und hat feit undenklichen Beiten immer da
gelegen. Das Merfwürdigfte daran ift alfo der Name. Es kann
fein, daß er zum Opferdienfte unfrer heidnifchen Vorfahren ge:
dient und man nah Einführung der chriftlichen Religion, um
das Andenken daran zu erhalten, feinen Namen umtaufte Sr:
gend ein Bewandniß muß e3 wenigflend damit ‚haben, ſonſt
wuͤrde man den unanſehnlichen Stein, und nach ihm die ganze
Heide, nicht ſo benannt haben. Sonſt gibt es keine Steine da—
ſelbſt und man erinnert ſich auch nicht, daß fruͤher m. dabei
33 *
— 516 ——
gelegen; 5 Minuten wejtlicher, einige 100. Schritt ſuͤdſeits bes
Doftweges, erhebt fich indeß eine Fleine Anhöhe, deren Form auf
einen alten Grabhügel ſchließen läßt.
Der Befiger der Mühle fand vor zwei Jahren in einem daſi—
gen Movrader, der Art wie auch in andern Gegenden fid
häufig finden, Sandboden mit einigen Zoll bis einem Fuß Torf:
erde bebedt, beim Pflügen, einen merkwürdigen Stein, in ber
Größe eined Huͤnerei's und faſt derfelben Form, ſehr hart und
ganz gelb von Farbe. Es ſtand eine lateiniſche Inſchrift Darauf,
wovon aber einige Buchftaben durch den Pflug beſchaͤdigt worden,
Der Stein wurde mehrern gezeigt, aber niemand wußte die In-
ſchrift zu erflären, noch anzugeben, "welcher Art er felbft jei. Bern;
ftein ift eö nicht, wie man fonft aus der Farbe vermuthen koͤnnte.
Er wurde dem Kreis: Einnehmer Boͤdeker zu Witmund behaͤn⸗
digt. *) Einige Jahre früher, 1817, wurden in dem zur Mühle
gehörenden Zorfinoor, beim Zorfgraben, 12 Fuß tief unter ber
Oberfläche, auf dem Mutterfand, drei alte Schuhe entdedt, einer
für einen erwachfenen Mann paffend, die beiden andern für Kin:
der von etwa 12 Sahren. . Sie waren von ganz alter Form,
noch ganz unbefchädigt, und aus einem Stüd gemacht, ohne Nath.
Roͤthliche Haare fah man noch daran, aber Feine Zierrathen wie
an dem bei Friedeburg gefundenen Schub, fonft demfelben ähnlich,
auch mit Riemen über den Fuß zum fefljchnüren. Einer derfel-
ben ift im Beſitz des Kaufmanns Mammen zu Neuharlingerjiel,
ein anderer, kleiner, fol nach — gekommen, fein, ber
dritte iſt verlohren gegangen.
5) Bleerfum, ein kleines Kirchſpiel von 316 Seelen. Das
Kicchdorf liegt 54 Stunden nordweſtlich Witmund, auf einen
Borfprung der Gaft, und faßt 140. E. Die größte Merkwuͤrdig⸗
keit deſſelben iſt wohl deſſen Name, oder vielmehr Harkenroths
Erklaͤrung daruͤber. Er meint nemlich, daß hier ein großes Stuͤck
) Eine Anfrage un genauere Bejeichnung diefes Steins, beſonders deſſen Inſchrift,
iſt unbeantwortet geblieben. Schade daß — — fo oft: in uns
zehte Hände kommen. |
— (7 u
froden Land gewefen, wohin man das Vieh dutch die Buiten-
foorde (Butforde) zur Weide treiben konnte, wo ſolches denn
anfing zu brüllen (bleeren). Als hernach Häufer dafelbft ges
bauet wurden, mochte man folche natürlich Bleerfum nennen,
welches im deutfchen Bruͤllhaus oder die Wohnung de3 Bruͤllens
heißt. Er ſagt nicht, wer ihm dieſen genialen Einfall eingegeben.
Man- möchte faſt glauben, daß das Vieh in der Urzeit ſtumm
war und erft in unſerm Bleerfum brüllen lernte, von wo bie
neue Kunft fih nach allen Winden verbreitete, wie bie Spracden
von Babel aus. Schade daß er nicht auch das beinah Y, Stunde
füdlicher liegende Leepens, 153 E., kannte nebft Schleeperds
hufen, 2 Pläse, fo wie Wademwarfen und Fahnhufen,
einzelne Pläße auf der Marfch im Norden; fie gäben ebenfalls
Stoff zu aͤhnlichen geiftteichen Erklärungen. 2
: 6) Burhafe, 1010 E., folgt weftfeitö auf das vorige, im
Suͤden an Ardorf grängend. Das Kirchdorf, fo 191 €. zählt,
liegt am Rand der Gaft und dem Efener Poftmege, 174 Stun:
den nordweftlich Witmund. Die 1821 neu erbaute Kirche gereicht
dem Dorfe frhr zur Bierde, Schade nur, daß fie etwas niedrig
iſt und mit zu vielen und großen Fenftern befegt, deren Scheiben,
in Holz gefaßt,‘ fehr Elein find. Der Glodenthurm ift fehr alt.
Der erfte evangelifche Prediger in biefem Dorf, M. Johan Viſch⸗
beck, war, in Gemeinſchaft mit feinen Nahbarh, den Predigern
zu Dunum und Ardorf, der thaͤtigſte Beförderer der Reformation
-in Harlingerland. Hadfort fegte ihn deshalb: 1534 ab; Junker .
Balthafar verlieh ihm zwar die Pfarre zu Werdum, allein auch
don da vertrieb ihn Hadfort, der im Namen des Herzogs von
Geldern unumfchranft das Band beherrfihte. Erſt nad fei- F
ner Entfernung, wie Balthafar freie Hand bekam, berief er
Viſchbeck, der ſich nach dem Dithmarſenſchen begeben, zurüd, und.
ſtellte ihn 1537 zum Prediger in Eſens und SUPERTSERDENLER
uͤber ganz Darlingerland an.
Butforde hat eigene Häuptlinge gehabt, die zu Warnf ath
wohnten, einem Dorfe mit. 108 E., +4 Stunde weſtlich der
Kirche, Doch weiß man wenig von ihnen. 1492 ſcheint ein-
J — — —
Hilric Langhens bafelbft Häuptling gewefen zu fein, wie aus
einer alten Quitung, bei Harkenroth angeführt, erhellt. Vor
4100 Sayren war es die Familie von Winsheim. Von der Burg
war noch bis vor ohngefähr 45 Jahren ein Theil vorhanden.
Sie fand an der Oftfeite des Dorfs; der gewölbte. Keller, neben
welchem das jegige Heerdgebaͤude fteht, ift erft 1819 gebämpft.
Die Stelle. ift noch an drei Seiten mit einem Graben umringt.
Es ift jegt ein adlich freies Gut mit 60 Diemath Land und gehört
bem Hausmann Berend Janſſen Veit, der es auch bewohnt.
Außerdem gibt es im Kirchfpiel noch zwei adliche Güter, nemlich
Övelgönne, ein Bauernplatz mit 52%, Diemath, eine Stunde
nordoftfeitd der Kirche, jetzt Friedr. Ernſt Müller zu Klofter gehö-
rend, und Barkthaufen, ganz nahe am Kirchdorf im Oſten;
vielleicht war dieſes ein Häuptlingsfig, wenigftens muß es ein
altes adliched Gut fein, -indem irgendwo eines in frühern Fahr:
hunderten lebenden Junfers von Barkhaufen erwähnt wird.
Letzte Befiger deffelben waren die Qunfer von Dudden, welche es
vor 5 Sahren bei einzelnen Theilen verkauften; damahls gehörten
60 Diemathen dazu. Das jetzige Gebäude ſieht mehr einem
großen Bauernplatz aͤhnlich und gehört mit dem 3 Diemeth gro:
gen, mit Graben eingefaßten, Garten, dem: Kaufmann Adrian
Dan ber Mark, ber eine Branntweinbrennerei darin angelegt hat.
+ Die fonftigen zur Kirche gehörenden Derter find; Abens,
193 E., Ya Stunde oftfeit3 der Kirche am Pofiwege. Upftede,
53 €., im Süden, fo wie Negenbargen, 88 €., wo man
eine gelbe Erde findet, welche in Feinpeit und Farbe ‚dem Oder
nahe fommt, und zum Mahlen tauglich fein ſoll; ferner; bie
Golonien Heidriege, 30 €, Warnfather Feldftrich,
93 E., zwifchen diefem Dorfe und Negenbargenz; Burhafer
Feldſtrich, 59 E., zwiſchen dem Kirchdorf und Upſtede. Nord:
ſeits der Kirche, nahe am Dorf: Katrepel, 35 E., dann
das Niederrot, 64 E., wozu Baſſens, Oldehuſen,
Kippens, Oldendorf, nebſt Reitzburg gehoͤren, ſo
theils auf dem Sande, theils auf der Marſch liegen; ferner:
Falſter, 21 Cinaw., Fluß, Hamrichhauſen, Hauen—
— 519 —
hauſen, Lavey, Hiskebarg, Mulbarg, Strufhufen,
Poggemnburg, einzelne Plaͤtze und Haͤuſer auf der Marſch.
7) Butforde, 729 E., nordſeits des vorigen. Es geht bis
zu den Groden, im Oſten vom Sunnirer-, im Weſten vom Falſter⸗
Tief begränzt, und -befteht, fo wie die folgende Kirchfpiele, gang
aus Marſchland, größtentheild fogenanntem Knidland. Das
Kirchdorf, Y, Stunden nordfeitd Burhafe, liegt auf einem fanbi-
gen Kleiwarf, an den fi im Südweften ein Eleiner Strich Sand:
“ boden lehnt; es ift ziemlich groß, 285 €. zählend, und hat eine
anfehnliche alte Kirche, deren Mauern mit großen behauenen
Flintenjteinen befleidet find, worunter einige bis 4 Fuß Länge
und 2 Fuß Breite. -Der in bderfelben befindliche Altar, mit in
Hol; ‚gefhnittenen Bildern, iſt ſehenswerth. Auf dem vorbern
Blatt fieht man die drei Weifen aus Morgenland vor dem Jefuss
finde, auf dem einen Geitenblatt Sefus im Xempel, auf dem an
dern die Geburt Jeſu. Es ift dem Anfchein nach ein fehr altes
Werk, doch fteht unten baran bie Jahreszahl 1656; das Ubrige
ber Inſchrift ift nicht mehr leſerlich. Auch befindet fich in diefer -
Kirche ein, zum adlichen Gut Erichswarfen gehöriger hübfcher,
auf zwei Pfeilern ruhender, Kirchenftuhl mit folgender Infchrift,
in ‘großen vergoldeten Buchflaben: |
Subsellia haec aedificari fecit Ludwig Edzard von
Specht, Wittmundae Satrapa Dominus Haereditarius
‚Erchswarfe. Anno 1703.
weshalb der Eigner darin fih Satfap (Han) von Witmund nennt,
r nicht zu erklären.
Butforde ift ein alter Haͤuptlingsſitz. Hido von Werdum,
juͤngſter Sohn Ulrichs und Enkel Hicko Boyngs von Werdum,
ließ ſich gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts daſelbſt nieder,
ob als erſter Haͤuptling, oder als Erbe eines vorherigen, iſt nicht J
bekannt, letzteres aber wahrſcheinlich. Er ſtiftete eine eigene Linie
des Werdumer Haufed. Sein Sohn Eibo, Erbherr von Butfor:
de, war Droft zu Efens, ‚fo wie deffen Sohn Johan, der hernach
Droft zu Aurich wurde und mit Eilka Beninga von Grimerfum
verinählt war, außer zwei Züchter bloß einen Sohn, Enno Eibe,
— 520 — |
nachtaffend, der im 30-jährigen Kriege, 1624, fein Leben: verlohr,
und der leßte feines Stammes war. Enno's Altefte Schweſter war
mit Johan Franz von Diepenbroef oder Tiefenbruch, Herrn von
Hamswerum, Middelſteweer und Bolkeweer, (geſt. 1652) verheus
rathet, und erbte ſeine Guͤter, demnaͤchſt ihr Sohn Johan Eiben,
ber. 1628 gebohren war und 1684 den 13. April ſtarb. Beider Ge—
Dächtnißtafeln hangen noch in der Kirche. Johan Franz, ver:
muthlich deffen Sohn, geb. 1652, geftorben 1690, war der letzte
dieſes Geſchlechts. Bon den fpätern Eignern ift nichts befannt;
wahrfcheinlic) waren es bürgerlihe. Der ehemalige Sitz der
Häuptlinge, Haus Butforde genannt, auch Burg oder Die
penbroef, liegt 10 Minuten oſtſeits der Kirche und befteht jetzt
ausreinem Bauernplag. mit 100 Diemath Erbpachtsland, dem
Hausmann Gornelius Meintd gehörig. Es ift noch adlich frei,
Yat auch die Jagdgerechtigkeit, welche die übrige adliche Güter
dieſes Kirchfpield nicht befigen, fo wie aud davon feine Michaelis
Gebuͤhren an Prediger und Schullehrer: entrihtet werden, welches
die andre zahlen muͤſſen. Won der Burg: ift nichts mehr zu fehenz
indeß befinden fi) im Dintetgebäude des vor einigen Jahren neu
erbauten Hauſes, noch ‚alte Mauern in der Erde, welches Pie
Grundmauern der alten Burg fein werden; ein Graben und, mit
Bäumen bepflanzter, Zingel umgibt das Ganze. Nahe dabei der
Erbpachtsplatz Hofmeifterinnenburg, 10.€., der ehedem zu
dem Gut foll gehört, auch die freie Jagdgerechtigkeit gehabt ha=
ben; noch jebt hat es einige adliche Freiheiten Ein MWarfhaus,
Diepenbroef mit 3 E. gehört auch dazu... —
Erichswarfen, foll’ebenfalld alt adlich fein und eine Burg
gehabt haben; doch weiß man davon nicht3 weiter, ald Daß. es den
Herren don Specht, mwenigftens feit Ende bed. 17ten Sahrhunderts,
gehörte; zulegt.den Erben des Hofjunfers von Specht, von denen
es der jegige Befiger, Enno Siebeld Ennen, vor 4 Jahren Eaufte.
Einer alten Sage nach fol ein gewiffer Droſt, der diefes Gut
befaß, den Graben durch die Marfsfeute Haben ſchloͤten laſſen,
die deshalb von allen Hofsienften befreit worden. Noch iſt ver
Graben und Wall, oder Zingel vorhanden; von der Burg fieht
— 52) —
man. aber: nicht3 mehr. Auf der Stelle, 14 Stunde. norbfeits der
Kivche, fteht ein Plagebäude, wozu 60 Diemath adlıd) freien Lanz
des gehören. Neudorf, ein anderes adliched Gut, nahe der
Kirhe im Weſten, iſt jetzt ebenfalls ein Bauernplatz mit 80
Diemath, den Ketlerſchen Erben in Eſens gehoͤrig. |
Zur Kirche gehören fonft-noch: Groß: und Klein Neudorf,
7124 E., zwei Eleine Dörfer weft: und norbweftfiitd, wo das abs
liche Gut gleichen Namens liegt; Endzetel, 82 €, 14 Stunde
im Norden; bier fol ein Siel gelegen haben, hinter einem Plag,
wo der Weg nah Alt-Funnix-Siel hinweifet. Spuren davon
find zwar nicht mehr vorhanden, indeß iſt ed eben fo wahrfchein-
lich, ald daß der ältefte Harldeich dahin gegangen, indem der Bo:
den norbfeits diefes Dorf Klei ift, ſuͤdſeits Enidig. Auch bemerkt
man an der Stelle noch eine alte Leide oder Wafferleitung, welche
in das Funnirer Tief fält. Bei Deihhammer, 2 Pläße mit .
49-E. , A Stunde norbfeitd der Kirche fol auch ein Siel gewe⸗
fen fein. Spuren davon, Holz in einem Graben, findet man
voch, fo auch ein verfehlammtes Tief, alte Leide genannt, ‚welches ..
ſich hinter ‚Erichöwarfen, nahe bei Endzetel, zum Salfterticfugr:
ſttedt. Swartehoͤrn, 23 E., Kamphufen, 28 E. Reu-
warfen, 37 &, Pockens, 35 E. Erihöwarfen,- 8. Cr
wo das adliche Gut, Kleine Riege, 18 €., Flintenbuxg;
Kippens, Surenberg, Finkerei, fämmelich einzelne ober
zu 2, 3 beifammenfiehende Pläge.
8) Eggelingen, 503 €., füdfeit3 an Afel grängend,. offeita
an dad. Jeverſche Kirchfpiel Wiefels. Der Name rührt, wie auch
Harkenroth meint, ohne Zweifel von. dem altfriefifchen Wort Eg⸗
ge, Egga her, welches einen Rand oder Seite, bedeutet ; entweber
weil dieſes Kivchfpiel an der Außerfien Graͤnze des Harlingerlans
des lag, ober an dem, auf der Gränze muthmaßlich gefloſſenen
Strom, daher denn die fruͤhern Bewohner dieſer Gegend ſich die
Eggelinger d. i. Randbewohner nanuten. Das Kirchdorf mit
192 E., liegt eine kleine Stunde norboͤſtuch Witmund, und nur
einige hundert Schritt von der Graͤnze;— ed beſitzt außer einem,
1813 neu etbauten, ſchoͤnen Schulgebäude und einem Armenhau⸗
— 592 —
fe, ſo 1818 neu aufgefihrt, eine anfehnliche, fehr alte, Kirche,
die bis zum Dad) 42 Fuß hoch ift, mit 6 Fuß diden Mauern,
und zwei bis dreimahl durch Anbauen vergrößert worden, wie noch
fehr fichtbare Spuren zeigen. In derfelben, nahe bei der Canzel,
welche bei einer nachherigen Vergrößerung bes Gebäudes an
ihre jeßige Stelle feheint verfeßt zu fein, ift in der Seitenmauer
ein roͤthlicher — —— flach eingemauert, mit folgender ſchoͤn
nn Inſchrift:
WI. RICKELEFS. VIF. LEVE. KINDERN,
'"SLAPEN. HIR. MIT. ALLEN. HILLIGEN. GELIND.
* VND. LIGGEN. IN. VNSE. RAW. VND. RAST.
NV. SINT. WI. VNSE. HERE: GATES. GESTE.
-- KINDEREN. DES. DODES. WEREN. . WI. VORWAR.
VT. STERFLIKEN. SADE VNS. VNSE. MODER. GEBOR:
"NV, :LEVEN, WI. VND. SINT. RIK. IN GODT.
DES. DANCKEN. WI. CHRISTVS. BLOT., VND,: DODT;
Neben demfelben befindet fi ein Eleines Denkmahl: ein ſchoͤn
gearbeitetes, 15 Zoll großes Chriftus- Bild am Kreuze, und am
Fuß deffelben zwei Enieende menjchliche Figuren, jedoch weniger
fchön bearbeitet, alles in Stein gehauen, - Ueber dem Kreuz,
welches 2114 Zoll. Höhe hat, fleht in einem Halbeirkel:
‘ HERE. GEDENCKE. VNSER. IN. DINE. RIKE. LV. 23.
hber diefem Bogen die Jahızahl 1567, und darüber eine pyrami:
benförmige Einfaffung. Die Figuren und Inſchriften waren
durch oftmaliges Ueberweißen ganz unkenntlich geworden. Der
jeßige Prediger der Gemeine, Joh. Georg Gerdes, ber zuerſt
Rektor in Efens war, bekannt durch feine anziehende Lebensbe-
fhreibung des General: Supetintendenten Coners, ließ abet vor
ein paar Jahren, bei Gelegenheit einer Kirchenreparatur, alles
von Kalk reinigen, und zugleich die anfeheinenbe Grabftätte öffnen,
ba fich denn eine große Höhlung in der Mauer fand, mit vielem
Schutt angefüllt, doch ohne Särge, die vermuthlich aber in’ dem
Gang vor dem Denfmahl flehen, indem dafelbft vor einigen Jah—
zen Spuren eines alten Grabes gefunden. Wer der Rickleff war,
deffen fünf Kinder da begraben worden, ift nicht bekannt; im
— ‘05 —
dem Aufſatz, woraus dieſe Nachrichten. gezogen, ) wird als gewiß
angenommen, daß es der Bewohner des Rickleffsbergs geweſen,
deſſen bei Witmund gedacht, und die Vermuthung geaͤußert, daß
der damalige Umfang der Gemeine ſich bis hart an Witmund
erſtreckt habe. Letzteres moͤchte doch wohl nicht zu erweiſen ſein,
im Gegentheil muß der ſuͤdweſtliche Winkel dieſes Kirchſpiels ehe⸗
mals zu Witmund gehoͤrt haben. Auffallend iſt eine dieſer Kirche
zuſtehende ungewöhnliche Einnahme, welche fie jaͤhrlich auf Si:
mon Juda, (28. Oktbr.) von 12 Plägen der Gemeine, und zwar
- in ungleichen Summen, zu erheben hat, im ganzen 62 Rthlr.
23% Sch. in Gold. betragend. Die Gelder werden Heiligen:
Gelder genannt, und fcheinen uralte Vermaͤchtniſſe zu fein.
Es läßt fi nicht. bezweifeln. daß Eggelingen eigene Häupts>
linge gehabt. Die viele Spuren ehemaliger Evelfige, weifen be:
flimmt darauf hin, und lafjen zugleich vermuthen, daß mehr denn
einer zugleich ba wohnte. Aber ihre Namen find verballt, nur
ber des einen, Geerd von Eggelingen, gräflicher Rath, fommt in
dem Vergleich von 1576 zwifchen Graf Edzard II. und;dem Gra-
fen Dtto von Hoya, ald Mitregent von Darlingerland, vor. Daß.
ein früherer Häuptling Rickleff geheißen, deffen 5 Kinder in. der
Kirche ruhen, ift höchft wahrfcheinlich, denn ein anderer als ein.
Edelmann würde fchwerli in der Kirche ein Grabgemwölbe er:
langt haben. Bielleiht wurden die Eggelinger Häuptlinge durch
die von. Witmund unterdrudt und vertrieben oder farben früh
aus. As Reſte ſolcher Edelfige ift am merfwirdigften:- Groß:
und: Klein: Warfen, zwei Eleine Communen mit 68 €, Y%
Stunde nordöftlich des: Kirchdorf, beide auf Anhöhen. Hier ficht
öftliih, nahe ber Suͤdwendung, ein Pla, den Erben des Haus:
manns Habbe Ulrichs gehörig, wahrſcheinlich das Altefte Haus im
der ganzen Gemeine. Unter demfelben ift ein aiter ſtark gewölb-
ter Keller, und die Mauer des füdlichen Giebeld ‘hat eine unge:
heure Dide, mit fehr Kleinen — eingeſchnittenen Fenſtern.
Denkwürdigkeit aus der Borzeit, In der Mnemoſhne, eine Oſtfr. Dora
Norden 1821. ©. 287 u. f.
—
— 524 —
Spuren eingeſchoſſener Kanonenkugeln, auch‘ von Schießloͤchern,
ſiehet man noch darin. Demſelben gegenüber. im Süden, auf
Schußmweite, bei Kleinwarfen,; ſtand fonft, auch auf einer Anhöhe,
ein anderes ebenfalld fehr altes Gebäude, welches vor einigen Jah⸗
ren durch ein Gewitter in Aſche gelegt ift, worauf ein neues er
baut worden. Hefte’ fehilfreicher Gräben um dieſes, fo wie um
jenes alte Haus, find noch deutlich zu feben. Einer alten Tra⸗
bition zufolge wohnten auf jenen &tellen zwei Mitter> ober
Haͤuptlinge, die fi) unaufhörlich‘ befekdeten. Die Befchaffenheit
und Lage: der Gebäude macht folches höchft wahrfcheinlih. Nord:
feitö des Kirchdorfs, unmittelbar am Eggelinger Tief, liegt eine
erhöhte Warfitätte, weiche. Klunder heißt, und wu noch Spuren’
eines alten Grabens fich finden, weiter nördlich: eine andere
Warfflätte, die Burg genannt, ebenfalls auf“ erhöhtem Grunde:
mit einem fehilfreichen Graben rundum. Steinſchutt findet: man‘
bier, fo wie zu Klunder und Warfen noch viel, und tief in die
Erde hineingehende, zum Theil auch noch fichtbare, Fundamente.
To quard, 61 E., heißt ein kleines Doͤrſchen im Weften der
Kirche,, welches die gewöhnliche Abgaben. an: Prediger und Schul:
lehrer nicht. nach Eagelingen, 'fondern nah Witmund bezahlt, und
alfo ehedem zu Witmund wird eingepfarrt geweſen ſein. Zwi⸗—⸗
fhen demfelben und Warfen liegen in einem: Hatbeirkel mehrere
Pläse zufammen mit 89 E., Greehoͤrn, d. h. die Fette Ecke,
genannt: In diefer Gegen®, nördlich der Kirche, lag ſonſt der
Pag Harringhaufen, ein adliches Gut und wahrſcheinlich
alte Burg, wie das. alterthämliche ehrwindigen Wohnhaus. und’
darum gehender Wall und Graben beurfündeten; wahrfcheintich
bat es feinen jeßigen Namen. von der Familie von Harringa,
welche. bereits im 16. Sahrhundert daffelde, oder fonft ein ande⸗
res Gut in Harlingerland, muß beſeſſen haben, denn der Wer:
dumer Familien: Gefchichte zufolge, Tlbernahmen “4579 die vor-
nehmſten Unterthanen der Gräfin Agneſe von Rietberg: Folkard
von Middog, Sibold 'von Folfershaufen, Balthafar von Werbum,
Balthafar von, Fietensholt" und Sibo von Harringa, nebft
den Bürgermeiftern von Eſens, die Bürgfchaft für ein von den
— Sb —
Bremern erhaltenes Anlehn. Es ſcheint daher daß dieſer Sibo zu
der Zeit Häuptling von Toquard, oder vielleicht von ganz Eggelin
gen war. Einer von feinen Nachkommen, und wahrſcheinlich der
legte ded Stamms, war in den achtziger Jahren des vorigen Saͤ—
kulums Dauptmann in preufjifchen Dienften und hielt ſich zu Halle
auf; er foll ein Verwandter der Stodflromfchen Familie gewefen
fein, welche da8 Gut zuletzt befefjen, es aber vor. einigen Jahren
an ben. verftorbenen Oberamtmann Zelting verkaufte, ‚der das
Haus abbrechen ließ. und das Land einem andern Pla: beifügte,
den deffen Bewohner jest fälfchlih Darringhaufen nennen... .
—Itzhauſen, meftfeits, auf einem, hohen Warf, beftand fonft
aus zwei Plägen, dem Profeffor Dltmanns gehoͤrig, weldyer das
nördliche Wohnhaus des einen Plabed abbrechen laſſen, und das
füdliche »des andern: um vieles vergrößert und verfchönert hat,
Sm Süden: Barums, 53 E., ein Eeines Dorf, Zürkei, .
Schmadens, Schluis, Schluisweg, und Scheper:
bufen, zufammen mit 33 €. Lebteres, ein Bauernplaß,
liegt auf Jeverſchem Grund und Boden, jenfeitd der Suͤdwen—⸗
dung. Db. folches “urfprünglich zu: Sever gehört. oder immer
zu Oſtfriesland, ift ‚nicht fo ganz entfchieden. Freeſe behauptet
letzteres beſtimmt, *) fagt auch in einem Schreiben an ben Ver—
faffer einer Geographie: von: Feverland, daß foldhes fhon 1477 zu
Oſtfriesland gehörtihabe, und. damahls Zjard Onnen Beſitzer davon
gewejen fei, von welchem in dem Eontraft zwifchen Graf Enno: und
Edo Wiemten: von Jever es heißt, daß er feine Einfünfte, Erbe
und Güter, in Junker Edo's Herrlichkeit belegen, frei und unges
hindert benugen ſolle.*) In jener Geographie wird Dagegen bei
der Beſchreibung des Kirchfpield Wiefels bemerft, daß Scheeperz
hufen Anfangs zu Jeverland müfle gehört haben, ſowohl weil, eg
oftfeit3 ber Suͤdwendung liege, und durch die Feverländiiche Siele
feine Abwäflerung habe, als auch, weil im Wiefelſchen Patrimor
nialbuche ſteht, daß, weil. dem Pfarrer dies Landgut entzogen,
uf-, ri
m Sem. Nahe, 5
**) Brenneiſen T. I. L. W. p. zor,
——— ———-
— 56 —
derſelbe alle: Jahr ein Fuder Zorf vom Herrſchaftl. Moor haben
folle ; -€8 uͤberdem Sitzbaͤnke in. ber Wiefelſer Kirche befige und
Gräber auf dem Kirchhofer Dem Namen: nach, ſo wie der Lage
und alterthümlichen Bauart des Wohngebaudes, könnte man ed
für ein :Nebengut des sadlichen Landguts Scheep.: halten, wel:
ches nahe dabei. im Jeverſchen Kirchſpiel Wiefelö liegt; doch hat
biefeserft 1578, wie: ed: der Rentmeiſter Theodor Eiben von See:
dyk beſaß, adliche Freiheiten erhalten. ‚Scheperhufen trägt einige
Abgaben nad) Witmund; andere nach Jever ab. Zu den Heiligen:
Geldern an ‚die Eggelinger Kirche bezahlt es mehr wie andere
Plaͤtze, nemlich 15’ Rthir,,! dagegen ſtatt den gewoͤhnlichen Herbft-
gefaͤlle .anıden. Prediger nur zwei Tonnen Dafer. Fräulein Maria
von Jever nahm es 1440 nach! Eroberung von: Witmund in Be-
fig, gab: es jedoch, 1547, durch, einen: Vergleich, dem ‚Grafen So:
han von Rietberg wieder zuruͤck, gegen dad Oftermoor bei. Wit:
mund, 1588 gehörte es dem damaligen Beſitzer von :Scheep, dem
NRentmeifter Theodor Eiben von Seedyk; gegenwärtig den Erben
des Hausmanns. Ahr. Bernd Dransman, deſſen Vorfahren. es
fehon: lange: befeffen. ;. Einer - der frühern Bewohner fol, einer
Familienfage nah, Fahnrich in ‚einer fürftl. Bürger- Compagnie
gewefen fein, und noch heutigen. Zages: ſieht man, auf einem
alten. Saate:'des Hauſes, “eine: Fahne mit dem: Wappen von
Witmund und. dem Namenszuge des Fürften Georg: Albrecht.
9), Berdum, 688 Er, nordſeits des vorigen, im Often eben:
falls an Jever graͤnzend. Es hat ſchoͤnen Marſchboden und iſt
durch Anlaͤndung der Harle betraͤchtlich vergroͤßert. Ehedem war
es der Sitz eines Haͤuptlings, von dem und ſeinen Nachkommen
man nichts. weiß: Nach einem Grabſtein war Anton Günther
von Reinfing, geb. 1623, geſt. 1673, Erbherr zu Berdum; ob
als Nachfomme der alten Häuptlingsfamilie, ift ungewig. Das
Kirhderf mit 168 E., beinah 14 Stunde norbweflli Wit:
mund, liegt:auf einem hohen Warf. und hatte fonfl eine anfehn-
liche alte Kirche, worin noch der adliche Stuhl und Begräb:
nißfeller der alten Häuptlinge vorhanden war. ' 1800 ift fol:
he abgebrochen und eine neue Fleinere Kirche wieber aufgeführt,
— 507 —
bei welcher Gelegenheit die Leichenſteine, welche die Namen meh⸗
rerer der Haͤuptlinge enthielten, zerſchlagen wurden, und nur der
oben erwaͤhnte erhalten blieb. In der alten Kirche wurden 1678
auf dem Boden, in einem alten hoͤlzernen Bilde, einige ſauber
eingewickelte Reliquien gefunden, aus einem Stuͤck des Hemdes
der heil. Caͤcilie und einigem Gebein des heil. Vincents beſte⸗
hend.*) An dieſer Kirche ſtand, von 1675 bis 87, Balthaſar
Arents, der zu Gluͤckſtadt gebohren war, und auf ſechs Univer-
fitäten fludirt: hatte; WBerfaffer verfchiedener theologiſchen Schrif:
ten, auch einer oftfriefifchen Chronik: und: einer Topographie Har-
lingerlands, welche beide Werke aber nicht — und
wahrſcheinlich verlohren gegangen.
Fuͤnf adliche Güter gibt. es in dieſer Gemeine, Sue —
dum, 5 Minuten oſtſeits des Dorf, iſt dasjenige, welches die
mehrſten adlichen Rechte hat, auch die freie Jagd in dreien Kirch-
fpielen, von ber Nendorfer Brüde bis zum Seeſtrand. Es
ift wahrfcheinlich der alte Häuptlingsfiß, welches auch daraus ber:
vorgeht, daß der. Begräbnißkeller in der alten ‚Kirche dazu gehörte
und die Reinkings Beſitzer deffelben waren, Bor ohngefähr 100
Sahren beſaß es ein Edelmann, der fih C. D. von Oldenburg
ſchrieb, wahrſcheinlich Enkel Joachims von Oldenburg,. Droften
von Eſens, und nur eine Tochter nachließ, die mit dem Regie—⸗
rungsrath Wilhelm von Hespen vermaͤhlt war, welcher dadurch
im. Beſitz des Guts kam; jetzt gehört e8 zum Wangelinſchen
Stift in Eſens. Die Burg. iſt durch den Reg. Rath. von Hes⸗
pen abgebrochen. Jetzt ſteht ein Bauernplatz da, noch mit Wall
und Graben umringt. In einem, in der Hausmauer befindlichen
Sandſtein, find zwei Löwen ausgehauen, wovon der eine einen
Hirfh in den Klauen hält, vor dem andern das Wappen der
Didenburg. 72 Dienrath Landes gehören dabei. ..GEin. anderes
adliches Gut heißt Grürnhoff, 10 Minuten oflfeit3 des Kirchz
dorfs, das aus. einen. Bauernplatz befteht; «3 gehörte einem
Herrn von Lindt, von dem. es durch Heurath an dein Kriegsrath
Zannen in Aurich. Fam ,-.deflen Erben * * itzer —
dr 2
\
3 Bertram, Analeeta. x. St. ©, 40.
628 —⸗
oBur Kirche gehoͤren, außer einzelnen Plaͤtzen, als Roſenthal,
Dtterndeich, Grünmeg, : Koppelburg,'.fo zuſammen
nebft Haus Berbum und Gruͤnhoff 44: € :zÄhlen, noch im
Sven: Heppens, 31. E& und: Oberdeich 72 :E., wo ein ad-
Jiches Gut ift, welches dem Hofmarfchall von Wurmb und deffen
Nachkommen gehdrte, "vor langer Seit an einen. Hiltich Dudde
verkauft 'ift, der es vor mehreren Jahren Stuͤckweiſe wieder. ver:
äußerte; dad Gebäude, ein Bauernplatz, iſt abgebrochen, 28. fand
40 Minuten füdfeits dee Kirche... Große und. Kleine-Mie:
gez 121: md 18 &, mit einem: adlichen Gute, jetzt Bauernplatz,
44: Stunde: nordfeitö. der Kirche, To ebenfalls: der Familie von
Wurmb gehört hat, vor einigen Jahren aber an :den damaligen
Dächter Jürgen Oltmans in Erbpacht ausgethan worden. Alte
Mitteldeich, 37, NewerMitteldeiich,: 46 E., dann der
Berdumer Grode,’105 E.? fo wahrfeheinlich 16538: mit. dem
anliegenden :Severfchen Sarmfergroden zugleich eingedeicht ift, weil
zwifchen beiden fein Deich ſich befindet, ferner der Öftliche Theil
von Enno: Ludwigs-Gtode mit 48 E., 1658 eingebeicht,
beide mit mehrern Plägen, die eigene Namen:haben, ald: Adlers-
boff, Detmershaufen, vEhrenwolde ,.:Damrib, Dar:
mensluff, Iyerinshafe,..Kdnigdfroon,:.Pilienthbal,
Schönefeld, Suͤdwendung, en Toͤn—
niesgrund. |
Stempelgrode, 34 Stunde noͤrdlich⸗ den Kirch, ift das ein-
Run abliche Gut dieſes Kirchſpiels, wovon man beflinimte Nach-
richten hat.‘ Es gehörte: dem Regierhaufe und wurde 1600 vom
Grafen Enno IH. dem Droften zu Witmund, Balthafar von
Rietberg zur: Lehn verliehen; fo. wie hernach beffen Enkeln, Bal-
thafar und Johan Stempel, von denen ed den Namen erhalten,
7690 befam es der Ganzier Heinrich von Stamler, demnaͤchſt def-
fen: Sohn; da aber derfeibe ohne männliche Erben verflarb, wurde
ber: Hofmarfchall Ernft Ludwig von Wurmb. damit beiehnt, fo
wie. deffen Nachfommen:: 1795: ift ed allobificirt, gegen einen
jährlichen. Ganon von 30 Rthlr. Der letzte Befiger diefed und
ber beiden andern Güter ſoll kaiſerl. oͤſtetreichſcher General gewe—
— 520, m
fen fein. Gegenwärtig gehört e8 dem Gaftwirth Anton Röling
und einem Hrn. Efcherhaufen in Eſens. Ein Haus hat, fo viel
befannt, nicht da geſtanden. |
Sielham, 14 Stunde vom Kirchdorf entfernt im Norboften,
heißt ein Stud Land von 2 Diemath und das darauf flehende
Haus. Bei demfelben hat der alte Berdumer Siel gelegen, von
dem man noch vor einigen Jahren in den fumpfigen und uneb:
nen Stellen den ehemaligen Hafen oder Sielfuhle zeigte, und .
eine daran befindliche Anhöhe als Ufer deffelben. Lestere iſt vor
20 Jahren abgetragen und die niedrigen Stellen bamit gefüllt,
wobei man ganz Eleine Pfeifen und Dachziegel in der halben
Größe der jegigen gefunden, und beim Ausreinigen des, um ben
Garten gehenden Graben, ‚mehrere Pfähle. Im diefer Gegend,
weftfeitö der Suͤdwendung, liegen 400 Matten Landes, zum Ser
verfchen Kirchfpiel Middog gehörend,
40) $unnir, ein ehemald kleines Kirchfpiel, das durch bie
Eindeichungen an der Harl umd Dreifache vergrößert worden, jest
1183 Seelen enthaltend. Das Kirchdorf hat davon nur 1705 es
liegt auf einem fandig kleiigen Warf, beinah 114 Stunden
nordfeitd Witmund, 1%, Stunde weftlih Berdum, und ift weit:
läuftig gebaut, In alten Beiten hatte es eigene Häupflinge, bie,
nach Ulrih von Werdbum, aus dem Haufe Middog ſtammten;
der erfte bekannte Häuptling dafelbft hieß Folkert Oyken, ber
1491 Hilo Boyngs Teſtament mit unterfchrieb, Folfard vor
. Middog, der 1579 fi mit andern Edelleuten Harlingerlands wes
‚ gen eines Anlehns in Bremen verbürgte, muß damahls zugleich
‚ Häuptling in Funnix gewefen fein, weil er ald einer der vor⸗
u, De —__. ur —
nehmſten Unterthanen der Graͤfin von Rietberg mit aufgefuͤhrt
wird; indeß erwaͤhnt Bertram eines Leichenſteins in der Funnixer
Kirche mit der Aufſchrift: Anno 1585 des 5. daghes Marci,
starp de Erbahr und de Erenveste Ojre Middoch ende
Westerhusen Hovetling. *) Bielleiht waren bamahld zwei
Häuptlinge daſelbſt, fo wie wahrfcheinlich zwei Burgen da we:
®) Analecta ©, 49. Statt Dfre wird man wohl Djte lefen müflen.
34
— 5 —
ren. - 1620 beſaß Remmer Beninga von Grimerſum das Gut,
den Werdumer Familiennachrichten zufolge; ſpaͤtere Beſitzer fin!
nicht bekannt. Der Sitz der Haͤuptlinge war zu Weſterhu—
fen, das aus. einigen Plägen mit 35 E. befteht, 10 Minuten
weftfeit3 -ded Dorf nahe am Zief. Die Häuptlinge dafelbfl
müffen lange unabhängig gewefen fein, denn wie die Ueberliefe—
sungen melden, ſtand noch fpät Galgen und Rad bei. der Yurg.
Diefe ift längft nicht mehr da; auf der Stelle fteht ein Bauern:
platz, der noch adlich frei ift, und den Erben des weil. Oberamt:
mann Brantd in Witmund gehört.
Ihnkeburg, ein anderes adlich freies Gut, liegt 4 Stunde
ſuͤdſeits der Kirche und beſteht jetzt aus einem Bauernplatz. Ob
ſolches ein urſpruͤnglich adliches Gut geweſen, iſt unbekannt, es
ſoll indeß eine Burg da geſtanden haben. Von den Beſitzern
derſelben weiß man nichts, nur den Namen ſcheint ſie von den
letztern derſelben erhalten zu haben. Der durch ſein Rechenbuch
bekannte Jooſt Ihnen, der beim letzten Fuͤrſten Carl Edzard
Cantor war, wurde bei ſeinem Onkel, der die Ihnkeburg beſaß,
noch erzogen; der Name dieſes Mannes iſt nicht mehr bekannt,
noch wann die Familie daS Gut veräußerte; es gehört jet dem
Kaufmann Brants jun, in Witmund, und muß vordem zu Wit
mund eingepfarrt geweſen ſein, N es noch dahin —
und Küftergefälle abträgt.
Ferner gehören zur Kirche: DOfterhuf en, 76 €., im n Oſten
Goldenflraße, 45 ©, FZunnirerhörn, 5 €, Lehe,
Käkerey, Grünweg, Ghfiweide, Lühtenburg, Pog:
genburg, einzelne Pläge und Häufer, zufammen mit Ihnke—
burg 5 E. zählend. Nordſeits: Wefterdeih, 43 €.,
Sunnirer Große und Kleine Riege 87 und 14€, am
alten Deih, dann Altfunnirfiel, 2353 E., ein. hübfches
beträchtliche Dorf und ehemaliger Hafen nebft Siel, % Stunde
von der Kirche entfernt, welder ſehr wahrſcheinlich zugleich mit
dem Altwerdumer Siel gelegt wurde, fonft wenigflend bei ber
Sindeichung des Älteften Grodenlandes dafelbft, aljo um bie Mitte
bes 16. Jahrhunderts. Zreefe will zwar, daß der Siel erſt bei
— 55 ee |
kindeichung des Beerder Groben. gelegt fei, welches er in bie
Mitte Des 4. Jahrhunderts verfegt, und daß man damahls zus
zleih den Neuen. Werderfiel- eingehen lieg, von bemfelben bis
‚um Altfunnirfiel einen Flügeldeich. legend. *) Allein biefer An:
zabe fehlt alle Wahrfcheinlichfeit. Entweder ‚hätte das Funni⸗
ser Tief dann einen andern Lauf von Funnir. an: ‚gehabt zum
Weerder Siel hin, oder es war zu jener Zeit noch bis zum Nen-
dorfer Siel offen, Legternfals würde man ſich deſſen noch erin.
nern, die Deiche an beiden Seiten des Tiefs müßten noch: ficht-
barer fein wie fie jegt find, auch der Boden mehr: grodenartig.
Im .erftern Fall hätte hernach ein Canal von Funnix bis zum
Alten und Neufunnixer Siel gegraben ſein muͤſſen, um dem Tief
feinen jegigen Lauf anzumeifen; allein nicht nur finden fich dar:
iiber gar Feine Nachrichten, der fo natürlich fich fchlängelnde Lauf
jenes Tiefs, und die Breite deffelben, beweifen hinlaͤnglich, daß es
fein gegrabener Canal iſt; ‚und. wie hätte Altfunnirfiel ein fo
beträdtlicher Drt werden können, wäre ed nur 10 bis 20 Jahr.
ein Sechafen gewefen, wie der neue Werder Siel, obgleich 40
Zahr ein Hafen, ganz unangebaut geblieben. Leßterer wird ohne
Zweifel Hoß ein Eleiner Abwäfferungsfiel gewefen fein,. deffen Au:
Bentief ganz unbedeutend war, .
Katrepel, bei Altfunnipfiel, zählt 31 €, Alte Dei
47, Mitteldeich 47, und der weftliche Theil des. 1658 ges
wonnenn Enno = Ludwigsgroden 50 E., mit den Plaͤtzen
Ennoswonne, Heglerspaufen, — Ver—
einigung. Dann folge Neufunnixſiel, Stunde nord—
ſeits des alten, welcher bei Eindeichung des Enno-Ludwiggro—
den entſtand, und gegen 70 Jahr ein Hafen war, wodurch
ein ziemlich betraͤchtliches huͤbſches Dorf, entſtanden iſt, wel-
ches jetzt 186 E. zaͤhlt und mehrere gute Haͤuſer hat, auch eine
Saͤgemuͤhle, und eine Kornmuͤhle, Die zugleich Del ſchlaͤgt. Kat—
repel, bei demſelben, zaͤhlt 22 E., und der ——— Mit-
may 32.
®) Oſtfties⸗ und Parlingerland S. 435. 441.
34 *
— 5354 —
Erſt 1776 wurde hier eine Kirche gebauet, zu welcher auch die
umliegenden Groden eingepfarrt find. Vom erſten Prediger dar—
an, Henrich Matthias Ortgieſe, einem verdienſtvollen,
helldenkenden Mann, welcher hernach Superintendent in Witmund
wurde, und daſelbſt 1818 ſtarb, hat man einige theologiſche
Schriften, auch finden ſich von ihm manche gehaltvolle Aufſaͤtze
in den oftfriefifchen Mannigfaltigkeiten. Sein Nachfolger Adrian
Theodor Keershemius, geb. 1763, hat einen Nachtrag zur
feines Vaters Oftfriefifchem Predigerdenfmahl verfaßt, welcher bis
1822 geht, und durch manche eingeftreute nähere Nachrichten
über die Prediger mehr Intereffe gewinnt. Er 309 1785 nad
Amfterdam als Proponent, ward 1783 Prediger zu Vliſſingen,
demnächft zu Ameröfort, von wannen er 1811 nach Garolinen-
fiel berufen wurde. Eines Dichters von nicht gemeinen An:
lagen, kann fih der Ort rühmen, des Arztes und Wundarze
tes Luderus Toel, gebohren am 13. April 1788 zu Jever,
der ſich hieſelbſt niederließ, - doch fchon am 24. Mai 1819 dem
Tode zur Beute ward. Außer vielen Auffäken in den ein=
ländifchen Zeitfchriften, gab er 3 Jahr vor feinem Zode eine
Sammlung feiner Gedichte heraus, die von wahrem Dichtergeift
und Gefühl zeugen; auch hat. er eine Ueberſetzung von Voltaire's
Pucelle in der Handſchrift nachgelaſſen, die hoffentlich nie ge—
druckt wird werden.
Zur Gemeine gehören: Ein Theil von — — n,
der 1617 eingedeicht ift, mit 107 E., der Kleine Charlot—
ten⸗Groden, 40 E., nördlich daran, 1677 eingebeicht,; fo wie
ver Große Charlotten- - Groden, 99 E., von: 1679, im
Oſten. Auf diefem ift ein Platz, Hespenhauf en’ genannt, zu
53 Diemath, an ber Jeverſchen Gränze, welchen der Regierung:
Rath Wilhelm von, Hespen 1702, nebft 225 Diemath auf dem
Klein-Charlotten-Sroden, für 2 Rthir. pro Diemath in Erbpacht
erhielt, und jede 35 Jahr eben fo viel; 1779 wurde diefer Canon
auf die 225 Diemath, welde in 4 Plägen beftehen, gelegt, fo
daß der Platz Hespenhaufen völlig freied Eigenthum ges
worden, Nord: und norbweitfeit5 daran der Garolinen-Gro->
— 555 —
den, 2235 E., fo 1729 gewonnen, und dabei zugleich ber Garo-
linenfiel gelegt. Auf demfelben und dem GCharlottengroden lies
gen: Carolinenland, Fürfiinnen-Grashaus, Horfte-
nau, Kleehoff, Oldenlohe, Seeburg, Tannen—
werth, und andere Plaͤtze. Der im Norden darauf folgende
Fridrichs-Groden iſt 1765 fuͤr Koͤnigl. Rechnung einge—
deicht und in Erbpacht ausgethan, bald darauf aber an die Land⸗
Schaft für 57,423 Rthlr. 22 St. 19 W. verkauft; er zählt 189 E.,
zugleich wurde dabei die Fridrichs-Schleuſe gelegt, wodurch
Garolinenfiel zwar eigentlih ein Binnenfiel ward, doc feis
nen Hafen und Schiffahrt behielt, weil die Fridrichs-Schleuſe
gewöhnlich offen flieht und mit einer doppelten Zugbrüde verfe:
hen ift, fo daß auch folhe Scefhiffe, die den Maft nicht fireie
chen, durchfahren koͤnnen. Der Drt treibt baher auch. wenig
oder feinen Handel, hat indeg doch 106 Einwohner. Schwe⸗
rins-Groden ift 1801 und 2 bebeicht und zählt 29 E.
Diefer. Groden ift ebenfalls erbpachtspflichtig, alle übrigen, mit
Ausnahme der dem Reg. Rath Hespen verliehenen Güter, Do:
mäne und werden für Rechnung der Krone verpachtet,
Zuſaͤtze
.
Zuſaͤtze und Berihtigungen.
Stadt Emden
Zu S. 65.
Die Navigationsfchule zu Emden wird im Jahre 1824 eine
verbefferte Einrichtung erhalten. Es foll darin Unterricht im ber
reinen Mathematik, der mathematifchen Geographie, den Anfangs:
gründen der Geographie überfeefcher Länder und dey Produktenkunde
gegeben werden, fo wie in den fonfligen, angehenden Seeleuten
nöthigen nautifchen Kenntniffen; auch foll der Lehrer mit. den
jungen Zöglingen Waflerfahrten an den hiefigen Küften und In—
fein anftellen, um folche praftifch mit ihrem Gefchäft bekannt zu
machen. Die bieferhalb erlaffene Verordnung ift vom 30. De
cember 1823.
“ Zu ©. 67 und 76.
Das Urmenwefen der beiden proteftantifchen Gemeinen in
Emden hat, durch einen Befhluß vom 23. Auguft 1823, eben:
fals eine neue verbefferte Einrichtung erhalten. Künftig fol das
Armen » Collegium aus dem Berwaltungs » Bürgermeifter, . einem
reformirten und einem lutheriſchen Prediger, 4 reformirten und
2 lutheriſchen Bürgern beftehen, außerdem noch 24 Armenpfle:
ger angeftellt werden, aus ber ganzen Bürgerfchaft gewählt,
welche die fpeciele Aufficht über die Armen haben, Dann fol
in den Gebäuden des Gafthaufes ein Arbeitshaus für die Armen
eingerichtet werden, worin felbige, fo viel möglih, mit dem be:
fchäftigt werden follen, was fie verftehen,, hauptfächlich aber mit
Spinnen, Ne: und Strumpfftriden, Weben ꝛc. Eine Commif:
fion von 9 Perfonen fleht dem vor. Durch diefe Anftalt wird
einem laͤngſt fehr fühlbar gemwefenen Bedürfniß abgeholfen und
ed muß folche für Emden hoͤchſt mwohlthätige Folgen haben. —
Das gedrudte neue Armen: Reglement faßt 32 ©. in gr. 4.
Zu ©. 73.
Der Prediger ber franzöfifch-reformirten Gemeine, Philipp
Jakob Wenz, aus dem Zweibrüdfchen, deffen fchon als GStif:
ter der einen naturforfchenden Gefellfhaft gedacht worden, hat
fich noch mehr verdient ‘gemacht durch feine, im Drud erfchienene,
Reformations-Jubelrede und der, diefer angehängten, Gefchichte
‘der franzöfifchsreformirten Kirche in Emden; ein höchft intereffan:
te8 Werk und nicht unbedeutender Beitrag zur vaterländifchen
— em
Stadt un Amt Aurid.
Zu ©. 87. Aurid,
Der Commerzienrath Meyer hat vor Furzem in feinem Haufe
am Tredcanal, eine Badeanftalt eingerichtet. Es befteht folche
aus drei Badezimmern und einem Vorſaal; man kann ſowohl
einfache warme Bäder, ald Seifen, Schwefel:, Salz:, Kräuters
und fonftige Bäder, zu billigen Preifen nehmen, auch Erfrifchuns
en aller Art erhalten. — Coldehoͤrn, ein Wirthöhaus am
nde der Sandhorfter Allee, gehört auch zu Aurich,
Zu ©. 103. |
Bon dem aus der Gegend von Meerhufen nad Blodhaus —
nit Broofzetel — gegangenen Graben war der Wall, nah
Ausſage eines alten Mannes zu Blodyaus, der vor 40 Fahren
bafclbft Schäfer gewefen, damahld noch deutlich zu erkennen ; jeßt
ſieht man nur noch hie und da einzelne höhere Stellen, als Reſte
bevon. Gedachter Alte erinnert fich jedoch nicht, etwas von
einem, weiter nach Zriedeburg gehenden, Graben oder Wal be;
merkt zu haben,
Zu ©. 103, A8 und 281. Conrebberswege.
Sch werde hier zufammenftellen, was ich.über den Lauf diefer
Wege im Auricher und Emder Amt, ferner in Erfahrung gebracht.
Die Schwierigkeit, ſich Nachrichten darüber zu verfchaffen, ift in
der That groß. Sehr wenige wiffen etwas Davon, und diefe wis
derfprechen fich unter einander oft fo fehr, daß man zumeilen vers
ſucht wird, das Ganze für eine Fabel zu halten, zumahl eigene
Anfiht zum Theil dabei nichts- fördert, Es darf daher. nicht
auffallen, daß die. folgende Nachrichten, mit den im Text angege-
benen, nicht überall einſtimmen. )
Der Conrebbersweg zeigt fich zuerft, eine ziemliche Strede von
der Knock entfernt, in der Wiebelfumer Feldmark, feine Richtung
nach Doodshörn nehmend, anfangs noch als ordentlicher Landweg,
ber etwa 8 Schritt breit ift und Ber Radbodusweg genannt
wird, weiterhin nur noch an dem erhöhten Rüden im Meedlande
zu erkennen, der bis etwa 34 Stunde nordoſtſeits der Knod fort:
geht, dann aber wenig oder feine Spuren mehr übrig läßt, in=
dem bdafelbft Fein altes Meedland mehr vorhanden. , Aus der
Richtung des noch fichtbaren Theils ergibt fih, daß der Weg
nahe bei Baartshuſen, weftfeits, worbeigegangen, und es fcheint,
daß er in zwei Arme beranfam, indem man zwifchen Baartshus
fen und Loquard, grade in der Biegung bed Loquarder Tiefs,
auf einer großen Domänen-Wiefe, die 24 Grafen genannt, Spu⸗
ren eines großen Weges antrifft, welche ebenfalls ohngefähr die
Richtung nad) der Knod und Doodshörn haben, auch durch die
Sage als Ueberbleibfel eines Conrebberöweges bezeichnet werben.
Bon Doodshörn an wird der Weg ein Deerweg, der anfangs 8
— 555 —
Schritt breit ift, ‘auch weniger, weiter nach Often fich auf 9 bis
40 Schritt erweitert. Einige: Eleine Hügel oder Warfen liegen
neben demfelben, wovon einer Kranenborg heißt, ein anderer
Sugenborg, der dritte, an der Sübdfeite des Weges, nahe bei
Doodshoͤrn, Baarleen. Diefer ift der größte, und es ſtand einft
ein Plaggebäude darauf (f. S. 322), in früherer Zeit vielleicht
eine Herberge oder Betcapelle. Die Richtung des Weges ift fall
gerade gen Oſten; ohngefähr 10 Minuten weftlich des Hintertiefs
wendet er fih, ald Deerweg, plößlih nah Süden, Emden zu;
und es fcheint, daß er fich ſchon da getheilt, denn von jenem
Punkt geht er, ald grüner Weg in derfelben Richtung nach Dften,
noch einige Minuten weiter fort bis zum Gielmeg (dem von Em:
den nach Hinte und Wefterhufen gehenden Deerwege). Der füd:
liche Arm, welcher als Heerweg nad) einer kleinen Weile fich ofts
wärt3, dann wieder ſuͤdwaͤrts grade nach Emden wendet, ging auf
etwa 10 Minuten Länge gen Süden, durch ein Stuͤck Grünland,
Grummelsland genannt, wie noch darin zu erkennen, dann
öftlich erft noch durch daffelbe Land, darauf als, jetzt noch, 20 bis
25 Fuß Breite haltender grüner Weg, Vilkuul genannt, auf
die fogenannte Gofenbrüde zu, die unweit Emden über bad
Hintertief liegt, und dann, unter dem Namen Oldeweg, nod
weiter öftlich durch das jenfeit des Tiefs liegende Wurzelland,
wie .fih an dem hohen Rüden und noch zum Theil erhaltenen
Schloͤten bemerken läßt.
Ob dieſer Oldeweg ein Arm des Conrebbersweges ift, oder ein
gewöhnlicher, rundum Emden gehender Heerweg, läßt fich zwar
nicht beſtimmt angeben, erſteres hat aber große Wahrfcheinlichkeit,
denn zwifchen den beiden Delmühlen am Zredtief und Wrantepott,
einem Wirthshauſe, bei der über dieſes Zief führenden Zugbrüde,
zeigen fich hin’und wieder Spuren des eined alten Weges. "Ei:
nige Schritte oftfeitS Wrantepott, im Süden des Tredtiefs, fängt
indeß der Weg erſt am recht fichtbar zu werden, und iſt von da
an bis auf eine flarfe Viertelftunde oſtſeits Mittelhaus, noch
fehr deutlich zu erkennen an der, faft ohne Unterbrechung fort:
laufenden Erhöhung, und den ſchwachen Niedrigungen an beiden
Seiten; er hält durchgängig 7 Schritt Breite, auch 8, zumei:
len nur 6, und geht Feineswegs in gerader Linie hin, fondern
bat häufig Kleine Krümmungen, faft eben fo wie ein Fußpfad.
An einer Stelle zwifchen Wrantepott und Mittelhaus, liegt mit:
ten auf Demfelben ein großer Kiefelftein, MA Fuß beinah lang,
2 breit, faſt ganz mit der Oberfläche gleich. Bei Mittelhaus
ftreift er gegen 200 Schritt entfernt vorbei und bildet da ein Flei:
ned halbes Schick. 14 Stunde Öftliher werden die Spuren
ſchwaͤcher; bald zeigt ſich eine kaum fichtbare Erhöhung, bald ver:
fhwindet folche wieder, manchmal zeigt ein mit Fleinen Binfen
bewachſener Strich den Lauf. des Weges anz die Mäher Fennen
—
+ FI
Pe.
.
— 559
ſolchen ebenfalls an dem dichtern Graswuchs und koͤnnen daher
die Richtung anweiſen, wo andere gar nichts ſehen. 200
Schritt weſtlich dem Bangſteder Verlaat zeigt ſich, in 25 Schritt
Entfernung vom Tief, die letzte ſichtbare Spur, in einem ganz
ſchwach erhöhten Ruͤcken, der wenig über 5 Schritt Breite
hält, weiter öftlich bemerft man nichts mehr. Die Entfer:
nung des Weges vom Tredtief iſt ungleich, je nachdem biefes
fih biegt, zuweilen daher nur 20, 30, 50 Schritt, dann wieber .
einige 100, an zwei Stellen oͤſtlich Mittelhaus, geht er felbft
neben dem Zredweg oder dem Zief hin. |
Daß auch nördlicd des ZTredtiefd ein Weg, oder vielmehr Arm
des Hauptweges hinging, wird allgemein behauptet. Die Stre—
dung befjelben aber laßt fi noch weniger beflimmt angeben.
Es fcheint jedoch, daß ber, aus der Gegend von Harsweg kom:
mende, Weg nicht nach Wrantepott hinlief, fondern eine Eleine
DViertelftunde nordfeit3 demfelben vorbei. Er fol da durch das
' Maar *) gegangen, und der Boden diefed Tiefs, dafelbft mit
großen Flintenfteinen belegt fein, welche jedoch ganz bis auf
den feften Untergrund gefunfen. Der Bewohner jenes Haufes,
welcher zugleich Fifcher ift, verfichert, daß er beim Ausftellen fei-
ner Nege darauf ftößt. Die Spur des Weges geigt fih im
zweiten Stüde Land oftfeit3 de3 Maars, (das erſte iſt fhon auf:
gebrochen geweſen) in zwei fchwachen Vertiefungen, welche einen
8 Schritt breiten Streifen einfaffen. Die Richtung deffelben ift
grade zwifchen Marienweer und den füdlihen Häufern von Blau:
Farfen oder Moorhufen. Man kann der Spur, defjen nördliche
Seite auf 100 Schritt Länge durch die Hime geht, faſt W Miz.
nuten nachgehen, dann verfchwindet fie ganz, doch folgt bald dar-
auf der von Wrantepott nach den Wolden gehende Fahrweg, ber
von der Stelle, wo er fich Öftlih wendet, ein Stüd des alten
Meges fein kann, indem er völlig in derfelben Richtung geht,
auch 10 bis 41 Schritt breit if. Weiterhin fol der Weg vom
jebigen Fahrweg fich frennen und über die Auricher: und Barfte-
der Mede, füdfeits dieſes Dorfs, auf Wefterende gehen. Spuren
davon, in fchwachen Erhöhungen, mit Vertiefungen an beiden
Eeiten, oder letztere allein, zeigen ſich hie und da —— durch⸗
gaͤngig 7 Schritt breit. Es gibt Leute, welche behaupten, der
Lauf des Weges ſei weiter noͤrdlich geweſen, durch die Hiwe
und das große Meer auf Forlitz an, und ferner nordſeits Bar:
fiede nad) Holtloog. Spuren davon kann man aber nicht an-
geben, außer an einer einzigen Stelle, in ber Linie zwifchen
der Barfieder Kirhe und der Mühle von Wiebelsbur; da ift
”) &o beißt das aus der Hiwe zum Treckkanal gehende Cränstief. Es ift ein nas
türliher Canal und Eein gegrabener, jedoch fat ganz zugewachſen. Bein Lauf iſt
auf Camp's Charte zu grade angegeben, und die Lage dev Hiwe unrichlig; Diefe
erſtreckt ſich einige hundert Schritt oflfeits dem Diaar, fo weit nah Süden, dag
ige Ufer ın die Linie zwifchen Marienweer und Moorpufen fällt.
ein fchwach erhöhter Rüden, der in ein paar Schritt Entfernung
vom Gränzgraben zwifchen Barftede und Wiebelöbur, auf 100
Schritt fi nachgehen läßt, 7 bis 8 Schritt breit, mit faum ficht-
baren Vertiefungen an beiden Seiten; die Richtung deſſelben ift
weſtlich auf Forlig, Öftlich auf der Nordfeite von Doltloog an.
Beide. Arme: werden von einigen Robodesweg, durchgaͤngig
aber Gonrebberäweg genannt. Daß der nördliche noch wei-
ter öftlich bi8 Erfum und Walle, felbft Meerhufen, gegangen und
Dafelbft, des HeidefeldE wegen, Here genannt werde,
ift nicht andem. Freilich find da Wagenbänfe oder auögefahrne
GSeleife zu fehen, allein diefe rühren von den Bauern ber, indem
man vor Anlegung orbentlicher Wege über beliebige Stellen der
Heide fuhr. Aehnliche Wagengeleife finden fich auch ſuͤdſeits des
Zredtiefs in den ehemaligen Rahefter und Hartumer Gemeinwei-
Den, wovon jedoch nur hie und ba, auf den wenigen uncultivirt
liegenden Streden, noch etwa$ zu fehen. Solche werden nahe bei
Sahne oftfeits, am Treckwege fichtbar, gehen erft öftlih, dann
nordöftlich biß Kirchdorf, deren Einwohner bis zur Anlegung des
Trecktiefs darlıber nach ihren Wiefen gefahren find, auch die von
Schirum, um den Sand zu vermeiden. Sehr alt find diefe Spu-
ren alfo, doch darf man darum nicht behaupten, daß fie Fortfe-
gungen der Gonrebberäwege find; indeß ift es auffallend, daß der
nach Kirchdorf gehende eben fo genannt wird.
Die im Tert befindlichen Nachrichten vom Ellen: und Diefwege
und dem von Wiebelöbur fommenden Weg, find ebenfalld unridy:
19. Ater Sagen zufolge fol früher ein Weg von Engerhafe,
über dier Bictorburer. und Wiegboldsburer Meede, durch die Weft:
feite von Wiegboldsbur nach der Weftfeite von Barftede gegan:
gen fein. Die Spuren eined Weges zeigen fih wuͤrklich noch
an vielen Stellen auf der Meede, von Nordweſt nah Suͤdoſt
fireihend, 9 — 10 Schritt breit. Man nennt dabon den, nörb-
lich Wiebelöbur liegenden Theil Küftersweg, den, fübfeits je-
nem Dorf: Weſterdyk, bei Barftede: Ellenweg. Einige
wollen, daß. er noch weiter fldfeitö gehe, und bafelbft Onken-
Diet heiße, auch derjenige Theil, des Heerweges, welcher von
Ochtelbur füdlich nach Bankſtede geht, ein Theil davon fei. Die
Richtung diefes Weges läßt glauben, daß es bderfelbe Weg iſt,
der nach Bertram bei Marienhafe fich findet, und “noch auf der
GSiegelfumer Meede fichtbar ifl. Vielleicht ging er zum Upftals-
boom, fonft entweder nach Ihlo, oder es ift der Proceffiondweg ,
der von Leer nad Marienhafe fol gegangen fein. Ein anderer
Weg läuft von dem meftlichiten Haufe von Holtloog auf bie
beiden öftlichften Häufer von Bankſtede an und wird der Barf-
weg genannt. Er geht in fchnurgerader Pinie und ift noch fehr
fihtbar, ſuͤdſeits des Treckwegs fogar noch ein bis zwei Fuß hoch
und 9 — 10 Schritt breit. Die Richtung ift auf Ihlo; er muß
— Au um
weit jünger fein wie die andern, weil er noch fo gut erhalten.
Einige fagen, er fei nordfeitd bis Wiebeldbur gegangen, doch find‘
Feine Spuren davon zu fehen, fie zeigen eigentlich nur noch bi
zum Wefterender Tier
Der ©. 218. erwähnte Oldeweg geht bis zum Rorichumer Tief,
welches, I%4 Stunde nordweftlic der alten Kirche von Neermoor,
Dlderfum zuftrömt; nordſeits des Tiefs find Feine Spuren mehr
vorhanden,
Zu ©. 112.
Wilhelminenholz gehört jest bem Senator van Cam⸗
menga,
; Zu S. 114. Meerhbaufen.
Es fcheint nicht, daß dieſes Klofter 1514 abgebrannt ſei; Be-
ninga meldet auch nichts Davon. Noch 1535 muß es beftanden
haben, denn in diefem Jahr verließ Anna, Zochter Folkert3 von
Nordorp, dad Klofter, zufolge Harkenroths Anmerkung bei Be:
hinga (©. 542). _
Zu ©. 115. Kirchdorf.
Die Kirche hat an der Oftfeite des Dorfs geflanden, der, an
der größern Höhe, noch wohl zu erfennende Kirchhof, wird an
drei Seiten von einem Weg umgeben und hält gegen 80 Schritt
Länge bei gleicher Breite. Noch jest findet man beim graben
oft Steine, früher auch Knochen und Schädel, Der Name des
Dorfs ‚eigentlich Karkdorp, und die Größe des Kirchhofs, gibt
ber Vermuthung mehr Wahrfcheinlichfeit, daß hier feine bloße
Dorfscapelle, fondern wirklich eine Kirche für Aurich und die
herumliegende Dörfer geftanden. In dem Fall gewinnt auch die
Sage großen Anfchein, daß in Aurich ein Klofter gewefen. Bei
der Stadtkirche, deren nördlicher Theil demnach zum Klofter ge:
hört hätte, fanden mehrere geiftliche Häufer, als das Antonien-
haus, dad St. Andredä:Haud, das alte Pfarrhaus, hernach
die lateinifche Schule, und noch ein andered Haus, wovon 1524
nur noch die Mauern übrig waren.*) Dies könnten die Ge:
bäude des alten Kiofterd wohl gewefen fein. Irgend ein geiftli=
ches Stift muß es da wenigftens gegeben haben, wie fämen
fonft fo viele geiftlihe Wohnungen im genannten Jahr, fämmts:
lich von Weltgeiftlichen bewohnt, bei der Kirche zufammen ?
Ein großer Baum fteht in diefem Dorfe beim Kirchhofe. Der:
gleichen trifft man faft in jedem Dorf des Auricher Amts anz
ein freundliches Andenfen der Vorzeit. Sn ftiler Abendfühle
verfammelten unter feinem weit auögebreiteten Laubdach fich die
Dorfsbewohner zu ernfthafter und freundlicher Unterhaltung. Die
und da herrſcht der Gebrauch noch jet.
Drei Koloniftenhäufer, Küfenhütte genannt, am Moor, ges
bören zu Kirchdorf.
*) Fun® Gpronit, Bd. 1. ©. 370,
— Sa —
3u & 117. Weſterende.
Zu dieſer Gemeine gehören zwei Haͤuſer von Uppenbor)
zwiſchen Bankſtede und Fahne, ſo auch Herrenhuͤtten, zu
Koloniſtenhaͤuſer, nordſeits, auf einer Sandgaſte mitten im Mon
die den Namen daher erhalten, weil früher in der Gegend d
Zorf für das herrfchaftl, Haus gegraben wurde, wobei man fi
die beiden Auffeher Hütten. errichtete, an
Zu S.118. Die Wolden. ER
Einige find der Meinung, daß die, Benennung Wold, Wol
den, nicht fowohl auf ehemalige Waldungen andeute, als vic
mehr auf die niedrige Lage der Gegend. Wold im altfriefifk
heißt freilich ein Wald oder. Gehoͤlz, Walla: aber ein Brünna
Welle, Duelle, auh Damm, Wall *) ꝛc. In der That lie
alle Derter in Oftfriesland, die auf Wold lauten, in der N:
fehr niedriger. Gegenden, wo die Auwefenheit chemaliger
dungen nicht fehr wahrfeheinlich iſt. Die 13 Dörfer dagegen, i
deren Namen dad Wort Holt vorfommt, liegen, ‚mit Ausna
des einzigen Holtgafte in Reiderland, auf hohem Sandboden, u
überdem in folchen Gegenden, wo zum Theil noch jegt Reſte eh
maliger Waldungen angettoffen werden. .
Zu. ©. 191. Moordorf.
Auch die Frau des Schullehrers ift angeftelt,. den M
Unterricht im Striden und Nähen:zu geben. Die Regieru
hat fogar den Armften Goloniften. Flach und Spinnräder ver
reicht, um auch im Winter ihnen Befchäftigung zu’ geben.
Zu ©. 138. -Siegelfum !
Der Prediger Juſtus von Stieineder;, der 1711 zu ii
mund Prediger wurde, 1713 art beabfichtigten Tage feiner U
bindung mit einer Fräulein von Specht aber ftarb, fol aus S
gelfum fein, vielleicht der letzte ſeines Namens.
Zu ©. 130. Marienbafe,
Ich habe hernach die Kirche gemeffen und folgende Dimenfion
gefunden: Länge des wefllichen Theils oder Shiff3 11614 Zu
des Kreuzes 45, des Chords 47Y,, zufammen 207 Fuß, Breite ı
Shif 78, im Kreuz 111, im Chor 41 Fuß Gröninger? Maxi
fammtlih auswendig gemeflen. ,.Die Meffung ift an beide
Seiten geſchehen und Ddifferirte nur um einige Zoll. Die in
Text befindliche Angabe nad Bertram **) ift alfo etwas zu Elein
Der Tburm dagegen halt nach meiner Meffung nur 46 Fuß Läncı
und, fo weit er aus der Kirche hervorfteht,. 41 Fuß Breite un!
mit dem in der Kirche fichenden Theil, 44. Die Angabe, ©
*) Wiarda altfriefifhes Wörterdbuh, S. 389. 390, Ich habe mich diefes Buchs au!
bei den andern Erklärungen altfriefifcher- Wörter bedient. _ ’
eg rin den an der Kirche zu Marienhafe Befindlichen ſteinernen Bi
dern. . 8»
— Du) mm
34 , von 48 Fuß Breite und Tiefe, fleht in E. F. v. Wichts
\nnales Friesiae und ift aus Zjaden gel. Oftfriesland, ©. 180
enommen. Bon Wicht fagt, daß er die Thürme zu Emden,
Sfteel, Norden, Marienhafe, felbft gemeſſen habe, und gefunden,
aß die Höhe eines jeden feinem Umfange gleich fomme. Bei
em zu Marienhafe möchte fich folches nicht behaupten laſſen; es
edarf keines fcharfen Augenmaaßes um einzufehen, daß die Höhe
en Umfang übertriff. — Die Eleine Colonie Neuland ge
ört auch zur Kirche. Euer
Zu ©. 136. Bantftede |
Sn diefem Dorf fol eine Burg geftanden haben, und zwar
uf der Stelle, wo das dritte Haus im Weſten fteht, welches feit
weihundert Sahren im Befig der Familie der jegigen Bewohner
ich befinden fol. Man will willen, die Burg habe Opken Fahn
‚eheißen, und fo auch der Junker, der darauf gehaufet; vielleicht
in verftümmelter Name für Ocken-Fahn. Die große Menge
Steine, welche man aus dem um das Haus liegenden Garten
wögegraben, und auch noch jegt beim Tiefpflügen findet, beweifen
reilich, daß Fein gewöhnliches Haus dafelbft geſtanden; auch gibt
ie Ausdehnung, worin die Steine vorfommen, 60 Schritt Länge,
356 Schritt Breite betragend, zu erkennen, daß es ein vierediges
Ar gewefen. Vom Graben find nur ſchwache Spuren übrig
eblieben.
Zur Gemeine gehören 5 Däufer von Uppenborg, welches
uf der öftlichen ehemaligen Gemeinweide. liegt. Bei dem einen
ver Häufer, ein paar hundert Schritt ſuͤdſeits des Heerweges,
rifft man ein kleines Stüd noch uncultivirten Heidefeldes an,
ind darauf eine Stelle, 60 Schritt lang, 58 Schritt breit, rund:
im mit einem: faft ganz zugefchlammten Graben von 5 Schritt
Breite umgeben, .die-Uppenborg genannt, von der die Häufer
ven Namen befommen, Un einer Stelle ‚derfelben, wo nachge:
zraben, hat man viele Mauerfteine gefunden, im weſtlichen Gra:
ben auch einen zerbrochenen Mühlenftein und eine. rothgefärbte
Shaifendeichfel. Ueberlieferungen zufolge fol eine Burg dafelbft
zeftanden haben; einige machen ein Klofter daraus. Wahrfchein-
‚ich war es eine Schanze, aus den früheften Zeiten herrührend,
welches man auch daraus fihließen Fönnte, weil da3 im Norden
und Dften daran. liegende Heidefeld Feine Spur ehemaliger Be:
banung zeigt. — Der Bewohner eines der Häufer fand vor eini—
zen Jahren beim Zorfgraben auf dem Untergrund des Moors ein
altes Meffer von Glodenmetall, 914 Zoll lang, wovon 3 Zoll
auf den Griff fommenz die Echneide IA Zoll breit, A Zoll auf
bem Rüden did und ziemlidy ſcharf, hinten mit einer Fleinen
Biegung, ber Griff erft rund, Dann vieredig und eingeferbt für
ven Griff, welcher aus Bein beftand, jedoch beim Aufnehmen
gleich zerfiel. Das Meſſer ift noch in gutem Stande, nur find
—
bin und wieder einige Peine, doch nicht durchgehende, Löcher bar:
in, wie von Würmern eingebohrt, auch hat die Schneide ziem:
lich viel kleine Scharten.
| Zu ©. 136. Riepe. |
Zwiſchen dem Dorf und dem, Tredweg zieht fih ein mäßig
hoher Sandrüden hin, An der nördlichen Seite defjelben, nord:
weftfeitö der Kirche, beinah 800 Schritt vom XZredweg, trifft
man eine Anhöhe an, Oldehof genannt, worauf, wie einige
meinen, eine Gapelle, nach andern bie erfte Kirche von Riepe fol
geftanden. haben. Steinfhutt ift darauf, doch in geringer Menge
zu fehen; vor ohngefähr 25 Jahren hat man aber nad, 1.4 Fuß
unter der Oberfläche, eine ganze Mauer gefunden, aud ein, dem
Anfchein nach menfchliched Gerippe. Die Anhöhe ift etwa 60
Schritt von Oſt zu Wet lang, 50 breit. Ein alter Weg geht von
Derfelben grade auf die jekige Kirche an. Wenn die Kirche da-
felbft geflanden, dann muß foldhe früh verfegt fein, da die jegige
‚ ziemlich alt ausfieht.. Es wäre indeß fehr möglich, daß der Gon-
rebberöweg da vorbei gegangen, oder der vom Riepſterhammrich
gefommene, denn bei folhen Wegen legte man wohl Gapellen
an, wie im Jümmigerhammrich und bei Neermoor; vielleicht ruͤh—
ren auch die Gapellen und Kirchen zu Harsweg, Forlitz, Wieg:
boldöbur daher. Ä
Zu Kapelle hat man auch zu einer andern Zeit, nemlih
yoährend der Viehfeuche, ein großes menfchliches Gerippe entdeckt,
in einem Sarg liegend, der jedoch ganz vermodert war, das un:
terfie Brett audgenommen, weldes nad der Verficherung eines
87jaͤhrigen Mannes in Riepe, Jakob Engelbarts, der folched aus:
gegraben, 314 bis 4 Zoll Dide hält. Der Umftand, daß auf,
der Stelle zwei anfehnliche Heerdgebaͤude ftehen, und foldhe mit
ihren Ländereien ehemald Domäne gewefen, fprechen für die Sage,
dag ein Klofter dafelbft geftanden. Einer bloßen Gapelle wuͤrde
man nicht 200 und mehr Grafen Landes fchenfen, am wenigften
einer fo abgelegenen,
| Bu ©. 1412 Ihlo.
Eine zwifchen dem Gehölz und Bunkfahne, nahe dem leßtern,
auf den dafigen Meeden befindliche Eleine Anhöhe, die Swoog s⸗
boogte genannt, ſitzt voler Mauerfteine und Schutt. Wermutbh-
lich hat da. eine Gapelle geftanden, indem das Zief nur einige
hundert Schritt davon entfernt iſt; ein Bauernhaus kann es nicht
gewefen fein, da alled Land daherum zum Klofter gehörte, und
wenn fpäter ein folches dahin verfeßt wäre, dad Andenken daran
noch nicht Fönnte verfchwunden fein. Die Anhöhe ſtreicht von
Oſt zu Welt und .hat 36 Schritt Länge, nordfeitd 23, ſuͤd⸗
feitö 15 Schritt Breite, und nahe dabei eine ründliche, 7 Schritt
im Burchmeffer haltende Anhöhe. Ein Graben ſcheint in einiger
—
nt
— Dub —
Entfernung darum: gegangen:zu fein; man fieht noch die Spuren:
davon, einen.Raum von 83 Schritt Länge, 52 Schritt Breite
einfchließend ‚. in deffen Mitte die Anhöhe —
Zu ©. 147. Stracholt.
Die Burg der Haͤuptlinge von Strackholt ſoll im Dorf ſelbſt
geſtanden haben. Vor ohngefaͤhr 25 Jahren war daſelbſt noch
die Stelle zu ſehen, welche auch Burgſtelle genannt wurde;
ſie bildete ein regelmaͤßiges Viereck, der Graben und einige
Erhoͤhungen, —** der Waͤlle, waren damahls noch ſichtbar.
Hernach iſt alles geſchlichtet, und dadurch die Erinnerung daran
verſchwunden. Auch Aernt von Strackholt war aus dieſem Haus
fe, Droft von Friedeburg und treuer Diener Edzards,
Dftinzenburg, heißen jet 2 Häufer neben der alten Burg:
ftelle oder Schanze, die neben dem Weg liegt, durch Theilung der
X Gemeinde und Anlegen der Wälle fait unfenntlich geworden.
Die Refte des Grabens zeigen eine Länge von 150 Schritt langs
dem Weg, und 50 Schritt landwärts,.
Amt Sriedeburg.
Zu ©. 148.
Nicht beftimmt, fondern nur .proviforifch ift das Amt mit dem
von Witmund vereinigt. Die Einwohner hegen jetzt große Hoff:
nung, daß es auf den frühern Fuß wieder hergeftellt werde,
Zu ©. 148. u.150.
Sm Suli 1821 ging die Stelle des Amtsvoigts in Horften ein,
und das ganze-Amt wurde in.eine Amtövoigtei vereinigt, wel='
he den Namen Friedeburg führt, und in die Unteroogteien
Horften und Reepsholt eingetheilt' ift.
Bu ©. 19.
Seit Wiedereinführung der alten Zollordnung (1822) hat die
Abgabe von 2 und 4 Stbr. vom Fuder auswärts gehenden Zorf
aufgehört. Diefe Abgabe oder Zoll ftand jedoch mit dem Moor:
wefen in feiner Berbindung. Die landesherrlichen Moräfte wer:
den gewöhnlich auf 20 Sahre verheuert, und die Moorheuer nad)
wie vor durch den Moorvoigt erhoben, -
=. Bu S. 1m.
Ehemals ftand auch das Amt im Süden, mit dem von Stid:
haufen in Verbindung, durch einen Weg, der von Hopels riach
Poghaufen ging, wovon die Spuren noch deutlich zu fehen. Von
Hopel aus zog fich folcher erft dDurdy den Sandboden, mit einem
Schloot an einer Seite, dann durch dad Moor, wo .er an beiden
Seiten mit Schlöten ug war, Ohngefaͤhr auf der Mitte
des Weges zeigen fich drei Vertiefungen im Moor, dree Püt:
ten genannt, wovon eine, bei Firzlich arigeftelter Unterfuchung,
noch 18 Zuß tief befunden worden, Bertram fagt in feiner Geo:
35
— Di —
raphie, daß ein von Voͤln kommender Conrebbersweg uͤber Stick⸗
* Lengen und Friedeburg bis Jever gehe; davon müßte alſo
diefer ein Stud fein. Niemand erinnert ſich aber dejfen, noch
weniger des Namens, und es ift die Frage, ob man vor 1000
ober mehr Jahren im Moor einen Weg ohne Unterlagen von
Holz anlegen konnte. Sehr alt muß der Weg indeß ſein. Noch
berrjcht die Sage, daß bei Aufhebung des Klofterd Hopels, die
Gloden des Kirchthurmd mit Ochfen Über diefen Weg nach Re:
mels gebracht wurden, auch daß die drei Brunnen zum Zränfen
des Viehs der Reifenden gedient haben. Es waͤre fowohl für
das Stidhaufer ald Friedeburger Amt und Severland fehr win:
fchenswerth, daß Diefer Weg wieder in Stand gefegt würde, wel:
ches um fo leichter anginge, da folches im Stidhaufer Amt von
den Buchweigen - Bauern fchon — ſo daß bloß die Strecke
zwiſchen Hopels und den drei Brunnen duͤrfte erneuert werden;
welche, ſo weit ſolche durch Sandfeld geht, 231 Ruthen Laͤnge
halt, und über das Moor 438, alfo im Ganzen 669 Ruthen,
wozu nur ohngefähr 180 Rthlr. Koften nöthig fein würden; eine
in Bergleich des Nugens höchft unbedeutende Summe,
ö Zu S. 149. u. 150.
Der ſuͤdliche Arm des Tiefs wird das Emder Tief genannt,
weshalb iſt unbekannt. Es iſt jetzt keinesweges bis Friedeburg
ir Boͤte ſchiffbar, erft Stunde von demſelben entfernt.
Zu. S. 151. Reepsholt.
Sn dem 1805, auf Befehl des Koͤnigl. Conſiſtoriums, angefertig-
ten Kircheninventar heißt ed: „die Kirche ift inwendig 160 Fuß
Yang, 30 Fuß breit und im Jahr 983 gebauet. Won der Weft-
feite derfelben ift fehon vor vielen Jahren ein Raum von 35
Fuß Länge abgekleidet, welcher die alte Kirche genannt wird, und
zur Aufbewahrung der Baumaterialien dient.’ Ausmendig müßte
fie alfo etwa 170 Zuß lang, 40 Zuß breit fein. Die im Text
angegebene, Fleinere Dimenfionen, rühren von einem Mann ber,
der im Ort felbft wohnt, und flimmen überein mit meiner ober:
flählihen Meffung; ich fand die Länge nemlic 50, die Breite
2 meiner Schritte A 3 Fuß. Daß die Kirche 983 erbauet, und
alfo jest 840 Jahr alt fei, möchte fich wohl nicht fo leicht beweiz
fer laſſen. Man glaubt es nah Emmius, welcher folche für die
Klofterfirche hält, allein diefe war, was Emmius vermuthlich nicht
befannt war, ſchon 1511 zerftört.
Zu ©. 151.
Nicht der Prediger Meeng, fondern deffen College, ber Super:
intendent Chriftian Diedrich Pfeiffer, welder den 8. Zuni
1816, 52 Jahr alt, farb, war es, der fich durch Verbreitung der
Kuhpoden fo fehr verdient machte. Im ganzen Amt war weder
Arzt noch Wundarzt, daher er fi dem Gefchäft des Impfens-
— Sy —
ſelbſt unterzog, nachdem er die beſten Schriften daruͤber ſtudirt.
Das Koͤnigl. Ober-Medicinal-Collegium zu Berlin ehrte fein
Berdienft durch Ertheilung' der auf diefe Entdedung gefchlagenen
Medaille. *) |
Zu ©. 154. Friedeburg.
Die Stelle, wo die Dlvenburger 1514 fich lagerten, fübfeit der
Seftung, heißt noch die Wagenburg, und gehört zur Marrer
Scäferei. Das Lager der. fächfifihen Fürften war an ber nords
oͤſtlichen Seite des Gehoͤlzes Strooth; noch ficht man da Refte
von Verſchanzungen und Eleine Erhöhungen, und öfters werden
von den Zandbefigern noch Kanonenkugeln ausgepflügt.
Bu ©. 155.
Zufolge eines Friedeburger Renteiregifterd find noch 1608
Schiffe mit Dachziegeln und Holz beladen von Leeroort nad
Friedeburg gefahren. Jetzt kann, wie oben bemerkt, nicht mal
ein kleines Boot dahin fommen. Gnaphäus wird durdy den Frie-
deburger Hafen den Friedeburger Siel verftanden haben, der vor
dem zweiten Einbrudy der Jade bei Horften lag. Die im Text
aufgeitellte Behauptung, daß das Seewafler nach dem erften Eins
bruch der Jade nicht bis Friedeburg gegangen, foll natürlich nur
fagen, daß das Land nicht bid dahin dem Meer offen liegen ges
blieben, weil in dem Fall fo wenig die alte Dörfer in der Herr⸗
lichkeit Goͤdens, wie die öftlich darauf folgende im Feverfchen, hät
ten ftehen bleiben koͤnnen, vielmehr wie im Dollart wären zu Grunde
gegangen. Daß ed, bis die Deiche wieder hergeftellt waren, jeder
hohen Fluth offen lag, wie 300 Jahr fpäter, verfteht ſich von felbft.
Zu ©. 156.
Midenbarg und America find eigentih Spignahmen,
die weder im Grundfteuerregifter noch gerichtl, Verhandlungen
vorfommen. Die dafelbft flehenden Häufer werden zur Commune
Friedeburg gezählt. i
Zu ©. 156. Abikhafe.
In diefem Dorf, welches gewöhnlicher Abikhave genannt wird,
früher Abfehave, fol, der Tradition zufolge,. der Abt des Reeps—
bolter Klofterd gewohnt haben. Einige der Revenuͤen der vor-
maligen Kapelle daſelbſt find an den bafigen Schulmeifter, für
Wahrnehmung ded Vorſaͤnger- und Küfterdienftes bei der Kirche
in Reepsholt, übergegangen. Die Kapelle fol, Iherings Kirchen-
Golleftaneen S. 126 zufolge, 1646 noch beflanden haben, und
damahls zu einer Schule eingerichtet worden fein. -
- .. Bu ©. 156. Deddenham.
Der Name ift unrihtig und kommt nur deshalb im gem. Le—
ben vor, weil der Beſitzer fo heißt. Der rechte Name des Plas
*) Wiarda oſtfr. Geſchichte 10. Bd. ©. 305.
55 *
— 548 —
tzes iſt Doſer- oder Doſenerham. Nicht weit von demfel:
ben ftand noch ein Platzgebaͤude, gleichfalls zu Abikhave gehoͤ—
rend, welches aber vor 3 Jahren, bei theilweiſem Berfauf Des
Platzes, abgebrochen ift. Auf der Stelle derfelben hat früher eine
Burg geflanden, wovon: Die Fundamente, aus. fehr diden Mauern
von Quaderfteinen beftehend, fich noch beim Abbruch des Heerd—
hauſes vorgefunden , die Gräben waren damahl3 auch noch in
ziemlicher Breite und Ziefe vorhanden, find_jest aber gedämpft.
Die Befiger beider Pläge find von Lieferungen an das herrſchaftl.
Haus frei, mußten aber, dafür in frühern. Zeiten Dreresfolge mit
einem geharnifchten Reiter leiften, welches unter fürftlicher Regie—
rung dahin verändert wurde, daß fie bloß bei feierlichen Gelegen—
heiten, ald Ankunft einer: fürftl. Braut, Huldigung ꝛc. zu Pferde
erfcheinen mußten. Bein: Antritt der preuſſiſchen Regierung ver:
ſuchte man;,. diefe Laſt abzukaufen, doch wollten fich die Bejiger
Dazu nicht verftehen. i .
ee Zu ©. 156. Dilmersburg. | Pi
Sie heißt noch jeßt fo, und kommt in gerichtl. Verhandlungen
unter folhem Namen vor. Die Rudera der Burg find noch zu
ſehen; doch hat man feit einigen Jahren angefangen die Burgs’
jtelle zu planiren. nl Be
2 Zu ©. 157. Wiefede *
Ihering er dere S. 520.) daß zu Wyfde ſich noch
Nuinen eines Klofterd aufthun, womit er die außerhalb dem Dorf .
liegende, im Zert angegebene, Stelle wird meinen, indem er der |
im Dorf felbft befindlich gewefenen Kirche noch befonders erwähnt.
Vermuthlich ift folches das Thor Wifche, welches in Harkenroths
Memor. design. unter den Klöftern mit aufgeführt fteht, denn
in einer andern Abfchrift jenes Reims ficht dafür Wpftfe. *)
Es kann fein, daß das Klofter, wenn eins da gewefen, abgebro-
chen, und nad) dem freundlichern Hopels verfegt worden, doch ift
es auch möglich, daß beide Klöfter zugleich beftanden. Zwoifchen
dem Dorf und Hopels foll ein gepflafterter Weg durch das. Moor
gegangen fein; man findet in der That an verfchiedenen Stellen
im Moor, in der Richtung auf .beide Derter, noch Straßenfteine,
auch Schutt von Ziegeln; bei Hopels ift folches am fichtbarften -
und da 12 Fuß breit; bei Wiefede ift aber nichts mehr zu fehen,
alte Leute dafelbft wollen indeg wiffen, daß einmahl ein- gepflas
fterter Weg, einen Zuß tief unter der Bauerde gefunden fei.
Wieſede foll vorher weit größer. gewefen fein. Die viele,
jest wüftliegende, Bauäder in der Gegend fprechen dafür, und
alten Sagen zufolge, hat man ehemals mit 140 Pflügen
dafelbft geackert. Solche Sagen müffen freilid mit einem
ſehr verkleinerten Maapftab gemeffen werden, . Glaublicher ift
*) Nacır, v. d, oſtfr. Klöftern,
—r— —— — ul
— 549 —
die Ueberlieferung, daß der Hopfenbau dort ehedem ſtark be⸗
trieben worden. Noch jetzt ſind die Wieſeder Bauern verpflichtet,
einen Theil ihrer Michaeli-Gefaͤlle an den zweiten Prediger , zu
Reepsholt, mit Hopfen abzutragen, welches jedoch gewöhndid in
- Gelde oder auf fonftige Art ausgeglichen wird, Die Plabbejiger
daſelbſt haben bei Prediger: und Schullehrerwahlen in Reepsholt
feine Stimme, | | | —
Zu S. 158. Marx. —
Die ſuͤdliche Schaͤferei war immer Privateigenthum und iſt erſt
vor einigen 40 Jahren angelegt. Sie hat ihren Namen von
den in der. Gegend herum liegenden vielen heidniſchen Grabhuͤ—
geln erhalten. Die Schanze, wovon man dorf noch einige Refte
ſieht, ift vom Grafen Edzard Furz vor dem. fächfifchen Kriege
(1512) aufgeworfen,. *) . Der dabei vorbeifliegende Bach heißt noch
die Sleye, fo wie die darüber führende Brüde die Sleyebruͤcke.
Die Loͤcher in den Grenzfteinen ſtehen in der Form eines Kreu⸗
zes. Vermuthlich, weil fie zu Opferfleinen gedient,. gab man
ihnen nach Einführung der. chriftlichen Religion die neue Geftalt.
Zu ©. 158. Strudden. ; |
Es liegt nicht beim Hopelfer Gehölz, fondern bei Friedeburg.
Eigentlich ıft ed nur ein einzelned Haus, welches nahe an Sta—
peljtein ſteht. Während der franzöfifehen Regierung wurden indeß
die 10 Häufer, welche hart an den ehemaligen Außenwerken der
Feftung fliehen, und zu Marr gehören, zu einer Dorffchaft, unter
dem Namen Strudden, vereinigt, .. ... ar, AUT
Zu © 158. Hopels. |
Das Klofter fol bereitö vor der Reformation fäfularifirt worden
fein. Der-Sage nad, follen das Etzeler Grashaus und ein Theil
vom Horfter Grashauſe dazu gehört haben; noch jeßt wird die bei
erfterm über das Zief führende Brüde Münfebrüde genannt. Die
Kirche zu Remels foll, wie, auch Ihering anmerkt, aus den Stei-
nen des Kloftergebäudes erbauet fein, und die dafigen Gloden aus
dem Klofterthurm herruͤhren. Wenn legteres fo ift, dann muß es
nad 1507 gefchehen fein, weil in dem Jahr der Remelfer Kirch:
. thurm einftürzte. Das erfte. in der Colonie Hopels ſtehende Haus
ift faft ganz von Steinen aus ben alten gemauerten Gräbern er:
bauet-worden. Der Eigenthümer erzählt, daB er vor vielen Jah—
ren noch einige wohl erhaltene Grabteller Auf dem Kirchhof ange:
om doch aus Furcht ſolche nicht weiter unterſucht habe.
ad alte Hopelfer Gehölz befteht ganz aus Fichen und Bus
chen von vorzüglicer Güte, mit Strooth 104M. 93 R. Galen-
bergifch einnehmend, Nur die neue Anpflanzungen find faſt ganz
Nadelholz. Er -
1
F
*) Beninga Chronyk S. 517. Er nennt fie. ein Blockhaus.
— 550 —
Der im Text erwähnte Weg ging nach Marx über die Weſter⸗
afte, dann über die große Marrer Gafte und ferner nördlich bis
— Noch ein anderer Weg ging dahin durch das Moor
bis zum Gehoͤlze Strooth, wo ſich noch auf verſchiedenen Stellen
ein alter aufgeworfener Weg vorfindet.
Zu S. 160. Etzel. I
Der Thurm hat dem Anſchein nach hart an den oͤſtlichen Kir—
chengiebel geſtanden. Man hat noch neulich im Fundament große
Quaderſteine gefunden. |
Odhngefaͤhr 350 Schritt nordoſtſeits der Kirche fol, der Tradition
nad, eın Feuerthurm geftanden haben, der den Schiffern auf der
Fade zum Pharus gedient. Die Stelle ift fehr hoch; man fin=
det dafelbft noch viele Steine und Schutt, auch Ueberrefte von
verbrannten Steinkohlen zc. Iſt die Sage wahr, dann gibt fol-
ched meiner Hppothefe, daß die Made ein großer Strom und
Arm der Wefer war, noch größern Anfchein. Für die unbedeu:
tende Schiffahrt auf der Jade allein einen Feuerthurm anzulegen,
konnte feinem Menfchen einfallen,
Nicht Riepe ſondern Riepen fagt man, und Hohendjovels ftatt
ee vor 230 Jahren wurde legterer Ort Hogetjauld ge=
chrieben, | | |
Zu 8.161. Stapelftein. 2
Eine kleine Capelle oder Bethaus fol, der Sage nach, vor ber
Reformation darauf geftanden haben. Der Hügel ift aber zu
Fein dafür, ‚und dann läßt fich gar nicht denken, wie man her-
nad) auf den Einfall kommen Fonnte, Steine, ganz in Form alter
Hünenbetten, darauf zufammenzulegen. |
gu ©.165. Hotften
Die Pfarrwohnung ift nichts weriger wie fhön, vielmehr alt
und den Einflurz drohend. '
Amt Stiebanfen.
Zu ©. 174.
Das Ehetief fallt nicht durch den Filfumer- fondern durch ben
Holtlander Siel in die Goeft. |
Die Swarte Niede, welche jedoch gewoͤhnlich Ehe genannt
wird, hat die in Oftfriesland feltene Merkwuͤrdigkeit, daß in ber:
felben, bei der Brüde von Juͤbberde oder Bargerfehn, fih Krebfe
befinden, die dahin wie an mehrern andern Orten, unter fürftlicher
Regierung, zur Zortpflanzung eingefegt worden, fich aber nur
bier allein erhalten haben follen.
Zu ©. 174. u. 212. Alte Wege, |
Auch über diefe Wege, ſowohl im Stidhaufer Amt als den
von Leer und Weener, find mir nähere Nachrichten zugelommen,
die ich der befjern Weberficht wegen, hier zufammen ftellen werde,
‚ze, DB oe
Die erſte fihtbare Spuren des Luͤdeweges trifft man zu
Dapenburg beim Zorenmwarf an. Diefe Hohe liegt ohngefaͤhr
7 Minuten nordweitfeitd der. Kirche. in einem Stüdlanve, nahe bei
den erften Häufern von Papenburg, und fol, wie angeführt, eine
_Burgftelle fein. Man fagt, daß vor mehrern Jahren noch Sand:
fleine daraus gegraben worden, und glaubt deshalb, daß: die Burg
daraus erbaut war. Wahrfcheinlich theilte fich der Meg bei
Breinermoor, oder erft bei Bakemoor; denn man trifft einzelne
ſchwache Spuren davon im Dafigen Hammrich bis zur Leda an,
und, der alte Weg, fo bei den, zwifchen Amdorf und Neuburg lie:
genden Hügeln, die Alteburg genannt, vorbeigeht, zieht fich durch
den Jümmiger Hamrich, von der Leda, zwifchen Molde und Am:
dorf, zur Juͤmme, in einem fichtbaren Streifen, in faft nördlicher
Richtung; und wahrfcheinlich geht ſolcher nordfeits der Juͤmme
oder Apır Ems fort bis Nortmoor, weil dafelbft in faft ders
felben geraden A noh ein Weg if. Der Sinedhte-
weg fcheint der öftliche Arm zu fein. Sichtbar wird er am fl:
ende von Bakemoor bei einem Haufe, welche vor Alters bie
— — hieß, und wo, Sagen zufolge, eine Burg gex
anden, von der noch alte Gräben zu fehen. Bon diefem Haufe
ging er zum Bietöberge (S. 192.) in oͤſtlicher Richtung, und fer-
ner, den hin und wieder im Oberledinger- Hamrich befindlichen
Spuren zufolge, bis zum Holter Heuwege in diefem Hamrich,
welcher ein Stüd des alten jes ſein ſoll, und bis. zur Leda
geht. Jenſeits derfelben, im Iummigerhamrich, wird der Knech—
teweg zwifchen dem, eine ſtarke halbe Stunde füdmweftlih Am—
dorp, am Fluß liegenden Platz Leyffe und-dem Pla Amels-
barg, welder !4 Stunde öftlicher, ebenfalld am Fluffe liegt,
als erhöhter Streifen wieder fichtbar, und geht noͤrdlich, dem Zi et⸗
jenbarg, einem Eleinen Hügel, vorbei zum alten Kirchhofe, wel:
cher an der Suͤdſeite des Pipertief3 liegt, dann eine Strede .beinah .
öftlich, parallel mit dem Zief, bis er mit einem andern alten,
von der Möndeburg fommenden Wege vereinigt und Darauf, in
nördlich weftlicher Richtung zum Oldehoff an der Stimme, wo er
gegen 8 Schritt breit ift, demnaͤchſt jenfeits deö Fluſſes, Filſum zu.
Ob der von Mönkeburg fommende Arm nur bis dahin fich erfiredt,
oder bis Stidhaufen gegangen, ift der mangelnden Spuren we-
gen, nicht auszumitteln; die Tradition fchweigt darüber, es kann
aber wohl fein, da Bertram eined dahin gehenden alten Weges
gedenkt. Auffallend ift es, daß fo viele Anhöhen an diefen We
gen ſtehen; auch bei Wöllen ift neben demſelben eine folche, Ep—⸗
penbült genannt, worin noch Schutt.und ganze Steine fleden,
und wo, der Gage zufolge, ber „Junker, Eppe vom Zorenwarf
eine Burg gehabt, die er nach ſich benannt. Sollten etwa Ga:
pellen auf den Anhöhen geftanden haben? |
Südfeits Papenburg.ift von einem alten Wege nichts befannt;
— 550) —
indeß ift der Boden daſelbſt Sand, wo man feine Wege mit
Gräben anlegte. Von Hede oder Heed*), 2.4 Stunden fübweft-
licher, an der Ems, geht aber, wie: mir. von einen“ glaubwürdigers
Mann verfichert worden, ein Weg über dad Moor, nad) dem ohn—
gefähr 4 Stunden entfernten Kloſter Ter Apel, der feit undenkli—
chen Zeiten fchon befteht, und wobei bis vor wenigen Jahren die
:fonderbare Einrichtung herrfchte, daß jeder, der folchen paflirte, in
einem adlichen Haufe zu Hede, einer alten Burg, fo u bad He⸗
dehaus genannt wird, einkehren fonnte und freie Zehrung er-
hielt. Man hat vor einigen Jahren eine, 24, Stunden lange
hölzerne Straße im Moor, zwifchen. Ter Apel und Valte, in der
Provinz Drenthe entdedt; ob ſolche vielleicht mit jenem Weg
nach Hede und unferm Lüdeweg in Verbindung fland? »
Zu S. 176.
Die Amtsvogteien find Detern, Uplengen, Raude. Letz—
/ tere enthält die Untervogteien Raude und Bakemoor, Up:
Vengen aber, Remels und Heſel.
Zu ©. 180. Heſelervorwerk. |
Es befteht aus. 4 halben Pläßen; einer davon fteht in Zeitpacht,
‚Über die 3 andern ſchwebt ein Proceß in. zweiter Inſtanz, ob folche j
als Erb- oder Zeitpachtspläge anzufehen find. p
en 30.6, 181. und 18%. Kl. Barthe, (
Es ift nit gewiß, daß Barthe vom Prämonftratenferorden °
war und 1288. 140 Mönche enthielt. Bei Sibrand Leo, wor: |
"aus Emmius gefchöpft, heißt es Porta Frisia orientalis, weldes. '
‚zwar ein Schreibfehler fein wird und Berta heißen muß, wofür
‚man aber eben fo gut das im Dollars untergegangene Klofter
‚Beerte verfiehen kann als unfer Barthe. Die Kirche fand noch
1680 da, auch waren damahls im Kloftergebäude felbft noch die
Gellen der Nonnen zu fehen. **) —
Sm ”Tegenwoordige Staat der vereen. Nederlanden, 21.
D. Amst. 794.” heißt es ©. 370. bei Erwähnung des, ehemals
jehr angefehenen, Prämonftratenfer = Klofters zu Schildwolde (in der
Provinz Groningen): 1576 wurde demfelben. das. Nonnenklofter
Barthe in Ofifriesland einverleibt, welche Vereinigung 1587
durch den Königl, Rath zu Brüffel beftätigt wurde. Woher diefe
Nachricht gefchöpft, ift nicht angegeben, Sn den Oudh. en Ge-
‚stigten van Groningen findet fi, nicht3 darüber, Man begreift
auch nicht, wie folches hätte geſchehen koͤnnen.
Die Mühle im Barther Feld heißt die Sandmuͤhle.
Zu ©. 184. Holtland, -
Das Gebüfh Nüde halt über 8 Diemath. Die Häufer da:
ſelbſt, fo wie zu Nüder- Moor und Brand gehören fammtlich zu
*) Auf Camps Charte ſteht Hye. .
**) Iherings Kirchen⸗Gollelt. S. 438, in den Rache. v. d. oflfe, Klöftern angeführt.
——
1
— 555 u
Holtland; die 5, als zu Hefel — erwaͤhnte, „gebören zu
Vorwerkermoor.
Zu S. 184. Holten. J
Der ſchon 1806 gefaßte Plan, von Stickhauſen bis — ei⸗
nen offenen mit Deichen 'eingefaßten Canal anzulegen, und an
‘ Beiden Seiten von Hollen zwei Igroße Sehne zu runden, wird
wahrſcheinlich, nachdem alles nöthige deshalb forgfaltig unterfucht
und vorbereitet worden, im Sommer 1824 ausgeführt werden,
und zwar auf Koften der Krone. Es ſollen dazu etwa 25,000
Rthlr. erforderlich fein, wozu die Veldmer und Walter Sielachten
fo viel beitragen müffen, ald der Neubau und die Unterhaltung
ber. zwei Siele erfordert hätte. Zwei Sehne können angelegt
werden, eins an der Nordſeite von- Hollen, welches gegen 1000
Diemath halten und den beften Zorf liefern wird, das ‚andere an
der Südfeite von Hollen bis Groß- Sander. Diefes kann einige
41000 Diemath halten und das befte aller ofifriefifchen Zehne wer:
den, da vermittelft des offenen Canals zugleich —— wie
zu Holtermoor, möglich wird. |
Zu ©. 184: ‚Detern. |
Nur ein Prediger fteht dem Gottesdienft noch vor. Die Weite
Stelle iſt vor 5 Jahren zur Verbeſſerung des Schuldienſtes ein⸗
gegangen. — Drey, ein Platz, gehoͤrt zur Kirche.
Zu ©. 188. Filfum. |
. herſſcht die ſeltſame Sage, daß, als die alte Kirche im
Juͤmmiger⸗Hamrich abgebrochen, und, aus den Steinen die neue
Kirche in Filfum erbauet wurde, fämmtliche Einwohner ſich in
einer Reihe vom alten Kirchhofe bis Filſum hinſtellten, und einer
dem andern die Steine zureichte. Die Juͤmme foll damahls ſo
ſchmal geweſen ſein, daß man vermittelſt eines Stegs darüber
Tommen fonnte,
Zu ©. 188. u. 189. Nortmoorn |
Die Mönfeburg gehört dem Landwirth Joh. Hinr. — —
Auch uͤber das Vorwerk, welches aus zwei halben Plaͤtzen beſteht,
wird in zweiter Inſianz ein Proceß gefuͤhrt, ob es ein Erb⸗ oder
Zeitpachtsgut iſt. — Nicht eine der Quellen im Dorfe iſt minera—
liſch, ſondern mehrere. — Brun, 3 Coloniftenhäufer, und
Eickehoͤrn, ein Haus, gehören zur Gemeine,
Zu ©. 192%. Raude.
Nicht Norden, fondern das Fleine Raude ift der Geburtsort e ei⸗
nes der erſten Heilkundigen, des Profeſſors Johan Chriſtian
Reil (vergl. ©. 388;), deffen Vater von 1749 bis 1759 daſelbſt
Prediger war, — Die Fleine Golonien Batzen, Brummels—
barg, Dolterbarg, Raubercampen,, life Uten:
de, größtentheils m von Rauder Moorh ufer, gehören
zur Gemeine,
—
”
— 5. —
Zu S. 193. Rauderweſterfehn. |
Nur eine Mühle ift da, und diefe ſteht nicht in ber Stern:
fhanze, fondern daneben. |
Zu S. 193. Langholt. -
„Die Klofterkirche‘‘ fagt Ihering, „hat, wie mir Meifter Harm
Schneider, ein 70:jähriger Mann, gemeldet, noch 1690 da geftan-
den, hernach ift fie eingeftürzt und gefchleift worden.’ *) Lang»
holt befteht aus dem Dorf und Langholterweg, eine Colonie,
* Zu ©. 195. Ide hoͤrn.
Dieſe Colonie zaͤhlt 12 Haͤuſer.
Amt Leer.
— Zu S. 219. Thedinga. |
Aus Verfehen ift im Tert nachftehende Stelle nicht mit abge:
drudt, welche auf die zweite Zeile von unten folgt. „Endlich
nahm fich eine junge Nonne aus Afchendorf, Pellica genannt, des
Stifts anz fie brachte die überall zerftreute Schweftern wieder zu:
fammen und lieg, durch milde Gaben unterftügt, das ſuͤdliche
2 wieber in Stand fegen, welches ihnen zugleich zur Kirche,
ühe, Wohnung, Schlafzimmer und Wirthſchaftshaus dienen )
mußte. Ruhig und ftill lebten die Schweitern mehrere Jahre
lang. 1424 fegte ihnen Focko Uken den Comthur von Langholt,
Herr Memmo geheißen, zum Abt vor, welcher die Kirche ſchoͤ—
ner und höher wie vorher, wieder aufbaute, fo auch die Abtei,
bis auf das Dach.“ *)
Thedinga foll zuerft auf einer. andern Stelle geftanden haben.
„Nach einigen (fagt Beninga ©. 138.) auf der Stelle, wo jeßt Die
Regularen ald Sylmoͤnkers ihren Sitz haben, nad andern zu
Boekfetel; das fonft auch Nordryme hieß und langs Nedermoovr
bis zum Kirchfpiel Ofterwinfum fich erſtreckte.“ Letzteres ift fehr
wahrfcheinlih, und daraus erklärt jich am leichteften, weshalb die
Tradition ein Klofter dahin ſetzt, welches doch bei der Reformation
fhon nicht mehr vorhanden war. Ihering fagt von Thedinga,
es fei, nach dem Bericht eines Egge Vienna, fehr fhön gewefen,
ber Ringgraben fogar mit Sandftein aufgemauert. Es foll von
bemfelben nach Klofter Barthe, durch dad Moor, eine mit Feld—
fteinen gepflafterte Straße geführt haben, deren Ueberreſte fich
auf dem Moor noch zeigen. ** Bon diefer Straße ift jetzt Feine
Spur mehr zu fehen. Ein fehr glaubwürbiger Mann in der Ge:
gen? hat mir verfichert, daß er wohl 30mahl das Moor von da
is Holtland und Heſel durchfirichen, aber nichts bemerft. habe,
auch von andern nichts darüber vernommen. Demohngeachtet
*) Nahe. 9. d. oſtfr. Klöftern.
⸗e) Beninga Chronye ©. 164. Er feht irrigerweiſe die Ankunft der Nonne Pellica auf
das Jahr 1397, da es doch erſt 1407 muß geſcheben fein, wie aus S. 168 erhellt.
“r, Kirchen⸗Collekt 438 in den Nacht vw. d. ofife. Klöſtern.
es
— 555 —
darf man Iherings Anfuͤhrung nicht ſo geradezu widerſprechen, da
er, wie aus feiner Schrift hervorgeht, ſich uͤberall ſehr genau ers
kundigte, und überdem noch jeßt bei Hopeld Spuren eines folchen
Steinweges fich finden. Wie aber die Steine, ohne Unterlage
von Holz, fih halten Fonnten, ohne in den Eumpf rg \
bleibt unerflärlich, es wäre denn, daß man einige Lagen Rafen
untergelegt hätte. |
Zu S. 21. Neermoor
Die neue Kirche ift 1795 gebauet; zur Beftreitung der Koſten
ift der zweite Predigerdienft während 21 Jahren unbefegt geblie-
ben. — Rorihmoor hat früher weiter weftlich gelegen nebeir
dem fogenannten, noch jest vorhandenen, Moorweg; ed wurde
der Wafferfluthen wegen nach der jegigen höhern Stelle verfegt.
Die Colonie hat, in Verbindung mit Warfingsfehn, ihre befon-
Dere Armenanftalt.
ur. Bu ©2923. Grotegaſt.
Die Kirche iſt 1819 neu gebaut.
mt Weener,
Zu S. 234. Weener.
In Weener iſt gar Fein Siel mehr, bloß eine Abwaͤſſerungs⸗
pumpe von einem Zuß Weite, fo nur im Sommer biöweilen ge-
braucht wird, um den Echlöten Waſſer zuzuführen.
Die Schifföbauerei (&. 236.) ift fchon vor 7 bi8 8 Jahren
wieber eingegangen, ber Helling 1820 gefchleift und der Grund
verkauft. |
| 3u ©. 237.
Smarlingen liegt zwifchen Olde Pelmdlen und Holthufen,
Broekhuus und Hüthuus aber 14 Stunde nördlicher. *
Zu S. 232. Weenigermoor. |
Diefes Dorf hatte fonft eine ganz andere Lage. Es beftand
aus zerftreut liegenden Häufern, deren einige in. einer Reihe langs
dem jegigen Heer- oder neuen Weg fianden, einige weiter Öftlich
in ber Nähe des Tiefs, viele fogar noch oͤſtlicher am Geifeweg
(dem’ von Weener nach Leer führenden Deerwege) zwifchen Twee⸗
bufen und Dreehufen, beinah 4 Stunde von der erften Reihe
entfernt. Am Geifewege fland die Kirche, auf dem noch jetzt fos
genannten Diſtelkamp; fie fol mit Stroh gededt gewefen
. fein, daher die Stelle noch jet wohl Stroofarfen genannt
wird. Als die Einwohner vor ohngefähr 200 Jahren anfingen,
dad Moor im Weften zu cultiviren, und es zu befchwerlich
fanden, den Dünger auf 14 — %4 Stunde Entfernung dahin
zu fahren, wurde ein Haus nah dem andern abgebrochen
und nach ber Stelle verfeßt, wo jeßt das Dorf fieht. Auf
be Art verlohr fi nach und nad) dad ganze Dorf, nur die
: s
| — 556 —
Hausſtellen find noch zu ſehen, auch kommen noch viele Stei—⸗
ne im Grunde vor. Die Kirche wurde 1660 (nicht wie im Text
ſteht 1703) am neuen Wege gebaut, weil damahls noch mehrere
Haͤuſer dafelbft ftanden; fie ift aber am 6. Nov. 1815 eingeftürzt,
wie es .wenigftens heißt; fie war ihrer Entfernung wegen fehr
verhaßt, daher denn auch gar nicht5 daran reparirt wurde. Die
neue Kirche fol nun im Dorfe felbft ftehen; der Bau berfelben
bat fich bisher immer noch, verzögert, man will aber 1824 endlich
babei gehen, | |
- Zu S. 244. Böllen ’
Die Anhöhe Stürmünfter liegt ohngefähr mitten im Dorf, an
der Weftfeite des Weges. in dabei befindlicher Kolf, oftfeit3 der
Anhöhe, wird auh noch Stürmünfterfolf genannt. Die Ep:
penburg foll dad ©. 551. erwähnte Eppenbült fein. Der
ehemalige fürdliche Kirchhof ift noch als Anhöhe vorhanden, ver:
mijcht mit vielen Steinen, Schutt und Zodtengebein, worunter
mehrere von ungewöhnlicher Größe, Der breite Ringgraben ift
ebenfalls noch zu erkennen, | Du Zee
Der fonderbar fcheinende Umftand, daß diefes Dorf zwei Kir:
chen hatte, dad einzige Beifpiel der Art in Ditfriesland, läßt ſich
auf folgende Art erklären. Alten Sagen zufolge foll die jetzige
Kirche bloß eine Capelle gewefen fein, die. am aͤußerſten füdlichen
Ende des Dorfs befindliche war die Hauptlirche, ‚wozu vor der Mes '
formation nicht bloß Voͤllen, fondern auch das, damahls nur aus
ein paar Häufern beftchende Papenburg, und die füdfeits des Ham:
poeltief3 nahe bei einander liegende Dörfer Boͤkel und Hofe gehörten,
wie die Tradition wenigftens ganz beftimmt fagt. Wie hernach diefe
Dörfer fih von Voͤllen trennten, verließen die Einwohner die ent:
legene Kirche, die demnaͤchſt abgebrochen wurde und zur Vergroͤ—
ßerung der Capelle diente. Hofe ſoll vorher Oldenhave geheißen
haben. Beninga *) ſagt, daß bei einem Einfall der Muͤnſterſchen
in Böllen,.i. J. 1493, ein Reuter außer Böllen noch mehr Bör:
fer im Deichring verbrennen wollte, aber, im Begriff die Kirche
von Oldenhave aufzubrechen, darüber felbft fein Bein brach. Iſt
folches das jegige Hofe, fo müßte dafelbft eine Kirche geftanden ha—
ben; allein davon weiß man nichts, das Dorf ift auch- fehr klein.
Sollte vielleicht Mitling gemeint fein, es liegt mehr im Deichring
ald Hofe. — Die Eolonie Hundefteert gehört zur Kirche,
Umt Jemogum.
Zu S. 269. Holtgafte.
Sn diefem Dorf hat der Landesherr das Patronatrecht; das
einzige Beifpiel in Oftfriesland, außer den Derrlichkeiten. Ihe:
ring meint, das Klofter zu Semgum habe bei dem jegigen Platz
Semgumer : Klofter geftanden, und erwähnt ebenfals, daß noch
Reſte davon übrig. Der Name muß ihn verführt haben. Daß
”) Ehronyt p. 401. | i
—
-
ki
|
—— —
das eigentliche Semgumerklofter im Fleden felbft fand, erfieht man
aus M. Pieters Schrift, der folches noch fehr gut wiflen-Fonnte,
— Der Platz Bufhhaus gehört zur Kirche.
Amt Emden
Zu ©. 290. Rorichum.
Zur Kirche gehört noh TZammegaft, dann Bufchplag ober
Kiioftermüntje, fo auch wohl Weddermoͤnken genannt
wird, welchen Namen es früher führte. Es ift ein anfehnlicher
Pla, welcher dem Grafen von Wedel gehörte, ‚vor 2 Jahren
aber von ihm verkauft ift, nahe ‚bei Midvdelfteborg am Deich.
Es wird folches das MWeddermönfen fein, welches ©. 356. als
dem Klofter Apping gehörig oder untergeordnet, angegeben. Auch
Harkenroth erwähnt defjelben in feiner Kersvloed p. 204. 5, und
böchft wahrfcheinlich ift es das Kloſte Wirder: oder Wyr—
dermönken, welches in. Harkenroths Mem. designatio unter
den Klöftern mit aufgeführt wird, und dem noch Wiard von Ol:
derfum 1000 Mauerfteine in feinem Zeflament vermachte. Bon
Wicht halt Weodermönfen und Wirdermönfen für zwei verfchies
dene Derter, und glaubt daß lebteres bei Wirdum geftanden, je—
doch nur ein zum Klofter Langen gehöriger Meierhoff geweſen
fei, von Zaienbrüdern oder ArbeitSmönchen bewohnt und bearbei:
tet, weil in den Langener Dofumenten eines Wirthums mehr:
mahls erwähnt wird, z.B. in Nr. 79, nach welchem i. I. 1409
ein Mejo eivis in Olderfum dem Rembodo canonico (in Lanz
gen) et suo Grangario in Grangia Wirthum einige Grafen Lan—
des verkauft. *) Vielleicht ift diefes Wirthum ein anderer Ort,
Daß Wedder: oder Wirdermönfen ein Klofter gewefen, behauptet
außer Harkenroth auch die Sage; und der viele Schutt im Gars
ten, fo wie deſſen Größe, fprechen dafür, nicht weniger die Stelle
felbft, welche (der Angabe nach) 160 Schritt Länge, 103 Schritt
Breite halt und > mit einem, 8 Schritt breiten Graben um:
geben if. Es muß aber fchon vor der Reformation eingegangen
und in einen Bauernplaß verwandelt fein, indem Harkenroth
(bei Beninga p. 605.) einen Kaufbrief vom Jahr 1521 beibringt,
über, von der großen Kirche an: Dirk zu Wyrdermönniten
verfauftes Land. Es ging ein Weg, der Müntjeweg, vom Warf
zu dem, vom Plytenberg fommenden Dldeweg, welcher in dem
zum Gut gehörenden Lande noch gebraucht, und der Müntie=
weg genannt wird. ° |
Zu ©. 295. Groß:-Borfum.
Nach einer andern Nachricht foll hier die Hayptburg ‚geftanden
haben; die Stelle, faft mitten im Dorf, ift in einen: Obſt- und Ges
müfegarten verwandelt, worin viele Erdbeeren. Es lebt noch ein
alter Mann dafelbft, der den Burggraben mit zugeworfen hat;
=) Nachr. de d. ofife. Klöſtern. Mſpt.
———
m 555 —
damahls wurben aus der. einen Seite defjelben noch fo viel Steine
heraudgeholt, daß zwei Häufer ganz daraus gebaut werden konn⸗
ten. Der Graben foll_ an einer Seite 600 Fuß Länge gehabt has
ben, an der andern 120 und fehr tief gewefen fein. Sest ſieht man
nicht dad mindefte mehr davon, In der Kirche find die Leichen:
fleine von Garrelt Beninga und Aielt Freefe. Der erſte befannte
Häuptling von Borfum hieß Mente Eevinga, welcher nach Be:
ninga,. ſich 1454 mit Gela von Nordorf verheurathete. Hilmer
von Borfum kommt bei Wlrich von Werdum ums Jahr 1505
vor; 1520 aber ein Borchard Häuptling dafelbfl. — Zur Gemeine
ehört Borfumervormerf, ein Plab zwifchen dem Dorf und
arfum, am Deich, welcher früher zum Klofter Muhde gehörte
(S. 255.), ob ald Meierei oder eigenes Klofter, ift um fo weniger
zu beftimmen, da feine Tradition davon redet, dad Plaßgebäude
felbft aber in frühern Zeiten weiter der Ems zu fland, von wo es,
als nach der Fluth von 1717 die Deiche dafelbft tiefer landwaͤrts
verlegt wurden, auf der jegigen Stelle gefegt ward,
Der Sage nach fol zwifchen Borfum und Nefferland eine Burg
eftanden haben, wovon man noch Refte befpüren will, und deren
Steine noch in der Emder Mauer ee fein follen. Man fieht
hieraus: wieder, wie lange merkwürdige Begebenheiten ſich im Anz
denken des Volks erhalten; denn daß in der angegebenen Rich
tung die Wilgumerburg geftanden, welche 1437, alfo vor faſt
400 Sahren, von den Hamburgern zerftört worden, welche die‘
Steine zur Befefligung von Emden anwandten, ift aus der Ges |
I bekannt, — Duinenburg, ein Haus, gehört zu Klein
orſum. | ie
Zu ©. 306.
Ein berühmter Gelehrte, Aielt oder Adolph Occo, ift aus
dem Allena’fchen — entſproſſen. Folkmars Soͤhne einer,
Aielt, war fein Großvater. Nach Zjaden iſt er 1447 auf der
Burg zu Ofterhufen gebohren ; früh verließ er fein Vaterland, und
kam auch nad vollendeten Studien nicht wieder dahin zurüd,
Zuerft wurde er Leibarzt beim Bifchof von Augsburg, dann beim
Erzherzog Sigismund von Deflreich, legte aber nach einiger Zeit
fein Amt nieder und farb 1503 zu Augsburg. Er befaß vorzüglich
roße Kenntniffe in der Heiltunde, auch der Dichtkunft und Münzs
unde, und war einer der Wiederherfteller der Wiffenfchaften in
Deutfchland, |
Zu ©. 314. Popperfum
Das adliche Gut ging vom Baron von Weftendorf auf den Ges
heimenrath von dem Appelle über, von dem durch Kauf 1776 auf
den letztverſtorbenen Beſitzer.
Zu ©. 322. Twixlum.
Ulrich von Dornum war wuͤrklich Herr von Twixlum. Er ſagt
in ſeiner Kl Br vider Balthafar von Efend, daß wenn feine 3
\
- €——ce NEL
Fr
— 559 ——
Toͤchter ohne Erben verſtuͤrben, er den Grafen Enno II, zu Erben
aller feiner Güter einfegen wolle, auögenommen Twixlum, wel⸗
ches wieder an fein Gefchledht von Wedde fallen folle.*) Ulxrichs
Mutter war Margaretha von Wefterwold, die dad Gut alfo muß
befeffen und auf ihren Sohn vererbt haben. —
Zu S. 324. Larrelt.
Die angegebene Dimenſionen der Kirche ſind aus dem Kirchen⸗
inventarium genommen und inwendig zu verſtehen. Der Unter⸗
ſchied gegen Harkenroths Angabe ruͤhrt wohl daher, daß derſelbe
alles auswendig gemeſſen und den Thurm wird mitgerechnet has
ben; biefer hält 25 Zuß, alfo dad Ganze 160%, Zuß, und mit
Dinzufügung des oͤſtlichen Kirchengiebels 16324 Fuß auöwendig,
Die Breite mit Inbegriff der beiden Seitenmauern ift 39:4 Fuß.
Es fommt alfo ziemlih aus; eine Meffung mit Schritten Tann
nicht fo ganz genau fein. — Hörntie und Müggenburg ges
gehören zur Gemeine,
[
mt Greetftel
Zu ©. 356. Dykhuſen.
Die Küche und Kammer eined der Pläge hält man für ein
Stuͤck der Klofterfirche, denn die Fenfter, wie man noch jet fehen
kann, find hoch und fehmal wie in Kirchen geweſen; felbft die
Kammerthür, welche recht ſchoͤn bearbeitet if, fieht einer Kirchthür
ähnlih. Die Mauer ift außerordentlih did, und fehr tief der
Keller, in deffen Mauer 9 Fenſter find, folcher Art, welche man
wohl Stypgaten nennt,
\ Zu ©. 360. Witerfteweer.
Die fogenannte Vorkammer des jegigen Plaggebäudes fol noch
ein Stud der alten Burg fein. — Von ben vier Plägen zu
Middelfteweer gehören 3 zum abelichen Gut daſelbſt.
mt Tordem
Zu ©. 396 — 400.
Zur Sandbauerfchaft gehört auh Martensborf 14 9.
Zur Weftermarfh: Gaftmarfh 16 H., Itzendorf 19 H.,
Weftermarfhenburg, 4 D.;5 Hollande, Waterwarf,
Ryfedyk, Efher, Korndeich und Belvedere, einzelne
Plaͤte. Zur Lintlermarfch: die Pläge Floͤckershauſen und
Norddeih. Zu Süderneuland: bad Addingafter Gras-
baus, ein Domainenplag auf den gleichnamigen Landen, nebft
Buſchhaus, ein Platz, und Neudeich, ein Diftrift Haͤuſer.
") Beenneifen T. IJ. L. V. p. 169.
un ws
— 560 —
- hJerrlihfeit Dornum. |
ur tr Br 434 Dorn.
. .. Die Zreifrau von Uxkull⸗Gyllenband verkaufte die HerrlichFeit
41795 an den Grafen von Schönburg, von dem fie 1798 Durd
öffentlichen Werfauf an den Geh, Kriegsrath Hoffbauer überging.
Zu ©: 437. Münkewarf,
Das Dornumer Klofter fol hier geftanden haben, fo will es
die - Sage -wenigftens, auch follen fih Spufen: davon im Warf
noch zeigen,’ und ein Mann will noch vor einiger Zeit beim gra-
ben auf eine Mauer von 2 bis 3 Fuß Die geftoßen haben. Un
der Dftfeite des hohen Warfs find Weder, welche man noch heu—
tigen: Tages Poortaders nennt, und wo die Klofterpforte ſoll ge—
wefen ſein, daher der Name, In Harkenrotbs Rem wird auch
ein Klöfter in de Gro. mit aufgeführt. Möglich ift es immer,
dag damit die hiefige Gegend gemeint ıft, da foldhe unmittelbar
an die Groden grenzt. Dover war e8 Diekmoͤnken? Diefes
koͤmmt bei Harkenroth ebenfalld vor, und muß, einer Stelle im
Beninga zufolge, wohl ein Klofter gewefen fein. Als nemlich Her-
bert von Zangen 1547 einen Einfall in Keiderland that, fandte er
einige feiner Officiere zur Gräfin Anna, welche fi) damahls zu
Dietmönten aufhielt.*) Ein Bauernhaus oder Kloftermeierei
it Fein Aufenthaltsort für eine regierende Gräfin, und eine Burg
würde man nicht fo benennen. Der Name ift verfhwunden,
und daher läßt fih nicht beftimmt mehr angeben, wo das Klo:
fter geftanden. Dykhaufen kann es nicht fein, weil diefes ſchon
fruͤher zerftört war, auch in ber angeführten Mem. design. be
fonders angeführt wird. —
Amt Efene,. —
— Zu S. 458. u. 482. :: Zu
ar Die Namen Holumertief und Harkenbrüde, nah Ulrich von
Werdum, gelten jest nicht mehr. Xegtere heißt die Hattenz=:
ferbrüde. Der dahin gehende, faft ganz trodne, Arm des Fal-
ftertief5 hat feinen Namen. Bei der Brüde fällt aber das aus
der Gegend von Stedesdorf fommende Zief, der Dilf genannt,
darin, welches weiter nördlich, nachdem es fich mit dem Mar:
enfertief vereinigt, den Namen Große-Tief annimmt, und
* zum Neuharlingerſiel fließt. ———
| Ä Zu ©; 468. Bettewarfen.
Bon einer 400 Fuß langen Mauer, die dem Weſtph. Anzeiger
zufolge fol entdedt fein, weiß Niemand etwas zu fagen,
Zu S. 480. Werdum. |
Die Kirche mißt, dem Kircheninventarium zufolge, 12214 Fuß
Rheinl. in der Länge, 35% Fuß in der Breite, Das Chor ift
.) Veninga Chronyk P. 796.
— 56] —
gewoͤlbt, das uͤbrige nicht. Der Altar iſt 1796 mit einem ſchoͤnen
Gemaͤhlde von Antoinette, Röntgen, die Abendmahlsfeier vorftels
lend, geziert. In der Pfarrwohnung ift noch das alte Kirchen:
fiegel mit dem Bildniß des heil. Ricolai vorhanden. Beim Kirch⸗
Dorf ſteht noch ein Plag, hohe Kapelle genannt, welcher den
Namen daher hat, daß vor der Reformation der Gapellan dafelbft
gewohnt. Der Thurm ift 1763 aufgeführt.
Zu ©. 481. Altwerderfiel,
Diefer Siel lag allem Anfchein nad 5 Minuten füdoftjeit3 des
Dide - Dpkitergroden, wie daraus hervorgeht, daß dad von ber
Butforder Brüde. fommende Tief zulebt in gerader Richtung nach
jener Stelle und dann durch den Deich, hinter dem fchiefen Gras:
haufe, in den Alt:Werdergroden gegangen, in weldem noch das
alte Bette zu fehen ift, welches alte Tief genannt wird und noch
zur Abwäflerung der Groden dient. Das Sieltief ging nicht, wie
man nach der Charte vermuthen follte, durch den öftlichen Theil
des Oldedykſter Groden, fondern wurde erft nach Eingang des
Sield dahin geleitet. — Bom Altwerdergroden, welder
ganz im Amt Witmund liegt, iſt der füdlihe Theil mit 124 €.
zu Werdum eingepfartt, das übrige zu Garolinenfiel.
Zu ©. 484.
Der Seriemer: und Oldedykſtergroden find nicht, wie
Sreefe *) angiebt, zwei befondere Groden, fondern nur einer,
wovon Der nördliche, fo zwifihen dem Altharlingerfiel: Tief und
dem Seedeich liegt, der Seriemer Groden heißt. Freefe muß U.
von Werdum, woraus er gefchöpft, unrichtig verftanden haben, ba
er jogar den alten Deich diefed Grodens für den neuen des Se:
siemer Grodens angiebt.
Die Urfache, dag man in frodnen Sommern, aus fo weiter
Ferne, Waffer vom Kolk bei Altharlingerfiel holt, liegt hauptfäch-
lich darin, weil e8 auf den Groden wenig Brunnen und Regen:
waflerbaden giebt, die auch in dürren Sommern nicht einmahl
— aſſer fuͤr die Haushaltung liefern, das Waſſer im
— alsdann aber gewoͤhnlich bis nahe an Witmund ſal⸗
zig iſt.
Zu S. 93.
Aurich iſt auch der Geburtsort eines früh vollendeten auöge:
zeichneten Gelehrten, Georgs Ludwig Hertzog, ber fchon
im 20. Jahre feines Alters Magifter der Philofophie wurde, bald
darnach Profeffor der Weltweisheit zu Sena, aber fhon 1737,
25 Jahr alt, bafelbft flarh, |
Zu ©. 358,
Kofler Sylmoͤnk ift jebt zu Uttum eingepfarrt.
*) Dfifsied: und Haslingerland. ©. 434.
36
— 56562 —
Nach füge: |
——
Der Vollſtaͤndigkeit wegen fuͤge ich noch die Namen einiger
einzelnen Häufer hinzu, *) die mir zu jpät befannt geworden,
um fi e im Text anzuführen, | |
©.
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537 zu Aurich gehören noh: Haffenborg, Palmshof,
und Middelborg, ein Wirthshaus.
‚116: bei DOgenbargen liegt Optveld, eine Colonie und
Schaͤferei.
118 zu Bebecaspel gehören noch: Drenbufen und
Mudderpot in der "Bedecaspeler Mari.
171 zu Dykhuſen gehören: Dollftraße, ein Diſtrikt
Häufer, Dykhauſerhamrich und Panbude,
einzelne Plaͤtze.
178 zu Remels: die Eleine Colonien Habnenburg,
Schurader, Zinskensfehn
195 zu Breinermoor: Hutjerey, 3 H., Luͤchten—
burg, 2 9, Muhdeland, 2 Pl.
218 zu Leer: Heyehörn, Heidfeldmerfiel, Spit:
land, Steinhaus,
219 zu Nüttermoor: Nüttermoorerfiel, und Neue:
| haus,
222 zu Driever: Müggenborg, Termünde, Luͤtje—
driever. | =
= 225 zu Ihrhofe: ein Xheil von Hudftede,
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226 zu Loga: Wilshauſerhoͤrn. |
269 zu Bingum: Eenhus am Geifewege
270 zu Bömerwold:; Bovenhufen, 6 9.
273 zu Dldendorp: Dldendorperhamrid, 6. H.
275 zu Digum: Digumer große und. kleine War:
pen, 3 H.
*) Nah Ubbelobde's ſtatiſt. Nepertorium >,
⸗ u ER
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11
— 563 ——
+ 289 zu Olderſum: Grashaus, Krughaus, Alte
Ziegelei,
590 zu Tergaſt: Gradhauß, Imkehoͤrn, Kivitneſt,
| Rothehahn.
290 zu Siemenswolbes Ippenwarf,,
292 zu Petkum: Tuͤrkey. “
295 zu Kl. Borfum: Wykhof.
298 zu Wolthuſent Altona.
‚310 zu Emden: Ftuͤchtenborg.
311 zu Suͤderhuſen: Onberbörg.
319 fu Sreepfum:. Luͤchtenburg.
320 zu Canum: Langeweer.
334 zu Campen: Bufhhaud — u
345 zu Pewfum:: Pewfumerhamrid,
348 zu Hamswerum: Buffenhaus, E:
350 zu Pilſum: Fockehus. wer
353 zu Greetfiel: Glaashus, — —
359 zu Eilſum: Angernweer, Karwitzerei, Kau.
363 zu Grimerſum: die Domänenpläge Angernheim |
| und Sriedrichshoff auf Schoonoort.
366 zu Wirdum: die Domänenpläge Degenfeld, "Ra:
bemadhersed, Wilhelmshoff auf Wirdumer
Neuland. Der Plab Verkehrte Kiel und
Bevenburg, ein Haus.
401 zu Dfteel: Kielſtrich und Kolkſtrich, kleine Ort:
ſchaften, Reitham, ein Platz.
421 zu Hage: Klapbrüde, einige Haͤuſer beim. B8;
rumerfehn-Tief, Saltenburg,, einzelne: Plaͤtze in
der Oſtermarſch.
‚127 zu Neffe Dreyhufen, Neugröbeer, Oſter—
| deich, Lotjeshauſen, Diſtrikte im a
groben, |
469 zu Fulkum: Epshaus.
477. zu Stedesdorf: Meyenburg. -
— — — — —
ee
Regifer
A.
A, Fluß 230.
Aaltukerei 975.
Abbingmweer 315.
Abelig 97.
Abens 518.
Accumertief | 458.
Addenhaufen 482. 483 .
Addingaſter Grashaus 559.
— Landen ‘399.
— Polder - 400.
Aberhaufen 427.
Adlershof 528.
Adminiftrationd = Collegium 30.
Aemter 30.
Agter Oldenborg 127.
— Upende 4126.
Akelsbarg 143.
Akkens 353.
Aland 364.
Albertoma, U
Albrunsweer, Gr. u. Kl. sr
Adegonde, Ph: M. v. St. 408.
Algeröhaufen 506,
Atbunder » Reuland 247.
Altfunnir = Siel 530.
Atgaude _ . 47%
Altgoͤdens 170.
Altharlingerſiel 484.
Titedeich bei Grimerſum 363.
— — Hamswerum 347.
— — Sſteel 401.
— — GSiüderneuland399.
— — Wirdum 366.
Altena, N. von 73.
Alterthümer, entdedte 353. 369.
439. 516. 522. 545.
Alte Siel "471.
Ute Ziegelei _ 563.
Athufius, 3. ' 73.
Aurih, Amt
Ating, Menfo 70.
— | 71.
— 71.
Altona 563.
Altweerbergroden 534. 561.
Amborf | 189. 190.
Ameldbarg 191.
America 156. 547.
Amerland ·˖ 123.
Amifia- 44.
Amtenhaufen 476.
Ammermandbülte 220.
Ammerſum 188.
Anderwarfen 482.
Angelbek, J. G. von 502.
Angelsburg 504.
Angernheim 563.
Angernpolder 363.
Angernweer 563.
Anfmint, Pr. ©. K. 418.
Aper - Tief 7
Appelle, B. von dem 318.
Apping 355.
Aportanus, G. 70.
Ardorf 512.
Arentö, Pred, B. 5M.
Xrftebinderee 348.
Arle 422.
Arlermeer 410.
Armenwefen 35. 442.
Aſel 506.
Aurich, Stadt 79. 537. 561.
Geſchichte 79. Anſicht 81.
Schloß 82. Kirchen 83. Def:
fentliche Gebäude 84. Gewerbe
84. Bermaltung 85. Gym:
nafium 86, Dffentl. Biblio-
thefen 87. Umgebungen 87.
Merkwürdige Männer 80.
Wappen 94.
94. 537.
—
—— — — — DE >"
— 565 ——
Auricholdendorf 143. Beningafehn 481.
Auricholdendorfer Zehn 143. Benſe 466.
. — Mer — Benſerſiel 465.
Auricherland 107. Bentmerſiel 270.
Ayenwolde 146. Berder-Tief 488.
Berdumer alte und neue
Baarleen 322. 538. Mitteldeich 5W.
Baartshuſen 333. — Grode —
Babel, Gr. u. Kl. 118. — Sberdeich —
Backband 146. — Gr. u. Kl. Riege —
Backbander-Tief 9%. Bergum 403.
Backhuizen, L 75. Bernuthsfeld 115.
Bakemoor 194. Bertram, Pr. J. F. 88.
Balthafar von Eſens 446. Berum ‚ Amt 408.
Baltrum | 432. — Schloß: 418.
Band 368. Berumbuur 421.
Bantftebe 136. 543. Berumerfehn —
Bansmeer 137. 297. — Tief 393.
Barenbus 3%. Befchotenweg 238. 247.
Barg 507. Bettewarfen 468. 560.
Barge 187. Betteweer 331.
Bargerbur 407. Bevenburg 563.
Bargerfehn 184. Bieſterfeld 118.
Bargerhamrich 189. Bietzerfehn 4181.
Barghaus . 487. Bille 402,
Bargitede + 476. Bingum 268,
Barkebuſch 143. Bingumgaſt 269.
Barkemeer 244. Bitzeberg 192,
Barkhaufen 518. Blandorf 420.
Barkholt 473. Blankemeer 24.
Barkholterberg 474. Blankenhauſen -471.
Barkweg 540. Blankenheerd 123.
Barſtede 117. Blauhuus 321.
Barſtedermoor 118. Blaukirchen 118.
Barthe, Kloſter 481. 552. Bleerſum 516.
Bartherfeld 182. Bleichen 113.
Barums 525. Blinken — 261.
Baſſens 518. Blockhaus 140.
Batzen 553. —57 474.
Bauermeifter 32. Bluhm,: Geh. R. 319.
Bauman, N. 73. Boden 9.
Bedecaspel 118. Bodenftein, A. n 135.
Zederaspelermarſch 118. 562. Boͤmerwold 270.
Beer 123. Boekzetel 146. 554.
Belvedere 559. Bochetelefehn 146.
Beninga, Eggerik 302. Meer —
— 566
Boen | — —
Boiſenhuſen 477.
Bolardus, ©. 7173.
Beolenius, A. 90.
Bolenius, Pred. x & 146.
Bolfeweer 359;
nn 97.
Bollinghauſen 215.
Bollwerke 233.
Bonenborg, Gr. u. gi. - 348.
Bonhaufen . ' - 190.
Bogmborg . wi MR
Borgholt Ar nie
Borgftede . — 490,
Borkum 367.
Borſum, Herrt 393.
Ir. Groß 295: :557;
— Klein * 294,
Borfumer - Borwerb- - 558.
Bosw 247. 238.
Botterfleth 436.
Bourignon, A. v. 408.
Bovenhuſen 562
Bopham 11,427;
Braadpan I 241,
Braak 418.
Brand | md
Brande Dez 02
Breedefeld ps 424;
Breepot — .421.
Breinermoor arccn MY
Brenneifen, €. K- 90. 454.
Brill dpi: 474.
Srillmeer | 224;
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Brock, Ritter Deco ten
Keno ten + 495
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Broekhuus u. Huͤtthuus 237.
Broekzetel 439.
Broefzetlermeer © 139.
Broofmerland 407.
Brookmerneuland 136.
Bruͤckner, Pred. H. so
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Bruͤckner, Prof. PA A. 2878
Bruͤghusss 412
Brummeläbarg 553.
run 553.
Brun, H. 8
Brunger von Loquard 332.
Seadrendun Aur. A. 113.
Stidh. A. 490.
Bühren 477.
Buife 368.
Buiferdiep 429,
Buͤngelbroek 474.
Boͤſchersfehn 146.
Bunde 245.
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Meuland, Altı; 245.
Bunfenburg en 258,
Buhffahne 290.
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345. 547. 396. 403, 487.473.
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523 (2). 524 (2). 530, 643 (2).
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Burhafe, Gr. u. Kl. 121.
Burhafe 517.
Burbhaferfelöftrih 518.
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Burmoͤnken 508.
Buſch 190.
Buſcherpolder 397.
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A. 426. 427,
— Ei. A. 557.
Buſchwarfen 477.
Bußboomsfehn 188.
Buſſenhaus 563.
Butforde 519.
Butforder el. Er 521,
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Cadovius, EN * 477.
Campen 334.
— Klein 334.
Ganäle | 98. 254,
— alte IOI.
Canhuſen 315.
Canum 320.
Carl, Pred. B. P. 457.
Carmsland 512.
Carolinenland 634.
— Grode —
— Siel 532.
Catharina, Prinzeſſin *—
Catharinenfeld
Catholiſcheplatz —
Charlottengrode, Gr. u. Kl. 634.
— Paolder BT
— Gr. und
Kl. Süder- 4600.
— Weſter— 997-
Charten von Oſtfriesland
Chriſtian-Eberhardspolder,
Nord 248. 277:
Suͤd⸗ 248.
Ghriftine Charlotte, Fürftin 419g.
Girkfwerum 510,
Give 290;
Claashus 563.
Glima 18.
Cloſter 510.
Coldam 269.
Coldeborg . 271,
Goldeborgfterfil 272,
Coldehoͤrn * * 6.
*
Coldemuͤnke 223;
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Coldewey, E. G. 92.
Coldinne 424.
Coldinnergrashaus 425.
Colhufen 224,
Collinghorft 195;
Coners, General: Superin-
tendent G. J. 89. 159, 455.
Coninkloo 76.
Conrebberswege 105. 212. 216.
281. 637.
Conring, Prof. H. 387.
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Gonfiftorium 28.
Gonftantia 327.
Corshuſen 166.
Cramer, T. M. 75.
Critzum 271.
Crummeer 273.
Cuculorum 106.
Cyrk von zetedebung 164.
BD,
Dam 437,
Damhuſen, Alt und Neu 35.
Damspolber , 470
— 56 —
Damſum 465. Dunebroek 248,
Deddeborg 270. Duinenburg 568.
Deep 8. Duinkerken " 270.
Degenfeld 665. Dumum 474.
Deiche 25. 441. Dykhauſen 169.
Deichhammer 521. Dykhauferhamrich 562.
Deich- und Sielrot 427. Dykhuſen 365. 356. 550.
Depedelle 116. Dykſterhus Jemg. A. 275.
Deputation, Kaufmann. 28, — Greetm. A. 346.
Derſchau, C. F. von 92.
Detern 184. 653. E.
Detmershauſen 528. E, Ehe 8. 550:
Deyman, Pred. I. D. 4418. Edelferloog e 480,
— Apotheker — Edzard v. Greetſiel 362.
— Doktor — — der Große —
Diddens, Pred. H. 239. Egels 115.
Diekmoͤnken 560. Egers Grashaus 137.
Diele 240, Esggelingen 521.
Dielerheide 240. Ehe 409
— Schanze 241. Ehetief 174. 550,
Diepenbroe 520. Ehrenwolde 628.
Dilf 8. 560. Eibenhauſen 166.
Ditzum 275. Eickehoͤrn 663.
Ditzumerhamrich 276. Eilingweer 272.
Gr. u. Kl. Warpen 662. Eilshemius, Pred. D. R. 359.
Dobbe 137. Eilſum 569.
Dohuſen 6507. Einhus 662.
Dollart 2852. Einwohnerzahl 168.
Dollſtraße 652. Eiſinghuſen Leer. A. 219.
Domaͤnen-Einkuͤnfte 33. — Em. A. 315.
Doodshoͤrn 322. Ekel * 7.
Dorenborg 223. Ekeler-Vorwerk 37.
Dornum, Herrl. 433. 560. Ekels | 221,
— ZFilecken 434. Ellenmaaß 38.
Dornumergrode 457. Ellenweg 540.
— Siel N. — Elfenius, Pred, B. 589.
— Vorwerk — Emden, Stadt, 43. 538.
Dofe 256. Gecſchichte 44. Einwohnerzahl
“ Doferfam 256. 547. 54. Handel54. Fabriken 55.
Dreehufen * 257. 239. eringsfifcherei 56. Märfte
Dreihe -— 4253. 7. Anfidit 58: Thore, Siele
Drenhufen Gr. A. 366. 69. Brüden, Eintheilung 60.
— Aur. A. 562. Rathhaus 615. Amthaus, Waa—
Drewert 331. ge, Franziskaner-Kloſter 62.
Drey N. 653. Kirchen 63... Schulen 65. 656.
Dreyhufen 563, Privathäufer 65. Verwaltung
Driver “a2 67. Hebammen-Snftitut 68.
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Merkwuͤrd. Männer 70, 537. — 156.
Armen = Anſtalten 76, 556. |
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— Tief 546. Med. 4186.
Emmius, Ubbo 364. 390. Kabricius, u D. 400. 464.
Ems 2. Fabriken - 2
— alte Arme 251. 341. Fahne bei Weſterende 116.
Emfigerland 282. — bei Wiegboldöbur 120.
Endel | 356. Fahnhuſen 617.
Endzetel 621. Faldern, Gr. u. Kl. 41. 47.
Engerhafe 321. Falkenburg *
Engerhafer Ehe 95... Fallum 96.
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Enno Cirkſena 361. Falſtertief 457.
Enno Ludwigsgrode 528.551. Farlage bı2.
Ennoöwonne 531. Seerftenborgum 238,
Eppenbült 556. Fehntief ..280,
Eppenburg 71.244. Felde Aur, ei 143.
. Eppingweer 968. 27. — Stickh. U 187.
Epshaus 663. Fenne 168.
Erichswarfen 520. 621. Feuerverſicherungsanſtalt 55. 56.
Ertrag ded Bodens: 26, Fiebing 140.
Eſchen 112. Fiekensholt 478.
Eicher 559. Filfum 187. 543.
Esclum 222. Finkenbuſch 113.
€i end, Stadt, 445. Finkenftede -421»
Geſcichte 443, Schloß 448. Finkerei 521.
Anfiht 448. Kirche 449. Firrel 281»
Waifenhaus 450. Witwenftift Fifcherei ” 24.
452. Gewerbe 465. Schei⸗ Fifchershaufen 398 ·
benſchießen 464. Wappen Flachsmeer ——44
454. Merkw. Männer 454. Fletum 261-
— Amt 455. 560. Flintenburg 521-
Efingefelde | 462, Flödershaufen 559-
Efjeburg Leer. A. 224. Florian, Pred. J. 350.
Ween. U. 245. Fluß 618
Etum 361. Focke Uken 196
Etzel | | 160. 550. Fodehus 563-
Epelergrashaus "161, Foelke, quade 147. 164. 453.
Evenburg, Herrlich, 225. Folkardus, Pred, M. 507. 513.
— Schloß 226. Folkersweer 330.
Ewigemeer 115. Folkershauſen 467.
Extum ar 212, Folkmar Allena + 505.
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FD. von — Soldenftraße . 550.
— — 8S. Ph, von 168. Goldhorn 210.
Ferich von Larrelt 525. _Gofenbrüde 658,
Beiebeburg, Ant 148, 545. Boflel, Pr. AA. 6.
Schloß 154. 547. Gräben, alte 100. 278. 65,.
Briebeburgertiof 149. 166. Brashane Vent. 24.
Friedland 470. 56,
Friedrich? Ulrich, Graf 576. Grashaufen 5of,
Friedrichsgroden 355. Gravenhorſt, Pred. x. 465.
—Schleuſe — Grebbershoͤrn 26.
Frieſenborch, H. 73. Greehoͤrn 624,
Fürftinnengrashaus 6554, Greete 95
Fulkum 469. Greetſiel, Amt 337. —
Funk, Pred. Gh. 89 — Flecken JR
nnix 629. Grevenborg — 0.2
Öunnireraltenbeich 531. Orimerfum 360,
> oͤra und Grimerſumerpolder 563,
— Mitteldeich 651. Gro, in de 660
m, Neue — Groden 14
— Gen, A. 1. Riege 630, Sroningerhäufer- 484.
Tie 486. Groothuſen 345.
— * 558, Großeneer 118, 315.
Großetief 4 560.
B; 9% 12.0 — J 424.
J — Sander 177. 276.
Gabens 476. — Wolde —T * F 224.
Galgenberg 240. Großefehn443. 144.
Galgentief 599. 410. Grotegaſt 223. 665.
Ganderſum 290. Grovehoͤrn 137
Gaſtmarſch 669. Gründeich .. 463.
Gaftriege 481, Grünhof 627,
Geerdsweer 329. — 628.
Gehölze ‚24, 550,
Geife, A 269. Suilberti, Pred. D. 207.
Genterwaffer 97. Süftweide 530,
Seorgiwolo 259, Güter, adl. immatric. 29.
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Kaltameerödam' 97. 144, 152. 168. 181. 182, 193,
Kamphufen 21, 219. 222. 245. 248. 266, 315,
Kankebeer 427. 321. 328. 355. 356. 368. 364.
Kapelle 137. 544. 383. 384. 398. 424. 461. 462.
Kapkebalge 486. 475. 500. 508. 541.
Kapkehoͤrn 482. — muthmaßuche, 47. 115. 120.
Karwitzerei * 666. 123. 126. 137. 146. 179. 160.
Katrepel bei Burh. bıß, ıB1. 225. 224. 215. 266,
— bei Altfunm Siel 531.
Kau
— bei Reufunn. —
663.
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316, 319. 326. 550. 555. 554,
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Klunder ı + 524.
Klunderburg, ung 4: 273.
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Kniepenborg 128.
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ren u. 3 923.
— Hoek ıAf.
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Kranenborg 638.
Krebfe 66o ·
Kreiers | 296»
Kreitlapperei 401.»
Kreyenburg 505.
Kriefmer 457
Kringwerum . doß,
—— Klein ed 310,
Kritzhoͤrn 190,
Krug, Sr. u. Al, 398,
Krughaus - 563.
Krummehöom - 539.
Kuͤkenhuͤtte 541.
Er 540,
Kukelborg 257. 258.
8.
Laͤashus | 548,
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Lage, C. v. d. | 154,
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Zammersfehn 163.
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Landdroſtei 27.
ande 275.
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Landwirthſchaft af
Langefeld ' 116,
Langehaus, Aur. %. 137
— Nord. A. J
Langen, Kloſter 2a. 528
Langeriepe 258
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Langeweer 665.
Langpolt 199. HA
Langholterweg r " 665.
Langſtraße 166
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Geichichte 198.; Adliche Sn
198. Gewerbe 200. Deffentl
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Schulen 206. Merkwürdig:
Männer 207. Armenweſen
208. Umgebungen @ıo,
— Amt 2ıı. 554,
Leerhafe 507.
Leeroort 214,
Leetzdorf '4oı,
— Neu _
Lehden | 8,
Lehe, Stidh. A. 187.
— Witm. %. 550.
Lehmbalge 166,
Lengen, Landſch. 176.
Kirchſp. 176,
— 395.
Leyſandpolder 400,
Leyſſe 290,
Liebenheim . 355.
Ligarius, I. 88, 426.
Lilienthal 528,
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Eintel, Oſt u. Weſn 306.
308,
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— 575 Pr
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Magottenpolder 363.
Mamburg Eee 476.
Mamhufen 612.
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Matienom . 276.
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Marienhafe40. 642.
Marienweer 2968.
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Menterwolde 255.
Mefander, Pr. D. 418.
Mevenburg | 401.
Meyenburg 663.
Meyer, Sant N. €. B. 94.
Meyer, Pr. E. 557.
Meyersvliet 208.
Metzenheerd 320. 345.
Mickenbarg 166. 547.
Micronius, Pr. M . 389.
Middelborg —J 316.
Middelburg, Sroot.
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Middelfteborgum
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Midvdelfteweer * 559.
Middelfum 357:
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Menftede 464.
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Monnikeborger- Neuland 288. Nendorf, Een U? 2.47:
Moorboden 10, Witm. A. . Suf
Moordorf ı2x. 542. Nendorp . 278
Moorhäufer 195. 223. Neffe, Leer. - uuyan 2ıd
Moorhufen 1 5 Ber. 425
geh. 127. Neffe, H. von 426
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Neuemoor 147;
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Neuenhof 350.
Neuenwolde, Gr. u, fl. 137
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Neugaude 462. 474.
Neugrobeer 663.
Neuharlingerſiel 433.
Neuland 645.
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Mudderpot Reuſchoo | 474.
B — — 59. Neuſtadtgoͤdens 168.
Muſſel⸗A 230. Neuwarfen 521.
Muusdyf. . 228. 270. Niederreiderland 228. 249.
og Niederroͤt 516.
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Geſchichte 373. Lage 3.6.
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Gewerbe 377. Magiftrat 580. Oldehuſen
Anſicht 380. Rathhaus 5330. Olde Klofter
Amthaus 381. Kirchen 381. —— Gr.u. Al.
Armenwefen 582. Domini: Sen. A.
fanerflofter 383. Klofter — Mit. A.
— 384. Andreas: Hldendorp) oe
rche 356. Merkw. Min: Dldendorperhamrich
ne 587. Wappen 390. — Meer
Norden, Amt 391. 669. Oldenlohe
Rorderburg, Dormum 435. Olde Pelmoͤlen
Norderland gn 399 Olderſum, Herrl.
Norderney n148. Flecken
— Inſel 4427. Divefinier Neuland
Nordmeer 227. — Tief
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Nordorf 466. Oldeweg 218. 636.
Nordryme 554. Oltmanns, Prof. J.
Nordwerdum 482. Oltmannsfehn
Nortmoor 188. 555. Omken, Hero
Nuͤcke 184. 552. Onderboͤrg
Muͤckermoor 184. Onken, Pr. W.
Nuͤttermoor 219. Onkendiek
Nuͤttermoorerſiel 562, Onna, E. v.
a | Dnnewarf (;
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Oberreiderland - 228. 249. Optveld 5 ——
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Ochterſum 475. Doquard
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— Stickh. A. 190. Oſteraccum
Oldeborgſterlanden 399. Oſterbenſe
Oldebuͤlte 224. Oſterbuhr 469.
e⸗ 462. 484. 661. Oſterburg
Oldehafe ıdı.. — Dornum
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— 544. Oſtercoldinne
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Oſterende von Sangerage 469.
Oſterhoͤrn | 290.
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Oſterhuſ⸗ en, Emd. A. 506.
Bitm. 4. 630.
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Reinzeel, Gr. u. Al.
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Rotheſcheune 566. Schneider, Pr. €. €. W. 451. 454.
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Sandboden 11. 400.
Sande, Gr. 128. — 562.
— Kl. 346. Schwee, bei Oſteel 401.
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Sandhorft 112. Schwerinsdorf 182.
Sandmühle 552, Schweringsaroden : 635.
Sandmeer 319. Schwoog, Alt- u. Neu: 220.
Sand: und Hollweg 396. Seba, I. | 165.
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Mappen, oftft. 4B.
Warfen, Gr. u, Al. 523.
MWarnfath —617.
Warnſather Feldſtrich dd.
Warpen, Digumer Gr.u.81.562.
Warſingsfehn 221.
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Waffermühlen 16
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Medbermönfen 557.
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— Flecken, 232. 636.
Geſchichte 232. Gewerbe 254.
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Meenigermoor 258. 239- 555.
Wege 17. 100. 104. 149. 539.
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28. 366.545. 548. 550. 564.
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Wenz, Pr. P. J. 636.
Werdum 478, 480. 669.
— Ulrich v. 479.
Werdumer Altedeich 42.
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— Groden, Alt⸗534. 66 1.
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Weſſeel 394. 403.
Weſtekelbur 403.
Meftende, Zimmel 144.
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Weſteraccumer Neul. 1669: 471.
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Wefterbenfe 466.
Weſterbur 469.
Weſterburerpolder 470.
Weſterburg, te 504. |
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— — 345.
— Dornum 436.
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Weſterdyk 540.
Wefterhufen, Emd. A. 516.
— Witm. A. 629.
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Weſtermarſch 597. 669.
Weſtermarſcherloog . 559.
— neuland 397.
Weſtermeer 115.
— —— 473.
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Weſterreide 266.
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MWefterwolder :% 231.
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Wiard von Olderſum 284. 296.
Wiarda,:Canzl. D.. 91.
Wiarda, Hofe: T. D 99.
MWichhuſen 308.
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Wicht, H. F. v. 90.
— M. v. 92.
— E. F. v. 589.
Widdelsweer ..:292. 299.
Wiedeburg, 3:.3. G. 390.
Wiegboldsbur | 219.
Biegboldöburermeer *
| eſede 167. 548.
Wieſederfehn 167.
| — Mer —
Wieſens 158.
Bilbe Aecker 126.
— Kaͤmpe 113.
— Meer 224.
Wilgum 360.
Wilhelminenholg via. 641.
Wilhelmöfeld - + 421.
Wilhelmshof 665.
Willen, Gr. u. Kl. 504.
| Wilshauſen 190.
Wils hauſerhoͤrn 662.
Windeham 261.
5833 —
Wirde — Ze Sor.
Wirdermoͤnken 657.
- Wirdum - 363.
MWirdumerneuland : - 366.
— Siel — Sa
ifchenborg ı + 27%
MWitmund, Amt - 486.
Flecken .' 493,
Geſchichte 494. Amthaus. Kirs
che 496. Gewerbe 497. Ara
menw. Schulen. Schloß 498.
Alte Burg 499. Klofter 500
- Merkwürdige Männer 502.
Witmunder Tief 488.
MWold 462.
Wolde 190,
MWolden ı1B. 542.
Woldmerfeld 224.
Woltersterborg 290.
Wolthuſen 89
Wolthuſer Tief 279
Woltzeten —326
Woquard 345.
Wrantepott b. Marienh? 1356.
— 6Miepe 53
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| urzeldeichh 5899.
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Wykhof, YAur. % Er 156.
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Wynham 276.
Wynhamfterfolf 275.
Wyypt von Ejens 444.
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Ysmeder Tief 96.
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Zinskensfehn 562.
Zollhaus 249
Zollweſen 32: 4420
Zuckerpolder 387.
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